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Sriedrich Schleiermacher's

ſaͤmmtliche Werke.

Zweite Abtheilung.

Predigten.

Neunter Band.

men Berlin, Berlag von G. Reimer, 1847.

Sriedrid Schleiermacher's

literariſcher Nachlaß.

Predigten.

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Fünfter Band,

U L_L U Berlin, Derlag von G. Reimer. 1847.

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Union Thenlogical Saninary NEW YORK CITY

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Homilien uͤber das Evangelium des Johannes, in den Jahren 1825 und 1826 gefproden

Friedrich Schleiermacher.

Aus wortgetreuen Nachſchriften

herausgegeben

Ad. Sydow, Prediger an der Reuen Kirche zu Berlin.

Berlin, Verlag von ©. Reimer. 1847.

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Der Homilien über das Evangelium des Johannes

zweite Hälfte

Inhaltsverzeichniß.

Siebentes Kapitel (S. 3—63,) AXXVL Eont, S 18285. en. 7 1—l XXXVL dom. St deb 7, rt 16 » Denk eo . T, 25-36, 33 IR. - m 0.7, 37-58. 46 Achtes Kapitel (©, 64-137. . dom. Sonnt. Dom. 1625. &p. Jod. 8, 12—20. 64 Roga ® 8, 20-29. . 82 Fri . w⸗ 8, 30—385, 95 ALM - - nach Th - Oo - . 8,39-45. 108 XIV. - . 3... . 00. 846-589. 123 Reuntes Kapitel (S. 138—183;) an dom. Somt. 7. m nad Teint, 1825. Er. deh. 2 I ‚a XLVI. e a 11. e [| s ; 24 41. 168 Zehntes Kapitel (S. 184—237.) A. dom. Eomt, 18. nad) Ertnll 1825. en. deb. 10, 1-1. 184 Xun- a 15. C . 5 —23 218 U. a 21, a . 10, 34 - 42. 226 Elftes Kapitel (S. 238- 291) LH. . „1214. 23 m dom. Sonnt, 2 nad) Trinit, 1825, & 2. 30h. En re 28 LIV, eo » = ont s [0 1L, 28540, 264 VW. - ka. 202.1, 4-84. 27

X

Zwölftes Kapitel (&. 292-375.) LVL Hom. Eonzi. 1 Epiphau. 1826. er. So 1 53-13, 8 292 LVIL Septungel.

. 2, 9 305

LVIL » . 0 1% 20.36. 320 LIX. . Amntıen - > - 12, 272-8 33

LX. =“ . Rätar . . 12 #—4. 348 LXL + . Ralmarım . .: 13, 4-8. 32

Dreizehntes Kapitel (S. 376—416.) LXIL GSomt. mobog. 1826, Ev. Joh. 1-11. 7 Xi dom. Don —X nn 3 13-23, 308 . - Gantate . 0. .: 13, 28. 39

Bierzehntes Kapitel (©. 417—468.) 'LV. Hom. Himmelfahrtatag 1828, & Ic 14, 1-6. 417 LVL s Gonnt, Triuu. 7—17. 438

LE - o - md ii - +. 1X 18-24 443 IV - Me 0 ee. . 1,38-31, 47

Funfzehntes Kapitel (S. 469-509.)

; XIX. dom, Gonat. & uBaq Zrisil. 1826. Ev. Sch. 15, It. 48 IX, » . 15, 8-17. 484 LXXL - > 10. 2 0. 1518-164, 435

Sechzehntes Kapitel (S. 510-548)

ERTL. dom. Gont. 12 nad) Trinit, 1896. Co. Joh. 16, 4—16. 510 . LXXII. 16, 16-33. 524 LXXIV . . 16 . . 0. « 16 M-33 5637

Vorbemerkung.

Di im Vorwort zum erſten Bande S. VIIL ausge ſprochene Hoffnung, daß ſich für bie weitere Herausgabe dieſer Homilien Aber das Evangelium bes Johannes viel⸗ leicht neue Quellen aufthun würden, hat ſich beſtätigt und wir ſehen mıs im Stande, aus ben von dem Herrn Ver⸗ leger erworbenen Nachſchriften des Herrn Predigers Koͤ⸗ nig in Brandenburg a. H. ben Freunden und Verehrern Schleiermachers hiemit die Vorträge über die folgenden zehn Kapitel darzubieten. Ueber bie Möglichkeit und Weiſe einer Fortſezung dieſer Mittheilungen vom ſiebzehnten Ka⸗ pitel an bis zum Schluß bes Evangeliums muß eine wei⸗ bere Benachrichtigung sorbehalten werben.

Berlin, im April 1847.

Der Herausgeber.

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XXXVI. Am Sonntage Sexageſimaͤ 1825.

Tert. Joh. 7, 1-13

Darnach zog Jeſus umher in Galilaͤa, denn er wollte nicht in Judaͤa umherzichen, darum daß ihm die Juden nach dem Leben ftelleten. Es war aber nahe der Tuben Feſt der Laubrüf. Da fprachen feine Brüder zu ihm: Mache dich auf von dannen und gehe in Judäam, auf daß auch deine Jünger fehen die Werke, vie du thuſt. Niemand thut etwas im DVerborgenen, und will doch frei offenbar fein. Thuſt du folches, fo offenbare dich vor der Welt. Denn auch feine Brüder glaubten nicht an ihn. Da fpricht Jeſus zu ihnen: Meine Zeit ift noch nicht Hie; eure Zeit aber iſt allemege. Die Welt kann euch nicht haffen, mich aber haſſet fie, denn ich zeuge von ihr, daß ihre Werke böfe find. Gehet ihr hinauf auf dieſes Feſt; ich will noch nicht hinaufgehen auf dieſes Feft, denn meine Zeit iſt noch nicht erfüllet. Da er aber das zu ihnen gefaget, blieb er in Galiläa. ALS aber feine Brüder waren hinaufgegangen, da ging er auch hinauf zu dem Yet, nicht offenbarlich, fondern gleich heimlich. Da fuchten ihn die Juden am Feſt und Hom. üb. Go, Job. II, A

fprachen: wo iſt der? Und es war ein großes Gemur⸗ mel von ihm unter dem Boll. Etliche ſprachen: Ex iſt fromm. Die andern aber fprachen: nein, fondern er ver führet daS Bolf. Niemand aber redete frei von ihm um der Furcht willen vor den Juden.

M. a. F. Hier fehen wir unfern Herrn in mandherlei Ber: bältnifien zu den Menfchen die ihn näher oder entfernter an- gingen; wie er in ber Zeit feines öffentlichen Lebens burchging durch gute Gerüchte und durch böfe Gerüchte. u

Zuerft fagt der Evangeliſt von ihm, et wäre ſeitdem, nachdem er jene große Menge Volks gejpeift und darauf in der Schule von Kapernaum die Reve gehalten hatte, worauf viele von feinen Jüngern ihn verließen, fo wäre er dennoch in ®aliläa geblieben, denn in Judäa hätte er nicht verweilen wollen, weil ibm die Juden nad dem Leben ftellten.

Schon damald waren feine Feinde alſo auf feinen Unter⸗ gang bevadht, und es war ihm diefe ihre Abſicht nicht unbe⸗ fannt. Wenn wir nım hier hören daß er diefe fcheut und des⸗ wegen nicht in Jubäa verweilen will: fo fcheint das ein anderes Betragen zu fein als welches er fpäterhin beobachtete, wo er nicht nur wußte daß fie ihm nach dem Leben fanden, fonbern auch feinen Juͤngern befimmt vorausfagt Daß er in Serufalem würde in die Hände feiner Feinde fallen und von ihnen dem Tode überliefert werden, und dennoch hinging.

Wenn wir nun fragen, worin mug benm wohl der Grund liegen zu diefem verfchiedenen Betragen des Erloͤſers? fo fehen wir wohl aus dem was ex hernach that, daß wenn er in dieſer Zeit feinen Verfolgen aus dem Wege ging, dies feine Furcht: famfeit war; fondern wie wir. alles was er that immer fo an- fehen müflen, daß er es nicht in Beziehung auf fich ſelbſt ge than, fonden nur in dem Bewußtfein der Beilimmung feines

Taſeins auf Erden und des großen und göttlichen - Berufes benelben, inmer in der vollfömmnen genauen Erkenntniß von tem Willen ‘feines Waters tm Himmel: ſo müffen wie uns denn auch auf dieſelbe Wette umd aus bemfelben Grunde‘ fomol dag eine als das andere erflären.

Wenn wie uns num erinnern aus jener fpätern Zeit, ald er in die Hände ſeiner Feinde gefallen war, wie er auch da noch in dem Augenblikk feines Todes zu feinem Water im Himmel für dieſelben betete, vaß fie nicht wüßten was fie thun, und eribnen Deshalb vergeben möchte: fo fehen wir, daß er auch feine Feinde jederzeit mit feiner Liebe umfaßt hat, und daß fie davon eben fo wenig ald irgend ein amberer Theil des menjchlichen Gefchlechts, zu defien Hell er gefommen war, aus⸗ geichloffen waren. Wenn er alfo damals ihnen aus dem Wege ging, fo war das eigentlich das natürliche; denn wenn er fie da een fo mit feiner Liebe umfaßte, fo mußte er auch alles thun was in feinen Kräften fand, um fie von der großen Sünde, zu welcher fie immer näher hingezogen wurden, fo viel er nur tonnte abzuhalten. Das konnte nun auf verfchievene Weiſe ge- ſchehen; zu der einen Zeit. vadurch, daß er ihnen aus dem MWege ging, wenn er Urſache Hatte zu ‚beforgen, daß wenn er ſich unter ihnen fehen Hefe, vie Verfuchung für fie, ihre böfen Abſichten aussuführen, zu groß fein möchte; zu ber andern Zeit aber da turh, daß er fih ihnen entgegenftellte- mit aller Kraft der Rede und bed Handelns, wert er glaubte dadurch daß er fie. auf⸗ nerfiam machte auf ihre Entfernung vom rechten Wege des Held und auf den großen Unterfihied zwifchen feinem «Thun, weiches auf Die Leitung der menfchlichen Seelen zur Gemeinfchaft mt Gott abzwelfe, und zwiſchen dem ihrlgen, welches nur ein felskfüchtigeö fei, dadurch geſchuͤzt zu fein vor ihren verberbfichen Abſichten, und indem fo feine Rebe vieleicht in ihre Herzen

) Luc. 23, 34. , ' 42

Sriedrich Schleiermacher's

ſaͤmmtliche Werke.

Zweite Abtheilung.

Predigten.

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Neunter Band.

I Berlin, Berlag von ©. Reimer, 1847.

Friedrich Schleiermacher's

literariſcher Nachlaß.

Predigten.

Fünfter Band.

u LU Berlin, Verlag von ©, Reimer. 1847.

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Union Thenlogical Jeninary NEW YORK CITY

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Homilien über - das Evangelium des Johannes, in den Sahren 1825 und 1826 geſprochen

von

Friedrich Schleiermacher.

Aus wortgetreuen Nachſchriften herausſgegeben von

Ad. Sydow, Prediger an der Neuen Kirche zu Berlin.

I nn U = Berlin,

Verlag von ©. Reimer. 1847.

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Der Homilien

über

das Evangelium des Johannes

zweite Hälfte

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Inhaltsverzeichniß. Seite Siebentes Kapitel (S. 3-63.) zuyı dom. Sonnt. Seragef. 1825. en. I.7,1-13. 7:3 Imocav. 7 14-24. , 16 . - Dal 2 23-36 7 32 XXX. .- Je -.. .- —* 27 63. 46

Achtes Kapitel (©. 64-137.) gu dam. Sonnt. Mifer. Dom; 1625. En. 3 8 a ‚64 62

» MRogate ‚2 Im . .- (&yaubi . 8, 30—38. 95 XL - .- nach Sch - - . 8, 39-45. 108 ALIV. L 2 = 9 = n v a 8, 46- 59. 123

Reuntes Kapitel (S. 138—183.)

XLV. dom. Sonn, 7. nach Teil, 1826. en. oh. 9,1-7. 138 XLVL 9, 9, 8-8. 158 VL - - IL. » . 0. 9g,M—il. 168

Zehntes Kapitel (S. 184—237.)

UVIL dom. Com, 13. nach Zunit. 1825. en. Joh. 10, 1-1). 184 gr . 15 . 0. =. - 10,23-33. 213 u. - .- 9. > . . . 10, 34-42. 226

Elftes Kapitel (©. 238-291.)

LI. dom, Sonnt, 3 nah Triit, 1825, &. Joh. I-14. 238 Lu . 11, 15—27. 251 uvVv . . * Aal = . +. 11,80, 264 IV - . 4 . . . 1, 4-54. 277

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Zwölftes Kapitel (&. 292-375.) LVL dem. Gonst. 1 Epiphau. 1826. En. Joh 11, 53-12, 8. 282 LVIL Sep 12, 9- 19

LVIL - . 12. ER D-R. 320 LUX. . Runen - o + 12, 2-8 33 IX. - - gälae . 0.1 8 LXL . Blmmm - oo 12, 4-50. 323

Dreizehntes Kapitel (S. 376—416,) LXIL 11. 7 Hom. Gomst. Duafimebeg. 1826, e. 3 278 LXIV + Canlate ⸗1 MWB. 39 Bierzehntes Kapitel (S. 417 468) 'LV. Himmel 1828, & 14, 1-6. 417 LVL ——— re Sr ri 7—17. 2

LE - AI..-— 1X Is-22 143 LVIL + e 4. a ud 14, 235—31, 457

Funfzehntes Kapitel (S. 469-509.)

IXIX. dom, Goml. 6, nady Zrinit. 1826. €». Joh. 15, 1-7. 469 LXX. » 8. .„" . 15, 8-17. 484

IXXL - - 10: 0. 0. :15,18—164 45

Sechzehntes Kapitel (S. 510—548) LXXUL Som. Gomi. 12. nadh Zrini. 1826. En. Jah. 16, 6-16. 510 ‚LXXIWD. 16, 1-33.

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Borbemerfung.

9, im Borwork zum erflen Bande S. VIIL ausge- ſprochene Hoffnung, daß fich für bie weitere Oerausgabe dieſer Homilien fiber das Evangelium bes Johannes viel⸗ leicht neue Quellen aufthun würben, hat fich beftätigt und wir jehen ms im Stande, aus ben son dem Herrn Ber- leger erworbenen Nachſchriften des Herrn Prebigers Kö⸗ nig in Brandenburg a. H. den Freunden und Verehrern Schleiermachers hiemit die Vorträge über die folgenden sehn Kapitel barzubieten. Ueber die Möglichkeit und Weiſe einer Fortfehung biefer Mittheilungen vom fiebzehnten Ka⸗ pitel an bis zum Schluß des Enangeliums muß eine wei⸗ tere Benachrichtigung sorbehalten werben. Berlin, im April 1847,

Der Herausgeber.

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XXXVL. Am Sonntage Seragefimä 1825.

Text. Joh. 7, 1—13.

Darnach z0g Jeſus umher in Galiläa, denn er wollte nicht in Judaͤa umberziehen, darum daß ihm die Juden nach dem Leben ftelleten. Es war aber nahe der Juben Heft der Laubrüfl. Da fprachen feine Brüder zu ihm: Mache dich auf von dannen und gehe in Zudäam, auf daß auch deine Jünger fehen die Werke, vie du thufl. Niemand thut etwas im Derborgenen, und will doch frei offenbar fein. Thuſt du folches, fo offenbare dich vor der Welt. Denn auch feine Brüder glaubten nicht an ihn. Da fpricht Jeſus zu ihnen: Meine Zeit iſt noch nicht hie; eure Zeit aber iſt allewege. Die Welt fann euch nicht haſſen, mich aber haflet fie, denn ich zeuge von ihr, Daß ihre Werke böfe find. Gehet ihr hinauf auf diefes Feſt; ich will noch nicht hinaufgehen auf diefes Weit, denn meine Zeit iſt noch nicht erfüllet. Da er aber das zu ihnen gefaget, blieb er in Galiläa. Als aber feine Brüder waren hinaufgegangen, da ging er auch Binauf zu dem Feſt, nicht offenbarlich, fondern gleich heimlich. Da fuchten ihn die Juden am Feſt und Hom. Ab. Ev, Joh. IL. D | "

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ſprachen: wo iſt der? Und es mar ein großes Gemur⸗ mel von ihm unter dem Boll. Etliche ſprachen: Er iſt fromm. Die andern aber fprachen: nein, fondern er ver: führet das Boll. Niemand aber redete frei von ihm um der Kurcht willen vor den Juden.

M. a. F. Hier fehen wir unfern Herrn in manderlei Ber hältniffen zu den Menfchen die ihn näher ober entfernter ans gingen; wie er in ber Zeit felnes öffentlichen Lebens burchging durch gute Gerüchte und durch böfe Gerüchte. |

Zuaft fagt der Erangelifl von ihm, et wäre feitvem, nachdem er jene große Menge Volks gefpeift und darauf in ber Schule von Kapernaum die Rede gehalten hatte, worauf viele von feinen Jüngern ihn verließen, fo wäre er dennod in Baliläa geblieben, denn in Judäa hätte er nicht verweilen wollen, weil ihm die Juden nad dem Leben ftellten.

Schon damald waren feine Feinde alfo auf feinen Unter gang bedacht, und es war ihm diefe ihre Abficht nicht unbes kannt. Wenn wir nım hier hören daß er biefe fcheut und des⸗ wegen nicht in Jubäa verweilen will: fo ſcheint das ein anderes Betragen zu fein als welches er fpäterhin beobachtete, wo er nicht nur wußte daß fie ihm nach dem Leben fanden, fonbern auch feinen Jüngern beſtimmt vorausfagt daß er in Serufalem würde in die Hände feiner Feinde fallen und von ihnen dem Zode überliefert werden, und dennoch binging.

Wenn wir num fragen, worin mag benn wohl ber Grund liegen zu diefem verfchiedenen Betragen des Erlöfers? fo fehen wir wohl aus dem was er hernach that, daß wenn er in Diefer Zeit feinen Berfolgern aus dem Wege ging, dies feine Furcht: famfeit war; fonbern wie wir alles was er that immer fo an fehen müflen, daß er es nicht in Beziehung auf fich felbfi ge than, fondern nur in dem Bewußtſein der Beilimmung feines

3

Taſeins Auf Erden und des großen und göttlichen Berufes berelben,, immer in der vollkommnen genauen Erkenntniß von dem Willen feines Baterd im Himmel: ſo müffen wir uns denn auch auf diefelbe Weife ımd aus demfelben Grunde‘ ſowol das eine als das andere erflären.

Wenn wir uns mım erinnern aus jener fpätern Zeit, ald er in die Hände feiner Feinde gefallen war, wie er auch da noch in dem Augenblikk feines Todes zu feinem Bater im Himmel für dieſelben betete, daß fie nicht wüßten was fie thun, und er ihnen deshalb vergeben mödte®: fo fehen wir, daß er auch feine Feinde jederzeit mit feiner Liebe umfaßt hat, und daß fie davon eben fo wenig ald irgend ein amberer Theil des menjchlichen Geſchlechts, zu deſſen Heil er gefommen war, aus⸗ geichloffen waren. Wenn er alfo damals ihnen aus dem Wege ging, fo war das eigentlich das natürliche; denn wenn er fie da eben fo mit feiner Liebe umfaßte, fo mußte er auch alles thım was in feinen Kräften ſtand, um fie von ber großen Sünde, zu welcher fie immer näher hingezogen wurden, fo viel er nur tonnte abzuhalten. Das konnte nun auf verfchievene Weiſe ge- Ichehen; zu ber einen Felt. dadurch, daß er ihnen aus dem Mege ging, wenn er Uſſache Hatte zu -beforgen, daß wenn er fich unter ihnen fehen ließe, die Verſuchung für ſie, ihre böfen Abſichten auszuführen, zu groß fein möchte; zu ber andern Zeit aber da⸗ durch, daß er fich ihnen entgegenftellte- mit aller Kraft der Rede und des Handelns, wenn er glaubte dadurch daß er Sie. anf merffam machte auf ihre Entfernung vom rechten Wege des Held und auf den großen Unterſchied zwifchen fenem „Ihn, welches auf Pie Leitung der menfihlichen Seelen zur Gemeinfchaft mit Gott abzweffe, und zwiſchen dem ihrigen, welches nur ein felbftjüchtige® fei, dadurch gefchügt zu fein vor ihren verberbfichen Abfichten, und indem fo feine Rede vielleicht in ihre Herzen

9) Zur. 23, 34. A42

4

dränge auch keinen Berfüch unterlafien zu haben, ver fich ihm darbot, um fie zurüdzubringen von dem verfchrin Wege, auf welchem weiter fortgehend fie unvermeiblich in das tieffte Verder⸗ ben geraten mußten. Wenn er aber am Ende in ihre Hände fiel und das fchen lange vorher wußte: fo fünnen wir e8 und nur daburch erflären, daß er nicht anders konnte. Denn wir fönnen freilich fagen, ex habe wohl gewußt, daß es feine Beſtimmung fei zu leiven und zu flerben, und er habe gewußt, daß die Zeit gefommen fei wo ihm dies nach dem ewigen Rath⸗ ſchluß des Vaters begegnen müſſe. Aber fo genau wir auch das erſte wiffen aus feinen Reden, und er felbft das zweite beſtimmt fah: fo fehen wir doch aus andern Aeußerungen, daß das letztere nur ein gewöhnliches menfchliches Worherwiffen im ihm war, worüber er ein ſolches Wiſſen wie das welches ſich darauf bezog was der Wille feines Vaters fei, nicht gehabt hat, weil er noch furz vorher, ehe er in die Hände feiner Feinde fiel, feinen Vater bat, daß er wenn es möglich fei den Kelch des Todes noch an ihm möchte vorübergehen laffen 9. - Alfo aus Liebe, um fie vom Verbrechen abzuhalten, wollte der Erlöfer in diefer Zeit nicht nach Judaͤa gehen; und wenn er am lezten Ofterfefte, wo er beftimmt wußte daß fie ihn den Heiden Äberantworten würden **), doch Hinging: fo müflen wir fagen, ev habe es nicht vermeiden können ohne feiner Pflicht und feinem Beruf entgegen zu handeln. Denn das fehen wir aus unferm Texte, mit welcher eifrigen Erwartung das Volk feiner harrte auf dem Feſte, wie es denn auch die Pflicht eines jeden Frommen unter dem Bolle war, an ben großen Feſten in ver Hauptflabt des Boll6 wo möglich zu erfcheinen, und im Tem; pel an dem gemeinfamen öffentlichen Gottesbienft Theil zu nehmen.

*) Motih. 26, 39. °.) Luc. 18, 32.

5

Unter Evangeliſt erzählt nun welter, daß als das Feſt der Zauberhütten nahe war, feine Brüder ihm zu— tedeten, Dort hinzugeben.

Was fie damit meinten wenn fie fagten: mache dich auf von dannen, auf daß auch deine Jünger die Werte iehen, die du thuf; niemand thut etwas im Berbor- genen und will doch frei offenbar fein; tHuf du ſolches, fo offenbare dich vor der Welt: fo giebt uns ter Evangelift, nachdem er dieſe ihre Worte vorgetragen, bie Rahricht, Daß auch feine Brüder nicht an ihn geglaubt hätten.

Eben diefe Nachricht m. g. F. muß für und manches auf fallende haben, und wir fönnen nicht anders fagen, ald daß bies ganz befonderd muß ein Schmerz für unfen Herm geweſen fein, daß diejenigen welche ihm natürlicher Weiſe fo nahe waren, geiftiger Weiſe fo fern von ihm ftanden, ofmerachtet fie vor allen andern Gelegenheit hatten Zeugen feines Lebens und feines Wirkens zu fein, und alfo auch ihnen die Herrlichkeit des eins gebornen Sohnes vom Bater*) ganz vorzüglich In die Augen hätte leuchten müffen, wenn fie fahen, wie bafielbe was in den großen und bewegten Augenbliffen feines Lebens und in dem weiten Gebiet feines Berufes fo herrlich hervortrat, ſich auch in den Meinem und engern Kreifen der Gemeinfchaft und in ben mehr ſtillen Augenbliffen feines Lebens nicht verläugnete,

Wie aber der Herr anderwärts fagt: ein Prophet gilt nirgends weniger als in feinem Vaterlande*"); wie wir es fehen aus andern Erzählungen in der Stabt wo er ers jogen war, daß die Leute fich wunderten, woher doch jenem dieſe beiondre Weisheit komme, deſſen ganze Familie fie von langer it her kannten, und nie etwas befonbers ausgezeichnetes an ihr wahrgenommen hatten **N: fo bejchränft fich dies auch auf

*) Ich. 1, 14. *) Matth, 18, 57. Joh. d, dd. “e) Manh. 13, 54-57,

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ben eugſten Kreis ſeiner Verwandten, daß auch ſeine Brüder nicht an ihn glaubten.

Allerdings muß das dem (xlöfer eine befonbers ſchmerzliche Empfindung geweien jein, und wir bürfen es wohl reinen zu dem Theil feines Leidens, der fich durch fein ganzes Leben Hin durchzog. Wie aber der Exlöfer, ſo follen gewiß auch wir darüber milde urtheilen, und nicht glauben, daß der linglaube feiner Brüder und Verwandten eben deswegen weil fie ihm Außerlic) io nahe flanden auch ein tiefered inneres Berverben habe jein müffen, als der Unglaube andrer. Denn wir willen eg ja, wie viel weniger biebei auf äußere Umflände ankommt, als auf den innern rund bes Herzens, und wie wenn wir Darauf feben wir es muͤſſen natürlich finden, was der Grlöfer nicht anklagent, wenn auch nicht ausprüfflich entſchuldigend, über dieſes Verhält- niß ſagt. Denn der Menich ift immer am wenigſten geneigt in denen etwas großes anzuerfennen, denen er in. den äußern Ver⸗ haͤltniſſen des Lebens fo nahe ſteht. Worin bat das feinen Brund? Im nichts anderm ald in dem Hochmuth des menſch⸗ lihen Herzens, der fo ſehr eine Duelle und eine fo natürliche Wurzel jenes Uebels if. Denn wenn wir einem nicht abiprechen können daß er ſich fehr vor und auszeichnet, daß ihm eine ſtär⸗ fere Kraft des Willens, ein hellerer Blilk des Geiſtes eine größere Gewalt über menſchliche Gemüther zu Theil geworben ift ala wir befigen: jo find wir eben geneigt den Grund davon in Aus pern Berhältniffen zu fuchen, umd zu unferer eigenen Entſchuldi⸗ gung und Rechtfertigung zu fagen, Died oder jenes jei ihm vor- züglih zu flatten gelommen, uns aber habe es gefehlt. Können wir das nicht, fondern müflen und geftchen, dieſelben Gelegenhei⸗ ten die er gefunden und benuzt hat find auch uns gegeben wor» den, au ihm find feine andre Huülfsmittel zu Theil geworden aiß die welche in der menjchlichen Gemeinichaft allen zu Gchote ftehen: fo find wir doch nicht geneigt das gute und große in andern zu erfennen und gehörig zu würtigen, weil wir am

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wenigſten bie Kraft des Geiſtes und beſonders vie Kraft des Willens über die Gemüsher der Menfchen anzuerkennen wiſſen.

Ob die Brüder des Herrn fpäter von ihrem Unglauben an ihn find erloͤſt worden, ob er durch fein Leiden und feinen Tod auch ihre. Herzen geiwonnen hat, das wiſſen wie nicht gewiß, haben aber Urſache und deſſen zu getröften, well in der Folge in der Geſchichte der Mpoflel auch folche worfommen unter den Befennern feines Namens, die feine Brüder genanrit werben.

Was fie aber hier wollen, indem fle Ihn antreiben auf das Feſt zu gehen: fo fcheint dies fich fo zu verhalten: Sie fagten, er wolle offenbar fein, weil er ja lehrte, weil er fich mit jeiner Lehre den gewöhnlichen Meinungen oft ftarf und nad vrüfflich entgegenftellte. Run aber, fagten fie, thue er mas er thue im Berborgenen, weil ex eine lange Zeit hindurch Galilda um Schauplaz feiner Wirkfamfeit gemacht habe, und fte meinten, die Wunder welche er dajelbft thue kaͤmen doch nicht vor die Ohren derer die darüber enticheiden müßten wie das Bolt ihn anzufehen habe, ob für den lange erwarteten güttlichen Gejanbten oder nur für einen gewöhnlichen menfchlichen Lehrer. Und darum den fie ihm zu, wenn er wollte offenbar werben, fo tollte er fih nicht verbergen, fondern auf das Feſt sehen, wo ev Gelegenheit hätte feine Werke zu zeigen, und wo gleich ale feine Sünger und Anhänger zufammenftrömen wuͤr⸗ ten, um feine Werke zu fehen; unn wenn fo das ganze Volt jeine Aufmerkſamkeit auf diefelben Ienfte und Zeuge davon wäre, jo würde er offenbar fein.

Aber m. g. F. das hätten fie eben fo gut ſagen koͤnnen, wenn fie an ihn glaubten denn es war ja nichts ans tered als eine gewöhnliche menfchliche Art und Weife die Dinge anpifehen, daß wenn er Glauben forderte an fich jelbft, wie in jener Rede vie er in der Schule zu Kapernaum an das verfam- meite Volk hielt, und die und ber Evangelift in dem vorigen Kapitel erzählt Hat, daß er dann auch die Menfchen fo viel als

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möglich in den Stand ſezen mußte an ihn zu glauben, und alle feine ausgezeichneten göttlichen Werke fo offenbar thun als mög- lid das hätte, fage ich, eben fo gut ihre Rede fein können, ‚wenn fie an ihn glaubten, als fie es jet in dem Zuſtande bes Unglaubens fagen Tonnten.

Aber wie bringt doch der Evangelifi dies in Verbindung mit ihrem Unglauben? Er erzähle und aber num bei diefer Gelegenheit ihren Unglauben, damit wir ihre Rebe nicht an⸗ ders deuten möchten, ald fie diefelbe gemeint haben. Wir dürfen fie aber nicht anfehen als hervorgegangen aus einer feindfeligen Bewegung ihres Innern gegen ihn; denn fie muntern ihn nux auf des Feſtes wegen nad) Judaͤa zu gehen. Zu andern Zeiten finden wir freilich, daß fie fuchen ihn zu entfernen, wenn fich aus dem Bolfe viele um ihn herumbrängten, und zwar in jochen Gegenden die ihrem eigenen Wohnfize und ihrem eigenen Lebenskreife nicht fern gelegen waren; bier aber lag etwas feindſeliges gar nicht zum Grunde. Mit ihrem Unglauben aber kann diefe Rede der Brüder des Grlöferd fo zufammenhangen, daß fie Die Sade endlich einmal wollten zu einer lauten und öffentlichen Entfheidung zu bringen fuden. Hätte dann das ganze Volk den Herm anerkannt, weil er feine Werke offenbar gethan, und mit feiner Lehre auch ‚immer mehr offen herausgetreten wäre und immer tiefer in die Gemü« ther der Menſchen eingevrungen: dann würden fie fi auch nicht gefcheut haben ihn anzuerfennen. Sie wollten nur eine recht Inute und enticheidende Stimme über ihn hervorrufen, um ſelbſt in fih und in Beziehung auf ihr ganzes Verhälmiß zu ihm aus dem Unglauben herauszufommen.

Und das m. g. F. ift die milde Art, wie wir den Uns glauben der meiften Menfchen, die allerdings von dem Erlöfer wiffen, anzufehen haben; nid, wie man gewoöhnlich dazu geneigt if, als einen entſchiedenen Haß und Widerwillen gegen den Herrn, fondern als Unwifienheit, die ihren

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Srumd eben darin hat worin der Unglaube jener Einwohner von Nazareth, wo der Herr erzogen war, gegründet war. Denn daß er auf der einen Seite, indem fie bemerften ex fei Joſephs Sohn, ihnen gleih das Wort vorhielt, daß kein Prophet angenehm fei in feinem Baterlande, auf der andern Seite aber doch für nichts geringeres wollte genommen fein, als wofür fich immer ausgab, für den eingebomen Sohn des Hoͤchſten, das kann in nichts anderm feinen Grund gehabt haben, ald in der Ungewißheit die er in ihnen bemerkte in Beziehung auf feine Hohe Würde und feinen heiligen Beruf. Diefe Unge⸗ wigheit if immer in dem Unglauben; aber wir dürfen fie doch nicht Schlimmer ‚deuten, als fie wirklich iſt: nicht als ob durch diefe Ungewißheit könnte das menfchlihe Herz zum Glauben fommen; auch nicht als ob die Dauer derfelben uns berechtigen dürfte zu einem Urtheil über die Art und Weiſe der göttlichen Führungen; denn wenn fie bei dem einen länger dauert und bei dem andern nur eine Turze Zeit, fo Tönnen wir dem nicht nad forſchen, da wir und nicht herausnehmen dürfen die Wege Got te8 im biefee Beziehung wifien zu wollen. Sondern ung fei es genug das Verderben des menfchlichen Herzens zu begreifen, und dann dem zu danken, von weldhem alle gute Gaben fommen*), wenn wir fehen wie fchon viele unter unfern Brüdern zu dem lebendigen Glauben an ben Erlöfer ver Welt gekommen find, aber auch was diejenigen betrifft welche biefen einfachen Weg immer noch nicht zu finden vermögen, das als unfre erſte Pflicht anzuerkennen, daß wir, alles thun was in unfern Kräften ſteht, um fie für das Heil, welches auch Ihnen gedacht if, zu gewinnen.

Der Erlöfer, indem ex von dieſem Unglauben feiner Brüder weis, will e8 ihnen nun leicht machen und fagt zu ihnen, «6 wäre ein Unterfchied zwifchen ihm und ihnen; ihre Zeit fei

‘ar l, 17.

10 allewege, die feinige aber fei noch nidyt hier; Die Welt Eönne fie nicht baffen, ihn aber Haffe fie des⸗ bald, weil er von ihr zeuge, daB ihre Werfe böfe find; fo lange fie alfo an feinem. Zeugniß Fein Theil nähmen, wärde fie der Haß der Welt nid treffen kaännen; er gebe noch nicht hinauf auf das Feſt, weil feine Zeit noch nicht erfüllt fei, ‚weil die rechte @elegen- beit, wenn er fie Dermalen gebrauchen wolle, noch nicht da fei. Was er nun damit gemeint hat, daß feine Zeit noch nicht erfüllt fei, das Ift etwas ganz natürliches Der Evan- geliſt fagt nämlich, fpäterhin wäre der Erloͤſer auch auf das Feſt gegangen, aber nicht offenbar fondern insgeheim. Er fagt.alfo Died, daß jeine Zeit noch nicht erfüllt fei, aus Teinem andern Grunde, al3 weil er wußte daß die Einwohner von Je⸗ ruſalem, und befonderd diejenigen welche an der Spihe des Bolfs fanden und die Angelegenheiten befielben leiteten, ihm nad) dem Leben tradhteten; fo wollte er nicht unter dem großen Gebränge welches ben Weg erfüllte, und mit einem großen Aufſehen und gleihfam im voraus fchon angekündigt nach Serufalem kommen ; alfo aus demfelben Grunde aus welchem er nicht wollte in Ju⸗ daͤa umherziehen. Als der große Haufen des Volks, der fich zu ver Zeit ver hohen Seite in ber Hauptflebt des Landea verfam- welte, feinen Weg ſchon angetreten hatte, da ging er in ver Stille hinauf, um fo unbemerkt zu erfcheinen, und damit im "voraus Feine Anftaltn in Beziehung auf ihn getroffen werben fönnten. So ift ed wieder diefelbe Liebe gegen die Meufehen, Die ihn trieb Die Menfchen von der Sünde, in welche fie Gefahr liefen fich zu verflechten, zurüdzuhalten und jede Gelegenheit zu benuzen die ihm dies leicht machen kannte, aber freilich nur fo weit als ed mit feiner Pflicht und feinem Beruf fich vereini- gen ließ, Und fo lange es noch ähnliche Verhältnifie unter den Men- ſchen giebt, fo fünnen wir nicht anders als diefe menjchenfreund-

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liche Weisheit des Erlöfers nachahmen. Durch heftigen Troz und taren Eigenwillen gegen: diejenigen, welche fich als Feinde des anen ober des andern barflellen, weil fie entgegengeſezte Anſich⸗ tm und Handlungäweilen haben, verleitet man fie gar leicht zum böien, und ladet Dadurch gewiß einen nicht geringen Theil der Schuld auf fh, die darin befteht, daß Tie gehindert find das gute und rechte überall zu erkennen und zu thun. Umfaſſen wir fie aber mit ber Liebe die das Kennzeichen aller wahren Jünger des Herm ift, und fehen auch fie an als Glieder an dem Leibe des Exlöjerd: fo werden wir auch alles thun was wir vermögen, um ihnen das Auge des Geiſtes zu öffnen, und ihrer Schwachheit dadurch zu fchonen, daß wir fie nicht zum böien reizen, fondern durch jenes fanfte und bie heftigen Bewe⸗ gungen der Seele zügelnde Betragen fie davon abziehen daß fie nicht das Unrecht thum.

Weiter nun erzählt der Evangelift, was ber Ankunft des Sem in Jeruſalem voranging, nämlich daß Die Juden unter einander gefragt hätten und geforſcht, wo cr denn bliebe, und daß auch unter dem großen Haufen ein Gerede von ihm entfianden wäre, indem etlide ges jagt hätten, er fei fromm, andre aber, er verführe das Bolf, alle jedoch fo daß Feiner frei Heraus von ihm geredet hätte um der Furcht willen vor den Juden,

Sm. g. F. wel ein Bild ik dad von ber Schwäche und Gebrechlichkeit des menfchlichen Weſens, wie es fich noch Immer tarftellt wo um etwas wichtige8 und bedeutendes geftritten wird, aber fo daß die welche die Macht in Händen haben ſich don erflärt haben für das eine oder Das andre. Unter Juben verteht der Evangeliſt Hier, wie es aud) gewöhnlich der Fall if in feinem Gvangelio, diejenigen welche in der KHauptfindt des Landes ein großes Anfehen hatten, indem fie als Leiter und zührer des Volks in feinen geifligen Angelegenheiten an ver

Ir vreftha UNION THE: OLG. TC AT, SCMINARY

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Spize deſſelben fanden, die Hohenpriefler alſo und Schriftgelehr ten und die ihnen fonft noch anhingen. Das Volk war dann „bei folhen Gelegenheiten bie aus allen Gegenden des Landes juſammengefloßne Menge, um das hohe Feſt zu feiern. Unter diefen waren denn die verfchienenften Anfichten und Urtheile über den Erlöfer. Die einen fagten, er fei fromm; die andern (äugneten dies und behaupteten, er verführe das Volk |

Aber alle, die fo und anders über «ihn urtheilten, Hatten doch von feinen Wundern gehört und waren zum Theil Zeugen derfelben geweien; allein indem fie ſo verfchieven von ihm urs theilten, fo beurtheilten fie ihn nicht nach feinen Wundern, fon dern nad) der Art wie fi) fein ganzes Leben ihnen barftellte. Die einen fagtn, er fei fromm, weil fie wußten daß er in feinen Reden die Menſchen zu nichts anderm ald zum treuen Gehorfam gegen den göttlichen Willen auffordert. Die andern fagten, er verführe das Volk, deswegen weil er fidh der herrſchenden Lehre, in welcher die Gebote des Herrn durch tau⸗ ſend Menfchenfazungen getrübt und verunftaltet waren, fo viel als möglich entgegenfezte, und fie glaubten daß er unter dem Bolfe Unruhen erregen wollte, indem er fie aus dem gevöhn- lichen Gange des Lebens, aus der gewöhnlichen Geſtalt ihrer Berhälmifie und aus dem Gehorfam gegen das hergebrachte und alte zu einer neuen Art des Lebens und zu einer neuen Stufe des Glaubens und der Gottesverehrung, worin aber fein” gött- licher Grund fei, zu führen ſuche. Das war der Streit der zu den Zeiten des Erlöfers über fein Werk unter den Menfchen ſtattfand.

Und ſo ſehen wir m. g. F. es geht noch immer ſo, daß die welche die goͤttliche Wahrheit verkuͤndigen von andern verkannt werden deswegen weil ſie Rebenabſichten haben, die oft da ent⸗ ſtehen, wo über boͤſes und gutes, über wichtiges und gering» fügiged im menjchlichen Leben geftritten wird. Aber das iſt natürlich und Tann nicht anders fein; leicht wird bei einer folchen

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Bewegung das Urtheil der Menfchen auf eine gewaltfame Weiſe von der Hauptjache abgelenkt auf Nebenfachen. Die da urtheilten Jeſus fei fromm, die bleiben bei der Hauptfache ftehen; die aber fagten er verführe das Volk, vie ließen fich von dem rechten Wege ablenken durch Rebenfachen und durch Äußere Der; haͤlmiſſe. Das ift nicht felten die Art wie die Menſchen in ihrem Innern beftimmt werden, und unter folchen Umftänven ift nichts u thun als daß man fuche die Menfchen von den Nebenabfich- ten abzulenken auf die Hauptſache.

Aber die übelfte Schwachheit iſt die, was der Apoſtel zulezt gt: So fpradhen fie von ihm, aber ed war nur ein Ges murmel, frei von ibm zu reden aber wagte niemand aus Furcht vor den Juden.

Wer m. g. 5. wer handelte nun wohl richtiger in Bezie⸗ dung auf diejenigen welche die Gewalt hatten unter dem jüri« ſchen Bolt, der Herr, der auf alle Weife fuchte ihnen feine Vers anlaffung zum böfen zu geben, und fie fo zu bewahren vor der Sünde welche fie in Begriff waren zu thun, aber auf der andern Seite auch ſtreng und grade mit der Wahrheit gegen fie heraus» tat; oder Diejenigen, welche ſelbſt noch nicht wiffend was fle thun follten, und felbft unter einander verfchievden urtheilend tiber das Verf und den Sinn des Erlöfers, dennoch, weil auch fie richt anders als durch einen gegenfeltigen Austaufch der Gedan⸗ Im Hätten zur Wahrheit kommen können, fich fuchten herauszu⸗ winden aus ber Verpflichtung nach einem feften und beftimmten Urtheil zu ſtreben aus Furcht vor den Juden?

Wenn der Apoftel darüber Hagt im Anfange feines Briefes en die Römer, daß Die Menſchen fo lange Zeit hindurch die Bahrheit aufgehalten haben in Ungerechtigkeit *): fo ift gewiß äine eben fo große und noch öfter fich wiederholende Klage die, daß die Wahrheit fo oft aufgehalten wird durch Furcht, daß

) Rim. 1, 18.

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wir durch Furcht außer Stand geſezt werden freie und treite Diener der Wahrheit zu fein, da dieſe doch ein gemeinſames Guf if, welches Bott allen denen anvertraut hat denen er eine lebent⸗ dige vernünftige Seele gegeben, und die wir body willen dat wir den Menfchen keinen beſſern Dienft leiten formen als wenn wir fie einen Schritt näher fördern der Wahrheit, und daß es fein heiligeres Band giebt, wodurch die Menfchen zuſammenge⸗ halten werden, als die Einheit der Vernunft, die über make und falfches, über gutes und böfes urteilt, aber in ung allen das ift woburd wir vermögen aus den Werfen den Sc öpfer zu erfenmen und fo zur Erlennmiß feines Sohnes und der gött⸗ lichen Offenbarung in ihm hinübergeförbert zu werden. Tieſes Bermögen des reinen Flaren wahren Urtheils, wenn wir das den Menſchen zu erhalten zu verbefiern zu flärfen im Stante find, fo ift das der größte Dienfl den wir ihnen leiften können. Aber ohne ein eigenes freied Herausireten mit der Wahrheit, ohne einen wahren und treuen Dienf der Wahrheit iſt das nicht mög- lich. So lange wir noch von Furcht und Knechtſchaft gehalten werben, konnen wir durch die Wahrheit nicht frei gemacht wer- den. Eind wir num felbft durch die Wahrheit nicht frei, fo können wir auch fein freies Zeugniß von ihr ablegen. Und das mg F ift die Herrliche Frucht Davon, wie der Herr felbft fagt, daß wen der Sohn des Menfchen frei macht, der ſel recht frei). Wie will der alfo ich rühmen frei zu fein, wie hoch auch feine Mei⸗ nung von dem Exlöfer fei, der noch von Furcht gehalten wird! wie will er ſich der Freiheit rühmen, wenn er nicht die Wahrheit bat die da iſt in dem Fleiſch gewordenen Worte. Das iſt alfo das Zeugniß gegen den Erlöfer, wenn wir uns von ihm noch nicht haben frei machen lafien. Und gewiß war das die größte Berfchuldung des Volls zu der Zeit des Herm, daß fie fo aus Furcht nicht wagten frei heraus von ihm gu reden. Denn hätten

) Ich, 8, 32—36.

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fc ten Gisuben, wie er vielickät alt fünnuker Kaufe in ern mur, rei bexamd geretet: je würten fe die Oblerſten, die dech ik im Umgesüpbeit ut in Bewegunz waren, abgebolten hulın ‚a ve Werke welches te machber rellfuxtem; jo alır nahen it The Deren, mb verkienien ben Bermurj den ibn die Ircitel nachen, Daß fie den Fuüͤrſten des Lebens gefremzigt *), wegen weil fie Siucchte waren aus Furcht umb uniertbänig ren menfchlicher Verkchrtheit

Eo möge wer Herr jan Werk in ten Seclen ter Menſchen mmer mehr dahin führen daß er He frei mache von der Knecht⸗ chaft der Furcht, Daß er fie feri mache als foldie welche Diener xyen find den der Höchkte frei gemacht hat vom Tode. Co verden wir ed immer mehr fühlen, daß der Herr uns allen ten zößten Dienſt geleiftet hat, und wir werben ihm fein zum Preis md Rufen in der rechten Freihtit der Kinder Gottes! Amen.

2 Ayofeigehl 3, 15.

XXXVII. Am Sonntage Invocavit 1825.

Tert. Joh. 7, 11—M.

Aber mitten im Feſt ging Jeſus hinauf in den Ter pel und Ichrete. Und die Juden verwimberien fich ur fprachden: wie Tann biefer die Schrift, fo er fie do nicht gelernet bat? Jeſus antwortete ihnen und fprad Meine Lehre ift nicht mein, fondern deß, der mich geſan hat; fo jemand will deß Willen thun, ber wird im werben, ob biefe Lehre von Gott fei ober ob ich ro mir felbft rede. Wer von ihm ſelbſt redet, der ſuch feine eigene Ehre; wer aber fuchet die Ehre deß, der ih gefandt Hat, der iſt wahrhaftig und ift Feine Ungerechtig feit an ihm. Hat euch nicht Mofes das Gefez gegeben und niemand unter euch thut das Geſez. Warum fuch ihr mich zu tödten? Das Volt antwortete und fprach Du haft den Teufel, wer fucht dich zu tödten! Jeſu— antwortete und fprah: Gin einiges Werk habe ich ge than unb es wundert euch alle. Moſes Bat euch darum gegeben die Beſchneidung (nicht daß fie von Moſe kommt fondern von den Vätern), noch beſchneidet ihr der Menſchen am Sabbath. So ein Menſch die Beichneibung

. "7 Jeirusfiere werher- zucmer Dr Nm ee nd. Bone ur zungen Seeiden Se ze Suttuh eum zumniı® ne Gebr

M « & Ze wo in Tore Ik nd dein Ste, wie zum been Ver Perritcmeg Tr Rem wre x gewirmer it uum wir zum Tumelmeradert ia per Arit krieg 2 er zmsiayem Glen uniina Srnmarlinmet: k lan das weikafh iche weil anzcıın edae Yixiit allıycmminm Errtfichen Eisar Eimrraz za em, weil ſich mehr oder weniger alles in dem Leben uni? Herm anf fein Reiten Bericht: und des gilt Temm amd vom dem Abichmitt den wir jegt mit einander gicten Haben

Der Evangelit hatte und am Anfange dieſes Kapiteld ne fügt, Jeſus Habe nicht mehr wollen in Juda wan- dein in der Nähe von Jeruſalem, darum dap fie Ihm nach dem Leben trachteten, und er habe fich deahalb in Baliläa aufgehalten Run aber die Zeit dea Feſtes gefommen und unter dem Volke ein grofiee Fragen nah ihm war, ging er demohnéerachtet auf tas Feſt hinauf nach Serufalem. Was ihm aber dort bes gegnete und auch hier, die Reden welche gehalten wurben zwi⸗ fhen ihm und ihnen am Anfange feines Aufenthaltes daſelbſt, das alles führt uns mehr oder weniger darauf zuruͤkk, wie feine nachmaligen Leiden und fein Tod eine Folge waren der Suͤnde; und wie er während feines Lebens nichts verfäumt hat darauf tie Aufmerkſamkeit der Menfchen zu richten und fle in pie Tiefen bres Herzens einzuführen, auf daß er unſchuldig wäre an ber Zimbe Die fie an ihm begingen

So iR gleih das Ere. Als er am Feſte Hinaufgiug in den Tempel um zu Ichren, fo fagten Die Zuden unter

Som. üb. Eu. Sch. U. ®

XXXVII. Am Sonntage Invocavit 1825.

Tert. Joh. 7, 14 - 24.

Pier mitten im Be ging Jeſus hinauf in ben Ten pel und Ichrete. Und die Juden verwinderten ſich un fprachen: wie kann biefer die Schrift, fo er fie doc nicht gelernet Hat? Jeſus antwortete ihnen und ſprach Meine Lehre ift nicht mein, fondern deß, der mich gefant hat; fo jemand will dep Willen thun, ber wird inn werben, ob biefe Lehre von Gott fei ober ob ich ro! mir felbft rede. Wer von ihm felbft redet, der ſuche feine eigene Ehre; wer aber fuchet die Ehre def, der ib gefandt Hat, der iſt wahrhaftig und iſt Feine lingerechtig keit an ihm. Hat euch nicht Moſes das Gefez gegeben‘ und niemand unter euch thut das Geſez. Warum ſuche ihe mich zu töbten? Das Volk antwortete und ſprach Du haft den Teufel, wer fucht dich zu toͤdten! Jeſu antwortete und fpradh: in einiges Werk babe ich ge than und es wundert euch alle. Moſes Hat euch darum gegeben die Beſchneidung (nicht daß fie von Moſe fommt fondern von den Vätern), noch befchneidet ihr der Menſchen am Sabbath. So ein Menſch die Beſchneidun

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annimmt am Sabbath, auf daß nicht das Geſez Mofes gebrochen werde: zürnet ihr denn über mich, daß ich den ganzen Menfchen habe am Sabbath gefund gemacht? Richtet nicht: nach dem Anfehen, ſondern richtet ein rech⸗ tes Gericht.

M a. F. Wir treten jezt in diejenige Zeit des chriſtlichen zahres, Die ganz beſonders der Betrachtung der Leiden unſers Herrn gewidmet if. Wenn wir num demohnerachtet in diefer Zeit ertfahren in der angefangenen Erflärung unſers Evangeliums: _ o kann das deshalb fehr wohl angehen ohne dieſer allgemeinen hriſtlichen Eitte Eintrag zu thun, weil ſich mehr ober weniger les in dem Leben unſers Herrn auf fein Leiden bezieht; und das gift dem auch von dem Abfchnitt den wir jezt mit einander geleſen haben.

Der Evangeliſt hatte und am Anfange dieſes Kapitels ge⸗ ſagt, Jeſus habe nicht mehr wollen in Judäa wan— deln in der Nahe von Jeruſalem, darum daß ſie ihm nach dem Leben trachteten, und er habe ſich deshalb in Galiläa aufgehalten Nun aber die Zeit des sches gekommen und unter dem Volke ein großes fragen nad ihm war, ging er dDemohneradtet auf das Fe hinauf nach Serufalem Was ihm aber dort bes jegnete und auch hier, die Reden welche gehalten wurden zwi⸗ den ihm und ifmen am Anfange feines Aufenthaltes daſelbſt, 08 alles führt ung mehr oder weniger darauf zurüff, wie feine Ishmaligen Leiden und fein Tod eine Folge waren der Sünde; Ib wie er während feines Lebens nichts verfäumt hat darauf & Aufmerkſamkeit der Menfchen zu richten und fie in die Tiefen

es Herzens einzuführen, auf daß er unfchulbig wäre an der inde die fie an ihm begingen.” Ä

So iſt gleich das Erſte Als er am Fefte Hinaufging den Tempel um zu lehren, fo fagten die Juden ımter Som, üb. Ev. Joh, I, 2

in nn

einander: wie kann dieſer die Schrift, fo er fie do nicht gelernt hat?

Wenn unfer Evangeliſt die Juden fagt, fo verfteht darunter nicht fowol das Volk überhaupt, denn wir fehen au in den verlefenen Worten, wie er beide von einander unterſch det, indem er einmalvon den Juden fpricht und dann wieder dem Volke. Wenn er aber fagt die Juden, fo verfteht Darunter vorzüglich die Oberften des Bolfs und diejenigen wel ihnen zunächft anhingen und in einem unmittelbaren Berhältni mit ihnen flanden. Diefe num wanderten fi, wie doch dieſ die Schrift fenne, da er fie nicht gelernt habe.

Die Berwunderung m. g. F. die war ber Anfang und te Anfcheine nad ein noch ziemlich unfchulpiger Anfang; aber | kam nicht aus einem reinen Herzen, und darum artete fie länger je mehr aus in eine Eiferfucht derer denen bie Obh über die Schrift, über das Erhalten der Erfenntniß derfelbı auf eine ausgezeichnete Weife anvertraut war, gegen den ‚Herr der die Schrift lehrte, obnerachtet fie fagtn daß er fie nid gelernt Babe. |

Das m. g. 5. if nun bucfläblidh genommen gewiß fi geweien. Denn vom Anfang des Lebens unſers Herm an erzaͤ uns die Geſchichte, daß er zugenommen habe an Wei beit *), das Heißt alfo daß er gelernt babe, daß es in Seele zugegangen ſei in dieſer Beziehung wie in jeder m lichen Seele, und allmählig Erkenntniß und Bewußtfein der W heit fich mehr in feiner Seele entwilleht habe; amd das lernen. Wenn fie aber fagen, er habe die Schrift n gelernt: fo meinen fie dies, daß es nun damals befonbere Ralten gab, wo die Erkenntniß der Schrift fortgepflanzt w und da wußte man, weil e8 nur eine befchränkte Anzahl Volks war die fich derſelben widmete, wer bie Lehrer waren

”) Zur, 2, 62.

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m die Schuͤler. In einer ſolchen Schule hat nun ber Kerr at gelernt, und daher wunderten fie fich woher er die Kennmiß in Schrift habe. Diefe Verwunderung gebieh aber bald dahin fe fürchteten, wie der Evangelift fpäter erzählt, daß wenn 43 Bolt fortführe Chriſto anzuhangen*), und immer mehr bie munderung wüchfe gegen die Weisheit feiner Lehre und das &fühl vom der Klarheit derfelben, fo würde ihr eigenes Anfehen tif; und das war der erſte Keim von dem Haß den fie gegen im Erlöfer hegten, und was nım in feine Berfolgung und in ſane ungerechte Anklage auslief. |

Die Schrift m. g. 3. war auch damals ſchon etwas nicht m ſelbſt verſtaͤndliches; die Sprache des. Volks hatte fich ſchon kanmd geändert won jener Zeit her, im welcher Die heiligen Bücher geichrieben waren; die Geſchichten worauf fie fich bezo- M waren keinesweges mehr allgemein bekannt. So konnte alfo & Schrift ihren Zwell nicht erreichen, weshalb Gott fie gegeben Atte, wenn es nicht Anſtalten gab in welchen die Schrift gelehrt m) gelernt wurde.

Hoch viel mehr m. 9. F. iſt dies unter uns ber Ball. Denn @ire heiligen Bücher find gefchrieben in einer Sprache die und m allen chriſtlichen Wölfen fremd iſt denn fie lebt nicht uhr ſondern iſt ausgeftorben und darum Tann ed nicht ans Yes fein, es muß Anſtalten geben in welchen bie Schrift gelehrt id gelernt wird. Aber wir wifien auch, daß der Geiſt Gottes ca frcriwaltendes Weſen ift und feine Gaben veriheilt ohne ſich m menjchliche Anftalten, und wären fie auch mitten in der chrift- Km Kirche wie dieſe entflanden, zu binden und einzufchränfen. Um wohl und daß unter und die Meinung nicht fo feit ſteht, DB um die Schrift zu willen fie gerade in dieſen beflimmten An⸗ falten müffe gelernt fein. Denn was war damals bie traurige beige davon? daß beinahe der größte Theil des Volls in Une |

) Jeh. 11, 47. 48. B2

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wiffenheit blieb, und von der großen göttlichen Wohlthat, die i nen zu Theil werden fonnte und follte in dem Lichte welches | den heiligen Schriften, die man damals mehr als je zu erforjch fuchte, auf den hinwies ter da kommen follte, nichts genoß, fo dern nur beſchraͤnkt wurde auf die leere Beobachtung des Buc flaben in dem Geſez. Ja in jedem Kalle wo es nöthig war : wiffen was das Gefez geböte oder verböte, da nahmen fie ih Zuflucht zu denen welche die Schrift gelernt Hatten, und Die fanden alfo, ftatt die Wahrheit zu verbreiten und Diener derſe ben zu fein, fo zwiichen dem Bolfe und der gemeinfamen Quel der Wahrheit, daß diefe nicht anders als durch fie jenen gereid wurde. Wie nun auf der einen Seite dadurch das Außere Al fehen aber deswegen auch der innere Hochmuth derer wuchs, d fo aus dem Volke herausgehoben über der Schrift flanden ur wie der Herr fagt die Schlüffel des Himmelreichs Hatten um auf dem Stuble Mofes faßen: fo wurde nun dadurch auf di andern Seite die Entfernung zwifchen dieſen und dem Volke ebe in demfelben Maaße immer größer, und biefes verfanf immer ti fer in Unwiſſenheit, fo daß ihnen der Schaz der göttlichen Offer barungen unzugänglich war.

Das iſt denn auch leider in ber chriftlichen Kirche lange nug geicheben; aber Gott hat uns geholfen aus diefer Achnlid Seit mit jenen Zeiten; und wenn wir gleich wiſſen, daß es notl wenbiger Weife, foll die Schrift allen geöffnet werden, Anftalte geben muß, auf baß fie gelernt werde; wenn wir gleich dies ri mals und nirgends in Abrebe flellen, daß eine mannigfaltige FM menfchlicher Kenntniffe und Wiffenfchaften dazu gehört: fo iſt d auf daß die Gefahr der Unwiſſenheit und der Verdunkelung ber einen Seite und des Hochmuths und ber Anmaßung auf andern Seite abgewendet werde, in umfrer evangelifchen Ki das Beſtreben darauf gerichtet daß fo viel als irgend möglich die Schrift allen geöffnet werde, und was aus den Forſchun bie Dazu gehören zu ihrer Befeligung nöthig ift, immer mehr

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Elenntniß aller EhHriften fommen fönne und ihnen allen darge boten werde. Wenn wir nur an dem Worte halten, welches der Har gefagt Hat, Ihr follt euch nicht laffen Meifter nen sen, fondern Einer if euer Meifter, Chriſtus, und ihr unter einander feid alle Brüder*): fo werben wir mich frei bleiben von einer ſolchen Spaltung innerhalb der Ges meine ded Heren, die vorzüglih Eins fein foll und worin bie Gleichheit das herrſchende Gefühl aller fein foll; und dann wird auch immer mehr von uns und aus und entfernt werben basje- mge was eben in jener Zeit in ven Tagen des Herren die erfte Beranlafjung wurde zu der Sünde, welche fich die Vorſteher des Bolfes gegen ihm zu Schulden fommen ließen.

Was fagt nun der Here zu diefer Verwunderung, woher er

denn wol die Scheift wife, da er fie doch nicht gelernt habe? E fagt: meine Lehre ift nicht mein, fondern deß der _

nich gefandt hat.

KRämlih wenn nun das fi nicht fäugnen ließ, daß er die Lhnſ nicht gelernt hatte da wo ſie eben gewöhnlich gelehrt wurde: fo fragt ſich, woher er denn das Verſtaͤndniß derfelben hatte? Und da bleibt nur zweierlei übrig, entweder er hatte es aus ſich ſelbſt, oder es war eine göttlihe Gabe. Nun fagt er, er habe es nicht aus fich ſelbſt; meine Lehre, fagt er, iſt nicht mein, fondern deß der mich gefandt hat.

Wenn wir dies nun aber genau nehmen: wie konnte denn ter in welchem die Fülle der Gottheit wohnte**) und

ter das Ebenbild der göttlichen Weisheit wart*®)

wie konnte der jagen, feine Lehre fei nicht fein, ſondern deß ber iin geſandt Hat?

Wir müffen nur immer bedenken m g. F., daß der Her zu den Menſchen doch nicht anders reden lonnte ald eben wie fie ihn zu verftehen im Stande waren nach den Beziehungen in

*) Matih. 23, 8. *) Col. 2, 9. *) Col, 1, 15. Ebr. I, A

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welche fie ſich zu ihm geſezt hatten. Ex ſtand ihnen num gegen— über in feiner Menfchheit; und wenn flefagten, wie weiß Dies fer Menſch die Schrift, da er fie voch nicht gelerni

“Bat: fo Tonnte er darauf auch nicht anders antworten. Aber

feineöweges hat er jemals das andre geläugnet, ſondern eben fo oft und deutlich gefagt, ich und der Bater find Eins*); und nur indem wir dies beides zufammennehmen, können wir Das was er hier fagt richtig verfiehen. Wenn er alfo fast, meine Lehre ift nicht mein, fondern deß der mid gefanpt sat: fo meint er eigentlih: Wenn ihre mich betrachtet wie ich euch gegenüberftche, als Menfch, und nach der eigentlichen Quelle meiner Erfenntniß fragt: fo muß ich euch fagen, daß ich bie Schrift: eben fo wenig von einem anbern gelernt ale ich die Er- fenntniß derfelben menfchlicher Weife felbft gefunden Habe, fondern fie ift eine Gabe deſſen der mich geſandt hat, aber nicht auf vie- felbe Weife gefandt wie alle frühern Werkzeuge und Diener Got⸗ tes, ſondern fo daß ich felbft das fleiſchgewordene Wort, daß vie göttliche Weisheit und Erkenntniß mein Eigenthum ift, weil ich Eins bin mit dem Bater.

Können wir m. g. F. auch von biefen Werten eine Anwen- dung finden auf uns felbft? Allerdings, denn auch wir können einen Unterfhied machen zwifchen dem was in unfrer Seele auf der einen Seite von andern bergeholt wird, auf der andern Seite von felbit und aus ihrer eigenen Kraft ſich entwiffelt, und zwi- fhen alle dem was in derfelben die Gabe des göttlichen Geiftes ift, der in der chriftlichen Kirche walte. So nun einer fein an- beres Verſtaͤndniß der Schrift hat, als was er von andern ge lernt Bat: der ift gewiß der geringfte, fo wie auch der. Herr nicht hätte können Erlöfer der Welt fein, wenn er fein Berflänpniß ver Schrift nur gehabt hätte von Menfchen oder menfchlichen Lehrern. So aber einer meint, es ſei feine eigene Einficht: fo ift er um

») eb. 10, 30.

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bp uͤbler daran, als feine Meinung wahr iſt; denn dann verun⸗ reinigt er Das göttliche Wort durch menfchliche Gedanken und senfchliche Empfindungen, in weichen immer von der menfchlichen ebrechfichfeit und der Berbunfelumg der menſchlichen Seele et⸗ was fein muß. Wenn wir aber fagen können, was wir haben son dem Berftändniß des göttlichen Wortes, das iſt die Gabe des göttlichen Geiſtes, womit wir gelernt haben auch dasjenige unterjcheiden was Aberall in dem Verſtaͤndniß ver Schrift der Wirkung des Herm angehört, von dem was dad Wert menfch- licher Einfiht iſt: wolen, dann find wir in demfelben Verhaͤlt⸗ nig wie der Erlöfer, und Fönnen nad) Maaßgabe ver Kräfte des Geiſtes die der Herr uns gegeben hat, arbeiten an feinem Werke.

Run aber fährt der Herr fort und giebt uns die wichtige Belehrumg Darüber, wie fein muß überall wo geleärt wird das Verhältniß beider, derer die da Ichren und die ba Lehre annch- nen. Er fagt: So jemand will dep Willen thun namlich deß der mich gefandt Hat der wird inne werden, ob dieſe Lehre von Bott fei oder ob ih von mir ſelbſt rede. Wer von ihm felbft redet, der fucht jeine eigene Ehre; wer aber fucht die Ehre def der ihn gefandt hat, der iſt wahrhaftig, und iſt keine Un—⸗ gerechtigkeit an ihm.

Gr fagt alſo, derjenige werde inne werden, ob feine Lehre: ron Bott fei oder pb er von fich felbft rede, welger den Wil- len Gottes thun wolle.

M. g. F. Wenn wir und in Gedanken an bi Stelle der: imigen werfezen, welche Zuhörer des Herrn waren in den Tagen kines Fleifches: fo find wir oft in Verfuchung fie glüdlich zu rrijen vor ums auf Der einen Seite dem Ich will nicht fas yen zu beneiden auf der andern Seite müfjen wir aber befen- uen und Gott danken, daß wir beffer daran find als ſie. Denn mals fand der Herr da als eine neue Erfcheinung, und wie wir ed neulich gefagt haben, ging vom Anfang feines Lebens au

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durch gute und böfe Gerüchte. Und die armen Menſchen ſollten nun felbft Darüber beſtimmen und bie Entſcheidung finden, ob feine Lehre von Bott fei oder ob er von fich ſelbſt rede, ob fie ihm folgen follten als einem göttlichen Geſandten, ober ob er ein folcher fei der nur fuche feine eigene Ehre. Wir m. 9.5. find freilich hierin viel befier daran; ber Exlöfer und fein Wort if und nicht eine neue und frembe Erſcheinung, er lebt nicht einzeln por uns da, fondern fo wie wir von ihm erfahren, empfangeır wir zugleich von ihm den Segen den er und fein Wort feit ei- ner Reihe von Jahrhunderten dem menfchlicden Geſchlecht gebracht hat; und von Kinpheit an wird er und vorgeftellt al der Ge⸗ genfland der höchften Verehrung und der innigften Liebe, jo Daß wir gleichfam fchon für ihn gefangen werben unb unfte Ecefe für ifn gewonnen, che wir zu einer freien Wahl gelangen kön⸗ nen. Aber freilich fol auch jeder zu dieſer Wahl kommen auf eine andre Weife, es foll jeder in jeinem Herzen gewiß fein, Daß er den Glauben an den Herrn hat nicht ald etwas ererbies und durch Die Gewöhnung von Kindheit an angenommened, fonbern mit derfelben Gewißheit, mit welcher die erſten Jünger fagten, wohin follten wir gehen? Du allein Haft Worte des Lebens*), foll jener unter uns willen, daß fein andrer Rame den Menſchen gegeben ift, darin fie follen fe- lig werden, denn allein der Rame Jeſu EHrifi**). Alſo, wenn wir es freilich darin auf der einen Seite beſſer ha⸗ ben als jene, fo ift doch die Aufgabe wiederum wejentlich diefelbe ; auch wir müffen zu einer folchen feften und innigen Uebergeuguug gelangen. Was fagt nun der Her, wie die Frage entidhieben werden joll: hat er feine Lehre von fich felbft, oder if fie fein Werk wie das jedes andern den Gott gefandt hat, oder iſt fie eine bejondre und eigenthümliche Gabe von oben? Wer foll dieſe Entfcheivung treffen? Wer da will deß Willen thun, der

”) Zeh. 6, 68. **) Apoſtelgeſchichte 4, 12

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wird es inne werden. Alfo darauf geht er zurüd, es müfle in der menfchlichen Seele ver Wille fein ven Willen Gottes zu thun, eine innere Luft und ein inneres lebendiges Streben nach zolgſamkeit und Erfüllung des göttlichen Willens, Wo das fet, tu werde auch bald die fefte Meberzeugung und bie unerfchütters liche Gewißheit von der Goͤttlichkeit ſeiner Lehre entſtehen, da werde der Menſch inne, daß ſie nicht Menſchenwerk ſei, ſondern ane Gabe von oben.

Was fehen wir nun daraus m. g. F.? Der Herr jest wan⸗ delnd mitten unter denen bie Ihm fchon damals übel wollten und ſchon auf dem Wege waren ihn zu verberben, und auf der ans ven Seite unter demBolfe, welches fo felten in ben eigentlichen innern Sinn feiner Lehre einging, und nicht einmal fo viel Bes urtheilungsfraft Hatte, daß ed wie die vornehmeren des Vollg wiſſen fonnte und verſtehen die Schrift; fo zwiſchen Beſchraͤnkt⸗ heit und Unwiſſenheit geftellt auf ver einen Seite und gwifchen Bosheit und Tüffe des menjchlichen Herzens auf der andern Sxite, hatte er doch ein klares Bewußtſein von der Bedingung, unter welcher die Dienichen inne werden Eonnten, ja inne werden mußten, ob feine Lchre von Bott fei oder ob er von fich ſelbſt rede. Denn wäre feiner da gewefen, ber den Willen gehabt Hätte den Willen Gottes zu thun: fo konnte auch Feiner inne werben, ob feine Lehre von Gott fei oder ob ex von fich felbft rede. Konnte aber Feiner inne werden, ob feine Lehre von Gott fei oder ob er von fich ſelbſt rede: fo war er auch umfonft da und feine Erfcheinung vergeblih. Wiewol er alfo gefandt war unter ein verderbtes Gefchlecht, er der das Reich Gottes Fiften follte: ſo hält er doch die Ueberzeugung feft, daß in der wmenfchlichen Seele nicht untergegangen ſei und niemals untergehen koͤnne das Verlangen den Willen Gottes zu thun, und daran fnüpfte fih feine ganze Wirkſamkeit fo wie die Hoffnung und die Zuverfiht daß er nicht vergeblich erfchies nen fei und daß feine Beſtimmung werde erreicht werben.

KH

Wenn wir nun auf ber einen Seite das glauben mit De innigften Ueberzeugung, daß Feiner zu ihm fommen fönne er werde denn gezogen von dem Bater®), mb daß e nicht Fleiſch und Blut fei fondern derBater im Him: mel, der dem Menſchen das offenbart, daß er allein der Sohn Gottes Worte des ewigen Lebens hat**); wenn wir feft überzeugt find, daß der Glaube nit jeper- manns Ding ift***) und nicht Menfchenwerk auf der einen Seite: fo müffen wir doch auf der andern’ fagen, der Here felbft giebt uns hier die ficherfte Gewährleitung dafuͤr daß das unrich- tig iſt und wicht mit ferner Lehre übereinftimmenn, wern wir glauben, der Menfch wie er von Natur iſt habe ganz und gar alle Luft und Freude an dem göttlichen Willen aus dem inner- ften- feine® Herzens verloren, fondern, wie auch der Apoſtel Bau- [us fagt, das ift der Zuftand des natürlichen Menſchen, daß er eine Luft Bat an Gottes Befezt). So wie er mr ver- "immt den Ton des ewigen göttlichen Willens, fo regt ſich Die Luft und die Freude daran in dem Innetften feines Gemüths Iſt ſein tiefftes Gefühl das nicht, und vernimmt er nicht Die Stimme des göttlichen Willens: fo kann er auch nicht ine wers den, ob die Lehre Chriſti von Bott fei oder ob nicht. Aber dennoch iſt das wahr, daß wir das Bollbringen nie; mals findentf), und daß wir ohmerachtet tiefer Freude des Innerften Menfchen an dem Gefez Gottes, ohnerachtet des Ber- kangens und: Beftrebens den Willen Gottes zu thım, erloͤſt wer- den müffen, wie der Apoftel fagt, von dem Leibe dieſes To; besttr), welche Exrlöfung aber bei dem ift, in welchem allein wir nicht Bloß Ruhe und Freude finden, fonvdern der auch allen das Licht und bie Wahrheit unb ber Weg zum Leben gewor-

den iſt rH.

*) Joh. 6, 44. **) Job. 6,6. 8. ꝛ) 2 Theſſ.3,2. 4 Roͤm.7, 32. +7) Röm.7,18. +44) Römer 7, 24. Joh. 14, 6

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Aber eben fo ſagt der Herr, wie es ſtehen müfle um bie Ehre. Er fagt: Wer von ihm felbfi redet, der ſucht iine eigene Ehre und bie beides erflärt er für eins ad tuffelbige; der Menſch kann nicht etwas reden und thun als in digen, ohne feine eigene Ehre zu fuchen; und wer feine eis gene Ehre fucht, der redet und thut auch von fich ſelbſt wer aber ſucht die Ehre dep der ihn gejandt hat, der if zabrhaftig und if feine Ungerechtigkeit an ihm.

Laßt und recht merken m. g. F. auf diefe tieffinnigen Worte des Herrn. Denn wenn er die beiden einander entgegenftellt, den der von ihm felbit redet und feine Ehre ſucht, und wiederum den der Die Ehre deſſen ſucht der ihn gefandt sat, und von dem Ieztern fagt, ex fei allen wahrhaftig: fo folgt auch, daß der erftere nicht wahrhaftig ift; und wenn er von dem fezteren fagt, in dem allein fei Feine Ungerechtig— feit: fo folgt, daß in dem erfteren die Ungerechtigkeit if. So wie died eins und daffelbige ift, von fich felbft reven, ein Herold feiner eigenen Weisheit fein, und feine eigene Ehre fuchen: fo iR auch von beiden unzertrennlich die Unwahrhaftigkeit und die Uns gerechtigkeit. Wenn alfo ber Herr vorher fügte, daß ih der Seele tes Menfchen fein kann und fein foll und zur Erfenntniß der Wahrheit auch fein muß ein Wille den Willen Gottes zu thun: jo fagt ex bier zugleich, daß in der Seele des Menfchen, wenn ee fich nicht ganz felbft verläugnet, und ganz allein für ven und turch den fein will, der alle Wahrheit von oben fendet, fo fei, fine Wahrheit in ihm fondern Lüge, und Feine Gerechtig⸗ feit fonbern Ungerechtigkeit; denn es it Ungerechtigfeit, wenn der Menfch ſich über amdre erheben will, weil alle gleich find vor Gott, da fein Fleiſch vor Gott gerecht ift, und alle des Ruhmes ermangeln den fie bei Bott Haben follten*). Und eben fo iſt es wahr, wenn der Menfch von fich jelbft redet

°) Römer 3, 20-2.

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und jeine eigene wore fucht, fo ift feine Wahrheit in ihm; Dem er weiß nicht und hat feine Kenntniß davon wie das nicht jein eigen if; er weiß nicht wie das nicht ausfchließend die Frucht iſt feiner eigenen Anftrengung, ſondern wie eben vieles von außen mitgewirkt hat zu der Entwikkelung feiner Seele; er weiß nicht wie äußere Umſtaͤnde zufammengetreten find mit der innen Thä- tigfeit feiner Seele, und wie bie weldhe von ben Tagen feiner Jugend an auf ihn gewirkt einen wejentlichen Anteil haben an allem was er geneigt ift als fein eigen zu betrachten. So wie nun der Herr eben deswegen ber rechte Lehrer war, weil er wußte und fühlte, was er fage und thue feien die Worte feines Baterd und nur was er von dem Bater gejehen®): fo auch wir, wenn wir an der Wahrheit halten wollen und kei⸗ nen Theil Haben an der Ungerechtigkeit die den Herm zum Tode gebracht Hat: jo müflen auch ‚wir alles nur thun und reden im dem Geifte der ſich uns in der chriftlichen Kirche offenbart, und alle was und aus dem reichen innern Leben derfelben entgegen- tritt, erfennen als die Wahrheit vefien der feinen Sohn und durch feinen Sohn den Geift gejandt hat in die Herzen der Gläubigen; fo müflen auch wir es fühlen, daß alle Wahrheit nicht unfer ift fondern feine, und Daß auch weder uns noch irgend einem andern Menfihen die Ehre gebührt, fondern ihm allein; denn alles an- dre wäre Unwahrheit und Ungerechtigkeit. Denn darum Bat er uns dazu verbunden, daß feiner ſoll fich über ben andern erhe⸗ ben, und feiner des andern Meifter fein, fondern alle Brüder, und al8 Brüder alle gleidy unter dem der allein aller Meifter ift.

Auf der andern Seite kommt der Herr auf eine andere Quelle feines Leidens, nämlich auf fich ſelbſt, injofern nämlich vie Menjchen feiner Zeit ihm gegenüberftanden in feinem Berhält; nig zum mofaifchen Geſez. Dieſes Geſez hatte ihnen Gott durch die Hand feines Dieuers Moſes gegeben, damit fie es Biel

*) Joh. 6, 18,

m: aber wiemmb unter übnen fennte ſich ter jergiältigen und arm Errüiumz tepeiten rübem; aber tun Erlöier judien Re a utten als einen Uebertreter des Geſezes, weil er jenen Kran⸗ Im, ven welchem uns der Evangeliſt im fünften Karitd erzäblt Kt, am Eabburb gefund gemacht Kutte; und nun führt cr ihnen a Ormütbe mod He unter andern ſelbſt am Sabbath tbiten umd duerch das Geſez ſelbſt rechtiertigten, Taß es am Sabbath geſche 'n lenne; dennoch aber wollten fe ihn tödten um des cinzis gen Werkes willen, weldhes er am Eabbatb getban, und welches doch ungleich wichtiger war als ihr Thum und Treiben.

Und das if der erfle Anfang geweſen jeiner Leiden, daß tie Verke welche er that nichts anderes waren als ver vollfommene Ausdruff deſſen was er von feinem Bater gefehen und gehört bitte, und daß er fih in der reinen Ausübung feines Willens, ter Ems war mit dem göttlichen, nicht wollte ftören laſſen durch Menſchenſazungen, welche die angefehenen unter feinem Bolfe in Blinden Eifer und mit einem verfehrten Herzen aufrecht zu er⸗ halten ſuchten, ſo daß fie, was nichts anderes ald ein Werk ver Liebe war und ein Erweis feiner göttlichen Kraft, ihm zur Sünde techneten, und in diefer Berfennung des guten umb göttlichen immer weiter gingen, bis fie endlich dahin famen, daß fie im Ramen des Befezes, freilich fälfchlicher Weife, den Erlöfer zum Iode veruurtheilten. Aber das ift auch der Grund geweſen, wes⸗ Halb der Apoftel Baulus fagen konnte: So nun ih durch das Geſez dem Geſez geſtorben bin, weil ih mit Chriſto gefreuzigt bin, fo lebe ih nun weder dem Geſez noch mir feld, fondern allein ihm®).

Aber m. g. 5. es giebt gewiß Fein beutlicheres Beifpiel mnfglicher Ungerechtigkeit und Unmwahrheit, ald was ber Herr bier aufſtellt; allein es hat feinen Grund darin daß die Men

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*) Rom. 7, 4-6, 11.

® u 30

| fchen ihre eigene Ehre fuchten; fie wollten nicht bloß das götts liche Gefez aufrecht erhalten, fondern auch die Menfchenfazungen, bie ihnen überliefert waren, und auf denen ein großer Theil des Anjehens beruhte welches ihnen zu Theil wurde; fie wollten dası gleichgültige und unbedeutende auf die gleiche Linie mit Dem großen und wichtigen flellen, und was dagegen gethan war eben fo betrachten und behandeln, ald was gegen bad 8 Geſez felbft gejündigt war. Der Herr nun flellte ihnen klarſte das ungereimte des Widerfpruches dar, in welchem fie be griffen waren; doch er hatte das umfonft gethan, fie gingen im⸗ mer weiter in ihrem Wahn, und fuchten und fanden darin den Grund ihn zu tödten, und nad) dem Geſez, welches ex nicht übertreten Hatte, dem Tode zu überliefern.

So m. g. F. kann ed denn gefchehen, daß die göttliche Wahr⸗ heit dem Menſchen erſt ein todter Buchftabe wird, daß dann Das menjchliche gleiche Rechte mit dem göttlichen forvert, und ber Unterfchied zwijchen beiden fich ihm immer mehr verwirt, und daß auf diefe Weife alles was dem Menſchen zum Heil und Se gen gegeben ift ihm zum Fluch ausfchlägt, wie es denen gefche- hen ift, die im Namen und unter dem Borwande des Gefezes den Herm zum Tode verurtheilten. Darum m. g. F. fommt al: (es darauf an, daß Wahrheit und Gerechtigfeit in dem Menfchen fein. Wo die nicht find und ſich erhalten, da find alle göttli- chen Gaben umfonft, und auch die edelſten vie fchönften und hertlichhten, auch die welche am meiften ein Bolf vor dem andern auszeichnen, wie das Volk der Juden ausgezeichnet war vor als fen andern Voͤlkern durch die göttlichen Offenbarungen in feiner Mitte, gereichen dann dem Menfchen nicht zum Eegen, fondern zum Berberben. Wahrheit und Gerechtigkeit iſt aber nicht in denen die ihre eigene Ehre fuchen, fondern nur in denen die nicht an fich felbft ihre eigene Freude Haben, und vie an ſich ſelbſt nichts edleres und befferes kennen als die Freude an dem goͤttlichen Willen und bie Luſt denſelben zu voll

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1

ringen Wem wir dans in diefem und durch dieſen in Ges meinfchaft kommen mit dem der die Wahrheit ift und das Licht, md von ihm die Worte des Lebens vernehmen welche Geiſt und Kraft find, und durch feine Wahrheit frei gemacht werben von ver Gewalt jedes tobten Buchflaben: ja dann wirb Immer mehr aus unfrer Seele alles dasjenige entfernt werben, was die Urs ſache geworden iſt von den Leiden und dem Tode des Herrn, md dann Tönnen wir auch getroft eingehen in die Gemeinfchaft feiner Leiden, wie es von jeher alle feine treuen Diener gethan haben, um das Werk der Wahrheit uud der Gerechtigkeit, wel ches er gegründet Bat, zu fördern. Dazu wollen wir uns denn auch ſelbſt ihm immer mehr weihen; denn wir find es ihm ſchuldig! Amen.

XXXVIII. Am Sonntage Oculi 1825.

Tert. Joh. 7, 25—36.

Da fprachen etliche von Serufalem: Iſt das nicht der, den fte fuchten zu töbten? Und fiehe zu, er rebet frei, und fie fagen ihm nichts. Erkennen unfre Oberften nun gewiß, daß er gewiß Chriſtus ſei? Doch wir willen, von wannen dieſer ift; wenn aber Ehriftus kommen wird, fo wird niemand wiffen, von wannen er if. Da rief Je⸗ fus im Tempel, Ichrete und ſprach: Ja ihr fennet mich und wifiet von wannen ich bin; und von mir felbft bin ich nicht gefommen, fondern es ift ein wahrbaftiger der mich geſandt Hat, welchen ihr nicht kennet; ich kenne ihn aber, denn ich bin von ihm, und er hat mich gefanbt. Da ſuchten fie ihn zu greifen, aber niemand legte die Hand an ihn, denn feine Stunde war noch nicht ges fommen. Aber viele vom Bolt glaubten an ihn und fprachen: Wenn Chriſtus kommen wird, wird er auch mehr Zeichen thun als dieſer thut? Und es kam vor bie Phariſaͤer, daß das Volk foldhes von ihm murmelte. Da fandten die Bharifäer und Hohenprieſter Knechte aus, daß fie ihn griffen. Da fprach Jeſus zu ihnen:

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Ionnte, denen das Kreuz Chriſti ein Aergerniß und eine Thorheit werden mußte*), wie die Apoftel dies fo it fagten von dem größten Theil der Menfchen.

Aber m. g. F. auch In dieſen Worten iſt doch wieber eine geheime und höhere Wahrheit, die wir uns nicht verbergen koͤn⸗ nen. Der Herr ſelbſt Sagt: das Fleiſch IR kein nuͤze, die Vorte Die ich rede fin? Bei und Leben*N. Go war auch fein irdiſches Leben in der Welt gleichfam nur Die Hülle _ bed Wortes welches vom Himmel kam, und konnte auch nicht länger dauern, als nothwendig war damit dieſes ausgeſprochen würde auf eine nicht mehr vertilgbare Weife unter den Menfchen; md wenn gleich in ber Folge Chriſtus felbft fein Leben Iaffen mußte nach den Willen feines Baters, fo iſt doch wahr, das ge hört mit zu feiner Würde und mit zu ber Göttlichkelt des Glau⸗ bens, defien Grund er gelegt hat, daB vie Welt ihn muß frei res ben laſſen und ihm nicht wehren kann, wenn ſie es auch noch fo ſehr will. Wie oft von Anbeginn an haben nicht die Feinde die⸗ fer ewigen und göttlichen Wahrheit geficht die Verkündigung ber felben zu hemmen und das Licht des Lebens wieder auszulöfchen! aber feine menſchliche Gewalt hat es vermocht. Den Irpifchen Mund des Herrn fonnten fie wol verfiummen machen, aber als diefer gefchlofien war und er Hingegangen war, wie er hier fagt, zu feinem Vater: da öffnete fich der Mund feiner Apo⸗ Rel; und wie viele auch von feinen Zeugen eben fo zum Tode gebracht wurden als er: das Wort wer einmal lebendig gewor- den und konnte nicht wieder untergehen, frei mußten fie es reden und gewähren laſſen vor allen Menſchen, und es wire auch nicht untergehen bis an das Ende der Tage; und daß es jo als ein unendliches unzerſtoͤrbares tiber alle menſchliche Gewalt fiegendes, alle Räume und alle Zeiten erfüllendes ausgegangen iſt von dem der es zuerſt gan hat, das bewein und zeugt 58 daß er A e

) 1 Ger, 1, 18, 28. ev Ev. Joh. 6, 08, 62

1

ſagt: iR das nicht der ben fie fuchten gu töbten? ur ſiehe zu, ex vedet frei und fie fagen ihm nichts; e kennen unſre Oberſten nun gewiß, daßer gewiß Chr us ſei?

Hier m. g. F. ſchen wir eine gewiſſe Neigimg zum Gfaı ben an den Grlöfer; aber woran hängt fie? An ber Selbftä pigfelt des Herrn freilich auf ber Anen Seite, ver freimüthig r dete ohne irgend einen Menſchen zu fcheuen; aber auf ber den auch wieder nicht fowof daran ſelbſt, als an dem Erfo den der Erlöfer bis jezt gehabt Hatte. Er vebet frei, und fie tfu ihm nichts; fie müflen ihn gewähren laſſen gegen ihren Bill und ofme daß fie das Beſtreben geäußert haben ihn zu tödte und daran follten nun fo wie ſie bie Oberſten erkennen, daß Chriſtus ſei, an dieſer geheimen unſtichtbaren Gewalt, welche ‚ausübte über fie ſelbſt, die fein: Verderben wollten und A vo nicht entfchließen konnten es Gerbeizufüßren.

Freilich m. g. F. dab der Exlöfer fo that, feinen Menſche ſcheute, ſich durch nichts, was er wußte von den Anfchlägen je ner Feinde gegen in, irre machen ließ in dem Beruf weldher di Wille feines himmliſchen Vaters in ihm umd an Ihm war, I gehört mit zu feiner Herrlichleit, welcher feine Jünger zwar fi chen fellen aͤhmlich zu werden, aber ihn doch auch darin nid erreichen können. Aber an dem Erfolg zu Hängen, das war t am, woraus boch fein wahrer Gtaube am Ihn entſtehen Fonnt Was folite nun aus biefen Menfchen werden, welche allerding etwas vernahmen von der hohen Wuͤrde des Erldferd, wenn fpi terhin bie Oberen des Volls ihn doch nicht frei reden lieh und obwol fie ihn hier nicht griffen, weil feine Stunde no nicht gekommen war, doch fpäterhin mit Gewalt fich feiner ix maͤchtigten und ihn zum Tode brachten? Wenn ihr Glaube da er Chriſtus fei darauf rufte, daß die mächtigen die ihn anfeiı

beten nichts über ihn vermodhten: fo ruhte ee auf einem ſchw chen Grunde, und war ein Glaube, der nur in folden ſei

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Aber daß niemand wiffen würbe von wannen er ift, darin lag nun wieder ohnerachtet jener Welffagung des alten Bundes eine tiefe Wahrheit. Denn das machte ihn nicht zum Eloſer, Daß er abftammte aus den Haufe Davids, fondern daß avon oben gelommen war von feinem Bater herab, das machte, daß er konnte der Erlöfer der Menfchen fein. Aber das wußte niemand und konnte niemand wifien, fo weit hatte auch der Geiſt das geiflige Auge der alten Diener Gottes nicht geöffnet,. um ihnen das Geheimniß von der Verbindung des goͤtt⸗ lichen Wefens mit einem Menſchen zu offenbaren; und von wan⸗ zen Sirius in diefem Sinne war, das hatte vorher niemand gewußt, er allein konnte es verkündigen, und nur indem ber Glaube an ihn die Herrlichkeit‘ des eingebomm Sohnes vom Bater ers kannte, fonnte das Wort feiner eigenen Bertändigumg eine blei⸗ bende Etätte finden.

Und fo tritt num ber Here mit feinem Heften Wort und * nem unmittelbaren Zeugniß in dieſe menſchliche Verwirrung der Gedanken hinein, indem er fagt, ja ihr kennet mich und wißt von wannen ich bin, wodurch er ihnen gleichſam zu eatennen giebt, daß das ein faljcher Wahn fei und eine leere Eins bifvung, als ob fie, was das wefentliche der Sache betrifft, et⸗ was davon wüßten; denn, fagt er, von mir ſelbſt bin id} nicht gelommen. Er galt aber, betrachtet ala Ausleger der Schrift und als Lehrer des göttlichen Wortes, allerdings für el nen ſolchen der von ihm felbft gekommen war, weil er nämlich, wie ihm feine Gegner oft zum Borwurf machten, die Schrift niche gelernt hatte. auf die hergebrachte Weiſe. Er konnte aljo nicht nachweiſen weber von fich felb, von wannen er gefammen wäre, noch von feiner Kehre, van wem dieſe wäre und auf weſſen Anjehen fie eigentlich beruhen follte. Aber nun fagt er, Ich bin nicht von mir ſelbſt gefommen, fondern es If ein wahrhaftiger ber mich gefandt hat, welchen ihr nicht fennet, t

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wirklich das göttliche Wort war, welches in Ihm menſchliche Ge flalt und menfchlihe Natur angenommen hatte; das zeugt bafılı daß er das Wort der Wahrheit und des Lebens geworben If.

Andre aber fagten: ja wenn Chriftus aber fommeı wird, fo wird niemand wiffen von wannen er ifl von diefem aber wiffen wir von wannen er if, aljı fann er nit Chriſtus fein.

Als Herodes die Schriftgelehrten befragte, yon wannen be Mefilas kommen foltte: fo fagten fie nicht, wenn Chriſtus Tom men wird, fo würde niemand wiffen von wannen er ift, ſonderr fie hielten fih an das Wort der Weiffagung in den Schriften des alten Bundes, daß Ehriftus fommen müfle aus dem Hauſt Davids, und daß fein Stammort, möge er geboren fein wo ei wolle, doch das Haus Davids fein müfle Aber neben diefem Worte der Weiffagung muß eine folche Rede unter dem Volle geweien fein, daß wenn Chriſtus Fommen werde niemand wiſſen würde von wannen er ift, eine Borftellung wahrfcheinlich aus den Zeiten her, wo ber Mund der Weiffagung unter jenem Bolfe fhon verftummt war, aber viele heilige und von dem Weſen der Schrift durchdrungene Gemüther gerichtet waren auf bie Erfül: lung defien was unter jenen Weiffagungen und Verheißungen das größte war.

Und m. g. F. da finden wir auch Hier Wahrheit und Irr⸗ thum, das oberflächlichfte fo wie das tiefe und geheinmißvollſt in einander verflochten und mit einanber verbunden. Sie glaub: ten, fie wüßten von wannen er ifl, und meinten bie® nur irdi fher und menfchlicher Weiſe; fie nannten ihn nämlich Jeſum von Nazareth und hielten ihm für einen Gallläer, und meinten ſ wuͤßten ſehr wohl von wannen er iſt. Aber auch das wuß fie nicht einmal, ſondern fie irrten ſich darüber, wie wir das fen aus der Erzählung unfrer heiligen Buͤcher. Was fie zu wiflen glaubten von dem äußern Herlommen und bem menf lichen Urfprung des Erlöfers, das war noch dazu ein

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Aber daß niemand wiſſen würde von wannen er iſt, darin lag nun wieder ohnerachtet jener Weiſſagung des alten Bundes eine tiefe Wahrheit. Denn das machte ihn nicht zum Erlöfer, daß er abflammte aus dem Haufe Davids, fondern daß a von oben geflommen war von feinem Vater herab, das machte, daß er Eonnte ber Erloͤſer der Menichen fein. Aber das wußte niemand und konnte niemand wifien, fo weit hatte auch der Geiſt das geiftige Auge der alten Diener Gottes nicht geöffnet, um ihnen das Geheimniß von der Verbindung des goͤtt⸗ ihen Weſens mit einem Menfchen zu offenbaren; und von wan⸗ nen Chriſtus in dieſem Sinne war, das hatte vorher niemand gewußt, er allein konnte es verkündigen, und nur indem der Glaube an ihn die Herrlichkeit‘ des eingebornen Sohnes vom Vater er⸗ kannte, Fonnte das Wort feiner eigenen Vertündiqung eine blei⸗ benbe Stätte finden.

Und fo tritt num der Herr mit feinem Heften Wort und PN nem unmittelbaren Zeugniß in dieſe menfchliche Verwirrung dei Gedanken binein, indem er fagt, ja ihr kennet mich und wißt non wannen ich bin, woburch er ihnen gleichfam zu atennen giebt, daß das ein falfcher Wahn fei und eine leere Ein diſldung, als ob fie, was das wefentliche ver Sache betrifft, et⸗ was Davon wäßten; denn, fagt er, von mir ſelbſt bin id nicht gekommen. Er galt aber, betrachtet ala Ausleger der Ehrift und als Lehrer des göttlichen Wortes, allerdings für ei⸗ un folchen der von ihm felbft gefommen war, weil er nämlich, wie ihm feine Gegner oft zum Vorwurf machten, dio Schrift richt gelernt ‚hatte auf die hergebrachte Weife Er konnte alfo at nachweifen weder von fich felbfl, von mannen er gefammen wäre, noch von feiner Xehre, von wen dieſe wäre und auf weſſen Anſehen fie eigentlich beruhen fallte. Aber nun fagt ev, Ih bin sicht von min ſelbſt gefommen, fondern es If ein sahrhaftiger der mich gefandt hat, welchen ihr nicht Ionnet, t

Naͤmlich m. 9. F. wenn auch hie Propheten des alten Bun des das hätten fagen Tonnen, daß Cheiſtus bes Herr von Sot dem Bater im Himmel herablommen würbe, wenn fie das auch hätten fagen Fönnen: fo hätte doch niemand gewußt von wannen er nun gelommen fet, weil fie eben alle den ber ihn geſandt Hatte ſelbſt nicht kannten. Und das m. g.$. ift freilih wahr. Wenn unter dem Volke, welches das Boll des Herm, das Bolf des alten Bundes ‚genannt wird, eine wahrhafte und reine Erkennt niß Gottes geweſen wäre: fo wäre es nicht möglich geweſen daß fie den Fuͤrſten des Lebens hätten können zum Tode verdammen*), fo wäre: es nicht möglich geweſen daß fie das: Wort Gottes ges redet aus feinem Munde nicht haͤtten erlennen folln und an⸗ nehmen; aber. fie kannten eben hen nicht der ihn geſandt Hatte, und. ed gab auch in der fündigen Welt feine Erkenntniß Gottes, welche der Wahrheit gemäß gewefen wäre, und Eonnte keine ge ben als die, weiche Chriſtus ſelbſt erſt in dem Berflande und in dem Herzen der Menſchen anzündete und fie damit innerlich er leuchte. Davon geben ums ja die Bücher des alten Bun bes ein gewiſſes und, veutliches Zeugniß, welches eben auch durch diefe und ähnliche Worte des Herrn fo ſehr befätigt wirt. Koͤn⸗ nen wir wol jagen, vaß ba eine folche Eckenntniß Gottes fei wie der Verfaſſer unſers Evangeliums fie im feinem erſten Briefe in Diefe wenigen Worte zuſammenfaßt, vaß Gott die Liebe ift**)? erſcheint er wol anders denn nur als der Herr, im allgemeinen der Herr deswegen, weil ex gefchaffen bat, in bejonverer Bezie⸗ Hung auf das Volk feib als ber Herr deowegen, weil er fie herausgefuͤhrt hat aus der Knechtſchaft, und weil er. ihnen unter der Bedingung des Geſezes welches ihnen. Mofes gebracht das Rand ihrer Bäter wievergegeben. hatte Da war alfa ein gan anderes Verhältniß der Menfchen zu Gott, ale das welches ber Edlöfes verfündigte, und eben bedtwegen weil die Menfehen doch

4 so

*) Apofelg. 3, 15, ») 1 Joh. 4 8.

dieſelben waren, eine ganz andere Vorſtellung von Gott, womit dm ein ſolches Verhaͤltniß zwiſchen ihm und den Dienfchen bes ſtand. Alſo wie fee fie auch ferſchen mochten in ber Schrift, fo lomten fie doch den Gott den der Grlöfer verfünbigie und son dem er ſagte daß er ihn gefandt Habe, ven bonnten ne doch wich erfennen. Darum jagt der Exlöfer auch ganz vor züglich immer von den Schriften des alten Bundes, daß fie Zeugniß ablegten von ihm*) Berichlefin war auch ih⸗ uen das innerfle das Heilige und tiefe von der Grfenntnif Gottes, das wahre lebendige Bewußtſein von der ewigen Liebe, das regt fi) da nicht und geht nicht veutlich zu Tage hereor, jondern if verfehüttet und begraben unter der Furcht des Herm; aber auf ihn zugleich weiſen fie hin, von ihm zeugen fie, auf ven richten fie die Seele des aufmerkjumen Leſers, der ba Toms men fol, auf das hohe Gut der Freiheit und das Licht ver Frei⸗ heit, welches aber damals noch nicht offenbar war. And mit dem Gefühl dieſer Unwiſſenheit weilte der GErlöfer die Menſchen erſt recht erfüllen, er -Ionnte «8 ihmen nicht oft und deutlich genug fügen, wie fern fie wären von der Erkenntniß Gotieg, zu der fie gelangen follten, und wie fie an ihs fich halten und durch ihn in die lebendige Erfenntnig Gottes ſich müßten einleiten laſſen, und durch ihn zum Vater fommen, weil es einen andern Weg zum Bater nicht gäbe. Und darum Tonnte er fich auf nichts an» tered als auf fich ſelbſt berufen und ein gutes Zeugniß von fid) ablegen und fügen, daß ohnerachtet er von ſich felbR zeuge, fein Zeugniß doch wahr fei*"), weil es Das Zeugniß des Vaters war, mit welchem er Eins zu fein wußte und bebmmptete,

Aber nachdem er das gefagt Hatte, da ergeimmien nun bie Menſchen und fuchten ihn zu greifen; aber niemand legte die Hand an ihn, denn feine Stunde war nod nit gelommen.

e) Es. Job. 5, 39. *) Ev. Job. 8, 14.

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Pas war es denn m. g. F., was in dieſen großen und eben fo einfachen als erhabenen Worten des Herrn die menſchliche Lei denfchaft fo aufregte? Ja es war freilich das, daß die Oberſten des Volke, von welchen allein das gefagt fein Tann, daß fie fuch ten ihn zu greifen, von fich ſelbſt glaubten die rechte lebendig Erfenntnig Gottes zu haben, und eben deswegen fi) felb Hoch müthig über anbre erhoben und fich unterfchieven von dem Bolfe, von welchem fie wie wir bald hören werben fagten, es fei ver flucht, weil es von dem Gefez nichts wife Y. Im biefem geifti⸗ gen Stolz und Hochmuth ergrimmien fie, al& der Herr fo ſchlicht und einfach, ohne irgend eine Ausnahme zu machen, ohne einen Unterfchieb zuzugeben zwiſchen ven gelehtten und dem Volke, fagte, niemand kenne den der ihn gefandt Habe, von bem er gefommen ſei, und fie wußten wol wen er meinte, denn er Hatte es ihmen oft genug geſagt. Statt daß fie alſo hätten follen in fich gehen und die Wahrheit erfennen der Worte bie ex fprach, fo ergrimmten fie und. fuchten ihn zu greifen; aber ihr Zorn war oßmmächtig und ihre Bemuͤhung vergeblih, weil feine Stunde noch nicht gelommen war.

Was fehen wir aber Hieraus? daß es feinen gefährlicheren Feind giebt des wahren menfchlichen Wohls, der reinen Seligfeit bie wir in Chriſto Haben, als eben der geiflige Stolz und Hoch⸗ muih, der da glaubt etwas zu fein durch fih ſelbſt, und ber wenn er auch meint daß Licht und Kraft, Wahrheit und Glaube, Leben und Seligfeit von oben gefommen find, doch jenen Feinden des Heren darin ähnlich iſt, Daß er fich über andre erheben will und fich einen Borzug vor andern beilegen. Das war ja eben Die Sünde welche am meiften die Menfchen trieb den Kürflen des Lebens zu tödten, das war es ja, was bie Feinvfchaft gegen ihn in ihren Herzen aufregte, und je länger er unter ihnen wandelte, befto mehr ſich entzüundete, bis feine Stunde gekommen war und

®) Ev. Joh. 7, 9,

4t

mmihlicher Weiſe zu reden fie ihren Willen an ihm thun konn⸗ tm. So giebt es auch für uns feinen größern Feind als jenen gefigen Hochmuth, und feine größere Sicherheit dafür ald vie da liegt in der brüderlichen Liebe, in welcher Ehriftus uns vers kunden Bat, indem Feiner fich fol über den andern erheben, fons . tem alle fich ‚gleich fegen, weil wie alle nur aus einer Quelle fHöpfen koͤnnen, weil nur Eine Seligfeit für uns alle ift und mm Einer der fie jpendet und der fie gern giebt.

Aber, beißt es weiter, viele vom Volk glaubten an ihn und ſprachen: wenn Ehriftus fommen wird, wird er auch mehr Zeichen thun als dieſer? Und es fam vor die Juden, daß das Volk foldes von ihm murs melte; da fandten fie Knechte aus, daß fie ihn griffen.

Was fie alſo zuerft thaten wegen feinge ſie felbft treffenden Worte, daß fie ihn nämlich zu greifen fuchten, das thaten fie run wieder, weil das Wolf unter ſich murmelte, er möge doch wol Chriſtus fein, ohnerachtet fie felbit, die Vorſteher des Volks, es Barinäffig Täugneten. Den anfangenden Glauben wollten fie nun befämpfen in dem, der der Gegenftand befielben war; weil das Volk von ihm meinte er ſei Ehriftus, fo fuchten fie ihn felbft ju greifen, um ihn fobald als möglich dem Volle aus den Aus gen und aus dem Sinne zu bringen, damit fie fortfahren koͤnn⸗ im das Volk zu leiten wie bisher.

Das m. g F. iſt denn freilich nichts anderes als wieder daffelbe. inter der Herrfchaft des Geſezes da waren fie ficher daß ihr Anfehen nicht konnte gefchmälert werden; denn das Volf fonnte unmöglich alle einzelne Vorfchriften des Gefezes und was fh noch von Menfchenfazungen daran gehängt hatte und was diejenigen welche die Menge leiteten dem göttlichen Geſez felbft gleichflellten, das konnte das Volk nicht wiſſen und im Gedaͤcht⸗ niß bevahren, ſondern es mußte feine Zuflucht zu denen nehmen, die daraus ein eigenes Geichäft ihres Lebens machten. Das drohte ihnen num imterzugehen, und eben deshalb fuchten fie den

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Glauben an den Erlöfer in feiner erſten Glut zu ertödden D haben wir wieder das Beſtreben eine geiftige Ungleichheit unte den Menfchen aufrecht zu erhalten und dadurch eine Gewalt übe die menjchlichen Gemüther und über das innerſte Lehen der Men [hen auszuüben Das war es, wovon diejenigen nicht Taffeı ‚Fonnten, welche am meiften äußerlich angejehen die Feinde Dei Germ waren, und darum iR das Beſtreben eine ſolche geiſtig Ungleichheit feftzubalten immerfort noch die Feindſchaft gegen Der Erlöfer. Wo der wahre Glaube an den if, da kann es fein

andere Ungleichheit geben, als bie zwiſchen dem Exlöfer und der erlöften. Wie ſehr fih auch die. fezteren von einander unter ſcheiden mögen, es find das alles, doch nur menichlidhe Unter fhiede. Iſt einer mehr begabt, der andre weniger, Hat der eine Gaben, mit denen er var den Menjchen und der Welt glänzt, der andere dagegen unfcheinbare: wie mannigfaltig auch die Ga- ben find, ed ift Do) nur Ein Geil. Iſt der eine auf biefe ber andere auf jene Stelle gefezt, Kat der eine ein großes ber an dere ein geringes Amt: wie vielerlei Aemter auch find, es ift doch nur Ein Herr. In diefer Gleichheit, die keinen andern Unter hie erfennt, in Beziehung auf unfer Verhältnif au Ooit nicht nur, fonbern auch in Rüdfict alles deffen was den wahren Werth des Menſchen vor Bott ausmacht, wenn wir in dem Ge fühl dieſer Gleichheit bleiben: dann ‚bleiben wir auch im dem rich tigen Verhaͤltniß zu dem Erlöfer, dann iR er der einige Herr ben ‚Gott gefandt hat, und unter ihm find wis alle Brüber. Das ift tie brüberliche Liebe, das Band des Glaubens, und wo fie ver- losen. geht, da läuft der Glaube felbft Gefahr; wo, einer ſich über die andern erheben will, da leidet die ausfchließliche Ehr⸗ furcht vor dem Einen der allein über allen fiehen fol.

Da nun ber. Herr das merkte, fo ſprach er: Ich bin noch eine Fleine Zeit bei eud, und danngehe ich Hin gu dem der mich gefandi hat; ihr werdet mid fuchen und nicht finden, und da ich bin könnt ihr nicht Hinfommen.

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Das m. g. F. war nun das fichere Vorwiſſen des Herm yon dem was ihm bevorfland, deutlich genug fprach, er ſich dar⸗ übe aus; aber fie verſtanden ihm doch nicht, ſondern fprachen ınter einanber, was iſt das für eine Rede, daß er jagt, er wolle hingehen wo wir ihn nicht finden follen? will er etwa aud dem Lande geben gu den Juden, die unter den Griechen hin und ber zerſtreuet wohnen; um dieſe zu lehren? was will ex damit fagen, wenn er meint, wo id bin da koͤnnt ihr nit hinkemmen?

Und doch waren diefe Warte des Herm Leicht zu bunchbriw gm; aber warum verftanden die Menfchen fie nicht? Eben des⸗ wegen weil der Anfang des Glaubens, der in ihrer- See war, darauf ruhte, was wir fhon in den erften Worten unferd Tertes gelefen haben, if das nicht der den fie fuchten zu toͤd⸗ ten? aber er redet doc frei, und fie fagen- ihm nichts; jollten fte daran. nicht erfennen daß er gewiß Chris tus ſei? Sie glaubten alfo, und darauf ruhte ihr Glaube, dad werde immer fo fort gehen und auf irgend eine Weiſe werde ex Rob, wenn auch im menfchlicdden Sinne, feine Feinde überwinden, und darum Connten fie feine Worte nicht verfichen. ;

So iſt es aber m: g. F., fr lange ber Glaube des. MWeſcha | an Den Herm nicht auf Dem rechten Grunde ruht, ſowal was feine geiflige Wirkſamkeit ale aush befonders was feine Wunder betrifft, fo daß man ‚nach fagen kann, wein Chriſtus komnwn wird, fo wird er noch mehr Zeichen thun als dieſer; ſo lange der Glaube nicht auf dem einen Grunde ruht, daß der. Erlafer das lebendige Wort iſt, welhes Fleiſch iſt geworden, daß wir in ihm ſchauen die Herrlichkeit desieinge⸗ bornen Sohnes vom Bater: fo lange kann alles andere und die Wahrheit felbft dem. Menfchen mehr zum Verderben ges reichen als zum Heil, wehr.:.zus Verdunkelung als zur Erleuch⸗ tung feines Innern. Darum verſtanden fie dieſe Worte nicht und wurden von dem Wege abgeführt, der fie. ſchon betreten hat⸗

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ten. Indem ex fagte, Ich bin noch eine kleine Zeit be euch, fo wollte ex, daß fle achten follten auf jedes Wort feine Mundes, daß fie feine Einlabung annehmen möchten, Komın her zu mir die ihr mühfelig und beladen fein, ih will euch erquiffen*), daß fie die köffliche Zeit, die für fie nod war, nicht verfäumen follten Aber in diefem Irrthume ihrer Ge danfen, in dieſer Verkehrtheit ihrer Wünfche, in dieſem Wechfe zwiſchen Glauben und Unglauben befangen, verflanden fie ie nicht, und viele unter ihnen gehörten zu denen bie noch His ter ſich gingen, vielleicht zu denen für bie feine gange Erfcheinung auf Exben vergeblich war. |

Darum m. g. 5. rufen auch andere Worte der Schrift dem Menfchen fo ernſt und dringend zu, die rechte Zeit der Gnade nicht zu verfäumen**), den Sinn zu richten auf alles herrliche und große was und durch Chriſtum gegeben ift und was in ber Bemeinfchaft mit ihm liegt, mit der ganzen Kraft des Gemuͤthes Inımer tiefer einzubringen in fein Wort, und aus ter Quelle zu shöpfen die uns in ihm eröffnet iR, daß fie nicht verrinne unter den Menfchen, um die kurze Zeit zu benuzen bie einem jeden ver⸗ fiehen il. Kurz war die Zeit Die der Herr auf Erden lebte, bie ahndete er ſchon fein Leiden, und nur noch wenige Feſte waren es, fe Sam das, welches ihn dem Tode überlieferte Seitdem m. 8. 5. iR das Wort des Erlöfers feſt und bat Feine foldye zeitliche Grenze mehr, wie der Tod des Herm war für fein irdiſches Le bes. Aber jeder Augenblift der Gnade TR Föftlih und foll nicht verfäumt werben, und jeder verlorme Augenbliff bringt uns Scha⸗ den. Denn je früher wir reif werden in der Erkenntniß Chrifi, und wie der Apoftel Baulus fagt, zur Achnlichfeit des vollkom⸗ menen Alters Chriſti gelangen, deſto eher gedeiht auch in ver Seele das Leben in Bott und Chriſto und alle Seligfdt deſſel⸗ ben. Je mehr wir zaubern und uns den nichtigen Beftredungen

*) Raits 11,8. *%) Ebr. 12, 15.

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der Welt Hingeben und umfere Gebanfen an das vergängliche fetten, deſto mehr verlieren wir den Sinn für das einfache und Rare Wort des Heren, und werben immer mehr einer Verwirrung fingegeben,, die freilich noch zu löfen Ift, aber doch immer einen fi e8 größeren ober geringeren Theil des Lebens für und verlor ven geben läßt. Darum m. g. F. iſt das ein Wort, welches wir uns alle follten gefagt fein laſſen. Es iſt freilich immer bafielbe Wort des Heren, welches uns ruft und lofft und dem wie folgen follen, aber jedes an und für fich betrachtet iſt eine Heine Zeit bei und. Jeder Augenblikk der Gnade iſt ein Mittel ter Gnade, welches wir nicht verfäumen follen, jene Art wie der Here ſich uns darftellt in feinen Wirkungen auf menfchliche Sees im und in feinem liebevollen Gebot, ift etwas was wir nicht follen vorübergehen lafien, fondern mit der ganzen Kraft der Seele ergreifen ehe es gu fpät iſt. Und deß follen wir immer einge denk fein, daß wir von allem was der Herr zu und rebet, fei es in feinem Wort, ſei e8 in der Art wie dieſes unfere Seele ers leuchtet und erfüllt, ihm Rechenfchaft geben follen. Und wohl dem, ber das Föflliche Wort nicht überhört, der die kurze Zeit nicht verfäumt hat, fondern alles fich zu nuze gemacht für feine Seele. O dann werden wir dem immer äfnlicher werben, ber feinen Augenbliff war ohne den Willen feines Vaters im Him⸗ mel zu thun und ohne die Worte zu hören, die er in feine Seele bineinrebete.. Dann werden auch wir feine Worte hören, denn biefe find Geift und Leben, das allein iſt Seligfeit. Amen.

XXXIX. Am Sonntage Judica 1826.

Tert. Joh. 7, 37 —53.

Aber am lezten Täge des Feſtes, der am herrlichſten war, trat Iefus auf, rief und fprach: wen da bürftet der komme zu mir und trinke; wer an mich glaubt, wir bie Schrift fagt, von def Leibe werben Ströme des le bendigen Waſſers fließen. Das fagte er aber von dem Geiſt, welchen empfangen follten die an ihn glaubten; denn der heilige Geil war noch nicht da, denn Sefus wer noch nicht verklaͤrt. Viele nun vom Volk, die dieſe Rede hörten, ſprachen: vieler iR ein rechter Prophet. Die amdern fpradhen: er iſt Ehriftus. Etliche aber ſpra⸗ hen: Fall Ehriftus aus Galllaͤg kommen? fpricht nic die Schrift, von dem Samen Davids und aus dem Fleb fen Bethlehem, da David war, folle Chriſtus fommen? Alſo warb eine Zwietracht unter dem Bolf über ihn. Es wollten aber etliche ihn greifen, aber niemand legte die Hand an ihn. Die Knechte famen zu den Hohen prieftern und Phariſaͤern. Und fie fprachen zu ihnen: warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Knete ant worteten: es bat nie fein Menfch alfo geredet wie bie

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fer Menſch. Da antworteten ihnen die Phartfäer: ſeld ihr auch verführet? glaubt auch irgend ein Oberfter oder Phariſaͤer an ihn? fondern das Wolf, das nichts vom Geſez weiß, ift verflucht. Spricht zu ihnen Niko⸗ demus, der bei ver Nacht zu ihm kam, welcher einer un⸗ ter ihnen war: richtet umfer Geſez auch einen Menfchen, ehe man ihn verhöret und erfennet was er thut? Sie antworteten und fprachen zu ihm: bift du auch ein Ga⸗ lilaͤer? forſche und fiehe, aus Galilaͤa fteht fein Pros phet auf. Und ein jeglicher ging alſo heim.

PILZE wir mit einander gelefen haben m. a. $., dus geerfant uns ganz von ſelbſt in drei verſchiedene Abſchnitte. Das erfte ft das was und Johannes berichtet von der Rede Ehrifti am legten Tage des Feſtes; das zweite find die Gefühle des Volks über im; und endlich das dritte find die Verhandlungen uns ter dem hohen Rathe und den Oberften des Volks.

1. Was nun das erfte betrifft, fo erzählt ung Johannes, am lezten Tage des Feſtes, weicher der herrlichſte ſei gewefen, habe Jeſus gefprochen, wen da bürftet, der fomme zu mir und trinke; und wer an mich glaubt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Waſſero fließen.

Es war nämlich dieſes Feſt das Feſt der Laubhütten, wel⸗ ches auf der einen Seite ein Dankfeſt war für die lezte und ſpaͤ⸗ tete Ernte von den Früchten der Erbe und für die Hoffnungen des Fümftigen Jahres, auf der andern Seite aber auch zugleich eine Echmerung an das ehemalige Leber des Volkes In ver Wüuͤſte, che es die feſten Wohnſize in dem verheißenen Lande ges funden Hatte; und es gehörte zu den Gebräuchen dieſes Feſtes, daß tägfich Morgens ein Priefter aus einer heiligen Quelle Wafs fer ſchoͤpfte und baffelbe mit Wein vermifcht im Tempel ausgoß. Am Testen Tage des Feſteß aber war alles. dies mit befondeter Zeierlichkeit verbunden und deshalb der Gegenftand der größten

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Theilnahme. Darauf bezieht ſich die Rebe des Herrn, von wel; der uns Johannes wur einige wenige Worte aufbehalten hat, in benen er ſich darſtellt als die Quelle des lebendigen Waſſers indem er fagt, wen da bürftet, der Tomme zu mir und ‘trinke, und dann Hinzufügt, wer an mid) glaubt, von de ß - Leibe werden Ströme des lebendigen Baffers fließen.

Wir fehen überall m. g. F. daß der Erlöfer von dem al- ten, an welchem fein Bolf immer noch fefthielt, daſſelbe bei jeder Gelegenheit Hinweift auf das neue. Wenn die Samariterin ihn fragt, welches denn ber vechte Gottesbienft fei, der in Jerufalem oder der auf dem Berge Garizim, und alfo auf eine alte Streit⸗ frage des Volks zurüdgeht: fo verweiſet er fie darauf, es werbe eine neue und berrlichere Weife Gott zu dienen von nun an vor- handen fein, nämli ihn anzubeten im Geift und In der Wahrheit?) Wenn das Volk in der Rebe, die uns Johan⸗ nes in dem fechften Kapitel feines Evangeliums aufbehalten hat, ihn darauf zurüdführt, was für Wunder Gott der Herr an den Bätern gethan in der Wüfte, und wie er ihnen die Nahrung vom Himmel gegeben: fo fagt ex, eureBäter haben Manna gegeffen in der Wüfte und find doch geftorben; ich aber bin das Brot vom Himmel gelommen, auf dag wer davon iffet nicht Rerbe, fondern lebe in Ewig- feit®®), Eben fo bier bei dieſer Heiligen Hanblung, bie fidh auf die alte Gefchichte des Volls bezieht, weilet er die welche ihn Hören wollen, indem er Dazu kommt wo das ganze Boll verfammelt ift, mit lauter Stimme auf das geiflige Leben Hin, indem es fagt, wen da bürftet, der folle fich nicht fät- tigen in der Erinnerung an alte Gebraäuche und Bun derthaten Gottes, fondern zu dem binzutreten, was Bott durch ihn thue. Wen da dürfte, wer ein Berlangen hat in feiner Seele, das befriedigt werben fol, der lomme zu

®) Ev. Joh. 4, 28. 20) Ev. Joh. 6, —.

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ie nad trinfe. Aber was er hier jagt, das iR etwas weit grö- us ald was wir in jenen andern Etellen finden. Zu ber umiterin jagt er, ald er ſich wit ihr am Brunnen Jufobs findet und fie bittet ihm zu trinfen zu geben, er habe Mafler, ın welchem wenn einer tränfe ihn nie wieder dürften werbe. n der Rede die ich vorhin erwähnt habe fagt er auch, nur wer m dem Brot des Lebens eſſen werbe, weiches zu geben er ge- mmen fei, der werde dadurch das ewige Leben haben. Hier xt jagt er mehr, nicht nur wer zu ihm lomme werde feinen uf öſchen un auf eine hinreichende Weiſe Löfchen, fo daß er mer aus feiner andern Quelle zu fchöpfen brauche, ſondern er gt was viel größeres, wer fo im Glauben an ihn den Durft t Seele von ihm und durch ihn Löjchen werde, der werde felbft ne lebendige Quelle in feinem Innern hervorfprudeln fehen, fo 5 ihn ſelbſt niemals wieder dürften und Ströme des lebendi⸗ m Waſſers in einem geifligen Sinne erquiffenn von ihm fließen eden. Sohannes Hatte jene frühern Reden alle entweder uns itelbar ober aus Erzählungen des Erlöfers mit andern, und wiß hatte ex es wie alles anbre außer Gott nur feinem Herrn ad Meifter zu verdanken, daß er felbft davon die Erfahrung in iner Seele gemacht hatte. Denn er gehört zu denen, bie «8 m früheften einfehen lernten und an fich felbf erfuhren, daß Je⸗ Ss von Nazareth allein Worte des ewigen Lebens abe*), und die von Anbeginn an entfchloffen waren nie wieher on ihm zu gehen. Wenn alfo der Herr jenes Wort ausſprach, war er fich der Wahrheit davon ſchon aus feiner eigenen Er ing bewußt; er hatte ven Glauben an feinen Herrn und Reifter, er fühlte das höhere geiflige Leben in ber Gemeinſchaft Kit ihm, er wußte auch an ihm bewährte ſich das Föftliche Wort, 25 wer aus diefer Duelle fchöpfe nichts anderes bevürfe um inn Durſt zu Löfchen; wer von biefem Brote efje das ewige

Es. Joh. 6, 68. om, üb. Ev. Job. II. D

1:

Leben Haben werde. Aber bier fagt der Herr: wer ba trin! von dem werden Ströme des lebendigen Baffe fließen. Das Hatte er noch nicht erfahren. Aber wieviel mu! damals noch gefchehen als er das hörte! was für eine Herrli feit follte an den gläubigen offenbar werben, die noch nicht ſchienen war, und der er nun gewiß entgegenharrte, ſich des g fiigen Lebens in der Gemeinfchaft mit feinem Herrn erfreue Bis die Stunde fommen würde, wo ſich ihm auch das offenbaı und er auch davon bie Wahrheit erfahren follte. Aber nicht e geſchah es als am Tage der Pfingften, wo die Berheißung Erfuͤllung ging, daß feine Juͤnger follten angethan werben | Kraft aus ver Höhe auf eine ſolche Weife, daß fie follten je Zeugen fein auf Erden. Da erfuhr er es, wie aus des Pet und aller übrigen Munde, indem fie die großen Thaten Goi priefen, die Ströme des lebendigen Waſſers fich ergofien, wie I Rebe in die Herzen der Menfchen eindrang, fo daß fie in gingen und fragten: Ihr Männer, lieben Brüder, w follen wir thun daß wir felig werden*? Da ı« wurbe er Inne nicht nur der ihm ſelbſt hefchievenen Kraft, ihm von feinem Herrn und Meifler zum Genuß eines ftillen ligen Lebens geworben war, ſondern auch der Kraft, andern Seligkeit zu geben, nach welcher ihr Herz verlangte.

Und wie Fonnte er anders, als indem er die Worte Herm nieberfchrieb, lange nach der Zeit wo er fie aus feiı Munde vernommen hatte, wie fonntg er anders fagen als: d fagte er von dem Geiſt, welchen empfangen folti bie an ihn glaubten; bamals aber war der Beil Geiſt noch nicht ausgegoffen, denn der Herr warn wicht verflärt

Damit nun m. g. J. will er uns zu erfennen geben f eigene Einficht von biefem Ereigniß, daß jene höhere Kraft, ausftrömende Kraft des geiftigen Lebens ben Süngern des H

®) Apoſtelg. 2, 87. |

ht cher habe einwohnen können, als bis er ſelbſt verllaͤrt wor⸗ t. Mer unter diefem Verklärtwerden verfteht er nichts ande als die Aufnahme des Heren in die Herrlichkeit feines Va⸗ 3 und fein Berfchwinden von der Erde. Und wahrlich, wir ten geftehen muͤſſen daß auch dies wahr und richtig und mit

Worten des Herm übereinftimmend iſt; denn bald werben wir en in unferm Evangelio, wie Ehriftus felbft fagt auf fein Leis und feinen Tod Hinweifend: das Weizenforn, wenn es dierftirbt, bleibt allein; wird es aber in die Erde jenft und erſtirbt es, dann bringt es viel Frucht. 4 war nım aber anderes die Frucht die das Leben des Herm igen follte, als eben dies, daß die Fülle der Gottheit, die in | wohnte, hernach auf die Gemeine der gläubigen, auf bie ye Gemeine des Heren übergehen follte, fo daß der Geift ttes, auf ihr ruhend und in ihr waltend wie er in ihm felbft hnt Hatte, ihr Leben werden follte, die Kraft welche fie bes fe und trieb, wie fie ihn getrieben hatte nichts zu thun aus em eigenen Willen, fondern nur ven Willen des Vaters zu len, auf nichts zu fehen ald auf die Werfe die der Vater zeigte, auf nichts zu hören als auf die Worte die der Das zu ihm redete. So lange der Herr lebte, könnte er allein es 1, von welchem biefe belebende Kraft ausftrömte; feine Jüns auch die welche ihm am beften verftanden, konnten nichts thun im Immer aufs neue empfangen und fich immer inniger tringen laffen von feiner göttlichen Kraft. Als er aber von m genommen war, da gefchah es, daß die Verheißung die ex a Bater empfangen hatte an ihnen in Erfüllung ging, da te die gefammelte Kraft des göttlichen Wortes von ihnen und wurde eine Quelle des Lebens für andre.

Ader der Apoftel fagt das num nicht nur von fich.felbft und un Gefährten an jenem Tage der erften Ergießung des Gel } jondern er fagt: das fagte der Ser von bem Geift, )E. Joh. 12, 2.

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welchen empfangen follten die an ihn glaubten; | als ein gemeinfames Gut aller derer die an den Herrn al: ten fpricht er dies aus. Seitdem er felbft ber Here nicht : auf Erden war, fol jeder der an ihn glaubt, und der wenn bürftet zu ihm kommt, ein folder werben, von welchem Str des lebendigen MWaflerd ausgehen, ver auch wieder im Sta ift die todten und flarren Eindrüffe in andern zu befruchten, Durſt der Seele in andern zu loͤſchen, das ihm ſelbſt mitzeth Leben in andern hervorzurufen.

Und gewiß m. g. F. iſt das num das rechte aennzei aller derer die an den Herrn wahrhaft glauben, und den D der Seele wahrhaft aus ihm, aus ſeinem Worte und Leber loͤſchen verſtehen. Weil fie göttliche Kraft if, fo farm es nicht anders fein als daß fie göttlich d. h. fchaffend überall u wo fie ift; und ſchaffen fann fie nichts anderes als Leben Gott, wie fie felbft göttliches Leben if. Mer göttliches & von dem Herrn empfängt, von dem ftrömt es weiter und bei ſich lebendig durch ihm hindurch und verbreitet fi über ar und wie es von ihm ausftrömt, fo kehrt es reicher und ſch wieder zu ihm zurüff, um ſich von neuem zu ergießen. Da die Art und Weife wie von Anfang an die Gemeinde des H ſich verbreitet hat und noch fortfaͤhrt ſich zu verbreiten; dai die Art und Weife wie ein Geſchlecht der gläubigen fich das andere verliert, und ein Raum fl an den andern Fa) bis hinauf zu dem von welchem alles ausgegangen iſt, von Nazareth.

IL Aber m. g. 8. in was für eine trübe Zeit führt num bie weitere Erzählung des Apoſtels zuruͤkk! Doch nicht geblich ift das Hier neben einander geftellt. Wenn wir ung fen erfreuen mit inniger Dankbarfeit gegen Gott, daß aud uns und aus und ber Geift des Herrn mächtig if, um Das ben in Ehrifto fefter zu begründen und weiter zu verbreiten - laßt uns ja mit rechter Aufmerkſamkeit und Auspauer auf ı

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kn was der Verbreitung dieſes Lebens im Wege fieht. Was rein damals die Wirkſamkeit des Herrn ſchwaͤchte und hin⸗ , daß in fo vielen Menſchen fein Wort feine Frucht brachte, feißig er auch bevacht war es im ihre Herzen auszufäen, iſt daffelbe zu allen Zeiten, was die Verbreitung der rechten ft des geiftigen Lebens hindert. Und wie das Feft zu Ende j, auf welchem der Herr geweien war in ber Hauptftadt feis Bolfes, und alle aus allen verfchiedenen Gegenven des Lan, welhe hinauf gefommen waren, nun im Stande waren zu m, daß fie ihn gehört Hätten, und wie er diejenige Zeit, in Ser alle Gemüther befonders aufgelegt waren ihr Berhälmiß Bott, ihrem Herm und Schöpfer, in dem innern ihres Ge hes zu erneuern und feiner Wohlthaten von Ihm fich zu er- en, wie er dieſe Zeit am meiften benuzen wollte um ben men des göttlichen Wortes auszuftreuen, wovon und ver mgelift ſchon in dem vorigen Kapitel feines Evangeliums eine be gegeben hat: fo faßt er hier zufammen, was die Folge Kfen ſei von diefer Rede des Herrn.

Da erzählt er denn zuerft, was die Folge geweſen fei bei ı Bolfe, wie biefes davon ergriffen worben auf verfchiedene ie. Die einen fagten, weniger aber mit der rechten gott- Migen Richtung des Gemüthes auf das Reich Gottes, wel: ı zu ſtiften der Herr gefommen war, als vielmehr in ihrem ſhen und weltlichen Sinne, die einen fagten: dieſer ift Itehter Prophet; die andern, in denen das Wort aufs engen war, welches der Herr geredet hatte, fagten: er iſt dunur ein rechter Brophet, ſondern er ift Chriftus; ober wider den Herrn ſich auflehnten, die fagten: foll denn tus von Baliläa kommen? denn von da Fam Ehrir | bisher immer nach Zerufalem, und feine Sünger hießen deshalb Baliläer foll er nicht aus Bethlehem kommen, da wid war? Und fo entfland eine Zwietracht unter dem Volke tim. Statt daß alle hätten follen einig fein, ftatt daß der Glaube

5 an ihm, die innige Liebe zu ihm, die lebendige Wahrnehm der geiftigen Kräfte die in ihm walteten, alle hätte verbis follen: ftatt deffen entſtand unter ihnen eine Zwietracht über

Und worin m. g. 8. hatte diefe ihren Grund? Offe in nichts anderm als darin, daß fie am meiften über den H urtheilten nach äußern Merfmalen und Beziehungen, auf ä Wirfungen deffelden vorzüglich fahen, und nach Außern den und Erfcheinungen beurthellen wollten, was eigentlich ihm zu Halten ſei. NAufgelegt war die ganze damalige Zeil Erwartung des Meſſias, und ed war der allgemeine ©H daß dem vorhergehen werde einer oder mehrere der alten pheten. Wenn alfo die einen fagten, er ift ein rechter 9 phet, und bie andern, er if Chriftus: fo wollten fie dings die Allgemeine Erwartung mehr oder weniger auf ihl ziehen. Aber wenn wir fragen, was dachten fie fih von Ch und warım hielten ihn doch die meiften nicht für Chri fondern für einen Propheten ver vor ihm hergehen follte müffen wir fagen, weil fie verblenvet waren darüber und ten, das Reich Gottes werde kommen mit Außer: Zeichen und Geberden, *) fo oft auch der Herr dad gentheil davon geäußert, und Johannes fein Borläufer vi gemeine Erwartung beftritten hatte Sie erwarteten in bei da kommen follte einen Retter von Außerm Druff und irt Zrübfalen, einen Wiederherfteller des aͤußern Glanzes, De Volk früher gehabt Hatte. Darauf waren fie gerichtet; v meinten denn die meilten, auch die welche gutes von ihm ten, er fei ein Prophet, der rechte welcher vor dem Eric des Meffiad auftreten follte, weil fie die Lehre die Dad vom jchlechten ſcheiden follte nur für eine Vorbereitung und meinten, wenn Ehriftus felbft Tomme, fo werde die

nn)

©) Luc. 17, 20,

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ng dee Volls zu jener großen Trennung vor ſich gehen, und elbe in feinen alten Glanz wieder hergeftellt werben. Und ıh die weldde meinten er ſei Chriftus, vie fahen doch bloß if dad äußere, und wollten fo ſchnell als möglich über bie ste und über bie geiftigen Wirkungen hinweg, unb warteten tz auf ben Augenbliff wo der Herr fie zur äußern That aufs ren werbe für fein Reich und zur äußern Theilnahme an n Angelegenheiten deſſelben. Denn fonft hätte darüber Feine wietracht entftehen können, daß einige fagten, er iſt Chriſtus, adre aber, der ift von Galiläa, Ehriftus aber fol ja nicht von Ialilän kommen, fondern aus der Stadt Bethlehem, da David ar. Darauf legten fie einen ſolchen Werth eben wegen biefer gen Beziehungen, indem fie meinten, Ehriftus folle den Thron Ravids wieder aufrichten, den alten Glanz bes Volkes, ven es nter David und Salomo gehabt, wieder heritellen, e8 yon allen inen Feinden befreien und die andern Völker der Erde unter ine Füße legen; und weil dem David die Verheißung gegeben nt, daß niemals einer fehlen fole auf ‚feinem Throne vom Stamme Juda, fo hielten fie daran, Aber fie irrten nun darin, fie meinten Chriftus fei wirklich aus Gallläa und nicht aus a Stadt Bethlehem. Hätte es ihnen aber etwas geholfen, wenn ie gewußt hätten, daß er doch aus den Samen Davids fei? die würden fi dadurch zwar beftärft gefühlt Haben in ihrem hlauben, nämlich eben in dem, baß von den Nachkommen Da- its der verheißene Netter zu erwarten fei; aber fie würden doch üht den rechten Meſſias erkannt und angenommen haben, eben väl fie nur irdiſches im Sinne hatten. Und fo mögen wir wol fe göttliche Weisheit rechtfertigen, daß fie diefen Irrthum zuges aben, Denn das follte nicht der Glaube fein den der Herr ordern würde, darauf follte ihr Glaube an den Meſſtas nicht uben, daß er aus der Stabt Davids ſei; fondern fie follten fich ieje göttliche Verheißung aus dem Munde der alten Propheten b rein geiſtig denen, wie auch bie ganze Vorftellung von Chriſto

56 und feinem Reiche geiflig fein follte. Aber weil fie an dem & Bern hingen und nicht auf das geiftige fahen: fo war eine Zw tracht unter ihnen, und bad war wenn man auf das allgeme ſtcht die ganze Frucht dieſer feſtlichen Rede des Herrn. |

So ift e8 jezt nicht mehr; in dieſem Sinne iſt unfer Ar nicht mehr auf Außeres nnd irdiſches gerichtet. Aber m. g. wie viele giebt es nicht noch unter den Chriften, die eben desh: weil ihnen das Leben noch fremd iſt und verborgen, welches | Here fo befgrelbt, daß fo jemand wenn ihn duͤrſtet ibm fomme und trinke, von dem würden dann fell Ströme des lebendigen Waſſers fließen, bie eben Di halb auch immer noch, wenn fie gefragt werden oder fich fel fragen, was hat denn nun eigentlich Chriftus gewirkt? was durch feine Erfheinung in der Welt hervorgebracht? nur ein äußern Maafftab Hiezu anlegen; und wenn gefragt wird, inw fen erfcheint das Gefchlecht derer die an ihn glauben beffer ler vollkommner gefchifkter zu allem was gu dem Beruf i Menfchen gehört, als die Gefchlechter welche vor ihm gewe ſind? wenn dieſe Frage fo geftellt wird: mas gefchieht ande al8 daß eine Zwietracht unter Ihnen entfteht! Einige bejal es und fagen, es fei doch eine Vollkommenheit unter dem men| lichen Gefchlecht zum Vorſchein gefommen die früher nicht war, es fei fo viel gutes und herrliches feit der Eefcheinu des Chriſtenthums gewirkt worden, daß man nicht denken fon das ſei ohne den Herrn geſchehen. Andre wiederum vernen es und ſagen, wenn man das was unter den Chriſten Tugend erſcheine gegen dasjenige halte, was auch unter Völkern vor Chriſto als Tugend vorkomme: fo ſehe man, I die menfchliche Schwachheit auch die gläubigen nicht verla| das menfchliche Geſchlecht fei und bleibe wie vorher daffelbe, ı im wefenilichen fei durch die Erſcheinung des Herrn nichts ı ders geworden; und fleige man herab in das Gebiet der men! lichen Altäglichkeit und rühme fich Hier beffere reinere und v

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kommnere Mufler der Weisheit und Tugend zu finden: fo ſei das nur eine Verblendung daher kommend, weil man nicht alles einzelne vor Mugen habe; wer aber das innere Lehen aus Gott fenne, ver bezeuge ed, daß nichts in der menfchlichen Welt fo ſei wie es fein folle, ja man finde noch zu jeder Zeit, wie ber große Haufe des Volks unter:dven Chriften denfelben Leidenfchof- ten fröhne, von denen die Menfchen beherrfcht wurben che ber Herr auf Erden erſchien. So ift eine Zwietzacht unter den Men- fhen. Aber der Glaube Hält feſt an der flillen aber ſichern Wir⸗ fung des göttlichen Geiſtes; der Glaube ift gewiß, daß bie Ströme des lebendigen Waflers immer mehr von dem welcher bie Quelle des Lebens ift in die Herzen derer fließen, die ihm ergeben find, und daß der göttliche Geift ohnerachtet aller Schwie: rigfeiten dennoch immer tiefer in vie menfchlichen Gemütber ein- dringt und ihr ganzes Leben Immer mehr heiligt; der Glaube iſt gewiß, daß die welche in Chriſto Jeſu find das ewige Leben haben, wenn es auch in der Außern Erſcheinung noch nicht voll- fommen if. Und fo warten bie welche biefes Glaubens voll find, bis die Herrlichkeit der Kinder Gottes ganz offenbar wird, und fern von aller Zwietracht find fie darin einig, Herr wohin follten wir gehen, du haft Worte des ewigen Lebens! Ja wenn wir in ihm bleiben wie die Reben am Weinſtokk, fo allein können wie Frucht bringen und die Krone des Lebens empfangend der Seele Seligfeit davontragen.

II. Das lebte was uns ber Bvangelif erzählt, pas find die Verhandlungen des hohen Raths und der Oberflen bes Volls unter einander und mit ihren Dienern über unfern Herrn. Sie hatten Knechte ausgefanbt, welche Chriſtum greifen jollten; aber diefe kamen unverrichteter Sache wieder zurüft, und als fie ges fragt wurden, warum Habt ihe ihm nicht gebracht? fo fagten fie, es hat nte kein Menſch alfo geredet, wie dieſer Menſch.

Dabei m. g. F. laſſet uns einen Augenblikk ſtehen bleiben

und erfennen, was eigentlich die Kraft des Wortes und der Bere Chriſti für ſich allein betrachtet if. Wir wiſſen wol auf ber einen Seite, weil ber Herr feld das Wort genannt wird, weil er ſelbſt feine ganze Wirkfamfeit fo befchreibt, daß er fagt, als» les was du mir gegeben haft, das habe ih den Men- ſchen offenbart *): fo find wir auf vorzüglicde Weile an fein Wort und feine Lehre gewiefen, und feine Jünger ſelbſt nen⸗ nen das was fie an ihm fefthaltend und ihn unverwandt an⸗ fhauend immer aufs neue von ihm in ihr Gemüth aufgenom⸗ men Hatten, nicht anders als das Wort des Lebens, wel ches er Hat. Auf der andern Seite wiften wir wol, daß bie bloße Weberlieferung der Lehre Chrifti, die bloße Annahme der⸗ felben ald Wahrheit, die Billigung der beffem und reinen Bor ftellungen die er uns über Gott mitgetheilt, das Berfländniß der Lehre über die menfchlichen VBerhälmiffe, die wir von ihm em⸗ pfangen Haben, daß dies den wahren Glauben nicht ausmacht, fondern daß biefer vielmehr darin befteht, daß wir in feinem Wort und in feiner Lehre die ganze Einheit und den linnern Zufammenhang feines göttlichen Lebens wahrnehmen und in uns aufnehmen. Das war nun die Sache der Knechte nicht gewefen, welche die Hohenpriefter und Oberſten des Volks ausgejchifft hatten um ihn zu greifen; aber doch indem fie fagten, es hat noch nie ein Menſch alfo geredet wie diefer Menfd: fo waren eben daburd fie felbft gebunden geweſen von der Rebe des Herrn, daß fie den Auftrag den fie von ihren Obern erhals ten nicht im Stande waren auszurichten, fondern ohne Hand an ihn zu legen waren fie wieder zurüffgefommen. Da fehen wir, bie einfeitige und gleichfam abgeriffene Wirkung der Lehre Chriſti fol eben die fein, daß fle die thätige Feindſchaft der Menfchen gegen ihn aufhebt, und fie hindert Hand an. ihn zu legen.

Und das m. g. F. IR immer chvas, fo wie es etwas noth⸗

2) Ge. Joh. 17, 7. 8.

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wendiges war und ben göttlichen Fügungen gemäß, daß bie Etumde des Herm noch nicht gefchlagen hatte und feine Feinde fh noch nicht feiner bemächtigten, ſondern fein Leben noch ein kleines gefriftet wurde. Und das iſt das erſte Zeichen, daß etwas gefundes noch in einem Deenfchen übrig ift, wenn das bloße Bernehmen der Lehre Ehrifti eine ſolche Achtung in ihm herbor- bringt, welche verhindert daß der Menſch nicht Hand an ihn legt.

Aber auch jezt noch m. g.-%. kann Hand an Ehriftum un⸗ fern Herrn gelegt werben, nämlich wenn der Menſch ſucht feinen Wirkungen entgegen zu ftreben, wenn er fucht Die Herzen ber Menfchen von ihm abwendig zn machen, wenn er fucht auf alle Weife dem Glauben ımd der Anhänglichfeit an ihn Hinderniffe In den Weg zu legen. Daran nun foll fchon, wenn noch etwas gejundes in der Seele it, das bloße Vernehmen der Lehre Ehrifti Kindern; das wahre darin, das rechte darin foll jedem ‚menflichen Gemüthe einleuchten und daſſelbe mit einer folchen Achtung erfüllen, welche wenn fie auch den Glauben nicht her vorbringt, doch wenigfiens alle Feinvfchaft aufhebt. Und gewiß wenn Spott getrieben wird mit dem Herrn und feinem Dafein und mit feinen Wirfungen auf Erden und in den menfchlichen Gemüthern; wenn die heilige Gefchichte des Evangellums auf Frevel gezogen wird und auf Scherz: fo Fann das nur von fol Ken geſchehen, die fo wenig Sinn haben für die Wahrheit, daß fie diefelbe nicht einmal ſammeln und ergreifen, wie biefe Knechte des Hohenpriefterd ergriffen wurden, daß fie geftehen mußten, es bat noch nie ein Menſch fo geredet wie diefer Menſch. Und darum müflen wir fagen ift dies ber erfte Ans fang. Erſt muß der Grund gelegt werben in der Seele mit einer heiligen Scheu vor der Perfon und der Lehre des Herrn; gebror hen muß werben die Neigung, indem man fürchtet welche Ges walt er der menfchlichen Seele anthun wolle, ſich diefer mit ir⸗ bifcher und leiblicher Gewalt entgegen zu ſezen. Das Hl ber

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erite Grund, dag fein Wort auf diefe Weife die Seele binbei; und dann Tann es gefchehen, daß wenn dies öfter wieberholt wird, tiefer eingeht und Wurzel faßt, fo die Seele mit dem Le ben aus Gott erfüllt wird.

Daher follen wir das mit Dank erlennen; und wenn einer und nicht zu erkennen. giebt, daß der wahre Glaube in ihm wohne, daß Jeſu Wort in ihm zu einem Strom bes lebendigen Waſſers geworben ſei, aber es zeigt ſich, daß er gebunden ift in feinem Gemüthe durch die Kraft der Wahrheit und der Lehre des Herm, daß er nichts dagegen thun Tann, fonbern in ber «Stille denft, er wolle darauf achten, ob biefe Lehre von Gott fei weil fie fo ergreift und bindet, ober dennoch von Menfchen: fo follen wir damit zufrieden fein, und darin den Anfang der Wir- fungen ber göttlichen Gnade erfermen, unb uns freuen daß es fo weit gefommen if. Denn wahrlich wenn wir felbft ſolche * Anhänger und Berehrer des Herrn find, von deren Leibe Ströme des lebendigen Waffers fließen: fo werben wir foldhe Seelen er greifen Tonnen und darauf hinwirken, daß fie immer aufmerfja- mer auf die Rebe des Herm werben, bis ver lebendige Glaube ımd die rechte Anerfennung und die wahre Verehrung des götts lichen in Ehrifto folgt.

Aber diefenigen felbft, welche den Herrn hatten wollen grei⸗ fen laſſen um feiner Wirkſamkeit ein Ende zu machen, fie fan- den einen, vielleicht auch mehrere, obgleich der eine nur ges nannt wird, die ihrem Vorhaben in den Weg traten. Denn daß fie Ehriftum wollten greifen laffen, das fezt voraus, fie hatten ihn ſchon bei fich felbft gerichtet, fie Hatten fchon bei fich ſelbſt befchloffen, daß er nicht der fei auf den das Volk wartete, und wollten den von der Gemeinfchaft des Gottesdienſtes ausfchlies pen, der ihn würde für den Meſſias Halten. Darauf geht bie Nede des Nikodemus: richtet unfer Geſez aud einen Menfhen che man ihm verhört? ſollt ihr nicht erſt er⸗

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kennen was er thut, und aus ſeinem Munde vernehmen ob es ſo ſei, ehe ihr das Urtheil faͤllet, daß der Menſch nicht der ſei für den er gehalten wird? Aber was haben wir darauf für eine Antwort? Keine andre als bie wir vorher aus ihrer Rebe ger gen die Knechte vernommen haben, indem fie fagten, es glaubt feiner an ihn als dad Volk, welches nichts vom Ges je3 weiß: So zeigen fie daß fie nicht beſſer find als das Bolf; denn fie haben auch keinen andern und beflern Beweis ald das Bolf, den Außern: er ift aus Galilaͤa; forſche und fiehe, aus Galilän ſteht Fein Brophet auf. Weil fie fahen, daß Ehriftus das Außere nicht wollte; weil fie fahen, daß Chriſtus nur das geiftige im Auge Hatte: ſo Hatten fie feinen Untergang beichloffen und bei fich feftgefezt, er ſei nicht ter Meſſias, und es folle feiner glauben daß er es ſei. Nur daß fie eben noch einen andern Grund hatten, der gerade darin lag, daß ihnen die Leitung des Volks anvertraut war, und daß fie diefe nicht aus den Händen laffen wollten. Sie wollten bie Zügel nicht fahren lafien, bis das Fäme, wovon fie glaubten daß es ſich wieberholen folle, die alte Herrlichkeit des alten Le bend. Wer aber ein anderes Ziel ven Menſchen zeigen wollte, den hielten fle für gefährlich, und deshalb wollten fie Chriſti Untergang.

Aber weil feine Stunde noch nicht gefchlagen Hatte: fo ge ſchah nichts anderes als was Johannes jagt, fo ging ein ieglider Heim.

Ja freilich m. g. 5. if das das traurigfle was geſchehen lann. Wenn dem Menſchen das Wort des Lebens nahe getre⸗ ten iſt, wenn die Erſcheinung Chriſti ſeiner Seele aufgegangen iſt und damit ein neues Lebensgebiet, in welches er treten ſoll, ſich ihm geöffnet Hat; wenn dann auch die Fragen aufgeworfen find, ob dies fei dasjenige wonach fich fein verlangendes Herz fehnt, 06 das fei die Kindſchaft Gottes welche ex fucht, oder ob

er noch auf etwas anderes zu warten habe; ad und wenn dann nichts geichteht, als daß jeder in fich felbft geht, ſich noch entfchuldigend mit der Unvollkommenheit der menfchlichen Natur, wie fie ift vor Chriſto und vor der lebendigen Gemeinfchaft mit ihm: das If das traurigfte; und das Heimgehen, das in fich felbft bleiben des Menfchen, das für fich felbft leben wollen iſt nichts anderes als das was die Schrift fagt, nicht leben in der Gemeinfchaft mit ihur, Chriſtus in uns und wir in ihm; und fo nicht feben wollen, das ift nichts anderes als dem Ylei- fche und, ver Sünde leben, in dem Zwiefpalt der menfchlichen Ratur leben, ermangelnd des Ruhmes den wir bei Gott haben ſollen.

Nein m. g. F., heim ſoll keiner gehen zu ſich ſelbſt, der das Wort des Lebens vernommen hat, ſondern immer mehr zu ihm hingehen, immer inniger mit ihm ſich vereinigen, feine andre Heimat fennen ald wenn er in uns lebt und wir in ihm, und ſo im rechten lebendigen Glauben und in treuer Liebe warten, bis das erjcheint wovon er ſelbſt fpricht wenn er fagt, ich will euch eine Stätte bereiten indem Haufe des Baters, wo viele Wohnungen find*), und was ders felbe Evangelift, der un diefe Worte aufbehalten hat, fo aus⸗ drüdt, es iſt noch nit erfchienen was wir fein wer» den, aber e8 wird erfcheinen.

Darauf zu harren m. g. F., aber mit der Hoffnung, bie sicht zu Schanden werben läßt, weil fie lebendig if und thätig, "und uns zu erweifen als folche von denen Ströme des leben⸗ digen Waſſers fließen das iſt der Preis für das Leiden des Her, welches davon ausging, daß während feines irbifchen Lebens nur Zwietracht entftand unter dem Volk, und bie beften

*) Ev. Joh. 14, 2, **) 1 oh. 3, 2,

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wieder heimgingen zu fid) ſelbſt Darin laßt uns treu bleiben, und ums feft gründen in dem gemeinfamen Leben welches von ihm ausgeht, und nichts walten lafien unter und als den Geifl, der fich dann auch über und ergießen wird als ein Strom des lebendigen Waſſers. Amen.

XL. Am Sonntage Mifericordiad Domini 1825.

Tert. Joh. 8, 12-2,

Da redete Jeſus abermal zu ihnen und fpradh: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finfterniß, fondern wird das Licht des Lebens haben. Da ſprachen die Pharifäer zu ihm: Tu zeugft von dir felbft, dein Zeugniß ift nicht wahr. Je fus antwortete und ſprach zu ifnen: fo ich von mir felbft zeugen würde, fo ift mein Zeugniß wahr, denn ih weiß von wannen ich gefommen bin und wohin ich gehe, ihe aber wiſſet nicht von wannen ich fomme umb wo ich Bingehe. Ihr richtet nach dem Fleiſch, ich richte niemand. So ich aber richte, fo ift mein Gericht recht, denn ich bin nicht allein, fonbern ich und ber Vater, der mich gefandt Hat. Auch fleht im euerm Geſez ge⸗ fögrieben, daß zweier Denfchen Zeugniß wahr fe. Sch bin e8, der ih von mir felbft zeuge, und ber Vater, der mich gefandt Hat, zeuget auch von mir. Da fprachen fie zu ihm: wo ift dein Vater? Jeſus antwortete: ihr fennet weder mich noch meinen Bater; wenn ihr mich fennetet, fo fennetet ihr auch meinen Vater. Diefe Worte

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redete Jeſus am dem Gottesfaften da ex lehrte Im Tem⸗ pel; und niemand griff ihn, denn feine Stunde war noch nicht gekommen.

M. a. F. Wenn die Worte, die wir eben mit einander gele⸗ en haben, ohne einen genauen und beſtimmten Zuſammenhang nit dem vorigen damit anfangen, daß der Herr ſagt, ich bin a8 Licht der Welt: fo mögen wir freilich wol nicht wie ie Phariſaͤer fagen, du geugfi von dir ſelbſt, dein Zeug ig if nicht wahr; aber boch mögen wir und wundern, md es nicht mit feiner übrigen Art und Weiſe übereinftimmend Inden, daß er fo anfängt von ſich felbft zu reden.

Wir willen aber aus dem was wir ‚bisher mit einanber setrachtet Haben, daß damals der Herr In Jerufalem war auf mem der großen Feſte feines Volks, nämlich dem Feſte der Laube hütten. Diefes Feſt nun, wo ſich eime große Menge Menfchen ans allen Gegenden des Landes verfammelte, und wo ſich denn auch der gemeinfame Gottesdienſt in feiner ganzen Pracht zeigte, wie ſich dabei das Volk auf eine ganz vorzügliche Weiſe feiner Gigenthümlichkeit und des Unterfchledes, ber da beſtand zwiſchen dieſen Bolfe des Herrn und den Voͤlkern der Heiden, bewußt wurde: fo waren fle denn auch in biefer Zeit vorzüglich eben von biefen Borzügen eingenommen, und es gab in berfelben mancherlei Gebräuche und andre. Gelegenheiten, wobei ihnen eben dies vorzüglich zum Bewußtſein Fam, daß Gott fie beftimmt Hatte an Licht zus fein für die übrige. Welt, eine Beflimmung bie aber freilich um fo weniger in Erfüllung gehen konnte, als fie in dieier Zeit vorzüglich am meiſten bei ber Schale ſtehen blieben und bei dem äußerlichen, ben Kern aber und das innere ber göttlichen Einrichtungen nicht fuchten und erfunnten. Alle Weiß gungen aber und eine ſolche hat der Herr Hier auch in Gedanken, wo in dem Bropheten Jeſaias im zwelundvierzigſten Eapitel Gott das Volk anrevet: Siehe ih Habe dich bei

Hom. üb, Er, Joh. II.

7 86- deiner Hand gefaßt,- und Habe dich behütet und bi zum Licht der Heiden gemacht, daß du ſollſt öfine die Augen der Blinden, und die Gefangenen au dem Gefängniß führen, und die da fizen in der Fin flerniß aus dem Kerker alle diefe Weiffagungen ware num Ja und Amen in Chriſto. So auch in jener Stelle de Propheten, auf welche hoͤchſt wahrſcheinlich der Herr mit feine Worten, die ex hier redet, anfpielt; und da war es natürlich bi diefer Stimmung bed verfammelten Volls und bei dem Ber den der Herr damals hatte, in der Hauptflabt bed Landes 3 Ichren, daß ex das Bolf darauf hinwies, wie alle dieſe Hoffmm gen und Verheißungen nur burch ihn könnten in Erfüllung hen, wie ber wahre Borzug des Vollks darin beſtehe, daß tx Heiland der Welt follte aus demfelben geboren werben, und wi nicht das Volk wie es damals war, jonvern er, der das redet und alles was fih an ihn und an fein Leben anfchlöfle, eigent ich das Licht der Welt fei. Und fo Eonnte er nicht andern als dieſes Zeugniß von fich felbft ablegen: von nun an we mir nachfolgt, der wird nicht in Finſterniß wandeln aber auch jeder der mir nadhfolgt, ohne Unterſchied von welche Geburt umd welchem Stande er fei, der wird nicht in Finſterni wandeln, ſondern das Licht bes Lebens Haben.

Wir nun m. g. 5. leiten unfre Abkunft nicht her von ven Bolfe welches gefezt war zu fein das Licht der Heiden fondern von denen, welche zu der Zeit ald der Herr auf Erbe erſchien noch im Schatten des Todes faßen; wir freu und dieſes Zeugniffes, welches er von fich felbft ablegt, aus unfrer eigenen Erfahrung, und wiffen, daß die welche im nach folgen nicht in Finſterniß wandeln, ſondern das Licht des Le bens haben, daß fie in Verbindung mit ihm und an ihm eis ſolches lebendiges Licht Haben, welches ſich niemals verpunfet und Daß num ihr ganzer Wandel fen kann ein Wandel im

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ichte) Bon diefen Worten des Herrn m. g. F. hat biefer mgeift Das was er im Cingange feines Evangeliums von m Herrn fagt, daß nämlih das Licht in die Kinfterniß fdienen habe, aber die Finfterniß habe es nicht fgenommen, Daß aber doch dies das Licht fei, wel; 5 beſtimmt fei von Bott die ganze Welt zu er ihten, diejenigen aber, welche durch dafjelbe die nterniß in fich vertreiben ließen, die hätten dann e Macht befommen durch den Slauben arihn Kin- r Gottes zu fein.**) Und eben dies, daß er den Grlöfer das Licht der Welt und in Beziehung .auf jeden einzelnen an ihn glaubt als ein folches Licht des Lebens anfieht, wie Herr felbft von fich fagt, das ergiebt fih denn auch in fei- a ganzen erfien Briefe, der fich überall darin bewegt, daß den Wandel im Lichte dem In der Yinfterniß entgegenfest.

Aber m. g. F. wenn wir darauf fehen wie er dies meint » was für ihn der Wandel im Lichte if: fo iſt das nun eich der Wandel in der Wahrheit; ſich felbft richtig. er⸗ nen und was man ift von Gott ableiten, das ift der erfte rang von dem Leben des Menfchen in der Wahrheit. Nach Rede ded Herm num heißt das im Lichte wandeln; und wird der Herr dadurch für jeden einzelnen das Licht des bens, wenn er erfennt, daß er für fich allein in Finfterniß ndelt, daß er die leitende Wahrheit, die erhebende Kraft, die r ganzen Leben Feſtigkeit und Sicherheit giebt und vermöge es der Menich das Ziel feines Dafeins im Auge haben kann e von bemfelben abzuweichen, daß er diefe nicht von fich Mr und durch fich felbft hat, ſondern daß fie ihm von dem in gefommen ift, der das Licht der Welt if.

Ader m. g. F. die Pharifäer, die das hörten, die glaubten

)1 30h. 1,7, 9) Ev. Joh. 1,5 \ €2

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auch ein Licht zu fein, um das Bolt zu erleuchten und Mm ben Lich zu machen die Orbnungen des alten Bundes und alle ii lige Worte des Herrn; fie waren auch, wie der Herr das fo ı von ihnen fagt, ftatt ein Licht zu fein, nur blinde Leiter d Blinden.*) In viefem Bewußtfein aber und mit biefem A ſpruche wandten fie dem Herm ein, als er dies von fich fel fagte: du zeugſt für dich feldft, dein Zeugniß if nie wahr. Was antwortete der Herr darauf? Das iſt nun d erfie, er fagt: wenn ih aud von mir ſelbſt zeuge, fo mein Zeugniß doch wahr, denn ih weiß von wann! ih gefommen bin und wohin ich gehe, ihr aber wi es nit. |

Hier m. g. F., wo ber Herr fich ſelbſt denen zu weld er redet entgegenfezt, indem er fagt, ich weiß das, ihr aber w es nicht, müflen wir wol geftehen, daß er barunter nicht all diejenigen meint zu denen er gerade redete unb die vor ihm fl den und behaupteten, du zeugſt von dir felbft, vein Zeu niß iſt nit wahr, fondern daß er damit alle Menfchen | meint Bat; dem nur daraus entfland die Nothwendigkeit, v er von fich ſelbſt zeugen mußte, weil feiner da war ber für i geugen fonnte, und das hing zufammen damit, daß dann nothwendiger Weife fein Zeugniß von ſich ſelbſt wahr fein mu und gültig, weil es ſonſt gar keins gegeben hätte. Es BA swar ein Zeugniß gegeben, ein menſchliches Zeugniß für \ Herm; das war das Zeugniß des Johannes. Der a war damals, ald der Herr dies fprach, ſchon nicht mehr um ben lebenden; aber auch als ber Herr dieſes Zeugniß für ſich Ha und wo er fi) auch fpäterhin darauf berief, fagt er doch, d er dieſes Zeugniß nicht beburft Hätte **); und wie mag auch fagen, viel Hat es überhaupt nicht ausgerichtet und Fon: es auch nicht ausrichten. Denn die Gewißheit die Johannes 1

*) Maiih. 15, 14. **) Ev, Joh. 5, 3.

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m hatte, daß Jeſus Chriſtus derjenige ſei auf welchen feine mze Predigt ging, war eine ſolche, die da hinreichte für ihn oft, aber nach außen und für andre nichts weiter thun konnte, s daß fe auf die wenigen Jünger die ſich von ihm zu bem löfer wandten den Einbruff machte, ven er felbft Johannes in x Worten ausgefprochen hatte, fiehe das iſt Gottes Lamm, 38 der Welt Sünde trägt.*) _

Und nun m. g. F. müflen wir doch geflehen, wenn unfer laube an den Herm auf irgend einem menfchlichen Zeugnifie zuhte: fo wäre er nicht dasjenige worauf wir die ganze Si erheit unſers Heils bauen könnten. Denn wenn wir und auch n vortrefflichfien unter den Menfchen denken, von dem wir bie xzůglichſte Meinung haben und deſſen Einficht wir unbedingt trauen: fo werden wie Doch fagen, das unveränberliche und Re Bertrauen gilt nicht für beftändig, fondern nur für einzelne ugenbliffe des Lebens, weil es feinen Menfchen giebt, der ſich lbſt immer gleich if, weil überall die menſchliche Schwachheit ad Gebrechlichkeit Hervortritt und man nicht wiflen kann, wie el Antheil fie bat an einem Zeugniß welches einer ablegt. jaher fagt der Herr nicht nur von fich felbft zu denen bie ihn mals hörten, und zu allen übrigen, fie wüßten nicht von wan⸗ m er gelommen fei und wohin er gehe, fie könnten nicht aus ch ſelbſt erkennen was er ſei; ſondern wir mögen auch das oh Hinzufügen ald den tiefen Sinn feiner Rede, wie ex oft at, es gebe fein menfchliches Zeugniß für ihn als fein eigenes; a8 aber, fagt er, ift deshalb wahr, weil ich weiß von wannen d gefommen bin und wohin ich gehe.

In vielen Worten nun m. g. F. finden wir ein vollgültiges eugniß davon, wie der Herr wußte und wie bied das beflän« ge und ewige Bewußtfein feines ganzen Lebens war, daß ex om Bater ausgegangen fei und in die Welt ges

%) Ev. Joh. 1, 289.

0

fandt*), und daß ex mit dem Bater Eins fei und di Bater in ihm wohne", wie er fi) anderwärts darüb ausfpricht. Das wußte er, woher er gekommen el, und eben | wohin er wieder gehe; er hatte bie fefte Hebergeugung und da volle Gefühl davon, daß wenn er würde erhöht fein va der Erde, er alle die an ihn glauben zu ſich ziehe werbe*®*), und daß er das Heil ſei für biefes und fir jed Geflecht der Menfchen. Und eben viefes Bewußtſein von b Hülle der Gottheit, die in ihm wohntet), und von te was ein natürliches und nothwendiges Werk dieſer göttlich Kraft in ihm fei, konnte er nicht anderd ausſprechen als inde er ein Zeugniß von fich ſelbſt ablegte, und diefes Zeugnil fagt er, ift wahr, weil ich derjenige bin der davon weiß, u fein anbrer bavon weiß. | Und fo ift nun das gewiß m. g. F., aller lebendige Blau

an den Erlöfer Hat feinen andern Grund und Tann feinen ai dern Grund haben als das Zeugniß welches er von fich fell abgelegt Hat. Hätte er nicht von fich felbft gezeugt: fo wäre verborgen geblieben in den Tagen feines Yleifches, und ba würde auch der erfte Keim des Glaubens, der durch das Zeu niß des Täufers in einigen feiner Jünger entflanden war, ba wäürbe auch der verfchwunden und verwellt fein, wenn nicht d Herr durch das Zeugniß feiner ſelbſt ihn neu belebt hätte, b er zu der vollen Veberzeugung gereift war,, Herr, wohin fo len wir gehen? du Haft Worte des ewigen Lebensit wenn er nicht Immerfort gerufen hätte, kommt ber zu mi, ih will eud erquiffen und Ruhe geben für eu: Seelen! zu fh rufend die Mühfeligen und Belapı nen H; wenn er nicht immer auf ſich felbft hingewieſen hal und ſich berufen auf die Fülle der Gottheit vie in ihm wohnt Einen andern Grund des Glaubens giebt es nicht ald das Zeu ) &v. Joh. 6, 38. ®*) Es. Joh. 10, 30. 14, 10, ***) Es. Joh. 12, 3 +) Col. 2, 9. +4) Ev. Joh. 6,68. ) Matt. 11, 38. |

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ws welches der Herr von ſich ſelbſt abgelegt hat Die Wahr⸗ ſeit, die in dem Herrn war und die ihn drang von ſich ſelbſt zu eugen, die muß in jevem einzelnen Gemüthe Wahrheit werben, enn ſich dafjelbe des Heils in Chriſto ganz erfreuen will. Und ies iſt der Unterſchied zwifchen benen die durch das Zeugniß 8 Herm in ihrer eignen Seele erleuchtet find, und zwiſchen em unvollfommnen Glauben berer, bie fich zwar auch der Heils⸗ üter in Chriſto freuen, von dem Lichte der Wahrheit, welches t angezündet bat, leben, und in die Gemeinſchaft der Wahrheit, ie er gefliftet hat, aufgenommen find, fo daß die Kraft derfelben e dringt und treibt, aber die doch nicht in der unmittelbaren zerbindung mit ihm ftehen, daß das Zeugniß welches er von ch ſelbſt abgelegt hat auch in ihrer eigenen Seele die Wahr eit geworben wäre, die in ihm.war. Und die leztern find denn ie, von denen im ganzen unb vollen Einne des Worted das it was der Herr fagt, daß fie nicht in Finſterniß wars ein, jondern das Licht des Lebens haben, daß fein iht und er felbft als das Licht der Welt in ihnen Iebenbig eworden if, fo daß er auch durch fie von fich felbft zeugt und ade zum Lichte des Lebens wird.

Aber nun m. g. F. laßt uns auch auf das Bart ber Pha⸗ Hier zurükkgehen, du zeugſt von dir ſelbſt, dein Zeugs ſiß if nicht wahr. |

Was Hatte denn das für einen Grund und woher fam es7 Bang vorzüglih m. g. 5. hatte es allerdings feinen Grund in em was wir alle täglich erfahren können von der Witelfeit und em Troz des menfchlichen Herzens. Im ganzen hatten fie freilich echt, das als heilſame Regel des Lebens aufzuftellen, daß wenn mer von fich felbft zeugt, fein Zeugniß nicht wahr fel. Die meis em Menjchen erbliffen fich immer im Lichte der Eigenliebe, Hals n mehr von fich als in Wahrheit an ihnen ift, und geben alfo ah größere Verheißungen und Verſprechungen als fie geben rirden wenn fie den Weg der Iautern Einfalt wanbelten; und

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daraus enifichen denn ſolche blinde Leiter des Blinden, wie fi ſelbſt, die Pharlfüer, waren, Aus einer foldden trüben Erfah rung des menfchlichen Lebens reden fie und wenben biefelbe au den an, auf den fie nicht konnte angewendet werben beöhall weil bie Sünde, aus welcher jene Eigenliebe und Verblendun bes menfchlichen Herzens hervorgeht und welche ein wſennich Beſtandtheil derſelben iſt, in ihm nicht war.

Und fo mögen wir denn nun auch das gelten laſſen af weltliche Klugheit und Weisheit, welche die Kinder der Welt ar zuwenden haben in Beziehung auf die Kinder der Welt, und weid auch die Kinder des Lichte anzumenden Urſach haben auf vi Kinder der Welt. Aber wenn fie doch dieſe Regel anwendeie auf den Grlöfer, und dadurch ſich ſelbſt am meiften im Lich fanden, daß fie fein Zeugniß deshalb nicht annehmen wollte weil es ein Zeugniß ber ihn ſelbſt war: fo mögen wir un auch prüfen und fragen, follen wir auch Immer nach dieſer gel Handeln in Beziehung auf andre, du zeugſt von di feld, dein Zeugniß ift nicht wahr?

Wenn wir und in diefer Hinftcht prüfen m. g. F., fo wer ben wir freilih auf der einen Seite eben das richtige an d Sache in uns ſelbſt finden und aus berfelben Erfahrung finde auf der andern Seite aber auch eine andre, eine befiere Anfid gewinnen. Wenn wir doch das willen, wie wenig der Menfi fich felbft genügen kam; wenn wir überall die Erfahrung dave machen, daß nur eine Bereinigung der Kräfte dem böfen entg genftreben und das gute in der Welt fördern und erhalten kanr wenn wir wifien, wie bie Kraft jedes einzelnen doch immer von andern gewelft und in ihrer lebendigen Thätigfeit erhaltı werden, und wie nur durch ben Iebendigen Einfluß eines jew auf die andern eim recht frifches und Fräftiges Leben entfich fann; wenn wir das wiflen und Zeugniß davon geben, daß j der einzelne nur ein Kleiner Theil if von dieſer großen leben! gen Gemeinſchaft: fo fühlen wir dann die enigegengefezte Ri

gung, und wellen bem nicht beiflimmen, bu zeugſt von bir feib, dein Zeugniß iſt nicht wahr. Wenn jemand etwas von fich ſelbſt ausſagt und Zeugniß ablegt, ald ob er fähig ſei das geiftige Leben zu erhalten zu näßren und zu ftärfen, und was ven andern leiſten könne, wie der Herr feinen Juͤngern den Auftrag gegeben, andre zu beleben und zu flärken, und nach⸗ dem fie felbft feR geworben in ber Erkenniniß und dem Genuß feines Heild, auch andre darin zu befefligen: fo lafien wir ums dad zur Ermunterung gereichen und fagen nicht, dein Zeugniß M nicht wahr, fondern wir billigen es, etwas anzunehmen von dem der ſich dafür audgiebt uns etwas zu geben.

Und gewiß m. g. 5. iſt das etwas gutes und Löbliches, und Tommen wir Dadurch dem Worte nach, weldhes der Herr zu den Phariſaͤern fpricht, Ihe richtet nach dem Kleifch, ich tihte niemand. Denn m. g. F., wenn wir nun fragen, ja biefe allgemeine Erfahrung, warum war fie denn in den Phas rifüern fo allein und einfeltig? warum war fie nicht in ihnen mit der Neigung, auch gutes anzunehmen wo fle e8 nur fans den? Das, fagt der Herr, kam daher, weil fie nad dem Fleiſch richteten. Weil fie fich ſelbſt für das Licht Hielten, weil fie berufen waren, das Volt, von welchem fie fagten, es wife nichts vom Worte Gottes, zu lehren und zu leiten, fo wolls in fie feinen andern neben ſich auffommen laffen, der nicht in ihrer Gemeinfchaft fland, und befien Lehre und Leitung nicht fo beichaffen war wie die ihrige. Es war alfo die Eitelkeit, es war der Wunfch ihr Anfehen zu behaupten und fih in dem Einfluffe zu erhalten, ven fle auf die große Menge, weldhe nad ihrem Urtheil vom. Geſez nichts wußte, ausübten, eben dieſe Eis genliebe war es, die fie bewog jene Erfahrung auch auf den Erlöfer anzuwenden. Wenn wir nun das nicht thun, fondern der andern befiern Neigung der Seele Raum laflen, gutes an junehmen wo es fich darbietet: nun fo folgen wir dem Worte des Herm, nicht zu richten nach dem Fleiſch.

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Aber m. g. J. wenn denn doch num alles wahre und grete für die Menſchen und unter den Menſchen nirgend anders her⸗ kommt als aus der Gemeinſchaft derer die an den Herrn glau— ben und denen das Licht. des Lebens anvertraut iſt, welches er unter den Menfchen angezündet: iR es dann wol nötig, daß einer ein Zeugniß von fich ſelbſt ablegt, wenn er etwas gute darzubieten hat für andre, und daß er fie auf dieſe Weiſe gleich- fam in Einklang fezt zu diefer natürlichen Reigung des menſch⸗ lichen ®emüths das gute anzunehmen, und zu jener trüben Er⸗ fahrung, daß durchgängig das Zeugniß welches die Menjchen von ſich ſelbſt ablegen nicht wahr it? Nein m. g. F., nötbig haben wir es freilich nicht, und es iſt ein ganz anderes, wenn der Herr von fich felbft geugt und zeugen mußte, weil niemand wußte von wannen er gefommen iſt und wohin er geht, und wenn wir das thun. Wir haben nicht nöthig von und felbf zu zeugen, jondern was der Herr feinen Jüngern fagt das gilt auch uns: ich habe euch dazu berufen und ges fest, daß ihr meine Zeugen fein follt.*) Jeder m. g. F. der wirklich feinen Brüdern etwas gutes darbietet aus dem gu⸗ ten Schaz feines Herzens**), ver hat nicht nöthig von ſich felbft zu zeugen, ſondern indem wir nur für ihm zeugen und auf ihn Hinweifen, und hinweiſend auf ihn und fein Wort die Art, wie er den Menſchen zum Lichte des Lebens geworben ift, ifmen nahe bringen: fo werden wir das unfrige thun, fein Licht immer heller anzuzünden und immer weiter zu verbreiten unter denen die noch nicht von demſelben erleuchtet find. Se weniger wir dabei von uns ſelbſt zeugen, defto mehr haben wir das gute Borurtheil für uns, daß wir nicht auf das unfrige fehen, fon- dern die Sache des Herm im Auge haben, und beflo weniger find wir in Gefahr, diejenigen denen wir gutes thun wollen auf falſche Wege zu leiten, und das Licht der Wahrheit, welches

*) &. Job. 15, 27. °%) Luc. 6, 45.

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in ißaen noch nicht aufgegangen ift, ihnen lleber zu verdunkeln als vielmehr von dem Einen zu zeugen, ber die Quelle alles Lichtes, aller Wahrheit, alles Lebens if.

Indem aber der Her nun gefagt Bat, daß chem dies, daß die Pharifäer fein Zeugniß, weil es ein Zeugniß von ihm ſelbſt fei, nicht für wahr erkennen wollten, nur darin feinen Grund Habe, daß fie nach dem Fleiſche richteten: fo fügt er Hin zu, ich aber richte niemand. Gr fagt nicht, ich richte nies mand nach dem Fleiſch, fondern ich richte überhaupt nie mand.

Und wie oft m. g. %. wieberholt er nicht ähnliches! Wenn er fagt, Des Menſchen Sohn ift nit gefommen zu rihten, fondern das verlorne zu ſuchen und ſelig su machen ); wenn er fagt, wer da glaubt, der kommt niht ins Gericht, wer aber nicht glaubt, der iſt ſchon gerihtet, weil er nicht glaubt *®%: fo lehnt er dadurch auf alle Weile das Gericht von fich ſelbſt ab.

Wie wirb denn nun m. g. F. doch fo viel Immer noch. ges ridgtet nicht nur in der Welt, fondern auch unter denen bie fi am lauteſten und beftimmteften zu dem Namen des Herrn be innen, als ob fie es für ganz ungewiß hielten, was er fo bes ſtimmt fagt nicht nur Hier fondern auch anderwärts, ich richte niemand. Wer aber richtet, der legt immer zugleich ein Zeugs niß von fich felbft ab, und flellt fich fo, daß er feine eigenen Worte feine Meinungen und feine Urtheile für richtig und ges wiß achtet, weil er einen Gegenfaz aufftellt zwiſchen fich und km ben er richtet, und von diefem auf fich felbft als auf den ver da richten koͤnne hinweiſt. Wie nım? follen wir nie ein Urteil fällen über das was wahr ift und falfh, über gutes und böfes, uͤber das was nach unfrer innigften Ueberzeugung mit dem Geiſte Chriſti übereinftimmt und was nicht? Allerdings

*) &ue. 19, 10, *9) Go, Joh. 3, 18.

fh wis daB ſchultig, denn das gehört mit zu bem Zeugniß weites wir ablegen follen von Ghrifte. Aber das if auch fein Richten, fordern darüber urthellen, wie das was ein Menſch giebt thut ſich zu dem innerflen Grunde feines Lebens verhalte, iſt das Rich en von welchem der Herr redet, und das ſol⸗ wir sicht hellen. Wenn die Phariſaͤer fügten, du zeu gſt von dir ſelbſt, dein Zeugnig if nit wahr: fo ſezten fie bei unſerm Herrn jenen Grund der menfhlichen Schwachheit und Gebrechlichkeit, jene Eitelkeit voraus, und urtheilten über fein Innerfles, und das war das Richten nach dem Fleifch. In Diefem Sinne, fogt der Hear, richte ex niemand und habe wicht nöthig zu richten, und in biefem Sinne follen auch wir nicht richten. Allerdings follen wir immer ver Wahrheit Zeug⸗ niß geben nad) unfern beflen Kräften, und das für irrig und falſch exflären, was uns ſelbſt fo erfcheint; aber nicht fo als ob die welche im Irrthum begriffen find der Wahrheit widerfireben, nit als ob die welche eiwas thun was uns nicht mit bem Geiſte und Sinne Chriſti übereinzufimmen fcheint auch Feinde Chriſti felen; denn es kann‘ ja wol, weit entfernt aus der Tiefe des Gemuͤths zu kommen, etwas oberflächliches und vorüberges hendes fein. Zeugniß follen wir ablegen überall von dem Herrn wo «8 geichehen kann und aus dem rechten Herzenögrunbe; aber richten follen wir niemand. So werden wir nur das gute thum, aber das vermeiden was die Gemuͤther trübt und flört, und den Keim des Berverbens in das Werk des Herrn bringt, und dafs felbe mehr aufhält ale foͤrdert.

Aber nun fagt der Herr weiter: fo ich aber richte, fo iR mein Bericht reiht; denn ich bin nicht allein, fon; dern Ih und der Bater, der mich gefandt bat.

Wenn nun der Herr hier den Fall fezt, Daß er boch richten werde: fo Bat er dabei im Auge, was er oft genug in feinem Leben gethan, und wovon uns dieſer Ball, den und Johannes in feinem Evangelio aufbehalten, nur ein einzelnes Beifpiel auf:

m _

Reit, baf er Aber lebende und todte, und ſowol Aber das das malige Bolt als über die folgende Zeit gerichtet Hat. Und in⸗ dem er dies nicht nur non einzelnen Worten und Handlungen thut, fondern ganze Handlungsweiſen damit meint: fo ſteht das in Beziehung zu jenem ‚Zeugnißgeben und Richten, wovon et fagt, daß er niemals richte Das konnte jemand für ein Richten haften, und darum fagt er: fo Ih aber richte, fo if mein Gericht recht; denn ich bin nicht allein, ſondern ih und der Bater, der mich gefandt hat. Won biefen Worten aus können wir nid anders als auf bie vorigen zu⸗ rüfffehen. Das eine if das richten nach dem Fleiſchz des von fagt der Exidfer,; das fei niemals recht. Ein jedes Gericht weiches aus ver Eitelkeit und dem Selbftgefühl des menſchlichen Herzens Hervorgeht iſt immer falſch. Giebt es ein rechtes Ges dicht: fo iſt es das, wobei der Menfch nicht allein ft, ſondern wie der Here fagt: wenn ich richte, fo richten wie beide zuſam⸗ men, ih und der Vater, und wem wir beide richten, fo iſt das Gericht vet. In der Berbinbung worin der Here dieſe Worte fprach, können wir fie ja auch nur auf das damalige Les ben Thum und Kaffen- beziehen. Das konnie nicht fehlen, daß nicht manches Wort welches er ſprach ala ein Gericht erfchten, ohmerachtet es nichts war als ein Zeugniß welches er von ber Wahrheit ablegte. Denn wie wenig ex die Menfchen richtet, das hat ex bewieſen bis zu den lezten Augenbliffen feines Lebens, indem er da noch von denen bie ihn zum Tode brachten fagte; fie wiffen nicht was ſie thun. ) Wenn der Menſch aber nicht weiß was er thut, fo kann ex auch nicht gerichtet werben; venn er fann nur verantwordfich fein für das wovon er ein Dewußifein Hat. Wenn der Herr alfe auch vie nicht richtete, fo hatte er ſich aljo des Gerichts entfchlagen. Uber es konnte wicht fehlen, daß nicht bie ſtrengen Worte der Lehre als ein Rice

*) Zur 23, St.

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ten enichleuen; und da ſagt er denn: wollt ihr das was ich ſea ge und thae un was ich treibe oder unierlaſſe als ein Richten ausı- ſehen: wolan, ich bin nicht allein, ſondern ih und Der Bater, der mich gefandt hat. Unſer Evangelit m. g. F— - fagt an einem andern Orte, der Herr habe nicht bedury et, daß man ihm fagte, was in dem Menſchen jei*), d. 8. in ihm fei eim verhtes Gericht geweien über alle Menſchen Wo⸗ Ger kommt das anders als daher weil ex die volle Wahrheit war, und das war er nicht als Menſch nur, fondern als ver göttlidhe Mens, der die Fülle der Gottheit in fih trug. Alſo nicht er allein war, ſondern ver Bater, göttlidhe Kraft und göttliche We⸗ fen war in ihm. Darum hatte er denn auch das gewiſſeſte Ge⸗ fühl von einem jeden Menfchen was in ihm war, darum konnte feiner vor feiner Seele anders erfcheinen als er war, weil nichts verfälichtes in ihn war, nichts was ein verfchobenes Urtheil im ihm Hätte veranlafien fönnen. |

M..g. 5. wir find auch in dem Falle und werden immer darin fein, daß bei den mehr mit gutem und böfem gemijchten Aeußerungen der Menfchen durch Wort und That, in Beziehung auf. welche wir berufen find ein Zeugniß abzulegen von dem Herm, damit ihm das nicht Jugefchrieben werbe, was aus ben irvenden und ſchwachen Menſchen hervorgeht, die feinen Namen befennen, es nicht fehlen Tann, wenn das Zeugniß weldhes wir von unſerm Herem ablegen als ein Richten ericheint, daß es oft auf dem Punkte fieht, als wäre es ein Urtheil über uns ſelbſt; und je mehr das was ein Menſch vevet und thut auch auf ums fer Uxtheil über ihn zurüßfweift, deſto mehr laſſet uns dafür ſor⸗ gen, daß wir es nicht allein find die da richten, ſondern daß wir noch einen anden mit uns und bei uns und in und ha⸗ ben, nämlich den. Geiſt des Herm. So oft wir fir uns felbft richten, werben wir in Gefahr fein ein falfches Lirtheil zu fällen;

*) Fr. Joh. 2, 25.

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venn aber nicht anderes in. uns fpricht und richtet ala der le⸗ eatige Gifer für Das Neid) Gottes auf Erden, als die heilige che zu Dem, der nur fuchen wollte und felig maden dad verloren war”), aber nicht richten; wenn unfer Ber reden auf nichts anderes gerichtet if, als daß die Menichen wor bewahrt werben, daß fie nicht unter dem Schein des gu⸗ m das falfche und verkehrte aufnehmen: dann wird es der Geiſt 8 Herm fein der aus uns richtet, und durch Ihn wird. umfer Bericht immer ein rechtes fein. Je mehr wir und davor hüten, as nichts von Perfönlichfeiten, von Beziehungen auf uns ſelbſt n unferm Urtheil über andre Menfchen enthalten ſei, fondern ap der Geiſt Gottes aus uns redet, deſto mehr wirb auch unfer %ugniß wahr. fein; und je mehr wir uns deſſen enthalten koͤn⸗ im, auf und felbft zu fehen und das unfrige zu fuchen, deſto nehr werden wir durch unfer Zeugniß den verherrlichen der die Vahrheit iſt. So laßt uns dafür forgen, daß der Geiſt Gottes üht in uns verflumme, daß unfer Herz immer nichts anderes tin möge als ein Tempel den er bavohnt, und daß, je. wichtis ser und größer etwas iſt was wir reden: und thun, wir niemals len feien, fondern er mit uns, der und belebe regiere und hie. Alsdann werben wir mit dem Herrn fagen kömten: was nd von uns als ein Richten erfcheint, das ift recht; denn. wir md nicht allein, ſondern der. Geift Gottes iſt es, der aus uns tichtet. aW

Aber noch ein paar Worte laßt und reden daruͤber, wie der herr um noch ehwas. zu fagen basauf hinweiſt, was im Gefez Kihrieben ſteht. Wie dort gefagt wird, daß zweier Men- den Zeugnig wahr fei: fo fagt der Herr: Bier für bie Vahrhaftigkeit feines Zeugnifies, zuerſt fei er es, der von ſich ſelbſt zeuge, und dann zeuge auch der Vater, kr ihn gefandt habe, von ihm. Die: Gegner Des Herm

) Luc. 19, 10,

aber, die Phariſaer, wollten nichts anderes ald ein Zeugniß d Bates von ihmz deshalb ſagten fie und Diejenigen welche, x. ihnen geleitet wurben oft gu dem Herrn, wenn er in ähnlich Worten von fich ſelbſt ſprach und Deutlich zu erfennen gab, de er von dem Bater geſandt fei: thue ein Zeihen von Hin mel, auf bag wir fehen und glauben *); ein ſolch Zeichen vom Himmel, ein Wunder vom Himmel werde ihn. fein ein Zeugniß vom Vater. Ein ſolches Zeugniß Hatte D Here nun abgelegt. Wem er nun fagt, indem er von fich felE zeuge, ſei fein Zeugniß wahr, weil er nicht allein fei, ſonder er und der Vater, der ihn geſandt Habe: fo if ja in fofern fei Zeugniß und das Zeugniß des Vaters eines und daſſelbe Wen ee aber Hier doch beides unterſcheidet und fagt, zuerſt zeug ich von mir, und dann der Bater, der mid gefant Sat, zeugt auch vom mir: fo meint er doch noch ein andere Zeugniß. Welches denn? Gewiß m. g. F. fein anderes ai was er ſonſt fo. ausprüfft, niemand Fann zum Sohn tommen, es ziehe ihn denn der Bater, jo wie nie mand den Bater fennt, es fei denn daß der Sohn e ihm offenbare**) Diefer Zug des Vaters, der Das Hei im Glauben zu dem Sohne zieht, das if das Zeugniß des Wi eb. Darauf beruft ſich der Herr, daß dieſes fein Zeugni begleite. Aber dadurch giebt er zu externen, daß wenn nun fei Zeugniß nicht für wahr gehalten were, es daher fomme, we dieſes Zeugniß neh nicht in der Seele aufgegangen ſei, we das Zeugniß des Waters das Herz noch nicht ziehe zu der Sohne; wo aber das Zeugniß des Vaters hinzukomme, da f vie volle Wahrheit. Wo das Herz durch das Zeugniß welche der Herr von ſich ſelbſt ablegt gu ihm Hingezogen wird; wo | durch Das ſchaffende belebende Wort Gottes der Glaube in dr Seele aufgeht: nur in dieſem boppelien Zeugniß liegt die vol

*) Ev. Joh. 6, 30. *%) oh. 6, 44. Matth. 11, 27.

SI

Bahrheit Und das wiſſen mir, eine feftere gewifiere Wahrheit bt es nicht, als die auf ſolchem Wege entfteht; und wir wife me recht gut, daß wenn der Glaube an den Erlöfer in ung standen ift, auch dies nicht unſer Werk fondern der Erfolg ron dem Zeugniß des Vaters von dem Sohne, welches zu zen Zeugniß von fich felbft hinzukommt; und nur in der beiden eis kann die Wahrheit beftehen.

Wolan m. g. F., auf dieſer Wahrheit wollen wir feit ſte⸗ w, und in verfelben immer mehr leben, es immer beutlicher aichend, daß wir das hohe und Föftliche Kleinod, daß a3 Herz fehl werde im Blauben *), nicht von uns ſelbſt tern als Wert Gottes Haben, daß dem beflimmten Zeugniffe, eliches der Herr von fich felbft abgelegt Hat, und welches ers

bolen iſt durch vie Welt, fo daß jeder es hören fann, nur noch

lihfommen muß das Zeugniß des Vaters, Indem es das Herz kiten muß den Glauben zu empfangen und aufzunehmen. Und 5 ift Denn auch der fehle Grund, auf welchen allein das chrift- te Leben ch erbaut. Das wahre Zeugniß des Sohnes von & ſelbſt und das wahre Zeugnik bed Vaters für den son, welches die Herzen der Gläubigen verflärt, ber Geifl, kicher ruft Lieber Bater **), das ift der Grund, auf wels jen die ganze Gemeinde des Herrn fich errichten foll zu einem äligen Tempel, an welchem wir alle uns erbauen follen als le⸗ adige Steine, ein Werk des ewigen Baters durch feinen Sohn, agniß gebend für ihn foviel wir fünnen, vor allen Dingen ber bemüht umter feiner Leitung ber Finſterniß zu entflichen, w das Licht des Lebens feizuhalten, und in dem Lichte zu deln, im welchen wir bassLeben fihon haben als ſolche die 1 Blauben an feinen Namen hindurchgedrungen find om Tode zum Leben. **) Amen:

9) Chr, 13, 9. **) Röm. 8, 15. +9) Ev. Joh. 5, 24.

dem. üb. Ev. Joh, U. 5

%

XLI Am Sonntage Rogate 1825.

Zert. Ev. Joh. 8, 2 —29.

Diefe Worte redete Jeſus an dem Gotteökaften, | er Ichtte im Tempel; und niemand geiff ihn, denn fet Stunde war noch nicht gefommen. Da ſprach Ieft abermal zu ihnen: ich gehe hinweg, und ihr werdet mi fuchen und in eurer Sünde flerben; wo ich hingehe, koͤnnt ihr nicht hinkommen. Da fpradden bie Jude will er ſich denn ſelbſt töbten, daß er fpricht, wo I hingehe da koͤnnt ihr nicht hinkommen? Und er-fpra gu ihnen: ihr ſeid von unten her, ich bin von ob herab; ihr ſeid von dieſer Welt, ich bin nicht von bie| Welt; fo Habe ich euch gefagt daß ihr flechen wert in euren Sünden; denn fo ihr nicht glaubet daß ich fei, fo werdet ihr flerben in euren Sünden Da fpr en fie zu ihm: wer bIR du denn? Und Jeſus ſpra zu ihnen: vor allem andern das was ich euch fag und ich habe noch viel von euch zu reden und zu ric ten, aber der mich gefandt hat ift wahrhaftig, und w ih von ihm gehört habe, das rede ich vor der We

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Sie vernahmen aber nicht daß er ihnen von dem Bater fagte. Da fprach Jeſus zu ihnen: wenn ihr des Mens [hen Sohn erhößen werdet, dann werdet ihr erkennen daß ich es fei und nichts von mir felbft thue, ſondern wie mich mein Bater gelehrt hat, fo rede ich. Und ber mich gejandt Kat iſt mit mir; der Vater laͤßt mich nicht allein, denn ich thue allegeit was ihm gefällt.

} a. 8. Der Apoftel bemerkt es ausbrüdfich, daß die vorher den Worze, die wie neulich mit einander betrachtet haben, in welchen der Exlöfer fehr deutlich und unumwunden rebet feinem Berhältniß zu feinem Vater, von dem Zeugniß des "5 von ihm und davon daß wenn fie ihn kenneten fie auch Bater kennen würben, daß der Erloͤſer dieſe Worte gefpros habe an dem öffentlichften Ort im Tempel, wo immer zur der öffentlichen Anbetung und beſonders der Feſte eine große ge Menfchen verfammelt war, daß aber doch nicmand im t darüber, wie fie «8 fonft gethan hatten, verjucht habe d an ihn zu legen, weil feine Stunde noch nicht ges men war. Und damit bringt er nun in Verbindung, daß 8 etwas Ähnliches zu ihnen gefagt habe, und dieſe Worte es num, die wir jezt mit einander betrachten wollen.

Dunfel und geheinmißostt ift vieles darin, weil der Erloöſer tie Zeit wo feine Stunde noch nicht gefommen war benugen , bei allen die ihn hörten anregen wollte, ob fie fähig fein vn feine Lehre zw faffen, und ob auch nur andeutende Worte nm ein weiteres Fragen und ein weiteres Forſchen nach zen Unterricht erregen würben, jo daß er fich ihnen auf eine Saft fruchtbare Weife näher Hätte entveffen können. Das x Gefichtspunft, aus welchem wir das dunkle in biefer Rede Erlöferd zu beurtheilen haben.

& fagt affo zuerſt, ich gehe hinweg, und ihr werdet ſuchen und in eurer Sünde Resben; wo ich hin⸗

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gehe, da könnet ihre nicht hinkommen. Das legtere Mu er auch ſchon früher auf eine gan ähnliche Weiſe geſagt, dd wo er hinginge ſie nicht hinkommen könnten; und fie Hatten auch ſchon aͤhnliches gejagt, wo will dieſer hingehen, r wir ihn nicht finden folten? will er etwa in \ rende untet pie Griechen gehen und fie Lehren? Indem ber Grlöfer ed num noch einmal auf eine ähnliche W wiederholt, fo fragen fie nun gar unter fi), will er ſich te ſelbſt toͤdten, daß er ſpricht, wo ich hingehe da fi net ihre nicht Hinfommen. In der Folge arer bei fpil Meden des Herm zu feinen Juͤngern, die der Evangelift im jehmten Kapitel berichtet, da fagt er auch zu dieſen, liet Zindlein, es if fo wie ich zu den Juden ſagte, ich hingehe da koͤnnt ihr nicht hintommen. Abe diefen feinen Juͤngern und in Beziehung auf fie jagt er zu nem Vater in der vollen Zuverſicht, daß was er von ſei Vater bitie er ihm auch geben werde, ich will, daß wo bin auch bie fein mögen bie bu mir gegeben haft. feinen Jüngern alfo konnte er, wenn er fagt wo ich hing könnt ihre nicht hinkommen, Mur von ber worübergehe Trennung reden, welche nun zuoifchen ihm und ihnen fein w wenn er würbe bahimgegangen fein, fie aber noch länger Erden bleiben würden und bem großen Beruf leben, den nen auftragen wuͤrde Aber in einem ganz andern Sinne er es früher ſchon und fagt es auch jezt zu Denen mit wi ex früher ſchon zu thun hatte, wo ich hingehe könn nicht hinkommen, in Verbindung mit dem unmittelbar gergehenden, wenn ich werde hingegangen fein, jo! det ihr mich ſuchen und in eurer Sünde fierben. ber auch das nimmt und billig Wunden Wie fan Grlöfer, der fo oft fagt, er ſei gefommen zu ſuchen und jel mochen was verloren iſt, zu irgend einem fagen, daß wen I. 3.7, 8. Ä

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rfuchen würden fie dennoch würden In ihrer Sünde den, da derjenige welcher felbft andre fucht doch nichts mehr en und wollen kann, als daß er von ihnen gefunden werde m fie ihn fuchen, und daher eben das felbft fehen wie fie ihn em. Die Sache aber ift die. Das Volk erwartete einen Hels d und Retter von oben nach den Worten der Propheten; eine wderfame Ahndung war weit verbreitet und durch Johannes digt hierüber nur befeftigt, daß die Zeit erfüllet fel; und als Erlöfer auftrat, da richteten fi die Hoffnungen vieler auf ‚aber freilich mit fchwanfender Ungewißhelt ob er es fei ober t ſei. Nun bietet er fich ihnen dar, öfters und auf eine be mte Weife in dieſer feiner Rede, und fagt zu ihnen, wenn werde Dabingegangen fein, fo werdet ihr mich ſu— n. Aber er meint damit nicht, daß fie ihn fuchen würden wie war, den geiftigen Netter, der fie wollte befreien von der Ges N der Sünde, von der Anhaͤnglichkeit an den todten Buchſta⸗ ‚und fie erheben zur Anbetung Gottes im Geiſt und in der hrheit, und Durch die Liebe und den Glauben an ihn zur neinfchaft mit dem. Vater; fondern fuchen würden fle, wie fie auch fuchten, den Retter, ven verheißenen, ver er freilich aber indem fie an ihm vorbeigingen und ihn nicht erfannten, . würden fie fuchen aufs ungewifie was nicht mehr zu finden Und darum fagt er, in diefem Suchen würden fie in ih» Sünde-flerben, das Verderben würbe fie erreichen che Rettung von dee Sünde gefunden hätten; das fagt er um u ermahnen, daß fie jezt ihn noch finden follten, daß fie bie tung die er ihnen bringen wolle fich follten gefallen laſſen, 8 ihn aufnehmen follten als ihren wahren Exretter, den im von oben, der. fie zum Heil führen wolle, ohne Berüds ung des irdiſchen Zuftandes, deffen Herbeiführung fie hoffe Ratt daß fie den einzigen Weg der Rettung ergreifen follten, er ihnen eröffnete. So fagt er, wenn ihe dabei bleibet bie ung fo gu fuchen, fo werdet ihr flerben in eurer

se

Sünde, und dann wird es von euch in einem andern © als er fpäter zu feinen Jüngern fagte wahre werden, wo hingehe könnt ihr nicht Hinfommen. Denn in diefen 2 ten liegt nun, was er fonft deutlich genug gefagt Hat, dal feinen andern Weg zum Bater giebt als durch Sohn, daß niemand den Vater erkennt und ſieht der Sohn und wem der Sohn es will offenbaren Und fo verbarg ſich ihnen auch und blieb ihren Augen ver gen ber ewige Vater im Himmel, und fie fahen immer nur Her, den Hörhften, den befondern Schusgott des Bolfs, tx Berheißung wahr werden müfle, daß es fidh zu einer Herrlichkeit emporfchwingen werde. Und fo fagt er, wo hingehe zu dem Bater, da Fönnt ihr nicht hinke men, wenn ihe auf eine ſolche Weife die verheißene Nett fucht, daß ihr dabei in eurer Sünde fterben müßt, weil ihr Rettung yon der Sünde nicht annehmen wollt.

Auf die dunkle und verworrene Frage, wo will die hingehen? will er fih denn felbfi tödten, daß ſpricht, wo Ich Hingehe Fönnt ihr nit hinkomm antwortet nun der ‚Herr als ob er fie gar nicht vernomi hätte, indem er feine vorige Rede fortführt, ihr ſeid von ı ten der, ich bin von oben herab; ihr. feid von die Welt, ih bin nicht von diefer Welt. So Habe ich e gefagt, daß ihe flerben werdet in euren Sünd denn fo ihr nicht glaubt, daß ich es fei, fo wer ihr Kerben in euren Sünden. |

Wenn nun der Here nichts weiter gefagt hätte als fo | nicht glaubt daß ich es fei: fo meinte er damit, fo ihr glaubt daß ich der ſei dem ihr jezt fuchet, fo ihr nicht gl daß es Feine andre Rettung, die Gott den Menfchen zug hat, giebt, daß nichts weiter für euch zu erwarten if als id) euch darbiete, indem' ich euch als die mühfeligen und

©) Ev. ob. 16, 6. Matth. 11, 22.

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en zu mir einlabe, damit Ihr Ruhe finden moͤget für eure edlen, indem ich euch barbiete die Worte die ich von dem Bas w gehört, damit ihr den Sinn aller feiner Führungen mit eurem zolle verftehet, euch mit vollem Herzen zu ihm wendet, und euch ei machen laßt Durch den Sohn. Und fo fagt er, eben deswe⸗ m und in dem Sinne habe ich euch gefagt, daß ihr fterben erdet in euren Sünden, fo ihr nicht glaubet daß hes fei.

Aber das war nun freilich feiner Lebe nicht genug, zu Ihe m nur zu fagen was fie erwarte wenn fie den Glauben ber men bargeboten wurde verfchmähten, fondern er weift fie auch uf den Grund Bin der davon in ihnen felbft lag. Ihr, fagt t, feid von unten ber, ich bin von oben herab; ihr eid von diefer Welt, ich bin nicht von diefer Welt.

Ja m. g. F. das iſt es nun was nicht mur diejenigen gilt u denen der Herr damals redete, ſondern noch immer alle. Wenn a3 Wort des Evangeliums ertönt, wenn der Ruf des Friedens n das Ohr der Menfchen fchlägt und die Stimme feiner Boten ie auffordert fich hinzuwenden zu dem Reiche Gottes, welches echt; aber fie glauben nicht, daß das es fel, alle vie fchönen ud Herrlichen Schilderungen von dem Frieden des Herzens mit Bott, von der Seligfeit des Bewußtfeins daß der Geift Gottes n uns wohnt, und aljo Gott ſelbſt Wohnung gemacht hat in mierm Herzen, das dringt nicht in ihr inneres Ohr, fondern üst fie Falt und gleichgültig; wenn fie nicht glauben daß dies nd Ziel Ihres Lebens fei und die Rettung, an welche fie ſich wichfiegen müflen, wenn fie zur Ginigfeit mit fich ſelbſt Toms un wollen und zum $rieden in und mit dieſer Welt, in welche Bott fie gefest hat, durch den Frieden mit Bott felbft: was ift ie Urſache? Sie find von unten her, er aber ift von ‚den herab; fie find von dieſer Welt, er aber iſt nicht on biefer Welt. Das if es eben, wir müflen aufhören von tiefer Welt zu fein, dann Eönnen wir glauben daß er es

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Sünde, und dann wird es von euch in einem andern Sk als er fpäter zu feinen Jüngern fagte wahre werden, wo bingehe könnt ihr nicht Hinfommen. Denn in dieſen & ten liegt nun, was er fonft deutlich genug gejagt hat, daß feinen andern Weg zum Bater giebt als durd I Sohn, daß niemand den Bater erkennt und ficht ı der Sohn und wem der Sohn es will offenbaren Und fo verbarg fich ihnen auch und blieb ihren Augen verl gen der ewige Vater im Himmel, und fie fahen immer nur Herm, den Höchften, ven befondern Schuggott des Volls, Tr Berheißung wahr werden müfle, daß es fich gu einer ne Herrlichkeit emporfchwingen werde. Und fo fagt er, wo hingehe zu dem Bater, da koönnt ihr nicht hinko men, wenn ihre auf eine foldhe Weile vie verheißene Rettı ſucht, daß ihr dabei in eurer Sünde flerben müßt, weil ihr Rettung yon der Sünde nicht annehmen wollt.

Auf die dunkle und verworrene Frage, wo will bie! hingehen? will er fich denn felbft tödten, daß ſpricht, wo Ih hingehe könnt ihr nicht Hinfomm« antwortet nun der Herr als ob er fie gar nicht vernomi hätte, indem er feine vorige Rede fortführt, ihr ſeid von u ten her, ich bin von oben herab; ihr feid von die Welt, ich bin nit von diefer Welt. So habe ich ec: gefagt, daß ihr flerben werdet in euren Sünti denn fo ihr nit glaubt, daß ich es fei, fo wer ihr Rerben in euren Sünden.

Wenn nun der Herr nichts weiter gefagt hätte als fo nicht glaubt daß ich es fei: fo meinte er damit, fo ihe n glaubt daß ich der fei den ihr jezt ſuchet, fo ihr nicht gla dag es feine andre Rettung, die Gott den Menfchen zuged bat, giebt, daß nichts weiter für euch zu erwarten if ale ı ich euch barbiete, indem.ich euch als die mühfeligen und b

®) Ev. Joh. 14, 6. Matth. 14, 27.

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men zu mir einlade, damit ihr Ruhe finden moͤget für eure eelen, indem ich euch darbiete die Worte die ich von ve Bas e gehört, damit ihr den Sinn aller feiner Führungen mit eurem olfe verfichet, euch mit vollem Herzen zu ihm wendet, und euch ei machen laßt durch der Sohn. - Und fo ſagt er, eben deswe⸗ n und in den Sinne babe ich euch gefagt, daß ihr ſterb en erdet in euren Sünden, fo ihr nicht glaubet daß h es fet.

Aber das war nun freilich ſeiner Liebe nicht genug, zu ih⸗ en mir zu ſagen was fie erwarte wenn fie ven Glauben ber men dargeboten wurbe verfchmähten, ſondern er weift fie auch uf den Grund hin der davon in ihnen felbft lag. Ihr, fagt , feid von unten ber, ich bin von oben herab; ihr eid von diefer Welt, ich bin nicht von diefer Welt.

Ja m. g. F., das iſt es num was nicht nur diejenigen gilt u denen der Here damals redete, fondern noch immer alle. Wenn a8 Wort des Evangeliums ertönt, wenn der Ruf des Friedens - m das Ohr der Menfchen ſchlaͤgt und die Stimme feiner Boten ie auffordert fich hinzuwenden zu dem Reiche Gottes, welches refteht; aber fie glauben nicht, daß das es fel, alle die fhönen md herrlichen Schilderungen von dem Frieden des Herzens mit Yott, von der Seligfeit des Bewußtfeins daß der Geift Gottes n und wohnt, und aljo Bott felbft Wohnung gemacht hat im mſerm Herzen, das dringt nicht in ihr inneres Ohr, ſondern äßt fie kalt und gleichgültig; wenn fie nicht glauben daß dies 03 Ziel Ihres Lebens fei und die Rettung, an welche fie ſich michließen müflen, wenn fe zur Ginigfeit mit fich ſelbſt kom⸗ zen wollen und zum Frieden in und mit dieſer Welt, in welche Bott fie gefezt hat, durch den Frieden mit Bott feldft: was iſt je Urſache? Sie find von unten her, er aber iſt von ‚ben herab; fie find von dieſer Welt, er aber iſt nicht von dieſer Welt. Das iſt es eben, wie müflen aufhören von tiefer Welt zu fein, dann können wir glauben daß er es

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fei, dann befteht nicht ferner eine ſolche Trennung, daß er ſag könnte wo ich hingehe da könnt ihr nicht Hinfomm dann if feine Reve mehr von der Möglichkeit, daß der M erben fönne in feiner Sunde

Aber m. 9. F. Heißt das nicht, flatt mm dem Menſch eine angenehme und fröhlide Ausficht zu eröffnen ihn vielme niederfchlagen? in das eine freudige Botſchaft oder iſt es mid vielmehr eine ſolche die ten Menjchen hoffnungslos zuruͤkkſtoͤß der von unten her if, wie kann er von jener Welt fein? So | es yreilich), wenn wir Died erft müßten vollbracht haben dur uns jelbit, und erſt .jelber fo ummenden müßten, daß wir nic von diejer Welt jein müßten, ſondern von oben her, um zu gla ben daß er es jei. Ja dann wären wir eben beöwegen weil w ‚ed nicht vermögen ohne Hoffnung in diefer Well Wenn w es aber vermöcdhten: fo müßten wir auch fagen, daß wir jein nicht bedürften; denn wir wären dann durch uns ſelbſt von ob der, hätten uns dieſer Welt verabfchiedet und in ber höhe Belt ein Bürgerrerht empfangen durch eigene Kraft. Daß d Erlöjer es fo nicht gemeint Bat, zeigt fein ganzes Lehen un ‚Wirken. Allerdings ftellt er die Menfchen anders dar, nämli als Die verloren und in der Irre gehenden; ſich ſelbſt ab nicht als den der ihnen das fagt damit fie ihn fuchen möchte fondern der fte juchen wolle. Und in biefem Suchen iſt er au in dieſer Rede begriffen, und fo bietet ex fich ihnen dar als vi an welchem fie den Unterſchied erfennen follen zwiſchen ve Menfchen der von unten her if, und dem der von oben her i zwiſchen dem Verſenltſein in dieſe Welt und der Bürgerfchaft ' jener, dem Baterland im Himmel.

Und davon m. g. F. ift noch immer etwas im Menich zurüffgeblieben; jo ganz iſt das Werk Gottes, die Schöpfun nad dem Ebenbilde Gottes nicht exlölcht, daß nicht in dem Ma [den eine Moͤglichkeit fein follte das Leben von oben her, tu neue Leben im Himmel zu fcheiden von dem was er am und fi

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ſich ſelbſt if, und daß nicht biefer Unterfchleb in ihm follte ge- beihen können zu einem lebendigen Verlangen, zu einer wirkſa⸗ men Sehnfucht, bei welcher er. aber doch erkennt, daß er fi ſelbſt das nicht geben kann was er verlangt. Wozu hätte ber Erloͤſer auch fonft diefe Worte geredet, wenn er nicht alles was in feinen Kräften fand gethan hätte, um dieſe Erkenntniß in den Menſchen lebendig zu machen und dieſe Sehnſucht in den Men⸗ fhen zu weiten. Welche es nun erkannten und in welchen dieſe Schnfucht erwachte, das waren die welche in ihm fchauten bie Herrlichfeit des eingebornen Sohnes vom Bater; und indem fie nun bei ihm blieben, wie er in der Kolge feiner Rede fagt zu denen bie auf dieſes Wort an Ihn gläubig wurben und dadurch feine Jünger: fo befamen fie dadurch mit dem Glauben zugleich die Macht Kinder Gottes zu werden, fo wurden fie dadurch ein⸗ gebürgert in jener Welt, und ‘waren durch den Geift Gottes ver in ihnen wohnte von oben herab, wie der Erlöfer.

Als fie nun aber auf die Worte, fo ihr nicht glaubet daß ich es fei, zu ihm fagten, wer denn bift du? fo ants wortet er, vor allem das was ich euch fage.

Dentlicher wollte er nicht reden, geradezu nicht jagen, ich bin der den ihr erwartet, Ich bit der von welchem die Propheten zeugen, ich bin ‚der Sohn Gottes in die Welt gefandt, geradezu wollte er Das nicht fagen. Warum nicht? Deutlich genug redet er im Berfolg feiner Rede, fo daß fte ihn wol verftehen konn⸗ ten. Aber weil erftlich feine Stunde noch nicht gefommen war, und weil zweitens ihr ganzes Wefen jo ſchwankend war: fo wollte er fie nicht durch ein Wort, an welchem fie einen äußern fchein- baren Grund des Rechts hätten finden fünnen, in Verſuchung führen, daß fie Ah an ihm verfündigten, wie fie es nachher thas tim, ohne daß er die geringfle Veranlaffung dazu gegeben hatte. Deutlicher wollte er es nicht ſagen, aber auch nicht auf eine folche Weiſe damit zurüffkalten, daß diejenigen welche an ihm hielten nun nicht wiffend was fie von ihm denken follten eine Beran-

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lafung barin hätten finben konnen das zu ihn was fochidh mi ihrer gegenwärtigen Befchaffenheit nicht uͤbereinſtimmte, was aber boch, aber ohne daß von feiner Seite eine Beranlaffung dazu wäre gegeben worben, gefchah als feine Stunde gelommen war. Als fie gefommen war und ber Hohepriefter ihn fragte, fage uns nun, bif du Chriſtus der Sohn Gottes? *) da fagte er grade heraus, ja ich bin es. Jezt aber fagt ex, vor allem das was ich euch fage, nämlich derjenige an den ihr glauben müßt wenn ihr nicht in eurer Sünde flerben wollt, der⸗ jenige welcher von oben ift und allein im Stande euch zu ich zu sieben, derjenige den ihr fo nehmen müßt wie er ſich euch giebt, wenn ihr wollt errettet werben, weil wenn ihre anders tut ihr müßt in eurer Sünde fterben.

Und nun fagt er weiter, im Zufammenhange mit dem was ee ihnen hier gefagt habe, habe er noch vieles ihnen zu reden und über fie zu urtheilen, und was er ihnen zu fa- gen und über fie zu urteilen habe, das fei alles wahr, denn der ihn gefandt Habe fei wahrhaftig, und das nur rede er vor der Welt, was er von ihm gehört habe.

Dadurch m g. 5. wollte der Herr das Bolt, weiches ihm in großer Menge zuhörte, vorbereiten auf alled dasjenige was er ihnen noch zu fagen hatte, und wovon wir einen Theil in den folgenden Reben und @efprächen dieſes Kapitels finden wer⸗

den, um fie abzuführen von ihrem Halten an dem Buchflaben und an leeren Beußerlichkeiten, um fie von ver Täufchung los ju machen, in welcher fie lebten, daß ihre Abftammung von dem Liebling des Höchften ihnen an und für fih ein Recht gebe an vie Wohlthaten des göttlichen Reiches auf Erden. Diefes und was damit zufammenhing war es, was er ihnen noch zu fagen und was er über fie zu urtheilen Hatte, alles in Verbindung mit ver einen großen Hauptwahrheit, daß er der von oben herab

m) Marc, 14, 61,

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ſei gefandt wäre zu ifnen ‚bie von unten ber federn, worin ja alles deutlich ausgeſprochen iſt was der Erlöfer von fich felbft fagt, der ganze Inhalt feiner Sendung auf Erben deutlich aus⸗ geiprochen, und jedem in dem jene Sehnſucht und jenes Berlans gen aufgeregt wurde Anleitung gegeben, wie er ſich an ihn hal ten müfle, damit ex der an und für fich von unten her ift und von dieſer Welt, auch ein folcher werden könne, der von oben herab ift und nicht von diefer Welt.

Als er aber vernahm, daß auch Hier fie nicht verflanden, dag er auf fein inniges Verhaͤlmiß zwifchen ihm ſelbſt und ſei⸗ nem Bater im Himmel beuten wolle: fo fagt ex weiter, wenn ihr des Menfhen Sohn erhöhen werdet, dann wers det ihr erfennen daß ich es ſei.

Auch das m. g. F. iſt ein dunkles Wort des Herrn und kann zweierlei heißen. Er kann unter dieſem Erhöhen verftans den haben feinen Kreuzestod, von welchem er anderwaͤrts auf ähnliche Weife redet und von welchem auch in der gemeinen Sprache des Volks diefer Ausdrukk gebraucht wurde; denn wenn es ein unverftänblicher geweſen wäre, fo hätte er fich deſſelben nicht bedient. Fragen wir aber indem wie auf den Erfolg fe hen, kann der Herr der alles wußte was in dem Herzen der Menichen war und was fich in demfelben entwiffelte, kann der von feinem Kreuzestode reden, indem er vor dem ganzen Volle redet, wenn ihr des Menfhen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erfennen daß ich es fei? Erkannt auf eine lebendige innige Weile haben fie es doch nicht. If das der Sinn feiner Rebe, fo müflen wir es fo verftehen. Wenn ihr bes Menſchen Sohn zum Tode am Kreuz werbet gebracht haben, dann werdet ihr an den Folgen die das in der Welt haben wird erfahren, daß ich es fei; von der Zeit an wird das Reich Got, tes, die Gemeine des Herrn fich erbauen; dann werdet ihr au einer Menge von Seelen jehen können, was für Fruͤchte der Glaube an mich bringt, und wie fich in dieſen der Geiſt offen

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Bart. Es kann aber auch fein, daß er es fo meint. Wenn ihr je dazu fommen folltet des Menfchen Som zu erhößen in eurem Herzen, anders von mir zu denken als ihr jezt thut; wenn ir von dem Schwanken, in welchem ihs jet fein, ob Ich ein Lehrer dee Wahrkit fei oder ein Berführer des Balls, wenn ihre euch davon frei macht; dann werdet ihr erfennen, daß ich es fet. Wenn ihre darauf eure ganze Aufmerkfamfeit richtet, und wenn ihr dabei nicht darauf ausgehet mich erniedrigen zu wollen In eurem Urtheil euxen alten Borurtheilen zu Liebe: dann wer⸗ det ihr erfennen, daß ich es fei.

Welches von beiden aber auch der Sinn feiner Rebe gewe⸗ fen fei, in Beziehung auf das folgende ift es dafielbe Denn da entwiffelt der Erlöfer weiter was es Heißt, erfennen daß er es Sei. Das heißt erkennen, daß er nichts von fich ſelbſt thut und redet, ſondern nur wie ihn fein Bater gelehrt hat res det und thut, das heißt aljo das wahrhaft göttliche in feinen Revn und Werken erkennen, fo wie der Erlöfer anderwärts fagt, wer diefe meine Rede thut, daß es der Wille Gottes jei zu glauben an den den er gefandt hat, der werde dann Immer mehr erfahren und immer lebendiger erfennen, daß er von Gott gefandt fei. An ihn glauben heißt erkennen, daß der welcher ibn gefandt Hat mit ihm fei, nicht etwa wie ed mit ben Propheten des alten Bundes der Fall war, daß der Herr in befondern Augenbliffen der Begeifterung fie erfüllte und in ihnen mächtig wirkte zur Erkenntniß feines Willens und feiner Abfich- ten, fondern das mit ihm fein des Vaters, welches der Erlöfer bier behauptet, fihließt das in ihm fein in fih, das Einwohnen der Fuͤlle der Gottheit; und erfennen, daß der welder ihn gefandt Hat mit ihm fei, Heißt erfennen, daß ber in ihm fei aus welchen wir nehmen fönnen die Fuͤlle der Gnade und der Wahrheit, erfennen daß er fei das Ebenbilb des göttlichen Weſens und der Abglanz feiner Herrlichfeit, und daß bie ganze Hülle der Gottheit in ihm wohnt. Und das Heißt erfennen, daß

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der Baier ihm niemals im Stich Taffen werde, weil er allezeit tut was ihm gefällt. Wie nun dies m: g. F. von der Berfon bes Erldfers ſelbſt zu verftehen fei, fehen wir daraus, daß der- Bater ihm bis zum Tode gegenwärtig gemein if. Denn auch‘ da bat er ihn nicht verlafien und war nicht fern von ihm, ſon⸗ dern wußte ihn durch Leiden und Tod, und indem er feinen Ge horfam bewährte durch den Tod am Kreuz, zu feiner Herrlichkeit einzuführen, und indem er ihn durch Leiden zu feiner Herrlichkeit führte, war er mit ihm und bei ihm und in ihm.

Aber das gilt nicht von dem Exlöfer allein, ſondern auch von dem geifligen Leibe den er auf Erden zuruͤckgelaſſen bat und defien Haupt er if. Auch den läßt der Bater nicht allein, auch bie Gemeine ed Herrn läßt er nicht im Stich; und das u er⸗ fennen gehört mit zu dem Glauben daß er es fei. Denn wenn dieſes Reich Gottes je untergehen könnte, wenn die leben⸗ dige Freiheit des Geiſtes je aufhören Tönnte, wenn das geiflige Leben welches durch den Herrn entzündet ift je erſterben Fönnte: dann wäre er ed nicht geweſen. Aber der Herr, der läßt vie welche jo mit dem Grlöfer verbunden find nicht allein: und nicht . im Stich, deswegen weil auch von ihnen gilt was ver Erläfer von ſich felbft fagt, weil ich allezeit thue was ihm ge⸗ fällt. Ja m. g. F. wenn wir das jeder von ſich ſelbſt jagen foll« ten, fo würben wir geflehen müffen, das fei der Unterſchied zwi⸗ ſchen uns und ihm, der niemals aufhören fann. “Dem Feiner von uns fann fich deſſen rühmen, in jedem Augenblikk zu thun was Gott wohlgefällig ift; feiner von uns kann fich defien ruͤh⸗ men, den reinen Willen Gottes In feinem Leben und in feiner Seele ganz auszubrüffen. Wenn wir es fagen wollten von je dem Augenbliff, betrachten wir auch nicht ben einzelnen, fondern bie Gemeine des Herrn an biefem oder jenem Orte, in biefem ober jenem befondern Verhältniffe: fo würden wir auch fagen müflen, daß wir das nicht mit der That ımd Wahrheit befennen

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fönnten; denn auch da M noch Irrthum und Mangel. Aber be- teachten wir fie ald Eins: fo müflen wir fagen, das was fie wirklich thut iR fa nichts anderes als was der Geiſt Gottes in ihr thut; aber das iſt nichts anderes als was dem Bater ge⸗ fallt. Durch diefe immer lebendige Kraft des Geiftes erbaut fie fih und fol fih Immer mehr entwifteln von einer Klarheit zur andern und von einer Volllommenheit zur andern, was fie aber nur deswegen vermag, weil fein Geift in ihr waltet, weil Der Erlöfer ihr nur leiblich entzogen ift, mit feiner geifigen Gegen wart aber in ihr wohnt, und weil der Geiſt, ven er in das Herz derer ausgegofien hat weiche an ihn glauben, und der aus ihnen ruft lieber Vater, weil biefer Geift iſt der Geift der Wahrheit, ber es von dem feinigen nimmt und ihn verklärt, und fie immer mehr frei macht. ®)

Ja m. g. $., fo wird der Exrlöfer uns zur Heiligung und zur Gerechtigkeit, zur Erlöfung und zur Wahrheit; fo iſt er uns ber Weg und das Leben. Und glauben daß er es ſei, das bringt uns in dieſe felige Verbindung mit dem Bater im Himmel, daß wir fagen können, er läßt uns nicht allein, weil wir gehören zu fei- nem Reiche auf Erden, weil wir Glieder find feines Leibes, wel⸗ cher weil ex von ihm dem Haupt im Himmel regiert wird, auch nichts anderes thun kann als das wodurch das Wohlgefallen Gottes gefchieht. Amen.

®) Exv. Joh. 16, 14. 8, 32.

XLII. | Am Sonntage Eraudi 1825.

Text. Ev. Joh. 8, 30 —38.

Da er ſolches redete, glaubten viele an ihn. Da ſprach nun Jeſus zu den Juden, die an ihn glaubten: ſo ihr bleiben werdet an meiner Rede, ſo ſeid ihr meine rechten Juͤnger, und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. Da antworteten - fie ihm: wir find Abrahams Samen, find nie feinmal jemandes Knechte geweſen, wie ſprichſt Du denn, ihr ſollt frei werben? Jeſus antwortete ihnen und fprach: wahr⸗ lich, wahrlich ich fage euch, wer Sünde thut, ver if der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Haufe, der Sohn bleibt ewiglih. So euch num der Sohn frei macht, fo feld ihr recht. frei. Sch weiß wol, dag ihre Abrahams Samen feld; aber ihr fucht mich zu tödten, denn meine Rede fähet nicht unter end. Ich rede was ich von meinem Vater gefchen babe; fo thut ihr was ihre von eurem Vater gefchen habt.

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E. war m. g. F. die vorige Rede des Herrn, auf welche Dei Anfang der Worte unſers Tertes geht, als er foldhes geredet . babe wären viele an ihn gläubig. geworden; und es ift alfo mım ein andermal geweſen; aber noch während beffelben Aufenthalts unferd Herm in Jeruſalem, daß als er bemerkte, wie nun fein Wort doch auf manche Gemüther einen tiefen Eindruff gemacht hatte, und fie anfingen bei fich felbft feftzuftellen, er möge mol derjenige fein defien fie warteten, daß er zu ihnen fprach was wir hier mit einander gehört haben.

Es ift aber darin manches was bei näherer Erwägung ſchwierig ift zu verfiehen. So gleich Hier daß erſte; denn wenn ed hier heißt, daß der Herr zu denen geredet habe die an ihn gläubig geworden waren: wie fonnten bie ihm benn ant- worten zuerſt, ald wenn fie gar nicht wüßten worauf eigentlich feine Abficht ging, und gar nicht verfländen was 'er meine, wenn er zu ihnen fagt, fie follten frei werben; aber noch weit mehr wundert und von foldyen zu hören, daß der Herr zu ihnen fagt, fie juchten ihn zu tödten, weil feine Rede unter ihnen nicht fahe, da fie doch angefangen hatten an ihn zu glauben. "

Das müflen wir ums fo vorſtellen. Wie außer denjenigen weiche in der nächften Umgebung unfers Exlöfer6 lebten und ihn überall begleiteten, feine Jünger damals nicht von den übrigen gefondert waren, und feine Gemeinfchaft für ſich bildeten: fo war ed befonderd in Jeruſalem, wo der Herr im Tempel lehrte und wo alles Volk fich verfammelte.e Wenn er da nun andre als feine beftänvigen Begleiter zu feinen Zuhörern hatte, fo mußte es eine hemifchte Menge fein. Der Herr fonnte alfo nicht ber ſonders zu denen reden die an ihn glaubten, ſendern fih nur an fie wenden imbem er zugleich vor einer gemiſchten Ber fammlung redete. Der Evangelift aber unterfcheivet das nicht genau von einander; und wenn er hier fagt, fie antworteten.

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m, wie find Abrahams Samen, und find. niemals mandes Knete gewefen, wie fprihf du denn, ihr lt frei werden? und wenn nachher ver Exlöfer zu ihnen zt, ihr ſucht mich zu tödten, denn meine Rebe fähet ht unter euch: fo hat der Kerr dies nicht zu Denen geſagt : an ihn gläubig gewerden waren, fordern zu benen bie auf ie fo unverfländige Weile feine Rede aufgenommen hatten; und s der ganzen Art wie fie.ihm amtworten geht hervor, daß fie H zu Denen gehörten die an ihn glaubten, wie der Cvan⸗ if auch im Berfolg des Gefprächs fie bezeiihnet als Juden, t welchem Ausdrukk er gewöhnlich die bezeichnet welche in: Je⸗ jalem die Leiter des Volks waren, und größtentheils die em⸗ ebenen Gegner und Widerſacher des Herrn.

Run das aber fagt er doch zu Denen die an ihn glaͤubig eworden waren: fo ihr bleiben werdetan meirer ede, ſo ſeid ihr meine rechten Jünger, und werdet e Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch ei machen. Und auch. babe: m. g. F. kann una allerdings was bedenkliches fein, daß der Herr, indem er voramsfegt, daß : an ihn glauben, es nun doch als etwas zweifelhaftes hin⸗ Hr, ob fie auch an feiner Rede bleiben werben. Das führt 3 jeher natürlich auf einen Häufig unter den Chriſten beſproͤ⸗ knen und beftrittienen Gegenſtand, ob es möglich ſei oder nicht, 5 ein Menſch wenn er gläubig geworben if. an den Namen 3 Heren, wenn er in ihm erkannt ‘hat die Herrlichfeit des ein⸗ cbornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Waheheit,: und lles das in ihm vorgegangen ift was in unferm Evangelio kild mit Worten des Evangelifien theils mit Werten. Chrifi on jenex wefentlichen Wahrheit und Gnade gefagt wird, und wrin Johannes den Eindrukk beſchreibt den der Herr auf ihm ad auf die andern gemacht, ob wenn dies gefchehen es möglich : A, daß der Menſch dann wieder ben Glauber⸗ Verlaſſen koͤnne,

bom. üb, Ey. geh. I. G

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min aus dam Zuſtand her Meferlung, din derſelbe win ſich fh wicher zwäftfinfen in der Zuſtand anbres Menſchen.

G ſcheint num hier als oh der Herr allerdings biefe M lichteit vorauoſeze; aber Dann: Tonnen wir wieder nicht and fügen, als daß eim:folches "Gläubigen, wobei noch möglich Daß der Menſch an der Rede des Herrn mich bleibt, wie ex ſelbſt hier ausbräfft, daß Died, ein. vnvollkommenes if. Denn dem ber Herr nun ben andern Zuſtand beſchreibt, ihr 5 meine rechten Füngerx,: und werdet bie Wahrheit fennen, und. die Wahrheit wird end frei nahen: ſcheim ex da nicht mehr vorauszuſezen als ob von biefem ı noch eine nachtheilige Veränderung für ver Menfchen und | Zurüftgejen aus ſoichen Zuſtande möglich fi

anders m. it F. fönnen und dürfen wir ung Sache nicht. denfen: . Damals nämlich gab ed einen: Anfang glauben ver ſich allerbinga als :chn Btäubiggeworkenjein zei wenn man die Gefuͤhlsweiſe ber. Menſcher mit ihm vergleic ſewol verer die gieichgäliig waren gegen. ihn, ale auch dei He als feine Widerſacher auftraten. Aber ex war in ſich fel ganz unvoliiömmen, weil Erwartungen in biefan Glauben niſcht waren, weiche der eigentlichen Libſicht Gottes bie ex ı Cheiſto erreichen :wnikte nicht emtfprachen. So lange num bi wech da find if es möglich, daß wenn der Meuſch anfänge we: Erfüllung dieſer Grwartungen zu zweifeln, fein Herz al hangt noch daran, er. den Glauben verläßt. Aber eben das Hi Ham des Herzens au etwas, was mit bem rechten und lebendig Glauben an ven Erköfer wicht beftehen Tann, iſt zu gleicher 3 en. nickt bleiben an feiner Rede, ſondern eim eine anı Kuse in feinem eigenen Innern Haben, welche die innigfte Ueb— zengung bes Dienfchen unterdeüfft und mit ber Rede bes Herrn nii mſammenftimmt. Gin ſolches Hängen des Herzens an etwas a derm iR immer noch em Zuſtand der Knechtſchaſt, und flim nicht mit der Freiheit der Kinder Gottes. Wo diefe aber ift, |

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tauch der feſte und’ unerfchätterlicde Glaube, da iſt ein folches Heiben am ber Rede des Herrn, wie der Apoſtel auf die Frage 3 Erlöſers, wollt ihr au weggehen? in den Worten usſpricht, Herr, wohin fallenwir gehen? du haſt Worte e8 ewigen Lebens. Wenn nun der Herr fagt, fo Ihr blei⸗ en werdet an meines Rede, fo ſeid ihr meine rechten ünger, und werdet Die Wahrheit erfennen, und die zahrheit wird euch frei machen: fo meint er damit dies, enn ihr euch fo gleich nach dem Anfang des Glaubens, ben x an mich habt, in mich und meine Art und Weiſe hineinlebt, das was ich. von dem Vater gehört habe euch genügt, unb ah ihr an dieſem Brote des Lebens, welches ih euch tbe*), eure Seelen naͤhret und ſtärket: dann erſt ſeid ihr meine echten Jünger; wenn dieſer fefte Grund in der Seele gelegt iſt, ann iſt auch der feſte Bund der Juͤngerſchaft mit dem Herrn eſchloſſen, als deren Ziel er heſchreibt, ihr werdet frei wer- en durch die Wahrheit, nämlich Ihe werdet frei... werten von jeber Anhanglichkeit des Herzens an ingend etwas freutbertis zes ind nergängliches‘, wenn ihr an: meiner Rede fo bleibet a5 ihe Die: Herrlichkeit des göttlichen Wortes darin erkennt; ihr werdet daun frei werben davon, daß euch nichts mehr ergreifen om und erfchüttern, was ſich auf irdiſche Erwariungen ber Menſchen, Hoffnungen und Beforgniffe bezieht, fondern in ber Gewißheit der Wahrheit. werdet. ihr volllommen frei fein; wenn iht nichts anderes wollt und begehret als die Semeinfchaft mit Bott, zu welcher ich euch führen will, dad Einsfein mit dem Bas te durch mich: dann werdet ihre vollkommen frei fein in ter Erkenntniß dieſer Wahrheit,

Und nun nachdem ber Rich gefagt, fo können wir nicht an ders als glauben, Daß die welche antworteten folche waren aus dem vermifchten. Haufen, welche dieſe Worte bed Herm aufnah⸗

») &v. Joh, 6, 51, | &2

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men, indem fie von denfelben auf eine verlezende Weiſe getre wurben, vorausfegend fie wären fchon frei, von feiner dern Freiheit wifend und feine -anpre begehrend ald von. fie glaubten, daß fie ihrem Volke beftänbig einheimifch wäre weien. Und fo antworteten fie denn, wir find Abrabaı Samen, find nie Feinmal jemandes Knechte gemejı wie ſprichſt Du denn, ihr follt frei werben? |

Diefe Worte m. g. F. Fönnen uns nun ein rechter Bew fein, wohin den Menichen die Eitelkeit und der Eigenvünfel, | ihn die rechte und innigſte Wahrkeit nicht erfennen läßt, füh fann. Denn wenn wie auf die Geſchichte des jüdiſchen * zurülkſehen: wie konnten wol die damaligen Mitglieder deſſel ſagen, indem fie von ſich und allen ihren Vorfahren redeten, | wären niemals jemandes Knechte gewefen! Wie ı hatte das Volk fchon in frühern Zeiten andern Bölfern bien müßten Wem wir auch nicht fehen wollen auf ven Zufta feiner Knechtſchaft in Aegypten, welcher dee Geſezgebung vora ging: aber aud nad. vemfelben wie oft Hatten fie andem Bi fern dienen mäffen, wenn: fie von dem Wege des Heron abgew hen: waren! wie eft waren fie den Heiden in bie Hände geg ben worden, und wurden won biefen unter fchimpflicher Behan! lung fogar weggeführt aus den Wohnfizen die ihnen ber Hei gegeben Hatte, welches doch gewiß für fie, je mehr Werth fie au bie goͤttliche Verheißung und auf den Befiz derſelben legten, d bitterſte Knechtſchaft und die tiefſte Erniedrigung war. Aber d Dünfel den fie Hatten darauf, daß fle Abrabams Nachkom men waren, daß fie von’ dem abflammten den Bott fo ausg zeichnet Hatte vor allen die mit ihm zu feiner Zeit lebten, un auf welchen und feine Nachkommen er die größten und herrlich Ren Verheißungen gelegt Hatte, diefer Dünfel war fo groß, dal ihnen das nicht zu Herzen ging, wie fie fo oft ſchon Knecht geweien waren, und daß fie felbft den damaligen Zuftand ſchnoͤ ber Unterbrüffung und Gewalt nicht für Knechtſchaft Bielten,

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dern behaupteten, fie wären frei und eines Menſchen echte

To aber m. g. F. geht es dem Menſchen, wenn er, wie Herr fagt, die Wahrheit noch nicht erfannt hat; immer if ‚rin begriffen fich felh zu täufchen auf eine ſolche Weiſe, er es leicht ime werben fönnte, wenn er nur unbefangen ach ſelbſt und fein eigenes Denken und feine ganze Sinnes⸗ hinjäße. Aber Pas iſt eben das was der Apoflel Paulus erwaͤrts jo ausprüfft, daß eine Dekke vor ihren Augen 3°); ihre Augen wurven gehalten, daß fe die Wahrheit t erfannten, weis fie ſich von dieſen äußern Borzügen nicht nahen wollten und das Berlangen des Herzens auf etwas eres und weientliches richten.

Wie antwortet ihnen num der Herr? Wahrlih, wahr⸗ dich fage euch, wer Sünde thut, der ift der Sünde echt; der Knecht aber bleibt nit ewiglidh im nje, der Sohn bleibet ewiglidh; fo euch nun der hn frei macht, fo feid ihr recht frei.

Auch Hierin m. g. F. iſt etwas fchwieriges für das Vers dniß. Namlich wenn der Herr fagt, der Knecht bleibt bt ewiglih im Haufe: fo meint er doch offenbar das us feines Waters, denn von etwas anderm Tann er nicht n, wenn er fagt, der Sohn bleibet ewiglicdh; er redet auch von dem Knechte im Haufe feines Vaters. Wenn er t unmittelbar vorher fagt, wer Sünde thut, der iſt der inde Knecht: ſpi⸗ kann er die Knechte der Suͤnde zugleich chen als Knechte im Hauſe ſeines Vaters, wenn er ſagt, tSünde thut, der iſt der Sünde Knecht; der echt aber bleibt nicht ewiglich in Haufe. Web en auch fchon vor alter Zeit viele geglaubt haben, ber Herr e nicht gejagt, wer Sünde thut, der ift der Sünde Knecht,

12 Cor. 3, 15.

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fondern wer Suͤnde thut; der if ein Sucht, der Kne aber bleibt nicht ewiglih im Haufe Auch das m eine große und tiefe Wahrheit; der Herr vergliche dann fich je mit allen andern Dienern und Werfjeugen Gottes, die nicht | ee von der Sünde befreit fondern gleich andern Menfchen va behaftet wären; von denen fagte er dann mit Recht, fie könn nur Anechte fein in dem Hanfe bed Vaters, er aber jei Sohn und bleibe als folder ewiglich. Auf dich Weiſe vergleicht der Verfaſſer des Hebraäerbrieſes WMofes Chriſto unſerm Herrn, indem er ſagt, Moſes ſei zwar treu ge fen in dem ganzen Haufe Gottes, aber als ein Knecht; | Sohn aber fihalte darin als Sohn und Erbe *)

Wenn wir nun betrachten, wie ber Here an einem and Orte unterfcheivet die Knechte, auch Knechte Gottes, und | jenigen weldye durch ihn indem fie -feine Freunde gewor Kinder Gotted geworden waren, und die Sohnſchaft von i empfangen hatten: fo iſt es fo, daß er fagt, ein Knechtet awar den Willen feines Herm und ift ein treuer Knecht, ihn aber in feinem Zufammenhange nicht einfehen, und w alfo nicht was fein Herr thut; ihr aber, fagt er an jenem C zu feinen Jüngern, feid nicht Knechte, fondern mei Breunde*), denn ich habe euch den ganzen Willen Gottes off bart und alles fund gethan was ich von dem Water geh habe; in Verbindung mit mir ſeid ihr nicht Knechte, und nenne euch auch nicht fo, fondern Ihr gehört zu mir dem Eof der ewiglich bleibt in dem Haufe des Vaters. Nun aber er doch hier ſehr beftimmt gefagt, wer Sünde thut, nicht ber ein Knecht in dem Haufe Gottes, fondern wer Sünde th der iſt der Sünde Knecht. Daß nun in ber Sünde Hi Freiheit bes Menſchen iR, fondern daß fie. bie wahre Zreil aufhebt, das Ift gewiß unfer aller übereinflimmendes Gefühl 1

®) Hebr. 3,5. 6, **) Ev. Ich, 16, 15.

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wenn wir fragen, weſſen Knecht if ber Menſch, ber Simde ihut: fo müßen wie zuerſt fagen, ex if der Sünde Knecht, wie der Here Hier fagt, und- feiner kann ſich davon frei ſprechen, ‚wir alle müften es gefichen, in dem Maße. ald wir Sünde hun ſind wir der Sünde Knechte; es ift eine unheimliche Mewalt, die fe über und ausubtz wir möchten ung Ahr ‚entziehen, aber wir wrmögen es nicht Weil das was bie Sünde verrichtet etwas wachſendes ift, jo werben wir allmaͤhlig, je mehr das neue Beben Raum im uns gewinnt, frei von ber Herrſchaft welche die Sünde über ung ausübt

Rum aber entfleht Die Fehe, wenn der Herr hier va⸗ ge⸗ ſagt hat und denen welche ſo gefragt hatten die ſtrenge Ani⸗ wort gegeben, die ihnen gebuͤhrte, und. weil er nicht auf ihren ausern Zuſtand, in welchem Fe in Verbindung mit andern BöL fern ſtanden, fah, fondern indem er von göttlichen Dingen vebeie auch nur auf göttliche Diege die Frage bezog: wie konnte ex dann noch jagen, indem fie Sünve ıhäten, fo wären fie Knechte in dem Haufe des Vaters.

Kun flanden fie aber..in: einem Verhaͤliniß zu Gott, und gear in einem andern als alle. andre Meufchen, weil fie den einigen waheen Gott erfannten, un feine Gebote und Verhei⸗ fungen bewahrten. Das Voll war ein Haus Gottes in emem böhern Sinne als andre Voller mit Ihren: ganzen Sein mals jein fonnten. Und fo konnte der Gxlöfer natürlich von dem einen zum andern. übergehen und fagen, ihr. fein noch Lenechte ver Sünde, als ſolche fein ihr in dem Haufe des Vaters, aber ihr konnt nichts anderes barin fen als Knechte Uns fo fagt er denn, der Knecht bleibt nicht ewiglich im Haufe Da zielt ex in feiner Rede auf die Art wie das jüdi⸗ ihe Volk die göttliche Berheifung anfah, welche beflänbig auf sen der da kommen ſollte war angewendet worden, daß mie iehlen follte dem Volke Iſrael einer der auf dem

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Stuhle Davids fäße, aus dem Haufe Davids %. dachten fie ſich das irdiſche Erbthum, welches ihnen Gott ge ben hatte, als ein ewiges, un wenn es auch zu Zeiten zur brochen würde, fo werde doch, wie fie Befften, daraus fra oder fpäter ein Zuſtand hervorgehen, in welchem ihre ixbi Herslichleit und der Glanz dieſes Thrones kein Ende rchn werde. Der Herr aber fagt, all das irdiſche Weſen was Herr fih fo erbauen kann, das ift ein ſolches in welchem r Knechte leben, lauter Menſchen welche nur Knechte dr Ex find und daher nicht frei gemacht durch die Wahrheit. Dir aber fönnen nit ewig darin bleiben; fonden aus d Haufe Gottes muß ein geifliges werben, ber geiflige Tempel, welchem Gott im Geift und in der Wahrheit angebeiet mi In diefem können bie Knechte nicht bleiben; nur der Sohn ka ‚darin walten und bereichen; der bleibt ewig. in bem Haui und Bewohner des Hauſes; nicht mehr, Knechte ſondern Br können nur die fein welche der Sohn felbft frei gemad bat. Damit will er fie alfo hinweiſen auf den geiſtigen Geb: feiner Reden und Unterweifungen ‚über den göttlihen Wille ber den Dienfchen durch ihn. fund geworden, und flellt ihnen de als Ziel Hin wonach Fe fireben follen, frei zu werben dur den Eohn. .

Wenn er nun vorher gefagt hat, ihr werbet di Wahrheit erfennen, und die Wahrheit wird eud fri machen, bier aber fagt, wenn euch der Sohn fre macht, fo fein ihr recht frei: fo erflärt nım eins ba andre, und eins ergänzt das andre Denn auf ber eine Eeite nennt ber Here ſich felbft die Wahrheit, und fegt fein gar #5 Sein und Leben in die Wahrheit der Worte bie er rede Diefe find Geiſt und Leben"), fo daß wir auch das zweite | verfichen müflen, der Eon macht euch frei nicht auf willkuͤhrlich

*) 3 Sam. 7, 16. *) Ev. Joh. 6, 68.

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Veiſe und indem er fih bes einen erbarmet und bes andern nit, fordern er macht alle frei in dem Maaße als fie die Bahrbeit erkennen und an feiner Rebe bleiben; denn Durch Ers kenntniß der Wahrheit wird der Menfch frei. Die Wahrheit aber hat Feine andre Quelle, iſt nirgend anders in has Ohr der Menſchen gevrungen als durch die Stimme bes Echneß. .

Und gewiß m. g. F., wenn wir das ganze Dafein und Weſen des Erlöfers betrachten, wie es fich auch kund gegeben Bat in feinem Leben auf Erden, wie ed ganz und gar auf das innerliche, auf die Kraft des Geiftes gerichtet war, fo daß alles äußerliche ihm völlig gleichgültig war, wie er auch nie durch etwas Außerliches feine Jünger gelofft und gefirrt bat, fondern ihnen von Anfang an gefagt, es werde ihnen nicht beffer ergehen denn dem Meifter*), dem Meifter aber fei befchies ven in Die Hände.der Sünder zu fallen*Y; wie affo darauf fein Leben von Anfang an gerichtet war: fo müfjen wir . fagen, eben darin ift nicht nur die vollfommenfte Freiheit in ſich ſelbſt, ſondern auch die vollfommenfte Gewalt andre frei zu mas hen, wenn fie am derfelben wahren Geſchmakk gewinnen, wenn feine Rede in ihre Seelen dringt, und beides eind wird, das imnerfte Gemüth des Menfchen und die göttliche Neve des Herrn.

Wenn er nun fortfährt, Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Samen feid, aber ihr fucht mich zu tödten, denn meine Rede fähet nicht unter euch; ich rede was ih von meinem Bater gefehen habe, fo thut ihr was ihr von eurem Vater gefehen habt: fo ift nun das leztere eine Andeutung, die fich erft in dem folgenden Geſpraͤche tes Herrn weiter enhwiffelt, worin er nämlich fein Verhaͤltniß zu feinem himmliſchen Vater auf der einen Seite hinftellt, ihnen aber auch auf der andern Seite die Augen öffnet über ihre geis

°) Eu, Sch, 15, 20. **) Matib. 26, 45.

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ſtige Abhängigkeit und Abſtammung. Was aber das erſte be trifft, wenn der Herr ſagt, ich weiß wohl, daß ihr Abra hams Samen ſeid, aber ihr ſucht mich zu tödten; Den: meine Rede fäher nicht unter euch: fo will er ihnen damit zeigen und fie damit aufmerffam machen, wie wenig mi irgend etwas Außerlichem ausgerichtet fei, wie wenig ihnen bad Nuzen hringen fünne, daß fie Abrahams Samen wär, daß ſie diefen Alteften Oefegneten Gottes zum Stammvater hätten, wenn fie doch in dem innerflen ihres Gemüths jo unempfäng⸗ lich wären für die göttliche Rebe bie aus feinem, des Herrn, Munde ging, daß fie fuchten ſich von der Gewalt derſelben los⸗ zumachen indem jie fein Ende herbeiführen wollten, wenn fie fih doch fo täuſchen Tönnten, wie die Hohenpriefter und Ober ſten des Volls es thaten, daß fie glaubten, es fei für das Wohl des Volks nöthig, ihn aus diefem ichifchen Leben zu entfernen *).

Aber m. g. F. das ift nicht nur für jene gejagt, ſondern au für uns, die wir den Namen Chriſti nennen und feine Se;nungen genießen fönnen; denn auch für und giebt es ähn- liches. In der hriftlichen Kicche geboren fein ift allerdings eimas großes, etwas um fo viel größeres als Abrahams Samen fein, wie der geiftige Tempel den Chriſtus der Herr gegründet hat etwas höheres und hHerrlicheres ift als jenes irdiſche Haus weiches dus Votk des alten Bundes bifvete; aber es if doch immer nur etwas Aufßerliches. Es ftellt den Menſchen dahin, daß das Wort Gottes ihn umgiebt, daß ed an fein Ohr ſchlaͤgt, jo daß es ihm nicht möglich iſt daſſelbe ganz Dagegen zu ver- fließen, daß er nicht ohne daß ein Stachel in feinem Herzen Ah regt ein Knecht der Sünde und im Zuſtande ber Unfreiheit und der Unfeligfeit bleiben kann; aber dieſer äußere Verkehr mit dem göttlichen Worte ſchließt demohmerachtet die Feindſchaft gegen We Rede des Herrn noch nicht aus, und Immer iſt noch im bem

——— .

®) Seh. 11, 50,

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äugern Umfange der chriſtliichen Kirche ein ähnliches Berhälmiß möglich wie jenes in den Zeiten des alten Bundes, wo das Volt des Herm mit fgner Abftammung von Abraham zwar Die götts lichen Berheißungen hatte, aber doch nicht die Richtung des Ges müthes auf das lebendige Wort Gottes, bei welcher allein fie hatten freie Kinder Gottes werden Fönnen. Daher je mehr wir davon überzeugt find, defto mehr müflen wir nicht nur jeder ſich ſelbſt prüfen, wie weit die Rede des Herm Wurzel gefaßt habe und Raum gewonnen in feinem Innern, fondern auch gemein- ſchaftlich unfer Leben danach prüfen, in wiefern wir treue Diener find in dem Haufe Gottes, ob der Sohn uns recht frei gemacht hat dazu, dem Worte Gottes immer mehr Eingang in die menfchs

lihen Gemüther zu verfhaffen, daß alle losfommen von der

Knechtſchaft der Sünde, und alle geführt werden zu der reinen Duelle, aus welcher allein das ewige Leben gefchöpft werben kann. Das fei unfer aller Streben, immer mehr die Wahrheit ver Worte ded Heren in unferm eigenen Herzen zu erfahren,

und auch bie Wirkfamfeit derfelben in die Seelen derer zu leiten

die Gott der Herr als Gegenftände ber Liebe an uns gewieſen Bat, damit die Knechtfchaft der Menfchen immer mehr aufhöre, und die Freiheit des Geiftes duch die Wahrheit immer mehr erſtehe, um alle hindurchdringen zu der Wahrheit durch welche der Sohn alle frei machen will. Amen.

-_

XLIII. Am 1. Sonntage nach Trinitatis 1825.

Text. Joh. 8, 39 45.

Sie antworteten und fprachen zu ihm: Abraham ift unfer Vater. Spricht Jeſus zu ihnen: wenn ihr Abra⸗ hams Kinder wäre, fo thätet ihre Abrahams Werke Nun aber fucht ihr mich zu tödten, einen ſolchen Men⸗ ſchen, ver ich euch die Wahrheit gefagt habe, die ich von Gott gehört habe; das Kat Abraham nicht gethan. Ihr thut eures Vaters Werke. Da fprachen fie zu ihm: wir find nicht unehelich gebofen, wir haben Einen Ba- ter, Gott. Jeſus fpricht zu ihnen: wäre Gott euer Bater, fo liebtet ihr mich, denn ich bin ausgegangen und fommen von Gott, denn ich pin nicht von mir felbft gefommen, fondern er hat mich gefandt. Warum ver; ftehet ihr denn meine Rede nicht? denn ihr möget mein Wort nicht vernehmen. Ihr fein von dem Vater den Teufel, und nad eures Vaters Luft wollet ihr thun. Derfelbige ift ein Mörder von Anfang, und ift nicht beftanden in der Wahrheit, denn die Wahrheit ift nicht in ihm. Wenn er die Lügen redet, fo redet er von

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feinem eigenen, denn er If ein Lügner und ein Vater derfelben. Ich aber weil ich vie Wahrheit fage, fo glaubt ihr mir nicht.

N a. F. Die ſtrenge und harte Rede, mit welcher die ver⸗ leſene Stelle fchließt, iſt eigentlich ihrem weſentlichen nach ſchon m denjenigen enthalten was unferm Tert unmittelbar vorangeht, und was wir früher mit einander. erivogen haben. Denn nach m der Herr zu denen die an ihn gläubig geworden waren gejagt Hatte, fie müßten nun auch wenn fe feine rechten Jünger im wollten an feiner Rede bleiben, damit fie zur Erkenntniß ver Wahrheit gelangten, und die Wahrheit fie frei machte: fo hatten andre dieſes Wort ergriffen und gefagt, fie beisirften ja nicht erſt frei zu werben, fie wären Abrahams Nachkommen, und nie jemandes Knechte geweien. Denen Hatte der Herr. geantwor⸗ kt, das wife er wol, daß fie Abrahams Nachlommen wären, aber da feine Rede, die fie allein frei machen: könne, nicht bei ihnen haften wolle, jo wären fie doch Knechte; und daun Satte er weiter gefagt, ich rede was ih von meinem Bas ter gefehen hahe; fo thut ihre was ihr von eurem Bater geſehen habt; worin fchon Die Anfpielung liegt auf das was er in den lezten Worten der verlefenen Stelle fagt. Wie er nun jenes zu Ihnen gejagt und ihnen einen andern Bater beigelegt Hatte. als. fich felbh: fo antworten fie mit ben Borten Die wir heute. gehört Haben, Abraham ift unfer Vater, gleichſam als ob fie fagen wollten, wenn du einen andern Haft, wer ift denn der deinige? Der Here aber beftzeitet fies, daß Abraham ihre Bater ſei und fagt zu ihnen, wenn ibt Abrahams Kinder wäret, fo thätet ihr Abrahams Werke; nun aber ſucht ihr mich zu tödten, einen foß den Menfchen, der ih euch die Wahrheit gefagt Habe, die ich von Gott gehört habe; das Hat Abraham nicht

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tanz fo thut ihr denn rel mol euxes Batıre Werl aber nicht Abrahams.

Aus diefen Worten m. g. F. m wir, daß ber Apofl Paulus ganz in dem Sinne des Erloͤſers felbft geredet hat, wer er die. göttlichen Berheißungen, die ‘dem Abraham in dem aliı Bunde gegebrg, und auf welche das Wolf Ifrael dis. ganze ‚hol Meinung: gruͤndete, die es von feinem. Vorzuge vor anderen Do fern hatte, nicht auf eine- fo leiblidhe und irdiſche Weiſe auslegt wie die meiſten es thaten, ſondern auf eine geiflige,. inbem fagt, ‘der. Eine Radtomme. Abraham, in welchem ale Völk follten ‚gefegmet werben, : das fel Fein ‚anderer als Chriſtus d Herr, nud mit ihm und durch ihn würben immer nur diejenige mit: geingnet, Die nicht dem Sleifche.nach ſondern dem Glaube and Abrahams Kinder. wären. Denn grade fa fagt ıhler di Heri, ihr. ſeid in dem Sinsee. mie ihr. glaubt vermöge enner A faubwsng.. vom Abraham Exhen ber; Borzöge: zu: fein; Die.ihm i der Scheift beigelegt werben; und der Berheifwtgen, die ſich ar feine‘ Nachkommen erficchtens ſollen, in dem Sinne feid ihr nid feine Kinder, weil ihr micht: ſeine Werke ihut. Auf dieſtlbe Wei hat, alſo auch fehon. ver Herr bie göttlichen: Verheißimgen be alten: Bundes ausgelegt; ja wir. finten in. andern Stellen unſer und. andrer Evangelien, daß auth fein Borläufer: Johannes de Täufer ſchon daſſelbe gethan, und: daß dies allerdings die erfi Verkundigung des Reiches Gottes geweſen, . der: erſte Aufan deſſelben, das Ball des Herrn zurüffkzufuͤhren von dieſem Hafte an aͤußerlichen Vorzuͤgen, und ihnen bie göttlichen Verheißunge In ihrem eigentlichen geiſtigen Gehalt darzuſtellen. Denn da all Segnungen Gottes über bie: Menſchen, die ſeine Vaterliebe aue geſprochen und busch deren Beſiz wir feine Kinder find, geiftige Inhalts find: fo können. fir much nur anf geifligen: Bedingunge ruhen und nicht auf aͤußerlichen, und jener, Glaube ver - Zeitge noſſen des Heren, daß fie. ſchon vermöge ihrer leiblichen Abſtam mung vom Abraham feine Kinder wären, ift in Beziehung al

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ven alten Bund bafjelbe, was in dem Liede, weiches wir mit einander: gejungen haben, in Beziehung auf den asum Bund geiagt wird, das nämlich, wenn die Menfchen nur das Außer ihe, das geſchichtliche Weſen fi) ansigner und Darauf ſich etwas Gute thun, wie man denn dies von alten denen -fagen kann die fich emen Borzug vor andern deswegen anmaßen und -beds wegen glauben der göttlichen Segnungen und des galtlichen Reiches theilhaftig zu jein, weil die Erkenntniß Chriſti auf fie gefommen IR und fie in der äußern Verbindung der chriſtlichen Kirche leben diefes iſt in Beziehung auf den neuen Bund aanz bafieldige, was jenes in Beziehung auf deu alten war, Und fo mäflen wir denn allerdings fagen, Daß der Anfang aller wahren Seligkeit für den Menſchen, der Anfang. alles Genuſſes der göttlichen Berheißungen, und das Heißt alfo auch der gättil hen Liebe, darauf beruft, daß der. Menſch fih von dieſem Au ßerlichen loomache, die Richtigkeit aller bloß äußern Vorzüge ein⸗ fehe, mid nur danach frage, wie es um. die Zugänglichkeit feines innern geifiigen Lebens ſteht. Darum nun fagt der Herr zu denen die alſo zu ihm ſprathen, Mrahams Kinder. in dieſem Sinne ſeld ihr nicht, weil Ihe nicht Abrahams Werke thut

Und num laßt uns recht merken m: g: 5 was er ihnen denn in dieſer Hinficht beſonders zu Gemüthe führt. Schon Kies anfänglich eben daſſelbe was ee auch in ven lezten Worten une ſers Terteß weiter heraushebt. Denn zweierlei fagt er zu ihnen: ihr ſucht mich zu tödten; aber warum ex ihnen bies zu enem befondern Vorwurf macht iſt dies, weil er ein folder Renfch fei, der ihnen die Wahrheit gefagt habe, die er don Gott gehört; und das fagt er würde Abraham. nicht gethan haben, .

Das find die beiden Punkie die fich hernach auch durch feine weitere Rebe Purchzlehen; und das erfte ift alfo was er ihnen fagt, daß eine Unfähigkeit in ihnen ſei das göttliche Work zu vernehmen, und eine ſolche Unfähigkeit die mit einem Wider⸗

Likrary of the

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Naw York

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willen verbunden iſt; und daß grade dieſer es fei, was im ihne alle feinnfeligen. Gedanken gegen ihn aufrege, die bernach in jei nem Tode endigten. Eben fe m. 9. F. fucht der Apoſtel Paulus dem lezter Grund alles menjchlichen Berverbens, welches fich in fo vielfẽl tigen Geſtalten in der heibnifchen Welt entwilfelt Hatte, darir daß die Menfchen die Wahrheit aufgehalten Hätten in Ungerechtigfeit*), und er ficht dabei vorzüglih auf TW Wahrheit, von welcher er früher gejagt Hatte, daß fie den Men. fhen auf eine urſpruͤngliche Weife von Gott fei geoffendart wor: den, alfo die Wahrheit die fie von Bolt vernommen, er mein: nämlich die, daß der Menih an ven Werfen Gettes die ewige Kraft und Gottheit des Schöpfers abnehmen könne **); aber auch diefe Wahrheit hätten vie Menſchen in ihrer weitern Ent- wilfflung aufgehalten in Ungerechtigkeit. Alſo die Unfähigkeit umd der Widerwille gegen biefe Wahrheit, das ſieht er als den erften Grund alles menſchlichen Verderbens an. Und chen fo fagt wer Erlöfer hier zu feinen Zuhörern, indem er ihnen zeigen will, wie weit fie von dem entfernt wären ben fie für ihren Bater und fich für feine Kinder ausgäben, was er ihnen aber deswegen nicht zugefichen will, weil fie feine Werke nicht thun, da iR das erſte was er ihnen vorwirft ihre Widerwille gegen die Wahr- beit, bie er ihnen verfünbigte, und bie er von Gott gehört hatte. Was war denm diefe? Keine andre als bie, daß fie-fich von dem Eigenbünfel über alle äußere und eingebifvete Borzüge nicht los⸗ machten, um einzugehen in das geiflige Reich, weiches zu Riften er gefommen war, und wo fie endlich Anbeter Gottes im Geiſt und in ber Wahrheit werben follten *°*), ta fie bisher immer nur am Buchflaben und am Fleiſche hielten. Daraus nım, daß fie ſich gegen diefe Wahrheit verftoffen, erflärte er alle feinbfelige, Gedanken, die ſich in ihnen regten; und das gilt alfo nicht nur

*) Rom, 1, 18, **) Röm. I, 20, *%*) Joh. ‚2. |

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ı denen die ihm Damals unmittelbar hörten, fondern eigentlich ı tenen Die das Bell leiteten, und aus eben dem Grunde, il re das alte fefljiulten wollten, und daran genug zu haben ubten, mm für das geifläge göttliche Neich, welches Chriſtus Herr fliften wollte und verfündigte, feinen Sinn hatten, ibn felgten und meinten, es jei befier, daß Einer flerbe, als daß > ganze Boll auf dieſe Weile umtergehe *).

Das m. 9 F. if ein tiefes Geheimmiß der menichlichen tur, daß Die Unfähigkeit für die Wahrheit und der Widerwille jen dieſelbe immer und unaudbleiblich in Feindſchaft ausartet vn bie welche die Wahrheit bringen. Das ift der Grund, mm jchon in den Zeiten des alten Bundes die Propheten des zm fo oft verfolgt wurden; das ift der Grund, der fo viele n den erſten Belennern des Herm zum Tode verdammte; das ter Grund, warum auch diejenigen die das wahre Licht deö ungeliums wieder wollten den Menfchen zur Erkenntniß brin- r, nachdem es lange war durch menfchlihe Sazungen und rh eine weit verbreitete Finſterniß des Wahns verbunfelt ten, warum biefe ebenfalls verfolgt wurden. Und fo finden r e8 überall, daß wie die wahre Borfchrift und bie wahre tel des Glaubens die iſt, dag wir die Wahrheit fuchen follen

Liebe, fo nun das rechte Zeichen und Weſen des dieſem inne entgegengefezten Lebens darin befteht, daß die Gleichguͤl⸗ tleit umd die Feindſchaft gegen die Wahrheit, die Entfernung d Entfsembung von berfelben auch immer den Haß erzeugt.

Wenn das m. g. 8. fo Fur ift in Beziehung auf biejenige zahrheit, welche für uns, vie wir von Gott erleuchtet find, cht it zu finden, die wie wirklich in uns tragen und als ben rund unferd Heild und unfrer Seligfeit anfehen: fo laßt uns er diefe Worte nicht weggehen ohne darauf au fehen, daß doch ter Ehriften felbft in Beziehung auf das, was näher oder ents

2) Ev. Joh. 18, 50. Sem, üb, Ev. Joh. II. H

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fernter mit den-erften Gründen unferd Glaubens und ber Ri unferd Gemüthes zufammenhängt, gar mandyerlei Streit entfi« Wenn wir nun die Worte unferd Heren Bier recht betracht fo werben wir uns geftchen müflen, wir finden in denſell auch ein ficheres Kennzeichen, woran wir in diefem Streit men licher Meinungen Über das göttliche diejenigen unterjcheit mögen, welche wahre Kinder des Reiches find, von denen Die nicht find. Nämlich ſobald der Widerwille gegen das was u als falſch und irrig erfcheint ſich auf eine ſolche Weile im d Gemüthe geflaltet, daß daraus die Feindſchaft entficht gegen | welche das verfündigen, was uns fo fremb und dem unfrig widerſtreitend dünft: fo Fönnen wir nicht fagen Daß wir | Wahrheit fuchen in Liebe, fondern da if die Luf zu tödten uns, von welcher der Herr fagt, daß fie nur in denen fei, wel nicht die Werfe derer thun die ald Anfänger des Glaubens u als Vorbilder des treuen Gehorfams gegen Gott koͤnnen any fehen werben. Wenn wir das immer vorausfezen, diejenig welche den Ramen des Herm mit uns befennen, und alfo de über den erſten gemeinfchaftlichen Grund der Seligfeit mit u einig find, gehören wirklich zu denen die der Valer dem Soh gegeben hat; wenn wir vorausfezen, daß biefenigen welche ı Wahrheit fuchen, wenn fie auch in ihren Reben über biefel mancherlei vorbringen als ihre Meinung über die Gegenftän des Glaubens, was uns falfch zu fein vünft und dem wir eb deshalb unfre Zuſtimmung nicht geben koͤnnen, baß dieſe vo wahre Kinder des Reiches find: fo werden wir nie etwas and res thun als mit ihnen die Wahrheit ſuchen in Liebe, werben wir vor allem an biefer Liebe halten, in welcher w fein anderes Ziel vor Augen haben als die Förderung des N, ches Gottes, und immer nur darauf fehen, wie weit wir bei v Verſchiedenheit ihrer Anfichten ihre Reden über das göttliche uns aufnehmen können, wie der Herr hier fagt, und eben auf der andern Seite, wie weit fie im Etande figb unfre Rei

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NG aufzunehmen und wirfen zu laffen, damit das Suchen ver ahrkeit ein gemeinfames ſei, und wir zeigen unfre Liebe gegen tr die erften Gründe der Wahrheit ans Licht gebracht hat, fdaß wir im feiner Rebe bleiben, und durch das Suchen fei- t Borte die Wahrheit immer mehr erkennen, und Wahrheit uns frei made, und wir auf dieſe Weife u den Sohn frei werden. Derjenige aber der fich durch bie tihiedenheit der menfchlichen Meinungen, durch das verfchies e Befenntniß deſſen was Wahrheit ift, zum Widerwillen und ' leiten läßt gegen die, welche zwar einen andern Buchſtaben km ald er und in andern Anſichten begriffen find, aber doch r demſelben gemeinfamen Grunde des Heils ausgehen, der kann ht von fi fagen und von dem fann nicht in Wahrheit gefagt den, daß er frei ſei; denn er ſteht unter der Herrfchaft einer Deligen Reigung, bie der Menfch welcher durch die Wahr t frei geworden ft aus feinem Innern muß ausgetilgt haben,

Nun aber nachdem der Herr den Juden die mit ihm rede geſagt hat, fie wären Abrahams Kinder nicht, weil nit feine Werke thäten, und fie fi) darauf beriefen, fie fagten, wir haben einen Bater nämlich Bott, fo ter zu ihnen, Wäre Gott euer Vater, fo liebtet ihr 6, denn ich bin ausgegangen und komme von Gott; un ich bin nicht von mir felbft gefommen, fondern hat mich geſandt. Warum verftehet ihr denn meine deniht? denn ihr möget ja mein Wort nitht vers imen.

Das ift das große Wort welches fich In den Reven des m an Me Menſchen feiner Zeit beftändig wiederholt, welches t auch in feinen Reden an feine vertrauteften Jünger unter ! mannigfaltigften Geftalten wiederfinden, daß das beides aufs ügfte mit einander zufammenhängt und gar nicht von einander int werden Tann, Gott zum Bater haben und den on lieben, fein Wort vernehmen und ihm folgen.

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116,

Denn m. 9. F. es iſt hier num ganz baffelbe wie im v gen, wo der Grlöfer denen die mit ihm redeten auch zugeit: Abrahams Hachfommen wären fie allerdings, aber feine Kir in dem Sinne der Verheißung wären fie nit So giebt auch einen zwiefachen Sinn, in welchem man jagen kann Bott der Bater aller Menfchen if. Nämlih er if dr E: alter Menfchen, in fofern er ſich ihnen erbietet als Bater, ı dadurch daß er fich ſelbſt unmittelbar in dem innerfin der men lichen Ratur auf eine urfprüngliche Weile offenbart Bat e durch jened Vermögen feine ewige Kraft und Gottheit wahr nehmen an den Werken der Schöpfung, fie auch als feine Kin von andern Gefchöpfen unterſchieden hat; in fofern if er fei ewigen Liebe nach der Vater aller Wenfchen, und fo auch diefem Einne fie alle feine Kinver. Aber fie felbR fönnen ı fagen daß Gott ihe Baier if, wenn fie den Sohn lieben.

.. Kragen wir nun m. g. %., kann denn das in der That allgemein gelten, wie es freilich hier ber Exlöfer zu fagen fckei und in einigen andern Stellen noch deutlicher zu fagen fchei denn Hier freilich Fünnte man fagen, er meint ed nur von ihr wie fie ihn hörten und feine Rebe mit leiblichen Ohren vern men, daß wenn fie wirklich Kinder Gottes wären bes ewi Baters, fie ihn auch lieben würben. Anderwaͤrts aber fagt es weit deutlicher, indem er fagt, jeder der ihn erkennt fenne auch den Bater*), und dann wieber, es Fönne n mand zum Bater fommen es fei denn allein dur den Sohn *%; fo daß er diefe göttliche Offenbarımg, vermi welcher uns Gott nicht nur feine ewige Kraft und Gottheit dern auch feine vaͤterliche Liebe zu erkennen giebt, ganz auf | beſchraͤnkt und als von ſich ausgehend darſtellt. Wir koͤm nämlich nicht andere, wenn wir in das innerſte unſers Gemuͤtl einfehren, und nach der wahren und vollen Bebeutung des GI: bens an Chriftum fragen, fo Fönnen wir nicht anders als et

9 Joh. 14,7. *) Joh. 14, 6.

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s ſagen. Und wenn wir und fragen, wie ed war unter ben Hen die von der Kennmiß des Evangeliums fern waren und item, unter Denn die ba lebten ehe der Herr auf Erden ew men war, war es denen ganz verborgen, daß Gott der Bater Menſchen fei? gab es unter ihnen feinen der das Bewußt⸗ ı feiner väterlichen Liebe in fi trug und ſich als fein Kind fte? fo werden wir nicht anders antworten fünnen als fo: ſofern fi) in der menfchlichen Seele ein Bewußtſein regt von re Fähigkeit auf der einen Eeite, in ein imniges Berhälmiß Bott zu treten und von dem ewigen Lichte erleuchtet zu wer⸗ 1, auf der andern Seite ein Gefühl von der Bebürftigfeit der nſchlichen Natur, eine höhere Hülfe hiezu anzunehmen; in ſo⸗ n eine ſolche Sehnfucht in der menfchlichen Seele übrig geblie- n war, bie fich mit einer bloß äußern Erkenntniß Gottes des höpferd der Welt nicht begnügte, in fofern war auch eine ihigfeit da den Sohn zu erfennen wenn er erfcheine. und ſo ih das Verhältniß der Kindſchaft zu Gott in dem innen ber etle zu gründen. Aber auch nicht auf einem andern Grunde am es ruhen ald auf biefem. Denn wenn es nicht möglich ar, daß ſich Gott auf die Weiſe mit der menſchlichen Rutur itte vereinigen fönnen, wie es in Chriſto gefchehen ift, jo wuͤrde ) auch in dem Sinne, wie wir meinen daß wir Gottes Kinder nd, in den Sinne dag wir die Macht befommen haben zottes Kinder zu werden H, nicht entflanden fein. Das ! der tiefefte geheimfte Sinn, von welchem der Herr auögehen ut, Wenn ihr Kinder Gottes wäret, fo liebtet ir ih; wenn die Sehnfucht, dieſes Verlangen nad; Gott, kraft ein ihr behauptet daß Gott euer Vater fei, In euch wäre: fo ende auch das Bewußtſein in euch fich regen, daß ih es jei, a diefe Sehnfucht ſtillen ann, und ihr würbet befriedigt wer- en; ihr würdet erkennen, daß auch wie ih oft gefagt habe reine Rede nicht eine menfchliche ift und nicht von mir felbft *) Joh. 3, 12.

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fommend, daß es nicht ein willluͤhrliches menfchlihes Werk weiches ich unter euch verrichte, und nicht ein wilführlid menfchliche® Unternehmen, dem ich meine Kräfte winme, font daß ich von Gott ausgegangen bin und von ihm gefandt; db würde fich in euch regen, wenn ihr eine Sehnſucht und Berlangen nach dem geiftigen Reiche Gottes In euch trüget, wei ihr feine Kinder waͤret.

Und darım fagt er nun weiter, wenn ihr Gottes Ki der wäret wie er auch bald nachher fagt, wer von Go if, der höret Gottes Wort wie follte ed dann do zugehen, daß ihr meine Sprache nicht Eennetet, da ihr meine Rede nicht verfländet, daß fie keinen Nau und feine. Wurzel in euch faßt.

3a m. th. 5. das iſt die Frage, die wir und immer bo legen follen in Beziehung auf alle diejenigen für weldye bu Wort des Herrn noch ein leerer Schall ift, der ihr Ohr zw trifft, aber nicht in ihr inneres dringt, und nicht bie Frud bringt, die er ſelbſt und alle die an ihn glauben immer gerühn haben. Wie geht das zu? Nicht anders ald daß nur noch da rechte Verlangen nad dem höheren geiftigen Leben fehlt, ei Verlangen weldhes ohne Zweifel da fein würbe, wenn bie Men fchen fich nicht mit etwas geringem, eitlem, falfchem und va gänglichem begnügten. Was fünnen wir alfo betfiere® hun das Reich Gottes, ald die Schnfucht nach dieſem höheren Lebeı fo weit e8 in unfern Kräften fteht in den Menſchen erregen Fragen wir, wie wir das vermögen, fo giebt es feine antr Antwort, ald daß wir die herrlichen Früchte des Geiſtes vo ihnen entfalten in unferm Leben, damit fie in biefen ſchauer etwas höheres und größeres ald was fie felbft haben, und a merfen, daß dies etwas iſt was Gott der Herr mitgetheilt hat

Der Herr aber m. g. F., der giebt nun auf die Frage welche er eben an fie gerichtet hatte eine Antwort, und dem Anſchein nad eine firengere und härtere Antwort als die wir

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8 den gegeben haben, indem ex fagt, Euer Vater ifl der tufel, und nad eures Vaters Luft wollt ihr thun. erjelbige iR ein Mörder von Anfang und iſt nicht Runden in derWahrheit, venn bie Wahrheit iſt nicht ihm. Wenn er bie Lügen redet, fo redet er von mem eigenen, denn er ift ein Lügner und ein Bater tfelbigen. Eben deshalb wollt ihr, weil ich euch die Wahr- t age, mir nicht glauben.

M. g. 5. Wenn diejenigen unter den Zuhörern des Herrn, Ihe, wie uns der Gvangelift vorher gefagt hat, angefangen ten an ihn zu glauben, bei diefen Worten, die er jezt an fie btet, ſtehheen geblieben wären und über diefelben auf eine foldhe kife nachgedacht hätten, daß fie zu erforjchen geſucht, was denn r Herr bier von dem Teufel erzählen und über denſelben leh⸗ n wolle: fo würden fie feine Abficht ganz verfehlt haben. mm wie fehen ed ja ganz deutlich, er will feine Zuhörer auf htö anderes gnrüffführen, als wie er ſchon vorher gefagt hat, ie es zu erklären fei, daß fie ihn zu töbten fuchten, und bie Bahrheit nicht annähmen, die er von Gott gehört Habe. Fragen ir nun, wie ed um bie Erklärung die er ihnen giebt ftehe: fo xıden wie fagen, das buchfläbliche und unmittelbare darin ſei is, daß wie er vorher zu ihnen gefagt hat, ich rede was hd von meinem Bater gefehen habe, fo thut ihr, was br von eurem Bater gefehen habt, eben fo wieberholt er st, nach eures Baters Luft wollt ihr thun. So wäre as buchfäbliche und unmittelbare dies, daß er fagte, fie wären uf diefelbe Weife vom Teufel, wie er von Gott fe Aber m. - 5. wie können nicht glauben, daß er gemeint Habe, ihr Ur⸗ mung fel auf dieſelbe Weife vom Teufel wie der feine von dot. Denn fie waren ja doch Geſchoöpfe Gottes und derſelben wnihlichen Ratur theilhaftig, welche fähig war die Fülle ber dottheit in der Perſon Chriſti aufzunehmen. Unmöglich Tann ns bei diefen Worten des Herrn Meinung geivefen fein, daß

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fie in einem foldhen Verhältnig zum Teufel fländen wie er Gott, daß der Teufel ſich in ihnen fo offenbare wie Gott ihm. Sondern die Achnlichkeit befteht darin, daß wie er vor gejagt Hatte, fie wären Abrahams Kinder nicht, weil fie Ab hams Werke nicht thäten, und wie er hernach gefagt Hatte, | wären Gottes Kinder nicht, weil fie das Wort Gottes aus | nem Munde nicht annähmen, fo fagt er nım Hier, ihr feid n dem Bater dem Teufel, fofern ihr feine Werke thut; und dar— müffen wir unfre Aufmerffamfeit richten, um das zu verftch was der Herr bier ſagt. Er will den lezten Grund alles u göttlichen, alles deſſen was fich der göttlieden Liebe am beftimi teften widerſezt und der Verbreitung bed göttlichen Lebens « meiften im Wege ſteht, ven lezten Grund hievon will er beffen. Und da fommt er wieder auf die beiden Punkte zurül die er ſchon vorher gefezt hatte, auf ihre Verblendung gegen I Wahrheit, und auf ihre Entfernung von dem Geift der Liebe.

Worauf ſich nun aber das bezieht was der Herr fagt, Teufel fei ein Mörder von Anfang, das wiſſen w nicht anzugeben; denn die ˖ heilige Schrift giebt und darüb— nichts beftimmted und zufammenhängendes, und wir finte weber bier noch fonft in den Reden des Herrn eine weite Erläuterung dieſes Gegenſtandes; und eben fo find es biof Bermuthungen, wenn man biefe Worte des GErlöjerd von te Sündenfall der erſten Menfchen oder von dem erften Mord ver ftehen und fagen will, der Teufel Babe zu beiden angereizt un dadurch leibliches und geiftiges Lehen getöbtet, fc daß wir fageı müffen, der Herr farm eben fo ewas drittes gemeint haben bergenommen aus den unter feinen Zeitgenofien herrjchente Borftellungen vom Teufel.

Dieſes nun aber, daß der Herr von dem Teufel fagt, e fei ein Mörder von Anfang, und das andre was er vor ihm fagt, er fei nicht befanden in der Wahrheit, tut faßt er wieder zufammen ald die Fülle des ungöttlichen in tem

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NMenſchen, entgegengefest der Fuͤlle ber Gettheit in ihm jelbft. Rem er aber fagt, der Teufel fei nicht beftanden in der Babhrheit, und in demſelben Sinne, er fei ein Mörder von Anfang: fo fagt er dafielbe was vorfer, daß dies beides eng verbunden ſei mit einander; nicht beftehen in der Wahrheit, and den Haß in ſich erzeugen und unterhalten, beides ift eins und daſſelbige.

Wie nun der Erlöfer hiemit den ganzen Inbegriff des menfchlichen Verderbens ausfpricht, wie ed damals in dem Ver⸗ haͤlmiß der Menfchen gegen ihn hervorzubrechen drohte, fo er⸗ ſcheint und feine Rede zugleih als eine ernſte Warnung an feine Zuhörer, daß fie bei Zeiten umkehren möchten zur Wahr beit und Liebe, und ihm folgen, damit fie nicht verfucht würben ihre Morbluft an ihm felbit auszulafien. Und eben deshalb weil feine Rede warnend ift, hat er fie in den ſtärkſten Ausprüffen ausgefprochen, welche ihm die damalige NRedeweife nur darbot.

Aber wie tief muß und biefer Gedanke erfhüttern! wie

muß er uns mit Abfcheu erfüllen gegen alles unmahre als das: jenige was und von Gott entfernt und und dem ungöttlichen immer mehr verwandt macht! Und doch wie viel fulfched und unwahres ift noch immer unter den Menfchen! wie groß ift die Zahl derer überall, von denen das Wort der Schrift gilt, Gott hat den Menſchen aufrihtig gemacht, aber fie ſuchen viele Künfte*). Diefes Spiel der Gedanken, in welchem bie Seele nur nach flüchtigen Schatten Hafcht, das ift das umvahre im Deenfchen, das beutet Darauf, daß wenn er das faljche tedet, er von feinem eigenen redet, und daß alles was Mangel an Wahrheit ift in der menfchlichen Seele zugleich nichts weiter iund geben Tann als den Streit berfelben gegen das gute. Dam in demfelben Grade als die Wahrheit nicht in uns ifl, iR auch Die Liebe nicht in. uns, und find wir dem Hafle geöff-

°) Preb. Sal. 7, 30.

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net, der aus dem Dünfel des Menſchen, aus feiner Gleichgül⸗ tigfeit gegen die Wahrheit und feiner Abneigung gegen fie ent- ſteht; denn das iſt e8, was ber Herr hier fagt. Und nichts fol uns fo ehrwuͤrdig fein und einen fo tiefen Eindrukk auf und machen, ald ber feltene Anblift eines Menſchen von wel⸗ chem der Herr fagt, es ift Fein falfch in ihm”): Denn davon waren bie fern, von benen der GErlöfer hier fagt, fie Fönnten die Wahrheit nicht verftehen, weil fie ihr Heil gejucht haben in bin was vor der Wahrheit nicht beſteht. Hat ter Menfch aber den Wunfch und Vorſaz, alles, wie lieb es ihm auch fei, wie tief es ſich auch mit feinem Innern verflochten babe, der Wahrheit zu opfern, ſobald es ſich darftellt in feinem Widerfpruch gegen die Wahrheit, damit er nicht zu fagen brauche von fich felbft, daß er von feinem eigenen rede: dann wird cr ſich auch immer mehr der Aufrichtigfeit und Wahrheit nähern. Wie es aber keinen giebt von welchem im vollen Sinne des Wortes gejagt werden kann, daß Fein falfch in ihm fei, als ven einen der von fich felbft fagt, ich bin der Weg, die Wahr: heit und das Leben”): fo giebt es auch für uns alle fein anderes Mittel von der Wahrheit erfüllt und durchdrungen zu werden, als indem wir in fein Heiliges Bild hineinſchauen und und durch ihn reinigen lafien von aller Falſchheit Das iR zugleich der einzige Weg, auf welchem wir ficher find alles von uns abzuthun, was und unfähig macht zur vollen Gemein (haft mit Gott. So erkennen wir in der Wahrheit das erfe und hoͤchſte Gut der Menfchen und den Weg, auf weldhem ver Here und leiten möge zum ewigen Leben. Amen.

°) Joh. 1, 47. #*) Joh. 14, 6.

XLIV, Am 3. Sonntage nach Trinitatis 1825.

Zert. Joh. 8, A6— 59.

Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ih euch aber die Wahrheit fage, warum glaubet ihr mir nicht? Wer von Gott if, der Höret Gottes Wort; darum höret ihr nicht, denn ihr feld nicht von Gott. Da antworteten die Juden und fprachen zu ihm: fagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bit, und Haft den Teufel® Jeſus antwortete: Ich Habe Feinen Teufel, fondern ich ehre meinen Bater, und ihr unehret mi. Ich fuche nicht meine Ehre, ed iſt aber einer, der fie fucht und richtet. Wahrlich, wahrlich, ich fage euch, fo jemand mein Wort wird halten, der wird ben Tod nicht fehen ewiglih. Da fprachen bie Juden zu ihm: nun erfennen wir, daß du den Teufel haſt. Abraham if geftorben und die Propheten, und bu fprichft: fo jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht ſchmekken ewiglich. Bift du mehr denn unfer Bas tee Abraham, welcher geftorben ift, und bie Propheten find geflorben? was machſt du aus dir ſelbſt? Jeſus

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antwortete: fo ich mich felbft ehre, fo iſt meine Ehre nichts; es ift aber mein Bater, der mid) ehret, welchen ihr fprechet, er fei euer Gott und fennet ihn nicht; ich aber fenne ihn, und fo ich würde fagen, ich Tenne ibn nicht, fo würde ich ‚ein Lügner, gleichwie ihr fein; aber ich kenne ihn und halte fein Wort. Abraham euer Bater warb froh, daß er meinen Tag fehen follte, und er ſab ihn und freute fi. Da fprachen die Juden zu ibm: du bift noch nicht funfzig Jahre alt, und haft Abraham gefehen? Jeſus fprach zu ihnen: wahrlich, wahrlich, ih fage euch, ehe denn Abraham warb bin id. Ta hoben fie Steine auf, daß fie auf ihn würfen. Aber Jeſus verbarg fi), und ging zum Tempel hinaus, mit ten durch fie hinſtreichend.

M. a. F. Das iſt nun das Ende der Rebe des Erlöjers, welche uns fchon öfter in unfern Betrachtungeu befchäftigt hat. Es ift darin vieles mit demjenigen übereinflimmend und es fait wiederholend, worauf wir fchon früher unfre Aufmerffamfeit ge- richtet Haben; um deſto mehr wollen wir biefe nun beſonders auf dasienige lenlen, was dieſer Abfchnitt der Rebe unſers Herm und eigenthuͤmliches darbietet.

Und da iſt gleih merkwürdig womit er beginnt, Daß ter Herr nämlich fagt, welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? fo ich aber die Wahrheit fage, warum glaubet ihr mir nicht?

Hier ſtellt er einen ſolchen Zufammenhang auf zwijchen den, daß er die Wahrheit fagt, und dem, daß ihn nie mand einer Sünde zeihen konnte, daß man deutlich ficht, feine Meinung fei die geweſen, wenn er mit Recht könnte einer Sünde gezeigt werden, fo wolle er auch nicht verlangen, daß fie ihm glauben follten wie er es von ihnen verlange, weil cr dann nicht behaupten Tonne auf eine ſolche Weife die Wahrheit

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zu fügen wie ex es behaupte. Und gewiß ſteht auch beides in einem ganz genauen Jufammenbange Wie der Apoſtel Baulus im Anfange ſeines Briefes an die Römer alle Berunftaltungen ver Erkenntniß Gottes, wozu die Menſchen von Natur fähig zweien, in allen ihren wunderlichen und ſcheußlichen Geftalten tavon abfeitet, daß die Menfchen die Wahrheit aufgehalten haben in Ungeredhtigfeit®), fo if e8 gewiß daffelde was der GErlöfer Hier fagt. Wo die Sünde if, da ift die Wahrheit nicht; beides Tann mit einander nicht befichen! Waͤre umfer Herz ganz rein, fo würden wir auch Gott fchauen **); it aber das Herz umrein und von der Sünde beflefft, fo wird auch das Auge bes Geiſtes getrübt und verbunfelt, und auch beides nur zufammen Tann wieder gereinigt und erleuchtet wer den. Seitdem die Sünde in der Welt war, war auch natürlis der und notwendiger Weiſe die reine Wahrheit verfchwunden, und jedes Zeugniß, welches die Menfchen ablegten auch über das innerfle in ihnen und dasjenige was ihnen das hoͤchſte fein jolfte und mußte, hatte den Verdacht gegen ſich, von der Sünde verunreinigt zu fein. Denn daher entflchen die verworrenen Ges danken des Menfchen, die ſich unter einander wie der Apoſtel jagt bald entfchuldigen und bald anflagen **); baher feine Unfähigfeit die Wahrheit zu jchauen, weil ſie ein ſolches ſchar⸗ fes zweifchneidiges Schwerbt iſt, welches Mark und Gebein trennt h)J. Er fuͤrchtet aber dies wenn er von ber Sünde beflefft iſt, und deswegen fucht er fih bald auf biefe Weiſe bald auf jene die Wahrheit anders zu geftalten als fie iſ. Daum fagt der Herr, fönntet ihre mich einer Sünde ieiden, fo wollte ich nicht verlangen, daß ihr mir glauben follt; weil ich euch aber die Wahrheit fage, eben deshalb weil mich niemand kann einer Sünde jeiben, warum glaubet ihr mir nicht?

*) Abm. 1, 18, **) Motth. 5, 8, 0%) Rom. 2, 15. Hebr. 4, 12,

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Und eben fo m. g. F. iſt auch beides in unferm Glauben an unfern Herrn und Meifter eines und daſſelbe. Wären wir nicht fo feft davon überzeugt, daß er allein der Menſch ohne Sünde war, fo würden wir auch nicht im Stande fein ein volles Vertrauen zu haben zu feinen Wort; daß wir aber wiflen, er iſt die Wahrheit, und alle feine Werke find Wahrheit, das ift diefelbe Wahrheit, mit welcher wir alle wiſſen, daß in ihm Feine Sünde ift, und daß er und in allem gleich geworden iſt ausge nommen die Sünde *). |

Aber an dieſes Wort des Herrn ſchließt fih nun ein ande⸗ res, welches ebenfalls unſre Aufmerkfamfeit auf fih zieht. E fährt nämlich alfo fort, wer von Bott ift, der höret Got tes Wort; darum höret ihr nicht, denn ihr feid nicht von Gott.

Wir wiffen nämlih ale m. g. F., und wir wiſſen es ju aus dem Munde des Herm felbft, daß ohne ihn wir alle nich von Gott find. Er felbft fagt e8 und, was aus Fleiſch ge boren if, das if Fleiſch; damit der Menſch Geiſt werte, iſt ihm auch eine neue Geburt aus dem Geift vormöthen **) Und eben fo fagt er und das, daß dieſer Geift nicht anders berabfommen Tonne umd nicht anders habe heyabfommen Fönnen

als dadurch, daß er zuvor gekommen fei und dann wieder hinge gangen zu feinem Bater ***). So hängt alfo daß wir von Got geboren von ihm ab, und Fein Menfch kann fich deſſen anders rühmen als in dem lebendigen Zufammenhange mit Chrifto dem Herrn.

In demjenigen aber, was er hier redet zu feinen Zuhoͤrem liegt ja doch die Borausfezung, als ob fie von Gott fein könn ten, denn er verlangt ja, daß fie von ihm das Wort Gottes hören, daß fie feine Rede vernehmen follen, daß feine Rede bei ihnen haften folle, und daß fie fo bei feinem Wort bleiben ſollen

®) Chr. 4, 15. ®*) Ev, Joh. 3, 3, 9%®) Ey. Joh. 16, 7.

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Wenn es aber jo gewiß if, daß ſie noch nicht von Bolt waren, und erft konnten aus dem Geift geboren werben wenn fie an ihn glaubten, der Glaube aber doch den Höheren Benehmen vorhergehen muß, und er fagt, daß fie nicht vernehmen Fönnten, weil fie nicht von Gott wären: wie follen wir doch diefen ſchein⸗ barerı Widerfpruch auflöfen? Denn muß der Menich ſchon von Bott und aus Gott geboren fein, um den Herm zu vernehmen, to bedarf er dieſes Hörend und Glaubens und alles deſſen was daraus folgen muß nicht mehr.

Daraus m. 9. 3. fehen wir, daß wir auch die herrlichſten und tieffinnigften Worte der Schrift und unjers Herrn felbR nie mals müſſen zu ſcharf nehmen und zu Bart. Wahr iſt es, was er dort fagt in jenem Gefpräch mit dem Nikodemus, an welches ih eben erinnert habe, was von Fleifch geboren If, if Fleiſch; aber eben fo wahr iR auch das Wort welches er hier ſpricht, daß auch in dem Menfchen der noch nicht aus dem Geift geboren ift etwas von Gott fein muß, etwas was ihn In den Stand fegen muß, das göttliche wenn es ihm entgegen kommt zu vernehmen und zu ergreifen. Wäre auch das vers ſchwunden, al8 die Sünde in die Welt gefomnien war und mit ver Sünde der Tod, fo wären wir alle und unfer ganzes Ge ſchlecht auf immer abgefchnitten von der göttlichen Gnade, well wir das göttliche nicht vernehmen fönnten; was hätte die Er⸗ ſcheinung des fleifchgeivorbenen Wortes auf Exden den Menichen _ findern Helfen koͤnnen, wenn nichts mehr wäre da geweſen in isren Seelen, was fie in den Stand fezte das göttliche zu ver⸗ nehmen zu unterfcheiden und deshalb von ihm ergriffen zu wer⸗ ven? Darum fagt der Hetr auch von denen die ihn hören konn⸗ in, wenn fie von Gott wären, fo würden fie ihn hs ven. Das war der Unterfchlen zwifchen denen die da lebten als der Herr auf Erden wandelte, daß diejenigen in denen ſich das göttliche was in dem Menfchen übrig geblieben war noch regte und fich vernehmlich machen Eonnte in dem innern der Seele, um

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das goͤttliche was von außen erſchienen war zu ergreifen zım% von bemfelben ergriffen zu werden, die hörten dann ben Herm, und glaubten an ihn, und blieben an feiner Nee, unb wurden des Geiſtes thellhaftig, der von ihm ausging, und ber das neue Leben in dem Wenfchen erweflt. Diejenigen aber welche auch in biefem Sinne nicht von Gott waren, in welchen biefer götz- liche Funke fo ganz unter ber Afche verborgen war, daß er nicht ergriffen werben konnte von dem belebenden Worte des Herrn, ja die hörten auch eben nicht, und glaubten feiner Reve nicht, und alle feine göttlichen Verheißungen waren in ihrer Seele vor der Hand und fo lange fie in biefem Zuftande waren vergeblich. Dabei alfo müfen wir bleiben ur g. F., wenn ımfer beiliger Glaube und verſtaͤndlich fein fol und Mar, und wenn wir Die Nebereinitimmung finden und erfennen wollen in ven Worten des Herrn. Groß iſt das Elend in weldhes die Suͤnde Tas menfchliche Befchlecht geftürzt hat, und groß der Verluf den es erlitten hat an geifligem Leben, aber der lebendige Ddem den Bott dem Menſchen felbft eingehaucht und ihm zu einer vers nünftigen Seele gemacht, der fonnte auch nicht ganz erfiexben, jonft wäre der Zuſammenhang des Menfchen mit Gott ganz auf- gehoben geweien; etwas mußte noch übrig fen, woran ſich das Wort der Wahrheit, als es unter den Menfchen exfchien, wenden fonnte, und woran fich Die Wirkung beffelben für das menſch⸗ fiche Geflecht anfnüpfen konnte, fonft wäre ja die Finſterniſ umdurchdringlich geweien für das Licht, als es Hineinjcheinen wollte.

Wenn nun die Juben dem Herrn antworteten und ibn zus rüffweifen auf Vorwürfe vie fie ihm ſchon bei einer frühen Gelegenheit gemacht Hatten: fo fagt er, was er ihnen gejagt, babe nur darin feinen Grund, daß er feinen Bater chre; wie er nun feinen Bater ehre, fo follten fie vorzüg— li ihn, den von Bott gefandten Retter, ehren, fie

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ber verumehrten ihn; er ſuche nicht feine Ehre, «es ei aber einer, der fie ſuche und richte.

Worin befteht nun das m. g. F., daß der Sohn ben zater ehrt? Er ehrt ihn Durch das Zeugniß welches er von un ablegt, durch das Zeugniß von feiner Liebe und Barmher⸗ igleit, die ihm bewogen des Brot des Lebens ben Menfchen zu mden, auf daß fie nicht ſtürben, Die ihn. beivogen habe ben sohn in die Welt zw fenden, damit er die Menfchen wieder ey mchte und des Lebens aus Gott fählg mache. ‚Durch dieſes jeugniß, welches der: Sohn vom: Daterı ablegie, wurde der Bater vom Sohne geehrt, indem er: dann duch jeden feiner Rarhfchlüffe den. Menfchen verfündigte, umd.. mit benfellen ‚alle Borte ihnen Fund that, die er von feinem Mater: empfangeis alte. Das war. ed, wodurch der Sohn ben. Vater ehrte. Aber vodurch wiederum ehrte der Vater den Sohn? Das fagt der Herr in folgenden Worten: wahrlich, wahrlich. ih fage :uch, ſo jemand mein Wort wirb halten, ber wird ben Tod nicht fehen ewiglichz denn ber unmittelbare Zuſam⸗ menhäng führt uns darauf, daß eben in biefen Worten der Herr das befchreiben will,. wie eigentlich und warum hee;DBater, feine Ehre fuche und richte. Nämlich wie der Herr anderwaͤrts ſagt, niemand könne zu ihm Tommen, es ziehe ihm denn der Vater ®), der den :Sohm geſandt hat: fu fehreibt er das Hier feinem Bater u, wenn :die Menfchen in den Stand gefest werben fein Wort zu Balten, es ift dies immer aufs neue in jenem Gemüth. das Berk berıgöttlichen Güte und Barmherzigkeit, aber. zugleich das⸗ jmige swoburch der Bater den Sohn ehrt, naͤmlich er verherts licht ihn durch das was er mittelft feiner Sendung in die Welt an den Seelen der Menſchen bewirkt.

Was heißt es ‚aber, wenn ber Herr fagt, wer mein Bart wird Halten, der wirb ben Ton nicht fehen emiglicht: In einem frühen. Abfchnitt verfelben Rede hatte der Herr geſagt

”) Es, Job. 6, 44,

Hom, üb. €. Joh, IL J

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zu denen die da begonnen hatien an ihn zu glauben, were an feiner Rebe bleiben würden und das heißt doch daſſe? fo nun jemand mein Wort wird halten fo würden fie | Wahrheit eifennen, und die Wahrheit würbe fie frei mach Hier fagt er, fo jemand mein Wort wirb halten, © wird den Tod nicht fehen ewiglid SR beides eins ww dafjelbe, oder iſt es eine Etrigerung feiner Verheißung? Wer wir dieſe Worte mit einander vergleichen, es iſt beides mu eins und daſſelbige. Der Freiheit iſt die Knechtſchaft entgegen gefet; und ganz baffelbe ift ed, was die Echrift meint, wen fie fügt, »der Menſch fei der Sünde Knecht), und was fi meint, wenn fie fagt, er fei todt in Sünden); denn d Sünde ift der Zuftand der Erftarrung und Ohnmacht des höher Lebens, welches den Menfchen bejeelen fol. Und fo. iR es ei nerlei, wenn der Hear’ fagt, die Wahrheit wird euch fre machen, oder wenn er fagt, ihr werdet den Tod nicht fe ben ewiglidh, wenn ihr mein Wort haltet Demn wi. die Knechtſchaft der Tod ift, fo iſt die Freiheit das Leben; ja viel Leben hat jenes Weſen, als es frei ift von äußern Ginflüffen und feine Bewegung aus ſich felbft nimmt. Und ſo hat ber Menſch nur fo viel Leben in fich ſelbſt, als er frei iR von den Banden der Einnlichfeit und alle dem was feine geiftigen Kräfte niederdrüfft und ertöbtet. If er num recht frei geworben, fo ift er auch recht Iebendig geworben. Und woher ander& foll ex das Bewußtſein haben, daß das Leben ein ewiges fei, als dadurch, weil die Kraft der Freiheit, die er in fih fühlt, nichts iſt ale die Wirfung des göttlichen Geiftes, alfo die ewige Kraft des Geiſtes, die unuͤberwindlich ift und alles durchdringt und beicht? Es ift alfo dafjelbe, wenn der Herr fagt, fo ihr an meiner Rede bleiben werdet, fo werbet ihr die Wahrheit er fennen, und die Wahrheit wird euch frei machen; um baflelbe wenn er fagt, wer an mich glaubt, der Hat ſchon ”) @v. Joh. 8, 34. **) Eyheſ. 2, 5. |

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I ewige Leben und iR vom Tode zum Leben Hin- hgedrungen *); und daffelbe wenn er fagt, fo jemand in®ort wird halten, der wird den Tod nicht fehen glich.

Aber freilich, diejenigen welche noch Feine Vorftellung hatten

dem höhern Leben aus Gott, und in welchen die Sehnjucht y demjelben noch nicht erwacht war, was eben daflelbe war, z fie auch außer Stand fezte in dem der mit ihnen redete den m Gotted und die Stimme des göttlichen Wortes zu erfen- die fonnten auch das geiftige in feinen Worten nicht vernehs 1, ſondern Fonnten es nur fleifchlich faflen und richten. Und um fragten fie, was er denn aus ſich ſelbſt made, da H Abraham und alle Propheten geftorben wären, Kraft nicht gehabt Hätten andre vom Tode zube ꝛien; er aber fage, wer fein Wort halte, der werde den dicht fehen ewiglich.

Wie natürlih wäre es geweien, daß fe: ihn zuvörberft tagt hätten: ei, wenn derjenige welcher ſich an vein Wort häft Tod nicht fehen ſoll ewiglich, wie iſt es denn mit Die ſelbſt? M du ihn nicht fehen® Und hätten fie fo ihn gefragt, wäre d Verlangen ihres Herzens darauf gerichtet geweſen von ihm Ht zu hören, was es damit für eine Bewandniß habe: ja dann te er ihnen auch einen voliftändigen Auffchluß gegeben über ı Sim feiner Rede Aber da fie auch Fein Verlangen hatten 2 ihm ſelbſt zu vernehmen den Sinn feiner Rede, fondern ihre imerffanfeit nur richteten auf ihre Abflammung von den alten mahren und Gefegneten Gottes, eben deshalb Eonnten fie nicht tifen Gedanken des Weges gehen, woher ihnen das Licht nmen follte, welches fie nöthig hatten um die Finfterniß zu klln, die fie umgab. Der Herr aber führt fie immer darauf rüßf, j

) Es. Joh. 5, 24.

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Aber vor den legten Worten, wodurch er ihnen Died erkl⸗ finden wir neh eins, das uns bedeutend fein muß auch | unfer eigenes Leben und ımjern Beruf im Reiche Gottes. fagt, ihr fpredht ja immer, mein Bater fei euer Go aber ihr kennet ihn nicht; ich kenne ihn aber; wür ih nun fagen, id kenne ihn nidt, fo würde ich c Lügner, gleichwie ihr feid; aber ich Fenne ihn u halte fein Wort. Dadurch will ex ifuen fagen, wenn ihnen das alles nicht fagte, was fie immer fo anfähen als we er fidy dadurch ehren, da es Doch nur ber Eine fei der ihn ch fo würde er ein Lügner fen gleichwie ße. Wie er nun vor gefagt hatte, daß bie Wahrheit vernehmen und von Gott fi eins und daſſelbige feiz wie er früher den: Mörder von Anja zugleich fo bezeichnet hatte, daß wenn er Die Lügen rede, fo er von feinem eigenen, in ber Wahrheit aber Tonne er nicht | ſtehen: fo fagt er nun Hier, wenn ich euch die Kenntuiß mein Baters nicht mittheilte, und fagte nicht daß ich ihn lenne, wäre ih ein Lügner wie ige, und Eönnte nicht von ihm fein.

Das m. g. 5. das if nun das große Geheinmiß ber Bi Findigung und Offenbarung vom erften Anfang der Dinge a vorzüglich aber von der Zeit an, da das Wort war Fleiſch worden und unter den Menfchen wandelte: die Wahrheit w nicht allein fein, ſie will und kann fish nicht verbergen. D Wahrheit verbergen wollen und verfchweigen, und ein Lügn fein, ift eins und daſſelbe; Die Wahrheit verbergen und verfchu gen, und Gott nicht ehren wollen, und weshalb auch nicht au Gott fein, iſt eins und baffelbige. Darum if es fo wahr, w ber Apoftel jagt von fih und feinen Genofin, wir glaube o reden wir nun*). Bo ber lebendige Glaube if, die wu erfgütterliche Ueberzeugung, da will fie nicht bleiben in Der ei

zelnen menſchlichen Seele abgefchlofien und eingefchränft, ſonder

9 2 Kor. 4, 13.

BB

Ki hinaus, und ſich Luft machen, und ſich vernehmen laſſen a ihren Kindern; wo der Geiſt iſt, da will er auch walten t bloß innerlih, fondern fi imd geben in dem ganzen antel der Menſchen. Darum auch der Herr, ber die Wahr tin ſich Hatte, konnte die Wahrheit: nicht verſchweigen. Haͤtt Re verfchweigen können, fo Titten wir Necht zu fagen, er ke ein Lügner, denn fie wäre dann nicht in ihm gewefen. e iR nur in uns in dieſer beftämbigen Mitihellung. Daher 8 8. Diefes ewige Buͤndniß zwifchen Wahcheit und Liebe ns und daſſelbe war dieſer innere Drang, dieſe brammende ie des Erlöfers, die Wahrheit die in Ihm war zu berfünbi- n; und eins und daſſelbe war feine ewige erbarmungsvolle ehe gegen Das ganze menfchliche Geſchlecht. Und auch in uns up dies beides eins und daſſelbige fein. Nufre Meberzeugung, e Eicherheit und Feſtigkeit unfrer Uebergeugung von der Rebe $ Herm, von der Wahrheit die er gebracht hatz und die Liebe, e und bringt zu verkündigen daß Gott in Ehrifto war um bie zelt mit ihm ſelbſt zu verföhnen, bie uns bringt zu verfündis m was der himmlifche Dater an den Menfchen thut um fie I reinigen von aller Ungerechtigkeit, das geiftige Leben in ihnen oorzurufen, und fte zu heiligen zu einem Bolt bes Eigen ums, das fleißig fein fol in guten Werfen das m. 9. 8. t alles eins und daffelbe. So willen wir, wer ba rebet weil t glaubt, der kann fein Lügner fein, fondern weil er die Wahr⸗ eit redet, fo muß die Wahrheit auch in ihm fein. Daher müſ⸗ m wir auch was einer aus dem Drange feined Herzens her⸗ ws von der Wahrheit redet nur anfehen als ein Werk ber Rahrheit die in ihm iſt, klingt es uns auch fremd, ftimmt es ach nicht überein mit dem was wir als wahr und richtig er⸗ mnen. Dazu find wir da, daß wir mit einander die Wahrheit uchen follen in Lieber). Wer feine Erfenntmiß verbergen will

Eyhch. 4, 15.

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und verſchweigen will, der bat Angſt in feiner Seele, weil nicht aus der Wahrheit IR und die Wahrheit nicht im Li fucht. Wer aber redet weil er glaubt, den müflen wir anfel als ein Kind der Wahrheit. Iſt aber was er fagt nicht Die re Wahrheit, fo laßt uns bedenken, daß es nur Einen gegeben ber felbft die reine Wahrheit war, daß wir aber erſt allmäfı müflen emporbringen zu dem göttlichen Lichte welches in ü leuchtete, und daß, wie der Apoflel fagt, wis es noch nicht griffen haben, fondern erft noch nachjagen dem vorgeflefften Zu ob wir e8 auch ergreifen möchten”). Aber Brüder follen ı fein in dem Suchen der Wahrheit und in dem Gefühl, daß we wir nicht rebeten was die Ueberzeugung unferd Herzens if, u Lügner fein würben, und die Wahrheit nicht in uns wäre. Und mit diefer Veberzeugung, nachdem der Herr fo geret fagt er, Abraham euer Bater ward froh, daß er mi nen Tag fehen follte, und er fah ihn und freute jid und fügt hernach Hinzu, ehe denn Abraham ward, bin Was m. g. F. fagt da der Herr? Laßt uns zuerſt nur di bevenfen, daß die Schrift ein reicher und unerfchöpflicher Sch if, an welchem wir haben die Fülle und Genüge des göttlich Wortes, fo daß wir nicht nöthig haben damit zu geigen und jedem einzelnen alles zu fuchen, fondern jedes fo nehmen fünn wie der Zufammenhang «8 giebt. Was kann der Herr mein wenn er fügt, Abraham ward froh, daß er meinen Ta fehen follte, und er fah ihn und freute fih? Ex rd von nichts anderm als was in dem irdiſchen Leben dieſes Geſe neten feines Vaters vorgegangen war, von nichts al& von t göttlichen Berheißung die ihm geworden war, wie Gott if gefagt, in deinem Samen follen alle Völker der Erl gefegnet werden". Und das drüfft der Herr fo aus: Abı ham freute fi, daß er meinen Tag fehen follte. &

*) Phil. 3, 13. **) 1 Mof. 22, 16.

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ber der Herr bier vom Abraham fagt, das gilt von allen bie wahre Diener des ewigen Gottes geweien find. Alle haben teude in ihrer Seele gehabt nur in fofern fie den Tag des om fahen. Einen Weg giebt es nur, auf welchem bie Men: ren können zum Lichte zum Leben und zur Seligfeit gelangen; 8 tft die Gemeinschaft mit Gott; die fonnte ihnen, „nachdem durch die Sünde verloren war, auf feine andre Weiſe wieber geben werben als dadurch, daß das Wort Fleifch warb und ter ihnen wandelte und durch fein Dafein auf Erden bie vers me Einheit ter Menſchen mit Gott wieder anfnüpfte.e Wo da ar die rechte Einfalt des Herzens; wo da war bie reine tiefe tzufriedenheit über den Zuftand des Menfchen; wo da war das tilihe Verlangen nad) dem wahren und guten, welches ber err bei denen vorausſezen fonnte die ihn hörten: da war auch re deutlichere oder dunklere Ahndung von dem großen Tage des een. Aber die ausgezeichnetften Helden des Glaubens, vieles gen welchen die göttliche Verheißung unmittelbar gegeben war, n denen Tomnte der Herr fagen, das fei das Tichten und tachten ihres Herzens geweſen von Anbeginn, ob fie werden würdigt werden den Tag des Herrn zu fehen; und jede Wir ng des hellern Lichtes in ihnen unter dem menfchlichen Geſchlecht eine Wirkung geweſen der Freude daruͤber, daß ſie den Tag 6 Herem ſahen.

Damit-m. 9. 5. Hängt auch das Teste Wort des Herrn Iommen, ehe denn Abraham ward bin id. Denn wenn Ich fagt, fo Eonnte er ja nicht reden von dem Sohne Gots Yin ihm, von dem ewigen Wort in ihm, fondern von dem Imichenfohn in welchem vie Yülle der Gottheit wohnete; fo et vom ſich felbft der Menſch zu dem Menichen, Jeſus wel- der Chtriſt war. Und in dieſem Sinne, in welchem die den gefagt Hatten, was machſt du aus dir ſelbſt? bifl unehr denn unfer Bater Abraham, welcher geflor- nif, und die Propheten find geftorben? in diefem

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Sinne, in welchem fie eigentlich gefagt halten, du biſt ne nicht funfzig Jahre alt, und haſt Abraham gefehen In diefem Sinne fonnte er nur antworten auf ifre Arage, u in vieſem Tonnte er dann nicht fagen, ehe Abrakam wa bin ich, ben wie er vorher gefagt hatte, daß bee Bater i geehrt habe durch alles was er geiban um bie Herzen | Menſchen zu ihen zu ziehen, und ihn ferner dadurch ehren wer! fo hat er ihn dadurch geehrt, daß Abraham vergönnt war t Tag des Herrn zu fehen. Und fo fagt er, moch ehe Abrahe war, bin ich es geweien, auf ven fich alle Wahrheit gegrümt auf den ſich jeder Schimmer ber Hoffnung und ber Freude menfchlichen Seelen bezogen hat; von jeher bin ich geweien | Mittelpunkt aller göttlichen Berheigungen, verjenige von w dem alle Liebe Gottes gegen bie Menfchen ausgegangen und auf welchen fie fich bezogen hat, derjenige buch welch alte erfreut worden find, die irgend etwas von ben hoͤhe Lehen und ber veinen Seligfeit des Genüths empfunden hab Kb das m. g. F., wie viel muß es uns werth fein! D IR ein Ausdrukk der Feftigkeit unſers Glaubens, die wir au brüßfen mit den Worten jenes Jüngers, Herr, wohin foll wir gehen? Du haſt Worte des ewigen Lebens‘ Das iſt es, wodurch wir bie Frage beantworten folk, die hannes der Täufer durch feine Jünger an den Herrn richte bit bu der da kommen foll? oder follen wir ein andern warten**)? Rein, wir follen und dürfen Feines « dern warten; der Herr an den wir glauben, ber if es v Anfang am geweſen, defien ſich die Menſchen erfreut haben, | iſt es, auf den ſich alle Hoffnungen der Menſchen bezogen hab ber beſtaͤndige Gegenſtand ihres Glaubens und ihrer Liebe t feiner Erſcheinung und nach feiner Erſcheinung. Und der De wird ihn Immer mehr ehren bucch alles was er durch ben Ge

.

°) €. Ich. 6, os. e) Math. 11, 3.

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m er den ſeinigen gegeben und mitgetheilt hat, und durch den Slauben an feinen Kamen thut; und diefer Glaube wird immer unehmen; unb wie er es war ber Herr, auf den alles hinwies Be Abraham war, fo wird er ed auch fein bis an das Ende vr Tage, zu welchem alles gemacht ift, Jeſus Chriflus ges tern und heute derſelbe und in Ewigfeit*, Amen.

Hebr. 13, 8.

xXLV. Am 7. Sonntage nad Trinitatis 1825.

Tert. Sob. 9, 1—7.

Und Jeſus ging vorüber und fah einen der blim geboren war. Und feine Jünger fragten ihn und fpra- hen: Meifter, wer hat gefündigt, diefer ober feine Eltern, daß er iſt blind geboren? Jefus antwortete. Es Kat weder diefer gefündigt noch feine Eltern, ſondern daß die Werte Gottes offenbar würden an ihm. Sch muß wirken die Werfe deflen der mich gefandt bat, fo lange es Tag ift, es kommt die Nacht da niemand wirken fann. Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt. Und da er ſolches gefagt, fpüzte ex auf bie Erde, und machte einen Koth aus dem Speichel, und fehmierte den Koth auf des Blinden Augen, und ſprach zu ihm: gehe bin zu dem Teich Siloha das iſt ver dollmetſchet gefandt und wafche dich. Da ging a bin und wufch fi, und kam fehent.

M. a. F. Wir fehen an biefer Erzählung, wie es mit ven Wunderthaten unferd Herrn auf Erden zugegangen if. Es wi uns gefagt, er ging vorüber und fah einen der biimb geboren

war. ich wir Eöunen nicht ieugmen, es if dies nicht Das erſte⸗ mal gewefen, daß ber Gerz biefen ungläfflchen gefchen; venm wir fehen aus ber folgenben Girählung, daß ber blinbgeherne een an einem beffimmten and häufig beiuchten Irre das Mit⸗ leiden der vorübergehenden aufprah. Gr war als ein folder bekannt, und wie die Felge zeigt, nachdem die Leute ihn wie er mit dem Augenlicht beſchenkt war gejehen hatten, fragten fie unter einander, ob er wirklich der fei, der vorher da geſeſſen babe und gebettelt Da nım, wo immer eine große Merge Menfchen borüberging, ging auch unfer Herr, ber eben aus dem Tempel gelommen war, vorüber. Eo war auch feinen Jüngern der Ans biff des armen nichts neues. Alſo wahricheinlich fchon öfter hatte der Herr den blindgebornen gefehen, und war an ihm vor⸗ übergegangen ohne etwas für ihn zu tbun, und erfl jest verrich tete er dad Werk der Milde und Barmherzigfeit, wovon die vers leſenen Worte erzählen.

Wie erfcheint uns nun dies? Wir alle find immer in dem⸗ felben Falle; wir müflen bei manchen menfchlichen Elend vors übergehen ohne daß es uns nahe tritt, aber auch ohne daß wir Hülfe leiften. Es gehört ein bejonderer Anftoß, eine befonvere Aufforderung dazu, um aus der Menge von folchen Fällen einen einzelnen herauszubeben, und das zu thun was das menfchliche Gefühl fordert. Auf der einen Seite erfcheint das allerdings als an unvolllommner Zuftand einer folchen wichtigen menfchlichen Angelegenheit, wie das Mitleiden gegen die unglüfflihen; auf der andern Seite fehen wir aber auch, es ift nicht anders moͤg⸗ lich, fo lange dies eiwas iſt, was der einzelne zum Gegenſtand feiner Aufmerffamfeit und Tätigkeit macht. Nur was auf ges meinfame Weiſe und mit gemeinfamen Kräften unternommen wird, kann auf eine zwekkdienliche Art und fo daß alles in dem Men, (hen zufammengehalten und auf den Gegenftand ſelbſt gerichtet ° wird gefchehen. Mit der einfeitigen Hülfe des einzelnen hat. es immer diefe Bewandniß, ein großes Feld ift uns überall offen,

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aber nur am einzelne Pemlte können wir unfre Wirkſamkeit an- Inüpfen, und da finb wir immer an dasjenige gewieſen wage uns nahe liegt und und auffordert; ed muß dann Immer etwas geſche⸗ hen, was uns gleichjam einem Anſtoß zur Thaͤtigkeit giebt.

Was nun befonders unfern Herm betrifft, fo finden wir font gewöhnlich, daß es die unglüfftihen und leidenden ſelbſt find, welche die Aufmerkſamkeit des Erlöfers auf ſich zichen, und Km um Hülſe anſtehen; viefelben bie fonft gewohnt waren Son den vorübergehenden nur eine milde Gabe zu fordern, welde ihren Zußand doch nicht aͤndern konnte, ach, wenn Jeſus von Nazareth vorüberging, fo forderten fie von ihm bie größere we ſentliche Hülfe, daß er fie von dem Leiden unter welchem fie fenfzten befreien follte. Aber der blinvgeborne that das nicht; ſondern es war bie Frage der Jünger, welche die nähere Auf: mertfamfeit des Herm auf ihn zog.

Worin hatte dies feinen Grund? Lebte er denn wol in einer folgen Beſchraͤnkcthen, daß er nichts wußte von Jeſu von Nazareth und von den höheren Kräften welche Gott der Her im ihm gelegt haste in Beziehung auf die Schwächen und Män: gel des irdiſchen Lebens? Das Fönnen wir nicht glauben; in ver Folge fpricht er ja von ihm nicht als von einem franden und unbelannten fondern als von einem befannten Wanne; denn als feine Nachbarn und die ihn zuvor geichen hatten ihn fragten, wie denn feine Augen ihm aufgethan wären, da fpradh er, ber Mann, der da heißt Jefus, machte einen Koth, und ſchmierte meine Augen und ſprach, gehe hin zu dem Teich Siloha und waſche did. Er kannte ihn alſo wel, und wußte welche Wunderthaten durch ihn im Lande verrichtet wenden. Barum aber fleht er nicht den Herm um Hälfe an? Bir Eönnen leicht glauben, dem die Beifpiele davon geben Res und an die Hand daß er eigentlich nicht gewollt habe, daß fein Zuſtand nicht fo dräffend geweien ſei, daß ex ſich des halb nach Befvelung Hätte ſehnen maſſen, daß es ihen auch zur

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Gewolmbeit geworden fel, den Unterhalt feines Lebens durch, has Mitleiden feiner: Brüder zu empfangen, Aber wir ſehen aus ber . Gelge der Erzählung, wie er es ſelbſt fuͤr etwas unerhoͤrtes er halten, daß ihm ſo Eonnte geholfen werben Das, mußte en. auf keine Weile, daß Jeſus blinngebornen das Geſicht gegeben Habe. Taß er aber menfchliche Gebrechen geheilt. habe, das wußte er; das alles war nicht fo groß, fo unerbört, fo über menfchliche Beifpiele hinausgehend. Es war alfe,-Pip Detnungeofakeh die isn Hinderte Jefum um Huͤlfe anzuflehen.

Was war nun aber die Frage, welche Die günger an den Herm. ‚richteten, , und wodurch fie feine, Aufmerkſamfeit auf dieſen unglüfflichen lenkten? Sie ſprechen zu ihm, Hat dieſer ge⸗ ſündigt oder ſeine Eltern, daß ein ſolches Elend über ihn gefommen if? . .

Hier m. 9. 8. ſehen wir in der Brage der Jünger vet deutlich auf der einen Seite das. richtige innere Gefühl, auf ber andern Seite aber. auch das falſche was nur. gu. leicht. hinzu⸗ fommt. Denn das iſt gewiß und ohne Zweifel richtig, :: daß alle Uebel des Lebens. zufammenhangen mit ber, Günbe.. Das If ale Verbindung: der, Gedanlen, der fich der menſchliche Geiſt iemaka entſchlagen hat. Unter allem Wahr des, Qqjendienſtes, unten allen falſchen · Vorſtelliumgen von dem ‚Höcften Helen, ja bei ven leichtſinnigſten Behandlung aller menfchlichen TDinge auf Erden finden wir bad) überall biefen Gedanken tief in dem Bewußtſein der Menfchen gelegen, daß das Uebel nirgends fei ohne Schw, daß alles was den Menſchen vrüfft auf Erden und fein Dafein kübt, feinen innerfin Grund habe in Dem. böfen. Das ift Das wahre in jenem Gefühl, und das finden wir. auch überall in ber Schrift ausgefprochen vom Anfang bis zuleztz wo fie und zu⸗ uüftfühet auf den rechten Anfang des Menſchen, ober wo fie unfre Aufmerkſamkeit hinlenkt auf das Ende der Dinge, uͤberab ſtellt fie Das Nebel fo dar, daß. es feinen Grund Habe In ber Sünde, ‚überall fagt fie, nicht cher werben die Menfchen davan

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richten auf die Erloͤſimgg von allen Unvolllommenheiten bes ic ſchen Lebens, die nur liegt und gefchieht in ber Kraft der Li Wo wmenſchliches Elend. ſich zeigt, da fallen die Werfe offenbar werben in der Erforichung und Aufhebung der Urjad die dem Elend zunächft zum Grunde liegen, in ber der Mitiel durch welche das Leinen beſelligt wire, in ber gsünhung eines folchen Zuflanbes ber dem Uebel feinen Eingas geftattet, urz in allem was Pie bruͤderliche Liebe. thun kann u das Leiden zu lindern ober. megzufchaffen. -. - . Abe. th. 5. die. Warte. des Belöfers haben noch ein tiefen, Sian und führen und no auf eiwas anderes. Ta nachdem er das geſagt hat, fondern auf daß die Werl Gottes. offenbar würden an ihm, fährt er alſo fort, J muß wirken die Werke beffen der mich gefandt ha fo..lange es Zag ift, 28 Tommt die Nacht, ba nieman wirken Fann; dieweil ich big im der Velt bin ich da Licht. der Welt. m Maren. benn das, die Biete deſſen ber. ihn gefanbt hatt daß ex die Außern leiblichen, Gebrechen der Menſchen heilen foll und, fie..vom irdiſchen Glend, Defrein? Mit nichten. Die Werl die. ber Pater: ihm zeigte, daß er ſie vollbsingen ſollte, das wi ren immer nur Die einzelnen Theile des großen Werkes der E löfung. ‚Dazu war er gelommen, das jagt, ar ih, daß er ve der Wahrheit zeugen follte *); bagu. war er gelommen, daß cr ei Reich Gottes auf Erden fiften, daß er den Menfchen ven Batı im Himmel offenbaren: und fie ſelbſt mit ihm. verbinden fol Das war das Werk deſſen der ihn gefandt hatte . Aber t Worte, des Herma, fo lange ich in der Welt bin, bin il das Licht der, Welt, vie zeigen uns aufs deutlichſte die Ver bindung zwiſchen dieſem Außer Werke des Herrn und feine großen geiſtigen Werle au. Ex. faßt Das beſondre Leiden, weld«

*) &s, Joh. 18, 37,

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a hier entgegen fommt, noch aus einem andern Gefichtspunft . Er war das Licht der Welt, das Licht wovon Johannes Eingange feines Evangeliums fagt, daß es in der Finſterniß int, daß aber die Kinfterniß es nicht begriffen Hat; er war ı beftändig in jedem Augenblifl feines Lebens deſſen bewußt, ; er das Licht der Welt fei, und dazu gefommen bie Finfterniß durchdringen, und alles mit diefem himmlifchen Lichte zu er- im. Und nun kommt ihm einer entgegen, der von Anfang ned Lebens an immer in irbifcher Finſterniß umd. Dunkelheit mandelt war, und die Freuden des Lichtes und ‚feine Herrlich- t nie gefannt; in dieſem kommt ihm entgegen dad. gefammte michliche Elend, welches aufzuheben er gelommen war, und er _ h darin ein Zeichen, weldyes die Werfe Gottes feien, die ihm Uten offenbart werden. So m. g. F. Hat der Herr felbft, wie ir aus feinen Worten deutlich fehen, die Sache behandelt.

Aber ift denn auch die Achnlichfeit, die er aufftellt und auf relche ex hinweiſt, wirklich gegrünvet? gleicht das ganze menfch- be Gefchlecht dem blindgebornen, dem vom Anfang feines Das ms an das Licht der Augen, das geiftige Vermögen zu ſchauen nd zu erkennen gefehlt hat?

Das m. g. F. iſt der Punkt, über welchen wir fo oft uns ns find. Bald ergreift und das Gefühl des geifligen Elends, ı welchem der Menſch fich befindet, auf eine folche Welle, daß At glauben flarf genug fönne ed nicht ausgebrüfft werben; bald den wir ergriffen ven dem Bewußtfein defien wozu Gott den Nenſchen gefchaffen Hat, und da der Menfch doch das ebelfte und töte Werf Gottes iſt, wovon wir wiffen, fo meinen wir baß ie Güte und Barmherzigkeit, die fich in dem Menfchen offenba- ende Liebe Gottes geläftert werde, wenn man zu flarf die Uns olllommenheit des menfchlichen Gefchlechts ausdrükke. Lenkt nun at Exlöfer ganz entſchieden auf die eine Seite über? Ja. Aber tun es feine Jünger auch? Was fagt Paulus ber Apoftel im Infange feines Briefes an bie Römer? Er ftellt den Menſchen

Dom. üb. ". Joh. I. K

baret, indem er ihnen das Bermögen gegeben, an feinen Wer

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nicht dar als einen blindgebornen, fondern fagt, daß ein fet Hätten die Menfchen gewußt, denn Bott hätte es Ihnen ofl

feme ewige Kraft und Gottheit‘ zu erlennen. Wußten die M fchen, daß ein Bott if, fo waren fie ja nicht blindgcborne; x was größeres kann ver Menſch erkennen, was höheres mit | Augen feines Geiſtes fehauen, als die ewige Kraft und Gerti des Hoͤchſten? Und indem num die Worte des Apoſtels gi deutlich find und Mar, die Worte aber des Erlöfers fchwic

ſich daran heftend, daß er das einzelne zılm Bilde macht des £

gemeinen; und indem wir fo einer innern Ungewißheit und L beftimmtheit überlaffen find: auf welche Seite follen wir u wenden? Gewiß m. F. wir dürfen dem Mpoftel nicht abf hen und fagen, das ftimme mit unferm Gefühl nicht übere dag der Menſch von Anfang an beſtimmt geweſen fei © zu erfennen, und daß dies busjenige fei was ihn von all andern Gefchöpfen unterjcheite, der wefpränglicde Borzug d menfchlidien Natur. Aber wie ift e8? iſt denn dieſes DVermöy, wirklich geworden in dem Menfchen? Wie konnte dann der löfer fagen, daß niemand den Vater erkennen fönne als der Soh und wem ed der Sohn wolle offenbaren *)! So deutli brüfft er felbft an einem andern Orte das aus, was ex. Lier mu dimfel und im Bilde darflelt. Und das m. g. F. das Tönne wir auch nicht Täugnen. Wie ift es nun mit dem biindgebomen Fehlt ihm das Auge oder die Neigung zu fehen? Wein, aber ı vermag es nicht, wenn ihm nicht eine Hülfe winerfährt, bie au bem gewöhnlichen Wege nicht möglich iſt, ſondern außer biefen Wege liegt. Und das war es, was auf eine befondre Keil an dieſem einzelnen Beiipiel des blindgebornen vergegenwärtig der Herr für den Zuftand aller Menfchen erklärt, indem er fid darftellt als das Licht der Welt, und jenen als der göttlichen Hülfe bedurftig Ja das Auge hat Gott dem Menſchen gegeben 7 Rath. 11, 97.

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ı zu erfennen, das geiftige Vermögen iſt da; aber: geöffnet d gewekkt wird es erſt burd den der gekommen. ifl bie aſterniß in Licht zu verwandeln, durch ven der die Fülle‘ Ser ettheit in fh trug, umd im welchem das Licht urfprünglich ihnte, in defien Kraft er allein im Stande war fich als das st der Welt denen zu offenbaren, die in der Finfterniß faßen d im Edhatten des Todes. Und fo ift es mit dem menfchli- m Geſchlecht gewefen bis auf die Ankunft des Herm; es gleicht m bfindgebornen, der zwar, wenn man auf die Einrichtung ſei⸗ r Ratur Im allgemeinen fieht, das Vermögen Bat zu chen, er es auszuüben, dazır bedarf er einer Hülfe die er fich ſelbſt ht geben kann. Mag es nun fein, daß das Innerfte Auge 8 bfindgebornen gefchloffen war, und er nicht vermochte die trahlen des Lichtes, welches uns fcheint, in fich einzulafien; ag es fein, daß die Sehwerkzeuge bei ihm vorhanden waren, ver fich nur im Zuflande der Unthaͤtigkeit befanden, Das eine fer das andre es kann uns gleich fein, es mußte ihm eine äu⸗ rre Hülfe werden, damit das in Erfäflung gehen könnte, wozu : von Bott gefchaffen war. Darum fagt der Herr, Ich bin etommen die Werke deffen zu wirken, der Mi ges andt Hat, fo fange es Tag ift, ehe die Nat kommt, a niemand wirken fann; fo lange ich in ver Welt in, din ih das Licht der Welt.

Er hat aber nicht aufgehört das Licht der Welt zu fein, a ſeitdem ex nicht mehr in der Welt ift, fondern nachdem es inmal aufgegangen war, hat feine Wirkfamfeit Immer mehr ie Finfternig durchdrungen und Hört nicht auf fie zu durch⸗ Tingen, und überall wo es hindringt werben durch feine göft- he Kraft die geifligen Augen der Menfchen geöffnet, daß fie im m Worte Gottes fich ſelbſt und in dem Sohne Sottes den bater fehen.

Aber indem wir nun auf die folgenden Worte achten wollen, md auch da nicht umhin können die Wunderthat auf eine

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hefondre Weile anzuſehen als ein Zeichen und Sinnbild von | großen geifligen Werke, welches der Herr zu verrichten gefo

war: fo laßt uns noch auf die Art und Weile fehen, wie Kerr dabei zu Werfe ging, denn quch diefe unterfcheidet fich ı der andern, veren er fich fonft bediente, fehr merklich. Im | meiſten Fällen, wo uns erzählt wird von Wunderthaten Herrn, finden wir, daß er fie nicht anders gewirkt hat als tu Wort und Befehl. Strekke deine Hand aus *), fpridt zu. dem defien Hand lange verdorrt war, und ex fireffte fie ai und die Hand ward ihm gefund wie die andre Rimm de Dett auf und gebe heim**), ſprach er zu dem Gichtbrür gen der zu ihm gebracht wurbe; und ber, welcher feit vielen Je zen die Kraft zu gehen verloren hatte, befam fie wieder. 2 diefe Weiſe finden wir ihn überall; hier aber handelt er anbe er ſpüzte auf die Erde, und madte einen Koth dem Speidel, und ſchmierte den Roth auf des bli den Augen, und ſprach zu ihm: gebe hin zu dem ei Siloha und waſche dich. Daß auch der Evangelift Johann in dieſer Art und Weife des Herrn etwas befonderes gefunk hat, das fehen wir daraus, daß er hinzufügt, Siloha heil verdolmetichet gefandt. Es kann ıms ja ganz gleich fe wie dieſes Wafler Hieß, und ganz glei, ob der Here ihn bahi gefandt. Indem aber Johannes dies ausprüfflich anführt, fo ſehe wir, er felbft. hat auf das bedeutſame in diefer Handlung geſehe und fie als ein Sinnbild betrachtet, daß die Menfchen um zu Lichte des Lebens zu gelangen auch müflen in Waffer getaud werden, und Durch Waſſer, wie der Evangelift Darauf deutet inde er: die Botfchaft des blindgebornen auf befondre Weiſe bezeichne follen fie aufgenommen werben in die Gemeinfchaft des Reiche Gottes. So die Apoftel in jemer erſten Rebe, welche fie hielten az Zage der Pfingften, als die Menfchen fagten, Ihr Männer

· ——

*) Matth. 12, 13. ”) Nah. 9, 6..

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ben Brüder, was füllen wir thun? fo antwortete fie, bet und laßt euch taufen auf den Namen Jeſu wit zur Vergebung der Sünden, fo werdet ihr : Gabe des heiligen Geifles empfangen”), d. h. Das N des geiſtigen Auges. Glauben und fich taufen laſſen, wie die Apoſtel fagen, und gehe Hin und wafche dich, wie‘ Herr zu dem blindgebornen fagt das war bem Evanges n eins und dafielbe Und wir fehen, das war das aufers öhnliche, was der Herr in dieſem Falle that, daß er: dem Idgebornen, der durch feine göttliche Kraft fehend werben follte, h etwas befahl, aber nichts anderes als den Glauben, wodurch ı neueß Leben als ein felbftthätiges anfangen follte Denn ‚ein ſolches follte e8 von Anfang an fich zeigen, und menſch⸗ er Weiſe konnte der Herr in demfelben Zweifel fein wie wir, nämlich der blindgeborne wolle geholfen fein, oder ob nicht.

Eo m. 9. 8. it e8 auch mit der geiftigen Finfterniß, die der Seele des Menſchen liegt, ehe er die Gemeinfchaft mit ı der das Licht der Welt ift gefunden hat. Selbſt die gütt- e Kraft, die in dem Erlöfer waltet, Tann ihm nicht helfen, m fie nicht von ihm felbft auf eine lebendige Weiſe ergriffen dv. Wenn nicht ein inneres Verlangen in dem Menfchen ift obgleidy auch dieſes verbunden fein muß mit der feiten Ueber⸗ gung, Daß er felbft mit eigener Kraft fich die göttliche Hülfe # fchaffen kann aber wenigftens dieſes Verlangen nach göttlichen Hülfe, wenn es nicht in dem Menſchen ftch regt, nn nicht dieſe Sehnfucht in ihm ift: fo möchte ihm nicht zu in fein. Denn was dem Menichen auch geboten werde, wenn ed nicht felbftthätig ergreift, fo wird es ihm micht zu Theil. rum nun bedient fich der Herr in dem vorliegenden Falle ei- ſolchen -Außerlichen Mittels, welches nicht nothwendig war, denn n fo gut hätte er den blindgebomen heilen fönnen durch fein

!) Apofielgefch, 2, 38.

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Wort, wie es fonft fein Wort war oder fein Befehl, Hape es den leidenden feine göttliche Hülfe zuführte Aber weil j feine Hülfe fih anbot, und es ihm ungewiß bleiben mußte, er geholfen fein wolle oder ob nicht, fo mußte etwas übrig ben, worin feine Sehnfucht und jein Berlangen fich zei fonnte. | Eo m. g. F. ift es mit dem Erloͤſer, wo er als das eh der Welt in ver Welt if. Es kann nicht anders erfcheinen, « Daß es icheint und leuchtet überall wo vie Menfchen in Fink niß ſizen; aber geöffnet wird nur das geiftige Auge derer Die « Berlangen haben daß das Licht ihr Eigeruhum werte und % es jie erleuchte. Wenn aljo der Herr fagt, Ich bin gefomm um ein Reid) Gottes auf Erden zu fliften, und diejenigen weld an meinem Heil Theil haben wollen, bie müfjen fich im vief Reich begeben, die müffen fi) in diefe Gemeinſchaft aufnehm laſſen, in, welcher allein die Zuverficht der Exlöfung gegeben if fo ift das dafielbe, was wir hier an dem blindgebormen jehe es iſt diefelbe Erfcheinung wie die, welche der Apoftel Paulı aus jeinem Leben uns erzählt

Und indem der blindgeborne hinging zu dei Teih Siloha, fo befam er jeine Augen wieder Du ift die Art und Weile, wie die Menfchen von ven Banden di Finſterniß erlöft werben; es iſt darin Das ganze Geheimniß ni bergelegt, wie jeder zur Theilnahme an den Segnungen de Herm gelangt. Das Licht ſcheint in der Welt, wenn aber i der Seele des Menſchen fein Mißbehagen ift gegen die Finſte niß, feine Ahndung des beffern Lebens wozu wir berufen fin wenn die Seele ſich gefällt in der Dunfelheit und in dumpf Unthätigkeit: fo fcheint das Licht der Welt umſonſt. Wenn abı das Verlangen in der Seele if, daß das Licht in fie hincir feinen möge: fo ergreift auch diefes Verlangen das Licht felbt und dann fann das göttliche LKicht die Kraft ausüben, dem Ma ſchen die Augen des Geiftes zu öffnen, daß er Bott fieht in de

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sen, ber zum Heil ber Welt gefands IR, und ſich ſelbſ in inni⸗ x Verbindung mit dem Lichte der Welt, .

So. m... g.%. fehen wir unfer. eigenes in dem 1008 dem indgebornen begegneie. Auch uns if es fo ergangen, baß wie m nicht herbeigerufen haben mit feiner Hülfe, fondern er ift uns mit entgegengefommen! Als blinngebome find wir ven Anfang R in Die Welt, die uns umgiebt, hineingefezt; aber die Augen 8 Geiftes werden uns nur geöffnet, je nachdem das Verlangen ah dem Lichte in und fich regt, je nachdem das Wort Gottes, ꝛelches und verfündigt wird, auf ein mehr ober minder fruchts ares Land fällt. Und wenn dies der Fall ift, dann freuen wir ins, indem uns gejagt wird, gehe hin und laß dich aufnehmen a das Reid Gottes; und nun thun wir nicht etwas wozu wir ind jelbft helfen Tönnen, fondern wir ergreifen nur die und an⸗ zebotene Hülfe, weil wir mit eigenen Augen fehen follen, und- mit dem erften Aufbliff der Scele zu dem himmliſchen Lichte das neue Leben beginnen. Und fo mögen wir denn was ber Herr bier fagt auch veritehen von dem gefammten Zuftande des menjch- en Geſchlechts. In Finfterniß ift ed ohne den Erlöfer, und diefe Finſterniß fie ift die Sünde felbft und die Bittere Frucht derſelben. Aber doch Hat der Herr Recht wenn er fagt, auf daß die Werke Gottes offenbar werden; dazu hat Gott es zugelaffen, daß das menſchliche Gefchlecht fizen follte in der Finfterniß und eine Zeit lang die Augen deſſelben gleichſam gehal⸗ ten werden, auf daß die Werke Gottes offenbar werden an dem» jlben, auf daß die Menfchenfinder in dem eingebomen Sohne vom Vater die Herrlichkeit und den Abglanz feined Weſens er- fennen, und durch ihn zu einer Erfenntniß Gotted kommen konn ten, wie fie diejelbe nicht würden gehabt Haben, wenn ein andrer Rathichluß Gottes von Anfang an über dem menſchlichen Ge fchlecht gemaltet hätte. So aber mögen wir getroft jagen, was da gefchehen iſt mit unferm Geſchlecht in den Tagen der Un⸗ wiffenheit und der Finſterniß, das iſt gefchehen auf daß bie Werke

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Gottes offenbar würden. Darum eben IR fo wahr, was

Apoflel an einem Orte fagt, Bott hat die Tage der Unwiſſen Überfehen *), auf daß die Menfchen in fein Reich eingehen, ı darin die Werke Gottes ifmen offenbar werden, und fie bu den Exlöfer zum Bater kommen, und er komme mit deu Ba um Wohnung zu machen in ihren Herzen, und fie dadurch ü merdar wandeln im Lichte und in der Kraft des Herrn. Am—

XLVI. Am 9. Sonntage nach Trinitatis 1825.

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Texrt. Joh. 9, 8- 28.

Die Nachbarn und die ihn zuvor geſehen hatten, daß er ein Bettler war, ſprachen: iſt dieſer nicht der da ſaß und bettelte? Etliche ſprachen, er iſt es; etliche aber, er iſt ihm Ähnlich; er ſelbſt aber ſprach, Ich bin es. Da fprachen fie zu ihm: wie find deine Augen aufges, than? Er antwortete und fpradh: der Menfch der Jefus heißt machte einen Koth, und ſchmierte meine Augen und ſprach, gehe Hin zu dem Teich Siloha und wafche dich. Ich ging Hin und wuſch mich und ward ſehend. Da ſprachen fie zu ihm, wo if derſelbige? Er ſprach, ich weiß nicht. Da führten fie ihn zu den Pharlfäern, ' der weiland blind war. Es war aber Sabbath, da Jefus den Koth machte und feine Augen öffnete. Da fragten fie ihn abermal, auch die Pharifäer, wie er wäre ſehend geworden. Er aber ſprach zu ihnen, Koth legte er mir auf die Augen, und ich wuſch mich, und bin nun fehend. Da fpeachen etliche der Pharifäer, der Menſch ift nit yon Bott, dieweil er den Sabbath nicht Hält. Die andern

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aber ſprachen, wie Tann ein fündiger Menſch ſolche Zeichen thun? Und es warb eine Zwietracht unter ihnen. Sie fprachen wieder zu dem blinden, was fagft du von ihm, daß er hat deine Augen aufgetfjan? Er aber ſprach, er ift ein Prophet. Die Juden glaubten nicht von ihm, daß er blind geweſen und fehend geworben wäre, bis daß fie riefen die Eltern deß, der fehend war geworden, frag: ten fie und ſprachen: iſt das euer Sohn, welchen ihr fagt, er fei blindgeboren? wie ift er denn nun ſehend? Seine Eltern antworteten ihnen und ſprachen: wir wiſſen daß diefer unfer Sohn ift,.umd daß er blind geboren it; wie er aber nun fehend ift wiffen wir nicht, ober wer ihm bat feine Augen aufgethan wiflen wir auch nid; er ift alt genug, fragt ihn, laßt ihn felbft für ſich reden Solches fagten jeine Eltern, denn fie fürchteten fi) vor den Juden; denn die Juben hatten fich fihen vereinigt, fo. jemand ihm für Ehriftum befennte, daß derjelbige in den Bann gethan würde; darum ſprachen feine Eltern, er iſt alt genug, fragt Ihn.

m a. %. Der Evangeliſt Johannes erzählt alles was zu dieſer Geſchichte gehört, mit der wir uns neulich ſchon beichäf- tigt Haben, mit einer außerordentlichen Ausführlichkeit und Bor: liebe. Dies aber hat gegen feine fonflige Gewohnheit jeinen Grund darin, daß dieſe Geſchichte gar vieles beitrug, um tie Stimmung derer weiche Anſehen im Bulle hatten gegen ven Erlöfer noch mehr zu befefligen, und die Anſchläge die fie gegen ihn geichmiedet hatten zur Reife zu bringen.

Hier ift nun das erfte, was wir in dem Berlauf der Er⸗ zählung finden, hie Aufmerkſamkeit welche dieſe Begebenheit er⸗ regte, daß ein Menfch, welcher wahrfcheinlich lange Zeit hindurch, an einem ſehr Häufig befuchten öffentlichen Ort bie Wohlthätig- feit der vorübergehenden angeſprochen ‚hatte, und allen als ein

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blindgeborner befannt war, nun auf einmal ſehend Kerumging, fo daß viele es nicht glauben wollten und meinten, ed müfle ein anderer fein, der ihm Ähnlich wäre, bis da fie ihm nicht mehr m dem geroohnten Plage fanden, fie ihr darnach fragten, und er- nm fagte was gejchchen war. Hätten fie das nicht gethan, fo wäre Die Sache wenigftend damals noch nicht vor die Oberften des Volke gefommen, und hätte einen foldhen Beitrag zur Ent wifflung der Begebenheiten des Erlöfers nicht leitten können, feine Wohlthätigkeit wäre in der Stille empfangen worden, ohne ihm und andern einen Eintrag zu thun.

Sollen wir nicht unwillig werden über dieſe neugierige Auf⸗ merkſamkeit, die was verborgen geſchehen war ohne allen .Ruzen an das öffentliche und allgemeine Licht zog? Diefe Frage ift uns um fo natürlicher, je mehr ed ung im Leben befchwerlid, if und oft nachtheilig erfcheint für Das gute, daß die Menfchen fich nicht enthalten können, auf alles mas, fie nicht angeht ihre Aufmerk⸗ jamkeit zu lenken, und alles zum Gegenſtand ihrer einfeitigen und unreifen Urtheile zu machen. Aber auf der andern Seite müpjen wir auch jagen, nichts ift natürlicher ald Theilnahme ap, tem Schickſſal unfres Brüder. Was würde ed für eine Gleich⸗ gültigfeit verratien Haben, wenn die große Anzahl von Menfchen, die vieleicht oft dem unglüdlichen einen Beitrag gegeben hatte zur Friſtung feines Lebens, gar feine Kenntniß davon genommen hätten, daß er von dem Uebel, welches er von Kindheit an ge⸗ tragen hatte, nun auf einmal befreit war. So wird unfer Urthell hin und Ber geworfen.

Aber wo wir uns in einem foldhen Falle befinden, if nichts befier al8 auf das Wort dee Herm zu merken, weil, wir darin eine Eniſcheidung finden für: alles was uns zweifelhaft if Laßt uns fehen auf das was er ſelbſt fagt, ald er im Be⸗ griff war dem Menfchen die wunderthätige Hülfe angeveihen zu. laflen; da fagt er, was wir neulich gefshen haben, 44 hat weder dieſex gefündigt noch feine Eltern, fondern

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auf daß die Werke Gottes an ihm offenbar würden. Wie nun? follten die Werke Gottes offenbar an ihm woerben, fo’ mußten die Menichen an ihm erkennen, daß ein Werf Gottes an ihm gefchehen war, und es in Zufammenhang zu bringen fuchen mit der großen Beſtimmung defien den Gott gefantt hatte um feine Werke zu wirken. Kann alfo das dem Willen des Erlöferd entgegen gewefen fein? Gewiß nicht, m. g. F., aber auch nur fo wie er felbft Hier fagt. Wie er das that, Damit die Werke Gottes offenbar würden, damit bie Kraft fich verherr- lichte, die Gott der Vater ihm zur Ausflattung bei feiner Sen⸗ dung in die Welt mitgegeben hatte: fo m. g. F. war audh Vie Yufmerffamfeit der Menjchen auf diefe Begebenheit nur in jofern eine richtige und Gott wohlgefällige, als fie feine andere Abſicht dabei hatten, als die Werke Gottes offenbar zu machen. Das m. g. F. iſt nun das Urtheil welches wir hierüber zu fällen haben, und nad den Worten des Herrn felbft der Grund» .faz den wie zu befolgen haben in unferm Leben. Wozu m. fh. F. find wir in dieſe Welt gefezt, als dab fie uns eine Offenba⸗ rung Gottes fein fol? Dazu find wir mit der Bernunft begabt, die aus den Werfen den Schöpfer erkennt, und ohne dies wür den wir nicht im Stande fein die Stelle in dieſer irdiſchen Welt einzunehmen, die Gott uns angewiefen hat. Darum ift e8 ein natürlicher und löblicher Trieb der menfchlichen Seele, ihre Auf merffamfeit auf alles um fie her zu lenken. Wenn das nun gefchieht, damit nichts von den Werfen Gottes und entgehe, ſon⸗ dern fie und immer mehr offenbar werben in jeder Beziehung und wir immer reicher werden an Erkenntniß der Weisheit und Herrlichfeit Gottes, um dieſelbe gegen einander Auszutaufchen und unfere Seele zu fättigen: fo ift das löblich und wohlgefällig vor Gott. Nun gehören auch alle Handlungen der Menfchen zu den Werfen Gottes, die einen auf befonvere Weife, fofern fie von feinem Geifte bewirkt find, und diefe tragen unmittelbar bei * u feiner Berherrlichung; die andern aber, fofern der Herr auch

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das in feiner Gewalt ‚Hat, was aus den ihm mißfälligen und jeinem heiligen Gebot widerftreitenden Handlungen der Menfchen entfteht, und ſich aud) dadurch feine Macht und Weisheit in ber Führung aller menschlichen Angelegenheiten fo wie aller Dinge in dieſer Welt offenbart. Sollen wir nun nicht auf alle Weife alles in uns aufzunehmen fuchen, was der Geift Gottes in ung volbringt? Gewiß, und nicht nur dies, fondern wir follen ihn auch in andern erfennen und Gott dafür preifen, wenn feine Gnade mädtig ift in den fchwachen; und das ift das herr- lichſte und Tieblichfte, was den Inhalt unſers irdiſchen Lebens ausmachen fann, wenn wir unmittelbar achten auf alles was aus dem Geifte Gottes kommt; und je weniger und davon ent- geht, defto veicher wird unfer Leben. Aber fo follen wir ung auch auf der andern Seite nichts menfchliches fremd fein laſſen, und wenn wir in den Handlungen der Menſchen fehen was und nicht fheint aus dem Geifte Gottes zu fein, und was und im innerften betrübt: fo follen wir auch darauf unfere Aufmerf- ſamkeit Ienfen, damit auch darin und die Herrlichkeit Gottes offen, bar werde und wir inne werden, wie er ohnerachtet aller Ver⸗ fehrtheiten und alles Widerſtandes der Menjchen doch alles herr ih hinausführt.

Ja m. g. F., in dieſem Sinne nid gleichgültig. zu fein gegen alles was um uns her vorgeht, auf alles zu merken was in unferer Rähe fich ereignet, das iſt recht und Gott wohlgefällig. Aber freilich, wenn unfere Aufmerkfamfeit auf das was um ung her geichieht nichts ift als eitle und leere Neugierde; wenn wir darauf merken, nicht damit die MWerfe Gottes von ung erfannt werden, fondern um die Werfe der Menſchen vor unfer unbe fugtes Gericht zu ziehen: ſo iſt dies das verkehrte und das wo⸗ durch das Verderben der Menſchen immer ſichtharer wird. Und fo mögen auch unter ‚denen, die hier Fragen und Vermuthungen aufflellten, Menjchen beiverlei Art gewejen fein, wie fie denn immer unter einander gemiicht find,

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Daſſelbe mögen wir ſagen auch von dem Volle Namlich als ſie nun vernommen hatten, Jeſus habe dieſe Handlung ver⸗ richtet, und zugleich gedachten, es ſei Sabbath geweſen da Jeſus dies that: fo führten fie den der weiland blind war zu den Phatiſaäern. Weswegen? Ja bie einen mögen es gethan haben nur weil fie ſelbſt nicht einig mit fich darüber wer- den fonnten, ob e& wohl recht gewefen fei, daß Jeſus dies ge than Habe’ am, Sabbath, ob es eine wirkliche Verlegung des goͤn⸗ fihen Geſezes geweien fei, ofmeradhtet e8 fo zum Heil der Men⸗ ſchen ansgefchlagen fei, oder ob nicht; weil fie darüber mit fih felhft nicht einig werden fonmten, fo gingen fie und brachten tie Sache vor diejenigen welche die natürlichen und verorbneten Ausleger des göttlichen Gefezed waren, um fi) von da Belch rungen zu holen. Andere wieder mögen freilich andere Urfachen gehabt haben und es vielleicht gethan, um eben dieſen Pharifäern, von denen fie wußten daß fie eingenommen waren gegen Jefum, eine neue Ihatfache recht beglautigt an die Hand zu geben, worauf fie die weitere Entwilfelung ihrer Anfchläge bauen kom⸗ ten. Beides m. g. %. kann der Fall geweien jein. Das eine müffen wir loben, denn überall wo wir mit ung felbft nicht einig find, was recht ift oder unrecht, und felbft nicht vermögen aus dem Worte Gottes zu entfcheiten, was können wir anderes thun und follen anderes thun als die Einfichten ſolcher zu Hülfe neh⸗ men, welche ein gegründetes Borurtheil für fi) Haben, daß ihre Erkenntniß von dem Worte Gottes deutlicher, und beflimmter und teffer begründet ift ald die der meiften andern. Und die jo aus edler Wißbegierde, um zu erfennen was in dieſer Hinficht recht fei und wie weit die Befugniß des Menfchen gehe in dem vor- liegenden alle, damit er auf der einen Seite nicht in Gefahr gerathe das göttliche Geſez zu verlegen, auf der andern Seite aber auch die Bruderliebe nicht verfäume, die fo fragten, um bei fich feldft gewiß zu werben und ihe Herz feft zu machen, denen wird der Here auch gewiß entfernt geweſen fein ben leiſeſten

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Bermurf zu machen, als Hätten fie Hell genommen an dem was ihm begegnete. in Folge feiner wunberthätigen Handlung. Die andern aber, "wenn fie dort geweien find, waren der Ber fchrihjeit ihres Herzens gemäß nun folche, die, wie fie unter der Gewalt des alten flanden und von dem Anfehen des Buchftaben veherrfcht wurden, für dieſen Augenbliff unfähig waren das neue &cht, welches Die Erde erleuchten follte, in: ihre Seglen aufzu⸗ nehmen.

Als man der blindgeborne vor bie Phariſaͤer gebracht wor⸗ ven war, und fie ihn fragten, wie er denn ſehend geworben ſei, und er ed ihnen erzählt Hatte: fo fprachen etlihe unter ihnen,

der Menſch Ift nit von Gott, dieweil er den Sub; '

bath nicht Hält; Die andern aber fprachen, wie fann ein jündiger Menfih folche Zeichen thun! und ed warb eine Iwietracht unter ihnen. So fehen wir denn hier entgegengefeste Urtheile über den Erlöfer aus Veranlaffung diefer Bandlung und fragen billig, wer bat denn nun Recht?

Wir m. g. F. vermöge unferd Glaubens am den Herrn ind gewiß ſchon im voraus geneigt denen Unrecht zu geben, die ta fagten, Diefer Menſch ift nicht von Bott, weil er den Sabbath wicht hält; aber auch denjenigen Recht, weldye fpras ßen, wie kann ein r fünbiger Menſch ſolche Zeichen thun !

Aber m. g. F. an dem leztern werden wir nun wol nicht ,

Recht Haben, und eben deshalb müſſen wir und verfühnen mit im erſtern. Denn genau betrachtet haben beide Unrecht. Naͤm— lich die erftern allerdings und zwar deshalb, weil fie Das goͤtt⸗ lie Gefez und dasjenige mas die Menſchen dazu gethan hatten, niht von einander ſchieden, weil fe nämlich das göttliche Geſez

felbft nicht nach feinem eigentlichen Verſtande In ſich aufgenoms

un hatten. Eo war ein. Geſez der Ruhe und Erholung, ein Gefez der Heiligung fr den. ver öffentlichen Verehrung Gottes gewidmeten Tag, an welchem alfo nichts gefehehen ſollte, was

10 nicht zu dieſer Berehrung gehörte und zu ihr führte. Darm follten alle irdiſche Eorgen und: Arbeiten bei Seite gefegt wer den; darum follten beſonders biejenigen, welche die übrige Zd bes ‚Lebens genöthigt waren ihre Kräfte im Dienſte anderer ji verzehren, nun auch fich felbft und ihrer eigenen Seele dienen und ungeflört an der öffentlichen Gottesverehrung Theil nehmen und auf der andern Seite in die Etille der Betrachtung einge ben, mit den höhern und ewigen Dingen fich befchäftigend. Abe daß um den Sabbath zu halten ſolche Handlungen follten un terlaffen werben, durch welche Gott verehrt wurde, und gevil lauterer als durch Opfer und andere aͤußere Gebräuche, das wa gewiß gegen den Sinn des göttlichen Geſezes. Aber fo iſt es wenn der Menſch nur auf den Buchflaben ficht, und wenn a das rechte Maaß zum Berftänpnig deſſen was geiftlich gerichte fein will nicht in fi hat, in welchem Falle eins von beiven unvermeidlich ift, entweder daß er in dieſen Dienft des Buchſtaber verfällt, oder daß er die zur Exhaltung des gemeinfamen Wohlel fo hoͤchft nothwendige Achtung für das, was Regel und Orbnung und Gefez ift, verliert. Das eine bringt eben fo viel Unheil in das menjchliche Leben ald das andere, und taher if noͤthig Taf wir und befreien von dem Dienfle des todten YBuchflaben, unt das göttliche Wort, welches das geiftige Licht der Seele fein ſoll, aud) Immer in feinem geiſtigen Sinne auffaffen. So fönnen wir ed einer weit verbreiteten Berblendung zufchreiben, wenn ein Theil ter Phariſaer fagte, Jeſus könne in dem Sinne nicht von Got! jein, weil ex auf ſolche Weiſe den Sabbath nicht hielt.

- Aber it es mit den andern befier, weiche fagten, wie fann ein fündiger Menfch folde Zeihen thun?? Wi wiffen aus andern Erzählungen der Evangeliften, daß von anı den Menfchen und auch folchen, die in Feiner Verbindung mit Ehrifto finden, viele Handlungen verrichtet wurden, bie dem äußern nad den Wundern des Herrn wirklich ähnlich - waren, diefeiben Wirkungen hervorbrachten, und ‚auch non eben fo twohl«

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Äger Art, indem fie die Menſchen auch auf eine Weiſe, welche übrigen nicht verſtanden, von allen ven Plagen und Leiden xiten, die fie zu tragen hatten. In weiche Gefahr nun hät die Menſchen gerathen fönnen, wenn fie um folcher Hand⸗ gen willen einen jeben der fie verrichtete für einen gehalten in, Der von Gott gefandt ſei? Wir m. g. %. machen freilich em großen Unterſchied zwiichen den Wundern des Herrn, Die : für wahre Wunder halten, und den Wundern jener feiner tgenoffen, die wir nur für Scheinwunder halten. Aber m. g. woher Haben wir dieſen Unterſchied? Er ift die Krucht uns

6 Glaubens; weil wir an den Herrn glauben, fo halten wir

re Wunder für wahr; und weil wir in ihm und in feinem ben zufammenfchauen jene göttliche Kraft, Die in Ihm war um : Dienfchen fellg zu machen, und die, welche er auch fo offen- rte um die Menjchen von ihren äußern Leiden zu befreien: ſo Hießen wir, baß wo das leztere war ohme dag erftere, da auch chts von Gott geſandt fei, weil auch diefe Kraft in den Haͤn⸗ n des Höchften war, Aber die Menfchen, die noch zweifelhaft en bei fich ſelbſt und den rechten Grund des Glaubens an u Grlöfer nicht hatten, hatten die Necht zu fagen, wie kann n fündiger Menfch folche Zeichen thun? hatten die ein beres Zeichen, um die Wunder des Herrn von den fpätern mpern anderer zu unterfcheiven? konnten fie eine Unterſuchung Rellen, auf- welche Weiſe und aus welchem Geiſte der eine und e andern die ganz Ahnlichen Handlungen verrichtetn? Da Hät- n fie mit ihrem Urtheil eben fo gut können in einen falfchen ad ihren Seelen ververblichen Glauben verlofft werden, als zu m rechten Glauben an den Heron geldtet. Beide alfo hatten

wecht m, g. F., die einen den Seren zu verurtheilen, weil fie

m zumutheten die menfchlichen Sazungen eben fo Hoch zu hals ı ald das Gebot Gottes; die andern aber ihn bei fich ſelbſt fi zu fprechen von Sünde und für einen von Gott gejendeten : erfennen, nicht deshalb, weil fie in feinem menfchlichen Leben, Hom, üb. Ev. Job. II, 2

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in ben Worten feines Mundes und in den Werken feiner Ha den Abglanz ber göttlichen Herrlichfeit erfamten, fondern | er Thaten vollbrachte, die fie an ſich beirachtet von ähnli Thaten -fündiger Menjchen doch nicht im Stande waren zu tericheiben.

Und fo, fleht denn, warb eine Zwietradt unter nen. In biefer num riefen fie gleichfam den blinbgebornen, ſehend geworben war, felbft zum Richter auf unter ſich und ten ihn, was fagft bu von ihm, daß er hat beine Aus aufgethan? Er aber fprah, er if ein Prophet. Und hören nun nicht, daß fie ihm damals um biefed Wortes wi irgend etwas zu Leibe gethan haben. Sie erfannten er fih babe das Recht fo zu urtheilen, und wollten ihm n verwehren. |

- Barum aber hatten fie ihn eigentlich zum Richter auf rufen, da doch die andern hingefommen waren, bamit fie | Phariſaͤern Kenntniß von diefer That des Herrn geben moͤcht Darin m. g. F. lag etwas richtiges und gefunded. Dean fih fonnte die That nichts beweiſen; aber der welcher fie erfi ren hatte, der ‚blindgeborne hatte außer der unmittelbaren R fung auch den Anbliff des Erlöfers .gehabtz der lonnte aljo Zeugniß ablegen von. der Stimmung die ihn Dabei geleitet, x dem Geift ber aus ihm geleuchtet und gefprocdhen; der fon

- ein Urtheil. darüber haben, ob eine menfchliche Gitelfeit oder ci menfchliche Ruhmredigkeit dabei im Spiele geweien, ober ob | Handlung zur Ehre Gottes gethan fe. Konnte er num nid darin finden als das leztere fo war das ein befiever Grund 4 alles andere, von dem Exlöfer zu glauben, er fe ein Proph Und fo wird auch die Einfalt des Herzens, die Reinheit der A fiht, die Wahrheit der Gefinnung, bie bier aus dem blindgeb⸗ nen ſprach, den Pharifäern den Mund geftopft Haben. - Aber hieraus ſehen wir m. g. F., welche Kraft Gott

jeber gelegt Bat in das einfache Zeugmß von ber Wahrhı

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nhorungener Gemuͤther, wenn ſie auch zu denſenigen in der mihlichen Geſellſchaft gehören, auf deren Urtheil an fich nicht "sd Werth gelegt wird. Das gehört mit zu dem was ber at fagt in Beziehung auf fene Sendung und auf alles was a gehoört, Ich danfe dir, Vater, daß vu folches den weiſen 9 angefehenen verborgen, den einfältigen und wunmündigen re offenbaret haſt )y. Deren Zeugniß auf eine ſolche Weiſe een hat von jeher eine befondere Kraft gehabt; ver erfle und der hriftlichen Kirche if ja auf alle Weife nur von fols en selegt worden, die zu biefen einfälfigen gehörten, denn um sehr mußte: es den Menfchen einleuchten, daß das nicht Men» ſawerk (gt, fondern göttliche Kraft darin obwalte; und fo hatte 4 offene Zeugniß dieſes Menfchen, der da mußte was fchon ' Beziehung auf Jeſum befchloffen war, auch feine Kraft, wenn rh nicht die Gegner ganz zu überwinden, und fie zu einer an- m Einficht zu bringen, doch wenigftens für den Augenblifl zus ſtzuhalten von ihrem Borfaz. ' Das legte was wir gelefen Haben iſt dies, daß viele bie Iatfache ſelbſt nicht glaubend die Eltern des biindgebornen zu Kam riefen unb fragten, ob das wirklich Ihe Sohn fei, u fie behaupteten, daß er blind geboren fei. Wenn wir nun hören wie diefe ſich äußern, auf der einen Ihe freilich Die Wahrheit Gefennend, welche doch nichts war ale’ u allgemein befannte einerfeits und Das nun allen vor Augen unbe anbrerfelts, aber auch wieder: mit fichtbarem Unwillen bei andre abweifend und ihren Sohn gleichſam im Stiche laſ⸗ ® bei dieſer wichtigen Pingelegenheit, indem fie fagen, wir Hifen daß dieſer unfer Sohn If, und daß er blind: toren iſt; wie er aber nun ſehend if, wiffen wir i6t; oder wer ihm Hat feine Augen aufgethban, wife wie acuch nicht; er ift alt genug, fragt ihn, laßt h . .. . " 2 ) Rath. 11, 38. u

, 22

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ihn ſelbſt für fich reden: fo giebt um& nım bee e- die Urfache zu erkennen in den folgenten Worten, Sol fagten feine Eltern, denn fie fürdteten ſich vor Juden; denn die Juden Hatten ſich ſchon verein fo jemand ihn für Ehriftum befennetre, Daß derjelb in den Bann gethan würde Hier m. g. F. ſehen wir nun eind vor den traurigen | ſpielen, was. für Folgen ed hat, wenn irgend etwas was Glauben, zu dem innerfien Helligtfum ver lebergeugung Menjchen gehört, auf irgend eine Weiſe mit äußerer Gewalt handelt wird, um es entweder zu verbreiten oder zu unterdrül Die Vorſteher des Volls hatten ſich ſchon vereinigt, wenn jem befennen würde, er halte Jeſum für den Meflas, der follte ı der Gemeinfchaft der Schule und des Unterrichts. im göttlis Worte auögeftoßen und in ven Bann geihan werden Das ı eine äußere Gewalt. Freilich) es geichah nun einem folchen 1 ter fein Schaden in Beziehung auf feine äußeren Angelegen ten, auf fein 2eben, fein Vermögen und feine bürgerlichen Red aber von der Gemeinfchaft des öffentlichen Unterrichts wurde ausgeichloften, von der Erkenninißquelle der Wahrheit wurte zurüffgewiefen, ' und das war der größte Schaden, ben jem erleiden Tonnte. Und das wurbe beſchloſſen kraft einer Auf Gewalt, die auf den Vorſtehern des Volkes ruhte, und hier ja es gefchehen, wenn jemand befamen würde, daß Jeſus ven 9 zareth der Meſſias fe Den Glauben Tomnte ein ſolches gawi thaͤtiges Verfahren zwar nicht hindern; aber. das if das fun bare unb unheilbringenbe, wenn vie äußere menfchliche tritt zwiſchen den Glauben und das Belenntniß in allen feld unvergänglidyen und heiligen Dingen; denn das iſt das grö Mittel, welches Gott felhR gefiftet hat um Die Menfchen | Erfenntniß der Wahrheit und zur Liebe des guten zu bring das Zeugniß derer welche die Wahrheit fuchen und dem gu anhangen. Der Glaube des einzelnen ſoll nicht ein beſonde

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Im, weiches erkfür ſich allein hat, fondern durch das Be⸗ ini ein gemeinfames Gut werben. ever fell feine Uebet⸗ ung ausſprechen, damit alle gemeinfchaftli in Aebe die kheit fuchen; und wer da wit Gewalt zwiſchentritt, wie ber verfündigt an Bott und Wenfchen, darüber braucht nichte gt zu werden. Was für Folgen das hat, das fehen wir an m Gcifpiel Aber was iſt unnatürficher, als wenn die Bande natürlichen Liebe zerrifien werden, wenn die Eltern ſich weis titten Kindern beizuftchen, gefezt auch daß leztere über die re hinaus find, wo ihre Schwäche und Unerfahrenheit eine »gefegte Leitung und Beaufſichtigung erfordert? was IR wmı- rliher, als wenn eine firäfliche Bleichgüftigfeit fich regt zwi⸗ a denen welche die nächften find, und welche Bott und Ratur nittelbar zufammengeftellt Hat damu fie in Liebe vereint fein Ku. Aber wo äußere Gewalt wirft, da iſt das erſte was fie kt die Furcht; und weich ein nachiheiliger Gemüthsruftand R, und noch dazu eine foldye Furcht ausgefchfoflen zu wer⸗ ‚von der Teilnahme an der gemeinfamen Erbauung aus beik nie Gottes, das leuchtet wol einem: jeden von felbft ein. Kent zu fein von allen den Segnungen weldhe aus den rei ı Ehaz der göttlichen Offenbarungen durch gemeinfchaftliches hutreten in die menſchliche Seele ſich exgießen, wol war' da6 t edle Furcht; aber wie mißfeitet wird fie nicht dadurch, Daß ünfere Gewalt in dieſen heiligen Kreis hineindringt. Aber wußte es auch fein eben deswegen weil ber Herr geſezt war ı Fall, eben deswegen weil ‘durch mandhe Seele noch ein werdi gehen ®) umb fie tief verwimben mußte, auf daß bie icheit Gottes deſto herrlicher an den Tag Füme, auf daß wit inier allen Gefahren, mitten unter allen äußern Webeln, M unter den Drohungen der toben menſchlichen Gewalt dus ih für die göttliche Wahrheit des Gvangelluims fich bee

*)Ruc, 2, 38,

16 Tchftiger bewleſe auch aus den unmnbigen und einfäftigen; gewiß durch nichts mehr als dadurch hat fi der Blaudı ‚den Herrn von Anfang an fo ſchnell und fo weit verbreitet

Wolan m. g. 5,,' fo lange dieſer Glaube noch richt, rein und lauter iſtz fo ‚lange bie chriftliche Kirche noch nid ‚unbeflefft vor ihrem Herrn fleht, wie fie ſoll und berufen if Iange der Streit noch obwaltet zwifchen dem Lichte und der ſterniß, zwifchen der. Wahrheit. und dem. Irrihum auch inner der Außern Mauern der chriſtlichen Kirche: fo wirb es nicht Ien bei manchen Gelegenheiten, daß die äußere Gewalt hinzı za demjenigen was nur auf. dem Wege der Wahrheit ge und in Liebe zur Entfcheidung gebracht werben follte; und es jo il, fo wich es nicht fehlen, daß nicht der Herr gere ſollte vielen zum Fall, aber durch fee Gnade wird er manchem zum Qufftchen :.gereichen,. damit die. Wahrheit in * befannt und fo jmmer weiter an ben Tag geförbert io

und fo wird wie. damals das Reich Gottes ach jezt in mehr gebaut ‚werben, .

Jever aber der fo .gum alle und Aufftehen geſezt wird ber Erloͤſer, möge. auch unter dem gnaͤdigen Beiſtande Gotte einfältig wie Er feines Weges hingehen. Er wußte wol, er damals that, das gefchah damit hie Werke Gottes offe würden; auch wear ihm nicht entgangen, daß es Sabbath ' Aber geiveu dem großen Brundfaz, ich muß wirken die W deffen der mich gefandt bat, fo lange es Tag ik, kommt die Rat da niemand wirken kann, wollt nicht um den böfen Schein zu meiden das gute verfäumen, das was er für Recht und zu feinem Beruf gehövend Bidt, terlafien; wollte er nicht die Wohlthat, die er jenem unglülll zu erweiſen hatte, auch nur auf einen Tag aufichieben. Un der Stimme des Gewiſſens treu bleiben, ohne rechts ober | auf das Urteil der Menfchen zu achten, nur babucch Tann. wahre, das rechte und gute geförbert werben. Mag bamn

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einer fallend und dort einer aufſtehend erfcheinen; mag auch

Friede fein und dort Zwietracht entfliehen unter den Men, a über das worüber fie alle einig fein follen und worüber immer einiger werden mögen: jeder gehe feines eigenen. We: und geherche der Stimme Gottes in feinem Innern, und habe

fefte Vertrauen, daß fo die Werke Gottes werden inmen re offendar werben, und daß Er, in defien Händen alles fieht, h wiſſen werde fie immer herrlicher hinauszuführen. Ihm fei e und Preis in Ewigkeit. Amen.

.,% 4 . .. a

XLVII. Am II. Sonntage nach Trinitatis 1825.

Terxt. Joh. 9, A—A.

Da riefen fie zum andernmal den Menſchen der bli geivefen war, und fprachen zu ihm: gieb Gott die Ehr wir wifien, daß diefer Menich ein Sünder iſt Er u wortete und ſprach: ift er ein Sünder, das weiß i nicht; eins weiß ich wol, daß ich blind war und b num fehend. Da fprachen fie wieder zu ihm: was tb ee dir? wie that er deine Augen auf? Er antworte ihnen: ich babe es euch jest gejaat, habt ihr es nic gehört? was wollt ihr es abermal hören? wol i auch feine Juͤnger werden? Da fluchten fie ibm ur ſprachen; du hiſt fein Jünger; wir aber find Mof Zünger, Wir wiffen, daß Gott mit Mofe gerebet hai biefen aber wiflen wir picht, von wannen er if. Menſch antwortete und fprach zu ihnen: das ein wunderlih Ding, daß ihr nicht wiffet von wanne er ſei, und er bat meine Augen aufgethan. Wir wife aber, daß Bott die Sünder nicht höret, funbern fo it mand gottesfürdhtig iſt und thut feinen Willen, den hoͤ yet er. Bon der Welt an iſt es nicht erhöret, da

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- jemand einem geboren Blinden bie Augen aufgethan

"Habe. Wäre dieſer nicht von Gott, er koͤnnte nichts thun. Sir antworteten und fprachen zu ihm: bu biſt ganz in Sünden geboren, und fchrft uns? und fließen ihn hinaus. Es Tam vor Jeſum, daß fie ihn ausgeſto⸗ gen hatten. Und da er ihn fand, fprach er zu ihm: glaub du an ven Eohn Gottes? er antwortete und ſprach: Herr, welcher ift es? auf daß ich an ihn glaube. Jeſus fprach zu ihm: du Haft ihn gefehen, und ver mit bie redet, der iſt es. Er aber fprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an. Und Jeſus fprach: Ich bin zum Gericht auf diefe Welt gefommen, auf daß die da nicht fehen fehend werben, und die da fehen blind werben. Und foldhes hörten etliche der Phariſaͤer, vie bei ihm waren, und fprachen zu ihm: find wir dem auch blind? Jeſus ſprach zu ihnen: wäret ihr blind, fo Hättet ihr feine Sünde; nun ihr aber Tec, wir find fehend, bleibt eure Sünde,

Dt haben hier zu merken m. a. 8. zuerſt auf das was zwiſchen dem fehendgewordenen und den Pharifäern vorging, dann wiſchen demfelben und dem Herrn, und endlich zwiſchen dem Herm und den Phariſaͤern.

In dem erſten Theil dieſes unfers Abfchnittes fehen wir, wie beide Theile immer weiter. auseinander gehen, die einen ſich beftärfenb in der Härtigkelt ihres Herzens, der andere hingegen von einer feheinbaren Zaghaftigkeit fortfchreitend zu einem Immer offenern und freiern Bekenniniß eine Erfahrung, die wir im⸗ mer noch zu machen Gelegenheit haben, von der und nun aber das hier erzählte ein befonvers Hares Beifplel iſt.

Schon vorher hatte der blindgeborne auf Die Brage der Pharifäer ihnen erzählt, wie Jeſus zu Werke gegangen fei, und was er gethan Habe um feine Mugen zu öffnen; er hatte au

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fehon feine Meinung dahin abgegeben, daß er glaube, er fei ein Prophet. Demohnerachtet ließen fie ihn noch einmal zu fi) fommen, und fprachen zu ihm, gieb Gott die Ehre; wir wiffen, daß diefer Menfh ein Sünder if Was. war eigentlich dabei ihre Abſicht? Indem fie das fchen als eiwas- vorausfchifften, was ber fehenvgeworbene auf if Zeugnig annehmen fellte, daß Jeſus ein fündigeer Menſch fei wie alle andere, und fie ihm zuriefen, er folle Gott die Ehre . geben: fo können fie nun nichts anderes gewollt haben als zweier: let, entiveder er follte ihnen eine ſolche Erzaͤhlung von ber Sadı geben, woraus feine Beranlaffiung entfänve, feine Aufmerfjamfeil auf Jeſum zu Ienfen und ihn als einen ausgezeichneten Menichen Darzuftellen; oder worin fie eine gegründete Beranlaffung faͤnden, Ehriflo eine wirkliche Ueberſchreitung des Geſezes, da ex ihn am Sabbath geheilt Hatte, Schul zu geben. Gimwas anderes kann Ihre Abſicht nicht geweſen fein. Und Dazu fordern fie ihn aui, indem fie auf der einen Seite ihr Anfehen und fein Zeugnis hinſtellen, und auf der andern ihn auffordern Gott die Ehre zu geben.

Das. m. g. F. ift eine Aeußerung menfchlicher Berfehrtkeu, weiche, man faum glauben follte wenn man im allgemeinen du von redet, und wovon wir doch Immer im einzelnen bie Erich rung machen. Dem Menjchen fell in diefer Beziehung nice heifiger fein als feine Ueberzeugung, aber auch nichts Heilig ald Wahrhaftigkeit in Hinficht vefien was er ſelbſt erlebt und erfah- zen bat. Denn alle Exfennmiß des Menſchen Tann auf Feine ‚andre Weiſe wachjen, ald durch das Zufammentragen menfchlicher Erfahrungen, fei es über das was zum äußern, fei es über das was zum Innern geifigen Leben gehört So wie uns alfo bie wichtigen geiftigen Angelegenheiten der Menſchen am Herzen lie gen, fo if unfre erſte Pflicht die, daß wir nicht wiffentlich etwas falfche® in den gemeinfamen Schaz der Erkenntniß aufnehmen. Nun ſtellten jene freilich ihe Anfehen voraus, fie wüßten,

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md einzig genÄgende Grund de Glaubens an bie göttliche Sen⸗ dung des Erlöjer und an die untergeorbnete jedes andern. Wir haben in ihm erkannt die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Bater*), nicht nur den menfchlichen Wunderthaͤter, fondern jenes andre zuerft, aber darin auch jede menfchliche Vortrefflich⸗ fit; und fo wie das Hinzufam zu dem Eindrukk der Wunder thaten jelbft, fo mußte das Herz dem Glauben geneigt und aufs geichloffen werben. Das iſt das einzige Zeugniß, welches Chriſtus von fih feibft abgelegt Hat, und ein anderes haben feine Jünger auch nicht von ihm abgelegt, und alles andre ift nur ein Bei⸗ trag zu diefem, Wir haben in ihm: erfannt die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater volle Gnade und Wahrheit: Tazu aber war jedes Wort des Erlöferd und jede That ein chen io zurcſchendes und vollklommenes Zeugniß für die Göttlichkeit ſeines Weſens, als Das ausgezeichnete und wunderbare, was er zum leiblichen Wohl der Menfchen verrichtet Nur daß jenes der biindgeborne nicht mittheilen konnte, ſondern jezt ſich nur darauf berufen, was vor aller Augen lag.

Sie aber ſprachen zu- ihm, Du bift ganz in Sünden geboren, und lehreft uns? und fließen iin hinaus, nämlich zufolge deſſen, was der Evangelifi uns fchon früher er» zaͤhlt hat, daß die Juden ſich vereinigt hätten, fo jemand Jeſum für den Meſſias befennen würde, denfelben in den Bann zu thun. Indem nun der blindgebome fagte, wäre diefer nicht von Bott, er Fönnte nichts thun, und auch fihon in . kiner vorigen Rebe Ehriftum aus der Reihe der fündigen Men;

ſchen herausgehoben hatte: fo Tag: darin ein höheres Zeugnis als er früher von ihm abgelegt, indem er gefagt Hatte, er fei ein Prophet. Denn kein Prophet hatte weder jemals ſich ſelbft für einen nicht fündigen Menfehen ausgegeben, noch hatten an» dre ihr dafür gehalten. Und in dem Auspruff, daß er von

*) &. Joh. 1, 14.

m

und euch bekannt IR, daß ih zuvor blind war und nun fehend bin. Als fie aber über diefe Thatſache noch et was näheres wilfen wollten, indem fie fragten, was that er dir? wie that er deine Augen auf? unb er doch nichts weiter zu fagen hatte, als was er Ihnen fchon fräher er- zählt Hatte: fo antwortete er, ih habe es euh ja ſchon gelagt, wollt ihres no einmal hören? Habt ihr nit recht zugehört, als ich es euch erzählte? oder wollt ige auch feine Jünger werden?

Die Frage m. g. F. war nicht unrecht; denn jedes Beſtre⸗ ben eine genaue Kunde über etwas einzuziehen ſoll doch eigent- lich Teinem andern Grunde in dem Menſchen zugefchrieben wer- ben, als der rechten und aufrichtigen Wahrheitsliebe. Da nun hier gar nichts war und nichts fein konnte, woraus die Sünbig- keit Chriſti erhelite, fo fonnten jene, vorausgeſezt das Beſtreben ehmas genaueres von der Sache zu erfahren, noch tiefer in das gehehlinigrolle derſelben einzubringen, wenn es aus einem reblis chen Gemuͤthe hervorging, feinen andern Zwelk Haben als ben, um fo Harer zu fehen was fich darin wunderbares und über natürfiches fund gebe. “Der blindgeborne wußte es fehr wohl, daß das Die Abficht der Pharifäer nicht fe, Chriſti Jaͤnger zu werden; und feine hierüber an fie gerichtete Frage hatte aller dings Feinen andern Grund in ihm, als daß ex fie darauf aufmerffam machen wellte, wie nur aus Verkehrtheit des Herzens ihre Frage kommen Fönne, oder auf der andern Geite, daß ex ih rer 106 werden wollte. Und gewiß m. g. F. müffen wir fagen, darin liegt nichts was zu tadeln iſt. Denn allerdings find wir den Menfchen alle Wahrheit fehufdig, die wir ihnen mittheilen fönnen, wenn wir nämlich wiffen und Urſach Haben vorauszu⸗ fegen, daß es die Wahrkeit ift, die fie füchen und lieben; und wenn wir glauben können, daß ein ſolches Verhaͤlnuß zwiſchen uns und ihnen flatifindek, daß fie vernehmen fünnen was wit fagen. IR das leztere nicht der Fall, fo iſt dad ganze Be

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freben verfehrt; iR das erſtere nicht ver Fall, fo können wir durch unfer Zeugniß und unfre Mittheilung für die Wahrheit nichts gewinnen, fondern fönnen_baraus gur eriehen, daß wir wern gleich unſchuldig und ohne unfern Willen Diener werben ihrer Verkehrheit, und ihnen Beranlafiung geben, wenn fie wol ien, ihre verkehrte Abficht zu erreichen. Und fo wollte denn der blinbgeborne nichts erzählen, damit nicht doch aus feinen Reden etwas bervorginge, was dem Schaden brächte, dem er zum Dank verpflichtet war. Denn nur gegen ihn hatte. er Nüdfichten zu beobachten, aber nicht gegen die welche nicht aus Liebe zur Wahrs beit und aus dem aufrichtigen und reblichen Beſtreben fich zu imterrichten mehr von ihm hören wollten.

Neber dieſe Zumutbung nun wurden fie aufgebracht, und gaben ihm zurükk was er gefagt hatte, fie wären Mofis Junger und wüßten, daß Gott mit Mofe geredet babe, von wannen aber Jeſus fel, wüßten fie nicht. Indem fie nun die Sache jo. ftellen, daß ihnen Die göttliche Of⸗ fenbarung durch Mofes volllummen erflärlich fei, von wannen aber Jeſus fei, ob etwas göttliches in ihm fich offenbare, oder ob nur die gewößnliche menfchlihe Kraft in ihm walte, das wüßten fie nicht, wodurch fie einen Theil zurüffnehmen von dem was jie früher gejagt: nun fo gelingt ed der Einfalt, die Weisheit diefer Welt zu beihämen. Denn erfi Hatten fie gefagt, wir wife ien, daß er ein Eünder if; nun aber fagen fie, von wannen cr IR, wiffen wir nidt. Darum fagt ihnen ver blindgeborne, er beyreife nicht, wie fie jagen könnten, fie wuͤß⸗ ten nicht von wannen Jeſus jel, Da doch auf eine fo ausgezeich⸗ nete Weife und gleichfam vor ihren Augen etwas wunderbares durch ihm gefchehen fei, und es doch befannt fei, daß Gott bie Suͤnder nicht höre, fondern nur den der feinen Willen thue.

Hier m. 9. 3. lönnen wir uns der Frage nicht enthalten, hat denn der blindgeborne das auch erfahren, was er jagt, wäre dbiefer nit von Gott, er könnte nichts thund if

M

‚denn wunderbares und unbegreifliches von einem Menſchen ver richtet ein ficheres Zeichen von feinem nähern Barhältniß zu Gott? Und da müffes wie nun freilich fagen, daß das Dod immer nicht der rechte volllommene Glaube ift, und daß auf viefe Weiſe auch die menfchliche Seele gar leicht Tann verleitet und auf falſche Wege geführt werden. Es muß uns dies deutlich genug hervorgehen, indem die Pharifäer Hier auf Moſes zurüfte gehen, aus denjenigen was uns im alten Bunde erzählt wird von dem was da vorgegangen fei zwifchen Moſes und den aͤgyp⸗ tiſchen Zauberern, wie er allerhand Wunder verrichtet habe um feinen göttlichen Auftrag zu beweifen, wie fie ihm aber eins nad dem andern nachgemacht hätten. Wenn nun das als etwas ge» wiſſes dort dargeftellt wird, daß ihr Zeugniß nicht in dem Einne von Gott fei als Mofis Zeugniß es war: fo müjlen wir fager, wenn unfer Glaube darauf beruhen full, daß wir einen Maaß⸗ ftab anlegen, welches das wunderbarfte fei, dasjenige was fie nachgemacht haben, oder das was fie nicht nachzumachen vermoch⸗ ten, fo fehen wir was das wichtigfte und größte ift auf Schraus

ben fegen. Denn von dem, was uns wunderbar und ımbegreit

lich ii, befommen wir nichts zu verfichen. Wenn wir nun mef-

fen wollen, was noch mehr wunderbar und unbegreiflich fei, um

darnach zu glauben und zu verwerfen das eine und das andre:

fo fegen wir unfern Glauben auf ungewiffe Schrauben. Be

teachten wir aber die Sache von einer andern Seite, fo können

wir nicht läugnen, das war das natürliche in dem Gemüthe des blindgebomen. Er war davon überzeugt, und wußte aus eigener Erfahrung, wie unzulaͤnglich alle gewöhnliche menſchliche Huͤlfe fei, und ee mochte wol-Recht haben, fo weit fein Inneres rich⸗ tete, wenn er fagte, das iſt von der Welt an nicht ers hört, daß jemand einem blindgebornen die Augen aufgetban Habe. Bei ihm aber Tam noch etwas anderes hin, au. Es war auch der. unmittelbare Eindeuff, den Chriſti Perſon

und Weſen auf ifm- machte; nd das if der rechte urſpruͤngliche

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ud einzig genuͤgende Grund des Glaubens an bie göttliche Sen⸗ vıng bes Erloͤſers und an bie untergeorbnete jedes andern. Wir baten in ihm erfannt bie Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Bater*), nicht nur den menfchlichen Wunderihäter, fondern jmes anbre zuerft, aber darin auch jede menfchliche Vortrefflich⸗ kit; und fo wie das Hinzufam zu dem Eindruff der Wunder thaten jelbR, fo mußte das Herz den Glauben geneigt und aufs geikloffen werden. Das ift das einzige Zeugniß, welches Chriſtus von fich ſelbſt abgelegt hat, und ein anderes haben feine Jünger auch nicht von ihm abgelegt, und alles andre ift nur ein Bei⸗ wag zu diefem, Wir haben in ihm erfannt die Herrlichkeit des emgebomen Sohnes vom Bater volle Gnade ımd Wahrheit. Tazu aber war jedes Wort bes Erlöfers und jede That ein chen io zureichendes und vollfommenes Zeugniß für die Göttlichfeit ſeines Weſens, ald das ausgezeichnete und wunderbare, was er zum leiblichen Wohl der Menichen verrichtet Nur daß jenes der blindgeborne nicht mitiheilen konnte, fondern jezt ſich nur darauf berufen, was vor aller Augen lag.

Sie aber ſprachen zu ihm, Du bil ganz in Sünden geboren, und lehreſt uns? und fließen ihn hinaus, nämlich zufolge deſſen, was der Evangelifi uns fchon früher ers zählt hat, daß die Juden ſich vereinigt hätten, jo jemand Jeſum für den Meſſias befennen würde, denfelden in den Bann zu thım. Indem nun der blindgebome fagte, wäre diefer nicht von Bott, er Fönnte nichts thun, und auch ſchon in ſeiner vorigen Rede Ehriftum aus der Reihe der fündigen Men (hen herausgehoben Hatte: fo lag. darin ein höheres Zeugniß ale er früher von ihm abgelegt, indem er gejagt batte, er fei ein Prophet. Denn Fein Prophet ‚hatte weder jemals fich ſelbſt für einen nicht fündigen Menfchen ausgegeben, noch hatten ans- re ihn daflx ‘gehalten. Und in dem Ausbruff, daß er von

9 &s, Joh. 1, 14,

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Gott fei, üegt auch noch mehr als daß das Wort Bott u ihm gejandt jel.

Worauf gründeten fie nun, daß fie ihn ausfließen ‚MM Mecht, welches fie ſich ſelbſt anmaßten? Du bift ganz I Sünden geboren, und lehreſt uns? So unterſchiede nämlich diejenigen weiche, wie der Herr von ihnen fagt, auf va Stuhle Mofis fagen*), das übrige Bolf von fich ſeibſt, daß fi es Söhne der Erde oder in Sünden geboren nannten; md is dem fie nun zu dem blindgebornen fagten, du in Sünde geborner willft uns lehren? fo wollten fie dadurch 5 erfennen geben, er habe alfo feine Stelle in. der Gemeinde mil verftanden und fich für einen andern gehalten als ihm gebührt und eben deshalb Fönne er nicht ferner ein Mitglied ber ° meinde fein, ſondern muͤſſe ausgeſtoßen werben.

Wenn wir nun ſehen, wie ſie ſelbſt in einem verlchrie Wahr. waren, wie ſich bei ihnen Verkehrtheit des Verſtandes um! Berverbtheit ded Gemuͤths auf mancherlei Weile unterflüzten : fi fönnen wir und nur wundern, daß fie ein ſolches Anjehen hat ten und eine ſolche Macht, daß fie ed wagen fonnten einen Den fhen, der nichts als feine Ueberzeugung ausgefprochen hatte, auı der Gemeinde auszuftußen. Das if aber einmal fo, wenn I geifilgen Dingen ein folcher Unterſchied beſteht wie der vefie fie ſich freuten; und daher müflen wir es als eine göttliche Wohl that erfennen, daB feitden das Licht der Wahrheit, welches unfe Herr angezündet hat, auf Eiden leuchtet, ein folcher Unterſchie in der chriftlichen Kirche, und namentlich in dem Theile derſelben dem wir angehören, nicht flattfinde. Die Diener bes göttliche Wortes in derjelben jind nicht Diejenigen, welche fich einer aus ſchließenden Kenntniß dejjelden und eines ausfchließenden Rechte an daſſelbe rühmen bürfen, fonbern nur die welche vermoͤge ihrel befonvern Berufes tiefer darin einzudringen und es ben Seele |

2) Matih. 23, 2,

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Bierer näher zu bringen verpflichtet find. Das göttlidde Wort gemeinfame Duelle der Wahrheit ik unter und ein gemein- me Gut; jeber hat Recht aus bemjelben zu fchöpfen fo viel zu jeimer Bel hrung und Erbauung bedarf, und «8 if nicht # Amt, welches den Verſtand giebt, und indem wir uns jebes Knie von der wahren Erkenntniß des göttlidden Wortes km, woher es auch kommen mag, fo glauben wir nicht, daß x Verbeſſerung in unfern firchlichen Angelegenheiten von benen wichließliich ausgehen müfle, welche das Amt der Lehre verwal⸗ 1, fendern Balten dazu einen jeben berufen, dem das Wohl e driftlicden Gemeine am Herzen liegt, wenn er bie erforbers hen Gaben empfangen hat. Indem wir eine folche Gleichheit efennen, fo wifien wir nichts von einem folchen Recht wie bie harijändes hier ausüben; feiner Tann einem feine Stelle neh⸗ m in ber chriſtlichen Gemeine, wenn er fie nicht ſelbſt aufs dt; und wie wir alle in verjelben gleiche Rechte haben und nem etwas befonvers gehört, auch Feiner fich felbft etwas neh⸗ n kann, jo erfennen wir an ein freies Walten des göttlichen riſtes in der Gemeine ber Chriften, ber einem jeben giebt ch dem Maaße welches er für gut Bälft, und fich in dem einen in dem andern anders offenbart, überall aber nicht anders } zum gemeinjamen Ruzen. ®)

Als nun vor Jeſum kam, daß fie ihn aus ihrer Gemeine ggeſtoßen hatten, jo wanbte er fich feld aufs neue an ihn, d glaubte nicht anders, ald daß er ihm felbft jest mehr zu geben fowol das Recht als die Pflicht Habe. Denn aus er Gemeinfchaft war er ausgeftoßen, und anders ald in ver meinſchaft Tann dev Menſch eiwas gutes und gotigefälliges der fein noch thun, anders als jo kann er nicht beſtehen we⸗ : im leiblichen noch im geifligen. Und fo war ed dem an jerm Herm, daß: er verfuchen mußte, ob der von ihm irdiſche

2) 187,7. 12, 7. Hom. üb, Gr. Joh. IL M

R

17138

Huͤlfe empfangen auch geneigt und fählg fei, in bie geiflige @ meinfchaft mit ihm einzugehen. Daher legt er Ihm bie Fra vor, Slaubf du an den Sohn Gottes? Damit md er nit, glaubft du, daß ich es bin? fondern dies, ob überhaupt Glauben Habe an ein ſolches höheres Weſen, bit als die Propheten, an den der unmittelbar.vom Himmel Bera kommen jolle als das Licht der Welt. Er aber antwortete u ſprach, Herr, welder If es? auf daß ih an il glaube. Da fprah Jeſus zu ihm, Du ha ihn g feden, und der mit dir redet, der ifl es. Und

fprah, Herr, ich glaube, und betete ihn an.

So m. g. F. finden wir mehrere Beifpiele, daß der Grid ſich geradezu als den befemnt, der er wirklich war, guf fol Weile wie hier immer nur gegen einzelne Seel, er di befondere Empfänglichkeit zutrauen fonnte, und wo er gewiß fi fonnte nach feiner Kenntniß des menſchlichen Herzens, daß ſolches Wort nicht werde vergeblich fein, öffentlih aber und | allgemeinen durch foldye allgemeine Reden, wie wir in db Evangelio des Johannes viele haben, aus deren ſich abnehm laͤßt aber doch nicht mit runden Worten herausgefagt ift, w er von fich hielt und wozu er ſich von Gott berufen und gef erachtetete. Und fo war dam erft in dieſem Augenbliflt v Wort erfüllt, womit diefe ganze Erzählung anfängt, Es b weder diefer no feine Eltern gejündigt, ſonde damit die Werfe Gottes offenbar würden De was war doch das erfte Werk Gottes, die lciblihen Augen a zuthun, gegen dieſes andere, dem blindgebormen den Sohn Got zu zeigen, das größte und herrlichſte was der Menfch jet fann, nicht nur ihn aufzimehmen in die völlige Gemeinfchaft i gefelligen Lebens, die er fo lange entbehrt hatte, und ihn zu w fen zum Gefühl des reichen Lebens in der Natur und zum d nuß der damit verbundenen Freuden, deren er nun erſt fät werben follte, fondern ihn auch gleichfam zu weihen zu ein

- www 3 ——

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uf daß Die Kraft der Wahrheit ſich ſtarke und der Sieg über tie Sinfterniß fich mehre, den der geben kann, welcher allein ver mag allen das Auge zu Öffnen, und an die Stelle der Finſter⸗ nij zu fegen das himmliſche Licht. Amen.

180 anberwärts fagt, Des Menſchen Sehn if nit gekos men, daß er die Welt richte, ſondern daß die Wei durch ihn felig werde.) Er für feine Perfon war freili nicht dazu gekommen, die Welt zu richten, «6 war dies nicht ſe Beruf, nicht das was er wollte, aber es war der natürliche E folg feiner Sendung, und in biefem Ginne fagt er, Ich bi zum Gericht auf diefe.Welt gelommen; ed kann nid anders gefchehen, als daß durch mich eine große Scheidung g macht werde, daß die welche nicht fehen ſehend werben, une d da fehen blind werben. |

Das erſte m. g. F. verfichen wir gleich; die ganze Han fung war von unferm Exlöfer verrichtet worden als eine feld finnbildliche Handlung, um zu zeigen wozu er auch geiflig ber fen fei, nämlich die nicht fehen fehend zu machen, ihr gt flige Auge aufzuthun. Wie er immer jagt, Ih bin g ent Vater zu offenbaren, niemand fommt zum Vater denn durch mich gefommen fei er, zu der verlornen lebendigen Erkennmiß Gotu ober was daffelbe if, zur Gemeinfchaft mit Gott die Menſch zurüffzuführen, zu welcher er allein fie binführen fan, weil ihm allein das Ebenbild des göttlichen Weſens und ver Ayla der göttlichen Herrlichkeit zu fchauen iſt ***) dazu warer | kommen. Wenn er aber fagt, Ich bin zum Gericht a dDiefe Welt gefommen, auf daß die da fehen bliı werden, fo wiffen wir wol, daß er damit nicht feine Abın ausdruͤkkt, auch nicht was durch ihn entftchen werde, ſondern du die Menſchen felbft, welche, ftatt fi) von ihm das geiftige Au öffnen zu lafien, fich immer mehr verftriffen in das Tichten u Trachten nah den Dingen diefer Welt, wie denn feine Zeitgen fen, die es mit den Pharifäern hielten und fich ſelbſt verfofül gegen alle deutliche Zeichen davon, daß, dex entſcheidende Tr

®) Job. 3, 17. ©) Joh. 14, 6. "*) Sehr. 1, 3

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Ioınmen fei, wo etwas neues an die Stelle bes alten treien ifie, in welchem Falle fich alle biefe befanden. Und gewiß hat t Herr das nicht gefagt ohne Betruͤbniß darüber, daß nur wes

je Menfchen das Heil annehmen, welches ihnen zu bringen er Iommen fei, und daß der größere Theil der Menſchen nicht xnien welle, was zu feinem Frieden dient.

Run hörten es einige der Pharifäer und fragten, Sind ir denn auch blind? Jefus aber ſprach zu ihnen, Wäret e blind, fo hättet ihr Feine Sünde; nun Ihr aber rechet, wir find fehend, bleibt eure Sünde.

Wenn fie fragten, find wir auch blind? fo meinten es fo: Sind wir auch folche, die ala fehende blind geworben . d? die alfo das umgefehrte Beiſpiel darſtellen zu dem, was damals "unmittelbar vor ihren Augen ſahen. Der Herr aber t ihnen, Wenn ihr blind wäret, d. h. wenn ihr erfenntet, daß euch felbft nicht zu helfen wißt, daß es euch an dem Lichte It: fo könnte euch fo gut wie dieſem das geiftige Auge auf han werden, und dann Fönnte alles biäherige, wiefern es uge ift von der Verfehrtheit eures Herzens, euch nicht zur inde gereichen, wenn nur ein ernſtes Verlangen im euch waͤre, 3 dem Zuftande der Finſterniß Herauszufommen. Da ihr aber ner meint über Gott und feine Wege urtheilen zu koͤnnen, ba t fagt ihr fein ſehend, womit ihre fogar Zeugniß gebt ı der Verfinfterung eures Herzens und Berftandes: fo bleibt re Sünde .

Hier m. g. F. vernehmen wir aus dem Munde des Herrn ft, wovon es abhängt, daß dem Menfchen die Sünde bleibe x von ihm genommen werde. An des Menfchen Zuftand, in⸗ I er noch fündigt, Tiegt e8 nicht; denn das wiſſen wir recht ehe das Licht in die Welt Fam, war die Finſterniß in der⸗ en herrſchend; und che das Licht den einzelnen durchdringt erfüllt, wandelt er in der Finſterniß. Aber daß der Menſch

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erkenne es fehle Ihm an dem Lichte, und ein Berlangen b nach dem Lichte, das ift es, worauf es ankommt. Bielleicht au wenn der blindgeborne, wie er lange des Lichtes beraubt fih in diefem Zuftand befunden hätte, weil er beichwidhtigt weſen wäre, vielleicht hätte dann der Herr auch nicht leicht if heilen können; wie es auch nicht möglich iſt diejenigen geiftig | Heilen, die da meinen das Licht ſelbſt zu haben und ſelbſt unte ſcheiden zu Eönnen, was zum Heile führt und was zum Bere ben. Denen, indem ber Herr ihnen nicht helfen lann weil feiner Hülfe bedürfen, bleibt ihre Sünde. Und wenn er {u er fei gefommen um das Gericht zu erfüllen in der Welt, will das foviel heißen, daß das nicht eher entſchieden wert Fönne, als wenn dem fündigen Menfchen gegenübertritt die He lichkeit des’ eingebornen Eohned vom Batr. Wenn er da nicht zur Erkenntniß feinee Sünde fommt, fo bleibt ihm je Eünde Der Apoſtel Paulus fagt zwar, die Erkenniniß Sünde komme aus dem Geſez *); aber eine jede Gleuntniß Eünde aus dem Geſez giebt nur ein unvollfommenes Gericht Vergleich mit dem, welches die Erkenntniß des Gvangeliu giebt. Denn nur das lebendige Anfchauen, das reine goͤttl Anfchauen des Sohnes, der ungetrübte Abglanz des göttlic Weſens in ihm, ift ed, was uns lehren muß worauf es anfom wenn wir an ihn glauben follen. Wo alfo feine Erſchein nicht eingetreten ift, wo das Berlangen nad) feiner Hülfe ı nicht erwacht ift, da bleibt die Sünde. Alle diejenigen aber, welche dahin gefommen find ben S Gottes in ihm zu fchauen und an ihn zu glauben, die fa nicht aufhören von ihm zu zeugen, auf daß immer mehr Et (en feines LKichtes zufammenwirfen die Augen ter Menfcher erleuchten, auf daß immer mehr Kräfte des guten auftreten gen die welche nicht wollen zur Erkenniniß der Sünde kom

*) Röm. 3, 20,

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uf daß bie Kraft der Wahrheit ſich ſtarke und ber Sieg über ie Finſterniß ſich mehre, den der geben fann, welcher allein ver- nag allen das Auge zu Öffnen, und an die Stelle der Finfter- niß zu fezen das Himmlifche Licht. Amen

Am

®

AXLVIII. 13. Sonntage nach Trinitatis 1825.

Text. Joh. 10, 1— 11.

Wahrlich, wahrlich ich fage euch, wer nicht zur Thin hineingeht in den Schafſtall, fondern fleiget anderswe hinein, der ift ein Dieb und ein Mörder; ber aber zu Thür Hineingeht, der iſt ein Hirte der Schafe Demſel⸗ bigen thut der Thürhüter auf, und die Echafe hören feine Stimme, und ex ruft feine Schafe mit Ramen und füh set fie aus. Und wenn er feine Schafe hat ausgelanen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach denn fie kennen feine Stimme Einem Fremden aba folgen fie nicht nach, fondern fliehen von ihm, denn is fernen des Fremden Stimme nit. Diefen Spruch fagte Jeſus zu ihnen; fie vernahmen aber nicht, was es wer, das er zu ihnen fagte. Da ſprach Jeſus wieder ;u ihnen, Wahrlih, wahrlich ich fage euch, ich bin die Tür zu den Schafen. Alle die vor mir gefom find, die find Diebe und Mörder geweſen, aber bie Schafe

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haben ihmen nicht gehorcht. Ich bin bie Thür; fo je wand durch mich eingeht, der wird fellg werben, und wird ein» und ausgehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nicht, denn daß es fehle, würge und umbringe, Ich bin gekommen, daß fe das Leben und 'pellg Genuͤge haben follen. | |

N a. F. Dies iſt nun gleichſam der Eingang und die Vor⸗ ereitung zu dem, was unmittelbar auf die verlefenen Worte folgt, nd worin ber Erlöfer ſich ſelbſt auf das allerbeftlimmteite: als

m guten Hirten zu erkennen giebt. Diefer Hauptgedanfe

der it allerdings auch fchon in dem, was wie jezt mit: einander defen haben, der vorherrſchende. Aber auf der. andern Seite, venn auch nicht die unmittelbare Etellumg nach demjenigen, was vir neulich mit einander betrachtet Haben, fchon zu erfennen gäbe a8 zwiſchen beiden ein. Zufammenbang ftattfindet, -fo wird eine ufmerffame Betrachtung jedem zeigen, wie genau bie. verleienen Vorte auch auf das vorhergehende fi) beziehen, und nur in die⸗ er Beziehung recht verftändlich ſind.

Nachdem nämlich der Herr den blindgebornen, dene er geheilt, fragt hatte, ob er an den Sohn Gottes glaube, und dieſer, nach⸗ em ex fich ihm zw erkennen gegeben, ihm feine gläubige Ver⸗ rung bewiejen, hatte der Herr zu ihm gefagt, er [et zum Ge⸗ iht gefommen in.diefe Welt, auf daß die da fehen Mind werben. Die Pharifäer, die dies vernommen, hatien ihn fragt, ob dies auf fie ginge, und er Hatte es bejaht mit. dem zuſaz, daß eben weil fie ſich ſelbſt für fehend Hielten, bre Sünde defto mehr auf ihnen bliebe Hiedurch alfo, ndem fie fich felbft. als Leiter und Führer ihres Volkes betrugen, bar eingeleitet .eine Vergleichung, die der Herr anflellte zwifchen ih und ihnen, und aus ber nachher das beflimmt hervorgegan⸗ yn iſt, was auf die werlefenen Worte des Evangeliums folgt.

Wenn er alfo bier redet von einem Schafftall und von

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Schafen, fo verſteht jeder von ſebbſt das Voll, welches ber Gi loͤſer ſuchte vom Verderben zu retten, welches aber jene blinde und verkehrten Führer nur immer weiter ins Verderben herein Ioftten. Wenn er bier anfangs redet von einer Thür, dur weiche man in den Schafftall gehen müfle, und von foldden ti nicht durch fie eingehen: fo meint er damit eine richtige und au wieder eine oder viele verfehrte Arten, fich in das menſchliche Gemuͤ einzuführen, und bafielbe zu offen und an ſich zu ziehen; und wa er nun von dem verfchiedenen Erfolge redet, das foll den Unte ſchied angeben zwifchen feiner, der göttlichen, wahren und bewäh ten Art und Weije, und zwiſchen ber, welcher die damalige Führer des Volks folgten.

Davon nun m. g. $., welches bie Thür fei zu dem Scha fall, hatte er unmittelbar vorher einen Beweis abgelegt, und bi fen ‘wir nur auf das vorige gurüffjehend vergleichen, wie m demfelben Menfchen die PBharifäer und wie der Exlöfer verfuh um den Sinn feiner Worte deutlich zu erfennen.

Sie nämlich hatten ihn vor fich befchieden, und nachbem | von ihm erkundet hatten, wie es mit feiner Heilung jugegange keinesweges aus wahrer und lebendiger Theilnahme an ihm, foı dern um zu fehen, ob fie nicht aus feiner Erzählung etwas finde könnten, . defien fie ſich bebienen Fönnten gegen ben Erloͤſer, di ſich fo nachtheilig bewiefen: fo forderten fie ihn nachher noch eu mal auf mit den Worten, Gieb Bott die Ehre, wir wiſſe daß diefer Menſch ein Sünder ift, wobei fie alfo auf d einen Seite ſich auf ihr eigenes Anſehen beriefen, und ihm z mutheten, biefem zu folgen, und deswegen weil fie es ſagt Jeſum für einen Sünder zu halten, auf ber andern Seite abı ihm dadurch eine Beranlaffung und eine Urſach geben wollte irgend etwas zu jagen, wodurch fich dieſes ihr Urtheil beftätig follte.

Der Grlöfer aber, nachbem er ihn geheilt und alfo fein erſt leibliches Wert der Wohlthaͤtigkeit an Ihm verrichtet Hatte, ſut

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in auf, um nun noch das zweite größere geiftige hinzuzufügen, md wendet fih an ihn mit der Frage, Glaubſt du an den Zohn Gottes? Das Heißt alſo, fühlt du In Dir ein Berärf iß, Daß einer komme von oben herab mit höheren Gaben, als illes weiten du dich bisher erfreut haft? und wenn ein folcher kommen wird, willſt bu did dann feiner Hülfe bevienen und an hn anfchließen?

Schet da m. g. F., das iſt es, was der Erlöfer hier ale die Thür zum Schafftall erflärt; das, fagt er, fei der einzig rich⸗ tige Eingang In das menſchliche Gemüth. Und was Hat er bar mit vorzüglich gemeint? Daß wer den Menfchen wahrhaft helfen wolle, fi) an das einzige wenden müfle, was ihnen im Zuſtande ter Berblendung, der Yinfterniß, des Irrthums und der Sünde, in welchem fie fich befinden, noch übrig geblieben ift; nämlich wo es ein Bewußtfein gebe in der Seele von der Elendigkeit eines foldyen Zuſtandes, wo es ein Verlangen gebe nach dem beſſern, das folle man zu erregen fuchen; und freilich nur ber fönne das euf eine’ fruchtbare Weife, der im Stande fei es zu befriedigen, aber doch fei jenes Verlangen zufammen mit dem Bewußtfein ber tiefen Beduͤrftigkeit in dem allgemeinen Zuſtande der Menfchen das einzige woraus ein wahres und bleibendes Heil hervorgehen inne. Das alfo m. g. F, das war feine Weife, und fo erflärt er denn Im Zufammenhange feiner Rede, wie nur auf dieſem Mege das Heil der Menfchen gefördert werde, und wie es in ber Natur der Sache liege, daß fle dann auch die Etimme deſſen der auf diefem Wege zur ihnen gekommen fet, erfennen und ihr nachfolgen.

Henn’ er aber auf der andern Seite fagt, wer anderwaͤrts bineinfleige in ven Schafftall,, der fei ein Dieb oder Mör; der, fo Klingt das m. F. allerings wie eine harte Rede. Laßt uns aber nur die Sache ihrem ganzen Umfange urd Zuſammen⸗ hange nach betrachten, fo werben wie auch hier den Worten des Erloͤſers muͤſſen Beifall geben.

/

Zuaft wenn wir nur feine Worte vergleichen mit dem wwad Die Bharifäer dem blindgebornen gethan hatten, fo ſehen wir is offenbar, daß fie ihn durch die Gewalt ihres. Anfchens von Dem zeinen Wege der Wahrheit und Einfalt abführen wollten. (Ci mußte wol ein dem zugeihaned Herz haben, ber eine ſolche um ter Menſchen unerhörte und wunderbare Wohlthat an ihm bei wieſen hatte, Diefe Empfindung wollten fie exfiffen, indem fe ihm auf ihr Anfchen hinwieſen, bem er zutrauen follte, fie wuͤß⸗ ten daß dieſer Menfch ein Sünder ſei. Als aber in ihm dad wine wahre Befühl eines einfältigen aber danlbaren Herzens vorwaltete, und er fich nicht von ihnen irre machen ließ, fe ſagten fie, Du bift ganz in Sünpen geboren, und lehreſt und? und fließen ihn hinaus. '

Das Ende ihrer Befttebungen alſo war dieſes, daß fie ihn alle Gemeinſchaft mit ihnen ſelbſt unterſagten, die ſie doch die Leiter des Volks fein ſollten, dazu berufen, ihren unwiſſenden und unmändigen Brübern ben Berftand am göttlichen Geſez immer mehr zu echellen und fie bei treuer Befolgung beffelben zu erhal tem. Waren fie aber Im Stande dem, ber keinesweges eine Ge singfchäzung gegen das Gefez beiviefen Hatte, diefe allerdings heil: ſame Gemeinfchaft zu. unterfagen, fo geht ja daraus hervor, daß von Anfang an nicht fein wahres Wohl ihr Augenmerk gemeien war, fondern daß fie nur das ihrige gefucht Haben. Und in dies fem Sinne hatte der Exlöfer volllommen Recht zu fagen, wer a berswo in den Schafftall fteige, der fei ein Dieb und ein Moͤt⸗ der. Denn jevem ber nur das feine fucht, iſt es an und für ſich gleichgültig, wie es einem andern geht, das Heißt alſo von felbh, er hat fehon die Neigung und Feſtſezung des Willens, zu feinem. eigenen Voriheil das, was dem andern gebüßet, zu bereiten, nicht des andern Wohl damit zu fördern, ſondern Mittel zu feinem eigenen darin zu fehen. So hatten fish die Pharifäer jenem blind gebornen bewiefen, und das if es, worauf ſich die Worte dh Herrn beziehen.

= 4

Aber anders iſt es, wenn wir fie betrachten in diefer Befotks bern Beziehung; und anders, wenn uns beifaͤllt, bei welcher Ge legenheit der Herr fie hier ausgeſprochen. Denn wenn wit nun auh dies Überlegen nt. g: F., fo werben wir fageri müffen, wer kb an die geiſtige Hülfsbebärftigfeit der Menfchen nicht wendet, der hat auch micht Die Abficht, ihrem geifligen Elende ein Ende u machen; und alled was er mit ihnen thut und vornimmt, ice Verbindung in welche er fich mit ihnen einläßt; muß auch einen andern Zwelk haben, als den ver zu ihrem wahren Seife füsren fol. Wolan! wenn fie demohnerachtet vorgeben gerade dieſen Zwell und feinen andern zu haben, fo Hat der Grlöfer velllommen Recht, jeder der auf diefe Weiſe verfährt einen Dieb oder Mörder zu nennen. Wer das geiflige Wohl der Menfchen fordern will, und das als feineh wahren Zwekk vorgiebt, aber er iucht nicht zunaͤchſt das Gefühl der eigenen Unfähigkeit und ber Beduͤrftigkeit goͤttlicher Hülfe in den Menfchen zu erregen, fon dern will ihnen ſchmeicheln, als ob fie vermöchten durch fich felbft fo wie fie von Natur find ihren Beduͤrfniffen abzuhelfen, und in einen Zufland des Gemuͤths zu kommen, wie der Erlöfer fagt, daß das der Zwell feiner Senbung fei, daß fie das Leben und solle Genüge haben follen: fo muß er enweder felbft ſchon blind geworben fein, wenn er nämlich glaubt ſelbſt das Les ben und volle Genüge zu haben aus fich felbft, oder er ift ſchwan⸗ kend und unficher, jo betrügt und hintergeht er Die andern, da er men zumuthet, daß fie ihm folgend etwas unficheres verfuchen istien, indem er Keine Gewißheit in feinem Herzen hat, um ihnen wahrhaft helfen zu Fönnen. In beiden Faͤllen verbient ein ſol⸗ fer ven Ramen, den der Erlöfer Hier von den Pharifäern aus⸗ richt.

Aber allerdings außer diefer auf das geiftige Wohl der Menfchen gerichteten Verbindung, die auf feinem andern Wege 18 auf diefem gefördert werden fan, giebt es viele andere Reis sungen und Abſichten, wodurch Die Menjchen fich unter einander

dert werden kann? will er mit foldien Ramen bie Beftrebung

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verbinden, und anf eine ſolche Weiſe, daß bei der natärlid Ungleichheit der Menſchen einer oder einige Führer fein müfl die andern aber folgen. Will der Erloͤſer alle diejenigen 4 Diebe, und Mörder erklären, denen Gott Gaben gegeben Bat, u burch das äußere und irdiſche Wohlergehen der Menſchen gef

bezeichnen, die zu dieſen Zwelfe vorn jeher von den Menfchen il unternommen worden, aus) fo daß fie nicht das ihrige F das gemeinfame Wehl im Auge gehabt, auch fo daß fie ni ihre perfönliches Anſehen hernorgehoben, fondern fih als Die der Menfchen bewieien haben? Wenn das feine Abficht fo würden wir niemanden, der ſolchen Beſtrebungen “feine Krä widmet, unfer Bertrauen jchenfen dürfen. ber wir wiflen au daß dies nicht feine Abficht fein kann. Denn alles, was ı diefem Wege unter den Menichen entftanden war, hat der Hi von Anfang an geehrt, md feine Jünger haben es fih zum ſez gemacht, alles auf diefem Wege entftandene, wenn ihm au nur ein Außerlicher Werth zufommt,. hoch zu halten, fich je Ordnung, die darauf hinführt, zu fügen, und fich ſelbſt in d felbe hineinzuleben. Keinesweges bat der Herr aljo fagen wi fen, daß die welche fich den irdiſchen Angelegenheiten der Me fhen Hingeben, um fie zu verbefiern, vie welche ſich damit | Führern der Menfchen aufiverfen, die feien Diebe und Moͤrd Aber m. g. F. wenn dies auf eine ſolche Weile gefchieht, als | nun daraus das Leben ımd volle Genuͤge entfichen ſolle; wer es auf eine ſolche Welle geichieht, daß dadurch die Gemüther © Menſchen abgelenkt werben von ver weit größern geifligen 2 dürftigkeit; wenn fie bei den irbifchen Dingen auf alle Weite fr gehalten werden, und ihnen eben fowol vie geiſtige Roth dem Auge gerüfft, als auch ihr Auge abgelenkt wird von b groͤßern Seligfeit, die fie haben können: ja dann wird ein Rai am ihnen begangen, der größer iſt als das gute was ihnen q geben wird; dann zeigen fich auch foldye Beſtrebungen als em

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rkehrtes umb verreiilet Eeutern vie weile tie dufren ngelegenheiten der Renſchen zu fertern begabt find, vie fellen ch tiefer treffliden Gabe beriemen: aber daß fie dadurch en denſchen dad rechte unb wahre geben, fellen weber fic jeibh suben, noch antere zu glauben veranlafıen, und alles was auf eſe Weiie ven Menſchen entſichen lann, fein fie nur jo feſt⸗ Aen, daß es den Geſez des böhern ewigen Reiches Gottes merworfen iR, und feinen höhern Zwelt auffellen für dieſe enſchlichen Angelegenheiten und Berbältniffe, für menjchliche renungen unb ®efeze, ald nur, daß die Menfchen dadurch hin ewieſen werben follen auf einen Weg ver göttlich ift, und ven dott der Herr vorgeichrieben hat, um ihr geiftiged Heil zu fürs en. Und wer dies überfieht und mit irdiſchen Gaben und Bohlthaten den wahren Hunger ind Durſt der menſchlichen Seelt x ftillen glaubt, ter iſt entweder ſelbſt auf einem verkehrten Rege, alfo ein Thor, ob ſich auch die andern an ihn halten fol m; oder er Hiniergeht fie jelbft, und begeht an ihnen den Raub md Todtichlag, den der Herr hier den Phariſäern vonvirft.

Wenn er aber weiter fagt, Wer fo hineingegangen If uder rechten Thür, der ift der Hirte der Schafe, der uft feine Schafe mit Namen, und die Schafe hören eine Stimme, und er führt fie aus und geht vor nen hin, und fie folgen ihm nad, denn fie kennen eine Stimme: wel eine herrliche Beſchreibung iſt das 2. g. 5. von dem Verhaͤltniß, welches fich fogleich befeftigt zwi⸗ ben dem Erlöfer und denen, die ihre Hülfsberürftigfeit, zugleich iber auch in ihm die Herrlichkeit defien der allein ihnen helfen ann, erfannt haben. "

Er ruft feine Schafe mit Namen. Dieſe Worte m. , $. enthalten allerdings eine Anfpielung auf ein prophetifches Bort in den Schriften des alten Bundes, wo der Herr das Voll Weael darauf auſmerkſam macht, daß er ihm einen eigenen Na⸗ nen gegeben und es mit biefem benannt habe. Und fo haben

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wir freifidh hiet günächft daran zu venlen, daß ber dert ganze Gemeine der feinigen bei beni Namen des geifligen rael, des geiftigen Volles Gottes ruft, und dadurch das Bewuß— fein einer feligen und gerügenben Verbindung, in weicher Üi unter einander und mit ihm fichen, in ihnen zu erweffen ſuch md das zum Antriebe macht; feiner Stimme zu folgen, und nad jugehen,; wenn et nor ihnen hergeht. Aber auf der andern Seil - erinnert es und auch, wenn wir biefes Wort beirachten im ber Gleichniſſe deſſen ſich der ‚Herr bedient, an die genaue Kenninif welche die Hirten haben von alien einzelnen in ihren Heerden und an die bejondere Beziehung, in welcher fie mit jedem einzel nen ſtehen. Der ‚Hirt ruft feine Schafe mit Namen, auch Ni einzelnen. Und fo weiſet der ‚Herr Hier hin auf die beſonder Verbindung jeder einzelnen Seele mit ihm, auf Grund vefla was er vorher zu dem blindgebornen gefagt hatte, Glaub ſt an den Sohn Bottes? Welcher ift es? Herr, auf dal ih an ihn glaube: Du Haft ihn gefehen, und der mi dir redet, der ift es Herr ich glaube das heist di Stimme defien erkennen, der fo in bie menſchliche Gerfe ruft und der Glaube, der ihn fo erkennt, ift auch ber lebendige Triel bes Herzens, feiner Stimme zu folgen, und ihm nachzugehen we bin ex vorangeht. | | Aber wohin geht der Hirt voran, wenn er feine Schafe aus gelafjen hat, und vor ihnen hingeht, und fie Ihm nachfofgen, wei fie feine Stimme Innen? Das m. g. F. führt und nun au die beiden Seiten unfrer Verbindung mit dem Exlöfer Hin. Er geht vor uns ber al& der welcher von ſich fagen konnn

Ich und der Bater find eins. Wenn wir ihn vor und be gehen fehen, estennen wir auch in ihm bie Herrlichkeit des ein gebomen Sohnes vom Bater; und wenn wir ihm nachfolgen “fo heißt das nichts anderes, als wir folgen ihm zu dieſer Ber . bindung nad; er will mit dem Bater kommen und Wohmm machen in unferm Herzen; ex will, daß wir unter einander unl

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' Bu eins fein follen, wie er mit, feinem Mater eins iſt mn er nun vorangeht, und die ſeinigen feine Stimme erken⸗ ı und ihm nachfolgen, fo treten fie in dieſe Verbindung mit „durch welche fie mit dem Vater eins werben, und ber hoͤ⸗ t driede und die reine. Seligfeit feiner Seele gewinnt durch ſe Berpindung immer mehr Raum in ben Gemüthern der ubigen; und fo geht.er ihnen voran dahin, woher er gefom- nik, d. h. au ber innigfen Gemeinfhaft mit Gott, zu dem igen Leben, in welchem diejenigen die an Ihn glauben fchon mein, und durch den Tod zum Leben hinburchgebrungen find.

Aber m. g. F., wohin. ging er denn in Beziehung auf fein iſches Dafein? Da ging er entgegen dem was fich gegen ihn yanı aus Feindſchaft und Wiverwillen der bamaligen Fuͤhrer 6 Volls gegen ihn, dem ging, er entgegen burch Leiden und ed. Mber, fagt er, wo ber Hirt hingeht folgen ihm die 'bafe, denn fie fennen feine Stimme. Und fo brüfft dem aus feine liebreiche und feſte Ueberzeugung von ber Treue t feinigen, die ihm nachgehen würben überall, wohin ex bie de im Glauben an ihn wandeln wollen, führen werbe; er ültt aus die Ueberzeugung, daß bie welche einmal bad eivige den, da6 aus feinem Worte quilit, erfahren haben, ihn auch da verlaffen würden, wo es feine Jünger nicht laffen fonnteh I fichen ein jeglicher in das feine.

Und das m. F. iſt das Band ber Treue, welches durch alle rim der Schmqch und Berfolgung. das Meine Häufleln der kubigen aufammengehalten . und. die ‚große Heerde des. Herrn kurz mehr verherrlicht hatz das iſt big Treue, die wir ihm allein haig find, und; .ofme, welche die Befligfeit des zum Leben Hirt oben Glaubens nicht -in- und. fein kann Denn fo "wir deffen Kt ſiher ‚And, wenn wir folgen, daß. wir. aud; Im Stande fein icden dem Hirten zu folgen zu Leiden und Tod: fo werden mir werlich den Weg zur Seligfeit wandeln da wo, und Leiden bem, db. En. Jeh. IL, N

t

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entgegentreten, fo Fönnen wir auch bie Luͤſte biefer Welt mi fiegreich befämpfen, und fo iſt das Herz n FR geword und hat die Stimme des göttlichen Hirten chi erkannt

Indem er aber häkffügt, Dem Freen aber fölg fie nicht nad, fondern fliehen von ihm, denn fie fe nen der Fremden Stimme nicht, o welch eine föne 2 verficht prüfft da der Erlöfer aus, daß Feiner, ber irgend e Berheerung anrichten wolle, einen Erfolg Haben werbe in ſei Heerde, daß e8 feinem Fremden gelingen werte, feine Schafe v ihm abwendig zu machen, weil fie ihm nachfolgen. Was er, viele vom denen die ihn zu Hören gekommen waren fi} von il abwendeten, zu feinen Süngern fagte, Wollt ihr auch weggebe die aber fprachen, Herr, wo follen wir Bingehen? du haſt We des ewigen Lebens *y das iſt es, was er hier von den fch gen überhaupt jagt. Und wahrlich wir Eönden deſſen auch fid fein, wo erft die Erfahrung if, welche bie Treue und der Gau hervorbringt, da iſt es nicht möglich daß das Herz follte won ü fi) wegwenden und einem andern nachgehen; ımb wenn ‚fcheint, als ob ein Gemüth, nuchdem es eirimal ven &elöfer : funden hat und ſich ihm ergeben, im Stande wäre wieber n ihm abzufallen: fo dürfen wir und nur an biefes Wert hats das ift fein Schaf gewefen, welches ſeine Giimm e kannt hat; das ift ein folcher, welcher aus blinder Gewotab ihm nachgegangen iſt, aber nicht in einem innigen Berhäftnig ı Seele mit ihm geftanden hat. Wo viefed’flatffindet, da Tamm ı Menfch nicht wieder laffen von dein in weldyem er feine Sei; feit gefunden hat, und es ift dam auch immer biefts Innige ©: haͤlmiß zu ihm, in welchein fen Wort vie Seele fähig: Macht, v was in Verbindung fteht mit’ dem Wege zum Hal; bek er un gewieſen hat, au unterſcheiden von dem was dabon abıneid ö— *) Job. ©, 68. a

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& fo wirb das Band zwiſchen dem Hirten und ‚Dex Sesle im⸗ re mehr befefligt und Immer unanplöökicher,, je mehr fie es ers hrt, daß er allein Morte des Lebens Kat.

Als aber die, welche ihn hörten, nicht pernahmen was er pte, fo ſprach ex ein andermal, Wahrlich, wahrlich id ge eu, ih bin die Thür zu den Schafen. Alle die it mir gefommen find, Die find Diebe :.und Mörber, wefen, aber die Schafe Haben ihnen nicht gehardht. & bin die Thür. So jemand durch mid eingeht, der ird felig werden, und wird, ein» und ausgehen und zeide finden..

Dies m g. Fa iſt nun eine andere Wawes, welo⸗ ber ' err demſelben Gleichniß giebt, ob fir es etwa fo beſſer verſtehen öchten, weil fie es vorher nicht verſtanden hatten. Wenn er fo fagt, er fei die Thuͤr zu den Schafen, fo will x das it fagen, von nun an, ſeitdem er gefommen fei, gebe es auch in anderes Mittel die Seelen der Menſchen zufammenzubalten, 8 durch ihn. Bisher, wie der Apoſſel Paulus an einer. Stelle iner Briefe ſagt, waren die Menfchen zufammengehalten morben wch das Geſez unter der Eünde, bis der Glaube kam *); fa ld aber der gefommen war, welcher der Gegenſtand des Glau⸗ 28 ift, fobald ſich Dusch den Blguben' das Reich Gottes auf den erbaut hatte: fo, jagt er, giebt es auch nichts anderes als n Glauben an ihn, wodurch die. Menfchen verbunden fein kön⸗ nm. -Denn das iſt es, was er fagt, Ich. bin die Thür zu m Schafſtall. Es giebt keinen Schafſtall ohne ‚Thür, . weil | außerdem feine Sicherheit des. Ein». und. Ausgehens giebt. nd fo will ex und das andeuten und. den Glauben befsftigen, | gebe auch Feine wahre bleibende Verbindung ‚unter den Dem ven, als die welche er gefiftet hat; ber. follen alle ander uergeerdnet und alle anbere auf diefe a werden.

., Su 41-5 22-5 2

auf: vieſes Geſez zurüffführten, fondern die, welche in dem fei

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.Wem er nun ſagt, Alle die vor mir gekomm find, die find Diebe ünd Mörder gemwefen, aber d Schafe haben ihnen nicht gehorcht: fo hat er barumt vemi ſonſt wärbe er in Wiverſpruch gerathen fein mit ſein ‚andern: Reden, nicht verflanden die Vorſtellungen welche \ Menfchen vor ihm don Gott und göttlichen Dingen gehabt, ni pen: Geſezgeber des Volks, nicht bie Propheten, die Bas Fi

Hunkeln fei es deuilichen Betvußtfen, daß -Das alte nicht me halten förme, und daß die: Zelt zu einer /neuen göttlichen Ei richtung und Umbildung beffelben gefommen feiz: nun einen a Yen: Weg hatten einſchlagen wollen, ſith felof für etwas halte phne auf ben zu hören, auf welchen bie Propheten hinwici Auf mancherlei Welfe war ſchon vor den Zeiten unfers Her das Bolt -getäufcht werden durch falfche Führer, und indem er | dieſe ‚erinnert, fo Hat er doch zugleich auch alle diejenigen | ‚Slime, iwelche damals das Volk von dem rechten Glauben ı wendig machen wollten, wie bie Pharlfäer thaten, die das ‚af alle Weile zu:üßerteven fuchten, biefer ſei ein Sünder; u da fagt.er nun, fle-Fönnten ‚nur zum größten Nachtheil anteı 448: Anfehen zu verbreiten ſuchen. ' Und fo koͤnnen wit: uns- aufs neue befeftigen in dem Gla ben, eine Derbindirhgider- Menfchen. zu ihrem geiftigen Heil ge es nur, bie durch den Erlöfer. Wer irgend eine andere fifl und auf- irgend einen--andein- Grund Bauen will, der tft ein ſ (ger, von.dem ber Erlöfer fagt, daß ec flehle und merbe; Tu diefe Bemühungen: kann wie etwas anderes beiwirft werben, | daß das Hell der Seelen den Menſchen geraubt, die Ordnu deo Reiches "Gottes: Geflärt, und das vorhandene geiſtige el wieder getoͤdtet wird. Er aber iſt gefommen, auf daß fiet Leben und: wolle.Genä-ge:Haben. - Wer auf dieſen Gru weiter bauet, wer aus biefer Quelle fchöpft und dieſe Le

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ut, ber wird erfahren, daß ſie aus. Blatt iſt, und der wird 3 dem Tode zum ewigen Leben hindurchgedrungen ſich mit Im gläubigen bauen zu jenem Tempel Gottes, ber da bleiben u bis an das Ende der Tage. Amen.

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XLIX. | Am 15. Sonntage nach Trinitatid 1825.

Tert. Sob. 10, 12— 21. |

Ich bin ein guter Hirte. Ein guter Hirte läßt Leben für die Schafe. Ein Miethling aber, der mi Hirte if, deß die Schafe nicht eigen find, fichet d Wolf fommen, und verläßt die Schafe und flichet; u der Wolf erhaſcht und zerfireut die Schafe. Der Wie Iing aber fliehet, denn er if ein Miethling und ach der Schafe nicht. Ich bin ein guter Hirte, und aa die meinen, und bin befannt ben meinen, wie wich mi Bater fennt, und ich kenne den Vater. Und ich lo mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch and Echafe, die find nicht aus diefem Stalle; und biefelbi muß ich herführen, und fie werden meine Stimme her und wirb eine Heerde und ein Hirte werben. Dan liebet mich mein Vater, daß ich mein Leben Iafie, daß ich es wiebernehme. Niemand nimmt es von u ſondern ich laſſe es von mir ſelber; ich habe es Ma

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‚m laſſen, und Babe es Macht wieder zu nehmen. Sb ches Gebot Habe. ich empfangen pon meinem Water. Da warb aber eine Zwietracht unter den Juden über diefen Worten. Biele unter ihnen fprachen, Er hat den Zeufel und ift unfinnig, ‚was höret ihr ihm zu? Die ans den aber ſprachen, Das find nicht Worte eines Befefie- nen; lann der Teufel auch der Blinden Augen aufthun?

Ns einmal m. a. $. fommt nun der delöſer zurüft auf das Hädnig, von welchem wir. den erften Anfang ſchon neulich be⸗ ühtet haben, und zwar indem er uns bie eigentliche Hauptfeite eſelben deutlich macht, und fich felbft vergleicht mit andern, bie lerſalls wollten Hirten und Leiter des Volks fein. Da ift nun a Hauptunterfchieb den er aufftellt der, er fei ein Hirte, dem ie Schafe eigen find, andere aber ſeien Miethlinge, ma die Schafe nicht eigen wären, bie derſelben it ahteten, fondern flöhen wenn der Wolf fommt; gute Hirte aber laffe fein Leben für die Schafe, an dee Wolf kommt und ihnen Schaden zufügen Nil

Hier m. g. F. fehen wir zuerft, wie ber Erlöfer fein Ver⸗ Ühip zu den Menfchen auf eine andere Weiſe barftellt, als it ed ung gewöhnlich zu denken pflegen. Denn auch bie Shift an andern Stellen, wo fie rebet von der Herrſchaft des Alöierg über die Menſchen und davon daß fie fein Eigenthum due, ſo führt fie Das darauf zurüff, daß er fie erfauft Habe H feinem Blut *), gis ob fein Eigenthumsrecht an bie Men, den ef hievon bfinge; ; in den Worten unfered Textes aber et es dee Erlöfer entgegengefest dar, beöwegen weil vie "hof fein eigen ind, und er alfo vorher ſchon ein Recht über | | N dex. 1, 18. 18.

fie Nat, desiwejen, fage er, wäre er ein folder gu Hirte, der fein Leben für feine Sihafe laffe.

MWenn und nun folche ſcheinbare Widerſpruͤche in ı Schrift vorkommen, follen wir fagen, der Apoflel, deß jenes W ift, Daß der Herr fih die Menfchen erkauft habe zum Gigenthi durch fein Blut, der habe das Weſen "der Exlöfung unb das V hältniß in welchem Ehriftus zu den Menfchen ſteht nicht vera den? Das können wir nicht glauben, denn fonft Hätte ex ni reden Tonnen aus dem Geifle Gottes, der es von Chriſto naf und feinen Süngern verflärte*). Aber chen fo wenig kom wir glauben, daß der Herr felbft foffte, wenn gleich in Glei niffen und Bildern, eine unrichtige Beſchreibung geben von die Art, daß er fi etwas anmaßte, was ihm nicht zula Denn etwas anderes ift es, wenn er ein uriprüngliches Re hatte an die Menfchen, und ein anderes, wenn er es ſich erſt worben Hat durch das was er that und litt.

So müffen wir denn auf irgend eine Weiſe ſuchen beit mit einander zu vereinigen, und das kann auch in der That ni ſchwierig erfcheinen. Denn jener Apoftel, der die Chriſten dar erinnert, daß fie erfauft wären von ihrem eiteln Wa del nah väterliher Weiſe nicht mit vergänglid« Silber oder Gold, fondern mit dem theuren Blu EHrifti als eines unſchuldigen und unbefleftt Lamımes, der redet nur zu denen die ſchon an ven Ramen i Herrn glauben und feiner Gemeine einverleibt find. Diele fi fi freilich ihres Verhaͤltniſſes zu ihm bewußt, wie fie es auf nommen haben, und wie es in ihrer Setienntſtanden iſt. U da muͤſſen wir ſagen, in einem jene umter uns if freilich zuerſt die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Val die uns aus feinem ganzen Weſen entgegenſtrahlt, am weld

®) Joh. 16, 14,

SO bs Tür erfennen um laus ſolchet Yale fortan zurfchöhfen. Mer es if uns allen’ fein Bnd nicht auders gegeben, aba In ben ins nigten Juſammenhange init: vieſer: feiner -Hingebung f- und voif

wien es, wie nach den Merten bes Herrn ſelbſt das Wehzen⸗

tom, wenn es nicht erſürdi, allein bleibt, fo auch wie er dies auf ſich ſelbſt anwendet, wenn er ſein Leben nicht luſſe, ſo koͤnne er nicht viele Frucht bringen ®). Die Frucht aber iſt, Daß vie Nenſchen geſammelt werden zu feiner Gemeine, und dieſe Feucht alfo hat er ſelbſt abhängig gemacht von felnem Tode, : Eik Ars deres aber IR fein urfprüngliches Recht an alle Menſchen, wel- chem er bier einen hoͤhern ımb göttlichen Urſprung beilegt, und welches er als den Grund anfleht, weshalb es fein Leben für bie fänigen laſſe, um jene Frucht zu bringen und Gotte ein Volk zu heiligen, welches gefchifkt fei zu allen guten Werken**).

Wohl denn, fo laßt uns fragen, worauf gründet denn: ver Her fein Recht an bie Menſchen?

Das fagt er‘ in den folgenden Worten, Ich bin ein gu⸗ ter Hirte, und erfenne die meinen und bin befannt den meinen, wie mich mein Bater kennet, und ich

tenne ben Vater. Das ık. 9. F., das find die Worte auf

welchen die ganze übrige Rebe des Herrn ruht, und die wir ſu⸗ dem mäflen in ihrem vollen Ginne zw. verfichen. Wir wiſſen wol ‚wie er es meint, wenn er fagt daß der Vater ihn Inne, und daß Er den Vater Eenne, nämlich fo wie es m der Folge diefer Rebe ſagt, Ih und der Vater find eins, und wie er hernach von fich felbft ſagt, es ſei Fein Wunder, daß terjenige, den der Vater geheiligt und in die Welt gefandt Habe, von ſich fage, daß er der Sohn Gottes fei Diefes Cinsſein mit dem Vater, woraus nun dieſe voll⸗ lemmene Greenniniß eniſpringt, die ex in den Worten ausbräfkt, Bie mich mein Vater kennt, und th kenne den Baker,

”) Zeh. 12, 34. 1 Tim. 2, 14

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af der. anders Gieitn; merken wir. bach auch fagen ‚mälien, a

+

NS

denn, daß en Sagt, er ſei ein folder, Hirte, deß vie

der Naturen beruht dieſe Art von Angehörigfeit, welche wir

Dieb wanbet ex auch, an. auf fein Verhaltzißz zu den indem er fagt, Ich kenne die weinen, und bin befan ven weinen. SR es nun eins und daſſelbe, wehuud ber

Ufer den Vater eriennt und von ihm gefanat If auf biefe g eigenthuͤmliche Welle, und. wodurch ex bie.feinigen erlennt ml ihaen befgemt iſt? Sa, wenn wir ihn betrachten in ber Ginheil ſeines ganzen Weſens als Mittler zwiſchen Gott und ben Men ſchen. fo mögen wir ſagen, es iſt beides eins; und dafſelbe. Aber

tennt den Vater ab der Bater Ihm, dechald weil rc der Sohe Gottes iR; er lennt bie Menſchen und iſt bekannt den Menſchen deshalb weil ee des Menſchen Sof if. Das cine weilet und weräft darauf, daß er. das göttliche Weſen theilt, und auf ſolche Weiſe von Bott geheiligt und in die Welt geſandt iſt, vermöge deren er und ber Bater eind war. Das gnbere führt und darauf zurüff, daß er die menfchliche Natur mit uns allen fennt und gemeia Hat, und auf eine ſolche Weile ut uns. eins if, daß ver⸗ möge dieſer Einheit. des Weſens ce auch uns ald die feinigen er⸗ kennt und wir ih erfennen Wenn wir alfo fragen, Was iſt es

Schafe eigen find. fo iſt das alfo nicht ein ſolches Gigen- umorecht, welches erſt, mie anberwärts. Die Schrift es bildlich Aausdrufft. auf einemn Nauf ruht, ſandern ein urſprunglicheß, wel⸗ ches auf einem. Perhaͤliniß Der Verwandiſchaft und Semeinſchaft

überall. als urſprunglich miennen. .

. Wayın wir aber fragen, IR das ein ſolches gegenfeitiges Ber Shi, daß wir auch ſchon auf eine eben jo urſpruͤngliche Weiſe ſagen koͤnnen, daß ‚er. ung angehoͤre, wie wir ihm angehören? ip ſolches iſt es Freilich nicht; und ſo ſtellt er. eẽ nicht. dar, fon ‚dan: wie wir Ihm eigen nd, jo jſt er der Hirtz, und wir ſund die Heerde, und ſo gehoͤren wir ihm an.

ueberall m. g. F. finden wir es daß auf dem gemeinſa⸗

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um Gebiet der menſchlichen Ratur wir gegertfelllg einander an⸗ Hirn in dem Maaße als einer auf den andern wirken kann ‚se anders iſt das Verhaͤltniß derer mit einanber, in welchen ie menſchliche Natur auf die gleiche Weife ausgebildet und nie . Acht iſt; und anders If das Werhältuiß derer, bie. fagegen ander fliehen, daß in dem einen fle ſchon cnimiffdit-ik und ker Kraft mächtig, in dem andern aber fie erſt ennotffelt wer⸗ m fol und allmählig zum Lehen und zur Preihelt gelangen. hetrachten wir das m. g. F., und fragen, wie ſich das Gleich⸗ rüsverhältniß zwiſchen ihm und uns, in ſofern er wie wir ber nenſchlichen Natur theilbaftig geworden iſt, gefaltet: fo muͤſſen ir jagen, in uns allen iſt fie verderbt und verunreinigt durch ke Ende, in ihm allein iſt fie vermöge jener urfpränglichen nd gehehmnißvollen aber die innerſte Wahrheit unſers Glaubens idenden Mitiheilung des göttlichen Wefens an ihn vollkominen in und ihrer ſelbſt mächtig, in ihm if} fie wieder geworben das

Eembid und der Abglanz des göttlichen Weſens; und darum Rau er allein es, dem wir alle angehöuen und eigen find, weil in ihm allein die Kraft legt, die menfchlihe Ratur in uns in entwiffeln und zu befeelen, wie er felbft fagt, daß der Sohn ein es if, ber die übrigen Menfchenfinder kann frei machen *): Anf diefe Weiſe ‚gehören wir ihm am und IR er ber Hirt amd wir die Heerde, daß in ihm vermöge feine göttlichen Weſens ausſchließlich und allein die Kraft liegt, uns frei zu machen; md das iſt das Recht des Eigenthums, welches -er "urfprünglich an und hat, und welches darauf beruht, daß er, ben "deshalb teil er der gleichen Natur wie wir theilhaftig iſt, auch im Stande iſ ums alle zu erfennen und zu wiſſen was menſchlich iſt; auf der andern Seite, in fofern er göttlichen. Wefens AR und den Va⸗ ter lennt und ber Vater Ihn, auch allein im Stande ift, uns den Vater zu zeigen und zu offenbaren; und nur in dieſet wie⸗

*) Joh. 8, 36.

. dechergeſtellten Gemeinſchaft mit dem Water haben wir bas ewige Leben, die ewige Seligkelt und Freiheit, und kommen zu Bau defien, daß wis feine Jünger und Schafe feiner fiw.

.. Haben wir nun m. th. F. dies auf eine foldie Weiſe ums angerignet und in feinem wahren Sinne erfaßt, fo laßt ums auch wenighens im Borübergehen einen Blilk werfen auf bie Verglei⸗ ung, welche der Herr anflellt zwiſchen ſich und andern, bie er bezeichnet als Miethlinge, denen die Schafe nicht eigen find. Bon denen fagt er bean, es ergebe ſich was an ihnen IR, "wenn ben Schafen eine Gefahr drohht denn alles was denfelben verberbliches begegnen lann, iſt Hier ‚unter dem Bil bes Thieres, welches ber Erbfeind der Schafe if, zuſammenge ht dann, fagt er, flieht der Miethting, und forgl nicht für die Schafe, fondern für fein Leben Das iſt bie na türliche Feighelt des Eigennuzes, und bamit bezeichnet ber Her diejenigen auf deren Beranlafiung es biefe Rebe gehalten hat, Inden fie ihn fragten, ob fie au zu denen gehörten, von benen er ſagte, fie feien blind. Und fo erklennen wir barin das ganze Verhalten ber damaligen Leiter des Boll, wir «8 uns der Evangeliſt in der Kolge befchreiben wird, wo er umf jeine Heuntniß mittheilen wirb von dem Rathe, ben bie Hohen peiefier und Pharifder und bie Inhaber ber Gewalt hielten, wi fie nämlich fagten, Wenn fie Jeſum Heßen fchalten und walten fo würde ihm ‚alles Volk zufalen, und fo würben die Römeı Sommen unb ihnen Land umd Leute nehmen). Das m. 9. 5 iR der Eigennuz; fie bezogen alles auf ihren eigenen Bortheil “auf die Stellung im ganzen dea Volls, welche ibnen bis Dahir zu Theil geworden war, unb richteten ihr ganzes Betragen bar auf, BG diefe zu erhalten, und nichts Davon zu verlieren; bat wahr np des Das ab: war in gig © ware fie fie Miethlinge Ratt Hirten zu fein. TI,

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M. g. F. Chtiſtus iſt freilich der einige Glite.stber. alle md feiner darf und .foll. fich, etwas aͤhnliches anmaßen, mie zas mas es von fich felbft. fagt. Aber demohnerachtet fagt und uch die Schrift, der Geiſt Gottes habe..in der Gemeine einige yiest zu Lehrern und. Yührern ber andern”); und: überall finden vir in der menſchlichen Gefelifchaft ein aͤhnliches Berhältnig weni lad Im einen wieder, nicht. auf Demfelben Urſprung ruhend ücht da6 ganze umfaflend, und bach fo, daß. wir eine: Aehnlich⸗ kit nicht verfennen Tönnen O fo. laßt uns alle daran benfen, tab von feinem unter uns in feinen Berhältnffien daſſelbe möge jagt werben, was der Herr hier von den Miethlingen fagk Er beſchreibt fein Eigenthumsrecht ſo, daß es. eind und daſſelbe ſei au gleicher Zeit mit der Liebe, durch welche er getrieben wird ud fein Leben laͤßt für. die Schafe; und: ein anderes: Recht ſoll fh feiner anmaßen. über-andere Menſchen als: ein ſolches, web⸗ 8 da beruht auf dem, Verhoͤltniñ der. Angehoͤrigkeit, in welchen r zu ihnen ſtehtz und. jenes das ſoll kein anderes fein alt. dag, welches der Erloͤſer Bier: anfgeftelt: hat, nämlich das, fich ſelbſtzu laſen denen,. bie jedem ‚angehören, mit bingebenber Liebe. Wo niedete Herefchfischt, eitier., Stolz, verderblicher Gigennuz hiejenigen beieelt, denen nach göttlicher und menſchlicher Ordnung ‚aufäetuge gen iR zu Fähren und. au, leiten; zu ſichern und: zu bewahren, da R der Miethling, her unfehlbar auf irgend eine: Weiſe fliehen Bird, wenn Der Wolf fommt.. Wo -aber der Geiſt Dex Liebe wal⸗ kt, ber alle menſchlichen Verhälnifie auf bie Weiſe begrimpen u geſtalten, will, daß das Verhaͤltniß ber Angehörigfeit, walches Nttfinbet. zwiſchen allen. Menſchen und. einym jeden, dadurch Haß It ind Richt trete, alle Güter des Reiches Gotzes daburch gehen⸗ rt und gewsehrt: werden, und fich immer mehr offenbare, wie leg Yon dem Herrn ausgeht: und. alles. auf ihm. zuräfffährt:, im Beldhem. ‚Tiefer ‚Bei snlie, der wird, wenn auf. nit fagie

) Eyph. 4, 11. ME FESTER I

3 - | m

Meies twenbet. er an.an, auf fein Berhäftni pi den- Plan, indem er fagt, Ih kenne die weinen, und bin befanns den meinen. IR es nun. eins und daſſelbe, wedurch ver GP läfer den Mater erbennt und von ihm gekannt iſt auf Diefe ganz eigenthuͤmliche Weile, und wodurch er die ſeinigen erlennt und Iwan befgmt if? Ja, wenn wir ihn betrachten in der Einheit ſelnes ganzem Weſens als Mittler zwifchen Gott und hen Men ſchen, fo mögen wir jagen, es iſt beides eins; und baffelbe Aber

\ fer. andern Geil inerhen wir. Dach auch jagen ‚müflen, er

kennt den Vater mb Her Vater ihn, deshalb weil ex der Sohn Mottes if; er lennt bie Menſchen und iſt bekannt den Menſchen,

deghalb weil er des Menſchen Sogn iſt. Das eine weilet uns

n

„der Naturen bexuht diaſe * non Angehoͤrigleit, weqhe wir

wuraft Darauf, Daß er das göttliche Weſen theilt, und auf ſolche Weiſe von Gott geheiligt und in die Welt geſandt iſt, vermöge deren er und ber Vater eins war. Das andere führt und darauf zurüff, daß er die menſchliche Natur mit ung allen fennt und gemeln Hat, und auf: eine folge Weiſe mit uns. eins if, daß ver⸗ moͤge diefer Einheit. des Weſens er auch uns ald die feinigen er⸗ fegnt und wir Ihn eufennen Wenn wir alſo fragen, Wap if es

denn, daß er fagt, er fri ein. folder. Hirte, deß bie

Schafe eigen find? fo iſt das alfo nicht ein ſolches Eigen- Aumsrecht, welches exſt, wie anderwaͤrts bie. Schrift es bildlich quöbgüfft, auf einem Kauf ruht, ſandern ein urſprũngliches, wel⸗ Mes auf einem Verhaͤlmiß Der Verwardiſchaft und Memeinſchaft

überall als urfprüngligh \ : Wan. yole aber fych " das ein folder gegenfetiges Ber. SAltniß, daß wie auch * auf. eine eben, ſo Arſpruͤngliche Weiſe

Jagen Eönnen,: daß er. ung angehoͤre wie wir ihm angehören Kin ſolches iſt es freilich nicht; und..fp. ſiegt ex. 69 nicht arn far ‚day wie mir Ihm eigen Um, jo iſt jer, der Hixz,, un plz find

bie Heerde, und fo gehözen wir ihn an. Meberall m. g. 5. finden wire daß auf bein gemeinfas

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mm Gebiet der menſchlichen Ratı wir gegertfelllg einander an⸗ hören ir dem Maaße als einer auf den andern wisten kann ber anders If das Verhaͤltniß derer mit einander, im: welchen sie menfchlidde Natur auf die gleiche Weife ausgebildet und ende . mlelt IR; und anders IR das Verhaͤlnuß derer, die, fogegen dtander fliehen, daB in dem einen fle ſchon entwiltelt iR and ker Kraft mächtig, In dem andern aber fie erſt ennviklelt wer vn fol und allmählig zum Lehen und zur Freihelt gelangen.

betrachten wir das m. g. F., und fragen, wie ſich das: Gleich⸗ heitsverhaͤltniß zwiſchen ihm und uns, in fofen er wie wir ber waſchuchen Ratur thellhaftig geworden iR, gefaltet: fo mäffen wir fagen, in ums allen ift fie verderbt und verunreinigt durch die Sünde, In ihm allen If fie vermöge jener urfpränglichen wd geheimnißvollen aber die innerfte Wahrheit unfers Glaubens finden Mittteilung des götiichen Weſens an ihn vollkominen win und Ihrer felbft mächtig, in ihm iſt fie wieder geworben das Ebenbild und ber Abglanz des göttlichen Weſens; und darum in auch cr allein es, dem wir alle angehören und eigen ſind, weil in ihm allein die Kraft llegt, die menſchliche Natur in uns in enhetffeln und zu befeelen, wie er felbR fagt, daß der Sohn allein es iſt, der die übrigen Menſchenlinder kann frei machen *). Auf diefe Weiſe gehören wir ihm am und ifl er der Hirt ımb Bir die Heerde, daß in ihm vermöge feines göttlichen Wefens ausſchließlich und allen die Kraft liegt, und frei zu machen; md das iſt das Mecht des Eigenthums, welches er -urfprünglich an und Kat, und welches darauf beruht, daß er, ben deshalb weil er der gleichen Natur wie wir theilhaftig iſt, auch im Starte it und alle zu erfenmen und zu wiſſen was menfchlich iſt; auf der andern Seite, in fofern er göttlichen. Weſens AM und den Va⸗ ter lennt und ber Bater ihm, auch allein im Stande if, uns ben Bater zu zeigen und zu offenbaren; und nur in dieſet wie

Jeh. 8, 36.

derhergeſtellien Gemeinſchaft mit dem Vater Haben wir das ewig Leben, die ewige Seligkeit und Freiheit, und fommten zu beu Bam. deſſen, daß mie feine Jünger und Schafe feiner * find. »

+ „Haben: wir mun.m. ih. 5. dies auf eine ſolche Weiſe uni angerignet. und in feinem wahren Sinne erfaßt, fo laßt uns aud wenigſtens im Borübergehen einen Blikk werfen auf bie Verglei ung, welche ber Herr anftellt zwiſchen ſich und andern, bie bezeichnet als Mieihlinge, denen: die Schafe nit eigeı find. Bon denen fagt er denn, es ergebe fih was an ihne iR, "wenn ben Schafen eine Gefahr droht denn alles wa— denfelben verderbliches hegegnen kann, ift Hier ‚unter dem Bild des Thieres, welches ber Erbfeind der Schafe If, zufammertge paßt dann, fagt ex, flieht ber Miethling, unb forg nicht für die Schafe, ſondern für fein Leben. Das iſt die na tüchche Feigheit des; Eigennuzes, und damit bezeichnet ber ‚Her Diejenigen auf deren Veranlaffung. er dieſe Rede gehalten Hat Indem fie ihn fragten, ob fie auch zu denen gehörten, voı benen er fagte, fie feien blind. Und fo erkennen wi darin das ganze Berhalten ber. bamaligen Leiter des Volls, wi 8 und, ber Evangeliſt in ver Kolge befchreiben wird, wo er um feine Kenntniß mittheilen wird von dem Rathe, den bie Hohen prieſter und Phariſaͤer und die Inhaber der Gewalt Hielten, wi fie nömlid fagten, Wenn fie Jeſum lleßen ſchalten und walten fo wuͤrde ihm ‚alles Volk zufallen, und fo wuͤrden bie Roͤme Sommen und ihnen Land und Leute nehmen“), Das m. g. 8 iR. der Eigennuz; fie bezogen alles auf ihren eigenen Bortheil ‚auf die Stellung im ganzen des Dolls, welche ihnen bis dahi zu Theil geworden war, und richteten ihr ganzes Beiragen bar auf, BG dieſe zu erhalten, und nichts davon zu verlieren; da wahre Wohl des Volks aber war ihnen wage. So wara fie Miethlinge ron Hirten zu fein. _

9 30}. 11, 48 Er Ge

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um NMebet wiäimein Water, Mu ſh mein: Heben ‚lajfe, daß ich es auch gurkffwehmentane: Eben Ik tim frden m des Herimn iſt tie. Liebe: des Vaters, ee it ihn um WB freien Gehotſams willen. Wie aber koͤnnten k dieſe Worte lefen, ohne jener Worte. des: Apoſtels zu: gedem u, Darum preifet. Bott feine. Liebe:gegen..ung,. daß ſuitus für uns geſtorben. If, da wirneh Sünder men). Dir Vater lebt. den Sehn im deth: freien Gehon 2 willen⸗ welchen diefer ausübt, indem er ſein Leben Ungiebt m beſten der Menſchen. Der. Vater aber ſagt,n da: das bie die Verkündigung: ſeinerLicbe fiir snie Menſchen :fel, daß Mus: feit Lebens für. dies Menſchen Hingegebent Habe; nie: fe % Sünder: wpiien. : Sp if das. eind uud dafſelbe, die Sendung » Sohnes vom Vater aus Liebe zu den Menfchen, vie. Liebe A Baterd:gle dem: Sphere. und; ſeins Hiugebung zum. Hell der eiſchenz: and? dariim ıfüricht, her. «Heron feihen Ratkfhfuß, dem uhſchluß der Erloͤſeng/ laus qufiperseinien, Stile als einGe⸗ t, welhehi.eriseom.feinem Vater emipfongän; gabe, Eher andern Seite:clß ſeinene ige ne frejei That, Die guite Mt der Liebbe Eoon aͤſt vienLiebe des Eos zum Bater:.eif lreier Behorfain:gegen Beh Baker, un dem Anne Lieba gu ı Amfben.n; mm.de ans 3 swan mol do auesien Und: muß daumam g⸗ 5: hät er nichts —* ſain wollin unſer: Bogbild..: ; Dermiinfvemi;eisfagt ;.. ver, Sohr Gottes, ei Ver.die Mienfchen .foebsinnche „Juub erufönnn.gusinen ſtinigen it mehr: jagen; Maſe⸗ ſie Wnechter waͤven ſondenn Rarnwären feine unde**), weil er fie frei gemacht habe: fo ſoll auch auge horfni degenispeil. göntläidien Willben und: kinierBerian für ihn beben vrin zuſryeninjueier fein, her, MR Brwaitrand denutinet tan up fagen Solſches Gehokt haben mwiniannlangen von Vaiti :ieechgiemferpidersg zu tloſen/ nun: der ande tr re nl Spam si gi) bla and Tod 89 ur a rn ee ai uch sm, üb. Ev. Joh. II. O

2)

Seite ſagen, Allee aus - wir. in. der Befdiguung bis Willens thein, feirmidhier. anderes als das Werk der frei denen: Liebe. Und darum iſt ca nichts and der Glar chaͤtig iſt, als die Liebez:bie:Biebe aber. iſt an freien und-fich durch ſich ſelbft ‚amd aus eign bewegen Derzens.: : Zu: einem .folchen. freien : Gehorſam fehlen ‚wir frei | macht werden durch den? Sohn, und nur infofern wir Died fi konnen wir fagen, daß wir zu feiner. Heerde gehören... " Aber da ward eine Zwietracht unten. ben Zub über diefen Morten. :Biele unter ihnen fyraden, | Bat den Teufel: und iR unfinnig, mas Höret ihr il zu? Dir andern. ſprachen, Das find:nidt Worte ein Beſeſſenen; kaun der Zoufel auch der AindenAug

auftgun? Das m, g.F., daB iſt bie Aber ‚ben :Hert, wie ſie iiamer geweſen if: Diejenigen, Augen: noch. wichE geöffnet find, welche: uurh ‚blind find und: geiſtiger Finſterniß wandeln, vie koͤnnen wol: nicht anders, ı web der: Herr hler⸗ ſagt, wenn er⸗von feinem. Verhuͤltniß "zu Denfepen redet, ff. In denen; ganzen geifigen getuuchen Si vorſtellt, Diefe:XBorte: abe: Worte eines .:unfinnigemiuub :befeia anfehen. Diejenigen aber, bie das wenigſtens ſchon. geſchen. da‘ wie er ven: blinden die Augen öffne, bie ſchon eine Ahndung baı haben; welches Weſen es um Die ift; die in tens Lichte Cheiner Ecke! wandeln, die find: durch Tolche Beußerungen: bebeitllidh umn. ı wen, daß dies ww! ‚Tonne eine‘: ‚götlichen Kraft: ngeſchrie werben. Mor DR DT ET TEN 57 DD mg. 8 ee: mögen: Wir. ſagen IR einmal eine io Maina unter ven Renſchen unvernridlich, weil nur all ven biiden:"körawen ide" Wagen) aufgethan werben, iempit: | Acht der Withehetihnen lenchtet fo: ‚Qrüffen eig aweinfchen, es immer eine ſolche Theilung fein möge Aber wenn es SI ſchen giebt, ee fich ſelbſt nupt.Zönneg gan Olsuben welen

M An, DD .,

ie en des eben, ‚Seine. dot jom aus Berzweiflung an. de © gie der Ein

Gewůthe. ſich nicht ht vynßeh en

vilung des göttlichen Mefene an die, ‚aenfiglihe Hal

» geweſen fel; wenn diefe nun, fo fie folge Re

ı hören, von denen damals viele fagten, Das find Reven ..

unfinnigen und befeffenen, ihren Unglauben befchönigen n, indem fie diefe Reben darſtellen als Reben eines gefuns mmfclichen Verſtandes, mit denen man es aber nicht fo ges nehmen muͤſſe, fondern fie nach Beſchaffenheit der Umftände von müfle: wahrlich, die ſich weiter vom Glauben entfernt, die, welche frei heraus fagen, Das find Worte eines unfinnis umd befefienen. ber die Gewalt des ewigen Wortes, wels In dem Sohne Gottes erſchienen if, iſt ohne Schranfen, bei Gott IR fein Ding unmöglich 9; und auch bie, welde Grlöfer erft Herabziehen wollen auf eine und biefelbe Linie Ihnen, und ihn anfehen als völlig ihnen gleich, auch ſolche fo jeden Unterfihlen verfennen zwiſchen fich felbft und ihm, dem denen die durch den Glauben an Ehriftum mit ihm eins und wiſchen den übrigen Menfchenkindern, und die ſich vers den gegen dieſes fein wunderbares Werk, durch welches er Kt aufhört den blinden bie Augen zu öffnen, auch bas if Tanmögfich, daß fle herbeigeführt werben zur rechten Erlennt⸗ Bahrheit. Und deswegen laft fie uns immer mit der faffen, de wir ihnen ſchuldig find, weil fie aud zu des ren, die ein Eigenthum bes guten Hirten find, weil fie denen gehören, die er kennt und herbeiführen will zu shaft feiner Heerde; und laßt uns allen Fleiß an⸗

daß auch wie dazu, und das If das Mflichfle was

der Kraft der Liebe thun Tönnen, ihnen unſern

1,37. O 2

4

dere von. ihm. genommen? und body fagt er, Niemand nimmt es

melchem ‚nie Schrifi fagt, Weil er. gehorſam war bis zum Tode,

unn: haber Na«cht 26 wicher zu:ncehmen: Soſches Ger hot Hobe-rih,empfangen von:meingm Vater, -

. Unt dieſe Worte. recht zu verfiehen,; laßt ung doch fragen, Mie: hat denn ber Here fein Leben gelaſſen? haben es nicht am

yon mix, fonbern Ich Jaffe es von ‚mir felber?. Können wir fagen, daß es moͤglich wäre, Daß ex es Irgend.non fich ſelhſt habe genommen? Hein. Wenn er alfo fagt, Riemand nimmt 8 von.mir, ſondern ich laſſe $8: von. mir felber: fo will dag nur. jagen, was. er vorher gefagt Sat, Werm ber Wolf kommt, fo verläßt der gute Hirte bie Schafe

aiät,, fondern.:läßt fein ‚Reben. für. fin, weiches fo.iokl heißt, er giebt 24. in Gefahr fuͤr ſie, er feat. eg für fie ein. Das war das was er fuͤr ſich ſelbſt that; aber, ſem ‚von ihm ges nommen hat er nicht, wie wir auch wiſſen, er das eben ſo wenig durfte wie, irgend - ein Mani, ſondern wie er fein Leben sinfegte für die Schafe, haben es andere von ihm genommen. And’ biefe freie, Hingebung iſt es, was er fo ausdruͤllt auf zwie⸗ fache Art, einmal, Niemand nimmt os; von mir, fondern 8. laffe;e&,ngn mir felber, und Dann, Ih babe Madı es zu. laffen, und babe Wacht es wieder gu. nehmen; golded .Gchnt habe ich empfangen son meinem Daten Das heißk alfo, alkerdinge gehoͤrt es zu ſeinem Beruf, und Die Grlöfung ber Menſchen war. nicht zu polihringen -olme ben, Tob des Herne: Diefer folte ſein Die, Frucht feines Gehorſams, von

ſo hat ihm der Varer erhoͤht und ihm einen Namen gegehen,. der über: alle. Namen 18°). ;: Uber shen um Behorfam: zu fein, eufste 6: cin moßtfommen: freien, Gchorfom. fein, und folfte.. nicht. gefagi werben Tönnen, daß irgend «ine, menſchlichz Macht ihn fo, genoͤ⸗ igt habe/ndaß, 49; nicht. ſein freien. Entſchluß geweſen wäre, fein Sehen Kara U TRAEU, WR: Ju: wagen. Und darum Sagt en Brest mat sy nme αι . ET PAR 3 Se dan chi set in nad by urızd

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Juden abermals Steme auf, baB He ihn ſteinigten.9 fus antwortete ihmen, Viele gute Werke habe ich cm erzeigt von meinem Bater, um weldyes Wert unter ix felbigen fteiniget ihr mich? Die Juden antworteten il und fprachen, Um des guten Werts willen einigen 1 dich nicht, fondern um der Bottesläferung willen, u daß du ein Menſch bi, und machſt dich feibk cin Gott.

| Mer Was wir bisher in ben lezten Kapiteln unf Evangeliums von Reden und Thaten unfer6 Herrn beirad haben, das geſchah als er nach Jerufalem gegangen war auf \ Feſt ber Phubdülsen: :-Bhikn Akzt: Ser Moangellz Gs iuar. „AR weihe zu Ierufalem und Winter, und Jeſus wandelte im Ti pel in der Halle Salomonis. Es ſcheint daher, als ob ber H biefe ganze Zeit vor: meßkeren! Monaten in Deruſalem * Pe Pa die Weile, wie und Johannes früher eählt, daj 08" hinnusgeganhen ſei “dl den Oelberg, is Morgens ı fer: 2 ih den Tanyet Hhaitien; md alls Wir hade ſich um hie Verſaimmelt, ande "Nabt Wie‘ gölchek > won We hier ge wirK, Er’ wandette —— Taͤnpel In’ber Hulie Baldiacide, fo | fet "oe Ilm ale’ düdl‘ nicht Andere denfeh, are th Tiefem fehl uf heiftgehi Beruf tes Ehrens Bepchifen; 'iinb' wchrerte von Härten Gteiäjnißtenen.; vokzlgtich"Ybtche, "in weichen er ſich flelli alö ben der da U‘ fei ubet des Vülers | -& tiber’ Boh dem Fechten Webtauth der hinoltircuitenr Üaben, hd Väter belehit, in weichem Shui" bas Getiche, we fer Mm’ ußeitrdgeh, halten wãcbe; "ja Möhren" von in Wlcgniprebenl, welihe uns die hndeien Eoarigelifieir und Ttgkid, Marteätiß"'krgääten at‘ er Währfögeiitieh IN" dieſer * wib ee an eähe Zar velftrHdgen Tieß chue fie en Her“ F Tehfchii, a ae an & Berufed ar —X Ver Monſchen

26

woeftellt afd den Gründer des Reiches Gottes. auf Erben, und ke er ſelbſt fagt, niemals aufgehört.den Menſchen alles zu vers ndigen, was er von feinem Bater gehört. : - , - Run erzählt uns der Evangeliſt, die Juden Hätten ihm um nat und zu Ihm geſprochen, Wie lange hältk du unfere eelen auf? BiR bu Chrigue, ie fast es. ans frei taus.

Aar genug haite fe: ber Grlöfer nit nur in ienen Reben, den auch. in dem was der .Bvangelit Johannes ſelbſt uns in a vorigen Kapiteln von: feinen Neben. und Befprächen erzählt t, Kar genug hatte er: fich. nicht nur andetwaͤrts, fonbern auch Jeruſalem felbft darüber ausgefprochen, ſich ſchon Immer ‚ges mt ven. Sohn, und Gott auf: eine vworzügliche Weiſe feinen iter, und immer fo. es dargeftellt als. den Willen Goites, daß NMenſchen follen glauben an den weichen er gefanbt Kat. 18 war alſo deutlich. und Bar genng. Wie lonnten denn nun jenigen, weiche. ihn fo vielfältig gehört:.Hatten und auch jezt tn, kamer nach fragen, Dir du Ehrifns, fo fage. es s frei bexaust. ..

Benn. wir bie Sade in biefem Zufammerfonge, bekradiien d zu gleicher Zeit darauf achten, welchen Erfolg denn die. gamze 4 fo deutliche Erklärung des Erlöfers gehabt hat, daß „da ee gefagt, Ich- und. der Vater find. eins, die. Juden amals verfuchten ihn zu feinigen, und ihm darauf erflärtem, des guten Werlks willen thäten fie es nicht; fondern um Dep - lleolaͤſterung a, und daß er ale Menſch ſich ſelbſt zu m Goht mac nn wie, ſage ich, dieſen ganzen Zuſammen⸗ ig betrachten: fo muß und dadurch auf eine vorzuͤgliche Weiſe fl werden, wie auch das größte und herrlichſte im Men⸗ n, nämlich die Liebe zur Wahrheit und das Streben nad Vahrheit, in einem einmal verberbten. Benüthe ſich ganz und verkehrt, und nach einem alten aber fehr wahren Wort aus I, was das edelſte iſt feiner Natur nach, das allerverbcheteſte

ſollte, das hielt ihre .Sedlen auf. Wenn ſie dann bieweilen

BE und verderblichſte werden lann Denn 26 geſtalicke A ihre Fratgenallerdings abs eine Liebe zur: Wahrheit io ats Berlangen danach; das verkehrte aber. und ververbliche d boeſteht zurrſt darin, daß fie die. Wahrheit nur füchten in n Buchſtabea⸗ Derin‘ dem Sinnei und. Geiſte nach ıfonnten ſie nid imehr sermiffen an:.dem,: was Chriftus "über fich ſelbſt, über ſein Beruf und feine Beflimmung, was er über das Jeugniß des Y sts, son: ihnund alles dahin gehörige: geſagt hatte: Was ie ihnen: alſo nech?. 158 ſehlte ihnen: der. Buchſtabe, ber wie Schrift ſagt, an undfürnſich nur wödtehe wogetzen, wie der ſchon früher geſaht haste, die Worte‘ die er xedet Geiſt mt ben Ari Diefen Geiſt: hatten fie vernommen; das goͤttliche ben war ihnen entgegen getteten aus feinem: ganze‘ Weſen, ie hätten eben ſo gut wie die welche am. ihn glaubten, nach Worten unſers Evangeliſten in. ihm erkennen fünnen Die H Uchkeit des eingebornen Sohnes vom Vater, und fidh.ebem jo | hähren Tonnen ander Fülle der Gnade und Herrlichkeit Wahrheit, die von ihm husfrömte Waswar es, das fie fähig dazu machte? was war ed, weswegen fir. ſelbſt ihren | Am fo darſtellten, dab Chriſtus ihre Serken aufhalte? Er ı ißee Seden nicht. auf, aber fie, felbft. hielten ſie auf, weil fie, ber Apoſtel Paulus in feinem Brisfe am bie Römer «8- bie Wahrheit aufflekten im Ungerechtigkeit. Es war noch fi ihrem Innern ein :Kleifchlichgefinhtfein, welches, wie Desjelbe A PA ſagt, eine Feindfchaft iſt wider Bott... :Diefes Fletfchkichgefi ſein; vermöge deſſen fie nur ein äAußerlichgb: olimemdes $ Gottes nach. irdiſcher Weiſe erwarteter vn ker da Tom

troffen waren von baw:göttlichen in dem Grlöfer: fo fagten wol auch wie andere, .&8. hat:.noch:: nie ein Menſch alſo ge wie dieſer Menſc ; und wem fe mem waten von ſe

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guek, und zone fan. fie,ays, meinen, Paierh. Hal PR ur per N * Rh a

Juden abermals Steine auf, daB Tie ihn fleinigten. 9 fus antwortete ihnen, Viele gute Werke habe ich eu erzeigt von meinem Vater, um weldyes Werk unter be felbigen fteiniget ihre mich? Die Juden antworteten if und fpracdhen, Um des guten Werts willen fleinigen w dich nicht, fondern um der Gottesläfterung willen, u daß du ein Menſch bi, und machſt dich ſelbſt ein Gott.

| M. a. F. Was wir bisher in den lezten Kapiteln umf Evangeliums von Reden und Thaten unſers Herrn betrad haben, das geſchah als er nach Serufalem gegangen war auf t Feft ber Bubhilien: la Algt: Ber Mouigiltn Ga Udar Qu weihe zu Ierufalem und Winter, und Jeſus wandelte im pel in der Halle Salomonie. Es ſcheint daher, als ob der H biefe ganze Zeit wor: meffeoren! Monaten in, Deruſalem zugebr: habe, auf die Weile, wie uns Johannes früher erzaͤhlt, daß Hbchod"Hinnisgegdtigen”fei "A ven VDableg,“ ves Morgens « ("Esch eher baiin hair MR GENE um 5&efüihnett, nd er" Bart ’hegHichrr F Erhih” Hi Hier ge wir, Er wandente "Hl" Telnpel in’ber'gütte Gdidiächte, fo \ ſeilbwil ſim aid" "aeg" wicht anbers denteh, Ats in vieſem ſchẽ ag et "ee Beefen"" on N eh Gfäi/nißteben, Botzilplich"Toldye, in welchen 'te fich rent alg ben der, da Wrblfei Übel des Valers Miliberg, -& tet bb dem Veapreni TWebkauch BER Unkeirciiten"Waben, ühd Yiltder belehet, th sberliein- Shit" er'Häs Getiche, we der ter "then "uBeitedgeht, Balken” welhe; "fa Möhtelt von 6 Vtachaißreen welihe unns die hndeten · Evarigelifler und itaich Wiccathuibürzhien "Ha kr Wahrſcheluiitch ic dieſer IN ei, tik er "ben Tähte gell veäckigen"Tieh ohne ſie il ad 6A ie en a” Aus Hanbeiiet am Mr Metge" ir Beiufen War’ Tnllt Ver mäifigen fich

1

kfelbe Frage zu. vernchmen von. denen die als and. ber allmih⸗ gen Geftaltung der Zeit hervorgegangene geiflige: Borgefügte des beits ein Recht hatten, 'eben den entfcheldenben: Buchſtaben von Im zu fordern. Dahin alfo verfparte er es, ımb ald ber Hohe⸗ xiefter ihm dieſelbe Frage vorlegte, Biſt vn Cheiſtus der Sohn Bettea? da ſtellie er ihm das -emfchelvende Wort hin, Du fagf

4, ich bin es. Da Halte venn dieſer Buchſtabe, eben weil ee

m ſeinem rechten Otte: war, auch die hoͤchſte Fülle von Geiſt md Leben; ba war er das Belenniniß deſſen, der wol wußte wer wicht ſchente das ausgeſprochene feſte sind beftimmte Wort verde der Weg fein, der Ihm: vom Leben zum Tode führe; aber ra ſchonle er es nicht; und eben daraus ſehen wir, vaß es auch Hier leine menſchliche und irdiſche Vorficht geweſen If, was ihn abhielt vas ort auszuſptechen, welched von ihm gefordert wurde,fondren die rechte gditliche Weloheit, alles am gehörigen Orte und- zur rechten Zeit zur: thun, nichts: zu übereilen und nichts m verſpaͤten, ſich nicht wankend machen su laffen auf feinem Wege, überwenn ber rechte Punkt gekommen ift, nichts zu ſpa⸗ ven umb- ger ſchonen, und jedenr Dinge am vechten Orte und zut ten Bet fe‘ Recht widerfahren zu Taf. ° 0 >

Das m. gg F, das war die Weisheit des. Herren; und —E tm ihm fin vieſer Weisheit alle diejenigen folgen, welche ſich feine

Jünger nennen! Dann wird es wahr werden, vaß ſeine Warte giftig amd lebenbig ſind und lauterer · als Gold und Silber;

dann wird es wahr werben, daß jeder der zum Himmelreich ge⸗ SOTPR ſein For, auch mu ie ſein naͤch göttliche Art. - .

Aber wie die Fütfter, fo das Volk; und: wie das Weit, ſo die Büßter. Der Hoheptiefter, als ber Herr das Wort auge ſprochen hatte, Du ſagſt es, ich Hin Chriſtus, zerriß ſeine Keider unb ſprach, Was bevuͤrfen wir weiter Zeugniß? cr Hat Gott geldſtert; und vhs Wolf; nid er ſprach, Ich und der Va⸗ ter find eine, ob‘ ‚Seht anf ihn zu töten eben un der

Yalı Io! /

troffen waren von dem goͤttllchen in dem Gelöfer: fo. ſagten

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une verderblichſte werden kann Denn es geſtaltele Nich d ihre Fragen allerdings als seine Liebe zur: Wahrheit imo als Verlangen danach; das verkehrte :aber. und verderbliche Kar boſteht zuerſt darin, daß: fie Die: Wahrheit ner ſüchten in d Buchftaben⸗ Denn dem Sihnei und, Geiſte mach fonnten ſte nid ine vermiffen andem, mas: Chriſtus ‘über ſich ſelbſt uͤber ſein Beruf und feine Beſtimmung, was er über das Zeugniß des X ers sonihmund: :nllek dahin’ gehoͤrige geſagt. hatte: Was feil iijnen: alſo :necyPii. Es SFehlte::iftten: dar, Buchſtabe, der wie | Schrift fagt, an undfürtſich nee söbtehl,: wogehen, wie der 9 ſchon ftuͤher geſagt hatte, die Woxteiiiesernebet, Geift nnd | ben findei Dieſen Geiſt: hatten fie vernommen; das göttliche | ben war: ihnen entgegen getteten aus ſeinem ganzen Weſen, v fie hätten. eben ſo gut wie die welche ‘am; ihn glaubten, nach 1 Worten unſers Cvangeliſten in.:ihen. ‚exfennew. fünnen bie He Uchkeit nes: eingebornen Sohnes vom Bater, und ſſich eben jo | ucchren Tonnen never: Fülle, ber Gnade und Gerrligpleit ı Wahrheit, vie von ihm nusfrämte: Mes-tmnr:es, das fie ı fähig dazu machte? was war es, weswegen ‚fie felbfl :ihren : Rand fo darſtellten, daß Chriſtus ihre Seelen aufhalte? Gr ihre Seelen nicht: auf, aber, fie, feldft. hielten fie auf, 'meil fie, | ber Apoſtel Paulus im feinen Briefe au die Römer. #4. nuspeni bie Wahrheit aufhlekten im Ungerechtigkeit. Es war noch tief threm Innern ein : Fleiſchlichgeſinntſein, uehdhee,- wie derſelbe ſtel ſagt, eine Feindſchaft iſt wider Bolt... Diefes. Flaiſchlichgefi fin; vermoͤge deſſen ſie nur ein Außerk Gottes nach irdiſcher Weile. erwarteten: yo

glaͤntendes R ne | | | ber 0 - Tomu follte, das hielt ihre. Seelen. auf. MWenn fie dann bisweilen

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Imliügen. Thaten: fo ſagten fie. wot auch. wie Attexe, As dad noch feier je ſolche Zeichen gethan, wie Tüunde.cinst: folche: Jei⸗ Gen than, wen Gott:nicht mit ihn smäre* : bt weil⸗ freıhei ihm nienals eins. Wahrung: farben‘ für dieſes ihr: fleifchliches Keen, für diefe Richtung ihres ‚Inmern auf Adfere:Bogüge ui ur der: Menſchen: fo: wurden: ihre Seelen "aufgehalten; Fe wogten m ſchwankten zwifchen Blatıben: und Unglauben, es geſtaktete kh nichto ſeſtes in ihnen. Darum verlangten; ſie nur demODuch⸗ Kaben. ind hofflen von biefem ihr Heil; ja ed mfgem: vickleicht manche von ihnen gedacht haben, wenn Chriſtus Dub Wort herr arsſagen: werde, welches fie em meiſten gewohnt: were zu ges drauchen. von dem, der da: kommen follte, wenn er den Blichſta⸗ den ausoſprechen werde, Ich bin ber Geſalbte des Herrb, ich din Ekifus: ſo würde es vielleicht auf: eimal ihre. Seele ergreifem md fie wirrden aufhören. zu ſchwanken und ‚fe werben... Das iſt über bei ihnen eine Teere.Hoffuung geweſen, und wire es immer fein, fo Lange es ſich unter Den Menſchen ſindet. Der Buchkkabt vermug: kein Leben. u ‚geben, fonbem. an ſich: toͤdtet er. cban ded⸗ bald, weit der Menfch. glaubt .ciwas an ihm zu haben; ‚und it an ſich nichzs als ein leerer Hauch: Un zu dem Glauben au Chriſtum zu gelaugen, muß das. Gemäth. ef aufgelallert hf und bereitet, jenes Fleiſchlichgeſiantſein uuß Daraus varſchwunden fein dunh das Linſchauen: eines fo zeinen geifigem. Lebena wie das, weiches der Erloͤſer führte, und anpries, und insRenen, die, wie er jagt, feine Schafe mager. und. feine Stinnne ‚Hirten: nin Um nachſotgten, auch darch die Kraft. der „göttlichen: Biche. die; iu ihn wohnte ·wirklich hervorgubringen anfing.Darquf ztelten Ale ſane; Reben; aber dechalb weil hie Menſchen danan mitht derung hatten, weil fie: dieſan fanften: Zuge detz göttlichen: Meifkte,, idee aus dem Munde des. Erloͤſexs redete, nicht folgen wallkw,- und ſeiner · Stſime Bi ‚befriedigt am: fo möflen: mini ſagen

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baß,. To denilich er es ihnen auch gefsgt halte, wer er fei uud wozu er gefommen fd, fezaber. Ihm immer nicht geglaubt wenn er es ihnen auch jezt deutlich herausgefugt:. hätte, 26

Bei Ahnen’ nichts wuͤrde gefruchtet haben, eben: weil Der: wahr

daraus. nicht entſtehen kann.

Demohucrachtet m. g. F, went. wir fragen Barım ſparu u ber Erlöfer an ihnen :viefe. Leichte. Babe des Buchltaben Ti warum wollte er das Wort: wicht: herauorrden, welches fie von me Ggrberten®.:fo::ift.:ed. allerdinge ſchwer barkber eine Rechen ſchaſe zugeben. Aber. zweierlei, wich: jevem „wol einfallen.

Einmal nämlich .wollte der Erlöfer ſich durch michts von beit Wege, den er einmal eingefchlagen hatte, :abuenbig. machen Inf: Das hatte er für ;cecht erlannt und von Aubegum ge

„baß er durch Reden und Lehren, aus ben "Aınlindae her genommen, und zwar den angemefisnften und hervorſtechendſten, Be ihn umgaben, da6 Rech Gottes verkuͤndigte und die. Men⸗ ſchen aufforberte zur Anbetung Gottes Im. Geiſt und in der Wechr⸗ Geit, worauf allein das Meich Gottes gegtundet werden Fonnte. Aber das äußere Befenntniß, das Außere Hiuſtellen eines feften Wories und Buchladen fo wie auch äußerer Ordnungen und

Geſeze für die geiſnge Gomeinſchaft, wies beides wollte er nicht

Übereiben, und zu dieſer Uebereilung twollte er fich auch nicht trei⸗ Gen laſſen, weil er wußte es Tönne niches gutes bavaus hervor⸗ gehen, und: weil er. ſich der Nebel, die Daraus eutſtehen Können, nicht weilte ſchuldig singen Uns leinen Theil daran ‚haben: Und zben diefe weile Standhaftigkrit bei-bem einmal für richtig evfommten Wege, bei dem der menſchlichet Ratır angemeffenen: allwähligen Fortſchreiten, wie der Bere flo in ſeinem 'gamen Leben gezeigt hat, dieſe muͤſſen wir ebenfalls „rlihmen ai aus. feiner göftlichen Weisheit hervorgehend, und er iſt much! Hier und allen wie unter len Unſtaͤnden der deſſen Bußtapfen- wis -nachfolgen foßen,: und das Vorbild nach welchen wir uns ſelbſt zu geflalten Gaben. - Das zweite iſt dies. Es ſtand dem Herrn bevor, eben

N

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Uefelbe Frage zus. vernchmen von denen bie’ als aus der akmähr heen Geſtaltung ver Zeit hervorgegangene geiſtige Vorgeſezte des Wls ein: Necht hatten, eben den entfcheidenben: Buchſtaben von tm zu fordern. Dahin alſo verſparie er es, und ald ter Hohe⸗ prifer ihm biefilbe Frage vorlegte, Biſt du Cheiſtus der Sohle Boites? da ſtellie er ihm das entſchelvende Wort hin, Da [agR cd, ich bin es. Da Alte vemi dieſer Buchſtabe, eben weil a on feinem retten Otte war, auch die hochſte Fulle von Geiſt mb Leben; ba war ’er das Bebenntniß deſſen, der wol wußte über nicht ſchente, Has ausgeſprochene feſte sind beftimmte Wort werde der Weg fein, der ihn vom eben zum: Tode führe; - aber ba ſchone ser es nicht; und eben daraus fehen wir, vaß es auch hier Tele menſchliche und irdiſche Vorficht geweſen If, was ihn hielt as Wort auszuſptechen, weidhen: von ihm gefordert wurde, fondeen bie rechte gditliche Weichelt, alles am gehörigen Erte md: jur rechten Zeit zu’ thin, nichts. zu übereilen und nichts mu verfpäten ,- ſich nicht“ wankend "machen su laffen ‘anf: feinem Wege, aberwenn ber rechte Punkt gefommen iR; nichts zu ſpa⸗ ten und zur ſchonen, Antd- jedenr Dinge am vechten Orte und ui techten Bölt- fh Recht wiberfaßren zu lafſfen. Das m. g: F., das war die Weisheit des. Herrnz und nöd im ihm in vieſer Weisheit alle "diejenigen folgen, welche ich feine Anger nennen Damm iwltb-e8 wahr werben,’ vaß feine Worte heifig “un lebenbig ſind ündlauterer ale Gold und Silber; kann wird es wahr werben, daß jeder der zum vbinmelteiq ge⸗ qun ak {el auch muß weite fein nach gättliher- Art. - Aber wie die Führer, fo das Volk; und: wie das Bet, : de Führer. Mer Hohepriefter, als der Herr das Wort auege⸗ hrochen Hatte, Du fagft es, ich bin Chriſtus, zerriß feine KHeider und ſptach Mas’ bedurfen wir weiter Zeugnißp? er Het Bott gelaͤftertz und das Work; als er -fprach, Ich und der Va⸗ ter find Cine, got Sxtit anf Im aa iddien eben un dee

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engen; /daſ er, awenga Ben En RR ei uw A ar... ii oe. ne: DM schen: Die ni. a U man: Dat Due wie, Bd re Bee. das erlangen nach Wahrheit, in ‚verherhten Gentlis Hrcu: leicht Dem merfehnteften und werberblähflen umwendet. Dem was ginbt- es mac. nerkehntscnh,: alo wenn ciner zuerſt wie Wchsheit. fordert on emem andern, ‚mpgogber nur, um ſich ſelbſt 9, belehren, ones um⸗ au erfahren: und, der. andere dygtt, und, ih vu Diem /Belenntniß aufftahent, dann aher augber, Die Arler qu⸗ nit, ‚nad. anch das Velennmiß alo aine ſreie Babe be, Beis Pb. ehrt, ſandern daraus, daß ‚siner.polg, penn heidas · zꝛuſqmmen⸗ Wingts: Geyanfe.;und Wert, auch beidag sa, ginande ushludet, wir des Licht yon ‚oben. nicht: nur sin Gut Ihifär..hen næxelnen Menſchen in deſſen Bene a wirklich hiczeinſcheint, ſondern Urhaugprneis Ian. vethreitan toll, auf daß eq anderen. leuchte, ‚nun. aus dieſer Uumberung- ned, Qaiſtes, aus dieſer Mitthelung der Ueberztugug welt doch ein Werlderchriſtlichen Liehe iſt, en Üerhrechen We machen fucht/ welches des ‚Todes, würdig IR! „Sa .im seiten AMugenbililt, dh ‚hinfellen a4. einenialhen,. weicher, Rex Lehre bedarf, und dann alg. einen. ſolchen Per au eirbten chat aber wie: Reken .:0l6.. der der Mitteilung, Aegeint,, unp Asun als den dor A Mathheiung. ‚exrfjkfenn il umm:.Daß. iR Deigrößte Wgjderiveuch, iin, welchen. der Menſche ſich mit, 65 feiht, erwictein AB. HE das tieffie Verderben, in ei bie, mepſchihe Sacl⸗ hinengerathen Fann. ur =. =. mama niet Pre. Wohl, m..th. F., ſo ia nd, an Diem texriggn ang wegwenden un. und, pakt Dem roͤen pamit, Ber, Heer fi we ſeinigen/ troͤſtete, da en, ja Doch, wußte was Bars. harauf artolgen wuͤrde. Er hagt yänlih zu ven, Juden, Ich habe. es “uch gefagt und; ihr gl aubet air ongl; au: bie BWerfs, Die ich ttzue in, ‚meinsp: Vateg men, von Miraa eugen; ihr aber; gfaubet nicht, ID ihr, ſeid meine Schafe nicht, als ich euch gefagt babe.

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zu uns der Sohn berufen hat, das pädfe Ziel unferer Be mung und der volle Inhalt der Seligfeit, deren der Chriſt | erfreut. Denn wenn wir fo alles auf das Reich Gottes, lches Chriſtus geftiftet hat und zu melchem ex ber güte Hirte d gerufen; beziehen; wenn wir überall nur feine Angelegenheit min dem was gefthieht in bei Welt und was und obliegt thun; wenn wit darin die Weisheit des Vaters fchen, der es befchloffen Hat inter die Sünde, damit er alles erfüllte und g madyte durch den Glauben: dann werben auch wit immer fr eins fein wie mit dem Herm fo mit feinem und unferm mlifchen Vater, und fanft ruhen in feiner Liebe und Weis⸗ t; und dann iſt e8 uns fo gewiß, wie es dem Etloͤſet war, ; diejenigen welche feine Stimme kennen und ihr folgen, nie d aus feiner Hand reißen kann. Amen:

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DE Ent Fe 7 u LI: - Am 21. Somtäge nad Trinitatis 1825

Text. Sob. 10, 34—42,

Jeſus antwortete ihnen, Steht nicht gefchriehen eurem Geſez, Ich Habe ‚gefagt, ihr fein Götter? So die Götter nennt, zu welchen das Wort Gottes gef und die Schrift kann doch nicht gebrochen a chet ihr..denn zu dem, ben der Vater geheiligt unt bie Welt gefandt, Du laͤſterſt Gott, darum daß id ji Ih bin Gottes Sohn? Thue ich nicht die Werke ı nes Vaters, fo glaubet mir nicht; thue ich fie a glaubet doch den Werfen, wollt ihr mir nicht glaul auf daß ihr erfennet und glaubet, daß der Vater in ift und ih im ihm. Sie fuchten abermal ihn zu grei aber er entging ihnen aus ihren Händen, und ging wieder jenfeit des Jordans an den Ort, da Johan vorhin getauft hatte, und blieb allda. Aber viele la Mein und fyrachen, Johannes that Tein Zeichen; 4

& NED °-.

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alled was? Joßtihnes' von dleſem 'nefligt Hat, das it wahr. uinv glaubten allda diele an ihn mr der Herr vorher geſagi Hatte m. a. g. um deswillen Juden ihn ſteinigen wollten, war daß der Vater ihm diejeni— gegeben habe, welche ſeine Stimme hören und denen er das ge Leben giebt, und daß niemand ſie aus feiner Hand weißen ne, weit er und: der Water eins fei; wie wir uns auq dars x näher mit "einander unterhalten haben. Ä Mas aber run Die Rechtfertigung ded Herrn beniffi, die tjezt zunaͤchſt zu erwägen haben! fo hatte er 'eigentlich bie orte welche er hier fagt, Darum daß ich ſage, Ich bin ottes Sohn, unmittelbar vorher nicht ausgeſprochen; es liegt er allerdings in der eigenthümlichen Art und Weiſe wie er ot feinen Vater nennt, fo nämlich, daß er fügt, "Er und ber ter wären eins. Darum befennt er ſich nun auch dazu, und Ktfertigt ſich darüber, indem ee anführt eine Stelle aus ver chrift. Diefe aber fteht im zweiundachtzigſten Pſalme, und wir men nicht genau wiſſen, wer im jener Stelle es if, von wels med heißt, Ich Habe wol gefagt, Ihr fein Götter n allzumal Kinder des Hoͤchſten; aber ihr ſollt ‚ben wie die Menfihen, und zu Grunde geden wie n Tyranım. ""Wit' ſehen aber wol, es waren auf feven Fall he die Gott “in färig waren, wie es bet’ ganze Pſalm deut⸗ genug autor, und’ zwaͤr mißfällig burch eine ihnen‘ vers E e Gewaltz und ’fo war es vorzüglich‘ jehe’ Gewalt, um: des Den“ thnen hrner Name, daß ſie Goͤtter waͤren, auf’ irgend Berk’ Goͤtt beineißt, beigelegt war. Der Herr aber begeich⸗ fie NT Pe a denen das’ Wort Gottes: ges ih. Häntkt 'eink'et atleringe züeiſt bie hrftgelche jened Wort es gerlitel fly dein” er Aber davon einen Echluß- aref-fidh

em will, "To then "Tail wol klineswehes glauben, daß eich

enen habe vergleichen wollen, welche eine ihnen von’ Gott | 3P2

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23

verliehene Gewalt mißbrauchten, unb nur Babe fagen wollen, demfelben Recht Eönne er von ſich fagen, er ſei Gottes So wie von folchen Menſchen in jener Schriftftelle gefagt wird,

fie Götter ſeien.

Wirklich m. g. F., Dadurch würbe der Herr nicht vie wiefen haben für die höhere Würbe, die er offenbar ſich fe beilegen wollte, fondern wir dürfen fagen, in bemfelben Ei und mit demfelben Rechte Tonnten auch alle, von welchen ' das nicht fagen ließe, daß fle die ihnen von Gott gegebene ( walt mißbrauchen, ſich auch wie er Gottes Söhne nennen ı fo wie er fi mit dem Vater als eins erflärn. Darum er auf der einen Seite dieſe allgemeine Bezeichnung, Diejenig zu denen das Wort Gottes gefhah, und unterfcheibet | ſelbſt von ihnen durch die nähere Beſtimmung, dadurch daß ſich nennt denjenigen welchen der Vater geheiligt u: in die Welt geſandt habe. Auf dieſe m. g. F., und «a die Art wie er fie bezeichnet, muͤſſen wir vorzüglich umfere merkſamkeit richten.

Alle Menfchen haben eine Gewalt von Bolt erhalten; ve font gäbe es auch nichts, wofür fie Gott Rechenfchaft abruleg hätten. Das mehr oder weniger derfelben aber kann, ſobald Menſch mit Gott ſich vergleicht, wenig oder gar nichts ausm chen. Ob uns eine Gewalt gegeben ift in dem Innern un Haufes, ob uns eine Gewalt gegeben iſt über anbere eines vorzüglichen Maaßes von Kraft, und in diefem alle über wenige ober über ganze Völker und Gefchlechter er fen, das alles iſt in der That, fobald von dem Berhälm ß Menfchen zu Gott die Rebe if, vollfommen eins und daſſ Wenn wir num aber fragen, Wie cht es denn um den Gebr dieſer Gewalt? fo mÄfjen wir fagen, was von jenen in j Palme gefagt wird, das könne auch von allen Menſchen g werden. Denn wer koͤnnte wol von fich felbR fagen, da wicht und nie bie Ihm von Bolt verlichene Gewalt gemiß

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de? Es iR dies nämlih die allgemeine Wirkung der Sünde; rn wenn wir von diefer ganz frei wären, würben wir und das ugniß geben fönnen, daß wir nie von ber Macht und en Ntteln, welche uns Bott verliehen, einen falfchen Gebrauch ges scht Haben. Und fe mögen wir fagen, es If ein allgemeines ort, zu allen Menfchen geredet; und in dieſer Allgemeinheit bt es auch der Herr auf, und fiellt alfo fich ſelbſt allen Men⸗ em gegenüber.

Wenn wir aber auch in dieſer Allgemeinheit die anderen Sorte auffaſſen mäflen, die das bezeichnen, Diejenigen zu der en das Wort Gottes geſchah: fo If das auch ein allge aned und zu allen Menſchen gefchehenes Wort Gottes, daß z Mißbrauch der von Bett verlicehenen Gaben und Kräfte auch ı oflgemeinen und übera der Gegenſtand bes göttliden Miß⸗ Uens if, und daß auf denjelben ein göttliches Gericht Folgt..

Können wir aber fagen, daß in biefer Beziehung Chriſtus lein allen andern Menfchen gegenäberflcht? fliehen nicht zwiſchen men, zu denen gefagt wird, Sch Habe zwar gefagt, ihr ſeid Goͤt⸗ t, aber ihe ſollt fterben wie Menfhen, und wie ein Tyrann zu unde gehen, und zwifchen dem, den der Bater geheiligt nd in die Welt gefandt hat, ftehen nicht zwifchen beiden sienigen, duch deren Mund Gott der Herr ſolche Worte der Imnung und der Strafe an das fibrige Geſchlecht der Menſchen gehen ließ? und hat der Here daſſelbe Recht fich dieſen entges n zu ſtellen? ober fallen wir nicht diefe vielmehr Ihm gleich- m? Das m. g. F., das Hi die große Frage, um welche «8 4 fo oft Handelt unter den Ghriften ſelbſt auf der einen site die, welche geftüzt auf den allgemeinen Eindruff, ven zus mmengenommen der ganze Inhalt unferer heiligen Schriften, in ſern Chriſtus der Gegenſtand derfelben ift, auf Das menichliche kmätk macht, geftügt auf alles was von ihm ſchon ausgegan⸗ nik in der Welt und fi bewährt ale Werk Gottes des Bas 18, von welchem ex fagt daß er es thue,” welche hierauf geftügt

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dem Eelöfer eine Wurde beilegen, die fich nichts anderes menjl liches beilegen Tann; und auf der andern Seite diejenigen, d wir auch Ehriften nennen müffen, weil fie auch den Name Chriſti bekennen, ‚weil fie auch fein Wort zur Richtfchnur ifre Lebens madjen, diejenigen. welche. in Verbindung mit ihm lebe und bleiben wollen, und die ganze chriftliche Kirche von ta übrigen Gefchlecht der Menjchen ſcheiden; aber boch geleitet de durch daß der Herr ſich felbft überall als Menfchenfohn de Menſchen gleichitelt, und. die Schrift dies eben fo deutlich al jenes von ihm fagt, in ih Bedenken tragen, ob. es nicht Gotte! läfterung wäre, wenn wir von dem Exlöfer gu viel bezeugten un mehr als mit der menschlichen Natur fich vertrüge Das if d .geoße Frage, um welche es fi handelt, und bie au von A fang an ftreitig gewefen ift unter den Ehriften und auch fireil bleiben wird, von ber wir aber ſagen müflen, daß bie Here immer mehr der Gleichheit werben nahe gebracht werden, und Tu Bekenniniß der Ehriften gleich f.in wird über den Erloͤſer, wen wir nur fortfahren die Wahrheit zu fuchen in Liebe,

Laßt ung, fragen, was die Stelle, wit der wir es hier ı thum Haben, fagt oder nicht; ich meine wenn wir fragen, Wi verhielten ſich alle ausgezeichnete Diener Gottes im alten Bunt wenn wir und auf die eine Seite ftellen diejenigen von ten der Herr fagt in Beziehung auf Das Wort im Palme, daß da Wort Gottes zu ihnen geſchah, und auf die andere Sci ihn felbft ala denjenigen von. dem er fagt, Daß ihn der Ve ter geheiligt und in Die Welt gefandt Habe?

Zuerft müfjen wir darauf merken, ex ſelbſt fagt nicht, a koͤnnt ihr fagen, daß es eine Gottesläfterung fei, wenn einer ve denen die der Vater geheiligt und in die Welt gefanbt hat, ji ex fei Gottes Sohn; fondern er ſelbſt ſtellt fich in dieſer Ir fit als einzig dar, und will alfo feinen andem fich gleich ſu len und mit fich ſelbſt zuſammengefaßt wiſſen. Aber fragen w die Schrift auf der einen Seite und unfer eigenes innerfies ©

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lauf der anderen Seite: fo werben wir ſagen mäfien, Alle ögezeichnete “Diener Gottes im alten Bunde, alle: welche wir opheten zu nennen pflegen. vom: erften bis zum Taten, alle wen folde zu Denen das Wort Gottes geſchah, aber St ſolche die von fih felbft. Hätten fagen fönnen, daß ber ater fie geheiligt habe. und als geheifigte in bie elt gefandt. Denn fo finden wir es Immer, wenn wir ach⸗ rauf dad was in den Schriften des alten Bundes von den topheten gejagt wird, Es gefchah das Wort des Herrn zu dem ec dem, und ſprach zu. ihm, Gehe da aber dort hin, und rede d Wort in meinem Namen. Da waren fie ſolche zu denen 18 Wort des Herrn gefchah, damit fie es weiter tragen öhten zu. dem Volke; aber es Fam ihnen auf. eine äußerliche zeiſe, und wie fie es empfangen mußten von außenher in irgend um Sinne, fo gefchah «8 gu ihnen in einzelnen Augenbliffen 9 Lebens. ‚Abgerechnet dies waren fie allen andern Menſchen⸗ Rem gleich. Ja wenn wir darauf achten, wie biejenigen elche der „Herr Hier zunächft im’ Sinne. hat, und von denen ex igt daß das Wort Gottes zu. ihnen gefchah, ſolche waren, bie heit dem Herrn ungehorjam waren: was fellen wir von allen gezeichneten. Dienern Gottes. im alten Bunde jagen? Wie ft geichah es nicht, daß wenn das Wort des Heren an einen on feinen. Propheten erging, er nicht: Luft hatte zu folgen, [ons m widerftrebte, und daß die Sendung Gottes feine fegensreiche ielgen hatte! Da fehen wie aus mehreren Belfpielen, welche ie Echriſt erwaͤhnt, daß ſo oft, wenn‘ ah der äußere Gehorfam it fehlte, doch der innere Zwiefpalt zwifchen ver Seele an xihe das Wort Gottes des Herrn erging und zwifchen bem dort Gottes felbft vorhanden war. "Daraus fehen- wir, daß fie berhaupt alle einander ‚gleich und mit und allen folche, die ſich icht immer dem göttlichen Worte- fügen, ſondern oft ungehorfam u, demjenigen gegenüber zu ſtellen find, ven Gott geheiligt md in die Welt gefandt:hat, und ber von fich ſelbſt jagen

keuie, 36 und der Bater fa eins. Wir mögen alſo m auch burch dieſes Wort. der Schrift in unferm Glauben befefi werben, daß der Grlöfer der Welt nicht verglidien werben la weder mit andern menfchlichen Lehrern, vie das Licht der Wd heit, welches fie andern anzünbeten, In ihrem Inneru gefund Hatten, noch mit andern, zu denen auf eine Außerliche Weile d Wort Gottes geſchah, damit fie es weiter bringen möchten denen die da faßen in Finſterniß und Schatten des Todes; fo bern daß er allein daſteht als der welcher von fich fagen lom ber Bater habe ihn geheiligt und in bie Welt s fandt. Man kann auch m. a. $. pop allen andern Dienem Gi tes gar nicht auf dieſelbe Weife fagen, um nur bei dem Iejte fichen zu bleiben, daß Gott fie in die Welt gefandt hab fondern fie maren gefandt ein jeder zu feinem Volle. Das w zwar er auch, er fagt es ſelbſt, ex fei nur gefanbt zu den m lornen Schafen aus dem Haufe Iſrael ); aber wir wmiffen ſe gut, daß dies nur von dem erften Anfange des göttlächen R * welches durch ihn geſtiftet werben ſollte, gemeint war, u

er ſelbſt ſagt ja au feinen Sängern, So gehet Hin unte a Böller und prebiget das Evangelium aller Greatur®*) Al wenn gleich er ff das beginnende Reich Gottes num den v lornen Schafen aus dem Haufe Iſrael prebigte, fa wußte doch, daß er geſandt fei im bie ganze Welt, daß er von de Vater geheiligt worden fei für die ganze Welt, daß das Ei Gottes, von welchem er. jagt daß er. e& thue, ein Werk ſei m ches die ganze menfchliche Welt umfafien folk. Und fo m g gebüßrte ed auch dem, ber von ſich fagen fonnte, bag er u der Vater, eins fe und daß er das Wear feines Vaters tfı Irgend einer aber, der nur einen beſtimmten und befchräntten ®

‚Taf von Gott empfangen Hätte, hätte daß auf Fine Me

2 Raub 18,34 °9) Bar Ip 16.

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Rh fagen kinmen. Denn in ven göttlichen Werken m. g. %. da iſt nichts vereinzeltes, und nichts einzelnes verfichen wir als Werk Gottes, wenn wir es nicht im Zufammenhange mit allem übrigen auffafien. Alfo nur mas in fich felbft fchon die Kenn⸗ zeichen bavon trägt, in einem folchen allgemeinen Zufammenhange zu ftehen, das ift in fo fern das Werk Gottes. Und wenn ber Erlöfer von fich fagt, daB er und der Vater eins fei, und eben jo von fich felbft in einem eigenthuͤmlichen Sinne fagt, daß er das Werk feines Baters thue: fo IR dies beides wie⸗ berum eins und baffelbe, und dürfen wir nicht das eine von dem andern trennen. Wie wir es auch von uns felbft wiffen m. g. $., und das unfer innerfter Glaube if, daß mas wir jeder an feinee Stelle thun können, ausgerüftet mit den geifligen Gaben die ung geworben find von dem Herrn, nur in fo fern in Gott gethan iR und zur Ehre Gottes gethan, als es ein Theil ift von , bem Werke bes Herrn und wir handeln als feine Werkzeuge und Dimmer; nue in fofern wir eB thun für ihn und für fein Reich faun irgend eimas von unferm Thun zu dem Werke des Vaters gehören.

Und fo werben wir leicht einfehen, was ber Herr meint wenn er fagt, Thue ich nicht die Werke meines Vaters, [0 glaubet mir nicht; thue ich fie aber, glaubet do ben Werfen, wollt ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir iR und ih in ihm.

Gewiß m. g. F. würden wir dieſe Worte des Herrn nicht in ihrem ganzen Sinne verflehen, wenn wir unter den Werfen, von denen. er Hier redet, nur feine Wunder verfichen wollten. Sie gehören allerdings au dazu, wie denn alles zuſammenge⸗ hört, was der Herr gethan Hat in feinem ganzen Leben, und fein Wert nur eins iſt; aber Teinesweges find dieſe Außerlichen Hand- lungen das was er vorzüglich meint, wenn er fagt er thue die Werke feines Vaters, vielmehr das was er vorher ge

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dem CErloͤſer eine Wuͤrde beilegen, die fich nichts anderes, menfd liches beilegen Tann; und auf der andern Geite diejenigen, d wir auch Ehriften nennen müffen, weil fie au den Namı Chriſti befennen, ‚weil fie auch fein Wprt zur Richtſchnur ihr Lebens machen, diejenigen „welche. in Verbindung mit ihm leb - und bleiben wollen, und bie ganze chriftlihe Kirche von de übrigen Gefchlecht der Menfchen ſcheiden; aber boch geleitet d durch daß der Herr fich feldft überall als Menſchenſohn Meyſchen gleichktellt, und, die Schrift dies eben fo beutlich al jenes von ihm fagt, in ſich Bedenlen tragen, ob. es nicht Gottel läfterung wäre, wenn wie von, dem Erlöfer zu viel begeugten un mehr als mit der menſchlichen Natur fich vertrüge Das ift d .geoße Frage, um welche es ſich handelt, und bie au von Al fang an. ftreitig gewefen ift unter den Chriften und auch ftreiti bleiben. wird, von der wir aber fagen muͤſſen, daß bie Herze Immer mehr der Gleichheit. werden nahe gebracht werben, und Da Belenniniß der Chriften gleich fin wird über ben Erloͤſer, wen wir nur fortfahren die Wahrheit zu fuchen in Liebe: - » Raßt ung, fragen, was die Stelle, wit ‚der wir. ęs hier; thun haben, fagt oder nicht; ich meine wenn wir fragen, W verhielten ſich alle ausgezeichnete ‘Diener Gottes im aften. Bunt wenn wir und auf die eine Seite Stellen diejenigen von den der Herr fagt in Beziehung auf Das Wort im Palme, daß da Wort Gottes zu ihnen geſchah, und auf die andere Sei ihn felbft alS denjenigen von. dem er fagt, Daß ihn der Bi ter geheiligt und in die Welt gefandt habe? | Zuerſt müfjen wir darauf merken, er felbft fagt nicht, at Könnt ihr fagen, daß es eine Gottesläfterung fei, wenn einer denen die der Vater geheiligt und in die Welt geſandt hat, fa er ſei Gottes Sohn; fondern er felbft ſtellt ſich in dieſer Hil fiht als einzig bar, und will alfo feinen andem ſich gleich fie len und mit fich ſelbſt gufammengefaßt. wiſſen. Aber. fragen w die Scheift .auf der einen Seite und unfer eigenes innerfies ©

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ollbzacht hatte und fie dann feinem himmliſchen Vater befahl, fie unter fich eins fein möchten, wie er eins war mit feinem Later ®); aus dieſen mußte ihnen entgegen kommen bie Herrlich" fät des eingebormen Sohnes vom Vater, ihr ganzes Leben und Sein mußte ihnen exrfcheinen ald etwas was nur aus einer ſol⸗ Ken göttlichen Kraft habe hervorgehen können.

Und das m. g. %. wird auch immer daſſ elbe Bleiben; der Glaube an den Herrn wird immer davon ausgehen, daß wir ſchauen müflen fein Werk und daß es ein Werl aus Gott fel, und ber felbit aus Gott und vom Vater ausgegangen und in die Welt geſandt, der ed angefangen und Binausgeführt hat bis wm Tode am Kreuz. Darum- konnte der Here und mußte fich daranf berufen, daß fie aus feinem Leben in der innigiten Ges meinſchaft mit dem. Sinmlischen DBater, aus der Treue die er in ver Erfüllimg des ihm gewordenen göttlichen Auftrages bewies, aus der Kiebe mit welcher er unermuͤdet für das Heil ihrer Selm wirkte, qus dem Muth den er unter allen Gefahren feines vielbewegten Sebens an den Tag legte, aus der ununters brochenen Freudigkeit feines Herzens, aus dem befländigen Gegen⸗ wärtigfein Gottes In feinem Gemüth, aus dem allen follte ihnen entgegentreten und dem Auge ihres Geiltes, fobald ed durch ihn geöffnet wäre, Kar werben, daß es ein Werf aus Gott fei, wels bes er thue. Thue ich nicht die Werke meines Baters, fönnt ide nicht meine Thaten erfennen daß fie von Gott find: jo glaus - bet mir nicht; thue ich fie aber, und ihr fehet daß ich fie in ber - Kraft Gottes thue: fo glaubet nicht allein den Worten fonbern auch ‚den Thaten.

Sie waren aber zu einem ſolchen Glauben noch nicht vor⸗ bereitet, ſondern ohnerachtet er dies gethan und ſie auf die Schrift verwieſen hatte: ſo wollten ſie ihn zwar nicht ſteinigen, aber doch greifen, um ihn zu denen zu führen, von denen fle glaubten daß

*) 30h, 17,22.

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fie ſichere Richter fein würben über das was er gefagt hatie Gr aber entging ihnen, und zog wieder Hin jenſeit * Jordanß an den Drt da Jshannes vorhin getauf hatte, und blieb allda. Und viele kamen zu ihm un ſprachen, Johannes that Fein Zeichen, aber alles wad gr von diefem gefagt dat, das iſt wahr, Und glaubten allda viele au ihn. Dies m. g. F. giebt uns noch eine neue Befätigung von bem was id; eben gefagt habe. Johames taufte und prebigte, daß das Reich Gottes nahe herkeigefommen fel, erfi nur auf eine allgemeine Weife; nachdem eu aber ſelbſt den Herrn erkannt Hatte, fo wies er auf ihn Hin als auf den, durch welchen es folle ge grändet werben, und dem er nicht werth fei die Schuhriemen aufzulöfen ®%). Uber Johannes that ein Zeichen, auf Wunder konnie er fich nicht berufen, daß er von Gott gefanbt ſei. Was fagen aber die Leute aus jener Gegend jenfeit des Jordans? Sie glauben an Chriſtum, fie gründen aber ihren Glauben zum Tpeil auf das Wort des Johannes, und Aaubten nachdem fie fahen was der Herr ihat. Sie glaubten dem Johannes um der Wahrheit willen, die fein Wort durch die That hatte, nicht durch äußerliche Thaten, denn die hatte er nicht aufzuweiſen, aber de durch daß fie fahen, fein Wort ging in Erfüllung, daß Johan nes Chriſtum fo dargeftellt Hatte wie er wirklich war. Aber woraus erfannten fie ihn? Aus feinem Wort, aber doch indem fen Wort zugleich das Werk des Vaters war, indem es für fe wurde und blieb nicht ein tobter Buchſtabe, fondern wie der Het fagt, Die Warte die ich rede find Geiſt und Leben. In dieſen Geiſt und Leben, die von feinem Worte ausgingen, erfaunten fie dag Werk feines Baters, in diefem ganzen Wandel feiner Für ger, der ihnen vor Augen lag, erkannten fie daß er das We feines Vaters thue, erlannten fie daß es wahr fei, daß er den

) 3b. 1, 87

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ie feine Stimme hören und ihm felgen, das ewige Leben gebe, chauten e8 erſt in andern; und indem fie danach verlangten mpfingen fie es, und glaubten alfo feinen Worten und Werten.

So wollen auch wir jenen Fußtapfen nachgehen, und nicht remen was Gott der Here auf eine ewige und ungertrennliche Beife verbunden bat. Glauben wollen wir dem Worte des Herrn, aber nicht in fofern es Buchftabe IR, fonderh Geiſt und eben geworden iſt, und nun ſchon fo viele Jahrhunderte hin⸗ zurch im der chriſtlichen Kirche waltet, und wir in deu Wandel der Chriſten, in dem Walten der Liebe, in dem Siege des Lichtes über die Finſterniß, welcher ewig feft flieht, ſchauen das Werk des Baterö, welches der vollbracht hat; den der Vater geheiligt und in Die Welt gefandt Hat. Wir wollen glauben ben Borten und Werfen, weil beides eind und daſſelbe iſt, aber auch damit wir Diener des Herrn feten, das unfrige dazu thun, daß fin Werk als ein: wahrhaft göttliches entgegenleuchte allen bes nen die noch fern find vom Glauben, damit die Gemeine des Herrn daſtehe ohne Tadel, und auf dieſe Welfe der Welt fich ofenbare und allen Menfchen kund werde, daß wir das Werk des Baters thun und alle zu denen gehören, die des Sohnes Stimme hören und von ihm das ewige Leben empfangen. Amen;

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24 fagt. Hatte, Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne fie, und ich gebe ihnen das ewige.Reben, um alles was damit zufammenhängt, kurz feine geiftige Wirkfamfeit in der Erlöfung und Leitung des menſchlichen Geſchlechts. Das iſt das eigentliche Werk feines Vaters, wozu er geheiligt

und in die Welt gefandt war.

Aber freilich indem er nun bier gleichfam an das Urtheil derer die ihn hören zurüffgeht und ſich daxanf beruft, und fie aufforbert felbft zugufehen ob er die Werke. feines Vaters thue, und nur biefen Werken zu glauben, fo fie ihm wicht glauben wollten: fo fcheint er ihnen mehr zuzumuthen und mehr von ih: nen zu fordern, als folchen in Unglauben perſunkenen Gemüs thern möglihd war. Über m. g. F., wenn wir fragen, Wie ges ſchieht es denn, daß der Menfch durch den Unglauben zum Glau⸗ ben an den Erlöfer kommt? fo werben wir jagen .müflen, es giebt "nur diefe eine Art und Weiſe. Johannes fagt von ſich und den erften Genofien ſeines Glaubens, fie..hötten in dem Herrn erfannt die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Das ter *), und er fagt es zu einer Zeit wo fie noch Feine Außerlidie Wunder von ihm geſehen hatten. Woraus erkannten: ‚fie es

denn? Aus ihm felbft wie fie ihm fahen in feinem ganzen Les

ben und Sein. Das war freilih das erſte und urfprüngliche; nur daß ed und nicht mehr fo gegeben if. Aber wenn wir fragen, Wie find denn fpäterhin die Menſchen zum Glauben cn den Herrn gefommen? fo werden wir fagen, Ja, das Werk des ‚Herrn mußte erft gefchaut werden und. in Diefem Werke die Herr lichkeit de8 eingebornen Sohnes vom Bater aus denen welde das Wort ded Heren verfünbigten und in feinem Namen bie Er⸗ löjung, die er geftiftet hat, predigten, qus dem auderwählten fo Heinen Häuflein derer für welche er Gott danken konnte, daß er fie ihm, gegeben habe, damals als er rn hen Werk auf Erden

*) Joh. 1, 1%, | W

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nicht des Tages pwoͤlf Stumden? Wer. des Tages wandelt, der ſtößt ſich nicht, denn er ſichet dad Licht biefer Welt; wer aber des Nachts wandelt, ber ftößt fich, denn es ift Fein Licht in ihm. Solches fagte er, und bamadh fpticht er zu ihnen, Lazarus unſer Freund fchläft; aber ich gehe Hin, das ich ihn auferweffe. Da fprachen feine Jünger, Herr, ſchlaͤft er,.fo wird es heffer mit ihm. Jeſus aber fagte von ſelnem Tode; fie aber meinten, et redete vom leiblichen Schlaf. Da fagte es ihnen Jeſus frei Heraus, Sagarub: iſt geftorben.

M a. F. Wir kommen fet auf einen fehr merfmürbigen Abs (Hnitt in dem Mangelio des Schülers unſers Herm, merkwür⸗ dig, weil er eine Begebenheit erzählt, die in vieler Hinſicht für das innere Leben des. Herm einzig in ihrer Art iſt, zugleich uch, weil. fie nach dem Bericht des Apofteld einen entſcheiden⸗ ben Einfluß ‚gehabt hat auf das was. kurz hernach dem Eriöfer ſelbſt begegnet iſt; und ganz vorzüglich verbierit alles was bie fm Gegenſtand betrifft, unfere genane "Aufmerkfanfelt auch des⸗ halb, weibimandes. darin auf ven erſten Anblſtk bedenklich ev» ſcheint und Schwierig :ift. in feinem rechten Einne zu verftehen.

Johamues alfo:ıfängt: damit an zu erzählen, -wie in einem Sleften. bei: Jerufälem. zwei Schweſtern gelebt haben mit ihrem Bruder, . die Ber Hetr geliebt: Habe; und ide Bruder war Tram, Bir wiffeniwerig‘ ans. dem ‚Leben des Heren von feinem: Wer Hliniffe: zu eingelnen Fanilien, ja es werden uns nur zwei ge⸗ nanni, in denen er auf beſondere Weiſe einheimiſch wart Das eine Haus des Petrus *), als er in. Kopernaum anfing zu woh iR das Haus bes Bazar and feine Ehweſtern zu Bethamen in der Mäheruonferufalene Dem wir tinnm aus Mengen ul nd 11 AT un U Fa ne Fe og

Da. z, un sunE Mosklanig mat. of we mi KL BB TT:

und fo soft erı fi nuchher Dort aufhielt; das andere

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. Uinbeutungen ſchlleßen; daß der Herr; torlin er auf bie Hoi Feſte Fam; nicht in der Stadt fondern ih ber Naͤhe derfelben Beihanien und wahrſcheinlich bei biefen Geſchwiſtern gemohn!

habe.

Prettus war ihm von Anfang an auf ein: ſoiche Weiſe vers bunden, daß ald er dem Herrn nachfolgte, er ſich auch von fei- nem gewöhnlichen Wohndrt entfernte, und fein Hausideſen un Gefchäft alſo im fremder Händen ließ: Das wiſſen wir vom Lazarus nicht, fondern er blieb in feinem gewöhnlichen Geſchaͤft; dennoch geben uns die Worte des Evangeliſten deutlich zu erken⸗ hen, daß der Herr zu dieſem Haufe eine auögezeichnete Liebe ber ſeſſen. So dürfen wit daraus fchließen, daß auch das nicht das Maaß geweſen iſt, wonach der Herr feine Di $ den Ben.

fegen abgemefien hat; Daß der eine bad alles ihn an das gewöhnliche menfchliche Leben band; verließ em Herrn nad zufolgen,; der andere aber in ben biherigen Berhältnifien feines Lebens blieb. Wir könnten freilich fagen m: g. F., es fiheine aus den Worten des Evangeliſten, daß der Herr mehr und immis ger die beiden Schweſtern geliebt Habe als den Bruder, weil ber Evangtlift die beiden votanſtellt, und den Lazarus nur als Bru⸗ der nachſtellt. Aber 6 gab auch Frauen, die den Herrn beglei⸗ teten auf feinen Relfen, um ihn da wo. er nicht einheimiſch war gu bebienen; es wird aber nicht erzäßtt, daß Marla oder Martha eine von folchen Mar, und doch war ihnen ber Herr deit innigen Wohlwollen zugethan. Johannes will uns alfo dadurch zeigen, daß es keinen einzelnen Beruf giebt, der ihm am ſich Lieber fd als der andere, daß wenn der Menſch das tut, was auf feinem natürlichen Wege liegt und mit dem Gefammiberuf auf Erden zufammenhängt, fo ſei ihm der eine fo lieb als wer andere. Ob es dem Petrus fo Leicht geworden IR fein Geſchaͤft im Stiche zu laſſen und dem Herrn nachzufolgen, wiſſen wir nicht; aber das koͤnnen wir bach fagen, daß die Liche des Her zu einzelnen in Verhaͤltniß geſtanden habe mit ihrer Liebe zu

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‚e feine Stimme hören und ihm folgen; das ewige Leben’ gebe, fdauten es erft in andern; und indem fie danach verlangten enpfingen fie es, und glaubten alfo feinen Worten und Werten.

So wollen auch wit jenen Bußtapfen nachgehen, und nicht trennen was Gott ber Herr auf eine ewige und unzertrennliche Beife verbunden hat. Glauben wollen wir dem Worte des herm, aber nicht in fofern es Buchſtabe iſt, fonderh Geiſt und ben geworben iſt, und num ſchon fo viele Jahrhunderte hin⸗ durch In der chriftlichen Kirche waltet, und wir in dem Mandel . ver Ehriften, in dem Walten der Liebe, In dem Siege des Lichtes über die welcher ewig feſt ſteht, ſchauen das Werk des Vaters, welches Ber vollbracht Hat; den der Vater geheiligt und in die Welt gefandt hat. Wir wollen glauben ven Berien und Werfen, weil beives eind und daſſelbe ift, abet auch damit wir Diener des Herrn feien, das unfrige dazu thıin, daß kin Wert als ein wahrhaft göttliches entgegenleuchte allen bes nm die noch fern find vom Glauben, damit die Gemeine des Harn daſtehe ohne Tadel, und auf diefe Welle der Welt fich affenbare und allen Menfchen Fund werde, daß wir das Werk des Vaters thun und alle zu denen gehören, die des Sohnes Stumme hören und von Ihm das ewige Leben empfangen. Amen;

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geit iſt nit zum Tode, fondern zur Ehre Gotte daß der Sohn Gottes dadurch geehrt werde. Ob das nun m. g. F. die Antwort war, welche ber H den Scweftern geben ließ durch diejenigen 4 fie ge hatten, aber ob es ein Bericht war, den er feine Jüngern ül bie Beichaffenheit ber Krankheit abflattete, wiſſen wir nicht q der kurzen Erzählung, die Johannes uns davon giebt. Aber w ches von beiden auch geivefen if, es müffen uns biefe Worte| mancher Beziehung Wunder nehmen. Denn wenn ver Erle fo gemeint hat, wie die Worte lauten, Die Krankheit nicht zum Tode, fo muß er fid geirrt haben in ihrer 3 ſchaffenheit, denn es kann nicht lange gewefen fein nad, tie Worten, daß Lazarus wirflih farb. Wenn er e8 aber je | meint hat, die Kranfheit follte ihm nicht zum bleibenden Ti gereichen, indem er fchon damals den Borfaz hatte Lazarum v Tode zu eriwelfen: fo verleitet ex die, zu denen er das jagt, 3 einen Irrtum zuzutrauen, in welchem er nicht befangen w Wir mögen uns alfo zu dem einen ober dem andern wenten, erfcheint es ſchwierig. Wir müſſen aber m. g. F. niemals in dem was ung ! dem Leben des Herrn geſagt wird, das rein menſchliche von d göttlichen, welches überall in ihm.war, trennen. Alles men| liche vernahm er auf diefelbe Weile und richtete es auf dieſe Weife wie andere. So erfuhr er alfo auch erſt die Kranfi feines Freundes durch die Botjchaft welche die Echweftern i jandten, und konnte nicht anders darüber urtheilen, als vie W jener Botfchaft darüber lautetn. Wie nun jever na Mu gabe feiner Erfahrung und Kenntniß, fie fei groß ober Flein, eine Meinung über dad was er vernimmt, über den wahritı lihen Ausgang der Sache bildet: fo war die Meinung, tie: Erlöfer hier äußerte, auch entflanden aus dem was er von Krankheit des Lazarus gehört hatte, und foll nichts anderes ji ald was er gg in Beziehung auf die Nachricht die er cf

nu

War die unzureichend, fo konme feine Meinung auch nicht anftimme mit dem Ausgang ver Sache, ohne daß wir fas fönnen, er ſei im Irrthum gewefen, denn er hatte richtig ges eilt über das was er gehört. Wenn wir nur bei dem Buch⸗ m bleiben, aber auch alle Umftände und die menfchlichen Nilmiffe des Heren fo auffafien, wie es gefchehen muß: fo ift nichts worüber wir und wundern oder woran wir Anſtoß nen koͤnnten.

Noch merkwurdiger aber iſt das was nun darauf folgt,

was ſelbſt den Johannes in Verwunderung ſezt. Denn rer das fügt, wiederholt er noch, was kaum noͤthig war,

Jeſus die Schweftern und ihren Bruder Lazarus gehabt; demohnerachtet als er gehört daß Lazas _ franf fei, fel er noch zwei Tage an dem Ort ges den, ba er war. Der Herr alfo eilte nicht, dem Franken ‚Hilfe angedeihen zu laſſen; und ehe der. Entfchluß, den er st hatte auf die Botfchaft die er von feiner Krankheit be- hm, ausgeführt wurbe, wendete ſich während jener zwei e die Krankheit fb, daß Lazarus wirklich verfchieb.

Benn wir glauben wollten, ver Exlöfer habe abfichtlich den des Lazarus erwartet, damit die Ehre Gottes, daß Sohn dadurch geehrt werde, in diefem Falle noch ans ind flärfer verherclicht werden könne, ald wenn ber Herr 10H lebend gefunden und nur von der Krankheit befreit Hätte, aber vom Tode erweflt: fo würden wie in einem großen ume über die Handlungsweife des Herrn befangen fein. ſo Bat er fich nicht Hinweggefezt über die gewöhnlichen e und Regeln des menfchlichen Handelns; ed lag nicht in

Art und’ Weiſe zu handeln, den Kummer anderer zu meh⸗ “nit feine und feines Vaters Ehre geförvert werde. Denn ir ein folcher Heichthum von Werfen vorhanden, worauf ex. elche ihn gewöhnlich umgaben hinweiſen konnte, daß .er nöthig hatte eines einzelnen halber: nienfchliche Herzen laͤn⸗

Q2

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244

ger in Traurigkeit zu laſſen. Wenn alſo der Erldſer ven länger an bem Orte blieb, wo er war: mie ſollen wir ei erflären? Als Gteichgältigkeit oder Mangel an Liebe ſollen

es nicht erflären; darum wiederholt Johannes ausdräfftie,

der Herr Lazarum gan feine Schwefern lieb geh. Es wird aber vielleicht chen unter euch noch erinnerlid was ich gefagt habe als ich am Anfange diefes Jahres uͤber wichtigften Lebensverhältniffe des Eriöfers Hier zu euch rm Da fprachen wir unter anderm von fehten Wunder, ı auch gehört hätte, wenn er den Lazarus von feiner Krankheit freit hätte. Aber wir konnten aus dem ganzen Zuſammenb˖ feines Lebens nicht anders fchließen, ald daß er überall nur nen geiftigen Beruf für das Reich Goes als den eigentli Zweit feines irdiſchen Daſeins anfah, und feine leibliche den Menfchen nur fo fpendete, wie es im Zufammenkange feiner . Treue in jenem geiſtigen und höhern Berufe geih

konnte. Nun befand fih der Erköfer damals in eimer Gi

wo er nur felten war, und wo er nicht Urſache Gatte zu gla daß er wieder zurüffehten würde. Aber wie und Johannes Ende des vorigen Kapitel erzählt hat, es glaubten bafelbit an ihn, weil fhon Johannes dort -mit feiner Berfündigung gefangen und ſchon vernehmlich auf ihn hingewieſen Hatte.

mögen wir Recht haben zu glauben, daß er nicht fo plöziich Gegend verlafien, fondern mit denen die an ihn glaubten | Abſchied machen, ihnen noch heilfame Worte der Lehre zu lafjen, ihren Glauben an ihn und ihre Liebe zu ihm noch

begrüuben wollte, che er mit gutem Gewiflen und mit ru: Herzen von bannen gehen fonnte. Darum blieb er nod f Tage dort; und da wird er alles zufammengevrängt haber großem Eifer, was ihm zu jenem Zweffe oblag, und tanı Reife angetreten, damit er zu feinem freunde kaͤme umd iba gewuͤnſchte Hülfe brächte, | Danach ſprigt er zu ſeinen Süngern, Laßt

U eder in Zudäam ziehen, ohne ausbräfftich zu fagen 1. Da antworteten fie, Meiſter jenesmal woliten "Suden did Reinigen, und du wilt n wieder hie

hen?

Das m. F. war än ort | der Beforgniß, w welches feine nger ausfprachen, die allerdings nicht ahnden konnten daß ie irdiſche Laufbahn fo Furz fein werde wie fie ihm in ben . ıt beſtimmt war, und die übrigens noch ausgehen mußten von |; wahren Bewußtfein, wie wenig fie’feine Gegenwart entbeh⸗ fonnten, um zugerichtet .zu werden zu dem Dienfle wozu er gejammelt Hatte. Es iſt auch offenbar, daß der Herr damals ufalem verlaffen hatte, weil‘ man ihm’ nach dem Leben ftellte, weil feine Stunde noch nücht:gefommen war. Sie erinnern alfo daran, dag er im Widerfpruch mit fich felbft ſein werde, m er dorthin gehen würde, derfelben Gefahr entgegen, welcher ich kuͤrzlich ſchon entzogen hatte, da doch noch anderwaͤrts

um wear. für feinen Beruf das Reich Gottes zu verkündigen. She er: aber fagt, welches die Urſache fei, die ihn in die ‚end von Serufalem . zurüfftreibe, giebt er ihnen eine allge ne Antwort, indem er jagt, Sind. nicht des Tages zwölf unden? Wer ded Tages wandelt, der ſtößt fid bt, denn er fiehet das Licht dieſer Welt; wer aber ; Radts wandelt, der ftößt fich, denn es if Fein bt in ihm. |

Diefe Worte m. g. 8. können wir in ihrem Zufammenhange, in der Herr fie geſprochen bat, fo verftehen, er will einen . erſchied feſtſezen als ein Bild, weiches ven Juͤngern feine dlungsweiſe erläutern ſoll, zwifchen denen die am Lage wan⸗ und denen die in der Racht wandeln. Wer am Tage ndelt, fagt der Herr, der ſtößt fich nicht, weil des Ta⸗ Licht ihm lauchtet; wer aber in der Nacht wandelt, ſtößt fich leicht, denn es iſt kein Licht für ihn de un wie fragen, worin dieſer Unterſchied beftehe, fo if es ein

-

offen vor der Welt wandelt, der wandelt gerabe, und wird ed

und feine Abfichten zurüffhält, der iſt nicht in Gefahr fi

Augen aller Binftellt, der wirb nicht fo fehr in Gefahr fein,

246 zwiefacher. Einmal wer am Tage wandelt, ber wird fe wahrgenommen und gefehen von denen bie in feiner Nähe fu wer aber in der Nacht wandelt, ber verbirgt fi. Mer Grii will alfo fagen, Wer offenbar wandelt vor aller Augen, ber weniger in Gefahr fi) zu floßen, ala ver welcher Ach vor Menfchen verbergen will Das war dad erfte, was fie den follten auf feine Handlungsweiſe. Es war nid fein ruf, fih zu verbergen, fondern er follte am Tage wandeln, auch das fein Wahlfpruh war, Ich muß wirien fo la e8 Tag iſt e), vor aller Augen; und fo iſt 28 auch Immer | und ver feinigen Art gewefen, daß fie überall fügen können, und öffentlich Haben wir gerebet und ‚gezeugt, und nichts im borgenen gethan *). Wenn er aber fagt, Wer am Tage delt und von Menfchen geiehen wird, ſich much nicht verb

ſtoßen: fo kann er nicht meinen, daß ein ſolcher nit in G fei, durch die feinnfeligen Abfichten anderer Menſchen zu le fondern das begegnet und allen, wie ſehr wir und auch beftt am Tage zu wandeln. Aber unter bem fi) Roßen mein in dieſer Beziehung etwas was der Menſch feibfl ihıet,; und Meinung ift die, Wer was er thut öffentlich thut ame vor

ihm etwas menſchliches begegnet, daß er ſelbſt Fehlſchritte als wer fih in die Rothwendigfeit gegeben hat, ſich zu ver gen mit feinen Abſichten und Thaten. Und barin ur g. F. ber Erlöfer wohl Recht, daß wer des Tages wandelt fick ı Rößt, wer aber des Nachts wandelt, der ftößt fi. Denn

nichts was ihm begegnet abgewenbet von dem Wege der O heit und Wahrheit, den er eingefihlagen Bat; wer aber ji die Nothwendigkeit gefest glaubt, fich umd feine Abfichten vor

°) 305.9 4. ”%) % ch. 18, 20.

UT | enſchen zu verbergen, der muß auch darauf fehen, wie fie Ihnen leichteſten und am längften verborgen bleiben Fönnen, und rd oft in Gefahr fein, das nicht zu wählen, was das richtigfte und wodurch das gute und gottgefällige gefördert wird. -

Das zweite was dazu gehört it dies. Wer am Tage mdelt, der ficht Die Gegenſtaͤnde die ihm begegnen; wer aber ; Nachts wandelt, der ſieht fle nicht genau umd kann fie nicht au amterfchelden, und muß uljo befürchten an beim einen ober bern Schaden zu nehmen. Wenn nun die Jünger fagen, ilſt du denn wieder dahin ziehen, wo die Juben bich fleinigen tn? fo fagt ex, Ich wandle ja am Tage und nicht bes ıchts, Ich lenne die Verhaͤltniſſe, ich weiß wie bie ge⸗ nt find, ich weiß was für imnere Verderbniſſe fie anf ſolche wege geführt haben; es kann mir nichts begegnen, was ich nicht rherſehen und ahnden kann; Ich werbe nicht in den Fall kom⸗ n mich zu floßen. Wenn ich auf eine ſolche Weiſe wandelte, z ich die Gegenkaͤnde verfennete;s wenn Ich mir einbilvete, die enfchen wären anders als fe find: dann wuͤrde ich Im dunkeln udeln, und dann Fönnte mir unvethofft etwas begegnen, was

wol Hätte vermeiden koͤnnen. Das If der Sinn, den der töfer mit diefen Worten verbunden Hat.

Aber nun If es natürlich, dad wit fragen, es war doch je Rükkehr, wenn nicht nach Jeruſalem, aber doch nach Zu⸗ ı, basjenige mas feine Feinde zu dem Entſchluß brachte, ihn 18 Lebens zu berauben; und wie er nun zum Feſte nach Je lem Fam, ging das alles In CErfuͤllung: ift denn nun das ott wahr geworden, weiches er hier redet? Hat fh bie Lehre Herrn an feiner eigenen Erfahrung bewährt? |

Ja m. 8. F., geftoßen hat Ach der Erloͤſer nicht, In Nacht er auch nicht "gewandelt, ed IR ihm auch nichts begegnet als em ſchwankenden und ungewiſſen, und fo wenig er je das ‚t geſcheut hat, fo ift ihm auch nichts verborgen geweſen von ı was bie Menfchen näher und ferner in Beziehung auf ihm

‚weniger in Gefahr fi) zu floßen, als ver welcher Ach vor

2 246 zwiefacher. Einmal wer am Tage wanbelt, ber : wirb fd wahrgenommen und gefehen von denen bie in feiner Nähe ft

wer aber in der Racht wandelt, ber verbirgt fi. Der Gril will alfo fagen, Wer offenbar wandelt vor aller Augen, ver

Menfchen verbergen will. Das war dad erfte, was fie

den follten auf feine Handlungsweife. Es wear nicht fein ruf, ſich zu verbergen, fondern er follte am Tage wandeln, auch das fein Wahlfpruch war, Ich muß wirfen fe lar es Tag IR®), vor aller Augen; und fo if es auch Immer ı, und der feinigen Art gewefen, daß fie überall fagen fönmen, : und öffentlich Haben wir geredet und gezeugt, und nichts im borgenen gethan ). Wenn er aber fagt, Wer am Tage w belt und von Menfchen gefehen wird, ſich auch nieht verhi und feine Abfichten zurüffhält, ber iſt nicht in Gefahr ſich flogen: fo kann er nicht meinen, daß ein ſolcher nit im

fei, durch die feindſeligen Abfichten anderer Menſchen zu fondern das begegnet und allen, wie fehe wir uns auch beſtr am Tage zu wandeln. Mber unter dem fi Roßen mein in biefer Beziehung etwas was ber Menſch ſelbſt thut; und Meinung if die, Wer was er thut öffentlich thut uud vor Augen aller hinftellt, der wird nicht fo fehr in Gefahr fein, ihm etwas menſchliches begegnet, daß er ſelbſt Fehlſchritte als wer ſich in die Nothwendigkeit gegeben hat, ſich zu ver gen mit feinen Abfichten und Thaten. Und darin m. g. F. der Erlöfer wohl Recht, daß wer des Tages wandelt ſich Rlößt, wer aber des Nachts wandelt, ver fößt ſich Denn offen vor der Welt wandelt, der wandelt gerade, unb wirded nichts was ihm begegnet abgewendet von bem Wege Der O heit und Wahrheit, den er eingefihlagen hat; wer aber ji: bie Nothwendigkeit gefest glaubt, fich und feine Abſichten vor

°) Joh. 9, 4. *2) 30h. 18, 20

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enſchen zu verbergen, ber muß auch darauf ſehen, wie fie Ihnen ı lichteften und am längften verborgen: bleiben Fönnen, und td oft in Gefahr fein, das nicht zu wählen, was das richtigfte und wodurch das gute und gottgefällige gefördert wird.

Das zweite was dazu gehört If dies. Wer am Tage wicht, der ſieht die Gegenſtaͤnde die ihm begegnen; wer aber 3 Nachts wandelt, der fieht fie nicht genau und Tann ſte nicht rau unterſchelden, und muß alfo befürchten an dem einen over den Schaden zu nehmen. : Wenn nun die Jünger fagen, ÜR du denn wieder dahin ziehen, wo die Juden dich fleinigen ten? fo fagt er, Ih wandle ja am Tage und nicht des ıhts, Ich kenne die Verhältniffe, ich weiß wie bie Menfchen ges at find, ich weiß was für innere Verderbniſſe fie auf folche nege geführt haben; es kann mir nichts begegnen, was ich nicht rherſehen und ahnden kann; Ich werde nicht in den Fall Toms n mid zu ftoßen. Wenn ich auf eine ſolche Weiſe wandelte, Bih die Gegenſtaͤnde verfennetes wenn Ich mir einbildete, die michen wären anders als fie find: dann würde Ich Im dunkeln dein, un dann fönnte mir unverhofft etwas begegnen, was wol hätte vermeiden Fönnen. Das iſt der Sinn, den ber Iöjer mit dieſen Worten verbunden Hat.

Aber nun iſt es natürlich, DaB wir fragen, es war doch fe Ruͤkkeht, wenn nicht nach Jeruſalem, aber doch nach Yu: 1, dasjenige was feine Keinde zu dem Entſchluß brachte, ihn 18 Lebens zu berauben; und wie er nun zum Feſte nach Je— ulm kam, ging das alles in Erfuͤllung: iſt denn nun das ort wahr geworden, welches er hier vebet? Bat ſich die Lehre Herrn an feiner eigenen Erfahrung bewährt?

Jam. 8. F., geftoßen hat ſich der Erlöjer nicht, In Nacht er auch nicht "gewandelt, es IR ihm auch nichts begegnet ale em ſchwankenden und ungewiſſen, und fo wenig er je das ht gefcheut hat, fo ift ihm auch nichts verborgen geweſen von a was die Menjchen näher und ferner in Beziehung auf ih

ı m N

213 im Schilde führten. Er hat.fich auch nicht geftoßen, ex IR wi durch einen Fehltritt in die Gefahr gefommen fein Leben zu » fieren, fondern wiſſentlich, wie er fagt, iR es ihn genomm worden, deshalb ‘weil er fonft hätte müflen bie Bahn feines 3 rufes ‚verlaffen. Alſo wandelnd dm Lichte, umb wiflene hin, er ging, und nicht: ehne ein’ beſtimmtes Bewußtſein wer ihm bevorſtand, hat er ſein Leben gelaſſen auf der B feineg Berufes, und «6. gelaſſen zum Heil ver Menſchen. Te das müflen wir geftehen, wern der Tod dem Herrn and em nnerwartetes und unvorhergeſehenes geweſen wäre, daß er 1 Jann ‚nicht konnto in einen folchen reinen ‚Lichte ericheinem, | wir ihn au fehen gewohnt ſind, und es dunkel wäre, ob wir | fönnten Die hejligende ‚und nerfähnende Kraft zuſchreiben, vie wirklich Hat, wie er auch fagt, Des Menſchen Sohn hat I; fein geben zu laffen, und Macht es wieder zu nehyen*), Nachdem er nun feinen Züngern biefe Rechenſchaft im gemeinen gegeben, fo fin. er. noch. den beſonderen Grund iei Rülkkehr nach Judaͤa hinzu, indem er fagt, Lazarus un Freund fchläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn a wekke. Ich habe Ihn nicht Fünnen von feiner Krankheit kei fondern der Tod ihn übereikt; ich konnte nicht. eher zu kommen, weil ich nicht wieder an diefen Ort zurüffehren wa nun aber gehe ich hin, nun iſt auch dazu meine Stunde ee men, weil mein Geſchaͤft hier vollbracht ift und nichts mid ger hier fefthält; und ich gehe nun hin ihn aufzuwellen. Ob der ‚Herr gine zweite Botfchaft über Die Lage ter S von den Schiweftern erhalten, oder ob er von innen Heraus durch eigene Kraft der Seele ven Tod des Lazarus cal wien wir nicht, und fann und auch gleich ſein. Aber ging er hin, doch nicht unwiſſend ſondern mit feſter Zuverũ und ſo gewiß er nachher zu ſeinen Juͤngern ſagt, Lazarus

7

) Joh. 19, 19

m 29

geſtorben, ſo gewiß war hu un) ba, bafı er im auferwel⸗ len wetde

Und fo m. g. F. ſehen wir denn, wie überell die allgemeine Riebe zu dem Geſchlecht der Menfchen, von welcher der ganze Beruf des Herrn ausging, dasjenige war, was ihn vorzüglich befeelte; und was er zu Ihrem ewigen Heil. zu: thun Hatte, war Immer das erfte was Ihn beichäftigte, ‚das worin eg, lebte und webte. Aher die zweite Stelle in feinem Herzen hatte, die befan« dere Liebe zu denen ‚bie fich ihm hingegebhen zund anyerirant hate tn. Die umfaßte er mit iInniger ‚Liebe, aber. ſo, daß er ihnen zumuthete Daffelbe zu than, ſo paß..er. wußte, er. gehe. feinem Tode entgegey und wandle nicht in Nacht. So fcheute er auch diefe Handlung der Liebe nicht, ohnerachtet er ‚wußte, Haß daraus. feine Feinde Veranlaffung nehmen würden, jene Verfolgung, ger gen ihn zw befchließen, die feinen Tod herbeiführte. Aber fo. ver⸗ langte er auch, daß die welche ex liebte ihre "perfönlichen Ver⸗ dältniffe nicht höher ſtellen follten als feinen großen geiftigeg Beruf. Daher konnte er ed ruhig ertragen, daß fein Freund franf wurde, und feine Freundinnen, in ängftlicher Beforgnig um des Bruders Leben ſchwebten, und in tiefe Betruͤbniß uͤber deſſen Tod verfezt wurden, während er anderwaͤrts biefen Beruf erfüllte Aber. al8 er ihn erfüllt Hatte, da ging er Hin feinen Freund zu erwekken, und hatte das Vertrauen, daß der allmächtige Vater fein Gebet erhören, und dag ihm Fein Nachtheil Daraus entfliehen werde, daß fein Beruf ihn gehindert Hatte dem Freunde früher zu Hülfe zu kommen.

Aber m. g. F. das gehört mu ‘dem befondern in dem Leben des Herrn, was wir nicht als allgemeine Regel für ale Men (hen hinftellen köͤnnen. Wenn wir felbft in den Fall fommen, dag wir die Erfüllung der Wünfche anderer ausfezen müflen, weil wir nicht in den Hal kommen wollen, dem Werke des Herrn untreu zu fein; wenn wir einzelne betrüben müffen durch unfer Berhalten, wie fehr wir ihnen treu fein mögen und fie lieben:

eine ſolche fefte Zunerficht Tönnen Dir nicht haben, daß nichts da⸗ durch entſtehen werde, was fie betruͤbt, wie auch bie beiten Schweſtern wol mögen geglaubt haben, der Hetr Habe fie be übt Bon ſolcheit in der Ordnung der Dinge: gegründeten Trübfalen Fönnen "wie ums nicht verfpredhen frei zu bfeiben und andere frei zu erhalten, wenn wir auch der Regel des Herm treu Slefben, es einzelne Hintanzufegen dem großen geifligen Beruf, den er uns gegeben hat. Das m. g. F. iſt ein Tinterfchieb zwl⸗ ſchen dem Sohne Gottes und uns, der. wir in Ehren halten möffen-und "und. fener Immer xecht bewußt bleiben. Aber wir füllen auch ruhig fein, eben weil wir wiſſen, was ver Herr der Martha fagt noch che er an die Erwekkung bes Lazarus ſchrä⸗ tet, Wer an mid glaubet, der wird leben, ob. er gleid Kürbe. Alle Trübfale und Widerwärtigkeiten des Lebens, auf Die lezte, der ichifche Tod, nicht ausgenommen, vermögen den nid zu beunruhigen, der durch den Glauben zum Leben hindurchge⸗ Brungen if. In biefem Glauben laßt uns beharren: To werten „wir auch an uns ſelbſt erfahren, wie bie das Reben erwellende und das Leben erhaltende Kraft tes Sohnes Gottes in denen waltet, die fich Ihm Bingegeben haben im Glauben und in der Liebe. men.

LIII.

Am 25. Sonntage nach Trinitatis, als am Todtenfeſte 1825.

Und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht da geweien bin, auf daß ihr glaubetz aber laßt uns zu igm ziehen. Da ſprach Themas, der, da. genannt if Zwilling, zu den: Jüngen, Laßt uns mitziehen, daß

wir nut ihm flechen. Da kam Jeſus und fand ihn, daß er ſchon vier Tage im Grabe gelegen ‚war. Bethania aber war nahe bei Jerufalem, bei funfzehn Feldwegs. And viel Juden waren zu Martha und Maria gekom⸗ men, ſie zu. tröften über ihren Bruber. Als Martha nun hörte, daß Jeſus kommt, geht fie ihm entgegen; Maria aber blieh daheim. fiien. Da ſprach Martha zu Jeſu, Herr, wäreft bu bier geweien, mein Bruder wäre nicht geſtorben; aber ich weiß auch noch, bag was bu. bitte. von Gott, das. wird die Gott geben. Jeſus

252

ſpricht zu ihr Dein Breuer ſoll auferſtehen. Martha ſpricht zu ihm, Ich weiß wol, daß er auferſtehen wird in der Auferſtehung am juͤngſten Tage Jeſus ſpricht zu ihr, Ich bin die Auferſtehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich flürbe; und

wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr erben. Glaubt du das? Sie fpricht zu ihm, He, ja ich glaube, daß du biſt Chriſtus der Sohn Gottes, der In die Welt gefommen if.

M. a3. Wir feiern nun ſchon ſeit einer Reihe von Jahren mit dem Schlufie unfers Kirchenjahres das Gedaͤchmiß derer die | der Here durch ben Tod von ung gerufen hatz und gewiß iR

diefe jährliche Erinnerung und allen hamer erfreufich und geſeg⸗

net. Was fönnen wir aber befieres thun, als hiebei fortfahren | in der Erklaͤrung unferd Evangeliums, wenn es fih von vem handelt, was uns: beim Hinſchelden des unſrigen aus biefer Welt

troͤſtlich ſein kann und erwekklich. Wir fangen :alfo damit an, daß ber Herr zu feinen Juͤn⸗

gern fagte, Ich bin froh um eurbtiwillen, daß ich nidt |

dagewefen bin, auf das ihr glaubetz aber nun laßt uns zu ihm ziehen. Es find und Viele. Worte m. 9. 8. zunaͤchſt eine Beftktigäng beffen was ich früher gefagt habe

Denn wenn der ‚Herr abfichtlich nicht mehr dahin gereifetanir, bis ex wußte, Lazarus wäre wirklich geftorben: fo könnte er auch

nicht fagen, Ich bin froh um-euretwillen, daß ich nicht

dageweſen bin, auf daß ihr glaubst; ſondern wir fehen heraus, daß er etwas gehabt hat was ihn abhlelt feinem Freunde

‚cher Hülfe zu leiſten. Wenn er aber fagt, Ich bin froh um aus

zetwiillen, daß ich nicht dageweſen bin, auf daß Ihr glaubet: mad

follen wir denken, daß feine Meinung dabei geweſen fei? Glaub⸗ ten feine Jünger nicht an ihn im dem rechten und tiefen Sinne

BE

wie er wollte? ums follten. fie num exfb durch des Lajarus au— erwelkung glaͤubig werden? Dazu: m. g. G. werben wir nicht mit Zuſtimmung unſers Herzens. Ja ſagen koͤnnen. Denn es werden und entgegentreten viele Beweiſe ihres rechten und leben, digen Glaubens, den fie vorher fchon gehabt haben, und fo viele Zeugniffe die ihnen der Herr felbft gegeben in ſeinen Reben, daß fie die wären die an ihn glaubten, fein Wort hörten und leben dig in ſich aufnähmen. Und ebenſo werden wir auch nicht jagen können, daß das gerade den rechte und tiefe Glaube an den Heren geweſen fel, welcher durch eine ſolche wunderbare Aufer⸗ weklung hätte bewirkt werden können; benn der Zufammerhang zwiichen beiben, ben Wunderthaten und dem, daß der Herr der war welcher in die Welt fommen follte zum Hell der Menfchen gejanbt, dieſer Zuſammenhang bleibt immer eiwas fo dunkles, ſo wenig das Gemuͤth ſelbſt befriedigend, daß wenn ber Glaube feinen andem Grund ‚hat als biefen, am leichieften ein Wechſel zwiſchen Vertrauen und Zweifel entfichen Fann. Sondern der Herr hatte Hier ſchon im Sinne dasjenige was Ihm felbft bald bevorftand; und da fagt er, Ich bin froh um emehnillen, daß ih nicht dageweſen bin, auf daß ihr glaubet, d. h, auf Daß, euer Herz befefigt: werde in Beziehung auf das was mir bald ſelbſt begegnen wird, im Vertrauen auf das was ich euch vorhergejagt habe. Aus der Auferfichung des Lazarus follten fie die Hoff⸗ nung fehöpfen, auch an den: Seren werde dad Wort in Erfuͤl⸗ lung gehen, das fie oft. vernommen und ſich fo tief In das Herz eingeprägt hatten.

Und .m. g. 8. daran hat er ein wahres Wort gerebet, vaß eben dies ihren Glauben befeſtigen ſollte an ſeine eigene Aufer⸗ ſtehung, die ek ihnen oft verheißen hatte; und es muß und, weil dieje Begebenhelt nur einige Monate dem Tode des Herrn vors anging, um fo, wunberbaves- vorfommen, daß fle doch, als der Herr des Tobes am Kreuz geflorben war, fo. wenig Vertrauen.

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hatten auf feine Widerkehr, und vieclmehr vie Kennzeichen eines geſchlagenen Herzens von ſich gaben, nichts erwartend als daß nun ihre Verhaͤlmiß ganz und völlig. gebrochen fe. Aber der Here m. 9. F. hat gewiß darin Recht, daß ein ſolches finnliches Bild von der Kraft der Auferflehung, ein ſolcher beftimmter ein⸗ zelner Fall, wie hier ifmen vor Augen treten’ follte, allerdings fer - dazu geeignet war, das Bertrauen des von Natur fo Meingläus bigen menſchlichen Herzens zu ftärfen. Darum hat der Herr auch nach feiner Weioheit um uns her fo viele Bilder aufgeſtellt, wie ſich jährlich erneuern, von der Erneuerung des Lebene, wo es ſchon geftorben ift, auf DaB auch wir glauben, daß «8 Kraft gaͤbe das Leben zuräflguführn, eine Kraft die der G des Tores überlegen ift, fo daß der Tod ſelbſt al& der lezte Feind aufgeho- ben wird und zu den Füßen defien gelegt, dem alle Gewalt ge geben ift im Himmel und auf Erden

Als nun aber der Herr fagte, Laßt uns zu Ihm zie- hen, da ſprach Thoemas, Laßt uns mit ihm ziehen, daß wir mit ihm flerben.

Ich glaube nun nicht m. g. F., daß Thomas. dies gefagt hat in Beziehung auf den Lazarus, als ob er die Sim- ger ermuntern wollte mit Chriſto zu ziehen dem Tode entgegen in der Nähe des Yreundes und um feinetwillen. Rämlicy wenn wir wiffen wie uns Thomas ſonſt vargeſtellt wird, fo werben wir von, diefem bebachtfamen, am meiften ruhig überlegenden, ver Gewalt finnliher Freude keinekegs unterworfenen Jünger, von diefem werden wir am wenigften erwarten, daß er ſich finnfichen Hoffnungen ſollte Hingegeben gehabt haben über das Lehen eines Freundes, den er freiiih.lieh Hatte, der ‚aber nun einmal den un vermeidlihen Weg des Fleiſches gegamgen war. Sondern wie die Jünger vorher zu dem Bern gefagt -batten, Du wilif wieder nah Judan ziehen; :und jenes Mal ſchon wollten dic die. JZıchen Reinigen? Jo -trat- auch ihhm wie der das Bild von der Gefahr, welcher der Herr entgegenging

5 indem er ſich jener Gegend näherte, vor Augen, und dba er vor⸗ her den feften Entſchluß ausgefprochen hatte, Nun laßt und mit- sieben, fo fagt ee nun wol, Wir wollen mit ihm ziehen, auf daß wenn Ihm etwas begegnet wir mit ihm flerben.

Gemiß m. g. F. dürften wir, wenn es anders wäre, 'cd nicht billigen. Thomas und die übrigen Jünger gehörten nicht tem Lazarus, dem einzelnen Freunde, ſondern dem Herrn; fo lange der da war, fo lange der über fie zu falten hatte, und über fie fchalten wollte, waren fie auf: dieſe Weiſe nicht einmal mit ſolchem Wunfche Herren ihres Lebens. Und was waͤre es für ein Glaube an Chriſtum und was für eine Hingebung an ihn gewefen, wenn er in Gegenwart: feiner Jünger gefagt hätte, daß mit efnem andern einzelnen. Freunde zu fterben ihm eine größere Genugthumifg. fe, als mit dem Herm zu leben. So mögen auch wir uns dies gefagt fein laſſen für vergangene oder fünftige Fälle. Wie fehr auch oft das Dahinfcheiden unferer ge- lebten und ergreifen mag; wie fehr uch mit-ihrem Hintritt ihr Einfluß auf unfer ganzes Leben verſchwunden; wie fehr auch oft mit dem einzelnen das ganze Bild von ber Zukunft, welches wir und entworfen hatten, erloſchen zu fein ſcheint und in dem erflen Gefühl des Schmerzes das Leben ohne Werth: laßt uns beden⸗ In, daß wir Fein Recht haben auch nur zu wäünfchen, daß wir denen folgen. mögen .die und vorangegangen find und deren Verluſt wir beweinen, weil wir dem ‘Herrn, dem wir angehören ind der allein über uns zu fehalten hat, zu leben haben. Wenn er auch nicht mehr. in leiblicher Gegenwart da ift, wie damals unter feinen Jüngern: fo wiſſen wir doch, daß er geiftig ba iſt, daß wir alle zu feinem: Reiche gehören und Arbeiter find in ſei⸗ rem Weinberge; von ihm muß und der Ruf fommen, überall wo wir thätig fen follen an ſeinen Werke, um jein Reich zu frdern. Das ift die Beftimmung..unfers, Lebens, von ber wir und feinen Augenblikk entfernen ſollen, und jedes andere richtige Gefühl fol immer diefem weichen und untergeordnet fein; und

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den Menſchen vom Zuſammenhange mit feinen Brüdern abloß amd diefen das Mittel nehmen will fein Herz zu troͤſten und dad feämerzlich bewegte Gemüth wieder in das gehörige Geldfe zu bringen. Ja es iſt das Mitgefühl wol di ffliches Rittel, deſſen ſich der Herr bedient, um die Verſchiedenheit in den menſch lichen Geſinnungen auszugleichen, damit auch ſolche Die: ſehr von

einander abweichen, ſich einander nähern und gemeinfchaftlich hin⸗

zutreten zu dem was fuͤr alle die einzige und lezte Quelle aller Ruhe, alles Troſtes, aller Freudigkeit des Herzens iſt

Der Apoſtel erzählt und aber dies, damit wir verſtehen moͤ⸗ gen, warum denn, als die Nachricht von der Ankunft des Herm zu den Schweftern kam, nur eine’ Schwefter ihm entgegen ging Martha ging entgegen, Maria aber blieb daheim figen, und wie wel ihre Sehnſucht eben fo groß war, bie erſte zu ſein welche den Schmerz vor ven Füßen des Herm ausfchätten fönnte, fo blieb fie doch zurüff um deretwillen die im’ Haufe waren und dahin gekommen fte zu tröften.

Als nun der Herr fommt, fpriht Martha zu ihm, Herr wäreft du hier gewefen, mein Bruder wäre nicht ge

fkorben. Aber ih weiß auch noch, daß was du bit

teft von Bott, das wird dir Bott geben.

Wir wiffen nicht m. g. F. wie weit die Gegend, In welcher fich der Herr damals befand als die Nachricht von der Krant heit des Lazarus zuerft zu ihm Fam, von Bethanien gelegen war, aber aus diefer Anrede der Martha dürfen wir doch faft ſchlie⸗ fen, daß er noch von dort hätte hinfommen fünnen che Razarus ſtarb. Natürlich alfo, daß das in dieſen Tagen der Angſt und auch nachher, als Lazarus wirklich geftorben war, eine gangbare Rede umter den Schweftern geweſen if, daß der. Herr nicht früher gefommen; und wie oft mag das ausgeſprochen worben fein, was Martha zu ihm fagt, Wäre er gekommen, fo wäre Lazarus nicht geftorben. Wenn aber Martha Hier zu ihm fagt, Aber ich weiß auch, daß was bu bittet von Bott, das wird dir

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Gott geben, daß Heißt alfo, Ich weiß aber demohnerachtet ge⸗ wiß, wenn du ba geweſen wäreft, fo würbe bir Bett. das ir ben unſers Bruders gegeben Haben, wie er dir alles gegeben hat, was du bittet: ſo will fie alfo zus verfichen geben, daß er wicht deshalb nicht gekommen ſei, weil es fiber feine Kräfte gegangen; eine beſtimmie Hoffnung aber, daß er etwas für fie thun werde, hat fie wie die Folge Ichrt in dieſen Worten nicht ausgeſprochen. Der Here aber, als er dieſes gehört, fagt, Meint vu es ſo, daß dein Bender auferfiehen ſoll? denn "die: folgenden: Worte ber Martha zeigen an, daß e8 eine Frage des Herr ift, indem fie fagte, Ich weis wol, daß er auferfichen wirt in ber Auferfiehung am jüngftien Tage: 2A tee Was das erſte beieifft m. 'g: F., was bie Schweflen: fed- ber unter ſich geſprochen ‚haben und was Martha hernath zudem Harn fagte, das if etwas was uns allen. wol begegnet . ‘So wie fie Bier zu Chriſto fagt, Wäreft du hier geweſen, mein: Bem- der wäre nicht geftorben, fo’ ift e8 etwas allgemein menſchliches daß wem der Tod und einen Menſchen entreißt, fich uns eine enge von Möglichkeiten darſtellt, wie e8 nicht. fo gekommen fein würde, wenn dies odet jenes anders. geweſen wäre, Ach, fh in vergleichen alles zu vertiefen, das zerftreut nur:das menſch⸗ liche Herz. Wr dilcfen es wicht aus den Gedanfen verlieren, fondern muͤfſen es flets fe halten, daß alles in ver Welt nach der Leitung des Höchfien geſchicht, der alles von Ewlgleit her georbnet und beftimmt hat; und DAB wenn auch für uns manches ald möglich erfcheint, wir doch; fo wie wir an den Herm über alles denen, fagen müffen, es farin nichts anderes gefchehen, als was geworden iſt, und es iſt nichts anderes möglich, als was wirklich iſt; denn alles muß zuſammentreffen in feinem ewigen Rathſchluß zum Heil der Welt; weil dieſer nur einer iſt über dus ganze ımenbliche Reich feiner Macht imd Weisheit. Es liegt noch eine andere Regel und ein anderer Troft in den Worten der Martha, Aber auch Fo welßeich, Vaß was R2

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da ibütiehinon Gott, das wird Die.Weit: geben, Dem R ge F. alles nen ein meientliches Glied, wie. es ge ſchieht, in: dem. Reiche der göttlichen Macht und Weisheit, ſonden dieſes iſt auch eine mit ‚dem: Reiche der: Gnade, welches gebau "Mramf.ipen; der den Grund gelegt Has, zum Heil der Meunſchen Wan Marika bier fagt, Ich weiß, was du bittef non Ben, da wirdedir Bott geben, Das iſt daſſelbe was der Here gu jener -Züngern. fagt;: Wenn, fie eins wären Gott 'choas zu bitten in feinem -Ramen, fo- würde u den. Vater bitten, und ber Bateı wünderxs ihnen gewiß geben”), Mas hat er ihnen anderes va mit geben; mellen, als den rechten Troſt und: Die rechte Ermunte— rung, daß das was nicht: geßhieht auch nicht etwas geweſen it warum: ſte: it Recht den Vater bitten, Fonnten. in feinem Ru: Aen und, daß er eo Ihnen alfe auch nicht geben Tonne. Aber darauf geht hervor, daß wirhts. in der Welt nicht geſchieht oder ‚witserhleiht, was nothwendig iſt um Das Reich der Gnade. zu er⸗ hallen nud zu foͤrdern, und daß nichts geſchieht, als das womit die Fortdauer und Die weitere Verbreitung, jenes Reiches wohl beſtehen karn. Was uns alfo--auch in der Welt ſchmerzliches ‚begegnen kann, dasjenige: was unfese höchſte und ewige Ziebe jein ſoll, das Reich Gottes auf-Eyben, ‚das bleibt davon unberührt. Was in diefem nothwendig iſt, das giebt Gott der Herr immer das, weil der Erleſer derjenige: if, der bie Gefammtheit feiner ‚gläubigen vertritt por feinem bimmlifchen Vater, und ‚auch bie Welt, diesweldhe nieht glauben, bie, vertritt. er. eben ſo. Allee alſo aue&halb. Der ‚Here. gekommen if, weshalb wir ba ſind ihm «zu bienen, es geht Den eg den die ewige Weisheit, welche. zu cgkeich die ewige Liebe iR, gezeichnet has. ‚Und jo mag uns alles troͤſtlich um erfteulich fein. map, geſchiehtz. wit wiſſen, dem Reiche Gottes, dieſen Helligthum Dep. „Herpp,: dan Ta ſich kein Sind niß in den Weg Beben, gegn w⸗ Fam nie anſtemnam, dus un. *) Mor, 1a sauna 16

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leibt der Gegenftand det. ewigen —— ‚der beſchugenden All⸗ nacht -und Weisheit Yesi. Höchſten.“ Unve:ſor lange das beficht, ın Deffen Fortbeſtehen wit nicht: zweifetk Niheen, .fo können wir ins Aber "alles menſchliche tröften "und: beruhigen ;: denn * mſere Seltgkeit ausmacht, unſere Freude an dem Herrn;: die kann⸗ ind ſoll uns Immer: unverhirzs. biäben.-und uinverfännneet: =

Wie num 'aber der Herr“ feinem eigentlicheni Zwetfe näher ritt, Indem er die Martha frägt, ch ſie Das Work. fo: meine, daß dr Bruderi Lazarus auferſtehen ſolle fo ſagt Re; 3 ch: meig: nme, saß -er- enierhehen wird in: ber auftrhehung:: ‚dm üngſten Dage DE PrrER EEE EEE En en Eu,

Das m. g. F., das wär‘ Der. Droft wormt ſie auch ſchon infing MM wen: erſten⸗Dagon des:: Schmerzes ſich zu kröſten, die Ueberzeugung von der Unbergaͤnglichkeit ves menfchlichen Geſchlechto, md Daß dieſes ſelbſt wieder der Gewalt des Todes: ſich enſwin⸗ ten werde. Sie ſpricht es auch als etwas aus was Ihr bekannt ſei, aber doch nicht ſo, daß die ——ñ— Empfindung nun’ fen aus ihrem Innern weggenommen wäre -:

Das“ift denn auch der allgemeine: Atoſ aller ſchwachen wenn ihnen begegnet, daß der Herr die. welche ſie lieben von ihrer Seite nimmt. Aber ein anderer iſt ex. doch: ſo wie ihn an⸗ dere Menſchen auch ſaſſen und "haben; wie:denn die Ahndung da⸗ son mehr oder minder deutlich durch alle Gefchlerbter::der "Benz ſchen hindurchgeht, und ein anberet iſt er in ben. Juͤngern des Herrn. Und eben auf dieſen Unterſchied fie aufmerlſam zu mas en und biefem Glauben einen reinern und höhern Gehalt zu ges ben, das war. dio Abſicht des Herrn bei ven legten Morten, in- tem er ſpricht, Ich bin die. Auferfiehung und das Res ben; wer .an mich glaubt: der.wird. leben ob er gleich Kürbe, und wer da lebt und ginukt nn: mid, der wird nimmermehr ſterben. 5 ns =.

Nun wiffen wir wol alle, daß der Herr das nicht genint haben kann von dem natuͤrlichen Tode. Die Merſchen welche

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Damals lebten und an ihn glaubten, ſind geſtorben zu ihrer Zeit, und ale die nachher gelebt haben ebenfalls; und ſo wird es ge⸗ hen mit allen Menſchen in allen Zeiten und Geſchlechtern, fo fange ihre irdiſcher Juſtand dauert. Aber das willen wir, wie er ed. gemeint hat wenn er fagt, Ich bin die Auferfichung und das Leben, daß nämlich in ihem ber Grund fei von bei⸗ den, aufber einen Seite von der Auferfiehung am jüngfien Tage, auf der andern Seite auf von. dem Leben. von weldhem der Herr: fagt; daß diejenigen es ſchon haben als «in ewiges Leben, welche an ihn glauben, und daß vie ſchen aus dem Tode zum Leben hindurchgedrungen find. Er if beides, der Grund biefed geiftigen Lebens und der Grund der Auferſtehung. Und beides m. g. F. denn das if offenbar feine Meinung, hängt aufs genauefte zuſammen. Denn Hätte das menfcliche Gemuͤth nicht die Fähigkeit zu dem Leben aus Gott, welches fie nur von dem Erloͤſer und. vom dieſem nur ganz und vollfommen empfangen kann: dann koͤnnte auch Feine Auferfiehung fein, und das menfchliche Leben würde eben fo flerblich fein wie jebe un - tergeorbnete Art des Lebens, die ſich entwilfelt und wieder ver⸗ geht. Aber mit diefem: Leben aus Gott, mit dieſer lebendigen Gemeinſchaft mit Gott, mit diefem Wohnen des Baterd mit dem Sohne in dem Herzen des Menfchen, mit biefem if auch die Auferſtehung gegeben. Was fich fo weit erheben kann, was ds nee folgen Gemeinſchaft mit der allgemeinen Duelle des Lebens fähig if, das iſt auch über die Gewalt des Todes hinausgerüfft. Und in diefem Sinne fagt der Her, Wer da lebt und glaubt an mid, der wird nimmermehr flerben, db. 8. wenn ex auch ftirbt, fo tft der Tod ihm doch eigentlich nichts; dasjenige was mit Gott verbunden ift muß ewig bleiben, u der Tod fann keine Gewalt daruͤber haben, denn das fagt & vorher, Wer an mi glaubt, der wird leben ob er glei Rürbe. Wie weit nun: Marika das verflanden Bat, fehen wir bau

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us, daß fie, als der Herr euch. Btausbfi Du Das? fagt, Ja Herr, ich glaube daß du bift EHriftus der Sohn Bottes, Der in die Welt gefommen if. So gewiß fie das glaubte, fo gewiß auch jened Wort des Herrn, und es hat auh feinen andern Sinn; ja ed wäre nur ein leerer Schein ges weien, ihn zu erfennen als den Sohn Gottes, der In die Welt kommen follte und gefommen ift um das Reich Gottes zu er⸗ bauen, wenn fie nicht geglaubt hätte, daß in ihm die Quelle des geiftigen Lebens fei, und daß dieſes allein dasjenige fei, was ſich der Gewalt des Todes entziehen kann. Und jo m. 9. F, fo fol es immer fein. Dasjenige was auch mit Recht das menschliche Herz am tiefſten betrüßt, fol, uns zu dem hinführen was allein - das menschliche Herz am höchften erfreut; der irdiſche Top foll und näher bringen dem ewigen Leben, und nicht etwa nur in einer fehr fernen Zukunft e8 uns ſchauen laffen, fondern wie der Herr fagt, Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben. Diefes Leben im Glauben ſchon haben und. in dieſer Einheit des Glaubens und des ewigen göttlichen Lebens wiſſen daß man nicht ſtirbt, ober wenn man auch ftirbt, daß man bach lebt das iſt es, was uns am beutlichften hie Liebe Gottes, wodurch er ſich an dem menſchlichen Geſchlecht offenbart hat, verklaͤrt, fo daß wir ums über alles was irdiſch und vergänglich ift. weit erhoben fühlen, . Und. in dem Glauben un den Sogn Gottes, der in die Welt fommen ſollte, ift die Quelle nicht nur aller Ruhe, alles Troſtes, fordern auch einer unverfieglichen Freudig⸗ feit des Herzens, und das Bewußtſein einer folden Macht und Kraft des Lebens, ‚welche den Menjchen über jede Betrübniß er- hebt und alle Trauxigfeit.in ihm fo umbildet, daß «8 nicht fein lann eine Traurigkeit der Welt fondern eine göttliche Traurigkeit, die da führt zur Seligfeit, zu einer, duch allen Schmerz noch mehr erhöhten Lebe gegen den in welchem allein „Heil ift, und noch mehr erhöhten Freude ap feinen Werfen und an der Macht die ihm Gott gegeben hat im Himmel und auf Erden. Amen.

LIV. Ä

Am 2. Sonntage des Advents 1825.

x

Tert. Joh. 11,8 —40.

Und da fle vas gefagt hatte, ging fie Hin und rici

ihre Schweſter Maria heimlich, und fprach, Der Meitter

iſt da und ruft dir. Diefelbige, afs fie das hörte, ſtand fie eilend auf und kam zu ihm. Denn Sefus war ned

nicht in den Fleffen ‚gekommen, fondern war noch an dem

Drt da Ihm Martha 'war -enigegengefommen. “Die Ju den die bei ihr im Haͤufe waren und tröfteten fie, da

-fie fahen Mariam, daß fe eilend auffland und hinaus.

ging, folgten fie Ahr nach und ſprachen, Ste gefet Sin

zum Grabe, daß fie daſelbſt weine. Als nun Mario

kam da Jeſus war, und fah Am, fiel fie zu feinen pen und fprach zu ihm, Herr wirreft du: hier geweſen,

: mein Bruder wäre nicht geſtorben. Als Jeſus fie foh

weinen und bie Juden auch weinen, die mit ihr kamen, ergrimmte er im Get und betrübte ſich ſelbſt und ſprach, Wo habt ihr ihm hingelegt? Sie ſprachen zu ihm, Here komm und fich es. Und Jeſu gingen die

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Augen üßer. Da ſprachen bie Juden, Siehe wie Bat er ihn fo lleb gehabt. Etliche aber imtee ihnen ˖ſpra⸗ chen, Konnte der dem blinden die Augen aufgethän Bat, nicht verfchaffen daß auch diefer nicht ſtürbe? Jeſus "aber ergrimmte abermals im ihm felbft, und kam zum »Gräbe. Es war aber! eine Kluft und ein Mein- darauf gelegt. Jeſus ſprach, Hebet den Stein ab. Spricht zu Um Martha, die Schweſter des verflorbenen, Herr er finft ſchon, denn er iſt ſchon vier Tage gelegen. Jeſus “Spricht zu iht, Habe ich die nicht gefagt, fo du glauben würden; du foltent die Herrlichteit Gottes ſehen?

a. F. Wie wir eben mit: einander heſungem haben in niehung auf das was der Erköſer dem ganzen menfchlichen Ges lecht geweſen if, fehen wir ihn nun hier in -unferer fort reitenden Etzuͤhlung in einem einzelnen Falle dargeftellt, aus : Gntfernung hinkommenv um Roth und Ahgft'in den Gemü⸗ m die ihm befreundet waren zu ftillen; und was durch eine vermeidliche WBerzögerimg ertflanden war wieder gut zu machen ich die Kraͤfte die ihm: Gott gegeben hattes und wir -mögen I fagen, daß auch die Fortſezung dieſer Geſchichte eine wuͤrdige d angemefiene Beirächtung für uns in dieſer Zeit darbietet. Ad Martha nach dem Geſpraͤch mit dem Herrn, "weiches : nenlidh mit einander betrachtet haben, wieder hineinging: fo- te fle wol bie Abficht den Auftrag des Herrn, der wie un⸗ Etzaͤhlung berichtet noch außerhalb des Orts wo die Schwe⸗ n wohnten ſich aufhielt; zu erftillen, daß fie Ihre Schweſter ho⸗ ſollte; denn fo ſagt ſie zu det Marla, Der Meiſter if da d ruft Bi" Wahrſcheinlich hatte ſie auch den Auftrag ſelbſt der mitzukommen, benm fie war hernach auch wieder da und te dem Helkn, als er begehrie daß das Grab geöffnet werben te, Hetr er Rinkt fon, denn er iſt vier Tage ges ſen. Denn. da wir wiffen aus andern Erzählungen, daß

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bes größte Theil der Sorge für das Hausweſen ihr oblag: bürjen wir wol nicht glauben, daß fie aygenbliftlich umgefcht w als nur auf einen ausbräfflichen Befehl des Herrn. Und eben wenig war es wol zufällig, daß fie ihrer Schwefler Heimli fagte, Der Meifter iR da und wft dich, fondern gewiß iſt es Wille des geweſen. Deyn es muß und dies abfühtl erſcheinen, der Herr draußen verweilte außerhalb bes Cru und nicht Hineingehen molkte in, dad Haus, wo die Freunde u mitflagenben der Schwefter waren. Weswegen? Dedwegen m fie wol meiſt ſolche waren, bie ihm fremd wargn und benen au wol wahricheinlich fein. Verhaͤliniß zu ben Schwellen fremd w Ja gewiß auch dürfen wir vorausſezzen, daß es ſeine

geweſen fei bei dieſer merlwuͤrdigen That der Gcwellung des zarus, alles was er dabei that ohne viele Zeugen und ohne fr Zeugen zu thun; daher er nur die betrübte Schweſter der Dar rufen ließ. Denn wie er wußte was in dem Herzen Des RI ſchen war, fo fonnte er fich denken bei der anfjehnlidden Mer von Menfchen, ‚vie aus Serufalem gelommen waren um Schweſtern zu tröften und mit ihnen zu Hagen, daß barum manche jein würden, die von feinen Wunder, gehört Hatten, au folhe die etwas auf ihn hielten, aber auch gewiß ſolche die der Seite feiner Gegner waren; und er wollte, daß biefe Hu dung, in weicher er feine göttliche Kraft auf eine fo ausgeze nete Weife offenbarte, nicht wieder aufs neue feinen Gegn zum Fallſtrikk gereichen follte; er wollte unſchuldig baran ) daß ihnen dies eine Beranlaffung würde vie Berfolgung ge ihn zu fchärfen und feinen Tod zu befchleunigen, wie es bern wirllich geſchah. Darum ließ ex die Maria heimlich rufen. jeine Abficht ging nicht, in Erfüllung, fondern als bie weldk | ihr waren, fahen wie fie eilend aufflaud und hinausging, fol; tie ihr dennoch nad, indem fie meinten, fie werde wol zum gehen und dafelbit weinen. . Das fonnten fie, wenn fig nicht kört hatten was Martha ihrer Schwefler gefagt hatte, wol

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hen wicht mur als einen’ natirlichen Ausdrukk des Schmerzes, idern weil es hernebranhie Sitte war am Grabe ber verſtor⸗ nen ſelbſt den Schmerz zu-nähren unb zu Hagen, nber durch

8 leztere zugleich ihn zu linden. Darum glaubten fie ein

ht zu haben, fie dahin. zu begleiten woßin fie ging; und Mas ihrerſeits, wiewol der. Auftrag des Herrn auf eine ftille Weiſe fie gefommen war, wollte und Eonnte ihnen nicht wehren, und kam fie denn dahin wo der. Herr war, mit dnem großen il derer die ſich in ihrem Haufe eingefunden hatten.

Als fie nun dahin Kımen, wo Jeſus ausdruͤlklich geblieben tr um fie und Ihre Schweſter zu erwarten, und fle. feines: An⸗ ft gewahr wurde: fo fiel .fie zu jeinen Füßen und fprach, err wäreft du hier .gewefen, mein Bruder wäre ht geflorben. Das find biefelbigen Worte, die auch Martha s fie zuerft zu ihm herausfam gejagt hatte, Herr waͤreſt bu er geweſen, jo wäre mein Bruder nicht geftorbem.

Dog Marla ihm zu Füßen fill, das war nicht ſowol bie telung und die Geberbe einer bittenden; denn fie hatte feine itte Die fie auszufprechen ‚wagte, weil:ihe Fein: Beifpiel befannt ar, Daß der Herr einen todten .erweflt hatte, wie viel ander eitige Thaten fie auch fonft von Ihm wiften mochte; fie Hatte ine Bitte an ihn, fondern nur die Klage, Herr wäreft du hier wefer, fo wäre mein Bruder nicht geftorben, und alfo das Ber uern Darüber, daß der Herr nicht hatte früher ankommen koͤn⸗ n, um ihn vom Tode zu retten; und daß fie zu: feinen Fuͤ⸗ n nieberfiel, war die natürliche Stellung der Verehrung, das

rugniß davon, daß wiewol er ihm nicht habe heifen koͤnnen, wie

ſchon vielen anbern feine Hülfe erwiefen, dies dennoch ihrer erehrung und Liebe gegen ihn feinen Abbruch that.

Als Martha viefelden Worte gu dem Erloͤſer gefagt hatte, tte fie Hinzugefügt, Aber ih weiß:aud, daß was du bit- ſt von Bott, das wird dir Bott geben, woran denn e Herr ein weiteres Gefpräch mit ihr angelnüpft hatte, über

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der größte Theil des. Sorge für das Hausweſen ihr oblag: bürfen wir wol nicht glauben, daß fie augenblikllich umgekehrt wi als nur auf einen ausbräfflichen Befehl: 0e8 Herm. Und eben | wenig war ed wol zufällig, daß fie ihrer Schweſter Heimiii fagte, Der Meifter ift da umb vuft Dich, fondern gewiß iſt es u Wille des Herrn geweſen. Deun es muß und ‚Dies abfichtii erſcheinen der Herr draußen verweilte außerhalb des Orie und nicht hineingehen wollte in das Haus, ‚mo, bie Frezinde u witflagenben ber Schweſter waren. Weswegen? Deswegen

fie wol meift ſolche waren, die. ihm fremd wargs und benen au wol wahrſcheinlich fein. Berhältmiß zu ben Schweſſern fremd wa Ja gewiß auch dürfen wir vorausfezzen, daß es feine an gewefen fei bei diefer merkwuͤrdigen That der Giewellung des ! zarus, alles was er dabei that ohne viele Zeugen und ohne freni Zeugen zu thun; Daher er nur die beisübte Schweſter der Mari rufen ließ, Denn wie er wußte was, in dem Herren bed Ma chen war, fo konnte er fich denken bei der anfehnlichen Ben; von Menfchen, Die aus Jeruſalem gefommen waren um b Schweſtern zu tröften und mit ihnen zu Hagen, daß darum manche fein würden, bie von feinen Wunbern, gehört ‚Hatten, au ſolche die etwas auf ihm hielten, aber auch gewiß. ſolche bie a der Seite feiner Gegner waren; und er wollte, daß biefe Hun lung, in welcher ex feine göttliche Kraft auf eine fo autgezei nete Weiſe offenbarte, nicht wieder aufs neue feinen Gegne zum Fallſtrikk gereichen follte; er wollte unſchuldig daran je daß ihnen dies eine Veranlaffung würbe die Verfolgung geg ihn zu fchärfen und feinen Top zu befchleunigen, wie e8 hemu wirklich geihag. Darum ließ er die Maria heimlich rufen. Ai feine Abficht ‚ging nicht in Erfüllung, fondern als bie weldhe I ihr waren, fahen wie fie eilend aufſtand und binausging, folgı fie iht dennoch nach, Indem fie meinten, fie werbe wol zum Gira gehen und dafelbf weinen. Das fonnten fie, wenn fie nicht | bört hatten was Martha ihrer Schweſter gefügt Hatte, wol u

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uthen nicht mur als einen. natırtichen Ausdrukk des Schmerzes, ndern weil es hergebrachte Sitte war am Grabe der verſtor⸗ nen ſelbſt den Schmerz zu. nähren un zu Hagen, aber durch 18 leztere zugleich ihm zu lindern. Darum glaubten fie ein eht zu Haben, fie dahin’ zu begleiten wohin fie ging; und Mas a ihrerſelts, wiewol der. Auftrag des Herrn auf eine ſtille Weife t fie gefonmmen war, wollte und Eonnte ihnen nicht wehren, und lam fie denn dahin wo; der. Herr. war, mit einem großen heil deren die fich in ihrem Haufe eingefunden hatten.

AS fie num dan hkamen, wo Jeſus ausdruülklich geblieben a um fie und ihre Schweſter zu erwarten, und fie. feines. An⸗ ift6 gewahr wurde: fo fiel ‚fie zu feinen Fuͤßen und ſprach, ſerr wäreft du Hier .gewefen, mein Bruder wäre iht geftorben. Das find biefelbigen IWorte, die auch Martha '6 fie zuerft zu ihm herauskam gefagt hatte, Kerr waͤreſt du et gewefen, fo wäre mein Bruder nicht geftorben.

Daß Marla ihm zu Füßen fiel, das war nicht ſowol die stellung und die Geberde einer bittenden; denn fie hatte feine Iitte die fie auszufprechen wagte, weil: ihr Fein: Beiſpiel befannt ir, daß der Herr einen todten erweftt hatte, wie viel anders kitige Thaten fie auch fonft von ihm willen mochte; fie hatte ine Bitte an ihn, fondern nur die Klage, Herr wäreft du bier eweien, fo wäre mein Bruder nicht geftorben, und alfo das Ber auern darüber, daß der Herr nicht hatte früher ankommen koͤn⸗ m, um ihm vom Tode zu reiten; und daß fie zu’ feinen Fuüͤ⸗ en nieberfiel, war die natürliche Stellung der Verehrung, das ſeugniß davon, Daß wiewol er ihm nicht habe helfen’ können, wie ſchon vielen andern feine Hülfe erwiefen, dies dennoch ihrer zerehrung und Liebe gegen ihn feinen’ Abbruch that.

Als Martha viefelden Worte zu dem Erlöfer gejagt hatte, atte fie hinzugefügt, Aber ich weiß:aud, daß was du bits ft von Gott, das wird dir Bott geben, woran denn er Hers ein weiteres Gefpräch mit ihr angefmüpft hatte, über

DER

welches? mir: ung neilich unterhalten ˖ haben. Wiewol Wit Urſat haben aus:anbeen Etzaͤhlungen zu vermuthen, daß varr'nen. bi den: Schweſtern⸗ geradr Maria am melſten "ben vertracten· * Herruigehoͤrte, und daß ſie ſich ain / eifvigſten ſeinen: Lehre hing, welin er. hinkam ac. Be gu beſuchen, welches ale noch ein e srauteres: Berhältniß zwiſchen ihm / und Der: Maria. ausſagt, gzwiſchen ihm und ihres Schweſter: fo wußte doch der | ihre. Worte kein. weiteres Gefjräd ;zurinüpfen,: wahrſchelnlich vo er nicht allein. war: mit. ie, und. welt ‚was en: Ihe: aͤhnaliches fngen gehabt: hätte, nicht Für ben war, wide in ihrer Begleitu gekommen wären. oa nd

Das !ſchwierigſte aber in dieſem Thet ver: Erzaͤhlung | 8.5: iſt ˖ gewiß das was nun mnmittelbär ſolgt, Als Fefı für fah weinewiund die Juden auch weinen, die m ihr famen, ergrimmte er im Geiſt und detrüdte ji jelbft. Wenn wir das buchſdäblich nehmen nach dem Gebrau den das Wort, welches auch unſer Luther ganz richtig gemä hat, in dem gewöhnlichen Leben zu haben pflegt: fo iſt ein E grimmen im Geiſte ewwas was wir bei dem Erlöfer ni Uriach Haben: fönnen zu serwwarten, und wozu hier gebe, wo i alles mehr zu einer Ichmerzlichen und wehmuͤthigen Theilnab Mimmen ‚mußte als ſolche Empfindungen. aufregen, gar’ feine N anfaftung zu fein ſcheint. Chen fo. wenn es unmittelbar dar: heißt, Er betrübte fich felbfl: Denn: daß er bettübt w wird jeder natuͤrlich und in ber: Ordnung finden; aber wenn heißt, Ex betrübte fich felbit, oder wie es eigentlich ‚heißen ſol er erſchuͤtterte ſich ſelbſt, er regte ſich ſelbſt auf: ſo ſcheint v nicht Mehr etwas natürliches zn fein: Denn dab der Erf: fich den natürlichen Empfindungen der Theilnahme hingab, ı wifien wir. von ihm, und es gehört dies mit zu ſeinet Gleich! mit uns allen; aber daß er fich hätte. aufregen follen zu ein 1086 er nicht empfand, fo. wie. wir dies bei feinem Menfchen | digen, fo au) ‚nicht bei ihm.. Wir: leſen aber gar nit, daß

nh: einen wirklichen Ausdeutb den Zuſtand ſeines Gemirthis ge⸗ ijert hai, und: fo war ed auch nur das was Johannes in den eſichtszägen und in ben Geberden Des Griöferd bemerkte, was ſo wie, e& hier Hecht ausgedrükkt Hat, Und allerdings mürfen iv ſchließen, daß ed ehwas. gang befondered umd ihm befremven- 3 war, was ſich; in den Minen des Erloͤſers darſtellte. Wo⸗ ned aber ‚ausging und mad. das bleibende und beharrliche Dad i war, das fehen wir in dem folgenden, wo es heißt, Als «ap fragt hatte, wo fie-den verftorbenen hingelegt, und ihn geantwertet, Komm. und fieh es: da gingen ihm Augen über „Natürliche freundſchaftliche fchmerzliche Thrä⸗ n aljo waren a8, in welche fich dieſer Gemuͤthszuſtand auflüfte, daß auch die fremden ‚unter einander ſprachen, Siehe wie.has "ihn fo-Lieh gehabt Liber ein. fo plözlichet Mebergang von m was; in dem gewöhnlichen Sinne des Worts ein Ergrim- en im Geiſte genaunt werden kann, zu folhen ruhigen Throͤ⸗ n und zu einer ſo ruhigen Wehmuth, wäre wieber ewas uns wöhnlides. ‚Mad mag es alſo fen, mas Johannes uns in ja Worten. hat darſtellen wollen! 1F

Wir muſſſen daran denlen, wie ich ſchon in dieſer aahten merkſam, darquf gemacht..habe, daß fo wie der Erlöſer innere runde hatte, ſolche, die ‚im feinem, unmittelbaren Beruf lagen, j die Nachricht von der Krankheit des Lazarus nicht cher ſich mubegeben var; dem. Orte wo er getade war, ſo daß er :crh chdem Lazarus ſchon geſtatben und ſchon vier Tage: im. Grabe egen hatte, hier. einſreffen konnte: ſo war dem Erloͤſer nicht ent⸗ ngen, welchen, Mafluß auf, ihn ſelbſt dieſe Begebenheit haben irde. Itzdem⸗alſq wes er. ine Begriff. war, zu.:thun. in diefen genblikk vor tigen Seele ſtand, und. ihm auch nicht enming 3 dieſe Handlung als ein neuer Erweis feiner wunderbaren ft, obwol ey. gehoninien war fie’ u Deretwillen :gm.:vertichten, denen es, if einam flillenen: ;sorkertuteren:Mechältwiß :tebte,: fo ihm eben dashalh anfaam Herzen 1iag: ſie in der: Stille zu

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verrichten, Dennoch durch Die auwiefenden, Wie er naicht Mtoikefl hatte, eine Berühmtheit erhaften wärbe, die er nicht ˖ ſuchte, wi daß eben darin feinen Feinden eine neue Beranlaffung wäre a geben werben Ihm zu verfolgen und ſich fo an ihhm zu verjünl gen; indem er wol wußte, daß die anweſenden die erſte Nachrii von diefer außerornentlichen Begebenheit zu den Hohenprieſter die ihm ſchon feindſelig waren, und zu dem füdifihen Harh br gen würben: nım, fo nrußte der &ebanle an feinen eigenen Td an den Zufammenhang dieſer vom Tode erwellenden Handiuı mit der Beſchleunigung ſeines elgenen Todes, das mußte Ihn a eine eigenthuͤmliche Weiſe bewegen, und gewiß war es ber Au druff folcher einander widerſtreitenden Empfindungen, die ums I hannes auf eine unzureichende Weiſe, wie fich denn vergleich am wenigften ſcharf umd genau durch bie Sprache befchreiben Iäj in wenigen Worten darftellt; und was er zulezt fagt if ber ii nere Kampf zwifchen diefen entgegengeſezten menülkgen Enxpf dungen in den Gemuͤthe des Erloͤſers Ohne alfo nun fich in irgend eine Weitere Erörterung di aulafien über das was in ihm vorging und über den Zuſamme Hang biefer Handlung mit feinem nahe bevorſtehenden Schikli— fondern wie er dns mit fich felbR war, fo ging er auch u einem ruhigen und feligen Bewußtfein und gewiß nicht ohne di Mille Betrachtung des Lebens und des Todes hin, um den vi Rorbenen Freund zu erweklen, und auf bem Wege dahin umd | der Nähe des Orts wo ihn hingelegt hatte va, wie Bi ſteht, gingen Jefu die Augen Über, fo daß die Juden fp: den, Wie hat er ihn fu lieb gehabtz etliche aber unter | wen fagten, Konnte der dem blinden Die Augen anig than bat, nicht verſchaffen Daß auch dieſer nit ſtärbe?

So ſehen wir m. g. F. hier wieder einen verſchlebenen Ci deulk, den bie: Zeichen ver Thellnahme und ber Innern Bewegu des Grlöfere hervorbrachten. Die einen gingen auf cine ri

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enſchliche Weife in die Sache hinem; und indem ſie fasten; iche wie hat ex ihn fo lieb gehabt, fo fahen fie es an als cin eichen von dem innigen Verhältniß des Vertrauens und der reundſchaft, welches flattgefimben hatte zwifthen dem Erlöfer und . m verſtorbenen; und indem fie darauf ihre Aufmerffamfeit rich⸗ ten, verbreitete ſich auch auf fe die Theilnahme des Crlöfers, nd das Verhältnig welches zwiſchen ihnen flattgefunden Hatte, arde der Gegenfland ihrer Empfindung. :

So m. g. F. ſollte es fein, und bie fo unter einander ſpra⸗ en, das waren die reinſten menſchlichen Gemuͤther in der Ver⸗ mmlung. Nichts iſt fo geeignet dazu als Verhaͤltniſſe wie die⸗ 8, das was in den innerften Tlefen des menjchlichen: Herzen® rgeht andern auf die Harfte Weife nicht nur vor Augen zu le n, fondern auch dieſelbe Empfindung mit in fle hineinzutragen. nd wenn auf der einen Seite der Tod die Menſchen von em ider trennt für das irdiſche Leben für Immer, fo ift ein jeber iger Fall mit einem / ſolchen Gemüth aufgenommen, je mehr er e teilnehmenden bewegt, um jo mehr ein Mittel, Diejenigen elche noch Tänger auf Erden leben follen näher mit einander zu tinüpfen, indem fich dabei mehr als fonft wo bie innerfle Tiefe nes jeden aufichließt. Das iſt das große Geſez der Natur des enſchlichen Geiſtes; und wenn wir bebenfen, wie das Wort bie le Wahrheit ausdrüfft des göttliden Weſens, daß Gott die iebeift: fo erfennen wir diefelbe auch vorzüglich darin, daß er Das fimmfte und betrübennfte In dem Furzen vergänglichen menſchli⸗ m Leben, den Tod unferer lieben, auch vermöge jenes ewigen tſezes der menfchlichen Ratur zu einem’ neuen Bande der Liebe naht Hat, auf daß, fo wie ſich überall beweiſt daß Gott Die be if, wir auch durch diefelbe in allen andern die Liebe zu veffen und zu erhalten ſtreben.

Andere aber Fahrten Die Sache auf mehr auf ine verflänbige eiſe, indem fle daruͤber nachdachten, wie wol ber Schmerz den Tod des Lazarus den feinigen verurſachte, hätte verhindert

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werben fönnen,- any halh venwundert ſagten, Wie iſt es we zugegangen, daß der, welcher dem blinden Die Ai gen geöffnet bat, nicht hat bewirken können dal Kiefer nicht ſtärbe? Näher unterrichtet waren fie wol nid davon, wo der Crloͤſer geweſen war und weshalb gs nicht frühe hatte da fein fönnen; und fo können wir, nicht fagen, daß di Vorwurf in ihren Worten lag gegen ben Herrnz aber doch wu es nicht die Stimmung, bie in beffern Gemuͤthern beſonders ü folchen Yugenbliffen die herrſchende iſt. Denn freilich können wi uns nicht enthalten über den Zufammenhang ber menſchlichen Ga brechen und beſonders über dasjenige in unferm Lebenskreiſe, wu in dem das wichtig iſt ‚und entjcheidend. für das Leben, einen menfchlichen Ausbruff gemäß zufällig ifl, nachgubenfen und ;| weihellen. Das war die Betrachtung welche viefe.anftellten, weld ein wunderbarer Zufall es doch fei, daß ver elcher noch kur ꝓwor feine außerorpentliche Kraft au der. Heilung. des blindg bornen bewiefen, der jezt eben gekommen ſei und der auch nid unterlaſſen haben würde früher zu. fpommen, wie man aus jeint Stimmung ficht, wenn es ihm möglich geweſen wäre, daß « nicht habe da fein fönnen; daß der welches fo vielen gzholfen, di ihm nicht fo nahe geſtanden, nicht zur rechten Jeit habe eintreffe können, um demjenigen Hülfe zu bringen, ber ihm je lieb geweſe war. :Umd. wahrlich wenn wir es nur bewachten ald ein zweite und nicht als die erſte herrſchende Stimmung: fo werben wir iu gen, es ift natürlich, ja nicht nur natuͤrlich, ſondern in bem red ten Maaße gefchehend iſt es fromm. Denn was koͤnnen wix as ders als mit frommem Gemüthe,den göttlichen Rathſchluß bar finden und verehrten? und warin zeigt ſich der-größer und her licher, alg wenn wir fehen wie in menſchlichen Diggen wei menjchliche Liebe noch menfchliche Kraft hinreichen um eine jold Berfeitung ver Umflände. unwirkſam zu machen, buch weld Gott nach feinem Rathichluß biete oder jene Begebenheit hei beigefäfet hat. Wie viele folder Verkettungen ‚bemerten w

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cht bei allen menſchlichen Begebenheiten, bek den: ſrerdigen und igenehmen · eben fo ſehr alsı.bei den unangenehmen und betruͤ⸗ nden Und da werden Ale: venn vorzüglich und mit Recht m dem Gefuͤhl durchdrungen, daß der Herr allein es iR, ver e menſchlichen Dinge :beitet, "an daß. wir für ‚ung nichts vers sm. u i Aber freilich m. g. 5. das fol unfere Empfindung fein Kot nur bet ſolchen Beranlaffungen, wo das ſcheinbar zufällige as auf eine beſondere Weiſe nahe tritt, ſondern auch ſelbſt m alles was gefchieht, aber burch ‚menfchliche Kräfte, fo und: it anders erfolgt, auch dann fol fein Friede, das Bewußiſein 3 Ewige: in ‚keinem Augenblift uns ganz verſchwinden mb. wüfftreten, ja nadı dem Maaße ver Wichtigkeit der Sache folr n wir denken, daß dies nichts anderes geweſen iſt ale ein Mit« I den. Rathſchluß des Ewigen zu ‚erfüllen, und.baß wenn ber oxliegende Erfolg nicht eingetreten wäre fonbern etwas anderes, en foihe Zufälligfeit würde dazwiſchen getreten fein, die wis. - iht begreifen, und das Bewußtfein des menſchlichen Willens und, x menfchlächen Zreiheit aufgehoben haben. Wenn aljo ber: wangeliſt noch einmal wienerholt, Jeſus ergrimmte aber als im Geiſt, fo Haben wir keine Urſache dies in Verbin⸗ ung zu. bringen mit dem wäs die umſtehenden gejagt hatten. van der Erlöfer war gewiß in biefem Augenblikk zu ſehr Ani ch jelbft gekehrt. und in den tiefen geheimnifisollen:-Zufastinens ng der göttlichen: Wege. und befien was jezt geſchehen follen erſenkt, als daß er feine Aufmerkſamkeit Hätte sichten koͤnnen up gleichen yerfünliche Aeußerungen, die um ihn her geichahen;: 3 war nur eine Wiederholung des rein aus feiner Kraft und: us der Lage der Sache heworgchenden Zuſandes in walchem⸗ : fi beſand rin Und fo fam.er zu dem Grabe, welches nach ben damali⸗ m Gebrauch bei denen die..fich. irgend eines Wohlſtandes ep, euten eine Felſenhoͤhle war, mehr oder weniger d Beni Hom. üb. Ev. Joh. IL

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Kauft pidetait nach der Anordaung der Bartnasfbien sb Freum des verſtorbenen; hier ebenfülls eine Felfenkiuft,. und ein Sici war Darauf gelegt Als er nun dahin kam qud fagie; Hebe den Stein abı fo wollte Martha die Schweſter des verſtoe benen wesen, gewiß indem fie glaubte, ber Here ineliie mach ein mal den Leichnam des verftorbenen fehen, und fie wollte ih wol davon zurüffhalten, um ihn vor dem widrigen Endeult bei der Anblikk des verſtorbenen auf ihn machen Tönnte zu ven,: indem fie glaubte, er wiſſe nicht wie lange ſchon der : vom ihres Bruders im Grabe lege. Da ſprach ber Ger 3 ie, Habe ich dir nit gefagt, fo bu glauben würden du fulltef die Herrlichkeit Gottes fehen? ud erinna fie alfo an etwas ans feinem erſten Geſpraͤch mit ihr, was um aber der Guomgelift nicht fo buchſtätiich aufbamahrt ak wduon ſehen aus dieſen Merten m. 5 |, daß der Herr befie volllommen ſicher und gewiß war ma daß kein Zweifel darübe in ſeiner Seele waltete, das werde geſchehen, was ex feinen Jün gern Thon vorher gefagt hatie, Ich aber gehe him, daß id . ibn auferweile, und mit biefer Gewißheit verweifl er aud die Martha Darauf und erinnert fie, ver Worte Die ex vor kurzer zu ihr geſagt Hatte, Habe ich dir nit ‚gefagt, jo di glauben würdef, du jollteh die Berrlichfett Better fahen? Kur ans üoch m. & 8. tan is dabei: wöf einfallen. Ha ber Here etwwa diefe That, welche zu verrichten er jezt bereit war a den Glauben des Martha gebunden, -fo daß wenn Martbı nücht geglaubt hätte, Lazarus nicht wieder auferſtanden wäre voꝛ ben tobten?! Wit michten; denn er fagt nicht, So bu glaube würbef, jo würde dein Bruder auferftehen, fündern Lazarus Hätt auferfichen Können, aber wenn fie nicht glaubte, die Hern lichteit Soties Hätte fie nit gefehen. Ach unb bad mg. 8. gilt nicht nur bei dem. wunberbaven, fundermänmer um Bberall bei allen Berhältnien tm :menfchlihen Leben. Wer nich!

- Mi J a ' subt, der fleht die Herrlichteit Goues nicht, dee: blella bloß: ich a menſchlichen und natärlichen ftehen,: und. auch: das unbegteiſ⸗ de, das wunderbare IR ihm mur ewwas unbenfbgres, wenn bE cht dabei auf das göttliche und auf ben hoͤhern Bufanınenhang * Dinge geführt wird, welches in dem Menſchen nur gefchieht uch den Glauben. Und fo waren unter denem bie Hier. mit: au m Grabe gelommen waren, viele welche fahen wie Lazarus auf wett wurbe durch Die in dem Heren nirdergelete Kraft; aber e fahen die Herrlichkeit Gottes nicht.

Und fo laßt ums denn dieſes große Wert beiten nis din Bort welches ber Herz uns allen fagt, So du glaubſt, ſo irſt du Die Herrlichkeit Gottes fehen. Und das koͤn⸗ m wir im vollen Sinne auf ihn ſelbſt anwenden in Beziehung ıf feine ganze wohlthätige und erlöfende Beſtimmung. Das if ades eines und baffelbige, an ihn glauben und in ihm die. Herr⸗ het Gottes fehen; ohne das eine if auch das andere nicht oͤglich. Richt iſt es der Fall, daß der Menfch kann mit einem aglaͤubigen Herzen die Herrlichkeit Gottes in dem Erloͤſer fehen ad dadurch zum Glauben an ihn geleitet werden; nicht iſt es glich, daß der Menſch kann an ihn glauben und noch als ein veited oder eine entfernte Kolge die Herrlichkeit Gottes fehen; mdern beides ift vollfommen eines und daſſelbige. An ihn glau⸗ m und in ihm die Herrlichkeit Gottes jehen, an Gott glauben win allem was in ber Welt gefchleht vor allem andern bie klichteit Gottes fehen und nach allem andern menſchlichen, fei auch noch fo groß und erhaben, immerdar zu dem ewigen wüffehren und die Herrlichkeit Gottes fehen, das m. g. F. iſt ides eines und dafielbige. Der Glaube iſt ed, was uns in al m irdiſchen das ewige und bimmlifche zeigt, von allem natür, den uns auf den ewigen Urheber der Ratur, und von dem alle kiege der Welt ausgegangen find, zurüffführt. Und eben fo an a Erlöfer als den Sohn Gottes glauben und in Ihm bie Herr- hleit Gottes fehen, welcher allein die Menfchen, ſo wie erihnen

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einzeln das irdiſche Lehen gab durch biefeldige, fo and) .. m dom hoͤhern Leben ‚bringen kann, . weiches bach nicht zu ſchehen vermag ohne den Glauben: fo an ihn glauben und i ihm die Herrlichkeit Gottes‘ ſehen, das Ebenbild des’ goͤttlich Weſenq, ven Abglanz der göttlichen Kerrlichleit, ohne welche das nicht ’Hätte fein koöͤnnen das iſt eines und .paffelbige.

fo laßt ung denn auch: hier fagen, Kerr ich ‚glaube, Hill meinem Unglauben*),: bamit wir ‚immer fehler darin überall Durch die Heilige Kraft des Glaubens die. Herrlidt Gottes zu fehen, an’ weicher bier in dieſem Leben, we nid beharrlihes if, ohne ben Glauben niemand Theil nehmen kan Amen.

9 Marc. 9, 24.

| LV. | Am 4. Sonntage des Advents 1825.

Text. Joh. 11, 1

Da hoben ſie den Stein ab, da der verſtorbene lag. Jeſus hob aber feine Augen empor und ſprach, Water ich danke dir, daß. du mich erhoͤreſt haſt; doch ich weiß dag du mich allezeit hoͤreſt; ſondern um bes Volkes wils len das umher ſieht fage ich es, daß fie glauben du Has beft mich ‚gefandt. Da er das gefagt hatte, rief er mit lauter Stimme, Lazare, komm heraus! Und ber ver ſtorhene fam heraus, gebunden mit Grabtuͤchern an -Züs gen und Händen, und fein Angeficht verhüllt mit einem

Schweißtuch. Jeſus ſprach zu ihnen, Löfet ihn auf und laßt ihn gehen Diele nun der Juden die zu Maria gelommen waren und fahen was Jeſus that, glaubten an

ihn; ‚etliche aber von ihmen gingen hin zu den Pharijäern, und Tagten ihnen was Jefus getan hatte. Da verfamm- Ieten -die Hohenpriefter und die Pharifäer einen Rath und ſprachen, Was thun wir? Diefer Menfch thut viele Zeichen. Laſſen wir ihn alſo, fo werden fie alle an ihn

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glauben; fo kommen denn die Römes und nehmen m Sand und Leute. Einer aber unter ihnen Kaipha der beffelben Jahres Hoherpriefter war, ſprach zu i sin, Ihr wiſſet nichts, bebenfet auch nichts; es iſt un befier, ein Menſch ſterbe für das Bolf, denn dag ganze Bol verderbe Solches aber redete er nicht v ſich ſelbſt, fondern weil ex deſſelbigen Jahres Hoherprici war, weiffagte er; denn Jeſus follte flerben für das Bol und nicht für das Volk allein, fonbern daß er die Ki der Gottes, die zerfireut waren, zufammenbrächte. Bi dem Tage an rathfchlagten fie, wie fie ihm töbtete Jefus aber ‘wandelte nicht mehr frei unter den fondern ging von dannen in eine Gegend nahe bei Wuͤſte in eine Stadt genannt Ephrem, und Hatte fe Weſen daſelbſt wit feinen Jünger.

M. a. F. Dasfenige was zuerſt in dieſem Terte unfere Al merkſfamkeit auf ſich zieht, das wunberbase in ber Wiedererw kung des Lazarus, iſt immer freilich daſſeuige worüber niema eiwas zu fügen weiß, dem es iſt unſeren Augen verborgen W wir aber davon wiſſen, das ſind bie Worte des Herrn ſelbſt, die wir uns. ulfo auch ganz vorzüglich zu Halten Haben. Gr 5 feine Mugen auf als der Stein des Grabes gehoben war, u ſprach Baier ich danke dir, daß du mich erhöret ba doch ich weiß daß du mich allezeit höre.

Alfo einmul war er deſſen ſchon jest gewiß, daß Laza nicht etwa erſt zum Leben zurüffchren würbe, ſondern daß ſchon in ihm zurüffgelehrt ſei; venn ex ſprach, Ich danfe Dir, ı du mid exhöreft Haft. Aber dann fehen wir auch, er fchı dieſes Wunder nicht ſich ſelbſt zu als eine unmittelbar von | auf den Lazarus außgegangene Wirkung, wie er dam audh = nichts fichtbared ober hörbares in biefer Beziehung gethan ba fondern er ſchreibt das Wunder feinem Vatet u, abes alſo

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drehen auf feine Mktte, auf das fille @ebet fehied Herzens, inc hes aber nun er In der Gewißheit daß es erhöret ſei laut vurde und ſich ausfprach. Das Lautwerden feines Gebetes er lärt ee uns felbft in den hoͤchſt merkwuͤrdigen Worten, Doc ch weiß daß du mich allegeit Höref; fondern um deß Boltes willen das umher Reht fage ich es, bag fie jlauben du habeſt mich gefandt.

Hier m. 9. F. fehen wie nım wieder in dem hochſt bedeu⸗ enden Augenblikk den Unierfſchied zwiſchen dem Gridfer und al- en andern Menſchen, nicht nur denen die von ihm und alſo auch son der rechten und lebendigen Gemeinſchaft mit feinem und un⸗ em Bater im Himmel abgefondert find, ſondern wir mögen wol jagen den Unterfchieb zwiſchen ihm und allen auch feinen bewaͤhr⸗ ten treueften und lauterfien Süngern. Denn wer vermächte das vol zu fagen, Ich weiß daß du mid allezeit hoͤr eſt. Das Ionnte nur derjenige welchet auch fagen Eonnte, Ich und der Bater find eina. Freillch m. g. F. Bat er auch ung einen Theil von. dieſem felnem Borzug vermacht und hinteslaffen, indem x nämlich fagt, So ihr etwas bitten werdet in meinem Kamen, fo will ich den Vater bitten und er wird es ich geben*); fo daß wir fagen Fönnen, auch wir wenn wir me auf die rechte Welle und Im vollen Sinne des Wortes in kinem Ramen beiten, fo mie er und da wo er ed geihan Haben hürbe, und um nichts anderes als um was aud er gebeten ha⸗ ben fönnte: fo wird es uns der Vater geben; und alfo unter dies kt Bedingung werben auch wir fagen koͤnnen, daß uns ber Ba; ter immer hört, wenn wir fo und nicht anders beten. Aber frei⸗ ih würbe dazu auch gehören, daß fo wie er von ſich fagen Ionnte, Ich und der Vater find eins, fo auch wir von und ſa⸗ gen fönnen, daß wir mit ihm eins fin. Das Mt nun freilich das Ziel welches er uns allen vorgefefti Nat, daß wir unier ein⸗

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9 oh, 16, B.

| 0 - ander unb mit ihm fo eins fein ſollen, wie er neit dem Bater cin war; aber es iſt das Ziel feines Gebetes, weldhes von dem A genblitf au, we das wahr iſt und bleibt was er fügt, Ich daß du mich allezeit hoͤreſt, in der Erhörung begriffen ik, ab weichem wir ame immer nur nähern lönnen und welches, lange unfer „Leben hierauf Erden beiteht, niemals erreicht wird.

Und wol m; g. F. muͤſſen wis und auch in Diefer Sind felbft prüfen, daß wir nicht in. einen leeren und eitlen Wahn ja Ien ftatt einen lebendigen Glauben davon zu trage. Je me dasjenige wovon wir geneigt wären in dem Namen .Iefu te Bater zu bitten, nicht etwas allgemeines if, wie chen Die Einbe in Beiliger Liebe, die er uns in feinem herrlichen Gebet vorg ſchrieben hat*), fonpern etwas einzelnes, wie Died hier etwas ciı zelnes war: deſto bedenklicher fönnen wir wol fein, ob es au ſicher ei, daß der Vater uns erhören. werde, bas ‚Heißt. ob w wol recht in ‚nem. Namen des Sohnes beten, welches wieber nich ‚anders fagen will, als oh wir. auch ‚eine fehle Weberzgeugung Ei ben,:umd fie auch ‚mit Recht haben, und fie nicht chva unjerer ı genen Befchränfung aufchreiben müffen, daß das warum wir bi zunentbehrlich und nothwendig fei zum Förderung feines Reiches, j beöwegen ſchon beichlofien fein ‚müffe in vem Willen des Baten Gewiß ın..;g. F., wenn wir diefen Gebanfen recht feR Halten, i werben wir. nicht leicht; bei irgend etwas einzelnen, was ıumii Herz auf dieſe Weile bewegt, wie der Exlöfer Hier bewegt wu mit voller Sicherheit ſagen koͤnnen, daß wir ig. dem Name Chriſti beten; und der Grfüllung dieſes einzelnen Wunſches gewi fein; vielmahe wenn wir fo mit ihm eine. fein wollen wie er mit veı Vater eins war: fo müſſen wir in diefer Beziehung Damit beginne mas. in uns das menſchliche und natürliche iſt daß wir nämlii ſagen, Doch nicht m ein, ſondern bein Wille gefchebe*

) Joh. 17. *°°) Luc. 3%, 42.

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Und je mehr wir mm6 von ſolchen Wuͤnſchen reinigen und alles dem anhheim ftellen, der alles wohl macht, deſto mehr: merken wir zu der Sinfeit des Willens. mit. ihm gelangen fönnen, bie; niert herrliche Beſtimmung iſt.

Aber nun m. g. F. ſehen wir auch wie der Ser in dieſen Augenblilkk ſagen konnte, Ohnerachtet ich weiß daß. du mich allegeit böreft, ſo danke ich die doch laut und öffentlich, daf du mich er⸗ böret Haft; um: des Volkes willen das umher, feht fage ih e8, daß fie glauben du habeſt mich gefandt. Der Erlöjer gründet fonft den Glauben den er fordert an feine Gens dung nicht auf hiefe Weile wie er es bier ausfpricht auf feine Wunder, fondern ſtellt fie Immer nur in die zroeite Orbnung, ins dem er ſagt, Wenn ihr meinen Worten nicht glauben ‚wollt, fo glaubt doch den Merken die der Vater durch mich tfut*); und da ſelbſt ſtellt er noch feine Wunder in eine und biefelbe Reihe mit allen feinen übrigen Werken. Warum konnte er denn hier fo beftimmt fagen, Ich danke Dig, wie du mich zwar immer erhöreft, Daß du mich erhört haft, um des Volkes wil⸗ len, auf daß fie glauben du habeſt mich gefandt Er fonnte Bied aber nur deswegen fagen, um biefe Ihat aus der Übrigen Anzahl feiner Wunder herauszuheben auf eine eigenthuͤm⸗ liche Weife, weil ex .fie nicht anders anfehen konnte, als daß fie ji eine ausgezeichnete Exhörung feines Gebetes und ein Beweis dafür daß ner Bater ihn immer erhört, |

Dam.m.g 5. es giebt immer und ewig nur einen Grund des feften und lebendigen Glaubens an unfern Hera und Gr- loſer, welchen er verlangt und in welchem wir das Leben haben, und diefer Grund ift fein anderer als ber, daß wir im ihm bie Herrlichkeit des eingebomen Sohnes vom Vater erfennen, daß wir in ibn die Einheit mit dem Bater ſchauen, jo daß wir nicht ats ders fonnen ald alle feine Reden und Ihaten, alle feine Worte

2) Joh. 10, 38.

= 13

unb Geublungen zugleich als bie feines und unfers Bates im Himmel anfehen. ‚Wenn er fagt, Ich und der Bater find eins fo ſpricht er auf eine ganz allgemeine Weiſe die Einheit feines Willend und feiner Gedanken mit dem Willen und ben Gedan— Gen feines Vaters aus, fo daß das für ihn nicht wahr war, was für alle Menfchen mehr oder weniger wahr iſt, daß ifee Gedan⸗ Pen nicht Gottes Gedanken find und Gottes Wege nicht ißre _ Wege). Wenn aber nım fo fein Wille und der Wille feines

Vaters eind war, fo offenbarte ſich dies auf zweierlei Weiſe Zuerft nämlich dadurch, daß num dieſer göttliche Wille in ihm fein ganzes menfchliches Weien in Bewegung fezte und in lauter goti⸗ gefäligen und das götliche in ihm darſtellenden Reden und Handkungen heraustrat, überall we in ber mehfchlichen Natur jener göttliche Mile In ihm darſtellend wirkfam fein konnte. Wo aber das nicht war, da wandie fich der göttliche Wille im ihm durch Die menſchliche Seele In der Geſtalt des Wunſches mp Gehe ted zu dem Bater Hin, umb konnte dann auch nicht anders als erhoͤrt werden; fo dab auch auf biefe Weiſe fich die Einfelt des Sohnes mit dem Bates offenbarte eben darin daß der Bater den Sohn hörte; fo wie überall wo ee den göttlichen Willen in ihm | durch ſich felbſt und durch fein menjchlihes Weſen in Erfüllung | bringen konnte, feine Einheit mit Gott fi darin offenbarte, daß die Worte die er den Menſchen mittheilte, Feine andere waren als die ihm der Vater fund gethan hatte, und feine Werke alle aus Gott und In Gott gethan. Darum konnte er fagen, Ich danke dir, daß du mich erhört Haftz doch ich weiß daß du mich allezeit hoͤreſt; fondern um des Bolfes willen fage ich «6, daß fie glau⸗ ben du habeſt mich gefandt. Denn was wäre ed andere, woran die Menichen den erfermen Eonnten, der da fommen follte und ges fommen war, als eben biefe befländige nicht nur in vorüberges henden Augenbliffen ver Begeiſterung ſich offenbarende ſondern

7) 34.55, 8

fein ganzes Beben bildende und leitende Einheit des Sohnes mit den Bater.

Da er nun das gefagt hatte, rief er mit lauter Stimme, Lazaze,Zomm heraus! Und der verflogbene kam heraus gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und fein Angefiht verhällt mit einem Schweißtuch. Jeſus fprah zu Ihnen, Loͤſet ihn auf und laßt ihn geben.

Se fügt uns nun hierüber Johannes der theure Jünger und Vpoflel des Herrn nichts anderes ald was der unmittelbare Augenfchein darbot, dad Wort welches ber Herr ſprach, und was nun Darauf folgte, das Hervorgehen des Lazarus aus dem Grabe und bie äußere Umgebung befielben; er fagt dies ohne irgend et⸗ was von feinem eigenen Urtheil einzumifchen, obne den unfichtba- ten Zufammenhang der Worte des Herm mit der Begebenheit felbft nach feiner Art und nach feiner Cinſicht zu ergänzen, fo daß er als ein wahrhaft treuer Zeuge und das iſt gewiß ber ſtaͤrlſte Beweis und die größte Vollkommenheit deſſelben nichts anders will als denen, welchen ex feine Erzählungen Sinterlaffen Bat, mittheilen was er felbft gefehen und gehört hatte in dieſem denfwürbigen Augenblikk feines Lebens, was ber Here felbft ſprach, und was weiter darauf erfolgte. Aber eben er m. g. F. defien Gemuͤth fo bewegt war, wie wir aus feinen Schriften wiflen, für alles was im menfchlichen Leben großes und bedeu⸗ tendes vorging, er ber fo gern das menfchliche Gemuͤth von dem ſichtbaren auf das unſichtbare, von dem irdiſchen auf das himm⸗ life, und das iſt nichts anderes als das Gebiet der wahren und reinen. Liebe, zurüffführte und hinwies, er beſchraͤnkt ſich eben mit feiner Exzäßlung auf das fichtbare und hörbare, und hat fein Wort für fo manches was der Menſch in einem folchen Falle gern wiſſen möchte. Richts fagt ex von der plözlichen Benwun- derung ımb von der banfbaren Freude der Schweflern, ‘denen Der geliebte Bruder nun wiedergegeben war; nichts von bes Art und

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Weife wie biefer als’ ein erſtandener aus bein Tode in Das menfchliche Leben zurüffgefehrt if; nichts ven den Kragen weiche Die umſtehenden an ihn geridgtet über die Beſchaffenheit des Zu ſtandes in welchem er ſich zwiſchen dem Kobs utılb der :Biebez- erwellung befunden; nichts v von on Antworten, die er deswegen gegeben.

" Das m. 9%, das bringt uns ein anderes Wort ve Erlö- fers in Erinnerung aus einer feiner Gleichnißreden, mo ex einen andern Lazarus: denn mit dem gleichen Ramen bezeichnet er ihn ruhend an dem Orte ber feligen In Schooße Abrabanas darſtellt,; wie dieſer angerebet wird von einem reihen aus dem Aufenthalt ber: Bein heraus, der ihn bittet, daß doch irgenb einer gefanbt werden möge in biefe irdiſche Welt zu feinen-Brübern, um tunen den Weg des Lebens zu zeigen, damit He nicht auch Fommmen am den Ort der Qual, und wie Lazarus ihn aufmerffam macht nicht nacr auf Die Muft die zwiſchen ihnen beiben befeſtigt fel und durch welche ein Uebergang aus Dem einen Ort in den andern unmöglich fe, Sondern -auch darauf, daß um dem Leben feiner Brüder die rechte Sichtung zu geben feiner von. ben todten gejanbt zu werben brauche, fondern fie Hätten Mofen und die Propfeten, und wenn fie die nicht hoͤrten, fo würden fie auch nicht glauben, fo einer von den todten zu ihnen fäme*). Und fo follte aud dieſe Bo gebenhelt uns keinen Aufichluß geben über das mas uns bevor fteht,. wenn wir aus biefem irdiſchen Leben ſcheiden, als welches über den Kreis unferer Focrſchungen hinaukgehtz und nicht mas Lazarus gefagt Hat von jenem Leben iſt und geblieben als eine größere Aufhellung unferer. Hoffnung, kein Blikk in bie Zufanfı it uns in biefer Erzählung geöffnet: ald.-eine fichere Richtſchnur unſers Lebens in Beziehung auf das gegenwärtige.

und wol m. g. F. müffen wir fagen, wenn ſchon das Ge:

ſez und Die Propheten, die unvollfommen und nur leiſe im ver⸗

R).2uc, 16, 27-31. en

1

hüten Bildern‘ anf die Herrlichfdt des Reiches Gottes himwei⸗ jenden Offenbaxungen im alten Bunde für Hinreicheno erfannt werben, um ben Menſchen den Weg des Lebens zu zeigen, ven fe zu wandeln haben: o nie. follten wir picht:fagen, die wird das mahre Wort des ‚Lebens ‚haben und. das Brot welcheq vom Himmel gefommen ifl, daß wir nichts welter beduͤrfen, um uns in dieſem irdiſchen Leben nicht nur zu geigen was wir zu 'thun haben, fondern auch unſer Herz:mit Freude und Frieden zu. ers, füllen, fo daß.es die volle Benfige haften kann. Ja fo war es beſchloſſen in dem ewigen und weiſen Rath Gottes, Daß wiewol eine große wunderbare Begehenheit wie diefe zu unferer Kunde gelommen iſt und uns heſchaͤftigt/ in dem Lehen. unſers Gern; dennoch dieſe "Befriedigung. : unſers Herzens; dennoch der: Grund umjerer Hoffunng fenſeit des Gaahes auf nichts anderes gebmut werden follte - und auf nichts andrrem, fo. unerſchuͤtterlich zuhen; als auf dem Worte dee Herrn, Mater ich bitte, daß wo ich bin au die ſein moͤgen, bie du mitgegeben haf®. Daran follen ‚wir genug: Haben, ; und weil wie wiſſen, daß er. der⸗

jmige iſt den der Daten Immer, .erhört, ‚uns. zuverfichtlich daran

verlaſſen, daß vieles. fein, Behet. ſchon exhoͤrt iſt, daß dies eine Verheiſumg iſt, Die Ja und Amen geworben iſt in Ihm, aber auch mr in ihm. ot on Viele nun der Inden die zu Maria gelommen waren, ann faben was Jeſus that, glaubten; etliche aber yon ihnen gingen hin zu den Pharifäsen, umn jagten.. ihnen. was Jeſus gethan hatte „Warum dieſe hingingen, fagt uns freilich Johannes. nicht, und fo wäre es wol moͤglich, Daß. fe Hätken ‚hingehen. können, um auch biefe eines bef- fen iu Überzeugen und fie aufguforbern,, daß fig glauben foßften an den, welchen. ber Vater fo verherrlichte, daß - auf. fein: ‚@ehet bie fopten aus ben Gräbern hervorgingen, Abher fehr deulich

au u LP r Joh. 17, 2. a Fu

=

wlewol midht für daB Befüät eines Jeden, ſezt Johames ben Zu⸗ fland derer welche glaubten dem entgegen, was dieſe thaten, wie zu den Phariſaͤern gingen; und fo fünnen wir nicht auders glau⸗ ben, als daß fie zu den Feinden des Herm gehörten; und füs gingen Hin zu den Phariſaetn um es thnen zu fagen, damit fie ihre Maaßregeln danach nehmen möchten.

Und fo m. g. F. ſehen wir, alles auch das wunderbarſte und außerordentlichſte kann auf den Menfchen nicht anders wirken als nach Maaßgabe des Gemüthszuftandes, In welchem er if. Viele die Theil genommen hatten mit aufriihtigem Herzen an dem Schikkſal der Schweflern, und denen fie lich geworden waren durch das was an ihnen gewirft war durch den Umgang wit dem Ham und dur ben Glauben an ihn, bie alfo ſchon vorbereitet waren in Ihrem Innern, in denen wurde der Glaube gewellt, als fie fahen was Jeſus that. “Die aber welche befangen waren und verbienvet, indem fie an dem Buchſtaben bes Geſezes hafteten uud an dem Anfehen der Obern die daffelbe auslegten, die weidhe fein höheres Bedurfniß in ſich feld fanden und in dem Herrn nichts worutc e8 befriedigt werden Tönnte, die Tommten auch, als fie den Her fahen Lazarum auferweiten, doch nicht glauben; un fe bewahete ſich an ihnen was der Grföfer ſelbſt ſagt in der erwaͤhn⸗ ten Gleichnißrede, Wenn fie Moſen und den Propheten nicht glaw ben wie et fEIOR fagt, Forſchet In der Scheiſt fie iR es, Die von mir ztuget wenn fie darin nicht dell Grund des Blau dens finden: fo wuͤrden fie auch nicht gläuben, wenn einer von ven todien wiederfänte, wie ja hier einer yon den kodten wieder⸗ gelehrt war, und fie glaubten voch nichi.

Wenn und dies auf der einen Seide a Erſtaunen fer m g. 8., fo fönnen wir auf der andern nicht anders als Dafür Bott preifen; denn rein und unverfälfegt muß Tas Berrfiche Aeinod go halten werben, aus dem tieffien Bedurfniß ves Herzens und durch nichts aͤußeres erregt und unterftüzt muß das hervorgehen, woranf des Friede des Herzens ruht; und es iſt nicht möglich, daß das

= 37 | herz zu dem Seltiod komme, welches der Apoſtel als ein koͤt⸗ iches Ding fo darſtellt, daß das Herz feſt werder), wern xt Glaube einen andern Grund hätte als dieſen. Und ſo moͤ⸗ en wir denn dies auf ber einen Seite auſnehmen mit jenem chr⸗

uchtövollen Schweigen, womit wir alles hinnehmen mäffen was

ns unerforfchlich If} in det Wegen des Höchken auf der and Seite aber auch was ugs darin deutlich If mit Mufmerfiamieit betrachten, und fehen wie. auch dieſes Wunder des Gern ſo ent⸗ zegengeſezt wirkte, und wie auch unter denen bie es net Plugen hatten doch folche waren, die nicht fähig waren daß ber Glaube an den Erlöfer in ihnen. gewellt werden konnte, damit wir #6 immer mehr einfehen, alß ein: zein geiſtiges und inneres faun mh ſoll er nicht von außen hervorgebracht werben, fonbern alles du Bere Kann ihm nur zu einer Beranlaffung werben für das innere, wenn dies ſchon in ber Seele des Menſchen vorbereitet IR

Die Hohenprieſter aber und Pharifäer verfamm leten einen. Raid, und ſprachen, Was thun wirt Diefer Menſch thut.viele Zeichen. Lafſen wir ihn aljo, fo werden fie alle an ihn glauben; fo. kommen denn die Römer und nehmen und Land und Leusg, Einer aber unter ihnen Kaipbas, der beffelbigen Jahres Hoherprieer war, ſpeach zu ihnen, Ihr wiffes zichts, bedenket auch nichts; es IR und beffer; ein Denich Rerbe für das Volk, denn daß das ganze Bolt ververbe

Was fehen wir auch Hier wieder m. 9. 5 für dnea meh würdigen Unterfchled. In ihrem Iieigeil über den Erloͤſer fiah Diejenigen, von deren Berathichlagung umb Rede uns bier einiges gelagt wird, alle einig; fle glauben alle, daß aus dem Glauben an den Herrn Tem Heil für das Bolt hervorgehen bnne, fon bern wenn alle am ihn. glaubten, daß dann geichehen. wurde mad

) Hebr, 13, 9.

268 fie am meiſten Flischleten, vaß vie Mömer, die ſchon lange ter Nakken · bes BOB ünter ihr Joch gebeugt hatten, nun auch if: nen: den :Teten ˖ Reſt ihres Mnfchens rauben würben und alles zerſtoͤren wasnoch brig war von der- Verfaſſung ihrer Votfab den: TRIER vachien, vaß dies hervorgehen wuͤrde aus dem all denieinen- Glauben an den det’ ſelbſt geſagt hatte, daß er nicht gekommen fei um zu- gerfiören und aufziskdfen, und daß ihre Ge⸗ feze und Ordnungen mieht Durdf das was et hui Tünnten um- gefoßen · werben?) das vermögen wir fliht einzufehen. Aber deſto deullicher Tritt: uns jene Vetzagtheit des menſchlichen Her⸗ zens, Meiwcht anders kann als glauben, daß nur auf dem ge⸗ wöhnfigen. fon lange ‚eingefchlagenen Wege die Wohlfahrt der Menſchen Heförbert werben Loͤnne, entgegen in dem Betragen ber Hehenpeictet und Schriftgelcheien, Indem fie glaubten, daß darin allein Heil zu finden fe für das Volk, wenn alles bliebe bei dem alten was bisher gegolten hatte und beobachtet war, und von feiner Seite her ine Veranlafſung gegeben würbe, daß etwas neues hervortreie. Kaiphas aber, welcher: der Zeit Hoherprieſter war, der ging- weiter und fagte, wenn. wir und feine Rede ergänzen wollen, chva for Mit dieſer Rathlofigfeit IR nichts getan, ſondern man muß zu einem feſten Entfchluß kommen und ſich deſſelben bewußtr werden; umd fo: wollen wir denn feſtſtellen, es fei befier, daß ein-Merifch Roche für Das Volk, denn daß das ganze Bolf verderbe. Der alfe war tcif. das Unrecht zu thun. Die anderm waren zweifelhaft was zu thun fel, weil fie Doch nicht fagen fonmten, daß Chriſtus eine gerankte Veranlaffung gegeben habe, u ewas gegen Ihn einzuleiten und mit ihm vorgpnehmen; er aber wat Bingeriffen vom Gifer für das genreinfame Wohl, wenn auch. voh tem falſchen aber der. war es doch, von welchen er ergeifftie wat, wenn er feine Genoſſen daran erinnerte, es ſei beſſer, daßt ein Menſch, &3 ſei unter weichem Vorwande es wolle,

*) Matth. 5, 17.

29

de, als daß das gärze Bolt vein Verderben, welches unver idlich hereinbrechen würbe, wenn man ihn gehen ließe, preisge⸗ ben werde.

Das m. g. F. iſt das gefährlichſte, wohin Menſchen kommen men, denen Gott einen höhern Grad von Macht und Einfluß. geben Hat als anderen, wenn fie ed wagen Unrecht zu thım, mit guied daraus entflche; das iff das was die Grenze bes inet, Über welche fich Feiner hinaus verlieren darf und fann, r in der That und Wahrheit irgend etwas, was 'es and) fet, ı Namen und im Auftrage Gottes zu thun meint. Das böfe I nur Aberwunden werben durch das gute; böjes aber zu thun imit guted daraus entflehe, das ift die Argfte Berfehrtheit und 18 fchlimmfle Ververben, in welches der Menſch ygerathen Tann, il er don demjenigen was mit unauglöjchlicher Schrift ihm in 28 Herz gefchrieben it, nämlich von der Regel des rechten und uten abweichend der Kurzfichtigfeit feines Verſtandes über die Jcbühr vertraut, und meint durch eine einzelne Abweichung bon iefer Regel ein großes und unüberjchbares Unglüd abzuwenden; den Das follen wir dem Herrn anheim ftellen, und: nichts tlimmes und nachtheiliges anders bejeitigen als dadurch daß ir das böfe uͤberwinden mit dem guten*). Hätte Kaiphas dag wollt, jo hätte er das böfe was in dieſem Ungladden, in bie, 1 Verzagtheit, in diefer Rathlofigfeit feiner Genoffen lag, übers inden müffen durch gutes, durch den feften und zuverfichtlichen Hlauben, daß wenn fle von der Regel des rechten nicht wichen turdh fle die einzelnen fowol ald DaB 'gatze Volk befchüzen ten, Gott ſchon für ihr ferneres Wohl forgen würde.

Wie aber m. g. F. erſcheint uns num Johannes, -ver da ut, Solches redete er nicht von fih ſelbſt, ſondern weil er deffelbigen Jahres Hoherpriefter war, weil: agte er; denn Jeſus follte Kerben für das Bolf, und _

' M) Rm. 12, 21, DE BE SE EEE EEE Hom. üb. Ev. Joh. II. z

° 4 X —— u

nicht für das Voll eflein, fondern daß er bie Kin der Gottes, die zerfizeut waren, aufammenbrädhte.

Johannes wuhte es, daß dieſes Wort des Kalphas dasi nige war, welches den erſten Grund legte zu dem Leiden ım dem Tode des Herm; denn er fährt for, Bon dem Tage ı rathfchlagten fie, wie fie ihn töbteten; und fo fomn er alfo nicht anders als von dem Gedanken erfüllt werben; w was die Menfchen’böfe gemeint hätten, Gott gut gemacht bab wie freilich der Here geftorben fei zufolge dieſes feinem Urſprung und feinem Weſen nach Gott im höchften Grade mipfälligen Au ſchluſſes, aber wie der Höchfle baburch feinen Rath erfüllt hab und Chriſtus geftorben fei nicht allein zum Heil des Bolfes un ter welchem er lebte, fendern um ven überall ber die Kinde Gottes zu fammeln und zufammen zu faflen in die Gemeinidai feines Reiches auf Erden. Ehedem aber war es fo, daß te Hohepriefter mweifiagte, das heißt daß Durch ihn der Wille Ect tes in feiner verborgenen Gülle an das Licht gebracht warb ur‘ dem Bolfe befannt wurde. Aber der Geift der Weiffagung wa ſchon lange verſtummt; dennoch aber erinnert ſich Johannes dar an, indem er ſagt, fein Wort war ein von ihm ſelbſt nicht ver ftandener Ausdruff des göttlichen Willens, aber auf eine ander Weile ald er es fich dachte, unwillkührlich weiffagte er, und in dem er den Rath des menſchlichen Verderbens ausſprach, fyrad er zugleih aus ben Rath der ewigen Weisheit und Liche, da Rath deſſen der feinen Sohn für uns dahingegeben hat el wir noch Sünder waren.

Und ah, darin m. 9. 5. Mögen wir nun dem Apoftel gu gen. Denn auch wir find in eine Welt geftellt, wo ſich eben ii oft. bald unverfennbarer bald verfteffter in der verkehrten Ric tung bes menfchlichen Herzens fund giebt was nicht verſteht der Rath Gottes, fondern ſich demſelben widerſezt; und nichts gich es, was fo fehr unfer Gemuͤth auf eine betrübende Weije be wegt, als eben dieſes. Laßt uns aber überall wie Johannes vor

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am verderblichen Räth; der Menſchen auf den heilfamen Rath zottes Hinfehen, und bes feften Glaubens leben, daß wir unter em verkehrteſten Wort der Menjchen auch den Rath des Ewigen uden; fo daß es wahr bleibt, daß die Kinder der Welt mit ih m verkehrten Rath nichts find als Werkzeuge, um den Willen es Höchften vollziehen zu helfen, und dab überhaupt in der Welt ichts anders gefchehen kann als was Gott befchloffen Bat, was t aber befchlofien Hat iſt weiſe und gut, wenn gleich das jerz aus welchem det Rath kommt und die That hernorgeht, ichts wäre al& der Siz des Verderbens. Wir aber m. g. F., ben weil uns nicht gegeben iſt gu weiſſagen, und wir an richte nderes gewiefen find als am das in den Worten der Schrift und ı den Regungen eines vom göttlichen Geiſte ergriffenen Herzens ch kundgebende Wort Gottes, wir wollen uns ganz und ſtreng n das Wort der Wahrheit. halten, und uns durch nichts abs endig machen lafien von der feften Regel, daß wir als Streiter dotted überall wo wir mit dem böfen und verkehrten zuſammen⸗ fen in der Welt, auf nichts anderes zu. finnen Haben, als ie wie das böfe überwinden mögen mit gutem, weil nur bas uch gegründet werben fann, erweitert und zu feiner Vollkom⸗ ınheit gebracht der geiftige Tempel Gottes, den wir alle bauen len, und deſſen Grund durch den gelegt iſt, der dahingegeben yard nach dem emigen Nat Wottes in die Gewalt und Macht rt Sünder: Amen: Ä

LVI. Am 1. Sonntage nad) Epiphanias 1826.

Text. Job. 11, 58—12, 8,

| Box dem Tage an rathſchlagten fie, wie fie ihe ıcı teten. Jeſus aber wandelte nicht mehr frei unter te Juden, ſondern ging von dannen in eime Gegemb na} bei der Wüfte in eine Stadt genannt Ephrem, und hat fein Weſen daſelbſt mit feinen Jüngeren. 6 war abı nahe bie Oftern der Juden; und esd gingen viele hinauf ge Deruſalem aus her Gegend vor Den Ufern, daß fie fti reinigten. Da ftanten fie und fragten nach Jeſu und red ten mit einander im Tempel, Was duͤnkt euch daß er nid kommt auf das Feſt? Es hatten aber die Hohenpricſic und Pharifäer ein Gebot ausgehen laſſen, fo jemand müßt wo er wäre, daß er es anzeigte, daß fie ihn griffen Sechs Tage vor den Oftern fam Jeſus gen Bethunien da Lazarus war der verflorbene, welchen Jeſus aufcr weft hatte von den todten. Dafelbfi machte fie ibe ein Abendmahl, und Martha dienete. Lazarus aber derer einer, die mit ihm zu Tiſche ſaßen. Da nabe

m 1

Marta ein Pfund Salbe von unverfälfihter loͤftlicher Rurde, und falbete die Füße Jeſu, und troffnete mit ih⸗ rem Haar feine Fuͤße; das Haus aber war voll vom Geruch dev Salbe: Da ſprach feiner Jünger einer, Ju⸗ das Simonlis Sohn Iſchariothes, der Ihn nachher ver rieth, Warum if dieſe Salbe: nicht verfauft um breifuns dert Grofchen und den arinen gegeben? Das fagte er aber nicht, vaß er nach den armen fragte, fondern er war ein Dieb, und hatte den Beutel, und trug was ge geben ward. Da ſprach Jeſus, Laßt fie mil Frieden, foiches hat fie behalten zum Tage meines Begräbniffed; denn arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber Habt ihr wicht aBfegehk

r 0. 8. ‚Wenn wir bei diefem verfefenen Abſchnitt wol mit echt ganz vorzüglich auf dasjenige Hinfehen, was dabel unſers tier iſt: fo bemerken wir ‚darin zuerſt feine!wahrhaft große er auh men ſchliche Weisheit, und dann wieder auch eben ſchr feine wahrhaft menfchlide: Gewürhtigteit in dem # und Bier erzäflt wird, L

Zuerft: naͤmlich wird geſagt, der hohe Rath Hätte gerath⸗ llagt von dem Tage an, wo ſie wegen ver Auferwelkung Lazarus über Chriſtum gefprochen Hätten, wie fie ihn toͤd⸗ tn; und Jeſus wäre feitpem nicht mehr frei ges indelt unter den Juden, ſondern hätte fich in eine aiger befuchte und bekannte Gegend in eine Stadt nahe e Wirte begehen und da fein Wefen mit feinen Jüngern ges den. Das mi. g. F. iſt der eine Theil feiner Weisheit. Aber Fer nun bo ſechs Tage vor Oflern auf das Feſt m, und in der Nähe von Jerufalem und gerade in thanien fich aufhielt, das war der zweite Theil derfelben.

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MNMaͤmlich m. g. F. Weisheit in .menfhlichen Dingen, das | nichts anderd als die rechte gotigefäfige Thätigkeit des Mei fhen denn ohne dieſe giebt es: keige JReisheit —, welche ab eben fp ‚wenig durch Uebergikung fi. feibk zerſtört, als ber andern Eeite quch night durch Feigherzigkeit. Das ci fehen wir bier in dem einen Theile, has zweite in dem ander von dem worauf wir uns eben aufmerffam gewacht Gaben

Der Erlöfer Hatte ſchon auf das beſtimmteſte don feinen naf bevorfichenden Leiden. geredet, wie er auch yorzäglig ganz erfül davon war, da er im: dem lezten Theil unſerer Erzaͤhlung ve feinem Begräbniß redet. Aber wir fehen, er: wollte es auf fen Weife beichleunigen, er wollte fo. lange es nad dem göttlich Rathſchluß ginge fih in feinem Beruf und in dex Thätigfeit de felben erhalten; denn als er erfuhr, daß fie unter einander rar fhlagten wie fie ihn tödten wollten: ſo verließ er. die Segend w fie Died unternahmen, und begab fich in eine andere. Außerbal der feftlichen Zeit, wo eine. große Menge Bolfs aus allen The len des Landes ſich in Jeruſalem weriammelte, war «8 für feine Beruf völlig gleichgültig, wo und in. welcher Gegend bes jür ſchen Landes er lebte und wirkte; uͤberall fonnte er auf ber «€ nen Seite feinen Beruf erfüllen an feinen Jüngern, denen noch fo vieles zu jagen hatte*), wicht nur was fie noch nicht tr. gen fonnten, fondern was er ihmen nothmendig fogen mußte, cl er von ihnen ging; aber überall war er auch ficher eine jold Menge, die ihn in feinen öffentlichen Reden und Geſptächen fa fen und verftehen konnte, als Zuhörer zu finden; und weil da gleichgültig war, fo begab er. fih in eine Gegend wo er am w nigften erwarten kennte, daß der Rathſchlag feiner Verfolger ik erreichen würde, Aber gr that es nun, damit feinem Beruf kei Eintrag geichehen könne. Hätte er eq auf Koften ſeines Berui gethan, fo wäre ex vicht die wahre und vollfonwene

*) Ich. 16, 12.

= 235 medien, ſondern es hätte übergefchlagen auf bie Saite der allzu open Vorſicht, die an Feigheit ſtreift.

Aber‘ eben fo gehört es zweitens zu feiner Weisheit, daß ſe das Feſt herbeifam er allerdings nad) Jeruſalem ging, und var auch Dies, daß ev gerade‘ feinen Aufenthalt in Bethanten ahm. Nämlich role finden nirgends, daß er in Zerufalem felbft sohnte. Daß er zur Zeit der Feſte da war und lehrte, das war ie allgemeine Erwartung des Volks, die er berechtigt hatte durch An Verfahren, und in per That fein Beruf, weil er da bie große Renge Volks nur erwarten fonnte zur Zeit der Fefie, und ſo we aufgeregt durch bie göttlichen Dinge und von dem Treiben a menfchlichen Gefchäfte fa weit entfernt, daß fein Wort eine dondere Stätte daſelbſt haben konnte. Darm hätte ed tum iht geziemt feine Thaͤtigkeit auf diefe Weife zu unterbrechen, daß twegen des Rathſchluffes ſeiner Feinde nicht wäre nach Jeru⸗ um gefommen. Benn’hätte er ed nicht gethan diesmal, fo hätte t auch auf Fünftige: Feſte zu gehen feinen‘ Grund gehabt; und üte er das eine Mal dies geihan, das anbete Mal jenes, fo irde er erfcheinen nicht nur Im allem ung gleich, ausgenommen ik Sünde-*),: ſondern ganz" in ber‘ Aehnlichkeit bes verderbten Renfchen, deſſen Herz nicht feſt iſt. Das konnte in feitte Seele iht fommen; und fo gewiß er es für feinen Beruf hielt in Zei⸗ m wo eine große Menge Volks ſich in ver Hauptflabt des Lan⸗ ed aufhielt, zu ſein in dem Hauſe ſeines Baterö®*), fo gewiß nnte er ſich nicht abhalten kaffen zum Feſte nach Jeruſalem zu hen. Aber er ging nun zu feinem Freunde nach Bethanien. luf der einen Seite deswegen, damit er auf feine Weiſe ſchiene ch zu verbergen. Denn wenn uns erzaͤhit wird Im folgenden, deswegen eine große Menge von Menſchen hinausgegangen i, um ihn und den welchen er von den todten erwekki hatte zu hen: ſo konnte das den m Hohenprictern nicht verborgen bleiben,

——

*%) Hebr. 2, 17. vgl. 4, 16. 9°) Luc. 2, 49.

Fa

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bie nachdem fis einen ſolchen Rathſchluß gefaßt und ein folde Gebot hatten ausgehen Infien, wie .hier erzählt wird, wol au nicht unterlaffen Haben werden ihm aufzupaſſen und ihn zu be obachten denn das ift in jedem ähnlichen Falle die Art um Weile der Kinder dieſer Welt —, damit fir wüßten mg er fc aufhielte, und bamit fie ihre Maafregein danach nehmen Fönnteı Bethanien aber war jo nahe bei Jerufulem, daß er ihnen unmö: lich entgehen fonnte; und jo war der Herr dieſe ſechs Tage lan in der Nähe von Ierufalem, und hernach täglich im Tempel ur zu Ichren, ohne daß fie ihm ein Hinderniß in deu Weg legte eder ihn ftörten, bis die Stunde Fam, die ber Vater beflizen hatte. Aber wegen des Gebots welches Fe Kasten ausgehen laj jen, taß wenn jemand wüßte wo er wäre, er es anzeigen jelt mar eg in gewiſſer Hinficht auch eine gefährliche und bevenfüic Sache ihn. zu beherbergen. Darum war es auch am natürlid fien, daß er dahin ging, wo. gr die meiße Geneigtheit vorausu Iso Urfache,, hatte, ſich Feinetwegen einer kleinen Geaht aus zu gerufen und den trauernhen. Echueflsrn wiedergegeben hatte, ? konnte ex erwarten, daß was auch- aus einer folchen —8* ſigung eines öffentliden Gebotes des hohen, Rathes ensitche koͤnne, die liebenden, die nicht nur ihm ſelbſt befreundet wurc: durch Sinn und Gemüth, ſondern auch durch das zarte Bau ter Danfbarkzis mit ihm verfnüpft, das alles werpen gem über nommen haben. Und fo fehen wir, mit welcher Weisheit va Erloͤſer bis auf Tem legten Augenblifl feines Lebens Hantd: auch gegen den Unterſchied einer kleinen Zeit, in welcher er ſeinc Beruf ns erfüllen Fonute, nicht gleichgültig,

Und noch einlenchteuder muß uns dies werden, wenn m: darauf ſehen, unter was für Verhältuiffen um „unter welte Umflänpen ex biefe Weisheit bewits. In dieſer Hince fiude wir nun zwei verſchiedene Arten, an die wir mit unjerem Rach denlen gewiefen find.

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Zuerſt die Hohenprieſter, welche rathſchlagten wie fie ihn tödteten, und nun das Gebot hatten aus- gehen laffen, fo jemgnp. wüßte wo er wäre, daß er es anzeigte, damit fig ihn griffen, Ueber ihren Rath« ſchluß in Beziehung auf den Erlöfer haben wir fehon neulich mit einander geredet, Das Gebot welches fie ausgehen liefen, bas hatte zuerſt den Zweit dag ganze Volk mit ihrem Rathſchluß bes fannt zu machen, damit, niemand fich mehr entjchuldigen könnte, wenn er es mit Jeſu Hielte, daß er nicht wiſſe wie bie oberften. - des Bolfs gefinnt wären in biejer Hinficht. Wie wenig fie es aber genau genommen haben damit, diejenigen zur Strafe zu zie⸗ ben, welche wußten wo Des Herr wäre und es doch nicht anzeige. ten, das fehen wir Bier. aus den Erfolg. Der Erlöfer ‘aber, ver. wußte wol, wie fie auf der andern Seite fo fehr darauf bedacht waren Fein Aufjehen zu .eruggen durch ihr Thun unter dem Volk, und wie ſie gewiß nicht werben gewagt haben ihn zu greifen und hinwegzugehmen aus. dem Schooße ‚einer Familie, welcher er. eine große und ihre Dankbarkeit in Anſpruch nehmende Wohle dat erwiefen hatte, an. melde, fie unter jenen Umſtaͤnden mußte. innert werden, und die non. ber Ayt.war, daß fie ihn allen, Rahftellungen feiner Feinde und allen ihren Verſuchen etwas frafbargs auf ihn zu bringen nothwendiger Weiſe hätte entzichen müßten. Indem alfo der Erloͤſer agls er zu dem Feſte nach Je⸗ ruſalem fon ſich in Bethanien, aufhielt, fo ſtellte ex zugleich ohne daß er ed. abfichtlüh gewollt hätte feine Feinde in ihrer Blöße dar und .im @egenfaz zu der Weisheit, die er bewies. Denn wenn jie es für ihren Beruf hielten und für ihre Pflicht, ihn zu tödten, wie fie e8 ausgefprochen hatten, um ihrem Anſehen ges. maß ein folches Verbot zu geben: fo würhen. fie, wenn fie haͤt⸗ tin können nad der Weishein deo Grlöferd handeln, ‚ganz feit darüber gehalten haben, und fo wie ex jn ihre Nähe gekommen wäre und fie e8 gewußt hätten, fein Aufſehen gefcheut, welches , draus daß fie fich feiner Perſon fogleih bemaͤchtigten entfichen

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möchte, ſondern fie hätten ihn dann müͤſſen greifen und ihren Rathſchluß an ihm vollziehen. Go m. g. F. fehen wir, wenn wir beides gegenüber: ftellen, daß ber Erloͤſer Recht hat zu fagen, Die Kinder der Finſterniß wären kluͤger in ihrer Art, als die Kinder des Lichts“), wie aber doch die wahre Welsheit nur bei den Kin⸗ dern des Lichts zu finden iR uns in den Kindern der Finfternig nicht wohnt. Wenn wir beite einander gegenüber flellen, den hohen Rath; des judiſchen Volls und ven ‚Erlöfer: wie erſchemen fie? Der lezie in ſchlichter Einfalt, die göttlichen Ark war, im⸗ mer ſich felbft gleich; jene aber vecht ein Abbild des menichlichen Herzens, welches eben fo. trogig ift anf der einen Seite, ald ver zagt auf der andern; und eben biefe Mifchung von beiden muß ben vechten Mangel der Weisheit, ja man’ barf wol fagen das rechte Gegentheil derſelben darſtellen

Die andern aber, von denen in diefer Bezlehung bie Rede ik, find bie melde ſchon früher auf! das ‘Heft gegangen waren, um fi bes Feſies wegen zu zeinigen- auf ven Fall, wenn fie noch etwas unreines an ſich hätten, um -es von ſich zu thun noch ehe das Wert feinen Anfang nähme, und die nun immer auf Chriſtuin harrten und unter dinander ſprachen, Bas dunki euch daß er nicht auf das Feſt kommi? Wenn wir und das recht vergegenwärtigen: nun fd werden wir nicht anders fon nien-al8 der Meinung ſeitr, daß wir hiet nichts fihden ald das ganz gewoͤhnliche Spiel‘ metfchlicher Reugierde De Crlöfer war immer ein Gegenſtand großer allgemeiner Aufinerkſamkeit gewefen auch bei fofchen, welche eben nicht gerade bandch fragten, ob, er verjenige ſei durch welchen ifnen das Heil koimnen follte; über ob nicht, ſondern die ſchon 'vermöge der Stefung welche er in dem öffentlichen Leben genommen Haste, vernlüge Des Gegenfazes wel- her beftand zwifchen ihm und ber herrſchenden Partei, und was auf diefe Weiſe die Gemuͤther der Menfeien zu: befehäftigen pflegt

0) Luc. 10, 8.

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phne daß fie einen thätigen Antheil daran nehmen, ihre Ihufmerke famfeit. auf ihn richteten. So fland nun auch die Menge und fragte unter einander, Wird er fommen auf das Felt oder nicht Iommen? Wahrlih ein Haufe von Menfchen, um befientwillen man denken follte, daß es dem Erläfer nicht Hätte lohnen koͤnnen nach Serufalem au fommen auf das Feſt, daß er ihnen noch Worte des Lebens mittheilte, und um ihretwillen fein Leben in bie Schanze zu fchlagen. Denn menig ift von Menfchen folcher Art gu erwarten, daß fie follten dem göttlichen Ruf Gehör geben, da fie Doc) immer nur mit dem äußern und nergänglichen Schein der irdiſchen Dinge befchäftigt find. Denn je mehr Die menſch⸗ liche Seele eine ſolche Richtung genommen Hat, deſto mehr ift fie außer ſich, beffimuprt ſich nicht um das innere und ewine, fon dern lebt nur von ber Nahrung die ihr kommt aus ben äußern Ereignifien Des Lebend. Wenn da nur etwas .gefchieht was bie Neugierde auf irgend eine Weife befriebigt, fa Haben fie was fie gebrauchen. tn ne Aber m. g F. der Grlöfer. mar. nicht. gelommen für. die ges: funden ſondern für die franfen®), und gerabe . aus Diefem Zur fand vorzüglich auch wollte und follte er. din Menſchen -erret- ten, und. ihnen eben. auch in dieſer Hinficht etwas „geben, was Fe endlich Hieyon befreite, und ihnen einen Gegenftanb‘ darbieten, an welchem ſich ihre Seele erheben koͤnnte aus biefer traurigen Ver⸗ ſunkenheit In. dag äußere. Ja wenn die Weisheit des Erlbſers eine folche gewefen wäre, daß er. hätte abwaͤgen wollen oder koͤn⸗ nen, im wie fern die Menſchen van denen er umgeben war wol der Mühe werth wären oder nicht, Daß er feine treue Sorge amb- feine theilnehmende Liebe an fie verſchwenden follte: dann wäre’ feine Weisheit auch nur eine menfchliche gemefen und keine gött liche. Denn das iſt die, durch welche oft die Menfchen ſich be ſchwichtigen, wenn fie. geneigt find ‚von ber ſtrengen Bahn: des

Luc. 5,

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Berufes und des Gewifſens aus Furchtſamkeit abzumeidden Dann iſt es leicht, Daß fie fagen, es fei nicht ber Mühe werth fich auf folche Weiſe für die Menfchen aufzuopfern und das Leben in bie Schanze zu fchlagen. Darauf fah der Erlöfer nicht, und wie er im biefer Beziehung gehandelt Bat, fo follen auch alle fine Jüns ger handeln. Wenn er feine Thätigfeit danach eingerichtet hätte, was die Menfchen waren, an welche er gewiefen war unb auf welche er wirken follte: fo hätte ex nichts gethan; und wir alle, die wir durch ihm und durch die Gnade Gotted in im gewor- ven find was wir ſind, wiſſen num, daß wir ohne ihn nichts waren und nichts würben geblieben fein. ben darum muß auch unfee Grundſaz diefer fein, niemals darauf zu achten was tie Menſchen find denn das wiſſen wir, daß fie nichts fine durch fih und für ſich allein fondern darauf was aus ifmen zu machen ift; une das wiſſen wie, daß durch Die Worte des Lebens ie Chriſto aus allen vie nichts find fich alles machen läßt, weil die Möglichkeit In ihnen ift, durch diefelben erwefft zw werden und in der Gemsinichaft mit dem Erldſer das große Ziel ihres Daſeius zu erſtreben

Daramı. m. g. F iſt er und auf alle Weile das Borbiib "geworben der wahren Weishelt;. und werm wie, wie er uns anf dieſem Wege feine Beſtimmung erfällend vosangegargen ift, auf bie gleiche Weile; den gleichen Beruf feſthalten, und uns nicht ab- (Sreffen laſſen durch das was bie Dienfchen zu fein fiheinen, in⸗ dem fie in ihren vergänglichen Beftrebungen begriffen find, aber auch wicht auf: und felbft fehen, und indem wir wie Opfer und Aufeengangen. erwägen, wie es Foflet, und vie ungewiſſen Aus fichten, die wir dabei vorfinden, durch Traͤgheit und Furchtſamkeit ums ſelbſt abſchrekken, und auf dieſt Weiſe dasjenige nicht zerflö⸗ ven was und obllegt: fo werden wie ſeine Rachfolger ſein, ur Dienft wird ifen:wohlgefäliig fein, und bie gute Frucht deſſchen wird nicht fehlen.

20 H. u

Das zweite worauf wir zu fehen haben in unferer Betrach⸗ tung, iR die menſchliche Gemüthlichkeit das Erlöfers, die fich fo ſehr offenbart in dem was- uns jezt erzählt wirb,

AS er nach Bethanien kam, fo machten fie ihm ein Wend⸗ mahl, das heißt fie gaben ihm zu Ehren ein Feſt unter ihren Freunden, und er ließ es fich gefallen, daß er nach menfchlicher Weiſe und in menfchlidem Sinne unter Menfchen gefetert wurbe von Menfchen, denen er wohlwollte und die er liebte. Wie es nie feine Art geweſen iſt fi zurüffzuziehen von menjchlichen Freuden und Beten bei bebeittenden Belegenheiten, das wiſſen wir vom Anfang feines Lebens an. Wie er feinen öffentlichen Beruf damit begann, bald nachdem er getauft war vom Johannes, Theil zu nehmen an einer Hochzeltfeier zu Kana: fo war es much jezt kurz vor feinem Tode, daß er der Gegenftand eines Feſtrs und Mahles war, und es’ fiel Ihm nicht ein ſich dem zu entzie⸗ ba. Nun mar dies, wie und ver Evangeliſt Matthäus”) er, zaͤhlt, im Haufe des Simon, eines Pharifäerd, an weichem alle anmefenden offenbar einen mächtigen Schuz hatten. Da diente Wartda, und Lazarus faß mit zu Tifche unter den Gaͤſten. Mas ria aber nahm die Föftliche Salbe, und fehüttete dad Gefaͤß aus über das Haupt des Grlöfers, und troßfnete feine Füße mit ihe sm Haar, Was aber Johannes gleich darauf erzählt, daß es Judas Iſcharioth gejagt haben: fol, warum denn dieſe Salbe nicht wahre verkauft wurden und das dafür gelöfle Gelb beit armen, gegeben, davon erzählt Matthäus, daß es feine Juͤnger uͤberhaunt geſagt Kästen, und ſchreibt ed alfe nicht wie Johannes den Judas allein zu Wenn Judas es gefagt hat aus firäfils dem Gigennuz, jeden er die Einnahme in dem Gefelge Chriſti hatte und die Ausgaben: deſſelben befitikt,, welcher Vorwurf: ihm: Johanmes zu: machen ſcheint in den Worten, Denn er war ein

) Meiıh, 26, ©

x : dod = EEE -

Dikb: fo Können die andern es gefagt haben mit einem giste Sinne und in guter Meinung, daß die ganze Sadıe ein? Ber: ſchwendung wäre, und daß daB Geld Hätte können beſſer ange wendet werben, indem man es den armen und nothleipenden ge geben. Denn wenn au Maria den Herrn nicht geſalbt Hätte, fo würde doch niemand gezweifelt haben an ifmer auftichtigen Dankbarkeit und an ihrer herzlichen Berehrung gegen ihn; dem Herrn konnte auch nichts bebeutendes daraus entfichen, es wäre gefchehen oder unterblieben; und fo konnten fie meinen, Daß es befier geweſen wäre, wenn Maria diefe Salbe oder den Ertrag derfelben hätte aus derfelben Gefinnung der Dankbarkeit und der Verehrung als ein Opfer der Wohlthätigkeit auf dem Altar des Herrn dargebracht: Aber darin eben zeigt ſich die menschliche Gemüthlichkeit des Erloͤſers, daß et dies nicht fe nahm und nicht jo buchfläblich dachte wie feine Juͤnger, fondern fagte, Was füms mert euch das Weib? fie Hat das [don im voraus gethan auf den Tag meines Begräbnifjes: Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber Habt ihr nid allezeit:

Se jehen wir zuerft m. g. F. wie hier mitien im feſtlichen Mahle dem Herrn doch die Zeit ſeines Leidens und ſeines Todes gegenwaͤrtig war in ſeiner Seele, aber auch wie ihn dieſer Ge⸗ danke weder flörte in feiner Theilnahme an ben ſchuldloſen und geifligen Freuen, welche die Menſchen in feiner Gegenwart und im vertrauten Berhältniß mit ihm empfanden, noch ihm einen ans dern Maaßſtab für die menfchlihen Dinge um ihn ber gab, als den weldgen er immer gehabt hatte Und wahrlich das if es; was wir jeber fi felbft und alle unter einander vorzüglich wün- ſchen müffen Als Chriſten, die durch den Tod des Herm ge worben find was fie find, muß uns allen gerade ber Top etwas beftänbig gegenwaͤrtiges bleiben: Aber es ift eben die Freudigleit des Herzens, die auch nut Durch die Freude an dem Herm und wird, und mit ihr auf das innigfle zufammenhängt | wie es

dB hr ihm bie Freudigkeit des Herzens war, die daraus entftand, daß er wußte er thue den Willen ſeines Vaters im Himmel das iſt ee was auch uns den beſtaͤndigen Gedanken des Todes zu eimad macht, was ums. nicht ſtoͤrt in den heiteren Augenblikken des gefelligen Lebens. Und das ift bie rechte Ruhe des Lebens, vie fich gleich bleibende Heiterkeit und Stille des Herzens, die wir hier an dem Erloͤſer fehen, und bie uns allen wohl anfteht und für uns alle ein vorzügliches und großes Gut des Lebens ifl:

Aber nun gab fih auch in ihm dieſe Freude einen weitern Maaßſtab für die menfchlichen Handlungen, der fern war von einem menfchlichen Berechnen. Yreilih hätte manche einzelne Noth des Lebens Fönnen gelindert werben durch das Geld wel ches Maria für die Salbe gegeben Hatte; aber der Herr fagt; Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr niht allezeit; und fie Hat dies ſchon gethan im von aus auf mein Begräbniß.

Dies hätte nun wol feine rechte und volle Wahrheit; wenn ver Grlöfer nicht hätte rorausfezgen Tönnen theils aus feinen ei⸗ genen Gefprächen mit ihr; theild aus demjenigen was fie von finen Yüngern wußte, dag in ihr auch eine Ahndung wäre, er sehe feinem Tobe entgegen; und in der That Tonnte und mußte tie Ahndung in einer fo aitfmerfjamen Seele wie die der Maria war fein. Da ließ er ſich Das wohl gefallen und hatte feine Freude daran, weil ed aus dan wahren Sinn und aus dem tehten Herzen der Liebe Tam, ohne die geringfte Berüffjichtigung defien, in mie weit die Handlung fo wie fie war ſich unmittel- bar auf ihn felbft bezog, und wie Maria in Beziehung auf eine äußere Noth wohl gethan hätte, wenn fie das‘ Geld den armen gegeben hätte: So war dies ber rechte wahrhaft menſchliche Sinn des Seren, dabei nicht auf das aͤußerliche genau zu achten, fon tem die Handlung zu betrachten nach den Beweggründen aus tmen fie entftanben war, und fie nicht nach ihrem Erſcheinen zu meſſen, ſondern nach ihrem Innern Entftehen und nad ber Be

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Deritung, die ſie in Ber Seele hat. Unb in dieſer Hinſicht Fannte eu die innige Liebe und Berchrung, die Tabei in der Marla zum Grunde lag. Es war auch kein Außered Gepränge, Das Dick Handlung begleitet Hätte, und überhaupt nichts was feine eigene Liebe gegen die Maria hätte verhindern fünnen. Und indem er fagt, Arme Habt ihr allegeit Bei euch: fo legt er ihnen bie Pit auf, die fle gewiß auch werben zu erfüllen gefucht haben, merichliche Roth zu ſtillen; aber ex fpricht ihnen auch das Rech zu, etwas von bem was Ihnen Gott an irdiſchen Gütern gege⸗ ben hat, nad) dem Bedürfniß rein menfchlicher Empfindungen zu den heiteren Zwekken des gefelligen Lebens zu gebrauchen.

Und fo m. g. F. ziemt und and) diefen Maaßſtab des Er⸗ löferd anzulegen, und was auf diefe Weiſe ähnliches im menſch⸗ lichen Leben gefchieht immer nach feinen innern Beweggrünten zu "beurteilen, dann aber auch darauf zu fehen, daß überall das richtige Verhältniß im ganzen des Lebens dargelellt werbe, und nicht über dem einen das andere verfäumt, damit alles was im Leben fchon und erfreulich, gut und göttlich if, fein Recht habe äußerlich hervorzmtreten. So fehen wir den Erföjer immer leben und handeln, hier unmittelbar vor dem Anfang feines Leidens in den festen Tagen feines irdiſchen Lebens nicht anders als vorher ba ihm das Ziel defiefben noch fern war. Und dieſe göttliche Kraft, die in ihm. war, möge fidh aud immer mehr bewähren in alfen die durch ihn gläubig geworben find an feinen Ramen und in bie Gemeinſchaft feines Lebens aufgenommen in dieſem vew gänglichen irdiſchen Dajeln, und uns leiten und ftärfen, wenn wir einmal durch den Tod hindurchgedrungen find zum Leben, und immer und Aberulf in unferm Handeln gleich zu bieiben, ohne Küftficht darauf, ob das Ziel unſerer Wallfahrt nahe iſt oder fen. Denn das’ macht für den feinen Unterſchied, der da weiß, daß er im Glauben an ihm und In der Liebe zu ihm Das ewige Leber Hier ſchon gefunden hat, wie es der Herr ſelbſt fagt®). Am.

°) ob. &, 47.

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LVIL.. Am Sonntage Scptungefimi 1806.

Text, Sch. 12, YET En

Da erfuhr viel Volks der Juben, dag er bafelbft war, und kamen nicht um Jeſu willen allein, ſondern doß ſie auch Lazarum fähen , ‚welchen er von den tobten ex⸗ wekkt hatte, Aber bie Hohenprieſter trachielen danach, daß fie auch Lazarum tödteten; benn um ſejnetwillen gingen viele Juden hin Und glaubten, an Jeſum Des andern Tags viel Volks, das auf das Feſt gekommen war, da e8 hörte daß Feſus kommt gen Jerufalem, nah⸗ men fie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen

und ſchrieen, Hoflahnd, gelbbi ſel der da kdinnt in dem Namen des Hetrh;, ein König, von Srtaktt" Ya aber

lbbetlani ein Cfeleinꝰ! imb diet varauf; Yale beit geſthele—

ben ſteht, Furchte dich Mit; du Tochter Fion, ſtehe dan Ring "kommt relteind auf -eirtemn Eſrtoſtutlen Ecoiches "uber. verſtanden feine Iiiiger zuwor wichth ſondern del Fe⸗

ſus verklaͤtt meh; da dachten ſie varan, daß ſolcheb war bon. üb. Ev. Joh. IL, N.

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von ihm gefchriehen und ſie folches ihm gethan Hatten. T Bolt aber, das mit ihm war da er Lazarum aus ! Grabe rief und von den tobten auferwelfte, vühmte That. Darum ging ihm auch das Bolf entgegen,

fie hörten, er hätte folches Zeichen gethan Die PH: fäer aber fprachen umtereinanver, Ihr feht, daß ihr nid außrichtet; fiche alle Welt läuft ihm nad).

M. a. F. In diefer Erzählung unfers Evangeliften lau bie Gefchichte von dem was wir den Einzug unfers Herrn Serufalem zu nennen pflegen, fo ſchlicht und einfach und er la unfere Yufmerfjamfeit fo fehr vielmehr auf die Ctimmung u Beweggründe der Menfchen in Beziehung auf den Erlöjer u wieder auf der andern Seite durch fein Stillfchweigen jo je auf den Exlöfer felbft Hin, dag wir wol ganz feiner Abjıcht : mäß handeln, wenn wir auch von. dem Außen und auffalle den bei der Sache mehr abjehen und auf das innere den ben hinſehen. Da baben wir nun zuerf Acht zu geben auf N Bolt und auf dad was’ von ihm gejagt wird; dann auch wi ber auf das wenige aber nicht zu überfehende, was von bi ‚Sängern des Heren babei vorkommt; hernach auf die Pb rifäer; und endlich das befte zulezt laffend auf das was ui fern Erlöfer ſelbſt betrifft.

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vi: Zuerfi alſo von dem Volke wird geſagt, daß viel Vol hinausgekommen waͤre nach Bethanien nicht nur um Jeſu will ſondern auch um Lazarum zu ſehen, ben. er von ben. tobten „wefkt Hatte; daß bies ausgegangen fei von benen bie als Tr fer der Maria und ihrer Schwefler Hicher gelommen waren us ber That beigewohnt Hatten, und daß um biefer That willen d ‚Bolt einen ſolchen Antheil genommen, ald ber Herr zuef ci

. R)

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kethanien nach Jerufalem ging, daß es ihn begrüßt habe als en König von Iſrael und als den der da fommen follte.

Wenn wir num hier zwar hören von einer verehrenden Aeu⸗ erung und einem Glauben an ben Grlöfer, der fich in biefer kußerung ausfpricht, dann aber wenige Tage weiter fehen, wie ch das Volk, welches doch gewiß das Fer über in Serufalem wur, betragen hat als er in die Gewalt feiner Feinde kam, wie nig da von biefem Glauben und von biefer Verehrung zu fe en if: fo fehen wir wol deutlih, was es mit dem’ Glau— en für eine Bewandniß hat, der auf den. Wundern uht. Denn das fagt und Johannes ausbrüftlich, daß desive- en weil fie von biefer That gehört fo viele hinausgingen, und fie deswegen weil eine foldhe That gefchehen war und ein olches Zeichen verrichtet, Jeſum als den der da kommen follte kgrüßten.

Da finden wir denn zuerſt in der That die eitle Neu erde, daß fie hinausgehen nach Bethanien nicht nur um Je⸗ um zu fehen, fondem auch um Lazarum zu fehen, den er von kn tobten erwekkt hatte Nun, dadurch daß fle ihn fahen konn⸗ m fie fih von der Wahrheit der Sache gar nicht weiter übers eugen; denn in einem folchen Gebränge und Gewühl von Men⸗ sen die Ihm ganz fremd waren, da es doch nur eine Feine Zahl on nähern befannten war, denen ein unmittelbarer Zutritt zu Sheifto und zu ihm vergönnt fein Eonnte, war es nicht möglich, fle etwas erforfchen konnten über ben nähern Zuſammen⸗ ang der Sache, oder Zweifel löfenz fondern «8 war bie Neu⸗ jierde ihm zu fehen, und ihr Glaube rußte auf dem Zeugniß cier, die ihnen berichtet hatten was fie mit Augen gefehen. Run will ich eben dies, daß fie der Ausfage derer glaubten, velde gefehen hatten wie der Exlöfer Lazarım aus dem Grabe kroorrief, allerdings nicht tadeln, denn wir kommen ja zu dem tößten Theil unferer Exkenntniß nicht nur von Wundern ſondern uch von natürlichen Dingen nur durch das Zeugniß anderer;

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und fie hatten Urſache dieſem Zeugniß zu glauben. Auch di will ich nicht ausftellen, daß infofern fle glaubten, fie, wenn i Glaube nicht ſchon vorher geruht hatte auf dem Grunde vie anderer Zeichen, doch fühon um diefed einen willen, welches v< ganz neuer Art war, diefen Jeſum von Nazareth für einen an gezeichneten von Gott befonderd begabten und zu etwas bejont rem auserfehenen Menichen hielten. Aber ob fie num besiwey: ſchon einen Grund hatten ihn für den zu halten der da komme follte, va8 m. g. F. ift denn wol eine andere Frage; und wen wir mm dieſen Glauben vergleichen mit dem weldyen wir bei Züngern des Herrn finden, ſowol bei denen welche gleich anjan, von feiner Erſcheinung und von feiner Rede fo ergriffen wurde daß fie fagten, Wir haben den Meſſias gefunden,*) und Johannes in fenem und der antem Namen fagen Fonnte, i hätten überall in ihm gefehen die Herrlichkeit des eingeben: Sohnes; als auch mit dem Glauben feiner fpätern Jünger, al der Herr fie fragte, Wollt ihr mich auch verläffen und hint euch gehen? und fie ihm antworteten, Wo follten wir hingeben vu allein Haft Worte des Lebens: *) fo müflen wir wol de großen Unterfchied geftehen zwiſchen dieſem Glauben und jenen und müſſen fagen, der Glaube der fo enfland aus dem unmi teldaren Eindruff nicht dieſer oder jemer ausgezeichneten um wahrhaft wunderbaren That, fondern aus dem ummittelbarc Eindruff der ganzen Perſon, des ganzen Lebens des Erl fers, verbunden mit feinem ganzen Weſen und mit feiner ga: zen Erfcheinung im Leben, daß diefer ein ganz anderer iſt, as einer viel größern Tiefe des Gemuͤths Kervorgehend,. und che deshalb einen ganz andern Widerftann feiften könnte, als ex u die Probe geftellt wurde. Denn von jenen Nachfolgern, auf Ba anlaffung welcher der Erlöjer damals feine Jünger fragte, ham auch viele Zeichen und Wunder von ihm gejehen und desweg längere ober Fürzere Zeit mehr ober weniger an ihm gehalten

*) 30h. 1, 46. **) Joh. 6, 08.

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kin ohnerachtet damals die Stunde noch nicht: gelommen war, er feinen Feinden überliefert würde, fp gingen fie doch Hinter d. Warum? Weil es ihnen zu lange dauerte, bis basjenige m Vorſchein käme, was fig erwarteten und worauf ihr Glaube übte, da der Erlöfer ſich immer zurüßfjog wenn fie ihn wie wie hier begruͤßten als den König yon Iſrael. Und fo. wenn e mit diefem Wort, mit biefem wahrhaft herrlichen und aus dem Runde ber Propheten genommen hie Erwartung des ganzen His, die ihnen von pben gegeben und verhelfen war, ausbrüfs den Wort, Gelobt fei der da kommt in dem Namen ?6 Herrn, ein König vonIſrael! wenn fie damit Daffelbe ahunden hätten und baffelbe Gefühl aus ihnen gefproghen, wel⸗ aus den Züngern fprach als fie antworteten, Wo follten sie hingehen? fo würben fie auch nicht Hinter fich gegangen an ald der Herr in die Hände feiner Feinde fiel, und würden Innicht verfaffen haben, in der Gewißheit, daß mie ihre Erwar- mg ja Feine leere war, er auch über feine Feinde werde den Sieg won tragen,

Und fo m. g. 8. werben wir es Aberall finden damals. wie A Die Wunder des Herrn von dem erfien bis zu dem legten sun allerdings Ausflüffe der Fülle der Gottheit die in ihm vehnte, und gingen alfo ganz natürlich eben aus feinem uͤberna⸗ frlihen Wefen und Sein hervor, fo daß es uns ſchwer wird, van wir ung ben Erlöfer denken mollten ohne Diele, wie er auch ft auf diefe feine Wunder hingewieſen bat; aber als Grund esGlaubens Haben fie fich immer ſchwach bewiefen. k muß wenn er in ber That die ganze Seele durchdringen und meftalten fol und ein neues Leben in ihr erweklen und begrůͤn⸗ m, er muß auch ruhen nicht auf dieſen aͤußerlichen Erweiſun⸗ m fordern auf dem Innern Leben des Erlöfers, welches Im Stande R einen ſolchen Glauben Hervorzubringen und feft zu halten; und mim war es ein. fo wetterwendifches Weſen mit dieſem Glau⸗ Mn des großen Haufen, ber auf den Wundern bes Grlöfers ruhte.

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And noch mehr muͤſſen wir bas fagen, wenn wir an d gegenwärtige Zeit venfen in ihrer Entfernung von dem erſten Er drufl und von der Klarheit deſſelben m allem was wir aus Schrift von den Wundern des Herrn wiſſen. Wie fie felbft ; feinem Leben gehören, fo gehört auch die Erzählung davon m zu dem treuen Bericht derer, deren großer Beruf es geworben i Das Leben des Herm auf alle Fünftige Gefchlechter zu Eringe Aber wie ſchon bei den Zeitgenofien des Herm es ein ſchwach und ſchwankender Glaube war, der auf feinen Wundern ruft fo geht es auch allen denen, welche flatt das innere und böke Zeugniß, welches uns von dem Erlöfer als dem Sehn des I bendigen Gottes geblieben ift, in die Tiefe ihres Gemüths au zunehmen, ihre Aufmerffamfeit auf diefe doch nur äußerliche Thaten und Werfe richten, und eben deshalb nicht im Ztant find durch den Buchftaben hindurch den innern Grund feines Ei bern Lebens und Dafeins aufzufinden und von biefem zu ein rechten Glauben erwekkt und entzündet zu werben. Denn ie iſt allem preißgegeben, was menfchliche Klügelei daran verunfta ten und verderben Tann, und hat einen Binreichenden Grumd tu ganze Leben zu Ienfen und zu leiten nicht in fich.

IL

Eiwas ähnliches m. g. 5. tritt uns entgegen, wehn m wir auf das zweite fehen, nämlich auf das was uns Johan nes von den Jüngern des Herrn fagt. |

Es iſt ſehr weniges; er jagt uns, daß als Jeſus auf ein Eſelin in die heilige Stabt geritten, fo hätten die Jünger nid verftanden, daß in dem was da vor ihren Augen gefchah ei: Beziehung gelegen auf eine Stelle in den Propheten des alte Bundes, fondern erſt als Jeſus verflärt war, das heißt hier nic anders als nad) feiner Auferftehung, hätten fie daran gedacht, da bei dieſer Gelegenheit er fo in die, Stabt hineingekommen ſei un daß das Bolt ihm fo begrüßt habe wie dort geſchrieben ſich

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iche dein König kommt zu dir reitend auf "einem illen der Efelin, fanftmüthig und von Herzen müthig.*)

Natürlicher Weife Fönnen wir num wol fragen, Ei das wußs t doch die Fünger unfer Herr hatte fie und das Volk oft nug darauf-geführt daß die Schrift es ſei, die von ihm uge,**) und es war eiwas allgemein anerkanntes, daß alle Pro⸗ ſeien bes Herrn geweiſſagt hätten von dem ber da kommen Ite; und die Jünger waren nicht unbewanbert in ben Schriften # alten Bundes, wie fte biefelben von Jugend an lefen gehört ı den Synagogen des Landes; und doch fiel ihnen damals bie uffallende Uebereinſtimmung nicht ein. Sollen wir fie deshalb ideln ober loben? und fol es und erjcheinen als ein großer iortfchritt den fle gemacht Haben im Gfauben, daß hernach nad) er Auferflehung des-Herm ihnen dies einfiel?

Sehet m. g. F. fo wie was das Volk that uns bie beſte Borftellung giebt von der Befchaffenfeit des Glaubens der auf en Wundern allein ruht: fo führt und das was von den Juͤn⸗ rn gefagt wird auf den Glauben ber fich auf bie Weiſſa gun⸗ yen bezieht.

Wenn wir und fragen, ohnerachtet die Jünger damals an efe Weiffagung nicht gedacht haben, und auch das was vor ih⸗ m Augen gefchah in allen feinen Beziehungen nicht verſtanden, sollm wir fagen, daß ihr Glaube einen wefentlichen Mangel ge- zabt habe, daß Ihnen etwas daran gefehlt Habe? oder wollen wir agen, daß fie von dem was vor Ihren Augen gefchah damals ven :ehten vollen Genuß nicht gehabt hätten, weil ihnen babei bie Stelle des Propheten nicht eingefallen und fie nicht gefehen was da erfüllt worden? Vielmehr möchte ich ſagen, es Habe dies etwas ähnliches mit einem andern Wort des Erlöfers, als die Schuͤ⸗ ler Johannes des Täuferd einmal zu ihm Famen und ihn fragten,

*) Sad. 9, 9, 9) Joh. 5, 39

wie es bay ‚zuginge, daß feine Jünger nichſt faſteten, bie Jünger des Johannes puͤnltlich faſteten: da antwortete ihnen, Es zieme ihnen nicht zu faſten fo lange der Bräutiga bei ihnen fei, wenn der aber werde von Ihnen genommen jem dann würben fie ſchon faften. *) Ex ſagt alfo, fo lange ſie ii dem vollen Genuß und Befig feiner Perfon wären und ſich de Lebens mit ihm erfreuten, wodurch fie in bie Tiefe und in ti Geheimniffe feines Reiches eingeweiht wurden und fi imme mehr vorbereiteten zu dem grofien Beruf der ihrer wartete, fo lang fei es ihnen nicht natürlich und liege nicht auf ihrer Bahn, ſolch äußerliche Zeichen der Frömmigkeit von ſich zu geben; aber wem er wuͤrde von ihnen genommen fein, wenn ſte ſich felhft wärbeı verlaffen fühlen und mit Sehnfurt an ihn zuruͤlſdenlen: danı würde was bei vielen nichts anders war als ein gebanfenlojc Gebrauch und eine Beqobachtung geiftlafer Sitte und Art, obn daß ein innerer Grund dazu vorhanden waͤre im Gemüthe, Du: würde dann bei ihnen aus dem richtigen wahren Grunde ber porgehen und fi) von felbft finden. Dem m. g. S. ſcheint mi das Ahnlich zu fein, was wir bier fefen. von den Jungen. €ı lange fie ven Herm um ſich hatten und vor fih, fo war ihr ganze Aufmerkſamkeit und jede Begierde des Herzens auf ik allein gerichtet. Bei ihm fanden fie die Worte des Lebens, ti fuchten fie nirgend anders und brauchten fig auch nirgend ande ju fuchen. An ihm hingen fie mit der ganzen Kraft ihres gei Rigen Auges, um recht aufzunehmen und zu verftchen wag er ıei dete und that, ohne fich weiter umzufehen ober auf etwas anter! ih zu richten. Aber etwas anderes war es, als ber Herr ma flaͤr war und von ihnen genommen, und fie nun bavan gewit fen waren, ſich unter einander alle Greigniffe aus feinem Lehen mitzuthgilen, und alle einzelne Umſtaͤnde beffelben, die dem ein mehr dem andern weniger gegenwärtig waren ſich zu einem ge

M Matth. 9, 14. 15, —W

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meinfamen But zu machen. Da war Ihnen natärlich diefe Art ves Rachdenfens und ber Verbindung der Gebanfen, die weiter, um fich fah, und das was bes Herr geredet und gethan hatte in Beziehung fezte auf bie heiligen Schriften nes alten Bundes, svelche ‚fie in ihrem. Beruf gebrauchen konnten um faljche Vor⸗ fellungen von dem Reihe Gottes unter dem Bolfe Immer mehr zu beſeitigen und fie auf das rechte und wahre in biefen Heiligen, Weiftagungen hinzuleiten; da war «3 natuͤrlich, daß ihnen bei dieſer gber jener Erzählung von Begebenheiten gus bem Leben des Herrn dieſes oder jenes aus Stellen bes alten Bundes eins fiel; und da dachten fie an jenes Wort welchts ber Prophet ges ſprochen Haste, und welches auf folche aͤußerliche Weiſe in Erfuͤl⸗ fung ging. So mögen wir ſagen, der Glaube der in ihnen ent⸗ Rand und fid; in Ihnen immer mehr befefigte aus der unmittel« „baren Anſchauung des Grlöfers,- der was mehr werth als ein folder der allein Hätte entſtehen wollen aus ben Weiffugungen bes alten Bundes auf den Herm.

Und fe fehen wir auch daß dadurch Feiner, yon dem wir es wiſſen, ein Jünger des Herrn geworden if; ja vielmehr müffen wie fagen, daß eher die Ruͤklſicht auf Die Weiffagungen bes alten Bundes von Anfang an etwas dazu beigetragen hat, Die Gemuͤ⸗ iher von dem Glauben an den Erlöfer zurüffzuhalten. Denn wie sing es dem Nathanael? Als die Jünger des Herrn ihm fagten, fie hätten den Meſſias gefunden, Jeſus von Nazareih fei ed: da fprach er, Was kann von Nazareth} gutes kommen? Er ſprach bied aus dem Cindruft heraus, ben bie Kenntniß von den Schrif- ten des alten Bundes auf ihn gemacht hatte, und in der (Brinne- rung daß ſich Feine Stelle in demfelben fände, welche den Erloͤ⸗ jer als einen folchen bezeichnete der aus GBaliläg kommen fpilte, ja daß. «8 Feinen unter ben Propheten bed Herrn gäbe, ber aus dieſem Lande geweſen wäre, ſondern van Bethlehem aug der Stadt Davips follte der Meſſias kommen; und fo verkünbigten bie uͤhri⸗ gen Jünger dem Rathanael den Erloͤſer nicht

. Da mögen wir denn wol fügen, ber reihte Glaube iſt nicht der, der aus ben Weiffagumgen entſteht, ſondern es ift mit Weiffagungen wie mit den Wundern: Daß die Jünger basjenige in den Schriften des alten Bundes, was auf den Erlöfer geben: tet werden Fonnte, bald mehr bald weniger genau oder uns vollfländig in feinem Leben vorfanden, und zwar fo genau als e3 ein inneres Berhältniß des Erloͤſers zu feinem Volke ausprüffte, das iſt etwas natürliches, wie die Wunder etwas natürliches find in feinem Leben. Wenn aber der Glaube daraus haͤtte eniftchen follen, fo würbe er- bei: der Bieldeutigfeit folder Weiffagungen, bei der Befchaffenheit folder Stellen, welche wenn: man fie un- mittelbar neben einander fiebt und hört, eher einander zu wider⸗ fprechen fcheinen als zu erklären, eben fo ſchwankend fein wie ter Glaube der aus den Wundern hervorging. Und fo wollen wir denn die Jünger weder tabeln noch fchelten, daß fie damals als fie den Erlöfer um ſich Hatten dieſe Beziehung vieler Auftritte aus feinem Leben auf Weiffagungen des alten Bundes nicht fan- den; aber ed auch für eben fo natürlich Halten, daß dieſe Be ziehung ihnen fpäter nicht entging, und fie diefelbe eben fo ſehr in dem Erfolg einfahen wie es mit den Wundern bed Herrn der Yall war.

Mi.

gDritens laßt uns nun achten auf das was uns von den Phariſäern erzählt wird. |

Ob das Volk weldhes hinab nad) Hethanien fan dem Er⸗ föfer zu viel nachgefagt Hat, wie daraus bervorzugehen fcheint, daß Johannes erzählt, fie wären Hingegangen nit bloß um Sefu willen fondern au um Lazarum zu fehen, den er von den todten erwekkt Hatte, das wollen wir Tafien babingeftellt fein, denn wir wiſſen es nicht, Indem uns Johannes nichts davon ſagt. Was wir aber gewiß jehen, das ift die Rath⸗ loſigkeit in welcher fie waren, als alles Volk hinausging um des

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Zeichens willen welches Jeſus gethan Hatte, und wie fle unter einander ſprachen, Ihr fehet, daß ihr nichts ausrichtet, alle Welt läuft ihm nad. Run wiffen wir, fie haben doch etwas ausgerichtet, eben weil fie bei dem Rathſchluß geblieben‘ waren, welchen uns Johannes ſchon vorher mitgeteilt hat, daß fie ihm töbten wollten, von ber Meinung ausgehend, es fei beffer, ein Menſch flerbe für das Volk, als daß das ganze Volk vers derbe, wie fie dem in dem Wahne fanden, es müffe verderben wenn der Glaube an den Herrn zunähme. Aber das zeigt uns doch der Erfolg ganz deutlich, daß dieſe Rathlofigfeit und der vers mehrte Zulauf des Volks um den Erlöfer her die Urfache geweſen ft, daß fie ihren Rathfchluß zu feinem Tode befchleunigten. Und fo m. 9. 5. fehen wie die geheimen Wege der Vorfehung und wie der Ewige feinen Rathſchluß erfüllet auch durch Diejenigen welche das böfe wollen, indem er allein weiß aus dem böfen gus tes Berbeizuführen. | Wir fehen aber auch zu gleicher Zeit, wie viel Urfache wir baben eben in Beziehung auf die Führungen des menfchlichen Geſchlechts einem einzelnen gewiffen Anfchein, ber fih zu Tage giebt, nicht zu frühzeitig zu traum. Denn freilich eine folche Bes gebenheit wie die welche uns Johannes hier fo vorübergehend und jo einfach erzählt, wie der Herr unter diefen Umſtänden aus Bethanien nach Jerufalem ging, wie die große Menge des Volks es war, die ohnerachtet die Oberften ihn fchon dem Tode bes ſtimmt und jeden in den Bann gethan hatten, der da wüßte wo er wäre und ed nicht anzeigte, ihn laut bewillfommmete als; ven der da kommt in dem Namen des Herrn, und ihn begrüßte als den König von Sfrael, eine ſolche Begebenheit konnte und hat auch gewiß in manchen feiner Jünger die Hoffnung erwekkt, daß nun der Glaube an den Herm allgemein fei, daß nun die Zeit gelommen fe, wo er das Reich Gottes, wie es in feiner heiligen Seele lebte, auch Außerlich aufrichten werde, und daß nun ber Grund ganz gelegt fel, um die Herrfchaft des ewigen und guten

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zu befefligen. Das find bie Hoffnungen, denen wir uns gar leicht

bingeben, wenn etwas dem Anſcheine nach rechtes und guted und | por Augen fiehet, und leicht vertrauen wir einem foldhen Yugens bIFE, der feiner Natur nach es doch in fich trägt, daß er etwas vorübergehenbes und vergängliches if. So war es mit bieier Begrüßung, mit diefer Verehrung, mit diefer Berfünbigimg Dee Würde des Herm; aber in dem Rathſchluß Gottes Tag erft ter Tod des Erlöferd dazmifchen, wie der Herr feipf in den Worten, bie wir nächftens zum Gegenſtand unſerer Betrachtung macen werben, fagt, Das Waizenkorn muß in die Erde fallen und erflerben, dann trägt es piele Frucht“). Dieſer ſchoͤne Anſchein mußte verfhwinden, es mußte ſich zeigen, wie wenig fefter Grund dabei geweſen war, und auf einen ganz an⸗ beren und fefleren, auf den lebendigen Glauben des Exlöfers felbft, der da mußte, daß wenn er auch felbft Aberwältigt würbe Durch die Macht feiner Zeinde, wenn er auch dem Tode überliefert . würde, dennoch fein Reich auf Erden aufblühen und fich verbrei- ten werde und niemals überwältigt werben fünne weder von eis ner menfchlicden noch übermenfchlichen Gewalt, auf einen folchen Grund allein fonnte das Reich des Herrn gebaut werden.

Aber wir fehen auch wie Diejenigen welche dem wahrhaft guten und göttlichen feindfelig gefinnet find, weil ihr ganzes Tich- ten und Trachten irdiſch if, wie es bei dem hohen Rath und bei den Phariſaͤern der Zall war, wie die in ein immer tieferes Ber- derben hinein gerathen, wie fie fich immer mehr erlauben von dem was den heiligfien Geboten Gottes widerfpricht, wie fie immer leichter in ihrem verkehrten Sinn jedes Anſehen und jeve Gewalt die ihnen gegeben ift mißhrauchen, wenn nicht Die göttliche Gnade die Finſterniß des Herzens durchdringt und Das himmliſche Licht und ein neues Leben in ihnen entzündet, und wir mägen uns billig Darüber wundern, wie die Menſchen welche Kinder der Welt

+) oh. 19,24.

31

find und der Finſterniß, ohnerachtet es ihnen at ber Erleuchtung des Geiſtes wie den Rindern des göttlichen Wortes nicht fehlt und ofmerachtet fie vermögen das rechte und gute zu lieben, ſich dennoch erlauben Wahrheit und Recht zu übertreten, um das zu reihen was fie für Heilfam Halten. Das ift die größte Ges fahr in welche der Menfch geraten kann, wenn ihm das ale _ Wahlſpruch vorſchwebt, Laffet uns böfes thun, damit gutes dar- aus hervorgehe. "Sobald der Menſch ſich das erlaubt, iſt er hins gegeben allen Berirrungen auf dem Gebiete des geiftigen Lebens, und er kann nicht mehr wiſſen welch ein Ende es nehmen wird; denm damit ft zugleich das Gewiſſen des Menſchen gerflört und jede Regel verlezt, die das böfe bezähmen kann, und fomit muß er immer tiefer in den Abgrund des Ververbens fich ſtuͤrzen. So ging es ben Feinden’ des Erlöfers, welche indem fie fi) erlaub⸗ ten etwas böfes zu thun, damit gutes daraus entftehe, dahin ge- bracht wurden, daß fie ven Fuͤrſten des Lebens dem Tode über: gaben und den Heren der Herrlichkeit kreuzigten. | oo. oo:

IV.

Wie aber m. g. %. fehen wir den Erlöfer ünter dieſen Umfänden? Wenn wir zürüffvenfen an das was wit gelefen haben von der Erwekkung des Lazarus felbft, fo haben wir das mals fon aus feinem Betragen und aus ben Bewegungen feis nes Gemüthes geahndet, es fei ihm nicht willkommen geweſen, daß diefe That von fo vielem Volke mit angefehen würde und fo. viel Aufſehen ımter feinen Zeitgenofien erregte. Es ſtand das altes fchon vor feiner Seele; aber er war von dem Ort wo er gewejen war weggegangen, um ven Lazarus zu erwelken, und ließ ſich durch die Vorftellung feiner Juͤnger nicht abhalten bin-

zugehen und biefe große That zu thun. Ebenſo war er jet auf

das Feft gefommen, ex hörte noch 'ehe er in die Heilige Stadt fam von dem was dort vorging, er hörte von dem Getümmel welches die Menge um ihn erregte, er wußte welchen Eimbruff

313

das machen würde auf die Gemüther feiner Feinde, er mußt: was ihm bevorftand; aber er ließ fich dadurch nicht irre machen er war gefommen auf das Feſt zu gehen, um bem Geſeze gemäs zu handeln, welches ihn als Mitglied feines Bolfes verpflichten die hohen Feſte in der Hauptftadt des Landes zu bejuchen, und fieß es fich nicht nehmen dieſe Heilige Pflicht gu erfüllen, was auch daraus für ihn hervorgehen möchte. Eben fo wenig konnte er geblendet werden durch ben Glanz der ihn bei biefer Gelegen⸗ heit umgad, oder getäufcht durch den Zuruf des Volkes und durch den fcheinbaren Glauben defielben Und anders fehen wir ibn nicht einziehen, ald ob ihn das nicht anginge, ald ob er nicht ter Gegenftand des Freudengefchreied wäre, eben wie jeden ber ten Weg in die Stadt ſucht und fi vor dem großen Gedränge ret- ten will. So gehet er hinein von ganz anderen Gedanken ers füllt, von ganz anderen Empfindungen in feinem Gemüthe bewegt, als welche das was die Menge that in einem andern würde ers regt haben.

Das m. 9. F. iſt das vorbilbliche für uns alle in dieſem Betragen des Erlöfers, und wir mögen dabei an die Worte ter Schrift denken, Es ift ein koͤſtliches Ding, daß das Her fe werde*). Denn fo war das Herz des Erlöfers feſt, feſt gegen alles mas der Beifall und die Bewunderung der Menge in menſch⸗ lichen Gemüthern hervorbringt, feit gegen alles was der Irrthum und das Verberben der Welt und die Furcht davor In den Gr müthern bewirkt. Und laßt uns feſt in das Herz ſchließen dieſes heilige Borbilb des Herrn, daß wir eben fo wie er allem entge⸗ gentreten was nicht loͤblich iſt und recht und dem göttlichen Wil⸗ fen widerſtrebt, am wenigften aber den Jüngern bes Herrn ziemt, welche ftetS vor Augen Haben die Sanftmuth des Erloͤſers als den Grundzug feines Gemuͤths, womit er fein Bolf zu fich ein (ud, und eben fo bie Ruhe feiner Seele bei allem Widerſtand den

®) Hebr, 13, 9.

319

er erfuhr von feinen Feinden, auf das .allein gerichtet, was feine. Pflicht, was fein Beruf, was der Wille feines himmlischen Das ters, mit dem er eins war in feinem Herzen, von ihm forberte. So wir dieſes Weges wandeln und danach tradhten ihm zu gleis hen, fo werden wir alle jeder an feinem Ort und nach feiner Weife fein Reich auf Erden bauen fünnen. Je mehr wir von diefee Bahn weichen auf dieſe oder jene Seite hin, deſto weniger wird die Liebe, die Das Band der Vollfommenheit if, thätig fein

fönnen. So laßt uns feft werben in biefem Glauben und dies ſes Borbild uns aneignen, damit wir wandeln auf dem Wege den der Herr gewandelt hat, und fein Reich weiter bauen fo wie er e8 angefangen hat. Dazu verleihe er uns feine Gnabe und feinen Segen. Ariee.

0... BVHR . Am Sonntage Eftomihi 1826.

Tert, Joh. 12, 06,

Es waren aber etliche Griechen unter beiten die hin⸗ Aufgefommen waren daß fie anbeteten auf das Fell. Die traten zu Bbilippo, der von Bethfalda aus Galilän wat, baten ihn und ſprachen, Herr, wir wollten Jeſum gen fehen. Philippus kommt und fagt es Andreas, und Philippus und Andreas fagten es weiter Jeſu. Jeſus aber antwortete ihnen und. ſprach, Die Zeit iſt gefom- men, daß des Menſchen Sohn verfläret werde Wahr: lich, wahrlich ich fage euch, es fei denn daß das Wai⸗ zenkorn in die Erde falle und erfterbe, fo bleibt es allein; wo ed aber erſtirbt, fo bringt es viele Fruͤchte Wer fein Leben lieb hat, der wird es verlieren, und wer jein Leben auf dieſer Welt haſſet, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mix nad, und wo ich bin, da fol mein Diener auch fein, und wer mir dienen wird, den wird mein Bater ehren.

321

M. a. 5. Wie wir jest wieder der Zeit nahe gekommen find, ie befonders der Betrachtung des Leidens des Grlöfers gewid⸗ vet iſt, und In dem größten. Theil unſerer evangeliſchen Gemeb en an dem heutigen Tageidie Rebe davon zit fein pflegt, wie . zhriſtus fein Leiden vorher verfündigt: fo kann es uns nicht an⸗ as als erwuͤnſcht fein, daß wir in viefer Auslegung unſers tvangeliums heute zu einer Stelle gefommen finb von demſelben inhalt.

Es iſt nun freilich nicht ſogleich deutlich auf ven erſten Anz likk, wie das was wir geleſen haben damit zufammenhängt, is fcheint aber alfo zu fein. Es waren, fagt Johannes, unter enen die auf das Feſt gefommer waren auch einige Griechen, ie dort anbeten wollten, alſo fülde die zu dem Wolfe der Zus en nicht gehörten, aber doch fihon im Umgange mit foldhen bie itfenntniß des einen Gottes erlangt hatten und daher auch den eidnifhen Wahn fo weit fahren gelaffen, daß fie die feſtliche jeit wahrnahmen, um mit dem Volke des alten Bunves ſoweit d ihre Zeit geftattete ihre Anbetung darzubringen in den Tem el des einigen Gottes, Wie wir nun daraus, daß Johannes 13, Sie waren gefommen um anzubeten, ſchließen pie m, daß fie nicht, wie es damals der Fall war mit vielen frem⸗ ven die ſich um dieſe Zeit In Serufalem aufhlelten, aus bloßer deugierde fich einfanden, um in der Nähe zit fchaiten den Teens el und die Pracht des äußern Feſtes, ſondern es bei ihnen He ndangelegenheit war: fo fehen wir aus dem Wunſche welchen e ausfptachen, fie möchten Jeſum gern fehen, daß fie uch von dieſem fchon gehört hatten und fich genauer bekuͤmmert m das was unter dem Volke Gottes vorging, und wie vadurch dies in ihre Seele gefommen war fie ſchon empfaͤnglich wa⸗ m für ein helleres Licht, als welches ihnen bisher in den Schrif⸗ "des alten Bundes, wie fie int den Vetſammlungen der Juden eleſen würden, geleuchtet Hatte, Des Herr aber, Bas wiſſen wir

Som, üb. Ev. Joh, IK %

daß er Aberall von fich geficht, er fei nur gefandt zu den

nen Schafen aus dem Haufe Seoel, *) und er batte fich —* nem ganzen Beruf und mit feinem ganzen öffentlichen Leben in mer auf fein Volk beichränft. Darum nun war auch Philipp bedenklich den Wunſch viefer fremden fogleidh an Jeſum gu brü gen, fonvern er gefellt fich erfi einem andern von den Jünger des Heren zu, und wie fie beide einig daruͤber geworden warcı fo trugen fie diefen Wunfch dem Herm vor Rum fehein aber, als ob diefer gar feine Rüftficht darauf genommen habe denn was Johannes gleich darauf als feine Worte anfnüpft, ix sieht fich offenbar und augenfcheiulich nicht auf dieſe Bitte. Ten noch wie wir die Milde und Sreunblichfeit des Erlöferd fenna ber ſchon einmal, wie wir aus einer Erzählung wiffen, eine Au: nahme von jener Regel gemacht und feine wunberthätige Hüli ber Tochter einer heidniſchen Frau hatte angedeihen lafien als « den lebendigen Glauben von dieſer bemerfte:**) fo dürfen wi nicht zweifeln, daß er auch an diefem Berlangen fein Wohlg fallen gehabt habe und es nicht ohfte Befriedigung werbe abge wiefen haben. Denn freilich ihn äußerlich zu. fehen, feine feit liche Geſtalt in das Gebächtniß zu prägen, war nicht das worau ed anfam. Aber diefelbe Bewandtniß hatte es auch mit den Be weifen feiner wunderthätigen Kraft. Das iſt aber gewiß, ta . aus dem einen wie aus dem andern in einem geöffneten müth ein Eindruff von feiner höhern Würde und von feiner geti lichen Kraft entftehen und fich darin befeftigen Tonnte, und d wird er biefen, die fo verlangen waren ihn zu fehen, es aud nicht verſagt haben. Das alfo mögen wir und immer ergänza und glauben, Johannes habe dies nicht weiter ausführen wollcı weil er ed erzählt nur als eine Beranlaffung zu den folgenta Worten des Herm. Denn fo hält er es oft in feinem Evange

2 Daith. 15, 24. ”3) Matth. 15, 22 28, s

33

daß er etwas was dem Herrn begegnet war um ‚veöwillen ‚äblt, was er auf biefe Beranlaffung .gejagt hat. . R

Aber wie. hängt nun dieſes Begehren ver Heiden, Jefum gu ven, mit den Worten zuſammen, Die Zeit ift gelommen, des Menſchen Sohn verflärt werde, und zwar fo, 6 er unmittelbar darauf von feinem Tode redet? .. on

Der Erlöfer mußte «8 ja wol wiſſen, denn wie hätte. er nft den Beruf ber ihm von Gott geworden war. in feinem mzen Umfange erkennen mögen, und ohne dieſe Erkenntniß wie itte er ſich ſelbſt mit feſter Ueberzeugung für. den halten kön⸗ m der er war, wenn er nicht gewußt hätte, daß nicht für dag ‚olt allein, unter welchem er nach dem vorgedachten Willen Got⸗ 8 mußte geboren werden und leben, das Heil follte bereitet fein ı dem Reiche Gottes, welches durch Ihn mußte gegründet were m, fondern unter allen Völkern follte verbreitet werben und ale n gemeinfames Gut des ganzen menfchlichen Befchlechts fich im⸗ ee mehr bewähren in alle Zufunft hinein... Das wußte er al« dings, aber bemohnerachtet hatte ex Doch fich felbft für feine ei⸗ ne MWirkfamfeit ganz beſtimmt jene Grenze gefezt, die erin den Borten ausfpricht, welche ich fchon erwähnt Habe. . Ya. nicht nur ch ſelbſt fondern feinen Süngern machte er es zur firengften licht, daß fie anfangen follten feine Zeugen zu fein in Ierufas m, und von da erft fortgehen bis an das Ende der Erde*). a es ift eine alte Sage, deren Beftätigung wir freilich nicht usdrükklich in den heiligen Schriften. unfers neuen Bundes fin⸗ m, daß er feinen Juͤngern geboten habe eine. beftimmte Anzahl on Jahren mit ihrer DVerfünbigung nur in. den Grenzen des Wilchen Landes zu, bleiben, Sp follte es fein. Es follte dem Weile welches: durch das Verhältniß der Natur und der Bluto⸗

Bwandtfchaft - die naͤchſten Anfprüche hatte an alle Wohlthaten

k aus der GErfcheinung des Erlöfers hervorgingen, dem follte ) Apoſtelgeſch. I, 4. 8. | | x2

324

fein Vorwand gegeben werben fich zu befchweren, daß ihnen du fei entzogen worben, woran fie mehr Anfpruch Hatten als ande Menſchen. Und auf der andern Eelte wollte ber Exlöfer vuri feine Perſon und durch die Handlungsweiſe bie er feinen Jür gern vorfchrieb, ein firenges Beifpiel davon geben, wie es jebr gebühre diefe natürliche Zufammengekörigfeit feſtzuhalten, di Kräfte weiche ihm Bott gegeben benen zunächft zu weißen, wm tee denen fein Lehen durch die Geburt feflgewurzelt fei, und nid leichtfinniger Weiſe ſich aus dieſen Verhältnifien loszureißen, ım feine Wirkſamkeit in die Ferne zu verbreiten. Hier aber mu ging den Erlöfer zum erfin Mat, fovtel und nämlich in der Evangelien erzaͤhlt wird, ein Bild auf von ber bevorſtehenden Zu hunft, indem ihm in feinem eigenen Leben fchon das lebendig Berlangen der Heiden nach ihm entgegentrat. Richt fo wie « propfjetiich der Fall gemeien war in ven Tagen feiner Kindheit wie wir auch nicht wiſſen ob dieſe Gejchichte ihm kund gewer den oder nicht, fondern während feines öffentlichen Berufes komm ihm Hier ein lebendiges Verlangen entgegen, und ex ſchaut ver biefer Kleinen Zeit in eine weite Zukunft hinaus und findet dariı die Verklärung des Menfchenfohnes, Daß bald das Wort vor ihm, von feiner Lehre, von feiner Berfühnung, von dem Reid Gotted welches er geftiftet hat, auch unter bie Heiden mürtı fommen und daß fie fi) dann gläubig dieſem neuen Leben auch mit Liebe und Freude zunvenden würden. Darum fagt er in Be⸗ siehung darauf, Die Zeitif gefommen, daß des Men ihen Sohn verflärt werde. Bald fagt er werde ſich zer gen wozu ee eigentlich ſei beftimmt geweſen und wie weit be Segen feiner Erſcheinung fidh verbreiten werde. Bald werde ſich zeigen daß durch ihn das Licht der Wahrhelt und bie erwärmende Kraft der göttlichen Liebe aufgefteftt fei zu einem Zeichen für all Bölfer.

" Daß er nun dabei zu gleicher Zeit auf eine fo beftimme Weife an feinen bald bevorſtehenden Tod gedachte, das hängt du

. 1

it zufammen, daß er wußte, wühregb feines Lebens mühe feing nd feiner Jünger Wirkſamkeit auf den Umkreis feines Landes und ines Volles beſchraͤnkt fein. Indem er fich alſo Hier erblillt 6 das Licht und. den Segen der Heiden, fo war ihm auch das n neuer Beweis, daß indem. ihm basienige fo nahe entgegen m, was erſt nach feiner Eutſernung von der Erde in. volle Birfjamfeit- treten follte, es ihm: eine Mahnung war an dag ahe beuorfichende Ende feines Lebens; das war die Verflä ung des Menfchenfohnes, daß er aus. einem Lichte feines zolkes auch anfing zu werden ein Licht für alle verſchiedene Ge⸗ bleihter der Menſchen; darin beſtand die Frucht die er brin- en follte. Aber eben diefe reiche und große Bruchtbarfeit, die ſich un Hier aufthat, die mahnte ihn an fein. baldiges Ende, und fp igt er hinzu, Wahrlich, wahrlich ich fage euch, es fei enn daß. das Waizenkorn in die Erde falle und ew erbe, fo bleibt es allein; wo. es aber erflirbt, fo tingt e8 viele Früchte. Sehet da m. q. F. fo Mmüpft hier re Here bie Frucht die er bringen follte unmittelbar an feinen od in einem ſchoͤnen und herrlichen Bilde, in welchem er zeigt, ie aus einem erſterbenden Leben ein neues herclicheres und viel riter fich verbreitendes hersorgeht, und indem er eine Achnlich it aufftellt awifchen den Gefegen ver Natur, die und allen vor lugen liegen ımd die wir toͤglich wahrnehmen können, und zwi⸗ ben jenem ewigen Geſez, nach welchem ihm ein früher Tod be⸗ immt war in dem Rathſhhluß Gottes.

Aber laßt uns nun fragen, wie dieſes ſein Wort von ki em nahen Tode damit zufammenhängt, daß er viele Frucht ringen foll. Dies.m. g. 5. mat uns an ein anderes Wort es Hera, welches wir in einem ber ‚folgenden Kapitel unſers wangeliums werden zu betrachten haben, indem er zu feinen üngern fagt, Es if eu gut, daß ih hingehe, don venn ich nicht Hingehe, fo kommt der Tröſter nicht zu ud; fo ih aber hingehe, will ih den Vater bitten,

und er wird ihn euch fenden®). Hier alſo ſagt er, wie vor feinem Tode das abhange, daß feine Jünger ſollten erfuͤllt wer den mit der Kraft aus der Höhe, deren ſie beburften um jet Zeugniß zu ben verſthiedenen Völkern der- Erde zu tragen. Au vleſem Zeugniß aber. berußte es eben, daß fein Name den ver ſchiedenen Geſchlechtern der Menſchen -verlündigt würde und ba biejenigen geſammlet wurden, weiche beſtimmt Waren in das neu Reich: Gottes einzugehen. Auf dieſe Weiſe, alſo In ſofern auch di Sendung des -pöttlichen: Gelflea nur erfolgen koͤnnie indem « ſelbſt nicht mehr auf Erben wandelte, hing aud) das Zeugni und die Frucht deſſelben, welche un biefe'-Senvung des Geile gebunden war, von ‚feitem Tode ab. Aber don dem Tröfler, vo dem Geift der Wahrheit; den er fenden wollte, fagt der. Herr zu gleich, daß er Ihn berflären werde"), wie ex hier fag Es ift die Zeit: gelommen, daß. des Menfchen Soh verflärt werde, und daß et es von dem feinen nehmen wert und feinen Süngern geben und wittheilen, um:fie in alle Wah heit zu leiten. Aber eben. je mehr der Herr verklärt wirb fi Diejenigen welche ihn fchon Tennen und an:ihn glauben, um vefi Weniger natürlicherwelfe- mußte auch im: Liebe und Beregrumg g gen ihn werben,

13. Und nun wiflen wir m. g.: . daß es eben nur feine unti ans fich verbreitende. und: in uns felbft Wurzel faſſende erlöfen! und-Heiligende: Liebe if, won melden die Frucht abhängt die | bringen fol. Denn das iſt das neue Gebot welches er fein: Jüngern gegeben: Hat, das Grundgeſez fo ſeines Reiches a Erben, auf welchem das Beſtehen deſſelben ruhet, daß fie fih u, ter einander lieben: follten mit der Liebe mit welcher ex fie gelie Hat). Und m.ig. 8. kann ſich Das wol irgend jemand d eine lebendige ‚und innere Erfahrung gemacht hat von dem wi das rechte und wahre Chriftenthum ift, kann fi) das jemand ve

—— > Far F l |

‚ı. ) Joh. 16, 7, "®*) op, 16, 14, ur) Joh. 13, 34.

827

ergen ober leugnen, daß eben unfere Liebe zu dem Grlöfer gang Nein auf feinem Tode beruht? Denn wie fie eins iſt und im⸗ ec mehr werben fol mit unferer Liebe zu Gott fo geht fie auch avon aus, daß wir. wahrnehmen bie göttliche Kraft und Die Hülle

ee Gottheit, die in ihm wohnte;: aber das wird jeber ſagen muͤſ

n, daß bie. Bereitwilligfeit des Herrn den Tod zu leiden für as Heil der Welt, und die Art wie er ihm wirklich gelitten hat, ben dieſer unſerer Liebe au ihm einen neuen und eigenthümlichen Hanz, eine Höhere und innigere Wärme giebt, und daß fie eſt dadurch vecht verfiegelt wird und als ein mnauslöichliches euer in dem Herzen brennt. Beides aber iſt eins und baflel« ige, der göttliche Geiſt, der den Juͤngern mitgetheilt ware, und ie volllommene Liebe zu ihrem Herrn und Meifter, die in Ihrem jerzen lebte. Zu beiden war fein Tod unentbehrlich, und fo niste er in feinen Gedanken beides zufammenftellen in dem Au⸗ enblilk den er und hier darſtellt. Das Walzentorn muß eriter-

en nachdem es in die Erde ‚gefallen if, dann wird es vide .

hrucht beisigen; wird es das nicht, fo ‚bleibt es allein und bringt ine Frucht. Gr mußte nun den Weg des Todes gehen, und duch daß er ihn ging wurde alles befefligt, was ben Grund:

eate zu ſeiner ewigen Fruchtbarkeit in dem menfchlichen Geſchlecht⸗

Bollte er das nicht, fo wäre er allein geblieben und ſeine Cw⸗ Seinung auf Erden wäre eiwas verſthwindendes gewefen, wie ieles andere fehöne und herrliche, aber nicht der Grund ſeines wigen Reiched auf Erden.

Aber darum ficht.er auch gleich himweg. von ſch Porn auf ine Fünger die ihn umgaben, und von: ihnen auf und und auf le Gefchlechter ver Menfchen, denen fein Name wird verfündigt berden; denn ummittelhar darauf fährt er fort, Wer. fein Lo en lieb. hat, der wird es verlieren, und mer fein chen auf diefer Welt haffet, der wich es erhalten um ewigen Leber Bar mir bienen‘ wii der folge

21 nern \ op 1 UNE. 2. . Be EEE

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mir nad, und wo ich bin, da foll mein Diener u fein. | Bon welchem Leben er hier redet, das iſt in dem erſten Sar allerdings dunkel, der ‚Herr aber erhellet es felbit in dem zweiten Wenn er fagt, Wer ſein Leben lieb bat, der wird es ver teren: fo können wir freilich wol, wenn wir das verſtehen tool: fen yon dem Leben welches er uns milteilt und welches wir nm verdanken, uns wundern über diefe Worte; aber eben darum erflärt er fich gleich weiter in den Worten bie er Binzufügt, Wer fein Leben auf diefer Welt haffet, der. wird es er: halten gum ewigen Leben. Alſo von dem Lebenauf bie: fer Welt ift die Rede und von dem fagt ex, wer es lieb habe, der werde es verlieren, und fährt fort, Wer es aber haflet, Der wird es erhalten zum ewigen. Leben. Das iſt nun ber Uebergang zu dem unmittelbar folgenden, Wer mir dienen witl, Der folge mir nach, und wo ich bin, da foll mein Diener auch fein. Wehe Nachfolge kam wol der Herr meinen in dieſem Zufammenhang feiner Rede anders als die Nachfolge. zu dem was er ımmittelbar vorher geiagt Hatte, Das Waizenkorn muß in die Erde fallen und erſterben, ſonſt bleibt es allein; wenn «6 aber erſtirbt, fo bringt es vide Frucht. Wer fich dazıı nicht emifchließen Tann, wer fein Beben auf tiefer Welt lieb hat, ja der wird verlisen eben das Leben von welchem. biefe Fruchtbarkeit im Reihe Gottes auegehst; wer aber fein Leben auf dieſer Welt haflet, der wird fie erhalten zum ewigen Beben, Hafen nun m. 8: 8. In dene yolken. und harten Sinne des Wortes hat ber Her nicht verlangen koͤnnen und wollen, daß wir das Leben auf bie fer Welt ſollen, und in einem traurigen Mißverſtaͤndniß ſind all Chriſten begriffen geweſen und noch begriffen, welche an biejem uchſtaben fi Halten: und meinen, daß je mehr "der Erloͤſer vor uns ‚geflebt werde, deſto groͤßer muͤſſe unfere Geringſchaͤrung bei irdiſchen Lebens iumdı alles Ichifchen: fein, da es ja body eine Babı Gottes iſt und feine Gabe Gottes von und fol gering geſchaͤze

S 2 329

erden; fondern wenn ber Erldſer verlangt, wir ſollen unſer ben auf dieſer Welt nicht lieb haben: fo meint er, wir ſol⸗ n es nicht lieber haben als uniere Fruchtbarkeit im Reiche dotted, Da wir als feine Diener ihm ganz und überall vers Hichtet ſtud und nicht eher in dem lebendigen Zufammenhang es Lebens mit ihm ſtehen, bis wir uns dazu entichloften haben, Bas er von fich ſelbſt fagt verlangt er von uns allen, und er vill und alle ohne Ausnahme in die Gemeinſchaft ſeines Todes chen. Nicht fo ats ob der ein wirklicher Diener Ehrifi wäre and Vorzüge vor anderen hätte, dem es begegnet Im Dienſte des Reiches Gottes jein Leben zu verlieren, wie es dem Exlöler bes gegnet if. Kein m. g. F. der Erfolg ift nicht das entſcheidende, wie der Herr überall behauptet und überall mit Beſtimmtheit ers Härt, daß es auf den Erfolg nicht ankomme, ſondern auf dus innere. Der Erfolg iſt das äußere, und verblenbet find ale ger weien, die auf ihn verpicht in den Zelten der Verfolgung das Leiden gejucht und ſich dem. Tode von felbft in die Arme gewor⸗ fm haben; denn fie find dem Herrn verantworttich für die Zeit die fie noch länger hätten können ber Sache. des Evangeliums weißen und die fie nun verfürzt haben in ihrem verkehrten We⸗ fen. Sondern die Gefinnung iſt es, welche der von und ver langt, der felbR nur das innere flieht. Das if der Ort von vom ea fagt, Wo ich bin, da foll mein Diener auch fein. Ja eben diefe Dereitwilligteit welche er verlangt, das Leben feinem Dienfte wu opfern, nichts irdiſches, nichts was uns in dieſer Welt ums giebt jo lieb zu Haben, daß wir nicht immer bereit wären es hin, jugeben ſobald fein Geiſt in und es erfordert für feine Sache, als den Willen Gottes, den er uns offenbart hat und den wir überall thun follen, das war fein Haus im welchem viele Woh⸗ tungen find, das war das gelftige Haus in welchem eu von Dem erſten Tage feines Lebens an unausgefest jo war, daß er fagen Tonnte, er fei in demſelben treu als der Sohn, und darin follen

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die rigen auch fen, das irdiſche gern hingeben um des himm⸗ liſchen willen, und lieber alles irdiſche in die Schanze ſchlagen als das’ Bewußtfein von dem zu verlegen und zu verlieren, was wir ihm als feine Diener ſchuldig find. i

Und wahrlich bei der Schwachheit und Gebrechlichkeit alles menfchlihen wird wol feiner unter uns fein,. der ‚nicht im klei⸗ nen wenigſtens und im einzelnen follte die Erfahrung gemacht Gaben, daß wer fein Leben auf dieſer Welt lich hat, immer etwas von dem höhern Leben verliert, immer Echaden leidet an feiner Fruchtbarkeit im Neicye Gottes. .Wo es uns einmal wenn auch im feinen begegnet if, das irdiſche vorzuziehen der Stimme Got⸗ tes, die ums verfündigt was wir zu thun -und-zu leiden haben um des ewigen willen, da werden wir ‘auch der Wahrheit das Zeug» niß ſchuldig · fein, daß wir dadurch Immer. etwas verloren - haben an der Kraft unfers ‚geiftigen Lebens. Wer aber fen Leben auf dieſer Welt mit allem was ihm angenehm ift und erfreiilich in demfelben Immer bereit iſt darzußringen, ver wird audh die ganze Kraft: des Lebens behalten, mit welcher ee fchalten kann und wirt, fam fein In dem Dienfle ves Herrn.

So m. g.F. it alfo was der Herr hier von fich ſelbſt fagt zugleith der Grund des Beftchens feiner Gemeine auf Er⸗ den, und wir müffen fagen, wiewol die Zeiten‘ der Verfolgung und der Trübfal für das Reich Gottes laͤngſt ſchon vsrüber find und es einen äußern Streit: deffelben gegen die Kinder ver Welt, der Finfterniß und des Unglaubens nicht giebt, fo bleibt doch Diefed Ges feg ewig, dann - Licht und Finfterniß ‚find auch in dem äußern Reiche des Heren immer noch gemiſcht, und fo giebt es und gilt immer noch diefelbe Forderung an uns und an alle- Jünger ded Herrn. So if es dieſes Geſez, dem wir unterwerfen beißen bis an das Ende der Tage, und Feine irdiſche Höhe, die das Reich Got⸗ tes auf: Erden erreichen mag, :fo lange wir in Miefer Miſchung des Lichtes und der Finfterniß leben, wich female die Jünger des Herrn entbinden können von der Vorfchrift die er bier giebt.

. 3

Aber was er zulezt hinzufuͤgt, Wer mir dienen wich, Den wird mein Vater ehren, das fuͤhrt uns zuruͤlk auf jeäne. erſten Worte, "Die Zeit iſt gekommemn, daß des Men rohen Sohn verklärt werde. Verklänt iſt des: Menfchen Sohn : worden. nicht: nur durch ‚feine Leiden und feinen Tod, fort nern auch durch bie Bereitwilligkelt dev:feinigen, um ſeinetwillen alles zu leiden und: zu duſden. Verkluͤrt⸗ iſt er von je her. wor⸗ Den durch nie’ treüe Folgſamlilt ſo vieler Zeugen, die auch ihres eigenen Lebens. nicht geſchont haben um. der Wahrheit das Zeug⸗ niß zu geben, daß fle im Glauben an ihn einen lebendigen: Au⸗ theil. Haben‘ an- feinen, reiche; verflärt wird bie geiſtige Kraft: Die er den ſeinigen gegeben hat Anmer zu: allen ‚Zeiten: unter : allen Bölfern durch die Bereitwilligdeit ‚Aller: Züngen Des Hexen, überall das irdifche aufjuopfern um des ewigen willen, biefes allein im Auge zu haben und alles andere dagegen gering zu achten und von fich zu weifen, wo es dem ewigen entgegentritt. Und fo has ben an der Ehre die er von feinem himmlifchen Vater genießt deswegen weil er ein Reich Gottes‘ auf Erden gefliftet hat, wel⸗ ches allein auf dem geifligen und auf dem Glauben ruhet, fo haben an diefer feiner Verklärung amd an feiner Ehre alle dies jenigen Theil, welche diefem Geſez als treue Diener folgen. Wer mir dienen will nad) dieſem Geſez und auf dieſe Weife, fagt er, den wird mein Bater ehren. Denn er fannte auch feine andere Verklärung als die ihm kam von feinem DBater, wie wir bald in folgenden Worten lefen werden, daß wie er es früher fagt, Die Zeit iſt gekommen, daß des Menſchen Sohn verfläret werde, fo er num fagt und bittet, Bater verkläre deinen Na men. Und fo follen wir feine andere Ehre kennen und lieben, als die und fommt von Gott, dem Dater unferd Herrn Jeſu Ehrifti und dem unfrigen. Se mehr wir aber die Diener des Sohnes find, defto mehr werben wir geehrt von dem Vater. Wer den Sohn befennt vor der Welt und wir befenmen ihn wenn wir une befennen zu feinem Geſez, wenn wir uns befennen als feine

Dienge und alles thun was er und als ben göttlichen Willen ‘offenbart hat wer ihn fo befamet, ber wird auch von ik geehrt, und wer ifm- fo chret und fo gechet iſt von ihm, Dem allc Gewalt gegeben ift im Himmel und anf Erben, ber wird auch geehrt von dem Bater, und dem verfünbigt er Dann in ber Siebe des Baters, daß wo er ift auch feine Diener mit ihm fein follen. . Und ſo m. g ©. iſt es noch wahr, def wir nicht anders ale buch Trubſal und durch Die Bereiäwilligielt Trübfele aller Art zu dulden, durch Die feſte Gleichgültigkeit gegen das irdiſche, wo es auf Das ewige ankommt, in das Reich Gottes eingehen kön⸗ nen. So iR e8 geweſen von Anbeginn, fo Bat es der Herr bo währt und verfiegeli durch feinen Tod, und fo wird es bleiben bis an das (Ende der Tage. Amen

LIX. Am Sonntage Reminifcere 1826.

Zert. Joh. 12, 27 —36,

Jezt ift meine Seele betrübt, und was fol ich fagen? Bater, hilf mir aus dieſer Stunde? Doch darum bin ich in dieſe Stunde gekommen. Vater, verfläre deinen Ras men. Da fam eine Stimme vom Himmel, Ich Habe ihn verflärt und will ihn abermald verklärn. Da ſprach das Bolf das dabei fland und zuhörete, Es donnerte. Die andern fprachen, Es redete ein Engel mit Ihm. Je⸗ ſus antwortete und fprach, Diefe Stimme ift nit um meinetwillen gefchehen, fondern um euretwillen. Jezt gehet das: Gericht Über die Welt, nun wird der Yürft dieſer Welt ausgefloßen werden. nd ich wenn Ich erw.

. höhet werde von der Erde, fo will ich fie alle zu mir ziehen. Das fagte er aber zu deuten, welche Todes er ſterben würde. Da antwortete Ihm das Boll, Wir has ben gehört ini Geſez, daB Chriſtus emiglich bleibe, und wie fagft du denn, Des Menſchen Sohn muß erhöhet werden? Wer iſt dieſer Menfchen Sohn? Da fpradh

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Jeſus zu nen, Es M das Licht no) eine Heine Zeit bei euch. Wandelt Dieweil ihr das Licht Habt, Daß euch die Finfterniß nicht überfall.e Wer in Finſterniß wan⸗ deit, der weiß nicht wo er hingeht Glaube an das Licht, dieweil ihr es habt, auf daß ihr des Lichtes Kin⸗ der feib.

M. a. F. Wir wiſſen ſchon aus dem was wir neulid) mit einander betrachtet haben, wie auf Beranlafiung einiger Griechen, welche zur feftlichen Zeit mit andern nach Jeruſalem gefommen um bafelbft an- zubeten, den Herrn zu fehen wünfchten, und nachdem Philippus und Andreas ihrem Herrn und Meißer viefen Wunjch vorgebracdht, ber Gedanke in feiner Seele Kervortrat, daß das Heil, welches ten Menfchen zu bringen der Bater ihn gefandt hatte, beflimmt fei auch Über die Grenzen feines Volkes hinaus unter den übrigen Bölfern der Erde ausgebreitet zu werben, und wie fi) Damit zu⸗ gleich in ihm der Gedanke verband, daß er feinem Tode entgegen gehe und daß er mit feinem Dafein nicht anders jene Beilbrin- gende Frucht wirken fönne, als wenn er ähnlich, dem Waizen⸗ forn, welches in bie Erde gefreut werden und darin erflerken muß che es Frucht bringen kann, in ben Tod gegeben werke. Wahrlich, fpricht er im diefer Beziehung, es fei denn daß das Waizenlorn in die Erde falle und erferbe, fo bleibt es allein; wo es aber erfirbt, fo bringt «6 viele Früchte. u

Wenn uun ber Herr in dem mas wir, eben mit einander gelefen. Haben und zu unferer heutigen Erklaͤrung betxachten wol; Ion, ſo zu reden fortfähtt, Jezt iR meine Seele betrüb:: was, wollen wir fagen, worauf biefe, Beträbnis ging? was wollte er ſelbſt als den Gegenſtand dieſer Betrübniß, angefegen. wiffen?

Sehen wir auf das Ende des veriefengn Abfchnittes, wo er ‚foot, Es iR Das Lit noch eine Eleine Zeit bei euch, Wandelt dieweil ihr Das, Licht Habt, daß. euch dic

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Binkernig nicht überfalle Wer in Finſterniß war delt, ber weiß nicht wo er hingeht. Glaubet an das Licht, Dieweil ihr es Habt, auf daß ihr des Lichtes Rinder ſeid: fo finden wir hier beftätigt, was fich überall in fei« nem Leben ımb noch in den Tagen feines Leidens fa ‚herzlich jeigt, daß er mehr mit dem beften der Menfchen, zu welchen der Vater ihn geſandt hatte, bejchäftigt war, als daß er jein eigenes Wohlergehen im Auge gehabt. Wenn er nun an feinen Tod dachte, der ihm fo nahe bevorftand, und an die allgemeine Aus⸗ breitung feines Reiches auf Erben, die ohne feinen Tod nicht er⸗ folgen fonnte: fo mußte er auch daran denfen, wie fein Tod durch nichts anderes würde herbeigeführt werden ald durch bie Verbindung deſſelben Volks, aus welchem ex feiner irdiſchen Abs fammung nach hervorgegangen war und dem er fein irdiſches Leben zum ausfchließlihen Dienft gewidmet. hatte. Da Fonnte denn feine Seele nicht anders ala betrübt fein. darüber, daß auch das größte und Herrlichite, das Heil des menfchlichen Geſchlechts, nicht ohne das tiefite Verderben gegründet werben follte, daß mur durch einen fchweren Kampf mit der Finſterniß das bimmlifche ht fih Bahn machen ſollte. Das if diefelbe Betrübnig, welche ihn erfüllte als er Jerujalem anfah und ſprach, Jeruſalem, Io zufalem, wie oft habe ich beine Kinder verfammlen wollen wie eine Henne verfammlet ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr Habt nicht gewollt! Wenn du es wüßteft, fo würbeft bu auch bedenken zu diefer deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient; aber nun ift es vor deinen Augen verborgen *),. Das ift diefelbe Betrübnig, die er andern mittheilen wollte al8 ex auf feinem legten Wege zum Tode zu denen die hinter ihm hergingen fprach, Ihe Töchter von Jeruſalem, weinet nicht über mich, fondern weinet über euch) ſelbſt und über eure Kinder**). Und diefe Betrübniß, daß das Wort des Lebens nicht anders zu den Heiden fommen konnte,

) Math, 23, 37. Luc. 19, 42. °*) Bus. 23, 28.

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als nachdem bie Juden ihn ſelbſt den Fürſterr des Lchens von fi geftoßen, die war feiner Seele natürlich in dem Augenbliffe wo Griechen ihn zu fehen wuͤnſchten, und wo ex e6 fidh nicht ver⸗ bergen konnte, daß das Walzenform in bie Erde fallen muüfie, wenn auch fie fein geiflige® Heil jchauen ſollten; und darum ſprach er, Jezt ift meine Seele betrübt.

Und weiter fagt der Herr, Was full ih fagen? Bater hilf mir aus diefer Stunde? Doch darum bin ich in diefe Stunde gefommen. |

Der Herr m. g. 5. indem er hier die Frage aufwirft, Soll ich fagen, Bater Hilf mir aus diejer Etunde, antwortet ſich ſelbſt auf diefe Frage mit den Worten, Doch darım bin ich in diefe Stunde gefommen; nicht bin ich in diefe Stunde ge fommen, damit durch eine befondere Rettung die große Bedeu⸗ tung derſelben verloren gehe, fondern ich fol darin ausharren und ihren Jeff erfüllen. So fehen wir denn bier die göttliche Weisheit die fih an ihm offenbarte, wie er auch in Beziehung auf die und unbegreiflien Fuͤgungen Gottes mit ihn das war annehmen follte, was zur menfchlichen Schwachheit gehört, aber doch Immer ohne Sünde, fo daß er auch darin uns ein Borbild gelaſſen Hat, in deſſen Fußtapfen wir treten follen*). Wol muste e darin und allen gleich werten, daß je näher er dem Zide feines irdiſchen Lebens Fam, defto mehr jich in Ihm ein Gedanke an den andern fnüpfte, wie in ihm und durch ihn bie göttlichen | Rarbfchlüffe ausgeführt werden follten. Aber wern er fih nicht vertiefen wollte in unbeſtimmte Gedanken, wie dieſes und jenes in feinem Leben anders fein könnte, wenn biefer ober jener Um⸗ ſtand fi nicht ereignet hätte: fo war das eben das vordildliche an ihm, weiches wir nachahmen ſollen. Auch wir follen mit un fern Gedanken die Wege begleiten, welche der Höchfte uns führt, damit wir immer mehr feine heiligen und gnädigen Abfichten ver⸗

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) 1. Ber. 2, 28.

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chen lernen; aber nicht ſollen wir aus unferm Reben dieſes uber med wegwuͤnſchen, was ein Theil der Raihſchluͤſſe Gottes if, ondern immer Darüber feflhalten, daß wir dazu in jede stunde gefommen find, damit der allein weile Rathſchluß Yotted an und und durch und ausgeführt werbe, damit alles in Kfüllung gehe, wodurch die Verklärung deſſen den Bott zu uns erm Heile gefandt hat zu Stande Fommt.

Daher anflatt das Wort anszufptechen, welches er fich in et Frage vorlegt, Mas folk ich fagen? Bater hilf mir us dieſer Stunde? drüfft er es als Wunſch feines Herzens us, indem er fagt, Vater verfläre deinen Namen.

Und darin m. 9. F. follen firh auch unter und alle Wünfche reinigen. Wie es Thorbeit if, wenn wir Die Furgfichtigen Söhne er Erde uns herausnehmen die Wege Gottes zu meiftern, wie vir dann jedesmal, fobald wir uns vecht befinnen, in bem Ge⸗ fühl unſerer Schwachheit mit jenem auseufen müffen, Kerr ver jieb; ich befenne Daß ich ummeislich geredet habe was mir zu yoh iſt und ich night verfiche*); wie Bott allein welfe iſt und Wein die Wege kennt, auf denen vie Rathſchluüͤſſe feiner guähigen und vqaͤterlichen Liebe in Erfillung gehen follen: fo ſollen auch injere Wünfche darin ſich vereinigen, Daß der Herr feinen Namen verllären möge er

Aber mas heißt das was der Eerloͤſer hier wuͤnſcht und ers Recht, daß der himmlifche Vater feinen Namen verklären möge? Gott, der Vater unſers Herrn Jeſu Chriſti und zugleich ver unſrige, wohnt wie die Schrift, fagt. in einem Nichte dahin niemand kommen lannee), in, einem Lichte welches ewig m fich ſelbſt gleich iſt ohne Verringerung und Bermehrung ***). Daher Innen wir und auch von einer Vorkllaͤrung Gottes, die eine Ver⸗ llärung feiner ſelhſt und für ihn. felbft. fein fol, feine Hare Bor ſtellung, feinen deutlichen Vegriff marken. Aber ed iſt eis inni⸗

9 diod 42,3. *) 1 Tim. 6 16. 0) Soc, 17. dom, üb. Eo. Joh. 11. ..)

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Jeſus zu Ihnen, Es I das Et noch eine Heine Zeit bei euch. Wandelt dieweil ihr das Licht Habt, daß euch die Finſterniß nicht überfalle Wer in Yinfterniß wan⸗ delt, der weiß nicht wo er hingeht. Glaubet an das Licht, dieweil ihr es habt, auf daß ihr bes Lichtes Kin- der feid.

M. a. F. Wir wiſſen fchon aus dem was wir neulich mit einander betrachtet haben, wie auf Beranlaffung einiger Griechen, welche zur feftlichen Zeit mit andern nad) Serufalem gelommen um daſelbſt ans zubeten, den Herrn zu fehen winfchten, und nachdem Philippus und Andreas ihrem Herrn und Meißer dieſen Wunſch vorgebracht, der Gedanke in feiner Steele Hervortrat, daß das Heil, welches ben Menfchen zu bringen ber Bater ihn geſandt hatte, beftimmt ſei auch Über die Grenzen feines Bolfes hinaus unter den übrigen . Bölfern der Erde ausgebreitet zu werben, und wie fidh damit zu⸗ gleich in Ihm der Gedauke verband, daß er feinem, Tode entgegen gehe und daß er mit feinem Dafein nicht anders jene heilbrin- gende Frucht wirken koͤnne, als, wenn er aͤhnlich dem Waizen- forn, welches in bie Erde gefireit werben und darin erfterben muß che es Frucht bringen kann, in den Tod gegeben werde. Wahrlich,, fpricht er in dieſer Bezjcehung, es fei denn daß das Waizenforn in die Erde falle und erſterbe, fo bleibt e6 allein; wo es ber arfixht, ſo bringt es viele Fruͤchte.

Woenn nun ber. Herr in 1 dem. as wir, chen mit, einander geleſen Haben und zu unferer heutigen Exflärung beirgräten wol⸗ Ion, fo: an.cehen tortfähtt, Sezt iſt meine Seele betrübt: was, wollen wir fagen, worauf dieſe Betruͤbniß ging? was wollte ex ſelbſt al$ den. Gegenſtand dieſer Betrübnig, augefehen, wiſſen?

Sehen wir auf das Ende des verleſenen Abſchnittes, wo er ‚fast, &4 if das Licht noch eine Fleine ‚Zeit. bei euch. Wandelt dieweil ihr Has, Richt Habt, daß euch die

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Finſterniß nicht überfalle. Wer in Finſterniß wars delt, der weiß nicht wo er hingeht. Glaubet an das Licht, diew eil ihr es habt, auf daß ihr des Lichtes Rinder feid: fo finden wir hier beftätigt, was fich überall in ſei⸗ nem Leben und noch in den Tagen feines Leidens fa ‚herrlich zeigt, daß er mehr mit dem beften der Menfchen, zu welchen der Bater ihn geſandt hatte, befchäftigt war, als daß er fein eigenes Wohlergehen im Auge gehabt. Wenn er nun an feinen Tod dachte, der ihm fo nahe bevorftand, und an die allgemeine Aus⸗ breitung feines Reiches auf Erben, die ohne feinen Tod nicht er⸗ folgen konnte: fo mußte er auch daran denken, wie fein Tod durch nichts anderes würbe hHerbeigeführt werden ald duch bie Berblendung defielben Volks, aus welchem er feiner irdiſchen Ab⸗ fammung nach hervorgegangen war und dem er fein irdiſches Leben zum ausfchließlichen Dienft gewidmet hatt. Da konnte denn feine Seele nicht anders ala betrübt fein darüber, daß auch das größte und Herrlichfie, das Heil des menfchlichen Geſchlechts, niht ohne das tiefite Verderben gegründet werben follte, daß mır durch einen fehweren Kampf mit der Finfterniß das himmliſche &cht fi) Bahn machen follte.e Das ift dieſelbe Betrübniß, welche ihn erfüllte als er Jerujalem anfah und fprach, Serufalem, Je⸗ rufalem, wie oft habe ich deine Kinder verfammien wollen wie äine Henne verfammlet ihre Küschlein unter ihre Klügel, und ihr habt nicht gewollt! Wenn bu es wüßteft, fo wuͤrdeſt du auch bedenken zu diejer deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient; aber nun iſt es vor deinen Mugen verborgen *). Das ift dieſelbe Betrübniß, die © andern mittheilen wollte als er auf feinem legten Wege zum Tode zu denen die hinter ihm hergingen fprach, Ihr Töchter von Jeruſalem, weine nicht über mich, fondern weinet über euch ſelbſt und über eure Kinder**). Und dieſe Betrübnif, daß das Wort des Lebens nicht anders zu ben Heiden fommen fonnte,:

) Matth. 23, 37. Luc. 19, 4%. **) Luc. 23, 28.

340 u lichen Wunſche für feine Bruͤder, daß der Bater mögeſ

nen Namen verklaͤren.

Da kam eine Stimme vom Himmel, Ich habe verflärt und will ihn abermal verklären. Da ſpt das Volk das dabei ſtand und zuhörte, Es donnert Die andern ſprachen, Es redete ein Engel mit ib! Jeſus antwortete und ſprach, Diefe Stimme if nid um meinetwillen gefchehen, fondern um euretwilie

Wenn wir diefe kurze Erzählung erwägen, fo giebt fie ui den klarſten Beweis, wie wenig Urſache wie haben es zu beiu ern, daß die Zeit jolcher wunderbaren Erfcheinungen nun vorüt ift, und wie wir uns in allem was unfer Berhälniß zu Gi und bem Erloͤſer betrifft, nur zu Halten haben an das We Gottes welche uns gegeben fi. Da fam, heißt es, eir Stimme vom Himmel. Alber der Herr ſelbſt fagt, daß vie Stimme nit um feinetwillen geſchehen fei, als ei Anwort die er bevurft hätte auf jeine Bitte, Bater verfläre d nen Ramen, denn er wußte ja daß der Bater ihn immer hörte*) ; fordern die Stimme gefhah für die welde u ihn waren. Was Hatten nun biefe davon, daß die Etimu geſchah? Die welche fprgchen, Es donnerte, hatten ja Die Wer nicht vernommen, welche Johannes und verbolmeticht wiedergich denn wenn fie biefelben vernommen hätten, fo würben fie nid gefagt haben, Es donnerte, weil fie den Donner doch nicht x wechjeln konnten mit der himmlifchen Stimme. Die welche jpr hen, Es redete ein Engel mit ihm, hatten die Stimme nid auf ſich bezogen, fondern gemeint, ver Engel rede nur mit be Herrn und habe es nur mit diefem zu thum, und hatten alſo r Worte auch nicht deutlich vernommen. Zür wen war alfo a bimmlifche Stimme?

———

*) Joh. 1, 42.

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Wenn wir fo fragen, fo macht und Johannes Das deutlich ch feine Worte, Ich habe ihn verflärt und will ihn rermal verflären. Ob dies wirklich die Worte waren, welche : Stimme vom Himmel redete, fagt und Johannes nicht, fon- m nur den Einn der Worte giebt er uns hier an, Er alfo te die Meinung, den Sinn jener Stimme vernommen, und mit a die Übrigen Jünger, während ber große Haufe nicht ver, md was da geſchah. Das m. g. F. heißt aber nichts anders 8 dag nur bie welche ſchon im Glauben waren, weil fie fich item an den welcher die Worte bed Lebens hatte, die Bedeu⸗ ng jener bimmlifchen Stimme vernehmen Tonnten. Und des⸗ Id weil der Glaube ſchon in ihrem Innern aufgegangen war, dinften fie auch nicht einer wunderbaren Betätigung ihres Inubens, ja die himmliſche Stimme konnte demſelben keineswe⸗ 8 eine umerfchütterliche Feſtigkeit und eine volle Klarheit in ih⸗ m Innern geben, denn der Erlöfer wurde dadurch nicht der Ar⸗ it überhoben, feine Jünger zur Befefligung ihres Glaubens noch mer zu belehren und fie vorzubereiten auf die Verſuchung bie nen bevorſtand.

Und fo m. F. iſt e8 damit immer geweſen. Das wunderbare ıb natuͤrliche, wenn wir Darauf achten, wie beides auf das menſch⸗ he Gemüth wirkt, iſt gar nicht fo unterfchieben wie wir gewoͤhn⸗ h glauben. Das wunderbare als folches, wenn ihm nicht ein if dem gewöhnlichen natürlichen Wege empfängliches Herz ent- genfommt, kann nichte in dem Menſchen befeftigen, und es bleibt Mig mwirkſam für jeden: der das natürliche Walten des Geis 3 nicht erkamt hat. Daher auch nur die Sünger, welche er⸗ äffen waren von der Rede des Herrn, fo daß fie fagen durften, u haft Werte des eigen Lebens, konnten den wahren Sinn ? Etimme vom Himmel vernehmen; aber das Bolt, welches den tiöfer ander haben wollte als er war, entfernte ſich dadurch m der inneren Wahrheit der himmilifchen Stimme und brachte ch fo ſelbſt um das Verſtaͤndniß derſelben.

MM

Rem nun der Sinn jener himmliſchen Siimme der Ich habe ihn verflärt und will ihn abermal verfl ren: fo laßt uns fragen, was bebeutet dieſe zwiefache Verklaͤrum

Wir finden aber die Antwort auf biefe Frage im ben fi genden Worten des Herrn; Jezt geht das Gericht über ti Welt, nun wird ber Fürſt diefer Welt ausgeſtoße werden. Und ich wenn ih erhöht werde von ber Erb fo will id fie alle zu mir ziehen.

Hier m. g. F. führt ıms ber Erlöfer auf ven erfien Gege ſaz zwifchen ihm und dem Fürften ber Welt und ber Welt ſelb über welche das Gericht erging. Wie er Hier Die Welt und d Reich Gottes einander entgegenfest, jo auch ftellt er ſich als d Stifter des Reiches Gottes dem gegenüber der die Belt regia Wenn er nun fagt, Run wird ber Fürſt diefer Welt au gefloßen werben: fo meint er bamit offenbar, Daß ihm m bie Macht werde genommen werben, indem das Gericht üb: die Welt ergebe; und eben‘ bied hängt genau zufammen = der Verklaͤrung des göttlihen Namens, um welche der Erler feinen Vater bittet; denn in demfelben Maaße aid dem Fuürk der Welt die Macht genommen wird, wird auch ber Name d himmliſchen · Vaters verktärt.

Wie nun die Worte, Ich habe ihn verklärt, in Die Be gangenheit zurüffführen, fo weifen bie andern Worte, Ich wi ihn abermal verflären, in die Zukunft hinaus Will m der Herr einmal. oder öfter feinen Namen. verfläuen? Alle Zi klaͤrung des göttlichen Ramens faßt ber Here bier indem Wet zuſammen, daß über bie Welt Das Gericht ergehe, wi daß das Reich Botted begründet werde. Was die Bergangenh betrifft, fo iſt alles was in derſelben göttliche Offenbarung genun werben kaun, als ein unzertsennlidied Ganze ausgebwäfft tur die. Worte, Ich habe ihn verklärt Berflärt Hat ber bim liche Vater feinen Kamen dadurch, daß er den Menſchen Anfang an, fo fie def wahrnehmen an den Werlen der She

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ing, fein Unſichtbares Weſen, feine einige Kraft und Oottheit zu tennen gegeben”); werklaͤrt hat der bimmlifche Vater. feinen Na⸗ en babuxch,. daß er fich während alte Geſchlechter der Menſchen as Bewußtſein von ihm getrübt Batten und in Abgötterei vers. infen waren, ein Volf erwaͤhlt und bewahrt'hat, weiches beftimmt. nrden Glguben an einen,einigen Schöpfer Hinmels und.der Erbe uch alle verfchiedene Zeiten hindurch zu erhalten, bid derjenige icheinen, konnte auf welchen ‚alle warteten, Das if. der Sinn er Worte, Ih habe ihn verklärt; und will alfo die himm⸗ ſche Stimme damit daſſelhe jagen, was der Apoſtel fo ausbrüfft, a5 Gott der Herr ſich nirgend und niemals babe unbezeugt ge- Men), Und wenn die himmliſche Stimme weiter fagt, Ich ill ihn verklären: fo weifet dies Hin auf das Rech Gottes, zelches durch unſern Serum; ſollte geftiftet und durch feinen Tod- ft begründet werden, und welches. beſtimmt if von da an durch ie tree Acheit Der jeinigen zu wachen und firh Immer. weiter: uszubreiten, bis alle Geſchlechter der Menſchen in daſſelbe ein⸗ egangen ſind. In. dieſem ⸗Werke der ewigen Liebe und Weiss: eit, wie 8 ſich erhauen ſoll durch alle Zeiten, ſpiegelt ſich der immliſche Vater ab, fo daß wir. ja doch keine andere Verklaͤrung ined Namens, die nicht damit eine und dieſelbe wäre, zu erwarten: üben. Denn der Bater hat feinen Namen verflärt dadurch daß t feinen. Sohn geſandt und Ihn. Bingegeben zum - Heil ‘ver: Welt; adurch Has. er feinen Namen verklaͤrt für: alle Zeiten und für alle zoller die nach Fanmen werden; und in jener großen Zeit, als a Her den Tad am Kyeuze exfitt,. und Ras. Waizenkorn in die ide geſenkt, werden mußte, als nachher auf dieſen Grunde das wangelium verkuͤndigt wurde in der Walt, ba ward auch der rund gelegt, zu vieſer fortwaͤhrenden Verlluͤrung Oottes, feines nd unſers himmliſchen Vaters, Das war Bas Gericht, wei jes über die Welt erging und in welchem ber Fürſt

. %

“Rn. 1,20. Apfafh. 14, 17.

340 lichen Wunſche für feine Bruͤder, daß der Vater möge fe

nen Namen verktlären.

Da kam eine Stimme vom Himmel, Ih habe ih verflärt und will ihn abermal verflären. Da jprai das Volk das dabei fand und zuhörte, Es donnert Die andern ſprachen, Es redete ein Engel mit ihl Yefus antwortete und ſprach, Diefe Stimme iſt nid um meinetwillen gefchehen, fondern um euretwille

Wenn wir diefe kurze Erzählung erwägen, fo giebt fie u den klarſten Beweis, wie wenig Urſache wir haben es zu beda ern, daß bie Zeit jolcher wunderbaren Erfcheinungen nun vorüb ift, und wie wir uns in allem was unfer Berhältmiß zu Gt— und dem Erloͤſer betrifft, nur zu halten haben an das We Gottes welches uns gegeben it. Da kam, beißt es, ei Stimme vom Himmel. Aber der Herr ſelbſt fagt, daß die Stimme nicht um feinetwillen gefhehen fei, ald d Antwort die er beburft hätte auf feine Bitte, Vater verkläre d nen Namen, denn er wußte ja daß ver Bater ihn immer « hörte*) ; jondern die Stimme gefhah für Die welde u ihn waren. Was hatten nun dieſe davon, daß die Stim geihah? Die welche fprgchen, Es donnerte, hatten ja die Wot nicht vernommen, welche Johannes und verdolmetſcht wievergiet denn wenn fie biefelben vernommen hätten, fo würben fie ni gefagt haben, Es donnerte, weil fie den Donner doch nicht v wechjeln fonnten mit der himmliſchen Stimme. Die welche fpt chen, Es redete ein Engel mit ihm, hatten die Stimme nii auf ſich bezogen, fondern gemeint, der Engel rede nur mit ii Heren und habe es nur mit diefem zu tun, und hatten alfo I Worte auch nicht deutlih vernommen. Yür wen war alfo I bimmlifche Stimme?

*) Joh. 11, 42.

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riſtus ewiglich bleibe, und wie fagft du denn, Des —28* Sohn muß erhöht werden: fo iſt das eine Frage Des Vollks, dig wir billigen und loben mäflen. Sie woll- tn doch was der Erloͤſer von ſich ſelbſt fagt, verbinden mit dem mas fie aus der Schrift über Chriſtum gehört hatten; aber fie wußterr beides nicht zu vereinigen. Chriſtus fol’ ewig bleiben; und Doch rebet er von feinem Tore. Woran lag «8 denn, daß fie dies nicht verfianden? Sie dachten ſich unter dem ewigen Bleiben Ehrifli dies, daß er ihr weltlicher König fein werde und fie auf eine Außerliche Weife befreien von dem Drufte ‚jener frem⸗ den weltlichen Herrfchaft unter welcher fie lebten; und damit wpüte fich freilich der Gebanke an feinen Tod nicht vertragen.

Und wenn der Herr ihnen auf ihre Frage erwiedert was wir gelefen haben, &9 if das Licht noch eine Fleine Zeit bei euch. Wandelt dieweil ihr das Licht Habt, daß eu die Finſterniß nicht überfalle Wer in Finfter ni$ wandelt, der weiß nicht wo er hingeht. Glaubet an das Licht, diewell ihr es habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder feld: fo müflen wir fagen, er geht in biefen Worten auf ihre Frage gar nicht ein, und giebt ihnen nicht den Auffchluß den fie von ihm erwarteten. Warum mißgönnt er ih⸗ nen denn eine Erleuchtung über das wongch fie fragten? warum fagt er ihnen nicht deutlich und frei heraus, daß er ſich ſelbſt meine, daß er von feinen ewigen Bleiben rede, aber freilich nicht von einer fetblidhen fordern von einer geifligen Gegenwart unter ihnen bis an der Wet Ende.

Darhber m. g. F. bekommen wir Aufigtuß in den fofgenben Worten, worin uns -gefagt wird, Der Herr ſei hinwegge⸗ gangen und habe ſich vor ihnen verborgen. Er Famite fie, daß wenn er fich Deutlich als: Chriftum zu eriennen gegeben, fie wieder kommen würden, um ihn gu Ihrem irdiſchen Könige au machen. Eben deshalb geht ex nicht ein. auf ihre Frage, aber fagt ihnen Doch, Daß er felbft derjenige jel der da kommen follte;

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Rem min ber Sinn jener himmliſchen Stimme der wu Ich Habe ihn verklärt und will ihn abermal verkt, ren: fo laßt ums fragen, was bedeutet diefe zwiefache Verklärung,

Wir finden aber vie Antwort auf diefe Frage In den fi genden Worten des Herrn; Jezt geht das Gericht über b Welt, nun wird der Fürſt diefer Welt ausgefloße werden. Und ich wenn ih erhöht werdevon ber Erb fo will ih fie alle gu mir ziehen.

Hier m. g. F. führt ıms ber Exlöfer auf ven erſten Gege ſaz zwiſchen ihm und dem Fürften der Welt und der Welt ſelb über welche das Gericht erging. Wie er Hier bie Welt und de Reich: Gottes einander entgegenfezt, fo auch flellt er ſich als v Stifter des Reiches Gottes dem gegenüber der bie Welt regia Wenn er nun fagt, Nun wird der Fürſt diefer Welt au geftoßen: ‚werben: fo meint er damit offenbar, daß ihm m bie Macht werbe genommen werben, indem das Gericht üb die Melt ergebe; und eben‘ dies hängt genau zuſammen n der Verklaͤrung des göttlichen Namens, um welche ber: Erlöl feinen Bater bittet; denn in demfelben Maaße ald dem Fürft der Weit die Macht genommen wird, wird auch ber Name d himmliſchen · Vaters verftärt.

Wie nun die Worte, Ich habe ihn Serklärt in Die Be gangenheit zurükfführen, fo welfen bie andern. Borte, Ich wi ihn abermal verflären, in die Zukunft hinaus. Will ni der Herr einmal. ober öfter. feinen. Namen. verflizen? Mile Pi klaͤrung des göttlichen Namens faßt der Hert hier in dem Wor zuſannten, Daß über bie Welt das Gericht ergehe, u daß bus: Reich Gottes begründet..werbe. Was bie Bergangent betrifft/ jo it alles was in derſelben götiche Offenbarung genar werdemn kaun, als ein unzertrennliches Ganze ausgedrükkt du die. Worte, Ich babe ihn verklärt. Vexrklaͤrt hat der him liſche Bater feinen Namen dadurch, daß er den Wenſchen x Anfang an, fo fie deß wahrnehmen am den Werlen der Schi

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‚zu richten, das ift und fol bleiben die Hauptjache in unſerm Les ben. Dieſen Weg wollen wir gehen; nur fo fergen wir für uns jer wahres Heil. Diefen Weg wollen wir nie aus den Augen verlieren; denn es giebt fein Wort des Herm, das uns theurer fein dürfte als dieſes, daß er unfer Licht if, und daß uns ges jiemt an das Licht zu glauben und im Lichte zu wandeln. Dem fol alles andere nachſtehen. Darin ſtets fortzufchreiten, daß wir Har fehen wie in Chriſto unferm Herrn das göttliche und menſch⸗ liche vereint war, das ift das Wachsthum in der chriftlichen Er⸗ fenntniß, welches uns niemals gleichgültig fein darf. Aber fo lange es noch für uns Finſterniß giebt, koͤnnen wir durch ſolches Forſchen, wobei ed und nur auf Berichtigung und Erweiterung unferer Erfenntniß ankommt, nur zu leicht dahin gebracht werben, daß wir das Licht des Lebens verlieren und dann in Finſterniß wandelnd nicht wiflen wo wir Bingehen. Darum laßt und über dem Forſchen das viel größere immerbar fefthalten, daß wir im Lichte wandeln und an das Licht glauben. So wird uns jene traurige Finfterniß, in welcher es feinen Antheil giebt an den Segnungen des Herrn, nicht ‚überfallen; jv- werden wir Kinder des Lichtes und als foldhe Erben des ewigen Lebens. So jei es jegt und immerbar. Amen. |

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LX. Am Sonntage Lätare 1826.

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Text. Joh. 12, 35—43,

Solches redete Jeſus und ging weg ımb verbarg ſich vor ihnen. Und ob er wol fofche Zeichen vor ihnen that, glaubten fie doch nicht an ihn, auf daß erfüllet würde der Spruch des Propheten Jefala, den er faget, Herr wer glaubt un ferm Predigen? und wen if der Arm des Herm geof⸗ fenbart? Darum konnien fie nicht glauben, denn Jeſaias fagt abermal, Er hat ihre Augen verblenbet und ihr Herz verftoffet, daß fie mit den Mugen nicht fehen, noch mit dem Herzen vernehmen, und fich beicheen, und id iänen huͤlfe. Solches fagte Jeſaias, als er feine Hem: fichlelt fahe, und redete von ihm. Doch der Oberſten glaubten viele an ihn; aber um der Pharifäer willen befannten ſie es nicht, daß fie nicht in den Bann ge than würben; denn fie hatten Lieber die Ehre bei den Menfchen, denn die Ehre bei Gott.

-. 3498

M. a. F. Es if eiwas feltenes in dem Evangelio und auch in den Briefen des Johannes, daß er fo ausführlich zurüffgeht auf die prophetiichen Weiffagungen der Schriften des alten Bun⸗ des, und da wir bie verleienen Worte in ihrem eigentlichen Sinne verfiehen wollen, fe iſt dies das erſte worüber wir uns fuchen muͤſſen Nechenfchaft zu geben. Der Zufammenhang aber if die⸗ fer. Die Worte die wie neulich) mit einander erwogen unb er⸗ Härt haben, ald das Boll Jeſum fragte, wie dem bas zu ver Reden fe, da fie doch im Geſez gehört Hätten, daß Chriſtus ewig bleibe, ex aber füge, des Menfchen Schn müfle erhößet werben; und Jeſus darauf zu ihnen fprach, das Licht wäre nur noch eine Heine Zeit bei ihnen, fie follten nur das Licht feſthalten und dar⸗ an glauben, weil fie es hätten, auf daß fie bes Lichtes Kinder wären, biefe Worte waren nach der Erzählung unfers Evans geliums bie legten, die der Herr in dem öffentlichen Berfehr mit feinem Bolte redete; denn die folgenden Kapitel deſſelben enthals ten nur Geſpraͤche des Herrn mit feinen Jüngen. Wenn alfo Johannes hier fagt, Solches redete Jejus und ging weg und verbarg fi vor ihnen: fo war bied nicht etwas auf den Augenblitf fich beziehendes, fondern es ſchwebte ihm vor im feiner “Erinnerung als das Ende aller öffentlichen Lehren und Geſpraͤche Chriſti mit der großen Menge des Volls. Darum fnüpft ex nun auch unmittelbar daran’ feine Anſicht und fein Ur⸗ theil über das ganze, Indem er zuerſt von dem Bolfe fagt, Ohn⸗ erachtet der Herr nun ſolche Zeichen unter ihnen ges than hatte, fo glaubten fie doch nit an ihn. Es war aber unmittelbar vorher von feinem Zeichen und Wunder das Chriſtus gethan die Rede gewefen, und ſchon Hieraus kann jeder abnehmen, wie Johannes Bier zurüflgeht auf die ganze Zeit des Lehrens und Lebens Chrifti; und dann redet er am Schluſſe der verlejenen Worte noch von den DOberfien des Volks, und fogt, von denen hätten viele an ihn geglaubt, aber

3

denn nur auf ihn konnten Ke-ı begichen was ex non, dem. Li fagt. Ja wenn er ſich ſelbſt ſchlechthin das 154 fagt er. Damit das. größte von ſich aus. Wandelt dieweil

ihr das Licht habt, daß euch die Finſterniß nich über:

falle Wendet euch hin zu dem himmlischen Lichte, welches für

euch alle erſchienen iſt; Laßt: daſſelbe in euer Inneres hinein ſchei⸗

nen, damit ihr euren. geiſtigen Zuſtand erkennet, und ſehet was.

euch noth thut; laßt dieſes Licht euren Lebensweg erleuchten, das mit Ihe fuͤr euren ganzen Wandel eine feſte Richtſchnur habt und

euer Ziel nicht. verfehlet; denn nach ift es bei euch, darum ſaͤu⸗

mei nicht bis etwa das Licht von euch genommen wird: .

Und wenn der Herr dann hinzufügt, Glaubet an das Licht, dieweil ihr es habt, auf daß ihr des Lichtes. . Kinder feid: fo führt er fie von ihrem eigenen Bedürfniß auf . das viel größere gemeinjame hin. Und dgs wollen wir uns alle ftetö gefagt fein lafſen. Die Hauptſache, dag wefentliche iR und bleibt für uns, zw wandeln im Lichte und an daſſelbe au glauben . fd lange ed da if, und von demſelben nicht: zu, weichen, fo daß und nichts irre machen kann in der Treue an feinem, Werke und in dem Gehorfam: gegen. fein Wort. Uber ae Fragen. über Khri- ſtum, wer. er eigentlich: fei, wie. dad Verhältnig. des göttlichen und menfchlichen in ihm ‚gedacht werden müfle, Fragen wodurch die Chriſten von Anfang an ſich getheilt haben, die find wügfich frei lich und wichtig, und ber hoͤchſte wüsbigße, Gegenſtand menjchli- her Forſchung; aber fie machen nicht die. Hauptfache aus, fie find nur das zweite, fie find gleichfam. ragen der zweiten Ordnung.

Das ‚Richt: im Glauben, feſtzuhalten und treu ‚Darin zu wan- dein, dareuf beruht, unſer aller gemeinſchaffliches und, eineg. jenen beſonderes Heil. Uns nicht: zu / zerſtreuen durch ſolche Fragen, von, denen der reine:Segen, Dex, einige. Gewinn des großen, Werles welches unſer Herx und Erloͤſer zu yerrichten gelommen iſt, nicht abhängt, ſondern unverwandt hinzublikken auf das goͤtzliche Licht weiches uns aufgegangen iß, und, nach. demſelben unſern Wandel

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zu richten, das ift und fol bleiben Die Hauptjache in unferm Les ben. Diefen Weg wollen wir gehen; nur fo forgen wir für un fer wahres Hell. Diefen Weg wollen wir nie aus den Augen verlieren; denn e8 giebt fein Wort des Herm, Das uns theurer fein dürfte als dieſes, daß er unfer Licht ift, und daß uns ge: jiemt an das Licht zu glauben und im Lichte zu wandeln. Dem fol alles anvere nachfiehen. Darin ſteis fortzufchreiten, daß wir Kar fehen wie in Chrifto unferm Herrn das göttliche und menſch⸗ liche vereint war, das ift das Wachsthum in der chriftlichen Er- fenntniß, welches uns niemals gleichgültig fein darf. Aber fo lange es noch für uns Finfterniß giebt, koͤnnen wir durch folches Gorfchen, wobei ed und nur auf Berichtigung und Erweiterung unferer Erfenntniß ankommt, nur zu leicht dahin gebracht werben, daß wir dad Kicht des Lebens verlieren und dann in Finſterniß wandelnd nicht wiflen wo wir hingehen. Darum laßt uns über dem Serfchen das viel größere immerbar fefthalten, daß wir im Lichte wandeln und an das Licht glauben. So wird und jene traurige Finfterniß, in welcher es feinen Antheil giebt an den Segnungen des Herm, nicht überfallen; jv- werben wir Kinder des Lichtes und als ſolche Erben des ewigen Lebens. So fei es jezt und immerdar. Amen. |

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IX. Am Sonntage Lätare 1826.

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Tert. Sob. 12, 36—43,

Solches redete Jeſus und ging weg und verbarg fich vor ihnen. Und ob er wol fofche Zeichen vor Ihnen that, glaubten fie doch nicht an ihn, auf daß erfüllet würbe ver Spruch des Propheten Jeſaia, den er faget, Herr wer glaubt un, ferm Predigen? und wem If der Arm des Herrn geof- fenbart? Darum Tonnien He nicht glauben, denn Jeſaias fagt abermal, Er Hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verfloffet, daß fie mit den Augen nicht fehen, noch mit dem Herzen vernehmen, und fich bekehren, und ich ihnen huͤlfe. Solches fagte Jeſaias, als er feine Herr: fichleit fahe, und redete von ihm. Doch der Oberſten glaubten viele an ihn; aber um der Bharifäer willen befannten fie es nicht, daß fie nicht in den Bann ge than würden; denn fie hatten Tieber bie Ehre bei den Menfchen, denn die Ehre bei Gott.

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M a. F. Es iſt eiwas ſeltenes in dem Evangelio und auch in den Briefen des Johannes, daß er jo ausführlich zurüffgeht auf die prophetifchen Weiſſagungen der Schriften des alten Buns des, und da wir die yerleſenen Worte in ihrem eigentlichen Sinne verfiehen wollen, fe tft dies das erfle worüber wir uns fuchen müflen Rechenfchaft zu geben. Der Zufammenhang aber iR bier je. Die Werte die wir neulich mit einander erwogen und ers Hirt haben, als das Volk Jefum fragte, wie denn das zu vers Rechen ſel, da fie doch im Geſez gehört Hätten, daß Chriftus ewig bleibe, ex aber fage, des Menſchen Schn müfle erhöhet werben; und Jeſus darauf zu ihnen fprach, das Licht wäre nur noch eine Heine Zeit bei ihnen, fie follten nur das Licht feſthalten und dar⸗ an glauben, weil fie es hätten, auf daß fie bes Lichtes Kinder wären, biefe Worte waren nach der Erzählung unfers Evans geliums bie fezten, die der Here in dem öffentlichen Verkehr mit feinem Bolle redete; denn die folgenden Kapitel deſſelben enthals ten nur Geſpraͤche ded Herrn mit feinen Jüngen. Wenn alſo Johannes hier fagt, Solches redete Jeſus und ging weg und verbarg fich vor ihnen: fo war dies nicht etwas auf den Augenblikk füch beziehendes, fondern es ſchwebte ihm vor in feiner Erinnerung als das Ende aller öffentlichen Lehren und Geſpraͤche Chriſti mit der großen Menge deo Bolle. Darum müpft ee nun auch unmittelbar daran feine Anſicht und fein Urs theil über Das ganze, indem er zuerſt von dem Volke jagt, Ohn⸗ erachtet der Herr nun ſolche Zeigen unter ihnen ges tban hatte, fo glaubten fie doch nicht an ihn. Es war aber unmittelbar vorber von feinem Zeidhen und Wunder das Chriſtus gethan die Rebe geweien, und fchon Hieraus kann jeder abnehmen, wie Johannes hier zurüffgeht auf Die ganze Zeit des Lehrens und Lebens Chriſti; und dann redet er am Schluſſe der verlefenen Worte noch von den Oberfien des Volks, und fagt, von denen hätten viele an ihn geglaußt, aber

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der Phariſaͤer wegen hätten fie es nicht bekannt. u dem nun alfo dies ihm vor Augen ſchwebt, wie nach fo vielen bald verborgenen bald deutlichen und nicht leicht mißzuverſtehenden An⸗ deutungen und Aeußerungen.des Herrn, daß er derjenige fei ber da: kommen follte, fie doch nicht an ihn geglaubt Hatten: fo geht ihm nun ſein liebevolles Herz, wie wir es kennen, auf in herz⸗ lichen Mitleid über ſein Volk, und er mochte wol bei ſich ſelbſt venfen, ja wenn. ver Here ſich nicht verborgen Hätte, wenn er länger unter ihnen gewandelt wäre und. gelehrt hätte, ob fie nicht doch follten umgekehrt fein und des Slaubens an. ihn fähig ges worden. Da fteht ihm aber. vor Augen wie es von jeher mit dieſem Bolte befchaffen geweſen und wie ſchon feit langer Zeit &ott der Herr durch den Mund ihrer ‘Propheten ‚über jhren Uns glauben geklagt Habe, und da fagt er, daß an ihnen auch in Bes Hebung auf Chriftum das Wort in Erfüllung gehe, das Wort welches Iefaias fpriht, Herr wer glaubt unferm. Bredi- gen? und wem ift der Arm des Herrn geoffenbart?®)

Laßt und nun aber zunächft alles zufammenfaflen, was Jos hannes bier von jenem prophetiſchen Worte fpricht, und auch ber ſonders nicht überfehen daß er fagt, Solches ‚redete Jeſus und ging weg und verbarg fi vor Ihnen 8 lautet aber das ganze worauf Johannes zuräffgeht, im dem ſechſten Kapitel jened prophetiiden Buches alſo. Des Jahres, da der König Uſia ftarb, fah ich den Heren figen auf einem hohen und erhabenen Stuhl, und fein Saum füllete den Tempel. Seraphim fanden über ihm, eim jeglicher hatte ſechs Fluͤgel; wit. zweien veftten fie ihr Antliz, mit zweien vefften fie Ihre Küße, und mit zweien flogen fie. Und einer rief zum anbern und ſprach, Hei⸗ lig heilig heilig if der Herr Zebaoth, alle Lande find feine Ehre voll; daß vie Ueberfchwellen bebten. von ver Stimme ihres Rufens und das Haus warb voll Raub. Da fprach ich, Wehe

) 3. 83, 1.

ch feinen Willen aus ihnen zu helfen, wie es bert in dem ropheten felb Heißt, daß fie gemeien follen If es nun ber ille Gottes, den Menſchen zu helfen, und fie aus dem Zu⸗ mde ber Berfiofliheit und eines tobesähnlichen Schlummers zu fen: fo. kann ed nicht in demfelden Sinn fein Wille fein, fie verblenden und zu verfloffen. Als aber der Herr ſolche Worte Jeſaias geredet hatte und ihm jenen Auftrag gegeben, da allte auch dem Propheten, der auch jein Volk liebte, wie jes m geziemt das Volk zu lieben unter welchem er geboren und ifgewwachten if, da wallte auch ihm fein Herz über, und ala z Herr ſprach, auch feine Predigten würden nichts weiter bes irfen, wenn er auch bereit ſei unter fie zu gehen, als fie aufs ne verblenden und verftoffen, damit fie nicht genefen fönnten: erfühnt er ſich gegen Gott feine Stimme ju erheben und fragt, re wie lange? Das war bie Frage die auch dem Gemüthe es Evangeliſten vorfchwebte, ald er die Worte des Propheten ı Anwendung brachte; das war das Geheimniß des göttlichen: tatbfchluffes über Das Bolt des alten Bundes, welches fo tief a8 Herz des Apoſtels Baulus bewegte, daß er fich Darüber aus ihrlichee ausläßt in feinem Briefe an die. Römer, wo er fagt, 8 fei Finſterniß gefallen auf Ifrael eine Zeit lang.*) Als aber er Brophet Jeſaias fragte, Wie lange? da fprach der Herr, Bis daß ie Städte wäfle werben ofme Einwohner, und Häufer ohne kute, und das Land öde liege, denn das Bolt muß weggethan krden; und deutet damit hin auf das Verderben welches fie ald treffen follte. Und diefe Verwuͤſtung und Zerſtoͤrung fland och aufs neue bevor, als fo dem Apoſtel das Herz überging n Beziehung auf das. Voll, fie war damald nahe; und noch auert fie fort, und noch währt die Zeit von welcher Paulus agt, Finſterniß fei gefallen über Iſrael, und währe fo kunge bie Ne Fülle der Heiden eingegangen ſei und das ganze Iſrael fellg

*) Rim. 11, 3.

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= 36

werbe.) So tröoͤftet ſich Sohanmes, iſt das der Rathſchtuß Ge tes, muß Pie Zeit der Verblendung und Verſtokkung noch länzı Dauerfi‘; weil das Volk fich nicht erheben Tann von dem irdiſche md Teiblichen zu dem geiffigen, und ewigen: nun fo mrüfe wir uns geteöften der fpätern Zeit, wo auch ihnen bie Gnat Sottes aufgehen wirb, und feine Barmberzigfeit an ihnen in Gi fallung gehen.

So m. g. F. ift es, bie’Liehe und Barmherzigkeit Gotte umfaßt alle Menſchen, und er möchte ihnen helfen, daß fie afl geneſen; aber auch die Senbung feines Sohnes, dieſes alle um faffende und für alte hinreichende Mittel ver Genefung ımb X feligung konnte doch nicht anders wirkſam fein, als nach der Cr rung und dem Gefez dieſer trbifchen Welt, eins nach dem an veen, dad eine früher, das andere fpäter, unterworfen dem Rr fen des Raumes und der Zeit, und ſich richtenn nach dem 3u Rande in welchem das Wort der Verkündigung die Menite findet, und nach dem Maaße der Empfänglichteit vie ihnen kei wehrte. Früßer werben die einen, fpäter bie andern‘ Hetzen ge ruͤhrt; aber niemals Hört auf das Wort der Verkündigung, ni mals sieht der Gere wieder die Predigt zurükk, zu melcher d feine Diener audgefandt Bat, und fo langfam reift ſich ein & fölg an den andern, und das Werk des Herrn geht unantr beochen fort. in Zeit und Raum. Darum auch das Wort, follt es unter and wohnen, mußte Fleifch werden, und bie herrlich und ewige Kraft deffelben alſo denirdiſchen Geſezen umtertban Buß der Here nicht Mur in feiner Perſon, ſondern ſemer Wir? famkeit nach, und alfo auch diejenigen welche er fenden würt ats Teine Boten, etfunden mofirben ufe Denfhen and in oder Gtütten den Menfiben gfeich. '

Naghden vum Johannes fich fo Feihf berubigt, indem Khan den Rathſchluß der göttlichen Snabe, aber auch an das

*) Röm. Il, 25. 26.

3517

5 bie Ausführung deſſelben hemmt in biejer irdiſchen Welt, nnert, und ſchon das Wort einer alten Zeit angewendet auf : damalige: jo geht er über auf den andern Theil des Volls mich auf die Oberſten und Führer deſſelben, und ſagt von en, Doch der Dberken glaubien viele an ihn, aber ander Bharijäer willen befannten fie es nicht, das fie btinden Banngethban würden; denn fie hatten lies rdie Ehre bei pen Menjchendenndie Ehrebei Bott.

Dies. aber m. 9. 5. ſagt er ohne irgend ein Wort weiter yuzufügen; ‚und da follte es denn natürlich fein, daß wir ums bit fragen, wie hat er denn wol über dieſe gebacht? und wes dam wol geworben aus den Cherfien des Bolfs, und pwar ht wenigen, wie ex jagt, die an den Herrn glaubten,. aber.es ht beienmm wollen, ‚weil fie ‚Leber ‚haften vie Ehre bei den enſchen dem. die Ehre bei. Bott. Einer war, unter biefen berſten, per ung ein rin. pqarmal exſcheint In Dem Eyangelia 3 Johannes, unp zwar fo, daß wir heutlich erfennen, das 13 des Jüngere. eben. jo wenig als bed Meiſters war ihm. vere lofien und abgewenbet, jener Nikodemus, der auch aus Zurcht ilih vor Menfchen bei nächtlicher Weile zu Jeſu kam um fich t ihm zu unterreden über fein Geelenheil und ven Grund ner Lehre und feiner Sendung yon ihm zu exheifchen, und ihen wir hernach wiederfinden das Begräbniß des Hören müffend und verhertlichend mit einem andern ihm giejchgefiun, ı Freunde aus verjelben Klaſſe des Volle, den Jaſeph von rimathia. Bei diefem Nikodemus nun m. 9. %. hatte füch doch 8 Werk der Nacht verwandelt in Werke des Tages, denn das iv nichts, werborgened oder was andern haͤtte entgehen koͤnnen, 5 er Aytheil.nahm an.dem gefrquzigten, Etloͤſer, und auf ſolche eife ihm ſeine Chrfurcht und. Zuteigung bezeigte.:- Aber weber n ihm. wiſſen wir, wie es wit ihm weiter ergangen, ı und .ob hernach ein eigentliche und lebendiges Glied geweſen fei in t Gemeine des Heren, noch wisp uns ein anderer non ben

werde.) So irdͤſtet ſich Johannes, iſt das ber Racthſchtuß Gel 6, muß die Zeit der Verblendung und Verſtokkung noch laͤnge dauerſſ weil das Volk ſich nicht erheben Tann von dem irbifchei wid Teiblichen zu dem geifligen und ewigen: nun fo miffe wir uns geteöften der fpätern Zeit, wo auch ihnen WIE Gnad Gottes aufgehen wird, und feine Barmherzigkeit an ihnen in Er fallung gehen. i 1 Bom g. F. fies, die Liebe und entre Gotte umfaßt alle Menſchen, und er möchte ihnen helfen, daß fie all gemefen; aber auch die Sendung feines Sohnes, dieſes alle um faffende und für alte’ hinreichende Mittel der Genefung und Be feligung fonnte doch nicht anders wirkſam fein, al8 nach der Ord numg und dem Geſez diefer trbffchen Welt, eins vach dem an been, das eine früher, das andere fpäter, unterworfen dern We fen des Raumes und ber Zeit, und ſich richtend nach dem Zu flände in welchem das Wort der Verkündigung die Menſche findet, und nach dem Maaße der Empfänglichfeit die Minen b wohnet. Fruͤher werden bie einen, fpäter die andern Herzen g ruͤhrt; aber niemals horl auf das Wort det Verkuͤndigung, mi mals sieht der Gere wieber- die Predigt zurükk, zu welcher e ſeins Diener andgefandt Bat, und fo kangſam reift fich ein fülg “an den andern, und das Werk des Herrn geht unmnte bibchen "fort. in Zeit und Raum. Darum wuch das Wort, ſollt & unter and: wohnen, "mußte Fleiſth werden, und‘ bie’ ‚Gert und ewige" Kraft veffelben alſo vem idihen Geſezen unterthan AB der Herr nicht Harte feiner Perfon, ſondern ſelnter Mir ſamkeit nach, und alſo auch biejenigen welihe tr ſenden wuͤrd ats ſeine Boten,: etfunden wulrden ba Wenſwen u im alle Stifter Bor Menfchen gleich Nachdein hen Joheinnes fc fd felbfl renhi⸗ —ͤben e Kan den Raͤthſchluß ver göttlichen Gmuße ; aber aluch an dal

*

*) Rbm. 11, 25. 26. 1.

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breich Yazıs bereitet iſt, wie man das ſagen muͤſſe von denen Ihe freilich die Kenniniß: ver Schrift in einem höhern Grade üßen als die große. Maſſe des Volls, aber fie könne nicht uern, denn es feiinicht Boden’ genag da, ‚woraus bie zarte lanze Nahrung nehmen könne, ſondern in der erften Zeit der je verdorre fie wieder. Aber wenn es nun nicht allen fo jangen iſt, und wenn nichts beſonderes von ihnen erwähnt id in dee Geſchichte der chriſtllchen Kirche: wie. koͤnnten wir vers glauben, als daß wenn auch in einigen der Glaube harrlich geworden und fie ſich hingewendet haben zu dem Worte 8 Lebens, fo habe doch der Geiſt Gottes, der da ausgegoſſen Über die chriſtliche Kirche, die gläubigen gehindert dieſe auf gend eine Weiſe aufzunehmen in ihren Kreis, und ihnen grös ces anzuverteauen; und: fie felöft, nachdem der. Geiſt Gottes asgegoſſen war Aber alles Wleifch, werben es für recht und Mig und löblich erkannt haben, fich zurüßfguichen. in die Stille, ad ſich dafiir zu firafen, daß fie nicht von Anfang an die Eine ei Gott gefezt Haben über die Ehre bei ven Menfchen; fo daß doch fides zufammenftiimmt, um uns das vrecht einzuſchaͤrfen, daß Haube und Bekenntniß nie können von einander getrennt werben. 8 iſt das große und ewige Geſez der menfchlichen Natur, ohne xihes wir nicht fein komiten ein Volk von Brüͤdern, Der Menſch t nichts” allein und hat nichts allein fuͤr ſich. Hat die :eioige Jarmherzigbeit ſich auch feiner erbarmt,: iſt das Leben von: oben birklich ausgegoſſen in fein Herz, iſt es nicht, wie es bei mans ben von jenen Oberſten des Volks war, hoß eine Einficht ge⸗ veien und eine Erfenntniß wie manche anvere bie wir haben on äußetn Dingen, daß allerdings wol jener Jeſus von Rar areth der gewwefen ſein koͤnne von dem die Propheten gerebet jaben, ſondern ift der Glaube lebendig geworden: fo if das erſte Wert Zurch weiches wc ‚ahätig.ifein muß das Merk der Liebe, welches ex zu verrichten hat, eben- dies, daß er uns treibt und führt zum feifchen fröhlichen Bekenntniß, daß wir ‚Die Menſchen

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Oberſten des Volks namhaft geniacht in jener erſten Geſchich der chriſtlichen Kirche. Was ſollen wir davon denken? Ach in mer iſt es etwas ſehr zwelfelhaftes um einen Glauben ber nicht beweiſt in der Stunde des Bekenntniſſes. Denn das iſt d ewige Wahrheit des menfchlichen Lebens, Weß das Herz voll ii Davon: geht der Mund über; und wenn es eine Klugheit gieb Die dem: Menfchen--aft den Mund verfchließt in Beziehung das wovon das Herz voll ift: o fo mögen wir wol fagen, un fönnen nicht leugnen, geht fie davon aus Müfkficht zu nehme auf fich felbft, wie Johannes hier fagt, Ste hatten Tieb« die Ehre bei den Menſchen als die Ehre bei Got dann iſt fie nichte anderes ald die verderbliche Klugheit d Kinder diefer "Welt, von welchen der Herr freilich fagt, in ihr Art, aber auch nur in Ihrer traurigen und verberblichen A: wären fie flüger als die Kinder ded Lichte.*) Auf eine Zeit laı kann freilich auch die Weidheit von oben dem Menſchen den Mus verfchließen uͤber das wovon das Herz voll if, aber nur wer ihn das drängt, daß er unſchuldig fein möchte an dem Geric weiches über ‚vie Menſchen ergeht, wenn fie dahin gewieſen or geführt werden das Wort anfzunehnten. Aber nur auf ei Zeitlang kann es gefchehen, nur anf- vorübergehende Augenblikt dann muß es jeden der da glaubt doch drängen, aufs neue verfuchen ob das Wort nicht Wurzel fäffen moöͤchte In den H zen der: Menfchen, und dann fich deſſen getröften was der Hi fagt, Wenn fie das Wort nicht annehmen,“ ſo wird es zu er ſelbſt zurüffehren;**) wenn die Berfündigung des Wortes | andern feine Frucht tragen will, fo wird das Wort Frucht fi gen in eurem eigenen Herzen. So mag es fein, daß in viel der begonnene Glaube wieder untergegangen iſt, und daß fie denen gehören von welchen ber Herr fagt; daß das Wort ni Wurzel faſſen kann, weil auf eine oberflädyliche geile v ". . . "

“) Luc. 16, 8, ®*) Luc. 10,6. 9) Ar, 6,13.

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tbreich dazu bereitet M, wie man das fagen mäfle von denen elche freilich die Kenntnis: ver Schrift in einem Höhen Grabe fäßen als die große Maſſe des Volls, aber fie könne nicht uern, denn es ſei nicht Boden genug da, woraus bie zarte flanze Rahrung nehmen fönne, ſondern in ber erflen Zeit ber ige verdorre fie wieder. Aber wenn es nım nicht allen fo gangen ift, und wenn nichts beſonderes von Ihnen erwähnt ird in der Geſchichte der chriſtllchen Kirche: wie: fünnten wir aders glauben, als daß wenn auch in einigen der Glaube harrlich geworden und fie fich hingewendet haben zu dem Worte 3 Lebens, fo habe: doch der Geiſt Gones, der da ausgegoſſen t über bie.-chriftliche Kirche, die gläubigen gehindert dieſe auf gend eine Weile aufzunchmen in ihren Kreis, und ihnen grös ered anzuverteauen; und. fie ſelbſt, nachdem der. Beifl Gottes usgegoffen war über alles Wleifch, werben es für recht und illig und löblich erfannt Haben, ſich zuruͤkkgiziehen indie Stille, nd ſich daflır zu firafen, daß fie nicht von Anfang an die Ehre ei Gott gefezt haben über die Ehre bei pen Menichen; fo daß Doch wide zuſammenſtimmt, um uns das vrecht einzufchärfen, daß Staube und Bekenntniß nie Mnen von einander getrennt werben. Das iſt das große und ewige Befez der. menfchlichen Natur, ohne velches wir nicht fein -Tormten ein Bolt von Brüvern,. Der Menfch R nichts allein und hat nichts allen fuͤr ſich. Hat die ewige Barmherzigkeit ſich auch ſeiner erbarmt,: iſt das Leben von oben virklich ausgegoſſen in ſein Herz, iſt es nicht, wie es bei man⸗ den von jenen Oberſten des Volks war, bloß eine Einficht ge⸗ weien und eine Erkenntniß wie manche anvere die wir haben von Aufern Dingen, daß. allerdings wol jener Jeſus von Na⸗ zareth der gewefen fein Iönne von dem die Propheten geredet haben, ſondern ift der Haube lebendig geworden: fo ift das erſte Wert Durch. weiches ax :thätig.ifein muß das. Werk ver Liebe, weldheß er zu verrichten hat, eben: dies, daß er und treibt und führt zum fetfchen fröhlichen Vekenntniß, daß: wir bie Renſchen

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einladen sum Genuſſe den. hohene: huumliſchen Muͤter :beram wi theilhaftig geworben: ſind, daß mie dieMahrheit/ die ums aui gegangen ft . treu, hinſteller⸗ un; die: Menſchen, ob ſie auch da durch den Haren fühlen nd, findet mchten.“) Und wo ba Velennmiß nicht. iſt, da iſt / der. Glaube mun sim laencz Scher oder eine Pflanze: Die noch der Pflege hedarf, um zu are veirl jamen: undſruchtbaren Reben; gu rgebkihene. . . .

Wohl, fo laßt un das, ſeſthalten, ‚und: zwar oh in Be Hehfung auf das eingelne als: .auf Das ganze. ‚Meberall, i höher wir xzwas · Achten: als einen Theil unſerxs · chyißlichen: Aka bens, deſto mehr muß o6 uns natürtich ſein mad nicht: auf alı eine beſondere Pflicht erſcheinen, ſondren es mich;: eine; Reigum unſers. Haizend.fein,.umd zwar:: ine: ſalche: der wir nicht wider ſtehen koͤnnen, daß wir as audi. belennen/ und niemals; jall un weder; bie: Furcht· wor. Menfchen:'nach. auch dia Suchtnych · Ehr bei. den Menſchen davon: zueſikkhalten Kommen. : Damm: gich ‚nur eine Aöhre, sans. iR Die Ehserbei Bpti, Did. num eim Furcht Die. den: Menfchen wicht: ernicbrigt,; das iſt die welch ſpricht, Wie könnte ich ein ſo großes ˖ Uebel ihun, und wider da Herrn meinen⸗ ost. fündigen!**). Aber : das gehört zur Suͤnd gegen ‚Bott und. feinen. Geiſt, wenn wir Das was uns In ven innern des Herzene Wahrheit iſt in. daſſelbe verſchließen woller und nicht herauslaſſen, damit es noch weiter wirlke. Denn jun gemeinfamen But und. Beſiz dat ums der Herr alle geiflige Gaben verlichen. Jedes Bebenntniß aber m. 19. F. iſt nichts am deres als‘. ein Verlangen des lebenden: Gemlitheo, Das gut weiter zu weubreiten, welches : wir ſelbſt als eine ‚Herrliche Gab des Lichts von oben empfangen: haben,. und kann alfo auch ni ſich mders: geftalten al& fo, daß wir vereint mit unſern Brü dern die Wahrheit ſuchen in Liebe, *) ihnen ‚geben. und vo ihnen emſangen, gemein ‚mit, vun abale und :ahmägeı ETF PETER ! al u 1er, Net: m 20,2, u. —* J 5 |

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Immer davon ausgehend; up wir es allein noch nicht gefunden haben und noch nicht am Ziele ſind,) ſondern daß hier alles Stükkwerk if, und wir dazu berufen, das Stüffwerf zu ergäns zen und zu vervollftändigen, bis daß die Zeit fommt wo das Stüffwerf aufhört, und wir eingehen in das vollfommene. **) Bis dahin foll weder Trübfal noch Angſt, weder Beforgniß noch Furcht, weber Sucht nach dem was die Augen der Menfchen. auf fich zieht, noch) Scheu vor den Menſchen, weder Gefälligfeit gegen die Menfchen noch Ehre bei den Menfchen uns zurüffs halten dem die Ehre zu geben, dem allein fie gebührt, und zu - befennen was feine Barmherzigfet und Gnade an ung offen» bart, und jepem dus „zu, yeünt digen - ‚mes a an und. gethan hat in dem innern des Gemüthe. Ulmen.

37 D Phil. 3, 12. *s) 1 Sor. 13, 9. 10. Ka Bu | Du Ve

si 31 N i . , 2

Am Palmfonntage 1826.

Zert. Joh. 12, 44 50.

Jeſus aber. rief und ſprach, Wer an mich glaube, der glaubet nicht an mich, fondern an ben der mich gefandt bat; und wer mich fichet, der fiehet den ter mich gefandt Bat. Ich bin gelommen in die Welt ein Licht, auf daß wer an mich glaubet nicht in Fiuſter⸗ niß bleibet. Und wer meine Worte höret und glauber niet, den werde ich nicht richten; denn Ich bin nid gelommen daß ich die Welt richte, ſondern daß ich bie Welt felig made. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der Hat fchon der ihn richtet; das Wort welches ich geredet Habe, das wird ihn richten am jüng- fien Tage. Denn ich habe nicht von mir felber geredet, fondern der Bater der mich geſandt hat, der Kat mir ein Gebot gegeben, was ich thun und reven fell Und ich weiß daß fein Gebot ik das ewige Leben. Darum das ich rede, das rede Ich alfo wie mir ber Vatır gefagt hat. |

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M. a. F. Unmittelbar vorher hatte der Evangeliſt ſich ſelbſt erflart über den Unglauben der in dem größeren Theile des Volks überhand' genommen, und über den Kleinmuth derer Die zwar glaubten, aber ſich ſcheuten es zu befennen und In eine äffent- liche Gemeinſchaft wit dem: Erlöfer zu -treten. Darauf fügt ex ohne eine geweiene Beranlaffımg anzugeben, bei welcher der Er⸗ föfer dieſe Worte: gerebet, das an was wir eben gelefen haben. Es iſt aber dies das lezte was er als öffentlich von unferm Erlöfer geredet amführt, denn ‚in den folgenden Kapiteln find nur noch Reden: des Herrn mit feinen -Züngern enthalten, bis zu ber Stunde feiner Gefangennehmung und der Zeit - feines Leidens: Das alfo iſt auch der Geſichtspunkt aus welchen win dieſe Worte zu betrachten haben. Es find vie lezten Erflärungen, die lezten Wahrheiten, die der: Herr denen zurtef, welchen das Glükk zu Theil geworden war ihn. -zu hören. Sie fichen im Zufammenhang - mit jenen Worten des Herrn, welche Johannes vor feiner eigenen Erklärung aufgezeich⸗ net bat, So glaubet denn an das Licht dieweil ihr e8 habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder: ſeid. Und fo iſt es denn nun. in diefen Worten des Herrn dreierlei, was wir jest vorzüglich gu betrachten haben. I. - ji Zuerft nämlich, wieerfiherflärtinBeziehungaufdas Verhältniß gwifchen dem Glauben an ihn, und dem Glaubenanden derihn gefantt hat. Dem fowar es. Alle diejenigen aus feinem Volle, welche ihn verwarfen und-ihn nicht für den halten wollten der da kommen jollte, Die glaubten doch und waren von fich ſelbſt -überzeugt, -vaß fie an den glaubten ner ihn ges fandt hatte. Der Erloͤſer aber erflärt fi hier, daß das eine ohne das andere nicht möglich fei, und daß fie nur. fi ſelbſt betrb6gen, wenn fle ‚behaupteten-:-an Bott Ihrem Vater zu glauben, den aber verwerjen wollten, den er geſandt habe.

IM

Für uns aber haben dieſe Worte noch eine andere Beden⸗ tung, die ich nit umhin Tann euch an das Herz zu legen. Sie zeigen ung naͤmlich ben Grund pam. Bord auigegsugefesten Abwegen, auf welche gar. viele Chriſten zu allen „Zeiten quch zu der unſrigen gerathen ſind. Weil. vämlich der Her jagt, Mer en:mih glaubt; der glaubtenicht au mich, ſonde rn an: den der mich:geſandt Hat: ſo And:.nun einige Dex Meinung, der Herr wolle überhaupt ven. Elauben. ber Menichen von feiner -Perfon mehr ablenken, und ihn auf Yen, "Hingichten der ihn geſandt bat. Sie meinen, um nen Millen des Grlöjere zu erfüllen, um in. der That des Ramens, eines Yüngers Ehrijti würdig au fein, bebürfe es gar: nicht..beiandeyer Wanterfudhungen über daß ‚was er na ſeinet ‚sigentlichen. Bern ;geweien et, web. woher er das wag ey nen Menſcheyn gebracht aalahk Habe, ſondern nur. Died, daß wir uns durch ihr, Dach Die Kraft. ſeines Wortes, durch die. göttliche Weisheit ſeiner Rede hinführen ließen zu dem der ihn gefandt hat... Wenn wir ıası an ven Gatt ber Liebe glaubten, Den er geprgdigt, wenn wis die Gebote Die er und in dem Namen feines Vaters in Das Herz gegeben hat, von ganzem Herzen zu erfüllen fuchten: nun dann glaybien wir auch an ihn, weil wie an den glauben. der ihn pefandihet. Ob wir ihn aber für mehr oder weniger hielten, ob wir ihn jür ganz etwas anderes hielten als andere Werkzeuge Gotted oder ihnen gleich, Das. fonne. dabei. (einen weſtnuicen unterchied machen.

Aber eben ſo giebt es auf der andern Seite auch Chriſten, bie aus diefen Worten ganz das Gegentheil ſchließen wollen. Meil::ver Herr ſagt, Wer an mich glaubt, der glaubt au den der mich gefandt hat; wer wich ſieht, der fieht den der:mih geiandt hat: jo ‚Andy fie ber Meinung, daß aller Haube dam der Krlöjer, fordert, alle. Aufmerkſamkeit die x un: ferm :Geifte .abmäshlgt, allein auf in und feine Perſon fol ger

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richtet ſein; wer an ihn glaube, der glaube auch an den der ihn gefandt hat, wer ihn fehe, der fehe auch ven Water. Und ſo trachten fie-denn danach, Ihn nur immer mehr zu fehen, fich ihn zw vergegenwärtigen in dem Innern der Seele, fein Wort in Gedanken zu haben, ſich von den Gefühl daß fie ihm Lieben durchdtingen zu laſſen; aber der Vater der ihn gefandt hat, der liegt ihnen gleichfam zu fern, zu dem Haben fie fein Verlangen ſich zu erheben, das höcfte Weſen IR ihnen zu groß, die goͤtl⸗ tiche Allmacht, Die göttliche Weisheit iR ihren ein Gegenſtand zu weit von dem ntenfshlichen entfernt; uns invem fie fo alle Ge⸗ vanfen, alle ihre Empfindungen, alle ifve: Wünfche. an den Aw löſer richten, desjenigen fift vergeſſend der ihn geſandt hat, und in‘ unmittelbarer Gemeinfchaft: mit ihm nicht ſtehend noch danach trachtend: fo leiſten fie. dan Morten des Grlöfers nicht Genige,

Laßt uns das eine und das andere vermeiden, indem wir beides mit einander verbinden; denn ſo hat es der Erloͤſer ge⸗ meint. Seine Worte ſind an diejenigen zunaͤchſt gerichtet, welche glauben vie Erkenntniß Gottes zu haben, aber doch den nicht anerkennen wollen, den er geſandt hat. Denen ſagt er, daß ſie den Vater eigentlich nicht fähen; denen fa; gt er, daß fie eigentlich nit an den glauben der ihn gefandt hat. Und fo will er damit jagen, daß eine Erfenntniß Gottes, die wir nicht durch den Ers löjer haben, ein Glaube an Gott, ber nicht verbunden fei auf das innigſte mit. dem Glauben an das. „Reich Gottes welches der Sohn Gottes auf Erden ſtiften wollte, das ſei nicht der wahre, der werde ſich immer mehr bewähren. als ein leerer Schein, und das wog der Erlöfer in die Welt geſandt ſei, nämlich die Welt ſelig zu machen, werde nicht daraus entſtehen

Aber warum denn ſagt er dad, und aus welchem Grunde

behauptet er das? Ebendeshalb weil er allein im Stande war, er der von ſich ſelbſt in der That und Wahrheit fagen fonnte,

daß er in dem Bater fei und der Bater in, ihme), er ber be ſtaͤndig auf die Werke achtete, die der Vater ihm geigte®*), x der ſelbſt von fi fagt, daß er ein Gebot von dem Baier cm pfangen habe, und daß fein ganzes Leben in nichts anberm be ftehe, als dieſes Gebot zu erfüllen, weil ex auch allein im Stande war die rechte lebendige Erkenntniß, den wahren irenen Gehor⸗ fam gegen Gott den Menfchen mitzutheilen und gu geben, weil nur aus der Gemeinfchaft in welche wir mit ihm treten eins wahre und lebendige Gemeinſchaft mit dem Vater bervorgehen kann; dem fo und in dieſem Sinne iſt er Mittler zwiſchen Bon ımb den Menfchen, daß wie in ihm die Külle der Gottheit wohnte***), und er mit dem Bater eins wart): fo müflen auch wir, indem wir in lebendigem Glauben und in treuer Wiebe, bie es und gejeigt Hat, mit ihm eins find, fo, mäffen wir basıh ihm, und eben dadurch daß er eins iſt mit dem Bater, auch eins werden mit ihm. Go mögen wir uns beibes jagen, und vor beidem uns hüten, fo oft und eine Prüfung unferd Innern notb thut. Iſt unfer Glaube an den Erlöfer der rechte, fehen wir im wie er ift: fo muß er und auch Hinführen zu dem Bater; denn dazu ift er gefommen, daß er den Menſchen den Bater offen barte, daß er und den Willen des Vaters mittbeilte, und tie fange unterbrochene Gemeinfhaft der Menfchen mit Gott wieder herftellte.

Wollen wir uns richten, ob unſer Glaube an Gon ver rechte fei; wollen wir uns richten, ob wir in der That ımd Wahrheit fagen können, daß wir den Bater fehen: laßt uns nie nach ewas anderem fragen, als ob unfer Glaube an Chriſtum der rechte Tebenvige fei, und ob wir Ihn fehen wie ex il. Jede andere Erkenntniß Gottes, die wir aus einer andern Quelle her; nehmen, wird uns nicht befriedigen, und nidjt bie rechte Krafı

02 Joh. 14, 10. *) Joh. 5, 19. 20. *°®) Kol. 2, 9, +) Ich.

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haben, und bei dem Willen Gottes feßguhalten. Wie ſehr wir feine Allwiſſenheit erkennen in dee Ordnung ber Dinge, wie fehr wir feine Allmacht erkennen in den Werken der Schöpfung, wie fehr wir feine Güte erfennen in dem was wir in unferm Leben gutes und heilſames erfahren: das alles if noch nicht das rechte, bat doch nicht die rechte ausdauernde Kraft. Das Reich Gottes muͤſſen wir fehen, die Gegenwart des göttlichen Geiftes in der menfchlichen Seele, das was hier für die Ewigkeit gebaut wird, das müflen wir erfennen; dann haben wir die lebendige Erfenntniß befien der Chriftum gefandt bat. Aber nur durch den den er gefandt hat; in ihm liegen die Grundzüge und das Weſen des göttlichen Reichs, fo wie auch in Ihm die ganze Se- ligfeit fi fund thut, die der himmliſche Water den Menſchen zugedacht hat. Diefe göttliche Offenbarung iſt nur in ihm zu ſchauen; wer ihn fieht, der fieht den Vater, welcher die Herzen der Menſchen zu ihm zieht; wer an ihn glaubt, der glaubt auch an den der ihn gefanbt hat, um ein Reich) Gottes auf Erden zu fiften, und fich diejenigen zu erweden welche feit langer Zeit gefehlt Hatten, ſolche nämlich Die im anbeten im Geiſt und in der Wahrheit. *) ll.

Zweitens laft und nun achten auf das was der Grlöfer hier jagt Über fein Berhältniß zu denen die an jeine Worte nicht glaubten. Darüber läßt er fich alfo vernehmen, Wer mein Wort Hört und nicht glaubt, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht geflommen daß ich die Welt richte, fondern daß ich die Welt felig made Wer mich veradtet und nimmt meine Worte nicht auf, der bat ſchon der. ihn richtet; das Wort welches ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngften Tage.

) Joh. 4, 28,

Wenn wir Int Cheſto erkennen das Ebmbilb nes göttlichen Weſens and den Abglanz ver göttlicden Herrllchtelt, ſo konnen wit «8° nicht anders, als indem wir nun auch das bebdenken was und dus Wort des neuen Bundes fo ausſchließlich und veutlich geſagt Hat, daß naͤmlich Gott die Liebe iſte) Auch der Er⸗ loͤſer iſt nur ver Abglanz bes göttlichen Weſens indem er der Abglanz ver goͤttlichen Licke iſt; auch ee iſt mar das Ebenbild ves Vaiers ‘in ſofern dieſe ſeligmachenbe Liebe m thin wohnt Und ſo will er auch nicht anders gebacht Jein. Und wenn wir in dleſer! Liebe und in dem lebendigen Glauben! an: ih’f die jenigen ſehen, welche ſein Wort zwar vernehmen, aber‘ esé geht ihnen nicht "iu Herzen, Ohren: zwar haben, ber nicht hoͤren Au⸗ gen zweit haben, aber nicht ſehen, nicht Hören den elnladenden Mufidefiet der die Welt ſellg nacht, nricht fehen eben Bin Liebe des Vaters, bie In ihm wohnt:- wolan fo ſoll uns das ja wicht, vazu verleiten, daß das reine milde ⸗Bils don vbiemLAbglanz der görflichen Heerlichleit in dem · Sohne ſich irgendwie In -ung trübe, Der Umwille der allerdings in Unſerer: Secle etwachen muß fiber den north ſo hurtnalligen Unglauben ber Meridien, welche das Wort hören aber nicht aufnehmen, welche den ſchen ven der Vater gefandt hat, aber ihri- nicht verehren, ber fol und ja nicht Dazu führen, ihn ſelbſt je auf eine anbere Weiſe zu betrach⸗ ten, als daß er’ gefommen iſt bie Weit ſelig zu machen. Ye mehr wir und: verlieven im das Bild, welches er uns ander⸗ warts freilich auch darſtellt, baß vr kommen werde zu richten, deſts mehr wagen wir es auf die Geſahr, daß ſich uns dees reine Bild des Sellgmachers trübt: - Ebendeshalb fagt ed hier,’ Ich werde nicht Tichten, denn ich bin nicht gefommien zu richten, Tonbern felig gu maden. - J re

Er giebt vabei freilich zu; denn ſonſt hätten feine. Worte feinen Sinn, daß ein Unterjchied fein werde, über deſſen Groͤße

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*) 1 Job. 4, 8.

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ſich hier freinch nicht auſuritht, zwiſchen veirendie an Am lauben, und denen die fAn'Mort richt aufnnehmẽn.Diefen un⸗ rſchied zu lermeſſen Aberlägt" ct und ſelbſt. "Mind Bad’mttte' er enn je mehr ımfer Herz ung: davon Ze‘ glebk/ vaß alle zeligkeik von ihm komnit, ‚deſto imeht konnenn fir den Mangel erſelben nur bedauern! und im treffteri tind nnigſten Ritgeful iejenigen beffageh, welche vor diefer Sellgkeit ferit Helden. Die n Unterfchieb giebt er zu," aber Er fei' nicht ber Aueldher th ervorbtinge ˖ durch irgend ehrt beſondere Haldlimtz, durch irgend n beſonderes Dhlin. Alles was er als ſeine Thatanfehen inne, dad gehöre nur: zu dem "großen göltlichen Eıfhöurf bie Belt felig zu machen. Alles was -int biefen Shink‘ gefchleht, eichieht vurch nz er Mm es, der es bewirkt, dazu hat Gott ihm eſandt; er iſt egder ſelig malt: tiefe Setijtet erlamzt aber uch feiner nd 'Huhe und: Eryuiftutig fülr bie’ Seele ſinder Ak er ohne ini Aber eine befonderdHährfuig, vie zu ihten und gu firafen weile ſein Vorr nicht auf⸗ ehmen, die lehntier in der Worten feige er hier eich Ausdrükklich na on.

Aber was fügt er? Wer meine Worte‘ —R immt, det hat hen ver in tichtet, ud Wort Wel⸗ es ich gerebet Habe, dae wie ihn rtchte u ah bans⸗ en Tage. 239° 1m one ge

Was heipt aber süß anders’. geF. als die Suche fire ird ihn tichten ? Welches it das Wort auf welches ver Eubſer h Hier Bericht? Es iſt das · allgemeine einludende Wort/ welthes unter tauſend verſchiedenen Geſtalten forbot” wenn ro n feinen DWethättkig "zu den Menfchen als in einzelnen Bes hrungen ausgefprochen und in iauſend vetfchiedenen Geflalten iederholt har, dad Wort, daͤß alle‘ zu Ihn kommen und ſich n ihm fanmeln ſollen; ed TM'das Wort welches cr kurz zuvor ıch Bier gerevet hat, Das Licht iſt noch eine kleine Jeit bei cch; wandelt dieweil ihr bap Licht Habt, daß Ya 'dk Finſter⸗ Som. Ab. Es. Joh. I.

I)

nis nicht Aberiole;. alanbet an han Sicht, dim⸗ell ife es Hal anf daß Ihe ieh. Beten, Kinder ſeipz das Wert; melden eben wicherholt,. Ich bin gelommen. in bie Welt ein Licht, a wer an mich.glaubt wicht, in. Uinferniß, bleibe, . Das Wo wird einen ‚ichem zichteng ein, Jeder, neird..e6 zu arlannen befon men, daß eben: beähalb daa Sicht ihm fehit, weil er ſich zu ba Liegte nicht gewendet hat, daß eben dechalb bie Seligkeit ihr fehlt, weil er..gu dem nicht gekommen iſt, der allein den Menſche De. Seligfeit bringen fan, Das wird ihn zichten, und weit bedarf eb, nichto. Wer dem einlavenden Worte des Herrn nid ‚folgt, der ſchließt fh ſelbſi von den, Segnungen befielpen aus und bedarf, hayı Feines beſonderen Fpruches und Urtheilo.

:..: Daß ſagte der Here ale, er im Begriff. wor fein äffen Aches Leben zu -beichliehen, als fein einladendes Beil an bi große, Menge der. Menichen wicht. mehr ergehen Lane. „Hat ı #6 alſo nicht zu fpät gexebett. Hätte er nicht, mit biefer Warnun fein. öffentliches Sehen, unter, den Menſchen beginnen Finnen? Oum. g. de. hat es mit verſpart bis ‚auf Den lezte Augenblikt, ſondern zu jeder Zeit hat er es geſagtz aber auch ii em legten Mugenbült ware 68 nicht zu jpät geivefen, denn da WBoyt welches er redete iſt nicht ein vergaͤngliches, es war nid gebarnden ‚au ‚feine. Grſcheinung ion Fleiſch und ap die Tone bi aus feinem Munde gingen, fondern wie es einmal in die Mel geiemamen zogr, Lonnte es night wieder 448 derſelben verſchwinden Dos AR, Puchſtaͤblich in Grfuͤllung gegangen, mas er hej einer am Dem Melegenheit ſagt, Wenn dieſe nicht. reden wollten, fo wür Nie ‚unmünbigen sehen. "). SM der Kerr: nieht mehr ba * warb, dafſelbe Wort geſprochen won. ſeinen Jngern; das warg die wnminpigen im. Geiſt. Pop; einer Zeit zur ‚onbern rich die Werkzeuge. 46 „Deren. In der. Kraft des Geiſtes chen ba einladende Wort, wie es aus dem Munde des Erloͤſers gegan

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ein jeder in feinem Kreiſe. Und noch immer ergeht es an ſe Menſchen, und die es vernommen haben venen ſteht es im⸗ = wieder zu Gebote, und wenn fie IM geiſtiges oe öffnen ‚en, wird es in dae Innere deſſelben bringen. |

Und. darum ſagt der Her, Das Wort weldes ich gu bet Habe wird den der nicht glaubt zichten, aber cht eher als am jüngften Tage, So. lange der Menſch Gemeinſchaft iR mit dem göttlichen Worte, jſt die Haffnung ht verloren, daf das Wort des Heren in fein Herz eindringen, 8 das feligmachenve Wert des Erlöferd auch in ihm beginnen erde. Und darım ift das die troͤſtliche Ermahnung, die ex denen ben fonnte von welchen. er ſich jezt trennen follte, das Wan, elches er geredet, auch von, anderm ‚Munde Bsihrechen,. ſei ein lebendiges bis an das Ende der Tage. ‚Das Wort wel⸗ ex geredet, aufgefaßt von feinen erften Jüngern, niedexgelegt | en heiligen Schriften welche die Züge feines göttlichen Bil⸗ $ aufbewahren, und ven ba ertänend durch alle Fahrhunberte, ıt immer noch biefelbe Kraft. Wer es aufnimmmt,.der mich; felig;; er es nicht aufnimmt, ben wird ‚es richten, aber nicht, eher als m jüngften Tage, es wird ihn ſo lange nit richten, alo⸗ sch die Möglichkeit da iR, daß er es vernehmen und ſich ſelbſe fnen kann für die ſeligmachende Kraft deſſelben.

Darum m. g. F. war auch das Leiden und' der Tod’ des ‚ern, den wir' in biefen Tagen mit einander begehen“ werden, ſcht das Ende feiner beſeligenden Wirkfamkeit, vielmehr firig fie 1 erft recht an; ſeitvem iſt erſt überall, und cherkonnte'es nicht! 18 Evangelium vom Seiche Wottte"geprebigt’ worben; ſeitdem at erſt das Wott welches ergeredet ‘feinen’ größter Umfang ge onnen;-feiden if’ es’ erft? von Atem Wolfe der Menſchen im. am andern - gebrumgen;- amd: cher wich aid der Tag vet da’ chtet nicht kommen, bis es überall von allen Denen it vers ommen worden. N

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II.

Bu Earl, aber io. und merfen darauf. wos ve Ertöfer ; legt in den Worten unſas Textes ſagt, wie ex alſes was geredet hat, und ‚grguksmie, er, fagt die Geligkeit der Me ſchen ruht, nicht von ſich felbft ableitet, ſondern es vo Dem ableitet wet ihn gefmdt' Hat "Fa habe, ſpricht nöcht son mir feiber geredet; fondern’ der Bater mich. gefannt Hat, der Hat mid ein Gebotgegeden wa ich thun wrd reden folf. Und th weiß daß fein ©: Kot It das ewige Leben. Darum das ich rede, das ret th. auſd wieimir der Vater gefagt dat.

DM. Laßt ung jet nicht ung in eine Unterfuchung darüb einfaffen, ob nicht der Herr eben fo gat und tmit demſelben Rech hänte: fagen koͤnnen, was er rede, rede er von ſich ſelbſt, inde

ex die Fülle der Gottheit, die er au feine Eigenthume rechne

and als fern elgentliches Weſen anfehen konnte, in ſich trug, w er anberwaͤrts ſagt, daß er und ber Vater bolffommen eins feier fonbeen vielmehr kaßt uns in der Beziehung, in welcher wir je leben in unſermkirchlichen Zahre, auf das achten was der löfer hier fagt, Sein Gebot if vas ewige’Xtben, un darum rede ich wie mir der Vater gefagt hatt. Zweierlet m. g. F. ift es’befonders, worauf ih "in vie Beziehung unfere Aufmerkſamkeit lenken win. @inmal was ta für eine große und herrliche Sache if, wenn wir wie ber & löfer Hier von un. feloA faggm Können, vich wyr.wir zeben wo aus Gott if, fondern wir reden auch fo. wie ber Vater geſa— hat. Denn das if} es, wprüber der Menfch..oft in Ungewißhe ift,, und „worin, er viel zu bertuen hat und. ſich Vorwuͤrfe; machen, wie es alle erfahren, ‚müffen. die von dem güftlichen Geif dad Zochiß empfangen baf, ihr Leben aus Gott iR. "Die find gup des Bapcel,*) ud mora, pn. ini (oc

») Joh. 18, a7.

a

3130.

8 was ber Vater ihnen ·eff enbartz · abet · wir fie es ſageil bad es, worin die Kinder Gottes noch fehfen. "Das elne DEAL zu ilde und zu ſchwach, 10d Cenfk und Strenge: nöth thate; vas idre Mal zu Hart und ſtrenge, tod’ Dich Milde und Freund⸗ hleit die ‚Herzen bet Menfchen geawonnen werben ſollten Aber gen dürfen, wir ſind barıı"dem Erkoſer piellh, daß wit fägen mnen wie er, Was ich rede und thueſ und veden und fun ift daſſelbe, das rebe undrhue ich alſo wie mir der Vuter geſagt at, das iſt das hoͤchfte Zieh ſchriſtlicher Vollkonmenheit. BE ch das Zeugniß! geben Tönnte; aß‘ wis di tebet und thut er de unb tur wie es in "jede Augen den‘ Bien tin diefem Leben nicht zu ind ir J1— Aber weit, fo Laßt uns dariiber uns freuen, —* det‘ zit ieſer vollkomtliene Manii IR, "und dig welin vote‘ ihm auch nicht lleich find, wir 'uns! doch ankigneh zörinen was Yoit an m jeben ind finden. '&t hätte diefe vdukoinmene Uebetzetigung und mußie ie haben: Je ieh wir ihn darin hleichen, LLC wir Aber uf die Werte fehen vie det Vater uns zeigi, dog‘ wit und, in mſerm ganzenuechen vn: bemn Geiffe ver Ar RKelde Gottes wals et denn fh ben Geblete der Erlsfling ſind "hie heriugen Werke Gbited fu Hier duttheriihen taffen, veſio mehr! —* on vote Biefem’'stele entgegenhehen En Abet bir Gitöfer fügt vies im Angeſithte des Leidens denn 7 entgegengin. Wohet entſtand Til" das? Eben’ ſowol aus tem was “ee geſagt, als auis der Art wie er es geſagt ate Es war das ·Wort feines Bekenninifſeb, "be Urt wie er fie ger Refft hatte gegen die Öberften des Volks, die Strenge mit wels her er gegen viejenigen verführ, welche alf dem’ Stuhfe More jagen umd die'Schtüffel des Himmelreiches: denen bie hinein woll⸗ ten vorgatbielten,*) das alles zuſammen was er ſagte und that,

.) Matt. 23, 2. 13. Luc 1,52

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und wie er es. ſaghe and that, ſein games Leben In Worten Werlen, das war es, woraus fein Leiden entſtand. Aber wie er war, der da fagen konnte, Was ich rede, has rede ich alſo wie mir d Vater geſagt hat, ſo war, ex paruber erhaben, daß er ſich fell auch nur bie geringße. Schuld beilegen konnte an dem was if beupeftan, fo Dunfte. er ſich nie etpoge lejd werben lafien von was ex geſagt und gethan atie.. WII. 1. D mg F. ein II Baba nie Afere Wunſche en egenſtrelken muͤſſen. Denn noch Immer geſchicht es, daß das Wo * Beicuntnifſes, dag Neben und Thun deſſen was ‚der Wil eig IR, dem. Denken Mädgrwärtigfeitep und Leiden zusich bel, meh bafp wenlger.... Gen .Äb.6 uab-muh eA-bieiben, ſo lane ht und Finfterniß gegen einander ‚Kupfer. Da daſſelbe gu * zu haben, welches der Erloöſer hatte, iſt das höchfte Zi des Menfchen. in Diefer Welt. Wir exreichen/es zwar nicht, abe mir fönnen Ihm nacfirchen, und werben ihm. näher fommen, | mehr wir auf den fehen, der nichts . geredet Dat uud gethan alı was und wie der Vater ihm. ‚gefagt hat, Je mehr wie wie be Eriöfer fagen Tönnen, Ih habe nicht autg mir felbf geyeder um! ia ;je meht wir bei allem Thun nicht auf ums ſelbſt jehe unD. von und ſelbf gusgehen, ſondern ‚überall .gur das Reid Öntieg | im Auge haben, ‚welches zu. föchern: wir berufen find defto mehr werben wir dem Erlöfer, näher. fommen; un) das il 1 wahre, Behrtunig dieſes Wortes, das iſt es, wag wir errei —* und das ‚hat ber Erläfer hiex angedeutet. Bir folle ah ae une ſelbſ und buch uns ſelbſt haben; wir ſollen nu ale‘ el e. Mereuge, ale feine Diener handeln; wir follen einzi uno “a allein, die Sage des Reiches Gottes. im Auge haben. Dan jüerben wol dem näher Tommen, der nicht von fich felber gerede hat, fondern fo wie ihm ber Pater gejagt, und auf dieſem Weg feinen Lauf vollendet hat, Aber in dem Andlift feines Leidens und Todes fagt aud der Erlöfer, Ich weiß daß fein Gebot das ewige Leber

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R; und in Diefem Beinußtfein, es ei Der Wille des hinuliſchen aters, den er erfäßle, ging er dem Ende feines zeitlichen Lebens tgegen. Und das iſt der Sinn der aus ihm in uns einftrömen L Laßt uns alles irdiſche gering achten; das Gebot Gottes das ewige Leben. Wer das thut, der if ſchon Bier aus dem de in das Leben gevrungen®), und für den iſt es von ge⸗

‚finger Bedeutung, wie lang eder fur; das irdiſche Leben iR, und

‚von welcher Art und welchem Inhalt es if; denn er hat das

ewige Leben in fich, und offenbart es aus ſich heraus, indem er

danit nur thut was das Gebot Bottes fordert.

Und fo if dies die höchfte und ſeligſte Betrachtung des lei- benden und ſterbenden Griöfeht, hab wir in ihm erbliffen das emige Leben, welche® er dadurch hatte daß ex das Gebot. Gottes fat Das’ faßt und den ins Adge faffen; und fo möge ſeine Anſicht, wie ſie die ſeinige war im Angeſicht des Todes, auch die unſtige ſein. Dann werben wir wiſſen, daß fein Gebot das ewige Leben iſt / und daßß wir deſſelben ach ſchon hier in der Gemeinſchaft mit dem der ihn gefandt det thellhafis werden fonnen und ſollen. Sm: u

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9 Joh. 5, 24. | Ba

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Am Sonntäge Eidinodoxe iin 1826.

2 2

a —* WER? Bor dem Feft aber ber Of da Jefme.erlannde daß ſeine Zeit gekommen war, daß er aus dieſer Welt ginge zum Vater, wie er hatte geliebt die ſeinen die in der Welt waren, ſo liebte er ſie bis ans Ende. Und nach dem Abendeſſen, da ſchon der Teufel Hatte dem Juda Ci monis Iſcharioth ins 9 gegeben daß er ihn verriethe, wußte Jeſus daB ihm der Vater hatte alles in feine Hände gegeben, und daß er von Gott gelommen war und zu Gott ging; fland er vom Abendmahl auf, legte feine Kleiver ab, und nahm einen Schurz und umguͤr⸗ tete ih. Danach goß er Wafler in ein Bellen, hob an den Jüngern die Füße zu wafchen, und troffnete fie mit dem Schurz damit er umgürtet war. Da zu Simon Betro, und vderfelbige ſprach zu iht Sen follteft du meine Füße wafchen? Jeſus antwortete und

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Io: zu ihm, Was · ich thue;, Das. weißt. du. jest nicht, du wieſt es aber hemady: erfahren. . Da ſprach Petrus ‚28 Mn, :Rimmenmebr ſolln du mir bie Füße waſchen. Jeſus antwortete Ihm, Werbe ich dich nicht wafchen, fo haß du kejn Theil weit ‚ie. Spricht zu ihm Simon Deus, Hex. nicht die Tape allein, ſondern aud) die Handa und. das Haupt - Eipricht Iefus zu ihm, Wer gewaſchen IR, der Darf: nicht: denn bie: Fuͤße waſchen ſendern ar iſt ganz: vein; und ihr ſeld rein, aber: nicht alle Denn. wußte: feinen Verraͤiher u darum wann, dh nn. nicht alle en. M. a. Die chen Bere * Ablchnut⸗ fönsten wir mir recht vexſichen, wenn wir fie anſehen als eine. Cinltitung weiche der Apoſtel warht: zu den narhfalgenben: Reden des Erloͤſers. “Denn was er Affentlich, gaſprochen zu dem Volke in diefer lezten Zeit, das hatte Johannes ‚sufammengefaßs in dem vorigen Kapitel, und geendet mit dem Schluß, des öffentlichen Redens und Lehrens Chriſti im Zummel . Min, war ihm noch übrig ausn dieſer Texten Zeit Die Raden und Geſpraͤche bie: der Herr mit ſeinen Juͤngern gehalten, aufzuzeichnen; und dazu find bie aften. Sorte die an leitung, : Wie Johannes überhaupt in. feinen BeSenöbefcreibung w Herrn am miiſten nur aus feiner unmittelbaven Anfchumung und mittheigt non: ben Innern Zügen des Erloͤſers, fo iſt auch. hier eine Aufmerffamfeit darauf gerichtet. Er fagt, Als Jeſus cz kannage daß feine Zeit-gelommen war, daß er aus biefer Belt zum Bater ginge, fo liebte er die feinen bis ans Ende, wie er fie gelicht Hatte

Ale Neden des Herrn, die wir nun noch werben nit ein

ander zu arwagen haben ‚bla zu feiner Gefangennehmung, waren auch nichts hr: ein Ausdrukk dieſer herzlichen und innigen Ziche zu den jeinigen, bie er, ba er in Degeiff war aus der Welt zu

L

51 . geben, : nun in derſelben zuanktklaiten: wollte; MP Tölnittes uns aufmörkfant darauf, sie viefe ſeind Liebe unveräiibert ib unvermiſcht fortpuuerte: ode 0.7 Ente, r wo fe von Cinfang an geweſen war.

‚Di m g. F. muß. * nun ni Wergi mweierii, wenn wir mar vas ganze Verhaͤlrulß des Erköfee zu. Heinen Jungern vor Augen Haben,: recht einfallen. Einmal wie er uns hier auch :erfcheint‘, wie Abewall. als das hoͤchſt e Vorbeld aller wahren auf das geiſtige Leben Dar’ Menſchen: gerich⸗ teten Liebe, Deun es giebt auch eine ECiebe die milk bis ans

Ende aushält, ſondern um deſto mehr ſich trũbt⸗ Und Lekaltet und aus der Seele verſchwindet, je deutlicher der Menſch erlennt, daß vie: Zeit gelomimen iſt da er aus dieſet Welt gehen FL: Dem wenn: die Menſchen nur verbunden ſind vurch gleiche Theilnahme und gleiche: Beſtrebungen in Vezichuug auf· vas ow® zu den ver⸗ gaͤnglichen: Dingen dieſer Welt ‚gehört, dann iſt cd natürlich, daß je mehr die Theilnahme des Menſchen van der Welt‘ verſchwindet, und: ec es. mit Btächgältigkeik aufsimmt daß er⸗die Welt ver⸗ laſſen foll;.und:er in ſeinem geanzen Bemülhe Gewählt if; ſo ver⸗ wandelt ſich auchdie Liebe, die font Freude war: und weſeni⸗ licher Denuß / In. Echmerz. MPenn sabes: Die Menſchen auf das ewige verbunden find, fo if es natürlich, daß durch dieſe Be⸗ gebenheit/ wenn nämlich ver Menſch eddennt daß die Zell gekommen ift wo: er. me: ber Welt. gehen ſoll, die Liebe ſich icht veraͤndert ober aufhört; es iſt dann in ihm diefelbe Theilntihme nach wie ver an. dem bleibenben : und: unvergänglichen; es lege dann ber wel⸗ cher/ in Begriff ift zu ſchriden die Sorge. für. das Neich Gottes anf: bie welche zuräßfhleiben, in: den Welt, und Die er ih Bezie⸗ hung auf den gemeinfamen. hoͤchſten Beruf der Menſchen geliebt hat; Aber . freilich: bleibt. ver Erloͤſer hler dasuhochſte⸗Vorbild eisser: vollkommen: reinen und. fich felbft . gleich bleibenden Liebe, noch mehr wenn wir hinzunehmen, wie fein beſonderes Werhäft- niß zu ſeinen Juͤngern befchaffen war ‚Warn wir es menſch⸗

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Then Melfe betzonhter, ſo hatte er nicht: beſondere Airfache fi lieben. Denn es if nicht zu laͤugnen, daß fie eine gewiſſe An⸗ ft von ihm und feinem Beruf in der Welt gefaßt Hatten, ‚um daß fie, wie wir aus mehreren Aeußerungen fehen, an ihn glaub⸗ ien als den Sohn des lebendigen Gottes. Aber keinesweges mar es ein reines und nollfenmuenes Bild, welches fie in ver Seele tru⸗ gen, weder. von ſeinem Weſen nech von. feinem Iwekke, fonbern es mifchte ſich mancherlei unreines und irdiſches daxein, was ſich mr Durch die große Geduld des Herrn, durch fein beſtaͤn⸗ diges und bcharrliches Belehren und Zurechtweiſen, und dadurch daß er ſie immer wieder davon abzuziehen ſuchte, immer mehr ſgwaͤchte, aber doch, nicht eher als In den Tagen feiner Aufer⸗ ſtehung ſcheint verſchwunden zu fein. Da dürfen wir nicht laͤug⸗ nen, es ‚gehörte. des ganze; Glaube und ‚pie ganze Liebe, wie beii des zufammengesammen hie Belllonnmenheit des Menſchen und di dem Erloͤſer vorzüglich die ihm einwohnende Hülle der Gottheit ift; dies gehörte Dazu, daß feine Liebe unverändert und unvermifcht blieb, auch als Die. Zeit fam-wo-cr ans dieſer Welt gehen follte. Denn nicht fo ‚wie. 08 ‚jest mit..andern einzelnen iſt, die außer denen weiche. ſchon unter einander verbunden find noch Das ganze große Reich Gottes auf Erden zuruͤkllafſen wenn fie: aus: der Welt gehen, fo war es wicht mit dem @rlöfer, der dieſes Reich Cote allein in der Seele getragen hatte, und eben die eriten Züge: veſ⸗ felben im: Stonde gewefen war den Seelen feinem Jünger einzu⸗ praͤgen. Aber wie es überall der. Fall if im Gebiete ded Chris ſtenthums, daß der. Glaube durch die Liebe thätig iſt, und die Liebe aus Dem Glauben kommt, fo ging auch dieſe unvexaͤnderte umd unverwiſchte Liebe des Erloͤſers zu feinen Juͤngern aus dem feften amd umerſchutterlichen Glauben herwor, nicht mur deaſrc; von Gott in die Welt geſandt ſei um das Reich Gottes zu grim⸗ den, fondem auch daß biefe es wären, die Gott ihm gegeben habe, und Durch weiche auch nach feinem Scheiben aus ver Wet das Reich Gottes follte eshalten und feft gegründet und weikte

verbreitet werben. Und fo kraft dieſes Glaubens, ohnerachtet hrer Schwächen und Unvollkommen heiten, Mebte er Re, obwol er er: tannte daß die Zeit gefommen fei wo er mus dieſer Welt zum Bater gehen follte, mit derſelben Geduld, mit derfelben deutlichen Kermtniß ihrer Fehler und Gebrechen, aber auch mit demjelben Bertrauen auf die Kraft die das Wort Getted aus ſeinen Diunt« in ihren Seelen hervorgebracht hatte, und auf die Liebe die fie zu ihm Im Herzen trugen.

Das jweite, was ſich [on ewas näher bezieht auf die Handlung des Erlöfers die Johannes vor Augen hafte, iſt dies Er fagt, Als der Here ſchon wußte daß jeine Zeit gefommen war, day er aus dieſer Welt ginge zum Valer, amd es bei dan Fuvas Iſcharioth ſchon zu dem feſten Catſchluß gefommen war ihn zu verraten: fo wußte ver Herz auch, daß der Bater ihm alles in feine Hände gegeben, und daß er ven Bott gelommen war und zu Gott ging

Das Ehrikus von Gott geismmen war und wiederum zu Gott ging, das war das beſtaͤndige Bewußtſein iweiches ex von ſich jelbR Hatte, und. ohne weiches er nicht Hätte der fein konn welcher er war, noch auch Dem ganzen menſchlichen Geſchlecht das leiten was ex. leiſtete Denn daß er gefvmmen war vom Batır aws Butt in ihmm wohnte, Das war «6, wedurch er allein un Etande war das menichliche Geſchlecht zu erlöſen und im Tas ganıe und volle: Mauß bes .geifligen Lebens wieber zu geben. Über daß er auch jest, wo er wußte daß ſein ihn verklaͤrender Tod etwas ihm unminelbar beverfichenues war, zugleich wußre daß ihm Gott alles in die Hände gegeben hatte, das iſt das worauf Ichannes hier aufmerſam macht, uud was is allen fol⸗ genven Reden deso Herrn jo deulich hervortriit Das fehle Ver kauen, daß. fein Tod In den Rathſchluß von der Art wie fan Rec follte auf Erden gebaut und verbreitet werden, als ein not» werbiger Befmetehclt Hintingehöre, daß berjethe, wenn gleich u einer Zeit wo feine Anweſenheit cine Nothnvendigkeit zu ſein fehien,

doch fein Hinderniß fem würde für den Fortgang feines Reichen auf Erben, das war bie Webeszeugung bie fich durch alle folgende Reden des Herrn hindurchzog, und auch im Den Geſpräaͤchen wo⸗ mit ex feine Reden mit feinen Jüngern ſchloß, auf ventlichfte und klarſte fich zu erlennen gab.

Und beides wollte und Johannes bier ſo flaxf und nach⸗ druͤfkflich als möglich zu erkennen geben, bie Liebe von welcher der Erföfer erfüllt war, und ben lebendigen Glauben der auch im Angefichte des Todes in ihm war. Und nım fagt er, mit biefem Bewußtſein, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben Habe, alfo mit dem Bewußtfein der göttlichen Kraft, die nicht nur im, ihm ruhte, fondern auch in der ganzen Welt ſich berväheen fehlte, mit dem Bewußtſein dieſer innigen Vereinigung mit Gott, vers möge deren er ald Sohn Boites von Gott gelommen war und zu Gott wieder ging, fland er vom Abendmahl auf, und begann feinen Jüngern die Yüße zu wafchen,

Was nun m. g. 5. dieſe Handlung felbft betrifft, jo erklaͤrt fi über die eigentliche unmittelbare Abſicht derfelben der Erlöjer et in fpäten Worten, die wir nächftend werden zu betrachten haben. Davon aljo laßt uns abjehen, und unfere Aufmerkjamieit et auf das richten was hier vorging. Wir finden den Erloöſer unter feinen Juͤngern. Diefe theilen ſich aber nach der Erzaͤh⸗ lung ſelbſt in drei verfchiedene Haufen. Allein Recht auf der einen Seite Judas, von welchen wir aus der ganzen Erzählung nicht beftimmt einfehen koͤnnen ob er noch zugegen war bei ber Hand« lung oder ob nicht, deſſen Johannes bier erwähnt mit dem Lius⸗ druff, Der Teufel babe [hen dem Judas in das Herz, gegeben daß er den Herrn verriethe; ex erwähnt aber. feiner nur in der Abfiht um auf das vorzubereiten und das klar zu machen, was fich in den folgenden Reben des Herrn auf dies ſen feinen unglüfflichen Junger begieht. Dann fliehen zufammen die übyigen, aber mit Ausnahme des Petrus; denn von den

übrigen wird nicht gefagt, daß fie als der Herr aufſtand und

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Ifmen die Füße zu wachen anfing, irgend etwas gefagt hätten, fondern fie ließen es ſich ruhig gefallen. Abgeſondert von ben übrigen ſteht Petrus allein, welchem‘ das auffiel, wie ganz zu⸗ wider die Handlung Die der Erloͤſer Hier verrichtete an den Juͤn⸗ gern, dem Verhältniß war, in welchem fie mit ihm landen. Denn das war eine Handlung der Diener; und weil in dem Verhaͤlt⸗ niß des Lehrers zu den Schülern in der damaligen Zeit die Schü fee es fich zur Ehre vechneten, ſich zugleich als Diener zu bewei- fen, fo war nun, wie aus mehreren Ausſprüchen die wir im neuen Teſtamente ſinden . erhellt, dem Lehrer die Schuhriemen aufloͤſen ober item vie Füße wafchen eins von den geringen Ges haften und Dienſten welche die Schüler ihm leiſteten. Ganz umgekehrt begann hier der Erlöfer als der größere Herr und Meiſter dieſe dienende Handlung an femen Juͤngern zu verrichten; und das machte auf den Petrus einen ſolchen Eindrukk, daß er ſich dieſen ſcheinbaren Wiverfpruch nicht wollte gefallen laſſen, and fprach, Herr du follteft mir meine Füße waſchen? Dies führt den Erxlöjer auf eine andere gleichfam beiläufig vor: fommende Bedeutſamkeit dieſer Handlung, die fich hernach nicht weiter in den Reden des Herm mit den Jüngern jeigt, fordern nur in dem Gefpräche mit dem Petrus.

Aber- m. 9.-8. wie folen wir und das Werhältniß ver Übrigen. Slinger In dieſer Beziehung denken? Sollen wir glauben es fei ihnen ganz gleichgültig geweſen, und-fe haben nichts Dabei - gebacht und. empfunben? ober daß ihnen ähnliche Worte zuge⸗ ftoßen And und nur mit Gewalt zuräffgehalten? Es iR An der Erzählung nicht ganz Deutlich aber doch wahrſcheinlich, das Berrus micht der erſte war zu welchem der Herr ging, und daß das vorige, Er ftand auf, legte feine Kleider ab, nahm einen Schurz.und umgürtete ſich, ‚nicht etwas -eingelnes war, was der Evangelift in Beziehuug auf ben einen Sänger heraushob, ſondern daß der Herr fihon bei andern. beyonnen haste, und dann. erft ju Betrus ging. 8, iſt Dies auch feiner

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Weisheit angemufen; bean und daran .mällen wir denken wenn wir uns das Verhaͤlmiß des Petrus zu den andern Juͤn⸗ gern vorſtellen es hatte ben naͤmlichen GEGrund, vermoͤge deffen Petrus oft als Woriſfuhrer hervortritt wenn der Herr eine ges weinſame Frage an die Jünger thut, und in ihrem Namen ant⸗ wortet.*) Und ſo waren die üuͤbrigen ſchon gewohnt ihn als Vertreter ihrer Wunſche auftreten zus ſehen. Aber es war nicht die Abſicht des Herrn, dem einen ſeiner Juͤnger einen Vorzug vor den andern elrizusäumen, ſondern fie'follten alte gleich fein. Diefe Gleichheit ſchließt er auch mit Im feine folgennen Reden ein, und 26 giebt kein Zeichen bafür daß bie Jünger follten den Beirus Fir den eufen in Ihrem Kreiſe gehalten Haben, ſondern das if} ein Wahn der fi erſt fpäter eingefchlichen Hat, daß der Her dem Petrus einen befendern Borzug vor den übrigen Juͤn⸗ gen gegeben habe; und wenn Petrus gewöhnlich im Namen bee andern hervortritt, fo ift dem ‚Herm dies in dem gegenwärtigen) Augenblifk gerabe ine Beranlaffung, daß er bei dieſer bedeutſamen Handlung nicht mit ihm anſing, ſondern erſt nachher mitten in ver Sache ſelbu zu ihm kam. Aber die andern, bie ſchon vorher: von dem Herrn dies erfahren hatten, können wir uns nicht ‚ans. vers denken al6 ſo, daß auch Ihnen dies vorgekommen iſt ats. etwas beſonderes, was ihnen nicht gebuͤhre, daß fie aber, wenn. fie auch daifelbe ansgefpeuchen hätten. was Petrus ſprach, Herr folltek. du. mir meine Füße waschen? und der Her ihnen daffelbe entgegnet hätte was jenem, Was ich thue, das weißt: bu jest Bicht, wu wirft es aber hexnach erfahren; daß fie ſich würden dabei, beruhigt Haben. und. fich. beguügt mit der: Erklärung die in den Worten des Herrn liegt, nicht :aber: wie: Petrus in Ihrer Weigerung beharrlich geblieben wären. .:lirib: jo’ erſcheint dies, daß fie ſich felbft nicht äußerten, ale eine: Mewohn⸗ heit ihr gemeinſames durch ven einen ober andern unter ihnen‘

°) Math. 16, 15. 16. Ich oo. 7

32 dem Herrn vortragen zu: faffen, aber: dunn: nuch als eine Ve⸗ ſcheidenheit, die abwarten wollte wie der Gera:tannäöfen wuͤrde was er ſagte. Das erſte iſt unſtreitig ſchoͤn and gutz vas zwelte if ein Beweid davon, Daß fie. nicht alle wie Petrus ii. Dim ge⸗ meinfamen Beruf eine näftige Ihätigket bewiesen, ud: daß fie ſich ſelbſt beſcheiden eine untergeordnete. Stelle. nahen. :

Aber Beirus, wenn. er auch nachdem eu: :gefagt,. Herr fells teſt du mir die Füße wachen? wenn er nachdem der Herr ihm erwiebert, Was ich thue, has weißt du jegt nicht, du wirh es aber hernach erfahren, ſich nicht berubigt, ſondern noch. einmab wiederholt, Nimmermehr ſolbſt du mir die Fuße waſchen, alſo Dem Hertn eingreiſt in ſein Wett und es ihm wehren will: wie ſollen wir das erfiärad Gewiß nicht anders als der Erloͤfer fehbit. that; der ſagt zu ihem vie merkwür⸗ digen Monte, Worde ich dich nit waſchen, fo haft vu kein Theil mit mir. Das lönnen wir uns mmbglich fo uus- legen, als ob durch dieſe Handlung bes Heren af. der Veruf bes Petrus im Neiche Gottes im allgemeinen alsbegneadigter oder im. beſondern als Apoſſtel ſei feſt geworden; dem wiberſpricht der Herr felbſt indem er hernach. fagt, Retrus fei rein; ſondern daß eine Veruhigung bei dem was ber Hetr ausgeſprochen hatte eine nothwendige Eigenſchaft derer ſei, vie einen Dhell an feinen Beſtimmumg in ver Welt. fortwaͤhrend haben: woller, uns fürweifet er ihu anf Die Beſcheldenheit zurüff; welche die dbelgen Jünger ge⸗ wis. gehabt haben wirben wein, fie geredet hüten :- -

Allerdings m..g.. F. if. das etwas was der Erlbſer zu uns allen ſagen kann, WBas.ih thue, das weißt du.jezt nieht, du wirft es aber hern ach erfahren, wänlkb: Daß fo wie.er dies fagt, wir uns durchaus und überall beruhigen follen, und natuͤrlich, daß als Metrus dies nicht that, er ihn tadelte und auf dieſe Nothwenbigkeit zurätfivien.. Aber wie ſpar⸗ fam m. g. F. macht doch der Erloͤſer daron Gebrauch, und Hat davon Gebrauch gemacht. Mumittelbat In demjenigen Mernuf' das

ganze geifiige Leben der Renſchen im Reiche des Eellſers beruht, ft nichts wovon man Tagen’ koͤnnte, es ſei vonder Art baß'viefer Spruch darauf angewenbet werden muͤßir? Wan ſch Me, das weißt du jezt nicht, du wirſt es aber hernach erfahren. | Sim luftreſen ‚inter dem Bolle, indem es begann feinen Beruf in vet Belt auszuüben, Das: verſtand jwer In welchem: irgend eine Hin⸗ wigung zu dem göttlichen’ Wortennwelthzes ei ausſprach gegeben wat. Darin war ads was indei der Herr es hat bie Sims ger nicht Waßlen, und wab »fle: eciſt nachher: erfahren konnten. Sondern in dem was er unterließwar immer ven. Juͤngetn nanches ambegreiſtich und ſchwer zu Fohlen) und da mußte: er: fie ft auf die Hulumft - verweilen: : Eben ‚fo verſtanden ſie os nicht ils er in die Hände feiner Beinbe gegeben: wurbe, -uhd- ſo Mit; benn ex zuvor davon redete. Tab ſo werden wir auch alle: * Jeugniß ablegen, /daß die Sellgken des Cheiſten in Berbinbung mit Chriſto ganz eine Sache der Erfahrung iſt, aber ‚nicht. einet u auf dir Zukunft gerlihietenj tiefe noch zu erwartenden, ſondern ‚ner unmittelbat anhen und gegrerwartigen und deshalb gewiſſer Bas: des «Here: am uns thin; dus wifſen: wir ie dent: Augenbliti vo er eo thut, amd gezient uas es zu wiſſen! und! nicht erſt her⸗ nach zu etfahren. . Dis gilt von allren was ſich Anulitelbar if Ne Füheung der Seele: bezlehtz une: das IR: vas Zeichen nes voll⸗ mmenern ober minder. vollklemmenen Borrfgeitiiee! det: Mirkung Ka Erlöfers in den Seelen, duß wir was er’ An uns alt gleich ch ſeiner innerſten Kraft MW Line⸗ eigenilichen Abzwelkung ai ohren; und dazu erlruchtet rimns je langer je mehr, daB wir We ſeine: Prafungen und Fahruugen gleich verſtchen wenn fie rus e —7 un glich · wiſſen was Damit: gemeint HR > © hi

Andera ift es mit /en bald fpntelierni bafb-Iangfanern Bott heiten ‚Dep. Reiches :Bottebtimuf:@tch, ro» eben So | ut dem Elfen, und ber Hemmung ideſſelben irgu / va⸗ Müffen wir une mes Wort /des Hern:gefallen' Laffen, "Darauf: was yerkaftenb, L, vir es nachher erfchren soccer, "oil de Tale’ Birtvamerid, daß

Dom. üb. €. Joh. n. Bb

MM

allet. xin uſer cuſqu enhangecher maöhlkhen- Rauſsetbiuß ic ben: der ewige Water: in Hinwmek; hund mem Herm und Er loͤſer aualülgk, daß -alles.te: mie aq · aiſt am: beften dei, weni sul: auch · Yin: Jeichen · daven⸗ nicht spleich : ſehen, ſondern erit = der Folge cfaham Und no mu: in: Echen Hallen, we d Ghhrunn ben. menſckgichen ‚Dinge, von. den gerohalichen Ganz Aboreicht, wo: unq im denſolben ſcheiet · Actwircung zu entſiche⸗ ba; find: sole un. dieſes Wort den. Herrn gercieſen. | nn ber Ar nam: sure a, Mick. das Ri uanhen ra hc: Dir race :in Das: Hofimang- Daß- Der « ohren mäfles Ir. aß. du: kein Theil.mir.wizr, jo am wort dene, Anı Wenn, nicht vie. übe allein, fondcri anch die. Hände. And das HR; Nudıberauf antworu Chriſa⸗ Mergemaidten IMs dar darfan icht Dema- di Bibi mal RENiaandenn Aria Veen, Ant: Abe ei ——— 7a ER e.

a eh. die Beleraeheik: mehr, . wit. Muöuiahme Fa Rrsiehsing. cut; muldhnacrz badılate fest; wie Jehaune Wenn: Mineigk, iin maßter feinen. Barrätger wei das vn enihreidamichh. ablezeim,. ihnen ci Bunt nhuulagen iianen win.choumifie Rasb. Er erfiätt ilmme bob. fie url, närei 1- Togbesclh matt als aurq/den Glas hennen ihm⸗ vn. par, Er ech.norufeiben fchen im: Stande * weſen wen ap ihren· Syrien un Aa ri und Sagt, Wer fo rei iD, men. ſich Anmah ingehnubt: n dieſe ichriguig, - Die uns: dur briſum widarfẽhrt mn ſich durch age. dem neuen Leben au Geot, das b ſenon mnd batiſtern dafon den hat hernach nur nah fi die Füße zu mañch en. Damit avil der Hext Tagcı, de fi: Zatnamagininune 3 in: amsiegm Abeifllichen: Leben; Name | neue Werieie mit Den Weilt uypeen:eiman zum dem irdifchen, w Gab: nr sawlsıhads&chen aa: Bett auculccũ hren däßt mantici 40) dna wir, auõq imma anf neice losmeachen müflenz And —AA ——— 4 Ri

31

das, iſt was wir die Wiedergeburt neuen, und wozu durch Erſcheinung / des Eeloͤſes der Grund gelegt worden, dgpon erſcheidet en. Die ſoxtmmahrende Reinigung, bie. wir, zu feine t unteciaffen: důrßen. Dieſe beziehe, ſich auf das en; kik währenn yon. anßen Dusch. ven. Berlehr.. in. welchem wir if Welt Bogen. ter menſchlichen Ser: anhängt, awas wir im zenblikt misht watlen, wogagan wir auch: Augenhlifte nicht⸗ n Tönen. Abarr dazu ſeien pon Zeit zu HZeit. ſolche · Remi⸗ ern nothwendig, und wer ſchon: auf. jene alſgemeine Weiſe ı fei, der werde durch dieſe Reinſgungen, die foshuähkgnd vor⸗ ommen warden, müſſen, zanz vejn? vyn dem MAP Rob, unreine⸗ y verkehrtes in ib.:iß. „And. foisteikt: ren. us. Biefe Handlung als ein Bilv, dieſer ſich ſtats xRpuexnden theiweiſen -Meinir ig. Aber auch er iſt es, von, welchten fir ausgeht, aan. dig d nicht die rechte ſein, wenn ſie nicht in ihm ihre Quelſe hat, heißt, eq. if das. Zuruͤlkehren zuihm, Asa DBAÄAB nie in ſeinem Milde beſchauen muͤſſen, sun. a4: erkemtgen wahh; un iſt in uns, as. iſt pies, daß wir. ſiner aeiſtigen Kreit; Und der- heiligen Mewalt feiner Lithe: unſore: Daflucht, nehmen, it Pas: unreint cin: ns quseloſcht / wardaur ſErn iſt ie Kaage elle: ermenſchlichen Reinigungs won welcbene ſie inngeden mt in bie Serien. der Menſchen, onmml im guroßqn, und gau— und. dann beſtaͤndig und fortwährend im einzalxen ind;lei⸗ Das iſt vie, Beſchreibung von dem Lohan das Menſchen · in vollen Vereinigung mit dem Erloſer, die, x bien, abhlſdet in Handlung des Fußwaſcheng; denn dos Gewinigtſein on Fuͤben rde auch nur halb ſein, wenn ver: Manſch nieht: un: Grund } rein wäre. Es ift das Bild von der jich beftändig erneuern⸗ Reinigung des Menſchen, ohne welche wir keine Fortſchritte hen in ver Heiligung. (68 iſt aber auch für ein einmal gerei- tes Gemuͤth nicht möglich dies zu unterlaflen, fondern buch Reinigung wird der Menſch eine Liebe und Luſt gewohnt zu len, fich immer wieder von dem ber die Quelle aller Reinis

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gung iR reinigen zu laffen. Und fo hat ber Exläfer in denk] Tagen feines Lebens dies auf eine finnbifblidhe Weife am ic Jüngern getan, und Johannes Hat es mit ben Damit verbunde Amftänden und aufbewahrt, nicht Damit wir es in einem uf lichen: Gebrauche thun denn wie it doch das was ber H Gier chut fo verfäyieden von dem was in gewiſſen Gegenten Erbe: Fürhen unb:Mönige them, um ſich in iheer irdiſchen Het Dadurch: zu bemüthigen vor den Augen Der: Dienfchen, aber t nur auf eine. fcheihbare Weite alſo nicht zu einem Amferiid Gebtuuche, aber dafı wir feiftellen follen in uns, wie wir | beſtändigen Reinigung ber Seele durch den Erlöfer bedurfen, w die erſte und urfprämgliche Reinigung durch ihn ihren Bert halten und das geiflige Leben welches wir von ihen empianı Haben fidh in und ausbilben -foll.

Und fo- follen wir uns ihm Hingeben und bas unitige fi und nidht für unwärbig: halten und gering, daß alles mas | in dem Geſchaͤft umfree Heiligung tum, von iffik ausgehen | bewirkt werben muß; fondern iR zu dem Berhäfmiß der lebendi Gemeinſchaft, in welchen wir mit ihm fichen, der. Grund gelegt, de gehört dazu, daß wir ums forhwäßeenb wollen zeinigen Laffen, ı daß wir das wozu der Grund fchen in unfesm chriſtlichen Le Ifegt auf une wirken lafien, fo wie bie Welt das Beyentheil | verbringt, damit was uns von biefer anliebt fe Länger je = bon ums abfalle, und fo in dem was an der einzdinen S geſchieht die ganze Gemeine, dad was ber Erloͤſer im Si hatte, vor Ihe ſich darſtelle in iheer Volllommenheit zu jcı Breife und ſeinet Verherrlichung. Amen

LXIII. Am Sonntage Jubilate 1826.

Text. Joh. 13, 12—W,

Da er nun ihre Füße gewaſchen Hatte, nahm er ſeine Kleider und fezte ſich wieder nieder, und fprach abermal zu ihnen, Wiſſet ie was Ich euch geihan habe? Ihr heißet mich Meiſter und Herr, und fagt recht baran, denn ih bin es auch. So nun ich euer Kerr und Meifter euch die Füße gewafchen habe, fo follt ihr auch euch unter einander bie Füße wafchen. Gin Beifpiel: Habe ich euch gegeben, daß ihr tut wie ich euch gethan habe. Wahrlich, wahrlich ich fage euch, der Knecht iR nicht groͤßer denn ſein Herr, noch der Apoſtel groͤßer denn der ihn geſandt hat. So ihr ſolches wiſſet, ſelig ſeid ihr fo ihr es thut. Nicht ſage ich von euch allen. Ich weiß welche ich erwählet habe. Sondern daß die Schrift erfüllet werde, Der mein Brot iffet, der tritt mich mit Fuͤßen. Jezt ſage ich es euch che denn es gefchieht, auf daß wenn es geſchehen iſt, daß ihr glaubet daß ich es bin. Wahrlich, wahrlich ich ſage euch, Wer aufnimmt

390 fo ich jemande ſeie Werde Der mt mich auf, ı

\ aber mich aufnimmt, der nimmt ven auf der mid ſandt hat. |

| M. a. F. Hier giebt der. Erlöfer feinen Jüngern die volle | flärung über die beveutungsvolle Handlung von welcher wir ı auch ſchon unterhalten haben. Was wir aber dabei bejont zu bemerfen haben, das ſcheint mir folgendes. - Indem ver H ſich num anichifft ihmen deutlich zu machen was er eigentlich than habe, fo führt er feinen en Ausdrukk darauf zuri daß er ihr Herr und —— und ſie alſo ſei Schuͤlen und Diener ‚on dieſem. Herhaͤlmiß der geiſti Ungleichheit führt er fe auf ihr, Verhältnib unter einander das der Gleichheit, und fast, daß wie er ihnen dies gethan h als ihr Herr und Meiſter ſo ſollten ſie es noch vielmehr ur einander thun. DaB es nun aber nur eine Handlung der Die feiftung: watz verſtand; Ah: one IR u fonnte ihnen nicht « gehen. ·.. un en FE er Dabei nı.. 4.8. kam. ung, er: ei leicht einfallen wag Grläfer in einer andeen bevemtungsvoll und auch in, manı Hinſicht gleichnißweiſenuede Jagt, wo 1 nom dem jüngften ( vice. fpticht, *) wie an Ra;au.aen ‚aienfagan, merke, Ihr f mich‘: geſpeiſet und: getränhet, ung hehecherget, Und bekleidet | bejucht, sumd ſie ihm entgegnen werden, Hexr ann haben wir dies gethan? So lonniq er. richt. dies den, Fänge einfal daß er dach. nicht, wenn isa.uau: Öhmenigagg,. Ein. Beifpiel 6 ich euch .gegeben,. daß. Ihr: thua⸗— wiai euch geth habe, ‚Dis. ſiunbildliche Handlung: eine, ſondern ‚nur was damit angedenten hahe und fo. konnten, fig leicht fragen, Herr Ha dudas gethan? NMämtid Das war dad Gypraͤge des gaı Rerhaltniſſes inuſcen nen und Inn Hnae Be er es FT WESTTLRND U TORE, —E—

J

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usbrufft, daß er ihn Hett: und Meiſter wer, unbrifie feine Dienet nd Jünger. Der Heer. nun. gebvmuct bei Diener.‘ zu, feinen roeffen,. und. der Meiſter fucht ben. Jünger gefchtftt: zu nische ı ehuad: mad cc im Zulunft ausführen.joll, und! iſt da fein Vor altniß als. das ber. Vorbereitung zu einem gewiſſen Dienſt ud dert. So: hatten ;bie: Sänger. alles. und mit :Mecht, ‚was, ber zerr as ihnen gethan hatte in .jeinem Reben, weiches er- hereli ar zu; ,befchlisßen, angejehen als eine Vorberellung Ju dem Dienſt en gr. ihmen .auftnagen wiürbe. . Als: Meiſter wollie er fir ge⸗ Hifft machen, damit fle. ausführen. koͤnnten was Ke:als Jeing Siener, wie ee ihr Herr wi, im: Zukunft wam foten. Auf inen Dienft, auf: feinen: Endzwell;, anf: das Heil weldiesswe ruͤnden ‚wollte, ‚hatten .fie..alled bezogen : wad"er. gethan ‚Hatte, aehr ala anf. fich felbft.umdzigre eigne Perfon. 5:3 1... 10% Darüber nun m. g.e F giebt er ihnen hier. einen "In man ber Hinficht neuen Aufichkuß,; nämlich daß was er an ihnen ge⸗ han habe, :ıuu ſie auszuruͤſten zu dem Werle wilches⸗ſie in Bis unft thun.ioBten,. das habe er geihan als einen⸗Dienſtden fie ich ſelbſt ·leiſten ſollten, umd in Vezehung auf fine gene Perſon vie fie dieſer Handlung: zum Grunde lag.t. 2: Sue sm zer Diejer Zusammenhang nr. g. $-- —** und Ben. ifedgen Blifk in das Wefen der Iheiflichen Liebe, wovon vieſe Zandlung velhe dev, Hero verrichtet hat das Sinndilbſein Felle Wie er n feinem lezten Gehet nicht nur für feine Juͤnget bittet: zur ſel⸗ nem Bater, fondem auch für alle übrige die durch u Wurkian iinen Namen. glauben wuͤrden: ſo "will ‚er: auihiales mis: fie betrifft und von: ihnen gift,. auf uns angewendet wiſſen; und fd auh was er hier fagt, Ihr nennt mich Miiftec un Hast, und fagt recht daran, denn id din: es ah EM ung fo gut wie von ihnen, und muß.-von. allen Wöriftien teleñ bis an das Ende der. Tage. Alles wils ervuech Teint Wort und feinen Geiſt an und that, tfut:eu um ums gefpifft. at ntilgen zu jeinem Dienft in feinem Reiche; das iſt es was abet: hernus⸗

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bommen fol and gergommen weiten. : bei. wir alle werben babe feiner erloͤſenden Liebe: zu uns als einzelne gewahr, und das if ein Verhaͤltaiß aus weldhen ‚kin. Chriſt Ach herausſezen kann wenn er nicht ich will nicht ſagen Schaden nehmen will om feiner Gele für die ganze Ewigkeit, aber. doch. bie Seliglelt:: entbehren will, ven welcher ;bex Extöfer Hier redet wenn er fagt, Selig fein ihr ſo ihr es thut. Den das wich. jener einſchen, daß das Bewußtfein des Verhaͤliaiffes des Erlsfers zu jedem einzetnen Chrifien / das der Seligtktit iſt in dieſen Lehen. So war das hier ſchon eins: und daffefhe:: Indem ex als Herr und Meiſter über feine Jünger gebot und uͤber fie ſchatten konnte und mußte, und das zu feinem Dienſt: fo war er doch wieder in feinem ganzen Weſen ihr: Diener, war ‚zu ihrem perfönlichen Wohl de, um an ihren Seelen die Heinen Dienfte der Reinigung zu leiften; um beides war eins und, bafelbe. So nun, fagt er, foll es bei una auch, fein.. Wenn ein Widerſtreit wäre zwiſchen dem was wii dem Erloͤſer und feinem Reiche ſchuldig ſind, und dem wozu wir und. verpflichtet ‚fühlen. ſollen ‚gegen. alle unſere Vruͤder, ſoviel ihrer Gott. der Herr. in eine gewiſſe Naͤhe mit uns Bringt: fo wären wir übel daran. Wenn das: was wir in jedem Augen: BURE, dieſes befchräußten: Lebens in Beziehung auf einzelne Ge- müther. Yun Fönnen, nichts wäre und-'feinen. Werth hätte in Be- nRehung auf, unſeß: Verhaͤltniß mit dem Reiche Bottes und bes Eılögers ‚auf Erden; fei: würden. wir ivenig nufweiſen fönnen, was wir für dieſes gethan, hätten, : Beibes. ſoll da fein und eins md. daſſelbe, unſer Gifer,.fr bad ‚Reich. Gottes auf Erden, und bie Axeue, der Fleiß, bie Selbfiverläugnung, wodurch wir fuchen jeder. in. feinem Sreife das geiſtige Wohl des einzelnen zu rei- nigen zind abzuwaſchen won. allem was in ihm mit den Sinne Red, Herrn aitcht Abereinſtimmt, und dem Heii ſeiner Seele nach Kraͤften zu dienen. Darum führt der Herr, nachdem er ſeinen JZuͤngern ‚eingefchärft wie fie unter einander ſollen beſtaͤndig zuge⸗ Achlet fein. zu jedem Dienſt den jeder dem andern leiſten ſoll,

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ba füßet er fie anf ihr Verhältnis zu ihm zuruͤkk, und beziehe das Gebot welches er. ihnen giebt auf fein Verhältnig zu ihnen als ihr Hert und Meiſter. Weil er das fei, follten fie auch jenes ihm, und ed anjehen als einen, Dienft ven fie ihm lei⸗ fleten, und. als das rechte Zeichen feiner Juͤngerſchaft, wie er in der. Folge jagt; Daran werde man erfennen und ſolle man er Imnen daß fie: ſeine Jünger. feien, wenn fie dieſelbe Liebe: gegen einander hätten*)..vie er hier beichtelbt.

Und hierin m. g. F. werden wie noch beftätigt,. wenn .wir auf das merken: was im Zufammenhange unſers Tertes das trübe und flörende zu fein fcheimt.

Wenn nämlich der Here nachdem er geſagt hat, So ihr das wiffet, felig feid ihr fo ihr es thut, fo fortfährt, Nicht fage Ih von euch allen; ih weiß welde ich erwählethabe; ſondern daß die Schrifterfüllet werde, Der mein Brot iffet, der tritt mich mit Süßen; wenn er hier der Herzlichen Liebe gedenkt, zu welcher er feine Jünger verpflichtet, indem er ifmen bie Seligfeit vor Augen Hält, vie daraus entfleht wenn fie nach der Erkennmiß handeln bie er ihnen mittheilt: fo kann er ſich nicht enthalten bes verirrten und verlornen Schafes zu gedenten.

Das m. g. F. kann uns auf mancherlei Weife auffallen, und wir ſollten meinen, wenn wir Die. Sache menichlicher Weiſe ans fehen, wie der Here hier ganz durchdrungen war von Liebe zu den feinigen, und fie feft ‚verbinden wollte in der Liebe umter eins ander und zu ihm: o fo hätte er biefen Gedanken ganz aus feinee Seele verbannen müflen. Aber wol mögen wir gebenfen was der Ayofel fagt, Alle Schrift von Gott eingegeben if nuͤzt zur Rehve, zur Strafe, zur Befferung, zur Züchtigung in der Ger rechtigkelt; e) und deswegen iſt dies auch gefchrieben, und darum war es in der Seele des Erloͤſers. Es hat von jeher. euren

YET. . J

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und giebt noch viele Chriſten weiche davon ansgehend, wie ent⸗ fernt eigendlich. der! bei. weitem groͤßere Theil der Menſchen ſei von der: rechten: Vollkonmenheit des Simes und Labens, nun auch in. der Lehre des Grloöͤſers Das am meiften hervorheben und

ſeſthalten und als den Zwelk feines Lebens und Dafeins darſtel⸗ len, was dieſer gewoͤhnlichen und herrſchenden menſchlichen Un⸗

voſllkommenheit am ‚nächften ‚liegt; "Darüber ſollen und wollen wir nicht richten; denn es iſt bei vielen wohl ‚gemeint, indem fie

glauben dadurch auf der einen Seite vor mancherlei Irtthüͤmern

und falfchen Borftelungen. zu bewahren, auf-der andern die Men⸗ fohen zu dem zu führen was für den Augenbliff dad nächfte und

nothwenvigſte iſt. Für. dieſe iſt das Wort welches der Herr bier gejagt hat, So ihr das wifjet, feltg feid ihr fo ihr es

thut, ein Wort „woran fie leicht Anſtoß nehmen und fallen,

nämlich. fo. daß Ste: nuf Abwege geführt werben. Denn fie fünnen fagen, Sehet worimw. der Herr. Die ganze Seligfeit ſezt; das iſt es was. er von feinen Juͤngern fordert, daß fie zu. allen Dienften die er.ifmen. in. der. Zeit ihres Umganges mit ihm geleiflet, ſollen bereit :jein. Dieſe jedem Menſchen von Natur ſchon nahe liegende Dienftfertigfelt im :geiftigen und leiblichen, dieſe Setbfiverläug-

nung, die nicht müde wird in ber: Erweiſung ven größern und. Heinern Gefaͤlligkeiten, das if doc. eigentlich chtiſtüche Sinn, das iR es woran der. Herr ja ausfchließlich. die Seligkeit knupft wenn er fagt, Selig feid igr fo ihr es thut. - Damit fie nun das nicht. überfehen ſollten was wir.jegt auseinander gefezt haben, wie das jenem rechten Werth: und ſein chriſtliches Gepräge nur dadurch erhält, daß wir zugleich was wir.im..telblichen und, gei- ſtegen an unjern Brüdern hun auf. den ganzen .geifligen Dienſt Chriſti, auf fein ganzes. geiſtiges Reich auf Erden und auf unſer Verhaͤltniß zu ihm felbſt beziehen; damit fie das nicht. n möchten, :hat er. bie. Worte hinzugefügt, Nicht tage Ich Min euch allen; ih weiß welche ich erwählet babe; ſon— dern daß die Schrift erfüllt werde, Dex mein Brot

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iffet, der tritt wich mis Süßen. Bon dem konnte es nicht gelten, der fein Verhältniß.: zu ihm- dem Exläfer auf : eine ſolche Weiſe aufgegeben hatte; der konnte ‚nicht darauf veihnen, die Vor⸗ Schrift. des Erloͤſers zu ‚erfüllen und: die Seligfeit welche en daran gefnüpit hat zu erlangen. Und mahrlih wenn wir bie Sache aus dieſem Geſichtspunkt betrachten, fo muͤſſen wir geſtehen, es Tann nicht anders fein. Werm wie beides trennen, und mit uns fern Gefuͤhl und Beſtreben den Erlöfer und den -grußen Zwell feines. Reiches auf Erden in den Hintergrund ftellen, und ‚das als den ‚einzigen Inbegriff der menschlichen Tugenden und als die rechte Quelle der Vollfommenheit, und Seligfeit denken wollen, fo gefinnt zu fein ‚wie der Exlöjer. in unfern Verhälmiſſen zu einauder was Das Doch für ein Fleinliches Ding und für ein ſchaales Weſen if, und wie es. doch in nichts zerfällt! Denn. was. auf der einen Seite, gewonnen wird, geht auf der andern: verlosct Se mehr ich mich ſelbſt zurüffiege und Andern diene. zu ihrem Mohlergehen, defto mehr vernachläffige ich das meinige. Und dad gilt, nicht nur von unfern leiblichen Angelegenheiten, ſondern 26 Laßt ſich chen fo ‚gut auf das geiflige-anmenden, und wir müffen geftehen , daß die, ganze. richtige Kraft..des innen Bewußtfeing, die ganze Seligfeit bei. dem Zurüffgehen des Menſchen in fi$ felbft verloren geben muß, wenn er als einzelner immer. einem oder mehreren andern einzelnen gegenüberfteht,. werm er ſich ans fieht und erjcheint alg ein Diener der menschlichen Schwachheit und Unvollfommenheit, die in ihm auch if. Aber wenn wir uns dabei denken als Diener der göttlichen Bollfommenheit Chrifi; wenn wir wiffen, was wir, dem. andern thun, das thun wir ihm; wenn diefe ganze Bergleichung bie wir anftellen uns fo erſcheint: daß wir ſagen müßen, inden wir dies den andern thun, ſo thun wir es dem Herrn und Meiſter, ſo leben wir für fein Reich, fo fürs dern wie feinen Zwekk auf Erden: dann hefommt.auch das Heine und unbedeutende einen großen Werth, und was ſcheinen Könnte an ſich betrachtet etwas kleines und nichtiges zu fein, das kann

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um ſelbbſt die Quelle ver Seligkeit werben, welche der Herr Gier bemerktich. macht. Das gehört dazu und ift die Wurzel derſelben, dag wir une in dieſem Verhaͤltniß als feine Diener und Jünger betrachten und ihn als den Herrn und Meifter, und es nie ver- geffen, was wir thun, das thun wir ihm. Denn eben dies, daß wir mit ihm in Gemeinſchaft ſtehen und durch ihn Gemeinfchaft Haben mit Gott, das ift es wodurch wir uns erhoben haben aus dem Berfäll- der menschlichen Natur, das if es worauf bie Wie- derherſtellung der menſchlichen Seele und die Erfüllung der ihr gegebenen göttlichen Berheißungen beruht. Sobald wir das weg> wehren, fo iſt alles was wir durch die Dienftleiflung bie wir an andern thun hervorbringen nur etwas geringes und nichts in Vergleich mit dem was wir erreichen fönmen. Darum wollen wir wirklich an unferer Seele erfahren was der Here bier fagt, Selig ſeid ihr fo ihr es thut: fo muͤſſen wir es auch fo wiſſen und thun wie er ed bier darſtellt, indem wir das beides aufs anzertrennlichſte in der Seele vereinigen, unfer Berhältnig zu ihm und unfer Verhaͤltniß zu andern, bie dienende Liebe die wir ihm: ſchuldig find, und die brüberliche Liebe welche wir denen die an ihn glauben zuwenden, unfere Wirffamfeit für fein Reich, ber Giſer: und Die Treue womit wir uns feiner großen Angelegenheit bingeben, und die Milde und Freundlichkeit womit wir allen die was entgegenlommen das Ohr leihen und ihr Wohl auf alle Weife und nach beftem Vermoͤgen beförvern.

: Und: eben dies beftätigt ber Exlöfer noch durch die lezten Worte die wir. gelefen Haben, Wahrlich, wahrlich ich fage euch, wer aufnimmt fo ih jemand fenden werbe, der nimmt mich auf, wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf der mid) geſandt hat. Wo wir fommen einer zu dem andern in bem Beſtreben ver rechten chrifllichen Liebe und der. geiſtigen Dienftleiftung, da folln wir das Gefühl haben, daß wir kommen als foldhe die von ihm gefandt ſind. So muß ham unſer größtes VBeftreben fein, daß vie Menſchen zu denen Mir

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kommen uns auch aufnehmen, weil fie dann zugleich den: auf: nehmen der und geſandt hat; wir muͤſſen von demſelben Olauben und demſelben Bewußtſein ausgehend unſere ganze Thaͤtigkeit dar⸗ auf richten, unſere ganze Ruhe und Freudigleit darin ſuchen, daß wir es dahin bringen daß ſie uns aufnehmrn. Je ‚mehr: ſteirair unſerer ganzen Liebe den heiligen, ben milven, ven fich ſelbſu: ver laͤugnenden und andere. dagegen foͤrdernden Sinn des Erlbſers finden werben, deſto leichter werden ſie und aufnehmen: Je meiſt wir aber vergeſſen daß wir nichts anderes find als feine Diener; je mehr wir Felbft auf irgend: eime Weiſe zu herrſchen ſcheinen über die: Gemuͤther und eine eigne Gewalt über Tie: auszuüben ſuchen, demjänigen enigegengefegt welchen: ſagt, daß ex. nicht ger Tommen fei ſich dienen zu laſſen fonden zu dienen, ”) bus ‚wen lorne: gu ſuchen, dem Verderben zu entreißen und mit lieberolier Handſ au pflepen: deſto weniger werben fle weder ang aufnchmen noch den der und gefandt hat. Je mehr wir uns vol: dieſem Vorbilde entfernen, deſto weniger loönnen wir es ihnen werbenfen, wenn fie von uns ſich wegwenden, und denjenigen nicht aufnehmen den fie. gem aufnehmen würden, aber ihn nicht finden in unſerer Sendung. So muͤſſen wir. darauf ausgehen, uͤbercilliwo wir ben Menſchen bienew-wollen.dem Erlöfer ald unſerm Herrn und. Meter zu. dienen, ihn überalh ven Menſchen gleichſam witzubsingen, ihn den Menſchen in feiner göttlichen Liebe zu offenbaven und an das Herz zu: legen. Dadurch befommt alles erſt feine ‚reihen Sinn und feinen wahren Werth, und dann koͤnnen wir. höher binauffleigen zu: dem was der Erloͤſer fagt, Wer mich.. aufs nimmt und den welchen Ich'fenden werde, beenimmt auch den [auf der mich gefandt hat. Wenn wir ſo bet des zufunmen haben und nicht trennen in unferer. Liebe gegen den naͤchſten, was fie auch bewirken mag, in unferer dankbaren Liebe gegen den Exlöfer, ver fich für ms alle dahingegeben hat,

®) Marc. 10, 45.

und und die zur Meishen, urr Gerochttgkrich zur Gekliguneg: und

Erloͤfung:ganecht iſt wenn: wiri -niefer, Riche den MWenſchen offen: baren mb fo: demſſerloſer: milkeingan anidie anenſchuchen Seelen: baun. find. nur: den Menſchen die Anlittung zur Gemeinfshaft mit dem der:nnch Chris unſern Herrn geſandt ‚hat. :Das if das goͤttlüche Reben welches mir :beingen 'follem,; und unferr:großer Ber ruf: tie Verbreitunt Veffefbenähnter:pen Meufchetiu: Dasniſt. das ek: welches: der Mlicköfen: aut roeftet hat und du wir. das Imb Auge Jaſſen, wir Safnterfagem, ſein: Sieb auf Geroen fer ein ıger singes.. Keiner;dergeſſe: daß emidazu:.ha: iſtzn daß die andern ihn aufüchmen ;: nber::baf;. er, nurnein feliher fl, duß die / Menſchen mit ichun auch: nen Erloſer und feinen Poter/ im Haimmel amfıtrhr men. O welch ein großea am) heirlichas diel bh wierkimmnie en anders fein. : Wenn: wir. dak faſthalten und-Anmdı: audführen forma nb gachen mas bar Garni hg: eh. ide Farihe 17.75 1 000 vr nen r in Mare ns ter tteg " iyiii 42 daft: und ‚Darauf vas Folgende Wtıbeiehen,: Sezt fage ich ed euch ehardenn c6. geinhicht, wafıdaßmuenn en.gejcgehen if; vaß.ige.glamhek map ichres hin. Dow halten folten wir uns dieſen Beruf. Aberall; cha; wir: etwas in: der Welt beginn; das Vewußtſein deſſelben jellnufante Thaͤtiglen notangehen. Alben. wenn. es geſchicht, weg: her Herti Gunade und Maftgiebamit ſalcher Liebe ſein Werl zu treiben gelb: led es ni: fehlen; wir · werden eylentzene Daß. ex 28 iR, und, das, Zeug⸗ niß ablegen, mir. felhf haͤtten es nicht gekonnt, umfere Kraft haͤtle dazu. nicht hingetocht; aber | 66 der uns. ·zu dieſer Seligkeit fuͤhrt, er iR es ns deſſen Quelſe wir ſchoͤpfen, und aus dem wir immer nehmen Eösmen; ‚4 der Zuſtand ſeinen Gancine auf Erden dem gleich iſt was erſt noch ſoll offenbar. werden: von der Herrlichleit der Kinder Gottes. Amen. 4*.

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! 4 . . I ra PER I H Pa ar 4 Ann in. ? 3 1 4 ee hesß I 2 . * . Be m u z 2 s j y. a ee ra Bu Pod Fear Sy Bun) Pe Pe Eee a 1xv; a 4 X A Sonntage: Cantete 1826. 1.3 l.ı. 23 sale Tr. * en . tin Fgert· Joh. 18, 21-38. N ar H T late, ne :

ie .Da * lolches arſegt Habe, an. er: etrůbt im Ba, wu zeugeie und ſpruch, Wahrlich, wahrlich ich age: meiner: Inter ch. uuile mich: verraſhhen. Da ſahern Afich ie ringen : unter eihander an, und ward ifmen bug: dern. welchem en: redetee EB war aber⸗ Aner unter 1. feinen Rumgern, Der zu Tiſchet ſaß an der Weuft Jeſu, welchen Jeſus lieb hatte. Dem winkte Simen Petrus daß er forſchen follte, wer es wäre von dem er ſagte. .' Denn derſelbige tag an ven, Bruſt, Sefu, und ſprach zu ln: wer it Heſus arwortete ihm,’ Der tft "iii den Miffen/ eiutavche und ‚gebe. Und er r tal den Biſſen xin, und gab ihn Juda Simonis Iſcha⸗ *:xrioth. And. nach dem Bien: fuhr der Satan: in. ihm Da Sprach Zefus zu iger, Was du thuſt, dns thue bald. Daſſelbige wußte «aber nienand über, Tiſche, wozu er

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es ihm ſagte. Etliche meinten, diewell Judas den Beutel hatte, Jeſus ſpraͤche zu ihm, Kaufe was und noth iſt auf das Felt; oder daß er den armen etwas gäbe Da er nun den Biffen genommen hatte, ging er fobald hinaus. Und es war Nacht. Da er aber Hinausgegangen war, fpricht Jeſus, Nun if des Menſchen Sohn verklaͤret, und Gott iſt verfläret in ihm. Iſt Bott verfläret in ihm, fo wird ihn Gott auch verflären in ihm felbft, und wird ihn bald verflären, Lieben Kindlein ih bin noch eine Feine Weile bei euch. Ihr werdet mich fuchen; und, wie ich zu den Juden fagte, wo ich Bingehe da fönnt ihr nicht hinkommen. Und ich fage euch num, Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter ein anbpt. Hehet die:iki. euch gelicht Habe, aufı AB auch ihr einander Tieb habt. Dabei wird jedermann erkennen

daß ihr meine Jünger fein, fo ihr Liebe unter einander

habt. Spricht Fihmon; Petxus zu.ifge; Herr wo gehefl

du Hin? Jeſus antwortete ihm Da ip Bingehe kannſt

du mir diesmal⸗ nicht folgen; aber: du hf mir her⸗

nachmals / folten. MPetrus ſpricht zu m, ieh warum 2.2 Tamm vir Demand: nicht folgen ti Ichrwill arin Leben

..2:...für dich Saflen.: Sefus antwortete Han; Sollleſt du dein . 2 1. eben. fuͤr mich. Naften? Wahrlich, wahrlich tip: fage dir, Ur Hahn: tobe ri Fräten, bis de. mich vdreicjal habeſt

veaugna. Kan I. tl, Hess od |

en. mim und

M.. 4. 3 m. dicken Adern PIRFAE unfıes Raplteld, den

wir fo eben gelefen haben, unterſcheiden wit augenſcheinlich drei

Theile, vom denen der erſrr ms. jene: geheimnißvolle Geſchichte

bes Judas in ſelnem -Berkältmißi zu dein Quren serzäfltz der ans

dere und auf das Verhältniß des Herrn zu Gott mbigı feinen

Jünger himweiſt, und ſein⸗izraßes (elligen Webotrkanfiinge gan

zen hohen Bedeutung vorhälsy.. des Dritte Lentich MR Wer bie

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lannte Verlaͤugnung, deren Petrus ſich gegen feinen Herrn und deiſter ſchuldig machte, auslaͤßt. Laßt uns dieſe drei Stuͤkle ſt unter den Beiſtande Gottes näher mit einander betrachten.

J. Was nun das erfte betrifft, fo will ich es nicht läugnen, ich eine gewiſſe Scheu habe mitten: in der Betrachtung des rrlichften und erhabenften was wir aus dem Leben unjerd rlöferd wiffen, der Liebe mit welcher er die feinigen in Bes ehung auf fein Werk umfaßt und die er Ihnen geboten hat, un Verklärung zu welcher der Bater ihn erhoben und die der jater in ihm felbft bereitet hat, mitten in dieſer Betrachtung icy mit meinen Gebanfen in die Bejcichte von dem Judas zu extiefen, und euch einzuladen daß ihr mich dabei mit eurer hrif- hen Aufmerffamfeit begleiten möge. Denn es iſt und von dem mern Zujammenhang der Sache fo wenlg in der Schrift aufs ewahrt, daß wir uns fein deutliches und beftimmtes Bild davon sachen koͤnnen; wir wiffen nicht, welche aus der eigentlichen Bes daffenheit feines Gemuͤths herzuleitehde und mit der Gefchichte ined Lebens und feinem Verhältniffe zu dem Herm zuſammen⸗ angende Beweggründe den Judas zu feiner dunfeln That geführt aben, fo daß wie nur mnfichere Vermuthungen über die Sache ufftellen könnten, wenn wir und in eine weitläuftige Erörterung itlaffen wollten. Daher wird es glaube ich hinreichend fein, wenn ie dies nur andeuten, und Im übrigen mit unferer Betrachtung ei dem Rehen bleiben was für uns alle lehrreich, ermunternd und arnend fein kann.

Schon vorher bei Gelegenheit des Fußwaſchens, als der herr die Juͤnger hinwies auf die große geiſtige Reinigung bie ſie z feiner Gemeinfchaft erfahren, hatte ex des Judas durch An⸗ Welung erwähnt, indem er fagt, Ihr fein rein, aber nicht alle.

aber’ nimmt der Gedanke an biejen feinen verlorenen Jan

und an deſſen verraͤcheriſches Vorhaben überhand in feiner ele, fo daB ex betruͤbt wird im Geiſte und Nat, Bahr, :pem, üb. ©, of, II,

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lich, wahrlid ich fage euch, einer unter eu‘ wir mich verrathen.

Wir mögen m. g. %. die Geſchichte des Judas anſehen wi wir wollen, immer werben wir fagen müflen, der Verrath den e— an feinem "Ham und Meifter beging war ein Abfall von de Verbindung in welcher, er bisher mit ihm geftanden. So muf uns feine That fowol bei ver ftrengften als bei der mildeſter Beurtheilung derſelben erſcheinen. Und der Herr als er gedenk wie dieſer eine unter denen die er zu ſeinen Dienern und Werk zeugen in der Foͤrderung feiner Sache erwählt hatte, ibm ver: tathen werde in die Hände feiner Feinde, da zeigt er fich nid gekraͤnkt, beleidigt oder wol gar erbittert, ſondern er ward be: trübt im Geiſt. |

Das m. g. F. ift etwas was auch auf und alle feine Anı wendung finde. Seitdem die chriftliche Kirche auf Erden beficht ift veranlaßt durch die feinpfelige Gefinnung und das lieblofe Be: tragen ber Gegner des Evangeliums leider öfter der traurige Full vorgefommen, daß einzelne Ehriften abgefallen find ven dem Be fenntniß der Wahrheit, theild aus Furcht vor den Trübjalen um Leiden womit jene in den Zeiten der Verfolgung ihnen drohten theils aus jenem Wanfelmuth der das menjchliche Herz hierhin und dorthin wirft, fo lange es noch nicht feft geworben if. Da mögen wir nun .allervings fagen, wo der Abfall von dem Evan: gelio möglich if, da ift noch Feine innige und feſte Anhänglichkeil an den Erlöfer gewefen, da hat noch immer das rechte lebendige Leben des Glaubens an ihn und der Liebe zu ihm gefehlt, va war ‚alles. was das Gemuͤth erfüllte, und in Wort und That fid fund gab, mehr ein Verſuch und ein vorkkmflger Anfang als cin feRes inneres Band, welches von einer ungerteennfichen Gemein. fhaft zwiſchen der Seele und dem Erlöfer zeugt, Jezt nun nach dem das Reich Goties auf Erden feflen Grund gefaßt et, ges ſchieht ein folder Abfall vom Evangelie nicht mehr auf einc fo äußerliche. und ſichtbare Weiſe wie in jenen Zeiten ber Berfel

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sung, wenigftens würde dergleichen auch weun es fich hier und a ereigaeme doch zu den felsenen Erſcheinungen gezählt werben nupen; aber ſeitdem bie chriflliche Kirche getheilt ift in mehrere zroße Gemeinſchaften, da ift es nicht felten der Fall, daß einzelne Blieder yon der einen Gemeinſchaft abfallen und zu der andern ibergehen. Run befenmen zwar dieſe verſchiedenen Gemeinfchaften alleſammt Einen Herm und Meifter; aber doch glaubt jede die Vahrheit die der Herr vom Himmel gebracht, und die Segnungen Ne er den Menjchen erworben hat, feſter zu halten ald die andere; and bejonders rühmen wir und, daB uns das hellere Licht des Svangellums aufgegangen fei, indem wir in dem Theile ber chriſt⸗ ichen Kirche welchem wir angehören bie gereinigte cvangelifche kehre zu befizen behaupten. Daher wo irgend einer aus unferer wangelifchen Kirche heraustritt und zu einer andern übergeht, da ſellen wir betrübt werden im Geifte über einen folchen Abfall, der und nicht anders erjcheinen kann denn nur als ein Abfall von dem volllommneren zu dem unvolllommneren, wie ber

Eloͤſer beruht warb im Geifle über diefen Abfall des Judas;

aber eben fo wie er follen auch wir uns aller andern und lei tenschaftlichen Bewegungen des Gemüths enthalten, ſelbſt wenn Nejenigen welche und durch ihren Uebertritt zu einer andern chriß- lichen Gemeinſchaft Veranläffung zu einer folchen Betrübniß geben kihe wären die unferer nächflen limgebung angehören, und peiche uns eben deshalb Gott befonders anvertraut bat, daß wir nıcch Wort und That, durch Beifpiel und Wandel fie förbern lien im der Erkenntniß und in einen -gettgefälligen Leben. Aber voch wird unfere Berrübmiß immer eine ganz andere fein Ws die deo Erloͤſerss. Ex nämlich unfer Herr und Meifter wußte ich ganz unſchuldig daran, daß Judas von ihm abfallenn ihm einen Feinden verrieth; er Tommse ſich ſelbſt das Zeugniß gebem, a5 er während feines Lebens wit dan Juͤngern nichts unten säen habe, um ſie allefummt fe zu verbinden zu treuer Anhänge ichkeit an ihn für den großen Beruf den er ihnen geben. wollte; ec 2

—— AM .

er batte nie etwas unrechtes und ſimdliches gethan, was ı feiner anſtellenden Kraft auf den einen oder andern untex ie um fo verberblicder Hätte wirken müllen, da fie gewohnt war auf ihm zu ſehen und von ihm aufzunehmen; fondern wit vollfommeniten Klarheit und Ruhe Sonnte er in jenem fterlidhen &ebet, welches unſer Cvangeliſt uns in dem ficbenzebni Kapitel des Evangeliums aufbewahrt Bat, feinem himmliſchen Va Rechenſchaft ablegen über fein Thun und Wirken von Arjı an bis zu der enticheidenden Stunde feined Lebens. Aber d ‚wird niemald unjer Fall fein, wenn ein Abjall von Der Kirl welcher wir angehören irgendwo unter und vorfommt. ‘Denn 3 fest auch es wäre fein einzelner umter und fich einer beſtimm Schuld bewußt, fo iR doch offenbar, daß cben deshalb weil ! einzelne immer und Überall vom ganzen getragen wirb bie Stu des ganzen es ift, wenn ber einzelne abjüllt, des ganzen de der rechte ©emeingeift fehlen muß, wenn ber einzelne nidı feftgehalten wird daß er nicht laſſen kann vom ganzen; a. auch die Schuld ded einzeinen welcher abjallt, weil er ccm vernadhläffigt von dem ganzen es doch auch feinerjeitd hat te laſſen an dem rechten Eifer dem ganzen anzuhangen. Alle ſoi Beiipiele müffen uns betrüben, weil fein einzelner ſich losſprech Tann von der Schuld weldhe die Geineinſchaft trägt; und w wenn diefe Betrubniß in uns Plaz gewinnt werden wir und : Kleid ermuntert fühlen die brüderliche Liebe in umjerm Her« immer mehr: zu befeftigen und in der Kraft derjelben das une. zu thun, damit der Geiſt der das ganze durchdringt und ıca, feine heilſame Wirfung überell an ven einzelnen oifenbare, | jedes Gemuͤth Eingang findend, und aud) in die verborgenki Falten deflelben einpringend. Aber wenn bei dem Abfall einzein: Mitglieder von unferer Gemeinſchaft andere Gemüthebewegung: in uns entfliehen, wenn wir der Grbitterung, dem Widerwille der Verkleinerungs⸗ und Schmähfucht gegen die abgefalen. Raum geben indem Herzen: fo hat das feinen Grund darin, hu

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pir zwar ein Bewußtiein haben von ber gemeinfamen Schuld velde auf alle ohne Unterſchied faͤllt aber doch zugleich eine Ab⸗ kigung fie in und ſelbſt aufzufuchen, fo daß wir am liebften in mdern unſere eigene Schuld erbliften. Immer ift es ein Beweis pn dem veinften Eifer für die Förderung bes Reiches Chriſti und ir die Berberrlihung feines Namens, wenn wir tief betrübt wers kn im Geifte, wo eine Seele von der Wahrheit abfällt die wir kennen, und den Weg des Heils verläßt auf welchem wir wan⸗ kin; aber nie barf ſich eine leidenſchaftliche Gemüihöbervegung ſmzugeſellen, wenn wir nicht unfer Auge für die Wahrheit felbft rübn und der guten Sache fchaden wollen.

Rachdem nun ber Here betrübt im Geift geiagt hatte, Finex unter euch wird mich verrathen, da fahen fich vie jünger unter einander an, und warb ihnen bange von welchem’ ıredete. Gin anderer Evangelift erzählt ung, die Jünger hätten gefangen unter ſich ſelbſt zu fragen, welcher es doch wäre unter nen, der das thun wuͤrde; ) und wieber ein anderer Evangelift**) kildet uns, Daß die Jünger angehoben Hätten ein jeglicher unter hin den Herrn zu fragen, Here bin ich es? Das ftimmt zwar übt wörtlich mit dem überein was Johannes hier fagt, aber Doch nmejentlichen, und wir mögen baher bei unferer Erzählung ftehen leiben. Die Jünger alle hatten alfo, fo fcheint es, feine beftimmte Eiherheit darüber, daß fie nicht konnten gemeint fein.

Das muß und freilich auf den erften Anblilk mit Furcht md Schreffen erfüllen. Wie, wenn die weiche dem Herrn fo abe fanden daß fie feine unmittelbare Einwirkung auf ihre See- en erfahren hatten; wenn bie welche ein feites Bekenntniß abge: pt hatten davon, daß Jeſus fei Ehriitus der Sohn des leben. igen Gottes, und daß fie nicht von ihm weichen wollten, weil t allein Worte des ewigen Lebens habe; wenn dieſe wieder un- ihet darüber ſollten geworden fein, ob fie auch fo feft an ihrem

un 22, 23. **) Matih. 26, 22

-

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Herrn und Meiſter hielten, daß nichts im Stande waͤre ihm ihr Herzen abwendig zu machen: was ſollten wir dann in Beziehung auf unfere Treue gegen ihn Hoffen und fürdhten? killerdings wäre es ſehr betrübt, wenn wir über die vollkommene Anhanglichkei der Seele an den Erlöfer in keinem einzelnen Gemuͤthe eine be ſtimmte Sicherheit Hätten, fondern uns mit bloßen Bermuthunge begnügen oder mit ängftlichen ragen hinhalten müßten. Wat wärc e8 dann mit der Berheißung des Friedens, die und der Her gegeben hat Indem er fpricht, Den Frieden laffe ich euch, meine Frieden gebe ich euch. Richt gebe ich euch wie die Welt giebt Euer Herz erfchreffe nicht und fürchte fich nicht”) Ach es warı und bliebe eine große und herrliche Verheißung, aber wir würde und Fönnten ihrer nicht froh werben.

Aber eben dieſe Betrachtung m. g. F. führt und auf der wichtigen Unterſchled welcher flattfindet zwiſchen der eigentliche innerften Geſinnung des Gemüths und zwiſchen einer ein zelnen beftimmten Handlung. Weber jene, die innerfte Gefinnun des Gemüthe, konnten die Jünger in feinem Augenblikk zweifel haft fein; fie mußten daß fie aus dem Grunde des Herzens ihren Herrn anhingen. Aber e8 war hier die Rede von einer einzelne beftimmten That; an eine ſolche mußten daher die Jünger aud denken, und da fonnte es ihnen nicht ander6 als zweifelhaft fein ob auch in Beziehung auf viefelbe ihre Liebe zu dem Herrn fid bewähren werde. |

Und eben fo m. g. F. ſteht es mit uns allen in Diefen iebifchen Leben. Zwar giebt «6 oder kann es wenigſten geben eine Dienge einzelner Handlungen von welchen, wenn eine unter und gefragt würde, ob er wol im Stande fei fie zur thun, « mit Recht nein antworten würde. Aber wir fagen Died nur in dem wir bie innere lebendige Kraft und Richtung unferes Ge müths im Auge haben; wie können e8 nur fagen, wenn irgen

*) Joh. 14, 27.

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ine Hanblung von der wir behaupten wir Fönnten fie nicht thun anz außerhalb des Kreifes worin wir leben und in welchen wir uch Sitte und GEigenthümlichkeit unſers Volkes eingefchloffen ind liegt. Wo das aber nicht der Kal if, da müflen wir zum jeugniß der menfchlichen Gebrechlichkeit immer geftehen, daß Feiner sit Sicherheit von fich fagen kann, er fei.unfähig zu folchen ein- einen Handlungen; denn er weiß nicht wie weit ſich in einzelnen Nugenbliffen eines unbewachten Gemüthszuftandes die Kraft der jttlichen Liebe wenn auch nur auf eine vorübergehende Welfe urüffziehen Tann. Dafür kann niemand hinfichtlich feiner eigenen Berion einftehen und gut fagen, ſondern jeder wird von ſich ſelbſt weitehen muͤſſen, daß er nicht immer auf gleiche Weije ſtark ſei im Beifte, und deshalb auch auf fid) das Wort des Apofleld anwen- en, Schaffet daß ihre felig werdet mit Furcht und Züttern.*) Aber über unfere Anhänglichkeit an unfern Herm und Erlöſer, rırüber daß wir in dem Grunde unfered Herzens nichts anderes vollen als ihn und fein Reich, darüber follen wir niemals zwei⸗ eihaft fein, fondern die feſte Gewißheit haben welche er von den einigen forbert, fo daß wir immer bereit find mit jenem Jünger u fagen, Herr id will mein Leben für dich Laffen.

Nachdem nun der Jünger der an ber Bruft des Heren lag, wfgefordert Durch einen Winf des Petrus, daß er forfchen follte wer es wäre, gefragt hatte, Here wer ift es: dba antwortete ver Here, Der ift es, dem ich den Biffen eintaude und gebe Und er tauchte den Biffen ein, und gab ihn Juda Simonis Iſcharioth. Und nad dem Biffen fuhr der Satan in ihn, und der Herr ſprach zu ihm, Was du thuſt das thue bald.

Laßt uns m. g. F. bei diefem Theile der evangelijchen Ge⸗ ſchichte nicht verweilen, ſondern fo fchnell. als möglich daruͤber hinweggehen. Denn wir fünnen ja nichts mit Sicherheit aufs

) Phil. 2, 12,

nn

ſtellen, wenn es darauf ankommt zu unterfuchen wie das Gemid des Berräthers in feinem innerfien Grunde mag beichaffen ao weſen fein; noch weniger find wir im Stande zu erforfchen wi das Eintauchen des Biffend von Seiten des Herrn und das Ueben reichen defielben an ven Judas fo wie das Bersehren deiielkeı von Seiten des Judas damit zufammenhängt, daß in biefem da Entſchluß reif wurde ven Herrn zu verraten; bemm das fiez doch mol in den Worten des Evangeliſten, daß nad dem Dina der Eatan in ihn gefahren fei; und eben fo wenig, wie ber Ha zu den wie eine Ermunterung flingenden Worten, Bas du tbui das thue bald, gefommen fein mag; welche Worte auch Ta Jüngern nicht deutlich waren, fo daß Johannes fagt, es hal niemand fiber Tifche gewußt wozu der Herr Died dem Judas ge fügt. Es gehört ohne Zweifel mit zu ven Leitungen der get lichen Weisheit, welche über vie Abfaſſung und Sammlung unjere heiligen Bücher wachte, vaß über dieſe traurige Begebenbeit ciı Schleier gezogen ift, den wir niemals volllommen werden län fönnen. Und fo mögen wir denn bie Sache auf ſich beruba laffen, und uns lieber das erfreuliche, das ſtaͤrkende und erbe benvde vorhalten, was wir in dem zweiten Theile des verleſene Abſchnittes finden.

N. Nachdem nämlich Judas hinausgegangen war, fo jersi der Erlöfer zu feinen Züngern, Nun ik des Menſchen Eoti verflärt, und Gott ift verflärt in ihm JR Gott re klärt in ibm, fo wird ihn Bott auch verflären in ibı ſelbſt, und wird ihn bald verflären. Lieben Kindlei ih bin noch eine Heine Weile bei euch. Ihr wert: mich ſuchen; und, wie ich zu den Juden fagte, wo ıf hingehe va könnt ihr nicht hinfommen Und ich jasl euch nun, Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr cr} unter einander liebet wie ich euch geliebt Habe, ai! daß auch ihr einander lich Habt. Dabei wird jeder

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mann erfennen daß ihr meine Jünger feid, fo ihr Liebe unter einander habt.

Diefe wenigen Worte m. 9. F. enthalten gleichfam ben Tert zu allen folgenden Reven des Herrn, die uns Johannes in den beiden nächften Kapiteln des Evangeliums aufbehalten Bat, ja felbft zu feinem hobenpriefterlichen Gebet, welches wir im fieben- zehnten Kapitel deſſelben Evangeliums verzeichnet finden. Wenn wie nun in der Kürze zufammenfafien wollen was wir eben ges lefen haben, fo müflen wir barin zweierlei umterfcheiden, einmal bag was / der Herr von fich felbft, von feinem Verhaͤlmiß zu Gott fagt, und dann die Ermahnung die er feinen Jüngern giebt.

Run, fo beginnt der Herr nachdem auch das lezte gethan war um den Tod den er zum Heil der Menſchen leiden follte ein- zuleiten, nun ift des Menſchen Sohn verklärt, und Gott if verflärt in ihm.

Hier fehen wir m. g. F. wie der Erlöfer ſelbſt das Ende feines Lebens, feinen Tod zum Heil der Welt, als feine eigene Verklärung anfieht, und fo zu feinen Jüngern redet, daß Gott erſt jest volllommen in ihm verflärt fe. Zwar war er vom Anfang feines Lebens an das Ebenbild des göttlichen Weſens, und in jevem Augenblift konnten die Menfchen an ihm fchauen die Herr⸗ lichfeit des eingebornen Sohnes vom Vater und- den Abglanz der göttlichen Majeſtaͤt. Daher war auch Gott immer in ihm ver Härt, jo wie er felbß fich in dem Zuftand einer immerwährenden Verklärung befand, fo daß ex zu feinen Jüngern fagen konnte, Wer mich flehet, der fichet ven Bater.*) Aber doch in einem ans dern Eine fagt er hier, Nun ift des Menſchen Sohn vers Härt, und Gott ift verflärt in ibm. Nämlich ein anderes iſt die Verklärung des Menſchenſohnes bloß für feine Perfon, und ein anderes ift die Verklärung veffelben in Rüftficht auf die Bes fimmung die Gott ihm gegeben hatte. In jener Hinficht war

3

®) Job. 14, 9.

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des Menſchen Sohn immer verflärt, und bedurfte nicht erſt, in einem einzelnen Augenblikk ſeines irdiſchen Lebens verklaͤrt zu werden; in der andern Hinſicht aber wie da ſeine Verklaͤrung eine wach⸗ ſende fein mußte nach Maaßgabe der Fortſchritie feines Werkes, fo muͤſſen wir auch beſonders hervortretende Augenbliffe derſelben zugeben. Und in dieſem Sime fagt ver Erloͤſer hier, Run iſt Des Menſchen Sohn verfläret, und Gott if verklärt in ihm, fo daß er feinen Top als die Bollendung feines Be- rufe® und des ihm anvertrauten göttlichen Werkes, foweit daſſelbe durch ihn geführt werden follte, anficht, und alfo auf fein Hin weggenommenwerben von ber Erde anfpielt.

Darum haben wir auch ein Recht den Tod des Herrn als den Gipfel feinen hohen göttlichen Beſtimmung, als die Vollen⸗ dung feines Werkes, als die volllommene Erwerbung des Heild welches den Menfchenfindern zugedacht ift, zu betrachten; aber frei« lich nur Indem wir das Weſen der Sache im Auge Haben, nicht aber fo, daß wir uns mit unjern Gedanken in Die einzelnen kör⸗ perlichen Leiden und Schmerzen welche der Erlöfer erduldet hat vertiefen und Dabei fliehen bleiben. Denn eben dieſe Einzelnheiten ſchwebten dem Erlöfer nicht vor ald er ſprach, If Gott ver⸗ fläret in ihm, fo wird ihn ®ott auch verklären in ihm felbR, und wird ihn bald verflären; ſondern nur darauf war feine ganze Seele gerichtet, daß die Sunde ie Haupt erheben were um ihn des Weibes Samen in die Ferſe zu flechen, und daß er ihr ven Kopf zertreten folle,*) fo daß dadurch das Heil des ganzen menfchlichen Gefchlechts begründet und fein Wetk volls endet werden würde. Es war alfo auch nicht das Bewußtſein feiner außerorbentlichen göttlichen Würde, woran der Erlöfer badıte als er fagte, Gott werde ihn bald verkflären; denn biede goͤnliche Würde war ununterbrochen diejelbe in ihm; ſondern ex jah tim Geiſte auf die Bollendung feines Werkes, welche durch bie Kraft der Liebe feine und durch ihn feines himmlischen Baterd

2) 1Mof 3, 18.

- si

Verklärung war, und ſprach in dieſem Sinne, Ru iſt geichehen und aufgeſchloſſen und verfiegelt das ganze Geheimniß der Erlös fung und Berföhnung, wie Gott in Chriſto war um die Welt mit ihm ſelbſt zu verföhnen,*) um die Welt frei und felig gu machen.

Aber wem wir mun von diefem erften Punkt in dem gegen- wärtigen Abſchnitte zu dem zweiten übergehen wollen, fo tritt uns ein Umſtand entgegen, der nicht anders kann ald uns fchmerz- lich bewegen. Indem nämlich der Herr jagt, Lieben Kindlein ih bin noch eine Fleine Weile bei euch. Ihr werdet mich ſuchen; und, wie ih zu den Juden fagte, wo ich bingehe da fönnt ihr nit hinkommen: fo ift wol offen» bar, daß er von teiner benorftehenden Trennung von ben Jüngern deutlich genug redet. Und fein Wort von feiner tröflichen Wie⸗ bervereinigung mit ihnen geht über feine Lippen, fein Wort von feiner troftreichen Auferftehung kommt aus jeinem Munde? Kein Wort davon giebt er ihnen zu vernehmen, daß wo er fei auch bie fein follen welche ihm der Vater gegeben bat? Nein m. g. F., jondern unmittelbar nachdem er jenes betrübende Wort geredet fagt er, Ein neu Gebot gebe ih euch, daß ihr euch unter einander liebet wie ich euch geliebt Habe.

Sehet da, wie hier den Jüngern fo geht es auch und nicht felten in einem ähnlichen Verhaͤltniſſe. Wie ihnen ein unmittel- barer Verkehr mit ihrem Herrn vergönnt war, um aus feinem eigenen Munde die Worte des Lebens zu vernehmen, fo haben wir Das gefchriebene Wort Gottes, um mit demfelben zu verfehren im gemeinfamen wie im einfamen Nachdenken, in der öffentlichen wie in der häuslichen Erbauung. Aber nicht felten kommt es und bei diefem Verkehr vor, daß was uns am meiften tröften konnte unter den Zrübfalen des Lebens, unferm Bemüthe am we⸗ nigſten enigegenttitt, fei es fo daß es fich gar nicht barbietet, ſei es fo daß es in demfelben nicht haften und feft werben will; fons den ganz etwas anderes kommt und entgegen und findet Ein-

9 ar. 5, 19.

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gang in unſer Her. So war es auch mit den Juͤngern in diefen Augenbiiffen des perjönlichen mündlichen Verkehrs den ſie nit Ihrem Herrn hatten. Er redete von dem worauf jest feine ganze Eeele gerichtet war, nämlich daß ex fie recht feR verbinden wollte in ver Liebe, auf melcdhe der Bund des Heil gegrimdet werden follte der nun zu fliften war; nur bafür forderte er jest ihr Ohr, fo daß Dagegen alles andere zurüfftreten follte Und in der That iſt es auch eine fchöne Frucht unfere Glaubens an den Erlöfer und unferer Gemeinſchaft mit ihn, daß wir nicht immer ter mmittelbaren Troͤſtung bedürfen, fondern überall aus Tem göttlichen Worte erfahren wollen was wir zu ihun haben um ans als rechte Glieder des heiligen Bundes den unjer Her ge ftiftet hat zu beweifen. So Ienft nun auch hier der Erlöfer Die Aufmerkfamfeit feiner Jünger auf die gemeinjame brüderliche Liebe, in welcher fie eben fo mit einander verbunden fein follten wie cr in Liebe mit ihnen verbunden geweien, und fügt Hinzu, Dabei wird jedermann erfennen daß ihr meine Jünger ſeid, fo ihr Liebe unter einander habt.

Liebe m. g. F. gehört zu der allgemeinen Ausfattung der menſchlichen Natur; Liebe if alles Gebot das Gott dem Menichen gegeben Bat, und das ganze göttliche Gefez ließ ſich daher auch unter den Ausdruft zujammenfaflen, Du ſollſt lieben Bott deinen Herrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Genrüthe, und deinen Nächten als dich jelbi.*) Dennoch jagt der Erlöfer, Ein neu Gebot gebe ih euch, daß ihr eud unter einander liebet wie ich euch geliebt Habe. Näm- li das m. g. F. wie Ehriftus die feinigen geliebt hat, iſt ein neues Gebot, iſt eine herrlichere Liebe als die mit welcher Die menſchliche Ratur an ſich ſchon ausgeſtattet if. Aber wie find wir im Stande dieſe Liebe zu erfüllen? Die Liebe des Herm zu feinen Jüngern war die Liebe des fünblofen zu den Suͤndern,

*) Matıh, 22, 37. 39. i | 4

Al}

des Arztes zu den kranken, des reichen zu den armen, deſſen dee den Frieden in ſich trug zu denen die deſſelben bedurften; wie Tann er alfo fagen, daß wir uns unter einander lieben follen mit der Liebe mit welcher er und gelicht hat? | Wie er in feinem hohenpriefterlichen Gebet fagt, ex habe ſei⸗ nen SJüngern den Namen feines Baterd fund gethan, auf daß dic Liebe damit der Vater ihn geliebt in ihnen fei*): iR dies nicht und muß es nicht fein das viel größeret Laßt uns. fragen, welches war denn die Liebe womit der Vater den Sohn liebte? Es war die des reinſten göttlichen Wohlgefallens, weiche ſich in jener Stimme ausſprach, Das if mein lieber Sohn an welchem ich Wohlgefallen Habe.**) Und dieſes göttliche Wohlgefallen gründete fih Darauf, daß der Herr fich bafingegeben hat für das Wert der Erlöfung und Wiederbringung der Menjchen. Lieben wir nun fo den Exlöfer, ift diefe Liebe womit der Bater den Sohn geliebt in uns und das iſt ja die wefentliche Frucht unfers Glaubens an ihn, indem wir ihn erfennen als den Schn des le⸗ bendigen Gottes: fo iſt zugleich Darin eingeichlofen die Liebe womit ber Exlöfer die Menjchen und bejonders jeine Jünger liebte, . ia es ift beides eind und daſſelbe. Und dieſe Liebe ift dieſelbe womit wir und unter einander lieben follen, fo daß jo wenig eincr fein Wohlgefallen Haben Tann an ihm jelber, eben jo wenig aus, ſchließlich an einem andern einzelnen. Aber jeder ſoll in dem andern den Erlöfer lieben, das Ebenbild des göttlichen Weſens und den Abglanz der göttlichen Herrlichkeit, und eben fo in fich ſelbſt; und wie der Gegenſtaud unferer Liebe fein einzelner fein fol, fo foll jeder den andern lieben als Glied des ganzen über weiches der Geift Chriſti ausgegofien ift, und in welchem dieſer Geift immer mehr verklärt werden ſoll dadurch daß bie Liebe zu Bott und die Liebe zu dem Erloͤſer, in welcher wir fühlen daß wir Antheil haben an den Werke der Erlöfung, auch zugleich

°) Joh. 17, 26. *") Matib. 3, 17.

Id

Liebe iſt zu den erldſten. Wo aber Fein Antheil an der Liebe if, da ift Streit, Getrenntheit; dern die wahre Einheit der Go müther IR nur in der göttlichen .iebe mit welcher. der Herr das ganze menjcpliche Geſchlecht umfaßt und was Heil der ganzen Welt gründe. Daher das nene Gebot der Liebe, welches er den feinigen hier giebt, ein Gebet ift für alle Bölter; und im⸗ merdar werden feine Jünger d daran erkannt, daß fie Siebe unter einmder haben.

1. Über m. g. 5. der ge geht‘ von dem betruͤbenden Worte welches er feinen zu Juͤngern tevet, daß er nur noch eine Meine Weile bei Ihnen fein werde, und daß ſie nicht hinkommen könnten wo er’ hingehe, fo ſchnell zu feiner Ermahnung Über, daß diefe eben deshatb won ven Ilmgern auch nicht fo tief beferzigt wird wie e8 wol hätte geſchehen follen, fondern fie ſchweifen mit ihren Gedanken und ver Empfindungen Ihres Herzens zu dem vorigen zurüff; und fo fpridt Petrus zu dem Herren, Wo geheft du Hin? Da antwortet im ver Hert, Da ih Hin- gehe Fannft du mir diesmal nichtfolgen; aber du wirft . mir hernachmals folgen. Und Petrus ſpricht zu ihm, Herr warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich wilt mein Leben für dich [affen. ‚Über der Herr ant- wortet ihm, Sollteft du dein Leben für mid lafjen? 3% fage dir, der Hahn wird nicht krähen, Bis bu mich breimal habeſt verläugnet.

Hter m. g. 3. haben wir das rechte Gegehftüff zu unjerem erſten Abſchnitt. Freilich verlaugnet Petrus feinen Bern und Meiſter in einem gewifien Sinne; aber es war body bie innerfle Wahryheit feines Gejuhls und die aufeichtige Meinung feines Her⸗ gend, womit er ſprach, Ich will mein Reben für dich laſ⸗ fen. Daß er Biedmat fein. Leben Hafen ſollte, war nicht ber Wille des Herrn; fondern erſt follte--er fein Aber winmen bem Dienfte ded Heren, erſt follte er hingehen und wirfen für bie Ausbreitung des göttlichen Reiches welches der Herr gegründet

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hatte. Aber doch war es ein ſchönes Wort, Ich will mein Leben für vi laffen. Aber in der Wahl deſſen was ex zu thun hatte um fein Leben noch zu reiten in dem Augenblikle ver Gefahr, darin irrte er menſchlicher Weife, und Daraus ging Die Verlaͤugnung hervor deren er fi) gegen feinem Herrn ſchuldig machte. Wol war es ein. Harte Wort: welches er aus dem Munde des Herm hören mußte, Sollteft du dein Leben für mich Laffen? aber cben deshalb weil er nicht alles erwog was hier zu erwägen war benn bie Bereitwilligkeit alles hintenans zuſezen für feinen Herrn war ja immer und überall in dem Pe⸗ trys; wo es galt Zeugniß abgulegen für. den Herrn, da trat Ber tus flers am meiſten hervor und fland darin feinen andern nach; und fo ſpricht er auch das was er hier fagt aus der innerſten Mahrheit feines Gemuͤthes heraus; allein weil er den Gedanken des Herrn nicht vecht folgte, weil er eine forgfältige. Erwoͤgung der Worte des Herrn, daß er ihm Diesmal nicht folgen tönne, aber ihm nachher folgen werde, unterließ, und vieh mehr Hinfah auf die fehmerzliche Trennung von feinem Herrn, die ihm bevorftand: fo veranlaßte dies feinen Fall. Es. heruhte alfo fein Fall auf der natürlihen Schwachheit und Gebrechlich- feit des menfchlichen Herzens, und eben deshalb wurde verjelbe auch von dem Erxlöfer durch einen fanft ſtrafenden Blikk leicht vers geben, und der ganze Vorfall brachte. weiter Feine weſentliche Ver⸗ änderung in dem Berhälmiffe des Exlöfers zu feinem Jünger hervor.

Und laßt und geftehen m. g. F. weiter koͤnnen wir ed auch nicht bringen. Wenn wir diefelbe Treue wie Petrus gegen uns fern Erlöfer im Herzen tragen, fo haben wir immer Urjache zus frieven zu fein. Es wird dabei nicht fehlen, daß wir in einzelnen Augenblikken unfers Lebens den Verdacht auf uns bringen, nicht daſſelbe freie Zeugniß von unjerm Herrn abgelegt gu haben, deſſen wir und fonft wol rühmen dürfen. Dein fo ift es der menſch⸗ lichen Schwachheit gemäß, die wir bei folchen Gelegenheiten immer von neuem erfahren. Aber wenn wir fragen, welches iſt das

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ſicherſte Mittel gegen dieſe Verirrungen bes Herzens und gegen die nachtheiligen Folgen pie daraus entfliehen koͤnnen: fo müſſen wir ſagen, nur dieſes daß wir und recht feſtſtellen in dem neuen Gebot welches uns der Herr gegeben hat. Ja wenn wir alle bie wir feinen Namen beklennen uns unter einander fo liebten wie er und geliebt Hat: dann würden alle unjere Fehler immer mehr ſich ausgleichen und Immer wieder gut gemacht werben eben durch die Kraft der Liebe, die auch der Sünden Menge delft,*) und der menfchlichen Schwachheit wuͤrde immer weniger werben.

. So möge denn uns alle Das neue Gebot welches der Herr den feinigen gegeben hat bewahren vor allen Verirrungen von. der lebendigen Gemeinfchaft mit ihm, und-und feſt ufammenhalten, bamit bie Liebe Ehrifti fich immer Fräftiger in uns und ımter uns beweife, und ung leicht mache in ſchweren Stunden zu leiften was der Herr von uns forbert. Dann werden wir feines Namens immer würbiger werben, umd fein Reich immer mehr fördern zu feiner Verherrlichung. Amen.

) 1 Per. 4, 8,

LXV, Am Himmelfahrtstage 1826.

Text. Joh. 14, 1-6.

Und er fprach zu feinen Süngern, Euer Herz erſchrekte nit. Glaubet Ihr an Gott, fo glauber Ihe auch an mid. In meines Batrs Haufe find viele Wohnungen. Wenn es nicht fo wäre, fo wollte ich euch fagen, Ich gehe Bin euch Die Stätte zu berelten. Und ob ich hinginge ech die Stätte zu bereiten, will ich doch wiederkommen, und euch zu mie nehmen, auf daß ihr ſeid wo Ich Bit. Und wo ich hingehe das wife ihr, und ven Weg wiffet ihr au; Spricht zu ihm Thomas, Hert wir wiſſen nicht wo du hin⸗ geheſt, und wie koͤnnen wir den Weg wiſſen? Jeſus ſpricht zu ihm, Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand fommt zum Water denn durch mich

7 a. F. Dieſe Worte ſind die unmittelbate Fortſezung uns e bisherigen. Terte aus. dieſem Evangelio, und fa genau ver⸗ Hom. üb. Ev. Joh; U. DV

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wanbt mit unferer heutigen feſtlichen Betrachtung, daß ich nik nöthig hatte eine andere Grundlage für diefelbe aufzufuchen. . Ten wenn wir an bie Erhöhung unſeres Erloͤſers von dieſer Erde st venfen, jo ift uns eben babei vorzüglich zweierlei nöthig, ein mal eine unferem ganzen Glauben gemäße Boriel fung von dem was aus ihm geworden ift feitbem diefe Erde verlaffen Hat, dann aber eine fee un fihere Hoffnung über die Bereinigung welde wi fhen ihm und dem menſchlichen Geſchlecht beſteb und über beides fpricht er fich in den verlefenen Worten auf cu fo deutliche: und fefte Weife aus, daß es nichts befiereß giebt wora fih unfere gläubige Hoffnung halten Tann, als eben dieſe Wor des Erloͤſers. |

L Laßt uns aber zuerft auch bie Grundlage beixachten, welche er alles baut was er hierüber feinen Juͤngern fagt nid nur in den verlefenen Worten fonvern auch in ber weiten For fegung feiner Rebe, wie wir fünftig werden zu betrachten habe nämlich daß er fagt, Glaubet an Gott, und glaubet aut an mid. - |

Seinen Jüngern brauche er alierbing6 wicht jezt erſt yuı reden, daß fie uͤberhaupt an Gott und ihn glauben follten Ta in dem Glauben an Gott, ja auch in dem Glauben an alle groi und heilige Berheifungen vie in dem Schooße ihres Volkes mi dergelegt waren, hatte er fie ſchon gefunden als er fie zu Ju gern wählte; und den Glauben an ihn hatten fie feitbem ver ed Keim deffelben der Grund ihres näheren Berhälmiffes zu ihm 3 worden war immer weiter entwiffelt, und wußten es, unb wär nicht wieber davon abzubringen gewefen daß ex derjenige fei we chen Bott zum Heil des menfchlichen Geſchlechts geſandt bal Wenn es fie dennoch hier zu diefem Glauben ermahnt, fo wil | zweierlei damit fagen. Zuerft iſt es bie rechte Beftigfeit des Gie bens, und zwar ig Beziehung auf das was über das irvikl Leben hinaudgeht, wozu ex ſie ermuntert; dann aber auch rm

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aglich dies, daß er ben Glauben am Gott und den Glauben an in felbft verlangt als etwas was zwar zweierlei zu fein fcheint, ber fo ungertrennlich mit einander verbunden fein muß, daß es nes und bafielbige iſt.

Was nun das erfte betrifft m. g. F. fo ifl unfer ganzes ziſſen und Erkennen, unfer ganzes Thun ebenfalls fo völlig auf n Schauplaz diefer Erde beſchränkt, daß fie uns eben beshalb it allem was fie hervorbringt trägt und bewegt als ein ganz geſondertes ganze erfcheint, und wie feine Verbindung fehen sifchen dem Leben hier auf Erden und, wenn dieſes in einem zelnen Wefen aufgehört Hat, irgend einem anberweitigen Bes . hen und Zuftande defielben. Da iſt es eben diefe Feſtigkeit des laubens in Beziehung auf das was über das irbifche Leben aausliegt, welche ber Exlöfer verlangt. Diele aber beruht doch nächſt darauf, daß wir unfer Bewußtfein von Gott uns fo weit twikkeln daß wir uns felbft fagen müflen, folche Schranfen wie re und find für Ihn nicht vorhanden, für ihn ift diefe Erde und : Kraft die er in fie gelegt hat, das menföhliche Gefchlecht mit‘ nem vernünftigen Geifte zu entwilfeln, zu tragen und zu er Iten, nicht etwas abgejchlofienes und auf fich feldft befchränftes, ıdern fie ift für ihm nur ein Feiner Theil feiner großen und ter fich durch feine ewige Kraft auch vollfommen zufammen- ngenden Werke; was uns in dieſer Hinficht unmöglich fcheint,

Uebergang von einem dieſer Weitkoͤrper an welchen fich feine macht offenbart gu dem andern, ift für ihn etwas leichtes, und un wir und mun einmal Gott nicht anders venfen können als ver Aehnlichfeit mit dem Menſchen, weder in feinem Denken » Erkennen noch in den Befchlüffen feiner Allmacht ift irgend as fo befchränftes und geſondertes als bei und. Darum fo

auf die ewige Kraft und Gottheit des Wefens fehen welches

S regiert und alles trägt: fo kann unfern Glauben und unfere

ffrung das nicht nienerfchlagen, daß es etwas unmwahrfchein-

es fei, der Geiſt der den Kreislauf feines jezigen Lebens auf . Dv2

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biefer Erde gehalten und befchlofien hat, werde daſſelbe andersn und in einem höheren Sinne fortiezen. | Das zweite ift dies, daß der Erlöfer den Glauben an St und den Glauben an ihn ſelbſt als innig mit einander zuſamme hangend und als eins und daffelbe darftelt. Denn nach unfe Weile ſcheinen uns freilich dieſe beiden Säge von einander g trennt, als ob zweierlei jei glauben an Gott und glauben an ih aber das iſt nur nach der Weiſe zu reden der damaligen 3 und nach damaliger Einfachheit. Es war aber die Abficht d Erloͤſers, daß beides follte ald eines und baffelbe gedacht werd als ob er fagen wollte, Wenn ihr an Gott glaubet, jo glaul ihr auch an mich. Das ſtimmt ja auch ſehr überein mit viel feiner tieffinnigften und herrlichſten Aeußerungen die wir and wärts fefen, als wenn er fagt, daß niemand den Bater fennt, u ohne Kennen kann es feinen Glauben geben, denn ber Sohn u wen es der Sohn will offenduren.*) Nur alfo wenn wir | den glauben als an denjenigen in welchem ſich Gott offenb bat, Fönnen wir Gott kennen und aljo auch an Gott glaub Deffen aber werden wir und wol in ung felbft beroußt werd daß wir wenn gleich an die äußeren Werke Getted in ber ©: fung gewiefen, und obwol wiſſend daß, wie der Apoftel Paul in feinem Briefe an die Römer fagt, wir die ewige Wraft u Gottheit des Höchſten erjehen können jo wir fie wahrnehmen den Werken der Schöpfung **), daß wir doch. zu der rechten | kenntniß Gottes, die nicht nur unfern Verſtand über dieſe U erhebt jondern auch das innerfte unfered Gemuths befriedigt, der Erfenntmiß daß Gott die Liebe if, nicht anders gefommen j als durch feinen Sohn ımd durch die Erfenniniß der Werte er feinem Sohne nicht nur gegeben fonbern durch ihn auch oil bart bat. So gilt dies auch beſonders von den Glauben Bott und dem Vertrauen auf Gott in ber. Beziehung worin

' ”) Matth. 1, 27. ”+) Röm. h, 20.

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herr bier beides entwikkeln will. Denn freilich find wir une es Adels ‚und der Bortrefflichfeit der menfchlichen Ratur bewußt, ber auch ihrer Berunftaltung durch die Sünde, die derſelben an⸗ lebt und alle Lebensthätigkeiten des irdiſchen Menfchen begleitet. Jarum wenn uns das eine erhebt, fo Schlägt und das andere ieder. Wenn wir des erftern wegen bie Hoffnung aufrichten Innten, daß einem folchen Geift dem die Erfenntniß des ewigen beſens möglich ift nicht Fönne der Tod beflimmt fein, und ein’ kurzes Leben wie dad gegenwärtige ift: fo fchlägt und das ans re nieder, und wir wiſſen nicht, ob nicht mit vollem Rechte ein it der Sünde befleffter Geiſt beſchraͤnkt bleibt auf dieſen irdiſchen chauplaz. Und von diefer Unwiſſenheit, mit welcher wir alle offnungen der, Menfchen die ſich auf das höhere beziehen bes ftet finden, würden wir nicht anders befreit worden jein als ch Chriſtum ven Erlöfer. Denn weil in ihm diefelbe menſch⸗ e Natur war, aber unbeflefft durch bie Sünde, jo erſcheint, 3 in ihm die Möglichkeit daß ber menfchliche Geift von ide ı3 Fönne erlöft werben; und fo wie uns dies möglich erfcheint nuß auch verfchwinden was ung nieverfchlägt, und unſere Hoff» ‚# feft bleiben. In ver Möglichkeit daß fich die Fülle der j . theit in der Perſon Ehrifti mit der menfchlichen Natur vers gen fonnte, darin daß das wahr geworben. ift, und ein ſolches A erſchienen iſt auf Erden, liegt die ſichere Hoffnung in Be⸗ | ng auf die ewige Beſtimmung des menfchlichen Geiſtes. re II. Indem nun aber der Exlöfer auf diefe Grundlage bie higung bauen will welche er ſeinen Juͤngern, nun er ſich * deutlicher und beſtimmter über feine nahe Entfernung von "bede ausläßt, mitzutheilen fucht: fo thut er zuerſt Died, daß ven eine Vorftellung giebt und fie erinnert über Das was er früher gefagt hatte, über das was er fein werde nach feiner " zaung von der Erde, und über bie Fortdauer des Verhält⸗ ar zwifchen ihm und dem menfchlichen Gefchlecht. Ex verbins er beides auf eine unzertrennliche Weife mit einander, wie

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es ihm auch in ſeinem ganzen Leben eins und daſſelbe war. de fein ganzes Leben und Wefen war nichts anderes als vie B flimmung das menfchliche Geſchlecht zu erlöfen und zur Gemein fchaft mit Gott zurüffzuführen So fagt er alfo, In meine Baters Haufe, als dem Ort wohin ich zurüffehre, fin giele Wohnungen. Wenn es nicht fo wäre, fo wollt ich zu euch fagen, Ich gehe hin euch die Stätte zu be reiten.

Damit nun fagt er zweierlei. Einmal daß ſchon in der ewigen Rathſchluß Gottes für diefe Wohnungen in feinem Hau geforgt fei, DaB es da Stätten gebe für die welche durch de Glauben an Ehriftum zur Gemeinfchaft mit Gott wiedergebore find; dann aber auch, daß wenn es biefe nicht gebe, fo wir! es doch eben ſchon in feiner Beftimmung und in der Gewalt d ihm gegeben fei liegen, fie den feinigen zu bereiten.

.- Was heißt das anders m. g. %. als dies, daß ber ewi Rathſchluß Gottes in Beziehung auf bie Beftimmung des menfe lichen Geiftes und Gefchlechts, und der Rathfchluß der Erlojur durch die Sendung feines Sohnes, einer und derfelbe fei und gi nicht getrennt werben könne. Gott hätte jenen Rathſchluß üb das menfchliche Gefchlecht wie e8 mit der Sünde behaftet ift nic faffen können, wenn er nicht zugleich gefaßt hätte den we

der Erlöfung; aber diefer ift auch die Bürgfchaft für das ew Heil, welches die göttliche Liebe denen deren Natur einem fol

Berhältniß geeignet und angemefien iſt bereitete. So fieht ! Herr aljo beides al8 eins und daſſelbe an, fein eigenes Auffahı zum Vater und feine Sorge für die Stätte der feinigen, auf d fie da fein mögen wo er if. Das beftätigt er nachher ung beftimmtefte durch die Worte die er zum Thomas fagt, Niema! kommt zum Vater denn durch mich, daß er aljo das Bater Kommen ald den Drt darftellt wo er hingeht, daß a auch zugleich fo wie er dort hingeht alle die an ihn glauben d

ihn ebendahin kommen, aber auch auf keine andere Weiſe Di

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relangen können, eben wegeh ber Unzertrennfichleit ber Befitnmung es menfchlichen Geſchlechts, und der Erloͤſung deſſelben durch ihm.

Wenn nun gefagt wird, daß nachdem der Herr aufgenommen porden von der. Erde, fo fige er zur rechten Gottes: fo erfcheint nd Das ald etwas ihm eigenthümfiches, als ver Auspruff jener. enauern Berbindumg zwiſchen ihm und feinem und unferm Vater, yelche nicht zugleich die unfrige iſt; und das koͤnnte dann freifich in Grund fein, daß unfer Herz erfchräfe, wie feine Rebe in den Borten unferes Tertes damit anfängt, Euer Herz erfchreffe licht. Aber e8 fol Feine Sonderung fein und nichts ihm allein igenthümliches follen wir uns denken mit dem Sizen zur rechten Sottes, fondern das Haus des Vaters als viele Wohnungen ent» altend, damit wo der Herr ift auch die fein mögen welche ihm ngehören, wie er fagt, Ich will wiederfommen, und eud u mir nehmen, auf daß ihr ſeid wo ich bin.

Ia m. 9.5. ſo ſehr Hat fich der Erlöfer dadurch daß er auf Srben erfchienen ift und uns ben Vater offenbart Bat das Ge⸗ hlecht der Menſchen angeeignet, daß nun die Verbindung zwiſchen um und denen welche an ihn glauben, und durch Ihn des rechten nd lebendigen Glaubens an feinen und unfern Vater theilhaftig worden find, als etwas unzerftörbares und ewiges feſtſteht. Yarum denfen wir uns nun ihn zur rechten Gottes erhöht, fo t das freilich fo und in diefen Morten nichts anderes als ber lusdrukfk feiner eigenthümlichen Vereinigung mit- dem göttlichen Befen. Darum aber fezt er eben das andere dazu, wir follen ns das Haus ded Vaters denken als viele Wohnungen in fich Hließend, welche alle die Stätten in fich faflen Die dee Herr den inigen bereitet, und zwar nicht irgend anderswo von ihm getrennt, ndern daß wir e8 als einen Ort denken wo er iſt und wo wir in follen. |

In dem allen m. g. 5. ift freilich ein Herabſteigen zu ber nvollfommenheit und Sinnlichkeit dee menfchlichen Vorſtellungen. yenn wie der Herr nicht nöthig hatte die Erde zu verlafien um

|

UM bei feinem Bater zu fein, indem er fo deutlich fagt, daß er überall bei ihme) und er mit dem Vater eins fei**), und daß der Bateı ihn nie und nirgends allein laſſe: fo ift es auch nicht bie Vor: Rellung von einem andern beftimmten Det, an welche wir und halten und unfern Glauben Heften follen, fondern es iſt feine an dere als Die von feiner Bereinigung mit uns, und dann auch vor unferer Bereinigung mit feinem und unferm Gott, mit feinen und unſerm himmlifchen Vater. ***) Abe dieſe follen wir un freilich al8 etwas herrliches venfen, umvergleichlich mit der wor wir fchon auf Erden gelangen. Was für ven Grlöfer nichta wa als ein Zurüffehren, weil in feinem Verhältniß zu feinem un unferem Bater fein Wechfel geweſen war und feine Veränderung feine Abnahme und Zunahme, das ift für und ein Hinauffleigen ein Uebergang yon dem irdifchen zu dem himmliſchen, von ber pergänglichen zu dem unmwandelbaren, zu dem was in einem fol chen Sinne ewig iſt denn ewiged Leben haben vie ſchon hie welche durch den Glauben an den Exlöfer vom Tode zum Lebe hindurchgedrungen find, aber auch in dem Sinne ein ewiget daß es keinem zeitlichen Wechfel mehr unterworfen if, wie wi es in dieſem Leben erfahren, wenn es auch das Leben des Blau bens und der Liebe geworden if.

Borher m. 9. F. Hatte der Erlöier ſchon after in öffentliche Meven wobei das ganze Bolf war gefagt, er würde fie ba ve Jaffen, aber wo ex hinginge wüßten fie nicht, weil feine Rebe nid bei ihnen Wurzel gefaßt, und fie die richtige Vorſtellung von da Reiche Gottes, welches Hier und dort eins und daſſelbe iR, nid hätten aufnehmen wollen, damit fie es wuͤßten. Daher Fönnte fie auch nicht dahin kommen. Und eben daran hatte ex noch feir Juͤnger erinnert in dem legten Theil feiner Rede im varigen Ki pitel, wo ex jagt, Ich werde noch eine Fleine Weile bei euch fein

9 Joh. 8, W. 16, 33. °*) Joh. 10,90. 9°) Joh. 9, 17.

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ie werdet mich fuchen; und, wie ich zu den Juden fagte, wo ich hingehe da fönnt ihr nicht hinkommen. est aber ohne daß ir⸗ gend eine Zeit dazwiſchen vergangen wäre, aber fo daß er ihnen zugerufen hat, Glaubet an Gott, fo glaubet ihr auch an mich, fagt er das Gegentheil, Wo ich Hingehe das wiſſet ihr, und den Weg wiffet ihr auch. In der vorigen Rede fofern fie auch an fie gerichtet war wendet er fich an ihre Schwach» heit, indem fle immer in einem gewifien Maaße und auf eine gewiſſe Weife die befchränfte Denfungsurt ihres Volks theilten, und glaubten, daß das Reich Gottes nicht nur in ihnen fein tönne, fondeen mit Außerlichen Zeichen und Gebehrden fommen müfle.*) In fofern fie mit diefer Schwachheit behaftet waren, fagt er, Wie ich zu den Juden fagte, wo ich bingehe Fünnt ihre nicht hinkommen. Gier aber wendet er ſich an den In ihnen aufs nneue geftärften Glauben, an ben in ihmen durch fein Wort belebs ten Muth, in Vereinigung mit ber Erkenntniß die ſich bei ihnen feftgefest hatte, daß fie fi von ihm nicht trennen Tönnten, weil er allein die Quelle des ewigen Lebens fei;. und daher fagt er, Wo ich bingehe das wiſſet ihr, und den Weg wiffet ihr aud).

Aber Thomas m. g. F. den wir nicht als, einen nichtigen

Zweifler verurtheilen dürfen, jondern fagen müflen, der fo lange zweifelte bis ihm bie völlige Klarheit und bie fichere Ueberzeugung geruorden war, dem fchwebten noch die vorigen Worte bes Herrn im Gedäachtniß, und. er wundert fich über biefe ploͤzliche Veraͤn⸗ derung feiner Rebe, und fagt daher, Wir wiffen ja nicht wo du hingeheſt; du haſt uns vorher gejagt, daß wa du hin- gehen wie nicht hinkommen lönnten: wie Sönnen wir wiffen wo du hingehſt?

Da antwortete der Herr, Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater

%) Luc. 17, 20, 21.

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denn durch mich. Daß er das Leben war wußten fie; aber nun will er fie in der Ueberzgeugung befeftigen, daß das Leben welches er ihnen mitgetheilt Hatte durch ben Glauben an im, und dadurch Daß er das Gebot ber Liebe ihnen nicht als ein äußeres Geſez Hingeftellt, fondern ald einen immer lebendigen Trieb ihnen eingehaucht hatte, Daß dies das ewige Leben fel. Und inbem er fagt, er fei die Wahrheit, fo if das eine Wieverholung daven, daß der Glaube an Bott al8 die innerfle und urfprüngliche Babe heit des menfchlihen Gemüths, worauf deſſen ganze Wahrheit und Kraft beruht, und der Glaube an ihn einer und berjelbe fa. Er ift die vechte Wahrheit dieſes Glaubens; ohne ihn ift derſelbe nur unficher und fchwanfend, ein Gewebe menſchlicher Meinungen Yermifcht mit Wahn und Täufchung, und die Seele in Gefahr die Kraft der Wahrheit zu verlieren. Er ift die Wahrkeit, und deshalb kommt niemand anders zum Bater als durch ihn. Wenn der Menſch dieſe Beglaubigung des Glaubens in feine Secle aufgenommen hat, dann iſt das Berhältnig des Menfchen zum Bater fe und unerſchuͤtterlich Daher Tonnte der Herr fagen, Ih bin der Weg; weil ihre mich Tennt, fo fennt ihr auch den Weg; und weil ihr wißt daß ich und der Bater eind bin, wißt ie auch wohin id) gehe.

Und dabei ın. g. F. fol und muß es ewig bleiben Gr ik ver Weg, die Wahrheit und das Leben; und wenn er gleich jeit- dem er den Schauplaz der Erbe verlafien bat nicht mehr fichtbar unter dem Geſchlecht feiner Brüder wandelt: fo haben wir doch fein theures Bermächtniß, daß uns die Entbehrung feines irbifchen Lebens auf alle Weife vergolten if, fo daß wir fie nicht ver miſſen Tonnen eben deshalb weil fein Wort und geblieben if, das Wort welches Geift und Leben ift, weil das neue Gebot der Liebe Wurzel gefaßt Nat in feiner Gemeine, woran man erfennen kann daß wir feine Jünger ſind.) Sofern er in uns lebt, fe

°) Joh. 13, 34. 35.

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MM

fern iſt er ung die MWährhelt, weil dies von ihm gekommen if; fofern iſt er der Weg, weil die Klarheit unferer Weberzeugung und die Feſtigkeit unferer Hoffnung auf unferer Verbindung mit ihm ruht; fofern ift er das Leben, weil feine geiftige Gegenwart das ift worin alle unfere Freude, der eigenthümliche Friede der durch Die Liebe des Sohnes und durch den Glauben an ihn mit Bott verbundenen Herzen wurzelt, dasjenige worin wir unfere Seligfeit fühlen, und auch unfere irdiſche und vergängliche Hütte ſchon ale einen Theil des Haufes Gottes, worin die Wohnungen und Stätten von Ewigkeit bereitet find von dem Vater durch ben Eon. Amen.

LXVI. Am Sonntage Trinitatis 1826.

Tert. Joh. 14, 7- 17.

Wenn ihr mich kennetet, ſo kennetet ihr auch meinen Vater; und von nun an kennet ihr ihn und habt ihn gefehen. Spricht zu ihm Philippus, Herr zeige und den Bater, fo genüget uns. Jeſus fpricht zu ihm, So fange bin ich bei euch, und du kenneſt mich nicht? Philippe wer mid) fieht, ver fieht den Vater: wie fprichf du denn, Zeige uns den Bater. Glaubeſt du nicht, daß ich im Bater und der Bater in mir IH? Die Worte die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir felbfl. Der Bater aber der in mic wohnt, derfelbige thut die Werfe. Gau: bet mir, daß ich im Bater und der Vater in mir il; wo nicht, fo glaube mir doch um der. Werke willen. Wahrlich, wahrlich ich fage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke auch thun bie ich thue, und wir größere denn biefe thun, ‘denn ich gehe zum Vater. Un

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was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun, auf daß der Bater geehrt werde in dem Sohne Was ihr bitten werdet in meinem Ramen, das will ih thun. Liebet ihr mich, fo haltet meine Gebote. Und ich will den Vater bitten, und er ſoll euch einen andern Troͤſter geben, daß er bei euch bleibe ewiglich, den Geiſt der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen; denn fe fiehet ihn nicht. Ihr aber kennet ihn, denn er bieibet bei euch, und wird in euch fein,

M. a. 5. Mit dem Feſte der Ausgießung des Geiftes, welches wir in biefen lezten Tagen in ver chriftlichen Kirche begangen haben, ift die große Reihe unferer Kirchlichen Hauptfefte vollendet, nad) demſelben aber der Heutige Sommtag von alter Zeit her In der chriftlichen Kirche gleichfam als ein nachträgliches Feſt bes gangen worden, um das in dem Bewußtſein der Ehriften zuſam⸗ menzufafien, worauf unfer ganzes Heil und das Weſen der Vers bindung Gottes mit dem Menfchen beruht, daß in ver That Gott in dem Erlöfer war und. die Welt mit ihm ſeiber verföhnte, und daß wie eben dadurch. daß wir des göttlichen Geiſtes theilhaftig geworden find auch am der göttlichen Ratur und dem göttlichen Weſen Aintheil haben, und daß es in allen eins und bafielbe ift, der Bater der in dem Sohne wohnt, und der Sohn der durch feinen Geiſt in uns wohnt. Dieſes Feſt nennt die chrifliche Kirche eben deshalb das Fer der Dreibeit oder der “Dreieinigfeit, ein Wort welches freilich die Schrift nicht kennt, welches aber ſchon in alter Zeit von den Schriftgelehrten iſt erfunden worden, um zuſammenzufaſſen vaß ed ein und daſſelbe göttliche Weſen if, mit welchem wir durch den Erloͤſer und durch feinen Geiſt in innige Gemeinfchaft treten. Run find die Worte des Erlöfers die wir mit einander gelefen haben ganz darauf berechnet, uns dahin zu führen und diefen Glauben in uns zu befeftigen. Gr redet freilich mehr von feinem Verhältniffe zu dem Vater, wie er

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in dem Bater ſei und der Vater in Ihm, beides als ein und daſ⸗

| felde. Wenn wir aber das was er von dem Zröfter den er ſen⸗

den werde hier fagt, mit dem vorigen in die rechte Verbindung Seingen, und auf der andern Seite uns techt erinnern was Chri⸗ | Aus anberwärtd ſagt über diefen Gegenfland, und was wir in dem nächtten. Kapitel unſers Evangeliums noch genauer werden zu erwägen befommen: fo werben wie auch das wefentliche hie⸗ von Deutlich genug in den Morten des Erloͤſers bezeichnet finden. Sch will daher nur auf bie Hauptpumfte in dem verlefenen Ab- ſchnitte um fo mehr unfere Aufmerkfamfelt lenken, da fie dasjenige entfalten, wodurch ſowol bie Art wie wir in dieſe Gemeinfchaft "Des: göttlichen Weſens gelangen, al8 auch dasjenige was deshalb von uns und allen:gläubigen geforbert werden Fann und foll, auf das beftimmtefte ausgebrüfft ift.

Gleich der Eingang, welcher den Philippus zu einer Frage an. den Exlöfer veranlaßt, und gleichſam den Schluß des vorigen bildet, Wenn ihr mich Eennetet, fo Fennetet ihre aud meinen Vater; und non nun an Eennet ihre ihn und babt ihn gefehen, zeigt und dies auſs deutlichſte. Denn ver Erlöfer fagt in Beziehung auf die vorigen Worte, daß niemand zum Bater komme denn durch ihn, daß es alſo Feine andere eben fo lebendige und. innige Gemeinfhaft der Menſchen mit Gott gebe, als durch ihn in welchem der Vater wohnt, welcher in Chriſto war, um eben die Welt auf dieſe Weiſe mit ſich ſelbſt zu verföhnen*); in Beziehung auf dies fagt er, daß die Exfennt- niß ſeiner und die Erfenntniß feines Vaters dieſelbe Tel. Und wenn er hinzufügt, Bon nun an fennet ihre ihn und habt ihn gefehen: fo bezieht er.fich eben auf diejenige genauere Kenntniß von ihm, die er feinen Jünger mitgetheilt Hatte. Sie

* aber verftanden dieſen Zufammenhang nicht recht, und das vers anlaßte den Philippus in feinem und ber uͤbrigen Jünger Namen

2,2 Kor. 5, 10.

4

zu ſagen, Zeige uns den Vater, ſo genuͤget uns. Und darauf folgt die erſte von den Stellen in dem verleſenen Abſchnitte, auf welche ed uns vorzüglich ankommt, indem nämlich der Herr fagt, Wer mich ſiehet, der ſiehet den Bater: wie ſprichſt Du denn, Zeige uns den Vater. Glaub du nicht, dag ich im Vater bin und der Vater in mir if? Dies nug erläutert er hernach auf eine zweifache Weiſe, nämlich indem er von feinen Worten redet und von feinen Werfen, als von dem Inbegriff feines ganzen Thuns und Lebens.

Beides m. g. F. ift nun wieder genauer betrachtet auch eins und dafjelbe; denn was wäre das für ein fchlechtes Wort, wel- ches nicht zugleich auch ein Werk wäre? Bon ſolchen gehaltlofen ' und leeren Worten wußte unfer Exlöfer nichts, welcher gewohnt war zu fagen, die Worte die er rede feien Geift und Leben, *) Geiſt und Leben in fich tragend, Geiſt und Leben mittheilend; und ein größeres Werk als viefes giebt e8 nicht. Ebenfo wäre das ein: fchlechtes Werk, welches nicht zugleih ein Wort wäre. Ramlich das, Wort‘ fol uns ja nur die Gedanken des andern fennen lehren; aber ein Werk das dieſe nicht auch kennen lehrt, ift an fich felbft dunkel und verworren, oder es liegt an der Ders nehmung deſſen der das Werk fieht, wenn es ihm nicht wird zu einem lebendigen Wort woburd ihm der ganze Zufammenhang und Sinn der Gedanken des andern offenbar wird. Aber. der Herr vedet nach menfchlicher Weife, und fondert Wort und Werk von einander. So aud) daß er fagt von den Worten, Die Worte die ich gu euch rede, die rede ich nit von mir ſelbſt; fie hatten das oft ſchon gehört, es ſind die Worte deſſen der ihn gejandt Hat, die Worte des Vater, der Vater redet durch ihn. Dann fügt er in Beziehung auf die Werfe daffelbe Hinzu, Der Vater derin. mir wohnet, berfelbige täut Die Werke, jo daß in beiden zufammengenommen er die Sache ganz volls

) Joh. 6, 63

ſtaͤndig fo darſteilt, daß alles was er rede und thue nicht von ihm dem Menfchen Jefus, fondern von dem Vater der in ihm

wohnte, von der Kraft des göttlichen Wefens mit welcher er er:

füllt war, ausgehe, fo daß aus jeinen Worten und Werfen, d. 6.

aus allem was er thue, die ganze. Natur feines Weſens umd Les Bens, der Vater fo erkannt werden fönne als ob man ihm leib⸗

lich fühe, fo dab Die Worte und die Werke des Erlöfers nicht Son ihm fetbf, jondern von dem Vater, der in ihin wohne, Zeu⸗ gen feien.

Gewiß ftärfer Eonnte fich der Erloͤſer nicht ausprüffen; und muß jedem unter und deutlich fein, wie er ſich Durch Dieje Worte auf das beflimmtefte von allen andern Menſchen unter: ſcheidet. Denn was wäre es Tod, wenn er durch diefe Worte nichts anderes hätte ausdrükken wollen, als was jeder Menich von geſundem Sinne und unverdorbenem Gemüth ausſagt, näm- ih daß bie Vernunft des Menſchen, wodurch wir einer Erkennt⸗ niß Gottes fähig werden, daß dieſe auch ein goͤttliches Geſchenl und mehr als altes leibliche, irdiſche und vergängliche ein Aus⸗

fluß des göttlichen Weſens ift, wie denn ohne einen folchen die

höhere Vereinigung Gottes mit der menfchlichen Natur und dem

menſchlichen Geſchlecht in ‘des Perfon des Erloͤſers nit möglich gewefen wäre. Das wiſſen wir alle; es iſt gefagt in der erften

Nachticht von der Schöpfung des Menfchen, worin ſich dieſes allgemeine Berußtfein fo ausfpricht, daß Bott dem Menfchen

die lebendige Seele die ihn von allen andern niebern @efchöpfen unterfcßeidet eingehaucht habe,*) gleithfam als Mittheilung feines

eigenen Lebens. Alſo werben wir fagen Fönnen, alles was nun kraft diefer Vernunft, fofern fie nicht vor der Sinnlichkeit des Dienfchen herabgezogen und ihrer urfprünglicyen Würde beraubt ift, was fraft ihrer in ung ift und lebt, ift auch göttlicher Ratur ;

und wenn unfere Werke nichts anderes uusprüffen als das Weſen

m

1Moſ. 2,7.

eſer von Gott dem ganzen menſchlichen Gefthlecht mitgkthrilten ernunft, fo find fie dann allerdings auch ein Abdrittf und Spies el des göttlichen Wefens. Aber wenn ver Erlöfer nichts anderes, itte fagen wollen ald dies: wic hätte er dann vorher ſchon ſagen nnen, Niemand fommt zum Bater denn durch mich, rd wie hätte er hernach ſich dies auf eine ebenjo ausfchließliche Zeije beilegen Finnen, daf wer ihn fenne auch ven Bater .nne Ex hätte davon eigentlich wenn er wirklich Hätte wollen e Wahrheit fein und der Wahrheit vis Ehre geben, doch unge: ihr jo zu feinen FJüngern reden müffen, Ihr braucht nur in er eigenes Innere hineinzuſchauen, fo werdet ihr den Vater, ven u Philippug gezeigt haben wilft, darin finden; aber freilich in ir koͤnnt ihr ihn deutlicher erfennen, in mir ift das göttliche benbild ungetrübt zu fihauen. Keinesweges aber Hätte er Dies, uf eine fo ausfchließliche Weile fich beilegen köͤnnen. Da fpricht - alfo das Bewußtjein beſtimmt aus von dem was ihn von fen andern unterfcheidet, al8 den Durch welchen und zu welchem je ganze neue Kreatur, If, und die ganze Gntwifflung des ıenschlichen Gejihlechts zur lebendigen Gemeinfchaft mit Gott dem, immlijchen Vater ihren Grund und Urfprung hat.

Aber freilich könnte es wet ſcheinen als ob er allervinge, emeint habe nicht mehr als jenes, wovon ich fagte Daß er es icht gemeint habe, wenn wir auf die folgenden Worte fehen,

Sahrlidh, wahriii ich ſage euch, wer an mich glaubt, er wird die Werke auch thun die ich thue, denn ich che zum Vater. Wenn wir nun, ſei es auch durch den Hauben an ihn, die nämlichen Werke thun können die er thut, nd von welchen er fagt, nicht er thue fie fondern der Vater der \ ihm wohne, ja jogar eben Deshalb weil er zum Vater gehe Rh ‘größere: wie können wir Died verjtchen, wenn wir nicht den⸗ Ich den Erlöfer und uns auf jene Linie der Gleichheit fegen, m Unterjchied wieder aufyebend den wir vorher machten?

- &o aber m. g. hi kann nur der fragen, Wehe: die Kraft bem. üb. Ev. Job. 11

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die in dem Worte Glaube liegt noch nicht erfannt hat, und bie Wort noch nicht fo aufgefäßt wie es in den Worten des Erlöic felbft nicht nur, fondern überall in den Worten feiner Jünm gemeint if. Denn das ift eben der rechte Glaube, von welden der Apoftel Paulus fagt, Was ich nun lebe im Fleiſch, das Ich ih im Glauben des Sohnes Gottes, nämlich fo daß ih mt lebe, fondern er in mir.*) Unter diefer Borausjegung nun ame folhen mit dem Erlöfer vereinigten Lebens, wodurch er ir: eigened Leben, welches darin befteht daß der Vater in ihm mehr und Worte und Werfe hervorbringt, das unjtige geworben = unter diefer Borausfezung eines folchen mit ihm innig verbun ‚denen Lebens jagt er was er fagt. So mögen wir denn freil:d fagen, Ja dazu will er uns erheben, daß nachdem er zuerſt ge jagt, Niemand fommt zum Vater denn durd mid und hernach gefagt hat, Wer mich fiehet, der ſiehet der Bater, er und nun auffordert zu diefem lebendigen Glauben, dur⸗ welchen wir uns ihm felbft hingeben follen zu der geiftigen Te einigung mit ihm, die er uns anbietet; da fol eine ſolche Blatt heit entftehen, wie er fie fpäter ausprüfft in den Worten, mich liebet, der wird mein Wort halten, und mei Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm fom men und Wohnung bei ihm machen. Das if aber ede der Glaube, durch welchen wir im Stande find ihm zu lieben, ı dem Einne und Geifte wie er e8 ausſpricht ihn zu lieben wi fein Wort zu halten; und alfo unter diefer Borausfezung, wcı er und mit ihm der Bater Wohnung bei dem Menſchen mat: und alfo Worte und Werfe des Menfchen eben fo aus der Zur. des göttlichen Geiftes und Lebens hervorgehen: dann erft ift die Gleichheit zwifchen ihm und uns hergeftellt, von welcher er ia. Wer an mich glaubt, der wird die Werfe auch tb:: die ich thue, und wird größere denn diefe thun, beat ich gehe zum Bater. *) Sal. 2, 20.

I

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Und doch muß dies uns allen noch auffallen als etwas jeffen wir und nicht bewußt find. Eben fo wie er fagt von je vem Tage, daß er fagen werbe zu denen zu feiner rechten, Ich in hungrig geweſen, und ihr habt mich gefpeift; ich Fin durſtig zeweſen, und ihr Habt mich getränft; ich bin ein Gaſt ge veien, und ide Habt mich beherbergt; ich bin naffend gewefen, and ihr Habt mich bekleidet; ich bin Frank gemejen, und ihr habt mich befucht; ich bin gefangen geweien, und ihr feid zu mir ge fommen; und fie dann fagen würden zu ihm, Herr wann haben wir das getfan?*) anders können wir nicht denken, ald daß dann alle gläubigen mit einem Munde dem Herrn die Worte entge- genfezen werden, Herr wann hätten wir benn je folche Werke wie bu, und gefchweige noch größere gethan?

Nun m. g. F. damit verhält ed fich fo. Wenn viele bei biefen Worten des Herrn ganz vorzüglich und ausfchließlich an diejenigen unter feinen Werfen denfen, weiche wir durch den Aus» deuft Wunder bezeichnen: jo wäre es offenbar, daß niemand fich verfelben rühmen fann; denn wir wifien, daß dieſe wunderbare Kraft bald nach den Tagen Ehriftt und feiner Apoftel fich nicht weiter offenbart hat, und weder diefe noch größere Werke von Chriften find verrichtet worden. Aber ehen deshalb weil das nicht der Kal ift können wie daraus mit Sicherheit fchließen, daß ber Grlöfer hier an feine Wunder weder ausſchließlich noch vorzuͤg⸗ lich gedacht hat. Was. find aber außerdem feine Werke geweſen? Es ift das eine, es if das Werk der Erlöfung im ganzen Um⸗ fange des Worte, das Werf wodurch jenes neue und höhere Le ben in dem menfchlichen Geifte und der menfchlichen Welt aufs gegangen ifl, das Werk wodurch das Licht die Finfterniß durch⸗ brungen bat, und fie immer mehr vertreibt. Aber hat denn dao der Erlöfer nicht ganz gethan? Wie kann er fagen, biefes Werk, welches eins ift und fich über das ganze menfchliche Geſchlecht verbreitet, fo daß wir fein anderes Wert thun können als nur

°) Matth. 25, 35—39. Ee 2

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welches zum Gegenftand hat einen Theil des menfchlichen Ge⸗ ſchlechts, wie kann ee fagen, daß wer an ihn glaubt daſſelbe Werk ja noch größere denn dieſes thun werde?

Hier fehen wir alfo.m. q. F, daß wir unterfepeiben müffen: und dieier Unterfchied ift darin gegrümdet, wie der Herr hier felbit Worte und Werke ſcheidet. Nämlich wenn wir einen felchen Un⸗ terſchied machen, fo ift das Werk die äußere That des Innern. Durch feine innere Beichaffenheit ift «8 ein Werl im weitern ©inne; aber durch das was es hervorkringt und was der Erfolg dabon ik, ift ed ein Werk im engen Sinne Des Worts. Und fo wenn wir diefen Unterfchied machen, werden wir fagen können, das Werf der Erlöfung in ferner imnern wefentliden Kraft bat der Herr vollbracht, und ſchreibt ſich mit vollem Rechte zu daß ex es vollbracht habe, und es ift nichts mehr dayu zu thun, und auch nicht zu erwarten einer der noch irgend etwas hinzufügen fönnte. Aber wenn wir dus Außere davon betrachten, wie zum Gemuſſe der Erlöjung die Menſchen gelangen: fo müfjen wir fagen, das hat der Erlöfer in den Tagen feines Fleiſches nur ange fangen, und der Anfang war das Hleinfte was wir denken können. In feinen Jüngern war der Glaube, er fei der Sohn Gottes, und Be hatten in ibm erfanns die Herrlichkeit. des eingebornen vom Bater. Aber doch war ihr Verſändniß im einzelnen fo ge zig, daß Philippus hier jagen fonmte, Du fagit, du feieft ber Weg, die Wahrheit und das Leben, und niemand komme zum Bater denn durch Dich: fo zeige und doch den Vater; und wir benn foldye ähnliche Worte, die von Mangel an Berfläntnis jeugen, bei ben Juͤngern des Herrn auch anberwärts in ven Schriften des neuen Teſtaments finden. Mit Kraft aus der Höhe exfullt, die ihnen das. alles erſt zu Geiſt und Leben und klarem Lichte machte, wurden fie erſt nach den Tagen feines Fleiſches Alſo in ihnen ſelbſt war der Genuß der-Grlöfung gering, und ſie jelb waren eine kleine Zahlı: Wa mußten alſo noch groͤßere Werke in dieſem Sinne des Wiges gethan werden; und das legt

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r Herr bier auf diejenigen welche an in glauben, die- wuͤrden Ihe Werke auch thun, die würden in einzelnen Yingenbtiffem 8 Lebens duch Wort und That den Menichen zum Gendffe ꝛs Heils in Chriſto verhelſen; ja fie wärden gufummengenommen nd einzeln denn das unterjcheivet der Herr hier nieht, und ie tollen ed auch nicht wollen, und fein einzelner ſoll ſich fein heil herausnehmen und für fi haben wollen von dem was rt ‚Herr von den feinigen fordert, und was fte auf feinen Be hi tun fie würben fe ‚größere Werke hun Denn ex.

Und darin liegt die fchöne Zuverficht, daß es niemals em ufhören gebe deſſen was der Herr von denen fagt bie an ihn lauben, die ihn lieben und jein Wort halten, daß er und ver 3ater fommen werde, und Wohnung bei- ihnen machen; und urch diefe göttliche Einwohnung find wir im Stande, eben ves⸗ alb weil wir in der lebendigen Gemeinschaft mit dem Erlofer nd und handeln, auch in demjelben Sinne und Geifte zu hans ein, und Auferlich viefelben Werke, ja wenn wir auf den Umſang exjelben fehen, noch größere zu tdun denn er.

So laßt und. denn biefes großen und hohen Berufes froh verden, aber das auch anfehen als Werheißung auf der einen zeite, zugleich auch al große Aufgabe auf der andern Denn m ſolche Werke zu thun wie ber Grlöfer muß auch unſer Sinn mi nichts anderes gerichtet fein als auf alle Weiſe den Men—⸗ hen zum Genuſſe ihres Heils zu verhelfen; das muß das eine ein, worauf wir alles beziehen, das muß die ganze Thaͤtigken ein, wozu wie ale mnjere Mräfte in Bemegung fegen. Ja wenn n dieſem Leben manches vorkommt mad: ven Menfihen nicht cheint zuſammenzuhangen mit biefem ‚großen Beruf des Chriſten; venn wir nur dad Bewußtfein haben, daß es aus Feiner ide Auelle ale aus: der göttlichen in Ghrifto eröffneten Duelle der iebe herkommt, daß wir nichts ‚weiter: wollen als die lebendige Hemeinſchaft zwiſchen den Menſchen und dem Erloͤſer unterhalten, amit die Menſchen erkennen daß wir ihnen verhelſen wollen zu

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ihrer Seligleit: dann können wir uns dabei beruhigen, und ſen⸗ auf die vergangene Geſchichte der chriftlichen Kirche als auf m: Zukunft derſelben mit dem Vertrauen binfehen, daß der Herr tx werde wahr machen, daß die an ihn glauben auch die Wet: thun werben die er thut, und noch größere denn dieje, umk Dr: dies nicht eher aufhören wirb ale biß eine Heerde und ein Sic fein wird, und fo fein Werk der Erloͤſung und Beieligung ta ganze menſchliche Geſchlecht umfaffen.

Unb darum fügt er nun Hinzu, weil er weiß, daß Indem « dies feinen Jüngern fagt fie fich ihrer Schwachheit und ihres Ur. vermögend auf das lebendigfte bewußt fein werben, Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tbur, auf daß der Bater geehrt werde in dem Sohne: m noch einmal fügt er hinzu, Was ihr bitten werdet in mcı. nem Ramen, das will ih thun. |

Diefe Worte aber m. g. F. find noch in einer andern Hin fiht zu merten. Nämlich an andern Stellen drükkt ſich der & loͤſer hierüber fo aus daß er fagt, Eo ihr ehwas bitten wert: in meinem Ramen, jo wird ed euch der Bater geben,*) oker, \: will ih den Bater bitten, und er wird es euch geben; Be aber fagt er unmittelbar, Was ihr bitten werdet in mei, nem Kamen, das will ich thun, aber freilich nur beskalt auf daß der Bater geehrt werde in dem Sohne Bi und m. g. 5. um ben ganzen Zufammenhang biefer Rede te Herrn zu verfichen das nicht überfehen, daß er hier für alle Zeite alle die an ihn glauben mit ihrem Gebet an feinen Bater weiie nicht fo daß er fie weiiet an fich felbft zu dem fie beten fela fondern an feinen Vater, aber in feinem Namen, fo daß ımia Bitte und die feinige eine und biefelbe fe. Im diefem Bewuj fein unferer Bereinigung mit ihm durch den Glauben follen w zum Bater bitten. ber wenn er vorher gejagt hat, daß fa —N

2) Joh. 18, 26.

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Borte und Werke nicht er ſelbſt rede und thue, fondern ber Bater er in ihm wohne: fo fagt er bier umgefehrt, was die feinigen Atten würden in feinem Ramen, dem nur zufomme die Bitte zu hören, jas wolle er thun. Und dadurch flellt er die Gleichheit her zwi⸗ chen fi) und dem Vater, daß er in dem Bater das thue was vie den Vater bitten, und daß der Bater geben werde was wir n feinem Ramen bitten. Dadurch wird uns vollfommen klar, Bas ihr bitten werdet in meinem Ramen, das wird euch ber Bater geben, oder ich werde es thım und ob das eine oder a8 andere gefagt wird iſt daſſelbe auf daß der Bater geehrt werde in dem Sohne. Denn was wie im Glauben an ben Herm hun, ift ein Werk des Sohnes; und wenn das gefördert wird duch das Regiment weldyes der Bater führt in der Welt, fo wird der Vater geehrt in dem Sohne.

Nun aber zeigt und das auch zweitens, worauf unfere Bitte in feinem Namen foll gerichtet fein, nämlich immer nur auf das was fich auf die Werfe bezieht die wir thun follen, und die eine Zortfezung der feinigen find, indem er fagt, nun werde der wels her an ihn glaube noch größere Werke thun als die feinigen, weil er zum Vater gehe, und deshalb nicht mehr in diefem menfchlichen Leben wirken könne. Aber alles was die welche an ihn glauben thun, flellt er dar als fein Werk, Indem der Vater das Gebet in feinem Namen erfüllt. Alfo nun nichte anderes follen wir bitten in feinem Namen, wie es auch in ſei⸗ nem Namen um nichts anderes zu bitten giebt, ald was zur Förderung feines Werkes gehört. Wenn wir das nicht verfichen und nicht wiffen, fo wiflen wir, daß ber Geiſt uns vertritt mit unausgefprochenen Seufzern; ) und wenn wir wiffen, daß wir im Unverftande etwas bitten was zur Förderung feines Werkes nicht gehört: fo können wir uns deſſen getröflen, daß das nicht gefchehen werde, wenn wir in feinem Ramen nicht mm bitten,

») Nom. 8, 26.

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ſondern für fein Merk, d. h. Herr nicht mein Wide geſchehe, fon Lern Der beinige. | Und ſo fügt er ale Schlüffel zu allem vorigen dies hinzu, Liebet ihr mich, ſo haltet meine Geboͤte. Bei ihm war Gebot und Ausführung daſſelbe. Seine Gebote halten iR nice anderes ald fo handeln und leben wie er gehandelt und ‚gelebt hat, in dem Sinne feiner ganzen erloͤſenden und beſeligenden Liebt. Xiebet ihr mich, fo haltet Auch meine Gebote, ihut meing Werke und noch gtößere denn dieſe; und dann kümmert euch nicht um eure Ohnmacht und Schwachheit, denn Ih will den Vater bitten, und er joll eud einen andern Tröfter geben, daß er bei euch bleibe ewiglich, den Geift der Wahr: heit, welchen die Welt nicht kaun empfangen, denn ſie ſiehet ihn nicht und kennet ihn nicht; ihr aber kennet ihn, denn er bleibt bei trug, und Wird in euch jein

Er will hen, Vater Sitten, und er ſoll den ſeinigen einen andern Tröfter geben. Das follte doch ein Ttoſt fein, und alſo Durfte auch der andere Tröfter fein. geringergt fein, ſondern ein folder der ganz die Stelle von dem leiblichen Leben des Herm auf Erben neriteten follte, des Herrn welcher nun feiner nicht fplite, den ſeinigen Teibli Nahe fein, weil er zu dem Vater zw rüffehrte, ‚Aber. auch Died, daß er diefen Geiſt ven Geiſt der Wahrheit, nennt, fuͤhrt uns darauf, dag dieſer Gef ‚göttlichen Weſens AR. ein Tröfter dem Herrn gleih, der gber bei und bleiben fell ewiglich und alſo ſeine Erſcheinung auf Erden immer eygaͤnzen amd im die Stelle derſelben treten. Der muß fig eben fa, an. dem göttlichen Weſen verhalten, wie der Hen non, fich ſelbß. jagt, wenn er Spricht, daß er in dem Vater ſei um, der Waper in ihm. Aber eben, fa, giebt 26, au feine andere Duelle ver Wahrheit als Has, göttliche Weſen; 3. und. Ren Geift der Wahrheit, der fo nur genannt werden kann wenn nichts von Ir chum und Verkehrtheit in ihm ift, kann auch nichts anderes ſein

*

- di

als das göttliche Weſen ſelbſt. Denn das wiffen wir von uns felbft, wie in allen Menſchen eine Hinneigung zum Irrthum If, und wie wir durch die Vernunft, wie fehr fie ſich auch bemüht, wie heil fie auch erleuchtet if, doch die reine Wahrheit niemals weder erreichen noch feithalten können. Der Geift der Wahrheit iR der Beift Gottes. . - |

Wenn nun der Her fogt, Die Welt kann ihn nicht empfangen, fo hat er bald ſelhſt die Erfahrung davon gemacht. Die Welt kann Ihn Deshalb nicht empfangen, weil fie jeinge nicht begehrt, auf viefelbs Weite wie als der Herr zu feinem Richter ſprach, Ich bin ‚gekommen, daß ſch von ‚ver Wahrheit zeuge, und dus iſt mein Reich, ein Reich der Wahrheit, dieſer zu ihm ſagie, Was ift MWahrheit”*) und damit das Geſpraͤch abbrach, als ob das etwas waͤre was ihn nichts anginge. Er war ein ſolcher, der obwyl er die. Wahrheit geahndet hatte und deshalb Dad Wort ausſprach, Ich finde feine Schuld an ihm, Doch gegen das van ir für vecht erfannte Handeln fonnte, deshalb ‚weil die Hohen⸗ priefter zu ihm fprachen, Wenn du biefen loslaͤſſeſt, fo bi Du nicht des Kaiferd Freund. ®*) Und das ift ed, weshalb die Welt nicht empfangen fann den Geift der Wahrkeit. Wo noch ein folder Sinn in dem Menfchen ift, gegen feine eigene Ueberzeu⸗ gung zu handeln, und alfo Wahrheit und Schein zu verwechfeln, da iſt noch linempfänglichfeit für den göttlichen Geiſt, da iſt die Welt die im argen*"*) liegt und in Finſterniß und Schatten des Todes.) Die aber mit Lüge und Schein nichts mehr wollen zu theilen Haben, das find die welche ven Geift der Wahrheit empfangen haben. Das ift die Grundbedingung hievon, das ift ed wozu der Menfch muß gelangt fein, dann fann er den Geift der Wahrheit empfangen. So weit muß er fich feines innerften Weſens bewußt fein, daß es fein Tichten und Trachten iſt, daß

17 9) Joh. 18, 3% 38. *®) Joh. 19, 12. *®*) 1 Joh. 5, 39. +) Luc. iD

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ex wie von der Sünde fo von Schein und Irrthum erlon werde "dann kann er den Geiſt der Wahrheit aufnehmen. Und wie ber Herr vorher fagte, Ihr fennet den Bater weil ihr mic fennet, fo fagt er hier, Ich will den Bater bitten, und er folt-euch einen andern Tröſter geben; und ihr kenner ihn, denn er bleibt bei euch, und wird in euch fein Tus iſt e6, worüber wir uns in den füngf vergangenen Tagen ge freut haben, daß alle welche aus der Wahrheit fein follen, müͤſſen empfänglicy gemacht fein für ven Geift der Wahrheit, und daß durch den Glauben und mit dem Glauben an den Erlöfer wir den Gel der Wahrheit empfangen haben, und wiffen tus er unter und und in uns ift, und unter und und in uns fem und bleiben wird ewiglich.

So erhalte der Herr uns dabei nad) feiner Gnade, auf daß wir in ber Kraft des Geiftes feine Werfe thum; und verherrliche fh immer mehr in feiner Gemeine, daß auch wir unfer Edheri: lein dazu beitragen, auf daß das Werk des Herrn immer größer werde, bis es erfcheint in feiner ganzen Klarheit. Amen.

Lv | Am 2. Sonntage nach Trinitatis 1826.

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Tert. Joh. 14, 1824.

Sch will euch nicht Waiſen laffen; ich fomme zu euch. Es iR noch um ein Kleines, fo wirb mich die Welt nicht mehr fehen; ihr aber follt mich ſehen, denn ich lebe, und ihr ſollt auch leben. An demſelbigen Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch. Wer meine Gebote hat, und hält fie, ber iſts der mich liebe. Wer mich aber liebet, der wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn fieben, und mich ihm offenbaren. Spricht zu ihm Judas, nicht der Iſcharioth, Here was iſt es, daß bu ung dich

- win offenbaren, und nicht der Welt? Jefus antwortete und fprach zu ihm, Wer mid) liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir wer⸗ den zu. ihn kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der Hält meine Worte nicht, Und das Wort das ihr Hörer ift nicht mein, fonbern des Baier der mich gefandt hat.

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M a. F. Unmittelbar vor den Worten mit denen ich Beute angefangen habe, Hatte der Herr feinen Züngern an feine Stel | wie denn diefe ganze Rede fih damit beichäftigt, fie auf ſei⸗ nen Abjchied aus dieſer Welt vorzubereiten und darüber zu be ruhigen den andern Tröfler verſprochen, der ewiglich bei ihnen bleiben follte, nämlich den Geiſt der Wahrheit. Hier nun fängt er abermal® an mit einem Verſprechen, indem a zu ihnen fagt, Ih will euh nicht Waiſen laſſen; ih komme zu eud. Iſt dieſes nun daſſelbe, oder iſt es ein anderes?

Das m. g. 5. if fehr oft eine fireitige Frage geweſen unter den Ehriften, ob es noch ein anderes Zuunsfommen des Erlöjers gäbe, als durch dieſen Geil der Wahrheit; ob derjenige welcher diefen empfangen habe, jv wie der Herr davon vorher redet, als den ewigen Tröfter, ald den der wie er hernach ſagt feine Jün— ger in alle Wahrheit leiten, fie alles Ichzen und fie alles beiien erinnern werde was er ihnen gejagt hatte, ob der welcher durch den Geift ver Wahrheit in der Lehre Chriſti befeftiget fei, noch etwas anderes erwarten muüfje, oder daxan volle Bnüge habe.

Wenn wir nun auf Die Worte des Erloͤſers fehen, fo liegt darin etwas ganz beſonders zärtliched und herzliches, wenn er fügt, IH will euch nicht Waijen lajjen Die Eprade des (Svangeliften bevient fich dieſes Wortes nicht bloß von Kin, dern die ihre Eltern verlieren, fonbern auch von Eltern die ibre Kinder verlieren; ed iſt überall das Wort für das Zerreißen der heiligften Bande der Natur, der innigften Benvandtichaft die unter Menfchen beſteht. Und jo fünsen wir nicht anders fagen, wenn wir ven Worten des Eriöfers ihr Recht wollen wiberfahren lafien, als er redet von dem perjönlichen Verhältnig zwiſchen ihm und feinen Jüngern, daß das nicht folle zexriſſen werben, Daß fie nicht ſollten feinen Berluft fühlen, und wenn fie ihn fühlten, daß dieſes Gefuͤhl nicht follte befländig, bleiben, wie jeder unczjezlich fühl

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den Verluſt ber ſeinigen die der Himmel durch den Tod von ihm nimmt. So Fönnen wie nicht anders glauben als er Bat. noch etwas anderes, noch etwas innigered damit gemeint ald das was der Geiſt der Wahrheit, der ewig bfeibt, in den Gemthern der gläubigen hervorbringt.

Wie erklärt er fih nun darüber weiter? Er fagt, Es If noch um ein Eleines, fo wird mich die Weltnicht mehr fegen; ihr aber follt mich fehen, denn id lebe, und ihr follt auch leben. An demfelbigen Tage werdet ihr erfennen, daß ich in meinem Bater bin, und ihr in mir, und ich in euch. Indem er nun fagt, Ich will euch niht Waifen laffen; ich fomme zu euch: fo wii er doch fogleih den Gedanken entfernen, als ob es baffelbe Ver hältmiß fein werde, welches bisher flattgefunden habe, wo er nicht fonnte bei feinen Süngern fein ohne zugleich in und unter der Welt zu fein. Daß alfo diefes aufhören werde, das ift das erſte wa® er feinen Jüngern abermals einfchärft, damit fie nicht irre würden an feinen Worten. Es ift noh um ein kleines, fo wird mich die Welt nicht mehr fehen, mein fichtbares Leben auf Erden wird aufhören; ihr aber ſollt mich fehen. Hat nun der Herr damit gemeint jenes furze geheimnigvolle Les ben, welches er nach feiner Auferftehung mit feinen Jüngern führte?

Das m. 9. 5. wäre, weil ed doch nur eine furze Zeit war, ein gar geringer Troft für fie geiwefen, und flimmt nicht damit was er Im folgenden näheres darüber fagt. Denn wenn cx gleich darauf fagt, Ihe follt mich fehen, denn wie ich lebe, ſollt ihr auch leben: fo war ja auch unjer Xeben und das Leben der Jünger nicht abhängig von feinem wiebergefehrten Le⸗ ben auf Exven, fondern von feinem ewigen unvergänglichen Leben. Dies iſt es, worauf er fie Hinmweift, und woran er fein Wieder fommen und fein Nichtwalfenlaffen bindet. Alſo ift hier weder die Rede von dem Leben welches Chriftus nad jeiner Auferftes hung führte, noch von dem welches wir erft in Bereinigung mit

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ihn erwarten, wenn die menichlichen Dinge auf Erden ihe Ende erreichen; fendern es iſt von einem perfönlichen Verhältniffe zwi- ſchen dem Erloͤſer und den feinigen Die Rebe, von dem Bewußt fein bigfer natürlichen und innigen Verwandtfchaft in welcher fie

mit ihm flehen, welches wieder gegründet iſt in feinem unvergäng-

lichen Leben und in unferer geiftigen Lebensgemeinſchaft mit ihm. An demfelbigen Tage, fagt er alfo, wenn ich wieder zu euch fommen werde, wenn der erfte Schmerz über die irdiſche Trennung fo weit wird überftanden fein, daß ihr euch am biefer geiftigen Lebensgemeinfchaft werbet weiden fünnen und daran Gnüge haben, dann werdet ihr erfennen, daß ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ih in euch.

Diefe Worte m. g. F. find eben fo groß als dunkel und geheimnißvol. Ich, fagt der Herr, bin in meinem Bater, und ihr in mir, welches alfo doch offenbar fo zu verftchen ift, daß ed eine und biefelbe Art und Welfe ift, wie er in feinem Bater ift, und wir in ihm. Aber dann fagt er auch wieder ums gekehrt, Ich bin in euch. Iſt er in ung, fo muß auch, weil. er in feinem Vater ift, fein Vater in ung jein, und aljo eine vollkommene Gegenfeitigfeit in diefem Verhältniſſe. Er in feinem Bater, und wir als in ihm, mit ihm in feinem Vater; er in ung, und weil er in feinem Vater, auch fein Vater mit ihm in uns. Dadurch erklärt fich freilich was er vorher jagt, Ich will eud nicht Waifen laffen; ih komme zu euch. Und eben dieſes Verhaͤltniß der innigften Ungehörigfeit und Verwandtſchaft und Ungertrennlichfeit ded Lebens fpricht er hier auf die tieffte Weiſe aus. Aber freilich, wenn wir im allgemeinen leicht verſtehen daß hier ven dem innigſten VBerhältniß zwiſchen Gott und den Menfchen die Rede ift, ruhend auf dem innigften Verhältnip zwifchen Ghrifto und feinem Vater: fo ift es doch ſchwer das ge nauere von diefen Worten des Erlöfere Far und deutlich fich felbit und andern vor Augen zu ftellen. Wie aber m. g. F. können wir uns denfen, daß Chriftus in feinem Vater iſt auf biejelbe

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Weile wie wir in ihm find? Wie find wir in ihm? Denn da dies doch für uns das unmittelbarfte if, fo iſt es recht, daß wir damit. beginnen.

Wir m, th. 5. find in ihm fo auf der .einen Seite, daß wir, der Gegenftand find feiner herzlichſten Liebe und jeiner beftänpigen Sorge; auf der andern Seite fo, daß wir alle von ihm herkom⸗ men, und aljo als urfprünglich in ihm feiend und lebend anges jehen werben dürfen. Denn unfer geiftiges Leben hat feine an⸗ dere Quelle ald ihn. Wir find in ihm in demſelben Sinne, in welchem die Schrift fagt von der neuen geifligen. Schöpfung, daß fte ganz zu ihm und durch ihn gemacht ift, daß diefe ganze Fülle des geiftigen, Lebens, wie fie fih auf mannigfaltige Weile .offen- bart in dem Geifte den Chriftus der Herr über die feinigen ausgegoffen hat, von einem Gefchlecht zu dem andern und von einem Volk zu dem andern, urfprünglich in dem Erlöfer ift als ihrer eigentlichen und ewigen Duelle; aber daß was auf dieſe Weiſe in ihm ift er nie fo von fich läßt und trennt, daß es fönnte verwalfen; daß wie unjer geiftiged Leben von ihm herrührt, fo auch die geiftige Verbindung zwiſchen ihm und ung bleibt, fo daß wir in ihm find wie die Reben am Weinftoffe,*) und durch ihn leben. Eben fo fagt er von fich jelbft, daß er in feinem Bater fei, wie er e8 auch in den legten Worten wiederholt, Die Worte die ich rede find nidt mein, die Worte die ihr von mir hört find deſſen der mich gefandt Hat. Ich bin ganz in ihm; was von mir fommt, was ihr von mir hört, ift nichts anderes als der Vater der fich durch mich offenbaret, in weichem ich fo ganz verjenft bin, daß, wie ich es auch vorher gefagt habe, man mich nicht fehen fann ohne den Vater zu, fehen. So wie ihe immer aus mir jchöpfet, fo fhöpfe ich immer aus der unerjchöpflichen Duelle des ewigen Weſens jelbit. Aber wenn ex wieder fagt, Ich bin in eud: fo will er das für-

2) Joh. 15, 4.

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und fagen, daß er in uns iſt mit der lebendigen Gegenwart des Bewußtfeins, daß wir uns von ihm nicht ablöſen fönnen, Daß er in dem Innerften unferer Seele und gegenwärtig ift, ſo daß wir alles auf ihn beziehen, daß er es ift in uns, welcher und treibt, und von welchem alle Bewegungen unſeres geifligen Lebens aus⸗ gehen und ihm angehören, daß er ver Mittelpunkt iſt unjeres ganzen Lebens. Uno eben fo wie ee in uns if, ift ‘auch der Bater in ihm; und alfo diefe vollkommene Gegenfeitigfeit, dieſe vollkommene Gemeinſchaft ftellt er uns Hier bar, in welcher wir mit ihm und durch ihn mit feinem und unferm Vater flehen; und in dieſer fagt er fönnten wir unmöglich verwaiſen.

Nun m. g. F. if freilich wahr, daß noch ein anderer Sinn m diefen Worten liegt, und ein andere Bebürfniß, fie als einen Durch nichts anderes zu erjezenden Troſt aus feinem Munde zu hören, war vorhanden und zu flillen ‚für die welche wirklich ein feibfiches Zufammenleben mit ihm, eine ſolche Gemeinfchaft wie wir ſie unter einander haben, gehabt hatten, und fie nun verlieren follten. Aber m. g. 5. je mehr wir uns durch fleißigen Ges brauch der Schrift, durch lebendiges Auffafien aller Züge die fie uns von dem: Erlöfer aufbewahrt dieſes Leben des Erxlöfers mit feinen Jüngern uns vergegenwärtigen; je mehr er und dadurch eine wirklich menfchliche Erfcheinung in dem innern unferes Be wußtfeins ift, und wir nicht nur feine Lehre und feine Vorſchrif⸗ ten in einzelnen abgeriffenen Worten und Lehren der Weisheit fennen und fefthalten, fondern fie immer auf das ganze feines menfchlichen und zugleich göttlichen Lebens beziehen; wenn wir und aus diefen verfchlevenen Zügen der Schrift und aus ven Erinnerungen der Apoftel fein ganzes Gemüth, wie es ſich in fetnem Leben offenbart, und die innerften Bewegungen feiner Seele vergegenwärtigen: deflo mehr fomınen wir immer nur auf daffelbe Verhaͤltniß zurüff, weiches zwiſchen dem Erloͤſer und feinen Schülern beftand fo lange er unter ‚ihnen lebte, deſto mehr fehen wir ein, daß hat ein folches perfünliches Verhaͤlmiß angefangen,

MI

o wird es nie gerriffen, und der ‚Herr laͤßt es nicht verwaiſen ondern immer mehr nimmt das Bewußtſein zu, wie.er in uns iR ind mir in ihm, und wie das die Wirkung hat, bag wir in ſei⸗ em und unferm Bater find, wie ex in une.

Aber wie erklärt der Erloͤſer nun eben Died noch näher? Doch wieder fo, Daß er und auf fein ‚Gebot, welches zugleich eine Lehre in Ach fchließt, zurükkführt, Wer meine Gebote yat, und Hält fie, der iſts der mich liebt. Wer mich ıber liebt, ber wird von meinem Vater geliebt werr ven; und ih werde ihn lieben, und mich ihm offenr raren Dies Ich werde mih.ihm.offenbaren, iſt wieder dafſelbe wie jenes Ich werde zu euch kommen. Und indem ver Grlöfer dies bindet an das Haben und. Halten feiner, Behote als dasjenige was zu gleicher Zeit das weientliche unb untrüge iche Kermzeichen ver Liebe zu ihm. iſt, und es von ben Banden des perjöntichen Zufammenfeins loͤſet: ſo giebt er und nicht nur das Mecht, ſondem legt uns auch die Pflicht auf, mas er hier jeinen Jüngeren verheißen hat auch als, für yn6 guͤllig anzufehen,

und freilich m. g. F, was und zuerſt an, den Erlöfer bindet, was zuerſt ihn im einem eigenthümlichen, Lichte der menfchlichen Seele darftellt, wodurch zuerft das Verlangen nach, ihm und nach dem näheren Verhaͤlmiſſe zu ihm gewelft werben Fam in ung, bie wir ihm unit Teiblichen Augen nicht mehr ſehen und .hören; was IR 06 anderes als..feine Gebote ‚und feine Lehre, weldie beide wieder ohne feine teößtlichen Verheißungen nicht zu benfen find. Denn das if eben Gebot und chre, daß alle, göttliche Verheißungen in ihm. 3a. und Asıen. find. Nicht alfo m. g. 8; auf eine andere Weile: und irgendwie Iosgerifien von ben Ges boten des Herm giebt es ein ſolches unmittelbares perfönlihes Verhaͤlmiß zu ihm, und keineswegs koͤnnen wir und ein ſolches benfen ‚weiches uns fei e8 bei beſondern Gelegenheiten ſei e& hberhatipt von dem Gebundenſein an die Gebote des Erlöſers irgendwie befttite,: und als ob. es eine Liebe zu ihm gäbe, ung

Dom, üb. Ev. Joh, I, vf

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ein Verhaͤlmiß, welches -hößer. waͤte als dns Halten feiner Ge bote. Darum laßt uns recht auf dieſe Worte des Herrn merken EM aber keln anderer, ſagt er, ver mich liebt und dies is ihm fein und ihn in und haben, das -Ift eben vie Liebe zu ihm tim ſolches Berhältniß-der Gemeinſchaſt des Lebens, das if de böchtte Sinn dieſet Worte es giebt keinen andern der mid liebt, MS der meine Gebote Hat, und Häkt fie, d. 5 feſthaͤlt in feinem‘ Bernußtfeht, und fie übergehen laͤßt in fein Le ben. : Nur wer das fefihält aus meinem Leben, was Gebot, als Lehre, als Verhelßung denn. das alles iſt eins ein ewiges göttliche Wort der Liebe und Gnade an bie Menfchen geworden iſt, um: deöiwillen das Wort Fleiſch warb und unter uns wohnte; nur wer das in ſeine Seele aufnimmt und barin feſthaͤlt, imd fo, daß es durch nichts wieder hesausgeriffen werben Tann, fondern em’ Quell des ewigen Lebens Darin wird: nur ber iſt es der mich liebt. Wer: aber fo mich fiebt, der wird auch von meinem Bater geltebt,. weil er den Rath, der ewigen Gnade und Barmherzigkeit an feiner Seele erfüht, weil bie gon⸗ fiche Liebe an ihm ihren Zwekt erreicht; und was wäre es ans beres, weshalb Bott vie Menſchen lieben FTönnte, als dies? So giebt es feinen andern Grund ver göttlichen Liebe, ald wenn der Menſch fefthält an dem worin ſich ibm Gott auf das innigſte und -vollfommenfte offenbart Wer nun von meinem Pater geliebt wird, ven werde ich wieder lieben und mich ihn offenbaren. Auch dieſes Wort bes Herrn hat wieder feinag befortvern Sinn, den wir ja recht fefthalten müflen. : Denn eb in jenem Streit der Chriſten, ob für. uns, Die wir den H nicht leiblich gefehen und gehört haben, nicht dennoch Die g Fülle der Sefigfelt die er uns zugevacht in bemienigen lieg was wir vorzüglich dem Geiſt ver Wahrheit, den der Bater bie Bitte Des Sohnes gefändt hat, zufchreiben; fo wie in jen Streit‘ der Ehriften diejenigen Recht Haben nach ben Worten Erlöfers, weiche meinen, daß zur Seligkeit der Menſchen bi

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othwendig fei, daß kein fo großer Unterſchied lieze zuilfchen denen ie den Herrn, ſelbſt gefehen haben, und benen bie durch das Bort feiner Jünger an ihn gläubig‘ geworben find, daß «8 ein ben fo inniges Verhaͤltniß der Grinnerung und des Feſthaltens eines perfönlicken Dafeins für alle geben mäfie; fo wie fie darin Recht haben, und dies ver Rath Gottes geweien if, ſich in einem erfönlichen menſchlichen Leben zu offenbaren den Menfchen und ie zu fich zu ziehen, und der Raid Gottes nur ſo erfüßt wird, wir den Erlöfer in feinem perfünlichen geifligen Daſein aufs iehmen und fehalten: ſo Haben fie Unrecht daran, wenn fie lauben, dies könne die Stelle vertreten des Verhaͤltniſſes in velchem der Menſch zu Gott ſtehen ſoll, es ſei genug, wenn ber Menſch den Sohn feſthalte, aber der Vater ſei ihm von Nase remd, und bleibe ihm fern. Denn wie fagt der Erloͤſer, wenn

x von der Likbe zu ihm redet? Er fagt, dieſe Ioflt hervor bie Biebe zu Gott. Freilich IR vie Liebe Gottes das erfle, denn auß Biebe Bat er den Sohn gefmwt. Allein das. iſt nichts anderes als die allgemeine Liebe Gottes zu der menfchlichen Natur; aber ver einzelne wird erſt etwas für Gott und ein beſonderer Gegen⸗ ſtand feiner Liebe, wenn. er in die Lebensnemeinfchaft mit dem Sohne aufgnommen if. Alſo diefe Liebe Gottes zu dem einzelnen Menſchen hängt davon ab, Daß er durch die Liehe mit dem Er⸗ löfer vereinigt wird. So ſtellt er es ſelbſt dar. Wenn der Menſch mich fo lebt daß er meine Gebote hält, dann mird er von bem Bater geliebt, und erſt wenn ber: Vater ihn liebt, dann Tiebe Ich ihn auch, Alſo die Liebe des Vaters zu denen welche den Sohn aufnehmen IR Das erfte, unb daxaus erſt entſteht die. Liebe deß Sohnes zu und, fo daß es ein foldhes Verhaͤlmiß der Gegen- feltigfeit hier gax nicht gieht,, daß ex anders in uns fein Fönmse als durch Vermittelung der Liebe zwiſchen Goit dem Vater und allen denen welche an Chriſtum gläubig geworden find durch die Liebe zu ihm. Alſo keineswegs um uns den Bater zu er⸗ ſezen ober den Bater zu entfernen, ſondern esft.und zu neuer

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Aebt au ihn Pop zu knuͤpfen, dazu If et erſchienen; und das ift feine hoͤchſte volle Liebe, daß er das Verhäktniß der Liebe zwiſchen uns und dem Vater geſtiftet hat Erſt wenn das ekrſchienen ift, erſt wenn ber Vater uns durch den Sohn und in dem Sohne in das Herz und in das innerſte der Seele gefommen iſt: dann werden wir der Gegenftand feines Wohlgefallens daß’ feine Liebe auf uns ruhen kann. Denn freilich mit feiner erbarmenden und _ erlöfenden Riebe hat er und alle umfaßt, als er erſchien tas menſthliche Geſchlecht zu erlöfen; aber feder einzelne Für fich wird erft ein Gegenftand feiner freundlichen und wohlwollenven Liebe, wenn er das: Verhaͤlmiß zwiſchen: uns und feinem’ Vater im ‚Himmel angeknuͤpft findet, welches: er hiet beichiitbf!-" Und das MR es daß er ſich uns offendart. Und dies Bewußtſein der Liebe, welches auf der Liebe des Vaters zu dem Sohne ruht, welches keinen andern Grund hat: als unſere Wehe zie dem Er⸗ Adſer, dieſes Bewußtfein, Bas iftfein zu uns kommen, das AR fein uns nicht Waiſen laſſen, das iR dad Perfönficde Verhaͤlmiß zu ihm, welches ſich Immer wieder erneudtt;-unb aus welchem unfer ganjes geiftiged Leben beſteht. IE.

Denn m. g. F. müffen wir nicht immer das Wort des Herm als Gebet, als Lehre, -ald Verheißung aufs neue in uns auf ‚nehmen, aufs neue in und: befeftigen ?- nidyt immer aufs neue tie Liebe zu Ihm in’ und erzeugen? Und’fo llebt uns der Bater, ins Dem wir In der: Liebe -zu dem Sohne bleiben; und wenn der Bas tee uns lliebt, ſo liebt und auch der Sohn; beide find dann der Seele nahe und gegemvärtig; und To iR dann der Herr ung of fenbar., - fo AR er unter uns in dem innigften Verhältniß bis an das Enbe der Tage.) Das Ab feine lebendige geiftige Gegen⸗ wart, mit welcher der Menſch nie verwaiſt iſt, und bie ganze Be meine der Chriſten nie verwaifen ‚wird fo Tange fie auf Er- den A... tan a ee .. 7 71 ) Fu “) Nanh. 2 0.. te

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Bach dieſem ſpricht Judag der andere Jünger Diefes Namens zu dem Herrn, indem ex zuruͤfkgeht auf Die erfien Worte, Go iſt noch um ein kleines, fo wird. wich die Wett nicht mehr fehen; igr aber ſollt mich ſehen, dennich Sehe und ihr ſollt auch leben, und fragt verwundert, was das heißen ſolle, daß er nur ihnen ſich affenbarzn wolle, nicht aber ber. Welt.

Naͤmlich m. g. F. das war die damals bei den groͤßeren Theile des Volkes herrſchende Vorſtellung von dem der ba kom⸗ men ſollte, um deretwillen die Jünger ſich das gefallen ließen was der Herz von feinem beyorſtehenden Leiden und feiner Tren⸗ nung von ihnen fagte, daß bald nach ihr es eine herrfichere Wie berfunft des yon Bott geſendeten gebe, in welcher er fich der ganzen Welt offenbaren, und diejenigen welche ich an ihn ans ihließen mit Segnungen und Wohlthaten überfchätten, den Zorn Gottes aber an allen offenbagen. werde die ihn nicht aufge nommen fondern verworfen. Muf eine folche herrliche Wiederkunft des Herrn warteten fie, und. hatten ſich noch nicht ganz vom. ben mancherlei finnlichen Vorſtellungen losgemacht, die fie in ben Jahren ihrer Kindheit eingefogen und in das fpätere Lebenßalter wit herübergenommen hatten, fondern hatten Darauf alle Reden und Verheißungen des Herrn bejogen. Darum fragt Jubas ganz serwundert, Was if} das gegen alles wag wir bisher geglaubt, gegen alle Vorßtelungen worauf wir deine Reden bezogen, daß du nach aflen Leiden und Schmerzen wiederkommen wolle, aber niche um dich der. Welt zu offenbaren, fondern wieder wur ung,

Was. antwortet ver Grlöfer? Wer mich liebt, der wird nein Wgst halten, und mein Vater wird ihn lieben, ind wir werden zu ihm fommen und Wohnung bei hm machen. Da if, die Erllaͤrung die er ihnen giebt von

iejer Offenbarung, in welder er fih und feinen. Vater nit.

nehr trennt, eine, pallſtaͤndigg Wiederholung defien mas er vorher yejagt Hatte. Denn wenn er vorher. geſagt hatte, Ich werde hn lieben, weil er yon meinem Vater gelicht. wird,

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and dann werbe ih mich ihm offenbaren: fo iſt die daffelbe was er bier fagt, Mein Bater wird ihn Iteben, und wir werben zu ifm Fommen und Wohnung bei ihm machen. Indem der Grlöfer Dies feinen. Jungern wieder holt, fo wii er fie vorzuͤglich auf das vorige verweiien, alfo will ec fie wiſſen laſſen, daß es eine andere‘ Offenbarung nicht giebt, und Chriſtus ſich nur venen offeribarem kann bie ihn lieben und ſein Wort halten. |

Nur eins giebt ed, was uns dabei auffällt. Vorher hatt der Erlöfer gefagt, Wer meine Gebote Hat, und hält fie aud, der iſts der mich liebt; Hier fagt er, Wer mi liebt, der wird mein Wort halten. Da fiheint die Orb: nung umgefehrt gu fein, ift aber: im, weſentlichen eine und vie felde. Denn dort fagt er, Es giebt nichts woran man die Lieb zu mir erkennen kann, als wenn man meine Gebote Kat, fie fefl hält, und in ſeinem Wandel varftellt. Hier fagt er, Wer mid Hebt, der wird gewiß auch mein Wort Halten; und auf dieſe Lieb: gründet er die ganze Offenbarung des Berhältniffes feiner felb| nid feines und unfers Baterd in unfern Seelen. Und indem e fügt, Eine andere Liebe giebt es nicht, fo vechtfertigt er das Wor aufs volllommenſte, Sch werde mich euch offenbaren, un! nit der Welt. Demohnerachtet m. g. F. geht bie Verbrei tung des Reiches Gottes auf’ Erden weiter fort, und der Her offenbart ſich immer mehr folchen die vorher der Welt angehörten Aber der Anfang fagt er, der muB gemacht werben mit diefer Aufnehmen und Feſthalten feines Wortes. Bel dem das gefchehe iR, der gehört nicht mehr der Welt an, und bei dem fann di nähere Offenbarung des Erlöferd m der Seele erfolgen, ver fan an feiner geifligen Gegenwert und an allem was’ daran han Thell Haben,

Aber wer mich nicht liebt, hält meine Worte aut nicht, md indem er fie nicht hält, fat auch der Grund me der LAebe des Waters zu Ihm, und eben fo meiner Liebe zu ihn

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nd miner Offenbarung in feiner Seele. So ſcheidet der Gr⸗ ſer Diejenigen welche an dieſer Offenbarung Theil Haken, und iejerrigen welche nicht daran Theil haben, auf den Grund daß ie einen ihn lieben, die ander ihn nicht lieben. ty

Aber wie foll denn nun bie Liebe zu Ihm in der menfchlichen Scefe' entftehen? Vermag der Menſch aus ſich ſelbſt die Siehe zu m zu gewinnen?" fo daß er aus eigener Kraft im Stande iſt ch der Welt gu entreißen, der er angehört, und’ nachdem er das ethan, dann der Herr das (este thut, indem er ihm lieb gewinnt nd ſich feiner Seele offenbart? Das werden wir uns nicht zu⸗ rauen und bejahen. Immer werben wir jagen, bie Liebe zu dem Srlöjer, die in der Seele entfteht, ift auch feln Werf; aber es iſt ein Werk im allgemeinen, es iſt die auf das’ ganze menfchliche Hefchlecht gerichtete Liebe des Erloͤſers, durch welche in jedem inzelnen die Liebe zu ihm entfteht. Aber erſt diefe Entſtehung er Liebe zu ihm iſt der Anfnüpfungspunft für feine Offenbarung n der menfchlichen Seele, und für das ganze fellge Verhältnig nit welchem er ſich in den verlefenen Worten befchäftigt. Aber ie Träger diefer allgemeinen Liebe des Erlöfers zu dein menfch- ihen Geſchlecht find wir, die Gemeine der gläubigen; und diefe vertritt die Stelle von dem perfönlichen Dafein des Herrn. So wie feine Liebe erfcheint in feiner Perſon, und dadurch die Riebe zu ihm in der Eeele erwekkt, wenn dieſe in ihm exfennt die Herrlichfeit des eingebornen Eohnes vom Vater: fo kann auch nicht anders bie Liebe des Herrn zu den Menfchen erſcheinen als In der Gemeine der gläubigen. In uns muß fein Dafein den Menfchen offenbar werden; von uns muß feine allgemeine Liebe ausgehen und auf die Menfchen ſich verbreiten, und von da aus auf die einzelnen Seelen wirfen und Liebe erregen. Das iſt das große Vermächtniß welches er uns vermacht hat; das iſt ed, weshalb er als er hinmegging von der Erde, feine Jünger und alle die durch ihre Wort an ihn gläublg werden feinem Vater

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tm Himmel empfiehlt. *) Je mehr und je herrlicher füch im ums und durch uns die erlöſende Liebe des Herrn offenbart, je Dem licher wie fie buch unfer ganzes Leben ben ieufchen zeigen: deſto mehr wird In einzelnen Seelen die Kebe zu dem rlöte entzündet, und deſto größer die Zahl derer werden, bie au tem Geheimniß Theil nehmen welches der Grlöfer Hier offenbart. So laßt und das recht zu Herzen. nehmen, wie wir ihm das ſchuldig find, daß die allgemeine Liebe zu dem menſchlichen Ge⸗ ſchlecht, wie ex fie uns offenbart, fich durch uns in einzefnen menfihlichen Seelen verherrliche, und daß wir fie zu thu führe, bei welchem fie Ruhe und Frieden, und nit nur Rube un Frieden, ſondern auch das felige Bewußtfein einer folden Ber einigung mit Gott wie ex fie Hier darſtellt, finden Fönnen Amen

*) Jah, 17. 90,

LXVI. Am 4. Sonntage nah Trinitatis 1826.

Tert, FJoh. 14, 25 31.

Solches habe ich zu em geredet, weil ich bei u geweſen bin, ber der Tröfter, der Heifige Geiſt, weis . „chen mein Bater fenden wirb in meinem Ramen, ber :.feßbige wird es euch alles Icheen, und euch erinnern alles dep das ich euch gefagt Habe Den Frieden laſſe ich end; weinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich ech wie die Welt giebt. Euer Herz erſchrelle nicht: un fürchte ſich wicht. Ihr Habt gehört, daß ich much gejagt . habe, Ich gehe hin, und komme wieber zw euch Haͤtiet ie mich lieb, fo wärbet ihr euch freuen daß Ich gefagt habe, Ich gehe Hin zum Vater; denn des Bater IR größer dem ich. :Uib mn habe ich es euch gefagt che denn eb. geſchicht, auf Daß wenn es nun gefchehen wirt, daß ige glaubet. Ich werde hinfort nicht mehr viel mit euch seven; denn es lommt der Füͤrſt diefer Melt, und has

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nichts an mir. Aber auf dab He Wet erfenne, daß ich den Bater liebe und Ich alfo thue wie mir der Bater geboten Kat, fichet auf und laſſet uns von Binnen gehen.

M. a. F. Was uns der Evangelifi bisher mitgethellt Kat, das waren Reden unſeres Exlöjers im Zufammenhange mit dem legten Mahle welches er mit feinen Jüngern hielt, und ehe er in Be geiff war zum leztenmal die Stadt zu verlaflen, und fein leztes Nachtlager außerhalb derjelben zu nehmen an dem Ort welchen Sudas kannte, und wo er Ihn hernach mit der Schaar auffuchte. Die Worte welche der Erlöjer hier fagt, bat er nun, wie wir wol fehen aus dem erften Anfang derjelben, gefprochen als die lezten. Indem er damit ſchließt Stehet auf und laffet uns von binnen gehen, fo wußte er nun nicht menjchlicher Weije, ob ihm auch hernach auf dem Wege, und fo lange es ihm noch vergönnt fein würde mit feinen Jüngern zuſammen zu fein, fv würde zu Muthe fein mehr mit ihnen zu reden, oder ob er nicht wide fihrdeigend die legte Enticheipung feines irdiſchen Schiffjals abwarten Darum beginnt er fo, Solches habe ich zu euch geredet, weil ich bei euch geweſen Bin, und wieberholt heenach neh, Ih werde hinfort wicht mehr viel mit euch seven. Da lag: ihn nun allerdings am Herzen fie zunädfi

umwüber 0 beadhigen, daß fein Mund nun ſchon anfange gegen ie gu derſtumen, und daß fie, von denen er wol wußte daß er Men noch viel zu fagen hatte, was fis aber wmoch nicht er⸗ tungen, ) noch nicht volllonunen in. ſich anf und nach feinem wuhren Sinue benuzen kannte, nun i ſchon nichts große imo bentendeo; mehr Dem im Dünen Folien: Freilich ging ihm das Herz hernach noch wieder Über, widmet hat noch cietjelnes gawebeh, was und Ver re in ven engen 240

6) Sob. 28, a. u —35 one "nn

Mo Kapiteln berichtet hat. Aber was lag ihm Hier am meiſten am Herzen? Sie zu verweiſen zuerſt auf den heiligen Geiſt, den der Vater ſenden würde in feinem Namen. Bon dem ſagt er nım,; Er wird es euch alles lehren, und euch erinnern alles deß was ich euch geſagt habe.

Da ſcheint nun das lezte darauf zu gehen, daß der Gel Gottes ihnen alles’ was fie ſchon wirklich gehört hatten von dem Erlöjer befefligen würde In dem Innern ihres Gemuͤths; das erfte aber darauf, daß er ihnen auch das mittheilen würde was der Erlöfer ſelbſi ihnen noch nicht hatte fagen fönnen.

Was nun aber diefes leztere anbelangt m. g. F., fd mäüffen wir die Worte des Herrn mit großer Behulfamfeit und Borficht verftehen, und indem wir alles was er auch anderwärt® über das Werk des göttlichen Geiſtes in feiner Jüngern gefagt - bat in dem vorigen und biefem Kapitel, und noch hernach fügt! wie wir in der Folge hören werden, mit dieſen Worten vergleichen, um nicht auf einen gefährlichen Irrweg zu gerathen. Denn es Könnte aus diefen Worten allein betrachtet allerdings erſcheinen, als ob durch den göttlichen Geiſt in ven Seelen der, Menjchen Gedanken entfiehen könnten ohne Zufammenhang mit dem wa der GErlöfer felbft vorher auf Erben mit feinen Jüngern geredet hat, und wovon wie verſichert fein Eönnen, daß wir das weſent⸗ liche ebenfalls In ben uns aufbehaltenen Reben des Herrn beſtzen; und das Kat auch manche fonft wohlmeinende und fromme Ges müther zu allen Zeiten in der chriflichen Kirche verleitet, - mals cherlei Gedanken eines allerdings auf Gott gerichteten Gemüthe, aber doch fehr weit entfernt von ber urfpränglichen Wahrheit des Evangeliums, dennoch anzufehen als Eingebung des göttlichen Gei⸗ fies. Ja es hat auch die kuͤhne und zu fehe fich ſelbſt vertrauende menfchliche Bermunft verfeitet, Indem fie fich ſelbß mit dem goͤtt⸗ fichen Geiſt für eins hielt, alles was aus ihr felbſt Herflammt als göttlich anzufehen, mochte ed nun mit den Worten des Herrn übereinftimmen oder nicht. Weder das eine noch dad andere war

Ye Meinung. bes Hexen, und wir polen feſthalten an han. u fprünglichen yon Anfang an in unferer Kirche aufgeßtellten Olau⸗ ben, daß der Geift Gottes unter und nicht andere wirft als durch das Wort, und daß wir demſelben nichts zuſchreiben ‚bärfen, als deſſen Uebereinſtimmung wir inne werden in unſerem Gemuͤthe it dem ‚mas wir als Wort des Herrn ſelbſt kennen. Und an. ders als ſo bat es der Grlöfer nicht gemeint, wie gr denn ander wärts fagk, Bon dem meinen wird er es nehmen, das meinige wird er euch verllären. %) Und fp wußte eraud, daß alles was ber heilige @eift feine Jünger neoch lehren Tante doch ſchon auf irgentr eine Weile enthalten fei in dem was er felbft ihnen ge fagt Hatte, fo daß niemals ein Miflaut fein Tönne zwiſchen ihrer Erinnerung an feine eigenen Worte, und dem was ber gättliche Geiſt in ihren eigenen Ferien würde erwellen und zum Leben BÄRB niu

Aber. nun laßt. und. „m. rs 8. unſere Aufmerlſamleit auch noch auf eine andere Seite dieſes Wortes richten. Kragen wir nun alſo, Was if eigentlich das Werk des göttlichen Geifies fo in nus wie in jenen erßen Jüngern bed Herrn? was werben wir anderes fagen ala wie ed anderwaͤrts ein Apoſiel des Herrn guöbrüfft,. daß Ehriſſuß in uns geftaltet**) wich, Daß alles was und von ihm gitgetheilt und gegeben if, Immer mehr in einen lebendigen Zuſammenhang teitt, daß ſich uns alle Folgen von dem wag er felbft feine Jünger gelehrt hat und was und in den Worten der Schrift aufbewahrt iſt, immer, mehr in. einem Haren Zyfganmenhange barftellen, daß wir unſere Aufmerkambleit überall und in Beziehung auf alles was uns wichtig und be bawsend iſt im Leben und in ven innern ungen, des Ge⸗ muͤthe, immer mehr ‚auf Chriſtum hinlenken, it immer mehr ‚nicht wir ſelbſt leben, fondern er in und,*®*) und wir dann immer mehr dazu gelangen, daß wir ‚nicht mehr bedürfen daß

TIBIE 14. EEE **) Gal. M.

I

irgend ein Menſch uns lehre, ſonbern wir alle durch Chrifum von ®ett gelehrt ſind,“) und m’ dem Sohn ven Water: kennen Das war das Wert des goͤnlichen Seiſtes, im Vertrauen auf welches nım audy- der Exlöfer wohlgemuth und zuverfichttich Fonnte von feinen Jüngern fchelden, wifiend es werbe durch vie Wirk fung dieſes Geiſtes nichts verloren gehen was er in ihren Seelen niebergelegt ‘habe, wenn gleich manches noch unerkannt in ihrem Innern fchliimmerte, wenn’ fie gleich manches noch nicht in feinem ganzen Werth‘ md Zuſammenhang verſtanden. | unb’vas m. g. F. if: ja der Bang eined jeden Ani Bemilite, Wie Hönnten'wir fagen, daß irgend ein Menſch den Herm: ganz -erfannt ‘habe, wenn er ſich zuerſt mit voller Zuſtim⸗ mung feier Seele zu ihm werdet. Es ft der allgemeine Ein bruff der: Hertlithlen des eingebotnen Sohnes vom Vater, es IR das allgemtine⸗ Gefuhl, daß er der Weg iſt, die Waͤhrheit und das’ Leben, wobel es aber immer noch viel einzelnes giebt ges nauer ind Noſer hu ergeünben, in Flurrem Lichte einzufchen; IH le⸗ bendige Senf: zu verwanbeln. Unde daß von jenem erſten Unfang des Glaͤubens aid Der: Hehe an dieſes ſich Immer mehr entwilfle das if das Werk Des hoötilichen Weite. Wo ſich Affe das Ber fireben ih unſerer Wede tegt;ti.eine- "immer Muigere und: vertrau⸗ tere Demeinfchaft mit dent- Erloſer: zu: machen; ſo oft von allen was · in uns ſelbſt vorgehit oder: uns in der Welt begehnet, unſere Seele ſich zu ihm hinwendet, damit er es uns aufklaͤre und in feinem rechten Achte zeige; fo oft wie in einem bedentlichen Zu⸗ ftande- des Gemuͤths das Bilb- des GErlöfers in unſerni Innern aufzufrifefen fuchen, damit wir von demſelben, ‚je nachdem es noth thut, Muth und Kraft, Klarheit und Sicherheit'gegen allen Zweifel und innen Zwieſpalt gewinnen: das iſt dad’ Werk des göttlichen Geiſtes, das iſt das Lehren und Erinnern des Tröfters, den ber Baker in dem Ramen des. Sſohnes geſandt Hat, in dem

2

°) Joh. 6, 48 ug.

40 Mn

nem der Gele fietö geichäfiig. Yu da konnen wir ficher fein, daß wir auf dem Wege des Henn wandeln, daß wir unter ber liehreichen Leitung des Vaters im Himmel durch feinen troͤſtenden Ber ſtehen, und daß die lebendige Gemeinſchaft in welcher wir durch In Erloͤſer mit ihm chen, und bie wir fuͤr unſere Selig⸗ heit achten, dadurch immer mehr wird befeſtigt werden.

Nacht aber ohne Zuſammenhang mit dieſen Worten m. g. 5. ſind Die folgenden, Den Frieden laſſe ich euch; meinen Frieden gebe ih euch. Nicht gebe ich euch wie bie Melt giebt. Ja Die Wahrheit und Unmittelharkeit dieſes Zu⸗ ſammenhanges hoffe Ich werben wis alle wenn ‚gleich wege und weniger in unferm Innern erfahren haben, daß es nämlich Feine andere. Quelle des wahren. Friedens giebt, daß aber auch wieder paher uu8, gewiß Der wahre Ziriede kommt, wenn wir ums in le bendigen Zuſammenhang mit. dem Erloͤfer zu fegen fuchen, ut se auf dieſe Weiſe Huch das Werk des goͤttlichen Geiſtes Geſtalt in uns gewinnt. Wenn dar Erloͤſer ſagt, Nicht gebe Ich wie bie Welt giebt, fo bezieht Ach das darauf, daß Fricke damals Der ‚gewöhnliche Gruß war, womit alle Menſchen einander begeg⸗ Helen, Das Ipnnte nun freilich Beinen. andern Sinn haben, als hen jeder Hineinlegta; und ſo waren 45 bem ‚wol fehr unvoll Sommers Vorftellungen von innerer Ginhelt des Menſchen mit ſich ſelbſt, und ſehr unvolllommene Beſtrebungen nach demjenigen wodurch das Wohl des Menſchen gegruͤndet wird, was meiſten⸗ theils bei ders, Babaauch dieſes Wortes. zum Grunde Ing, abge⸗ xechnet noch daß was auf dieſe Weiſe alltaͤglich wird ku Munde der Menſchen, einen großen Theil. feiner Kraft verliert. Aber doch wußte der ‚Here fein troͤſtlicheres und groͤßeres Wort, um alles aufammenzufaffen was er feinen Juͤngern hinterließ als die Kraft feines ‚ganzen Lebens, als die Wirfung feines ganzen Daſeins an menichlichen Seelen, als eben dieſes. on

Wie aber m. g. F. führt uns Dies wieder aurüft auf jenes

Kernwort des Apofteld Paulus, daß Gott in Chriſto way, und

IB

die Welt: mit fish: ſelber serfähwte.®) -‚Dienn: wie kenn a6 oil wahren Frieden geben, wenn dee Menſch nicht verſoͤhnt iR mit Gott, in Zuſammenſtimmung mit der geheimen aber nie ganzer⸗ loͤſchenden Stimme Gottes in unſerem Innern, in Zuſammenſtim⸗ mung mit allem was wir ald Wege Gottes mit dem menſch⸗ lihen Geſchlecht exkennen muͤſſen, vorzüglich in der Zuſammen⸗ fimmung, daß er felbft der Menfch nichts anderes ſuche und wolle, als was ‚Bett ihm zur Befriedigung und Erfüllung feines . Dafeind gegeben hat. Diefer Friede war es aber, ber verlorem gegangen war, und der nur busch. ben wiederhergeſtellt werben Ionnte, welcher ihn eben deshalb weil er. und der Vater eins war auf eine urſpruͤngliche und unverlierbare Weile in ſich trug, Diefer iR es gewiß, was wenn Chriſtus in uns leben und fich geftalten will, auch immer mehr in unjere Seele übergeht, und alles was wir ald das Werk bes Glaubens an den. Hern bankbar erkennen, gehört zu dieſem Frieden und if. ein weſen⸗ licher Beſtandtheil deſſelben. Ja wenn wir alles zufunmenseffen was das Werk des heldenmuͤthigen Glaubens ift in der Geſchichte der chriſtlichen Kirche, alle treue Dienſte und Aufopferungen derer bie fich dem Herm ergeben haben, aller tapfere Streit, alle. Muͤh⸗ feligfeit und Widerwaͤrtigkeit, aller Schweiß und Alle Mühe ſowol gegen das .Böfe in uns. als in der uns umgebenden Melt: das lies iſt nichts ambered als ein Beitrag zur Befeſtigung dieſes Friedens. Denn wie Bönnen ihn ‚nur. in dem Maaße haben, als ver Geiſt Gottes unferm Geifte Zeugniß giebt, Daß wir Gottes Kinder find,**) eben fo wie der Sohn treu ald Söhme in beim Haufe des Baters;**®)) und zu biefer Treue gehört alles was irgend Der Geiſt Gottes durch die Stimme unjered Gewiſſens, und indem er das Wort deö Herrn an unfere Seele bringt, durch ben ganzen Lauf unfered Lebens von uns verlangt. Indem der Herr feinen Jüngern fagt, es werde ihnen ven Jüngemn wicht

*). 2. Kor. 6, 19, **) Rom. 8, 16. *°°) Hehe. 3, 2-6,

,

4

boffer eugehen alo ihm bem Meifter; taben er ihnen: fügt, daß fle würden von ber. Welt gehaßt und verfolgt werden"): fo ſagt er iänen immer daſſelbe, daß wenn fie bei ihm ausharren bie ans Ende, fie. auch--feines Friedens fich zu erfeesen haben würs den mitten in den Augenbliffen des Kampfes und Streites. Und darum iſt auch dieſes vas ſchert Aenmeichen ber Jünger des Ham geblieben... -:

Und m. g. 5: laßt es ung heſtchen nur in ſolchen Augen⸗ * des Lebens und. unter. ſolchen Bedingungen koͤnnen wir 8: Beroudtfein feſchalten, daß wir von der Gemeinſchaft mit um. nicht gewichen find, wenn bei’ allem was ſich noch fo ſehr geſtaltet zu. Streit und Krieg, den wir .nicht vermeiden koͤnnen in dieſer Welt, diefer Friede bewahrt bleibt und nicht: von und weicht, wenn feine. Bewegung iſt in ber Serfe, die denfelben för, und wir. nicht mit Gott und dem. Erlöfer nur, fonbern. auch mit unfern Brüdern, fofern uns ihr wahres Wohl und daß ſie an dieſem Sieben Theil haben foller am ‚Herzen liegt, eins find auch dann, indem wir gegen: das ftreiten was. in ihnea den Frieden Wirt oder fie von demſelben ausſchließt.

;Ynb fo iſt Dad auch bie erſte und fchönfte Wertung bes Friedens, was der Her binzufügt, Euer Herz erſchrekke nicht und fürchte fih nicht. Denn dieſer Friede m. g. F. ee ruht auf der Liebe, und die Liebe treibt. alle Furcht aus.**) Das tft aber, indem es ‚Liebe zu Bott if, auch ein Austzeiben aller Furcht vor Gott; aber nicht nur vor ihm, ſondern auch vor alle dem was er nad) feiner Heiligkeit über. und. verhängt. Und fe ift e8 wahr, daß der welcher dieſen Frieden des Herm in ih trägt, ein Herz hat welches vor nichts mehr erſchrikkt und nichts mehr fürchtet; freilich wol fennend feine. eigene Schwaͤche, aber auch feſt vertrauenb auf den Beifiand und die Krafı des goͤnt⸗ lichen Geiſtes, wohl gegründet is dem, in: welchem eben deshalb

*) Joh, 15, 19. 20, vgl. Mauh. 10, 22—25. *") 1 Joh. 4, 18,

%

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feine Furcht fein Konnte, weil die Liche des Vaiers das eigeni⸗ liche innere Weſen feiner Seele war.

Der Herr aber wendet. nun freilich dieſe Worte, Euer Herz erſchrekke nit und fürchte fich nicht, zunächft auf die Trennung an, bie feinen Jüngern bevorftand, und jucht ihre Ges nüther in eine foldye Faffung au dringen, daß fie Diefelbe ertra⸗ yen Fönnten, indem ex jagt, So gewiß ihr mich liebt, nüßt ihr euch freuen daß ich zum Bater gehe; denn yer Vater iſt größer denn id. Und fo will er bie Faſſung n ihnen hervorbringen, ‚daß wenn auch der Schmerz ihre Seelen greifen würde, wenn .fie ſich auch wuͤrden verwaiſt fühlen, wie v vorher gefagt Hat, Ich. will euch nicht Waiſen laſſen, fie doch urch rechte und kraͤftige Liebe zu ihm follten aufgerichtet und veruhigt werden darüber daß er nun ſchon feinen irdiſchen Lauf »ollbracht Habe, um zu dem Bater, der größer fei denn er, zu⸗ uͤkkgehen werde.

Und nach diefen Worten wiederholt er. jenes, Ich werde ſinfort nicht mehr vielmiteuchreben; denn es kommt ver Fürft diefer Welt, und bat nichts an mir, Aber - ‚uf daß die Welt erfenne, daß ih den Vater liebe inv ih alfo thue wie wir ber Bater gehoten bat, tehet auf und laffet und von binnen gehen.

“Daß ver Erlöfer "hier auch noch das Zeugniß ausfpricht selches er ſich ſelbſt geben Tommte, auch bad konnte nicht anders 18 ſehr wohlthätig für feine Jünger. fein. Der Fürſt diefer Belt kommt; aber er hat: nichts an mir. Alle Diejenigen yelche geger mich aufſtehen, um. bie Dinge. Diefer Welt zu reiten, ie werben doch nichts an mir finden, feine Spur von Sphulp sird jemals an mie aufmitreißen fen. Das mar das Zeugniß yelches er ſich ſelbſt gab, und Tdelches er hier nun noch gegen ine Jünger mit voller Weberzeugung ausſpricht. .

Ach freilich m. g. F. gehört dies nun auch zu bem Frieden en er hatte, aber deshalb auch zu Dem Frieden ven er den feis

Som, fb. Ep, Ich, U. Gg

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nigen hinterlaffen wollte. Und jo laßt und num nach dieſem Zeugniß trachten mit allen Kräften. Je mehr auch wir noch In dem Kampfe des Lichtes gegen die Finſterniß, des Reiches Gottes gegen die Welt begriffen find, und je öfter wir noch dem enigegengehen müffen, daß bald auf dieſe bald auf jene Weiſe die Welt fi auflehnt, um etwas wider und zu haben: laßt und Danach trad: sen, Daß wir und ſelbſt das Zeugniß geben fönnen, fie hat nichts an mir, und eben deshalb vorſichtiglich wankgfe unter ‚allen Umftänden als tie Weiſen, und nicht als die Unweiſen;) überall aber vorzüglich dem Geift der Liebe Raum geben. Dann werden wir auf dem Wege jein, daß wenn auf. die Welt gegni uns auftritt, fie doch nichts an und hat.

Und fo ſchließt der.Herr damit, Aber auf daß die Well erkenne, vaß ich den Vater liebe und ich alfo thui wie. mir ber Bater geboten bat, ftehet auf und lajje: uns von binnen gehen. Ä

M. g. 8. Laßt: ung doch einen Augenblitt verweilen be diefem denkwuͤrdigen Aufftehen und von Binnen gehen. Den nun fand er auf mit feinen. Füngern aus dem Saale wo & das legte Mahl mit ihnen gehalten hatte nach dem Zeugniß dei anderen Evangeliften, und.ging. nach Gethfemane. Hätte er fein Schritte nicht anders leiten fünnen? So würde ihn Judas nic gefunden haben; und wenn ber erſie Verſuch gefcheitert märe, fi hätte ihm begegnen können. waß er nachher in der Nacht wünfch daß wenn es möglich fei ver. Kelch an ihm norühergehen möge; ** ſo hätte-er auf eine Zeit lang, wenn es auch nicht mehr geweſe wäre, feinen Jüngern ven Schmerz der Trennung erfpart, un felbft die Fünftige Leitung bes göttlichen Geiſtes noch meh vorbereiten koͤnnen durch Gefpräche mit ihnen. Aber nei er Ienft feine Schritte dahin, wo er wußte daß ber Verraͤtht ihn: fuchen würde. Warum thut er das? Er fagt, Auf dal

8) Epheſ. 6, 16. *) Math. 26, SB.

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ie Welt erlenne, daß ih den Bater liebe und ich ilſo thue wie mir der Vater geboten hat.

Was für ein Gebot des Vaters war denn das, was ihn um ſchon und unter dieſen Umſtaͤnden, nicht etwa im allgemeinen, iejen Weg führte, auf welchem er feinem Tode entgegenging ? N. a. 8, es if fein anderes als das, welches unfere Vorfahren n das fihöne Wort zufammengefaßt haben, Fürchte Gott, thue echt, ſchene niemand. Denn eine, Scheu wäre es geweſen, wenn er Erlöfer feine Schritte andere wohin gelenft Hätte. Und ein ollkommenes Rechtthun wäre es nicht geweſen; denn ihm lag ed db, als treuer Beßpiger des göttlichen Geſezes, von welchem er on Anfang au fo beftimmt die Sazungen der Menfchen getrennt atte, wie er eben zu dem. Feſte gefommen war, auch bie. Tage es Feſtes in der Hauptſtadt des Volkes zu vollenden, und auch n diefem heiligen Gebrauch befielben Theil zu nehmen, wie er 8 immer gethan ſeitdem er das erfteihal mit feinen Eitern hin⸗ aufgegangen war zu dieſem Zwelfe; das lag ihm ob, und gehörte u ſeinem Rechtthun. Wenn aber er vermieden hätte dorthin zu eben, wohin. er befchloffen hatte zu gehen und auch angefündigta ‚ürben nicht die Oberften des Volks bei fich ſelbſt Haben fagen snnen, er habe ed wol gewußt, daß fie jeiner warteten, aber e fei ihnen aus dem Wege gegangen; würden fie nicht mit Recht en Berbacht auf ihn geiworfen haben, daß er es gefcheut habe it feinen Werfen an das Licht zu treten, ba er doch ſelbſt fagt, wer arges thut das Licht Kaffe, und ſich ſcheue an das icht au kommen, damit feine Werke nicht geftraft werden,*) und jeder folle mit feinen Werfen an das Licht kommen, damit iefelben offenbar werden. Das würbe ihn getroffen haben, und 38 wäre eine Berlezung geweſen von dem Gebote feines Vaters ı dem innerften feines wie jedes menfchlichen Herzens.

Und an diefem Worte müfjen wir alle halten, Nur dadurch

) Joh. 3, 20. &g 2

18

und in ſofern hat der Fuͤrſt Diefer Welt nichts an uns, als wir auf dem Wege Gottes wandeln, um recht thun, und niemand jcheuen, weber fo daß wir die Wahrheit den menfchlichen Gemüthern verheim⸗ lichen; denn wir ſind ſchuldig fle zu offenbaren, damit fie ihre Wir: fung thue; noch auch fo, daß wir dem was eine feindfelige Gewalt gegen und unternimmt aus dem Wege gehen, fofern fie in einer wahren Verbindung und in einem wirklichen Zuſammenhange mit uns fteht, und etwas von uns zu fordern hat. Sa fagt der Hear, Auf daß die Welt erkenne, daß ich den Bater liebe und ich alfo thue wie mir der Bater geboten hat, d. 5. daß ich immer und unter allen Unſtänden thue was er geboten Hat, Laffet uns von innen gehen.

Und dieſer Bang m. g. F. iſt der Segen der Welt gewor⸗ den, und hat Das Werk der Berföhnung vollendet. Aber eben fo gewiß laßt uns auch vertrauen, daß es Immer der Segen ber Welt ‚fein wir, was uns auch felbft begegnen mag, wenn wir fer ven Yußtapfen des Herrn folgen, und treu und einfältig wandeln auf, dem Wege des Rechts, und mo uns der Zufammenhang des menſchlichen Lebens in allen feinen Sitten und Einrichtungen feitet, immer das Gebot des Vaters im Herzen und fein ewiges Wort, welches fich uns durch den Sohn fund gegeben hat, feſt⸗ halten. Dann wird der Friede auf uns ruhen, den er den ſei⸗ nigen gegeben hat; dann wird der Geiſt Gottes ſein Werk an unſern Seelen in Ruhe und ohne Störung weiter führen, und wir werben dahin kommen, daß wir auch von und fagen fönnen, daß wir den Vater lieben und fo thun wie er und geboten hat, Amen.

LXIX. Am 6. Sonntage nach Trinitatis 1826.

Text. Joh. 15,17.

Rh bin ein rechter Weinſtokk, und mein Vater em Weingärtner. Einen jeglichen Reben an mir, ver nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und einen jeglichen Reben der da Frudt. beingt ‚wird er reinigen, daß ex mehr Frucht bringe. Ihr feid jezt vein um des Wortes willen das ich zw euch gexebet habe. Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie der Rebe kann feine Frucht bringen won ihm felber, er bleibe denn am Weinftoff:

alſo auch ihn nicht, ihre bieibet denn in mir. Ich bin ver Weinfteff, ihr feid die Neben. Ver in mir bleibet, und ich in tim, ber bringet viele Frucht; denn ohne mich Fonnet ihr nichts thun. Ber nicht In mir bleibet, der wird weggeworfen wie .ein Rebe, und verborret, und man fammfet fie und wirft fie ins Zeuer, und muß brennen. So ihr. in mir bfeibet, und meine Worte in a |

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werdet ihr bitten m ihr wollt, und es wird euch wiberfahren.

M. a. F. Es giebt gar viele ſolche Faͤlle in unſerm Evan gelio, wo wir deutlich ſehen, daß der Herr die Veranlaſſung zu feinen Reden von den Gegenſtänden genommen hat die ihn ums gaben, fei es nun des gefelligen Lebens der Menſchen, oder fein es auch die Gegenftände der Natur auf feinen ſich fo oft wieder⸗ holenden Wanderungen dur) das Land. So wenn er redet von Blumen auf dem Felde, wie fle fi fihmüffen, *) von dep Felte welches fchon reif fei zur Erndte**);, und cben fo aud hie. Denn er war, wie ed vorher heipt, Auf daß die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe und ich alſo thue wie mir der Vater geboten hat, ftehet. auf und 'laffet uns von binnen. gehen, be diefen Worten mit feinen Jüngern aufgebrochen aus dem Hau) in der Stadt, wo er das Mahl mit ihnen gehalten Hatte, um begab fi) nun mit ihnen nach dem Garten Gethſemane. Au dem Wege nun hat er wol angetroffen fei es nun ganze Ren berge over wenigſtens Häufige an einzelnen Käufern mit bejon derer Riebe gezogene und gepflegte Stöfle dieſes edlen Gewäͤchſes Da fand er ein fchöned und herrliches Bild, um noch einmal feinen Jüngern von feiner gropen Beſtimmung und ihrem Bu baltniß zu ihm zu reden.

Wenn wir aber in ben Sinn Diefes Bildes ganz eingebe wollen m. 9. F., fo dürfen wir das nicht außer Acht laſſen, da nicht nux dem (rlöfer _fondern überhaupt auch feinem Xoll überall die. ‚Schrift des alten Yundes, für fie der Inbegriff alle guten, gegenwärtig war, und "ihnen bei jeber Gelegenheit einfi was dert aͤhnliches und verwandtes gefagt wird. Was leſen w num in der Sqheift des alten Bundes von dem edlen Gemüt des Weinſtokksh Vor den Zeiten der Suͤndfluth if .von tun

h)

2) Bar. 19, 27..°) Ioh. 4, 50,

41

felben nicht die Rebe; Noah aber ift der. erſte von welchem geſagt wird, daß er den Weinſtokk pflanzte und einen Weinberg anlegte.: Daran erinnerten ſich auch gewiß ahne eine deutliche und. nähere Hinweifung bie Jünger des Herrn, als er dieſe Worte zu ihnen zu reden begann. Run aber wird uns freilih : nirgends gefagt, daß nad jener erfchütternden Begebenheit: irgend etwas neues auf Erben wäre gefchaffen worden, fondern der Weinſtolk wird ſchon da gewefen fein, aber ungepflanzt und ungepflegt, in einer ursprünglich ‚geringen und wildern Geftalt, wo fein Gewaͤchs nicht fo edel und feine Frucht nicht To erquiffene war. Daher. fängt der Herr feine Rede damit an, Ich bin ein rechter Weinſtokk, d, h. ich bin der rechte edle Weinftoff. Das mar fein großes Bewußtſein von ihm feibft, weiches Ihn uͤbexall bes gleitete und ihn beftändig trieb; das war die innere Wahrheit feiner Seele, ohne welche er auch gar nicht fich ſelbſt hätte dar⸗ ftellen fönnen als den . Anfänger eines neuen Lebens; für tie Menſchen auf Erben, und, ald denjenigen ber ein neues Reich Gottes begründen folle, ‚Die wenfcpliche Ratur vor feiner Er⸗ fcheinung, jie war der wilde Weinſtokk, und wenn; er nicht ger fommen wäre, fo wäre niemals die eble und ſchoͤne Frucht welche Die menfchlihe Natur in dem Garten Gottes tragen joll, fie, wäre, nie erzeugt worden. : Hi... ...

Aber m. g. F. laßt uns um das nicht überichen, wie ver Here auch ſogleich van: ſich ſebſt, auff : ſeinen und ‚unfern himm⸗ liſchen Vater kommt, ganz ungleich ſo vielen glänbigen zwar und wohlmeinenden Ehriſten, vie ſich aber doch ſelbſt einen großen Theil von dem himmliſchen Lichte der Wahrheit perdunkeln, welche meinen, daß In unſerm Glauben an den Sohn und in unferer Frömmigkeit in Beziehung auf, den Sohn der. Bater ‚und gleich: fam zurüfftreten müffe und verfchwinven. Das Bewußtiein des (Srlöfers von feiner Beziehung auf das menſchliche Geſchlecht war immer fein anderes: als zugleich died, daß der Bater in ihm fei, und daß. ver Vater ihn geſandt habe. So fagt er auch nun

- mn

Mer; unmittelbar darauf nachvem ex. gefagt hat, Ich bin der Achte und edle Weinſtolf Moin Bater ift der Weingärtner, verjenige weicher Ihn gepflanzt. hat wicht nur, welches eben bie Seudung des Exrldfers ‚wäre, von da an: aber ihm alles ſelbſt überließe; ſondern er ſtellt feinen" Vater hier dar als den Wein⸗ göetner, der nachdenn er: num ven evfen. Weinſtolk gepflanzt, auch auf alle Reben veffeltsen feine Sorgfalt. und Weisheit verwende,

uUnd in der Dhat ım. g. F. was blicke wol übrig von ber goinichen Votſehung, von: der göttlichen. Regterung. der Welt, die wie: doch. allein dem; Bater im. Himmel zuſchreiben, wenn wir vas Barden! wegnehmen wollten was ſich auf die Pflanzung und Berbriitumg des. Meiches. Gottes auf Erden bezieht, wenn wir bie chriſtiliche Kirche, Die: aus dieſem Achten und Weinſtolk ent⸗ ſtenwen if: ausſchließen wollten. Der EMI ver Weinſtokk, der Vater iſt ner Wehngärtien. * &o wie mir aber dus "Denien, fo Imüffen: wir auch nothwondiger Welle. an. den allgeneinen Ju fammenhang ver Diige vinten.. Er ver:. Vater ift der welcher Die Welt genründet: hat; für ihm giebt es nichts einzelnes und befonderes, ſondern alles iſt rins, weſentlich zufammengchörig, ds emzelne nur in. der Allgemeinheit, der Theil nur im gungen, Kber das ganze quch nur Im Zuſammenſein alles deſſen was zu demſelben gehört und aus demſelben hervergeht. Stellt ſich nun Hier der Erlöſer Dar als den Achten Weinflofl, aber auch nee als den einen, venn et. redet nuo von einem und feinen Vater als ven Welngärtner, und rebet dann vom dem Berhält⸗ niß des Weinſtolks zu dem Reben: fo müſſen wie dabei, wenn

wir ihn ganz verfishen wollen, nicht allein und Ausfihließend |

benken an das MWerhältniß der ‚einzelnen ‚Seele zu dem Grlöjer,

fordern wir müffen- unfern Blikk erweitern, und ven Crloͤſer be⸗ teachten in biefer Hinficht in feinem Berhältniß zu vem gauzen menfchlichen Geſchiecht Es fol nun auch kein anderes Gewächs

diefer Art geben, ais was in den: einem deln Weinfoll, den der

Bater gepflanit Hat, eingewurzelt uber ums ihm hervorgewachſen

ın

iremm:, bad wi am, wir wir amd ker Rete Buß Horm jchen, nach wer göcuichen Comag dem Berzerben perägeuchen.

Un» fe ji Dean ter Gere das Werk Getts, machden og durch weiden un im weichen Mb tie ganze wemnbtihe Mabne veretein and echoben min, eiriiamıt war, er felit dad Werl des Bams gleich im inem ganzen Jujmmmmnbange dar da Tem zweiten Bere miſers Icrtes, Ginen jegliden Reben an ihm, der nicht Fracht bringe, werde ber Rater weg: nehmen; und einen jegliches der ha Frubt bringe werde cr reinigen, daß er mehr Frucht bringe. .

Sehet m. 3. F. bier tenft der Grtöjer ſchan am die Mige lichleit, daß es Reben an ihm geben könne, Menſchen die In einem beftimmien Zuſammenhange mit ihm ſtehen, aber dech Feine Frucht beingen; zugleich aber jagt ex von denen, dap ſte: nicht bieiben würde, foutern Daß ber Bater fie wärbe Inryuehmeits alles aber was im lebendigen Zufammendange wit dem Geldie ſteht und aus feinem Leben hervergegaugen Frucht bringt, Das werde Der Bater auch immer mehr reinigen, auf daß ed Immer mehr ruht beinges Wie könnte en hiebei an etwas andere gedachs haben als an ben großen Zuſammenhaug bed menichlichem Yebens, wie..wir. im vorgüglich in ber chriſtuchen Kirche jchen, mögen wir nun babei dan einzelnen Menſchen und einen größern oder kleinern Theil der chriſtlichen Kirche Im Auge haben, oder mögen wis. denken ast, dasjenige In dem Menſchen, was den Zu⸗ fawssendang mit tem Erloͤſer verlündigt, an ven Ohssbrußt- des Glaubens und der Yrönumigfeit, au die Handlungen die aus dem Zuſammenhange mit dem Erlöſer hervorgehen. Er fagt, Mad von alle dem unſruchtbar if, das wird der Water hinwegnehmen. Nie war ed aber anders müglich m. g. F, als daß nun Immer bo Die. ueſprunglich geringeren Säfte und Kräfte der menſhlichen Has tur in die Barbiabung mis dieſem edlen von dem Wates ſelbß grpfiangeen Weinſtolk mis hineingingen; wis war es anders mög

114

lich, als daß je weiter firh das Gewächs: verbreitete, je mehr in daſſelbe eingepflanzt wurbe und aus vemfelben hervorſchoß, auch überall .mit der Wahrheit ſich wieder der Irrthum und Bahn

verband, mit. dem reinen quten bas aus ben edlen Säften des

Weinſtokks hervorquillt, auch ‚die: Eitelkeit: und Verkehrtheit des menſchlichen Herzens, in feinem Troz und in feiner Verzagheit, und alles was aus‘ dem eigenen Willen und Weſen des natür- lichen Menfchen hervorgeht. Wenn uns nun das demäthigt und nievesichlägt, fo ſollen wir" uns. auch auf Dez andern Seite wieber erheben, indem ‚wir: dabei denen an bie Sorgfalt, an vie Weis: heit des großen: Weingärtnerd, der den Weinſtokk den er gepflanzt hat nie vertäßk: Und fo hat! uns der Herr in dieſen Worten gezeigt den; unıuinterbrochenen Fortgang ver Myigung der chriſt⸗ lichen Kirche, Inden ce nämlich vie beſtaͤnd ifktung ders ſelben vorausſezt. Alles. was -unfruchtbar if, alle todte Werke, . alte leere Redendarten und. Sebzäudhe, alle Menſchenſazungen die : m das urſpruͤugliche: Birk: des goͤttlichen Weingaͤrmers hineinge⸗ pflanzt find: der Bater wind fie hwegnehmen. "ben auch alle viepenigen welche ſich zwar ‚zu ‚einem. aͤußerlichen Juſammenhange mit dem Gelöfer bekennen, aber duch in ifrem;ännern Weſen amd in ihren Geſuimungen ihm fremd fine, .‚uhb:..mehe :thbe' eigenen &äfte hegen und pflegen „wollen, als aus ſeinem Leben anpfangen, auch die werden fich natürlicher. Weile. imner mehe von dem fe hendigen Zufunmenhange mit dem Weinfteff köfen, bio dann ir⸗ gend eine entſcheidende Handlung, irgend ein Tag des Gerichis fe. auch. Anfßerlich; von. demſelben loͤſt· Alles aber: was. feuchtbar

iſt, weun wir nur Geduld haben wenn uns die Frucht. immer

noch alcht gut und edel genug ſcheint over ih nicht reichhaltig und zahireich genug, wenn dem ‚bad. vichtige: Hab wahre Bewußt⸗

ſein von der Unvollkommenheit alles wewichlichen zum Grunde

liegt:. jo. jolßen wir uns darauf. verlaffen, ber Bater wind⸗ es Immer

mehr reinigen, auf daß es immer mehr Feucht bringes und ſo |

wir uns nur dem hingeben,. auf ſein Werk an ber. menſchlichen

45 Fr Alur und auf die edle Entwikllung des menfchlichen Geſchlechts achtend: fo werden wir auch befen froh werben an ums felbfl riund im unferer Betrachtung des großen Weinftoffes,; des Reiches &Sotied auf Erden. Jeder Blikk in die Zufunft, wenn wir ihn gehörig ſtärken und reinigen durch das was in ber Bergangen- Heit- ſchon gefchehen If, wird wie ungünftig auch oft die Lage "zand die äußeren Umftände der. cheiftlichen Kirche fich geftalten mös gen doc) die Zuverficht nähren, der Weingärtner hört nicht auf Die Reben zu teinigen, die Fruchtbarkeit feines Gewaͤchſes wird fich immer mehren bis an das Ende der Tage. . Aber zu ‚einer andern Betrachtung fordern uns bie unit tefbar folgenden Wotte des Herm auf, Ihr feld jegt rein um des Wortes willen das ich zu euch geredet babe Welch ein großes Wort, das der Herr zu feinen Juͤngern ſpricht, hr feid Fein! Und doch wenn wir an ein. Wort eines ſeiner liebſten Jünger venfen, welcher fagt, Das Blut Chtiſti macht uns rein von aller Sünde *): fo war eben dieſes edle Blut des edlen und aͤchten Weinſtokks noch nicht vergofien worden als des „Herr dieſe Worte ſprach, und doch jagt ex zu feinen: Juͤngetn, Ihr, feid rein. Iſt das eine andere Reinheit: als die weiche fein Zünger meint, wenn er und an fein Blut verweiit? oder ift. es diefelbe, und iſt die volle Wahrheit erſt darin, wenn wir bes‘ Meifters Wort und das ergänzende Wort ſemes Jüngere sufanis mennehmen? Mir dürfen doch niemals m. g. 9. * Bert des gun⸗ gers dem des Meiſters gleich Halten, als nur in dem Glauben und unter der Vorausſezung daß es aus demſelben wirklich ent⸗

nommen fei und mit ihm übereinfinnme. Liber viefes Glaube -

kann auch nur lebendig fein wenn wir .biefe Uebereinftunsung fuchen, : Hier nun fagt der Herr zu feinen Juͤngern, Ihr feih ſchon rein um des Wortes willen daB. ich zu euch ge⸗

ds.

2) 1 Joh, 3, 7.

46.

redet habe. Wenn mn per Weingheiner die einzelnen Reben des Weiaſtoftos reinigt: wao er dann von demſelben hinwegnimmt, M es das: was bie innere und höhere Kraft, bie in dem Leben bes ebien Sioffes iſt, verfüinnigt und berfelben unmittelbar an⸗ gehört? Nein, das bedarf nicht hinweggenemmen au werden; ſondern was den Neben an usb füg fich gehört, was im den⸗ ſellen durch unguͤnſtige Wutercug oder duech andere ungünflige Wnfkäfle entſtanden, das if es was gereinigt und weggenommen werden muß. Wo ift alſo Die Meishelt? Immer in dem leben- digen und ausſchließenden Zuſcanmenhange Der Neben wit dem Meinſtoff. Was. Diefen Zuſammenhang nieht verfünbigt und in demſelben micht feinen Grund het, iſt auch das was die Frucht⸗ batkeit hindert und hemmt, und wuR. hinmeggenommen werden und. Wenn alſo bet Enlöfer. gu. feinen Yangern jagt, Ihr feid seine ſo giebt er ihnen das Zeugniß wiefes lebendigen Zuſam⸗ menharges, bieferieinigen Lebenögeminiufchaft. im welcher fie mil Ins ſihen. Biber: er fagk. zu ihnen, Ihe ſeid rein um. des Wortes auillen. das ich zu reuch geredet habe, Welches ‚Wert? Rd. irgenb:ein eimzehned art feines Mundes, worauf ex fich Degieht, ı abes DRS er Dach nicht namhaft macht, und aus dem ganzen Erhaz.igrer Erinnerung herauaniumt, Damit fie wicht feigrtifen. Dqs Burfen ; wir nicht uwinen.. Aber m. a. F. es giebt: nuch bein eigenes. ort: des Herrn, in welchem bas Heil fein könnte, fordern es iſt der ganze Zuſammenhang feiner Worte, ken fralich auch wieder für Dem Weider einmal eingedramgen ift in bad ofen Des. Geren, felhft, in jedem einzeln feinge Worte wuß :zu finden ſein, worin wir jenes Wert au ſuchen Haben. - u. ale. großen Simue xiiſo ſagt er, Ihr ein um deö Moren willen. das ich zu euch geredek finde: Und iR es nicht nad: feiner eigenen Weder, Die wir noch larzlich in unſern anderen Verſaumnlungen betrachtet haben, if es ‚nicht. eben das göttliche Wort, welches in die Seele gefäet werben muß, auf daß dem Herrn eine Erndte erwachje? And fo geht er auch hier auf

B di

das Wort welches er vedet zueüfl, wie ex and) aubeinhriß. jagt; Die Worte die ich. rede find Geiſt und Leben *). Und ein an⸗ deres Mittel gab es auch nicht m. g. F., wie er die Menſchen mit fich vereinigen konnte, als das Wort im weiteſten Einne deffelben, wie wir.auch alle feine andere Kraft haben db Hein anderes Vermögen um uns einander mitzutheilen. Das Wert it dasjenige womit wir und zuerft einanter begegnen; und alles iR Wort in anderer Geflalt, oder muß erſt durch das ie bendige Wort in der Seele erläutert werden, um im Zuſammen⸗ hange wit bemfelben verftändlich zu fein. Wenn alfo dee Sem ' fagt, Ihr ſeid rein um des Wortes willen das ich zu euch geredet- Habe, fo fagt er nicht mehr oder weniger ale, Ihr feid rein um deßwillen und buch basjenige was ich euch mitgeteilt Nabe von mir ſelbſt. Das aljo m. g. F., tad iſt das urfpränglicde Wort des Herrn, umd dabei muß. ed bleiben. ‚Und fo müflen wir auch das Wort des Jüngere je verfichen, daß das Wut des. Herm uns nur ren mache injafern wir im diefer lebendigen Gemeinſchaft mit ihm bleiben, und nur bie welche es ſich fo von ihm mittheilen laſſen und non ihm empfan⸗ gen. Und fo waren freilich feine Jünger fchon: rein, wie er jagt; weil fie in dieſem lebendigen Zufammenhange mit Ihm lebten. Aber Hatte etwa fein Tod für das Heil Der Welt daran feinen Theil? Das fei ferne von und m. g. W., au jagen Dean daß er fich hingeben mäffe, und daß er gelsmmen fei fich Hinzugeben für das Heil der Welt; daß alle Gemeinſchaft die er mit ben Menſchen angefnäpft hatte durch die Mitteilung feine Innern Weſens, nit - vollendet fein und ihr Ziel nicht erreichen Tonne wenn er fich- nicht Hingebe für das Heil der Weltz daß das Weizenkorn, welche herrliche Kraft des Lebens es auch in ſich babe, doch nicht Frucht bringen könne wenn es nicht im bie Erde falle und erfterbe: das hatte er ihnen oft genug gefagt;. und dies

*) Job. 6, 63.

118

jenigen amter! ifmen weiche ihm recht verfkanden, unb wir wollen fagen alle, wenn gleich der eine mehr und. der andere weniger, fie hatten alle feine Worte und alle Mitthellungen feines Ge muͤths aus dem innern Schaze feines Herzens in Bezug auf diefe ie Rede von feiner Hingebung in den Tod und den bevorffenenven Ende feines irdifchen Lebens verſtanden. Ob die äußerliche Handlung vollzogen war oder nicht, das iſt das worauf es dabei nicht ankam. ber weber das. Wort des Herm in jenem allgemeinere noch auch in dem befchränkten Sinne wenn wir darunter den gewaltſamen Tod des Herrn verfichen, der nur durch Außere Umftände konnte herbeigeführt. werben, feined von beiden. für ſich allein ift dasjenige wodurch wir rein werben; _ fondern nur indem beides eins und daſſelbige tft, iſt es die Mit- theilung feines Lebens, wodurch er und feinen Sinn giebt und einpflanzt, und die Hingebumg feines Lebens für das Heil der Belt, wie er denn auch fein Wort einfaugen, fein inmerites Leben in die Seele aufnehmen, und fein Blut teinfen, für eins und daſſelbige erklärt in einer andern Rebe *).

Alfo m. g. F. nur dur das Wort welches der Herr zu uns geredet hat in dem vollen Sinne deſſelben, durch das find wir rein. Indem er das zu feinen Jüngern fagt, fagt er es auch zu uns, benn fie waren bie Gejammtheit der feinigen; was er zu ihnen fagt, jagt ee zu der ganzen chrifllichen Kirche und zu ber vollen Gemeine der feinigen. So viel ald er zu und geredet Hat, daß es in die Seele eingehe, jo viel ald wir, jeder ein Theil der chriflichen Kicche, in wahrer und lebendiger Ge: meinichaft mit ihm Leben, ift er auch bei uns, und find wir rein; und es giebt Fein anderes Mittel, wodurch auch der. Bater die Fruchtbarkeit der Neben richtet, als das tiefe Aufnehmen des - Wortes weiches ber Herr gerevet hat, des Zeugnifies welches er abgelegt von fich und feinem Vater, wodurch allein beide uns

\

*), Joh. 6, 56.

11

offenbar werden, und fommen Tonnen um Wohmmg zu machen in unferm Herzen; und je mehr fo fein Leben in uns wirkt, Deito mehr müflen wir gereinigt werden von allem was ihm nicht angehört. |

Darum fährt er fort, Bleibet in mir, und ich in euch, und entdefft und darin noch einmal, "worauf es überhaupt ans fomme, daß diefed herrliche Gewächs, weiches der Vater gepflanzt bat, feine Wirfung hervorbringe in der menfchlichen Ratur. Der Zufammenhang aller die ihm angehören und das find alle Menſchen mit ihm dem von Gott gepflanzten und verebeiten MWeinfoff, der muß ununterbrochen bleiben.

Aber noch ausdrüfflicher fagt er, Kein Nebe, alfo Fein Seit ver menjchlichen Natur, kann Frucht bringen von ihm felbk. Bleihwie der Rebe kann feine Frucht bringen von ihm jelber, er bleibe denn am Weinftoff: alfo auch ihr nit, ihr bleibet denn in mir. Und fo it ed denn wahr, und der Herr fagt es felbit, daß alles was nicht durch den Zufammenhang mit ihm unter den Menſchen entfleht, das iſt auch Feine Frucht; was fie von fich felbft Hervorbuingen, wie [yon und, veredelt e8 auch erfcheine, wie lieblich auch das Auge Dadurch ergözt werbe, es ift doch immer Feine Frucht von biefem edlen höheren Werthe; fonvern nur was aus dem Zuſammen⸗ hange mit ihm hervorgeht, das ift wahrhaft Arucht... Darum ifk er nun der Wendepunkt in der ganzen Entwifflimg. bed. menſch⸗ lichen Geſchlechts; darum fagt ‘auch. die Schrift und kommt fie oft darauf zurüff, Das alte ift vergangen, fiehe es iſt alles neu geworben *); ein neler Himmel und eine neue Erbe, ein ganz neues Leben ift ed, was von Ihm ausgehen foll.

Nicht m. 9. F. als ob. wir alles. verachten und verwerfen folten was die menfchliche Natur hervorgebracht ‚hat vor: den Zeiten des Herrn, als ob wir uns vor dem allen, als fe es nicht nur unfruchtbar fondern. auch ein. Grenel. vor dem Herrn,

*%) 2 Ror, 5, 17.

verwahren: follten. ber doch werben wir geſtehen müfen, auch das edelſte und fchönfte was jene Zelt hervorgebracht hat, Inifofern es nicht ſchon von ven Zuſammenhange mit dem Erlöfer fei es au nur in dunkler Ahndung oder in unbeftimmter Schnſucht durchtzungen war, es hat fein verführerifehes und verderbliches, und muß erft gereinigt umd nem gemacht werben dadurch daß es son feines Lichte berüßet und in Zujammenhang mit feinem Les ben, gebracht wird; dann erſt wird es wahre und bleibende Frucht bringen. Was aber aus ihm hervorgeht, das iſt alles Frucht, das bereitet ben kommenden Geſchlechtern Kraft und Rabrung des Geiſtes, das erhält und bezeugt daB hoͤhets eben, weldhes in ihm begründet ift und im ihm allein beruht. Darum bleibt er auch babei und wiederhoit es, Er fei der Weinftoft, in welchem alle Kraft liege Frucht zu bringen, wir die Neben, welche die Kraft zur von ihm empfangen; darum bringe nur Fracht wer in Ihm bleibe, nur wer diefen innigen gengenfeitigen Zufammenhang, wie er ihn ausgebrüfft hat in den Worten, Bleiber In mir, und ich in euch, ununterbrochen erhält; und fügt noch ausprufffich hinzu, Ohne mid könnt ihr nichts thun.

Das m. g. 8. foll die große Regel unfers Lebens fein, wenn wir felbft nicht mehr ober weniger in das Gefchiff verwiffelt werben wollen welches er in den folgennen Worten auseinander fest, Wer nicht in mir bleibet, der wird weggeworfen wie ein Rebe, und verborret, und man fammlet fie und.wirft fie ins euer, und muß brennen. Wellen wir. in. das Geſchikk nicht mitverfluchten werben, daß wir ausge- ſondert werden aus dem Zufammenhange des göttlichen und Höhern Lebens, und keinen anbern Nuzen fchaffen als Durch die Afche vie von uns uͤbrig bleibt, wollen wie das nicht: jo muß das die große :Regel unſers ganzen Lebens. fein, Ohne min Tonnd ihr nidyts thun.

Damit m. 9. F. Seht ber Her nun allen Anterfchheb auf, den die Menſchen fo oft machen, zwiſchen dem geiftlichen und

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etlichen, zroifchen dem zeitlichen und ewigen. Ex fagt, Ohne ich Fönnt ihr nichts thun; auf welchem Gebiet des Lebens auch fei, es ift nichts und wird fich immer mehr zeigen ale chts, es iſt Feine Kraft und Fruchtbarkeit darin, was ohne mich ſchieht. | Aber wenn das nun fo wahr ift m. g. F., fo müflen wir ch die Kraft, bie göttliche Kraft des Grlöfers, die Ihn eben in ı Stand fezt fo alles zu durchdringen, in diefem Umfange au jen und zu verftehen fuchen, daß fie auch wirflich das ganze nichlidhe Leben in fich begreift. Wenn der Menfch das nicht mag, es ift ihm aber Ernſt ven Zufammenhang mit ven Er⸗ er feit zu halten: fo entfleht dad daraus, daß er alles. in dem nfchlicden Leben, worin er diefen Zuſammenhang nicht findet, a ſich wirft. Das ift ver Grund gewefen, den eben biejenigen ıft wahrhaft frommen Menfchen gehabt haben, welche ſchon in ihen Zeiten der chriftlichen Kirche fich zurüffzogen von dem ges ligen Leben in die Einfamfeit, weil es unter den Beftrebungen 8 denen das gewöhnliche menſchliche Leben beſteht fo vieles dt, was fie nicht in Zufammendang mit dem Erlöfer bringen inten. Loben wir das und erfennen darin eine große Stürfe d Kraft des Geiftes: fo muͤſſen wir doch ven Mangel an Eins )t darin bevauern. Dem eben weil alles aus dem Zufammens nge mit dem Erloͤſer hervorgehen fol, jo muß er auch das nze menschliche Lehen umfafen. Und fo ift es mit allem was t noch ähnliches unter den Chriften befieht. Darum Fommt es darauf an, und beruht die fortfchreitende Entwwikklung des erfes der Erlöfung darauf, daß das Auge unfered Geiftes auch mer mehr geöffnet werde, und daß wir, wie Bott einmal das nfchliche Leben geordnet hat, auch immer mehr in den Stand ezt werden alles in dem wahren und lebendigen Zuſammen⸗ age mit den Werke des Herm zu begreifen. Was wir dann begriffen Haben, darauf if die Regel anwendbar, Ohne ihn nnen wir nichts thun, das muß in biefem Zuſammenhange Hom. üb. Ev. Job. II, Hh

12

erhalten. werden; und wenn wir anders wirffam find auf irg einem: Gebiet des Lebens als in der Kraft die er und gieht in Webereinftimmung’ mit dent was er und zeigt, in Gemäß des Vorbildes das er uns gelaffen, und bed Wortes dad er und geredet hat, das wird immer nichtig fein. Daher die Herrliche Verheißung die.er in den lezten Worker giebt, welche wir gelefen haben, So ihr in mir bleibet und noch einmal wiederholt .er die und Bringt es im diefelb Verbindung, es giebt fein Bleiben in ihn ald wenn feine Wort in und bleiben, es giebt Fein fortgefeztes Leben mit dem Crlöfe als wenn wir alles was er ums mitgetheilt- hat in unferm In nem feſthalten Sp ihr in mir bfleibet, und mein Worte in euch bleihen, werdet ihr bitten was ihr woll und es wird euch wiverfahren. : Zu geoß‘faft erfcheint ung dieſes Wort bes Herrn, ur wegen [einer Größe kann es feicht den Menfchen muthlod mache Denn wenn einer-fagen wollte, Ich babe fo manches ſchon g beten, und es iſt mir nicht widerfahren: fol ich daraus ſchließe dag id) nicht In’ dem. Herrn geblieben bin, und feine Worte nie in mir geblieben find? Das fünnte mandjes Gemüt) ans ve fhönen Gebiet des Glaubens in duͤſtern Zweifel, wo nicht g in die Nacht -dver Verzweiflung bringen. Aber m. g. F. es fi auch all unfer Bitten ans unferm. Blelben in dan-Exlöfer h vorgehen: Ja das Tollen wir ‚fließen, wenn etwad was r gebeten haben und nicht widerfahren iſt, dann iſt dieſe Bitte ni aus dem Zufammenhange mit ihm hervorgegangen, und geh “mit ihrem Grunde in unferem Gemüthe zu demjenigen voae ' Weingaͤrtner noch hinwegnehmen muß und reinigen, auf Daß r

Frucht bringen; ſie ſelbſt aber war nicht fruchtbar. Aber wir‘ bitten aus dem lebendigen Zufammenhange mit dem Criö heraus Und indem"wir uns gugleich in ben Grenzen Kalten, benen er fich felbft gehalten und die ee uns. beutlicd) befchric: hat; wenn wir nichts bitten und begehrten als was ſich auf ı

483

deich Gottes auf Erden bezieht dem das iſt das einzige vonach wir trachten follen,*) aljo auch das einzige worauf uns re Wuͤnſche follen gerichtet fein; wenn wir das fo wünfcen. wir nicht nach Zeit und Stunde fragen und die erforjchen rollen, weil der Vater allein fie feiner Macht und Weisheit vor: halten hat;®*) und wenn am Ende all unfer Bitten das ift, 15 des Heren Wille gejchehen möge, ***) weil wir uns fönnen frrt haben: dann können wir ſicher ſein, daß was wir bitten ögen uns widerfahren wird,

Dadurch giebt er uns aber den größten und fchönften Ans eil an der Einheit mit feinem Vater im Himmel, die er felbft habt. Wenn unfere Wünjche mit den Wegen Gottes fo zufams mitimmen, daß was wir bitten ung widerfährt: was fönnen ir größeres venfen? Ja wol ift das der höchfle Gipfel ven der mich erreichen fan; aber wir müffen fagen, wenn das oft cht gefchieht, wenn die Wege Gottes vie Wuͤnſche feiner nder durchkreuzen, wenn fo oft das Gegentheil von dem ge: heit, wozu fich nicht zweier oder dreier fondern vieler Wünfche und ebete bereinigt haben: fo iſt es ein Zeichen, daß wir noch nicht nz und vollkommen in ihm ſind und ſeine Worte in und; jo es ein Zeichen, daß noch) manches in und ift was .muß ges nigt und weggenommen ‚werden: Und zu einer ſolchen Prüfnng jer jelbjt muß und das Immer mehr gerelchen; dann werben t bereit fein, ung dem großen Weingärtner, ber ‚und alle in im Söhne ficht, ganz hinzugeben zur Reinigung . und Laͤu⸗ in Welche Reinigung buch Beuer, welche Säuterung durch ibjale und Winerwärtigfeiten es auch ſein mag: ſein Zwekk nur der, daß wir immer mehr.. rein werden und immer mehr icht bingen. Und jo guſchete ven fein. Wille an ung, Men. Amen:

*) Donh: 6 23°) Ypkafdı 1 9 9") Maib.5, 10. vgl. 26,48

552

LXX.

Am 8. Sonntage nach Trinitatis 1826.

[0

feine Freunde. Ihr feid meine Freunde, fo ibe |

Text. Joh. 15, 8-17.

Darin wird mein Bater geehrt, daß ihr viele ru bringet und werbet meine Jünger. Gleichwie mid m Bater liebet, alfo liebe ich euch aud. Bleibet in wa Siehe. So ihr meine Gebote Haltet, ſo bleiber ihr meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote bi und bleibe in feiner Liebe. Solches rede ich zu a auf daß meine Freude in euch bleibe, und eure Frt volllommen werbe. Das ift mein Gebot, daß ibr « unter einander liebet gleichwie ich euch liche. Nien Hat größere Liebe denn bie, daß er fein Leben Lip

was ich euch gebiete. Ich fage Hinfort nicht, Tu:

Knechte feld; denn ein Knecht weiß nicht was fen‘

thut. Cuch aber Habe ich gefagt, daß ihr Freunde denn alles was ich Babe von meinem Bater gehört, !

4185

ich euch Fund gethan. Ihr habt mich nicht erwählt, ſondern ih Habe euch erwählt und gefezt, daß ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe; auf daß fo ihr den Vater bittet in meinem Namen, daß er e8 euch gebe. Das gebiete ich euch, daß ihr euch unter einander liebet.

R. a. F. Das erfte unter diefen Worten des Herrn, die wir einander gelefen haben, ift dasjenige welches wir bei allen jenden immer müflen im Sinne behalten, um die Meinung ers Erlöfers recht vollfommen zu verftefen. Er fagt, Darin rd mein Bater geehrt, daß ihr viele Frucht brin- t und werbet.meine Jünger. | | Sehet da m. g. F. das flelt und der Srlöfer dar als bie :e, als die Berherrlichung feines Vaters in diefer irdiſchen Welt, : feine Jünger viel Frucht bringen, wie er fagt, daß ihr wer- ; meine Jünger. Nun waren fie e8 freilich fchon; aber wie riftus ein andermal fagt, Se jemand diefe Lehre thut, fo wird erfahren daß fie von Gott iſt,) und doch nur Diejenigen ntliche Jünger des Heren find, welche davon die fefte Ueber⸗ zung haben, daß feine Lehre von Gott fei: in demfelben Sinne t er nun auch hier, daß dadurch daß wir Frucht bringen wir e Jünger werden, d. h. ed in Wahrheit werben, daß durch Erfahrung der Glaube fich immer fefter begründet daß feine re von Gott fei, daß durch die Frucht felbft die wir bringen ere Anhaͤnglichkeit an ihn, und unfer Anerkenniniß daß er allein ſonſt fein anderer unfer Meifter ift, immer fefter werde. Dies es in feiner innigen und unauflöslichen Verbindung, die gläus pund freudige Anerkennung des Herrn, und die Frucht die us hervorgeht, daß wir in ihm bleiben, wie dies beides ſich er einander gegenfeitig fürbert und flärkt, das fagt ex fei

2) Joh. 7, 17.

46

pie Ehre und Berherrlichung feines Waters, wie er auch ante . wärts fagt, daß der Vater verherrlicht wird in dem Eohne*)

Denken wir nun m. g. F. an das was er vorher geſa— hat und- womit: er feine Rede begonnen, wie er fich barftellt al den einigen Weinftoff, an welchem alle müßten Reben fein ur bleiben, in welchen überhaupt das rechte Leben fei und bleib ſolle: ſo fehen wir wie. er meint, daß dieſes von ihm gepflan; And gepflegte edle und herrliche Gewaͤchs der chriftlichen Kirck bie Gemeinfchaft derer welche an ihn glauben und in ihm alle vas Leben haben, das fei im diefer Welt die Ehre und Verhet lichung ſeines Vaters, und ſonſt nichts; und eben dieg erläut er nur immer wieder von verſchiedenen Seiten im ven folgen Morten, bie wiv vorhin gelejen haben, und aus biefem Geſich punkte wollen wir fie alfo jezt weiter betrachten.

Das iR num das erſte, Gleichwie mi mein Vat Lebt, alfo liebe ich euch auch. Bteibet in mein Liebe. So ihr meine Gebote haltet, fo bleibet ihr meiner Liebe, gleihwie ich meined Vaters Geb: halte, und bleibe in feiner Liebe. Was ift aljo num I Leben, wodurch eben diefe Verbindung der Menfchen mit \ Erlöfer- fi auszeichnet, in welcher allein die Verherrlichung | Vaters beſteht? Es ift die dieſelbe durchdringende und von dem föfer ausgehende göttliche Liebe. Er fagt, Wie mid mein B liebt, ſo liebe ich euch auch; ſo ihr nur meine Gebote haltet, bleibet ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote h und bleibe in feiner Liebe.

In welchem Sinne fann denn der Here fagen, Daß ihn fein Bater liebt, fo er ung auch liebe? Wenn bier an feine Liebe denfen, injofern wir Diejenigen find w von ihm erlöft- zu werden bevürfen: fo Fönnen wir nicht ja daß feine Liebe zu uns gleich fei ver Liebe feines Vaters zu ı

) oh. 14, 13.

4897. enn ber Bater liebt ihn als. den ehizigen Sohn, an welddem er on fein Woßlgefallen Hat, als den von welchen .‚gefagk' wird, azu bin ich in die Welt gefommen, daB ich deinen Willen thue,“) 3 den welchen er gefandt hat um bie Erfüllung, feines Willens diefer menſchlichen Welt zu bewirfen. Aber wie er andenvärts feinen Füngern fagt, Gleichwie mich mein Vater gefandt hat, jende ih cuch**): das iſt es, woran wir denken müflen. "Wenn r uns betrachten als. diejenigen. welche, wie.er auch Hier fügt, ne Gebote halten um in ſeiner Liebe zu Bleiben, und alfo auch 3 diejenigen welche er ausjendet um .zu leuchten in ber Welt da⸗ rch daß fie den Willen veffen ihun den Gott gefandt hat: fo das diejenige Liebe des Erlöſers zu uns, welche. diefelhe iſt t der Liebe feines Vaters zu ihm. Wenn wir aber uns bie orte näher betrachten, wie er fagt, Wie ich meines Vaters ebote Halte, und eben dadurch in der Liebe bleibe, it welcher er mich liebt, fo werbet ihr auch In der ebe bleiben, mitwelder ih euch liebe, wenn ihr eine Gebote haltet: muß und nicht wenn wir dies auf: afam betrachten m. g. F., das klar werben, daß der Erlöjer n einem andern. Berhältniß zwifchen und und Gott, von ciner dern Erfüllung der göttlichen Gebote, von einer andern Liebe otteß, in welcher wir bleiben fönnen, gleichfam nichts zu wiſſen eint, ald von der allein durch ihn begründeten, und nur von wer folchen Erfüllung der göttlichen Gebote, die er und gegeben t? Und fo ſtellt er fi und denn hier. freilich dar als den gen Mittler zwifchen Gott und den Menfchen, weil das Lies överhältmiß das gegenfeitige zwijchen Gott und den Menichen, : treue Erfüllung des göttlihen Willens, nur durch ihn umd xch unfer Verhaͤltniß zu ihm gegründet ift.

Sehen wir num dabei auf Das vorige zurüff m. g. F., fo erden wir die ganze Wahrheit davon empfinden. Wenn ber

*) Joh. 6, 38. **) Joh. 20; 21.

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Apoflel Paulus in feinem Briefe an bie Römer tagt, Daß bie Menſchen hätten wiſſen können daß Gott ſei, weil ex fich ihnen offenbart habe, well fle feiner ewigen Kraft und Gottheit inne werben fönnten, fo ſie deß wahrnehmen an feinen Werfen, naͤm⸗ lich der Schöpfung der Welt, daß fie aber dieſe Erfenntniß Got- tes fich felbft verderbt hätten und verunreinigt in den verfehrteften Wahn*): jo war eben dadurch auch die Ehre Gottes in biefer Welt ganz verſchwunden, es mar nichts was den Bater im Himmel verherrlichen konnte, weil nämlich das Licht ausgegangen war, und nun Dunkel das Erdreich beveffte. Nun freilich Eonnte die menfchliche Bernunft von diefem Wahn loskommen, und erkennen, daß eines Gefchöpfes vergängliche Ehre nicht pie Ehre des Schöpfere iR, daß das ewige Weſen nicht Fonnte angebetet werden unter der Beftalt vergänglicher Dinge, daß ber göttliche Wille nicht konnt abgebildet werben durch die Triebe der finnlichen Natur, die fid in allen Gefchöpfen regen. Und davon hat fie fich auch beireii in einzelnen, in welchen ein befonderer Strahl des Lichtes noch übrig war und fich weiter entwikkelte. Aber die Ehre Gottes die Verherrlichung des Vaters, die konnte durch alles basjenigı nicht eniftehen, was vor dem Grlöfer und abgelöft von ihm di menſchliche Bernunft in dieſer Beziehung geleiftet hat. An ein ſolche Liebe zu Gott wie fie vermittelt ift Durch unfere Liebe dem Exlöfer, an ein ſolches Halten der Gebote Gottes, wie ii und entiteht wenn wir nichts Halten wollen als die Gebote deſſer der fih für und dafingegeben hat, war ohne ihn und vor feine Erſcheinung nicht zu denken; e8 war alles immer nur ein um pollflommenes Stüffwerk geweſen, beftändig in Gefahr ſich ; verdunfeln und in den verfehrteften Wahn auszuarten, weil ohn den Exlöfer die lebendige Kraft des giftigen Lebens, durch welch allein das Berhältniß zwifchen Gott und den Menfchen rein ge halten wird, gefehlt Hatte, Rur durch den Sohn wird ber Bate

9 Rom. 1, 19 F.

419

verherrlicht, nur wenn wir in ſeiner Liebe bleiben, koͤnnen wir in dem Worte Gottes bleiben, welches ausgegoſſen iR. in Chriſtum, und ſich von ihm aus immer weiter verbreiten ſoll.

Und weil nur in der Verherrlichung Gottes, nur in der Er⸗ kenntniß der Wahrheit, nur in der treuen Erfuͤllung des goͤttlichen Willens die Freude des Menſchen ſein kann, der zu nichts ge⸗ ringerem als dazu geſchaffen iſt: darum ſagt der Herr weiter, Solches rede ich zu euch, auf daß meine Freude in euch bleibe, und eure Freude volllommen werde. Das war feine Freude wie er fagt, Das iſt meine Speife,*) daß ich ven Willen meines Vaters ihue; das war feine Freude, daß er - fo die Menfchen zu Gott zurüffführte, um das urfprüngliche Berhältniß zu ihm, zu welchem fie beftimmt find von Anbeginn an, auf eine fefte Weife zu begründen. Und, fagt er, eine volls Tommene Freude für euch giebt es fonft nicht; was ihr euch auch fonft nicht allein irdiſches und finnliches, ſondern geiſtiges und edles denfen möget: es giebt nur die eine Freude, wenn ihre in meiner Liebe bleibet und meine Gebote haltet.

Und eben deswegen befchreibt er fie nun und fagt, Das ift mein Gebot, daß ihr euch unten einander liebet gleihwie ih euch Liebe; und fügt Hinzu, Riemand hat größere Liebe und aljo au er ſelbſt nicht, und bes fchreibt dadurch feine eigene Liebe und die Liebe die wir unter einander haben follen und in der wir bleiben follen, Niemand bat größere Liebe denn die, daß er fein Leben läßt für feine Sreuude; ihr feid meine Freunde, fo ihr thut waß.ich euch .gebiete.

Thut der Erloͤſer aber Hier fich ſelbſt nicht Unrecht; flellt er sicht auch und ein geringeres Maaß als er. und eigentlich ſtellen fonnte und follte, und ald wir dadurch auch in ihm Kraft finden würden zu erfüllen? Denn fagt nicht die Schrift anderwaͤrts,

°) Joh. 4, 34,

490

Darin preiſet Gott feine Liebe gegen und, daß ex feinen Sohn gejanpt bat als wir noch Sünder waren,*) und aljo fleifchlich gefinnte, und weil flelfcplich gefinnet fein eine Feindſchaft if wider Gott, va wir nod Feinde waren? Der Erlöjer aber fast, iemand habe eine größere Liebe denn die, daß er fein Leben fafte für feine Freunde.

Wir m. g. F. vereinigen wir beived mit einander? Ja Gott Hat feinen Sohn gefandt; denn was Gott thut, das thut er alles auf eine ewige Weife, und fein ewiger Rathichluß von ber Gr- löjung durch feinen Sohn und die Sendung deſſelben iR eins um daſſelbe. Alſo nur indem er deswegen gejanbt zu werben brauchte, weil die Menfchen in das Fleiſchlichgeſinnetſein verfunfen waren, ſo Hat er ihn gefandt als wir Feinde waren, und einen größeren Preis der Liebe Gottes giebt es nicht als diefen. Aber bier redet der Eriöfer nicht von ber Liebe Gottes, fondern von der Liebe die wir unter einander haben follen, und welcher er das Maaß giebt feiner Liebe zu den feinigen. Wol zeigte er dieſe, ald er in Begriff war fein Leben zu laſſen. Fuͤr wen fagt er, daß er es laſſe Für die fündige Welt, oder für feine Freunde? Und wenn er es nun für feine Freunde ließ, wie ex hier fagt: weichen Theil haben wir an ihm, oder wie follen und können wir ed uns aneignen? Er ließ fen Leben, wie er fagt, für feine Freunde; eine größere Kiebe kannte er ſelbſt nicht, vie Menſchen unter einander haben foln; und indem er feine Liebe macht zum Muasftab umferer Kiebe unter. einander, fo redet er als Menſch zu Menichen. Eo Heß er fein Leben für feine Freunde; aber er ließ es doch zugleich für die ganze fündige Welt. Das war das auf göttliche Weiſe im ihm geöffnete Muge des Geiſtes, daß ex in feinen freunden, welche er ſich erwaͤhlt hanue, auf daß fie die Worte weiter wer breiteten die er von dem Bater empfangen hatte damit er fic ven Menfchen gäbe, und welche er weiter fendete, auf baf ſie die

°) Rom. 5, 8.

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Menſchen ‚berufen möchten zu treuer Erfüllung feiner Gebote in der Liebe von welcher fie ſelbſt ergriffen waren, ver Gebote bie er von feinem Bater überfammen hatte, daß er in diefen feiner Freunden das ganze Gefchlecht fah dem fie angehörten, und unter welches auch er gejezt war; in diefen und durch fie liebte er alle, und war feine Liebe und Hingebung für alle. Nicht Eonnte er fein Leben laffen für die Menſchen, wenn ex fie anfah als foldhe die das Zeben welches er ließ nicht von ihm empfangen wollten; fondern indem er ſich auf die Kräftigkelt feiner Worte verließ, darauf daß fo wie das Ffleine Häuflein feiner Jünger in feiner Liebe blieb dadurch daß fle feine Gebote hielten, fo auch von biefer beleben» den und über fie audgegofienen Kraft feiner Liebe immer mehr das ganze menfchliche Gefchlecht werde ergriffen werden: im biefer freudigen Zuverficht, in dieſem göttlichen Hinſehen auf biefe nie⸗ mals untergehenve Kraft in denen für welche er gefommen war in die Welt, fagt er, daß er fein Leben Lafje für feine Freunde, für die jezigen und künftigen, für alle bie jest und in jeder Zufunft -— und wer wollte Ziel und Grenze fezen für dasjenige was auf diefe Weife gefchehen If für das ganze menſch⸗ liche Geſchlecht in feiner Liebe bleiben und feine Gebote halten. Und fo führt ex und auf den großen Unterſchied zwiſchen den auf diefe Weife begründeten Zeiten: des neuen Bundes und allen früheren zurüft, indem er fagt, Ich fage Hinfort nicht mehr, daß ihr Knechte ſeid; denn ein Knecht weiß nicht was fein Herr thut. Euch aber habe ich gejagt, daß ihr Freude feld; denn alles was ich habe von meinem Bater gehört, habe ih eum fund gethan. Das war nämlich m. g. F. der hoͤchſte Ehrenname in den Zeiten des alten Bundes, wenn ein Menfch genannt wurde ein Knecht Gottes. Eo nannten die Propheten fich, und fo wurden fie verehrungsvoll von dem ganzen Bolfe genannt; fo nennt in den Schriften des alten Bundes felbft der Herr, wo er vedend eingeführt wird, feine auserwählteften Diener; und fo hatte ber

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Erlöfer auch früher wol feine Juͤnger angefehen, wenn er fie mit ben Propheten des alten Bundes vergleicht, indem er fagt, Daß fo wie die Väter die Propheten des Herrn verfolgt hätten und getödtet, jo würden auch ihre Nachlommen feine Jünger verfölgen und tödten, wenn er fie fenden würde unter die Völker der Erve.*) Aber nun fagt er, Ich fage hinfort nicht mehr, daß ihr Knechte feld, und nachdem ich einmal das große Wort ausgefprochen habe, Daß ihre meine Freunde feid, weil ich euch alles was id von meinem Vater gehört Fund gethan Habe, fo ift jede Achnlichkeit mit dem früheren verſchwunden, das alte ifl vergangen und es ift alles neu geworden.**%) So fagt der Verfaſſer des Briefes an die Hebräer, indem er das Zeugniß giebt dem Moſes, daß er treu gewefen fei in dem Haufe Gotted als ein Knecht dem es übergeben fei und anvertraut, er fagt von Chriſto, diefer fei treu gewefen in dem Haufe Gottes als der Sohn,***) als der erwachfene mändige Sohn, dem alle Abfichten und Verfahrungs- weifen feines Vaters klar find, und der vollfommen in feinem Geiſte und Sinne handeln kann, und wie er das Vermögen dazu befizt, jo auch die Vollmacht dazu empfangen hat. So fagt hier der Herr, Ich fage Hinfort nicht mehr, daß ihr Knete feid; denn ein Knecht weiß nicht was fein Herr thut; diefed Berhältnig der Knechtichaft zwifchen Gott und den Men- fiyen Hat aufgehört, es giebt feine Unwiſſenheit um den göttlichen Willen mehr, vermöge deren, wie es in den Zeiten des alten Bundes war, in einzelnen Fallen das Wort Gottes gejchah zu dem einen oder dem andern, um ed weiter zu verbreiten, damit die Menfchen wüßten was ber Mund Gottes von ihnen begehrte; fondern eben deswegen weil ich euch alles fund gethan habe was ih von meinem Vater gehört, weil ich euch feinen Willen offenbart ‚habe fo. wie er ed auch jet eben auf die volllommenſte und tieffte Weiſe ausgefprochen hatte, indem er fagte, So wie ich meines

*) Matt. 23, 29 |. **) 2 Nor. 5, 17. *8) Hebr. 3, 6. 6.

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Baters Gebote halie und bleibe in feiner Liebe, fo baltet au meine Gebote, damit ihr in meiner Liebe bleibet, nämlich pas Ge bot, daß ihr euch unter einander liehet wie Ich euch liebe, eben deshalb ſeid ihr nun meine Freunde; wie ich eins bin mit dem Bater, fo fein ihr auch Freunde Gottes, und alles Verhaͤlt⸗ niß der Knechtſchaft hat aufgehört. Darin wird mein Bater: ge ehrt, daß ihr viele Frucht Bringet und werdet meine Jünger, daß ige durch das Fruchtbringen felbft zu immer xeiferer und vol kommnerer Erkenntniß gelangi aller Worte die ich von meinem Bater gehört und euch kund gethan habe, und durch dieſes Frucht bringen und Erkennen immer mehr meine Jünger werdet, ſolche Jünger die ih mit voller Zuftimmung meines Herzend meine Freunde nennen kann. Darin wird der Vater geehrt, daß .ein ſolches Berhältniß geftiftet ift zwiſchen ihm und dem Gefchledzt der Menfchen, welches je zu feinem Ebenbilde gefihaffen ift, daß in Chrifto dem einigen geliebten Sohn fie alle Freunde Gottes werben, jedes andere Verhaͤltniß aufhört, und der lindliche Sim ‚und geöffnet iſt, umd nicht nur der findliche Sinn, fonbern auch die Fülle, der- Weisheit, die in dem erwachfenen Kinde ruhen fol, um in dem Haufe des Baters zu fchalten als fein Freund. Darin wird der Vater geehrt, und ein anderes Berhältniß deſſelben giebt es nid.

Aber als den fchönften und lieblichſten Beweis deſſelben er⸗ innert er an etwas was er früher ſchon gefagt Hatte; naͤmlich wenn wir fo in ihm bleiben, fo gefchieht es, Daß wenn wir den. Bater bitten in feinem Kamen, er es ung giebt. Und fo erflärt er und, wie das die größte Verherrlichung Gottes in diefee Welt if, wenn das Tichten und Trachten des menſch⸗ lichen Herzens in Demuth und Einfalt aber auch in: kindlicher Zuverficht fo eins iſt mit dem göttlichen Willen, daß nichts von . und als ein Gebet zum Throne des Höchften dringt, was nicht fhon in dem Willen des Waters begriffen wäre; wie das bie größte Verherrlichung des Vaters if, der größte Beweis ber’

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Freundſchaft, des gegenſeitigen Wiſſens, weiches. begründet if zwiſchen Gott und den Menſchen. Und ſo wiederholt er, Damit das geſchehen koͤnne, jo gebiete ich euch, Daß ihr euch unter einander liebet.wie ich eud geliebt Habe. Denn frei⸗ lich nur durch dieſe erloͤſende Liebe des Herm, in welcher das „Herz fih nur dem einen ‚hingiebt, dad Reich Gottes zu erhalıen und zu fördern, in welder es nad nichts anderem ald nad dem einen trachtet, gern ſich gefallen laſſend, ob und wie ihm alles andere zujalle oder night; nur wenn wir nach bem Reiche Goties trachten mit dem Sinne den. der. Exlöjer hatte, daß ber Baier allein Zeit und Stunde zur Offenbarung feiner Macht und Weis⸗ heit ſich felbft "vorbehalten habe,*) wir aber, jeder an feinem Irte treu find wie der Sohn war, und deſſen Gebote halten, damit wir dadurch Die Gebote des Vaters erfüllen: nur dadurch wird immer mehr vie bimmlifche Kintracht und Uebereinftimmung des Willens entſtehen, daß was wir bitten werben und der Bater giebt. Und darin wird der Vater geehrt!

Wohl m. 9. F. fo laßt und denn darauf immer mehr das ganze Tichten und Trachten unjers Herzens richten. Dann wer: den wir, wie der Apoftel fagt, alles was wir thun zur Güre Gottes thun"*), weil wir in der Liebe des Herrn bleiben und feine Gebote halten; und wir werben fein koͤſtliches Vermaͤchtniß ehren, daß er und für feine Freunde erklärt hat, weil er und alles fund gethan was er von feinem Bater gehört, und wir auf dieje Weiſe in feiner Erkenntniß und Liebe und daducch in der Freundichaft Gotted und in dem Einsjein mit dem Hinmlifchen Vater durch den Sohn zunehmen von einem Geſchlecht zu dem andern; und dadurch wirb die Verherrlichung des Baterd und die Förderumg feines Reiches fortgehen von einer Zeit zur andern bis in Ewig⸗ Teit. Amen.

) Apftgſch. 2, 7. *) 1 Nor. 10, 31;

-

"LXX. Am 10: Sonntage nach Trinitatis 1826

Text. oh: is is 1,4.

So euch die Welt haſſet, fo wiſſet daß ſie mich vor euch gehaffet hat. Wäret -ife von ver Welt, ‘fo häfte die Welt das ihre lieb; dieweil ihr aber nicht von der Melt feld, fundern ich Habe euch von der Welt erwählet,

* darum haſſet euch die Welt. - Gedenfet an mein Wort das ich zu euch gefagt habe, Der Knecht ift nicht größer denn fen Herr. Haben fie mich verfolgt, "fle werben euch auch verfolgen; haben fie. mein Wort gehalten, fo werden fle eures auch halten: Aber das alles werden fie euch thun um meines Namens willen, denn fie kennen den nicht, der -mich gefandt hat. Wenn ich nicht ge- fommen wäre und hätte es ihnen gefagt, fo hätten fie feine Sünde; nun aber koͤnnen fie nichts vorwenden ihre

j Sünde zu entſchuldigen. Wer mich haſſet, der haſſet auch meinem Vater. Haͤtte ich nicht die Werke gethan

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unter ihnen, die Fein anderer gethan Kat, fo Hätten fie feine Sünde; nun aber haben fle e8 gefehen, und haflen doch beide mich und meinen Bater. Doc, daß erfüllet werde der Spruch in ihrem Geſez gefchrieben, Eie haffen ohne mich Urfach. Wenn aber der Tröfter kommen wird, wel⸗ chen ich euch fenden werde vom Vater, der Geift bes Wahr⸗ heit, der vom Vater ausgeht: der wird zeugen von mir. Und ihr werbet auch zeugen, denn ihr fein von Anfang bei mir geweien. Solches habe ich zu euch geredet, daß ihe euch nicht ärgert. Sie werden euch in den Bann thun. Es kommt aber die Zeit, daß wer euch töbtet wird meinen, er thue Gott einen Dienft daran. Und ſolches werben fie euch darıtm thum, daß fie weber meinen Vater noch mich erkennen. Über ſolches babe ich zu euch gerebet, auf daß wenn bie Zeit fommen wird, daß ihr daran gebenfet, Daß ich 8 euch gefagt habe. Solches aber habe ich euch. von Anfang nicht gefagt, denn ich war bei euch.

M. a. F. Erſt aus den Worten bes. Herren, die wir zulezt mit einander gelefeu haben, Zönnen wir die Abficht feiner Rede recht verfichen. Denn ed muß boch dem welcher das Ebenbilb war des göttlichen Weſens, das felbft, wie ber Apoftel Johannes fagt, bie Liebe ift, dem. der immer und überall in feinem Leben in dem ' Geiſte der Liebe handelte und redete, dem muß es ſchwer geweſen ſein von Haß zu reden, wie er hier thut. Warum aber, laßt uns fragen, thut er es auch? Er ſagt es deutlich und beſtimmt eben in den legten Worten, indem er fpriht, Solches Habe ich au euch geredet, auf daß ihr euch nicht ärgert. Sie werben euch in den Bann thun. Es kommt aber die Zeit, daß wer euch toͤdtet wird meinen, er thue Bott einen Dienfi daran. Und foldes, werden fie eud barum thun, weil fie weder meinen. Vater noch mid

mM

Tonnen Aber ſolches Habe ich yu en. ıgerabstj.: auf daß. wernm.nie Zeit kanman, wird, hof; ihm du van ger denker, daß ach os euch gefagt habe. Erxchet alſodes⸗ halb von dem Haß der Welt, um feine Jünger zu bemahrem;.:baß wenn auın Diefer Haß der Welt, von weichem: en. rest, gegen fie hervorbrecha, wenn fie. die Wirkungen deſſelben in ihrem Leben erfaßren: würden, daß fie ſich dann nicht ärgerten, d. h. daß ‚fie ſich nicht; zus ber ruhigen Berfaffung des Gemüthä, in welcher fie ſich durch Die Berbindung. mit ihn befanden, hercutsreißen len, .daßı-fie-fich nicht aus deu feligen Zuſtande vertueiben. ließen von welcham unmittelhar vorher Die Rede geweſen war, : indem naͤmſich ber Here ihnen Die Liebe unter einander eingeſchaͤrft hate und, geſagttudaß dies ſein eigentliches Gebot an fie fe, welches fie auch verſtaͤnden, und wer deßwillen fie auch nicht mehr Knechte wären, ſandern ſeine Freunde, daß. fie ſich unter. einander Lieben follten mie. eu fiesgelicht:;habe: ..&o mar ed denn natuͤrlich, daß der Erloͤſer in einem ſalchen Zufammenhange ‚mit feinen Gedanken auf. Dakiemige kam, was, der Innern feliges Welt, welche die Dicke in feinen Jüngern erbauen follte, äußerlich drohend entgegen tnak Feſt ‚wollte: er feine, Sümgen verbinden zu derſelben gegenfeitigen hbrüderlichen Kiebe mitn welcher, ev ſie igeliekt; hatte; das war ber Hauntzweft dieſer feiner .Iezten Rent, ahtr nun: fommte er. nicht umhin auch: von ihyens Werhaͤlmiß gu wer. Weit, in. welche ex fie ſenden, wallte, 31, reden, und! fen wonhex aufmerkſam za mache auf das ons ıfle van. dieſer Melt :pr:eriwanten haͤtten, auf. fie nicht in der Seligkeit ven, Behe..geftört, wochen. : Solhas, fagt er, Habe ich,zu euchngeredet, auf daß ihn euch nicht Argarkı ma sets and 1 Ta mn ent en NIE

Ynd, vun. Infk- ma harauf at, wie her: Girlöfer vebet, nom Dem Haſſie⸗ der, Welt;gegem;ihn und: feine Büngm, De Bad an a Mumleteu, auf mmelshe ‚wir ;arhten :anfiffen Gin anal: mild parauf wein tk. Erldfen alles ı amaitäfihetaief

das mr ihr feihfhi bagenrichiäft, Ara datuus i edlen, ‚0b Som, üb. En, Job, IL St

4% und

den feinigen widerfahren werbe; dann aber auch wieber dar auf, wie er mit’ einem folchen Ernſte davon redet, daß doch. feiner ſollte aus ſeiner Rede. eine Entichulbigung hernehmen für feine Sünde. : on ;

RNaͤmlich zuerft m. g. F. wenn der Grlöfer fagt, Haben fie mein Wort gehalten, jo werden ſie eures auch Haften: fo dachte er wol befonbers daran, daß fie fein Wort nicht gehalten hatten, daß für den größten Theil des Volkes fein Wort vergeblich war geredet - worden. Nun muͤſſen wir. dabei doch das nicht veugeflen, daß ihn. dies nie abgehalten’ hätte die⸗ felbe Rebe zu führen, daſſelbe Wort zu verkündigen, baftelbe Zeug⸗ niß abzulegen von feiner Berfon und von ber Beſtimmung Pie ihm der Vater gegeben; und daß eben die unneränderte Kraft feiner Liebe fich darin bewies, daß ofmerachtet das Voll, wie er nft genug davon geredet, harte Herzen und harte Ohren. hatte, er doch fo..Tange .die von feinem. himmlischen Vater für feinen heiligen. Beruf verordnete Zeit währte, nicht aufgehört. Hatte das Wort zu verfündigen und. wispuigehen welches er von dem: Bater Zu |

.Wenn er nun fagt, Wie fie mich verfofgt baden und F verfolgen, ſo werden fie euch auch verfolgen: wie konnten dann: wol. feine Jünger anders als dabei gleich daran denken, wie. er. fich immer unter den Berfolgungen welche feine Beltgenoffen.:ifm bereiteten verhalten ‚hatte. Gr. wußte. es fehr wohl, daß. diefe Verfolgungen vorzüglich - von: den Abtheilungen feines Volks herruͤhrten, welche wie wir willen us. mancherfei fleiſchlichen Urfachen von Feindſchaft und Haß gegen ihn entbrannt waren, und von denen ſich die anderen fortreißen und irre führen Heßeni: Aber auch jene ſchloß er ‚nie:mus von ſeiner Geſelſchaft, und entzog ihnen nicht den Unterricht ven: er ven Menſchen zu ertheilen hatto; mad: wenn irgend ein einzelner unter: ihnen eine Wnsnahme: machte. von "ber Stimmung und Hanslungsiwelfe ver Haoßen: Anzahl dieſee: Vollsllafſe, un. fh ihm che m 2 bie |

u,

zorte des Lebend aus feinem Munde zu hören, over ihn zum felligen Mahle einfub: fo war er immer berfenige, welcher, wie id wo fie ihm auch nachgeftellt Haben mochten, fich immer wieder mn neuem hingab, und zwar fo ohne allen Ruͤkkhali als wenn chts vorgefallen wäre. Und wenn er zu feinen Jüngern fagt, ste fie mich verfolgt haben, fo werden fie euch audy” :rfolgen: fo lag darin die natürliche Aufforderung, daß ſie ter den Verfolgungen die ihnen bevorfländen ſich eben ſo ver⸗ ilten und eben fo gefinnt fein follten wie ex

Ja das härtefte freilich ftand ihm damals noch bevor;: ven nahte die Stunde, wo der Plan den feine Feinde und Ber [ger gegen ihn entworfen Hatten jollte in Ausführung gebracht erden; er fland nun auf dem Bunkte, in die Hände der Sünder. ı fallen and von ihnen dem Tobe überantwortet zu werden.*) So ıhe war denn das große Wort jeines Mundes, aus welchem ir feine ganze Gefinnung gegen die Menſchen, welche ihn. vers Igten und anfeinveten, aufs: deutlichſte erfennen; das Wort wel⸗ es er am Kreuze an feinen himmliſchen Bater richtete, Bater rgieb ihnen, denn fie wiflen nicht was fie thun.*®) Wenn en m auf der einen Seite allervings bie Stimmung der Menſche/ (che er in dem verlefenen Abfchnitt mit dem Ausdrukk Weit yeichnet, um fie denen welche das Reich Gottes. auf ;Erben den entgegen zu ſezen, ald einen Haß gegen. ihr und gegen nen Bater barflellt, indem er fagt, Wer mich haſſet, Rer ffet auch meinen Vater: fo fagt er doch auch auf. der bern Seite, Das alles werden fie euch thun um meines amens willen, denn fie kennen den nicht, des mid andt hat; und führt alfo ihren Haß immer auf ihre Un⸗ tniß, auf ihre Unwiſſenheit um Bott und. feinen heiligen Math ft. Und indem er im Zuſammenhange feiner Rede -Kberhaupt Zünger aufmerffam macht auf den Beruf zu ‚welchen er: fa

*) Matth. 26, 45. *) Luc. 23, 3. 3 un

+

500

erwaͤhlt und. gefest Habe, daß fie hingehen r ollten und Yrud biingene)c fo geigt er ihnen nun dadurch, daß er den Haß de Welt gegen ihn und feinen Bater der Unwifſenheit zufchreibt, zu gleich ven Weg ben fie bei ber Erfüllung ihres Berufes zu gehen hätten. Der Haß konnte nicht anders überwunden werben al indem bie Unkennmniß uͤberwunden wurde. Se mehr fie den himm Hfchen. Vater in feinem weifen und gnädigen Rath gleichſam vo bie Augen der Menſchen hinſtellen, je Elarer fie das Bild deſſer den der Vater gefandt Hat ber Welt zeichnen unb veiebergeber wären. in feiner ganzen Goͤttlichkeit und Lieenswürkigfeit, wir ſte es aufgenommen hatten in. ihr Gemüth:.defto mehr würbe burd ihren Beruf die Bahm gebrochen. werben zur Ueberwindung dieſee Hafies. ‚Auf diefen: Standpunkt mollte er jeine Jünger ftellen daß fie venfelben Weg gingen den er gegangen. war. Wiſſer fellten fie freilich, fe 'wie. en. ed wußte und es ſich nie. verhehli hatte, wie es um die Genuther der Menichen ſtand in Beziehung auf: ihn und feine. Angelegenheit, wia.fehe. fie ihm und feiner Sache abhold waren: aber. ärgern sollten ſie ſich deshalb. eben fo wenig als nadhlaffen im Eifer für ihren, Beruf; hie. Kraft der Sebe,n bie. fie buuchbeingen und treiben follte das Gpangelium den Menſchen zu ——— ſolite ‚Durch: den ‚daR ber Wel N να ae BT Ba 7 1 £

Aber indem ber Pi uble wie, ‚Heft, feine Singer galt 4 üben dem Wort, daß: fie ſich nicht aͤrgern ſollten an Femdſchaft: und Verfolgung ver Weit, und. ‚mie. durch fie d Zeugniß von ihm ausgehen würde in die Welt: ſo laͤßt eu ed zwe to us auch nicht ‚fehlen an, tiefem Ernſt; gegen. bieienigen wel zu: Wet ehören,ı.inbem. en fagtıfie Eönnten michts vo wenden ihre Sündeguantischuibigen. Wenn ich nid ſage er/gel om men wäre mu: hätte: ed ihnen gefagt, hatten filerkeim e Sinne Wätseuich. nicht. die Wer

®) Joh. 15, 16, on

!1

501 unter ihnen gethan, bie Tein anderer vor mir gethan yat, und fie hätten ſie nicht gefehen, fo hätten. !fie. Feine Sünde; nun fie. e8 aber gefehen haben, und doch beide wich und meinen, Bater haſſen, fo Find fie nicht zu eniſchut— digen.

Hier m. g. F. laͤßt ſich nicht verkennen, daß der —* ich vergleicht mit denen die vor ihm geweſen ſind. Wir finden ‚affelbe auch anderwaͤrts, aber auf eine andere Weiſe. In einer indern Rede nämlich ſagt der Herr zu den Juden, wie Ihre Väter ie Propheten vor ihm verfolgt Hätten, fo werfolgten fie ihn;*) yier aber ftellt ex die Sache fo dar, daß wir einen ‚großen Unter⸗ chied nicht verfennen können. Er fagt, 'wenn er felbft nicht ‚ges ommen wäre, fo hätten -fie feine Suͤnde; wenn nicht wirklich bie Werke unter ihnen erfchlenen wären, die fein anderer -vor ihm jetban Habe, fo möchten fie etwas vorwenden fich zu entichuldigen. 50 fügt er alfo Hier jener erfien Rede das hinzu, Daß die weiche hn verfolgten nicht gu vergleichen wären mit denen welche bie rüheren Gefandten und Werkzeuge Gottes verfolgt Hätten; und uch darin liegt eim deutliches Zeugniß welches der Herr von ich felbft ablegt, indem er auf ven beflimmten Unterſchied des tichtes welches‘ er angezündet, Der Worte die er geredet, der Werke ie er geihan, von allem was dem ähnlich vor ihm-erjchienen war ufmertfam macht. Nicht follen wir Ihm, indem er ſich mit den Zropheten ded alten Bundes vergleicht, anfehen als einen vom erfelben Art, nur größer al& jene, fo daß auch zu ihm das Wort HYottes Hätte gefchehen mäffen, aber in einem geringeren! Grabe, yeil er begabter geweien ald fle; nicht ſollen wir feine Sendung 9 betrachten, wie auch in früherer Zeit Gott der Herr aus ‚der xoßen Maffe ver fchwachen fünpigen Menſchen ſich Werkzeuge userwählte, um ihnen in befonders ausgezeichneten Augenbliften hres Lebens feinen Willen an die Menfchen Fund zu thun. Sons

*) Maith. 23, 29 - 30.

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dern mit dem beſtimmten Unterſchiede von allen andern ſollen wir ihn betrachten, daß weil die Fülle der Gottheit in ihm wohnte, und nicht etwa als vorübergehende Begeifterung und Thatkraft, fondern als die ununterbrochen ihn bejeelende und leitende Kraft feines ganzen Lebens, auch Fein anderer ſolche Worte gerebet und folche Werfe gethan wie ex, daß wenn er nicht gefommen wäre, bie Welt- keine Sünde gefannt hätte, fendern daß alle Sünde bes fiehe in dem Berfennen des göttlichen Sohnes. Auf viefen Unter; ſchied will er die feinigen aufmerfam machen.

Aber was ift dabei zunächft feine Abſicht? Immer nur bie. m. 9. 5, daß weil feine Jünger die fefte Ueberzeugung haben follten, daß folche Werke wie er unter den Menfchen gethan nicht anders’ gethan werden fönnten, und was er der Welt von feinem Bater zu ſagen gehabt nicht anders würde zu fagen fein ald im innigften Zufammenhange mit feinen Werfen und mit feiner Rebe, daß fie deshalb nicht glauben follten, fie Fönnten nun, da er im Begriff fei von ihren zu gehen, eines andern harren, fie fönnten ihre Amt von ihm zu zeugen weniger eifrig treiben; oder weil die Welt ihn nicht annehmen wolle, fondern tm Haſſe gegen ihn auf dem Punkt ſtehe ihn zu verwerfen, fo werde fich Gott der Herr der Welt nochmals erbarmen, und ihr einen andern ſenden: ſon⸗ dern daran follten fie feſthalten, daß allein in der Kraft der Liche durch welche fie unter einander. yerbumpen fein follten,. und des Glaubens mit welchem fie an ihm Bingen, und der EGrwählung mit. welcher nicht fie ihn fondern er.fie erwäglt habe,*) alles was ihnen in der Welt zu thun obliege nichts geringeres fei als badjenige wovon das Heil der Welt ausgehen müffe, indem ben Menſchen kein anderes Hell zugedacht ſei als das durch feine Erſcheinung veranſtaltete, und kein anderer Name ihnen gegeben, darin fie felig werben follen, denn allein der feinige. Darum Kellt er ihnen aud den Haß der. Welt dar nicht nur ale etwas

*) Job. 15, IC

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dem ſie ſelbſt nicht! ımterliegen follten, fonbern ala etwas was zu überwinden er felbft gefommen fei und fie- in feiner Kraft ſenden werde, wie er ihnen. auch. anderwärts zueuft, fie: Hätten zwar in ber Welt Angſt, aber fie follten deshalb nicht‘ verzagen, jonbern getroft fein, denn.er habe die Welt überwunden. ’) So meint. er auch hier im Zuſammenhange feiner Rede, mit ihm und indem ſie feine. Gebote hielten und in feiner.Liebe ‚blieben, würde ed auch ihnen gelingen die Welt zu überwinden. ..

Auf die Zeit nun wo das gefchehen würde und in einem reichen Maaße fi offenbaren, deutet der Here in den Worten hin, Wenn aber der Tröfter fommen wird, welchen ich euch:fenden werde vom Bater, der Geiſt der Wahr: heit, der dom Bater audgeht: der wird zeugen von mir; und ihr werdet auch zeugen, denn ihr ſeid von Anfang bei mir geweſen.

Hier fagt nun der Erlöfer, daß das Zeugnis von ihm an die Stelle treten folle feiner eigenen perfönlichen Gegenwart und Wirkfamfeit auf Erden. Aber nicht nur dies m. g. F. iſt feine Meinung bei diefen. Worten, fondern auch das will er fagen, wie durch das Zeugniß.von ihn ſolle bewirkt werben, daß die Welt überwimden wuͤrde. Denn freilich. wenn er redet .von ber. Sens dung des Geiſtes, der ein Geift der Wahrheit vom Vater auss geht, und von dem Zeugnif welches dieſer Geift ablegen wäre von ihm: fo konnte er davon nicht reden als von etwas leerem und vergeblichen; fondern es liegt‘ in ‚feinen Worten ber Fräftige Troft, den er feinen Jüngern geben ‘wollte über ihren ſchweren Beruf, daß in ver. Kraft des Geifles der Wahrheit, den er ihnen fenden werde vom Vater, und. in ber Kraft des Zengniſſes von ihm die Werke Gottes, weiche zu vollbringen er gekommen ſei, immer mehr in die Welt und in das irdiſche Leben der Menſchen treten und barin: ihre befeligende Kraft. offeribazen werben. :

°) Joh. 16, 33.

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Rue eins Tinte uns in der Mebe des Gern Wunder wi men, und wir bürfen nicht daruͤber hinweggehen ohne wre bar über zu verftänbigen. . Der Erloͤſer fcheint nämlich zu umterjcheiten das Zeugniß des Geiſtes und Das Zeugifß ber Jünger, wenn a fügt, Dex Geiſt der Wahrheit, der vom Vater ausueht, wird. zeugen vorm mir, und. Ihr sberdet auch zeugen Aber hat denn jemals der Geiſt der Wahrheit unbers'gezeugt aid durch den Mund ber Sünger des Herrn? umdi.giebt es ein Zeug niß ber Jünger des Herrn, welches fie ablegten nkht in ber Krait des Geiſtes der Wahrheit? Wir willen von dem einen nichts umd werben Das andere nit glanben. Denten wir uns ein Zeugs derer bie das Evangelium von Chriſto unter den Wölfern de Erde werfünbigt haben: fo denken wir auch Immer zugleich, tab fe. es abgelegt haben in. wer Kraft des Geiſtes, daß bie Heiligen Männer Gottes geredet und gefchrieben haben geleitet von ter Geiſt der Wahrheit Ebenfo wien wir. auf der audem Sat ven Beier andern Wirkung des. Geiſtes, von beinem andern Zeuz⸗ niß. welchea der. Geiſt der Wahrheit abgelegt Hat, als durch te Mund ber ‚Fühger des Herrn und derer bie durch ihr Bart gläubig geworben find an feinen Namen; und bie Kraft ie} Geiftes iſt eine und dieſelbe mit der Kraft der Wahrheit Dee wir dem Meiſte verdanlen. Wie kommt alfo der Erlöfer dazu, beides ga unterſcheldend Wenn er zu femen Juͤngern fügt, Ihr mer: ded auch zewgen, denn ihre feld von Anfang bei mir gewefen: fo weit er damit hin auf Das Zeugniß welches fe ablegen würden. in Beziehung. auf alles dasjenige was fie eilt im Umgange und in ber Gemeinfchak mit ihm erlebt Hatte: und das war das Zengniß ihrer eigenen-Exfahrung und ber Ge ſchichte, weiches abzulegen fie nichts weiter brauchten, als daß « wievergaden was In ihren Sinn eingegangen war, was fie m pfänglichen Herzens in fich aufgenommen hatten; wie der Apck Zohannes es in feinem erften Briefe ausprüfft, was fie geic-

: * = 0

und gehoͤrt, was fie mit Ihren Händen betaſtet Hätten von bem Worte des Lebens, *) das verfimdigten und begengten fl. Aber Das Jeugniß welches ber Geiſt der Wahrheit durch ihren Mund ablegte, das war das Zeugniß der neuen Kreatur die in Ihnen entſtanden war; das War das Zeugniß, welches fie ablegten von innen heraus auf den Grund"alled deſſen was -fie ferbft zuerſt durch die Wirkung des Heten ik ihrem Herzen geworben waren, und was fpäterhin nach ſeiner Rükkehr zum DBater ver Geiſt der Wahrheit, der es vor dem ſeitien nahm, in ihnen hervorgebracht hatte. Dies beides!läßt ſich Freilich in einem gewiffen Sinne feheiden; aber es triiß dennoch immer beifamuten fein. Was wir, indem wir es ver Welt verfändigen, aus dem eigenen gläubigen Gemüth nehmen, aus der Erfahrung eines Herzens welches in febendiget Gemeinfchaft mit dem -Erlöfer fteht, das ift das Zeug⸗ niß des Geiſtes durch uns, ber nicht anders redet ald durch dies jenigen welche gläubig geworben find an den Namen, des Herrn. Wenn wir aber zeugen von dem was in dem Reiche des Herrn auf Erden’ geſchehen iſt durch Feinen Geift in dem Laufe der Jahrhnunderle, was als Gefchichte da liegt vor den Augen der Melt, ımd was wir und ſelbſt in jedem Augenblikk aus der Ver⸗ gangenheit vergegenwaͤrtigen Können: das iſt ein anderes Zeugniß welches die glaͤubigen ablegen. - Und viefes ſoll -überall in der Welt dem Zeugni des Geiſtes Bahn machen. Ä

So finden wir e8 auch, wenn wie auf die Fortpflanyung des Evangeliums im großen achten. Welche Wirkungen das Evangelium ſeitdem eg verfündigt wird in der Welt hervorge⸗ bracht hat, das liegt der Welt vor Augen, das iſt felbft ein fpres chendes Zeugniß, und die Menſchen brauchen es nicht auf eine beſondere Weiſe abzulegen; denn es iſt als das unmittelbare Zeug⸗ niß der Geſchichte Die von dem einen auf den andern übergehenbe

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5 1 Sch. i

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Erfahrung von ber Kraft und Wirkſamleit des Geiſtes in ba Welt. Dazu aber ſoll kommen das Zeugniß bes Geiſtes ans dem Munde der gläubigen an die Welt, dazu foll fommen wei der Geiſt redet durch diejenigen welche gläusig geworden fine an den Ramen des Herrn. Und beiden Zeugniffen, wie fic von Anfang an neben einander hergegangen find, verdanken wir es auch, daß das Reich des Erlöfers num ſchon fo weit ausgebreitet iR auf Erben, daß wir überall fchon unter foldyen leben bie jeinen Kamen befennen, und daß wir erft gleidfam an die Enden ix} menfchlichen Geichlehts, wo Unwiſſenheit und Rohheit noch all gemein herrſchend find, gehen müfien, um ſolche zu finden von denen ſich noch erft zeigen muß, wenn ihnen das Evangelium dargereicht wird, ob fie auch den welchen es verkuͤndigt hajien werben. oder nicht, und ob das Zeugniß der Gefrhichte fie geneigt machen wird oder nicht, das Zeugniß des Geifles aus dem Munde ber Belenner des Herin anzunehmen.

Wolan denn m. g. F. wenn dem fo if, wenn uns überall umtont das Zeugniß der Gefchichte und das Zeugniß des Geiſtes der Wahrheit durch die gläubigen: welchen Gebrauch haben wir zu machen von der Rede des Herrn in Beziehung auf den Hab der Welt? Ach ich kann es nicht verfchweigen, daß mir bange if, viele Ehriften verfündigen ſich dadurch an dem, der durch den Geiſt der Wahrheit und duch das Zeugniß der Geſchichte bezeits fo viel gethan hat an dem menſchlichen Gefchlecht, daß fie allzu viel reden von der Welt, welche beide haſſet den Bater und ven Sohn, als ob fie unter ſolchen lebten von denen dies gejagt werden kann, da fie doch nur unter ſolchen leben vie mit une den Ramen des Herrn befennen. Ja viele verfündigen fid auf der einen Seite dadurch, daß fie fich ſelbſt fo oft barftellen ald die von der Welt verfolgt werden, da es fich doch im ven meiften Fällen um nichts weiter Handelt als um eine Verfchieden heit der Anfichten über die Perſon und die Lehre des Erloͤſers

zwiſchen ihnen und andern, aber ohne daß biefe deshalb aufhören

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ſollten ihn chenfalld als Ihren Heren und Meiſter zu bekennen und zu verehren. Und auf ber andern Seite verfünbigen ſich viele Ehriften dadurch, daß indem fie andere Chriften für einen Theil der Welt halten, welche den Erlöfer haßt und feinen himm⸗ lifchen Bater, weil diefelben, ohmerachtet fie überall ausgehen von der Erfenntmiß Gottes die und durch ihm geworben ift, und dieſe als eine große Wohlthat preifen, dennoch nicht in allen Stuͤkken mit ihnen übereinflimmen und gleichen Sinnes find, daß fie nun in der Hize des Streited ihrerjeitö fo handeln, wie der Here zu feinen Jüngern fagt, daß die Welt an ihnen handeln werde, Sie werben euch in den Bann tbun; es fommt aber die Zeit, daß wer euch tödtel wird meinen, er thue Gott einen Dienft daran, und daß fie diefe ihre Meitchriften in ‚dem Kreiſe brüderlicher Liebe nicht anerkennen, und nicht glauben wollen, daß «8 ein gemeinfames Bekenntniß und Zeugniß zwiſchen ihnen und ſolchen gebe. DO m. g. $., wie viele verfündigen fich dadurch, daß fie fo ihre Mitchriften behandeln! Ja iſt es erft dahin gekommen, daß fie einander in den Bann thun möchten, und einer den andern auf diefen oder jenen Grund von fich ausichließen und alfo von fich verbannen: dann ift es nur ben Außern Umſtaͤn⸗ den zu verbanfen, wenn das nicht gefchieht was der Herr befchreibt als daraus hervorgehend, daß fie einander tödten, meis nend fie thun Gott einen Dienft daran.

Aber wenn wir nun die Erfahrung nicht läugnen können, fondern fagen müflen, fo ift es von Zeit zu Zeit in der Kirche des Herrn ergangen, daß ein Theil derer die feinen Namen bes fennen die andern für ſolche gehalten haben, welche nicht ihm fondern der Welt angehören: wo follen wir den richtigen Maaß⸗ Hab hernehmen, um das zu erfennen und zu unterjcheiden, was aus dem Geifte Ehrifti iſt und was nicht, damit wir nicht auf der einen Seite denen Unrecht thun, die in Glauben und Liebe an dem Erlöfer hangen, indem wie fie etwa fern von und halten und und ihren Einwirkungen verfchließen, und damit wir uns

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nicht auf der andern Seite in Gefahr begeben, etwas aufzuneh- men was und von dem „Herrn trennen und fein Bild in umferer Gtele verunreinigen Bönnte.

DM. g. F. der Herr felbft giebt es uns beſtimmt und Deut- lich genug zu erfennen, ja wir mögen fagen, es liegt fdhen in feinen eigenen Worten. Wo es ein foldhes in ven Bann thun giebt wegen Berjchievenheit der Anſichten über die heiligen Ge⸗ genftände des Glaubens; wo man in der verfehrten Meinung, man tie Gott einen Dienft daran, ſich won feinem Bruber trennt, ihn für umwürbig Haltend der: chriftlichen Gemeinſchaft, weil er biefen oder jenen Theil unſers Glaubens und Lebens anders an: lebt und behandelt: da iſt Die Welt die den Erlöfer und feinen Bater haſſet, und da thut es noth aufs neue das Zeugniß Des Geiſtes geltend zu machen, der vom Bater ausgeht. Denn dieſes Zeugniß, es iſt nichts anderes und verfündigt nichts anderes als die Liebe, die nicht herrſchen wollte ſondern nur dienen, die nicht gelommen war die Seelen der Menfchen zu verderben, fondern filig zu machen, und die noch jest sicht das ihre ſucht) ſondern was Gottes iſt. Wo der Geiſt der Liebe, Den der Herr gefandt hat, iſt und waltet unter. ven Menfihen; wo in der Kraft dieſes Geiftes die Menſchen verbunden find ‚in herzlichem Wohlwollen, und das nicht etwa nur in Bezug auf ihre irdiſchen Angelegen⸗ beiten, ſondern indem fie das Reich Gottes, welches der Erloͤfer geſtiftet Hat, fördern wollen: da mag ber Unterſchied der Mei⸗ nungen noch fo groß fein, da mag manches noch fo fehr ſcheinen an der Grenze des chriflichen zu liegen, fo daß man befüzchten möchte, der Glaube könne dadurch hier oder dort Schiffbruch lei⸗ den, nie wird der traurige Fall eintreten, daß einer den andern In den Bann thut, meinend er thue Bott einen Dienfl daran. Darum follen wir nie aufhören die Wahrheit zu fuchen In Liebe, und eben Dies zum Wahlſpruch unſers Lebens machen,

») T Sor. 13, 5.

awie es der Wahlſpruch aller nie Ehrrſten immer” geweſen iſt, Damit wir immer als tüchtige Zeugen des Herrn erfunden werben. Wer ſich aber durch die Verſchiedenheit chriftlicher Anfichten und Handlungsweifen irre machen läßt in feinem Innern, wie wenig iſt der gefchifkt ein Zeugniß von der Kraft des Geiftes in feinem Semüthe abzulegen, und felbft zu zeugen von dem Werke des Geiſtes in der Welt! Denn in einem folchen ift das Leben nicht aufgegangen, welches indem es von ſich ſelbſt zeugt auch ein blei⸗ bendes Zeugniß von dem Herm ablegt.

So laßt uns denn bei dem Worte bleiben, daB wir uns unter einander lieben follen wie der Herr und geliebt Hat;*) und indem wir biefen Grund unfers gemeinfamen Lebens feſt⸗ halten, laßt uns hinausfchauen in die Welt, welche bie Herrſchaft der Liebe noch nicht aufgenommen. hat, welche ben Vater nicht erfennt als die Liebe, weil fie den Sohn nicht erfennt als Das Ebenbild des göttlichen Weſens; und laßt uns überall Zeug⸗ niß ablegen von unferm Heren und Erlöfer, damit der je länger je mehr von der Welt erfannt werde, von welchem wir erfannt find, umd wir felbft es immer beutligher. erfennen, daß wir von ihm die Erkenntniß des Vaters empfangen haben. & möge immer mehr ein gemeinjcpaftliches Zeugniß des Geiſtes von dem Er⸗ loͤſer aus dem Munde der ſeinigen kommen in ber Kraft des Glaubens und der Biebe, und auch wir felbft Immer mehr zeugen von bem was wir erfahren von dem Werke des Heren, damit das Rec bes Exlöfers ſich immer hertlicher verbreite,: und fo immer mehr die Welt verſchwinde, welche, ungläubig, genug If ihn und den Bater zu haffen. Amen.

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» 30.15 12, . | J a a PT

Ä | LXXIL. Am 12. Sonntage nach Trinitatid 1826.

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Texrt. Joh. 16, 4- 15.

Aber ſolches habe ich zu euch geredet, auf daß wenn die Zeit kommen wird, daß ihr daran gedenket, daß ic es euch gefagt habe. Solches aber habe ich euch von Anfang nicht gefagt, denn Ich war bei euch. Run aber gehe ich Hin zu dem der mich gefandt hat, und niemand unter euch fragt mich, Wo geheft du Hin? ſondern dieweil

> Ach ſolches zu euch geredet habe, iſt euer Herz voll Trauernd geworben. Aber ich fage euch bie Wahrheit, Es tft euch gut, daß ich hingehe. Denn fo ich nicht Hingehe, jo fommt der Tröfter nicht zu euch; fo ich aber hingehe, will ich ihn zu euch fenden. Und wenn derjelbige kommt, der wird die Welt firafen um die Eünde, um die Ge techtigfeit und um das Gericht. Um die Sünde, daß ſie nicht glauben an mi. Um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Bater gehe und ihr mich hinfort nicht fehet. Um

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das Gericht, daß der Für dieſer Welt gerichtet iſt. Ich habe euch noch viel zu fagen,’ aber ihr könnet es jegt nicht tragen. Wenn aber jener, ver Geiſt der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten; denn er wird nicht von ihm felbft reden, fondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig iſt, wird er euch verfündigen. Derfelbige wird mich ver flären; denn von dem meinen wirb er ed nehmen und euch verfündigen. Alles was der Vater hat, das iſt mein; darum habe ich gefagt, Er wird e8 von dem meinen

nehmen und euch- verfünbigen.

Mm a. 5. Was der Erloͤſer hier anfangs fagt, und womit wir nfere leztere Betrachtung Aber dieſes Evangelium gefchloffen Haben, 5olches habe ich gu euch geredet, auf daß wenn die jeit fommen wird, daß ihr daran gedenfet, daß id 8 euch gefagt habe; ſolches aber habe ich euch von Infang nit gefagt, denn Ih war bei euch, das bezieht ch auf daͤs was er vorher mit ihnen ‚geredet Hatte von der fürts yährenden Widerfezlichfeit des größten Theiles ihres Volkes gegen n und gegen das Reich Gottes welches er gründen wolle, und on des Trübfal die ihnen eben deshalb in Ihrem künftigen Bes uf beoörftände, Ex fagt ifmen nun, früher hätte er zu Ihnen avon nicht gerebet, weil er bei ihnen gewefen wäre. Er hatte inen alfo fo fange ald möglich den ungeflörten Genuß der Ges enwart gelafien, und nicht eher als bis es zur Befeftigung.ihres Ruthes nötfig geweſen ihnen dieſen Theil der Zufunft enthält M. 9. F.' Wie nun der Erlöfer mit feinen Juͤngern gehan⸗ elt hat, fo mögen wir ſelbſt mit vollem Rechte auch gegen uns und ndere handeln, Er wollte Ihnen den ungeflörten und unverkuͤm⸗ serten Genuß der Gegenwart laſſen, und nicht cher ale bis es othwendig war ihren Blikk auf eine trübe Zukunft hinrichten. )as gehört mit zu der Milde feines Wefens, welches wir überall

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New York

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an ihm erkennen; aber ea .aahän quch dazu die hefte Zuverſicht bie en, hatte, daß wenn er auch erſt ſpaͤter ihnen ſagte was ihm hevorßande, doch ihr Herz, und, ihr, Glaube würde dadurch ge ſtaͤhlt und befeſtigt werben, damit fis. des rechten Weges nicht yerfopiten. In dem Glauben, daß uns überall ver Beiſtand des göttliden Geiftes in dem was. wir auf unſerm Lebenswege zu thun und zu leiſten haben, nicht fehlen werng, ſollen auch wir ung fo. viel als möglich den ungeflörten Genuß der, Gegenwart gönnen, und nicht ſelhſt duch Hinſchquen in, eine Zukunft be- trüben, welche wir hoc mit ber Deutlichkeit wicht; gefegnen, mit welcher der Erlöfer fie vorherfah. ,, Sobald, e&,,aber. näthig wird in Beziehung auf die Zufunft etwas zu thun; jobald es nöthig wird, DIE wir das erkennen und daniber uns felbft entſchließen, mas und in dem Kreife unferes Berufes vermöge unfexer Liebe gu vom Erloöͤſer und feinem Weiche obliegt: jq dann, wie gr zu der Zeit mit feinen Jüngern rebete über das was ihm beyorſtand, dann fehe. auch jeder auf Das was ihm bevorſteht, um nad An keitung des göttlichen Geiſtes fein Thun und Lafien zu beffimmen Run.aber, Fährt der rlüig fort, nun aber gehe ic kin. zu dem der mich gelampt Hat, und niemand nater auch fragt. mich, Wo gehſt dzu hin? ſandernediewzäl id ſolcheheau auch geredet, hahe, iR ‚euer Herz, voll Fnanerne, geworben. Qbe my. der Her bien,sishs jene Rede weint. aan dem was ihnen, nach ſeinem Ibſſhiede von ver Erde beporftehen werde, ana dieſe pon feinem. beporſtehenden Ab⸗ ſchiede ſelbſt, das if. aus ‚feinen Worten, nicht zu exfennen; aher gewiß war beides auf ‚gleiche. Weiſe dazu ‚geeignet, dag Hera Der Zanger mit. Argus au. erfüllen; Denn es war. in⸗der That. eibed fün. firıeins und daſſelhe. Biieb. ihr. Here und ‚Meißen, bei ihnen fo: Ing, mehr. auf, ihm ala auf ihnen die gemeinfame Laſt vie fir neffen Tonnte; ihn aber au perlieren, and. dann mit dem Per wußtſein ihrer Schwaͤche in die Melt hey Minerpäntigfeiten, m des ‚Hafiee: in. ihrem Berufe Binsingeftnen zu myerhen, Dad rs |

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eides für fe auch eins und -baffelbe; denn: hätten fie fich feiner Yegenwart Immer zu erfreuen gehabt, jo wäre ihnen nichis ſchwer eworden und hart.

Aber m. g. F. laßt und nicht üherfehen, was ber Herr hier ir ein Maaß ihrer Trauer angiebt, indem. er fagt, Euer Herz ft voll Tranuerns geworden, fo daß niemand. unter ud, nachdem ich eu gefagt babe, Ich gehe Hinzu em dermihgefandthat, mich fragt, Wo geheft du hin?

Und gewiß m. g. F., genauer und ſchärfer hätte ver Herr ad nicht ausdruͤkken Fönnen, was er. jagen wollte. Es Liegt arin der Gedanke, daß es nichts natüxlichered giebt und gab ir feine Jünger, al6 er ihnen feinen bevoritehenden Abſchied vers indigte, als einen näheren Aufſchluß zu .wünjchen liber das was e fagte, Ich gebe Bin zu dem der mich: geſandt Hat. Denn fo jie wir barin einen. fchönen Troſt finden, daß wir ein finnliches zild von unfern lieben fefthalten, swenn fie den Schauplaz bieler irde verlaffen: fo iſt ed dem Menſchen allzu natürlich, daß er uch wieder ein finnliches Bild begehrt vom. Dem:. Zuſtande in reichen bie. dahingeſchiedenen durch den Tod eingegangen finds nd bee ‚Herr erkennt dies ald eine Wirkung der übermäßigen trauer von Welcher feine Jünger erfüllt, waren, daß dieſes Bers . Wer in ihren Seelen nicht: auffam. Und es wäre auch ver⸗ oge der Art wie der Erlöſer ſich ausprüfft natürlich geweien, yenn wenn er ſagt, Ich gehe wieder zu, meinem Bater der mich tandt Hat, ich gehe wieder. zu: dem. Bott won welchen ich ger minen bin: was ‚heißt es, zu Gott gehe, da Gott überall auf e gleiche Weiſe if, und da niemand, am wenigſten ber Erloͤſer uf ‚irgend eine Weiſe konnte von ihm entfernt fein? Alſo nar irlich findet der Hert biefen Wunſch und diefed Fragen, welches : dei feinen Jungen vermißt. Aber er, der fo gem aus feiner ülle uͤberſchwaͤnglich gab, kommt er dem Verlangen, welches fie gentlich natürlicher Weiſe hätten haben jollen, entgegen? fagt er nen etwas näheres darüber, wohin er gehe, und-exrfüllt ben

Hom. üb. Ev. Joh. 11. Kk

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Wunſch eines ſinnlichen Bildes von dem Zuſtande im welche übergeben ſollte? Das thut er keinesweges, ſondern erwaͤhn nur, um fie darauf aufmerkſam zu machen, wie ſehr ihe voll Trauer geworben fe, und fie ſelbſt aus der natürlichen ; fung des Gemuͤths Herausgerifien. Wenn fie weniger voll Ta geweien wären, und hätten ihn gefragt nach einer näheren ! ſchreibung vefien, was das heißen folle, daß er hingehe

dem der ihn gefandt Habe: würde er ihnen Genüuge

leiſtet Haben? Was er ihnen fonft fagte und immer fo gem : feiner Yülle gab, fo oft fie danach fragten, das würde er ih hier auch ungefragt gejagt Haben, wenn es ihnen heilſam gewe wäre. Was er ihnen aber, obwol fie feinem Herzen je m waren, nicht von felbfl unb oßme ihre Bitte mittheilen kom das würde er ihnen auch nicht gegeben Haben auf ihre Bit Und fo fehen wir m. g. F., wie der Herr uns ſelbſt die Bra bezeichnet von dem was wir von ihm erfahren. Go wie aa derwärts in Beziehung auf vie irbifche Zukunft feines Rad fagt, Zeit und Stunde hat der Bater im Himmel feiner Wal vorbehalten*): fo fagt er gleichfam auch hier; eine finnlic«, ı fchauliche, beſtimmte Vorßellung von ver näheren Bereinim der menfchlichen Seele mit Bott, wenn fie den Schauplaj ic Weit verläßt, von der Art wie er ſelbſt bei feinem Bater ik, a wie alle die feinigen mit ihm bei den Bater fein werben, follte und konnte denn beides ift gewiß eins und daſſelbe er ifmen nicht geben. ben fo wenig er ihnen Zeit und © offenbaren fonnte in Bezug auf die Zufunft, eben jo wenig die räumliche und koͤrperliche Beidhaffenheit von unferm in der Zufumft betrifft vermochte er ihnen wmitzutheilen worauf lenkt ex fie hin, um den Schmerz der fie erfüllte zu Pigen? Je übler fie fich mußten berathen glauben, daß er von ihnen genommen werben, und daß fie follten in eine

N Myhafh. 1, 7.

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vol Widerwärtigleiten und Berfolgungen hinausgehen: deſto mehr ucht er fie davon zu überzeugen, daß es ihnen gut fei, daß jeine leibliche Gegenwart auf Erden ihr beſtimmtes Naaß Habe, daß eben Ihr eigenes Wohl und das Aufhören iejer feiner leiblichen Gegenwart vermöge der Anorbnung ber jöttlichen Weisheit ganz genau zufammenilimmen, und eins und mfielbe feien.

Und wie überzeugt er fie davon, Daß es ihnen gut fei, daß tbingehe? Denn, ſpricht er, ſo ich nicht hingehe, ſo kommt rer Tröfter nicht gu euch; ſo ich aber hingehe, will ch ihn zu euch fenden. Eben diefen Tröfter nennt er in ber Solge feiner Rede, die wir fchon gelefen haben, ven Geiſt der Bahrheit, und feine Rede iſt alfo die, wenn er bei ihnen ‚liebe, jo würden fie mit dem Geiſt ver Wahrheit und des Eroftes nicht erfüllt werden; wenn er aber von ihnen ginge, fo vuͤrde er ihn fenden. Alſo dies beides fiellt er als unverträglidh nit einander dar, die Kortdauer feiner Gegenwart und bas Herab« enden bes Geifles der Wahrheit; und Daß ber leztere komme, tellt er ald etwas gutes dar, und alfo als etwas befieres und errlicheres als feine leibliche Gegenwart. |

So liegt denn darin für uns alle der vollfommene Troſt, senn es uns begegnet, wie es bisweilen nicht fehlen Tann, daß yie uns wünfchen auch Theil genommen zu haben an der Zeit »o der Herr menſchlich auf Erden wandelte; darüber tröflet er ns damit daß er fagt, es fei gut, daß er Hingegangen ei und an feine Stelle der Tröfer, der Geiſt der Bahrheit, gelommen. Aber ſich das weiter auseinander u fezen, wie beides. unverträglich fei und das eine beſſer als das ndere, dad uͤberlaͤßt er feinen Juͤngern ſelbſt, und giebt ihnen arüber keinen näheren Aufſchluß. Wie aljo m. g. ð., wie follen vie uns das denfen? Ex fagt, der Tröfter den ex ſenden werbe ‚4 der Gei der Wahrheit, der feine Jünger in alle Wahr⸗ eit leiten werde. Aber von ſich ſelbſt fagt ex au Ihnen, er

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fei die Wahrheit, indem er fagt, "Ich bin der Weg, Die War: heit und das Leben.*) Alfo fo lange er bie Wahrheit ume ihnen war, fonnte der Geiſt der Wahrheit nicht über fie komme. und nur erſt wenn er nicht mehr unter Ihnen war, konnte er im fenden? Die Wahrheit würden fie empfangen haben von be= Herrn, und nicht einen Augenblikk würde er unter ihnen gemeien fein ohne ihnen bie Wahrheit mitzutheilen. Aber den Geift te: Wahrheit Hätten fie nicht gehabt. Wie natürlich fönnen wi und dies nicht denfen, daß ſo Lange ber Herr unter ihrten gelck hätte und bei ihmen geblieben wäre, daß fie immer im demſeiber Verhaͤlmiß zu ihm geblieben wären, aus feiner Fuͤlle zu fchöpien und zu empfangen, und mit ihrem ganzen Verlangen nad) Lid und Wahrheit immer an ihm gehangen hätten! Aber auf ra Beif der Wahrheit, den er ihnen fenben wollte, indem c in ifmen werben follte zu einer felbftänbigen Kraft ve Ruhr heit fich ſelbſt zur Klarheit zu bringen und andern mitzutheilen auf dieſes Mittheilen, auf diefe eigene That des Geiſtes in de⸗ großen Gebiet der Wahrheit waren ſie in ihrem Leben mit ibe nicht eingerichtet und durften es nicht fein; bemm fo fange m ihnen die Möglichkeit gelaſſen aus feiner Fülle zu empjengen, un in der Stille eines aufnehmenden Gemuͤths den heiligen Ei: ihres Herzens zn mehren. Aber das war es nicht, wozu fe beflimu waren, das wäre nicht die Erfüllung ihres Berufes geweren, m auch nicht die Erfüllung unfers Berufes. Ein eigened Ye eine eigene fortwährende Thätigfeit foll die Kraft ber Wabrte in allen werben die an den Namen bes Herrn glauben. Dam mußte feine Teibfiche perjönliche Gegenwart verfhwinden, ton alles was er ihnen gegeben unter den Beiftande und durch ? Kraft des göttlichen Geiſtes zu einem ſelbſtaͤndigen fich mini teren und die ganze menfchliche Welt mit demjelben Segen erjülle den eigenen Leben gediche. So lange der Herr auf Erben g

°) Sch. 14, 6.

*

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blieben wäre, wären fie alle mit ihm vereinigt geblieben, und nichts hitte fie aus feiner Nähe gerifien; er- felbft Hätte, daß ich mich jo ausbrüffe, es nicht über& Herz bringen können, fie aus feiner Nähe zu zerftreuen; fondern wie er fie ſelbſt waͤhrend ſeines ir⸗ ſchen Lebens nur auf furze Zeit dann und wann vor ſich ber andte un das Reich Gotted zu verfündigen, fo würden fie im- ner wieber zu ihm zurüffgefehrt fein, fo würde feine leibliche Segenwart der Mittelpunft der Gejchichte ihres Lebens geweſen ein, und die Kraft ihres Wirfens für das Reich Gottes fich nur wichränft Haben auf den Punkt auf welchem er wandelte. Aber t war beflimmt (zu reden von dem Reiche Gottes nur zu ben erlornen Schaafen aus dem Haufe Sirael,*) und fo würde ber jwoße Segen einer allgemeinen Berbreitung des Reiches Gottes uf Erden nicht erfolgt fein, wenn der Here auf dem Schauplaz er (Erde geblieben wäre Darum fagt u, Es if euch gut, ‚a5 ich Hingehe, ihr müßt xeifen und erflarfen zu ber Kraft ines felbfänvigen Lebens. Das Tann aber nicht gefchehen, fo ange ihr haftet an meiner leiblichen Gegenwart; wenn ich aber verde von euch genommen fein, dann wird bet göttliche Geift erabfteigen in eure Herzen und euch ausbilden zu dieſer Selb- tandigfeit; dann werde ich den Geiſt der Wahrheit, welcher er Tröſter if, euch ſenden koͤnnen, und der wird bei euch blei⸗ en ewiglich.

Und nun redet er von dem Troͤſter den er ſenden werde, as ift von dem Geiſt der Wahrheit, auf eine zwiefache Weiſe, uerfi-von dem was er der Welt fein werbe, und Dann von em was pr ihnen felbft fein werde. So brachte es der Haben einer Rede mit fh; denn cr Hatte feing Jünger betzäbt durch en tesurigen Auffchluß von dem Hafle der Welt gegen ihn und einen Namen, und von ber wiberwärtigen Geſinnung mit welcher ie ihr Amt aufnehmen werde. Und "Darm troͤſtet er fie zuerſt

*) Matth. 15, 24.

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durch dasjenige was er fagt vor ver Wirkung des Geiles a bie Welt,

Bern er nım fagt, der Geift der Wahrheit wert die Welt firafen: fo iſt es uns nicht leicht, uns eine richt Borftellung davon zu machen was der Erlöfer meinen fan. Ti göttliche Geiſt ift nicht und kann nicht: fein ein Werkjeug ir göttlichen Zoms, fondern fo wie er der Geift der Wahrheit ü kann er nicht thun und kann nichts von ihm ausgehen, als da jenige wodurch die Kraft der Wahrheit Raum gewinnt in ve menfchlicden Gemüthe, dem viefe als die hoͤchſte Gabe von obe befchieven if, Wenn es alfo Heißt, Der göttliche Geiſt wird d Welt firafen um die Sünde: fo iſt dies bie innere Strafe, d keinen andern Zweit haben kann, ald durch befiere Ueberzeugun durch richtige Anſchauung fie felbft zur Wahrheit hinzufüßren, u von der Gewalt der Sünde loszumachen. Wenn es heißt, ( wird fie firafen um die Gerechtigkeit: fo kann das nicht gr ſchehen ohne fie zur Einficht zu bringen von ihrer eigenen Ung⸗ vechtigkeit, denn das iſt ſtrafen; aber auch das kann nicht geſchebe ohne ihr bie Gerechtigfeit vor Augen zu ftellen, und das ift ts fegnende. Wenn es heißt, Ex wird die Welt fitafen um da: Bericht: fo fol ihr anfchaulich werden umd zum tiefften innerſte Gefühl ihres Dafeins, daß fie ſelbſt in das Bericht eingefchloffe ift, aber wo möglich um fie zu dem hinzuwenden, der alle meld an ihn glauben von dem Gericht befreit.

In diefem Sinne fagt der Herr, der Teöfler der heilig Geiſt, wenn er komme, werde die Welt firafen um bie Sünk daß fie nicht glauben an ihn. Und das iſt ja eigentix das Werk des göttlichen Geiſtes, die Borftellung von der Suͤm und das Gefühl der Sünde ganz und gar zufammenzubränge auf den einen Punkt, bag, bie Menſchen nicht glauben an ta den Gott zu ihrem Heil gefanbt hat. Denn wenn in dem Gr müthe dieſer Glaube entfpringt und aufgeht, dann verſchwinde die Kraft und Gewalt der Sunde, und die Kraft der Liebe ı

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m, er uns fo geliebt Kat daß er ſich für und dahingegeben wird der Anfang und der Grund der Heiligung in der menfch- Herr Sede. Alles andere, alle andere Erkenntniß der Sünde, wie e axısd dem Geſez kommt und aus der unvollfommenen Prü- mg bes eigenen Lebens in feinen einzelnen Aeußerungen, ift ichts anderes als ein unvolkommenes Stüffwerl. Aber die &xs nırtniß der Sünde, fofern der Unglaube die Sünde iſt, das if ie Erkenntniß der tiefſten Wurzel aus welcher alles Verderben er menſchlichen Seele berfommt, aber zugleich auch die Erkenni⸗ deſſen woraus das einzige und ewige Heil entfpringt. Und darum ſt Das auch das beftändige Werk des göttlichen Geiſtes, die Welt urch das göttliche Wort und durch die Wirkung deſſelben aus em Munde der gläubigen zu firafen um die Sünde, daß fie sicht glauben an den Exlöfer, dies den Menſchen darzuftellen ale ie innerfte Wurzel des böfen, damit fie ſich loomachen von dem Unglauben, und ihnen ven Gegenftand des Glaubens vorzuhalten, Damit ihr Herz ſich zu diefem hinwende. | Er wird die Welt firafen, fagt der ‚Herr ferner, um bie Ge⸗ vechtigfeit, daß ich zum Vater gehe, und ihr mich Hinfort nicht fehet. In wiefern iſt das die Gerechtigkeit, daß der Herr zum Bater gebt, und die feinigen ihn hinfort nicht mehr fehen? Wie er felbft zu Johannes dem Täufer fagt, Es gebiet un alle Gerechtigkeit zu erfuͤllen,) fo kommt es darauf an, wenn diefer feligmachende Glaube, ver ebenfo das Gegenteil ber Sünde iſt als der Unglaube die Sünde felbft if, wenn ber in unferer Seele feft werden fol, fo muß es in der Ueberzeugung geſchehen, daß der Herr in feinem Leben alle Gerechtigkeit erfüllt hat, daß er zu feinem Vater gehen Konnte, daß die Fortdauer feines irdifchen Lebens aufgehört Hat, aber doch fo daß er fein Werk, wozu er gefommen war, vollendet at. Und fo m. g. F. ohne die Ueberzeugung, daß der Herr alle Gerechtigkeit erfüllt Hat,

*) Matth. 3, 15.

kann der Glaube an ihn Fein Ichenbiger fein, Teiln wahrer we teöflicher, Das gehört zu dem vollſtaͤndigen Bilde des Erloöſer? Daß das Werk Gottes durch ihn vollbracht if, daß num nidz mehr zurütf ift, und alles was noch geichehen foll nur Die Fou iesung ift von dem an den Menfchen begonnenen Werke des & löjerd durch die Kraft feines Geiftes. |

Er foll die Welt firafen um das Gericht, daß der Fürt diefer Welt gerichtet if. Mit dem freilich follen alle g richtet fein, die nicht glauben an den welchen Gott geſandt ku: denn darin liegt ja die Wiverfezlichleit gegen das gättliche Gr bot und den göttlidhen Willen, welche das weſentliche von tem ausmacht, was In der Schrift durch Fürf der Welt bezeichne wird. Wenn aber diefer gerichtet ift, fo Heißt das nichts andere: als daß er feme Macht mehr hat; und die Welt firafen um da⸗ Bericht, daß der Fürft dieſer Welt gerichtet if, das Heißt fie üben: zeugen, Daß alles was in der menfchlichen Welt dem Heil wd- ches Gott den Menjchen durch Chriſtum gegeben widerfirebt, fein Gewalt verloren hat, daß jede ſich ihm widerfegende Macht en fcheinbares if, und daß der Sieg des Erlöſers fid) werde vcı einer Zeit zur andern immer herrlicher vollenden, indem jew ewige Macht ſich immer tiefer begründet in den Gemuͤttzern da Menihe} und ji immer weiter verbreitet über den ganzen Um fang der menjdlichen Welt. Die Welt firafen um das Gerich das heißt fie Hinftellen auf den Scheideweg, ob fie wandeln mil mit pem was ſchon gerichtet ifl, oder mit dem was immer fer fhreitet von einem Siege zum andern und ſich immer Herrlice entwiffelt. Und welch eine Föftlichere Aufforderung lann es geben, den Weg der Berfehrtheit zu verlaffen und auf vem Wege de Wahrheit und Gerechtigkeit nach dem Reiche Gottes zu trachten könnten auch alle nicht ander& als durch Truͤbſal in daſſelbe eingehen als die fehle Ueberzeugung, daß der Fürft der Welt gerichtet it

Wie aber kann der Geift Gottes die Welt frafen? Nik andere als durch ben Mund und dag Wort derer, in denen «

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lebt nad aus denen er redet. Wenn alfo der Here das feinen ungern darſtellt ale das Werd deſſelben Geiſtes durch fie, weil fie feine Werkzeuge fein : würden, fo fügt er eben beshalb Hinzu, was der Geift der Wahrheit, der Tröfter, auf fie witfen, an ihnen thun werde Er wird euch in alle Wahrheit Leiten; denn er wird nicht von ihm ſelbſt reden, fon- dern was er hören wird, das wird er reden, und wo n3zufünftig ifl, wird er euch verfündigen. Derfel; bige wird mich verflären; Denn von dem meinen wird ex ed nehmen und euch verfündigen. | - Das alles m. g. F. iſt num eins und daſſelbe. Der Geift Gottes in den’ Herzen der Jünger follte fein ein fortwährenves Hören, ein fortwährennes Merken auf das was der Herr felbft zu ihnen geredet hatte, als er noch bei ihnen war. Denn fo ges Hört das zufammen, Bon dem meinen wird er es nehmen und euch verfündigen, und, Er wird reden was er hören wird. Und eben dieſes beftändige Aufmerfen, dieſes in fich le⸗ bendig erhalten deſſen was der Herr geredet hatte, das wurde in ihnen die Kraft einer ſelbſtaͤndigen Berfündigung der Gnade und . Barmherzigkeit Gottes in Chriſto Jeſu. Aber eben fo ſpricht der Hırı, Bas zufünftigif, wird er euch verfündigen, und das heißt nichts anderes als was nachher mit den Worten aus gebrüfft wird, Er wird mich verflären, indem euch immer deutlicher werben wird, daß es fein anderes Hell giebt als in Ehrifto, und einen andern Ramen darin die Menfchen felig werben follen, denn allein den Namen Iefu von Nazareth; und fo muß ſich auch hie Steigerung und immer weitere Verbreitung der Seligfeit der Menfchen durch Chriſtum immer mehr in ihrem Innern abbilden. Sp verflärte er ihnen den Erlöfer und per⸗ fündigte ihnen was zgufünftig if, nämlich daß fich vor ihm immer mehr beugen follen alter Kniee im Himmel und auf Erben, und immer mehr alle Zungen befennen, daß ex der Her ſei.) Das Te HH. 2, 20. 10,

LXXIM.

Am 14. Somntage nach Trinitatis 1826.

Tert, Joh. 16, 16— 23.

Ueber ein Feines, fo werdet ihr mich nicht fehen, und aber über ein Kleines, fo werbet ihr mich fehen; denn ich gehe zum Vater. Da fprachen etliche umter feinen Jüngern unter einander, Was ift das, das er fagt zu uns, Weber ein kleines, fo werbet ihr mich nicht fehen, und aber über ein Fleines, fo werdet ihr mich fehen; und daß ich zum Vater gehe? Da fpradhen fie, Was if das, das er fagt, Ueber ein Kleines? Wir willen nicht was er redet. Da merkte Jeſus, daß fie ihn frag wollten, und fpradh zu ihnen, Davon fragt ihr unter einander, daß ich gefagt habe, Ueber ein Kleines, fo werdei ihr mich nicht fehen, und aber über ein Feines, fo werbet ihr mich ſehen. MWahrlich, wahrlich ich fage "euch, ik werbet weinen und heulen, aber die Welt wird ſich freuen; ihr aber werdet traurig fein, doch eure Traurigkeit foll

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in Freude verfchret werben. Ein Weib wenn fie ges bieret, fo hat fie Traurigkeit, denn ihre Ehnibe if. ger fommen; wenn fie aber das Kind geboren hat, denkt fie nicht mehr an die Angſt um der Freude vollen, daß ber Menich zur Welt geboren iR. Und ihre Habt auch num Traurigkeit; aber ich will euch wieberfehen, und euer Her fol fich freuen, und eure Freude fol niemand om euch nehmer. Und an demſelbigen Tage werdet. u mich nichts fragen.

M.. a. 5. Es geht uns gar keicht mit ven erften Worten des Erlöfers, ohnerachtet der deutlichen Exflärung die er uns barüber giebt, eben fo wie feinen Füngern, daß wir fragen, Was ift das, was er fügt, Ueber ein kleines, jo werderibr mich nicht fehen, und aber über ein Fleines, ſo werdet ihr mich fehen. Namlich es iſt nicht leicht und von vorm herein deutlich, ob es fich mit diefen Worten fo verhält, wie auf den erften Anblikk Die meiſten glauben mögen, daß der Herr indem er jagt, Ueber ein Heines, fo werdet ihr mich nicht fehen, jenen Tod nıeint, und indem er fagt, Ueber ein Fleines, fo werdet ihr mich fehen, die ſchoͤne herrliche Zeit feiner Auferſtehung, oder ob er von etwas fpäterem redet ald von jenen. Wera wir aber genaue auf feine Rede achten, und forgfältiger in den Siun derſelben eingehen: fo werden wir ohne Zweifel verſchiedenes darin finden, was ber lez⸗ ten Meinung ven Vorzug geben muß vor der erftern.

Zuerſt laßt uns darauf fehen, daß er fagt, Ihr werbet mich über ein Eleines fehen, denn ich gehe zum Ba» ter. Wenn er darunter feine Auferſtehung gemeint hätte umd das Wieberfehen feiner Jünger nach derfelben: fo wäre ver ‚genaue Zufammenhang in feiner Rebe wicht, den wir fonft überall gewohnt find in derſelben zu finden. Denn er fonnte zum Vater gehen auf diefelbe Weiſe wie alle Menſchen, ohne daß er nad) feinem Tode wieder in einer menfchlihen Geftalt auf diefe Erde zurüll⸗

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kehrte und ſich feinen Juͤngern lebendig zeigte. Indem er abe dieſes Wiederſehen, welches er Bier feinen Juͤngern verfprikt darſtellt als eine Folge davon daß er zum Vater gehe, und diejes fein zum Vater gehen als den Grund angiebt davon daß ſeim Junger ihn über ein kleines wiederſehen ſollten: fo mögen wir

wol glauben, daß er nicht die Zeit feiner Auferſtehung meim

fondern etwas fpAtered. Eben fo wenn er hernach fagt, Ihr werdet traurig fein, aber die Welt wird fich freuen: fo ift es freilich wahr auf der einen Seite, daß die Welt, Die vem Reiche Gottes entgegengefezt if, ihre Freude hatte an feinen Tode. Aber wenn er darauf fagt, Eure Traurigkeit wir in Freude verfehret werden, und er Hätte die kurzen Tage feiner Auferfiehung gemeint, durch welche ihre Traurigfeit ver ſchwinden und an bie Stelle berfelben bie Freude treten follte:

ı fo müffen wir wol fagen, nicht nur ihre Freude wäre dann jeh

kurz und vorübergehend geweſen, es hätte die Berwandlung ihre Traurigkeit in Freude wenig auf. ch gehabt, da er ja auch nad feiner Auferftefung bald wieder von ihnen ſchied; fondern es haͤue Dies auch auf die Freude und den Zufland der Welt, die daven nichts erfuhr, Keinen Einfluß gehabt. Endlich wenn er zulen fagt, es folle die Freude nicht mehr von ihnen genom: men werben, und biefe Freude vergleicht mit der Freude der gebärenden an dem Menfchen den fie zur Welt geboren Bat: fe fonnte er, da die Freude an feiner perfönlichen leiblichen Wieder kehr in den Tagen feiner Auferſtehung doch bald wieder ven ihnen genommen wurde, Darunter nichts anderes verflanden wiſſer wollen, als daß das Reich Gottes, welches durch ihn follte ge Riftet werden, hinausgehen werbe über die Kleine Geſtalt des haus fichen Zufammenfeins, auf welche es bis dahin während feine Zebens mit feinen Jüngern befchränft war; daß dieſes göttlice Reich ſich darftellen werde nicht als ein irdiſches und vergaͤng liches, fommend mit äußern Zeichen und Gebehrden,*) fondern

mM Bel Le. 17, 20.

527

als ein geiflig gepflanztes in die Herzen der Menfchen, als bie chriſtliche Kirche, die nicht mehr aufhören follte fich weiter zu ver breiten auf Erden. Das ift der geiftige Menſch Gottes, der zur - Welt follte geboren werben; - und mit der Yreude einer Mutter, die wol wenn fie gebieret Angſt bat, aber ift ihre Stunde. vorüber fich freut über den neuen Menfchen ven fie zur Welt geboren Hat, vergleicht der Herr die Freude feiner Jünger an dem gels fligen Menfchen, der in der Geftalt der chriftlichen Kirche an das Licht treten ſollte. Das geſchah aber erſt nach den Tagen feiner Auferſtehung, als fie feiner Verheißuug gemäß mit Kraft aus der Höhe*) erfüllt wurden. Und wenn wir nun feine Worte auf dieſe Weiſe faften, fo find fie auch im genaueften Zuſammen⸗ hange mit dem vorhergehenden. Denn vorher hatte er geredet zu jeinen Jüngern von dem was der Geift der Wahrheit, der Zröfter den er enden werbe, wirken follte in ihrem Innern, Da war dies das erfle und größte, daß der Geift der Wahrheit, indem er fie in alle Wahrheit leiten würde, ed von dem feinigen nehmen und ihn felbft den Erloͤſer verflären werbe; und daſſelbe ſtellt ex iänen nun bier dar als fein geiftiges Wieverfehen, fie würden ihn ſehen ‚nicht mehr in leiblichen perfönlicher Geftakt, ſondern auf eine rein geiftige Weife; fie würden die Herrlichkeit des eingehornen Sohnes vom Bater erlennen in dem Neiche Oottes, welches fie ausgerüftet mit der Kraft aus der Höhe gründen follten. Das follte der Gegenſtand ihrer Freude fein, die nicht koͤnnte von ihnen "genommen werden, und vor der alle ihre Traurigkeit vers ſchwinden ſollte.

Run m. g. F. dies vorausgeſezt müſſen wir bekennen, wir find mit unſerm ganzen Leben und Wirken in die Zeit geſezt, welche der Erlöfer fo befchreibt als die Zeit der volllommenen Freude, und zwar einer Sreude die niemand von uns nehmen foll.. Laßt uns aus diefem Gefichtspunft die Anwen

%) Luc, 34, 49.

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bung machen von den Worten des Erloͤſers auf unſern Zuſtart Aber da bleiben wir billig Reben bei der zweiten ausfülrlichern Grflärung, dis er und in dem weitern Verfolg unfers Textes giche über Die legten dunllen Worte. Da fehlt er entgegen den-Zufexir ver ‚Welt dem Zuftande feiner STünger, nachdem er wiürbe ums Baier gegangen. fein, und num sicht mehr perionlich und leibüch unter. ihnen wandeln auf bee Erde; und da ingt ee, Die. Bel: wird fich freuen; ihr aber werdet traurig fein, dod eure Zraurigfeit foll in Freude verkehret werden Freilich m. g. F. müflen wir geſtehen, wie es natürlich war, daß die Welt ſich freute als er von ber Erde verſchwunden war, weil fie hoffte, nun ſolle alle feine Wirkſamkeit aufhören, die er ausgeübt hatte an den Seelen feiner Jünger ımb aller derer die

| Hihn als den verheißenen gefanbien Gottes erfannten; num jo:

jede Spur verſchwinden von dem Werfe welches auopurichten er gelommen war, und alles folle nun bieiben wie «8 gemein war

in ven Tagen ver Väter, und alle die fich bicher unter dem

Volle eined Anſehens und einer Gewalt erfrant Hatten, welcht aber untergehen follte in dem herrlichern und ſchoͤnern Reiche Gottes, würden fie behalten wie vorher: chen fo natuͤrlich mar

es, daß ſeine Juͤnger traurig waren; bean fie waren gewohnt,

im NUmgange mit ihm aus feiner americhöpflächen Gülle immctt nur zu nehmen; in der täglichen Gewohnheit des Nehmens von ifem Hatten fie ſich nicht augehalten und darauf eingerichtet, fd felbft und das Maaß ihrer Kuäjte zu prüfen, ſich Beften bewußt zu werben, wie jelbftändig in ihnen burd) immerwähzenines de; pfangen aus der liebreichen Mittheilung des Erlöfers das Wort Gottes geworben fel, und wie es auch abgeſehen won feiner wer fönlicden Leitung in ihnen forhvirfen werte, um das Reich Gottes auf Erden zu gründen. In dieſem Zuſtande ver Traurigkät waren fie, bis der Tag lam, ven ihnen der ‚Herr unmittelbar

vorher in feiner. Rebe verheißen Hatte, wo er ben Geiſt der Wahr⸗

heit, den Tröfter, ihnen fenden umd diefer über fie fommen wert

517

als ein geiftig gepflanztes in die Herzen der Menfchen, als die chriſtliche Kicche, die nicht mehr aufhören follte ſich weiter zu vers breiten auf Erden. Das ift der geiftige Menfch Gottes, der zur Welt follte geboren werben; - und mit der Freude einer Mutter, pie wol wenn fie gebieret Angf bat, aber iſt ihre Stunde. vorüber fich freut über den neuen Menfchen ven fie zur Welt geboren bat, vergleicht der Herr die Freude feiner Jünger an dem geis ftigen Menfchen, der in der Geſtalt der chriftlichen Kirche an das Licht treten ſollte. Das geſchah aber erſt nach den Tagen feiner Auferfichung, als fie feiner Verheißuug gemäß mit Kraft aus der Höhe*) erfüllt wurden. Und wenn wir nun feine Worte auf diefe Weile faſſen, fo find fie auch im genaueften Zuſammen⸗ hange mit dem vorhergehenden. Denn vorher hatte er geredet zu feinen Jüngern von dem was der Geift der Wahrheit, der Troͤſter den er jenden werde, wirfen follte in ihrem Innern, Da war died das erfle und größte, daß der Geift der Wahrheit, indem er fie in alle Wahrheit leiten würde, «8 von dem feinigen nehmen und ihn felbft den Erloöſer verflären werde; und daſſelbe ftellt er ihnen nun bier dar als fein geiftiged Wiederfehen, fie würden ihn fehen nicht mehr in leiblicher perfönlicher Geſtalt, ſondern auf. eine xein geiftige Weile; fie würden die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Bater eriennen in dem Reiche Gottes, welches fie ausgerüftet mit ver Kraft aus der Höhe gründen follten. Das follte der Gegenftand ihrer Freude fein, die nicht könnte von ihnen "genommen werben, und vor der alle ihre Traurigkeit vers ſchwinden folte.

Run m. g. F. dies vorausgefezt müfen wir befennen, wir find mit unferm ganzen Leben und Wirken in bie Zeit gefegt, welche der Exlöfer fo befchreibt als die Zeit der vollkommenen Freude, und zwar einer Freude die niemand von uns nehmen foll. Laßt uns aus diefan Geſichtspunkt Die Anwen⸗

*) Luc, 24, 49.

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fo weifel er uns auf das hin, was er meint wenn er fagt, ı fei alle Zeit bei uns bis an dad Ende ber Tage,*) alfo feine geäflige, Gegenwart unter uns, die reichlicher als Die vor übergehende feines leiblichen Dafeins uns alles keiſten ſoll wa wir bebüchen, und uns alles erſezen was uns hier und Da fehle kann wenn wir ihn nwe fchauen in. den unvoflfommenen Zuüger feines Bildes, die und in den kurzen Worten und Beichreibungen feiner Zünger übrig geblieben find. ‚Wenn er in den legten Ta gen feines irdiſchen Lebens zu feinen Tüngern ſagt der Geifi ta Wahrheit, den er ihnen fsuben und ber Keinalle Wahrheit leiten würde, der werde es non bem feinigen nehmen, und ihn jelbii verflären indem er es iänen verfündigen würde: fo weiſet er in diefen Worten alle die in der Zeit nach feinem Hingang von der Erde leben wuͤrden darauf hin, daß der Geiſt ihn verfären werde, und daß in diefer Verklaͤrung des Geiftes ihn fehen ſollen alle Geſchlechter der Menichen, die durch fie Kraft des Gceiftes zum Olauben an feinen Rawen kommen.

Und wenn wir recht arbten auf die Bildung und Entwill⸗ lung der chriſtlichen Kirche: jo werben wir erfennen, daß Tier Vexrklaͤrung des Herrn zu dem wejentlichen und unvergänglickn Geſchaͤft des göttlichen Geiſtes gehört. Ja wiewol die Zeit ter leiblichen Erfcheinuung des. Herm für jedes junge Gejchlecht imma weiter zurüffteitt, und wir es fonk als etwas gewöhnliches un unvermeibliched erfahren, Daß bie Bilder von irdischen Dingen ſchwaͤcher zu werben pflegen, je weiter die Zeit ſich entfernt wo fe urfprünglich Ra waren: fo müflen wir Doch dem Geifte Gottes das Zeugniß geben, daß «8 mit der Geftalt des Exloͤſers ſich nic: . fo verhält, Sie iR für ale Zeiten in unvergänglicher Klarheln bergeftellt in den Gemuͤthern der gläubigen durch das Werk des Geiſtes den er über feine Kirche ausgegofien hat, und ea ift em geifliges Sehen des Grlöfers, wodurch wir uns feiner freuen,

®) Maith. 28, 20.

HH

ra ex und bald in biefem bald im jenem Augenblikk das Leben⸗ Beziehung auf irgend. einen Theil unſers Berufes: mit. ven arheit erfcheint, daß wir ihn auf das beftimmmtefte erfenmen ale ı Weg und die Wahrheit und das Leben, als. vie Quelle des erg, als denjenigen der uns ben rechten Weg zum Leben, chen wir geiroft folgen. können, zeigg, und als die göttliche ahrheit, die ſich aus. feiner Kühe, aber auch nur. and ſeiner ille, in unfege Seelen ergießt und, fih in denſelben geftdieh iD Died, das geiflige Schaue des Evlöjera, weiches. wir der zirkung feines Geiſtes is unferu Herzen verdanken, der ſich ftei⸗ h ver Anleitung des göttlichen Wortes bedient und ohne das zort feine Wirkſamkeit ausuͤbt, weshalb wir für Dis. Erhaltung ſſelben täglich Gott aufs neue preiſen müſſen, dieſes darch den zttlichen Geiſt bewirkte Schauen des Erlöſers iſt eben: deshalb eil es daſſelbe iſt für alle Zeiten, und weil in Beziehung auf affelbe feiner ihm ferner oder näher fteht als der andere,. und der e8 haben kann der. dem Zuge des gölllichen Geiſtes duech orſchen in der Schrift und durch Feſthalten an derſelhen fotgt dies iſt ein weit herrlicheres als jenes. leibliche, in Beziehung uf welches eine fo große Ungleichheit. unter. ben Menſchen, auch Don unter denen die gleiche Anfpruche hatten. an Denjelben Herru nd Meifter, ftattfinden muß, Jenes war feiner Natur unch nu orübergegent und vergänglichs denn wenn ber Erloͤſer den menfchs chen Natur theilhaftig und uns in allem ausgenommen bie zünde*) gleich fein ſollte, fo mußte ex auch an ber Bergängs ichkeit des menjchlichen Lebens Theil Haben, und verüßsrgehenn, feichviel ob das Manf- des Lebens Fürzex zuſanmengezegen suomi Der meiter ausgedehnt, voribergehend. konnte es nun jein. Dieſes giftige Dafein Chriſti aber. iR in Feine Schrande den Zeit .eingen chloſſen; und eben deswegen ift auch die falſche und verlehrto zreude der Welt vergangen, dagegen aber bie Traurigkeit der " N

) dib 4, 16 ).pebr 2, 14. 12. vgl 812

N

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fo weifet er uns auf das hin, was er meint wenn er jagt, fei alle Zeit bei uns bis an das Ende der Tage,*) aljo feine geäßige Gegenwart unter uns, bie reichlicher als die vo übergehende feines leiblichen Dafeins uns alles Teiften ſoll wal wir bedürfen, und uns alles erſezen was uns hier und da fehler fann wenn wir ihn nwe fchauen in den unvollkommenen Zügen feines Bildes, die und in den Furzen Worten und Bejcpreibungen feiner Züuger übrig geblieben find. ‚Wenn er in den lezten Ta— gen feines irdiſchen Lebens zu feinen Jüngern ſagt der Geifi ter Wahrheit, ven er ihnen feuden und der fie inalle Wahrheit leiten wuͤrde, der werde es non dem feinigen nehmen, und ihn ſeldũ— verklären indem er es iänen verfünbigen würbe: fo weijet cr in diefen Worten alle die in der Zeit nach ſeinem Hingang ven der Erde leben würben darauf hin, daß der Geiſt ihn verflüre werde, und daß in diefer Verklärung des Geiftes ihn fehen jolle alle Geichlechter der Menſchen, vie durch vie Kraft des Geiſte zum Glauben an feinen Rawen kommen.

And wenn wir recht achten auf die Bildung und Entwill kung der chriſtlichen Kirche: fo werden wir erfennen, Daß tie: Verklaͤrung des Herm zu dem wejentlichen und unvergänglichca Geſchaͤft des göttlichen Geiftes gehört. Ja wiewol die Zeit Te leiblichen Erſcheinung des Herrn für jebes junge Geſchlecht imma weiter zurüfftzitt, und wir es fonft ald etwas gewöhnliches um: unvermeibliched erfahren, daß die. Bilder von irdischen Dingen fchwächer gu werben pflegen, je weiter die Zeit ſich entfernt ms fe urfprünglich da waren: fa. müflen wie doch dem Geiſte Goucs das Zeugniß geben, daß «8 mit der Beftalt des Erloͤſers fich nickt . fo verhält, Sie iR für ale Zeiten in unvergänglicher Klarhel hergeſtellt in den &emüthern der gläubigen durch das Werk des Geiſtes den er über feine Kirche ausgegoſſen hat, und es ift ein geiſtiges Sehen des Exlöfers, wodurch wir uns feiner freuen,

*) Matti. 38, 20.

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enn es und bald in biefem bald im jenem Mugenblift nes Leben

Beziehung auf irgend. einen Theil unſers Berufes mi Yen larheit erfcheint, daß wir ihn auf das beſtimmteſte erfenmen ale n Weg und die Wahrheit und das Leben, als vie Duelle des bens, als venjenigen der uns Den vechten Weg zum Leben elchem wir gewwoft folgen koͤnnen, zeigt, und als die göttliche 3ahrheit, die ſich aus ſeiner Fülle, aber auch nur. aus ſeiner ülle, in unfeye Seelen ergießt und fish in Denfeiben geilste - nd Died, das geiftige Schaue des Erloͤſers, weiches. wir der Birfung feines Geiſtes in unſern Herzen verdanken, der ſich ſtoi⸗ ih ver Anleitung des göttlichen Wortes bedient und ohne dast Bort Feine Wirkſamleit ausuͤbt, weshalb wir für die Erhaltung yeffelben täglich Gott aufs neue preifen müffen, dieſes darch dem göttlichen Geiſt bewirkte Schauen des Erloöſers ift eben: deshalb weil es daffelbe ift für alle Zeiten, und weil in Beziehung auf daſſelbe feiner ihm: ferner oder näher fteht als der andere; um jeder e8 haben kann der dem Zuge bes göttlichen Geiſtes ducch dorſchen in der Schrift und durch Feſthalten am derſelben folge, dies ift ein weit herrlicheres als jenes leibliche, in Beziehung auf welches eine fo große Ungleichheit unter. den Menschen, auch hen unter denen die gleiche Anfpruche hatten an benjelben Herrn und Meifter, ftattfinden muß, Jenes war feiner Natur undı nuv vorübergehend und vergänglich; denn wenn ber Erloͤſer der menſch⸗ lichen Natur theilhaftig und uns in allem ausgenommen vie Eünde*) weich fein ſollte, fo mußte er auch an ber Vergäng- lüchtejt des menſchlichen Lebens Theil haben, und voruͤbergehend, eichviel ob das Man des Lebens kürzer zuſanmengezogen mad der weiter ausgedehnt, voribergehenp, konnte es num fein. Dirſrs eiftige Dafein Chriſti aber iR in feine Schranbe ten Zeit. cinges loſſen; und eben veswegen iſt auch die falſche und verbehrw eude der Welt vergangen, dagegen aber bie Traurigkein der

). deb 7. , ). Heu 2, 14. 17. vgl 4, 16 912

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Sänger und aller die an ven Heren glauben auch ganz von ike: genommen, und ihre Freude eine unvergängliche, bie wide ı t der Welt fiören Tann.

Wie flieht ed nun m. g. F. mit den andem Worten ı: Herrn, wenn er die Traurigkeit feiner Jünger befchreibt intem « fagt, Ein Weib wenn fie gebieret, fo hat fie Traurı: feit, denn ihre Stunde if gelommen; wenn fie abı das Kind geboren hat, denkt fie nicht mehr an t. Angf.um der Freude willen, daß der Menſchzur Wer geboren if. Und. ihr habt auch nun Traurigkeit; abt ih will euch wieberfehen,. und euer Herz ſoll ii! freuen, und eure Freude foll niemand von eu nehmen.

Freilich if das gewiß m. th. F., an jenem Tage als r Geiſt Bottes über die Jünger des Herrn kam, als fie gefräir. wurden Zeugniß von ihm abzulegen, und darauf taufende Binz gethan wurben.zu der Gemeine der gläubigen, da war die frz. liche Stunde gefommen, daß ber Menſch Gottes zur Welı « boren ward, und von da an follte alle Traurigkeit verjchwinte und ihre Freude niemand von ihnen nehmen. Aber Doch we wir betrachten die weitere Entwikklung dieſes Reiches Gottes = Erben, fo ſcheint uns derfelbe Wechfel von Freude und Traur.. keit beftändig wiederzukehren. In den lebenvigen Zuſammenba: mit allen andern Menſchen geſezt, wo fich nicht ausſchließend d Wirkſamkeit des göttlichen Geiſtes offenbart, fondern aud t: einzelne Menſch in feinem perfönlichen Dafein und mit feiner !: fondern Gigenthämlichfeit. wirfen fol für das Reich Gottes, : diefen Zufammenhang gefezt müflen wir es natürlich finden, de fi) die Spuren der menfchlichen Gebrechlichkeit und Schwachbo erneuern in der Gemeine der Chriſten; und es giebt immer wi der Kämpfe, und es fommen immer wieder Zeiten wo ben Xiz gern des Heren bange werben kann, ob das Wort des Hm wahr fei, daß die Pforten der Hölle fein Reich nicht übern“

4‘ > d

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tigen ſollen,) wo das Acht der göttlichen Wahrheit ſich zu ver⸗ dunkeln fcheint, und diefelbe Sehnfucht wie hier in den Jüngern ſich in den gläubigen vegt, und aus der Tiefe Ihres Herzens Heraus die Stimme erſchallt, O daß du den Himmel zerriffeft und berniederfämef.*®) Uber fo wechfelnd ſullt der Herr bie Freude feiner Jünger nicht dar; fondern das ift fein Wort, Iſt der Menfch zur Welt geboren, fo ift die Traurigkeit der gebä- renden verfhwunden, ugb fo ftellt ee e8 dar, Eure Freude foll niemand von euch nehmen. Wolan m. g. 5, wenn er ihnen denn diefe Freude als eine unvergängliche vermacht: wie find wir nun die Erben derjelben geworden? Treten wir ganz und auf eine vollfommene Weife in die Freude ein, die niemand von und nehmen fann und fol? ober follen wir die Schmerzen Der Geburt durchmachen, und foll jedes neue Geſchlecht der Men- ſchen denſelben Wechfel von Freude und Traurigfeit erfahren? Das m.g. F. hängt ganz ab von der Stärke oder Schwäche unſers Glaubehd. Vermacht hat es und der Herr, daß wir eins treten in die vollfommene rende, daß der Menfch Gottes zur Welt geboren fei, als eine ewige Das willen wir, daß dies das ewige Leben ift, welches uns mitzutheilen er gefommien war, warum ſollten wir alfo aus Schwachgläubigfeit den Wechjel von Freude und Traurigkeit erfahren, und unjere Freude trüben, als ob vie glüffliche Stunde, daß der Sohn Gottes Menfch geworben, noch nicht da geweſen wäre? warum follten wir Zweifel und Bedenk⸗ lichkeiten Raum geben, ob der Herr es und auch wol befchieden Habe, und ganz und vollfommen zu freuen? warum follten wir uns dadurch flürzen in die dunfle Nacht der Befümmerniß, wo Das Licht ver reinen Freude nicht fcheint? So laßt und die Nach⸗ wehen von der Geburt ded Reiches Gottes auf Erden, die bis⸗ weilen eintreten, laßt fie und nicht zu ſtark empfinden und zu hoch anfchlagen. Keine bleibende Traurigkeit fafle mehr Raum in

*) Maith. 16, 18. *°) Jeſ. 641. 6‘

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unſern Seelen, ſondern bie unvergängliche Preube nehme in uns umd unter md immer mehr uͤberhand, und verfcheuche jede Sorge Die in unſerm Gemüthe aufgehen möchte, wie die leichte Wolfe am lichten Hhmmel, bet von der Sonne Gottes befchienen wirt, ſchnell voruͤberzicht damit wir beftändig im Lichte der vollfommcnen Freude und in dem felgen Bewußtſein wandeln, daß dieſe Freude niemand von uns nehmen fan, weil es das ewige Leben ik, wozu der Menſch Gottes geboren if. Das if umfer Recht, wel⸗ ches wir als Kinder Gottes in Anſpruch nehmen fönnen; laft uns Dies gebrauchen. Haben wir ven rechten Muth Gebraud davon zu machen, fo werden wir auch alle Segnungen befjelben erfahren. Wenn alſo auch truͤbe und ſchwere Zeiten fommen für Das Deich des Herm auf Erden, wenn und auch ber Fortgan⸗ feines Werkes gehemmt erfiheint: das Leben des Menichen Gotte⸗ ber einmal zur Welt geboren if, ift im feiner Gefahr, es fin nur vorübergehende Kranfheitszuftände, denen er fidh fügen mus es find die nachtheiligen Einwirkungen ber menſchlichen Schwat. heit und Gebrechlichkeit; aber Das unfterbliche if in feiner Gefabe dem ewigen droht nichts, das unvergängliche bleibt; und wem wir und in den wechſelnden Geftalten des zeitlichen und irdiſchen nur an dem himmlifchen und ewigen freuen, fo leben wir nid: nur in eiher Hoffnung bie nicht zu Schanden werden Täßt, fen dern auch in dem volllommenen Genuß, den uns niemand rauben ben uns nichts verfümmern fann. If die Etunde der Gebun vorüber, fo follen wir der Traurigkeit nicht mehr gebenfen, fol alle Traurigkeit aus unferm Herzen verſchwunden fein Das ſei das Wort, welches und immer wieder aufrichtet unter allen was und Sorge und Bekümmerniß bringen kann, indem es ums das ewige Walten des göttlichen Geiſtes nahe bringt. |

Und fo laßt uns auch noch das lezte benfwürbige Wort det Herrn beherzigen, indem er fagt, An demfelbigen Tas: werdet ihr mich nichts fragen. In diefer Zeit kurz ver feinem Tode bis zu den Tagen feiner Muferfiefung, und iv

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feinem lezten Wieberſehen unmittelbar vorher ehe er aufgehoben wurde zu feinem DBater, da fragten ihm feine Jünger, Iſt das die Zeit da du Ders Reich Iſrael wieder aufrichten oh?) Biber weil gelfliges uns. irdiſches, wahres und falfches. immer noch In ihnen gemiſcht war, und fich auch in dieſer Fräge ſo offenbarte: fo konnte ihnen der Herr nicht anlworien, ſondern verwies ſte darauf was er ihnen oft geſagt hatte, daß Zeit ums Stunde zu wiffer ihren nicht gebähre, ſondern bet Water Habe fio feiner Macht vorbedäfte:. Nun tedet er von der Zelt des neuen gets figen Wiederſehens und fagt, An demifelbigen Tage werdet. ihr mid nichts fragen.

Ja m. g. F. wenn wir traurig find. über ben Zuſtand des Reiches Gottes, dann ſind wir auch in Verſuchung Zeit und Stunde wiſſen zu wollen, wann das Reich Gottes in ſeiner Herr⸗ lichkeit uns erſcheinen werde. Aber der Herr ſagt, wir ſollen nicht nach Zeit und Stunde fragen, ſondern die freudige Zuver⸗ ſicht unſers Herzens ſoll ſo lebendig ſein und ſo kraͤftig, daß wir nicht daran denken, wie lang oder kurz noch die Zeit ſein werde, in welcher ſeine Herrlichkeit ſich ganz offenbaren, und die Gewalt die ihm der Vater gegeben hat im Himmel und auf Erden, ſich vollkommen darſtellen ſoll.

So laßt uns denn alle dein den Abſchied geben was uns traurig machen will, und den Heren nicht fragen nach dem was uns nicht gebührt zu wiffen, und nicht vergeblich fuchen ben Schleier der Zufunft zu lüften. Das Auge des Glaubens ſieht ungetrübt auf das Reich Gottes um uns her, erhellt durch bie Freudigfeit des Geiftes, der in unfere Herzen gefandt ift und hier lieber Bater ruft?*); die Freude in dem heiligen Geifte, der uns auch mit unausgefprochenen Seufjern vertritt, ***) foll und über jeden Schmerz Hinwegfegen, und Feine Traurigkeit und feine Sorge fol mehr aufkommen in unferm Gemüthe. Das ift der tröftliche

*) Upſtgſch. 1, 6. 97) Röm. 8, 15. *) Röm, 8, 26.

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und herrliche Wille des Herrn, in welchem wir wandeln ſollen feitbem wie ihn nicht mehr leiblich fehen, aber auf deſto Berrficherr Weile die liebliche Geſtalt des Sohnes Gottes in ihm geiftig ſchauen. So wollm wir uns immer mehr aus feinem Bor färfen und zu ber rechten göttlichen Kraft und dem rechten le bendigen Muth des Glaubens erheben, des Wortes eingebent, welches er am Ende des Kapiteld zu feinen Juͤngern fagt, In der Welt könnt ihr zwar Angft haben; aber feld getroft, ich habe Die Welt überwunden, ®) und fo kann und fol eure Freude im; merbar vollfommen fein. Amen.

®) So. 16, 38,

LXXIV. Am 18. Sonntage nach) Trinitatis 1826.

v

Zert. Joh. 16, 23—33.

Wahrlich, wahrlich ich fage euch, fo ihr den Water etwas bitten werdet in meinem Namen, fo wird er «6 euch geben. Bisher Habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, fo werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollfommen fe. Solches habe ich zu euch durch Spruͤch⸗ wort geredet. Es kommt aber die Zeit, daß Ich ‚wicht mehe durch Sprüchwort mit euch reden werde, ſondern euch frei heraus verfünbigen von meinem Bater. An bemfelbigen Tage werdet ihre bitten in meinem Namen. Und ich foge euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will; denn er felbft der Vater hat euch lieb, dayum . daß ihr mich liebet und glaubet daß ih von Bott aus⸗ gegangen bin. Ich bin vom Bater ausgegangen und gefommen in bie. Welt; wieberum verlaffe ich die Welt und gehe zum Vater, Sprechen zu ihm feine Juͤnger,

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iR noch fortwährend fein Schauen und Verkundigen ber Zukunft, indem es nichts anderes if als das Verklaren des Hercn

Und das m. g. F. if die Kraft in welcher wir alle leben follen und hingehen daß wir Frucht bringen, *) fo wie die erſten Jünger des Herm. Co follte der Geift Gottes, wenn fie rebeten, ihnen verfündigen das was fie mit leiblichen Ohren gehört hatten Uns erneuert er und befefligt alles was wir hören aus dem ge ſchriebenen Worte des Herm, was wir ſchauen in der Fortfchrei- tung und Befefligung feines großen Werkes. Ihnen verflärte er den Herrn in dem was zufünftig war; uns verflärt er den Herm in dem Olauben, daß das Reich Gottes nicht untergehen werde, fondern fich Immer mehr befefligen und immer weiter verbreiten bis an das Ende der Tage; und er verfünbigt uns alfo eine Zufunft, immer eine lichte Zufunft troz dem was unfer Her voll Trauerns macht, wenn ähnliches uns bevorfteht wie den Juͤn⸗ gern; immer eine lichte Zukunft durch den Sieg der Wahrheit und des Lichtes, der nie fehlen Tann; und die Ueberzeugung, daß fein Reich beftehen muß, iſt in den Seelen aller gläubigen fo feſt wie der Glaube an den Erloͤſer ſelbſt; denn das eine iſt von dem andern nicht zu trennen, ſondern beides eins und daſſelbe Er koͤnnte nicht fein der eingebome Sohn vom Vater voller Gnade und Wahrheit, wir könnten nicht [hauen in ihm die Herrlichkeit des eingebormen Sohnes vom Bater, wenn wir nicht in ihm ver ehrten den König ‚eines Reiches welches die Pforten ber Hölle nicht überwältigen follen. Diefe Kraft des Glaubens verflärt uns auch und verkuͤndigt uns bie Zukunft, Daß wir muthig und vol Vertrauens unſers Weges wandeln, und nicht wanfen in der Treue die wir ihm gelobt haben. Und biefes Erinnern, dieſes Hören und Schauen iR in uns allen bie Kraft des göttlichen

®) Job. 15, 16,

Seiftes, in welcher wir Diener des Herrn find, daß wir bie Welt fixafen, und in dem Maaße als wir es thun fein Reich .auf Erden fördern und verherrlichen. Und fo möge dieſer tröftliche Geiſt, dieſer den Herrn verflärende, dieſer das Fünftige ver⸗ Fündigende Geiſt in uns allen leben, damit auch wir als feine Jünger fein Werk auf Erden erweitern. Amen.

LXXIII.

Am 14. Sonntage nach Trinitatis 1826.

Tert. Joh. 16, 16— 23.

Ueber ein Eleines, fo werbet ihr mich nicht fehen, und

aber über ein Heines, fo werbet ihr mich fehen; dem ich gehe zum Bater. Da fprachen etliche unter feinen Jüngern unter einander, Was ift das, das er fagt zu uns, Ueber ein Kleines, fo werbet ihr mich nicht fehen, und aber über ein Heines, fo werdet ihr mich fehen; und daß ich zum Vater gehe? Da ſprachen fie, Was ik das, das er fagt, Ueber ein Feines? Wir wiſſen nicht

was er redet. Da merkte Jeſus, daß fie ihn fragm

wollten, und fprach zu ihnen, Davon fragt ihr unter einander, daß ich gefagt habe, Weber ein Fleines, fo werdet ihr mich nicht fehen, und aber über ein Fleines, fo wertet ige mich ſehen. Wahrlich, wahrlich ich fage "euch, ihr werbet weinen und Beulen, aber die Welt wird fich freuen; ide aber werdet traurig fein, doch eure Traurigkeit fol

58

in Freude verfehret werden" Ein Weib wenn fie ges bieret, fo hat fie Traurigkeit, denn ihre Stunde iſt ge⸗ kommen; wenn fie aber das Kind geboren hat, denkt fie nicht mehr an die Angſt um der Freude willen, daß der

Menſch zur Welt geboren il. Und ihre Habt auch num Traurigkeit; aber ih will euch wieberfehen, und euer Herz ſoll ſich freuen, und eure Freude fol niemand von an nehmen. Und m demjebigen Tage werdet: ir mich nichts fragen.

M.. a. F. Es gebt uns gar Feicht mit ven erften Worten des Erlöfers, ohnerachtet der deutlichen Erflärung die er uns burüber giebt, eben fo wie feinen Fungern, daß wir-fragen, Was ift Das, was er ſagt, Ueberein kleines, ſo werdet ihr mich nicht fehen, und aber über ein Fleines, fo werdet ihr mich fehen. Namlich es iſt nicht leicht und ven vorn herein deutlich, ob es fich mit dieſen Worten fo verhält, wie auf den erften Anblikk Die meiften glauben mögen, daß der Herr indem er fagt, Neber ein Heines, fo werdet ihr mich nicht fehen, jeinen Tod meint, und indem ee fagt, Ueber ein kleines, ſo werdet ihr mid fehen, die ſchoͤne herrliche Zeit feiner Auferſtehung, oder ob er won etwas fpäterem redet ald von jenem. Wenm wir aber genaue auf feine Rede achten, und forgfältiger in den Siun derſelben eingehen: fo werden wir ohne Zweifel verſchiedenes darin finden, was bee lez⸗ tern Meinung den Vorzug geben muß vor der erflern. Zuerſt laßt ums darauf fehen, daß er fagt, Ihre werdet mich über ein Fleines fehen, denn ich gehe zum Bar ter. Weny er darunter feine Auferſtehung gemeint hätte un das Wiederſehen feiner Jünger nach derfelben: fo wäre ver genaue Zufammenhang in feiner Rede wicht, den wir fonft überall gewohnt find in derfefben zu finden. Denn er konnte zum Bater gehen auf diefelde Weiſe wie alle Menſchen, ohne daß ex nach feinem Tode wieder in einer menfchlihen Geftalt auf diefe Erde zurüffs

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lehrte und fich feinen Juͤngern lebendig zeigte. Indem er abe dieſes Wiederſehen, welches er bier feinen Juͤngern verfpridt darflellt als eine Folge davon daß er zum Bater gehe, und Dieiet fein zum Bater gehen ald den Grund angiebt davon daß fein Juͤnger ihn über ein lleines wieberfehen follten: fo mögen wir. “wol glauben, daß er nicht die Zeit feiner Auferſtehung mein fondern etwas fphtered. Eben fo wenn er hernach fagt, Ik: werdet traurig fein, aber die Welt wird ſich freuen: fo iſt es freilich wahr auf der einen Seite, daß die Welt, die tem Reiche Gottes entgegengefezt if, ihre Freude hatte an ſeinen Tode. Aber wenn er darauf fagt, Eure Traurigfeit wir in Zreube verfehret werden, und er hätte die kurzen Tage feiner Auferfiehung gemeint, durch welche ihre Traurigkeit ver ſchwinden und an bie Stelle verfelben die Freude treten follke: ſo müſſen wir wol fagen, nicht nur ihre Freude wäre dann ich kurz und vorübergehend geweſen, es hätte die Berwanblung ihrer Traurigkeit in Freude wenig auf. fih gehabt, da er ja auch nad feiner Auferſtehung bald wieder von ihnen ſchied; fonvern es hätte Dies auch auf die Freude und ben Zufland ber Welt, die daven nichts erfuhr, keinen Einflug gehabt. Endlich wenn er zul fagt, e6 folle die Freude nicht mehr von ihnen genom: men werden, und dieſe Freude vergleicht mit der Freude der | gebärenden an dem Menſchen ven fie zur Welt geboren hat: jo fonnte er, da die Freude an feiner perfönlichen leiblichen Wieder fehr in den Tagen feiner Auferfiefung doch bald wieder von ihnen genommen wurde, Darunter nichts anderes verflanben wiſſen wollen, als daß das Reich Gottes, welches durch ihn follte ge Riftet werben, hinausgehen werde über die Kleine Gehalt des haͤus⸗ fichen Zufammenfeins, auf welche es bis dahin während feines Lebens mit feinen Juͤngern befchränft war; daß dieſes göttliche Reich ſich darftellen werde nicht als ein irdiſches und vergäng liches, kommend mit Außern Zeichen und Gebehrten,*) ſondern *) Bol. Eur. 17, 20. |

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als ein geiftig gepflanztes in die Herzen der Menfchen, als die chriſtliche Kicche, die nicht mehr aufhören follte ſich weiter zu vers breiten auf Erden. Das ift der geiflige Menſch Gottes, der zur Melt follte geboren werben; - und mit der Freude einer Mutter, bie wol wenn fie gebieret Angſt hat, aber IR ihre Stunde ‚vorüber fich freut über den neuen Menfchen den fie zur Welt geboren bat, vergleicht der Herr die Freude feiner Jünger an dem gels fligen Menfchen, der in der Geſtalt der chriftlichen Kirche an das Licht treten ſollte. Das gefchah aber erſt nach ven Tagen feiner Auferfichung, als fie feiner Verheißuug gemäß mit Kraft aus der Höhe*) erfüllt wurden. Und wenn wir nun feine Worte auf Diefe Weile fafien, fo find fie auch im genaueften Zuſammen⸗ Hange mit dem vorhergehenden. Denn vorher hatte er geredet zu feinen Jüngern von dem was der Geiſt der Wahrheit, der Teöfter den er enden werde, wirken follte in ihrem Innern, Da war dies das erfle und größte, daß der Geift der Wahrheit, indem er fie in alle Wahrheit leiten würde, e8 von dem feinigen nehmen und ihn felbft den Erloͤſer verflären werde; und daſſelbe ſtellt er ihnen nun hier dar als fein geiftiges Wieverfehen, fie würden ihn jehen ‚nicht mehr in leiblicher perfönlicher Geſtalt, fondern auf. eine rein geiftige Weiſe; fie würden die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Bater erlennen in dem Reiche Gottes, welches fie ausgerüftet mit der Kraft aus der Höhe gründen follten. Das folte der Gegenftand ihrer Freude fein, die nicht könnte von ihnen genommen werden, und vor der alle ihre Traurigfeit vers ſchwinden foBlte.

Aun m. g. F. died vorausgefezt müflen wir belennen, wir find mit unferm ganzen Leben und Wirken in die Zeit geſezt, welche der Exrlöfer fo befchreibt als die Zeit der vollkommenen Freude, und zwar einer Freude die niemand von une nehmen foll. Laßt uns aus dieſem Geſichtspunkt die Anwen⸗

%) Luc, 24, 49.

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wiſſen, daß ein Gott ſei, Gott habe es ihnen offenbaret, fie Tönn- ten feine ewige Kraft und Gottheit wahrnehmen an den Werfen der Schöpfung*); und wenn hier der Grlöfer ſelbſt fagt und feine Jünger nad) ihm es in ihrer öffentlichen Verfünbigumg bes Evangeliums und in ihren Briefen auf mannigfaltige Weiſe wies berholen, daß der Bater uns lieb babe, weil wir den Sohn lieben und an den Sohn glauben: fo fehen wir, wie zwei verſchiedene Dinge das find, die natürlidie Erkenntniß des Menfchen von Gott, wenn fie auch nicht verfälfcdhe ift zu Wahn, zu Abgötterei und Gözendienſt, und die Erfenntniß Gottes in Chriſto; die natürliche Empfindung des menſchlichen Herzens von Bott, wenn es bie ewige Kraft und Gottheit wahrnimmt an den Werfen Gottes in der Echöpfung, und das kindliche Gefühl befien der ein Kind Gottes if durch Ehriftum. Jenes hätten tie Menſchen haben können, wenn der Sohn ded Vaters auch nich in die Welt gefommen wäre; aber eben weil fie nur dies hätten haben Eönnen fo wie fie damals und urfprünglich ausgeftatte waren von Gott, fo war es natürlich, daß es damals in einem hoben Grade verloren ging. Dieſes aber, das kindliche Gefühl, das natürliche Verhältniß zu Gott, wie es und durch Ehriftum gegeben ift, das konnen wir nur in Ehrifto und durch Chriſtum haben. Aber eben weil wir es haben fünnen, Tann unfere Freude vollfommen fein, iſt in ber lebendigen Ueberzeugung von ter Liche Gottes zu uns In Ehrifto feinem Sohue das Herz vollfommen geftilit und befriedigt, wir haben nun, wie er nachher fagt, im ihm Frieden. Nämlich wir haben Frieden als foldhe Die in ihm find. Als folde die in der Welt find, haben wir freilich Angſt, Roth und Trübfal; aber als ſolche die in ihm find, haben wir die Gewißheit, daß er die Welt überwunten hat, und deshalb Frieden in ihm und mit ihm.

Und das m. g. 5. ift eben der Grund, warum in der nas

*) Rom, 1, 10 20.

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tuͤrlichen Erlenniniß des Menſchen von Gott, wie ſie war und fein konnte abgeſchen von der Offenbarung Gottes in Chriſto, eine vollfümmene Befriedigung des Herzens ‚nicht iſt und nicht fein fonnte Denn freilich erfennen. wir in der Welt die unend⸗ liche Macht und die ewige göttliche Kraft, Die alles hervorgebracht Bat. Aber. weil der Menfch in diefem menfchlichen Leben immer zu singen bat mit Roth und Trübfal, welche nicht nur ausgeht von feinem Streit mit den Dingen und Kräften diefer Welt und von feiner natürlichen Unvelffommenheit fich dieſelben zu. unters werfen, ſondern noch viel mehr vom dem was aus dem. menfch- lichen Herzen felbft : hervorgeht, aus: allen den argen Gedanken bie auf dieſem Boden keimen; weil der Menſch aus diefem zwie⸗ fachen Grunde und aus dem .Iegtern am meiſten in der Welt Noth und Trübfal bat: fo Tann. eg much auf dieſe Weife von der na⸗ türlichen. Erfenntniß Gottes aus nicht zu dem rechten Friehen in Gott Taminen, fein Herz. kann dadurch nicht. geftillt werben. - Per aber in. Chriſto geſchaut Hat die Herrlichkeit des eingebomen Sohnes vom Bater; wer thellhaftig ‚geworben iſt des Geiſtes, der nachher Zeugniß giebt feinem. Geiſte in ber innerften Tiefe des Herzens, daß er ein Kind Gottes fe); wen damit zugleich aufgegangen iſt die Freude an dem Reiche Gottes auf Erben und die unausläfchliche Empfindung von ber Liebe Gottes, der ung dadurch führen will zu ſeinem Sohne: der Bat die fefte Ueber⸗ zeugung, daß dieſer Die Welt überwunden hat und alle Noth und Trübfal die daraus hexvorgeht, und darum kann er in ‚der Melt feine Angft mehr. haben, fanden in Chriſto, in der Geineinfchaft mit dem, der von ſich gejagt hat und fagen Fonnte, daß er und der Bater eins fei, iſt er auch eins. mit bem Vater, und Hat Frieden mit dem Vater in dem Sohne und durch ihn.

°) Aüm. 8, 16. Hom. üb. Ev. Joh. I. Mim

Si

So beflätigt denn der Hear dieſes ſchoͤne Wort, nun wüsıe: fie und glaubten, daß er von Bott ausgegangen fe, ub ke dürften nicht weiter zu fragen, fondern in ber Gewißheit zii welcher er es ihnen Mar hingegeben, wüßten ſie es und katıen alles was fie bedürften.

Aber eben deshalb weil der Herr alles wußte was in te Menſchen Herzen if, fo wußte er auch, wie ſchwach unb unrcl: kommen fie in diefem Empfangen bed Glaubens waren, er wußn was ihnen nur zu bald begegnen wuͤrde. Darumfagt ee, Fe;: glaubet Ihr. Aber es Tommt die Stunde und IR ſchon gekommen, daß ihr zerſtreuet werbet ein jeglicher in das feine, und mich allein laffet; aber ih bin mid: allein, denn der Vater ift bei mir. |

Warum m. g. F. behielt denn der Har das nicht für ſich fonbern fagte es feinen Jüngeren vorher? Gewiß nicht ume ihnen: einen Borwurf zu machen, gewiß nicht um ihnen die Freude über den feften Bei des Glaubens an ihn zu verfümmern oder zu verfürzen; fondern wie er benn unmittelbar nachher binzufügt nid: nur in ausfchließlicher Beziehung auf vie legte Rebe, ſondern auf alle frühern, aber dieſe mis eingefchlofien, Solches babe ich gu euih geredet, daß ihr in mir Frieden habt. So fehen wir, wie ee aud) bier nichts anderes gewollt Hat, ale fidy ber menſchlichen Schwachheit mitleivig ammehmen, und fie im voraus sröften über das was biefe hervorbringt. Denn daß fie nicht ‚immer würden in viefem Zuftande. bleiben, daß fie nırüflchenn würden aus ber Zerſtreuumng, wo ein jeder in das feine ging, Daß fie ihm nicht immer würden allem laſſen, ſondern in ber Kraft bes Oldubens und der Liebe bald. zufammentreten und gemeins ſchaftlich ſein Werk. ergreifen, wenn fe erfüllt fein würben mit Kraft aus der Höhe: das wußte er au. Und wenn er fagt, Solches habe ih zu euch geredet, daß ihr inmir Frie— ben habt: was If das für ein tröflliches und Föfliches Wort

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für und alle, wenn wir es im voraus wiſſen, daß wie lebendig auch der Glaube an den Heren und die Liebe zu ihm in. unferm Herzen fein mag, doch bafd dieſes bald jenes vorkommt, was und an die Schwachheit und Gebrechlichfeit der menfchlidhen Natur mahnt, do in irgend einem Sinne von jedem das gefchieht, daß er das eine oder das andere Mal den Herrn allein läßt. Darüber will er und tröften und deffen vergaviffern, daß einem foldyen, wenn ex den Glauben an ihn feſthaͤlt und In der Liebe zu ihm verharrt, das alles ſchon vergeben iſt und wieder guiges macht durch alle frühere Treue; er will uns damit tröften, daß wenn wir ihn auch einmal aus Schwachheit allein laflen, er doch nicht allein if, fondern fein Bater bei ihm; daß wenn er auch in einzelnen Augenbliffen von den feinigen im Stich gelaffen wird, wo fie mit ihm wirken follten aus allen Kräften und ihm befonders fchuldig geiwefen wären gu dienen, doch das Neich Gottes nicht untergehen kann, fondern daß bies nur vorübergehende Störungen für daffelbe find, und daß. eben fo wenig die einzelnen welche ihm angehören fich von ihm vers Iveren Fönnen, indem jedes gläubige und ihn liebenve Herz doch feinen Frieden allein in ihm hat, und alfo aud) bald wieder zu ihni zurüffehtt.

Und wie könnte auch unfere Freude vollkommen ſein, wie fönr ten wir und damit troͤſten, daß der Herr die Welt übers wun den hat, wenn wir nicht Die Zuverficht Hätten, daß er bie Mel: In unferm Herzen überwunden hat, daß der Friede in ihm elwas' durch die Aeußerungen der menſchlichen Schwachheit uns zerorbares ift, daß wenn der Grund gelegt ift worauf bie les endige Freude an ihm kann gebaut werden, nämlich der Glaube an ihm und die Liebe zu ihm und zu feinem Werfe, dann auch die Wirkungen der menfchlichen Schwachhelt und des menfchlichen ' Verderbens fich von einer Zeit zur andern Immer mehr verringern werden, und der Sieg, den er damit erfämpft hat, daß er bie

Mm?

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Welt übertvunden, immer fchöner und herrlicher ſich auch in ung offenbaren wird, fo daß wir uns bewußt werben, in ihm und mit ihm auch eins zu fein mit feinem und unferm himmliſchen Bater, und die frohe Zuverficht haben, daß er mit dem Bater fommen wird Wohnung au machen in unferm Herzen.*) Amen

”) Joh. 14, 22.

Verbefferungen,

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. u. flatt »der⸗ lies er

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