— nam quid in hoc ersoneo faeculo, de- generes poflumus! i F. F. RUBENS, Nn f e W J E N, beim Joſeph Edlen von Kurzbeck. 1 , I 1 = 1 S. 1% u in ae Stand welchen immer & wählen, entgehen. Sie einem Geſchaͤft, das dem ſchwankenden Juͤngling nicht nur — auch dem werdenden und dem reifen Man⸗ ne, wenn er nicht Sottiſen auf Sottiſen begehn will, fo wichtig wird — ſich er bofmeiſtern. . A 2 Vun Und in else der Beſtimmung, die ihnen der Souverain und das Vaterland giebt Untergebenen vorzuſtehen, verbin⸗ det ſich damit: auch andere hofmeiſtern — zweites Geſchaͤft, das wir fo vielen e, ie a a 1 8 55 7 N sh 2. 8 Geſchecligteit zum a fehlt, 15 fie zum zweiten auch nicht zu geden⸗ ken. Menſchen vorſtehen — ſie nach vor⸗ ausgedachten Abſichten führen, fest Men⸗ ſchenkenntnis voraus; dieſe — Selbſt⸗ kenntnis. Der zu traͤge, zu zerſtreut, zu ignorant iſt, ſeine eigenen Grundtriebe, Anlagen, Neigungen, Leidenſchaften — kurz, ſich ſelbſt zu ſtudieren : wird der in Schaaren das Menſchenherz entfalten? 5 Alſo, von ſich ſelbſt ausgegangen — Eur e ſelbſt fei. 1 Das muͤſſen Sie, wenn Sie Pe eige⸗ nes Wohl, und noch mehr, wenn Sie die Wuͤrde vi kuͤnftigen Beſtimmung fühlen, das das iſt — nicht unzaͤhligmal duͤpe von eig⸗ nen Leidenſchaften und Schwachheiten — nicht ſtaͤts fort duͤpe von ihren Untergehe⸗ nen ſeyn wollen. Im letzten Fall wird immer dem Staate ſchlecht gedient. Und Sie, meine Herren — das nicht etwan im vorbeigehn geſagt — ſind ihm beſſer als andre zu dienen, doppelt verpflichtet: Soldaten, aus Fahnentreu; Zoͤglin⸗ ge des Staates, aus Dankbarkeit. $. 3. Aber wie ſich ausftätikren - ſich ſelbſt prüfen, in ſo mancherlei, überall verſchie⸗ denen Situationen? Eine Frage, die der Verlegenheit des jungen Menſchen ſehr na⸗ truͤrlich if. Ohne Weltpraktik, mit einen ſehr oberflaͤchlichen Theorie des Sittlichen und Nichtſittlichen, reiſet er, eine magere Landcharte in der Hand, die ihn uͤber die innere Verfaſſung unbefriedigt laͤßt. Aber beſſer doch eine ſolche unvollſtaͤndige Vor⸗ ſtellung, als gar keine. Und nichts mehr auch, als eine ſolche Charte wird ihnen hier vorgelegt — ihre eigene praktiſche 2 3 Tu⸗ 6 5 Tugend, Pflicht und Rechtſchaffenheits⸗ liebe, mag die nuzbringenden Anmerkun⸗ gen zur Theorie, in das Reiſefournal ein⸗ ſchreiben. 2 1 \ 4 Mit kernfeſtem Körper in ein unge wohntes Klima uͤberſezt, und uͤber die Diet der Eingebornen ganz unbekuͤm⸗ mert, nach bloſſem Inſtinkt gelebt — bald wird die Zuverſicht des Sorglo⸗ ſen, durch gaͤnzlichen Verluſt der Geſund⸗ heit gebuͤßt. So im Sittlichen. Mit noch ſoviel Tugendliebe — dieſe Tu⸗ gendliebe thaͤtig zugeſtanden — aus der Erziehung die Weltbahn betreten; aber, ob unſre Lebensart mit unſern Grundſaͤtzen uͤbereinſtimmt, wenig nachgedacht, nie das Urtheil der Erfahrnen eingeholt, immer nur dem Rathe des Herzens und der ju⸗ gendlichen Triebe nachgegeben — bald wird dieſe Unbedachtſamkeit, durch Sottiſen und Folgen der Sottiſen — zulezt oft 8 Verluſt der Ehre büßt | Der 2 Der nie kränklich war, hört anhalten⸗ de e Geſundheit unter jedem Himmelsſtrich — der geſittete junge Menſch ſchmeichelt ſi dr bei jedem Zufall, unabwechſelnder Tugend⸗ liebe. Aber im Gedraͤnge zwiſchen dem Gruͤndlichen und Gberflaͤchler, dem Freundſchaftsfaͤhigen und Kmpfindler, dem Heuchler und Tugendhaften, dem Rechtſchaffnen und Schurken, muß er mit viel Behutſamkeit auf ſeinen Boden ſehn — ein unvorſichtiger Schritt nur. an er au verloren. 5 In der e chen Moral laßt ſch er ne Regel von der andern trennen — alle Moralitaͤten find Kettenglieder, die eines in das andere eingreifen, oder die Kette hoͤrk auf Kette zu ſeyn. ie 2 PER ins wre Die Anwendung hievon : der feine Denkungsart von einer moraliſchen Regel abreißt 1 haͤlt hoͤchſtens trumweiſe nur an der andern, und der eine Pflichtbeobach⸗ 1 1 1 „ wird bei Gelegenheit A 4 auch auch die zweyte, dritte Schuldigkeit auſſer Acht ſoben — platt ah der in einem Da „ reizen, Ai zum en und Rad verdienen, Schurke werden. | Dieſe allgemeine Bemerkung, „ über⸗ haupt zur Analyſis und Ke Woran ERRAHADENnG | | 6. aa Aber die Kette, dürfte mancher den» ken, muß doch ein Anfangs⸗ und Endglied, bei der Arbeit des Schmiedes, wie beim bloſſen abzaͤhlen haben — etwas Gedult: ſie ſollen, ohne daß ich zur Aus flucht die Kette in einen Kreis gelegt annehmen muͤßte, von der Achter der Verglei⸗ chung urtheilen. Izt zur Grundurſach, warum ſo we⸗ 0 Wals von dig was ſie ſind a 115 ein ‚ie 1 8 richtiges Gefühl haben; und noch weniger ee von dem, was aus ihnen werden wird. aer ſchreiben ſie eigener Wahl an, Pr nur Folge der Erziehungsanſtalt iſt leidende Tugend, unvermoͤgen | Thorheiten und Laſter zu begehn, die auſſer den Thatkraͤften eines Zoͤglings lie⸗ gen. Und ſo ſehn wir eben die muſter⸗ haften Knaben, die der Schulruthe gegen⸗ uͤber voll Biegſamkeit waren, als Maͤnner ihre Untergeordneten aus Eigenſinn druͤ⸗ cken; andere, die unter guter Zucht ent⸗ haltſam ſchienen, in den erſten Tagen der Freiheit Schwelger werden; noch andere, die uͤberweiſe — auch ultra erepidam ge⸗ gen Meiſter und Geſchworne thaten, vom Gefuͤhl ihrer Inſufftzienz zu einer Traͤg⸗ heit uͤbergehn, die ſich vom erſten beſten Hofmeiſter, der ſich ihnen in den Weg wirft, ganz gelehrig zurechte weiſen laͤßt. Alles Folgen jugendlicher Zuverſicht, die keinen Keim des Laſters in ſich ver⸗ muthet — des Wahnes, es ſey ſo leicht usa und N zu bleiben. Guter Guter Borfag findet ſich faſt bei al⸗ len — doch iſt er ſo wenigen n ches Praͤſervatif wider Schechen ir Einen Blick in Ihr Jutterſtess Wel⸗ che Empfindungen ſtiegen da auf, wenn Sie z. B. Verraͤtherei, Poltronnerie von cem Offizier, in der „ laſen, oder erzählen hörten? — Abſcheu ſicher. Wie iſt es moglich, dachten Sie, einen ſo ſchlechten Streich zu begehn 2 — wie kann ein Offizier ſich ſo tief herabwüͤrdi⸗ gen? Aber ebendieſes — wie iſt das möglich? dachte der ſittenloſeſte Tauge⸗ nichts, eh' er es ward, vielleicht ſelbſt auf dem Wege ſchon es zu werden, auch; und das oft bei minderſchlechten Handlungen, als ſie mancher in ſeinen Erziehungsfahren ſich erlaubt, der darum noch nicht unter die Boͤſeſten gerechnet wird. Wer giebt Ihnen das Recht zu glauben, daß nur Sie — Zoͤglinge gegen Ende des XVII | Jahrhunderts, dieſes : wie iſt das moͤg⸗ lich? mit mehr Erfolg denken ſollten, als ſoviel andere, eine lange Reihe von daß e es m „ die von der | beften nn mm 11 beſten Erziehung aus, nur wenige Pauſen unter boͤſen Geſellſchaften und Beiſpielen gemacht, zur Feſtung — iu d a Strang Se wurden. 0 | | . Glauben S Sie mir — weiterhin dirſt⸗ es allgemeiner bewieſen werden — all dieſe Ungluͤckliche, find wie fie, unſchuldi⸗ ge Kinder geweſen — brachten aus der Erziehung Tugendliebe mit in die Welt heruͤber; denn Hochverrath und Deſertion koͤnnen doch keine dem Menſchen angebor⸗ ne Triebe ſeyn. Nur ein Modekaſuiſt, wird alle ſeine Schwachheiten und Thor⸗ | heiten — woher immer er fie hat — mit dem Temperament sasphuiiern, I (. 53.) ! 2 von Br gang ta von unschuld bis zur Fertigkeit im Laſter nachgefp: art — um fi a genau zugeſehn, wie mancher Juͤng⸗ 12 Jungle von ſittſamer Eingezogenheit, bis zur unverſchaͤmteſten Frechheit herab⸗ ſinkt; und ſie werden ſich uͤberzeugen, wie Tugend nach und nach, nicht ſprung⸗ weiſe weicht. Immer hat auch der La⸗ ſterhafteſte noch nicht den Muth ſich fuͤr das zu halten, was er wirklich iſt. Bei dieſer Furcht ſich ſelbſt zu ſehn — wer da nicht vor dem erſten Anlauf boͤſer An⸗ lockungen ſich huͤtet, nicht auf Tugender⸗ haltung äufferft wach iſt — das iſt, nicht an die Moglichkeit glaubt ein Boͤſe⸗ wicht zu ſeyn, laͤuft eben dadurch Gefahr es zu werden — wird es wohl gar, wenn nicht Gluͤck und Zufall ſeine Tugend ret⸗ ten. So dankt mancher ſeine Ehre nur der geraubten Gelegenheit ſie zu verlieren — ohngefaͤhr ſo, daß er z. B. eben den Tag auf Kommando mußte, auf den er ſchon Spiel⸗ und Saufbruͤdern den Handſtreich fuͤr eine partie de plaiſir gegeben hatte. Getrennt von der ſaubern Geſellſchaft, bleibt er dasmal e ein 1 5 ev nn 05 e n WE F. 10. 2 —— RN; 13 . 10. 5 Aifoegfich iſt es immer Selbſttäu⸗ ſchung — Furcht ſeine wahre Geſtalt nicht ſchoͤn genug zu finden, welche die Menſchen erſt een und dann fr zen macht. | „Entweder hat guberſcht das Auge ſchon fe ſehr umnebelt, daß wir nichts mehr an uns Fehler finden; oder wir halten kleine Uebertretungen der Moral für unbedeutend, daß wir ganz vom Pfad abkommen, und endlich den Weg der Tu⸗ gend unerſteiglich halten — gefaͤhrlicher Irrthum der ſchon Sittenanbruͤchigen; oder wir ſehn, im vollen Glauben an unſere eingebildete Faͤhigkeiten, mit ſtolzem Achſelzuͤcken auf alle uͤbrige, arme Erden⸗ ſoͤhne herab, begehren keinen Fath, oder verachten ihn, wo er ſich anbietet — lezte Augenkrankheit des hofnungslos Verdorbenen, der ſeinen Zuſtand nimmer gewahr wird, bis er den Kopf gegen die Wand rennt. Wunden, auf ſolche Art geſchlagen, ſind oft unheilbar. $. II. 14 Was Selbſttaͤuſchung gerathen — auszufuͤhren, den erſten Schritt ſchon ge⸗ than hat, wird Kigenliebe immer ver⸗ theidigen. Ihr wird es leicht, Strenge, in der aufs aͤuſſerſte gebrauchten Oberge⸗ walt des Humoriſten und Menſchenfein⸗ des, zu Dienſteifer; Nachlaͤſſigkeit, Dienſt⸗ indifferentiſen des Traͤgen, Unthaͤtigen, Feigen, in Nachſicht und Menſchenliebe umzuſtimmen — fuͤr alles den Namen, den man wuͤnſcht, zu finden. Und ſo iſt in der Natur kein Ehrgeiz, keine Habſucht, keine Verſchwendung mehr — der Eigen⸗ duͤnkel liſpelt Ehrliebe, Induſtrie, Frei⸗ gebigkeit heraus. RR 8. 12. Nun zum Reſultat aller dieſer Be⸗ trachtungen. Jeder ſollte ſelbſt es finden — wie wenig auch thaͤtige Tugend⸗ liebe dem Jöngling den Mangel der Experimental Selbſt ⸗ und Welt kennt⸗ nis erſezt — ihm Sicherßeit Meer a5 daß er rechtſchaffen zu ſeyn nie aufhoͤ⸗ ren, ohne erfahrnen Fuͤhrer eignem Kath überlaffen, Selbſttaͤuſchung und Kigenliebe, immer gluͤcklich genug in im Hinterhalt entdecken Wird. Abgefuͤhrte Huſaren fallen och in His terhalt — um fo behutſamer muͤſſen Ne⸗ kruten um ſich ka ſehn. N | Dieſes zur Warnung der Weltrekru⸗ ten, ſich an die Marſchroute zu halten, die ihnen hier ausgeſteckt wird — in der That noch der kuͤrzeſte, gemaͤchlichſte, ſo⸗ gar angenehmſte Weg, auf dem man den Gefahren der Selbſtblendung aus weicht, Selbſtkenntnis erwirbt, und mit ihr die unentbehrliche Wiſſenſchaft: Sich und andere hofmeiſtern. 8. 13. Da das groſſe Geheimnis erlesene Und erhaltener Tugend, in der Wahl un⸗ ſers erſten Umgangs nichtweniger liegt, als es waͤhrender en on unſern guten 16 rn guten oder ſchlechten Eichen lag; ſo faͤlt es auf: daß Sie vorzuͤglich den umgang ſolcher Perſonen ſuchen muͤſ⸗ fen, die in Jahren und Rang hoͤher ſind. Dies jedoch nicht fo buchftäblich , nach grauen Haaren und Chargenftufen — ganz nur nach dem guten Nufe verſtanden. Iſt dieſer den grauen Haaren vorhergegan⸗ gen — deſto beſſer : find die Chargenſtu⸗ fen hinter dem Verdienſte zuruͤckgeblieben, ſo vergißt die Welt ſelten den Mann, der die Preisfrage aufgeloͤſt, und den Mann, der die Medaille durch Weiber und Kam⸗ merdiener Vermittlung davongetragen hat, nebeneinander zu nennen. Hiemit allem Misverſtande vorgebogen. . 4 409 Auch zeigt das Nebenwort vorzüglich 05 genug an, daß dieſe Maxime dem Juͤng⸗ ling keines wegs alle Geſellſchaft gleich⸗ jähriger, mit ihm einerlei Bahn lau⸗ fender Juͤnglinge verſagen will. Dir Urmaxime aller Maximen: 5 e — — Ae e 17 — dum vitant — — vitia In contraria wenn rr Tue rote hen den Gedanken aus. Im Gegentheil, Beispiel gegen Bei⸗ ſpiel gehalten, wirkt Beſcheidenheit und reifer Geiſt des zwanzigfaͤhrigen, auf den zwanzigjaͤhrigen mehr, als ebendieſelben Tugenden des Bejahrten — wenigſtens iſt er hier näher aufgefordert, ſieht eine Aus⸗ nahme vom Privilegium toll zu handeln, das der Wahn des Poͤbels jungen Leu⸗ ten beilegt. Die Umſtaͤnde ſind hier gleich — keine Vernunft die mit dem weiſſen Barte, ohne eignes Zuthun wachſen mußte — ernſthaft geredet, nicht einmal mehr Gelegenheit Erfahrungen zu ſammlen, die dem Traͤgen einen Schein von Entſchuldi⸗ gung uͤbrig laͤßt, wenn er 3 dem Bei⸗ ſpiel zurükebleibt. Dieſe beiſpielgebenden Jünglinge, ich geſteh' es, ſind unter dem, was uns beim Eintritt in die Welt aufſtoͤßt, eben nicht die zahlreicheſte Klaſſe. Sie aufzu⸗ un B % ſuchen 18 — ſuchen iſt jedoch das Mittel ganz leicht = unt erſcheiden Sie diejenigen, die bei Lllaͤnnern von Rang und Jahren in gutem Rufe ſtehn, und. wählen Sie nie auf . der „„ nen. | nm Der Fall des Gedraͤnges zwiſchen dem Gruͤndlichen und Oberflaͤchler u. ſ. w. (F. 4.) waͤre hier auch nicht. Denn durch⸗ dringende Tiefſicht fordert es wahrhaftig nicht, daß Sie an ihrem Wohnort, unter dem Regiment wo Sie eintreten, den jun⸗ gen, Mann von wahrhaft gutem Ruf, aus allen ſeinen Gegenfuͤßlern, dem Schwarm der unter den poͤbelbeliebten Ehrentiteln, Bonvivant, galanter Menſch u. ſ. w. das Pflaſter tritt, leicht unterſcheiden. Nur immer den Tadler und den Empfeh⸗ de erſt OR benetzt. Ich meine damit nicht, daß ein jun⸗ ger Menſch, um den Bezirk ſeiner erſten e ehe e 3 ra hal? Kaffeehaus ins andere laufen, und die ganze Gegend umherpilgern wird. Zer⸗ ſtreuungen dieſer Art ſind ſchon Nachlaͤu⸗ fer von Selbſttaͤuſchungen, und Vorlaͤufer bald folgender Sottiſen. Allenfalls finden wir unſern Mann auch naͤher. Glauben Sie mir es keck — die u Pflicht beobachtung oberflächlich bingebn; im Fall der Pflicht verlezung leicht Scheingruͤnde finden ſie zu entſchuldi⸗ gen, gar aufmuntern ſich nicht viel daraus zu machen; vom Dienſte kaum auf dem Paradeplaz, von Verwendung gar nie, immer nur von Spaziergaͤn⸗ gen, Viſiten, Spiel und Zeitvertreib reden dieſe find ſchlechterdings die Gegenfuͤßler von den Beiſpielgebenden. Die hingegen über Pflichtserfuͤllung — um fo mehr Vernachlaͤſſigung, ein we⸗ nig mit ihnen vigorifiven; wohl auch ungeſcheut Wahrheiten ganz nach ih⸗ rer Eigenliebe hinlegen, nur zur Er⸗ holung, nicht als weſentliches Geſchef⸗ te des Lebens, Viſtten machen, ſpa⸗ een Be — dieſes find die Männer, B 2 deren deren Umgang Sie gegen Selbſttaͤu⸗ ſchungen ficher ſtellen wird. In der That, Merkmale genug, an denen der an⸗ gehende Weltmann unterſcheiden kann, wen er aufſuchen, wen er fliehen ſoll. Privatintereſſe und Handwerksneid widerſprechen zwar oft dem Ruf von Gei⸗ ſtesfaͤhigkeiten, und verdunkeln gern auch die ſchoͤnſten Handlungen; aber doch wagt es der entſchloſſenſte Unwuͤrdige nicht, den geſezten Ehrenmann einen Taugenichts zu ſchelten — etwa der Proſelytenmacher der Luͤderlichkeit wird ihn fuͤr einen Pin⸗ ſel halten, der das Leben nicht beſſer zu genieſſen weis. Ein Unterſcheidungszei⸗ chen mehr alſo, wer in gutem Rufe ſteht — derjenige naͤmlich, der den Beifall der 5 nicht erhoͤlt. $. 16. — Aber Werden Höhere in „Nag und Jahren, ſich mit jungen Leuten a abgeben wollen? Der :: N 21 Der Einwurf iſt nur ſcheinbar. Ent: gegenſtuͤrzen — ſich eine Gnade daraus machen Sie in ihrer Geſellſchaft zu ſehn — das werden ſie nun freilich nicht; aber ſtůrzen Sie ſich ihnen entgegen — das will ſagen, zeigen Sie Begierde guten Rath anzunehmen, durch die Beige e nit der fie ihn benuͤſen. Von dieſer Seite angekuͤndigt, werden dieſe Hoͤhern in Rang und Jahren, ſo wie ich immer ſie verſtehe, ihnen nicht ausweichen — gern ſich finden laſſen. Dieſe wollen überall, wo fie koͤnnen, Gutes ſtiften, und fie find gegen gelehrige Juͤnglinge leutſelig, weil ſie wiſſen, daß ſie belehren — auch aus dem Wege der Verfuͤhrung auf wahre Weltkenntnis zuruͤckbringen — aus dem Verderben, dem ſie entgegen eilen, retten — hauptſaͤchlich Gutes ſtiften iſt. Keine That, die dem Menſchenfreund mehr Troſt gewaͤhrt, als andere vom Boͤſen ab⸗ halten, ſie zum Guten fuͤhren. Er arbei⸗ tet damit nur feinem eignen Vergnügen, ſeiner Selbſtgenuͤgſamkeit, die er in nichts anderm finden kann, entgegen — ſorgen Sie Ale daß Männer diefer Art, dem 53 dcbdeln 2 5 i — FE 22 —— edeln Beſtreben um ihren umgang fich ver⸗ fagen werden. Naſeweis aber mit Schuldiktaten — allenfalls etwas ſpaͤter hinaus auch mit Brochuͤrenexzerpten, dem Erfahrnen Kolle⸗ gien leſen, den Agreablen, Bonmoti⸗ ſten, Importanten (*) spielen wollen — damit wuͤrden Sie nun freilich, auſſer wo gleich fuͤr gleich zu Hauſe waͤre, man⸗ che Shure verſagt finden. §. 17. Diefer Umgang, wie ich ihn anrathe, iſt (§. 12.) zugleich als der gemaͤchlichſte und angenehmſte gepriefen , den Gefahren der Selbſttaͤuſchung — im Vorbeigehn geſagt, alſo auch der Nachgiebigkeit ge⸗ gen Verführung auszuweichen — Ver⸗ fuͤhrung hier im ganzen ums des 5 grifs genommen. . | Ohne N (*) Homme du jour, manieres aifees, und andere Sinonimen aus dem Woͤrterbuch der Muͤſſiggänger dani zu vergleichen. Ohne weiteres Vordemonſtriren, uͤber⸗ laß ich jedem, dem Begriffe zergliedern, vergleichen, verbinden, folgern, nicht frem⸗ de Woͤrter ſind: ob er ſich verdorbene Sit⸗ ten denken kann, ohne vorhergegangene Nachgiebigkeit gegen Beifpiel und Selbſt⸗ taͤuſchung — ob nicht Verſuchung, Wider⸗ ſtand, anhaltende Verſuchung und endlich ſchwaͤcherer Widerſtand, uͤberall in der Ge⸗ ſchichte der verlornen Tugenden ſteht ? Keinen Verfuͤhrer neben ſich, iſt ſchon viel gewonnen — hier en wir Be ri und: Aarhgebeniie Ä | S. 25 Selbſt von der geringſten Seite ſeines Werthes genommen, bietet ein ſolcher Um⸗ gang unſtreitig auch mehr Ausſicht auf Unterhaltung und Vergnuͤgen an, als junge Leute jungen Leuten ſie verſchaffen koͤnnen. Und wenn man doch Zerſtreuun⸗ gen ſucht , ſollte man wenigſtens ſoviel Geſchmack haben, die von der ‚Selle 1 870 Hase anakaniehn, BR... ag 0 Bei Hoͤhern in Rang und Alter — ſolchen, die ſchon eine Zeitlang mit der Welt fortgelaufen ſind, werden Sie — um mich eines Kunſtwortes des Bonton zur willfaͤhrigen Beherzigung zu bedienen — doch eher „ was man une maiſon bien montée heißt, antreffen, als bei ſolchen, die kaum anfangen ſich in Equipage zu ſe⸗ zen. Im Durchſchnitt genommen alſo, koͤnnte die Haushaltung eines Hauptmanns — und ſo weiter aufwaͤrts — doch beſſer ſeyn, als die Haushaltung eines Fahnen? kadeten, oder Faͤhnrichs. Und fo, unterdeſſen daß andere mit ihren Kameraden, in einem pieque- nicque für ſchlechte Zubereitung ihr ecöt zahlen, und ſich am Morgen ſchaͤmen zu: geſtehn „wo ſie den Abend zubrachten, koͤnnten Sie bei beſſer gewaͤhltem umgang, an eine reinlichere Tafel geladen werden, und wenn die Gelegenheit ſo kommt, daß es keiner Pralerei gleichſieht, auch ſagen, daß Sie die Ehre hatten, von der Geſell⸗ ſchaft zu ſeyn. Ohne Trivialität geſagt — Hoͤhere haben mehr Gelegenheit ihr Haus angenehm zu machen, als Niedere. I, $, 19. 158400 19. e pas nn eh. bie Di kurſe wohl auch unterhaltender ausfal- len. Erzaͤhlungen von Schulftückchen., ad naufeam wiedergekaͤut, Barbiers - und Fri⸗ ſeurszeitungen, koͤnnen eine unverdorbene Neugierde unmoͤglich eben ſoviel reizen, als Anekdoten, die der Mann, der ſelbſt in Geſchaͤften gebraucht wird, oder mit andern, die gebraucht werden, doch in | Verbindung ſteht, Ihnen, wenn er darf, und Sie damit belehren kann, entweder ſelbſt erzaͤhlen, oder wenn andere erzaͤhlen, durch fein Nichtwiderſprechen ſtillſchwei- gend beſtaͤtigen wird. Nach den logiſchen Saͤzen von Wahrſcheinlichkeit, die Sie in der VIIIten Klaß Br waͤren die⸗ ſes Urkunden. Menge und Gehalt nach, muͤſſen Sie dieſe urkundengleiche Anekdoten eben hier — nicht von Leuten erwarten, die ein Halbjahr vor ihnen als Zoͤglinge einer ähnlichen, oder geringern Hhlichung aus⸗ en 1 5 ſind. e Ei 3 B 5 Aa Auch was nicht Krsäplung iſt, wird von der vierzigjaͤhrigen Erfahrung anders, als von der zwanzigjaͤhrigen, behandelt. Wer alſo doch einmal auf lehrreiches Ge⸗ ſpraͤch und unterrichtende Geſellſchaft aus⸗ gehn will, wird fo mit wenig Mühe Be⸗ obachtungen einſammlen, die nichts we⸗ niger, als das Reſultat eines zwiſchen Verdienſt und Ehre verlebten halben Jahr⸗ hunderts find — Verſuche und Studien ſich eigen machen, die dem tiefdenkenden Kopf, der ſich ihnen unter den Freuden der Geſellſchaft und der Tafel mittheilet, ſchlafloſe Naͤchte koſteten. So viel Unter⸗ ſchied macht die Viertelſtunde, die im Kaf⸗ feehaus verſpielt, mit der, die im Kreise Ser e und Guten gelebt wird. . 10 Daß der gepriesene Umgang unmittel⸗ bar, oder doch entfernt, auf ihre Befoͤr⸗ derung fuͤhren muͤſte — dieſes haͤtte ſei⸗ ne guten Urfachen, daͤcht' ich. Vorher muͤſſen doch diejenigen, die zur Befoͤrde⸗ b beitragen ſollen, den, der befoͤrdert wer⸗ werden will, erſt nach feinen natürlichen Gaben und nach ſeinem ſittlichen Werthe kennen — verſteht ſich, daß nur Vereini⸗ gung edler Faͤhigkeiten in groſſer Summe, die Wahl entſcheidet. Ich ſage edler Faͤ⸗ higkeiten; denn es giebt auch unedle, die zuweilen zu Befoͤrderungen fuͤhren, wie die z. B. eines Vergnuͤgensrathes, Ohren⸗ blaͤſers, Denunzianten — Leute, die man verachtet, aber braucht, weil ſie einmal in der Welt und zu Dienſten gut ſind, die man von andern nicht fordern mag: Von Wegen ſolcher Art, iſt hier nicht die Rede. Nach der Schaͤtzung, welche Sie zu erhal⸗ ten wuͤnſchen koͤnnten, gewinnt natuͤrlich derjenige den Vorſchritt, der Vorgeſetzten durch ſich ſelbſt, oder durch Empfehlungen vortheilhaft bekannt wird — hier aber moͤchten Gunſt und Protektion der jungen Herren vom beſten, galanteſten e eben nicht 5 | 5. 21. Berſuchen wir's, und anni ums 1155 e eee eee und a) rl und die noch traurigere Gattung Wizlin⸗ ge, die ihren Geiſt im Marionettentheater pr. 7 Kreuzer kauft, einmal auf fremden Boden — gegenuͤber Maͤnnern — Vor⸗ geſetzten, wie fo ganz auſſer ihrem Efe- ment, Fiſch im Sande — mit der Breter- buͤhne, auf der ſie ſich herumtummelten, die ganze Beredſamkeit dahin! In der That nichts ſittſameres dann, als dieſe Menſchen, die ſonſt ſo laut waren. Und immer genug Vortheil fuͤr uns, die wir Tugend lieben, aus dem umgange der Hoͤ : hern und Bejahrten — ſoviel Stunden hier 0 eben ſoviel Stunden we⸗ niger gehoͤrter Sottiſen, und — voraus- geſezt, was tägliche Erfahrung beſtaͤtigt, daß der unbedeutendeſte, veraͤchtlichſte Menſch zum: Verführer gelehrt genug iſt — eben ſoviel Jahre e began 1 Sottiſen. | §. 22. Was hier geſagt worden iſt, koͤnnte nur fuͤr den einen ee nothwendig \ machen e machen, dem alles < Text iſt. Alſo nur bei dem e ſtehn gehltebene Was Zoͤglinge gelernt Haben, iſt ihnen natuͤrlicherweiſe von andern gelehret wor— den, welche die Erziehungsjahre ſchon weit hinter ſich hatten: Ergo, was Sie — im Durchſchnitt genommen — beim Ein⸗ tritt in die Welt vorperoriren moͤgen, ha⸗ ben andere, und ganz wahrſcheinlich einige von den Gegenwaͤrtigen, vorher ſchon ge— wußt. Sie ſagen alſo nichts neues — hiemit wenig Intereſſantes — hiemit das Rlügfie, aus Schweigen Vortheil zu ziehen. Ein Vortheil, der in der That leicht zu berechnen iſt: der Redner entle= digt ſich nur ſeiner Gemeinoͤrter — der Zuhoͤrer ſammelt fremde Weisheit ein. S. 23. Sehr viel Gruͤndlichkeit in verſchiede— nen Materien, kann man nun doch unmit⸗ telbar aus der Erziehung nicht mitbrin⸗ gen; und mit ex omnibus aliquid, macht man wenig Gluͤcke mehr. Dergleichen Par⸗ tei⸗ teigaͤngerbeute, aus Almanachen und Sack⸗ woͤrterbuͤchern, zum dritten= und zehnten⸗ mal geraubt, iſt dem Schiedrichter von gruͤndlich wiſſen und oberflaͤchlich wiſſen, ſchon fo oft vorgekommen, daß das Ger werbe altgedienten Buchverlagslieferanten mislingt — was koͤnnten Sie Weltrekru⸗ ten davon erwarten? Und — wenn's auch dem innern Gehalt nach beſſer wäre — ein und anderes, was man mittelſt guter Verwendung aus den Studien bringt, her— unterrezitirt — wieder von vorn ange⸗ fangen — immer das naͤmliche: überle- gen Sie, ob ſo was fuͤr eine Geſellſchaft eehte werden kann? 65 24. Der Fall, daß Sie im groſſen Haufen auf Leute trefien, die im Wiſſenſchaftlichen um mehr Jahre hinter ihnen zuruͤck ſind, muß Sie nicht dreiſte machen. Immer werden, waͤhrend Sie dieſen alten Knaben Kollegien geben, beſſer unterrichtete Maͤn⸗ ner da ſtehn, denen die Vorleſung uͤberfluͤſ⸗ ſig wird. Bei Juha en dieſer Gattung, e die die mit dem Vorſprung geſammleter Er⸗ fahrungen, die Materien aus ihrem Schul⸗ kurs eben auch nicht vergeſſen haben, kann nie viel Bewunderung ihres Erwerbs — oft, wenn hie und da eine Bloͤſſe durch⸗ ſchimmert, ſehr unguͤnſtiger Argwohn wider ihre übrige Kenntnis entſtehn. Schade! daß dieſer junge Menſch mit ſei⸗ ner Weisheit ſo vorlaut iſt — ſo denkt auch der. Nachſichtigſte. Glauben Sie mir, Unwiſſenheit iſt we⸗ niger dem Tadel ausgeſezt, als eingebil⸗ dete Wiſſerei. Steht es doch nicht jedem an der Stirne geſchrieben, ob feine Igno⸗ ranz eigene Schuld, oder ob ſie Mangel an Erziehung — gar Frucht der ſchiefen Schulmethode iſt; aber im entſcheidenden Tone reden, wo man die Materien kaum ſchuͤlerhaft einſteht — das kuͤndigt feier⸗ lich den in Selbſtgenuͤgſamkeit ſchwim⸗ menden Gecken an. Wer hat ihn geru⸗ fen — heißt es da — warum muß er andern vorgreifen, ſich in Dinge men⸗ gen, 0 BER ie 15 ind 2 Nicht | 35 N | Nicht ſein Fach ſind — darunter ver⸗ ſteh ich auch Kenntniſſe, die zwar dem Rock, den wir tragen, angehoͤren; aber darum doch nicht mit dem erſten Port d'Epee ge⸗ kauft — erſt durch Dienſterfahrung unſer Fach werden. Ein junger Menſch ſollte, wenigſtens ſo lang die erſte Ausmuſterungs⸗ uniform noch nicht abgenuͤzt iſt, vom Me⸗ tier doch in keinem andern Tone ſprechen, als beiläufig der ſich prüfen läßt, oder um Erlaͤuterung bittet: mit den gewoͤhnlichen Wohlredenheitsfloſkeln der unreifen Do— zenten — ich ſage, meine Meinung iſt, das hab ich mein Lebetage nicht geſehn, ja, wenn ich was zu ſagen haͤtte, fo muͤſte mir u. ſ. w. mit all dieſen und aͤhnlichen wird man immer — ſo hart der Ausdruck lauten mag, iſt er doch richtig — ſehr naſeweis da ſtehn. Die Ankuͤndigung eines langweiligen oder naſeweiſen Men- ſchen aber, wäre weder ſchmeichelhaft, noch gaͤbe ſie ſchoͤne Ausſichten auf Be⸗ | willkommung. Ä ti inne * A e 33 Ein Umgang wo der „ geſthite Werth der Maͤnner, die wir vor uns haben, ein zuruͤckdruͤckendes Gewicht auf die Zunge des Vielſchwaͤzers legt, kann uns tauſend Verlegenheiten erſparen, die jedem, der neu in die Welt eintrit/ natürlich aufſtoſ⸗ und Amts; zusammenhang, jede zufällige Verbindung und per ſoͤnliche Freundſchaft, ſittliche und unſittliche Theilnehmung — kurz, das fo mannichfaltig verflochtene I In⸗ tereſſe jedes Gliedes der Geſellſchaft ein⸗ ſehn, oder aus dem Stegreif ausnehmen kann. Je mehr wir ſchweigen, deſtowe⸗ niger laufen wir Gefahr zu beleidigen, ober was eben ſoviel iſt, uns Abneigung, Mis⸗ gunſt zuzuziehn. Das wird der Fall des plauderhaften Juͤnglings, noch öfter als der Fall des plauderhaften Mannes. Im mer beſteht ſein beſter Vorrath doch aus den Neuigkeiten des Tags — alfo Kriti⸗ ken, Nachreden mitunter, bei denen man ſehr oft das herrliche Spruͤchwort : il ne faut pas parler de corde dans la maiſon f E d'un d'un pendù, vergißt, deſſen Rang unter den Klugheitsregeln ich nicht beſtreiten wollte. Denn ſo ziemlich erlaubt es waͤre, von einem Aufgeknuͤpften zu ſagen, daß er am Galgen haͤngt; — was weis ein jun⸗ ger Menſch immer, wer an denen, die unterm Galgen geftanden find, oder hätten Beben, ſollen, Theil zu nehmen ie haben mag? §. 26. Auch Zerſtreuungen, und Folgen der Zerſtreuungen, wird dadurch vorgebogen, daß wir unſern Umgang waͤhlen. Sie hin⸗ dern immer die Selbſtkenntnis; denn ſich ausſtudieren, und zerſtr eut ſeyn, laͤßt u doch rad nicht vereinigen. Alles liegt 11 im Misperſtand zwiſchen Zerſtreuung und Erholung. Letztere faͤngt nach vollbrachter Pflichtsar⸗ beit an, ſchließt ſehr ernſthafte Betrach⸗ tungen nicht aus, wenn ſie ſich da, wo wir nur Vergnuͤgen ſuchten, anbieten, und iſt oft nur eine ahnen e ee eit, rd ! keit, fo unbeſchaͤftigt Körper oder Geiſt dabei ſcheinen mag: die erſtere Scheu al⸗ ler Pflichtsarbeit — Muͤſſiggang, ſo feurig immer die Zeit hingetrieben wird Den ganzen Tag im Galop herumjagen, bis zur Muͤdigkeit eines Tageloͤhners Bil- lardſpielen u. ſ. w. benaͤhme denn nichts vom Begrif des Muͤſſigganges, ſo wenig als beim Kaminfeuer ſizen und ſchlafen, dem von der Arbeitſamkeit, verſteht ſich, daß wir dadurch nicht Geſchaͤfte fliehen, nur fuͤr neue Geſchaͤfte neue a ſam⸗ ri §. 27. So viel Betrachtungen unter ſich ver⸗ glichen, iſt die Geſellſchaft, in die ich Sie bringen will, dem Triebe jedes Menſchen nach Gluͤck und Zufriedenheit gemaͤſſer, als der Umgang mit jungen Leuten, der im beſten Fall daß er nicht gefährlich iſt doch Eu nichts führer. Die erſte Veranlaſſung zu Befoͤrderun⸗ gen, wenn Ge die Beförderung ſelbſt / C 2 liegt liegt doch immer am Beifall der Gbern, nicht am Beifall der Jahr und Chargeka⸗ meraden. Wie aber wollten Sie den Bei: fall ihrer Vorgeſetzten erwerben, wenn Sie ihrem Umgang ausweichen? Ihrer Abnei⸗ gung werden Sie ſich ausſezen, falls man ſie in keiner beſſern Geſellſchaft, lediglich nur mit ihres gleichen ſieht — dieſes, lediglich, nach dem erklaͤrt, was (F. 14.) von gutem Ruf und beiſpielgebenden Sing: lingen gejagt worden iſt. g ln wir es fir einen Augenblick, und wenn man will, fuͤr immer gelten: es ſey Vorurtheil, wenn Vorgeſetzte von dem jungen Menſchen, der ſich nur an andere junge Leute hängt, nicht viel guͤnſtiges ur⸗ theilen — Wahrheit alles, was neunzehn⸗ jährige Philoſophie und vierzigjaͤhrige Luz derlichkeit, an einem Chef zu reformiren findet; ſo behaͤlt es doch ſeine gute Er⸗ fahrungsrichtigkeit, daß die luftigen jun⸗ gen Herren, denen es nicht in ihre Vor⸗ geſezte ſich hineinzudenken belieben will, hinter andern, die den alten pedan⸗ uſchen Maximen en fügen, bei jeder Ge: legen⸗ Fre FRE BIN j 3 a legenheit gurͤckbleiben. Freilich ſezt ſich da roher Unverſtand mit einem — was ſchert's mich — uͤber allen Beifall und uͤber alle Drohungen weg. Hier war von Beförderung die Rede. Leute dieſer Art, entſchaͤdigt die Gluͤckſeligkeit ſich recht lu⸗ ſtig zu machen fuͤr alles — auch iſt fuͤr dergleichen Varietaͤten der Menſchengat⸗ tung hier nicht geſchrieben; ich uͤberlaſſe fie Wundaͤrzten, Spitalvaͤtern, Kerkermei⸗ ſtern — wie das treffen mag — ſie nach geendigtem Experimentalkurs ihrer Gluͤcks⸗ und Zufriedenheitslehre, in den gemeinen Weltweg zuruͤckzuleiten. n Auf diesem gemeinen Weltweg fortge⸗ gangen, wird fuͤr jedes Geſchaͤfte des Le⸗ bens Gemuͤthsruhe — ein kummer⸗ und ſorgenfreier Geiſt vorausgeſezt. Aber wie ſich Kummer und Sorgen ent⸗ ſchlagen, wenn's — Dank den ſchoͤnen Geſellſchaften — nun endlich an Geſund⸗ heit, 1 1 guten Namen, Wolmeinung C3 n 38 2 —— der Vorgeſezten — an einem oder dem andern — oder gar an allen Sale ge⸗ bricht? — Mit Philoſophie ne Aufrichtig zu bekennen, wollt' ich für die Gemuͤthsſtaͤrke ſolcher Philoſophen, die von einem Beluſtigungshaus ins andere, Straſſen auf Straſſen ab peripathetiſiren, eben nicht die Hand ins Feuer legen, Wenn es aber doch philoſophirt ſeyn muß — nun denn, unter der Bedingung, daß man feine Ungluͤcksfaͤle, nicht als ſelbſt veranlaßte, zugezogene und verdiente Folgen freier, gewählter Thorheit, betrach— ten darf und muß — unter dieſer einzi⸗ gen Bedingung, daß es wahre Ungluͤcks⸗ faͤlle find, will ich es zulaſſen, daß man feinen Boethius im Sack, über den raus hen Pfad mindertraurig ſich fortarbeitet. In Faͤllen dieſer Art betrit der Schuldloſe wohl ein Schaffot, ohne daß ihn ſeine Ge⸗ muͤthsruhe verlaͤßt. Aber welch ein Ab⸗ ſtand von dem Manne, der in ſeinem Un: gluͤck ſich ſelbſt nicht verachtenswerth — frei DD | 39 frei in feine Seele ſchaut, auf den Mann, den Jugendthorheiten — Luͤderlichkeiten nur verlaſſen, ohne daß er ihnen abſagt „ in deſſen Buſen jede Leidenſchaft, die ihn zu Schaden fuͤhrte, noch lodert, dem es nur an Mitteln fehlt, ſeiner, fuͤr verſag⸗ tes Laſter nur heiſſer, gluͤhenden Phanta⸗ ſie nachzuhandeln. Wie der uͤber verlore ne Geſundheit, Schulden et caetera, et caetera — ſich durchphiloſophiren wird 7 moͤchte der Philoſophie mit groſſem Un⸗ recht zur Laſt gelegt werden; denn Be— taͤubungsmittel — der Troſt, der aus Weinſchlaͤuchen geſchoͤpft wird, e doch Bio ee h | $. 29. | Weichen 4 wir daher den Gelezenherken aus — die Philoſophie mag uns oft ganz gut kommen; aber beſſer doch 1 0 wenn wir ſie nicht a So würde der Umgang mit Höhern und ä ws auszeſchloſſe ene klei⸗ nere 40 re nere Fehltritte, manche Quelle des Kum⸗ mers und der Sorgen, ſchon im erſten Urſprung verſtopfen. Schulden zum Bei⸗ ſpiel. Denn, daß der bei gleicher Ein⸗ * * nahm weniger ausgiebt, als ein anderer, auch mehr pr. Kaſſa behalten muß iſt | | eine ganz richtige Berechnung — hiemit die 69. 27. 26. 18. und meinetwegen bis zum ten zurück verglichen, koͤnnen Sie Tune“ die Konfequeng Ri e . 30. ; Noch eine Haupttugend mehren wird durch dieſe glückliche Geſellſchaft in Gang erhalten. Ich meine die Dankbarkeit. Der junge Menſch, der Hoͤhere und Be⸗ jahrte aufſucht, legt damit Tugendeifer an Tag, folglich Gefühl — dieſem Ge— fuͤhl entgeht nicht, daß dieſe Hoͤhere und Bejahrte, beim Umgange mit ihm jungen Menſchen, kein perſoͤnliches Intereſſe ha⸗ ben koͤnnen — Unterhaltung dabei nur ſoviel gewinnen, als ein ſtarker Schach⸗ ſpieler mit einem Anfänger — die Freu⸗ de an ihm das Spiel zu 8 sd ein — Kein Laſter wird aus ſo allgemeiner Einſtimmung verachtet, als der Undank — das wiſſen wir alle. Entſchiedene Tau⸗ genichtſe, Schurken der niedrigſten Gat⸗ tung, die ſchon ſoweit gekommen ſind, daß ſie ihre Luͤderlichkeiten ſich zur Ehre rechnen, brauſen noch bei dem Vorwurf der Undankbarkeit auf — ſtoſſen Spies⸗ geſellen, die ihren Begriffen nach uner⸗ kenntlich waren, aus ihrem Clubb, als Leute, auf die nicht zu zaͤhlen iſt. Hierin hat der ehrliche Mann und der Naͤuber, nur einerlei Grundſaz. Von Moral präſcindirt, iſt Dankbar⸗ keit auf Zins gelegtes Kapital — eine Hypothek, die Kredit macht. Almoſen und Geſchenke giebt man wohl Leuten, die nichts hypotiziren koͤnnen; aber nicht Kredit — wer wird, wer kann auch ſo⸗ viel Almoſen und Geſchenke geben, als bei gleichem Vermoͤgen Kapital anlegen ! Das Gleichnis auf die Fälle von Dienſt⸗ leiſtung, Willfaͤhrigkeit, Unterſtuͤßung, Wol⸗ that angewendet, berechnen Sie: was man gegen den von welchem Undank zu C 3 er⸗ U au erwarten iſt, auszuuͤben wagen wird? — Wohlthatigkeit hoͤchſtens , das iſt eine Gattung Almoſen gegeben, und hiemit abgefertigt. Immer ſchließt der Begrif von Undank, den von Schadenzufuͤgung, wo nicht der Wirkung doch dem Willen nach, in ſich; daher daß fo manches Herz ſich dem Leidenden verſchließt, ſelbſt gu⸗ ter Menſchen, die mit der That belohnt, nicht ſo genau auf den lauten, laͤrmen⸗ den Dank rechnen. | Ve 8. Zr. Ich rede hier durchaus nur von wah⸗ rem Undank, ſo wie nur von wahrer Dankbarkeit. Denn daß Tartuͤffen durch ein haͤmiſches: es iſt ein Undankbarer, den ehrlichen Mann, dem fie aus uned⸗ ler Abficht dienten, und ihn dann nicht genug Knecht finden, immer mit dem be⸗ ſten Erfolg vernichten — dieſes zur War⸗ nung, damit Sie ihre Protektionen waͤh⸗ len — nicht Dienſte von aller Welt aue | Ai Men⸗ —— 43 Menſchen in die Gelegenheit bringen, ihre Pflicht zu thun; ſo verſteht es der Tugendfreund, wenn er Dankbare zu ma⸗ chen wuͤnſcht — dieſe Pflicht gethan, iſt der Dank, der Welt und ihm zugleich ab⸗ geſtattet. Fuͤr Geken, wenn man ſie doch braucht, Weihrauch ſoviel ihre Naſe faßt — die Maͤnner, deren Empfehlungen Sie ſich verdienen, die Gelegenheit ihnen dank⸗ bar zu werden ſuchen muͤſſen, verlangen ſo was nicht. Neues Ergo fuͤr die Vor⸗ theile, die der Umgang mit den Edel und Guten gewaͤhrt. „ 325 — Aber vom 13°" §. daß dieſer Im gang mit Hoͤhern in Rang und Jahren; als der geradeſte Weg zur Selbſtkenntnis empfohlen worden iſt, nun ſchon der 32"; und doch bisher nur Nebendinge — nichts das unmittelbar auf dieſe Selbſtkenntnis fuͤhrte? Der an Ort und Stelle kommen will, antwort' ich, mus einmal den Weg er. die Herberge wird ihm nicht vor 8 die +4 0 die Fuͤſſe laufen. Begnuͤgen Sie ſich vor⸗ itzt, daß ihnen eine Marſchroute ausge⸗ ſteckt wird, die ihnen wenigſtens wahr⸗ ſcheinlich die kuͤrzeſte und angenehmſte ſcheinen koͤnnte — bald ſollen Sie fuͤh⸗ len, daß Sie dem Ziele näher ſind. Vor⸗ her nur noch einige Verhaltungspunkte, damit Sie nicht vom ausgeſteckten Wege in Nebengraben abkommen. } Sollten Sie jedoch von 5 a hier geſagt wird, und von allen Morali⸗ täten, die ihnen von jeher vorgetragen worden ſind, keinen Saz ſich angelegen ſeyn laſſen — nur aber dieſe einzige Regel, des Umgangs mit Hoͤhern und Befſahrten ‚ fih gegenwärtig halten; fo ſchelten Sie mich einen Lügner, wenn Sie nicht gut dabei fahren — dieſes gut fahren, ſittlich und weltlich verſtanden. Auch wenn hin und wieder der jugendliche Fuß ausgleiten ſollte, ſteh ich dafuͤr, daß Sie bald wieder aufrecht auf ihren Bei⸗ nen daſtehn ſollen. Alles dieſes nur aus der fremden Kraft, die wubemwerkk⸗ um fie her 1 N f 5. 33. Ich gebe zu, daß dieſe ungleichen Ge⸗ ſellſchaften auch ihre beſchwerliche Seite haben, wie alles in der Welt ſie bat, So kommt z. B. die Reihe zum mitraͤ⸗ ſonniren an die jungen Leute ſeltener, wo Alter und Weisheit den Ton giebt. Sie geben hier gleichſam nur die Teller, um andere ſpeiſen zu ſehn — deſto beſſer, der Page wird in ſeinen reifen Jahren manierlicher eſſen, als der Bauer vom Pfluge weg zum gnaͤdigen Herrn aufge⸗ ſtuzt, oder mit glatten Worten eben das geſagt — eben hier iſt es, wo man ſei⸗ ner Zunge Einhalt thun ſich ai en lernt. 8. 34. In der That ſind dergleichen Neben⸗ rollen, die man anfangs in der Geſell⸗ ſchaft ſpielt, die beſte Weltſchule. Ohn⸗ gefaͤhr was man mit den Edelknaben, in ihrem erſten Urſprung, zur Abſicht haben e e der femme Perſon, durch lange g S —— 46 lange Gewohnheit des Theaters, einen Alteur zu bilden. Hiebei nicht zu vergeſſen, daß ie des und beobachtendes Schweigen / unterſchieden werden muß. AUoeberhaupt, in allem keine Extremi⸗ täten. (§. 24.) Zuviel Schwatzen, und abgeforderfe Antworten ſchuldig bleiben, iſt hier der Fall — die gluͤckliche Mit⸗ telſtraſſe hingegen, wenn man, wo ſich nun eben die Gelegenheit anbietet, die gute Verwendung ſeiner Schuljahre, ſein Antheil Mutterwiz, allenfalls auch etwas Erfahrung, aus ſeinen Reden durchſchim⸗ mern laͤßt. Immer viel gewonnen, wenn man ſich Fa tief ankündigt. . 35. Noch ein ſehr ſcheigbaret Einf b So manches Vorurtheil, fo mancher Trug⸗ ſchluß, die ihnen auch bei Hoͤhern und Be⸗ | e, und zwar erſtere, auf die Ge⸗ Gewohnheiten langer Jahre feſt eingewur⸗ zelt — leztere, durch den vielen Gebrauch ſo ganz zur Natur geworden. Ich koͤnnte mich hier hinter ein Diſtinguo, was ich unter Hoͤhern und Bejahrten eigentlich verſtehe, ganz leicht retten. Aber nein, ich will ſelbſt von dem erfahrenſten, be⸗ dachteſten Manne, dieſe Vorurtheile und Trugſchluͤſſe ganz gern zugeben — wer zahlt nicht das Schrankengeld des menſch⸗ lichen Verſtandes! Nur daß der Weiſe das kleine Vorrecht noch behauptet, ſelte— ner als der Thor zu bezahlen. Zur Nuz anwendung fuͤr uns. Sind erfahrne, bejahrte Maͤnner, Vorurtheilen und Trugſchluͤſſen unterworfen — wieviel mehr der junge Menſch, der ohne Erfah⸗ rung, ſich ſo leicht mit Vorurtheil als mit Wahrheit vertraut macht. So leicht, daß man beides zu ae bald 1 wird. 5 Erin⸗ 1. 3 1 — —— 48 ö en Erinnern Sie ſich auf jene Lügner von Profeſſion, die mit ihren Erdichtungen auf einen gewiſſen Grad vertraut, am Ende ſelbſt davon getaͤuſcht ſcheinen — eben ſo wird man von Sophiſmen auf Sophifmen - — immer weiter und weiter deraͤſonnirt, fi ein Siſtem bauen, aus dieſem Prinzipen abſtrahiren, und nach ihnen ſeinen Hand⸗ lungen die Richtung geben — mit ſei⸗ nem ganzen Weſen Vorurtheil und i werden. | en N, Ich unterſcheide hier: Vorurtheile, die wir aus der Erziehung mit brin⸗ gen; Vorurtheile, die wir von ſchlecht⸗ gewaͤhltem Umgang annehmen; Vor⸗ urtheile, die wir eigenen Crugſchlůſſen und Leidenſchaften ſchuldig ſind. Erſtere erhalten ſich, wenn wir bis auf den Grund unſerer erſten Eindruͤcke nachzuſpuͤren, iede dunkle Vorſtellung auf⸗ dukten traͤge, ewig Zoͤglinge bleiben — was was jeder an ‚feiner Bildung ſelbſt vollen den muß, als ruͤckſtaͤndige ee tafızer, lleber anſehn. 5 Die con find die Vorurtheile, welche der Sophiſt und Raͤſonneur, der uns uͤberall in den Weg trit, dem Uner⸗ fahrnen immer aufhaͤngt. Sie werden v von der zahlloſen Menſchklaſſe, die wie eine Kugel, von wem immer der ihre vim in- ertiae heben will, nach allen moͤglichen Richtungen ſich hinſtoſſen laßt, ſo ziemlich mit zu Grabe deen bee, aus eigenen Trugſchlüſ⸗ ſen, verſchwinden, wenn wir nicht vorſez⸗ lich Vernunft und Herz verzäͤrteln. Eben fo diejenigen ‚ 21 batch hehe Folgen unſerer Leidenſchaften ſind. Sie halten mit dieſen gleiche Perioden, nehmen ab oder zu — wechſeln ganz, alles ge⸗ nau wie die Leidenſchaften ſelbſt. Selten machen wir uns von ihnen los, ohne ge⸗ wiſſe Umſtaͤnde, die zur Vernunftrektifika⸗ tion e zünde n als z. B. mit ſeinen 50 —— feinen Vorurtheilen wo anrennen, wenn etwa Perſonen, von denen wir abhaͤngen, mit uns nicht ebendieſelben Vorurtheile haben — Vorgeſezte ſich nicht gleich des beſſern belehren laſſen. Gluͤcklicher nun freilich, wenn ein Erfahrner uns auf hal⸗ bem Wege begegnet, und wir weiſe ge⸗ nug bud. in er e ee 9. 3. Dat dieſe Erfahrnen, eh fi e paß wurden, ſelbſt irrten — izt noch irren koͤnnen, wäre fo ziemlich der Einwurf des GC. 38.) wiedergekaͤut. Denn daß zu Zei⸗ ten auch Boten den Weg verfehlen, wer wird deswegen auf Kommando, in nicht genug oder gar nicht bekannten Gegen⸗ den, keine Boten herausrufen wollen ? Allenfalls wird ein ſolcher Kolonnenfuͤh⸗ rer doch fruͤher gewahr, daß er irregeht, und er findet ſich auch leichter durch einen Nebenweg auf die groſſe Straſſe zuruck. Aber wo die Nacht ſehr finſter m. a will ace unſer en ſehr , N . % $= et 51 beſchraͤnkt iſt, vorſezlich dem Führer die Eiterne zerſchlagen, Wahrheit weder ken⸗ nen, noch ſie ſuchen wollen — dieſes waͤ⸗ re nun freilich der lezte Grad von Vers blendung, mit der man, von Leidenſchaft zu Leidenſchaft ſoktgetaumelk, on ganz he 1 . 8. 39. Eine Maxime, die jedes V Vorurthetl gleich im erſten Keim vernichtet — alle beguͤnſtigt, wenn ſie vernachlaͤſſigt wird, iſt jeden Tag Rechnung mit ſich ſelbſt zu halten. Koͤnnte der ein guter Haus⸗ wirt heiſſen, der uͤber Ausgab und Ein⸗ nahme kein Journal haͤlt — nicht die Erforderniſſe mit ſeinen Kraͤften balan⸗ zirt? Steht auch nur zu vermuthen, daß eine ſo zweideutig Oekonomie, nur we⸗ nige Jahre in Ordnung bleiben, kein Mangel am Noͤthigen ſeyn, und er Haus⸗ wirth feinen wahren Aktiv- und Paſſiv⸗ ſtand wiſſen wird? Oder wuͤrden Sie den flüͤr einen tuͤchtigen Offizier halten, der 1 an Napporttagen obenhin die S2 Haupt f | 52 Hauptrubriken durchliefe, um die Dozie⸗ rung ſich wenig bekuͤmmerte, die Grund⸗ liſten, das Kompagnieprotokoll nie uͤber⸗ ſaͤhe? Und wenn ihnen dieſer Oberfläch- ler nun behaupten wollte, daß er ſeine Kompagnie aufs innigſte kennt? — Was Sie von ihm denken, denken Sie auch von jedem „ der den Selbſt- und Men⸗ ſchenkenner ſpielt, und bei dem doch, wie ein Tag voruͤber iſt, des Todten nur ſel⸗ ten gedacht — kaum da noch gedacht wird, wenn er durch die Extremen ſehr angenehmer, oder ſehr verdruͤßlicher Zu⸗ fälle, auch dem Erinnerungsvermoͤgen ei⸗ 118 Windhindes ſich ee Wake Freilich lebt der oder Haufe — und ar die beffer als der groſſe Haufe ſeyn ſollten — ſo ganz auf gerathewohl, ohne Pythagoras hin. er ee sen 100 es 0 N 19% 40. er | Ueber jeden: Tag denn Rechnung mit f 6 Krk BR beim W Morgen, wie wie beim kommenden Schlaf, in ſich ge⸗ gangen: dieſer Regel muß gefolgt wer: den, oder aus iſt's mit Selbſtkenntnis. 5 ER . 41. In ſich gehn, heißt was in Geiſt und Herzen vorgegangen iſt, vorgeht, und vorgehn moͤchte, erforſchen, beobachten / nun Dieſe, in ſich ſelbſt gekehrte eee rung, hat jeden Gedanken, der uns durch den Kopf fuhr, jede That, die ausgefuͤhrt wurde, oder doch der Ausfuͤhrung nahe war, zum Gegenſtand; aber eben deswe⸗ gen, weil die Rechnung ſo viele Titel hat, muß ſie auch taͤglich vorgenommen werden. Taͤglich, ſag' ich. Und zur Probe nur auf drey bis vier Tage zuruͤckgedacht, die man aus Mangel der Muſſe oder des Willens, keine Tagrechnung gehalten haͤtte — wel: che Luͤcken in dieſer Taggeſchicht unſerer Handlungen, und noch mehr unſerer Ge— danken, werden wir da nicht anſtaunen? 3 N Unuͤberſehlich aber muͤſſen ſie bei dem wer⸗ den, der Jahr aus Jahr ein keln nach Hauptrubriken ſtontkirte CR Gewähren Sie hingegen täglich n nur einige Minuten dieſer Rechnung „und Sie werden mit Rieſenſchritten in der Selbſt- kenntnis fortgehn. Es faͤllt für ſich auf, daß die Art ſie vorzunehmen, ſo wenig gleichgiltig als die Zeit iſt, denn, über boͤſe Gemüthsregungen, wo wir uns darauf ertappen, mit Nachgiebigkeit wegſchleifen; aufſteigenden Begierden nur kalten Widerſtand entgegen ſezen — damit, mag Traͤgheit oder Zerſtreuung zum Grunde liegen, wird der Nuzen ſeyn wie die Arbeit — Hachſtene oberflächlich, EX 00 Lücken der Gedanken 7 ri ee als bir Handlungen. Hiebet wohlverſtanden, und (. 7.) nicht vergeſſen 1 negative Hand⸗ lungen beſtimmen nichts; ſonſt mochte je⸗ N der zur Schanz Kondemnirte ſich einen ver⸗ trauten Mann nennen, weil er, Dank fei: ner Kette, waͤhrendet Strafzeit nicht de⸗ ſerkirt iſt. 2‘ 4 8 Nur wenige Praktik re: . 0 Sie bald von der Wahrheit uͤberfuͤhren: daß ohne Ta gordnung, alles was von in ſich sehn, beobachten beurtheilen — hiemit Selbſtkenntnis, geſagt iſt, ſchwer von ſtat⸗ ten geht — dieſe Tagordnung vielmehr, als ſchon entworfen, vorausſezt. Wer Stunden, Tage, Wochen durcheinander — ſo zu ſagen in ein Kahos hinlebt, den ſchreckt ſchon die Muͤhe dieſes Kahos aus⸗ einander zu wickeln, von dem bloſſen Ges danken der Selbſterforſchung ab. Faͤcher denn — abgeſonderte Rubriken fuͤr alles, wenn wir uns die ri wi eee 1 tigen wollen. 8 8 Und ſo mein? 05 unter . Sonn eine Stundeneintheilung, in die man verhaͤltnismaͤſſig zu Zeit rt und um⸗ ſtaͤnden, die gewoͤhnlichen Geſchaͤfte des Tags ſowohl, als das uͤbrigblei⸗ bende Leere / neben einander aufübreg 2 —y BER Es verſteht ſich, daß wo der Dienft unvermuthet abfordert, die Tagordnung ei⸗ ne Pauſe machen muß. Doch wird nie⸗ mand ſo mechaniſch feyn, für alles was Dienſt heißt, nur eine Rubrik zu halten, bei fo. vielen Unterabtheilungen, die der Dienſt macht, alles ohne Unterſchied fruͤ⸗ her oder ſpaͤter vorzunehmen, ſonſt waͤre das — Soldatenſprache zu reden — ein Fase Dienen. | 10 6. 43 Dieſe Tagorditung hat ee e gen Nuzen. Schon das Wort zeigt es genug, wohin fie fuͤhret — Ueberſchauen erfuͤllter und verſaͤumter Pflichten. Durch die Tagordnung klaſſifiziren Sie ihre Gedanken und Handlungen. Ich ha⸗ be bei anderer Gelegenheit angemerkt, daß wer nicht feine Ideen zu klaſſifiziren weis, nie deutlich denken wird — eben ſo mit den Geſchaͤften des Tags: wer dieſe nicht klaſſifizirt, wird fie nie d uͤberſehn / . xy fi) bei dem mindeſten Zufall in nichts finden, immer eines mit dem andern ver⸗ mengen, eines um das andere vergeſſen, manches nur darum ganz unterlaſſen, weil er ſich uͤber das wenn nicht determiniren konnte. Ein Geſchaͤftsmann dieſes Zu⸗ ſchnitts, heißt bei dem Vorgeſezten ein Konfuſionsrath, und der leidende Unter: geordnete ſagt es im ſtillen, mit einem ſchweren Seufzer nach. Eine Parallelſtelle fo verfaßter Arbei- ten zu haben, nur den Verſuch gemacht und alle Rubriken einer Stand- und Dienſt⸗ tabelle, ohne Klaſſifikazion, wie das Loos trift, hingeſchrieben — ſchwer, in man⸗ then Faͤllen faſt unmoͤglich wird es ihnen, die Gegenſtaͤnde nur obenhin im Gedaͤcht⸗ nis zu behalten, die Sie vorher, Zahl und Verhaͤltnis nach, fo leicht uͤberſchauten. hr # 975 „ . h 5 4 * * * ** „ * w N ‘ i BERN EN TR ARE WET + = G. Re 44. Lr „ Seine Anſtalten fürs Kuͤnftige machen vorausdenken, überlegen, was man . D 5 thun * el . will; mit. 1. bieſer Bebe kann ein junger Menſch nicht leicht auf ſchlechte Handlungen gerathen. Immer fuͤhret die Tagordnung dieſe Ueberlegung herbei. Man hat die Gelegenheit Boͤſes zu thun vor⸗ hergeſehn; aber vorſezlich luͤgt doch nur der abgehaͤrtete Boͤſewicht, geht nur der abgemergelte Schwelger, zum eckelhaften Beduͤrfnis gewordener Wolluſt nah, 10 45. Die e des Gren und Böfen, wird durch die Tagordnung befördert. So wie wir unſere Beſchaͤfti⸗ gungen voraus ordnen, ſtellen ſich uns die ähnlichen Faͤlle, in denen die Moralitaͤt etwan ausgeglitſcht iſt, mit einem war⸗ nenden Winke dar, oder beſſere ähnliche | Faͤlle, erfriſchen dem Gedaͤchtnis, eine nuͤz⸗ liche Lehre oder Beiſpiel, aus guter Ge⸗ ſellſchaft erobert = 905 eine ci ſchoͤne Hane . 46. Acbecheupt — und Bar vereinigen ich all ihre uͤbrigen Vortheile — wird durch die Tagordnung Thaͤtigkeit er⸗ halten, und Ach dieſe ko t, Daß Ser unthaͤtige für ſich eine Null in der Geſellſchaft, und der Unentfchloßne, durch ‚feine Zweifel, die er auch andern mittheilt, weniger als Null iſt, braucht als alltaͤgige Erfahrungsſache, keinen Be⸗ weis. Fir uns ſelbſt und fuͤr das ge⸗ meine Beßte, wuͤnſchen wir uns denn, thaͤtig und entſchloſſen zu ſeyn. Sich ei⸗ ne Tagordnung entwerfen, iſt bloſſer guter Vorſaß — ſich daran halten, fordert es viele Thaͤtigkeit — ungleich mehr noch Eutſchloſſenheit, üble Launen oder gar Lieblingsneigungen, wenn ſie mit dieſer Thätigkeit ins Gedraͤnge kommen, zu uͤber⸗ waͤltigen, mit dem Glockenſtreich Anlockun⸗ gen und Begierden auszuſchlagen, um Ar⸗ beiten, die dieſen ganz genau entgegenwir;⸗ ken, zu ergreifen, oder fortzuſczen. . 47. * 6 0 r 3. 47. In dieſer Thaͤtigkeit, in dieſer Ent⸗ ſchloſſenheit, liegt die Kunft des Selbſt⸗ bemeiſterns. Neuer Vortheil der Tag⸗ ordnung, wenn ſie zum Erwerb einer der erſten Geiſteskraͤfte beitraͤgt, ohne welche zwiſchen Menſch und Vieh, in Abſicht auf ſinnliche Triebe, und Anwendung der ma⸗ teriellen Kraͤfte, kein Unterſchied iſt. Den Begrif der Redensarten: der Menſch fuͤhrt ein viehiſches Leben, das iſt ein Vieh von einem Menſchen, genau auseinander geſezt — immer den beſon⸗ dern Fall in den allgemeinen verwandelt — was bedeuten ſie mehr als einen Men⸗ ſchen, der ſich von Sinnlichkeit und Leidenſchaft dahin reiſſen laͤßt? Zum Viehmenſchen in dieſem allgemeinern Ver⸗ ſtand, braucht es nun eben nicht einen Beſoffenen, der in der Kotlacke liegt, kein vor Zorn raſendes Knaͤbchen, das man in Bock ſpannen muß — mutato noinine de te fabula narratur, feiner Schwelger, BETA er Muͤſſiggaͤnger, „ Egoiſt; —— 61 Egoiſt; denn auch du ſucheſt nur Trieb und Begierde zu befeiedigen 8 2 Aus der Eutſchloſf enheit zu erben mit der Leute dieſer Art den Plan ihrer Nichtswuͤrdigkeiten verfolgen, ſcheint es zwar, daß man ihnen Thatkraft und Selbſt⸗ bemeiſterung nicht abſprechen ſollte. Laſ⸗ ſen Sie ſich das nicht taͤuſchen, wenn ein ſol⸗ cher Maͤrtyrer ſeiner Thorheiten, aller mora⸗ ſchen und phiſiſchen Empfindlichkeit Troz geboten, Hiz, Kaͤlte, Arbeit, Schimpf und Schlaͤge ahnt. Das iſt ſo we⸗ nig Selbſtbemeiſterung, als der ein kecker Reiter iſt, unter dem das Pferd durch⸗ geht. Nicht er hat ſich der Leidenſchaften — ſie haben ſich ſeiner bemeiſtert, ſtoſſen ihn durch iede Beſchwerlichkeit mit ſich fort, und reiſſen ihn endlich ganz in die erſt beſchriebene Menſchenklaſſe hin. Der Fall iſt tief, und doch ſo leicht moͤglich. Verſuchung, gereizte Leidenſchaft, gegen waͤrtiges, ſehr nahes Vergnuͤgen, die Nach⸗ theile ungewis oder doch entfernt; und dann nur einmal ſich nicht bemeiſtert — mehr brauchts wahrhaftig nicht, um >” und 6 2 — und nach zur E. firkenldfeften Sinnlich⸗ keit bis zum Viehmenſchen ſich herab⸗ zuwüurdigen. Jeder, der nur wenig ſich und andere beobachtet, muß eingeſtehn, daß dieſes ganz genau die Naturgeſchichke h des . „ air 1 * Bimerken Sie zt wie e Tbzeigkete, Deere in ſich gehn, Vorurthei⸗ le wegraͤumen, Umgang der Hoͤheru und Bejahrten — alles in einander greift — kein Glied in der Kette fehlen darf, wenn es uns nie an Veranlaſſungen zur ununterbrochenen, ſtets regen Tugend⸗ liebe fehlen fol. Damit verglichen, was von dem nach und nach in Abnahme der. Sittlichkeit, und Fortgang im Koffer, (S. 8. — 9.) geſagt iſt; und jeder wird tief den Blick in ſich ſelbſt kehren — ſich 1 ſich Ren m 18 ur adv | Nur falt 195 daß dieſe Selbſtbemei⸗ ſterung ſchon geübte Thatkraft voraus⸗ ſezt — durch den auflodernden Entſchlus: ich will mich bemeiftern » ch ni er⸗ 1 80 wird. | Auf ein urploͤzliches: halt! richt euch! werden ihre Leidenſchaften gewis nicht ſtilleſtehn. Lange Diſciplin muß vorher⸗ gehn, eh die Trupp auf das Kommando⸗ wort horcht; und eben fo muͤſſen auch die Leidenſchaften lang erſt diſciplinirt, in der Gewohnheit zu gehorchen unterhalten wer⸗ den, eh ſie Vernunft annehmen. Und ſo gewoͤhnen Sie ſich nur fruͤh in Kleinig⸗ keiten, die ganz von Willkur abhaͤngen; genau dem erſten Trieb entgegen zu handeln. | Unter Kleinigkeit und Willkur wird hier verſtanden, was dem ehrlichen Manne klein und willkuͤrlich ſeyn darf — in die⸗ ſen verſuchen wir's uns zu bemeiſtern; in e Pflichten. ift nichts Wi ill⸗ Willkur, und nicht die Zeit zum Berfus chemachen. Auch wär’ es gefährlich, ohne Proben im kleinen, es da zu wagen, wo ſchon Neigung, Aera e un eine VVV | Koͤnnen Sie glauben, sah der r Menſch⸗ dem z. B. auf die Zunge fiel zu ſagen: heut iſt ein ſchoͤner Tag — uͤberhaupt ſo was das man ohnedies ſchon weis, oder nicht zu wiſſen braucht; und der nach dem zweiten Gedanken: ich kann ſchwei⸗ gen, es verſuchen von der Selbſtbemei⸗ ſterung im kleinen mich zur Selbſtbemei⸗ ſterung im groſſen hinauf zu arbeiten, dem ohngeacht vom ſchoͤnen Wetter re⸗ dete — koͤnnen Sie glauben, daß der in ö Gelegenheiten einen Einfall zu ſagen, eine vermeinte Beleidigung durch ein Bonmot zu rächen, dem Hange zur Schmaͤhſucht nicht nachgeben — im Augenblick der aufwallenden Leidenſchaft ſeine Zunge be⸗ zaͤhmen wird? Wie in dieſem Fall, ſo in andern. Der nicht in Kleinigkeiten, in Sachen die an ſich unbedeutend find, ſich ken — verlaugnen kann Weird [2:3 in iu Sachen von Wichtigkeit noch weniger. Ich habe mit Vorbedacht das Beiſpiel von der Zunge gewaͤhlt, weil doch von hun⸗ dert Sottiſen, die der Menſch begeht, im⸗ mer neunundneunzig die Zunge herabrole len — Verhaltnis, das man nicht mehr zu miſantropiſch berechnet finden wird, wenn man nur kurze Zeit hindurch ſeine Tagrechnung N u ge ken 3 09 f u die Sehe gewinnt bei der Tagordnung. Der voraus uͤberlegt, was er unternehmen will, nachberechnet, was er unternommen hat, der wird ſein Geld nicht unnuͤz über das Fenſter werfen. Doch — damit die Materien nicht noch mehr durch eingewebte Nebenſachen getrennt werden — von der Oekonomie das meh⸗ rere an ſeinem Ort. . 79.0 f F. Se Aber ein Mittel mehr 0 zufrieden * 1 er werden, worinn immer E es 6. es 1 mag. Und hier, ob der Ordent⸗ liche oder der Unordentliche zufriedener lebt, nur auf beide hingeſehn, welcher mehr das Gepraͤge der Zufriedenheit auf ſeiner Stirne tragen — welcher in ſeinem Hausweſen mehr, ſeinem Stande gemaͤſ⸗ ſen Ueberflus ankuͤndigen wird? Unſtreitig doch der erſte. Denn von einer ſolchen Tagordnung, daß man mit dem Glocken⸗ ſtreich dem Spielhaus u. ſ. w. zulauft, vor Mitternacht nie zuruͤckkehrt, iſt es hier nicht gemeint; wenn auch Luͤderlichkeit ge⸗ gen Luͤderlichkeit gehalten, an der Beſſe⸗ rung da weniger zu verzweifeln if, als bei dem, der heute ſo, morgen ſo — von einem ins andere hintaumelt. Erſterer nur in andere Umſtaͤnde verſezt — freilich in ſolche zur Selbſtpruͤfung beſonders gluͤck⸗ liche umſtaͤnde, von denen (. 37) gere⸗ det wird — iſt wenigſtens einer Stun⸗ deneintheilung gewohnt; der Abentheurer der zweiten Gattung muß erſt ſeine Abnei⸗ gung fuͤr alles was Tagordnung heißt, uͤberwaͤltigen — het ein Hinderniß mehr den Ruͤckweg zur Vernunft anzutreten, ö 0 der ‚eiftigfen. RN: weniger, ſich i darauf darauf zu erhalten. So wichtig — ſo auffallend wichtig hir nd die Fa der sn | EN sm | Das werke ebenen ot der. Selbſt⸗ Nuts im Wege ſteht, liegt in den fal⸗ ſchen Begriffen, die fo viele Menſchen — immer die am meiſten Sottiſen begehn, und zu weich ſind nur zu verſuchen, ob ſie ei⸗ ner einzigen Meiſter werden koͤnnten — ſich von Charakter, Temperament, An- lage und Neigung machen. Sie reden von alle dieſen, als Kraͤften, die auſſer dem Menſchen liegen, ihn unwiderſtehlich dahinreiſſen. So hoͤrt man taͤglich den Schwelger, den Ungeſtuͤmmen, den Gaͤhzor⸗ nigen, den Traͤgen u. a. wenn er eignen Bewußtſeyn und der Welt, den Fehler nicht ablaͤugnen kann, ſich mit Tempera⸗ ment und Charakter entſchuldigen — im⸗ mer den Hofmeiſter ſeine Mien dem ... ua ds and N | B REP, J * N E 4A 255 Zur Erläuterung nur einige Gegen: 3 Ich liebe dieſes Mittel Sophiſmen zu beleuchten, weil aus der Betrachtung was im gegenſeitigen Fall entſtehen muͤß⸗ te, der Irrthum ſehr auffallend wird. Ein treffender Gegenſaz bricht auf den halbwiſſenden, ſchoͤnſchwaͤzenden Gelehr⸗ famkeitsblenkler, der mit Wiz es gegen Verſtand aufzunehmen a wie ein u Kar anna e > „ „ J 11 ie 92 * * ‘ — 1 53. ; Doch die Frage war 5 5 nur RER and perament. Wär’ es ausgemacht, daß dadurch Neigungen und Handlungen beſtimmt werden, mit andern Worten geſagt, daß alle Fehlerhaftigkeiten — den Sprachrigoriſten mag dieſes Wort viel⸗ leicht nicht behagen, mir kommt es aber ſo faßlich vor — daß alle Sehlechaftiar keiten vom Temperament herruͤhren ; ſo waͤr' es widerſinnig und ungerecht, den Menſchen, der mir mein Haus verbrennt oder meinen Freund entleibt, jemals zur N 2 Strafe Strafe zu ziehn — es war Rachgier, Zorn, Temperamentsfehler alſo; und man koͤnnte, da durch Arzneimittel Tempera⸗ mente geſtaͤrkt, geſchwaͤcht, auch ganz um: geſtimmt werden, ihn hoͤchſtens etwa der Selultät übergeben. San | ar, „ da das engen eines fechsigjährigen,. dem Temperament, fo er mit zwanzig Jahren hatte, nicht mehr als fein Greiſengeſicht feinen. Juͤnglings⸗ zuͤgen gleicht — woher denn, daß aus dem jungen Bonvivant ein Vieux debau⸗ che wird — ohne Kraft, doch der Wille zun fürdie gen übrig bleibt? 1 Item, nahme „ nie 1 18 ee ſich nie, wäre nie der Vernunft untergeordnet - welchen immer von dieſen drei Säsen,. oder auch alle drei zugleich man annehmen wollte; ſo koͤnnte erſtens kein Fall ſtatt finden, daß ein junger Menſch durch heilſames wo an⸗ rennen (. 37.) gezuͤchtiget, durch ers fchwelgse Krankheiten von der vorigen Afenzakt a en oder durch Bei⸗ . era ſpiel, — herz ſpiel, Umgang, Lektuͤr noch aus der Er⸗ | ziehung zuruͤckgebliebene, gute Eindruͤcke — was immer über kurz oder lang den Thoren zurechte bringen muß — im vol⸗ len Lauf ſeiner Leidenſchaften aufgehalten wuͤrde. Zweitens, wenn Temperament ſo ganz unwiderſtehlich wirkende Kraft — hiemit ſchlechterdings phyſiſche Impulſion wäre ; fo müßte vermoͤg den Regeln der Phyſik, dieſe Kraft im erſten Augenblick viel ſtaͤrker als im zweiten, dritten u. fü w. ſeyn, auſſer man wollte ſie ratione inverſa diſtantiarum quadratorum, wie den Fall der Koͤrper berechnen; und hier entſiele dem Temperamentiſten ſein impo⸗ nirendes — wer kann für den erſten Augenblick ſtehn ! — das Lieblings⸗ wort, mit dem er ſich taͤglich fo manche Sottiſe bepflaſtert. Denn Temperament ſo unuͤberwindlich angenommen, koͤnnt' es um ſo weniger im erſten Augenblick ſei⸗ nes vollen Entgegenſtrebens uͤberwaͤltigt gar nie ein erſter Trieb von Zorn, 5 oder ſonſt einer Temperamentskraft, wo immer ſich das Maͤnnchen befaͤnde, durch. 0 N der e und a zu⸗ ruͤck⸗ DA rückgehalten werden. | Erfahrung lehret ganz das Gegentheil. Und all dieſe Un⸗ gereimtheiten, muͤßte man, die Unuͤber⸗ windlichkeit des Temperamentes zu behaup⸗ ten, im Angeſichte dieſer Erfahrung be⸗ jahen, die ſo manchen Helden eine ſtarke Wahrheit, oͤffentlich und in e . abe ſah. N 8 a AZugeſtanden aber daß das Ades ment ‚überwunden wird — ob es dann dem ohngeachtet Fehltritte enſchuldigt 2 Die Frage ſoll bald ihre Stelle zur Un⸗ terſuchung finden — Wee 8 9 . ee mein. ate 54.7 e 3 wird 1 woht jeder „in Beziehung auf's Sittliche ver⸗ ſtehn, was unter Temperament in Bezie⸗ hung auf's Phyſi iſche verſtanden worden iſt: auſſerdem wuͤrde beides für eins ges nommen, und ich hätte dann nur auf den origen F. zuruck zu verweiſen. Alſo 1 E 4 | Nei⸗ Neigung Gemuͤthsbeſchaffenheit, in: ſofern ſie des Menſchen ſittliches Be⸗ N beſtimmen, Ei 12 190 Nun faul Ache Aan dieſe ve 30 phyſiſcen Beſchaffenheit des Menſchen, oder in der einne oder in e Zugteich! 2 Im eeſten Fall kämen wir ſchon wieder auf das Temperament zuruͤck. Im zweiten Fall, wenn Charakter in der Ber: nunft liegt — von der Vernunft abhaͤngt, und Charakter das ſittliche Betragen des Menſchen ſchlechterdings beſtimmt; ſo wuͤrde folgen, daß alle Moral zu nichts mehr taugte, als durch die Kommerzien⸗ zweige der Papiermuͤhlen, Buchdruckereien, Verlagsgewoͤlbe und Maͤklerbuden, Geld in umlauf zu bringen — daß die gegen den Knaben der luͤgt, zu rechter Zeit gez. brauchte Ruthe, der gegen den Naͤſonneur ausgeholte Korporalſtock, oder nach Stan⸗ desgebuͤhr auferlegte Profos, unbillige, zur Beſſerung der Menſchen ſo ganz un⸗ nuͤz verſuchte Mittel wan Dem Heuch⸗ 1 ler ler muͤßte fo wenig moͤglich ſeyn , feine Gemuͤthsbeſchaffenheit zu verſtellen „ als der Lahmgeſchoſſene das Krumgehen ver⸗ ſtellt. Kein Nackenbieger auf dem ganzen Erdboden mehr, der nach den Umſtaͤnden und Ausſichten, ad captandam benevolen- tiam, oder in der ſchon kaptivirten ſich zu erhalten, auf gnaͤdigen Wink was immer einen Charakter meiſterhaft ſich anlü- gen wird. Und endlich — zugegeben, daß Charakter in der Vernunft laͤge, von dieſer abhienge, wuͤrde doch zugleich be⸗ hauptet, daß aus Vernunftſchluͤſſen keine Beweggruͤnde gezogen werden koͤnnten, den Charakter nach eingeſehenen, erlaub⸗ ten, loͤblichen Abſichten zu beſſern, zu ver⸗ vollkommnen : mit andern Worten eben fo viel, als — Vernunftſchluͤſſe helfen der Vernunft zu nichts. In der That, eine lange Reihe un die man en nn Mes u | „Im dritten Salt, daß in. von een und Vernunft zuſammen ab⸗ un” oder in beiden 5 0 1 auch ER ae 7 alle (5. 53.0 angeführte cet, bu Amamen, | | F un I 186 | Sur Eewahnaheic; en Kei gungen — nichts anders läßt ſich doch nicht unter Charakter verſtehn — beſtimmen den Menſchen in dieſem und jenem Fall; aber ſie ſind darum kein Beſtandtheil von ihm — nicht Natur, welche zu ändern man vergebens arbeitet. Noch hat man nicht den Mann geſehn, der vom Juͤng⸗ lingsalter bis zum Grabe hin, nach einer⸗ lei Maasſtab den Werth der Dinge beur⸗ theilt hätte, Unſre Beduͤrfniſſe verändern. ſich — mit ihnen das Urtheil vom Wer⸗ the der Guͤter, oder der Gegenſtaͤnde un⸗ ſrer Neigungen, wir kommen von alten Gewohnheiten zuruck, und nehmen neue an: alſo ändere ſich der Charakter nach den Umſtaͤnden, entſteht und verſchwindet unter den Augen des Beobachters. Den⸗ noch hat man ihn mit angeborner, fuͤr Gutes oder Boͤſes enffäebener Faͤhigkeit serinschfeh koͤnnen. x $. 56. . 36. n d ne Anlagen des b Menſchen zweideutig. Gemuͤthskraft und Furcht, Tugend und Traͤgheit, liegen in ihren erſten Keimen neben einander: erſt, wenn durch Erziehung oder Zufall entwi⸗ kelte Begriffe dem ſchwank enden Wollen und Nichtwollen die Richtung ge; geben ha⸗ ben, nennt man die Gewohnheit zu han⸗ deln, Anlage — e den ee Cha⸗ . KIT: Ich mag enter über Worte breiten. Aber über alle Abſurda (. 53.) wegge⸗ ſehn, und einen angebornen Charakter zu⸗ gegeben — was wäre Recht und Sitten damit abgewonnen, wenn doch jeder Cha⸗ rakter, den immer Sie ſich denken wollen, gute ſowohl als boͤſe Gedanken und Hand⸗ lungen wirkt — einerlei Hang, wie er in der Mittelſtraſſe bleibt, oder in Ausmaaſſen e ’ ne und Ber werd FR Stellen | Stellen Sie z. B. dem Stolzen gegen⸗ e feinen Gegeufüßler, den Kriecher — izt von beiden Ausmaaſſen auf den Mit⸗ telpunkt eingelenkt, finden Sie den ſitt ſa⸗ men, beſcheidenen Mann, der weder mit Worten noch mit Mienen mehr ſeyn will als er iſt, niemand rebuͤtirt, aber auch nicht aller Welt ſtlabiſch dachwſtmelte „ glücklichen Mittelpunkt ver⸗ loren, arten alle Tugenden aus. Ei⸗ nige Beiſpiele koͤnnen mich erlaͤutern — nebenbei noch andern Nuzen haben. So iſt es ſchoͤn, alles was gut und edel iſt mit Waͤrme durchzuſezen, zu vertheidigen — ein raſcher Schritt nur uͤber die Graͤn⸗ ze hinaus, haben wir Unvertraͤglichkeit, Schmaͤhſucht. Freigebigkeit wird erſt Schwachheit, 5 dem Manne der impo⸗ nirt, nichts abzuſchlagen weis — Untu⸗ gend, wenn Eitelkeit und Lobgier ihr auf halbem Weg begegnen — Laſter fo weit endlich, daß Tartuͤfferei und Gewinnſucht ſie veranlaſſen, Wucherer fromme Stiftun⸗ gen machen, Pachtjuden Geſchenke geben koͤnnen. EUREN) verſaͤumt leicht, 19 durch * durch moͤſſigen Gebrauch finnlicher- Erqui⸗ ckungen und Ergoͤzlichkeiten das Beiſpiel zu geben, wie der Weiſe Erholungen ges nießt. Das war nur verſaͤumte Tugend. Aber aus der Traͤgheit ſich und andern Genuß und Freude zu gönnen, wird Man⸗ gel des Gefuͤhls — das entſtandene Leere erſezen Begierden — dieſe vermehren ſich, und aus Armuth und Muthloſigkeit ſie zu befriedigen, wird Geiz von der lezten Gat— kung — a i au, Geade des ee ke ö — Ai Alle diefe Entfernungen vom Mittel⸗ punkt, waͤren denn nicht Natur, nicht Charakter — zufaͤllige, immer willkuͤr⸗ liche Richtung, die man ſeinen Nei⸗ gungen und Chatkraͤften, was das mehr und weniger betrift, gegeben hat. Und ſo kann doch der Charakter eines? Menfchen, nichts in der Moralitaͤt ſeiner Handlungen vermindern. In der That, ſo wenig die Farben, mit denen der Maler unflaͤtige oder * Gegenſtaͤnde malt, an ſich | Fr unfl&tig oder auferbaulich find, eben ſo wenig ſind die Charaktere der Men⸗ ſchen an ſich ſchlecht oder gut — ihre Handlungen ſind es, und das Beiwort iſt von der Wirkung 4 50 die Urſache zu⸗ rückgekehrt. | 6. 53. Ic bin im Humor Ge neee bei denen der Beweis keine geometriſche Methode vertraͤgt; und ſo will ich mit den Maͤnnerchens, welche auf Unkoſten von Tem⸗ perament und Charakter, all ihre Sotti⸗ Ten privilegiren. — Tugend und Kafter zur bloſſen Vertragsſache machen moͤch⸗ ten, ſo ſaͤuberlich als ich kann, verfahren. Die Tropiken belt die Morali⸗ taͤt, lehren fie uns, und was unter einem Himmelsſtrich Tugend hies, wird unter dem andern fuͤr Laſter gelten. Der Saß mag für manches Menſchengeſicht gar troͤſt⸗ lich ſeyn. Nur Schade fuͤr all den Auf⸗ wand mit Eempframente e und Charakter⸗ ent⸗ ahl g mage denn ſeh⸗ ich an 8 folgt bierguec daß gar keine Tugend, gar kein Laſter iſt. Alles wie man will, ſo lang wir im Kane der ee bleiben. Aber einen Schritt u nur heruͤber giebt's eine peinliche Halsgerichtsordnung „ waͤre nun freilich rathſam, ſich um den Einflus der Tropifen und des Klima's ge- nau zu erkundigen. In dieſen Gerichts- ordnungen, ſcheint mir, liegt überhaupt ein groſſes Geheimnis, Philoſophen und Nichtphiloſophen gleichen Weg zu fuͤhren. Die lezten, ohne es zu wiſſen, die erſten, ganz überzeugt, daß Charakter und Tem: perament unwiderſtehlich wirket, ehren die Polizei, ſo gut oder ſchlecht immer das Klima ſie gemacht haben mag, und nur ſelten ſieht man einen Unwiſſenden, der keine Geographie verſteht, in einem Lande, wo ſtehlen, mordbrennen, vergiften, weni⸗ ger gleichgiltig ſind, ein . der Der: Ragsgeinge: werden. | 6: deere Worte ſind's denn, und Ge⸗ ſchwaͤz, wenn behauptet wird, daß man ſeinem Charakter nicht entgegen handeln, ſeinem Temperament nicht ei koͤnne. 0 Warum ſollte der ann de dem Galgen gegenuͤber kein Schurke ſeyn will, zwiſchen den ſichern Waͤnden ſeines Zim⸗ mers Akten verfaͤlſchen , oder Goldſtuͤcke beſchneiden muͤſſen? Und der luͤderliche Junge, den Temperament und Charakter von einer Ausſchweifung in die andere fortreiſſen — warum bemeiſtert er ſich unter den Augen eines Vorgeſezten? Hat hier das Temperament Stunden, Ta⸗ ge, Wochen geſchwiegen — warum folk”, es nicht auch Monate, Jahre — eine gan⸗ ze Lebenszeit ſchweigen koͤnnen? Nahe Gegenwart buͤrgerlicher und natuͤrli⸗ cher Strafen, wirkt auch auf den Leicht⸗ ſinnigſten. Beweis die ganze Feldzuͤge hindurch erprobte Enthaltſamkeit ſo Man⸗ cher, die ſonſt eben keine Tugendſpiegel find — aber die Möglichkeit einem Streifs ſchuß zu begegnen, € ex vita ante acta toͤdt⸗ lich. lich werden kann, (') reizt zu wanther⸗ lei Betrachtungen, die den ſtaͤrkſten Tem e ee enen N Ein drittes Vorurtheil, welches den Fortgang der Selbſtkenntnis aufhaͤlt, iſt das wenige Anhalten vieler jungen Leute, in der Prüfung ihrer Faͤhig⸗ keiten. Wo immer etwas nicht auf den erſten Verſuch gelingen will — ſchon ent ſchuldigt ſich die Traͤgheit mit dem Man⸗ gel an Gaben. Zweite, dritte Arbeiten, unternimmt man aus eigenem Antriebe nüchen Auch he man zu wenig die Se⸗ ee | 786 e a 5 2 Ueber die mediziniſchen Urſachen „ warum ein Streifſchuß toͤdtlich wird — und wie viel die Beobachtung und Nichtbeobach⸗ tung der 10 Gebote, in der Kur veraͤn⸗ dert — daruͤber moͤchte mancher alte Re⸗ „ eig ſchbne n u. macht haben. 5 Werber ſeine Rraft an den Gegen⸗ ſtaͤnden zu meſſen; ; daher, daß oft ein gluͤcklicher Zufall, entſchiedene Kunſtfaͤ⸗ higkeiten in ſpaͤten Jahren erſt aus dem Schlummer weckt, und woraus ſich, da doch die Welt nicht immer durch Zufaͤlle regiert wird — der Verluſt fuͤr die Ge⸗ ſellſchaft berechnen laͤßt, wenn fo man⸗ ches Muſiker⸗ Maler - und Baumeiſterge⸗ nie hinter dem Pfluge geht, ſo mancher gute Arm fuͤr das Vaterland in a 1 IA 9 $ 60. | Kein ungluͤcklicher in der Welt, als der Mann, der auſſer ſeiner Sphaͤre lebt. Denn, ſchlechterdings unbegabt iſt doch niemand. Auch der groͤßte Dummkopf nicht — Dummkopf hier fuͤr den niedrig⸗ ſten, wie Genie für den hoͤchſten Grad L beide Ausmaaſſen des gemeinen Men⸗ ſchenſinnes angenommen, die Satire und Schmeichelei beiſeit eine ſo ſelten als die andere iſt. e N wir, daß die⸗ \ A = r 83 dieſer niedrigſte Grad doch hinreicht, le⸗ fen, ſchreiben und rechnen zu lernen — drei Kenntniſſe, die man ohne viel rer ſonnirt zu haben, nicht beſizen kann. Selbſt die Menſchenvarietaͤt, die ei ner andern Varietaͤt (“) nach den ver⸗ ſchiedenen Mundarten, als Hausnarr, Ein⸗ falt, Jodel, Talkerl u. ſ. w. zur Kurzweil dient, beweißt nichts wider den Saz; denn nur Vernachlaͤſſigung und Muthwill hat die ſe armſeligen Geſchoͤpfe fo Aufferft elend gemacht, da Taubgeborne — hiemit . und eben diejenige, die fuͤr dit f F 2 Ges | () Ein zweiter Linne moͤchte Mühe haben, beide dieſe Varietaͤten richtig gegen einan⸗ der zu wuͤrdigen. Der Haushofmeiſter S. G. legt alles, was Sie auſſer ihrem Wer ſen, an fremden Werth beſizen — den gu⸗ ken Einfalt ſelbſt mit eingerechnet — auf die Wagſchaale, und macht damit die Va⸗ rietaͤt feines Herrn über Tauſende, die ihre Menſchheit vor allen Naturkuͤndigern bes weiſen würden, weit binaufiteigen: Geſellſchaft erwaͤhnter Reichen am mei⸗ ſten geſucht werden — Dank ſei es men⸗ ſchenfreundlicheren Anſtalten, beſſer leſen, ſchreiben und rechnen lernen, als mancher gutorganiſirte Junker es von hohen Schu⸗ len zu Hauſe bringt. Erfinden wuͤrden ſie dieſe Kuͤnſte freilich nicht. Aber auch das Pulver haͤtte von fo viel hundert⸗ tauſend wakern Maͤnnern, die damit her⸗ umſchieſſen — von ſo viel zwanzig ge⸗ lehrten Pyrotechnikern, die ſeine Gewalt berechnen, vielleicht keiner erfunden, wie das meiner Meinung nach ſo ziemlich in der Natur iſt; denn richtig berechnet, braucht es zum Pulvererfinden, fuͤr ſo viele Jahrhunderte nur einen einzigen Kopf — gute Schuͤzen koͤnnen wir in reinem Jahrhundert zu viel haben. . 61. Daß berhaupt „ der nicht N dem Kopfe dienen will, die fonft in feinem Koͤrper zerſtreut liegenden Kräfte herge- ben Kr, iſt uraltes Weltrecht; und daß Wer er damit oft nur wichtiger für die Ger fell chat, 175 eben ſo alte Erfahrung⸗ Ein Wort 115 über die Vopfga⸗ 135 mit denen man dient. Dieſe re⸗ duzieren ſich ſo ziemlich, auf Gedaͤchtnis und Beurtheilungskraft — was ſonſt noch hieruͤber in der Metaphyfit feht, RB hen dort wichleſen. . Aber Nerd ate wir doch den, der in allem was ernſthaft iſt, weder eines noch das andere ankuͤndigt, in jeder Schule auf der Extrabank ſaß — wie liſtig wird er nicht alles, was ihn im Genuß ſeiner lieben Faulheit erhalten kann, zu benu⸗ zen wiſſen — wie thaͤtig ſeine ganze Seele auf Poſſerei und Nichtswuͤrdigkeit hinheften. Mit vollem Recht zaͤhlt man Leute dieſer Art, in der erſten Hinſicht den Dummkoͤpfen zu, wenn ſie es auch nur beziehungsweiſe, aus eigner Wahl fuͤr ein Fach — das Fach des Guten ſind. In der zweiten Hinſicht, ſollte man noch ſo gut kalkulirte Maliz, noch ſo 10 75 ausgeſonnene Rachbegierde, der | 53 Ehre 8 6 — m — Ehre der Tugend willen, nie für Verſtand gelten laſſen — die entweihte, herab⸗ gewürdigte Faͤhigkeit auf beſſere Ge⸗ genſtaͤnde lenken, oder will ſie dies nicht — den Kopf von allen Geſchoͤften aus⸗ ſchlieſſen, und den Körper aubeisen! laſſen. l Ganz 4 8 as ſchs, wo die Gelegenheit zur Ent wicklung der Yla- turgaben abgeſchnitten iſt, wie wenn 3. B. dem Schüler, der mit Antworten aus eigenem Nachdenken mit ungelegenem Menſchenverſtand beſchwerlich fällt, das Ingenium ex cathedra abgeſprochen wird. Dergleichen ſchlechte Subjekte bilden ſich nachher oft zum verwundern aus, und machen einen Fortgang in Kuͤnſten und Wiſſenſchaften, der den naar verdrüfe ar muß. 6. 62. Alles zuſammengenommen, folgt fo viel: daß vielumfaſſendes Gedaͤchtnis, weitaus⸗ | fesende Verſtand, W in der 9 1 50 Voll⸗ ee d untrtz Menſchen tat fin⸗ det — das Antheil jedes Mutter ſohnes wer⸗ den kann / und daß auſſer der Ide alwelt in der wirklichen Natur, nach Verhaltnis eines Feldmarſchallſtabs zu hunderttau⸗ ſend Feuerroͤhren, ein herrliches Gleich⸗ gewicht mit Austheilung der Gaben fuͤr die beſte Welt getroffen iſt. Wollte nur jeder die ſeinigen anwenden — die ganze Summe wuͤrde mehr als hinreichen, alles Gute zu ſtiften, was Pflicht, Ge⸗ fuͤhl, Dankbarkeit uns abfordert, und wo⸗ von auch der dummſte Menſch, innerhalb den Graͤnzen ſeines Wirkungskreiſes, ſich richtige Begriffe zu machen fähig genug iſt $. 63: | Sehrshefeieen bis auf den ersten Ur⸗ ſprung — an die Quelle zuruͤck nachge⸗ gangen, und wir werden die. Geſchichte je⸗ des Vorurtheils, die ganze Folge von Irr⸗ ſchluͤſſen finden, mit denen man immer nur Fehler des Temperaments, des Cha⸗ rakters und der Kopfgaben da hinplaudern F 4 will, 66 will, wo man aufrichtig ſeyn, und Man gel des Willens eingeſtehn ſollte. Fg. 64. Aus uͤberhandgenommenen Gewohn⸗ heiten werden Laſter — es koͤnnten eben ſo gut auch Tugenden daraus entſtehn. Ich kann, wenn ich aufmerkſam auf mich ſelbſt bin, das falſche Licht eines erſten Eindrucks gewahr werden, meine, auf die⸗ ſen erſten Eindruck gebauten Irrſchluͤſſe entdecken: ich kann, wenn ich zu ſorglos, was in und neben mir geſchieht, voruͤber⸗ rauſchen laſſe, truͤgeriſchem Reize nahen unmittelbaren Gluͤcks nachlaufen — ein⸗ mal nur vom Zwange der Selbſtbemeiſte— rung mich losgeſagt, von einer Nachgie-⸗ bigkeit zur andern, kaum Irrthuͤmer in meinen Vorſtellungen, kaum Fehltritte in meinen Handlungen da ſehn, wo mein ganzes Weſen ſchon Laſter iſt. So ha⸗ ben Temperament, Charakter, Gaben des Kopfes und des Herzens, ſich un⸗ bemerkt auf boͤſe ee ge⸗ b a ſtimmt. ſtimmt. Immer liegt in mir die Urſach, daß ſie ſich nicht auf gute ſtimmten — die Arbeit waͤre gleich, nur das angewen⸗ dete Material macht den Unterſchied. 8. 6. um Freipaß denn fuͤr Sottiſen 7 90 in dem ganzen Naturfehler, Charakter⸗ und Temperamentsgeſchwaͤzge. Und fo muͤſſen wir, wenn wir nicht Sottiſen uͤber Sottiſen begehn — und auf eigene Rech⸗ nung begehn wollen, immer auf: ſich ſelbſt ſtudieren, ſich ſelbſt hofmeiſtern, Cagrechnung und Tagordnung halten, umgang der Hoͤhern und Bejahrten ſuchen — alle vorhin (§. 1. 13. 39. 43.) zur Selbſtkenntnis empfohlene Mer, den Rückweg nehmen. | Auf dieſem Ruͤckweg 1 ebe auch die Wahrheit aufſtoſſen: daß wie eine Moralitaͤt an der andern, ſo auch eine Untugend an der andern haͤngt; Mae der von einer Moralitaͤt ſich losreißt, "553 mit mit der erſten Divergeiipeicheniig vom gol⸗ denen Mittelpfade ab, ſchon gegenuͤber dem Frevler ſteht, der mit vollem Bewußtſeyn fehlt, Gott und Tugend glaubt, Strafen ahndet, und dennoch ſuͤndigt — ganz ge⸗ nau der traurige Zuſtand, von dem ein Weltweiſer, oder wenn's in unſerm verfei⸗ nerten Jahrhundert ſo zu eitiren noch er⸗ laubt iſt — ein Apoſtel ſagt: et daemo- nes credunt; et contremiſcunt. Er hat mir, im vorbeigehn zu ſagen, noch ein paar meiner Maximen hergeliehen. Ich fuͤrchte nun eben nicht vor der feinen Welt auf dem Plagiat ertappt zu werden; ich will aber dennoch aufrichtig geſtehn, daß Sie alles was hier geſagt worden iſt, ſchon in den Buͤchern der Spruch woͤr⸗ ter, der Weisheit, Jeſus Sirach, in den Evangelien und Briefen der Welt⸗ apoſtel, finden koͤnnen. Koͤrnichter nun | feil ich ausgedruckt . 66. Und ger mein Konfftesen: „ warum ich, was in jenen Buͤchern viel koͤrnich⸗ | ter 91 ter gefagt G. im Broohrenten herab: ee Erſtens. So iel hbliche Se de⸗ nen man mit einem: forſcht euer Gewiſ⸗ ſen und dergleichen, nicht kommen darf, leiden es doch ganz gerne, daß man ihnen einen Pythagoras citirt, laſſen der Ma⸗-⸗ xime: uͤberdenkt mit jedem Ende des Ta⸗ ges euer Verhalten, wenn ſie dem Welt⸗ weiſen auch fo wenig als der Schrift fol⸗ gen, doch Gerechtigkeit eden Zweitens, Diefer Mann REN mir gefehict, Sie meine Zoͤglinge zu uͤber⸗ fuͤhren: daß wahre, der Natur des Men⸗ ſchen anpaſſende, ſeine Handlungen auf wahre Glaͤckſeligkeit hin beſtimmende Phi⸗ loſophie, nur in dieſem Urbuch aller Ma⸗ rimen und Sentenzen gefunden wird. Was immer Sie in ihrem Leben aͤchte Moral leſen und hoͤren moͤgen, iſt fuͤr jedem, der nur die Muͤhe des Vergleichens nicht ſcheut, doch nichts als periphraſirter Shrifttert. Zu Zeiten aus aͤhnlicher Se als die einige periphraſirt; zu ) Zei⸗ Zeiten auch von weniger aufrichtigen Schriftſtellern benuͤſt, mit modernen Wort⸗ fügungen verbraͤmt, in Duodezformat und unter der Lieblingsparole von denkenden Jahrhundert, herrſchender Aufklaͤrung , Menſchenkenntnis und Menſchenliebe, als neue, von der lezten Generation erſt ab⸗ gelaͤuterte Begriffe — heiligen und pro⸗ fanen Sittenlehrern unentdeckte Weisheit, ausgegeben. Naͤher beleuchtet, und die zufaͤlligen Verzierungen weggewiſcht, nun freilich eben das, was unter den abge⸗ nüsten Ausdrücken, Liebe des Naͤchſten, Gebote Gottes u. ſ. w. von Dorfpfarrern und Dorffchulmeiftern, fo oft und bieder herabkatechiſirt worden iſt. Aber geſtehn Sie es aufrichtig — auch bei Ihnen haͤtt? ich vielleicht weniger Eingang gefunden, wenn ich Ihnen gut populaͤr gerathen haͤtte: Leſen Sie den Katechiſmus. & 67 Daß kein Sittenlehrer noch Geſezge⸗ u. 4 unter Alten und Neuern, die Hands lungen | | 93 lungen der Menſchen, in Abſicht auf Pflicht, gegenwaͤrtige Ruh und kuͤnftige Gluͤckſelig⸗ keit — die Bande der Geſellſchaft in Ab⸗ ſicht auf oͤffentliche Sicherheit, gemeines Beſtes, Verhaͤltnis der Unterthanen und Regenten u. ſ. w. genauer, richtiger, billi⸗ ger beſtimmt, als die h. Schrift; daß von ſo viel andern Wahrheiten und Tugenden, welche uͤber die genannten, dieſer Koder der Menſchheit lehret, ihnen nichts be⸗ kannt war; noch weniger, daß fie die gan— ze Sammlung aller, fuͤr allgemeine Ord⸗ nung und Gluͤckſeligkeit nothwendigen Ge⸗ ſeze, auf den einfachen, allen Menſchen begreiflichen, und doch alles umfaſſenden Inhalt: Liebe Gott ꝛc. ꝛc. liebe deinen Naͤchſten ꝛc. ꝛc. zu reduziren gewußt haͤt⸗ ten — alles dieſes, wenn's nicht fo waͤ⸗ re, duͤrft' ich es, gegenuͤber einem Heere trauriger und wiziger, gelehrter und un⸗ gelehrter Offenbarungsveraͤchter, ſo dreiſte behaupten, da jeder das Buch in der Hand, mich des Gegentheils beſchaͤmen koͤnnte? Ich fuͤrchte das nicht — fordere ſie viel⸗ mehr alle, wie ſie ſind, aus: mir den 3 Braminen, Barden, Skalden, 9 oder 94 oder was ſonſt noch die Weisheit fuͤr Zu⸗ ſchnitte gehabt haben mag, zu nennen, der z. B. Vaterlandsliebe beſtimmt — im Kriege nur die Nation, nicht das auſſer den Neihen ſtehende Individuum anzugrei⸗ fen — dieſes nie zu haſſen, vielmehr zu lieben, befohlen haͤtte? Noch willkommner ſoll mir der Mann ſeyn, der Aufruhr ohne Ausnahm als Uebelthat verwarf, der dem Thron eine ſtaͤrkere Stuͤſe gab, als ihm das Chriſtenthum giebt. Dieſen mir ge⸗ nannt; und ich baue der Philoſophie einen Altar ng 1 65. ih Aus der Akt Philosophie und Chriſten⸗ 1 0 thum zu vergleichen — aus der Sch“ zung, welche von dem Urbuche goͤttli⸗ cher und menſchlicher Weisheit gemacht wird, koͤnnen Sie kek auch ein neues Merkmal hernehmen, die Hoͤhern in Rang und Jahren, nach dem ſtrengſten Sinn (F. 13.) auszunehmen, und. für ihren Umgang aufzuſuchen. Die amtsmaͤſſige ti — Bart und Mantel, die der. ö After⸗ Afterphiloſoph aus haͤngen wird, muß Sie | niche kaͤuſchen. Fuͤr den . Weisen } die mit einem Einfall, der angſtvolle acht Tage im Souvenir getragen ward, und nun doch unzeitig zur Geburt koͤmmt „geneigte Zuhoͤrer zu beluſtigen uͤberkontent find — för diefe warn? ich niemand — Weſen zu laͤcherlich, als daß ſie Vi de werden koͤnnten. . Pendant zu den Knaben, der nicht uͤbel paſſen moͤchte, und in Hal Metier gehört: _ 1 | Merken Sie fie di den Mann gut, wenn Sie bei Gelegenheit auf einen Capitan’ ſpavento ſtoſſen, der im Marketender⸗ zelt wider die h. Schrift Miſſion halt — immer werden Sie den Prediger, wenn's gegen Batterien zu marſchiren kommt, ſein Wuͤrgeiſen ganz ſauber in die linke Hand nehmen, mit der rechten ans Herz klopfen, und ſeine Actus contritionis ſo gut machen ſehn, als immer die Leute, die Buße dem ien ar⸗ — — . * Marketenderzelt, noch einen andern Him⸗ mel glauben. Karrikaturen dieſer Art empfehl' ich beſonders ihrem Beobachtungs⸗ geiſt — koͤnnte nach der (§. 52.) gege⸗ benen Methode, ganz unterhaltende Ver bung werden. Unterdeſſen glauben Sie Er⸗ fahrungen, die jeder, der gedient hat, ma⸗ chen mußte, dieſe Spasvoͤgel, die in Kaf⸗ feezeltern den Ton des Lachens geben, lachen ſelten mit, wenn die Scharfmez⸗ ken brummen — da geht nur der Mann mit Heiterkeit den Weg ſeiner Pflicht fort, der ſchon eh Religion hatte, Zu⸗ verſicht in ſie zu zeigen fuͤr Ehre hielt, ohne daß erſt ein Ranonſchuß feine Auf⸗ merkſamkeit auf die drei Haupttugen⸗ den lenken mußte. Ich wenigſtens ſehe nicht ein, warum man mit dieſer Zuver⸗ ſicht, dem Feind weniger abgewinnen — weniger durch einen guten Gedanken zum Ausſchlag einer Sache beitragen ſollte, als ohne fie. Iſt es doch natürlich, daß man, mit ſich ſelbſt ausgeſoͤhnt, und nur mit ſeiner Pflicht beſchaͤftigt, weniger die Aufmerkſamkeit theilen wird, als ein an⸗ derer, dem verſaͤumte Zerſtreuungen, Egoi⸗ 5 10 fterei, 97 ſterei, Ehrgeiz / Handwerksneid, oder gar der noch ernſthaftere Gedanke auf aller⸗ hand mediziniſche und chirurgiſche Rezi⸗ pe's, in die Quere kommt, oft durch na⸗ he Naturbedürfniffe herbeigefuͤhrt wird. Und nicht immer ſind die bereuten Kraͤfte durch Kriegsfatiken verloren gegangen. So uͤberhaupt von der Varrikatur bis zum hohen, gottaͤhnlichen Tugend- haften, Brüder und Nachbarn im Kei- che der Schoͤpfung beſchaut — Arten und Abarten verglichen — beide dann auf unſern eigenen Maasſtab redu⸗ zirt, legt man ſich Menſchenkenntnis bei — jedem Stande, und Ihrer Beſtim⸗ mung inſonderheit, noͤthige Wiſſenſchaft. 5 99 . Es iſt anfangs geſagt, und Ge er⸗ | Hört worden, was vor der Menſchen⸗ 5 e rene 8 0 | 6 Sins Sind wir fähig von uns felbft aus: zugehn, (S. 41.) haben wir von eigenen Vorurtheilen uns losgemacht — in der That, ſo werden wir eben keine Naravane, mit forſchenden Naturkuͤndigern, durch alle vier Welttheile anſtellen muͤſſen, um zu beurtheilen, wozu die Summe Menſchen, die in unſern Wirkungskreis mit verfloch⸗ ten ſind, faͤhig und nicht faͤhig ſeyn moͤch⸗ ten. Zahlen und Nullen — alles wie wir das zu Hauſe fanden, bleiben von Neuſtadt bis Philadelphia die zwo einzi⸗ gen Rubriken des e GM): Aber wie Narren und Kluge meinetwegen, wenn Sie ihr Buch nur fuͤr eigenen Hausge⸗ brauch halten. e hier im Vorbeigehn, eine Sprachbemer⸗ kung. Wir haben die Menge Nennwoͤr⸗ ter, um Laſter zu bezeichnen: Schurke, Schelm, Narr, Schwelger, Hurer z. B. wo wir die entgegengeſezte Tugend aus⸗ zudruͤcken, Umſchreibungen, oder Beiwoͤrter | aden müßen ; bei denen Menſch ent⸗ weder 99 wie man Zahlen ſtellen — wie mit Nul⸗ len ausfuͤllen ſoll, iſt bei der Menſchen⸗ rechnung keine ſchwere Frage mehr — ſchwerer in vielen Faͤllen zu beſtimmen, was N oder Nullen te iR 7. Im Grundſtof find die Atenfiben alle ſich aͤhnlich — immer einerlei Mas terial; aber Erziehung oder Nichterziehung, hat das mehr und weniger in ihren phy⸗ ſiſchen und moraliſchen Veſtimmungen, ſo mannichfaltig verarbeitet, daß auch nicht einer dem andern ganz gleicht. ü SE Bek weder zugeſezt, oder doch unterverſtanden wird. Iſt dieſes, daß man von Natur lie⸗ ber ſchimpft als lobt, und daher weniger Worte zu loben, als zu ſchimpfen braucht? Oder iſt es Ehre des Nationalgeiſtes, der gegen den Ungluͤcklichen, der ſeiner Menſch⸗ heit — der Tugend untreu wird, mit dem ehrenvollen Namen 8 1 auch ſparſamer umgeht? | 100 5 Bei dem ſo verſchiedenen Maas der Kraͤfte — bei der noch mehr verſchiede⸗ nen Anwendung derſelben, wird es ſchwer, wenigſtens allzuweitlaͤuftig, vom einzelnen Menſchen auszugehn — jedes Individuum zu ſtudieren: wir muͤſſen aus ſo viel ein⸗ zelnen Beobachtungen, allgemeine Maas⸗ regeln für die Menſchheit überhaupt abſtrahiren — mit dieſen von der Menſchheit auf das Individuum zu⸗ ruͤckegehn. Für den allgemeinen Maas⸗ ſtab der Menſchheit, nimmt nun freilich jeder ſich ſelbſt an. Ueber ſeine Kraͤfte — uͤber das was er von ſeinem eignen Weſen kennt, hinaus, wird er nichts be⸗ urtheilen: kann er vernuͤnftigerweiſe was mehr, als ſich an die Stelle anderer verſezen, ſich in ihre Lagen — gegen⸗ waͤrtige und vergangene, denken?. „ Geegenwaͤrtige und vergangene Lagen, Leztere ſind entſcheidender, wirken ſtand⸗ hafter auf die Denkungsart. Dieſe erſten 11 — 101 Jugendeindruͤcke — Folgen guter, ſchlechter, oder gar keiner Erziehung — vereiteln oft allen Einfluß der gegen⸗ wärtigen Umſtaͤnde: entweder, daß ſie den Weiſen über unverdientes Geſchick hin— wegſezen, oder im Parvenuͤ, Troz der Er⸗ hebung der Seele, die Amt und Gluͤck ihm geben ſollten, das Unedle der durch⸗ krochenen Beſchaͤftigungen nicht verſtecken laſſen. Ich will hier nicht unterſuchen, ob das Blut des Majoratsherrn, vor dem Blute des Findelkindes, einen naturlichen Werth hat. Aber Härte hat der erſte — wenige Ausnahmen abgerechnet, die Muts ter = oder Hofmeiſterſuͤnden find? — doch nur felten; wenn der Korporal, weit uͤber den Korporal hinaus, oft noch voͤllig Korporal iſt — Menſchen, die gluͤcklicher als er geboren ſind, verfolgt, weil ſie ih⸗ ren Weg mit weniger Muͤhe machten. Dieſes alles geſagt, ohne jemand da⸗ mit herabzuſezen. Ich wollte nur bewei⸗ fen, wie wichtig die Kuͤckſicht auf Er⸗ ziehung und Herkunft, in der Men⸗ ſchenwuͤrdigung wird. Iſt es ſchwer zu e ge⸗ gedenken, daß auf vernachlaͤſſigte Bildung ſchoͤne Thaten folgen ſollen — deſto ruhm⸗ voller der Mann, der fie dennoch thut — ſie ganz aus eigenem Verdienſte thut. So im gleichen Verhaͤltnis Verachtung fuͤr den Junker, der all ſeinen au im: Familienbegraͤbnis hinterlegt hat. | $ 72. N Ich wee hier auf alles Mr was (F. 13. 14. 15.) von Höhern in Rang und Jahren, beiſpielgebenden Fünglingen und ihren Gegenfuͤßlern, mit noch andern dahin einſchlagenden Ge⸗ genſtaͤnden (§. 21. 23. 24. 28.) ; von Vor⸗ urtheilen (S. 37.) ; von Abnahme der Sittlichkeit ($. 47.); von Tempera⸗ ment und Charakter ($. 52. 53. 54. 5 5.) ; von Ausmaaſſen und Mittelweg (F. 56.) ; von Prufung der Faͤhigkei⸗ ten und Mangel an Gaben 95 . und folg. ) geſagt e iſt. 5 b g. 73. 5. 73. Was das Phyſi ſche des Menfehen. betrift, braucht es — von Obſervationen, die in das mediz iniſche Fach einſchlagen, abgeſchnitten — nicht viel Beobachtungs⸗ geiſt, um zu bemerken, daß ein verzaͤrtel⸗ ter, taͤglich ſich noch mehr verzäͤrtelnder Weichling, kein Arenas iſt. e ſind eben ſo a Welte ri nicht Kbmeen zu hett heilen 5 A priori irrt man ſich hier leicht. Die Urſachen, warum der Mann, der al- len Umſtaͤnden nach Verſtand haben ſollte, ihn nicht zugleich auch mit dem Doktor⸗ hute, von der Fakultaͤt erhalten hat — dieſe Urſachen find oft fo verwickelt, fo ſchwer auseinander zu legen, daß ſie et⸗ was mehr als einen Neuling im Weltlau⸗ fe vorausſezen. Bis Sie, fuͤr die ich ſchreibe, noͤthig haben, Menſchen a priori zu beurtheilen, mag ihnen folgendes Bei⸗ ſpiel, Fingerzeig auf kuͤnftiges Menſchen⸗ ſtudium ſeyn. Ob der Gemeine P. ein 8 8 4 tuͤch⸗ tuͤchtiger Gefreiter ſeyn wird ? wäre im engeſten Verſtand a priori zu beurtheilen, weil aber der Gefreite ſo nah am Ge⸗ meinen ſteht, ſo nimmt man's fuͤr Er⸗ fahrung an, daß ſich aus dem Gemeinen ein Gefreiter machen laͤßt. Ob der Ge⸗ meine P. mit der Zeit ein guter Feld⸗ waͤbel ſeyn koͤnnte, iſt ſchon ſchwerer - ob er es, gleich izt dazu ernennt, ſchon ſeyn wird, iſt gar kizlich zu bejahen — kaum mehr Sicherheit dabei, als bei der Wette auf den Verſtand, den ein deut⸗ ſcher Graf mit fan 5 zu Paris holen 18 | . 74. Die meiſten Vorſteher gehn mit ih⸗ ren Maasregeln, Menſchen von Menſchen zu unterſcheiden, nicht tiefer ein. Immer gluͤcklich genug fuͤr die Welt, wenn nur in der Beurtheilung, wozu ein Indivi⸗ duum fuͤr den gegenwaͤrtigen Fall anzu⸗ wenden waͤre, die Kennzeichen nicht ver⸗ wechſelt ſind. Ob im Rath, durch lange Gewohnheit der Geſchaͤfte, ſich wi a 3 65 doch doch die Faͤhigkeit zum GSefrerär. att ckeln moͤchte — kurz, was vom Man⸗ ne weiter zu erwarten iſt, auf welche Gegenſtaͤnde man ihn leiten, durch welche Mittel ſeine Thaͤtigkeit rege machen wird — dieſes zu berechnen, muß man ſich ganz in ſeine Umſtaͤnde verſezen, ſich in ſeine Seele denken. Und hiemit doch nur Wahr⸗ f ſcheinlichkeit. Nicht einmal ein hoher Grad von Wahrſcheinlichkeit; da Men⸗ ſchengeiſt ſo mancherlei Eindruͤcken offen ſteht — in ſo unerwartete Schwachheit, oft in eben ip unerwarteten Brelenfinaliug abaͤndert! . Ungleich ſicherer gelingt es, a Dies. fer Wahrſcheinlichkeit, die Geſinnungen, und aus ihnen werdende Thaten, einer ganzen Menſchenſchaar zu berechnen — ſie durch geſchickt angelegte Triebfedern, auf vorausgedachte Abſichten, hinzulocken, hinzureiſſen, hinzufeſſeln. Ein: Mir nach! giebt einer ganzen Armee nur einen Geiſt, und nur einen Arm; gewis aber waͤre mancher von den Helden ſchwermuͤthiger an den Feind gegangen, wenn man ihm 3 ein⸗ einzeln feine Schuldigkeit gepredigt hätte, Die Geſchichte, und neben uns die tägli- che Erfahrung, bieten genug aͤhnliche Bei⸗ ſpiele dar. Ich begreif' es leicht, wenn ich die Menſchen ſich alle, ähnlich anneh⸗ me, daß der Rechner einen Grundſaz, den er aus feinem. Herzen nahm, unter dern Anzahl von tauſenden, wieder zu finden ſicherer iſt, als bei dem einzelnen Manne, der nun eben eine Ausnahme von dieſem Grundſaz machen kann. Auch muß nicht vergeſſen werden — der Feldherr, der die raſche Einladung machte, parirte keinen Kanonenſchuß, mit der Entfernung von ei⸗ nigen 1000 Schritt aus. | | §. 75 Beiſpiel, und ein mächtiger Kin⸗ gerzeig auf Erfolg und Wirkung hin — damit macht man die Leute fortſchwaͤr⸗ men, denen das rauͤſonniren langweilig wird. Geht unſer Fuͤhrer mit? — das fragen alle; und wo kommen wir hin? doch die meiſten. Ke ee V | §. 76. . 176 0 f Die Zukunft denn , wi lachend als moͤglich ausgemalt — einen wohlgeſezten Ankuͤndigungszettel vor die Schaubuͤhne hingepflanzt, und bei dem Werbhauſe ja nicht den Korporalſtock, Eiſen, Charpie, und Amputationsinſtrumenten ausgehaͤngt! Vor ſich hin raͤſonnirt jeder noch; ruͤck⸗ waͤrts nur der neun und neunzigſte. Daher wird es ſo weſentlich die Men⸗ ſchen mit den Wirkungen der Dinge zu beſchaͤftigen — über. ihre an find fie ungemein gutherzig. | Nicht gar tief in die Vorzeit zurück zu gehn, ſchickte noch ein Profeſſor ſeine Zuhörer, aus der Experimentalphy ſik gar gelehrt nach Hauſe, wenn ſie wußten: daß dies und jenes ex lege attractionis, pro- pter vim centripetam, centrifugam u. ſ. w. geſchieht. Izt indem ich ſchreibe, beru- higt mehr als ein Arzt feine Kranken da⸗ mit, daß er ihr Uebel einen Nervenzuſtand, inne in den erſten Wegen, gehemm⸗ Ni te Zirkulation u. ſ. w. tauft. Und takti⸗ ſche Bücher kommen zur zwoten Auflag, die beweiſen, daß wenn man den Feind in Ruͤcken und Flanke nimmt, man ihn aufs Haupt ſchlaͤgt; und daß in ſo und ſoviel Minuten 40 Battaillons, in fo und ſoviel Kolonnen getheilt, aufmar⸗ ſchiren koͤnnen und ſollen, damit immer eine Truppe on die ae „furentet werde, Er %. 7% EN Nach allem, was bisher von Selbſt⸗ und Menſchenkenntnis, in der Ordnung und auſſer der Ordnung geſagt worden iſt, V ſeollt' © Für die e Phoſtker, Mediker und Talker x sur Beherzigung. is Es war einmal ein Mann, der war r Haupt mann, und explizirte ſeinen Leuten, daß wenn ſie dieſes Mouvement machen wuͤr⸗ den; fo wuͤrde u. ſ. w. Co ge toMuweman, van Seldwäbel ? fragt ein Rekrut — Mu⸗ weman ge Muweman erwiederte der Feld⸗ wbel; und der Rekrut ſagte — aha! 109 ſollt' ich fo N: ſeyn und alle weitere Anwendung dem Kopf und Herzen ei⸗ nes jeden überlaffen, In der That auch, der dieſe Anwendung nicht machen koͤnnte, wäre fo wenig ein durchdringender Kopf, daß Menſchenſtudium nie fein Fach iſt — er wuͤrde mit den Formuln, die man ihm kommuniziren wollte, doch lediglich quak⸗ ſalben. Menſchenkenner dieſer Art 0 wir ohnedies ſchon zu viel. Aber aus urſachen, die ich in petto behalten will, doch einige Abſtraktionen und Hausmittel — wie das kommen mag durcheinander — fuͤr Denker und Nichtdenker — fuͤr Mutterkinder, die ſo⸗ lang ſie koͤnnen mitlaufen, und Gluͤck und Zufall (5. 81.) anbeten, und für: Athleten, die ſich Staͤrke genug fuͤhlen, eigenem Geiſt einſt Beförderung und Verdienſtru⸗ ch zu i 5. 78. Erſtens, eine kleine Erlaͤuterung noch, 0 15 ſich in K Umſtaͤnde verſezen . 2.0 | 110 er, — ſich in die Seele eines andern denken. Hier wuͤrden Sie am kuͤrzeſten durchſchnei⸗ den, wenn Sie nur immer an die bekann⸗ te Regel: quaecunque vultis ut faciant vobis homines, et vos facite illis, in ih⸗ rem eigenen Betragen ſich halten — nach dieſer Regel, je nachdem ſie ihr mehr oder weniger folgen, auch andere beurtheilen wollten, ob dieſe mehr oder weniger Men⸗ ſchen ſind. Freilich iſt es ſchon wieder ein Schrifttert. Aber iſt es doch mein Fehler nicht, wenn eben dieſer Text, der einmal als wahr erkannte Maxime die weiteſte Ausdehnung, und die richtigſte Beſtimmung giebt. Willen und Mittel zu wirken, werden hier genau unterſchieden, und ihre Verhaͤltniſſe gegeneinander abge⸗ wuͤrdiget, bleibt bei der Zeitungsgerechten Wohlthaͤtigkeit des Fuͤrſten nichts mehr, als bei der vergeßnen Hilfleiſtung des Bauers uͤbrig. Man wird nach Verhaͤlt⸗ nis der Mittel ſeinen Grundſaz verfolgen — man wird den Staͤrkern der mehr leiſtet, nicht beneiden; man wird den Schwaͤchern, der weniger vermag, nicht verachten. ee Swei⸗ == 111 Zweitens. Was immer es ſeyn mag, das auf eine Summe Menſchen, auf gau⸗ ze Geſellſchaften die Wirkung macht, die es auf einzelne Glieder nicht haben würde — genug, wir ſehn es taͤglich, wie maͤch⸗ tig der Strom ſich fortreißt, wenn der Lauf der Bäche bei dem kleinſten Auf- enthalt, ſich in neue Kruͤmmungen ver- liert. Wir wollen das, zunftmaͤſſige Denkungsart, Eſprit de corps nennen. Um eine Menge Menſchen nach ſich zu be⸗ urtheilen, waͤre denn die erſte Frage: ob unter den vielen eine ſolche zunftmaͤſſige Denkungsart vorhanden — jeder kleine Bach ſchon in den Strom geleitet iſt, oder ob man ihre Waſſer aus ſo mancherlei La⸗ birinthen erſt ſammeln muͤßte? Im erſten Fall haͤtten wir viel Arbeit erſpart. Im zwei⸗ ten Fall gilt nur die Wahrſcheinlichkeit: was wird auf die meiſten, oder doch auf diejenigen wirken, welche die meiſten mit ſich fortreiſſen? — dieſes muͤſſen wir in uns ſelbſt finden, oder es A eg en da. Drits Drittens, Nehmen Sie die Mes ſchen, genau wie fie heuer 1781. find, auch fuͤr die Jahre 1782. und weiter hinaus an — kurz nach ſich ſelbſt und nach der Erfahrung, wie fie von jeher waren und wahrſcheinlich bleiben werden, nicht nach den frommen Wuͤnſchen, wie wir ſie haben wollten. Daher, daß die Romanleſer ſich ſelbſt und andere ſo I im ſchiefen Licht erblicken. Viertens. 5 Klaſſſfiren Sie die Men⸗ ſchen nie nach ihren Fehlern. Das Gu⸗ te herausgehoben, wenn es darum zu thun iſt, jemand anzuwenden; denn ſei⸗ ne ſchwache Seite wird er daneben allezeit haben, und nur immer auf dieſe den Blick hingeheftet, wuͤrden wir nicht einen brauch⸗ baren Mann in der Welt finden. Ich ſa⸗ ge dieſes von wahren Fehlern, vom Men⸗ ſchenfeind z. B. der deswegen doch ein ſehr erfahrner Rechenmeiſter ſeyn kann; nicht von Fehlern, die blos aus ſchiefer Anwen⸗ dung entſtehn, wenn dem Schneiderjungen - die Taue, dem Schifknecht die Nadel in die u gegeben wird. (. 59. 60.) Fuͤnf⸗ r. * 113 Funftens. Wie zu ſchnel entſchie⸗ . Ban in unſern Beurrbeilungen. Aus tanfend Urſachen, kann der einzelne Menſch, um den es zu thun iſt, heute ein ganz an⸗ derer Menſch ſeyn, als er geſtern war, und der Efprit de corps kann unter einer Geſellſchaft ſich auf beßre und auf ſchlech⸗ tere Gegenſtaͤnde lenken — langſamer zwar; denn wie er nicht auf einen Tag geſtiftet wird, ſo nimmt er auch nicht ſo ploͤtzlich ab. Sechſtens. Das weite Feld aller N die Menſchen einſchlaͤfern und aufmuntern aufhalten und weiter⸗ bringen, abziehn und feſthalten, theilneh⸗ men und nicht theilnehmen machen, fleiſ⸗ ſig uͤberſchaut — all dieſe Mittel einfach, oder unter ſich verſezt, angewendet, haben Sie die Methode, Lieb und Furcht zu geben. Und daß beides vereinigt ſeyn muß, erproben vom Vicegefreiten uͤber den Faͤhnrich hoch hinauf, alle Vorgeſezten. Taͤglich macht uͤbelverſtandne Guͤte tauſend gute Abſichten mislingen: mit dem ode- rint dum metuant aber, bringen die pol⸗ Feruben 8 in der Komoͤdie, und die H krei⸗ 114 ee freifchenden Feldwebel in der wirklichen Welt, kaum Augendiener zuwege — Leute, deren Sklavenblick und Sklavenſitte nie ver⸗ laͤugnet, von wem fie son erſte ‚Bilung ahi en 5 10 N In der e det 09 liegt meiſtens das Geheimnis. Sehn Sie auf den Weg zuruͤck, den man mit ihnen ſelbſt gegangen iſt, wenn Sie glücklich genug waren von Maͤnnern, die ſelbſt Erziehung hatten, ihre Erziehung zu erhalten — be⸗ obachten Sie Ihre Vorgeſezte, wenn Sie Vorgeſezte verehren, nicht blos ihnen fol⸗ gen muͤſſen — im ſchlimmſten Fall, wenn alles Sie verlaͤßt, kehren Sie zu dem gluͤcklichen umgange zuruͤck, der Ihnen ſo oft empfohlen worden iſt, (. 13. folg.) und holen Sie daraus Beiſpiel und Lehre. Ich weis am beſten, warum ich auf die⸗ ſes menſchenſegnende Bildungsmittel fo viel vertraue — mit fo warmen Herzen, ſo oft und ſo laut darauf zuruͤckkehre. §. 79; . 7% Izt, von andern wieder at uns ſelbſt zuruͤckzukommen, folgende Hauslehren. Sie koͤnnten zwar aus dem Vorhergehen⸗ den leicht abſtrahirt werden; aber Man- gel an Fertigkeit ihren Maximenvorrath anzuwenden, läßt junge Leute beim Eins trit in die Welt fo manchen falſchen Schritt machen — Misverſtand übertreibt auch das Gute ſo leicht, daß bei Warnungen dieſer Art kein Detail uͤberfluͤſſig, ſelbſt die ung vergeihlich wird; | Zur Sache. Erſtens. Werden Sie nie der Lob⸗ redner, und auch nicht der Freund der ganzen Welt. Lob iſt doch alete nur geänfferte Zufriedenheit, uͤber den Geiſt, oder das gute Herz des Gelobten — urtheilen Sie nach dieſem Maasſtab von dem Grad Im⸗ pertinenz, wenn ein Buchdedizirer die Re⸗ 1 ſeines Monarchen billigt, oder 9 2 ein ein Faͤhnrich nach dem Mano uvre feinen Oberſten komplimentirt. Nur ſtille Ehr⸗ erbietung war hier am rechten Ort. Mit dem Rauchfaß im Paradeſchritt gegen Hoͤ⸗ here aufmarſchiren, iſt Unſinn — Un ſinn noch mehr, wenn man dieſes Rauchfaß auf Nie⸗ dere herabfallen laͤßt, 0 es Kopfwun? et schlägt. e , 5 In De eee 9 5 Dieng bietern, ſieht die Welt laͤngſt nur Geken, die aus Langeweile reden. Dem wahren Freund thut es allzuwehe von Geſinnun⸗ gen zu reden, die er durch Thaten nicht erproben kann — kann er es; ſo laſſen dieſe Thaten ihn nicht zum Wort kommen. Natuͤrlich darf man mit dieſer Denkungs⸗ art, ſeinen Wirkungskreis nicht ſehr er⸗ weitern. Jeder Menſch hat nur feine bez ſtimmte Summe von Mitteln, mit denen er andern helfen kann — Souverainsd'or, Protektion, Verſtand, Thaͤtigkeit, u. ſ. w. je mehr er mit dieſer Summe philantro⸗ piſirt, je kleiner fallen auch die Theile aus, die er zu verſchenken hat — bei dem en in der u wech ſo 5 un⸗ unendlich klein, daß nicht einmal gemeine Menſchenliebe mehr uͤbrig bleibt — aus der Gewohnheit allen helfen zu wollen, und ſich wenn der Fall da iſt „gegen alle zu entſchuldigen, endlich Fuͤhlloſigkeit ger gen e fremde e wiess „Hieraus Boch keinen M isverſtand in Abſſcht auf jene wahrhaft allgemeine Men⸗ ſchenliebe — Liebe des Naͤchſten, wie ſie der Dorfſchulmeiſter lehret. Allen hel⸗ fen iſt Geſchick eines Gottes: keinem een Pflicht des Menſchen. * | Eu ens. Daß, was aufn Cifer für Tugend und Wahrheit iſt, im Kriti⸗ kaſtergeiſt, Schmaͤhſucht und perſoͤnliche Anzuͤglichkeiten ausarten kann, iſt anders⸗ wo (F. 56.) bemerkt worden. Ich habe nur hinzuzuſezen, daß ein junger Menſch, in den meiſten Faͤllen viel Veranlaſſung zum Schweigen finden muß, wenn er be⸗ denken will: wie wenig er mit all ſeinen Kritiken zur Verbeſſerung der Sache bei— tragen wird — wie viel, wenigſtens ent⸗ fernt und zufaͤllig, dem ehrlichen Manne 3 ſcha⸗ ul 118 —— ſchaden kann, deſſen guter Name fo eben dem erleuchteten Cercle zur Pluͤnderung preis ſteht. Der Wiz des Tadlers iſt ſo gemein, daß ſich der ehrliche Mann ſchaͤmt ihn zu haben. Moͤgen bie Reit⸗ kuechte ſich mit der Bemerkung erquicken / daß ein Bataillon die Front nicht hält — der Kenner, ber ſagen darf: Pittore ſono anch'io, verweilt lieber da, wo das en oͤuvre zu gelingen RAN Drittens, Der Paroxyſmus pez Gedanken — unter weilen auch Pros jekte — an Mann zu bringen, hat gleichfalls ſchon ſeine Stelle gefunden. 2 23.) Schlagen Sie dort nach, verglei⸗ chen Sie damit den vorigen Artikel, und mit einem richtig abſtrahirten mutatis mu- tandis, kommen Sie wohl ſelten in den traurigen Fall, uͤber die wenige Nachſicht zu klagen, mit der man ihnen, was Man⸗ f gel an Erfahrung war, für Danger an Kopf auftechnet. Viertens. Verſchieben Sie. nie a werten was heute verrichtet werden a kann. ann. Mit Schuldenmachen in Geſchäf⸗ | ten, wie in Geldborgen, verwickelt man ſich von einem Nuͤckſtand in den andern, die Zahlungen vermehren ſich in dem Ver⸗ haͤltnis, als wir uns mehr eingeſchraͤnkt finden genugzuthun. Ueber die Folgen verſaͤumter Pflichten, und vernachlaͤſſigter Tagordnung zuruͤckgedacht, werden Sie fühlen, wie nothwendig es iſt , mit Mi⸗ nuten zu wirthſchaften, um Zufaͤlle hinter ſich zu bringen, auf die in der e nicht dagersgen war. e Eben dieſe Lan eme, ö b die im Briefwechſel, und uͤberhaupt in Ge⸗ ſe haͤften, ſo ſehr derangirt, machen Sie ſich zur Regel in ihren Geldausgaben, um ſich dort nicht zu derangiren. Nichts kau⸗ fen, als was man baar bezahlen kann, wäre die naͤchſte Folge dieſer Langſamkeit. Ferner, Einnahm und Ausgabe richtig aufſchreiden, immer voraus denken, was man zu dieſer und jener Zeit brau⸗ chen wird. Gemeiniglich kommen wir ſo ganz equipirt in die Welt, ohne viel zu⸗ rück zu denken, woher das alles gekommen 0 4 ih 120 A iſt; es braucht bei der neuen Ausſtafftrung wenig Reparatur; und ſo nehmen wir bei Verwendung der erſten Monatgagen, meiſt nur gegenwaͤrtiges Beduͤrfnis und Vergnuͤ⸗ gen zum Augenmerk — was Wunder, wenn auch der Wirthſchaftlichſte, mit Anfang des zweiten Jahrs, ohne alle Zufaͤlle, die doch immer moͤglich ſind, durch bloſſe noth⸗ wendi ge Anſchaffungen in ſtecken geraͤth. Vom Luͤderlichen nichts zu ſagen — Re ‚fer lernt ohnedies alles aus eee i Bei dieſer Gelegenheit muß ich Sie auf einen Kitterorden erinnern, der den Weltrekruten immer die Honneurs macht. Weichen Sie mit guter Art den Herren Kameraden aus, die eben auf den Tag, da Gage fälle, fie vor uͤglich zu Ga: ſte, oder auf eine Spielparthie bitten, gegen den 15ten des Monats für Sie nicht zu Haufe find, und gegen den 28" hin mit ofner Boͤrſe Kredit antragen — es ſind, was immer fie ſonſt ankuͤndigen, doch Gegenfuͤßler derjenigen, in deren Um⸗ gang Sie ſich ausbilden werden. Sech⸗ | Sechſtens. Auch der Polterer (vergl. 6. 68.) iſt nicht Ihr Mann. Man lacht, wenn gewiſſe Leute, weil ſie keinen andern haben, ihren Heldenmuth in fluchen und ſchelten ſezen. Es laͤßt ſich aus Theorie begreifen; und ſie moͤgen einſt die Erfah⸗ rung machen, wie ohne Teufel und Hoͤlle, ihre Abtheilung den Schritt halten, und ſo ganz ohne Gotteslaͤſterung eine Schanze geſtuͤrmt werden kann. Ich warne Sie vor Gewohnheiten — fie legen ſich lang⸗ ſam ab, und nehmen ſich unvermerkt an, wenn manchmal ein ſonſt wakerer Soldat damit bas böfe Beiſpiel giebt. \ e Laſſen Sie dend ſich nicht vom Nachahmungsgeiſte da⸗ hinreiſſen. Es iſt der Fehler ihres Alters gern zu kopiren, und leider! erhaͤlt das Schimmernde, Glaͤnzende, ſelbſt das Bunt⸗ ſchekigte, vor Wahrheit und Natur oft den Vorzug. Aber auch nur Kaphaels und Corregio's kopirt, wird der Ma⸗ ler niemals ein wahrer Kuͤnſtler wer⸗ den, wenn er ewig kopirt — nie aus ee * 122 —— a A - / dem Stil der Meiſter, indem er in ihm die Natur findet, ſich einen eigenen macht. Achrens. In der Lektüre — von t deren Nothwendigkeit ich niemand hier erſt uͤberzeugen will — muß kein Vor⸗ urtheil, nur Gefuͤhl und Wahrheit un⸗ ſre Wahl entſcheiden. Keine Praͤdilek⸗ tion denn fuͤr den Taſchenformat, die vor allem was Foliant und Quartant iſt, als vor Ungeheuern zuruͤckſtaunet — in der engen Kompendien und Brochuͤrengelehr⸗ ſamkeit, die Beſtimmung des Menſchen ſezt. Beurtheilen Sie die Buͤcher, wie die Menſchen, nach dem guten Rufe nur. Viel leſen macht weder klug noch ge⸗ lehrt; aber uͤber das Geleſene viel den⸗ fen, feine Bemerkungen zu Papiere bringen, eine kleine Regiſtratur über feinen Fortgang halten — dadurch wird Verſtand und Gedaͤchtnis in Athem geſezt — wir fuͤhlen was uns noch abgeht, was wir nachholen muͤſſen, und laſſen Dinge, die einmal ſchon vor unſerm Geiſte vor⸗ ubergiengen, uns nicht fuͤr neue Entdeckun⸗ gen aufbuͤrden. Eine ſolche iſt ran ne EDV: lehrſamkeit des Denkers, weit ent⸗ fernt von Erzerptenſucht und Wahl: ſpruchpedanterei. Uebrigens will ich die Abſichten beim Leſen, dem eigenen Pflichts⸗ gefühl eines jeden uͤberlaſſen: ob er ſich unterrichten, oder nur unterhalten; ſich ſaͤttigen, oder nur ſeinen Appetit reizen; ſich ſtaͤrken, oder nur abkuͤhlen will? Alles nach Zeit und Bedürfnis, Bei einer gutbeſezten Tafel, darf auf Zu⸗ ckerbeckerei und Obſt ſo wenig, als auf nahrhafte Speiſen vergeſſen ſeyn — nach gleichem Geſaͤz, werden in einer Bibliothek Klaſſiker aufgeſtellt, und auch Brochuͤren nicht ausgeſchloſſen. Nur will ich einer Misdeutung vorbeugen, der das Wort, ſchöoͤne Wiſſenſchaften, nicht ſelten unter⸗ liegt. Wer ehret fie nicht — wer laͤßt ihrem ausgebreiteten Nuzen nicht Gerech⸗ tigkeit widerfahren, wenn man darunter, Theorie des Schoͤnen und Guten in der Natur und Kunſt, Alterthuͤmer, Geſchich⸗ te, Beredſamkeit und Dichtkunſt — alles in ſeiner wahren Beſtimmung verſteht? Aber unterſcheiden Sie wohl hievon, eine Art wilder Belletriſterei, die den Na⸗ men 124 EN, men uſurpirt, und die Beſtimmung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften durch ihre Entfer- nung von der Moral, entehrt — dieſe kann weder als Speiſe, noch als Nachtiſch dienen — nur Futter fuͤr Geſchoͤpfe wer⸗ den, die zu ſtark ſind ſie einer Moral zu unterwerfen. inn; „engl nd S. 90. Ich habe hin und wieder lebhafte Aus⸗ druͤcke gebraucht; aber ich darf mir ver⸗ ſprechen, daß Sie meine wahre Theil⸗ nehmung an Ihrem Glück nicht ver⸗ kennen, folglich, was mich bewog zu ſchreiben, und — ſo zu ſchreiben, ganz einſehen. Dem ohngeacht will ich mich ihnen nicht aufdringen. Aber bitten, will ich Sie, liebe Zoͤglinge, wie ein Vater bittet — verſuchen Sie es, bei ihrem Eintrit in die Welt nur wenige Wo⸗ chen, ob die hier gegebenen Warnun⸗ gen und Maasregeln, Sie nicht mit⸗ telbar oder unmittelbar, auf Yluzen, Vergnügen und Selbſtzuf riedenheit fuhren můͤſſer n WR IT ER F. 81. ' ga Meine Wuͤnſche für Sie, die hier leb⸗ hafter erwachen, erinnern mich auf einen Misverſtand, den zu beleuchten in der That wichtig wird, da aus bloſſem Irr⸗ thum über dieſen Punkt, die Soͤhne fo vie⸗ ler wakern Maͤnner, die weder am Kopf noch Lenden lahm geboren ſind, fuͤr die Geſellſchaft unbrauchbar, und ſich ſelbſt ur Laſt, ieder Welt herumſchweben. Dieſer Misverſtand liegt in aller Doritellungen von, Glüc und Unglück. Schon die Nedensarten s : fein Gluck ſuchen, ſein Gluͤck verfolgen, zeigen es, daß die Menſchen ſich eine Zufriedenheit auſſer ihrem Herzen, und unabhaͤngig von ihrem Willen träumen, weil fie. das me- dium videndi für bas Objekt — wenn das nicht zu trivial geſagt iſt — den Rock für den Mann nehmen. In dieſes me- dium videndi — in die Umſtaͤnde zu ge⸗ nieſſen, muß ich mich freilich verſezen; aber was u" im Genuſſe ſelbſt empfinde, a geht 126 e geht doch gewis nicht auſſer mir vor. Dar her ein ſo verſchiedener Blick, mit dem dieſer und jener Menſch einerlei Becher trinkt. Nichts weniger, als daß gleicher Stand, gleiche Einkuͤnfte, gleiche Geſund⸗ heitsumſtaͤnde, immer auch zween Gluͤck⸗ liche, oder zween Ungluͤckliche machen muͤß⸗ ten — da ſeh' ich einen überaus zufrie⸗ denen Vicekorporal, neben einem wirkli⸗ chen Korporal, der aͤuſſerſt misvergnuͤgt iſt; und wenn ich beider Minen recht entziffre, ſo macht die ſo ſimple Urſach, daß dieſer aufwärts, jener abwärts rechnet, den ganzen Unterſchied. In dieſem Fall, und glauben Sie mir, in jedem andern, waͤre n 5 Gluck und e Werse Ich bin weit a daß ich damit | die ganze Menſchheit zum Tagloͤhnerſtande herabkalkuliren wollte. Der ſeine Mittel zu genieſſen, nicht zu erweitern ſucht, iſt meiner Art zu denken nach, kaum werth ein Thier zu ſeyn; aber bei dem lebhaf⸗ teſten Aus breitungsgeiſte, feinen Begier⸗ den Stillſtand gebieten, iſt eine Noth⸗ . in der jeder Menſch, vom ur et a ler bis zum Koͤnige biweuf / ſich befindet, und das mehr und weniger von Weis⸗ heit, womit er ſich zu bemeiftern ge⸗ lernt bat, wird den Grad feines Glucks beſtimmen. Alſo doch immer Gemuͤths⸗ ruhe, die nichts was uf er uns e ge⸗ ben kann. une Auch nicht ſo ganz en — gelb nicht immer unterbrechen. Denn, was man insgemein Unglück nennt, iſt unſerm eigenen Weſen nicht ſo fremd, als wir gern glauben machten — faſt immer uns ſehr nahe verwandt, das Kind unſerer Thorheit. (vergl. §. 28.) Ich meines Orts bin ſo aufrichtig zu geſtehn, daß wenn immer ich in meinem Leben ungluͤck⸗ lich geweſen bin, ein naher oder entfern- ter Fehler unterlag; ich bin aber auch fo ſtolz zu glauben, daß andere, wenn fie dem Diogenes nicht vorſezlich ausweichen, eben das geſtehn muͤßten. Daß man ſehr elend ſeyn koͤnne, wenn man natürliche und zufaͤllige Beraubungen, zu erſezen zu träge, und zu ertragen zu weichlich iſt — dieſes will ich niemand abſprechen. Auch 5 der 1 28 re der Menſchengattung, fuͤr die ich nicht ſchreibe, (S. 27.) glaubt man es gern, daß ſie nach ſtandhaft verfolgten Plan ih⸗ rer Kreuzfahrten, ſehr ungluͤcklich gewor⸗ den iſt: in jedem Falle aber iſt wahres, unwiederbringliches — allein unertraͤg⸗ liches Ungluͤck, doch nur — Mangel an Weisheit. Eſamina, rifletti, e poi riſolvi! METAST ASIO.