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In Kommission bei Paul Parey, Verlagshandlung für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen, S\V., Hedemannstrasse. ^n die lieser JBRARY ,EW YORK 30TANICAL QARDEfS. der „©arlenflora". er im Jahre 1S22 begründete, unter dem Protektorate Sr. Maj. des Kaisers stehende Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten hat beschlossen, vom 1. Januar 1baben ausserdem freien Zutritt zu allen Ausstellungen des Vereins, Recht auf c\} 9 Incarvillea Delavayi Bur. et Franch. unentgeltlichen Bezug von Samen und auf Benutzung der reichhaltigen Bibliothek. Der Mitgliedsbeitrag beträgt für Berlin und Umgegend jährlich 20 Mk., für das übrige Deutschland und Österreich 13 Mk., für die anderen Staaten 15 Mk. und ist an den Schatzmeister, Herrn Kgl. Hoflieferanten F. J. M. Plumpe, Berlin SW., Kochstrasse 12 einzusenden. An die verehrten Mitglieder des Vereins ergeht die Bitte, recht thatkräftig zu seiner Vergrösserung durch Vorschlagen von neuen Mitgliedern beitragen zu \ vollen. Bei den grossen Aufgaben, die dem Verein obliegen, ist ein fortwährender Zuwachs aus den verschiedensten beteiligten Kreisen hoch erwünscht. Alle Sendungen für die ,, Gartenflora", Manuskripte, Tauschexemplare werden unter der Adresse des Vereins: Berlin N., Invalidenstrasse 42 erbeten. v~ Incarvillea Delavayi Bur. et Franch.'^) Hierzu Tafel 1398. Wir geben auf Tafel 1398 die farbige Abbildung dieser neuen Einführung, von der wir schon in Gartenflora 1893 S. 153 u. 577 unter Beifügung von schwarzen Abbildungen gesprochen haben, nach dem Exemplar, welches im Kgl. bot. Garten zu Berlin blühte und von Herrn Garteninspektor Perring am 25. Mai 1893 den Mitgliedern des Ver. z. B. d. G. vorgeführt wurde. In- zwischen ist am 1. Dec. 1893 in der Revue horticole S. 544 auch eine farbige Abbildung nach einem Aquarell, welches Herr Maurice de Vilmorin von einem Exemplar in Barres (Loiret) aufnehmen Hess, erschienen. Herr Maurice de Vilmorin war auch so freundlich, die Herren Bureau und Franchet zu veranlassen, dass sie uns die Originalbeschreibung schickten, welche enthalten ist in ihrer Arbeit: Plantes nouvelles du Thibet et de la Chine occidentale etc., Extrait du Journal de Botanique 1891, S. 39 des Sonder- abdrucks. Wir geben unter bestem Danke an die Verfasser die Beschreibung im Auszuge wieder: Incarvillea Delavayi Bureau et Franchet sp. nov. Krautartig, aus- dauernd, glatt, Wurzel dick, wenig verzweigt, an der Basis knollen- oder spindel- ähnlich, dann verlängert und endlich schmal cylindrisch. Stengel einfach oder sehr wenig verzweigt, sehr kurz, aufrecht, unten schuppig, nach oben wenig beblättert. Blätter 2 — 5, fiederteilig, Abschnitte meist zahlreich, Blattstiel cylindrisch, gestreift, oberseits eng gefurcht, Seitenabschnitte meist wechselständig, oft mit dem Rande der Hauptrippe verwachsen, elliptisch oder ei-elliptisch, un- gleichseitig, am Rande gekerbt oder gezähnt, fiedernervig, Endabschnitt sehr veränderlich, eiförmig oder verkehrt eiförmig (auf hohen Bergen fehlen die seit- lichen Abschnitte). Schaft 2 — 8 blumig. Blütenstand traubig, die unteren ältesten Blumen von einander abstehend, die oberen ziemlich geknäuelt. Deck- blätter lang, lineal-lanzettlich, Kelch glockenförmig, 5-eckig, 5-nervig, 5-lappig, *) Bignoniaceae. Benanntvon Jussieu nach d'Incarville, Jesuit, Missionär inPeking, f 12. Junil75' M.. Delavay, französischer Abt und Reisender in China. Gartenflora 1894 laf. 1398 Heinrich Gaerdt f. 3 Lappen dreieckig, mit starkem Nerv, Krone rot, weit, trichterförmig, die Röhre innerhalb des Kelches cylindrisch, dann verbreitert und ausserhalb fast glocken- förmig. Lappen der Blumenkrone 5, so lang als der sichtbare Teil der Röhre. Staubbeutel sehr stumpf. Kapsel an der Basis vom bleibenden Kelch um- schlossen, 4-eckig, 2-klappig, hinten der Länge nach, vorn wenig oder un- ordentlich aufspringend. Samen schiefhängend, zusammengedrückt, verkehrt ei-kugelig, runzelig, geflügelt, graubräunlich, Naht schwärzlich. China, Provinz Yun-nan, gesammelt von J. M. Delavay auf Wiesen am Gipfel des Berges Hee-Chan-men, oberhalb Lan-hong, auch an anderen Orten in 3000 m Höhe, auf Kalkboden. Bureau und Franchet bemerken, dass diese Pflanze sich wesentlich von Incarvillea sinensis dadurch unterscheidet, dass bei letzterer die Kapsel nur hinten, wie eine Balgfrucht, aufspringt. Sie ist auch nicht 1- oder 2jährig mit dünnem verzweigten Stengel und schmalen oder eingeschnittenen Blättern wie I. sinensis Lam. und I. Olgae Reg., sie ist ausdauernd und wächst ungefähr wie die Primeln, d. h. sie hat einen kurzen Stengel, der einfach oder wenig \-erzweigt ist und oberwärts nach jedem Winter 4 — 5 Blätter und 1 oder 2 mehrblumige Blütenstiele treibt. Nebenbei sei bemerkt, dass an demselben Ort Bureau und Franchet noch mehrere neue Arten von Incarvillea beschreiben, die aber noch nicht ein- geführt sind. Sie geben eine tabellarische Übersicht zur Unterscheidung aller Arten. Wir haben es allem Anschein nach mit einer sehr schön und früh blühenden Staude zu thun, die hoffentlich bald mehr verbreitet wird. Ueber die Kultur ist schon Gartenflora 1893 S. 153 gesprochen, Herr G.-Insp. Perring hat sie einfach wie alle Topfstauden behandelt, Samen ist von Vilmorin, Andrieux et Cie., Paris, zu beziehen. L. Wittmack. Heinrich Gaerdt f Nekrolog von L. Wittmack, Hierzu Abbildung 1. Am 14. November 1893 ist ein Mann dahingeschieden, dessen Name in der Geschichte des deutschen Gartenbaues stets in hohen Ehren gehalten werden M'ird: der Königliche Gartenbaudirektor Heinrich Gaerdt, ein Mann, der aus den kleinsten Verhältnissen sich zu] einer hoch angesehenen Stellung auf- geschwungen. Am 7. November 1813 zu Drebkau, Provinz Brandenburg, Kreis Kalau, geboren, erhielt er seine erste gärtnerische Ausbildung in den Gärten des Fürsten Lynar zu Lübbenau und machte dann weitere Studien, namentlich in der Landschaftsgärtnerei in den grossartigen Parkanlagen des Fürsten Pückler- Muskau. Im Jahre 1834 kam er 'am 1. März als Gehilfe in die Kunst- und Handelsgärtnerei des Herrn Ohm zu Berlin, wo er bis zum 1. März 1836 ver- blieb, um dann eine Stellunu" in der damals höchst bedeutenden Kunst- und Heinrich Caerdt f. Handelsgärtnerei von Louis Mathieu, Neue Grünstrasse 31, anzunehmen, die er bis zum 1. Januar 1838 inne hatte. Hierauf war er im damals Königlich prinzlichen Schlossgarten zu Bellevue unter der Leitung des Hofgärtners Brasch bis zum I.April 1842 thätig, und ging dann an den Königl. botanischen Garten, um imter der Leitung des Garten-Inspektors Otto seine Kenntnisse zu erweitern. wie er denn überall darauf bedacht war, seine Ausbildung durch Selbst- studium zu fördern. Hier war von 1839 — 1842 Ed. v. Regel thätig gewesen, mit welchem Gaerdt enge Freundschaft schloss. Indess seines Bleibens im botanischen Garten war nicht lange; der Wunsch, mehr selbständig thätig zu sein, veranlasste ihn, am 7. Oktober 1843 auszuscheiden und eine Stelle bei dem Kommerzienrat Dannenberger anzunehmen, dem er Garten und Glashäuser einrichtete. Hier entfaltete Gaerdt so ganz die ihm eigene Gabe, selbst die schwierigsten Pflanzen gut zu kultivieren, und von seinen Erfolgen legen am besten die vielen Preise Zeugnis ab, die er in dieser Stellung, welche er bis zum 1. Oktober 1854 i^^^ hatte, vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues erhielt. Ihre Zahl betrug in den 11 Jahren nicht weniger als 92. — Hier führte er auch am 25. Juli 1846 die Auserwählte seines Herzens, Henriette Knabe, als Gattin heim. Aus dieser Ehe entsprossen 2 Kinder. Helene, jetzt Gemahlin des Herrn Stadtschulinspektors Dr. Zwick, und der noch jetzt in der Borsig'schen Maschinenfabrik thätige Ingenieur M. Gaerdt. Kein Wunder, dass Gaerdts bedeutende Leistungen die xVufmerksamkeit des grossen Gartenfreundes, des Geh. Kommerzienrats August Borsig, auf sich zogen, und am 30. Juni 1854 wurde verabredet, dass Gaerdt am 1. Oktober die Leitung des Borsig'schen Gartens übernehmen solle. Aber schon am 6. Juli, wenige Tage nach dem Engagement, war der grosse Meister A-erschieden. So war es Gaerdt nicht mehr vergönnt, unter den Augen des Begründers jenes berühmten Gartens zu wirken. Er fand aber in dem Sohne, dem Geheimen Kommerzienrat Albert Borsig, einen ebenso begeisterten Blumenfreund, der die reichsten Mittel bewilligte, um den Garten immer mehr zu verschönern. Gar bald ward der Borsig'sche Garten eine der grössten Sehenswürdigkeiten Berlins, und das ist er auch nach dem Tode Albert Borsigs, der am 10. April 1878 erfolgte, geblieben, dank der Fürsorge der noch heute den Garten gleich ihrem Gatten so hochhaltenden Frau Geheimrat Anna Borsig, deren ältester Sohn ebenfalls ein begeisterter Gartenfreund ist. In Anerkennung seiner Verdienste ward Gaerdt 1866 das Patent als Kgl. Garten-Inspektor, am 20. November 1878 sogar der Titel eines KgL Gartenbau- Direktors verliehen. Se. Maj. der König ehrte ihn am 18. Januar 1888 durch Verleihung des Kronenordens 4. Klasse, viele Vereine durch Ernennung zum Ehren- oder korrespondierenden Mitgiiede. Bis zum Jahre 1888, volle 34 Jahre, waltete er seines Amtes, ein leuchtendes Beispiel für die jüngere Generation, dann aber nahm er wegen Altersschwäche seinen Abschied, und die Familie Borsig bewilligte ihm zur Belohnung für seine treuen Dienste das volle Gehalt als Pension und die Weiterbenutzung seiner Wohnung. Sein Nachfolger Avard der schon unter Gaerdt im Garten thätige Herr Weidlich, der in gleichem Sinne die grösste Ehre darin setzt, den Garten als wahres Schmuckkästchen zu erhalten. Schon früh, im Februar 1846, war Gaerdt in den Verein zur Beförderung des Gartenbaues eingetreten und hier bald eins der beliebtesten Mitglieder ge- Heinrich Gaerdt f. worden, alle erfreuend durch seine vorzüglichen Kulturen, seine grosse Pflanzen- kenntnis und sein freundliches Weseii. Vom Jahre 1873 bis 1882 bekleidete er die Stelle des zweiten stellvertretenden Direktors, von 1882 bis 1892 hatte er sogar die Ehre, das Amt des ersten Stellvertreters führen zu können; ausser- dem war er viele Jahre auch der ^"orsitzende des Blumen -Ausschusses. Im Jahre 1892 zog er sich von diesen Amtern zurück imd gleichzeitig auch von seinem Sitz im Kuratorium der Königi. Gärtner-Lehranstalt und Landesbaum- schule, dem er als Delegierter des ^'ereins 16 Jahre, von 1877 bis 1892 ange- hört hatte. — Der Verein benutzte jede Gelegenheit, um dem A'erdienten Manne, der so treu an dem Verein hing, wie selten Einer, seine Dankbarkeit zu be- weisen. Im Mai 1874 erkannte er ihm die ^"ermeil-Medaille zu, die nur ver- geben wird »für Förderung der Zwecke des Ver- eins durch allge- meine Förderung desGartenbaues«, am i.Oktoberi879 überreichte ihm eine Deputation des ^^ereins und der Gesellschaft der Garten- freunde zur Feier seiner 25 jährigen Thätigkeit im Borsig'schen Gar- ten einen kost- baren Pokal. Am Abend dieses Ta- ges ward in den Räumen der Ber- liner Gewerbe- Ausstellung ein glänzendes Fest- mahl abgehalten, womit gleich- Abb. 1. Heinrich Gaerdt. zeitig die Ge- werbe-Ausstel- lung beschlossen wurde (Monats- schrift d. V. z. B. d. G. 1879,5.467), im Juni 1887 end- lich ernannte der Verein ihn zu seinem Ehrenmit- gliede. Mehr als die meisten tüchtigen Praktiker war Gaerdt aucli Schriftsteller, und eben weil er ein tüchtiger Prakti- ker Avar, sind alle seine Bücher aucli wahrhaft prak- tische Ratgeber. Anfangs mit dem Gartendirektor Keide zusammen, später allein, gab er verschiedene Auflagen von Wredow's Gartenfreund heraus, ein Werk, das man entschieden als die beste Anleitung, namentlich zur Kultur von Gewächshauspflanzen bezeichnen muss. Als die Liebe für wSchnitt- blumen im Winter erwachte, schrieb er sein Werk »Die Winter- blumen«, von dem er noch vom Sterbebette aus die zweite 1886 er- schienene Ausgabe auf die Herbst-Ausstellung des Vereins vom 9. — 12. No- vember 1893 sandte. Seine Schrift »Die Aufl^ewahrung frischen 01)stes während des Winters« erlebte 1892 die 2. Auflage, und endlich legte er die ganze Summe seiner Erfahrungen als A^ereideter SacliA^erständiger in dem grossen Werke »Der Garten -Taxator« nieder. Zahllos fast sind seine Aufsätze, Avelche er in den Schriften des \'ercins und an anderen Orten veröffentlicht hat. Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues kann wahrhaft stolz darauf sein, dass dieser Mann, der für die ganze gärtnerische Entwickelung Deutsch- lands bahnbrechend gewirkt hat, sein Mitglied, ja sein Vorstandsmitglied war, und er wird ihm stets ein dankbares Andenken bewahren. Viele Mitglieder waren ihm eng befreundet, zwei aber standen ihm ganz besonders nahe: der Kgl. Hofgarten-Direktor Jühlke, dessen Tod unseren Gaerdt aufs tiefste be- wegte, und der Kgl. Ökonomierat Hoffmann, dem leider bei seiner goldenen Hochzeit am 5. Dezember 1893 die Freude nicht mehr ward, seinen treuen Freund an seiner Seite zu sehen. Gaerdt war ein Alann, der die Ideale hoch hielt, der, unbekümmert um Lob oder Tadel, die Ansicht vertrat, dass der Gärtner nicht nur Pflanzen ziehen möge um des eitlen Mammons willen, sondern dass es Tiel edler sei, auch schöne Schaupflanzen zu erzielen, alte vergessene Pflanzen an's Licht zu ziehen oder endlich seine INIeisterschaft in der Anzucht schwierig zu kulivierender Pflanzen zu zeigen. — Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein! — Und er selbst gab das beste Beispiel, namentlich in der Kultur der Neu- holländer, der Amaryllis, der Orchideen, der Palmen u. A. Wir können nichts besseres thun, als unmittelbar diesem Nekrologe ein hinterlassenes, von uns wenig verändertes Manuscript über den Borsig'schen Garten folgen zu lassen, das Gaerdt noch kurz vor seinem letzten Krankenlager auf unsere Bitten niederschrieb. Aus ihm geht so zu sagen stillschweigend die mannigfaltige Thätigkeit Gaerdf s im Borsig'schen Garten am besten hervor. Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin. Von H. Gaerdt. f Hierzu Abb. 2—6. Die Gartenflora bringt 5 Ansichten aus dem Borsig'schen Garten zu Berlin, dem Garten, der in der Geschichte des Gartenbaues durch seine Eigenartigkeit sich einen besonderen Ruf erworben hat und der hoffentlich auch in Zukunft noch lange die Bewunderung auf sich ziehen wird. Die Entstehung und Entwickelung des Borsig'schen Gartens steht im innigen Zusammenhange mit dem mächtigen Aufschwünge der Eisenbahn-Industrie, ins- besondere dem Locomotivbaue, auf den wir daher einleitend unsere Blicke richten müssen. Das Vaterland unabhängig zu machen von der Einfuhr der für den Eisen- bahnbetrieb erforderlichen Maschinen, war der leitende Gedanke des mit allen guten Eigenschaften, mit scharfem Verstand und unerschütterlicher Willenskraft ausgerüsteten Geistes des Herrn Geh. Kommerzienrats August Borsig. Darum errichtete derselbe im Jahre 1837 eine den Zwecken entsprechende Maschinen- bauanstalt, aus welcher 1841 die erste Locomotive hervorging. Schnell ver- breitete sich der Ruf der Borsig'schen Maschinen und schon nach wenigen Jahren durchliefen die Dampfrosse seiner Werlvstätten über Millionen von Meilen, nicht nur im Vaterlande, sondern weit über die Grenzen des Vater- landes hinaus. Im Todesjahre des unvergesslichen Mannes, im Jahre 1854 ward die 500. Locomotive in der Anstalt vollendet. Das waren Resultate, deren keine ähnliche Fabrik, weder in England, Belgien noch Frankreich sich rühmen konnte. — — Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin. Es konnte nicht fehlen, dass nach den vielen geistii;'en Anstrengungen sich (Jeist und Körper nach Erholung sehnten, und um diesen Bedürfnissen nach- zukommen, erwarb der grosse Denker in der Mitte der vierziger Jahre in Moabit, einer Vorstadt von Berlin, ein ländliches Grundstück mit einem ganz einfachen Wohnhause und einem ca. 13 Morgen grossen, ziemlich wüsten Garten. Aus diesen Grundflächen entstand der jetzige Schmuckkasten. Obwohl das Grundstück zuerst nur ein ruhiger Sommersitz sein sollte, trieb es den schaffenden Geist doch sehr bald zur Umwandelung der vorge- fundenen Verhältnisse. Natürlich konnte dem Charac^ter des Grundbesitzers entsprechend nur hervorragendes geschaffen werden. Bei der Umwandelung der Villa und der Garten-Anlagen wirkten Capaci- täten A'on bedeutendem Ruf mit, wie Baurat Prof. Strack und General-Garten- Direktor Lenne in Potsdam, vor allem aber der schöpferische Geist des Grund- besitzers selbst. Stracks zierliche Formen in den Fagaden. Säulen etc. des Hauses sind den angehenden Architekten vielfach Vorbilder gewesen. Die Lenne'sche Landschaftsgärtnerei und ihre Schule zeigen sich auch hier im Garten characteristisch. Die herrlichen Glashausanlagen und ihren ebenso ;ingenehmen wie praktischen Anschluss an die Villa, etwas für damalige Zeit ganz neues, ihre Dimensionen und die Konstruktionen der Eisenteile verdankt man dem idealen Geist des Geh. Kommerzienrat Bors ig. Zu jener Zeit hatte man, wie auch noch heute, oft den Wunsch, das Bild, Avie der Garten einst werden soll, schon bei der Anlage eines solchen vollendet darzustellen und suchte dies durch Pflanzen stärkerer, ja unter Umständen sogar sehr starker alter Bäume zu erreichen. Ein Beispiel dieser Art ist die auf einem grossen Rasenplatze befindliche Eiche von 3.75 m Stammumfang, welche im Laufe der Zeit nicht viel stärker geworden, als sie am Tage der Pflanzung war. Der Transport auf ca. 500 m Entfernung verursachte einen beträchtlichen Kosten- aufwand; jedoch die Pflanzung glückte, allerdings unter sorgsamer Pflege. Nach jahrelangem kümmerlichen Wachsen steht die Eiche seit langer Zeit in voller Üppigkeit da und dürfte als ein Denkmal alter Zeiten noch unzählige Beschauer erfreuen. Dieser glückliche Erfolg war das Vorbild zu dem weiteren vielfachen Ver- setzen der alten Bäume. Das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden und etwas ganz Neues zu schaffen, w^ar auch bezüglich des Gartens das Ziel des Besitzers. Neben dem Wohnsitz richtete der Geh. Rat Borsig in den Jahren 1847 — 1849 ein bedeuten- des Eisenwerk ein und leitete das entweichende warme Kondensationswasser in den Garten, speiste zwei Weiher mit dem sonst nutzlos verlaufenden Wasser und machte durch diese Herrichtung es möglich, dass die herrlichen tropischen Wasserpflanzen, wie Nelumbium (Lotus), Nymphaeen. Limnocharis, Papyrus etc. im freien Grund dieser kleinen Gewässer ausgepflanzt werden konnten und in einer unbeschreiblichen Weise gediehen, wie sie es nicht üppiger in ihren Heimatsländern vermögen. Das waren Bilder, die vorher kein Garten in Europa aufzuweisen hatte. Doch damit waren die grossen Ideen noch nicht erschöpft. Das grosse Palmenhaus in LIerrenhausen, die riesigen Bauten in Chatsworth, wie die all- gemeine Liebhaberei für Palmen zu jener Zeit, reiften in dem Ideengange des für grossartige Schöpfungen lebenden Mannes sehr bald den Plan, mit seinem 8 Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin. reizenden Wintergarten auch noch einen Palmengarten zu verbinden. Auf den Entschluss hatten, wenn auch nur nebensächlich, mit eingewirkt die vielen Schilderungen der Palmenpracht im ^"aterlande von Seiten des aus Guatemala und Bogota zurückgekehrten Reisenden Jos. von Warscewicz. der viele Arten von Palmensamen nach Europa brachte und sie Herrn Cleh. Rat Borsig, der ihm zur Ausführung seiner Reisen die Hand geboten hatte, aus Dankbarkeit zur Verfügung stellte. Zur Ausschmückung des Palmengartens wurde Material aus den ver- schiedensten Gärten Europas l)es('hafft. ganz licsonders aber l^ot sich dazu Abb. 2. Wintergarten der \^illa Borsig in Berlin, rechte Seite, im Hintergrund blühende Gamellien etc. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack im März 1893. Gelegenheit l)ei der Rückkehr des Professor Dr. Hermann Karsten aus Columbien. der viele Baumfarnstämme, zu jener Zeit seltene Einführungen in Europa, mitbrachte, ^'on diesen erwarb C-eh. Rat Borsig eine grosse Zahl und zierte damit nicht nur seinen Palmengarten, sondern unterstützte dadurch zu- gleich die wissenschaftlichen Bestrebungen, für die er .stets eine grosse Teil- nahme bezeugte. Es konnte nicht fehlen, dass, als das Wunder der Wasserpflanzen >A'ictoria Regia« durch Robert Schomburgk in Europa von neuem eingeführt wurde (siehe Jahrgang 1892 der Gartenflora S. 651). auch in dem Borsig"schcn Garten ein Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin. <:igcncr Tempel für die Könl.nin der Wasserflora erbaut wurde. Die erste Pflanze, am 9. Mai 1852 in den Claspalast gepflanzt, gedieh ganz vortrefflich und ent- faltete bereits am 19. Juli 1852 die erste Blume. Mithin hatte der Borsig'sche Garten die Ehre, die erste Victoria Regia in Berlin zur Blüte gebracht zu haben. Xeben dem Weltruf der Borsig'schen Dami)frosse verbreitete sich auch der Ruf, der gute Klang des Borsig'schen Gartens in alle Lande. Das ursprüng- liche idyllische Stillleben verschwand durch alle die umfangreichen Schöpfungen, und der Garten trat in den Kreis der Sehenswürdigkeiten Berlins. Immer neue Ideen suchte der rege Geist des Geh. Rat Borsig zu ver- Abb. 3. Wintergarten in der Villa Borsig in Berlin, Fcnsterseitc. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack im März 1S93. Merklichen. So pflanzte er noch Anfang Juni 1854 mit eigener Hand ein Exemplar von Araucaria Cunninghami und einExcmplar von Araucaria excelsa, um zu sehen, welche Hohe die fremden Xadelhölzer im freien Grunde bei sorgfältiger Pflege und winterlichem Schutz in Berlin, in 52° 33' nördlicher Breite und 31° 2' öst- licher Länge, erreichen würden. Leider war es ihm nicht vergönnt, sich an den Erfolgen seiner Schöpfungen lange zu erfreuen. Noch am 30. Juni 1854 entrollte der stets rege und denkende Geist gegen- über dem Schreiber dieser Zeilen bei Geleu-enheit seines Engagements für die IQ Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berhn. Verwaltung des Gartens vom i. Oktober 1854 «^t), neue Ideen betreffs Ein- richtungen im Garten, jedoch konnten die Ideen nur Ideen bleiben, denn schon wenige Tage darauf, am 6. Juli, ereilte den gewaltigen Förderer der Industrie wie der Gartenkunst der Tod. In manchen Fällen gehen derartige Gartenanlagen und Pflanzenschätzc in kurzer Frist nach dem Tode ihres Schöpfers zu Grunde. liier aber begegnet uns der glückliche Fall, dass der Erbe des grossen Ahnen alles heilig hielt, was von dem Vater geschaffen, dass bei ihm auch die Liebe für Blumen ein characteristisches Erbteil war, dass er mit ehrfurchtsvoller, bewunderungswürdiger Pietät so ganz im Geiste des Verstorbenen handelte, was sich nicht nur auf das Grosse, sondern auch auf kleine nebensächliche Dinge erstreckte. Ich erlaube mir aus meinem Wirkungskreise zur Bestätigung dessen folgendes anzuführen: Die Arabesken um die grosse Fontaine im Garten, wie die Blumen- arrangements vor der Loggia verursachten alljährlich viel Zeitaufwand und erforderten grosse Pflanzenmassen. Ich bat daher um die Erlaubnis zu Um- änderungen, erhielt aber die Antwort: »Die Zeichnungen sind von meinem verstorbenen Vater entworfen, ich wünsche, dass diese zum Andenken an ihn erhalten werden, so lange der Garten besteht.« Als endlich das im Winter zum Schutze der Araucarien dienende Bretter- haus hinfällig wurde, baute der Erbe ganz im Geiste seines Vaters ein eigene.s, zunächst 14 m hohes Glashaus aus eisernem Gerippe derartig, dass bei dem weiteren Wachsen mehrere Etagen aufgesetzt werden konnten. Noch fehlten dem Garten die überall in Aufnahme gekommenen Orchideen. Um diese Lücke auszufüllen, bot sich eine günstige Gelegenheit insofern, als nach einer Anzeige im Gardeners Chronicle Herr Hanbury in London seine namentlich an Vandeen reiche vSammlung zu veräussern beabsichtigte und zwar zu dem Preise von 2000 £ = 40000 Mk. Herr Borsig erwarb diese sensationelle vSammlung und sorgte für die Unterbringung derselben durch entsprechend grosse Glashäuser, die in dem Garten neu erbaut wurden. Nachdem die Ausschmückung des Gartens, soweit das Pflanzenreich sie bieten konnte, den Höhepunkt erreicht hatte, wandte der pietätvolle Erbe und grosse Blumenfreund zur weiteren Ausstattung sich an das Gebiet der Künste und Wissenschaften. Nach dieser Richtung hin begann er mit der Beschaffung einer umfangreichen Bibliothek, enthaltend die vorzüglichsten Werke der englischen und französischen Gartenbau-Litteratur. Diese prächtige Bibliothek er- warb er aus demNachlasse des Buchhändlers E d u a r d H a e n e 1 , der als wissenschaft- licher Sammler beispielsweise zur Vervollständigung der ältesten Bände von Curtis' Botanical Magazine eigens nach England reiste. Alle diese kostbaren Werke der Haenel'schen Bibliothek befinden sich noch heute in dem Besitz des Borsig'schen Gartens und diese Bibliothek ist ein Juwel. Von echt künstlerischem Geschmack zeugt eine Loggia, die Albert Borsig erbaute und mit sieben herrlichen Gemälden von Prof. Paul Meyerheim schmückte. Diese Gemälde wurden, damit sie in der offenen Halle nicht durch Witterungseinflüsse leiden möchten, von Meyerheim auf grossen schweren Kupferplatten ausgeführt, und haben sich die Farben vorzüglich gehalten. Sie stellen die Gewinnung und Verarbeitung des Eisens auf den Borsigschen Werken dar, ferner ein Erntefest auf dem Borsig'schen Gute Gross-Behnitz und die Zeit der Dampfschiffe und Eisenbahnen im Gegensatz zur alten Postkutsche. — Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin. 11 Unsere Abbildungen stellen folgendes dar: I. Den Wintergarten mit einem Springbrunnen, rechts vom Eingange, der Springbrunnen, ein - Kunstwerk des Freiherrn von Prinz, darstellend die Thetis, den Knaben Achilles badend und ihn an der Ferse haltend. Im Hinter- gründe sind die grossen Camellien am Spalier und der lüngang zui Villa sicht- bar. Im A'ordergrundc sieht man blühende Rosen und Zwiebelgewächse auf schwellendem Rasen von Selaginella. DieThür links führt in das Ihblic^thekzimmer. Abb. 4. Wintergarten an der Villa Borsig in Berlin. Linke Seite. Blick auf den Wald von Baumfarnen (Balantium antarcticum), Dracaenen etc. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack im März 1893. II. Ebenfalls Ansicht vom Wintergarten. Längs der Fensterseite, gegenüber der vorigen, ebenfalls blumenreiche Dekorationen. III. Wintergarten, links vom Eingange. Im Vordergrunde eine blühende ßeschorneria yuccoides, im Hintergrunde ein wahrer Wald von Baumfarnen, Balantium antarcticum, noch weiter nach oben grosse Dracaena australis. Sehr schön hebt sich von dem saftigen Grün, ein .Meisterwerk der Bildhauer- kunst, ein Ziegenbock in Marmor, von Gta. Lombardi in Rom 1869 gefertigt, ab. 22 Richardia Rehmanni. IV. Ansicht im Palmenhause. Ein vSpringln'unncn iint;'r den Palmen, »die badende Nymphe«, ein Kunstwerk von Tandardini. Sowohl dieses Meisterwerk, wie der Springbrunnen von Freiherrn von Prinz sind von dem letztverstorbenen A. Borsig erworben. ^^ Veranda mit Freitreppe, an die Wohnzimmer sich anschliessend, mit de- korativem Pflanzen- und Blumenschmuck, von wo aus zugleich auch die Blumen- gruppen und die Fontainen im Garten zu überblicken sind. Links die Loggia mit den berühmten Meyerheim'schen Bildern auf Kupfcrplatten. Hatte der erste Borsig den Garten zu den Sehenswürdigkeiten und grössten Schönheiten Berlins, ja Deutschlands erhoben, so hat der pietätvolle dankbare Erbe nicht nur in dem Geiste des Vaters fortgewirkt, sondern auch den Garten zu einem Hort der Wissenschaft, der Kunst und der Littcratur erschlossen Aber auch nach dem Hinscheiden des zweiten Borsig ist der Garten nicht ohne vSchutz geblieben. Frau Geh. Rat Anna Borsig hat in demselben Sinne wie ihr verstorbener Gatte weiter gewirkt, und verstanden, den Garten auf der alten Höhe zu erhalten. Koch heute ist der Wintergarten zur Zeit, wo die Camellien blühen, ein Wallfahrtsort für Berlin. Haben doch selbst I. Maj. die Kaiserin und viele INIitgiieder des Kaiserlichen Hauses sich an dem Blumen- schmuck öfter erfreut. Ein guter Genius waltet über dem LIause Borsig. denn die Anzeichen beweisen, dass die Liebe für den Garten, die Liebe für die Blumen ein edles Erl)teil auch der nächsten Generation ist. Richardia Rehmanni. Eine neue Calla mit ros;ifa rl:)iger Blütenscheide. Hierzu Abb. 7. Im lY. Bande seiner »Botanischen Jahrbü(-her« {1S83) beschrieb Engler eine neue Aroidee. welcher er den Namen Zantedeschia Rehmanni beilegte, und von welcher dort gesagt wird (Seite 63): »Diese Art ist durch die schmalen lanzettlichen Blätter von allen bisher bekannten Arten verschieden, noch viel mehr aber durch die ein- bis zweifächerigen Beeren, wegen derer die Pflanze vielleicht als Repräsentant einer eigenen Gattung gelten könnte. Da aber die Samen selbst mit denen anderer Zantedeschien grösstenteils überein stimmen, und die Blüten der Pflanze noch nicht bekannt sind, so will ich sie lieber noch zu Zantedeschia rechnen, in welcher sie allerdings als ^'ertreter einer eigenen, gut charakterisierten L^ntergattung Oligosperma dienen kann.« Im Juni d. J. wurden an unsere Firma, aus Süd-Afrika, Knollen einer Calla geschickt; welche rosa Spathen hervorbringen sollten. I3ie Sendung kam in sehr guter Beschaffenheit an, und wurde wie gewöhnliche Calla behandelt. Seit einigen Wochen steht eine Pflanze in voller PUüte, und wirklich zeigt sich dieselbe ganz verschieden von allen bis jetzt bekannten Arten. Zunächst fällt die zierlich geformte Spatha (Scheide) auf, welche sich in der Knospe ganz Richardia Rehmanni. 13 deutlich rosa gefär Schattierung". Die ohne die lanzett- förmigen Blät- ter. Avährend alle bis jetzt bekann- ten Arten pfeil- förmige Blätter zeigen. Es handelt sich somit um eine ganz distinktc Pflanze, von Avel- cher in der Kul- tur bis jetzt nicht die Rede gewesen war. Herr X. E. Bro wn-Ke\v (London), der bekanntlich den Aroideen ein ein- Sprengel der eingeführt haben. bt zeigte, nach der Entfaltung jedoch weiss war mit zart rosa merkwürdigste Eigenschaft der neuen Species bilden zweifels- gchendes Studium gewidmet hat, meinte, imsere Pflanze sei iden- tisch mit Eng- ler's Zantede- s c h i a Rehmanni. und eine genaue Ver- gleichung der au- thentischenExem- plare hat diese ]\Ieinungbestätigt. Nebenbei sei hier bemerkt, dass Bai Hon und spä- ter Engler den Namen Zantede- schia, welchen Richardia gegeben hatte, wieder botanischen Prioritätsgesetzes. Es ist Abb. 5. Badende Nymphe im Palmenhause des Borsisf'schen Gartens zu BerUn. etzigcn Gattung auf Grund des Abb. 6. Die Veranda an der Villa Borsig in Berlin. Links Loggia. nicht wahrscheinlich, dass im Gartenbau der altbekannte Aronskelch je Zantedeschia aethiopica genannt werden wird, obgleich ziemlich allgemein J4 Medeola asparagoides L. der ältere Name Calla aethiopica durch den richtigeren Richardia africana ersetzt ^vorden ist. Wir glauben daher den Gattungsnamen Richardia auch für die neue Art behalten zu müssen. Richardia Rchmanni ist somit der erste Aronskelch mit rosa Spatha, welchen "wir kennen, und ist eine wertvolle Bereicherung dieser Gattung, deren neue gelbblühende Vertreter kürzlich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. Die oben erwähnte Pflanze wurde am ii. NoA'ember 1.893 dem Prüfungskomitee des Kgl. Niederländischen Vereins für Gartenbau und Botanik in Amsterdam zur Beurteilung vorgeführt und erhielt daselbst das Wertzeugnis erster Klasse. Obgleich als Ornamentpflanze vielleicht nicht von so grossem Wert wie die alte Aronslilie, ist Richardia Rehmanni gewiss der Vorbote einer schönen Zukunft. Es scheint uns nämlich nicht unwahrscheinlicli. dass bald auch rote und vielleicht Scharlach Calla eingeführt werden können. Haarlem, 15. November 1893. Ernst H. Krelage. Medeola asparagoides L/) Spar g e 1 a r t i g e s M }' r t e n b 1 a 1 1. (Myrsiphyllum asparagoides Willd. Asparagus medeoloides Thbg.) Von H. Schreiber, Obergärtner in Steglitz. Auf der letzten Herbstausstellung zu Berlin, veranstaltet vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues, hatte ich eine Gruppe hochstämmiger Cuphea jDlatycentra ausgestellt. Alle aus hochstämmig gezogenen Pflanzen gebildeten Gruppen sind unstreitig eine grosse Zierde für Gärten, Parkanlagen, Winter- gärten und grössere Palmenhäuser. Erhöht wird aber der Effekt dadurch, dass man die einzelnen oft kahlen Stämme mit irgend einem unserer vielen zierlichen Schlinggewächse beranken lässt oder sie auch guirlandenartig verbindet. — Eine derartige Dekoration versuchte ich zum ersten Mal mit der leider noch A'on vielen so stiefmütterlich behandelten und doch zu allen möglichen Dekorationszwecken und Bindereien, sowie zu Tafelschmuck so sehr geeigneten Medeola asparagoides. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich nun auch, dass sie den meisten Laien und auch vielen Gärtnern nocli gänzlich unbekannt war. und da das »Smilax«, wie es in Amerika genannt wird, allgemeinen Beifall fand, wie mir zu meiner grossen Freude versichert wurde, will ich versuchen, den A'erehrten Lesern dieses Blattes etwas über die Kultur desselben mitzuteilen. Das vom Kap stammende spargelartige, zierliche Gewächs wird aus Samen gezogen. Die beste Zeit zum Aussäen ist in der Zeit vom Januar bis März, in mit sandiger Lauberde gefüllten Samenkästen oder Schalen. Ist der Same auf- gelaufen, so werden die jungen Pflänzchen, wenn sie etwa einen Zoll lang sind, pikiert und zwar entweder wieder in Kästchen oder sogleich in kleine Töpfe, *) Der Name Medeola wurde von Gronovius der indianischen Gurkenwurzel, Medeola Virginiana L. gegeben, wegen der vermuteten medizinischen Wirkungen, nach der Zauberin Medea Unsere Pflanze wird am besten Asparagus medeoloides Thunberg bezeichnet, da sie im Gattungscharakter ganz mit dem Spargel übereinstimmt und sich nur durch blattartige Zweige, sog. Phyllokladien, vom Spargel unterscheidet. Siehe auch Engler & Prantl, Natürl. Pflanzen- familien II, 5. S. 78. L. W. Medeola asparagoides L. 15 um sie später einzeln und in etwas grössere Töpfe nochmals zu verptlanzen. Die so behandelten Pflanzen erreichen im günstigsten Falle im ersten Jahre eine Höhe von ungefähr einem Meter. — Doch erst schön und bedeutend länger werden die Ranken im zweiten Jahre, und zwar kann man die Knollen entweder auf Tabletten oder auch im freien Grunde eines temperierten Hauses auspflanzen. Die ausgetriebenen und eine Länge von 6 bis lo Fuss erreichenden Ranken Abb. 7.- Richardia Rehmanni Hort. (Zantedeschia Rehmanni Engl). Neue Calla mit rosa Blütenscheide. Nach einer Zeichnung von Ernst H. Krelage. können in einem Jahre 2 bis 3 mal geschnitten werden, nur ist dabei Rücksicht auf die immer wieder aus dem Wurzelstock erscheinenden jungen feinen Triebe zu nehmen, damit diese nicht mit den ausgewachsenen Ranken abgeschnitten werden. Am besten lässt man die Ranken an einem am Wurzelstock befestigten Bindfaden hochranken, welchen man jedesmal mit der ausgewachsenen Ranke abschneidet. Die Blüten erscheinen in den Blattachseln und geben je nach Witterung und Befruchtung in roten kleinen Beeren den vSamen. — Der Charakter der Pflanze ist vollständig dem der Spargelarten gleich, und giebt ]^ (j Zur Verherrlichung der Chrysanthemum. CS Knollen, Avclche lo bis 30 Jahi'c alt sind. Am besten ist es aber, alle 3 Jahre neue Aussaaten zu machen. Der den IVIedeolen zum freudigen und kräftigen Gedeihen am besten zu- sagende Standort ist ein kühles Haus, bei 7 bis 10 Grad und guter Lüftung, Da die gut ausgewachsenen Ranken sich tagelang, ohne in Wasser zu stehen, frisch halten imd nicht leicht welken, so ist es ein sehr wertvolles Material zur Binderei und zu allen Dekorationszwecken. Will man in kürzester Frist einen Kranz, ein Kreuz oder einen Anker anfertigen, so giebt es kein besseres Material, als Medeola; auf der Tafel guirlandenartig auf dem weissen Tischtuch arrangiert, die silbernen oder Porzellan-Kandelaber damit berankt, sieht es entzückend aus, ohne viel Mühe und Arbeit zu verursachen, was doch gerade bei Tafeldekorationcn eine grosse Rolle spielt. Während man Medeola-Ranken zu Anfang des Jahres 1893 zum erstenmale, nur vereinzelt, in einigen besseren Blumenläden Berlins zur Ausschmückung des Ladens sah, sieht man in letzter Zeit fast in allen Blumengeschäften deren in Massen imd. wie ich von vielen Blumenhändlern höre, ist es ein sehr begehrter Artikel geworden. Zur Verherrlichung der Chrysanthemum (Goldblume, japanisch Kiku) gelegentlich der Rüdesheimer Chrysanthemum-Schau. Will im November neu der Lenz erblühen Und vor das Auge goldne Blumenpracht Uns zaubern in des Nordens Nebelnacht Mit bunter Farben wunderbarem Glühen? Goldblumen sind es, die so strahlend sprühen. Aus Japan über England uns gebracht. Kühn trotzend schwachen Winterfrostes Macht, Und lohnend reich des Gärtners Fleiss und ^Mühen. In Japan schmückt als Sinnbild ew'gen Lebens, Das Kiku stolz des Kaiserwappens Glanz, Ein Reich so alt wie keines sonst auf Erden. Wir legen hoffend sie am Ziel des Strebens Auf teure Gräber gern als Totenkranz: O, dass unsterblich dort die Geister Averden! Oberlehrer Gesky, Geisenheim. Die Chrysanthemum- und Winterflor- Ausstellung in Hamburg. 17 Die Chrysanthemum- und Winterflor-Ausstellung in Hamburg vom 16.— 19. November 1893 von Fr. B— r. In den Tagen vom 16. — 19. November stand das blumenliebende Ham- burger Publikum unter dem Zeichen des Chrysanthemum, oder besser, es wurde darunter gestellt; die Fach- wie die Tagespresse hat es verstanden, die Begeisterung für dasselbe derart zu entfachen, dass ein Blumenkorb, ein Strauss oder irgend ein anderes Blumenstück ohne Chrysanthemum einfach als nicht modern angesehen wurde; man muss also wohl oder übel die Bezeichnung »Modeblume« als richtig anerkennen, obwohl wiederum ein Teil des Publikums die Verwendung dieser Blume ganz entschieden ablehnt; es muss aber immerhin anerkannt werden, dass die Chrysanthemum -Züchter in einer verhältnismässig kurzen Spanne Zeit grosse Erfolge in der Vervollkommnung der Formen und Farben erzielt haben; hiervon überzeugt uns schon ein Blick auf die aus dem Garten der Frau Etatsrat Donner, Ottensen (Garten -Inspektor Reimers, der in Berlin kürzlich Preisrichter war) ausgestellte Sammlimg von 100 Sorten abgeschnittener Blumen. Dieselbe zeigte die Entwickelung des Chrysanthemum von der einfachen, unscheinbaren Form bis 'zu den grössten, schönstgefärbten Blumen. Als Ausstellungslokal hatte man, wie im vorigen Jahre, Ludwig's Konzert- haus gewählt. Der grosse Konzertsaal war mit Chrysanthemum und Winterflor- pflanzen gut gefüllt; auf den Gallerien fanden neben einigen Chrysanthemum- gruppen die Orchideen Platz, während in drei Nebensälen die Erzeugnisse der Binderei und die Schaublumen aufgestellt waren. Gleich am Eingange, neben sehr starken, blühenden Callapflanzen, bildete ein Sortiment Chrysanthemum, Sommerstecklinge, wegen Formlosigkeit und unvollständiger Belaubung ein gerade nicht anziehendes Bild. Im Gegensatz zu diesem sind zwei Gruppen von Götze & Hamkens, Wandsbek, rühmend hervor- zuheben, welche mit je einer goldenen Medaille ausgezeichnet wurden. Vor dem Orchester und an einer Längsseite des Saales standen die Gruppen der Privat- gärtner, von denen der von Wriedt in Blankenese mit Recht die Auszeichnung »vorzüglich« gebührt; dieselbe war sortenreich und farbenprächtig, die einzelnen Pflanzen kurz, gedrungen und gut belaubt. Auf dem Mittelbeete standen die einzelnen Schaupflanzen, Flochstämme von 1V2 m Höhe, einige Pflanzen der Sorte Peter the Great in Fächerform gezogen. Sämtliche Pflanzen waren ohne Tadel. Auf [dem äusseren Teile des Beetes waren die Winterflor-Pflanzen u. a. aufgestellt. Da sind zunächst einige grosse Cyclamen-Gruppen, darunter die von Berndt, Wandsbek, und Schaden- dorf, Blankenese, ausgestellten; beide Teile von gleich guter Beschaffenheit. Sehr schön dunkel gefärbt waren die Erica gracilis des ersteren, wohingegen seinen Erica hycmalis teilweise die untere Belaubung fehlte; trotzdem hatten die Pflanzen, von oben gesehen, ein gutes Aussehen. Eine Perle der Aus- stellung bildeten die von Zieger, Hamburg, gebrachten Citrus sinensis, zehn Pflanzen von ungefähr 1 — 1V2 m Höhe. Eines dieser Pracht-Exemplare besass fünfundsiebenzig Früchte. F. W. Böttcher, Hamburg, führte wiederum eine grössere Sammlungiseiner ausgezeichneten Amaryllis robusta (Hippeastrum 2 g Koehne's deutsche Dendrologie. robustum) Hybriden vor. Die feine, entschiedene Färbung variierte zwischen dem schönsten dunkelen, leuchtenden Rot und einem fast reinen Weiss oder Rosa. Auch die Leistung Thalacker's, Leij)zig, der mit einer grossen Anzahl blühender Nelken erschien, war gut. Als beste neue deutsche Züchtung führte der Aussteller eine zartrosa blühende Pflanze vor; Bau der Pflanze und Blume war gut, letztere etwas gefranst, aber nicht langstielig. Die Sorten Frau Major Lehmann, Gruss an Lübeck und Anna Elisabeth sollten als drei beste neue deutsche Züchtungen der letzten drei Jahre gelten; ob dieselben das schon Vorhandene übertreffen, bleibt fraglich, — das zeigt eine andere schöne, inter- essante Gruppe desselben Ausstellers, fünfundzwanzig »sich gut tragende Nelken in fünf Sorten«, bestehend aus Oriflamme, rot mit gelb; Irma, kirschrot; Le Zouave, dunkelrot; Dr. Reymond, braunrot; und Rose rivoire, rosa, sämtlich Vertreter feinster Farben. Jedenfalls ist Thalacker's Leistung anzuerkennen. Eine Aufgabe bleibt noch zu lösen — die Züchtung einer wirklich guten gelben Remontant-Nelke. (Schluss folgt.) Koehne's deutsche Dendrologie."^) Von Dr. Dieck, Zöschen. Vor etwa 6 Wochen ersuchte mich der Herr Redakteur dieser Zeitschrift, eine Rezension der Koehneschen Dendrologie **) zu liefern. Ich glaubte, ihm damals keinen Korb geben zu dürfen, aber ich muss gestehen, dass mir die Erfüllung meiner Zusage recht schwer wird. Da sagt wohl die gedankenlose Menge, dass nichts leichter sei, als das Kritisieren, aber wahrlich, keine Behaup- tung ist unberechtigter als diese. Nur dem Leichtfertigen fällt das Kritisieren leicht, dem ernsten und geAvissenhaften Manne wird nichts schwerer, selbst wenn er in der angenehmen Lage ist, verhältnismässig günstig zu urteilen. Er sagt sich, dass er die Arbeit von Jahren, vielleicht gar eines ganzen Menschen- lebens auf Grund einer oft doch nur flüchtigen Durchsicht beurteilen soll, während die Gerechtigkeit erfordern müsste, den Stoff zunächst einer eben- so gründlichen Durcharbeitung zu unterziehen, um das Recht zum Urteilen sich überhaupt erst erworben zu haben. Nun, es hilft nichts; in drei Tagen soll mich das Dampfross nach dem Süden, nach den Hochgebirgen Albaniens und Macedoniens zu neuen botanischen Forschungen entführen, in Länder, aus denen schon so Mancher nicht Aviederkehrte , und Angesichts dieser Thatsache bin ich geradezu verpflichtet, das gegebene Wort vorher einzulösen. Bedurfte es einer neuen Dendrologie, trotzdem das Dippelsche Handbuch noch im Erscheinen begriffen ist und auch die für den Praktiker mit so manchen Vorzügen ausgestatteten Werke eines Jäger, Hartwig und Beissner noch nicht veraltet sind? Wenn wir gerecht sein wollen, so müssen wir die Frage mit dem Autor bejahen. Mag das DiiDpelsche Buch als ein mit seltenem Fleisse und grosser Sachkenntnis ausgearbeitetes Compendium auch noch *) Aus Mangel an Raum verspätet. **) Deutsche Dendrologie. Kurze Beschreibung der in Deutschland im Freien aushaltenden Nadel- und Laubholzgewächse zur schnellen und sicheren Bestimmung der Gattungen, der Arten und einiger wichtiger Abarten und Formen von Dr. Emil Koehne, Professor am Falk -Real- gymnasium zu Berlin. — Mit etwa 1000 Einzelfiguren in 100 Abbildungen nach Originalzeichnungen des Verfassers. Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke 1893, 18«, 602 S. Koehne's deutsche Dendrologie. ^9 SO warme Anerkennung verdienen, so ist es doch für den strebsamen jungen Dendrologen und gärtnerischen Anfänger zu weitläufig angelegt, um ihm ein praktisches und schnell förderndes Handbuch sein zu können. Koehne befleissigt sich dagegen einer an Laconismus grenzenden Knappheit des Aus- drucks, aber die Präcision und das Geschick, mit dem er gerade die zur Unterscheidung und Bestimmung der Art wichtigsten Charaktere herauszuheben und zu zeichnen versteht, scheint mir über alles Lob erhaben imd sichert seinem Buche allein schon eine weite Verbreitung und einen grossen Ab- nehmerkreis. Gegenüber diesem unzweifelhaften Vorzuge berührt eine gewisse Vernachlässigung um so peinlicher, welche der Autor sich in Bezug auf Synonymie und Pflanzengeographie zu Schulden kommen lässt und die auch mit dem Wimsche oder der etwaigen Forderung des Verlegers, sich möglichst kurz zu fassen, nicht ganz entschuldigt werden kann. In dieser Richtung macht das Buch entschieden den Eindruck der Lückenhaftigkeit und Unfertigkeit. Was zunächst die Synonymie betrifft, so verweist der Autor in seiner Vorrede für die bereits von Dippel bearbeiteten Gruppen einfach auf dessen Laubholzkunde und muthet somit seinen Lesern zu, sich jenes doch ziemlich kostspielige Werk sozusagen als Erläuterung zu dem seinigen anzuschaffen und bei jedem Pflanzennamen erst im Dippel sich über die Synonymie zu orientieren. Damit macht er die in der Knappheit seines eigenen Textes beruhenden Vor- teile seines Buches wieder zu Nichte und raubt demselben bis zu einem gewissen Grade den Ruhm der Selbstständigkeit. Bei den Vaterlandsangaben verlässt sich der Autor in ähnlicher Weise auf Andere. So vergisst er bei Quercus alnifolia, die gerade durch ihr isoliertes Vorkommen von höchstem Interesse ist, ganz und gar die Angabe ihres olympischen Wohnsitzes. Rhodo- dendron Ungerni, welches auf einen einzigen Kamm der lazischen Berge be- schränkt ist, versetzt er nach dem Kaukasus, wo die Art sicher fehlt. Eben- dort lässt er Salix amplexicaulis wachsen, die wohl in Deutschland und mehreren Gegenden des vSüdostens, aber meines Wissens nach nirgends im Kaukasus gefunden worden ist. Bei Alnus oblongata Mill. vergisst er neben dem ostamerikanischen Vorkommen das ostasiatische zu erwähnen, welches für den Pflanzengeographen gerade von höchstem Interesse ist. Man merkt auf jeder Seite des Buches, dass der Autor auf die Diagnose den Hauptwert legt, was ja an sich nicht tadelnswert wäre, aber doch nicht zu so hochgradiger Beeinträchtigung anderer Giesichtspunkte und Interessen führen dürfte. Wir PflanzengeograjDhen sind am Ende doch ebenso daseins- und rücksichtsberechtigte Botaniker als die Herren Systematiker! — Lobenswert und auf seiner Vorliebe für scharfe Diagnosen fussend, ist seine Nichtanerkennung der Bastarde als den Arten gleichwertiger Formen. Eine Bastarddiagnose ist doch nur denkbar, wenn sie einem Individuum auf den Leib geschrieben ist und eine treue Selbstreproduktion von Bastarden ist und bleibt, auch im Falle der Fortpflanzungsfähigkeit, in der Natur ein seltenes Vorkommen. In solchen seltenen Fällen also, w^o eine Bastardgeneration sich soweit in sich befestet hat, dass sie sich ebenso treu reproduziert, als die alten bereits als Spezies anerkannten Formen, ist allein eine Habili-tierung derselben zum Range einer gleichberechtigten Spezies zulässig. Das Aufstellen von Individuen- Arten dagegen 'wollen wir lieber Herrn Cxan doger und seiner Schule überlassen und anderseits wollen wir auch nicht auf künstlich zusammen- 9Q Koehne's deutsche Dendrologie. geworfene Kreuzungsprodukte ebenso künstliche Sammel-Spezies begründen. Solche Kunstprodukte haben nur so lange einen Wert, als die Kunst des Gärtners durch ungeschlechtliche Vermehrung ihre Fortexistenz hinausfristet, warum also die ohnehin schon überlastete Systematik mit den Massen solcher ephemeren Speziesnamen weiter belasten. Ich ^t^eiss es also dem Autor aufrichtig Dank, wenn er statt Colutea media vorzieht, in einzig praktischer Weise Colutea arborescens X orientalis zu schreiben. Er lässt uns damit Spielraum, auch einmal C. orientalis X arborescens zu schreiben, wenn wir finden, dass das uns gerade vorliegende Bastard-Individuum mehr nach der Colutea orientalis geschlagen ist, als nach der Colutea arborescens. Wir sind hierdurch ganz ungesucht auf das, nächst der Diagnostik wichtigste Kapitel, nämlich auf die Namengebung gekommen. Was mir noch vor drei Jahren aussichtslos erschien, ist inzwischen doch glücklich eingetreten. Mein verehrter Freund, den ich vor drei Jahren noch für meinen unversöhnlichen Gegner auf dem Gebiete der Nomenklatur und des Prioritätskampfes hielt, ist mir in seinem Buche einen gewaltigen Schritt entgegengekommen, und ich zweifle keinen Augenblick, dass er schon bei der zweifellos bald nötig werdenden zweiten Auflage seiner Dendrologie, mir schon so nahe kommen wird, dass ich ihmi versöhnt die Hand werde reichen können. Dieser Umschwung vom Saulus zum Paulus wird dann aber nicht so sehr mein Verdienst sein, als dasjenige Otto Kuntze's, dessen mit Keulenschlägen zwingendester Logik jeden Gegner übermannende Dialektik im Verein mit einer auf erstaunlicher Belesenheit und Sachkenntnis beruhenden Unwiderlegbarkeit einen so klaren Kopf, wie den unseres Autors schliesslich noch vollständig überzeugen wird, dass nur im Lager der Prioritätsverteidiger striktester Observanz das Zukunfts- heil der botanischen Systematik zu finden ist! Welche Willkür liegt doch in dem Unterfangen, alterworbenen, zweiffellosen Rechten nachträglich eine möglichst späte Jahreszahl für den Beginn ihrer Rechtsgültigkeit vorschreiben zu wollen, wo allein doch die Treue der Diagnose und Solidität ihrer Unterlage den Ausschlag haben können! Soll die Jahreszahl allein entscheiden, nun, so würden ja die Herren Reformatoren unserer Nomenklatur auch alle Benennungen von faulen Speziesfabrikanten anerkennen müssen, sobald dieselben eben nur nach dem Jahre 1753 das Licht der Welt erblickten! Eine derartige, zeitliche Beschränkung der Rechtsgültigkeit unzweifelhaften Rechtes wird eben nie allgemeine Anerkennung finden, denn in solchen Fragen entscheidet nicht die Opportunität oder die Bequemlichkeit, sondern das subjektive Gerechtigkeitsgefühl, welches nun einmal zu den unveräusserlichsten Menschenrechten gehört. Ich mache rmserm Autor einen Vorschlag zur Güte. Warum wider den Stachel löken, der doch nimmer zu beseitigen ist! Möge er bei der nächsten Auflage seinen alten Freund und jetzigen Gegner Kuntze noch übertrumpfen, ja beschämen durch eine Konzession an die nachstrebende, botanische Jugend, welche selbst Kuntze zu machen bisher Anstand nahm und welche das nordamerikanische Komite für Nomenklatur auf dem Rochester-Meeting am 19. August 1892, sub VIII zum Gesetz für amerikanische Botaniker erhob. Der Passus lautet: -vWenn eine Art aus einer Gattung in eine andere versetzt worden ist, muss der ursprüngliche Autor stets in Parenthese zitiert werden, auf A\'elche dann der Autor des neuen Binomens folgt.« Das ist eine Bestimmung, welche ich und sicher tausende von Freunden botanischer Wissenschaft mit Freude und Genug- Zu Salix amplexicaulis Bory et Chaubard. 21 thuung begrüssen, denn sie schützt vor unzähligen Missverständnissen und entzieht einem Laster den Boden, welches ich boshafter Weise als »Mihilismus« zu bezeichnen mich gewöhnt habe. Wenn unsere jungen Dendrologen und noch mehr die einer tieferen botanischen Vorbildung entbehrenden Gärtner, irgendwo in Katalogen auf Namen stossen wie: Hicoria alba Britt., Hicoria Pecan Britt., Aria suecica Koehne etc., so ist lo gegen i zu wetten, dass sie neubeschriebene Arten hinter diesen Namen suchen und vielleicht viel Zeit und Geld verschwenden, um sich dieselben zu beschaffen. Wie einfach wäre es. solche fatalen Missverständnisse unmöglich zu machen, indem man mit den Amerikanern schriebe: Hicoria alba (L) Britt, Hicoria Pecan (Mchx) Britt, Aria suecica (L) Koehne, ganz abgesehen von der Befriedigung des Rechts- gefühls, welches sich gegen den Gedanken empört, die alten Autoren sonst in absehbarer Zeit gänzlich von der Bildfläche verschwinden zu sehen? Wie unpraktisch überhaupt, gerade bei der dendrologischen Nomenklatur sich den Amerikanern widersetzen zu wollen! Nord- Amerika ist das an Holzgewächsen reichste Land und .Sargents grossartiges Werk über die amerikanischen Gehölze wird wenigstens für die Benennung amerikanischer Arten ausschlaggebend werden und wird fremde Dendrologien, die sich anderer Namengebung be- fleissigen, erdrücken und schnell veralten lassen. Die Dougiasfichte z. B. wird trotz Koehne in Zukunft als »taxifolia« statt als Douglasii passieren, auch wenn die ganze deutsche dendrologische Gesellschaft wie ein Mann sich dagegen auflehnen sollte! Grcrade in der Nomenclatur der Nadelhölzer wird Sargent durch Ausmerzung aller Wiedertäuferei furchtbare Musterung halten und mir eine späte Genugthuung schaffen für die Angriffe, die ich in Verteidigung seines Standpunktes schon vor Jahren auch in dieser Zeitschrift über mich ergehen lassen musste. Ultimus ridens, optimus ridens. (Wer zuletzt lacht, lacht am besten). Ich wiederhole immer wieder: Es ist nicht gut wider den Stachel zu löken, und ohnmächtigem Eifer gegenüber pflegt der Franzose zu sagen: II n'y a qu'un pas du majestueux au ridicule! (Schluss folgt.) Zu Salix amplexicaulis Bory et Chaubard.^) Nouv. Fl. du Pelep. No. 1586. T. 36. 1838. (Sal. purpurea S. amplexicaulis Boiss. Fl. or. IV. S. 1187. 1879) von Prof. D. Leopold Dippel, Direktor des bot. Gartens, Darmstadt. Von dieser Weide sandte mir Herr Dr. Dieck s. Z. eine junge, krautartige, gepresste, halbtrockene Triebspitze mit vier Blättern, aus der in Bezug auf ihre Zugehörigkeit nichts Bestimmtes zu entnehmen war. Da als Autor fälschlich Boissier angegeben war. suchte ich die Pflanze zunächst in der Flora orientalis, fand aber den Namen im Register M'eder als Art noch als Abart verzeichnet und gelangte so zu der Vermutung, dass der Autor dieselbe anderswo be- schrieben habe. Ich nahm nun Wimmers Salices Euroi^aeae und als ich auch hier eine Salix amplexicaulis nicht vorfand, die Monographie Andersens im I)e Cand. Prodromus vor. Hier fand ich S. 318 unter Species exclusae die Bemerkung: „Salix amplexicaulis = (ex Buchinger Mss. in Steud. Nomencl.) *) Vergl. Gartennora 1893, S. 673. 99 Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. Apocynum venetum L." Mit diesem Ausspruche des bedeutenden Weiden- kenners gab ich mich umsomehr zufrieden, als sich event. die Diagnose der Blattform von Apoc. A'enetum L. auch auf die mir vorliegende Triebspitze beziehen liess. Erst als ich die Neuheiten -Offerte des National -Arborets in Zöschen von 1892 mit der auf S. 26 befindlichen Abbildung, und dann später auch die Weide selbst in einem lebenden Exemplar erhielt, nun wiederholt in Boiss Fl. or. IV. S. 1187 unter Sal. purpurea nachsah und dort unter Sal. purp. S. amplexicaulis (Sal. amplexicaulis Bory et Chaub.) die Diagnose nebst der richtigstellenden Bemerkung vorfand, konnte ich auf Grund dieser, sowie eigener Anschauung mieine Ansicht ändern. Damals war aber der 2. Band der Laubholzkunde bereits erschienen und ich behielt mir die weitere Besprechung dieser Weide, welche ich für eine, wohl schon früher aus Südosteuropa nach England und dann auch zu uns gekommene, kurz und breitblättrige Form der Salix purpurea var. Lambertiana und zwar für die später von Forbes in dem Salicetum Woburnense als Sal. monandra be- schriebene halte.*) für die Nachträge vor. Dass ich die Sal. oppositifolia Host (Sal. S. 11. T. 38 u. 39) nicht über- sehen habe, davon würde sich Herr Dr. Dieck überzeugt haben können, wenn er im 2. Bande der Laubholzkunde zunächst das Register und dann S. 236 Sal. purpurea c. Lambertiana nachgelesen hätte. Die Blätter der fraglichen Weide sind übrigens, wie bei der typischen Lambertiana imd wie man sich namentlich auch an den entlaubten Zweigen im Winter durch die Stellung der Knospen überzeugen kann, nur fast gegen- ständig. Da nun Sal. Lambertiana Sm. Fl. brit. III S. 1041 1804. Sal. oppo- sitifolia Host. Sal. S. 11. 1828, Sal. monandra" Forb. Sal. Woburn. S. 7. 1829 und Sal. amplexicaulis Bory et Chaub. a. o. O. 1834 Formen einer Abart vorstellen, so dürfte letzterer Name wohl als Synonym zu dem ältesten Namen vSal. purpurea var. Lambertiana zu setzen sein. Bericht über die Frankfurter Obstmärlade, des Pomologen xar t^ox^ji' an den Ufern unseres herrlichen Rheinstromes? Wer kennt nicht die prächtigen Anlagen, die herrlichen Einzelbäume, die unübertrefflichen Obst- bäume in allen Formen, und was für Formen, die ausgezeichnete Rosen- und Koniferen-Sammlung dieses Ruhe-Ortes, oder vielmehr Thätigkeits-Ortes. trotz seines französischen Xamens? Meine- Ruhe sollte eigentlich heissen Meine- Arbeit, Mon-Repos, Mon-Travail, denn wenn der liebenswürdige Besitzer dieses Sans-Souci auch der Sorgen wenige hat, so glauben wir nicht, dass die Ruhe, wohl aber die Arbeit und Thätigkeit sein Element und seine Er- holung gCM^esen und noch sind. Seine reichen Erfahrungen während über 30 Jahre, nicht als Kohl bauender Diocletian oder als Furchen im Acker ziehender Cincinnatus, sondern als Flora's und Pomona's Jünger legte er unter obigem Titel in einem kleinen Werke nieder. Ähnlich dem pomolo- gischen Werke NattermüUer's giebt der Verfasser die Arbeiten für jeden Monat an, wie sie nicht nur in Mon- repos stattfinden, sondern wie sie in jeder anderen Privat-Besitzung in Bezug auf Obst- und Gartenbau stattfinden können und sollen; selbst der Fach- gärtner kann sich seine Verhaltungs- maassregeln daraus entnehmen, voraus- gesetzt, er ist nicht, wie leider jetzt Aäelfach. Mann der sogenannten Spe- zi al-Kulturen. In jedem Monate giebt der Herr Verfasser die Arbeiten genau an, was gemacht wird und wie es gemacht wird für die verschiedenen Zweige des Gartenbaues; Pflanzen, Gemüse, Blumen, Obstbäume, Goniferen etc. finden ihren Platz und die Bearbeitung des Bodens ihre Stelle, selbst Bildsäulen und Vasen werden beachtet. Nach Behandlung der einzelnen Monate geht der Herr Verfasser auf die allgemeinen Regeln im Gartenbau über, auf den Schnitt der Obstbäume, auf die Formen der- selben. Bezüglich der besten Obst- sorten für den Garten, besonders für Monrepos. ist wohl den Pomologen die Schrift über die Mustersorten des Besitzers bekannt und führt derselbe diese Sorten noch einmal auf; dies Sortiment ist wohl eins der gewissen- haftesten, denn der Herr Verfasser war darin so streng, dass er Früchte, die ihm zweifelhaft in ihrer vollen Güte erschienen, dem Urteile des ewig Weiblichen anvertraute, da er dem Gaumen der Bier trinkenden und Tabak rauchenden Männer mit Recht die Fähigkeit absprach, ein richtiges Urteil zu fällen. Den Schluss bildet eine vorzügliche Rosen-AusAvahl und die Ans:abe von Blumen- Anlagen, wie 28 Ausstellungen etc. sie Monrepos eigentümlich und nach- ahmungswert sind. Wir können nach eigener Anschauung der Anlagen diese Arbeit eines welt- bekannten und berühmten Laien jedem Liebhaber und Gärtner angelegentlichst empfehlen. Das Werk überhebt den- selben der Anschaffung umfangreich geschriebener Werke, die mehr für den Fachmann passen; ja, selbst der Gärtner von Fach kann getrost seine Arbeiten nach dem Werke einrichten, er wird mutatis mutandis vieles davon dank- bar benutzen. Wir wünschen dem Herrn Verfasser noch eine lange Reihe von Jahren in Gesundheit und Freude an der Arbeit für sein scliönes Monrepos, und dem Werke, wie es verdient, bei dem geringen Preise schnellen Absatz. C. Mathieu. Deutscher Garten - Kalender, XXI. Jahrgang, 1894. Herausgegeben von CarlFIampel, Vorstandsmitglied des Vereins deutscher Gartenkünstler, Berlin, Verlag von Paul Parey. — Dieser altbewährte Kalender zeichnet sich diesmal namentlich durch Auf- nahme derBestimmungen über Kranken- kasse, Alters- und Invalidenversiche- rung, der Grundsätze bei öffentlichen Wettbewerbungen etc. aus. Max Hess- dörffer giebt Mitteilungen über Steck- lingszucht und Treiberei. Ausstellungen und Kongresse. Schillingsfürst, 20. Oktober. Der hiesige Obstbauverein veranstaltete in den letzten Tagen im Adler-Saale eine recht gelungene Obstausstellung. Die Aus- stellung umfasste nur jenes Obst, das jüngst bei der Ausstellung des Ver- bandes mittelfränkischer Obstbau-Ver- eine von hiesigen Vereinsmitgliedern in Nürnberg ausgestellt war und wo- durch sechs Preise hierher kamen. Es war dies die Kollectivausstellung des hiesigen Vereins mit 110 Sorten, dann die Ausstellung des fürstlich Hohen- lohe'schen Hofgärtners Herr mit 60, jene des Oekonomen D äschner mit 29, des Gärtners Lang mit 81, des Oeko- nomen Mohr mit 24, des Seilers Grüber mit 16, des Bäckers Bössen- ecker mit 28, des Lehrers Hauck mit 6 und des Lorenz Knoll mit 10 Sorten Obst. Auf 264 Tellern konnte man das Schönste, was der Obstbau an Aepfeln, Birnen, Quitten etc. hervor- bringt, bewundern. Der Eintritt zu der schön arrangierten Ausstellung war un- entgeltlich, da der Verein beabsichtigt, seinen Mitgliedern und den Landleuten der Umgegend Sortenkenntnis beizu- bringen und zur Liebe zum Obstbau anzuregen. Hoffentlich ist dies dem Verein gelungen. Chicago. Weitere Preise: Oldenburg, Grosshcrzogiiche Garten -Verwaltung, Garten -Inspektor Ohrt, für Pläne. — Wilhelm Grüne, Berlin, Patentdruck auf Flaschen; Victor Dürfeid Nach- folger, Inhaber A. von Clauson-Kaas, Oschatz in Sachsen, Nachbildungen von Früchten. W. Laaf, Mainz, Konserven. Gebr. Adler -Schott, Frankfurt a. M., Kirsch- und Zwetschenwasser. J. H. Pillmann Nachfolger, Inhaber Karl Wagener, Braun schweig, Konserven. C. Clot & Co., Strassburg, Konserven. G. C. Hahn & Co., Lübeck, Konserven. W. Nägeli, Dr., Mombach-Mainz, Kon- serven. Gebr. Freyeisen, Frankfurt a.M., Obstweine. Max Koch, Braunschweig, Konserven. Es ist jetzt ]3estimmt. dass jeder Aus- steller nur eine Medaille ei'halten soll, auf dem Diplom sollen aber die Gewerbliche Angelegenheiten. 29 einzelnen Gegenstände angegeben werden. Damit werden unsere Be- denken, die wir in Gartenflora 1893, S. 683 aussprachen, hinfällig, und ist es sogar gut, dass die einzelnen Gegen- stände bezw. die Sorten genannt werden, für die der Preis erteilt ist. Ein Aus- steller kann dann betonen, dass ihm gerade für diese oder jene Spezialität, diese oder jene Sorte bezw. Sorten ein Preis zuerkannt ist. — Herr Schiller, der in den letzten Wochen riesig zu arbeiten hatte, hoffte bis Weih- nachten mit dem Einpacken fertig zu werden. Antwerpen. Weltausstellung 1894, 5. Mai bis 12. November. Kl. 66 enthält die Gartenbaukunde, das Programm ist aber bis jetzt nur allgemein gehalten. Es ist Platzmiete zu zahlen. Diejenigen Produkte, die auf der Ausstellung in Chicago waren, werden durch Ver- mittelung und auf Kosten der Gesell- schaft in den Hallen der Ausstellung untergebracht. — Bureau der Verwal- tung 9 rue Gerard, Antwerpen. Gewerbliche Angelegenheiten. In der am 9. Dezember 1893 ^^^~ gehaltenen Generalversammlung des Gemüsebau - Vereins in Braun- schweig wurden nachfolgende nie- drigste Preise für frisches Ge- müse zur Konservenfabrikation im nächsten Jahre festgesetzt: Spargel 1. Sorte 55 Pfg., 3. Sorte 37 Pfg., 3. Sorte 16 Pfg. für V2 Kilo. Erbsen 8 bezw. 7V2 Pfg. für V2 Kilo. Buschbohnen 5, bezw. 4V2 Pfg- für V2 Kilo. Stangen- bohnen 8, bezw. 7V2 Pfg- für ^'2 Kilo. Die niedrigen Preise gelten, wenn der Konservenfabrikant die Gemüse vom Produzenten abholt. Bis einschliesslich den 15. März d. Js. werden wiederum, wie im Winter 1892/93, auf den Strecken Berlin-Röde- rau, Berlin-Elsterwerda, Berlin-Bitter- feld-Leipzig, Berlin-Halle-Bebra-Kassel, Leipzig-Zerbst-(Magdeburg) in einzelnen bestimmten Zügen erwärmte Ge- päckwagen zur Beförderung frost- empfindlicher Stückgüter, wie Hefe, Wein, SchaumAvein, Liköre, Blumen, Bier, Mineralwasser, Essig, eingemachte Gurken, Gemüse, Karto f f e 1 n , S ä m e - reien, flüssige Farben, frisches Fleisch, in Kisten oder Körben verpackt, laufen. Die Beförderung der Güter in den ge- heiztenWagen findet auf ausdrücklichen. mündlich oder schriftlich bei der Güterabfertigungsstelle angebrachten Wunsch der Versender insoweit statt, als der Laderaum der Heizwagen, so- wie die Betriebsverhältnisse dies ge- statten. Eine Verantwortlichkeit wird von der Eisenbahnverwaltung nicht übernommen. Frachtbrief-Vorschriften, welche die Beförderung des Gutes in geheizten Wagen verlangen, sind un- zulässis'. Zur Ausführung der beim Neben- ZoUamt Herbesthal vorzunehmenden Pflanzenuntersuchungen ist an Stelle des von Eupen verzogenen Gärtners Arnoldi der Gärtner Johann Adam ebendaselbst zum Sachverstän- digen ernannt worden. Gewerbesteuer. Am 8. December fand, wie das Handelsblatt für den deutschen Garten- bau berichtet, im Club der Landwirte auf Einladung des Vorstandes des Ver- bandes der Handelsgärtner Deutsch- lands eine vonüber 100 Handelsgärtnern aus Berlin und Umgegend besuchte Versammlung statt, um gegen die Ant- wort des Herrn Finanzministers betr. der Gewerbesteuer Stellung zu nehmen. Diese Antwort lautet: 30 Gewerbliche Angelegenheiten. Berlin, den 24. Oktober 1893. Finanz-Ministerium. Auf die erneute Eingabe vom 27. Juli d. Js. erwidere ich dem Ver- bände, dass ich dem Antrage, die gärtnerischen Betriebe nur insoweit als sie den Verkauf auf fremde Erzeugnisse ausdehnen, als Kunst- und Handelsgärtnereien im Sinne des Gewerbesteuergesetzes anzu- sehen, imd nur nach Massgabe dieses Betriebes zur Gewerbesteuer heran- zuziehen, nichtzu entsprechen vermag. Eine solche Beschränkung des Begriffes der Kunst- und Handels- gärtnerei würde der klaren Absicht des Gesetzes zuwider die völlige Gleichstellung der Kunst- und Han- delsgärtnereien mit der Land- und Forstwirtschaft und dem gewöhn- lichen Gartenbau in gewerbesteuer- licher Hinsicht zur Folge haben, und ist schon deshalb unstatthaft. Abgesehen hiervon kann es keinem Bedenken unterliegen, solche gewerb- liche Unternehmungen, Avelche in eigener Kultur Blumen-, Gemüse-, Samen-, Baumzucht u. dgi. betreiben, um mit den selbstgewonnenen Er- zeugnissen in weiten Absatzgebieten und in den Formen kaufmännischer Geschäfte Handel zu treiben, der Steuerpflicht auch dann zu unter- werfen, wenn sie den Verkauf nicht auf fremde, zugekaufte Erzeugnisse ausdehnen. Auch andere gärtnerische Betriebe, welche unzweifelhaft den Gharakter gewerblicher Unternehmungen an sich tragen, werden nach der Art ihrer Einrichtungen imd ihres Ab- satzes zu den Kunst- und Handels- gärtnereien zu rechnen sein, selbst wenn sie nicht mit fremden Erzeug- nissen handeln. Die hiebei in Betracht kommenden Merkmale (lamstvolle Erzielung und Herstellung der Absatzgegenstände — Einrichtung der abgesonderten Ge- schäftslokale — Errichtung von Filialen — Geschäftsbetrieb in kauf- männischen Formen u. s. f.) in einer Begriffsbestimmung der Kunst- und Handelsgärtnerei zusammenzufassen, erscheint bei der grossen Mannig- faltigkeit der Betriebe nicht rätlich. Es darf erwartet werden, dass durch die in der Praxis zur Erörterung gelangenden Einzelfälle und ins- besondere durch die massgebenden Entscheidungen des Oberverwaltungs- gerichts bald eine ausreichende Sicherheit in der Anwendung der in Rede stehenden Gesetzesvorschrift erzielt werden wird. Zu diesem Zwecke habe ich nicht unterlassen, die erforderlichen Er- hebungen über die zur Sprache ge- brachten Ungleichmässigkeiten bei der Besteuerung der fraglichen Be- triebe anzuordnen, und werde auf die Herstellung eines gleichmässigen Verfahrens hinwirken. Der Finanz -Minister. Miquel. Nach lebhafter Debatte wurde be- schlossen, Jedem, welcher nur die selbstgewonnenen Erzeugnisse seiner Gärtnerei verkauft, zu empfehlen, falls ihm ein Fragebogen behufs Veran- lagung zur Gewerbesteuer zugeschickt werden sollte, die Frage 1, welche lautet : »Welches oder welche Gewerbe be- treiben Sie oder beginnen Sie zu treiben«, dahin zu beantworten, dass er schreibt: »Kein Gewerbe, sondern Gartenbau«, und die übrigen Fragen: »Ergiebt sich aus der Antwort zu Frage 1«. Ferner soll Jedem nach dem oben ausgeführten zu Unrecht veranlagten, empfohlen werden, zu reklamieren, eventuell durch alle Instanzen, und drittens wurde beschlossen, den Vor- stand des Verbandes zu bitten, nötigen- Sprechsaal. 31 falls dem Abgeordnetenhaus die Lage der Handelsgärtnerei gegenüber dem Gewerbesteuergesetze in einer Denk- schrift klar zu legen. Die Reklamationen sind zunächst an den Steuerausschuss zu richten, falls sie erfolglos bleiben ist Berufung an die Bezirksregierung und gegen diese die Beschwerde an das Oberverwal- tungsgericht zulässig. Aus den Vereinen. Der Gartenbauverein Feronia in Eberswalde hat aus den Zinsen einer Stiftung 3 Preise für Lehrlinge be- stimmt: 1.) für das beste Tagebuch, 2.) für den besten Aufsatz. 3.) für den besten Blumenkorb. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands beabsichtigt eine Auf- forderung an die holländischen Hya- zinthenzüchter zu senden, dass die Ver- schickung abgeschnittener Hyazinthen nach Deutschland zu Schleuderpreisen unterbleiben möge. In England hat man längst Ähnliches gethan. Im Verein zurBeförderung des Garten- baues in den preussischen Staaten zu Berlin wird der Kgl. Gartenbaudirektor Haupt aus Brieg am Donnerstag, den 25. Januar, 6 Uhr, Invalidenstrasse 42, einen Vortrag über Düngung der Orchideen halten. Die Erfurter Gärtnervereine haben beschlossen, sich sämtlich an der im Jahre 1894 stattfindenden Gewerbe- ausstellung zu beteiligen, und zwar zwei grosse Gartenbau -Ausstellungen darin i zu veranstalten 1.) vom 1 Mai bis 1 23. Juni, 2.) vom 1. bis 30. September. Sprechsaal. 1. Da ich beabsichtige, den Anbau von Mahonien im grossen behufs Ge- winnung der Blätter auszuführen, er- laube ich mir folgende Anfragen: F. S. a. Ist der Anbau lohnend? — ' Ja, in den meisten Fällen. b. Wie oft kann man die Blätter ab- nehmen? — Nach und nach. c. In welchem Jahre ist die An- pflanzung zum Ernten herange- wachsen? — Im dritten. d. Welcher Boden ist der beste? — Kräftiger Lehmboden, auf Sand- . boden färben sie sich aber dunkler. e. Welches ist die beste Sorte? — Die mit glänzendem Laub. f. In welcher Weise wird die Pflan- zung am zweckmässigsten vor- genommen? Vor Winter? Wie alte Pflanzen? Reihenweite? — Kaufen Sie sich zweijährige ver- pflanzte Sämlinge und pflanzen Sie dieselben in Reihen, 15 — 20 cm jede Pflanze auseinander, und stechen Sie später, wenn die Pflanzung zu dicht geworden, einige aus. Grössere Büsche muss man 1 m auseinander pflanzen. Die Pflanzung ist entweder im September wie für Nadelhölzer oder im Frühjahr nicht zu früh, zur gewöhnlichen Pflanzzeit, g. Existiert Litteratur über die Kultur? — In Lauches Dendrologie, Berlin, Verlag von P. Parey 1880 und in vielen Gartenbauwerken, z. B. Wredows Gartenfreund und in Zeitschriften. 32 Personalnachrichten. h. Von wem sind Mahonien zu be- ziehen? — Aus jeder Baumschule. i. Wann werden die Blätter abgemacht ? — Wenn sie braun gefärbt sind. 2. Eine interessante Frage, welche vielleicht noch nie erläutert ist, edler Freund, möchte durch Sie wohl ihre Lösung bekommen, bei den Gelegen- heiten und Mitteln, welche Ihnen gerade in dieser Richtung zu Gebote stehen. Es ist diese: Leiden Samen, welche aus warmen Zonen in kältere Länder so geschickt werden, dass solche in der kalten Jahreszeit ankommen ? Es ist wohl denkbar, dass Samen von Pflanzen frostfreier Länder leiden können, wenn bei unrichtiger Zeit des Eintreffens solche Samen bedeutenden Kältegraden unterworfen werden. Mag dies auch zum Teil die Ursache sein, warum so oft Samen tropischer Pflanzen in den Gewächshäusern kalter Länder nicht zur Keimung kommen, oder ist Schaden schon entstanden, wenn solche Samen in ungeheizten Magazinen auf- bewahrt werden? Sollten noch keine Beobachtungen in dieser Richtung vorliegen, so wäre es wohl des Ver- suchs wert, Samen von Tropen-Pflanzen der Gefrier-Kälte längere Zeit auszu- setzen, und dann zu ermitteln, ob die Keimkr^ift bei allen, bei einigen oder bei keinen gelitten habe. Nach einigen Experimenten dort werden Sie gewiss in der Gartenflora darüber berichten. Sie ehrend und Ihnen alles Gute wünschend, Ferd. von Mueller. Melbourne. Vorläufige Antwort. Theoretisch müsste man annehmen, dass die Samen, wenn sie trocken sind, durch die Kälte nicht leiden. Indess ich will Versuche machen und bitte mir gefl. Samen zu schicken. L. W. Personal -Nachrichten. Es wurden ernannt: Dr. Adolph Engler, ord. Professor an der Uni- versität und Direktor des bot. Gartens zu Berlin zum Geheimen Regierungs- rat, der Prof. Remele an der Forst- akademie Eberswalde desgleichen, der Botaniker Holst zum Beamten der Deutschen Kilimandscharo - Station. Dr. L. Wittmack zum ordentlichen Mitgiiede der Gesellschaft natur- forschender Freunde zu Berlin (es sind deren nur 12), der Geh. Ober-Regierungs- und vortragender Rat im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen u. Forsten Dr. Singelmann zu Berlin, Ehren- präsident des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, bei seinem Übertritt in den Ruhestand zum Wirklichen Ge- heimen Ober-Regierungsrat mit dem Range der Räte I.Klasse. Dr. Migula. Dozent für Botanik und Bakterienkunde an der technischen Hochschule Karls- ruhe zum Professor. Dem städtischen Gartendirektor Kowallek in Köln ist der Kronenorden IV. Kl. verliehen. Es sind gestorben: In Wiesbaden Prof. Dr. Friedrich Karl Medicus, ehemaliger Direktor d. landw. Institutes Hof Geisberg, der K. und H.- Gärtner A. Tangermann, Mitgl. d. V. z.B. d. G., in Stralau bei Berlin, früher in Schöne- berg, am 25. Dezember, Francis Park- mann, grosser Historiker und ebenso eifriger Blumenzüchter, von 1875 — 1877 Präsident des Gartenbauvereins von Massachusets. Nach ihm ist u. a. Lilium Parkmanni benannt. Hofgärtner a.D. Kirchhoff, Freiburg i. B. hat die Präsidentschaft des dortigen Gartenbauvereins übernommen. Cuphea platycentra als Hochstamm. Von H. Schreiber, Obergcärtner in Steglitz. Unter den vielen zur Hochstammfurm sich eignenden Gewächsen nimmt Cuphea platycentra Avegen ihres reichen Ivorallenartigen Blütenllors und ihrer schönen Belaubung sowohl im Sommer als im Winter mit den ersten Platz ein. Die Anzucht derselben zu Kronenbäumchen ist fast dieselbe wie bei den Fuchsien. Die Stecklinge werden frühzeitig im Januar — Februar gesteckt und nach der Bewurzelung in Töpfe geiDtlanzt. Die sich zeigenden Blüten, sowie alle Seitentriebe müssen fortwährend entfernt werden, der Leittrieb ist an einen Stab anzubinden, und, sollen die Pflanzen in TöiDfen kultiviert werden, ist ein mehrmaliges Verpflanzen nötig. Sie lieben eine kräftige, lockere Erde, halb Mistbeet- und halb Lauberde, mit grobem Sand vermischt. Ende Juli ungefähr ist der Trieb bei sorgfältiger Behandlung i — 1V2 ni lang, und es kann nun- mehr die Spitze ausgekniffen werden, wonach sich alsbald die Verzweigung zur Krone ausbildet. — Auch kann man anfangs Juni die Pflanzen in ein mit guter nahrhafter Erde präpariertes JMist- oder Freilandbeet auspflanzen, die- selben werden dadurch kräftiger und geben fürs nächste Jahr schon ansehnliche Kronenbäumchen ab. Als Gruppenpflanzen mit einer entsprechenden LTnter- pflanzung, oder auch einzeln auf Rabatten, mit Guirlanden von Pilogynen, Maurandien, Cobaeen oder dergleichen verbunden, sehen die Cupheen reizend aus. Aber auch zur Dekorierung von Wintergärten, grösseren Palmenhäusern etc. sind sie ein wertvolles Material. Die Chrysanthemum- und Winterflor-Ausstellung in Hamburg vom 16.— 19. November 1893 von Fr. B— r. (Schluss.) Die von Bertram. Flottbek, auf dem Balkon ausgestellte Gruppe von Chrysanthemum, welche einen Ehrenpreis erhielt, gestattet infolge der in ihr enthaltenen Neuheiten dieses Jahres einen Vergleich unter den letzteren. Da sind zunächst zu nennen: »Enfant des deux mondes«, die weisse »Louis Böhmer«, deren Blume, halb offen, prächtig aussieht; »Edwin Bekett«, Blume schön goldgelb, Wuchs sehr gut; »Duke of York«, carminrosa, Rückseite silber- weiss, gross, einwärts gebogen. Die Farbe von »Col. W. B. Smith«, goldgelb mit terra cotta, einwärts gebogen, wirkt am Tage gut, verliert aber bei Licht an Wirkung; »J. Shrimpton«. prachtvoll rote Blume. Wuchs der Pflanze niedrig und schön; >A'ellow Avalanche«' gelber Sport der bekannten weissen. 34 Die Chrysanthemum- und Winterflor-Ausstellung in Hamburg. Auf den Gallerien ^var Dr. Xanne's Gärtnerei mit einer Orchideengruppr vertreten, darin ungefähr fünfundzwanzig" .starke reichblühende Cattleya labiata autumnalis und ein lixemplar der noch sehr teueren Lyca.ste Skinneri alba. Au.sserdem brachten verschiedene Aussteller kleinere Sammlungen. Neben letzteren hatte Mönch, Leipzig, seine beiden Chrysanthemum- Neuheiten in einigen Exemplaren aufgestellt: Frau Kommerzienrat Gruson. orangegelb, lebhafte Farbe, vorzüglicher Bau der Blume, und Germania, dunkelgelb, ebenfalls gut. In abgeschnittenen Schaublumen hatten Götze & Flamkens grosses ge- leistet; Blumen von bedeutender Grösse, Farbenreinheit und ausgezeichnetem Bau. Denn er 's Garten sandte, wie erwähnt, eine Sammlung von hundert Sorten aus allen Klassen, zwar keine Schaublumen, aber dadurch interessant dass sie die Entwicklung des Chrysanthemum von der einfachsten, unschein- baren Art bis zu den schönsten Sorten veranschaulichte. Unter den Neuheiten dieser Gruppe fallen auf: Egerford beauty. Professor Wittmack, gelb, gewirbelt, schöne, graziös gebaute Blume, und Ludwig Möller. Einige in New-York am 26. Oktober geschnittene Blumen schienen nur gesandt worden zu sein, um das Chrysanthemum auf seine Versandfähigkeit als Blume zu prüfen. Dieselben hatten die lange Reise sehr gut überdauert, konnten aber mit den hiesigen nicht konkurrieren. Die Arrangements aus abgeschnittenen Blumen nahmen drei Räume ein In zwei Sälen standen die Tafel-Dekorationen, von denen Flermann's Dekoration mit Recht als beste ausgezeichnet wurde; dieselbe ist gelb gehalten, die Arbeit sauber, die Formen sämtlicher Teile, wie Tischsträusse. die auf Ideinen Statfeleien befestigt waren, Tafelaufsätze, Garnierung des Tafeltuchs etc. elegant, leicht und vollendet. Das Material — es durften zu diesen Sachen nur Chrysanthemum verwendet werden — bestand aus Blumen von »Yellow Avalanche«, »Peter the Great» und »Source d'or«, Cannablättern'), Medeola asparagoides, Asparagus- Ranken rmd Stiele von Cyperus Papyrus. Assi an, Wandsbek, verwendete zu seinem, dem vorigen ähnlichen Ar- rangement braunfarbige Chrysanthemum. Sehr hübsch war die das Tafeltuch zierende Ranke angeordnet, und zwar derart, dass eine Blume immer am Stielende der vorhergehenden angeheftet war. Die Guirlande erhielt den ihr nötigen Halt durch eine Asparagus-Ranke, die Blumen waren also auf dieselbe aufgebunden. Die übrigen Sachen sind in ähnlicher Weise arrangiert; ein Uebel- stand, und zwar kranken an ihm sämtliche Tisch -Dekorationen, wäre noch zu bemerken: die Tafelaufsätze waren zu hoch; sie würden eine bequeme Unter- haltung der sich Gegenübersitzenden beeinträchtigt haben; ausserdem vermögen die Blumenstücke nur dann gut zu wirken, wenn das Auge sie streift, nicht wenn sie demselben hindernd im Wege stehen. Die ßallgarnituren nur von Chrysanthemum zeigten, dass die Chrysanthemum sich für erstere nicht recht eignen; man hätte hier den Ausstellern freie Pland in der Wahl der Blumen lassen sollen, wie bei den Kränzen, die in einigen sehr hübschen Ausführungen gezeigt wurden. Während der sch;mste, mit braunen Eichenblättern, Freesienblumen, Kamellien, Cyi^ripedien. Callablumen. *) Canna indica bringt, wenn dunkel getrieben, elfenbeinweisse Blätter hervor, welche in letzter Zeit ein geschätztes Bindematerial bilden. D. Verf. Ausschmückung einer Tafel mit Ciirysanthemum bei elektrischer Beleuchtung. 35 Medeola und Pandanusblättern garniert. au.s weissen Chrysanthemum gebunden war. wurden zu einem, dem vorigen ähnlichen, blauviolette Krauskohlblätter verwendet. Die Idee ist originell und auch gut. Die überaus schöne Füllung eines Blumenkorbes sei noch erwähnt. Flieder, Laelia autumnalis und Perrinii. Oncidium ornithorhynchum und Asparagus. Dieses das Erwähnenswerte der Bindereiabteilung. Dieselbe enthielt noch vieles schöne und gute, dessen Besprechung aber zu weit führen würde, doch sei noch des sich drehenden Ferrja-ades en miniature gedacht, [dass in seiner Verwendung als Cotillon-Bouquetständer ausgestellt war. Schliesslich wäre noch zu bemerken, dass das Lokal, obgleich es das schönste und geräumigste Hamburgs ist, sich für die Abhaltung von Gartenbau -Aus- stellungen nicht recht eignet. — Wäre es nicht möglich, den Bau eines mannig- fachen Zwecken dienenden Ausstellungsgebäudes ins Werk zu setzen? Ausschmückung einer Tafel mit Chrysanthemum bei elel'Boiss.« von G. Di eck, in welcher unter anderem die Identität dieser letzteren Weide mit Salix oppositifolia Host als sehr wahrscheinlich hingestellt ist und betont wird, dass der Host' sehe Name als der ältere voranzustellen wäre. Da aber Dieck weder Herbar- material noch auch die Diagnose dieser Host'schen Weide vergleichen konnte, so konnte er diese Frage nicht sicher entscheiden. Wenn es sich um eine Hosfsche Art handelt, sind wohl wir Wiener Botaniker in erster Linie be- rufen, dieselbe aufzuklären, da wir in unserer Stadt nicht nur den Host'schen Garten, sondern im Herbar des naturhistorischen Hofmuseums auch die Mehr- zahl der von Host aufgestellten Arten in Originalexemplaren zu vergleichen in der Lage sind. Dass gerade ich in dieser Sache das Wort ergreife, hat noch einen weiteren Grund darin, dass ich mich schon vor mehreren Jahren mit der Phylogenie der Gattung Salix und speziell mit der Gruppe der Salix purpurea L. beschäftigt habe.') Zunächst möchte ich konstatieren, was inzwischen auch Herr Dr. Dieck selbst berichtigte, dass Boissier nicht der Autor der Salix amplexicaulis ist, da dieselbe zuerst von Bory und Chaubard in der »Nouvelle Flore du Pelo- l^onnese« im Jahre 1838 beschrieben und abgebildet wurde. Salix opj^ositifolia Host ist dagegen schon im Jahre 1828 in Host's »Salix« aufgestellt, würde also unbedingt die Priorität haben, M'enn sie mit Salix amplexicaulis Bory et Chaub. identisch wäre. Diese Identität muss ich aber entschieden bestreiten. Durch Ver- gleich der Host'schen Diagnose, Abbildungen und Originalexemplare habe ich mit Bestimmtheit ermittelt, dass Salix oppositifolia Host nichts anderes ist als eine Form der Salix purpurea L.**) mit grösstenteils gegenständigen Blättern. Ich möchte hier namentlich noch darauf hinweisen, dass Plost seine Salix oppo- sitifola »in Moravia, Silesia, ßohemia ad aquas; copiose ad Albim« angiebt, also in einem Gebiete, wo Salix amplexicaulis Bory et Chaub. gewiss nicht wächst. ") Vergleiche meinen Aufsatz: ^>Zur Piiylogenie der Gattung Salix« in Veriiandl. d. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien 1888, Sitzungsberichte S. 55. Einen Auszug findet man im botanischen Centralblatt Band XXXV Seite 58 (wo leider »Phyllogenie« statt »Phylogenie« steht). **) Über den Namen Salix Helix L. vergl. Kerner, in Verhandl. d. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien, 1860, Abhandlungen S. 272; Wimmer, Salices Europaeae p. 33. 40 über Salix oppositifolia Host etc. Die Form der Salix purpurea L. mit gegenständigen Blättern kann aber vom Typus dieser Art schon deshalb nicht getrennt werden, weil niemals alle Blätter eines Strauches gegenständig sind und man meist nur Sträucher findet, bei denen ganz regellos die Blätter mancher Zweige gegenständig, die anderer schraubig angeordnet sind. Dies ist auch an den Originalexemiplaren der Salix oppositifolia Host der Fall, (übrigens sind auch unter den Bornmüller 'sehen I^xsiccaten der anatolischen Salix amplexicaulis Bory et Chaub. Zweige mit zum Teil schraubig gestellten Blättern zu finden.) Dass Host diese Form als eigene Art aufgestellt hat, erscheint begreiflich, wenn man berücksichtigt, dass derselbe Autor a. a. O. hinter einander nicht weniaer als fünf Formen der Salix Abb. 9. Crinum Roozenianum, Blumen schneeweiss, aussen etwas rosa (nach einer Photographie). purpurea L. als Arten beschreibt: Salix Helix, S. oj)positifolia, S. purpurea, S. mutabilis und S. carniolica. wSalix oppositifolia Host wird aber mit Recht von den Autoren einfach als Synonym zu Salix purjDurea L. citiert.*) Was die griechisch-kleinasiatische Salix amplexicaulis Bory et Chaub. an- belangt, so will ich mit meinem Urteil über dieselbe hier zurückhalten, da ich Herrn Dr. E. v. Haläcsy, welcher diese Pflanze heuer im Peloponnes sammelte und seine Ausbeute selbst bearbeitet, nicht vorgreifen will. Es sei *) Vgl. beispielsweise Neilreich, Flora von Niederösterreich S. 257; Kerner, Nieder- österreichische Weiden (a. a. 0.) S. 272; Wimmer, Salices europaeae p. 30. — Vgl. auch meinen oben citierten Aufsatz S. 58. über Salix oppositifolia Host etc. 41 nur noch erwähnt, dass sich die aus England beschriebene und in »English Botany« abgebildete Salix Lambertiana Sm. in mehrfacher Hinsicht (Blattform. Verkürzung des Blattstieles, Bereifung der jungen Zweige) der Salix amplexi- caulis Bory et Chaub. nähert. Andere sehr interessante Mitteilungen über solche annähernden Formen macht Di eck in dem eingangs citierten Aufsatze, und derselbe ist auch vollständig im Reclite. wenn er in der von Host als .Abb. 10. Reid".s kugclbl. Röhr-Aster, schwefelgelb. .Abb. 11. Begonia Erfordia. Karminrosa. Abb. 1 2. Chamaepeuce Afra. Abb. {'■'>. Eschscholtzia maritima. Hellgelb mit dunkelorange Flecken. Salix oppositifolia beschriebenen Form der Purpurweide eine derartige An- näherungsform erblickt. Am Schlüsse seines Aufsatzes spricht Dieck die Vermutung aus. dass die opponierte Blattstellung möglicher Weise eine atavistische Erscheinung sein könnte. Dies ist aber ganz gewiss nicht der Fall. Wie ich in meine^ oben citierten Besprechung der Phylogenie von .Salix (und Populu.s) dargelegt habe, sind die ältesten Weidentypen in der Cruppe der >4iumboldtianac« zu suchen, 42 Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. mit denen auch die im Tertiär fi^efundenen Reste übereinstimmen.*) Aber weder in dieser Artent;ruppe, noch bei der olfcnbar phylo;a,enctisch noch älteren GattunjT Populus kommt die opponierte Blattstellunt;- vor. Sie findet sich fast ausnahmslos nur im Formenkreise der Salix purpurea I.. (sensu latissimo) und ihrer Hybriden. (Auch bei letzteren ist sie sehr selten; ich sah nur ein von Wimmer bei Breslau gesammeltes Exemplar der Salix Doniana Sm. = pur- purea X repens mit teilweise oppcmierten Blättern.) In einem einzigen Falle beobachtete ich einzelne ganz und nahezu opponierte Blattpaare bei einer Weide einer anderen Artengruppe, nämlich an Salix fragilis L. bei Salzburg, aber auch hier nur an einigen juhgen Stocktrieben eines alten Strunkes, niemals an Zweigen der Bäume selbst. Obschon nun das ^"■orkommen einer Erscheinung bei Jugendformen und Stocktrieben sehr oft auf Atavismus hindeutet, so kann doch in diesem speziellen Falle diese Annahme nicht gelten. Denn gerade Salix purpurea L.. in deren Formenkreis die opponierte Blattstellung am häufigsten — ja nahezu ausschliesslich — zu finden ist. entfernt sich von dem Urtypus der Weiden, wie ihn die palaeontologischen und vergleichend - morphologischen Untersuchungen als nahezu sicher ergeben halben, in zwei- facher Hinsicht sehr weit: der ursprünglich becherförmige Discus ist auf einen einzigen »Zahn« reduziert: die ursprünglich zahlreichen freien Staubblätter sind auf 2 reduziert und ausserdem noch diese zwei mit einander verwachsen. Wir können also die opponierte Blattstellung bei den Weiden wohl nicht als eine atavistische, sondern nur als eine neu auftretende — progressive — Erscheinung aulfassen, welche in diesem ^\^rwandtschaftskreisc früher nicht existiert hat. aber möglicherweise bei einstigen Nachkommen der heutigen Salix-Arten konstant werden kann. Es ergiebt sich hieraus auch im allgemeinen, wie vorsichtig man sein muss. wenn man die an Jugendformen vorkommenden auffälligen Erscheinungen mit der Phylogenese in Zusammenhang Iningen will. Man kann dies mit wissen- schaftlichem Erfolge nur dann thun. -w enn man gleichzeitig alle durch die ver- gleichende Morphologie und die Paläontologie sich ergebenden Tliatsachen be- rücksichtigt. Wien, den 25. November iSq3. Bericht über die Frankfurter Obstmärkte und über die Centralstelle für Obstverwertung pro 1893. (Schkiss.) Käufer waren aus allen Teilen Deutschlands erschienen, auch das Aus- land war vielfach an den Käufen beteiligt; so kaufte eine Pariser Firma von einem Händler aus dem Rheingau 30000 kg Tafelobst. Die Preise waren infolge der reichen Obsternte wohl niedriger als im Vorjahre, doch fand gute Waare lohnenden Absatz. Gleich, ja noch in hciherem Grade erfolgreich war das Komitee mit der erst in diesem Jahre errichteten, dem gleichen Zwecke gewidmeten ') Vgl. Pa.x in Engier und Prantl, natürl. Pnanzcnlaiiiilien I!I. 1. S. 'M. Bericht über die Frankfurter öbstmarkte. 43 Ccntr als teile für ( iljstverAvertu n >j,-. Die Ubstmärkte, deren Abhaltung; natuigemäss auf gewisse Zeiten be- schränkt ist . sollen damit zu einem ständigen , ununterbrochen das ganze Jahr hindurch wirkenden Vermittelungsoigan vervollkommnet werden. Es ist ohne weiteres einlcuihtcnd. dass Uljstmärkte niclit jedesmal dann, wenn irgend eine Obstsorte reif wird, abgehalten werden können; abgesehen von manchen anderen Gründen spricht schon der Umstand dagegen, dass verschiedene Obst- sorten ein längeres Lagern, wie es bei dem nach Alustern erfolgten Verkauf auf Obstmärkten geschehen müsste, überhaupt nicht gestatten, sondern mög- lichst rasch verkauft werden müssen. Hier nun soll die Centralstelle Abhülfe schaffen, sie soll den An- und Verkauf von Obst zu allen Zeiten ermöglichen oder wenigstens erleichtern. Die Produzenten sollen nicht nötig haben, mit dem Angebot zu warten, bis das Obst reif ist. sondern sie können schon \ or- her der Centralstelle ungefähre Mitteilungen über den zu erwartenden Ertrag Abb. 14. Gerardia tenuifolia. Hellviolett. Abb. 15. Lathyrus odoratus Bronce King*. Fahne kupferig-bronze, Flügel und Schiffchen weiss. machen, so dass. ist die Reifezeit erst da, sofort mit der Versendung an die von d:'r Centralstelle benachrichtigten Konsumenten vorgegangen werden kann. Jeder Produzent wird also in der Lage sein, das zur Reife kommende Obst sofort zu verwerten. Er hat nicht nötig, sich um den Verkauf seines Beeren-, Stein- und Kernobstes zu bemühen, sondern er hat nur. wie bereits oben besagt, der Centralstelle von den zu erwartenden Erträgen oder von seinem \'orrat Kenntnis zu geben, um von dieser mit Konsumenten unentgeltlich in Yer- bindung gesetzt zu w^erden. Wie sehr die Errichtung der Centralstelle dem allgemeinen Bedürfnis ent- sprochen hat. geht daraus hervor, dass schon in der ersten Woche nach Er- öffnung derselben die Anmeldungen und Nachfragen so stark einliefen, dass dieselben kaum zu bewältigen waren. Die in dieser Zeit angebotenen Apfel etc. beliefen sich auf 500000 kg. Die Nachfrage nach Obst war noch be- deutend höher, dieselbe betrug, ebenfalls in der ersten Woche, bereits über eine Million kg. AA Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. Im ganzen liefen bei der Centralstelle bis incl. 20. Oktober d. J:- Angebote ein: a) Äpfel 16009110 kg b) Birnen 1067605 » c) Aprikosen 52725 " d) Himbeeren 6000 '> e) Heidelbeeren 1100 >- f) Erdbeeren — « g) Johannisbeeren 12235 » h) Stachelbeeren 1175 -' i) Kirschen 156540 >' k) Mirabellen 23440 » 1) Pfirsiche 1350 « m) Pflaumen 130050 » n) Zwetschen ... 1101140 » o) Reineclauden 60125 » p) Preisseibeeren 24750 » q) Trauben 785 » r) Nüsse 10250 » s) Maulbeeren . . . 500 » t) Hagebutten 9175 >' u) Tomaten 3050 » v) Schlehen. . ..... . iSöoo ■'> \v) Haselnüsse 500 » x) Quitten 1800 >■ y) Weissdornbeeren 500 » z) Fliederbeeren 2t5o » sowie Obst- und Beerweine 1515 1. und Morcheln, Champignons und Kastanien zusammen 19894655 kg (Jbst und. Beeren, und 1515 1 Obst- und Beerweine. Bis zum gleichen Zeitpunkte liefen Nachfragen ein. auf: a) Apfel 4566900 kg b) Birnen 369025 » c) Aprikosen 4800 » d) Kirschen 153210 » e) Mirabellen 20017 » f) Reineclauden 14100 » g) Pfirsiche 3310 » h) Pflaumen 43000 » i) Trauben 365 » k) Zwetschen 576750 » 1) Johannisbeeren 21700 » m) Heidelbeeren 269315 » n) Himbeeren 8000 » o) Erdbeeren 1000 » p) Stachelbeeren 1000 » q) Preisseibeeren 47665 » Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. 45 r) Brombeeren 125 ki; s) Hagebutten 1 ooo » t) (Juitten 1 500 >' zusammen 0 102 7^2 kg ^'icht berücksichtigt in der Aufstellung der Angebote und Nachfragen sind die zahlreichen Anmeldungen und Nachfragen, bei denen ein bestimmtes Quantum nicht angegeben, in welchen nur von grösseren Posten oder von jedem Quantum die Rede war. Als durch unsere Vermittelung abgeschlossene An- bezw. Verkäufe sind uns bis jetzt bekannt geworden: a) Äpfel 2330275 kg b) Birnen 244085 » c) Aprikosen i435o " d) Heidelbeeren 7 775 e) Himbeeren 3000 » f) Erdbeeren 10 » g) Johannisbeeren 10885 « h) Kirschen 73025 » i) Mirabellen 12770 » k) Pfirsiche 2960 > 1) Pflaumen 32000 >• m) Preisseibeeren 5465 ■> n) Reineclauden 30025 » o) Stachelbeeren 250 » p) Trauben 215 > q) Zwetschen 185700 » r) Hagebutten ... 2 500 » s) Tomaten 2500 » t) Quitten 1 000 « zusammen 2958790 kg Hierbei ist zu berücksichtigen, dass 1., noch eine grosse Zahl von Anzeigen über stattgefundene An- bezw. Verkäufe aussteht und zwar haben die betr. Pro- duzenten bezw. Konsumenten sich vorbehalten, uns im Spätherbste eine Zu- sammenstellung aller von ihnen durch unsere Vermittelung abgeschlossenen An- resp. Verkäufe einzusenden, und dass 2. von vielen Verkäufen überhaupt keine Kenntnis an das Komitee gelangen wird. So laufen denn auch noch täglich derartige Anzeigen ein, ebenso wie auch noch täglich Angebote bezw. Nachfragen durch uns weiter befördert werden. Auch vom Ausland waren eine Menge Angebote, namentlich in Äpfeln ein- gelaufen, die wir aber, da wir nur die Verwertung von in Deutschland ge- zogenem Obste vermitteln, unberücksichtigt lassen mussten. Der durch unsere Vermittelung erfolgte, bis jetzt bekannte Umsatz ist demnach a) der der Centralstelle mit 2958790 kg b) » » Obstmärkte » 658840 » mithin überhaupt 3617630 kg 45 Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. Diese Summe dürfte sich aber mit den noch ausstehenden Anzei^^en über bereits erfolgte Abschlüsse, den noch täglich durch ^'^ermittelung der Central- stelle zum Abschluss gelangenden Verkäufen und den auf den Übstmärkten ohne Schlussschein angekauften Obstposten sicherlich auf ca. öoooooo kg erhöhen. Dies ist gewiss ein Resultat, auf das das Obstmarkt-Komitee mit Befriedigung zurückblicken darf. Ein Beweis, wie sehr die Notwendigkeit und die Nützlichkeit unserer Obst- märkte. so^^■ie die der Centralstelle für Obstverwertung allgemein anerkannt wird, ist die Thatsache, dass auch in Stuttgart, \v\c in Dresden und noch in verschiedenen anderen Städten gleichartige Institutionen ins Deben gerufen werden sollen. Ebenso im Elsass, wo man Weinmärkte auf Grundlage bezw. nach dem Modus der Frankfurter Obstmärkte errichten will. Viele Dankschreiben sind uns von grösseren Obstzüchtern und Obstbauvereinen, sowie auch von Privaten zugegangen, worin die Nützlichkeit unserer Einrichtungen lobend an- erkannt wird. Unter anderen schreibt der Obstbauverein Schweinheim, dass er durch unsere Vermittelung 3415 Ctr. Obst verkauft und hierdurch einen Vorteil gegen die Nachbargemeinden (welche ohne unsere \>rmittelung verkauften) von ca. 1500 Mk., für gleiche Quantität und Qualität, gehabt hätte. Von vielen Landrats-Ämtern wurde in den Kreisblättern auf die Central- stelle für Obstverwertung sowohl, wie auf die Obstmärkte aufmerksam gemacht. Das Ministerium in Budapest, welchem wir auf sein Ersuchen unsere Markt- ordnung einsandten und über unsere Organisation Mitteilung machten, sagt in einem Dankschreiben an uns, dass es aus unseren Mitteilungen vieles nütz- liche entnommen habe und der lobens\\'erten Tendenz des Komitees volle An- erkennung zolle, sowie dass auch dort derartige Einrichtungen getroffen werden sollen. Das K. Württembergische Ministerium, resp. die Centralstelle für Land- wirtschaft hat uns mittelst Schreiben und Uebersendung der Liste aller in Württemberg in Betracht kommenden Interessenten die LTnterstützung unserer Sache zugesagt bezw. angedeihen lassen. Zur Besichtigung der Obstmärkte und Einrichtungen der Centralstelle war auch von Seiten der Dänischen Regierung Herr Zeiner-Lassen aus Helsingör gesandt, sowie im Auftrage des Sächsichen Ministeriums Herr Öconomierat V. Langsdorff. Im Auftrage der Stadt Cöln erschien LIerr Öconomierat Herstatt und im Auftrage der Stadt Stuttgart Avaren die Herren Beigeordneter Herz und Gemeinderat Fischer anwesend, letztgenannte Herren zugleich auch im Auf- trage des Württ. Landesobstbauvereins. Ausserdem waren von vielen ( )bst- und Gartenbauvereinen A'orstands- mitglieder zur Besichtigung der Märkte beauftragt. Alle diese Herren sprachen sich in hohem Maasse anerkennend und lobend über unsere Bestrebungen aus. Die Kosten der Obst-Märkte und der Centralstelle belaufen sich pro 1893 auf ca. 2500 Mk., welche teils durch Subventionen von Seiten des Staates und der Stadt und teils durch die hiesigen land\\ irtschaftlichen Vereine gedeckt werden. Welche Arbeit allein die Centralstelle zu bewältigen hatte, beweist der Aus- und Eingang von 11 bis 12000 Briefen und Circularen. Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 47 Nach dem vorzüglichen diesjährigen Resultat der Obstmärkte und der Centralstellr darf das dauernde Fortbestehen dieser gemeinnützigen Institutionen zum Nutzen und Segen der Obst-Produzenten, sowie der Obst-Konsumenten als gesichert betrachtet werden, vorausgesetzt, dass dem Komitee auch für das neue Jahi" mindestens die gleichen Beiträge wie in diesem Jahre bewilligt werden. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Crinum Roozenianum. Hierzu Abb. 9. Unter den verschiedenen Crin um- Arten kann wohl eine neue, vor 2 Jahren von Jamaica eingeführte Sorte >^Crinum Roozenianum- den ersten Platz 1k^- haupten. Die Pflanzen traten im November 1893 hier in der Ilandelsgärtnerei der Herren Ant. Roozen & Son in Over- veen-flaarlem zum ersten Mal in Blüte- Beschrieben wurde diese Neuheit be- reits in (iarden. Chronicle 1891 S. 7')i. Nicht allein die Blüte, sondern auch die Pflanze an und für sich bietet etwas elegantes uud entzückendes für das Auge, die Blätter sind dick fleischig und von dunkelgrüner Farbe, 2 — 3 Fuss lang und 3 — 4 Zoll breit, der dunkel- rote Blütenstiel (2 Fuss lang) trägt 6 — 12 schneeweisse Blumen, welche auf der Aussenseite etwas rosa gefärbt sind. Die Kultur gleicht der des Crinum erubescens; in einem temperierten Hause etwas feucht gehalten, haben sich die- selben prachtvoll entwickelt. Die Pflanze vermehrt sich durch Schösslinge, welche sie aus der Zwiebel treibt; alle Versuche, um Samen zu erzielen, waren bis jetzt vergeblich. FI. Tünge. ( )bergärtner, Haarlem-IIoUand. Neuheiten von Samen für 1894 von Haage & Schmidt, Kunst- und Handelsgärtner in Erfurt. Hierzu Abb. 10—15. Aster sinensis fl. pl., Reids k u g e 1 b 1 ü t i g e R ö h r - ^V s t e r . s c h ^\' e - feigelb. O Auffallende Sorte dieser reichblühenden Gattung. Die kugeligen, geröhrten Blumen sind dichtgefüllt und unter allen Astcrklassen zweifellos von der ausgesprochensten gelben Färbung. Begonia Erfordia. O Ol o Neue Hybride von B. Schmidti und B. sem- perflorens \>rnon. Sie ist eine der schönsten, die je aus B. Schmidti her- vorgegangen. Der Bau der Pflanze entspricht dem der B. Schmidti. ebenso die Stellung der l'lüten, die in leichten gefälligen Trauben zu 6 bis 8 aus jedem Blattwinkel hervorkommen. Die Farbe der Blüte ist ein zartes Karminrosa. Die Blätter und Blattstiele sind schwach behaart, und die dunkelbroncierte Unter- seite der Blätter erinnert an B. semper- tlorcns Vernon. Das Zusammenwirken der Farben der Blüten und der Blätter verleiht der Ptlanze einen eigentüm- lichen Reiz, wie solchen keine andere Gruppen-Begonia aufzuweisen A'ermag. Zum Auspflanzen auf Beeten ist B. Er- fordia ganz besonders geeignet, sie ist aber auch ebenso gut als Winterblüher. Sie bleibt aus von uns gelieferten Samen vollständig treu. Chamaepeuce Afra. rf Prächtige 2Jährige Pflanze aus Armenien, welche wir von Herrn Max Leichtlin in Baden- Baden erhielten. Aus einer Rosette von 30 bis 36 dunkelgrünen, Aveiss gezeichneten Blättern steigen h bis 10 Blütenstände, mit etwas kleineren Blättern geziert, 80 cm hoch empor, deren jede 8 bis 12 hellpurpurne Blüten- küi)fe nach Art der Disteln trägt. Das 48 Kleinere Mitteilungen. auffallende Blattwerk und der elegante | i Wuchs werden diese Species bald zu i einer gesuchten Zierpilanzc machen. Delphin ium armen iac um. D| Seltene neue asiatische Spezies mit leuchtend azurblauen Blumen. r)er Wuchs der Pflanze steht dem des Del- phinium Ajacis am nächsten, doch ist er dichter, und der Blütenreichtum ist ein grösserer. Eschschol tzia maritima. O Sie unterscheidet sich wesentlich von der bekannten Eschscholtzia californica durch die weisslichgraue Belaubung und die hellere Färbung der Blumen- blätter von leuchtendem Hellgelb mit scharf markierten dunkelorange Flecken an der Basis. Sehr zu empfehlende Sommerblume. Gerard ia tenuifolia. O cT 31 Sehr schöne, mehrjährige, halbharte Pflanze aus Mexico, dem Pentstemon sehr nahe stehend. Sie bildet 40 bis 50 cm hohe. dicht- und feinbelaubte Büsche. An überwinterten Pflanzen erscheinen die 3 cm langen, 3 cm im Durchmesser haltenden, hellvioletten Blumen mit helllila Schlund schon von Juni an ununterbrochen bis spät in den Herbst. Eine Pflanze in voller Blüte wird leicht für eine Campanula gehalten. Wenn zeitig im Frühjahr ausgesäet und wie Pentstemon kultiviert, blühen die Säm- linge im ersten Jahre von Ende Juli an sehr reich. Zur Topflvultur eben- falls sehr empfehlenswert. Lathyrus odoratus »Bronze King«. O Unter den zahlreichen neuerdings eingeführten Varietäten der bunten Avohlriechenden Wicke befindet sich nur eine, welche unserer neuen Sorte in der Färbung ähnelt; es ist die schöne Orange Prince. Während diese orangerosa mit hellcarmin blüht, ist die Fahne unseres neuen L. o. »Bronze King« kupfrigbronze, die Flügel und Schiffchen sind weiss. Kleinere Mitteilungen. Der japanische Lackbaum, Rhus vernicifera, in Frankfurl a. IVIain. Herr Professor Dr. Rein -Bonn, der als Preisrichter in Chicago thätig war, hatte dort schöne Photographien und Zweige des durch ihn eingeführten Lackbaumes ausgestellt. Wie derselbe mir mitteilt, ist ein Baum im Senken- berg'schen Institut zu Frankfurt a. AI. jetzt 0 m hoch und hat ,s() cm Stamm- umfang in Brusthöhe. In Bonn halben die Bäume 24° C. Kälte ausgehalten und nicht eine einzige Knospe ist erfroren. Wenn man dabei bedenkt, dass diese Art in Japan selbst höchstens 12" C. Kälte auszuhaltrn hat, so ist dies übrigens ein schönes Beispiel für die Akkomodationsfähigkeit, die An- passungsfähigkeit einer Pflanze. Herr Stadtgärtner Weber und Herr Siebrrt. Direktor des Palmengartens in Frank- furt a. M., beabsichtigen, den Lackbaum als Zierpflanze anzubauen, wozu er sich wegen seiner gefiederten Blätter sehr gut eignen wird. Jung sieht er Ailanthus glandulosa, dem Götterbaum. ähnlich, später hat er in seinem kan- dclaberartigen Bau etwas tropisches, [glätter von Wasserreisern werden bis 75 cm lang! L. W. Syringenblüten an Wurzelschössen. Sy r i n ge n , wenn alsllochstämmchen gezogen, treiben jedes Jahr in der Nähe des Stammes eine Menge Wurzel- ausschlag. Darin ersieht man wohl un- angenehmes, aber nichts wunderbares. Wenn aber statt des Triebes eine I blattlose Blüte direkt aus der Erde emporsteigt, wie ich es dieses Jahr Litteratur. 49 40 cm von einem Marly-Stämmchen entfernt sah, so sieht die Sache sehr possierlich aus. Als ich es das erste ]\Ial erblickte, glaubte ich, es habe sich jemand einen Scherz erlaubt und eine Blüte in die Erde gesteckt. Ich grub nach und fand die Blüte aus der Wurzel heraufgewachsen; sie verblühte regelrecht, und später kam ein Blatt- trieb unterhalb des Blütcnstieles herauf. Es ist ja wohl jede Blüte ein umgewan- delter Gipfeltrieb. aber eine solche Um- änderung dicht über der Erde war mir bisher noch nicht vorgekommen. Karlsruhe. Graebener. Mittel gegen Hasenfrass. Das beste Mittel gegen Hasenfrass bei Obstbäumen ist, wie der »Obst- markt« schreibt, das Bestreichen der Stämme mit Speck oder einem anderen nicht harzenden Fett. Bestreicht man nicht zu dick, so ist es völlig unschäd- lich für den Baum. Kuhthurmgrund stück zwischen Leipzig- West und dem Vorort Lindenau, wo im letzten Sommer die internationale Jubiläums - G artenbauausstellung statt- fand, ist beschlossene Sache. Die pachtweise Abtretung dieses Gebiets an die zu begründende Aktiengesell- schaft »Leipziger Palmengarten« ist bereits in der letzten Sitzung der Stadt- verordneten genehmigt worden. Der Pachtvertrag soll vorerst auf 70 Jahre lauten und der jährliche Pachtzins ist auf 4000 JNIk. festgesetzt. Palmengarten in Leipzig. Leipzig. Die Errichtung eines Palmengartens auf dem sogenannten Harte australische Farne. Lomaria alpina und Gleichcnia di carpa kommen in den Alpen Austra- liens bis zu Höhen von 5 bis 6000 Fuss vor, wo solche mehrere Monate im Jahr mit Schnee bedeckt sind, sodass diese beiden Farne in Mittel-Europa ungeschützt kultiviert werden könnten, namentlich, wenn man von G. dicarpa die Hochland-Form wählt. Beide sollten naturgemäss längs kleiner Wasser- läufe gepflanzt werden. Melbourne. Ferd. von Mueller. Litteratur. Die Anwendung künstlicher Düngemittel im Obst- und Gemüsebau, in der Blumen- und Garten- kultur. Von Prof. Dr. P. Wagner. Mit 21 in den Text gedruckten Autotypien photographischer Aufnahmen von Pflan- zenkulturen. Dritte neubearbeitete und vermehrte Auflage — Berlin, P. Parey, 1893. Preis: 1.50 M. In der vorliegenden Schrift bietet der Verfasser seine seit einer Reihe von Jahren in Angriff genommenen Forschungen, inwieweit der Obst- und Gemüsebau, die Blumen- und Gartenkultur durch Verwendung von Handelsdünger vervollkommnet werden kcmnen. und giebt auf Grund seiner bis- herigen Arbeiten eine kurze Anleitung zur Düngung dieser Pflanzen. Die dritte Auflage des Buches ist eine Neubearbeitung und Vervollständi- gung der imFrühjahr 1892 erschienenen kleineren Broschüre. Sie enthält wesentliche Änderungen, Zusätze und Verbesserungnn. zu welchen der Ver- fasser durch Ergebnisse neuer, in grossem Massstabe ausgeführter For- schungsarbeiten veranlasst ist. Auch ist eine Reihe ergänzender Abschnitte ein- gefügt und ^'erfasser bestrebt gewesen, durch möglichst übersichtliche Gliede- rung eine leichte und allgemeine Ver- ständlichkeit seiner Darlegungen zu er- zielen. 50 Unterrichtswesen. Nach einer sehr interessanten Ein- leitung- behandelt Verfasser folgende Fragen : 1. Von Avelchen Stoffen lebt die Ptlanze? 2. Welche Stoffe sind für die Dün- gung der Pflanzen die wichtigsten? 3. Welche Düngemittel sind für den Obst- und Gemüsebau, für die Blumen- und Gartenkultur die ^vichtigsten? (Es werden hier die Düngemittel: Stallmist, Thomas- schlacke, Chilisalpeter, Chlor- kalium u. s. w. im einzelnen näher besprochen). 4. Welche Boden- und Kulturver- hältnisse sind für die Wirkung der Düngemittel die günstigsten? 5. Können die Handelsdünger auch eine schädliche Wirkung auf die Pflanzen ausüben? 6. Specielle Anleitung zu einer ratio- nellen Verwendung der Handels- dünger im Obst- und Gemüsebau, in der Blumen- und Garten kultur. (Die Düngung der Reben. Obst- bäume, Koniferen, der Zierbäume und aller strauchartigen Gewächse, der Kohlarten, Rübenarten, Erbsen und Bohnen, Gurken und Zwiebeln, der Salatpflanzen, Erdbeeren, Spar- gel, Sellerie, der Sämlingspflanzen, die Düngung kleinerer Obst- und Gemüsegärten, die Düngung des Gartenrasens, der Gartenblumen und der Topfgewächse). Die instruktiven zahlreichen Abbil- dungen erhöhen den Wert des Büch- leins, das nicht genug, ganz besonders aber dem praktischen Gärtner, em- pfohlen werden kann, noch ganz be- deutend. Dr. R. Otto. Carl Salomon. Königl. Garten- inspektor zu Würzburg, Wörterbuch der botanischen Kunstsprache für Gärtner, Gartenfreunde und Garten- bauzöglinge. Dritte, wesentlich ver- mehrte Auflage. Stuttgart, Verlag von Eugen Ulmer 1894. Preis 1,20 Mk. — Dieses handliche Büchlein ist jedem Clärtner bestens zu empfehlen. Im zweiten Teile hätten auch die neuen von Engler eingeführten Namen: Sipho- nogama, Schlauchehige, für Phanero- gamen und Zoidiogama, tierehige. für Cryptogamen, aufgenommen wer- den können. L. W. Dr. Leopold Dippel, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Darmstadt. Handbuch der Laubholzkunde, Verlag von P. Parey. Berlin, ist jetzt vollständig erschienen. Das vorzügliche Werk enthält nicht weniger als 829 Originalabbildungen und werden wir es noch ausführlicher besprechen. Der zuletzt ausgegebene 3. Band kostet 25 Mk.. das ganze Werk 60 Mk. Unterrichtswesen. Geisenheim. L)er eben erschienene »Bericht der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Wein- bau (höhere Gärtnerlehranstalt) zu Geisenheim^ am Rhein für das Etats- jahr 1892/93. erstattet vom Direktor R. Goethe. Königl. Okonomierat,« Wiesbaden, Druck von Rud. Bechtold & Co. 1893, liefert wieder einen er- freulichen Beweis von dem Blühen dieser Anstalt. Die Zahl der Eleven betrug 19, die der Gartenschüler 36, ausserdem 3 Laboranten. Das Wein- bergsareal ist auf 6V2 ha gestiegen. Die Sammlung von Obstmodellen enthält 1384 Nachbildungen. Unter den vielen interessanten Mitteilungen seien ge- nannt: Pomologischer Wert der inneren Ausstellungen etc. 51 Merkmale der Apfel und Birnen, mit Ouerschnittcn der Kernhäuser, Spiral- schnitt an Apfelbäumen. Düngungs- versuche bei jungen Obstbäumen, tierische Feinde, mit Abbildung der Pfirsichmotte und der Beschädigungen durch Benagung des roten Knospen- wicklers, das Xest der Weinbergs- schnecke. — Es folgen dann Bericht der Versuchsstation für Obstverwertung, Bericht über Weinbau. Gartenbau (auch Düngungsversuche), über die ^'ersuchsstation (Rcinzüchtung von Hefe, Krankheit der Aprikosenbäume, Most- untersuchungen) und über die meteoro- logische Station mit Tabellen. LW. Ausstellungen und Kongresse. Die Chrysanthemum-Ausstellung in Chicago. Es war ein glücklicher f.cdanke des Gartenbauvereins in Chicago, in Ge- meinschaft mit dem Klub der Handels- gärtner (Florist Club) von Chicago daselbst amSchluss der Weltausstellung" noch eine grosse Chrysanthemum-Aus- stellung zu veranstalten. Die Beteili- gung von allen .Staaten war eine sehr rege und namentlich auch seitens der Gärtner aus Chicago selbst, die ge- wissermassen wohl das nachholen wollten, was sie während der Aus- stellung versäumt hatten. Da die Aus- stellungsräume nach der PZrmordung des Bürgermeisters Harrison am 30. Oct. geschlossen wurden, musste die Aus- stellung der Chrysanthemum plötzlich nach einem anderen Räume, nach der Kunsthalle in der .Stadt verlegt werden, was den Ordnern vieleMühemachte, aber doch glücklich gelang. Sie w^urde, wie The American Florist vom 16. November berichtet, von 17 531 zahlendenPersonen a 50 CS (= 2 M.) besucht und brachte noch einen kleinen Überschuss, der noch w'eit höher gewesen wäre, wenn nicht das Wetter in den letzten Tagen der Ausstellung gar zu schlecht sich gestaltet hätte. An einem Tage war ein Nebel, wie man ihn in Chicago seit Menschengedenken nicht erlebt hat, und nachher entsetzlicher Regen. Herr Ludwig Schiller hat im Handels- blatt für den deutschen Gartenbau einen ausführlichen Bericht über diese wahrhaft grossartige Ausstellung ge- geben. Was war aber fast als das aller- grossartigste bezeichnen müssen, ist, dass der American Florist schon am 16. November, 9 Tage nach dem Photo- graphieren. 3 farbige Bilder von den neuen preisgekrönten Sämlingen Ch al- lenge,Alajor Bonnafon, undEugene Dailledouze. alle drei gelb, in seinem Texte (nicht als Tafeln), veröffent- lichte, ausserdem schwarze Abbil- dungen von der neuen weisslich- roten Interocean und der weissen Mrs. J. Geo. Ils. Wir glaubten anfangs, es sei dies die Anwendung einer neuen deutschen Erfindung, der Anfertigung farbiger Drucke nach unter rotem, gelbem und blauem Licht aufgenommenen Photo- grai^hien, (Naturfarbendruck), einer Erfindung, an der unser verehrter Freund, Prof. Dr. PL W. Vogel, Char- lottenburg, so ausserordentlichen An- teil hat. Die Bilder im American Florist sind aber nur Zinkographien mit Farbenüberdruck; sie w^aren verhält- nismässig einfach herzustellen, da sie nur gelb und grün enthalten, und sie lassen auch noch manches zu wünschen übrig, aber das erklärt sich einmal durch die Eile, mit der sie hergestellt wurden und andererseits durch die Neu- heit des Verfahrens. Als eine der grössten Erfindungen unseres Jahrhunderts wird man es 52 Gewerbliche Angelegenheiten. aber bezeichnen, wenn erst die ^'oo■e^sche Methode der Anfertigung farbiger Photographien im Wege des Buchdruckes allgemeiner bekannt sein wird. Wir können hinzufügen, dass es ein deutscher Photograph, Herr Kurz in Xew-York ist, der drüben eine Gesellschaft von kapitalkräftigen ^lännern zusammengebracht hat, um die Vogel'sche Methode auszuführen. Und wir können weiter sagen, dass auch in Berlin bald von selten der Firma Georg Büxenstein & Co., bei Avelcher der Sohn des Herrn Prof. Dr. Vogel, Herr Dr. Ernst Vogel, als Teilhaber und Leiter dieser Abteilung eingetreten ist, Bilder in Naturfarben- druck geliefert werden dürften. Den ersten Preis, loo Dollars, für den besten Sämling erhielten E.G. Hill & Comp., Richmond, Ind.. für »Challenge«; eine sehr grosse, ca. 15 cm Durch- messer haltende, anscheinend späte Sorte. Der Sämling »Major Bonnaffon«, ebenfalls gelb, war von Fred. Dorner & Son, Lafayette. »Mrs. J. Geo. Ils« da- gegen von John Sievers, S. Francisco. Diese Blume ist schön weiss und mass 5 Zoll in der Breite, und, was besonders bemerkenswert ist, auch 5 Zoll in der Tiefe, dabei hatte sie den weiten Trans- port gut ausgehalten. E. G. Hill & Co. stellten auch die rahmweisse, rosa ge- tuschte »Interocean«, mit zurück- geschlagenen Blumenblättern, aus, eine Kreuzung zwischen Viviand Morel, be- fruchtet mit L. •Canning, in Form der Mutter ähnlich; ebenso stammt von ihnen Eugene Dailledouze, gelb, eine Kreuzung zwischen Abbie Mcndenhall und Kioto. — Pitcher & Manda, Shorthills, N. Jersey, hatten einen weissen Sämling mit gelbem Zentrum, eine grosse flache Blume, nach sich selbst benannt, John N. May lieferte einen guten rosa vSämling Wm. Simpson. — Abweichend von unserm Verfahren waren die abgeschnittenen Blumen in Vasen, zu 50 Stück verlangt; hierin zeichneten sich besonders aus J. C. Vaughan. Chicago, E. G. Hill. O. P. Bassett u. s. w ■ — In Rosen war O. P. Bassett, Hinsdale bei Chicago, der Herrn vSchiller, Flerrn G. Lackner und mich so freundli(~h in seinen berühmten Rosenhäusern führte, der erste; in Nelken Fred. Dorner & Son, Lafa- yette, Ind., in Veilchen O. J. Friedman, Chicago, in Alaiblumen Corbrey & Mc. Kellar, in Reseda Dailledouze Bros. Fiatbush, N. York. Um das ganze Zustandekommen der Ausstellung haben sich besonders Herr K. Craig. Philadelphia, Fred. Kanst, Chicago, Fr. Holzapfel, Chicago, und viele andere unserer verehrten Freunde verdient gemacht. L. Wittmack. Gewerbliche Angelegenheiten. Belgische Weintrauben in Berlin. Aus Brüssel, 7. Januar, wird der V. Z. geschrieben: Als der belgische Minister- präsident Beernaert im September v. J. sich in Berlin aufhielt, fiel es ihm auf, dass die Weintrauben sehr teuer sind. Der Weinbau hat in Belgien einen grossen tlmfang angenommen: in den drei Brabantcr Gemeinden La IIulpc, Hoevlaert und ( )vervssche uiebt es allein 300 Weinbauer, welche 1500 Ar- beiter beschäftigen, 18 ha bedeckende Treibhäuser besitzen und schöne Wein- trauben liefern. Da die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse nach Frankreich infolge der hohen Flinfuhrzölle nicht mehr möglich ist. so trug kürzlich eine Ab- ordnung der belgischen Weinbauer dem Minister Beernaert ihre Leiden vor. Herr Beernaert machte die Abordnung Aus den Vereinen. 53 darauf aufmerksam, dass die Preise der Weintrauben in denI5erlinerMarkthallen sehr hoch seien; er riet ihr, ein Syndikat zu bilden und die Ausfuhr nach Berlin undDeutschland.und zwar mittels steuer- freier Sendimgen von fünf Kilo einzu- richten. Der Rat fand Cehör: 241 Besitzer von Weinbergen und Treib- häusern haben ein Syndikat oebildet, In ihrem Auftrage und mit Zustimmung der Regierung reist morgen der Direk- tor der Brüsseler Markthallen Dubois nach Berlin, um dort ein belgisches Kontor zu errichten. In der Besteuerung der Gärtner in der Umgegend Berlins sollen Änderungen bevorstehen, die eine schärfere Heranziehung- der Beteiligten zur Gewerbesteuer bezwecken. Nach den von der Steuerbehörde gemachten Wahrnehmungen sind bisher vielfach Gärtner aus dem Grunde zur Gewerbe- steuer nicht herangezogen, weil die Betriebe bei einem unter 1500 Mk. bleibenden Ertrage als gewerbesteuer- frei angesehen wurden, ohne dass hier- bei indessen das vorhandene Anlage- und Betriebskapital die genügende Be- rücksichtigung gefunden hätte. Nach dem Gesetz ist jeder Gewerbebetrieb mit einem Anlage- und Betriebskapital von 3000 Mk. und mehr gewerbe- steuerpflichtig, und die Steuerbehörde nimmt nun an, dass bei »richtiger Schätzung« der grössteTeil der Handels- gärtner, soweit sie Eigentum besitzen, schon auf Grund ihres Anlage- und Betriebskapitals als gewerbesteuer- pflichtig anzusehen sein wird, selbst wenn der Ertrag des Betriebes unter 1500 Mk. bleiben sollte. In einzelnen Kreisen sind die Ortsbehörden bereits angewiesen, ein Verzeichnis sämt- licher in ihren Bezirken vorhandenen Handelsgärtner unter Angabe der Grösse und des nach dem gemeinen Kaufwert geschätzten Wertes der von jedem derselben eigentümlich be- sessenen Grundstücke und des in jedem der Betriebe ausserdem steckenden Anlage- und Betriebskapitals einzu- reichen. Aus den Vereinen. Der fränkische Gartenbauver- ein hat seinen »Bericht über die Thätigkeit im Jahre 1892« erst gegen Ende des Jahres 1893 zu Würzburg erscheinen lassen. Wenn man daraus schliessen wollte, dass es im Verein vielleicht etwas langsam zuginge, so wäre man aber in grossem Irrtum, denn der fränkische Gartenbauverein ist unter der altbewährten Leitung seines 1. Vorsitzenden, Justizrat J. M. Seuflfert, einer derrührigsten inDeutsch- land. Die Versammlungen sind stets von 120 — 150 Mitgliedern besucht, die teilweise wohl wegen der Pflanzen- veiToosung kommen, denn in den 12 Sitzungen wurden ca. 1500 Pflanzen veiioost, pro Sitzung ca. 125, Nieten also fast null. Die unterfränkische Kunst- und Handelsgärtnerei hat trotz der ungünstigen Zeitverhältnisse auf- fällige Fortschritte gemacht; einen ganz grossartigen Aufschwung nahm trotz der grossen Einfuhr aus dem Süden die Frühgemüsekultur in Würz- burg. Anfang der sechsziger Jahre betrug die Zahl der Frühgemüse ziehenden Gärtner 30, seitdem ist sie auf 50 gestiegen, mit etwa 15000 Treib- fenstern, die grösseren jeder 600 bis 1000. Von diesen getriebenen Ge- müsen: Blumenkohl, Bohnen, Karotten. 54 Sprechsaal. Kohlrabi, Rettichen, Radieschen, Gur- ken u. s. w. kommen alljährlich aus- nehmend grosse Quantitäten zur Ver- sendung. Als Absatzgebiete können verschie- dene Städte des deutschen Nordens: Berlin, Magdeburg, Chemnitz, Königsberg und Leipzig, sodann zahlreiche Orte des mittleren und nördlichen Deutschlands bezeichnet werden, und dabei behauptet man in Norddeutschland oft, Gemüsetreiberci sei nicht einträglich! Würzburg hat allerdings schon günstigeres Klima. Ausserdem erscheinen zahlreiche Händ- ler au.4 Frankfurt, Bamberg u. s. w. Auch die Freiland - Gemüsekultur hat seit einer Reihe von Jahren um das Drei- bis Vierfache zugenommen, und werden die Erzeugnisse ebenfalls nach oben genannten Orten abgesetzt. Im allgemeinen konkurriert die Ge- müsekultur der Stadt Würzburg nahezu ebenbürtig mit den grossen Gemüse- kulturen zu Sachsenhausen und Ober- rad bei Frankfurt a. M. , zu Mainz, Mannheim und Erfurt. Auch der Obstbau ist durch den Verein, der hierauf eigentlich immer seinen Schwerpunkt legte, bedeutend gehoben, und betindet sich die Baum- schulen-Industrie Unterfrankens in sehr günstiger Lage. L. W. In Crossen a. O. hat nach dem >->Obstmarkt« auf ^'eranlassung des Obst- und Gartenbauvereins Herr Dr. Vogel, von der Deutschen Land- wirtschafts - Gesellschaft, einen Vor- trag über Torf- Fäkalien gehalten, und wird hoffentlich das Torfstreu- kloset daselbst jetzt eingeführt werden. Der Verein gedenkt, den Torfdünger, der sich so sehr zur ^"ermehrung des Zuckergehaltes im Wein und zur Er- höhung der Ernten an Wein eignet, zu einem bestimmten Preise abzu- nehmen. In Crossen \\'ird viel Wein gebaut. Im Gartenbauverein zu Freiburg in Schlesien empfahl Iloffmann in Pil- gramshain die Gurkensorte Juwel für das Treibhaus, Hampels Mistbeetgurke für den Kasten. Simmering-Zirlau rühmte die Kartoffel Juwel als sehr ertraureich und von s,utem Geschmack. Krotoschin. Der Kreis-Obergärtncr Reissert erklärte sich bereit, eine Stunde Anschauungsunterricht in den Stadtschulen zur Belebung des Inter- esses für Obstbaumzucht zu erteilen. Kantor Storch stellte seinen Garten zur ^\n"fügung. Sprechsaal. 2. Antwort auf Frage 2. Soeben lese im Januarheft S. 32 die Frage, von Herrn Baron Ferd. von Mueller, Melbourne, ob Samen aus wärmerem Klima leiden, wenn sie der Winterkälte ausgesetzt sind. Hierzu kann ich be- merken, dass die Samen von Ouercus rubra und coccinea, wenn sie erst ge- erntet werden, nachdem strengere Kälte (etwa — S°R.) eingetreten, auchbei uns erfrieren, und versenden wir diese Früchte auch nur bei gelinderem Wetter. Die erfrorenen Eicheln sind bald daran zu erkennen, da sie innen braun werden. Mit besonderer Hochachtung ganz ergebenst Ed. Richter. Wörlitz. Herzotii. Hofgärtner. Personalnachrichten. 55 Frage 3. Was ist zu thun, wenn Hyacinthenzwicbcln auf Gläsern keine Wurzeln bilden wollen? D. W. in H. A n t w o r t. Man lege sie auf feuchten Sand, da machen sie unbedingt Wurzeln, und kann man sie dann wieder auf die mit Wasser gefüllten Hyacinthengläser bringen. Gustav Ad. Schulz. Berlin. Frage 4. Ist es gut, das Wasser in den Flyacinthengläsern öfter ganz zu er- neuern oder nur frisches zuzugiessen? D. W. in H. Antwort. Es genügt, neues zuzu- giessen, ja es ist oft besser, da dann die Wurzeln nicht beschädigt werden. Xur wenn das Wasser faulig geworden sein sollte, ist es natürlich notwendig, es ganz zu erneuern. Um das Faulig- werden zu verhindern ist es bekannt- lich gut, etwas Salz, auch wohl noch ein Stückchen Holzkohle in das Wasser zu thun. C. Taube, Berlin. Wie verhindert man das Abfallen der Knospen bei Kamellien, die ins Zimmer kommen? Antwort: Man stelle die Kamellien- töpfe erst einige Tage in die Küche und dann erst ins Zimmer. In der Küche hält der Wasserdampf (Wasen oder gar Wrasen sagt der Berliner), die Luft feuchter. Am besten ist's, man zieht die Kamellien im Zimmer selbst. F. Bluth-Stegiitz. Herr Bluth hat geAviss reclit, in unserer Küche gedeiht der Myrtenstock der Köchin viel besser als in unserm Wohnzimmer die Kronen-Myrten. L. W. Personal -Nachrichten. Es wurden ernannt: Prof. Dr. War- ming in Kopenhagen und Direktor r)r. Treub in Buitenzorg. Java, zu korresspondierenden Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften in Mün- chen; der Botaniker Consul a. D. L. K rüg, Gross-Lichterfelde bei Berlin, der sich sehr um die Flora von Portorico ver- dient gemacht hat, zum Professor; der Professor Edson S. Bastin, Chicago, zum Nachfolger des verstorbenen Professors der Pharmacie und Botanik ^laisch an dem pharmaceutischen College in Philadelphia; der a. o. Pro- fessor Zacharias an der Universität Strassburg zum Kustos (Assistent mit 1. Gehaltsklasse) des botanischen Gar- tens in Hamburg:. Es sind gestorben: Der Afrikareisende Sir Samuel White Baker, der so viele Pflanzen einführte, auf seiner Besitzung Sandford (Orleigh. Newton Abbot), 30. Dezember; der Botaniker und Reisende Richard Spruce in Castle-Howard, Malton, 30. Dezember. 66 Jahre alt. Im Jahre 1849 wurde er im Interesse der Kgi. Gärten zu Kew nach Südamerika gesandt, wo er 15 Jahre blieb und besonders den Amazonenstrom erforschte. Man ver- dankt ihm die Einführung der China- rindenbäume in Ostindien. Die Zahl der von ihm gesammelten Pflanzen erstreckt sich auf 7000 Nummern. — Dr. Justus Carl Hasskarl, ehe- maliger Gärtner, Beamter bei der China- kultur in Niederl. Ost-Indien, zu Cleve. 5. Januar. Geboren den 6. Dezember i8ii zu Kassel, ging er 1836 nach Java, wo ihm die Leitung des bota- nischen Gartens in Buitenzorü" über- 56 Tagesordnung. tragen wurde: 1S4Ö in die Heimat zurückgekehrt, erhielt er 1852 von der niederländischen Regierung den Auf- trag, nach Südamerika zu reisen und den Chinarindenbaum von dort nach Java zu übersiedeln, welcher infolge seiner Unternehmungen seit 1854 dort kultiviert wird. Ihm ist also die Einführung de r \\~ i ( • h t i g e n China- rindenkultur in Java zu danlcen. Schon nach 2 Jahren (1856) kehrte er nach Cleve zurück, beschäftigte sich aber noch sehr viel mit der ostindi- schen Flora, besonders mit der Deu- tung der alten Abbildungen vonRheede, und von Rumpf. Ihm zu Ehren ist ein Chinarindenbaum Cinchona Elasskar- liana genannt, ebenso ist die Eu- phorbiaceen - Gattung Hasskarlia von H. Baillon. ferner die Flechten-Gattung Corallodendron von Otto Kuntze nach ihm benannt. Der Name Coralloden- dron, A^on Kuntze jetzt in seiner Revisio Generum für die Papilionacee Erythrina eingesetzt, ist in Hasskarlinda um- gewandelt. — Dr. Josef Boehm, ord. Prof. der Botanik an der Univer- sität und an der Hochschule für Boden- kultur in Wien, 2. Dezember im 63. Lebensjahre. — Dr. Max Scholtz in Karlsruhe, Dozent für Botanik an der technischen Hochschule da- selbst. Scholtz, 1864 in Breslau ge- boren, bildete sich in seinem Son- derfache an der Universität seiner Heimat unter Ferdinand Cohn und Engler aus. Er promovierte ebendort 1887 mit Studien über den Einfluss von Dehnung auf das Längenwachstum der Pflanzen. Von seinen weiteren Unter- suchungen sind Forschungen über die Bewegungen der Blütenstiele der Papaver -Arten hervorzuheben. Der Wirkliche Geheime Ober-Regie- rungsrat Dr. Singelmann hat die ehrenamtliche vStellung eines Vorsitzen- den der Kuratorien der Lehranstalten zu Potsdam, Proskau und Geisenheim auch nach seinem Eintritt in den Ruhe- stand beibehalten. Tagesordnung für die Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am Donnerstag, den 25. Januar 1894 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Vortrag des Fräulein A. de Leeuw aus Flaarlem: Über die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. 3. Verschiedenes. In dieser Versammlung sind Damen sehr willkommen. Bemerkung: Der Vortrag des Klerrn Königl. Gartenbaudirectors Haupt in Brieg über »Düngung der Orchideen« kann wegen Behinderung desselben erst am Donnerstag den 22. Februar stattfinden. Gartoiflora i8g^. Der Italien im Park des Herrn H. H. Hunnev Taf. i^gg. :he Garten 1 in Wellesley bei Boston, Mass. Der Park des Herrn H. H. Hunnewell in Wellesley bei Boston, Mass. von L. Wittniack. Hierzu Lichtdrucktafel 1399. Herrn Hunneweirs Park in Wellesley müssen Sie sehen, wenn Sie auch nur wenig Zeit haben; ich gebe Ihnen ein Empfehlungs- schreiben an Herrn Hunnewell mit.« So rief mir am Abend des 8. Ok- tober 1893 Herr Professor Sargent, der Direktor des berühmten Arnold- Arboretums in Boston zu, als ich den ganzen Tag in seinem gastlichen Hause mit Herrn Henri de Vilmorin-Paris und seinem Sohne Philipp, die ich als treue Reisebegleiter so oft ungesucht wiedergefunden, zugebracht hatte. »Sie können schon frühmorgens hingehen, denn Herr Hunnewell steht früh auf.« Und so fuhr ich denn am andern Morgen 6V2 Uhr A^on Boston ab und langte 7 Uhr 14 Minuten in dem 14 englische Meilen (ä 1,61 km) entfernten Wellesley. das an einer der Haupteisenbahnen von Boston nach New- York liegt, aber auch Vorort-Verkehr hat, an. Herr Hunnewell war noch beim Frühstück; ich ging deshalb so lange in den Park, trat auf einen kleinen Balkon, hart am Ufer eines grossen Sees, und schaute da das Bild, welches in einem schönen Lichtdruck von Herrn Albert Frisch, Berlin, nach einer der vielen von Herrn Hunnewell mir freundlichst übersandten Photographieen wiedergegeben ist. Es war ein herrlicher Blick. Vor mir der Waban-See mit seinem abschüssigen Ufer, unter mir ein italienischer Garten mit Terrassen und eigentümlich in allen Formen geschnittenen Bäumen, rings um den See herrliche Laubwaldungen, die im schönsten Herbstschmuck standen, in einer Färbung, die alle vSchilderungen noch weit übertrifft. Glühendrot, wie Pelargonien, leuchteten die niedrigen Sträucher, besonders das Unterholz der Sumacharten, Rhus typhina (Essig- baum), R. giabra, copallina, der oft kletternde Giftsumach, R. Toxicodendronu.s.w.. gelb und rot erschienen die Ahorne, die Birken, die Ulmen, die Buchen etc., während die Eichen sich noch nicht ganz gefärbt hatten. — Kein Maler kann diese Farben- pracht wiedergeben. Dazu der blaue Spiegel des Sees und jenseits desselben die stattlichen Gebäude des Wellesley-College, einer der berühmtesten amerika- nischen Universitäten für Frauen, (700 Studentinnen), in einem schönen Park: kurz, das Bild war bei dem prächtigen Herbstmorgen unbeschreiblich schön, und ganz wonnetrunken stand ich da. Plötzlich hörte ich Schritte; es war Herr Hunnewell, ein liebenswürdiger Greis von über 80 Jahren, aber noch so frisch wie ein Jüngling. »Sie haben sich beim Frühstück stören lassja-<. rief ich. »Nein«, antwortete er, »ich komme, um Sie dazu einzuladen, denn Sic können ja, da Sie so früh aus dem Hotel fortmussten, noch garnicht gefrühstückt haben«. Er hatte recht, und dankbar nahm ich die Einladung an. Wir gingen in die grossartige Villa, die ganz aus Stein erbaut ist, während die meisten Villen in dem freundlichen Wellesley, das sogar Asphalt auf den Bürgersteigen hat, aus Holz oder doch nur mit Stein-Unterbau sind, und nahmen, nachdem dem Magen sein Recht widerfahren, .zunächst den Wintergarten an der Villa in Augenschein. 5J^ Der Park des Herrn H. H. Hunnewell in Wellesley bei Boston, Mass. Passend nennt man den Wintergarten im Englischen »Conservatory« und bicr verdiente er diesen Namen ganz besonders, denn Herr Hunnewell benutzt ihn, um im Schatten seiner schönen Palmen und Blattpflanzen, unter denen zwei prächtige Seaforthtia elegans besonders hervorzuheben sind, die blühenden Pflanzen aus seinen Gewächshäusern, besonders die Orchideen, während ihres Florcs, auf- zustellen. Zur Zeit waren es namentlich einige recht dunkelblaue Vanda coerulea, die meine Aufmerksamkeit erregten. Dann gings hinaus in den Park, den Herr Hunnewell selbst vor 40 Jahren angelegt. Zunächst nach den Terrassen am See, dem italienischen Garten. Hohe gcschoreneWände von Lebensbaum, zwischen denen Fenster ausgeschnitten, um hübsche Perspektiven auf den See zu erhalten, schliessen ihn seitwärts ein, auf den Terrassen schaut man alle möglichen Arten von Bäumen, in allen möglichen Formen, denn Herr Hunnewell hatte, als er vor 30 Jahren mit dieser Anlage begann, einmal sehen wollen, welche Bäume den Schnitt vertragen, und er hat das bis in die neuere Zeit fortgesetzt. Da sieht man ausser Thuya orientalis und occidentalis auch Tsuga canadensis, die Hemlockstanne, die japanische Chamaecyparis pisitera squarrosa (Retinispora squarrosa), ja dieWeymouthkiefer, Pinus Strobus, und sogar unsere Fichte und Rottanne, Picea excelsa, die man consequent in England und Amerika Norway-Spruce, norwegische Fichte, nennt, dazwischen als Kronenbaum eine Blutbuche und verschiedene andere Bäume. Aber der italienische Garten, mit seinen Terrassen, ist nur ein kleiner Teil des 30 acres (ca. 12 ha) grossen Parkes, der übrige Teil ist im natürlichen Stile — von Herrn Hunnewell selbst — nach Beseitigung vieler störender Wege, angelegt. Das milde Seeklima Bostons im allgemeinen, die Nähe des Sees Waban im besonderen ermöglicht die Kultur vieler bei uns nicht aushaltenden Gehölze, vor allem der japanischen Ahorne'), von denen Herr Hunnewell viele Varietäten kultiviert, die sich vom herrlichsten Dunkelrot, Acer palmatum atropurpureum, bis zum leuchtendsten Gelb, A. p. aureum, zeigten. — Ganz besonders schön sind die Coniferen, namentlich Picea pungcns glauca, 1860 aus Samen erzogen, Picea alba coerulea (glauca), sehr selten, aber auch in Kassel schön, Taxus baccata adpressa Carr. (cuspidata brevifolia), eine japanische Form, die gut aus- hält und schnellerwächst als die englischen Taxus, Abies concolor und concolorvar. lasiocarpa, letztere (A.Parsonianallort.), ähnlich wie A. grandis, aber etwas härter. Ferner: Pinus koraicnsis, behält die Nadeln drei Jahre und sieht deshalb dichter aus als P. vStrobus, Abies cilica, die am frühesten austreibende Conifere, die be- kanntlich in England und Frankreich durch Frühjahrsfröste oft leidet, in Massa- chusets aber, wie meist in Deutschland, unbeschädigt bleibt, Picea polita, Abies brachyphylla, A.cephalonicavar.AppoUinis, prachtvoll, zum ersten Mal mit Zapfen, A. Nordmanniana, Alcoquiana, Pseudotsuga taxifolia (Douglasii), Thuya Standishii, Chamaecyparis pisifera squarrosa, Pinus Bungeana, Nadeln zu 3 etc. etc. Aber auch die Laub geh ölze sind schön, besonders ein Liquidambar styraciflua, in Massachusets selten, erst südlicher in Connecticut heimisch, Magnolia macrophylla mit 1 — 3 Fuss langen Blättern, viele Ahorne und Eichen, während 1852 auf der ganzen Fläche eine einzige Eiche stand, eine Flängebuche, Sophora japonica pendula etc. An mehreren Stellen klettert der wilde Wein Ouinaria quinquefolia Koehne (Ampclopsis quinquefolia Michaux) hoch in die *) Siehe die vielen Formen mit Abb. vom Grafen Schwerin in Gartentlora 1893, S. 652 ff. 67fS ff Der Park des Herrn H. H. Hunnewell in Wellesley bei Boston, Mass. 59 Bäume, mit seinen roten Blättern einen malerischen Kontrast bildend, während man an den Häusern in Boston wie in Washington und Philadelphia, ebenso aber auch in Portland in Oregon in unglaublicher Menge die sich von selbst haltende Ouinaria (Ampclopsis) Veitchii Koehne sieht, was einen herrlichen Eindruck macht. An einer geschützten Stelle ist Raum für ein grosses Zelt, welches im Frühjahr errichtet wird, um dort die Azaleen in Töpfen in die Erde zu lassen. Ein grosser Rhododendron-Garten schliesst sich an, umgeben von einer mächtigen Hecke von Kalmia latifolia, die hier in ihrem Vaterlande noch besser gedeiht als in England. Eine geschnittene Hecke aus Thuya occidentalis umgiebt einen Raum, auf welchem sich ein riesiges Zeltgerüst erhebt, um die halbharten Rhododendron zur Blütezeit aufzunehmen. Nahe der Villa ist der reich geschmückte Blumengarten, selbstverständlich aufs sauberste gehalten. Ihm schliessen sich die Gewächshäuser an; zunächst besahen wir das Pfirsichhaus, in welchem Xectarinen und Aprikosen gezogen werden, denn Nectarinen gedeihen im Freien nicht mehr; jetzt war das Haus als Unterkunft für die indischen Azaleen benutzt, von denen auch grosse Schaupflanzen aus Gent vorhanden. Auch das zweite Plaus dient für Kectarinen und Aprikosen. — Grossartig ist die Orchideensammlung, die 4 — 5000 Exemplare zählt, nächst der des kurz zuvor verstorbenen Herrn Ames wohl die grösste Privatsammlung in den Vereinigten Staaten. Das erste, nach Norden gelegene Haus ist für die kalten Orchideen, die, wie die meisten übrigen, auf eisernen Rosten stehen. auch Lapageria rosea windet sich hier am Glase entlang, dann folgen die wärmeren Häuser, die aber zum Teil die Orchideen nicht allein, sondern mit anderen Pflanzen untermengt (wie bei Herrn Bluth-Steglitz), enthalten. Anstatt der Holzgestelle verwendet man glasierte Thongefässe mit durchbrochenen Wänden für die nicht in Töpfen stehenden Orchideen. Andere Häuser sind für Cycadeen. Neuholländer und Kappflanzen, auch ein Wasserpflanzenhaus ist vorhanden, ferner ein Obsthaus, ein Weinhaus, ein Rosenhaus etc. Prächtig machte sich eine Allamanda Hendersoni, mit sehr dickem Stamm, die ein ganzes Haus überzog, ebenso eine starke Bignonie. Nur zu schnell verstrich die Zeit, ich musste noch das Boston gegenüber- liegende Cambridge mit seiner Harvard University besuchen, sowie die Shady Hill Nurseries. und sollte am Abend wieder bei Herrn Prof. Sargent speisen. — Dankerfüllt verliess ich darum Herrn Hunnewell und werde nie den letzten Tag in Amerika, der zu einem der allerschönsten zählt, vergessen. — Ueber das gross- artige Arnold-Arboretum und den schönen Privatpark des Herrn Professor Sargent ein ander Mal. — Abends 11 Uhr gings mit dem Schnellzuge von Boston nach New-York und am andern Morgen 11 Uhr mit der »Spree« heimwärts. Im Gardeners' Chronicle 1893 II S. 654 rühmt unser verehrter Freund Geo. Nicholson, Kew, ebenfalls den Park des Herrn Hunnewell, von dem das G. Chr. im Supplement eine Abbildung giebt, wegen des Reichtums an Pflanzenarten, und bemerkt, dass man der Freigebigkeit des Herrn Hunnewell auch das schöne Museum im Arnold-Arboretum verdankt. Wir können hinzufügen, dass anderer- seits Herrn Hunnewell's Cousine, Frau Townsend, und Herr Durant alles Land zur Wellcslev-Universität unentgeltlich hergegeben haben. 50 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. Bericht über die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin zu Blankenburg ausgeführten Kulturvcrsuche im Jahre 1893. Erstattet vom Obergärtner JöriiS) Blankenburg und vom Samenhändler Josef Klar^ Kgl. Hoflieferant in Berlin. ievor wir zu dem Kulturbericht übergehen, sei es uns gestattet, einen kurzen Rückblick auf die äusserst abnorme Witterung des verflossenen Sommers zu werfen. Die anhaltende Trockenheit im Frühjahr und Sommer hat dem Gartenbau und der Landwirtschaft zum Theil recht erheblichen Schaden zugefügt. In der Landwirtschaft speziell trat sehr bald Futtermangel ein und miusste alles, was nur einigermassen zum Füttern geeignet war, zur Aushilfe herhalten; auch Sommergetreide, besonders der Hafer, hat stark gelitten und ist die Ernte an Stroh und Körnern sehr gering ausgefallen. Im Gartenbau haben besonders die Gemüse- und Samenzüchter über schlechte Ernten zu klagen gehabt, und sind daher die Preise für Sämereien äusserst hoch gestiegen. Wenn nun die Kulturen auf den Rieselfeldern und unsere Versuchskulturen im speziellen auch durch obiges in Mitleidenschaft gezogen wurden, so können wir im grossen und ganzen immerhin mit den Resultaten zufrieden sein. Der im Spätsommer eingetretene Regen hat schliesslich noch wohlthätig auf das Wachstum eingewirkt, so dass diejenigen Pflanzen, welche zuerst nicht recht vom Flecke wollten, sich zum Herbst hin noch recht üppig entwickelt haben. Die Einteilung des Versuchsfeldes war dieselbe wie in den Vorjahren; es ist auch in diesem Jahre von der speziellen Ertragsberechnung Abstand ge- nommen, da jede Pflanze nur in geringem Umfange angebaut wurde, und daher eine richtige Verteilung der Kosten nicht durchführbar war. I. Gemüse. Wir beginnen zuerst mit dem Gemüse und bemerken gleich vorweg, dass wir auch in diesem Jahre nicht nur neue, sondern auch bekannte vSorten aus verschiedenen Bezugsquellen angebaut und auf ihren Wert für die Rieselfelder geprüft haben. Rote Beete, längliche von Cheltenham. Eine grün- resp. runkelrüben- blättrige Salatrübc, mit gesättigt blutrotem Fleisch, sonst ohne besondere Vorzüge. Silberbeete, Mangold. Mit grüner Belaubung und dicken, fleischigen weissen Blattstielen und Blattnerven. Betterare rouge de Conventgarden. Gut. Mohrrübe, Londoner Markt-. Eine gute, halblange, abgestumpfte hellrote Mohrrübe, die sich aber bei uns schwer einbürgern wird, da liier die dunkel- roten Rüben den Markt beherrschen. Wirsing, Oberrüden (Sachsenhausen). Ein Wirsing mit spitzen, losen Köpfen, die zwar schön gelb gefärbt waren, aber den Vergleich mit unseren alten Sorten nicht aushielten. Dasselbe lässt sich auch von den beiden folgen- den Sorten sagen. Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 61 Chou de Milan tres-hatif de la St. Jean. Chou de Milan tres-hatif de Paris. Blumenkohl, früher von Xocera. Ist eher als späte Sorte zu bezeichnen, macht viel Laub, aber die grossen, festen, weissen Blumen waren auch nicht zu verachten. Blumenkohl, kurzl)ei ni gcr allerfrühester Lenormand. Ein sehr M'ert- voller, mittelfrüher Blumenkohl mit grossen, festgcschlossencn, periweissen Blumen Ausserdem haben wir die sämtlichen Blumenkohlsorten vom vorigen Jahre (siehe Gartenflora 1893, Seite 13g) nf)ch einmal geprüft und haben sich Abb. 16. Bindereien der Firma Th. Hübner, Berlin, auf der Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1893. Siehe S. 70. folgende Sorten M'ieder ganz hervorragend ausgezeichnet: Früher Berliner, von J. Klar, ist der beste frühe : fr ü h e r v o n T o s k a n a ; fr ü h e r K a i s e r ; Carters Defiance; Eclypse und Xon plus ultra. Um noch einmal der Rotkohlfrage näher zu treten, bezogen \\ir direkt aus Holland Samen vom schwarzroten frühen Utrechter und vom dunkelroten, grossen, späten holländischen Rotkohl. Beide Sorten entwickelten sich gut und brachten grosse, feste, runde, ziemlich gut gefärbte Köpfe, die nicht so leicht platzten. Sehr zu bedauern ist, dass die Färbimg hier nicht so dunkel wird wie in Holland und bleibt daher für uns der Berliner Rotkohl immer der empfehlenswerteste. 52 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. Weisskohl, Grasshoff\s neuer, weisser, grosser, runder, aller- frühester Hartkopf. Der Kohl entwickelt sich äusserst rasch und schliesst sehr bald grosse, feste Köpfe, hat nur den einen Fehler, dass die Köpfe gegen andere Weisskohlsorten sehr geringes Gewicht zeigten. Kohlrabi ,,Noii plus ultra", von Mehne in Aschersleben, zeichnete sich durch Sortenreinheit und schön geformte Knollen rühmlichst aus. Kohlrabi, blauer verbesserter Riesen; die blauen Knollen, die sich auch weiss kochen, sind zarter als alle weissen Sorten, aber nur für Privat- leute zu empfehlen, denn auf dem Berliner Markt ist die blaue Farbe nicht beliebt. Blätterkohl, halbhoher, extra krauser, grüner. Die halbhohen Grün- kohlsorten haben den ^^orteil, dass sie bei hohem Schnee leichter zu ernten sind, als die niedrigen: sie haben aber auch wieder den Nachteil, dass die Stauden leichter erfrieren und dass die Blätter" auch leichter von den Hasen abgefressen werden. — Diese vSorte eignet sich der schönen grün - gekrausten Blätter wegen vorzüglich als Einzelpflanze auf dem Rasen oder als Gruppen- pflanze und können wir sie wirklich warm dafür empfehlen, so wäre dann das Schöne mit dem Nützlichen verbunden. Radies, ovaler weisser. Ein sich rasch entwickelndes Radieschen, von kräftigem Geschmack, das aber leider bald pelzig wurde. Mairübe, scharlachrote von Kaschmir und Mairübe, weisse frühe von Mailand. Brachten sehr bald in Form und Farbe zu empfehlende Rübchen von äusserst zartem und angenehmem Geschmack, den Liebhabern zu empfehlen. Auf dem Berliner Markt trifft man die Mairüben selten und mag dies wohl daran liegen, dass die Verwendung wenig bekannt ist. Ahnlich wie Kohlrüben bereitet, liefern sie im Frühjahr eine angenehme Abwechslung auf der Tafel. — Sollten sie einen bitteren Geschmack haben — was auf manchen Bodenarten vorkommt — so müssen die Rüben vorher in Wasser abgekocht werden. Der Geschmack der rohen Rübe ist fast identisch mit der Teltowcr Rübe, sie ist entschieden besser als die Wasserrübe, die in einigen Gegenden gegessen wird, und wohl nur einen faden Geschmack haben dürfte. Porree perpetuelle. Eine neue Abart, die sich durch Nebentriebe immer wieder ersetzen soll. Einige Exemplare darunter \\'aren allerdings, wie an- gegeben, aber solche Pflanzen kommen auch bei den schon bekannten Sorten vor. Krup-Bohue, Lyon er Brech-. Eine mittelfrühe, weisssamige Bohne mit langen, fleischigen Schoten und recht reich tragend. Krup-Bohne, »Raide vert«, gerade grüne. Recht volltragende Bohne mit langen, flachen Hülsen, die ziemlich schmal sind. A\'odurch sie sich zum Einmachen besonders eignen dürfte. Bohne grünlich weiss. Krup-Boline „Flagcolet naiu liatif feuille goufree". Eine sehr empfehlens- werte Bohne; wenn auch die Hülsen nicht so gross sind, so ersetzt sie diesen Nachteil durch grosse Fruchtbarkeit. Bohne weiss. Krup - Bohne „Haricot iiaiii blaue unique". Eine sehr empfehlenswerte, reichtragende Brechbohne und, wie schon der Name sagt, mit weissen Bohnen. Krup - Bohne, „Sclnrcri"-, weisse, allerfrüheste holländische. Krup-Bohne, alle r v o 1 1 1 r a g e n d s t e , sehr langhülsige, mit weissen Bohnen. Gut. Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1 89:i 63 Wnchsstangenbohne „Kaiser Friedrich*'. Wie schon bekannt, reichtragend, gut. Knip-Bohne, rosafarbene Zucker- Brech-. Die früheste von den Sorten mit langen Hülsen, die zum Teil rot gestreift waren, was nicht zur Empfehlung dienen dürfte. Bohnen gelb. Kneifelerbse, Scharpers allcrfrüheste weisse und Scharpers aller- früheste grüne. Beide Sorten kamen zu gleicher Zeit, aber besondere Vor- züge waren nicht daran zu entdecken. Die alte Kentish Invicta ist uns als frühe Erbse lieber. Schiiabelerbse, Grasshoffs allergrösste, volltragende echte Türken- säbel. Eine neue Einführung, die sich durch grosse lange Hülsen; und ganz Abb. 17. Sommerbepflanzung einer Teppichbeetgruppe, von W. Hampel, Koppitz. Siehe S. 71. hervorragende Tragbarkeit von den übrigen Erbsen auszeichnet: wir können .selbige warm empfehlen. Tomate „Ponderosa". Eine amerikanische Tomate mit grossen hellroten Früchten. Für Privatleute zu empfehlen, für den Markt dürfte sie sich nicht eignen, da man dort die hochroten Tomaten vorzieht. Tomate „Nordliclit". Mit robustem, niedrigem Kraut, aber nur kleinen, runden Früchten. Nichts besonderes. Speiseliürbis „Charles Naudin". Cucurbita moschata var. Ein neuer Speise- kürbis, der eher zu den Zier-Kürbissen zu rechnen ist. Hier bei uns auf dem Versuchsfelde setzte er nicht an, sondern brachte nur eine Menge Ranken mit 54 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. weisspiinktierten Blättern, die zur Bekleidung von Wänden und Lauben sich gut eignen dürften. Anderweitig sahen wir Früchte, die klein, Aveiss und grün gestreift waren, aber sich nicht als Speisekürbis verwerten Hessen. Gfnrke „Juwel von Koppitz". Kam hier im Mistbeetkasten nicht ordentlich zur Entwicklung und blieb daher ohne Resultat. Da sie sehr empfindlich scheint, so ist sie wohl besonders für Hauskultur zu empfehlen. Cornichoii yert de Paris. Die echte Pariser Traubengurke hat den Er- wartungen nicht entsprochen, zeigte sich sehr empfindlich gegen die Berieselung und ging daher bald ein. Neue amerikanische Pflrsicliinelone. Eine kleine, ovale, gelbgrüne Melone, ohne besondere Vorzüge, die nur für Sortimente Wert haben dürfte. Mandarinen-Melone. Eine sehr schön gezeichnete Melone, die nur die Grösse einer Billardkugel erreicht. In voller Reife ist sie hochgelb gefärbt und braun gebändert, sieht einer Mandarine nicht unähnlich. Die Frucht schmeckte leider nicht so gut wie eine gewöhnliche Melone und empfiehlt sie sich daher nur zur Dekoration von Fruchtschalen. Lagenaria Tulgaris sylvestris. Soll die wilde Art der bisher in Kultur be- findlichen Lagenarien sein. Blieb hier ohne Fruchtansatz. Spargcisalat „Lactuca angustata". Wird selten angepflanzt. Die Stengel werden wie Spargel zubereitet und schmecken leidlich. Gedieh bei uns gut. Amerikanischer Pflncksalat brachte äusserst zarte und wohlschmeckende Blätter imd ist daher allen Salatfreunden als angenehme Abwechslung zu empfehlen; er wächst nach, und kann daher das Pflücken der Blätter öfter wiederholt werden. Runkelrübe; Mohrenweisers verbesserte gelbe sowohl wie rote. Die veredelte Sorte der alten Walzen-Runkelrübe macht ihrem Züchter resp. ^'er- besserer alle Ehre. Die konisch gewachsenen Rüben waren fast ohne Xcben- wurzeln und hatten mächtige Dimensionen erreicht. Sorghum saccharatum „der Schah". Eine neue Sorte Mohren- oder Zucker- hirse, »Durrah<' oder »Dari«, wie sie mit ihrem arabischen Namen heisst. Die Zuckerhirse ist nächst dem Mais die ergiebigste Futterpflane, leider reift der Samen hier bei uns nicht aus. Obige Sorte, »der Schah«, soll früher reifen, doch wurde auch diese nicht reif. Die Pflanzen wurden über 3 m hoch und war der Anblick dieser kleinen Anlage ein sehr interessanter, man glaubte ein Maisfeld in Virginien vor sich zu sehen. Den Landwirten als Futterpflanze besonders zu empfehlen. "\' on Herrn Professor Dr. Winkelmann ans Stettin war uns ein kleines Quantum Sarepta Senf „Sinapis juncea" zur Verfügung gestellt und wurde der Samen auf dem ^Versuchsfeld ausgesäet. Es ist ein schwarzkörniger Senf und wurden mit der Probe 16 qm besäet, die einen reichen Ertrag von 11V2 kg Samen brachten, = pro Morgen ca. 18 Ctr. Der Senf entwickelte sich äusserst üppig und wurde ca. 1 m hoch. Als Futter- und Gründüngungspflanze zu empfehlen. Der geerntete Samen war für den Droguenhandel nicht dunkel und nicht scharf genug, dürfte sich aber vielleicht zur Senfölgewinnung eignen.*) *) Am wünschenswertesten wäre es freilich, wenn aus den geschälten Samen Senfmehl bereitet werden könnte, um die grosse Einfuhr von Senfmehl aus der Gegend von Sarepta emzuschränken. Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 65 Die im letzten Sommer ausgeführten Anbauversuche mit verschiedenen Früh- kartoffelsorten v/aren sehr interessant, und wenn selbige auch noch nicht definitiv abgeschlossen sind, so waren die Resultate doch immerhin erfreulich. Abb. 18. Deutzia parviflora Bunge, Blumen weiss. Nach einer Photographie. Siehe S. 72. Wir bemerken, dass von jeder Sorte 4 kg Knollen ausgepflanzt sind, die- selben wurden vorher angekeimt und dann vorsichtig mit der Hand gepflanzt. Das bepflanzte Stück hat milden Sandboden mit wenig Humus; den Winter 56 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. vorher war es stark berieselt und hatte sich daher viel Schlick abgelagert, der mit untergegraben wurde. Ausgepflanzt wurden: Angepflanzte Sorten. Bezugsquelle. Ertrag. Bemerkungen. Victor , allelfrüheste , gelbfleischig. Royal, gelbe, lialblange, sehr frühe. Marjolin, linlblaiige gelbe, allerfrüheste. Marjolin, Tetard, halb- lange, gelbe, flache, sehr früh. Early Puritaii. König der Frühen. Knaiier's Rosen. Early Sunriso. Early Vermont. Carter's 8 Wochen. Knauer's Pariser Zucker. Blaue runde 6 Wochen. Early Mayfloiver. Kidney. Depgen's weisse Bisquit. Mlmorin- Paris. ^'ilmorin- Paris. Mlmorin- Paris. Yilmorin- Paris. Neumann- Leutersdorf ßrettschneider Berlin. Neumann- Leutersdorf. Xeumann- Leutersdorf. do. Bcrth-Berlin. Xeumann- Peutersdorf. 92 74 74 46 97 66 60 64 46 42 35 27 20 20 tel In Bezug auf Frühreife, Ertrag und Geschmack die beste Sorte. Geschmack mittel. Ertrag gut. Geschmack mittel. Schmeckt gut, fault aber leicht, daher iür Rieselfelder nicht geeignet. Hat den höchsten Ertrag geliefert, wird hier sehr gross, ist aber nicht wohlschmeckend geworden. Verlangt guten Boden, für hiesige Verhätnisse nicht passend. Hat sich hier schon im zweiten Jahre gut bewährt. Für Rieselfelder sehr zu empfehlen. Kartoffel von gutem Geschmack und gutem Ertrag. Der Rosenkartoffel sehr ähnlich, Knollen sehr gross. Nicht wohlschmekend, Knollen sehr gross. Verlangt besseren Boden, hier nicht wohlschmeckend. Sehr wohlschmeckend, verlangt aber schwarzen humosen Boden, um hohen Ertrag zu bringen. Verlangt auch besseren Boden, do. Nur für guten Boden geeignet. Kartoffclsämlinge, frühe und späte Sorten, gaben 22 kg resp. 33 kg Ertrag. Verlangen beide besseren Boden; Knollen schön rund und gelbflcischig. Die Versuche mit den Frühkartoffeln sollen im nächsten Jahre wiederholt werden; und werden wir dann über jede Sorte ausführlich berichten. Aus Kopenhagen waren von den Sogncforeningernes Fröhandel dem Verein verschiedene Sämereien zu Anbauversuchen übergeben; leider waren die Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 57 Portiönchen so klein, dass wir von manchen Sorten nur 3—4 Pflanzen er- hielten. Als empfehlenswert bezeichnen wir folgende Sorten: Rotkraut, blut- rotes, ovales Kopenhagen er, sehr fest, dunkel braunrot gefärbt, platzt Wilhelm PFltzer, Abb. ly. Canna »Königin Charlotte«. Blumen rot mit gelbem Rand. Siehe S. 75. nicht leicht. Weisskraut, Amager, spätes; Blumenkohl, allerfrühcster Schneeball und Blumenkohl, grosser, früher Erfurter. Die Kohlrüben waren nicht so besonders hatten keine gute Form. Carotte, rote, halblange Amager. Form und Farbe sehr uut. 58 Einiges über hochstämmige Kalthauspflanzen. Die Futtermöhren SteA^ensballe, Champion und James waren gut ebenso die Runkelrübensorten, und zeichneten sich auch hier die Ecken, dorfer besonders aus. Die Grassämereien waren rein und gut; wir erhielten folgende Sorten: Dactylis glomerata, »Hundgras«, Lolium perenne »Almindely Raygras«, Lolium italicum rmd Bromus arvensis »Lyerheyni«. Dem Spender der Sämereien sei an dieser Stelle unser wärmster Dank gebracht. (Schluss folgt.) Einiges über hochstämmige Kalthauspflanzen von J. Biemüller. 1. Abutilon vexillarium. ngcregt durch die Mitteilung des Herrn Schreiber in No. 3 der Gartenflora, erlaube ich mir auf das Abutilon vexillarium aufmerksam zu machen, denn seine einfache Kultur, williges Blühen und schneller Wuchs machen es zu einer Dekorationspflanze ersten Ranges. Die fast das ganze Jahr erscheinenden, eigentümlich geformten roten und gelben Blumen hängen wie Glöckchen an jedem Zweig; selbst wenn die gelben Blumenblätter abgefallen, so bleibt der blasenartige rote Kelch noch so lange hängen, bis die Samen reif geworden sind, und ist demnach die ganze Baum- krone übervoll mit Blumen besetzt. Ich habe einen Baum von iVani Stammhöhe und 8o cm Kronendurchmesser, dieser Baum wird allgemein bewundert und ist von hohem dekorativen Wert; hauptsächlich im Sommer zur Ausschmückung der Rasenplätze und für nicht zu warme Wintergärten. Die Anzucht ist s() einfach, dass man mit leichter Mühe in z Jahren recht schöne Kronenbäumchen haben kann, wenn man im Sommer auf ein recht kräftig gedüngtes Beet ausgepflanzt. Im Frühjahr verschaffe man sich einige Kopfstecklinge von Abutilon Thompsoni. oder sonst einer schnellwachsenden Art; dieselben wachsen bekanntlich leicht,; im Sommer stelle man diese Steck- linge zwischen hohen Pflanzen auf, damit dieselben immer suchen an das Licht zu kommen; im Winter nehme man dieselben in ein temperiertes Haus und nicht zu nahe an das Licht. Oft haben diese Stecklinge schon in einem Jahr die gewünschte Höhe erreicht, und kann zur Veredelung geschritten werden, welche durch Oculieren , Einspitzen oder Copulieren im Frühjahr bei ge- spannter Luft leicht auszuführen ist. Am besten gelingt das Einspitzen, und, setzt man gleich 2 Reihen an einen vStamm. so ist die Krone bald fertig. All- mählich gewöhnt man diese Veredelungen an Luft und Licht, bis man dieselben in das Freie bringen kann. 2. Clianthus puniceus. Auch diese prächtige Kalthauspflanze lässt sich zu Hochstämmen heranziehen und zwar ebenso leicht, wie Abutilon. nur mit dem Unterschied, dass man hier Sämlinge benutzt, die möglichst weit vom Licht, in einem hohen luftigen Haus aufgestellt werden, bis sie die gewünschte Höhe erreicht haben, worauf man den Kopf behufs Kronenbildung herausschneidet. Im Sommer mit dem Topf, Einiges über hochstämmige Kalthauspflanzen. 69 dem man eine gute Dränierung gegeben, eingegraben, und öfter mit Jauche be- gossen, entwickeln sich die Clianthus zu Prachtbäumchen, welche hauptsächlich im Frühjahr dicht mit ihren eigentümlichen Blumen geschmückt sind. Schneidet man nach der Blüte etwas zurück, so blühen dieselben im Sommer nochmals. Im Winter ist ein recht trockener, nicht über 4°R. warmer Stand das empfehlens- werteste, auch sei man in dieser Zeit recht vorsichtig mit dem Giessen. 3. Cytisus Attleyanus. Dieser Strauch ist ebenfalls eine recht zu empfehlende Pflanze, die sich Abb. 20. Ricinus zanzibariensis, hellgrün mit -weisslichen Rippen. Siehe S. 75. gut zu Hochstämmen erziehen lässt, wenn man Stecklinge oder Sämlinge dazu benutzt; beide lassen sich gut verwcnien, nur habe ich gefunden, dass Säm- linge nicht so dankbar blühen. Auch hier empfiehlt sich ein Auspflanzen und das Entfernen aller Neben- triebe, wenn schnell das Ziel erreicht werden soll. Hat der Baum die ge- wünschte Kronenhöhe erlangt, dann darl er nicht melir ausgepflanzt werden, sonst wird die Krone beim jedesmaligen Eintopfen einen Teil ihrer Blätter werfen; es ist daher zu empfehlen, ihn im Topf zu lassen und öfter zu jauchen. 70 Geschmackvolle Bindereien. Man kann im zeitigen Frühjahr die Wintergärten damit schmüclven und auch im Sommer den Garten, wo die hübschen gelben wohlriechenden Blumen recht angenehm wirken. 4. Polygala grandis. Polygala grandis ist ebenfalls als Hochstamm zu ziehen und da dieselbe recht schnellwüchsig ist, so hat man auch hier in 3 Jahren schon recht hübsche Bäumchen, hauptsächlich, wenn man die jungen Pflanzen recht dicht stellt, damit eine die andere in die Höhe treibt. Wenn hoch genug, entspitzt man und behandelt sie wie Clianthus, dann wird man bald für die gehabte Mühe entschädigt, denn es entwickelt sich ein überaus reicher Flor vom Nachsommer bis zum Frühling. Villa Spindler (Gr. Tabarz), den 19. Januar 1894. Geschmackvolle Bindereien von der Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Hierzu Abb. 16. auf S. 721 der ,,Gartentlora" 1893 ausgesprochene Hoffnung, den Lesern der Gartenflora nach imd nach die schönsten Bindereien A^on der Herbstblumen-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1893 in Abbildungen A-orführen zu können, wird jetzt zum Teil erfüllt. Herr Photograph Rudolphi hat wenigstens einige gute Aufnahmen trotz des trüben November- Himmels erhalten und uns freundlichst dieselben überlassen. Die Firma Georg Büxenstein & Co., Berlin, hat sich sodann die grösste Mühe gegeben, diese Photographien in Zinkographie gut zur Darstellung zu bringen, und so können Avir heute die ganz hervorragende Ausstellung der Firma Th. Hübner, Berlin S., Prinzenstrasse 29, welche mit der grossen silbernen Staatsmcdaille gekrönt wurde, veranschaulichen. Es Avaren nur 3 Gegenstände, aber drei sehr grosse; ein Trauer-Schmuck, eine vSpiegelausschmückung und ein Gegenstand zur silbernen Hochzeit, alle vor einer mit schAvarzem Sammet bespannten Hinterwand aufgestellt. I. Das Trauer-Arrangement bestand aus einem grossen Kranz schwarzer Stiefmütterchen, über den sich ein Kreuz aus Aveissen Chrysanthemum legte, oben befand sich eine Dekoration aus 5 Cycas- und 2 Phönix-Wedeln, sowie Farne, unten ein riesiger Strauss Aveisser Camellien, Eucharis und Mai- blumen, untermengt mit verschiedenem Grün: Plectogynen- und Pandanus-Blättern, grossen BlechnumAvedeln. Cycas u. s. \v. Die beiden Blumendekorationen Avaren durch einen schwarzen Flor verbunden, der unten in einer grossen Aveissen Schleife endigte. IL Das Hauptstück bildete die Spiegeldekoration: Ein grosser oA'aler Rahmen, bezogen mit hellgrünem Peluche, auf einer gleichfarbigen Staffelei, war in zierlichster Weise mit üppigen Rosenranken bekleidet, zu denen man die Theerosensorten Marie van Houtte und Safrano nebst braunroten Mahonia-ßlättern benutzt hatte. In der Mitte der Spiegelfläche befand sich ein grosser Strauss aus Aveissen Camellien, Eucharis, weissen Lapagerien, Maiblumen, Aveissem Sommerbepflanzung einer Teppichbeetgruppe. 71 Flieder und besonders zahlreichen und schönen ßlütenrispen der zarthell- blauen Orchidee Vanda coerulea, die, wie wir annehmen, wohl von Herrn F. Bluth, Steglitz, stammten. Als Bindegrün dienten einige weisse Plectogynen- Blätter, gelbgefleckte Crotonblätter, zartgrüne Adiantumwedel und Asparagus plu- mosus. Das ganze Arrangement war mit einem hellgrünen breiten Bande garniert, das rechts unten eine Schleife bildete. III. Das dritte Stück war eine Art Häuschen zur Silber-Hochzeit, aus weisser Luffa; die Endstangen silbcr bronciert, unten eine Füllung von weissen Chrysanthemum, darüber weisse Camellienranken, Tuberosen. Eucharis, weisser Flieder, Maiblumen, Datura und andere weisse Blumen, durch Plectogynen- blätter, Asparagus, Blechnum und hellgrüne Farne gehoben. Dagegen schmückten das Dach nur Ranken aus Malmaison-Rosen mit weissem Tüll und gleichem Band, sowie ein grosser Tuff versilberter Myrtensträusse mit Blüten Abb. 21. Zurückdrehbares Blumenbrett von Mejer & Michael, Leipzig. Siehe S. 79. Sommerbepflanzung einer Teppichbeetgruppe. Hierzu Abb. 17. llmählich wird esZeit für den Herrschaftsgärtner, andie\'ermehrung seine!- Ä^'^^ Teppichbeetpflanzen zu denken. Zumal, wenn er nur über mangelhafte Häuser verfügt und, wie es leider so häufig vorkommt, dur('h tropfende Feuchtig- keit die Zahl und Qualität seiner Vermehrungspflanzen gelitten hat. muss er bei Zeiten die Vermehrung beginnen. In erster Linie hat er sich natürlich klar darüber zu sein, was er braucht, und wie viele Pflanzen von jeder Sorte. Manche Gärtner, besonders auf abseits gelegenen Orten und Gütern machen sich die Sache leicht, indem sie alljährlich wiederkehrend dieselbe Bepflanzung für dieselben Beetformen wiederholen; das ist ja sehr bequem, aber durchaus nicht dazu angethan, dem Gärtner Ehre zu bringen, denn die Liebe zum Garten und die Lust, für denselben Geldausgaben zu machen, muss bei den Herr- schaften durch Hinweis auf neues und schönes und Bieten von solchem von "72 Ein neuer Treibstrauch, Deutzia parvlflora Bunge. Seiten des Gärtners stets rege erhalten werden. Nur dadurch ist er im Stande, eine angenehme und angesehene Stellung bei seinen Arbeitgebern einzunehmen. Das Selbsterfinden und Entwerfen von Anlagen und Teppichbeeten ist allerdings nicht jedermanns Sache, aber die Litteratur giebt uns heute so viele Hilfs- mittel an die Hand, dass wir nicht in Verlegenheit kommen. Wir legen den Liebhabern und Gärtnern heute nur eine Probe vor aus dem trefflichen Werke des Garten-Inspektors W. Hampel in Koppitz: Die moderne Teppichgärtnerei') Die Formen sind einfach und gefällig. Die Bepflanzung lässt sich auf die ver- schiedenste Art bewerkstelligen, je nachdem man blühende oder Blattpflanzen vorzieht. Wir geben hier die im genannten Werke vorgeschlagene wieder: 1. In der Mitte eine Vase oder Statue, umgeben von rotblumigen Pelargonien oder roten Canna. 2. Gelbblättrige Pelargonien. 3. Rotblumige Knollenbegonien. 4. In der Mitte durch die Figur ein Streifen von Pelarg. Mad. Sallerey. 5. Iresine Wallisi. 6. Eine Reihe von Alternanthera paronyrhoides aurea. 7. Die schmale Rabatte Zwerg-Ageratum ..Cannes" Tr. Ein neuer Treibstrauch, Deutzia parviflora Bunge. Hierzu Abb. 18. [ieser durch den botanischen Garten zu Petersburg und durch das ^ „Arnold Arboretum" zu Cambridge, Alass. in die deutschen Baumschulen (Dr. Dieck und Späth) eingeführte, auch im botanischen Garten zu Darmstadt vorhandene Strauch wurde wiederum von V. Lemoine c^ Sohn in Nancy 1891 in Europa eingeführt und wird von diesen jetzt zum Treiben empfohlen. Die nebenstellende Abbildung (S. 65) giebt ein getreues Bild; dieselbe wurde nach einer von den Herren Lemoine & Sohn eingesandten Photograpliie einer zwei Jahre im freien Lande stehenden Pflanze angefertigt. Der Strauch ist etwa 1.5 m hoch, die Stengel sind kräftig, aufrecht, die Blätter elliptisch oder lanzettlich, gezähnt und stark netzaderig, runzelig, beiderseits dunkelgrün. Die im Juni erscheinenden Blüten sind weiss oder rahmfarben. aufrecht, in Doldentrauben geordnet und erscheinen an den Augen der letzt- jährigen Triebe, die sie beinahe von oben bis unten bedecken. Die Blumen- blätter sind 5 an Zahl, rund, am Nagel verschmälert und horizontal stehend, die Blüten oifen, so dass sie in ihrer doldenförmigen Anordnung an den Weiss- dorn erinnern. Da Deutzia parviflora in Nancy den Winter 1892/93 vollständig im Freien aushielt, während Deutzia crenata erfror, ist dieselbe eine angenehme Erwerburg für unsere Gärten. Zudem lässt sie sich nach Lemoine ebenso leicht treiben wie D. gracilis und blüht noch einige Tage früher als diese. Sie dürfte sich demnach auch bald in unseren Treibhäusern einbürgern. Die Pflanze stammt *) Berlin, bei Paul Parey. 4. Auflage 1893. Preis 6 Mark. Obstbau. 73 aus Nordchina und dem Amurgebiet. Auf der grossen Ausstellung zu Gent im April 1893 waren von Lemoine & Sohn ausser ihren gefüllten Fliedersorten auch einige abgeschnittene Zweige der Deutzia parviflora in voller Blüte aus- gestellt. Sie stammten von einem Frcilandexemplar. das im März eingetopft und im Warmhause getrieben wurde. T. Obstbau. Bewährte Obstsorten in Schleswig-Holstein. j|ine allgemein bekannte Erscheinung ist das Variieren des Obstes, nicht nur _ hinsichtlich der Grösse und der äusseren Form, sondern vielmehr in der Güte und Feinheit, welche hauptsächlich durch das Aroma bedingt wird. Von Alters her sind einzelne Gegenden durch ihre hervorragenden Obstsorten berühmt gewesen , was bei der früheren primitiven Handhabung des Obstbaues seine Ursache in günstigen Klima- und Bodenverhältnissen hatte. Von Schleswig-Holstein gilt dieses ja besonders von dem Gravensteiner Apfel, der hier Avegen seiner Saftfülle imd seines Aromas einen weit verbreiteten Ruf erlangte; von derselben Güte sind in hiesiger Provinz noch folgende Sorten: Melonenapfel, Kaiserl. Tafel, Hirschfelds Grand Richard, weisser und rother Wintertaubenapfel. Unvergleichlich schön entwickelt sich noch im östlichen Holstein der gelbe Stettiner unter dem Spezialnamen Dresmer, und war dieser in früheren Zeiten sehr begehrt als Exportapfel über die Ostsee; selbst der edelste aller Aepfel, der weisse Winter-Calvill, gedeiht am Spalier im ganzen Küsten- gebiet des Ostens so vorzüglich, dass selbst aus Frankreich bezogene Früchte gegen hiesige zurückstehen. In Birnen sind wir weniger hervorragend, denn die köstliche Sommer- Beurre gris hat ihrer kurzen Dauer wegen nur als Lokalfrucht einigen Wert, ist aber auch besonders edel; in neuer Zeit Imdet die Köstliche von Charneu eine grosse Verbreitung und ersetzt uns halbwegs die hier nicht zur besonderen Güte ausreifenden Winterbirnen, denn zu Weihnachten werden nocla immer köstliche von Charneu angeboten. Letztere erlangt ihre volle Güte auch nur in geschützten Lagen auf kräftigem Boden; auf leichtem Untergrund ist die rucht rübenartig und stets rissig. Dass wir auch in unserm feuchten Seeklima edle Pflaumen ziehen, die eine unvergleichliche Saftfülle mit dem feinsten Aroma verbinden, dürfte weniger bekannt sein. Selbiges hervorzuheben ist eigentlich der Hauptzweck dieser Zeilen. Die Pflaumenkultur ist hier allerdings nur unbedeutend, denn eine rationelle Verwertung existiert nur in der Ausfuhr von Reineclauden und Zwetschen aus den südlichen Eibmarschen nach England, auch werden mitunter, namentlich aus derProbstei, amKieler Hafen, halbreife Zwetschen dahin ausgeführt- Vor Jahren machten mich schon süddeutsche Offiziere darauf aufmerksam, dass hier geerntete Reineclauden weit saftreicher und edler seien als in den südlicheren Rheinländern. Eine solche Anerkennung veranlasste mich zu einer fortgesetzten Beobachtung, und ich habe gefunden, dass sämtliche Abarten der Reineclaude, nicht nur in dem letzten ungewöhnlich heissen Sommer, welcher für Pflaumen im allgemeinen als sehr günstig angesehen wird, sondern auch in normalen Jahren sehr schön sich entwickeln und ihnen von Herrschaften ent- schieden der Vorrang eingeräumt wird. Die Reifezeit beginnt allerdings bedeutend 74 Obstbau. später, infolge dessen die Pflaumenzeit sich hier in denselben Sorten um 2 Wochen länger bewegt. Ausser den genannten Sorten hat sich die von Amerika eingeführte Ontario, eine gleichfalls Reineclaudenartige Damascene als sehr edel be- währt. Auch der Czar und Sultan scheinen besonders empfehlenswert; regel- mässig dankbar im Ertrag und vorzüglich in der Güte erscheinen Decaisne, Le Combes Unvergleichliche nebst Jefferson; die ausserordentlich dankbare Königin Victoria entwickelt sich nicht immer gleichmässig in der Güte. Alle frühreifen Mirabellen-Sorten lassen sich gewiss auch hier zu konkurrenzfähigen Konserven verarbeiten, wenn nur Gelegenheit dazu vorhanden wäre, denn in Güte sind dieselben beachtenswert, namentlich die noch ganz neue seltene Reine des Mirabeiles. Mit Zwetschen steht es nicht so günstig; selbst die Hauszwetsche er- reicht bei weitem nicht die Güte, wie in der benachbarten Provinz Hannover und im Thüringischen, sogar die Eibmarschen in der Gegend von Glückstadt ernten weit schönere Früchte als das nördlichere Schleswig - Holstein. Zum allgemeinen Anbau ganz zu verwerfen ist bei uns die grösste aller Zwetschen. Anna Späth, die sich nur in günstigen warmen Flussthälern halbwegs ausbildet, und verkrüppelt erscheint, wenn wir dieselbe in Berlin ausstellen. Die viel- empfohlene Bühlerthaler Frühzwetsche bleibt auch in der Grösse sehr zurück, am empfehlenswertesten sind für das hiesige Klima Wangenheims und die Jacobyzwetsche, letzter« eine alte Hannoversche Sorte, beide reifen regelmässig gut aus, entbehren jedoch mehr oder weniger den eigentümlichen Zwetschen- geschmack. An unserer Nordseeküste, in der Marsch, hat sich die Bamberger Zwetsche als anbauwürdig erwiesen, indem selbige daselbst vorzügliche Früchte zeitigt. Alle im vorjährigen Sommer aus südlicheren Gegenden nach hier im- portierten Damascenenartigen Pflaumen waren fahl und trocken, ohne Saft und Aroma, jedenfalls eine Folge der anhaltenden Dürre; wir wurden jedocli in unserm feuchten Seeklima durch die anhaltende Wärme begünstigt, denn Pflaumen imd Zwetschen gediehen ungewöhnlich schön, nur schade, dass der reiche Segen keinen entsprechenden Nutzen hatte: Verwertungsanstalten für derartige Erzeugnisse giebt es nicht, die zu weit entfernt liegenden hätten allerdings unsern Überfluss mit Nutzen verarbeitet, wenn solches bekannt gewesen wäre. Wie weit zurück sind wir doch in einer rationellen Ausnutzung des Obstes? In Äpfeln wird uns Amerika wohl stets überlegen bleiben, wenden wir unsere Aufmerksamkeit mehr an Früchte, um die uns die Amerikaner beneiden. Sagt doch der Deutsch-Amerikaner Semler in seinem Werk mit Recht: »Hätten wir die deutschen Zwetschen, es wäre eine unversiegbare Goldquelle.« Meine jahrelange Beobachtung berechtigt zu der Annahme, dass alle saftreichen Früchte, für welche das hiesige Klima eine vollständige Reife zulässt, ein ausgeprägt vorzügliches Aroma besitzen, sowohl Kern- wie Steinobst; insonderheit ragen die Küstengegenden der Ostsee mit der Insel Alsen hervor, während die Eibmarschen nebst der von der Nordsee begrenzten Marsch meistens sehr grosse Früchte erzeugten; der sandige Mittelrücken ist bis jetzt mit Obst noch wenig hervorgetreten, denn das Gebiet aller grösseren Aus- stellungen Schleswig-Holsteins bildete einen vollständigen Kranz längs der Elbe, Ost- und Nordsee. Kiel-Wik, G. Wo hl er. Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 75 Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Die neue Canna „Königin Charlotte". Hierzu Abb. 19. Eine Neuheit ersten Ranges, die sich sozusagen im Fluge die Welt erobert, ist die von dem berühmten Canna- züchter Herrn Wilhelm Pfitzer. Stutt- gart, in den Handel gegebene Canna »Königin Charlotte«, die auch von der Stauden - Firma Koll & vSonntag in Hilden zu Originalpreisen abgegeben ^vird. Wenn schon die Canna »Ma- dame Crozy« und die Plitzer'sche »Germania« wegen ihres gelben Randes Aufsehen erregten, so übertrifft die »Königin Charlotte« sie doch beide dadurch, dass der gelbe Rand viel breiter ist. Dabei baut sich die Pflanze hübsch gedrungen, ca. 80 bis 90 cm hoch; ihre breiten, an Bananen erinnernden Blätter sind vom schönsten Grün, mit stahlblauen Schimmer. Die Blütentrauben ragen über dem Blatt- werk hervor und bestehen aus grossen Blumen" von sammtig - granatroter Farbe, deren einzelne Blätter sehr breit und mit leuchtend hellkanarien- gelbem Rand versehen sind. Herr Pfitzer hebt besonders hervor, dass diese Sorte nicht variirt, wie z. B. »Madame Croszy« und dass sie auch im Winter im Warmhause ohne Unter- brechung weiter blüht. Herr Pfitzer hatte auch in Chicago Canna-Sorten, besonders seine »Ger- mania« ausgestellt (»Königin Char- lotte« war damals noch nicht im Handel), und hat dafür verdienter- massen einen Preis erhalten. Er schreibt uns darüber: »Der von mir für Chicago gewählte Artikel »Canna« hat sich dort als eine der besten Flor- blumen bewährt, was ich besonders an den Bestellungen auf meine neue Canna »Königin Charlotte« sehe. Alle grösseren amerikanischen Häuser haben davon erhalten.*) Was aber besonders bemerkenswert, ist, dass fast alle grösseren Lyoner Handelsgärtner da- von hübsche Posten bezogen und ich von einem der ersten, Herrn Comtc, dem ich im September 1893 ^i^c Pflanze schickte, ein grosses An- erkennungsschreiben erhielt.« L.W. Neuheiten von Samen für 1894 von Haage & Schmidt, Kunst- und Handelsgärtner in Erfurt. Hierzu Abb. 20, 22, 23. (Schluss). Ricinus zanzibariensis. O Eine der wertvollsten Einführungen dieser Saison, Blatt- und Dekorationspflanze ersten Ranges. Nachdem wir uns be- reits im Frühjahr von Zanzibar, Ost- afrika, Samen einiger dort heimischen Ricinus-Sorten senden Hessen, bot sich uns inzwischen reichlich Gelegenheit, in unserem Klima Proben damit an- zustellen. Wir erzielten trotz des un- günstigen Sommers die glänzendsten Resultate, da die Pflanzen sich ausser- ordentlich üppig entwickelten, und die Blätter eine ungeahnte Grösse er- reichten. Unbestreitbar übertrifft diese Einführung an Schönheit und Eigenart alle bis jetzt in Cultur befindlichen Spezies und Varietäten, und sie jetzt j dem Flandel übergebend, glauben wir annehmen zu können, dass damit die Bahn geebnet ist, auf der diese neue Klasse die älteren wahrscheinlich nach und nach verdrängen wird. Auch die vSamen sind in Form und Färbung von denen der älteren Sorten gänzlich ver- schieden und erscheinen in Ansehung ihrer Grösse und Farbenpracht für ^') In der That widerstehen Canna und Pe- largonien in den Vereinigten Staaten am besten der ausserordentlichen Hitze und werden daher überall angepflanzt. 76 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. Samensammlungen und zu Nipp- sachen verwendet, besonders wertvoll. Die Blätter der hier neu angebotenen Sorte, welche am leichtesten mit denen einer riesigen Aralia Sieboldi ver- glichen werden können, sind 70 bis 80 cm breit und von hellgrünem Co- lorit mit weisslichen Rippen; hellgrün sind auch der Stamm, die Stengel der Seitenzweige und die Früchte; die Färbung der Samen ist ein schönes gesprenkeltes Carminrot auf rötlich weissem Grund. Die nachstehend offerierten drei neuen Sorten weisen andere Färbungen der Abb. 22. Torenia Fournieri grandiflora coelestina, weiss mit hellblauen Flecken. ßelaubung aut; in Bezug auf Schönheit und Grössenverhältnisse aber stehen sie der ersten Sorte durchaus eben- bürtig zur Seite. Ricinus zanzibariensis macu- latus. O Wie erwähnt, nebst den nach- stehenden Sorten in Schönheit und Grösse der vorhergehenden gleich, zeigen die jungen Blätter eine kupfrig- bronze Farbe, die in Dunkelgrün mit rötlichen Rippen übergeht. Stamm und Seitenzweige sind kupferbraun, die Samen weiss, braun gefleckt. Ricinus zanzibariensis cineras- cens. O Die ebenfalls riesigen Blätter zeigen im jungen Zustande eine purpur- braune Färbung, die später in ein schönes Dunlvclgrün mit hellen Rippen übergeht, Stamm bräunlichrot; Samen grau, Schwarzpurpur gesprenkelt. Ricinus zanzibariensis niger. O Die auch dieser Varietät eigentümliche, durch ihre Grössenverhältnisse auf- fallende Belaubung zeigt sich hier bronze in Dunkelgrün übergehend, während die RijDpen rötlich damit kon- trastieren, und die Stengel sich hell- braun mit grauem Schein abheben. Die Samen sind schwarz. Ricinus zanzibariensis ge- Abb. 2;). Verbascum Wiedemunnianum. blau. mischt. O Hiermit bieten wir eine Mischung" vorstehender vier Sorten. Torenia Fournieri grandiflora coelestina. O Reizende Abart dieser schönen Annuelle, von lieblicher Fär- bung. Blumen weiss mit hellazur- blauen Flecken. Sehr empfehlenswert für Toptlvultur und Gruppen. \'^ e r b a s c u m W i e d e m a n n i a n u m . % Neue prachtvolle Species aus Kur- distan in Kleinasien. Die in Rosetten- form erscheinenden Blätter sind grün und stark geädert, die etwas wolligen Blütenstengel erreichen eine Höhe von ca. 80 cm, sind candelaberartig ver- Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 77 zweigt und sehr reich mit 3V2 bis 4 cm grossen, in indigoblauer bis lilla- violetter Färbung erscheinenden Blumen besetzt. Der Wuchs der Pflanze ist gedrungener als bei Verbascum phoeniceum, sie ist deshalb für Blüten- Gruppen sehr schön. Phalaenopsis fugax Kränzlin n. sp. Eine sehr eigentümliche Orchidee, deren verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Arten der Gattung bisjetzt noch wenig bekannt sind. Die weiss- lichen oder blassgelben Blumen öffnen sich gegen 9 Uhr morgens, um schon um 2 oder 3 Uhr nachmittags desselben Tages zu welken anzufangen. Diese in der That bei einer Phalaenopsis höchst auffällige Erscheinung ist in zwei auf einander folgenden Jahren von Herrn White bei Sir Trevor Law- rence beobachtet worden. Doch noch durch ein anderes Merkmal zeichnet sich diese Art aus,^ — der mittlere Lappen ihrer Lippe ist in einen kugeligen hohlen Körper zusammengezogen, der an der Spitze gefurcht ist und nach vorne einen stumpfen, zugespitzten Sporn trägt. Gard. Chron. 1893, II. 360. Spiraea Bumalda „Anthony Waterer'. Spiraea Bumalda stammt von Japan und ist wahrscheinlich eine Form von S. japonica, alias callosa, alias Fortunei. Die hier besprochene V'arie- tät zeichnet sich durch ihren äusserst zwergigen Habitus, namentlich aber durch die tief rosarote Farbe ihrer Blumen aus. Auf Steingruppen, am Rande von Gebüschgruppen sehr wert- voll. (Blüht ausserdem bis spät in den Herbst hinein). Gard. Chron. 1893, II, 365, f. 57. Dischidia Rafflesiana. Eine höchst interessante Schlauch- pflanze aus der Familie der Ascle- piadeen, die sich schon in Wallich's »Plantae Asiaticae Rariores« abgebildet findet. In ihrem Vaterlande, Borneo und Java, tritt sie als Epiphyt auf. Die Einführung der lebenden Pflanze nach den Kew-Gärten verdankt man Dr.Treub, dem Direktor des botanischen Gartens in Buitenzorg. Die Krüge werden auf kurzen seitlichen Trieben getragen, zahlreiche Adventivwurzeln entspringen am Grunde derselben und tauchen in ihre Höhlungen ein. Der Krug ist ein modifiziertes Blatt, dessen innere Fläche mit der unteren eines gewöhnlichen Blattes übereinstimmt. Beccari meint dass diese Krüge den Ameisen als Herberge dienen, von Delpino wurde die Ansicht aufgestellt, dass sie als Insektenfänger dienen. Treub glaubt dagegen, dass sie dazu bestimmt sind, Regenwasser aufzufangen und zu be- wahren. Gard. Chron. 1893, II, 368. f. 58. Casimiroa edulis. Ein kleiner Baum aus der Familie der Rutaceae-Aurantiaceae, im nord- westlichen Mexiko zu Hause. Wohl zum ersten Mal hat jetzt dieser Baum in Europa Frucht getragen und zwar in dem Garten des Herrn Hanbury in La Mortola bei Ventimiglia. In der Form erinnert diese Frucht an jene von Diospyros Kaki, ist aber von gelber Farbe und misst 5 cm im Durch- messer. Die Frucht wird gegessen, doch soll ihr Genuss Schlaf herbei- führen, von den Samen heisst es, dass sie giftig sind. Gard. Chron. 1893, II, 393, f. 63. Kniphofia pauciflora X Macowani. Eine hübsche, in Kew gezüchtete Hybride von zwergigem Habitus. Die zwei Arten stehen sich nicht sehr nahe und da diese Hybride gerade die Mitte zwischen beiden hält, so ist sie sehr 78 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. charakteristisch und vom gärtnerischen Standpunkte aus empfehlenswert. Gard. Chron. 1893, ^I? 424- Rhododendron Falconeri var. eximia. Eline fleischfarbig blühende Varietät dieser prachtvollen Art, welche be- kanntlich zu den härtesten Rhodo- dendren des Sikkim-Himalaya gehört. Botanical Magazine f. 7317. Dolichos simplioifolia. Eine sehr eigentümliche Bohne vom tropischen Afrika; sie hat grosse fleischige Wurzelstöcke, aus welchen lange dünne Triebe hervorbrechen. Die schmalen lanzettlichen Blätter zeigen die endständigen Blättchen eines zusammengesetzten Blattes, von wel- chemi aber die seitenständigen nicht entwickelt sind. Bot. Mag. f. 7318. Cypripedium montanum. Eine kalifornische Art, welche sich von C. pubescens namentlich dadurch unterscheidet, dass ihre Lippe weiss und nicht gelb ist. Bot. Mag. f. 7319. Tillandsia microxiphion. Diese neue Bromeliacee wurde durch Ed. Andre in Montevideo entdeckt und von da eingeführt. In ihren viel kürzeren Blättern weicht sie von T. stricta ab. Die Blumen sind blau. Bot. Mag. f. 7320. Phalaenopsis tetraspis. Mit P. speciosa nahe verwandt, von dieser unterschieden in den Lappen und Anhängseln der Lippe. Bot. A'Iag. f. 7321. Cymbidium grandiflorum var. punctatum. Diese schöne Pflanze stammt vom Ilimalaya, wo sie in Höhen zwischen 5000 und 7500 F. auftritt. Die 2 Fuss langen und 1 bis 1V2Z0II breiten Blätter sind an ihrem scheidigen Grunde blass und glänzend grün gestreift. Die 5 bis 7 Zoll am Durchmesser haltenden Blüten zeigen auf grüner Grundfarbe dunkel purpurne Flecken. Auch die glänzend gelbe Lippe ist purpurn punktiert. Lindenia, Septemberheft. Odontoglossum Triomphe de Rambouillet. Eine prachtvolle Form von natürlichen Hybriden, die mit O. crispum verwandt sind. Auf rosafarbenem Grunde treten grosse purpurne Flecken hervor. Lindenia, Septemberheft. Galeandra Claesll. Die Pseudobulben dieser Art sind ungemein dünn, 10 bis 18 Zoll lang, cylindrisch. Ihnen wie auch den Blättern ist eine bläulich-grüne Färbung eigen. Kelch- und Blumenblätter weinj)urpurn, Lippe ebenso, nur nach dem Sporn hin gelblich-grün. Lindenia, Septemberheft. Cymbidium Lowianum var. superbissimum. Durch die kupferig purpurrote Fär- bung des vorderen Teils der Lippe eine ausgezeichnete Varietät. Lindenia, Septemberheft. Eine neue Beerenobstpflanze. Durch "\'ermittelung des Herrn Hof- gartendirektor Vetter sind mir von Herrn Hofgärtner Hoppe im Neuen Garten bei Potsdam eine Partie reifer Früchte der Actinidia Kolomikta*) ! zugeschickt worden, und ist meine Be- I geisterung für diese Pflanze der Zukunft, welche ich schon damals hegte, als ich vor 5 Jahren das erste I\fal sie am Orangenhaus daselbst, reich mit Früchten bedeckt, sah, jetzt noch be- deutend erhöht worden. Es ist mir unbegreiflich, wie diese Pflanze, die doch schon viele Jahre in Europa be- "j Mandschurischer Strahlengriffel. Kleinere Mitteilungen. 79 kannt ist, noch nicht infolge ihrer wirtschaftlichen Bedeutung weitere Verbreitung gefunden hat. Die Acti- nidia ist eine hoch ranl^ende, rasch wachsende Schlingpflanze, mit hüb- schem Laub, dabei völlig winterhart, die Blüten sind unscheinbare weisse Rispen, die Früchte, in Grösse. Farbe und Geschmack der Stachelbeere ähn- lich, werden reif, wenn ein Frost über sie gegangen ist, dann sind sie ausser- ordentlich süss . wohlschmeckend und haben ein nach Ananas duftendes Aroma. Habe ich auch, um die kleinen Körnchen zum Anbau zu ge- winnen, noch keine Gelegenheit ge- habt, sie auf ihre Verwendbarkeit zu prüfen, so bin ich doch der festen Ueberzeugung, dass sie für Compot, Gelee und Weinbereitung, wie die Stachel- und anderen Beeren, sich vor- trefflich eignen, ja vielleicht diese an Wohlgeschmack noch übertreffen. Die Tragbarkeit ist, wie ich mich selbst überzeugte, eine ausserordentlich grosse. Ich nannte die Actinidia eine Pflanze der Zukunft und bin fest über- zeugt, dass sie ihren Weg durch ganz Mittel- und Südeuropa nehmen wird, wenn sie erst mehr bekannt ist; ich habe schon in Baden eine grosse An- zahl junger Pflanzen an Gärtner und Gartenfreunde abgegeben, werde auch eine Partie des erhaltenen Samens an Herrn Beissner zur Verteilung an die Mitglieder derDendrologischen Ge- sellschaft schicken, und auf alle Weise für ihre Verbreitung Sorge tragen, wozu diese Zeilen gleichfalls dienen sollen. Karlsruhe. Graebener. Kleinere Mitteilungen. Zuriickdrehbares Blumenbrett von Mejer & Michael, Leipzig. Hierzu Abb. 21. Die FirmaMejer&Alichael. Leipzig, Theaterplatz i, fertigt einfache und reich ausgestattete Blumenbretter, welche sich für alle Orte empfehlen, in denen es Sitte ist, die Fenster nach innen schlagen zu lassen. Man braucht dann die Blumentöpfe am Fenster nicht wegzunehmen, wenn man das Fenster öffnen will, da auch das Blumenbrett nach innen zurückgedreht wird. Das Blumenbrett wird mit Haken, die eine Öse haben, in der .Seitenwand des Fensters befestigt und am freien Ende durch eine schräge Stange getragen, die ebenfalls in der Wand drehbar ist. Schon auf der Ausstellung in Leipzig 1893 machten diese Blumenbretter ver- dientes Aufsehen, ebenso in der Ver- sammlung des Vereins zur Beförderuns; des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 26. Oktober zu Berlin. Nach Herrn Dr. Dammer tragen sie selbst grössere Pflanzen gut, für Berlin liefert die Firma stärkere Haken. — Sie sind schon in vielen Eisenwaarenhandlungen zu haben und ihre Zweckmässigkeit ist so anerkannt, dass sie bereits in grossen Mengen nach dem Auslande gehen. Die städtische Park- und Gartenverwaltung in Berlin im Jahre 1891. Die Veränderungen in den städtischen Parkanlagen*) beschränkten sich nach dem »Stat. Jahrbuch der Stadt Berlin. 18. Jahrg.« für das Jahr 1891 auf die Fortführung der begonnenen Ver- schönerungsanlagen und auf die Be- einträchtigung einiger Anlagen durch *) Vergl. Gartenflora 1893, S. 318. 80 Kleinere Mitteilungen. Eisenbahn- und Kirchenbauten. — Die Baumschulen hatten am Jahresschluss einen Bestand von 2759517 Stück; 86 710 Stück Bäume und Sträucher sind im Laufe des Jahres für die städtischen Anlagen abgegeben im Werte von 72761 M. — Neuan- pflanzungen von Bäumen wurden in 13 Strassen angelegt. Drei Plätze er- hielten Schmuckanlagen, zwölf Schulen neue oder verbesserte gärtnerische Anlagen. — Die Pflanzenbestände der Gewächshäuser enthielten im Sommer 1891: 38642 Stück, sie lieferten zur Ausschmückung der Schmuckplätze, Schulhöfe, Turnplätze und "Hospitäler 83 836 Stück Pflanzen im Werte von 21 973 M. Die Obsternte von den Alleebäumen der Rieselgüter war in Osdorf für 1150 M., in Falkenberg für 850 M. ver- pachtet (gegen 1130 bezw. 600 M. im Vorjahre). Am 31. März 1892 Ovaren in den Alleen der Rieselgüter 80 847 Obst- bäume und 4977 Wildbäume, in den Baumschulen 109310 Obstbäume und 120000 Wildlinge vorhanden, deren Gesamtwert auf 415 366 M. geschätzt wurde. E. M. Pteris arguta, ein vorzügliches Farn für Wolin- zimmer. Ein vorzügliches Farn für Wohn- zimmer ist Pteris arguta. Es steht ein Exemplar seit dem 21. Oktober in meinem Arbeitszimmer in der Land- wirtschaftlichen Hochschule, in wel- chem infolge der Luftheizung eine äusserst trockene, oft sehr warme Luft herrscht. Trotzdem wächst die Pflanze so freudig, dass sie neulich selbst das Interesse der Ausschussmitglieder des Vereins zur Beförderung des Garten- baues erregte. L. W. Eine Rieseneiche, die bezüglich ihrer Grössendimensionen im vergangenen Jahre das Interesse höherer Forstbeamten auf sich lenkte, befindet sich auf der Feldmark des Gutsbesitzers M. im Kreise Pillkallen. Die »Kgsb. Allg. Ztg.« berichtet hier- über: Die seitens der betreffenden Be- amten vorgenommenen Messungen des Baumes ergaben einen Umfang von 25 Fuss am unteren Stammende, sowie eine Höhe von etwa 90 Fuss; das Alter schätzte man auf etwa 1000 Jahre. In jedem Frühjahre schmückt sich dieser Baumgigant noch stets mit frischem, üppigem Blätterschmucke, durch den weder Regen noch Schnee fällt, wie die alten Preussen einst von dem dichten Laubschmucke ihres alten Heiligtums zu Kornowe sagen konnten. Übrigens weist dieses Wahrzeichen aus grauer Ahnenzeit durchweg kern- gesundes Holz auf; zwei von dem alten Baume im vorigen Jahre zum Bau einer Windmühle entnommene Äste lieferten sämtliches für dieselbe erforderliche Material anEichenholz. Charakteristisch ist es. dass der Grossvater des zeitigen Besitzers, welcher im Alter von 108 Jahren starb, erklärte, dass der Riesen- baum bereits zu Anfang dieses Jahr- hunderts dieselben Grössendimensionen wie gegenwärtig aufgewiesen habe. In den dichten Zweigen des Eichenbaumes befindet sich, so lange menschliche Erinnerung zurückreicht, ein Storchnest. Nach dem Ausspruch der Forstbeamten lässt sich nur eine Eiche zu Cadienen bei Elbing mit der in Rede stehenden bezüglich des kolossalen Wuchses ver- gleichen. Nach dem Berichte des französischen Akademikers Chambrelent hat Frank- reich, und im besonderen die Gironde, in diesem ganzen Jahrhundert keine so o^ute Weinernte gehabt. Litteratur. il wie im Jahre 1893. Die Reife trat in diesem Jahre früher ein als jemals zuvor während dieses ganzen Jahrhunderts. Zumeist findet die Wein- lese in der zweiten Septemberhälfte statt; zehn Jahre sind verzeichnet, wo sie schon in der ersten Hälfte dieses Monats, aber nur eins, wo sie bereits im August abgehalten werden konnte. Dies war am 31. August 1822. Im Jahre 1893 hat die Weinlese noch volle acht Tage früher, am 24. August, statt- gefunden. Auch hinsichtlich der Quali- tät, die mit der Quantität Hand in Hand zu gehen pflegt, war die diesjährige Weinernte eine der besten. Das nach Qualität und Quantität beste Jahr war bisher das von 1875. Damals wurden geerntet 4 500 000 hl auf einer Ober- fläche von 175000 ha, also 25,70 hl auf einen ha. Im laufenden Jahre betrug die Ernte dagegen 5 500 000 hl auf 160000 ha, also 34.35 hl auf einen ha. Die Geltungsdauer des im Jahre 1889 zwischen Grossbritannien und Bulgarien abgeschlossenen und bereits zweimal verlängerten Handelsabkommens ist erneut bis zum 31. Dezember (alten Stils) 1894 ausgedehnt worden. Die Vorteile dieses Abkommens, welcher für die britische Einfuhr nach Bulgarien einen allgemeinen achtprozentigen Wertzoll festsetzt, finden während seiner weiteren Gültigkeitsdauer auf Grund der Meistbegünstigung auch für die deutsche Einfuhr ferner An- wenduno-. Litteratur. „Der Gartenbau im Deutschen Reiche^' Adressbuch handelsgärtnerischer Fir- men, Gartenbauvereine etc. Heraus- gegeben von F. J. M. Plumpe, K.Hof- lieferant. 4. verm. u. verb. Auflage. Berlin 1893. — Preis 4 Mk. Das auf35oSeiten über 12 000 Adressen enthaltende Handbuch hat seit der letzten Auflage vom Jahre 1888 eine wesentliche Bereicherung erfahren und trotzdem an Uebersicht gewonnen. Letztere beruht darin, dass die ein- zelnen Ortsangaben klarer von einan- der gesondert sind und am Schlüsse des Buches in alphabetischer Reihen- folge einen schnellen Ueberblick er- möglichen, sowie darin, dass die ein- zelnen Firmen in fetter Schrift vor- gedruckt sind, und so das Aufsuchen bedeutend erleichtert wird. Die Bereicherung besteht einmal darin, dass in der 4. Auflage über 5000 Firmen mehr enthalten sind, als in der aus dem Jahre 1888 stammenden, ausser- dem, dass gegen 430 Gartenbauvereine hier Aufnahme gefunden haben. Es zählt daher die 4. Auflage über 100 Seiten mehr als die 3. Auflage. Die Ordnung des Adressbuches ist ausser der Einschaltung eines alpha- betischen Ortsverzeichnisses dieselbe wie in der vorigen Auflage geblieben. Aus dem Allem geht hervor, welchen ausserordentlichen Zuwachs das Gebiet des Gartenbaues im Deutschen Reiche in den letzten 5 Jahren erfahren und wie dementsprechend die gärtnerische Thätigkeit ganz bedeutend an Umfang gewonnen hat. Wenn der Herausgeber des Buches etwaige Ungenauigkeiten. Fehler etc. der Adressen daraufhin entschuldigend begründet, dass er bei dem Einsammeln derselben in den Fachkreisen viel- fach auf Widerstand bezw. völliges Ignorieren gestossen sei, so ist das eine schwerwiegende Anklage gegen den Geschäftsgeist der Gärtner im allge- 82 Litteratur. meinen und trägt jedenfalls nicht dazu bei, das Ansehen dieses Standes nach aussen hin zu erhöhen! Wollte man an dem Buche etwas tadeln, so wäre es nur in der Be- ziehung, dass hier und da Adressen von Firmen künstlicher Blumen und Blätter aufgenommen sind, ein Betrieb, der das gärtnerische Gewerbe direkt beeinträchtigt. (Die Betreffenden sind meist auch Gärtner. Red.). Zu loben ist an dem Buche die Ge- nauigkeit der Adressen, die Aufführung nurthatsächlich existierender Geschäfte, die nähere Angabe des speziellen Be- triebes und kaufmännisch richtige Be- merkungen in möglichst knapper Form. Wir können daher den Bezug eines Buches, wie Avir in Deutschland kein zweites in dieser Beziehung brauch- bares besitzen, nur gewissenhaft empfehlen. H. Der Chilisalpeter und die Zukunft der Salpeter- industrie. Von Dr. H. Polakowsky. Heraus- gegeben vom Direktorium der Land- wirtsch. Hauptgenossenschaft zu Berlin. Berlin, Kommissions-^'erlag G. S c h uhr , 1893. — Verfasser bezweckt die Aufmerksam- keit der Consumenten des Chilisalpeters auf die Zukunft und voraussichtliche mächtige und baldige Entwicklung der Salpeter-Industrie zu lenken. Es Avird in der A^orliegenden Schrift die Ent- stehung, Geschichte, Entwicklung und Zukunft der Salpeter-Industrie im nörd- lichen Chili in interessanter Weise ge- schildert. Diese »Salpeterfrage« muss, wie im Vorwort treffend bemerkt wird, nicht nur den deutschen und europä- ischen Landwirt interessieren, sondern — alle Menschen, Avelche Brot essen. Der Inhalt des Broschüre ist im Wesentlichen folgender: I. Zur Geschichte und Geographie der Salpcterlager. II. Wie lange Averden die Salpeter- lager für den stets Avachsenden Konsum genügen? III. Der Verbrauch und die Agitation zur Vergrösserung desselben. IV. Das englische Salpeter-Monopol und die Mittel zu seiner Bekämpfung. V. Der Preis des Chilisalpeters. VI. Das schAvefelsaure Ammoniak. Statistische Nachträge. Die. Ent- stehung der Salpeterlager. Chi- lenische Salpeterindustrie. Das kleine Werk bietet A'iel Inter- essantes und sei daher bestens em- pfohlen. Dr. R. Otto. Katechismus der Rosenzucht A^on P. Lambert. — Im Verlage A-on J. J. Weber in Leipzig ist in zAveiter verbesserter und vermehrter Auflage der Katechismus der Rosenzucht A'on Hermann Jäger , bearbeitet A'^on P. Lambert, mit 70 im Texte ge- druckten Abbildungen erschienen. Der Name des Bearbeiters giebt dem Buche schon den empfehlenden Be- gleitschein auf den Weg. — Der Ka- techismus der Rosenzucht umfasst eine A^ollständige Anleitung über Rosen- zucht. Behandlung und Verwendung der Rosen im Lande und in Töpfen. Die A'erschiedenen Arten, Mischlinge, Hybriden sind in ausführlicher Weise beschrieben; auch die Terminologie in fasslicher Weise klar gelegt, ebenso die Vermehrung und Anpflanzung der Rosen. Die 70 Abbildungen zeugen von dem eigehendstcn praktischen Studium des Bearbeiters. Der zAveite Teil des Katechismus der Rosenzucht i:mfasst die Kultur im freien Lande, der dritte Teil beschreibt die Kultur der Rosen in Töpfen, und bieten beide Laien Avie Gärtnern einen guten Wegweiser. Der Aäerte Teil giebt Anleitung zum Treiben der Rosen, und Avenn auch Ausstellungen und Kongresse. — Gewerbliche Angelegenheiten. 83 nicht alle Anweisungen nach dem Buche von dem Gärtner so ausgeführt werden können, so wird er durch Auf- merksamkeit und Intelligenz das Beste herauszufinden wissen. Der fünfte Teil behandelt die An- lage des Rosengartens. Sechster Teil. Die Ilybridisierung der Rosen, Erzeugung neuer aus Samen. Die Erzeugung neuer Sorten ist eine der interessantesten , wenn auch schwierigsten Arbeiten und sie ge- währt die Aussicht, sich einen Gedenk- stein in der Rosen -Rangliste zu er- ringen. Der siebente Teil zählt uns die Feinde und Krankheiten der Rosen und ihre Verhütung vor. Achter Teil. Auswahl vorzüglicher Rosen. Ich bemerke hier: »Prüfet Alles, und das Beste behaltet«, denn es wird wohl nie eine vollkommene Übereinstimmung bezüglich der Sorten zustande kommen, weil Ort, Boden und klimatische Verhältnisse den grossten Einfluss auf das Gedeihen der Rosen ausüben. Der neunte Teil beschreibt die schönsten Rosen aller Arten. Nach dieser ausführlichen Beschreibung wird der Laie wäe der Gärtner eine viel sicherere Auwahl treffen können, als nach manchen Rosen - Verzeichnissen, weil in diesen oft die hochtönenden Namen mit grossen Geldopfern bezahlt werden müssen. Hiernach kann ich den Laien wie den Gärtnern den Katechismus der Rosenzucht, der in bequemem Taschen- format gebunden ist, bestens empfehlen. Lichtenberg b. Berlin. A. Drawiel. Ausstellungen und Kongresse. In Ratibor (Schlesien), fand eine sehr gut gelungene Chrysanthemum- Ausstellung statt. Auch die Freiherr- lich Rothschild'sche Gärtnerei auf der hohen Warte bei Wien hatte dazu Blumen von der Grösse eines Kinder- kopfes geschickt. Sehr zahlreich w^aren die Bindereien und meist sehr ge- schmackvoll. Yicl Interesse erregten ganze Zweige reifer Himbeeren vom Kunst- und Handelsgärtner Gottfried Arlt in Altendorf. Lemberg. Die für das Jahr 1894 zu ver- anstaltende Allgemeine Landes -Aus- stellung in Lemberg (Galizien-Öster- reich) wird im Frühjahre (April, Mai) 1894 eine grössere Anzahl Zierpflanzen in Kübeln und insbesondere grössere Laurus Exemplare (luigelförmig und pyramidal) zur Verzierung des über 20 ha messenden Ausstellungsplatzes brauchen. Es wäre nun für die dor- tigen deutschen Gartenetablissements vielleicht erwünscht, eine gewisse An- zahl solcher Zierpflanzen zu liefern und wolle man sich deshalb an die »Ausstellungs - Direktion in Lemberg« wenden. Gewerbliche Angelegenheiten. pflanzen Stäbe für Blumentöpfe nach der Konstruktion von G. Krüger in Stettin werden aus einem dünn- wandigen Metallrohr gebildet, welches unten quer in mehrere Arme ausläuft, welche mit ihren federnden Enden über 84 Aus den Vereinen. den Rand des Blumentopfes greifen und so die Stütze tragen, ohne dass diese mit der Erde in Berührung kommt. Der hohle Stab endigt oben in einen Trichter oder eine Halbkugel, in welche Wasser eingegossen wird, welches sich in die ebenfalls hohlen unteren Ansätze ergiesst und aus feinen (jffnungen derselben austritt. so dass die Erde gleichmässig benetzt wird. (Mitgeteilt vom Patent- und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz.) Aus den Vereinen. Breslau. Der schlesische Central- Verein für Gärtner und Gartenfreunde hielt seine Versammlung am 17. Jan. im Restaurant „Zum Tauentzien" Breslau ab. Berlin. Auf ^^eranlassung des Herrn Inspektor Dressler versammelten sich am 18. Januar in den Germaniasälen zu Berlin eine Anzahl Mitglieder des Ver- eins zur Beförderung des Gartenbaues mit ihren Damen, um den Jahre lang gehegten Wunsch, einmal gemütlich zu einem Tanzkränzchen zusammen zu kommen, auszuführen. Das Fest war von ca. 120 Personen, darunter auch sämtliche Vorstandsmitglieder, be- sucht und ward Herrn Dressler durch Herrn Garten-Inspektor Perring der wärmste Dank für das so vorzügliche Gelingen , zu dem auch der Schatz- meister durch seine Ueberraschungen nicht wenig beigetragen, ausgesprochen. — Des beschränkten Raumes wegen hatten manche leider abgewiesen werden müssen. Berlin. Der Gartenbauverein Anger- münde hat den Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten ersucht, eine Petition an den Regierungs- präsidenten in Potsdam betreffs Erlass einer Polizeiverordnung zum Sammeln der Maikäfer zu unterstützen. Der Vor- stand ist nach Anhörung der Ausschüsse dem nachgekommen und hat ausserdem eine Abschrift der Petition an den Oberpräsidenten gesandt, mit der Bitte, die Verordnung auf die ganze Provinz Brandenburg auszudehnen. Der letztere hat bereits geantwortet, leider ab- lehnend, indem er bemerkt, dass er dem märkischen P'orstverein auf einen ähnlichen Antrag erwidert habe, es erscheine nach Ansicht fast sämt- licher darüber gehörter Behörden eine derartige Polizeiverordnung kaum kon- trolierbar und lasse sich dasselbe auch auf anderem Wege erreichen. So habe sich namentlich die Bekanntmachung des Herrn Regierungs-Präsidenten in Frankfurt a. O. vom 5. Mai 1888 (Extra- blatt zum Amtsblatt Stück 18) in der Praxis gut bewährt. — Wir werden uns diese Bekanntmachung zu ver- schaffen suchen. Jauer. Der Gartenbauverein zu Jauer hielt eine sehr gut beschickte Chrysanthemum-Ausstellung ab. Görlitz. Im Gartenbauverein hielt Kunstgärtner Beck, Schöneberg, am 7. Dezember einen sehr interessanten Vortrag über Gemüsezucht. Da in diesem Jahre, Ende Juni, in Görlitz die Rosenausstellung des Vereins deutscher Rosentreunde stattfindet, so ist von einer anderen Ausstellung Abstand genommen. Sprechsaal. — Personal-Nachrichten. «5 Löwenberg in Schlesien. Auf Ver- anlassung" des Vereins für Gartenbau und Bienenzucht werden in den amt- lichen Marktberichten daselbst jetzt auch die Preise für Gemüse bekannt gemacht. Rybnik in Schlesien. Herr Haupt- lehrer Sand Jedlownik sjjrach über die Kultur der Georgine, die im Jahre 1804 aus Mexico (in England) eingeführt ist. (Schon 1789 in Madrid und auch in England eingeführt, ging aber wieder verloren. L. W.) Sprechsaal. Frage 6. Ein auswärtiger Herr wünscht von mir näheres über den Anbau resp. die Kultur der essbaren Trüffel zu hören. Könnten Sie mir vielleicht ein Buch oder eine Schrift über diesen Gegenstand vorschlagen, welche ich genanntem Herrn empfehlen könnte? Von einer Litteratur etc. über diesen Zweig ist mir nichts bekannt, nur dass die künstlich eingerichteten Kulturen bis jetzt fehlgeschlagen sind. Antwort: Über diesen Gegenstand hat Herr Prof. Dr. Frank an der Landwirtschaftl. Hochschule in Berlin viel gearbeitet und im Auftrage des Ministeriums an vielen Orten Versuche eingeleitet. Dieselben sind aber noch nicht abgeschlossen. Im allgemeinen kann man sagen, dass die deutsche Trüifel nur in Buchen Waldungen auf Kalkboden gedeiht. — Als Litteratur empfiehlt sich Ad. Chatin, La Truffe, I Paris 1892. Verlag von J. B. Bailliere et fils. Preis 14 Francs. Frage 7. Ist das Bestreichen der Holzteile in Mistbeetkästen und Erd- häusern mit Carbolineum für die Pflanzen schädlich? Alter Abonnent in Russland. « • « Antwort: Ja. Carbolineum lässt sich nur für freistehende Holzteile ohne Schaden verwenden. Personal - Nachrichten. Es wurden ernannt: Der Obergärtner Seeligmüller an der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim am Rhein zum Kgl. Garteninspektor. Auszeichnungen: Die Veitch-Memo- rial-Medaille sollen am 12. Juni er- halten: Col. Trevore Clarke. A. H. Kent, J. Martin. C. Moore, Geo. A^icholson in Kew, T. F. Rivers. — Gelegentlich des Krönungs- und Ordensfestes haben erhalten : den Roten Adlerorden 3. Klasse: Dr. P rings - heim. Geh. Regierungsrat und Pro- \ fessor, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Berlin; den Roten Adlerorden 4. Klasse: Bethge, Garten- Intendantur - Sekretär. Potsdam; Dr. Cohn, Geh. Regierungsrat und ord. Professor an der Universität Breslau; Dr. Grüner, Professor an der Land- wirtschaftlichen Hochschule, Berlin; Dr. Eilhard Schulze, Geh. Re- gierungsrat, ord. Professor an der Universität Berlin, Mitgl. der Akademie der Wissenschaften. — Das Kreuz der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern: Franz, Kgl. Ober- gärtner, Sanssouci; Hab ermann, Kgl. Obergärtner, Berlin; Wiss, Kgl. 86 Unentgeltlich abzugebende Samen etc. Obergärtner, Sanssouci. — Das All- gemeine Ehrenzeichen: Kosack, Kgl. Schloss-undGartenverwalter inSakrow; Michel, Modelltischler an der Land- wirtschaftlichen Hochschule Berlin; Schiott, Kgl. Parkaufseher, Wilhelms- höhe bei Kassel. — Dem berühmten Alpenforscher Jacob Georg Agardh, in Luna, Schweden, geboren daselbst 1S13, ist die Friedensklasse des preussischen Ordens pour le merite verliehen. Es sind gestorben: Am 18. Januar der Handelsgärtner Heinrich Mimus, Schöneberg, im 56. Lebensjahre. — Kunst- und Handelsgärtner Julius Schlieben in Ratibor, Senior der bekannten Firma Schlieben & Frank, am 1. Januar im 64. Lebensjahre. Der Verstorbene gehörte seit einer Reihe von Jahren dem Vorstande des Pro- vinzial-Verbandes Schlesischer Garten- bau-Vereine an und war überhaupt für das allgemeineWohl sehr thätig; — am 24. Jan. im öo. Lebensjahre der Land- schaftsgärtner Julius Haack, Berlin, langjähriges Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, dessen Ausstellungen er früher als Ordner mit ausserordentlichem Geschmack zu ge- stalten wusstc, so zuletzt bei der grossen gemeinsamen Ausstellung in der Phil- harmonie 1883; — am 25. Januar A. V. Le Coq, Berlin, im 64. Lebensjahre. Unentg^eltlich abzugebende Samen, nur für Mitglieder des »Vereins zur Beförderung des Gartenbaues«. Meldungen bis 15. Februar an das General-Sekretariat, Berlin N., Invalidenstr. 42. Nur die gewünschten Nummern aufschreiben. — Die Samen iverden den Bestellern so bald als mög- lich zugeschickt. — Für Porto sind U\ bexiu. 25 oder 50 Pfg. in Marken der Meldung beizufügen. I. Gemüse- 1 . Blum c n k o h 1. kurzbcinigerRiesen . 2. Weisskohl, Berliner, früher, mittelgrosser. 3. Rotkohl, Berliner, mittelfrüher, dunkelroter. 4. Rosenkohl. »Non plus ultra.« 5. Wirsing. Blumcnthaler, gelber, früher. 6. Blätterkohl, halbhoher, grüner, mooskrauser. 7. Glaskohlrabi, Berliner, weisser, kurzlaubiger. 8. Kohlrüben, weisse, kurzlaubige. Schmalz-. 9. Carotten, Garentan, halblange, scharlachrote, stumpfe Treib-. 10. Wurzeln, Petersilien-, Berliner, kurze, dicke. 11. » Scorzoner- oder vSchwarz- wurzel. Samen. 13. Sellerie, Folgore, neu. 13. Salat-Rüben oder Beete, lange schwarzrote, dunkellaubige. 14. Weisse Ruinen oder Speise- rüben. Teltower oder Alärldsche, kleine. 15. Radi es, »Non plus ultra«. 16. » Hamburger Treib-. 17. Rettig. Delikatess-, weisser, schneeweiss. 18. » Herbst-, Münchener. Icrchcn- farbener. 19. Zwiebeln, Zittauer. runde, gelbe Riesen. 20. Kopfsalat zum Treiben. Montrc, früher, gelber. 21. Kopfsalat. Dickkopf, gelber. 22. Pflücksalat , Amerikanischer, krausblättriger. 23. Endiviensalat, Monreale. Unentgeltlich abzuarebende Samen etc. 87 24. Spinat, rundblättriger Riesen- (Viroflay). 25. Mangold oder Beisskohl. 26. Rhabarber, Queen Victoria. 27. Gurken, Kletter- oder Spalier-, japanische. 28. Gurken, Cornichon. frühe kurze. 29. Treibgurken, Berliner Aal-, lange, grüne. 30. Melonen. Amerikanische, für das freie Land. 31. Speise -Kürbisse , Centner-, gelber. 32. Küchen-Kräuter, Beifuss (Arte- misia vulgaris). Boretsch oder Gurkenkraut. Kerbel, extra mooskrauser. Lavendel oder Spike. Petersilie, farnblättrige. 33- 34- 35. 36. 37. Spanis(;her Pfeffer, Riesen, Procopp's. 38. Sauerampfer, grossblättriger. 39. Tomate, Trophy. 40. Mark - Erbsen , Wunder von Amerika. 41. Kneifel- oder Pahlerbse, Aller- früheste Berliner Markt-. 42. » Schnabel-Riesen oder Säbel-. 43. Z u c k e r - E r b s e n , Fürst Bismarck. 44. Stangen - Bohnen, Schlacht- schwert. 45. » Czar, die grösst- und dick- schotigste. 46. Stauden- oder Krup-Bohnen, früheste Kaiser Wilhelm. 47. » Nieren-, weisse, nessel- blättrige. 48. >' Zucker-Brech,Hinrich's Riesen. II. Blumen 49. Zwerg-Königin-Aster. | 50. Victoria- Aster. 51. Königin-Aster. Schneeljall. 52. G r o s s b 1 u m i g e R i e s e n - B o m - ben -Sommer - Levkoyen. für das freie Land. 53. Goldlack, dunkelbrauner, gross- blumiger Zwergbusch-, der beste zum Treiben. 54. Balsaminen, grossblum. Rosen-. 55. Delphinium consolida iL pl. 56. Nelken, Dianthus caryophyllus fl. pl., nanus semperflorens Mar- garitae. (Margarethennelken.) 57. Amarantus atropurpureus , leuchtend, blutrot. 58. Antirrhinum majus. Löwen- maul. 59. Asperula azurea setosa. 60. Brachycomc iberidifolia. 61. Calliopsis nana semiplena. 62. Chrysanthemum coronarium imbricatum fl. pl. 63. Chr)^santhemum inodorum fl. pl. 64. Chrysanthemum frutescens M. Aunier. -Samen. 65. Coreopsis grandiflora. 66. Dianthus Heddewigi diade- matus fl. pl. 67. Gaillardia picta Lorenziana. 68. Godetia Lady Albemarle. 69. Gomphrena globosa rubra nana. 70. Gypsophila elegans. 71. Helianthus, Sonnenblume, cucu- merifolius. 72. » lenticularis, neu. 73. Helichrysum monstrosum fl. pl. 74. Humulus japonicus fol. va- riegatis. 75. Iberis coronaria (hesperidifol.). 76. Impomoea purpurea, Trichter- winde. 77. Lathyrus odoratus. Riech- erbsen. Eckford's neue Hybriden. 78. Leucanthemum vulgare gran- d i f 1 o r u m . 79. Lobelia erinus erecta, Kai- ser Wilhelm. 80. Lupinus, in Prachtmischung. 81. Riesentabak, buntblättrig. 82. Nigella damascena fl. pl. 88 Unentgeltlich abzugebende Samen etc. 83. Panicum spectabile gigan- teum. 84. Papaver paeoniflorum nanum fl. pl. 85. Petitnia hybrida, Inimitable, nana comp acta. 86. Petunia hybrida grandiflora, grossblumige Petunien, Pracht- mischung. 87. Phlox Drummondi grandi- flora. 88. Polygonum Orientale fol. rar. 89. Rudbeckia amplexi'caulis la- ciniata. 90. Reseda odorata grandiflora Machet. 91. Ricinus Gibsoni (Duchess of Edinburgh). 92. Ricinus zanzibariensis, ge- mischt. 93. Salpiglossis variabilis gran- diflora. Prachtmischung. 94. Scabiosa atropurpurea. major. Riesen-Mohrenkönig. 95. Thalictrum adiantifolium. 96. Tagetes erecta, fl. pl.. schön gemischt. 97. Tropaeolum Tom Thumb 98. Verbena hybrida. 99. Viola tricolor maxima, Pen- sees Stiefmütterchen. 100. Zea Mays truncata fol. var. 101. Zinnia elegans fl. pl. 102. Bellis perennis fl. pl. 103. Gaillardia grandiflora, Prachtmischung. 104. Primula Auricula. 105. Primula cortusoides. 106. Begonia semperflorens atro- purpurea (Vernon). Von Herrn Baron F e r d. v o n M ü 1 1 e r . Melbourne, sind uns folgende Samen in kleinen Mengen übersandt, dieselben eignen sich am meisten für bot. Gärten. 107. Acacia decurrens, echter Syd- ney tan-wattle. io8. Acacia mollisima. Allen gütigen Spendern sei 109. Backhousia sciadophora F. v. AI. 109a. Boronia megastigma. 110. Casuaiina Decaisneana F. v. M., sandige Wüste, Central- Australien. 111. Cynodon Dactylon, Dub Grass, ina. Cyperus esculentus. 112. Eucalyptus diversicolor, Riesen- Eucalyptus von Westaustralien. 113. Eucalyptus pimctata. 114. » siderophloea var. 115. Kennedya rubicunda. 115a. » prostrata. H5b. Moringa pterygosperma. 116. Nuytsia floribunda, Westaustralien. 117. Sterculia quadrifida. 118. Tecoma jasminoides. 119. Terminalia grandiflora. 120. » platyphylla. 121. Veronica macroura. Von Herrn Prof. Naudin, Dirccteur du Laboratoire de la Villa Thuret in Antibes. Südfrankreich, sind dem Verein ebenfalls freundlichst Samen über- wiesen, von denen ein Theil schon ver- theilt ist. Vorrätig sind noch kleine Proben von folgenden: 122. Dolichos Lablab aus China, eine sehr ertragreiche Bohnenart an Stangen, für wärmere Gegenden. 123. Asimina triloba. 124. Gossypium herbaceum, sehr früh- reife Sorte aus China. 125. Iris pabularia aus Kaschmir (dem Namen nach Futterpflanze). 126. Phoenix canariensis, der Riese der Phoenix-Palmen, sehr hart. 127. Phoenix melanocarpa Naudin (Phoenix senegalensis?), hart. 128. Poinciana Gilliesii, sehr hart (in Südfrankreich). Endlich sind von Herrn Sidney Clack. Suj)erintendent der Delmonte Gardens, Monterey Californicn. über- geben: 129. Cupressus macrocarpa, Monterey- Cypresse. der wärmste Dank gesagt. 797. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues in den preussischen Staaten am 25. Januar 1894 im grossen Hörsaale der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule. j^Hij-er Direktor des Vereins, Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat und Provinzial- steuerdirektor von Pommer Esche eröffnete die ausserordentlicli reich besuchte Versammlung, an der diesmal, da eine Dame. Frl. de Leeuw aus Haarlem, einen ^'ortrag■ hielt, auch viele Damen teilnahmen. I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Landtags-Abgeordneter Graf von l)ouglas, Berlin, 2. Frau Rentier A. vom Rath. Berlin, durch Herrn von Pommer Esche. 3. Herr Rittergutsbesitzer und Landtags-Abgeordneter von Neumann, Ilanseberg bei Königsberg i. Xm., durch Herrn Lackner. 4. » Landschaftsgärtner A. Söht. Gr. Lichterfelde, 5. der Gartenbau-A'erein in Düsseldorf, durch Herrn F. J. M. Plumpe. 6. » Obergärtner J. Tropp, Steglitz bei Berlin, durch Herrn Weidlich. 7. Herr Kaufmann Max Moral. Berlin. 8. » Gärtnereibesitzer W. Pfitzcr. Stuttgart, 9. » » W. Kuntze, Berlin. 10. » » C. Stoldt, Marienthal-Wandsbek, 11. » Gartenkünstler E. Kaeber. Berlin. 12. » Obergärtner und Lehrer P. Dannenberg, Koschmin. Posen. 13. » Dr. med. F. Oppert. Friedenau bei Berlin. 14. » Kaufmann G. Wagner. ^^leerane i. Sachs., 15. der Gewerbe- und Gartenbau-Verein in Grünberg, 16. » Gartenbau-A'erein in Düren. 17. » Gartenbau-Verein in 3*larburg, 18. » Gartenbau-Verein in Freiburg i. Br.. 19. Herr Kommerzienrat H. Bert hold, Berlin, durch Herrn Wittmack. 20. » Fabrikbesitzer Dr. ]\Ierker. Berlin. durch Herrn Teetz. 21. » Fabrikant W. Brauns. Quedlinburg. durch Herrn Grussdorf. 90 "97. Versammlung des X'ereins zur Beförderung des Gartenbaues. 32. » Kirchhofs-Inspektor H. Docring. Berlin, durch Herrn Bacher. 23. » Oberforstmeister Alb. Wiesmann in Tegel. 24. » Kirrhhofs-Inspektor C. Franzke, Berlin. 25. » Maurer- und Zimmermeister F. Hoppe. Berlin, durch Herrn Jawer. 26. > Ziegeleibesitzer \l. Jung, Berlin. durch Herrn Fasbender. 27. » Obergärtner G. Albrecht. Dom. Schönfeldt bei Copenick, durch Herrn Nahlop. 2S. > Gärtnereibesitzer P. Altrock in Pankow, durch Herrn Schwarzburg. 11. Ausgestellte Gegenstände: 1. ^'on dem I. Stellvertreter des Direktors. Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner, Steglitz, war ein Sortiment weisser gefüllter F^lieder in Töpfen ausser Preisbewerb ausgestellt. Dieselben erregten wegen ihrer Schönheit allgemeine Bewunderung. Herr Lackner bemerkte, er habe diese Sorten als kleine Pflanzen vor einigen Jahren aus Frankreich erhalten, um sie auf ihre Treibfähigkeit zu prüfen, erst in diesem Winter seien sie so herangewachsen, dass dies in grösserem Masse geschehen konnte. Einige zeichnen sich durch besonders schöne, grosse Blumen aus. so namentlich Michel Buchner mit sehr starken Rispen, Leon Simon und Alphonse Lavallee. — Die übrigen noch weiter zu prüfenden Sorten sind: Pyramidalis. President Grc'vy, La tour d'Auvergne. hyacinthiflora und Le Gaulois. Alle sind von Natur dunkel- rote .Sorten, sie haben aber beim Treiben, selbst beim Treiben am Licht, eine noch grössere Neigung, weiss zu werden, als Charles N. und Marly rouge. Ja. es ist fast sch\verer. sie beim Treiben in ihren natür- lichen Farben zu erhalten, als weiss. Ueber die Kultur lässt sich noch nicht viel sagen, fest steht, dass sie sich leicht treiben lassen. Zwar hat Herr Lackner noch keine ^'ersuche gemacht, sie bereits um Weihnachten in Blüte zu haben, zweifelt aber nicht. d;iss das möglich sein wird. Ausserdem führte Herr Lackner eine riesig hohe ( )rchidce, Laelia anceps, in reichem Blütenschmuck vor. Da die Blüten sehr dauer- halt sind, eignet sie sich als Schnittblume Bis vor drei Jahren hatte Herr Lackner sie hängend kultiviert, seitdem a.ber im Topf und damit viel l:)essere Resultate erzielt. 2. Herr Lutzcnbcrger, Charlottenburg, übergab einen abgeschnittenen Zweig eines gelben Chrysanthemums, das wegen seiner späten Blütezeit hohe Beachtung^'erdient. Dasselbe ist ein Sämling, vor zwei Jahren von Herrn Lutzenberger gezogen: die Blumen sind etwas weniger behaart als bei Louis Boehmer, aber etwas mehr als bei W. A. Manda. Vor zAvei Jahren blühten alle im Oktober und November, im vorigen Jahre wurden davon .Stecklinge gemacht und diese haben im laufenden Jahre erst anfangs Januar begonnen zu Idühen. Viele Pflanzen stehen jetzt noch in Knospen, ol)Wohl dieselben sich in einem Hause mit 8 — 12° R. Wärme befanden. Würde man sie kühler halten, so würden sie noch später 797. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 91 blühen, und man kann hoffen, sie selbst im März noch zu haben. Es ist demnach die späteste Sorte, und eröffnet sie eine ganz neue Aussicht auf die Verwendung der Chrysanthemum in der zweiten Hälfte des Winters. Uabei ist der Sämling ein guter iJlüher und scheint jetzt etwas ins Gefüllte überzugehen. l)ie Pieisrichter. die Herren Bluth. Loock und Schreiber, ersuchten Herrn Lutzenberger, die Sorte noch weiter dahin zu prüfen, ob sie auch im nächsten Jahre so spät blühen werde. 3. Auf ^'eranlassung des Herrn Weidlich. ( »l^ergärtner im Borsig'schen Garten, war von seinem Gehilfen, Herrn Alwin Pospüschel, ein Pdumenkorb mit künstlichen Blumen, aus Kolonialerzeugnissen. Samen, Maiskörnern. Kürbiskernen etc. gebildet, ausgestellt. Ihm ward von den genannten Preisrichtern eine kleine silberne Medaille zugesprochen. III. liieraufhielt Fräulein Annie de Leeuw aus Ilaarlem, die sich seit einigen Jahren in Berlin aufhält, einen höchst interessanten Vortrag über die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. Derselbe ward durch Malereien von der Hand der Rednerin noch erläutert und fand allgemeinen Beifall_ rief auch eine sehr lebhafte Diskussion hervor. \'ortrag und das Wesent- lichste aus der Diskussion werden in der Gartenflora besonders abgedruckt werden, hier sei nur bemerkt, dass P^rl. de Leeuw den natürlichen Stil auch auf die Blumen angewendet wissen will und daher die Teppichbeete verdammt. R'. Auf Antrag des Ausschusses für Düngungsversuche, der mitteilte, dass die Versuche mit Cinerarien und Hortensien im Februar zum Abschluss gelangen würden, w^ard beschlossen, jetzt Versuche mit anderen Pflanzen zu veranstalten, das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten wieder um Bewilligung von 200 Mk. dazu, wie im Vorjahre, zu bitten, und den Ausschuss auch weiter mit den Arbeiten zu betrauen. y. Herr Obergärtner Schreilx>r wiederholte seinen bereits vor zwei Jahren eingebrachten Antrag, den tüchtigsten Schülern der Fachschule für Gärtner am Schlüsse des Kursus Prämien zu gewähren. Der Dirigent der P'achschule. L. Wittmack. bemerkte, dass der Antrag sowohl im Kuratorium der Fachschule wie in der Lehrer-Konferenz wiederholt er- wogen sei, dass man aber liisher einstimmig ihn abgelehnt habe, einmal, weil bei keiner andern städtischen P'achschule Prämien gegeben werden, zweitens, und besonders aber, weil man in dem kurzen Zeitraum eines halben Jahres kaum Zeit habe, die Schüler so genau kennen zu lernen, dass man. ohne ungerecht zu sein. Prämien erteilen könne. P^ine gewisse Auszeichnung bilden die Censuren in den am Schlüsse auf Wunsch erteilten Zeugnissen; im übrigen solle die Sache weiter im Auge be- halten werden. VI. Da der Beschluss des Vereins. 600 Mk. im Jahre 1893 zur Herstellung eines General - Registers für die 10 Bände der Gartenflora 1882 — 1891 wegen der langen Abwesenheit des General - Sekretärs nicht hatte zur Ausführung gebracht werden können, andererseits aber immer von neuem der Wunsch nach einem solchen Register laut wird, zumal für die ersten drei Jahrzehnte solche Register bestehen, beschliesst die Ver- 92 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 189^. Sammlung, die 600 Mk. auf das neue Jahr zu übertragen und das Register herstellen zu lassen.*) VII. Von dem Lokal-Komite für die Rosen-Ausstellung zu Görlitz und vom Gartenbau - Verein in Magdeburg sind Einladungen zur Beteiligung an ihren Ausstellungen ergangen. Pommer Esche, L. Wittmack, Direktor. General -Sekretär. Bericht über die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin zu Blankenburg ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1S93. Erstattet vom Obergärtner Jörns, Blankenburg, und vom Samenhändler Josef Kl.ar, Kgl. Hotlieferant in lierlin. (Schluss.) II. Blumensamen. -'^^Ü^ster, Comet oder Pudel, reinweiss und pfirsichblüten. Sind schcuie Be- erennis 11. pl. maxima. Q| Soll von der Sorte Prince of Wales her- stammen. Es enthielten die blühenden Pllanzen nur zum Teil recht grosse Blumen, doch dürfte dies Tausendschönchen bei weiterer strenger Kultur sich einbürgern und gern gekauft werden. Die Bellis gehen bekanntlich bei Aus- saaten gern wieder in die einfache P'orm zurück. Amarauthus superbus. O Ein schnellwachsender Coleusartiger Amaranthus. der bei seiner dreifarbigen Belaubung sich als Gruppenptlanze gut eignet. Der- selbe lässt sich nach Belieben schneiden, weshalb er auch für Teppichbeete> die gross gehalten sind, passt. Sommer -Levkoye, Boiuiuet Victoria, weiss und purpurcarmin. Der eigen- artige, elegante Bau zeichnet sie vor ;inderen Abarten aus: die Blumen waren ziemlich gefüllt. *) Um die nötige Auflage übersehen zu können, werden alle, die ein solches Registei wünschen, ersucht, dem General-Sekretariat Mitteilung zu machen. Das Register wird den Mitgliedern des Vereins, die ein solches Register wünschen, unentgeltlich zugehen. Für .Abonnenten wird der Preis sich auf ca. 1 Mark stellen. Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgelührten Kulturvcrsuclie im Jahre 1893. 93 Centaurea Margaritae. O Ist der C. suaveolens ebenbürti.ü,'. Die milclnvcissen Blumen marhen sie zum Schnitt begehrlich. Leider ist die Pflanze sehr empfindlich gegen die Unbilden der Witterung, geruchlos, und der Stiel der Blumen nicht so hart wie bei suaveolens. Sonst sehr zu empfehlen. Cyperus Ixia flavcscens. QJ ^'on Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. Eine Cyperaceae mit ganz niedlichen gelbgrünen Ähren. Scheint für Malvartbindereien sich zu empfehlen. Eragrostis dentissima, O ^'on denselben. Eine Grasart, aus den Anden stammend, mit dunklen Ahrchen, die sich recht gut machten. Für Makart- binderei gut, allerdings etwas winzig. .\bb. 24. Die Handels-Gärtnerei des Herrn William K. Harris in Philadelphia. 22 Häuser a 100' X 2U'. je elf zu beiden Seiten eines 300' langen, 24' breiten überdeckten Ganges. Zwei Häuser mit Spiegelglasscheiben. Siehe S. 98. (Nach einer Photographie.) Caliiuclioe Cassiopega. % Eine niedliche Succulente, soviel sich bis jetzt feststellen liess. Die Blätter sind echeverienartig, blaugrün und gezähnt. Gleich der folgenden von Dammann S: Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel, ein- geführt. Calanchoe glaucescens. Q| Ähnlich wie vorhergehende, eine aus Abessinien stammende vSucculente, die aber glatte Blätter hat. Die Pflanzen sollen von beiden Arten gut als Winterblüher sein, doch kommen sie hier nicht zum Blühen. Heliotropiam suareolens. Ohne jeden Wert. Latliyrus odoratus, Eckford's neue Sorten. Eine jetzt zu den Alode- pflanzen zählende, grossblumige. spanische Wicke, die früher fast nur nach C)4 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1 893. Russland und Ostpreussen Absatz fand. Wir hatten die Wicke in folp^cndcn Spielarten: Couiitess of Radnor, dunkclviolett. Nicht unser Fall. Prinirose, purpurrot mit azurblau. Beatre, weiss, rosa Anhauch. Adonis, dunkelrosa. .Schön. Boreattoii, dunkelbraun. Jetzt modern; sehr schön. Violett King-, violett mit purpur. Apple Blossoin, rot. The Queen, leuchtend rot. Schön. Invincible carmine (Cardinal), leuchtend rot. Abgeschnittene Blumen hiervon standen sechs Tage im Wasser, bevor sie schlecht wurden. Lathyrus odoratus duftet bekanntlich sehr angenehm. Inula ensifolia. % Für diese "winzig kleinblumige gelbe Staude haben wir keine Verwendung; sie hat höchstens botanischen Wert. Ipomoea sauguinea (Mina). F)ies unscheinbare Schlinggewächs erinnert an Ouamoclit und ist womöglich identisch. Entbehren wir gern. Huniulns japonicus fol. var. Eine der wohl am schnellsten verbreiteten Neuheiten ist der von Fr. Roemer, Quedlinburg, zuerst in den Handel gegebene bunte japanische Hopfen, dessen Blätter weiss und rot gefleckt und gestreift sind. Der japanische Hopfen ist eine einjährige Schlingpflanze ersten Ranges — er wurde hier bis 2 m hoch — , nur zur Bekleidung von Lauben und Veranden dürfte er sich nicht eignen, da er erst gegen den Herbst hin wirk- lich Schatten giebt. Lobelia erinus compacta „Goldelse". Eine gelbblättrige Lobelia, die mit ihren blauen Blumen unseren Beifall fand, und sich als Teppichpflanze ein- führen kann. Melotliria Gärtneri. Dürfte mit Pilogyne suavis identisch sein, wenn nicht eine A^rwechslung vorliegt, da wir keinen L^nterschicd fanden. Diese epheu- artige Schlingpflanze, zu den Cucurbitaceae gehörig, duftet nach ^Moschus. Malachra palmata. ¥Ane Malvaceae. die nicht zur Blüte kam. Plectranthus herbaceus. Schwachwachsende Pflanze mit bescheidenen rosa Pdumen. (Jhne Wert. raspalum pulchrum. O Clrasart und zugleich Unkraut. Pliacelia Parryi alba. O Weissblühend. ähnlich der Whitlavia. Petunia hybrida stellaria „Ernst Socke". Diese Petunia ist niedrig, rot- blühend, weiss schattiert, nur kleinblumig. Die Petunia hybrida nana ist uns lieber. Phlox Drummondi hortensiaeflora ,, Triumph". Dieser zinnoberfarbenl)lühende Phlox ist schön und zu empfehlen. Pauicum spectabile giganteum Qj von Dammann t^ Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel Gehört schon das von dieser Firma angeführte gewöhnliche P. spectabile zu den schönen dekorativen Ziergräsern, so dieses noch um so mehr, da die Pflanzen noch etwas höher werden, etwa 2 m. Für Gruppen wie ge- schaffen. Der schlanke leichte Bau der Halme, sowie die etwas weiss gerippten Blätter nebst rotbraunen Blütenrispen lassen das Panicum zu den besseren Dekorationspflanzen zählen. Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. Q5 Pensteinon liybridum j?i-andiflorum. Die lUumcn sind beinahe wie Digitalis- Mumen gross und in recht schönen intensiven Farben vertreten. Ilaben uns ganz ausserordentlich gefallen. Reseda odorata „Urania". Diese Reseda zeichnete sich durch grosse Trauben, welche schön braun gefärbt waren, aus. Dürfte sich einführen. Reseda odorata, (". rashoff' s rote Riesen und R. od. puniila erecta, beide Sorten waren sehr gut; die ersterc zeichnete sich durch enorm grosse Blumen Abb. 25. Helianthus lenticularis. Gelb mit schwarzer .Scheibe. I Siehe Neue und empfehlenswerte Pflanzen, Seite 104. || und die letztere durch Reichblütigkeit aus. Beide sehr emplehlenswert. I5eide sind Grashotfsche Züchtungen. Alle drei Spielarten stammen jedenfalls von der Reseda ^'ictoria ab. Scabiosa atropurp. major ,, Riesen-Mohrenkönig" von Joseph Klar. Berlin. Zeigte hier ungemein viele Blumen, die tief schwarzbraun gefärbt und ohne Staubfäden waren. Diese Scabiose bleibt noch nicht ganz treu, ist aber eine 96 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. Schnittblume allerersten Ranges und in Farbe der Neuzeit entsprechend; allen Scabiosenfreunden warm empfohlen. Solanum duplosimiatum. Ein- auch mehrjähriges Solanum, das uns an S. robustum erinnert. Eine gute Delvorationspflanze. Von Dammann & Co., vSan Giovanni a Teduccio. III. Ältere und empfehlenswerte Pflanzen. Helianthus aiinuns cucumerifolius. O '^'o^'^ Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. Zu Bindezwecken geeignete Sonnenrose, die noch einmal so gross wie Calliopsis Drummondi ist. mit welcher sie auch Ähnlichkeit hat. Das Centrum ist schwarz und die Randblumcn leuchtend gelb. Ridens atrosanguiiiea (Dahlia Ziniapanii). Eine sc-hwarzbraune Schnittblume. sehr wertvoll. Von Dammann & Co. Erythrochlaena conspicua. Distelartige, gute Dckorationsptlanze, welche leider nicht zur Blüte kam. Eupatoriiim ageratoides. Bekannter weisser Herbstblüher. In den früheren Jahren gab es im Herbst und Winter Eupatorien jeglicher Art in unseren Häusern, um die nötigen Sträusse zu winden. Heute sieht man sie nur selten. Nierembergia gracilis. Dankbar blühende Topf- wie auch Gruppenptlanzc, deren Blumen weiss mit violett sind. Auch sie wird immer seltener. Pennisetum loiiglstylum violacenm. Von Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. Die bekannte Grasart mit violetten anstatt weissen Ähren; sie ist sehr geeignet. Blattpflanzen-Gruppen einen leichten Charakter zu geben. IV. Die Obstabteilung hat sich auch in diesem Jahre weiter entwickelt und haben die Äpfel und das Steinobst ganz besonders reich getragen. Die Birnen hatten durchweg im letzten Winter durch den harten Frost gelitten und war dadurch auch natürlich der Fruchtansatz in Mitleidenschaft gezogen. Beerenobst trug sehr reich. Die Quittensträucher sind bis auf den Schnee herunter gefroren. Die berühmten und berüchtigten japanischen Pflaumen sind gut durch den Winter — — 34,50 c.— gekommen und haben sich kräftig entwickelt. Den Haselnüssen, hat der Frost arg mitgespielt und ergaben selbige daher eine voll.ständige Fehlernte. Das Pyrus baccata-Sortiment bewährte seinen alten Ruf und trug wieder sehr reich; im übriuen verweisen wir auf die früheren Berichte. Hauptergebnisse der bisherigen Anbauversuche auf den Rieselfeldern. In der Sitzung des Ausschusses des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues für das Versuchsfeld auf den städtischen Rieselfeldern zu Blankenburg bei Berlin N. am 11. Januar 1S94, in welcher obiger Bericht vorgelegt wurde, be- merkte Herr A. Seifert (in Firma Brückner, Lampe & Co.), dass man bezüglich der Arznei- und Gewürzpflanzen die Versuche jetzt, nach 3 Jahren, im wesent- Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 9" liehen als ahocsrhlnsscn betrachten könne. Es haben sich für den Anbau im grossen als emi^l'chlenswei't erwiesen: von A rzn e i ^e w äc h se n : nur die n a r !■; o I i seh e n Kräuter. von C.e würz krau lern: nur Majoran und Sadhei. Abb. 26. F^ierfrueht, sehr frühe von Barbcnlane. .\bb. 27. Gurke, lanye Sikkiiii, Abb. 28. Endivien, weisse krause Moos. Abb. 29. Kopfkohl, krausgeränderter Winter. Siehe Neue und empfehlenswerte Pflanzen, S. 104. Als i;e winnl)rinKend kann Herr städtischer ()l)eri:;ärtner Jörns nur Majoran und Bilsenkraut empfehlen, da bei den anderen Kräutern das Trocknen zu teuer Qf^ Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten. Avird, weil die Trockcnvorrichtungen zu klein sind. Gewinnbringend ist auch E.stragon. aber der Absatz ist beschränkt. Die ^'ersuche mit dem Anbau von offizineilen Wurzeln, Angelica. Levisticum und Inula sollen noch fortgesetzt werden, auch Belladonna wird noch weiter versucht werden, obwohl das Trocknen schwer ist. Für die Grosskultur können den Pächtern der städtischen Rieselfelder em- pfohlen werden: Majoran, Bilsenkraut und Tollkirsche, zumal sie auch einen grossen Markt haben. Für ausserordentlich wichtig hielt man die ^"ersuche mit ganz frühen Kartoffelsorten und ist es mit Freude zu begrüssen, dass diese \'ersuche iaii allgemeinen sehr gut ausgefallen sind (siehe oben). Für die Pächter der Riesel- felder würde der Anbau solcher früher Kartoffeln, von denen die »Victor« noch früher scheint, als die Sechswochenkartoffel, gewiss sehr lohnend werden. Dass die Erdbeeren sich ebenfalls vorzüglich zur Kultur auf den Riesel- feldern eignen, ist seit längeren Jahren durch die^xn■sucl^c erwiesen und sollen wiederum die besten neuen Sorten beschafft werden. Auch diese Kultur krmnte eine ergiebige Einnahmequelle für die Pächter werden. Ferner gedeihen Schnittblumen zum Teil vortrefflich, desgleichen Rosen und Rosen Wildlinge, sowie Laubgeholze und (Koniferen. Aus alledem erhellt, dass die Frage, welche der Verein zur Beförderung des Gartenbaues zu beanworten stellte: Wie kann ein Ilandelsgärtn er die städtischen Rieselfelder a m z -w e c k m ä s s i g s t e n ä u s n u t z e n ? durch diese Versuche nach den verschiedensten Richtungen beantwortet ist. und dass es also eine ganze Anzahl von Gewächsen giebt, die sich dort mit Erfolg ziehen lassen, so dass es nicht nötig erscheint, nur Kohl, Rüben u. dgl. zu bauen. Herr Jörns, Herr Klar und Herr Seifert sind gern bereit, weitere Aus- kunft zu geben; Herr Seifert besonders betreffs der Verliiauchsfähigkeit der Arznei- und Gewürzkräutcr. Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten von L. Wittmjick. Hierzu Abb. 24. I. Die Gärtnerei des Herrn William K. Harris in Philadelphia. ''^^ie llandelsgärtnerei steht in den Vereinigten Staaten, namentlich im Osten, in den mittleren Staaten und in Californien meistens auf einer sehr hohen Stufe; das ist eine Folge der ausserordentlich Aveit getriebenen Arbeitsteilung. Fast in jeder Gärtnerei werden nur wenige Artikel gezogen. diese dafür aber auch in der vorzüglichsten Weise. Eine grössere Vielseitig- keit findet man nur in einigen riesig grossen Geschäften, wie namentlich dem allergrössten von Pitchcr & Manda in Shorthills, New-Jcrsey. Dieses (ieschäft ist etwa mit dem von Haage & Schmidt, Erfurt, zu vergleichen. ]uan kann rjort eben alles haben. Baumfarne. Orchideen, Palmen. Chrvsanthemum. Staudci^ Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten. CjC) ja selbst Alpenpflanzen, die man sonst fast niri^^ends sieht, Topfpflanzen aller Art. und selbst Baiimschulartikel. daliei alles in bester Kultur. Unter den Spezialkulturen steht in den \'ereinigten Staaten die Anzucht von Schnittblumen, und zwar langstieliger Blumen — denn angedrahtete Sachen werden nicht gekauft*) — oben an. In erster Reihe sind zu nennen: die Rosen, dann folgen die Xelkcn, in dritter Reihe die Chrysanthemum. Aber Abb. 30. Kartoffel, Die Czarina. Siehe Neue und empfehlenswerte Pflanzen, S. 104. auch i'arnc und sonstiges Bindegrün werden viel gebraucht, vor allem Aspa- ragus plumosus und Asparagus medeoloides Thunbcrg (Medeola aspara- goides L.), letzterer in Amerika Smilax genannt.'*) I feil laiiJ freilich bei einem Festessen die Riecherbsen, Lathyrus odoratus, in einem Blumen- korbe an — Zahnstocher angebunden. **) Siehe über die Anzucht den Artikel des Herrn Schreiber in Gartcnflora 1894, S. 14. ]Q() Uic llandclsyärLiiercicn in den Vereinigten SUuiten. Andere Gärtnereien ziehen wieder Palmen und Blattpflanzen für Wohn- zimmer, und sind die Leistungen darin so grossartig, dass sie selbst die Belgier fast üfierflügeln. namentlich \vas die Kultui' der Areca lutcscens anbetrifft. Auch Gummibäume sind ein beliebter Artikel. Manche importieren noch. Palmen und IJlattpflanzen aus Belgien und Deutschland, und kultivieren sie dann eine Zeit lang, um sie möglichst stark zu erhalten, denn dei- Amerikaner will gleich kräftige Exemplare, wenn sie auch mehr kosten: andere aber ziehen diese Exemplare selbst. Als ein Beispiel der letzteren Art möge die grosse Gärtnerei des Herrn William K. Harris in Philadelphia genannt werden, von der wir beifolgend eine Abbildung nach einer uns freundlichst von Herrn Harris zur Verfügung gestellten Photographie geben. Herr Harris zieht übrigens aucdi noch Chr_\s;inthemum und einzelne andere Pflanzen, mehr aus Eiebhaberei. I)as ganze Grundstück des Herrn Harris umfasst 7 acres (a 40,5 ar = ca. 2.835 ha oder 11,25 preuss. Älorgen) und liegt in einer der vornehmsten Vorstädte von Philadelphia. Auf diesem Terrain sind 22 Häuser in der Richtung von Nordost nach vSüdwest errichtet, so dass sie besonders Südost - vSonne erhalten, je elf zu beiden Seiten eines weiten Alittel- ganges. Es ist dal)ei Vorkehrung getroffen, erforderlichenfalls noch mehr Häuser eibauen zu können. E)er Mittelgang ist 300 englische Euss lang und nicht weniger als 24 Euss breit, so dass die Wagen sehr l)e(|uem hineinfahren können, ja selbst dort wie in einem Wagenschup^Den verbleiben können. Fast in jeder grösseren Gärtnerei Ijefindet sich ein solcher Mittelgang, wie das ja teilweise aucdi bei uns der Fall ist. Falls der Terrainverhältnisse wegen ein Mittelgang nicht möglich ist, so liegt ein Gang an der Seite, wie bei Pitcher & Manda, oder A\'ie bei der Societe anonyme L'Horticulture inter- nationale, vormals E. Einden, Brüssel, oder ■ — wie bei Herrn Bluth in Steglitz. — VAn solcljer Gang gewährt den grossen Vorteil, dass man im Winter nicht aUe Augenblicke an die freie Euft muss, er dient ausserdem als vorzüglicher Platz zum Verpflanzen, Verpacken etc. und er hält die Kälte von den Häusern auf einer Seite sehr al). hast alle Gewächshäuser sind in Amerika aus Holz gebaut und meist hülisch weiss gestlichen; alle sind sehr geräumig und liegen über der Ei'de. während wir uns als amerikanische Holzhäuser immer enge, in dei" Erde liegende (iebäude, um nicht zu sagen Buden, bauen. Alle weiden fast niemals beschattet und niemals gedeckt, hikiistens wird im Sommer den Scheilien ein Kalkanstrich gegeben. Gegossen wird stets mit dem Schlauch, die Giesskanne wird nur benutzt, um allenfalls nachzuhelfen. l)urch das h^ortfallen des Eeckens und Schatlen- geliens. die einfache Art des liegiessens, wird ungemein \iel Zeit erspart, und dass ist bei den hohen ArbeitslTjhnen notwendig. Alles das krmnten wir bei uns auch einführen, wenn wir wollten. Eins aljer ktuinen wir nicht geben, und das .s]jiell bei der Kultur im Winter, besonders bei der Treiberei, eine grosse Rolle: das längere und kräftigere Sonnenlicht. Man bedenke, dass die \'ereinigten Staaten \iel südlicher liegen als Mittel- Europa, ]\ew - \oyk 40°, 44'. etwa auf der lireile \on Madrid. 40". ^_\.' und Neapel, 40°, 50', Chicago 41", 50'. ungefähr auf der Breite von Constan- tinopel, 41°, o'. Die Handclsgärtnereien in den Vereinigten Staaten. 101 Die Taoe sind deshall) im Winter länL;er als liei uns. im Sommer freilich dafür auch kürzer. In Chicago ist es im Dezember, wie unser Spezialbericht- erstatter in Gartentlora 1893, S. 1S7 meldete, schon um 7 Uhr hell und bleil)t es Ins beinahe 5 l'hr abends; dazu kommt noch, dass der Himmel im Winter viel weniger beM'ölkt ist. als Ijci uns. Freilich ist die Kälte oft viel strenger und andauernder, aber Kohlen und C'oaks sind billig, und um mehr Sonne zu hallen, veizichtet der amerikanische Handelsgärtner, wie erwähnt, im Winter auf das Decken seiner Häuser, er giebt lieber etwas mehr Geld für die heuerung aus. Herr Harris ist sogar noch M'eiter gegangen als alle übrigen, er hat Avenigstens versuchsweise zwei seiner Häuser mit belgischem Spiegelglas decken lassen, teils V4 zölligem, teils -Vs z<">lligem (ersteres ist teurer), um zu Abh. 31. I\iii'his, bmiizefiirbi^'cr \'iiii Mdiitlilcrv. Abb. 32. Lattich, Riimischer. Gii^ogne. sehen, ob er nicht den C.ummibäumen dadurch dieselbe schtni rote h'arbe der Triebspitzen geben kTinne. wie sie diese sonst im Freien erhalten. Doch wir wollen der Reihe nach alle 22 Häuser durchgehen. \'orweg sei bemerkt, dass sie alle 100 Fuss lang und 20 Fuss breit sind, mit Ausnahme dei" Palmenhäuser, die eine hJreite von 28 Fuss haben. Sie liegen nicht un- mittelbar aneinander, so dass alles sozusagen eine Fläche ist. wie man das z. ii. bei Herrn Vincke-Dujardin in Brügge sieht und wie das auch in den grossen Rosentreibereien Amerikas, die wii" ein ander Mal besprechen wollen, meist üblich ist. sondern es ist. wie auch aus der Abbildung ersichtlich, ein Weg zwischen je 2 Häusern gelassen, der etwa 4 — 5 Fuss breit ist. Herr Harris hält das für besser, da die Luft mehr Zutritt hat. Er konnte sich auch nicht entschliessen, die kurze Seite des Satteldaches nach Süden zu legen, und die Ventilationsklappen nach aufwäits auf das Dach schlagen zu lassen, wie das mehrfach in den amerikanir^chen Rosentreibereien jetzt geschieht. 1 ( lO Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten Haus No. 1*) enthält Chrysanthemum für den Alarkt. in sechs- bis acht- zölligen Töpfen; jede Pflanze mit etwa lo bis 15 Stenti,eln. denen alle Knospen bis auf je eine genommen werden. Hier ist die Sorte Tvor_\' (Elfenbein) l>e- sonders vertreten. Haus No. 2 zeigt die Hau])tkultur: die Palmen. Areca lutescens. l^iältige Pflanzen, von denen immer zwei in einem Topf stehen, damit der Tojjf buschiger aussieht. Als Erde verwendet man Lehm und Sand mit etwa ein r^rittel peat (Rasenerde). Alle Woche einmal erlialten sie Kuhdünger. in Wasser gelöst, A\as ihnen eine so schöne Farbe giebt. Sechs Fuss hohe Palmen werden mit 90 Dollars, 360 Mk., pr. Dutzend bezahlt.**) Die dreijinirigen sind ca. 30 Zoll breit in der Krone. Auch junge, einjährige Palmen sind vorhanden und ca. 22 Zoll breit. Haus No. 3. Ebenfalls Areca lutescens. vier Jahre alt; einige besonder.^ schöne stehen hier wie in anderen Iläusern auf eisernen Säulen, was sehr hübsch aussieht. Haus No. 4. Sämlinge von Chrysantliemum. \ (jn denen gew rihnlich hier an tooo Töpte. diesmal aber nur 300 vorhanden sind. Haus Xo. 5. Dracaena fragans und Gummibäume. Herr Harris ver- mehrt die Gummibäume nicht durch Teilen des Stengels, sondern er macht Kopfstecklinge, indem er in der bekannten Weise den Stengel unterhalb des Kopfes mit Moos umwickelt. Er will nämlich hauptsächlich keine einfachen, sondern verästelte Gummibäume erzielen, und" ist derjenige, der diese ver- zweigten in Amerika eingeführt hat. Die Kopfstecklinge werden anfangs Oktober gemacht und sind narh 3 — 4 Wochen l>ewurzclt. Haus No, 0. Areca lutescens. einjährig. [laui No. 7. Liesgleichen. Haus No. 8. Areca lutescens, grosse Exemplare, fünf Fuss Kroneu- durchmesser. in zwcJlfzriUigen Töpfen, das Stück zu 15 Dollar = 60 Alk. Haus No. 9. Gummibäume in vorzüglichster Kultur. 1 — i^^ährige. vier Fuss hoch, ä 3 Dollar, zweijährige fünf Fuss hoch. Haus No. 10. Pandanus Vcitchi. der etwas Schatten durch Gaze erhält. Haus No. 11 Cycas siamcnsis. von Anthon>- Watcrer in England be- zogen, auch Cocos Wedelliana und Kentien. Cycas siamensis. die einen schön bläulichen Antlug hat, soll zwei bis drei Mal im Jahr Triebe bilden llau.>5 No. 12. Rhapis flabelliformis, sehr schöne Pflanzen. Haus No. 13. Cycas revoluta. deren Wedel ä Fuss mit 50 es. bezalüt werden; Latania borbonica, selbst gezogen, niedriger und besser, nach lF\rrn Harris, alb die belgischen, wie ihm auch die belgischen Areca lutescens zu dünn sind, und Belgier selber haben ihm gesagt, dass sie so schöne Areca lutescens nicht ziehen könnten. Pflanzen der Latania mit acht Blättern kosten 2 Dollar das Stück. I iJie Nummericriing in der Rciiientblge un-sercr Besiclitigung, lrrti.imer vorbclialten. ■*■*) Weitere Preise siehe in Gartentlora 1893, S. 550. Man muss dabei iniiner bedenken, dass der Dollar, obwohl er 4,25 Mk. wert ist, doch nur nach unseren Verhältnissen die Kauf- kraft von 2 Mk. hat, da fast alles drüben teurer ist. Die Handelsgärtncrcicn in den Vereinigten Staaten» 103 Haus No. 14. Junge Sämlinge von TJruala granclis und sodann Cycas siamensis. Auch die viel umstrittene Dracaena Sandcriana, die das Stück mit 3 Guincen, 63 Mk., bezahlt Avurdc, findet sich schon hier, wie man überhaupt in den grösseren Gärtnereien Amerikas fast alle Neuheiten der Genter Aus- stellung im April 1893 schon antraf. Haus No. 15. Chrysanthemum Miss iMinni Wannemaker. eine sehr be- liebte weisse Sorte. Ilaus No. 16. Gummibäume mit vier bis fünf Zweigen. Haus No. 17. Nelken, besonders Edna Craig, sehr schon, die beste rosafarbene, \o:i A'ollkommenster Form und sehr gut für den Handel, ferner Miss Laz. Ale. Gowan. die ertragsreichste weisse für den Handel, aber die Blumenblätter leicht zurückfallend. Haus No. 18. Chrysanthemum Eva Hoyt, gelb, sehr gut als Schnitt- blume, von Herrn Harris, der bis vor zwei Jahren einer der eifrigsten Kreuzer von Chrysanthemum war._ jetzt aber das mehr aufgegeben hat. gezogen, und für 350 Dollar — jooo Mk. verkauft. Haus No. 19. Chrysanthemum-Sämlinge. Für einen bronzefarbenen Sämling No. 1 wurden 100 Dollar geboten, das Gebot aber nicht angenommen, Im allgemeinen findet man, dass die Riesen blumen von Chrysanthemum in Amerika gar nicht auf so hohen vStengeln gezogen Averden als bei uns; man kann auch nach Herrn Harris ebenso grosse Blumen auf drei l)is vier Fuss hohen Pflanzen erzielen als auf fünf bis sechs Fuss hohen. Haus No. 20. ,Vraucaria excclsa, einjährige und zweijährige Pflanzen; zweijährige Pflanzen in zchnzölligen Töpfen 5 Dollar. — Aiuh einige r;enista racemosa und G. canariensis sind vorhanden. Flaus No. 21. Mit Spiegelglas gedeckt. Alles Gummibaume mit vor- züglich gefärbten rotbronzefarbigen Trieben und bis zu 20 Blättern. Mit Hilfe des Spiegelglases erreicht es Flerr Harris, dass die (iummilTäume diese schöne Farbe auch im Winter behalten. Bei zu grellem Sonnenschein im Sommer erhält dies Haus etwas Kalkanstrich. Haus No. 22. l^benfalls mit Spiegelglas, und gleich Avie voriges Gummi- bäume enthaltend, ausserdem einige Coleus und Lilium Harrisii. Bemerkt sei noch, dass alle Töpfe, besonders die Palmen, auf zerkleinertem Coaks stehen, Avas alle Insekten etc. weit jnehr abhält als Lohe. Ausserdem sind noch drei jiits (kalte Kästen) von 100 Fuss Länge und 10 Fuss Breite vorhanden, für Azaleen. Chrysanthemum etc. Diese Averden im Winter mit Stroh umpackt. Unnötig ist es Avohl, hinzuzufügen, dass alles aufs sauberste gehalten A\ar, das ist überhaupt in fast allen amerikanischen Gärtnereien zu finden und diesem Umstände jnit ist das vorzügliche Gedeihen der Pflanzen zuzuschreiben. Die Heizung geschieht mittelst Dampf und sind drei mächtige Rrihrcnkessel. je lö Fuss lang, und von 54 Zoll Durchmesser mit je 60 Pferdekralt, von der Warder Manufacturing Co.. in GermantoAvn-Junction bei Philadelphia Aor- handen. Als Feuerungsmaterial dient Coaks, da die Heizung sich dabei billiger stellt als bei Steinkohlen. Rosen zieht Herr Harris nicht mehr, da sich zu viele darauf g^Gartcnflora« beiliegt, eine interessante Uebersicht über die (beschichte dieser weit verbreiteten Zeitschrift. Gegründet von J. G. G. Oberdieck. Superintendent zu jeinsen in Hannover (Amt Kaienberg) und l{d. Lucas, damals k. württ. Garten- Inspektor in Hohenheim. erschien die Zeitschrift im Laufe der Zeit unter nachstehenden Titeln: 1855 bis 1864: »Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau«; 18O5 bis 1874 »Illustrierte Monatshefte für ( »bst- und Weinbau«: 1874 bis heute: »Pomolo- gische Monatshefte«. Der Deutsche Pomologische Verein verdankt Herrn r)r. Ed. Lucas und Herrn Professor K. Koch besonders mit sein Entstehen. Die ■Mitglieder des Deutschen Pomo- logen - Vereins erhalten die Zeit- schrift unentgeltlich, andere Personen können sie zu dem billigen Preise von 4,50 Mk. für den Jahrgang erhalten. Sehr gute, siebenfarbige Abbildungen zeichnen die Zeitschrift aus. L. W. Regenfall und Blattgestalt. Ein Beitrag zur Ptlanzcnljiologie von E. Stahl, (l^xtrait des Annales dujardin Botanique de Buitenzorg, \'ol. XI. pag. 98 — 182). Leiden, E. J. Brill, 1893. Die hochinteressanten Untersuchun- gen des Verfassers, zu denen derselbe im Winter 1889 — 90 bei seinem Auf- enthalt in Java und zwar sowohl in den unvergleichlich üppigen Bergwäldern Westjavas als in dem prächtigen Buiten- zorger Garten angeregt wurde, haben u. a. ergeben, dass die in den Tropen mit besonderer Heftigkeit niedergehen- den Regen an die tlächenförmig ausge- breiteten Organe, an die Laubblätter, ganz besondere Anforderungen stellen. r)iescn Ansprüchen werden dieselben nicht nur durch passende innere Festigungseinrichtungen, sondern auch durch die Gestaltung des Sprcitcnum- risses gerecht. Das Studium dieser Erscheinungen gewährt dann, nach Verfasser, auch einen tieferen Einblick in die biologische Bedeutung mancher noch wenig verstandener Gestaltungs- verhältnisse der Laubblätter. Die vorliegende hochinteressante Ab- h;indlung. auf deren Einzelheiten wir hier leider aus Mangel an Raum nicht näher eingehen können, behandelt nach der Einleitung: I. die ßlattspitze als wasserableiten- dcs Organ. (Bei Gewächsen aus den verschiedensten Familien der Berg- wälder Westjavas sind die Blätter aus- gezeichnet erstens durch die hoch- gradige Benetzbarkeit ihrer Oberseite und zweitens durch die langausgezogene Spitze, welche in vielen Fällen ganz abenteuerliche Dimensionen erreicht und dieVerfasser kurzweg als »Träufel- spitze« bezeichnet). II. Hängeblätter und I längezweige. III. Regenfall und Blattgestalt. IV. Einige mechanische Eigenschaften der Blattspreiten. Die Ein'zelheiten aller dieser sehr interessanten Avissenschaftlichen Unter- suchungen können, wie gesagt, hier nicht näher in knapper Form angegeben werden; sie werden am besten gleich- zeitig mit den vielen, trefflich die Fragen erläuternden Abbildungen aus dem Oriofinal ersehen. Dr. R. Otto. 108 Unterrichtswesen. Ausstellunaren und Konarresse. Unterrichtswesen. Der Vorstand des \"crcins zur Be- lörderung des Gartenbaues hat auf An- trag der technischen Ausschüsse den Magistrat der Stadt Berlin gebeten, fortzufahren in seinen Bestrebung-en behufs Fortbestehens des Fachunter- richtes an den Sonntag Vormittagen und besonders daraufhingewiesen, dass diese Zeit für den Zeichenunterricht allein die geeignetste sei. Ausstellungen und Kongresse. Görlitz, Ende Juni. Dritte grosse allgemeine Rosenausstellung, veran- staltet vom Verein Deutscher Rosen- freunde. — Verbunden damit ist eine Ausstellung von Coniferen, Nelken. Pensees, Knollenbegonien und Gla- diolen, Stauden und bunten Gehölzen, Teppichbeeten, Bindereien, Plänen und technischen Hilfsmitteln für Rosen- kultur. — Da wäre es wohl kürzer gewesen, zu sagen: Verbunden ist da- mit eine allgemeine Gartenbau - Aus- stellung. Das Ausstellungsterrain ist 4 ha gross. Die Ausstellung, welche voraussichtlich Ende Juni eröffnet wird, soll etwa drei Monate dauern. Anmeldungen bei Herrn Carl Druschki. Görlitz, bis i. Juni, für die im Freien anzupflanzenden Gegenstände aber früher. — Rosen und Coniferen bis 15. März, Nelken, Pensees. Knollen- begonien und Gladiolen 15. April, Stauden und bunte Gehölze 1. März, Teppichbeete 1. Mai. — Das Programm ist sehr sorgfältig ausgearbeitet. Für etwaige Wünsche sind noch Nummern offen gelassen. Magdeburg. Der Garteftbauverein Magdeburg veranstaltet zur Feier seines 50jährigen Bestehens Ende August oder Anfang September 1895 eine grössere Ausstellung und fragt in sehr zweckmässiger Weise jetzt in den einzelnen Städten an, welche vSpezial- kulturen dort besonders betrieben werden, um sie im Programm zu be: rücksichtigen. Stettin. 17. und 18. November 1894 im Konzert- und Vereinshause Chry- santhemum-Ausstellung des Stettiner Gartenbau-Vereins. Besonders schöne Kultur-Gegenstände werden auch zu- gelassen. Anmeldungen bis 9. No- vember bei Flerrn Alb. Wiese. Berlin. Grosse Frühjahrs - Aus- stellung 1897 zur Feier des 75 jährigen Bestehens des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Graz. Allgemeine Gartenbau-Aus- stellung der k.k. Gartenbau-Gesellschaft vom 1. — 6. Mai. Anmeldungen an Prof. Lorenz Kristof in Graz. Jahngasse 5. Abbazia. Rosen-. Pflanzen- und Gemüse -Ausstellung im Mai. Anmel- dungen an die Kur-Kommission in Abbazia. Antwerpen. Rosen-Ausstellung des Cercle des Rosieristes d'Anvers in Ver- bindung mit der Weltausstellung Ende Juni. Anmeldungen an J. B. Lenaerts, Vestingstraat 60, in Antwerpen. B r üs sei. Orchideen -Ausstellungen, veranstaltet von der Gesellschaft der Orchideenfreunde »L'Orchideenne«, am zweiten Sonntag und Montag Nach- mittag eines jeden Monats in den Gewerbliche Angelegenheiten. — Aus den Vereinen. 109 Räumen der Gärtnerei der >^Süt'iete de l'Horticulture Internationale« im Park Leopold. Gent. Chrysanthemum-, (»rchideen.- DekorationsiDllanzen- u. Blutenpflanzen- Ausstellung der Societe Royale d'Agri- culture et de Botanique Aom ii. bis 13. November. Anmeldungen an E. Fierens, Coupure 135 in Gent. S t. P e t e r s b u r g. Internationale Obst- Ausstellung der Russischen Obstbau- Gesellschaft im Herbst. Anmeldungen an das Bureau der internationalen Obst -Ausstellung in St. Petersburg, Fontanka lo. Mainz. Grosse allgemeine Garten- bau-Ausstellung in der zweiten Hälfte des Monats September. Anmeldungen an Stadtgärtner SrhrcUler in Mainz. Gewerbliche Angelegenheiten. Nach demEntwurf des neuenrussisch- deutschen Zolltarifes ist ..Gewöhn- liches Gemüse, nicht besonders zu- bereitet: Zwiebeln und Knoblauch in Schoten" (soll wohl heissen in der Schale. Red.), die nach dem allgemeinen russischen Zolltarif von 1,891 per Pud = 40 Pfund engl. 0.12 Rubel = ca. 25 Pf., nach dem gegenwärtig für die deutsche Einfuhr zur Anwendung kommenden Zollsatz sogar mit o.iS Ruljel = 37 Pf. verzollt werden mussten, frei. — Herab- gesetzt sind ferner Zichorie auf 0.40. frische Früchte von 0.75 bezw. 1.35 auf 0.40. Hopfen von 10 bezw. 15 auf 3.50 Rubel. Zuckerrübensamen, der jetzt mit 0,15 Rubel verzollt werden muss, ist wieder auf den alten Zoll 0,10 Rubel herabgesetzt. Wir lesen leider nichts von abgeschnittenen Blumen und leben- den Pflanzen. Letztere zahlen jetzt 0.90 Rubel pro Pud. was natürlich die Ausfuhr von grösseren Gehölzen ganz unmöglich macht. Der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues hatte in seiner durch den Herrn Minister für Landwirtschaft etc. dem Herrn Reichs- kanzler übergebenen \'orstellung auch um Herabsetzung dieses Zolles ge- beten. Aus den Vereinen. M i 1 1 e i 1 u n gen der Deut s c h e n D e n d r o 1 o g i s c h e n G e s e 1 1 s c h a f t. No. 2. Aus der ständigen K(.)mmission des deutschen Coniferen - Kongresses hat sich bekanntlich die obengenannte Gesellschaft gebildet unter dem Präsidium des Herrn Hofmarschalls von Saint Paul Illaire auf Fischbach in .Schlesien und unter der Geschäfts- lührung des Herrn Königl. Garten- inspektors Beissner in Bonn. Diese beiden Namen bürgen für ernste Be- strebungen und ernste Arbeit. In der That bieten die beiden bis jetzt er- schienenen Hefte eine erstaunliche Fülle von Beobachtungen. Ueber 300 Xamen enthält das »Verzeichnis der in Xo. 1 und No. 2 besprochenen Pflanzen«. Das Gebiet des Gartenbaues ist ein solch ausgedehntes und in seinem ganzen Umfange von einem Einzelnen so Avenig zu beherrschendes, dass man solche Sonderbestrebungen herzlich willkommen heissen muss. zumal dann, wenn gediegenes geleistet wird. Die Mitgliederzahl der Gesellschaft ist zwar noch eine kleine, wird aber sicher bald wachsen. Tr. 110 Sprechsaal. Sprechsaal. Zweite Antwort auf Frage 7. Folgen des Carbolineums. Angeregt durch die Frage Xo. 7 auf Seite 85 dieser Zeitschrift, erlaube ich mir, folgendes darüber mitzuteilen: Carbolineum wird in hiesiger Fabrik in vielen Mengen zu den Fisenbahn- signalstangen und zum Barrierenbau verwertet und zwar werden sämtliche Ilolzteile, wie Leitungspfähle und -Kanäle damit gestrichen, um sie vor Fäulnis zu schützen. Vor drei Jahren Hess ich melirere transportable Mistbeet- Kästen aus starken Bohlen herstellen: auf Anraten meines Chefs wurden diese aucli mit Carbolineum gestrichen. Nachdem der Anstrich trocken w^ar, wurden gleich die Kästen mit Pferdedung gepackt und zur Bepflanzung vorbereitet, im ersten wurden Gurken und Salat, im zweiten Kohlrabi und im dritten Bolmen ge- pflanzt — sämtliche Pllanzen fingen an zu kümmern und wollten nicht aus der Stelle wachsen. — Ich glaubte erst an ein \'ersehen imd bepflanzte die Kästen nochmals mit genannten C.e- müsesorten. machte aber dieselben Erfahrungen wieder: die Blattränder fingen an einzuschrumj)fen und die Pflanzen blieben auch im Wachstum stehen, vielleicht nur infolge des üblen Carbolineum -C.eruchs: auch alle Un- kräuter, welche während der Zeit auf- gingen, verschwanden gleich wieder von der liildfläche. So blieb mir weiter nichts übrig, als die Kästen wieder zu entfernen und durch neue zu ersetzen, in denen die Pflanzen dann prachtvoll gediehen sind. Noch will ich bemerken dass mit Carbolineum gestrichene Ilolzteile mindestens ein Jahr der Luft ausgesetzt sein müssen, ehe sie in der Gärtnerei verwertet werden können und kann ich ko.rstaticren. dass ich dann keine Nach- teile mehr bemerkt habe. Auch soll man sich hüten, Stellagen in Gewächs- häusern oder Baumpfähle damit zu streichen, denn es gehen sowohl die Pflanzen als auch die Bäume dadurch zu Grunde. Andererseits ist Carbolineum ein vorzügliches Imprägnierungsmittel für Bindfaden zu Stroh- und Schatten- matten, denn der Bindfaden bleibt stets geschmeidig und bricht im Winter nicht, während es bei anderen Mitteln leicht vorkommt, dass der Faden bricht und fault, wohingegen das Stroh noch gut l;)leil:)t, Ijei Carbolineum haben wir den entgegengesetzten Fall. L. Ah lisch. Obergärtner, Berlin. Frao-e 8. Wie kultiviert man Juniperus virginiana, sog. Cedern- oder Bleistiftholz? 1 . A u f A\' e 1 c li e r B n d e n a r t g e - deiht Juniperus virginiana f ü r d i e G r o s s k u 1 1 u r a m besten ? Antwort: Juniperus virginiana ge- deiht auf jedem, nicht zu armen Boden, zieht sitndigen Lehmboden mit etwas Humus und feuchtem (nicht nassem) Untergrund vor. .\.uch auf steinigem Lande gedeiht er bei genügender Feuchtigkeit. 2. Woher bezieht man Samen o der P f 1 ä n z 1 i n g e ? Antwort: Samen kann nur aus dem Vaterlande odei" Italien direkt, sonst durch Vermittelung hiesiger Samen- händler bezogen werden. Es ist zu be- achten, dass derSamen ganzfrisch gesäet werden muss, da er schnell die Keim- fähigkeit verliert: auch geht derselbe Personal-Nachrichten. 111 sehr unregelmässii^,' auf. Saat an Ort und Stelle empfiehlt sich niclit, da der Bestand infolge der oft sehr geringen Prozente an keimfähigen Samen (häufig nur 30 — 35%) sehr Uickenhaft würde. Wegen der. den Juniperus eigen- tümlichen Bewurzelung können zur Anpfianzung nur verpflanzte junge zwei- resp. dreijährige Pflanzen mit \'orteil verwandt werden, deren Preise je nach den J;dircn zwischen 40 l:)is 80 Mk. per Tausend schwanken. \'er- pflanzte dreijährige sollen ca 15 bis 20 cm hoch sein und bis zum Wurzel- halse belaubt, wenn solche auf gewöhn- lichem, nicht überdüngtem Boden gezogen sind. Unverpflanzte. häufig sehr IfiUig angebotene .Sämlinge haben für die Grosskultur keinen Wert, da es unmöglich ist, nach Bedarf zu gicssen oder zu beschatten. Zu haben sind solche Pflanzen in den meisten grösseren Baumschulen und Spezial- Coniferen-Züchtereien • « 3. Wie kultiviert man ihn (Pflanzzeit, Rajolcn, Pflügen etc.)? AntM'ort: Es ist für Grosskultur, also für forstmässige Anpflanzung ge- nügend, den Boden mit tiefgehenden Pflügen (Untergrund- oder Rajol- pflügen) gut zu bearl)eiten. Nach dem Pflügen lasse man den Boden sechs bis acht Wochen ruhen und sich setzen und pflanze anfangs Mai ca. 80 — 100 cm weit, wobei die IMlanzen gut angegossen werden müssen. In den ersten Tahien sind Quecken etc. durch Hacken mittels des Hackpfluges zu unterdrücken. Da sog. Durchforstungsholz keinen Wert haben würde und es bei Grosskultur sich um Holzproduktion handelt, ist die Entfernung von 80 — 100 anzu- wenden, um die Pflanzen genügend er- starken zu lassen, so dass sie zuerst langsam, aber kräftig wachsen und später erst im Schuss hochgehen, Br. Frage 9. Giebt es eine Geschichte über die Kew Gardens? W. J. G. in N. Antwort: Nein. Sie finden aber in dem »Guide« eine kurze Geschichte und ebenso in >'Gartenflora« 1892. S- 431- Frage 10. Sind schon in Engier & Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien, die Pittosporeen behandelt? W. J. G. in N. AntM'ort: Ja. in Lieferung 56, 1891. Personal - Nachrichten. Es wurden ernannt: Der städtische ( iarteninspektor. Herr. Axel Fintel- mann. Berlin-Humboldthain, zum ge- richtlichen vSachver ständigen für Gartenbau an Stelle des verstorbenen Gartenbaudirektors Gaerdt beim Land- und Amtsgericht II, Berlin, Gharlotten- burg, Cöpenick und Rixdorf. — Herr Karl Bauer, Gärtner des botanischen LTniversitätsgartens in Czernowitz. zum Kaiserlichen Rat. Diese Auszeich- nung ist bisher keinem Gärtner in Osterreich zu Teil geworden, ^'orlangen Jahren erhielt sie der Orchideen-Pieb- haber Johann G e o r g B e e r in Wien. — Stadtgärtner Heiler in München zum Stadt- Garteninspektor. — Jakob G. Agardh. vormals Professor der Botanik an der Universität zu Lund, zum aus- wärtigen Ritter des Ordens »Pour le merite« für Wissenschaften und Künste. — Alfr. Ehmann zum Nachfolger des 112 raaresordnuns Garteninspektors Wagner und mit der Leitung der Anlagen Stuttgarts, sowie des dortigen Stadtgartens betraut. Auszeichnungen: Den preussischcn roten Adlerorden IV. Klasse erhielt Hof- Garteninspektor Leopold Prochaska in Wien. — Den Kaiser Franz-Joseph- Ordcn: Professor Lorenz Kristof. Präsident der kaiserl.königl. Gartenbau- gesellschaft in Graz. Es sind gestorben : Ende des vorigen Jahres Garteninspektor A. Wagner in Stuttgart, ein durch seine hervorragen- den gärtnerischen Leistungen bestens l)ekannter und allgemein geschätzter Fachmann, Schöpfer uud Plleger des dortigen Stadtgartens. — W^ilhelm Eubell. früher kurhessischer Hof- gärtner, ^in Veteran aus den Freiheits- kriegen, in Kassel im hohen Alter von Q5 Jahren. Die allgemeinste Hoch- schätzung, deren sich der Verstorbene erfreute, fand in dem zahlreichen, aus allen Bevölkerungsschichten zusammen- gesetzten Trauergefolge einen erheben- den Ausdruck. Dr. Schultz-Lupitz, der verdiente Landwirt, ist vom Zentralausschuss der königl. Lan dwirt Schaft sgc Seil- schaft in Hannover zum Ehren- mitgliede erwählt worden. Dr. Richard Otto, unser verehrter Mitarbeiter . bi.sher Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Kgi. Landwirtschaftlichen Ilochschulc in Berlin, ist kommissarisch vom 1. April ab als Lehrer der Chemie am Kgi. Pomologischen Institut nach Proskau berufen. Der frühere Staatsminister Freiherr Lucius von Ballhausen. Ehren- mitglied des A'ereins zur Beförderung des Gartenbaues, hat eine mehrmonat- liche Reise nach Ägypten angetreten, begleitet von seinem jüngsten Sohn, der im braunschweigischen Husaren- Regiment als Lieutenant steht. Die Erben des Landschaftsgärtners Haack haben nach dem letzten Willen des Verstorbenen das Geschäft dem bis- herigen Geschäftsführer, Herrn Land- schaftsgärtner Richard Köhler, ]\lit- giied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin W., Xettelbeck- strasse 15, übertragen. Tagesordnung für die Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am Freitag, den 23. Februar 1894 im grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. \'ortrag des LIerrn Dr. Less, Assistent an der Kgi. Landwirtschaft- lichen Hochschule: »Über die abnorme Witterung der letzten Wochen.« 3. Auszeichnung bei Jubiläen. 4. ev. L. Wittmack '>Uber den Obstbau in den Vereinigten Staaten.« Bemerkung: Herr Gartenbaudirektor Haupt. Brieg, ist leider abermals verhindert, seinen Vortrag über Düngung der Orchideen zu halten. Gartenflora 1894. Taf. 1400. Mamillaria barbata Engelmänn Mamillaria barbata Engelm. Von Ed. von Regelf und Haage & Schmidt. Hierzu Tafel 1400. ie Abbildung der beistehend dargestellten Mamillaria hat die Firma Ilaage & Schmidt, Erfurt, seiner Zeit eingesendet. Die Pflanze stammt aus Texas, wo sie bei Cosi wächst und von Wislizenus entdeckt ward. Dr. Engel- mann in St. Louis, leider seit mehreren Jahren verstorben, beschrieb dieselbe in „Sketch of the botany of Wislizenus Expedition" p. 13 in einer Anmerkung. Die Pflanze bildet' nach Engelmiann einen kugeligen Stamm, (nach unserer Abbil- dung ist er abgestutzt, fast kegelförmig) mit kahlen Achseln zwischen den Warzen und mit vielen mehrreihigen Stacheln auf der Spitze der Warzen, von denen die äusseren weiss, borstenförmig und ungefähr 40 an der Zahl, während die inneren stärker, bräunlich und ungefähr je 10 — 15 an Zahl, der Centralstachel stark, aufrecht, braun und an der Spitze hakig. Die beerenartigen Früchte länglich, grünlich und auf der .Spitze mit dem Rudiment der Blume gekrönt. Unser abgebildetes Exemplar hat ziemlich grosse weisse, in der Mittellinie und an der Basis rosenrote Bkmienblätter. In Rümpler's Ausgabe von Försters Handbuch der Kacteenkunde findet man diese Art schwer auf, da im Index eine falsche Seitenzahl citiert ist. (Es ist S. 244 citiert, muss aber heissen S. 264; übrigens ist dort gesagt: Blüten unbekannt, und hat Engelmann sie also nicht gesehen. Red.) Ueber die Kultur schreiben die Herren Haage & Schmidt, Erfurt, der Re- udktion folgendes: Mamillaria barbata Engelm. verlangt schon eine etwas bessere Beachtung in der Kultur, als man dies bei dem grössten Teil ihrer Gattungsangehörigen iio allgemeinen gewöhnt ist. Namentlich im Winter beansprucht sie einen Platz bei -+- 10 — 12 Gr. R. Wie bei fast allen kugelförmigen Kacteen, so muss mr'i auch bei dieser mit dem Wasser sparsam umgehen; ein ein- bis zwei- maliges Ueberspritzen in der Woche genügt vollkommen, doch darf dieses nur an sonnigen Tagen, und da möglichst in den Vormittagsstunden geschehen, dari^üt die Pflanze noch vor der Nachtzeit, wo bekanntermassen die Temperatur heruntergeht, gehörig abtrocknet, um Fäulniss zu verhüten. Im Sommer ist es ratsam, M. barbata ins Freie zu bringen, oder ihr wenigstens einen Platz zu gewähren, wo volle .Sonne hinkommt, und die Luft reichlichen Zutritt hat. Yon Mitte Juni bis Anfang September können gesunde Pflanzen vollständig im Freien stehen, nur trage man Sorge, dass sie vor anhaltendem Regenwetter geschützt werden. Auch lasse man es während des .Sommers an Wasser nicht fehlen. Die beste Erdmischung besteht aus 2 Teilen gut verwester Mistbeeterde, 1 Teil Rasenerde und 1 Teil Heideerde, der man etwas Flusssand zusetzt. Eine gute Scherben-Unterlage ist Bedingung. Zum Frühjahr ist uns ein frischer Import in Aussicht gestellt. jj^ Grammatop>iyllnm Gnilelmi II Kränzlin. Grammatophyllum Guilelmi II Kränzlin '^) von Prof. Dr. F. Kränzlin. jjramrnatophyllum Guilelmi II ist eine der wenigen Orchideen-Neuheiten der letzten Jahre, deren Einführung ein „Ereignis" ist. Es ist ein stattliches Gewächs mit verkürztem massivem Stamm, mit 65 cm langen und bis 10 cm breiten Blättern. Die Blütenstände sind bis 1 m hoch und tragen 30 bis 35 Blüten, jede von 8 cm Durchmesser. Die Farbe ist aussen grün, innen purpur- braun mit grünem Rande, das Labellum weiss mit purpurbraunen Adern auf den Seitenlappen. Aus dem vorliegenden reichlichen Herbarmaterial geht hervor, dass die Pflanze ausserordentlich gut aussehen muss. — Der Entdecker der Pflanze ist Herr W. Micholitz, Sammler für F. Sander & Co. zu St. Albans. Diese Firma, deren Inhaber und Gründer bekanntlich ein Deutscher ist, be- auftragte den für sie in Ost - Asien sammelnden Herrn Micholitz damit, eine Tour nach Neu-Guinea zu machen. Auf meine Bitte, diese auch für die Botanik viel versprechende Tour nach Kräften zu fördern, ging die Neu-Guinea-Compagnie mit grosser Liebenswürdigkeit ein und beauftragte ihre Beamten, Herrn W. Micholitz erforderlichen Falls zu unterstützen. Die lebenden Exemplare des Grammatophyllum Guilelmi II werden in diesen Tagen in London bei Protheroe & Morris ver- steigert und es steht zu hoffen, dass der Unternehmer für die ganz ausser- gewöhnlich hohen Kosten des Unternehmens in etwas entschädigt wird. Die Durcharbeitung des von Herrn W. Micholitz gesammelten wissenschaftlichen Materials wird hier in Berlin stattfinden. Dem Verfasser war es eine grosse Genugthuung, diese Orchidee, die schönste und statflichste, welche bisher aus unseren Kolonien bekannt geworden ist, mit Allerhöchster Genehmigung nach Sr. Majestät dem Kaiser zu nennen. Die Sammlung enthält noch einige hervorragend schöne Arten, welche, soweit ersichtlich, neu sind und eine ganze Anzahl weniger brillanter Formen, welche sicher noch nie beschrieben sind. *) Habitu Grammatophylli Fenzliani Rchb. f. sed major. Caulibus — foliis e basi lineari lanceolatis acuminatis plicatis ad 65 cm longis ad 10 cm latis. Racemis superbissimis folia excedentibus ad 100 cm altis multifloris (20 — 35); Bracteis minutis oblongis quam Ovaria multoties brevioribus. Sepalis oblongis basi vix attenuatis obtusis, petalis augustioribus cuneato-obovatis obtusis aequi- longis, labelli lobis lateralibus maximis subquadratis antice oblongo-ligulatis, intermedio deflexo parvo obovato emarginatoque, lineis 3 elevatis inter lobos laterales quarum intermedia brevior, lineis humilioribus 2 in lobo intermedio, toto labello intus dense piloso marginem versus sensim calvescente; gynostemio valde curvato inter lobos intermedios abscondito. — Flores speciosissimi 8 cm diametro purpureo-brunnei margine et extus viridilutei, labellum album purpureo- striatum. Dendrobium Augustae Victoriae Kränzlin. 1 1 e Dendrobium Augustae Victoriae Kränzlin'^^ von Prof. Dr. F. Kränzlin. \ie Pflanze ist unzweifelhaft eines der schönsten Dendrobien und nebst Grammatophyllum Guilelmi II die schönste Orchidee, welche aus unserer öst- lichen Kolonie bekannt geworden ist. Nur der obere Teil der Pflanze war mir über- sandt worden und dieser trug an drei Blütenständen weit über 100 Blüten und Knospen. Die Sepalen sind reinweiss, die Petalen vermutlich hellgelb mit purpurnen Adern, das Labellum ist purpurrot und im Innern mit fünf Längsleisten versehen, welche vorn in höchst eigenartiger Weise gezähnt sind. Diese merkwürdige Bildung ist das augenfälligste Unterscheidungsmerkmal dieser Art, welche sonst stark an Dendrobium Goldiei Rchb. f. und Dendrobium Imperatrix Kränzlin erinnert, an Schönheit aber beide übertrifft. Mit Dendrobium Mirbelianum Gaudich, D. d'Albertisii Rchb. f. und D. arachnostachys Rchb. f. und einigen ähnlichen bildet diese Art die Gruppe der „Antennata", d. h. der Dendrobien mit Petalen, welche wie Fühler eines Insektes vorgestreckt sind. Dieses mehr bizarre als schöne Merkmal ist bei Dendrobium Augustae Victoriae nicht sehr entwickelt, denn die Petalen sind wenig länger als die anderen Teile der Blüte. Die Pflanze wurde in den Wäldern am Berlin-Hafen von Herrn Kärnbach, Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, entdeckt, die Exemplare blühten auf dem Wege nach Friedrich- Wilhelmshafen auf und von dort erhielt ich sie durch Herrn Wilh. Micholitz, dem glücklichen Entdecker vieler wert- voller ostasiatischer Pflanzen. Mit Allerhöchster Erlaubniss habe ich diese schöne Pflanze Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin Auguste Victoria gewidmet. *) Sectio Antennata. Planta egregia maxima. Adest parssupremabulbi maximi racemos 3 gerens 50 cm longos divitifloros, bracteis minimis. Sepalodorsali linear! obtuso, lateralibus parte libera linearibus obtusis postice pedi gynostemii alte adnatis; petalis medium usque linearibus angustis deinde cuneato-obovatis obtusis nervis anastomosantibus decoris, quam sepala vix longioribus; labelli iobis lateralibus parte libera semiorbicularibus margine minutissime serrulatis, iobo intermedio oblongo obtuso apiculato margine valde undulato, lamellis 5 in disco a basi labelli orientibus lateralibus paullo brevioribus omnibus prae- sertim 3 medianis in cristas lacero-dentatas subito abruptas auctis, calcaris ostio callis 2 postice in lineas elevatas decrescentibus subclauso, calcari ipso "brevi vix inflato apice emarginato; gynostemio brevi, androclinio dente dorsali acuto Iobo obtuso utrinque, rostello lato orbiculari, anthera plana, ovaria pedicellata 4 cm longa. Flores speciosi 3 cm ^diametro. Sepala alba petala pallide flava purpureo-venosa. labellum roseo-purpureum. jjg Geschmackvolle Bindereien von der Herbstausstellung etc. Geschmackvolle Bindereien von der Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Hierzu Abb. 33. IL Die Bindereien des Herrn H. Fasbender. teifolgend bringen wir die Abbildung der Bindereien des Herrn H. Fas- bender, Berlin N., Schönhauser Allee 20, die mit einer goldenen Medaille gekrönt wurden. Die gesamte Aufstellung war als eine höchst gelungene zu bezeichnen. Über den Ausstellungsgegenständen erhob sich ein Baldachin, geschmückt mit Tannenguirlanden und Lorbeerzweigen, welcher von goldenen Schnüren mit ebensolchen Quasten gehalten wurde. Die Hinterwand war mit schwarzem Sammet drapiert. Den Mittelpunkt des Ganzen bildete eine grosse Trophäe von vierzehn Cycas- Wedeln, zwischen denen sich bunte Phormiumblätter besonders schön abhoben. Sämtliche Wedel wurden in der Mitte von einem Bouquet aus Maiblumen, weissen Kamellien, Daturablumen, Malmaisonrosen und weissen Lilien gehalten, durchwirkt mit verschiedenem Grün von bunten Plectogynen, Blechnum und Adiantumwedeln, nebst Asparagus-Ranken. Das ganze Arrangement war auf einer zwei Meter hohen Stange befestigt, welche von einer grossen schwarzen Schleife und herabhängenden Trauerschnüren verdeckt war. Es eignet sich eine derartige Zusammenstellung vorzüglich zur Aufstellung hinter einem Sarge, sowie zum Tragen bei Trauerfeierlichkeiten für Vereine. Von den übrigen Gegenständen befand sich oben zur Linken ein Impera- torenkranz, aus Lorbeerzweigen gebunden; rechts davon ein Kreuz von weissem Chrysanthemum, aul welche ein Kranz von zwei Cycas -Wedeln mit Chamaeropswedeln, weissen Kamellien,Maiblumen,Vergissmeinnicht und leichtem Grün gelegt war. Links auf einem Tische befand sich ein Korb, durchgehends in Rot gehalten, der ganz besonderes^ Aufsehen erregte, weil die schönen Blütenähren der Vriesea brachystachys, die ihn füllten, ^iUe Schattierungen von Grün durch Gelb zum Rot darboten. Dabei waren diese Blumen am Schluss noch ebenso frisch wie am Anfang. Rechts stand ein ähnlicher Korb in Gelb, daneben zwei Brautkränze mit passenden Bouquets, der eine von Myrten für eine Jungfrau, der andere von Orangen für eine Wittwe bestimmt, ebenso ein deutscher Strauss von Rosen, Maiblumen und Schiefblättern. Unten links befand sich ein Kranz in runder Form aus Lorbeerzweigen, tadellos gebunden, sowie eine Krone von Cycas -Wedeln. Daneben ruhte auf einer vergoldeten Staffelei ein grosser, ovaler Lorbeerkranz, welcher mit einem Fächer von Cycas -Wedeln, verschiedenen zarten Blumen, verschiedenem Grün und einer grossen weissen Atlas-Schleife geschmückt war. Als Pendant stand rechts ein Hauptstück: eine Staffelei mit einer Adresse zu einem 25jährigen Jubiläum, in der Mitte die kunstvoll gearbeitete Adresse selbst, in violetten Sammet gebunden; der Rahmen mit gleichfarbigen Stiefmütterchen geschmückt, an seinen Ecken Bouquets von Marschall-Niel-Rosen, gelben Margueriten, Chrysanthemum frutescens Etoile d'or und Adiantum -Wedeln, sich besonders schön abhebend, darüber eine Taube mit goldenem Lorbeerzweig, eine An- spielung auf den einstigen 50jährigen Gedenktag; jedenfalls eine sehr hübsche Frühjahrsbepflanzung eines Teppichbeetes. 117 neue Idee, da eine Adresse, in solchem Blumenrahmen überreicht, gewiss einen weit grösseren Beifall findet. Die Gesamtwirkung der Fasbender'schen grossen Ausstellung wurde noch dadurch erhöht, dass der untere Teil mit Medeolaranken') geschickt verziert war. Abb. 33. Bindereien des Herrn H. Fasbender, Berlin, auf der Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1893. Frühjahrsbepflanzung eines Teppichbeetes. - - Hierzu Abbildung 34. jdLus dem höchst empfehlenswerten Werk „Gartenbeete und Gruppen"") von Carl Hampel. städtischer Obergärtner in Berlin, geben wir in Abbildung No. 34 ein geschmackvolles Teppichbeet (N. 200) mit Bezeichnung einer Früh- jahrsbej)flanzung. Wir wollen dabei hinzufügen, dass in gedachter Schrift auch noch eine andere Frühjahrsbepflanzung, sowie zwei verschiedene Sommer^eiDflan- zungen angegeben sind. 1. Ornament. 2. Rosa semperflorens (16 Stück), niedergehakt. 3. Herniabria *) Siehe über deren Anzucht Gartenflora 1894, Heft 1, S. 14. **) (rartenbeete und Gruppen, 333 Entwürfe für einfache und reiche Ausführung mit mehr- fachen und erprobten Bepflanzungen in verschiedenen Jahreszeiten nebst zififernmässiger Angabe des Pflanzenbedarfs. Von Carl Hampel, Städtischer Obergärtner, Vorsitzender des Vereins Deutscher Gartenkünstler zu Berlin. — Verlag von Paul Parey, Berlin SW. Hedemannstrasse 10. 1893, 4«. ii8 Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. glabra (180 St.). 4. Rosa Fellemberg (30 St.). nieclergehakt; Knoten: Rosa poly- antha „Clothilde Soupert" (je 4 — 8 Stück.) 5. Bellis perennis fl. albo pl. (3 Teile = 138 St.), dazu 6. Silene pendula ruberrima {3 T. = 57 St.), wechselt mit 5. Bellis perennis fl. rubro pl. (2 T. ^ 94 St.), dazu 6 Myosotis alpestris (2 T. = 38 vSt.) — 7. Herniaria giabra (1590 St.). — 8. Bellis perennis fl. albo pl. (3 T. = 15 St.) wechselt mit Bellis perennis fl. rubro pl. (2 T. = 10 St.). — 9. Buchsbaumlinien. — 10. Hyacinthus, je 2 Beete ..Amy" (34 St.), „alba maxima"' (34 St.), ..Czar Peter" (34 St.). — 11. Viola tricolor maxima ..Fürst Bismarck" (105 St.). Abb. 34. Geschmackvolles Teppichbeet. Massstab i : 100. Halbmesser 5 m. Die Linien sind in Buchsbaum zu fassen, nur 10 und 11 liegen frei im Rasen. Die Figur neigt sich dem Profil entsprechend. Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. Von E. Schelle, Tübingen, bwohl unsere einheimischen Wasserpflanzen nicht nur vielseitiges, sondern auch vielgestaltiges Material zur Bepflanzung von natürlichen wie künst- lichen Wasserbehältern bieten, so ist doch das Verlangen vorhanden, ausländische Arten • — soweit es angängig — ebenfalls anzubringen, sei es auch nur während der kurzen Zeit eines Sommers. — Dass solches leicht möglich ist, dass auch der Privatmann, welcher nicht im Besitz der nötigen Ueberwinterungsräume ist. durch jährlich frischen Bezug Ton Material in seinem Wasserbassin im Garten mit Erfolg exotische Wasser- pflanzen ziehen kann, dies zu beweisen ist der Zweck der folgenden Zeilen. Exotische Wa'^serpflanzen im Kaltwasserbassin. iiq Der hiesige botanische Garten ist leider bis heute mit keinem Warmwasser- Haus versehen, und so ist man gezwungen, das zu Demonstrationen notwendige Material in Töpfen, Schalen u. s. w. heranzuziehen, ein Verfahren, das nicht nur höchst umständlich ist, sondern auch in der Kultur oft keine wesentlichen Erfolge zulässt. Kleinblättrige Pflanzen fristen wohl auch hier jahrelang ihr Dasein und erfreuen uns durch manchmal sehr üppiges Wachstum; grossblättrige, oder sich stark ausbreitende Pflanzen jedoch, wie Nymphaeen, Pontederien etc. etc. in Töpfen und Kübeln zu ziehen, geht wegen Platzmangel für diese Pflanzen sehr schlecht oder garnicht und machen solch eingezwängte Exemplare auf den Beschauer einen eigentümlichen Eindruck, wie es auch dabei nicht leicht möglich ist, sich von dem Wachstum dieser Pflanzen in ihrer Heimat eine richtige Vorstellung zu machen. Ist man jedoch im Besitz eines nicht allzu- kleinen Bassins, in welchem der naturgemässen Ausbreitung der Pflanzen nichts oder wenig im Wege steht, so zeigt sich uns das Leben derselben in einem weit zutreffenderen Bilde, als im ersteren Falle. Bei der teilweisen Neuanlage des hiesigen botanischen Gartens (in den Jahren 1887/89) wurde mir zwecks Anzucht seltener und botanisch wichtiger Wasserpflanzen der Bau zweier Bassins genehmigt. Dieselben, vonsmDurchmesser und 70 cm Tiefe, liegen zwischen Rasenstücken und Staudenquartieren vor dem 1885/87 neu erbauten grossen Pflanzen-Schauhause. Durch Wege zugänglich, mit springendem Wasser und weiten Abflussröhren versehen, entsprechen diese Bassins während des Sommers, wo unter den gepflegten Pflanzen ein üppiges Gedeihen und reiches Blühen herrscht, vollkommen allen gestellten An- forderungen. Rings des Bassinrandes, in bestimmten Entfernungen von einander, wurden durch eigene Arbeiter Nischen aus Tuffstein von 1 m Durchmesser und durchschnittlich 60 cm Höhe erbaut. Die Steine — mit Cementmasse .ver- bunden — lassen nur solch kleine Öffnungen zwischen sich, dass wohl das Wasser leicht hinzutreten kann, jedoch der in den Nischen aufgefüllten Erde das Abflössen erschwert ist. Sämtliche Nischen sind transportabel, so dass weitere eingefügt, event. auch die vorhandenen vergrössert werden können, wobei immer Avieder die Bassinwand den Abschluss der sonst offenen Nische bildet. Wie bereits angegeben, sind dieselben mit Erde mehr oder minder hoch versehen, wie auch die Nischenseiten verschieden hoch gebaut wurden, je nach der hierin zu pflegenden Pflanze; teils um das ungehinderte Austreten in den freien Raum des Bassins — sei es unter oder auf der Oberfläche des Wassers — zu ermöglichen, teils auch um kleine freischwimmende Pflänzchen, etwa Azolla, mehr concentrieren zu können. Der übrige Raum des Bassins ist, mit Ausnahme eines Tuffstein-Aufbaues um das in der Mitte befindliche Zulauf- rohr, freigelassen und dient nur hier und da noch zur Aufstellung von Ver- suchsexemplaren in Töpfen, im übrigen aber für die freie Ausbreitung der Pflanzen. Was nun die Bepflanzung betrifft, so besteht dieselbe aus Nymphaeen und zwar Nymphaea Lotus, N. capensis, N. thermalis, N. cyanea, N. coerulea, N. zanzibariensis und zanz. rubra, N. scutifolia, N. dentata, N. hybrida rubra u. s. w., wobei jedes Jahr abgewechselt wird; ferner aus: Pontederia azurea, P. crassipes (Eichhornia), P. cordata, P. tricolor, aus Pistia Stratiotes, Trianea 2 20 Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbas'?in. bogotensis, Azolla carolineana und A. filiculoides, Oryza sativa und O. perennis, Hydrolea spinosa, Jussiaea repens, Thalia dealbata, Ceratopteris thalictroides, Cyperus Papyrus und C. alternifolius, Vallisneria spiralis, Houttuynia cordata, Myriophyllum proserpinacoides, Marsilea quadrilbliata, Juncus zebrinus u. s. w. Mit Nelumbium habe ich wegen Material-Mangel noch keinen endgültigen Ver- such machen können; da jedoch zur Naturalisierung desselben das Minimum der mittleren Sommertemperatur -f 220 C beträgt, so ist also während eines Sommers ein guter Erfolg unausbleiblich. — Was den Wuchs und die Widerstandsfähigkeit der oben genannten Pflanzen betrifft, so sind Pistia Stratiotes und Ceratopteris thalictroides am empfindlichsten, d. h. sie wuchern nicht in gleicher Weise, wie die meisten anderen Pflanzen. Sie wachsen wohl gut, erstere teilt sich oft, zeigt ihre kleinen Blüten, das Normale übersteigen sie aber niclit leicht. Dann folgen einige Nymphaeen, je- doch nur mit einer Übergangsperiode; ist diese gut überstanden, dann quirlen fast die Blätter hervor. Ähnlich ist es auch mit Trianea bogotensis. Dieselbe vermehrt sich event. so stark, dass bei Platzmangel der Habitus der Pflanze verändert wird, d. h. die Blätter erheben sich auf gestreckten Stielen über die Oberfläche des Wassers, ein Zustand, welcher einen meiner auswärtigen Be- kannten, dem ich unter anderen Exemplaren auch so gestaltete zusandte. eine Unterart vermuten liess. Azolla Carolineana und A. fi.liculoides sind nach kurzer Zeit so dicht, dass das Entfernen einiger Hände voll Pflanzen von Zeit zu Zeit unbedingt notwendig wird, sollen die Pflänzchen überhaupt weiter wachsen können. Sie helfen sich allerdings oft selbst, indem sie einfach über einander wachsen, allein die unterdrückten faulen und schädigen hierdurch unter Umständen die oberen. Dass Vallisneria, Marsilea etc. nicht nur stark wachsen, sondern geradezu wuchern, darf wohl, da sie Südeuropäer sind, nicht wundern. Sämtliche übrigen Pflanzen zeigen meist ein sehr zufriedenstellendes Wachstum. Eigentümlich ist es, dass manche Spezies in einem Sommer wucherndes Wachstum zeigt, im anderen dagegen das Normale nicht übersteigt. Als einzigen wesentlichen Grund hierfür betrachte ich bis jetzt, dass bei schlechtwachsenden Pflanzen ältere Exemplare zur Auspflanzung benutzt wurden. Betreffs der Blüte wäre zu bemerken, dass Pontederia azurea und die meisten Nymphaeen sehr bald ihre Blüten zeigen und auch während des Sommers und des Frühherbstes damit fortfahren. Die beiden Photographien, die in den ersten Tagen des September gemacht wurden, zeigen dies zum Teil ganz deutlich. 12 — 15 Blumen und Blumenknospen an einer Pflanze sind nicht gerade selten. Pistia und Trianea blühen ebenfalls ziemlich stark; allerdings ist bei diesen die Blüte für den flüchtigen Beschauer leicht übersehbar. Eben ganannte Pflanzen, sowie die Nymphaeen etc. setzen, besonders bei der Befruchtung mit der menschlichen Hand, sehr gerne Samen an, und habe ich auch bereits vor 3 Jahren einen Nymphaeen-Bastard (N. capensis X coerulea) im Freien er- zogen, welcher sich durch Rustizität überhaupt, wie auch durch breite, in der Jugend gefleckte Blätter und durch schöne, blaue, grosse, mit feinem Geruch behaftete Blüten auszeichnet. Was die Anpflanzung selbst betrifft, so ist es von Vorteil, damit hinzuhalten, bis keine Spätfröste mehr zu erwarten sind, wie auch in den ersten 10 bis 14 Tagen nach der Pflanzung eine leichte Bedeckung, etwa Bastmatten, sehr an- Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. j.2 1 gewandt ist. Bei starker Sonnenbestrahlung wäre Beschattung mit Tannenreis angezeigt, da die Pflanzen, welche sich meist vorher nur in Warmhäusern befanden, in den ersten Tagen sehr empfindlich sind. Pünktliche, das Wachstum möglichst wenig unterbrechende Pflanzung, ungestörter Standort und stete Rein- lichkeit befördern wesentlich das rasche Anwachsen. Die besonders in den Sommermonaten sich zeigenden, die Ausbildung mancher Pflanzen hemmenden Algen werden durch scharfe Bespritzung mit Wasser in ihrer rapiden Entwickelung gehemmt. Zu. diesem Zwecke werden die Bassins alle 3 — 4 Wochen an einem trüben Tage rasch abgelassen und nun mit einem dünnen Wasserstrahl, jedoch unter vollem Druck der Wasserleitung überall, wo es ohne Pflanzenbeschädigung geht, gründlich durchgespritzt. Ich habe dies als einziges, einige Zeit nachwirkendes Mittel gegen diese mehr als lästige Plage befunden. Frisches Wasser kann jeden Tag zugelassen werden; in der ersten Zeit der Pflanzung und an- regnerischen Tagen kann es unter- bleiben. — Um auch ein W^ort über das hiesige Klima zu sprechen, welches etwa als Hauptgrund für die gelungenen Kulturen angenommen werden könnte, so möchte ich hierzu bemerken, dass Tübingen 325 m hoch über dem JMeere und an der Weinbaugrenze liegt, der Wein also nur in anhaltend warmen Sommern reif wird, wenn nicht Frühfröste störend einwirken. Die Nächte sind fast durchwegs kühl, und ist eine Temperatur-Differenz von 18° C nichts seltenes. Diese Schwankungen werden durch die sogenannte »rauhe Alb«, einen Höhenzug, an dessen Fuss Tübingen liegt, erzeugt. Der Winter 1893/93 brachte als Kältemaximum — 29° C. Das benützte Wasser ist stark kalkhaltig, also sehr hart, und ist die Kultur z. B. von Inscctivoren mit diesem Wasser nahezu unmöglich gemacht und der Gebrauch von Regen- oder sonstigem weichen Wasser unbedingt geboten. Es sind also die Gesamtverhältnisse nicht günstig zu nennen, und doch bin ich überzeugt, dass in Gegenden, woselbst die in Berechnung zu ziehenden J-"aktoren noch ungünstiger liegen, mit einer Anzahl von Pflanzen, wie z. B. Xymphaea dentata, N. capensis, N. Lotus, N. scutifolia, mit Pontederia azurea, cvent. auch P. crassipcs, mit Azolla carolineana, Trianea bogotensis, Oryza sativa und O. perennis, mit Vallisneria spiralis, Myriophyllum proserpinacoides, Ilouttuynia cordata, Hydrolea spinosa, recht lohnende Erfolge zu erwarten sind, sofern man denselben, besonders in der ersten Zeit der Pflanzung, nur einiger- massen jene Aufmerksamkeit schenkt, welche unbedingt erforderlich ist. Wem es möglich ist, das zur Auspflanzung notwendige Material selbst her- anzuziehen resp. in Pflanzenhäusern etc. zu überwintern, wäre folgendes noch mitzuteilen: Sofern man es überhaupt nicht vorgezogen hat, einen Teil der Pflanzen während des Sommers in Kübeln in einem kalten Kasten mit oder ohne Fenster zu pflegen, wird es gut sein, im Laufe des August einige frische Pflanzen aus dem Bassin in Töpfe zu setzen und 8 — 14 Tage in »leicht gespannter Luft« zu halten. Die Nymphaeen machen eine Ausnahme, weil von diesen entweder die Knollen im Herbste ausgehoben werden, oder weil sich die jährliche Neu- zucht und der Gebrauch der zweijährigen Pflanzen ebenso empfiehlt. Die Ueberwinterung der Nymphaeen ohne Schaden ist entweder — bei gänzlichem ^'erlust der Blätter — in nicht zu trockener Erde unter der Stellage eines temperierten Hauses möglich oder man hält sie, besonders die jungenPflanzen, J22 Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. in sehr* langsamem Triebe, wobei gewöhnlich nur kleine Blättchen erzeugt werden. Im zeitigen Frühjahr wird dann umgepflanzt, wärmer und heller gestellt. Pistia Stratiotes und Trianea bogotensis lasse ich ebenfalls den ganzen Winter langsam treiben, bei lichter Stellung. Man beobachte bei letzteren grösste Reinlichkeit und speciell bei Pistia einen Wasserstand, der nur bis an die imteren Blätter der Pflanze reicht. Temperatur des Hauses 15—20" C. Von Mitte Dezember bis Ende Januar ist kritische Zeit, von wo ab wieder rasch starkes Wachstum, vegetative Ver- mehrung wie auch Blüte und Samenansatz erfolgt. Nebenher sei hier bemerkt, dass die befruchteten Pflanzen mit Gazestoff, besonders pünktlich am Wurzel- hals, eingebunden werden müssen, da sonst die kleinen Samen leicht verloren gehen und später schwer zu ßnden wären. Von Februar ab kann wieder die alte Menge Wasser gegeben werden. Pontederien bedürfen zur Ueberwinterung bei ebenfalls hellem Standort nur ein temperiertes Haus, da sie bei Warmhaustemperatur sehr stark Aveiter- wachsen, auch vergeilen, wodurch eine Ruheperiode, unter welcher das langsame Wachstum von November bis anfangs Februar zu verstehen wäre, gänzlich übergangen wird. Folgt dann im Sommer die intensive Wärme eines Warm- öder meist des Victoriahauses, woselbst Pontederien und Pistien durchaus nicht den naturgemässen Habitus zeigen, so müssen die Pflanzen nach und nach zu Grunde gehen. Für Azolla ist meist kein eigener Platz vorhanden, sondern es kommt in jede Schale mit Wasserpflanzen eine kleine Anzahl, woselbst sie sich rasch vermehrt und nun zum Reinhalten gegen Algen dient. Wenngleich sich in ihren Blatthöhlungen eine Schizophyte (Spaltalge) gern ansiedelt, so duldet sie doch wiederum nicht leicht neben sich eine Aveitere grössere Alge, wenigstens nicht im seichten Wasser. Allerdings muss man bei Pflanzen mit kleinen Blättern Bedacht haben, ihre Anzahl von Zeit zu Zeit zu verringern, da sie imter Umständen imstande ist, kleine Nymphaeenblättchen, Trianea u. s. w. durch Ueberwachsen zu unterdrücken. Tiefes Wasser behagt Azolla nicht, sie Avill 30—40 cm unter sich Grund fühlen, trotz ihrer kurzen Wurzeln. Auf feuchtem Schlamm kommt sie auch sehr gut durch den Winter, sei es im Kalt- oder Warmhaus. Steht sie günstig, so entwickelt sie grosse, grüne Rosetten, in welchem Zustande die beiden gewöhnlich kultivierten Sorten carolineana und filiculoides durch die hellere, leicht gelbliche Färbung und etwas grössere Rosetten der letzteren von einander zu unterscheiden sind. Bei Einwirkung freier Sonne, kühler Temperatur, bei tiefem Wasserstande u. s. w. nehmen beide Species eine braunrote Färbung — ähnlich bei der Fructificierung — an und erzeugen kleine Rosetten. Sollte je ein Absterben der Pflanzen bemerkbar sein, gleichviel, ob Azolla oder eine der sonst besprochenen Arten, sei es nun durch Alter, ungünstigen Standort, Unreinlichkeit u. s. w. hervorgerufen, so ist das einzige Mittel: Entfernen aller schlechten Teile, Umtopfen in reinliche Behälter und ein wärmerer, lichterer Standort, als der bisher eingenommene. Hierdurch wird rasches Wachstum erzeugt und ist meist der Schaden bald wieder ersetzt. Die Pflege, resp. Ueberwinterung der übrigen aufgeführten Pflanzen ist so bekannt, dass ich glaube, von einer Besprechung derselben absehen zu dürfen. Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. 122 Wenn alljähiiich die Herbst-Froste kommen, (und diese treten hier, meiner Erfahrung" nach, unter Umständen schon vom 8. September ab, gewöhnlich aber vom 15. vSeptember ab ein) ganz besonders aber, wenn sich im Oktober die steten kalten Nächte und ebenso kalten Tage einstellen, wenn überall für den langen Winter vorbereitet wird, wenn auch das starke Wachstum und die IJlütenpracht der Wasserpflanzen nachlässt, dann steht man wohl mit grossem IJedauern vor seinen dem sicheren Tode entgegengehenden Pflänzlingen. Unwillkürlich kommt der Gedanke, ob es denn auf keine Weise möglich wäre, wenigstens einen Teil dieser vSchätze unter guter Deckung durch den Winter zu bringen. Diese Frage legte ich mir auch vor, und obgleich mir die zu überwindenden Hindernisse fast zu gross erschienen und obschon ich mir bewusst war, dass alle über der Wasseroberfläche befindlichen Pflanzenteile infolge ihrer für Kälte-Einwirkungen ganz und gar nicht eingerichteten Organe unbedingt zu ('.runde gehen würden, so machte ich trotzdem in dem kalten Winter 1892-93 einen Versuch, um wenigstens eine festgesetzte Thatsache» zu haben. In folgendem will ich denselben möglichst kurz beschreiben. Ueber die ersten schweren Fröste und durch die kalten Oktobernächte überhaupt wurden sämtliche Pflanzen sehr gut durch allabendliches Decken mit Bastmatten und dergl. gebracht, da überdies ja durch das Verdunsten des Wassers eine etwas höhere Temperatur dicht über der Wasserfläche herrscht, als wie in der übrigen Umgebung. A''on der zweiten Woche des November an musste jedoch an das Einwintern gedacht werden, zu welchem Zwecke Bretter- deckel, mit eingelassenen beweglichen Fensterchen, aufgelegt wurden. Alle Ritzen füllte man mit Kitt genau aus imd bedeckte später die Deckel mit Laub und Weisstannenreis. Gelüftet wurde in der Mitte des Bassins und mittelst der Fenster. Bald wurde es kalt und musste nun leider die Wasserleitung wegen des etwaigen Einfrierens der Röhren geschlossen werden, wodurch eine Wasser- zufuhr nur noch durch Einschüttung möglich war. Die unterirdischen Ablauf- röhren blieben offen. A'om 2. Dezember ab trat Schneefall ein, bei sehr niedriger Tagestemperatur, welch beide Naturereignisse bald so anhaltend wurden, dass es nicht mehr möglich war, regelrecht zu lüften. Wenn ich auch für ein starkes Luftgeben nicht besonders eingenommen war, da eigentlich die zwischen Schutzdeckel und Wasser befindliche Luftschicht als der wirksamste Schutz betrachtet werden musste, die bei obiger Arbeit also grösstenteils abgezogen wäre, so wirkte doch wieder anderseits der stete Verschluss in Gemeinschaft mit der unter den Deckeln immerhin herrschenden Dunkelheit, der mangelhaften Erneuerung von Wasser und der etwas eingedrungenen Kälte schädlich auf die Pflanzen ein. Waren bis Anfang Dezember sämtliche Pflanzen, mit Ausnahme von Pistia und Trianea, welche einige faulende Blätter zeigten, in ganz zufrieden stellendem Zustande, so war das Ergebnis, nachdem fünf Wochen später einigermassen wieder ordentlich gelüftet werden konnte, ein ziemlich schlechtes. Durch die anhaltende abnorm tiefe Temperatur des Winters 1892-93 war — wie bereits oben bemerkt — doch die Kälte eingedrungen, infolge dessen eine 8 mm starke Eisschicht das Wasser bedeckte. Letzteres war, -wenn auch geruchlos in ge- wissem Sinne, so doch nicht mehr rein. 124 Ueber Obstbaum-Düngung. Pistia und Trianea waren verschwunden, Azolla sehr dezimiert und der Zustand der über und in dem Eis befindlichen Ptlanzen und Pflanzenteile ein solcher, dass alle hohen Erwartungen aufgegeben werden konnten, während die unter dem Eise befindlichen Exemplare teils noch ganz gut, teils doch in einer Verfassung waren, dass Rettung möglich zu sein schien. Betreff langsamen Auftauens wurden natürlich alle Vorsichtsmassregeln gebraucht, worauf endlich Ende März die Deckel entfernt werden konnten. Nun zeigte sich Pontederia azurea in den Stengeln vollständig gesund, — mit geringen Ausnahmen — hielt sich auch bis Mitte Mai, ohne jedoch auszutreiben, sodass ich wieder frische Exemplare pflanzte. Pontederia crassipes u. s. w. waren weniger gut als azurea und faulten auch bis Mai nahezu ganz aus. Die Nymphaeen zeigten sich natürlich ganz ohne Blätter, jedoch austriebsfähig; eine Samenkapsel meiner Kreuzung hatte sich entleert und der Samen keimte bereits wieder. Was mich sehr wunderte, war, dass Azolla gänzlich verschwunden war. Es scheint, dass imreines Wasser, geringes Licht und wenig frische Luft schnell unter ihnen aufräumte, t^älte konnte es nicht sein, denn es erhält sich immer ein Prozentsatz von Pflanzen in einem offenen Kaltwasserbehälter für einheimische Wasser- pflanzen, trotzdem über demselben jeden Winter eine starke Eisschicht lagert, wie ja auch Herr Professor de Bary in den Eestungsgräben Strassburgs bis zum strengen Winter 1879-80 diese Pflanze sich sehr gut durchbringen sah. A'allisneria spiralis hatte naturgemäss die alten Blätter abgeworfen und trieb nun wieder mit der ebenfalls gut erhaltenen Ilouttuynia cordata um die Wette, sodass bis Ende Juni die Nischen mehr als dicht gefüllt waren. Da dies Südländer, so war dieser Zustand und Erfolg eher erklärlich. Aehnlich war es mit Juncus zebrinus und T)'pha stenophylla. Alle übrigen Pflanzen waren entweder gänzlich zu Grunde gegangen, oder doch in einem solchen Zustande, dass dieselben besser entfernt und durch neue ersetzt wurden. Darunter befand sich auch eigentümlicherweise die sonst unempfindliche Marsilea quadrifoliata. Bei diesem einen A'ersuch werde ich es jedoch nicht bewenden lassen, da er keineswegs als massgebend angesehen werden kann, wie ja auch die Mühe betreffs Ueberwinterungsarbeiten äusserst gering ist. Da sich bei dem alljährlichen starken Wachstum der Pflanzen viel Material von selbst bietet, so kann nach den gemachten Erfahrungen in etwas milderen Wintern als dem von 1892-93 immerhin auf einen wesentlich besseren Erfolg gerechnet werden. Ueber Obstbaum-Düngung. Auszug aus dem Vortrage, gehalten in der Obst- und Weinbauabteilung der Deutschen Landwirtschafts- gesellschaft in München, am lO. Juni 1893, vom Chemiker Li erke- Stassfurt. Äa^^^ach den Ausführungen des A'ortragenden hat der Obstbaum die gleichen ^lolp Nährstoffe wie alle anderen Gewächse nötig. Aus dieser grossen Zahl "^^gF^c^ sind aber insbesondere drei, Stickstoff, Kali und Phosphorsäure zu ^T X berücksichtigen, unter gewissen \>rhältnissen auch noch der Kalk. Beim gänzlichen Fehlen auch nur eines dieser Nährstoffe kann der Baum nicht ge- deihen. In Wirklichkeit kommt dies jedoch nicht vor. denn der Boden giebt nie- mals seine Nährstoffe bis auf den letzten Rest her. Der (Obstbaum besitzt, wie Ueber Obstbaum- Diingunp. 125 keine andere Pflanze, ein sehr ausgebreitetes Wurzelvermögen, durch welches er auch auf armem Boden ohne Düngung fortkommt, indem die zahlreichen Wurzeln den geringen Nährstoffvorrat auszunutzen vermögen. Es machen sich daher die Zeichen der Bodenerschöpfung bei den Bäumen nicht so schnell be- merkbar. Dennoch ist der Unterschied des gut gedüngten Baumes gegen den hungerleidenden sehr auffallend, jedenfalls lässt Trieb, Fruchtbarkeit und Ge- sundheit sehr viel zu wünschen übrig, wie auch der Baum frühzeitig abstirbt. Gegen die Bodenerschöpfung wird vielfach ein Wechsel in der Obstart empfohlen. Nach Vortragendem hat ja dies etwas für sich, indem z. B. llach- wurzelndes Steinobst dort noch Nahrung findet, wo das tiefergehende Kernobst nicht mehr fortkommt — oder umgekehrt, doch wird dadurch der Zustand des Bodens nicht gebessert und tritt dann schliesslich völlige Erschöpfung oder Obstbaum-Müdigkeit ein. Eine solche Bodenerschöpfung, die auf Nahrungsmangel beruht, lässt sich nicht durch Zuführung des besten Bodens ausgleichen; es müssen hier Nähr- stoffe in reichlicher, leicht aufnehmbarer Form zugeführt werden. Da nun Kali und Phosphorsäure vom Oberboden festgehalten werden, so ist durch möglichst tiefe Unterbringung dieser beiden Nährstoffe dafür zu sorgen, dass die Wurzeln auch in den tieferen Schichten daran keinen Mangel leiden; wo es erforderlich ist, giebt man gleichzeitig eine entsprechende Kalkgabe. Grosse Mengen Stallmist oder Kompost in die Tiefe zu bringen ist eine Verschwendung, weil dieselben dort nicht zur Wirkung kommen. Man wird daher auf er- schöpftem Boden durch tiefe Bearbeitung und Zufuhr von Kali, Phosphorsäure und unter Umständen auch Kalk, die Bodenerschöpfung rasch und billig be- seitigen und es ist dann nur nötig, dass man in die Pflanzlöcher verrotteten Stallmist. Tortlatrine oder guten abgelagerten Kompost bringt und mit der übrigen Erde durcheinander mischt. In derselben Weise sollte man, nach \'ortragendem, bei Neupflanzungen überhaupt vorgehen; man erreicht dadurch im ersten Jahre ein gutes Anwurzeln, die weitergehenden Wurzeln linden aber später- genügend mineralische Nahrung in den reichlich gedüngten tieferen Schichten. Es ist dann auf armem Boden oder je nach der Obstart in den ersten zwei bis drei Jahren nur Zugabe von Stickstoff erforderlich und wird erst nach dieser Zeit die Kali-Phosphatdüngung wiederholt. Durch einseitige Ernährung lässt sich sowohl der Ilolztrieb als auch der Fruchtansatz besonders beeinflussen. Ein Uebermass von Stickstoff neben reichem Kalivorrat wirkt auf den Ilolztrieb, und der Fruchtertrag geht — wenigstens bei jungen Bäumen — zurück. Wird nur Kali und Phosphorsäure gegeben, so erhält man einen grösseren Fruchtertrag, der Trieb hingegen bleibt schwach und auch die Frucht kann bei dauerndem Stickstoflfhunger sich nicht voll entwickeln. Es kommt jedoch bei allen diesen Verhältnissen sehr viel auf die Bodenbeschaflfenheit und den Wasservorrat an. Aber auch das Verhalten der einzelnen Obstarten ist hierbei zu berück- sichtigen. So gedeiht z. B. der auf Wildling veredelte Birnbaum auf kalk- armem Boden, wo der Apfelbaum und Ouittenveredelungen nicht lange gesund bleiben. Der Apfelbaum begnügt sich mit einem geringeren Kali- und namentlich Stickstoffvorrat, während der Birnbaum hierin grössere Ansprüche stellt u. dgl. mehr. Zur Feststellung, wieviel Stickstoff, Kali und Phos^ohorsäure einem Baume 126 Eeber Obstbaum- Düngung; je nach Art und Alter zu geben sind, kann man nach ^'ortrag"endem zwei Wege einschlagen. Der erstere ist die Bestimmung der Menge, "welche jährlich indem Zu^yachs an Holz, Blättern und Früchten dem Boden entnommen wird. Der zweite ist der Düngungsversuch, welcher beim Obstbaum bisher noch wenig in Ausführung kam. (\'ortragender bespricht eingehend diesen letzteren als den aussichtsvolleren und erwähnt u. a. sehr ausführlich die Düngungs- versuche auf den Obstanlagen des Rittergutes Rottwerndorf, welche der Bezirks-Obstbauverein zu Dresden unter Anleitung A'on Dr. Steglich vor zwei Jahren begonnen.) Bei diesen ^^ersuchen wurde für die Berechnung der Düngermenge der Fruchtertrag, welcher von sachverständiger Seite dem Stammumfange der Bäume entsprechend abgeschätzt war, zu Grunde gelegt. Gegeben wurde der Stickstoff als schwefelsaures Ammoniak, das Kali als schwefelsaures Kali und die Phosphorsäure als 16 procentiges Superphosphat. Es waren 19 Parcellen A'orhanden, die das Fehlen, die schwächere und stärkere Gabe der einzelnen Nährstoffe zeigen sollten. Ausserdem noch 4 Parcellen für folgende Düngemittel: Wagner'scher Dünger, Rinderguano, Jauche, Abort. Als Versuchsbäume dienten Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume. (Ausführlicheres über die \'ersuchsanstellung und ^'erteilung der einzelnen Nährstoffe auf die betreffenden Parcellen s. die Tabellen im Original-Aufsatz.) A'ortragender konnte sich von dem Erfolge der zweckmässigen Düngung überzeugen; Kali- und Stickstoffwirkung waren deutlich am Laube und Triebe zu erkennen, selbst bei den tragbaren Bäumen übertraf der PT-uchtansatz der gut- gedüngten Bäume ganz bedeutend den der ungedüngten. Von dem Rinderguano war absolut keine Wirkung zu sehen; überhaupt ist er. nach ^'ortragendem, im Verhältnis zu seinem Wirkungswert viel zu teuer und zwar nicht allein im Obstbau, sondern auch im Gartenbau. ^lit Rücksicht auf die Wichtigkeit, derartige \'ersuche in möglichst ein- facher Weise und unter verschiedenartigen Bodenverhältnissen . auszuführen. hat Vortragender im Herbst 1892 an mehreren Orten Obst-Düngungsversuche eingeleitet. So machte u. a. auf dem Hedwigsberg in Frankfurt a. O. der ..praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau'-' für den ^'ersuch eine N.'S'uanlage. Es Avurden drei Reihen Wintergoldparmänen und drei Reihen Weisser Winter- calvill, einjährige A'eredelungen auf Doucin, gepflanzt, welche zu Pyramiden erzogen werden sollen. Das ^'ersuchsfeld ist der Fänge nach in drei Beete geteilt, deren jedes zwei Reihen der beiden Apfelsorten enthält. Beet 1 erhielt nichts. Beetil wurde gekalkt, Beet III wurde gekalkt und mit Stallmist gedüngt. Diese drei Beete wurden querüber in neun Parzellen geteilt, deren Düngung folgende ist: 1. Unge düngt, 2. Latrine, 3. Stickstoff" und Kali. 4. Stickstoff und Phosphorsäure, 5. Kali, ö. Kali und Stickstoff" und Phosphorsäure = volle Düngung, Kali in P'orm von phosphorsaurem und salpetersaurem Kali. .7. volle Düngung, Kali als kohlensaures Kali, 8. .. ,. .. ., schwefelsaures Kali, 9- .. .. ... .. ("hlorkalium. Neue Obstsprten in Amerika, i27 Die eine Hälfte jeder Parzelle bekam eint- schwache Gabe und zwar für jeden I'aum : 20 i;- Phosphorsäure als 50 g Doppelsuperphosphat, 24 .. Stickstoff ,. 150 ,, Chilisalpeter, 75 .. Kali .. 150 ., Chlorkalium, 75 .. Kali ,. 150 ,, Schwefelsaures. Kali, 75 ,, Kali ., 190 ,, Pottasche-Mischung. Bei Parzelle 0: •,(> g Kaliphosphat. 140 g Kalisalpeter und 35 g Chili- salpeter. Die andere Hälfte bekam die dreifache Gabe. Dies war zu viel für die jungen Bäume, indem manche davon bei dem trockenen Wetter gelitten haben. Die Wirkung der Düngung konnte man schon an dem erstjährigen Triebe beobachten. Alle diese \'ersuche, welche wir hier im einzelnen nicht ausführlicher an- führen können, sollen zeigen, welche Nährstoffe in dem betreffenden Boden für den Obstbaum fehlen, in welcher Form rmd Menge dieselben am zweck- mässigsten zur Anwendung kommen. Wenn auch die Ergebnisse eigentlich nur für den einzelnen A'ersuchsansteller von Xutzen sind, so können sie doch bei vorsichtiger Beurteilung ähnlichen Bodenverhältnissen zu Grunde gelegt werden. Sie werden jedenfalls zur Lösung der Obst-Düngungsfrage beitragen, wenn auch Jahre darüber vergehen. Zum Schluss bespricht ^'ortragender die bei der Düngung in den Obst- gärten in Betracht kommenden Düngemittel, sowie deren Verwendung. ' Ferner erörtert er die Frage, ob die Düngemittel aufgelöst oder trocken anzuwenden sind. Bezüglich aller dieser interessanten Ausführungen sei jedoch aus Mangel an Raum auf das Original „Mitteilungen der Deutschen Fandwirtschafts-Ge- sellschaft, Jahrg. 1803-04 Xo. 12 S. 1Ö7—173"" verwiesen.') R: Otto (Berlin). Neue Obstsorten in Amerika. Von Carl Malhieu. ;uid novi ex Africa"? Was giebt's ncaies aus Afrika, war zu den Zeiten der römischen Weltherrschaft die stete Frage der ruhm- süchtigen und ruhelosen Quirlten, und der Hafen von Ostia war selten leer von einer neugierigen und nach Nachrichten aus Afrika dürstenden Menge; arm und reich, Plebejer und Patrizier, alle waren einig in der Frage „Quid novi ex Africa"? — Aehnlich ergeht es uns jetzt in dem alten Europa bezüglich Amerikas, „Quid novi ex America"? rufen wir und wir wollen uns heute specieller mit der Frage be- schäftigen: Was giebt's neues aus Amerika in Bezug auf OlDstbau? — Bei der \'erschiedenheit der einzelnen Staaten der amerikanischen Republik in Rücksicht auf geographische Fage, Boden- und Wasserverhältnisse muss die Verschiedenheit *) Auf Ansuchen versendet das Verkaufssyndikat der Kaliwerke zu Lepoldshall-Stassfurt den vollständigen Artikel, ebenso einen Artikel des Herrn Lierke über zweckmässige Spargeldüngung ans No. 39—41 des praktischen Ratgebers unentgeltlich. D. Red. j 28 Neue Obstsorten in Amerika. der Erzeugnisse natürlich so gross wie möglich sein. Da finden wir eine sehr interessante Abhandlung des Regierungs-Pomologen IL E. van Dem an im Ministerium (Department) des Ackerbaues unter dem Titel „Report of the pomologist for 1892 by H. E. van Deman" — welche die Neuheiten auf dem Gebiete des Obstbaues Amerika's behandelt. Amerika sendet uns all- jährlich unter den schönsten Beschreibungen und Anpreisungen seine Züchtungen, die auch bei uns kultiviert werden und unter Umständen gedeihen könnten. Doch oft weit gefehlt. Eine Frucht, die in Amerika an dem Orte oder in dem Staate gut gedeiht, wo sie gezüchtet bez. gefunden worden, gedeiht nicht überall in Deutschland; einige bevorzugte Gegenden werden allerdings für viele Sorten sich eignen, aber von allen dies zu verlangen, wäre eine nicht zu erfüllende Forderung. Behalten wir unsere erprobten Sorten und prüfen wir die Neuheiten von dort, aber hüten wir uns, sofort grosse Anlagen und Anpflanzungen solcher Sorten zu machen, die dort massenhaft angebaut und angepriesen werden, wir würden uns eines Tages in unseren Erwartungen arg getäuscht finden. Die Abhandlung des Herrn van Deman ist sein siebenter jährlicher Bericht über die Obstbauabteilung des Ministeriums. Durch die Pomologen der ver- schiedenen Staaten sind die Berichte dem allgemeinen Zusammensteller über- mittelt und so der Report des Herrn van Deman entstanden. Dass die Früchte in Amerika auch nicht alle Jahre gleich gut gedeihen, haben die Flerren dort mit uns gemein; so ist das Jahr 1892 unter einer Mittelernte gewesen, ja einige Obstsorten waren sogar selten. Aepfel versagten in einem grossen Teile der Union, wo sie sonst reiche Erträge lieferten; verhältnismässig gut war die Ernte in den Gebieten von Maine. Connecticut, Colorado, Oregon und Washington, in Nord-Michigan, Süd-AIissouri, New-York teilweise, Virginien und West-Nord-Carolina gut, doch war der Preis der Ware stets hoch. Pfirsich waren knapp. Californien stand wie gewöhnlich an der Spitze. Süd-Connecticut hatte eine gute Ernte, ebenso West-Maryland, Michigan, Colorado, Süd-Missouri, einige Stellen in Arkansas, Arizona und Georgia. Birnen von den Küsten des Stillen Oceans lieferten sehr gute Erträge, dagegen war die Ernte der Oststaaten das Gegenteil. Für die Keiffer-Birne (Kieffer). die auch bei uns bekannt ist, doch bis jetzt keine Bewunderer für die Tafel, nur für die Küche gefunden, findet auf den amerikanischen Märkten immer grössere Nachfrage statt, obgleich auch dort sie keine Tafel-, wohl aber vor- zügliche Kochfrucht ist, und die Pflanzer A^ersuchen durch weitesten Anbau den Anforderungen zu genügen. Vielleicht wäre für uns der Anbau auch zu empfehlen, denn hat sie dieEigenschaften unserer Barons-, Winter- Apotheker-Birne und dergleichen, so wäre eine vorzügliche Wirtschaftsfrucht gewonnen. Der Baum mit seinem schönen aufstrebenden Wüchse, dem schönen Blatte und seiner Widerstandsfähigkeit, seinen schönen gelben, reichlich vorhandenen FT'üchten wäre es wert, für den Markt gezüchtet zu werden. In den Südstaaten ist übrigens die Frucht viel besser, als in den Nordstaaten, wird grösser und auch schmackhafter, ausserdem befällt der Baum nicht durch die Laus (fire-bligh't) und trägt, wenn viele Sorten versagen. Pflaumen waren nicht zu viel. Einheimische Arten, z. B. die Wild-Goose, trugen besser als die grösseren und vorzüglicheren europäischen Arten, besonders in den Oststaaten. Die japanischen .Sorten scheinen gut zu gedeihen Neue' Obstsorten in Amerika. 1 29 und werden sowohl im Norden wie im Süden all<;emein angepflanzt, nur die Kelsey-Ptlaume und einige andere sind zu zärtlich und nur für die Staaten am Oolfe geeignet. Kirschen sind sehr knapp gewesen, nur die Staaten des Stillen Oceans, Oregon und Washington lieferten das Meiste und Beste. Quitten dagegen waren reichlich, wohl aus dem Grunde, weil der Baum spät blüht und daher den Nachtfrösten nicht so au.sgesetzt war, welche im Jahre 1892 den Blüten sehr verderblich wurden. Aprikosen werden wenig in den Staaten des Stillen Oceans, die von den Felsen-Gebirgen begrenzt werden, gebaut, da Rüsselkäfer zu viel Schaden anrichten. Californien hatte eine gute Ernte. Weintrauben waren überall gut geerntet, daher bilKg. In Californien wird indessen bereits über den Bedarf gezüchtet, sodass die Ernte nicht mehr lohnt und zu Preisen verkauft wird, die den Züchter veranlassen, andere Er- zeugnisse zu bauen. Es folgen nun Berichte über die Kultur und Ernte der Erdbeeren, sowie deren Verfrachtung: Florida, Süd- und Xord-Carolina sind die hauptsächlich.sten Staaten für deren Anbau. Ferner Berichte über Colorado mit seinen reichen Apfel-, Birnen- und Pflaumen-Kulturen. Unter den Aepfeln zeichnen sich in Colorado durch grosse Fruchtbarkeit aus: Grimes Golden, Summer Pearmain. Xorthern Spy, Yellow Transparent, welche in den Oststaaten diese Eigenschaft weniger besitzen; letzterer besonders ist von solcher Fruchtbarkeit (bei uns als durchsichtiger Sommer-Apfel bekannt), dass, um die Bäume sich nicht in einigen Jahren erschöpfen zu lassen, man gezwungen ist, auszubrechen. Der Bericht schliesst mit Aufzählung und Beschreibung neuer Obstsorten für das Jahr 1892 — 93- Ich lasse die Liste nebst kurzer Beschreibung der am meisten versprechenden neuen Früchte folgen, zum Nutzen der Anpflanzer und Versucher. Es unter- liegt keinem Zweifel, dass im nächsten Jahre, wenn auch nicht alle, so doch viele der aufgeführten Neuheiten uns von dort in den \'erzeichnissen werden angepriesen und empfohlen werden; es ist daher jedenfalls für uns vorteilhaft, bei jeder Sorte das „cave canem"'(HüteDich)zu setzen, denn dass sie alle bei uns ge- deihen werden, ist ausgeschlossen, jeder mag nach seiner Lage und Provinz beurteilen, ob die Neuheit den dortigen Verhältnissen entsprechen würde. Früchte, wie Clapp's Liebling, der Ontario-Apfel, die kleine Seckels-Birne halten mit unseren besten Früchten den Vergleich aus. Neue Aepfel. Die Reifezeit gilt für die Staaten, wo die Frucht entstanden. Brightwatre (C. F. Kenman & Son, Rogers, Arkansas). Gross, rund kegel- förmig. Haut grünlich -gelb, zuweilen rostig, dicht mit dunkelrot bespritzt, gestreift und schattiert; Fleisch grünlich-gelb, saftig, fein, säuerlich, gut. Winter. Bis zum Alter von 12 — 15 Jahren trägt er massig, nachher fruchtbar. Bryant (G. W. Bryant, Vienna. \'irginia). Gross, fast kugelförmig, glatt, grünlich-gelb mit dunkelrot bespritzt und schattiert, auch mit dunkelroten Streifen versehen; Fleisch gelb, grobkörnig, mildsäuerlich; sehr gut. Winter bis Frühjahr. \"erspricht viel als langdauernder Apfel für den Süden. Yacob (IL G. Schantz, Zionsville, Pennsylvania). Gross, kugelig, glatt, gelb mit karmoisin gestreift und schattiert; Fleisch gelblich weiss mit leichtem roten Anflug, zart, saftig, mildsäuerlich, gewürzt: gut. Winter. [ OQ Der äujTwärtssteigende Rosenbohrer. Mickel ,\o. I. (A.D.Barnes, Wanpea, Wisconsin.) (Iross, rundlich, glänzend, grünlich-weiss, leicht rot gestreift; Fleisch weiss, fein, saftig, leicht säuerlich, gut. September. Perry (Ed. W. Perry, Lattas, Ohio). Mittelgross, rundlich, glatt, mit zahl- reichen Rostpunkten, gelb, hellrot gestreift und schattiert; Fleisch gelb. fein, zart, saftig, mildsäuerlicli; sehr gut. Bis ins Frühjahr. Story (D. B. Story, Hemlock Grove, Ohio). Mittelgross, rundlich kegel- förmig, glatt, hellrot schattiert und dunkelrot gespritzt. Haut dick. Geschmack süss; gut bis sehr gut. Bis in den späten Winter. Upp. (IL W. Hope, Paint, Ohio.) Mittelgross, , rund kegelförmig, glatt, etwas Rostwarzen, gelblicli-grün, meist mit rot bedeckt; Fleisch gelblich, ziemlich fein, mildsäuerlich; gut. August — Januar. . . Russische Aepfel. White Russet No. 981. (Dr. F. H. Floskins, A'ermont.} Gross, rundlich, ölig, grubig, weiss bis gelb, schwach gerötet; lebhaft säuerlich. Anfang Winter. Gross. Xo. 15, (Prof. J. L. Budd, Ames, Jowa.) Alittelgross, rundlich, glatt, blass-grün mit leichten Rost- Anflügen am Kelch, und ähnlichen hervor- ragenden Flecken; Fleisch grünlich-weiss, fest,, doch zart, etwas sauer; gut. Winter. Holz-Aepfel. (Grab Apples.) Snyder (A. L. Hatch, Itliaka, Wisconsin). Grross, rund kegelförmig, glatt, gelb, glänzend karminrot gestreift und gespritzt; Fleisch saftig, gelblich, von mittlerer Güte, mildsäuerlich; sehr gut. Septemlier. (Schluss folgt.) Der aufwärtssteigende Rosenbohrer. Von Hermaun Welcker, Professor der Anatomie in Halle. Hierzu Abb. 35. jin einer kleinen Mitteilung des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift (1S92. S. 506) habe ich eine bis dahin unbekannte Art des Eindringens • eines Feindes der Rosen kennen gelehrt, bei welcher die aus einem in den Blattstiel abgelegten Ei ausschlüpfende Larve von unten her in den jungen. Trieb eindringt und aufwärts steigend diesen höhlt. Ich habe die diesjährige Rosenzeit zu weiterer Untersuchung dieser Larven benutzt und füge der vorigen Mitteilung einige Zusätze, sowie betreffs der Zugehörigkeit der Larve eine nicht unwesent- liche Berichtigung hinzu. Da mein ve;-ehrter Kollege, Herr Professor E. Taschenberg, meine an ihn gerichtete Frage: »welches Insekt es sei, dessen Larve die jungen Rosen- triebe höhle«, mir dahin beantwortete, dass es »die bohrende Rosenblatt- wespe, Monophatnus*) bipunctatus« sei und auch die ihm vorgelegten *) Die Autoren, bei welchen ich diese Bezeichnung finde — so auch Hartig, der dieselbe m. W. eingeführt hat [„Monophadnus nob."; Blatt- und Holzwespen, Berl. 1837], schreiben das Wort mit d. Wohl mit Unrecht. Es giebt im Griechischen kein Wort, das mit (p a U beginnt; dagegen findet sich ri cpaTJ'Tj, = Vertiefung, Krippe, Zahnlade, Kiefer. Offenbar ist das Wort aus UOJ'O^ und (raTl')l gebildet und „Monophatnus" zu schreiben. Der auf\värtssteiq:ende Kosenbohrer, m r.arven als die des Monophatnus bipunctatus bezeichnete, so habe ich in jener Mitteilung für meine Larve diesen Namen gebraucht, muss aber nun be- richtigen, dass der von mir besprochenen Larve, die im Gegensatze zu Mono- phatnus, der A'on oben her einbohrt, von unten her aufsteigt, jener Name nicht zukommt. Ich bezeichne dieselbe nun, die Zugehörigkeit zunächst dahin- gestellt sein lassend, als den »aufwärtssteigenden Rosenbohrer •< und gebe vor allem eine möglichst genaue Beschreibung der Larve, unter Hervor- hebung der Unterschiede von Monophatnus bipunctatus.*) Innerhalb jener auf dem Stipularteile des Blattstieles sich findenden gallen- artigen Auftreibung, die ich als »Eibette« bezeichnet habe (Abb. 105 in Gartenflora 1892, S. 507, a und a^), hatte ich früher stets nur das Ei unserer Larve gefunden; es gelang mir im Juni dieses Jahres, aus einem unverletzten Eibette die junge Larve mittels der Nadel zu entnehmen. Die Länge des zarten Würmleins war 1.8 mm: der Bau desselben stimmt in allem wesentlichen mit dem überein, was von der halbAvüchsigen und nahezu erwachsenen Larve unten folgen wird. Cx^Vi Abb. 35. a und a' Larve des aufwärtssteigenden Rosenbohrers, a" obere, a'" untere Afterklappe, m und m' Larve des Monophatnus bipunctatus. Wenn die gewöhnliche Art des Aufstiegs der Larve in der vorigen Mitteilung geschildert wurde und aus Abb. 105 in Gartenflora 1892, S.507, bei b^ und b c er- sichtlich ist, so habe ich nun auch Gänge unserer Larve gefunden, die nicht von einem Stachel ausgingen, sondern an einer beliebigen Stelle der glatten Rinde in der Nähe des Eibettes, selbst 2 bis 3 cm oberhalb desselben, beginnen. Es scheinen besonders Rosenarten mit sehr dünnen, für den Durchgang der Larve zu wenig geräumigen vStacheln zu sein, bei welchen die Larve von der schlichten Rinde aus eindringt. In einem Falle fand ich auf dem Blattstielschilde etwa des zehntobersten Blattes ein verlassenes Eibette; dicht oberhalb desselben einige an ihrem unteren Rande angebissene Stacheln, von deren einem ein nur 8 mm langer, eine Larve nicht 'enthaltender Gang begann. Wenig höher oberhalb des blinden Endes dieses Ganges zeigte die Rinde ein rundliches, nicht ganz 1 mm weites Loch, an dessen Rande einige Exkrementkrümchen hingen. Von hier aus aufwärts spaltend fand ich einen 1,8 mm weiten, 6 cm langen, oben blind endenden Gang, innerhalb dessen die die Breite des Ganges ziemlich - *) Hiernach behalten die von Taschenberg gegen Monophatnus empfohlenen Mittel ihren vollen Wert, und es sind die von mir angegebenen Mittel nicht gegen Monophatnus, sondern gegen die aufwärtsh obren de Rosenlarve gerichtet. j^2 ^^^ aufwärtssteigende Rosenbohrer. ausfüllende, 9 mm lange, mit dem Kopfe nach oben gerichtete Larve mit grosser Behendigkeit auf- und abwärts schlüpfte. Da an dem ganzen Triebe ein zweites Eibette sich nicht vorfand,, so ist anzunehmen, dass hier eine und dieselbe Larve an zwei verschiedenen Stellen — zuerst an einem Stachel, dann von der freien Rinde aus — eingedrungen ist. Die Larve des aufwärtssteigenden Rosenbohrers, wie die des Monophatnus bipunctatus, ist in diesem Sommer in auffallend geringer Menge aufgetreten; doch konnte ich von jeder der beiden mehr als 12 Exemplare genau unter- suchen. Abbildung 2 zeigt bei a den aufwärtssteigenden Rosenbohrer, bei m Monophatnus bipunctatus, beide in fünfmaliger Vergrösserung; vier weitere Zeichnungen, welche Herr Dr. Brandis zu fertigen die Freundlichkeit hatte, füge ich in a', ", '", und m' hinzu. Beide Larven unterscheiden sich zunächst durch den weit schlankeren Bau der sich geschmeidig bewegenden aufsteigenden Larve und einen weit plumperen Bau des trägen Monophatnus. Die Zahl der Leibesringe, 12, ist beiden gleich. Auch die Zahl der Füsse — drei Paar Krallenfüsse und acht hintere Fusspaare — scheint dieselbe zu sein; doch war bei dem aufsteigenden Bohrer das erste Paar der Hinterfüsse in den meisten Exemplaren wenig deutlich. Zwei schwarze Punkte am Kopfe — die Augen — treten, da der Kopf gelblich braun gefärbt ist, weniger hervor, als am hellfarbigen Kopfe des Monophatnus. Wesentliche Unterschiede zeigt neben dem Kieferapparate der Hinterteil beider Larven (vgl. a' und m'). Der Rücken der Larve des aufwärtssteigenden Rosen- bohrers ist vom 9. bis 10. Leibesringe an etwas abgeplattet, der obere Teil der drei letzten Leibesringe ist schwarz-bräunlich gefärbt und mit Borsten be- setzt, während bei Monophatnus bipunctatus nur das Afterstück wenige Borsten trägt und mit einer Anzahl kegelförmiger Stiftchen besetzt ist. Überdies ist bei der aufsteigenden Larve (vgl. a', a" und a'") die obere Afterklappe weithin ab- gespalten; die untere trägt zwei nach hinten divergierende Spitzen, welche bei dem behenden Auf- und Abwärtsschlüpfen des Tieres dienen mögen. Ich bin nicht ganz sicher, von beiden Arten völlig erwachsene Tiere ge- funden zu haben, doch übertrifft Monophatnus bipunctatus die aufsteigende Larve ohne Zweifel an Grösse. Bei Monophatnus fand ich die Länge 13 bis 16 mm, die Dicke 2 bis 2,5 mm; das grösste Exemplar des aufwärtssteigenden Bohrers war nicht ganz 15 mm lang, 1,5 mm dick. Mehrfach habe ich in demselben Rosentriebe beiderlei Arten der Larve vorgefunden. In der oben schwärzlichen Triebspitze den Monophatnus. mit abwärts gerichtetem Kopfe, innerhalb eines, wie Taschenberg richtig be- merkt, nur sehr iurzen, »höchstens 1V2 Zoll« langen Ganges; während der untere Teil des Triebes in einem Falle in drei verschiedenen, etagenartig übereinander liegenden Gängen drei Larven des aufwärtssteigenden Bohrers enthielt. Die Länge dieser Gänge betrug 3 bis 6 cm. ■Bei Taschenberg (Praktische Insektenkunde. II, S. 329) findet sich die Angabe, dass die weissgegürtelte Rosenblattwespe, »Emphytus cinctus«, deren Larve vom Juni ab auf der Rückseite der Rosenblätter erscheine und diese befresse, um zu überwintern, >4n das ]\Iark der abgestutzten Rosenzweige ein- bohre und hier Clänge von 2 bis 3 Zoll Tiefe« erzeuge — also wie Mono- phatnus bipunctatus eine abwärts gehende Larve und mit der von mir be- schriebenen auseinander zu halten. Der aufwärtssteigende Rosenbohrer. 13: Es giebt somit mindestens drei die Rosentrie])c höhlende, wahrscheinlich sämtlich Blattwespen anoehörige Larven: Monophatnus l)ipunctatus und Emphytus cinctus, beide abwärts bohrend; daneben die von mir beschriebene, aufwärts bohrende Larve. Mehrmals habe ich in den Gängen von Monophatnus, wie in denen unserer Larve, kleine, nur 3 bis 4 mm lange, madenartige Larven mit spitzem Vorderende und von grauweisser, auch graugelber Färbung aufgefunden; diese kleinen Maden fanden sich namentlich neben Leichen der rosenbohrenden Larven. Gross-Tabarz, 9. September 1893. Nachschrift. Unter den Rosenbohrern aus der Familie der Blattwespen waren bis jetzt bekannt 1. die Larve von Monophatnus bipunctatus Kl. 2. die Larve von Seiandria candidata Fall, und 3. die Larve von Emphytus cinctus L. Die Larven dieser drei Arten steigen im Stengel alle abwärts. Die Larve von Seiandria candidata scheint eine sehr ähnliche Lebens weise zu haben, wie diejenige des Monophadnus bipunctatus. SncUen von VoUenhofen macht über jene Larve im 19. Stück seiner „Inlandschen Bladwespen" (Tijdschrift voor Entomologie, 19. Bd. 1876. S. 258 — 263) einige Mitteilungen, die indess keinen vollständigen Aufschluss über die Lebensweise iMeten. weil die Beobachtungen lückenhaft blieben. Es scheint jedoch, dass die Larve im Stengel abwärts steigt. Der Körper ist beinfarben, hinten dunkler; der glatte Kopf ist ockerfarben; die Fühler sind ziemlich lang; die Luftlöcher an den Körperseiten grau umsäumt. Der ganze Körper ist glatt, von Haaren ist keine Spur zu sehen. Schon hieraus ergiebt sich, dass die Larve der Seiandria candidata verschieden ist von dem aufwärtssteigenden Rosen- bohrer. Die Larve von Emphytus cinctus findet sich nach Taschenberg (Praktische Insektenkunde IL, S. 329) vom Juni ab auf der Rückenseite der Rosen- blätter und befrisst diese. Zur Ueberwinterung bohrt sie sich in das Mark abgestutzter Rosenzweige ein, etwa zwei bis drei Zoll tief. Xach Kaltenbach (Pflanzenfeinde, S. 222) überwintern manche Larven von Emphytus cinctus, frei auf der Erde liegend, bis zum Frühjahr; einige fressen sich in das Mark der trockenen Rosenzweige ein und entwickeln sich Ende Mai. Bouche macht in seiner , .Naturgeschichte der Garteninsekten" (1833, S. 38) die kurze Alit- teilung, dass die Larve im Marke der Rosenzweige lebe und sich auch darin verwandele. • Die obigen Mitteilungen Welcker's über einen aufwärtssteigenden Rosenbohrer behandeln etwas ganz neues. Es bleibt einer eingehenden Be- obachtung überlassen, festzustellen, zu welchem Insekt diese Larve gehört. Hoffentlich gelingt es Herrn Professor Welcker, die Larve zur Verwandlung zu bringen und das entwickelte Insekt zu erzielen, welches ohne Zweifel einer längst bekannten Art angehört, deren Lebensweise und Jugendzustände, wie bei 134 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. nocli Abelen anderen einheimischen Insektenarten, bisher noch unbekannt ge- blieben sind. Die Aufzucht der Larve geschieht am besten durch Einstellen eines frischen, von der Larve besetzten Rosenzweiges in einen, mit massig feucht zu haltender Erde gefüllten Blumentopf, der sammt dem ZAveige mit einem Stück Gaze zu umhüllen ist, auf dass das entwickelte Insekt nicht entweiclie. Die Verwandlung geht vermuthlich in der Erde oder am Boden vor sich. Berlin, den 20. Januar 1894. EI. J. Kolbe, Kustos an der zoologischen Sammlung des Kgl. Museums für Naturkunde. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Polygonum sachalinense Max. Knöterich von Sachalin. Was kann aus Sachalin gutes kommen ! So denkt man unwillkürlich und er- innert sich an Korolenkos Schilderungen der traurigen Unglücksjahre, welche dieser russische Dichter dort als Ver- bannter verlebte. Und doch hat der verstorbene Akademiker F. Schmidt dort eine Pflanze entdeckt, welche be- rufen scheint, auch bei uns eine Rolle zu sj)ielen. Es ist dies ein perennierender Knöterich, Polygonum sachalinense, welchen Schmidt bereits im Jahre 1867 auf der sibirischen Insel fand, aber dessen hervorragende Eigen- schaften erst neuerdings durch Charles Baltet in Troyes bekannt wurden. Dieser Knöterich sendet seine kriechen- den Rhizome in den härtesten und sterilsten Boden aus und bildet 3 m hohe Büsche mit hohlen Stengeln und ovalen, zugespitzten Blättern von 30 cm Länge und 20 cm Breite. Die Vegetation beginnt sehr zeitig, und bereits in 2 bis 3 Wochen haben die Triebe eine Länge von 2 m erreicht und bilden somit decorative Büsche. Dabei sollen die Pflanzen von der grössten Anspruchslosigkeit sein, und 40° C. Hitze und 30° C. Kälte gleich gut ertragen. Sie dürften sich somit zum Befestigen steriler Abhänge vorzüglich eignen. Zu diesem Zwecke pflanzt man am besten die Rhizome in Entfernungen von 1 m nach jeder Richtung. Damit ist die Kultur erledigt, denn Elacken und Reinmachen bedürfen sie nicht. Die Rhizome überziehen den Boden wie mit einem Filze. Frühjahrspflanzung scheint vorzuziehen zu sein; jedenfalls muss bei trockenem Wetter einige Male gegossen werden. Ein zweiter Vorzug würde der Küche zu gute kommen. Man rühmt die Blätter als vorzügliches Gemüse, dessen Ge- schmack zwischen Spinat und Sauer ampfer liegt, das heisst j)ikant ist, ohne scharf zu sein. Der dritte und Hauptvorzug der Pflanze ist jedoch ihr Wert als Futter für Wiederkäuer und für Pferde, die die jungen Triebe mit grosser ^^orliebe fressen. Da Gartenbau und Land- Avirtschaft so nahe verwandt sind, wollen wir das hier zugleich erwähnen. Zu dem Zweck mäht man die Triebe ab, sobald sie die Höhe von 1,00 bis 1.50 m erreicht haben. In dieser Höhe sind sie noch weich und zart und eignen sich sowohl zu Grünfutter als zum Trocknen und Einsäuern. Im ersten Jahre erzielt man 2 — 3. später .Neue und empfehlenswerte Pflanzenl i.^"; 3 — 4 Schnitte, und das Gewicht dei" grünen Ernte berechnen die Franzosen auf looo bis 2000 Ctr. per preussischen Morgen A'on 25 a. In den Handel gegeben wurde die Pflanze A'on Ch. Baltet in Troyes, Frank- reich. Tr. • Nachschrift der Redaktion: Polygonum sachalinense F. Schmidt in Maximowicz Primitiae Florae Amurensis, Versuch einer Flora des Amurlandes, Leipzig 1859, S. 233, ist von Regel beschrieben und abgebildet in Gartenflora 1864, S. 68 t 429, auch in Gartenflora 1875, S. 67 noch einmal abgebildet (aus dem Katalog von Haage & Schmidt, Er- furt, welche die Pflanze in Deutsch- land einführten), um den Habitus zu zeigen. Es ist mit P. cuspi- datum Siebold et Zuccarini (bekannter als P. Sieboldi Hortorum) sehr nahe verwandt. Es wird jetzt gewöhnlich Maximowicz als Entdecker angegeben. Doch sagt Regel in Gartenflora 1875 S. 87, dass dei Akademiker F. Schmidt die Art auf Sachalin entdeckt und in den Petersburger Garten eingeführt habe, von wo sie sich reissend schnell verbreitete. Sie unterscheidet sich nach Regel von P. cuspidatum vorzugs- weise durch bedeutend grössere, länger gestreckte, am Grunde herzförmige Blätter, die unterhalb blaugrau sind. Es ist im Wuchs noch üppiger als P. cuspi- datum und vermehrt sich durch die kriechenden Wurzelstöcke so schnell, dass Regel schon 1875 sagte, man könne sie nicht zur Mittelpflanzung von Staudenbeeten verwenden, weil sie bald das ganze Beet einnehmen würde. Wie sie sich als landwirtschaftliche Futterpflanze verhält, müssen weitere Versuche lehren. In Frankreich hat sie sich 1893 gut bewährt. Nach einer uns von Herrn Charles Baltet mit- geteilten Analyse enthalten Stengel und Blätter lufttrocken: Wasser . 36,4 % Rohprotein) Stickstoffsubstanz 19,06 % Rohfett 4,4 % Holzfaser 8,i °/o Stickstofffreie Extraktstoffe . 24,64 7o Asche 7,4 °/o darin Phosphorsäure . . . 1,57 °/o Mittelgutes Luzerneheu enthält nur 16 °/o Wasser, 14,4 Rohprotein, 33 Holz- faser, 27,9 stickstofffreie Extraktstoffe. 2,5 Rohfett, 6,2 Asche. Es empfiehlt sich, jetzt Samen oder Rhizome zu beziehen und letztere in Sand frostfrei aufzubewahren. Wichtigste Neuheiten für 1894 von Vllmorin-Andrieux & Co., Paris. Hierzu Abb. 36 — 42. IL B 1 u m e n - S am e n . Aster Triomphe des Marches. (Vilm.) Diese neue Rasse ist ganz ver- schieden von den sich in Kultur be- findlichen Sorten. Sie ist mittelhoch, von starkem, verzweigtem Wuchs; deren zahlreiche, auf sehr festen Stielen getragenen Blumen sind gross, leuchtend rot mit kupferfarbigen Reflexen. Die langen, breiten und leicht gekräuselten Kronblätter verleihen der Blume einen eigentümlichen Reiz. In Töpfen kultiviert, bildet diese schöne, kräftige Aster ein enormes natürliches Bouquet, was sie als Marktpflanze oder für effekt- volle Gruppen höchst wertvoll machen wird. Dianthus caryophyllus semper- florens, gefüllte immerblühende Remontant-Nelke (Chabaud). Diese auffallende Remontant-Nelke, welche uns von dem erfolgreichen Nelken- züchter, Herrn Chabaud, zur A^erbreitung überlassen wurde, dürfte ihres kräftigen Wuchses, ihrer Härte, Frühzeitigkeit, Dauer der Blütezeit, des tadellosenBaues und Blütenreichtums wegen, grosses Aufsehen erregen. Sie ist 40 bis 50 cm hoch, von kompaktem, verzweigtem Wüchse und blüht etwa 7 Monate nach n.6 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. der Aussaat. Ihre auf festen, aufrechten Stielen getragenen Blumen sind gross, gut gefüllt und farbenreich. Wenn Ende Januar gesäet, erscheinen dieselben im August, und bei Ueberwinterung unter Glas oder sorgfältigem Schutze gegen strenge Kälte dauert die Flor- zeit, so zu sagen, ununterbrochen fort. Jedenfalls wird diese hervorragende zu \'errieres gewonnen, bildet diese, aus Samen zufriedigend treu kommende neue Sorte hübsche, nahezu kugel- förmige, niedrige Büsche. Deren zahl- reiche Blütenstengel bringen schöne, grosse, azurblaue Blumen hervor, welche, in kurzen Trauben angeordnet, sich aus der leichten, tief ein- geschnittenen Belaubung gut aufrecht Abb. 36. Aster Triomphe des Marche>. Abb. 37. Dianthus caryophyllus seniperflorens fl. pl. Neuheit, welche etwa 80 — qo pCt. ge- fülltblühender Blumen hervorbringt und die Eigenschaften der Remontant-Xelke mit der Frühzeitigkeit der Alarguerite- Xelke vereinigt, beide letztere Sorten in den Hintergrund setzen und, nach genauer Prüfung, zweifellos allen älteren Rassen vorgezogen werden. Man kann den Samen im Herbst oder im Januar- Februar säen. Delphinium sinense grandi- tlorum nanum compactum, blau. (\Mlm.) In unseren A^ersuchs- Gärten erheben. Im Juli gesaet, im Herbst pikiert und im folgenden Frühjahr ausgepflanzt, wird diese sehr dankbar blühende Rasse für Ausstattung von Gartenbeeten. Rabatten während des Sommers von grosser Wirkung sein. Lunaria biennis grandiflora. purpur (\'ilm.). — Eunaria foliis variegatis (A'ilm.). Zwei höchst be- merkenswerte Xeuzüchtungen der all- gemein bekannten Mondviole. Die eine bringt schön purpurviolette, weit grössere Blumen als die Stammart; die Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 137 andere hat eine ganz eigentümliche, auf grünem Untergrunde, weiss und gelb gestreifte oder gerandete Be- laubung. Beide Sorten, welche von April bis Ende Juni blühen, könnten im Frühjahr in Gruppen oder auf Beeten eine der schönsten Zierden unserer Blumen-Gärten sein. Die getrockneten Blütenstengel, mit ihren glänzend weissen, flachen, abgerundeten vSamen- Kapseln, bieten ein wertvolles Material für Winterbouquets oder eignen sich ausnehmend gut, entweder einzeln oder in Verbindung mit anderen getrockneten bringen die schönen Dolden zur vollen Geltung. Wir geben die Hoffnung nicht auf, recht bald in dieser Rasse das leb- hafte Farbenspiel der Chinesichen Primel hervorbringen zu können. Auch ist den Liebhabern die Aussicht ge- boten, aus offerierten Samen eine An- zahl vorzüglicher ^'arietäten erziehen zu können. Tropaeolum, Hybride von Ma- dame Gunter (Vilm.). Einige künst- lich befruchtete Samen, welche wir 1890 in unseren Versuchs-Gärten zu Xeuilly von dem so hübschenTropaeolum Abb. 38. Delphinium sinense grandifl. nanum com])., blau. Abb. 39. Lunaria biennis foliis variegatis. Blumen oder Gräsern, zur Ausstattung der Vasen oder Blumenkörbchen. Primula obconica, verbesserte grossblumige. (Mim.) Diese zier- liche Errungenschaft hat nicht allein den gehegten Erwartungen durchaus entsprochen, sondern durch eine fort- gesetzte, strenge Auswahl ist es uns gelungen. Pflanzen mit viel grösseren Blumen und einem guten Prozentsatze neuer rosa und lila Farbentönen zu ziehen. Die Blütenstiele erheben sich aus den Blättern gut aufrecht und Mme. Gunter sammelten, erlaubten uns eine Bastardvarietät zu beständigen, die sich durch eine dunkle Belaubung und einen Farbenreiclttum auszeichnet, wie man in den älteren Rassen der Tropaeolum keine vorfindet. Das Farbenspiel bewegt sich zwischen rosa, lachsfarben, feuerrot, braunrot, hell- gelb etc., mit zuweilen einfarbigen, gefleckten oder gut gestreiften Tönen. Durch die Dauer und Reichhaltigkeit ihrer Blüten wird diese Hybride als Schlingpflanze für Lauben, Spaliere, 13«^ Neue und empfehlenswerte Pflanzen. Balkons u. clgl. von sehr reicher Wirkung sein. Myosotis alpestris nana com- pactaaurea. (Vilm.) Niedrige, kom- pakte und interessante Varietät des Alpen - Vergissmeinnicht, mit eigen- tümlich grüner Belaubung, wovon sich das hellblaue Kolorit der zierlichen Blumen lebhaft abzeichnet. Diese elegante Miniaturpflanze wird sich zur Bildung von Einfassungen oder zur der kleinen weissen Blüten machen eine Doldentraube aus. Die Frucht ist eine etwas fleischige Beere. Durch Antreiben kann man die Pflanze schon im Januar — Februar in Blüte haben. Von den Herren Lemoine et fils, Nancy, wurde diese Einführung des Abbe Delavay kürzlich in den Handel ge- bracht. Gard. Chron. 1893, II, 522. Abb. 40. Primula obconica, verbesserte grossblumige. Abb. 41. Tropaeolum, Hybride von Madame Gunter. Topllvultur nützlich verwenden lassen, und in Kontrast mit dunkelfarbigen Pflanzen einen hübschen Effekt hervor- rufen. Osteomeles anthyllidifolia. Ein hübscher Rosaccen-Strauch, der auf den Sandwich-Inseln, in Japan und China zu Hause ist. Die Blätter sind abfällig, fiederspaltig, etwas filzig und weisslich grün; fünfzehn bis zwanzig Kniphofia citrina Baker n. sp. Eine Einführung des Herrn Max Leichtlin von den Gebirgen nördlich von Grahamstown. Die linealischen Blätter, den dünnen Blütenstiel teilt sie mit K. Macowani, die Blüte ist aber kürzer, blassgelb imd treten die Staubgefässe ebenso deutlich hervor, wie bei der alten K. pumila. Blüte- zeit Oktober. Gard. Chron. 1893, II- 552- Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 139 Cattleya X Chloris. Diese schöne Hybride ist eine Züchtung der Herren J. Vcitch & Söhne. In jeder Beziehung ausgezeichnet; die Pflanze wächst ebenso leicht, blüht ebenso reich wie C. Bowringiana, von welcher sie auch die herrliche rosa- purpurne Schattierung hat, während die Blumen so gross sind, um mit jenen der C. labiata-Sektion rivalisieren zu können. Die Lippe ist glänzend violett-purpurfarbig,von noch dunkleren Linien durchzogen, am Grunde ocker- gelb. Card. Chron. 1893, II, 525, f. 88. Centaurea ruthenica. Diese in Galizien und Ungarn hei- mische Art verdient wegen ihrer statt- lichen Belaubung und der sehr grossen gelben Blütenköpfe, auch in anbetracht ihres hohen Wuchses einen Platz unter den schönen Stauden des Gartens. The Garden, 1893, 372, t. 932. Lycaste aromatica. Eine längst bekannte Art von Mexiko, die aber ihrer hübschen Blumen wegen in jeder Sammlung vertreten sein sollte. The Garden, 1893, 395, t 933. Abb. 42. Myosotis alpestris nana compacta aiirea. Coryanthes Wolfii Lehmann. Im botanischen Garten von Glas- nevin blühte [diese Art kürzlich zum ersten Mal in Europa. Dieselbe ist bemerkenswert wegen ihrer flachen oder schwachkonkaven, vollständig festen Kappe, in welcher Beziehung sie C. elegantium nahe steht. Bei allen übrigen Arten ist diese Kappe helmförmig und nach innen hohl. Die Hörner am Grunde der Säule sind ver- hältnismässig gross, — 5 Linien lang, während die Kappe nur 9 Linien breit ist. Gard. Chron. 1893. II, 424. Cypripedium Charlesworthii. Eine ganz neue und sehr schöne Einführung, die auf der letzten Aus- stellung der Kgl. Gartenbau - Gesell- schaft allgemeine Bewunderung erregte. Im Wuchs erinnert diese Art an C. Spicerianum, die Blume lässt sich aber mit keiner der vielen anderen vergleichen. Das schöne flache obere Kelchblatt ist 2^/2 Zoll weit, breit kreis- förmig, weiss, auf der oberen Seite hell rosa-purpurn gefärbt und geädert; nach der Spitze zu tritt eine weisse Marmorierung auf. Die unteren Kelch- 140 Neue und. empfehlenswerte Pflanzen. blätter, etwa 1 Zoll breit, sind grün- lich-weiss. Die Blumenblätter, jenen von C. insigne ähnlich, sind über 1V2 Zoll lang, gelblich, braun schattiert, eine ähnliche Farbe zeigt die Lippe. Das sehr seltsame Staminodium er- innert an reinweisses Porzellan. Gard. Chron. 1893, ^> 406, f. 70. sie vor dem Austrocknen sorgfältig behütet werden. The Garden, 1893, 418. t. 934.. Montbretia crocosmiaeflora fl. pl. Herr Martinet sucht in Le Jardin nachzuweissen, dass diese Pflanze durch Kreuzung der Montbretia Pottsii mit M. crocosmia aurea entstanden ist. Die daraus gezüchteten Sämlinge wurden nach verschiedenen Richtungen hin gekreuzt und abermals gekreuzt und entstanden derart die zahlreichen, jetzt in den Gärten angetroffenen Formen. Bei einer derselben — »Pluie d'Or«. bemerkte Herr Lemoine die Neigung, gefüllte Blumen hervorzubringen; dies wurde weiter Axrfolgt und sorgfältige Auswahl getroffen, bis schliesslich die jetzt in den Gärten so beliebte gefüllte Form entstand. Schizocodon soldanelloides. Von der kleinen Familie der Diapensiaceae kennt man bis jetzt sechs Gattungen und fünf derselben befinden sich bereits in den Gärten vertreten, nämlich: Pyxidanthera (bar- batula), Diapensia (lapponica), Shordia (galacifolia), Galax (aphylla) und die vorgenannte. Dieselbe wächst an Schwefelquellen in Japan und wurde vor zwei Jahren durch Kapitän Torrens in drei oder vier Exemplaren lebend nach Europa gebracht. Die Blumen erinnern an jene einer grossen Sol- danella, sie sind hübsch gefranst, in der Mitte tief rosarot, nach den Rändern geht diese Farbe fast in Weiss über. — In England wird sie im kalten Kasten überwintert, Heideerde und Sand sind die ihr zusagende Mischung, "Während der Wachstumsperiode muss Laelia anceps Schroederiana u. L a. Sanderiana. Neuerdings üben die weissblühenden Varietäten dieser mexikanischen Art eine ganz besondere Anziehungs- kraft aus und können die obigen beiden wohl als die schönsten unter den schönen angesehei? werden. Bei der zuerst genannten sind Kelch- und Blumenblätter, der vordere Lappen der Lippe wie auch das Äussere der seit- lichen Lappen vom reinsten Atlasweiss. In der Reichenbachia bemerkt Sander, dass diese und andere weisse Formen in den Wäldern nicht wild- wachsend angetroffen werden, sondern dass die mexikanischen Indianer die- selben seit Jahrhunderten schon auf Bäumen kultivieren, die sich vor ihren Hütten oder in der Nähe derselben befanden, mithin musste auch jedes einzelne Exemplar käuflich erworben werden. Garden 1893, IL 284, f. 938, Gamellia Sasanqua. Es giebt von dieser Art Formen mit einfachen und gefüllten Blumen, auch kennt man eine Varietät mit bunter Belaubung. In Blumen und Blättern weichen dieselben aber von den in Europa kultivierten Formen der C. japonica wesentlich ab. Die Blätter von C. Sasanqua dienen auch zur Ver- fälschung des Thees, was um so schwerer nachzuweisen ist, da die Gattung Thea von neueren Autoren (Bentham und Hooker »Genera Plan- tarum«) zu Gamellia gebracht ist. Garden, 1893, II, 329, f. 930. Cirrhopetalum ornatissimum. Eine ebenso schöne wie seltsame Art. Die gelblichen Blumen haben purpurne Zeichnungen. das obere Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 141 Segment ist mit einer purpurnen Franse verziert und haben die zwei seitlichen Quasten von derselben Farbe. Die Struktur der Blume ist höchst eigentümlich. Gard. Chron. 1893, II, 553, f. 91. Anthurium Wambeckianum. Eine von dem Herrn Linden in London ausgestellte Varietät, deren Blütenscheide von aussen weiss ist, während der Kolben rötlich weiss ist. Als Gegensatz zu den Anthurium- Varietäten mit glänzend farbigen Schei- den sehr zu empfehlen. Gard. Chron. 1893, II, 557, f. 92. Apple, Hambling's Seedling. Nach Aussagen des Züchters, Major Hambling, lässt sich dieser neue und empfehlenswerte Apfel nicht mit Sicherheit auf seinen Ursprung zurück- führen, möglicherweise dass er von Lane's Prince Albert oder White Admirable abstammt. Vor etwa 15 Jahren ging Hamblings Seed- ling aus einer von genanntem Herrn gemachten Aussaat hervor; als der Zeitpunkt gekommen war, versuchte man mehrere Jahre, diesen Sämling durch Pfropfen auf Wildlinge weiter fortzupflanzen, doch immer ohne Erfolg. Paphinia grandis. Nur wenige Arten dieser Gattung sind bis jetzt in Kultur. Die oben- genannte Art hat «^ehr grosse Blumen; die Kelch- und Blumenblätter sind rahmweiss, mit tief schwärzlich-pur- purnen Flecken besetzt. Die Säule ist blassgelb und purpurn gefleckt, die weisse Lippe gefranst. Gard. Chron. 1893, II- 5^0, f. 93. Arum sanctum. Über diese stattliche Art, auch als A. palaestinum bekannt, welche bereits 1864 nach Europa eingeführt, aber erst in neuerer Zeit bekannt wurde, ist bereits in der Gartenflora ausführ- lich berichtet worden. In »The Garden« wird auf die sämtlichen, in Kultur be- findlichen Arten und Varietäten dieser Pflanze hingewiesen. The Garden, 1893, 348, f. 931. Eine rosafarbige Calla^O (Ricliardia „De Waal" Hort. Krelage). Die bekannte Firma E. H. Krelage & Sohn erhielt im verflossenen Juni von Süd - Afrika eine Richardia, die ganz neu sein und rosarote Blüten- scheiden hervorbringen sollte. Vor kurzem hat dieselbe nun geblüht und hat man es hier mit einer Pflanze zu thun, die von allen bis jetzt eingeführten Calla -Arten ganz und gar abweicht. Die Blätter sind nicht pfeilförmig mit grundständigen Lappen, sondern lanzett- lich, 11V2 bis 15V2 Zoll lang und 3 bis 2V2 Zoll breit, von glänzend blassgrüner Farbe, ohne irgend welche Flecken, und werden von 7V2 bis 11V2 Zoll langen Stielen getragen. Der Schaft misst 15V4 Zoll, die 4V2 Zoll lange Scheide von gefälligerer Form als bei R. albo-maculata ist weiss, zeigt aber zart rosarote Schattierungen, nament- lich auf der Aussenseite. In der Knospe herrscht dagegen die rosarote Farbe ausschliesslich vor. Mit Ein- führung dieser neuen Art darf man in bälde einer Umwälzung in den Garten- Callas entgegensehen, da sie höchst wahrscheinlich nicht die einzigste von dem Typus mit lanzettlichen Blättern und rosafarbigen Scheiden ist. — Möglicherweise handelt es sich hier um die von N. E. Brown beschriebene R. Kehmanni, die der Cambridge bota- nische Garten vor einiger Zeit als eine rosarote Varietät der R. aethiopica erhielt. Gard. Chron. 18Q3, II, 574, f. 94. *) (Ist abgebildet in Gartn. 1894, S. 15. Red.) 142 Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. Kleinere Mittheilungen. Nochmals Solanum Wendlandi. Alit Bezug auf den letzten Artikel, S. 106, über Solanum Wendlandi in den Gärten zu Kew erlaube ich mir mit- zuteilen, dass die Pflanze sehr leicht aus halbausgereiftem Holz Wurzeln bildet. Durch die Güte des Herrn Oberhof- gärtner Wendland in Herrenliausen wurde uns mit einigen anderen Pflanzen auch ein Exemplar des genannten Solanum übersandt, das, kaum 25 cm gross und A'OUständig blätterlos, in den ersten Tagen des April in einer Ecke unseres Wasserpflanzenhauses aus- gepflanzt wurde. Die Pflanze ent- wickelte sich hier bald so üppig, dass der A^erfügbare Raum kaum ausreichte und ich wiederholt fusslange Triebe ausschneiden liess. Da ich befürchtete, dass eine so üppig wachsende Pflanze schwer durch den Winter kommen würde, zumal ich Ende September gezwungen war dieselbe einzutopfen, liess ich bereits vorher in einem halb- warmen mit sandiger Erde gelullten Frühbeetkasten einige 20 cm lange Triebe stecken, die sich in etwa vier Wochen willig bewurzelten und bis jetzt sehr gut erhalten blieben. Auch das im Aquarium während des Sommers aus- gepflanzte Exemplar, das zu meiner grössten Verwunderung nicht blühte, hat sich über Winter sehr gut gehalten und erfreut uns hoffentlich diesen Sommer mit seinen schönen Blüten. Die Pflanze macht relativ wenig Wurzeln und muss in der Ruhezeit möglichst trocken gehalten werden, Hölscher, Kg], botan. Carlen in Breslau. Düngung der Obstbäume mit Mineraldünger. . Xach den Mitteilungen des Oek.-Rat Goethe, Direktor der kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a./Rh. in der Obst- und Weinbauabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesell- schaft zu München hat sich bei jungen Obstbäumen auf der Eltviller Aue, einer Besitzung des Herrn Freiherrn von Stumm auf Heiberg, von drei ver- schiedenen Recepten ein älteres Recept von Prof. Wagner am besten bewährt. Dies ist: für jeden Baum 75 g Chili- salpeter, 100 g Kainit und 100 g Thomas- schlacke. Im Frühj ahr wurde der Dünger auf die vorher sorgfältig gelockerte und gereinigte, 2 m im Durchmesser haltende Baumscheibe aufgestreut und danach leicht untergehackt. — Es ist jetzt bald Zeit, dies vorzunehmen. Litteratur. Die Obstweinbereitung, mit besonderer Berück- sichtigung der Beerenobstweine. Anleitung zur Herstellung weinartiger und schaumweinartiger Getränke aus den Früchten der Gärten und Wälder. Von Dr. Max Barth, Direktor der Versuchsstation für Elsass-Lothringen in Rufach. 3. Auflage. 71 Seiten, 20 Holzschnitte. Mk. 1. Stuttgart 1894. Eugen Ulm er. Es ist ein wirkliches Vergnügen, ein Werkchen zu kritisieren, in welchem jede Zeile es bekundet, dass der Ver- fasser nicht nur seinen Gegenstand vollständig beherrscht, sondern dass er auch voll und ganz berufen ist, durch seine Anweisungen allen Inter- essenten zu nützen. Das ganze Buch ist so klar, so leicht fasslich ge- schrieben, dass es recht wohl geeignet ist, dem Liebhaber, welcher, ohne Vor- kenntnisse, sich anschickt, sein ver- fügbares Beerenobst, seine unverkäuf- Unterrichtswesen . M3 liehen Aepfel in Wein zu verwandeln, um sich und die Seinigen des Genusses eigenen Produktes zu erfreuen, als sicherer, treuer Ratgeber zu dienen, der ihm sogar die Bereitung des vor- nehmen Schaumweines zuverlässig lehrt. Aber auch die Besitzer grösserer Keltereien finden in dem Büchlein ihre Rechnung, denn die Abschnitte, in w^elchem der Herr Verfasser in licht- voller Weise über Säurebestimmungen, über die Beschaffung guter Fermente für die Gährung, durch welche ein erfolgreicher gesunder Verlauf der- selben, die Herstellung eines vorzüg- lichen Produktes mehr wie seither ge- sichert ist, die Prüfung des Weines auf seinen Vergärungsgrad, das Ab- lassen, die »sogenannte« zweite Gärung, das Lagern, die Schaumwein- bereitung, die Krankheiten der Weine und ihre Behandlung, werden allen Keltereibesitzern willkommen sein. Vor allen Dingen ist das Kapitel vom Klären und Schäumen so belehrend, dass jeder Weinproduzent sich die nach dieser Richtung hin erforderlichen Kenntnisse, deren Übertragung m die Praxis z. B. den grossen Frankfurter Keltereien ihr Übergewicht verleiht, bequem und zuverlässig aneignen kann. Das kleine Büchlein ist eines der besten auf diesem Gebiete und verdient die wärmste Empfehlung. Rixdorf. B. L. Kühn. Das Rebhuhn, seine Aufzucht und Lebensart von Carl Schinke. Halberstadt bei Joh. Briest. Wem es an lebendiger Staffage für seinen Park fehlt oder wer in wildarmer Gegend lebt, der wird gut thun, sich dieses Büchlein für 50 Pfg. zu kaufen. Das lebendige Kribbeln und Krabbeln gehört in den Park und auch in der Voliere macht das Reb- huhn Freude. Tr. Unterrichtswesen. Ihre Majestät die Kaiserin besuchte am Sonntag, den 18. Februar, die städtischen Fortbildungs- und Fach- schulen in der Gemeindeschule hinter der Gafnisonkirche 2 zu Berlin, und nahm u. a. auch die Fachschule für Gärtner eingehend in Augenschein, wobei sie sich sehr befriedigt über die Ziele und Leistungen der Schule aus- sprach. Begleitet war die Hohe Frau von dem Oberbürgermeister Zelle und dem Geh. Regierungs- und Schulrat Prof. Dr. Bertram. Die Führung über- nahm der Rector Drehmann. Der „erste Bericht über die Gartenbau- schule des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, eingetragene Genossenschaft, zu Dresden, für die Jahre 1892-93, 1893-94 erstattet A^on dem Director AI. Bertram, Kgl. Gartenbau- director", ist soeben erschienen. Der- selbe giebt zunächst eine Geschichte des Entstehens der am 16. Mai 1892 eröffneten Anstalt, die unter dem Kgl. sächsischen Ministerium des Innern steht und dann ein ^'erzeichnis der Schüler der oberen und unteren Ab- teilung (8 + 7) des Kuratoriums und der Lehrer. Es folgt eine genaue Angabe des Lehrganges, der sich auf 2 Jahre erstreckt etc. und schliesslich werden alle Interessenten zur öffentlichen Prü- fung am 14. März (obere Abteilung) und am 19. März (untere Abteilung) eingeladen. — Möge die junge Anstalt freudig aufblühen! — Erwünscht wären künftig noch die Aufnahmebedingungen. 144 Ausstellungen und Kongresse. — Sprechsaal. — Personal-Nachrichten. Ausstellungen und Kongresse. München. Blumenausstellung vom 28. April bis 6. Mai 1894. Anmeldungen bis 1. April an den Ausschuss der „Bayerischen Gartenbau - Gesellschaft" (Freiherr v. Pfeufer). Der von dem Protektor der Ausstellung, dem Prinzen Luitpold von Bayern ausgesetzte Preis beträgt 400 Mk. für die beste Leistung, der Staatspreis beträgt 300 Mk. für best- kultivierte blühende Rosen, der Ehren- preis 300 Mk. für die grösste Gruppe schönblühender Rhododendron arborea, hybrida und Himalaya, ausserdem sind 84 Preise von der Gesellschaft aus- geschrieben, worunter 2 von je 50 und 30 Alk. für ein charakteristisches Vege- tationsbild aus der Flora von China und Japan. Königsberg i. Pr. Grosse allge- meine Gartenbau-Ausstellung zur Feier des 60jährigen Bestehens des Garten- bau-Vereins in Königsberg, Mitte Sep- tember. M a g d e b u r g. Allgemeine Gartenbau- Ausstellung zur Feier des 50jährigen Bestehens des Gartenbauvereins Anfang September 1895. Anmeldungen be- treffs Specialkulturen, die in das Pro- gramm aufgenommen werden sollen, an Obergärtner W. Rössing, Magde- burg-Buckau. E b e r s w al d e. 10. und 1 1 . November Ausstellung von Chrysanthemum und anderen blühenden Pflanzen. Sprechsaal. Frage 10. Giebt es einen umfang- reicheren Arbeitskalender für Garten- liebhaber? F. B. in S. Ja. „Immerwährender Gartenkalen- der"' von J. G. Meyer, Handelsgärtner in Ulm. Verlag von Paul Parey, Berlin. Preis geb. 2 Mk. 50 Pf. Ausserdem flnden sich bekanntlich auf der J^ück- seite der Blätter mehrerer Abreiss- kalender genauere Angaben. 2. Antwort zu Frage 9. Sie linden eine Geschichte der Kew Gardens in dem Bulletin of the Kew Guild 1893. Personal-Nachrichten. Es sind ernannt: Stadtgärtner Heiler in München zum Stadtgarten-Inspektor. — Hofgartenassistent Sommer, bisher in Karlsruhe, zum Hofgärtner und Leiter des Schlossgartens in Mannheim; an seiner Stelle ist Hofgartenassistent Ähren s von der Insel Mainau nach Karlsruhe versetzt. — Der Gärtnerei- besitzer Fr. Brinckmann in Rostock zum Grossherzoglich - Mecklenburg- Schwerinschen Hof - Kunstgärtner. — Der Herausgeber des Obstmarktes, B. L. Kühn, Rixdorf, zum Ehrenmitglied des Gartenbauvereins in Crossen a. O. Heinrich Noack, Handelsgärtner in Bessungen bei Darmstadt, langjähriger Schriftführer des Gartenbauvereins in Darmstadt, feierte im December 1893 das öojährigeBestehen seines Geschäftes. Es sind gestorben: Prof. Gressent, Lehrer an der Gartenbauschule zu Versailles, Verfasser zahlreicher Werke über Obst- und Gemüsebau, die auch zum Teil in's Deutsche übersetzt und von P. Parey, Berlin, verlegt wurden. 798. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 22. Februar 1894. Vorsitzender: Herr Königl. Gartenhaudirektor Lackner, i. Steilvertreter des Direktors. I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Professor, Konsul a. D. L. Krug, Gr. Lichterfelde. 2. » Oberlehrer Dr. Siebert, Gr. Lichterfelde. 3. » Kaufmann G. Krehl, Berlin. 4. » Kunst-Buchdruckereibesitzer G. Leutzsch, Gera. 5. » Guts- und Fabrikbesitzer E. Cohn, Berlin. 6. » W. J. Goverts, Xiendorf b. Breitenfelde-Lauenburg. 7. » Rittergutsbesitzer Ph. v. Nathusius, Ernsthausen. 8. » W. Werner, in Firma Werner & Co., Berlin. 9. Der Gartenbau- Verein für den Kreis Steinberg in Wilster,' durch Herrn Geh. Reg. Rat Dr. Wittmack. 10. Herr Dr. med. E. Maren, Berlin, durch Herrn Gartenbaudirektor C. Lackner. 11. Herren Herb & Wulle, Exporteure, Neapel. 12. Herr Realienbesitzer H. M. Vlüller, Wien. 13. Der Gartenbau-Verein in Coburg. 14. » Verein der Gärtner und Gartenfreunde in Anclam, durch Herrn Hoflieferant Plumpe. IL Zu Ehren der verstorbenen Mitglieder Jul. Haack und A. von Le Coq erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. III. Ausgestellte Gegenstände: i. Von Herrn Gartendirektor Hampel, Koppitz, Schlesien, waren mehrere Exemplare seiner ., verbesserten Mistbeetgurke'"' ausgestellt und zugleich eine grosse Menge Samen derselben unentgeltlich beigelegt, der den lebhaftesten Absatz bei den Mitgliedern fanden. Der Vorsitzende sprach seinen besten Dank im Namen des Vereins hierfür aus. Von demselben lagen auch 2 Canna in Knospen aus: „Königin Charlotte'-' (siehe Gartenflora 1894 No. 3 S. 75) und „Gartendirektor Hampel", eine dunkelbraunblättrige Sorte mit dunkelroten Blüten. 2. Herr A. W. Schulz, Obergärtner, legte aus dem Garten des Herrn Geh. Rat Y. Siemens in Charlottenburg einige sehr wohlerhaltene Birnen und Aepfel vor: Olivier von Serres, Passe Crassanne, Josephine von Mecheln, Späte von Toulouse und die Aepfel Kaiser Alexander und Gravensteiner. Ferner stellte Herr Schulz die gelbe Holländische Zwiebel aus, welche er aus Samen 1893 gezogen und die bei ihm auf nicht gedüngtem Boden viel bessere Resultate gebracht hatte, als auf gedüngtem. Ihm wurde von den Preis- richtern, den Herren Bluth, Hapt und C. Mathieu der Monatspreis von 15 Mark ^Aß 798. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. zuerkannt. 3. Herr Klempnermeister Hildebrandt-Lankwitz führte ver- schiedene G'iesskannen vor, darunter eine Gewächshausgiesskanne, bei der der Henkel ^ nicht hinten sass, sondern in Form eines Bügels oben über die Kanne wegging, was das Halten und Tragen sehr erleichtert. Er erhielt dafür eine bronzene Medaille. A'. Herr Dr. Less, Assistent an ^der Landwirtschaftlichen Hochschule und Vorsteher der Wetterstation, hielt hierauf einen sehr interessanten Vortrag über die abnorme Witterung der letzten Wochen. Derselbe wies namentlich darauf hin, dass wir durchaus kein Recht hätten, alljährlich ein weisses Weihnachten zu verlangen, sondern dass nach langjährigen Aufzeichnungen es in Berlin im Dezember wie im Januar durchschnittlich nur sechs bis sieben Mal schneie und somit nach den Regeln der Wahrscheinlichkeits- rechnung nur alle 4 — 5 Jahre auf Schneefall am heiligen Abend zu rechnen sei. [^Im übrigen wird der Vortrag im Auszuge besonders abgedruckt werden. V. Für zwei 50jährige Gärtner - Jubiläen wurde eine Vermeil - Medaille beziehungsweise eine grosse silberne Medaille bewilligt. VI. Dem Gartenbauverein Feronia zu Eberswalde ward für seine Chrysan- themumausstellung am 10. und 11. November d. J. eine grosse silberne und eine kleine silberne Medaille überwiesen. VIT. Verlesen wurde die Antwort des Herrn Ministers für Landwirtschaft etc. auf die Eingabe des ;Vereins betreffs eines eigenen Dezernates für Gartenbau. Der Herr Minister erklärt in derselben, dass er alle vom Verein angeführten Fragen von geeigneten Dezernenten bearbeiten lasse, ein eigenes Dezernat für Gartenbau aber zunächst nicht in Aussicht nehmen könne. Vni. Herr städtischer Obergärtner Carl Hampel teilte mit, dass Ihre Majestät die Kaiserin am Sonntag, den 18. Februar, die Fortbildungs- und Fach- schulklassen in der Gemeindeschule Hinter der Garnisonkirche 2 besichtigt, bei der Gelegenheit auch mit grossem Interesse die Fachschule für Gärtner besucht und sich dabei in eingehendster Weise über den Zweck der Schule und die Art des Unterrichts erkundigt habe. IX. Herr Garten-Inspektor Perring fragt, ob jemand hier Asparagus medeo- loides (Medeola asparagoides) ausgepflanzt kultiviere? Herr Studier in Lichterfelde habe ihn früher gepflanzt, aber keine Rechnung dabei ge- funden. Jetzt aber beziehen hiesige Händler viel aus Hamburg, Frankfurt a. M. und Wiesbaden. Herr Direktor Lackner teilt mit, dass er hier keinen habe erhalten können. Der General-Sekretär bat die Mitglieder, den Sprechsaal recht eifrig zu benutzen, was Herr Hofmarschall a. D. v. St. Paul Illaire auf's leb- hafteste unterstützte. Herr Garten - Inspektor Perring empfahl noch weitere Massnahmen bezüglich Einteilung des Stotfs in der Gartenflora. Carl Lackner. Wittmack. Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. iA'j Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. Von L. Thücr, Neustadt in Mecklenburg. IP 'eber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen einige Betrach- tungen anzustellen, scheint mir von grossem Xutzen zu sein, nicht bloss für die Wissenschaft, sondern hauptsächlich für den praktischen Gärtner, sowie überhaux)t für jeden Pflanzenzüchter. Der Schöpfer hat jedem lebenden Wesen auf dieser Erde eine gewisse Lebensdauer zugewiesen, über die es nicht hinaus kann, aber je nach der Art des Wesens eine verschiedene, kürzere oder längere Lebensdauer. Das Leben des Menschen dauert 70, 80, 90, in äusserst seltenen Fällen 100 Jahre; das des Pferdes etwa 30 Jahre, des Hundes 15 — 20 Jahre u. s. w. — Eichen- und Linden- bäume sollen in einzelnen Fällen 1000 Jahre alt werden können. Im allge- meinen aber ist die Lebensdauer der einzelnen Pflanze eine viel kürzere, Apfel- und Birnbäume werden ungefähr 100 Jahre alt, Kirschbäume werden in der Regel nicht so alt, und Pflaumenbäume haben durchweg eine noch kürzere Lebensdauer. Mit dem berühmten tausendjährigen Rosenstock am Dome zu Hildesheim hat es doch noch eine eigene Bewandtnis, obgleich man glaubt, das tausendjährige Alter nachweisen zu können. Zunächst ist nicht der Rosenstock, den wir wirklich vor uns sehen, 1000 Jahre alt, sondern die Pflanze hat sich im Laufe der Zeit fortwährend durch junge Wurzeltriebe verjüngt, während die alten Triebe wieder abgestorben sind. Aber auch das wäre schon wunderbar genug, wenn man nämlich konstatieren könnte, dass die Pflanze in diesem Sinne 1000 Jahre alt sei. Es ist indessen zu berücksichtigen, dass die Rose eine wilde, einfach blühende Art ist, die Samen trägt. Wie leicht fällt da nicht ein Samenkorn aus, kommt zum Keimen und wächst als eine Pflanze zwischen dem vielstengeligen, alten Busch empor, von der alten Pflanze nur durch eine äusserst sorgfältige Untersuchung zu unterscheiden. Wer wollte das wohl beachtet haben, dass eine neue Pflanze den Platz behauptet, während die alte allmählich eingeht?*) Die Lebensdauer der Pflanzen ist sehr verschieden, je nach der Art, wir haben 2jährige, ijährige Pflanzen, ja das Leben der Pilze berechnet sich nach Wochen, zuweilen nur nach Tagen. — Bei allen lebenden Wesen stellt sich aber vor deren Ende Altersschwäche und Lebensmüdigkeit ein, bis schliesslich auch der letzte Lebensfunk^ erlischt. Alle angewandten Kunstmittel, Zuführung neuer Nahrung, Beschneiden, Flicken, Stützen u. s. w. nützen zur „^'erjüngung•■ zwar etwas, um die letzten Lebenskräfte nochmals aufflackern zu lassen, aber — ,.für den Tod kein Kraut gewachsen ist." — Das bisher Gesagte sind all- gemein bekannte Thatsachen, die aus alltäglicher Erfahrung jeder weiss; und selbst wenn wir einmal einen alten Baum mit unserer Kunst zu „verjüngen" suchen, so wissen wir doch recht gut, dass ihm damit nur für kurze Zeit geholfen ist. Es weiss aber nicht jeder, oder er denkt nicht daran, dass er seine Mühe an einer altersschwachen Pflanze verschwendet, wenn die Kultur derselben trotz aller Aufmerksamkeit keinen rechten Erfolg hat. Wenn wir von Fuchsien *) Ueber den sogenannten tausendjährigen Rosenstock in Hildesheim siehe den Auszug aus der trefflichen Schrift des leider kürzlich verstorbenen Senators Dr. Roemer in Gartenflora i8Q3S.4q5. j^g Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. und HeliotrojD durch Stecklinge junge Pflanzen erziehen, so haben wir in Wirk- lichkeit keine junge Pflanzen, ja es können im Gegenteil rechte Greise sein. Die Fortpflanzung durch Stecklinge ist das Fortleben ein und desselben Indi- viduums. Um das Alter des Individuums zu ermitteln, muss man zurück- gehen bis zu der Zeit, wo es aus Samen gezüchtet wurde. Die Pyramiden-Pappel (Populus fastigiata Desf. — italica AInch.) ist heutigen Tages noch allgemein gekannt, ist aber im Absterben begrilfen und wird immer seltener. Xach älteren dendrologischen Werken soll dieselbe aus Italien stammen, nach anderen aus Persien; A. \. Humboldt glaubt in Xordamerika am Mississippi das Vaterland gefunden zu haben. Die Pappeln sind getrennten Geschlechts (XXII Kl. Lin. Systems), männliche Blüten auf der einen, weibliche Blüten auf der anderen Pflanze. Xun kennt man aber von der Pyramiden- Pappel nur männliche Bäume. Die Angabe einiger dendrologischer Werke, dass man im Braunschweigischen, in Frankfurt a. 0., in Italien u. s. w. auch weibliche Exemplare hätte, scheint haltlos; ich wenigstens habe trotz eifriger Nachfrage keinen Menschen linden können, der mir diese nachzuweisen ver- möchte. In neuerer Zeit sind aber wohl die meisten Sachverständigen der Ansicht geworden, dass die P3^ramiden-Pappel überhaupt kein Vaterland hat, keine Art ist, sondern eine Spielart. \\arietät, ein durch Zufall aus Samen einer verwandten Art entstandener Blendling. Da nun unsere Pyramiden-Pappel als männliche Pflanze keinen vSamen bringt, so ist dieselbe immer weiter durch Stecklinge fortgepflanzt worden. Xun ist aber ziemlich glaublich nachgewiesen, dass die Pyramiden-Pappel um 1680 aus der Lombardei eingeführt wurde. Folglich berechnet sich das Alter derselben auf etwas über 200 Jahre. Und nun frage ich: Wo findet man noch gesunde Bäume? — Alle, grosse und kleine, leiden an Altersschwäche. — Paul Guillemin in ,,Comptes rendus" 1889 I. vS. 632 (wiedergegeben in der Gartenflora 1891 S. 250.) will das Absterben der Pyra- miden-Pappel auf die Wirkung eines Pilzes zurückführen. Die Allgemeinheit aber, mit der das Absterben überall auftritt, dürfte schon das Gegenteil be- weisen. Der Pilz ist die Folge der Altersschwäche; auf dem kranken, alters- schwachen Holze findet der Pilz seine Heimat und X'ahrung. Es ist ja die gewöhnliche Erscheinung in der X^atur, dass auf altersschwachen, kranken oder schwachen Lebewesen, sei es Pflanze oder Tier, die Schmarotzer, Ungeziefer und Pilze, das geeignetste Feld für ihre X^ahrung finden. Das Beispiel mit der Pyramiden-Pappel giebt einen der 'schlagendsten Be- weise dafür, dass auch junge Stecklingspflanzen der Altersschwäche unterworfen sind. Leider ist es nur selten möglich, das Alter einer durch Stecklinge immer weiter fortgepflanzten Pflanze bestimmt nachzuweisen. Wenn wir auch das Jahr der Züchtung (aus Samen) so wie den X^amen des Züchters bestimmt wissen, so können wir zwar bei erheblichem Alter und schlechtem Gedeihen der Pflanze wohl auf Altersschwäche schliessen, aber — der Xachbar kultiviert dieselbe Art mit bestem Erfolge und lacht uns aus mit imserer Meinung. Wer vermag in solchem Falle nachzuweisen, dass seine Art eine viel spätere X^eu- züchtung ist? Vielleicht ist sie gleich mit der älteren Art, oder zeigt nur so geringe Unterschiede, dass solche nicht gefunden werden können. Die Fortpflanzung durch Stockteilung, durch Wurzelausläufer (namentlich bei Stauden und Sträuchern), durch Wurzelstecklinge und ähnliche INIethoden ist im Grunde genommen dasselbe Verfahren als die Fortpflanzung durch Steck- Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. i/ig linge, denn auch hier haben wir es nur mit dem Fortleben ein und desselben Individuums zu thun. Die "efüllte. weisse Nachtviole (Molenmaternalen, Hesperis matronalis tl. albo pl.) ist ziemlich allgemein bekannt und beliebt, und wird, da sie keinen Samen trägt, nur. durch Stockteilung fortgepflanzt. Eben so bekannt dürfte es sein, dass sie nicht leicht gedeiht, gerne ausgeht und unter Ungeziefer schwer zu leiden hat; insgesamt Anzeichen, dass die Pflanze an Altersschwäche leidet. Aicht so allgemein bekannt dürfte es indessen sein, dass man A'on dieser schönen Blume zwei Varietäten hat, die eine etwas gedrungener im Bau und in der Blütentraube und mit etwas kürzeren Blättern, die andere etwas höher, mit mehr lockeren Blütentrauben und längeren Blättern, auch nicht ganz so gut gefüllt. Die letztere gedeiht aber bedeutend leichter als erstere. Die Ursache ist sehr wahrscheinlich eine viel spätere Xeuzüchtung aus Samen der einfachen Art. In den vierziger und fünfziger Jahren gab es in der Gegend von Münster (Westfalen) und vielleicht auch anderswo, eine Lychnis fulgens fl. pleno, eine Florblume von grosser Schönheit, die ebenfalls nur durch Stockteilung und •Stecklinge vermehrt werden konnte. Dieselbe ist wahrscheinlich an Alters- schwäche eingegangen, denn meine langjährigen Bemühungen, dieselbe wieder zu erlangen, sind ohne Erfolg geblieben, und nur unter älteren Leuten findet man solche, die sie gekannt haben. — In den fünfziger Jahren habe ich auch eine Tritoma (Kniphofia) gekannt, von ganz zwergigem Charakter. Ich fragte dieserhalb einmal bei einem Kenner an, der sich mit Neuzüchtungen von Knip- hofia befasst, und der mir ant)vortete: „Da haben Sie die echte Kniphofia nana gesehen; loo Mark zahle ich für eine Pflanze!"' — Aber sie ist sicherlich auch an Altersschwäche gestorben. Uebrigens hat man inzwischen eine ähnliche neu gezüchtet. ^'or Jahren wurden die ^"erbenen fast ausschliesslich nur durch Stecklinge fortgepflanzt. Die alten Gärtner werden sich mit mir der vSchwierigkeit er- innern, die diese StecklingsjDflanzen hinsichtlich ihres Gedeihens hatten. — Das bekannte Adiantum cuneatum, welches massenweise zum Schnitt gezogen wird, ist ein durchaus perennierendes Farn. Welch Unterschied in der Ueppigkeit ist aber zwischen Samenpflanzen und geteilten Pflanzen?! Unseren Maiblumen, die fortwährend durch Wurzelbrut vermehrt werden, steht wahrscheinlich auch das Schicksal der Altersschwäche bevor. Dasselbe hat sich aber meines Wissens noch nicht bemerkbar gemacht, was wohl dem Umstände zu verdanken ist, dass Maiblumen leicht Samen tragen. Weil sich um diesen selten jemand kümmert, so fällt er leicht in die Erde, kommt zum Keimen und die Samenpflanzen vermischen sich unbemerkt mit der Wurzelbrut. Weil nun aber die jugendfrischen Pflanzen besser gedeihen, so werden sie beim Sortieren unbewusst bevorzugt, und so findet unbeabsichtigt eine Regeneration statt. — Wir haben aber auch eine gefüllt blühende Maiblume, die keinen Samen trägt. Dieselbe gedeiht aber nicht schön, ihr Wachstum ist kraftlos und sie bringt deshalb nur wenig Blüten und Vermehrung, ist auch zum Sterben sehr geneigt: sie leidet augenscheinlich an Altersschwäche. Ihr Alter ist aber auch erheblich; in einem Kataloge von 1831 von Aug. Schelhase in Cassel ist sie schon mit 2 Gutegroschen angeführt. Wer weiss aber, ob nicht im Laufe der Zeit Xeuzüchtungen stattgefunden haben? — Ich habe oft im stillen lächeln müssen, wenn so ein eifriger Spekulant nach dem Preise der gefüllten Mai- j r o Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. blumen fragt, bei Entnahme meines ganzen ^'orrates! — sich auch gleich- zeitig nach der Adresse anderer Züchter erkundigt, wo er es Avohl ebenso zu machen denkt. Er wiegt sich behaglich in dem Gedanken an das schöne Profitchen, wenn er nach einigen Jahren (er allein) plötzlich tausende Blüh- keime der gefüllten! Alaiblume auf den Markt werfen kann. Aber! — man hört nichts wieder von ihm, er hat nicht daran gedacht, dass er ein alters- schwaches Geschlecht pflanzt. Nach dem ersten Jahre bemerkt er mit Schrecken, dass sein ^'orrat statt grösser — kleiner geworden ist. Dann erhöht er die Pflege und Kultur, aber ■ — zum Grossbauer bringt er es nie! Es ist mir aber selber so ergangen. Denken wir hier auch einmal an unsere Weinrebe, die fort und fort nur durch Ableger fortgepflanzt wird; — solche aus Samen fortzupflanzen ist ja verpönt! wer wollte wohl solche Wildlinge dulden? Wir sind aber mit ersteren nun richtig „auf den Hund" gekommen, wir haben ein altersschwaches Geschlecht, das dem Ungeziefer, der Reblaus, nicht Aviderstehen kann. Bei dieser Betrachtung wirft sich aber noch eine andere Frage auf, die ich hier als Problem hinstelle: Haben die Sämlinge, welche direkt von alters- schwachen Pflanzen abstammen, die vollste Jugendkraft? Oder nimmt die Jugendkraft im Verlauf mehrerer Generationen noch zu? Ich vermag diese Frage, nicht zu beantworten, möchte aber für das letztere stimmen. Auch die Fortpflanzung durch Zwiebeln und Knollen ist in ähnlicher Weise das Fortleben ein und desselben Individuums, und kann nicht bis ins unend- liche fortgesetzt werden, ohne dass die Lebenskraft erlischt. Man will durch Beobachtung und Erfahrung wissen, dass die Kartoffel, immer nur durch Knollen fortgepflanzt, nach 50 — 60 Jahren an Altersschwäche allmählich eingeht. Fragen wir nur einmal die alten Gärtner, Liebhaber und andere, die sich lange mit dem Anbau von Kartoffeln oder Erdbeeren (die durch Ausläufer vermehrt werden) beschäftigt haben, was aus den alten guten Sorten geworden ist? Sie wissen nicht genug des Ruhmes zu erzählen von deren guten Eigenschaften, aber — sie wollten schliesslich nicht mehr gedeihen, verloren an Qualität und Quantität und wurden durch neue Sorten verdrängt; allmählich sind sie ganz und gar von der Bildfläche verschwunden. — (Fortsetzung folgt.) Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago und Vergleiche mit dem Gartenbauianderer beteiligter Staaten. Von Ludwig Schiller. ^ä^.ur Beurteilung der Gartenbau-Ausstellung in Chicago, die durchaus nicht ÜLLi- den Ansprüchen, die man an eine Weltausstellung stellen muss, genügte, ist es vor allen Dingen notwendig, sich die geographische Lage Chicagos zu ver- gegenwärtigen; man erhält dann eher einen Begriff davon, unter welchen un- günstigen Verhältnissen die Gartenbauausstellung abzuhalten war. Chicago liegt unter dem 42« nördlicher Breite, sein Klima ist das extremste, das man sich nur denken kann. So zeigte der Winter 1892-93 fast regelmässig eine Kälte von is bis 20° Fahrenheit unter Xull. d. h. — 26 bis 29° C. und Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. I ü i währte das kalte Wetter fast bis in die Mitte des Mai hinein. Demgegenüber stand eine aussergewöhnlich lange heisse Temperatur, die eine Zeit lang zwischen -- 80 bis 95°Fahrenheit (26 — 35" C.) schwankte; dazu^kam eine regenlosePeriode von 86 Tagen. Aus allen diesen Gründen ist wohl die Frage berechtigt, ob unter solchen Umständen eine Pflanzenausstellung für ein volles halbes Jahr lebens- fähig erhalten werden kann und ob es möglich ist, fortwährend neues hierfür zu schaffen? Wir können diese Frage nur mit einem entschiedenen „Nein" beantworten, weil zunächst eine vorhergehende mehrjährige Kultur des Landes resp. Bodens dazu gehört, ferner aber auch ein vorheriges vStudium des Klimas, um zu wissen, welche Pflanzen ein solches Klima aushalten. Es ist dies alles nicht so leicht; dagegen ist es sehr leicht, zu irgend einer Zeit zu kommen und zu schauen. Aber dann ist vielleicht gerade das nicht in Blüte, was man zu schauen wünscht, da heisst es denn: Das könnte so oder so sein und eine Unzufriedenheit entspringt der anderen. Kommt man aber zu einer Zeit, wo gerade das, was einen am- meisten interessiert, gut ist, so wird schon mit dieser Zufriedenheit im Flerzen anderes, das gerade nicht recht ist, mit viel milderem Urteil bedacht, als im ersteren Falle. Und für wen ist es wohl schwieriger, »alles zu jeder Zeit« oder auch nur »alles zu seiner Zeit« in ordentlichem Zustande zu haben, als für den Gärtner? Ohne alle diese klimatischen Verhältnisse, Land und Leute, Sitten und Gewohnheiten zu kennen, nur im Vertrauen auf mieine Kenntnisse, mit Liebe zur Sache, festem Willen und mit dem Vertrauen derer, die mich gewählt, ging ich nach Chicago. Wenn ich mir heute noch die Gefühle zurückrufe, die mich beseelten, ehe ich nach Chicago kam, wenn ich heute noch einmal die Berechnungen über- fliege, die ich zu jener Zeit machte, so habe ich mich wohl in vielen Sachen geirrt, im Grunde jedoch ist mir die Genugthuung geworden, in der Hauptsache recht gehabt zu haben. Die Amerikaner hatten uns gesagt, dass acht grosse Gewächshäuser und Mistbeetkästen in Hülle und Fülle vorhanden seien, damit alle eingehenden Pflanzen einer geeigneten Vorkultur unterworfen werden könnten. Welche Versprechungen wurden ferner noch in bereitwilligster Weise gemacht und wie wurden dieselben gehalten? Nur mit Widerwillen denke ich daran, als mir gesagt wurde „Wenn Ihnen das nicht genügt, so jwerden Sie überhaupt keine Hilfe erhalten". Auf diese Weise erfuhr ich gleich im Anfang eine mir höchst unangenehme Enttäuschung, da iöh meine Aussteller nicht befriedigen zu können glaubte. Nachdem ich nun im Januar 1893 vom Comite als Vertreter gewählt war, begann ich zuerst meine Arbeit in Berlin. Bis zu diesem Zeitpunkt, den 10. Januar, waren die Anmeldungen noch nicht alle eingelaufen und erst bei meinem Abgange nach Chicago konnte ich mir ein Bild von dem machen, was gezeigt werden sollte. Der grösste Teil unserer Anmeldungen erstreckte sich auf Pflanzen, die im offenen Grunde kultiviert werden sollten. So kam ich dann nach Chicago, meldete mich beim Reichskommissar, Herrn Geheimen Regierungsrat O. Wermuth und ging hierauf am selben Tage, 2. März 1893, zum Chef des Gartenbau-Departements, Herrn L M. Samuels und dann zum Superintendenten der Blumenabteilung, Herrn John Thorpe, darauf zum Superintendenten der Weinabteilung, Herrn La Rue und schliesslich zum 1.5^ Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. vSuperintendenten für die Obstabteilung, Herrn Chas. Wright. Mit Air. Thorpe, der bei den Cyclamen beschäftigt, unternahm ich einen grösseren Rundgang, bei welchem mir bereitwilligst alle Plätze zur Verfügung gestellt wurden. Anders war es mit der Platzverteilung in der Haupthalle. Hier erhielt ich an der Westseite des nördlichen Verbindungsflügels ein Stück zuerteilt, mit dem ich durchaus nicht zufrieden war, aber da ich zu Anfang nur hundert Azaleen und einige tausend Maiblumen zur Verfügurg hatte, so musste ich mich hiermit schliesslich befriedigen. Ich erhielt sodann unseren Platz auf dem ..Wooded Island", der bewaldeten Insel, aber obwohl derselbe sehr günstig gelegen war. so entsprach er in Bezug auf seine Raumverhältnisse meinen Anforderungen nicht im geringsten; durch fortwährendes Drängen wurde mir schliesslich noch mehr Terrain zuerkannt, sodass ich im Laufe der Zeit genügend Platz erhielt. Von Herrn Geheimrat Wermuth wurde mir stets bereitwilligste Unter- stützung zu teil, im übrigen liess man mir aber in allen meinen Handlungen vollständig freie Hand. Nachdem die Platzfrage endlich erledigt war, ging ich an eine Verteilung meines Materials. Dies war der schwierigste Punkt, denn bei der Alelseitigkeit der Aussteller und doch wieder Einseitigkeit des Stoffs eine effektvolle Gesamtgruppe zu bilden, hielt schwer. Jeder der Aussteller sollte berück- sichtigt werden, alle mussten so neutral als möglich behandelt werden und alles sollte dem Besucher gleich gut in die Augen fallen. Xach meiner Ansicht ist mir dieses gelungen, und wenn die betreffenden Aussteller es selbst gesehen hätten, so glaube ich nicht, dass sie viel zu tadeln gehabt hätten. Wegen der furchtbaren Kälte jedoch war es mir nicht möglich, so wie ich es wohl ge- wünscht hätte, an die ^'erarbeiten rechtzeitig heranzutreten, und so begnügte ich mich damit, die mitgenommenen Sämereien einzusäen und wartete dann die Sendungen ab. A'on O. Tiefenthal-Wandsbek waren bereits Maiblumen ein- getroffen. Dieselben waren in einen Kasten eingelegt und gehörig eingefroren, sodass ich mit dem Pflanzen noch etwas warten musste; ebenso hatten Sattler & Bethge, Quedlinburg, Ausstellungsachen, bestehend in Georginen, Begonien- knollen, Gloxinien und Tydaeen, eingesandt, die zum Teil sehr schlecht ange- kommen waren. \'on den Georginen und Begonien waren kaum die Hälfte noch brauchbar, die Gloxinien und Tydaeen dagegen waren in vollständig er- frorenem Zustande angekommen. Dann häuften sich die Sendungen, namentlich an Rosen, Maiblumen und Azaleen mehr, und mehr und ich hätte oft viel darum gegeben, wenn jeder der Herren Aussteller seine Sachen selbst hätte auspacken können. Ich will den Zustand der Pflanzen hier lieber mit Stillschweigen übergehen und nur erwähnen, dass die Rosen Triebe bis zu 18 cm gemacht hatten und die Mai- blumen zum grössten Teil bereits blühten. Dass hieran nicht die Jahreszeit schuld war, sondern dass die Ursache am Verpacken lag, erhellt daraus, dass eine Sendung Maiblumen und eine Kiste Rosen in ganz vorzüglichem Zustande angekommen sind. Im nachfolgenden will ich nach meinen auf der Worlds Fair gemachten Erfahrungen zu erklären versuchen, welche Verpackung ich für die beste erachte; es kommen hier nicht allein die Sendungen unserer Aussteller, sondern die aller beteiligten Xationalitäten in Betracht. Für das beste Packmaterial erachte ich »Holzwolle«, und wenn dieselbe dem Moos oder alten Stroh im Preis gleichkommt, sollte sie stets genommen werden, ich würde sie sogar nehmen, selbst wenn sie um 100 pCt. teurer wäre. Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. ' i ^g Holzwolle ist erstens das sauberste Material, hält die Feuchtigkeit am aller- längsten und hat ferner eine bei weitem grössere Elastizität, sodass sie schon aus diesem Grunde anderem Material vorzuziehen ist; die Sachen mögen dann Monate unterwegs sein, es wird sich nie eine schlechte Luft durch Fäulnis bilden. Da Moos und Stroh nie frei von leicht in Fäulnis übergehenden Bestand- teilen sind, so ist ein Faulwerden des Packmaterials schon bei kurzen Ent- fernungen gar nicht zu verhüten. Wie nun aber erst bei so weiten Distanzen als Chicago. Die gesunden Pflanzen werden jedenfalls oft genug von verrottetem Packmaterial angesteckt und auf diese Weise selbst dem Verderben preisgegeben. Dasselbe möchte ich auch von grossen Zwiebeln und Knollen sagen, wie z. B. Georginen. Für andere Pflanzen ist und wird stets unser altes Material das beste bleiben. Soweit das Packmaterial, und nun einiges über das Packen selber. Es ist völlig falsch, wenn man glaubt, durch festes Umwickeln aller Zweige etc. mit Moos eine gute Ankunft zu erzielen, ich erachte dies gerade als das V^erkehrteste, Es sind auf diese Weise alle Rosen, mit Ausnahme einer Kiste, verpackt gewesen, ja O. Tiefenthal scheint sein Moos noch vorher nass gemacht zu haben, infolgedessen fast alle Rosen schwarz waren. Bei dieser Art und Weise der Verpackung kommt den Pflanzen absolut keine Luft zu, und, wird auf irgend eine Weise das Moos in der Kiste einmal nass, so gerät es in Hitze und die Pflanzen verderben. Man sollte daher von der Pflanze stets nur die Wurzel einpacken, alles übrige völlig frei lassen, und ferner mehrere Löcher in die Kiste bohren. Auch glaube ich, dass man auf diese Weise ebenso viele Pflanzen in die Kiste einpacken kann, und gehen wirklich nicht so viele hinein, so ist der Verlust so minimal, dass es sich wohl bezahlt macht. F'erner ist bei Sendungen nach Amerika darauf zu achten, dass die Kisten nicht einfach mit Zeichen und Nummer, sondern auch mit der vollen Adresse des Empfängers versehen werden; sie werden dann eher transportiert, da es der Amerikaner nicht liebt, sich viele Umstände zu machen und es oft vor- kommt, dass eine ungenügend signierte Kiste Wochen lang stehen bleibt. Auch ist es von grösster Wichtigkeit, auf eine Kiste lebender Pflanzen die Worte »Keep cool« (halte kühl!) und »perishable« (verderblich!) anzubringen. Es kamen Kisten an, auf denen sich solche Bemerkungen in deutsch zur Genüge vorfanden, aber die Bahnarbeiter können hier ebenso wenig Deutsch, wie unsere drüben Englisch. In betreff der Zeit kann man von drüben nach hier noch bis Ende April versenden, da die Vegetation hier eine bedeutend spätere ist, und somit ein zu weites Austreiben bei zweckentsprechender Verpackung nicht so leicht zu befürchten ist. Dieses möge hinsichtlich der Verpackung genügen; ich kann jedenfalls nur raten, dies zu beherzigen, denn gerade uns thut es am allermeisten not, in der Verpackung etwas besseres zu leisten, wollen auch wir Exportgeschäfte nach Amerika machen. (Fortsetzung folgt.) 154 Verkehrt-Linden. Verkehrt-Linden. Von Carl Bolle. Ml, Is ein eiireuliches Zeichen der Zeit darf betrachtet werden, dass sich bei uns gegenwärtig viel Eifer für Beobachtungen, ja sogar für Experimeute kundgiebt, welche Erforschung der Pflanzenwelt auch ausserhalb der mit dieser sich beschäftigenden eigentlichen Fachkreise zum Zweck hat. Ist ja doch die Botanik eine Wissenschaft, deren Strahlenbrechung nach sehr verschiedenen Seiten hin sich geltend macht und die von ihren Jüngern in der mannigfaltigsten Weise aufgefasst werden kann und es auch wirklich wird. Dergestalt leiht sie sich zu den fesselndsten Ideen-Associationen, die zumal da einen überaus an- ziehenden Charakter annehmen, wo sich das Grenzgebiet der seientia amabiUs mit Geschichte und Altertumskunde einerseits, mit Ethnographie und Folkloristik andererseits, aufthut. So manche rätselhaft scheinende Thatsache ist schon auf- geklärt, so manche Sage A^erständnisvoller erläutert worden; selbst wichtige Fingerzeige für frühe Pflanzenwanderungen konnten durch Forschungen erzielt werden, die anscheinend, dennoch aber zum grössten Vorteil unseres Wissens, die bisher innegehaltenen Grenzen der Botanik in etwas übersprungen hatten. Für eine Musterarbeit dieses Genres darf, nicht unter anderem, nein allem anderen voran, die vor kurzem erschienene Studie Professor Aschersons über die Mandragora gelten. Wenn ein Systematiker von mehr als europäischem Ruf es nicht verschmäht, solche Gebiete so zu sagen auf Seitenwegen zu be- treten, darf dies wohl als eine Ermunterung für andere angesehen werden, einem so glänzenden Beispiele, sei es auch nur in bescheidener Weise, zu folgen. Ja, es wird erlaubt sein, von der Schilderung und dem Raisonnement zu Experimenten vorwärts zu schreiten, wo die Ckmst der Umstände solches gestattet. Heut wollen wir einfach über die Anbahnung eines Versuchs berichten, dessen Initiative von dem Vorstande des Märkischen Provinzial-Museums aus- geht. An der Spitze dieses Instituts wirkt mit ebensoviel Liebe wie gründ- licher Sachkenntnis Herr ^Stadtrat Friedel, und er ist es, der innerhalb des Rahmens der von ihm verwalteten Anstalt auch den Naturwissenschaften gern den weitesten Spielraum gewährt. Als langjähriger Vorsitzender der städtischen Parkdeputation konnte er überdies für die vegetative Ausschmückung von Stadt und Bannmeile eine Wirksamkeit entfalten, die unserem öifentliiiien Gartenwesen aufs höchste förderlich gewesen ist. Zur Stunde stellt er die Frage einer folkloristischen Tradition in den Vordergrund und wird, was bisher in blassen Umrissen fast märchenhaft er- schien, hoffentlich unverweilt einer wissenschaftlichen Klärung entgegenführen. Wer kennt nicht die durch Europa gehende Sage von den verkehrt ge- pflanzten Bäumen, dem Volksglauben nach meist Finden; hie und da, zumal, wo der Katholicismus vorwaltet, auch St. Gertrudslinden geheissen? Was man als solche zeigt, sind durchweg seltsam gestaltete Bäume von abweichender Verästelung. Von diesen wird dann erzählt, sie seien aus einem Verpflanzen hervorgegangen, welches Wurzel zur Krone und vice, versa gemacht habe. I)em I)unkel der Zeit gemäss, der sie entstammen, knüpft sich an sie auch stark Verkehrt-Linden. i c c Der träumerische Glaube unsrer Alten Für die Geheimniss Alles war und Omen. Als ein Gottesgericht sollten sie dastehen, welches unschuldig Verurteilte sterbend zu ihrer Rechtfertigung vor der Welt angerufen hatten. Ein Wandel in den Gesetzen der Natur ward heraufbeschworen zu vielhundertjähriger Sühne ungerechten Richterspruchs. Erinnern solche Linden nicht dem Ursprung nach an jenen dürren Stab des Pabstes Urban, den dieser in die Erde stiess, als er dem reuigen Tannhäuser die Absolution weigerte, und der dennoch Mäder Erwarten grünte? Gezeigt werden so absonderliche Linden an nicht wenigen Orten Deutsch- lands, selbst in unserer Nachbarschaft. Berlin hat vor Zeiten eine solche Riesenlinde auf dem Friedhof bei dem Ileiligengeist-Spital, vielleicht sogar mehrere derselben, besessen. Die ungeheure Linde nahe der Kapelle der heiligen Gertrud vor dem Teltow zuführenden Thore. lange für ein Wahrzeichen der Stadt geltend, mag gleicher Kategorie angehört haben. Ob der Versuch des Verkehrtpflanzens in neuerer Zeit jemals anders als etwa mit Weiden angestellt worden sei, bleibe dahingestellt. Mit letzteren mag er, wenn auch mühsam, hie und da geglückt sein; genaueres liegt indes hierüber nicht vor. Erfolg davon klingt überhaupt wahrscheinlicher bei Holz- gewächsen, deren junges llolz sich leicht bewurzelt: zu solchen gehören indes Linden am wenigsten, weil sie ungern als Stecklinge annehmen. Mein dendrologisches Bewusstsein mahnt mich zugleich auch an den weit verbreiteten Gärtnerglauben, die Traueresche, dieser nur allzu häufige Schmuck unserer Kirchhöfe, sei ursprünglich aus gleicher Verwechslung der Baum- dimensionen hervorgegangen. .Stadtrat Friedel will nun die in Rede stehende pflanzenphysiologische Frage, statt theoretisch, auf praktischem Wege gelöst wissen und rückt ihr scharf auf den Leib. Er hat damit sicher den richtigen Weg eingeschlagen. Auf seine Anregung und mit Bewilligung der kompetenten städtischen Behörde, Averden, sobald der Winter vorüber, 6 Stück dreijähriger Linden im Treptower Park kopfunter gesetzt werden. Da die Legende stets vom Pflanzen sommer- grüner Bäume spricht, so sollen auch die unseren, allerdings ein stark er- schwerender Umstand, erst vollbelaubt der Erde anvertraut werden. Das Aus- keimen sogenannter schlafender Augen aus den Wurzeln liegt vollkommen im Bereich der Möglichkeit; nur dürfte es je nach Art und F^amilie des abnorm zu pflanzenden Baumes thatsächlich verschiedene Grade der Wahrscheinlichkeit durchlaufen. Ich kann übrigens aus Erfahrung bezeugen, dass schon das regel- rechte Verj)flanzen von Linden in vollem Laubschmuck nur selten, immerhin jedoch leichter als ein solches bei Buchen oder Eschen, gelingt. Nun, qui viira vcrra. Als unumgängliche Vorsichtsmassregel wäre zu empfehlen: das Einstutzen des Astwerkes und sodann das Einhüllen der gleichfalls gestutzten Wurzeln erst in Stroh, dann längere Zeit in feucht zu haltendes Moos. — Da, wie wir hören, Herr Stadtgartendirektor Mächtig in gewohnter zuvorkommender Weise sich für die Sache interessiert und die Au.sführung derselben in die Hände des Herrn städtischen Obergärtners Ilampel zu legen beabsichtigt, so darf mit Ge- wissheit erwartet werden, dass dieser ebenso erfahrene wie glückliche Kulti- vateur sein möglichstes thun wird, um Erfolg zu erzielen. j cQ Der Washington-Park in Chicago. Von der Witterung des 1894er Sommers wird viel dabei abhängen. Die anhaltende Dürre von 1893 hätte das Gelingen sicher vereitelt. Welche Lindenspecies zu wählen sei, erscheint beim ersten Blick gleich- gültig. Bei genauerem Nachdenken kommt man indes zu der Ansicht, dass die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) oder die holländische Linde (T. intermedia) der trägewüchsigeren Winterlinde (T. microphylla) ihrer kraftvolleren Wüchsig- keit halber vorzuziehen sein dürften. Nur ganz besonders sorgfältige Pflege kann in vorliegendem Falle zum Ziele führen. Bei allem Optimismus der Wünsche muss man sich übrigens auch auf ein negatives Resultat gefasst machen; nie aber vergessen, dass Iloff- nungsfreudigkeit die Chance des Gelingens allezeit mehrt. In seinem löblichen Eifer für die gute Sache will Herr Direktor Alächtig, wie ich höre, auch ein noch unbelaubtes Bäumchen beim Beginn des Frühlings der Procedur unterwerfen, ein Fall, bei dem die Schwierigkeit sich um ein Geringes mindern würde. Glück auf dazu! Auch ein Gelingen des Experiments würde übrigens die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, mögen die .Sagen nun positiven Grund haben oder auf Täuschung beruhen, dass nämlich unsere allzu wundergläubigen Vorfahren den meisten ihrer Verkehrtlinden allein aus dunkelphantastischem Drange und aus Verwunderung über seltsamen Kronenbau jenen bekannten miraculösen Ursprung angedichtet haben. Lassen Sie uns zum Schluss in ernsterer Stimmung an die schwebende Frage herantreten als dieselbe schon früher einmal, allerdings unter etwas veränderten Umständen, von französischer Spottsucht angesehen worden ist. Eine ganz kleine darauf hinzielende Anekdote aus dem Pariser Gelehrtenkreise, die mir von den oft pikanten Plaudereien meines seligen Freundes Berthelot her im Gedächtnis geblieben ist, mag hier nicht unangebracht erscheinen: Der Vicomte de la Pylaie, ein enthusiastischer Botaniker, übrigens ein Mann von ganz respektablem Wissen und Florist von Neufundland, galt unter seihen Fachgenossen für, nun wir wollen sagen: etwas naiv. Nach einer Vor- lesung Jussieu's, in welcher von verkehrt gepflanzten Bäumen die Rede gewesen war, kam er lebhaft erregt nach Hause. Um der Sache auf den Grund zu kommen, Hess er allsogleich auf seinem Gute in der Normandie die schönsten Apfelbäume ausgraben und mit der Krone nach unten wieder einpflanzen, weil er gehört hatte, sie wüchsen dergestalt ebenso gut. Es versteht sich, dass sie ausgingen oder doch arg verkümmerten. Von den schadenfrohen Parisern aber ward de la Pylaie entsetzlich ausgelacht, von seinen Nachbarn auf dem Lande wohl nicht minder. Der Washington -Park in Chicago. Von L. Wittmack. Hierzu Abbildungen 43 bis 45. 'ie Parkanlagen spielen in Amerika eine noch grössere Rolle als selbst 5^ bei uns, die wir schon so sehr viel Wert darauf legen. Abgesehen von der Liebe für schöne Anlagen, die dem Amerikaner so gut eigen wie uns, kommt noch ein Grund hinzu, der das Verlangen nach solchen sehr lebhaft erscheinen lässt: man hat eben nicht viel anderes, um sich am Sonntage Der Washington-Park in Chicago. JL67 zu erholen, als den Park.*) l^^xtrazüge oder Extra-Dampfer, wie bei uns, die zu Ausflügen benutzt werden könnten, giebt es, abgesehen von einigen, die in die B.'ider etc. führen, nicht, oder doch selten; im Gegenteil, die Zahl der Züge und Dampfer wird bei der strengen Sonntagsheiligung noch sehr beschränkt. Vergnügungsorte ausserhalb der Städte sind wenig vorhanden, Biergärten in den Städten fehlen mit wenigen Ausnahmen ganz, da ist es also kein Wunder, wenn alles in die Parke geht und sich dort ein echtes Bild amerikanischen Lebens entfaltet. Im Washington-Park zu Chicago sind an schönen Sonntag- Nachmittagen gegen 80000 Personen, die teils fahren, teils gehen, teils auf dem Rasen liegen, teils spielen; im Lincoln-Park ist die Zahl noch grösser. Das jÄ:->r -:%tfi r^'^'%w^idi^^«^^i^i^'Ä(^fi^ Abb. 4^. Teppcchbecte im Washington-Park zu Chicago. Ostscite. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack. Betreten des Rasens ist, wie in England, dem Publikum gestattet, es wird nur ersucht, nicht auf den Kanten zu gehen und ebenso ist das Betreten in der Nähe von Teppichbeeten untersagt. *) Garden and Forest vom 3i. Januar 1894 S. 41 erwähnt in freundlicher Weise, an- scheinend nach einem Bericlit einer politischen Zeitung, meines Vortrages über die Park- anlagen in Amerika im Verein zur Beförderung des Gartenbaues im Dezember iSgS, will aber den Grund, dass der Mangel an anderen Vergnügungen am Sonntag mit dazu beigetragen habe, auf Parkanlagen grösseren Wert zu legen, nicht gelten lassen. Ich habe nicht gesagt, dass das der einzige Grund sei und Garden and Forest will auch nicht glauben, dass icli das gesagt habe; ich muss aber meine Ansicht aufrecht erhalten, dass es mit ein Grund ist, so gut wie in England. X t8 Der Washington-Park in Chicago. In Bezug" auf Teppichbeeto und Blumengruppen giebt es in Amerika zwei Richtungen; die eine mehr in den nordöstlichen Staaten, unterFührung des grössten Landschaftsgärtners der ^"ereinig•ten Staaten, Herrn Olmstedt in Brooklin bei Boston, verbannt alle Teppichbeete, z. Teil selbst alle Blumen und buntblättrigen Gehölze, obwohl gerade in Amerika der grosse Alaler Herbst selber die Gehölze so bunt färbt; die andere dagegen will das Auge der Besucher durch zahlreiche Teppichbeete oder Blumengruppen fesseln, und diese hat ihren Hauptsitz in den mittleren Staaten, A^or allem in der Stadt Chicago, wo man die Teppich- beetc zum Teil bis ins übertriebene gestaltet und die seltsamsten Motive dazu erwählt hat. In Californien herrschen in den Parkanlagen mehr Blumen- gruppen vor, während in dem Garten des Hotel del Monte zu IMonterey in Süd- californien die Tepi)ichbeete wieder in grossartigster Weise und in den schönsten klassischen Formen ausgeführt sind. Man muss das amerikanische Leben, speziell das in Chicago erst etAvas kennen gelernt haben, um die Teppichbeete, wie sie sich dort gestaltet haben, verstehen zu kiumen. Die Besucher wollen alle Jahre etwas neues; da ist es schwer für den Landschaftsgärtner, stets etwas derartiges zu finden, er sinnt nach neuen Mustern, und dass mitunter diese nach unseren Begriffen seltsam ausfallen, ist, genauer betrachtet, nicht so wunderbar. Unsere erste Abbildung (43) zeigt z. B. hinter einem sich lang hinziehenden Beet von Pelargonien und Malven an einer Böschung auf Avohlgepflegtem Rasen ein geöffnetes Thor mit Treppe und einem Läufer auf derselben, das Thor aus graugrüner Echeveria secunda glauca, die Füllungen aus Sempervivum, umgeben von schwarzbrauner Oxalis tropaeoloides, die Treppenwangen aus EcheA'eria, die Stufen aus Oxalis, der Läufer aus gelben und roten Alternantheren und weissbunten Thymus. Der deutsche Leser wird sagen: Was soll das? Ja, wer aber in Amerika einem Begräbnis beigewohnt hat, der weiss, dass solche Thore, in kleiner Ausgabe aus Drahtgittern mit Blumen dekoriert, ein sehr beliebtes Symbol sind, um den Eintritt des Dahingeschiedenen in die ewige Seligkeit anzudeuten. — Und die beiden Schmetterlinge, die links und rechts neben dem Thore befindlich (das Bild zeigt nur den rechten), die wird doch gewiss ein Jeder auch bei uns als schönes Sinnbild der Auferstehung hinnehmen. LTnser zweites Bild (Abb. 44) zeigt allerdings schon Gegenstände, die bei uns auffallend sein würden, es drüben aber durchaus nicht sind, im Gegenteil sich grosser Beliebtheit erfreuen. Links ist ein Kalender aus Blatt-Teppich- pflanzen. Er zeigt die Inschrift: The Calendar. Saturday, August 19. 1893. Die einzelnen Buchstaben und Ziffern werden je in einem besonderen Kasten gezogen und täglich ausgewechselt. In der Mitte auf der Böschung ist ein hübsches Kreuz und dann folgt rechts das Hauptstück, von dem wir in Abb. 45 eine grössere Darstellung geben, ein riesiger Globus aus Teppichpflanzen, um- geben A^on sechs schönen Vasen, ebenfalls aus Teppichpflanzen und einem hübsch geschwungenen Blumenbeet. Der Globus ist aus Holzlatten, nach Art der Fassdauben, gebaut und mit einem Aveitmaschigen Drahtgeflecht über- zogen, in Avelches man die Pflanzen setzt und alles mit Erde füllt. Alles ist von dem Inspektor (Superintendent) des Parkes, unserm Lands- mann, Herrn Fred. Kanst, der auch Mitglied des Vereins zur Bef()rderung des Gartenbaues ist, auf das sorglichste gepflegt und macht die schAvierige Unter- haltung der Pflanzen an dem Globus ihm gCAviss Aiele Mühe. Der Fuss des i Der Washington-Park in Chicago. 159 Globus ist aus Oxalis tropaeoloides, die mit ihren schwarzbraunen Blättern sich wirkungsvoll von der Säule aus Othonna crassifolia abhebt. Das Wasser ist auf dem Globus durch Echeverien, das Land wieder durch Oxalis tropaeo- loides dargestellt. Noch viele andere Teppichbeete sind vorhanden: eine Spirale, ein auf- gerollter Läufer, orientalische Arabesken, die amerikanische Flagge etc. Leider gedeihen Lobelien in den heissen Sommern von Chicago nicht, man musste das Blau in der Flagge deshalb aus blauen Steinchen herstellen, im übrigen sind überall nur Pflanzen benutzt. — Das Allerneueste vom Jahre 1893 war eine Abb. 44. Teppichbecte im Washington-Pariv zu Chicago. Westseite. Linlvs der Kalender, rechts der Globus. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack. Verherrlichung der Weltausstellung durch Wiedergabe der Noten zu dem Liede „Hail Columbia" (Heil Columbia). Da erlaubte ich mir aber Herrn Kanst zu sagen, das ginge im Realismus doch wohl zu weit. Die meisten Teppichbeete liegen an einer grossen fast kreisrunden Böschung, oder wenn man will, an der Böschung eines Kraters, dessen oberer Rand mit schönen Canna, Stauden etc. besetzt ist. Das Innere des Kraters bekommt nur der Eingeweihte zu Gesicht. Es ist nämlich eine alte Kiesgrube, die zur An- zucht der Kalenderpflanzen etc. benutzt wird.- Aber auch schöne Blumenbeete nach unserem Geschmack sieht man in l Qq Der Washington-Park in Chicago, grosser Zahl in der Nähe der Teppichbeete, Pelargonien (sehr schön S. A. Nutt, dunkelrot), wStiefmütterchen, sehr gut, Phlox, Petunien, besonders schön die weisse „Snowflake" (Schneeflocke), Verbenen, viele Canna, z. B. Alphonse Bouvier, Gustav Sennholz, Cabos etc. und einen gelben Sämling, sehr schön, sehr niedrig, der nach Herrn Nicholson, Kew, getauft wurde. Keine Pflanze eignet sich so für die heissen amerikanischen Sommer wie die Canna und hat W. Pfitzer, Stuttgart, auch von seiner „Königin Charlotte" viel dahin verkauft. Auch niedrige Rosen im Freien sind vorhanden, deren man sonst in den mittleren Staaten meist entbehren muss, darunter die allerbeliebteste Mme. Ferd. Jamin (American Beauty drüben genannt), ferner John Laing, Magna Charta etc. Georginen gedeilien in dem sandigen Boden nicht gut. Interessant ist für uns, dass man Croton in Amerika sehr viel im Freien verwendet, sie dürfen aber in Chicago erst zwischen dem lo. und 15. Juli ausgepflanzt werden. Auch Acalypha zieht man viel im Freien. Ganz besonders schön sind im Washington-Park die Bassins für Nymphaeen und andere Wasserpflanzen und bedauere ich nichts mehr, als dass eine Photographie, die ich davon aufgenommen — es war die beste — verloren gegangen ist. In der Kultur der Nymphaeen leistet man in Amerika ganz ausserordentliches. Das warme Wetter begünstigt ausserdem die Entwickelung natürlich sehr. Das eine Bassin, von viereckiger Gestalt, ist heizbar. Man sieht darin Victoria regia, Nymphaea hybrida Sturtewantii, sehr grossblumig, Eichhornia (Pontederia) crassipes major, E. azurea, Limnocharis Ilumboldtii, Nelumbium speciosum, Euryale ferox (Blumen purpurn)^ Cyperus, aus Samen gezogen, Myriophyllum proserpinacoides etc. Das Wasser wird im Winter abgelassen und die meisten Pflanzen werden herausgenommen. Nelumbium speciosum aber bleibt im Boden, nur mit etwas Laub gedeckt. Das zweite Bassin ist rund und wird nicht geheizt. In ihm stehen Nymphaea Manglesi, chromatella, odorata rosea, alba, var. Candida, sehr gross- blumig, prachtvoll, wahrscheinlich ein Sämling, Sagittaria montevideensis, Acorus Calamus fol. var. Um schöne Nymphaeen zu haben, muss man sie nach Herrn Kanst alljährlich verpflanzen und ihnen frische Erde geben. Unmittelbar vor den Gewächshäusern stehen zwei grosse Vasen, wenn ich mich recht erinnere aus Sedum sarmentosum Bunge (S. carneum variegatum Hort.) mit einer Agave oben darauf. Auch die Gewächshäuser sind, wie in den meisten Parkanlagen, dem Publikum zugänglich. Ganz besonders schön sind in ihnen die Schaupflanzen von Adiantum cuneatum, die Blattbegonien, die Hortensia Thomas Hogg, welche sich ausgezeichnet für das Gewächshaus eignet, Knollenbegonien, die man drüben wegen der grossen Hitze meist nicht im Freien halten kann. Das Palmenhaus enthält hohe Palmen und Bananen (Musa), zu ihren Füssen pracht- volle Farne. Herr Kanst machte mich bei dieser Gelegenheit darauf auf- merksam, dass Musa sapientum dunkelpurpurne, M. paradisiaca, die sonst schwer davon zu unterscheiden, hellrote Blüten hat. Musa Ensete kann man im Freien dort nicht halten, der grossen Hitze und der starken Winde wegen. Herr Kanst beschattet auch seine Häuser, was die Handelsgärtner drüben bekanntlich meistens nicht thun; er erhält dafür nach seiner Meinung auch viel bessere Latanien. Der Washington-Park in Chicago. i6i o '^ c ,brj D O X5 l52 ^^^ Washington-Park in Chicago. In der Nähe der Gewächshäuser liegen die Kästen. Diese sind dojDpel- wandig und ist der Zwischenraum mit Hobelspänen ausgefüllt. Andere Kästen sind unmittelbar in einen grossen flachen Düngerhaufen eingelassen. Die Alternantheren-Stecklinge, deren man ca. 40 — 50000 Stück bedarf, werden Glitte August schon gemacht. In der Xähe der Gewächshäuser ist der sog. Missionsgarten, eine sehr hübsche Einrichtung. Aus ihm erhalten nämlich Damen, die zu einer Missions- gesellschaft gehören, Blumen, die sie sich selbst abholen, um sie den Kranken in den Hospitälern ans Bett zu bringen. Das verdiente auch bei uns Nach- ahmung! Alles bisher besprochene liegt in der Nähe des Haupteinganges, an der Cottage Grove Avenue, wo auch eine Inschrift aus Teppichpflanzen den Namen „Washington Park" angiebt. Die übrigen Teile sind mehr parkartig gehalten. Zu bedauern bleibt, dass im Park so wenig Terrainbewegung vorhanden ist, das Ganze bildet mit wenigen Ausnahmen eine grosse Ebene, aber alles vor- züglich gehalten. Der Washington-Park ist mit der Midway-Plaisance, dem ^'erbindungsweg zwischen Washington-Park und Jackson-Park, dem letzteren selbst und dem Southpark (Südpark), einer besonderen städtischen- Behörde, der „South-Park-Commission", unterstellt. Der Washington-Park ist 370 acres (ä ca. 1% Morgen, 36 ar) gross, der Jackson-Park, in welchem bekanntlich die Ausstellung stattfand, 680 acres. Ein grosser Spielplatz im Washington-Park hat nicht weniger als 100 acres Fläche, ein Teich mit Böten und einem Boot- hause 20 acres. Beschäftigt werden 350 Personen, darunter 15 in den Häusern. Die Parkverwaltung hat auch ein geschmackvolles Gebäude errichtet, in welchem sie die 130 Pferde und die Park - Wagen aufstellt, die sie gebraucht. Die meisten Pferde werden zum Wasserfahren verwendet, ein Teil aber auch für die Wagen zum Spazierenfahren. Es besteht nämlich hier und auch in einigen anderen Parkanlagen die löbliche Einrichtung, dass besondere Parkwagen von der Verwaltimg selbst gestellt werden, in denen clie Besucher den Park durchfahren können. Im Washington-Park kostet die 7 englische (ca. 1.5 deutsche) Meilen lange Rundfahrt, die etwa 1V4 Stunde in Anspruch nimmt, 30 es, ca. 1 M. 25 Pf. Nicht weniger als 22 reitende Polizisten und zahlreiche zu Fuss, welche auch von der Parkverwaltung an- gestellt sind, sorgen für die Aufsicht. Während der Washington-Park nach Osten durch eine breite Allee, Midway- Plaisance, mit dem Jackson-Park verbunden ist, hat er nach Westen und Norden durch den „Grand Boulevard", der 2 englische Meilen lang ist und durch den 3 Meilen langen „Garlield Boulevard" Anschluss an den Douglas- Park, der wieder durch einen andern Boulevard mit dem Garfield-Park. dieser mit dem Humboldt-Park und endlich der letztere mit dem im Norden von Chicago befindlichen Lincoln-Park in Verbindung steht, sodass ein ganzer Gürtel von Boulevards Chicago im Westen im Halbkreis umschliesst. Zu den Seiten mancher dieser Boulevards sieht man schöne Villen, an anderen und zwar den meisten Stellen aber auch noch ganz wüstes Feld, alles ist für die Zukunft berechnet. Die neu gepflanzten Bäume an einigen Boulevards sind nach unseren Begriffen „Ueberständer", man will aber in Amerika alles gleich gross haben. Freilich bemerkte Herr Kanst dem Herrn Georg Lackner, den er gemeinsam mit mir in seinem leichten Buckey (amerikanischer Wagen) den Neue Obstsorten in Amerika. 163 Grand Boulevard und auch den wegen seiner schönen Villen bekannten Drexel-Boulevard zeigte, dass die Anpflanzungen an den Mindestfordernden ver- geben werden und daher oft schlechte Ware aus dem Walde geliefert wird. Für das Pflanzen guter grosser Bäume in Gärten zahlt man sehr hohe Preise, ein grosser Ahorn kostet z. B. 50 — 75 Dollars (300 — 300 M.), eine Ulme bis 150 Dollars (600 M.). Das sind natürlich ganz starke Exemplare mit riesigen Ballen und ist dabei der Transport etc. einbegriffen. Am berühmtesten im Verpflanzen solcher grossen Bäume ist Herr P. L. Peterson in Rosehill bei Chicago, der gleich Plerrn Kanst uns Deutsche so freundlich aufgenommen. Er hat ganz grosse Transportwagen zu dem Zwecke konstruirt, von denen später eine Abbildung folgen soll. Neue Obstsorten in Amerika. (Fortsetzung aus No. 5). Birnen, itzwater. (H. A. Jones, Himrods, New York.) Klein, stumpf birnförmig. glatt, gelb, rostig; Fleisch gelblich weiss, saftig, butterhaft, fein, mild, süss, gewürzt. Gut. Winter. Longworth. (M. J. Graham. Adel, Jowa.) Ueber mittelgross, ziemlich glatt, grünlich gelb, Sonnenseite rötlich angehaucht, etwas rostig; Fleisch weisslich, ziemlich feinkörnig, trocken, süss, von mittlerer Güte. September. Gut für den Nord-Osten, wo der Winter die meisten Sorten tötet. Max (L. M. Ayers, Urbana, Ohio). Mittelgross, rundlichbirnförmig, glatt, glänzend, gelblich grün, Sonnenseite schön rot; Fleisch weiss, weinsäuerlich. Ziemlich gut. September. Sämling der holzfarbigen B. B. u. Louise-Birne. Mission (J. B. Mathews, Capistrano, California). Unregelmässig spitz- birnförmig, gelb, feinrostig, Sonnenseite bräunlich, vielfach hellbraun punktiert; Fleisch weiss, feinkörnig, butterhaft, sehr mild, fast süss. Gut. Zum Kochen und Einmachen. September-October. Victor (Gebr. Stark, Louisiana, Montana). Gross, birnförmig, sehr glatt, grünlich gelb, Sonnenseite leicht rötlich; Fleisch gelblich, sehr mild, fast süss. Gut. .September. Kirschen. Bing (Seth Lewelling, Alilwaukee, Oregon). Sehr gross, breitherzförmig, etwas eckig, dunkelkarmin bis schwarz; Fleisch dunkelkarmin, sehr fest, saftig, wenig süss. Sehr gut.' Mitte Juli. Die grösste Kirsche, vorzüglich zum Versandt. Hoskins (C. E. Hoskins, Newberg, Oregon). Gross, rundlich herzförmig. Fleisch purpurrot, leicht geädert, fest, anregend süss. Gut. Mittlere Reifezeit. Vorzüglich zum Versandt. Matilda (C. E. Hoskins, Newberg, Oregon). Mittelgross, breitherzförmig, dunkelrot, fast schwarz; Fleisch leberfarbig, fest, süss. Sehr gut. Mitte Juni. Versprechende Marktfrucht. Mercer (J. H. Black, Son & Co., Highstown, N.-Jersey). Mittelgross, un- regelmässig herzförmig, hellrot mit dunkleren Flecken; Fleisch blass, rot, fleischig, säuerlich. Sehr gut. Mitte Juni. Früchte 2—3 in Büscheln, sehr fruchtbar. iQa Neue Obstsorten in Amerika. Quaker (C. E. Hoskins. Kewberg, Oregon). Mittelgross, dunkelrot, fast schwarz; Fleisch fast dunkelpurpurn. Süss. vSehr gut. Anfang Juli. Vesta (C. E. Hoskins, Newberg, Oregon). •' Mittelgross, stumi^flierzförmig, sehr dunkel. Fleisch fest. süss. Gut. Mitte Juni. Pfirsiche. Guadelupe (G. Onderdonk, Nursery, Texas). Rundlichkegelförmig, mittel- gross, dunkelrahmweiss; Fleisch weis's, schwach gerötet, löst nicht vom Stein, wenig gewürzt. Sehr gut. Spät, im August in Süd-Texas reifend. Oro. (C. S. Bell, Oroville, California). Gross, rundlichkegelförmig; Fleisch gelblich, löst vom Stein, Haut glatt, rötlich gelb, Sonnenseite leuchtend rot, dünn, zart; Fleisch rötlich gelb, schmelzend, saftig, fast säuerlich. Ende September. Rose (G. Onderdonk, Nurser)', Texas), Mittelgross, rundlichkegelförmig, glatt, dunkelrot; Fleisch grünlich weiss, schmelzend, saftig, wenig anregend. Gut. Eine der frühesten. Stinson Late (H. E. Mackay, Madison, vStation Mississippi). Gross, breit- eiförmig, rahmweiss, Sonnenseite dunkelpurpurn. Haut dünn; Fleisch weiss, rot geädert, am Steine rot, mild, säuerlich. Gut. Anfang October. Zane (J. Morrison, Cadiz, Ohio). Mittelgross, rundlich, gelb, Sonnenseite hellrot und dunkelpurpurn; Fleisch gelb, am Stein rot, schmelzend, saftig, mild, säuerlich. Gut. ;^ Anfang September. Pflaumen. Grace (W. R. Grace, Garden-City, Kansas), lieber Mittelgrösse, länglich, gelbrot gestreift und dunkelrot schattiert; Fleisch gelb, durchsichtig, schmelzend, saftig, hängt am .Steine. Wenig süss. Sehr gut. SejDtember. Eine köstliche Pflaume. Golden (Luther Burbank, Santa Rosa, California). Gross, rundlich, glatt, gelb, leicht rot schattiert; Fleisch goldgelb, weiss geädert, süss. Sehr gut. September. Von Kelsey-Burbank. Harlow (S. C. Harlow, Bangor, Maine). Gross, länglich, oval, glatt, glänzend rot bis dunkelpurpurn; Fleisch grünlich ambrafarben, schmelzend, mild säuerlich. Haut leicht bitter. Sehr fruchtbar. Aehnlich der Bradshaw. Anfang September. Jessie (Martin Xursery Co., Winfield, Kansas). Gross, eirund, wachsartig, weinrot; Fleisch rötlich gelb, leicht säuerlich, fast süss, wenn reif. Sehr gut. Juli — August. Perfection (L. Burbank, Santa Rosa, California). Sämling .der Kelsey- Burbank, über Mittelgrösse, herzförmig, rot bis dunkelrot. Sehr gut. August. Sophie (J. W. Kerr, Denton, Maryland). Sämling der German Prune- Wild Goose, mittelgross, eirund, glatt, glänzend, mit weisslichem Duft, dunkel- ambrafarbig, vielfach hell punktiert; Fleisch orange, fest, doch schmelzend, weinig. Gut. Verspricht gute Marktfrucht zu sein, da sie sich besser als Wild Goose versenden lässt. Anfang Septem-ber. Theresa (Mrs. Th. M. Morris, Bloomingburg, Ohio). Mittelgross, rundlich oval, rötlich purpurn; Fleisch gelblich grün, sehr mild, ziemlich süss, wenn reif. Gut. Anfang August. Weintrauben. Critic, Hosford, Lawrence, Ohio sind vier Neuheiten, die von den ein- Neue Obstsorten in Amerika. iß^ heimischen durch Hybridisierung abstammen, doch sich mit den europäischen Arten wohl nicht messen können, für uns daher wohl nur Xamen. Brombeeren. Unter den Neuheiten befindet sich ein Bastard zwischen Rubus crataegifolius und Rubus ursinus. Er wird zu den Brombeeren gerechnet, weil er ihnen im Aeussern ähnelt und die Frucht am Blütenboden haftet. Ausserdem Eldorado und Truman Thornless. Himbeeren. vSchwarze. Babbitt und Hannibal. Dunkelrote. Colossal. Rote. Cardinal, King, Royal Church. Stachelbeeren. Columbus. Erdbeeren. California, Columbia, JMurray, Omega. Erdbeeren haben wir in vorzüglicher Auswahl in Europa, können daher die der neuen Welt recht gut vermissen; ebenso ist es mit den Brombeeren, Himbeeren und dergl. Tropische und subtropische Früchte erzeugt Amerika in verschiedenster Auswahl; von diesen Früchten werden als empfehlenswert erachtet: Sorten der Kaki-Pflaume (Diospyrus Kaki), als Neuheit die Costata in Florida entstanden; Eriobotrya japonica, Loquat, Giant von Californien; Orangen, Limonen; die Buffalo-Beere, Shepherdia argentea, eine wilde Beerensorte von Dacota. Diese könnte in Europa, ähnlich der Elaeagnus edulis, versucht werden, da das Land ihrer Geburt kalt genug ist, der Strauch, sehr fruchtbar und, mit Johannisbeer- ähnlichen Früchten dicht bedeckt, einen sehr hübschen Anblick gevv^ährt. Der Strauch erreicht eine Höhe von 5 bis 18 Fuss, die Blätter sind länglich keil- förmig, auf beiden .Seiten silbergrau, die Früchte hängen fest am Stamm bis in den Winter, sind rot und gelb, mit säuerlichem Fleische, worin sich ein einzelnes kleines Samenkorn befindet. Man macht aus der Frucht eine vorzügliche Gallerte, welche, zum Nachtisch mit Zucker genossen, köstlich schmeckt. Aus Samen leicht zu erziehen, ist es jedoch besser, da die Pflanze zweihäusig ist, von weiblichen Pflanzen die Ableger oder Ausläufer zu entnehmen, nebst einigen männlichen Pflanzen, damit die Befruchtung stattfindet. Einige Hickory-Nüsse machen den Schluss. Ein Werk, welches die Durchsicht der amerikanischen Nomenklatur an- strebt, ist im Gange; die Aepfel sind soweit gediehen, dass die Veröffentlichung stattfinden kann, es sollen alle Spielarten mit ihren Doppelnamen, so viel wie möglich, aufgeführt und ihr Ursprung angegeben werden. Da die amerikanische pomologische Gesellschaft bestimmte Regeln für Benennung neuer Sorten auf- gestellt, so folgt die Aufzählung der Bedingungen, unter welchen benamset werden soll, und wonach sich jeder richten muss. Den Schluss des Werkes macht die Beschreibung eines Baumschützers sowie eine Abhandlung über die Obstkultur in Minnesota, Wiskonsin, Süd-Dacota und Jowa, und Berichte über dort stattgefundene Ausstellungen von Aepfeln. C. Alathieu. i66 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — • Kleinere Mitteilungen. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Neuheiten für 1894 von Sattler & Bethge, A.-G., Quedlinburg. Treibgurke „Bundesmann's Un- vergleichliche''. Unter den ver- schiedenen Gemüse -Neuheiten, welche uns für das kommende Frühjahr in Aussicht stehen, dürtte die neue Treib- gurke „Bundesmann's Unvergleichliche" einen hervorragenden Platz einnehmen. Ihre Stammmutter ist die Reinhard'sche weisse Treibgurke, welche aber der kleinen Früchte wegen weniger begehrt ist. obige Sorte dagegen trägt Früchte von durchschnittlich 42 — 44 cm Länge. Nicht mit Unrecht ist dieser Sorte der Name : „Unvergleichliche" gegeben worden, denn sie hat ihren Anbau mit unvergleichlicher Fruchtbarkeit belohnt. In den kommenden Jahren wird diese Neuzüchtung jedenfalls den ersten Rang unter den Treibgurken einnehmen und sollten daher auch die kleinen Handelsgärtner, welchen nur wenig Platz zur Verfügung steht und welche recht zeitig Gurken haben wollen, einen Versuch mit dieser Sorte machen. Ihren ersten Preis hat sich „Bundesmann's Unvergleichliche" auf der 1893er Obst- und Gemüse-Aus- stellung zu Nordhausen in Gestalt einer bronzenen Staatsmedaille erobert. Pelargonium zonale fol. var. »Gruss aus dem Algäu.« Diese pracht- volle Neuheit stammt aus einer Kreuzung zwischen Empress of India und Grand Chanceller de Faidherbe. Die dunkelrot gefüllten Blumen heben sich wirkungsvoll von den weissbunten Blättern ab. Ausgezeichnet ist diese Neu- heit als Gruppenpflanze zu verwenden. Ageratum multiflorum nanum comp, coeruleum. Eine vorzüg- liche Neuzüchtung. Sie bildet das genaue Gegenstück zu »Ageratum multiflorum nanum comp, album» und eignet sich auch im Winter als vor- zügliche Schnittblume. A 1 1 e r n a n t h e r a »H e r m s d o r f « . Diese neue Alternanthera ist für Teppich- beetgärtnerei sehr zu empfehlen. Sie zeichnet sich vor Alternanthera amabilis, mit welcher sie im Bau Ähnlichkeit hat, durch eine herrlich zartrote Be- laubung aus und braucht ihres massigen Wuchses wegen fast garnicht geschnit- ten zu werden. Alternanthera metallica au- rea. Sie ist nicht ganz neu, doch wenig bekannt und sollte ihrer metall- grünen Blätter wegen mehr Verwendung finden. . Heliotrop »Kaiser Wilhelm II.« Neuheit I. Ranges, blüht den ganzen Winter hindurch. Myosotis dissitiflora grandi- flora. Vorzügliches Vergissmeinnicht mit ungeheuer grossen himmelblauen Blumen. Kleinere Mittheilungen. Bitte! Die No. 1 der Gartenflora 1894 ist infolge der unerwartet steigenden Zahl der Leser gänzlich vergriffen. Wir bitten deswegen diejenigen unserer Freunde, welche die Zeitschrift nicht einbindenlassen,besagte Nummer an den Unterzeichneten gütigst zurücksenden zu wollen. L. Wittmack. Viktoriapark zu Berlin. Der Alagistratbeabsichtigt, den Wasser- sturz im Viktoriapark in der>Zeit vom 1. Mai bis 15. Oktober, also 168 Tage, täglich 8 Stunden stattfinden zu lassen, was einen Kostenaufwand von 31 891 Mk. erfordert und hat deshalb rund 32000 Mark nach Gillscher Berechnung in den Etat für 1894-95 eingestellt. Ausstellungen und Kongresse. — Aus den Vereinen. 167 Ausstellungen und Kongresse. Charlottenburg. Eine grosse Hyazinthenausstellung wird Montag, 19. März, in der Flora zu Charlotten- burg eröffnet werden. Es werden auch Sammlungen von Krokus, Tulpen und Narzissen zu schauen sein. Die Veranstalter sind grössere Zwiebel- gewächszüchter in Berlin, u. a. G. A. Schulz. Genthin. Ausstellung. Der Verein der Gärtner und Gartenfreunde der Aus den Festsitzung der Bayrischen Gartenbaugesellschaft. Am 24. Februar d. J. fand in Mün- chen eine Festsitzung statt, welche die Bayrische Gartenbaugesellschaft zu Ehren ihres langjährigen ersten Präsidenten, des Regierungspräsidenten Freiherrn von Pfeuffer aus Anlass seines an dem Tage stattfindenden 70 jährigen Geburtsfestes veranstaltet hatte. In dem sehr geschmackroll mit Blumen und Pflanzen, sowie der Büste des Jubilars geschmückten Parterresaal der »Centralsäle« wurde die Fest- versammlung abgehalten. Flerr Ober- inspektor Max Kolb (der 2. Vorstand) hielt eine Festrede. Er gedachte in der- selben der geschichtlichen Entwickelung des Vereins, an dessen Spitze Herr von Pfeuffer seit 22 Jahren steht, und zu- gleich hob er die Verdienste des Jubi- lars hervor. Wie er alljährlich thätig gewesen sei, den Ausstellungen des Vereins die Verleihung des Königs- und des Staatspreises, sowie des Preises der Stadt München zu sichern, und dadurch die Zwecke der Gesell- schaft nicht wenig förderte. Dass ferner der Prinz -Regent das Protektorat der Gesellschaft übernommen habe, und dass dem Gartenbau bei der Landes- Ausstellung in Nürnberg der gebühren- de Raum gewährt wurde, verdanke man den Befürwortungen von Pfeuffers. Auch Jerichowschen Kreise veranstaltet vom 7 — 9. incl. Septbr. d. J. eine Gartenbau- ausstellung. Der Obst- und Gartenbauverein zu Leobsc hütz hat beschlossen, im September d. J. eine allgemeine Gar- tenbauausstellung zu veranstalten. Liege. 39. grosse Ausstellung der Societe Royale d'Horticulture de Liege 15 — 17. April 94 im Casino Gretry. Boulevard d'Avroy. Vereinen. für die Hebung des Obstbaues sei er durch Einrichtung von Wanderlehr- instituten eingetreten, und die Obst- ausstellung in den siebenziger Jahren wurde durch seine Alithilfe verwirk- licht. Der seit Jahren im Ausschuss angeregten, allerdings noch nicht durchgeführten Gründung einer Garten- bauschule habe von Pfeuffer stets das Wort geredet. Und ein Hauptverdienst dieses Mannes sei die Gründung eines Unterstützungs - ^'ereins für invalide Gärtner, die in den siebenziger Jahren stattfand. In der Geschichte des Vereins wird die Zeit der Thätigkeit dieses Präsidenten für immer einen glänzen- den Abschnitt bilden, und wird derselbe sich dort wie auch überhaupt in der Ge- schichte des bayrischen Gartenbaues einen hervorragenden Platz sichern. Als äussere Erinnerung an diesen Fest- tag überreichte der ^>rein dem Jubilar eine Adresse und einen Tafelaufsatz. Herr von Pfeuffer war selbst nicht erschienen, da er den Festabend im Kreise seiner Familie beging. — Nachdem der Festredner geendigt, hielt noch der Herr Privatdozent Dr. Giesenha gen, Kustos am König- lichen botanischen Garten zu München, über den »Einfluss der Kultur auf die Pflanzen« einen viel interessantes bietenden ^'ortrag. M. G; l68 Sprechsaal. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung. — General-Register etc. Sprechsaal. Frage ii. Zu welcher Art Rosen gehört die ganz niedrige sog. Damen- rose: O. S. in F. Antwort: Zu Rosa indica La- wrenceana Red. et Th. Sie heisst auch Rosa Lawrenceana Sweet, R. indica acuminata Red. et Th., R. semperflorens minima Sims. — Es giebt von dieser Art mehrere Sorten, Ihre ist Ladies Whim, französisch: Caprice des Dames, deutsch: das Damenröschen. Frage 12. Kann man den in Sand stratificierten Samen von Rosa canina schon jetzt aus der Kiste nehmen und säen? X. « • * Antwort: Gemäss! Es wäre aber besser gewesen, falls kein Mäusefrass zu befürchten, sie gar nicht in feuchten vSand einzuschichten, sondern sie schon im Herbst auszusäen, dann würden sie schon in diesem Sommer keimen. So liegen die meisten wahrscheinlich ein Jahr über. Personal-Nachrichten. Aufruf. Eine Anzahl Freunde des Garten- Inspektors Ortgies in Zürich sind zusammengetreten, um ihm, der am 1. Mai d. J. sein 50 jähriges Gärtner- Jubiläum feiert, eine Ehrengabe zu überreichen. Weiteres in der nächsten ^'ummer. Beiträge nimmt einstweilen entgegen ^ Wittmack, Berlin N.. Invaliden-Strasse 42. Es sind ernannt: Der Privatdozent Dr. Schütt-Kiel zum ausserordent- lichen Professor, der Obergärtner Erich Wocke am Königlich bota- nischen Garten zu Berlin zum Ober- gärtner des botanischen Gartens in Zürich an Stelle des Garten-Inspektors E. Ortgies. Dem herrschaftlichen Gärtner Kappel zu Münster i. W. ist das allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Tagesordiiimg für die Versainniliiiiö des Vereins zurBeförderuiio des Garteiil]aues in den preussisclien Staaten am Donnerstag, den 29. März 1894, 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. L. "Wittmack. Obstbau und Obstverwertung in den ^'erein. Staaten. 3. Verschiedenes. General-Register für die 10 Jahrgänge der Gartenflora 1882-1891. Auf vielfach geäusserten Wunsch hat der Verein zur Beförderung des Gartenbaues beschlossen, für die 10 Jahrgänge 1882-1891, wie das für je 10 frühere Jahrgänge geschehen, ein General- Register anzufertigen, obwohl die Gartenflora erst seit 1887 Vereinsorgan ist. Das Register ist bereits im Satz; um aber die Auflage übersehen zu können, werden alle Diejenigen, welche ein solches wünschen, gebeten, dies baldigst dem Unterzeichneten anzuzeigen. Das Register wird für Abonnenten höchstens I Mark kosten. Mitglieder, welche das Register wünschen, erhalten es unentgeltlich. L. Wittmack, Invallden-Strasse 42. l Gai-tenflora 1S94. Taf.1401. Solanum muticum HooK.fil. Solanum muticum N. E. Brown. \'c)n C. Si^ren^er, in Firma Dammann & Co., San Giovanni a TecTuccio bei Neapel. ^f^^^** Hierzu Tafel 1401. in Strauch von 1,50 m Höhe, reich und vom Boden auf a* erzweigt, sehr ?wr^ variabel und völlig dornenlos. Stengel holzig, eckig, gefurcht, braun- > häutig, sonst glatt; Blätter einzeln, eilanzettlich, stumpf, an den Blatt- stielen herablaufend, freudig grün, oben glänzend mit unterseits stark hervor- ^/ tretenden Xerven; 12 — 20 cm lang. Blumen einzeln oder zu zweien in den Blattwinkeln, viel kürzer als die Blätter, schön veilchenblau mit goldgelben Antheren. Kelchzähne lang, pfriemlich. Blumenkrone buchtig ausgeraixdet, winkelig und aussen gefurcht. Früchte so gross wie eine Haselnuss, herab- hängend, rundlich, etwas zusammengeschnürt, rötlich. Bringt wenig Früchte in Neapel. Samen klein, weiss. Stammt^ aus den Bergen oberhalb Buenos- Ayres, wurde durch uns eingeführt und in Kew bestimmt. Der sehr schöne vStrauch steht dem S. lycioides L. aus Peru nahe, blüht bereits im 5. Monate nach der Aussaat, ist hier in Neapel völlig winterhart und blüht vom Mai bis Dezember — im Gewächshause wahrscheinlich das ganze Jahr. Er variiert, wächst meist geschlossen, doch kommen auch sperrig wachsende, immer aber sehr verzweigte Exemplare vor. Man kann ihn aber durch den Schnitt zu jeder beliebigen Höhe und Breite erziehen. Er schmückt sich fortgesetzt mit einer grossen Anzahl Blumen, die immer an den .Spitzen und jungen Trieben erscheinen, den .Strauch zu einer prächtigen Toj^f- und Zimmerpflanze stempelnd, der wahrscheinlich von grossem Werte für den Handel sein wird. Man vermehrt ihn durch Samen und Stecklinge. Er ist genügsam, gedeiht in jedem Erdreich, liebt sonnigen Standort und ist äusserst dankbar. Nachschrift der Redaktion. Auf unserer Tafel ist irrtümlich Hook. til. als Autor angegeben, weil das auf der Vorlage so stand. Als wir Sir Joseph D. Hooker baten, uns anzugeben, wo er die Pflanze beschrieben habe, ant- wortete er uns, dass nicht er, sondern N. E. Brown im Kew Bulletin No. 85 1894 S. 6 sie beschrieben habe, und hatte die grosse Freundlichkeit, mit eigener Hand die Beschreibung zu kopieren, wofür wir ihm den verbindlichsten Dank sagen. Es wäre das nicht einmal nötig gewesen, da der Verein zur Beförderung des Gartenbaues dies Bulletin selbst erhält. — Wir geben nachstehend die lateinische Diagnose von N. E. Brown und in Uebersetzung dessen Bemerkungen. Solanum muticum, N.E. Brown [Solanaceae] ; S. lento affine, caule erecto ramoso angulato pubescenti pilis simplicibus, foliis petiolatis lanceolatis acuminatis apice subobtusis basi in petiolum cuneatis viridibus moUiter pubes- centibus pilis simplicibus vel furcatis nee stellatis, floribus pedicellatis umbellato- fasciculatis in axillis foliorum vel in furcis ramorum vel terminalibus, calyce cyathiformi 5—10 dentato pubescenti dentibus filiformibus alternis minoribus inQ Gesuch des \'ei"eins zur Beförderung des Gartenbaues. infra apicem tubi affixis, coroUa late infundibulariformi magna pentagona plicata violacea glabra apice dentorum pubescenti, staminibus 5 subaequalibus coroUa ter brevioribus, lilamentis brevissimis. stylo staminibus a^quilongo apice arcuato leviter incrassato, bacca? Habiat. — Paraguay (cultivated in Monte Video), Gibert, 50 and 041. Petiolus V3 — V4 poU. longus, Lamina foliorum iV4~3 poll. longa, ^/-j — 1V4 poll. lata. Pedicelli Y2 — '74 poll. longi. Calycis tubus 1 — 1V2 ün. longus, dentibus 1 — 3 lin. longis. Corolla 1 — 1V2 poll. diam. Stamina 2 — 2Y2 ün. longa. Specimens of this plant were first sent to Kew by Gibert in 185S, with a note that it is a native of Paraguay, but is cultivated in Monte Video as an ornamental plant. Living specimens were received from Glasnevin Botanic Garden in September 1872, and in the same month of 1893 it was sent to Kew by Messrs. Dammann & Co., who received it from Buenos Ayres. But it does not appear to have been previously described or recorded, unless it has been mistaken for S. lentum, Cav., which is a much more woody plant with terete (not angular) stems and one of the stamens about twice as long as the other four. To judge from the dried specimens, S. muticum is rather a showy free flowering species, and likely to prove a useful plant for summer bedding. Uebersetzt: Vaterland: Paraguay (kultiviert in Monte \^ideo), Gibert, 56 und 641. Blattstiel 1/3 — ^4 Zoll lang, Spreite der Blätter 1Y4 — 3 Zoll engl, lang, 1/2 — 1V4 2oll breit, Blütenstiele 1/2 — V4 Zoll lang, Kelchröhre 1 — 1Y2 Zoll lang mit 1 — 3 Zoll langen Zähnen, Krone 1 — 1Y2 Zoll Durchmesser, Staubgefässe 2 — 2Y2 Zoll lang. , Exemplare dieser Pflanze wurden zuerst von Gibert 1858 nach Kew gesandt mit der Bemerkung, dass sie in Paraguay heimisch sei, aber in Monte Video als Dekorationspflanze kultiviert würde. Lebende Exemplare erhielt Kew vom botanischen Garten in Glasnevin im vSeptember 1872 und in demselben Monate des Jahres 1893 schickte sie die Firma Dammann & Co., welche sie A'on Buenos-Ayres erhalten hatte, nach Kew. Sie scheint aber A'orher nicht be- schrieben oder erwähnt zu sein, es sei denn, dass sie für Solanum lentum Cavanilles gehalten wurde, welches eine weit holzigere Pflanze mit rundem (nicht eckigem) vStamm und m.it einem ungefälir zweimal so langen Staubgefäss als die übrigen vier ist. Nach den getrockneten Exemplaren zu urteilen, scheint Solanum muticum eine ansehnliche und reich blühende Species und wird sich voraussichtlich als sehr geeignet für vSommerbeete erweisen. Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten an Se. Excellenz den Herrn Ali ni st er für Eandwirtschaft, Domänen und Forsten betreffs Bildung eines eigenen Dezernats für Gartenbau. Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues hat am 0. Januar 1894 einen eingehenden Bericht an den Herrn Alinister für Fandwirtschaft, Domänen und Forsten betreffs Bildung eines eigenen Dezernats für Gartenbau eingereicht, den wir im wesentlichsten nachstehend wiedergeben. Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. j -y i Zu dieser Bitte hat — abgesehen von den weiter zu erörternden, durch die Ausführungsbestimraungen zu der neuen Gesetzgebung hervorgerufenen Be- schwerden— besonders der Umstand den Anlass gegeben, dass derWirkl.Geh.Ober- Reg.-Rat Dr. Singehnann, der frühere Direktor des Vereins und dessen Ehren- präsident, der neben dem Dezernate über die Gärtnerlehranstalt zu Potsdam, die Anstalten zu Proskau und Geisenheim, auch die übrigen Gartenbau-Angelegen- heiten bearbeitet und dabei durchseinereichenKenntnisse sowie durch sein warmes und wirksames Interesse für den Gartenbau sich den Dank aller Gärtner erworben hat, am i. d. Mts. in den Ruhestand übergetreten und desswegen bei dem Personen- und Dezernat-Wechsel in den beteiligten Kreisen die Besorgnis hervorgerufen ist, ob auch im Hinblick auf die weittragenden Fragen, die jetzt und wohl noch mehr inder Folgein demMinisteriumfürLandwirtfchaftzubearbeiten sind, dem Nachfolger des Herrn Dr. Singelmann neben seinen sonstigen Ge- schäften auch die Zeit bleiben wird, die den Gartenbau betreffenden An- gelegenheiten nur im Nebenamte zu bearbeiten. In dieser Besorgnis hat sich bereits der ^'orstand des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands in einer uns zur Befürwortung in Abschrift mitgeteilten Vorstellung an E. E. mit der Bitte gewendet. „das bisherige Dezernat für die gärtnerischen Lehranstalten zu einem allgemeinen Dezernat für Garten-, Obstbau u. s. w. erweitern zu wollen." Diese Bitte erlauben wir uns unter Bezugnahme auf die in der Vorstellung- gemachten thatsächlichen Anführungen, die auch nach unserer Auffassung in der Hauptsache überall zutreffen, angelegentlichst und ganz gehorsamst zu unter- stützen. Es herrscht — wie wir nicht verschweigen dürfen — in allen gärtnerischen Kreisen besonders über die in anderen Ressorts getroffenen Be- stimmungen zu den neuen Gesetzen eine grosse, zum Teil begründete Un- zufriedenheit, die um so bedauerlicher ist, als gerade die Gärtner, schon ihrem Berufe nach, von jeher ihre Loyalität und ihren Patriotismus bewährt haben. Es würde zur Beruhigung in diesen Kreisen und zur Stärkung des Vertrauens der Kgl. Staatsregierung in der wirksamsten und erfreulichsten Weise beitragen, Avenn E. E. geneigen möchten, der vorgetragenen Bitte, soweit irgend thunlich Folge zu geben und uns durch eine wohlwollende Bescheidung dahin zu erfreuen, dass E. E. auch fernerhin Hochdero Interesse dem Gartenbau und seiner Förderung zuwenden und für die Vertretung desselben in Hochdero Alinisterium durch den dafür bestimmten Dezernenten Sorge tragen würden. Die vornehmlich in dem Ausschusse für gewerbliche Angelegenheiten unseres Vereins ausgesprochenen Wünsche gehen weiter dahin, dass künftig die etwa in anderen Ressorts aufzustellenden Entwürfe zu Gesetzesvorlagen, die auch die gärtnerischen Interessen berühren, zunächst E. E. zur Begutachtung vorgelegt und dann durch den betr. Dezernenten einer eingehenden Prüfung unterzogen würden, um die Gärtner vor Nachteilen zu bewahren, und dass der Herr Dezernent in den dazu angethanenen Fällen Veranlassung nehmen möchte, hierbei auch die sachverständigen Gärtner, eventuell durch die Vermittelung unsers Vereins, zu hören. In jedem Falle würde der Vorstand es für seine wichtigste Pflicht halten, sich hierzu jederzeit dem Herrn Dezernenten zur Verfügung zu stellen und aus der grossen Zahl der ]\Iitglieder, besonders der Ausschüsse, die geeignetsten Persönlichkeiten zu bezeichnen, die zweifellos be- j'72 Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. fähigt sein würden, die entstehenden Fragen sachverständig und objektiv zu begutachten. Es dürfte nicht zu verkennen sein, dass in den neueren Gesetzen und in den dazu in andern Ressorts erlassenen Ausführungsbestimmungen mehrfach Vorschriften erteilt sind, die von einer nicht zutreffenden Kenntnis der gärtnerischen Verhältnisse ausgehen und deshalb als grosse Härten und Beeinträchtigungen dieser Interessen empfunden werden und die voraussichtlich verhütet oder doch erheblich gemildert worden wären, wenn vorher die Fragen durch Anhörung von Sachverständigen aus den betreffenden Kreisen erörtert und das Ergebnis durch E. E. vielvermögenden Einfluss zur Geltung gebracht worden wäre. Es gilt dies vorwiegend hinsichtlich der folgenden Punkte, die zum Teil auch schon in der Vorstellung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands in der Hauptsache zutreffend geschildert sind: 1. Die Gärtnerei, welche früher [ohne weiteres zur Landwirtschaft gerechnet wurde, wird jetzt bezüglich einzelner Zweige zum Gewerbe gezählt und hat namentlich die Bestimmung des Gewerbesteuergesetzes vom 24. Juli 1891, dass die Kunst- und Handelsgärtnerei Gewerbesteuer zahlen soll, während der Obst-, Wein- und Gartenbau, wie die Landwirtschaft, von derselben befreit sind, den grössten Anlass zu Beschwerden gegeben. Es ist im Gesetz wie in den Aus- führungsbestimmungen gar keine Definition des Begriffes „Kunst- und Handels- gärtnerei" aufgestellt und darum die Veranlagung zur Gewerbesteuer in sehr ungleichmässiger Weise erfolgt. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands hatte Se. Exzellenz den Herrn Finanzminister um eine Delinition gebeten und als diese nicht erfolgte, ihn ersucht zu bestimmen, dass die Gärtnerei für die selbstgewonnenen Erzeugnisse von der Gewerbesteuer befreit bleiben möge, da t dieselbe Befreiung auch beim Obst- und Weinbau wie bei der Landwirt- schaft stattfindet. Der Herr Finanzminister hat leider ausweislich der anbei überreichten Abschrift der Verfügung A'om 24. October (Gartenflora 1894 S. 30) dies abgelehnt und zwar aus Gründen, die nach der allgemeinen Auflassung der Gärtner auch in thatsächlicher Beziehung nicht zutreffend sind und die — das ist ein dringender Wunsch — einer genauen Klarlegung und Prüfung durch Sachverständige bedürfen. 2. Auch bei der bevorstehenden Organisation des Handwerks und des Lehrlingswesens, wie sie seitens des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe geplant ist, würde die Gärtnerei in eine ungünstige Lage kommen, da sie sich nicht in den Rahmen des Handwerks zwängen lässt; weit besser wäre es, besondere Kammern für Gartenbau zu errichten. 3. Die bevorstehende Revision der Gewerbeordnung in Bezug auf den Hausierhandel erfordert auch eine sorgfältige Prüfung in Bezug auf den Handel mit Bäumen, Sträuchern und .Sämereien, da nach Ansicht der meisten Fach- männer durch diesen Hausierhandel den Käufern nur minderwertige Ware, Bäume und Sträucher, die nicht anwachsen und die nicht die richtigen Namen tragen, sowie Samen, die nicht sortenecht sind, in die Hände gespielt Averden und die Lust und Liebe zum Gartenbau bei den später folgenden Enttäuschungen untergraben wird. 4. Das Gesetz über die Sonntagsruhe bedarf bezüglich der Gärtnerei ent- schieden der Abänderung, da bei der Gärtnerei und dem Blumenhandel ganz andere Gesichtspunkte in Betracht kommen als z. B. in einem gewöhnlichen kaufmännischen oder Fabrikbetriebe, wenn auch nicht verkannt werden soll. Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. ina dass an einigen Orten in einzelnen Punkten bereits gewisse Erleichterungen gewährt sind. 5. Trotz aller Beschwerden findet an manchen Orten noch immer ein Ver- kauf von Gartenbauerzeugnissen aus fürstlichen Gärten und aus den Gärten öffentlicher Anstalten, wie aus Kreis- und Gemeindebaumschulen statt, was dem Handelsgärtner und dem Baumschulbesitzer, der so viele Steuern zu zahlen hat, während jene meist davon befreit sind, die Existenz sehr erschwert. 6. Bei dem Abschlüsse der Handelsverträge mit Oesterreich sind die Wünsche des Gartenbaues leider nicht berücksichtigt worden, indem bei der Ausfuhr nach Oesterreich die einheimischen Gartenerzeugnisse dort einem Zoll unterliegen, während die aus Oesterreich eingehenden bei uns davon befreit sind, wie wir in unserer Vorstellung vom 17. März v. J. hervorgehoben haben. In dieser Vorstellung haben wir auch die Bitte ausgesprochen, dass bei dem mit Russland abzuschliessenden Handelsvertrage dieser Gesichtspunkt Berück- sichtigung finden möge, und es hat E. E. hochgeneigte Mitteilung vom 28. März V. J., dass unser Gesuch von E. E. dem Herrn Reichskanzler über- reicht sei, im Verein allseitigen Dank hervorgerufen. 7. Die Frage des gärtnerischen Unterrichtes bedarf dringend der durch- greifenden behördlichen Regelung. Es fehlt an einem planmässigen und gleich- artigen Vorgehen auf diesem Gebiete, sowohl in Bezug auf den niederen wie auf den höheren Unterricht. Ja, der niedere Unterricht ist ganz ohne jede Regelung, und wenn nicht die Vereine und Gemeinden hier und da sich der Sache annähmen, wie es z. B. unser Verein in Gemeinschaft mit der Stadt Berlin gethan, wäre es um die Ausbildung der jungen Gärtner traurig bestellt. Aber auch bei den so blühenden höheren Anstalten vermisst man eine Einheitlichkeit in der Organisation. Ist doch schon die geforderte Vorbildung bei der Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Potsdam eine höhere als bei den Anstalten in Proskau und Geisenheim, und dabei sind umgekehrt die aufgewendeten Mittel in Potsdam viel geringer als bei den beiden anderen Anstalten. Es erscheint ferner dringend wünschenswert, dass die so bewährte Potsdamer Gärtner- lehranstalt aus ihrer Zwitterstellung befreit und voll und ganz zum Staatsinstitut wie Proskau und Geisenheim erhoben würde. S, Endlich ist auch die Frage des Obergärtner-Examens, wie wir uns früher bereits erlaubten auszuführen, allgemein zu regeln, da bis jetzt weder feststeht, ob und welche Vorbildung nachzuweisen ist, in welchen Fächern geprüft werden soll, ob ein Einzelner oder eine Kommission die Prüfung abnehmen soll, ob schriftliches oder mündliches Examen oder nur ersteres gefordert wird und noch manches andere. Sicherlich werden im Laufe der Jahre noch viele wichtige Fragen hinzu- treten, und um so mehr erscheint es uns geboten, dass ein allgemeines Dezernat für Garten- und Obstbau, dem eventuell auch der Weinbau unterstellt würde, eingerichtet werden möchte. Euerer Excellenz wohlwollender Erwägung stellen wir hiernach die Prüfung und Entscheidung ehrerbietigst anheim, indem wir uns der Hoffnung hingeben, dass E. E. in unserm Schritte nicht einen Mangel an A^ertrauen oder eine un- befugte Einmischung in die Ressortverhältnisse, sondern nur das Bestreben erblicken möchten, in Erfüllung der uns durch die Allerhöchsten Statuten j '-4 Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea. obliegenden Pflicht die zur Beförderung des Gartenbaues im Staate geeigneten Massnahmen vorzuschlagen imd durch Herbeiführung der Abänderungen das Vertrauen in die Kgl. Staatsregierung" zu stärken. Euerer Exzellenz von Pommer Esche, Wirkl. Gell. Ober-Finanzrat, Direktor. An den Kgl. Staatsminister, Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Herrn von Heyden-Cadow, Excellenz. Antwort des Herrn .Ministers auf A'orstehendes Gesuch. Berlin, den 2ö. Januar 1894. Auf die Eingabe vom 6. d. Mts., betreffend die Einrichtung eines eigenen Dezernats für Garten-, Obst- und Weinbau im ^diesseitigen Ministerium, erwidere ich dem "\'orstande ergebenst, dass ich allen von Wohldemselben angeregten Fragen die grösste Aufmerksamkeit widme und dieselben in meinem Ministerium nicht nur durch einen ständigen Dezernenten, sondern auch je nach der Natur der einzelnen Angelegenheiten durch die betreffenden Fachdezernenten bearbeiten lasse. Die Bestellung eines eigenen Dezernenten für Garten-, Obst- und Weinbau-vSachen ist, wie ich auch dem Vorstande des Ver- bandes der Handelsgärtner Deutschlands bereits unterm 28. Dezember v. J. mitgeteilt habe, zunächst nicht in Aussicht genommen. Der ^Minister für Landwirtschaft, Domänen und T-Ytrsten. An V. Hey den. den Vorstand des Vereins zur Befördeiamg des Gartenbaues in den preussischen Staaten, hier Invalidenstrasse 42. Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea.'^ Von H. Witte-Leiden. Hierzu Abb. 46. 'Is ich vor sechs Jahren den botanischen Garten in Lüttich besuchte, hauptsächlich um die reiche imd schöne Bromeliaceen- Sammlung zu bewundern, fand ich daselbst eine Aechmeaart mit Früchten, welche durch ihren Habitus sehr imponierte, und ihrem Namen »grossstache- lige« Ehre machte. Ich kannte die Aechmea macracantha bis jetzt noch nicht, und es war mir A^on Interesse, diese schöne Spezies auch für unseren Garten zu erlangen. Mein Freund und Kollege Marechal, der Inspektor des Lütticher *) Aechmea, vom griechischen aichme ^^ Spitze, wegen der spitzen Kelchblatter, macros gross, acanthus der Dorn. Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea. 176 Abb. 4(1. Aechmea macracantha Brongn. Hochblätter lackrot, Blumen grünlich. Gartens, besass davon leider nur ein einziges Exemplar, doch war er so freundlich, mir eine der reifen Beeren zu überlassen, und aus dem Samen erzielte ich im Sommer 188S, wenn ich nicht irre, acht junge, aber schon kräftige Pflanzen, von welchen die meisten nach und nach an andere botanische Gärten abgegeben wurden jnQ Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea. Eine von den übrig gebliebenen blühte zum ersten Male im Mai 1892. und machte ich davon das Lichtbild, von welchem eine sehr getreue Kopie in Abb. 46 hier wiedergegeben ist. Auch diese Pflanze setzte gut Früchte an; die Samen wurden in unserem Samenkatalog offeriert, und bis auf das letzte Korn an verschiedene botanische Gärten verteilt. Da die Samen gut keimfähig waren, darf man annehmen, dass diese schöne Pflanze jetzt durch eine Anzahl junger Individuen in den Samm- lungen verbreitet ist. Die dekorative Schönheit dieser nicht sehr allgemein bekannten Pflanze wird nicht bezweifelt werden; auch die sehr verkleinerte Photographie zeigt dieses genugsam. Ohne Blüte ist sie, wenn gut entwickelt, schön, während die an sich nicht anspruchsvolle Infloreszenz doch die Schönheit des Ganzen sehr erhöht. Die kräftigen, steifen Blätter bilden eine Rosette von 1 m Durchmesser; sie sind ungefähr 1 m lang und bis 10 cm breit, der Rand mit starken, schwärz- lichen oder sehr dunkelbraunen Dornen auf 1 — 2 cm Entfernung besetzt. Ob- wohl die Blätter an beiden Seiten dicht mit sehr feinen, grauen Schuj^pen besetzt sind, haben sie doch eine bräunliche Farbe, und zeigen ausserdem noch zahlreiche, unregelmässig verbreitete, dunkelbraune grössere und kleinere Flecken. Der Blütenstiel, welcher um 30 — 40 cm den unteren Teil der Pflanze über- ragt, ist schön lackrot und mit sehr feinen, weisslichen Schüppchen besetzt. Die 3 — 4 Übergangsblätter (Brakteen) sind schmal, nach oben gerichtet und glänzend lackrot. Die sehr unbedeutenden, grünen Blümchen bilden eine ährenförmige Rispe. Im allgemeinen hat die Infloreszenz viel Ähnlichkeit mit der von Aechmea Barleei.'*) Der Blütenstiel ist aber viel kürzer, und die Brakteen sind bedeutend kleiner, obwohl nicht weniger schön. Besteht hinsichtlich der Schönheit dieser Pflanze wohl kein Zweifel, so ist bezüglich des Namens ein Zweifel nicht ausgeschlossen. Ich sagte oben, dass sie aus der berühmten vSammlung des Lütticher bo- tanischen Gartens stammt, und das war kurz nach Morrens Tod, als diese Samm- lung noch die Morrensche war und als authentisch angesehen ward. Dass Morren diese Pflanze für die Aechmea macracantha von Brongniart gehalten hat, halte ich für sicher, denn eine so sehr ins Auge fallende Art kann er nicht übersehen haben. Ich kultivierte sie denn auch ruhig unter diesem Kamen, welcher auch gut mit ihrem Charakter übereinstimmt, und verbreitete, wie erwähnt, erst einige Pflanzen, später eine Anzahl Samen nach links und rechts. Nun kommt aber Baker und nennt in seinem Handbook of Bromelia- neae S. 36, Xo. 8 die Aechmea macracantha Brongn. (ined.) synonym mit Aech- mea Schiedeana Schlecht. Wäre dieses nun eine einfache Synonymenfrage, so könnte man dem englischen Autor folgen. Es kommt aber hier leider etwas anderes dazu, und das ist, dass Bakers Beschreibung von Aechmea Schiedeana nicht genau auf unsere Pflanze passt. Baker hat die Pflanze nicht lebend gesehen. Seine Diagnose fertigte er nach einer Abbildung von Morren und einem Herbar-Exemplar von Brongniart, **) Siehe Gartenflora 1892, S. 36o mit Abb. Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. // wahrscheinlich (er sagt es aber nicht) nach einer Zeichnung von Aechmea Schiecleana und einem getrockneten Exemplar A^on Brongniart. Vielleicht brauchte er für seine Beschreibung einzelne Charaktere der ersten und einzelne der zweiten. Ich linde es darum nicht gerechtfertigt, den Namen, unter welchem Brongniart diese Pflanze unterschied, und welchen Morren, obwohl nicht öffentlich, aner- kannte, zu verwerfen, um so weniger, da es sehr gut möglich ist, dass Baker sich durch ungenügendes Material irrte, und Aechmea Schiedeana und macra- cantha wirklich verschiedene Spezies sind. Unter diesem letzteren Namen ist die Pflanze von hier auch verbreitet, und es wird gut sein, es so zu lassen, um späteren neuen Verwirrungen vorzu- beugen. Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. 0^^^)/^ ^01^ b. Thüer, Neustadt in Mecklenburg. »kIIi (Schluss aus No. 6.) fiH^Äiilium auratum. diese Königin der lilien, ist der Stolz und die Freude so vieler Blumenliebhaber. Die Zwiebeln werden jetzt in Massen aus dem Vaterlande, aus Japan und China importiert. Aber, möchte ich fragen, welcher Liebhaber hätte nicht schon traurige Erfahrungen damit gemacht? Plötzlich keimen die Zwiebeln nicht wieder, ja sie sind verschwunden, oft spurlos verschwunden, sie, die doch so schön gediehen und blühten. Wo sind sie geblieben, gestohlen? verfault? erfroren? oder von Mäusen verzehrt? — Die Antwort liegt sehr nahe: Sie sind naturgemäss eingegangen, ihre Lebensdauer wälirt nur 4 bis 7 Jahre. Nach Zahl der Jahre ist die Lebensdauer nicht genauer festzustellen, denn wenn unter günstigen Umständen, etwa im Vaterlande, die Zwiebel schneller wächst, so erreicht sie auch eher den Höhepunkt ihrer Lebensdauer. Die von mir aus Samen erzogenen (womit ich mich seit Jahren beschäftige) dauern ungefähr 7 Jahre. Einen Unterschied zwischen diesen letzteren und den importierten Zwiebeln finde ich darin, dass die importierten Zwiebeln meistens spurlos A'erschwinden, ohne Brutzwiebeln am Wurzelstock zu hinterlassen, oder im glücklichen Falle ist die Hinterlassenschaft nur eine sehr geringe. Hingegen ist die Anzahl der Brutzwiebeln bei den selbstgezogenen erheblich grösser und haben diese sich regelmässiger angesetzt. Die grossen Zwiebeln teilen sich zwar auch oft, aber diese geteilten Zwiebeln dauern dann nicht mehr lange, sondern gehen bald ein. Bisher habe ich die kleinen Brutzwiebeln, die sich ausserdem auch an der Basis des Blütenstengels bilden, mit den vSamenzwiebeln ver- mengt; fernerhin will ich jede Sorte für sich kultivieren, um über ihre Lebens- kraft ein Urteil zu haben. Als Spezialist in Stauden und Alpinen mache ich auf diesem Gebiete recht viele und interessante Beobachtungen, namentlich in Bezug auf die Lebensdauer und Altersschwäche. Man ist gewohnt, alle krautartigen Pflanzen entweder als ijährig G, — oder als 2 jährig 0, — oder als perennierend % zu bezeichnen; in einzelnen Fachschriften findet sich auch wohl noch die Bezeichnung © drei- jährig. Mit dem Zeichen % für Perennen (= ausdauernde Pflanzen) geht man gar zu freigebig um, denn diejenigen Pflanzen, die länger als 2 oder 3 Jahre j-yg Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. dauern, sind noch keineswegs alle ausdauernd, sondern es giebt 4, 5, ö und 7jährige Pflanzen u. s. w., nur dass sich bei längerer Lebensdauer diese mit Zahlen nicht mehr so scharf begrenzen lässt. Vielen Stauden ist bei der Fort- pflanzung durch Stockteilung auch nach einer Reihe von Jahren nichts nach- teiliges anzumerken. Dahingegen giebt es auch viele, die in sehr kurzer Frist lebensmüde werden. So glaube ich (meine Beobachtungen sind noch nicht abgeschlossen) diese Beobachtung gemacht zu haben bei Chelone barbata. Seit 5 — 6 Jahren durch Teilung fortgepflanzt, wollen sie nun nicht mehr gedeihen, Avährend die aus Samen neu erzogenen sehr üppig sind. Dieselbe Erscheinung beobachte ich bei Pardanthus chinensis, Helenium Hoopesi, Erigeron aurantiacus, Erinus alpinus, Leontopodium alpinum und vielen anderen. Recht auffallend ist diese Erscheinung bei Achillea moschata, einer echten Alpine. Die aus Samen erzogenen Pflanzen gedeihen ohne alle Umstände bei mir im freien Gartenlande, welches an sich allerdings gut geeignet ist, sehr üppig, und wuchern wie Unkraut. Nach der Teilung lässt aber die Üppigkeit von Jahr zu Jahr nach, und wenn man nicht sehr aufpasst, gehen die Pflanzen nach 4 bis 5 Jahren ganz ein. Max Kolb beschreibt in seinem neuen Werke „Die Alpen- pflanzen" die Kultur der Achillea moschata als eine sehr schwierige. Höchst wahrscheinlich ist diese Ansicht auf Unkenntnis der genannten Fernstände zurückzuführen. Man hört überhaupt gar zu viel Klagen über schlechtes Ge- deihen der Alpenpflanzen und dass solche meistens nach ein paar Jahren wieder eingehen. Mit dem Urteil ist man auch in der Regel sehr schnell fertig: „Es gefällt den Alpenbewohnern hier unten bei uns nicht, sie können hier die Luft nicht ertragen«. In den meisten Fällen reicht aber die natürliche Lebensdauer nicht weiter, sie gehen an Altersschwäche zu Grunde, ebenso wie in ihrer Heimat auch, nur mit dem FTnterschiede, dass sie dort leichter durch Selbst- aussaat ersetzt werden. Es liegt mir nun fern, alle Fälle von schlechtem Gedeihen auf Lebensmüdigkeit zurückzuführen, aber ich wollte nur darauf auf- merksam gemacht haben, dass dies gar zu oft die wahre Ursache ist, und eine Regeneration aus Samen geboten oder mindestens anzuraten ist. — Von 3 bis 6jährigen Pflanzen, also solchen, die öfter durch Samen erneuert werden sollten, möchte ich noch nennen: Primula, viele Sorten, Pentstemon, viele Sorten, Aquilegia, Dianthus alpinus, Veronica, viele Sorten, Campanula, viele Sorten, Geranium, Kitaibelia u. s. w. Diese Beispiele dürften genügen; ein ausfühiiiches Verzeichnis würde zu weit führen. Die Fortpflanzung durch Pfropfen, Okulieren und verwandte Methoden ist zwar auch eine ungeschlechtliche, aber dennoch wesentlich verschieden von der durch Stecklinge. Ich möchte sagen, das Fortleben wäre hier zur Hälfte ein individuelles, während die andere Hälfte aus einem lebenskräftigen Wild- ling besteht, der immer regeneriert wird. Aber beim Edelreis wird immer Reis vom Reis genommen bis in unbestimmte Zeiten. Wie lange kann das so weiter gehen, kann das bis ins unendliche fortgesetzt werden, ohne dass das Edelreis unter Altersschwäche zu leiden hätte? Das widerspräche allen Natur- gesetzen, denn jedes lebende Wesen wird alt und muss schliesslich sterben. — Ich teile mit mehreren praktischen und erfahrenen Leuten hiesiger Gegend die Ansicht, dass in unserer Jugendzeit die Gravensteiner :\pfelbäumc ein viel gesunderes Wachstum zeigten und bessere Ernten lieferten als in jetziger Zeit. Ja, vor einigen Jahren sahen alle Gravensteiner hiesiger Gegend so trül^e aus. Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. iWn dass man allgemein glaubte, sie würden eingehen. Sie haben sich zwar wieder erholt, sind aber keineswegs so gesund wie andere Obstbäume. Xun habe ich aber in meinem Garten ausser 4 Bäumen des echten Gravensteiners noch zwei andere Bäume, die unverkennbar auch Gravensteiner sind, aber Abweichungen von der echten Sorte zeigen. Bei der einen Sorte ist die Frucht mehr rot von Farbe, auch im allgemeinen grösser, aber nicht so gut im Geschmack; unter dem Xamen >>Roter Gravensteiner« nicht ganz unbekannt. — Die andere Sorte ist äusserlich in der Frucht kaum verschieden, aber das Heisch ist wesentlich härter und nicht so saftig, ist auch dauerhafter als die echte Sorte und auch im Geschmack noch etwas anders. Diese beiden Bäume haben aber ein auf- fallend besseres Wachstum als die 4 echten Gravensteiner und sind auch dank- barer im Ertrag. Ich halte diese unbedingt für eine spätere Xeuzüchtung aus Samen, d. h. nicht meine Exemplare sind Samenpllanzen, sondern ich will sagen, die Xeuzüchtung" dieser Sorten datiert nicht so weit zurück als die der alten, echten Sorte. Die Kunst des Pfropfens ist bekanntlich sehr alt, man will wissen, dass sogar die alten Römer sie schon geübt haben. Jedenfalls haben im Mittelalter die Klöster den Obstbau und das Pfropfen sehr eifrig betrieben. Wenn nun unsere Obstarten, durch Pfropfen fortgepflanzt, wirklich sehr alt werden könnten, so müssten aus dieser alten Zeit doch manche Sorten auf uns gekommen sein, die durch allerlei Merkmale, z. B. charakteristische Xamen, ihr Alter verraten. Die alten Mönche würden gewiss hier und da ihre guten Obstsorten nach von ihnen verehrten Personen oder zeitgemässen Gegenständen benannt haben. Davon ist aber meines Wissens nichts zu linden, im Gegenteil deuten Xamen und andere Umstände auf neueren Ursprung hin. Die alten Sorten sind wohl so allmählich ohne Sang und Klang verschwunden, während wieder neue Sorten an ihre .Stelle traten. In der Pomologie werden viele Sorten als »trägwüchsig« bezeichnet. Warum sind sie trägwüchsig? Freilich kann das in der X'atur der Art liegen, aber es giebt doch zu denken. — Wie oft aber sieht man einen Obstbaum im besten Lebensalter mit kränklichem Äussern, und einen gleichaltrigen daneben vqn Gesundheit strotzend! Mit dem Urteil ist man in der Regel schnell fertig: »Die Sorte gedeiht hier nicht, oder der Boden passt nicht!« Das giebt auch zu denken. — In meinem Garten habe ich mehrere grosse Obstbäume, bei welchen es mir in den 25 Jahren meines Hierseins noch nicht gelungen ist, die Sorten zuverlässig zu bestimmen. Es sind wahrscheinlich Samensorten, aber gerade diese haben das beste Wachstum. Die Pomologen-Vereine bemühen sich in anerkennenswerter Weise, die vorhandenen und neuen (Obstsorten auf ihren Wert zu prüfen und die Resultate bekannt zu geben. Man richtet sich auch bei der Auswahl der anzubauenden Sorten seitens des Publikums und der Baumzüchter, sehr gerne danach. Xach dem bisher Angeführten kann aber die Liste der anbauwürdigen Sorten nicht für immerwährende Zeiten massgebend bleiben, sondern es wird nötig sein oder nötig werden, Sorten wegen Lebensmüdigkeit auszumerzen und andere dafür aufzunehmen, bezw. auch dieselben Sorten zu regenerieren, insofern es gelingen sollte. Ich bin der Meinung, dass es für die Pomologen-^'ereine eine dankenswerte Aufgabe wäre, dieser Frage näher zu treten, und namentlich die vorhandenen Obstsorten auf ihr Alter bezM'. Lebensmüdigkeit zu prüfen. jgo lieber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. Dass die vorstehenden Betrachtungen über Altersschwäche und Lebens- müdigkeit von grosser Tragweite und Wichtigkeit sind, wird der Leser dieser Zeilen bereits eingesehen haben. Indessen darf man die Wichtigkeit auch nicht übertreiben, denn — die Natur (ich weiss augenblicklich keinen besseren Aus- druck) hilft sich von selbst! — Wenn die alten Sorten nicht mehr gedeihen wollen, so wirft man sie über Bord, unbekümmert um die T^rsarhe, weshalb sie nicht gedeihen wollen, und man schafft sich neue Sorten an. — Unsere Rosenkultur blüht zur Zeit in rechter Vollkommenheit. Sie würde nicht auf diesem vStandpunkt der Vollkommenheit sein oder bleiben, wenn die Sucht und Jagd nach neuen Sorten nicht alle Rosenfreunde beherrschte. Durch fort- währendes Einführen aus Samen neugezüchteter Sorten und Ausmerzen der abgelebten Sorten bleibt dieser Standpunkt erhalten. Bei der allgemein an- gewandten Fortpflanzung durch Stecklinge und (Jculation müsste sonst l)ald Altersschwäche bemerkbar werden. Es gab seit jeher Geschäftsleute A'on Beruf, die sich die Xeuzüchtung von Nutz- und Zierpflanzen angelegen sein lassen. Der eine züchtet neue Rosen, der andere neue Erdbeeren, ein anderer Kartotfeln, oder Georginen, A'elken u. s. w. Die Resultate solcher Züchtungen werden mit hohen Preisen in den Llandel gebracht. Nun begegnet man häufig der Meinung, nicht blos in den Kreisen des Publikums, sondern sogar der Gärtner, dass solche Geschäfte lediglich auf Geldschneiderei beruhten, so zu sagen auf Kosten des Publikums. Denjenigen, die dieser Meinung sind, möchte ich doch zu bedenken geben, dass solche Züchter sich Verdienste um das Nationalwohl erwerben und den Dank des Publikums verdienen. Wo wären wir wohl, oder wo kämen wir wohl hin. wenn wir noch mit unseren alten Kartoffel- und Erdbeersorten u. s. w. labo- rierten? Wir kämen unfehlbar ins Hintertreffen. Wenn nun die neu auftauch- enden Sorten die alten an guten Eigenschaften übertreffen, so ist das dankbar anzuerkennen; aber auch schon durch den Erwerb gleich guter, aber jugend- frischer vSorten hat das Publikum rationellen Vorteil, indem sie das gute Ge- deihen und den Ertrag sichern. Der pekuniäre Gewinn, den der Züchter etwa dabei findet, ist ihm wohl zu gönnen, denn es darf nicht übersehen werden, dass oft grosse Unkosten und Risikos damit A^erbunden sind, da nicht jeder Versuch den erwünschten Erfolg hat. Aber nicht blos das Leben des einzelnen Individuums ist auf eine gewisse Dauer beschränkt, sondern auch das Leben des ganzen Geschlechtes, welches in naturgemässer Weise fort imd fort regeneriert wird. Alles Irdische ist ver- gänglich! Es kommt das Alter und die Altersschwäche; das altersschwache Geschlecht hat schliesslich nicht mehr die Kraft, seinen natürlichen Feinden: Ungeziefer, Schmarotzern, Pilzen u. s. w. zu widerstehen, welche seinen Untergang beschleunigen. Die Naturforschung beschreibt eine Menge Geschlechter, so- wohl aus dem Tier- als Pflanzenreiche, die längst ausgestorben sind, und giebt für die frühere Existenz derselben unwiderlegliche Beweise. Ja, sie kennt so- gar Arten, deren ^''orkommen nicht bis in die sogenannte Urzeit zurückdatiert, sondern die erst in (relativ) neuerer Zeit ausgestorben sind. Die ausführliche Behandlung dieses Themas geht indess über den Rahmen dieser Zeitschrift hin- aus, jedoch dürfte es am Platze sein, die Aufmerksamkeit auf diesen Gegen- stand zu lenken, um das Nachdenken und Forschen in dieser Richtung anzu- regen. Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. j^I Das Leben der Geschlechter, bezw. das Aussterl^en derselben, l)emisst sich nach grossen Zeiträumen, und ist ein so allmähliches, dass die Lebensdauer des einzelnen ^Menschen absolut nicht ausreicht, um das Aussterben oder den Nieder- gang einer Art konstatieren zu können. Auch unsere Pllanzenkunde ist noch nicht alt g'Pride of Great Bri- tain«. Neuheit ersten Ranges. Die gelbe Malmaison- Nelke. Die grösste gelbe Nelke, welche bis jetzt bekannt ist. Die Blumen zeigen ein reines zartes Schwefelgelb, tragen sich leicht und frei auf steifen Stielen. Der Wuchs ist ziemlich robust und kräftig. Diese neue Prachtsorte ist in England ge- zogen und erregte dort auf allen Aus- stellungen die grösste Sensation. Sie erhielt in London, im Regents Park, im Krystal Palace, im Earl's Court, auf der Forestry Exhibition, auf der Royal Horticultural Exhibition und in Alan- ehester stets die höchsten Auszeich- nungen und lirst - class Certificate. Allen Nelken-Ei ebhabern empfehlen wir diese Neuheit angelegentlichst. Bismarck-Nelke. Neu! Diese neue winterharte Nelke dürfte das Kreuzungs- produkt von Dianthus barbatus und chinensis sein. Sie hat den gedrungenen Bau der Bartnelken, die Reichblütigkeit und Blumenstellung der D. chinensis und den herrlichen Duft des D. cary- ophyllus. Die leuchtend karminroten Blumen erheben sich frei über dem Blattwerke in dichten Dolden und sind von sehr langer Blütendauer. In Töpfen und auch auf Beeten ausgeptlanzt giebt die Bismarck-Nelke einen zweimaligen Flor und zwar im Herbst und im Früh- jahr. (Abgeb. Cartenll. 1S93 Taf. 1389). Heliotrop ,, Kaiser Wilhelm II.'' Prächtige sehr kompakt und ge- drungen wachsende Varietät mit grossen Dolden tief dunkelblauer Blumen. Sehr reichblühend. Der Bau ist ziemlich kugelig. I>aub klein und etwas wollig. Myosotis palustris grandiflora >'Nixenauge«. Ein neues riesenblumi- ges Vergissmeinnicht von prächtiger himmelblauer Farbe. Die Blumen sind noch einmal so gross, wie die des an Bächen und Gräben vorkommenden, beliebten Sumpfvergissmeinnicht. Die Belaubung ist glänzend hellgrün, wo- durch die grossen himmelblauen Blüten äusserst wirkungsvoll zur Geltung kommen. Kleinere Mittheilungen. Der getriebene Flieder von Fr. Harms, Hamburg. Alit einer vSendung köstlichen Flieders und einer Photographie erhielten wir am 11. März folgendes Schreiben: »Ew. Hochwohlgeboren wollen mir gütigst gestatten, eine kleine Probe meines Treibflieders zur geneigten An- sicht und Beurteilung ganz ergebenst zu übersenden. Es sind z. T. Blumen, die ich bereits am 5. d. \l. in unserer Monats-Versammlung (des Gartenbau- Vereins) ausgestellt hatte und die dabei etwas gelitten haben. Die Blumen von Charles N. und Marly sind den weniger guten und kräftigen Pflanzen entnommen, da die beste Ware zuerst getrieben wird; auch ist der Marly nicht der echte Marly rouge, sondern eine der Syr. vulg. näher stehende, weniger gross- blumige A'arietät. Charles N. hat z.T. die Färbungen, wie sie hier beliebt sind, ins rötliche, nicht ins bläuliche fallend, welche letztere Nuancen verpönt sind. Ich begreife nicht, wie Herr Garten- bau-Direktor Lackner dem Alarly- Flieder solch untergeordneten Wert beilegen kann, d. h. als LIandelsware, und um A'orteil. A'erdienst aus der Kleinere Mitteilungen. 19i Flirdcrtrcibt-rei zu ziehen. Ich schneide von einer Fläche von ca. 2 qm von Marly in 16 bis 2\ auch 24 Tagen regel- mässig für ca. Mk. 100 Blumen, und Mühe und Kosten macht derselbe wenig, auch ist die Ware regelmässig gut zu verkaufen. Sollten Sie gerade Gelegenheit haben, Herrn Lackner die Blumen zu zeigen, so dürfte er in dieser Beziehung viel- leicht in etwas seine Ansicht ändern. Die gefüllten Flieder sind z. T. noch nicht in bester oder vollkommener Kultur, auch haben sie durch doppelten Transport, d. h. nach und von der Ausstellung etwas gelitten. Teils sind sie durch Original-Kultur (durch eigen- artiges ^'eredeln) erzeugt. Über meine Erfahrungen in der Fliedertreiberei habe einen Artikel in Möllers Gärtnerztg. (Xo. S vom 10. März d. J.) veröffentlicht.« Die Herren Gartenbaudirektor R. Brandt, Th. Jawer und Carl Mathieu sahen den Flieder noch am n. Alärz und waren namentlich über die ge- füllten Sorten sehr erfreut. Herr Garten- baudirektor Lackner erschien am 12. und brachte auch von seinem Flieder mit. Es war schwer zu sagen, welcher besser war. Sein Charles X erschien uns schöner, seine gefüllten Flieder an dem Tage auch. Als aber am Don- nerstag den 15. März Herr Kuntze, in Firma J. C. Schmidt, Berlin, mir im Auftrage des Herrn Harms einen Strauss vorzugsweise gefüllten Flieders über- sandte, den ich dem gerade tagenden Ausschuss für gewerbliche Angelegen- heiten vorlegen konnte, musste man sagen, dass beide sich in gefülltem Flieder gleichkommen, freilich waren die Lacknerschen inzwischen 3 Tage alt geworden. Jedenfalls sind die Harmsschen Flieder sehr gut abgehärtet, denn sie haben sich sehr lange frisch gehalten, nach- dem sie öfter wieder abgeschnitten waren. Was sagte nun aber Herr Lackner zu Syringa vulgaris Marlyensis, zum Marly rouge? Er sagte einfach: Solche Blumen mit so schmalen spitzen Zipfeln wie ihn der dunkel getriebene zeigt, würde mir niemand abkaufen, und ausserdem halte ich die Rentabilität des Treibens von Marly rouge noch nicht für erwiesen, wenn man bedenkt, dass man ihn 8 Jahre erst kultivieren muss, während man bei Charles X in 3 Jahren Blüten erntet. — Herr G. Ad. Schultz war im Ausschuss derselben Ansicht. Bei Berlin käme noch wegen des leichten Sandbodens der Umstand hinzu, dass sie schlecht Ballen halten würden. Wir sind Herrn Harms für seine Sendungen sehr dankbar, und ist es hoch erfreulich, dass er so rührig in Hamburg mit der Fliedertreiberei vor- geht. Wir wünschen ihm so guten Erfolg, wie Herr Lackner, der Pionier der modernen Fliedertreiberei, und seine Xachfolger hier gefunden haben. — Die Gartenflora hat schon 1893, S. 289, einen ausführlichen A'ortrag des Herrn Lackner über Fliedertreiberei veröffentlicht, und empfehlen wir drin- gend, ihn nachzulesen. Das unter der Leitung des Professors Frank stehende bisherige pflanzenphysiologische Institut der königlichen landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin soll, wie wir hören, auf Verfügung des Ministers für Landwirtschaft von jetzt ab seinen Wirkungskreis dahin er- weitern, dass es in den unmittelbaren Dienst der praktischen Landwirtschaft als Auskunftsstelle für auftretende Pflanzenbeschädigungen tritt und dem- entsprechend fortan die Bezeichnung »Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz« zu führen hat. Die zu 102 Kleinere Mitteilungen. der bisherigen Lehrthätigkeit liinzu- tretende neue Aufgabe besteht auch darin, dass auf Anfragen von Privaten über vorkommende Krankheiten oder sonstige Beschädigungen der Kultur- pflanzen unentgeltlich Auskunft und Rat erteilt Avird. Hampels verbesserte Mistbeetgurke. Herr Cartcndircktor llampel in Koppitz, der hiervon dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues Früchte und Samen übersandte, schreibt darüber uns folgendes: Die Pflanze erfordert weiten vStand, sehr viel Nahrung, wiederholt Dungguss und mehrmaligen Schnitt, sie ist nicht empfindlich bei Witterungseinflüssen, widerstandsfähig gegen Blattläuse und trägt vom Früh- jahr bis sie im Herbst vom Frost zer- stört wird, unaulhörlich schöne grosse Früchte von feinstem Geschmack. Für das Mistbeet unübertrefflich, auch für das freie Land sehr gut. Tuberosen. Diejenigen, welche Zwiebeln von Tuberosen und Lilium Harrisii, Gladi- olen etc. direkt importieren wollen, machen wir auf Vaughan's Seed Store 146 — 148 W. Washington Street Chicago aufmerksam. Inhaber sind J. C.Vaughan und C. Cropp, letzterer Sohn des Herrn Cropp in Erfurt. Aus Koppitz. In Kop]3itz ist Adel neues geschaffen worden; ich habe grössere Alpcnpartien angelegt und diesen Winter einen mächtigen Felsen in dem Schlossteich aufgebaut. Es war dies eine Riesen- arbeit, welche alle meine Kräfte in Ansi^ruch genommen hat. Für die nächste Versammlung werde ich mir erlauben, reife Erdbeeren zu senden. Mit der Treiberei geht es in diesem Winter aussergewöhnlirh gut, die Pflr- siche haben reichlich angesetzt; die Früchte haben bereits die Grösse einer Welschennuss und werden spätestens Mitte April zur Reife gelangen. Wein steht in voller Blüte. Wir halben hier vor zwei Jahren ein grosses Wcinliaus mit Satteldach erbaut, in dem wir ausserge wohnliche Ernten machen. W. Hampel. Verkehrt- Linden! Zu dem Artikel >-Verkehrt-Lindcn'< von Herrn Dr. Bolle, in Heft 0 der Gartenflora S. 154, erlaube ich mir zu be- merken, dass ich im Frühjahr iSS(), auf Veranlassung des Herrn Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Ferd. Cohn, Direktor des pflanzenphysiologischen Gartens, Breslau, den Versuch machte, eine verkehrt gepflanzte Linde und Weide zum Weiterwachsen zu bringen. Ich hatte die Bäume in den Asten ge- kürzt und die WTirzeln sowohl, wie den Stamm mit Moos umhüllt und dieses massig feucht gehalten. Der Standort war so gewählt, dass diese Stämme durch den Schatten anderer Bäume gegen die Aüitagssonne geschützt waren. Auf diese Weise er- zielte ich, wie voraus zu sehen war, zuerst bei der Weide junge Triebe am Stamm und an den Wurzeln. l)ie Linde kam auch in Trieb, aber be- deutend später und nur am Stamm; jedoch gingen die Triebe der Linde nach einiger Zeit wieder ein, welchen Umstand ich einem zu zeitigen Lösen des Mooses zuschreibe. Die Weide hingegen ist gut gediehen und steht heut noch im pflanzenphysiologischen Garten zu Breslau. Obergärtner Diedler, Koschmin i. P. Litteratur. 193 Litteratur. Plygienische Winke Ton Eduard von Lade in Geisenheim. Erkenntnis ist der Anfang der Weisheit. Zu rich- tiger Erkenntnis dessen, was den Men- schen vorKrankheit bewahrt — gewiss eine höchst wertvolle Erkenntnis im Leben — leitet uns ein kleines Schrift- chen unseres verehrten Mitgliedes, Herrn Eduard von Lade zu Mon- rejDOS am Rhein: „Hygienische Winke." Mit klaren, treffenden Worten sagt uns der ^'erfasser, wodurch und wie sich jeder Mensch, besonders in vor- gerückten Jahren, am besten vor Er- krankung bewahrt. Denn Kranksein zu verhüten, sei viel wichtiger, als Krankheit zu heilen. Wem schon das Grau um die Schläfe spielt, wird dem Verfasser, welcher selbst schon an der Schwelle der Achtzig steht. Dank für seine treu gemeinten, vortreftlichen Winke wissen und ihm gern glauben, was er durch seine eigene Erscheinung beweist. von St. Paul. Meteorologich - botanische Berichte über den Luftkurort Arco in Süd-Tirol. Januar bis April 1893, von Hugo Köhler, Kommerzienrat. Altenburg S. A. bei Oscar Baude. — Herr Kommerzienrat Köhler ist den Gärtnern wohl bekannt durch seine jahrelangen Versuche der Akklimatisation von Palmen, für die er eine grosse Vorliebe hegt. Dieselbe hat ihn wohl auch bewogen, ausser in Altenburg in Arco, wo er eine Besitzung hat, seine Versuche fortzusetzen, und teilt er die Resultate derselben zu- gleich mit seinen sonstigen klimatischen Beobachtungen in dieser kleinen Bro- schüre mit; dieselbe ist 16 vSeiten stark, im liebenswürdigen Plaudertone ge- halten und erzählt uns manches wissens- Averte. Tr. W. Allendorf. Kulturpraxis der besten Kalt- und Warmhaus- pflanzen. Berlin bei Paul Parey. Es giebt leider wenigPraktiker, welche ihre eigenen Kulturerfolge mitteilen, und ist es desto erfreulicher, wenn ein anerkannt tüchtiger Gärtner, wie Herr Allendorf, mit einem Werke wie das A^orliegende an die Oeffentlichkeit tritt. In knappen, aber treffenden Ausdrücken schildert er uns die besten Kulturmethoden un- serer Gewächshausptlanzen, stets die Praxis im Auge behaltend, und sind diese Schilderungen teilweise vortreff- lich. Ich verweise z. B. auf den Artikel ,,Primel." Die Botanik wird nicht ganz vernachlässigt, aber von jeder Pflanze nur soviel gesagt, dass man imstande ist, sich ein Bild derselben vorzustellen. Die lexikographische Anordnung er- leichtert den Gebrauch. Tr. De Terra's Adressbuch des Pri- vat-Gartenbaues in Deutschland. Erste Ausgabe, Schöneberg-Berlin bei P. de Terra, 1893. Der Herausgeber des Buches teilt den Inhalt ein in Herr- schaftsgärtnereien. Gartenbauvereine, botanische Gärten und gärtnerische Unterrichtsanstalten und stellt dem gärtnerischen Handelsstande ca. Sooo Adressen zur Verfügung, erwirbt sich somit ein grosses Verdienst um den- selben; denn für jedes Geschäft, dessen Produkte für einen grossen Abnehmer- kreis berechnet sind, ist das Adressen- material vom höchsten Werte. Ueber die Art der Aufstellung der Adressen selbst lässt sich jedoch streiten. Der Herausgeber giebt bei den Gütern und Schlössern, welche in dem Buche die Mehrheit bilden, mit wenigen Aus- nahmen nur an: Gutsgärtnerei oder Schlossgärtnerei unter der Motivierung, dass die Gärtner häutig wechseln. Nach 194 Unterrichtswesen. — Aus den Vereinen. meiner Ansicht hätte er stets den Namen der Besitzer angeben müssen, zumal dieselben aus den Adressbüchern des Grossgrundbesitzes leicht ersicht- lich sind und Güter doch meist längere Jahre in den Händen desselben Be- sitzers bleiben. Die Adressenangabe der Liebhaber imd Gärtenbesitzer ist sehr ungleich. Für Ems z. B. giebt er ca. 140 Adressen, während am Orte nur eine grössere Privatgärtnerei be- steht. Die ander#n Namen sind solche von kleinen A'illen- und Gartenbesitzern Bei Mülhausen im Elsass wird jedoch nur die Gartenbaugesellschaft erwähnt; dabei existieren dort etwa 20 grössere Privatgärtnereien und der A'erein der Herrschaftsgärtner zählt ca. 40 Mit- glieder. Auch Berlin ist ziemlich stief- mütterlich behandelt. Der Herausgeber erkennt die teilweise Unvollständigkeit, welche bei einem solchen Compilations- werk unvermeidlich ist, auch an und erbittet die Mitarbeit seiner Abnehmer. Im ganzen überwiegen die Vorzüge des Buches seine Schwächen und wird es den Versandtgeschäften unentbehr- lich werden. Tr. Carl Schubert, Direktor der K. K. Gartenbau -Gesellschaft in Wien und Leiter der Anlagen in Abbazia. Der Park von Abbazia, mit einer Schilderung der Vegetation A'on Dr. Günther Ritter von Beck. Wien, Pest und Lei^^zig. A. Hartlebens Verlag. 1894. i2^\ Gerade zur rechten Zeit, wo unsere Kaiserliche Familie in Abbazia weilt, ist dies kleine, 113 Seiten und 1 Plan nebst mehreren Abbildungen enthaltende, hübsch gebundene Buch erschienen. Herr Schubert giebt hauptsächlich ein Verzeichnis der Bäume und Sträucher des Parkes, von denen die wichtigeren auf dem Plan eingetragen sind. Dr. Günther Ritter von Beck schildert in schöner Sprache die herrliche A'egeta- tion der Umgegend. W. Unterrichtswesen. In Eisgrub i. Mähren wird eine höhere Gartenbauschule errichtet werden, die erste ihrer Art in Österreich, mit Unterstützung des K. K. Ackerbau- ministeriums. Angeregt wurde die Sache von dem Garten-Direktor Lauche. Derselbe fand freundlichste Unter- stützung bei der Regierung und bei seinem Chef, dem reg. Fürsten A'on Liechtenstein; die Gai"tenbaugesel] Schaft in Wien schloss sich dem Projekte an und ist dieses jetzt gesichert. In diesem Sommer wird gebaut und kann hoffentlich im nächsten Frühjahr mit dem Unter- richt begonnen werden. Um den Abi- turienten das Recht des einjährigen frei- willigen Militärdienstes zu verschaffen, musste man einen dreijährigen Kiirsus vorschlagen imd glaubt man, auch in- folge dieser längeren Unterrichtszeit besonders gute fachliche Resultate er- zielen zu können. Die Direktion des Institutes wird Herr Direktor Lauche übernehmen. Aus den Vereinen. Wien. Es weht jetzt im ganzen ein besserer Wind in den gärtnerischen Kreisen Österreichs, die dumpfe, gleich- giltige Stimmung ist vorüber. Platzen jetzt auch Gegensätze aufeinander, so hat dies mehr förderlichen Einfluss. Es ist gelungen, gärtnerisch-botanische Diskussionsabende in Wien einzuführen, und sind Dr. von Beck, der sich warm der Sache annimmt und Direktor Lauche die Leiter dieser Abende, die so interessante Themata zur Erörterung bringen und so befruchtend wirken, wie selten solche auf freier Basis Aus den Vereinen. 195 geschaffenen Unternehmungen. Es kommen die ^'orstände der grösseren öffentlichen und privaten Gärten, eben- so Botaniker nach dort und beteiligen sich mit Feuereifer an den Debatten. So linden jetzt Debatten über gärtne- rischen Unterricht statt, wie sie wohl kaum in irgend welchem Gartenbau- verein vorgekommen sind. In Augsburg hat sich ein Obstbau- \' er ein für den Kreis Schwaben und Xeuburg gebildet. Dem neu- gegründeten Vereine traten mehrere Lokah^'ereine bei, z. B.: der Rieser Obstbau -Verein, der Obstbau- und Bienenzüchter- Verein in Donauwörth, und der Obstbau -Verein in Zusmars- hausen. Der Anschluss noch weiterer Vereine steht in Aussicht. AI. G. Freiburg i. B. Unsere Alonatsver- sammlungen (Familienabende) kommen rasch in Aufnahme, es beteiligen sich Damen und Herren lebhaft dabei. Die schönen Blumenausstellungen, die inter- essanten Vorträge, sowie die Pflanzen- und Blumem'erloosungen bieten des Schönen und Nützlichen so viel, dass die Gesellschaft bis 1 Uhr und länger beisammen A^erweilt. Im November ist eine Chrysanthemum -Ausstellung in der 1. Hälfte des [^Monats in der vSängerhalle hier vorgesehen, wobei andere Herbstblüher, wie Binderei und Dekoration von nur Chrysanthemum zur Vorführimg gelangen werden! Hoffe, die Sache wird dem Verein zur Ehre gereichen, und kommt die städti- sche Behörde sehr freundlich entgegen. Am 3. April ist wieder Familienabend mit Vorträgen über »die Pflanzen im Haushalte der Natur« und »Landschafts- gärtnerei«. — Dabei Orchideenaufstel- lung, Rosen etc., was eine grosse Zug- kraft übt. — Floffe auch da für die Gartenflora noch Liebhaber zu ge- winnen. C. E. Kirchhoff. Jahres - Bericht der Pankow- Schönhausener Gartenbau - Ver- eins 1893. Der Verein — mit 82 Mit- gliedern — entwickelte im verflossenen Jahre eine besonders rege Thätigkeit, denn es brachte ihm die Feier seines 25jähr. Bestehens, die in einer Ju- biläums-Ausstellung in den Tagen vom. 10. bis 14. Mai und dem eigentlichen glanzvollen Stiftungsfest am 11. No- vember Ausdruck fand. Die reichliche Verausgabung von Ehrenpreisen, Mt- daillen und Vereinspreisen sichern die Erinnerung an dieverdienstvolle Thätig- keit für das Fest. In den 22 Sitzungen des Vereins war eine reiche Auswahl von lehrreichen Unterhaltungen und Vorträgen, sowie Vorführungen von Pflanzen geboten. Seh. Jahres-Bericht über die Ver- handlungen des Stettiner Garten- bau-Vereins 1893- E)er Bericht um- fasst^die Thätigkeit des 143 Mitglieder zählenden Vereins im 31. Jahre seines Bestehens. Die beigefügten Protokolle der General- und 10 Monats-Versamm- lungen zeigen das Bestreben, die \'er- handlungen für Fachgärtner und Laien, auch durch die dabei veranstalteten Ausstellungen lehrreich zu gestalten. Am 13. Juli fand ausserdem eine Ausstellung für Rosen und Beeren-Obst, am 13. November für Chrysanthemum statt. Ein Winterkursus für gärtnerisches Pflanzenzeichnen und ein Sommerkursus für Feldmessen und Nivellieren er- freuten sich reger Beteiligung der Ge- hülfen und Lehrlinge. Besondere Aufnahme im Bericht hat ein Vortrag des Herrn Otto Rüdy- Finkenwalde über Chrysanthemum-Kul- tur gefunden. Seh. Geschäfts-Bericht des Leipziger Gärtner-Vereins für 1892-93. Das [g6_ Ausstellungen und Kongresse. war ein grosses Jubeljahr für den Verein; es bildet den Abschluss des ersten halben Jahrhunderts seines Be- stehens. Möge er die hochgeachtete Stellung, die er sich errungen, be- haupten alle Zeit Die Erinnerung an die Jubelfeier und die allgemein be- wunderte internationale Ausstellung wird allen Mitgliedern und Besuchern uevergänglich — die prachtvolle Ver- einsfahne, von denFrauen der Mitglieder gespendet, wird ein ferneres Band sein, in dem einmütigen zielbewussten Streben. Im Verein, der 181 Mitglieder zählt, fanden im letzten Jahre 45 Versamm- lungen statt, in denen reichhaltig ge- staltete Ausstellungen, Vorträge, Refe- rate und Besprechungen das rege Leben und Streben bezeugten. Seh. lung ist ein neuer ^"orstand gewählt. Leider bestehen Zerwürfnisse zwischen den Städten Crossen und Grüneberg, so dass der junge Verein wenig Ge- deihen zeigen wird, wenn diese nicht aufhören. Im November v. J. hat sich in Gold- berg i. Schi, ein Verein für Obst- und Gartenbau konstituiert. Der genannte Verein hat sich dem Provinzial-Ver- bande Schlesischer Gartenbau-Vereine als Mitglied angeschlossen. In Franlvfurt a. M. hat sich ein »Frankfurter Rosisten-Verein'<, unter Vorsitz des Herrn C. P. Strassheim. gebildet. Ostdeutscher W e i n b a u v e r e i n. Bei der am 4. Februar in Rothenburg a. Oder stattgehabten Generalversamm- Petersburg. Am 10. Oktober 1893 erfolgte die feierliche Erölfnung der neuen Gesellschaft von Liebhabern der Zimmer-Kultur. ZumPräsidenten wurde Generalmajor P.A.Danilewsky erwählt. Ausstellungen und Kongresse. Die Hyacinthen-Ausstellung in der Flora zu Charlottenburg. Am 19. ]^lärz ward die 2. Berliner I-Iyacinthen- Ausstellung in der Flora zu Charlottenburg durch Herrn Garten- inspektor Brandt mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet. Nicht weniger als 20000 Töpfe Hyacinthen imd einige Tulpen, Crocus etc. sind von 3 Berliner Züchtern allein ausgestellt, den Herren Gust. Ad. Schultz, Kgi. Hoflieferant, Eckartsberg, A. Clotofski, Frankfurter Allee 151 und Paul Götze, ^'or dem Stralauer Thor 23, während auf der Ausstellung 1891 (Gartenflora 1890, S. 190 und 211) von 11 Ausstellern nur soviel zusammengebracht war. Ja, in diesem Jahre waren noch mehr Räume notwendig als damals: die grosse Halle nach der Gartenseite, die beiden anstossenden Ecksäle und der Speise- saal. Die Namen der Aussteller waren absichtlich nicht angegeben, da keiner vor dem anderen hervortreten wollte, wir möchten aber zur Orientierung be- merken, dass die des Herrn Schultz in der Halle, die des Herrn Götze im nördlichen, die des Herrn Clotofski im südlichen Ecksaal und im Speisesaal aufgestellt waren, in welch letzterem noch seitens des Herrn Lindeman, Obergärtner der Flora, eine geschmack- volle Kaisergruppe aus Palmen und anderen Blattpflanzen arrangiert Avar. Die Blumen standen meist auf Ter- rassen, in einzelnen Fällen waren hübsche Farbenzusammenstellungen in Kreuzform etc. gebildet. Die Grösse der Trauben und der Glocken war bei der Kleinheit der Zwiebeln oft staunens- wert, was z. T. wohl dem trockenen Samen 1893 zu danlcen ist, wo sich die Ausstellungen und Kongresse. i97 Blüten gut ausbilden konnten. Hinsicht- lich der Farben giebt man jetzt den helleren im Gegensatz zu den dunkelen den Vorzug. Dunkelblau und dunkel- rot sah man weniger, doch fanden wir gerade das Veilchenblau von Willem I. undivingof theblues, CharlesDickens etc. l:»esonders schön. Höchst auffallend ist bei dem Schwarzblau an Lord Melville das weisse Auge. Von den hellblauen nennen wir als vorzüglich entwickelt: Regulus, iMarie, Couronne de Celle, Czar Peter, Lord Derby, Grande Vedette van Speycle, gefüllt. Amarantrot ist Monsieur van Vree, leuchtend hell- rosa: Charles Dickens, Lord Wellington (gefüllt, sehr grossglockig, eine der schönsten), Gigantea, schmalröhrig, Cornelia, eine der wichtigsten Markt- sorten, rosa: Gertrude, sehr dicht, Moreno, die dickste Traube von allen, rot: Lord Macaulay, lachsfarbig: Duc de Malakoff, diinkelrot: General Pelissier, weiss: Montblanc, Miss Plimson, Paix de l'Europe, violett: Hayden, gelb: Lord Australie, Ida. Herr von Heyden, Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten, be- suchte die Ausstellung schon am ersten Tage, desgleichen Herr von Boetticher, Staatssekretär des Innern. Bei dem fortgesetzt schönen Wetter erfreute sich dieselbe andauernd guten Besuches. Herr Klotofsky hatte auch Tulpen, weisse Duc van Tholl und Scharlach- tulpen, sowie Crocus, Baron Bruno, blau, Walter Scott, blau und weiss, und den kleinen gelben ausgestellt. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unterlassen zu erwähnen, dass Herr Wirkl. Geh. Ober - Finanzrat von Pommer-Esche in Berlin wohl die edelsten und neuesten Hyacinthen, Tulpen und Crocus zieht. Wir haben sie kürzlich wiederum geradezu be- wundert. (Siehe die Abb. seines Blumen- fensters in Gartenflora 1891 S. 505 U.1355.) Genthin Ausstellung. Der Verein der Gärtner und Gartenfreunde der Jerichowschen Kreise veranstaltet am 7 — 9. incl. September d. J. eine Garten- bauausstellung. Antwerpen. Weltausstellung 1894. Das ausführliche Programm der Garten- bau-Abteilung ist erschienen. Platz- miete wird, entgegen früherer Bestim- mung, nicht gezahlt. Es linden eine dauernde und mehrere zeitweilige Aus- stellungen statt. Die erste der letzteren vom 13. — 15. Mai mit 171 Aufgaben; die zweite (Rosen etc.) am 1. u. 2. Juli, die dritte (Obst- und Handelspilanzen) vom 7. — 9. Oktober. — Anmeldungen an Alphonse de Cock, Präsident der Sektion für Gartenbau, rue Alontigny, Anvers. Hyacinthen -Ausstellung am Tylweg (Overveen) bei Haarlem, April 1894. In dem Garten -Etablissement von E. H. Krelage & Sohn am Tylweg (Overveen) bei Haarlem sind letzten Herbst zwei Paradebeete mit Hyacinthen bepflanzt. Jedes dieser Beete enthält 600 Zwiebeln, aus den schönsten, neuesten und seltensten Sorten gewählt, deren Gesamtheit ein sehr vollkom- menes Bild giebt von der Entwicklung der Kultur dieser so sehr beliebten Pflanzenart und einen neuen Anziehungs- punkt bilden wird für die zahlreichen Besucher aus der Nähe und der Ferne, welche gewöhnlich im Frühjahr Haar- lems Hyacinthenflor kennen lernen wollen. Wahrscheinlich werden die Beete Mitte April in Blüte stehen. Der- artige Paradebeete fand man in allen grösseren Haarlemer Gärtnereien des achtzehnten Jahrhunderts. In den älteren Werken über Hyacinthen sind sie erwähnt und abgebildet, so z. B. A9§_ Persünal-Nachrichtcn. — Sprechsaal. beiSaint Simon (1768) undVoorhelm (1753). Auch noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts wurden sie hier und da gefunden. Im Krelage'schen Etablissement wurde dieser alte Brauch am längsten beibehalten. Man fand dort in der Gärtnerei »Bloemhof« am Kleinen Houtweg in Haarlem solche Paradebeete noch bis zum Jahre 1878 rmd aufs neue in den Jahren 1880 bis 18S4. 1889 und 1892. Die Beete wurden seit 1880 während der Blütezeit von einem sehr geräumigen Zelte über- spannt, sodass sie eine wahre Blumen- Ausstellung bildeten, welche von tau- senden von Blumenfreunden und Fach- männern des In- und Auslandes besucht und bewundert wurde. Es ist zu er- erwarten, dass die jetzt bevor- stehende Hyacinthen - Ausstellung be- sonders prachtvoll sein wird, da in- folge des günstigen vSommers von 1893 die Hyacinthen bisher einen aus- gezeichneten Flor gezeigt haben. Personal-Nachrichten. Gestorben. Der Landschaftsgärtner F. Koerner in Steglitz bei Berlin, lang- jähriges Mitglied des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues am 17. März im 65. Lebensjahre. Er w^ard vor etwa 25 Jahren durch Herrn Dampfmühlen- besitzer F. W. Schutt, ebenfalls Vereins- mitglied, nach Steglitz gezogen und ein grosser Teil der dortigen schönen Villengärten ist von ihm angelegt. Den 10. Oktober 1893 entschlief in Se- wastopol der Präsident der Kaiserlichen Russischen Gartenbaugesellschaft, Gene- ralmajor Michael Nikolajewitsch Ra- jewsky. Der Verstorbene war früher Direktor des Ackerbau-Departements und seit 1884 Conseils-Mitglied im Ministerium der Reichs-Domänen. Generalmajor M. X. Rajewsky befür- wortete stets die \'erbreitung land- wirtschaftlicher Kenntnisse durch Er- richtung elementarer Spezialschulen zur Heranbildung praktischer Land- wirte. Im Jahre 1884 gab er ein grösseres Werk »Die Obstbaumschule und der Garten« heraus, welches sich bald all- gemeiner Verbreitung im vSüden Russ- lands erfreute. ^^or zwei Jahren zum Präsidenten der Kaiserlichen Russischen Garten- baugesellschaft erwählt, hielt der \>r- storbene verschiedentlich wertvolle Vorträge in derselben; für einen seiner Vorträge »Der Obstbau in der Krim« erhielt er die Prämie des Präsidenten Greigh. Sprechsaal. Frage 13. Als Drucksache sende Ihnen eine Beschreibung mit Abbil- dung*) einer Theerose (Chromatella), welche hier bei Handelsgärtner Wehrle ein ganzes Gewächshaus ausfüllt und *) Ist aus Ludwig Möllers Deutsche Gilrtner- zeitung 1804, S. 245. D. Red. wohl ohne gleichen sein wird! Habe dieser Tage den Stock angesehen und über 10000 Knospen entdeckt, glaube sogar, dass über 12 000 Blumen zur Entwickelung kommen? Ist Ihnen ein annähernd ähnlicher Rosenstock im deutschen Vaterlande bekannt? Wehrle Sprechsaal. K)Q möchte gerne die Frage beantwortet sehen, weshalb das Nötige einzuleiten bitte! C. E. Kirchhoff, Freiburg i. Bad. Wh' bitten unsere Leser um gefl. Auskunft. D. Red. Frage 14. a) Da ich beabsichtige, für die Bodenbearbeitung, wie Pflügen, Hüufeln, Grubbern und Hacken meines grossem Gemüsegartens ein passendes Bodenbearbeitungs-Werkzeug fürHand- re.sp. Pferdebetrieb anzuschaffen, so möchte ich wissen, welches System sich dazu am besten empfiehlt und von wem selbiges zu kaufen ist? b) Welche Handsäemaschine ist zum Säen des Gemüse-, Blumen- etc. Samens am besten zu gebrauchen und von wem ist selbige zu beziehen? Wegen vorgerückter Zeit bitte um baldige Antwort. FI. 52. Antwort: a) Zum Pflügen, Häufeln, Grubbern und Hacken eines grösseren Gemüsegartens für Hand- resp. Pferde- betrieb eignen sich am besten die Planet jr. Geräte und deren ver- besserte Formen, welche, leicht A'er- stellbar, zu jeder dieser Arbeiten einzeln verwendet werden können; b) Was die Handsäemaschine betrifft, so ist Planet jr. ebenfalls sehr zu empfehlen; besser noch wie diese ist die von der Plow Co von mir in Deutschland eingeführte Drillmaschine. Alle diese Maschinen kann sich Frage- steller jederzeit bei mir im Laden oder auf meinem Lager besehen. Hochachtungsvoll Adolph Schmidt Nchf., Floflieferant, Samen - Ftandlung, Berlin SW., Belle -Allianceplatz 18. Frage 15, Kann man noch die Generalregister der Gartenflora 1859 bis 1871 erhalten? H. . Antwort: Zur ergebenen Nachricht, dass die Generalregister der Garten- flora 1859-71 gänzlich vergriffen sind. Achtungsvoll Verlagsbuchhandlung von Paul Parey. Frage 16. Nach wem ist Cypripe- dium Spicerianum benannt? (Unter- schrift fehlte, Poststempel Altona). • • Antwort. C. Spicerianum ist von Reichenbach filius zu Ehren eines Herrn Herl:)ert Spicer — the Woodlands near Godalming — benannt. F. Kränzlin. Frage 17. Welcher Unterschied ist zwischen Cypripedium und vSelenipe- dium? (Derselbe Fragesteller). • Antwort. Der Hauptunterschied zwischen Cypripedium und Selenipe- dium beruht darin, dass bei Cypri- pedium das Ovarium einfächerig, bei Selenipedium dagegen dreifächerig ist. Da die sonstigen Laiterschiede sehr untergeordneter Art sind, so scheint es nur unnatürlich, diese sonst sehr natürliche Gattung zu zerspalten. Es versteht sich, dass ich damit auch Paphiopedilum Pfitz. verwerfe. In der nächsten Lieferung der »Xenia Orchi- dacea« werde ich in eine genaue Dis- cussion dieser Frage eintreten. Für heute genügt dies wohl, was ich Ihnen mitteile und was Sie mit meiner aus- drücklichen Bewilligung überall ver- breiten können. F. Kränzlin. 200 Aufruf. Aufruf! er Garteninspektor Eduard Ortgies in Zürich feiert am i. Mai d. J. sein 5ojähriges Gärtner-Jubiläum. Bei den grossen Verdiensten, welche sich derselbe um den Gartenbau erworben, insbesondere durch die Zucht von Orchideen \ind Alpenpflanzen, bei der Sorgfalt, mit welcher er die Einführungen von Roezl, Wallis, Lehmann und vielen anderen Reisenden hegte und pflegte, erscheint es angemessen, demselben an seinem Jubelfeste ein allgemeines Zeichen der Dankbarkeit zu übergeben. Umsomehr dürfte dies angebracht sein, als der weithin be- kannte Jubilar nach 38J ähriger Thätigkeit am Botanischen Garten in Zürich veranlasst worden ist, seine Stellung zum 1. April d. J. aufzugeben und in den Ruhestand zu treten, mit welchem in der Schweiz eine Pension leider nicht verbunden ist. Beiträge nimmt jeder der Unterzeichneten gern entgegen. Eine Liste der Geber, ohne Bezeichnung der Höhe des Betrages, wird mit überreicht werden. Bei der Kürze der Zeit bitten wir um möglichst baldige Einsendung, insbesondere ersuchen wir noch die verehrlichen Gartenbauvereine, in ihren Kreisen auf eine rege Beteiligung freundlichst hinwirken zu wollen. E. Andre, Redakteur der Revue horticole, rue Jacob 22, Paris. J. Bacher, Gärtnereibesitzer, Pankow, Berlinerstrasse 12. Friedrich Benary, Gärtnereibesitzer, Erfurt. R. Brandt, Kgl. Gartenbaudirektor, Ciiarlottenburg, Schlossstrasse 19. Fr. Brettschneider, Geschäftsführer der Lorbergschen Baumschulen, Berlin, Oder- bergerstrasse 5 7/59. Dr. Dammer, Gustos am Kgl. botanischen Museum Berlin, Friedenau, Wielandstrasse 3i. H. F. Eilers, Gärtnereibesitzer, St. Petersburg. Ed. Pynaert van Geert, Professor und Gärtnereibesitzer, Gent. C. E. Haupt, Kgl. Gartenbau-Direktor, Brieg. Jul. Hoffmann, Kgl. Oekonomierat, Berlin, Köpnickerstrasse i3i. Louis van Houtte, Gent. Kesselring, Baumschulbesitzer, St. Petersburg. C. E. Kirchhoff, Hofgärtner a. D., Präsident d. Gartenbauvereins Freiburg i. Baden, Brombergstrasse 34. Max Kolb, Kgl. Garten-Ober-Inspektor, München, Bot. Garten. Prof. Dr. F. Kränzlin, Kgl. Oberlehrer, Gross-Lichterfelde, Anhalter Bahn. J. H. Krelage, Haarlem. Carl Lackner, Kgl. Gartenbaudirektor, Steglitz, Albrechtstrasse 5 7. W. Lauche, Garten-Direktor, Eisgrub in Muhren. Max Leichtlin, Stadtrat, Baden-Baden. H. Lindemuth, Kgl. Garteninspektor, Berlin, Dorotheenstr., Universitätsgarten. George Mantin, Privatier, Paris, Quai de Billy 54. Dr. Maxwell Masters, Redakteur des Garaeners Chronicle, London, 41 Wellingtonstreet. Hofmarschall a. D. v. St. Paul, Präsident der Deutschen dendrologischen Gesellschaft, Fischbach in Schlesien. W. Perring, Kgl. Garteninspektor, Berlin, Potsdamerstrasse 75. F. J. Pfister, Grossherzoglicher Hofgartendirektor, Karlsruhe. Wilhelm Pfitzer, Kunst- und Handelsgärtner, Stuttgart. F. J. M. Plumpe, Kgl. Hotlieferant, Berlin, Kochstrasse 12. A. C. Rosenthal, K. u. K. Hof-Kunstgärtner, Baumschule Albern bei Wien. F. Sander, Orchideenzüchter, St. Albans bei London. Julius Schütze, Obergärtner, Breslau. Carl Sprenger, in Firma Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. Prof. Dr. L. Wittmack, Geh. Regierungsrat, Berlin N., Invalidenstrasse 42. Wir empfehlen obigen Aufruf dringend der Beachtung unserer werten Leser. Es handelt sich um eine Ehrenpflicht! Auch die kleinste Gabe ist will- kommen! Die Red. 799. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 29. März 1894. L Der Vorsitzende, Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat von Pommer Esche, widmete dem verstorbenen Landschaftsgärtner F. Körner warme Worte der Erinnerung. Die Anwesenden erhoben sich zu I-lhren des \^erstorbenen von ihren Sitzen. li. A'orgeschlagen zu wirklichen Mitgliedern wurden: 1. Der Grossherzogliche Garten-Inspektor Herr L. Maurer, Jena. 2. Die Zwirnerei und Nähfadenfabrik in Göggingen. 3. Die Wein- und Obstbauschule in Crossen a. O. 4. Der Gärtner- Verein in Schleswig durch Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wittmack. 5. Herr Paul Schahl, Lichtdruck-Institut, Berlin, durch Herrn Jawer. 0. » Lieutenant im 2. Garde-Dragoner-Regiment von Hoverbeck, genannt von Schönaich, Berlin, durch Herrn Premier-Lieutenant von Dycke. 7. » Gärtnereibesitzer A. Voigt, Jüterbog, durch Herrn Bacher. 8. » Obergärtner Grunert, Steglitz, durch Herrn Brettschneider, y. >' Fabrikbesitzer F. Pretzel, Berlin, durch LIerrn Fasbender, 10. >' Obergärtner Müller, Nieder-Schönhausen, durch Herrn R. Schulze. 11. » Rentier W. Walentowitz, Berlin, durch Herrn Schwiglewski. 12. » Professor Dr. med. Krause, Berlin, durch Herrn Jörns. III. Ausgestellte Gegenstände: Die Zahl der ausgestellten Gegenstände war erfreulicher Weise so gross, dass ihre Besprechung fast die ganze Zeit der Sitzung in Anspruch nahm, sodass der in Aussicht gestellte Vortrag nicht gehalten werden konnte. Aus weiter Ferne, London, Hamburg, Koppitz und Eckersdorf, beide letzteren in Schlesien, waren höchst interessante Sendungen erfolgt, nicht minder aber auch aus der nächsten Nähe vortreffliche Kulturen vorgeführt. — 1. Herr Obergärtner Kittel. Eckersdorf bei Neurode, Schlesien, hatte vier blühende Sämlinge einer Vriesea Kitteliana gesandt, welche mit dem Blütenstaub von Vriesea Wittmackiana befruchtet war. Vriesea Kitteliana ist eine Kreuzung zwischen V. Barilletii und Saundersii und ist abgebildet in der Garten- llora 1890, Seite 327 und 328. V. Wittmackiana ist ein Bastard von V.Barilletii und Morreniana und ist abgebildet Gartenllora 1888, Taf. 1283. 202 799- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. Alle vier übersandten Sämlinge stammten aus einer Kapsel und sind doch sehr verschieden; drei sind dem Vater ähnlich, der V. Wittmackiana indem sie eine einfache, schön rot und gelb gefärbte, dunkel punktierte Ähre besitzen, einer dagegen der Mutter, welche eine braunrot gefärbte Rispe trägt. Man sieht, dass durch diese zweite Kreuzung kein neues Mittelprodukt erzielt, sondern ein Rückschlag auf die Eltern eingetreten ist. — 2. Herr Gartendirektor Ilampel, Koppitz, hatte ver- sprochener Massen (s. Gartenflora 1894, Heft 7, Seite 192) getriebene Erdbeeren gesandt, ausserdem getriebene Pfirsiche, Kohlrabi und Mohr- rüben und eine grosse Menge Samen einer neuen Buschbohne »Königin der Grünen,« alles ohne Preisbewerb. Die Samen fanden bei den anwesenden Mitgliedern lebhaften Absatz. Ausserdem hatte Herr Hampel noch einmal Blüten von der Canna »Königin Charlotte« beigelegt, um dadurch den Beweis zu liefern, dass diese schöne Varietät den ganzen Winter hindurch blüht. Ganz besondere Aufmerksamkeit erregten die Körbe, in denen die Sachen verj)ackt waren. Es sind Postversandt- Körbe aus Holzstoif von Paul Plesse, Brieg, die auch von Herrn Direktor Lackner sehr gerühmt wurden. Preis No. 9 mit g Liter Inhalt 35 Pf., No. 13 mit ca. 13 Litern Inhalt 41 Pf. — 3. Herr G. Reid, London, hatte herrliche Cyclamen-, Pelargonien- und einige Primel- blüten in ausgezeichneter Verpackung übersandt und wird hierüber in einem besonderen Artikel berichtet werden. — 4. Herr Fr. Harms, Hamburg, hatte auf besondere Bitte des Generalsekretärs noch einmal Flieder übersendet (vergL Gartenflora 1894, Heft 7, Seite 190*), damit auch die Hauptversammlung sich an den schönen Blumen erfreuen könnte. Sein daraufhin bezügliches Schreiben und die von Herrn Gartenbau- direktor Lackner, Steglitz, gemachten Bemerkungen werden besonders abgedruckt werden. — 5. Herr Garteninspektor Lindemuth stellte ausser Preisbewerb sehr schöne Lachenalia tricolor Jacq. aus, ferner prachtvolle Calla aethiopica, die er aus Knollen aus Italien gezogen hatte, und empfahl er diese Methode gegenüber der meist bei uns üblichen. Die Pflanzen Avaren bis 1,47 m hoch, hatten nahe der Basis 23 cm Stengel- umfang und 8 cm Umfang des Blütenstieles. Näheres nebst den von den Herren Direktor Lackner, Perring, Louis Mathieu und Dressler gemachten Bemerkungen in einem besonderen Artikel. Herr Plof- gärtner Hoffmann fragte, ob nähere Erfahrungen über Arum sanctum (welches richtiger Arum Palacstinum Boiss. heissen muss, s. Garten- flora 1892, Seite 76 und 633 mit Abbildung), die sogenannte Trauerkalla, vorliegen. Herr Perring bemerkte, dass dieselbe 1890 auf der Aus- stellung des Vereins vorgeführt wurde. Jetzt stehen 2 Exemplare im botanischen Garten in Knospen; treiben lässt sie sich nicht und eine grosse Schönheit ist es auch nicht. — 6. Herr Gärtnereibesitzer Studier, Gross-Lichterfelde, führte herrliche rosa Nelken, eine neue Sorte »Hildegard« vor, die schon seit Ende August ununterbrochen in Blüte ist und sich seit 5 Jahren vorzüglich bewährt hat. Der Direktor des Vereins, Herr von Pommer Esche, bemerkte, dass er, selber ein *) Es ist zu S. 191 noch naclizutragen, dass auch der Liehliaber-Ausschuss die Flieder der Herren Fr. Harms und C. Lackner am 14. März sali. 799' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 20*? grosser Nelkenliebhaber, nur das bestätigen könne, was Herr Studier gesagt, er habe auch andere Nelken des Herrn Studier von der letzten Herbst-Ausstellung fast ununterbrochen bis jetzt in Blüte gehabt. — 7. Herr Hofgärtner Janke, Königlicher Schlossgarten Bellevue, führte ausser Preisbewerb 8 grosse Exemplare eines hoch interessanten Nadelholzes in Töpfen vor, einen zufällig vor 8 Jahren im nordischen Garten zu Sanssouci entstandenen Bastard zwischen Abies Nordmanniana und Pinsapo. . Während die Nummern 1 und 2 mehr den Typus der Nordmanniana tragen, haben No. 7 und 8 mehr den der Pinsapo, obgleich sie noch nicht so dichte Nadeln besitzen; die übrigen halten etwa die Mitte. Herr Hofgärtner Janke wird hierüber selbst berichten. — 8. Herr .Obergärtner Amelung führte ein weissblühendes Lamium macu- latum, das sonst bekanntlich rotblühend ist, in einem schön getriebenen Exemplar in reichem Blütenschmuck vor und machte damit auf einen ganz neuen Winterblüher aufmerksam. — 9. Herr Dr. Graf und sein Sohn, Gärtnereibesitzer Graf, Steglitz, stellten eine neue Orchidee aus West- Afrika aus, welche Herr Professor Kränzlin zu Ehren des Plerrn Dr. Graef, Lissochilus Graefii benannt hat. Herr Professor Kränzlin berichtete selbst eingehend über diese stattliche Pflanze. — 10. Herr Professor Kränzlin führte hierauf den Blütenstand von Dendrobium Imperatrix aus Neu-Guinea vor, den er von Herren Sander & Co., St. Albans, erhalten hatte. IV. Herr Hofgärtner Hoff mann berichtete darauf namens des Ausschusses für Düngungversuche über die an Cinerarien gemachten Erfahrungen, und hatten die Herren Obergärtner Weber und 'Weidlich dazu sehr schöne Exemplare ausgestellt. Der Bericht wird besonders abgedruckt werden. Als einige Hauptergebnisse seien folgende genannt: 1) Schlcmm- kreidezusatz ist bei Topfkulturen zu vermeiden; 2) Düngung mit schwefel- saurem Amnion allein ist bei krautartigen Pflanzen nicht angezeigt; 3) Ein kühlerer regnerischerer Sommer als der von 1893 würde gewiss viel bessere Resultate hervorgerufen haben. — In der Diskussion bemerkte Herr Dr. Dammer, er halte Schlemmkreide nicht ohne weiteres für schädlich, da in vielen Topferden es an Kalk mangele, besonders bei Heideerde habe er nach Zusatz von Schlemmkreide gute Erfolge gehabt. Er könne auch nicht anerkennen, dass vergorene Jauche besser sei als frische, man dürfe von letzterer nur nicht zu viel geben; es sei überhaupt ein grosser Fehler, bei der künstlichen Düngung zuviel zu geben, 1—2 pro mille, d. h. 1 bis 2 g auf 1 Liter Wasser sei vollständig genügend pro Woche; er habe vorzügliche Resultate mit gewöhnlichem Salpeter erhalten und nur 1/2 Pi"o mille genommen. Herr Plofgärtner Hoffmann entgegnete, Herr Geheimrat Märcker habe selbst empfohlen, den Schlemmkreidezusatz künftig zu unterlassen, da in der Erde nach der Analyse genügend Kalk vorhanden ist. Dass frische Jauche besser wirke, könne er nicht an- erkennen. Herr Weber bemerkte, dass er sehr kalkhaltiges Wasser habe und deswegen schon ein Schlemmkreidezusatz überflüssig sei. Er wie auch Plerr Weidlich halten vergorene Jauche für besser. Nach letzterem bildet Kuhjauche eine verfilzte Schicht auf dem Topfe. V. Der Stadt. Obergärtner Hampel, Delegierter des Vereins im Kura- . torium der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam (Wildpark), berichtete 204 799» Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. über das am 12. März daselbst abgehaltene Examen, das von 9 — 6% Uhr mit einer einstündigen Unterbrechung gedauert habe. Von den Prüflingen haben S das Zeugnis erhalten. Im allgemeinen waren die Resultate gute, bei einem sogar sehr gute, dabei zeigte sich im mündlichen wie im schriftlichen Examen eine ziemliche Gleichmässigkeit, was auf die Güte des Unterrichtes schliessen lässt. Es ist hocherfreulich, dass Herr Ge- heimrat Singelmann, obwohl aus seinem Staatsamt geschieden, noch das Ehrenamt eines Vorsitzenden der Gärtner-Lehranstalten des Staates bei- behalten hat, und ist er eifrigst bemüht, die Potsdamer Anstalt zu fördern. Früher gehörten bekanntlich die Kgl. Landesbaumschule in Alt-Geltow und die Gärtner-Lehranstalt zusamrhen. Mit dem Aulhören der ersteren im vorigen Jahre ist die Gärtner-Lehranstalt als Erbin eingetreten, jedoch ist das ererbte Kapital nicht bedeutend, der Etat befindet sich wenigstens auf derselben Höhe, wie im Vorjahre. Es ist der Wunsch rege, das der Lehrer für Gartenkunst im Sommer eine Reise zum Studium der Gärten Deutschlands unternehme, um dann den Schülern um so anschaulicher die verschiedenen Anlagen beim Unterricht vorführen zu können. Ein entsprechendes Gesuch ist an den Herrn Minister eingereicht. Herr Direktor Langholf, bisher Lehrer für Physik und Chemie ist ausgeschieden und sind dafür zwei neue Lehrer ernannt, auch für Botanik wurde ein neuer Lehrer eingestellt, und sind diese drei Lehrer nach Kräften bemüht, den Unterricht in lebendiger Form und mit Bezug auf die gärtnerische Praxis zu erteilen. VI. Herr Dr. Pflug legte eine Anschwellung eines Apfelzweiges aus dem Garten Giarina bei Feldkirch in Vorarlberg vor. Herr Hampel ge- denkt ähnlicher Erscheinungen an Pirus baccata im Treptower Park. Herr Mathieu hält es nicht für Wirkungen der Blutlaus. Der Gegenstand wurde dem Generalsekretär zur weiteren Untersuchung übergeben und ergab diese, dass die krebsartigen Anschwellungen durch eine .Schikl- laus, den Micsmuschelschildträger, Coccus conchaef ormis Gmelin erzeugt sei. VII. Auf Antrag des Ausschusses für Obst- und Gehölzkunde wurde Herrn Gärtnereibesitzer Lentz in Xeuendorf bei Potsdam für seine vor- züglichen gefüllten Cyclamen eine grosse silberne Medaille zuge- sprochen. — Leider hatten dieselben dem Blumenausschusse nicht recht- zeitig vorgeführt werden können. — Dem Gartenbauverein Frank- furt a. Oder und dem für die Jerichowschen Kreise zu Genthin wurde für ihre Ausstellungen je eine grosse silberne, eine kleine silberne und eine bronzene Aledaille bewilligt. \\U. Beschlossen wurde, das Werk »Die Wasserkünste von Sanssouci«, »Vilmorins illustrierte Blumengärtnerei«. 3. Autlage, von Voss und A. Siebert, Verlag von Paul Parey, und den grossen Index Kewensis anzukaufen. IX. Herr Gordel teilte namens der Deutschen Schriftstellergenossenschaft mit, dass die deutsche Schriftstellergenossenschaft beabsichtige, im Mai oder Juni im Ausstellungspark ein Fest zu veranstalten, das unter dem Zeichen der Blumen stehen solle und für leistungsfähige Blumen- Justiis Karl Hasskarl. 20^ händler ein dankbares Feld bieten würde. Herr Cordel erklärte sich bereit, nähere Auskunft zu geben. X. Herr Direktor Brandt teilte mit. dass die Ausschüsse am 5. April eine Besichtigung der Rosenkulturen des Herrn Thiel in Plötzensee vor- nehmen werden, wozu auch die übrigen Mitglieder eingeladen seien. Derselbe machte auch auf die Hyacinthenausstellung in der Flora auf- merksam, die bei dem günstigen Wetter noch verlängert sei. XI. Wegen vorgerückter Zeit konnte der General-Sekretär seinen Vortrag über Obstbau und Obstverwertung in den Vereinigten Staaten nicht halten, sondern erläuterte nur die an der Wandtafel entworfenen Zeichnungen der wichtigsten amerikanischen Dörrapparate: Ryder oder American, Williams, Trescott, Stutzmann, Zimmermann, Dosh, Granger etc. XII. Das Preisgericht bestand bei der grossen Zahl der ausgestellten Gegen- stände diesmal aus 5 Personen, den Herren Emil Dietze, Ernst Drawiel, C. Dressler, M. Hoffmann und S. Tübbecke. Dieselben haben fol- gende Preise zuerkannt: 1) Herrn Gärtnereibesitzer H. Studier, Gr. Lichter felde, für die Nelken Hildegard als Winterblüher den Monats- preis von Mk. Jö. 2) Herrn Dr. med. Graef- Steglitz, für die Orchidee Lissochilus Graefii die grosse silberne Vereinsmedaille. 3) Herrn Georg Reid-London, für Cyclamen-, Pelargonien- und Primel-Blüten eine kleine silberne Vereinsmedaille. 4) Herrn Fr. Flarms-Ham- burg, für abgeschnittenen Flieder eine kleine silberne Vereins- medaille. 5) Herrn Obergärtner Amelung-Berlin für Lamium macu- latum eine bronzene Vereinsmedaille. 6) Herrn Obergärtner G. Kittel-Eckersdorf, für Vriesea-Kreuzungen ein Ehrendiplom. XIII. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver- sammlung Vorgeschlagenen (siehe Heft ö S. 14,=;). V. Pommer Esche. Wittmack. Justus Karl Hasskarl. Von H. Ort. Hierzu Abbild. 48. er mächtige Bildungsdrang", welcher aus der Friedericianischen Zeit bis |P^^ ins erste Drittel unseres Jahrhunderts seinen Einfluss in Deutschland ausübte, machte sich auch in sehr hervorragender Weise in der (rärtnerei geltend. Eine grosse Anzahl junger Männer, welche damals in der Gärtnerei das Ideal ihres Lebens sahen, hielten, in richtiger Erkenntnis der grossen Anforderungen, welche die (rärtnerei an das Geistesleben ihrer Jünger stellt, es für notwendig, ihre Schulkenntnisse bis zum Reifezeugnis für die Universität auszudehnen, ehe sie ihre praktische Lautbahn begannen, und wussten der körperlich ermüdenden Lehrlingsarbeit noch soviel freie Zeit abzuge- winnen, um wenigstens einige Spezialcollegs an der Universität zu hören. Eine Reihe dieser so gründlich vorgebildeten Gärtner haben später Jahrzehnte lang als leuchtende Sterne der Gärtnerei dagestanden und sind vielen von uns jüngeren 2o6 " Justus Karl Hasskarl. noch in frischer Erinnerung, wie der vor zwei Jahren heimgegangene Regel in Petersburg oder der nun schon ein Jahrzehnt in Frieden schlummernde Bouche in Berlin, eine grosse Zahl aber ist aus dem Kreise der gärtnerischen Praxis heraus in die streng wissenschaftliche Botanik hinübergetreten. • Zu diesen Höherstrebenden, die aber mit Leib und Seele noch an dem \'orschreiten der Gärtnerei teilnahmen, gehörte als einer der sich am wenigsten in den Vordergrund schiebenden Gelehrten Justus Karl Hasskarl, dessen im 75. Lebensjahre aufgenommenes Bild unsere Zeichnung getreu wiedergiebt. Hasskarls Lebenslauf war ein buntbewegtes Ringen, dessen Bienenfleiss und Wagemut ihm Ehre und Anerkennung auf der einen Seite, aber fast noch mehr Missgunst und Undank auf der anderen Seite eintrug. Am 0. Dezember iSii erblickte er in Kassel das Licht der Welt, wohin sein Vater kurz vorher als Mitglied der Oberrechnungskammer des Königreichs Westfalen, das der »alleweil lustik« Jeröme regierte, berufen worden war. Der eigentliche Familiensitz war Naumburg a. S., woselbst sich ein als Offizier mit Gustav Adolf nach Deutsch- land gezogener Hasskarl niedergelassen hatte. Unser Justus zog mit dem an das Oberbergamt Bonn berufenen Vater als sechsjähriger Junge nach Bonn, wo er bis 1S27 das Gymnasium absolvierte und dann als Lehrling in den botanischen Garten in Poppeisdorf eintrat, und sich nebenbei eifrig der deutschen Floristik widmete. 1831-32 diente er als Pionier und hätte gern die Offiziers- laufbahn eingeschlagen, wenn der Vater nicht energisch nein gesagt hätte. So trat er 1832 als Gehilfe in den kleinen botanischen Garten Düsseldorfs ein, welchem Gartendirektor Weyhe, der bekannte rheinische Florist, vorstand, wurde aber schon im Herbst als Reservist zu der Beobachtungs-Armee ein- gezogen, welche Preussen unter General von Müffling während der Belagerung Antwerpens durch die Franzosen am Niederrhein zusammenzog. Militärischen Ruhm gab es dort nicht zu erringen, dagegen holte sich Hasskarl eine schwere Brustfellentzündung, die ihn für lange Zeit schwächte. Im März 1833 übertrug ihm Weyhe die Leitung des Düsseldorfer Gartens und benutzte ihn als Assistenten für seine Vorlesungen, entliess ihn aber im Oktober 1834, als Flasskarl selbständig Vorträge halten wollte. Eine in dieser Zeit in der Otto 'sehen Gartenzeitung, dem Vorläufer unserer Gartenflora, veröffentlichte Arbeit über die zum ersten Male in Europa erscheinenden Blüten von Cunninghamia sinensis trug ihm so viel Anerkennung ein, dass der A^ater ihm die Erlaubnis zum weiteren Studium gab. Hasskarl, dessen Sehnsuchtsziele Reisen in die Tropenwelt waren, studierte nunmehr in Bonn hauptsächlich Medizin und Botanik und veröffentlichte in dieser Zeit in der Regensburger Flora eine Reihe kleiner botanischer Aufsätze. Während dieser Studienzeit tagte in Bonn die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, bei welcher Hasskarl einen Rheder aus Rotterdam kennen lernte, der ihm freie LIin- und Rückfahrt auf einem seiner Schiffe nach Java versprach, wo er ausserdem zwei Jahre bei einem Vetter des Rheders „als Kind vom Hause" leben sollte. Im November 1836 verliess Hasskarl an Bord der Anna infolge dieser Einladung von Bremen aus Europa, voll froher Hoffnungen. Der Kapitän der Anna aber war ein unfähiger Trunkenbold, und so brauchte das Schiff 75 Tage, um Baltimore zu erreichen, es musste dort drei Monate liegen bleiben und traf erst im September nach weiteren 135 Tagen Fahrt in Batavia ein, wo der Vetter des Rotterdamer Rheders dem ihm empfohlenen »Kinde des Hauses« die Thür Justus Karl Hasskarl. 207 vor der Nase zuschlug. Fremd und mittellos stand Hasskarl da, aber deutsche I.andsleute nahmen sich seiner an und verschafften ihm endlich die wissen- schaftliche Leitung des heut weltbekannten botanischen Gartens in Buitenzorg. Damals aber hatte es mit der Wissenschaft in diesem Garten gute Wege, denn mitten im Garten lag der Palast des Gouverneurs, von Obst- und Gewürz- Plantagen umgeben, an die sich der als Tierpark benutzte äussere Garten. anschloss. Plasskarls Versuche, dort wissenschaftliche Ideen und Reformen einzuführen, stiessen überall auf harten Widerspruch, und selbst der leitende Gärtner, Teysmann, war nur zögernd zu Änderungen zu bewegen, die erst 20 Jahre später von Hasskarl's Nachfolgern benutzt werden konnten. Unser junger Gelehrter hatte inzwischen noch 1837 in Batavia die Entdeckung der Wärme-Entwickelung in der Colocasia-Blüte gemacht und vom folgenden 2o8 Justus Karl Hasskarl. Jahre an mit der Veröffentlichung der Decades plant arum rariorum horti Bogoriensis begonnen, sowie zahlreiche kleinere Arbeiten in der Tijdschrift voor Nederl. Indien und in der Regensburger Flora publiziert. Seine Haupt- arbeit, der Catalogus plant, h. bogoriensis war druckfertig vollendet, als Hasskarl 1843 am Tropenfieber erkrankte und im September nach Europa gebracht werden musste. wo er im März 1S44. durch die Seefahrt fast wieder hergestellt, eintraf Der holländische Kolonialminister versprach persönlich dem jungen strebsamen Arbeiter die Selbständigkeit seiner Stellung" und den gesamten wissenschaftlichen Arbeitsapparat; als aber Ilasskarl 1845 wieder in Java eintraf, verweigerte der Gouverneur rundweg die Erfüllung der Zusagen und dem Gouverneur gegenüber liess ihn auch der Minister im Stich. Tief gekränkt c|uittierte Hasskarl den Dienst und liess sich in Düsseldorf nieder, nachdem er sich in Holland 184Ö mit einem Fräulein von Medenbach verehelicht hatte. Seine Hoffnung, an einer deutschen Universität unterzukommen, scheiterte und er lernte in den nächsten Jahren das ganze Elend des unbemittelten Privat- gelehrtentums kennen. Zwar ergriff er jeden Verdienst, ward Stenograph. Reporter, Chiffreur und Dolmetscher für das Landgericht, vSekretär der Handels- kammer und des konservativen Wahlcomites und gab nebenbei eine Reihe botanischer Arbeiten heraus, darunter 1848 seine Plantae javanicae rariores imd die Bearbeitung der Commelinaceae, Amarantaceae und Polygalaceae in den Plantae Junghuhnianae. aber die Sorge sass immer mit am Familientische. Da erhielt er 1852 von der holländischen Regierung die Anfrage, ob er geneigt sei, den Chinarindenbaum aus Peru nach Java zu überführen. Sofort sagte Hasskarl zu, obgleich die Sache einen bedenklichen Haken hatte, denn in Peru standen die härtesten Strafen auf den \'ersuch, Cinchonen auszuführen, sodass kein Zweifel darüber walten konnte, dass Hasskarl am nächsten passenden Aste aufgehängt wurde, wenn man ihn bei seinem Wagnis abfasste. Die Chinarinde war eine Goldquelle für Peru und das damals noch schwieriger zugängliche Bolivia, in deren Andengebieten zwischen 1500 — 2000 m Höhe die etwa 30 Arten der Rubiaceen- Gattung Cinchona. von denen etwa 10 Arten der Unterabteilung Ouinquina Condamine die kostbare Rinde liefern. Wald oder Busch bildend wachsen. Nach echt spanischer Manier schlug man die Bäume einfach nieder und schälte die Rinde ab, ohne jemals an Xachzucht zu denken. Infolge dieses Raubbaues waren gerade diejenigen drei Arten, welche die an Chinin reichsten Rinden lieferten: Cinchona Calisaya mit der var. Ledgeriana. C. succirubra und C. lancifolia, schon gegen Mitte unseres Jahrhunderts so selten geworden, dass an ihrer schliesslichen Ausrottung nicht zu zweifeln war. Gleichzeitig wurden die Rinden von Jahr zu Jahr natürlich teurer und der Bedarf an Chinin, dem 1820 zuerst von Pelletier und Caventou hergestellten Alkaloid der Chinarinde, stieg trotz der enormen Preise immer mehr, da das Chinin neben dem nicht immer anwendbaren Arsenik das einzige Mittel war, welches das Sumpflieber in allen seinen Formen, Wechselfieber, kaltes Fieber, Malaria, Tropenfieber, wirklich brach und dem Körper dauernde Heilung brachte. Unter diesen ^>rhältnissen war von selten Hollands die Aus- führung der Cinchonen aus Peru zwar ein reines Handelsinteresse, von Seiten Ilasskarls aber eine That reiner Alenschenliebe. denn der Lohn, der ihn er- wartete, war geradezu winzig, besonders gegenüber der Lebensgefahr, der er sich aussetzte. Als nach Abschluss der \'erhandlungen Ilasskarl sich persönlich .lustus Karl Hasskaii. 20() hei dem Minister im Haai;" meldete, le^^te ihm dieser spanische Zeitungen vor, welche den Plan des holländischen Ministeriums veröffentlichten und unter Nennung von Ilasskarls Xamen Peru und Bolivia vor dem gefährlichen Reisenden warnten. Natürlich hielt der Minister infolge dessen die Reise für unmöglich, aber Ilasskarl liess den Plan nicht fallen. Er bewog den Minister, ihm falsche Pässe zu verschaffen, und schiifte sich eine Woche später von England aus als unschuldiger deutscher Wollhändler Karl Müller nach Lima ein. Er fand Peru in voller Revolution. al)er glücklicdi passierte er die r>inien der beiden feind- lichen Heere und überstieg ohne Unfall die Anden. Fast ein Jahr lang zog er handelnd und tauschend im China-Distrikt hin und her, bis er überall eine be- kannte Figur war, auf deren Kommen und C.ehen niemand mehr achtete. Unbemerkt verstand er es, 400 junge C'alisaya-Ptlanzen zusammenzubringen, die er entblätterte, bis zur möglichsten Kleinheit zurückschnitt und dann in das Innere von ,so Wollballen verpackte. Xun ging der Zug über die Anden zurück, geführt von dem inzwischen völlig heimisch gewordenen Wollhändler, und, ohne irgendwo \'erdacht zu erregen, ward Callao erreicht, in dessen Hafen schon seit bald einem Jahre eine holländische Kriegsfregatte, angeblich zum Schutze des holländischen Handels, den aber niemand gefährdete, lag. Der Kommandant war nicht wenig überrascht, als eines schönen Tages ein furchtbar verwildert aussehender deutscher Händler an Bord erschien und ihm die Ordre der Admiralität überreichte, den Uelierbringer samt seinen Waaren sofort an Bord zu nehmen und etwaigem Widerstand der Landesbehörden nötigenfalls Gewalt entgegenzusetzen. Mit echt seemännischem Humor ward das Wagestück Ilasskarls zu Ende geführt; ehe die Zollbehörden noch recht wussten, was da eigentlich vorging, lagen die 50 Wollballen in dem Boden des Kriegsschiffes, das inzwischen zur Ausfahrt klarte, und während der Anker hochging und die üblichen Salutschüsse wie zum Hohn für das übers Ohr gehauene Peru er- tönten, kniete der wieder in den echten Hasskarl verwandelte falsche Müller vor den Ward'schen Kästen, die die Fregatte im Lagerraum bewahrt hatte und pflanzte die aus der Wollhülle erlösten Cinchonen hinein. Der Capitän nahm seine Ordre, in nächster Linie Ilasskarl nach Java zu bringen, wörtlich, obgleich Ilasskarl auf dem weiteren Wege durch kühlere Klimate seiner Ptlanzen wegen bestand. Oestlich der Philippinen bestand das Schilf einen so schweren Typhon, dass der Capitän, als sie am 4. December 1S54 Macassar anliefen, die AVeiterfahrt verweigerte. Hasskarls Energie gelang es. einen Kriegsdampfer zu requirieren, der ihn einige Tage später auf Java landete. Von den 400 Cinchonen waren noch 40 am Leben, die nun sofort in dem schon vorbereiteten Terrain im Ilochgebirge ausgepflanzt wurden, wo nun Hasskarl die Kultur begann. Mitten in den anstrengenden Arbeiten erhielt der Aermste die furchtbare Nach- richt, dass an demselben 4. December. an welchem er in Macassar landete, das Schiff Hendrika. wehTies seine Frau und seine vier Kinder zu ihm nach Java tragen sollte, noch angesichts der holländischen Küste vor Amsterdam mit Mann und Alans gesunken war, ohne dass auch nur eins der 300 Menschen- leben, die an Bord waren, gerettet werden konnte. Die Aufregung und Strapazen in Peru, die Anstrengungen in den Kulturarbeiten auf Java, vereint mit dieser fürchterlichen Botscdiaft. warfen Hasskarl nieder, und halb sterbend trug man ihn aus dem grossen Hospital zu Weltevreden auf einen nach Europa heim- kehrenden Dampfer. Die Seeluft wirkte abermals segensreich auf den Kranken, 2IO Justus Karl Hasskaii. der im October 1856 wesentlich gebessert in Europa eintraf, wenn er auch noch lange leidend blieb. In Java hatte inzwischen sein deutscher Kamerad, Dr. Junghuhn, es verstanden, sich in Hasskarls Stelle zu drängen und den in der Ferne Weilenden von Grund aus zu verlästern, sodass der Minister Hasskarl die Wahl stellte, nach Java zurückzukehren und die Kulturen wieder zu über- nehmen oder aus dem Dienste zu scheiden. Da seine zerrüttete Gesundheit eine Rückkehr in die Tropen für lange Zeit verbot, nahm Hasskarl seinen Abschied und erhielt als »Ehrenpension« das Spottgeld von looo Guld. holl. = 1700 Mark etwa! das war der Lohn für all' die Arbeit, all' das Elend, das er durchgemacht und dafür, dass Holland jetzt jährlich Millionen Reingewinn aus den Chinakulturen zieht! Der gutmütige Deutsche hatte eben wieder einmal aus Menschenliebe dem schlauen Händler die Kastanien aus dem Feuer geholt. Zu allem Ueberfluss musste Hasskarl vor Erhalt der Pension noch für sich und seine Rechtsnachfolger feierlich allen Ansprüchen entsagen, die etwa einmal auf die Erträge der Chinakulturen von ihnen hätten erhoben werden können. Allerdings hatte er schon als Anerkennung das Ritter- kreuz des niederländischen Löwenordens und später sogar das Kommandeur- kreuz der luxemburgischen Krone erhalten. Tief gekränkt liess sich Hasskarl in Königswinter am Rhein nieder und übersiedelte dann seiner Frau zu Liebe, er hatte inzwischen Julie von Meden- bach, die Schwester seiner ersten Gattin, heimgeführt, in die Nähe der holländischen Grenze nach Cleve am Rhein, wo er sich ein behagliches Tusculum schuf, in dem er unermüdet seinen botanischen Arbeiten oblag. LTnmittelbar nach dem Einzug in Cleve ernannte ihn die Universität Greifswald am 20. December 1858 honoris causa zum Doktor der Philosophie, eine Ehren- bezeugung, die ihn allen Undank Hollands verschmerzen liess. 1855-56 hatte er in Hookers Journal of botany, in der Regensburger Flora und im Nederlandsch Kruidkundig Archief der kgl. Akademie te Amsterdam kleinere Arbeiten ver- öffentlicht; dann erschien seine Retzia sive Observationes botanicae und die beiden ersten Bände des grossen Werkes: Filices javanicae, und in der Bonplandia der Hortus bogoriensis descriptus, wofür ihm dieLeopoldinische. -Vkademie unter Verleihung des Namens Retzius zum Mitgliede ernannte. Das Stillleben in Cleve, wo in einer durch keinen Schatten getrübten kinder- losen Ehe die innig waltende Gattin alle häuslichen Sorgen allein übernahm und dadurch LIasskarl das vollständige Aufgehen im Studium seiner geliebten Pflanzen ermöglichte, zeitigte eine grosse Reihe systematischer Arbeiten, vor- wiegend natürlich die indische Pflanzenwelt behandelnd oder die Spezial- lieblinge des unermüdeten Forschers, die Commelinaceae und Polygalaceae, sowie die niederländischen Chinakulturen betreffend. Für letztere beklagte er ^yiederholt, dass durch die Handlungsweise Junghuhns, der Hasskarls erste Kulturen auf Java anfänglich systematisch ruinierte, um sich später als Retter hinstellen zu können, England mit seinen Kulturen beinahe Holland den Rang ablief. Seine That der China-Ausführung und seine fortgesetzten kleinen Be- richte über diese Kulturen verschafften Hasskarl in weiten Kreisen den Scherz- namen A^ater des Chinins«, trugen ihm aber auch vielseitige Ehren ein, so von Frankreich 1864 die grosse goldene Medaille für Akklimatisations-^'erdienste, und 18Ö7 ebenfalls die grosse goldene Medaille der internationalen Jury der Industrie-Ausstellung und 1870 von König Wilhelm den Kronenorden. Der deutsche Gartenhau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. 21 1 Hasskarl vermiccl die Utfentlichkeit, nur an den Versammlungen der deutschen A'aturforscher und Ärzte nahm er regelmässig teil, sonst lebte er, still arbeitend, seinen lebenden und seinen trocknen Garten (Herbar) pflegend in seinem von Ruhe und Glück durchstrahlten Heim, bis zum 80. Jahre sich vollen Wohlseins erfreuend. Dann begann der rastlose Geist nachzulassen, aber glücklicherweise so allmählich, dass es der liebevollen Gattin gelang, ilm über seinen Zustand hinweg- zu täuschen. Noch wenige Tage vor seinem Tode lustwandelte der Greis an der Seite seiner getreuen Lebensgefährtin in seinem Garten, sich des bei der milden Witterung schon beginnenden Knospens erfreuend, dann fesselte ihn ein scheinbar leichtes Unwohlsein ans Zimmer und am 5. Januar 1894, im begonnenen 83. Jahre, schlummerte er friedlich ins Jenseits hinüber, neben der tieferschütterten Wittwe einen grossen Kreis trauernder Freunde und den stillen Wohlthäter tief beklagender Schütz- und Pfleglinge, aber keinen einzigen Feind hinterlassend. Der Gärtnerei war er während seines langen Lebens stets ein treuer Freund, in den Annalen der Wissenschaft ist sein Name für alle Zeit feststehend, unendlich glänzender aber leuchtet er als derjenige eines der wenigen wirklichen Wohlthäter der Mensch- heit; denn allein Hasskarls uneigennütziger Aufopferung verdanken Fiundert- tausende rasche Genesung von den Qualen des den Körper zerrüttenden Fiebers, dessen Frost und Hitze das Chinin brach, welches er der Alenschheit für immer erhielt. Der deutsche Gartenbau auf der Weltaussteilung zu Chicago und Vergleiche mit dem Gartenbau anderer beteiligter Staaten. \'on Lud wig S chiller. III. 'ie haben sich nun die F)ahlien bewiesen? Was kann aus ihnen gemacht werden, sind sie von kommerziellem Nutzen? Mit ruhigem Gewissen ^ '--'v^ kann ich da antworten: »Dahlien sind völlig zwecklos!« Ich habe zu verschiedenen Zeiten Dahlien gepflanzt; Mitte Mai, Ende Mai und Mitte Juni, und die am spätesten gepflanzten waren die besten, ja es wäre noch viel besser gewesen, hätte ich sie erst Mitte Juli gepflanzt. Die zuerst gepflanzten fingen gut an zu treiben, aber ungefähr fusshoch, hatten sie furchtbar von der Hitze zu leiden, und blühten nachher nicht ganz so gut, wie die anderen später gepflanzten. Die ersten Blüten zeigten sich sehr bald, aber dann, als die Hitze so stark war, hörten sie auf zu blühen, bis sie Mitte September und Mitte Oktober vom Frost gänzlich zerstört wurden. Ja, wenn man wenigstens noch während dieser Zeit, d. i. von Mitte September bis Mitte Oktober schöne üppige Pflanzen, die das Auge erfreuten, hätte haben können, so würde man ja genügend entschädigt werden für alle Mühe, die man verwendet hat, aber hin und wieder eine Blume an matt aussehenden Pflanzen vertreibt alle Lust und Liebe, die man zur Weiterkultur hat. Am besten zeigte sich »Alba imbricata«, die von Brandt, Elbing in den Flandel gebrachte Zwerg-Georgine. Hatte diese auch et\\^as von der Hitze gelitten, so ist es doch verschwindend wenig gewesen und der Herbstflor war geradezu gross- artig, die Pflanzen prangten in einem weissen Blütenkleide, das üppige Grün 2 I 2 Dßr deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. harmonierte sehr wohl mit den Avohl geformten weissen Blumen und sie er- regten die Bewunderung aller Fachleute. Wesentlich besser zeigten sich die einfachen Dahlien, sie blühten bedeutend besser denn die gefüllten und zeigten sich auch widerstandsfähiger gegen Hitze und sonstige Witterungsverhältnisse. Vielleicht lag es bei den ge- füllten auch an der J^ortenauswahl; die Blüten blieben meistens stecken. Jetzt kämen nun die Canna zur Besprechung. Keine Pflanze eignet sich wohl mehr für amerikanische Verhältnisse, wie gerade die Canna, welche von Deutschland durch 3 Aussteller vertreten war, von denen nur einer, Wilhelm Ptitzer, Stuttgart, wirklich ausstellungsfähige Ware gesandt hatte. Derselbe zeigte uns seine wertvolle Neuheit »Germania«. Wertvoll insofern, dass die Farbe besser ist, wie bei Madame Crozy, während im übrigen keine Verbesse- rung zu bemerken ist. Alle anderen ausgestellten Canna stehen weit hinter den amerikanischen Sorten zurück, denn in der Cannakultur stehen die Ameri- kaner obenan, und leisten wirklich etwas grossartiges. Herr Geheim rat Wittmack und ich haben oft diese Sachen angestaunt und wir haben uns gefreut, wie wunderbar die Canna verwertet werden kann, und bis zu welcher A'ollkommenheit und Prachtentfaltung man es hier durch Kultur bringen kann. Knollenbegonien haben sich nicht gut bewährt, es war aber auch zu heiss für dieselben, und hatten auch die Amerikaner hierin wenig gute Pllanzen aufzuweisen. Wir hatten 3 Aussteller und wurden die Begonien zuerst in Töpfen kultiviert, später aber, da der Platz in den Häusern anderweitig ver- wertetet wurde, ins Freie gepflanzt. Während der Hitze blieben dieselben etwas zurück, entwickelten sich aber bei Eintritt der kühlen Witterung sehr gut und gaben noch einen schönen Blütenflor. Die Begonia »Bavaria« bewährte sich gar nicht, sie wollte durchaus nicht wachsen und kam kaum zum Blühen. Ich hatte dieselben solange im Hause stehen, bis sie etwa fingerlang waren, pflanzte sie nachher in eine schattige Lage in gute Erde aus, konnte aber nichts erzielen. Einzelne blühten später, Hessen jedoch kein rechtes Urteil zu Stande kommen. Dagegen bewährte sich Rochea falcata sehr gut. Bei Ankunft derselben hatte ich die grösste Lust, dieselben auf den Komposthaufen zu werfen, pflanzte sie aber doch noch in eine halbschattige Lage ins Freie. Hier trieben die- selben neue Blütenstiele und bildeten später einen förmlichen Blütenteppich, weshalb auch dieselben gar bald einen Abnehmer fanden. Ich glaube, dass drüben Rochea falcata eine grosse Zukunft hat. Wie ist Amerika für Sommerpflanzen geeignet? Ich bemerke hierbei, dass ich nur von meinen Erfahrungen in Chicago spreche und beziehen sich meine Forteile nur auf diese Gegend. An Sommerpflanzen standen mir zur Verfügung: Levkojen, Astern, Phlox, Lobelien (wenn ich letztere hinzurechnen darf) und Zinnien. Im Anfang machten mir diese Sachen eine ausserordentliche Freude. Sie wuchsen alle so üi^pig, dass ich schon im stillen die Worte verlachte, die mir von ansässigen Gärtnern betreffs der Sommerblumen gesagt waren. FJie Levkojen waren Pflanzen, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, aber sowie die Hitze kam, hörten sie auf zu wachsen, einzelne Pflanzen sahen aus, als ob sie zurückwuchsen; diejenigen aber, die zur Blüte gelangten, waren sehr gut. Hätte ich eine schattige I,age für dieselben zur \'erfügung gehabt, und sie dorthin gepflanzt, Der deutsche Gartenhau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. 21^ Avas ich wohl kaum gethan hätte, ein ander Mal aber thun würde, so wären die Levkojen alle grossartig" gewesen. Zwar waren unsere Levkojen auch so schon die besten, aber sie hätten eben noch besser sein können. Dagegen waren die Astern sehr gut und lieferten einen vorzüglichen Flor. Die Zinnien waren mangelhaft in der Blüte, sonst aber gut. Phlox >'Star of Quedlinburg« war gleichfalls gut, dagegen wollten die Lobelien nicht so recht gedeihen. Ich glaube, dass, wenn man erst mehrjährige Plrfahrungen in Amerika gesammelt hat, man es zu glänzenden Resultaten in .Sommerblumen bringen kann. Auch Phlox decussata ist sehr gut geeignet für hiesige Verhältnisse, wie dieses überhaupt alle Stauden bewiesen. Plumulus japonicus var. ist vorzüglich, zeigte sich sehr konstant und ziemlich üppig im Wachstum, dagegen wollte aus der japanischen Klettergurke gar nichts werden. Wenn wir in vorstehendem einen Überblick erhalten haben über das, was wir im Freien ausgestellt hatten, so wollen wir jetzt einmal daran gehen, unsere bedeckten Räume näher zu betrachten, und da wir gerade uns bei den Pflanzen befinden, so können wir wohl die Sämereien etc. bis auf später verschieben. Da will ich zunächst einige Sachen erwähnen, die ich doch nicht gern übersehen möchte. P^s sind dies die von Dresden zur Schau gebrachten Rhodo- dendron und Syringa >AIarly rouge<. Die Rhododendron kamen in gutem Zu- stande an, die Sorte Prof. Dr. Reichenbach war schon weit vorgerückt und verlor etwas Laub und auch Blüten, sobald sie in Behandlung genommen wurde. Die übrigen 4 Sorten bewährten sich sehr gut und namentlich erregte »Helene Schiffner« wohlverdiente Aufmerksamkeit. Es ist aber auch eine grossartige Sorte, das eigenartig schöne Alilchweiss und der immense Blütenreichtum machen sie unstreitig zu der besten je gezüchteten Sorte und der wohlverdiente Preis ist da natürlich nicht ausgeblieben. Es war eine Freude, dieselbe blühen zu sehen. Interessant ist mein Resultat, das ich mit Syringa erzielt habe. Die- selben kamen mit den Rosen in einer Kiste verpackt in unausgetriebenem Zu- stande hier an und da dieselben nicht in die Kiste gingen, so war der obere Teil abgeschnitten. Meine Pflicht wäre es nun gewesen, dieselben noch weiter zurückzuschneiden, um im Herbst eine gut geformte Pflanze zu haben. Ich kam jedoch zu dem P^ntschluss, dieselben so wie sie waren zu lassen und pflanzte sie aus, und zwar aus dem Grunde, um den Fachleuten den Wuchs zu zeigen, denn dieses erschien mir wichtiger. Der Flieder erhielt nun im Anfang viel Wasser, doch da uns später das Wasser entzogen wurde, so stand er ziemlich trocken, besonders da der Boden sehr schlecht war. Infolge dessen machte er nur sehr schwache Triebe und setzte so reichlich Knospen an, dass ich im Herbst an manchen 75 Blütenknospen zählte. Es ist dies ein Resultat an dreijährigen Pflanzen gewesen, wie es jedenfalls nicht so oft vorkommt, und glaube ich auch nicht, dass ein Herausreissen aus der Erde von so ungeheurem Eintluss auf die Qualität sein kann, da doch bekanntlich in Paris aller Flieder auf diese Weise getrieben wird. Das Gesamt-Arrangement auf dem »Wooded Island« hat, soweit ich es beurteilen kann, einen günstigen Eindruck gemacht. Es wäre wohl schwer gewesen, dasselbe anders zu gestalten, und ich muss gestehen, dass, wenn ich dieses Jahr wieder anfangen sollte, ich es genau ebenso machen würde. (Schluss folgt.) 2 JA Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pall» Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pall. Ahh. 40. bwohl von Herrn Professor Haussknecht, dem vorzüglichsten Kenner orientalischer Flora, bereits vor vier Jahren in den »Mitteilungen des botanischen Vereins für Gesamtthüringen«') aufs ausführlichste klar- gelegt worden ist,' welcher Crataegusart allein der Xame »tanacetifolia < zuerkannt werden darf, so herrscht trotzdem unter den deutschen Dendro- logen, denen diese Frage in hohem Grade von Interesse sein dürfte, noch der gleiche Irrtum wie zuvor, und es ist anzunehmen, da neuere hervor- ragende dendrologische Werke gar keine Xotiz von genannter Abhandlung genommen haben, dass den Herren Dendrologen diese Publikation gar nicht vor Augen gelangt ist. Wenn ich mir erlaube, behufs weiteren Bekanntwerdens dieses von Pro- fessor Haussknecht gelieferten Nachweises das Wort zu ergreifen, so mag dies darin gerechtfertigt erscheinen, dass es mir beschieden war, auf meiner ersten asiatischen Reise 1889 den wirklichen, lange verschollenen und verkannten Crataegus tanacetifolia (Lam.) in seiner Heimat, und zwar an dem klassischen Standorte Tourneforts, welcher denselben im südlichen Pontus vor nunmehr 193 Jahren entdeckte, wieder aufzufinden und reichliches Quantum gutgereiften Samen für unsere Gärten mitzubringen. Crataegus tanacetifolia (Lam.) und Crataegus Orientalis Pall. sind zwei so gut geschiedene Arten, die sich nie und nimmermehr unter einer Art ver- einigen lassen, auch nicht derart, dass die eine der anderen Art als Subspecies oder Varietät untergeordnet werden könnte. Wenn letzteres häufig von hervor- ragenden Forschern geschah, so ist allein darin der Grund zu finden, dass weder ein De CandoUe, Grisebach und Boissier, noch ein C. Koch, Lauche und andere die eigentliche tanacetifolia gekannt haben, welche anno 1702 durch Tournefort nach Paris eingeführt, A'on da wohl verbreitet, bald aber höchst selten wurde. So unterscheidet Smith in Prodr. flor. Graec. eine tana- cetifolia b. Orientalis als häufig auf dem Athos etc., und Alton in Hort. Kew. lässt wiederum diese Varietät fallen, giebt aber M. tanacetifolia nach Smith in Griechenland an. — Dass die griechische »tanacetifolia«, so auch die Pflanze in Grisebachs Spicileg I. p. 88, auch nur typische Grat. Orientalis Pall. ist, davon konnte ich mich an Ort und Stelle (auf dem Athos und Hipsariongebirge der Insel Thasos anno 1891) überzeugen, ebenso wie die vom benachbarten bithy- nischen Olymp von mir (anno 1886) gesammelte Pflanze hierhergehört. — Da sich De CandoUe der Ansicht Smiths anschliesst, so erscheint es mindestens höchst zweifelhaft, dass auch diesem Autor eine echte Pflanze vorgelegen haben mag. Was jetzt allgemein in den dendrologischen Sammlungen und Baum- schulen als C. tanacetifolia und Orientalis kultiviert wird, ist eben ein und dieselbe C. Orientalis Pall., wie sie in Kochs Dendrologie (I. jd. 1Ö3 — 164) oder E. Koehnes (1893 p. 241 als C. tanacetifolia DG) beschrieben ist. Die Kochsche »C. tanacetifolia« ist nichts als eine etwas verkahlende Form der C. Orientalis mit mehr keilförmigem Blattzuschnitt und gelben Früchten; er selbst bekennt, dass ihm oft Fälle vorgekommen sind, wo ihm die Unterscheidung beider Arten fast gar nicht möglich war. *) Enthalten in Mitteilung der geogr. Gcselisch. in Jena i8qo. Abb. 49. la und ib. Crataegus tanacctifolia (Lam.) vom Sana-dagh (Kleinasien). 2. Juli 1889. 2a und 2b. Dieselbe nach Tourneforts Original-Abbildung. 3a und 3b. Crataegus Orientalis Fall. Amasia in Kleinasien. Gesammelt und gezeichnet von J. Bornmüller. 2 1 (5 Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pall. Was ist nun die echte C. tanacetifolia? Diese Frage konnte nicht schla- gender als durch Neueinführung der in Anatolien heimischen Pflanze gelöst werden. Es war der lOoo m hohe Schluchten- und M'aldreiche Sana-dagh, dem ich, von Amasica kommend, einen mehrtägigen Besuch abstattete. Hier, auf dem ersten Plateau, einem Bergsattel bei 1200 m Seehöhe, angelangt, lenkte ich eben (2. Juli) meine Schritte resp. die meines keuchenden Rössleins einem ab- seits vom Wege stehenden schattenspendenden Baume zu. Ich hielt denselben von ferne für eine Pirus elaeagrifolia Pall., die hier in jenen Gebirgen sehr häufig ist, und gedachte hier eine kurze Mittagsrast abzuhalten, bevor die letzten 400 Meter steilaufsteigenden Gebirgshanges erklettert werden sollten. Welch Erstaunen aber, als die vermutliche Pirus sich sofort als eine mir ganz fremd- artige, anscheinend neue Crataegusart entpuppte, welche von der selbigen Tags häufig gesehenen C. Orientalis grundverschieden war. Leicht waren frische Zweige der C. Orientalis beschafft, und der Vergleich ergab nun zwei merk- würdig differierende Arten. Während bei Grat. Orientalis Pall. die Blätter dicht-weich-grauhaarig sind, die jungen Triebe deutlich weissh aarig schimmern, die Blattabschnitte an der Spitze mit einigen tiefen Zahneinschnitten versehen, und die Kelchzipfel sowie Bracteen meist ganzrandig sind, waren bei der mir neuen Art (Grat, tanacetifolia) folgende augenfällige Merkmale zu konstatieren: die Bekleidung von Blatt und Stengel war total verschieden, erstere von dunkel- grünem Aussehen, kurzhaarig, die Zweige rotbraun und selbst die jungen Triebe nur schwach grau; am merkwürdigsten erschienen die Blattabschnitte, die ihrer ganzen Länge mit vielen kleinen (S— 20) Sägezähnen, deren Spitzen in eine schwielige Drüse enden, versehen sind. Ganz abnorm sind die in feine Zipfel und Franzen gespaltenen Bracteen und Kelchzähne (jeder wiederum mit der schwieligen Drüse versehen), die lebhaft an die gewisser Hypericum-Arten erinnerten. — Weiter auf die Frage an Ort und Stelle einzugehen, war nicht geboten, auch andere interessante Funde verdrängten bald mein lebhaftes In- teresse, das dieses Gehölz momentan in Anspruch genommen hatte; jetzt wurden Pressen von den Pferden geladen und reichlich, wohl gegen 80 Exem- plare, um alle grösseren Museen damit zu beglücken, eingelegt. Selbigen Tags begegnete ich noch häufig diesem interessanten Azarolbaum, auf der Höhe des Berges in Kieferwaldungen bei löoo m auch noch in voller Blüte, wo er meist mit G. Orientalis gesellschaftlich auftrat. Es sei bemerkt, dass die dem G Orientalis oft sehr ähnliche Grataegus Azarolus L. gleichfalls in jenem Ge- birge zu Hause ist, so wie eine anno 1890 von mir dort entdeckte neue Art aus der Verwandtschaft von Grat, lagenaria F. et. M. (C. orthosepala Ilsskn. und Born., charakteristisch durch die schmal-walzenförmigen Früchte und die auch bis zur Fruchtreife aufrechten Kelchzipfel), von welcher keimfähige Samen leider nicht zu beschaffen Avaren. Im Oktober 1889 nach Europa zurückgekehrt, übergab ich auch den frag- lichen Grataegus Herrn Prof. Ilaussknecht, welcher ihn einer kritischen Prüfung unterzog und ihn als eine von allen beschriebenen Arten durch die schwieligen Drüsen der zahlreichen kleinen Zähne der Blattabschnitte ausgezeichnete Art erkannte. So wurden diese Exemplare unter dem bezeichnenden Xamen Gra- taegus callidens Hsskn. und Bornm. von mir ausgegeben. (Exemplare hiervon liegen u. a. auch im botanischen Museum. Berlin). Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pali. 2 17 Erst ein halbes Jahr später, als ich mich schon längst wieder im Innern Kleinasiens befand, auch mehrfach jener Crataegus begegnet war, stiess Herr Professor Haussknecht auf eine Abbildung, die er in Tourneforts Beschreibung einer Reise in die Levante, Band III tab. 43. a. 1777« vorfand und auf den ersten Blick als die pontische Crataegus erkannte. Jene Abbildung, die weder von C. Koch noch Boissier citiert worden ist, ist mit der Phrase versehen: »Mespilus Orientalis Tanaceti folio villoso, magno fructu pentagono, e viride llavescente«. Die Lokalität Tourneforts stimmt mit der meinigen überein. Tournefort kam aus Armenien von Erzerum und ging mit seiner Karawane über Tokat (28. September 1701) nach Angora, ohne Amasia zu berühren, welches eine Tagereise entfernt rechts am Wege liegen blieb. Ausser der Zeichnung in Tourneforts Werke liefert die dazu gegebene Be- schreibung genügendes Beweismaterial; nur die wichtigsten .Stellen seines Wortlautes mögen hier Platz linden: 25. September 1701. »Auf diesen Gebirgen (vor Tokat) wachsen schöne Azarolbäume (Mespilus). Einige derselben sind so gross wie die Eichen. Ihr vStamm ist mit einer rissigen und grau-lichten Rinde bedeckt .... Die Blätter stehen büschelweise beisammen .... sind blassgrün glänzend, auf beiden Seiten etwas haarig, insgemein bis an die Rippe in drei Teile geschnitten, welche Teile an dem Rande sehr fein gezähnt und den Rainfarnblättern sehr ähnlich sind. Derjenige Teil, welcher am Ende der Blätter steht, ist abermals in drei Teile geschnitten . . . Die Früchte sehen kleinen Aepfeln gleich, von 1 Zoll Durchmesser . . . sind haarig, blassgrün, in das Gelbe fallend und haben einen Nabel, von welchem 5 Blätter in die Höhe steigen, die wie die Blätter des Baumes gezähnt sind'.« »Die andere Gattung des Azarol- baumes hat rote Frucht . . . .« und damit beschreibt er ausführlich C. Orientalis Pall. mit »haarigen auf beiden Seiten wolligen Blättern und roten Früchten.« In Abbildung 4g giebt No. 1 einen Zweig mit halbausgewachsenen .Scheinfrüchten von Crat. tanacetifolia (Lam.) vom Sana-dagh bei Amasia, No. 2 die reife Frucht und Blatt, Copie der Tournefortschen Abbildung, No. 3 Crat. Orientalis Pall. Blatt. (Sana-dagh.) Was die Namenklatur betrifft, so ist (cnf. Flaussknecht loc. cit.) Lamarck*), nicht Poiret, wie allgemein gebräuchlich ist, anzunehmen, da die ersten vier Bände der Encyclopaedie von Lamarck (1783 — 1797) verfasst sind und nicht von Poiret, welcher von da an das Werk fortsetzte. Persoons geringes Verdienst ist es, diese Art den Crataegus-Arten eingereiht zu haben. »Crat. tanacetifolia (Lam.) Pers.« würde also die korrekteste Schreibweise sein. Verbreitet ist diese Art im westlichen Pontus und Paphlagonien, wo ich sie am Yildiz-dagh bei Tokat und Siwas, auf dem Sana-dagh, Abadschi-dagh und Ak-dagh bei Amasia, ferner im Ilkas-dagh bei Tossia in Paphlagonien (1890) antraf. An letztgenanntem Orte wurde sie auch das Jahr darauf vom Botaniker Sintenis wiederaufgefunden, im Verein mit C. Azarolus und C. Orientalis, deren Verbreitungsgebiete unvergleichbar grössere sind. Der einheimische Name von C. tanacetifolia ist Sary aludsch (»gelbe«), der von C. Orientalis Kirmisi aludsch (»rote«); wo nur eine Art auftritt, ist *) Lamarck. Encyclop. tom. IV pag. 440. (1797.) 2i8 Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pei-s. und Cr. Orientalis Fall. Aludsch allein gebräuchlich. Die Armenier und Türken bezeichnen die Früchte als wohlschmeckend; schon Tournefort berichtet, dass seine Leute »nicht nur viele von den Früchten assen, sondern auch ihre Quersäcke damit anfüllten. '< Beide Crataegus-Arten trifft man meist an freigelegenen Plätzen, selten unter 1200 Meter Meereshöhe; in höheren Lagen flüchten sie sich an offene Stellen der Kiefernwaldungen, denen häufig Juniperus excelsa MB. und Juniperus Oxycedrus L. untermischt sind. Im Anschluss daran mag noch folgende kleine Aufzählung der dortigen Gehölzflora hier am Platze sein. Die freiliegenden Hochgebirgshalden beherrscht Juniperus nanaW. und J. foetidissima W. in niederliegender Zwergform, auch Pinus Laricio Poir. tritt hier noch auf, während Pinus Brutia Ten. nur die warmen Schluchten bewohnt, wo mannshohe Ephedra-Sträucher (E. Nebrodensis Tin.) heimisch sind. Abies Nordmanniana Stev. ist mir in jenem Gebiet nur im Ilkas-dagh in Paphlagonien und in grossartigen Waldungen auf dem bithynischen Olymp in früheren Jahren (i88ö) begegnet. Letztgenannter Platz ist der östlichste bekannte Standort, denn auf den Inseln (Thasos. legi 1891) sowie auf dem Athos und thessal. Olymp wird diese Edeltanne durch die am Zapfen sehr leicht erkennbare Abies ApoUinis Link vertreten. — Die wichtigsten Laub- bäume jenes Gebirges sind folgende: Acer Llyrcanum Fisch., Evonymus latifolia L., Colutea melanocalyx Boiss., Pirus Syriaca Boiss., P. communis (beide ver- bastardiert=P.Armud Hsskn.&Born.), P. elaeagrifolia Pall., Sorbus Graeca Lodd.. Rosa Anatolica Crep. sp. nov., Cotoneaster pyracantha Sp., Colon, numulariae- folia F. et M., Spiraea crenata L., Cornus australis C.A.M., Lonicera Etrusca Santi, L. Orientalis Lam,, Vaccinium Arctostaphylus L., Rhododendron flavum Don (beide an Nordabhängen), Arbutus Unedo und A. Andrachne L. (warme Felsschluchten), Ilex Aquifolium L., Fraxinus oxyphylla MB.. Jasminum fruticans L., Periploca Graeca L. (an Flussdickichten), Hippophae rhamnoides L. (Fels-Plätze), Juglans regia L., Platanus Orientalis L. (Gebirgsbäche), Fagus silvatica L. (Hochgebirge) zusammen mit Corylus Colurna L., Carpinus Duinensis Scop, C. Betulus L. — Die Eichenflora ist vertreten durch die herrliche Ouercus macranthera F. et M., O. Cerris L., O. jDubescens W., Q. infectoria Oliv., O. Pfaeflingeri Ky, O. Armeniaca C. Koch, und in Flussthälern durch O. Haas Ky var. atrichoclados Borb. et Born. Ein herrlicher Strauch ist die breitblättrige Smilax excelsa L., die leider unsere Winter nicht immer vertragen wird. Noch wäre diesen Gehölzen Salix purpurea L. var. amplexicaulis Bory (als Art) anzureihen, die sowohl im Gebirge, zusammen mit Salix incana Schrnk., Salix Caprea L., Salix Medemi Boiss. auftritt und da in merkwürdig breit- blättrigen Formen vorherrschend ist, während im Tiefland (am Irisflusse bei Amasia, wo Salis Babylonica L. nicht ursprünglich wild, Salix alba L., die prächtige weisswollige Salix Bornmülleri Hsskn., S. triandra L. die Ufer be- kleiden) diese Varietät der Purpurweide alle Uebergänge zum Typus aufweist. Diese Weide, die jetzt gerade gar zu viel von sich reden macht, obgleich solche Formen auch in Deutschland (Nordthüringen) aufgefunden sind, entdeckte ich für Kleinasien zuerst im Jahre 1880 bei Brussa am Fusse des bithynischen Olymps und habe s. Z. Gelegenheit genommen, in der Österreich, botanischen Zeitschrift (1888 XL p. 397— 398) meine Meinung abzugeben, die ich noch bis heute behaupte. Wie ich mich kürzlich im National-Arboretum zu Zöschen, dieser Metropole Bericht über die vom Gartenbau-Verein zum Versuch etc. 2 IQ aller neueren hervorragenden dendrologischen Einführungen, mit Freuden überzeugen konnte, sind aus den Herrn Dr. Dieck übergebenen Samen eint- stattliche Zahl kräftiger junger Ptlanzen hervorgegangen, die auch das Entzücken des grossen Kultivators sind. Demnächst wird wohl auch Crat. tanacetifolia (Lam.) Vera! in dem umfangreichen Neuheitenkatalog erscheinen und den Erweis bringen, ob von jener ursprünglichen Tournefortschen Einführung her, die einst vor fast zwei Jahrhunderten im Jardin des plantes dem Samen entsprossen war, noch Überbleibsel der alten guten Art in unseren Geholzsammlungen vor- handen sind oder nicht. Jos. Bornmüll er, Weimar, 2O. Februar 1894. Bericht über die vom Gartenbau-Verein zum Versuch erhaltenen Samen pro 1893. \'()n E. 1 . R a d i e s . lange weisse Treib-. Macht grosses Laub wie ein vSommerrettich und wird sehr gross, so dass sie auf den Xamen eines Treib-Radies keinen Anspruch machen kann. 3. Spinat de Gaudry, bekannte gute .Sorte. 3. ^' Viroflay, der vorigen ganz ähnlich. 4. » Hennings Cotillon, macht sehr grosse Blätter und ist aus diesem Grunde sehr zu empfehlen. 5 . lU u m e n k o h 1 Choulleur Eenormand ist sehr niedrig, wie Haages Zwerg, aber nicht besser. 6. » Wiener, früher, hat keine be- sonderen Vorzüge. 7. Kopfkohl, schwarzer Utrechter ist schön dunkelrot und gross. 8. » Amager, bekannte frühe Sorte, war auf dem Rieselfeld besser als auf gewöhnlichem Lande. 9. >■■ Hennings frühestes verbess. Wiener Kraut ist eine frühe niedrige Sorte, mit mittel- grossen Köpfen. 10. Wirsing, Oberrader, eine schöne krause Sorte, die ziemlich grosse Köpfe macht, zu em- pfehlen. Dressier. ! 11. Wirsing, Hennings verbesserter früher glatter Wiener ist ein schlechter Wirsing und auch kein guter Weisskohl, nicht kraus, spitzköpfig. 12. » Grasshofs allerfrühester weisser runder Hartkopf, war irrtüm- lich als Wirsing bezeichnet, ist ein schöner niedriger und grosser Weisskohl. 13. Kohlrabi, Hennings früher blauer Wiener, ein schöner blauer Kohl- rabi, der sehr grosse Knollen macht. 14. Porree perpetuel, war etwas spät ausgesäet. und hat sich nicht so entwickelt, dass darüber dies Jahr ein Urteil abgegeben werden kann, ebensowenig darüber, wie der Er- trag im nächsten Jahre sein wird. 15. Sellerie, Hennings Triumpf, wie beim Porree zu spät ausgesäet, und daher keine Yorzüge zu verzeichnen. 16. Kohlrübe, Drontheimer, hat sich hier nicht bewährt, trotzdem ich sie in Blankenburg als eine em- pfehlenswerte Sorte kennen gelernt hatte. 17. Gurke, Pariser Trauben, trägt voll und ist etwas länger als die Russische Trauben-Gurke. 18. » Hennings ertragsreichste Frei- 220 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. land hat sich durch nichts ausgezeichnet. ](;. Gurken. Hennings Freiland-Xeu- heit; habeauchbei dieser Sorte keine Vorzüge A"or anderen ge- sehen. 20. Runkeln (weisse), gelbe A'erbess. walzenförmige Riesen und 21. >' rote verbess. sind zwei sehr empfehlensw. Sorten, welche einen 1)edeutend hr)heren Er- trag liefern, als gewühnli(-he walzenförmige. 22. Erbsen Scharpers allerfrüheste grüne (v. Kaiser) und 23. ' Scharpers allerfrüh. weisse (y. Pabst) sind zwei gute Erbsen-Sorten, jedoch beson- dere Eigenschaften, die ihren :Vnbau als wünschenswert er- scheinen lassen, sind nicht bemerkt worden. 24. > Grasshofs neue allergrösste vollste Türken-Säbel hat sehr grosse lange vSchoten, em- pfehlenswert. 25. inätterkohl (mooskrauser) ist wirklich ein extra fein- und dicht gekrauster Kohl, und kann zum weiteren Anbau empfohlen werden. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Begonia semperflorens atropurpurea. Teppich- königin (Pf ister). Lobelia Zwergkönigin (Hoitmann). Von der Firma Daiker & Otto in Lanfenweddingen kommt zur Jetztzeit eine Neuheit für Teppichbeete in den Handel, auf die ich Liebhaber hiermit aufmerksam machen möchte. Es ist dies die Begonia semperflorens atro- purpurea »Teppichkönigin«. Dieselbe stammt aus einer Befruchtung der Begonia Vernon und Begonia Schmidti hybr. rosea, die im Jahre i8q2 vor- genommen ist, hat den denkbar nie- drigsten Wuchs und wird nicht höher wie Alternanthera amoena spectabilis, selbst unter Glas bleibt sie niedriger als irgend eine Alternanthera. Die Pflanze verzweigt sich ungemein reichlich, d. h. aus dem Wurzelstock treiben eine Masse junger Triebe her- vor, so dass sie aufs leichteste und schnellste vermehrt werden kann. Blatt- und Blütenfarbe ist wie bei Begonia Vernon, man könnte die Pflanze überhaupt als eine Begonia \'ernon en miniature bezeichnen. Sie ist von reizendem l^ffekt und eignet sich so gut wie Alternanthera zu Teppichbeeten. Eine weitere schätzenswerte, für Teppichbeete unentbehrliche Neuheit, die von oben genannter Firma zum Angebot gelangt, ist die Lobelia >^ Zwergkönigin«. Das Laub derselben ist weissbunt, der junge Trieb er- scheint gelblich weiss, besonders im Sommer tritt die Aveissliche Färbung recht lebhaft hervor. Ganz niedrig bleibend, breitet sie sich wie Mentha kriechend, moosartig und wurzel- schlagend über der Erde aus. Die höchste Höhe, welche sie erreichte. war 6 cm, die Blumen mit inbegriffen, welche sich über die Pflanze nicht er- heben, sondern dicht auf dem Laube aufliegen. Die Blüten erscheinen nicht, wie bei anderen Lobelien, in einer ge- wissen Hauptblütenperiode massenhaft, um dann später wieder nachzulassen, sondern vielmehr blüht die Pflanze regelmässig und gleichmässig stark den ganzen Sommer hindurch, dabei sind die Blumen locker über der ganzen Pflanze verteilt und lassen überall das helle Laub durchblicken. Kleinere Mitteilungen. 212 1 .Sie bedarf durchaus keines Schnittes, bleibt immer gleich niedrig und breitet sich nur seitwärts aus. Alle diese guten Eigenschaften ermöglichen dieser Lobelia einen Platz auf den feinsten, niedrigsten Teppichbeeten. Die Blumen sind blau mit weissem Stern und bilden mit dem weisslich- schimmernden Laub einen schönen Farben-Kontrast. Louis 11 aase in Langen weddinuen. Kleinere Mittheilungen. Nochmals der getriebene Flieder von Fr. Harms- Hamburg. Beifolgend sende aufihren Wunsch zur Versammlung am 39. März noch etwas Flieder, wie ihn das lebhafteOstergeschäft noch zurückhalten liess. Der gefüllte ist meistens geräumt, als Probe sende einige Nachzügler, auf die keine Sorg- falt verwendet wurde. Die meisten Blumen sind von Pfröpflingen, die mit Knospenreisern Anfang Februar ge- pfropft sind; einige, wie Mme. Lemoine, bilden einen kleinen Teil der grossen llaupt-Risi^e, auch haben die Einzel- blüten nur etwas über halbe Normal- grüsse. Die betreffende Pflanze war schon zu den abgeernteten gestellt und weniger aufmerksam behandelt, ge- MHSsermassen vernachlässigt. Charles X, frisch, gut rötlich gefärbt, ist leider gänzlich geräumt, habe etwas hell- überhauchten beigefügt. Dieser, sowie Marly rouge, weiss, ist von den letzten, weniger kräftigen Pflanzen geschnitten, da die gute Ware zu früh geräumt war und nicht ausreichte. Der Marly rouge ist ca. 10 Tage dunkel getrieben, dann massigem Lichte ausgesetzt. Ich muss mein Urteil, welches dem der meisten hiesigen Kon- sumenten desselben, der Blumenläden- Inhaber, entspricht, auch heute noch voll und ganz aufrecht erhalten und Herrn Lackner entschieden wider- sprechen, dass dieser Flieder, der Marly, eine ausgezeichnete Verkaufs- ware repräsentiert, dass nur mit diesem ein grosses, auch lohnendes Geschäft zu machen ist; ja, dass er zu manchen Bindereien etc. sogar bei weitem passender, also schöner, ist als Ch. X- Flieder, der doch immer etwas plumper erscheint; der Marly dagegen ist durch seine leichte, gefällige zierliche An- ordnung der einzelnen Rispenteile zu Sträussen (Ansteck-) u. s. w. geradezu wie geschaffen. So wie Theerosen, wenn auch leicht gefüllt, sich für manche Bindereien besser eignen, als Paul X^eyron, Baronne de Rothschild, Ulrich Brunner etc., zu den meisten Orchid_een- Arrangements neben den kompakten grösseren Sorten, wie Catt- leyen etc., die zierlichen, leichter ge- formten Arten sehr erwünscht sind, so nimmt man hier mit Vorliebe auch schönen Marly-Flieder zu vielen Sachen und würden die Berliner Blumenhändler sich fast ein Armutszeugnis aus- stellen, wenn sie behaupten, dass Marly-Flieder, wie beifolgende Ware, unverwendbar oder minderwertiger für viele vSachen sei, denn Ch.X.-Flieder. Über Rentabilität lässt sich streiten; dies ist eine Frage, die auf ein anderes Feld gehört und die nicht mit einigen Worten erschöpfend zu erledigen ist. Fr. Harms. In der Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 29. März, wo dieser Flieder vorgezeigt 222 Litteratur. und das obige Schreiben des Herrn Harms nebst dem in Heft 7 Seite 190 abgedruckten verlesen wurde, drückte Herr Gartenbaudirektor Lackner seine Freude darüber aus, dass Herr Harms der Fliedertreiberei so ergeben sei und sie so zu verbreiten suche. Er würde sich freuen, wenn er auch solche finanziellen Resultate erzielen könnte; Herr Harms nähme von 1 qm Marly- Flieder 50 Alk. in 3 1 Tagen ein. Wenn ich, sagte Herr Lackner, meine Häuser auf 300 qm nutzbare Fläche anschlage, so kämen in einer Treibperiode von, 6 Monaten 120000 Mark heraus oder monatlich 20 000 Mark. Was die Frage zwischen Marly und Charles X. anbetrifft, so wissen wir alle, dass Marly-Flieder in imgeheueren Massen von Paris hierher geschickt wird, wohl 5 mal soviel, als in Berlin Flieder gezogen wird, unbekannt ist der Marly-Flieder den Berliner Bindern garnicht. Wenn ich aber Marly und Charles X. neben einander habe, so bekomme ich dasDoppelte für Charles X. Im grossen zahlt man hier für 1 Bund (1 Dutzend) Charles X. - Blütenstiele ö M., für Marly nur 3 M., und glaubt man mir dann noch einen besonderen Gefallen zu thun, dass man sie über- haupt abnimmt. Litteratur. M o n a t s b 1 a 1 1 d e r G c s e 1 1 s c • h a f t f ü r Heimatkunde der Provinz Bran- denburg. Herausgegeben vom ^'or- stande. Berlin bei P. vStankiewicz. Die Veröffentlichungen dieses jungen Ver- eins bringen manches interessante für den Bewohner der Mark und der an- grenzenden Provinzen. Das uns gerade vorliegende Heft bringt einen inter- essanten A^ortrag des Herrn I^r. Bolle über den Schwan in der Mark, den Vogel, der dem Landschaftsgärtner bei- nahe unentbehrlich ist und der Spree und Havel ihr eigentümliches Gepräge verleiht. Tr. Dr. Ed. Lucas, Vollständiges Handbuch der Obstkultur, III. Auf- lage, bearbeitet von Fr. Lucas, Direktor des pomologischen Instituts zu Reut- lingen. Stuttgart. Eugen Ulmer. M (>. Das bekannte Werk Dr. Ed. Lucas' er- lebt in diesem Jahre seine dritte Aut- lage, der beste Beweis für die \'or- trefflichkeit des Werkes. Das Buch ist wohl so allgemein bekannt, wenigstens sollte es bei den Interessenten bekannt sein, dass wir zum Lobe und zur Iim- pfehlung desselben nicht nötig haben, viele Worte zu verlieren. Eine A'^eränderung hat die dritte Auf- lage dadurch erhalten, dass auch der Theorie ein wichtiger Platz eingeräumt wurde, so dass dem gebildeten Gärtner und Gartenfreund ausser der Praxis auch interessantes für Geist und Gemüt geliefert wird. Das Werk ist allseitig so durchgreifend bearbeitet und alles, was für die (3bstzucht und ihre Folgen nötig ist, so vortrefflich erwogen, dass man das Buch allen Kreisen der Gärt- nerei und Landwirtschaft als ein vor- zügliches Handbuch in engem Rahmen bestens zu recht ergiebigem Gebrauch empfehlen kann. Das Werk zeichnet sich besonders auch durch die guten Zeich- nungen, welche den verschiedenen Zweigen des Obstbaues, den Frucht- arten, den Freunden und Feinden der- selben, den Dörr- und Trocken-Ap- paraten, Obstverpackungen u. s. w. beigegeben sind, sehr verteilhaft aus. Papier und Druck sind ohne Tadel und der Preis für jedermann er- schwinglich. C. Mathieu. Sprechsaal. 223 Vilmorins Blumengärtnerei. Be- schreibung, Kultur und Verwendung des gesamten Pflanzenmaterials für deutsche Gärten. Dritte, neubearbeitete Auflage, mit looo Holzschnitten im Text und 400 bunten Blumenbildern auf loü Farbendrucktafeln. Unter Mit- wirkung von A. Siebert, Direktor des Palmengartens zu Frankfurt a. M., herausgegeben von A. Voss in Berlin; früher Instituts-Gärtner in Göttingen. Berlin, Verlag von Paul Parey, Ver- lagshandlung für Landwirtschaft, Gar- tenbau und Forstwesen, SW., lo Hede- mannstrasse. 1894. Endlich ist das 1. Heft dieses seit mehreren Jahren vorbereiteten Werkes erschienen!. Wer, wie wir, Gelegenheit hatte, die Sorgfalt und Gründlichkeit zu beobachten, welche die Herausgeber beim Zusammentragen des zerstreuten Materiales entwickelten, der musste von vornherein etwas Gutes erwarten, und wir sind nicht getäuscht. Von dem ursprünglichen Werk ist wenig mehr als der Name imd viele Clichcs ge- blieben; während früher nur die Blumen des freien Landes aufgenommen waren, sind jetzt auch die des Kalt- und Warm- hauses hinzugekommen und was ganz besonders hervorzuheben, ausser vielen neuen Textabbildungen (im Ganzen 1000 Abb.) auch Farbentafeln, von denen 100 erscheinen sollen, auf denen 400 der wichtigsten Blumen dargestellt sind. Das Buch ist in erster Linie für Gärtner und Laien geschrieben, aber nicht in der hergebrachten Weise alpha- betischgeordnet, sondern nach Familien, und um zu finden, zu welcher Familie eine Ptlanze gehört, ist ein ganz eigen- artiger Schlüssel aufgestellt, der für Laien wohl praktisch erscheint; man kann darnach auch ohne Blüten be- stimmen. — Ebenso findet sich ein Schlüssel am Kopf jeder Familie und jeder Gattung, der schliesslich auf die einzelnen Arten oder doch wenigstens Gruppen von Arten führt. Die Kultur ist überall angegeben. Im zweiten Teile soll das Allgemeine folgen. Im Ganzen sollen 100 Druckbogen in 50 Lieferungen ä i Mark vierzehn- tägig erscheinen. Die erste Lieferung behandelt besonders die Ranunculaceen. — Wir werden auf dieses treffliche Buch, welches gegen 10000 Arten und Unterarten bringen wird und das jedem Blumenfreunde willkommen sein muss. noch öfter zurückkommen. L. W. Sprechsaal. Frage 18. Von wo ist behufs Kultur als Futterkraut Polygonum sachalinense zu beziehen? Bemerke, das dasselbe bei Haage & Schmidt in Erfurt nicht mehr A^orrätig ist, wie mir auf An- frage erwidert wurde. Es wäre mir um Samen resp. Wurzelstöcke zu thun. Pastor Wellmann in Rörchen hei Königsberg i.' Neumark. » A n t w o r t. \^on Herrn Charles Baltet in Troyes, Frankreich, und Herrn Pynaert van Geert, Gent. Herrn Baltet gebührt das Verdienst, im vorigen Jahre auf die grosse Widerstandsfähigkeit des Polygonum sachalinense zuerst auf- merksam gemacht zu haben. Frage 19. Ich habe in meinem Park eine lange Allee alter 50 jähriger sog. Tannen (Fichten), eine Gruppe 22 jähriger und verschiedene Gruppen ca. 2 m hoher, (alles Picea exelsa). Seit 5 — ö Jahren fangen eine nach der anderen an die Nadeln zu verlieren und sind sie nach ca. 1)^ Jahren abgestorben; dann werden rechts und links die Nachbarn be- fallen u. s. w. ohne gracia in inf. Es ist ein Jammer um die schönen Anlagen. Meine bescheidene Anfrage deshalb richtet sich auf folgende Punkte: 224 Personal-Nachrichten. — Tagesordnung. a. Ist diese Erscheinung durch Para- siten hervorgerufen oder wodurch sonst? b. Giebt es in Berlin eine Person (Forstmann?) oder Ort (Pllanzenschutz- stelle?) die darüber ein sicheres Urteil abgeben kann? c. Welche Pflanzenteile wären dahin einzusenden? vS. in W. W. Antwort, a. Lässt sich so nicht sagen, wahrscheinlich durch Chryso- myxa abietis, Fichtennadelrost. b. Ja. Professor Dr. Frank, Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz in der Landw. Hochschule, Invaliden- strasse 42. Siehe Gartenflora Heft 7, Seite 191. c. Die Zweige mit Xadeln. Personal-Nachrichten. Ernannt: Dr. E. Jost zum ausser- ordentlichen Professor der Botanik an der Universität Strassburg. — Professor Dr. Frederico Delpino in Bologna zum Direktor des botanischen Gartens und ausserordentlichen Professor der Botanik an der Universität Xeapel. — Professor D. Mattirolo zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Bologna, desgl. Dr. C. ÄA'etta an der LTniversität Parma. — Dr. Casali zum 1. Assistenten in Rom. Der Kaufmann CarlDippe, Quedlin- burg, ist zum Königlichen Kommerzien- rat ernannt. Dem in der Verwaltung der Kgl. Ilauslideikommissherrschaft Gramenz angestellten Gärtner August Reichow zu Gramenz ist das Allgemeine Ehren- zeichen verliehen. Rud. Niemann, 16 Jahre Gehilfe des ältesten Konservators am Herbarium des Kaiserlichen botanischen Gartens hat seinen Abschied genommen und ist als botanischer Clärtner am botanischen Garten der Kaiserlichen Universität zu Petersburg angestellt. — Dr. Robert V.Regel, seit 1891 als zweiter jüngerer Konservator am Herbarium des Kaiser- lichen botanischen Gartens angestellt, hat seinen Abschied genommen und ist jetzt Privatdocent an der Universität Petersburg. Der 1. Obergärtner Carl Becker im Geschäfte von Martin Grassholf (Inhaber Herm. Grussdorf) Quedlinburg, feierte am 9. April sein 50 jähriges Gärtner- Jubiläum. Derselbe ist während dieser 50 Jahre immer in demselben Geschäft thätig gewesen und zeichnete der Verein zur Beförderung des Gartenbaues dieses seltene, hocherfreuliche Ereignis da- durch aus, dass er dem Jubilar durch Herrn Grussdorf die grosse silberne Vereinsmedaille mit entsjDrechender Inschrift überreichen liess. Herr August Teetz, Berlin, Mitglied des Vereins zur Beförderung des Garten- baues, feierte am 11. April sein 25 jähr. Geschäftsjubiläum. Tagesordnung für fle Versammlunö Ö6s Vereins zurBeföräeruiiö des ßartentiaues in öen preussisclien Staaten am Donnerstag, den 26. April 1894, 6 Uhr im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten). Vom April bis August finden die Versammlungen im Königlich botanischen Museum statt. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. L. Wittmack. Obstbau und Obstverwertung in den Verein. Staaten. 3. Etat. 4. Antrag, den Preis des General-Registers für die Abnehmer zu erhöhen. 5. ^Verschiedenes. Der Gcneral-Sekretiir ist bereit, an Stelle des leider erkrankten Schat;^meisters die Beiträge vor der Sitzung entgegenzunehmen. Gartenflora 1894. Taf. 1402. ,ru ^0sm.' \ PRIMULA CHINENSIS FIMBRIATÄ FILICIFOLIA. Primula chinensis limbriata „Schwarzauge''. Von Ermanno Bredemeier-Pallanza. ^'.^"fgirS;^ Hierzu Tatel 1402. *','ri*^i)l|, ic Chineser-Primeln erireuen sich einer so allgemeinen und berech- M'^ül' tigten Gunst bei den Blumenliebhabern, dass es nur allzu natürlich ^^^ ist, wenn sich viele Kultivateure sehr ernst mit Vervollkommnung: der existierenden und mit Versuchen zur Erzielung neuer Varietäten und äjLJ Formen beschäftigen. Bedeutendes ist denn auch in der verhältnismässig \lß kurzen Spanne Zeit von ca. 70 Jahren in dieser Hinsicht geleistet worden. Aus den für jetzige Ansprüche unscheinbaren kleinen ganzrandigen rosalila Blumen auf langen Stielen sind jetzt kräftige, gedrungene Gebilde geworden. In grossen Doldenbouquets bis zu 20 cm Durchmesser stehen jetzt die hübsch gefransten und gewellten grossen Blumen in allen möglichen Farbentönen, vom reinsten Weiss bis zum feurigsten, sattesten Rot, zartfleischfarbig, hell- und dunkelrosa, mit und ohne Auge und Schlund. Wie bei den einfachen Petunien solche durch Auslese erhalten sind, die sich durch einen grossen prächtigen weissen und goldgelben Schlund auszeichnen (intus alba und intus aurea), so sind wir auch bei den Chineserprimeln auf dem besten Wege zu ähnlichen Resultaten. Die von meiner Firma vor drei Jahren eingeführte »Primula chin. var. Pallanzae«, welche auf der Weltausstellung in Chicago prämiiert wurde, ist ein grosser Schritt in jeder Beziehung gewesen und von den Amerikanern als eine ganz neue Rasse erklärt Avorden. In diesem Jahre konnte icli eine weitere wertvolle Xeuheit dem Flandel übergeben: »Primula chin, fimbr. Schwarzauge«. Wie der Name sagt und beifolgende Tafel zeigt, ist der Hauptunterschied dieser Neuheit von allen anderen Sorten in dem scharf hervortretenden schwarzen Auge jeder einzelnen Blüte zu suchen. Die Blume von prachtvoller tief purpurroter Farbe besitzt einen intensiven violett leuchtenden Schimmer mit leuchtendemi goldgelbem Centrum, umgeben A'on einem fast schwarzen Ringe. Die Stengel sind ebenfalls dunlcelrot, das Laub farnblättrig stark geschlitzt und steif aufrecht stehend. Die ganze Pflanze von kompaktem Wuchs ist eine hübsche Erscheinung und diese Neuheit eine wertvolle Einführung, die sicher wie die »Pallanzaer Primel« allgemeinen Bei- fall finden wird. Eduard Ortgies. S' Hierzu Abbild. 5o. ^''■' duard Ortgies wurde geboren den 19. Februar 182Q in Bremen. M««^ Auf Wunsch seines Vaters, der als eifriger Blumenfreund einen W^^^0 grossen Garten besass, erwählte er den Gärtnerberuf und trat am ^jM^""^*^ 1. Alai 1S44 in der grossen Handelsgärtnerei von H. Böckmann in r'^j Hamburg in die Lehre. — Nach vollendeter 3Jähriger Lehrzeit blieb er ^^ noch bis Ende Dezember 1847 bei Böckmann, durfte dann vor seiner Rückkehr ins Vaterhaus die bedeutendsten Gärtnereien von Berlin, Potsdam, 220 Eduard Ortgies. Magdeburg, Leipzig, Dresden, Erfurt und HannoYer besuchen und ging darauf nach London, wo er am i . Alärz 1 848 bei A. H e n d e r s o n & Cie., P i n e a p p 1 e Place Nursery, als Gehülfe eintrat. Der Revolutionssturm, der gleich darauf von Paris aus über Deutschland und Oesterreich hinbrauste, aber in England in der Chartistenbewegung nur schwache Wellen erregte^ hinderte den jungen lernbegierigen Gärtner nicht, fleissig an seiner Fortbildung zu arbeiten und die gebotene reiche Gelegenheit zur Vermehrung seiner Kenntnisse eifrig auszunützen. Im Mai 1849 land er Anstellung in Chatsworth*), dem mit ver- schwenderischer Pracht hergestellten Landsitze des Herzogs von Devonshire. Chatsworth, wegen seiner grossartigen Wasserwerke, seiner Riesenfontaine, seines Wintergartens, damals und wohl jetzt noch das grösste Gewächshaus der Welt, wegen seiner für damalige Zeit schon sehr bedeutenden Orchideen- sammlung u. s. w. einen Weltruf geniessend, das alljährlich viele tausende Besucher anzog. Der geniale Schöpfer dieses Fürstensitzes, der Obergärtner Joseph Paxton, einige Jahre später von der Königin geadelt als Sieger in der Konkurrenz für die Pläne eines Weltausstellungsgebäudes (erste Welt- ausstellung in London 1851) und des Krystallpalastes in Sydenham, übergab dem jungen Deutschen als ein Zeichen seines Wohlwollens imd Vertrauens die spezielle Pflege der Victoria regia. Diese Königin der Wasserpflanzen existierte im Sommer 1849 erst in 6 aus importierten Samen im k. bo- tanischen Garten von Kew erzogenen Exemplaren. Drei dieser Sämlinge wurden anfangs August verschenkt an die 3 grossen Gärten von Chatsworth, Syonhouse und Regents Park, und diese wetteiferten nun mit Kew um die Ehre, die erste Blüte der Victoria regia in Europa zu erzielen. — In diesem Wettstreit siegte Chatsworth. Am Abend des. 8. November 1849 konnte Ortgies seinem Chef die Meldung machen, dass die erste Knospe im Aufblühen begriffen sei. Sofort Avurde die Freudenbotschaft an Ihre Majestät die Königin telegraphiert und ebenfalls die ersten englischen Botaniker, Hook er, Lindley, Bentham etc., benachrichtigt und eingeladen, nach Chatsworth zu kommen. Am folgenden Abend war eine illustre Gesellschaft im hell erleuchteten Victoriahause versammelt, um dem zweiten Aufblühen beizuwohnen. Die Zeitungsreporter beeilten sich, die sensationelle Botschaft vom ersten Blühen der Victoria regia aller Welt mitzuteilen. — Van Houtte, der unternehmende Gründer einer schnell zu Weltruf gelangten Handelsgärtnerei und eines illustrierten Gartenjournals, der »Flore des serres et jardins de rEuroi^e«, das ebenfalls nicht wenig zum raschen Emporblühen des Etablissement Van Houtte in Gent beitrug, brannte vor Verlangen, aut dem Kontinent der erste zu sein, der die Victoria regia in Kultur hätte. Sein Kulturchef Roezl. der sj^äter durch seine zahlreichen Einführungen berühmt gewordene Reisende, hatte Ortgies im Sommer 1848 in London kennen gelernt. Van Houtte beauftragte ihn im Februar 1850, an Ortgies zu schreiben, er möge Paxton um einen Sämling der Victoria bitten; falls Paxton einwillige, würde er Ortgies unter günstigen Bedingungen engagieren für die Kultur der Wasserpflanzen und Orchideen. — Obwohl damals erst 4 Samen gekeimt hatten *) Siehe Heinrich Fintehnann's Beschreibung von Chatsworth mit Abbildungen in W'ittmack's Gartenzeitung 1882, S. 3i und 76. Eduard Ortgies. 227 und Paxton von allen Seiten mit Anfragen bestürmt wurde, entsprach er doch sofort diesem Wunsche, dabei ausdrücklich betonend, dass Ortgies als Pfleger der Victoria und Erzieher der Sämlinge das erste Anrecht habe, bei Verteilung der Pflanzen berücksichtigt zu werden. Am i. April 1850 trat Ortgies l3ei Van Ploutte ein und nach seinen Plänen wurde der Bau des Victoriahauses begonnen. Erst am 6. August konnte die bisher im Kübel in Ahh. 5o. ^M .d^^-*<- einem kleinen Bassin provisorisch untergebrachte ^'ictoria in das neue geräumige Bassin ausgepflanzt werden, wo sie alle Bedingungen zu einem üppigen Gedeihen vorfand und rasche Fortschritte machte, so dass schon am S.September, also nur 4 Wochen später, sich die erste Blüte öffnete, umgeben von einem Hofstaat von Nymphaea- Arten in voller Blütenpracht. — Durch Kreuzung der Nymphaea dentata mit N. rubra erzog Ortgies im Sommer 1851 den ersten Nyjnphaea-Bastard, die in der »Flore des serres 8t. 775, 776« ab- 228 Eduard Ortgies. gebildete Nymphaea Ortgiesiano-rubra PI.**), und einen weiteren Erfolg erzielteer später mit der prachtvollen australischen N. gigantea, die er zuerst zum Blühen und Samentragen brachte. Schon im Frühjahr 1851 nahm Van Houtte ihn ins Bureau und übergab ihm die deutsche und englisclie Korrespondenz, die Ausarbeitung der Kataloge etc., neben der Oberleitung der Wasserpflanzen- und Orchideenkulturen, die Ortgies sich ausdrücklich ^vorbehalten hatte, um nicht ganz ans Bureau ge- bunden zu sein. Zwischen hinein machte O. Geschäftsreisen nach England, Deutschland, Dänemark etc. und erwarb sich einen grossen Bekannten- und Freundeskreis. — Im Sommer 1855 erhielt er einen Ruf als Obergärtner an den botanischen Garten in Zürich, dem er Folge leistete, so ungern er das Etablissement und die ihm lieb gewordene Familie Van Houtte verliess. — Sein Vorgänger in Zürich, der unermüdlich fleissige Dr. E. Regel, der es als Direktor des Kais, botanischen Gartens in St. Petersburg zu hohen Ehren und Würden brachte, hatte ihm keine leichte Stellung hinterlassen. Der Züricher botanische Garten, schwach dotiert, sollte durch Pflanzen- und Samenhandel sich die nötigen Subsistenzmittel verschaffen, ohne die eigentlichen wissenschaftlichen Zwecke zu A^ernachlässigen, da er nicht nur der kantonalen Universität, sondern auch dem damals neu gegründeten, aber rasch aufblühenden eidgenössischen Polytechnikum das für die botanischen Vorlesungen nötige Pflanzenmaterial zu liefern hatte. — Ortgies verstand es, durch den Handel nicht nur die nötigen Subsistenzmittel zu beschaffen, sondern darüber hinaus bedeutende Erträge zu erzielen, die im Umbau der alten Gewächshäuser, im Neubau weiterer Gewächs- häuser, in Anlage einer Wasserleitung, einer Felspartie für Alpenpflanzen u. s. w. ihre nützliche Verwendung fanden. — In Anerkennung seiner Leistungen erhielt er nach aojähriger Dienstzeit von der hohen Regierung den Inspektortitel und eine namhafte Aufbesserung seines Gehaltes. Er interessierte sich besonders für Einführung neuer oder doch seltener Pflanzen und wusste bald überseeische Verbindungen anzuknüpfen, die ihm persönlich allerdings nur Extraarbeit, Mühe und Sorgen, der Gartenkasse aber namhaften Gewinn und dem Garten einen Zuwachs an seltenen Pflanzen, namentlich an Orchideen, und einen ehren- werten Ruf im In- und Auslande eintrugen. — Alle die zahlreichen Sendungen von Roezl kamen durch seine Vermittlung an den Markt, von Zürich aus leitete er ein grosses Importgeschäft, hielt zahlreiche Auktionen in London und stand mit den ersten Handelsgärten Englands, Belgiens und Deutschlands in regem Geschäftsverkehr. Wenn Roezl seine letzten Lebensjahre als wohl- habender Hausbesitzer in behäbiger Ruhe verleben durfte, ein Loos, das leider wenigen Sammlern vergönnt ist, so verdankte er das ganz allein seinem ge- wissenhaften, treubesorgten Freunde Ortgies. Nach Roezl bewarb sich der verdiente Reisende Wallis um den Beistand des bewährten Agenten. Leider konnte Ortgies ihm nur wenige Jahre seine Hülfe gewähren, da Wallis bald erkrankte und langsam hinsiechte, bis er im Spital von Guayaquil die müden **) Die Tafel trägt die Bezeiclmung Nympliaea h3'brida Ortgiesii V. H. Im Text S. ('17, der von J. E. P. (Planchon) geschrieben ist, steht aber Nymphaea Ortgiesiano-rubra und dieser Name findet sich später auch überall; so ist die Tafel auch in Pritzel Icones Plantarum citiert, wo freilich als Autor Van Houtte gesetzt ist. Planchon sah die N. dentata des Van Houtte'schen Gartens als verschieden von der N. dentata Hooker an und nannte sie N. Ortgiesiana, daher der Name Ortgiesiano-rubra. Die Todea-, Trichomanes- und Hymenophyllum-Arten etc. 22C) Augen schloss. — Nach Wallis meldeten sich Lehmann in Columbien und Pfau in Costa Rica, beide sandten ihre wertvollsten Funde dem Züricher bo- tanischen Garten und zwischen hinein sind noch Fuchs in Guatemala, Garnier in Cuba, Gaibrois und Bruchmüller in Columbien, Besserer in Mexico zu nennen, die ebenfalls die Agentur von Ortgies gerne benutzten. — Es würde hier zu weit führen, näher einzugehen auf die zahlreichen Einführungen der genannten Reisenden, die durch Ortgies im Laufe der 38 Jahre seiner Amtsthätigkeit in Zürich vermittelt wurden. Wenn er heute sich ins Privat- leben zurückzieht und sein sojähriges Gärtnerjubiläum in seiner bescheidenen Häuslichkeit in Kilchberg bei Zürich im Kreise der ^Seinen feiert, wird er mit Befriedigung zurückblicken dürfen auf ein Leben voller Mühe und Arbeit, dem ein freundlicher Lebensabend folgen möge! — Eine Anzahl seiner Freunde ist zusammengetreten, um dem verdienten Mann an seinem Jubiläumstage, den 1. Mai, eine Adresse und eine Ehrengabe zu überreichen. Möge er darin einen Beweis sehen, dass sein rühmliches Streben, sein rastloser Eifer in den weitesten Kreisen, in allen Landen die wärmste Aner- kennung gefunden haben, und diese Anerkennung seiner Fachgenossen wird der schönste Lohn für ihn sein. Wir werden in nächster Num.mer genauer über den Verlauf des Festes berichten. Die Todea-, Trichomanes- und Hymenophyllum-Arten des Herrn Rob. Mil. Sloman in Altena- Othmarschen. Hierzu Abbild. 5i. ohl in jeder grossen oder grösseren Privatgärtnerei findet man eine ■^W^ mehr oder weniger umfangreiche Kollection sogenannter Wasser- ' farne, in einem hierzu im temperierten oder fälschlicher Weise gar im warmen Gewächshause hergerichteten Schwitzkasten. ■(^j^ Jedoch selten trifft man eine so auserwählte und reichhaltige Sammlung g£, genannter Farne, als die des Herrn Rob. Mil. Sloman, welche ich hier kurz beschreiben möchte. Hat man den reizend am Elbuter gelegenen Slomanschen Park sowie die darin befindlichen umfangreichen Fruchttreibereien und Warmhäuser in Augen- schein genommen, so wird man auch jedenfalls das A'or etlichen Jahren unter Leitung des Herrrn Obergärtners Lüdecke erbaute Farn-Grottenhaus besichtigen, welches das Juwel der genannten Gärtnerei bildet. Man betritt zuerst ein im Sattelstil gebautes Kalthaus, innerhalb dieses Hauses befindet sich das bewusste Farnhaus, in welchem, zu beiden Seiten des mit Sandsteinfliesen ausgelegten Weges (d), auf ca. 2/4 m hoch errichteten Grotten (a) von Sand- und Tuffstein die Farne ausgepflanzt sind und einem jeden Besuchei^, ob Liebhaber oder Gärtner, wegen ihres schönen und inter- essanten Baues sowohl als durch ihr äusserst üppiges und kräftiges Wachstum ein Wort der BeAvunderung entlocken. Den Glanzpunkt der Sammlung bilden einige grosse Exemplare von Todea superba, Todea pellucida (beide aus Neu- seeland), Trichomanes radicans (Ost-Indien, West-Indien, Brasilien, Madeira etc.), 230^ Die Todea-, Trichomanes- und Hymenophyllum-Arten etc. Hymcnophyllum nitens (Jamaica, Tasmania), welche durchschnittlich einen Durchmesser von 1 — 1.50 m haben. Zwischen ihnen stehen in dekorativer, ungezwungener Anordnung mehr oder weniger grosse Exemplare von Todea Wilkesiana (Fidschi-Inseln), Trichomanes angustatum(West-Indien),Tr. auriculatum (Java), Tr. crispum (West-Indien). Tr. humile (Xeu-Seeland), Tr. javanicum V^^^cle^ '^dGce-^^ . Abb. 5i. Farnhaus in einem Kaltliause bei Herrn Rob. Mil. Sloman in Altona-Othmarschen. (Java etc.), Tr. Luchnatianum (Brasilien) und seine Varietäten huldidum und praelongum (Brasilien), Tr. maximum umbrosum (Java), Tr. radicans dissectum (Brasilien, Wales etc.), Tr. reniforme (Neu-Seeland), Tr. trichoideum (West- Indien), Hymenophyllum asplenioides (West-Indien), H. caudiculatum (Brasilien), H. cruentum, selten (Neu-Sceland), H. crispatum (Neu-Seeland), IL demissum nitidum (Neu-Seeland), H. dilatatum (Neu-Seeland), Tl. flabellatum (Tasmania), H. llexuosum (Neu-Seeland), H. pulcherrimum und magellanicum (Neu-Seeland). Cyclamen, Pelargonien und Primeln etc. 23 l Ausser diesen sind an den Ilolzteilen der hauptsächlich aus quadratmeter- grossen Fensterscheiben bestehenden Seitenwände des Farnhauses Korkrinden befestigt (b) und mit verschiedenen Farnen, als: Adiantum cuneatum, Ad. gracillimum, Asplenium bulbiferum, Pteris grandis, Pt. cretica albo-lineata und Polypodium glaucum, bepllanzt, deren herabgefallene Sporen auf den Steinen der Grotten (a) aufgelaufen sind und dort in einer so üppigen Weise gedeihen, dass fast kein Stein vorhanden ist, auf dem sich nicht eine Alenge kleiner Farnsämlinge angesiedelt hat. Ueber dem Wege ist ein mit der Wasserleitung in Verbindung stehendes Sprengrohr (e) angebracht, welches das Wasser je nach Bedürfnis auf den Weg hernieder rieseln lässt, Avodurch fortwährend die unbedingt notwendige feuchte Luft erzeugt wird. Durch zwei nach oben führende Fuftrohre (f) wird der nötige Luftwechsel bewirkt, ohne die Farne der Zugluft auszusetzen. Eine grosse Rolle bei der Kultur der Wasserfarne spielt vor allen Dingen auch der Schatten, weshalb auch das Haus oben sowohl als auoh an den Seiten mit Schattenrouleaux (c) versehen ist, welche, sobald morgens die Sonnenstrahlen in dies Raritätenhaus zu dringen suchen, in Wirksamkeit treten: müssen und erst dann wieder aufgerollt werden, wenn von der Sonne nichts mehr zu fürchten ist. In heissen Sommertagen kann man auch den Schatten des Nachts ruhig liegen lassen; auch werden an solchen Tagen die W^asser- farne 1 — 3 Mal mit direkt der Leitung entnommenem Eibwasser überspritzt, auch das Kalthaus, welches das Farnhaus umgiebt, gut feucht gehalten und schattiert. Auf diese W^eise erzielt man in dem Farnhause immer eine angenehme Kühle, welche den Bewohnern dieses Hauses ganz besonders zuzusagen scheint; besonders die kriechenden Rhizome der Trichomanes und Flymenophyllum wuchern förmlich über die Steinblöcke hinweg, als befänden sie sich in den heimatlichen Felsgrotten und Urwäldern. Fast glaubt man sich, getäuscht durch das ganze Arrangement dieses Hauses und die berückende Schönheit dieser kostbaren und interessanten Pflanzen, in eine andere Welt versetzt. Hermann Sandhack. Altona-Othmarschen. Cyclamen, Pelargonien und Primeln von E. Geo. Reid, Sydenham London. ]_^in' März-Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den ^^ preussischen Staaten hatte Herr Geo. Reid, London, herrliche Cyclamen-, Pelargonien- und Primel-Blüten übersandt, die mit einer silbernen Medaille prämiiert wurden. Zunächst einige W^orte über die ganz ausgezeichnete Verpackung. In kleinen, als Muster ohne Wert entsandten Pappkartons lagen die Blumen, die Cyclamen ziemlich locker, die Pelargonien am Boden mit Draht befestigt. Die Stiele waren mit Moos umwickelt und von einem ganz besonders feinen und schönen Oelpapier fest umgeben, die Blüten der Cyclamen steckten in einer Art kleinen 232 Cyclamen, Pelargonien und Primeln etc. Düte, die oben zugedrahtet war, während die Pelargonienblüten frei gelassen waren. Die Primelblüten waren mittelst einer langen Stecknadel auf frischem Moose aufgesteckt. Es waren 16 Cyclamen sorten. von jeder zwei schöne grosse Blüten, alle von gleich schöner Farbenpracht. Die meisten dieser Sorten waren von der Königlichen Garten-Gesellschaft oder von derKöniglichen botanischen Gesellschaft in London durch Wertzeugnisse ausgezeichnet worden, ebenso waren alle aus garantiert echten Samen, von denen ausser 3 Sorten, die später besonders erwähnt werden, 50 Korn 5 Mark kosten. Von reinweissen war zunächst Dame Blanche sehr schön, Blumenblätter 6,5 cm lang und 4 cm Ijreit. Dann waren noch Mont Blanc und Baroness Burdett Cratto, alle 3 Sorten weiss, und von der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft in London ausgezeichnet. »Picturatum«, rosa mit dunkelkarminrotem Auge, von beiden genannten Gesellschaften ausgezeichnet. »Duke oT Fife«, helUila mit etwas dunklerem Auge, ebenfalls prämiiert. »Princess May«, eine Neuheit von 1892, rosa-violett, prämiiert, 50 Korn 7,50 M. »Mauve Queen«, die Malven-Königin, rosa-violett mit dunklem Auge. »Leonay«, rosa-violett mit karminrotem Auge, hatte ebenfalls das Wertzeugnis der Gartenbau-Gesellschaft erhalten. »Grandiflora«, weiss mit rotem Auge und rosa Mittelstreifen. »Excelsior«, ganz besonders schöne Blumen, 5,2 cm lang und 5 cm breit, weiss mit rötlichem Anflug mit lilarotem Auge. »Rosy Morn«, violett mit dunkellila Auge, mit dem Wertzeugnis beider Gesellschaften prämiiert. »Prince of Wales«, eine prämiierte Neuheit von 1892, karmin mit lila Anflug und dunklem Auge. Die Blütenblätter waren 6 cm lang und 3,5 cm breit und kosten Samen per 50 Korn 7,50 M. »Duke of Connaught«, ganz besonders dunkellila mit karminrotem Auge, ebenfalls von der Gartenbau-Gesellschaft in London prämiiert. »Grandiflorum Roseum«, violett, mit dunkelkarminrotem Auge, 5 cm lang, 3V2 cm breit. »KriiTVson King« und »Brilliant« waren wohl die schönsten, erstere dunkel- karminrot, letztere tief dunkelbordeauxrot, purpurn sammetartig, sowohl von der botanischen Gesellschaft als auch im Krystall-Palast in London ausgezeichnet. Nun noch einiges über die Pelargonienblüten. Die schönste der über- sandten war entschieden die von Herrn G. Reid nach Flerrn Professor Wittmack benannte, eine eigene Züchtung von 1S94 und mit Recht als die grösstblumige scharlachrote Pelargonie bezeichnet, sie hatte einen Durchmesser von 5 cm, wird aber bei guter Kultur 6 cm gross. Der Preis pro Pflanze beträgt 3,50 M. »Sydenham Blush« ist ebenfalls eine vonllerrnReid gezüchteteNeuheitvoniS94, rosa mit weiss, 3,50 M. pro Pflanze. Es folgen »Livry«, dunkelziegelrot, 3 M. Ferner ebenfalls eine Neuheit von 1894. »O. W. Holmes«, lebhaft rot, 3,50 M. »I^leonor« ist eine niedrige, reichblumige Pelargonie, schön orangeziegelrot, 3,50 .AI. Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida. " 2^*^ »Eucharis« und »Percival''<, beide weiss. »Lord Salisbury« eine schöne, tief karminrote Varietät, 3 M. »Hecla« ist ebenfalls dunkelkarmin, 1,50 M. »Golden Ball«, orangezinnoberrot, stark gefüllt, 1,50 M. »Florence Farmer«, zartrosa mit dunkelrosa Adern, 3,50 M. »Black Vesuvius«, zinnoberrot mit sehr hübschem dunkelbraunem Laub, 0,75 M. »Miss Madge Clarke«, hellzinnober mit rosa und weissem Anflug. Endlich »Louis Rons s et«, lachsrosa, gefüllt, 1,50 M. Die drei Primelsorten waren: »Sydenham white«, »Sydenham blush«, »Sydenham rose«, alle durch ihre grossen Blumen ausgezeichnet. Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida, erstattet in der Sitzung am 29. März 1894 unter gleichzeitiger Vorführung einzelner Probe- Pflanzen sämtlicher Dungreihen von den Herren Obergärtnern Weber-Spindlersfeld und Weidlich-Moabit. §ip n Ermangelung der Einzelheiten (Listen der 4 Versuchs-Stationen) enthält ^Ip nachstehender Bericht nur in allgemeinen Umrissen die Versuchs-Ergeb- ' — nisse, soweit das hierzu erforderliche Material aus den Protokollen der in Angelegenheit dieser Versuche stattgehabten sechszehn Sitzungen seinem wesentlichen Inhalte nach sich ergiebt. Es sei hier bemerkt, dass die erste Sitzung den 3. Februar 1893, die letzte den 27. bezw. 28. März 1894 stattfand. — Die zu diesen Versuchen verwendete Erde (2 verschiedene Mischungen) wurde 2 mal analysiert und zwar durch die landwirtschaftliche Versuchsstation Dahme seitens des Lierrn Prof. Dr. Ulbricht; dagegen die betr. Wasser- (Giesswasser-) Analyse sämtlicher 4 Stationen seitens des Herrn Geh. Regierungsrates Professor Dr. Märcker-Halle a. S. aufgestellt. Als Vorbedingung dieser Versuche galt die Vorschrift einer ganz gleich- massigen Behandlung der Versuchspflanzen an sämtlichen 4 Stationen: bei Gärtnereibesitzer Fr. Bluth-Gr. Lichterfelde, 2) Obergärtner Weber-Spindlers- feld; 3) Obergärtner Weidlich-Moabit; 4) Hofgärtner Hoffmann-Berlin; der genauen Beobachtung in Aufstellung sämtlicher 5 Versuchsreihen zu je zehn Pflanzen. Diese Reihen waren: Reihe 1 Kontrollreihe, ungedüngt; » 3 Kuhdunglösung ca. V2 1 zu ^/^ 1 Wasser; » 3 schwefelsaures Amnion 5 g und phosphorsaures Kali 2V. g; » 4 salpetersaures Ammon 2^/2 g und phosphorsaures Kali 2'/^ g; » 5 schwefelsaures Ammon 5 g; die Gaben der Reihen 3 — 5 wurden in je 1 1 Wasser 1 Stunde vor Gebrauch aufgelöst. Es galt ferner die Beschaffung einheitlicher Erdmischung und Beschaffung ein- heitlichen Pflanzenmaterials, Sämlingspflanzen (Samen von Benary-Erfurt). Die Versuche begannen am 1. April 1893, als Giesswasser wurde das am Orte der Station sonst gebräuchliche Giesswasser verwendet. Die Erdmischung zu diesen noA Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida. Versuchen, welche infolge besonderer Umstände zweimal unternommen werden mussten, was weiterhin begründet werden soll, bestand bei dem ersten Versuche aus %, verrotteter Mistbeeterde, Vs Lehm und vSand, sowie auf loo kg Gewicht dieser Mischung s'/a kg Schlemmkreidezusatz. Dieser Zusatz erfolgte nach An- ordnung des Herrn Prof. Dr. Märcker-Ilallc a. S., welcher überhaupt die einzelnen A''ersuchsreihen festgestellt hatte. Ohne näher auf die Einzelheiten der betr. Analysen einzugehen, sei bemerkt, dass die betr. Erde sich bereits durch ziemlichen Kalkgehalt und zwar 2,58 "/o auszeichnete (ein Umstand, der indess zur Zeit der Erdmischung noch nicht bekannt war). Das betr. Giesswasser der 4 Stationen wies die grösste Differenz in den beiden Bestandteilen kohlensauren Kalk und Gips dergestalt nach, dass in looooo Teilen Wasser auf Station Gr. Lichterfelde-Fr. Bluth, bei 74,48 T. Ein- dampfrückstand 24,05 T. kohlensaurer Kalk und 8,04 T. Gips enthalten sind, während das Wasser auf Station Moabit-Obergärtner Weidlich, bei 20,24 T. Eindampfrückstand nur 10,18 T. kohlensauren Kalk und 2,50 T. Gips nachweis- bar enthielt. Die Wasser der beiden anderen Stationen standen bezw. ihres Gehaltes derart in der Mitte, dass der Wassergehalt der Berliner Station (Hofgärtner Hoffmann) sich ähnlich dem der letztgenannten verhielt, dagegen derjenige der Station Spindlersfeld-Obergärtner Weber bez. Gehalt an kohlen- saurem Kalk hinter demjenigen von Lichterfelde um 5,84 T. zurückblieb, d. h. Kj.ii T. betrug: an Gips den in Lichtertelde um 0,75 T.Gehalt übertraf, d.h. 8,79 Teile ergab. Auf der Station Gr. Lichterfelde (Bluth) wurde eine zweite Parallel-Versuchsreihe, unter den sonst gleichen Bedingungen mit sogenanntem Kondenswasser errichtet, ein Wasser, dessen Analyse im wesentlichen bei 20, Q2 T. Eindampfrückstand 3,06 T. Gips und 9,81 T. kohlensauren Kalk nachwies. Unter solchen Umständen nimmt es nicht wunder, wenn der anscheinend zuerst sich als sehr günstig anlassende Düngungsversuch mit Schlemm- kreidezusatz, infolge der hieraus sich ergebenden kleisterartigen Beschaffenheit der Erde, imd des damit im Zusammenhange stehenden geringen Wurzelver- mögens der Versuchspflanzen, bereits am 9. August aufgegeben werden musste; die Versuchspflanzen starben zu dieser Zeit gänzlich ab. Der Verlauf ist in kürze folgender: die zuvor zweimal piquierten Sämlinge wurden zweimal ver- pflanzt und zwar am 22. April in 6V2 cm, am 29. A^Iai in 10 cm grosse Töpfe. Der erste Dungguss erfolgte am i.Mai, von da ab 8tägig, mit Ausnahme einer i4tägigen Ruhepause zur zweiten Verpflanzzeit, d. h. vom 27. Mai bis 14. Juni, dann wiederum 8tägig. Anfangs in kräftiger Entwickelung begriffen, zeigten die Pflanzen der Reihe 2 — 5 von Mitte Juni ab einen auffälligen Stillstand — allerdings am geringsten in der Gegenreihe, Reihe 1. Ausser dem zuerst er- wähnten Umstand, dem der starken Düngung, wirkte auf die Versuchspflanzen namentlich die zur Zeit herrschende Hitze ein. Gleichzeitig mit dem mangelnden Fortschritt im Wachstum zeigte sich ein erhöhtes Auftreten des Ungeziefers sowie starke Salpeterabsonderung an der Aussenwand der Töpfe; der Versuch wurde auf allgemeinen Beschluss demnach am 9. August eingestellt. Der zweite Versuch, am 15. August begonnen, erlitt dahin eine Ycr- änderung, dass zu der bisherigen Erde zur Hälfte Laub-Erde zugesetzt wurde Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida. 2'^c. dieser Boden also eine liedeutend lockerere Mischung enthielt, die, wie schon oben bemerkt, ebenfalls in Dahme analysiert wurde. Der Kalkgehalt tritt hiernach um 0,74% zurück; Magnesia, Phosphorsäure und gesamter Stick- stoffgehalt erfahren eine wesentliche Erhöhung um 0,20 7o, an Stickstoff sogar um 0,50 °/o. Die weiteren Entwickelungen ergaben sich aus folgendem: Unter Belassung der Reihen wie vorher, des gleichen Giesswassers, derselben Behandlung, Heranzucht der Sämlingspflanzen (Spittel-Arnstadt) in drei Sorten, a) englische Riesen, b) I. Qualität, c) Zwergformen, werden die Pflänzchen am 15. August in lo cm und am lö. Oktober in 15 cm grosse Töpfe verpflanzt. Gelegentlich des zweiten Umpflanzens erzeigen sich die Pflanzen als reich bewurzelt. Düngungsgaben in oben angegebener Form erfolgen vom 33. September ab Stägig, mit Innehalten einer i4tägigen Ruhepause zur Verpflanzzeit. Das Aussehen der Pflanzen ist ein im allgemeinen wenig verschiedenes, sämtlich fast gleich kräftig, daher gicichmässig entwickelt; hervortritt allerdings Reihe 4. Reihe i und 2 bleiben zurück. Bei den mit soge- nanntem Kondens-Wasser behandelten Reihen finden Mir die Reihen 3 und 4 am meisten entwickelt; im allgemeinen ist aber hier der Ausdruck der gesamten Pflanzen stumpfer in Blattfärbung (dies Wasser war seitens des Herrn Geh. Regierungsrates Prof. Dr. Maercker als ein besonders reines Wasser bezeichnet). Die Verhältnisse in der Behandlungsweise blieben bis zum Hereinbringen der Pflanzen in das Haus — infolge plötzlich auftretender Kälte — Mitte Dezember — die gleichen. Von diesem Zeitpunkte ab tritt dahin eine Änderung ein, dass die Herren Weber und Weidlich ihre Pflanzen wärmer, d. h. + 7—8" R. halten, da- gegen die Herren Bluth und Ploffmann die Pflanzen nur bei + 3 — 4O R., Herr Bluth sogar freistehend im Japan behandeln. So zeigen die Pflanzen der zuvor genannten beiden Stationen zum Teil bereits am 23. Januar 1894 Knospenbildung, während an letzteren beiden Orten sich noch keine derartige Bildung bemerklich macht; ja, die Pflanzen des Herrn Bluth gehen plötzlich, infolge zu niedriger Tempe- ratur zurück und sterben ab. Bei den Pflanzen des Herrn Weber tritt jetzt die Kuhdung-Rcihe wesentlicli hervor, dagegen die Reihe 5 (schwefel- saures Ammon) am meisten zurück; gleiches Aussehen bekunden die Pflanzen der Station Berlin, sowie diejenigen der Gegenreihe (Reihe 1). Die im. Monat Februar erhoffte Blütenerscheinung lässt sehr auf sich warten. Die Pflanzen gruppieren sich bez. ihrer Entwickelung im all- gemeinen dahin: a) Pflanzen des Herrn Weber, als die besten, b) Pflanzen des Herrn Weidlich, c) diejenigen der Station Berlin. Bei letzteren zeigt sich teilweises Eingehen der Pflanzen und zwar in der äusseren Er- scheinung: Schlaffwerden der Blätter, welche sich auch nach dem Giessen nicht wieder aufrichten, leichte Neigung zur Fäulnis oberhalb des Wurzel- halses, vermehrtes Auftreten von Ungeziefer. Der Dungguss wird hier noch bis zum 17. März fortgesetzt, die Pflanzen sterben schnell ab. Die Aussenwandung der Töpfe zeigt auch hier Aviedcr starke Salpeter-Absonderung (in schmieriger Form; die Töpfe stammen aus einer der besten Thonwarenfabriken in der Nähe Berlins.) 236 Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida. Die Herren Weber und Weidlich, bei denen sich ähnliche Vorgän-^e bemerkbar machen, und als Überfütterungs-Erscheinungen der Pilanzen angesehen werden, stellen infolge dessen bereits Ende Februar das weitere Düngen der Pflanzen ein. Auch belumdet sich bei den Versuchen des Herrn Weidlich (mit anderen Cinerarien) bezüglich der Kuhdunggabe der bemerkenswerte Umstand, dass letztere mit Irischer Kuhdung- lösung behandelt ein auffallendes Gelbwerden der Blätter zeigen, ein Umstand, der bei der mit vergorener Lösung behandelten eigentlichen Versuchsreihe (Reihe 2) nicht auftritt. Die nun, in der Sitzung aufgestellten, durch Herren Weber und Weidlich erzielten, seit Mitte März in Blüte befindlichen Pflanzen, zeigen bei recht lebhaftem Farbenspiel, glänzender Blattfärbung, bezüglich ihrer Farben- töne in den einzelnen Reihen keine auffälligen Unterschiede. Hinsichtlich der Grösse der Blüten wechselt diese von 3V2— 7 cm Durchmesser. Der Doldenstand ist als ein voller, reicher, bei einem Gesamtdurchmesser YQn 30—40 cm zu bezeichnen. Der Breiten- wie Höhendurchmesser sämtlicher Pflanzen ist gegenüber demjenigen allgemein ortsüblich kultivierter Pflanzen (Markt-Ware) im ganzen sehr hervortretend, und nur bezüglich der Streckung der einzelnen Teile (Stamm wie Blattstiele) lassen die Pflanzen der Reihe 5 zu wünschen übrig; dies auch mit Rücksicht auf die eingangs erwähnten drei verschiedenen Sorten Cinerarien. Es er- scheint nicht angängig, auf Grund der gewonnenen Resultate jetzt schon vorgreifende Urteile in der Topfdüngungsfrage festzulegen. Indessen dürften sich folgende 4 Punkte aus den beiden letzten Versuchen er- geben, dass: 1) Schlemmkreidezusatz zu einer der bei Topfpflanzenkulturen zur Verwendung gelangenden Erdarten; 2) die Anwendung alleiniger Düngung mit schwefelsaurem Ammon bei krautartigen Pflanzen nicht angezeigt erscheinen. Denn bezüglich des letzteren Punktes steht dazu im auffallenden Gegensatz das Verhalten der Pflanzen mit holzartigen Trieben (Hortensien), bei welchen letzteren sich gerade die Versuchs- pflanzen mit dieser Düngung wesentlich hervorthaten; 3) bei den stark gedüngten Pflanzen zeigt sich der Eintritt des Blütenansatzes später, jedoch intensiver in der weiteren Entfaltung fortschreitend, als bei nicht oder nur gering gedüngten Pflanzen; 4) ist gelegentlich der Dunggabe mit Kuh- dung die vergorene Lösung entschieden der frischen Lösung vorzu- ziehen. Der Umstand, dass bei Cinerarienkultur eine sogenannte Frühjahrs-Heran- zucht ausgeschlossen ist, mag angesichts der ersten fehlgeschlagenen Versuche wohl ins Gewicht fallen, aber auch dies nur unter der Vorbedingung eines so ausserordentlich heissen Sommers, wie derjenige des Jahres 1893 war. Ein gemässigt warmer, feuchter Sommer würde für diese Kultur voraussichtlich der Wirkung nach sich günstiger erwiesen haben. I. A. : M. Hoffmann, Schriftführer des Versuchs-Ausschusses. Glossopetalon meionandrum n. sp. 237 Glossopetalon meionandrum'^ n. sp. Von E. Koehne. Hierzu Abbild. 52. JUihrcnd des Druckes meiner Dendrologie im Winter 1892-93 \vurde ich _ I von Herrn H. Jensen benachrichtigt, dass in den Baumschulen des O^^; Herrn Oekonomierats L.Späth Coleogyne ramosissima Torr, aus ^ ^ Samen angezogen werde, die Herr Purpus aus Colorado eingesandt hatte. Ich fügte deshalb diese merkwürdige Rosaceengattung auf Seite 364 und Seite 273 meines Buches noch ein, da ich nicht annahm, dass der Sammler eine so charakteristische und leicht kenntliche Pflanze mit einer andern ver- wechselt haben könnte. Als ich aber ein Jahr später von Herrn Späth die von Purpus gesammelten, zugehörigen Herbarexemplare erhielt, musste 4ch mich alsbald überzeugen, dass die vermeintliche Coleogyne etwas ganz anderes war, denn die Drüsenscheibe umschloss den Fruchtknoten nicht röhren- förmig, sondern war schüsseiförmig ausgebreitet, es waren nicht 4, sondern 5 Kelchzipfel vorhanden, die Blüten waren nicht blumenblattlos, sondern hatten fünf, die Kelchzipfel weit überragende, weisse Blumenblätter, die Staubblätter waren nicht zahlreich, sondern auf 5—7 beschränkt, indem stets 5 vor den Kelchblättern, und ausserdem zuweilen 1—2 vor Blumenblättern standen, statt eines verlängerten Griffels fand sich eine sitzende Narbe, statt einer hängenden Samenknospe zwei aufrechte. Die Ermittelung der richtigen Gattung bot einige Schwierigkeiten, da, wie sich schliesslich herausstellte, eine neue, noch dazu von dem bisher bekannten Gattungscharakter abweichende Art einer innerhalb ihrer Familie ohnehin schon abnormen Gattung vorlag, nämlich der Celastracee Glossopetalon. Diese wurde 1853 von dem ausgezeichneten Altmeister der nordamerikanischen Botaniker, Asa Gray, auf Grund einer in Neumexiko, Süd-Utah und Texas aufgefundenen Art, G. spinescens A. Gr. aufgestellt, in den Plantae Wrightianae II. Seite 29 beschrieben und auf Tafel 12 abgebildet. Eine Kopie der Abbildung befindet sich in Engler et Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien III, 5, S. 219. Die Pflanze besass 5 zählige Blüten mit 10 in den Einkerbungen der Drüsenscheibe perigynisch eingefügten Staubblättern, wurde aber trotz dieser Staubblattzahl aus der Ähnlichkeit der Frucht mit den Teilfrüchten von Euscaphis als verwandt mit den Celastraceen erkannt. Als Asa Gray 1876 eine zweite Art, G. nevadense aus Nevada, kennen lernte, welche 4zählige Blüten mit 8 Staubblättern besass, äusserte er Zweifel an dieser verwandtschaftlichen Beziehung und meinte, dass Glossopetalon sich schliesslich als nächst verwandt mit der Rosaceengattung Purshia erweisen würde. Oliver glaubte 1886 in der neuen Gattung Plagiospermum aus Chma, eine nahe Verwandte von Glossopetalon zu erkennen; die Abbildung m Hooker's Icones plantarum 3. Ser. Bd. VI, Teil 2, Tafel 1526, zeigt aber, dass davon nicht die Rede sein kann, sondern dass Plagiospermum unzweifelhaft eine Rosacee ist und. von Glossopetalon in sehr wesentlichen Merkmalen weit abweicht. Alle Zweifel über die Stellung der letzteren Gattung wurden dann 1890 durch Radlkofer behoben, der auf Grund anatomischer Unter- suchungen in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften zu *) Vom griech. glossa Zunge und petalon Blumenblatt, von meion weniger und aner Mann. 2^8 Glossopetalon meionandrum n. sp. München, Math.-jDhys. Klasse, Bd. XX, vSeite 135, die ursprüngliche Ansicht Asa Gray 's als richtig erwies. Die folgende Gattungsdiagnose ist mit einigen Verbesserungen und den durch die Kenntnis unserer neuen Art bedingten Erweiterungen nach Th. Loesener's Bearbeitung der Celastraceen in Engler et Prantl a. a.O. (iS()2) und nach S. Watson in Botany of California I. Seite loS (18S0) entworfen: Glossopetalon A. Gray. Blüten zwitterig. Kelch etwa bis zur Mitte 4 — 5 spaltig, bleibend, seine Abschnitte eiförmig oder dreieckig, sein Becher fast flach bis schüsselformig und innen von einer lokerbigen Drüsenscheibe ausgekleidet. Blumenblätter 4 oder 5, viel länger als die Kelchblätter, linealisch- bis länglich-zungenförmig, in den Kelchbuchten in Kerben der Drüsenscheibe perigynisch eingefügt, lange bleibend. Staubblätter ,s — 10, ebenfalls in den Kerben der Drüsenscheibe eingefügt, bei Fünfzahl mit den Blumenblättern abwechselnd, kürzer oder so lang wie die Kelchabschnitte; Staubfäden pfriemlich, Staubbeutel breit oval, seitlich aufspringend. Frucht- knoten ganz oberständig, nur aus einem Fruchtblatt gebildet, mit deutlicher Kaht, einfächerig, Narbe fast sitzend, scheibenförmig, mit schAvacher Mittel- rinne. Samenknospen 2, aufrecht nebeneinander, wenig nach der Nahtseite des Fruchtknotens hingerückt, gegenläufig. Frucht (bei der neuen Art noch nicht bekannt) lederig, schief eiförmig und gespitzt, gestreift, an der Naht auf- springend (?), 1 — 2 sämig'). Samen verkehrt-eiförmig, etwas zusammengedrückt, mit derber, glatter Flaut und kleinem, zweilappigem Nabelwulst. Niedrige stark verästelte Dornsträucher. Blätter wechselständig, klein, ganzrandig, mit 1 — 2 steilen Fiedernerven jederseits, kurz gestielt, die der Laubtriebc mit kleiner, in 2 kleine spitze Nebenblätter endigender Scheide, zuletzt sich über der stehenbleibenden vScheide abgliedernd. Blüten gestielt, übergebogen, zahlreich, einzeln in wenigblättrigem Blattbüschel, das aus der Achsel einer solchen Scheide entspringt und mit 2 seitlichen Knospen- schuppen beginnt. Blumenblätter weiss. A. Staubblätter doppelt so viele wie Kelchabschnitte. Kelchbecher flach. Blumenblätter linealisch-zungenförmig. 1. G. sjDinescens A. Gray. Kahl. Blüten 5 — özählig. Staubblätter 10. — Neumexiko, Süd-Utah, Texas. 2. G. nevadense A. Gray. Von kurzen Härchen grau. Blüten 4 zählig. Staubblätter 8. — Nevada. B. Staubblätter (5 — 7) weniger als Kelchabschnittc. Kclchbecher schüssei- förmig. Blumenblätter länglich-zungenförmig. 3. G. meionandrum n. sp. Kahl. Ältere Aste grau, mit absplitternder Rinde, jüngere graugelblich-weiss. Blätter graugrün, die der Blattbüschel etwa bis 8, die der Laubtriebe bis 15 mm lang und 2, bezw. 4 mm breit, keilförmig- länglich bis verkehrt lanzettlich. Blüten 5 zählig. Kelch etwa 3 mm lang, hell grünlichgelb. Blumenblätter 5 — 6 mm lang. 2 mm breit. — Kolorado: Mesa grande, Delta, Nordabhänge der Hügel am Surface Creek bei öooo F., Purpus No. 71, Mai 1892 (im Herbar L. Späth; im Herbar E. Koehne No. 10031). Wie G. meionandrum, von der es mir nicht ausgeschlossen erscheint, dass sie nebst G. nevadense sich einst nur als Varietät von G. spinescens *) Bei der geringen Samenzahl ist ein Aufspringen der Frucht sehr unwahrscheinlich, wird aber bei Watson angegeben. Loesener setzte dazu ein Fragezeichen. Glossopetalon meionandrum n. sp. A39 herausstellen möchte, in unseren Kulturen sich entwickeln wird, darüber lässt sich noch nichts bestimmtes sagen. In Wuchs und Blütenreichtum lässt sie sich vielleicht einigermassen Peraphyllum ramosissimum und Fendlera rupicola an die Seite stellen, sie ist aber noch dichter verzweigt und mit kleineren Blättern und Blüten besetzt. Die Blüten sind gewiss nicht sehr auffällig, dürften aber bei ihrer grossen Anzahl, gieichmässigen Verteilung und der langen Dauer der etwas sich kräuselnden Blumenblätter dem Sträuchlein ein zierliches Aussehen und einen gewissen ornamentalen Wert verleihen. Das wissenschaftliche Interesse der Pflanze ist allerdings wohl noch grösser als das ' ''-^" .X l S '/,-'■ '7 ■^- ■/ Fl i \4- X 7^. TT /^ '7 " - > r y ': / # /2^. '' JF jr. 2ä Abb. Glossopetalon meionandrum Koehne (nach Herbarmaterial). I. Ein Dornenzweiglein mit Blattbüscheln und Blüten. — II. Junger Laubtrieb. — ■ III. Ein Blatt- büschel mit Blüte. — IV. Eine Blüte mit den Blumenblättern. — V. Eine Blüte ohne die Blumen- blätter halbiert. — VI. Dieselbe des Fruchtknotens beraubt. — VII. Der Fruchtknoten. — VIII. Dessen untere Hälfte. — IX. Der Blattgrund mit Scheide und Nebenblättern, von einem Blatte des Laubtriebs. — X. Der Blattgrund, wie er nach Abgliederung der Blattfläche stehen geblieben ist; in der Achsel solcher stehen gebliebenen Scheiden entspringen die Blattbüschel oder die Laubtriebe. gärtnerische, da sie eine Gattung, die bisher durch ihre Staubblattzahl und durch das einzige Fruchtblatt innerhalb der Celastraceen eine abnorme Stellung einnahm, mit den übrigen Gliedern der Familie durch das Sinken der Staub- blattzahl in einen deutlicheren Zusammenhang bringt. Übrigens ist die Gattung neuerdings in Nordamerika von E. L. Greene in Forsellesia umgetauft worden nach dem Grundsatz: »once a synonym, always a synonym«, d. h. ein einmal unter die Synonyme geratener Name ist für immer von jeder Benutzung ausgeschlossen. Da es nun ein Glossopetalon Schreber giebt, so soll, ob- gleich der Schrebersche Name als Svnonvm ein Ende genommen hat, Glosso- 240' Dsr deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. petalon Gray nicht mehr anwendbar sein. Zur Illustration des neuen Grund- satzes diene, dass Halesia Ellis (wegen Halesia P. Browne = Guettarda L.) im Jahre 1893 dreimal umbenannt wurde. N. L. Britton nannte sie Mohria, dann (wegen Mohria Swartz 1806) musste sie in Carlomohria E. L. Greene und 5 Tage später in Mohrodendron N. L. Britton, umgetauft werden. Mohria Sw. ist nun aber nach Greene homonym mit Morea und muss deshalb von jetzt ab Coli na Greene heissen. Man sieht, welche Wellenkreise der von O. Kuntze in den leidlich ruhigen Teich der Nomenklatur geworfene schwere Stein schliesslich hervorruft. Wo bleiben da die sogenannten »wohl erworbenen Rechte« älterer Autoren? Zum Schluss sei noch darauf hingeAviesen, dass Coleogyne ramosissima zur Zeit in unseren Kulturen, wenigstens soweit mir bekannt, noch nicht vor- handen ist. Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago und Vergleiche mit dem Gartenbau anderer beteiligter Staaten. Von Ludwig Schiller. -^ vv'^jjll etzt kämen wir nun zu den Pflanzen in bedeckten Räumen, woselbst wir Azaleen, Rhapis flabelliformis und Camellien ausgestellt hatten. Die von Olberg gesandten Azaleen waren, wie ich schon oben erwähnte, i^^V^^ Mittelware, die einiges zu wünschen übrig liess, seine grossen ^^^ Azaleen jedoch waren gut. Die Zeit, in der dieselben ankamen, war ^ wohl die ungünstigste des ganzen Jahres. Es wurde auch der Fehler des zu dichten Packens gemacht, sonst wären sie auch besser an- gekommen. Ein grosser Teil hatte daher das Laub geworfen, einige hatten auch durch Frost gelitten und es hielt schwer, etwas ansehnliches mit denselben zu arrangieren. Als dieselben dann in vollen Flor kamen, sahen sie aber sehr schön aus und die Blüten bedeckten alles so, dass von der Form der Pflanzen wenig zu sehen war. Neben denselben standen die aus Belgien, welche diejenigen von Olberg allerdings noch übertrafen. Die Rhapis flabelliformis dagegen kamen in vorzüglicher Beschaffenheit an und waren wirklich ausgezeichnete Ware, aber zu teuer. Es ist überhaupt, wie ich hier gleich bemerken möchte, ein grosses Versehen darin gemacht worden, dass fast alle Sachen zu hoch im Preise gehalten waren. Allerdings muss zugegeben werden, dass der Amerikaner sehr gern zahlt, wenn nämlich die Ware dementsprechend ist. Betreffs der Azaleen und Camellien, die im Herbst gesandt wurden, ging man von einer falschen Auffassung aus, denn aus der gesandten Ware trat klar zu Tage, dass einzelne Aussteller glaubten: »die Pflanzen sind gut genug für Chicago«. Es thut mir sehr leid, dieses hier niederschreiben zu müssen, aber diese Überzeugung hat sich mir dabei aufgedrängt und ich erachte es für meine Pflicht, mit meiner Meinung nicht hinter dem Berge zu bleiben. Ein Teil der Ware war gut, aber als Marktware zu teuer. Alle diese kamen in ganz vor- Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. 24 1 züglichem Zustande an, mit Ausnahme der auf Rhododendron veredelten. Die Versandtzeit war eine ausserordentlich frühe und den allgemeinen Ansichten widersprechende, liess sich aber hier nicht abändern, da sie eben zu dieser Zeit hier sein mussten. Ich glaube aber, dass diese Versandtzeit entschieden einer späteren vorgezogen werden sollte, natürlich ginge dies nur mit in Töpfen kultivierten Pflanzen. Ende August ist gewöhnlich die Azalea mit halt- baren Knospen besetzt, sie verlangt also nicht mehr sehr reiche Bewässerung und kommt, wenn sie gut verpackt ist, wie es sich hier zeigte, in sehr gutem Zustande an. Hier wird sie dann in Töpfe gepflanzt und reift im Hause vor- züglich nach. Dagegen waren die auf Rhododendron veredelten Pflanzen nicht so gut beim Versandt ausgebildet, also noch weich. Naturgemäss verlangt Rhododendron mehr Wasser und die Pflanzen sind in den Kisten noch ge- wachsen. Bei Ankunft wässerte ich die Pflanzen reichlich und der plötzliche Saftzufluss stiess die Blätter dieser Pflanzen ab, ich hatte leere Strünke. Die Camellien waren gut angekommen und die Knospen hatten sich vorzüglich ge- halten, aber die Ware war nicht gut genug, wenigstens haben sie die Dres- dener besser. Für die Syringa und andere derartige Baumschul-Artikel war die Versandt- zeit zu früh, es trifft aber hier keinen die Schuld, die Ware war gut und preiswert. Dieses waren also unsere Pflanzen, es war ja nur exportfähige Ware für den Handel und daher konnten wir nichts grossartiges für den Laien bieten. Es war ja auch nur unsere Absicht, dem Fachmann zu zeigen, was wir leisten können. Leider war die Ware nicht darnach angethan, Belgien aus dem Felde zu schlagen, und so Hessen sich leider nur sehr wenige Handels- beziehungen anknüpfen. Glänzend dagegen war unsere Landschafts-Gärtnerei mit Plänen vertreten, und diese zeigten uns, dass der Hauptsitz der Gartenkunst in Deutschland ist. Es wäre wünschenswert gewesen, hätte man von mehreren Plänen besonders effektvolle Partien in Photographie vorführen können, wie es vom Bürgerpark in Bremen, vom Grossherzoglichen Park in Oldenburg und von den König- lichen bayerischen Hofgärten gethan wurde. An einigen wurde auch scharfe Kritik geübt, aber hierin hielt ich den Preisrichter nicht für genügend kom- petent und dürfte Herr Geheimrat Dr. Wittmack wohl meiner Meinung bei- treten. Es ist allerdings schwer, über einen Plan ein Urteil zu fällen, wenn man sich nicht in die Ideen des betreffenden Gartenkünstlers versetzen kann. Es mag uns aber genügen, dass wir hierin das Beste geleistet haben, was auf der Ausstellung vertreten war. Unsere Samenabteilung war gut, aber mangelhaft in Bezug auf die geringe Anzahl der Aussteller, und habe ich bereits oben erwähnt, welche Art und Weise der Schaustellung ich für die beste halte. Wir hatten 2 Aussteller mit Gemüse und Blumensämereien, 1 mit Cyclamensamen und 2 mit Forst- und landwirtschaftlichen Sämereien. Alle waren reichhaltig und sehr wertvoll als Sammlung. Flierüber näher zu urteilen halte ich mich nicht für berechtigt, da meine Kenntnisse hierin nicht genügend sind, um mir ein Urteil erlauben zu können. Recht auffallend war es, dass auch nicht einer der Grosshändler Amerikas sich nach Preisen erkundigte, sie scheinen eine Ausstellung durchaus nicht als 242 Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. Markt zu betrachten und dann haben sie allerdings bereits ihre Verbindungen und hatten beim Besuch der Ausstellung wohl auch nicht das genügende Interesse. Jetzt hätten wir nun noch die Abteilung für konservierte Gemüse, Früchte. Fruchtsäfte und Fruchtweine. Hiervon verstehe ich leider garnichts und kann nur sagen, dass dieselbe sehr reichhaltig war. Wie verhält sich nun aber unser Gartenbau zu dem der anderen be- teiligten Staaten? Ein massgebendes Urteil hierüber zu geben, ist nicht möglich und so soll im nachstehenden nur meiner Meinung Ausdruck gegeben sein. Beteiligt waren Deutschland, Frankreich, Belgien, Australien. Holland, Irland. Japan und Amerika, Mexico nur mit Orchideen und Cacteen. die aber hier nicht in Betracht kommen, da die Pllanzen alle frisch gesammelt waren und hier quasi nur an den Mann gebracht werden sollten. Australien, Japan und Mexico hatten nur Naturprodukte, Australien speziell Baumfarne, Japan Cycas revoluta, Aspidistra elatior. Ferner zeigte uns Japan eine vorzügliche Sammlung Acer und eine gute Kollektion Paeonia arborea. die beiden einzigen Pflanzen, die mit Fleiss erzogen werden müssen, die also somit in den Gartenbau gehören. Dass die Japaner einen feinen Geschmack haben, wurde auch hier wieder bewiesen, aber Gärtner in unserem Sinne sind es nicht. Je mehr eine Pflanze ihrem natürlichen Wüchse entfremdet wird, als desto höhere Gartenkunst wird es dort betrachtet. Die bizarresten Formen konnte man hier an Nadelbäumen bewundern, aber schön eine solche Yer- stümmelung zu nennen, wäre wohl falsch. Holland wie Belgien hatten Azalea mollis, pontica und Rhododendron ausgestellt, wie diese beschaffen sind, wissen wir ja alle zur Genüge, und dass wir das nicht leisten können, was dort die Natur zu erziehen in so reichem Masse mithilft, liegt auf der Hand. Frankreich dagegen hatte wirklich grossartiges geleistet, es hatte eben dit> Ausstellung richtig aufgefasst. Während wir fast nur Export-Ware lieferten, hatte Frankreich ausgestellt, um aller Welt zu zeigen, was es leisten kann. Flier ist selbst dem Laien fast jede Pflanze in die Augen gefallen und es war nur Musterware, die gezeigt wurde. Die Obstbäume Frankreichs waren sehr gut, doch nicht besser, als wir sie haben, aber unsere waren eben nicht da. Es wäre gut gewesen und hätten wir nur gewinnen können, wenn auch unsere Baumschulenbesitzer denselben Patriotismus gezeigt hätten, wie ihn die Dresdener und viele andere Ilandels- gärtner bewiesen. Und ich schäme mich nicht einzugestehen, dass wir von Frankreich lernen können; ein eigentlicher Vergleich lässt sich freilich nicht ziehen, denn ein jedes Land hatte nach seiner Art und Weise ausgestellt und war ohne Konkurrenz. Das aber glaube ich feststellen zu können, dass wir Europäer uns in den Kulturen gleich sind, die der Geist des Gärtners züchtet und wo nicht durch die Natur-Verhältnisse eine üppigere Vegetation hervorgerufen wird. Und wie ist es mit Amerika? Noch beiludet sich dort die Gärtnerei im allgemeinen in ihren Entwicklungsjahren, aber in den Kulturen ist uns der Amerikaner über, besonders da, wo die Geldverhältnisse mitsprechen, er hat mit seinem praktischen Sinn das Richtige erfasst! Und so lassen Sie uns hoffen, dass die Weltausstellung in Chicago für uns eine gute Schule gewesen ist. dass sie uns gezeigt hat. woran es fehlt und Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 243 lassen Sie uns unermüdlich daran arbeiten, unsere hervorragende Stellung immer mehr und mehr zu befestigen. Sollte ich einen kleinen Teil hierzu beigetragen haben, so soll diese Zeit, in der man mich mit so grossem Ver- trauen beehrt hat, die glücklichste meines Lebens gewesen sein. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Neue Cinerarien. Auf der internationalen Jubiläums- Gartenbauausstellung im April 1892 zu Karlsruhe hatten die Herren Gebrüder Neubronner in Xeu-Ulm unter anderen prachtvollen Pilanzcn eine neue Cine- raria hybrida ausgestellt, die ob ihrer hervorragenden vSchönheit sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Herr Xeubronner, der die Pflanze nicht als Neuheit angemeldet hatte, sie nur als Füllmaterial benutzte, freute sich über meine Bewunderung und schenkte mir einige Pflanzen, als er einpackte. Die- selben lieferten etwas Samen, blieben im Jahr 1893 konstant, und jetzt, wo wir eine Menge blühender Pflanzen haben, bleibt jedermann bewundernd davor stehen; ja von den ursprünglich nur roten Blüten habe ich jetzt durch Kreuzung mit gewöhnliclien anders- farbigen Cinerarien auch blaue, violette, helle und dunkle erzielt. Das neue und auffallende an diesen Cinerarien ist, dass die Röhrenblümchen der Scheibe rein weiss sind, von gelben Staubfäden etwas überragt, so dass die Farben der vStrahlblüten um so leuchtender hervortreten; vorteilhaft treten diese neuen Neubronner'schen Cinerarien aus den andern heraus, die Blüten sind ebenso gross, als die gut- blühender englischer Blumen. Ich wundere mich, dass Herr Neubronner mit dieser Neuzüchtung nicht schon längst hervorgetreten ist, die Engländer verstehen besser Kapital aus Neuheiten zu machen, der Deutsche ist immer zu bescheiden, lässt sich seine Mühe von andern oft abkaufen, imd unter fremdem Namen führen wir Deutsche es wieder ein. Es ist mir nicht bekannt, ob Herr Neubronner seine Züchtungsversuchc fortgesetzt und vervollkommnet hat, ich schreibe dies ohne sein Wissen, wollte aber dem, dem Ehre gebührt, dieselbe nicht vorenthalten. G r a e b c n e r , Hofgärtner in Karlsruhe. Herr Hofgärtner Ciraebener über- sandte uns Blumen. Dieselben sind in der That sehr schön, besonders wenn die Scheibenblüten noch in Knospen sind. Auch die Staubbeutelröhre ist nicht dunkel wie sonst, sondern weisslich. L. W. Nelken des Herrn Studier, Gr.-Lichterfelde bei Berlin. Schon auf der Herbst-Ausstellung zu Berlin 1893 erregten die trefflichen Nelken des Herrn Studier allgemeine Aufmerksamkeit. Kürzlich hatte der Verein zur Beförderung des Garten- baues in der Sitzung am 29. März wieder die Freude, eine Anzahl seiner Nelken bewundern zu können. Ausser den bekannten Sorten war es besonders eine neue »Hildegard«. Herr Studier bemerkte dazu: Diese Nelke ist seit Ende August ununterbrochen in Flor, und trotzdem dass der März der denkbar ungünstigste Monat ist, zeigt ein Ver- gleich mit den älteren Sorten, von denen gleich viel Exemplare ausgestellt sind, dass sie selbst jetzt viel besser sind. 244 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. Die alten Herbsttriebe sind vorüber, die im Winter gebildeten noch nicht ganz entwickelt, diese bringen aber viel schönere Blüten als die im Herbst gebildeten Triebe. Im März haben wir dazu sehr heisse Tage mit kalten Nächten imd durch das starke Lüften w^erden die Blumen in ihrer Ausbildung beeinträchtigt. Die Hildegard blüht ununterbrochen das ganze Jahr, wie ich es seit 5 Jahren erprobt habe, ist als Schnitt- und Toj)fptlanze zu ver- wenden und bildet sich als letzte am ersten von allen andern aus, sodass sie, wenn sie eingetopft ist, dadurch sehr auffallend wird. Keine Knospe wird taub und alle sind gleichmässig schön. Die Farbe ist schön rosarot. Chrysanthemum „John Noble". Ein in England gewonnener Sämling, der zu der einwärts-gekrümmten japa- nischen Sektion gehört. Die ungewöhn- liche Breite und Grösse der einzelnen Blumen, ihr massives Aussehen machen diese Varietät zu einer sehr charakte- ristischen. Die Farbe ist dunkel- chokolade-karmoisinrot, die Rückseite der Blumen bronzig-golden. Gard. Chron. I, 1894, S. 14, f. 2. Buschbohne „Königin der Grünen". Eine neue, sehr reichtragende Bohne, von dem feinsten Geschmack aller bisher bekannten Bohnen. Die Pflanze verjüngt sich lange Zeit, bringt fortwährend neue Blüten, aus denen sehr zarte Hülsen hervorgehen. Die reifen Bohnen behalten zumeist den Geschmack einer grünen Schnitt- bohne. Die beifolgenden Bohnen sind im vorigen Jahre geerntet worden und haben infolge der grossen Dürre nicht den zarten Geschmack als in dem vor- hergehenden Jahre. Diese Bohne ist noch nicht im Handel; ich bitte, die- selbe an die verehrten Mitglieder unseres Vereins verteilen zu wollen. — (Ist in der Versammlung am 29. März geschehen.) KopjDitz, den 28. März 1894. W. Hampel. Neue Tomate Fordhook First. In dem Kataloge von Allee Burpee & Co., Philadelphia, Pa. Fordhook Farm Do3destown Pa., der schön ausgestattet und mit vielen kolorierten Abbildungen versehen ist, ist auch diese neue Tomate Fordhook First dargestellt, eine runde glatte Sorte, die sich durch ihre dunkel- rote Farbe auszeichnet. Auch eine ganze Anzahl Riecherbsen, Lathyrus odoratus, der ,, Sweet Peas'" in Amerika, sind auf einer Tafel abgebildet. Die Firma hat inzwischen auf besonderes Ersuchen dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues Samen übersandt. Japanische Klettergurke. Chr. Bertram, Stendal, bringt in seinem hübsch ausgestatteten Kataloge unter der Neuheitenliste auch die »Japa- nische Klettergurke«, deren erstaun- liche Tragbarkeit gerühmt wird und die gerade für das norddeutsche Klima als überaus ergiebig hingestellt wird. Auch Martin Grasshoff, Quedlinburg, hat mehrere Rassen davon gezogen, die in seinem Kataloge eingehend be- sprochen werden. Poiygonum sachaiinense im Warschauer botanischen Garten. Es könnte vielleicht von Interesse sein zu erfahren, dass der in Heft 5 der Gartenflora d. J. erwähnte und schon 1804 in derselben Zeitschrift von Regel sehr richtig beschriebene und abgebil- dete Knöterich von Sachalin bereits seit vielen Jahren im Warschauer botani- schen Garten im freien Lande kultiviert wird. Seine Ausdauer daselbst be- stätigte sich aufs glänzendste, ungeachtet oftmals sich wiederholender sehr un- Kleinere Mitteilungen. 245 günstiger Witterungsverhältnisse. Als vieljährige Pflanze entwickelt dieser Knöterich sehr früh, rasch und reich- lich seine oberirdischen Sprosse. Die Produktivität, Ausdauer und Wider- standsfähigkeit gegen Fröste und trockene Sommerhitze (bei uns wird er nie begossen) sind wirklich stau- nenswert. Dessen Bedeutung als Futter- pflanze unterliegt wohl keinem Zweifel; aber auch als dekorative Pflanze — mit seinen 3 m und höher empor- sprossenden Stengeln und grossem Laube — imponiert dieser Knöterich ungemein. Die Vermehrung geschieht am besten durch Wurzelstöcke. Der erwähnte Knöterich ist in der Gartenflora zum zweiten Mal nicht 1875,5.67 abgebildet (laut Nachschrift auf S. 135, 1894), sondern 1874, S.87— 88, nebst Beschreibung. A. Fischer v. Waldhcim. ■ Kleinere Mitteilungen. Aus alten Zeiten. Der warme Nekrolog in Gartenflora No. 1 S. ö, der den Lebensgang eines wackeren Fachgenossen, unseres ent- schlafenen Heinrich Gaerdt, zeichnet und sein ehrendes Andenken in weite Kreise trägt, sowie die Geschichte des Borsigschen Gartens heimeln mich so an, dass ich zur Feder greife. Re- miniscenzen aus längst vergangener Zeit tauchen auf; sie niederzuschreiben, hat zwar keinen Zweck, aber vielleicht unterzieht sich die so taktvolle Re- daktion der Aufgabe, daraus eine Aus- lese zu machen, vorausgesetzt, dass sie es für der Mühe wert erachtet. Es war in den Jahren zwischen 1S43 und 1846, in der Zeit, als die Baron Hügelsche Gärtnerei in Hietzing bei Wien einen derartigen Weltruf hatte, dass junge Gärtner aus aller Herren Länder davon angezogen wurden und es als Glück erachteten, daselbst be- schäftigt zu sein. Darunter war auch ein junger Berliner, Namens Priem, seinen Vornamen habe ich leider ver- gessen, mir scheint, er hiess August, das war eine sympathische Persönlich- keit und eine fleissige Biene, was man von vielen anderen nicht sagen konnte. Unsere jungen Gemüter hatten sich zusammengefunden, mich verschlug das Schicksal nach Warschau und Priem siedelte sich in Berlin an. Es mag wohl um das Jahr 1854 herum gewesen sein, als mich die Begierde anwandelte, etwas mehr von unserer schönen Erde kennen zu lernen, als bis dahin möglich war. Ich reiste nach Berlin, und dort, in einem Hotel in der Klosterstrasse einlogiert, war mein erstes Beginnen, Priem autzu- suchen. Derselbe hatte ein Grundstück, das ehemalige Westphalsche in Pacht, Eingang vom Alexanderplatz. Sofort besorgte er meine Sachen aus dem Hotel zu sich, 14 Tage war ich sein Gast und diese Tage gehören zu den schönsten meines Lebens. Fast täglich wurden Ausflüge gemacht, meist in Gesellscliaft seiner jungen Frau. Pots- dam und Umgebung, zoologischer Garten, damals ein grosser Wildpark mit weit von einander entfernten Tierbehältern, botanischer Garten wurden besucht und natürlich auch Borsigs Garten. Schon damals war dieser prachtvoll und es blühten bereits verschiedenfarbige Nymphaeen im Freien in der Wasserpartie; in einem Schauhause standen prächtige Pflanzen, u, a. eine ganze Bordüre von Eucharis. 246 Kleinere Mitteilungen. Der Obergärtner war aber damals noch nicht Gaerdt, mir däucht er hiess Fiedler. (Ja! L.W.) Ausserdem wurden diverse Handelsgärtnereien besichtigt; Hoff- mann ist mir noch im Gedächtnis. Das Territorium, welches Priem inne ' hatte, grenzte an der hinteren Ouerseite mit Bouche; die Grenze war mehr ideal, nur einige Stangen waren ge- zogen, über die wir mit Leichtigkeit hinwegstiegen, um das Sommertheater, das auf Boucheschem Grunde errichtet war, zu besuchen, in welchem Heimer- ding meinen Enthusiasmus erregte. Ich wäre aber heute nicht imstande, die Lokalität aufzufinden, wo das alles existierte, vermute sogar, dass es vielen Berlinern nicht besser erginge: ich bin nicht einmal ganz sicher, ob der Ein- gang vom Alexanderplatz war: man ging durch Häuser und Hofräume. Überhaupt kann ich mir heute noch keinen Situationsplan von Berlin im Gedächtnisse bilden, während ich von Wien einen zeichnen könnte, trotz aller Neubauten und Veränderungen; allerdings lebte ich 8 Jahre in Wien. Auch Prag ist mir sehr gut bekannt, Berlin bietet aber stets für mich Grientierungsschwierigkeiten. Eine spätere zweite Reise führte mich natürlich wieder zu Priem, der sich inzwischen auf der Frankfurter Allee angekauft hatte und dahin über- siedelt war. Er grenzte mit Chone, es war ein gemütliches Verhältnis; Grenzschranken gab es da nicht, einer ging zum andern hinüber und herüber. Auch das Verhältnis mit den Blumen- händlern war patriarchalisch, die hatten damals nur Keller- imd Sou- terrainräume inne und kamen mit ihren Körben zu den Gärtnern. Priem blieb dann ruhig bei seiner Arbeit und liess sie das Nötige selbst aufsuchen und abschneiden; wenn sie dann wieder mit den gefüllten Körben zu seinem Verpflanztisch kamen, sagten sie: ich habe soviel und soviel Dutzend von diesem und jenem. E)ie Rechnung wurde mit wenigen Worten gemacht und bezahlt, von Nachsehen und Nach- zählen war keine Rede. Leider hat der Tod ihn so bald von seiner irdischen Laufbahn abgerufen und ich habe nicht erfahren, was aus seiner Familie geworden ist. Zur Zeit der grossen Ausstellung, als ich das dritte Mal in Berlin war, zog es mich, die Stätte zu besuchen, wo er gewirkt hatte, ich habe sie aber kaum wieder erkannt und die Nachbargärtnerei von Chone schien auch in der Auf- lösung begriffen. Das sind die traurig stimmenden Er- innerungen, die sich an jene Aufsätze knüpfen, und zugleich die Wahrneh- mung, dass die Menschen in dem kleineren, bescheideneren Rayon, in dem sich damals alles bewegte, humaner, glücklicher, zufriedener waren; doch ist es nicht vernünftig, nach der alten Zeit zu seufzen, die Welt zu schelten, die sie verlor. Die neue Zeit hat ja soviel gutes gebracht, hat die Menschheit, wie vielleicht keine andere Epoche in der Geschichte, emanzipiert, die Herrschaft über unge- ahnte Naturkräfte erlangt und ihre Sichdienstbarmachung ist ein Triumph der ]\lenschhcit; dem Einzelnen bleibt nur übrig, sich damit in Kontakt zu erheilten, die grossen Schritte, die die Menschheit macht, auf materiellem wie geistigem Gebiete gewissermassen mit- zumachen, dann wird die Versöhnung der neuen mit der alten Zeit nicht aus- bleiben. Es Hessen sich Betrachtungen ohne Ende über diese Themata fortspinnen, zumal die Frage »wo liegt das Endziel bei diesen rapiden Fortschritten, die zugleich die Menschheit in andere Formen pressen« u. s. w., aber ich will schliessen mit Vertrauen auf die Welt- ordnung, die die Bedingungen zur Kleinere Mitteilungen. _247 heutigen Existenz schuf, bevor mit Geist begabte Kreaturen unseren Erd- ball bevölkerten. .Mit stetem Kontakt und Sympathie verharrt Peter I los er. Warschau, den 4. März i8()4. Passiflora alata. Die im Card. Chron. abgebildete Frucht dieser Art ist wenigstens zwei- mal so gross wie ein Hühnerei, dem sie auch Inder Form gleicht, und von gelber Farbe. Reift im Winter und ist zu dieser Jahreszeit als Tafelfrucht sehr zu empfehlen; eingemacht soll sie noch mehr geschätzt werden. Card. Chron. I, 1894, S. iS, f. .3 Explosion bei Vilmorin, Andrieux & Co., Paris. Am 12. Februar. 2 Uhr nachmittags, fand eine grosse Explosion im Magazin der Firma A" i 1 m o r i n , A n d r i e u x & C o. inderRueReuilly inParis statt. ImKeller befand sich ein Behälter mit Hydro- carbure. Ein Arbeiter hatte aus dem Behälter eine Quantität der Flüssigkeit geschöpft: dieselbe entzündete sich auf bis jetzt unbekannte Weise. Die Lösch- mannschaft löschte den Brand schnell, aber die .Arbeiter des Hauses, die ihnen behilflich waren, begingen die LTn- vorsichtigkeit, Licht anzuzünden, wo- durch das Gas, welches infolge der Hitze im Kellerraum sich verflüchtigt hatte, in Brand geriet und die Explosion hervorrief. Ein Feuerwehrmann wurde getötet. 8 seiner Kollegen und 17 Arbeiter schwer verwundet. Herr Henri de Vilmorin schreibt uns, dass glücklicherweise nicht viel zer- stört ist, dass aber leider die braven Feuerwehrleute viel gelitten haben. Früheres Reifen an der Nordseite. Kurz vor Leschnitz in Oberschlesien befindet sich jenseits des Chaussee- körpers der Kosel-Leschnitzer Chaussee, und zwar parallel mit der Bordkante derselben, eine im Privatbesitz be- findliche Allee älterer Pflaumenbäume, in der Richtung von Ost nach West, welche reiche Ernten liefern. Auf dem Chausseekörper selbst befinden sich Birnenbäume, welche vor 4 Jahren gepflanzt wurden, also unwesentlichen und nicht beeinflussenden Schatten geben. Während der Reifezeit machte ich nun alljährlich die Wahrnehmung, dass die auf der Nordseite befindlichen Früchte um circa 10 bis 12 Tage früher reiften, als die auf der Südseite, und kann ich mir diesen Umstand durch nichts erklären. Eine gleiche oder ähnliche Beobachtvmg bei den auf den Chausseen des Koseier Kreises seit 4 Jahren gepflanzten Pflaumen- bäumen Ivonnte schon aus dem Grunde nicht wahrgenommen werden,' A\'eil die Erstlingsfrüchte aller Obstbäume, etwaiger Beschädigungen letzterer wegen, bis zu dem Zeitpunkt, liei welchem sich die Verpachtung lohnt, entfernt werden. B. Strauwald. Litteratur. Gartenbau- A d r e s s b u c h von C) e s t e r r e i c h - U n g a r n . (Enthält über 10000 Adressen.) Preis für Oester- reich-Ungarn 6 fl.. für Deutschland 10 Mark. Zu beziehen durch Otto Pfeiffer's Verlag, Wien, XVII, Hernais, Bergsteig- gasse 9. Dieses soeben zum ersten Male erschienene Gartenbau-Aaressbuch re- 248 Litteratur. präsentiert für jedermann, welcher in oder mit Oesterreich- Ungarn gärtne- rische Verbindungen unterhält oder solche eingehen will, einen höchst wert- vollen Behelf, dessen Anschaffung wir bestens empfehlen. Die Einteilung ist eine vorzügliche und das Adressen- Material mit einem wahren Bienen- fleiss zusammengetragen. Der Inhalt, welcher den Wert des Buches am besten illustriert, ist folgender; I. Nach- weis. Adressen der Zier-, Handels- und Küchengärtner, Samenhändler, INTatur- blumenhändler, Naturblumen-Ex- und Importeure und gärtnerischen Agenturen von Wien und nächster Umgebung. IL Nachweis. Adressen von Privatgärt- nern (Hofgärtnern, Herrschaftsgärtnern, Obergärtnern u. s. w.) von Wien und nächster Umgebung. HI. Nachweis. Adressen der Kunst- und Handelsgärt- ner, Gemüsegärtner, Baumschulbesitzer, Samenhändler, Naturblumenhändler etc. von Oesterreich-Ungarn. IV. Nachweis. Adressen von Privatgärtnern (Hofgärt- nern, Schlossgärtnern, Herrschaftsgärt- nern, Obergärtnern etc.) von Oester- reich-Ungarn. V. Nachweis. Adressen von Gartenfreunden Oesterreich-Un- garns. VI. Nachweis. Die Gartenbau- schulen, land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalten in Oesterreich-Ungarn. VII. Nachweis. Die Gartenbau-Zeit- schriften von Oesterreich - Ungarn. Vin. Nachweis. Die gärtnerischen, land- und forstwirtschaftlichen Gesellschaften imd Vereine von Oesterreich-Ungarn. IX. Nachweis. Verzeichnis von Bezugs- quellen und Specialkulturen diverser Gartenbauj)rodukte und gärtnerischer Bedarfsartikel. X. X^achweis. Sach- register. O. A^'ilmorin, Philippe de. Les fleurs ä Paris. Culture et Commerce. (Die Blumen in Paris — Kultur und Handel.) Paris, 1892, 324 S. und 20S Abd. in 8» Introduktion par Henry de A'ilmorin. Das vorliegende Bändchen, die Erst- lingsarbeit des ältesten Sohnes des Herrn Henry de Vilmorin, ist einer Serie entnommen, welche als „Biblio- theque scientifique contemporaine" er- scheint. Es giebt uns ein Bild davon, welche Rolle „Blumen" im Leben des französischen Volkes, d. h. in dem Pariser Leben spielen. Insbesondere wird bei der Darstellung die Art des Blumenhandels, mit historischen Rück- blicken vereint, behandelt. Wir durch- wandeln im Geiste die „Hallen", in welchen sich reiche Blumenschätze an- sammeln, wir besuchen die „Blumen- märkte", deren sich nicht weniger als 11 in der Stadt befinden, auf denen vornehmlich Topfgewächse feilgehalten werden, wir sehen uns die Prachtläden der Blumenhändler an und erkennen auf unserer Wanderung doch immer noch, dass alle diese Einrichtungen dem Blumenbedürfnis der Pariser Be- völkerung nicht genügen — eine LTn- zahl von ambulanten, wir müssten wohl sogar von „fliegenden"' Blumenhändlern sprechen, verstehen es, in geschmack- voller und ansprechender Weise auf der Strasse, an den belebtesten Orten ihre duftende Ware an die Leute zu bringen. Wir lernen aus dem Buche auch, wo- her alle die Blumenschätze der fran- zösischen Metropole zuströmen. In erster Linie sind es die imerschöpf- lichen Blumenkulturen in Südfrank- reich, welche das Material des Handels liefern, und daneben schaffen die Blumengärtnereien in der nächsten Umgebung von Paris einen beträcht- lichen Teil der Lieblingsblumen herbei. X'achdem uns der Verfasser auch noch mit der Art des Blumentransportes und der Art der Blütentreiberei, wie sie in Frankreich gehandhabt werden, bekannt gemacht hat, schildert er uns die Lieb- linge der Blumenfreunde unter Beigabe von zahlreichen Holzschnitten. Wir Litteratur. 249 finden hier in gewissem Sinne eine Gartenflora zusammengestellt, die sich freilich nicht an ein botanisches System kettet. Die den Gegenstand des Handels bildenden Pflanzen werden vielmehr einfach alphabetisch (mit ihren lateini- schen Benennungen) aufgezählt und be- sprochen. Wir wollen es uns freilich versagen, hier alle Xamen — von Ag erat um anfangend — aufzuzählen. Um einigermassen die Uebersicht zu erleichtern, sind in besonderen Ab- schnitten die zu Ornamentzwecken be- nutzten, die zweijährigen Zierpflanzen, ausdauernde, Zwiebel- und Treibhaus- gewächse, Zierbäume und Ziersträucher, Specialitäten des Südens, die Gräser und die für Trockenbouquets benutzten Blüten und endlich die vornehmlich den Kryptogamen angehörigen Blatt- pflanzen besprochen. C. Mr. Jahres-Bericht über den Zu- stand der Landeskultur in der Provinz Brandenburg für das Jahr 1892, erstattet durch das Plaupt- Direktorium des landwirtschaftlichen Provinzial - A^ereines für die Mark Brandenburg und die Xieder-Lausitz. 1893. A. Mi eck, Prenzlau. Der vorliegende Jahresbericht ent- hält auch manches, was für den gärtnerischen Betrieb von Interesse ist. Der erste Abschnitt behandelt die Faktoren des landwirtschaft- lichen Betriebes, der zweite das land- wirtschaftliche Y er eins wesen, der dritte den landwirtschaftlichen Betrieb. Es werden hier u. a. be- handelt: ]\Ioorkulturen, Getreide- und Futterbau, Tabakbau, Zuckerrübenbau, Kartoffelbau, Gartenbau, Obstbau, Wein- bau und Forstwirtschaft. Der letzte Abschnitt enthält die Resultate des land- wirtschaftlichen Betriebes. R. Otto, Berlin. Giuseppe Gaeta. Conifere. Florenz bei M. Ricci 1893. Nachdem Dr. Masters und Nicholson in Kew und Hansen in Kopenhagen die Beissnersche Koniferen- benennung in der Hauptsache ange- nommen haben und für diese beiden Länder deren definitive Einführung gesichert ist, liegt uns hier ein neuer Erfolg des „Handbuchs der Nadelholz- kunde"' vor. Der Verfasser dieses systematischen Katalogs folgt Beissners vSpuren ganz und gar, das heisst stellt die von demselben gewählte Benennung allen andern voraus und erwähnt die anderen nur als Synon3'me. So wird das Koniferenchaos wohl auch in Italien bald zu Ende sein. Es ist der Katalog mit grosser Liebe ausgearbeitet und ein A'orzügliches Nachschlagewerk. Tr. Das Pflanzcnmaterial für den botanischen Unterricht. Seine An- zucht und die an demselben anzu- stellenden Beobachtungen in bio- logischer, anatomischer und physio- logischer Hinsicht. Von Dr. P.Esser, Realgymnasiallehrer zu Köln, Druck von J. P. Bachem. Das Werk giebt eine Anweisung, wie das für den botanischen Unterricht an Lehranstalten, z. B. Gymnasien, Real- gymnasien u. s. w., notwendige Material zu beschaffen ist, und in welcher Weise dasselbe dann mit den Mitteln, wie sie wohl in jeder Anstalt vorhanden, für längere Zeit oder dauernd erhalten und kultiviert werden kann. A'erfasser hat in der vorliegenden Schrift seine Er- fahrungen, die er früher in praktisch- gärtnerischer Thätigkeit sammelte, in geeigneter Weise verwandt, so dass die gemachten Angaben sich auch praktisch und leicht durchführbar erweisen. Bezüglich des reichen Inhalts sei aut das Werk, welches seinen Zweck in jeder Weise erfüllen dürfte, selbst ver- wiesen. R. Otto. Berlin. 252_ Unterrichtswesen. C. ]\Iohr, die Insektengifte und pilz- tötenden Heilmittel für Landwirte, Gärtner, Blumenzüchter, Winzer und Forstmänner. Eine Anleitung zur Her- stellung und zum Gebrauch derselben. Stuttgart. Verlag von Eugen Ulmer. 1893. Der Verfasser, Chemiker Carl Mohr in Mons, Belgien, hebt mit Recht her- vor, dass es ein Universalmittel gegen alle Insekten und Pilze nicht giebt, er führt daher bei jedem einzelnen Insekt oder jeder Gruppe von Insekten das ge- eignete Mittel, wie dessen Bereitung an und fügt selber zwei Formeln seiner Mohrschen Insektengiftessenz bei. Das Buch scheint sehr empfehlenswert. — Die" Nesslersche Flüssigkeit ist aber sehr kurz behandelt. In Wittmack und Perrings Deutsche Gartenzeitung i886 S. 358, Verlag von Beuckert & Radetzky, ist die Bereitung anders und viel ge- nauer angegeben. L. W. Dictionnaire Pratique d'IIorti- culture et de Jardinage. Illustre de plus de 3500 ligures dans le texte et de 80 planches chromolithographiques hors texte par G. Nicholson, Conser- vateur des Jardins royaux de Kew a Londres. Traduit, mis ä jour, et adapte ä notre climat et ä nos usages, etc., etc. Par S, Mottet, avec la Collaboration de Mm. Vilmorin , Andrieux , Alluard, Andre, Bellair, Legros, etc. etc. Le Dictionnaire d'Horticulture, public dans le format petit in-4'^, est im- prime ä 2 colonnes. II parait par livraisons de 48 pages confenant chacune une planche chromolitho- graphique. Prix de chaque livraison i,5ofrancs. — II seracomjDlet enSolivrai- sons. II parait plus d'une livraison par mois. On peut souscrire des maintenant ä l'ouvrage complet, mais en payant d'avance. Prix 90 francs. Librairie Octave Doin, 8, Place de l'Odeon, Paris. Lange schon liegen die bis jetzt er- schienenen circa 20 Hefte dieses treff- lichen praktischen Wörterbuches des Gartenbaues auf unserem Redaktions- tische. Wir wollten immer eine recht ausführliche Besprechung geben, aber immer wieder musste aus Mangel an Raum davon Abstand genommen werden. So sei denn auch für heute nur kurz auf dies französische Werk hin- gewiesen, das in Deutchland seines gleichen nicht hat. Ursprünglich englisch herausgegeben, von unserm verehrten Freund Nicholson, ist es von Herrn S. Mottet übersetzt, aber nicht wörtlich, sondern unter Berücksichti- gung der in Frankreich herrschenden klimatischen Verhältnisse, dazu vom Verleger Herrn O. Doin reich aus- gestattet und jedes 48 Seiten um- fassende Heft mit einer prachtvollen Farbentafel geziert. Unsere deutschen Wörterbücher behandeln die Sachen oft zu oberflächlich; hier kann man wirklich gründlicheres lernen; man sehe z. B. die vielen Arten von Cattleya, von denen auf über 12 Seiten grössten Lexikonformates die besten Arten und Varietäten wirklich beschrieben sind. — Das Werk erscheint in 80 Lieferungen ä 1 tr. 50 CS (= 1 M. 20 Pf.). Wenn man im voraus bezahlt, erhält man das Ganze für 90 fr., ein für das Ge- botene sehr niedriger Preis. L. W. Unterrichtswesen. Kursus über Pflanzenkrankheiten in Proskau. An dem Königlichen pomologischen Institute zu Proskau findet in diesem Jahre wiederum für praktische Gärtner, Landwirte, Forstmänner und sonstige Interessenten vom 18. bis 23. Juni ein Kursus zur Verbreitung der Kenntnisse über das Wesen und die Bekämpfung" Gewerbliche Angelegenheiten. 251 der verbreitetsten Krankheiten unserer Kulturgewächse statt. Er wird in ^'or- trägen, Demonstrationen und in Exkur- sionen in die Felder der Königlichen Domäne und in die Königlichen Forsten bestehen. Der nähere Plan zu diesem Kursus ist folgender: Montag, den iS. Juni: Theoretischer und praktischer Unterricht unter Zuhilfenahme des Mikroskops: Unter- scheidung zwischen parasitären und nichtparasitären Krankheiten, Gelb- sucht, Sommerdürre, Lohekrankheit, Gummifluss,Frost,Wundverheilungen. — Phanerogame Parasiten : Mistel, Kleeseide, Orobanchen. Nachmittags: Tierische Feinde. Dienstag, den iq. Juni: Fortsetzung des Unterrichts vom Montag. Allgemeines über Bau und Leben der Pilze. Pilz- liche Krankheiten der Obstbäume und des Weinstockes, sowie deren Bekämpfung und Verhütung. Nachmittags: Tierische Feinde. Mittwoch, den 20. Juni: Fortsetzung der Krankheiten der Obstbäume und des Weinstockes. Nachmittags: Exkursionen. Donnerstag, den 21. Juni: Brand- und Rostkrankheiten des Getreides und deren Verhütung. Nachmittags: Tierische Feinde. Freitag, den 22. Juni: Krankheiten einiger anderer landwirtschaftlicher Kulturpflanzen: Kartoffel, Erbse, Bohne, Rübe, etc. Nachmittags: Exkursionen. Sonnabend, den 33. Juni: Krankheiten der Waldbäume. Allgemein ver- breitete Krankheiten: Russtau, Alel- tau etc. Gesichtspunkte für Beurtei- lung von Pflanzenkrankheiten. Die Teilnahme an dem Kursus ist un- entgeltlich. Anmeldungen nimmt entgegen und weitere Auskunft erteilt Direktor StoU in Proskau. Aus dem Grossherzogtum Hessen. In Hessen ist der Weinbau haupt- sächlich auf Rheinhessen und einen Teil der Provinz Starkenburg, die Bergstrasse, beschränkt. Er bildet hier einen höchst wichtigen Teil der landwirtschaftlichen Bodenbenutzung, und seine Erzeugnisse nehmen nach Menge und Güte eine hervorragende Stellung ein. Zur Förderung des Wein- und Obstbaues soll nunmehr eine Wein- und Obstbauschule in Oppenheim (Rheinhessen) errichtet werden. Die auf 232 276 Mk. ver- anschlagten Kosten der ersten Ein- richtung verringern sich durch die Beiträge der Stadt Oppenheim auf 17 000 Mk,, der jährliche Zuschuss aus Staatsmitteln wird 22 666 Mk. be- tragen. Für den Direktor, zugleich Lehrer für Obst- und Weinbau, sind 4000 Mk., für einen Lehrer der Natur- wissenschaften 3000 Mk. vorgesehen. Oppenheim erscheint als Sitz der Schule besonders geeignet, weil in seiner Umgegend Wein- und Obstbau gepflegt wird und es mitten in den Hauptweingebieten Hessens liegt. Gewerbliche Angelegenheiten. Der Reichstag hat den Vorschlag der Regierung, die Sonntagsruhe für die Fortbildungschulen erst 1897 ein- zuführen, abgelehnt. 2s2 Aus den Vereinen. Aus den Vereinen. Steglitz. Der hiesige Gartenbau- verein besichtigte am 16 April den Borsigschen Garten in Berlin. Einige Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, darunter auch der Direktor, folgten am 15. April einer Einladung des Herrn Garten- baudirektors Carl Lackner - Steglitz, um seine gefüllten Flieder, die nun in natürlicher Farbe dastanden, und seine Orchideen zu besichtigen. — Der Anblick des Flieders war geradezu grossartig. Michel Buchner ist wohl der grossblumigste, seine Blüten hatten einen Durchmesser von zHi cm und dabei hoben sich die dicken dunklen Knospen herrlich von den roten auf- geblühten Blumen ab. Sehr schön waren ferner Leon Simon, ganz dicht, und President Grevy. — Unter den Orchideen fielen am meisten die kräf- tigen, bis unten belaubten ^''anda suavis ins Auge, an denen im ganzen nicht Aveniger als 25 Blütentrauben iDrangten; ferner heben wir hervor: Cattleya Schroederiana, Cypripedium politum (venustumXbarbatum), C. hirsutissimum sehr schön, C. Argus desgl., C. Sedeni can- didulum, überaus üppige C. barbatum, einen neuen Import von C. bellatulum und C, Charlesworthii, C. Parishii, ein ganzes Haus voll C. insigne, Den- drobiumjenkinsii, nach derBestimmung des mit anwesenden Professors Kränzlin eine australische Art mit Bulben einer Coelogyne, einen grossen Import A'on Vanda coerulea, die prachtvoll unter dem Schutze von Selaginella gediehen, eine rosa angehauchte Form von Odontogiossum Ruckerianum, O. trium- phans und O. luteo - purpureum, Masdevallia Lindeni, Vanda Kim- balliana mitrunden zusammengefalteten Blättern, \ . Amesiana ähnlich, B. etM'as breiter, Coelogyne cristata und C. flaccida. — vSehr gesund waren auch die zahlreichen Araucaria excelsa und die zahlreichen Clivien (Imantophyllum). von denen die Samenpflanzen schöne dunkle grossblumige Sorten erwarten lassen. Freiburg, 7. ApriL Der Garten- bauverein hier hatte an seinem Familien -Abend, den 3. d. AI., eine sehr schöne Blumenausstellung in der Harmonie veranstaltet, wovon wir be- sonders hervorheben wollen von der vStadtgärtnerei : die neueste Canna, Königin Charlotte von Württemberg, eine Neuzüchtung, von W. Pfitzer in Stuttgart in den Handel gegeben, in Leipzig prämiiert und zum ersten Mal in Freiburg in Blüte ausgestellt, eine niedere Sorte in prächtigen Farben, rot mit gelber Einfassung, ausserdem noch 3 neuere Crozy-Varietäten. — Von Orchideen: eine herrliche Vanda suavis, Odontogiossum Alexandrae, schöne Cyprij)edien, Bletia purpurea, 5 neue Scarlet- Geranien, 1 Dracaena Youngi mit bunten Blättern, Massangea tigrina, eine der schönsten Zimmer- pflanzen, einen entzückend schönen Lotus peliorhynchus*) von den Cana- rischen Inseln, mit langen Schweifen von 1V2 Meter Länge und scharlach- roten Blumen (die schönste Hänge- pflanze), sowie ein grosser Korb, Tafelaufsatz, und ein Frühlingsstrauss in schönstem Farbenspiel. Vom bota- nischen Garten: ein herrliches Den- drobium densiflorum mit grossen, gelblichweissen Blumen in Form •••) Farbig abgebildet Gartentiora 1890 Taf. Ausstellungen und Kongresse. 253 grosser Trauben. Herr Handelsgärtner Hoifmann hatte einen Tisch voll prächtig getriebener, blühender Remon- tant-Rosen in Töpfen aufgestellt, Herr Berie: eine gemischte Gruppe blühen- der Pllanzen, worunter sehr schöne blühende Rosen sich befanden. Das Ganze fand ungeteilten Beifall, be- sonders da auch von den herrlichen Rosen mehrere zur Verlosung kamen. Ausstellungen und Kongresse. Berlin. Grosse Kartoffelausstellung in der Ausstellung der deutschen Land- wirtschafts-Gesellschaft im Treptower Park vom 7 — 11. Juni. Frankfurt a. O. Frühjahrs-Garten- bau-Ausstellung vom 2. bis 6. Mai im Gesellschaftshause zu Frankfurt a. O. Das Programm, welches erst spät zur Ver- sendung gelangt, enthält 78 Konkurrenz- nummern. Es stehen 52 Medaillen, darunter 4 Staatsmedaillen, ferner 7 Ehrenpreise, zahlreiche Diplome und Geldpreise zur Verfügung. Die Aus- stellung ist hauptsächlich für den Regierungsbezirk Frankfurt a. O. be- stimmt. Anmeldungen zur Beschickung sind an Redakteur Böttner in Frank- furt a. O. zu richten. Görlitz. Die Rosenausstellung An- fangjuli wird grossartig; 2Ü000 Rosen sind schon geptlanzt.- Graz. Steiermark 2. bis 6. Mai. Paris. 10. Gartenbau-Kongress vom 23. bis 28. Mai 1894 gelegentlich der Jahresausstellung der Societe nationale d'horticulture de France. Gegenstände: 1) Einlluss des Chlorophylls. 2) Ca- pillarität des Bodens. 3) Mittel, um die Salpeterbildung der stickstoffhaltigen Körper zu befördern. 4) Beste Treib- methoden. 5) Ersparnis bei der Obst- treiberei. 6) Früh - Gemüse. 7) Ein- heiten bei der Beurteilung von Heiss- wasser-Heizunaen. Petersburg. Internationale Obst- Aus- stellung. Russlands Obstbau-Verein ver- anstaltet im Jahre 1894 vom 10. {22.) Sept. bis 31. Oktbr. (12. Novbr.) eine inter- nationale Obstausstellung, welche in Erzeugnissen des Obst- und Gemüse- baus bestehen wird, ferner in Kon- serven, Wein- und Hopfenbau, Säme- reien, Maschinen, Obstbäumen und Sträuchern, Litteratur und Unterrichts- mitteln. Anmeldungen sind bis spä- testens 1. (13.) Mai er. an das Land- wirtschaftliche Museum in St. Peters- burg, Fontanka 10, zu machen, doch dürfte der Termin zu früh erscheinen. Von dem Herrn Minister für Land- wirtschaft sind dem Verein zur Be- förderung des Gartenbaues mehrere Programme und Anmeldungen zur Verteilung übersandt. Chicago. In dem Nachtrage zur Liste der Prämiierten finden sich noch: Vereinigung der Dresdener Handels- gärtner. — Grossherzogiiche Garten- Verwaltung Oldenburg (Garten - In- spektor Ohrtj, Oldenburg. — N. L. Chrestensen. Erfurt. 254 Personal-Nachrichten. Personal-Nachrichten. A. Fischer, bisher im zoologischen Garten in Breslau thätig, wurde als Stadtgärtner in Gr. Glogau in Schlesien angestellt. Gottl. Perlenfein, Obergärtner des botanischen Gartens des Sencken- bergschen Stiftes in Frankfurt a. Main, feierte am 12. März sein 25 jähriges Dienstjubiläum. F. Lad ewig, Obergärtner des von Dr. E. Regel begründeten, von Anfang an durch J. Kesselring geleiteten pomologischen Gartens in vSt. Peters- burg, feierte am 29. März sein 2 5j ähriges Dienstjubiläum. Victor Lemoine, Kunst- und Handelsgärtner in Nancy, wurde zum Offizier und Maurice de Vilmorin in Paris zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Hugh Gower, seit 50 Jahren Ge- schäftsführer derFirma Jackson&Son, ist am 30. I^iärz, 82 Jahre alt, in Kings- ston-on-Thames gestorben. Franpois Delaux, der Vater des berühmten Chrysanthemum - Züchters Simon Delaux, ist in seinem acht- zigsten Lebensjahre gestorben. An die Stelle des im Mai 1893 ver- storbenen Obergärtners E. Enders im Kaiserlichen botanischen Garten zu Petersburg ist Herr Parkhjewich er- nannt. Dr. Weiss, Professor für Anatomie und Physiologie der Pflanzen, in Prag gestorben am 17, März. Er war ein eifriger Vertreter der deutschen Interessen. Zu Hildesheim starb am 24. Februar der frühere langjährige Vertreter Hildesheims im Reichstag, Dr. Römer. Hermann Römer war 1816 geboren imd studierte Rechtswissenschaft, Er unter- nahm grosse Reisen. Als Assessor beim Stadtgericht Ilildesheim stand er in den Reihen der Opposition gegen die Verfassungsbrüche Ernst Augusts und Georgs V. und gegen die Missregierung des hannoverschen Landes. Um einer Strafversetzung zu entgehen, trat er 1852 aus dem Staats- dienste und wurde Senator in Hildes- heim. Er war der Begründer und Leiter des städtischen Museums in Hildesheim und Vorstandsmitglied des germanischen Museums in Nürnberg. 1882 ernannte ihn die philosophische Fakultät in Göttingen zum Ehrendoktor. Er war Mitglied des Reichstages von 18Ö7 bis 1890 und gehörte zur national- liberalen Partei. Römer war zugleich ein tüchtiger Botaniker und grosser Gartenfreuud. Am bekanntesten ist von seinen Arbeiten die kritische Geschichte des sog. 1000 jährigen Uildesheimer Rosenstocks. Siehe Abbild, in Garten- flora 1893 S. 495. Zwei würdige Vereinsmitglieder, Professor Dr. Paul Ascherson, korrespondierendes und auch wirkliches Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Verfasser der Flora derProvinz Brandenburg, und Professor Dr. August Garcke, Verfasser der bereits in 50000 Exemplaren ver- breiteten Flora Deutschlands, von der die 17. Auflage jetzt in Druck ist, feierten fast gleichzeitig ihr 25 jähriges Docenten-Jubiläum, Ascherson am 12.. Garcke am 13. April. Zu Ehren Garckes fand am 20. April ein Fest- kommers statt, zu Ehren Aschersons wird am 5, Mai ein solcher veranstaltet. Ausserdem wird am 4. Juni, an welchem Tage Ascherson das öo. Lebensjahr vollendet, um 5 Uhr ein Festessen im Englischen Hause stattfinden. — An- meldungen nimmt u. a. der Unter- zeichnete gern entgegen. L. Wittmack. Sprechsaal. 253 Bericht über die von der Firma Martin Grashotf iiirem ersten Obergärtner Carl Becl/Peutonia'< in Töpfen vor. die, wenn auch noch nicht ganz reif, doch vollständig einen Begriff gab von der grossen Tragbarkeit dieser Sorte. Herr Thies bemerkte: Teutonia ist die einzige Erdbeere, welche bei mir wirklich Geld bringt, zumal ich auch für Topfpflanzen 50 — 60 Pf. erhalte. — Es sind Ausläufer vom August, die dann in Tcjpfen im Kalthaus kultiviert wurden. Ich habe keine Treiberei. Herr Schultz- Charlottenburg hat 10000 Pflanzen von mir erhalten. (Kultur und Abbild, eines Beetes der Teutonia bei Herrn Thies in Gartenflora 1891, S. 414.) — Herr Lenz berichtet, dass die Teutonia früher reife als die meisten andern und sich für den Verkauf wegen ihres hübschen Äusseren sehr eigne, der Geschmack sei aber wässerig. — Herr Thies: Das habe ich schon von mehreren Seiten gehört, ich kann aber nur sagen, dass in Xauen ein Jeder von meiner Teutonia haben will, obwohl gerade in kleineren Städten die Käufer viel mehr mäkeln als in grossen. (j. Herr van der Smissen legte einen neuen Schlauch, genannt Panzerschlauch, vor, einen Gummischlauch, der aussen mit verzinktem Spiraldraht umgeben ist. (Siehe die Abbildung auf S. 3 des Umschlages der Gartenflora No. y d. J.) Px-r fertige Schlauch wird in die Spirale hineingetrieben, dadurch wird eine viel grössere Dauerhaftigkeit erzielt. ^•) Siehe Gartenflora Heft 9, S. 244. 25o 800. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. als wenn die Spirale nachträglich umgewickelt wird. Ein Schlauch mit Spirale ist viel haltbarer als einer ohne Spirale, da seine Wand dann nicht auf dem Erdboden schleift. Mit dem vorliegenden kann man die kleinsten Krümmungen ausführen, ohne ein Einknicken befürchten zu müssen. — Preis bei 2/4" Weite und 3 mm Wandstärke pro Stück 2 M. 50 Pf., bei 1" Weite und 4 mm AVandstärke pro Stück 4 M. 10. Herr E. Bluth-Gr.-Lichterfelde überbrachte einen herrlichen Strauss Gardenien. Im ganzen ist der Elor nicht völlig so reich wie im Vorjahr, vielleicht weil bei einer grossen Zahl Pflanzen nach den wenigen Tagen strenger Kälte im Januar d. J. bei starkem Ostwind die Blütenknospen wieder durchwuchsen. Kultiviert wurden sie wie früher; Hauptsache ist eine gute nahrhafte, aber nicht zu schwere Erde, denn die Gardenie will zwar immer Feuchtigkeit, aber keine Nässe. Das ist auch wohl der Grund, weshalb man sie vielfach ausgepflanzt zieht. Die Kultur in Topfen ist aber interessanter, auch hat man es dann in seiner Gewalt, einige etwas wärmer, andere etwas kühler zu halten, auch Topfpflanzen zu ver- kaufen. Die Triebe an Topfexemplaren werden auch länger und das ist bei der heutigen, nicht genug anzuerkennenden Mode, langgesticlte Blumen zu verwenden, sehr wichtig, denn sie werden doppelt so hoch bezahlt. Entgegen früheren Behauptungen findet Herr Bluth, dass sich die Blumen abgeschnitten im Wasser 4 Tage halten, ohne gelb zu werden, dass sie den Geruch aber noch 3 — 5 Tage nach dem Gelbwerden behalten. Die Hauptblütezeiten sind im September sowie im März und April, doch kann man einzelne den ganzen Winter schneiden. In diesem Frühjahr kamen sie 14 'Jage bis 3 Wochen später als voriges jähr. 11. r)er General-Sekretär legte mit Dausen Ijehaftete Zweige von Abies Nordmanniana vor, die ihm Herr Rittergutsbesitzer von Freier auf Hoppenrade bei Grosswclle in der Priegnitz, Provinz Brandenburg, übersandt. Die Bestimmung ergab: Coccus racemosus Ratzeburg, die Fichtenquirl-Schildlaus, bestätigt von Dr. Rörig, Dozent für Ento- mologie an der landwirtschaftlichen Hochschule. Er habe Abläirsten oder Bespritzen mit insektentötenden Mitteln empfohlen. — Herr Jörns teilt mit, dass die Abies Nordmanniana auch bei Herrn .Stadtrat Marggratf in Gr.-Lichterfelde und bei Pierren Martens & Söht daselbst sehr durch solche Pause leiden und dass trotz aller Gegenmittel Herr Stadtrat M. sie noch nicht ganz beseitigt hätte. — HerrAmelung empfiehlt Anstrich des Stammes und der Zweige mit dünner Kalkbrühe und dann tüchtiges AbsiJritzen mit kaltem Wasser. Er habe vor 13 Jahren es an Koniferen aus lioUand, die, wie so häufig, ballentrocken ankamen und dann schwer Wasser aufnahmen, auch erlebt. Solche ballentrockene Exemplare werden am leichtesten von den Schildläusen befallen. Herr Inspektor Dressler warnt vor Kalkbrühe, er habe zwar damit die Läuse an Rüstern vertilgt, aber die Bäume (Pyramiden) hatten, soweit der Anstrich ging, alle Triebe verloren. — Herr Prof. Sorauer m.cint, dass sonst Kalkmilch ganz günstig wirke, besser sei wohl Kupferkalk-Brühe. Herr Dressler bemerkt, dass man sonst zur Kalkmilch oft Kuhdung setze, das habe er nicht gethan. 12. Herr Baron Dr. von Landau übergab dem Verein seine Schrift: 8oo. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 26 1 »Beiträge zur Altertumskunde des (Jrients« und ein Werk von Sauvaigo über die Blumen an der Riviera, er fügte hinzu, dass es sehr schwer sei, an der Riviera genaueres über die Kulturen zu erfahren. Herr Direktor Lackner bestätigt das, die Züchter fürchten immer, man könne ihnen »Geheimnisse« ablauschen. — Herr Schönfliess meint, das sei bei uns ebenso. 13. DerGeneral-Sekretär besprach einenBlütenstand einer ßeschorneria von Herrn Hauptmann a. I). Strack aut Grube Ilse, die dieser s. Z. als B. yuccoides var. Schlechten dalii aus dem Nachlass des Herrn Killisch A'on Hörn, Berlin, erworben. 14. Desgleichen legte er eine neue weisse Primula chinensis von Heinrich Mette, Quedlinburg, mit tief geschlitzten Blumenblättern vor. III. Herr Garteninspektor Perring übergab Prospekte der Heimstätten-Gesell- schaft in Mahlow, die dort Villen und Gärtnereien errichten will. Die Gärtner brauchen nur 2000 Mark Kapital zu besitzen, davon 1000 ]\Iark zur An- zahlung, 1000 Mark als Betriebskapital. Das Terrain, 5 Morgen mit einfachem Haus, kostet loooo Mark, von denen 9000 Mark als Hypothek stehen bleiben. Die Herren Schönfliess und Bluth konnten sich nicht für die Sache erwärmen. IV. Plerr Garteninspektor Ferring sprach hierauf über das Erfrieren einiger Pflanzen trotz des im allgemeinen milden Winters. Das gemeine Unkraut auf dem Rasen, Bellis perennis, das Gänseblümchen, ist im botanischen Garten vollständig verschwunden, während das sonst trotz häufigen Scheerens des Rasens nicht gelang. In diesem Jahre wurde er von dem Obergäriner unseres Mitgliedes, Herrn Geh. Kommerzienrat Schwab ach, darauf auf- merksam gemacht, dass auf dessen Besitzung die Gänseblumen im Rasen verschwunden seien, und fand dann dasselbe im botanischen Garten. Die A'orjährige Dürre kann nicht die Ursache sein, denn der Rasen wurde stets gesprengt, wahrscheinlich ist es der schneelose Winter mit an- haltender Kälte im Januar. Die gefüllten Gänseblumen sind bekanntlich empfindlicher, besonders die buntblättrigen. — Herr städt. Obergärtner Hampel bemerkt, dass ähnliches sich ab imd zu im Frühjahr auf demi Leipziger Platz zeige, dass aber im August die Gänseblumen doch wieder- erscheinen. Plerr Perring selbst meint, dass vielleicht noch Tausende von Samen im Boden liegen. Plerr van der Smissen wies darauf hin. dass auch Primula veris vielfach erfroren ist. namentlich da, wo sie auf nassem Boden stand. Die Staudenzüchter haben nichts von Bellis und Primula A'eris abzu- geben. Herr GarteninsjDektor Lindemuth fragt, wie es mit den anderen Stauden sei. Die Gehölze haben anscheinend sehr wenig gelitten, aber eine grosse Anzahl Stauden ist im Universitätsgarten erfroren, so Finger- hut, Tollkirsche etc., im ganzen 30 — 4-) Arten. — Herr ^'^ogeler erinnert daran, dass wir einen verhältnismässig sehr trockenen Winter nach einem trockenen vSommer hatten, dazu vom 5. — 7. Januar bis lO*^ R. Kälte, einesteils hat wohl dieser starke Blachfrost, andererseits die Trockenheit des Bodens den vStauden so geschadet, Herr Professor Dr. Sorauer berichtet, dass ihm von einem Land- ,7()2 800. Versammlung des Vereins zut Beförderung oes Gartenbaues etc. Schaftsgärtner Zweige von Apfel- und Birnbäumen übergeben seien, die Frostbeulen trotz des milden Winters zeigten. Die Zweige waren üppig und schön gewachsen, zeigten aber kleine kaum fühlbare Erhabenheiten. Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass die Rindenzellen dort viel üppiger gewachsen waren. Während sie sonst unter dem Korkmantel ganz flach erscheinen und an den Ecken verdickt sind, hatten sie sich hier schlauchartig nach aussen gestreckt und dadurch die Erhabenheiten der Rinde veranlasst. Aus Erfahrung wissen wir, dass solche Anregungen zu abnormem Wachstum während der Vegetation durch Wasser und Nahrungszufuhr zur ungelegenen Zeit hervorgerufen werden, und es ergab sich auch, dass die Bäume auf ein stark gedüngtes Land gepflanzt und im Sommer bei der Dürre starlv gespritzt wurden; sie wurden dadurch verweichlicht. Möglicherweise ist es bei Bellis, Primula und anderen Stauden, da wo sie viel bewässert wurden, ähnlich. Herr Amelung, Obergärtner am Joachimsthalschen Gymnasium, teilte mit, dass auch dort die Bellis erfroren, im ganzen aber von den etwa 1200 Staudenarten wohl 200, besonders Labiaten und Compositen, auch viele zweijährige, z. B. Lunaria. Er bestätigt Prof. Sorauers Ansicht, dass das Spritzen mit die Schuld trage. Da wo die Stauden im Herbst gespritzt wurden, sind sie eingegangen, wo sie trocken standen, sind sie wohl erhalten. Dianthus barbatus ist ganz erfroren, besonders da, wo er reichlich gedüngt hatte. Herr Garten-Inspektor P erring: Audi im botanischen Garten haben viele Stauden gelitten. Die zweijährigen Pflanzen werden seit einigen Jahren in Kästen überwintert, die man leicht deckt, denn hier in der Stadt bei der eingeschlossenen Lage erfrieren sie nach sonniger Witterung leicht. Die im Herbst ins Freie gepflanzten Exemplare sind entschieden kräftiger, abej: man kann es nicht wagen, sie auszupflanzen. Ebenso muss von den Stauden, die leicht erfrieren, immer etwas in Kästen in Reserve gehalten werden. Audi die Stiefmütterchen haben fast überall sehr gelitten. Die Bellis sind im botanischen Garten gerade an natürlicher feucliter Lage, am Teich, gesund geblieben. Nach Herrn Prof. vSorauer ist es am Teicli vielleicht etwas wärmer gewesen. V. Hierauf hielt der General-Sekretär seinen Vortrag über Obstbau und Obstverwertung in den Vereinigten Staaten, der. sobald die Ueberfülle von Manuskripten es gestattet, in der Gartenflora erscheinen wird. VI. Der von dem Etats-Ausschuss genehmigte Etats-Entwurf lag in metallo- graphierten Exemplaren aus. Die zweite und definitive Beschlussfassung darüber erfolgt in der ^Sitzung am 31. Mai. VII. Auf Antrag des General-Sekretärs bescliloss die Versammlung, das General- Register für die 10 Bände der Gartenflora 18S2 — 1891, da es so sehr umfangreich wird und so bedeutende Kosten verursacht, auch den Mit- gliedern nicht unentgeltlich zu verabfolgen und den Preis überhaupt zu erhöhen. Genaues lässt sich noch nicht feststellen, da der schwierige Druck noch mehrere Monate in zVnspruch nehmen wird. \'III. Vorgelegt wurden verschiedene Preisverzeichnisse, so über Schatten- decken von A. W. Gay, Pfungstadt bei Darmstadt. Der Victoria-Park in Berlin. 2(53 IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Dietze, Gude, C.Mathieu. C. van der S missen und F. Weber, hatte folgende Preise zuerkannt: 1. Herrn Oberstlieutenant Steinmetz (Übergärtner Xordwich) in Südende für Plesperis matronalis fl. pl. und Erdbeeren die grosse silberne Vereins-Medaille. 3. » Ilandelsgärtner Georg Reid, London, für neue Erdbeer- züchtungen, eine kleine silberne Vereins-AIedaille. 3. » ObergärtnerH.E. Schulz, Charlottenburg, für konserviertes Obst »Aepfel«, eine kleine silberne Vereins-AIedaille. 4. » Gärtnereibesitzer F. Bluth, Gr. - Lichterfelde, für abge- schnittene Gardenien, den Alonatspreis von 15 Mark. 3. » Gärtnereibesitzer L. Thies in Nauen, für die Erdbeere »Teutonia'<, ein Ehrendiplom. X. Als wirkliche Mitglieder aufgenommen wurden die in voriger Versamm- lung Vorgeschlagenen (siehe Gartenflora S. 202). Hierbei ist indess zu bemerken, dass nicht, wie unter Xo. 3 aufgeführt, die Wein- und Obstbau- schule in Crossen a./Oder, sondern ihr Direktor, Herr Haeckel, perstnüich Mitglied geworden ist. Carl Lackner. L. Wittmack. Der Viktoria-Park in Berlin. Hierzu Abb. 53 — 3". i dem seinerzeit von den städtischen Behörden gefassten Beschluss, '/>.^^ auf dem Kreuzberge, diesem trotz des dort errichteten Nation al- _WM^ denkmales wie vergessen daliegenden Gelände, Parkanlagen zur V;^^^^-- Ausführung zu bringen, ist nicht nur die Sorge für die Erholung der 0^^ Bürger massgebend gewesen, sondern es hat auch die Stadt Berlin, zur ^p^ti^ Reichshauptstadt emioorgewachsen. es für ihre Ehrenpflicht gehalten, dem wie ein glänzend Ehrenschild des deutschen Volkes emporragenden Erinnerungszeichen an die grosse Zeit der Befreiungskriege eine würdige Um- gebung zu schaffen. Es ist bezeichnend, dass der Finanzminister Hobrecht, früher Oberbürger- meister der Stadt, es war. welcher den Magistrat veranlasste, der Sache näher zu treten, indem er die Abtretung des Kreuzbergterrains und die Überweisung eines für ähnliche Zwecke vorhandenen E^onds als Beitrag zu den Herstellungs- kosten gärtnerischer Anlagen in Aussicht stellte: er fand in seinem Nachfolger, dem Oberbürgermeister Dr. von Forkenbeck, einen begeisterten Eih'derer dieser Angelegenheit. Freilich verging noch ein Jahrzehnt, bis die Übergabe des fiskalischen Teiles des Kreuzberges bis zum sogenannten- Aufmarschterrain an der Möckern- strasse perfekt und an die Herstellung der Anlagen gegangen wurde. Die Stadt hatte, um die Erbauung hoher Mietshäuser vom Osten her bis nahe an das Denkmal heran zu verhindern, was der Fiskus verlangte, verschiedene Privatgrundstücke zwischen dem Kreuzberge und der Lichterfelder Strasse er- werben müssen, w^elchc allerdings wieder zur Bebauung mit Villen verwertet 264 Der Viktoria-Park in Beriin. werden konnten und anfangs auch werden sollten, um das notgedruno-en geopferte Geld dem Stadtsäckel wieder zuzuführen. Allein bald sah man ein, dass es ein arger Missgriff wäre, wenn man aus diesem Grunde die einzig in ihrer Art dastehende Idylle, welche die erworbenen Gärten zusammen bildeten, zerstören wollte, und so wurden nicht nur diese Grundstücke (mit der soge- nannten Wolfsschlucht) für Parkzwecke hergegeben, sondern auch noch ein anderes sich den Berg hinaufziehendes Terrain, nahe der Kreuzbergstrasse, und die in der Kreuzbergstrasse selbst vor dem vom Fiskus übernommenen Areal liegenden Privatgrundstücke erAvorben und nach Abbruch der alten Häuser zur Erweiterung der Anlagen bestimmt. Hierdurch wurde es möglich, den an sich immer noch kleinen Park nicht äno-stlich abgeschlossen erscheinen zu lassen, und es blieb der schöne, durch die alten Baumbestände der Wolfsschlucht gebildete waldartige Vordergrund für den Blick vom Denkmal nach der Stadt erhalten. Aus den schon ange- führten Gründen, die zuerst beabsichtigten A-'illenbauten betreffend, musste zunächst das Projekt auf das vom Fiskus überwiesene eigentliche Kreuzberg- terrain beschränkt und eine von der städtischen BauverA\'altung für die Auf- schliessung des MUenterrains als notwendig erkannte Fahrstrasse berücksichtigt werden. Diese letztere, an der Lichterfelderstrasse beginnend, wurde aucli, bevor man mit den gärtnerischen Arbeiten begann, das Parkterrain nahe dem Fusse des Berges durchschneidend und in die Kreuzbergstrasse einmündend, hergestellt. L>eshalb wurde auch beim Entwurf der Einrichtung für herab- stürzendes Wasser zunächst nur der obere, steile Teil des der Grossbeeren- strasse zugewendeten Abhanges in Frage gezogen, aber die Ausführung des- selben noch der Erwägung der Städtischen Behörden vorbehalten. Das Haupt- wasserquantum sollte nach diesem Projekt, nachdem es diesen Teil des Abhanges hinabgestürzt, in Röhren eingeschlossen, zu einer Gentrifugal-Pumpe am Fusse des Berges geführt werden, um durch seinen eigenen Druck die Leistung der letzteren zum Zwecke des Wiederhinaufschaffens des Wassers entsjjrechend zu erhöhen, während ein kleinerer Teil, offen nochmals in einer seitlichen Schlucht hinabstürzend, nach einem natürlichen Sammelbecken und von dort in den Strassenkanal geführt resp. aus Tiefbrunnen ersetzt werden sollte. Dieses Sammelbecken wurde, noch ehe die Herstellung eines Wasser- sturzes endgiltig beschlossen, zur Ausführung gebracht, denn dasselbe war zu- gleich zur Aufnahme des von den Wegen al^lliessenden Tagewassers notwendig und ebenso der kleine Bach, welcher, am westlichen Abhänge entspringend und aus der vSprengwasserleitung gespeist, in dem kleinen Weiher den Wasser- stand auf immer gleicher Höhe erhält. Die übrigen Anlagen auf dem bisher liskalischen Terrain waren beinahe fertig gestellt, als der Beschluss gefasst wurde, nunmehr den Wassersturz in der Richtung der Grossbeerenstrasse auszuführen und bis an die Kreuzberg- strasse auszudehnen. Es wurde zunächst eine Überbrückung des Gewässers im Zuge der. wie schon erwähnt, bereits ausgeführten Fahrstrasse in Aussicht genommen, ob- gleich letztere, da die angekauften Terrains gleichzeitig endgiltig dem Park- terrain zugelegt und die Villenbauten aufgegeben wurden, nicht mehr notwendig war, schliesslich ist man jedoch davon zurückgekommen: das Wasser, über diese Stelle der aufgeo'ebenen Fahrstrasse hinweyiliessend und nochmals in Der Viktcuia-Park in Berlin. •iC)' ein natürliches Becken abstürzend, bietet sich jetzt in seiner ganzen Länge frei dem Auge des Beschauers vom Anfange der C.rossbeerenstrasse bis zur Höhe des Kreuzberges dar. welche rund 30 Meter über der Strasse liegt, während der Wassersturz einige .Meter tiefer beginnt. 7 ^^^^^^^""^-^^ ^ 1^^^ .>A-m Abb. 53. Plan und Profil des Viktoriaparks am Kreuzberge zu Berlin. Von dem letzten Abschlussbecken lliesst es nach den Pumpen (2 Gasmotoren von je 50 Pferdekräften) und wird wieder auf die Höhe hinaufgepumiDt, wenigstens der grösste Teil desselben, da V4 bis Vs des herabgestürzten Ge- samtquantums von über 10 Kubikmeter in der Minute, um das Wasser rein zu erhalten, nach dem Schifffahrtskanal abfliesst und aus 6 Tiefbrunnen am Fusse des Berges ersetzt wird. Ein kleiner seitlicher Absturz in der gleich zu 266 Der Viktoria-Park in Berlin. Anfang geplanten Weise mündet in das zuerst hergestellte^ mehr westlich gelegene Becken und hier stellt eine steinerne Brücke die Verbindung der durch die Schlucht getrennten Teile des sanften und breiten Ilauptaufganges zur Höhe her. Auch das Wasser dieses Seitensturzes fliesst zur Wiederhinauf- schaftung den Pumpen zu. Ward bei den zuerst ausgeführten Anlagen schon durch das scharfe An- schneiden des Bergabhanges bei der Herstellung der Wege, durch die Anlage des Weihers und Baches (resp. der Quelle desselben) und der Wegeentwässerungs- rinnsale mannigfache Gelegenheit geboten, natürliches Gestein zur Bildung von Felswänden, steinigen Wasserrissen und Ufervorsprüngen, sowie zur Herstellung Abb. 54. Gesamtbild des grossen Wassersturzes im Viktoria-Park-Berlin. kleiner Wasseranstauungen im Bache zu verwenden, so trat nun das Bedürfnis der Benutzung von Natursteinen in ausgedehnterem Masse zur Herstellung der Schlucht für den Wassersturz und zum Zwecke der Hineinziehung der Wolfs- schlucht in das Promenadennetz der übrigen Parkanlagen hervor. Es ergab sich also der gebirgsartige Charakter des Mktoria-Parkes ganz von selbst aus den vorhandenen Terrainverhältnissen und den Anforderungen, welche gestellt Avurden, und diesen Umständen, sowie der "\'erwendung von in unserer Mark vorkommenden Gesteinsarten zur Felsbildung, neben dem Bestreben, nicht gegen bestimmte geologische Formationen zu Verstössen und dem ganzen Auf- bau der Katur entnommene Motive zu Grunde zu "legen, ist es wohl zuzu- schreiben, dass die Anlagen eine absprechende Beurteilung bis jetzt nicht Der Viktoria-Park in Berlin. 267 erfahren haben, sondern gerade durch ihren aussergewöhnlichen Charakter gefallen. Es sind Rüdersdorfer Kalkbruchsteinc, ^velche Verwendung gefunden haben, sowohl bei der Begrenzung der Schlucht für den Wassersturz, als auch für die Herstellung von Felswänden in scharf in die Abhänge hineinschneidenden Wegen, während die Sohle der Schlucht des Wassersturzes einen sich unter die Kalkwände fortsetzenden Granitgang zeigt, wie er wohl speziell im Muschel- kalk noch nicht beobachtet sein mag, aber doch möglich ist. Der Kontrast des kompakten Primärgesteines mit dem verhältnismässig jungen, sedimentären Kalkstein, welcher bis auf den Granit durch die Gewalt des Wassers und durch Abb. 53. Oberer (Haupt-) Teil des grossen Wassersturzes im \'iktüria-Park-Berlin. A'erwitterung zum Teil beseitigt erscheint, sowie die Lagerung mächtiger Granitblöcke in den Becken tragen dazu bei, die Illusion zu erhöhen. Das Wasser nimmt auf der Höhe seinen Ausgang aus den Wänden der dort hergestellten Einsenkung, an zwei Stellen in starkem Schwalle hervor- strömend, an mehreren anderen Punkten aus Steinrissen hervorquellend, so dass das plötzliche Heraustreten desselben nichts unnatürliches hat, sondern an die in Kalksteingebirgen so häufig vorkommenden unterirdischen Wasserläufe erinnert. Auch die kleine Quelle des Baches auf der Westseite, aus Kalkstein hervorbrechend, kann auf dieselbe Ursache, die Erosion des Gesteines, zurück- geführt werden. Die schon mehrmals erwähnte Wolfsschlucht, deren Abhänge mit älteren 268 Der Viktoria-Park in Berlin. Bäumen locker bestanden und unter diesen mit Epheu übersponnen sind. welcher an vielen Stämmen bis zur Spitze hinaufklettert, verdankt ihren Ur- sprung jedenfalls ebenso wie der schroffe nfjrdliche Kreuzbergabhanti; dem Umstände, dass hier lange Zeit Sand und Lehm ausgegraben wurde, und auch von oben her hat Menschenhand die Steilheit, w^enigstens des Kreuzberghanges, durch Vorschüttung von Boden verstärkt, welcher bei der Ausgrabung der Kellereien der Tivoli-Brauerei gewonnen w^urde. Dadurch erhielt dieser Teil des südlichen Spreethalrandes die schroffe Formation, welche ihn zur Her- Abb. 56. Felsentreppe, in der Nähe des Hauptwassersturzes zur Höhe führend. Viktoriapark-Berlin. Stellung von Parkanlagen gebirgsartigen Charakters geeignet machte, ja geradezu zu einer derartigen Haltung herausforderte. Was die Wegeführung betrifft, so war zur Feststellung derselben ein um- fassendes Nivellement des ganzen Berges notwendig, um genau die Steigungs- verhältnisse, zweckmässige Entwässerung und den Umfang der mit der Wege- anlage verbundenen Erdarbeiten feststellen zu können. Ein sanft ansteigender Weg vom Fusse des Berges nach der Höhe war erstes Erfordernis. Man gelangt auf diesem, die Brücke über dem kleinen Wasserfall überschreitend, an Fels- wänden und einigen von diesen getragenen kleinen Rasenmatten vorbei, sodann an der Oberkante des Berges, Ausblicke nach der Stadt geniessend, entlang gehend zum Vorplatze des Denkmals, kann aVier auch, auf dem noch ziemlich Der \'iktoria-Park in Berlin. 2()t) geneigten Bcro-platcau an<;-clanL;t. andere \Ve.i;e zwischen grossen saftig grünen R;isenllächen Avählcn. um zum Denkmal, einer gotisclien Spitzsäule mit, die Hauptschlachten versinnl:*ildlichenden Figuren, zu gelangen. Andere Wege ermöglichen einen schnelleren Aufstieg resp. berühren interessante Punkte am Fusse des Berges und im Hange selb.st. Einer der wichtigsten Punkte, gewissermassen ein Knotenpunkt der ganzen Anlage, ist in dem unteren Teile des Hanges die Stelle, wo der obere, der Hauptteil des Wassersturzes seinen Abschluss findet und der Pjesucdrer dessen Gliederung, sowie die aus der Beschaifenheit der Sohle und der Pelswände der Schlucht resultierenden Ursachen der letzteren l)eobachten kann. Es musste dafür gesorgt Abb. .Seitlicher \\ assersturz im \'iktoria-Park-Berlin. werden, dass man auf möglichst kurzem Wege von allen Seiten her an diesen Punkt gelangt; auch ist dies die Stelle, wo eine Verbindung der durch den Wasserlauf getrennten Anlageteile am besten herzustellen war. Diese ist in der Weise ausgeführt, dass man über eine anscheinend vom Wasser noch nicht fortgenagte Steinbank hinweggeht, welche kaum fusshoch über den Spiegel des Wasserbeckens am Fusse des Hauptsturzes hervorragt, aber dem Wasser ver- mittelst weiter Cementröhren den Durchgang gestattet. Hierdurch und durch den Umstand, dass sich das Wasser auch nach der Thalseite zu in demselben Niveau ziemlich weit vorzieht, ehe es weiter abfällt, ist für das Auge auch aus weiter Ferne eine Durchschneidung des Wasserlaufes durch den Über- 2-^0 Der Viktoria-Park in Berlin. gang nicht bemerkbar, der Wassersturz erscheint vom Anfang bis zum Ende ununterbrochen. Man Avird jedoch diese Verbindung nur in der Zeit, in welcher der Betrieb des Wassersturzes eingestellt ist, aufrecht erhalten können, denn bei der ange- stellten Probe ergab sich, dass, trotzdem rechts und links von dieser Stelle viel günstigere Standpunkte für die Betrachtung des oberen Wassersturzes vorhanden, gerade an der beschriebenen Übergangsstelle Menschenmassen sich aufstellten, welche den Totaleindruck von unten aus aufs unangenehmste beein- trächtigten. Eine kleine Anstauung des Beckens, wodurch der Übergangsweg ganz flach vom Wasser überspült wurde, genügte, die Bahn frei zu machen, nur hier und da sprang ein Übermütiger, ein Paar hervorstehende Steine be- nutzend, über das selbst den Polizeidienst ausübende Wasser hinweg. vSo wie der Betrieb eingestellt wird, läuft das Wasser so weit ab. dass der Weg trocken liegt. An diesen Punkt gelangt man auch, wenn man von der Belle-Alliance- strasse aus. die Lichterfelderstrasse benutzend, (von welcher sich auch die Auffahrt zum Denkmal abzweigt) den Park betritt und den ursprünglich als Eahrstrasse gedachten Weg verfolgt, wobei man über einen frischen Rasen- teppich hinweg in die tiefschattige Wolfsschlucht hineinsieht, welche durch an den Hängen sich hinaufziehende Wege zugängig gemacht ist, die zum Denkmal führen. Stufen sind nur in den beiden seitlich vom Wassersturz hinauf- führenden Wegen an den steilsten Stellen in Anwendung gebracht, sonst aber wegen des ungemein starken Besuches der Anlagen vemiieden. Deshalb liegen aber an den Abhängen gewisse Wegeteile in der Situation einander ziemlich nahe, um durch scharfe Wendungen genügende Länge für eine massige Steigung zu erhalten, in Wirklichkeit liegen dieselben jedoch in verschiedenen Höhen, sodass die Besucher oft über einander erscheinen, als interessante Statfage der Bilder, welche die Abhänge von unten gesehen bieten. Die letzteren sind mit Ausnahme weniger mit kleinen Rasenmatten abschliessenden A'orsprüngen dicht mit Gehölz besetzt, so, dass zusammenhängende Flächen nur teils kriechende, teils ganz niedrig bleibende Sträucher. auf einzelnen Strecken ähnlich wachsende immergrüne Gehölze, wie breitwachsende Taxusvarietäten, Buxus arborescens, Juniperus tripartita und Sabina, Mahonia etc. aufweisen, an anderen Stellen dagegen bilden Bäume und Sträucher emporragende Gruppen, damit der Hang nicht als einfache zusammenhängende Gehölzmasse erscheine, sondern einen anmutigen Wechsel verschiedener Entwickelungsformen seines Pflanzenwuchses zeige und mannigfache Licht- und Farbeneffekte hervortreten. Selbstverständlich sind auch höhere Koniferen, besonders Fichten, reichlich ange- wandt und an den felsigen Stellen Epheu, Rankrosen, Clematis, Caprifolien, wilder Wein, in geeigneten Lagen Rhododendron, pontische Azaleen, Hex, an den Rinnsalen Tamarix. Weiden und Gebirgsstauden aller Art und Sumpf- und Wiesenpflanzen am Bache und an den W^eihern. Auf dem Plateau überwiegen im Gegensatz zu den Abhängen die Rasen- flächen, und hier war besonders sorgfältig bei der Aufstellung der Gehölz- massen zu verfahren, um freie Ausblicke nach der Umgebung zu behalten und die Einzelbilder, Avelche für den Beschauer am Denkmale selbst zu einem grossen Panorama zusammentreten, angemessen zu gliedern und einzurahmen. In der Rundsicht erscheint im Norden die Stadt mit ihren hervorragendsten Das Examen an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam. 27 I Baudenkmälern, dem Reichstas^sgebäude. der Siegessäule, dem Königlichen Schlosse, den Kuppelbauten des Gensdarmen-Marktes. dem Rathause und zahl- reichen Kirchen, während im Westen die Nachbarstadt Charlottenburg und dahinter die hochgelegene Villenkolonie Westend mit I>aulichkeiten der gross- artigsten Werke sichtbar werden, welche das Wasser vom Tegeler See erhalten, um es von hier nach der Reichshauptstadt strömen zu lassen. An Westend schliesst sich der C.runewald an mit seinen die Havel beglei- tenden Höhenzügen, und mehr südlich treten die Vororte Steglitz, Lichterfelde und Tempelhof hervor — Steglitz mit einem imposanten Kuppelbau als Hoch- reservoir für die Wasserversorgung der Vororte und schöner Kirche, Lichter- felde mit dem grossartigen Institut der Kadettenanstalt. Tempelhof mit vielen Kasernen- und Lazarethbaulichkeiten der Berliner Garnison. Dann erblickt man das Riesendorf Rixdorf, durch die Hasenheide, die Schiessstände in sich bergend, von Berlin getrennt und dahinter die Müggelsberge als schmalen, den Horizont begrenzenden Streifen, an deren Fuss der Müggelsee, eine Erweiterung der Gberspree, liegt, aus welchem die neuen Wasserwerke, wohl die grossartigsten des Kontinents, das Hauptc[uantum des Wassers für die immer riesigere Dimen- sionen annehmende Metropole entnehmen. Leider ist die Begrenzung des Viktoria-Parkes, so genannt zu Ehren der damaligen Kronprinzessin A'iktoria. der nun verwittweten Kaiserin Friedrich, im Westen ein ödes Stück Land (zum Tempelhofer Exerzierfelde gehörig), dessen Hinzuziehung zum Park hoffentlich in nicht langer Zeit gelingen wird, wenigstens insoweit, als es, ohne den Truppen zeitweise den Durchmarsch zu Ijehindern. mit Rasen, einigen Anpflanzungen und Promenaden zu versehen ist. Mächtig. Städtischer Gartendirektor. Das Examen an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam. Das schriftliche Examen fand in der Woche vom 26. Februar bis zum 3. März statt. Die ö Themata, über welche je 3 bis 3I/2 stündige Klausur- arbeiten geschrieben wurden, waren folgende: 1. Tag. Botanik (Rösler). Die Lebensvorgänge der Pflanzen: a) Ernährung, b) Wachstum, c) Bewegungen- 2. Tag. Obstbau (Koopmann). Die Vermehrung sämtlicher Obstgehölze in kurzem Abriss. Bem. Die Anzucht der benötigten Wildlinge ist ebenfalls kurz zu berühren. 3. Tag. Boden- und Dünger lehre (Schulz). Nach welchen Gesichtspunkten beurteilen wir die Fruchtbarkeit einer Gegend und nach welchen Prinzipien ist eine Bodenanalyse anzustellen? 4. Tag. Chemie (Schulz). Die Salze, ihre chemische Konstitution und ihre Eigenschaften, besonders diejenigen, die für Gesteins- und Bodenbildungen und für das Pflanzenleben von Wichtigkeit sind. 5. Tag. Mathematik (Marbach). Aufgabe 1. Von einem Fünfeck sind die auf rechtwinkelige Coordinaten bezogenen Auf- messungen gegeben. Es ist die Formel für die Berechnung einer solchen Fläche zu entwickeln und das nachstehende Zahlenbeispiel auszurechnen: 272 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 1.44 m 213,^4 ^, 405,62 ,, 337,59 „ 62,94 „ N 462,89 m 52743 » 312,36 .. 5^-15 .-, 5-2 1 ., C N. I Xn ^n Auft;-abc 2. Für ein Grundstück bietet -^- 33 500 M. ohne Zinsen zahlbar in 3 Jahren. " und B. 40 ooü M.. zahlbar in 7 Jahren; welches von beiden Geboten ist das grössere, wenn die ., Zinsen zu ö^'o gerechnet werden. Aufgabe 3. Von einem Punkt X Avisiert man nach den Punkten A. B, C. welche in derselben Ebene mit X liegen und deren Entfernungen A'on einander A B = c = 73,24 m: B G ^ a =^ ''^2.73 m und A C = b = 65,48 m bekannt sind. B und G erscheinen, von X aus gesehen, in gerader Linie, und zwar B zwischen X und G, A dagegen erblickt man von X aus gegen B oder G unter einem Winkel B X A = 27° iS'. Wie weit ist X von B entfernt? 0. Tag. Landschaftsgärtnerei. (Vom Kuratorium gegeben.) Die Grundprinzipien bei der Anpflanzung gärtnerischer bezw. Park- anlagen unter Berücksichtigung der zu Gebot stehenden Büttel, um die Szenerie weiter und tiefer erscheinen zu lassen. Das mündliche Examen fand am ig. März statt und dauerte von früh 9 Uhr bis nachmittags 5 Uhr. Die Prüfung in der Treiberei umfasste die Treiberei der Erdbeeren, des Spargels und der Llülsenfrüchte (Poosch). Aus dem Gebiete des Obstbaues wurde besonders über die Pflanzung und Pflege von Obstanlagen geprüft (Koopmann). Aus den Pflanzenkulturen hatte das Kuratorium die Kultur und die geographische Verbreitung der Palmen als Thema gewählt (Koopmann). In der Mathematik wurden Fragen über planimetrische und trigonometrische Flächenberechnungen gestellt (Marbach), während daran anschliessend in der Physik Fragen aus der Mechanik über Fontänenanlagen u. dergl. vorgelegt wurden (Marbach). LJie botanische mündliche Prüfung behandelte Systematik und Physiologie (Rösler). In der Landschaftsgärtnerei wurde neben dem gegebenen Prüfungsthema: »Die üebertragung des Planes auf das Terrain«, über die Geschichte der Gartenkunst examiniert (Encke). In der Ghemie endlich waren die Salze und deren Xachweis im Boden Gegenstand der Prüfung. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Calpurnia aurea. Ein hübscher Papilionacecn- Strauch oder kleiner Baum von X'atal, der im Flabitus und seinen Blüten an den gemeinen Goldregen erinnert. P"ür grosse Kalthäuser dürfte er, in Kübel oder ins freie Land gepflanzt, eine wert- volle Acquisition ausmachen. Gard. Ghron. 1893, II. 750, Fig. 115. Romneya Coulteri. r)iese hübsche Papaveracee, auch als »kalifornischer Mohn« bekannt, eignet sich nicht nur fürs freie Land, sondern empfiehlt sich noch mehr als Topfpflanze fürs Kalthaus, wo sie bei geeigneter Pflege den grössten Teil des Jahres in voller Blüte steht. Gard. Ghron. 1893, V, 752. Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 273 Vitis Coignetiae. Keine Schlingpflanze. .Vmpelopsis tricuspidata oder ^'eitchii vielleicht ausgenommen, lässt sich zu dieser Jahreszeit, ^vas Pracht der Belaubunii,' betrifft, mit der Weinrebe des nörd- lichen Japan, Mtis Coignetiae, ver- gleichen. Im allgemeinen Aussehen und auch vom l^otanischen Stand- punkte steht dieselbe der nord- amerikanischen y. Labrusca sehr nahe. In den Wäldern von Jezo er- klimmt Y. Coignetiae die Gipfel der höchsten Bäume, selbige zierend mit ihren enorm grossen Blättern, die im Herbste die glänzendsten scharlach- roten Schattierungen annehmen. Spät im Jahre werden die Früchte, wenn sie Frost bekommen haben, gegessen, doch soll ihr Geschmack nur ein mittelmässiger sein. Gard. Chron. 1893, II, 781. Solanum Guatemalense. Man kennt die Früchte dieser Art als »Melonen - Birne«, und dieselben sollen, namentlich mit etwas Streu- zucker genossen, sehr schmackhaft sein, ausserdem einen hübschen Tafel- schmuck ausmachen. Die xVrt lässt sich gut im Kalthause ziehen und die Früchte reifen spät im Jahre. Gard. Chron. 1S93, II, 781. Polygonum sachalinense sah ich vor 24 Jahren zuerst in dem Garten der Königl. Gärtnerlehranstalt an der Wildpark -Station bei Potsdam. Ich erhielt auch später nach Genthin durch die Güte des verstorbenen Königl. Hofgartendirektors Jühlke eine Pflanze davon. Bei meiner L'^eber- siedelung nach hier nahm ich eine Pflanze mit. Diese hat nun im Laufe der Jahre eine Ecke des vStaudengartens ganz durchwuchert und wurde nur ab und zu ein Stück behufs ^'erkauf als Blattpflanze alj- gestochen. Ich werde dieser Pflanze in diesem Jahre mehr Aufmerksam.- keit schenken und hoffe im Flerbste einen grösseren Vorrat davon dis- ponibel zu haben. R. Müller, Obergärtner bei A. Rathke & Sohn in Praust, Kr. Danzig. Lycaste Imschootiana. Xach Aussagen des Züchters. Herrn Alf van Imshoot in Gent, wurde diese sehr schöne Hybride durch Kreuzung der Lycaste Skinneri mit Maxillaria nigrescens. erzielt, wenn auch d;is Aussehen der Blumen mehr auf eine ^'erwandtschaft zwischen L. Skinneri und L. cruenta schli essen lässt. Die breiten grünlichen Sepalen sind fein purpurn punktiert. Fetalen blassgelb mit rotgefleckten Linien am Grunde. LijDpe glänzend gelb, am Grunde und auf der Schwiele orangerot gefleckt. Gardeners' Chronicle 1893, II, 775, Fig. 119. Lycaste Luciani. Wahrscheinlich eine natürliche Hy- bride von Peru. Die Blumen gleichen jenen von L. lasiogiossa, mit welcher sie auch die schwarzen Lippen ge- mein hat. Sepalen blass fleichfarbig gefleckt. Fetalen weiss mit einigen rosaroten Punkten, Lippe rosa und weiss. — Diese zwei hervorragenden Neuheiten wurden von den Herren Linden neuerdings in London aus- gestellt. Gard. Chron. i8(.)3. II, 750. Lycium barbanim fol. aureis und fol. aureo variegatis. (Bocksdorn mit goldgelben und bunten Blättern. j In der Gartenbau-Abteilung auf der Jubiläums-Ausstellung zu Prag 1893 stellten die städtischen Anlagen unter anderen eine neue Sorte gewöhnlichen Lvcium aus. Über deren Ursprung 274 Kleinere Mitteilungen. teile ich folgendes mit: Im Jahre 1.S8S fand man in dem früheren Vorrats- garten der Prager städtischen Anlagen einen Strauch, welcher aus einem alten Ziegelhaufen hervorwuchs. Dieser er- weckte die Aufmerksamkeit dadurch, dass er mit seinen goldgelben Blättern prächtig glänzte. Bei näherer Besich- tigung fand man, dass die eine Hälfte ganz grün war (Lycium barbarum), die andere Hälfte dagegen wies zwei Färbungen auf. Der eine Zweig war ganz gelb, das heisst wie das Blatt so der Trieb, und beim anderen zeigte das Blatt eine breitgelbe Einfassung. Dies war im Monat Juli. Trotz dieser vorgeschrittenenZeit wurde der Strauch doch herausgegraben und nach Be- seitigung des grünen Teiles wurde er auf einen z\veckmässigeren Ort einge- setzt. Das nicht zeitgemässe Umsetzen dieses Strauches verletzte ihn in keiner Weise, so dass nach 14 Tagen sein Wachstum Fortschritte machte. Da aber der grüne Teil bis zum Stamm abgeschnitten war, so zeigten sich keine grünen Triebe mehr. Im künftigen Frühjahr kamen neue Triebe, die Blätter wie im Vorjahre gefärbt. Im Jahre 1890 bei der Verlegung des Vorratsgartens auf die jetzigen Gründe wurde auch das buntblättrige Lycium versetzt. Auch nach dieser Verpflanzung behielt der Strauch seine Farbe, es wurden von demselben Zweige zu ^>redlungen auf das gewöhnliche Ly- cium barbarum genommen und auf diese Art erhielten wir zwei niedrige Sträucher; der eine war bis in die Hälfte der Blätter gelb eingefasst und der andere hatte ganz goldgelbe Blätter. Diese Sträucher sind jetzt gegen drei Jahre alt. Im vorigen Jahre wurden einige Absenker gemacht und auch diese behielten ihre Farben nach der Verwurzelung. So haben wir zwei neue Sorten von Sträuchern, welche für uns schon dadurch einen Wert haben, dass sie gut überwintern und selbst dem strengen Winter wider- stehen. Die specifischen Eigenschaften der beiden stimmen mit der ursprüng- lichen Art überein, der Wuchs dagegen ist viel kleiner. Beide Sorten eignen sich gut zur Auspflanzung als einzeln- stehende Strauchgruppen auf Bösch- ungen und Abhängen, besonders auf Felsengestein u. s. w. W. Körber, Prag. Kleinere Mitteilungen. Die weisse Nachtviole, Hesperis matronalis fl. alb. pl. als späte Treibpflanze. Die weisse Nachtviole ist ein fast vergessenes Gewächs, man sieht sie nur noch im Sommer hin und wieder, besonders in Bauerngärten; dass sie sich aber auch als späte Treibpflanze vorzüglich eignet, bewies Herr Ober- gärtner H. Nord wich in der Ver- sammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vom 2b. April, in welcher er aus dem Garten des Herrn Oberstlieutenant Steinmetz, Südende bei Berlin, ein Dutzend herrlicher ge- füllter Exemplare ausstellte. Sie wurden aus Stecklingen im Juni bis August V. J. im Mistbeet in leichter, mit Sand gemischter Erde angezogen, bewurzelten sich schnell, kamen im Herbst in Töpfe, überwinterten ziemlich trocken in einem ganz kalten Kasten und wurden am 15. Februar in ein ganz kleines Rosenhaus gestellt, wo sie bei sehr massiger Wärme nach und nach erblühten. Mit Recht ver- dient diese Pflanze wieder ans Licht gezogen zu werden. Die Blumen gleichen den schönsten weissen Lev- Kleinere Mitteilungen. 27 Zb koyen und dabei haben die Pllanzen das Gute, dass man sie jederzeit ver- pflanzen kann. Ausgestellte Pflanzen aus dem Königlichen botanischen Garten zu Berlin im Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten am 26. April 1894. 1 Astartea fascicularis DC. var. rosea, West- Australien. 2 Aotus gracillima Meissn., Australien, i ßrachysema undulatum. Australien. 2 Correa speciosa Ait. var. major. Hort.. Australien. i Chorizema cordatum Ldl., West- Australien. 1 Chorizema cordatum Ldl. v. splendens, West- Australien. 1 Chorizema varium Benth.. Australien. 3 Eutaxia myrtifolia R. ßr., West- Australien. 1 GoodialotifoliaSalisb., Ost- Australien. 2 Hardenbergia monophylla Benth.. Australien. 1 Lasiopetalum bracteatum Benth.. Australien. 1 Oxalis articulata Savign., Brasilien. 1 Pelargonium roseum Ait. und P. quinquevulnerum, Willd. 1 Pimelea hypericina Hook.. Ost- Australien. 1 Pomaderris ligustrina Sieb.. Ost- Australien. 1 Pultenaea tenuifolia R.Br., Tasmanien. 3 Swammerdamia antennaria DC, Tas- manien, N. Seeland. 3 Stylidium adnatum R. Br., Australien. 1 Tulipa Greigii Regel, Turkestan. 1 \'aleriana Dioscoridis Sibth. u. Sm.. Orient. II. Strauss. Zur Vorsicht bei Ankauf frischer und getrockneter Pilze ermahnt jetzt wieder eine Bekannt- machung des Polizeipräsidenten von Berlin. Als »getrocknete Morcheln« werden hier des öfteren die ihnen äusserlich ähnlichen Lorcheln feilge- halten, deren Genuss leicht für die Gesundheit gefährliche Folgen haben kann. Ebenso werden als »getrocknete Champignons« häufig die zerschnittenen Stiele und Hüte des Steinpilzes ver- kauft, denen gelegentlich auch giftige Pilze beigemengt sind. Es empfiehlt sich daher, die frischen wie die ge- trockneten Pilze vor der Zubereitung durch kochendes und kaltes Wasser zu reinigen und alle ungesund aus- sehenden Stücke zu entfernen. Be- merkt wird noch, dass das Fleisch der essbaren Steinpilzarten nach dem Trocknen weiss bleibt, während die gefährlichen Nebenarten beim Ein- sammeln an der Bruchfläche blau und beim Trocknen meist dunkel zu werden pflegen. Centralstelle für Obstverwertung in Frankfurt a. IVI. Die Centralstelle für Obstver- wertung in Frankfurt a. M., die im vorigen Jahre gegründet wurde und die bekanntlich so vorzügliche Resultate zu verzeichnen hatte, hat ihre Thätigkeit während des Winters nicht eingestellt. Es lag dazu auch gar kein Anlass vor, denn fortwährend liefen noch Angebote und Nachfragen, insbesondere für Aepfel. Birnen, Nüsse, Dörrobst, ein. und es wurden seit der Verölfentlichung des Berichtes pro 1893 Abschlüsse in den genannten Obstsorten von ca. 570000 Kilo vermittelt. Wenn während der Wintermonate noch eine solche grosse Menge Obstes durch Vcrmit- telung der Centralstelle verkauft wurde, so dürfte wohl jeder Zweifel, wenn solcher überhaupt nach dem Jahres- bericht pro i8q3 noch bestanden, be- seitigt sein, dass die Errichtung einer solchen Stelle ein dringendes Bedürfnis war. Es kann aber auch jedem Pro- duzenten und Konsumenten (hier ins- besondere auch Konservenfabriken) nur wiederholt anempfohlen werden, sich der Frankfurter Centralstelle zu be- 276^ Litteratur. dienen,, denn auf einfachere, bequemere und billigere Weise kann er sein Obst nicht los werden bzw. seinen Bedarf decken. Er hat nur das zur Verfügung- stehende Quantum oder die benötigte Menge der Centralstelle anzugeben und wird sofort von dieser mit einer grösseren Zahl von Interessenten, ohne dass er irgendwelche Gebühr zu zahlen hätte, in Verbindung gesetzt. Einzige Bedingung ist, dass das abge- setzte oder erworbene Quantum immer sofort der Centralstelle mitgeteilt wird. Auch in diesem Jahre wird das Obst wieder früher reif, in kurzer Zeit wird das Beerenobst, Erdbeeren. Stachel- beeren, Johannisbeeren u. s. w.. auf den Markt kommen, und es seien daher alle Interessenten auf die Frankfurter Centralstelle aufmerksam gemacht. Es dürfte gut sein, schon jetzt von dem erwarteten Ertrage bzw. der benötigten Menge der Centralstelle Mitteilung zu machen, damit die ^'orverhandlungen vor der Reifezeit erledigt werden können und seinerzeit auf Crund der geschehenen Abschlüsse sofort mit dem Versand begonnen werden kann. Litteratur. Grundzüge der Gartenkultur. Wachstumsbedingungen. Bodenberei- tung, Anzucht, Schnitt und Schutz. Ge- mieinverständlicher Leitfaden für l'nter- richt und Praxis. Bearbeitet von A.Voss in Berlin; früher Instituts-Gärtner in Göttingen. .Mit 74 Textabbildungen und einer Karte. Berlin. P. Parey. 1894. Preis M 3.50. Mit der Bearbeitung der vorliegenden Grundzüge der Gartenkultur hat der Verfasser sicherlich einen guten Clriff gethan und gleichzeitig auch einen bis dahin wirklich vorhandenen Mangel in der Litteratur des Gartenbaues besei- tigt. Gerade dadurch, dass der Ver- fasser jahrelang als A'orstandsmitglied des Göttinger Gartenvereins vollauf Gelegenheit hatte, die Lücken (wie er selbst sagt) seiner eigenen, A\'ie die der gärtnerischen Berufsbildung im allge- meinen kennen zu lernen, selbst auch zu unterrichten, war er umsomehr in der Lage, einen wirklich guten, gemeinver- ständlichen Leitfaden zu schreiben, der für den L^nterricht von ebenso grossem Nutzen sein wird, wie allen Garten- liebhabern willkommen, welche sich näher für das Leben und die Lebens- bedingungen der Pilanze interessieren. Nach der Ansicht des Referenten hat der ^'erfasser den in der \'orrede ausgesprochenen Zweck: >- seinen Each- genossen nach Kräften zu nützen, die Berufsbildung derselben fördern zu helfen, den Gartenfreunden einen Leber- blick und klaren Zusammenhang über das >. Warum« und »Weil!« bei den Kulturmassnahmen zu ermöglichen u. s. w.«, vollkommen erreicht; ja es dürtten sich diese Grundzüge auch für höhere Gärtnerlehranstalten als Leitfaden beim Unterricht nützlich er- weisen. Der Inhalt des Buches ist folgender: 1. Allgemeines. 2. Das Sonnenlicht. 3. Die Wärme. 4. Das Wasser. 5. Die Luft. 0. Der Erdboden. 7. Die Pflanze und der Erdboden. S. Die Pflanze und der Dünger. 9. Das Wetter. 10. Das Klima Deutschlands. 11. Die Anzucht der Pflanzen aus wSamen. 12. Die Ver- mehrung der Pflanzen durch Knospen, Zwiebeln. Knollen, Ausläufer und Teilung. 13. Die \^ermehrung der Pflanzen durch Ablieser, Stecklinge Aus den Vereinen. _277 und Schnittlin!4(\ 14. I )ic ^'c^mcl■lrunL;■ der GchTilzc ilurch Pfropfen und Ab- säui^fln. 15. Das Ptlanzon und \'er- pllanzen. lO. Der Schnitt. 17 Das Wein- si)alier. iS. Die Bcscliädit;unt;en. Wir i;lauben diese (".rundzü.ue dcr Cartenkultur auf tlas wärmste em- pfehlen zu ktuTuen. Dr. R. < )tto. Die Pflanzen-A^e rL!,"iftu n,e,'en. Ihre Erscheinuni^'en und das vorzunehmende Heilverfahren, i^'eschildert an den in Deutscdiland heimischen ('.iftptlanzen von Dr. med. II. Sc^h ü n eman n. Stalis- arzt a. D., prakt. Arzt in Brauns(di\veig'. Mit iS Abbildunt^'en. Verlat;' A'on (Jtto Salle in Braunschweit;-. Preis 1 jMark. Ein kurzes, für jedermann leicht verständliches und übersichtlich ant;e- ordnetes Buch über die häufiger vor- kommenden ^A'r!J,■iftun^■en durch Ptlanzen. ihre l-'rkennung und Heilung, ist ohne Zweifel eine empfehlenswerte litterarischc Erscheinung für weitere Kreise. Nach einer allgemeinen Ein- leitung beschreibt hier der Ilerr Ver- fasser kurz, abei- ausreichend und anschaulich 11 giftige Pilze und 4S höhere Giftpflanzen, welche derselbe in narkotisch oder betäubend wirkende und in scharfe oder Entzündung er- regende einteilt. Dabei sind nicht nur allgemeine \erhaltungsmassregeln Ijei Vergiftungen, sondern in jedem einzelnen Falle die spezifischen Gegen- mittel angegel)en und in gemeinver- ständlicher Weise ihre Anwendung und Wirkung erläutert. Somit kann das Büchlein treffliche Dienste leisten. Vergiftungen zu verhüten, und, wo solche eingetreten, dieselben in ge- eigneter Weise behandeln zu helfen. Dr. Th. Waage. Aus den Vereinen. Der Jahresbericht 1893-94 des Gartenbau-Vereins zu Potsdam. Unter dem X'orsitz des Herrn Kgi. Garteninspektor Koopmann wurden im Eaufe des Jahres 24Sitzungen abgehalten, ausserdem fanden zwei r)ffentliche Sitzungen statt. Die Mitgiiederzahl l)e- trägt 71. Herr Ober-Ilofgärtner Reuter wurde zum Ehrenmitgiied ernannt. Exkursionenfanden mehrere statt. Sechs iMonatspreise für Vorträge wurden verliehen, ferner die kleine silberne Medaille fünfmal; viermal die grosse bronzene, desgleichen zwei kleine bronzene und fünf Diplome. Grössere Vorträge wurden 10 gehalten, ebenso Avurden in den Sitzungen mannigfache Sachen ausgestellt. Die Einnahmen des Vereins stellten sich auf 2200,11 M. und die Ausgaben betrugen 711,29 M., so dass ein Bestand von 1494,82 M bleibt. Die Bibliothek besitzt 549 Bände, es wurden 6 neue Bücher angeschafft. Den I X'orsitz für das Jahr 1S94 behält Herr Inspektor Koopmann, 1. stellvertre- tender Vorsitzender ist Herr Rud(df Meyer, Wildpark, Schriftführer Herr Gartenverwalter Reuter jun. Es folgen dann zum Schlüsse drei grössere Yor- träge, und zwar 1. »Rauch und seine Wejke< gehalten vom Oberlehrer Herrn Dr. Marbach. 2. >'Obstverwertung«, ge- halten von Herrn Inspektor Koopmann. 3. >dJie Gewächse unserer Landschaft und unserer Gartenanlagen vom pflan- zenphysiognomischen Gesichtspunkt aus betrachtet'-<, gehalten von Herrn Enke. Rosisten-Verein zu Frankfurt a. M. In dem neu begründeten Frankfurter Rosisten - \^-rein empfahl der Vor- sitzende Herr C. Strassheim die Rosa canina P'roebelii (Rosa laxa hört.) ganz besonders fürWurzelhals-Veredelungen. weniger für Flochstämme, da diese an der Sonnenseite leicht gelb werden 278 Gewerbliche Angelegenheiten. und nach einigen Jahren absterben, für Wurzelhals-Veredelungen sei es aber wohl die beste aller Wildrosen. Januar- Veredelungen von hartem Holz standen im April teilweise in Blüten und Knos- pen, krautartige Veredelungen, vor 5 Wochen ausgeführt, hatten Knospen auf Stielen von 05 cm Höhe. — Die Anzucht aus Samen ist leicht, man muss die Frucht im Herbst in Wasser faulen lassen, dann zerreiben, die Samen absj)ülen und nicht trocken werden lassen, sondern gleich auf ein Saatbeet säen, dann keimen sie schon im nächsten Frühjahr. Die übrigen 40 Wildlingssorten konnten aus Mangel an Zeit nicht besprochen werden. — Rosa Uralensis ist nichts anderes als eine Rosa canina, die bei Herrn Hofgärtner Freundlich -Petersburg als Unterlage einer zurückgefrorenen Edelrose aus- trieb. Die Edelrosen stammten aus la'furt, die Unterlage also wohl auch, iedcnfalls nicht vom Ural. Besichtigung von Rosenl findet sich auch auf anderen Pflanzen, wenn auch nicht in dem gleichen Masse, vor. Den Bestimmungen vom 15. Oktober iSqo gemäss füge ich eine Mark in Briefmarken ergebenst bei. V. F. in II. * * A n t w o r t. Ihre Abies Nordman n ian a ist von der Fichtenquirl-SchikPaus, Coccus racemosus Ratzeburg, befallen, vielleicht angesteckt durch nahe- stehende Fichten. Ist der Baum nicht zu hoch, so empliehlt sich trockenes Abbürsten mit einer steifen Bürste, eA^entuell Abbürsten mit Seifenwasser und Tabaksaufguss. Die Tiere sind zum Teil jetzt noch im Eizustand, einige sind aber schon ausgeschlüplt und es ist daher die höchste Zeit. Ist der Baum zu hoch und sind auch die oberen Zweige befallen, so müsste gesi:)ritzt werden mit Nesslersciiem Mittel, Sapokarbol, Kreolin oder dgl. — Das Nessler'sche Mittel erhalten Sie bei Julius Dehn in Karlsruhe in Baden, 10 1 zu 3 M., Sapokarbol bei Th. Lutz in Stuttgart, Tübingerstrasse 3 b, ä 1 1,00 M. — Siehe Gartenflora 1S87, Seite 424. — Ein neueres Mittel ist die Insektengiftessenz von C. Mohr, Chemiker in Mons, Belgien, in Blech- büchsen von 5 1 an zu 3 M. per Liter. Siehe dessen in Heft c) S. 350 be- sprochene Schritt. Frage 24. Seit einiger Zeit lese ich in Berliner Annoncenzeitungen, dass man dort allgemein bei Fabrikation 28o Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin. — Tagesordnung. der Mistbeetfenster die Zajofen im- prägniert. Da dies bei uns nicht gescliieht, möchte ich einen hiesigen Fensterfabrikanten dazu animieren, der aber die hierzu verwendete Masse nicht kennt. Irli wäre dalier sehr ■yerlnniden, wenn Sie dies ermittebi und mir mitteilen könnten. Friedricli Ducke. Wien. Antwort. Die einfacliste Im- ])rägnierung der Zaj^fen geschieht durcli mehrstündiges Tränken der- selben in ( )1, wie es auch seitens der Konkurrenz, soweit uns l^ekannt, gehandhabt wird. Wir lienützen für unsere Fabrikate nicht reines ( )1, sondern eine Alischung von ( )1 und einigen intensiver im- prägnierenden vSubstanzen, die wir aus geschäftlichen Rücksichten nicht angelien können, zumal Avir in Wien zur Frülijahrs - Ausstellung unsere Fenster ausstellen wollen. Inter- essenten geben wir aber unsere Mischung gern ab. Preis pro kg 3 Mk. excl. Fastage, welche zum SelbstkosteniDreise berechnen. P. Liebe now & Jarius. Rixdorf-Bcrlin. 2. Antwort auf Frage iS. A^on Polygonum sachalinense hat F^erd. Jühlke Nachfolger, f]rfurt, noch kleine Posten Rhizomstücke ä ooPfennig abzugeben, llaage & Schmidt haben jetzt wieder .Samen, loo Korn 6 Mark. — Daiker Ä- Otto in Fangenweddingen- Magdeburg 2.=; Korn 3 M. — Einzelne Stücke haben auch Rathkc ^.^ Sohn in Praust bei Danzig abzugeben. Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin. F)ie L'l)ungen im Feldmessen finden während des Sommers an 12 Sonntagen von S — 10 Khr in der städtischen Baumschule vor dem Schlesischen Thor unter Leitung des städtischen (")bergärtners C. Ilampel statt. Flonorar 3 Mark. Anmeldungen entweder bei Herrn Kektor Drehmann, Hinter der ('.arnison- kirche 2, Abends 7 — N Uhr, ausser Sonnabends, oder bei Herrn C. Hami^el vor den Unterrichtsstunden. Dr. C. Deite, Prof. Dr. L. Wittmack, Vorsitzender des Kuraloriunis. Geh. Rej^ierungsral, Dirigent. Tagesordnung für die Versamiiiliiiiö des Vereins ziirBeförderuiiö des ßarteiiijaiies in den preussisclien Staaten am Donnerstag, den 31. Mai 1894, 6 Uhr im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 5 und 7 (im botanischen Garten). \'(ini April bis August finden die Versammlungen im Königlich botanischen Museum sUiU. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Neuwahl sämtlicher Ausschüsse. 3. Zweite und endgültige Beratung des Etats. 4. Feier des Stiftungsfestes. 5. L. Wittmack: F)er Gemüsebau in den Vereinigten .Staaten. 6. Verschiedenes. Der General-Sekretär ist bereit, vor der Sitzung die Beiträge entgegenzunehmen. hu Uebrigen wird gebeten, sie an Herrn Kgl. Hoflieferanten F. J. M. Plumpe,"Berlin SW., Koch- strasse 12, einzusenden. Gartenflora 1S94. Taf.1403. CocHLioDA NoEZLiÄNA Rolfe Cochlioda Noeziiana A. Rolfe.*^ Hierzu Tafel 1403. ie auf unserer Tafel 1403 abgebildete Orchidee ist seit einigen Jahren etwas häufiger geworden, sie hat sich wegen ihres zierlichen Wuchses und ihrer 1^Royal W^ Sovereign« erlaube ich mir, die letzten 5 Erdbeer-Neuheiten dieser ^/® berühmten Züchter zu beschreiben. Abb. 59. Erdbeere „Laxtons Latest of All". »Royal Sovereign« (Abb. 60). Ist durch Kreuzung der so allgemein beliebten vSorte »Noble« und »King of the Earlies« entstanden. Es ist durch diese Varietät eine Treibsorte zur Frühtreiberei gewonnen, welche in kurzer Zeit ihre ver- diente Stellung einnehmen wird. Die schönen Scharlach gefärbten Früchte haben einen saftigen, ungemein reichen weinartigen Geschmack. Das Fleisch ist weiss. Dadurch, dass die Samen in flachen Vertiefungen sitzen, schützen sie die Oberfläche der Frucht beim Verpacken und machen Royal Sovereign zu einer guten Versandfrucht. Die ungemein reiche Tragbarkeit im Verein mit den schon erwähnten Eigenschaften macht sie zu einer Marktsorte ersten Ranges. Die Reifezeit ist einige Tage später als bei »King of the Earlies«. 290 Einiges über die neuen Erdbeerzüchtungen der Gebr. Laxton. Als Treibsorte, möchte ich noch einmal erwähnen, ist sie unerreicht, und wer eine prachtvolle Erdbeere treiben will, die allgemeine Bewunderung erregt, treibe »Royal Sovereign«. Die am 36. April ausgestellten Früchte hatten 6 cm Durchmesser. Abb. 60. Erdbeere „Royal Sovereign" Erdbeere „Laxtons Sensation". Abb. 62. Erdbeere „Laxtons Scarlet Queen". Abb. 63. Erdbeere „Laxtons Competitor" Laxtons »Sensation« (61) ist eine Erdbeere, welche in der Mitte der Erdbeer- zeit reift. Diese enorm grosse, wahrscheinlich grösste aller Erdbeeren hat ein dunkelrotes Fleisch. Die Blätter und Triebe sind ausserordentlich kräftig, die Früchte erscheinen in wunderbaren kräftigen, reichtragenden Büscheln. Bemerkungen zu. J. Bornmüllers Aufsatz über Crataegus etc. 2Q1 I.axtons »Sc arl et Queen« (62). Eine hübsch geformte, leuchtend zinnober- scharlachrote, wohlschmeckende Frucht, ausserordentlich reichtragend. Zum Versand vorzüglich geeignet. Das Fleisch ist fest, aber dennoch saftig, als Markt- und frühe Tafelfrucht wird sie allgemein beliebt werden. Laxtons »Competitor« (63). Ist in der Form »Noble« gleich. Fleisch orange-scharlach, fest und von einem ganz bestimmten Geschmack, welcher ausserordentlich kräftig für eine frühe Erdbeere ist. Die äussere Farbe ist karmin-scharlach. Ist ein Sämling, entstanden durch Kreuzung der amerikanischen Sorte >.Kerr's Prolilic« mit dem Pollen der Sorte »Forman's Excelsior«. Als Treibsorte wird sie die bekannte »Xicaise« verdrängen. Laxtons »Latest of All«. Eine herrliche Frucht, welche entschieden die späteste Erdbeere ist; schon allein deswegen ist sie ausserordentlich wert- voll. Das Aroma ist gleich dem der bekannten Sorte »British Queen«, die Frucht ist sehr gross, bedeutend grösser als diejenige ihrer Eltern, welche »British Queen« und »Flelena Globe« sind. Es sollte mich freuen, wenn diese wenigen Zeilen dazu beitragen würden, dass auch in Deutschland diese Erdbeersorten, welche hier in I-^ngland ein so allgemeines wohlverdientes Interesse erregen, ihre \'erbreitung linden. Bemerkungen zu J. ßornmüllers Aufsatz über Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. ^'on E. Koehne. Abb. 64. Jjlerr J. Bornmüller hat in seinem Aufsatz in Heft 8 dieser Zeitschrift, Seite 214, über Crataegus tanacetifolia vollkommen recht mit der Bemerkung, dass ich diese Pflanze bei Abfassung meiner Dendrologie echt nicht gekannt habe. Ich bin inz\vischen schon eines besseren belehrt worden durch die Freundlichkeit des Herrn Professor J. Lange, dem ich brielliche kritische Bemerkungen über diese Art und ihre Unterscheidung von C. orientalis sowie treffliches Material von beiden Arten aus dem Garten der Landbau-Hochschule zu Kopenhagen verdanke. Dort ist demnach die C. tanacetifolia echt vorhanden. Ich erkannte dann auch, dass ein ganz winziges Zweigstückchen mit einer Frucht, welches ich schon 1889 im Späthschen Arboret einem noch sehr kleinen Strauch entnommen hatte und wegen der Geringfügigkeit des Materials nicht richtig beurteilen konnte, ebenfalls un- zweifelhaft zu derselben Art gehört. Es wurde unter dem Namen »C. tanaceti- folia fructu albo« kultiviert, die Frucht war aber gelb, eine Farbe, die, wie Herr Bornmüller sehr richtig bemerkt, auch bei C. orientalis vorkommen kann. Ich bin in der Lage, aus meiner Sammlung von Zeichnungen — die von C. tanacetifolia wurde am 1. März 1894 angefertigt — hier einige Figuren zu geben, welche zur Ergänzung der Bornmüller' sehen Abbildung dienen können und ohne weitere Ausführungen die grossen Unterschiede in Blüten, Früchten und Steinen zwischen den beiden in Rede stehenden Arten ver- anschaulichen. Ich schliesse mich also jetzt der Ansicht an, dass diese beiden 2q2 Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. Pflanzen nicht Varietäten einer Art, sondern unbedingt verschiedene Arten sind. Crataegus orientalis gar als einfaches Synonym zu C. tanaceti- folia zu stellen, wie ich es in meiner Dendrologie gethan, ist ganz ungerechtfertigt. Abb. 64. A Blüte von Crataegus tanacetifolia mit 4 drüsig-gefransten Hochblättern am Kelchgrunde (die Staubbeutel sind fortgelassen), 3 fach vergrössert (k sind die Kclchzipfel). B Frucht in natürlicher Grösse, eines der Hochblätter am Grunde sichtbar. C Stein, 3 fach vergrössert, mit weit herabreichendem Vorhemd (v). Aj, Bj, Cj die entsprechenden Fig. von C. orientalis in denselben Vergrösscrungen. Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung (9. bis 12. November) 1893. |ic in lieft 22 der Cartenllora vom 15. Xov. i8g3 S. 691 ff. gegebene ein- gehende Schilderung der Herbstblumen-Ausstellung seitens des Geh. Reg. Rates Herrn Professor Dr. Wittmack überhebt mich einer näheren Aufzählung der einzelnen Gruppen der Chrysanthemum -Abteilung. Viel- mehr handelt es sich in nachstehender Besprechung darum, einen klaren Blick Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. 2Q^ über die Bedeutung- des Chrysanthemum als Kultur- wie Marktptlanze und im besonderen der Blume, als ein für die Bindekunst wichtiges Material, zu ge- winnen. Dass dabei eine .Ausstellung in der Anhäufung so reichen Materials eine doppelte \'eranlassung zu einer in diesem Sinne führenden Darstellung bietet, ist ebenso natürlich, als seitens des Darstellers nicht beabsichtigt wird, etwa bisher noch gänzlich unbekannte Wahrheiten hier an das Licht zu ziehen, sondern nur an der Hand einfacher Thatsachen fehlerhafte Urteile zu be- richtigen, und zwar möglichst zum Nutzen allgemeiner Interessen. Ich vermag die ziemlich allgemein vorhandene Ansicht: dass die Ileranzucht der Chrysan- themum als Herbstblüher in kultureller wie besonders handelsgärtnerischer Beziehung ein überwundener Standpunkt, ein bereits völlig abgegrastes Feld sei. keineswegs zu teilen. Die Thatsache, dass betreffende Blumen im Handel bereits den denkbar niedrigsten Preis (das Tausend zu 4 M.) erreicht haben und als Topfpflanze auf dem heutigen Markt einen nur geringen Preis zu erzielen vermögen, ist doch wohl insofern schon nicht beweisführend, als bei diesen niedrigen Preisen Blumen wie Pflanzen zu verstehen sind, welche den Anspruch auf »Kultur« durchaus nicht machen können. Wie bei allen anderen unserer Artikel, die ja auch, und dies nebenbei bemerkt, wenig »rentieren«, handelt es sich bezüglich der Chrysanthemum darum, festzustellen, inwieAveit das ptlanzenliebende Publikum bereits an dieser »Modeart« thatsächlich sich satt gesehen, oder ob nicht vielmehr der ganze Kreis der Herbstblüher, A^ornehm- lich auch das Chrysanthemum, seine Liebhaber gefunden, bei denen diese letzteren Blumen infolge ihrer reichen Farben- wie Formen-Auswahl zur Aus- schmückung der Zimmer wie als Gegenstand künstlerischer Darstellung all- gemein Anklang und Verwertung gefunden habe. Fällt die Antwort hierauf bejahend aus, so ist dieser Umstand für den Züchter von ganz wesentlicher Bedeutung. Es wird sich als Folgerung daraus für ihn ergeben, wie eine ent- sprechend gute Kultur dieser Pflanze anzustreben sei, um auch für sie den Markt ferner behaupten zu können. Ohne hier speziell auf die Herstellungs- kosten einzugehen, sei doch auf einige der nächsten Umstände dabei hin- gewiesen. Pflanzen, welche im Spätherbst, der sogenannten Uebergangszeit. verhältnismässig leicht und willig blühen, werden schon aus praktischen Gründen solchen vorzuziehen sein, welche erst unter Zuhilfenahme künstlicher Mittel (also ein erhöhter Kostenpunkt für den Züchter) zum Blühen zu bringen sind. Ein zweiter nicht zu unterschätzender L-mstand liegt im Betrieb der Spezial-Kultur. Noch immer ist die Ansicht unter unseren Geschäftsleuten gang und gäbe, als gehe es ohne Sortiments-Geschäft nicht vorwärts, als müsse das Vielerlei immer mehr dem Etw^as einbringen. Das Schielen »nach den Fleischtöpfen Egyptens«. als der einzig verheissungsvoll wirkenden Zukunft gilt mehr, wie das sich Beschränken auf eine aufmerksame, streng zu verfolgende Kultur und die hierbei sich ergebenden mannigfachen Winke und Beobachtungen, welche wahrlich nicht innerhalb eines kurzen Zeitraumes zu erlernen sind, um nutzenbringend für den praktischen Betrieb verwendet zu werden. Das Beispiel unseres Vetters jenseits des Kanals, der in praktischer Hinsicht meist konsequent handelt und hauptsächlich der Spezial-Kultur seine Erfolge zu verdanken hat, weisen wir stets von der Hand mit dem Bemerken: ja. da drüben sind ganz andere Verhältnisse, mit den unsrigen gar nicht zu vergleichen! In der That eine wenitr oenüuende Entschuldigung, ein geringer Trost, die. wenn man ihnen 2QA Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. näher auf den Leib rückt, sehr bald zerfallen; am wenigsten dann berechtigt, wenn so oft hierbei der in England vorhandene Reichtum geltend gemacht wird. Denn nicht der Mammon, sondern das Verständnis des Liebhabers ist der springende Punkt, und den sich gross gezogen zu haben wohl das Ilaupt- verdienst des englischen Kollegen. Unser Publikum, noch nicht in jenem Masse für Sonder-Ausstellungen interessiert, als dies für den geschäftlichen Verkehr zu wünschen w^äre, muss durch die Kunst des Gärtners für die oder jene Pflanzenart gewonnen werden. Dazu gehören in erster Linie Sonder- Kulturen bez.. als Produkt derselben, schöne Kultur-Pflanzen. Ich bin mir wohl bewusst hierbei, dass vor allem dazu 3 Dinge gehören: ein tüchtiger Kultivateur, ein fester Grundsatz in dem sich »Beschränken« und — Mittel! Aber in letzteren allein berühre ich schon einen wunden Punkt; wir kranken an dem, misslichen Grundsätze, aus »nichts« »etwas« machen zu wollen, ein bei der heutigen Geschäftslage vergebliches Beginnen. Das »sich Beschränken« habe ich zuvor bei dem Begriff der Spezial-Kultur anzudeuten versucht, und der tüchtige Kultivateur? Nun, der ist eben noch ein »Seltener«. Möge dieser Hinweis die nachstehende Besprechung über Chrysanthemum rechtfertigen. — Das für die Herbst-Ausstellung entworfene Programm enthielt in circa 10 Nummern Chrysanthemum-Aufgaben, wohl schon aus dem Grunde, dass man ohne blühende Chrysanthemum eines Hauptanziehungspunktes auf der Herbstblumen-Ausstellung entbehrt haben würde. Die Zahl der in Kultur be- findlichen Sorten hat bereits eine solche Ausdehnung angenommen, dass es selbst dem hierin arbeitenden Fachmanne sehr erschwert wird, »brauchbares« heraus zu finden. Unter den vielen kommt es darauf an, diejenigen Sorten der Früh- wie Spät-IUüher kennen zu lernen, welche edelgebautc, exakt ge- färbte Blumen liesitzen. Edelgebautc') Blumen, welche gleichmässig gerundet, nach englischem Muster zur höchsten Vollkommenheit sich ausbilden lassen: exalvtgefärbte, deren Farbenton, nach meinem Dafürlialten, in bestimmter Farbenzone, als ein in sich gesättigter erscheint. Eine möglichst volle, kräftige Belaubung, guter Wuchs in der ganzen Haltung der Pflanze, tragen entsprechend zu dem Werte der ganzen Erscheinung bei. Diese Grundsätze sind für Kultur- wie Marktpflanzen der Hauptsache nach zu fordern, soll die Pflanze an sich anders einen Wert besitzen. An der Hand des auf der Ausstellung vorhandenen Materials ergiebt sich ungesucht die Einteilung: Neuheiten, Schaublumen, Kultur-Pflanzen, Markt-Sorten, für die Bindekunst brauchbare Sorten. An hiesigen selbst gezogenen Sämlingen interessieren uns: ein rosa Sämling von Weber-Spindlersfeld (noch unbenannt), ein chromgelber von A. Fehmer-Berlin (ebenfalls unbenannt), die einfach hellgelbe mit dunkelgelbem Knopf versehene Sorte: Kaiserin Auguste Victoria, sowie ein gelb-brauner Sport der la Triomphante von Lutzenberger-Zehlendorf, die uns bereits seit voriger Ausstellung bekannte gelbe »Germania« sowie eine neueste dunkel-goldgelbe »Frau Geh. Komm. - Rt. Gruson«, Züchtungen von Mönch-Leipzig. Blüten von 10 — 12 cm Durchmesser, deren Stammformen: Bouquet des Dames und la TriomjDhante sind. Neuheiten: rosa, grossblumig Mlle \^alentine de Lamartine; rotbraun: Souvenir de M. Meunier: goldgelb, altgold: Mons. G. de Dubour. früher Ijlühend wie die bekannte Source d'or; Mdme \we Pastjuier, *) Nach Angabe des Herrn (Jbergartner Weber-Spindlersfeld. Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. 2QR crem£!,clb mit rosa. Einführungen, von Rcid &: I'^ornemann stammend, durch Herrn Weber- vSpindlersfcld voroeführt: weiss: (".ladics Routh. mit geröhrten Pctalcn; Miss Mary Millers, breitpetalig, Beauty of Exmouth; stumpfgelb: Ludwig Möller, breitpetalig; braunchromgelb: Colon. W. P. vSmith. Charles Dawis; stumpfrosa: W. H. Atkinson; rosa: l'amie Etienne; silbrig rosa: G. Dir. Kowalleck; dunkel silber-rosa: Duke of York; 94 Neuheiten und Schaublumen von G. Reid-Sydenham. Eine grössere Anzahl Schaublumen — bis zu 15 cm Durchmesser haltend, rührten von L. Ahlisch-Köpenick her, Blumen, welche den Beweis einer guten Kultur lieferten, und, nach Farben übersichtlich ge- ordnet, durch die Mahonienblätter-Unterlage nur gewannen. Ich notierte hier u. A. weiss: Leda, Royal aquarium, MUe Blanche Prigny; rosa: Kry-Kung, mit strahlendem Stern, Mons. Jean Plitzer, Mons. Chretien, breitpetalig, Superba Flora; dunkel-samet-lila: Mons. Jules Humbert, Mons. Bouchin, William Elliot; gelb: Frederic Maronet. grosse Blume, Guernsey Nugget, rund gebaut; Chromgelb: Romeo; bräunlich-gelb: H. Shoesmith, Coronet; braunrot: Veit Anton. Die Thatsache. dass unter Fortlassung der 2 Firmen mit ihren Neuheiten: Mönch-Leipzig und Lutzenbergcr-Zehlendorf, sowie der beiden Aussteller mit nur abgeschnittenen Blumen: Reid-Sydenham, Ahlisch-Köpenick, in Summa 12 Aussteller und unter diesen mit eigentlichen Kultur-Pflanzen nur 3 hervor- traten — also %, beweist doch wohl zur Genüge die eingangs aufgestellte Be- hauptung, dass wir es in der Chrysanthemum-Kultur noch nicht sonderlich weit gebracht haben. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Termin der Ausstellung unter Vorhergang eines ungew()hnlich heissen Sommers als ein zu früher bezeichnet wurde, und er die einzelnen Aussteller infolge dessen veranlasste, ihre für die Ausstellung bestimmten Pflanzen »heran- zuköschern«. Dass lässt sich aber das Chrysanthemum nicht gefallen, und als Endresultat erseheinen dann die kaum halb ausgebildeten Blumen auf dünnem, geilgeschossenem Triebe, dessen mangelhaft gefärbte Blätter keineswegs den Eindruck normaler Beschaffenheit hervorzurufen vermögen. Bei dieser »Procedur« sterben gleichzeitig die unteren Blätter am Stamm oder an den Zweigen ab, oder im günstigeren Falle treten die schwarzeBlattlaus etc. auf. welche selbstredend zum Gedeihen der Pflanze nicht beitragen. Unter den Kultur-Pflanzen des Herrn Weber, welche in Hoch-PIalbstamm. buschig. Schirm- und Ballonform, sowie als einstielige Spätsommer-Stecklinge hier vorhanden waren, nenne ich nachfolgende neuere Sorten, mit besonderer Berücksichtigung für den Schnitt- wie Topf-Verkauf: weiss: Ismael. zuweilen Cremfarben, sehr empfehlenswert für Binderei. Lady Mathewson. mit rosa Anflug; hellrosa: Bouquet fait, Coquettes des Castilles, später weisslich werdend, Maidens Blush, Rose Laing, untere Seite der Fetalen dunkler, früh- blühend; rosa: Annie Cliebran. ziemlich früh, reichblühend. Sport der bekannten Mdme. Lacroix, la Triomphante. Belle Castillane. hochrosa, sehr reichblühend; leuchtend kirschrot: Mons. Jules Humbert, untere Seite der Fetalen silbrig, ziemlich früh, ebenfalls früh To Kio, Jules Toussaint, mit weiss gemischt, niedrig im Wüchse; rotbraun: Souvenir de Fexposition de Roubaix, mit gold- gelben Spitzen, ziemlich früh, William Holmes (auch M. W. Flolmes), lebhaft gefärbt, untere Petalenseite altgold, frühblühend; goldgelb: Source d'or, dunkler beschattet. reichblühend, ziemlich früh; cremfarben: Elsie. reichblühend. ;2q^ Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. Unter denjenigen des Herrn A. F'ehmcr erwähne ich hier die als grosser Fächer von circa 4 m Spannung vorhandene, lilablühende Bouquet fait, die gleich- falls in Fächerform, wie auch als runder Tisch und Hochstamm gezogene, weiss- gelblich blühende Mdme. Marie Humbert, in \'asenform die goldbraungelbe TEbouriffee. Von Ilochstammformen namentlich: dunkel rosa: Jean Delaune. Mons. Freemann: dunkelhellrosa: Melanie Favre, Päonia, Gloire de Toulouse: dunkelbraunrot: William Elliot; sammetbraun: Cullingfordi; braunrot: Val d'Andorre; Chromgelb vSource d'or; gelbbraun: vSara Owen, Friedr. Siessmayer; gelb: Jardin des plantes. Dagegen zeigte uns Herr Obergärtner Schreiber-Steglitz seine Kultur-Pflanzen nur in Hochstammform, unter denen ich als ältere Sorten folgende erwähnenswert halte: dunkellila: Dr. Audiguer, mit grau gemischt, Prince of Wales; hellrosa: Maidens blush, Hiver fleurie; rosa: Bouquet fait; dunkel rosa: Marechal Duroc, Alfred Salter sehr gross- blumig; dunkelbraunrot: Jules Lagravere, Präsident Lavallier, mit kräftigem Blattwuchse; gelb: Peter the Great; weissgelb: vSabine; weiss: Eclaire, Elaine, Lady Salborne, Rolph Brockleby. Unter den Marktpflanzen-Gruppen traten namentlich die des Herrn A. Fe hm er -Berlin hervor, A'orherrschend mit der sehr früh und reichblühenden lilafarbenen Sorte: October Beauty, die in sehr grossen Massen auf dem Markte Absatz findet; die des Herrn P. Nickel - Berlin SO. mit vorherrschend älteren Sorten, wie: Mandarin, Dixon, Elsie, Tokio, Mrs. Patrolin; des Herrn H. Mickley- Köpenick mit nur 3 Marktsorten, sowie des Herrn Dietze-Stegiitz, haupt- sächlich in den Farben rosa, Aveiss, gelb vertreten. — Eine Veränderung zu Gunsten der Blumen bezüglich des Wohlgeruches steht uns noch bevor infolge der Einführung des wohlriechenden Chrysanthemum, einer einfach, aber dankbar blühenden Art des freien Landes, ausgestellt durch Herrn Koehler-Bockum bei Crefeld, unter der Bezeichnung »Elisabeth«. Auch be- züglich des hierbei mit in Frage kommenden: Chrysanthemum frutescens, wie sie uns Herr Obergärtner Schnitze (Geh. Rätin W. v, Siemens) -Charlotten- burg, in hübschen Exemplaren vorführte, eine namentlich auch für unsere Spät- Sommerbeetanlagen wichtige Erscheinung, können wir gewiss, unter der Hand des glücklichen Züchters, noch auf so manche wertvolle Erscheinung rechnen. Was nun in letzter Linie die Verwendung der Chrysanthemum-Blume bei der Binderei, bei losen Zusammenstellungen etc. anbetrifft, so entsprach der allgemeine Eindruck bezüglich dieser Abteilung auf genannter Ausstellung durchaus nicht den für diese Blume gehegten Erwartungen. Unter den 6 hierfür in Betracht kommenden Ausstellern hatten nur 2 Firmen: Herr Drescher-Berlin und Herr Dietze-Stegiitz zu ihren mehrfachen Arrangements (Lyra, Kränze, Kreuz), im deutschen Strauss nur Herr Dietze-Stegiitz, sich der Chrysanthemum bedient; die andern 4 Firmen dagegen nur bei ein oder der andern Einzelleistung. Die Anwendung der Blume zur Herstellung von Massenwirkung: wie abgebrochene Säule und Kreuz (Trauersymbole), grosses Rad mit Speichen, Ausführung eines ganzenFirmenschildes sind allerdings als so aussergewöhnliche Geschmacks- verirrungen zu bezeichnen, dass man sich wundern muss, wie so etwas hier am Platze noch möglich ist, d. h. Anfertiger und Anbeter findet. Will man eine frische Blume ihres eigentlichen Reizes nach Form und Farbe hin berauben, so wende man nur das Mittel einer »Dampfpressmaschine« an — und das Gemeine ist geboren! Auf solchem Wege »verekelt man«, um mich dieses Witterung und Resultate des Jahres 1893. 207 zwar trivialen, doch hierfür treffenden Ausdruckes zu bedienen, gewiss dem Liebhaber sehr bald den eigentlichen Genuss. Gerade hier in der Bindelvunst soll sich die Kunst der Hand und des Geschmackes zeigen, und haben diese nur unter steter Rücksichtnahme auf ihren so zarten Gegenstand zusammen zu arbeiten. Denn die Bindekunst, so zu sagen die letzte Staffel der Kultur- leistung, hat darin eine so hohe Aufgabe zu erfüllen übernommen, unter all den Mitteln der Darstellung, Verwendung und Zusammenstellung gerade immer das Beste und Geschmackvollste auszusuchen, wodurch bei dem Liebhaber das Interesse, der vSinn für das Schöne geweckt und erhalten bleibe, eine Aufgabe, die darin besteht: Die Blume selbst als das geweihte Symbol der Kunstausübung anzusehen und dementsprechend zu behandeln. Mit dem Hinuntertreten dieses so edlen Materials in den Staub, das Gemeine, wird auch die ganze Kunst ver- unglimpft und schädigt in letzter Linie den Kultivateur am allermeisten. Das sollten doch die, welche sich dem Berufe der Bindekunst widmen, sich immer vorzuhalten bemüht bleiben! Witterung und Resultate des Jahres 1893. MM: \\^ip4(nser Mitglied Herr Wartenberg giebt uns einen sehr interessanten Artikel über die Witterung und deren Resultate im Jahre i' Obergärtner G. Kittel, Eckersdorf b. Neurode, fürStrobilanthes Dyerianus eine kleine silberne Vereins-Medaille. Der Gartenbau auf der Ausstellung zu Erfurt. oi-y Herrn llandelsgärtncr Geo. Reid, London, für eine neue Nelke, Uriah Pike, eine bronzene Vereins-Medaille. » Kunst- und Handelsgärtner H. Mickley , Köpenick, für eine rote gefüllte Petunia den Monatspreis von 15 Mark. Aufgenommen als wirkliche Mitglieder wurden die in der vorigen Sitzung Vorgeschlagenen. von Pommer Esche. L. Wittmack. Der Gartenbau auf der Thüringer Gewerbe- und Industrie- Ausstellung zu Erfurt. he sich die erste Periode gärtnerischer Ausschmückung auf der Gewcrbe- und Industrie-Ausstellung zu Erfurt, den Frühjahrsflor und die Schau- f,jAv^<- Stellung in der Gartenbauhalle umfassend, ihrem Ende zuneigt, wäre ■^ es wohl an der Zeit, auch den Lesern der Flora einen kurzen Bericht über die Leistungen der hiesigen Gartenfirmen zu geben, denen sich in wür- diger Weise einige auswärtige angeschlossen haben. Es war keine leichte Sache, welche die Herren des hiesigen Handelsgärtner-Vereins übernahmen, als sie sich bereit erklärten, für die gärtnerische Ausschmückung des Aus- stellungsgeländes während der Dauer von 5 Monaten zu sorgen, eine Aus- schmückung, die, schon des Namens der Gartenstadt Erfurt wegen, eine in jeder Beziehung mustergiltige sein musste. Schon an dem ersten Anlauf, der Früh- jahrsbepflanzung der Beete, der Schaustellung der Frühjahrsblumen in Töpfen und der Dekoration der Gartenbauhalle, des einzigen Teiles der Ausstellung, welcher, gewiss zum Bedauern des grössten Teiles der Ausstellungsbesuchcr, nur ö Wochen gezeigt wird — konnte man den ganzen Ernst erkennen, mit dem die Herren an die Erfüllung ihrer Arbeit gingen, ohne Ansehen der Ver- luste, der Kosten, die ihnen erwuchsen. Alle Firmen guten Klangs sind ver- treten, E. Benary, Haage & Schmidt, J. C. Schmidt, Chr. Lorenz, Ferd. Jühlkes Nachfolger, O. Knopff, J. Döppleb, Jacob Sturm, Fr. Adolph Haage, Franz Anton Haage, N. L. Chrestensen und Platz & Sohn. Die Vorführungen sind dem Lokalcharakter entsprechend meist auf blumistischem Gebiete zu suchen; auf den Beeten stehen Pensees, Levkojen, Myosotis, Silenen, Primeln und Aurikeln zwischen einzelnen immergrünen oder blühenden Ge- hölzgruppen und einigen herrlichen Frühjahrs-Staudcnbeeten, darunter eines aus Heuchera sanguinea und eines mit dieser Pflanze und Hoteia astylboides. Teppichbeete ähnlichen Arrangements sind dem Eingange in die Gartenbauhalle vorgelagert. Auf einer von der Firma Chr. Lorenz erbauten Stellage stehen hauptsächlich Goldlack und Levkojen von fast allen Firmen, viel bewundert und viel berochen. Auch diese Stellage ist eine Eigenart Erfurter Gartenbau- ausstellungen, sie ist ein unentbehrliches Anhängsel der Erfurter Kulturen. Nach diesem Überblick ist es wohl angezeigt, etwas näher auf die Garten- bau-Ausstellung einzugehen, die einen ganz entschiedenen Glanzpunkt unserer Thüringer Industrie- und Gewerbe-Ausstellung bildet, Sie zerfällt gewisser- massen in drei Teile: 1. Die Felspartie am Haupteingang, die einen ruinen- ähnlichen Charakter hat und, von dem Verwaltungsgebäude flankiert, den Q j g Der Gartenbau auf der Ausstellung zu Erfurt. Besucher auf hoher Treppe auf das Plateau der zum Ausstellungsgelände um- gewandelten ehemaligen Daberstädter Schanze hinaufführt, wo dann der 2. Teil mit der Ausschmückung des der Haupthalle und dem Kunst- und Kunst- gewerbe-Pavillon vorliegenden Terrains beginnt, und 3. dem etwa 3—4 Morgen grossen Stück, das ursprünglich von den Erfurtern zu ihren Ausstellungen vor- gesehen war. Es ist von der Gartenbauhalle im Osten begrenzt, während es westlich sich an die Bäume des ehemaligen Glacis anschliesst, vor denen noch einzelne Gebäude, so z. B. der Pavillon für Erauenfleiss u. s. w., stehen. Das Terrain selbst war Acker und steigt allmählich nach dem schon vorher er- wähnten Plateau an, ist aber von diesem aus erst sichtbar, wenn man die vor- gedachten Gebäude passiert hat. Die Anordnung ist im natürlichen Stil ge- halten, auf saftigem Rasen sind die Beete verteilt. In die Bepflanzung der Felspartieen, die aus zum Teil gewaltigen Stein- blöcken hergestellt sind, haben sich die Firmen Haage & Schmidt, Platz &Sohn, Erfurt, K.Kaiser, Nordhausen, und Eriedhofsinspektor Rebenstorff. der Arrangeur des Ganzen, geteilt. Man sieht da eine Menge Pflanzen und Pflänzchen, die zusammen einen sehr guten Eindruck machen und den Ein- tretenden angenehm bewillkommnen. Auf dem Plateau, welches ursprünglich den nicht in Erfurt ansässigen Gärtnern überlassen werden sollte, deren aber sich nicht in genügender Anzahl fanden, haben in bereitwilligster Weise unsere hiesigen Handelsgärtner die Lücken gefüllt durch Schmückung des Parterres vor der Haupthalle, das mit grosser, becherförmig springender Fontaine ver- sehen ist, mit Blumen, und seiner Umgebung mit Lorbeerbäumen. Der Grossh. Hoflieferant K. Rabe in Weimar hat sowohl für das Parterre als auch für die eine Seite der Haupthalle sehr schöne Koniferen in vielen Sorten, Gruppen von Kalthaus-Dekorationspflanzen und hübsche Hochstämmchen von Evonymus radicans geliefert. Mit Koniferen die andere Front der Haupthalle schmückend, hat sich Menz & Sohn aus Gotha eingefunden. Vor der Kunst- und Kunst- gewerbehalle stehen zwei grosse Gruppen prächtiger hochstämmiger Rosen aus den Baum- und Rosenschulen von B. Stoss aus Sondershausen. Leider haben dieselben durch den am 5. Mai wüthenden Sturm und den darauf folgenden Nachtfrost sehr gelitten. Zwei kleine Beetchen von W. Kliem, Gotha, zeigen Primula elatior mit prächtig scharlachrotem Blütensaum und leuchtend gelbem Schlünde. Wir kommen nun zu der schon eingangs erwähnten Ausstellung der Erfurter Handelsgärtner zurück. ES' würde hier zu weit führen, wenn ich jedes Beet einzeln aufführe, ich kann nur nochmals sagen, alles dargebotene ist gut und nimmt sich vorzüglich auf dem saftig grünen Rasen aus. Das Einzige, was man vermissen könnte, sind grössere, das ganze Farbenbild unter- brechende massive Einzelpflanzen oder Trupps dunkler grosser Pflanzen als Ruhepunkte für das Auge in dem Farbenmeere, doch wird diesem Fehler jedenfalls bei der Sommerpflanzung abgeholfen werden. Vor der Gartenbau- halle und vor der Stellage stehen zahlreiche Lorbeeren von Chr. Lorenz, J. C. Schmidt und N. L. Chrestensen. Für die Halle ist das sehr gut, denn dieses von den Architekten misshandelte Ungetüm wird dadurch etwas ver- deckt. Ist sie von aussen nicht schön, so ist sie es im Innern erst recht nicht, sie iDesitzt eine solche Höhe, dass die grössten Pflanzen kaum zur Geltung kommen, und ist so schmal, dass eine wirksame landschaftliche Anordnung Der Gartenbau auf der Ausstellung zu Erfurt. ^IQ kaum m(")glich war. Dass die Besucher trotzdem wenig davon merken, zeigt, dass an sehenswertem kein Mangel ist. Von einer Anhöhe beim Eingang, die mit einer Veranda aus Naturholz versehen ist, blickt man über Blüten- und Blatt- pflanzen hinweg auf einen kleinen See mit Grotten und vorzüglich arrangierten Blattpflanzengruppen, über denen sich transparent die Wartburg, leider in zu blassen Farben, erhebt. Dicht unter dem Beschauer sind grosse Cycas in herr- licher Kultur von N. L. Chrestensen, in der Veranda selbst hängen Ampeln mit Lotus peliorhynchus*), Asparagus Sprengeri**), Ütonna u. dergl.; auch ein Epiphyllum Russellianum Gärtneri ist vorhanden. Die beiden Ecken des Vor- baues decken Palmen von Platz & Sohn. Wenden wir uns zur Rechten, so stellt sich uns an der Wand eine Gruppe von Palmen, Aroideen, Pandaneen u. s. w. in bester Gesundheit von Chr. Lorenz und gegenüber eine prächtige Gruppe des Lilium Ilarrisi . eingefasst von Gladiolus gandavensis Colvillei, ausgestellt von J. C. Schmidt, dar. Da die Gladiole von rein weisser Farbe ist, so ist sie für Binderei nicht genug zu empfehlen. Dicht sich anschliessend sieht man eine Gruppe schönblühender Fuchsia triphylla von J. Döppleb. Dieser Gruppe folgt eine solche von Cacteen mit vielen schönen und seltenen Sorten aus der Gärtnerei von LIaage & Schmidt, während die südwestliche Ecke einen durch Palmen umgebenen Autbau birgt mit getuschten und ge- tigerten hybriden Calceolarien der Firma E. Benary, die von einer Voll- kommenheit sind, dass sie wohl schwerlich übertroffen werden können. Der Nachbar dieses Ausstellers ist J. C. Schmidt mit einem Spiegeltisch zur Auf- stellung von Bindereien und lebenden Blumen, der in eine Gruppe Neuholländer eingebettet ist und vor sich eine Gruppe von Rosen, seitlich aber ein Riesen- exemplar von Phoenix canariensis hat. Hinter dem Phoenix sind eine Anzahl sogenannter hochstämmiger Isolepis von A. Meyer, LIandelsgärtner in Sonders- hausen, und Aralia Sieboldi in vorzüglicher Kondition vom LIandelsgärtner Schubert, Rudolstadt. LTns umwendend, erblicken wir auf dem Mittelstück, dessen L^ntergrund aus Selaginellen gebildet ist, ein schönes Sortiment Rex- Begonien von Haage & Schmidt und Cinerarien von Ferd. Jühlkes Nach- folger (Otto Putz); dieselbe Pflanzenart zeigen auch E. Benary und Oskar Knopff. Die Benaryschen bilden das Mittelstück des ganzen Arrangements, und sind, wie alles, was diese Firma liefert, in bester Kultur. Dieses Mittelbeet, das durch einige Blattpflanzen-Arrangements von den letztgenannten Beeten getrennt ist, ist umgeben von zwei Bändern aus ausgesucht guten und wert- vollen Cacteen der Firma Chr. Lorenz, einer Spezialität dieser Firma. Einige besonders grosse Exemplare, einzeln im Rasen stehend, bilden den Hintergrund dieses Hauptteils, der sein Ende findet mit der gleich anfangs erwähnten, von J. C. Schmidt hergestellten Wartburgdekoration. Weiterschreitend sehen wir ein prachtvolles Anthurium Veitchi, Musa Martini sowie neue starke Chamaerops von E. Benary. und gelangen dann, eine Grupj)e untadelhafter Ficus elastica der Firma Platz & Sohn passierend, zu mehreren Palmenaufstellungen von Benary und einer abermaligen Eckdekoration, die allerhand seltene Pflanzen: Orchideen, Gloxinien, Begonien, Lilien u. s. w. enthält; auch sind daselbst drei blühende Exemplare der niedlichen Saintpaulia ionantha*'*) zu sehen. An diese *) Farbig abgebildet in Gartentiora Sg. Bd. (1890) Taf. i3?4, S. boi. ^•*) Abgebildet in Gartentiora i8()o S. 4(1 1. '-*"■■) Farbig abgebildet in GartenHora 42. Bd. (1893) Tat', i'.vji, S. 32 1. 020 Die Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin. Gruppe reiht sich Jacob Sturm mit frischen Bindereien und Fr. Adolph Haage jun. mit Cacteen in Miniaturtöpfen. Vor der Sturmschen Ausstellung steht ein schönes grosses Exemplar von Chamaerops excelsa von Sauerbrey aus Gotha. Dann kommen Haage & Schmidt mit einer Gru^Dpe aus blühenden und Blattpflanzen mit vielen guten und seltenen Dingen, die fast die Wand bis zum Eingang füllt. Auf dem Mittelbeet ist an dieser Stelle noch zu erwähnen von E. Benary ein grosses ExemjDlar von Anthurium Scherzerianum und eine buntblättrige Dracaenengruj)pe, aus der besonders Dracaena Robinsoniana Goldieana, Massangeana, Lindeni und gloriosa hervorleuchten. Haage &r Schmidt zeigen hier eine hübsche Gruppe Odier-Pelargonien, welche mit der gelbbunten Petunia Mad. Morosoff eingefasst ist. Einige trockene Bindereien von wenig hervorragender Leistung hatten sich in die Gartenbauhalle mit eingeschlichen, in der ausdrücklich nur lebende Pflanzen und Bindereien sich befinden sollten, da diese Industrie auf einer solchen Ausstellimg von anderen Gesichtspunkten aus betrachtet werden muss, als auf einer Gartenbauausstellung im wahren vSinne des Wortes. Es haben denn auch J. C. Schmidt und Jacob Sturm in der Haupthalle ihre Plätze eingenommen, ersterer mit einem imRococostil gehaltenen, prächtigen Schaustück mit drei grossen Nischen, in deren mittelster die Fabrikation künstlicher Blumen vorgeführt wird, während die seitlichen Arrangements solche Blumen fertig zeigen. Unsere Wanderung ist beendet, wir wenden uns wieder dem Ausgang zu und damit auch dem .Schluss meines heutigen Berichtes. Wenn die vSommer- pflanzung geschehen ist oder wenn, wie geplant, eine Frühobstausstellung ins Leben gerufen wird, werde ich mir erlauben, nochmals in kurzen Zügen zu berichten. G. B. Die Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin. Von L. Wittmack. "^c^'^^ j:C^ Hierzu Abb. 63 u. Gb. m 5. April nahmen die technischen Ausschüsse des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues nach mehrjähriger Unterbrechung einmal wieder die Rosentreiberei des Herrn Thiel in Plötzensee in Augen- schein und waren hocherfreut über die Vergrösserung des Betriebes und die höchst praktischen einfachen Einrichtungen. Herr Thiel liegt nahe der Strafanstalt Plötzensee und hat das Rieselwasser dieser Anstalt gepachtet, das sich in 24 Stunden auf 800 kbm beläuft. Man rechnet pro Kopf 10 Kubikfuss, ca. 270 1, täglich, das ist sehr viel (in Berlin nur Oo 1 pro Kopf), und das Rieselwasser ist daher sehr verdünnt, so dass Herr Thiel für die Rosen etwa alle drei Wochen auch noch Kuhdünger dem Wasser zu- setzt. Zwei grosse Grundstücke, zusammen ca. 15 ha (60 Morgen), von denen ein weiter vom Hause entferntes, ca. 22 Morgen (5V2 ha) grosses besonders zur Spargel- und Gemüsekultur dient, können mit diesem Wasser berieselt werden. In dem Hauptgrundstück, das ca. 38 Morgen (9V2 ha) umfasst, von denen 30 Morgen der Anstalt gehören, sind es im Freien ausser Gemüse namentlich Die Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin. 32J Xelkcn und Sommerl:»lumcn, auch Obstbäume, Stachel- und Johannisbeeren, die berieselt werden, frülier besonders auch lü-dbeeren. Allein auffallenderweise wollen die Erdbeeren trotz alles Düngens mit Rieselwasser nicht mehr tragen und Herr Thiel hat deren Kultur fast ganz aufgegeben, während er früher von 5 — 6 Morgen oft täglich l)is lo Scheffel (500 1) erntete und zentnerweise Marmelade herstellte. — Auf den städtischen Rieselfeldern zu Blankenburg gedeihen die Erdbeeren im Versuchsstück des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues noch immer sehr gut und es wäre interessant, näher nach den Ursachen des verschiedenen Verhaltens an beiden Orten zu forschen. Das Hauptinteresse findet aber bei allen Fachleuten die Rieselung der Rosenhäuser, oder sagen wir richtiger: Rosenkästen. Herr Thiel zieht näm- Abb. 65. Die Rosentreiberei des Herrn E. "Thiel in Plötzensee bei Berlin. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack. lieh seine Rosen nicht in eigentlichen Häusern, sondern in einfachen Doppel- Kästen, von denen 8 oder 16 parallel nebeneinander liegen und innen mit- einander in Verbindung stehen. Diese werden mit Mistbeetfenstern gedeckt. Er fing an im Jahre 1882 mit 16 Kästen, welche wir als Gruppe I be- bezeichnen wollen; im Jahre 1890 errichtete er an einer anderen Stelle, nicht weit von der ersten, 16 neue (Gruppe II), endlich im Jahre 1893 an einer dritten Stelle 8 neue (Gruppe III). Die alten Kästen sind aus Holz gebaut, das geteert ist, die neuen (Gruppe III) dagegen aus doppelten Magnesitplatten, welche eine Luftschicht von ca. 8 — 10 cm zwischen sich haben. Die äussere Magnesitplatte ist stärker als die innere, beide sind geteert, wie auch die aus IIolz gefertigten Sparren und Thüren. In die Erde dürfen die Magnesitplatten nicht kommen, da sie sonst zerfallen, es ist daher ein gemauerter Sockel nötig. 0 22 I^i^ Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin. Jeder Kasten ist ein Doppelkasten, er f^leicht also einem Erdhause mit Sattel- dach, nur, dass die Fenster abgenommen werden Ivönnen, \vas während des ganzen Sommers geschieht. Ein solcher Doppclkasten ist in der neuen Anlage (Gruppe III) ca. 3 m breit, am First etwa 2 m hoch, an den Seiten etwa 1 m hoch. Wie schon gesagt, stehen die einzelnen Kästen einer Gruppe miteinander in Verbindung; es sind statt der Seitenwände nur in gewissen Entfernungen Stiele in die Erde gesetzt, welche die zum Auflegen der Fenster dienenden Latten und die Laufbretter zwischen zwei benachbarten Kästen tragen. Diese Laufbretter dienen zugleich als Rinne für das Regenwasser. Von der Anord- nung der Kästen giebt beifolgende Zeichnung eine ungefähre Vorstellung. Die neuen Kästen haben 28 Fenster (auf jeder Seite), jedes 94 cm breit (3 Fuss). Geheizt werden diese bis jetzt gar nicht, doch soll eine Rohrleitung, wie sie bei GrujDpe I vorhanden, hineingelegt werden, um wenigstens etwas heizen zu können. — Zusammen nehmen die 8 neuen Kästen (Gruppe III) 60 Quadratruten oder Vs Morgen ein; ebenso viel Grundfläche haben auch die 16 Kästen der Gruppe II und etwas mehr (90 Quadratruten) die der Gruppe I. Die Höhenverhältnisse sind auch etwas verschieden. In der ältesten Gruppe I sind die Doppelkästen an den Seiten nur öo cm hoch, in der Gruppe II 75 cm, dafür ist der Mittelgang in den Kästen der Gruppe I V2 m in die Erde gegraben, so dass die Beete erhöht sind. Wie aber wird nun gerieselt? — LJurch das ganze Grundstück gehen unterirdische Röhren, welche die Rieselung an allen Stellen gestatten. Vor den Rosenkästen laufen sie an der Stirnseite entlang, durch einen Schieber tritt das Wasser in eine Längsrinne in den zu berieselnden Kasten, der durch einen kleinen Damm aus Erde von den beiden Nachbarkästen getrennt ist, und überflutet den ganzen Boden etwa handhoch, so dass die Rosenstöcke, welche überall (mit Ausnahme einiger Kästen der Gruppe I) frei ausgepflanzt sind, in Wasser stehen. Dies ist nach etwa 10 Minuten erfolgt, dann wird der betreffende Schieber abgestellt und der nächste für den folgenden Kasten geöffnet. Man könnte auch alle 8 oder 16 Doppelkästen auf einmal berieseln, da sie ja miteinander in Verbindung stehen, allein das würde sehr lange dauern und das Wasser würde viel länger stehen, ehe es die nötige Höhe erreicht hätte; je länger es aber steht, desto mehr Schlickabsatz, der nachher sorgfältig auf- gehackt oder abgehackt w^erden muss, erzeugt es. Wann wird gerieselt? Man fängt an im Januar, wenn mit dem Treiben der Rosen begonnen werden soll, und rieselt sie alle 8 Tage, falls heiteres Wetter ist, bei trübem aber nur alle 14 Tage, bis Imrz vor der Blütezeit. — Alle 3 Wochen wird, wie schon gesagt, dem Rieselwasser etwas Kuhdünger zugesetzt. Die Rosen sind meist veredelte, weniger wurzelechte Pflanzen: dadurch unterscheidet sich diese Methode des Herrn Thiel wesentlich von der der Amerikaner. Übereinstimmend ist bei beiden, dass die Rosen frei ausgepflanzt werden, freilich in Amerika meist auf Tischen, die etwa 25 cm hoch mit stark gedüngtem Erdboden bedeckt sind, aber doch auch viel auf Erdbeeten, wie hier; letzteres aber gestattet auch drüben dann nur ein späteres Treiben. — Ein weiterer Unterschied ist, dass in Amerika mehr Lleizröhren liegen und dass die Fenster nicht abgenommen ^verdcn können. — Die originelle Beriese- lung findet man wohl nirgends wieder und dadurch unterscheidet sich die Die Rosentreiberei des Herrn E. Tiiiel in Plötzensee bei Berlin. 323 Methode des Herrn Thiel wesentlich von der in I-'rankfurt am Main bei Herrn Hess etc. üblichen, die sonst viel ähnliches bieten dürfte. In Bezug auf praktische Einrichtung und Sauberkeit der Kästen sowie auf kräftigen Wuchs der Rosen dürfte die Thielsche Anlage ihres gleichen suchen und nicht minder ist der Blütenreichtum, was ja die Hauptsache, hervorzuheben. Ganz besonders schön machte sich zur Zeit unseres Besuches ein Doppelkasten mit Reine Marie Henriette, ein zweiter rechts mit derselben Rose, links mit Gloire de Dijon (siehe Abb. 66), ein dritter undviertermitLaFrance. Die einzelnenBlütenstiele konnten 40—50 cm lang geschnitten werden. Dabei strotzte alles von Gesundheit. Nur Marcchal Niel erträgt das Rieseln nicht, die Blumen faulen zu leicht. ^-fs^-^;^n^;^^ Abb. 66. Inneres eines Rosenhauses bei Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin. Links Gloire de Dijon, rechts Reine Marie Henriette. Photographisch aufgenommen von L. Wittmack. Vielfach werden die Rosen an horizontalen Lattengerüsten befestigt, so in einem ganzen Kasten die Gloire de Dijon; an anderen Stellen ist verzinkter Eisendraht verwendet. Hauptsorten, die sich für Rieselung eignen, sind: Für frühe Treiberei: Ulrich Brunner, Grace Darling, La France, Reine Marie Henriette (in Berlin nicht so beliebt), Mad. M. Rodocanacky, Souvenir d\in ami, Reine Nath. de Serbie, Alba rosea, Mdm. Lambard, Devoniensis, Niphetos, Madm. Eug. Verdier, Hans Makart, M. D. Wettstein, Grossherzogin Mathilde, Perle de Lyon, Perle de Jardin, The Bride u. a. m. Für spätere Treiberei: General Jacqueminot, Duc de Wellington, Marie Baumann, Fisher Holmes, van Iloutte. Lady Mary Fitzwilliam erträgt das Rieseln nicht, Madame Victor Verdier wuchert zu stark. Frangois ^lichelon will ausgepflanzt nicht gedeihen, nur in Töpfen. ooA E''^ Prachtexemplar der Rotbuche. Die allerersten Rosen, die getrieben werden, sind aber nicht frei aus- gepflanzt, sondern stehen in Töpfen, etwa aooo, diese finden sich in der ältesten Abteilung, die etwas stärker geheizt werden kann. Die in Töpfen stehenden werden nicht gerieselt. Ein gemauertes Wasserbassin von 25 kbm Inhalt nimmt sämtliches Regen- wasser von Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude auf, mit welchem die Topfrosen während der Treibperiode gegossen werden. Herr Thiel baut ausserdem Frühgemüse, in diesem Jahre zuerst Kohlrabi, in ähnlichen, aber niedrigeren Kästen mit Rieselung, Hier fliesst das Wasser erst in eine Mittelrinne und steigt von dort in leichte Seitenfurchen, die zwischen den einzelnen Pflanzrcihen mittelst einer schmalen Hacke gemacht sind. In einem Hause mit Pultdach standen sehr schöne Pelargonium zonale, an der Fensterseite junge Gurken, die später, wenn die Pelargonien entfernt sind, das ganze Haus überziehen. Unter diesem, beziehungsweise einem daneben liegenden Hause ist der erwähnte grosse A^erdcckte Behälter für Regenwasser zum Begiessen, das von dort in alle Kästen der Grupj)e I geleitet wird. Von der Grossartigkeit der Thielschen Rosentreiberei kann m.an sich einen Begriff machen, wenn man hört, dass im Durchschnitt täglich 45 — 50 Dutzend Rosen geschnitten werden. Die Ijilligen .Sorten, wie Gloire de Dijon, werden Anfang April mit 1,50—1,80 M., die besseren mit 3 — 4 M., zum Oster- feste mit 5 M. bezahlt. Im ganzen sind ca. 2500 Fenster Rosen vorhanden und dabei, was wir besonders hervorheben möchten, in jedem Kasten meist nur eine oder zwei Sorten, was den Betriel) ausserordentlich vereinfacht. Eine interessante Erscheinung im Garten sind einige auf Ebereschen ver- edelte Birn-Hochstämme, die überreichlich tragen. Der Stamm selbst ist ein glatter Ebereschenstamm, der bei weitem nicht so stark geworden ist wie der oben befindliche des Edelreises. Die Krone kann natürlich nicht so gut ernährt werden und nach 15 Jahren stirbt sie ab; dafür hat sie aber in der Zwischenzeit sich durch ihre grosse Fruchtbarkeit schon genug verdient gemacht; es wären in der Beziehung wohl weitere Versuche erwünscht. Zum Schluss ward den Ausschüssen noch in liebenswürdigster Weise Gelegenheit gegeben, den trefflichen selbstbereiteten Johannisbeerwein des F[eiTn bezw. der Frau Thiel kosten zu können, und. freudig stimmten alle An- wesenden ein, als Herr Gartenbaudirektor Lackner dem Hause Thiel auch ferner so glückliche Erfolge wünschte. Herr Garteninspektor Per ring wies noch darauf hin, dass man nicht nötig habe, nach Frankfurt a. M. zu reisen, um einfache Rosentreiberei zu studieren, sondern dass man das noch origineller und höchst zweckmässig bei Herrn Thiel schauen könne. Ein Prachtexemplar der Rotbuche (Fagus sylvatica). (Hierzu Abb. ü~.) "^m reussischen Oberlande, nicht weit von Schleiz, befinden sich auf einer ^ Anhöhe, dem sogenannten Kirschbühl, 500 m hoch über dem Meeresspiegel, mehrere prächtige Exemplare von Rotbuchen, unter anderen die in Abb. 67 dar- gestellte als allerschönste. Um den Stamm derselben befinden sich Ruhebänke Ein Prachtexemplar der Rotbuche. 325 und man hat von hier aus aui den Frankenwald und das Saalegebiet einen selten schönen Rundblick, der gern von Kollegen und Naturfreunden in Augenschein genommen wird. Diese Rotbuche ist wohl 400 Jahre alt und hat einen Umfang von 7 m. Die Stammhöhe ist 3 m, dann beginnen die Riesenäste, die am stärksten Ende 3 m und 2^l-> m Umfang haben. Der Kronendurchmesser ist 21 m und Ab. 67. Rotbuche bei Schleiz. 7 m Stammumfang, 35 — 40 m Höhe, 21 m Kronen-Durchmesser. die Höhe des Baumes 35 — 40 m. Die Buche macht den Eindruck, als ob bei der Pflanzung mehrere Exemplare zusammengesetzt wurden und zusammen- gewachsen sind, vielleicht auch durch künstliche Zusammenhaltung; solches nimmt man bei einem der andern Bäume wahr. Es wäre wirklich interessant, •zu hören, ob wohl solche Manipulation früher gepflegt wurde. M., Schleiz. 326 Ostern und der Londoner Blumenmarkt. Ostern und der Londoner Blumenmarkt. I ler Verlust von ein paar Stunden vSchlaf und ein möglicherweise ziemlich Mgß langer Spaziergang bei für London allerdings nur wenig dichtem Nebel ^ wurde für jeden Blumenfreund reichlich durch den herrlichen Anblick aufgewogen, den ihm der Blumenmarkt in Covent Garden an den letzten Markt- tagen, Donnerstag und Sonnabend vor dem Feste, bot. Trotzdem Ostern in diesem Jahre sehr zeitig fiel, war die für den Engroshandel bestimmte grosse Halle mehr als je mit den herrlichsten Kindern Floras überfüllt; dasselbe konnte man auch von dem darangrenzenden Detailmarkte sagen. Allerdings hatte das milde Wetter der letzten zwei Monate dem Gärtner vielfach geholfen, aber Sonnenschein so zeitig im Jahre hat kaum Kraft genug, um solche Schätze hervorzuzaubern, die Kunst und Wissenschaft des Gärtners muss dafür ein- treten und beide haben sich in diesem Falle überaus grossartig bewährt. Die uncrmessliche Menge und Ausdehnung der Gewächshäuser in und um London macht uns, in den ersten Monaten des Jahres wenigstens, von der Witterung einigermassen unabhängig, und selbst warmes Wetter in dieser Zeit ist für Blumen unter Glas von nur partiellem Nutzen, denn jeder Gärtner weiss, dass er dann um so sorgfältiger für die Nächte sorgen muss. Es ist gerade die Osterzeit, für Avclche die englischen Gärtner schon seit Monaten vorher ihre ganze Kunst und Sorgfalt verwendet haben. Auch zu Weihnachten ist der Blumenmarkt wohlversehen, es sind aber dann vorzugs- weise Importationen von Südfrankreich etc., zu Ostern aber tritt englisches Produkt in den Vordergrund. Endlich in die Halle gekommen, was übrigens, der dieselbe anfüllenden Menschenmenge wegen, nicht so leicht war, und dem draussen die Luft an- füllenden, nässenden Nebel entrückt, vergessen wir, dass wir im Monat März leben, und dünken uns in den Juni oder Juli versetzt. Vcrhältnismäsig am besten vertreten waren die Azaleen, von denen ein Züchter nicht weniger als 40 Dutzend grosse Pflanzen auf den Markt gebracht hatte. Von diesen war eine jede so mit Blüten überdeckt, dass man weder Zweige noch Blätter sehen konnte. Besonders die weissblühenden waren ge- sucht und fanden schnell Käufer. Es sind überhaupt hier weisse Blumen zu Ostern am gesuchtesten, was zum Teil in der englischen Sitte, die Kirchen mit denselben auszuschmücken, seinen Grund hat. Ein grosser Liebling der Engländer für diesen Zweck ist die Calla aethiojDica, die er Osterlilie nennt; diese war auf dem Markte in ungeheuren Mengen vertreten. Wenngleich wir jetzt daran gewöhnt sind, Rosen aller Arten und von den verschiedensten Farben das ganze Jahr hindurch in den Blumenläden anzu- treffen, so ist es doch selbst im Juni etwas ungewöhnliches, dass der Markt zu einer Zeit solche Überfülle davon enthält. Wer hätte noch vor verhältnis- mässig kurzer Zeit daran gedacht, dass eine Rosengärtnerei, die von Iloddesdon. an einem Tage in Mitte März davon nicht Avcniger als 20 000 in Form, Farbe und Geruch vollkommene Blüten auf den Markt schicken könnte, wie es hier geschah. In allen Ländern, bei Hoch und Niedrig, ist das INIaiglöckchen (Convallaria) beliebt, und dies mit vollem Recht. Fast ein jeder bedeutendere englische Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 3^ Gärtner kultiviert dieselben und sucht sie für die Weihnachtszeit zur Blüte zu bringen, wenn sie hohe Preise bringen. Von da ab bis in den Sommer hinein fehlen sie in keinem Blumenladen. Auf dem Ostermarkt waren sie in imge- heuren Mengen vorhanden und wurden, wenn auch nicht mit Weihnachtspreisen, doch mit dem Gärtner lohnenden guten Preisen verkauft. \"on den hunderterlei anderen Pflanzen und Blumen waren die Cinerarien durch ihre Farbenpracht und Verschiedenheit wohl einer genaueren Betrachtung wert, und eben so schön waren die Cyclamen, Tulpen, Hyacinthen u. s. \v. Die Scilly-Inseln hatten ungeheure Massen von Narzissen der verschiedensten Sorten, von Cheiranthus und Anemone fulgens, und der Süden Englands Riesenbündel von Schneeglöckchen auf den Markt gesendet. Alles fand Käufer und doch hören wir von den Gärtnern nichts als Klagen. Die immer kühner werdende Konkurrenz drückt die Preise so herunter, dass die Kultur dem Züchter kaum noch lohnend ist, und sie erzeugt ausserdem viel zu viel Blumen für eine gesunde Marktlage. Trotzdem dass die Anzahl von Käufern von Tag zu Tag zunimmt, so wird diese doch durch die ungleit h grössere Vermehrung der Produktion bei weitem übertroffen. Blumen sind eine Ware, die man nicht aufspeichern kann. Die Ladenfenster der Blumen- handlungen zeigen uns viel schönes; ein grosser Teil davon südfranzösisches Gewächs, lange Zweige von blauer oder w'eisser Syringa, Acacia ver- schiedener Art, Camellien, Gardenien und Orchideen, besonders Cypripedien, Veilchen in wahrhaft fabelhaften Massen, schön anzusehen, aber sie können uns unsere alte Freundin Viola odorata nicht ersetzen, denn es fehlt ihnen der schöne Geruch. Rudolph Schuck. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Syringa vulgaris var. Madame Lemoine. Syringa vulgaris var. Madame Le- moine hat sich in diesem Jahre zum ersten Male in ihrer Vollkommenheit gezeigt und hat das gehalten, was der glückliche Züchter Victor Lemoine in Nancy versprochen hat und was im vorigen Jahre einige dürftige Blüten ahnen liessen. Das Weiss der Blume ist rein und blendend, die Blume schön gebaut und gut gefüllt, die Rispe schön geformt und dicht mit Blüten besetzt. Sämtliche Blumen, welche in diesem Frühjahre sich ent- falteten, befanden sich an Pflanzen, welche im August 1892 veredelt (nicht okuliert) worden waren. Einige derselben wurden im I*'rühjalire 1893 verpflanzt und trug gerade ein Exemplar von diesen 8 gut ausgebildete Rispen, ein Zeichen der Blühwilligkeit dieser herrlichen Spielart. Wenn es sich nun noch dazu bewährt, dass dieselbe sich gut zur Treibkultur eignet, so steht derselben noch eine grosse Zukunft bevor. R. Mülle r-Praust. Ricinus var. von Zanzibar. Von der Firma Haage & Schmidt, Erfurt, wurden neuerdings neue Spiel- arten des »Wunderbaums« von Zanzibar eingeführt, welche die bis dahin be- kannten durch Schönheit der Blätter und imposanten Wuchs noch bei weitem übertreffen sollen. Man unter- scheidet je nach Farbe der Samen 328 Kleinere Mitteilungen. und Blätter verschiedene Sorten, wie R. zanzibarensis maculatus mit weissen, braungeileckten Samen und zunächst kupferbronzenen, später dunkelgrünen, rötlich gerippten Blättern. — R. zanzib. cinerascens, Samen grau und schwarz- purpurn gefleckt, Blätter purpurbraun, später dunkelgrün mit hellen Rippen. R. zanzib. niger, Samen schwarz. Be- laubung bronze-dunkelgrün mit röt- lichen Rippen. Gard. Chron. 1893, II, 783, Fig. 120. Fagus silvatica atropurpurea Rohanii. Über den Ursprung dieser neuen Varietät der Blut -Buche ist nach dem Gutachten des Gartenbau -Direktors Wzl. Masek in Sichrow folgendes mitzuteilen. Diese schöne Buche wird einer natürlichen Befruchtung zu- geschrieben, welche sich zwischen Fagus silvatica atropurpurea und Fagus silvatica qucrcifolia vollzogen hat. Herr Masek säete den Samen von Fagus silvatica querci- folia im Jahre 1888 und dieser Saat entstammt diese neue Buche, welche hinsichtlich der Blattform an die Fagus silvatica asj)lenifolia erinnert, deren Farbe aber an die Fagus sil- vatica atropurpurea gemahnt. Das Wachstum des Bäumchens ist ein gutes, die Zweige sind einigermassen ausgebreitet und hängend wie bei Fagus silvatica asplenifolia. Das Blatt ist im Frühjahre dunkelrot und im Herbste graugrün, wie bei unserer Fagus silvatica atropurpurea. Diese neue Abart benannte Masek nach dem Fürsten Rohan. Hier wird also der Leser mit einer ursprünglich l;)öhmischen Gehölz - Neuheit bekannt gemacht, welche sicher eine zahl- reiche Anwendung in Parkanlagen finden wird. (Selbe werden erst jetzt in Verkauf kommen.) Wzl. Körber in Prag. Kleinere Mitteilungen. Lachenalia luteola Jacq. Vom Königl. Garten -Inspektor Lindcmuth. In der Versammlung des »Vereins zur Beförderung des Gartenbaues« am 29. März führte Herr Königlicher Gar- ten-Inspektor Linde muth aus dem Königlichen Universitätsgarten ausser Preisbewerb eine Anzahl schöner Lachenalia luteola vor, über die er folgende Bemerkungen machte. Die Lachenalien, zur Familie der Liliaceae, Unterfamilie Lilioideae, Ab- teilung Scilleae gehörig, entstammen sämtlich dem Kap und spielten zu An- fang dieses Jahrhunderts, wie andere Kappflanzen, eine viel grössere Rolle als jetzt. Lachenalia luteola, eine der schönsten Arten, dürfte aber vielleicht in der Zukunft wieder mehr in Auf- nahme kommen, da sie sich auch zur Binderei eignet, und die Binderei lässt manche fast vergessene Blume wieder auferstehen. Schon Dietrich erwähnt sie 1S05 in seinem Lexikon und em- pfiehlt, Versuche mit der Zimmerkultur zu machen. Die Blütenstände halten sich abgeschnitten im Wasser Wochen lang, selbst ohne Wasser fast acht Tage, vollkommen frisch. Am besten erzieht man sie in Töpfen oder Schalen von 15 — 20 cm Durch- messer, in die man 7 — 8 Zwiebeln legt; sie blühen sicher, vermehren sich aber nur spärlich durch Zwiebel- brut. Wenn sie abgeblüht sind, ziehen die Pflanzen ein und im Mai und Juni sieht man kein Laub mehr. Ich lasse Kleinere Mitteilungen. 319 sie dann in einem kleinen Kalthausc vollständig trocken stehen; erst An- fang September werden sie wieder an- gegossen und blühen dann im März. In diesem Jahre sind sie besonders schön geworden, weil ich sie während der Ruhezeit, im August, in neue Erde, ein Gemisch von Laub- und Mistbeet- erde nebst Lehm und Sand, gesetzt habe. Man muss sie stets ziemlich kalt und recht dicht unter dem Glase halten, damit weder die Blätter noch die Blütenstiele zu lang werden. Bei einem Versuche, sie im Warm- hause zu treiben, stellte sich bald Un- geziefer ein, die Blütenstiele wurden lang, und wellenförmig gekrümmt. Sehr empfindlich sind die schön glänzenden, dunkelgrünen, länglichen Blätter. Man sagt: »Glück und Glas, wie bald bricht das«, aber die Blätter der Lachenalia sind fast noch zerbrech- licher als Glas; die leiseste Berührung verursacht einen Knick. In manchen Büchern findet man Lachenalia luteola nur als Varietät von Lachenalia tricolor Thunberg auf- geführt, die sich durch länglich lan- zettliche, stets gefleckte Blätter von Lachenalia lutea, welche verlängert lanzettliche meist ungefleckte Blätter hat, unterscheidet. Auch wird eine Lachenalia lutea var. maculata mit braunen Fleckeil auf den Blättern an- geführt. Das scheint gelegentlich vor- zukommen. Schon Dietrich erwähnt das und Kunth sagt in seiner Enume- ratio plantarum IV, 1843, S. 290 bei Lachenalia lutea: »häufig ungefleckt«. Es soll unter den Lachenalien auch einige später blühende Arten geben, doch habe- ich darüber keine Er- fahrung. Herr Königlicher Garten-Insi^ektor Perring bemerkte hierzu, dass man Lachenalia-Zwiebeln aus dem Süden beziehen könne, Dammann & Co. in San Giovanni a Teduccio haben grössere Flächen damit besetzt, nament- lich mitLachenalia tricolor und quadri- color. Vor einigen Jahren habe er Mitte April bei Herrn Ober-Hofgärtner Herrn. Wendland in Herrenhausen die Lachenalien in Ampeln dicht unter dem Glase eines hellen Hauses auf- gehängt gesehen; die Blätter hingen über den Topfrand hinweg, die Blütenstiele blieben sehr kurz und das Ganze sah sehr schön aus. Im botanischen Garten blühen sie jetzt noch nicht, weil sie in einem sehr kalten Hause stehen. Herr Louis Mathieu spricht seine Freude darüber aus, dass Herr Linde- muth die Lachenalien der Vergessen- heit wieder entrissen; früher sei viel Lachenalia pendula kultiviert worden. Herr Inspektor Dressler erinnert daran, dass der verstorbene Ober- gärtner Eggebrecht dem Verein fast alljährlich seine Lachenalien vorgeführt habe; sie seien noch immer bekannte Pflanzen. (Die Gartenflora hat wiederholt Ab- bildungen von Lachenalien gegeben. So Lachenalia Comesii, Jahrgang 40, S. 358, Lachenalia luteola, Jahrgang 38, S. 15Ö, Lachenalia Nelsoni, Jahrgang 38, S. 15Ö, Lachenalia pendula, Jahrgang 38, S. 156, Lachenalia quadricolor var. prae- cox, Jahrgang 38, Taf. 1312,1. In dem Artikel von G. Reuthe, Gartenflora, Jahrgang 38, (1889), S. 155 sind zahl- reiche Arten aufgeführt. D. Red.) Calla aethiopica L. aus Knollen. \'oni Königl. Garten-Inspektor Lindem uth. Herr Königlicher Garteninspektor Lindem uth führte aus dem königlichen Universitätsgarten in der Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues am 29. März wahre Riesen- exemplare der bekanntenZimmerpflanze Calla aethiopica L., welche richtiger jetzt Zantedeschia aethiopica (L.) Sprengel heissen muss, nicht mehr 330 Litteratur. Ricliardia africana Kunth, wie sie auch oft genannt wird, vor. Dieselben sind aus vollkommen eingezogenen Knollen im Kalthause erzogen, welche der ihm befreundete Herr Konrad Leh- mann auf Schloss Hünegg am Thuner See im August v. Js. aus Italien er- halten und geschenkt hatte. Die angewandten Töpfe sind 17 bis 20 cm weit. Eine der stärksten Pflanzen zeigt dicht über dem Topfe einen Um- fang von 20 cm, der Blütenstiel, un- gefähr in der Mitte, da, wo er vom Spross sich trennt, 8 cm. Die Höhe des Blütenstieles beträgt, vom Rande des Topfes gemessen, 1,50 m, der Um- fang der geöffneten Blüte, um den äusseren Rand herum gemessen, 0.50 m. Die kräftigsten, jüngsten Blätter sind bis zur Blattspreite 1 m lang. Die stärksten Pflanzen entwickeln eine zweite Blüte aus demselben Spross. Es würde vielleicht nach I-Ierrn Lindemuth sich empfehlen, überhaupt die Calla aus eingezogenen, aus Italien eingeführten Knollen zu erziehen, die, wie es scheint, dort imEreien kultiviert werden. Man würde dadurch viel Mühe und Arbeit ersparen. Bei uns lässt man die Calla nie vollkommen einziehen, sondern reisst die jungen Pflanzen ab und pflanzt sie in Töpfe oder in einen Mistbeetkasten. Im letzteren Falle werden sie im Herbst wieder in Töpfe gepflanzt. Herr Direktor Lackner bemerkte: Die Kultur ist bei uns sehr verschieden. manche lassen sie einziehen, andere erhalten sie fortwährend im Wuchs; ich habe in England, namentlich bei Bahwith in Tottenham, 50 — 100000 Pflanzen in Töpfen gesehen, die man hatte völlig einziehen lassen. Man fing im August an, sie umzupflanzen und anrücken zu lassen, damit sie zu Weih- nachten blühen, wo sie ausserordent- lich begehrt sind. Bei uns zieht man die Zwerg-Calla vor, weil sie weniger Raum wegnimmt. Herr v. Pommer Esche hat im Frühjahr 1893 auf der grossen Ausstellung in Gent prachtvolle Calla ausgestellt gesehen. Herr Linde- muth betonte, dass seine Calla ganz kalt und am vollen Lichte gestanden hätten und ihre riesige Grösse nur den kräftigen Knollen verdankten, wie ja auch der Augenschein lehre, ^da sie nicht verspillert, sondern höchst kräftig entwickelt seien, auch nur kleine Töpfe und nur wenig Erde haben. Herr Per ring bemerkte, trockene Knollen von Calla zu be- ziehen, dürfte wohl rentabeler sein, bei uns pflanzt man die Calla im Sommer frei aus, kann sie dann aber nicht frühtreiben ; in England, wo man sie schon zu Weihnachten haben wolle, müsse man sie ein ganzes Jahr im Topfe kultivieren. Die schwachen wer- den im Freien oder auf alten Mist- beeten ausgepflanzt, einen Sommer kultiviert, dann in Töpfe gepflanzt und wieder noch ein ganzes Jahr kultiviert; frisch eingetopft lassen sie sich nicht treiben. Litteratur. Die strauchigen Spiräen der deutschen Gärten von H. Zabel, Kgl. Gartenmeister in Hann. Münden. Berlin. Verlag von Paul Parey. 128 Seiten. Preis 4 Mk. Wenn C. Koch in seiner Dendrologie I. S. 331 sagt: »Wenige Genera unter den Gehölzen gehen so leicht Kreuz- ungen ein, als die Spiersträucher, ein LTmstand. der ihre Bestimmung unge- Litteratur. 331 mein erschwert«, so wird man dem Verfasser obiger Schrift für seine klare und auf praktischen Erfahrungen und Versuchen beruhende Darstellung der in den deutschen Gärten vor- kommenden strauchigen Spiräen die höchsteAnerkennung nicht vorenthalten können. Botaniker und Gärtner dürften gleicher Weise ihre Freude an dem Werkchen haben. Die Spiräen im engeren Sinne teilt der Verfasser in 4 gut unterschiedene Untergattungen, und giebt zu den Arten und Bastarden jeder dieser Untergat- tungen einen übersichtlichen Schlüssel, der das Bestimmen derselben ungemein erleichtern wird. Jede Art und jeder Bastard ist dann unter Vermeidung aller überflüssigen Angaben ausführlich beschrieben mit Bezeichnung der Ab- stammung, Synonyme, des Vaterlandes, vSchönheitswertes und sonstigen Ver- haltens, so dass mancher Gärtner und Gartenfreund, der das handliche Büch- lein durchblättert, dadurch angeregt werden wird, diesem gestaltenreichen und dankbaren Geschlechte seine Auf- merksamkeit wieder mehr, als es bis- her geschehen, zuzuwenden. Sie dürften sich reichlich belohnt fühlen durch die Freudigkeit des Gedeihens, den unerschöpflichen Blütenreichtum, die zierliche Belaubung und den graziösen Bau vieler ihrer Pfleglinge. Bei dem Abschluss der Gehölzkonturen sind sie dem Gartenkünstler fast unentbehr- lich geworden. In betreff der aufgenommenen Arten wünschte ich, dass der Verfasser sich nicht so streng an die Begrenzung der Gattung Spiraea bei C. Koch gehalten und auch einem unserer schönsten Ziersträucher, den man leider viel zu selten antrifft, der Exochorda grandi- flora Lindl. (Spiraea grandifl. Hook.) mit ihren 4 cm im Durchmesser grossen reinweissen Blüten, ein Plätzchen in seiner Monographie gegönnt hätte, zu- mal diese in einem engeren Verwandt- schaftsverhältnisse zu den vSpiräen steht, als der mit Recht angeführte herrliche Holodiscus (Spiraea ariae- folia). Zum Schluss sei es mir gestattet, darauf hinzuweisen, wie fruchtbringend auch auf dem Gebiete der Dendrologie eine Arbeitsteilung sein könnte, wenn sich besonders befähigte Männer mit dem gründlichen Studium nur einer Familie oder grösseren Gattung be- schäftigten und ihre Erfahrungen dann in einem grossen dendrologischen Werke zusammengestellt würden. Für einen einzelnen Menschen ist, meiner Ansicht nach, die Beherrschung des ganzen dendrologischen Materials fast ein Ding der Unmöglichkeit. Was hierin durch das Zusammenwirken ge- eigneter Kräfte hervorragendes geleistet werden kann, zeigen am besten »die natürlichen Pflanzenfamilien« von Engler undPrantl, Vielleicht erkennt nach dieser Richtung hin die dendro- logische Gesellschaft einen Vorwurf zu einer erspriesslichen Thätigkeit. Giemen. Louise Riss, Die Blumenbinde- kunst. Anwendung lebender Blumen zu Sträussen, Kränzen, Korbfüllungen und plastischen Blumenbildern. Mit 157 Textabbildungen. Berlin, Verlag von Paul Parey, 1893. 8^. 270 S. Mit wahrer Freude zeigen wir dieses Buch an. Eine Gärtnersfrau, Frau Louise Riss zu Herrmannshof bei Danzig, hat es geschrieben, mitten aus dem praktischen Leben heraus, und alle ihre Genossinnen, aber auch Ge- nossen sollten das Werk studieren; sie werden genussreiche Stunden da- durch sich verschaffen und viel lernen. In schöner Sprache, durchhaucht von innigster Liebe zur Blumenwelt und vom feinsten \'erständnis für die Ivunst 332 Aus den Vereinen. cler„Blumenbildnerei",wieFrauRiss ihre Kunst nennen möchte, führt sie, wie schon in ihren früheren Artikeln über den Lorbeerkranz (Garten- flora 1888, S. 82) und den deutschen Strauss (Gartenflora 1887, S. 165), ihren Gegenstand vor. Mit dem Frühling beginnend, geht sie die einzelnen Jahreszeiten durch, um die geeignetsten Blumen hervorzuheben, bespricht dann das Bindegrün, die Hilfsmittel bei der Binderei und er- läutert darauf eingehend an der Hand zahlreicher Abbildungen die ver- schiedenen Arten des Blumen strausses. Weiter folgen : Der Kranz, Laub- und Blumengewinde für den Festschmuck, Trauer- und Totenkranz (gehört doch auch zum Kranz), Trauersymbole, Blumenschalen und -Körbe, plastischer Blumenschmuck (Kissen etc.), Blumen- schmuck in Festräumen, endlich die japanische Bindekunst sowie das A^er- packen, die Manschetten etc. Sehr lesenswert ist auch die Ein- leitung, in welcher sie mit Recht hervorhebt, dass das Gesamtgebiet der Gärtnerei sich für die Frau nicht eignet, dass aber die Bindekunst sehr wohl von Damen auch der besseren Stände ausgeübt werden könne. Und wir be- dauern mit ihr, dass bisher so wenig junge Damen der besseren Stände sich diesem reizvollen Beruf hingeben; wären sie doch bei ihrer guten, oft künstlerischen Vorbildung dazu sehr geeignet. Freilich müsste dann auch die soziale Stellung der Bindemädchen eine andere werden; doch das würde sich von selbst ergeben. Ist denn nun an diesem Buch nichts zu tadeln? 0 doch. Wir finden z. B. die Abbildungen bei den Blumen nicht immer gut gewählt. Was soll Peristeria elata, diese so selten blühende Orchidee, in solchem Werk? Warum ist Cypri- pedium Calceolus abgebildet? Giebt es doch so viele Abbildungen von Cypripedium insigne, barbatum etc. Auch das seltene Oncidium Papilio und selbst Cattleya citrina, die auf dem Bilde viel zu steil hängt, könnten fehlen, dafür hätten aber Odontoglossum crispum (Alexandrae) und Cattleya labiata abgebildet werden müssen. An Vorlagen dazu hätte es ja nicht gefehlt. Andererseits freut es uns, so häufig Darstellungen aus den Aus- stellungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, besonders aus der grossen allgemeinen Gartenbau - Aus- stellung in Berlin 1890 zu begegnen, die als Afuster eines guten Geschmackes hingestellt werden und die zuerst in der Gartenflora erschienen sind. Frau Riss hat recht, die Kunst lässt sich nicht lehren, aber eine ge\visse An- leitung muss jeder haben, und diese ist in ihrem Werke in ausgezeichneter Weise gegeben. Schon die vielen Abbildungen können manchem als Vorbild dienen, um die deutsche Binde- kunst, die schon so grosses leistet, immer noch mehr zu heben. L. Wittmack. Aus den Vereinen. Sitzung der Obst- und Weinbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zu Berlin am 7. Juni. In dieser Sitzung, an welcher auch die Herren Prof. Dr. P. Wagner, Darmstadt, Prof. Dr. Stutzer, Bonn, und mehrere andere Männer der Wissenschaft teilnahmen, berichtete der Vorsitzende, Herr Ökonomierat Goethe, Geisenheira, zunächst über die Aus den Vereinen. 333 Thätigkeit der Abteilunp,-. Es hat sich eine besondere Kommission für Wein- bergsdüngung gebildet, es sind die farbigen Abbildungen der 103 besten Obstsorten in 2 Bänden zu 12 Mk. er- schienen und es sollen die weniger ge- lungenen Abbildungen durch bessere ersetzt werden, es sind endlich von Herrn Zwirn er zu Rautenbach im Renchthal Modelle der 103 Obstsorten aus Wachs hergestellt, die zu 100 Mk. verkauft werden. Hierauf hielt Herr Prof. Dr. Barth aus Rufach, Elsass, einen sehr inter- essanten Vortrag über die Düngung der Obstbäume, den Herr Chemiker Lierke, Stassfurt, durch Mitteilungen über die Versuche auf dem Iledwigs- berge bei Frankfurt a./Oder und Herr Dr. Steglitz über die in Rottwerndorf geführten ergänzten. Nach einer langen interessanten De- batte wurden die Ergebnisse derselben folgendermassen festgestellt: 1. Die Mengenverhältnisse der chemi- schen Bestandteile der Obstbäume sind noch lange nicht genügend bekannt und bedürfen noch weiterer gründlicher Untersuchung. 2. Die Obstbäume sind stark kali- bedürftig. 3. Einseitiger Stickstoff - Überschuss giebt zu üppiges Wachstum. 4. Für Kali- und Phosphorsäure-Dün- gung ist die Ilerbstzeit vorzuziehen, für leicht lösliche Stickstoffdünger das Frühjahr. 5. Erst nach einer längeren Reihe von Jahren kann man die Resultate mit Sicherheit erkennen. 6. Kalidüngung begünstigt die Qualität, Frühjahrsdüngung in Form unreiner Kalisalze ist nicht unbedenklich. 7. Für jeden Versuch sollte eine grössere Zahl von Bäumen der- selben Obstart und Sorte zur Ver- fügung stehen. -S. Die physikalische Bodenbeschaffen- heit verdient die grösste Berück- sichtigung. 9. Organische Dünger in fester Form tief untergebracht sind wirkungs- los. 10. Die Düngung ist (bei Hochstämmen) soweit als möglichunterderKroncn- traufe zu geben. 11. Die Zufuhr von Wasser ist bei den Düngungsversuchen möglichst zu berücksichtigen. Die »Brandenburgia« Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg besuchte in der Zahl von 120 Personen (Damen und Herren) am 6. Juni die Baumschulen des Ökonomie-Rat Späth in Rixdorf-Berlin. Am 9. Juni veran- staltete auch die Deutsche Landwirt- schafts-Gesellschaft einen Ausflug dahin. Die Frage, ob ein Verein berechtigt ist, ein ihm unbequem gewordenes Mitglied aus dem Vereine auszu- schliessen, ist von dem Liegnitzer Amtsgerichte verneinend beantwortet worden. Der Liegnitzer Gartenbau- verein hatte ein mit der Rechnungs- revision bei der Chrysanthemum- ausstellung betrautes Mitglied, das sich scharf, aber sachlich über einige Un- regelmässigkeiten im Bericht geäussert hatte, auf Antrag von 15 Mitgliedern aus dem Vereine ausgeschlossen, weil es sich nicht zu einem Widerruf ver- stand, von dem zwei angesehene aus- wärtige Fachmänner ihr Verbleiben im Verein abhängig machten. Der Ausgeschlossene klagte auf An- erkennung seiner Mitgliedschaft unter Berufung darauf, dass das Statut in § 7 Gründe für die Ausschliessung nicht anführt. Der verklagte Vorstand hielt den Rechtsweg für ausgeschlossen und folgerte aus der Nichtangabe von Gründen für die Ausschliessung im Statut, dass diese an Gründe nicht ge- 334 Ausstellungen und Kongresse. blinden sei. Das Amtsoericht erklärte die Klage gegen den Vorstand für ge- rechtfertigt, da er den Verein nach den Satzungen vertrete. Die Ansicht, dass der Rechtsweg ausgeschlossen sei. widerlegte es mit Hinweis auf die privatrechtliche Xatur der Gesellschaft, die es mit sich bringe, dass der Aus- gestossene »rechtliches Gehör fordern kann«, zumal er auch ein vermögens- rechtliches Interesse daran hat, dass er Mitglied des Vereins bleibt. Nach gesetzlichen Vorschriften, die in Er- mangelung von satzungsmässigen Gründen für die Ausstossung in An- wendung kommen, kann {§ ii 43 II 6 ALR.) ein Mitglied nur dann ausge- schlossen Averden, wenn es vorsätzlich oder beharrlich dem gemeinsamen Zwecke zuwiderhandelt. Das hat aber der Ausgestossene nicht gethan und deshalb ist der Ausschluss ungerecht- fertigt. Das Urteil ist bereits rechts- kräftig geworden. Ausstellungen und Kongresse. Antwerpen. Rosen - Ausstellung des »Cercle des Rosieristes d'Anvers« in Verbindung mit der Weltausstellung Ende Juni. Anmeldungen an J. B. Lenaerts, Vestingstraat in Antwerpen. Görlitz. III. grosse allgemeine Rosen-Ausstellung des Vereins deutscher Rosenfreunde, verbunden mit Aus- stellung von Koniferen, Nelken, Pensees, Knollenbegonien und Gladi- olen, Stauden uud bunten Gehölzen, Teppichbeeten und Bindereien, vom Juni bis September (1. Ausstellung 7. — 10. Juli). Anmeldungen an Karl Druschki in Görlitz. Erfurt. Kirschen-, Beeren- und Frühobst - Ausstellung in Verbindung mit der Thüringer Gewerbe - und Industrie- Ausstellung vom 5. — 12. Juli. Anmeldungen, auch für Wohnungen, an Stadt-Garteninspektor Bergfeld. Die hiermit verbundene Versammlung des Deutschen Pomologen -Vereins findet am Freitag, den ü. und Sonnabend, den 7. Juli (nicht am 7. und 8.) statt. Programm: Beratungen über Stein- und Beerenobst. Statutenänderung. Sonntag: Ausllug nach dem Thüringer Walde. Die der Internationalen Obstbauausstellung in St. Petersburg gewährten Vergünstigungen. 1. Alle Ausstellungsgegenstände mit alleiniger Ausnahme von Weinreben und amerikanischen Kartoffelnpassieren alle Grenzzollämter transito. 3. Die Zollbesichtigung erfolgt im Ausstellungsgebäude. 3. Nur diejenigen Gegenstände zahlen Zoll, welche entweder auf der Aus- stellung verkauft wurden oder im Laufe von 2 Monaten nach Schluss der Ausstellung nicht wieder ins Ausland zurückgeliefert worden sind. 4. Lebende Pflanzen, frische Gemüse und Früchte, welche auf Verfügung der Ausstellungsadministration infolge Verderbens vernichtet wurden, sind von der Zollzahlung befreit. 5. Ausländische Ausstellungsgegen- stände, welche nach Schluss der Aus- stellung an Museen, Gesellschaften oder ähnliche Institutionen geschenkt wurden, sind von derZollzahlungbefreit. 6. Ausstellungsgegenstände, welche auf russischen Eisenbahnen nach St. Petersburg kommen, zahlen den vollen Tarif; ihre Rückbeförderung geschieht unentgeltlich. 7. Lebende Pflanzen, frische Gemüse und Früchte, welche auf der Ausstel- Ausstellungen und Kongresse. 335 lung- infolge ^"erderhcns vernichtet werden könnten, mithin die im vorigen Punkte erwähnte freie Rückfahrt ver- lieren würden, werden auf den Eisen- bahnen nach St. Petersburg resp. zurück mit 50O/0 Rabatt für jede Tour befördert. 8. Der Transport der Ausstellungs- gegenstände von den St. Petersburger Landungsplätzen und Bahnhöfen ge- schieht auf Kosten des Vereins durch die Ausstellungsadministration. 9. Aussteller, welche nach St. Peters- burg zur Ausstellung reisen, haben das Recht unentgeltlicher Rückreise in der 3. Klasse bis zu der Grenz- station, welche sie auf der Herreise passierten. 10. Personen, welche als Mitglieder des Kongresses zur Ausstellung reisen, genicssen die eben erwähnte Vergünstigung in allen 3 Klassen. 11. Personen, welche alle oben er- wähnten Vergünstigungen zu geniessen wünschen, erhalten auf ihr Ansuchen vom Vorstande von Russlands Obst- bauverein besondere Bescheinigungen. 13. DiePlatzpreise auf der Ausstellung sind vom Vereinsvorstande bestimmt und zwar unabhängig von der Art des betreffenden Gegenstandes, sowie von dem durch ihn eingenommenen Platze, d. i. jenachdem dieser freisteht oder mehr oder weniger durch Nachbarn begrenzt ist. Die Platzmiete auf der Internationalen Obstbauausstellung in St. Petersburg beträgt für die Guadratarschin, fast genau % Quadratmeter: tr. Ausstellungs - Gegenstände fiir den Stand mit _3 r, einer offenen Seite zwei offenen Seiten drei offenen Seiten vier offenen Seiten ^ Rubel Kop. Rubel Kop. Rubel Kop. Rubel Kop. I. Frisches Obst und Beeren . 3 4 — 6 — 8 IL Gemüse 1 — 3 — 3 — 5 — III. Obst und Gemüse, gedörrt, eingemacht und alle Fa- brikate. A. Konserven, Konfekt, Mar- melade, Pastillen u. s. w. 3 50 5 — 7 50 10 — B. Trockenes Gemüse . . 3 — 4 : — 6 — 8 — IV. Wein. A. Traubenwein u. Likör . 5 — 7 — 9 — 10 — B. Beerenwein u. Oider . 3 — 5 — 7 50 9 — V. Hopfen und Arzneii^flanzen. A. Hopfen — 75 1 5'> 3 35 3 — - B. Arzneipflanzen . . . 3 — 4 ' - 6 — 8 — VI. Samenzucht 3 50 5 ' — 7 50 10 - VII. Geräte und Maschinen . . 1 — 3 ' — 4 — 6 — VIII. Litteratur und wissenschaft- liche Gegenstände . . . 1 50 3 ^ 4 50 6 — IX. Obstbäume und Beeren- sträucher (mit Sand) . . — 50 1 - 1 ^^'> 3 — NB. Wer keinen Sand, aber Erde wünscht, hat sich solche zu kaufen und anzufahren. 336 Sprechsaal. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung. Sprechsaal. Frage 27. Beiliegend sende ichihnen ein paar Blätter meiner Toj)f-Rosen im Freien. Dieselben sind plötzlich von einer mir unbekannten Krankheit be- fallen, die sich schnell zu verbreiten scheint. Ich habe Schwefel und Seifen- wasser dagegen versucht, doch an- scheinend ohne Erfolg. Jetzt lasse ich die befallenen Blätter abschneiden und verbrennen. Sie würden mich zu grossem Danke verpflichten, wenn Sie mir möglichst bald mitteilen würden, wie ich diese Krankheit am besten bekämpfen kann. C. C. in N. W. Antwort. Ist der Rosenrost, Phrag- midium subcorticium. Ihr Radikal- mittel ist das einzige wirklich empfeh- lenswerte. Das Schwefeln scheint frei- lich die Sporen auch etwas beeinflusst zu haben. L. W. Personal-Nachrichten. W. Rössing, bisher Obergärtner der Gärtnerei des Herrn Geheimen Kom- merzienrat H. Gruson in Buckau- Magdeburg, hat seine vStcllung auf- gegeben, um sich als Ilandelsgärtner niederzulassen. A. Marwitz ist als Nachfolger Rös- sing's mit der Leitung der Gruson- schen Gärtnerei betraut worden. Au gu s tPe t r i f k e , Gärtner in Ladziza, wurde das allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Thomas Lobb, der älteste Sammler der Firma James Veitch & Sons in London, dem wir die Einführueg vieler neuer und schöner Orchideen, wie z. B. Vanda coerulea, Aerides multiflorum Lobbi und anderer verdanken, ist hoch- betagt in Devoran (Cornwall) gestorben. Tagesordnung für die Jalires-Versaininlunöäes Vereins zurBeförderiuiö desGartenlaiißsln äenpreussisclienStaaten am Donnerstag, den 28. Juni 1894, 6 Uhr im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten). /om April bis August finden die Versammlungen im Königlich botanischen Museum statt. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Jahresbericht. 3. Kassenbericht. 4. Neuwahl des Vorstandes. 5. Antrag des Herrn O. Neumann auf Revision der Statuten. 6. Verschiedenes. Gartenflora 1894. Tat: 1404. VAXDÄ TERES LIXDL, Yanda teres Ldl. Stielrunde Yanda. Von F. I.edien, Dresden. ■,r=^ Hierzu Tafel 1404. ^er Gegenstand des farbigen Bildes dieses Heftes ist nichts neues in Europa ^^ und wir können von einer Angabe der botanischen Merkmale umsomehr absehen, als die Pflanze in jeder besseren Orchideen-Sammlung zu linden, in jedem Orchideenbuche beschrieben und mit ihren stielrunden Blättern kaum mit einer anderen Orchidee zu verwechseln ist. In dem einen Falle, wo eine Verwechselung stattfinden könnte, nämlich mit Vanda Hookeriana Rchb., ist die Verschiedenheit in der Blüte doch so bedeutend, dass man nur unsere Abbildung zu vergleichen braucht, um zu wissen, welche Pflanze man vor sich hat. Die Blätter von V. Hookeriana sind von denen der V. teres dadurch unter- schieden, dass sie noch eine Andeutung einer Mittelrippe in Gestalt einer Rinne an der Oberseite des sonst stielrunden Blattes zeigen, während das Blatt von V. teres völlig stielrund ist. Bei den Blüten' von V. Hookeriana ist noch zu bemerken, dass deren Petalen nicht so merkwürdig" nach vorn bis in fast horizontale Lage herunter- und zusammengebogen sind, wie manche Arten und besonders V. teres dies zeigt, bei der man bei normaler Haltung der Blume überhaupt nur die Rückseite der Petalen sieht. Auch ist bei V. Hookeriana die Lippe breit fächerförmig entwickelt und gewissermassen das schönste und auffälligste an der Blüte; die Seitenlappen der Lippe schön anilinpurpurn und auseinandergeschlagen. Bei V. teres ist die Lippe weniger entwickelt, wie unser Bild zeigt, die Seitenlappen goldgelb und über der Säule zusammen- geschlagen. In der Kultur sind dazu die Blüten von V. Hookeriana niemals so gross, wie die von V. teres. Doch über die Kultur der Vanda teres sind wohl einige Worte an- gebracht. Die Form der Blattorgane ist von einigen anderen Pflanzengattungen her bekannt und deutet ausnahmslos auf einen heimatlichen Standort mit exzessiven Hitzegraden und ebensolchen Dürreperioden sowie grosse Gewöhnung an direkte Sonnenwirkung. Und so ist auch nach allen Beschreibungen der heimat- liche Standort der Vanda teres auf den heissen Ebenen von Assam, Ober-Birma und Sylhet, wo sie die Äste der höchsten Bäume beklettert, immer der Sonne ausgesetzt. Über die Kultur ist ein Irrtum verbreitet, nämlich dass die Pflanze ein bedeutendes Nahrungsbedürfnis hätte, was mit ihrem natürlichen Standorte sehr wenig in Einklang zu bringen wäre. Entstanden ist diese Meinung wohl da- durch, dass man in England mehrfach die besten Erfolge mit einem Atispflanz- . verfahren sieht. Untersucht man aber das betreffende Auspflanzbeet, so findet oog lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. man, dass dasselbe keine Erde enthält, sondern bei einer Tiefe von ca. 40 cm zu ^4 mit Scherben und Ziegelbrocken und im oberen Viertel mit Holzkohle ausgefüllt ist, auf welcher Schicht die Pflanzen stehen; die ganze Oberfläche ist dann 4 — 6 cm hoch mit frischem Sphagnum bedeckt. Eine Hauptsache bei der Kultur ist nur, und das wird bei den englischen Kulturen in ausgiebigster Weise beachtet: niemals irgend welcher Schatten und in der Vegetationsperiode fortwährendes Nasshalten durch Spritzen, am besten durch eine mit der Wasserleitung verbundene Spritzvorrichtung. Ge- lüftet wird lieber gar nicht; mag das Thermometer ruhig über 50^ C. steigen; bei tüchtigem Spritzen schadet das nicht; die vorher geschilderte Drainage hält nicht mehr fest als nötig ist. Im Winter steigt die Sonnentemperatur von selbst nicht mehr so hoch und man heizt ohne Sonne nicht über 22^ C. In dieser Zeit der Ruhe spritzt man natürlich auch nicht mehr so stark und lässt die Wärme nachts nicht unter 15 — 18^ C. sinken. Dann hört die Vegetation durchaus nicht völlig auf, aber die Pflanze bekommt soviel Ruhe, um die Blüten anzulegen, die dann noch bis zum Mai ungefähr brauchen, um zur Entwickelug zu kommen. Für die Topfkultur des Eiflzelexemplares empfehle ich, dasselbe nicht blos an einen Stab zu binden, wie man es oft sieht, sondern die Pflanze an eine recht rauhe, tiefgefurchte und durchlöcherte Korkröhre von etwa 80 — 90 cm Höhe so zu befestigen, dass sie möglichst dicht daran liegt, und diese Korksäule dann in einen entsprechend grossen Topf mit Farnwurzeln, Scherben und Sphagnum zu pflanzen. Die von Natur an Stämme sich anschmiegende Pflanze macht bei feuchter Kultur bei. jedem Blatte bandförmige Wurzeln, welche sich gern in die Furchen der Korkrinde legen und eine ziemliche Länge erreichen. An einer niemals zu schattierenden Stelle des Hauses, möglichst dicht am Glase, hält man diesen Kork im Sommer womöglich dauernd feucht und wird sicher gute Resultate erlangen. Wächst die Pflanze über das Korkrohr hinaus, so schneidet man das Überstehende ab, sobald es eine Wurzel besitzt, und steckt es unten neben die Hauptpflanze und erhält so bald ein starkes Exemplar. Die Dauer der herrlichen Blumen, wenn man sie vor Nässe schützt, ist 4 bis 5 Wochen und auch im abgeschnittenen Zustande erstaunlich. i Lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. Vortrag, gehalten von Fräulein An nie de Leeuw aus Haarlem im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 25. Januar 1894. Hierzu 14 Abb. 68 — 81. eine Damen und Herren! Ich gehöre nicht zu den Damen, die auf- treten, um aufzutreten, sondern nur, um etwas zu sagen, was sonst nicht gesagt wird. Herr Prot. Wittmack hat mich schon vor drei Jahren angeregt, einmal meine Ansichten in einer Ihrer Versammlungen aus- zusprechen; jetzt ist eine Veranlassung dazu, und zwar infolge des Vortrages, den Herr Wittmack kürzlich hier über die Parkanlagen von Chicago gehalten hat. Ich freute mich über seinen Vortrag, aber ich habe etwas dagegen ein- zuwenden. Er erzählte uns von dem Globus im Washingtonpark, von dem Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. qqq Kalender, von dem »Heil Columbia« in Noten etc., alles aus Teppichpflanzen, und meinte, letzteres namentlich ginge zu weit. Da lag es mir auf dem Herzen, zu sagen: Nein! Das geht nicht zu weit! Aber das ist auch der einzige Fall, wo ich Teppichbeete und geometrische Anlagen für berechtigt halte. Der Spass, der Witz, die Sinnigkeit, den Besuchern als eine Art Willkommensgruss einen Globus oder das »Heil Columbia« vorzuführen, macht in diesem Falle etwas an sich unschönes gut. Im Jahrgang 1S90 der »Gartenflora« S. 603 und 638 hatte ich die Ehre, unter meinem Schriftstellernamen Geertruida Carelsen einen Aufsatz über »Still- stand, Rückgang und hoffentliche Weiterentwickelung der freien Gartenkunst« veröffentlichen zu dürfen.*) Unter »frei« verstehe ich die Freiheit, die Loslösung von der Baukunst, deren Gehülfin, ja deren Dienstmagd die Gartenkunst früher war, als welche sie mitunter noch angesehen wird. Im vorigen Winter habe ich mit grossem Interesse den Vorträgen des Herrn Dr. Jaro vSpringer über Gartenbaukunst im Kunstgewerbemuseum beigewohnt und hörte da viele geschichtliche Bemerkungen; aber der Vortragende erklärte gleich, dass er von den Pflanzen selbst kein Verständnis habe, und so war es begreiflich, dass auch dort der Gartenbau vom architektonischen Standpunkte aus behandelt wurde. Das gab mir am meisten \"eranlassung, auch einmal meine Ansichten aus- zusprechen. Ich möchte zu allen Gärtnern sagen: Schafft Euch eine eigene, freie Gartenkunst, die sich stützt auf die Gesetze ihres eigenen Materials; die also ausgeht von der Grazie und der Lebensfülle, die dem vegetativen Material innewohnt, anstatt unbewusst oder bewusst sich zu halten an die Traditionen, die herstammen aus der Zeit, als die Baukunst noch völlig die Gärtnerei be- herrschte, die Baukunst, die sich, vollkommen berechtigt, nach ihrem Material dem toten Holz oder dem Stein, richtet. Die ganze Geschichte der Gartenkunst zeigt uns ein Freimachen von der, Baukunst. In der allerersten Zeit hat man nur einzelne Gartenpflanzen gezogen; als man aber anfing, wirkliche Anlagen zu machen, waren es immer Anlagen in der Nähe der Gebäude. Le Nötre war der Erste, Avelcher das ganze Pflanzenmaterial seiner Zeit beherrschte, aber wenn er heute lebte, würde er sagen: Seht nicht mehr nach mir, nachdem so viel besseres geschalfen. Wie die Sternkunde sich von der Astrologie, wie überhaupt jede Kunst, die sich mächtig entwickelt, sich von derjenigen, mit der sie früher verbunden war, losgelöst hat und noch loslöst, so soll es auch die Gartenkunst thun. Die genialen Künstler des englischen Parkes haben angefangen, jetzt hat man nur weiter zu gehen. Wenn ich es wage, in diesem Sinne anzuregen, so liegt meine erste Ver- anlassung dazu wohl in meiner Herkunft aus einer altbekannten Landschafts- gärtnerfamilie. Die Zocher, Mitinhaber der Firma Zocher & Voorhelm Schneevogt, waren tüchtige Landschaftsgärtner, und als ich sechs Jahre alt war, wurde ich oft schon mit in die Anlagen genommen. Ich habe einige far- bige Zeichnungen**) entworfen, welche die Gegensätze zwischen wahrer und falscher Kunst vergegenwärtigen sollen. *) Wir empfehlen dringend das Nachlesen dieses Artikels. D. Red. **) Wir können diese höchst charakteristischen, z. T. sehr grossen Skizzen leider nur schwarz wiedergeben; farbig wirken sie natürlich viel mehr. D. Red. , Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. I. Hier (Fig. 68) ist ein Tannenbaum »mit grünen Finoem« (Heine), gegen das Blau des Himmels lebensvoll sich abhebend, hier dagegen (Fig. 09) tannen- baumartige Koniferen mit amputierten Gliedern, zu Pyramiden geschoren, nüchtern und kalt. AVie ist es möglich, dass jemand, der einmal die Schönheit eines Tannen- Avaldes emplunden, je Lust hat an einer so geschorenen Pyramide? Es i.st immer be^vusst oder unbewusst der Zusammenhang der Gartenkunst mit der Baukunst, der noch in solchen Geschmacklosigkeiten spukt. IL Ob eine Pflanze strauch- oder stammförmig gezogen werden soll, ist Geschmacksache. Der richtige Geschmack, der sich von der Natur führen lässt, sagt: Jedes Gewächs soU so gezogen werden, wie es seine Natur, sein Charakter, sein natürlicher Habitus mit sich bringt. (Fig. 3 und 4.) Wenn ein Gehölz zu viel Raum einnimmt und man es kleiner machen will, so geschehe das immer im Einverständnis mit seinem Naturell. III. Ich möchte in der Gartenkunst von Grazie ersten und niederen Ranges sprechen und unter Grazie ersten Ranges diejenige verstehen, welche von dem Material selbst angegeben wird, während die Grazie niederen Ranges ohne Rücksicht auf das Material ausgeführt ist. (Fig.- 5 und 6.) Baukunst und Gartenkunst, jede frei nebeneinander, können eine grosse Schönheit liefern, wie es die hohen Baumgruppen neben oder hinter manchem Palast zeigen. Leider ist man bei den hohen Bäumen stehen geblieben und regiert die kleineren Bäume, Sträucher, Schlingpflanzen u. s. w. lieber nach einer der Baukunst entlehnten Regel als nach den Gesetzen der Natur. IV. Wenn man von holländischen Gärten spricht, so handelt es sich durch- gehends um die steifen, alten, nur als Antiquitäten merkwürdigen Gärten des 17. Jahrhunderts. Weniger bekannt ist es, dass in Holland in diesem Jahrhundert das Prinzip des englischen Parkes viel konsequenter als sonst irgendwo durchgeführt worden ist durch die Zocher in drei Generationen. Fig. 7 und 8 zeigen uns eine flache Blumenanordnung, man möchte sagen: Blumentorte, im Gegensatz zu einer geschmackvollen Blumenanordnung um eine Statue. Die Zocher sind viel weiter gegangen als Pückler, Lenne und Sckell; sie haben auch auf die kleineren Pflanzen und Gruppen das natürliche Prinzip angewendet, anstatt das des Figürchenlegens. Wenn man Pückler liest, so sieht man, dass er die Blumen als etwas sehr nebensächliches behandelt; ich sah jetzt in Muskau allerlei kleine Figürchenlegerei; das ist ein Frevel an Pückler, die geometrische Anordnung im Park sollte ein überwundener Standpunkt sein. V. Der englische Park aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts war verhältnismässig arm an Blumen. Daher mag es wohl gekommen sein, dass die meisten seiner Vertreter die Blumen als etwas nebensächliches betrachtet haben. Alsdann ein Aufschwung der Blumenkultur kam, wusste man nicht recht, was mit dem farbigen Material anzufangen sei, und machte Fehler. Weshalb verfährt man bei ihrer Gruppierung nicht wie bei der von Bäumen? Fig. 9 und 10 sollen dieses veranschaulichen, und zwar zeigt uns Fig. 9 Blumen- beetchen, die wie Bonbons auf dem Grase ausgestreut sind, und Fig. 10 stellt eine Blumengruppierung ohne jede Spur von Figurenlegen dar. '■'jS-rf» Fig. 68. Tannenbaum ,.11111 yruiicn Fingern." '- Fig. (3(). Konifere mit amputierten Gliedern. 5 -^ -^ mg S - V Fig. 71. Stammförmig "gezogene Sträucher. Fig. 70. Natürlich ausgewachsener Strauch. V. « Fig. 73. Grazie niederen Ranges. Fig. 72. Grazie ersten Ranges. 342 Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. VI. Der Takt der reinen Kurven aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ist fast gänzlich verloren gegangen. Meistens ist die Schönheit der Pfade der Form des Rasens geopfert, oder umgekehrt. Es gehört dazu ein künstlerisches Fühlen, und viele haben früher vom Arbeiten unter den grossen Künstlern dieses Gefühl sich angeeignet. Wer es lernen will, kommt vielleicht am weitesten mit einem Studium des v. Sckell'schen Werkes. Seit den Zeiten des Fürsten Pückler hat sich vieles geändert; es sind vor allem die Villen-Kolonien hinzugekommen, in den grossen Städten die Volks- gärten und kleineren Parks. Früher waren es meist grosse Güter, auf denen Parks angelegt wurden, da konnte man leichter schöne Linien schaffen; aber wenn die wahre Kunst vorhanden ist, lässt sich das auch bei den Ideineren Flächen thun. VII. Die zu grosse Nähe der Gebäude in den modernen Villen-Kolonien und dazu die Mode der flachen Grasränder bewirken, dass man zu sehr den architektonischen Linien folgt. Man macht unschöne kleine Rasenbeete um die Wohnungen und steckt einige Töpfe hinein. Die alten Meister machten es Fig. 74. Blumentorte Fig. yS. Blumengruppierung um eine Statue. anders, sie bildeten hübsche Gruppierungen. Wie viel mehr könnte jetzt aus dem so viel reicheren Material geschaffen werden, wenn man nur so verständ- nisvoll wie jene Künstler sich in die Forderungen des Materials vertiefte. Fig. 11 zeigt uns solche Schwierigkeit zwischen zwei Gebäuden, Fig. 13, wie dieselbe überwunden werden kann. Vni. Das Schlimmste, Unnatürlichste an den Mosaik- und Teppichbeeten sowie sonstigen geometrischen Anlagen ist, dass dabei nur auf Farbenspiel, nicht auf den hübschen Wuchs der Pflanzen geachtet wird. Allein auch das Farbenspiel ist meistens, der Sauberkeit wegen, hart. Das Grün fehlt am richtigen Platz, das heisst zwischen den Blumen, zu denen es gehört. Ich denke oft: Sollte diese harte Mode durch die schlechten Augen kommen, die leider heute so verbreitet sind? Sehen viele das Harte nicht? Sobald man gruppiert, an- statt Figürchen zu legen, wird alles gleich besser, Fig. 13 und 14 sollen die Gegensätze zwischen mosaikartiger und natürlicher Gruppierung veranschaulichen. In diesen Figuren liegt die Hauptsache von dem, was ich zu sagen habe. Ich stehe hier nicht aus Rechthaberei, sondern um Gedanken anzuregen, und es sollte mich freuen, wenn mir das in schwachem Masse gelungen wäre. (Allgemeiner Beifall.) Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. 343 Diskussion. Herr städtischer Gartendirektor Mächtig: Es ist sehr dankenswert, gerade aus dem Munde einer hochgebildeten Dame ein Urteil zu hören, welches sehr selten ausgesprochen wird; im allgemeinen ziehen sich diejenigen, welche ebenso denken, zurück, weil sie wissen, dass sie damit nicht durchkommen. Die ganze Gärtnerei ist jetzt darauf zugeschnitten, gegen die Regeln der Gartenkunst zu ■0^ Fig. 76. Blumenbeetchen, wie Bonbons auf dem Grase ausgestreut. .-^^'I^j^, ^0 Fig. 77. Blumengruppierang ohne jede Spur von Figurenlegen. Verstössen. Man erzieht Formen, die durchaus unschön sind, mag das Material auch noch so edel sein. In manchen Fällen wirkt die Blütenpracht selber darauf hin. Eine reich blühende Azalea mit geschorener Krone ist imponierend in Bezug auf Blütenerzielung, aber eine Verunzierung der Pflanze in ästhetischer Beziehung. So haben wir ferner die beschnittenen Koniferen, die nieder- gebundenen Pflanzen, welche gar nicht rasenartig wachsen wollen, also un- 344 Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. natürliche Verhältnisse. Wir haben auch in Bezug auf die Einteilung der Flächen manche Fehler zu verzeichnen, zum Teil mögen sie begründet sein in der unverhältnismässig geringen Grösse der meisten Gärten in den Vororten; aber, wie g'anz richtig bemerkt, man wird auch da es besser machen können. Wurstartige Festons zwischen Kugeläkazien sind leider allgemein Mode, ein rotblühender Weissdorn wird nicht angesehen, wenn er nicht kugelig ist; die hochstämmige Rose wächst auch nicht als Hochstamm, man kann sie aber in der Weise verwenden, nur in der richtigen Art; auch der Dorn kann zusammen- Fig. 78. Steifiieit infolge zu grosser Näiie zweier Gebäude. Fig. 79. Die Schwierigkeit überwunden. gehalten werden, ohne kugelig beschnitten zu sein. Alle diese Dinge grenzen an Geschmacklosigkeit und sind gewissermassen ein Zeichen der Zeit, ich will nicht sagen des Rückganges. Man will eben alles in strengen Formen erziehen, es soll aussergewöhnlich erscheinen, das Natürliche, das GeAvöhnliche imponiert nicht. Eine Pyramide ist nichts, es muss ein breiter Zuckerhut oder eine Kugel sein. Es ist die allerhöchste Zeit, dass einmal ein entschiedenes Wort dagegen gesprochen wird. In Bezug auf Teppichbeete möchte ich sagen: Die Bändigung der Blumen ist keine Anwendung der Blumen. Bezüglich der Umgebung der Gebäude bin ich anderer Ansicht als das Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. 345 verehrte Fräulein de I.eemv. Hier muss der Form des Gebäudes entsprechend die geometrische Clii'derung vorwalten, aber darin gebe ich ihr recht, dass man oft gegen die Schönheit verstösst, indem man zu vielerlei in einen kleinen Garten bringt. Eine regelmässige Bepflanzung ist indess dort angebracht. Fräulein de Leeuw lässt den regelmässigen vStil gar nicht gelten, sie geht darin wohl zu weit. Man muss den Gesetzen der Aesthetik Rechnung tragen und die Schöpfungen der Gartenkunst müssen ebenso streng kritisiert werden können wie die der Baukunst. In noch einem Punkte muss ich widersprechen. Wir brauchen uns eine freie Gartenkunst nicht erst zu schaffen, wir haben sie bereits; die Gartenkunst :^ ^' m f K rm fU' ^ /i Fig. 80. Pflanzenmosaik. Fig. 81. Natüiiiciie Gruppierung ist nicht mehr abhängig von der Architektur, dieser Standpunkt ist längst überwunden. Nicht nur Pii ekler. Lenne. Meyer etc. sind nach eigenen Prinzipien verfahren, sondern es hat sich auch eine ganz ansehnliche Schule gebildet, die, wo sie durchdringen kann, in demselben Sinne arbeitet. Seitdem ]\Ieyers Lehrbuch der schönen Gartenkunst erschien, ist erst eine Theorie aufgestellt. Pü ekler hat kein Lehrbuch geschrieben, sondern nur Anregungen gegeben, auch grosse Fehler begangen, indem er gewissermassen erlaubte, mit den Blumen zuspielen, Regenwürmer, Pfauenfedern etc. aus ihnen darzustellen gestattete. Dass aber auch regelmässige Blumenbeete in einem Park sich schön ausnehmen können, erhellt wohl am besten aus dem Blumen- berge im jMarly-Gartcn. Abgesehen von solchen Fällen muss freilich die Ver- o^(3 lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. Avendung der Blumen im Park mehr nach natürlichen Prinzipien erfolgen. Eine Anlage, die am meisten den Wünschen der Rednerin entsprechen wird, dürfte der Viktoria-Park auf dem Kreuzberge sein, dort musste ich die Blumen so pflanzen, dass es den Anschein gewinnt, als wenn sie von selbst dort ge- wachsen wären, die steilen Aufstiege, die Felsen, die Abhänge, alles lud dazu ein, dem Ganzen einen mattenartigen Charakter zu geben, nicht den des wohl- gepflegten Parkes, aber überall möchte ich das nicht als ein Muster empfehlen. Die Gesetze, welche Meyer der Gartenkunst zu Grunde legte, beziehen sich nicht nur auf den Zug der Linien und Wege, auf die Begrenzung der Gruppen. es sind viel tiefer liegende Grundsätze, die nur teilweise in der Wegeführung ihren Ausdruck finden. Xicht nur die Verteilung von Rasen und Gehölz, Führung der Wege etc., nein auch die Gruppierung regelmässiger Formen be- ruht auf bestimmten Grundsätzen, und wir werden stets schöne regelmässige Anlagen behalten. Der Ausdruck Teppichbeet ist mir freilich auch zuwider, ein Blumen-Teppich ist etwas anderes; aber Teppichbeete aus bunten Pflanzen ist widersinnig. Unter Meyer und Lenne wurde auch nicht davon gesprochen, erst als man die TeiDpichpflanzen zog, hat sich der Ausdruck eingebürgert. Man sollte statt Teppichbeete »Blumenbeete« sagen. Im allgemeinen aber möchte ich \vünschen, dass dieser Vortrag von Fräulein de Leeuw in den weitesten Kreisen anrege und dass namentlich die- jenigen, Avelche sich mit der Anzucht von Material beschäftigen, ihre Worte recht beherzigen. Fräulein de Leeuw: Es freut mich, dass Herr Direktor Mächtig in der Hauptsache mit mir einverstanden ist, aber jedes Kunstwerk ist eine Art Kom- promiss zwischen Natur und menschlichem Geist. In der jetzigen Gartenkunst ist der Einfluss der Natur zu wenig geschätzt und der eines menschlichen Geistes, beziehungsweise der Baukunst, zu gross. So lange noch ein Orange- baum oder eine Akazie kugelförmig geschnitten wird, so lange stecken wir noch unbewusst in der Baukunst. Herr Koopmann: Die Handelsgärtner sind auf einen kleinen Raum be- schränkt und dadurch gezwungen, Topfpflanzen, wie Azaleen undKamellien etc. eine gekünstelte Form zu geben. In grossen Privatgärtnereien kann man frei- lich viele Gewächse frei im Gewächshause auspflanzen und da geht einem das Herz auf, wenn man die natürlichen Formen sieht. Im Obstbau und überhaupt in der Nutzgärtnerei gilt es immer, den Raum möglichst auszunützen und da muss die freie Entwickelung der Gehölze zurückstehen. Aber in Bezug auf die Ge- hölze sollten wir den Worten der Rednerin Gehör schenken, in der Baum- schule freilich ist enger Raum geboten, aber im Park und Garten sollte man sie sich frei entwickeln lassen; wir leiden an zu enger Pflanzung und müssen dann nachher die Scheere zu sehr benutzen. Ich verlange von einem Blüten- strauch, dass seinem natürlichen Wuchs vollständig Rechnung getragen werde, bei der Verjüngung darf nicht die Peripherie desselben geschädigt werden, sondern man muss von innen heraus die überflüssigen Zweige herausschneiden. Jeder Blütenstrauch wird im achten bis zehnten Jahre seine grösste Schönheit erreichen, dann wird er abnehmen und muss verjüngt werden, aber nicht mit der Heckenscheere von aussen geschoren. Fräulein de Leeuw: Von wem soll die A'erbesserung ausgehen, vom Publikum oder vom Fachmanne? Ich meine, doch von letzterem. Wie geht Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. 94-7 es denn bei den Moden? 1-jner erfindet sie. hat die Energie, sie anzubringen, mögliclist in hohen Kreisen, und dann geht es >-tick tacli, tick tack'< die ganze soziale Stufenleiter hinab. Herr Ilofgärtner Iloffmann: Die Blumenbeete, die Fräulein de Leeuw in Aluskau vermisste. kann sie in grosser Schönheit in Branitz sehen, wo das ganze Schloss von Blumen eingehüllt ist. Was die geschlossenen Pdumen- gruppen, die sie tadelt, anbetrifft, so sind wir drauf und dran, den Tadel von uns abzuwälzen. Wir gehen vor mit der Umwandlung der Teppichbeete in Blumenbeete. Auch die neuen Entwürfe von Carl Ilampel: Blumenbeete und Gruppen laufen darauf hinaus. Nicht die Pflanzen sollen die Farben geben, sondern die Blumen; aber die Blumenarrangements sollen dem natürlichen Wesen der Blumen angepasst werden. Ein grosser Teil unserer Landschafts- gärtner hatte eine verhältnismässig geringe Kenntnis von blühenden Sträuchern, und daher werden nur die gewöhnlichsten genommen, während man doch für jedes Verhältnis andere nehmen könnte: das aber muss ich auch bestreiten, dass wir noch im Banne der Architektur stehen. Wenn eine Akazie kugelig geschnitten wird, so ist das keine Anhänglichkeit an die Architektur, und wenn wir in geschlossenen symmetrischen Verhältnissen Anlagen machen, müssen wir symmetrisch bleiben. Herr Bluth: Wenn Herr Garten - Inspektor Koopmann meint, die Handelsgärtner seien nicht in der Lage, die Pflanzen natürlich zu ziehen, weil sie nicht so verlangt werden, so stimme ich mit Fräulein de Leeuw überein. Der Gärtner ist dazu da, dem Publikum Geschmack beizubringen, sei er Land- schaftsgärtner, Topfpflanzengärtner oder Schnittblumenhändler. Besonders sollte man die bunten Papiere um die Töpfe fortlassen. Man kann auch Azaleen natürlich ziehen und braucht sie darum nicht auszupflanzen. Die Kunst soll die Natur verschönern, selbst in einem Glashause. Ich kann mich nicht damit befreunden, dass man die Orchideen, diese schöne Dekoration der Tropenbäume, dazu degradiert, in einem Blumentopfe zu wachsen; eine Orchidee wirkt ganz anders, wenn sie so natürlich wie möglich, in einem hohlen Baumstamme, in einem Korkkorbe wächst. Flerr Schulz macht auf zwei altholländische Werke, La triomphante riviere de Vecho und Le Jardin hollandais, aufmerksam, welche den damaligen Gartenstil sehr gut veranschaulichen. Fräulein de Leeuw: Ich kenne diese Bücher, aber ich halte ihren Inhalt für einen überwundenen Standpunkt. Branitz kenne ich noch nicht und werde mich darüber nächsten Winter aussprechen. Es ist wohl selbstverständlich, dass ich über die kleineren Blumenarrangements ebenso denke wie über die grösseren, und ich hoffe, dass auch bei Ihnen ein freierer und besserer Ge- schmack sich geltend machen wird. Die Kunst ist ein Kompromiss. Ich hoffe, dass hfer ein Kopipromiss geschlossen werden Avird, in welchem für die Natur mehr herauskommt. Herr Garteninspektor Perring: Die Blumendekorationen um das Muskau er Schloss waren früher anders; es war der sogenannte blaue Garten, der vielleicht manches enthielt, was nicht allgemein gefiel. Dieser Garten ist in neuerer Zeit wohl aus Sparsamkeit sehr beschränkt; er war früher sehr reich •dekoriert, enthielt aber keine Teppichbeete, sondern eine vollständige Samm- lung blühender Pflanzen, zum Teil ganz alter, z. B. Humea elegans u. s. w. QAß lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. Vor lo Jahren war die Blumendekoration noch sehr reich, wenn auch nicht so wie in Branitz, was schon durch den engen Raum um das Schloss bedingt ist. Herr Prof. Sorauer: Ich gebe als Laie meine Stimme für die Teppich- beete ab; wir wollen nicht nur die grossen Formen, wir wollen auch das Zierliche haben; wir vergnügen uns an der kleinen Pflanze und an der Zu- sammenstellung derselben, auch an der der Farben; nicht nur derjenigen der Blumen, auch der der Blätter, und wer in der Lage ist, nur über einen kleinen Raum zn verfügen, der wird den Wunsch haben, möglichst viel darauf zu sehen, und zu Teppichbeeten greifen. Würde es nicht unser Auge beleidigen, Avenn wir die Sträucher in einem kleinen Garten naturgemäss wachsen lassen, ganz unbeschnitten? Sie wachsen dann oft sparrig und bringen unbeschnitten viel weniger Blumen, so Ribes, Weigelia etc. Einigermassen muss die Kunst eingreifen und das von Natur unschöne verdecken bez. beseitigen. Wir müssen dem TejDpichbeet volle Giltigkeit lassen, so lange es in der Umgegend des Hauses bleibt. Die regel- mässigen Linien können wir in kleinen Räumen nicht entbehren. Frl. de Leeuw: Es wundert mich, dass Herr Professor Sorauer, wenn er so sehr am schönen hängt, nicht einsieht, dass man es noch schöner haben kann, wenn man die Pflanzen in natürlicher Form zieht und dadurch eine tiefere Einsicht in die Xatur gewinnt. Wenn die Menschen Teppichbeete bewundern, so kommt es, weil das blühende Material an sich etwas so schönes ist, dass es selbst, wenn man es auch in noch so unnatürliche Formen zwängt, doch schön ist. Je tiefer man aber in das Material- eindringt, desto weniger wird man den Linien der Baukunst folgen. Der Direktor des ^'ereins, Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat und Provinzial- Steuerdirektor von Pommer Esche: Die Wahrheit liegt in der -Mitte. Das meiste richtet sich nach Raum und Geld. Herr königlicher Garteninsjoelvtor Perring: Über den Geschmack lässt sich nicht streiten. Wir werden z. B. die Amerikaner nicht überzeugen, dass das, was Fräulein de Leeuw gesagt hat, das richtige sei. Ich möchte die Teppichbeete nicht entbehren, sie brauchen ja nicht aus farbigen Blattpflanzen hergestellt zu sein. Es hat allerdings eine solche Zeit gegeben und für den Gärtner war das sehr einlach, er brauchte die Pflanzen nur zu pflanzen und später etwas zu schneiden. Man geht aber neuerdings dazu über, Beete in regelmässiger Form mit schönblühenden Pflanzen zu besetzen. Indess ganz entbehren kann man die niedrigen Pflanzen mit schönen Blättern, z. B. Alter- nantheren, nicht. Glauben Sie z. B., dass der Palmengarten in Frankfurt a. M. eine solche Anziehungskraft hätte, wenn man die Teppichbeete fortliesse? Vor dem An- halter Bahnhof in Berlin sind seitens der städtischen Gartenverwaltung eben- falls kleine niedliche Beete angelegt. — Vor dem Hotel Schweizerhof in Luzern, in welchem unserm Kaiserpaar bei seiner Rückkehr aus Italien bekanntlich ein glänzendes Frühstück dargeboten wurde, befindet sich eine höchst auf- fallende Blumendekoration in Form eines Obelisken aus Teppich^Dflanzen von etwa 4 m Höhe. Es wäre im höchsten Masse unschön, wenn man einen solchen Obelisken in einem Park errichten wollte; in dem Vorgarten des grossartigen Hotels, in welchem die reichsten Leute verkehren, die etwas auffallendes sehen w^oUen, ist er ganz an seinem Platze, zumal in der Verbindung mit grossen Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinuni^en iS()3,c)4. ^4Q Palmen etc., die ihn umgeben, namentlich grossartig Mnrkend bei der elek- trischen Beleuchtung am Abend. Meinen Sie, dass die Krinoline schön sei oder dass die heutigen Puffärmel schön sind? Emanzipieren Sie sich doch da- A'on, wenn Sie es können. Die allmächtige Mode ist da imd jeder beugt sich vor ihr. Die Teppichbeete waren Mode, aber die Zeit der eigentlichen Teppich- beete nur aus Blatti^tlanzen und buntem Kies ist vorüber. Die Puffärmel werden auch verschwinden, wenn aber die Krinoline wiederkommen sollte, werden die Damen sich auch der Mode wieder imterwerfen müssen. Ein jeder Zweig der menschlichen Thätigkeit ist von der Mode abhängig und wir können uns ihr nicht entziehen. Frl. de Leeuw. In Kleidern soll man schon zum Teil der Mode folgen, die Ptlanzenwelt aber ist ein neutrales Gebiet, auf dem man sich freier entwickeln kann als auf dem der Kleiderkunst. Die Pflanzenwelt ist aber zugleich ein gutes Übungsfeld, um zu lernen, sich von der Sklaverei un- natürlicher Moden zu befreien! Xach einem nochmaligen Dank des iJirektors des Vereins an Frl. de Leeuw für den hochinteressanten ^'ortrag wurde die Diskussion ge- schlossen. Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinungen 189394. 'J' ur besseren Erläuterung der nachstehend mitgeteilten, auf die Vegetation I^L sich beziehenden Thatsachen seien in kürze die Witterungs- Verhältnisse (^ des Herbstes 1893, die des Winters 1893/94, sowie des Frühjahrs 1894 hier vorausgeschickt. Im Durchschnitt wies die Herbstwitterung 1893, bei durchgehend feuchtem Wetter, einen ziemlich hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach, und als dement- sprechende Folgerung eine bis tief in den November 1893 hinein anhaltende Entwickelung der meisten Pflanzentriebe. Der W'inter 1893/94 verlief mit Ausnahme einiger besonders hervortretend kalter Tage (am 4. und 5. Januar, wo \vir Ijis — löO R verzeichneten) ziemlich mild und schneelos. Ebenso ist im Monat Februar eine vorherrschend trockene Witterung zu bestätigen. Erst Ende des Monats, am 20. Februar, stellte sich nachts ein milder Regen ein. Gleich trockene Witterung herrschte auch im darauffolgenden Monat März, mit Aus- nahme des ö. März, an dem Schnee, und des 7. und 16., wo etwas Regen beobachtet wurde. Nachtfröste stellten sich in diesem Monat in den ersten Tagen, 1. — 5., und sodann Ende des Alonats, am 19., 20., 25. und 20., ein. Im April, in dem als Regentage nur der 18. und 21. zu verzeichnen sind, machte sich in diesem Jahr eine besonders hohe Temperatur geltend: nicht selten zeigte der Thermometerstand abends ö Uhr — S— 10'' R, hinwiederum am Morgen + 7 — 9** R, so dass also über Nacht nur ein geringer Fall des Standes zu verzeichnen war. Mittags stieg der Stand am lO. — 27. auf +15, +16,1 +18", am 25. April sogar bis auf +19*' R, b Strichfröste« fühlbar machten. Während der erstere Frost im wesentlichen den jungen Platanen-Triel^en ge- schadet, im allgemeinen die schnellere Entwickelung in der Vegetation etwas gehemmt, traf der Strichfrost in der letzten Hälfte Mai am härtesten unsere jungen Gemüse: Kohlrabi. Bohnen. Kartoffeln: unter den Obstfrüchten die Sauerkirschen, ferner die in der Blütenentwickelung stehenden Akazien, teilweise auch zum zweiten Male die frisch ausgetriebenen Platanen, welche durch diesen zweiten Frost an verschiedenen Stellen ganz bedeutend gelitten haben, sodann aber auch Eichen, Buchen etc. A^erheerender wirkte dabei der Strichfrost mehr auf die Pflanzen tiefer liegender Ackerflächen als auf Höhenlagen. Der Thermo- meterstand in beiden Zeitabschnitten ist hier in der Stadt auf +2^ — 2^/2^ R im Minimum stehen geblieben, ausserhalb dagegen an den vom Froste getroffenen Stellen bis unter den Eispunkt o^ herunter gesunken. Die Schäden bezüglich des Frühgemüses sollen hier und in der nächsten Umgebung z. T. sehr beträchtliche gewesen sein. Weshalb wendet man als Verhütungsmittel gegen derartige Ausfälle bei uns nicht mehr das Schmokfeuern an, eine \'orkehrung, deren man sich doch, z. B. am Rhein, schon seit Jahrzehnten mit grossem Nutzen bedient. Einer Ausführung des Schmokfeuers hatte jedenfalls Flerr Gärtnerei- besitzer Bluth-Gr. -Lichterfelde die Erhaltung seiner in reichster Knospen- entwickelung stehenden Rosen zu verdanken, d. h. den bevorstehenden Rosen- flor sich dadurch gesichert. Wollte man gelegentlich der aus den wieder- kehrenden Beobachtungen sich ergebenden Winke Xutzen ziehen, so hindert es nicht, gerade solche Nutzanwendungen auszuführen, schon um dadurch die Zuverlässigkeit ihrer Wirkung festzustellen. Noch sei erwähnt, dass das erste diesjährige Gewitter, aus NW. kommend, tagsüber am 8. Februar in geringem Umfange hier auftrat und in der nachfolgenden Zeit sich eine erhebliche "\"er- minderung der Durchschnitts-Temperatur einstellte. Bezüglich der Vegetations-Erscheinungen im Winter und Frühjahr 1894 zeigen im Anbeginn dieser Entwickelung stehend: Corylus Avellana Anfang Februar (5. und 6.) ihre Blütenkätzchen — eine angesichts der milden Witterung auffallend späte Erscheinung. In der Abteilung der »Obstbaumentwickelun g- fortfahrend, notieren wir als in 2. Linie blühend, 5. — ö. März, die Stachel- und Johannisbeere, dann am 15. März diejenige der Aprikose, am 23. März des Piirsichs, am 30. März der Pflaume ; am 2. April frühzeitige Birnen (auch Malvasier), am 5. April diejenige der Süss-, am 10. ,\i3ril der Sauerkirsche, am 15. April diejenige der späten Birnen (Winter-Sorten), der Apfel, am 20. April die der Erdbeere, am 25. April die der Wallnuss, zuerst die der früh- tragenden kleinen runden. Fruchttragender Wein verspricht dagegen erst Anfang Juni seine Blütenrispen zu entfalten, wog'egen sein \'orläufer ^Ttis odora- tissima bereits Ende ]\Jai mit seinen stark duftenden Blütenmassen unsere so wonnige Mailuft würzt. Sowohl der Blütenflor wie Frucht-Ansatz war bei last allen Obstsorten als ein ausserordentlich reicher zu bezeichnen: leider schüttelten dann Aequinoctial-Stürme*) z. Zt. des ersten Frucht-Ansatzes eine er- hebliche .Menge junger Früchte von den Bäumen. *) Diesmal in die erste Hälfte des Monats Mai lallend Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinungen 1893/94. Qti Nach der ersten Blütenerscheinung AnfangFebruar traten bald darauf unter den L a u li b ä u m e n die Erlen mit ihren Blütenkätzchen auf. Anhaltend trockene Witterung 7M dieser Zeit hält die Wgetation dieser Abteilung gebannt, die erst nach dem Ende Februar fallenden Regen in Bewegung gelangt und eine Triebwirkung sich erst nach dieser Zeit bei Ahorn, Pappeln, Weiden etc. geltend macht. Anfang März beginnt den Reigen der Blütenentfaltung die Krach-Weide, ungefähr 10 Tage später (c. 12. März) die Pappel, die einzelnen Arten kurz aufeinander folgend, bald darnach Acer Platanoides und Negundo, indessen A. Pseudo- platanus noch auf sich warten lässt. Anfang April, 8. April, finden wir unter den Laubbäumen der Reihe nach mit ihrem meist zartgrünen Blattschmuck entwickelt: Weide, dann Birke, dann Pappel, Kastanie. Gegen Mitte April rücken an Esche und Platane, beide sehr früh: Xussbaum, Acer japonicum- A'arietäten. Die frühtreibende Linde: Tilia platyphyllos, Akazie kommen später, darnach erst Ulmus effusa, die Sommer-Stieleiche, Ouercus sessiliflora, dann Gleditschia. Esche und mit ihr Acer Pseudoplatanus blühen gegen den 15. April, sowie den 24. April: Aesculus Hippocastanum, rubicunda dagegen ca. 8 Tage später, d. h. Anfang Mai. Am 5. Mai blüht (Juercus sessilitlorus, während rubra, palustris, coccinea erst ca. 10 Tage später dazu gelangen. Ende April beginnt der Weissdorn an geschützten Stellen seine Blüten zu entfalten, während der Rotdorn erst gegen Mitte Mai in seiner rotgefärbten Blütenfülle namentlich in der Sorte »Pauls new scarlet« dazu in vollen Ciegensatz tritt. Unter den Sträuchern strecken bereits ihre Blattknospentriebe Anfang Februar hervor: Spiraea sorbifolia, Lonicera tartarica, Syringa vulgaris, diverse Philadelphus-Arten; am 8. — 10. Februar blühen bereits Jasminum nuditlorum, Daphne Mezereum; Mitte Februar Forsythia suspensa im reichsten Blütentlor, F. viridissima dagegen erst ca. 14 Tage später; ferner Ribes alpinum, indessen aureum seine stark duftenden Blüten (Gewürznägelchen) erst Mitte April entfaltet, sogar gegen Ende April erst R. rubrum und atrorubrum in die Blütenreihe ein- treten. Am 15. März blühen dann: Prunus Davidiana, Pissardi und divaricata, Pr. triloba und chinensis; Prunus Padus dagegen erst nach ca. 4 Wochen. Am 10. — 12. April blühen Cydonia japonica, Cyd. vulgaris erst ca. 14 Tage später. :Mahonia aquifolium. Amygdalus pers. 11. pl., Buxus arborescens; ferner mit reichem Blütenbehang Spiraea prunifolia, grandillora Hook., (Exochorda grandi- llora Lindl. (Kloster Choriner Garten). Ende April, 24. April, beginnt Syringa vulgaris ihre Blütenpracht zu entfalten, etwa 8 Tage später dagegen Syr. dubia- Abarten; persica ungefähr 14 Tage später; Josikaea sogar erst nach 3 Wochen. Anfang Mai (10. Mai) entfaltet der Goldregen seine herrlich gelben Blüten- trauben und ihm zur Seite steht der Schneeball mit dem blendenden Weiss seiner Blutendolden. Und bereits am 25. Mai finden wir im Freien die Rose in ihrem Blütenschmuck: Gloire de Dijon, neben ihr Rosa hermosa sowie capreolata beginnen mit ihren immer schönen Blütengestalten die fortlaufende Reihe des eigentlichen Schmuckes unseres heimatlichen Blütentlors. Un- unterbrochen den Mai hindurch entwickeln diesmal unsere im Freien aus- dauernden Rhododendron-Arten: arboreum-Hybriden, rigidum etc., ihre herrlich zart gefärbten BlütenbüscheL Philadelphus laxus und coronarius schmücken gleichfalls bereits den Wonnemonat in seinen letzten Tagen. An Stauden blühen zu Beginn Februar (5. Februar) : Erianthushiemalis, Peta- sitesniveus: sämmtliche Helleborus-Arten. wie viridis, niger, caucasicus: ferner oü,2 Winter- bezw. Frühjahrserscheinungnn 1893/94. Erica carnea; Galanthus nivalis; Leucojum vernum: Scilla sibirica. Weiterhin Anfang April: Corydalis bulbosa, Tulpen. Hyazinthen. Unterdessen sind Scilla und Crocus längst abgeblüht. Alitte April Ajuga reptans, Mola tricolor, Bellis, Myosotis, Primula, Spartium scoparium in ganz hervorragender rjlütenfülle, Phlox nivalis, verna, Drummondi, Anfang ]\Iai: Saxifraga sowie Aquilegia-Arten. Hinsichtlich der Gemüse beginnt diesmal bereitsjNiitte April das Spargelstechen, ein ausnahmsweise früher Zeitpunkt, und bezüglich der Getreidearten beginnt bereits Ende April der Roggen zu Idühen, eine gleichfalls auffallend frühe Erscheinung. Die trockene Witterung der Monate März und April, im allgemeinen, hatte die Vegetation anfangs zu langsamer Entwickelung genötigt: unser nordischer Wald bot anlässlich der Trockenheit ein Bild trostloser Dürre. Das entzückende Bild der eigentlichen Frühjahrs-Blütenpracht trat erst nach dem am 18. April niederfallenden Regen ein und mit neu belebender Pracht verjüngte sich das schöne Gewand unserer lieben Mutter Erde. Auch der andauernde Blütenllor unserer Blüten, Sträucher und Bäume, wie der Syringen, des Cytisus, Opulus, andererseits des Aesculus, Crataegus bot uns den Genuss seiner Schönheit in ausgiebigster Fülle. Die Erscheinung vollwichtiger Blütenpracht namicntlich bei Deutzien, Prunus, Spiraeen, Cytisus, Rhododendron etc. ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Triebe dieser Strauch-Arten, infolge der Sommerwärme 1893 gut ausgereift, und Grund dessen reichen Knospenansatz gezeitigt hatten. In der Gesamt-Entfaltung vegetativer Erscheinungen hat die rasche Aufeinanderfolge der gesamten Blütengebilde diesmal in kürze die gewöhnliche Durchschnittszeit ihrer Einzel- Erscheinungen w^ohl um ca. 3 Wochen überholt, ein Umstand, welcher dem Gesamt-V erlauf nach, in der Reihe von etwa 30 Jahren, in diesem Jahre einzig dastehen dürfte. Die Frost-Schäden des Winters 1892/93 machen sich auch in diesem Frühjahr 1894 noch bemerkbar, besonders bei Buxus arborescens, verschiedenen Koniferen sowie namentlich auch bez. des Stein- und Kern-Obstes, der Kirschen, Pflaumen,Aprikosen, bei Wallnussbäumen: bei den Straucharten wie:Deutzia scabra, Kerria japonica, Cytisus Laburnum etc. Aber auch der schneelose Winter 1893/94 forderte seine Opfer namentlich bezüglich des Ausfrierens unserer Buxus-Ein- fassungen, des Epheus, feinerer Gräser sowie unter dem Rasen unkraut vorzugs- weise Bellis perennis. Ganz besonders aber ist der teilweise Verlust unseres in so vieler Hinsicht wertvollen Stauden - Materials zu beklagen. Bei dem gänzlichen Mangel an Schneedecke — sowie andererseits der durch Bodennässe ge- bildeten Eisschicht — vermochten auch bereits geringe Frostgrade das empfindliche Leben der Pflanze am Wurzelhals hinreichend zu schädigen. H. Einiges über die schädlichen Folgen des letzten Winters. , I ., \'on R. Müller in Praust. ll||:;ohl viele, vielleicht die meisten werden den Winter 1893/94 einen un- 1^? gewöhnlich milden nennen. Kurz war er ja hier auch nur, aber nach allen Berichten von anderen Gegenden, ja sogar aus dem Xorden und Nordosten hat gerade der Regierungsbezirk E)anzig, und zwar speziell die der Einiges über die schädlichen Folgen des letzten Winters. ot'J- Stadt Danzig zunächst liegenden Kreise in diesem Winter mit die höchsten Kälte- grade, — 23 bis — 25O Reaumur, gehabt, während wir bisher in fast allen strengen Wintern verhältnismässig gut wegkamen. In der Stadt Danzig selbst und den derSeenähergelegenen Orten fiel das Thermometer nur bis auf — i70Reaumur. Eine gleiche Höhe wie im letzten Winter hat die Kälte hier auch zuweilen schon früher erreicht, ohne jedoch so verderbliche Folgen wie in diesem Jahre gehabt zu haben. Die Ursache dieser schädlichen Folgen müssen Avir in dem späten Ab- schluss der Vegetation des vorigen Jahres, sowie der Plötzlichkeit des Eintritts der starken Kälte bei ungefrorenem Boden und noch nicht vollständig ab- geschlossenem Saftumlauf suchen. Xach dem vorjährigen trockenen Sommer kam ein mehr feuchter Herbst, wodurch viele Gewächse nochmals in Trieb kamen. Einige leichte Frosttage mit Schnee im November thaten dem Wachs- tum wenig Einhalt, und so hatten wir mildes Wetter bis zum letzten Tage des Jahres. Am 1. Januar trat leichter Schneefall bei geringer Kälte ein. aber schon in der Nacht vom 3. zum 4. Januar fiel das Thermometer bis auf — 23 und —35" Reaumur, je nach der mehr oder weniger geschützten Stelle. Die folgenden Xächte brachten ähnliche Kältegrade, während am Tage die Sonne schien. Der Boden war dabei trotz der nur leichten Schneedecke (durch- schnittlich 20 cm) nicht gefroren. Die ersten Zeichen von Frostschäden bemerkte man schon Mitte Januar an den Edeltannen, Abies pectinata, deren Nadeln besonders an der Sonnenseite rot geworden waren. Auch Abies Nordmanniana zeigte ähnliche Frosteinwir- kungen, wenn auch in geringerem Grade. Die ganze Grösse des durch den Frost angerichteten Schadens liess sich erst im April und Mai vollständig übersehen. Ich will nun kurz diejenigen Gewächse nennen, welche mehr oder weniger vom Froste gelitten haben, und dabei auf einige andere aufmerksam machen, welchen früheren Erfahrungen ent- gegen der Frost nicht geschadet hat. Was zunächst die Obstbäume anbelangt, so haben ältere gesunde Stämme im ganzen weniger gelitten. Besonders hart sind aber die einjährigen, 1 bis 1,25 m hohen Veredelungen von Birnen und Äpfeln mitgenommen worden, welche zum grossen Teile ca. 30 cm über dem Erdboden abgeschnitten werden mussten. Es sind nur wenig Sorten, welche einen grösseren Teil weniger beschädigte Stämmchen zeigten, und ich nenne von diesen besonders: die Römische Schmalz- birne, Liegeis Winterbutterbirne, Colomas Herbstbutterbirne, Oberdiecks Butter- birne, Pelpliner Sommerbirne und Birne von Pabbeln (ostpreussische Lokalsorte). Birnen auf Quitten haben noch mehr gelitten. So sind zwei ältere, seinerzeit aus Reutlingen bezogene Pyramiden der Birne König Karl von Württemberg total erfroren, während eine hier gezogene 5 — ojährige Kronenveredelung der- selben Sorte, die im Vorjahre getragen hat, vollständig gesund geblieben ist. Auch von einjährigen Äpfeln haben sehr viele abgeschnitten werden müssen und sogar Sorten, welche als vollständig" akklimatisiert gelten. Am Avenigsten haben Schaden genommen: Gravensteiner, Fraas Sommer- Calvill, Calvill Garibaldi, Kaiser Alexander, Parkers Pepping, Grosse Kasseler Reinette, Reinette von Bihorel, Werdersche Wachs-Reinette und Oberdiecks Reinette. Letztere ziehe ich. wie schon öfters von mir erwähnt, hauptsächlich zu Zwischen- veredelungen, und hat mich bisher noch keine andere zu diesem Zwecke em- pfohlene vSorte in gleichem Alasse befriedigt. Der A'ielberühmte imd begehrte or^ Einiges über die schädlichen Folgen des letzten Winters. »Bismarckapfel« hat die Kälte ganz ohne vSrhaden ausgehalten. Bemerken will ich noch, dass unsere sämtlichen einjährigen ^'el■edelungen auf einem neuen, erst kürzlich zur Baumschule genommenen, vollständig freiliegenden Grund- stücke mit mehr leichtem Boden und sandigem Untergrund stehen. In der alten Baumschule mit mehr lehmigem Boden sind die zwei- und mehrjährigen Ver- edelungen, abgesehen von Birnen auf Quitten, ziemlich gut durch den Winter gekommen. Jüngere Wallnussbäume sind teilweise ziemlich weit herunter- gefroren, doch hauptsächlich solche, welche seinerzeit als einjährige Sämlinge aus Frankreich bezogen Avurden, während hier aus Xüssen gezogene, noch nicht veri^flanzte keinen Schaden erlitten. Von Gehölzen sind stark zurückgefroren, abgesehen von denjenigen, die hier regelmässig gedeckt werden: Acer Pseudoplatanus in jüngeren Exemplaren, Colutea arborescens, Cytisus Laburnum. Cydonia vulgaris, sämtliche Deutzien mit Ausnahme von D. gracilis, Ligustrum vulgare erectum, Alalus floribunda Scheideckeri, Malus Parkmanni fl. pl., Morus alba, Platanus'occidentalis, Ouercus Cerris, O. pedunculata fastigiata und atropurpurea. (4 — 5jährige) Rosa villosa, wSpiraea argentea und Thunbergi. Eine eigentümliche Erscheinung ist es auch, dass von ein und derselben Pflanzenart einzelne Exemplare sehr, andere fast garnicht gelitten haben, trotz- dem Standort und sonstiger Kulturzustand ganz dieselben waren. Ich nenne von diesen: Ailanthus glandulosa, die Catalpa-Arten, Ligustrina amurensis und pekinensis. Aber sogar Weissbuchenhecken zeigten stellenweise Einwirkungen des starken Frostes, indem der obere Teil erst sehr spät austrieb und auch dann kein freudiges Wachstum zeigte, während der untere vom Schnee um- geben gewesene Teil 3 Wochen früher vollständig belaubt war. F)agegen sind ganz unbeschädigt durch den Winter gekommen: Berberis cretica und Darwini. Acer Colchicum rubrum, Alagnolia acuminata, welche zum Decken zu gross geworden waren. Was die Koniferen anbelangt, so sind ausser den eingangs erwähnten keine erheblichen Schäden zu beklagen. Douglastannen haben wohl gelitten, treiben aber sogar aus dem alten Holze wieder aus. Abies concolor lasiocarpa hat teihveis unter Decke gelitten, während A. concolor unter der gleichen Decke vollständig gut geblieben sind. Dass die Einwirkung der Sonne grossen Ein- lluss auf das Erfrieren der Koniferen hat, zeigte sich auch bei zwei 4 resp. 5 m hohen Abies lasiocarpa, welche schon seit Jahren nicht mehr gedeckt werden konnten. F)ie grössere derselben steht nördlich von einem etwa 35jährigen hochstämmigen Birnbaum und hat nur unten rote Xadeln bekommen, soweit sie die volle Sonne am Stamme des Baumes vorbei treffen konnte, während der leichte durch die unbeblätterten Zweige bewirkte Schatten genügte, den übrigen Teil der Tanne vollständig vor Schaden zu schützen. Die andere steht in derselben Richtung etwa 13 m weiter entfernt und zeigt ziemlich bedeutende Frostschäden, von denen sie sich aber auch erholen wird. Gingko biloba, welche zu gross zum Decken geworden sind, blieben vollständig gesund. Die Staudengewächse sind bei der gleichmässigen Schneedecke ganz unbeschädigt durch den Winter gekommen. In Ostpreussen ist anfangs Januar fast gar kein vSchnee gefallen, so dass ein Freund von mir in der Tilsiter Gegend sich ge- nötigt sah, auch die gewöhnlichen Stauden bei 15 bis 16 Grad Kälte zu decken, um sie vor dem Auswintern zu schützen. Die Kultur des kleinblättrigen Epheu. occ, Die Kultur des kleinblättrigen Epheu. \'on H. Lindeniuth, KOuit;!. Garten-Inspektor. JB^Per kleinl)lättrige Epheu bildet in lierlin einen nicht unbedeutenden Ip-^^ Handelsartikel. Abnehmer sind hauptsächlich die hiesigen grossen % ' Kirchhöfe. Es ist hier Gebrauch, die Böschungen der hohen Grab- hügel mit dieser Pflanze zu bekleiden. Grossblättriger Epheu, der emplindlicher ist, namentlich in strengen Wintern viel leichter zu Grunde geht, wird nur ausnahmsweise und auf besonderen Wunsch verwendet. Seit mehreren Jahren habe ich als Mitglied des Kuratoriums der drei grossen Kirchhöfe der Dorotheenstädtischen Gemeinde vielfach mit der An- zucht, Erhaltung, Anschaffung und Verwendung grosser Mengen von Epheu zu thun und dabei Gelegenheit gehabt, mancherlei Versuche anzustellen und Er- fahrungen zu sammeln. Handelsgärtner vermehren den Epheu gewöhnlich im August durch Steck- linge, die in Töpfe oder Kästen gesteckt werden. In Mistbeetkästen überwintern nun diese Stecklinge, um im nächsten Frühjahre auf gut gedüngte Beete in geringen Abständen aus den Töpfen oder Kästen in das freie Land gepflanzt zu werden. Hier bleiben die Pflanzen ohne weitere Pflege unaufgebunden bis zum Spätherbst stehen, werden notdürftig oder reichlich begossen und wachsen oft mit dem Unkraut um die Wette. Alan pflanzt den Epheu möglichst spät im Herbste, weil man noch einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs erwartet, in Töpfe, und hofft für grössere Pflanzen einen höheren Preis zu erzielen. Dieser Epheu wird nun um die genannte Zeit von den Kirchhofsverwaltungen gekault, in genügend tiefe Kästen eingebracht, die im Winter mit Brettern und Laub bedeckt und nach Bedarf gelüftet werden. Im folgenden Frühling werden die Pflanzen dann zur Bekleidung der Grabhügel verwendet. Die Preise dieses Iqjheu, der ein Alter von ungefähr 1-4 Monaten hat, schwanken mit Rücksicht auf Güte, Angebot und ^s achfrage etwa zwischen 4 und g Mark für das Dutzend, oder 35 ijis 70 Mark für 100 Stück. Es ist mir auch schon Epheu zu 76 Mark für 100 Stück angeboten worden. In einem Topf stehen 5 — S Pflanzen. Bei der beschriebenen Behandlung haben die kurz vor Eintritt des Winters in Töpfe gesetzten Pflanzen nicht mehr Zeit, anzuwachsen und die Erde mit jungen Wurzeln zu durchsetzen. Die Folge ist, dass im Winter regelmässig bedeutende Verluste eintreten und im Frühjahr sich oft mehr als die Hälfte der Pflanzen tot, ganz oder halb verstockt erweist. Damit nicht genug! Beim Pflanzen an die Grabhügel ist noch immer der Erdballen nicht durchwurzelt, die Erde fällt ab und die Wurzeln zeigen sich noch so, wie sie im Herbst in den Topf gestopft wurden. Es tritt ein weiterer Verlust dadurch ein, dass auch noch an den Grabhügeln viele Pflanzen, oft sämtliche an einzelnen Hügeln, absterben. Das bedeutet nicht nur den Verlust des Epheu, sondern auch doppelte Arbeit, mühsame Beschaffung von teuerem Epheu zu einer unpassenden Zeit und unangenehme Erörterungen mit den Auftraggebern. Ich nehme an, dass die genannten Friedhöfe jährlich ungefähr 5000 Töpfe be- dürfen. Das Hundert zu 50 Mark gerechnet, ergiebt die Summe A'on 2500 Mark. Ein Drittel bis die Hälfte dieses Bedarfs setze ich auf Rechnung der erwähnten Verluste. Viele Kirchengemeinden ziehen jetzt ihren Epheu selbst, nach meinen org Die Kultur des kleinblättrigen Epheu. Beobachtungen alDcr in derselben üblichen Weise. Die eigene Anzucht ist natürlich nur so lange möglich, als neue Kirchhöfe genügenden Raum dazu bieten. Gärtner, die ihren Epheu im Herbst zu verlvaufen nicht Gelegenheit haben, lassen ihn häufig im Freien unter der aus Bohnenstangen gebildeten Schatten- stellage, imd decken die Pflanzen noch leicht mit geeignetem Alaterial. Ich legte mir nach diesen Erfahrungen die Fragen vor: Zieht man nicht besser den Epheu dauernd in Töj)fen? Kommt man durch die Topfzucht ebenso schnell oder vielleicht schneller zum Ziele? Leidet der in Töpfen gehaltene Epheu im zweiten Winter ebenso stark als der eingepflanzte? Bietet die Topf- kultur wesentlich grössere Schwierigkeiten und erfordert sie erheblich mehr Mühe. Zeit und Arbeit, und würde der Topfepheu teurer verkauft werden müssen? Ich hatte in früheren Jahren hin und ^wieder von dem vortrefflichen, sehr kleinblättrigen und harten, an meinem Dienstgebäude wachsenden Epheu einige Töpfe mit Stecklingen besetzt, die unausgepflanzt immer zu prächtigen Pflanzen herangewachsen waren. Im August 1892 machte ich einen etwas umfangreicheren Versuch. In durchschnittlich 4 zöllige Töpfe wurden etwa je 8 Stecklinge gesteckt und auf einen kalten Kasten gesetzt; zum Teil in einem ungeheizten Erdhause, zum Teil im Mistbeetlvasten wurden die Pflanzen überwintert. Im folgenden Frühjahre setzte ich die Pflanzen in 5 — 5Y2Zöllige Töpfe und band sie an Stäbe. Eine Anzahl von Exemplaren, die sogleich als vStecklinge in 5 zöllige Töpfe gesteckt worden waren, blieben unverpflanzt. Die Töpfe wurden an verschiedenen Stellen des Gartens verteilt und entwickelten sich so vortrefflich, dass schöneren gleichaltrigen, im freien Lande erzogenen Ejjheu kaum jemand aufzuweisen haben dürfte. Nach der zweiten Überwinterung hatte ich auch nicht den Verlust eines Topfes zu beklagen. Es zeigte sich keine Spur von Fäulnis und Schimmelbildung. Ich kann fast wörtlich behaupten, dass kein Blatt abgestorben war. Die Stöcke zeigen jetzt Triebe von 1,40 m Länge. Auf dem Kirchhofe in Reinickendorf lies^ ich in diesem Frühling eine Partie Töpfe, und zwar die schwächsten Exemplare, nicht auspflanzen. Es zeigte sich die überraschende Erscheinung, dass die in Töpfen gebliebenen Individuen die ausgepflanzten weit überholt haben. Das AutT>inden ist wichtig. Durch aufrechte Richtung der Triebe wird deren Längenwachstum sehr gefördert. Das Aufbinden darf nicht unterlassen w^erden. Kräftige, lange und in frischer Entwicklung sich befindende Stecklinge geben von vornherein kräftig wachsende und später stärkere Pflanzen. Es empfiehlt sich, für die Stecklinge kleinere, etwa 4zöllige Töpfe zu wählen und im nächsten Frühjahre in 5 — 5Y22öllige zu verpflanzen. Man kann aber auch, ohne wesentlichen Nachteil, sogleich grosse Töpfe anwenden und das Verpflanzen im nächsten Frühjahre unterlassen. Ich empfehle aber erstere Methode; die Stecklinge kommen besser durch den Winter und wachsen auch im nächsten Jahre nach dem Verpflanzen freudiger weiter. iJie Erde soll aus kräftiger Mistbeet- und Lauberde mit Sand bestehen. Eine Beimischung von etwas Heideerde und Lehm erweist sich vorteilhaft. Ausgepflanzten Epheu überwintert man am besten im freien Lande und setzt ihn erst im Frühjahre in Töpfe. Im Spätherbst eingepflanzten Epheu sollten Kirchhofsverwaltungen niemals kaufen. Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 357 Soll und muss Epheu im Herbst eingepflanzt werden, so muss diese Arbeit zeitig genug ausgeführt werden, damit ein Anwachsen noch möglich ist. Die Topfkultur bietet keine grösseren Schwierigkeiten dar und erfordert kaum mehr Arbeit und Mühe als die Kultur im Freien. Eine etwas grössere Arbeit könnte vielleicht in einem etwa notwendigen häufigeren Begiessen gefunden werden. Es ist daher auch nicht einzusehen, dass Tojjfepheu teuerer als Landepheu bezahlt werden müsste. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Verbascum Wiedemannianum. Eine neue l{inführung der Herren Haage & Schmidt, Erfurt. Diese Art vom nördlichen Kurdistan wird 2^2 Fuss hoch, verzweigt sich stark und bringt eine Menge indigoblauer Blumen hervor, die später eine purpur - lilafarbige Schattierung an- nehmen. Gard. Chron. iNgs, IF 785, Fig. 131. Graderia subintegra Mast. n. sp. Diese aulfallend schöne Scrophula- riacee von Transvaal ist perennierend und zeigt einen etwas schlingenden Habitus. Die Gloxinia - ähnlichen, fleischfarbigen Blumen mit helleren Schattierungen im Innern stehen in aufrechten beblätterten Trauben; die kleinen, ziemlich dicken Blätter sind, am Rande wie auf der Mittelrippe mit weisslichen, rauhen Haaren be- deckt. Bei uns im temperierten Gewächshause zu ziehen. Gard. Chron. 1S93, II, 798, Fig. 122. Nerine excellens Moore. Eine wunderhübsche Amaryllidee lind wahrscheinlich eine Flybride der schon zu Anfang dieses Jahrhunderts vom Cap nach Europa eingeführten Nerine rosea. Die lanzettförmigen Blumenblätter sind zartrosenrot, im Sonnenschein violett und metallisch schimmernd, und jedes Segment ist v^on einer tief karminroten Längs- linie durchzogen. — iJass die präch- tigen Xerine- Arten und Varietäten, welche für unsere im Herbste so blumenarmen Kalthäuser einen herr- lichen Schmuck liefern, wieder mehr angezogen werden, darf jedenfalls mit Freuden begrüsst werden. (Wiener Illustr. Gart.-Ztg., Dezbr.-Heft, color.T.) Reine Claude Diaphane. Es wird diese vorzügliche Sorte in den Baumschulen - Verzeichnissen auch häufig als > Reine Claude Trans- parente« aufgeführt. Die recht grosse Frucht von sphärischer Form ist oben und unten abgeflacht. F)ie dünne, dem Fleische anhaftende Haut von gelb- grünlicher, mit Rot verwaschener Farbe wird von einem reichlichen Duft überzogen. Das sehr feine, grün- gelbliche Fleisch ist sehr zuckerhaltig und von köstlichem Aroma. — F)er kräftig wachsende Baum verzweigt sich ziemlich unregelmässig. (Bulletin d'arboriculture, Nov.-Heft, color. T.) Melittis melissopliylium. Diese Eabiate, welche in vielen Teilen Europas, so namentlich Eng- lands, heimisch ist, wird von den Imkern ihres in den Blumen reichlich vorhandenen Honigs wegen sehr ge- schätzt, verdient aber auch als Zier- pflanze, so namentlich die Varietät grandiflorum, vollauf Beachtung. The Garden 1893, T. 943. 338__ Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Die Haltbarkeit des Spargels unter Wasser. Beim letzten Hochwasser in Böhmen wurden in einem Orte an der Elbe auch Spargelbeete überschwemmt, und zwar in den ersten Tagen des September. Nach dem Fallen hatte das Wasser nicht genügenden Ablauf, so dass das- selbe stellenweis bis zum Froste stehen blieb. Allgemein hatte man gefürchtet, dass die Pflanzen gänzlich ausgestorben seien. Aber welche Überraschung und Freude: als man im Dezember die unter dem Eise sich befindenden Setzlinge heraushob, waren sie ganz unversehrt. Die Pflanzen waren im Frühjahr desselben Jahres ausgesetzt worden, standen dann über ein Vierteljahr unter Wasser und trotzdem blieben die Wurzeln unver- sehrt; ausserdem haben sich auch die Knospen noch schön ausgebildet. Nach dem Gutachten der Fachmänner in dieser Gegend gedeiht der Spargel auf der Sonnenseite der Weinberge vortrefflich, wächst aber wild auf der nahe gelegenen Insel, obgleich diese manchmal die ganze Woche unter Wasser steht. K- Frühjahr die Entwickclung vieler Blüten beschleunigt hat, zeigt sehr deutlich nachstehende Tabelle. Erste Blüte offen 1894 1893 Galanthus ni- valis L . . . 4. Febr. 15. Febr. Helleborus Das Unkraut an den Wegen kann man leicht abschaffen, wenn nachstehendes befolgt wird: Nimm 3 kg Kalk und 1/2 kg zu Staub zer- pulverten Schwefel, gieb dies in 40 1 Wasser und koche es in einem eiser- nen Gelasse, mische es ordentlich durch und gieb dann noch zweimal so viel Wasser hinzu. Mit dieser Mischung werden die mit Unkraut besetzten Wege begossen und nach mehrmaligem Be- giessen erhält man reine Wege, da das sich bildende Schwefelcalcium die Vegetation zerstört. K. Phänologische Beobachtungen in IVliddelburg, Holland. Wie ganz ausserordentlich das warme viridis L . . Alnusglutinosa Gärtn. . . . Primula offi- cinalis L . Ficaria ranun- culoidesMch. Cydonia japo- nica Prs. . Primula acau- lis Jacq. . . OrobusvernusL Amygdalus persica L . Petasites ofli- cinalis Mch. Sanguinaria canadensisL Viola odorataL Pulmonaria oflicinalis L BellisperennisL Ribes grossu- laria L . . . Rosmarinus oflicinalis . Saxifraga tri- dactylitis L Androsace septentrio- nalis L . . . Ribes rubrum L Eranthis hye- malis Sal. . Asarum euro- paeum L . . Forsythiaviri- dissimaLdl. 10. „ 13- " 13- - 14- '. 20. März 20. 24. 22. 22. 24. 25- 28. 26. 26. 29. 29. 29. 15- März 25. 23- 24. 21. 12. 25- lü. April 29. März 11. April L. Buysman, Kleinere Mitteilungen. 339 Enthüllung des Denkmals für Ludwig Brehm. Das Denkmal, das man in den An- lagen des »Plateaus'< zu Altenburg den Naturforschern Christian Lud- wig Brehm und dessen Sohn Alfred Edmund Brehm errichten will, wird voraussichtlich Ende Sep- tember enthüllt werden. Es wird die Form eines Obelisken erhalten, der mit den Medaillonbildern der beiden Forscher versehen werden soll. Die Ausführung der Aledaillonbilder ist dem Bildhauer Pfretzschner in Charlotten- burg übertragen worden. Unser Mitglied, Herr Komm. -Rat Hugo Köhler ist einer der Leiter im Comitc'. Mamillaria barbata. Es war in dem Heft vom i. März der »Gartenflora«, S. 113 Taf. 1400, ein sehr schönes Bild einer Wüsten-Pflanze, der Mamillaria barbata Elnglm. Dieselbe ist gemein in den dürren und wüsten Gegenden Nord-Amerikas. Mit ihr wachsen auch mehrere andere Arten, die ganz so schön wie Mamillaria bar- bata sind. In den äussersten südwest- lichen Gegenden Nord-Amerikas linden sich bekanntlich Kaktus- Arten, die sehr hoch und stark werden. Einige werden so gross wie Bäume, 40 bis 50 Fuss hoch. Manche von diesen Arten werden von den amerikanischen Handelsgärtnern verkauft. Sie sind aber mehr merk- würdig als zierend oder nützlich und sie werden nur in kleiner Zahl ange- pflanzt. In Amerika lieben wir sie nicht so sehr, weil sie zu gemein sind. Stillwater in (Jklahoma, Ver. St. Prof. F. A. Waugh. Litteratur. E. W. Hilgard und L. Paparelli: Report of the Viticultural Work during the Seasons 18S7/89 with data regarding the Vintage of 1890. Part I. Red- Wine Grapes. Sacramento, 1892. Gr. 8^. 31Ü S. Der vorliegende Bericht über die von der »California-Universität« geleiteten Arbeiten bezüglich der Weinkultur ist natürlich für unseren Weinbau mehr von wissenschaftlichem als von praktischem Interesse. Der erste Ab- schnitt, von Hilgard bearbeitet, be- handelt die Anlage und die Aufgaben der^'ersuchsstationen, die Art der Wein- prüfung und der Weingewinnung. Ein besonderer Abschnitt ist der Färbung der Weine und der Analyse der Färbungsmittel gewidmet. Der von Paparelli bearbeitete Teil des Berichtes betrifft die in den Jahren 1887/89 ausgeführten Weinanalysen, welche sich auf Marken vom Bordeaux- Typus, vom Burgunder-Typus, vom Typus norditalienischer Weine, süd- französischer, österreichischer, portu- giesischer und ungarischer Weine be- ziehen. Ein grösserer Abschnitt ist der Behandlung gekelterter Weine ge- widmet, doch gehört die Betrachtung dieser Resultate nicht in den Rahmen dieser Zeitschrift. Dr. C. Müller. PrantUs Lehrbuch der Botanik; 9. vermehrte und verbesserte Auflage. Herausgegeben und neu bearbeitet von Dr. Ferdinand Pax, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Breslau. Mit 355 Figuren in Holzschnitt. 8°. 365 S. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig, 1894. 4 M., geb. 5,30 M. Dem Unterzeichneten, der seit vielen Jahren seinen Vorlesungen PrantUs 300 Litteratur. Lehrbuch der Botanik zu Grunde legt, gereicht es zur besonderen Freude, darauf aufmerksam machen zu können, dass die Neubearbeitung desselben durch den Nachfolger des verstorbenen Prof. Prantl in der That wesentliche Ver- besserungen enthält. Der kurze klare Text ist geblieben, aber naipentlich die Anatomie ausführlicher und mehr in Verbindung mit der Physiologie be- handelt, und, was das Buch besonders wertvoll für Studierende macht: in der Systematik sind gute Übersichten und zahlreiche Abbildungen tech- nischer und oflizineller Pflanzen, meist .aus dem immer wieder als muster- gültig zu bezeichnenden Werk Engler und Prantl, Natürliche Pflanzen- familie, gegeben. — Wünschenswert wäre bei einer neuen Auflage, dass die behandelten Reihen am Kopf jeder Seite genannt würden, da der Studierende dann leichter die Übersicht behält. Das mechanische System müsste dann auch noch etwas eingehender dargestellt werden. L. W. The American Florist Company's Directory ofFlorists, Nurseryman and Seedsmen of the United States and Canada and Reference Book. 4. Auflage. Preis 2 Dollars. , .- ■. Was Plumpes Adressbuch der Gärtner für Deutschland, das ist das von der American Florist Company heraus- gegebene Directory für Nordamerika, und auf meiner vorjährigen Reise habe ich nur zu oft Gelegenheit gehabt, mich von der Zuverlässigkeit und Zweck- mässigkeit dieses Adressbuches zu überzeugen; es war mein steter Be- gleiter. — Die eben erschienene 4. Auflage hat aber noch manche Vor- züge vor den früheren voraus und ich wünschte wohl, iclr hätte sie schon voriges Jahr gehabt. Sie ist nämlich viel handlicher, anstatt hoch Oktav- format hat sie klein Oktavformat er- halten, so dass sie sich bequem in der Tasche tragen lässt, was früher nicht möglich war. Alit Stolz kann unser verehrter Freund Grant, der Heraus- geber des American Florist, der grössten Gärtner-Zeitung Amerikas, die einer Aktien-Gesellschaft gehört, deren Aktionäre alle Flandelsgärtner sind, sagen, es sei wohl kein Selbstlob, wenn er annehme, das dies Directory alle anderen Adressbücher in Amerika und Europa übertreffe. In mancher Hinsicht hat er recht, man hat aber auch in Amerika die Herausgabe eines solchen Buches leichter, die Zahl der Gärtner ist noch nicht so gross wie in Deutschland und da kann, zumal der Druck recht eng, mehr Raum für sonstige nützliche Mit- teilungen benutzt werden. Man hat ferner drüben eine ausführliche Statistik des Gartenbaues, die uns noch ganz fehlt. Wir sind so ängstlich und fürchten, dass die Angaben zu leicht ungenau werden, darum geben wir lieber gar keine Statistik; in Amerika hat man 1X9(3 beim 11. zehnjährigen Census zum ersten Mal wegen seiner grossen Wichtigkeit den Obstbau imd einzelne andere Zweige des Gartenbaues, namentlich die Handels- gärtnerei, die Baumschulen und die Samenzuchtanstalten, berücksichtigt. (Schluss folgt.) Aus den Vereinen. Programm für die Versammlung des Deutschen I 1. Sitzung: Begrüssung durch den Vor- Pomologen -Vereins in Erfurt vom 6. bis 8. Juli. sitzenden, Ök. - Rat Späth. Beratung Freitag den b. Juli, 9 bis 12 Uhr: über die vom Deutschen Pomologen- Aus den Vereinen. 361 verein zum allgemeinen Anbau em- pfohlenen Steinobstsorten, Referat des Herrn Garteninspektors L. Maurer in Jena über empfehlenswerte Stachel- und Johannisbeersorten. — 3 bis 5 Uhr 2. Sitzung: Fortsetzung der Beratung über die zum Anbau empfohlenen Steinobstsorten. — Sonnabend den 7. Juli: 9 bis 12 Uhr 3. Sitzung: Be- ratung über die zum allgemeinen An- bau empfehlenswertesten Beerenobst- sorten. 3 bis 5 Uhr 4. Sitzung: Be- ratung über die Änderung der Statuten desDeutschen Pomologenvereins durch die auf der Generalversammlung in Breslau gewählte Kommission und die Vorsitzenden der Sektionen oder deren Stellvertreter. — Sonntag den S. Juli Ausflug nach dem Thüringer Walde. Verein deutscher Rosenfreunde. Tagesordnung für den Kongress zu Görlitz A'om 7. bis 10. Juli d. J. (Das Fest-Programm wird in Görlitz bekannt gemacht. Der Kongress beginnt am 8. Die Preisrichter treten am 7. morgens zusammen.) 1. Eröffnung durch den Präsidenten. 2. Jahresbericht durch den Geschäftsführer. 3. Rechnungs- ablage durch den Geschäftsführer. 4. Neuwahl des Vorstandes und der Revisoren. 5. Wahl des nächsten Ver- sammlungsortes. 6. Aufstellung der Liste der einander gleichen und ähn- lichen Rosen. 7. Einheitliche Benennung der Rosenfarben auf Grund der vor- gelegten Farbentafel. 8. Zuerkennung des Vereins -Ehrendiploms 1. für an- gemeldete Neuheiten, 2. für andere hervorragende Leistungen. 9. Auf- stellung der für den Blumenschnitt und die Treiberei je 10 wertvollsten Rosen. 10. Prüfung der deutschen Neuheiten, ehe sie dem Handel über- geben werden. 11. Besprechung der Mittel gegen Pilze und Ungeziefer der Rose. 12. Die Rosenunterlagen der verschiedenen Länder und Gegenden. 13. Orts-Gruppenbildungen. 14. Ver- schiedenes und Anträge aus der Ver- sammlung. Steglitz. AmA-Iittwoch den30.Maicr., nachmitt. 5 Uhr, fand in »Albrechtshof« die feierliche 4. Pflanzenverteilung des Gartenbau-^'ereins für Steglitz und Um- gegend an die Kinder der dortigen Gemeindeschule statt Sitzung der Kaiserlichen Russischen Gartenbaugesellschaft am 6. November 1893. Beim Vortrag der Abrechnung der Akkermanschen Filiale für 1892 stiess die Frage auf: ob, wann und wie der Weinbauer dem Weinstocke Blätter nehmen könne oder solle, um höhere Reife und schönere Farbe zu erzielen? Die Entscheidimg wurde als von der Oertlichkeit, wo der Wein wächst, ab- hängig erklärt. In Mittelasien, Samar- kand, Buchara u. s. w. braucht die Traube alle Blätter als Schutz gegen die brennende Sonne; in Südrussland entfernt man nur das die Traube un- mittelbar beschattende Blatt, schont dagegen die oberhalb derselben sitzen- den und sie nährenden nachMöglichkeit; dann wird der Wein süsser; in Wein- häusern hat die Rebe selten so viel Blätter, dass Entfernung derselben notwendig würde. Herr Ossipow aus Kijew erwähnt hierbei, dass man Beerenfrüchte durch künstliches Beschatten zu späterer Reife bringe und sie bis in den September und Oktober frisch erhalte. Der Vicepräsident R. I. Rajewsky sprach über Polygonum sachalinense, welches Alaximowitsch nach Russland brachte und E. Andre aus Moskau 1869 an Baltet inTroyes sandte, von wo es als Dekorations-undFutterpflanze in Frank- reich Verbreitung fand; die allgemeine Futternot in diesem Jahre richtete die Aufmerksamkeit der Landwirte auf 302 Aus den Vereinen. diese genügsame, in jedem Boden rasch und üppig wachsende Pflanze. Herr H. Koppe in Wilna erhielt für 43 Chrysanthemum in 30 Sorten die mittlere, Fürstin E. K. Kantakusen Speranskaja für geschnittene Chrysan- themum, Cyclamen u. s. w. die kleine silberne Medaille; H. Koppe für einen einjährigen grossen Stock von Marechal Niel, und Th. Gerstner für eine neue reichblühende karmoisinrote Ranken- rose Ch. Turners cramoisi ramblei den Dank der Gesellschaft. Die Zeichnung der letzteren nach einer Photographie und ein getrockneter Zweig mit einer Anzahl von Blüten zeigen den hohen Wert dieser Rose, die Th. Gerstner bei seinem Aufenthalte in London in diesem Sommer Gelegenheit hatte, in voller Schönheit zu bewundern. In der Versammlung A^om 20. Novem- ber wurde den Mitgliedern der Kaiserl. Russischen Gartenbaugesellschaft be- kannt gegeben, dass die Oberpressver- waltung das Programm des Organs der Gesellschaft bestätigt habe, letzteres vom 1. Januar 1894 »Bote der Kaiserlichen Russischen Gartenbaugesellschaft« ge- nannt werde, ohne Kaution und Censur erscheinen und vom Sekretär der Ge- sellschaft, I. I. Mestschersky redigiert werden würde. Erscheinen wird der Bote mindestens 6 Mal im Jahre, den Mitgliedern wird er unentgeltlich zu- gehen, sonst wird er mit Zusendung 3 Rbl. kosten. Für detaillierte belehrende schrift- liche Beantwortung der von dem Vor- stande der Gesellschaft gestellten Frage: welcher Schaden wurde durch den strengen Winter 1892—93 in der Pflanzenwelt angerichtet? erhielten je eine kleine silberne Medaille die Arbeiten der Herren: Poggenpohl in Uman, Schröder und Andrejew in Moskau; den übrigen Einsendern wurde der Dank der Gesellschaft votiert. Dem bisherigen Lehrer der Garten- bauschule der Gesellschaft, F. K. Ka- laida wurde in Anerkennung seiner in kaum Jahresfrist erworbenen emi- nenten Verdienste um die Organisation der Schule der herzliche Dank der Gesellschaft zuteil, wobei ihm gele- gentlich seines nunmehrigen Abgangs nach dem Nikita-G arten eine Muster-Kol- lektion aller möglichen Garteninstru- mente überreicht ward. Baron N. A. Witte schlug der Gesell- schaft vor, jedem Gartenbesitzer aus der Vertilgung der dem Obstbau schäd- lichen Insekten eine gesetzliche Pflicht zu machen. Freilich erkannte man die Wichtigkeit der beregten Frage allge- mein an, doch stiess sich der eine an dem unangenehmen Zwang, der den einzelnen Besitzer zu Opfern für das Gemeinwohl verpflichte, der andere wünschte noch Belehrungen von dem entomologischen Verein, ein dritter will vorerst durch Verbreitung populärer Broschüren wirken, und so blieb ein nützlicher Vorschlag ohne Folgen. Herr R. E, Regel hielt einen hochin- teressanten Vortrag über »die Theorie der Pflanzenvermehrung durch Steck- linge und Ableger« nach Dr. H. Voech- tings eingehenden Untersuchungen, und gelangte dabei zu dem noch interes- santeren Schlüsse, dass die bisher ver- folgte Praxis bei Piersteilung von Steck- lingen und Ablegern durch die Wissen- schaft als vollkommen richtig" anerkannt würde. Ausgestellt waren von H. F. Eilers 30 Stck. englische Remontantnelken. 6 Cyclamen persicum, 100 Maiblumen von 1892, erst jetzt in Blüte, 100 eben- solcher von 1893, schon jetzt in Blüte, und 10 prachtvolle Epiphyllum trunca- tum in seltener Blütenfülle, wofür Herr Eilers die grosse silberne Medaille er- hielt. Herr Böttcher beim Fürst Golizin erzielte für 28 Sorten Chrysanthemum in 72 Töpfen die mittlere silberne Medaille. Herrn C. F. Ruppert wurde Aus den Vereinen. 363 für 7 Azalea indica die kleine silberne Medaille zuerkannt. R. M. Hinckeldeyn. Sitzung der Russischen Obstbaugesellschaft am 15. Dezember 1893. Gelegentlich der Sitzung der Russi- schen Obstbaugesellschaft am 15. De- zember hielt Herr A. J. Grebnizky einen Vortrag über seine im Auftrage des Domänen-Ministeriums gemachte Reise zur Ausstellung in Chicago. Seine Beobachtungen über den Obstbau in Nordamerika beschränkten sich nicht auf die Resultate desselben, ^vie sie die Ausstellung bot, sondern be- schäftigten sich auch mit der Art und Weise, wie der Amerikaner überhaupt seinen Obstbau betreibt. Der erste Blick auf die Obstgärten und Märkte weist auf Massenproduktion weniger, aber bewährter Sorten hin. Dadurch haben sich die amerikanischen Obstarten im Fluge den Marlvt erobert, und wurden ein notwendiger Bestand- teil der allgemeinen Xahrung, so dass jetzt jeder Amerikaner durchschnittlich für circa 20 Rubel Obst pro Jahr verbraucht. In den von ihm durchreisten Staaten fand der Vortragende hauptsächlich Apfelbäume angeiDflanzt. In grossen Gärten mit wenig Sorten, als Halbstamm gezogen, ungleichmässig in der Krone, nicht eben sorgfältig von trockenem Holze gereinigt, die Stämme vielfach vermoost, standen die Bäume in 3 bis 4 Faden Entfernung von einander auf einem Land, bewachsen mit Unkraut, ohne besondere Einzäunung. Diese im ganzen wenig sichtliche Pflege ist wohl eine Folge der hohen Arbeitslöhne. Die ausgestellten Obstarten waren in stattlicher Anzahl vorhanden, und zwar von Äpfeln von der 1892er und auch der 1891er Ernte, teils frisch, teils in Gläsern konserviert,schön gefärbt, sehr schmack- haft und von harter Art. Ähnlich sind die anderen Obstsorten sämtlich den Anforderungen des Publikums an- gepasst. Getrocknete und eingemachte Früchte und Cider waren in guter Qualität und in Masse vorhanden. Der Vortragende fand, dass viele der ameri- kanischen Äpfelsorten sich auch für Russland eignen würden und dass man besser thäte, lieber nicht so viele Arten zu ziehen. Amerika exportiert grosse Massen getrockneten Obstes, so 1891 allein nach Deutschland 1 2oooooD.-Ctr. ä 6 Pud. Der Export frischer Äpfel erreichte aus Nordamerika und Canada 1 230000 Ctr., von denen 500000 allein aus Canada kamen. Weiter wurde er- wähnt, dass in Böhmen viel Obst konsumiert wird. Das Mitglied Kos- tromitow teilte mit, dass im König- reich Polen allein durch Einfluss und Beispiel der Geistlichkeit, ohne staat- liche Obstbaumschulen und Unter- stützung seitens der Regierung, der Obstbau in hohem Grade floriere. Berlin. Der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues feierte am 21. Juni sein 72. Stiftungsfest durch eine Festfahrt mit Dampfer von Wann- see, an der Pfaueninsel vorüber, nach Nedlitz. Trotzdem es fast den ganzen Tag in Strömen regnete und die Fahrt in doppelter Beziehung eine „Wasser- fahrt" genannt werden konnte, hatten sich doch nicht weniger als 152 Teil- nehmer, davon über die Hälfte Damen, eingefunden. Nach der Rückkehr be- sichtigte eine Anzahl Herren noch den sehr geschmackvoll angelegten Garten unseres Mitgliedes, des Herrn Hau- kohl, der mit einem Trunk edlen Rheinweins in seiner Villa „Auf der Höh" seine Gäste verabschiedete. Abends war Festessen im Kaiserpavillon zu Wannsee, bei welchem Herr Kgl. Garten- baudirektor Carl Lackner in Ver- 3^4 Ausstellungen und Kongresse. tretung des durch Un^vohlsein ver- hinderten Herrn Wirkl. Geh. Ober-Fin.- Rats V. Pommer Esche das Hoch auf 3. M. den Kaiser, den Protektor des Ver- eins,, ausbrachte. GrossenAnklangfanden 3 Tafellieder, gedichtet von der Gattin des ersten Ordners, des Herrn Gartenbaudirektor JBrandt, der in seinem schwierigen Amte von Herrn Hofgärtner Hoff- mann unterstützt wurde. Mele weitere Tischreden würzten das Alahl. Herr Mitterdorfer, Schatzmeister des Ver- eins fürDeutsches Kunstgewerbe, sprach auf den Vorstand, Herr K. G.-Insp. Per ring, 2. Stellvertreter des Direktors, antwortete mit einem Toast auf den Verein, Herr Insp. Dressler gedachte der treuen Damen, Herr Hofg. Hoff- mann sprach der Dichterin das wohl- verdiente Lob, Herr Cordel den Ord- nern. Herr Kgl. Gartenbaudirektor B r a n dt dankte Herrn Gartenbaudirektor Buntzel tür die schönen Rosen, Herrn Klaeber für die schönen Blumen- sträusse, die sie gespendet, und ge- dachte zugleich dankbar des abwesen- den Schatzmeisters. Und so ging es weiter, bis ein Tänz- chen das schöne Fest schloss. Als An- denken aber trug eine jede Dame ein hübsches Tambourin, gefüllt mit Pra- lines, jeder Herr eine Gurke, gefüllt mit Cigarren, nach Hause. In altgewohnter Weise hatte der leider erkrankte Schatz- meister Herr Kgl. Floflief. Plumpe dies besorgt und sich selbst die Muster nach Bad Oevnhausen schicken lassen. Ausstellungen und Kongresse. Erfurt. Frühobst- und Frühgemüse- Ausstellung in Erfurt. Vom 5. bis 9. Juli wird in Erfurt im Rahmen der Thüringer Gewerbe- und Industrie-Aus- stellung eine allgemeine deutsche Früh- obst- undFrühgemüse-Ausstellung statt- finden, die vorzugsweise bestimmt ist, eine Uebersicht der in Deutschland angebauten besten Stein- und Beeren- obst-Sorten und damit gleichzeitig eine Unterlage für die Verhandlungen des Deutschen Pomologen-Vereins zu geben, der am 6. und 7. Juli in Erfurt seine Versammlung abhalten wird. Der Ver- ein wird, nachdem er auf der im Herbst des Jahres 1893 in Breslau statt- gefundenen Versammlung. mit der Sich- tung des zum allgemeinen Anbau zu empfehlenden Kernobst-Sortiments zu einem bestimmten Abschlüsse gelangt ist, in Erfurt in die Arbeiten zur Son- derung der Stein- und Beerenobst- Sorten eintreten, um die für die Gross- kulturen, z. B. zum Zwecke der in der Jetztzeit zu grosser Bedeutung gelangten Beerenweinbereitung, geeignetsten Sor- ten zu ermitteln und allgemein bekannt zu geben. Es ist deshalb eine recht rege und allgemeine Beteiligung aus ganz Deutschland wünschenswert, um unter den verschiedenartigsten Ver- hältnissen für bestimmte Verwendungs- zwecke erprobte Sortimente in recht umfassender Weise vertreten zu sehen. Ein anderer Zweck der Ausstellung ist die Ermittlung der besten frühen Kernobst- und Frühgemüse-Sorten, also zweier Spezialitäten, die für die Kul- turen unserer Zeit von hervorragender Bedeutung sind. Da nun die Thüringer Gewerbe- und Industrie - Ausstellung gleichwie die gärtnerischen Kulturen Erfurts so vielerlei interessantes bieten, das an und für sich schon eine Reise nach Erfurt lohnend macht und eine be- Ausstellungen und Kongresse. 365 deutende Anziehung auf die weitesten Kreise ausilbt, so wird es der Früh- obst- und Frühgemüse - Ausstellung sicher nicht an einem zahlreichen Be- suche fehlen, so dass unter Berücksich- tigung der obwaltenden Verhältnisse die Beteiligung an der Ausstellung nur dringend empfohlen werden kann. Programme sind von dem Stadt- Garteninspektor G. Bergfeld in Erfurt zu erlangen. Die Gartenllora liegt im Lesezimmer des Gartenhauses daselbst aus. Antwerpen. Rosen - Ausstellung des »Cercle des Rosieristes d'Anvers» in Verbindung mit der Weltausstellung Ende Juni. Anmeldungen an J. B. Lencerts, Vestingstraat in Antwerpen. Görlitz. III. grosse allgemeine Rosen-Ausstellung des Vereins deutscher Rosenfreunde, verbunden mit Aus- stellung von Koniferen, Nelken, Pensees, Knollenbegonien und Gladi- olen, Stauden und bunten Gehölzen, Teppichbeeten und Bindereien, vom Juni bis September (Haupt-Ausstellung 7. — 10. Juli.). Anmeldungen an Karl Druschki in Görlitz. Augburg. Gartenbau - Ausstellung der schwäbisch-bayerischen Gartenbau- Gesellschaft vom 8. — 16. September. E b e r s w a 1 d e. Chrysanthemum-Aus- stellung des Vereins Feronia am 10. und 11. November. Settin. Chrysanthemum-Ausstellung des Gartenbau - Vereins am 17. und 18. November. Anmeldungen an Albert Wiese in Stettin. Genthin. Gartenbau - Ausstellung des Vereins der Gärtner und Garten- freunde der Jerichowschen Kreise. Anmeldungen an den Handelsgärtner Leopold Gleitsmann in Genthin. Königsberg in Preussen. Grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung zur Feier des 60 jährigen Bestehens des Gartenbau - Vereins vom 8. — 16. Sep- tember. Anmeldungen an die Aus- stellungsleitung in Königsberg i. Pr. M a g d e b u r g. Allgemeine Garten- bau-Ausstellung zur Feier des 50 jäh- rigen Bestehens des Gartenbau-Vereins Anfang" September 1895. Anmeldungen an W. Rössing, IMagdeburg, Band- strasse 8. Mainz. Grosse allgemeine Garten- bau-Ausstellung in der zweiten Hälfte des Monats September. Anmeldungen an Stadtgärtner Schröder in Mainz, Le ob schütz. Allgemeine Garten- bau-Ausstellung des Obst- und Garten- bau-Vereins im September. Rostock. Obst- und Gemüse -Aus- stellung des Obst - und Gemüsebau- Vereins im Herbst. Anmeldungen an K. Bonstedt, Obergärtner in Rostock, Doberanerstrasse 10. C h r i s t i a n i a(Norwegen). Allgemeine norwegische Gartenbau - Ausstellung der Gartenbau-Gesellschaft »Flavedyr- kningens Venners« vom 27.— 30. Sep- tember. Anmeldungen an Peter Növik in Christiania, Hausmanns- gaden 23. Gent. Chrysanthemum-, Orchideen-, Dekorationspflanzen - und Blüten- pflanzen-Ausstellung der »Societe Royale d'Agriculture et de Botanique« vom n. — 13. November. An- meldungen an E. Fierens, Coupure 135 in Gent. 366 Personal-Nachrichten. Teplitz (Böhmen). Erste Gartenbau- Ausstellung in Teplitz für das nord- Avestliche Böhmen, veranstaltet vom »Verein der Gärtner von Teplitz und Umgebung« vom 15. — 22. Juli. An- meldungen an den Ausstellungs- Sekretär G. A. Ressel in Teplitz. Brüssel. Orchideen-Ausstellungen , veranstaltet von der Gesellschaft der Orchideenfreunde »L'Orchideenne«, am zweiten Sonntag und Montag Nach- mittag eines jeden Älonats in den Räumen der Gärtnerei der »Societe de l'Horticulture Internationale« im Park Leopold. Genf. Allgemeine Gartenbau -Aus- stellung der kantonalen Gartenbau- Gesellschaft in der ersten Hälfte des Monats September. Anmeldungen an Gebrüder Forestier, Tour de l'ile in Genf. St. Petersburg. Internationale Obst- bauausstellung. Anmeldetermin ist auf den 1/13. August d. J. verlegt. Ge- meinnützige Institute, Schulen etc. zahlen keine Platzmiete, auch Liebhaber nicht, wenn dies A^on Herrn Ökonomie- rat L. Späth, der für Deutschland zum General - Kommissar seitens des Aus- stellungs-Kommites ernannt ist, befür- wortet wird. Personal-Nachrichten. Am 4. Juni wurde in feierlicher Weise der 60. Geburtstag des Herrn Professor Dr. Paul Asche rson, Berlin, des berühmten Floristen und Pflanzen- geographen, korrespondierendes und wirkliches Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, und da- mit zugleich eine Nachfeier seines 25 jährigen Dozenten - Jubiläums be- gangen. Nachdem am Mittag dem- selben verschiedene Adressen und Er- nennungen zum Ehrenmitglied über- reicht waren, fand um 5 Uhr im Eng- lischen Hause ein glänzendes Festessen statt, bei dem Geh. Rat Engler und Geh. Rat Pringsheim als geschäfts- führender Vorsitzender bezw. Präsident der Deutschen bot. Gesellschaft, Prof. Schumann als Vorsitzender des bot. Vereins der Provinz Brandenburg, Geh. Rat Virchow im Namen der Gesell- schaft für Erdkunde und der Gesell- schaft für Anthropologie und viele andere sprachen. Sehr launig war der Toast des Herrn Professor Dam es, der im Namen der Gesellschaft natur- forschender Freunde redete, und der des Herrn Trojan. L. Wittmack sprach im Namen des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues. Am 25. Mai starb der Garteninspektor Eichler in Wernigerode. Am 17. März"" d. Js. ist, wie wir schon kurz mitteilten, in Prag der Universitäts-Professor Herr Gustav Adolf Weiss, einer der tüchtigsten Botaniker, im Alter von 57 Jahren ver- schieden. Am 9. August 1860 habili- tierte er sich an der Wiener Universi- tät als Dozent für physiologische Bo- tanikundzwei Jahrespäter wurde erzum Direktor des botanischen Gartens in Lemberg ernannt. Am 3. Januar 1871 erfolgte seine Berufung als ordentlicher Professor der allgemeinen Botanik so- wie als Direktor des pflanzenphysio- logischen Institutes an der Prager Uni- versität. Der Verewigte war auch Personal-Nachrichten. 3Ö7 Mitglied der Societe imperiale d'Horti- culture de France und zahlreicher an- derer wissenschaftlicher Vereine. Auch als Schriftsteller war er sehr thätig. Die Abteilung der deutschen Universi- tär verlor in ihm einen eifrigen und vielbegabten Mann. K. Garteningenieur Karl Hirlinger, Vertreter der Kunst- und Handels- gärtnerei von Gebrüder Siesmayer, Gartenarchitekten inBockenheim, feierte am 5. Juni sein 40J ähriges Dienstjubiläum. Der Genannte gehört schon seit seiner Lehrzeit dieser Firma an, in der er jetzt die Stelle des ersten Technikers bekleidet. Seitens der Firmeninhaber wurde dem Jubilar für die treuen und selbstlosen Dienste eine künstlerisch ausgestattete Glückwunschadresse nebst einem anderen wertvollen Geschenke überreicht. Peter Schilhan, ein verdienter Pomologe, starb im Ö2. Lebensjahre in Horpäcs in Ungarn. E. Claus, bisher Anstaltsgärtner in Geisenheim, übernahm eine Stelle als herrschaftlicher Obergärtner zu Höchst am Main. Fr. Grobben trat als Gärtner der Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim an die Stelle des Vor- genannten. W. M ö n k e m e y e r, bisher Obergärtn er des botanischen Gartens in Leipzig, wurde vom sächsischen Kultusministe- rium zum Garteninspektor ernannt. S. R e h d e r , fürstl.Schönburg-Walden- burgscher Flofgärtner in Waidenburg in Sachsen, trat am 1. Mai nach 35J äh- riger, arbeits- und erfolgreicher Dienst- zeit in den wohlverdienten Ruhestand. Durch die von ihm in den sechsziger Jahren ausgeführten grossartigen neuen Anlagen hat er nicht allein seiner hohen Herrschaft, sondern auch dem Publikum grosse Dienste geleistet, denn diese Anlagen sind ein Anziehungspunkt des herrlichen Muldethaies geworden. Der grossartige Wintergarten, in dem seiner- zeit wohl die grössten Neuholländer- Pflanzen Sachsens standen, bot ein Bild des ausgezeichnetsten gärtnerischen Könnens. Als Nachfolger des pensionierten Hof- gärtners S. Reh der zu Waidenburg in Sachsen ist der seitherige Schloss- gärtner Wildner angestellt worden. Sprechsaal. Frage 28. Von einem Kunden wurde mir beifolgende Lobelia überbracht und erlaube mir, Ihnen selbige zu übersenden, es hat sich diese Seide- ähnliche Bildung an vielen Pflanzen derselben Sorte gezeigt. Was ist es? A. D. in B. * Antwort. Ist wahrscheinlich Cuscuta glomerata Choisy, die auch an Phlox vorkommt; doch lässt sich die Art erst bestimmen, wenn die Seide blüht. Weitere Antwort aut Frage No. 26, betreffend die Stachelbeerraupe. Wie Fragesteller, so hatte auch ich vor mehreren Jahren sehr von den Stachelbeerraupen zu leiden, die erstere ist wahrscheinlich, wie imllcft 11,5.312, schon angegeben, die grüne 2ofüssige 368_ Sprechsaal. Afterraupe der Stachelbeer-Blattwespe, Nematus ventricosus, oder auch die Afterraupe der schwarzen Stachelbeer- Blattwespe, Emphytus grossulariae, welche ich in diesem Jahre mehrfach angetroffen und die ihr Vernichtungs werk arg betrieben haben. Ferner möchte ich noch auf die lofüssige Raupe des Stachelbeerspanners, Zerene grossu- lariata, hinweisen, welcher in manchen Jahren ebenso verheerend auftritt als dieersteren. Der Stachelbeerspanner, ein leicht erkennbarer Nachtschmetterling, ist weiss mitOuerreihen grosser, runder, zumTeilzusammenfliessendersch\varzer Flecken; Vorderflügel mit einem gelben Ouerstreif, 40 — 50 mm Spannbreite, die Raupen, ca, 30 — 35 mm lang, welche beim Kriechen den Körper bogenförmig krümmen, als ob sie eine Spanne ab- mässen, halten sich in der Ruhe ge- wöhnlich mit den Nachschiebern fest und erheben den Körper frei in die Luft. Die Vertilgung kann verschiedenartig geschehen, erstens durch Abschütteln und Aufsammeln der Raupen, welches ganz frühmorgens geschehen muss: indem sie während der kühleren Nacht etwas verklammt sind und deshalb leichter herabfallen, auch muss dies mehrmals wiederholt werden, indem sich immer wieder Nachzügler ein- finden. Da sich die Raupen sehr flach in der Erde verpuppen, so ist es ratsam, den Boden im Winter unter den Sträuchern mehrmals umzuhacken und mit etwas Kalkstaub zu bestreuen. Ein zweites sehr bewährtes Mittel be- steht in 40 1 Wasser, 1/2 k& Schmierseife und 1/4 1 Tabaksaft, dieses gut durch- einander gemischt und mit einer feinen Spritze damit die Sträucher durchsj)ritzt, es gehen sowohl die Raupen wie das übrige Ungeziefer, was daran haftet, dadurch zu Grunde. Als drittes Mittel habe ich zu gleichen Teilen Benzin und Amylalkohol (Fuselöl) angewandt, dies in kleine Näpfe gegossen und je drei Stück unter einen vStrauch gestellt, was ebenfalls eine recht gute Wirkung hatte, denn die Raupen fielen betäubt zu Boden und gingen darauf zu Grunde; leider darf man es nur bei recht windstillen Tagen anwenden, weil es leicht verfliegt, und da es sehr feuergefährlich ist, so muss man vor- sichtig damit zu Werke gehen. Berlin, den 10. Juni 1894. Louis Ahlisch, Oberg. Ausflug nach Görlitz. Auf vielfachen Wunsch hat der Unterzeichnete sich an die königliche Eisenbahndirektion Berlin mit der Anfrage gewandt, oh Sonderzüge nach Görlitz während der Zeit vom 7. — 10. Juli, der Zeit der Haupt-Ausstellung und des Kongresses deutscher Rosenfreunde, veranstaltet würden. Eine Antwort konnte noch nicht eingehen und werden die Tageshlatter s. Z. wohl das Nähere angeben. Für den Fall, dass keine Sonderzüge eingelegt werden, möchte sich empfehlen, mit dem fahrplanmässigen Zuge Sonntag, den 8. Juni, früh 8 Uhr 45 Minuten vom Bahnhof Friedrich- strasse zu fahren. Ankunft in Görlitz i Uhr 28 Minuten. Rückfahrt nachts i Uhr i5 Minuten. Ankunft in Berlin Montag früh 6 Uhr 4 Minuten. — Um halbe Preise zu erlangen, müssen mindestens 3o Fahrkarten auf einmal gelöst werden. Der Unterzeichnete wird dies besorgen und bittet, sich bei ihm bis Sonnabend, den 7. Juli, mittags, durch Postkarte anzumelden. Die Karten sind eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges in Empfang zu nehmen. Die Teilnehmer wollen auch ihre Mitgliedskarte gefälligst mitbringen. L. Wittmack, Berlin N., Invalidenstrasse 42. 802. und zugleich Jahresversammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 28. Juni 1894. I. Der Direktor des Vereins, Herr Wirkl. Geli. Ober-Finanzrat von Pommer Esche, verkündete folgende Herren als zu wirklichen Mitgliedern vor- geschlagen: 1. Herr Rentier C. Kressin, Ritterstrasse 42. 2. Frau Emma Gerres, SW. Tempelhof er Ufer ib. durch Frau Louise Koppe, 3. Herr Kunst- und Handelsgärtncr Paul Seh wandt, Pankwitz, durch Herrn Schreiber, 4. Herr Landschaftsgärtner F. Gude, Düsseldorf, durch Herrn Kaehler, 5. Flerr Fabrikbesitzer Paul Herz, NW. Dorotheenstrasse 1, durch Plerrn Dr. Max R e i c h c n h e i m , 6. Herr Rentier Franz Günzel, Potsdamerstrasse 112a, durch Herrn Ja wer, 7. Herr Obergärtner Max Loebner, Potsdamerstrassc 75, durch LIerrn Perring. Mit diesen ist die Zahl der Mitglieder genau auf 700 gestiegen und wird hoffentlich bald noch höher steigen. II. Ausgestellte Gegenstände. 1. Flerr Jan ick i führte eine reiche Zahl blühender Canna-Sorten in Töpfen vor, die wegen ihrer schönen Entwickelung allgemein gefielen. Es waren: Xo. 149 Floriferc, 117 Pierre Avour, 110 Antonie Crozy, 120 Ulrich Brunner, 195 Präsident Carnot (2 Exemplare), Kaiser Wilhelm (2 Exemplare), 194 Mme. Crozy (5 Exemplare), 124 Mont Chindre, 160 Flamboyaut, 136 Guillaume Coustou, 199 Comte Horace de Choiseul (2 Exemplare), 197 Trocadero (2 Exemplare), 196 Mme. Laforcade, die neue noch nicht aufgeblühte »Königin Charlotte« und eine eigene Züchtung, ein Bastard-Sämling von Kaiser Wilhelm und Mme. Crozy. Diesen nannte Herr Janicki »Geheimrat Wittmack«. Der Same wurde im Januar aus- gesät, die Pflanze bleibt niedrig und zeichnet sich aus durch eine leuchtend 370 8o2. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. hellzinnoberroteFarbe dcrBlumenblätter, die einen äusserst schmalen gelben Rand haben, was jedenfalls ein Einlluss des Vaters Mme. Crozy ist. 2. Herr Wilhelm Bürger, Ilalberstadt, hatte auf Veranlassung des Ilcrrn Brennecke, Obergärtners des Herrn Amtsrat R i m p au in Schlanstedt, 17 einjährige Sämlinge und 33 Winterstecklingspflanzen von englischen Pelargonien eingesandt, die einen besonderen Gegenstand seiner Zucht bilden. ObAvohl die Jahreszeit für englische Pelargonien nicht die geeignetste und obwohl auf dem Transport manche Blumen abgefallen waren, konnte man doch bei vielen grosse Blumen und treffliche Farben bewundern. Ganz besonders auffallend war der niedrige Wuchs; Herr Bürger stutzt die Sämlinge niemals und doch sind sie reich verzweigt. — Herr Moncorps, Hohen-Schönhausen, selbst ein tüchtiger Pelargonium- Züchter, bemerkte, dass ihm die Pflanzen für handelsgärtnerische Zwecke nicht wüchsig genug erschienen. Sämlinge brauchten überhaupt nicht geschnitten zu werden, die verzweigten sich von selbst. Der Bericht des Herrn Bürger nebst seiner Entgegnung wird besonders abgedruckt werden. 3. Herr W. Bürger hat ferner von der grossblumigen Dresdener Levkoye, die bisher nur in weiss bekannt war, durch Kreuzung die verschiedensten Farben erhalten und hatte auch davon schöne Exemplare, abgeschnitten, übersandt. 4. E[err A. Schwiglewski in Carow, der bekannte Georginenzüchter, der sich aber auch für andere Schnittl)lumen interessiert, führte sehr schöne Varietäten des hohen Rittersporns, Delphinium elatum, vor. Es zeigte sich übrigens, dass der Rittersporn, abgeschnitten und nur in Sand ge- steckt, bald welkt. Ausserdem führte Plerr Schwiglewski die ganz all- gemein an Flussufern u. dergi. wachsende gelbblühende Lysimachia vulgaris, eine Primulacee, vor, welche er anbaut, da sie gern für den Schnitt genommen wird. 5. Herr Geo Reid, Sydenham, London, hatte sehr schöne Nelken über- sandt, über die wir gelegentlich näher berichten. 6. Flerr Ilofmarschall a. D. von St. Paul Illaire, Fis'chbach in Schlesien, Präsident der Deutschen dendrologischen Gesellschaft, überschickte Zweige mit sehr grossen Blättern von einer amerikanischen Eiche, Ouercus dentata. Ein Blatt war 27 cm lang und 18 cm breit. Herr Garten-In- spektor A. Fintelmann meinte, es sei vielleicht O. alba; Herr Professor Dr. Koehne, der ein Blatt nachher untersuchte, schreibt, dass es sehr wohl O. dentata sein könne, O. alba keinesfalls. 7. Herr Hofmarschall v. St. Paul fragte ferner an, was für ein Pilz es sei, der die Pflaumen wie mit Zucker überzieht und sie vorzeitig ver- dorren mache. Der General-Sekretär bemerkte, dass das Taphrina pruni (auch Exoascus jiruni genannt) sei, welcher in den Zweigen schmarotze. Man müsse die Bäume bis ins zweijährige Holz zurück- schneiden, sonst trete die Krankheit alle Jahre wieder auf. 8. Von höchstem Interesse waren für die zahlreichen Anwesenden die Ausführungen des Herrn Dr. Max Reichenheim, Wannsee, über die von ihm in schönster Kultur vorgeführten, auf Torfsoden nach G. Kittels Methode gezogenen Orchideen, Epidendrum vitellinum, die aber Bo2 Versammlung des Vereins zui" Befüi'derung des Gartenbaues etc. mit künstlichem Dünger gedüngt waren, und noch mehr die Bemerkungen über ein auf Wasser mit Nährlösung, nach Art einer Hyacinthenzwiebel gezogenes junges Dendrobium nobile. Dieselben werden besonders veröffentlicht werden. 9. Herr Professor Dr. Sorauer, der am Erscheinen verhindert war, machte brieflich auf eine anscheinend weit verbreitete Krankheit der Chrysanthemum (Pyrethrum) frutescens aufmerksam, die durch die Made einer Fliege, wahrscheinlich Phytomyza geniculata (nach der Bestimmung im Museum für Naturkunde) veranlasst wird, indem diese die Blätter miniert. (Siehe S. 3S7.) 10. Die Firma J. A. Henkels, Berlin W., Leipzigerstrasse 118 (und Solingen) hatte auf Veranlassung des General-Sekretärs mehrere Exemplare einer patentierten Gartenscheere in verschiedener Grosse eingesandt, die sich durch einen ausgezeichneten ziehenden Schnitt auszeichnet. Ahnliche Scheeren sind zwar schon bekannt, die Bauart der vorliegenden ist aber doch anders und besser als bei den früheren. 11. Flerr städtischer Obergärtner Jörns legte aus dem Versuchsgarten des \"ereins eine ausserordentlich frühe Kohlrübe vor, deren Samen von \ibnorin, Andrieux & Co., F^aris, stammt. 12. Von Herrn Landschaftsgärtner Jänicke war ein Topf mit Loljelien- stecklingen übergeben, welche ganz von einer Seide, vielleicht Cuscuta glomerata, vielleicht auch Cuscuta Gronowii, übersponnen waren, so dass die Pflanze zu Grunde gerichtet werden wird. Die Erscheinung zeigte sich bei allen Stecklingen des Herrn F)ahms, von dem Flerr Jänicke den Topf erhalten hatte. Wahrscheinlich sind die Samen der Seide in der Erde gewesen. III. Flierauf folgte die Verlesung des Jahresberichtes, welcher besonders abgedruckt wird (Siehe Seite 374). Am Schluss desselben brachte der Direktor das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, den Allerhöchsten Protektor, aus. IV. Vermeil-Medaille. Der 1. Stellvertreter des Direktors, Herr König- licher Gartenbau-Direktor Lackner, bat den Direktor, Herrn v. Pommer Esche, auf kurze Zeit den Saal zu verlassen. Nachdem dies geschehen, teilte Herr Lackner der \'ersammlung mit, dass der Vorstand, mit Ausschluss des Herrn v. Pommer Esche, und die Vorsitzenden der sämt- lichen technischen Ausschüsse in einer vor Beginn der Versammlung stattgehabten Sitzung beschlossen hätten, für die am Stiftungsfest zu ver- teilenden beiden Vermeilmedaillen, diese höchste Auszeichnung des Vereins, welche verliehen wird »für Förderung der Zwecke des Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues« vorzuschlagen: 1. als Liebhaber: Herrn Wirklichen Geheimen Ober-Finanzrat und Provinzial-Steuerdirektor v. Frommer Esche, 2. als Gärtner Herrn Garten-Inspektor Ed. Ortgies in Kilchberg bei Zürich. Herr Ortgies hat die Medaille bereits am 1. Mai gelegentlich seines 50jährigen Gärtner- Jubiläums erhalten. — Flerr Lackner schilderte hierauf die aussergewöhnlichen Leistungen des Herrn v. Pommer Esche auf dem Gebiete der Blumenzwiebel- und der Alpcnpflanzenkultur etc., sowie on2 802. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. dessen grosse Sachkenntnis und betonte ausdrücklich, dass die Auszeichnung nicht dem Herrn v. Pommer Esche für seine Vereinsleitung gegeben werden solle, sondern für seine Leistungen als Liebhaber. Die Ver- sammlung beschloss einstimmig dem Antrage gemäss. Der Direktor ward nun wieder hereingerufen und ihm von Herrn Lackner die Verleihung der Vermeilmedaille angezeigt. Tief gerührt dankte Herr v. Pommer Esche, dabei betonend, das er durch diese hohe Auszeichnung fast beschämt, aber auch hoch erfreut sei und dass ihm das ein neuer Sporn sein werde, zur Förderung des Gartenbaues beizutragen, soweit es in seinen Kräften stehe. Herr Louis Schiebler-Celle hatte in einem .Schreiben vom 12. Juni gebeten, seinem Obergärtner Busch, der bereits vor 3 Jahren das 50 jährige Jubiläum seiner Thätigkeit in der Baumschule des Herrn Schiebler feierte und damals von Sr. Majestät dem Kaiser das Allgemeine Ehrenzeichen erhielt, jetzt gelegentlich seiner goldenen Hochzeit am 23. Juni eine Auszeichnung seitens des Vereins zuteil werden zu lassen. Da keine Vereinsversammlung stattfand, konnte erst nachträglich hierüber beraten werden. Der Direktor hob hervor, dass langjährige treue Dienste vom Vereine anerkannt werden müssten und bedauerte, dass der Verein von dem 50 iährigen Jubiläum s. Z. keine Kenntnis erhalten hatte. — Herr Bluth, A^orsitzender des gewerblichen Ausschusses, teilte mit, dass der Ausschuss in seiner letzten Sitzung beschlossen habe, diese Frage generell zu regeln und sich weitere Anträge vorbehalte. Man müsse vielleicht einen Unterschied machen zwischen selbständigen Leitern und An- gestellten. Er emj)fahl, in diesem Falle eine grosse silberne Medaille zu verleihen und trat die Versammlung dem einstimmig bei. — Herr Floflieferant Klar regte an, ob vielleicht auch schon bei 25jährigen Jubiläen, namentlich von Obergärtnern und Gehilfen, eine Auszeichnung verliehen werden könne. Ebenso wurde dem Görlitz er Comite für die dortige Rosenausstellung, dem Mainzer Gartenbau-Verein für seine Ausstellung in der zweiten Hälfte des September (verbunden mit der Jahresversammlung der Deutschen dendrologischen Gesellschaft) und dem Gartenbau-Verein in Leob schütz für seine Ausstellung im September je 1 grosse silberne, 1 kleine silberne und 1 bronzene Medaille verliehen. Hierauf ernannte der Direktor die Herren Gärtnereibesitzer Bluth, Inspektor Dressler und städt. Oberg. Hampel zu Stimmzählern und man schritt zur Neuwahl des Vorstandes. Es wurde ausdrücklich fest- gestellt, dass Vertreter eines Vereins, der dem unseligen angehört, falls sie auch persönlich Mitglieder sind, das Recht haben, 2 Stimmzettel ab- zugeben, und aufBefragen ergab sich, dass dies bei Herrn Dittmann — Eberswalde der Fall war. Ebenso wurde festgesetzt, dass nur die vom Verein versendeten Stimmzettel Gültigkeit haben. Abgegeben wurden 97 Stimmzettel und erfolgte mit sehr grosser Majorität die Wiederwahl des alten Vorstandes, mit Ausnahme des Kgl. Hoflieferanten Herrn Plumpe, der aus Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl abgelehnt hatte. An seine Stelle trat Kgl. Hoflieferant Herr J. F. Loock. Es besteht sonach der neue Vorstand aus folgenden Herren: 8o2. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartentiaues etc. r27"i Direktor: Herr Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat und Provinzial- Steuerdirektor von Po mm er Esche. 1. Stellvertreter: Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner. 2. » Herr Kgl. Garten-Inspektor W. Perring. Schatzmeister: Herr Kgl. Hof lief. J. F. Loock, Chausseestrasse sE. General-Sekretär: Geh. Regierungs-Rat, Prof. Dr. L. Wittmack. Alle Gewählten nahmen unter verbindlichstem Dank die WahP an. Herr Hofgärtner Hoff mann regte an, dem bisherigen Schatzmeister, Herrn Hof lieferanten Plumpe, dessen bewährter Thätigkeit zwar schon im Jahresbericht gedacht sei, in einer besonderen Adresse den wärmsten Dank des Vereins auszusprechen, was einstimmig genehmigtwurde. Derselbe gab ferner anheim, dem Beamten des Herrn Plumpe, der namentlich während dessen Krankheit das Kassengeschäft geführt, eine Anerkennung zukommen zu lassen, was in nähere Erwägung gezogen werden soll. Auf Antrag des Herrn Inspektor Dressler gab hierauf die Versammlung ihrem Dank an den Vorstand für die tüchtige Leitung während des ab- gelaufenen Jahres durch Erheben von den Sitzen Ausdruck. Wegen vorgerückter Zeit wurde der Antrag des Herrn O. Xeumann wegen Revision der Statuten auf die nächste Tagesordnung gesetzt. Der Direktor hob hervor, dass die einzelnen Vorstandsmitglieder schon im vorigen Jahre begonnen hätten, etwaige Abänderungsvorschläge auf- zusetzen, dass sie aber kürzlich in einer gemeinsamen Sitzung zu der Ansicht gekommen wären, es sei besser, alles beim alten zu lassen. Neue Statuten würden auch bald wieder Mängel zeigen, und man sei mit den alten Statuten ganz gut ausgekommen, da ja der Schwerpunkt in den Be- schlüssen des Vereins liege. Auch formell dürfte die Einführung neuer Statuten grosse Schwierigkeiten haben, da sie von Sr. Alaj. dem Kaiser ge- nehmigt werden müssen. Er bat Herrn Xeumann, genau die Punkte zu bezeichnen, die er für abänderungsbedürftig halte. Der General-Sekretär machte hierauf die Mitteilung, dass er auf vielfach geäusserten Wunsch eine gemeinsame Fahrt nach Görlitz am Sonntag den S. Juli eingeleitet habe, ferner, dass eine Frühjahrsausstellung 1895, mit besonderer Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln, vom Ausschuss für gewerbliche Angelegenheiten angeregt sei. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Dittmann. Kropp und Moncorps, hatte folgende Preise -zuerkannt: 1. Herrn Gärtnereibesitzer Bürger in Ilalberstadt für englische Pelar- gonien 1 kleine silberne Medaille. 2. Herrn Dr. AI. Reichenheim-Wannsee für Orchideen, auf Torf und in Nährlösung kultiviert, 1 kleine silberne Medaille. 3. Herrn Gärtnereibesitzer A. Janicki-Schöneberg, für Canna den Monatspreis von 15 AI. 4. Herrn Gärtnereibesitzer Geo Reid. Lower-Sydenham, London, tür abgeschnittene Nelken 1 Ehrendiplom. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver- sammlung vorgeschlagenen. (Siehe Gartenflora S. 313.) V. Pommer Esche. Carl Lackner. L. Wittmack. '2nA Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc. Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Geschäftsjahre vom 29. Juni 1893 bis dahin 1894, erstattet vom Vorstande am 28. Juni 1894. ä) as abgelaufene Jahr war für den ^"erein ein höchst wechselvolles. Anfäng- lich ruhig dahinfliessend wurde der Strom des Vereinslebens bald durch ein unerwartetes Ereignis — die Kündigung der Gartenflora seitens des bisherigen Verlegers — zu einem Wirbelstrom aufgestaut. Aber nicht lange dauerte dieser Wirbel, der Strom schuf sich bald ein neues eigenes Bette und floss breiter und ansehnlicher denn seit langen Jahren dahin, von allen Seiten Nebenflüsse, neue Mitglieder, in sich aufnehmend. Der Bestand der wirklichen Mitglieder betrug am 2q. Juni 1S93 . O58 Abgang durch den Tod 11 durch freiwilligen Austritt 34 45 l)leiben 013 Zugang durch Neuaufnahme 87 also Bestand 700 Ehrenmitglieder zählte der Verein lö Abgang: Gartenbau-Direktor Gaerdt,vonThile - W i n k 1 e r 2 bleiben 14 Korrespondierende Mitglieder sind geblieben . . . 20 Von den 700 wirklichen Mitgliedern sind hiesige 432 auswärtige 268 Liebhaber . . 276 gegen 241 im \'orjahre, Berufsgärtner . 360 ,, 3Ö0 ,, ,, Vereine . . . 04 ,, 54 ,. Die hohe Zahl von 87 neu eintretenden wirklichen Mitgliedern ist mit Ausnahme des Vorjahres, wo infolge der Auflösung der Gartenbau-Gesellschatt zu Berlin von dieser etwa 100 IMitglieder übei'traten und im ganzen 150 neue Mitglieder zu verzeichnen waren, seit vielen Jahren nicht erreicht und berech- tigt zu den besten Hoffnungen für das fernere Wachsen. Vor 10 Jahren betrug die Zahl der Mitglieder nur 476. Ganz besonders erfreulich ist, dass unter den neu Hinzugetretenen sich auch viele Liebhaber befinden, so dass die. langjährige Klage, die Zahl der Liebhaber im Verein nehme ab, glücklicherweise jetzt ver- stummen kann. Zwei Mitglieder wurden im abgelaufenen Jahre besonders ausgezeichnet, indem der Vorstand ihnen im Namen des Vereins Adressen überreichte. Am 10. Oktober Herr Lehrer und Waisenvater R. Schulze am Pestalozzistift in Pankow bei Berlin, der sein 50 jähriges Lehrer- Jubiläum feierte, und Herr Kö- niglicher Oekonomierat, Rittergutsbesitzer Julius Hoffmann, Berlin, der am 5. Dezember das Fest der goldenen Hochzeit beging. Ausserdem wurden an ehrenden Auszeichnungen gelegentlich ihres 50 jähri- gen Jubiläums verliehen: Herrn Carl Becker im Geschäft von Martin Gras- hoff in Quedlinburg am 9. April die grosse silberne Vereins-Medaille. Herrn Jahresbericht über die Thiitigkeit des Vereins etc. "^7^ Garten-Inspektor Ed. Ortgies in Kilchberg bei Zürich am i. Mai die ver- goldete grosse silberne Medaille, sogenannte Vermeil-Medaille, welch' letztere Herr Hofgärtner Kirchhoff in Freiburg i. Baden zu überreichen die Güte hatte. Ganz vor kurzem, am 4. Juni, feierte unser hochverdientes korrespondie- rendes und wirkliches Mitglied, Herr Professor Dr. Paul Ascherson, seinen 60. Geburtstag und sein 25 jähriges Dozenten-Jubiläum. Ihm wurden die herz- lichsten Glückwünsche des ^'ereins durch den General-Sekretär überbracht. 2. Vorträge wurden im abgelaufenen Jahre sehr viele gehalten. Es sprachen : Am 27. Juli: Herr Hofgärtner M. Hoffmann über Düngungsversuche mit Hortensien. „ Herr Dr. Rörig über den Einfluss der Trockenheit auf die Vermehrung der Insekten. ,, Herr Marggraff, Apothekenbesitzer, über die Gewinnung von Rosenöl auf den Berliner Rieselfeldern. Am 31. August: Herr Inspektor Dressler über die grosse Leipziger Jubliläums-Ausstellung, zu welcher der Verein ihn zum Delegierten ernannt hatte. Am 2S. September: Herr Garteninspektor Per ring über Schnittblumen im Herbst. Am 20. (Jktober: Herr Professor Frank über einen neuen Rosenfeind, die rote Okuliermade, Diphsis oculiperda? ,, Herr Inspektor Dressler über die Obstausstellung des Märkischen Obstbauvereins. Am 7. Dezember: Herr L. Wittmack über die Weltausstellung in Chicago und über die öffentlichen Anlagen der Vereinigten Staaten. Am 2S. Januar 1894: Fräulein Annie de Leuw aus Haarlem über die Ge- schmacksfrage in der Gartenkunst. Am 22. Februar: Herr Dr. Less über die abnorme Witterung in den letzten Wochen. Am 29. März: Herr Hofgärtner Hoffmann über Düngungsversuche zu Cinerarien. Am 26. April: Herr L. Wittmack über den Obstbau in den Vereinigten vStaaten. Am 31. Mai: Herr Hofgärtner Hoffmann über die Winter- und Früh- jahrserscheinungen dieses Jahres. 3. Monats-Versammlungen. Alle Monats-Versammlungen waren mehr oder minder reich beschickt, oft so reich, dass infolge der daran sich knüpfenden Debatten der angekündigte grössere Vortrag auf die nächste Sitzung verschoben werden musste. Dabei zeigte sich öfter, dass die ge- stellten Monatsaufgaben nicht erfüllt, dafür aber zahlreiche andere Gegen- stände vorgeführt wurden. Der Verein hat deshalb beschlossen, von der Stellung besonderer Aufgaben einstweilen wieder Abstand zu nehmen. Es möge bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen sein, dass der Verein seine Ver- sammlungen immer am letzten Donnerstag im Monat abhält, und zwar vom April bis August im Königlichen botanischen Museum, in den übrigen Monaten 376 Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc. in der Königlichen landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42. Sen- dungen für die Sommermonate sind deswegen am besten direkt an Herrn Kö- niglichen Garten-Inspektor W. Perring, Berlin W., Potsdamerstr. 75 zu richten. Nur zu oft bleiben die schönsten Pflanzen von der Hauptversammlung ungesehen, weil sie zur unrechten Zeit ankommen. 4. Herbstausstellung. Vom 9. bis 12. November veranstaltete der Verein im Restaurationsgebäude des Ausstellungsparkes und einer anstossenden zu dem Zweck verglasten Halle eine Ausstellung blühender Pflanzen, unter denen zwar das Chrysanthemum einen grossen Raum einnahm, jedoch auch viele andere, besonders Nelken sich befanden, die den Beweis erbrachten, dass in dem als blumenarm bezeichneten November doch eine ganze Anzahl blühender Gewächse sich vorführen lassen. Die Ausstellung wurde von den bewährten Ordnern Herrn Königlichen Gartenbau-Direktor Brandt- Charlottenburg und Herrn Landschaftsgärtner Maecker geleitet, und dürfte ihren Zweck im grossen und ganzen wohl erfüllt haben, so dass die namhaften Opfer, welche der Verein gebracht, nicht ver- geblich gewesen sind. Das Unglück wollte, dass gerade zu der Zeit starker Nebel mit Frost eintrat und die nicht heizbaren Räume in aller Eile in sehr primitiver Weise erwärmt werden mussten. Eine ganz besondere Auszeichnung ward dem Verein dadurch zuteil, dass Ihre Majestät die Kaiserin in gewohnter huldvoller Weise die Ausstellung mit AUerhöchstihrem Besuche beehrte und sich sehr anerkennend über dieselbe aussprach. 5. Wertzeugnis. Das Wertzeugnis ist im abgelaufenen Jahre nur einmal verliehen worden und zwar an Herrn A. Seh w igle wsky in Carow für seine neue Georgine »Kaiserin Auguste Victoria«. Alle übrigen Bewerber wurden abgewiesen oder traten von selbst zurück. In mehreren Fällen wurde ihnen aber anheimgegeben, die betreffende Pflanze im nächsten Jahre noch einmal zur Bewerbung zu stellen. 6. An Preisen für andere Vereine wurden vergeben: dem Gartenbau - Verein zu Königsberg i. Pr. zu seinem 60 jährigen Jubiläum 1 goldene, 1 grosse silberne. 1 kleine silberne, 1 bronzene Medaille ; dem Obst- und Gartenbau-Verein in Koscl 1 grosse silberne, 1 kleine silberne, 1 bronzene Medaille: dem Märkischen Obstbau -Verein 1 grosse silberne, 1 kleine silberne Medaille; dem Gartenbau -Verein in Frankfurt a. O. 1 grosse silberne, 1 kleine silberne, 1 bronzene Medaille; dem Gartenbau-Verein in Genthin 1 grosse silberne, 1 kleine silberne, 1 bronzene Medaille; dem Gartenbau-Verein »Feronia«, Eberswalde, 1 grosse silberne, 1 kleine silberne Medaille; in Summa 1 goldene, 6 grosse silberne, 6 kleine silberne, 4 bronzene Medaillen. 7. Ausflüge. Teils seitens der technischen Ausschüsse, teils auch seitens des ganzen Vereins wurden im abgelaufenen Jahre verschiedene Ausflüge ver- anstaltet, so nach den Rieselfeldern in Blankenburg, nach den Privatgärten von Westend, nach den Rosenanlagen des Herrn Oekonomie-Rat Späth in Britz, nach der Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee, nach der Rosen- Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc. Q'7'7 treiberei des Herrn Gramms in Pankow etc. Die weiteste Reise war die nach Leipzig zur grossen Jubiläums-Ausstellung des dortigen Vereins, an der sich 73 Mitglieder beteiligten. 8. Vereins-Organ. Während der General -Sekretär im Auftrage des Alinisteriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in den Vereinigten Staaten weilte, traf den \'erein plötzlich die Nachricht, dass Herr Parey, der bisherige Verleger, die Gartenflora nicht ferner herauszugeben gedenke. Ver- schiedene Anerbieten von anderen Zeitschriften wurden dem Verein gemacht, der Verein hielt es aber für das beste, sein eigener Herr im vollsten Sinne des Wortes zu werden, und, da Herr Parey sich bereit erklärte, die Gartenflora dem Verein unentgeltlich zu überlassen, sie in eigenen Verlag zu übernehmen. Herr Parey behielt sich nur den kommissionsweisen Vertrieb durch den Buch- handel bis zum Ende des Jahrhunderts vor. Das geschah nur aus dem Grunde, weil er als Verleger seine bisherige Zeitschrift nicht gern in den Händen eines andern Buchhändlers sehen wollte. So ist nun seit dem i. Januar die Gartenflora Eigentum des Vereins. Seine Verhandlungen, die sonst besonders gedruckt wurden, haben Aufnahme in dem Hauptblatt selbst erhalten, der Wunsch der Mitglieder nach mehr praktischen Artikeln hat nach Kräften Berücksichtigung gefunden und die Zunahme an Mitgliedern, die namentlich seit dem i. Januar erfolgt ist, wie die Zunahme an Abonnenten dürfte vielleicht nicht auch zum kleinsten Teile der Veränderung in dem Inhalt der Gartenflora zuzuschreiben sein. Ohne Zweifel hat etwas auch die Herabsetzung des Preises der Gartenflora von 20 M. auf 13 Mark mit zur Vermehrung der Abonnenten beigetragen. Es erscheint übrigens bei dem höheren Porto nach dem Auslande vielleicht angezeigt, den Preis für das Ausland künftig etwas zu erhöhen. Dem lange gefühlten Bedürfnis nach einem General-Register der 10 Bände von 1882 — 1891 (31. — 40. Jahrgang), welches eigentlich schon 1892 hätte vom Verleger herausgegeben werden müssen, da die früheren Verleger alle 10 Jahre eins veröffentlichten, hat der Verein jetzt abgeholfen, indem er 600 M. zu den Herstellungskosten bewilligte. Das Register wird in einigen Wochen erscheinen. 9. Bibliothek. Auf Antrag des Ausschusses für Revision der Kasse und der Bibliothek soll die Versicherungssumme für die Bibliothek von 13 500 M. auf 20000 M. erhöht werden. Die Bibliothek wurde von 65 Personen benutzt und 334 Bücher aus derselben, vielfach auch nach auswärts, entliehen. 10. Versuchsgarten. Der Versuchsgarten auf den städtischen Riesel- feldern in Blankenburg ist wie bisher unter der bewährten Leitung des LIerrn städtischen Obergärtners Jörns und des Königlichen Hoflieferanten J. Klar weiter geführt worden, wobei dieselben von den einzelnen Mitgliedern des Ausschusses für das Versuchsfeld rege unterstützt worden. Über die Resultate ist in Heft 3 und 4 der Gartenflora d. J., S. 60 und 92, von den genannten Herren eingehend berichtet und sei ihnen wie allen Beteiligten der wärmste Dank des ^^ereins ausgesprochen. Für dieses Jahr ist u. a. ein grosser vergleichender Versuch mit Tomaten sowie mit allen Sorten Astern, von mehreren Firmen bezogen, eingeleitet. Der Verein beschafft ausserdem alljährlich Neuheiten, die sich zur Topf- kultur eignen und die Spezialisten zur Kultur übergeben werden. In diesem Jahre sind u. a. umfassende Versuche mit Cyclamen, Primula chinensis und Cinerarien begonnen. 37^ Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc. Um den Mitgliedern auch für ihren eigenen Bedarf gute Sämereien zu beschaffen, lind et alljährlich eine unentgeltliche ^'erteilung von solchen statt. Es war der Wunsch ausgesprochen, beim Ankauf dieser Samen alljährlich oder doch alle 2 Jahre zu wechseln und ist diesmal an Stelle des Herrn Hof- lieferanten J. Klar, der seit Jahren die Samen zur vollsten Zufriedenheit ge- liefert, Herr Königlicher Hoflieferant F. W. Kropp, in Firma Adolph Schmidt Naclafolger, getreten. Derselbe hat auch eine ganze Anzahl z. T. wertvoller Neuheiten unberechnet geliefert. Ebenso sind von den Herren Baron Ferd. von Müller in Melbourne, Professor Xaudin, Direktor des botanischen Gartens der Villa Thuret in Antibes, von Herrn Sydney Clack, Super- intendent (Inspektor) der Delmonte Gardens in Monterey, Californien, Garten- Inspektor Hampel in Koppitz, Schlesien, und anderen verschiedene Samen unentgeltlich zur ^>rfügung gestellt; allen Herren sei der verbindlichste Dank hierfür ausgesprochen. ErMäinscht wäre nun auch, wenn die Mitglieder über die als Neuheiten bezeichneten oder sonst interessanten Pflanzen, die aus diesen Samen erwachsen sind, berichten wollten. 11. Fachschule für Gärtner. An Stelle des Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Bertram ist Herr Dr. Deite von der Gewerbe-Deputation des Magistrats zum Kurator der A^on der Stadt Berlin und dem Verein gemeinsam unterhaltenen Fachschule gewählt und hat derselbe sich den übernommenen Pflichten mit dem grössten Eifer hingegeben. Wiederholt hat er dem Unterrichte beigewohnt und sich sehr befriedigt über die Leistungen ausgesprochen. Der schönste Hohn ward aber Lehrern und Schülern durch Ihre Majestät die Kaiserin, welche am 18. Februar gelegentlich des Besuchs der Fortbildungs- und Fachschulen in der Gemeindeschule hinter der Garnisonkirche auch unserer Fachschule eine Besichtigung zuteil werden liess und mit den besten Wünschen für das fernere Gedeihen schied. Das Kuratorium hat in seiner Sitzung vom 17. Mai, an welcher auch Herr Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Bertram als Dezernent für das gesamte Fach- und Fortbildungsschulwesen teilnahm, einen höchst wichtigen Beschluss gefasst. Es soll hinfort nicht mehr die Fachschule aus 2 Klassen bestehen, sondern es soll jedem Schüler überlassen bleiben, sich die Fächer selbst zu wählen, wobei selbstverständlich ein Rat seitens der Leiter und der Lehrer bezüglich der zu- nächst zu hörenden Fächer nicht ausgeschlossen ist. Man hofft auf diese Weise vielen Wünschen entgegen zu kommen und namentlich auch ältere Teil- nehmer, die vielleicht in schriftlichen Arbeiten schwach sind und deswegen bis- her in die zweite Klasse kommen mussten, mehr zu fesseln. Die Hauptklage bleibt immer noch die, dass manche Prinzipale, wie es scheint, immer noch ihre Lehrlinge von der Fachschule fern zu halten suchen. 12. LTeber die Kassenverhältnisse des ^^ereins kann leider noch nicht endgültig berichtet werden, da infolge der Erkrankung des Schatzmeisters Herrn Hoflieferanten F. J. M. Plumpe die Rechnung pro 1893 noch nicht ge- legt ist. — Herr Plumpe hat für das nächste Jahr wegen seiner Gesundheits- verhältnisse eine Wiederwahl abgelehnt. So sehr der ^'orstand das bedauert, so muss er die Gründe vollkommen billigen; gleichzeitig ist es aber ihm eine angenehme Pflicht, Herrn Plumpe für seine ausserordentliche Mühewaltung und grosse Sorgfalt bei Führung der Kassengeschäfte, nicht minder aber auch für seinen YAfer und seinen Geschmack bei der Verschönerung unserer Stiftungs- Ergebnis der Ausschuss-Wahlen etc. ^70 feste den herzlichsten Dank namens des ganzen Vereins auszusprechen. Wünschen wir ihm aber vor allem, dass er bald wieder genesen möge! Von den übrigen Vorstandsmitgliedern ist der General- Sekretär 4 Monate abwesend gewesen, da er im Auftrage des Herrn Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten nach Chicago reiste, wo er auch auf Einladung des Herrn Reichskommissars als Preisrichter thätig war. Für den Verein dürfte dieser Be- such dauernd gute Früchte tragen, da viele Beziehungen mit den hervor- ragendsten Fachmännern drüben angeknüpft sind. Während seiner Abwesenheit hat Herr Dr. Waage mit vielem Geschick die Geschäfte geleitet und gebührt auch ihm unser Dank. Vor allem aber hat der General-Sekretär den Vereinsmitgliedern zu danken für die Nachsicht, die sie während seiner Abwesenheit geübt haben. — Zu den aus Wahl hervorgegangenen altbewährten Ausschüssen sind seit Januar 1893 zwei neue getreten: Ein Ausschuss für die Interessen der Liebhaber und einer für gewerbliche Angelegenheiten. Ausserdem ist ein aus Freiwilligen gebildeter Ausschuss für Düngungsversuche zu Topfpflanzen, welcher schon bei der Gesellschaft der Gartenfreunde bestanden hatte, mit übernommen Avorden, und wird der ausführliche Bericht desselben nächstens erscheinen. Der Herr Minister hat hierzu eine Beihilfe bewilligt, was ebenso dankbar an- zuerkennen ist, wie die grosse Mühe, welche sich die Versuchsansteller geben. So ist denn, wie schon zu Anfang gesagt, das Jahr ein recht wechselvolles gewesen; eines aber ist beständig geblieben: die Liebe der Mitglieder zu ihrem Verein! Ein frischer Wind schwellt unsere Segel und vertrauensvoll steuert unser Schiff dem nächsten grösseren Hafenplatze, dem 75jährigen Jubiläum im Jahre 1897 zu! Glücklich wird es ihn erreichen und hoffentlich reiche Ladung zu der dann geplanten Ausstellung mitbringen, wenn uns der Friede bewahrt wird. Unser Protektor aber, der Erhalter des Friedens, Se. Majestät der Kaiser und König Wilhelm IL. er lebe hoch! lioch! hocli! Ergebnis der Ausschuss-Wahlen im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 31. IVlai 1894 nebst Verzeichnis der inzwischen kooptierten Mitglieder. 1. Ausschuss zur Vorbereitung der Neuwahl des Vorstandes. 1. Herr Gilrtnereibcsitzcr F. Bluth. 4. Herr Rentier C. Crass. 2. „ Gartenbau -Direktor R. Brandt. 3. „ Stadt. Obergärtner C. Hampel. 3. „ Schriftsteller 0. Cordel. 2. Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothel< etc. 1. Herr Stadt. Garten-Inspektor A. Fintelmann. 4. Herr Kgl. Geh. Rechnungsrat Schmidt. 2. „ Garten-Inspektor H. Lindemuth. 3. „ Obergartner H. Schreiber. 3. „ Hoflieferant J. F. Loock. 3. Ausschuss für Erziehung von Blumen und für Treiberei. I. Herr Gartenbau-Direktor R. Brandt. 7. Herr Kunst- und Obergärtner H. Weidlich. Gartenbau-Direktor C. Lackner. Garten-Inspektor W. Perring. kooptiert: Herr Gärtnereibesitzer Bacher. Obergärtner H. Schreiber. „ „ Crass II. Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg. ,, „ Tietze. Kunst- und Obergärtner F. Weber. „ „ Kretschmann. ogo Ergebnis der Ausschuss-Wahlen etc. 4. Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst. Herr Dr. C. Bolle. . ,, Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg. 3. ,, Stadt. Obergärtner H. Jörns. 7. „ Kaufmann R. Seifert. 4. ,, Hoflieferant J. Klar. !1. Mitglieder des Vereins im Kuratorium der Fachschule für Gärtner. 1. Herr Gärtnereibesitzer F. Bluth. 3. Herr Garten-Inspektor H. Lindemuth. 2. „ Rentier F. Gude. 6. ,, Gartenbau-Direktor C. Lackner. 3. „ Stadt. Obergärtner C. Hampel. 7. „ Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. L. Wittmack. 4. „ Hofaärtner JVI. Hotfmann. Der Wintergarten von J. C. Schmidt, Erfurt, auf der Thüringer Gewerbeaussteliung. Hierzu Abb. 82. ^im Anscliluss an den Artikel in Heft 12 Seite 319 über die mit der Thüringer ^ Gewerbe- und Industrieausstellung in Erfurt verbundene Gartenbau-Aus- stellung bringen wir hiermit eine Abbildung der von J. C. Schmidt aus- gestatteten, 15 m breiten und 10 m tiefen Nische, die in der Mitte der Längs- o32 Der New-Yorker Pflanzenmarkt am Union-Square Seite der Halle in einem Ausbau eingerichtet war. Es lag die Idee zu Grunde, ein Vorbild für einen Wintergarten in der MUa eines reichen Pflanzenliebhabers zu schatfen und es lag nahe, sich als Lage das benachbarte Eisenach zu denken. Dadurch bot sich Gelegenheit, die Wartburg, das Wahrzeichen Thüringens, in weiter Ferne, durch ein Bogenfenster gesehen, erscheinen zu lassen. Die Ver- bindung der Pflanzen, die alle in nur musterhafter Auswahl zur ^"erwendung kamen, mit dem Diorama erwies sich als eine sehr glückliche, imd das Aus- stellungsobjekt bildete einen Hauptanziehungspunkt in der Halle. Der New-Yorker Pflanzenmarkt am Union-Square. t'xa meliaceen-Blendling besprochen, welcher von dem Leidener botanischen Garten dem General-Sekretär des Vereins zur Beförderung" des Gartenbaues in de'n preussischen Staaten, Professor Dr. L. Wittmack, zu Ehren Billbergia X Wittmackiana H. L. B. benannt wurde. Dieser Blendling war gewonnen aus Samen einer Billbergia amoena Ldl., die mit dem Pollen der Bill- bergia vittata Brongn. befruchtet war. Schon damals wurde daraufhingewiesen, wie deutlich dieser Bastard den Charakter beider Eltern in sich vereinigt und die jetzige farbige Tafel wird dies den Lesern der Gartenflora noch viel besser zeigen. Im Habitus hält die Billbergia X Wittmackiana gerade die Mitte zwischen B. amoena und B. vittata. Die Pflanze wird zwar grösser als die Mutter, aber bleibt doch niedriger als der Vater; die Farbe der Blätter ist dunkler als bei der IMutter, aber nicht so graugrün wie bei dem Vater, dabei hat sie auch die weissen Bänder auf den Blättern wie B. vittata, aber nicht so zahlreich und deutlich markiert. Auch in dem Blütenstande zeigt sich der Charakter der Eltern recht deutlich. Während B. amoena eine aufgerichtete, ziemlich lockere Ähre hat und B. vittata eine hängende Inflorescenz besitzt, hat der Bastard einen ge- bogenen, ziemlich gedrungenen Blütenstand. Mit der Blüte ist es derselbe Fall. Die Sepalen zeigen den Charakter der Mutter, während die Petalen wie bei B. vittata etwas spiralig zurück- geschlagen sind. Der Fruchtknoten ist kürzer als bei der Alutter, aber länger als bei dem ^^ater. Die Brakteen am Ende sind breiter als bei B. amoena, aber haben mehr von der karminroten Farbe derselben als von der steinroten Farbe der B. vittata. Die Pflanze, welche 1891 im Leidener Garten blühte, stammte aus dem Berliner botanischen Garten und interessierte uns um so mehr, weil auch der hiesige botanische Garten im Besitze von Sämlingen gleicher Herkunft war. Verschiedene dieser Sämlinge haben in der Zeit geblüht und alle sind der B. X Wittmackiana ganz ähnlich. Die Kreuzbefruchtung hat daher in beiden Gärten dasselbe Resultat gegeben. *) Lies: Billbergia hybrida Wittmackiana Horti Lugduno-Batavi. 394l Orchideen auf gedüngtem Torf und in Nährlösung. Gleichzeitig mit der Kreuzung, welche B. Wittmacl^iana geliefert hat, ist in Leiden eine umgekehrte Probe gemacht, da man B. vittata mitB. amoena befruchtet hat. Von diesem Blendling haben auch schon mehrere Exemplare geblüht und ganz wunderbar ist es, da'^s diese gar keinen Unterschied mit der B. X Wittmackiana zeigen; wenn nicht etikettiert, ist es unmöglich, "beide auseinander zu kennen. Bedeutend mehr Unterschied ist zu sehen zwischen B. >: Wittmackiana und B. Breauteana Ed. Andre (B. Cappei Ed. Morr.) Da dieser Unterschied in Gartenflora 1891 von meinem Vater schon ausführlich besprochen wurde, so wird es wohl unnötig sein, ihn hier zu wiederholen. Die Billbergia >< Wittmackiana ist ein Blendling, welcher den Lieb- habern hübscher Bromeliaceen gewiss willkommen sein wird, weil es eine schöne Pflanze ist, welche sich leicht kultivieren lässt. In einem nicht zu hohen und guten Warmhause, z. B. warmen Orchideenhause, lässt sie sich sehr leicht zu schönen Pflanzen erziehen. Sie liebt eine lockere, doch nahrhafte Erde; am besten ist eine Mischung von Peat (Rasenerde) mit Sphagnum und Lauberde; ein wenig flüssiger Dünger, wenn die Pflanze in vollem Wachstum, ist, kommt ihr sehr zu statten. Wenn sie gut gepflegt wird, bildet die Billbergia X Wittmackiana in einem einzigen Jahre recht schöne mehrköpfige Exemplare, welche durch ihre hübsche Blüte die aufgewandte Mühe reichlich lohnen. Leiden, 21. Juli 1894. E. Th. Witte. Orchideen auf gedüngtem Torf und in Nährlösung. Von Dr. M. Reichenheim. ^Wßn der Jahresversammlung" des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues ^Ml? am 28. Juni stellte Herr Dr. M. Reichenheim- Wannsee 3 prachtvoll "" entwickelte blühende Epidendrum vitellinum, auf Torfstücken kultiviert, aus, und ausserdem 1 kleines Dendrobium nobile auf einem Hyazinthen- glase in Nährlösung. Derselbe bemerkte dazu etwa folgendes: Die Epidendrum vitellinum sind Importen vom März 1893. Dem Rate des Herrn Georg Kittel folgend, habe ich dieselben auf Lüneburger Torf gepflanzt; sie haben sich auch in den ersten 10—12 Wochen gut entwickelt, dann aber trat ein Stillstand ein. GlTenbar mangelte es den Pflanzen an genügender Nahrung. Der Lüneburger Torf, hauptsächlich aus Sphagnum, Torfmoos, be- stehend, ist ja seiner äusseren Beschaffenheit nach und wegen seiner Fähigkeit, das Wasser gut zu halten, ein vorzügliches Pflanzmaterial für Orchideen, aber es fehlen ihm wie allen Sphagnumtorfen (E[ochmoortorfen) die wesentlichsten Nähr- stoffe in löslicher Form; Kali und Phosphorsäure enthält er überhaupt in un- genügender Menge; Stickstoff ist zwar etwas mehr vorhanden, aber wie die beiden anderen Nährstoffe in sehr schwer löslicher Form. Die Torfstücke wurden nun in eine Nährlösung von 1 : 10000 getaucht, bestehend aus salpetersaurem Ammoniak, salpetersaurem Kali und phosphorsaurem Ammoniak, wie dieselbe Orchideen aar gedüngtem Torf und in Nährlösung. "^QS von Herrn Haupt angegeben worden ist*); nur die Art der Anwendung war eine andere, nämlich eine begrenzte. Da Analysen über die Zusammen- setzung dieser Orchidee nicht vorhanden sind, so machte ich mir eine — allerdings nicht streng zu begründende — \'orstellung, wie viel sie wohl an Nährstoffen gebrauchen könnte und stellte ihr an Salzen im Verlaufe der Ent- wickelung des Triebes Yiqoo ihres Gewichtes zur Verfügung. Die Pflanzen wogen 60 — 100 g und erhielten 0,05 — 0,1 g an Salzen. Jedenfalls haben sie daran ausreichend gehabt und sich für das Gereichte dankbar erwiesen. Auf die Farbe der Blätter liess sich ein Einfluss der Düngung fesstellen; dieselben sind dunkeler grün geworden und geblieben. Das Dendrobium nobile, welches auf dem Patent-Hyazinthenglase steht, wurde am 5. Juni d. J. von einer alten Pflanze abgenommen und dient einem Versuche, eine Orchidee mit Luftwurzeln auf einer Nährlösung, welche alle Bestandteile, die zum Leben der Pflanze nötig sind, enthält, zu kultivieren. Diese Wasserkulturen sind zuerst für Erdpflanzen von Sachs angegeben worden. Die Zusammensetzung der Lösung (nach Sachs) ist die folgende; Salpetersaures Kali 1,0 g Schwefelsaurer Kalk (Gips) 0,5 « Schwefelsaure Magnesia 0,5 « Phosphorsaurer Kalk 0,5 « Kochsalz 0,5 « 10 pCt. lusenchlorid-Lösung 1 Tropfen Destilliertes Wasser 2000 g Das Kochsalz ist kein Nährsalz; es hat nur einen chemischen Zweck, nämlich die Entwickelung von Schwefelwasserstoff, welcher die Pflanze töten würde, zu verhindern. Der phosphorsaure Kallv ist in Wasser nur spurenweise löslich, er liegt als Pulver im Wasser und löst sich in dem Masse, als er von den Wurzeln verbraucht wird, wieder. Die Pflanze ist in den 4 Wochen um 1V2 cm gewachsen; die Wurzeln um 2I/2 cm; ursprünglich tauchte nur die Spitze der einen Wurzel in die Lösung, jetzt geht dieselbe 2Y2 cm weit hinein und zwei andere haben das Wasser erreicht. Merlvwürdig ist bei solchen Versuchen die Thatsache, dass die Luftwurzeln den ständigen Aufenthalt im Wasser vertragen und nicht faulen; in den Kulturen sucht man doch immer durch starke Scherbenunterlage zu verhindern, dass das Wasser an den Wurzeln stehen bleibt, weil man dadurch einen Nachteil für die Pflanzen fürchtet, während nun dieser und andere derartige Versuche zeigen, dass die ihrer Bestimmung nach zum Aufenthalte in der Luft organisierten und deshalb so benannten Luft-Wurzeln auch wie Wasserwurzeln zu leben befähigt sind. *) Möllers Deutsche Gärtnerzeitung i i: v»vM'^ 4 * **■'' * -»■' ^•f AQQ Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent. Pynaert, Rodigas und van Hülle, welches das so interessante und unübertroffene Bulletin d'Arboriculture etc. und die bekannte Revue d'Horticulture Beige herausgiebt, und schliesslich auch das korrespondierende Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisclien Staaten. Nachdem wir den Pferdebahnwagen nach Gentbrugge verlassen, treten wir in diese am nächsten der Stadt befindliche und am schönsten gelegene Gärtnerei der Rue de Bruxelles ein. Ein unregelmässiges Dreieck bildend, werden die beiden Langseiten des Grundstückes durch die Scheide bespült und nur an der Grundseite ist die dreieckige Landzunge mit dem Lande verbunden. Mir wurde durch die Liebenswürdigkeit des Besitzers hier eine Stelle zu teil, an die ich stets mit Freude zurückdenken werde, da sie mir Gelegenheit bot, nicht nur meine gärtnerischen Kenntnisse zu vervollkommnen, sondern auch in sprachlicher Hinsicht Fortschritte zu machen. Der geehrte Leser macht mit der Pynaert- schen Gärtnerei nicht nur die Bekanntschaft einer der wichtigsten Sortiments- Gärtnereien Belgiens, sondern erhält auch eine Vorstellung von den hiesigen gärtnerischen Geschäften überhaupt, denn hat er eines derselben gesehen, d. h. eines der grösseren, so hat er alle gesehen, da sie, um sich im Volksmunde auszudrücken, alle über einen Kamm geschoren sind, etwa wie in Dresden und wie auch viele Gärtnereien bei Berlin. Die Pynaertsche Gärtnerei wurde 1816 von Jean und Auguste van Geert gegründet und im Jahre 1872 von Herrn Ed. Pynaert übernommen. Beim Eintritt in die Gärtnerei lässt man rechts an der Strasse ein Rosenparterre und das Wohnhaus des Besitzers liegen, und gelangt in ein vor den Gewächshäusern und dem Wohnhause gelegenes Vor- gärtchen, wo auf einer etwas hügeligen Rasenfläche Blumenbeete, Koniferen- gruppen und pontische Azaleen- und Rhododendron-Dickichte schön verteilt liegen. Diesem Garten schliessen sich die grossen Gewächshäuser an. Siehe Abb. 84. Die Häuser sind meist aus Holz, und zwar aus pitch pine, der be- kannten amerikanischen Pinus rigida Mill (P. Fraseri Lodd.) erbaut; das Holz dieser Pinus ist sehr harzig, weisslichrot, hart und dichten Wuchses; es widersteht besser der Witterung etc. als das Eichenholz, wird durch Insekten nicht angegriffen und wirft sich nicht, ebenso widersteht es gleich gut der Nässe wie der Trockenheit. Die Häuser sind, wenn man so will, ohne jeden Anspruch auf Zierlichkeit, aber sie lassen nichts zu wünschen übrig, um als gute Kulturhäuser gelten zu können. Die ganze Gruppe der Gewächshäuser ist durch einen Gang derartig verbunden, dass der Besucher von dem einen Hause in alle andern gelangen kann, ohne dabei ins Freie treten zu müssen. Dies ist eine grosse Vervollkommnung und bewirkt eine beträchtliche Ersparnis an Brennmaterial. Besichtigen wir zuerst das grösste Haus, das der Mitte: den Wintergarten. Es ist ein mächtiges Gebäude von 24 m Breite und ungefähr 30 m Länge sowie 7 m Höhe in der Mitte. Die darin enthaltene Palmen- Sammlung in grossen Exemplaren ist sehr interessant und mannigfaltig. Die schönsten Arten sind: Kentia australis, Corypha Gebanga, Chamaerops stauracantha, Chamaerops humilis gracilis, Cocos Bonneti, Areca sapida etc. etc. Zu beiden Seiten des Hauses befinden sich 1 m breite Pflanzentische, auf denen die für den Handel bestimmten mittelgrossen Pflanzen stehen. Es sind: Kentia Belmoreana, Forste- riana und Canterburyana. (Abb. 85.) Das Haus zur Rechten des Wintergartens dient verschiedenen Zwecken. Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent. AOl Es enthält hauptsächlich eine vSammlung derjenigen Palmen, die zum Zimmer- schmuck bestimmt sind, ausserdem viele Hunderte Clivien (Himantophyllum) und Aspidistren (Plectogynen) mit grünen und bunten Blättern. Von Clivien (Himantophyllen), welche in Belgien zu den Ilauptkulturen zu rechnen sind, besitzt das Pynaertsche Geschäft eine der reichsten Sammlungen in gross- blumigen Spielarten, die wohl mit eine der ältesten und schönsten im Lande ist. Die Sorten Lindeni, Mme. v. Houtte, robustum, splendens etc. sind unüber- troffen. Die Bastarde aus diesen grossblumigen Spielarten werden von Herrn Pynaert das Dutzend einjährige Pflanzen zu 3 Mk., das Hundert zu 24 Mk. verkauft. Desgleichen giebt er Samen davon das Hundert zu 20 Francs ab. letztere bis Februar zu beziehen. Ferner besitzt die Gärtnerei noch vier Häuser, welche ausschliesslich den Palmen gewidmet sind. Das eine der- selben liegt ausserhalb dieser Iläusergruppe und enthält nur die schon ange- führten drei Kentienarten. Von den andern enthält das erste eine grosse Anzahl _«.«f RMOttKdl »ULK: Abb. 85. Die Hauptgewachshäuser bei Ed. Pynaert van Geert in Gent. von Pflanzen mittlerer Grösse, den verschiedenen Kentien, Latanien, Coryphen etc. angehörig und zum Schmuck der Zimmer bestimmt. In dem zweiten werden alle besseren Palmenarten gezüchtet, wie Latania, Corypha, Rhapis, Areca, Cocos etc. Das dritte Haus enthält die Sammlungen oder Sortimente. Dort begegnen uns die am häufigsten kultivierten Arten, wie z. B. Areca Verschaffelti, Bismarkia nobilis, Pritchardia macrocarpa, P. grandis, Astrocaryum argenteum, Ceroxylon niveum, Cocos australis, C. plumosa. Kentia rupicola, Phoenix Sanderiana. Wallichia nana. Plychoraphis augusta etc. etc. Es folgt dann das Haus für die Vermehrung der Azaleen und Rhodo- dendren. Wir sehen hier Tausende junger Veredelungen unter Glas. Die Veredelung wird zweimal vorgenommen, im April und im August — September. Auf diesen Punkt näher einzugehen, würde zu weit führen. In einem folgenden Hause finden wir alle die Arten von Pflanzen, welche die Engländer als Florist Flowers, wir als Schmuckpflanzen bezeichnen: Bouvardien, .„2 Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent. Pelargonien, Pentstemon, Petunien, Fuchsien etc. etc., ausserdem noch Aäele grosse und kleine Pflanzen der Clivia. — Wir gelangen von hier vor das o-rosse Haus der Azaleen. So herrlich der Anblick desselben im Laufe des April ist, so öde ist es dort im Sommer. Im Mai werden die Azaleen in die mit Lauberde gefüllten sog. Parks (Beete) gepflanzt, wo sie bis Anfang Oktober bleiben; dann werden sie wieder eingetopft oder in den Häusern ausgepflanzt. Diese Art und Weise der Kultur ist allgemein in Gent gebräuchlich. Während des Sommers dient das Azaleenhaus verschiedenen samentragenden Pflanzen zum Aufenthalt, z. B. Gloxinien, Tydaeen, Begonien, Achimenes etc., oder auch solchen Pflanzen, die zum Verkauf geeignet sind, wie: Aspidistra (Plectogynen), Clivia, Ophiopogon, Dracaenen etc. Wir treten von hier in das Orchideenhaus ein, welches mehr als 650 Arten und Spielarten enthält. Alle wichtigen Gattungen sind hier vertreten: Cypripedien mit ihren prächtigen und so verschiedenen Bastarden, Cattleyen, Masdevallien, Vandeen etc. Das Haus selbst ist sehr zweckmässig gebaut, hat 6 m Breite, 3 m 50 cm Höhe und über 30 m Länge. Es zerfällt in drei Ab- teilungen. Die kalte Abteilung weist eine Temperatur von 8 bis loO C. auf, die mittlere 12 bis 14^' C. und die warme 14 bis 17O C. Wir gelangen von hier zum Vermehrungshause. Es ist ein kleines, niedriges Haus, entspricht aber so vollkommen allen Anforderungen, dass wir demselben einige Zeilen mehr widmen wollen. Es hat nur 3 m Breite und doppelte Wände mit einigen Centimetern Zwischenraum. Die Luftschicht zwischen den beiden Wänden verhindert natürlich das Entweichen der Wärme und den Eintritt der Kälte. Die Heizung besteht aus einem Rohre von 0,09 m, welches längs der Fenster auf dem Mauerwerk auf beiden Seiten hinläuft und drei anderen Rohren, die sich unter den \>rmehrungsbeeten befinden. Der Boden in den Beeten, der aus gesiebtem Hammerschlag, weissem Sande und Kokosfasern besteht, erhält dadurch eine Wärme bis zu 40O C. Die Kokos- fasern sind ausgezeichnet für die Stecklinge gewisser Pflanzen, da diese sich hierin sehr schnell bewurzeln. Leider aber begünstigen sie auch sehr das Ungeziefer. — Gegenüber der Vermehrung sehen wir ein Azaleenhaus, das im Winter ca. 5000 Azaleen enthält. Im Sommer nehmen Aspidistra, Gloxinien. Pelargonien, Begonien dasselbe ein. Das letzte Haus dieser geschlossenen Gruppe beherbergt die Farnkräuter, in vielen Tausenden von Selagin eilen, Adiantum, Pteris etc. Verlassen wir nun diese Gesamtheit von Häusern und besichtigen wir die übrigen Einrichtungen. Wir fi.nden zuerst ein gegen Norden gerichtetes, aus Eisen gebautes Haus, das sich gegen eine Mauer lehnt. Im Sommer dient es den Farnkräutern, im Winter den vielen Araucarien zum Aufenthalt. Im folgenden Hause, einem Warmhause, finden wir prächtige und kostbare Exemplare der verschiedensten Kinder der heissen Zone, z. B. Aralien, Anthurien, Philodendron, viele Pandanus- arten, ebenso die verschiedensten Dracaenenarten und Bastardformen, eine reiche Auswahl der verschiedenartigen Bromeliaceen, Alocasien u. s. w. — Sechs Azaleenhäuser, von denen vier ein gemeinschaftliches Dach haben, bilden den Schluss. Die sämtlichen Häuser werden im Sommer mit dünner Leinwand schattiert, wogegen im Winter eine stärkere Xummer gegen die Kälte schützen muss. Ergebnisse der Düngungsversuche etc. ^O^ Werfen wir noch schnell einen Blick auf die Baumschule des Geschäfts. Den Anfang" derselben machen zahlreiche Parks (Beete) mit Rhododendron- Hybriden, Azalea mollis und sinensis. In der eigentlichen Baumschule schenkt man nur solchen Bäumen seine Aufmerksamkeit, die wegen ihres schönen pjlätterschmuckes einem Garten zur Zierde dienen, wie: Prunus Pissardi, Acer Reitenbachii, Populus Bolleana, Gingko biloba u. dergl., lerner der Kultur der- jenigen Staudengewächse, die sich besonders durch ihre Schönheit auszeichnen, sowie der Anzucht der besten und neuesten Erdbeeren. Der Besuch ist jederzeit gern gestattet, geheime Abteilungen giebt es nicht. Ergebnisse der Düngungsversuche mit Hydrangea hortensis und Cineraria hybrida. ,m Zusammenhang" mit dem in der Gartentlora 1892, pag. 125 if. er- statteten Bericht über Versuchskulturen im Jahre 1891 stehen die hier folgenden Ergebnisse. Ihrem wesentlichen Inhalte nach unterscheiden sich indessen beide Massnahmen insofern, als in dem ersten Versuchs- ^^ 1/ Jahre nur von einem mehr theoretischen Vorversuch*) die Rede sein konnte, ^ bei dem jetzigen dagegen auf Grund der in praxi, d. h. im handels- gärtnerischen Betriebe üblichen Kulturverfahren seitens des dazu gewählten Ausschusses") vorgegangen wurde. Der Grund für ein Vorgehen nach dieser Richtung war in dem Gedankengang vorgezeichnet, dass Beobachtungen etwaiger Düngungsversuche nur dann eine wirkliche Bedeutung haben dürften, wenn wir uns die praktische und wissenschaft- liche Behandlung bei dieser Veranlassung als ein gemeinsam durchführbares Ziel zur Aufgabe stellten, gleichzeitig" aber auch die Versuche selbst nur unter der persönlichen Ausführung der Mitglieder eine Gewährleistung für die Zuver- lässigkeit ihrer Beobachtungen zu bieten vermochten. Und damit scheint auch der Weg angedeutet, auf welchem eine spätere, in ausgedehnterem Maasse ar- beitende gärtnerische ^'ersuchstation erfolgreiches zu leisten imstande sein wird. Dass der Versuchsausschuss, von dieser Grundidee geleitet, in Thätigkeit treten konnte, hat er, abgesehen von der Opferwilligkeit seiner Mitglieder, des Zugeständnisses des Vereins, in erster Linie dem bereitwilligen Entgegen- kommen des königlichen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, speziell des Dezernenten, Herrn Geh. Ober-Regierungsrat Dr. Thiel, sowie der persönlichen Beteiligung des Herrn Geh. Regierungsrat Professor Dr. Maercker- Halle a. d. S. zu verdanken. Nach der ersten Anregung der Versuche, welche von der im Jahre 1893 aus Zweckmässigkeitsgründen aufgelösten Gartenbaugesellschaft zu Berlin aus- ging, übernahm der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den könig- lich preussischen Staaten in geeigneter Weise die weitere Fortsetzung dieser Versuche. *) Pag. 126 des Jahrganges 1892. **) Der betreffende Ausschuss 1892/93 bestand aus den Herren Fr. BIuth-Gr. Lichterfelde, H. "Weidlich-Moabit-Berlin, M. Hoffmann-Berlin \V., F"r. Webt r-Spindlersfeld bei Berlin. Der Ausscliuss war so gewählt, dass als Hauptaussenpunkte zur Stadtlage sich West und Ost gegenüber, Berlin NW und W, diese wiederum als Innenpunkte, ergänzen sollten. ^Q^ Ergebnisse der Düngungsversuche etc. Es liegt vorstehendem Bericht die Aufgabe ob: einmal den Vorgang dieser Versuche zu skizzieren und sodann die aus den gewonnenen Ergebnissen hervor- tretenden Schlussfolgerungen festzustellen. Das Material des hier folgenden Gesamtberichtes giebt in gedrängter Übersicht den Inhalt der in 24 Sitzungen o-eführten Protokolle sowie denjenigen der auf Scämtlichen 4 Stationen schrift- lich ausgeführten Tageslisten betreffs der Versuchspflanzen wieder. Zum Gegenstand seiner Versuche wählte der Ausschuss 2 Pflanzenarten: A. Hydrangea hortensis, einen im handelsgärtnerischen Betriebe als 2 jährig, B. C i n e r a r i a hy b r i d a, einen als einjährigheranzuziehendenBlüher, beidesPflanzen, deren Heranzucht mit besonderen Schwierigkeiten nicht verbunden sein sollte. Das im allgemeinen bei beiden Versuchen auf allen 4 Stationen einheit- lich einzuhaltende Kulturverfahren richtete sich nach den im handelsgärtnerischen Betriebe üblichen Ausführungen. Ausserdem wurden für sämtliche 4 Stationen die zur Heranzucht nötige Erdmenge, sowie die bei den einzelnen Versuchs- reihen in Betracht kommenden Düngungsmittel aus ein und derselben Bezugsquelle beschafft. Als Giesswasser gelangte das an jeder einzelnen der 4 Stationen sonst im Betriebe gebräuchliche Wasser zur Anwendung. Um nun bezüglich der Beobachtungen und Vergleiche sowie aus den am Ende der Versuche sich ergebenden Schlussfolgerungen zu einem möglichst klaren Urteil über den Wert der Düngungsfrage bei Topfpflanzen gelangen zu können, galten in erster Linie drei Dinge: § 1: Erd-, §2: Wasser- Analysen, als notwendige Vorbedingung; § 3: eine planmässig geordnete Aufstellung der betreffenden Versuchsreihen. I. § 1. Erd-Analysen. Die betreffenden Erd-Analysen*) zerfallen in 3 einzelne Abteilungen: a) Erde für Hortensien-, b) und c) Erde für Cinerarien-Kultur: a) Zahnaer Moorerde in Mischung zu 75 pCt. Moorerde und 25 pCt reinem Havelsand (von Herrn W. Weidlich) enthielt: 1,07 pCt. Steinchen. Die hiervon befreite Erde enthielt: 35,75 ,, Wasser, i2,io „ organische (verbrennliche) Substanz, 52,15 „ Sand, Thon u. s. w. An Pflanzen-Nährstoffen sind vorhanden: 0,034 P^t Kali, 1,125 „ Kalkerde, 0,065 „ Magnesia, 0,046 „ Phosphorsäure. 0,005 „ Stickstoff als Ammoniak, 0,362 „ ,, in Form organischer Substanz. Schwefelsäure, Chlor und Salpetersäure waren in nicht bestimm- baren Mengen vorhanden; vSchwefeleisen überhaupt nicht. *) Analysen unterm 2?. Februar 1892, 3. und 27. Mai, sowie 12. September 1893 von der landwirtschaftlichen Versuchsstation Dahme seitens des Herrn Professor Dr. Ulbrich aufgestellt. Ergebnisse der Düngungsversuche etc. 405 an Pflanzen-Nährstoffen b) Erdmischuno- für Cineraria hybrida: % verrottete Mistbeeterde, 1/3 Rasen- lehm unter entsprechendem Zusatz von scharfem Havel-Sand (Weidlich), sowie unter Zufügung von 2V2 kg Schlemmkreide zu je 100 kg dieser Alischung'), enthielt: 12,28 pCt. Feuchtigkeit, 7,47 „ verbrennliche Substanz (Humus) mit 0,19 pCt. Stickstoff, 0,17 ,, Phosphorsäure, 0,14 ,, Kali, 2,58 „ Kalkerde, Spur von Magnesia, 0,005 pCt. Chlor, 0,029 V Schwefelsäure, 0,025 ;, Salpetersäure. c) Erdmischung in der vorigen Zusammensetzung, unter weiterer Bei- fügung von 1/2 Teil Lauberde (von Herrn W. Weber) enthielt: 24,67 pCt. Wasser, 20,04 „ verbrennliche Substanz mit 0,11 pCt. Stickstoff als Ammoniak, an Pflanzennährstoffen < Von Chlor und Schwefelsäure waren nur Spuren, von Salpeter- säure eine merkliche Menge vorhanden. Zweifach-Schwefeleisen war nicht nachzuweisen. Wasser -Analysen. Die Wasser-Analysen**) der 4 Versuchs-Stationen lauten folgendermassen: in 100000 Teilen sind enthalten: a) Station Bluth-Gr. Lichterfelde. Bäkewasser (d. h. Wasser aus einem kleinen Bach, die »Bake«): 74,48 Teile Eindampfrückstand, 8,04 Teile Gips, 24,95 Teile kohlensaurer Kalk. Deutliche Reaktion auf Eisen. Ein ziemlich hartes Wasser, a) Desgl. Kondensations-Wasser aus dem Heizungs-Bassin:***) 0,60 5? Gesamt-Stickstoff, 0,22 5J Phosphorsäure, 0,12 jr Kali, 1,74 j; Kalkerde, 0,21 JJ Magnesia. *) Auf Anraten des Geh. Regierungsrat Herrn Professor Dr. Maercker-Halle a./S. **) Analysen erst im 2. Versuchs-Jahre unter den Nrn. 1 2()G — 1 3oo vom27. März iSgS der agric- chem. Versuchs-Station Halle a./S. seitens des Geh. Reg.-Rat Hrn. Prof.Dr.Maercker ausgeführt. ***) in der Gärtnerei des Herrn Bluth-Gr. Lichterfelde, wo teilweise auch Kondensations- Wasser benutzt wird, empfahl sich infolge dessen anlässlich der Cinerarien-Kultur die Aufstellung von Parallel-Versuchs-Reihen. 4o6 Hexenbesen an einer Birke. 20,92 Teile Eindampfrückstand, 3,06 Teile Gips, 9,81 Teile kohlensaurer Kalk. Spuren von Eisen. Ein ausserordentlich reines Wasser. b) Station Hoffmann-Berlin, W. Leitungswasser (Müggel-See) : 21,08 Teile Eindampfrückstand, 5,10 Teile Gips, 12,86 Teile kohlensaurer Kalk. Spuren von Eisen. Ein sehr reines weiches Wasser. c) Station Weidlich-Moabit, Berlin N.W.. Leitungswasser (Tegeler See): 20,24 Teile Eindampfrückstand, 2,50 Teile Gips, 10,18 Teile kohlensaurer Kalk. Spuren von Eisen. Ein sehr reines weiches Wasser. d) Station Weber-Spindlersfeld bei Cöpenick, Brunnenwasser (An- lage in unmittelbarer Nähe der Spree): 55,32 Teile Eindampfrückstand, 8,79 Teile Gips, 19,11 Teile kohlensaurer Kalk. Spuren von Eisen. Ein mittelhartes, aber immerhin gut brauchbares Wasser. Hexenbesen an einer Birke. Von Hofgärtner Roese-Eutin und Prof. Paul Magnus-Berlin. Hierzu Abb. 86. |er beistehenden Abbildung gestatte ich mir einige Worte der Erläuterung beizufügen. Die betreffende Birke muss, dem Stammdurchmesser nach, ein Alter von mindestens 80 — 90 Jahren haben. Der Baum ist etwa 18 m hoch, hat 1 m über dem Boden einen Stammumfang von ungefähr 1,20 m und steht im hiesigen Schlossgarten nahe dem Eingang in denselben vom »Jungfern- stieg« aus — einer an ihm entlangführenden breiten Lindenallee — auf einem niedrig gelegenen Rasenstück, dessen Oberfläche kaum 60 cm über der Wasser- fläche eines 9 m davon entfernten Bassins erhöht liegt. Der Untergrund ist (stellen- weise blauer) Lehm und das Rasenstück selbstverständlich stets ziemlich feucht — im Frühjahr steht Wasser auf demselben — . Der höchst interessante Baum fällt jedem Vorübergehenden sofort in die Augen und wird von Fremden viel angestaunt. Man hat jetzt unter demselben eine Tafel mit folgender Aufschrift angebracht: »Die eigentümlichen, von der Ferne grossen Nestern nicht unähnlichen Missbildungen der Birke — in der Lehre Hexenhesen an einer Birke. 407 von den Baumkrankheiten als »Hexenbesen« bekannt — werden durch einen mikroskopisch kleinen Schlauchpilz, Taphrina turgida, erzeugt, welcher sich nur in diesen Wucherungen ausbreitet.« Abb. 86. Hexenbesen an einer Birke. Die auf der Abbildung sichtbaren Hexenbesen stellen sich dar als ein Wirrsal von durcheinandergewachsenen und vielfach verzweigten, von Feder- kiel- bis zur Stricknadeldicke starken Zweigen, sind schon recht alt, d. h. ich fand sie schon vor 40 Jahren fast in derselben Grösse hier vor, und bedecken in allen Grössen von den kleinsten Anfängen an in Menge fast alle Zweige des Baumes bis zur Spitze, die grössten von fast 1 m Durchmesser unten, die 4o8 Hexenbesen an einer Birke. kleinsten im Gipfel, doch sind schon mehrere der stärksten von Stürmen ab- gebrochen Avorden. Die grösseren dienen mancherlei Vögeln (Meisen) zum willkommenen Xistplatz und Unterschlupf. Die die Hexenbesen bildenden dünnen Zweige sind innen natürlich trocken, die äusseren bedecken sich je- doch alljährlich mit jungem Laube, dessen Blättchen allerdings nur klein bleiben. Übrigens ist es nicht diese Birke allein, welche Hexenbesen trägt, sondern auch 2 unweit des Schlossgartens in einem PriA'atgarten stehende be- deutend jüngere Bäume weisen solche in geringerem Umfange auf, und eine ähnliche Erscheinung fand ich vor Jahren an einem Süsskirschbaum im Küchen- garten, wo sich an der Spitze eines dünnen Astes mehrere — etwa 8 — 10 — kandelaberartig gebogene Zweige gebildet hatten, deren Entstehung ich derselben Ursache wie bei den Birken zuzuschreiben geneigt bin. • Bemerkung zu vorstehender Mitteilung, von P. Magnus. Wie schon vorstehend richtig angegeben ist. werden diese grossen Hexenbesen der hohen baumartigen Birke (ßetula verrucosa Ehrh. — Bet. alba [L. z. T.] Willd.) hervorgebracht durch die Wucherung des mikroskopischen Pilzes Exoascus turgidus Sadeb. in den Trieben des Hexenbesens. Während der jung verstorbene schwedische Botaniker C. J. Johanson alle dem am meisten bekannten Exoascus Pruni Fckl. (dessen Vegetation in den Frucht- knoten unserer Hauspflaume, Prunus domestica, die schon lange vor der Reife stark vergrösserten, innen hohlen Früchte, die man deshalb Narren oder Taschen des Pflaumenbaumes nennt, hervorbringt) nahe verwandten Arten in die alte Friessche Gattung Taphrina vereinigte, hat Sadebeck sie 1893 im X. Bande des Jahrbuchs der hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten auf Grund der Ausbildung des Myceliums und der Fruchtschicht Avieder in die drei Gattungen Exoascus Fckl., Taphrina Fr. und Magnusiella Sadeb. geteilt und stellt den die abgebildeten grossen Hexenbesen der baumartigen Birke hervor- bringenden Pilz in die Gattung Exoascus. Auf der Unterseite der Blätter der im Frühjahre ausgetriebenen Zweige des Hexenbesens erscheinen im Mai und Juni die Fruchtträger des Pilzes. Es sind keulenförmige längliche hyaline Schläuche, welche aus dem Innern der Blätter zwischen und über den Oberhautzellen der Blattunterseite hervorbrechen. Diese Schläuche nennt man »Ascus«; sie bilden im Innern 8 einzellige Fort- pflanzungskörper, die man Sporen nennt und die sich durch seitliche Aus- sprossung vermehren. Durch die Sporen wird der Pilz verbreitet und vollzieht sich die Anlage neuer Hexenbesen. Die später angelegten Blätter tragen wahr- scheinlich keine Schläuche und sind anscheinend gesund. Diese Hexenbesen der Birke sind in Deutschland sehr verbreitet. Sadebeck giebt sie 1. c. speziell als sehr verbreitet im südlichen Holstein und nördlichen Hannover an. Ich selbst habe sie vor der Arnimer Forst bei Stendal zahlreich gesehen, Sadebeck giebt sie von den Tiroler Alpen an, von wo sie auch der verstorbene Prof. Peyritsch von seinem Diener Zarli erhalten hatte. Diese Art tritt, wie gesagt, auf Betula verrucosa Ehrh. auf. Auf unserer anderen bäum- oder strauchartigen Birke, der Betula pubescens Ehrh. oder Bet. odorata Bechst., werden auch grosse Hexenbesen von einem Exoascus, dem Ex. betulinus (Rostr.) Magnus (s. Deutsche Garten-Zeitung, herausgegeben von L. Wittmack und W. Perring, 1886 S. 200 — 201), gebildet, den Sadebeck von seinem Frühobst-Ausstellung zu Erfurt. 400 Exoascus turgidus jetzt streng unterscheidet. Auch dieser ist in Deutschland sehr verbreitet, wie auch Sadebeck schon 1. c. angiebt. Auch der von Herrn Hofgärtner Roese erwähnte Hexenbesen an einem Süsskirschbaum wird durch einen Exoascus, den Kx. Cerasi (Fckl.) Sadeb. er- zeugt. Dieser Exoascus bildet auf den süssen und sauren Kirschen (Prunus avium und Pr. Cerasus) grosse Hexenbesen. Er ist, wie Sadebeck 1. c. an- giebt, durch ganz Mitteleuropa, Dänemark und Skandinavien verbreitet und tritt speziell häufig in unserer Mark sowie auch der sächsischen Schweiz auf, wo man von der Eisenbahn aus leicht die nestartigen Hexenbesen der Kirsch- bäume beobachten kann. Auch auf der Weissbuche (Carpinus Betulus L.) und Weisserle (Alnus incana [L.] DC.) werden Hexenbesen durch Exoascus Carpini (Rostr.) Sadeb. und Exoascus epiphyllus Sadeb. gebildet. Frühobst-Ausstellung zu Erfurt vom 5. bis 9. Juli 1894. \'on Hofgärtner Hoffmann. m Rahmen der Thüringer Gewerbe- und Industrie- Ausstellung 1894 zu Erfurt auf dem Gebiete des Gartenbaues drei Sonder- Ausstellungen! Was konnten wir wohl auch besseres von der alten Gartenstadt Erfurt erwarten? Zur Zeit der Frühjahrsbepflanzung No. 1, von der ja in No. 12 unserer Zeitschrift bereits näheres mitgeteilt; z. Zt. der Sommerbepflanzung No. 2, die Frühobst- Ausstellung; z. Zt. der Tag- und Nachtgleiche No. 3 eine auf den Samenbau und Ilerbstflor bezugnehmende Schau-Stellung! Die in Rede stehende No. 2 wurde gleichzeitig in Veranlassung der zu Erfurt tagenden Zusammenkunft des Deutschen Pomologen-Vereins unternommen. Bereits auf der 1893 in Breslau abgehaltenen Versammlung vorgenannten Vereins war der Wunsch rege geworden: die seit dem Gothaer Kongress schlummernde Kirschenfrage und mit ihr zugleich die Abteilung des Beerenobstes der Vergessenheit zu entreissen und dieses noch so öd daliegende Feld der Pomologie zu beackern. Nun die Furchen sind, soweit es Zeit und Material gestattete, wohl hier gezogen worden, die Einsaat harrt des Sämanns! Angesichts des frühen Zeitpunktes (Anfang Juli), des ziemlich spät ver- öffentlichten Ausstellungsprogrammes, und dies namentlich mit Beziehung auf die in den Provinzen Obstbau treibenden Bezirke, durfte ein umfassendes Material wohl nicht erwartet werden. Konkurrierten doch in Kirschen und in Stachelbeeren nur 18 Aus- steller, in Johannisbeeren 10; in Erdbeeren 7; in Himbeeren 3; in Brombeeren war sogar nur eine Firma erschienen. Aber, wenn man deshalb glauben wollte, es habe die Ausstellung besonderes nicht bieten können, so ist das eine irrtümliche Annahme. Das Beerenobst und in dieser Abteilung die Stachelbeere, in der Steinobst- Abteilung die Kirschen, traten ganz besonders hervor, sowohl bezüglich Reichhaltigkeit der Sortimente Avie Ausbildung der Früchte ! Das Beeren-Obst und mit ihm besonders eine Abteilung des Stein-Obstes: die Kirsche, bisher die Stiefkinder der Pomologie, sollten nun doch auch in die Reihen der Erbberechtigten treten. Seit Aufstellung eines Kirschen-Systems von Truchsess war in der betreffenden Systematik deutscherseits nichts ge- AjQ Frühobst- Ausstellung zu Erfurt. schehen, und doch betonte Leroy in seiner 1877 erschienenen Pomologie, dass die Kirsche, gewissermassen eine Domäne der Deutschen, deutscherseits be- arbeitet werden müsse. Die Klassifizierung des Beerenobstes wartete bisher gleichfalls vergeblich auf eine ordnende Hand. Wenn nun auch auf dem Kongress zu Erfurt die System-Entwickelung der Kirsche, durch Direktor Fr. Lucas-Reutlingen*) an der Hand des ihm von Oberdiek überkommenen Steinsortimentes, das in der Ausstellung vorhanden, noch nicht allgemein zur Annahme gelangen konnte, so ist doch mit derselben der Weg angebahnt. Weniger in den Grenzen eines Systems, als vielmehr von praktischen Gesichts- punkten geleitet, legte gleichzeitig Garten-Inspektor H. Maurer-Jena eine Ein- teilung der Stachel- und Johannisbeeren vor, die im wesentlichen lautet: 1. Sorten für die Tafel und Anpflanzung im Hausgarten, nach Farben ein- geteilt; 2. Sorten zum Massenanbau für den Markt, zur Weinbereitung und Einkochen; 3. sehr früh reifende Sorten für den Klein- und Massenanbau; 4. sogenannte Preis-Stachelbeeren, zu Ausstellungszwecken geeignet. Diese Art der Einteilung schliesst sich im wesentlichen den von der Londoner Gartenbau- Gesellschaft 1891 empfohlenen an. Dies zur Ergänzung der Bedeutung der Erfurter Frühobst- Ausstellung. Im einzelnen diene folgendes der Darstellung: Aprikosen, Früh-Pflaumen und Pfirsich konnten anlässlich des frühen Termines nicht in Betracht kommen. Von Obstbau treibenden Bezirken war, um dies anfangs gleich zu erwähnen, nur eine Sammel-Ausstellung: in Kirschen, Johannis-, Stachel- und Erdbeeren von dem Obstbauverein Eisenach, III. Verwaltungs-Bezirk, erschienen. In Kirschen dagegen konkurrierten 3 Vereine: a) der Obstbauverein Dresden- Ober-Elbthal: Loschwitz, Wachwitz, Rottwerndorf, Probschütz -Weisstropp; b) der Thüringische Gartenbau-Verein Gotha; c) die Pomologische Gesellschaft des Oster-Landes (Sachsen-Altenburg) zu Altenburg. Als Glanzpunkt der Ausstellung, bezüglich Sortimentsumfang wie Frucht- ausbildung galt die Stachelbeer- Abteilung; in zweiter Linie folgten die Kirschen, dann die Johannisbeeren, zuletzt die Erdbeeren. Die Abteilung Himbeeren mit drei Ausstellern Hess in beidem, Sortiment wie Ausbildung der Frucht, zu wünschen übrig und die Brombeeren traten nur durch ein 18 Nummern ent- haltendes Sortiment von J. C. Schmidt-Erfurt, also bezüglich der Reichhaltig- keit, in den Vordergrund. Die mangelnde Fruchtreife liess ein eingehendes pomologisches Studium nicht zur Geltung kommen, inzwischen versicherte uns aber der Aussteller, dass die Sorte »Philadelphia« als die fruchtbarste zu em- pfehlen sei. Wesshalb wir aber hier überhaupt diese Abteilung erwähnen, ist in dem Umstände begründet, dass der Brombeere eine weitere Zukunft noch bevorsteht, sie daher unsere vollste Aufmerksamkeit verdient. Bezüglich der Erdbeeren beteiligten sich vorwiegend die Firmen: J. C. Schmidt-Erfurt, Kliem-Gotha, Louis Haage-Erfurt, C. Platz & Sohn-Erfurt. Unter den Neuheiten sind nennenswert: Kaisers Sämling, hellrosa; Waterloo *) Nach Lucas ist folgende Einteilung aufgestellt: 6 Süsskir sehen: I. schwarze Herz- kirsche, 11. schwarze Knorpelkirsche, 111. bunte Herzkirsche, IV. bunte Knorpelkirsche, V. gelbe Herzkirsche, VI. gelbe Knorpelkirsche. 4 Weichsein: VII. Süssweichsel, VIII. Glaskirsche, IX. Weichsel-Amarelle, X. Kreuzung zwischen Süsskirsche und Weichsel, XL sog. Halbkirsche, XII. Hybrid-Weichsel oder Halb-Weichsel. Nach Kernform rund, spitz, ovalsteinig. Die Rosenausstellung in Görlitz. 411 und Sensation, dunkelrot; Garten-Inspektor Koch, gross, rot und reichtragend. Als beste Tafelfrüchte: König Albert v. Sachsen, Laxton's Noble, Professor Dr. Liebig, Abricotee, Sharpless, Ehlers Fruchtbare. Als grossfrüchtige zum Einmachen geeignete Sorten: White pineapple, Abricotee, König Albert, Kaisers Sämling, Garten-Inspektor Koch; als 4 beste Treibsorten: Ehlers Fruchtbare, König Albert A^on Sachsen, Lucida perfecta, Boule d'or. Bei der Johannisbe er- Abteilung waren in erster Linie vertreten: Maurer- Jena, J. C. Schmidt-Erfurt, Kliem-Gotha, und gelangte hierbei auch die schwarze Johannisbeere zur vollsten Geltung. Ich notierte als Sorten: a) Für den Hausgarten und für Tafelzwecke: grossbeerig, langtraubig, von milder Säure: 4 rotfrüchtige: holländische grosse rote, rote Versailler, Kaukasische langtraubige; 1 rosafrüchtige: Holländische rosa; 2 weissfrüchtige: Holländische, grosse weisse, weisse Versailler; 1 schwarzfrüchtige : Lees schwarze. b) Zum Massenanbau, für den Markt, zur Weinbereitung: 3 rot- früchtige: Holländische grosse rote, rote Versailler; weissfrüchtige: grosse weisse holländische; 1 schwarzfrüchtige: Lees schwarze. Herr Böttger-Gräfentonna empfiehlt als frühe, gute Wirtschaftsfrucht, auch für kalte Lagen geeignet, die Sorte: hochrote frühe (Reifezeit Mitte Juni), und als besondere Tafelfrucht: die kaiserliche rote grosse volltragende. Von schwarzen Johannisbeeren, unter denen Maurer-Jena der Sorte Lees schwarze den Vorzug einräumt, führte die Firma J. C. Schmidt-Erfurt als 9 der besten vor: Cassis Bang up; Cassis Lees prolific; Cassis Baldwin; Merveille de la Gironde; Cassis royal; Cassis communis; Cassis blanche (ambrafarbig); Cassis Ogdens black, Cassis de Naples, unter denen Merveille de la Gironde und Cassis Ogdens black als grösstfrüchtigste zu bezeichnen sind. Die Rosenausstellung in Görlitz. \'on L. Wittmack. n. ii^>K<3^ie endgültige Zahl der Aussteller beträgt über 100. Als besonders her- vorragend in Rosen nennen wir: Max Buntzel, Berlin, Carl Görms, Potsdam, Bernhard Llähnel, Dresden-Strehlen, Fr. Harms, Ham- burg-Hoheluft, Hugo Herzberg, Görlitz, Peter Lambert, Trier, Lambert & Reiter, ebenda, E. L. Meyn, Uetersen, Philipp Paulig, Lübeck, Hermann Raue, Dresden-Strehlen, J. Reiter jun., Trier, Oskar Sperling, Görlitz. Dazu treten die Aussteller von Gehölzen: Theodor Jawer, Nieder- Schönhausen bei Berlin, der sowohl bunte Gehölze, wie prächtige Koniferen in grosser Zahl geliefert, desgleichen Peter Smith & Co., Bergedorf, mit vor- züglichen Koniferen, und W. Weise, Kamenz in Sachsen, wohl der grösste Koniferenzüchter Mitteldeutschlands. — Georginen waren von Brandt, Elbing, Schwiglewski, Carow bei Berlin etc. aber noch nicht in Blüte. Ebenso standen einige Nelkengruppen noch nicht, in Flor. Es ist unmöglich, auf alle einzelnen Sorten der Rosen näher einzugehen. Als wahre Herrscherin im edelsten Sinne des Wortes tritt »Kaiserin Auguste Viktoria« hervor, Bourbon- und Theehybride von 1891, die bekanntlich 412 Die Rosenausstellung in Görlitz. eine Züchtung von Lambert & Reiter, Trier. Diese besonders als Knospe schöne Rose, welche auch jenseits des Ozeans schon sich aller Herzen erobert hat und in vielen Tausenden getrieben wird, war in Görlitz in fast jedem Sortiment vertreten. Alit ihr in Bezug auf allgemeine Anerkennung, wenn auch noch nicht in Verbreitung wetteifernd, ist Mme. Caroline Testout zu nennen, die ebenfalls in den Vereinigten Staaten sehr viel getrieben wird und in Görlitz u. a. sehr gut in der Harms 'sehen Samm- lung vertreten war. Sie ist zart rosa, hat eine schöne längliche Knospe und ist fast schöner als La France. Marie Lambert ist eine schöne weisse Theerose auf ganz dunklem Stiel, die sich in der Sammlung von E. L. Meyn, Uetersen, Holstein, sehr aufrecht trug. Sehr beliebt ist die ältere Theerose Mme. Franziska Krüger, gelb, äussere Blätter rötlich angehaucht, ferner Mme. Honore Defresne, welche als die schönste gelbe Theerose angesehen wurde. Sie trägt die Knospen schön aufrecht, ist edel in Form, sehr reich blühend und war besonders gut bei Paul Ruschpier, Dresden. Ihr Züchter ist Gl. Levet, 1886, Ein Sämling von Peter Lambert, Trier, No. 2123 konnte uns nicht sehr begeistern, da die Blume bald blau zu werden scheint, im übrigen ist sie ähnlich der W. F. Bennett, die auch diese Eigenschaft hat. Unter dem Namen MUe. Eugenie Verdier giebt es nach G. Mathieu') drei ganz verschiedene Rosen. Die älteste, schon 1859 "^'O'^ E. Verdi er ge- zogen, ist Aveiss, mit rosa Anflug, die mittlere, 1869 von Guillot gezüchtet, ist synonym mit Mlle. Marie Finger, blassrosa. die neueste, 1872 von Schwartz in den Handel gegeben, ist karmoisinrot. Die von L. Raue, Dresden, L. Meyn, Uetersen, u. s. w. ausgestellte dürfte die mittlere sein, hellrosa mit dunklerem Herzen. Die Buntzel'schen Hochstämme waren zum Teil etwas niedrig, doch war auch ein Beet besonders hoher vorhanden; sehr schön machten sich bei ihm die Beete mit nur einer Sorte: Kaiserin Auguste Viktoria, La France, Grace Darling. Rob. Zöhmisch, Weischlitz in vSachsen, brachte niedrige La France und Fisher Holmes, Paul Voigt, Guben, auch Rosenwildlinge, C. Schmidt, Kltville, Rheinprovinz, niedrige. Peter lltenbach, Pallien bei Trier, desgleichen, Philipp Paulig, Lübeck, ebenso, darunter besonders schön Paul Neyron, Fisher Holmes. Unter den niedrigen Rosen des Hrn. F. Harms, Hamburg, trat eine durch ihr leuchtendes Rot sehr hervor: Marie Susanne Rhodocanachi, ferner Mr. John Laing, Victor Hugo etc., unter seinen Hochstämmen Mme. Pernet, Ducher, Gloire de Alargottin, leuchtend rot, aber etwas locker, Princesse Beatrice, schöne gelbe Theerose, Baronne G. de Noirmont (Cochet 1891), ähnlich wie La France, alba rosea (Mme. Bravy), Mme. Pierre Cochet gelb. Sehr schön machte sich eine in reichster Blütenfülle stehende Gloire de Polyantha, mit rosa Blumen. Unter den Rosen von Ilerm. Raue, Dresden, zeichneten sich aus: Paul Neyron, Airs. John Laing, schön rosa, Mlle. Eugenie Verdier, Mme. James Hennesey, Knospe dunkelrosa, Blume atlasrosa, etwas locker, The *) C. Mathieu, Verzeichnis der im Handel und Kultur befindlichen Rosen und die Recht- schreibung ihrer Namen. Berlin, Hofbuchhandlung von Gebr. Radetzki, Ritterstr. 77/78. Die Schritt ist nicht genug zu empfehlen. Gerade bei solchen Ausstellungen lernt man ihren Wert wegen ihrer Genauigkeit schützen. / Die Rosenausstellung in Görlitz. 41*^ Bride, Princessc de Bearn, schwärzlich dunkelrot, eine der besten neueren Treibrosen, in der Knospe heller, Louise de Savoy, sehr schöne gelbe Thee- rose, die in Dresden bei Herrn Raue meist nicht gut aufblüht, hier aber sehr schön entwickelt Avar, Dr. Andry, kirschrot, gute Treibsorte, leicht daran zu erkennen, dass die Triebe immer einen Knick machen, Charles Lefebre, karmin, sehr langstielig, von Reynold Hole als beste empfohlen, Pride of Waltham, schön rosa, Mme. Pierre Oger, Bourbonrose, hellrosa, oder nach der Beschreibung weiss, mit chamois und rosa schattiert, wechselt die Farbe, Lieblingsrose der Königin von Sachsen, .Sport von Reine Victoria, Viscountess of Falkestone, nach Herrn Raue schöner als La France, Mme. Caroline Testout 1891, Theehybride, zart rosa, mit langen Stielen, die deswegen, wie oben gesagt, im Fluge in Amerika verbreitet worden ist. Peter Lambert, Trier, brachte u. a. schöne Ulrich I' runner fils, Princesse de Monaco, eine zart rosa Theerose, F. Reiter jun., Trier, ver- schiedene hohe und niedrige, in z. T. bekannteren Sorten. Lambert & Reiter, Trier, die sehr reich ausgestellt hatten, führten u. a. vor: Duke of Albany, Lord Beaconsfield (wird leicht blau), Dr. Guillot. zart rosa, Reine Natalie de Serbie, zart rosa wie die Malmaison, aber im Wuchs an dem^ betreffenden Exemplar nicht besonders, Charles Darwin, dunkelrot, Ferd. Chaffolte, etwas heller, Mme. Ed. Michel, rosa, etwas locker, Comtesse d"Oxford, Prof. Chargueron, rosa, etc. Die Rosen der Schlossgärtnerei Kuhnern (Gustav Richter) waren noch nicht sehr in Blüte. Paul Ruschpier, Dresden, brachte sehr schöne Mme. Honore Defresne Duc de Wellington, Princesse de Sarsina, Comtesse Cecile de Charbillant. Lady Zoe Brougham, neue prachtvolle gelbe Theerose etc. — Walther c^ Lehmann, Steinfurth bei Nauheim, hatten sehr unleserliche Be- zeichnungen. Emil Weinhold, Hirschberg, zeigte u. a. Mr. Tillier, lachsrot, Grossherzogin von Luxemburg, weiss, ähnlich der Grossherzogin Mathilde, aber der Stiel dunkler. Joseph Mock, Trier, dagegen u. a: Mme. Devert, rosa, schalenförmig, Mme. Jsaac Pereires, leuchtend rosa. Doch wir können nicht alle einzelnen Firmen durchgehen, nur nennen wollen wir noch Oscar Sperling. Görlitz, Conrad Sieben haar, Greiffen- berg in Schlesien, C. Weber, Bolkenhain in Sachsen, Welter e^ Rath, Trier, vor allen aber Carl Görms, Potsdam, dessen Hochstämme hier wie in Chicago ganz besonders hervorragten. Die Neuheiten waren zumeist in abgeschnittenen Exemplaren in der Halle ausgestellt, Herr Dr. Müller in Weingarten (Pfalz), der berühmte Neuheiten- Züchter, der streng wissenschaftlich dabei verfährt, hatte die seinigen aber ausgepflanzt. Wir haben sie des starken Regens wegen nicht mehr sehen können. In der Halle war besonders interessant eine grossblumige w^eissliche Polyantha-Hybride. Perle d"Or (polyantha), )< Marie van Houtte (Thee), die den Namen „Wilhelm Raabe" erhalten hat, gezogen von H. Stegmann in Braunschweig, ferner die noch unbenannten Neuheiten von Jacob Hansen inSkine, Dänemark, darunter ein wxisslich blühender Sport der fleisch- farbenen Captaine Christy, weisslich. — Nach dem Urteile der gewiegtesten Rosenkenner waren die meisten der neuesten Neuheiten nicht so hervorragend, und die älteren Neuheiten: Kaiserin Auguste ^'iktoria, Mme. Caroline AiA Rehlaps-Angelegenheit. Testout, Duchess of Albany, The Bride, Viscountess of Falkestone, Grace Darling, Luciole, Honorable Edith Gifford, Mme. Chedanne Guinoisseau, Mme. Pierre Oger etc. sind noch nicht übertroffen. Das grösste Sortiment an abgeschnittenen Rosen hatte j\Iax Buntzel Xieder-Schönweide, geliefert. Ausserdem sind zu nennen: M. Geisler, Görlitz, Jul. Werner, Bäckermeister, Gross-Schönau in Sachsen, sehr schöne Blumen, Carl Druchki, Görlitz, gleichfalls sehr schön. Zur Aufnahme der abgeschnittenen Rosen hatte man an beiden Längs- Avänden der Halle Tische aufgestellt mit flachen Wasserkästen, die mit durch- lochtem Oelpapier bedeckt ^varen. Dass das schön aussah, zumal viele .Stellen leer waren, kann man nicht behaupten. Vielleicht ist es aber praktisch. Von den erteilten Preisen erwähnen wir nur folgende: Den Kaiserpreis — eine silberne Medaille — errang sich der Gartenbaudirektor Max Buntzel für Gesamtleistung, den Preis Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, Protektorin des Vereins, — eine Vase — Parkinspektor Sperling für Herstellung der Ausstellungs-Anlagen, die grossen silbernen Staatsmedaillen: Herm. Raue, Dresden, Peter Lambert, Trier, die grossen bronzenen Staatsmedaillen: Herm. Thiel, Görlitz, Dr. Müller, Weingarten, für Neuheiten, H. Engel, Ludwigs- lust, für Marschall Niel. — Die Preise der Stadt Görlitz a. silberner Tafelaufsatz: Paul Ruschpier, Dresden-Striesen; b. Pokal: C. Görms. Potsdam, für ein Sortiment hochstämmiger Rosen, Preise der Handelskammer Görlitz: a. goldene Uhr: E. L. Meyn, Uetersen, b. 12 silberne Esslöffel: Karl Lange, Görlitz, 12 silberne Theelöffel: Joh. Wagner für Teppichgärtnerei, den Preis des General-Konsuls von Lade, Geisenheim. ein Säulenaufsatz: Beruh. Hähnel, Dresden-Striesen, für hochstämmige Rosen, Preis des Gartenbaudirektors Buntzel, 6 silberne Esslöffel: W. Weise, Kamenz, für Koniferen. Preis des Bürgermeisters a. I). Müller, Wiesbaden, bisheriger 1. Vorsitzender, ein Säulenaufsatz: Theodor Jawer, Xieder-Schönhausen, für Koniferen. Reblaus-Angelegenheit. Ministerium für Landwirtschaft, Domänen imd Forsten. Berlin, den 18. Juli 1894. Den Zollstellen, über welche die Ein- und Durchfuhr aller zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflanzen. Sträucher und sonstigen Vegetabilien seitens der königlichen Xiederländischen Regierung zugelassen werden, ist neuerdings das Zollamt Kerkrade hinzugetreten. Dem Vorstand gebe ich ergebenst anheim, dies durch das Vereinsblatt zur Kenntnis der beteiligten Gewerbetreibenden zu bringen. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Im Auftrage: Sterneberg. An den Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues L 1635L hierselbst Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 4^5 Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Rhododendron Roylei. In dem ^'o^^vürt seines Pracht- werkes: »Rhododendrons of Sikkim- Himalaya» sagt Sir Joseph Hooker: »Ihr Hauptquartier befindet sich auf jenen Höhenzügen, wo die milde und feuchte Atmosphäre ihren Gewohnheiten un- gemein zusagt». Obengenannte Art ist etwas zärtlicher als manche andere, wie z. B. R. arboreum, R. barbatum oder B. campanulatum, liebt vorzugsweise Feuchtigkeit um die Wurzeln. Aus- gezeichnet durch kleine Büschel tief purpurroter Blumen, welche auf der äusseren Seite der Blumenröhre einen eigentümlich bläulichen Schein haben. Diese und viele andere Arten vom Himalaya scheinen in manchen Gärten Irlands ein ihnen ganz besonders zusagendes Heim gefunden zu haben. The Garden, 1893, T. 940. Nymphaea Marliacea carnea. Unter den neuen, im Freien aus- dauernden Wasserlilien, zum grossen Teil sehr wertvollen Züchtungen des Herrn B. Latour-Marliac (vergl. Garten- flora 1894, S. 24), dürfte die hier be- schriebene ihrer Schönheit wegen mit obenan stehen. Höchst interessant sind die Mitteilungen, welche der Züchter über seine Kreuzungsversuche bezw. Erfolge zwischen harten und tropischen Arten in der englischen Zeitschrift »The Garden« veröffentlicht. The Gard. 1893, T. 941. Polygonum sachalinense. In Japan versteht man es noch weit besser, die Aufmerksamkeit auf neue Gegenstände hinzulenken als bei ims. Wir erhielten von Keuzo Saito in Kosobe near Takutsuki Station, Osaka, Japan, die Supplemental Price List seiner vSamen, Knollen und Zwiebeln, die wir bestens empfehlen können, da sie sehr viele interessante Sachen: Koniferen - Samen. Zwiebeln, Vitis Cognetiae (echt) etc. enthält. Der- selben war beigelegt eine Abbildung eines Blattes von Polygonum sacha- linense in natürlicher Grösse und nicht schwarz, sondern in grüner Farbe, sehr tyj)isch. Das Blatt ist nicht weniger als 35 V2 cm lang und 26 cm breit, und hat die charakteristische herzförmige Gestalt, also mit einer spitzen Einbuch- tung am Stiel, während das verwandte Polygonum cuspidatum (Sieboldi hört.) am Grunde horizontal abgestutzt ist. Solche riesigen Dimensionen erreichen die Blätter bei uns wohl selten. Kleinere Mitteilungen. Die englischen Pelargonien und die Levkoyen des Herrn Wilhelm Bürger, Halberstadt. Vorbemerkung von L. Wittmack. Gelegentlich der grossen Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts - Ge- sellschaft in Berlin vom 7. — 12. Juni erzählte mir Herr Brenn ecke, Ober- gärtner des Herrn Amtsrat Rimpau auf Schlanstcdt, Prov. Sachsen, viel rühmliches von den grossen Kulturen englischer Pelargonien des Herrn Wilh. Bürger, Halberstadt, und fragte an, ob er nicht einmal Exemplare an den »Verein zur Beförderung des Gartenbaues« schicken könne. Ich er- klärte selbstverständlich das als hoch- erwünscht, und zur Versammlung am 28. Juni kam auch eine grosse Sendung 4IÖ Kleinere Mitteilungen. sowie einige Levkoyen mit folgendem Schreiben an: Halberstaclt, den 25. Juni 1894. Sehr geehrter Herr! Ihrem mir durch Herrn B r e n n e c k e- Schlanstedt mitgeteilten Wunsche, eine Kollektion meiner englischen Pe- largonien morgen zur Prüfungs- Kommission dort zu haben, bin ich sehr gerne nachgekommen, obgleich jetzt für mich die allerungünstigste Zeit ist, etwas zu zeigen! Meine Kulturpflanzen sind verkauft oder künstlich befruchtet und abge- blüht; meine Sortimentspflanzen sind zurückgeschnitten und werden zur Ver- mehrung angetrieben; meine Sämlinge, welche ich besonders zur Samen- gewinnung wieder benutze, stehen in Samen, wovon schon täglich gesam- melt wird. Trotzdem habe ich an Herrn Garten- Inspektor Per ring zwei Körbe mit 1 7S tu c k e i n j ä h r i g e n S ä m 1 i n g e n und 23 Stück Winterstecklingspflan- zen von 1891 er und 92 er Sämlingen, welche ich als Sorten weiterführen will, abgeschickt und hoffe, dass Sie daran einigermassen den Charakter derselben erkennen können. Der besse- ren Übersicht und leichteren Beurtei- lung wegen wollen Sie gefälligst die 17 Samenpflanzen und 23 Steck- lingspflanzen allein für sich in zwei Gruppen gesondert auf- stellen. Die Stecklingspflanzen sind aus den zur Vermehrung bestimmten Pflanzen ausgesucht und dadurch der Wuchs länger geworden, weil aus ge- schlossenem Hause entnommen; gern hätte ich Ihnen hiervon mein ganzes Sortiment, circa 110 Sorten, vorge- führt, jedoch gehört jetzt eine blühende Pflanze unter diesen zur Seltenheit und sind mir Blüten, die doch nur auf Kosten des Stecklingssatzes gedeihen, nicht einmal lieb. Auf der anderen Seite ist es aber auch wieder ein Zeichen von der willigen Blüten- Ent Wickelung der Sorten , welche ich nur durch Warmhaustemperatur unterdrücke und welche sich später wieder zeigt, sobald, nachdem die Ver- mehrung aufhört, die Pflanzen wieder luftig kultiviert werden. Entweder schicke ich Ihnen dann einmal mein Sortiment, oder aber im nächsten Frühjahre ein Sortiment schöner Kulturpflanzen; eine solche, so gut solche noch in Blüte war, fügte ich bei, (»Albert Klietz«). Sie wollen damit die junge angetriebene Ver- mehrungspflanze gleicher Sorte ver- gleichen! Meine Sorten führe ich grössten- teils noch unter Nummern, da dann ein Austausch mit späteren, vielleicht noch verbesserten Sämlingen leichter ist; doch beginne ich nun auch, die jahrelang beobachteten und nur be- währtesten Sorten zu taufen und dem Handel zu übergeben. So habe ich mir auch erlaubt, eine Ihnen mit- gesandte, sehr aparte Sorte nach Ihnen zu nennen, doch wählen Sie, bitte, nach Ihrem Geschmacke eine heraus und bezeichnen Sie mir die- selbe, bitte, dann! Durch die zehnj ährigen Kulturen mit ihren guten Erfolgen sind meine Ansprüche sehr gestiegen; ich ver- lange heute: Eine üppige glänzende Belaubung, niedrigen Wuchs, willige Verzweigung ohne Einstutzen, reichliches und bei richtiger Kultur immerwährendes Blühen, steife Blüte, grosse Dolde, reine Farben, schöne Form. Wie weit mir dies bis heute ge- lungen ist, können Sie ja eigentlich nur bei mir sehen an dem ganzen aus- gewählten Sortimente und besser noch an den über 2000 diesjährigen Säm- lingen, worunter kaum 10 Pflanzen sich befinden, die ungenügend blühen und kaum 50 Pflanzen, deren Bau nur Kleinere Mitteilungen. All zu lang oder zu dünn ist, so dass ich sie von der Weiterzucht ausschliessen muss. Allen meinen Besuchern fällt sofort der niedrige Wuchs und Blütenreich- tum meiner Pelargonien in die Augen; Kenner sehen sofort, dass mein aus- gewähltes Sortiment (circa loo Sorten) etwas anderes ist als unser älteres, wenn auch die Blüten an bekannte Sorten erinnern, so z. B. gleicht die Blüte meiner »Johanna« der von »Mabel«, meiner »Perle A^on Halber- stadt« der von »Perle von Wien«, je- doch die Eigenschaften derselben sind sehr verschieden. »Perle von Halberstadt« hat eine viel üppigere Belaubung, schöneren Wuchs und eine edlere, steifere und grössere Blüte als »Perle von Wien«. Gegen die Belaubung und den Wuchs von »Mabel« lässt sich ja nichts ein- wenden, hierin ist mir im Gegenteil diese Sorte bei meinen Neuzüchtungen stets ein Vorbild gewesen, dennoch hoffe ich in »Johanna« eine Verbesse- rung erzielt zu haben, da letztere dankbarer blüht. Die Charakter - Eigentümlichkeiten meiner Pelargonien treten am deut- lichsten bei meinen Sämlingen hervor. Junge Pflanzen mit lo bis 15 Blättern sind fast stengellos, einer Primelpflanze nicht unähnlich; erst mit der Blüten- entwickelung scheint Leben und Wachs- tum in die Pflanzen zu kommen. Aus der Mitte der Pflanze bildet sich die erste Blütenkrone mit 3 — 5 Blumen- dolden und dieser folgen dann gleiche aus den Blattwinkeln. Diese Eigenschaft können Sie übri- gens auch deutlich an den Ihnen über- sandten 17 Sämlingen beurteilen. Wür- den diese Pflanzen weiter in Kultur genommen sein, etwa vor circa vier Wochen nochmals verpflanzt sein etc., so hätte man daraus bis zum Herbste grossartige Schaupflanzen erzielen können, woran mir jedoch zum Herbst nichts gelegen ist und ich deshalb diese Pflanzen besonders zur Samen- gewinnung benutze. Wie ich zu diesen Resultaten ge- kommen bin, werde ich Ihnen gern in längerer Auseinandersetzung mitteilen, jedoch fehlt mir heute dazu die Zeit — stehe aber Ihren diesbezüglichen Wün- schen stets gern zu Diensten. Die Er- fahrungen sind teilweise sehr interes- sant und, soviel ich weiss, ganz neu, wenigstens hat sich wohl noch nie- mand der Mühe dieser Beobachtungen unterzogen — so bin ich auch bis heute noch der einzige, der Levkoyen und Astern künstlich mit Erfolg be- fruchtete. — Alle Neuheiten in diesen Gattungen sind Zufälligkeiten gewesen, die bei grossem, massenhaftem Anbau öfter sich bilden. Erfurter und Oued- linburger sind durch meine Befruch- tungen und Resultate sehr überrascht, da sich in meinen Neuzüchtungen ganz bestimmte Absichten erkennen lassen, so z. B. sende ich Ihnen morgen per Post ein Sortiment Levkoyen als Be- weis meiner Behauptungen. Diese Levkoye ist circa 14 Tage früher in Blüte als alle übrigen Levkoyen- sorten, dabei auch viel grossblumiger, wahrhaft riesenblumig, verzweigt sich selten, treibt aber einen sehr kräftigen, bis 70 cm hohen Stengel, woran sich bis zum Spätsommer Blüten bilden. Seit den letzten Jahren führen einige Erfurter und Quedlinburger Samen- handlungen diese Levkoye in »weiss« als »verbesserte Dresdener Rem. S. L. schneeweiss«. Vor 4 oder 5 Jahren fand ich diese zufällig gebildete Varietät unter meinen Dresdener rem. schneeweiss; sobald ich die vorzüg- lichen Eigenschaften derselben erkannte, bemühte ich mich, diese konstant zu bekommen und ein ganzes Farbensor- timent davon zu erzielen, was mir, wie Sie sehen, nun gelungen ist. 4i8 Kleinere Mitteilungen. Ferner ist es mir gelungen, eine gross- blumige Verbesserung der Viktoria- Bouquet-vSommer-Levkoye zu erzielen und zwar in einem sehr reichen (circa , 12 Farben) Farbensortimente, Diese Sorte ist ursprünglich eine Abart der gewöhnlichen Englischen Sommer-Levkoye, zeichnet sich jedoch durch einen prächtigen geschlossenen Bau aus, leider war ihr aber das Klein- blumige und das frühzeitige Abblühen von ihrer starren Form vererbt; meinem heutigen Sortimente entsprechen da- gegen mehr die Eigenschaften der grossblumigen Sommer-Levkoye. — (Die Pflanzen waren zum grossen Teil sehr schön — einige hatten leider die Blüten verloren. Wir haben in »Gartenflora« Heft 14 Seite 387 schon die Ansichten eines anderen tüchtigen Pelargonienzüchters, des Herrn Mon- corps , über die Bürger'schen Pflanzen ausgesprochen. Herr ]\Ion- corps meinte, sie seien für Handels- gärtner nicht wüchsig genug und Säm- linge brauchten überhaupt nicht ge- stutzt zu werden, die verzweigten sich von selbst. Darauf schreibt uns Herr Bürger:) Auf das Urteil des Hrn. Moncorps muss ich erwidern, dass das Bedenken des Herrn M. : »meine Pelargonien- sorten seien nicht starkwüchsig genug« wohl nur hervorgerufen ist durch die kleinen, nicht in Kultur sich be- findlichen Pflanzen, welche ich nur noch zur Ansicht schicken konnte und worauf ich in meinem Begleitschreiben noch besonders aufmerksam gemacht habe, dass dieses Bedenken aber sofort schwinden wird, wenn ich zur passen- den Zeit einmal meine Kulturpflanzen vorführen kann : Denn , wenn man Pflanzen mit über 100 Blütendolden er- zielen kann, so müssen doch diese Pflanzen auch Lust zum Wachsen ge- habt haben. Im übrigen ist mir das Urteil des Herrn M. lieb. Mir lag ja gerade daran, Sorten zu haben, welche bis zur grössten Pflanze keines künst- lichen Stutzens bedürfen; eine solche Sorte zu einer üppigen Pflanze zu er- ziehen, halte ich für weniger schwie- rig, als eine starkwüchsige Sorte zu einer niedrigen, vollblühenden! iJie Kultur des Pelargonium zonale ist nicht einmal so schwierig und doch werden auch hier stets die niedrig- blühenden Sorten bevorzugt. Ferner behauptet Herr M. : »Säm- linge brauchten überhaupt nicht ge- stutzt zu werden«. Ich will auch hierauf meiae Erfahrungen zum besten geben, die mir auch immer von an- deren Züchtern bestätigt sind. Vor circa 10 Jahren, als ich mit den englischen Pelargonien anfing, wuchsen meine ersten Sämlinge wie ein Stock 1 m hoch, ehe sie blühten und dann verzweigten sie sich zu einer schlottri- gen Krone — die Pflanzen waren nichts weniger als schön. Mit beharrlichem Einstutzen aller Triebe bekam ich wenigstens eine runde, aber immer noch grosse lange Pflanze mit verhältnismässig wenig Blüten. Jetzt macht es mir ein Vergnügen, Sämlinge zu ziehen, da ich lauter kurze, verkäufliche Pflanzen gewinne. Die Arbeit ist einfach und lohnend; und wenn überall so günstige Resultate erzielt werden, wie bei mir, so wun- dert es mich, dass diese Kulturmethode nicht allgemein angewendet wird. Es muss doch wohl noch ein »Aber« dabei sein! Max Bürger. Kunstgriffe beim Dörren der Pflaumen in Amerika. Von allem was ich bezüglich desObst- dörrens in Amerika sah, hat mich am meisten die Behandlung der Pflaumen vor dem Dörren interessiert. Zuerst werden sie durch weitmaschige Rüttel- werke (Siebe) in verschiedene Grössen sortiert, was auch jetzt in Serbien etc. Litteratur. 419 geschieht, dann aber eine halbe Alinute in heisse Pottaschen! äuge ge- than. Diese bereitet man sich, indem man 1/2 kg Pottasche in 72 — 90 1 Wasser löst. Man benutzt zum Eintauchen ent- weder durchlöcherte Blechgefässe oder hat, wie ich es in Los Gatos, Californien, in der grossen Dörransalt des Herrn Hume sah, eigene Elevatoren, welche die Pflaumen in die Lauge und dann sie sofort wieder in reines kaltes Wasser zum Abspülen bringen. Das Abspülen ist natürlich nötig, damit die Pflaumen keinen Laugengeschmack annehmen. Durch die Lauge wird der Wachsüber- zug, der sogenannte Reif, beseitigt, so dass das Wasser aus der Frucht besser verdunsten kann. Dies erfolgt um. so mehr, als die geschrumpfte Haut durch das plötzliche Abkühlen auch wohl kleine Risse erhält. — Nur in des ver- storbenen Dr. Heyers Schrift über Obstbau und Benutzung in den Ver- einigten Staaten, Berlin, Verlag von Paul Parey, 1886, S. 103, fmde ich diese Methode erwähnt. L. Wittmack. Erste Blüte der Victoria regia in Berlin. Im Bors ig' sehen Garten zu Berlin (Obergärtner Weidlich) entfaltete sich die erste Blume der Victoria regia bereits am 3. Juli. Die Blätter hatten einen Durchmesser von 2,03 m. Im königlich botanischen Garten erschloss sich die erste Blüte am 15. Juli. Litteratur. Neue Schriften.*) Mitteilungen aus dem hotanischen Labo- ratorium mit Samen-Prüfungsanstalt von Dr. O. Burchardt, Hamburg. (Verlag Mauke Söhne, Hamburg.) Enthält eine Übersicht über die Samenprüfungen, ferner eine Prüfung von Mehlen und Kleien, drittens wissenschaftliche Unter- suchungen betreffend Beobachtungen von Knaulgrassaaten und Kulturver- suche mit fremdländischem Unkraut, und zuletzt einiges über die lehrende und litterarische Thätigkeit der Anstalt. Die Bekänijjfung des Unkrautes, von A. Arnstadt. (Verlag von Seh. Briest, Harsleben-Halberstadt.) Es wird zu- nächst über die Schädlichkeit des Un- krautes gesprochen, dann folgen all- gemeine Massregeln zur Bekämpfung desselben und schliesslich werden die verschiedenen Unkräuter und ihre ent- *) Bei der grossen Zahl der uns zugehenden Schriften können wir manche nur kurz anzeigen. sprechende Bekämpfung behandelt. Der Preis beträgt pro Exemplar — ,90 M., 25 Stück 20, — M. Die Gebirgswälder Javas, von Dr. W. Schimper, Bonn. (Verlag der Rieger- schen Univ. -Buchhandlung, München, Odeonsplatz 2.) Eine kurze Abhand- lung betreffs der Flora in den besagten Gebirgswäldern, woraus wir ersehen, dass dieselbe in vieler Hinsicht einen tropischen Charakter annimmt. Ebenso wird im Zusammenhange damit zu- gleich das Klima dieses Teiles von Java berührt. Anleitung zur lohnenden Kultur der Sehn itthlu nie n und zu der Massenkultur derselben, von Dr. A. Brinkmeier. (Verlag von Georg Maske, Oppeln und Leipzig.) Handelt von der Behandlung der Gräser,Farne, Immortellen, Zwiebel- und Knollengewächse, von Gewächs- hauspflanzen und Gartengesträuchen, — Gut gemeint, aber schwach! W. Ätlee-Burpee & Co., Farm Annurd 42 o Litteratur. 1894 Philadelphia. vSehr herrlich und schön ausgestatteter Katalog mit kolo- rierten Abbildungen von mancherlei wertvollen Neuheiten, so die Tomate Fordhook First. Sugar MapJes and Maples in Winter, by William Trelease, St. Louis. Eine sehr hübsche Abhandlung über die Zucker-Ahornarten mit sehr genauen Abbildungen von Acer saccharinum und den Varietäten und vielen anderen. Tlie Agricultiiral Grasses of the United States, by Dr. G.Vasey also The Chemical Composition of American Grasses, by C. Richardson. Dieses treffliche, vom Department of Agriculture heraus- gegebene Werk ist zwar schon 1884 erschienen, aber, wie es scheint, wenig bei uns bekannt. Es bringt u. a. auf 120 Tafeln gute schwarze Habitusbilder der amerikanischen Gräser. Lcs Orchidees de Georges Mantin, von Theod. Marie et J. Lormoy, Paris. Die Verfasser geben in ihrem kleinen Buche Aufschlüsse über Herrn Mantin, Mitglied des Vereins zur Bef. des Gart., der sich um die Orchideen und ihre Kultur grosse Verdienste erworben hat, und darüber, wie dieser Orchidologe seine Kulturen gehandhabt wissen will, Mantin wird demnächst ein Buch über die geographische Verbreitung der Orchideen herausgeben. Contrihuto alla Conoscenza delV Appa- recchio Albuminoso - Tannico delle Legu- minose. (Sonderabdruck aus Malpigia 1892), von Pasquale Baccarini, Genova 1893, mit 6 Tafeln. Die Varietäten der Gattung ,,Acer", von Fr. Graf v. Schwerin. (Verlag von P. Parey, Berlin.) In diesem Buche, das ein Sonderabdruck aus Garten- flora 1893 ist, sind kjö Arten und von ihnen insgesamt 378 verschiedene Formen beschrieben, mit zahlreichen Blattabbildungen. Verfasser sagt, dass sein Buch namentlich die bisher stief- mütterlich behandelten Varietäten be- handeln soll und da er dabei von den besten Dendrologen und Botanikern unterstützt ist, selber aber ein ausge- zeichneter Kenner, so ist die Schrift zum Nachschlagen unentbehrlich. In manchen Fällen ist der Verfasser wohl zu weit in der Zersplitterung gegangen, da sich an einem und demselben Baume oft mehrere Formen finden, Baiionelle Stickstoffdängung landwirt- schaftlicher Kulturpflanzen, unter Berück- sichtigung des Chilisalpeters, von Pro- fessor Dr. Wagner, Darmstadt. (Ver- lag von P. Parey, Berlin.) Eine nament- lich für den kleineren Landwirt, aber auch für den Gärtner interessante Behandlung der Düngungen und der dabei erzielten Resultate, namentlich aber betreffs des Chilisalpeters, über dessen Anwendung bei den einzelnen Getreide-, Rüben- imd anderen Pflanzen- arten sehr eingehend berichtet wird. El mn icratio Myrtaceanim Brasilic > is ium, von Hjalmar Kiaerskou, Kopenhagen 1893. Les Pianies de grande cultnre, cereales, plantes fourrageres industrielles et economiques, von Vilmorin, An- drieux et Cie., Paris. Etüde sur la ndtiire de l'Ax,alea indica, von G. Truffaut fils. Der Name des Verfassers bürgt schon für sein kleines Buch und finden wir zunächst eine kurze und recht übersichtliche Ge- schichte der 1733 eingeführten Azalea indica, ferner aber besonders Mit- teilungen über die einzelnen Versuche in Versailler und Genter Heideerde und Analysen nebst 5 Tafeln, welche die Erfolge der Kultur je nach den einzelnen Erdarten und den hinzuge- setzten Substanzen bildlich darstellen. Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch- Österreichs und der Schweiz, von Max Schulze. (Verlag von Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus.) Erscheint in 10—12 Lieferungen ä 1 M. mit je 7 — 8 Chromotafeln. Das Buch soll alle Aus den Vereinen. 421 Orchideen-Arten und auch mr\u,lichst viele Varietäten in Bild und Text brin- gen, die im deutschen Reich, in Deutsch- Österreich und der Schweiz bisher auf- gefunden wurden. Die Beschreibungen sind sehr ausführlich und die Abbil- dungen sehr natürlich, sowohl in der Gesamtansicht, als auch in der Zer- gliederung. Die Beschreibung enthält ausserdem das jedesmalige Synonym, Blütezeit, Standort, Vorlvommen, Volks- namen und eventuelle Varietäten. Der Verfasser ist der beste Kenner der Erdorchideen und sein Werk für Lieb- haber derselben nicht genug zu em- pfehlen. Cafalogo Jardineria Central, Richard Pfau, San Jose, Costarica. Aus den Vereinen. Besichtigung des Viktoriaparkes. Der A^erein zur Beförderung des Gartenbaues unternahm am 18. Juli mit Damen unter Führung des Herrn städti- schen Gartendirektors Mächtig eine Besichtigung des Viktoriaparkes am Kreuzberge. Es waren wohl 150 — 200 Personen anwesend, die alle imhöchsten Maasse entzückt waren über die Gross- artigkeit des Wasserfalles oder „Wasser- sturzes", wie er amtlich heisst, wie über die geschmackvolle Anlage, die eine Fülle der wechselndsten Bilder, bald idyllische Thäler, bald felsigeSchluchten und herrliche Aussichten bietet. Vom Denkmal auf dem Kreuzberge hat man bekanntlich den schönsten Ueberblick über Berlin und durch die Anlagen hat dieses schöne Kunstwerk ganz unge- mein gewonnen. Einstimmig war man der Ansicht, dass Berlin durch den Viktoriapark eine ganz hervorragend schöne Gartenanlage erhalten, und dass Herr Direktor Mächtig sich durch ihn ein Denkmal für alle Zeiten gesetzt hat. — Grossartig sind auch die Ma- schinenanlagen am Fusse des Kreuz- berges zur Hebuug des Wassers. — Da Herr Direktor Mächtig selbst in Heft 10 der Gartenflora d. J. S. 263 den Parlv genau beschrieben, so können wir hier darauf verweisen und wollen nur hinzufügen, dass bei dem feuchten Wetter alles in üppigstem Grün prangte und alles vortrefflich angewachsen ist. Versammlung des Vereins deutscher Rosenfreunde in Görlitz am 8. und 9. Juli. Nach dem Bericht des Geschäfts- führers Herrn P. Lambert, Trier, be- trug die Einnahme 1893: 6077, der Kassenbestand ist 3610 M. Neu hin- zu traten 117 Mitglieder, so dass die Zahl jetzt 1470 beträgt. Zum Vorsitzen- den wurde Herr K. Druschki, Görlitz, gewählt,zumstellvertretendenVorsitzen- den Herr Gartenbau-Direktor Buntzel, Niederschönweide, und Herr C. Brett- schneider, Berlin, zum stellvertreten- den Geschäftsführer Baron von Palm, LLohenkreuz. Die Vereins-Ehrenurlvunde für die schönste Rose wurde den Herren Lambert & Reiter. Trier, für die Rose Kaiserin Auguste Victoria ver- liehen. Weiteres in nächster Nummer. Centralstelle für Obstverwertung in Frankfurt a. Main. Die Nachfrage übersteigt bei weitem das Angebot und empfehlen wir allen Obstzüchtern, die ihr Obst nicht ab- setzen können, sich an die Centralstelle zu wenden. Besonders gesucht werden : grüne Nüsse, Preisseibeeren, Aprikosen, Pfirsiche, Mirabellen und Pflaumen. 4'22 Ausstellungen und Kongresse. Ausstellungen und Kongresse. Berlin. Ausstelluno- blühender Zwie- bel-, Knollen- und Staudengewächse im Frühj ahr 1 895, abgehalten vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues. Görlitz. 25. Juli. Heute Vormittag um 10 Uhr traf Se. Majestät derKönig Albert von Sachsen in Begleitung des Hofmarschalls von Vitzthum und des Majors von Kriegern zum Besuch der Rosenausstellung hier ein und wurde von dem Bürgermeister Heyne und dem Stadtrat Ts Chi er schky am Bahn- hof empfangen. In der Ausstellung hatte sich das Komitee zur Begrüssung aufgestellt. Der Vorsitzende, Justizrat Bethe, hielt eine kurze Begrüssungs- ansprache. Der König äusserte sich sehr erfreut über die Ausstellung, nahm dann ein Frühstück ein und kehrte um 12 Uhr nach Dresden zurück. (V. Z.) Auf der Erfurter Frühobst- und Frühgemüse- Ausstellung ist die grosse silberne Medaille des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues der Firma J. C. Schmidt, Erfurt, für die richtigst benannte, mannigfaltigste Johannis- beer-Sammlung in mindestens 15 Sorten zugesprochen. Die kleine silberne Medaille erhielt Baumschul- besitzer Kliem, Gotha, für die besten Tafel-Johannisbeeren in 5 Sorten, die bronzene Medaille Carl Gärtner, Landwirt und Obstzüchter in Dachwig. für das beste Sortiment Einmac h e- Kir sehen. Leobschütz. Allgemeine Garten- bau-Ausstellung, 8. — 1 I.September. An- meldungen bis 1. August an Herrn Lehrer Leichter daselbst. lnternationalerPomologen-Kongress,St.Petersburg. Russlands Obstbauverein, unter dem unmittelbaren Vorsitze des Ehrenpräsi- denten, Sr. Kaiserlichen Hoheit des Grossfürsten Nicolai Michailowitsch stehend, veranstaltet im Flerbste dieses Jahres in St. Petersburg eine inter- nationale Obstbau- Ausstellung mit einem Pomologen-Kongresse. Der internationale Kongress beginnt am i'y-.'T Oktober und dauert 7 Tage. Es sind folgende Sektionen vor- gesehen: I. Obstbau: a) Kultur der Obst- bäume, b) Pomologie (Sortenkunde), c) Kultur derBeerensträucher, d) Beeren- weine, e) Treibkultur, f) Obsthandel. II. Weinbau: a) Rebenkultur, b) Wein- bereitung. III. Gemüsebau: a) Gemüse- kultur, b) Aufbewahrnng, resp. Kon- servierung des Gemüses, c) Gemüse- handel. IV. Arzneiptlanzen: a) Kultur derselben, b) Ihre Verwertung. V. He- bung des Obstbaues: a) Massregeln zur Verbreitung des Verständnisses, b)Mass- regeln zur Verbesserung des Pflanz- materials, c)Regierungs- und öffentliche Massnahmen. Gleichzeitig mit den Sitzungen der Sektionen sind internationale Sitzungen projektiert mit französisch als offizielle Sprache, jedoch sind Vorträge und Debatten in allen gebräuchlichen Sprachen statthaft. Wer einen Vortrag zu halten wünscht, wolle den Titel, oder womöglich den kurzen Inhalt desselben, nicht später, als zum 15. August einsenden, was für die rechtzeitige Drucklegung des Pro- grammes notwendig ist. Auch über Fragen, welche nicht vor- gemerkt sind, können Vorträge gehalten werden, sie müssen sich jedoch eng an die Aufgaben des Kongresses an- schliessen. Jedes Mitglied des Kongresses zahlt einmalig drei Rubel und erhält: Ein- trittsbillet für die Ausstellung, Mitglieds- Abzeichen, Nachschlagebuch und das Programm des Kongresses. Personal-Nachrichten. 423 Mit allen Anmeldungen resj). An- fragen inbetreff des Kongresses wolle man sich wenden an: Präsident der Organisationssektion Wladimir Nie o- lajewitsch Wojeikow, St. -Peters- burg, Fontanka 10. Personal-Nachrichten. Der Geh. Kommcrzienrat Veit, Berlin, ältester Chef des Bankhauses Robert Warschauer & Co., beging am 19. Juli in vollster Rüstigkeit seinen 70. Geburtstag. Der Verein zur Be- förderimg des Gartenbaues sprach dem um den Gartenbau so verdienten Jubilar seine Glückwünsche in einer geschmack- vollen Adresse aus, die von dem Direktor Herrn v. Pommer Esche in Begleitung des neuen Schatzmeisters Herrn Hoflieferanten J. F. Loock und des General-Sekretärs Wittmack über- reicht wurde. Wir haben in Garten- flora 1893 mehrere Abbildungen der herrlichen Koniferen im Park des Herrn Geh. Rat Veit zu Steglitz ge- geben, und die Besucher der Berliner Ausstellungen haben wiederholt Ge- legenheit gehabt, die von seinem Ober- gärtner Schreiber gezogenen pracht- vollen Weintrauben zu bewundern. Am 29. Juni starb E. Dubiel, Stadt- ältester und Baumschulbesitzer inOhlau in Schlesien, im Alter von 70 Jahren. Der wohl nur in engeren Berufs- kreisen bekannter gewordene Hin- geschiedene hatte vor etwa 30 Jahren lediglich aus Liebhaberei mit der Anzucht von Obstbäumen begonnen, doch veranlassten ihn die hierbei er- zielten Erfolge, sich von Jahr zu Jahr mehr dieser ihm lieb gewordenen Tätigkeit zu widmen, um schliesslich seinem von Haus erlernten Berufe ganz zu entsagen. Das aus kleinen Anfängen hervorgegangene Geschäft gewann immer grössere Bedeutung und stand besonders bei den Chausseeverwal- tungen der Ileimatprovinz in hohem Ansehen. Der Heimgegangene hat ein sehr arbeitsreiches Leben hinter sich; er verband mit der rastlosesten Thätigkeit eine bewundernswerte Liebe zum Obstbau und erfreute sich noch im hohen Alter der grössten Rüstigkeit. Ein schweres Leiden setzte seinem Leben ein Ziel; er wurde am ersten Jahrestage der Geschäftsübergabe an seinen Nachfolger zur ewigen Ruhe bestattet. Sein biederes Wesen und sein gerader Charakter sichern dem Dahingeschiedenen ein ehrendes An- denken. Die Baumschule des Verstorbenen ging vor einem Jahre in den Besitz des Herrn P. Paesler über, der bis dahin in der Redaktion von Möllers Deutscher Gärtner-Zeitung tätig war. H. Skrodzki, seither Obergärtner und Leiter der im Jahre 1893 neu er- richteten Gärtner - Lehranstalt der Provinz Ostpreussen zu Tapiau, wurde als Direktor der genannten Anstalt seitens des Provinzial-Ausschusses an- gestellt. Ernst Nusspickel, Herzoglicher Schlossgärtner in Greinburg a. d. D., erhielt vom Herzoge von Sachsen- Koburg-Gotha die Verdienst-Medaille in Silber verliehen. Franz Eichling, Kunst- imd Han- delsgärtner in Kaiserslautern, wurde von Sr, Konigl. Hoheit dem Prinz- regenten von Bayern zum Königlich bayerischen Hoflieferanten ernannt. 424 Sprechsaal. — Berichtigungen. Hofrat Prof. Dr. Pfitzer, Direktor des Bot. Gartens in Heidelberg, ist zum Geheimen Hofrat ernannt. Max Wirth, Königlicli sächsischer Hoflieferant, Kunst- undHandelsgärtner in Chemnitz, starb im besten Mannes- alter am 25. Juni. Karl Janke, Blumenhändler in München, wurde vom Prinzen Louis Ferdinand von Bayern zum Hof- lieferanten ernannt. F. Vetter, königlicher Hofgarten- Direktor zu Sanssouci, wurden die Ritter - Insignien erster Klasse des herzoglich anhaltischen Hausordens Albrechts des Bären verliehen. Die Professoren Dr. L. Kny, Berlin, und Geh. Hofrat Pfeffer, Leipzig, folgen als Ehrengäste einer Einladung der englischen Naturforscher-Gesell- schaft zu ihrer Versammlung in Oxford im August d. J. Herr Geh. Rat Engler, der auch eingeladen, hat wegen Be- hinderung abgelehnt. Sprechsaal. Frage 29. Wie behandeln die Eng- länder Samenkapseln, Aussaaten und Sämlinge tropischer Orchideen? Wie schützen dieselben letztere vor den alles überspinnenden Algen? Frage 30. Warum wendet man bei uns die Anzucht wurzelechter Rosen aus Stecklingen für die Treiberei wie in Amerika gar nicht oder so wenig Antwort. Weil bei uns die auf Rosa canina veredelten reicher blühen. Berichtigungen. Heft 14 S. 369 bei den neu vorgeschlagenen Mitgliedern lies: Nr. 3 Herr Kaufmann Paul Schwandt, Lankwitz, vorgeschlagen durch Herrn Pusch (an- statt Herr Kunst- und Handelsgärtner P. Schwandt, vorgeschlagen durch Lierrn Schreiber). Heft 14 S. 375 beim Vortrag am 26. Oct. 1893 lies: Diplosis oculiperda (statt Diphsis oculiperda?) In dem Bericht über die Jahres-Versammlung des Vereins am 28. Juni er., Heft 14 Seite 370, ist es ein Irrtum, dass ich Blätter einer amerikanischen Eiche eingesandt hätte. Die Blätter stammen von Ouercus dentata Thunbg., welche ich hier aus Samen erzogen habe, den ich vor etwa 8 bis 10 Jahren direkt aus Japan erhielt. Fischbach, Schlesien, den 16. Juli 1894. V. St. Paul. Die Verwechselung beruht darauf, dass in der A^ersammlung geäussert war, es sei vielleicht die amerikanische Eiche Ouercus alba. D. Red. 803. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 26. Juli 1894. Direktor: Herr Wirkl. Geh. Ciber-Finanzrat von Po mm er Esche. T. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Obergärtner F. Ledien, Dresden (botanischer Garten), 2. » Gärtnereibesitzer M. Bürger, Halberstadt, 3. » Obergärtner Max Hessdörfer, Charlottenburg, Englische- strasse 32, durch Herrn Wittmack, 4. Fräulein Blohm, Berlin, Alte Jacobstrasse 17, durch Herrn Bacher, 5. Flerr C. Venettisch, Verlags-Anstalt, U. d. Linden 68, durch Herrn Brandt, 6. » General-Direktor Ad. Rosen er, Friedrichstrasse 143/149, Central-Hotel, durch Herrn Weidlich. II. Ausgestellte Gegenstände waren in sehr grosser Zahl vorhanden. 1. Von I-Ierrn Otto Mann, Leipzig, waren vortreffliche Sortimente abgeschnittener Gladiolen und Iris Kaempferi, sowie einige Lilien ausgestellt, Lilium tigrinum splendens, L. canadense flavum etc. — Iris Kaempferi verlangt einen feuchten Standort. 2. Herr Crass III führte bereits in voller Blüte stehende Cyclamen vor. Der Same ist nach ihm im Dezeml)er ausgesäet. — Herr Hofgärtner Iloffmann fragt, ob es gewinnbringend sei, jetzt schon blühende Cyclamen zu haben. Herr Crass antwortet: In der jetzigen stillen Zeit nicht, bald aber werden sie schon begehrt werden. 3. Ilerr Röhl zeigte die beiden neuen Begonienzüchtungen von J. C. Schmidt, Erfurt, vor: Erfurter Kind und Erfordia, beides Kreuzungen von Begonia Schmidtii und B. semperflorens Vernon. Die Samen wurden im Januar ausgesäet und brachten bereits im Juli schöne niedrige Pflanzen. Sie blühen den ganzen Sommer reichlich und empfehlen sich als Zimmerpflanzen, auch fürs Freie. Im Juli ausgesäet, sollen es auch schöne Winterblüher werden. — Herr Hofgärtner Hoff- mann erinnert daran, dass die Kreuzungen mit Begonia semperflorens Vernon voriges Jahr auf der Leipziger Ausstellung allgemeine Bewunderung hervorgerufen hätten. 4. Herr C. Mathieu, Charlottenburg, legte Frühobst vor: 1. Pflaumen, Bonne de Bry (Damascener), vom Verein bezogen und zum ersten Male tragend, sehr gut im Geschmack. 2. die ähnliche Rivers Early Prolific. die noch etwas früher ist. 3. Äpfel, roter xVstrachan, bekanntlich wegen seines schönen Aussehens ein begehrter Apfel in Grossstädten. A2ß 8o3. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 4. Apfel Tran si:)arent jaune Yon Leroy in Angers. 5. Birne Kolstock, wird in Belgien massenhaft zum Export nach England gebaut, da sie sich gut verschicken lässt; Farbe gelb mit roter Backe, Fleisch abknackend. 6. bunte Julibirne, die beste Birne dieses Monats, die mit der Juli- Dechantsbirne zu gleicher Zeit reift. 7. Malus(Pirus) baccata fructu flavo, ein Zierapfel, mit schön gelber Frucht. 8. Acher's Weichsel (Griotte Acher), eine sehr schöne rote Weichselkirsche, die sehr reichlich trägt, nicht ganz so gross wie die doppelte Schattenmorelle, ähnlich der »Brüsseler braunen.« 5. Herr Tübbecke, .Stralau, besprach 3 von ihm ausgestellte Gurken- sorten: a) Prescott's Wonder, b) Ilampels Juwel von Koppitz, c) die japanische Klcttergurke. Beide ersteren wurden am 10. Mai im Kasten ausgesäet, dann in Töpfe gepflanzt und am 28. Mai im Hause frei ausgepflanzt. Bei gut geschlossener Luft und hoher Temperatur waren sie in 14 Tagen bis zum First des Hauses gewachsen und mussten geköpft werden. Die ersten Früchte waren bei Prescott's Wonder am 10. Juli. Nach Herrn T. bewährt sich Prescott's Wonder mehr im Hause, Juwel von Koppitz dagegen ist im Kasten eine der tragbarsten. Bezüglich der Rentabilität bleibt für den Kasten aber die alte Berliner Aalgurke bei uns die beste, fürs Haus eignet sie sich nicht. Gurken im Sommer in Häusern zu ziehen, empfiehlt sich nur, um die Häuser auszunutzen, im Kasten ist die Kultur leichter, der Ertrag grösser. — Die japanische Klettergurke, deren Samen er ganz echt von Herrn Reinhold Gärtner in Halle selbst erhalten hat, ist nach Flerrn T. für Handclsgärtner nicht geeignet, nur für Liebhaber. Man soll Sorten ziehen, die besser, nicht solche, die minderwertig sind, weil sie weniger ertragreich sind. Hierüber erhob sich eine sehr lebhafte Debatte. Die Herren Hofgärtner Hoffmann, Inspektor Dressler, Direktor Brandt und Hoflieferant Klar verteidigten die japanische Klettergurke. Herr Dressler bemerkte, dass sie für den Privatgärtner sehr wertvoll sei. In diesem Jahre sind bei der Kälte Anfangs Juli die anderen Gurken ganz zurückgeblieben, die japanische Klettergurke ist 2 m hoch gewachsen und sitzt voll Früchte. Der Liebhaber kann bei ihr ziemlich sicher auf einen lü'trag rechnen, dabei ist sie zart, wenn sie zeitig abgeschnitten wird. Juwel von Koppitz ist die beste Kastengurke, was auch Herr Brandt bestätigt; die ver- besserte Mistbeetgurke wird dagegen leicht gelbfleckig. Herr Gartenbau-Direktor Brandt betonte, dass er die japanische Klettergurke vor einigen Jahren zu grosser A'ollkommenheit gebracht habe, sie eigne sich auch für Balkons, in diesem Jahre hat sie aber bei ihm des kalten Wetters wegen keinen guten Ertrag gegeben. Herr Moncorps ist als LIandelsgärtner sehr gegen die japanische Gurke. — Die Treibgurke, von welcher Herr W. Hampel-Koppitz dem Verein Samen gesandt, wächst sehr wild, man muss sie erst einige Male schneiden und schlecht behandeln, dann wächst sie üppig, als Treibgurke ist sie aber nicht früh genug. Herr Hofgärtner Hoff mann giebt zu bedenken, dass es sich bei der Gurkenzucht darum handele, wohlschmeckende bekömmliche Früchte und diese recht lange zu erzeugen. Die japanische Gurke ist eine Freiland- 8o3 Versanuiiluni; des Vereins zur Bcförderunti des Gartenbaues etc. 427 gurke, man darf sie also nicht mit einer Kastengurke vergleichen. Von keiner Freilandgurke kann man aber so lange, bis September, wohl- schmeckende Früchte ernten wie von ihr, und hat sie sich auch in diesem Sommer gut entwickelt. Sie ist für Liebhaber sehr empfehlenswert. Herr Hoflieferant J. Klar bemerkt, dass die vorgelegte japanische r.urke sehr klein sei, diejenigen, welche er von Herrn Brandt früher er- halten, waren viel grösser. Es giebt jetzt auch schon eine weisse Form davon. Herr Moncorps: Und wenn die japanische Klettergurke hundertmal so viel trüge, wäre sie für Handelsgärtner doch nicht geeignet. Wenn das Publikum solch kurze Gurken kaufen \\ill, nimmt es lieber die aus Schlesien oder Zerbst, das ganze Schock für 50 Pf.; für Liebhaber mag sie gut sein, für Ilandelsgärtner erfordert sie zu viel x\rbeit. Herr A. Drawicl tritt der Ansicht der Herren 'Lübbecke und Moncorps bei; er hat noch immer die alte Berliner Schlangengurke, die er einst vom alten Peter Bouche erhalten, und hat schon manchem Gärtner davon abgegeben. Das Publikum will lange Gurken. Llerr Hofgärtner Hoffmann verteidigt nochmals seine Ansicht. Die Gurke ist reichtragend, wenig empfindlich, sehr wohlschmeckend und macht nicht viel Arbeit. Für Liel)haber ist sie jedenfalls sehr zu empfehlen. (). llerr ]\Lix llessdörfer, Charlottenburg, zeigte vor: a) ein pracht- volles Exemplar von Asparagus Sprengeri Regel von Dammann c'<: Co., vSan Giovanni a Teduccio bei Neapel (Gartenflora 1890, S. 491 mit Abb.), im Kalthause kultiviert, dazu eine ca. 2 m lange Ranke von einem im Warmhause kultivierten Exemplar. Die Kalthauspflanze ist Anfang Februar ausgepflanzt und mit Ivuhmist gedüngt, im Sommer hat sie Wagnerisches Nährsalz, aber auch noch Kuhdung erhalten und hat schon 50 Wedel getrieben; ähnlich die im LIause, welche noch länger ist und 60 Wedel getrieben hat. Im Kasten bekommen die Ranken Stacheln, im Hause nicht. Die Ranken bleiben abgeschnitten ohne vVasser 14 Tage frisch und eignen sich ausgezeichnet zu Tafeldekorationen. Die roten Beeren bleiben ein ganzes Jahr. Am besten ist es, die Pflanze ganz kalt zu kultivieren. Ausserdem legte Herr Llessdörfer vor: b) einen gelben Coleus- Sämling eigener Zucht, c) Kalanchoe grandiflora von Dammann & Co.. San Giovanni a Teduccio bei Neapel, farbig abgebildet in Garten- flora 1893. S. 513 T. 1394. Diese Pflanze ist von Professor Schweinfurth eingeführt und soll ein guter Winterblüher sein. Die Blätter sind schön aschgrau und gefleckt. — Sie ist im Winter im Kalthaus, im Sommer im Freien in voller Sonne erzogen, d] Lobelia »Goldelse«, bleibt nur im Schatten gelb, blüht ziemlich undankbar, e) Tagetes patula nana »Ehrenkreuz«, baut sich sehr gedrungen, Farbe leuchtend, f) Lathyrus odoratus, Riecherbsen in verschiedenen schönen Farben, g) Marga- rethennelken, Anfang Mai 1893 ausgesäet, im Winter im kalten Kasten ausgepflanzt, blühen seit Anfang April ununterbrochen; jede Pflanze bringt hunderte sehr langstieliger Blumen und remontiert fortwährend, h) Ama- rantus speciosus Sims,, Zweig von einer 3Y2 ^ hohen Pflanze, A2S ^°-" Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. i) Pyrethrum Parthenium aureum muscoides, selaginoides und var. eximia foliis crispis, alle 3 von Vilmorin, Andrieux & Co., Paris. Herr Hoflieferant Klar bemerkte, dass Lobelia Goldelse im vorigen Jahr im Freien sehr konstant geblieben sei. Amarantus speciosus ist der einzige Amarant, der den Schnitt verträgt. Auf eine Anfrage des Plerrn Weidlich bemerkt Herr Hessdörfer, dass Asparagus Sprengeri Sommer und Winter treibe. 7. Herr Obergärtner Haase überbrachte aus dem Garten des Herrn Lieutenant Sommer in Sommerswalde eine ganze Anzahl Orchideen- blüten, a) Aerides crassifolium Parish et Rcichb., blüht seit sechs Wochen, ist eine ganz kleine Pflanze mit nur 5 Blättern und trägt 2 Blüten- zweige, davon einer wieder verzweigt, b) A. odoratum Loureiro, eben- falls eine kleine Pflanze mit 2 Blütentrauben und auch bereits sechs Wochen blühend, c) Cattleya labiata Mendelii (C. Mendelii Backhouse), d) Coelogyne speciosa Lindley, bleibt klein, blüht ununterbrochen, hat 5 — 7 hübsche gelbe Blumen und ist in der Kultur anspruchslos, e) Cypripedium Veitchianum (syn. superbiens Rchb. f.) und f) C. Curtisii Rchb. f. — Ausserdem g) eine ganze Pflanze von Brassia c au data Lindley. 8) Herr Obergärtner Schultz führte aus dem Garten der Frau Geh. Regierungs-Rat Dr. Werner v. Siemens, Charlottenburg, vor: a) eine Anzahl Exemplare eines frühen Aj)fels, der ihm als Braunschweiger Milchapfel, auch als Jakobs- oder Ernteapfel bezeichnet war; es ist nach Herrn C. Mathieu der Sommer-Gewürzapfel. Hält sich nur 3 — 3 Tage, für den Anbau im grossen nach Herrn Schultz nicht zu empfehlen, b) Trachelium coeruleum L., eine alte vergessene Campanulacee, die aus Samen sowohl die blaue Art als auch eine weisse Varietät geliefert hatte, d) Canna >Tvönigin Charlotte,« seit März in schönster Blüte, ist später vor dem Hause auf einem Erdhaufen aus- gepflanzt und blüht ununterbrochen, e) eine Melone von der zweiten Ernte. Die erste ist seit 6 Wochen vorüber. Obwohl es schwer ist, in grossen Städten gute Melonen zu ziehen, da sie leicht von Blattläusen befallen werden, war diese sehr gut entwickelt, f) einen grossen v erb änderten Spargelstengel, g) mehrere Sj)alierbäume, die abgestorben. Herr vSchultz bemerkte, dass diese Birnspaliere vor ca. 13 Jahren von Lepere gepflanzt seien; er habe schon 6 Stück herausnehmen müssen, und im nächsten Jahre dürften weitere lolgen. — Herr C. Mathieu hält das Absterben für Nachwirkung des Frostes 1892/93, es geht anderswo ebenso. — Herr Klar bestätigt das bezüglich der Formbäume auf dem Versuchsfelde. — Herr Hofgärtner II off mann hält es auch für Frost- wirkung. Übrigens seien, soweit er Lepcre'sche Anlagen kenne, die Bäume alle nach und nach zugrunde gegangen, z. B. in Babelsberg. — Herr Weidlich bemerkt, dass auch bei ihm die Lepere sehen Birnen, die alle auf Quitten veredelt sind, absterben. — Herr Obergärtner Grunert hält es eher für Folge des letzten schneelosen Winters, er habe ganze Quartiere Formobst verloren, nicht nur Birnen, sondern auch Apfel auf Doucin und Paradies, selbst Apfelsämlinge. — Das Rauhe an der Rinde des einen Birnenspaliers, auf welches Herr Schultz auf- 8o3. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 42Q merksam gemacht, ist nach Herrn Grunert der Schwesternbirne eigen- tümlich. 9. Herr städtischer Obergärtner Mende, Heinersdorf, überreicht einen Strauss prachtvoller weisser Riecherbsen »Emily Henderson«, diese berühmte Neuheit von Peter Henderson & Co., 35 und 37 Cort- land Street, Xew-York. Wie die Beschreibung auf der Samenkapsel mit Recht sagt, ist dies die Königin unter den weissen Riecherbsen, die Pflanzen sind wie mit Schnee übersäet und der Geruch ist ein sehr an- genehmer. Lässt sich auch gut treiben. Nach Henderson sollen von einer Pflanze 1530 Blumen geschnitten sein. Ohne Wasser bleibt sie lange frisch, die vorgelegten waren mittags 2 Uhr geschnitten. In Wasser halten sich Riecherbsen 8 Tage. Sie verlangen nur leichten Sandboden, selbst ohne Dünger. — Herr Plofgärtner Hoff mann hat gefunden, dass Riecherbsen auch in Lehmboden gedeihen, am besten aber in gedüngtem Sandboden. Er kultiviert sie seit vielen Jahren, da sie so vielfach ver- wendbar sind und sich so lange halten. — Herr Obergärtner Schreiber: Es ist wirklich lohnend, sie zu ziehen, nicht nur der schönen Blumen, sondern auch des schönen Geruches wegen. Eine A^ase mit solchen Blumen erfüllt das ganze Zimmer mit Wohlgeruch. In Karlsbad hat ein spekulativer Kopf täglich in den Hotels Sträusschen von Riecherbsen A'erschenkt und dann den Herrschaften bei ihrer Abreise eine kleine Schachtel Samen zu 1 Gulden verkauft. — Herr Hoflieferant Klar hat früher den meisten Samen nach Russland verkauft, jetzt scheint sich die Riecherbse auch bei uns wieder mehr einzubürgern. — Herr Inspektor Dressler hat 1893 24 Sorten rein gebaut, jetzt aber alle gemischt, was viel schöner aussieht. Sie verlangen etwas Feuchtigkeit. — Nach Herrn Mende müssen nur die jungen Pflanzen Wasser haben. — L. Wittmack machte auf den riesigen Verbrauch an Riecherbsen (sweet peas) in Amerika wie in England aufmerksam. Fast jede Dame trägt in Amerika ein Sträusschen am Busen. 10. Herr A. Drawiel lenkte die Aufmerksamkeit auf alte Stauden, die er von Herrn W itte, Inspektor des botanischen Gartens in Leiden, erhalten und die alle gut durch den Winter gekommen sind. Sie eignen sich besonders auch für den Park, so Erigeron purpureum, blüht seit Mitte Mai, Senecio Fuchsii, Silphium perfoliatum mit prächtigem Blatt, Aster Novae Belgiae, für Anlagen Rudbeckia laciniata und R. perfoliata, Helianthus cumerifolius etc. An letzterer beobachtete Herr D. deutlich, dass die Blume in ihrer Stellung der Sonne folgt. in. Der Direktor verlas die Übersicht über die Einnahmen und Ausgaben, wie über den Vermögensstand nach dem von dem bisherigen Schatz- meister, Herr Hoflieferant F. J. M. Plumpe, und dessen Beamten, Herrn Sallmann, aufgestellten Kassenabschluss. Derselbe wird nebst der Rechnung dem Revisions-Ausschuss übergeben werden. Aus den Zahlen sind folgende hervorzuheben: Einnahme 22 333,58 M., Ausgabe 15 881,64 M., Barbestand 4408,82 M. Vermögen: 93671,83 M. Vermögen der Kaiser Wilhelm- und Augusta- Jubel-Stiftung 5 620 M. — Die Versammlung über- lässt es dem A'orstande, die Höhe der Herrn Sallmann zu zahlenden Remuneration zu bestimmen. A'iO ^°^- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. IV. Herr Gartenbaudirektor Brandt berichtete namens des Programm-Aus- schusses über die in Anregung gebraclite Ausstellung blühender Zwiebeln, Knollen und Stauden, sowie Spätobst, im April 1895, zu welcher das KroUsche Lokal in Aussicht genommen sei. Plerr Hofgärtner Hoffmann ist gegen eine Ausstellung 1895 und wünscht die Mittel lieber zu Preisen bei der Gartenbau-Abteilung der Berliner Gewerbe- Ausstellung 1896 verwendet; 1897 würde dann die grosse Ausstellung des Vereins bei Gelegenheit seines 75jährigen Be- stehens folgen. — Herr Tübbecke ist gleichfalls gegen eine Ausstellung. Herr O. Neumann wäre dafür, fürchtet aber, dass die Kräfte sich zer- splittern. Herr Schönfliess ist dagegen, weil Berlin wenig Zwiebeln baue wegen der Made und weil die Ausstellung bei Kroll schon eine grosse werden müsse. Man möge erst die Züchter befragen. Plerr In- spektor Dressler macht darauf aufmerksam, dass es Pflicht des Vereins sei, seinen Mitgliedern auch etwas zu bieten; viele sind besonders nur deshalb Mitglied, um auch die Ausstellungen zu sehen. Die vereinigten Ausschüsse haben sich einstimmig für die Ausstellung ausgesprochen. Herr Vogel er ist ebenfalls dafür, weil es nur eine Spezialausstellung sein soll. Der Direktor erinnert daran, dass es Tradition und den Vereins- Statuten entsprechend sei, thunlichst durch Ausstellungen dem Publikum zu zeigen, was in dem Gartenbau geleistet wird und dadurch zugleich dem Gärtner Gelegenheit zum Absatz zu verschaffen. Kleinere Ausstellungen müssten möglichst alle Jahre wiederkehren, grössere nur alle 5 — 7 Jahre. Die Berliner Blumenzwiebeln fangen an, wieder ihren alten Ruf zu erhalten; darum erscheint es gerechtfertigt, im Interesse derselben und zur weiteren Förderung eine Spezialausstellung A^on Zwiebelgewächsen etc. zu veranstalten. Die Geldfrage spiele im Hinblick auf die Jahreseinnahmen und die für die kleineren Ausstellungen bisher erwachsenen nicht bedeutenden Ausgaben keine so grosse Rolle; der Verein mache keine Ausstellungen, um Geld zu verdienen. Wenn der Verein aber einmal recht erstarkt sei, dann empfehle es sich, ein Grund- stück zu erwerben, um sich ein eigenes Heim und eine feste reale Grund- lage für sein Bestehen imd für seine weitere Entwickelung zu schaffen. Das sei sein Ideal, auf dessen Erfüllung man hinstreben müsse. (Bravo.) Herr Moncorps wie der General-Sekretär erinnern daran, das die Gewerbeausstellung 1896 erst am 1. Mai eröffnet wird, folglich keine Berliner Zwiebelgewächse vorgeführt werden können. Herr Schreiber weist auf die vielen Ausstellungen in England hin, nur dadurch wird die Liebhaberei ge- fördert. Hr. Bluth ist nicht für die Ausstellung, er habe eine Blumenzwiebel- Ausstellung nur empfohlen, um den Berliner Züchtern Gelegenheit zur Vorführung zu geben und um zu verhindern, dass die Ausstellung, welche eigentlich vom General-Sekretär vorgeschlagen sei, eine grosse werde. — Im Programm-Ausschuss hat Herr Bluth fleissig mitgearbeitet und hatte Herr C. Mathieu das fertige Programm zur Stelle. Hierauf wurde in erster Lesung die Frage: Soll anfangs April 1895 eine Ausstellung von blühenden Zwiebeln, Knollen und Stauden sowie von Spätobst stattfinden, mit grosser Majorität bejaht und dafür Die Winterschiiden i8(|3 Q4 etc. aoi ein Summe von 8— 10 000 M. ausgesetzt. Die zweite Abstimmung über die Geldbewilligung findet am 30. August statt. V. Herr O. Neumann bittet, seinen Antrag wegen Revision der Statuten als ersten Gegenstand auf die nächste Tagesordnung zu setzen. VI. An Stelle des zum Schatzmeister erwählten Herrn Hoflieferanten Loock, Chausseestrasse 2 E, wird Herr Architekt Urban, der s. z. nach ihm die meisten Stimmen erhalten hatte, in den Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothek erwählt. VIT. Der General-Sekretär beantragt, eine Anzahl minder wichtiger, besonders älterer landwirtschaftlicher Werke zu veräussern event. zu verschenken, um mehr Raum in der Bibliothek zu erlangen. Der Vorstand hat dies bereits genehmigt. Der Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothek soll die bezeichneten Bücher einsehen und entscheiden. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Bacher, Junge, Ullrich, Weidlich, hatte folgende Preise zugesprochen: 1. Herrn Obergärtner Max Hessdörfer, Charlottenburg, für Aspa- ragus Sprengeri 1 kleine silberne Vereins-Medaille. 2. Herrn Otto Mann, Kunst- und Handelsgärtner in Leipzig, für Gladiolen 1 kleine silberne Medaille. 3. Herrn Gärtnereibesitzer J. T üb b ecke, Stralau, für Gurken den Monatspreis von fünfzehn Mark. 4. Herrn Obergärtner F. Haase, Sommerswalde, für Orchideen ein Ehrendiplom. Aufgenommen wurden die in voriger Sitzung Vorgeschlagenen. V. Pommer Esche. Wittmack. Die Winterschäden 189394 mit meteorologisch-botanischen Reflexionen. (^^ Von Kommerzienrat H. Köhler. ch komme in diesem Jahre etwas spät zu meinen Mitteilungen, indem ich durch längeres Verweilen im Süden verhindert war, Bericht zu erstatten. Im grossen und ganzen können wir mit dem letzten Winter wohl zu- frieden sein, denn besonders hohe Kältegrade hatten wir nicht zu verzeichnen. Xur etwa das erste Drittel des Januar brachte intensivere Kälte zwischen 12 und 19 Grad Celsius unter Null. Diese würden nun gewiss in keiner Weise Schaden verursacht haben, hätte nicht mehrere Tage hintereinander ein ganz abscheulicher Ostwind gewütet, welcher besonders infolge des geringen Schnees da und dort Schaden anrichtete. Meine Befürchtungen, dass besonders Koniferen dadurch gelitten haben müssten, sind jedoch so gut wie unbestätigt geblieben, denn selbst die im zentralen Deutschland empfindliche Pseudotsuga Douglasii und Tsuga Mertensiana haben gut Stand gehalten. Nur einige von mir von neuem angeschaffte Varietäten der Chamaecyparis Lawsoniana haben sich auch in diesem Winter nicht als genügend hart erwiesen und sind von mir aus der Liste der hier verwendbaren Ä02 Diß Winterschäden 1893/94 etc. Koniferen gestrichen worden. Ebenso habe ich die letzten Exemplare der Picea sitchensis (Menziesi Carr.) entfernt. Dieselben haben mir nie Freude be- reitet, denn selbst die schönsten Exemplare gehen in wenigen Jahren zugrunde, oder fristen höchstens ein elendes Dasein. Es ist dies eben eine Konifere, welcher nur das Seeklima behagt, und die bezüglich des Bodens mehr Ansprüche macht, als sämtliche anderen Piceen. Bei den Laubhölzern liegen die Verhältnisse merkwürdiger Weise un- günstiger, was insofern nicht zu begreifen ist, als das Ausreifen des Holzes in diesem warmen Sommer doch hätte stattfinden müssen. Selbst Ailanthus glandulosus hat teilweise gelitten; noch mehr Morus und Tamarix. Auch Edel- kastanien und Platanen haben viele tote Aste aufzuweisen. Selbst an den Obstbäumen findet man allenthalben viel trockenes Holz. Möglich, dass nicht alle diese Schäden auf Frost zurückzuführen sind; vielmehr möchte ich glauben, dass infolge der Trockenheit die Holzbildung keine so widerstandsfähige wurde. Sogar Buschwerk hat teilweise gelitten, Budleya curviflora z. B. ist fast ganz erfroren, trotzdem 3 Exemplare in meinem Arboretum eine Reihe von Jahren fast alle Winter gut überstanden haben. Unmöglich ist es auch nicht, dass ein weiterer Grund in dem meist schneefreien Boden zu suchen ist, durch welchen der Frost im Januar tief ins Erdreich gedrungen sein muss. Ich folgere dies umsomehr, als besonders der Epheu hier zu Lande abermals stark gelitten hat und eine Anzahl Stauden und überhaupt perennierende Pflanzen zugrunde gingen. Was nun- die Überwinterung meiner Palmen, der Chamaerops excelsa anlangt, so habe ich zu berichten, dass dieselben, allerdings nur in Stroh gepackt, nicht ganz tadellos überwintert sind. Wenn ich sage, nicht ganz tadellos, so bezieht sich dies jedoch nur auf das Zugrundegehen einer Anzahl von Blättern, welche unbedingt erhalten bleiben müssen. Zwei bis drei gute Blätter sind nicht genügend, denn die Pflanze soll von Anfang April ab, wenn sie von ihrer Winterhülle befreit ist, eben ein tadelloses Ansehen haben. Schwierigkeiten bereitet eben immer noch eine geeignete Verpackung während der Winterzeit. Die betreffenden Pflanzen mit doppelten Holz- oder Thonzylindern zu schützen, halte ich für überflüssig, nachdem erwiesen ist, dass der Winter 1892/93 die Pflanzen nicht zugrunde richtete, und deshalb schlage ich vor, von der früheren Überwinterungsmethode ganz abzusehen und nur eine gute Stroh- verpackung vorzunehmen, welche jedenfalls am besten folgendermassen aus- geführt wird: Man binde erst die Herzblätter separat mit Stroh ein, alsdann füge man 1 bis 2 Blätter um die Strohpackung und gebe abermals Stroh um die fest zusammengebundenen Blätter; dies setze man fort bis sämtliche Blätter eingebunden sind. Man sehe darauf, dass das Ganze einen geraden Strohzylinder bildet, so dass man bei ganz aussergewöhnlicher Kälte unter 10 Grad noch einen Reservestrohzylinder oder auch Holzzylinder mit Deckel darüber stülpen kann. Bei eintretendem wärmeren Wetter über Null entferne man den be- treffenden Zylinder. Durch diese Manipulation wird der Palme leichter Luft und Wärme zugeführt und ich glaube, dass fast mit absoluter Bestimmtheit auf ein Gelingen durch diese Überwinterungsmethode zu rechnen ist, besonders wenn die Pflanze mehrere Jahre auf einem Standort verweilte. Im ersten Winter werden stets eine Anzahl Blätter zugrunde gehen, doch mit der Zeit werden die Blätter eben widerstandsfähiger. Die Winterschäden 1893/94 etc. A33 Bezüglich der Rhododendron möchte ich mir noch einige Mitteilungen erlauben, da ich meine, dass dieselben von allgemeinem Interesse sind. Es herrschten in früheren Zeiten, wie bekannt, ganz verkehrte Anschauungen be- züglich der Winterhärte dieser Pflanzen, denn während vor 25 Jahren höchstens R. Cunninghami für winterhart gehalten wurde, haben sich im Laufe dei Zeit auch R. ponticum und R. Catawbiense dazugesellt. Seit einer Reihe von Jahren habe ich diese zwei Spezies ebenfalls ungedeckt gelassen und ich kann nur sagen, dass sich dieselben besser als R. Cunninghami gehalten haben, denn im Winter 1892/93 haben letztere ohne Ausnahme gelitten, während die ersteren den Winter vor- züglich überdauerten, abgesehen von einigen 2 bis 2Y2 m hohen Exemplaren, welche in voller Sonne standen, und heute noch stehen, aber wieder vollständig intakt sind, was ich von R. Cunninghami nicht sagen kann. Dadurch ermutigt, habe ich vor zwei Jahren auch einige Exemplare von Rhododendron-Hybriden (es dürfen jedoch keine Pflanzen sein, welche durch künstliche Mittel im Winter erhalten werden, es müssen eben Exemplare sein, welche bisher im Freien ohne Winterschutz erzogen wurden) in den Gruppen an schattiger Stelle verwendet, und ich kann nur berichten, dass dieselben in diesem Jahre in voller, üppigster Blüte stehen. Im Winter 1892/93 sind aller- dings die Knospen erfroren, allein die Pflanzen haben sonst fast garnicht ge- litten, trotzdem wir ein Minimum von 28 Grad hatten. Ich bedauere nur, dass ich die Sorten nicht bezeichnen kann, werde mich aber bemühen, dies weiter zu verfolgen, indem gerade dunkelrote Sorten zur Abwechslung zwischen R. ponticum und R. Catawbiense sich vorzüglich eignen, auch weisse im Gemisch ein prächtiges abwechselndes Bild bieten. (R. Cunninghami blüht früher.) Allerdings pflanze ich meine Rhododendron in die beste sich eignende Moorerde. Thut man dies nicht, so gehen nach und nach die Pflanzen zurück. Die Blätter werden kleiner und die Blüten ärmlicher, was alsdann auch un- günstig auf die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen wirkt. Ich möchte deshalb den vor einiger Zeit gegebenen Vorschlag eines gärtnerischen Blattes nicht acceptieren, Rhododendron in jeder beliebigen Erde zu kultivieren, wenn ich auch zugebe, dass sich im Notfälle eine leichte sandige Erde dazu eignet. Wie ich nun schon früher andeutete, dürfte die Einführung und Ent- wickelung solcher empfindlicher Pflanzen nicht allein der Akklimatisation, sondern auch der allmählichen Erwärmung unserer W^intertemperaturen zu danken sein, und ich habe bereits in meiner Schrift; »Die Pflanzenwelt und das Klima Europas«*) diese Frage eingehender behandelt. Wie ich schon in derselben hervorhob, ist durch den russischen Meteorologen Woiekoff nach- gewiesen worden, dass sich das Klima in Petersburg seit etwa 150 Jahren er- wärmt hat. Ich habe mich leider bis jetzt vergeblich bemüht, meteorologische, lang- jährig fortlaufende Tabellen von deutschen Stationen zu erhalten. Leider ist mir dies noch nicht, wenigstens nicht in ausreichender Weise, gelungen. Ich habe mich deshalb nach Berlin gewendet, aber auch dort befinden sich die- selben noch in Arbeit, und Averde ich, sobald dieselben erschienen sind, den zweiten Teil meiner »Pflanzenwelt« beginnen. Erst vor einigen Tagen kam mir nun doch eine Arbeit des bekannten Meteorologen P. Polis in Aachen zu Gesicht. Dieselbe behandelt die Sonnen- Erschienen bei Paul Parey in Berlin. 434 Die Winterschäden i8q3/()4 etc. flecken und ihren Einfluss auf die Temperaturverhältnisse in der meteorolo- gischen Zeitschrift: »Das Wetter«, (herausgegeben von Prof. Dr. Assmann). Dieselben sind in zwei Rubriken geteilt, und zwar sind es zunächst die Jahre 1830—1860 und 1861 — 1891 (resp. 1893). Ich gebe dieselben untenstehend wie folgt: Jahresmittel Wintern! Sommerm. 83o + 9,4 C. — 1,9 c + 16,4 c. 83. +10,7 „ + 2,6 , + 17,2 „ 832 -)- 9,5 „ -i-3,i , + iö,q , 833 -f 8,9 „ + 3,0, , +i5,5 , 834 -\- 9,1 „ + 0,8 , + 19,5 , 835 4- 7,8 „ + 0,3 , , + r6,7 , 836 + 8,1 „ — 1,2 , + i5,2 , 837 + M „ — 1,4 , + i5,8 , 838 + 7,8 „ — 3,4 , + i5,8 , 839 + 9,2 „ + 1,4, + 17,0 , 840 + 8,3 „ + 2,8, , +i5,7 , 841 -)- io,q „ — 0,8 , + 16,8 , 842 + q,8 „ + 3,1 , + 18,6 , 843 + q,Q „ + 3,1 , + 16,5 , 844 + 8,7 „ + 2,0 , + i5,4 , 845 + 8,4 „ — 1,3 , + 16,6 , 846 -|- 10,7 „ + 5,0 , + 19,7 , 847 + 9,2 „ — 0,Q , , +17,5 , 848 + 9,5 „ + .,6 , + 16,5 , 849 + 9,7 „ + 3,2 , + 16,6 , 85o + 9,2 „ + 2,0 , , +17,1 , 85 1 '+ 9,4 „ + 3,5 , , + >7,3 , 852 + 10,2 „ + 3,4, + 18,0 , 853 4- 8,5 „ + 4,2 , , +'7,i , 854 + 9,5 „ + 0,7 , + 16,1 , 855 + 8,0 „ — 0,4 , , +17,2 , 856 -j- 10,2 „ + 2,6 , + 17,9 , 857 -|- 11,0 „ + 3,5 , , + 19,3 , 858 + 9,8 „ + 3,0 , + 18,4 , 85q 4- 10,9 „ -^4,5 , + 19,3 , 860 + 8,9 „ + 2,0 , + i5,8 , S. +288,1 C. S.+72,7 C ]. S. +5 29,4 C. minus 11, 3 + 61,4 ( Jahresmittel 8(H +10,1 C 862 +11,0 863 -]- io,q 864 + 9,0 865 + 10,8 866 -^ 10,8 867 + 10,0 $68 + 1 1,7 869 + 10,2 870 + 9,1 871 + q,o 872 +.1,4 873 + 10,4 874 + 10,4 875 + 10,4 876 -f 10,8 877 + 10,5 878 + 10,6 879 + 9,0 880 + 10,8 881 + 9,8 882 + 10,1 883 -}- 10,0 884 + 10,7 885 + 9,6 886 + 10,0 887 + 9,2 888 + q,3 889 + 9,2 890 + 8,8 8qi + q,2 Wintern! + 2,4C + 3,8 + 5,3 + 2,5 + 1,5 + 5,3 + 5,1 + 3,0 + M + 1,5 + 0,3 + 3,9 + 4,'3 + 4,4 + b,5 + 4,0 + 1,8 + o,q + 3,0 + 3,4 + 4,3 + 4,0 + 3,6 + 1,0 + 2,0 + 0,9 + 2,8 + 2,1 — 1,2 Som + + + + + + + + + + + + 1 -r + + + + 3i2,8C. S.+97,i C. S.+5 minus 1,2 „ nerm 8,1 C (j,4 7,5 6,0 7,4 7,4 6,8 9,7 '"',7 7,4 7,1 6,5 8,2 7,9 8,1 8,6 8,3 7,7 7,4 7,7 7,8 6,0 7,' 7,8 7,1 7,0 8,3 6,5 7,-"' 5,8 6,0 7,6 C. -L 95,9 C. Aus diesen Tabellen geht zur Genüge hervor, dass sich auch in Aachen die klimatischen "^""erhältnisse verschoben haben, und dass die Jahre 1^30 — 1860 wesentlich kälter waren, als die darauffolgenden 1860—1891. Summieren wir sämtliche Jahresmittel von 1830—1860, so erhalten wir die Gesamtzitfer von 288,1 Grad Celsius. Summieren wir dagegen die von 1861 — 1891, so erhalten wir 312,8 Grad, oder es ist in den letzten 31 Jahren um 24,7 Grad wärmer ge- worden, was einer Erhöhung der Temperatur um circa '-'/^ Grad entspricht. Summieren wir weiter das Wintermittel, so stellt sich der Beweis noch Aiel überzeugender, denn in den Jahren 1S30 — 1860 stellt sich das Gesamtplus auf 61.4 Grad, während sich dasselbe von 1861 — 1891 auf 95,9 stellt. Das ist also 34.5 höher. Diese Ziffern beweisen zur Genüge meine früheren Behauptungen, Die Winterschäden i8q3/()4 etc. 435 dass lediglich die Wärmezunahme den Wintermonaten zugute gekommen ist, ja noch mehr, der Winter absorbierte noch weitere 10,2 Grad von der gesamten Jahreswärme zu seinen Gunsten, und wie aus dieser Tabelle noch ganz be- sonders hervorgeht, sind die Temperaturen ausgeglichenere geworden, da in der ersten Tabelle von 1830—1860 die meisten Minus, aber auch die grössten Plus zu finden sind, denn die Minus-Temperaturen sind 8 mal verzeichnet, und die Maxima 3 mal über 19 Grad, während die Tabelle 1861 — 1891 nur eine einzige Minustemperatur und eine einzige über 19 Grad bringt. Die Sommertemperaturen stehen sich in beiden Tabellen ziemlich gleich, denn dieselben betrugen 1830— 1S60 529,4 und 1861 — 1891 537,7, also eine kaum nennenswerte Ditferenz. Immerhinist sie doch interessant, indem sie ebenfalls den bestehenden Anschauungen widerspricht, dass es nämlich im Sommer kühler geworden sein solL Man führt neben so manchem anderen in's Feld, dass die Trauben nicht mehr so wie früher reifen, oder man sagt auch, der Weinbau ist in Deutschland merklich zurückgegangen. Ich will dies gern zugeben, allein ich suche den Grund in einem ganz anderen Vorkommnis, näm- lich dem, dass eine Ausdehnung des ozeanischen Klimas von Westeuropa aus stattgefunden hat, und mit einer gleichmässigeren Verteilung der Wärme und einer Vermehrung trüber Tage und grössererFeuchtigkeiteinverminderterSonnen- schein eingetreten ist, welcher zum Reifen der Trauben eben nicht mehr genügt. Aber auch das von Berlin erhaltene geringe Material beweist, dass schon früher, also vom Jahre 1730 — 1830, ganz ausserordentlich tiefe Monatsmittel verzeichnet wurden. Jch gebe diese nochmals mit einigen Erläutervmgen, muss aber leider bemerken, dass mir dieselben nur für die Jahre, wo das Mittel unter 5" sank, zur Verfügung standen, immerhin geben diese aber doch ein Bild von den damals extremen Temperaturschwankungen. Januar 1740 . . 8,4 C. 1755 • • 5,8 » 1767 . . 7,0 » 1776 . . 8,9 » 1784 . . 6,8 » 1795 • . 8,4 » — 1803 . . 8,5 » — 1805 . . 6,8 » — 1809 . . 6,0 » — 1823 . . 11,5 » — 1826 . . 6,4 » Stellen wir nun in derselben Weise die Monatsmittel unter 5 Grad Celsius der letzten 61 Jahre zusammen, so ergeben sich von den Jahren 1830—1891, also in derselben Zeit, in welcher die Aufnahmen in Aachen gemacht worden, folgende Monatsmittel unter 5 Grad Celsius: keines i8qo . . 7.^ C. 18-^8 . , .s.2 C. 61 Jahren. Dezember 1788 . . 11,2 C 1799 . • 5,1 » 1804 . . 5,2 » 1808 . . 5,9 » 1812 . . 7,2 » 1829 . . 8,5 » Februar 1740 . . 7,8 C. ] 1755 • • 6,7 » 1799 • • 5,8 1814 . . 7,1 » » in 1827 . . 6,7 » — ■ hundert Jahren. Dezember. Januar. Februar. keines 1830 . . 7,3 c. 1838 . . 5,2 — 1838 . . 9,9 » 1841 . . 5,7 — 1840 . . 6.5 » 1845 • • 6,3 — 1848 . . 9,4 » 1855 • . 8,1 — — 18Ö5 . . 5,7 — — 1870 . . 5,9 Anß Die Winterschäden 1893/94 etc. Vergleichen wir nun diese Monatsmittel der letzten 61 Jahre mit denen der Jahre 1730 — 1830, so finden wir eine ganz entschiedene Abnahme der geradezu unglaublichen Temperaturmittel, denn während in der oben genannten Zeit von 100 Jahren 22 mal solche unter 5 Grad verzeichnet wurden, und sogar solche mit — 11,2 und — 11,5 Grad, finden wir in den letzten 61 Jahren nur solche 10 mal verzeichnet. Der Dezember bringt diese gar nicht mehr, der Januar nur 4 mal. dagegen der Februar 6 mal. Es ist deshalb anzunehmen, dass infolge der Ver- schiebung der tiefsten Monatsmittel mehr nach dem Ende des Winters, also nach dem Februar zu, auch eine Verschiebung der Winter stattgefunden hat, also demzufolge eine Verschiebung der Herbste eingetreten sein muss, und folgerichtig auch ein späterer Eintritt des Frühjahres. Diese eingetretenen Witterungsverhältnisse bringe ich nun mit der Akklimati- sation der Pflanzen im allgemeinen in Verbindung; denn würden wir solch extreme Monatsmittel, wie wir sie in den Jahren 1788 und 1823 hatten, wieder zu verzeichnen haben, ich bin überzeugt, unsere Gärten würden mit einem Male ganz ungeheure Verluste aufzuweisen haben. Gerade die langsame Erwärmung hat es ermöglicht, nach und nach eine ganze Anzahl Pflanzen ein- zuführen, welche im entgegengesetzten Falle zugrunde gegangen wären. Eine Pflanze geht selten in einem Winter zugrunde, sondern allmählich, denn erst bei eintretenden sich wiederholenden kälteren Wintern erliegt sie lang- sam den ungewohnten Witterungsverhältnissen. Ich schliesse mich deshalb den Worten des Herrn Dr. Günther Ritter Beck von Mannaghetta in Wien an, welcher in seinem Vortrage über die Akkli- matisation von Pflanzen zum Schluss sagt: „Die Akklimatisation von Pflanzen ist kein Hirngespinst, sondern sie ist heute eine mit Erfolg betriebene Kunst des menschlichen Wissens, insbesondere ist sie ein Triumph der Gartenkunst geworden", und sie ist es um so mehr, als dieselbe durch das Ausnahmeklima Nordeuropas ausserordentlich begünstigt ist, und scheinbar noch begünstigt wird. Hätten wir statistische Tabellen über Temperaturmessungen des Golfstromes resp. des atlantischen Ozeans, in Ver- bindung mit einer meteorologischen vStation auf Island, so müssten diese einfach eine allgemeine Erwärmung ergeben, und nicht allein eine solche des Wassers, sondern auch der Luft. Die allgemeine Erwärmung der Luft über dem atlan- tischen Ozean ist die Ursache für das Zurückdrängen des kontinentalen Klimas. Die dort fast stets bestehenden Minima verursachen jenes ausgleichende Klima, welches eben insbesondere der Akklimatisation zugute kommt, und trotz einer allgemeinen Erwärmung den Sommer infolge des Fehlens der Sonnenstrahlen kühler erscheinen lässt. Dies ist aber kein Fehler, wenigstens nicht für die bei Aveitem grössere Zahl der Gartenpflanzen, sondern ein Nutzen. Eine grössere Feuchtigkeit im Winter und weniger intensive Kältegrade werden besonders den Koniferen und vielen anderen Pflanzen zugute kommen, und die Versuche des Herrn John Booth, welche mehr und mehr Anerkennung finden, sind eben auch durch diese klimatischen Vorkommnisse begünstigt worden. Wenn man übrigens glaubt, dass die Ueberführung erwärmter Luft und Feuchtigkeit mit dem südlichen Kamme des Alpengebietes ihren Abschluss findet, so ist man vollständig im Irrtum. Ich habe nun schon seit Jahren in Arko Beobachtungen gemacht, welche mir den Beweis brachten, dass, wenn es in Nordeuropa kalt ist, dies auch in Südeuropa der Fall ist, besonders aber Frühohstausstellung zu Erfurt. 4^7 im nördlichen Italien; auch an der Riviera kommen unsere Witterungsverhältnisse meistens zur Geltung. Finden in Deutschland ergiebige Niederschläge statt, so haben wir sie meistens auch dort. Haben wir strenge Winter, dann ist es auch gewöhnlich im Süden kalt. Die zweite Hälfte des Alai und Anfang Juni waren im Süden in diesem Jahre ebenfalls kühl und regnerisch. Der A^ergangene Winter war dort wie hier ziemlich mild. Der abnorme Winter 1892/93, welcher jedoch in Deutschland nicht annähernd jene ganz enorm anhaltenden Kältegrade er- reichte, als in früherer Zeit, war auch in Italien ein ganz abnorm kalter, denn Turin brachte ein Minimum von 20 Grad unter Xull, an der Riviera bis 8 Grad, Mailand 16 ^ u. s. w. Ich muss deshalb voll und ganz bei meiner Anschauung beharren. Den Einwirkungen des Golfstromes und des ganzen atlantischen Ozeans mit seinem ungeheuren Luftgebiet wird viel zu wenig Beachtung inbezug der klimatischen Einflüsse auf ganz Europa geschenkt. Der atlantische Ozean ist der Wetier- macher der alten Welt, und je nachdem die erwärmten ganz unglaublichen Luft- und Wassermassen die Küsten Europas berühren, und schon berührt haben, werden sich die Temperaturverhältnisse in steigender oder fallender Linie bewegen, und auch früher bewegt haben. Würde der Golfstrom anstatt nach der europäischen, nach der amerikanischen Seite fliessen, wie dies vielleicht vor der Bildung der Halbinsel Florida der Fall war, so würden wir unser Ausnahmeklima sofort verlieren; vielleicht würde sich Europa langsam in die Eiszeit zurückversetzt sehen, denn es soll nach der Aussage von Meteorologen eine nur 4 — 6 gradige Durchschnitts-Minderwärme dazu gehören, um dies zu bewerkstelligen. Doch vor der Hand ist dazu keine Aussicht vor- handen, und deshalb müssen Gärtner und Laien der Akklimatisationsfrage m^ehr Aufmerksamkeit schenken als bisher, denn allem Anschein nach befinden wir uns thatsächlich in einer Periode der Erwärmung, oder min- destens in einer solchen der Ausgleichung des Klimas. Frühobst-Ausstellung zu Erfurt vom 5. bis 9. Juli 1894. Von Hofgärtner Hoff mann. '^^^ffp (Fortsetzung.) 'ngleich lebhafter war indessen die Beteiligung der Aussteller bei den Kirschen. Hatte doch allein eine Firma: L. Späth-Rixdorf, eine 92 Kirschen-Sorten enthaltende Sammlung ausgestellt, unter denen als besonders gut ausgebildete Früchte: Hedelfinger Riesen (schw. Knorpelkirsche), Büttners späte rote (bunte Knorpelkirsche), Königin Hortense (Glaskirsche, Hybride), doppelte Glaskirsche (Glaskirsche), süsse Amarelle (Amarelle), Werder'sche frühe LIerzkirsche (schw. Herzkirsche) hervortraten. Die ganze Aufstellung erhielt aber besonders infolge der nach Klassen geordneten Ein- teilung der Früchte ein klares, übersichtliches Gepräge, und wurde das Interesse noch mehr hervorgerufen unter Angabe betr. Reifezeit durch je eine Zeich- nung zweier Durchschnittsfrüchte der 94er Ernte sowie Beifügung betreffen- der Kerne im Glasbehälter nebst durchschnittl. Gewichtsangabe von je 10 Früchten sowie je 10 Steinen betreff. Sorte. Man ist wohl berechtigt zu sagen, 438 Frühobstausstelluna zu Erfurt. dass wenn ein jeder der Aussteller in so exakter Weise seine Produkte aus- stellen würde, nicht nur damit die Uebersicht und Einteilung dieses so schwierigen Materials erleichtert, sondern auch — und das scheint mir von besonderer Wichtigkeit — alle die Ausstellung besuchenden Liebhaber und Laien würden mit einem viel grösseren Interesse und mit viel grösserer Beachtung unseren gärtnerischen Erzeugnissen sowie Arbeiten im allgemeinen begegnen. Unordnung und Unsicherheit, Mangel an übersichtlicher Einteilung unserer Erzeugnisse werden nie die Hochachtung des Publikums auf die Dauer zu erwerben imstande sein. Ausser bereits genannten Obstbaugenossenschaften beteiligten sich hier als Aussteller: E. Stoll-DöUstädt (mit 12 Sorten), J. C. Schmidt-Erfurt, Rob. Lutz und Gott, Zentgraf-Gr. Eahnern, A. Witter-Gierstädt bei Gotha, E. Schütz und O. Degenhardt -Kl. Fahnern, Landesbaumschule -Gotha, / Giesler-Witterda. L'nter den Lokalsorten j^aradierte namentlich die hier und in Gotha bekanntere Sorte: Türlvine, und zwar in den 2 Abarten frühe und späte oder sogenannte Zotteltürkine, eine schon vor zirka 100 Jahren durch einen Pfarrer Siecler zum allgemeinen Anbau empfohlene Frucht, welche in Gotha und Umgegend als ausserordentlich reichtragend bezeichnet wird. Ausserdem trat noch eine 2. Sorte: Fahner'sche frühe Maikirsche, eine sehr grosse schwarz- braune Frucht, wesentlich hervor. Als zum Massenanbau geeignet werden von L. Späth nachstehende Sorten empfohlen: unter den schwarzen Herz- kirschen: Früheste der Mark, Schleihahn's Kirsche; als bunte Herzkirsche: Eltonkirsche; als schwarze Knorpelkirsche: Walpurgiskirsche, Hedelfinger Riesen, Schreckenskirsche; unter den bunten Knorpelkirschen: grosse Prinzessinnen- kirsche; an Süssweichseln: rote Maikirsche, Süssweichsel von Olivet; unter den Glaskirschen: Schöne A'On Choisy, grosser Gobet; an Amarellen: Königliche Amarelle. In erster Stelle aber stand die Beteiligung in Stachelbeeren, und unter den namhaften Einsendungen traten jedenfalls die Früchte der Beeren- und Schalen-Obstschulen des Garten-Inspektor Maurer-Jena in erster Linie hervor, sodann die Firma C. Platz & Sohn-Erfurt mit einem 170 Xummern zählenden Sortiment sowie der ca. 72 Sorten haltenden hochstämmigen Stachel- und Johannisbeeren-Sammlung, in der Ausstellung in freiem Grunde aus- gepflanzt; ferner Ad. Stolze - Eisleben mit gleichfalls gut ausgebildeten Früchten; J. C. Schmidt-Erfurt; Kliem-Gotha; G. Ruge-Bussleben; Gottfr. Haage sen. -Erfurt mit einer ca. 60 Sorten haltenden Sammlung; Pomologen- Gesellschaft- Altenburg mit ca. 30 Sorten, sowie C. Huber-Kassel, Pomologisches Institut. Mit Neuheiten traten auf: H.Maurer-Jena, J.C.Schmidt-Erfurt. Von letzterer Firma war, um die Neuheit zu besprechen, eine grüne langgeformte Säm- lingsfrucht ohne Namen und leider ohne Angabe des Aromas. Reifezeit und Tragfähigkeit ausgestellt, von H. Maurer- Jena dagegen eine ganz vorzügliche Frucht: Früheste von Neuwied, welche als eine der frühesten Sorten sehr grosse längliche, grün-gelbe Früchte, vorzüglich an Aroma, zeitigt, und als reichtragend bezeichnet wird. Zu den für die Tafel und zur Anpflanzung in Haus- gärten empfohlenen Sorten gehören nach Maurer: rotfr.: Jolly miner, Roaring lion, Sämling von Maurer: grünfr.: Smiling beauty, nettle green, Green overall; gelbfr.: Prince of Orange, Two to one, Golden yellow: weissfr.: Shannon, Primrose, Whitesmith. Zu den Sorten zum Massenanbau, Weinbereitung etc.; frühe: Jolly miner, Sämling von Maurer, Globe yellow; mittelfrüh: Industry, Frühobstausstellung zu Erfurt. 4*^0 Whitesmith; spät reifend: Jolly Angler, und, von Nathan-Rottweil besonders zur Weinbereitung empfohlen: Mountain seedling. Zum Einmachen eignen sich besonders: Green willow, Green Ocean, Emeralde. Als „Preise-Stachel- beeren, also Ausstellungsfrüchte, sind zu nennen: Leveller, Antagonist, Green Overall, Roaring lion, Wonderful. Die gleichzeitig von Maurer vorgeführten amerikanischen Sorten: Cluster, Cluster seedling, mountain seedling, Houghton seedling, alles verhältnismässig kleine Früchte und zu Weinbereitungszwecken empfohlen, bedürfen wohl noch zunächst einer längeren Beobachtung. Die Antwort auf die Fragen bezüglich Fressens und Pflückcns lautet an sich un- günstig, sofern das Pflücken sehr zeitraubend und bezüglich des Fressens die kleinen Früchte bei ihrer dickschaligen Beschaffenheit viel Rückstände liefern. Zum Beweise der Zuchtformen und Tragbarkeit hatte Maurer die Sorten: Jolly Angler, Industry, Yellow lion, früheste von Neuwied, in zweiarmigen Kordons ge- zogen, vorgeführt und dürfte jedenfalls diese Form sich bald viele Freunde erobern. Als lo beste rauhschalige empfiehlt J. C. Schmidt-Erfurt: grün- gelbe: deutsche runde rauhe grüne, deutsche rauhe gelbe, deutsche frühe rauhe, weisse: XuUo; rote: Sportsmen, Prince Albert, deutsche grosse rauhe, Red Orleans, Whinhams Industry. Zu den lo wirtschaftlich besten Sorten rechnet Kliem-Gotha: Roaring lion. Golden brown. Yellow lion, Duke of Bedford, Whinhams Industry, Prinz Regent, Emeralde. Maid of the mill, Mahlesfield, Shanon. — Dass es an Obstsäften, Fruchtweinen etc. sowie den üblichen Garten- geräten nicht mangelte, durfte wohl erwartet werden. Ein Umstand aber, der nicht als nachahmungswert bezeichnet werden kann, bekundete sich darin, dass die Ausstellungshalle, die vor dieser Zeit der Hunde-Ausstellung gedient, als eine gewissermassen hinter den Coulissen plazierte, sowohl bezüglich Lage wie ihrer ganzen Ausstattung nach ziemlich unleidlich war. Die volle Sonne brannte dem Beschauer hier auf den Rücken oder in's Angesicht, Wind und Luft hatten un- gehindert Zutritt, sodass bereits nach 3 Tagen, von der Eröffnung ab, die Früchte ihr Ansehen zum grössten Teil eingebüsst hatten. Angesichts der grossen Anstrengung, welche die Gärtner Erfurts zur Ausschmückung des ganzen Ausstellungsplatzes aufgewendet, ja der Ausstellung durch ihre A^er- mittelung erst der entsprechende Reiz verliehen worden war, stand die Aus- stellungshalle für Obst im hintersten der Winkel im schreienden Missklang. Bescheidenheit ist ja eigentlich ein Charakteristikum des deutschen Gärtners, an sich gewiss eine grosse Tugend — aber bei solchen Gelegenheiten dünkt mir diese Tugend vom Uebel! Der Industrie gegenüber dürfen wir unsere Arbeiten und Errungenschaften mindestens mit der gleichen Berechtigung sehen lassen! — Die Mühe und Arbeit aber, welche die an der Ausstellungs- leitung beteiligten gehabt, sowie das jederzeit liebenswürdige Entgegenkommen der gärtnerischen Kreise Erfurts, uns, den Gästen gegenüber, werden jeder- zeit in allen Herzen der Besucher den vollsten Ausdruck des Dankes zurücklassen! Die neue Nelke ,,Uriah Pike''. Hierzu Abb. 87. [^ur Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 31. Mai d. J. waren, wie wir Heft 12, Seite 313 berichtet haben, 20 Blumen der ganz dunklen, tief- und doch leuchtend sammetroten Nelke „Uriah Pike'-', von Herrn 440 Die neue Nelke „Uriah Pike." Geo Reid, 26 Kent House Road, Lower Sydenham, London, trefflich in Wachs- papier gehüllt, angekommen, desgleichen 2 Photographien der Häuser des Züchters dieser Nelke, George May. Heute geben wir die Abbildung des einen dieser Häuser. Sie sind beide ziemlich gleich und jedes 160 Fuss englisch lang und Abb. 87. Nelkenhaus für die Nelke „Uriah Pike" beim Züchter George May. 20 Fuss breit. Die Nelke „Uriah Pike" ist wohl die dunkelste und spielt schon seit einigen Jahren in England eine grosse Rolle, da sie früh ist, reich und an- dauernd blüht, nicht platzt und einen ausserordentlich starken Geruch hat. Im übrigen siehe Seite 313. Sie ist fast auf allen Ausstellungen mit den ersten Preisen gekrönt. Ergehnisse der Düngungsversuche etc. /j/| T Ergebnisse der Düngungsversuche mit Hydrangea hortensis und Cineraria hybrida. [Fortsetzung. § 3- Reihen -Aufsteilung. Bezüglich Aufstellung der ^'el"suchs-Reihen wurden, dem Vorschlage des Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Mae reker zufolge, nachstehende, auf die Hortensien-Kultur bezugnehmende 6 Reihen angenommen: (I.) Stalldünger*) (Kuhdung). (IL) Rübesam'sche Pllanzennahrung.**) (III.) mineralische Salze (Mischung mit Superj^hosphat): 5 Teile Chlorkalium, 5 Teile Chilisalpeter, 1 Teil schwefelsaure Magnesia, 2,5 Teile Superphosphat. (IV.) Mischung mit phosphorsaurem Kali: 5 Teile phosphorsaures Kali, 5 Teile Salpeter, 1 Teil schwefelsaure Magnesia, 1 Teil Gips. {y.) Schwefelsaures Ammon. (M.) Kontroll-Reihe (d. h. ohne jede Dunggabe). Die Reihen II — V, jede Reihe zu lo Topfpflanzen, haben im \'erhältnis von 5 Gramm auf i Liter Wasser (jeder Topf Vio Liter), jeden 8. Tag eine Dunggabe zu erhalten; die Mischung ist eine Stunde vor Ausführung zusammenzu- setzen. Bezüglich Reihe I erfolgte die Düngung im Verhältnis von i : 3 Teilen, also 0,25 Liter Kuhdunglösung zu 0,75 Liter Wasser, ein Verhältnis, das, am Schlüsse der 1S92 er Versuche als zu schwach wirkend erkannt, im darauf- folgenden 2. Jahre durch volle Gährungslösung ersetzt wurde. Es erfuhren daher nur die in Reihe I gedüngten Pflanzen bei den Versuchen 1893 eine Veränderung, für alle übrigen Reihen blieb es bei der einmal 1892 aufgestellten Anordnung. Die Pflanzen der Kontroll-Reihe, hier wie bei B., wurden an einem jeden Düngungstage sämtlich mit Wasser gegossen. Behufs Aufstellung der Versuchs - Reihen für Cineraria hybrida nahm der Ausschuss folgende Reihen in Aussicht: 1. Kontroll- oder Gegen-Rcihe. 2. Kuhdung-Reihe (Kuhdung-Lösung). 3. Schwefelsaures Ammon 5 Gramm 1 ,^, , ...., , „, , ,^ ,. 1, ^, sogen. Wagnersches Aahrsalz. Phosphorsaures Kali 27.2 Gramm J 4. Salpetersaures Ammon 2Y2 Gramm. *) Die Kuhdung-Lösung wurde derart hergestellt, dass je i Teil Kuhdung mit i Teil Wasser gemischt, diese Mischung circa 14 Tage warm gestellt und alsdann von allen festeren Bestand- teilen, wie Stroh u. dergl., gereinigt wurde. **) Ein von Dr. C. Rühesam-München 1886 erfundenes Präparat mineralischer Salze, seit 1892 von C. W. Mietzsch-Dresden in den Handel gebracht und von betr. Firma in Handels- gärtner-Kreisen auf Grund sechsjähriger eigener Versuche sehr empfohlen, wurde aus dieser Veranlassung gleichzeitig einer Probe unterworfen. I i''il^tischen Anlage von Herbarien. Erscheint in lo Lieferun- gen ä 1 M., jede Lieferung mit 7 — 8 feinkolorierten Abbildungen, im ganzen 73 Farbendrucktafeln. Ist jetzt vollendet. Wir haben das Buch mehrmals ge- tadelt und haben leider nichts zurück- zunehmen. Tlie lii(i<]f(jii(i(ii (if X'ifiinil Sfjpctifjii, von Herb. Spencer. (Verlag Williams & Norgate, Henriettastreet 14, Covent- Gard London.) 0)1 ihr effects of Urban fog vpon eiilti- mfcd plaiits, by Prof. W. Oliver. (Ver- lag Sportiswoode & Co., New vStreet .Square, London.) (Wirkung des Nebels auf Pflanzen.) Dir l)l(ifif(illLiiml:]icH (/er Rehoi und iJ/re Bckiinipfimg, von Dr. M. Barth. (Verlag von Dreyfus, Gebweiler.) Der falsche Meltau, Peronospora viticola, die Blattfallkrankheit, wird zunächst in ihrem Auftreten geschildert und ferner giebt das kleine Buch noch betreffs der Bekämpfung derselben einige Mittel an. A Si/nojjsis of ilic Goicra and Spccies of Mnseac, by Baker. (Verlag Henry Trowde, Auren Corner, London.) Eine genaue Beschreibung aller Spezies von. Heliconia, Strelitzia, Ravenala und Musa, von letzterer sind 32 angegeben mit vielen Subspezies. Afli dcl CongressQ botaniro intrriuitioualc de Gcnoval892, per Prof. P e n z i g. (Verlag Tipografia del R. Istituto Sordo Muti, Genova.) Revisio Gencnnn liantarnrn sccunduni nonioidaturae intcrnationalis cum enwne- rationr plant, exoticarinn, von Dr. Otto Ku n tz e. (Verlag Arthur Felix, Leipzig.) Alphonsc De (VnidoUc et scni orvrre scicntifiqKe, par Marc Micheli, (Im- Aus den Vereinen. 447 primcrie Aubcrt-Schuchaicll, Gencve.) Mit Portrait De Candolles. Dir hisektriiiiifle iiiid pil -.tülriideii Ileil- niillcl. von C Mohr. (Vcrlai;- von Eui^-cn Ulm er.) Die rflaii-icn-Vriy/l/hiin/ci/, von I)r. S eil ü n e in a n n. (Verlag von (Jtto vSalle, Braunschweig.) WKVirlsipuhiosc oder Mi/l,yin'l/i\ri/, von Georg Sarauw. (\'erlag Kopenhagen. Det Hoffenljerg.ske Etablissement.) (Dänisch.) Aus den Vereinen. Sitzung der vereinigten Ausschüsse für Gehölz- und Obstzuclit des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin am 15. Juni 1894. Herr städtischer Obergärtner M e n d e - Pleinersdorf legte abgeschnittene, blühende Oelrosen: Rosa gallica damascena, forma trigintipetala, von Dr. Dieck von den städtischen Rieselfeldern in Heinersdorf vor. Die- selbe hat einen ausserordentlich starken Centifolien - Geruch und wird bei Kazanlik in Bulgarien fast ausschliess- lich gebaut. Herr städtischer Obergärtner Jörns- Blankenburg bemerkte, dass er ausser dieser noch alba suaveolens (unsere alte alba), oleifera und conditorum ziehe. Er hält die ausgestellte für oleifera. Die R. trigintipetala gedeiht bei uns schlecht und wächst nur durch Oku- lation. Am besten gedeiht R. byzantina und diese wächst auch sehr gut aus Stecklingen. Die Firma Schimmel & Co.-Leij)zig bereitet das Oel aus Centifolien und aus R. gallic^a. Herr Jörns ladet zur Besichtigung seiner Oelrosen, die in ca. 8 — 14 Tagen ijlühen, ein. Verlesen wird der Artikel über Deutsches Rosenöl aus Gartenflora 1893 Seite 733. In Osdorf waren 1893 im ganzen 10 ar bepflanzt, jetzt sind aber ca. 0,75 ha junger Pflanzen vorhanden. Herr Garten-Inspektor Axel Fintel- mann fragt, ob und welcher Unter- schied zwischen Prunus pumila L. und P. Susc[uehannae sei. Nach Koch sind die Namen synonym, im Humboldthain ist P. Sustiuehannae ganz niederliegend, P. pumila aufrecht. Auf dem Zentral- friedhof finden sich aber beide Formen an demsell:)en Strauch. NachPIerrn Giemen kommt das auf den Standort an, Exemplare, die er aus der Treptower Baumschule erhielt, waren sehr niedrig, im Viktoriapark auf besserem Boden sind sie dagegen höher und wachsen sehr üppig. Im Herbst färbt der Strauch sich scIk'ui rot. Plerr Giemen legt verkümmerte, ab- gefallene Früchte der Schattenmorelle vor. Nach Herrn Rotte sind sie nicht befruchtet und kommt das gerade bei der Schattenmorelle oft vor. Herr Jörns-Blankenburg teilt mit. dass bei ihm die Amarellen ähnliche Krankheitserscheinungen zeigen, wie in Blankenfelde bei Mahlow. Herr Mende hat die Krankheit auch bei seinen Bäumen etwas, trotzdem sind diese sehr voll. Nach Flerrn Rotte tragen die Apri- kosen so stark wie noch nie, wahr- scheinlich ist es eine Folge des Flerbstes 1892/93. Herr Jörns bemerkt, dass bei Birnen es ähnlich sei, auch sie haben 1892/93 sehr gelitten und dafür im Sommer 18(^3 viel Holztrieb gemacht. Herr Vogeler glaubt, dass die grosse Dürre und. Wärme des vorigen Sommers die Blütenaugen besser zur Fntwickelung gebracht habe. 448 Personal-Nachrichten. — Tagesordnung. Herr Jörns erwidert, dass bei ihm die Bäume berieselt werden. Wittmack weist darauf hin, dass die grosse Wärme 1893 alle Blüten- knospen sehr begünstigt habe. In Amerika, wo immer grosse Hitze, bilden sich die Blütenaugen fast regel- mässig gut aus, das Holz reift auch sehr gut aus imd daher schadet selbst ein strenger Winter meist nicht. Herr Mendc erwähnt, dass schon in Frankreich, der grösseren Wärme wegen, das Obst reicher trage. Herr Kotte sah bei Herrn Tornow-Char- lottenburg , dass Bäume , die von Baltet in Troyes bezogen waren, nicht erfroren, die eigenen Bäume dagegen litten. Von verschiedenen Seiten werden weitere Mitteilungen über Frost ge- macht. Herr Vogel er teilt mit, dass in einem Garten eine Birne, auf Quitte veredelt, abstarb. Nach Herrn Kotte sterben die Birnen auf Quitten erst dann ab, nachdem die Quitte noch Blätter ge- trieben. Nach Herrn Kotte ist es nicht mög- lich, durch Zwischenveredelungen ge- wisse Birnen zum Wachsen auf Quitten zu bringen. Er veredelte Winter-Dechant auf Diel, die auf Quitte stand. Diese gedieh gut, aber Marie Guisse, auch l'Assomption stirbt jetzt ab. Diel und Amanltis wachsen auf Quitte besser als auf Wildling. Herr Axel Fintelmann berichtet, dass 1870/71 bei Lauche alle auf (Juitten veredelten Birnen erfroren, auch bei L. vSpäth sind sie vor 2 Jahren erfroren. Im Humboldthain gedeiht die (Juitte auch nicht. Nach Flerrn Mende gedeiht die Quitte auf Sandboden überliaupt nicht. Personal-Nachrichten. Statue für Alphand. Man beabsichtigt, dem verstorbenen Direktor der Arbeiten von Paris, den Viktoriapark von Paris, eingerichtet hat, auf einem der Pariser Plätze, die er hergestellt, ein Denkmal zu setzen Alphand, dem Manne, der auch so viel und nimmt die Societe nationale für den Gartenbau gethan und unter d'horticulture de France, 84 rue de anderem dieberühmtenButtesChaumont, Grenelle Paris, Beiträge entgegen. Ta^esorrtmmg für die Versainniluiiö öes Vereins zur Beföräeruiiö öes ßarteiiliaiies in äen preussisclienStaaten am Donnerstag, den 30. August 1894, 6 Uhr im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten). 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Antrag des Flerrn Otto Neumann auf Revision der Statuten. 3. Zweite Beschlussfassung über eine Frühjahrs-Ausstellung 1895 mit besonderer Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln. 4. Ernennung eines Delegierten für den internationalen Übstbau- Kongress in St. Petersburg. 5. Bericht des Flerrn Hofgärtner Hoffmann über die Erfurter Aus- stellung und den Kongress deutscher Pomologen daselbst. 6. Verschiedenes. Die Eulenraupen als Rebfeinde. \'on Dir. W. Schule in Brumath i. E. f'n den verschiedensten politischen Zeitungen und Fachzeitschriften las man während des Monats Mai Abhandlungen über das Auftreten von Reb- v_^ Schädlingen, welche in der Entfaltung begriffene Knospen, die jungen Triebe und Blätter so vollständig abfressen, dass die betreffenden Rebstöcke wochen- lang, weil kahl (blattlos), schon von weitem zu erkennen seien — und zwar erfolgte dies von berufener und unberufener Seite. Zu letzterer rechne ich alle diejenigen, welche, ohne genau zu beobachten und den Feind selbst auf- gefunden zu haben, nur nach Vermutungen oder oberflächlichem Nachschlagen in Büchern oder gar nach zufällig am Orte des vorgekommenen Schadens sich vorfindenden Geschöpfen über diese Rebfeinde ihre Verölfentlichungen machen und dadurch unrichtige Auffassungen seitens der Landwirte und Winzer veranlassen. Vermutete doch ein Korrespondent in den für die Rebe so harmlosen langbeinigen Haarmücken (Bibio-Arten) die »Kahlfresser« der Rebstöcke; ein anderer bezeichnete als den »Ursächer'< die Raupe des grossen Weinschwärmers, Sphinx celerio L., welcher am Mittelmeer und in ganz Afrika heimisch ist, in warmen Jahrgängen (wie der Oleanderschwärmer) als Zugvogel l^ei uns eintrifft und von welchem bisweilen, namentlich an Spalierreben, Raupen, welche Sammler ihrer Seltenheit halber teuer bezahlen, auch bei uns — jedoch meist nur im Spätsommer — aufgefunden werden! Noch andere nahmen an, es handle sich — ähnlicli der Reblaus — um einen aus Frankreich eingewanderten Feind und ist wohl auch anzunehmen, dass dies bezüglich der in diesem Jahre aufgetretenen Eulenraupen bei einzelnen Arten der Fall ist, wozu ich namentlich die dicke (fette) Ackereule, Agrotis (Noctua) crassa Hb., rechne, eine Eulenart, welche an den meisten Orten Deutschlands zu den Seltenheiten gestellt wird, wogegen sie in Frankreich sehr verbreitet sein soll Es kommen nämlich, wie dies in gleicher Weise auf Tabak-, Kartoffel-, Runkel- und Zuckerrüben-. Reps- und Getreideäckern, in Gemüsegärten und auf Blumen- beeten beobachtet worden ist, mehrere Eulenarten in ein und demselben Wein- berge als Rebschädlinge vor und nicht etwa blos die Saateule, Agrotis (Noctua) segetum vSch., wie die Einen behaupten, oder nur die Weizeneule, Agrotis (Noctua) Tritici L., die adlerbraune Ackereule oder W^aldstroheule, Agrotis (Noctua) aquillina Hb., endlich die Säuleneule, Agrotis (Noctua) cbelisca W. Y., A'-Q Die Eulenraupen als Rebfeinde. wie von den Anderen angegeben wird, sondern es linden sicli in all dieser Gesellschaft häufig noch andere Arten voi, ai? Die Kreuzwurzackereule oder das Ausrufungszeichen, Agrotis (Noctua) exclanidtionis L., die rindenfarbige Ackereule oder Ypsiloneule, Agrotis (Noctua) corticea Esp., A. Ypsilon Hb. die rauchfarbene oder schwärzliche Ackereule, Agrotis (Noctua) fumosa Hb., A. nigricans L. und noch mehrere andere Arten. All die genannten Eulen- (Noctua-) Arten sind, wie schon der Name andeutet — und zwar nicht allein als Schmetterlinge, sondern auch als Raupen — Nacht-Insekten, welche sich tagesüber an schattigen Stellen verbergen, und zwar die Raupen unter Steinen, Erdschollen, Rasen, Laub, Moos, Dünger etc. Man nimmt sie daher bei Tag nicht wahr, sondern bemerkt nur den von ihnen verursachten Schaden. Man muss sie deshalb auch entweder bei Nacht, unter Anwendung von Laternen, an den Pflanzen selbst ablesen und vernichten oder bei Tag in ihren Schlupf- winkeln aufsuchen, was mir von allen bis jetzt empfohlenen Mitteln das empfehlenswerteste erscheint und auch durchaus nicht so viel Mühe verursacht, wie man dies anzunehmen geneigt ist, besonders dann nicht, wenn man Ziegel- oder sonstige Steinplatten oder ausgehöhlte grosse Kartoffeln, Rüben, etc. — je mit der Höhlung nach unten und etwas an den Boden festgedrückt — neben den beschädigten Stöcken vorher auslegte, indem unter und in diese Gegen- stände die Raupen recht gerne sich verkriechen. So habe ich in meinem Privatweinberge, von dessen etwas über looo Stöcken ungefähr zwei Dutzend Icahlgefressene Bögen hatten, in kaum 1/2 Stunde last an jedem Stocke, an dem ich einige Centimeter tief nachgrub, ja meist schon unter dem um die Stöcke herumgelegten Stallmiste, je eine Raupe aufgefunden. Bedenkt man, dass diese Arbeit auch schwächere Personen (Frauen und Kinder), und zwar etwa mit einem alten Blechlöffel ausführen können, so wird diese Art des Yernichtens des Schädlings jedenfalls sich besser empfehlen, als das Aufsuchen der fressen- den Raupen während der Nachtzeit unter Zuhilfenahme von Laternen, ferner als die weiter empfohlenen Mittel, wie Anlegen A^on Klebringen um die Stöcke und Rebpfähle herum, das Einstossen glattwandiger Löcher (in welche die Raupen bei ihrer Plumpheit und Unbeholfenheit allerdings leicht lallen und dann mit Pfählen zerstossen werden können) in der Nähe der Stöcke pder endlich die An\\endung übelriechender Öle (z. B. Petroleum), sodann von Naphtalin oder ranzig geM'ordenem Ülkuchenmehl. Letzteres verursacht wenigstens nicht, wie das Petroleum, das NajDhtalin und gar die gleichfalls empfohlenen Teergürtel, vor deren Anwendung nicht genug gewarnt werden kann, noch Schaden, sondern dient zugleich dem Rebstock zur Ernährung. In der gleichen Zeit, in welcher die meisten der oben aufgeführten Ab- haltungs-, Fang- und Vertreibmittel sich anwenden lassen, kann man auch die Schädlinge aufsuchen und durch Zertreten vernichten oder in Gelasse sammeln und zur Fütterung des Geflügels verwenden. Wo es durchführbar ist, hat sich auch das Eintreiben von Hühnern und namentlich von Enten ausgezeichnet bewährt, wie auch Schonung des Maulwurfs und Einsetzen desselben nicht warm genug empfohlen werden kann. Eine neue Pyramideneiche. ^c, i Eine neue Pyramideneiche. (Quercus pedunculata var. Ahlfvengreni.) ^^PfW ^"'" '^ß""*"'S gebracht und genannt durch Dr. Carl Bolle. //W^)|'lfcmehr eine Flora ihrem Artenreichtum nach durch Studium erschöpft ' jj^^^^ worden ist, desto eher werden an Stelle der Spezies die Varietäten feSr^ an die Reihe kommen ihrerseits grösserer Aufmerksamkeit ge- ^^^ würdigt zu werden, und sie verdienen das reichlich. 1^ Mit Recht ist von dendrologisch massgebender Seite ausgesprochen worden, dass, namentlich von Bäumen, vSpielarten nicht selten die ursprüngliche Stammform an Wüchsigkcit und Schönheit weit übertreffen und daher A'orzugs- weisse einen Platz in den Kulturen Ijeanspruchen. Jedenfalls wohnt denselben in grosser Anzahl von Fällen ein besonderer Reiz ästhetischer Natur, eben der der Originalität, bei. Es darf daher jede wesentlich eigenartige Neugestaltung aus diesem Kreise mit Teilnahme begrüsst und gern in den Schatz imseres Tegetativen Inventars aufgenommen werden. Wenn dies schon in jenen weit häufigeren Fällen geschieht, wo Gehölze sich unter dem Einflüsse pflegender Menschenhand in vielfache Formen zer- splittern, ohne dass jedoch der Integrität der Spezies selbst Beeinträchtigung widerführe, dürfte das Interesse hierfür da noch grösser sein, wo Mutter Natur in eigener Person es ist, die freiwillig ein solches Werk vollbringt, indem sie in voller Wildnis diese oder jene auffallende Abweichung von der Normal- bildung in die Erscheinung ruft. Allerdings begegnet dem Beobachter nur selten ein solches Phänomen; wo es stattfindet, spricht es aber dafür auch um .so lebhafter zu seinem Gemüt und gilt zweifelsohne als eine noch wertvollere Bereicherung des Vorhandenen. Blutbuche, Trauerhasel, Schlangenfichte u. a. m. sind dergestalt zu festgegründetem Rufe gelangt. Augenblicklich ist ■es nun ein kaum minder überraschendes wie fesselndes Beispiel ähnlicher Art, Avelches hiermit zur Kenntnis gebracht werden soll. Wie gewaltig ist nicht die Zahl deiner Nachkommenschaft, du alte Schön- eiche von Harreshausen, die du anfangs dich überhaupt zu weigern schienst solcher das Leben zu geben. Seit der Zeit des siebenjährigen Krieges hast du sie, aus dem Walddunkel des Chattenlandes hervortretend, über die zivili- sierte Welt ausgestreut. Wenn dieser Baum, der das Abbild der Cypresse in noch edlerer Bildung als die zuerst mit so enthusiastischem Beifall auf- genommene, später in Misskredit gefallene lombardische Pappel in die trans- alpine Landschaft hineintrug, seinerzeit Epoche machen konnte, so mag heute, bei durch Uebermass des Gegebenen abgestumpfterer Empfänglichkeit wenigstens ein Teil der Aufmerksamkeit, die er erregt hat, sich einem Seitenstück seiner- selbst zuwenden, welches sich der Aktualität frischester Entdeckung rühmen darf. Allbekannt ist, dass, wenn auch die so allgemein gepflanzte Vermehrung so gut wie ausschliesslich von ihr abstammt, die hessische Pyramideneiche dennoch analogen Vorkommnissen auch in anderen Ländern Europas gegen- übersteht. Die Lande des südwestlichen Frankreich, Navarra, Portugal und Calabrien sind in dieserllinsicht genannt worden; obigem schliesst sich ausserdem ein von mir persönlich wahrgenommener Fall solcherSpontaneität aus der nächsten AT- 2 Eine neue Pyramideneiche. Xachbarschaft Berlins an.*) Meist fehlt es jedoch an genauen Angaben über die Details des Vorkommens dieser Varietät an ausserdeutschen Standorten. Sind es nun angedeuteten Orts selbständige Rassen von bedeutender Individuenzahl oder sind es vereinzelte Vorkommnisse, vermittelst welcher die Pyramideneiche spontan auftritt? Erscheint dieselbe inmitten des normalen Verbreitungs- bezirks der Art selbst oder alleinstehend? Niemand weiss das so recht. Noch Aveniger aber, ob dann und wann vielleicht Neigung vorwaltet, so etwas wie eine Brücke vom alten Typus zur Bildung einer neuen Art hinüberzuschlagen, als welche Lamarck ja, wie man weiss, seine Ouercus fastigiata kühn hin- zustellen beliebt hatte. Hiermit würden wir uns der Sphäre jener dunklen Rätsel kosmischer Qualität nähern, welchen gegenüber die Neuzeit so viel Subtilität der Argu- mente und so viel schöne Worte verschwendet hat, ohne indes durch Klar- legung der ersten Ursachen viel weiter vorwärts zu kommen. Also keine Theorien, nichts Spekulatives, zu dessen Ausmalung der Gegen- stand unserer Betrachtung allenfalls einlüde. Bleibe derartiges weniger Skeptischen, als wir es sind, überlassen. Schlichte Erzählung einer Thatsache, und was sich daran knüpft, genüge uns und möge nicht minder unseren Lesern vor der Hand Genüge leisten. Man kennt die Insel Gothland, jenes grosse Eiland des Baltenmeeres, der Ostküste Schwedens, dem es zugehört, in mächtiger Kalkformation vorgelagert. Eben dies Gothland mit dem ihm benachbarten Oeland, scheint die letzten Ausstrahlungen südlicher Vegetation in höhere Breiten hineintragen zu wollen. Seine reiche Flora bietet Züge dar, die dem skandinavischen Nord sonst fremd sind; auch ist es, von Linne's Epoche an beginnend, eine Fundgrube exqui- siter Seltenheiten geblieben. Hier nun ist die Heimstätte des Baums, von dem gehandelt werden soll. Es geschieht, ohne denselben thatsächlich oder auch nur abgebildet ge- sehen zu haben, dass wir es wagen, ihn auf Grund von Herbarien-Exemplaren und von allerdings kurz gefasster Schilderung eines Augenzeugen, der zugleich der Entdecker sothaner Neuheit ist, zu charakterisieren. Alles Lückenhafte und Unvollkommene möge hierdurch Entschuldigung finden. Es war im Jahre 1889, zur Sommerzeit, als auf Gothland ein dendrologisch glücklicher Fund in Gestalt einer Eiche gemacht wurde, die für das verständ- nisvolle Auge des Findenden sich von vornherein als etwas durchaus Fremd- artiges offenbarte. Bevorzugter Finder war der damalige Lunder Student, Herr Fr. E. Ahlfvengren, gegenwärtig Amanuensis am Reichsmuseum von Stockholm. Es kommt diese Eiche nur in einem einzigen mittelgrossen Baum mit länglich-pyramidaler Krone zwischen ihr der Art nach heterogenen Stein- eichen (Ouercus sessiliflora), der gewöhnlichen Eichenspezies Gothlands, auf einer hochgelegenen Wiese beim Hofe Gervalls im Kirchspiele Hejde, vor. Diese Lokalität liegt innerhalb der Westhälfte der Insel, wenige Meilen von der Meeresküste entfernt. Art und Weise seines Auftretens verbürgen für den Baum ein vollkommenes Wildwachsen; sie schliessen absolut jeden Gedanken an Einwirkung irgend welchen Kulturfaktors aus. *) cfr. Meine Andeutungen über die freiwillige Baum- und Strauchvegetation der Provinz Brandenburg, pag. 83 u. 84. Eine neue Pyramideneiche. 4S^ Die Stieleiche (Ouercus pedunculata), mit der die unsere sich spezifisch deckt, ist in Gothland nur äusserst spärlich vorhanden, ja nur durch ^venige Stämme an zwei Orten vertreten, von denen der nächste circa 30 Kilometer von der Fundstelle entfernt liegt. Von etwaiger Existenz kultivierter deutscher Ouercus fastigiata nirgend eine Spur; wohl aber ist in nicht unplausibler Weise die Ansicht laut geworden, es möchte der Xeubaum zu älterer Zeit bei Gervalls auf den nahen, nun längst der Beackerung anheimgefallenen Flächen häufiger gewesen sein, so dass man es jetzt nur noch mit einem durch günstige Fügung des Zufalls erhaltenen Relikt einer Vorzeitvegetation zu thun hätte. Ziemlich langgestieltes Laub, an dem Blattstiel und primärer Blattnerv gelbliches Kolorit zeigen, könnten beim ersten Blick mehr an die Stein- als an die Stieleiche als Artgenossin denken lassen; mit Unrecht. Gleiches dürfte wohl auch an hybriden Ursprung mahnen, wenn der Annahme eines solchen nicht an Ort und Stelle, abgesehen von eminent verlängerter Bildung des Fruchtstiels, hauptsächlich das totale Fehlen des einen Gliedes des präsumtiven Stammelternpaares widerspräche. Jedwede Vermutung ähnlicher Art ist also von der Hand zu weisen. Von absolut nichts anderem als einer Varietät der Stiel- eiche kann die Rede sein. Hierin stimmt die unsrige mit den Epigonen des hessischen Baumes und mit diesem selbst überein. Keine pyramidale Form der Steineiche ist bisher je gesehen worden. Nun zur Beschreibung. Wuchs wie oben lakonisch präzisiert.*) Blätter schmal, am Grunde all- mählich keilförmig in einen ziemlich langen gelblichen Stiel verschmälert vorn stumpf, meist dreilappig, am Rande weitläufi.g tiefgelappt mit vorn rund- lich endenden Segmenten, ein wenig lederartig, glatt, anscheinend von nicht glänzendem Grün, unten matter gefärbt, Blattnerv stark hervortretend als Fortsetzung des Stiels, gleich diesem gelblich. Eicheln sehr langgestielt, auffallend klein, von rundlich ovaler Form, 1 bis höchstens 1V2 cm. lang (also kaum halb so gross wie zumeist bei der Normalform und auch bei Ouercus fastigiata), einzeln oder zu zweien stehend und von einem sehr dünnen Stiel getragen, der dreimal länger als die Frucht ist, deren Cupula eine ganz kurze und flache, aussen rauh- schuppige Schale bildet. Schüppchen der Cupula spitziger als bei der typischen Form, bei der solche im allgemeinen mehr dreieckig werden. Aus Obigem ist leicht zu ersehen, dass, wenn auch Ouercus fastigiata ihrerseits in etwas, für die Pflanzung von Alleen dem Bau nach immer noch allzusehr, variiert, wenn auch andererseits schon das Arboretum muscaviense drei verschiedene Blattformen an derselben nachweisen will, an unserer Stelle doch eine noch viel grössere Abweichung in Gestalt des Laubes vorwaltet, gekennzeichnet durch Schmalheit der am Grunde keilförmigen, weit tiefer ge- lappten Blätter mit ihren stumpfen Segmenten und ihrem weit längeren Stiel. Ausserordentliche Kleinheit der Eicheln nebst Länge des Fruchtstiels konstituiert nicht minder ein hervorstechendes Unterscheidungsmerkmal, dem sich noch andere geringerwertige anschliessen. Vom Totaleindrucke des Baumbildes weiss man zu wenig; wahrschein- lich dürfte indes auch der Gesamthabitus, von dem ich nicht als Augenzeuge *) Bei einem im botanisclien Garten zu Lund bereits gepflanzten Bäumchen dieser Varietät sollen indess, als Ahschwächung der Pyramidenform, die unteren Aeste ziemlich breit ausgreifen. Ar 4 Eine neue Pyraniideneiche. reden kann, etwas besonderes, von dem uns vertrauten abweichendes dar- bieten. Dem Finder schien zuerst für seine Entdeckung, in liUen's, der Name var. cuneata angezeigt. Da derselbe mir indess definitive Xamenstaufe gönnen will und mich mit solcher speziell beauftragt hat, ziehe ich aus verschiedenen Gründen vor, die Gothlands-Pyramideneiche gebührenderweise ihm zu Ehren Ouercus pedunculata, Hoffm., var. Ahlfvengreni zu nennen. Falls eine lateinische Diagnose lege artis verlangt werden sollte, würde dieselbe lauten: Quercus pedunculatae, Hoffm., varietas gothlandica: coma pyramidata basi dilatata, folio angustiori, basi sensim cuneato, in petiolum satis longum flaA^escentem decurrente, apice obtuso, plerumque trilobo, margine profunde lobato, segmentis rotundatis, (folio) subcoriaceo, glabro, discolore, nervo medio prominenti-flavido. Glandibus minutis, longe pedicellatis ■ singulis vel binis, rotundato-ovalibus, breviter acuminatis; cupulabrevi, planiuscula extus squamulis acutis obsita. Crescit in Sueciae insula Gothlandia prope villam Gervalls paroeciae Hejde, arbor unica. Ueber das Alter des Baumes verlautet nichts. Es ist nicht nötig, seinet- wegen an eine direkte Neubildung in absehbarer Zeit zu denken. Dergleichen sich in mehr oder minder hohem Masse fixierende Aberrationen können, wo wir ihnen begegnen, atavistische Wiederholungen aus dem Formenkreise eines uralten Polymorphismus darstellen. Als solche mögen sie entstanden, wieder erloschen und aufs neue, vielleicht an entfernter Stelle und im Verlauf der Jahrtausende, ins Leben gerufen worden sein, bis so fluktuierenden Existenzen der wissenschaftlich geläuterte Sinn der Gegenwart zuletzt zu S3'stematischer Fest- stellung verhilft, während, wie es bei Quercus fastigiata geschah, von der Lieb- haberei geförderter Anbau ihnen eine gesicherte Verbreitungssphäre neben gesteigerter Vermehrung in Garten und Hain verbürgt. Man darf berechtigt sein, baldiger Einführung der — nennen wir sie kurz so — Quercus Ahlfvengreni mit jenem Frohgefühl entgegenzusehen, welches jede wesentliche Bereicherung der Arborikultur dem Dendrologen einflösst, eine Empfindung, welche sich mit verhältnismässiger Nähe des Standorts nur steigern kann. Allerdings wird berichtet rmd erscheint als Hemmnis, dass das gothlander Unikum seit 1888 keine oder doch nur spärliche Mast getragen habe, überhaupt also sich als wenig fruchtbar erweist. Ähnliche Unter- brechungen im Fruktifizieren ereignen sich indes auch bei Ouercus fastigiata, ohne in der Regel dauernd zu sein. Der Vergleiche mit dem Verhalten letztgenannter dürften noch mehrere anzustellen sein, so beispielsweise hinsichtlich des Laubfalls, den die ältere Form, ge Wissermassen subsempervirent, im Klima Deutschlands meist erst bei stark vorgerückter Herbstwitterung beMerkstelligt; ferner in Betreff der Beibehaltung oder des Abwerfens dürren Blattwerkes im Winter. Nicht minder wird es von Interesse sein, die Samenbeständigkeit der Neu- heit zu prüfen. Alles Dinge, die einer nahen Zukunft vorbehalten bleiben. Sei es nun Varietät oder Subvarietät, als welche sich der gothländische Baum darstellt, was natürlich subjektivem Ermessen anheimfällt, mit vollem Recht lässt uns derselbe erkennen, dass wiederum einmal dem weitgreifenden Formenkreise einer unserer deutschen Eichen ein hervorragendes Glied angefügt worden ist. Herzerfreuend für den historischen Sinn ist es, dass solches auf Dendrologisches aus Cleve. alz. dem klassischen Boden Linneischer Tradition und in einem Lande geschehen konnte, welches Anspruch erheben darf als die Wiege moderner Botanik an- gesehen zu werden. Schliesslich bewillkommnen wir Herrn Ahlfvengren in der Mitte von uns Dendrologen, indem wir demselben für seine schone Entdeckung, die eine so wesentliche Bereicherung der vSylva Schwedens in sich schliesst, sowohl Dank wie Glückwunsch aussprechen. Geschrieben zu Scharfen!) er g, im Juli 1894. (S Dendrologisches aus Cleve. Von E r n s t V i r c h o w in R a s t e d e. r^ (Hierzu Abb. 80 u. qo.) Ußie einstige Haupt- und Residenzstadt Cleve, zu ihrer Blütezeit die dritte S?) Stadt des preussischen Staates, hat von ihrer früheren Bedeutung nicht mehr viel übrig behalten; erhalten aber blieben ihr die Schöpfungen des Prinzen Moritz von Nassau - Siegen, der vom Jahre 1649 bis 1679 in Cleve residierte, nämlich die schönen Anlagen des Tiergartens und des Stern- busches. Doch nicht von den angenehmen Waldpromenaden, nicht von den lieblichen Aussichten auf die Rheinniederung mit ihren üppigen Wiesen und Feldern und freundlichen Ortschaften, oder von dem stets malerischen Anblicke der alten Schwanenburg hoch über dem Flüsschen Kermesdaal wollte ich erzählen, ob- wohl es wohl wert wäre, die Aufmerksamkeit auch für diese Sehenswürdigkeiten aufzufrischen. Meine Gedanken lenken sich auf einen kleineren Teil der An- lagen bei Cleve, nämlich auf den sogenannten Forstgarten. Im Jahre 1784 wurde von dem Kammerpräsidenten Herrn von Buggen - hagen dieser Park unter dem Namen: »Die neue Plantage« angelegt. Ab- gesehen davon, dass der Geschmacksrichtung jener Zeit entsprechend Wasser- künste, Lusthäuschen, ein Irrgarten und ähnliches nicht fehlen durften, wurden zur Bepflanzung dieser Plantage fremde und seltene einheimische Gehölze ver- wendet. Seine jetzige Gestalt erhielt der Forstgarten, wie die Anlage später ge- nannt wurde — abgesehen von wenigen Neuerungen — durch den Llofrat Weyhe in Düsseldorf, ungefähr im Jahre 1825; frei von allen Spielereien, allerdings mit den wunderlichsten Wegeführungen, bietet er nun das Bild eines modernen Parkes. Von den alten Bäumen dieses Parkes, welche nun vielleicht auch ihre beste Zeit hinter sich haben, machen die Pinus Strobus, welche — ursprünglich als Einfassung des ganzen Parkes gepflanzt — mit ihren mächtigen Stämmen, überragt von malerisch verzweigten Asten, eine ganz wunderbare Allee bilden, einen besonderen Eindruck. Ich verdanke meinem Vater mehrere Aufnahmen von Bäumen des Forst- gartens und giebt das ausgewählte Bild einen allerdings nicht in der Allee 456 Dendrologisches aus Cleve. stehenden Pinus Strobus wieder. Leider scheinen die Bäume in der Allee all- mählifh zurückzugehen und haben jedenfalls die schönste Entwickelungsstufe hinter sich. Von ganz besonderer Schönheit ist eine mächtige Blutbuche am Eingange des Parkes; interessant dadurch, dass es ein vSämling ist, die Mutterpflanze vieler tausender schöner Blutbuchen, welche von der Tiergarten-Baumschule nicht nur in die Clever Gärten, sondern auch weiterhin verbreitet wurden. Hamamelis virgini an a, jener interessante im Herbst seine gelben Blumen entwickelnde Strauch, steht hier in seltener Grösse, leider war er jahrelang unterdrückt von anderem Gesträuch und nur mit besonderer Pflege kam er zu voller Geltung. Abb. 89. Pinus Strobus L., Weymouthkiefer, im Forstgarten bei Cleve. Photographisch aufgenommen vom Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Rudolph \'ircho\v, Berlin, im August 1888. Von den schönen mächtigen Platanen, den verschiedenen Eichensorten, Tsuga canadensis und anderen will ich heute nicht erzählen. Was aber der besonderen Erwähnung noch wert ist, das ist ein starker Liquidambar styraciflua, von dessen Dimensionen Abb. 90 eine Vorstellung giebt. Herrlich ist dieser an sich schon schöne Baum anzusehen, wenn sich seine Blätter im Herbst färben, in allen Schattierungen von gelb und orange zum leuchtendsten rot, bis ins schwarzrote. Heute würde übrigens, da inzwischen die den Baum von rechts her bedrängende Buche beseitigt ist, das Bild günstiger ausfallen. Hoffentlich haben diese wenigen Angaben das Gute, manchen Leser auf seinem Wege nach Holland oder Belgien nach Cleve zu einem Abstecher zu Zur Pflege der Orchideenwurzeln. 457 veranlassen, und sicherlich wird die Besichtigung des Forstgartens sowie des Tiergartens und des Sternbusches eine bleibende schöne Erinnerung ^hinter- lassen. Abb. qo. Liquidambar styraciflua L. im Forstgarten bei Cleve. Photographiscli aufgenommen vom Geh.' Medicinalrat Prof. Dr. Rudolph Virchow, Berlin, im August 1888. Zur Pflege der Orchideenwurzeln. läge zur ie Thatsache, dass viele Orchideen ohne irgend welche lebensfähige Wurzeln weiter wachsen und auch ihren Blumenflor entfalten, führt nicht selten zu einer Vernachlässigung in der Pflege derselben, deren Folgen jedoch niemals ausbleiben. Ebenso wie bei jeder anderen Pflanze, bildet ein gutes Wurzelvermögen die Hauptgrund- Ausbildung gesunder, kräftiger und blühfähiger Pseudobulben und ^-g Zur Pflege der Orchideenwurzeln. Triebe bei den Orchideen, und wenn, wie oben gesagt wurde, die Pflanze auch ohne dasselbe noch lange Zeit weiter vegetiert, so darf daraus dennoch keine Regel gemacht werden. Die Reservestoffe der älteren Bulben, aus "welchen sich der neue Trieb aufbaut, werden schliesslich auch aufgebraucht und. dann wird eine Pflanze, die mit gesunden Wurzeln versehen und. fähig ist, neue Nährstoffe aufzunehmen, weit kräftigere Bulben erzeugen können als eine solche ohne dieselben. Aus diesem Grunde allein schon ist die Erziehung und Pflege der Orchideen- wurzeln ein höchst wichtiger Punkt bei der Kultur dieser Pflanzen, und es muss demselben die grösste Aufmerksamkeit zugewendet werden, umsomehr, als auch die natürliche Befestigung der Pflanzen durch die Wurzeln an Holz-, Rinden- oder Korkstücken und dergl. die vorteilhafteste ist. So wie nun die Bildung der jungen Wurzeln möglichst begünstigt werden muss, so notwendig ist es auch, die Entwicklung zu einer wirklichen Voll- kommenheit, besonders in Bezug auf die Länge, zu fördern, damit dieselben während der Wachstumsperiode ihre Dienste in ausgiebigster Weise verrichten können. Die sorgfältige Beachtung dieser Regeln wird zu g-uten Resultaten führen, ebenso auch umgekehrt, und diese Fälle sind nicht selten. Ein schwer zu überwindendes Hindernis wird der völligen Entwicklung der Wurzeln durch unzweckmässiges Einpflanzen in Gefässe bezw. Befestigen auf Holz entgegengestellt. Es genügt nicht allein, die Pflanzen so hoch auf das Verpflanzmaterial zu stellen, dass die jungen Wurzeln ungehindert hervor- brechen können, dieselben müssen auch genügend Raum zum Weiterwachsen A'orfinden. Bei Cattleyen, Laelien und ähnlichen Arten ist dies leicht ausführbar, indem dieselben so hoch gestellt werden, dass die jungen Wurzeln in der Richtung über den Topfrand hinaus wachsen müssen. Sind dieselben gezwungen, in den Topf hineinzuwachsen, so stellen sie ihre Thätigkeit oder doch das Wachstum bald ein, falls sie hier nicht einen weiten Hohlraum linden, indem sie sich an den Scherben und Ziegelstücken, die als Unterlage dienen, selbst beschädigen. Vorteilhafter ist es, wenn sich die Wurzeln an den äusseren Seiten des Gefässes anlegen, welches dann beim nächsten Verpflanzen entweder vorsichtig zerschlagen wird, ohne die Wurzeln zu zerreissen, oder mit in ein grösseres eingepflanzt wird, wodurch dann eine Störung völlig vermieden wird. Die Pflanzen müssen nun unter sich auch weit genug von einander entfernt stehen, um zu verhindern, dass sich die Wurzeln der einen an das Gefäss der andern anlegen. Beim Umstellen oder Verpflanzen würden dieselben unbedingt verloren gehen; ebenso muss das Anwachsen an die Stellage imd Wände ver- hindert werden, wenn die Pflanzen hier nicht für immer bleiben können, was aber des Verpflanzens und Waschens wegen nicht möglich ist. Arten wie Aerides, Angraecum, ^"anda, deren Wurzeln aus dem Stamme entspringen, pflanzt man, so lange sie klein sind, am besten in Körbe zum Auf- hängen, woselbst die Wurzeln unbeschränkten Raum haben, sich auszubreiten. Grössere Pflanzen, die leicht umfallen, müssen hingegen in entsprechende Gefässe gepflanzt werden. Für genannte Arten eignen sich am besten die in der Länge durchbrochenen Zur Pflege der Orchideenwurzeln. 45Q Gefässe von cylindrischer Form. Stehen dieselben nicht zur Verfügung und ist man gezwungen, gewöhnliche Töpfe zu verwenden, so muss auch auf die Her- stellung von grossen Zwischenräumen Rücksicht genommen werden, in welchen die fleischigen Wurzeln einer Beschädigung weniger ausgesetzt sind. Trotzdem werden sich dieselben, schon wegen Mangel an Raum, oft auch wegen Überiluss an Feuchtigkeit, weniger gut entwickeln als die ausserhalb des Gefässes, und müssen um so sorgfältiger geptlegt werden. Phalaenopsis- und Oncidium- Arten, ferner Laelia autumnalis, Cattleya citrina und andere pflegt man in der Regel auf ein Stück Holz, Kork oder Rinde zu binden. Von diesen Materialien ist ein festes Stück Holz mit nicht zu rauher Rinde oder, noch besser, ein solches, welches vor dem Gebrauch teilweise verkohlt wurde, allen andern vorzuziehen. Namentlich an letzterem entwickeln sich die Wurzeln, unbehindert von übermässiger Feuchtigkeit und Überhandnehmen von Pilzen, sehr gut. Den grössten Nachteil besitzt die Verwendung von Kork, ganz besonders während der Wachstumsperiode. Beim Bespritzen und Bewässern bleibt nur auf der Oberfläche desselben etwas Wasser haften und auch dieses verdunstet zu schnell, so dass die Pflanze an Feuchtigkeitsmangel leidet; ausserdem bilden die zahlreichen Vertiefungen ein grosses Hindernis in dem Wachstum der Wurzeln. Die Spitzen derselben senken sich, der Feuchtigkeit nachgehend, in dieselben ein, vermögen den Kork aber nicht zu durchdringen. Wenn sie nun auch nicht gleich zu Grunde gehen, können sie dennoch nicht weiter fort- wachsen, sondern verkrüppeln, bevor die Pflanze ihre Wachstumsperiode beschlossen hat. Ganz besonders nachteilig ist dies für Phalaenopsis, deren Wachstum nur kurze Zeit unterbrochen ist und die sehr lange Wurzeln bilden. Im Vaterlande sieht man diese in einer Länge von iVo — 2 m und mehr; sie bei uns annähernd zu dieser Vollkommenheit zu erziehen, muss das Bestreben des Züchters sein wenn ein vollkommener Flor erzielt werden soll. Einige Dendrobium- Arten, wie D. nobile, Pierardi, ßmbriatum, oculatum u. a besitzen die Eigenschaft, auf den alten Stämmen junge Pflanzen zu bilden, die von hier aus zahlreiche Wurzeln entsenden. Dieselben werden sich um so schöner entwickeln, wenn man ein Stück Holz so befestigt, dass sie sich anlegen können. Die ganze Pflanze erhält auch dadurch eine sichere Stütze Dasselbe ist auch der Fall bei Arten, bei denen die Bulben auf einem langen dünnen Rhizom sitzen, wie z. B. Burlingtonia decora und Oncidium flcxuosum; letztere sind überhaupt am vorteilhaftesten auf ein langes Stück Holz zu binden. Die Wurzeln der Erdorchideen, welche meist sehr zahlreich und von fleischiger Beschaffenheit sind, wie bei Cypripedium, verlangen zu ihrer Entwicklung vor allem einen entsprechenden Raum. In engen Gefässen, dicht an einander gedrückt, gehen sie leicht zu Grunde, ebenso, wenn das Verpflanzungsmaterial zu fest und undurchdringlich ist. Die Drainage darf bei diesen nicht zu viel Raum einnehmen und es empfiehlt sich, dieselbe pyramidenförmig aus einem umgestülpten kleineren Toj^f und Scherben herzustellen, über welche die Wurzeln strahlenförmig ausgebreitet werden. Zur Erzielung und Erhaltung eines guten Wurzelvermögens genügt nun die Bewässerung des Gefässes, in welchem die Pflanze steht, nicht allein, die Um- gebung muss ebenfalls mit Wasserdampf gesättigt sein, der das Hervorbrechen .Qq Zur Pflege der Orchideen. der jungen Wurzeln aus den Bulben befördert und ebenso die bereits über den Topfrand hinausragenden vor dem Eintrocknen schützt. Längere und wiederholte Trockenheit A^erkürzt das Wachstum bald. Im ersteren Falle wird ein Auflegen von lebendem Sphagnum sehr zweckdienlich sein, nur darf ein zuviel auch nicht stattfinden, denn ein Übermass von Nässe ist den jungen Wurzeln ebenso nachteilig. Nicht weniger verderblich ist die direkte Einwirkung der heissen Sonnenstrahlen auf die Wurzeln. In einseitigen Gewächshäusern kann man häufig die Wahrnehmung machen, dass die der Wand zugekehrte Seite der Gefässe von einem förmlichen Wurzel- netz umsponnen ist: Wiirzeln von Angraecum sesquipedale, Vandeen. Aerides wachsen auffällig der Schattenseite zu, und solche, die durch eine Öffnung in der Stellage durchwachsen konnten, erreichen unter derselben eine bedeutende Länge und Stärke. Auch im Vaterlande der Orchideen ist derselbe Vorgang zu bemerken, insofern als die Wurzeln an den Schattenseiten der Bäume länger und üppiger wachsen als auf der Sonnenseite, so z. B. bei Phalaenopsis Diese Erscheinung ist leicht erklärlich; auf der Schattenseite ist die Feuchtigkeit der Luft oder sonstiger Gegenstände grösser und die Wurzel strebt derselben zu. In Gewächshäusern muss man daher die Wurzeln vor dem direkten Bescheinen der Sonne schützen und ihnen die Gelegenheit geben, sich auf der Schattenseite richtig und vollkommen entwickeln zu können. Eine genügende Feuchtigkeit der Luft muss dabei durch Bewässern der Stellagen, Wege und Wände geschaften werden. Alle Beschädigungen der Wurzelspitzen sind sorgfältig zu vermeiden; denn die Verzweigung der Hauptwurzel und die Bildung von neuen Spitzen geht langsam vor sich, und da die Wurzelbildung nur immer in gewissen Zeitabschnitten erfolgt, müssen die vorhandenen umsomehr beschützt und gepflegt werden. Bei der Befestigung der Pflanzen mit Draht wähle man nur solchen von weichem Kupfer, das sich leicht verarbeiten lässt. Bei Eisendraht ist dies weniger der Fall, ausserdem ist der sich bildende Rost den Wurzeln sehr schädlich. Ebenso wie vSchimmelpilze sind auch Algen und Flechten von grossem Nachteil, indem sie einen völligen Luftabschluss bilden und dadurch die Wurzeln beeinträchtigen; sie müssen schon im Entstehen entfernt werden. Nicht zu unterschätzende Zerstörer der Wurzeln finden sich auch im Tier- reiche. In erster Linie sind es die orientalischen Schaben, Blatta orientalis, welche mit Vorliebe die Wurzelspitzen benagen. Dadurch, dass sie Flügel besitzen, sind auch die hängenden Pflanzen ihrer Zerstörungswut ausgesetzt, und um so eifriger muss ihnen nachgestellt werden. Das beste Vertilgungsmittel ist Syrup, mit Arsenik oder Cyankali vermischt, oder man füllt hohe Glasbüchsen mit etwas Syrup. in welche sie, nach der Süssigkeit gehend, hineinfallen imd in dem Syrup umkommen, da sie an den Glaswänden nicht emporlaufen können. Diesen fast gleich kommen die Schnecken; durch Auflegen von Gurken- stückchen oder Aufstellen von Schalen mit Kleie kann man sich vor denselben schützen. Auf letzteren müssen sie nachts gesammelt werden: auf ersteren hingegen bleiben sie, bohren sich tief ein und sind dann sehr leicht zu vertilgen. Asseln, die ebenfalls die Wurzeln benagen, fängt man. wie bekannt, am besten unter ausgehöhlten Kartoffeln oder Rüben. Ergebnisse der Düngungsversuche etc. aQi Um diese Feinde schon im Entstehen zu bekämpfen, ist es sehr empfehlenswert, das zur Verwendung gelangende Verpflanzungsmaterial genau zu untersuchen, besonders das Moos; die faserige Heideerde setzt man grosser Hitze aus oder übergiesst sie zuvor mit heissem Wasser, wodurch denn auch alle Larven und Eier getödtet werden. Alexander Bode. Ergebnisse der Düngungsversuche mit Hydrangea hortensis und Cineraria hybrida. [Fortsetzung. j^^ie Wiederaufnahme der Versuche fand im Jahre 1893 am 1. A^Dril statt. ^1^ Ein weiteres Umpflanzen wurde nicht beschlossen; die Pflanzen in ihrer bis- herigen Erde belassen, im kalten Kasten frei aufgestellt, bei starker Sonne zu der Mittagszeit beschattet. Der 1. Dungguss erfolgte gleich am 1. April; von hier ab Stägig bis zum 1. Juli. — Die Pflanzen waren mit Ausnahme derjenigen der Reihe V. gut durch den Winter gekommen; bei Reihe V. zeigten die End- triebe mehrfache Absteckung, darnach directes Abfaulen der krautartigen Stengelteile. Im weiteren ^'erlaufe der Behandlung bekunden bereits gegen Ende ]ilai sämmtliche Pflanzen der Reihen I. — Y. einen wesentlichen Fortschritt ihrer Entwickelung gegenüber den Pflanzen der Kontroll-Reihe VI. Einen Monat später haben die Pflanzen der Aussenstationen (Lichterfelde, Spindlersfeld) die- jenigen der Innenstationen Berlin W. und Berlin N.W. merklich an Ausbildung überholt. Sehr kräftig entwickelt bezüglich Trieb- und Blütenansatz zeigen sich die Pflanzen der Reihe V. in Spindlersfeld; hier ist der Knospenansatz ein durchweg gleichmässigerer als der der übrigen Reihen. Die Pflanzen der Gegen- reihe Yl. treten in ihrer ganzen Entwickelung in Bau und Knospenansatz wesent- lich zurück, mit der einzigen Ausnahme auf Station Moabit (Weidlich), wo der Knospenansatz, gleichfalls später eintretend, doch zahlreich erscheint. Eine Besichtigung sämtlicher Pflanzen der anderen drei Stationen*) ergab als solche betreffs der Grösse wie Gesammtentwickelung am besten ausgebildete Pflanzen, diejenigen von Station Gr. Lichterfelde, dann folgen diejenigen der Station Berlin N.W. und zuletzt diejenigen der Station Berlin W.; unter den letzteren fällt nur ihrer verhältnismässig besseren Ausbildung halber die Gegenreihe VI, auf. Der Blütenansatz, welcher in jeder der einzelnen Reihen als ein an sich regelrechter bezeichnet werden muss, schwankt relativ, in Prozenten ausgedrückt, hier und da recht stark. Hinsichtlich der Blütenfarbe der Pflanzen der Station Gr. Lichterfelde ist zu bemerken, dass hier die Blüten der Reihe V") ein bläuliches rosa zeigen, welches indessen bald nach dem Giessen in rosa Färbung umschlägt. Im All- gemeinen bekundeten die Blüten der betreffenden Versuchs-Pflanzen, mit Ausnahme der Reihe Y, in welcher bei den Versuchs-Pflanzen der anderen .Stationen die rosa Färbung sonst sehr intensiv auftritt, eine ziemlich gleichmässige rosa *) Sitzung vom 14. Juli i8q3. Gross-Lichterfelde, Berlin N.W. und W. **) Unter den mit Bäke-Wasser seaossenen Reihen. 402 Ergebnisse der Düngungsversuche etc. Färbung. Die Versuchs-Pflanzen ergaben Ende Juli als Endresultat folgende Verhältnisse (prozentualiter ausgedrückt) und zwar in Bezug u) auf das Ver- hältnis der Triebe zu den Blütenständen: Gr. Lichterfelde. Reihe I » II » III » IV » V » VI Triebe öl 60 68 67 67 43 Blüten 50 52 55 55 55 17 pCt. V. 80,00 % 86,32 % 80,88 % 83,500/0 82,50% 40,80 % Summarisches Durchschnitts- Verhältnis 77,82 0/0 Spindlersfeld. pCt. V. 87,000/0 80,00 0/0 78,000/0 70,00 0/0 8 1, 00 0/0 37,00 0/0 Triebe iihe I 46 » II 50 » III 64 » IV 57 » V 64 » VI 53 Blüten 40 40 50 40 52 20 B( ;rlin XW. Triebe Blüten pCt. V. 77 69 89,70 0/0 83 78 93,60 0/0 70 60 84,000/0 65 54 83,000/0 85 78 91,260/0 52 43 85,000/0 87,00 0/0 E erlin \V Triebe Blüten pCt. V. 42 26 62,40% 56 39 70,200/0 58 32 55,36% 44 20 46,000/0 36 26 70,800/0 38 15 39,45 % 57,670/0 Summarisches Durchschnitts- Verhältniss 72,600/0 Hiernach stehen sich die beiden Aussen-Stationen Gr. Lichterfelde und Spindlersfeld ziemlich normal gegenüber, die beiden Innen-Stationen Berlin N.W. und Berlin W. differieren dagegen um genau 3opCt. zu Ungunsten von Berlin W. Der Blumendolden-Durchmesser schwankt unter den am meisten aus- gebildeten Blumen (Berlin W. und Spindlersfeld) zwischen 12 und 30 cm. den am wenigsten ausgebildeten (Berlin W. und Spindlersfeld) zwischen 9 und 24 cm. Das Verhältnis des Blütenansatzes speziell unter den gedüngten Reihen ergiebt ungefähr (bei den 3 Stationen Gr. Lichterfelde, Spindlersfeld, Berlin W.) volle 40pCt. mehr als bei denen der Kontrol-Reihe. Bei Station Berlin N.W. ist indessen nur eine Differenz bis zu 8 pCt. zu Ungunsten des Blütenansatzes der Kontroll-Reihe gegenüber den gedüngten zu verzeichnen. Allerdings ist hier die Ausbildung der Blüten der gedüngten Reihen als eine erheblich grössere, bessere gegenüber denen der Kontroll-Reihe hervorzuheben. Besonders bemerkt muss dazu werden, dass infolge Abfaulens einer besonders grossen Zahl von Endknospen sich viele Seiten -Triebe entwickelten, welche sämtlich Blüten, w^enn auch von geringer Dimension ansetzten. Hinsichtlich des Höhenwuchses der Triebe ergeben sich im Durchschnitt folgende Abstufungen: Reihe Es ist also zwischen der höchsten mit 65 cm und der niedrigsten mit 35 cm bei den Reihen III und VI eine Differenz von 30 cm vorhanden. niedrigste höchste Reihe II 50 cm 62 cm » III 45 cm 65 cm » IV 45 cm 55 cm niedrigste höchste Y 40 cm 55 cm I 40 cm 45 cm VI 35 cm 50 cm Ergebnisse der Düngungsversuche etc. 46*^ Bezüglich der allgemeinen EntAvickeliing, d. h. des Gesamt-Habitus der einzelnen Reihen, gruppieren sich die Pflanzen der 4 Stationen betreffs des Marktwertes, der Güte nach, folgendermassen: Stat. Spindlersfeld 1. ReiheV 3. Reihe! s.Reihe IllundIV 4. Reihell 5. Reihe VI » Berlin N.W. >> IV » V » 11 > III » I >> VI » Gr. Lichterfelde » IV » V » III >> II » I. u.Vl. » Berlin W. » IV » V » II und III » VI » I. Es stehen hiernach die Pflanzen der Reihe V in erster bezw. zweiter Linie, diejenigen der Reihe VI (Kontroll-Reihe) in letzter bezw. vorletzter Linie sich gegenüber. In Ermangelung einer photographischen Wiedergabe der Hortensien-\'er- suchs-Pflanzen sei es versucht, die erfolgte Wirkung betreffender Düngungs- reihen mit Rücksicht auf den Gesamteindruck der Pflanzen dahin zu skizzieren, dass diese, im Gegensatz zu den Pflanzen der Kontroll-Reihe, im allgemeinen ganz wesentlich hervortreten, und zwar bezüglich Aufbau, Färbung wie Ge- samt-Entwickelung. Der Aufbau der Versuchspflanzen bekundete sich mit Ausnahme derjenigen der ReiheV. und VI. als ein in seinen einzelnen Teilen (Stamm, Zweigen etc.) hervorragend gestreckter, die Verzweigung als eine vor- wiegend dichte, d. h. zahlreiche, dabei der Mehrzahl der Fälle nach gleich- massig ausgebildete. Die Färbung der Blätter zeigte bei den Pflanzen der Reihen IL, III., I. ein kräftiges Grün, tiefes Dunkelgrün bei denen der Reihe V., lebhaftes Gelbgrün bei denen der Reihe IV., Hellgrün bei denen der Reihe VI. Die rosa Farbe der Blüten musste als eine im allgemeinen sehr lebendige be- zeichnet werden, natürlich gleichzeitig mit Rücksicht aut die betreffenden drei verschiedenen Sorten. Die Gesamt-Entwickelung der Pflanzen in ihren ober- irdischen Teilen wies im 1. Jahre der Versuchs-Kulturen keine nennens- werten Fortschritte auf, dagegen trat kurz nach Beginn der im 2. Jahre wieder aufgenommenen Kultur hierin eine wesentliche Änderung ein, eine Erscheinung, die sichtlich im Zunehmen begriffen war, nachdem der erste Blütenknospen- ansatz eine erkennbare Gestalt angenommen, noch mehr, nachdem die Blüten- entfaltung eintrat. Die Gesamt-Entwickelung trat d^emnach bei den Pflanzen der Reihen IV. und V. am deutlichsten hervor, indessen diejenigen der Reihen III., IL, I. nicht minder zurückblieben. Entfaltung imd Grösse der Blütendolden, des Gesamt-Habitus der Pflanze mit seinen reichen Verzweigungen, dem vollen kräftig entfalteten Blätterschmuck und den über ihn hervorragenden grossen, lebhaft gefärbten Blütendolden Hess kein Bedenken darüber aufkommen, dass die gedüngte Pflanze der ungedüngten gegenüber als eine z. T. ganz hervor- ragende Erscheinung sich behauptete.*) Dass die Pflanzen der Aussen-Stationen: Gr. Lichterfelde, Spindlersfeld, auch Moabit (im besond. Falle), im Gegensatze zu denen der Tnnenstation *) Es sei hierzu bemerkt, dass die in der Sitzung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues am 27. Juli 1893 vorgeführten Pflanzen den Liebhabern nach der Sitzung zur Verfügung gestellt werden sollten, dass indessen noch vor Schluss der Sitzung die anwesenden Handelsgärtner sich bereits der grössten Zahl der Pflanzen versichert hatten — ein nur zu sprechender Beweis für die im Text behaupteten Vorzüge der betreflenden Pflanzen. Waren es doch immer nur erst Pflanzen, welche im 2. Jahre ihrer Entwickelung standen, und 3 bezw. 4 jahrig getriebene Marktpflanzen bei weitem überholt hatten. AßA Ergehnisse der Düngungsversuche etc. Berlin W., ein an sich wesentlich besseres Wachstum (Ausbildung und Aufbau sowie lebhaftere Färbung in Blatt und Blüte) der einzelnen Reihen bekundeten, darf nicht Wunder nehmen. Mangel an vollem Sonnenlicht (d. h. vom Auf- gang — bis Niedergang), der erheblich an Ozongehalt geringwertigeren, dagegen durch vermehrte Staub- und Russteile bedeutend verdickteren Luftschichten, des Mangels einheitlicher Luftbewegung, an Stelle dessen Ersatz durch Zug- luft, ein damit in nächster Wechselwirkung stehendes geringeres Austrocknen des Wurzelballens, als Folge dessen spärlichere Entwickelung des Wurzelgeflechtes, mangelhaftere Ausbildung des Holztriebes an der Pflanze, dies alles bestätigt nur allzu sehr die von Jahr zu Jahr sich hier mehrende Erfahrung, dass die Pflanze in eingebauter Stadt-Lage, trotz hinreichender Stoffzufuhr (wie in den vorliegenden Fällen) doch nicht den Vorzug der Entwickelung zu erreichen imstande ist wie die Pflanze der freien Lage. Wenn irgend, so hat dieser Versuch mit Hortensien diese Gegensätze schlagend dargethan. Was den Wert der vorstehenden Dunggaben bei den Hortensien-Versuchs- Pflanzen auf ihren Erfolg hin anbetrifft, so stehen in erster Linie die Gaben mit schwefelsaurem Amnion an Wirkung denen mit phosphorsaurerKali-Mischung gegenüber, wobei jedoch besonders zu betonen, dass sich zunächst nur für Hortensien (Pflanze mit holzigem Gerüst) eine Düngung mit schwefelsaurem Ammon — im richtigen Verhältnis gegeben — als eine für den Aufbau, Blatt- färbung wie Blüten- Anlage sehr vorteilhaft wirkende erweist. Ferner gruppieren sich die Dunggaben: mineralische Salze, Reihe III, d. h. vorwiegend Chlorkalium und Chilisalpeter, in Mischung" mit Superphosphat und schwefelsaurer Magnesia, gegenüber der Mischung in Reihe II, der sogen. Rübesam'schen Pflanzennahrung"; indess die mit Kuhdung-Gährungslösung behandelte Reihe bez. des Erfolges der Dimgwirkung als besondere Erscheinung für sich steht. II. B. Cinerarien. Der Vorgang" für die Cineraria hybrida-Versuchs-Pflanzen in einjähriger Kultur gestaltet sich wie folgt:*) Die zuvor zweimal piquierten Sämlinge, Samen von Benary-Erfurt, wurden zweimal verpflanzt, und zwar am 22. April in 6V2 cm. am 29. Mai in to cm grosse Töpfe. Der erste Dungguss erfolgte am 1. Mai, von da ab stets achttägig, mit Ausnahme einer vierzehntägigen Ruhepause zur zweiten Verpflanzzeit, d. h. A'Om 27. Mai bis 14. Juni. Anfangs in kräftiger Entwickelung begritfen. zeigten die Pflanzen der Reihe 2 — 5 von Mitte Juli ab einen auffälligen Stillstand — allerdings am wenigsten in der Gegenreihe, Reihe 1. Ausser dem zuerst er- wähnten Umstand, dem der starken Düngung, wirkte auf die Versuchspflanzen namentlich die zur Zeit herrschende Hitze nachteilig ein. Gleichzeitig mit dem mangelnden Fortschritt im Wachstum zeigte sich ein erhöhtes Auftreten des Ungeziefers auf den Pflanzen sowie starke Salpeterabsonderung an der Aussen- wand der Töpfe; der Versuch wurde auf allgemeinen ßeschluss demnach am 9. August eingestellt. Der zweite ^^ersuch, am 15. August begonnen, erlitt dahin eine Ver- änderung, dass zu der bisherigen Erde zur Hälfte La üb -Erde zugesetzt wurde, *) Vergl. Bericht in Gartentlora 1894, Heft 9, S. 233 u. ff. Ergebnisse der Düngungsversuche etc. 465 dieser Boden also eine bedeutend lockerere Mischung enthielt, die, wie schon oben bemerkt, ebenfalls in der Versuchsstation Dahme analysiert wurde. DerKalk- gehalt tritt hiernach um 0,74 pCt. zurück; Magnesia, Phosphorsäure und gesamter Stickstoffgehalt erfahren eine wesentliche Erhöhung um 0,20 pCt., an Stickstoff sogar um 0,50 pCt. Die weiteren Entwickelungen ergeben sich aus folgendem: Unter Belassung der Reihen wie bei dem ersten Versuche, desgleichen des Giesswassers, derselben Behandlung, Heranzucht der Sämlingspflanzen (Spittel- Arnstadt) in drei Sorten, a) englische Riesen, b) I. Qualität, c) Zwergformen, werden die Pflänzchen am 15. August in 10 cm und am 16. Oktober in 15 cm grosse Töpfe verpflanzt. Gelegentlich des zweiten CJmpflanzens erzeigen sich die Pflanzen als reich bewurzelt. Düngungsgaben in oben angegebener Form erfolgen vom 23. September ab achttägig, mit Innehalten einer vierzehntägigen Ruhepause znr Verpflanzzeit. Das Aussehen der Pflanzen ist ein im allgemeinen wenig verschiedenes, sämtlich fast gleich kräftig, daher gleichmässig entwickelt; hervortritt aller- dings Reihe 4. Reihe 1 und 2 bleiben zurück. Bei den mit Konden- sations-Wasser behandelten Reihen linden wir die Reihen 3 und 4 am meisten entwickelt; im allgemeinen ist aber hier der Ausdruck der gesamten Pflanzen von stumpfgrüner Blattfärbung (dies Wasser war seitens des Herrn Geh. Regierungsrates Prof. Dr. Maercker als ein besonders reines Wasser be- zeichnet). Die Verhältnisse'-in der Behandlungsweise blieben bis zum Herein- bringen der Pflanzen in das Haus — infolge plötzlich auftretender Kälte — JMitte Dezember — die gleichen. Von diesem Zeitpunkte ab tritt dahin eine Änderung ein, dass die Herren Weber und Weidlich ihre Pflanzen wärmer, d. h. -f 7— 80 R. halten, dagegen die Herren Bluth und Hoffmann die Pflanzen nur bei -|- 3 — 4O R., Herr Bluth sogar freistehend im Japan behandeln. So zeigen die Pflanzen der zuvor genannten beiden Stationen zum Teil bereits am 23. Januar 1894 Knospenbildung, während an letzteren beiden Orten sich noch keine derartige Bildung bemerklich macht; ja, die Pflanzen des Herrn Bluth gehen plötzlich infolge zu niedriger Temperatur zurück und sterben ab. Bei den Pflanzen des Herrn Weber tritt jetzt die Kuhdungreihe wesentlich laervor, dagegen die Reihe 5 (schwefelsaures Ammon) am meisten zurück; gleiches Aussehen bekunden die Pflanzen der Station Berlin sowie diejenigen der Gegenreihe (Reihe 1). Die im Monat Februar erhoffte Blütenerscheinung lässt sehr auf sich warten. Die Pflanzen gruppieren sich bez. ihrer Ent- wickelung im allgemeinen dahin: a) Pflanzen des Herrn Weber, als die besten, b) Pflanzen des Herrn Weidlich, c) diejenigen der Station Berlin. Bei letzteren zeigt sich teilweises Eingehen der Pflanzen, und zwar in der äusseren Er- scheinung: SchlaffAverden der Blätter, welche sich auch nach dem Giessen nicht wieder aufrichten, leichte Xeigung zur Fäulnis oberhalb des Wurzel- halses, vermehrtes Auftreten von Ungeziefer. Die Herren Weber und Weidlich, bei denen sich ähnliche Vorgänge, welche als Überfütterungs-Erscheinungen der Pflanzen angesehen werden, bemerkbar machen, stellen infolge dessen bereits Ende Februar das weitere Düngen der Pflanzen ein. Auch bekundet sich bei den Versuchen des Herrn Weidlich (mit anderen Cinerarien) bezüglich der Kuhdunggabe der bemerkenswerte Umstand, dass letztere mit frischer Kuhdunglösung behandelt, ein auffallendes Gelbwerden Aßß Ergebnisse der Düngungsversuche etc. der Blätter zeigen, ein Umstand, der bei der mit vergohrener Lösung behandelten eigentlichen Versuchsreihe (Reihe 2) nicht auftritt. Der Dungguss wird auf Station Berlin noch bis zum 17. März fortgesetzt^ die Pflanzen sterben schnell ab. Die Aussen\vandung der Töpfe zeigt auch hier wieder starke Salpeter-Absonderung (in schmieriger Form).') Die nun in der Sitzung**) aufgestellten, durch Herren Weber und Weidlich erzielten, seit Mitte März in Blüte befindlichen Ptlanzen zeigen bei recht leb- haftem Farbenspiel, glänzender Blattfärbung, bezüglich ihrer Farbentöne in den einzelnen Reihen keine auffälligen Unterschiede. Hinsichtlich der Grösse der Blüten wechselt diese von 3Y2 — 7 cm Durchmesser. Der Doldenstand ist als ein voller, reicher, bei einem Gesamtdurchmesser von 30 — 40 cm zu be- zeichnen. Der Breiten- wie Höhendurchmesser sämtlicher Pflanzen ist gegen- über demjenigen allgemein ortsüblich kultivierter Pflanzen (Markt-Ware) im ganzen sehr hervortretend und es lassen nur bezüglich der Streckung der einzelnen Teile, (Stamm wie Blattstiele) die Pflanzen der Reihe 5 zu wünschen übrig; dies auch mit Rücksicht auf die eingangs erwähnten drei verschiedenen vSorten Cinerarien. Der Umstand, dass bei Cinerarienkultur eine sogenannte Frühjahrs-Heran- zucht ausgeschlossen ist, mag angesichts der ersten fehlgeschlagenen Versuche wohl ins Gewicht fallen, aber auch dies nur unter der Vorbedingung eines so ausserordentlich heissen Sommers, wie derjenige des Jahres 1893 war. Ein gemässigt warmer, feuchter Sommer würde für diese Kultur voraussichtlich der Wirkung nach sich günstiger erwiesen haben. Gleich den Hortensien boten auch diese Cinerarien-Versuchs-Pflanzen bezüglich Aufbau, Blütenflor sowie im ges. Habitus eine vor der ortsüblichen. Ware ganz hervortretende Erscheinung; auch hier trat die Streckung der ein- zelnen Pflanzenteile in Stamm und Blattstielen wie Blattausbildung erkennbar hervor. Die Blütenausbildung trat bezüglich Grösse, sowie lebhafter Farbenzonen vor allem in den Vordergrund. Bezugnehmend auf die bei den \'ersuchen angewendeten Zusatzteile zur Erde verdient der Umstand besonderer Erwähnung, dass hier ein Zusatz von Schlemmkreide zu der bei der Kultur in Betracht kommenden Erde, anderer- seits aber die Düngung allein mit schwefelsaurem Ammon (Reihe 5) als nicht vorteilhaft sich erwiesen. In dem Erfolg der Einzel-Wirkung der Dunggaben traten in erster Linie die Pflanzen der Reihe 4 (salpeters. Ammon und phosphors. Kali) in zweiter Linie diejenigen der Reihe 2 u. 3 (Kuhdung - Gährungslösung» Reihe 3 schwefeis. Ammon in Verbindung mit phosphors. Kali.) hervor. Erst in 3. Linie standen dann die Erfolge der Reihe 5 und dicht daneben die der Reihe 1, der ungedüngten Pflanzen. Auch fiel hier der Umstand auf, dass die ge- düngten Pflanzen zu ihrer weiteren EntM'ickelung einer im allgemeinen etwas höheren Temperatur bedürftig erscheinen. — Bezüglich der aus diesen Ver- suchen gezogenen Schlussfolgerungen dürften sich folgende Gesichtspunkte all- gemeiner Xatur ergeben: Dass bei Pflanzenkulturen solcher mit geringwertigerem Nährstoffgehalt versehener Erde (Haide-. Moor-. Holz-Erde etc.) eine Düngung für die vorteilhaftere Entwickelung der Pflanze sich als imumgänglich notwendig *) Die Topfe stammen aus einer der besten Thonwarenfabriken in der Nähe BerUns. **) Am 29. Milrz 1804. Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 467 herausstellt. Ferner, dass die Düngung, vorzugsweise mit Nährsalzen schlecht- hin verstanden, in den beiden vorliegenden Fällen die Entwickelung der Pflanzen anfangs verzögert, dann aber, im Blütenstadium angelangt, sich inten- siver vollzieht als bei ungedüngten Pflanzen. Gelegentlich der Kuhdung-Gabe ist eine sogen, vergohrene Lösung gegenüber der frischen Lösung vorzuziehen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass im Laufe unserer Versuche als Ausgangspunkt zu gewinnender Resultate noch besondere Ausführungen und Wahrnehmungen als zunächststehende berücksichtigt werden müssten. Handelt es sich doch in erster Linie darum, den Gewichtsgehalt der Pflanzen zwischen gedüngten und nicht gedüngten bei den ober- wie unterirdischen Pflanzenteilen festzustellen; 3. darüber zu entscheiden: wie sich der Zeit und dem Verhältnis nach komparative Düngeversuche zu fortlaufend geringeren Gaben verhalten; 3. wann der für Düngungsgaben geeignete Zeitpunkt im Entwickelungsgange der Pflanze einzutreten habe; 4. wie alle dahingehenden Ausführungen für den handelsgärtnerischen Betrieb möglichst einfach und wenig Kosten verursachend zu gestalten seien; 5. in welchem Masse hierbei die mit organischen Substanzen so unterschiedlich vermengten Giesswässer auf die Entwickelung der Pflanze Einfluss zu üben vermögen? Alle diese Fragen mit einem Versuche beantworten zn wollen, ist indessen weder praktisch durchführbar, noch für eine strenge Beobachtung im gleichen Zeiträume irgend empfehlenswert. Vielmehr ist eine jede dieser genannten Fragen nur gesondert zu behandeln, will man anders auch nur zu einigermassen sicheren Ergebnissen gelangen. — Der Ausschuss betrachtet daher auch die Versuche, obschon solche für die vorliegenden Auf- gaben sich als erfolgreich erwiesen, durchaus nicht für abgeschlossen. Er ist vielmehr der Meinung, dass nur aus den mehrere Jahre hindurch fortgesetzten Versuchen und aus den Vergleichen der Resultate dieser sich ein allgemeines LTrteil bezüglich des Wertes der Topfdüngung werde folgern lassen können. J. A. M. Hoff mann, Schriftführer des Versuchs-Ausschusses. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Impatiens auricoma Baillon. Diese neue Art dürfte den schon be- kannten J. Sultani, platypetala, Hawkeri etc. durch ihr rasches Blühen, die schön goldgelbe Farbe ihrer Blumen mit purpur gestreiftem Schlünde zur Seite gestellt werden. Die fleischigen hell- weinroten Zweige, die dunkelgrünen Blätter mit rosaroten Rippen sind weitere Merkmale dieser Art, welche im Som- mer bei halbschattigem Standort auch sehr gut im Freien gedeiht, während der übrigen Zeit das Warmhaus bean- sprucht. Bulletin d'arboriculture, 1894, Xo. 2, Tafel 3. Poire Directeur Alphand. Seit 10 Jahren befindet sich diese hervorragende Sorte im Handel. Die- selbe ist ein Sämling der Doyenne d'hiver oder Bergamotte de Pentecöte. Die grüngoldgelbe Schale ist mit Rost- punkten durchzogen. Das feste, ziem- lich feine, sehr zuckerhaltige Fleisch 468 Kleinere Mitteilungen. besitzt ein ganz besonderes Aroma. Die ungewöhnlich grosse Frucht hält sich sehr gut bis zum Februar, ja es kommt vor, dass man noch im April schöne Exemplare davon besitzt. Das Wachstum des Baumes ist ein recht kräftiges, er zeichnet sich durch grosse Fruchtbarkeit aus und seine Verzwei- gungen sind so regelmässig, dass alle Formen aus ihm gebildet werdenkönnen. Bulletin d'arboriculture 1S94, No. 3, color. Tafel. Kleinere Mitteilungen. Aufruf. In einer ausserordentlichen Sitzung der vereinigten Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wurde eingehend besprochen, in welcher Weise den durch Hagelschlag schwer ge- schädigten Gärtnern in der Umgebung Berlins am geeignetsten zu helfen sei. Zunächst wurde festgestellt, dass aus der Vereinskasse eine direkte Unter- stützung nicht gezahlt werden könne, da es bisher Prinzip gewesen, nur dann in dieser Weise helfend einzugreifen, wenn die Geschädigten nicht in der Lage gewesen seien, sich dagegen zu ver- sichern, z. B. bei Überschwemmungen. In vorliegendem Falle hätte es indessen Jedem freigestanden, sich bei derlTagel- versicherung zu versichern. Gleich- ^^'ohl wurde beschlossen, von Vereins- wegen einen Aufruf zu erlassen, dass die Geschädigten durch Ueberweisung von Pflanzen u. s. w. dahin nach Kräften unterstützt werden möchten, dass ihr Geschäftsbetrieb die .Stockung bald- möglichst überwunden habe. Dieser Aufruf hatte folgenden Wortlaut: Am 7. August entlud sich über Berlin und Umgegend ein heftiges Ge- witter, das, von einem cyklon artigen Sturmwind eingeleitet, durch schweren Hagelschlag entsetzlichen Schaden an- gerichtet hat. Die zahlreich in dem so arg betroffenen Striche belegenen Gärtnereien gewähren ein trauriges Bild grässlicher Verwüstung. Die Obst- ernte ist so gut wie vernichtet, das Formobst auf Jahre hinaus ruinirt. Die wenigen an den Bäumen gebliebenen Früchte sehen aus wie mit Steinen zerhackt. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt, an vielen starke Äste zer- splittert und auf der Windseite zeigen alle die N^arben des Hagelschlags, zu- dem sind sie mehr oder weniger ent- laubt. Ausgedehnte prächtige Geor- ginen- und AsternkultureU; Gladiolen, Lilien und unzählige Topfgewächse sind völlig zerschlagen. Die Scheiben der schützenden Fenster sind, selbst da wo sie mit Rohrdecken etc. belegt waren, zertrümmert. Die Pächter des Riesel- landes, vielfach Gärtner, sind meist um ihre ganze Habe gebracht. Es ist nicht möglich, hier alle Details der furchtbaren ^'erheerungen zu verfolgen, die in einer so kurzen Spanne Zeit über sonst lachende Fluren hereingebrochen sind. Jammernd stehen zahlreiche Gärtner, vielfach Mitglieder unseres Vereins, an dem Grabe ihres Vermögens, an dem Rande ihrer Existenz- fähigkeit. Wahrlich, wer die Verwüstun- gen gesehen hat, der wird sich des Mitgefühls nicht erwehren können. Wir richten deshalb an alle Gärtnerei- besitzer imd Liebhaber die dringliche Bitte, die so arg Geschädigten durch Überlassung irgend entbehrlicher Pflanzen, Stecklinge u. s. w. thunlich unterstützen zu wollen. Zum Zwecke entsprechender Verteilung bitten wir, Kleinere Mitteilungen. 469 derartige Beiträge nach Zahl und.Vrt zu- nächst dem Generalsekretariate des \'ereins nur anmelden zu Avollen, damit der Versandt dann direkt an die be- treibenden Adressen erfolgen kann. Helfen zu können in der Not, ist sicherlich das schönste Bewusstsein des Menschen. Wohlan, möge es sich aufs neue bethätigen; tragen wir dazu nach besten Kräften bei, unseren Freunden, Vereinsmitgliedern, Berufs- genossen, Mitbürgern diese schwere Stunde zu erleichtern! i. A. Perring. Sobralia macrantha in ihrer Heimat. Ich habe bis jetzt die Sobralien für echte Sumpfpflanzen gehalten, doch bin ich darin jetzt eines besseren be- lehrt worden. In den Bergen um Orizaba kommt die Sobralia macrantha sehr häufig vor, und zwar am meisten dort, wo die Felsen recht zerklüftet sind und ein angehender Wald sie be- deckt, d. h. wo die Bäume noch nicht höher als 20 — 30 Fuss sind und licht stehen. Ich habe diese Pflanze sogar auf Felsvorsprüngen in voller Sonne wachsend gefunden. In den Klüften der Felsen sammelt sich die Humus- erde von den verwesten Blättern und hier ist es, wo die Sobralia macrantha ihre Heimat hat. Diese Erde ist zwar stets feucht, doch fliesst das Wasser sofort ab, zumal sie nur die steilsten Stellen liebt. Die Sobralia macrantha wird hier bis x'^jo m hoch und gewährt einen durchaus rohrähnlichen Anblick. Es ist Ende April und Anfang Mai die Zeit, wo sie sich mit den grossen dunkelroten Blumen bedecken. Ich habe hier vStellen gefunden von mehr als einem Quadratmeter Ausdehnung, die ganz damit bedeckt waren. Es giebt hier noch andere kleinere Sobralien, die epiphytisch auf den Bäumen wachsen, doch habe ich die Spezies noch nicht ermitteln können. F. Bussler, Orizaba, Mexico. Woher kam die lDem Eisen- bahnrat ein Gesuch zu unterbreiten, für rohes Obst von Ostpreussen Staffel- tarife nach dem Westen (Berlin und Hamburg) einzuführen.« In den nächsten Sektionssitzungen für Obstbau wird man die nötigen Schritte zur Verwirk- lichung dieses Antrages thun und hofft auf einen Erfolg, da einmal die Zentral- stelle der Eisenbahnen den Staffel- tarifen überhaupt geneigt ist, und da man ja während und nach den hierher unternommenen Ministerreisen höheren Orts wiederholt versichert hat, dass für den Osten etwas geschehen müsse. Obsternte der Rieselfelder. Die diesjährige Obsternte auf den südlich belegenen Rieselgütern der Stadt ist für 4800 M. verpachtet wor- den, gegen 3600 M. im ^'orjahr. Die Orangerie in Potsdam. Die Überführung einer grossen Anzahl (Jrangenbäume aus der Orangerie in Charlottenburg nach den königlichen Gärten in Potsdam ist notwendig ge- worden, weil auch das Neue Palais auf seiner vorderen Terrassenanlage reicheren Schmuck an Orangenbäumen erhält. Die Orangerie in Charlottenburg ist die älteste unter den bezüglichen Anlagen der preussischcn Könige. Der Orangeriesaal ward in den Jahren 1709 — 1712 von Eosander in einer Länge von 700 Fuss erbaut. Besondere Vorliebe für Orangenbäume hatte Friedrich der Grosse. Zeitweise betrug die Zahl der Orangenbäume in Sanssouci 471 Kleinere Mitteilungen. mehr als looo Stück, und hiervon waren 550 Stück in der Zeit von 1742—1776 angekauft worden. Unter diesen An- käufen befand sich auch der aus- gezeichnete Bestand des Grafen Henckel zu Goldschmiede beiLissa. Der Gärtner Hillner., der vordem in Diensten des Grafen gestanden, trat nunmehr in die Dienste des Königs, da dieser scherzend meinte, er habe den Gärtner mitgekauft. Von den stattlichen Exemplaren unter des Königs Orangenbäumen erzählt man Wunderdinge. Es sollen Bäume bis zu 22 Fuss Höhe und mit einem Kronen- durchmesser von 14 Fuss vorhanden gewesen sein. Zwei dieser Bäume, unter denen der König mit Vorliebe den Thee einzunehmen pflegte, sollen mehr als 400 Jahre alt gewesen sein. Man nannte diese uralten Orangenbäume späterhin >Der alte Fritz« und »Der alte Dessauer«. Grosse Verluste fügte dem Bestände im Frühjahre 1747 der Frost zu, da man die Bäume auf Geheiss des Königs vorzeitig aus den Orangen- häusern auf die Terrassen gebracht hatte. Auch bei der Ilofgärtnerwohnung des Neuen Palais liess der König ein grosses Orangeriehaus anlegen. Unter Friedrich Wilhelm IL wurde 1791 das Orangenhaus mit dem berühmten Konzertsaale im Neuen Garten erbaut. Die Orangenbäume hatte man vorzugs- weise, und zwar 60 Stück, dem Bestände von Sanssouci entnommen. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde dann der grossartige Orangeriepalast westlich von Sanssouci als Ersatz für die alten Orangeriehäuser aus der Friederi- cianischen Zeit nach den Plänen von Stüler und Plesse in einer Länge A'on fast loüoFuss im Charakter italienischer Hochrenaissance erbaut. Hier ver- bleiben die Orangenbäume während der kalten Jahreszeit. Gewöhnlich am Ende des Maimonats, wenn Nachtfröste nicht mehr zu befürchten sind, werden die Bäume auf die Terrassen gebracht. Dies Gelände ist jedem Besucher Pots- dams als »Neues Orangeriehaus be- kannt«. Es enthält in der Mitte auch Wohnräume für fürstliche Gäste und den berühmten »Raphael-Saal«, mit Kopien sämtlicher Gemälde Raphaels. — Vom Dache hat man herrliche Blicke auf Sanssouci und die ganze Umgegend von Potsdam. Es sollte Niemand den Aufstieg versäumen. (V. Z.) Ein Blumentempel. Vor einigen Tagen ist ein Blumen- tempel von blendender Pracht in dem dem Hoflieferanten J. C. Schmidt ge- hörigen palastartigen Hause Unter den Linden 16 in Berlin eröffnet worden. In dem beinahe 7 m breiten und 25 m langen Verkaufsräume ist eine Garten- bauausstellung im kleinen eröffnet, die in mehrfacher Beziehung als eine Sehenswürdigkeit bezeichnet zu wer- den verdient. Der ganze Innenraum, dessen Wände mit Holztäfelung in pompejanischem Rot mit einer origi- nellen Bambusdekoration bedeckt sind, dient zur Aufnahme der verschiedenen kunstvollen Blumenarrangements, wie Bouquets, Blumenkörbe, Jardinieren, Blumenkissen, botanischen Atrappen etc. Aus diesem Verkaufsräume gelangt man in einen kreisrunden Wintergarten, der mit exotischen Pflanzen und einem prachtvoll modellierten Springbrunnen fast überreich geschmückt ist. Australisches. Der Freundlichkeit unseres berühmten Landsmannes bei den Antipoden, des Barons Ferdinand von Müller in Mel- bourne, verdanken wir einige austra- lische Drucksachen. So eine Nummer des »Oueenscliff Sentinal« mit einem Berichte über die dortige Blumenschau am 25. November 1893. Oueenscliff ist ein kleiner Ort von Litteratur. 473 2000 Einwohnern . und dem Berichte nach war anscheinend die Beteiligung von Seiten der Gärtnerwelt keine grosse, aus dem Grunde, weil es nur einen Gärtner und einen Blumenladen im Orte gietat. Aber was wir von den Australiern lernen können, das ist die allgemeine Beteiligung an solchen Aus- stellungen. Jeder Privatmann und vor allem die Damen bringen ihre gut kultivierton Zimmerpflanzen zur Prä- miirung, und so erfahren wir, dass Fräulein Cangiit für ö Farne den ersten Preis von 5 Mark erhielt, Fräulein Lucas für Mohnblumen den ersten Preis A'on 1,50 Mark u. s. f. Um die vSchau noch anziehender zu machen, brachte man an Gemälden und Kunstgegen- ständen hin, was man im Orte auf- treiben konnte. Bei einem Eintritts- geld von 50 resp. 25 Pfennigen betrugen die Einnahmen an den beiden Tagen 1600 Mark. Die zweite Drucksache ist eine Nummer des »Mctorian Naturalist«, einer kleinen Zeitschrift für den süd- australischen Naturfreund. Sie enthält neben dem zoologischen Teil die Be- schreibung einiger neuer australischer Pflanzen: Atriplex lobativalve, Bassia longicuspis, LeucophytaLessingi. Auch erfahren wir, dass Flerr von Müller von einer Anzahl europäischer, meist französischer Gesellschaften zum Ehren- mitgliede und Directeur gewählt wurde. Das darf uns um so mehr freuen, da wir wissen, dass unsere Fachgenossen jenseits der Vogesen deutsche Gründ- lichkeit und deutsche Kenntnisse auch dann zu schätzen wissen, wenn die- selben ihnen nicht auf dem Umwege über Australien geboten werden. Tr. Trockenschuppen für Sammelmassen. Zum Trocknen von Heu und Ge- treide, namentlich bei nassem Wetter, hat Friedrich Pelz er, Dortmund, Maschinenfabrik, einen einfachen, leicht aufzustellenden Schuppen mit leicht herausnehmbaren Drähten, die als Horden dienen, erfunden, der auch für grössere gärtnerische Betriebe, be- sonders Samenzucht - Anstalten , sich empfehlen möchte. Der Preis stellt auf ca. 2 Mk. pro Kubikmeter Raum. Litteratur. Preisverzeichnisse sind eingegan- gen von: Dippe Gebr., Quedlinburg (Haarlemer Blumenzwiebeln, Knollen- gewächse, Sämereien); Froebel O., Zürich (Baumschulartikel); Klissing Sohn C. L., Barth (Samenknollen, Zwiebeln, Pflanzen); Krelage E. PI. & vSohn, Haarlem (Haarlemer Blumen- zwiebeln, Knollengewächse); Schmidt Ad. Nachf., Berlin (Berliner und Haar- lemer Blumenzwiebeln, Knollen- gewächse, Stauden und Sämereien); Vuylsteke Gh., Loochristi - Gent (Pflanzen); Z och er & Co., Haarlem (BlumenzM'iebeln). Beiträge zur Pilzflora von Württemberg von O. Kirchner und J. Eichler. (Separat-Abdruck aus >' Jahresheft des Vereins für vater- ländische Naturkunde in Württem- berg 1894« Seite 291 — 492.) I. Teil. Bei dem grossen Mangel an einem guten handlichen Buche zum Bestim- men der Schwämme (nur Wunsches Werk: Die Pilze, ist hier rühmend hervorzuheben) ist es eine Freude, auf diese Schrift aufmerksam machen zu können. Sie setzt jeden, der etwas botanisch geschult ist, in den Stand, sicher zu ermitteln, welche 474. Aus den Vereinen. Pilzart ihm vorliegt. In der Einleitung ist auch die Methode zum Anfertigen von Sporenpräparaten genau angegeben. — Professor O. Kirchner in Hohen- heim hat die Ausarbeitung des syste- matischen Teils übernommen, Julius Eichler, am k. Xaturalienkabinet Stuttgart, Bruder des f Professors Eichler, sammelte die Angaben über Vorkommen und Verbreitung. Da die meisten der württembergischen Pilze auch anderswo vorkommen, so ist die Schrift auch von allgemeinerem Inter- esse. L. W. Census Orchidacearum von Th. Durand, Aide naturaliste au Jardin botanique de Bruxelles, et Em. I)urand, Professeur de sciences naturelles, avec la collaboration de MM. Alf. Cogniaux et L. Lubbers. Preface par le Comte Osw. De Kerchove De Denterghem. Dieses wichtige Verzeichnis der Namen sämtlicher Orchideen erscheint in 5 Heften zu je 6 Fr. für die ersten 500 Unterschreiber. Jedes Heft wird 1000 Seiten umfassen. Bei jeder der 8000 Arten ist das Werk oder die Zeitschrift angegeben, in welchen sie zuerst be- schrieben oder abgebildet ist, das Datum der Publikation, die Synonymie, Vaterland, Zeit der Einführung in Europa. Aus den Vereinen. Berlin. Die vereinigten Aus- schüsse des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues machten am 2. August einen Ausflug von Berlin nach Steglitz. Versammlungs- ort war die Baumschule der Herren Metz & Co., in welcher Herr Metz und sein Herr Sohn die nach und nach Eintreffenden mit einem kühlen Trünke empfingen. Das rühm- lichst bekannte Geschäft, das sowohl Samenhandel wie Baumschule umfasst, kann gerade auf ein vierzig- jähriges Bestehen zurückblicken, denn am 1. August 1854 ist es be- gründet worden. Im Jahre 1857 wurde die Gärtnerei erworben und 1882 das bis dahin in der Stadt (Linienstrasse) bestandene Samengeschäft mit hinaus verlegt. Vor dem stattlichen Gebäude des letzteren ist 1883 eine hübsche Anlage entstanden, einschliesslich welcher das Ganze an 77 Morgen (ca. 19 ha) umfasst. In der Parkanlage vor dem Hause fiel besonders eine gut durch die letzten Winter gekommene Abies Pinsapo sowie eine hohe Abies Xordmanniana auf, welch letztere nicht von der Schildlaus gelitten, wie so viele in der Umgegend von Berlin. Unmittelbar daran stossend ist der Form Obstgarten, in welchem be- sonders die Birnspaliere von Clapps Liebling, Schwesternbirne, Amanlis Butterbirne, Gellerts Butterbirne etc. reich behangen waren. Sehr schön und l^esonders hoch gewachsen waren die aus Samen erzogenen Hochstämme der Pflaume »Schöne von Löwen«, die bekanntlich viel zu Zwischenverede- lungen dient. In der Baumschule, die unter Leitung des Herrn Obergärtners Grüner t steht, zeigten u. a. die Früh Jahrspflanzungen einjähriger amerikanischer Ulmen einen ganz besonders starken Wuchs, ebenso Frühjahrspflanzungen von Gehölzwild- lingen. Viel Formobst, ebenso ge- wöhnliche und schwarze Wallnüsse sind im letzten Winter erfroren, wie Herr Grün er t schon in der Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues am 26. Juli berichtete. Als Zwischen Veredelung wird viel die Aus den Vereinen. 473 Leipziger Rettichbirne benutzt, die vor der normannischen Ciderbirne wegen ihres kräftigeren Wuchses den Vorzug verdient. Trefflich standen die zweijährigen Birnenveredelungen. — Höchst interessant war es, die Quitten nicht so sehr durch Ableger als durch Stecklinge vermehrt zu sehen, wie es Herr Grunert schon seit 30 Jahren zu thun pflegt. — Auffallend stark hat der Sonnenbrand in den letzten Wochen auf einige Früchte geAvirkt. Die Apfel Charlamowsky hatten fast centimeter- grosse gelbe Brandstellen, die mitunter auch 1 cm tief ins Fleisch gehen sollen. Die Früchte von Prunus Simoni waren z. T. noch stärker verbrannt. In der 2. Abteilung der Anlage findet sich u. a. das Versuchsfeld unter Leitung des Herrn Obergärtners Stobje. Hier werden die verschie- densten landwirtschaftlichen und gärtnerischen Neuheiten zur Kontrolle gebaut. Besonders gefiel eine aus Samen entstandene weisse Kartoffel, die 1896 in den Handel gegeben werden soll. Von den amerikanischen Rot- kleesorten waren nur einige stark be- haart. Lathyrus Silvester, die be- rühmte Platterbse, gedieh sehr schön, in nassen Jahren, wie dem jetzigen, fault sie aber unten; auf mageremBoden wird sie das nicht thun und lür diesen ist sie ja eigentlich nur bestimmt. Von Mais ist allein der von Dammann & Co, in San Giovanni a Teduccio bei Neapel eingeführte Nanerottolo bei- behalten, weil er so früh reift und ganz niedrig ist. Auch auf dem Ver- suchsfelde des Vereins hat er sich vor einigen Jahren sehr bewährt. Von Blumen fielen besonders, ca. Y2 ^""S) schöne Georginen , darunter Emil Dietzc, hellrosa, auf. Hierauf ging es nach dem Fichten- berge, nach dem 1V4 ha grossen Garten des Herrn Dampfmühlenbesitzers F. W. Schutt, dessen Obergärtner Herr Tropp namentlich auf die schönen Koniferen aufmerksam machte. .So eine Abies cephalonica mit Zapfen, eine sehr hohe Abies Nordmanniana und Picea Parryana, Thuya gigan- tea, Thuya Lobbii u. s. w. Die meisten grösseren Bäume stammen noch aus dem früheren Garten des Besitzers am Schiffbauerdamm, sie er- halten fast alle 4 Wochen Wasser und das scheint auf ihr Gedeihen einen ganz besonderen Einfluss gehabt zu haben. Fast mehr aber noch als all die schönen Bäume, deren fast zu viel auf dem Rasen standen, erregte der Rasen selbst die Bewunderung, ja geradezu das Staunen der Besucher. Solch ein Rasen dürfte selten gefunden werden, einmal in Bezug auf die Dichtigkeit und dunkelgrüne Farbe, andererseits in Bezug auf die Wegeführung in demselben. Dieselbe ist so gehalten, dass man eben von den schönsten Punkten die Wege nicht sieht: ein Meisterwerk des verstorbenen Mit- gliedes, Landschaftsgärtners Körner. Er wird alle 4 Wochen mit Guano gedüngt (wir nehmen an: Peruguano- Superphosphat). Davon wird 1/2 ^g in 100 1 Wasser gelöst und so verteilt, dass auf jeden Quadratmeter 20 g Dünger kommen. Die Düngung erfolgt je nach der Wirkung alle 4—5 Wochen, sie wirkt nachhaltiger als Chilisalpeter, der bekanntlich nur Stickstoff (15,5 pCt.) als wirksamen Bestandteil enthält, während Peruguano - Superphosphat ausser 7 pCt. Stickstoff auch noch 10,5 pCt. Phosphorsäure und 4 pCt. Kali aufweist. In den Gewächshäusern fand sich ein prächtiges Exemplar von Adiantum Farlayense, während Orchideen, die Lieblingskinder des Herrn Tropp, wenig vorhanden waren. Hauptwert wird eben auf den Park gelegt. (Schluss folgt.) 476 Ausstellungen und Kongresse. Ausstellungen und Kongresse. Die Thüringer Gewerbe-Ausstellung. »Selbst das Unterbrechen seiner Reise auf wenige Stunden genügt, um ein Bild von der Erfurter Gewerbe- Ausstellung zu erhalten,« so ungefähr sagt der Fremdenführer, der den Rei- senden in Erfurt in den Eisenbahn- wagen geAvorfen wird. Und so machte ich es; in 2 Stunden hatte ich so ziem- lich das Ganze gesehen, die Industrie nur flüchtig, den Gartenbau aber, dank der freundlichen Orientierung durch das dienstthuende Vorstandsmitglied, Herrn John Benary, den ich zu- fällig gleich traf, eingehender. — Es ist schon A^on Herrn Garten-Inspektor Bergfeld des Frühlingsschmuckes dieser Ausstellung in gärtnerischer Beziehung gedacht worden und unsere Leser haben den schönen Wintergarten von J. C. Schmidt, Erfurt, der da- mals die Gartenbauhalle zierte, im Bilde geschaut, — sie haben von Herrn Hofgärtner Hoffmann die Beschrei- bung der Frühobst- und Frühgemüse- Ausstellung gelesen, die Anfang Juli darin stattfand. Jetzt war von deni nichts vorhanden; eine Kunstausstellung war in der I-Ialle ^veranstaltet, die 50 Pfennig besonderes Eintrittsgeld kostete,*) Doch im Herbst wird noch einmal sie den Jüngern Floras und Pomonas geöffnet werden, da dann spätes Obst etc. zur Schau gestellt werden soll. Selbst in der Garten- stadt Erfurt hat man es also nicht für möglich gehalten, den ganzen Sommer eine Gartenbau halle im Stande zu er- halten. Die Aufgabe allein, die An- lagen im Freien während fünf voller *) Wenn man schon 1 Mark Eintrittsgeld in die Ausstellung nimmt, wie das an drei Tagen geschieht, sollte man nicht noch 5o Pf. extra erheben, ebenso sollte man die Garde- robengelder abschaffen. In der Berliner Kunst- Ausstellung ist nie Garderobenzwang. L. W. Monate zu unterhalten, welche die Erturter Gärtner freiwillig übernommen, ist schon eine ausserordentlich grosse und erfordert von dem einzelnen ganz gewaltige Opfer. Rühmend ist hervor- zuheben, dass ihnen das im besten Masse gelungen ist. Freilich bedeckt die Gewerbe -Ausstellung im ganzen nur 9 ha, aber ein grosses Stück ist doch dem Gartenbau gewidmet; schwere Gewitter zerstörten manche Gruppe, und abgesehen davon musste alles abgeblühte selbstverständlich immer wieder durch anderes ersetzt werden. Zur Zeit meiner Anwesenheit, am 3. August, fanden sich auf dem grossen Rasen vor der Haupthalle Beete mit ganz ausserordentlich niedrigen, schön- farbigen Petunia hybrida nana compacta multiflora von Ernst Benary, mit Begonia Vernon und Pelargonien von Platz & Sohn, mit Begonia semperflorens rosea, umgeben von Lobelia Crystal Palace compacta, mit Begonia Erfordia und Lobelia Goldelse, sowie Gazania splendens fol. var. von Haage & Schmidt. Vor der Kunsthalle (nicht der ehe- maligen Gartenbauhalle) hatte J. C. Schmidt eine geschmackvolle Ver- zierung der Büste Kaiser Wilhelms IL angebracht, darunter hervorragend schön die hochstämmigen Evonymus japonicus fol. var. Wilh. Kliem, Gotha, stellte Oenothera tetraj)tera rosea und Pelargonien aus, B. Stoss, Son- dershausen, Rosen, Lorenz, Erfurt, Stiefmütterchen, J. D. Menz & Sohn, Gotha, Koniferen, desgl. Rabert, Weimar, in zahlreichen Exemplaren, Robert Sauerbrey Pelargonien etc. Die Hauptmasse der gärtnerischen Leistungen findet sich aber in einem anderen Teile der Ausstellung, nahe der Maschinenhalle. Ausstellungen und Kongresse. 477 Uns interessiert vor allem, als echt Erfurter Gärtner - Wahrzeichen , die »neue Blumen-vStellage, konstruiert und ausgestellt von Chr. Lorenz. Erfurt«. Es ist das eine jener so viel- fach in Erfurt zum Aufstellen der Topfpflanzen. Levkoyen, Nelken, Pe- tunien etc. dienenden langen Stella- gen, die oben durch ein weit vor- springendes Glasdach gegen Regen geschützt sind. Die Vorderwand ist offen, Rückwand und Seitenwände sind bei dieser neuen Form durch Rohr- matten gebildet. Die Stellage hat acht Stufen, deren jede ca. lo cm hoch und 12 cm breit ist. Auf dieser Stellage standen pracht- volle Canna von Ernst Benary, Erfurt, welche diese Firma von Crozy zur Ausstellung erhalten, die aber z. T. noch nicht im Handel sind, ähnlich wie in Chicago 1893 Vaughan Crozy sehe Neuheiten noch , nicht im Handel, ausstellte. Besonders schön war ein Sämling 105, ähnlich Kaiser Wilhelm, aber mit breiteren Blumen- blättern, van den Heede, gelb, mit braunen Flecken, ähnlich der Florence Vaughan, Mme. Siebert, rosa, etc. Geradezu bewunderungswürdig im Bau und im Farbenspiel waren die Nelken von Ernst Benary, darunter die gelbe Germania, eigene Züchtung, Gustav Freitag, gelb mit rosa Hauch, Theodor, schieferblau, Jessika. rot, sowie No. 893, leuchtend granarot. Von den vielen schönen Pikolten sei eine gelbgrundige mit zarten Strichen, Sämling No. 21 voo 1! genannt. Chr. Lorenz, der Stifter der Blumenstellage, brachte ebenfalls viele Nelken, die aber zur Zeit meiner Be- sichtigung schon z. T. verblüht waren. J. C. Schmidt stellte Petunien in Sorten aus, O. Platz & Sohn Pelar- gonium zonale, nur mit Nummern, das hat für den Besucher wenig Wert. Haage & Schmidt brachten schöne Petunien, Ernst Benary ebenfalls Petunien, darunter die tief dunkel- blaue P. grandiflora violacea, Oscar Knopff& Co. Pelargonien. 'darunter einP. peltatum, gefüllt mit schöner Flie- derfarbe, ferner Petunien, Nel- ken etc., J. Döpplcb hatte wiederum Nelken, darunter die schöne Pi- kotte Augusta Victoria, weissgrundig mit roten Strichen, Kreisgerichtsrat Storand, schön rund gebaut, weiss- grundig, mit ganz dichten roten Strichen, Anna vSieber, schön zart rosa; eine schieferblaue mit roten Streifen ist unserer Meinung nach mehr merkwürdig als schön. Die »weisse Dame« ist eine schön weisse edle Blume, »Alida« zart rosa, »Deut- scher Goldstern«, heller als »Ger- mania«. — Ferd. Jühlke, Nach f. führte nur Pelargonien, darunter »Kö- nigin Olga von Württemberg«, rosa, White Vesuvius etc. vor. Ganz besonders verdient aber von dieser Firma her- vorgehoben zu werden eine grosse, unter Glas und Rahmen befindliche »Darstellung aus natürlichen Blumenblättern der Dr. O. Weiss- mantelschen Klasseneinteilung der Topf- oder Chornelken«. Wir werden vielleicht einmal auf dieses System zurückkommen. Für heute seien aus dem Sortiment von Platz & Sohn besonders genannt: Freund Schreiber, Deutscher Kron- prinz, tief dunkelbraun, fast wie die neue Uriah Pike. — Jac. Sturm lie- ferte frühblühende Herbst - Levkoyen mit Lackblatt, weisse, schottische. Die grossen Rasenflächen vor der Stellage waren z. T. mit Lor- beern besetzt, die durch Guirlanden und blühenden Eccremocarpus scaber verbunden waren. Ausserdem fanden sich viele Beete einzelner Aussteller; darunter ein Beet Stauden von Haage & Schmidt, Erfurt, das von 47l_ Ausstellungen und Kongresse. dem gerade am i. August 30 Jahre im •Geschäft thätigen ObergärtnA Liebe- trau neu angelegt wurde. — Wir notierten hier: Monarda didyma, Achillea ptarmica, The Pearl, die nicht so hoch wird, Artemisia Stelleri, schön silbergrau und winterhart, wenn auch das junge Holz zurückfriert, Lychnis chalcedonica tlore rubro pleno, Zygadenia glaberrima. Lysi- machia ephemerum, mit weissen Blu- men, Teucrium Chamaedrys, Trauben- Gamander. Die interessante Veronica cupressoides, mit Blättern wie eine Cypresse, schön pyramidal gebaut, hat noch nie geblüht. Sempervivum Re- tinae Amaliae, echt, etc. — O. Knopff brachte ein Beet Heliotrop, J. C. Schmidt ein Teppichbeet, Chr. Lorenz vor der ehemaligen Garten- bau- jetzt Kunsthalle eine sehr schöneKacteensammlung, in geschmack- voller Anordnung, die schon in der »Leipziger Illustrirten Zeitung« gleich- wie J. C. Schmidts Wintergarten ab- gebildet ist. — C. Platz & Sohn hatten eine Riesen- Tase schön geschmückt, Chr. Lorenz brachte Lorbeern , J. C. Schmidt ■ein Canna-Beet, Montbretia, Palmen und Rosen, C. Platz & Sohn Reseda Matchet , Silene pendula Bonetti , Erythrina crista galli und Petunien, Jac. Sturm ein Teppichbeet und Carapanula pyramidalis, O. Knopff gefüllte Pelargonien. E. Benary Petunia fimbriata maculata und schöne Canna. wiederum Crozysche Züchtungen. — Alle Pflanzenschilder waren gleich- massig aus gelb gestrichenem Holz mit schwarzer Schrift und jede Gruppe war sehr genau benannt. Die ganze Anlage macht dem Herrn Garten-Inspektor Rebenstorff, der den Entwurf fertigte und die Aus- führung leitete, alle Ehre; den Erfurter Gärtnern sei aber für ihre grosse Opferwilligkeit ein besonderer Dank dargebracht. Wenn Berlin im Jahre 189Ö den ganzen Sommer die Garten- bau - Abteilung seiner Gewerbe - Aus- stellung in gutem, sehenswerten Zu- stande erhalten will, so müssen die ein- zelnen Aussteller sich an den Erfurter Kollegen em Muster nehmen. Es wird ihnen vielleicht noch schwerer wer- den als den Erfurtern, denn solche Massen von Freilandblumen und solehe Verschiedenheiten, wie sie die grossen Erfurter Firmen besitzen, sucht man anderswo oft vergebens. Eins aber wird das wieder ausgleichen: die grössere Zahl der Aussteller. Wenn jeder etwas bringt, der eine heute, der andere in 4 Wochen, so kann bei richtiger Einteilung es nie an Stoff mangeln. L. W^ittmack. Chrysanthemum-Ausstellung des Gartenbauvereins für Freiburg und Umgegend. Die Ausstellung beginnt am Sonn- abend, den 10. November, vormittags 11 Uhr, und endet am Dienstag, den 13. November, abends um 5 Uhr. Die Anmeldungen der Gegenstände sind bis spätestens 10. Oktober unter An- gabe des benötigten Raumes an den Sekretär des Vereins, Herrn ()ttü Schreiber, Münsterplatz 18, zu richten. Später eingehende nicht angemeldete Gegenstände können nur dann berück- sichtigt werden, wenn der Raum es gestattet. Die angemeldeten Pflanzen, welche mindestens 3 Monate im eigenen Geschäft kultiviert sein müssen, sind bis zum 9. November in das Ausstellungs- lokal einzuliefern und haben sich die Aussteller den Anordnungen der Aus- stellungskommission unbedingt zu fügen. Bindereien können bis zum 10. November, vormittags 10 Uhr, auf- gestellt werden. Die Prämiierung be- steht aus L, IL, III. Geldpreisen und Diplomen für den IV. Preis, welche von Preisrichtern tnbezug auf gute Gewerbliche Angelegenheiten. — Personal-Nachrichten. 479 Kultur und Vollkommenheit der Blüte bestimmt werden. Ausser Chrysan- themum können auch andere blühende Pflanzen, Obstbäume und Obst aus- gestellt werden, welche gleichfalls bei der Preisverteilung Berücksichtigung finden. Gartengerätschaften sind zu- lässig. Bindereien und Blumenarrange- ments von Chrysanthemum haben bei der Prämiierung den Vorzug. Königsberg i. Pr. Grosse allge- meine Gartenbau - Ausstellung vom 8. bis 16. September zur Feier des 60jährigen Bestehens des Vereins. Der Märkische Obstbauverein veranstaltet vom 20. bis 23. September dieses Jahres in Berlin eine Aus- stellung von märkischem Obst, ver- bunden mit einem Obstmarkt, auf dem den Besuchern der AusstellungGelegen- heit gegeben wird, ihren Obstbedarf direkt bei den Obstzüchtern nach den ausgestellten Proben zu bestellen. Der Kultusminister hat die Maschinenhalle des Ausstellungsparkes für die Aus- stellung zur Verfügung gestellt. Die Geschäftsführung der Ausstellung hat Herr C. Mathieu in Charlottenburg, Orangenstrasse 9, übernommen, an den Anmeldungen und Anfragen zu richten sind. Die Beteiligung an der Aus- stellung und an dem Markt ist jedem Bewohner der Provinz Brandenburg gestattet. Platzmiete wird nicht er- hoben. Mainz. Grosse allgemeine Garten- bau-Ausstellung in der zweiten Hälfte des September. Anmeldungen an Herrn Stadtgärtner Schröder in Mainz. — Hiermit verbunden: Generalversamm- lung der Deutschen dendrologischen Gesellschaft. Gewerbliche Angelegenheiten. Tunis. Einer amtlichen Mitteilung 2ufolge ist die Einfuhr frischen Obstes in die Regentschaft Tunis, welche bis- her der Reblausgefahr wegen verboten war,neuerdings wieder gestattet worden; ausgenommen hiervon bleiben jedoch Trauben soAvie Alles, was sonst von Reben oder Rebstöcken herrührt, ins- besondere dürfen keine Rebblätter zur Verpackung benutzt werden. Personal-Nachrichten. Herr Ph. Echtermeyer, Ober- gärtner und Lehrer an der deutsch- schweizerischen Versuchsstation und Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau (seit deren Gründung) in Wädensweil, zugleich Redakteur des „Schweize- rischen Gartenbau" und Mitredakteur des Schweizerischen Gartenkalenders pro 1895, hat den ehrenvollen Ruf als Inspektor und Dozent an der König- lichen Gärtnerlehranstalt zu Wildpark bei Potsdam erhalten als Nachfolger des in Fachkreisen gut bekannten Herrn Inspektor Koopmann, welcher an die durch Tod vakant gewordene Stelle eines Hofgärtners in Wernigerode berufen ist. Herr Haupt, der bisher im botani- schen Garten zu Berlin angestellt war, hat sich am 10. August von Hamburg aus im Auftrage der Regierung nach Viktoria im Gouvernement Kamerun begeben, wo er im kaiserlichen bo- tanischen Garten in Vertretung des Dr. Neuss thätig sein soll. 480 Sprechsaal. Sprechsaal. Ant^vo^t auf Frage 30, Orchideen- aussaat betreffend. Die Reife der Samenlvapseln der Orchideen zieht sich meist mehr in die Länge als man es vorher erwartet; es ist kein seltener Fall, dass g Monate seit der Befruchtung vergehen. Man erkennt die Reife am Gelbwerden oder Platzen derselben. Gegen den Verlust an Samen durch Ausstreuen schützt man sich dadurch, dass man die Kapsel mit einer Düte, am besten aus Oelpapier, umgiebt. Nach dem Abnehmen überzeuge man sich zuerst durch das Mikroskop von der Keimfähigkeit der Samen. Unter den tausendenvonSamen, welche die Kapsel enthält, ist häufig ein hoher Prozentsatz oder alle taub. Das keim- fähige Korn ist länglich rund und lässt am einen Ende oder in der Mitte deutlich durch eine Verschiedenheit der Färbung die Lage des sehr rudi- mentären Keims erkennen. Umgeben ist derselbe von einer etwa vier Mal so langen schmalen netzartigen Schale. Die Engländer säeten sonst meist auf ältere etablierte Orchideen aus, am liebsten auf Cypripedien, und da mit Vorliebe auf die freiliegenden Wurzeln. Diese TöjDfe müssen jedoch mit grosser Vorsicht gegossen werden, damit nicht das unendlich kleine Samenkorn zwi- schen Moos und Erde hinabgespült und so der Möglichkeit, zu keimen, entzogen wird. Es ist möglich, dass in der letzten Zeit die Engländer eine andere Manier anwenden. Früher machten sie es so. Eine grosse Rolle spielt auch der Zufall. Veitch & Sons -London haben von den Algen, die im Orchideen - Aussaathaus die Wände bezogen, zu Zeiten mehr Säm- linge abgenommen, als von den Saat- töpfen. Meist lässt man die Sämlinge möglichst lange auf dem alten Standort. Macht sich jedoch das Bedürfnis einer Verpflanzung" geltend, so piquicrt man auf eine Mischung von ganz kurz gehacktem Sphagnum und Fasererde, welche vor der Verwendung mit heissem Wasser abgebrüht wurde, um alle organischen Wesen, besonders die Algen, zu vertilgen. Letztere ganz fernzuhalten, gelingt wohl nie; sobald man Spuren davon sieht, piquiere man um, das ist wohl das einzige Mittel. Es ist merkwürdig, wie verschieden der Erfolg bei den Orchideenaussaaten ist und wie ver- schieden gross die Mühe, welche man sich damit giebt. Dem einen Züchter gelingt trotz aller Mühe nichts, dem anderen spielend unendlich viel. So sagt man, dass Bleu, der erfolgreiche französische Kultivateur, dem wir die erste und vielleicht noch einzige Gartenhybride von Odontogiossum ver- danken, oft während acht Tagen aul Reisen war imd niemand in der Zwischenzeit das Aussaathaus betrat, und doch standen seine Sämlinge in den Schalen wie die Ilaare einer Bürste. Mit Erfolg hat man in Deutschland auf Holz gesäet. So hat Herr Web er - Spindlersfeld seine schönen Stanhopea- Hybriden durch Aussaat auf rauh- gesägtes Tannenholz erzielt und ein anderer deutscher Liebhaber, der wohl bald mit Erfolgen wird vor dieOeffent- lichkeit treten können, hatte zur Zeit meines letzten Besuches vor 18 Mo- naten hunderte von Sämlingen der ver- schiedenartigsten Abstammung stehen, welche auf gleiche Weise erzielt waren. Die Anzucht von Orchideen ist ein langwieriges, durch Misser- folge häufig unterbrochenes Geschäft. Wer sie beginnt, wappne sich mit Ge- duld; denn mit Recht sagt der Eng- länder: Geduld und Ausdauer ist der halbe Erfolg". Tr. rcirteiiflora 1894. Taf. 1406, Darwin-Tulpen von E.H. Krelage & Sohn, Haarlem l.Ascanio. 2. Professor Wittmack. S.Bussy Rabutin. 4. Kate Greenaway. Darwin-Tulpen. Hierzu Tafel 1406. Professor Wittmack. — 3. Bussy Rahutin. — 4. Kate Greenaway. den Lesern dieser Zeitschrift nicht unbekannt sein, dass die ^l^ buntgestreiften oder gefleckten siJätblühenden Liebhabertulpen, welche ^ als Roses, Violettes und Bizarden im Handel sind, jiicht ursprünglich panachiert waren, sondern durch plötzliches »Brechen« oder »Fein- ^^ werden« nach mehrjähriger Kultur aus den einfarbigen Sämlingen oder ^^ Muttertulpen entstehen können. Keine Sämlings-Tulpe ist sofort panachiert, sondern sie wird es erst nach einer kürzeren oder' längeren Periode, welche bisweilen fünfzig Jahre und mehr umfassen kann. Von der Zeit des Tulpenschwindels bis vor einigen Jahren waren von den spätblühenden Tulpen die panachierten Sorten Ziel, die Müttertulpen bloss Mittel. Man züchtete dieselben nur, um sie fein werden zii lassen, keineswegs ihrer eigenen Schönheit wegen. Freilich darf man^ sich darüber nicht wundern, da doch nur einige wenige Sorten einigermassen leuchtende FaJrben hatten und die meisten nur blasse oder matte Schattierungen zeigten. Die »Darwin-Tulpen«, welche im Jahre 18S9 zum erslen Male von der Firma E. H. Krelage & Sohn dem Handel angeboten w^urden, gehören bekanntlich auch zu den einfarbigen Muttertulpen, unterscheiden sich jedoch, wie die Leser der Gartenflora aus früheren redaktionellen Notizen wissen, durch ausserordent- liche Grösse, leuchtende Farben und lebhafteSchattierung, und sind daher vor- züglich zur Bepflanzung voa Beeten. Da die Blüteperiode in den Mai fällt, so sind sie ganz geeignet, eine- Lücke in unseren Gärten auszufüllen, in einer Jahreszeit, wo die Hyazinthen und die frühen" einfachen und doppelten Tulpen verblüht sind und es für Auspflanzung ins Freie für zartere Florblumen noch nicht Zeit ist. Um diese Tulpen von den alten'" untergeordneten Muttertulpen zu unterscheiden, wurde denselben mit Erlaubnis, der Familie des berühmten Gelehrten der Name »Darwin-Tulpen« verliehen. Die an und für sich schöne Farbentafel genügt den gärtnerischen An- sprüchen nicht ganz; es zeigt sich hier wieder, wie schwierig diese farbenprächtigen Sorten der Wirklichkeit entsprechend zu zeichnen sind. Was wir von denselben bis jetzt in Zeichnung sahen, gab stets nur ein unvollkommenes Bild. Was uns in der Tafel sehr gut getroffen scheint, ist der leuchtende Glanz, welcher von den einzelnen Blumenblättern abstrahlt. ^g2 Darwin-Tulpen. Natürlich kann man auf einer solchen Tafel nicht die kräftige, robuste Haltung und die breiten, grossen Laubblätter zur Anschauung bringen, welche diesen Tulpen auf dem Felde einen so grossen Reiz verleihen. Für den Handel ist es wichtig zu wissen, dass die Darwin-Tulpen sich sehr rasch vermehren und sehr schöne, grosse Zwiebeln hervorbringen. Unter den Farben giebt es alle möglichen Schattierungen von rot, violett, lila, braun, rosa und weiss. Nur gelb fehlt bis jetzt; dagegen giebt es eine Sorte, welche schwarz genannt werden kann, wenigstens scheint es die dunkelste Schattierung zu sein, welche bis jetzt im Pflanzenreiche gesehen wurde. Ver- schiedene Berichte in den Gartenbauzeitschriften haben diese Tulpe die Ver- wirklichung der »Tulipe noire« von Alexander Dumas genannt! Der schnellen Vermehrung der Zwiebeln zufolge sind verschiedene Sorten von Darwin-TuljDen jetzt schon zu sehr billigen Preisen zu haben. Hier folgen einige sorgfältig zusammengestellte Sortimente mit Angabe der Farben. Ein Sortiment von schönen, jedoch sehr billigen Sorten ist z. B. folgendes: William Copland, hellviolett, Willam Pitt, dunkelrot, General Köhler, dunkelrot, Herold, helllilarosa, Herta, dunkelkarmin, Landelle, lilaviolett, Leon Bonnat, karmin, Mr. W. Roberts, rötlichbraun, Valere, blassviolett, Rev. Henry Ewbank, lila, Reve de Jeunesse, lila, Joseph Israels, bräunlichschwarz. In den mittleren Preisen könnte man folgende Sorten wählen: Arentine Arendsen, rosa, Claude Gellot, schön braun, Vargas, lebhaft rot, G. de Cordous, lebhaft rot, Goya, schwarzbraunviolett, Mr. J. Douglas, rötlich- violett, Beyerinck, lilarot, Cabanel, rosalila, Laurentia, karmin, Reville, lila, Theodor Jorissen, lila, lebhaft violett nuanziert, Van't Hoff, blauviolett. Unter den etwas teureren Sorten, welche indess die schon genannten Varietäten in Haltung und Farbenpracht noch übertreffen, könnten die hierunter aufgeführten ein hübsches Sortiment bilden: Emmanuel Sweerts, rosaviolett, Harry Veitch, dunkelbraun, Kate Greenaway, weiss mit zartrosa Schattierung (Tafel 1406, Figur 4), La Candeur, fast ganz weiss, Nauticas, lilafarbig weinrot, Pensee amere, flachsfarbig, Professor Marshall Ward, lila- violettrot, Alcibiade, hellkarmin, Anton Roozen, lilaviolett, Isis, dunkelrot, Madame de Grignan, schön zartrosa, Professor Balfour, lebhaft braunrot. Der Vollständigkeit wegen werde hier mitgeteilt, dass von den oben auf- geführten Sorten eine grosse Anzahl separat preisgekrönt sind auf den Ver- sammlungen des Tulpen-Prüfungskomitees des Kön. Niederl. Vereins für Garten- bau und Botanik in Amsterdam. Die Sorten Beyerinck, La Candeur, Nauticas, Laurentia, Reville, Theodor Jorissen, Van't Hoff, Emmanuel Sweerts erhielten Wertzeugnisse I. Klasse, während Verdienstzeugnisse zuerkannt wurden für Mr. J. Douglas, Cabanel, Harry Veitch, Anton Roozen, Alcibiade, Kate Greenaway, Madame de Grignon und Isis. Haarlem. Ernst H. Krelage. 804. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 483 804. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 30. August 1894. äln Abwesenheit des Direktors, Herrn Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat von Pommer ^ Esche, wurde die Sitzun.t;- von Herrn Gartenbaudirektor C. Lackner eröffnet. I. Vorgeschlafen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Iloftraiteur R. Dressel, Hoflieferant, Berlin, durch Herrn Urban. 2. Herr Baumschulbcsitzer AI fr. Metz in Steglitz, durch Herrn Klar. 3. Herr Fabrikant R. Koepcke, Berlin, durch Herrn Bacher. 4. Herr Kaufmann Hugo Naundorf, Berlin, durch Herrn Landschaftsgärtner Brandt. 5. H*err Städtischer Obergärtner C. He icke, Aachen, und 6. Vereinigung selbständiger Gärtner in Landsberg a. W., durch Herrn Wittmack. II. Ausgestellte Gegenstände waren, wie in der vorigen Sitzung, so auch dies- mal in sehr grosser Zahl vertreten. 1. Herr Jan ick i führte 16 Sorten Nelken, beste Winterblüher, vor. Als vorzüglichste weisse Remontant-Nelke rühmte derselbe Miss Moore, welche niedrig bleibt, ungemein reich blüht, grosse, wohlriechende, regel- mässige, beim Aufblühen cremefarbige, später weisse Blumen bringt und gegen ungünstige Witterungseinflüsse etc. sehr widerstandsfähig ist. Von den weiteren sehr schönen Sorten sei nur noch »President Carnot« er- wähnt, welche bis zu 36 wohl entwickelte, lebhaft dunkelrote Blüten pro Topf zeigte. Auch Bouton d'or (goldgelb) undAntoine Guillaume, fleisch- farben, empfiehlt Herr Janicki u. a. besonders als gute Schnittsorten. 2. Herr Lenzke zeigte vortreffliche Anemonen mit 15—16 Blütenstielen, eine Üppigkeit, welche durch reichliche Jauchedüngung befördert wor- den war. 3. Herr Hientzsch hatte das Asternsortiment, welches der Verein s. Z. zu Versuchen für die Rieselfelder bezogen hatte, ausgestellt. Wie schon in der vorigen Nummer der »Gartenflora« erwähnt wurde, sind diese Astern auf den Rieselfeldern durch den Hagelschlag am 7. August voll- ständig vernichtetworden, dagegen beiHerrn Plientzsch prächtig gediehen. Derselbe zeigte ausserdem Burpee's weisse Wundergurke vor, welche er, obwohl es eigentlich eine Freilandgurke sein sollte, nicht nur als solche, sondern auch als Treibgurke gezogen hat und zwar mit bestem Erfolge. Dieselbe ist sehr reichtragend, aber kurzgedrungen, wohlschmeckend mit festem Fleische und gut versendbar. Doch ist zu beachten, dass weisse Gurken in Berlin nicht so beliebt sind. — Bezüglich der vom Vereine auf den Rieselfeldern gezogenen Astern bemerkt noch Flerr Hof- lieferant Klar, dass die besonders in England beliebte Aveisse Kometaster, aSä- ^*^4' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. Avelche einen leichten Habitus besitzt, grössere Blumen als die anderer Färbung hervorbringt. Als neuere gute Sorte sei die Triumph-Markt- Aster zu erwähnen. 4. Herr Forch, Landsberg a. W., hatte Gurken von besonderer Üppig- keit eingesandt. Derselbe hat die Sorte im Yorigen Jahre unter nach- gebauten Klettergurken aufgefunden; sie zeichnet sich aus durch besonders frühen Fruchtansatz, schnelle Entwickelung der Früchte, ungemein reichen Ertrag, Grösse der Früchte, nicht zu grosses Laub, gesunden kräftigen Wuchs und grosse Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse. Die- selbe entspricht somit allen Anforderungen, welche man an eine Treib- gurke stellen kann. Die Farbe der reifen Früchte ist grünlich gelb. 5. Herr Gartenbau-Inspektor Hampel, Koppitz, hatte Bohnen gesandt, welche demselben von Herrn Otto Mann, Leipzig, zum versuchsweisen Anbau überschickt waren. Herr Hampel empfahl besonders eine Wachs- bohne No. 1, welche, am 24. Juni gelegt, schon am 42. Tage nach der Aussaat vollständig verbrauchsfähige Früchte von feinstem Geschmack lieferte. Diese und »Triumph der Warmbeete« wetteiferten in Bezug auf frühe Entwickelung mit einander; letztere bleibt niedrig. ' Flerr Hampel glaubt, dass diese beiden Sorten die besten Treibbohnen abgeben werden. — In der sich hieran anknüpfenden längeren Diskussion über die früher von Herrn Hampel gesandte grüne Bohne überwog die Meinung, dass dieselbe, wenigstens grün, nicht zu empfehlen sei. Zwar trage dieselbe reich, es sei aber ein 8 stündiges Kochen erforderlich, ehe die Bohnen weich würden. Übrigens bemerkt Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring, dass schon Herr Hampel dieselben besonders zum Trockenkochen empfohlen habe. 6. Herr Otto Mann, Leipzig-Eutritzsch, hatte ein Sortiment Lilium lanc, Montbretia und neueste Ci-ozj Canna, ausserdem Blumen von Gladiolen, Dahlien, Clematis etc. ausgestellt, worunter sich sehr bemerkenswerte Stücke befanden. 7. Herr Inspektor Dressler zeigte Sämlinge von Knollen-Begonien, gefüllt und einfach, sehr dankbar im Topf wie ausgepflanzt. Ausserdem führte derselbe 15 Sorten Haselnüsse vor (im Becher), was im ver- gangenen Jahre als Monatsaufgabe gestellt war, ohne Lösung zu finden. Nach seinen Erfahrungen ist (unter den von ihm gezogenen Sorten) die Ilallesche Riesen noch immer die beste. Herr Dressler zeigte ferner Zapfen der Douglas-Fichte und Canna Ehmanni. Die Entwickelung der letzteren ist kolossal, musaähnlich, namentlich die Blätter sind ungemein gross, dabei die roten Blumen recht schön, doch ist diese Canna nicht ganz so leicht zu überwintern wie andere Arten. — Herr Krüger em- pfiehlt die C. Ehmanni gleichfalls als schöne Gruppenpflanze, nach seinen Erfahrungen ist dieselbe ebenso hart wie die anderen. 8. Herr Königl. Obergärtner Habermann hatte eine Anzahl Chamaedorea concolor zur Stelle, welche vortrefflich entwickelte Fruchtstände aufwiesen. Derselbe wies darauf hin, dass man sich durch wiederholte künstliche Be- fruchtung am besten selbst Samen zöge, da d-er käufliche meist wenig keim- fähig sei. Durch Ausbeeren namentlich hätte er sehr gute Resultate erzielt. Im übrigen könnte er die Pflanze als Dekorationsgewächs gar nicht uenug 8o4 Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. a8c empfehlen, da sie im Zimmer nicht einginge und sich dadurch wirklich rentabel machte. — In der Diskussion bemerkte Herr Kgl. Garten- Inspektor Perring, dass dies in der That die beste Art sei, doch habe man mit der Samenzucht nicht immer Glück. Auch Herr Thiess, Xauen, empfahl sie als vortreffliche Dekorationspflanze und Herr Hofgärtner Hoff mann fügte hinzu, dass auch Gh. Warczewitzi mit gefiedertem Blatt sehr schön, allerdings nicht so hart sei. 9. Herr Gärtnereibesitzer Bluth, Lichterfelde, führte vorzüglich kul- tivierte Myrten, und zwar die Hamburger Spielart, var. hört. Hamburgensis, vor, welche sich nach demselben zu Kronen und Hochstämmen aus- gezeichnet bewährt, doch darf man sie nicht auspflanzen, da sie sich sonst nicht hält. Die echte Brautmyrte wächst nicht so gut und die Hamburger Myrten werden in Berlin ebenso gern gekauft. Ausserdem hatte Herr Bluth eine Stanhopea mitgebracht, welche er für eine natür- liche Hybride hält. 10. Herr Obergärtner Ali seh hatte eine ausgezeichnete Pflaume ausgestellt. 11. Herr Gärtnereibesitzer van der Smissen zeigte einen Strauss ab- geschnittener Gladiolen, durchschnittliche Handelsware, ausnahmslos gross- blumig und von schöner Färbung; ausserdem die von Herrn .Schwig- lewski, Carow, gezüchtete Georgine Kaiserin Auguste Victoria, welche sich ausgezeichnet bewährt. Die Sorte bleibt niedrig und ist mit Blumen von herrlicher Form und Farbe (weiss) ganz bedeckt. Nach Herrn van der Smissen werden übrigens die halbeinfachen Blumen fast noch lieber genommen als die ganz gefüllten. — In der Diskussion wurde hervor- gehoben, dass von den Händlern, der beliebten Langstieligkeit wegen, die Gladiolen gegenwärtig oft so tief abgeschnitten würden, dass die Zwiebeln litten. 12. Herr Gärtnereibesitzer Neu mann empfahl die von ihm ausgestellte Begonia semperflorens fol. aureis; dieselbe bleibt niedrig und blüht sehr dankbar. Herr Gärtnereibesitzer Schwarzburg pflichtete dem bei, hält jedoch die B. semperflorens elegans von Direktor Siebert (Palmengarten zu Frankfurt a. M.). für noch schöner. Herr Kgl. Garten-Inspektor P erring teilte mit, dass nach seinen Erfahrungen die gelbe Farbe der von Herrn Neumann ausgestellten Sorte bald sehr nachlässt, B. semperflorens Vernon sei besser. Im übrigen habe er eine schön rosablühende B. ge- zogen, welche gleichzeitig in Frankreich und in Erfurt (Erfurter Kind) gefallen sei. Die B. Bavaria wäre bei Klissing zu haben, er könne die- selbe jedoch nur da empfehlen, wo mit Teppichbeeten geglänzt werden soll; viele Pflanzen verzweigten sich nicht. Herr Gartenbau -Direktor Lackner bemerkte, dass Buchner-München der Vater der Bavaria sei, von dem man sie auch erhalten könne. Von diesem sei sie an Pfitzer gelangt, der aber kein rechtes Glück damit gehabt habe. Herr Neumann erwähnte, dass seine ausgestellten Begonien bisher goldgelbe Blätter ge- habt hätten, sie seien erst grüner geworden, nachdem sie verhagelt waren und dann im Schatten gestanden haben. Plerr Landschaftsgärtner O. Vügeler erwähnt, dass in diesem Jahre die Knollen-Begonien über- haupt brillant ständen, was man von den Pelargonien nicht sagen könne. 486 ^°4- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. Herr Obergärtner Lentz (Charitee) hat dagegen gerade sehr schöne Pelar- gonien. Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring bestätigt letzteres, nach- teilig sei nur. dass man einfache Pelargonien nicht so "wie die Begonien jederzeit bei Bedarf auspflanzen könne. Herr O. \'ogeler hält die halb- gefüllten für noch empfindlicher, die Pelargonien würden allgemein zu hoch und sähen dann dürftig aus, nur in Töpfen blieben sie niedriger. Dem widersprachen Herr Inspektor Perring, nach welchem sie auch in Töpfen, wo sie durchwachsen, zu lang werden, sowie Herr Lentz, bei dem auch ausgepflanzte Pelargonien nicht zu hoch werden. Herr Schwarzburg hat 4 neue Sorten von Reid (London), welche nicht hoch werden. 13. Herr Grass III. hatte Georginen -Sämlinge aus selbst gezogenen Samen ausgestellt; es waren einige viel versprechende Sorten dabei. 14. Herr G. Mathieu zeigte ein ganzes Sortiment Birnen. So Glapp's Liebling, die bekannte vorzügliche Frucht von besonderer Grösse und Wohlgeschmack sowie prächtiger Färbung der Schale. Schöne Pyramiden bildend ist diese Sorte besonders auch für kleinere Liebhabergärten zu empfehlen. Ebenso gut ist die neue Mortillet's Butterbirne, welche mit der vorigen in Grösse, Schönheit und Tragbarkeit wetteifert. Sie darf am Baume nicht ganz reif werden, da sie dann öfters „mehlig" wird, doch ist diesem Übelstande durch Pflücken S Tage vorher leicht abzuhelfen. Die Frühbirne von Prevoux, eine neue, zuerst von Baltet empfohlene Frucht, hat sich als eine der besten Birnen erwiesen; sie wird demnächst vom Aussteller genau beschrieben werden. Die Windsor-Birne, eine alte bekannte Frucht Hogg's, in England bereits im Jahre 1629 durch Par- kinson beschrieben, wurde von Frankreich aus als „Montecat" neu (!) eingeführt, d. h. Unkundigen aufgehängt. Ebenso wurde unsere alte sächsische Birne, die Rostietzer, von Frankreich aus unter dem neuen Namen Precoce de Juillet empfohlen, doch ist zweifelhaft, ob hier eine Täuschung vorliegt, oder ob bei der schweren Aussprache des deutschen Namens für die französische Zunge diese sich die Umtaufe zwecks Er- leichterung der Bezeichnung geleistet hat. Die römische Schmalzbirne, Jungfern-B., Franz Madam, Tafel-B., selbst Spar-B. fälschlich benannt, die jetzt überall unter dem Namen Tafelbirne in Berlin zu haben ist, wird vielfach mit der Windsor-, Erzherzogs- und Sommer-Königin-B. vermengt, selbst von Baumschulbesitzern, und dadurch in der Pomologie eine grosse Verwirrung angerichtet. Sie ist für die Wirtschaft unersetzlich, da sie bei ihrer reichen Tragbarkeit dem Besitzer jährliche Ernten selbst in un- günstigen Jahren liefert. Der Baum zeichnet sich oft durch die grindige Rinde seiner Zweige und Triebe aus. 15. Herr Gartenbau -Direktor Lackner hatte eine ganze Anzahl Cypri- pedien in prächtiger Kultur ausgestellt. A^or allem das C. Charlesworthii, eine Neueinführung aus Ost-Indien (Rangun), welches wunderbar schön ist, mit sehr grosser Fahne, ausserordentlich leicht und reich blüht und zwar im Herbste zu einer Zeit, wo die Blumen am meisten gesucht sind. Das ausgestellte Exemplar hatte schon die 2. Blüte. Diese Art ist als eine ungewöhnlich gute Acquisition zu bezeichnen. Ferner waren dabei das schöne C. Seegerianum (Spicerianum X Harrisianum), das originelle, 804. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 4^7 jedoch nicht so reich blühende C. euryandrum (barbatum >< Stone'i), C. Stonei A^on Eorneo, C. oenanthum (Harrisianum ;■( insigne) und andere. 16. HerrHesdör ff er, Charlottenburg, zeigte nebenderS.497besprochenen neuen Melone die Früchte verschiedener Xeuheiten von Dam mann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Xeapel. vor. Zunächst 5 Tomaten, und zwar 1. Skamander (i!^94), gedrungen wachsend, sehr grossfrüchtig, reich- tragend, aber spät. 2. Coriolan (1894), eine frühe schmackhafte, fest- lleischige. wenig Samen enthaltende Sorte. Die prachtvoll gefärbten Früchte sind kugelrund und sehr schmuckvoll. 3. Nordlicht (1893), eine unglaublich reichtragende, frühe, ziemlich aufrecht wachsende Sorte mit gleichfalls runden, gelblich gefärbten Früchten, die. wie bei der vor- genannten Sorte, zwar nicht gross sind, aber immer in ganzen Büscheln zusammen erscheinen. 4. Semperfructifera (1893), eine bei uns sehr späte Sorte, die in Büscheln von 30, 40 bis zu 50 Stück ihre ganz kleinen birnen- förmigen Früchtchen zur Entfaltung bringt. Sie wächst sehr üppig, will aber unter Glas nicht fortkommen. 5. Dwarf Champignon, eine vor einigen Jahren eingeführte, reichtragende, nicht rankende Sorte. Herr Hesdörffer zeigte ferner die Eierfrucht Negerfürst (1894), eine reich- tragende Sorte von hohem Schmuckwert, durch die schwarzen Früchte besonders auffallend, und die M-eisse japanische Klettergurke (1894). Diese Neuheit mit übrigens gelben Früchten war noch nicht ganz konstant. Eine Pflanze, welche drei Mistbeetfenster füllte, hatte über 60 Früchte, andere waren aber aus der Art geschlagen. 17. Herr Universitätsgärtner Rehnelt, Giessen, hatte eine ganze Menge Frühlingsenzian, Gentiana verna, eingesandt, welcher gegenwärtig auf kurzberasten Wiesen in der Nähe von Giessen im zweiten Flor steht. Einsender empfiehlt diese reizende Art, welche sonnigen Stand, Aloorerde und beständige Feuchtigkeit liebt, die man erreicht, indem man dem Boden etwas Torfmull beimengt und bei Trockenheit reichlich giesst, besonders für alpine Anlagen. III. Hierauf begründete Herr Gärtnereibesitzer Neumann ausführlich seinen Antrag auf Revision der Statuten. Nachdem derselbe eine Reihe von Punkten aufgezählt hatte, welche teils veraltet, teils unerfüllbar, teils sonstverbesserungsbedürftigseien, stellteHerr Gartenbau-Direktor Lackner nach Darlegung der Gründe über die ablehnende Haltung des Vorstandes zunächst die Frage zur Diskussion, ob überhaupt eine Statutenänderung nötig sei. Nachdem die Herren Hoffmann, Bluth, v. d. Smissen und Neumann für den Antrag, die Herren Garten - Inspektor Perring, Gartenbau-Direktor Lackner und Inspektor Dressler gegen denselben gesprochen hatten, wird Schluss der Debatte beantragt und der Antrag Neumann bei der Abstimmung mit erheblicher Majorität abgelehnt. IV. Hierauf berichtete Herr Kgl. Garten-Inspektor Per ring über die von selten der vereinigten Ausschüsse unternommenen Schritte zur Milderung der Notlage der von dem Hagelwetter am 7. August Geschädigten. Der versandte und in der Gartenflora veröffentlichte Aufruf hat erfreulicher- weise zahlreiche Spenden an Pflanzenmaterial wie an Geld eingebracht, über die an anderer Stelle quittiert werden wird. Zwecks Verteilung dieser Spenden wird sodann ein Komitee, bestehend aus den Herren j^gg Die rote Stachelbeer-Milbe Bryobia nobilis C. L. Koch etc. m Gärtnereibesitzern Schwarzburg, Busse und Hapt, gewählt, mit de Rechte der Kooptation. Die entstandenen Kosten des Aufrufs und der Versendung wurden bewilligt. V. Zum Delegierten für den internationalen Obstbau-Kongrsss in St. Peters- burg wurdeHerr Gartenbau-Direktor Buntzel, Nieder-Schönweide, ernannt. VI. In zweiter Beschlussfassung wird die Frühjahrsausstellung des Vereins mit besonderer Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln endgiltig genehmigt. VII. Auf Antrag der Gartenbauvereine für den Kreis Steinburg in Wilster und zu Angermünde wurde diesen je eine grosse und eine kleine sowie eine bronzene, dem Märkischen Obstbau-Verein nach Antrag eine grosse und eine kleine silberne Vereins-Medaille bewilligt. Die weiteren Punkte der Tagesordnung mussten der vorgerückten Si.unde wegen vertagt werden. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren E, Bernick, C. Junge, C. Kotte, E.Scopi und J. Tübbecke, hatte folgende Preise zugesproc^hen: 1. Herrn Gärtnereibesitzer A. Janicki, Schöneberg, für Nelken, und 2. Herrn Gärtnereibesitzer F. Bluth, Gr. Lichterfelde, für ]\[yrten je eine kleine silberne Vereins-Medaille. 3. HerrnKgi. Obergärtner Hab ermann, Monbijou, für Chamaedorea. und 4. Herrn Gärtnereibesitzer v. d. Smissen, Steglitz, für Gladiolen je eine bronzene Vereins-Aledaille. 5. Herrn Obergärtner L. Ahlisch, Berlin, für Pflaumen ein Ehrendiplom. 6. Herrn Gärtnereibesitzer C. Lenzke, Berlin, für Anemonen den jNlonatspreis von 15 Mark. Die Herren Gartenbau-Direktor L a c k n e r , H i e n t z s c h und C. ]\1 a t h i e u hatten sich ausser Konkurrenz erklärt. Aufgenommen wurden die in der vorigen Sitzung Vorgeschlagenen. C". Lackner. i. V. Waage. Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch (?), ein in Deutschland bisher nicht beachteter Schädiger des Stachelbeerstrauches. Von Prof. Dr. Fr. Thomas in Ohrdruf. (Hierzu Abbildung 91.) usserordentliche Witterungsverhältnisse bedingen ungewöhnliche Ent- wickelung einzelner Spezies von Lebewesen, also auch von Schäd- ^2J^^ lingen. Zu den Folgen der abnormen Trockenheit des Jahres 1893, __ . besonders des Frühjahrs, rechne ich das damalige vermehrte Auf- ^r^ treten der kleinen roten Milbe an den Stachelbeerbüschen, welches sich auch im April und Mai dieses Jahres wiederholte. Wenngleich diese Schädlinge für Deutschland sicher nicht neu sind, da ich sie in meinem Garten (ebenso wie Prof. Haus skn echt in Weimar in dem seinigen) schon seit Jahren bemerkt (z. B. im Mai 1889 in Ohrdruf laut Beobachtungsnotizen), so Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. 48c) sind dieselben doch in der deutschen Litteratur über Garten- und Obstbau sowohl M'ie über Pflanzenkrankheiten bisher meines Wissens nie erwähnt worden. Die nachteilige Wirkung der roten Milbe*) ist viel auffälliger als der kleine Schädling selbst. Die beim Austreiben der Blätter befallenen Zweige des Stachelbeerstrauches machen sich durch ihr kümmerliches Aussehen auch auf einige Entfernung bemerkbar. Die Blätter bleiben viel kleiner und sind nicht sattgrün, sondern bleich, oberseits weisslich, später nicht selten mit gelbrötlichem, dürren Rande gesäumt. Den Grossenunterschied veranschau- lichen die Figuren 1 und 2 (Darstellung auch des Farbenunterschiedes war bei Zinkographie nicht möglich). Während die gesunden Blätter eines Stockes am 27. April d. J. in meinem Garten his zu 27 mm lang und 32 mm breit waren, massen am gleichen Tage die grössten Blätter der befallenen Triebe desselben Stämmchens nur 15 und 21 mm, so dass diese es nur auf reichlich Y3 des Flächeninhalts jener gebracht hatten. Auf dieser Grösse beharrten sie, wo- gegen die normalen noch bis auf 38 und 47 mm weiter wuchsen. Die Mehr- zahl der durch das Saugen frühzeitig beeinträchtigten Blätter war aber weit kleiner (10 und 13 mm) als die oben angegebenen Maximalmasse, so dass sich die Reduktion der Blattfläche als noch beträchtlicher herausstellt. Ein solcher Stock macht zunächst den Eindruck eines wurzelkranken. In der Regel sind auch die obersten Triebe die am stärksten angegriffenen. Aber es kommt nicht selten vor, dass gesunde, tiefer an demselben Stämmchen ent- springende (also gleicher Wurzel zugehörige) Triebe jene kranken z. T. noch überragen, d. h. bis zu grösserer vertikaler Höhe über dem Boden sich strecken. Folglich kann mangelnde Wurzelfunktion nicht die Erklärung bieten. Die Erkrankung der Zweige ist vielmehr dem Saugen der zahlreich vorhan- denen Milben zuzuschreiben. Bemerkenswert ist es, dass die Milben nicht alsbald auf die gesunden Triebe in gleicher Verteilung übergehen, sondern an den zuerst befallenen auch dann noch lange Zeit in sehr viel grösserer Dich- tigkeit gefunden werden, wenn deren Blätter bereits den Verfall deutlich zeigen. Erst später erfolgt eine gleichmässigere Ausbreitung der Milben über den grösseren Teil des Stockes. Mit der Verkümmerung der Blätter (vergi. unten den letzten Abschnitt) geht die schlechte Ernährung der Früchte Hand in Hand, die allermeist vorzeitig abfallen. An den schon im ersten Frühjahre von den Milben befallenen Zweigen bleiben gar keine oder nur einige ver- kümmerte Früchte hängen. Die Ernte wird daher durch diese Tiere ganz merk- lich beeinträchtigt. Man sammelt die Milbe am leichtesten ein, indem man ein weites Glas unter den betreffenden Astteil oder Seitentrieb hält und letzteren durch Schnippen (kurzes heftiges Stossen) erschüttert. Ende April d. J. hatte ich auf solche Weise binnen einer Minute leicht einige hunderte lebender Milben im Glase. Damit mir dieselben nicht entwischen konnten, stellte ich das Glas in eine Schale mit Wasser (also in Wasserverschluss bei Luftzutritt). Am fol- genden Morgen war die ringförmige Wasserfläche von roten Milben, die aus- zuwandern gesucht hatten, besetzt. Die durch die Adhäsion steigenden Ränder des Wassers liessen die Tiere aus der mittleren Ringzone nicht wieder empor- *^ Nicht zu verwechseln mit der bekannten „roten Spinne" Tetran)'chus telarius, die aucii eine Milbe ist. AQO Di^ ^^^^ Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. kommen. Fast ausnahmslos lagen diese Tiere still, Avie leblos. Aber es ge- nügte, sie nur lo Minuten auf das Trockene zu bringen, um die Hälfte der- selben wieder zu beleben, und nach weiteren lo Alinuten waren alle Exemplare davongelaufen oder im Begriffe, dies zu thun. Ahnlich verhalten sie sich nun bei Regen auf den Blättern der Pflanze, und dadurch wird erklärlich, warum sie durch lange Trockenheit zu besonders üppiger Entwickelung gelangen. Gegen Benetzung haben sie offenbar keinen ausreichenden Schutz. Der lethar- gische Zustand scheint darnach auf mangelnder Atmung zu beruhen. Exemplare, die ich 8 Tage lang in solcher Lethargie auf Wasser hatte liegen lassen, waren abgemagert, aber doch zumeist noch lebend. Die hufeisenförmig ge- krümmte Furche, welche auf dem Rücken des Tieres die flach gewölbte Mittel- linie vom Seiten- und Hinterrand trennt, ist dann tiefer als vorher. Die einzigen, bisher erschienenen ausführlichen Darstellungen von Bryobia- Arten finden sich in italienischer und amerikanischer Litteratur, über die ich noch berichte (s. unten), weichen aber in einigen Punkten von meinen Befunden ab. Deshalb gebe ich im nachfolgenden eine Beschreibung der Stachel- beermilbe und füge derselben auch mehrere Abbildungen bei, die Herr Ew. H. Rübsaamen für mich anzufertigen die Güte hatte. Die Farbe des Tieres ist ein schmutziges Rot, am ehesten als dunkeles Ziegelrot zu bezeichnen. Beim Zerdrücken auf Papier erhält man einen bräun- lichroten bis blassblutroten Strich. Der Hinterleibsrücken erscheint rechts und links oft dunkler als in der Mittellinie (infolge durchscheinenden Darm- inhalts?) Das Vorderende des Körpers mit den Mundteilen, sowie die mit weissen Borsten besetzten und in je zwei Krallen ausgehenden (am Ende auch mit mikroskopisch zarten Klebehaaren oder Haftborsten versehenen) Beine sind heller gefärbt, fleischrot, die Augen und der kegelförmige Saugzapfen (der aber nur von unten gesehen werden kann) tiefer rot. ^'on den Beinpaaren ist das vorderste das längste, sogar etwas länger als der Körper. Ende April hatten die Tiere in Ohrdruf durchschnittlich 0,56 mm Körperlänge bei 0,39 mm Breite und die Beine des ersten Paares o,ö8 mm Länge. Im Mai steigt die Körperlänge bis auf ca. 0,7 mm. Schon bei stärkerer Loupenvergrösserung wird eine Reihe von weissen, kurzgestielten, flachen Schüppchen (sq in Fig. 3 und 5) von eiförmigem bis keulenförmigem, z. T. schief oder gekrümmt keulenförmigem (richtiger spatelförmigem) Umrisse und durchschnittlich 0,028 mm Länge auffällig, die rings um den Körper ungefähr in der Seitenrandlinie stehen und am Stirn- und Ilinterleibsrand sich am meisten bemerkbar machen. Auch der Rücken trägt drei hintereinander- stehende Paare derselben. Das vorderste dieser 3 Paare steht nahe dem durch eine Furche bezeichneten Vorderrand des Abdomens. Von ihm nach aussen auf derselben Ouerlinie des Rückens folgen dann noch jederseits zwei Schüppchen, von welchen das innere die Reihe der acht Schüppchen des Hinterleibsrandes (von der Alitte des stumpfen Hinterendes gezählt) beschliesst, das äussere dagegen in der rückwärts gerichteten Verlängerung derjenigen Schüppchenreihe liegt, welche an A'order- und Seitenrand des Kopfbruststücks steht. Die Reihe der seitlichen Schüppchen erfährt somit, wie in Fig. 3 genau dargestellt ist, in der Vorderecke des Abdominalrückens eine Verschiebung: sie liegt von der bezeichneten Stelle ab nach vorn weiter aussen als nach hinten. Zwischen der zweiten und dritten Schuppe der äusseren Reihe, d. i. der 2 ^ 'M^*' Vv'^ Abb. 1)1. Rote Stachclbccr-Milbc, Brvobia nobilis C. L. Koch Fig. I u. 2. Gesundes und von Bryohia befallenes Blatt desselben Stänimchens von Ribes Grossularia zum Grössenvergleich (Ende April 1894). Fig. 3. Die rote Stachelbeermilbe von oben gesehen mit Einzeichnung der erst durch Druck und Verschiebung von oben sichtbar werdenden Mundteile und Atemhörnchen. Fig. 4. Dieselbe in Seitenansicht. Fig. 5. Die rechte Hälfte des Stirndaches von oben gesehen. Fig. 6. Die am Tier aufeinanderliegenden, im Präparat durch Zurückschlagung' (Auseinander- klappung in der punktierten Linie) getrennten Mundteile; Zeichnung genau nach der Lage im Präparat. Fig. 7. Ein Maxillartaster. Es bezeichnen die Buchstaben c den Saugzapfen, est die Stigmenhörnchen, p die Maxillar- taster, af deren letztes Glied (Tastläppchen), md die Stechborsten, tc das Stirndach, o die Augen, sq die Schüppchen. Fig. I. u 2 in natürlicher Grösse; die Vergrosserungszitler der übrigen beträgt ungefähr 55 bei Fig. 3 u. 4, iio bei Fig ö, 2S0 bei F'ig. 5 u. 7. AQ2 I^is '"ote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. ersten und zweiten des Kopfbruststückes (von hinten nach vorn gezählt) liegt jederseits das Auge: ein tiefblutroter Fleck mit einigen glänzenden, ebenso gefärbten Ocellen dicht am Seitenrand des Kopfbruststückes und näher dem Hinterende dieser Randlinie als dem Kopfende des Tieres. Das Kopfbruststück ist auf dem Rücken chagrinartig gerunzelt, der Hinterleib dagegen mit dichten Liniensystemen aus tiefen, in Krümmungen verlaufenden Falten geziert. Die Mundteile können von oben nur zum Teil durch gelinde Pressung des Körpers sichtbar gemacht werden. Bei Rückenlage des Thieres fällt der glänzende, fleischige, aus breiter kegelförmiger Basis entspringende Saugzapfen durch seine tiefrote Farbe in die Augen. Neben ihm stehen beiderseits die dicken, viergliedrigen Maxillartaster (Fig. 7; p in Fig. 4 und 6), deren drittes Glied in eine starke Kralle ausgeht, während demselben Glied auf der Innen- seite das mit Borsten besetzte Endglied (af) entspringt, welches die Gestalt eines Tastläppchens hat und beim Suchen des Thieres nach einer geeigneten vSaugstelle in steter Bewegung ist. Die beiden Stechborsten (md in Fig. 6) sind hinten schlingenförmig umgebogen; sie werden so, wie sie in Fig. 3 gezeichnet sind, erst durch Druck sichtbar. Bei völligem Zerdrücken des Tieres kommen auch im Saugkegel noch zwei stark chitinisierte Stücke von ca. 0,020—0,045 mm Länge (pg in Fig. ö) zur Anschauung, die Avie die Schliesszellen einer pflanz-r liehen Spaltöffnung zu einander liegen und durch je sieben oder mehr parallele Furchen ein kammähnliches Aussehen erhalten. Über den Mundteilen und diese in der Ansicht von oben verdeckend liegen, den Vorderrand des für die Gattung Bryobia charakteristischen Frontal- daches (tc in Fig. 4 und 5) bildend, vier nach vorn gerichtete Zäpfchen, von denen die zwei mittleren einander mehr genähert und an ihrer Basis ver- wachsen sind, auch etwas weiter nach vorn reichen als die zwei äusseren. Alle vier gehen in je eines der oben erwähnten weissen Schüppchen aus (sq in Fig. 5). Die Gesamtzahl dieser Schüppchen am ganzen Körper wird dadurch auf 32 gebracht. Die Bauchseite des Tieres zeigt eine Querteilungsfurche zwischen den beiden vorderen und den beiden hinteren Beinpaaren und am Hinterleib die durch zwei Wulste auf einem annähernd viereckigen Räume umgrenzten Sexualorgane. Die längere Diagonale des Vierecks liegt in der Mittellinie des Körpers, die kürzere scheidet beim weiblichen Tier den vorderen ganz flachen Teil (der nach Claparede's Nomenklatur als Geschlechtshof zu bezeichnen ist) von der dahinter liegenden tiefen Höhlung der Vulva. An diese reiht sich nach hinten ohne oberflächlich sichtbare Brücke die Analöffnung in Gestalt eines schmalen Längsspaltes an, der von dem erwähnten Randwulst noch mit umschlossen wird und die ausgezogene Hinterecke des Vierecks bildet. Ent- wickelte Männchen sind mir nicht zur Beobachtung gekommen. Das Tracheensystem ist noch stärker entwickelt als bei der Webermilbe (Tetranychus). Kräftige Aste erstrecken sich nach allen Teilen des Körpers und in jedes der 8 Beine. Die Verbindung des Röhrensystems mit der äusseren Luft Avird aber nicht wie bei Tetranychus durch nur ein in der Mittellinie des Körpers befindliches Stigma (cf. Claparede in Zeitschr. f. wiss. Zoologie XVIII S. 485), sondern durch zwei auf beweglichen Hörnchen gelegene bewirkt, die aber in gewöhnlicher Stellung bei Ansicht von oben durch das Frontaldach noch mit verdeckt werden (est in Fig. 3, 4 und 0; in Fig. ö ist der Zusammen- Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. 493 hang mit dem Tracheenhauptstamm bei dem einen Hörnchen dargestellt, wie ihn das Präparat zeigte, dessen Herstellung meinem Freunde Rübsaamen gelang). Die meisten früheren Beobachter (siehe unten) haben diese Atem- hörnchen von den oben besprochenen Schüppchen nicht unterschieden. Letztere sind durchsichtig, daher im durchfallenden Lichte hauptsächlich durch ihre Konturen auffällig, die Atemhörnchen sind im durchfallenden Lichte dunkel und im auffallenden weiss (durch ihren Luftinhalt). Sie sind auch an der Basis dicker als die Schüppchen und nach der Spitze nur schwach keulenförmig und nicht llach. Ihre Länge ist 1Y2 bis 2 mal so gross als die der Schüppchen der vier Dachfortsätze. Das Material von Milben, welches mir im April und Mai zur Verfügung stand, war sehr gleichartig. Während man an den durch Tetranychus telarius zur Dürre gebrachten Blättern der Bohne im August alle Stadien der Milbe von den Eiern ab gleichzeitig vorfindet, zeigt Ribes im Frühjahre nur eine einzige, vermutlich aus Wintereiern hervorgegangene Generation. Am 23. April 1894 war bereits keine einzige sechsbeinige Larve mehr zu finden. Die ersten eier- tragenden Weibchen sah ich 1894 am 5. Mai. Am 10. Juni waren lebende Milben auf den Sträuchern nicht mehr zu finden und ebensowenig in der Erde am Grunde der Stämmchen. Die kranken Zweige trugen aber jetzt rote, glatt- schalige, glänzende Eier vom Aussehen und der Grösse (0,12 bis 0,18 mm Durchmesser) jener, die ich an trächtigen Milben vorher gefunden. Diese Eier Sassen bald einzeln an der Rinde oder an dort wachsenden Flechten, bald zu mehreren in einer Reihe in den Winkeln und an den Rändern der häutigen Reste alter Knospenschuppen. Daneben fanden sich gleichgrosse, farblose, aufgebrochene, aus denen, wie ich annehme, die Frühjahrsgeneration der Milben hervorgegangen war. Ob überhauj^t noch eine zweite Generation im gleichen Jahre folgt, weiss ich nicht, bezweifle es aber, denn meine diesjährigen Beobachtungen bieten keinerlei Anhaltepunkte für eine solche Annahme. Litteratur. Das Vorkommen der Bryobia auf Grossularia ist meines Wissens bisher nur aus England berichtet worden. Nach Klebahn's Referat in der Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 1893, S. 210, findet sich eine Xotiz über Häufigkeit des Tieres auf Stachelbeeren bei London in Gardeners' Chronicle XII, 1892, S. 111, in welcher Xotiz aber die Milbe als Bryobia speciosa bezeichnet worden ist. Nach der Abbildung und Beschreibung, welche A. B erlese (Acari, Myriopoda et Scorpiones hucusque in Italia reperta, Fascicolo LI. X'^. 1., 1888) giebt, ist B. speciosa u. a. charakterisiert durch die Form der vier schuppentragenden Fortsätze des Stirndaches. Die beiden mittleren Fort- sätze sind viel breiter als die äusseren, ausserdem rundlich, nämlich nach ihrer Basis zu wieder verschmälert. r)ie Determination M^urde alsdann von Albert Michael in Br. praetiosa verändert und zwar auf Veranlassung von Miss E. A. Ormerod, der um die Kenntnis und Bekämpfung der für Land- und Gartenbau schädlichen Insekten hochverdienten Verfasserin der »Reports of Observations of Injurious Insects«. Im 17. Report, welcher das Jahr 1893 behandelt und im Februar 1894 in London erschien, sind auf S. 32 — 38 die bisherigen Beobachtungen verarbeitet. C. L. Koch stellte die Gattung Bryobia mit 4 Arten auf. Darnach wurden die Spezies Br. praetiosa und Br. speciosa von Canestrini und Fanzago (Intorno agli acari italiani p. 91) beschrieben (die Einsicht in diese Publikation IQ4 Dis rote Stachelbecr-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. danke ich Herrn Prof. Dr. P. Kr am er in Magdeburg) und in Wort und Bild dargestellt von Berlese (1. c. 1886 Fase. XXXIII Xo, 3 und 1S88 Fase. LI Xo. I). B erlese hat die Atemhörnchen nicht in ihrer Funktion erkannt und, wie es scheint, mit den Schüppchen für gleichartig" erachtet, denn seine Figur 1 zeigt ein Paar der letzteren da, wo jene stehen. I)as Verdienst, diese für die Gattung typischen Organe erkannt zu haben, kommt P. Kramer zu (Archiv für X^aturgeschichte XLIII, 1877, S. 228 — 230). Eine ausführlichere, mit neuen Abbildungen versehene Darstellung einer Bryobia-Art gaben darnach C. V. Riley und C. F. Marlatt in Insect life II, i8go, S. 45 — 52, otfenbar gleich Berlese ohne Kenntnis der Kramer'schen Publikation, Über die Berechtigung dieser von Garman 1885 aufgestellten Art, Bryobia pratensis, ist ohne Typen ein abschliessendes Urteil nicht möglich. Nach Beschreibung und Abbildung des Tieres ist jene Berechtigung nicht besser begründet als die Aufstellung der Stachelbeermilbe als Bryobia ribis n. sp. In der sehr weiten Berlese'schen Diagnose haben nämlich ebensowohl B. pratensis wie B. ribis Raum, Wenn aber die Abbildungen, die Berlese einerseits und Riley und Marlatt andererseits gegeben haben, zugrunde gelegt werden, so ist Bryobia ribis von jenen beiden Arten verschieden 1. durch die gleiche Länge von Tastläj)pchen (Endglied af) und Kralle am Maxillartaster (man vergleiche Fig. 7 mit Fig. 4 g bei Riley und mit Fig. 7 bei Berlese) und 2. durch die Stellung der Schuppen. Berlese bildet ganz deutlich 4 Paar Rückenschuppen ab, Bryobia ribis besitzt deren nur 3 Paar. Riley 's Abbildung stellt 3 Paar auf dem Rücken des Abdomen und ein Paar auf dem Rücken des Cephalothorax dar, der bei B. ribis nur am Rande Schuppen trägt und nicht auf dem Rücken. Keine der beiden Abbildungen zeigt die von mir hervorgehobene sechszählige Schuppenquerreihe nahe dem Vorderrand des Abdominalrückens (Fig. 3). Und doch sind diese Schüppchen schon bei schwacher Vergrösserung zu auffällig, um dem Zeichner leicht entgehen zu können. C. L. Koch's Diagnosen seiner 4 Bryobia-Arten (Deutschlands Crustaceen, iMyriapoden und Arachniden, Heft 1 Xo. 8 und q, Heft 17 Xo. 10 und ii') ent- halten nur Farbenangaben. Diejenige für B. praetiosa sowie die zugehörige Abbildung stehen nun aber in Widerspruch mit der Färbung der Stachelb'eer- milbe: weder der in seiner Farbengrenze vierzähnige Hinterrand des Thorax, noch der ankerähnlich-dreiteilige, rötliche Streifen am Ende des Flinterleibs- rückens ist vorhanden. Die vier reinweissen Punkte auf dem Abdominalrücken, die Koch in seine Diagnose aufgenommen hat, sind jedenfalls 4 Schüppchen, von denen die Stachelbeermilbe, wie oben mehrfach erwähnt, daselbst sechs besitzt. Dagegen giebt Koch (1. c, Heft 17 Xo, 11) für seine Bryobia nobilis (deren spezifische Differenz von B. praetiosa Berlese zweifelhaft lässt) drei Paar solcher Schüppchen, und zwar in der für B. ribis charakteristischen Stellung an. Auffällig ist, dass er in der zugehörigen Beschreibung nach Erwähnung der B. praetiosa von »denselben« weissen, punktartigen .vsechs« paarAveise ge- *"! Die Einsicht in das seltene Werk von C. L. Koch danlvc ich der Güte des durch seine Arbeiten über die Arachniden rühmlichst bekannten Dr. med. L. Koch sen. zu Nürnberg, des Sohnes vom \'crfasser jenes Werkes. Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Kuch etc. ^g^ stellten Rückenpapillen spricht, während er für B. praetiosa doch nur vier weisse Flecken in Diagnose und Beschreibung erwähnt. Der Umriss von B. nobilis ist nach K.'s Abbildung" etwas schlanker als der von B. ribis. doch nennt er sie in der Beschreibung" »kürzer und breiter als die verwandten Arten«. Auch der schwarze Flecken in der Mitte des Rückens vor der Abdominalgrenze ist für B. ribis sicher nicht typisch. Aber von den vier Koch'schen Arten ist B. nobilis meines Erachtens der Stachelbeermilbe am ähnlichsten. Die bisherigen Bestimmungen derselben als B. praetiosa gründen sich augenscheinlich nicht auf Koch's. sondern nur auf B erlese's Werk, dessen Abbildungen, wie ich dargethan habe, deutliche Unterschiede von der Stachelbeermilbe aufweisen. Wirtpflanzen. Ausser auf Ribes Grossularia, auf der das Vorkomme in l)eutschland höchstwahrscheinlich ein verbreitetes ist, mir bisher aber nur für eine Reihe von Orten in Thüringen nachzuweisen möglich war (Ohrdruf. Zella, Friedrichroda, Mühlhausen, Weimar), ergreift die Stachelbeermilbe in gleicher Weise Ribes alpinum, während sie den Johannisbeersträuchern, auf welche sie in meinem Garten gleichfalls überging", keinen auffälligen Schaden that. Die englischen Beobachter (cf. Ormerod 1. c.) berichten nun von gleich- zeitigem Auftreten auf Hedera Helix. Michael glaubt sogar, die Ausrottung des Epheus würde hinreichen, um die Stachelbeeren vor weiterer Schädigung zu sichern. Mein an mehreren Orten und von April bis Juni wiederholtes Bemühen, die ]\lilbe an Epheu nachzuweisen, welcher den kranken Stachelbeer- büschen nahe stand, war vergeblich. (Auch die Fähigkeit der Milbe, zu spinnen, die zwar von Miss Ormerod nicht als erwiesen dargestellt, aber von einigen ihrer Korrespondenten erwähnt wird, konnte ich nie beobachten und bezweifle sie). Berlese macht für B. praetiosa keine Substrate namhaft; er sagt nur: »Habitat in agri Patavini muscis et arboribus.« C.L.Koch giel^t für B. nobilis nur an, dass er sie bei Zweibrücken in Rheinbayern fand, und für B. praetiosa: »in Gärten, zuweilen auf Gesträuch, bei Regensburg". « Für die rationelle Be- kämpfung des Tieres fehlt somit noch die Gewissheit über den Kreis seiner Xährpflanzen. In meinem Garten blieb es auf Ribes-Arten beschränkt. Schaden und Gegenmittel. Die im Eingange geschilderte Schädigung des Stachelbeerstrauches wird dadurch herbeigeführt, dass die Milbe durch ihr Saugen die Zellen des Blattes tötet. Das gilt hauptsächlich für die oberseitige Epidermis und das Palissadenparenchym, das auf grössere oder geringere Erstreckung hin seinen grünen, für die Assimilation im Sonnenlicht so wichtigen Inhalt verliert. Völlig erwachsene Blätter, auf welche die Milben gelangenn werden weissfleckig, behalten aber immer noch einen hinreichenden Teil normal funktionierender Zellen. Ganz junge Blättchen hingegen werden dadurch in ihrer eigenen Grössenentwicklung (wie oben berichtet) gehemmt und diese zuerst befallenen Sprosse sind es, deren krankes Aussehen für jedermann augen- fällig ist und deren Früchte zumeist vor der Reife abfallen. Demnach würde Bekämpfung im ersten Frühjahr noch vor dem Austreiben der Knospen an- zustreben sein. Ein englischer Beobachter, Nixon, berichtet nun (bei Ormerod 1. c. p. 38), dass an mit Fett bestrichenen Stämmchen sich im Frühjahr der zwischen dem Erdboden und den Fettstellen befindliche Stammteil sehr schnell mit Milben bedeckt habe. Im Sommer habe er die Tiere im Erdboden ge- funden. Falls sich diese Resultate bestätigen sollten, so würden ringförmig aufzutragende Klebstoffe wohl das einfachste Hilfsmittel sein. Meine eigene 49Ö. Die Zucht der Bambusaceen aus Samen. Erfahrung weist hingegen bis jetzt sowohl bezüglich der Grenzen der Erkrankung am Stock im ersten Frühjahr als auch bezüglich der Absetzung der Eier im Mai und Juni nur auf die Zweige als Herde des Übels. Darnach ist das bei grösseren Kulturen kaum durchführbare Abbürsten der Rinde angezeigt. Das völlige Wegschneiden der infizierten Triebe verspricht keinen, die Entstellung des Strauches aufwiegenden Radikalerfolg, weil die Milbeneier auch an be- nachbarten Zweigen und tieferen Stammteilen abgelegt werden. Andererseits geht aus meinen oben mitgeteilten Beobachtungen über das Verhalten der Milben zu Wasser die Zweckmässigkeit des Bespritzens der Sträucher hervor. Flüssigkeiten, die wie Seifenlösung einen Überzug hinter- lassen, werden zuverlässiger auf die Tiere wirken als reines Wasser, aber auch leichter der Pflanze schaden. (In England hat sich eine unter dem Namen »Anti-pest« von Morris, Little & Son in Doncaster in den Handel gebrachte Flüssigkeit von nicht näher bekannter Zusammensetzung gut bewährt, die den Voi-zug hat, sich mit Wasser leicht mischen, also beliebig verdünnen zu lassen.) Die Zucht der Bambusaceen aus Samen. Von Baron Ferdinand von Müller, Melbourne. |enn man bedenkt, dass schon etwa 180 wohl unterscheidbare Bambus- 1^4 gewächse specifisch beschrieben sind, so bleibt es auffallend, dass diese für scenische Kultur so vortrefflichen Pflanzen noch in nur sehr beschränkter Zahl in die Gärten der Welt übergegangen sind. Der ^>rkehr ist jetzt fast nach allen Richtungen hin ein leichter, wo Bambusaceen vorkommen; aber dennoch bleibt das Bringen bewurzelter Pflanzen im lebenden Zustand umständlich, kostspielig und ungewiss. Das einfachste und billigste wäre, Bambusaceen aus Samen zu ziehen, was allerdings auch zu\veilen geschieht. Gewiss gehen aber in beiden Hemisphären viele Gelegenheiten verloren, Samen zu sichern, wenn dies in leichtester Weise geschehen könnte. Freilich ist Australien ganz arm in dieser Hinsicht, denn wir kennen nur eine hohe, etwas schlängelnde Bam- busacee aus Waldschluchten des nordöstlischen Queensland; eine zweite, sehr schlanke kommt in der Region des Staaten-River ander östlichen Seite des Carpentaria-Golfes vor, aber von beiden kennen wir bisher nur Stämme und Blätter, die letzterwähnte von den Autochthonen für Wurfspiesse gebraucht, und so todbringend für Air. Gilbert in Dr. Leichhardts erster Expedition; — eine dritte wächst am Adelaide-Flusse, von welcher Herr M. Holtze die Blüten fand, so dass diese Pflanze als echte Bambusa bestimmt und als B. Arnhemica beschrieben werden konnte. Es sollen noch 1 oder 2 andere Bambusen in Arnhemsland vorkommen, aber Blüten sind auch von diesen noch nie beob- achtet worden, wohl deswegen, weil Fachmänner selten zu dem entlegenen Standorte kommen. Im grossen ganzen blühen aber doch viele Bambusaceen sowohl in den östlichen als westlichen Tropen, und solche sind dann ja auch gewöhnlich samenbringend. Wenn wir also auf so einfache und billige Weise, wie Samen-Kultur immer, nur noch wenige Arten für unsere Gärten gewonnen haben, so ist dies wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass die Samen unbeachtet an den meisten Stellen verloren gehen. Aber auch wenn solche zuweilen für Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 491 Gartenzwecke gesammelt werden,, so scheint der Erfolg aus folgenden C".rünclen zu scheitern: j. Sammeln abgefallener Samen vom Pjoden, wo solche bald durch Feuchtigkeit leiden, anstatt des Abnehmens von den tragenden Pflanzen und zwar während trockenen Wetters. 2. Altwerden des Samens, ehe noch die Verschickung ausgeführt wird. 3. Verpackung ohne vorherige Sorge für den lufttrockenen Zustand des Samens. 4. Mangel an vorherigen Versuchen, ob sich überhaupt solche Samen in keimfähigem Zustande befinden, was in kurzer Zeit durch ein direktes Experiment an der Sammelstelle ermittelt werden könnte. Dazu kommt noch unsere oft mangelhafte Kenntnis der Bodenverhältnisse, welche am besten den verschiedenen Arten zusagen. Dem einen oder anderen dieser Umstände schreibe ich es zu, dass wir hier bisher nur einige wenige Dendrocalamus-Arten aus Samen haben ziehen können. Es ist übrigens anzunehmen, dass Bambusaceen-Samen schnell die Keimkraft verlieren. Viele dieser stattlichen und meistens auch sehr nützlichen Gewächse blühen ja auch nur nach langem Zeitverfluss, einige sogar nur nach Intervallen von vielen Jahren. Wahrscheinlich lässt sich auch bei manchen dieser Pflanzen das Samentragen beschleunigen durch Anwendung von reichlichem und starkem Dünger, wie ich dies z. B. bei Arundo Donax hier erzielt habe. Vielleicht könnten auch gelegentlich bewurzelte und zurückgeschnittene Bambusaceen-Schösslinge, zwischen Orchideen-Knollen verpackt, lebend über See verschickt werden. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Neue japanische Freiland-Melone. Unter den Neuheiten, die noch der Einführung harren, wird vielleicht die obengenannte eine hervorragende Rolle spielen, ja, es ist sogar möglich, dass sie noch ein grösseres Aufsehen er- regen wird wie s. Z. die japanische Klettergurke. In den letzten Maitagen dieses Jahres schickte mir der Samen- händler C. Klepp in Moabit 4— 5 Körner dieser Melone, die er aus Japan erhalten hatte, und bat mich, dieselben aus- zusäen. Ich kam diesem Verlangen nach, brachte den Samen unter Glas zum Keimen und pflanzte dann drei der kleinen Melonen in einen kalten Kasten aus. Dies geschah etwa am 10. Juni, und die Pflanzen, die nicht unter Glas gehalten wurden, ent- wickelten sich derart, dass sich bereits Mitte Juli der erste Fruchtansatz zeigte. Die 3 Pflanzen, die zusammen den Raum von zwei Mistbeetfenstern ein- nehmen, haben kaum irgend welche besondere Pflege erhalten, sie sind trotzdem vollständig ungezieferfrei ge- blieben und brachten nicht weniger als lö Früchte zur Ausbildung. Die Frucht ist langgestreckt, grösser als diejenige der japanischen Klettergurke, annähernd doppelt so schwer und leicht erkenntlich an ihrer ausgeprägten Keulenform. Die Früchte aller Pflanzen glichen sich vollkommen in Form, Grösse und Färbung. Anfangs sind sie mattgrün und dicht mit zartem Flaum bewachsen, wenige Tage vor der Reife nehmen sie aber eine gelb- 49A Kleinere Mitteilungen. liehe Färbung an. Die Früchte, ^reiche ich in der Sitzung des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues am 30. August vorzeigte, waren noch nicht ganz aus- gereift. Die völlig reife Frucht, die nur wenig auffallend kleine Samen enthält, hat nach der Ansicht der Frau Kommerzienrat Fledwig He vi, die auf diesem Gebiete urteilsfähig ist, ein feines Aroma. Ich persönlich habe kein Interesse an der Einführung der neuen jai^anischen Freiland - ?^Ielone, ich werde den geernteten Samen Herrn Klepp zustellen, der denselben ohne Zweifel in den Handel Ijringen wird. Max Hesdörffer. Charlottenburg. Kleinere Mitteilungen. Jubiläum. Am 1. Oktober d. J. besteht die Samenhandlung von J. Klar, Berlin, Linienstrasse 80, 25 Jahre und es ist erfreulich, dass es dem Inhaber ge- lungen ist, das Geschäft in dieser Zeit von kleinem Anfang zu der jetzigen Höhe emporzubringen, und hierdurch der aufgewendete Fleiss und die an- strengende Arbeit belohnt worden ist. Als langjähriges ^Mitglied des Vereins und als treuer Mitarbeiter bei den Versuchen auf dem Rieselfelde zu Blankenburg beglückwünschen wir Herrn J. Klar und freuen ims seines Erfolges. E. D. Obsternteaussichten dieses Jahres. Über die Obsternteaussichten dieses Jahres liegen jetzt die Ermittelungen des deutschen Pomologenvereins vor. Diese haben einen besonderen Wert, weil sie von den Obstzüchtern Deutsch- lands unmittelbar der Centralstelle mitgeteilt worden sind. Darnach ist die Aussicht der Obsternte in Süd- deutschland im allgemeinen gut, in Mitteldeutschland etwas besser, in Norddeutschland etwas schlechter. Im besonderen sind die Ernteaussichten folgende: 1) Für Äpfel sehr gut bis gut in Oldenburg; gut in Bayern, West- falen, Thüringen, Braunschweig und Anhalt, Königreich Sachsen. Schlesien. Posen, Brandenburg.Hannover, Mecklen- burg; gut bis mittelm.ässig in Württem- berg, Hessen, Pfalz, Hessen-Nassau, Rheinprovinz,Prov. Sachsen, Schleswig- Holstein, Pommern; mittelmässig in Baden, Elsass -Lothringen; gering in Westpreussen und Ostpreussen. 2) Für Birnen: sehr gut in Oldenburg; sehr gut bis gut in Baden, Hessen, Hessen- Nassau, Rheinprovinz, Westfalen, Braun- schweig und Anhalt , Hannover, Schleswig - Holstein; gut in Bayern, Württemberg, Pfalz, Elsass-Lothringen, Provinz Sachsen, Thüringen, Königreich Sachsen, Schlesien, Posen, Brandenburg, Mecklenburg; mittelmässig in Ost- preussen, mittelmässig bis gering in Westj)reussen; gering in Pommern. 3) Für Zwetschen : gut in Hessen, Pfalz und Hessen-Nassau, Brandenburg und Schleswig-Holstein ; gutbismittelmässig in Baden, Rheinprovinz und Westfalen. Braunschweig und Anhalt, Posen, Oldenburg; mittelmässig in Bayern, Elsass-Lothringen, Provinz .Sachsen, Hannover, Mecklenburg; mittelmässig bis gering in Thüringen und Ost- preussen; gering in Württemberg, Königr. Sachsen, Schlesien, Pommern, Westpreussen. 4) Für Pflaumen: sehr gut bis gut in Hessen; gut in Baden, Bayern, Hessen-Nassau, Rheinprovinz, Elsass - Lothringen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Oldenburg; gut bis Gewerbliche Angelegenheiten. 499 Obst- und Gemüse-Verwertungs-Anstalt in Kosten. In Verbindung mit der Zuckerfabrik in Kosten ist mit Unterstützung" des Herrn Ministers für Landwirtschaft. Domänen und Forsten daselbst eine Obst- und Gemüse-^^erwertunofsanstalt mittelmässigin Westfalen, Braunschweig und Anhalt, Hannover; mittelmässig in Provinz Sachsen, Posen, Mecklenburg; mittelmässig bis gering in Thüringen, Ostpreussen; gering in Württemberg, Königr. Sachsen, Schlesien, Pommern, Westpreussen. ,5) Für Pfirsiche: sehr gut bis gut in Raden, Bayern. Pfalz. Rheinprovinz, (Jldenburg: gut in Württemberg, Hessen, Hessen-200 Aus den Vereinen. Stadthalle, Klostergasse Xo. 14. dort- selbst. Nach der Marktordnung wird nur ausschliesslich in Deutschland ge- zogenes Obst u. s. w. zugelassen, und zwar: sortiertes Tafelobst, gepflücktes Wirtschafts- und Mostobst, gedörrte und eingekochte Obstfrüchte, Obstweine, Obstbranntweine, Obstliköre, Mus, Mar- melade, Gelees sowie Verpackungs- Material und Aufbewahi-ungsgegen- stände für Obst. Der Verkauf geschieht nach Proben, und zwar vollständig kostenlos, auch Platzmiete wird nicht erhoben. Die Proben von sortiertem Tafelobst und sortiertem Wirtschafts- obst dürfen bis 5 kg, diejenigen von gewöhnlichem Wirtschafts- und Most- obst bis 25 kg pro Sorte betragen. Jeder Probe ist ein Begleitschein bei- zufügen, der folgende Angaben ent- hält: Xame und Sorte, Preis per 50 kg ab nächster Bahnstation; das zur A'er- fügung stehende Quantum, die ungefähre Lieferzeit und der Name und Wohnort des Verkäufers. Die Proben sind einige Tage vor den Märkten an die Zentral- stelle für Obstverwertung, Gneisenau- strasse 15, Frankfurt a. AI., einzusenden. Alle Verkäufe auf den Obstmärkten finden durch vom Marktkomitee ab- gestempelte Schlussscheine unentgelt- lich statt. Für nicht anwesende Ver- käufer und Käufer macht auf Wunsch das Komitee die Abschlüsse, jedoch unter ausschliesslicher Haftbarkeit des Auftraggebers. Begleitscheine sind von der Zentralstelle für Obstver- wertung, Gneisenaustr. 15, erhält- lich, woselbst auch jede weiter ge- wünschte Auskunft schriftlich oder persönlich erteilt wird. Nach den vorjährigen Märkten zu schliessen, dürfte die Beteiligung eine recht rege werden und wird der grosse Nutzen dieser gemeinnützigen Institution von Produzenten und Konsumenten immer mehr erkannt imd geMäirdigt. Aus den Vereinen. Exkursion nach Potsdam. Am 0. September d. J. machten die Mitglieder aller Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues eine Exkursion nach Potsdam. Auf Bahnhof Charlottenhof waren der Herr Hof- gärtner Wundel und die Königlichen Obergärtner Rosenberg und Wiss erschienen, um die Führung freundlichst zu übernehmen und Herrn Hofgarten- Direktor Vetter zu entschuldigen, der verhindert war, zu erscheinen. Es wurde zunächst die seit einigen Jahren neuangelegte Baumschule bei Charlottenhof besichtigt, welche den Zweck hat, das Material heranzuziehen, welches in den Königlichen Gärten gebraucht wird. Man war allgemein erstaunt, hier nicht allein die gewöhn- lichen bekannten Gehölze zu sehen, sondern hier waren ganz besonders seltene und neue Sachen vermehrt und aufgepflanzt. Ich möchte hier nur einiges nennen: z. B. Betula alba pendula, Acer Neg. fol. aureo varieg., Robinia Neomexicana, robust wachsend und rot blühend, Rob. angustifolia elegans, sehr zierlich, Rob. pendula purpurea, mit sehr grossen Blättern (Pinnen), Rob. tortuosa, FraxinusOrnus- Varietäten, die Sämlinge von Ouercus dentatavon v.St.Paul mit den herrlichen grossen Blättern, Quere, pontica, sehr selten , Quere. Haas mit feiner Be- laubung, Tamarix dahurica, Rosa rugosa alba (Regeliana), Cercis, Koelreuteria, Lespedeza bicolor, eine zierliche Papilionacee, Betula Ermani, Rhus Aus den Vereinen. 50 1 Iloggi (Ampelopsis), Cercidiphillum japonicum, Clematis Davidiana, l)lau blühend, mehr Staude.. Cl. coccinea- Varietäten, auch hlaue, Caragana cucu- lata, sehr zierlich, Sambucus rac. plumosus tenuifolius, Elaeagnus odoratus edulis, Rhus glabra laciniata, Ulmus campestris cuculata, ferner ein grosses vSortiment der besseren Spiraeen, Ilibis- cus, Weigelien, letztere noch blühend, schöne Stauden etc. Wir wurden nun durch die Anlagen von Charlottenhof geführt, wozu sich der Königliche Ober- gärtner Maillard beim Betreten seines Reviers erbot. Das grosse Blumen- parterre war in diesem Jahre in der Hauptsache mit Pelargonien und Be- gonien bepflanzt, und man wunderte sich, dass hier ausnahmsweise die Pelargonien in A^ollster Blüte standen. Ausser der schönen Blumenanlage nehmen hier die schönen Koniferen das Interesse in Anspruch, ebenso die grossen Rasenflächen mit den schönen Gehölzgruppen und weiten Sichten. Bei Charlottenhof beginnen nun, man möchte sagen, die Renovierungsarbeiten in den Parkanlagen, denn von hier an haben die Anlagen zwischen dem Neuen Palais und Sanssouci eine so vorteil- hafte Veränderung erfahren, dass man dies gar nicht lobend genug erwähnen kann. Aus dem waldartigen Terrain ist mehr und mehr eine Parkanlage gemacht worden, wo nicht nur schöne Rasenflächen das Auge entzücken, sondern noch vielmehr dadurch, dass prachtvolle Exemplare alter Bäume frei geworden und in den Vordergrund getreten sind. In der grossen Allee sieht man denn auch den Wert der neuen Baumschule an den Vor- pflanzungen, da hier die herangezogenen besseren Gehölze verwendet worden sind. Die grosse Fontaine und deren Umgebung hat auch eine Verschönerung erhalten, da hinter den weissen Marmor- bänken statt der alten Syringen jetzt Thuja occidentalis angepflanzt worden sind. Die Terrassen waren recht sauber gehalten und prangten im vollen Blumenschmuck, besonders aber er- regten die dort aufgestellten Topf- obstbäumchen mit den herrlichsten Früchten die allgemeine Bewunderung. Vom Schloss Sanssouci wurden wir von Herrn Wiss in die Koniferen- Baumschule, welche in der alten Kies- grube angelegt ist, geführt und hier waren ebenso wie in der Taubholz- baumschule grosse Anzuchten der ver- schiedensten und zum Teil noch seltenen Koniferen aufgepflanzt. Ich nenne nur: Juniperus rigida pendula, Jun. virg. plumosaargentea,Jun.chin.procumbens, prachtvoll goldig gefärbt, Chamaecy- paris Beissneriana, Thuja occid. Rivers, dieselbe Kiefer, Avelche, in Steglitz im Garten des Herrn Schütte stehend, von niemand erkannt wurde. Ausserdem war diese Baumschule noch mit den schönsten Obstsorten bepflanzt und die Bäume sassen voller Früchte. Unser Gang führte uns nun durch den nordischen Garten, welcher auch ein anderes Ansehen durch Veränderung in der Bepflanzung erhalten hat: es waren sehr viel Eriken, pontische Azaleen u. s. w. zur Verwendung ge- kommen, zu den Gewächshäusern des Herrn Hofgärtner Wundel. Diese Häuser bieten nun immer des Schönen und Sehenswerten so viel, dass sich das Flerz eines Gärtners hieran erfreuen muss, und jeder Sachverständige wird zugestehen müssen, dass hier eine Stätte hoher gärtnerischer Kultur er- richtet worden ist. Es mag den Mit- gliedern des Vereins, die den Herrn llofgärtnerWundel nicht näher kennen, sonderbar vorgekommen sein, dass bei der Besp)rechung der vorzunehmenden Tour natürlich die Besichtigung dieser Häuser in Vorschlag gebracht wurde, und Herr Wundel in seiner Be- scheidenheit sagte: Was wollen Sie 502 Aus den Vereinen. bei mir, da ist nichts besonderes zu sehen, während wir nun eine schöne Gewächshausanlage mit den seltensten und schönsten Kulturpllanzen zu sehen bekamen. Das Querhaus mit den sich hieran- schliessenden vier Gewächshäusern enthielt nur Pflanzen, wie man solche nicht oft zu sehen bekommt. Z. B. waren circa sechs Pflanzen von Poly- podium Reinwardi in einer Schönheit und Üppigkeit, mit über drei Meter langen herabhängenden Wedeln vor- handen, die nicht genug bewundert werden konnten. Ebenso prachtvolle Pflanzen der Vriesea hieroglyphica, Tillandsia tesselata , Philodendron cannaefolium, dann Blatt- und Knollen- begonien, von letzteren besonders viel gelbblühende, da diese von der Kaiserin sehr bevorzugt werden. Ferner sahen wir schöne Gloxinien, Adianten, Orchideen, Dracaenen, Bromelien u.s.w. und vor allen die Ampeln mit den verschiedensten lang herabhängenden Ranken und Trieben. Es war bei der vorgerückten Zeit und dem weiten Weg bis zur Wildparkstation nicht möglich, mehr Notizen zu machen, obgleich noch vieles sehr schön war und man doch nur das Beste lobend erwähnen will. Es wurden daher auch allerseits die Kulturen des HerrnHofgärtnerWiindel gebührend anerkannt und man freute sich, dort gewesen zu sein. Es wurde nnn der Weg um das Neue Palais herum nach der Gärtner- Lehranstalt genommen und hier, freilich im Halbdunkel, eine kurze Umschau gehalten, um dann die Wild- parkstation zu erreichen, wo die er- müdeten Wanderer bis Abgang des Zuges sich stärken und erfrischen konnten. Ich kann wohl sagen, es war ein schöner, genussreicher Tag für einen Gärtner, der empfänglich für die Natur- und Kunst-Schönheiten ist, und hierin bietet Potsdam viel, ja mehr denn jeder andere Ort. E. Dressler. Berlin. Ausflug der vereinigten Ausschüsse des Vereins zurBeförderung des Gartenbaues nach Steglitz. (Schluss.) Als drittes Ziel war die an Schnitt- blumen, Treibsträuchern etc. reiche Gärtnerei von J. G. Schmidt (Inhaber Frau Kgl. Hoflieferantin Kuntze und Söhne) in vStegiitz ausersehen, besonders die neuen Häuser, die geradezu als Muster gelten können. Es sind im ganzen 12 neue Häuser erbaut, je 6 zu beiden .Seiten eines Mittelganges. Zwischen je 2 Häusern ist ein Gang von ca. 2 m. Sehr praktisch ist die Einrichtung, dass liier, wie vielfach in Amerika, der Wagen, der Pflanzen nach der Stadt bringen soll, in den Mittelgang hineinfahren kann, was namentlich im Winter wichtig ist. Die Häuser haben Holzsparren, aber eiserne Träger; sie sind 36 m lang und nicht alle gleich breit; zwei Häuser für Palmen und Cycadeen haben S, die anderen 5 — 6 m Breite. Als Heizung dient eine Wasserheizung mit zwei englischen Kesseln. Die ganze Anlage ist von Herrn Altenburg in Wands- bek ausgeführt. Wir gedenken später eine Abbildung von derselben zu bringen. Für heute sei nur gesagt, dass alles in den neuen Häusern vor- züglich stand, besonders die aus- gepflanzten Gardenien, die Eucharis amazoni(^a, die Palmen, Cycadeen, die vielen Orchideen und das Bindegrün, als welches hier ausser Asparagus mede- oloides (Medeola asparagoides) und Asp. plumosus auch Asp. Spr enger i vor- handen war. Nach unsererer Meinung wird das selbstgewonnene Bindegrün den Bedarf aber noch lange nicht decken können. Ausser den schon früher einmal be- sichtigten Rosenhäusern, in denen der Ausstellungen und Kongresse. 503 Obergärtner Herr Rieger die Töpfe um den 25. Oktober aufstellt, sind auch viele heizbare Kästen für spätere Rosen- treiberei, ferner Azaleenhäuser etc. vor- handen. Sehr gut standen in Kästen die Poinsettien und prachtvoll machten sich die hochstämmigen Hydrangea paniculata, aus Holland bezogen, sowie die Georgine »Jubelbraut«. — Dankbar nahm man zum Schluss den von Frau Kuntze angebotenen Imbiss entgegen, um sich zum ' letzten weiten Gange, dem zu Herrn Eduard Grass, zu stärken. In der 1Y2 ^^ grossen Gärtnerei des Herrn Eduard Grass zu Marien- felde bei Südende waren es besonders die zahlreichen Sämlinge von Geor- ginen aus selbstgewonnenem Samen, welche aller Aufmerksamkeit in An- spruch nahmen, wobei es eigentlich auffallend erscheint, dass viele vSäm- linge gleich schön gefüllt sind, ein Beweis von der Konstanz, die der be- treffenden Sorte in der Beziehung inne- wohnen muss. Alle aber waren in Farben und Formen verschieden und doch stammten alle von einer und derselben Sorte, der alten Mac Mahon. Auch hier war die Georgine »Jubel- braut«, von der oft gesagt wird, dass sie schwer aufblüht, in schöner Ent- wickelung. Thomas Ware, Tottenham, London, führte sie als »delicata« ein, Döppleb, Erfurt, aber brachte sie darauf als »Jubelbraut« in den Handel. — Eigentümlich ist an der Georgine Frau H. Biller, dass sie sich des Abends schliesst. Von Levkojen waren circa 20 000 Sommer-Levkoyen und 6 — 8000 spätere vorhanden. Auch schöne Federnelken, Sämlinge von Mr. Sinkins, ferner Zinnien, schöne Phlox, besonders die leuchtend weisse »Jungfrau von Orleans«, vortreffliche Myrten, Cycla- men etc; waren beachtenswert. Die Häuser beschränken sich einst- weilen auf 4, die alle auf einen seitlich liegenden Gang stossen. Das erste Haus hat eiserne T- Sprossen, die aussen mit Holz bekleidet sind. Die Heizung ist von Malick, Berlin. — Das angebotene Abendbrot that allen sehr wohl und dankbar für alles Gesehene kehrten die müden Wanderer endlich heim, dabei sich vornehmend, künftig nicht wieder so viel auf einmal zu besichtigen. L. Wittmack. Ausstellungen und Kongresse. Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins. Da die Kunst- ausstellung schon am 16. d. M. und nicht, wie geplant war, am 23. d. M. ge- schlossen wird und damit die für die Obstausstellung in Aussicht ge- nommenen Räume frei werden, so wird die genannte Ausstellung definitiv am 20. d. M., vormittags 10 Uhr, in der Maschinenhalle des Ausstellungs- parkes eröffnet werden. Am 1 8., abends, muss alles angemeldete Obst an Ort und Stelle sein; am 19. findet die Prämiierung und am 24. nach Schluss der Ausstellung der freihändige Verkauf des ausgestellten Obstes statt. Rostock. Eingetretener Hindernisse wegen kann die hiesige Obst- und Gemüse-Ausstellung nicht wie erst vorgesehen am 28., 29. und 30. Sep- tember d. J. stattfinden, sondern erst am 5., 6. und 7. Oktober. 304 Quittung. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung. Verzeichnis der eingegangenen Geldbeiträge für die durch Hagelschaden geschädigten Gärtner der Umgegend Berlins. Frau Emilie Woellmer, Steglitz 20, — M. Herr Chr. Bertram, Stendal 5o, Frau Fabrikbesitzer Völker, Kleinburg 5o Herr Hoflieferant J. F. Loock, Berlin i5 „ Ökonomierat Sievert, Westend 20. „ Kommerzien-Rat Buckhardt, Schöneberg .... 20, „ Böttchermeister Woith, Berlin 10, „ Geh. Kommerzien-Rat Gruson, Buckau-Magdeburg . 100 „ Geh. Regierungs-Rat Professor Dr. Witt m ack, Berlin 20, „ Dr. Freiherr von Landau, Berlin 20 Der Gartenbau-Verein Seelow 20 Herr Gärtner Scholz, Seelow 5 „ Garten-Inspektor Th. Reimers, üttensen 10 ,, J. C. Schmidt, Hoflieferant, Berlin 3o. Der Gartenbau-Verein in Aachen 40, Die Gärtner-Vereinigung Landsberg a. W i975o Der Gartenbau-Verein in Ratibor 26 Der Gartenbau-Verein in Magdeburg 100, Herr Ökonomierat Noodt, Gr. Lichterfelde 5 „ Garten-Inspektor J. Wrede, Alt Geltow 6 „ Graf von der Schulenburg, Angern 20, „ Kommerzien-Rat Köhler, Altenburg 25 ,, Gustav Körner, Steglitz 20. „ Prom. -Inspektor Kreiss, Braunschweig. ..... 5 Der Gartenbau-Verein in Stettin 5o Herr Hoflieferant Gust. Schultz, Stettin i3 Der Gartenbau-Verein in Liegnitz 3o, Herr F. Hos er, Warschau 20, im Ganzen ■7i,5o M. Dem Oskar Personal-Nachrichten. städtischen Park - Inspektor Willibald Sperling zu Görlitz ist der Titel Königlicher Garten- bau-Direktor verliehen worden. Tagesordnung für die VersaMlunö des Vereins zur Beförderunö des Bartenlaues in den preussisclien Staaten am Donnerstag, den 27. September 1894, 6 Uhr im grossen Hörsaale der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, N. Invalidenstr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Bericht des Herrn Hofgärtner Ho ff mann über die Erfurter Aus- stellung und den Kongress deutscher Pomologen daselbst. 3. Reiseberichte des Herrn Kgi. Garten-Inspektor P erring. 4. Verschiedenes, artenflora ISO''». Taf. 1407. ,iff < \ s)rr^ V i y^ : tr-^ /f./ dT Syringa vulgaris FL. PL.,, Leon Slmon." Syringa vulgaris fl. pl. ,,Leon Simon^ Hierzu Tafel 1407. ,u den vielen und zum Teil wirklich schönen neuen, einfach blühenden Varietäten der Syringa vulgaris sind seit einer Reihe von Jahren auch gefüllt blühende getreten, welche aber alle durch mehrere der neuesten, in den Handel gebrachten Varietäten weit in den Schatten gestellt werden, und welche thatsächlich hinsichtlich der Form, Haltung, Füllung, Grösse und Färbung ihrer Blüten einen früher kaum für möglich gehaltenen Schönheitsgrad zeigen, und auch in ihrem Wachstum und ihrem Bau den schönsten einfach blühenden in keiner Weise nachstehen. Es war für mich nun interessant, zu erfahren, wie sich diese neueren gefüllten Sorten in der Treiberei verhalten, und wenn auch die Versuche, die ich in dieser Richtung angestellt habe, noch lange nicht abgeschlossen sind, so kann ich doch als vorläufiges Resultat besonders 3 Sorten bezeichnen, die sich bis jetzt bei mir als für die Treiberei ganz vorzüglich erwiesen haben. Es sind dies: Michel Buchner, Leon Simon und President Grevy. Alle drei sind von Natur rot- resp. bläulich gefärbte Sorten, haben aber die Eigenschaft, ebenso wie der einfache Charles X, in der Treiberei sehr leicht ihre Blüten weiss zu färben, nur bei massigerer Treib- wärme färben sich, je nach der Höhe der Temperatur, die Blumen mehr oder weniger in ihrer natürlichen Farbe. Bei sehr massiger Temperatur, d. h. bei 10 — 12^ R., erreichen die Blumen neben ihrer schönen Färbung eine ganz enorme Grösse; so ergaben die einzelnen Blüten des Michel Buchner einen Durch- messer von 2Y2 cm, und wenn auch die beiden andern oben genannten Varietäten dem Michel Buchner nicht ganz an Grösse gleichkommen, so stehen sie ihm doch darin sehr nahe. Die Blume des Leon Simon hat besonders noch die Eigenschaft, dass ihre Zipfel zierlich und fein eingeschnitten sind und dabei die einzelnen Blüten sehr dicht, fast bürstenartig, zu einander stehen. Alle 3 Sorten bringen sehr grosse Blütenrispen, die bei Leon Simon so schwer sind, dass sie von den längeren Jahrestrieben kaum aufrecht getragen, während dieseBlütenrispen beiMichelBuchner undPresidentGrevy kräftig aufrecht gehalten werden. Die Blütendauer ist bei allen eine ganz enorme, in einer Temperatur von 6 — lo^ R blühten dieselben absolut tadellos während voller 8 — 10 Wochen und steigerte sich die Färbung während dieser Zeit von rein weiss bis in das schöne tiefste rot^ sodass die Pflanzen einen herrlichen Anblick gewährten. Meine Treibversuche habe ich von Mitte Januar mit allerbestem Erfolge gemacht, dagegen fehlt mir bis jetzt noch Erfahrung darüber, ob die gefüllten Flieder sich auch noch früher, so wie Charles X. und Marly, erfolgreich treiben lassen, d. h. ob man sie bereits im Oktober, November und Dezember blühend haben kann. Carl Lackner. j-Qg Die amerikanische Handelsgärtnerei. Die amerikanische Handelsgärtnerei. Von M. Gehhardt. m vorigen Jahre richtete mancher Gärtner, der mit Interesse die Vorgänge in seinem Fache an der Hand der gärtnerischen Tagespresse verfolgt, sein Auge auf die Leistungen des deutschen Gartenbaues im fernen Westen, auf die unvergessliche Ausstellung zu Chicago. Zugleich hiermit liel aber auch sein Blick auf die Entwicklung der Gärtnerei in jenem Lande, und wenn schon über diesen Punkt viel in unserer Fachlitteratur geschrieben ist, so werden immer einige auf den Wanderungen durch das amerikanische Gärtnerleben gesammelte Notizen für diesen und jenen von Interesse sein. — Dem Schreiber dieses ist aus eigener Erfahrung bekannt, wie man vor einigen Jahren und auch jetzt mancher Orten im deutschen Lande noch über amerikanische Verhältnisse dachte. Wie einem etwas »böhmisch« oder »recht spanisch« vorkommen kann, so verband man auch immer mit der Bezeichnung »amerikanisch« die Idee des höchst absonderlichen, unglaublichen, zuweilen auch lügenhaften u. s. w. Alle Dinge, die man sich mit europäischen Verhältnissen nicht recht zusammen- reimen konnte, brachte man zusammen in eine Kategorie, die man kurzweg als »Humbug« bezeichnete. Nur Schilderungen über schlechte Zustände, Unglücksfälle in Amerika und dergl. wurden leichter geglaubt: alles andere, was den kurzsichtigen Philisterköpfen nicht einleuchten wollte, gehörte ins Reich der Fabel. — Es ist jetzt schon weit besser in dieser Hinsicht; mit Hilfe der Zeitungen ist die bessere Kenntnis auch bei uns bis in die unteren Volks- schichten schon immer weiter vorgedrungen. Aber immer noch nicht weit genug, denn viele tausende sind noch engherzig genug, nur das Land innerhalb der schwarz -weiss-roten Grenzpfähle für das einzig richtige zu halten. Doch nun wohin komme ich? Das sieht ja aus wie Politik! Nun ja, auch die Gärtnerei hat eine Politik, wie leider in unserem engen Vaterland oft konstatiert werden muss. Hier existieren eine alte und eine neue Schule, Praxis und Wissenschaft liegen im Streit, keine will der andern weichen, jede will ihr Recht behaupten. Wie sieht's nun bei den Berufsgenossen in den Vereinigten Staaten aus? Kennt man dort auch diesen Zwiespalt? Nein! — Trotz der ge- waltigen Ausdehnung des Landes sind alle Gärtner dort durch ein Organ ver- bunden.*) Sie alle sind amerikanische »Floristen« und »Gardeners«, doch ein gleichförmiges Arbeiten nach denselben Schablonen kennen sie nicht. Die Ver- schiedenartigkeit der einzelnen Landesteile lässt dies aus sachlichen Gründen nicht zu. Von allen dort praktisch thätigen Gärtnern sind nur wenige geborene Amerikaner, die meisten sind von europäischen Ländern übergesiedelt. Sie haben ihr Handwerk in Europa gelernt, und wenn sie es im neuen Lande fort- setzen wollen, so passen sie sich halt den Verhältnissen, dem Klima an, welches gerade dort herrscht, wo sie sich niederlassen, und wenn sie die Augen offen haben und es an Fleiss nicht fehlen lassen, dann ist ihnen der Lohn für ihre Mühen auch sicher. — Selbstverständlich entsprechen die Erfolge in den Kulturen nur den vorhandenen Möglichkeiten, und ich wage zu behaupten, dass jeder Gärtner, der in Europa seinem Beruf mit Verständnis obliegt, auch *) Es giebt ausser diesem einen „The American Florist", Chicago, aber noch eine andere sehr verbreitete Zeitung: „The Florist Exchange", New-York. (D. Red.) Die amerikanische Handeisgärtnerei. C07 »drüben« bei demselben Weiterarbeiten erfolgreich ist. Eine grössere Leistungsfähigkeit hat der amerikanische Gärtner nicht voraus. Einem Manne, welcher sich in Europa unter bekannten sozialen Zuständen emporarbeitet, muss dieselbe Achtung gezollt werden wie einem andern, der in ein fremdes Land zieht, sich dessen Sitten und Gewohnheiten anpasst, Sprache und Gebräuche der Einwohner erlernt, im übrigen aber leichteres Spiel hat, da die gesell- schaftlichen \'erhältnisse dort günstiger liegen. Vergleichsweise Betrachtungen der gärtnerischen Betriebe hier und dort zeigen uns aber noch gewaltige Unterschiede. Bei uns giebt es zahllose kleine Handelsgärtnereien, welche ein grosses Sortiment verschiedener Pflanzen kultivieren, von denen viele keinen oder wenig Wert für den Verkauf haben. Wohl hat man schon bei uns an geeigneter Stelle den Wert der Spezialkulturen empfohlen, doch will es mir scheinen, dass die Verfolgung der Einzelkulturen hier nicht dieselben glücklichen Resultate liefern wird, als man in Amerika in so vielen derartigen Geschäften beobachten kann. — Das ungünstigere Gelingen solcher Spezial-Betriebe, besonders bei uns in Deutschland, hat seinen ersten und wichtigsten Grund in der stärkeren Konkurrenz im Lande selbst und auch vom Aus- land her. — Zwar steigt die Zahl der Gärtnereien auch in den Vereinigten Staaten von Jahr zu Jahr bedeutend, und es herrscht zu Zeiten schon ein rechter Blumenüberfluss an manchen Plätzen, so dass die alten Preise nur noch schwer oder nie erzielt werden. Immerhin lässt aber selbst eine niedrigere Bewertung der gärtnerischen Erzeugnisse meist noch die gewinnbringende Fortführung des Geschäftes zu. — Dass zuweilen zwei Geschäftsfreunde bezw. -Feinde sich un- nützer Weise das Leben schwer machen, kommt auch drüben vor, doch gehören solche Vorgänge zu den Seltenheiten. Durch Errichtung von Blumen- börsen an den wichtigsten Plätzen der Staaten hat man den Vertrieb der Blumen- und Pflanzenware für Züchter und Händler bedeutend erleichtert, und gleichzeitig wurde eine einheitliche Preisregulierung geschaffen, welche von beiden Parteien mit Freuden begrüsst wurde. Überall erfreuen sich diese Börsen der regsten Teilnahme*), und sofort nach Zustandekommen derselben wuchs der Verbrauch von Blumen. An den Börsen beteiligen sich natürlich nur kleinere Geschäfte. Grössere Firmen, ich meine in Spezialkulturen wie Rosen, Chrysanthemum, Nelken u. s. w., sieht man dort weniger. Sie haben ihre bestimmten Abnehmer: meist solche Händler, die die Ware gleich selbst zum Binden gebrauchen, oder auc^ in manchen Fällen Kommissionäre, welche den weiteren Vertrieb besorgen. — Die Einrichtungen dieser Gärtnereien mit Spezialkulturen ist die denkbar einfachste, doch da sie schon so oft hier besprochen, brauche ich wohl nicht näher darauf einzugehen. Wie sich oft derartige kleine Geschäfte entwickelt haben, lehrt eine Umschau in der Nähe der amerikanischen Grossstädte. ~ Man kann dann finden, dass dasselbe Geschäft in seiner vermehrten Häuserzahl nur dieselbe Anzahl von Sorten anzieht, als es bei geringerem Umfange des Geschältes that. Es befinden sich vielleicht sechs, zehn, zwölf oder mehr verschiedene Rosensorten in Kultur und selbstverständlich wird die lohnendste Sorte die am meisten vertretene sein. Ebenso verhält es sich mit den Chrysanthemum und Nelken sowie einigen sommerblühenden Freilandblumen, unter denen Astern eine erste Stelle einnehmen. *) Die Cliicagoer Blumenbörse ist inzwischen eingegangen. D. Red. rQ§ Die amerikanische Handelsgärtnerei, Unter den Rosen sind die nachstehend angeführten Sorten am häufigsten vertreten: »Papa Gontier« oder dort kurz »Gontier« genannt; nebenbei bemerkt, hat man überhaupt für die Namen, welche man so oft braucht, Ab- kürzungen eintreten lassen, die aber vollkommen genügen imd keinen Zweifel zulassen, welche Sorte gemeint, deshalb seien die Sorten hier auch gleich mit den Namen genannt, wie sie dort gebräuchlich. Da sind z. B. noch die »Hoste«, welche als guter Winterblüher geschätzt ist, ferner die »Niphetos«, »Perle«, » C u s i n « , » W a 1 1 e v i 1 1 e « , » M e r m e t « , »Bride«, » B r i d e s m a i d « , »La France«, »Testout«, letztere schon beliebt, obwohl noch kein endgil- tiges Urteil über sie abgegeben werden kann. Ihr Bau ist nicht wie der der »Cusin«, die Stiele sind stark, die Farbe gleicht der »la Baronesse de Rothschild« und deshalb gilt diese Sorte als wertvoll. Die ersten, welche sie einführten, waren zufrieden mit ihr. wie z. B. ihr Züchter Asmus in Union Hill (N. J.). Dagegen haben andere etwas gegen sie einzuwenden und finden »Auguste Victoria« besser. Diese, dort kurzweg »Kaiserin« genannt, hat die Feuertaufe glücklich überstanden. Man ist von ihr des Lobes voll, grosse und kleine Züchter versprechen sich viel gutes von ihr. Sie wird wegen der Blüte zuweilen mit der »Puritan« verglichen, deren grünen Hauch sie aber nicht hat. Der Wuchs ist gut und im Blühen ist sie ebenfalls vorzüglich; zu der auf langen Stielen stehenden Blume kommt die herrliche Belaubung, ein starkes, lederartiges, wachsartiges Blatt. Bei der Aufzählung der Sorten darf dann weiter die »Beauty« nicht vergessen werden, welche ja eine so bevor- zugte Stellung einnimmt, ausserdem noch die neuere »Belle«, die »Meteor«, »Wootton«, »Laing«, »Brunner«, »Guillot« und dann noch viele Sorten, welche man unter dem Sammelnamen »Hybrids« in Kauf giebt und nimmt. — In der Nähe New-Yorks, Chicagos, Bostons, Philadelphias und noch mehrerer bekannter grosser Städte giebt es Plätze, deren Rosen unter einer Glasfläche kultiviert werden, welche von 30 — 40 Häusern gebildet wird. L'nd darunter sind manche, die in diesen vielen, 150 — 200, auch 250 Fuss langen Häusern nur 8 Sorten kultivieren, von denen, die vorher angeführt wurden. Die Konstruktion der Häuser ist verschieden. In neuerer Zeit werden viele ganz mit eisernen Rippen gebaut. Als Glas wählt man möglichst grosse Scheiben, als Beete entweder Erdbeete oder Tische. Bei den Erdbeeten liegen die Heizröhren unter den Beeten in einer Schicht von vSteinen, welche das bis 80 cm hohe Beet bis zur halben Höhe erfüllt, darüber kommt die Erde, in Avelcher die Rosen stehen. Noch vielfach ist die Meinung, besonders unter den Ivleinen Züchtern verbreitet, dass die Häuser jedes Frühjalir frisch bepflanzt Averden müssen; Besitzer von umfangreicheren Pflanzungen sind jedoch bereits zu der Einsicht gekommen, dass diese ungeheure Arbeit nicht notwendig ist ; sie treiben daher manches Haus den zweiten, zuweilen auch den dritten und vierten Winter ab. Und diese Züchter sagen, dass die Resultate nicht nur nichts zu wünschen übrig lassen, sondern sogar bessere sind, als wenn junge Rosen getrieben werden. Die Blumen werden viel vollkommener und die Anzahl ist dieselbe, manchmal sogar grösser. Auf jeden Fall muss man die Sorten kennen, jede eignet sich nicht dafür, und auch die Beschaffenheit der einmal getriebenen Pflanzen muss in Betracht gezogen werden; nicht jedesmal würde es sich lohnen, noch weiter Arbeit und Heizkosten auf sie zu verwenden. Die Praxis lehrt hier jedem, was er zu thun hat. — Auch in Bezug auf die Die amerikanische Handelsgärtnerei. 5^9 Richtung-, in welcher man die Häuser baut, herrscht eine grosse Verschieden- heit. Der Schreiber dieses hat in ein und derselben Gärtnerei die eine Hälfte der Häuser mit der Richtung von »West« nach »Ost«, die andere von »Nord« nach »Süd« gesehen. Und bei einem Rückblick über alle Gärtnereien, die ihm zu Gesicht gekommen sind, waltet die grösste Unregelmässigkeit sowohl in der Baurichtung, als auch der sonstigen Lage der Häuser ob. Manche Züchter sprechen jetzt sehr für diejenige Dachkonstruktion, bei der die kürzere steilere Seite nach Süd, die andere nach Nord gerichtet ist. Die Versuche hierüber sind immer noch nicht abgeschlossen. Im grossen und ganzen macht man bei der Aufstellung der Häuser nicht viel Umstände mit dem Grund und Boden, auf dem sie zu stehen kommen, da die Häuser alle ganz von Holz gebaut sind. Zunächst werden für die Grundpfähle der Umfassungswände die Löcher aus- gehoben und die Pfähle eingesetzt, dann werden die Bretter angenagelt, das Glasdach kommt über diesen hölzernen Rahmen, und das Haus ist fertig. Mit dem Ebnen des Bodens im Innern des Hauses giebt man sich keine Mühe. Der Gärtner richtet sich nach seinem Belieben die Beete in der Längsrichtung des Hauses her. Entweder sind dieselben tischartig, d. h. in Form der Tabletten, welche man in Häusern für gemischte Pflanzen anwendet, oder man stellt aus starken Bohlen einen hölzernen Kasten ohne Boden, in der Form, den das Beet haben soll, und in der Höhe, wie schon oben weiter bei den Heizröhren an- gedeutet war, her. Dieser Kasten oder Rahmen wird mit der zur Kultur be- stimmten Erde angefüllt. Die Wege bleiben so, wie der Boden vor der Er- richtung des Hauses war. Mitunter wird auch bei ansteigendem Boden gar keine Ausschachtung der Erde vorgenommen, was dann ein Höherliegen des einen Endes des Hauses veranlasst. Und so stehen manchmal die Häuser in einer bedenklichen Neigung, was dann jedesmal eine ungleichmässige Erwär- mung zur Folge hat, wie man diesen Uebelstand ja auch bei zu langen Häusern gefunden hat. Ein vierhimdert Fuss langes Haus war in der Mitte abgeteilt. Jede Hälfte wurde von einem anderen Kessel aus geheizt, aber die Temperatur- Unterschiede waren dennoch sehr hoch. Die Wirkung, die das erwähnte Haus zur Blütezeit auf den Beschauer machte, verdient noch hervorgehoben zu werden. Die eine Hälfte war mit »La France«, die andere mit »Testout« bepflanzt. Um ein zu starkes Ineinanderwuchern der Rosenbüsche zu verhindern wird schon im August angefangen, die Pflanzen hochzubinden, sei es an Bambusstäben oder an starken Drahtstäben; beide Stabsorten werden mit dem unteren Ende, welches gegen Faulen bezw. Rosten imprägniert wird (die Draht- stäbe sind meist verzinkt), neben der Pflanze in den Boden gesteckt, das obere Ende wird an einem an den Sparren entlang gezogenen Draht befestigt; wenn das Haus dann ordentlich im Wuchs ist, wird alle Woche ein paar Mal durch- gesehen und aufgebunden, und wenn man die Blüte noch zurückhalten will, durch Entknospen dem Entkräften der Pflanze vorgebeugt. Nelken, Veilchen und Chrysanthemum werden in ebenso gebauten Häusern gezogen. Von den im Winter auf dem Markt erscheinenden Nelken sind neben den vielen ohne Namen zum Verkauf gelangenden Sorten die folgenden die erwähnenswertesten: »Daybreak«, »Edna Craig«, »Sweet- brier«, »H. Keller«, »Ophelia«, »Lizzie McGowan«, »Grace Darling«, »Fred. Dorn er«. Der Nelkenkenner wird sehen, dass hierunter einige recht hübsche rote 5to Die amerikanische Handelsgärtnerei. Sorten sind, und da dem Blumenbinder ausser diesen roten Blumen noch vor allem rote Rosen zu Gebote stehen, so hat er auch in den Wintermonaten reiche Auswahl, während es dann in Deutschland mit der roten Farbe gerade etwas hapert. Und dies ist ein fühlbarer Mangel. Bei einem Blick in die Blumenbinde-Werkstätten in den Hauptstädten Deutschlands sieht man zu dieser Jahreszeit meist immer nur Material von matten, blassen Farben, vor allem in Rosen. Man hat dann fast nur gelbe Rosen: »Marechal Xiel«, weisse, »Niphetos«, einige rosafarbene, aber keine roten. Für Veilchen sorgen die Züchter dort ebenso wie in Europa und es sind die kultivierten Sorten die von Europa herstammenden. Nun noch der Chrysanthemum in einigen Worten zu gedenken. Sie er- fahren eine ähnliche Behandlung wie die Rosen. Die Anlage der Beete ist eine ähnliche, oft auch zieht man die Blumen zur ebenen Erde. Die Sorten- zahl unter den Chrysanthemum ist nachgerade in das Unendliche gewachsen und jeder Herbst bringt mit seinen Ausstellungen noch neue hinzu. Immerhin kann man unter der Unmenge eine Auslese treffen, die für einen Züchter genügt und deren Anzucht lohnend ist. Nachfolgend sind sechsunddreissig Sorten angeführt, deren Kultur sich bezahlt macht: »Ivory«, » V. H. Hallock«, »C.B. Whitnall«, »Col. W. B. Smith«, »Charity«, »Grandiflora«, »Harry May«, »Yessica«, »Gognag«, »White Cap«, »Harry Balsen«, »Mrs. N. Simpson«, »Frank Thompson«, »W. H. Widener«, »Mrs. V. Gardiner«, »Mrs. Langtry«, »Eldorado«, »Kiota«, »Mrs. H. Cannell«, »Vivian Morrell«, »Minnie Wannamaker«, »S. W. Cranch«, »Pres. Smith«, »Jos. H. Smith«, »Clara Bertermann«, »W. H. Lincoln«. »Mrs. J. N. Gerard«, »Evening Glow«, »Geo Savage«, »Harry Balsley«, »Maud Dean«, »Mrs. R. Craig«, »Mrs. E. D. Adams«, »Emma Hitzeroth«, »Eda Prass«, »Golden Wedding«. Die Art der Verwendung dieser Königin des Herbstes im amerikanischen Gesellschaftsleben ist schon oft in den deutschen Fachblättern erörtert; eine Nachahmung findet aber doch hier nicht statt, und es wird auch nie zu solcher Ausdehnung kommen, aus dem einfachen Grunde, Aveil man hier die Preise nicht zahlt, um die ziemlich kostspielige Kultur der Chrysanthemum so betreiben zu können, wie die Züchter in Amerika, Selbst im letzten Winter, wo in den Vereinigten Staaten vielerorten bedrängte Zeiten herrschten, sah es auf dem Blumenmarkte doch nicht so schlimm aus, als man befürchtet hatte. Die Durchschnittsergebnisse der erzielten Weihnachtsumsätze sind sogar vieler- orten höher und dies sogar trotz der Neueinrichtung vieler Gärtnereien und der Zunahme der Glasfläche. Es ist eine sonderbare Erscheinung, hörte ich neulich sagen: »Je ärmer die Zeiten werden, desto mehr Blumenläden öffnen sich«. Mit anderen Worten also, man will Elend und Not, worüber täglich geklagt wird, mit den Blumen verdecken. Gewiss ein sinniger Zweck, zu dem da die Kinder Floras herhalten müssen. Doch wenn dies auch nicht die Aufgabe der Blumen wäre, für die gesamte Gärtnerwelt hat der sich stetig mehrende Verbrauch das eine Gute: die Hebung des ganzen Standes. Halten wir noch Aveiter Umschau, welchen Bindestoff der amerikanische Blumenkünstler verwerten kann, so müssen die Orchideen nicht unerwähnt bleiben. Meist sind es Cattleyen und Cypripedien. Mehrere grosse Firmen betreiben nur den Import frischer Ware aus den Heimatländern, und viele kleinere Gärtner erwerben mehrere hundert solcher Pflanzen, die sie im Winter Die amerikanische Handelsgärtnerei. 1 1 i zum Abtreiben benutzen. Eine Cypripedium-Blume wird mit 25 — 30 Cents (1 M. — 1,20 M.) bezahlt. Den Wert der Orchideenblume zum Binden unter- schätzt man auch dort nicht und dabei ist wohl die aussergewöhnlich lange Haltbarkeit der einzelnen Blumen der ausschlaggebendste Beweggrund, die Orchideen so hoch zu bezahlen. Maiblumen zieht fast jeder Rosenzüchter noch nebenbei in einem niedrigen Anbau an ein Rosenhaus. Und sie werden gut bezahlt. Die Keime werden wohl fast ausschliesslich aus Europa, speziell aus Deutschland bezogen. Auch Lilium Harris i, dessen Zwiebeln vom Blumenzüchter stets erst bezogen werden, kommen sehr viel zum Treiben. Von allen anderen Zwiebeln, die man fast nur aus Holland bezieht, werden ungeheure Mengen abgetrieben. Römische Hyazinthen, weisse Narzissen, Tulpen hat jeder Züchter; und mit den Zwiebeln werden wenig Umstände gemacht: in niedrige Kästen werden sie in eine leichte Erde oder reinen Sand gelegt und je nach Bedarf an einen warmen Platz gestellt, so dass sie dann zum Gebrauch stets vorrätig sind. Calla bilden eine llottgehende Ware in allen Blumenläden. Auch eine solche, deren Blätter mit weissen Punkten besprengt sind, die aber sich nicht ganz so kräftig ent- wickelt, befindet sich im Handel. Auch »Freesia« bilden einen gesuchten Schnittartikel. Reseda fehlt ebenfalls nicht im Winter. Als Bindegrün ist Farnlaub, vor allem »Adiantum«, sowie die Ranken von »Smilax« (Asparagus medeoloides) und »Asparagus plumosus« überall gebräuchlich. Man sieht, es bestehen also darin keine Unterschiede zwischen der alten und neuen Welt; denn der Gebrauch des Asparagus vor allem, den die Amerikaner erst lehren mussten, findet ja nun auch in Deutschland schon statt. Nun noch einige Worte über den Stoff, den der Blumenbinder im Sommer für seine Zwecke gebraucht. Da sind es vor allem Rosen, in den wenigen Sorten, die dort im Freien gehalten werden; auch Nelken in allen Farben. Die Blumen der Riecherbse (Lathyrus odoratus), dort »Süsse Erbsen«, „Sweat peas", genannt, sind stets auf dem Markte. Lilium auratum und einige andere Arten von sommerblühenden Lilien sind nicht zu vergessen. Auch Kornblumen sind beliebt, wie noch einige andere ähnliche Kompositen, z.B. »Coreopsis«. Mit dem Fortschreiten der Jahreszeit kommen Astern hinzu. Letztere waren im vergangenen Sommer durch die Trockenheit ziemlich mitgenommen, denn es hatte zwei Monate lang nicht geregnet. Dazu kam noch, dass an den Astern ein kleiner schwarzer Käfer sein Unwesen trieb und in kurzer Zeit viele Blumen vernichtete, indem er die Blütenblätter abfrass. Das Fressen geschieht mit einer immensen Schnelligkeit und es erwächst dadurch dem Züchter ein ziemlicher Schaden, da das Tier nicht gut zu vertreiben ist, ohne auch die Blumen zu vernichten. Nur ein gründliches Abklopfen kann Abhilfe schaffen. Wasserlilien (Nymphaeen) finden sich ebenfalls in allen Blumenläden. Die- selben werden in den sumpfigen kleinen Seen gesammelt, in denen solche Wasserpflanzen wuchern. Schon mit Anfang August sind stets Gladiolen und Dahlien vorhanden, und all' die viele andere, geringfügigere Ware, welche beim Nahen des Herbstes auf Deutschlands Blumenmarkt noch auftaucht, ist auch drüben vertreten. Der Entwickelung im Freien wird nicht eher durch die Natur ein Halt geboten, als in Deutschland. Und wenn in den Herbststürmen die letzten bleichen Blumen geschnitten werden und dann im November über die Stümpfe der Schnee niederfällt, alles gleich macht und nichi ahnen lässt, IL 1 2 Die Sisal-Agave. wie bunt es vor ein paar Monaten dort war, wo jetzt das weisse Tuch liegt, auch dann ruht der amerikanische Blumenzüchter nicht. Nein, eigentlich kommt nun erst die Zeit der Ernte für ihn, der Schnitt der Chrysanthemum und später der Rosen beginnt; er schneidet, so lange es etwas giebt, bis in den Februar und März hinein. Und dann fängt der Kreislauf wieder von vorne an. Die ßlumenbörse bildet aber jahraus jahrein jeden Morgen den Sammel- punkt der Züchter und Händler und auf dem amerikanischen Blumenmarkte herrscht ununterbrochen reges Leben. Die Sisal-Agave. \'on E. Hayn. betrachten wir die Fasern liefernden Pflanzen, so treten uns nach der Lage des gebrauchten Materials mehrere scharf getrennte Gruj)pen entgegen. Die Fasern der einen bestehen aus dem Bastgewebe diko- tylischer Gewächse, welche den Holzkörper des Stengels umgeben, wie bei dem Flachs, dem Hanf, der Nessel; die der anderen aus Haaren, die dem Samen anhaften, wie bei der Baumwolle; die der dritten aus den Fasern der Fruchtrinde, wie bei vielen Palmen, z. B. Cocos, Borassus; und endlich die der letzten Gruppe aus den Faserbündeln der fleischigen Blätter vieler monokotyler Pflanzen, wie bei dem neuseeländischen Flachs (Phormium) und einer grossen Anzahl aus der Familie der Amaryllideen und Bromeliaceen, deren wichtigste Vertreter auf diesem Gebiet die Agave und die Ananas sind. Selbst bei den einheimischen Verwandten der letzteren, wie Schwertlilie, Gladiolus, linden wir in das lose Gewebe der lanzettlichen Blätter viele Bündel starker Fasern eingelagert; natürlich in unseren gemässigten Breiten viel zu schwach und viel zu kurz zur technischen Verwertung. Anders dagegen bei den Kindern der tropischen Flora! In der starren, stacheligen Agave ist ein gefähr- licher Konkurrent unserem traditionellen Hanfe entstanden; sie liefert feinere, weichere und glänzendere Produkte als dieser; und den Forderungen der In- dustrie nachgebend, ist die Agave in die Reihen der feldmässig angebauten Textilpflanzen eingerückt und bedeckt als solche seit einigen Jahrzehnten schon tausende von Hektaren. Eigentümlich mag es berühren, dass erst jetzt, im vierten Jahrhundert nach der Entdeckung des neuen Weltteils, die Agave, als fasernliefernd, in ordnungs- mässigen Anbau genommen wurde; denn schon unbestimmbare Zeit vor der Ankunft der Europäer vertrat sie bei den Mexikanern. Azteken. Kariben die Stelle unseres Hanfes, uralt in Kultur wie dieser. Sagt doch der erste Ge- schichtsschreiber der neuendeckten Länder, Ferdinand de Oviedo, Kommandeur von St. Domingo, in seiner »de la natura hystoria de las Indias« Toledo, den 16. Februar 1526 — welches Werk in Sevilla 1535, in Valladolrd 1557 und erst vollständig nach 300 Jahren in Madrid 1851 erschien — im Nachtrage Bd. VII, Kap. 10 von zwei Pflanzen: dass sie schmale Blätter haben, welche sich ringsum vom Stamme ausbreiten. Sie treiben aus der Mitte einen geraden Schaft von mehr als gewöhnlicher Mannslänge, der am Ende einen grossen Büschel gelb- Die Sisal-Agave. t j £ lieber Blätter, gleich dem spanischen Affodil, trägt. Diese Pflanzen M'erden vorzüglich »zu Fäden, Stricken, Flechtwerk verwendet«. Sowohl die Beschreibung als die zugehörige Linearzeichnung lassen keinen Zweifel, dass Oviedo wirklich eine Agavenart meint, was er später noch einmal bestätigt. In der Landschaft von Araya, auf dem Festlande, wohnen Leute, die von der bei ihnen wachsenden »Maguey« Magueycs genannt werden. Diese Pflanze wird angebaut, giebt viele Frucht und verschiedenen Nutzen; denn in Neuspanien macht man aus ihren Fäden »Mäntel und Schuhe«, und diese Maguey ist eben eine Agavenart. Lopez de Gomara, der nächste Beschreiber der westindischen Inseln und des an- grenzenden mittelamerikanischen Festlandes, giebt in der »historia general de las Indias«, 1552 zu Saragossa erschienen, schon bessere Erklärung der Agave und bemerkt zu ihrem sonstigen Nutzen: »Von den Blättern mache man Papier aus den Fasern derselben Schuhe, Mäntel, Gürtel, Schnüre und Stricke.« Endlich wiederholt diese Angaben noch Acosta in der »historia natural de las Indias« 1590 und zwar beschreibt er die angeführten Naturkörper so gut, dass noch Pereiras »Politica indica« 1776 seine Angaben aufnimmt. Welche Arten der Agave den Sisalhanf, den am meisten begehrten, so ge- nannt nach dem Ausfuhrhafen Sisal auf der Halbinsel Yucatan, liefern, ist eine Streitfrage, die nach doppelter Hinsicht schwierig zu lösen war. Einmal ist jede der grösseren Agavenspecies als Lieferant von Fasern zu gebrauchen und demnach wurden verschiedene Species gebaut, und Bestimmungen aus der Faser konnten eben auch nur an Ort und Stelle der Kultur gelöst werden, und das andere Mal stand dem die leichte Veränderlichkeit der Pflanzen im Wege, sodass nur die Blüte, welche erst nach Jahren erscheint, ein ausschlaggebender Faktor sein konnte. Man nimmt jetzt als Stammpflanze des besten Sisalhanfes die Agave rigida und zwar in zwei Varietäten sisalana und longifolia an, von denen die erste mit Stacheln bewehrt ist, die zweite dagegen stachellos er- scheint. Die Agave rigida sisalana ist die Stammform und scheint schon seit undenkbaren Zeiten in Kultur zu sein. Waren doch die Agaven den Ein- geborenen dasselbe, was die Dattelpalme den Arabern, die Kokospalme den Indiern war. Sie gaben Kleidung, Nahrung und Wohnung. Der Anbau dieser Agaven und die Gewinnung der Fasern war seit jeher eine Beschäftigung der mittelamerikanischen Landbewohner. Jedoch deckten sie nur den eigenen Bedarf, und nur selten sah man in Europa Matten, Netz- werke und andere Flechtereien daraus, wohl nie das Rohmaterial. Erst seit den letzten Jahrzehnten hat man begonnen, den Forderungen der Industrie nach- gebend, die unbearbeiteten Fasern auszuführen, zunächst 1845 nach den Ver- einigten Staaten, Der anfänglich hohe Import dahin sank aber wieder durch die Secessionskriege; bald aber fand er wieder willige Abnehmer und 1890 betrug die Einfuhr über 28000 Tonnen im Werte von 4 400 000 Dollars, Nicht gleichen Schritt hielt der Import nach Europa, jedoch sollen nach oberfläch- licher Berechnung jährlich ca, 10000 Tonnen hierher eingeschifft werden. Die grossen Summen Geldes, welche dafür nach dem Auslande gingen, und die Möglichkeit, die Sisal-Agave an geeigneten Orten im eigenen Lande zum Anbau zu bringen, bestimmte das Ackerbau-Ministerium der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, durch Fachleute an Ort und Stelle eingehende Untersuchungen anzustellen und das gewonnene Resultat in einer Denkschrift zu veröffentlichen. Nach derselben bemächtigte sich schon im Jahre 1836 der spekulative 5H Die Sisal-A^ave. Geist der Nord-Amerikaner dieser Industrie. Ein Dr. Perrine fülirte lebende Pflanzen zuerst nach der Halbinsel Florida, deren klimatische Verhältnisse dem Heimatlande der Agave am nächsten standen. Nach kurzem Bestehen ward die Pflanzung und ihr Gründer von den Seminolen-Indianern überfallen und letzterer getötet. Den Fesseln der Kultur entronnen, unternahm die Agave einen Eroberungszug durch die Halbinsel selbst, indem sie durch Sprossen und Samen sich schnell verbreitete und heute zum Habitusbild der dortigen Pflanzen- welt gehört. Der Beweis, dass Bodenverhältnisse und Temperatur dieser Gegend der Sisalpflanze i^assend waren, war somit durch sie selbst erbracht. Es waren für die folgenden Kultivateure viel günstigere Bedingungen geschaffen, weil sie das Gewächs schon an Ort und Stelle vorfanden, und etwa ein Jahrzehnt später begann der feldmässige Anbau. Wir sind aus den Schilderungen und Zeich- nungen der Reisebeschreibungen gewöhnt, die Agaven stets auf oder in der Nähe von Felsen zu sehen. Das ist nicht stets der Fall. Ein sandiger, kalk- und phosphorhaltiger Grund und die Meeresnähe sind die besten Faktoren ihres Wachstums. Die Kultur der Pflanze ist einfach. Nachdem durch Ausroden oder durch Feuer das Land von Baum- und Strauchwerk gereinigt und das betreffende Umgraben geschehen ist, werden die jungen Pflänzchen in weiten Abständen, ca. 3 m, eingesetzt. Diese Zwischenräume sind erforderlich, weil sonst bei dem schnellen Wachstum die Blätter sich gegenseitig durchbohren und dann unbrauchbar werden. An einzelnen Orten, namentlich den Inseln der Antillen und Bahamas, setzt man anfänglich einjährige Gewächse dazwischen, Avie Mais und verschiedene Futterkräuter. Nach dem dritten Jahre beginnt die Ernte; denn nun haben die Blätter die Länge von über einem Meter. Vom fünften oder sechsten Jahre ab erfordern die Sisalfelder die unausgesetzte Aufmerksamkeit des Pflanzers. Die Blütenbildung, die dann eintritt, muss unterdrückt werden, oder das ganze Bestehen der Plantage wird in Frage gestellt. Die Agave rigida sendet, ebenso wie A. americana, deren seltene Blüte bei uns noch genau in den Zeitschriften registriert wird, einen 7—8 m hohen Blütenschaft in ganz kurzer Zeit empor. Zu tausenden bedecken die weissen, glockenförmigen Blüten den cypressenartig ausgebreiteten Blütenstand. Mittlerweile entstehen in den Blattachseln und den Blütenstengeln, wo sie vom Schaft abzweigen, eine grosse Anzahl völlig ausgebildeter Miniatur-Agaven, welche bei bestimmter Grösse abgestossen und durch neue ersetzt werden. So reichlich strömt die Lebenskraft, dass ein einziger Schaft 1200, 1500 und noch mehr ca. 10 cm grosse Pflänzchen erzeugt! Sie sind auch das Material zu einer neuen Plantage. Aber wehe der Pflanzung, wo sie an den alten Stätten erscheinen! Kaum ab- gestossen, fassen sie Wurzel, füllen die Zwischenräume der Beete aus, bohren mit ihren nadelscharfen Blättchen sich in die alten Blätter und hüllen alles in ein undurchdringliches Dickicht. Geschieht das an mehreren Stellen, so ist die Plantage verloren, da noch jede Agave so und so viel Wurzelsprossen reibt. Sie ist sich selbst das schlimmste Unkraut. Zeigen sich Blütenstengel, so Averden sie sofort entfernt, einmal, um sie an Pflänzchenbildung zu verhindern, und das andere Mal, das Leben der Pflanze zu verlängern. Mit der Blüten- und Fruchtbildung ist das Leben der Pflanze erschöpft; unterdrückt man sie, so steigt das Alter von 7 Jahren auf 15 und 20, die für die Fruchtreife aufge- speicherten Säfte kommen dem Blattansatz zu gute. Die Sisal-Agave. ^ I ü. Im dritten Jahre beginnt die Blatternte, welcdie am stärksten im siebenten Jahre ist und bis zum Absterben der Pflanze sich etwa auf gleicher Höhe erhält. Je dreimal des Jahres entnimmt man jedem Exemplar fünf Blätter im Gewicht von 2 — 3 kg, einem Acre demnach, ca. 40,50 Ar, etwa 18 000 kg, mit etwa 4 pCt. reiner Faser. Beim Schneiden der Blätter nimmt man stets die äussersien und entfernt sofort die verwundenden Stacheln, was meist von Frauen besorgt wird. So gewinnt ein Arbeiter täglich mehr als 2000 Blätter. Je fünfzig Blätter werden gebündelt und auf Karren, Schleifen, Schmalspurbahnen nach dem Arbeitshause transportiert, wo die Gewinnung der Faser vor sich geht. Diese besteht im Zerquetschen des Pflanzenileisches und Blosslegung der Faser, wa erst in neuester Zeit mittelst Maschinen geschieht. Ein Rad mit Querleisten, stumpfen Messern oder Riefen zermalmt das Gewebe, ohne die Faser zu zerstören. Bei den Eingeborenen von Mittelamerika und bei kleinem Betriebe wird noch jetzt die Faser mittelst Handarbeit gewonnen. Ein starker Pflock erhält am freien Ende, nachdem er eingegraben ist, einen der Breite der Blätter ent- sprechenden senkrechten Ausschnitt, in den unten ein Täfelchen des härtesten Holzes als Schneide eingesetzt wird, über welche das Blatt hin und her ge- rieben M'ird. Weiter wird der Flanf in der Sonne getrocknet und im Abendtau gebleicht und verbraucht. Frisch bereitet, ist die Faser weiss und seidig- glänzend; durch Trocknen nimmt sie die Cremefarbe an, was wir bei den feinen Seilerwaren sofort bemerken. Xeben der Agave rigida, die den gangbarsten Hanf liefert, bieten, wie schon angedeutet, noch eine ganze Reihe Arten einen mehr oder weniger groben Faserstoff, so Agave Jacquiniana, Milleri, lucida, Ixtli, die feinste, dann noch Fourcroya cubensis und einige Ananasspecies. Es herrscht darum auch eine grosse Mannigfaltigkeit in der Namengebung. Der allgemeine Xame ist Hennequen, nach Oviedo libr. VH, aus der Haytisprache, und von Agave cubensis auf andere übertragen; dann unterscheidet man noch, nach Perrine, Sac-qui, Yash-qui, Chulul-qui und Chelem — das Wort »qui« den Mayas-Indianern ent- nommen. F)ie Rohware von Yucatan wird zu Kaffeesäcken, Stricken, Hänge- matten, Tauen und dergl. nach den Antillen und Nordamerika eingeführt, während die auf Florida gewonnenen Fasern meist im eigenen Lande ^"er- wendung finden. Wahrscheinlich wird die hanfliefernde Agave, wie so viele ihrer ameri- kanischen Landesgenossen, auch einmal als Kulturpflanze in der alten Welt angebaut werden, um so mehr, als die Agave americana schon Besitz ergriffen hat von den Küsten des Mittelmeeres. Betrachten wir letztere doch als selbst- verständlich im Habitusbild einer italienischen oder hellenischen Landschaft, obgleich sie erst etwa 1560 in Italien eingeführt wurde! Viele der aus- gebrannten Flächen Siziliens und der waldvcrwüsteten Felder Griechenlands würden eine dankbare Ernte geben. Es scheint, als ob die Agaven sich den klimatischen Einflüssen geneigter zeigen als manch anderes eingeführtes Ge- wächs. Sie stehen noch bei Bozen in Tirol im Freien und ertragen leichten Schneefall und 5— ö« R. Kälte, und als nördlichster Punkt der Blüte ist Wood- ville, an der Südspitze von Devonshire in England, 50^ 48' nordl. Breite, beob- achtet worden. - j (5 Wegners Patent-Sauger. Wegners Patent-Sauger. (Hierzu Abb. 92 u. gS). ine neue, aut dem Gebiete der Wasser- bezw. Flüssigkeitsbewegung von Ort sehr wichtige Einrichtung! • — Betreffendes Instrument, in Form eines Zylinders, bietet den Vorteil, auf möglichst einfachem, daher billigem Wege die Beförderung aller Art Flüssigkeiten in beliebiger Menge zu bewerkstelligen. Ohne besondere Einstellung einer Lokomobile, eines Motors, einer Pumpe etc. können wir mit Hilfe dieser Einrichtung uns des Wassers, flüssiger Dungmassen in der Bewegung vom Ort zu jeder beliebigen Zeit bedienen, also: wann und wo wir diese zu verwenden wünschen. Gewiss eine für gärtnerische, land- wirtschaftliche sowie für den Haushalt grösserer oder kleinerer Gemeinden ausserordentlich wichtige Hilfeleistung. Und wenn man sich hierbei der auf dem Gebiete der Ent- bezw. Bewässerung für ein Besitztum so mannichfaltig sich entgegenstemmenden Schwierigkeiten bewusst bleibt, finden wir in dem Ge- brauch dieser Vorkehrung ein Mittel, um auf wenig kostspielige Weise das Gewünschte leicht zu erreichen. Eine auf die Hauptpunkte sich beschränkende Erläuterung dieser Erfindung dürfte für den verehrten Leser nicht ohne Interesse sein. Wir vergegenwärtigen uns einen liegenden, aus starkem Eisenblech ge- nieteten Zylinder, der, ähnlich unseren Spreng- bezw. Jauchewagen, entweder im beweglichen Betriebe auf Rädern ruht (Abb. 92), oder im feststehenden Be- triebe auf sicherem Fundament (in vorliegendem Falle bis zu 7 m Höhe über dem Erdboden) Aufstellung gefunden hat (Abb. 93). Der innere Raum dieses Zylinders, beliebig in Grösse, wird vermittelst einer sehr sinnreich getroffenen Vorkehrung, und zwar durch Verbrennung eines dazu besonders geeigneten Materials in einer oberhalb des Zylinders befindlichen Gaskammer, möglichst luftleer gemacht. Durch ein in der Rückwand des Zylinders mittelst Verschluss- ventils angebrachtes Saugerohr, welches in beweglichem Betriebe aus einer mit Segeltuchlage umgebenen verzinkten Eisendrahtspirale, bei feststehendem Betriebe aus einem luftdicht verschlossenen Eisen- oder Thonrohr bestehen kann, dessen Ausgangspunkt, mit Saugekorb versehen, in der aufzunehmenden Flüssig- keit ruht, strömt die entsprechende Flüssigkeitsmenge, je nach Stärke des be- treffenden Saugerohres, alsdann ohne weiteres in den luftleer gemachten Raum. Das, was diese einfach gestaltete Vorrichtung so wertvoll macht, ist wesent- lich darin begründet, dass 1. zur Bedienung hier nur eine Hilfe, diejenige des Kutschers des betreffenden Gefährtes, genügt. Der dabei erforderliche Zeit- aufwand ist ein möglichst geringer. Zu 2 kbm Flüssigkeit gehört, einschliess- lich der Vorbereitung, eine Zeitdauer von 5 bis 6 Minuten, im kontinuirlichen Betriebe incl. des Ablaufens der gehobenen Flüssigkeit höchstens 3 Minuten; sodass also in der Stunde 30000 1 Wasser gehoben werden, im ungefähren Kostenaufwande von 5 — 7 Pfennig; 2) aber ist eine Abnutzung betreffender Teile eigentlich nur in dem Prozess naturgemässer Oxydation der Eisen- teile zu suchen. Ein maschineller Betrieb ist völlig ausgeschlossen, desgleichen absolut jede Gefahr. Betreffender Patentsauger, den wir vor kurzem in voller Thätigkeit sahen, arbeitet so exakt, dass das Experiment, öfters wiederholt, stets in promptester Form seme Aufgabe erfüllte. iS Wegners Patent-Sauger. Vermittelst dieser Einrichtung, welche sich in vorstehender Form, in der Zeit von 6 Minuten auf eine Aussaugung von 2 kbm Wasser beschränkte, ver- mag man nicht nur im gegebenen Falle die betreffende Wassersäule von Ort auf 7 m hoch zu heben, sondern auch die Entfernung von dem Punkte, woher Abb, Richard Wegners Patent-Sauger (stehend}. die Flüssigkeit genommen werden soll, in beliebiger Länge zu belassen. Das betreffende Saugerohr besass im vorliegenden Falle, bei 10 m Länge, einen lichten Durchmesser von 102 mm. Bei stehendem Betriebe, für welchen der Sauger mit Vorrichtung zum selbstthätigen Arbeiten versehen werden kann, ist ein erhöhtes Wasserquantum vorgesehen und vermag ein derartig weites Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 519 Saugerohr in einer vStunde bei einem räumlichen Inhalte des Zylinders von 4000 1 60 000 Liter zu heben, Hinsichtlich des beweglichen Betriebes dienen bezüglich der zu trans- portierenden Last noch folgende Angaben: 2 kbm Wasser repräsentieren an sich eine Last von ca. 30 Zentner. Ein auf Rädern ruhender montierter Zylinder mit Stange und Kutscherbock (zum Vorspann für 2 Pferde) wiegt ungefähr 35 bis 40 Zentner und dürfte daher eine solche Last (ca. 65 bis 70 Zentner) naturgemäss nur auf festgepflasterten Wegen bequem zu bewegen sein. Für leicht gebaute Parkwege etc. würde ein entsprechend nur ca. 1 bis 1Y2 kbm Flüssigkeit haltender Zj'linder vorzuziehen sein. Bequem können an betreffendem Wagen, der Rückwand des Zylinders, Sprengvorrichtungen angebracht und so der Wagen als vStrassensprengwagen benutzt werden. Ebenso vermag man durch Anbringung eines Spritzenschlauches, z. ß. bei einer Länge desselben von etwa 20 m, ca. 1200 qm Bodenfläehe mit Wasser zu versorgen, innerhalb desselben Zeitraumes, in dem man sich eines Hydranten zu diesem Behufe sonst bedienen müsste. Bemerkenswert ist noch, dass vermittelst dieser Einrichtung es ermöglicht wird, eine Wassersäule von i kbm Inhalt in 2 Minuten höher als 7 m hinauf zu befördern, sobald am betreffenden Absatz ein sogenannter Einschalter an- gebracht wird. Zylinder, mit vielleicht einem Gehalt von ca. 1/2 kbm Wasser, würden sich schliesslich auch behufs A'erwendung im Handbetrieb leicht her- stellen lassen. Die ganz neu für uns hier dastehende Erlindung ist in ihren Folgen in der That von imberechenbarem Werte, und dies namentlich für Gärtnerei und Parkanlagen, an der Stelle, wo man sich bisher zur Wasserbewegung einer Lokomobile, eines Motors, Pumpe, oder der kostspieligen Anlage weitverzweigter Rohrnetze und Hydranten bedienen musste. Nähere Mitteilungen betreffs Kosten- punkt, Handhabung etc. sind durch den Erfinder, Herrn Fabrikant R. Wegner, Britz bei Berlin, Chausseestr. 69/70, zu erhalten.*) Pr. 1500— 2750 M. Hoffmann. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Cypripedium >< Madame Jules Hye. (C. tonsum S, X C. Spicerianum superbum Q.) Eine schöne, wenn auch nicht prächtig gefärbte Llybride, die von Herrn Jules Hye-Leysen gezüchtet wurde. Die grosse Blume wird durch die Breite ihrer Teile und ihr massives Aussehen gekennzeichnet. Gard. Chron. 1894, I, 198. Cypripedium >< Anton Joly. (C. vernixium 9, X C. Spicerianum 6.) Diese schöne Kreuzung hält in ihren Merkmalen gerade die Mitte zwischen beiden Stammpflanzen. Im grossen und ganzen erinnert die Blume sehr an die C. vernixium, wird aber wesent- lich verschönert durch das charakte- ristische obere Kelchblatt von C. Spicerianum. Gard. Chron. 1894, 1, 198. *) Bemerkung. Der Sauger wird hei Gelegenheit der Gersten- und Hopfen-Ausstellung zu Berlin in der Brauerei Friedrichshain am 17. u. 18. Okt. in Thätigkeit vorgeführt werden und empfehlen wir allen Interessenten schon aus diesem Grunde den Besuch dieser Ausstellung. 520 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. Abb. 94. Cypripedium Sanderianum superbiens. Cypripedium Sanderianum superbiens. (Hierzu Abb. 94-) Diese schöne Pflanze ist der erste Bastard, der von C. Sanderianum ge- zogen wurde und ist von unserem i.andsmann, dem berühmten Orchideen- Importeur F. Sander & Co., St. Albans, in den Flandel gegeben. Im allgemeinen [ erinnert die Pflanze an C. Morganiae. Das obere Kelchblatt ist gross, gut geformt, mit karminroten Streifen und Punkten, die beiden seitlichen Blumen- Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 521 blätter sind sehr lang, chokoladenbraun gefleckt und hängen zierlich herab, die Lippe ist sehr gross und braun gefärbt. Stachelbeere „Früheste von Neuwied". Von dieser, mit dem Wertzeugnisse des Vereins zur Beförderung des Garten- baues gelvrönten Stachelbeere versendet Herr Grossherz. Garteninspektor L. M a u r e r , in Firma HeinrichMaurer, Jena, jetzt eine vortreffliche grosse Farbentafel und bietet die Pflanze zu massigen Preisen an. Der Züchter ist P. Floppen in Neuwied. Laelio-Cattleya >< The Hon. Mrs. Astor. (Cattleya labiata Gaskelliana9, Laelia xanthina S-) Nach den bis jetzt erschienenen Blumen dieser neuen Hybride steht sie in Grösse und Farbe derselben gewiss der C. 1. G. sehr nahe, sie blüht auch ebenso reich. Gard. Chron. 1894, I, 230, f. 24. Kleinere Mitteilungen. Exotische Wasserpflanzen im Freien. ='0 Es wird Sie und vielleicht auch die Leser der »Gartenflora« interes- sieren, dass meine exotischen Wasser- pflanzen im Freien selbst in diesem nasskalten Sommer, — wir hatten schon Mitte August mehrmals nur noch -f- 60 C. des Morgens und seit 11. Sep- tember stets nur o^ — 4*^' C., ausserdem, wie wohl allerwärts, Y-^ des Sommers Regentage — sämtlich nicht nur gut und stark gewachsen, sondern auch die sonst im Blühen durchaus nicht willige Pontederia crassipes ihre hübschen Blütenstände entwickelt hat. Ich besitze soviel Material, dass wir bereit wären, an Liebhabern hiervon, wie auch von sonstigen Wasserpflanzen, abzugeben. Botan. Garten Tübingen. F. Schelle. 17. 9. 94. Abzugebende Wasserpflanzen aus dem botanischen Garten Tübingen. Folgende im Kaltwasserbassin ge- wachsene Pflanzen sind abzugeben und erwarten wir darauf bezügliche Wünsche in nächster Zeit. Vcrgl. Heft 5 d. J. S. 118. Pontederia azurea. „ crassipes (blühend). Trianea bogotensis. Pistia Stratiotes. AzoUa caroliniana. Myriophyllum proserpinacoides. Thalia dealbata. Tübingen, September 1894. IL Vöchting. E. Schelle. Direktor. K. Universitätsgärtner. Polygonum sachatinense und cuspidatum. Die Spalten der »Gartenflora« haben sich schon so oft für Polygonum sachalinense und P. cuspidatum ge- öffnet, dass ich kaum wage, noch etwas anzubieten. Sie erhalten anbei zwei Zweige dieser Pflanzen mit den Blüten- ständen. Von P. sachalinense be- sitzen wir einen starken Stock, von P. cuspidatum deren drei. Zur Deko- ration in den Gärten halte ich P. cus- pidatum als geeigneter; die Blätter sind feiner, die Blüte hängt zierlich über und der Wuchs ist dichter als bei sachalinense. Im Höhenwachstum geben sich beide nichts nach. Pflege ist keine nötig, im Gegenteil: es müssen die massenhaften Ausläufer entfernt werden. Als Einzel gruppe, wie auch als Deck- 522 Litteratur. material bis zu 2,5 m Höhe eignen sich beide Pflanzen während des Sommers vorzüglich. In Hohenheim wurden vor einigen Jahren Fütterungsversuche mit Polygonum gemacht, welche aber nach einer Mitteilung des Herrn Ökonomie- Rat Stirm, Stuttgart, einen negativen Erfolg hatten. Trotzdem muss ich mir sagen, dass Polygonum sach. und cusp. im Frühjahr ein Notbehelf ist, bis anderes Grünfutter vorhanden. Die Pflanzen müssen im jungen Stadium, ehe sie etwas verholzen, geschnitten werden und schadet auch ein zwei- maliger Schnitt nichts, denn ich be- obachtete, wie die hiesigen Pflanzen zweimal vom Frost im April und Mai zerstört wurden und immer wieder stark austrieben, blühten und Samen reiften. Letzterer wird hier von den Pflanzen in geringer Quantität gezeitigt. P. sach. blüht 14 Tage früher als cusp.: August bis September. Das Maximum der Blattgrösse ist bei sachalinense 32 cm Länge und 23 cm Breite, das bei cuspid. 16,5 : 12.5; natürlich ohne Stiel. Botan. Garten Tübingen, E. Schelle. 27. 8. 94. Cacao in Deutschland mit Frucht. In 8 — 14 Tagen schneide ich eine Frucht des Cacaobaumes, Theobroma Cacao L., was bei dieser Pflanze in Gewächshauszucht meines Wissens zu einer Seltenheit gehört. Dieselbe entstand durch künstliche Befruchtung zweier hier befindlichen, 2 m hohen Pflanzen im Juli vergangenen Jahres. Dieses Jahr hat ebenfalls wieder eine Blüte angesetzt.- In beiden Fällen hängt die Frucht am Stamme, kaum 10 cm vom Wurzelhals entfernt. Ich hoffe, keimfähigen Samen zu erhalten, was mir um so angenehmer wäre, als die Vermehrung durch Steck- linge eine ziemlich schwierige ist. Botan. Garten Tübingen, E. Schelle. 27. 8. 94. Monodora Myristica Dunal. Wenn wieder meine Calebassen- Muskatnuss (Monodora Myristica Dun.), eine Pflanze von gegenwärtig über 5 m Höhe, in Blüte ist, will ich Ihnen — wenn Sie wünschen — eine frische Blüte senden. Die reinste Orchideen- blüte! (Anbei eine alte zerbrochene.) Leider besitze ich nur ein Exemplar, weshalb mir alle meine bisherigen Befruchtungsversuche misslungen sind. Wissen Sie vielleicht ein zweites blühbares Exemplar? Botan. Garten Tübingen, E. Schelle. 27. 8. 94. Wir bitten auch an dieser Stelle unsere Leser um Nachricht. D. Red. Litteratur. Vilmorin's Blumengärtnerei, Dritte Auflage, unter Mitwirkung von A.Sieb er t, Direktor des Palmengartens zu Frankfurt a. M., von A. Voss in Berlin, früher Institutsgärtner in Göt- tingen, Verlag von Paul Parey, Berlin. Eine farbig illustrierte Deutsche Gartenflora ist in der That die im Ver- lage von Paul Parey in Berlin erscheinende dritte Auflage von Vilmorin's Blumengärtnerei, auf welche wir unsere Leser bereits aufmerksam machten. Es liegen uns jetzt die Liefe- rungen 2 — 5 vor und wir nehmen gern Veranlassung,auf dieses für jedenGärtner und Gartenfreund unentbehrliche Werk nochmals hinzuweisen. Gleichwie in der ersten Lieferung Litteratur. 523 den beliebtesten Pflanzen, wie den Clematis, Anemonen, Paeonien, eine ausführliche Behandlung, besonders betreffs Kultur, Sortenwahl und Ver- wendung zu Teil geworden, so ist in der zweiten und dritten Lieferung vor- züglich auf die Levkojen, Veilchen (Freilandkultur, Treiberei, Anzucht von Baum -Veilchen) und auf die vielen nelkenartigen Gewächse hingewiesen. Lieferung 4 bringt ausser einer wesent- lich vereinfachten, durch Abbildungen erläuterten Einteilung der Garten-Nelken eine ausführliche Anleitung über Ver- mehrung und Kultur als Freiland- und Topfnelken, Sommer- und Winterblüher, ferner die Kultur der beliebten Ka- mellien. A. Voss teilt die Nelken ein in 3 Klassen: Einfarbige, Zweifarbige und Mehrfarbige oder Bizarden. Die Unterabteilungen sind: farben- randige und freirandige; die Zeich- nungen auf der Grundfarbe werden in 6 Formen gebracht. — Die Remontant- nelken sieht er als wohl von Dianthus suffruticosus Willd., nicht von D. Caryo- phyllus abstammend an, ohne den Be- weis dafür anzutreten. Bei Lieferung 5 sei vor allem auf die erschöpfende Behandlung der Pelargonien-, der Oxa- lis-, der schönen Linum-, der selteneren Balsaminen- und Tropaeolum -Arten, sowie auf die Kultur der Orangenbäume hingewiesen. Ueberall ist die Aus- drucksweise knapp und klar; Fremd- wörter sind möglichst vermieden. Der neue Vilmorin wird in 50 Liefe- rungen ä 1 Mark erscheinen imd bis Ende des Jahres 1895 vollständig vor- liegen. Jede Buchhandlung ist in der Lage, die ersten erschienenen Liefe- rungen zur Ansicht vorzulegen. Von farbigen Abbildungen sind immer 4 auf einer Tafel zusammen und stellen diese meist nur einen kleinen Teil des Blütenstandes dar, so dass man keinen vollen Begriff von dem Bau erhält. Im übrigen können wir das Werk nicht genug empfehlen, be- sonders weil es eine grosse Zahl von Arten aufführt und einen übersicht- lichen Schlüssel zu deren Bestimmung gicbt. L. W. Ackerbau einschliesslich Geräte- lehre von Dr. Droysen und Dr. Gisevius. Zweite, durchgesehene Auflage. Mit 160 Textabbildungen. Berlin, P. Parey, 1894. Kaum ist ein Jahr verflossen, als von dem vorliegenden Buche, welches zwar in erster Linie für den Unterricht an Landwirtschaftsschulen bestimmt ist, eine zweite Auflage nötig wurde. Gewiss ist dies das beste Zeichen dafür, dass das Buch vollkommen seinen Zweck erfüllt! — Aus dem reichlichen, mit vielen guten Abbildungen ver- sehenen Inhalte sei einiges hervor- gehoben: Es wird zunächst der innere Aufbau und das Leben der Pflanze be- handelt. Hieran schliessen sich dieBoden- kunde, sodann die Bodenbearbeitung, die Düngung (a. Stalldünger, b. Grün- düngung, c. künstliche Düngung, d. in- direkte Düngemittel), Saat, Pflege und Ernte und schliesslich dieMeliorationen. Auch dem praktischen Gärtner dürfte das Buch, welches trotz seines Umfanges (208 Seiten) und der zahlreichen Text- abbildungen im Preise äusserst billig gestellt ist (1 M. 60 Pf.), bestens em- pfohlen sein. R. Otto (Proskau). Im Verlag von Johannes Briest, Har sieben -Halb er Stadt, erschien ein von dem praktischen Landwirt Albert Arnstedt (Gross-Vargula in Thüringen) verfasstes Schriftchen: »Die Bekämpfung des Unkrautes«, wel- ches durchwegs praktische Erfahrungen zur Grundlage hat. Nebst allgemeinen Massregeln zur Bekämpfung des Un- krautes linden wir die verschiedenen Unkräuter in ihrer besonderen Be- 524 Eingesandte Kataloge. — Gewerbliche Angelegenheiten. kämpfungsweise behandelt. Wenngleich das Werkchen durchwegs die landwirt- schaftlichen Unkräuter und deren Ver- tilgung durch zweckmässige Fruchtfolge, Reinigung des Saatgutes u. s. w. be- spricht, so finden sich bei der spe- ciellen Bekämpfung der Unkräuter auch für den Gärtner wertvolle Winke. Die zur Bekämpfung der Unkräuter ge- eignetsten Maschinen und Werkzeuge sind je nach dem Grade ihrer Brauch- barkeit ziemlich eingehend behandelt und durch Abbildungen besonders an- schaulich gemacht. Das Werkchen um- fasst 43 Seiten und kostet 90 Pfg. Pfr. Hermann Karsten, Prof. Dr., Flora von Deutschland, Deutsch-Oesterreich und der Schweiz. Mit Einschluss der fremdländischen medicinisch und tech- nisch wichtigen Pflanzen, Droguen und deren chemisch-physiologischen Eigen- schaften. Zweite vermehrte imd ver- besserte Auflage. Vollständig in 2 Halb- bänden ä 10 M. oder aoLieferungen äiM Ca. 85 Bogen (1360 S.) in Lexikon S'' mit Abbildungen von über 1 300 Pflan- zenarten in Holzschnitt. Gera-Unterm- haus, Verlag von Fr. Eugen Köhler. Die erste Auflage dieses Buches hiess »Deutsche Flora.« Pharmaceutisch-me- dicinische Botanik. Ein Grundriss der systematischen Botanik zum Selbst- studium für Aerzte, Apotheker und Botaniker mit Abbildungen von 1138 Pflanzenarten, und erschien im Ver- lage von J. M. Späth, Berlin, 1880 bis 1883. Die jetzige Auflage, die, wie oben angegeben, bei Fr. Eugen Köhler in Gera-Untermhaus erscheint, hatin vieler Beziehung gewonnen. Der Druck vor allem ist übersichtlicher, indem die einzelnen Arten durch Absätze von einander getrennt sind, während sie früher alle hintereinander folgten. Ebenso sind auch die Charaktere der einzelnen Gruppen besser hervor- gehoben. Die zur Unterscheidung ver- wandter Arten dienenden Charaktere sind wie früher fett gedruckt, aber da jede Art für sich aufgeführt ist, tritt das jetzt viel deutlicher hervor. Die Holzschnitte sind mit wenigen Ausnahmen (z, B. Capsella bursa pas- toris) vortrefflich und wurden bereits früher in einem besonderen Abzüge verkauft. Sie sind jetzt noch um 140 vermehrt. — Das Buch ist in erster Linie für Pharmaceuten und Botaniker bestimmt, eignet sich aber auch für Gärtner und Gartenfreunde. Man kann sehr gut darnach bestimmen und der Preis ist fabelhaft billig. Die allgemeine Einleitung ist weniger empfehlenswert, da Professor Karsten über den Bau der Zelle Ansichten besitzt, die von denen aller anderen Botaniker ab- weichen. Eingesandte Kataloge. National-Arboretum Zoeschen bei Merseburg (Dr. Dieck) Engros-Katalog, auf die orientalischen Ölrosen und den Edelrambour von Winnitza , den besonders aufmerksam ist zu machen grössten Winterapfel der Welt. Gewerbliche Angelegenheiten. Einfuhr nach Algier. Nach einer unterm 10. März d. J. sehen Republik erlassenen Verordnung werden Baumpflänzlinge, Sträucher und seitens des Präsidenten der französi- | sonstige nicht zur Klasse der Weinrebe Gewerbliche Angelegenheiten. — Aus den Vereinen. 525 gehörige Gewächse zur Einfuhr nach Algier zugelassen, wenn die betreffen- den Sendungen mit einer Erklärung des Absenders und einer Bescheinigung der zuständigen Behörde des Ursprungs- landes versehen sind, aus welcher hervorgeht; a) dass die Gegenstände von einer ßodenfläche (einer offenen oder umfriedigten Pflanzung) stammen, die von jedem Weinstock durch einen Zwischenraum von wenig- stens 20 m oder durch ein Hinder- nis getrennt ist, welches nach dem Urteil der zuständigen Behörde ein Zusammentreffen der Wurzeln ausschliesst, wie ein Graben oder eine Mauer; b) dass jene Bodenfläche keinen Weinstock enthält; c) dass auf derselben keine Nieder-, läge von Reben sich befindet und dass, wenn auf derselben von der Reblaus befallene Weinstöcke sich befunden haben, eine gänzliche Ausrottung der letzteren, ferner Desinfektionen und drei Jahre lang Untersuchungen erfolgt sind, welche die vollständige Ver- nichtung des Insekts und der Wurzeln verbürgen. Die auf Rebpflänzlinge, Rebholz, Reiser, Schnittlinge mit oder ohne Wurzeln, Fächser, Weinblätter, auch zur Verpackung etc. benutzte, Tafel- und Lesetrauben, Trester und alle Ab- fälle der Rebe, schon gebrauchte Wein- pfähle und Stützen, Dünger etc. sich beziehenden Einfuhrverbote bleiben indes in Geltung. Berlin, 9. und 10. Oktober, Linden- strasse 5, n Uhr, grosse Orchideen- Atiktion von F. Sander & Co., St. Albans. Aus den Vereinen. Besuch des Rosisten- Vereins zu Frankfurt am Main im Garten des Versuchsgarten-Vereins Sachsenhausen und in der Hoss'schen Rosen- treiberei.*) Auf freundliche Einladung des Ver- suchsgarten-Vereins Sachsenhausen be- gaben sich am Samstag den 14. April, nachmittags zwischen 4 und 7 Uhr, eine Anzahl Mitglieder des Franlc- furterRosisten-Vereins in den Ver- suchsgarten, an der Forsthausstrasse in Sachsenhausen gelegen, um die Blüten- prachtgenannten Gartens zu besichtigen. Jeder der Anwesenden war erstaunt über die enormen Fortschritte, die der Versuchsgarten in letzter Zeit genommen, und gereicht dieses dem Vorstande, besonders aber seinem Obergärtner, HerrnW eilmann, zurbesonderenEhre. *) Aus Mangel an Raum verspätet. Der ganze Garten ist systematisch angelegt und vorwiegend dem Obstbau gewidmet; der kleinere Teil dient den Versuchen des Gemüsebaues, wovon in der jetzigen Zeit noch nichts zu er- blicken; dagegen sind die Obstbäume in allen möglichen Gattungen und Formen tadellos und von der pein- lichsten Sauberkeit. Der Blütenstand, zu dessen Be- sichtigung wir eingeladen, war feen- haft; besonders standen die Birnen in voller Blüte, die Äpfel erst in ihrer EntWickelung, die Aprikosen und Pfirsiche waren ziemlich vorüber. Um die Blüten vor etwa eintretenden Nacht- frösten zu schützen, waren die umfang- reichsten Vorkehrungen getroffen, teils durch aufgestellte Stangen, um ge- gebenen Falles Tücher daran zu be- ,26 Aus den Vereinen. festigen, andernteils waren vSägespäne und Teer in Bereitschaft, um Rauch erzeugen zu können und dadurch etwaige Nachtfröste abzuhalten. Es würde hier zu weit führen, um eine eingehende Schilderung, welche dieses Institut verdient, zu geben. Beschränken wir uns noch darauf, dem Vorstand des Versuchsgarten-Vereins für seine Einladung und Herrn Ober- gärtner Wellmann für seine freund- liche Führung an dieser Stelle den Dank des Rosisten - Vereins auszu- sprechen. Sonntag den 15. April fanden sich auf Einladung des Herrn Andreas Hoss, Bornheimer Landstrasse dahier, eine Anzahl Mitglieder mit ihren Familien nebst einer Anzahl Gäste, circa 60 Personen, zur Besichtigung von dessen Rosentreiberei ein. Durch herrliches Wetter begünstigt, verlief dieser Ausflug zur ganz besonderen Zufriedenheit der Erschienenen, denn nicht wenig erstaunt waren selbst die anwesenden Gärtner über diese mit Recht als grossartig bezeichnete Rosen- treiberei; sahen wir doch nicht weniger als 13 Gewächshäuser, wovon jedes eine Länge von 65 m hat. Hiervon war ein Teil im Abblühen begriffen, ein Teil stand in voller Blüte und ein Teil mit der Blüte beginnend. Weitere 6 Häuser waren noch zurück und kommen erst an die Reihe, wenn die vorbenannten zu Ende sind. Man denke sich also 845 laufende Meter blühende Rosen in üppigster Farbenpracht in der ersten Hälfte des April. Die Einrichtung ist in Möllers Deutscher Gärtnerzeitung schon ein- gehend besprochen und abgebildet; trotzdem verdient sie auch hier noch- mals einer kurzen Erwähnung. Die Rosentreiberei geschieht in viel- fältiger Weise. Die älteste Methode ist die Treibkultur in Töpfen; in neuerer Zeit sucht man den Rosen den natür- lichen Stand im freien Lande zu ge- währen, indem man sie ins Freie auspflanzt und ein Glasdach darüber herstellt mit abnehmbaren Fenstern, wodurch die Pflanzen im Sommer gerade wie im Freien stehen. Die Konstruktion ist ebenfalls wieder eine vielfältige. Der eine überdeckt eine grosse Fläche dadurch, dass er Pfosten in die Erde stellt und auf dieselben mit genügendem Gefälle sogenannte Sparren oder Rippen als Unterlage für die Fenster befestigt. Die Wände sind in der Regel mit Dielen innen und aussen verschalt und der Zwischenraum aus- gefüttert, die Heizrohre sind in dem ganzen Raum gleichmässig A'erteilt. Bei anderen, wie z. B. hierbei Hoss, ist das Prinzip dasselbe, nur ist es nicht eine überdeckte Fläche, sondern einzelne Häuser von 50 — 60 m Länge und 3Y2 m Breite, mit sogenanntem Satteldach, an denen dieFenster ebenfalls zum Abnehmen eingerichtet; das ganze wird durch eine Centralheizung geheizt und dies kann auch abteilungsweise vorgenommen werden. Auch in Bezug auf Sortenwahl hat man es hier besser in der Hand. Um eine gleichmässige Ernte zu haben, bepflanzt man ganze Häuser mit einer Sorte. Hier bei Hoss sind 9 Häuser ausschliesslich mit Papa Gontier be- pflanzt, und zwar für den Herbstschnitt, Oktober, November und Dezember. Für den Frühjahrsschnitt sind haupt- sächlichMarechalNiel, Gloire de Dijon, La France, Kaiserin Auguste Victoria, vSouvenir de la Malmaison, Prince Camille de Rohan, Fisher Holmes, Madame Victor Verdier und noch andere ausgepflanzt. Die Einrichtung für Hyazinthen, Tulpen, JNIaiblumen, Flieder, Nelken, Lilien, Bouvardien und so manches andere sei hier nicht erwähnt. Die Amerikaner treiben ihre Rosen, nach denselben Grundsätzen ins Freie Aus den Vereinen. 627 ausgepflanzt, nur mit dem Unterschiede, dass die Erde auf Tabletten aufgebracht ist. r)ie Erdschicht liegt 20 — 25 cm hoch. die. Pflanzen bestehen ausschliess- lich nur aus Stecklingspflanzen, keinen Veredelungen. Der Amerikaner be- hauptet, auf diese Weise weiter zu kommen. Es könnte hier noch eine ganze Reihe weiterer Methoden aufgeführt werden, solches würde aber den ver- fügbaren Raum überschreiten. Als die Besichtigung der Ho ss 'sehen Gärtnerei zu Ende, begaben sich die Teilnehmer in den nahen Schützenhof nach Bornheim, wo ein Saal reserviert war, und verbrachten den Abend gemeinschaftlich in der fröhlich- sten Stimmung. Hierbei dankte der Vorsitzende Herr C. P. Strassheim Herrn Hoss für die liebenswürdige Aufnahme, besonders aber für die rückhaltslose ErklärungundErläuterung des ganzen Treibverfahrens (es giebt nicht jeder seine Erfahrungen so fürs iiUgemeine preis), und wünschte im Xamen des Vereins und der sämtlichen auAvesenden Gäste, die Hoss 'sehe Gärtnerei möge in derselben Weise so weiter blühen und gedeihen. Herr Hoss glaubte den Dank nicht annehmen zu können, da es ihm und seiner Gärtnerei zur Ehre gereiche, von dem Frankfurter Rosisten-Verein mit einem Ausflug beehrt zu sein. Erst in später Abendstunde trennten sichdieErschienenen mit dem Wunsche, sich recht bald wieder in ähnlicher Weise zusammenzufi.nden. Berlin. Der Märkische Obstbau- Verein veranstaltete gelegentlich seiner Ausstellung am 20. September einen Kongress, der aber durch geschäftliche Besprechungen so in Anspruch ge- nommen wurde, dass wenig Zeit zu praktischen Erörterungen blieb. In Vertretuna: des Herrn Landes-Ükonomie- rats Dr. Freiherrn von Canstein, der wegen der Sitzungen des Deutschen Landwirtschaftsrats in Dresden ver- hindert war, leitete Herr Garten- Inspektor Silex die Verhandlungen. Seit dem i. Januar hat der Verein einen eigenen Geschäftstührer in der Person des allen Pomologen wohl- bekannten Herrn Mathieu, der auch den Geschäftsbericht vortrug. Der Verein umfasst 163 einzelne Mitglieder und 20 Vereine. Einnahmen 1244 M. 72 Pfennige, Ausgaben 7S0 M. 81 Pf. Als Organ dient der »Obstmarkt« von B. L. Kühn. Der Verein hat, wie Herr Junge bemerlvt, an die betr. Behörden ein Gesuch um Herabsetzung des Tarifs für deutsches Obst gerichtet, damit dasselbe ebenso billig ver- frachtet werde, als das ausländische, und eine ganze Zahl Vereine in Deutsch- land hat sich dem angeschlossen. Die Königliche Eisenbahn - Direktion hat sich die nötigen Unterlagen erbeten. Ehe nicht die Tarife herabgesetzt werden, nutzt der vermehrte Anbau von Obst in entlegenen Gegenden nichts; wie Herr Winkler- Guben ausführte, sagen die Leute in solchen Gegenden, dass sie sich so cur noch mehr Konkurrenten erziehen. — Eine lebhafte Debatte erhob sich über die Düngung der Obstbäume, Herr Koop- mann wünschte die Frage verall- gemeinert: Wie wirkt man auf den Ertrag? Schliesslich wurde ein Antrag Junge angenommen: Der landwirt- schaftliche Provinzial-Verein wird ge- beten, seine Versuchsstationen und Versuchsgärten zu veranlassen, ver- gleichende Versuche mit der An- wendung der verschiedenenDüngemittel in Bezug auf den Wuchs und die Trag- barkeit der Obstbäume anzustellen. Es folgte eine Debatte über Obstsorten. Am 21. September machte eine kleine Anzahl von Mitgliedern, an ihrer Spitze der Reichsgraf zu Pü ekler, einen 528 Aus den Vereinen. Ausflug nach der grossartigen Obst- anlage des Herrn Molkereibesitzers Carl Bolle in MarienhainbeiKöpenick, über die wir besonders berichten werden. Potsdam. Der Gartenbau-Verein für Potsdam feierte am 22. September unter sehr reger Beteiligung sein Stiftungs- fest durch Festessen und Ball. Das Hoch auf S. M. den Kaiser brachte der Kgl. Gartenbau-Direktor Koop- mann aus. Über die dem letzteren bei dieser Gelegenheit erwiesenen Ehren berichten wir unter Personalien. Der Verein zur Beförderung des Garten- baues war durch Herrn Hofgärtner Hoff mann undL.Wittmack vertreten. Sitzung der Russischen Obstbaugesellscliaft am 15. Dezember. (Fortsetzung von Seite 363.) Einen zweiten Vortrag hielt W. W. P a s c h k e w i t s c h , im Kaiserlichen botanischen Garten in St. Petersburg, über Frucht-, besonders Beerenweine. In Frankreich und Deutschland werden zur Ciderbereitung besondere Arten benutzt. Welche Arten man in Russ- land dafür verwende, konnte Redner nicht angeben, da dieselben hierauf noch nicht genügend ausprobiert seien. Der kürzlich vorgestellte Cid er ent- spräche noch nicht ganz den gerechten Anforderungen, zum grossen Leidwesen des Fabrikanten. Der Vortragende empfiehlt, die Mostbereitung möglichst zu fördern, sie sei dessen wert. In Charkow hätten 1887 zwei Weinhändler seinen ausgestellten Kirschwein auf 1 Rubel 20 Kopeken pro Flasche taxiert. Fürst Pless in Schlesien ver- kaufe 15jährigen Johannisbeerwein zu 6 Mark. Direktor Göthe in Geisen- heim, eine Autorität in dieser Frage, normiere 75 Kopeken bis 1 Rubel als Preis pro Flasche. R. M. Hinckeldeyn. Sitzung der Gesellschaft für Zimmerpfianzenkultur in St. Petersburg. Am 16. Dezember kamen die Mit- glieder der neuen Gesellschaft von Liebhabern der Zimmer-Pflanzenkultur in Petersburg im Saale der Duma (Rathaus) zusammen. Herr W. N. Kutusow, früher Re- dakteur des »Westnik Ssadowodstwa«, hielt einen ^^ortrag über Zimmerkultur von Aeschynanthus, Chloranthus in- conspicuus, Xylophylla angustifoliaund Sanseviera zeylanica, welche der Vor- tragende den Liebhabern als sehr anspruchslose, aber schönblühende Pflanzen empfahl, und wurden gleich- zeitig getrocknete Blätter und Blüten von diesen Pflanzen vorgezeigt. Herr A. A. Worobiew machte die Mitglieder mit einer von ihm erfun- denen Vorrichtung zur Heizung des Raumes zwischen den Doppelfenstern bekannt. Trotz der ziemlich hohen Anlagekosten, 30 Rubel pro Fenster, ist dieselbe doch der Vorteile wegen, die sie für die Kultur im Zimmer bietet, zu empfehlen. Ausgestellt waren von Herrn Obrist Schultz ein schönes blühendes Exem- plar von Pancratium speciosum und von Herrn Belotin drei Töpfe mit im Zimmer getriebenen Maiblumen. R. M. Hinckeldeyn. Sitzung der Kaiserlichen Russischen Gartenbau- gesellschaft am 18. Dezember 1893. In der Sitzung der Kaiserlichen Russischen Gartenbaugesellschaft vom 18. Dezember zeigte der Vizepräsident HerrN. J. Rajewsky Abbildungen von drei Neuheiten: Anemone coccinea von der Riviera, Papaver umbrosum fl. pl. aus der Umgegend Athens, durch Vil- morin, Andrieux & Co., Paris, eingeführt, und Papaver Orientale scarlet, ausser- dem sprach derselbe über sehr reich blühende französische Syringa und das Ausstellungen und Kongresse. 529 Avieder in Mode kommende Färben der Blumen. W. W. Paschkewitsch hielt einen Vortrag über den Zarizin (Kaiserin-) Garten in Uman im Gouvernement Kiew. Der Garten hiess früher nach der Gräfin Potozky, derentwegen der- selbe zu Ende des vorigen Jahrhunderts mit ungeheurem Kostenaufwande in einem einzigen Jahre unter der Leitung des belgischen Ingenieurs de Metzel geschaffen wurde — Sophiengarten. Derselbe ist mit allem, was Natur und Kunst bieten, geschmückt; Teiche, Inseln, Fontainen, Cascaden, Bäche, Wasserfälle beleben die felsige, ma- lerische Landschaft, Statuen und Vasen in Marmor, Grotten, Pavillons und Lauben zieren den in natürlichem Stile angelegten Park. In den 20er Jahre wurde der Garten konfisziert und der A^erwaltung der Militärkolonien des Südwestens unter- stellt; in den 50er Jahren kaufte die Kaiserin Alexandra Fedorowna den- selben, daher hiess er nunmehrKaiserin- Garten, und sie schenkte ihn der früheren Odessaer Hauptschule für Gartenbau. Diese Schule wurde zweimal reor- ganisiert und in eine landwirtschaftliche Anstalt umgewandelt, wodurch natür- lich die Gärtnerei in den Hintergrund trat, dennoch aber nicht ganz aufge- geben wurde. Der circa 90 Dessjatinen grosse Garten enthält interessante Fruchtanlagen, alte, neue und neueste. Der alte Fruchtgarten ist ein wahres Museum aller möglichen bekannten und unbekannten Apfel- und Birn- sorten, an der Zahl etwa 300 und höchst interessant für Pomologen. Die 4 bis 6 Dessjatinen grosse neue Ab- teilung enthielt meistens russische Obst- arten, denen das südliche Klima nicht zusagte, es verblieb daher nur Vj ^^'^' ersten Pflanzung, der Rest ist ganz neu, und 1Y2 Dessjatinen sind mit Kirschen und Pflaumen bestellt, während 2 Dess- jatinen, unter den Obstbäumen mit Beerensträuchern bepflanzt, reichliches Alaterial zur Herstellung von Beeren- wein liefern. Elf Abteilungen Gewächshäuser bergen in 20000 Töpfen und Kübeln manche Schätze. Das Schönste bleibt aber immer der Park, der, wenn auch in ihm des Klimas wegen der Rasen weniger schön ist, doch viele malerische Baumgruppen bietet. Der Einfluss, den diese Anlage auf das Gartenwesen übte, war ein guter und wächst an Bedeutung durch eine neuerlich dort eingerichtete höhere Gartenbauschule, deren Gedeihen durch Ort und Klima und durch die vor- handenen Kollektionen und Museen in hohem Grade begünstigt wird. Für 30 blühende Freesia refracta erhielt H. W. Eilers eine mittlere silberne Medaille, J. Tschistow er- zielte für 6 prächtige blühende Syringa und 1 1 Sorten Hyacinthen in 50 Töpfen eine kleine silberne Aledaille, A. G. Batschinsky erhielt für ein im Zimmer gezogenes Oncidium haemato- chilum und ein Anthurium Andreanum roseum gleichfalls eine kleine silberne Medaille. R. M. Ilinckeldeyn. Ausstellungen und Kongresse. Berlin. Das Programm für die vom Verein zurBeförderung des Gartenbaues vom : 1.— 18. April 1895 im Kroll'schen Saale am Königsplatz zu veranstaltende 530 Ausstellungen und Kongresse. Ausstellung von blühenden Zwiebel-, Knollen- und Staudengewächsen sowie Spätobst hat der No. i8 der Garten- flora beigelegen. Weitere Exemplare sind vom General-Sekretariat Berlin N., Invalidenstrasse 42, zu erhalten. Der Gartenbauverein für Steg- litz und Umgegend veranstaltete am 25. und 26. d. M. zwei mit einander ver- bundene Ausstellungen, und zwar erstens eine Ausstellung solcher Topfpflanzen, die Schülern der Steglitzer Gemeinde- schulen im Frühjahr zur selbständigen Pflege übergeben sind. Der Verein hat seit fünf Jahren eine bestimmte An- zahl Pflanzen an Schulkinder unent- geltlich verteilt und im Herbst die besten Gewächse in einer öffentlichen Ausstellung prämiiert. Die hohe erzieh- liche Bedeutung dieser Thätigkeit ist nicht nur von berufenen Pädagogen anerkannt, sondern auch von den Be- hörden und Einwohnern von Steglitz und Umgegend mit grossem Interesse verfolgt worden. Die zweite Ausstel- lung umfasste die jährliche Obstausstel- iung. Die Obstausstellungen des Steg- litzer Gartenbauvereins unterscheiden sich von allen anderen Ausstellungen gleicher Art dadurch, dass ihnen ein anderer Zweck zugrunde liegt. Der grösste Wert wird nicht auf reiche Sortimente, auch nicht immer nur auf ausgezeichnete Früchte gelegt, sondern der Zweck der Ausstellung ist der, die für die lokalen Verhältnisse von Steglitz besten Obstsorten kennen zu lernen. Der Besucher findet daher nicht einen grossen Tisch mit Früchten eines Aus- stellers, sondern er findet ,,die Obst- sorte'* von mehreren Ausstellern zu- sammengestellt. Selbst der Laie ist dadurch in der Lage, den Wert einer Obstsorte zu erkennen. ~ Die Obst- ausstellung war eine ganz vortreffliche; geradezu hervorragend waren die Wein- trauben des Geh. Kom.-Rat Veit und die Fruchtarrangements von den Herren Dietze, Moldt und Podschun, sowie das Teppichbeet von Herrn Körner (Brodersen). In Zehlendorf bei Berlin fand vom 15. bis 17. September die erste Garten- bauausstellung, veranstaltet vom Orts- verein, statt, die sehr reich von Pri- vaten und Handelsgärtnern beschickt war. Im Garten des Restaurants zum Deutschen Kaiser war ein Teppichbeet vom Landschaftsgärtner Fasquel aus- gestellt, zu beiden Seiten des Einganges standen gemischte Gruppen von W. Fried el-SchlachtenseeundM.Magde- burg (Obergärtner Konopacki), auch einehohe isjährigeSparmannia africana von B. Scheffler (Oberg. Schimmel- pfeng), während Bouvardien, Fuchsien, Nelken, Myrthen etc. auf Beeten an- gebracht waren. Auf einem daneben liegenden Platze hatten Baumschul- artikel, Gemüse und Geräte Platz er- halten, im grossen Saale war die Kaiser- gruppe von Herrn Keck gestellt, während Geheimrat Loehr (Ober- gärtner Meisterfeld) prächtige Mina lobata, sehr niedrige Fuchsien »Emma Toepfer« etc. ausgestellt hatte. F. Fasquel brachte Blattbegonien, W. Friedel desgleichen, F. Fasquel und G. Glas etc. Cyclamen, die von G. Glas waren am schönsten in Blüte, Kiausch eine grosse Palmengruppe, Hans Ristig und Rieh. Müller schöne Adiantum, H.We i gt Tuberosen, H o r n e- mann-Schlachtensee hübsche Cacteen. Die Bindereien waren im ganzen gut, ein Kissen etwas zu hoch; recht hübsch waren eine Tauftisch- und eine Tafel- dekoration. Im allgemeinen bewegten sich die Leistungen in Pflanzen im mittleren Niveau, dagegen verdient die Obstausstellung, die in einem Neben- saal Platz erhalten, vollste Anerken- nung. Hier hatten besonders auch Ausstellungen und Kongresse. 531 viele Private ausgestellt; A. Wicneke z.B. in einer hübschen Gnomen-Gruppe, P. Moser brachte 34 Sorten Äpfel, 18 Birnen, Herr Keck 57 Sorten Äpfel, 35 Birnen, 8 Pflaumen, R. Sommer führte ein fruchttragendes Bäumchen der immerblühenden Kirsche vor; doch der Raum mangelt, um mehr ins einzelne zu gehen. Vergeben wurden 48 Preise. Wir wünschen den Bewohnern von Zehlendorf weiter so gute Erfolge. L.W. Obst-Ausstellung. Der landwirt- schaftliche Central -Verein für die Provinz Sachsen, die Herzogtümer Anhalt und Gotha, die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarz- burg-Sondershausen hält in der Zeit vom 11. — 14. Oktober dieses Jahres in Halle a. S. eine Obstausstellung und in Verbindung damit einen Obstmarkt und eine Wanderversammlung für Obstbau-Interessenten ab. Königsberg i. P. Die Ausstellung zur Feier des 60 jährigen Bestehens des Vereins erhob sich weit über den Rahmen einer Provinzial-Ausstellung und zeigte u. a. auch ganz vorzügliche Bindereien. Ein besonderer Bericht folgt. Rostock. Obst- und Gemüse-Aus- stellung vom 5. — 7. Oktober. Berlin. Ausstellung der Gesellschaft der Kakteenfreunde Deutschlands Sonntag, den 14. Oktober im »Branden- burger Haus«, Mohrenstrasse 47, 10 bis 4 Uhr. Gäste wollen sich beim Komitee melden. Magdeburg. Das vorläufige Pro- gramm für die Allgemeine Gartenbau- Ausstellung zur Feier des 50 jährigen Bestehens des Magdeburger Gartenbau- Vereins anfangs September 1895 ist soeben erschienen rmd von Herrn Garten-Ingenieur Lässig, Magdeburg, Bahnhofstrasse, zu beziehen. Die allgemeine Gartenbau - Aus- stellung in Mainz war reich beschickt und der Besuch Sr. Kgl. Hoheit des Grossherzogs von Hessen trug nicht wenig zur Hebung des Ganzen bei, freilich that dieser Besuch der gleich- zeitig tagenden Generalversammlung der deutschen dendrologischen Ge- sellschaft etwas Abbruch. Die Ausstellung des Märkischen Obstbauvereins zu Berlin vom 20. bis 24. September war mit ganz vorzüg- lichen, meist auch sehr richtigbenannten Früchten reich beschickt. Den höchsten Ehrenpreis erhielt Herr Carl Math ieu- Charlottenburg für eine Sammlung von 400 Sorten Birnen und 200 Sorten Äpfeln. Ganz besonders erfreulich war es, dass auch der Oberhessische Obst- bauverein eine grosse Sammlung Obst sowie Obstwein eingesandt hatte und ebenso Herr Lucas, Direktor des pomol. Instituts in Reutlingen, Württemberg, eine reiche Sammlung. Erstere Samm- lung war systematisch vortrefflich ge- ordnet; für die norddeutschen Züchter bot sich aber die erfreuliche Thatsache kund, dass unser Obst in Bezug auf Schönheit vollständig mit dem süd- deutschen in Wettbewerb treten kann. Ein besonderer Bericht folgt. Der am 20. September abgehaltene Kongress bot nicht viel bemerkenswertes, da viel Zeit mit geschäftlichen oder klein- lichen Dingen vergeudet wurde. Eine lebhafte Diskussion rief die Obstbaum- düngung hervor und ward ein Antrag des Herrn Junge einstimmig ange- nommen, dahingehend: Der landwirt- schaftliche Provinzialverein der Prov. Brandenburg wird gebeten, seine Ver- suchsstationen und Versuchsgärten zu 53^ Personal-Nachrichten. A-eranlassen, vergleichende \'ersuche mit der Anwendung verschiedener Düngemittel in Bezug auf den Wuchs und die Tragtaarkeit der Obstbäume anzustellen. (Näheres siehe unter Ver- einswesen). Personal-Nachrichten. Nekrolog. Dr. Th. A. von Middendorff f- Am lö. Januar starb auf seinem un- weit der Universität Dorpat im Gou- vernement Livland ^belegenen Gute Hellenorm das Ehrenmitglied der Kaiser- lich russischen Gartenbaugesellschaft, der Ehren-Akademiker, Geheimrat Dr. Theodor Alexandrowitsch von Middendorff. Dr. von Middendorff wurde als Sohn eines Gutsbesitzers am 18. August 1815 in Livland geboren, erhielt seine erste Erziehung im 3. St. Petersburger Gym- nasium und später im pädagogischen Institute in St. Petersburg, woselbst er sich auch noch einige Zeit im De- partement für Handel und Manufaktur beschäftigte, bis er im Jahre 1833 die Universität Dorpat bezog. Nach Verteidigung seiner 1837 er- schienenen medicinischen Dissertation promovierte Middendorff zum Doktor der Medicin und bezog als solcher zu noch weiterer Ausbildung die Uni- versitäten Berlin, Erlangen, Wien und Breslau. Das Jahr 1839 sah Dr. von Midden- dorff als extraordinären Professor der Zoologie an der Universität in Kiew, von wo aus er schon nach einem Jahre den berühmten Naturforscher Professor von Baer als Adjunkt auf dessen Reise nach Lappland begleitete; auf dieser Reise sammelte er nicht nur Daten über die geographische Verbreitung der Vögel in Lappland, sondern brachte auch höchst interessante Mitteilungen über die geognostischen und geolo- gischen Sonderheiten dieser Gegend. 1841 wurde Dr. von Middendorff als Professor der Zoologie an der Wladimir- Universität in Kiew bestätigt, doch schon 1843 — 1844 unternahm er im Auftrage der Akademie der Wissen- schaften in St. Petersburg eine Reise in den Norden und Osten Sibiriens. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissen- schaften gewählt und beschäftigte sich eifrig mit Ordnung und Beschreibung seiner Sammlungen. 1855 wurde Dr. von Middendorff Sekretär der Akademie der Wissen- schaften und durch die mit diesem Amte verbundenen administrativen Pflichten vielfach von wissenschaftlichen Arbeiten abgehalten, umsomchr, als er noch von der Regierung den Auftrag erhielt, die Kavallerie- und Artillerie- Offiziere näher mit der Hippologie bekannt zu machen. Die sibirische Reise hatte jedoch derart schädlich auf den Organismus des Dr. von Middendorff gewirkt, dass er sich gezwungen sah, schon im Jahre 1857 seinen Dienst als Sekretär der Akademie der Wissenschaften auf- zugeben. Sein Gesuch wurde huldvollst von Sr. Majestät bewilligt mit der Er- laubnis, als Akademiker auf seinem Gute Hellenorm in Livland zu leben. Um jüngeren Kräften den Weg zu bahnen, entsagte Dr. von Middendorff im Jahre 1865 seiner Akademikerwürde. 1807 hatte er die hohe Ehre, den Grossfürsten Alexei Alexandrowitsch und 1809 den Grossfürsten Wladimir Alexandrowitsch auf ihren Reisen durch Russland zu begleiten. 1870 machte er nochmals eine Reise mit dem Gross- fürsten Alexei Alexandrowitsch in das weisse Meer. Personal-Nachrichten. 533 1865 wurde Dr. von Middendorff Ehrenmitglied der Akademie der Wissen- schaften. 1809 Mitglied der St. Peters- burger Universität und anderer gelehrter Gesellschaften, sowie mit dem Prädikate eines Geheimrates Mitglied des Vete- rinär-Komitees im Ministerium des Innern. Trotz seiner vielen dienstlichen Pflichten wusste Dr. v. Middendorff doch noch Zeit zu gewinnen, sich auch als Schriftsteller auszuzeichnen durch eine lange Reihe wissenschaftlicher Arbeiten verschiedenen Umfanges in lateinischer, deutscher und russischer Sprache, die ihm einen unvergänglichen Namen in der gelehrten Welt sichern; doch das schönste Denkmal erwarb sich Dr. von Middendorff in den Herzen derer, die Gelegenheit hatten, ihm näher zu treten, durch seine seltene Liebenswürdigkeit gegen hoch und gering, daher um so tiefer und auf- richtiger die Trauer um sein noch immer zu frühes Hinscheiden. Seine Hauptschrift ist: Reise in den äussersten Norden und Osten Sibiriens, 1843 und 1844, Band I Teil 2, Botanik, bearbeitet von Trautvetter etc., noch wichtiger für Botaniker imd Gärtner Band IV. Teil 1, Ueb ersieht der Natur Nord- und Ostsibiriens, Petersburg 1807, eine der Hauptarbeiten für die Pflanzengeographie, R. M. Hinckeldevn. Der ausserordentliche Professor der Botanik Dr. Molisch an der techn. Hochschule in Graz ist zum ordentlichen Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen an d. deutschen Universität Prag ernannt. Der bisherige Inspektor der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam Carl Koopmann ist bei seinem Abgange zum Kgl. Gartenbau-Direktor ernannt, was ihm bei der feierlichen ^'erab- schiedung inGegenwart desivuratoriums, der Lehrer und der Zöglinge am 22. September von dem Vorsitzenden des Kuratoriums, Wirkl. Geh. Ober- Regierungs-Rat Dr. Singelmann, der eine tief zu Herzen gehende Rede hielt, verkündet wurde. — Am Abend des gedachten Tages überreichte ihm, als bisherigen 1. Vorsitzenden des Garten- bau-Vereins Potsdam, genannter Verein bei Gelegenheit seines 28. Stiftungs- festes durch den 2. Vorsitzenden, Herrn R. Meyer, das Diplom als Ehrenmit- glied und eine grosse Photographie der Mitglieder in geschmackvollem Rahmen. Im Dienste der deutschen Kolonieen in Westafrika sind gegenwärtig be- schäftigt: Wilhelm Haupt, Victoria im Kamerungebiet; Otto Nette, gärtnerischer Leiter der Station Mole; Alois Staudt auf der Station Yaunde ; Herm. Lembach, erster Gärtner des botanischen Gartens zu \lctoria; Fritz Weichelt im Gouvernements- garten in Kamerun. Karl Holst ist kürzlich in Darsues- Salaam in Westafrika gestorben. Holst war im Jahre 1865 in Flensburg ge- boren, trat im Jahre 1883 in die Gärtner- lehre, besuchte sodann die Gärtner- Lehranstalt in Potsdam und arbeitete darauf als Gehülfe, u. a. auch in dem Donner 'sehen Garten in Neumühlen bei Altona. Er ging dann als Gärtner der Missionsstation Mlabo imUsambara- Gebiete nach Ostafrika, wo er sehr wertvolle Pflanzensammlungen anlegte. Von der Regierung unterstützt, war er längere Zeit in der Lage, sich nur dem Sammeln zu widmen. Er brachte über 5000 Nummern zusammen, die von Pro- fessor Engler-Berlin unter dem Titel: »Die Gliederung der Vegetation von Usambara und der angrenzenden Ge- 534 Personal-Nachrichten. biete'< bearbeitet und in den Abhand- lungen der königlich preussischen Akademie der Wissenschaften veröffent- licht worden sind. Zorn in Bismarckburg in Tago. Ausserdem ist noch der frühere Gärtner (und als solcher im Gouverne- mentsgarten in Kamerun beschäftigt gewesen) : Pfeil (aus Stuttgart) zum zweiten Male in den Kolonialdienst getreten und jetzt als Polizeimeister in Victoria (Kamerun) thätig. Die Stelle ist eine etatsmässige und für den Inhaber mit Pensionsberechtigung verbunden, was bei den Gärtnerstellen nicht der Fall ist. Auch ist ihr Inhaber den der Ge- sundheit nachteiligen Einwirkungen des Klimas viel weniger ausgesetzt als die Gärtner. Alle diese Gärtner waren zuvor im botanischen Garten zu Berlin und die meisten im dortigen Kolonialpflanzen- Revier als Reviergehülfen thätig, wo sie, soweit dies möglich war, etwas für den Kolonialdienst vorbereitet wurden. G. Lange, Kunstgärtner, ist jetzt Gefreiter der deutschen Schutztruppe in Gr. Windhoeck in Deutsch-Südwest- afrika. Georg Steger leitet Privat-Plan- tagen in Tanga in Deutsch-Ostafrika. Die Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei von Karl Cropp in Erfurt ist an Emil Doss übergegangen, der das Geschäft unter unveränderter Firma weiterführen wird. Unter der Firma Köhler & Rudel haben Ernst Köhler und Reinhold RudelinWindischleuba (Sachsen- Alten- burg) eine neue Staudengärtnerei be- gründet, in der die Kultur von Schnitt- blumen- und Dekorationsstauden, sowie von Alpinen und Freiland-Neuheiten betrieben werden soll. W. Weissenborn, bisher Ober- gärtner der Handelsgärtnerei von Fr. Brenner in Cleve, hat am i. Sep- tember die Leitung der Schloss- gärtnerei »Bellevue« daselbst über- nommen. Leopold Giere, Obergärtner im Dienste der Stadt Paris, ist zum Offizier des Verdienstordens für Acker- und Gartenbau ernannt worden. W. Llugh Gower, einer der be- kanntesten englischen Gartenbauschrift- steller, seinerzeit Obergärtner über die Gewächshäuser der königl. botanischen Gärten in Kew, später Redakteur des »Garden«, ist, 60 Jahre alt, Ende Juli in Tooting bei London gestorben. Joseph Jeffersohn, ein ausge- zeichneter englischer Obstkenner und Pflanzenzüchter, der fast 40 Jahre lang als Gärtner in den Diensten des ver- storbenen Joseph Garside, Esq., ge- standen hat, ist im Alter von 64 Jahren in Carlton House, Worksop, gestorben. R. Hermann, königl. preussischer Garteninspektor, vordem an der land- wirtschaftlichen Akademie in Poppels- dorf bei Bonn und zuletzt als Direktor des Wein- und Obstgutes Liebfrauen- thal bei Worms thätig, ist in den Dienst der türkischen Regierung getreten, um im Angora-Gebiete Rebenpflanzungen und andere einschlägige Kulturen ein- zurichten. AugusteCharlesJosephLinden, ältester Sohn des Herrn Jean Jules Linden, geboren in Luxemburg im Jahre 1850, ist daselbst am 10. August nach längerer Krankheit verschieden. Zuerst als Freiwilliger in die belgische Armee eingetreten, konnte er dem Forscherdrange nicht widerstehen und verliess deshalb die militärische Lauf- bahn als Lieutenant der Grenadiere, um eine längere Reise nach dem ma- layischen Archipel anzutreten. Dort besuchte er u. a. die Inseln Ternate, Batjan, Gilolo (Halmahera), Morotai und verschiedene Punkte an der Küste von Neu-Guinea, sowie die Insel Sandor. Unter den Pflanzenschätzen, die Aug. Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. 535 Linden von dieser Reise heimbrachte, sind die hauptsächlichsten :Dendrobium Stratiotes und D. streptoceras, Vanda Massaiana, V. Lindeni und V. Waroc- queana. Aerides Augustianum, Cypri- pediumpraestans,vSpathogiottisAugusto- rum, Stauropsis Warocqueana u. a. Nach einem kurzen Aufenthalt in Europa begab sich Aug. Linden nach dem Kongo, dessen Gebiet um jene Zeit eine grössere Aufmerksamkeit zugewandt wurde, musste jedoch nach einer sechs- monatlichen Forschungsreise infolge einer Erkrankung nach Europa zurück- kehren. Ansellia congoensis,derpracht- voUe Haemanthus Lindeni und Lisso- chilus giganteus waren die hauptsäch- lichsten Ergebnisse dieser Reise. Wäh- rend einer Reise in Spanien erlitt Aug. Linden in Medina celi einen Eisenbahnunfall, bei dem er sein rechtes Bein einbüsste, welches Missgeschick seinem thätigen Arbeiten ein Ziel setzte. Nach zweijährigem Aufenthalt in Brüssel kehrte er nach seiner Heimatstadt Luxemburg zurück, wo er noch den Jardin d'acclimatisation schuf, an dessen Emporblühen er sich leider nur zwei Monate erfreuen sollte. wir in Heft 17 S. 475 beschrieben, ist zum Kgl. Kommerzienrat ernannt. Zu Ehren des scheidenden Kgl. Garten-Inspektors Carl Koopmann an der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam wurde am 15. September von seinen Freunden und den Zöglingen der Anstalt ein Festkommers veran- staltet. Der Kaufmann und Dampfmühlen- besitzer F. W. Schutt, Steglitz- Berlin, Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, dessen schönen Garten Ernannt: Der ausserordentliche Professor der technischen Mikroskopie und Warenkunde an der technischen Hochschule in Wien, Franz Ritter von Höhnel zum ordentlichen Pro- fessor der Botanik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, und Dr. Carl Wilhelm, ausserordentlicher Professor der Naturgeschichte der Forstgewächse an der Hochschule für Bodenkultur in Wien unter gleichzeitiger Verleihung des Titels und Charakters eines ordent- lichen Professors zum ausserordent- lichen Professor der Botanik an dieser Hochschule. Der Obergärtner am Kgl. bot. Garten zu Berlin, Löbner, ist an Stelle des Hrn. Echtermeyer als Obergärtner an die Versuhcsstation und Schule für Obst-, Wein- u. Gartenbau inWadensweil bei Zürich berufen. Der Schlossgarten - Inspektor R a - dicke in Oliva, Kr. Danzig, erhielt den Kgl. Kronenorden 4. Kl. Sprechsaal. Frage 31. Hat es wirklich Zweck, Oleander-Stecklinge in ein Gefäss mit Wasser zu setzen? H. W. Frage 32. Ist irgendwo ein blühendes oder wenigstens blühbares Exemplar von Monodora Myristica Dun.? Ich möchte dann um Blütenstaub bitten, da unser Garten nur ein Exemplar besitzt und mir alle meine bisherigen Befruchtungsversuche misslungen sind. Botanischer Garten Tübingen. E. Schelle. 536 Quittungen. — Berichtigung. Verzeichnis der eingegangenen Geldbeiträge für die durch Hagelschaden geschädigten Gärtner der Umgegend Berlins. (Fortsetzung.) Herren Schmidt & Schlieder, Leipzig .... 20. — M. Herr Kgi. Hoflieferant Gustav A. Schultz, Berlin 0., 20, — » » Geh. Komm. -Rat Veit, Berlin 60, — » » Kreistags -Abgeordneter, Kanzleirat Kaehne, Berlin 100, — » » Obergärtner Nord wich, Südende .... 20,-- » Der Gartenbau-A^erein Freiburg in Baden .... 30, — » Frau W. Hiby, Hau bei Cleve 20, — » Herr BöttchermeisterWoith, Berlin, Potsdamerstr. 51 10,— » » Handelsgärtner Otto Kieckhöfer, Stettin . . 3, — » Summa . . . 283,^ — M. mit den in Heft 18 quittirten . . . 771,50 » 1054,50 M. Dazu von Herrn Radetzky gesammelt 400, — « Berichtigung. Im Verzeichnis der Gaben für die Verhagelten, Heft 18 der Gartenllora, Seite 504, ist zu lesen statt Herr Böttchermeister Woith etc. Herr Böttcher- meister ^W. Woiwode, Berlin, Lützow-Strasse 60 10 M. Verzeichnis der eingegangenen Pflanzen-Spenden. Gärtner-Vereinigung, Landsberg a. W. Gertrud Cossmann, Berlin, Friedenstr. Th. Eichler, Woltersdorfer Schleuse. C. Klissing Sohn, Barth i. Pom. Joh. Neuheisel, Pankow. Ulrich Pitt, Wernigerode. B. Schäffer, Herischdorf. Garten-Inspektor Silex, Tamsel. Gärtnereibesitzer T. J. Seidel, Dresden-Striesen. Kgl. Oekonomierat Spaeth, Rixdorf-Berlin. Gärtner-Vereinigung Altenburg. Bethge, Halle a. S. Th. Beyer, Gymnasial-Professor, Neustettin. Gärtnereibesitzer Alb. Schwarzburg, Pankow. J. C. Schmidt, Kgl. Hoflieferant, Erfurt. Hofmarschall a.D. von St.Paul, Fischbach i.Schl. Kgl. Oekonomierat Goethe, Geisenheim. Gärtnereibesitzer Paul Nickel, Berlin. Otto Prodelt, Handelsgärtner, Sinsleben. Gärtnereibesitzer und Amtsvorsteher Martin Hoffmann, Treptow. & Bergemann, Gärtnereibesitzer und Pape Paul Handelsgärtner, Rud. Reichel, Handelsgärtner, Für alle freundlichen Beiträge abgestattet. Quedlinburg. Gärtnereibesitzer Kötschenbroda. und Carl Richter, Gärtnereibesitzer und Handels- gärtner, Gumbinnen. Graf V. Brühl, Standesherr, Pforten. W. Peicker, Herzoglicher Hofgärtner, Räuden in Schlesien. Haage & Schmidt, Gärtnereibesitzer, Erfurt. Chr. Mohrenweiser, Gärtnereibesitzer, Alten- weddingen. C. Schultz, Garten-Inspektor, Wittstock. A. Meyer, Handelsgärtner, Zschoppach. Otto Palm, Handelsgärtner, Zerbst. C. Bachmann, Handelsgärtner, Trebsen i. S. E. H. Meyer, Braunschweig. G. Barkowsky, Handelsgärtner, Grabow a. O. F. Karsten, Handelsgärtner, Stettin. Rudy & Co., Handelsgärtner, Finkenwalde. Gebr. Kock, Handelsgärtner, Grabow a. O. Züllchower Anstalt, Züllchow. S. Krolick, Berlin S., Prinzen-Allee. Wilh. Budde jun., Kunstgärtner, Gelsenkirchcn. Adolph .lausen, Handelsgärtner, Frankfurt a.M. Jac. Sturm, Handelsgärtner, Erfurt. Frau von Schöning, Sallentin b. CoUin. Carl Görms, Potsdam. Eduard Hertz, Hoyerswerda. den Spendern der verbindlichste Dank Das vollständige Register zu den vierten zehn Jahrgängen der Gartenflora, 1882-91, Band XXXI- XL ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General- Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N., Invaliden- strasse 42, frei zugeschickt. 805. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten am 27. September 1894. Vorsitzender: Direktor, Herr Wirkl. Geh. Über - Finanzrat von Pommer Esche. I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Baumeister C. Eichholz, Uferstr. 4. 2. » Kirchhofs-Inspektor A. Wobschal, N., Ackerstr. 37, durch Herrn Teetz. 3. » Obergärtner Alb er s im bot. Garten, Berlin, durch Herrn Per ring. II. Ausgestellte Gegenstände waren erfreuliciierweise in grosser Zahl vorhanden. 1. Herr Obergärtner Schreiber legte eine reiche Zahl herrlicher Weintrauben aus dem Weinhause des Herrn Geh. Kommerzienrat Veit-Steglitz vor. Derselbe fühlte sich veranlasst, wieder einmal Trauben vorzuführen, weil der Verein zur Beförderung des Gartenbaues von Anfang an dem Unternehmen das grösste Interesse entgegengebracht. Ferner wollte er zeigen, dass es ihm gelungen, trotz des denkbar ungünstigen Sommers selbst die spätesten und grossbeerigsten Sorten vollkommen reif zu bekommen, an denen manche Beeren so gross wie Pflaumen waren. Hauptsorten waren: Gros Colman, sehr spät, die grossbeerigste Sorte, Trebiano, nicht leicht faulend, Gold Champion, eine der besten frühen, von der 14 Zentner geerntet wurden, Fosters Seedling, auch eine der besten frühen, im ungeheizten Raum Anfang Oktober reif, Madres- field Court, eine der feinsten, Sweet Court, will warm stehen und muss bald gegessen werden, Muscat of Alexandria, eine der spätesten, verträgt das Ausbeeren nicht recht, Black Hamburgh (unser Franken- thaler) 2Y2 kg, die übrigen meist 2 kg schwer, wird in Russland nächst Muscat of Alexandria am meisten getrieben (auch in England, Belgien etc.). Die grösste Traube war Miss Pince's Black Muscat, in Schlesien viel getrieben, hält sich bis Februar. — Das Faulen der Weintrauben erfolgt nach Herrn Schreiber z. T. infolge vielen Spritzens, er spritzt gar nicht, sondern hält nur die Wege feucht; die Stengel - krankheit aber ejitsteht .teils durch zu grosse Feuchtigkeit,, teüs durch zu grosse Trockenheit und endlich auch nach Entfernen der Triebe und rog 8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. Blätter, wenn der Wein üppig wächst. Zu der Zeit, wo der Wein sich färbt, darf nicht mehr geschnitten werden, selbst wenn er dann unordentlich aussieht. Gerade das Laub erzeugt ja die Stärke und dadurch den Zucker, die Traube selbst braucht wenig oder keine Sonne. — Bei grosser Hitze muss man Schatten geben, er schattiert schon nach dem Ausbeeren, damit die Traube in die Länge wachsen kann. Herr Schreiber teilte ferner mit, dass auch Herr Hofgarten-Direktor Vetter-Potsdam dem Erfolge in der Weinkultur unter Glas das grösste Interesse entgegenbringt und dort jetzt auch mehrere grössere loo m lange Weinhäuser nach der Art desjenigen des Herrn Geh. Rat Veit erbaut werden sollen, und dass an anderen Orten Deutschlands ca. 20 ebenfalls nach dieser Art erbaut worden. 2. Ausserdem legte Herr Schreiber Pfirsiche vor: »Königin der Obstgärten«, sehr schmackhaft, »Malta« eine der besten späten, »Schöne von Baden«. Von den frühen, jetzt schon verspeisten sind die besten: Rivers, rote Madeleine, früher Silberpfirsich und Noble. — Herr Schreiber hält es für besser, bestimmte Sorten Pfirsiche zu bauen anstatt wie in Werder sie aus Samen zu ziehen, da das immer unsicher sei. Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring bemerkte, er habe in England vor einiger Zeit mehrere Weinhäuser gesehen, später auch das des Herrn Veit, und müsse gestehen, dass er kein Plans besser imstande gefunden habe, als das letztere. In der berühmten Treiberei des Herrn Baron von Schröder waren die Trauben in keiner Weise grösser, die Stöcke auch nicht voller; letztere sind allerdings älter. Manche Häuser dort waren aber Mitte Juli schon abgeerntet. Man heizt in England die Wein- häuser auch mitten im Sommer. Die belgischen Weintreibereien kenne er nicht, dort wird der Wein aber mehr nur am Stocke konserviert. 3. Herr Gärtnereibesitzer Schwarzburg-Pankow stellte blühende Blatt-Begonien aus, ältere Sorten, die ersten Kreuzungen von Begonia discolor X rex, die sich noch immer gut bewähren. Die beste ist Ed. Pynaert, die sehr viele Blätter erzeugt und deshalb für den Handel wertvoll ist. Im Herbst hat sie Neigung einzuziehen, besonders wenn so viele Blätter abgeschnitten werden. Er vermehrt sie durch Stecken von Trieben. Die andere ist M. Pozzy, die er von Herrn Kretschmann einst erhalten. Beide liefern schön gefärbte Blätter für die Binderei und kann man von einem Topf zweimal im Jahr je bis 4 Dutzend Blätter schneiden. Die Pflanzen wurden mit Klauenmehl gedüngt. Herr Gartenbaudirektor Brandt-Charlottenburg teilte mit, dass er die Begonie Eduard Pynaert vor ca. 15 Jahren eingeführt habe, und sie sich als beste bewähre. Man kann die Begonia discolor X rex auch sehr gut im Freien für Gruppen verwenden, selbst in der Sonne, dort färben sich die Blätter noch schöner, bleiben aber kleiner, nur muss man die Pflanzen allmählich an die Sonne gewöhnen. 4. Herr Obergärtner Usadel legte aus dem Garten des Herrn Hau- kohl in Wannsee ganz vorzügliche Gurken vor, deren Samen Herr Haukohl aus England erhalten. (Herr Hoflieferant Klar hielt sie für Prescotts Wonder). Bereits am Stiftungsfest des Vereins am 21. Juni hatte eine Anzahl Mitglieder Gelegenheit, das Gurkenhaus des Herrn 8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc coq TIaukohl mit dieser reichtragenden Sorte zu sehen. Die grosse Frucht- harkeit wird dadurch mit erzielt, dass der Kopf der Pflanze abgeschnitten und die Seitentriebe auf a Augen hinter der Frucht gestutzt werden, besonders aber auch durch Begiessen mit Wasser, in M'elchem reiner Pferdemist aufgelöst ist, Avas so stark erfolgen muss, bis das Wasser unten durchläuft. Nach 2 Stunden muss dann mit abgestandenem Wasser nach- gegossen werden. 5. Herr Gude sen. besprach ein von seinem in Britz bei Berlin wohn- haften vSohne eingesandtes Exemplar der Eucharis amazonica. Diese herrliche weisse Blume liebt eine leichte, nahrhafte, durchlässige Erde, feuchte Wärme und recht viel Schatten; darum ist ihnen in Britz ein Gemisch von Laub- und Ileideerde mit Unterlage von Kuhdünger und mit gutem Abzug gegeben. Die Pflanzen blühen in diesem Jahre schon zum dritten Male, zuerst kurz nachdem sie bei Auflösung der Chone'schen Gärtnerei im März d. J. erworben waren, dann nachdem sie in die an- gegebene Erde verpflanzt und auf einen warmen Fuss im Kasten gebracht waren, Ende Juni, und jetzt wieder, vielleicht im Winter noch einmal. Ob es immer dieselben Knollen sind, lässt sich nicht gut entscheiden. Im Sommer haben sie 2 — 3 Alal einen warmen Fuss erhalten, die Blumen werden aber im Sommer nicht bezahlt, im Januar dagegen am höchsten. Herr Chone verpflanzte sie 2— 3 Jahre gar nicht, sondern entfernte nur die oberste Erde und ersetzte diese durch verrotteten Kuhdünger. Herr Hofgärtner Hoff mann berichtete, dass er kürzlich die Gude- schen Eucharis-Kulturen gesehen habe und dass ein grosser Prozentsatz von derselben Schönheit sei. Die Pflanzen stehen nicht unmittelbar auf dem warmen Fuss, sondern auf Brettern, weil Herr Gude jun. gefunden hat, dass, wenn man sie direkt auf den Dung stellt, leicht eine Fäulnis der Wurzeln eintritt. Der verstorbene Eggebrecht habe em- pfohlen, möglichst viele Knollen in einem Topf zu belassen. 6. Herr Obergärtner Amelung vom Joachimsthalschen Gymnasium überbrachte einen grossen Strauss Blumen der alten Theerose Belle Lyonnaise, die alle von einem Stocke geschnitten waren. Im Sommer blüht sie wenig, dafür im Herbst bis zum Eintritt des Frostes um so mehr, dabei öffnet sie sich trotz der Grösse gut und leidet fast gar nicht durch Regen, während andere gelbe, z. B. Franziska Krüger, abfallen; auch gegen Pilze und Ungeziefer ist sie wenig empfindlich. Im Winter muss sie mit Stroh und Reisig gedeckt werden. 7. Herr Hoflieferant Klar legte eine ganz dunkle Kartoffel, wahrschein- lich »Grobschmied«, vor, die ein Herr für Stachys gehalten hatte. 8. Herr Carl Mathieu-Charlottenburg machte auf die Lenzener Burg- birne von Herrn Brodersen-Stegiitz aufmerksam, die jetzt reift und eine ganz vorzügliche Frucht darstellt. 9. Herr Dr. U. Dammer, Friedenau, überbrachte eine Anzahl Äpfel aus seinem Garten zum Bestimmen, da die Etiketten verloren gegangen. Selten war die Ernte so reich wie in diesem Jahre, der Boden ist Lehm- boden, die Bäume sind lojährig und meist Hochstämme. Herr C. Mathieu übernahm die Bestimmung. 10. Herr Ivohlmannslehner, in Firma Kohlmannslehner & Schwenke, 540 8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. führte die wunderbar schöne weisse Cactus-Dahlie »Mrs. A. Peart« vor, die wenige Tage darauf farbig abgebildet in L'Illustration horticole Nr. 279, t. XVIII erschien. Die Blumenblätter (richtiger die Zungen- blüten) sind spitz und zapfenartig hervorragend, was der ganzen Blume ein prächtiges Ansehen giebt, die Blume ist regelrecht rund, allerdings die Zungenblüten nicht ganz gleichmässig geformt; die Pflanze wächst circa 1 — ii/j^ m hoch, hat hellgrünes Laub, blüht an ziemlich langen, 35 — 40 cm langen Stielen und trägt die Blumen meist sehr gut. Es ist eine Züchtung von Thomas Ware in Tottenham, London, und findet sich schon bei mehreren Georginen-Spezialisten um Berlin, scheint sich hier, nach Herrn Perring, sogar besser zu entwickeln als beim Züchter selber. 11. Derselbe zeigte ferner Blumen der Riesen-Komet-Aster, weiss, vor, von denen er vor einiger Zeit Exemplare mit 18 cm Durchmesser gehabt habe; die Zungenblüten erscheinen fast straussfedernartig, was sehr schön aussieht, ferner niedrige Kometastern in Mischung, sodann Neuheiten von Astern vom vorigen Jahre: Mignon, weiss, rosa und lasurblau. 12. Endlich übergab Herr Kohlmannslehner einen Strauss blühender Lupinen, L. mutabilis etc., die in einer solchen Schönheit als Ilerbst- blüher immerhin Beachtung verdienen. 13. Herr Ökonomie-Rat Iloffmann zeigte sehr grosse, ganz vorzüg- lich ausgeführte Photographieen von schönen Koniferen im Garten des Hotel Beau rivage zu Lausanne, die er hatte anfertigen lassen: Sequoia gigantea, S. sempervirens und Araucaria imbricata. Dieselben werden in der Gartenflora wiedergegeben werden. 14. Herr Landschaftsgärtner Brodersen -Steglitz übergab sehr scharfe Photographieen von der kürzlich stattgehabten Steglitzer Ausstellung (siehe Gartfl., Heft 19, S. 530) und machte darauf aufmerksam, dass der Photograph C. Niemeyer, Steglitz, Albrechtstr. ]6, sich besonders auf Aufnahmen, solche Pflanzengruppen etc., eingeübt habe. IIT. Herr Garten-Inspektor Per ring lobte das Verfahren in Steglitz, auf der Ausstellung eine Sorte, z.B. »Forellenbirne«, von den verschiedensten Ausstellern auf einem Tisch zusammen auszustellen, dann sehe man recht, wie verschieden sie sich entwickeln. Herr Garten-Inspektor Linde- muth gab Herrn Perring recht, nach einer Frucht lasse sich nicht sicher bestimmen, er habe darum auch in seinem Handbuche gerade eine Anzahl Forellenbirnen abgebildet. Herr Perring regte ferner an, bei Obstausstel- lungen auch Kosthallen einzurichten, wo man sich 1 Teller Obst unter richtigem Namen kaufen könne. — Herr Landschaftsgärtner Vogel er hielt das für nicht durchführbar, da dann gar keine Kontrolle sei, ob die Leute, die Obst essen, es gekauft oder — entwendet haben. Leider habe er als Ordner darin oft traurige Erfahrungen gemacht, auf der letzten Ausstellung des märkischen Obstbauvereins habe er sich für jedes Stück Obst, das Besucher von den Tischen nahmen, 2 Mark Strafe zahlen lassen. — Herr Hofgärtner Hoff mann bemerkte, dass auf grösseren Ausstellungen die Aussteller ihr Obst nicht gern auseinander reissen lassen; man habe im Pomologenvereine dann aber wenigstens ein Normal - Sortiment aus- gestellt. 8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. \^^i IV. Eine lange Debatte erhob sich über das Etikettieren der Obstbäume. Herr Schreiber wünschte, dass die Bauraschulenbesitzer dauerhaftere Schilder, z.B. aus Zinkblech mit eingeprägten Buchstaben, liefern möchten. Elerr Obergärtner Grunert (Metz'sche Baumschule) hielt das bei der Schnelligkeit, mit der meist versandt werden muss, für nicht möglich. Herr Hofgärtner Hoff mann empfiehlt, dass die Baumschule ein Lager solcher gepresster Etiketten halte; wichtig sei aber auch das Befestigungs- mittel, Schweinehaut habe sich am besten bewährt, allenfalls nehme man geölten guten Bindfaden. — Herr Mehl empfiehlt Zink-Etiketten, auf die mit chemischer Dinte geschrieben wird, und zum Anbinden Blei-, Kupfer- oder Messingdraht. — Herr Ökonomierat Hoffmann bemerkte, dass ein Privatmann Bleistreifen mit dem eingepressten Namen um die Bäume ge- wickelt habe. — Herr Vogel er erklärte, er habe die Obstbäume beim Vater des Herrn Dr. Damm er selbst gepflanzt; damals hatten sie alle Etiketten, wie es aber in Privatgärten fast immer der Fall, sie gehen verloren. Die Bäume stehen jetzt sehr eng imd die Sonne kann nicht überall eindringen, da ist es Avohl möglich, dass eine Frucht im Innern ganz anders aussieht, als eine von der Aussenseite. — Herr Per ring empfiehlt als einziges sicheres Mittel das Nummerieren der Bäume und das Anfertigen eines Grundplans mit den Nummern, sowie einer Liste, in der die Namen zu den Nummern stehen. — Herr Geh. Rat Brix bemerkte, dass bei Sortenbäumen dies nicht genüge. V. Herr Schw^arzburg berichtete namens der betr. Kommission, zu der noch die Herren Busse und Hapt gehören, über die Eingänge für die durch Hagelschlag geschädigten Gärtner. Es war ein schwieriges Amt, genaue Nachforschungen über die Bedürftigkeit anzustellen, erfreulich aber, dass so viele Gaben eingingen. Die Geldbeiträge sind in der Flora bekannt gemacht. Die Pflanzenspenden sollen später im einzelnen aufgeführt werden. Verteilt sind bis jetzt an Geld 1190 M. — Auf eine Anfrage des Herrn. Perring bemerkte er noch, dass die geringsten Unterstützungen 34 M betragen haben, die höchsten über 100 M., ausserdem die Pflanzen. Am meisten Schaden ist auf den Rieselfeldern, sowie in Französisch-Buchholz, Nieder-Schönhausen und Heinersdorf erfolgt, auch in Freienwalde. Unter den Pächtern der Rieselfelder sind manche nicht eigentliche Gärtner, doch auch diese haben Unterstützung erhalten. Der Pankow-Schönhauser Gartenbauverein verteilt ausserdem noch Gaben an seine Mitglieder. Der Direktor dankte den Flerren der Kommission verbindlichst für ihr opferwilliges Bemühen. VL Hierauf hielt Herr Hofgärtner Floffmann einen eingehenden Vortrag über die Ausstellung und besonders über den Pomologen-Kongress in Erfurt. In der Diskussion bemerkte Herr Dr. Dammer, dass die jetzt mit Recht von Herrn Nathan in Rottweil so sehr zur Weinbereitung empfohlene amerikanische Gebirgs-Stachelbeere, die übrigens nach Herrn Hoffmann einen sehr stacheligen Strauch mit kleinen Beeren darstellt, schon seit 20 Jahren in Deutschland gebaut werde. — Im Gard. Chronicle vom 15. September, S. 317, das in der Sitzung auslag, habe er be- bezüglich Weintrauben eine Angabe gefunden, dass ein Stock »Raisin rA2 Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. de Calabre« in Basing Park, Altona Hampshire, 21 Trauben, zu 21/2 Pfund durchschnittlich, getragen habe. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Hab ermann, Hapt, Mehl, Weber und Weidlich, sprach nach Benehmung mit dem Vor- stande folgende Preise zu: 1. Herrn Geh. Kommerzienrat Veit- Steglitz (Obergärtner Schreiber) für Weintrauben 1 goldene Medaille, 2. Herrn Gärtnereibesitzer Schwarzburg-Pankow für Begonien den Monatspreis von 15 M., 3. Herrn Kaufmann Haukohl-Wannsee (Obergärtner Usadel) für Gurken 1 Ehrendii:)lom. Als Mitglieder wurden aufgenommen die in der August-.Sitzung Vor- geschlagenen. V. Pommer Esche. Wittmack. Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. iCnn an einer so hervorragenden Stelle, wie sie der Verein zur Be- förderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten bildet, Ansichten geäussert und durch das Organ des Vereins, die Gartenflora,*) in weitere ''^ Kreise verbreitet werden, ähnlich den von Fräulein A. de Leeuw zu dem Thema: »Die Geschmacksfrage in der Gartenkunst« aus- gesprochenen, so erscheint es wohl natürlich, wenn von verschiedenen Seiten dazu Stellung genommen und dieser Stellungnahme Ausdruck verliehen wird, wenn auch bereits einzelne Sätze aus dem Vortrage des Frl. d. L. in der sich an denselben anschliessenden Besprechung bekämpft oder richtig gestellt sind. Zunächst mag bemerkt sein, dass es alle Anerkennung verdient, wenn auch Vertreterinnen der Frauenwelt sich über gärtnerische Kunstfragen ein Urteil bilden und ihre durch Studium und individuellen Geschmack begründete Ansicht äussern und verteidigen. Die grosse Mehrzahl der Frauen pflegt mit einer gewissen Gedankenlosigkeit an der Natur und an den Werken des Garten- künstlers vorüberzugehen, und höchstens einmal bei einem grell in die Augen fallenden Blumenarrangement zu erstaimen, oder eine besonders groteske Ge- schmacklosigkeit »reizend« und »nett« zu linden, während die Reize und wirklichen Schönheiten einer Landschaft oder einer unter Künstlerhand entstandenen land- schaftlichen Gartenszenerie den meisten unter ihnen verborgen bleiben oder doch nicht zum klaren Bewusstsein kommen. Dass ferner Frl. d. L. nicht unberufen ihre Anregungen giebt, ist nicht allein darin begründet, dass sie ihre Ab- stammung aus einer holländischen Landschaftsgärtnerfamilie herleitet, sondern sie beweist es vornehmlich durch eine Anzahl in ihrem Vortrage enthaltener Sätze, welche von einem gesunden Urteil und gründlichen Kenntnissen Zeugnis ablegen und welche von jedem Landschaftsgärtner beherzigt werden sollten. *) Gartenflora 1894, Heft i3, S. 338. Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. ^ä-"^ So tadelt die Dame es unter anderm, dass jemand über Fragen der Gartenkunst sich ausspricht, ohne selbst genügendes Verständnis von den Pflanzen, dem hauptsächlichsten Material dieser Kunst, zu besitzen; sie ruft den Gärtnern zu: Schafft euch eine freie Kunst, die sich stützt auf die Gesetze ihres eigenen Materials, die also ausgeht von der Grazie und der Lebensfülle, die dem vegetativen Material innewohnt. Es ist erstes Erfordernis für jeden, welcher die Gartenkunst betreiben oder in Schrift und Wort über sie berührende Fragen sich äussern will, gründliche Kenntnisse des Pflanzenmaterials zu besitzen, nicht blos der einzelnen Pflanzenart, ihrer Pflege und Natur, sondern vor allen Dingen ihrer ästhetischen Bedeutung. Nur dann wird er imstande sein, wirklich vollendetes zu schaffen oder brauchbare Regeln und Ratschläge für andere zu geben. Diese Kenntnis geht leider vielen Landschaftsgärtnern ab, und daher kommt es, dass manche unserer Gartenanlagen einen wenig be- friedigenden Eindruck hervorrufen. — Indessen kann man sich doch nicht mit allem einverstanden erklären, was von Frl. d. L. gesagt worden ist. Schon aus der Versammlung heraus wurde, namentlich von Herrn Garten- Direlvtor Maechtig, Widerspruch dagegen erhoben, dass Frl. d. L. aus dem Vorkommen regelmässig angeordneter Gartenteile und Anlagen die Folgerung zieht, dass die heutige Gartenkunst noch ebenso wie in früheren Zeiten in einem Abhängigkeitsverhältnis zu der Baukunst stände, und dass sie von der Gartenkunst, gewissermassen zum Beweis ihrer Loslösung aus den Fesseln der Baukunst, die vollständige ^'erwerfung der geraden Linien und geometrischen Arrangements fordert. Jene Behauptung ist nicht richtig und die Forderung geht zu weit. Um dies zu erkennen, braucht man nur einen prüfenden Blick auf die Werke der Gartenkünstler der neueren Zeit und auf die Geschichte der Garten- kunst zu werfen. Man wird dann einsehen, dass die Gartenkunst es verstanden hat, sich vollständig aus den Fesseln der Baukunst zu befreien und als eine selbständige, auf eigenen Füssen stehende Kunst neben die Baukunst zu stellen. Wenn trotzdem in den Werken der Gartenkunst Formen Anwendung finden, welche auf architektonischer Gesetzmässigkeit beruhen, so geschieht dies nicht aus einem bewussten oder unbewussten Gefühl der Abhängigkeit, sondern auf Grund der Erkenntnis, dass, weil Gartenkunst und Baukunst in vielen Fällen in enge Beziehungen zu einander treten und sich begegnen, beide einander ein gewisses auf freier Entschliessung beruhendes Entgegenkommen erweisen müssen, um die Gegensätzlichkeit, welche in den verschiedenen, von diesen Künsten angewendeten Liniensystemen liegt, zu mildern und durch Übergänge auszugleichen. In früheren Zeiten stand allerdings die Gartenkunst in einer vollkommenen Abhängigkeit zur Baukunst, und wurde auch vorzugsweise von Baukünstlern ausgeübt. Am rücksichtslosesten war dies Verhältnis in den französischen Gärten, welche durch Lenötre und nach seinem Beispiel von anderen angelegt sind, durchgeführt. Hier war der Garten an und für sich vollständig Neben- sache und diente, wenn auch noch so gross und ausgedehnt angelegt, nur dazu, das Gebäude, welches er umgab, zu heben. Das Gebäude bildet den Schwer- punkt, und nach ihm und seiner Gliederung richtet sich die Einteilung der gesamten Gartenanlage. Nicht allein auf die Begrenzung der Flächen und die Führung der Wege fand die gesetzmässige Strenge geometrischer Regel- 544 Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. mässigkeit Anwendung, sondern sogar die natürlichen Formen von Bäumen und Sträuchern wurden unterdrückt imd letztere durch Stutzen und Schneiden in regelmässige Gestalten gebracht. Diese an die Architektur sich anlehnende Einteilung und Anordnung weisen alle Arten von Gartenanlagen früherer Perioden auf, einerlei, ob man in Bezug auf den Stil Unterschiede zwischen römischen, italienischen, holländischen Gärten u. s. w. macht. Der Menseh verlangt eben, wenn er auf einer gewissen Kulturstufe angelangt ist, nicht allein Behaglichkeit und Bequemlichkeit in Bezug auf seine Wohnstätte, sondern auch einen gewissen Grad von künstlerischer Schönheit. Dazu gehört vor allen Dingen eine planvolle Anordnung. Würde man die Um- gebung des Wohnhauses mit dem schönsten Pflanzenmaterial, das sich finden lässt, anfüllen, so würde die natürliche Schönheit der verschiedenen Pflanzen in ihrer Gesamtheit uns erst dann vollkommen befriedigen, wenn dieselben unter sich imd in Bezug auf das Haus planvoll einer nach bestimmten Gesichts- punkten getroffenen einheitlichen Verteilung und Anordnung unterworfen wären. So lange im Menschen noch nicht das richtige Verständnis und feine Gefühl für Schönheit der uns umgebenden Xatur geweckt war, wie es in der heutigen Zeit nach den grossen Fortschritten auf dem Gebiete der Kunst, Natur- wissenschaft, Landschaftsmalerei u. s. w. der Fall ist, lag nichts näher, als dass er bei der Einteilung des Gartens vom Hause ausging und die für dessen schöne Gestaltung geltenden architektonischen Regeln und Gesetze auch auf den Garten anwandte und letzteren dementsprechend behandelte. Daher finden wir in allen aus früheren Perioden stammenden Gartenanlagen, soweit sie uns erhalten oder durch Abbildungen und Beschreibungen bekannt geworden sind, das Vorherrschen der geraden Linie mit ihren Zusammensetzungen zu geometrisch regelmässigen Figuren; von gebogenen Linien kommt allenfalls der Kreis und das Oblong vor, gleichfalls streng gesetzmässige Formen. Diese bis zum Extrem durchgeführte Regelmässiglveit im Garten und die damit bekundete Abhängigkeit der Gartenkunst von der Baukunst fand ihr Ende, als in England der landschaftliche Gartenstil auflcam und sich schnell über alle Kulturländer ausbreitete. Damit war nicht nur die Herrschaft der geradlinigen Regelmässigkeit in den Anlagen gebrochen, sondern auch die Gartenkunst selbst von der Herrschaft der Baukunst befreit. An Stelle der geraden Linie trat die der Natur am meisten entsprechende gebogene Linie, die Kurve. In gebogenen Linien wurden alle Wege geführt; die Ränder der Anpflanzungen, die Uferlinien der Gewässer verliefen in Kurven, ebenso wie die Gestaltung der Ober- fläche des Bodens unter Anwendung natürlich bewegter Flächen erfolgte. Am Platze der durch die gerade Linie bedingten Regel- und Gesetzmässigkeit trat ungebrmdene Freiheit und Bewegung ein, als deren Ausdruck eben die nicht durch eng begrenzte Regeln bestimmte gebogene Linie anzusehen ist. Über ihre richtige Anwendung lassen sich nicht leicht feste und allgemein giltige Vorschriften aufstellen, es entscheidet darüber vielmehr die künstlerische Feinfühligkeit und der gute Geschmack. Gerade in dieser Freiheit von bindenden Regeln lag die Gefahr, dass das landschaitliche Prinzip in der Gartenkunst zu Ausartungen führte. Alan beschränkte sich nicht darauf, die starre Gesetzmässigkeit des früheren Stiles im grossen und ganzen zu Aderlässen, sondern man verbannte alles aus dem Garten, was an Ordnung und Gesetzmässigkeit erinnerte. Selbst Unschönheiten. Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. ^4^ sobald sie natürlich waren, wurden in den Garten aufgenommen; man nahm keinen Anstoss, Urwaldszenen, Sümpfe, abgestorbene Baumstümpfe und dergl. im Park und Garten nachzuahmen, und infolgedessen bot mancher nach dem englischen Vorbild angelegter Garten nicht ein Bild idealisierter, dass heisst von Künstlerhand unter Beseitigung aller natürlichen Unschönheit planvoll ge- ordneter Landschaftsszenerie, sondern ein Bild der Natur in ihrer Ursprünglich- keit und Wildheit, wie wir sie draussen ausserhalb des Gartens, ja ausserhalb des der Kultur gewonnenen Gebietes, finden. Das Haus hatte vollständig auf- gehört, der dominierende Mittelpunkt des Gartens zu sein, es lag vielmehr zuweilen abseits hinter hohen Baumgruppen versteckt. Nachdem in dieser Weise einmal das Übergewicht der Architektur über die Gartenkunst sich bis zur vollständigen Knechtung der letzteren entwickelt hatte, dann aber der eingetretene Rückschlag nicht allein die Befreiung der Gartenkunst herbeigeführt, sondern, über das Ziel hinausschiessend, die Gefahr einer Ausartung derselben in Aussicht gestellt hatte, gelang es einsichtsvollen und begabten Meistern der neueren Zeit, diejenige Mittelstrasse zu finden, auf welcher sich schönes und erspriessliches erreichen Hess. Haus und Garten, die Produkte zweier Künste, welche auf grundverschiedenen Prinzipien beruhen, sollen ein einheitliches Ganzes bilden. Dies ist aber nicht denkbar, wenn beide Künste ihre Werke in der grossen Verschiedenheit ihrer Linien und Formen ohne vermittelnden Übergang schroff neben einander stellen. Es muss danach gestrebt werden, die Gegensätze zwischen ihnen — auf der einen Seite gesetz- mässige Strenge in Linien und Formen, auf der anderen natürliche Freiheit und Bewegung — weil sie sich nicht aufheben lassen, wenigstens an ihren Berührungs- punkten zu mildern. Die Baukunst darf nicht schwere, durch wuchtige Massen wirkende Monumentalbauten in den Garten stellen, sondern leichte, gefällige Villen und Landhäuser. Die Gartenkunst muss in der unmittelbaren Umgebung des Hauses die Freiheit in der Linienführung aufgeben und sich der architektonischen Gesetzmässigkeit zu nähern suchen. In welchem Masse diese Anpassung an die Architektur im Garten statt haben soll, richtet sich nach den jeweiligen Verhältnissen. Kleine Gartenanlagen, wie Vorgärtchen vor den Fläusern, können ganz regelmässig angelegt sein, Gartenflächen auf breiten Ring- strassen, vor Monumentalbauten, auf öffentlichen Plätzen fordern in den meisten Fällen eine regelmässige Anordnung. In Hausgärten und Parkanlagen beschränke sich die regelmässige Einteilung auf diejenigen Partieen, welche das Gebäude umgeben. Es müssen die Wege, welche um das Haus herum und auf seine Eingänge hinführen, die von ihnen umschlossenen Rasenflächen mit ihren Pflanzungen, Blumengruppen etc. dem Gebäude entsprechend angeordnet und gegliedert sein. Dabei bleibt selbstredend die Verstümmelung der einzelnen Pflanzen, wie sie im französischen Garten üblich war und im Stutzen der Bäume und Sträucher zu Hecken und Mauern, Tiergestalten, Pyramiden u. dergl. bestand, ausgeschlossen. Von einer Knechtschaft der Gartenkunst im Verhältnis zur Baukunst oder auch nur in einer bewussten oder unbewussten Abhängigkeit derselben kann aber durchaus nicht die Rede sein. Denn der Gartenkünstler wendet in den besprochenen Fällen regelmässige Linien und Formen, wie sie die Baukunst benutzt, an in voller Erkenntnis und mit Absicht und aus freien Stücken, weil er es für schön, richtig und zweckmässig erachtet. Dieses Verhältnis kann man unmöglich mit dem Ausdruck »Abhängigkeit« bezeichnen. c.4.6 Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. und man wird zugeben müssen, dass Frl. A. d. L. mit ihrer Anschauung über das Verhältnis zwischen Gartenkunst und Baukunst sich in einem Irrtum befindet. Wenn man sich ferner auch mit den Grundgedanken der in 8 Leitsätze zusammengefassten Verbesserungsvorschläge einverstanden erklären kann, welche Frl. d. L. in ihrem Vortrage aufgestellt hat, und welche darin gipfeln,. im Garten im allgemeinen und in den Blumengruppen im besonderen Künsteleien zu vermeiden und die natürlichen Formen mehr zur Geltung zu bringen, so lassen sich im einzelnen berechtigte Einwendungen erheben. Den unter I, II, III, IV ausgesprochenen Ansichten wird jeder verständige Landschaftsgärtner beipflichten müssen. Wenn es heut noch hier und da in Gärten vorkommt, dass Koniferen und andere Gehölze ihrer schönen natürlichen Form beraubt und zu steifen regelmässigen Figuren zugestutzt werden, so ist das als Ausnahme zu betrachten und darauf zurückzuführen, dass ein wenig kunst- verständiger Gärtner, sei es um die Kundschaft nicht zu verlieren, sei es um sich seiner Herrschaft willfährig zu erweisen, bereitwillig auf deren geschmack- lose Anforderungen und Wünsche eingeht. Auch der Tadel, welcher im Satz V über die Anordnung von Blumenbeeten ausgesprochen ist, welche gleich Bonbons regellos über die Rasenfläche ausgestreut sind, hat seine Berechtigung. Allein eine derartige Anordnung des Blumenschmuckes ist in den deutschen Gärten und Parkanlagen so gut wie unbekannt und kommt jedenfalls heute nicht oft mehr vor. Jedoch nicht unter allen Umständen ist es richtig, die Blumen im Garten zu zwanglosen Gruppierungen ohne feste Form zu vereinigen. Gewiss, am Rande von GehölzgruiDpen im landschaftlichen Park erzielt man durch passend ausgewählte und natürlich gruppierte Blumen- pflanzungen recht gute Wirkungen; indessen ist es etwas anderes im eigent- lichen Blumengarten, welcher in der Regel in der Form eines sogenannten Blumenparterres vor dem Hause oder an anderen Stellen in regelmässiger Einteilung angelegt wird. Hier müssen die Blumen in scharf abgegrenzte Beete zusammengefasst und diese unter sich in Beziehung gebracht und zu einem regelmässigen Gesamtbild vereinigt werden. Darin verrät sich eben die ordnende Künstlerhand. Diese Vereinigung des Blumenflors zu regelmässigen Beeten, wobei Kreis- und Ellipsenform vorherrschen, hat ihre volle Berechtigung. Die Blumen sind der beste, edelste und zarteste Schmuck für den Garten, und es ist nur logisch, wenn derselbe in wirkungsvolle und bedeutsame Formen von regelmässiger Umgrenzung zusammengefasst und in seiner Wirkung gesteigert wird. Der vegetabilischen Natur ist eine derartige Umschliessung des Edelsten und Besten gar nicht fremd: Am Ausgangs- und Endpunkt des ganzen Lebensprozesses der Pflanzen, bei der Frucht und der Blüte, finden wir regelmässige Formen, am häufigsten den Kreis und die Ellipse. Ob, wie Frl. d. L. behauptet, der Takt der reinen Kurven aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts fast gänzlich verloren gegangen ist, dürfte mit Recht bezweifelt werden, wenn man die grösseren öffentlichen und privaten Parkanlagen der neuesten Zeit studiert. Hier zeigt sich oft eine Schönheit in der Linien- führung, die billigerweise derjenigen der älteren Zeit des landschaftlichen Gartenstils als ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann. Entschieden zu weit geht die Forderung in Satz VII in betreff der Linien- führung bei grosser Nähe der Gebäude. Es ergiebt sich schon aus dem oben Dipladenia atro-purpurea D. C. ^Aj gesagten, dass, je näher das Gebäude, desto mehr die Linienführung im Garten zu architektonischer Regelmässiglvcit übergehen muss, ganz besonders aber auf dem engen Raum zwischen nahe zusammenstehenden Häusern. Hier ist der Einfluss des Bauwerkes auf die Umgebung ein so gebieterischer, dass dem Gartenkünstler gar nichts anderes übrigbleibt, um einen befriedigenden Eindruck hervorzurufen, als mit regelmässigen Linien zu arbeiten. Es mag ja vorkommen, dass ein Villengebäude sich auf sehr unregelmässig gestaltetem Grundriss auf- baut, sodass auch die Einteilung der angrenzenden Gartentläche einen gewisssen Grad von Freiheit in den Formen zeigen kann; allein dadurch wird dann nur die Regel bestätigt, dass das Gebäude die allernächste Umgebung beeintlusst und für dieselbe massgebend ist. Warum sich endlich der Gartenkünstler die Wirkung" von Farbenspielen, wie sie in den Teppichbeeten zum Ausdruck kommt, unter allen Umständen entgehen lassen soll, ist nicht recht einzusehen. Gewiss ist es richtig, dass in der Teppichgärtnerei grosse Geschmacklosigkeiten zu Tage gefördert werden, und dass ein bedenklicher Missbrauch mit Teppichbeeten getrieben wird. Allein, dieselben gänzlich zu verwerfen, ist meiner Ansicht nach zu Aveit gegangen. Es werden in den Teppichbeeten nicht Pflanzen ihres natürlichen Wuchses beraubt und durch den Schnitt in unschöne Formen gezwängt, sondern man benutzt dazu Gewächse, welche einen niedrigen rasenartigen Wuchs haben. Wenn nun die Natur diese sogenannten Teppichbeetpflanzen mit ihren schönen Färbungen hat entstehen lassen, warum sollen wir sie nicht verwenden, und wie soll diese Verwendung anders geschehen, als durch Zusammenstellung zu schönen Farbenspielen. Für einen Fehler ist es zu halten, wenn es in allzu künstlerischer Form oder unter Ausschluss jeglicher grünblättriger Blüten- pflanzen geschieht, und wenn den Teppichbeeten ein zu grosser Spielraum im Garten eingeräumt wird. So sehr man. wie betont wurde, es anerkennen muss, dass die Fingerzeige und Anregungen, welche Frl. A. de Leeuw in ihrem Vortrage gegeben hat, viel beachtenswertes enthalten, so muss man doch andererseits zugeben, dass die Dame eine Anzahl Forderungen aufstellt, welchen eine gewisse Einseitigkeit nicht abzusprechen ist, andere dagegen, welche in der heutigen garten- künstlerischen Praxis längst Geltung und Beachtung gefunden haben. Es sei schliesslich noch in Bezug auf das in Rede stehende Thema auf meinen im 2. Band, Fleft 2 und 3 der »Zeitschr. f. bildende Gartenkunst« enthaltenen Aufsatz: »Welche Mittel stehen dem Gärtner zu Gebote, um den Gegensatz zwischen den Formen der Architektur und Gartenkunst zu mildern?« verwiesen, welcher manches hierher gehörige enthält. Aachen, August 1894. Heicke, Stadt-Obergärtner. Dipladenia atro-purpurea D. C. (dunkelpurpurne Doppeldrüse). (Hierzu Abb. qS.j |ie grosse Familie der Apocynaceae, zu der auch das Immergrün, der ^^ Oleander u. s. w. gehören, weist in Südamerika einige Vertreter auf, die als Schlingpflanzen des Warmhauses geeignet sind. Die neuerdings von F. Sander & Co., St. Albans bei London, eingeführte imd am 1. Oktober in 548 Dipladenia atro-purpurea D. C. den Handel gegebene Dipladenia atropurpurea D. C. ist eine der schönsten unter ihnen. Bereits 1S42 wurde sie als Echites atropurpurea Lindl. in Paxtons Mag. of bot. beschrieben und abgebildet, im nächsten Jahre unter demselben Namen im Bot. Register 1843 t. 27, dann aber 1843 in Flore des Abb. 95. Dipladenia atro-purpurea D. C. (dunkelpurpurne Doppeldrüse). serres I t. 30 als Dipladenia atropurpurea D. C. Seit jener Zeit hat man wenig mehr von ihr gesehen, es ist daher um so erfreulicher, dass unser Landsmann Sander sie neuerdings aus Brasilien wieder eingeführt hat, wo sie mit Laelia zusammen wachsend aufgefunden wurde. Alphonse de Candolle beschreibt die Pllanze in De Candolle Prodromus VIII. (1844) S. 486 folgendermassen: Glatt, Blätter eiförmig, spitz, Blütenstiele 2 blutig, wechselständig, etwas länger als das Blatt, Stielchen der einzelnen Blüten gedreht, mit (2) kleinen Die lo. jährliche Versammlung der Handelsgärtner Amerikas etc ^^y Vorblättchen, Kelchzipfel lanzettlich zugespitzt, etwas kürzer als das Blüten- stielchen, dreimal kürzer als der cylindrische Teil der Kronenröhre, Kronen- röhre unterhalb der Mitte trichterförmig, Lappen des Saumes dreieckig wellig, sehr ausgebreitet, etwas kürzer als die Röhre. — Windender Strauch in Süd- brasilien. Blätter ca. 3 Zoll lang, Blattstiel 1/2 Zoll, die oberen an der Basis spitz. Krone dunkelpurpurn, Röhre 2 Zoll lang. Die 2 Drüsen des Nek- tariums, nach welchen die Gattung benannt ist, rundlich, viel kürzer als die Fruchtknoten.*) Nach Herrn Sander ist diese Art von allen Dipladenien am leichtesten zu kultivieren und blüht am dankbarsten. Die Blüten von tief rot bis schwarz- purpurner Farbe mit orange gestreiftem Schlünde zeigen sich in grosser Fülle vom April bis November und selbst junge Pflanzen blühen mit grosser Willig- keit. Einen ganz besonders schönen Kontrast geben die dunklen Blumen im Verein mit den weissen der Stephanotis oder der Dipladenia boliviensis. Die 10. jährliche Versammlung der Handelsgärtner Amerikas in Atlantic City, New-Jersey, vom 21. bis 24. August 1894. i "^ inen besseren Platz hätten die Amerikaner als Versammlungsort wohl kaum finden können; es ist eine Stadt, dazu angethan, um Menschen anzuziehen Und die Beliebtheit des Ortes garantiert für ein Amüsement. -X-.^" ■^^YM Denn wenn auch die jährlichen Versammlungen eigentlich nur dem rY) Geschäfte dienen sollen, so bieten sie doch die beste Gelegenheit, den oj^ Gärtner einmal aus seinen täglichen Arbeiten aufzurütteln und, wenn mit den notwendigen Dollars versehen, ihn über die Stränge schlagen zu lassen. Atlantic City liegt direkt südlich von New-York und östlich von Philadelphia und somit im Mittelpunkt des geschäftlichen Ostens von Amerika. Auf diese Lage hin glaubte man einer guten Besucherzahl sicher zu sein und noch mehr rechnete man darauf, da Atlantic City (zur Winterzeit ungefähr 17000 Einwohner und in der Saison circa 135—175000 Badegäste täglich) einer der beliebtesten Badeorte des Ostens ist. Leider ist diese Berechnung nicht in Erfüllung ge- gangen und selbst die nächsten Orte, wie New-York, Baltimore, waren infolge der schlechten Zeiten nur spärlich vertreten. Chicago sogar hatte nur 4 Mit- glieder aufzuweisen, Pittsburg und Milwaukee noch weniger. Ich glaube kaum, dass mehr als 600 Gärtner im ganzen anwesend waren. Allgemein wird die mit dieser Versammlung verbundene kommerzielle Ausstellung als die beste hingestellt, die die Society of American Florists bis jetzt gehabt hat. Die für die Ausstellung benutzte Halle »Morris Guards' Armory« hatte ungefähr eine Breite von 50 Fuss (engl.) und eine Länge von 125 Fuss. In der Mitte befand sich ein 8 Fuss breiter und 1 Fuss hoher Tisch, der für Pflanzen bestimmt war, dann links und rechts je 2 Tische von 3V2 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite, die für Zwiebeln, Töpfe, Metallkränze etc. benutzt wurden. Ausserdem befand sich in einer gegenüberliegenden Halle noch ein Anhängsel. Die Versammlungen *) Diploos = doppelt, aden ^ Drüse. rrQ Die lo. jährliche Versammlung der Handelsgärmer Amerikas, etc. wurden in der nebenanliegenden Ilalle der Odd Fellow's Loge abgehalten. Trotzdem nun die Ausstellung die reichhaltigste und beste bis jetzt war, so ist dennoch etwas ausserordentlich bemei'kenswertes nicht zu berichten. Die ge- zeigten Palmen, Areca, Kentia, Latania, Phoenix, Dracaena, Aletris zeugten alle von guter Kultur, und Swainsonia alba, eine Neuholländer-Neuheit hat viele Liebhaber gefunden und wird gar bald eine wertvolle Verbreitung besitzen. Eine gute Kultur zeigten die von Rob. Craig, Philadelphia, im Freien ge- zogenen Codiaeum (Croton), Als Neuheiten präsentierten sich nur Strobilanthes Dyerianus, eine unset-er Justitia im Habitus gleichkommende Pflanze, jedoch mit roter Zeichnung, und die Kletterrose »Crimson Rambler«, die im Winter ohne Be- deckung aushalten und ihr Laub auch während des Winters behalten soll. Die Blumen erscheinen in länglichen Büscheln, die Farbe ist leuchtend dunkelrot. Die Zulmnft wird ja lehren, was die Pflanze wert ist. Von Seidewitz, Baltimore, wurden sehr hübsche Cyclamen gezeigt. Cyclamen persicum ist hier eine Pflanze, der man noch lange nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lässt, im Westen kennt man sie fast gar nicht und sehr viele Gärtner quälen sich noch mit der Kultur alter Knollen. Eine ganz hübsche Ausstellung bildeten die Nymphaeen imd Lotos, die in Amerika eine bei weitem grössere ^''erbreitung haben, als bei uns, und wahr- lich, diese Pflanzen sind es wert, mehr gepflegt zu Averden. Herr Professor Wittmack wird mir hierin gewiss beistimmen und sich mit Vergnügen der in Ameril^:a gesehenen Nymphaeen und Lotos erinnern.*) In Zwiebeln hatte J. C. Vaughan, Chicago und New-York, die gross- artigste Ausstellung, und verlieren die anderen Aussteller im Vergleich zu ihm fast alle Bedeutung, sein Sortiment umfasste circa 120 verschiedene Species und Varietäten. Besonders gut waren seine lilium Harrisi, und ist er darin unstreitig der grösste Importeur (circa 500000 Stück). Ebenso steht er obenan in Hyacinthen Romaine blanche, wovon er über eine Alillion importiert. Das Aufblühen dieses Geschäftes, auf das ich später noch einmal in einem Spezial- Artikel zurückkommen will, ist staunenswert und es wird nur wenige Jahre dauern, bis bei ihm nur noch in Millionen importiert Avird. Es Avaren dann noch mehrere Aussteller in Metallwaren, Herrmann-NeAV-York imd Bayers- dörf er-PhiladeljDhia sind selir erAvähnensAvert, das letztere Geschäft dürfte wohl das grössere sein. Entschieden eines der grossartigsten Ausstellungsstücke Avar die selbstthätige Lüftungsvorrichtung. Soweit haben Avär es also schon gebracht, dass Avir uns nicht mehr um das Luftgeben bei Häusern zu kümmern brauchen. Wie nun dieses A^or sich geht, kann ich nicht so recht erldären, da ich nicht die Fach- ausdrücke für jeden Stift und jede Schraube kenne. Es geschieht folgender- massen: Zwei ungefähr 3 mm dicke Platten Flartgummi Averden in kaltem Zu- stande auf zAvei ebenso grosse Messingplatten aufgeschraubt. Erhöht sich nun die Temperatur im Hause, so dehnen sich die Gummiplatten aus. Bei dieser Ausdehnung wird ein Stift berührt, der mit der Wasserleitung in Verbindung steht, das Wasser tritt in eine Röhre und presst den in der Röhre befindliclien Kolben nach oben, der, mit den Lüftungsfenstern in Verbindung stehend, diese hebt. Je mehr das Gummi sich ausdehnt, desto mehr Wasser tritt in die Röhre *) Gewiss! In manchen Städten, z. B. New-York, hat man auf den öffentlichen Plätzen Wasserbehälter mit diesen Nymphaeen etc., die aller Bewunderung erregen. L. W. Die lo. jährliche Versammking der Handelsgärtner Amerikas etc. ^^1 und desto höher treibt der Kolben die Fenster. Kühlt sich nun die Temperatur ab, so wird durch das Einziehen der Gummiplatten die gegenteilige Wirkung hervorgebracht, d. h. das Wasser tritt zurück und der Kolben giebt nach. Diese Lüftungsvorrichtung kann natürlich nur in solchen Gärtnereien gebraucht werden, wo Wasserleitung ist (in Amerika Avird in fast jeder Gärtnerei mit dem Schlauch gegossen) und kann l)is auf einen halben Grad Wirksamkeit reguliert werden. Eine andere neue Erfindung war die Kinney Pump; es ist dieses eine T-Messingröhre, an welche 3 Schläuche angeschraubt werden, der eine Schlauch wird mit dem anderen Ende an die Wasserleitung angeschraubt. Wird nun das Wasser hineingelassen, so wird, ähnlich wie ein Dampfkessel mit Wasser gespeist wird, aus dem zweiten Schlauch, der in ein Fass mit flüssigem Dünger gesetzt wird, dieser Dünger aufgesaugt, in der Kinney Pump mit dem Wasser vermischt und tritt aus dem dritten Schlauch als unschädliche Mischung auf die Pflanzen.**) Einen noch viel grösseren Wert hat diese Pumpe in Hinsicht auf die Ver- tilgung von Ungeziefer an Bäumen, Sträuchern etc., da man, wenn der nötige Wasserdruck vorhanden ist, sehr hoch spritzen kann. Man muss dann natürlich irgend eine die Insekten tötende Flüssigkeit aufsaugen lassen. Sonst ist nichts bemerkenswertes zu berichten, soweit Ausstellungsstücke in Betracht kommen, und so wollen wir jetzt einmal sehen, was wir in den Versammlungen lernen können. Die Versammlung wurde, wie überall üblich in Amerika, mit einem Gebet eröffnet und wurde hierauf von dem Bürgermeister der Stadt in ein paar wenigen, recht nichtssagenden Worten begrüsst, Herr Scott von ßuffalo be- antwortete die Willkommensrede des Bürgermeisters darauf in so enthusiastischer - Weise, dass sich der Herr Bürgermeister gezwungen fühlte, noch einmal zu sprechen und damit die gemachte Scharte vollständig auszuwetzen. In seiner anfänglichen Begrüssungsrede wusste er ^vohl kaum, was er sprach, und Scott war gerade der Mann, ihm die ideale Bedeutung unseres Standes durch seine Worte beizubringen. Grossartig war die Adresse des Präsidenten, Herrn Anthony von Chicago, die nun folgte. Er betonte die Notw^endigkeit der Ausstellung von Wertzeug- nissen für Hilfskräfte, ausgebildet als Vermehrer, Rosen- und Nelkenzüchter, Kultivateur. Packer etc. Die Diskussion dieser Adresse zeigte, dass die Ameri- kaner furchtbar darunter leiden, Hiltskräfte zu besitzen, die nichts ordentlich können. Nichts wurde in der Diskussion mehr berührt, als gerade unsere W'eise (wenn auch nicht ausgesprochen), wie wir in Deutschland dergleichen hand- haben, und ich hege die Hoffnung, dass in wenigen Jahren die Amerikaner zu dem Lehrprinzip greifen werden, denn dieses allein gewährt ihnen Garantie über die Qualifikation von Hilfskräften. Wie lernt man hier? Ein Junge von 12 — 16 Jahren geht in eine Gärtnerei, verrichtet Handlangerarbeit und nach 4 Wochen sucht er sich Stellung als Gehilfe, giebt sich für einen perfekten Mann aus; war er hier ein paar Wochen, so wird er an die Luft gesetzt und so geht es jahrelang fort, bis er schliesslich eine Idee hat von der Kultur von **) Es ist also ein ähnliches Prinzip wie hei den Blumenspritzen, dem Wasser-Gebläse, dem Injektor u. s. w. L. W. rr2 Die io. jährliche Versammlung der Handelsgärtner Amerikas etc. Pflanzen. Denn im allgemeinen steht der Amerikaner noch weit zurück in eigentlicher Kultur, weit voran sind sie uns aber in der Ausnutzung aller Pflanzen für den Blumenschnitt. Fast dieselbe Diskussion entspann sich über den Vortrag: »Einige Not- wendigkeiten für die Erhöhung unseres Berufes«. Ein Maler hielt einen Vor- trag über »die Farbenbezeichnung bei Blumen«. Er legte mit Hilfe kolorierter Abbildungen klar, dass wir alle nicht wissen, wie wir eine Farbe zu bezeichnen haben. Eine Farbe, die wir blau nennen, ist gar nicht blau, wenn wir blau dagegen halten, und ebenso geht es uns mit rötlichen und gelblichen Farben. Bitte versuchen Sie es nur einmal selbst, nehmen Sie nur irgend eine Aster und vergleichen Sie die Farbenbezeichnung, die Sie ihr geben, mit der Farbe, die wirklich kommerziell diese Benennung führt und Sie werden Ihr blaues Wunder erleben. Wenn man darauf näher eingeht, so stellt sich die Notwendigkeit heraus, dass Kataloge herausgebende Firmen eine einheitliche offizielle Farbentafel be- sitzen und nach dieser die Farbenbenennung vornehmen sollten. Unvermeidliche Vorträge sind die über Rosen und Canna und davon konnte man auch hier wieder genügend hören. Hier eine Eiste der ameri- kanischen Treibrosen: American Beauty, American Belle, The Bride, Bridesmaid, Catharina Mermet. Meteor, Gen. Jacqueminot, Perle des Jardins, Madm. Hoste. Madm. Cousin. Watteville, Kais. Auguste Victoria, Madm. Testout, Papa Gontier, Mrs. Whitney. La France. Bei Canna wurde hervorgehoben, dass neue und gute \'arietäten jetzt wie Pilze aus der Erde schiessen und dass es schon Zeit sei, die Sortenzahl zu ■reduzieren. Ein hochinteressanter Vortrag wurde über die Chrysanthemum gehalten ; dieser Vortrag war so reich an Enthusiasmus und wurde so vorzüglich ge- halten, dass man allgemein bedauerte, als er beendet ward. Auch hier wurde eine Auswahl eines kleinen, aber guten Sortimentes betont und gab der Redner den festen Blumen den Vorzug, da sie sich besser verpacken lassen und be- deutend länger halten. Auch über Veilchenkultur und Wasserpflanzen wurden zwei sehr gute \^orträge gehalten, über die ich mich aber weiter nicht aussprechen kann, da ich sie nur teilweise gehört. Ausser den erwähnten wurden noch eine Reihe ver- schiedener Vorträge gehalten, denen ich jedoch nicht beigewohnt habe. Es sind dieselben ausführlich allerdings im »American Florist« wiedergegeben, doch scheue ich mich, mich desselben zu bedienen. Der Schluss der Versammlung wurde auf dem Wasser gefeiert, d. h. auf einer in das Meer hinausgebauten Landungsbrücke, durch Theater ä la Reichs- hallen, und verlief in schönster Weise. Für Speisen und Getränke wurde stets von selten der Philadelphiaer Gärtner als Gastgeber gesorgt und fand noch ausserdem ein Preiskegeln und -Schiessen statt, die in heiterster Weise verliefen, und es ist erfreuend zu sehen, wie Prinzipal und Gehilfe bei solchen Gelegenheiten völlig eins sind und keinen L'nterschied kennen. Die auf dieser Ausstellung erwarteten Geschäfte sind infolge der schlechten Zeiten vollständig ausgeblieben und wohl keiner der Aussteller dürfte den zehnten Ausdauernde Sonnenblumen. 553 Teil der Unkosten aus den gemachten Geschäften decken können. Die neue Tarifgesetzgebung wird vom gärtnerischen Standpunkte sehr gern gesehen und wäre jedem lieb, auch noch auf Blumenzwiebeln, die nicht besteuert wurden, Zoll zu erhalten. Auf unserer Rückreise nach Xew-^'ork besuchten wir in Philadelphia noch unsere alten Freunde W. K. Harris und Robert Craig und wurden von beiden auf das freundlichste aufgenommen. Herrn Harris' Gärtnerei wurde ja in Heft No. 4 S. 98 der Gartenflora 1894 von Herrn Prof. Wittmack mit Illustrationen vorgeführt. Mein allgemeiner Eindruck über amerikanische Kulturgärtncreien (bitte nicht mit Schnittblumengeschäften zu verwechseln) ist der, dass Amerika von den eigentlichen rationellen Kulturen, wie wir sie kennen, noch Aveit ent- fernt ist und es noch geraume Zeit währen wird, ehe es europäische Voll- kommenheit darin aufweisen kann. L. .Schiller. fö. Ausdauernde Sonnenblumen. Von L. Wittmack. Hierzu Abb. qG. ic schönen Herbsttage, die uns dieses Jahr in den meisten Teilen Deutschlands schliesslich doch noch beschieden waren, haben aufs neue den hohen Wert der staudenartigen, ausdauernden Sonnenblumen er- kennen lassen. Da sie alle kleinblumiger als die gewöhnliche einjährige ^^~ Sonnenblume sind, die ich übrigens in ihrem wilden Zustande in Amerika auch nicht grossblumiger sah als die staudigen, so eignen sie sich viel besser für Bindereien, und ist es erfreulich, dass sich viele Geschäfte auf ihre Kultur legen. — Eines der ersten, welches darin vorging, war die Firma Goetze & Hamkens, Wandsbek-Marienthal bei Hamburg. Wir geben anbei nach einer von der genannten Firma erhaltenen Photographie eine Abbildung eines Strausses solcher Stauden-Sonnenblumen, die da recht zeigt, wie wirkungsvoll diese »goldenen« Blumen, die fast alle ihre Heimat in Nordamerika haben, sind. In Asa Gray. Manual of the ßotany of the Northern United States, östlich vom Mississippi und nördlich von Nord-Karolina und Tennessee, 6. Aufl. von Sereno Watson und John M. Coulter, werden nicht weniger als 22 Helianthus- arten aufgeführt, davon 20 ausdauernde und nur 2 einjährige (H. annuus und EI. petiolaris). Dazu kommen dann noch viele Arten im Westen, in Texas etc. Im ganzen giebt es nach Hoff mann in Engler und Prantl Nat. Pflanzen- familien, 54. Lief, S. 236 etwa 55 Arten, meist in Nordamerika. Die empfehlenswertesten Arten sind nach den Herren Goetze cV: Hamkens H. rigidus, sehr früh, H. laetiflorus. sehr spät, und EI. multiilorus maximus, sehr hoch; doch sind auch mehrere andere zu empfehlen. Für Parkanlagen und grössere Bindereien sind sie alle schön; man darf aber keine grossen einjährigen Sonnenblumen daneben pflanzen, um Kreuzbefruchtungen zu vermeiden. Elelianthus rigidus Desl. (syn. Ilarpalium rigidum Cass.), starre Sonnenblume, ist die früheste Art, l^lüht schon Ende Juli bis September. Aus- läufer bildend, Stengel 1 — 1,25, im \'ateiTande 1—2 m hoch, wenig verzweigt,. Abb. 96. Ein Strmiss (msdauernder Sonnenhlumcn, HcUanihns vndtiflorus maxinius von Goetze & Hamkens, Wandsbek-Marienthal. (Nach einer Photographie ) Ausdauernde Sonnenblumen. ^c,^ Blätter sehr dick und starr, auf beiden Seiten rauh, länglich lanzettlich, grau-grün, gegenständig, 3 nervig, die unteren eiförmig. Köpfe meist einzeln, ca. 8 cm gross, Schuppen des Hüllkelches angedrückt, dachig, eiförmig oder länglich, stumpf oder meist spitz, gewimpert, Randblüten im wilden Zustande 20 -25, dunkelgelb, Scheibenblüten dunkel, bräunlich, Griffel gelb. — Trockene Prairien von Michigan und Illinois westwärts. Liebt trockenen, warmen, aber frischen Boden. Lässt sich im Frühjahr leicht durch die Ausläufer vermehren. Helianthus laetiflorus Pcrs., die »schönblumige Sonnenblume«, hat nach Asa Gray gelbe, nicht dunkle Scheibenblüten, ist sonst H. rigidus sehr ähnlich, Blätter etwas dünner, Köpfe einzeln oder in Ebensträussen, Schuppen weniger zahlreich, in 2—3 Reihen, schmäler und spitz oder meist zu- gespitzt. Die gelben Randblüten sind sehr ansehnlich und 3—6 cm lang. Trockene offene Plätze von Ohio nach Wisconsin und südwärts. Vilmorin, Andrieux & Co., Les Fleurs de pleine terre, 4. Aufl., 1S94, S. 977, geben die Alittelblüten als schwarz an, und diese Form, die sehr viel Ausläufer macht, scheint auch am meisten in unseren Gärten verbreitet, ob sie aber wirklich zu H. laetiflorus gehört, müsste noch näher untersucht werden. Auch die H. lae- tiflorus der Flerren Goetze & Hamkens haben, wie diese mir schreiben, eine schwarze Scheibe. H. multiflorus L. wird 0,80—1,50 m hoch, Blätter Wechsel- oder gegen- ständig oder zu 3, eiförmig, spitz, rauh, gezähnt. Blüten einzeln auf 10—15 cm langen Stielen, alle gleich gross, 8—10 cm, Hüllkelch aus 3 Reihen linealer, zurückgebogener Schuppen bestehend, Strahlenblüten orangegelb, Mittel- blüten gelb und bräunlich. — Die Randblüten stehen in 1—3 Reihen, die Blume ist also im wilden Zustande mitunter schon halb gefüllt, daher erklärt sich leicht, dass auch eine gefüllte Form in Gärten vorkommt. Die Varietät maximus wird bis 2 m hoch und trägt grössere Blumen, welche für grössere Bindereien von hohem Wert sind. — Wie Herr Körner in Rixdorf b. Berlin durch Ausbrechen der seitlichen Blüten aus der gewöhnlichen einjährigen Sonnenblume wahre Riesenblumen erzielt hat, so lassen sich auch bei den mehrjährigen solche erziehen, besonders bei H. multiflorus maximus. Als weitere empfehlenswerte Arten möchten wir nennen: H. cucumeri- folius Hort., gurkenblätterige Sonnenblume, von Herrn Schwiglewski in Carow bei Berlin N. kultiviert, H. argophyllus, silberweissblättrige Sonnen- blume, H. orgyalis D. C., Riesen-Sonnenblume, bis 3 m hoch, H. doro- nicoides Lamk., H. mollis Lamk., H. atrorubens L. etc., letztere 3 noch nicht im Handel. Man vermehrt sie alle durch Teilung. Sie verlangen guten, nicht zu nassen Boden, während die einjährigen Sonnenblumen feuchten, selbst sumpfigen Boden vorziehen. — Für den Landschaftsgärtner wie für den Schnitt- blumenzüchter sind sie von der grössten Wichtigkeit. Es wäre wohl des Versuchs wert, zu erproben, ob sie sich nicht bis zum Winter zurückhalten oder ob sie sich nicht gar treiben lassen. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass nach der schon oben genannten 6. Auflage von Vilmorins Fleurs de pleine terre, die wir allen, welche französisch lesen, nicht genug empfehlen können, die jetzt als Neuheit ver- breitete Helianthus lenticularis Dougl. von einigen Botanikern nur als Varietät der gewöhnlichen Sonnenblume angesehen wird. Herr Henri 556 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. de Vilmorin, mein lieber Reisegefährte im fernen Westen 1893, hat mir erzählt, dass er bei seinem Aufenthalt in Nordamerika vor einigen Jahren die Samen von dieser wildwachsenden Sonnenblume selbst gesammelt habe. Die Pflanze wird in der Kultur 2 m hoch und an der Spitze sehr verzweigt, die Blütenköpfe sind lang gestielt, viel kleiner als die der gewöhnlichen Sonnen- blume, haben aber dieselben goldgelben Randblumen, die Scheibenblüten purpurn-schM'arz. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Cornus mas Mietzschii. Blätter mit zahlreichen weissen, grau, auch grün bestäubten Längs- streifen, die, in einander laufend, die Oberfläche reich marmoriert erscheinen lassen. Besonders schön im Spätherbst, wo auf dem rotgefärbten Herbstlaub die dann rosenfarbene Zeichnung- prächtig hervortritt. Entstanden in den Wendisch-Wilmersdorfer Parkanlagen, und benannt nach Herrn Mietzsch, dem bekannten DresdenerDendrologen. F. Graf v. Schwerin. Laelio-Cattleya >' Pittiana. (Cattleya guttata Prinzii )< Laelia*) grandis). Diese natürliche Hybride stammt aus der Nähe vonPernambuco und wurde von da durch die Pierren F. Sander & Co. eingeführt. Die Abstammung kann nur gemutmasst werden, doch weisen das trompetenförmige Aussehen der Lippe und noch andere Merkmale auf die obengenannten Arten als Stamm- eltern hin. Eine sehr hübsche Neuheit. Gard. Chron. 1894, I, 264, Fig. 27. Dendrobium Wardianum pictum. Bei dieser neuen \'arietät kommt eine prächtige Farben-^'ariation in den schön geformten Blumen zur Geltung. Mit Ausnahme der purpur-karmoisin- roten Spitzen sind die Blumenblätter reinweiss; die hell amethystfarbigen Kelchblätter haben einen schmalen reinweissen Rand und an der Spitze einen dunkelkarmoisinroten Flecken. Gard. Chron. 1S94, I, 298. Cypripedium >' Gravesiae. (C. Argus X C. niveum). Eine der schönsten bis jetzt ge- züchteten Kreuzungen aus der C. con- color Sektion. Die 4Y2 Zoll langen und 1V2 2oll breiten Blätter zeigen auf weissem Grunde eine dunkelgrüne schachbrettartige Zeichnung. Die sehr schön gefärbten Blumen stehen zu zweien auf einem Stiel und halten fast 5 Zoll im Durchmesser. Gard. Chron. 1S94, I, 298, Fig. 34. *) Lies Laelio-Cattleya hyhrida Pittiana. Dendrobium Phalaenopsis var. Schroederiana. Seitdem durch die Herren P.Sander & Co. grosse Massen von dieser Varietät eingeführt wurden, hat die- selbe vielleicht mehr Bewunderer ge- funden als irgend eine andere neuer- dings eingeführte Orchidee. In einer ziemlich warmen Temperatur gedeiht sie leicht, blüht sehr reichlich und sind ihre Blumen bald fast reinweiss. bald blass lila, rosa, karmoisinrot oder purpurn. Gard. Chron. 1894, I, 33S, Fig. 41. Kleinere Mitteilungen. 557 Kleinere Mitteilungen. Zur Krankheit der Kirschbäume. Mit grossem Interesse las ich im 11. Hefte der Gartenllora S. 303 Ihren Artikel über eine gefährliche Krankheit der Sauerkirschen. Ich bin kein Pilz- kenner und kann deshalb nicht be- haupten, ob der Pilz die Ursache oder die Folge der betr. Krankheit ist, will Ihnen jedoch gern meine Meinung darüber mitteilen. Schon im Jahre 1848, als ich in Potsdam in der Kgi. Gärtner-Lehranstalt war, teilte uns Eleven der Hofgärtn erNietn er, welcher damals der Gemüsetreiberei in Sans- souci vorstand, mit, dass er vor einigen Jahren eine Kirschplantage angelegt hätte, deren Bäume in grosse, sehr gut gedüngte Löcher gepflanzt seien und die seitdem vorzüglich gediehen wären. Im Vorjahre wäre jedoch der Besitzer derselben in grosser Auf- regung zu ihm gekommen, um ihn zu bitten, seine Bäume zu besehen, er wüsste nicht, was ihnen fehlte, sie liessen aber teilweise die jungen Blätter und Blüten hängen. Nach Besichtigung hätte er an einigen Stellen der Stämme und Aste Beulen bemerkt, aus deren Ritzen der verdickte Saft hervortrat und erkannt, dass die Bäume durch Saftstockung eine Art Schlagfluss, wie man es nennen könnte, bekommen, er hätte deshalb sofort die Rinde sämt- licher Bäume geritzt und hierdurch fast alle gerettet. Ich selbst bemerkte später ähnliche Erscheinungen an jungen Kirschbäumen und zwar in ver- schiedenen Jahrgängen, und habe durch Ritzen der Rinde dieselben stets erhalten. — Derartige Erscheinungen kommen aber auch an andern Pflanzen vor. So hatte ich einst in einem kleinen Warmhause die damals neu erschienenen Blattbegonien, die ich gern zu recht grossen schönen Pflanzen ziehen wollte, kultivierte sie deshalb in recht nahrhafter Erde in grossen flachen Töpfen und sie gediehen vor- züglich. Als jedoch anfangs September feuchtes kühles Wetter eintrat, be- merkte ich, dass einige der Blätter welk erschienen. Ich untersuchte die Töpfe, die Wurzeln waren vollständig gesund und die Erde gut und feucht; dessenungeachtet liessen fast alle Pflanzen nach und nach die Blätter hängen und gingen trotz Heizens und sonstiger Pflege ganz zugrunde. Was nun die Kirschbäume betrifft, so glaube ich, dass wenn dieselben im Frühjahr durch anhaltend warmes Wetter angeregt sind und eben an- fangen auszutreiben, sie durch Eintritt von kaltem nassen Wetter leicht eine Saftstockung erleiden. Der unter der Rinde angehäufte Saft bildet grössere oder kleinere Beulen, die dann sofort geritzt werden müssen; auf diese Weise werden gewiss viele derartige Bäume zu retten sein, die Pilzbildung ist viel- leicht nur eine Folge der Saftstockung. G. Burmester, Braunschweig. Begonia semperflorens Ll<. et Otto var. atro- purpurea Vernon. Dieses wertvolle Pflänzchen, welches meines Wissens vor 4 Jahren in den Handel gegeben wurde, hat sich seiner guten Eigenschaften wegen rasch in sehr vielen Gärten Eingang verschafft. Es ist aber auch ein herrlicher Anblick: diese braunrot gefärbten Blätter mit ihrem Metallglanz, sowie ihren lebhaft karminroten Blüten, gleich schön, ob sonniges Wetter oder anhaltender Regen herrscht, ein Vorteil, den sehr wenig Gruppenpflanzen mit ihr teilen, zudem ihr Flor von Mai bis Eintritt der Fröste ohne Unterbrechung dauert. Wo durch 55l Gewerbliche Angelegenheiten. rote Farbe anhaltend — auch für grössere Entfernung — kräftig gewirkt werden soll, eignet sich diese Begonia vorzüglich. Eine sehr passende Ein- fassung ist Begonia semperflorens var. nana Alauch. von äusserst gedrungenem Wachstum und weissen, ganz leicht mit rosaweiss geränderten Blüten. Beide Pflanzen sind schon im jugend- lichen Zustande erkennbar, erstere durch die rotgeränderten Blätter, letztere durch ihren auffallend niederen Wuchs und ihre hellgrünen Blätter. Schelle, Tübingen. Gewerbliche Angelegenheiten. Der neue amerikanische Zolltarif vom I. August 1894. Farm- und Feldprodukte. Bohnen, 20 pCt. ad valorem. Bohnen, Erbsen, Champignons und andere Vegetabilien, präpariert oder präserviert in Blechkannen, irdenen Kruken, Flaschen oder in anderen Gefässen, sowie Pickles und Saucen aller Art, 30 pCt. ad valorem. Hopfen, 8 c. per Pfund. Zwiebeln, 20 c. per Bushel. Getrocknete Erbsen, 20 c. per Bushel, gespaltene Erbsen, 50 c. per Bushel im Gewicht von 60 Pfund; Erbsen in Kartons, Papierumschlag oder in anderer kleinerer Verpackung 1 c. per Pfund. Kartoffeln, 15 c. per Bushel im Gewicht von 60 Pfund. Samen. Garten-, Ackerbau- und andere Säme- reien nicht speziell aufgeführt, 10 pCt. ad valorem. Gemüse in ihrem natürlichen Zustande, nicht speziell aufgeführt, 10 pCt. ad valorem. Früchte und Nüsse. Äpfel, grüne oder reife, getrocknete, gedörrte, gedämpfte oder in anderer Weise präpariert, 20 pCt. ad va- lorem. Pflaumen, Zwetschen, Feigen, Rosinen und andere getrocknete Trauben, einschliesslich Zante-Korinthen, 1V2C. per Pfund. Konfitüren, Konfekt und in Zucker, Syrup oder Molasses präservierte Früchte, nicht speziell aufgeführt, präparierte oder getrocknete Kokos- nuss oder Kopra und Gelees aller Art, 30 pCt. ad valorem. In ihrem eigenen Safte eingemachte Früchte, 20 pCt. ad valorem. Apfelsinen- und Zitronenschale, prä- serviert oder kandiert, 30 pCt. ad valorem. Mandeln in der Schale. 3 c. per Pfund; geschälte, 5 c. per Pfund. Hasel- und Wallnüsse aller Art, in der Schale, 2 c. per Pfund, geschält, 4 c. per Pfund, Peanuts oder Erdnüsse, 20 pCt. ad valorem. Kokosnüsse in der vSchale und Nüsse aller Art, in der Schale oder un- geschält, nicht speziell aufgeführt, 20 pCt. ad valorem. Verschiedene Produkte. Orchideen, Maiblumen, Azaleen, Palmen oder andere Pflanzen, welche in Treibhäusern als Schnittblumen oder zu Dekorationszwecken gezogen werden, 10 j)Ct. ad valorem. Nicht moussierende Weine, einschliess- lich Ingwer - Wein oder Ingwer- Liqueur und Wermuth in Fässern oder anderer Verpackung als in Flaschen oder Krügen, wenn 14 pCt. oder weniger reinen Alkohol ent- haltend, 50 c, per Gallone. Kirschen- und Pflaumensaft oder Pflaumenwein und anderer Frucht- saft, nicht speziell in diesem Gesetz aufgeführt, wenn nicht mehr als Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten. 359 i'S pCt. Alkohol enthaltend, 50 c. per »Proof Gallon«; wenn mehr als 18 pCt. Alkohol enthaltend, 1,80 Doli, per »Proof Gallon«. Freiliste. Abschnitt 2. \"om 1. August 1894 ab sollen, wofern in diesem Gesetz nicht anders bestimmt ist, die folgenden Artikel bei ihrer Einfuhr von jedem Zoll befreit sein: 587. Pflanzen, Bäume, Sträucher und Reben aller Art, als Baumschulen- Material bekannt, nicht besonders in diesem Gesetz aufgeführt. Abschnitt 3. Von allen in diesem Gesetz nicht besonders aufgeführten Rohstoffen oder unbearbeiteten Artikeln soll ein Zoll von 10% vom Werte, und von allen in diesem Gesetz nicht be- sonders aufgeführten, ganz oder teil- weise bearbeiteten Artikeln soll ein Zoll von 20% vom Wert erhoben werden. Ausstellungen und Kongresse. Mainz. Die Ehrenpreise des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wurden wie folgt vergeben: Grosse silberne Medaille: Martin Becker-Mainz für die schönste Dekorationsgrup]3e auf 100 qm Bodenfläche; kleine silberne Medaille J. Diel & H. Seyffert-Bretzenheim- Mainz (im Verein mit 50 M.) für eine Gruppe Ilandelspflanzen; die bronzene Medaille J. Rothmüller-Mainz für eine Dekorationsgruppe von blühenden und grünen Pflanzen, für den Markt- verkehr geeignet. St. Petersburg. Internationaler Pomologen-Kongress vom 1 5-/2 7. Ok- tober bis 21. Oktober/2. November. Aus- kunft erteilt der Präsident der Organi- sationssektion Wladimir Xicolajewitsch Woj eiko w, St. Petersburg, Fontanka kj. Personal-Nachrichten. Der berühmte Botaniker, Geh. Reg.- Rat Prof. Dr. Nathanael Pringsheim, der Nestor der deutschen Pflanzen- physiologen, f ö. Oktober. Erst im vorigen Jahre ist sein 70. Geburtstag glänzend gefeiert worden. (Siehe Gartenflora 1893, S. 736 und 744.) — Geboren am 30. November 1823 zu Wziesko in Obersclilesien, studierte er anfangs Medizin, ging dann aber zur Botanik über, promovierte in Berlin, hielt sich darauf in Paris auf und habilitierte sich als Privatdozent an der Berliner Universität 1851. Schon 1856 wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin ernannt. z:tim Beginn des Winter- semesters 1864/65 übernahm P. die durch Schleidens Abgang von Jena verwaiste ordentliche Professur der Botanik, und hier war es, wo der Unter- zeichnete als einer der ersten Zuhörer die bescheidene Weise seines lieben Lehrers und späteren Freundes so recht schätzenlernte. (Freund Strasburger, Geh. Reg. -Rat in Bonn, war damals sein Assistent.) Pringsheim richtete in Jena das erste joflanzenphysio- logische Institut ein und so einfach es war, es ist die Grundlage gewesen für alle heutigen. Schon i868 kehrte P. nach Berlin zurück , da ihn der Unterricht zu sehr angriff, und lebte hier als Privatgelehrter, in seinem eigenen Hause ein botanisches Labora- torium errichtend, in welchem viele junge Botaniker nach und nach als Assistenten thätig waren. Pringsheim 560 Personal-N.achrichten. — Tagesordnung. gab seit 1S57 die Botanischen Jahr- bücher-heratfs, er war Begründer -und Pfas^ident - der Deutschen bpta- nisciieti^ Gesellschaft und beschäf- •itigte sich besonders mit dem Studium ,der Pilze Algen. Ihm verdankt man ;"nebenThuret die ersten Untersuchungen über die . Befruchtung der niederen "Cryptogamen. Auch über das Blattgrün " hat P..; viel gearbeitet. -Allen jüngeren Botanikern war Pringsheim ein treuer Ratgeber, allen älteren gegenüber ein treuer Freund. ,. Sein. Name wird in der Geschichte der Botanik stets mit in erster Reihe genannt werden. L. W. Dem Gärtner Gottfried Schmitt zu Strassburg i. E. ist das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.' Dem Kaiserlichen Bezirksamtmann in Tanga, Hauptmann v. St. Paul-Illaire, (Sohn des Hofmarschall v. St. Paul- Illaire) ist das Ritterkreuz 2. Klasse des vSachsen-Weimarschen Ordens vom Weissen Falken verliehen. Dr. Koch, Privatdozent fürPllanzen- physiologie an der Universität Göttingen, ist an die jetzt begründete Lehranstalt für Wein- und Obstbau zu Oppenheim berufen worden. Alexander Wundel, bisher 1. Ge- hilfe im Chatsworthgarden in England, dem Herzog von Devonshire gehörig, übernahm am 1. Oktober die Ober- gärtnerstelle beim Herrn von Arnim- Suckow auf Suckow bei Wilmersdorf in der Uckermark. Das 25jährige Geschäfts-Jubiläum des Kgl. Hoflieferanten, Samenhändler Klar -Berlin, wurde am 1. Oktober festlich begangen. Die vereinigten Ausschüsse für Blumen- und Gemüse- zucht sprachen ihm den Dank für seine rege\'ereinsthätigkeit und seinen grossen Eifer für das Versuchswesen in einer Adresse aus, welche vom Herrn In- spektor Dressler verfasst war und von diesem nebst den Herren Grass I, H a p t , H i e n t z s c h , P e r r i n g und W i 1 1 - mack überreicht wurde. Tagesordmmg fürdieVersaMlunoüesVereinnurBeMeruiio(lesßartenl)auesliiäeiipreussisclienS^^^^^ am Donnerstag, den 25. October 1894, 6 Uhr im grossen Hörsaale der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, N. Invalidenstr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Reiseberichte des Herrn Kgl. Garten-Inspektor Perring. 3. Wahl eines Raumes für die Blumen-Zwiebel- Ausstellung im April iSy5, da KroUs Etablissement verkauft ist. Das vollständige Register zu den vierten zehn Jahrgängen der Gartenflora, LS 82- 91 Band XXXI- XL ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General- Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N.,' Invaliden- str asse 42, frei zugeschickt. rartenf'lora 1S94. Taf. 1408. ¥ „Tita" Traube Die Tita-Traube. (Fingertraube mit dickschaligen Beeren.) Hierzu Tafel 1408. ine sehr geschätzte Tafeltraube in der Umgegend von Tiflis. Pflanze sehr starkwüchsig, wenig empfindlich gegen Boden und Klima, reichtragend und um Tiflis sehr verbreitet. Eine Form der Titatraube mit zartschaligen Beeren wird zum Keltern benutzt. — Reben mittelstark, hellfarbig. Blätter im Umriss ziemlich lang gezogen, spitz, nicht pergamentartig hart. Wickelranken besonders stark entwickelt. Traube locker und lang, mittelfrüh. Beeren fast doppelt so lang als breit, walzenförmig, reif gelb mit braungelbem Schein, fleischig, süss. Die Farbentafel stellt die Traube in halber natürlicher Grösse dar. Diese Traube ist hauptsächlich in den mittleren Weindistrikten, in dem Kreise Tiflis und den benachbarten, verbreitet, im Osten und Westen dagegen selten. Die mehr fleischige als saftreiche Beere wie die für deutsche Verhältnisse verspätete Reifezeit wird sie für die Zucht im Freien bei uns nicht geeignet erscheinen lassen, ausgenommen in geschützten Lagen Süddeutschlands. Für die Zucht im Weinhause würde sie aber eine originelle und wertvolle Errungen- schaft sein. Crossen a. Oder. Scharrer, kais. russ. Garteninspektor a. D. Vanda Kimballiana Rchb. f. var. Lacly Hierzu Abb. io3 u. 11J4. in Jeder, der aus Erfahrung weiss, welch grossen Segen die Obstfrucht ■vjgj!^ nicht allein bezüglich unserer leiblichen Gesundheit in sich birgt. ^1 sondern auch demjenigen, der den Obstbau rationell betreibt, äusser- n-iv)^ '**^" liehe Vorteile zu gewähren im stände ist, wird schon aus diesen f*^ beiden Gründen der Obstfrucht sein Interesse a'oU entgegenbringen, daher auch einer mit diesem Erzeugnis versehenen Ausstellung. Und geht man einen Schritt weiter — bedenkt man, mit Rücksichtnahme auf die Bewohner eines Landes, ein wie inniger Zusammenenhang zwischen dem Obst- bau und dem Wohlstande derselben besteht, so muss man doch billig staunen, weshalb von Behörde wie Bürgern ein so bedeutendes KajDital zumeist noch als toter Schatz im Acker versenkt liegt und nicht viel mehr gehoben wird. Dem Einsichtsvolleren bleibt daher die Pflege dieses Feldes überlassen, seinen Bemühungen allein ist es auch schliesslich zu danken, wenn dieser Gegenstand nach und nach in ein helleres Licht gerückt Mürd. So hat der Märkische Obstbau-\'erein schon seit einer Reihe von Jahren in der Hebung des heimat- lichen Obstbaues unentwegt seine Lebensaufgabe erblickt, und eine jede hiermit in Zusammenhang stehende Ausstellung bedeutet einen Fortschritt auf der Linie seiner Bestrebungen. Es hängt das Plus wie Minus des Ausstellungs- wertes dabei vielfach von der richtigen Fassung der Programm-Aufgaben ab. Die diesjährigen Aufgaben lassen sich kurz in 3 Hauptzügen verdeutlichen: 1. Obst zum örtlichen Massenanbau geeignet; 2. Vorführung A^on Belehrungs-Sortimenten mit möglichst richtiger Bezeichnung und über- sichtlicher Einteilung; 3. Obstverwertung, unter Betonung eines nach allen Seiten hin geregelten Obstmarktes. Sobald wir den letzteren Punkt mehr als eine Lösung der Frage rein wirtschaftlichen Gebietes ansehen, treten No. 1 und No. 2 als Hauptgegenstände des Programms imd damit auch der Ausstellung selbst in den Vordergrund. Ich rechne dahin in erster Linie die Lösung der Aufgabe: Obst zum Massenanbau in der Provinz Brandenburg geeignet. Inmitten einer grösseren Zahl von Bewerbern um diese Lösung gelang es vornehmlich den Herren: Wilhelm und August Kassin-Werder, Emil und Louis Lendel-Bornstedt, Gartenbau-Direktor M. Buntzel-Nieder-Schönweide und Koopmann-Wildpark, Meiereibesitzer Bolle-AIarienhain bei Cöpenick, Ober- gärtner Mende-Osdorf und Schulz-Charlottenburg. Geh. Rat Braun-Charlotten- Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins etc. 579 bürg sowie dem Gartenbau-Verein Crossen, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Die allgemein gehaltene Fassung der Aufgabe hatte den bestimmten Begriff der Alassenanzucht hinsichtlich der hierfür geeigneten Baumformen zu nennen unterlassen, und so konnte es wohl geschehen, dass auch unter den einzelnen Sortimenten sich Spalier-Früchte mit eingeschlichen hatten. Im ganzen aber zeigten sämtliche Kollektionen sehr gut ausgebildete Früchte und nur bezüglich der Sortenwahl herrschte wenig Übereinstimmung. Infolge einer genauen, von mir zusammengestellten Liste erwiesen sich die vorhandenen, der Mehrzahl nach als für obigen Zweck meist anerkannt, in der Abteilung für Birnen: a) gute Luise von Avranches und Diels B. B., b) Bergamotte Esperen, Williams Abb. io3. Ausstellung d. Mark. Obstbau- Vereins i. d. Maschinenhalle d. Ausstellungsparks :[u Berlin. Photographiert von L. Wittmack. Christb., c) Bosc's Flaschenbirne, Lenzener Burgbirne, rote Bergamotte, Napoleon. Köstliche von Charneux, d) neue Poiteau, Blumenbach, Liegeis W. B. B., Forellen- birne, e) Schöne von Ezee, Minister Dr. Lucius, Marie Louise, Herzogin von Angouleme, Gr. Katzenkopf, Grumbkower, Gellerts B. B., Colomas Herbstbirne. Clairgeau's B. B. II. In der Abteilung Äpfel: gefl. Cardinal, Gr. Casseler, Prinzenapfel, Wintergoldparmaine, b) Baumanns R., c) Landsberger R., roter Eiserapfel, d) Gravensteiner, Danziger Kantapfel, e) grüner Fürstenapfel. Weidners Goldr., Scharlach Parmaine. K. Alexander, Charlamowsky, gelb. Bellefleur, Pariser RambourR. III. In der Abteilung Pflaumen und Reineclauden, Anna Späth, Hauszwetsche, b) gr. grüne Reinecl., italienische Zwetsche. rgQ Ohstbau-Aasstellung des Märkischen Obstbau-Vereins etc. c) Diamant, Jefferson, K. Victoria. YJ. In der Abteilung Pfirsi ch treten im Massen- anbaii vorwiegend Sämlinge und sodann Nectarinen ohne nähere Sorten- bezeichnung auf. Sonstige Sorten, je nur einmal von betr. Aussteller vor- geführt, lassen bez. ihrer Tauglichkeit daher zu wünschen übrig. Ferner gehört aber auch in diese erstgenannte Abteilung die Lösung von No.- '8 der Programm-Aufgabe, welche Strassenobst, zunächst »Apfel«, bedingt. Nur ein einziger Aussteller, Herr Obergärtner Mende-Osdorf. hatte von den auf den Wegezügen der städtischen Rieselfelder stehenden Obstbäumen, und zwar an Äpfeln: Wintergoldparmaine. Ananas, Baumanns, Burchardts, Champagner, Gaes- donker, Jägers, Landsberger Spital Reinette, van Mons Küchenapfel, roter Oster Calvin, roter Eiserapfel, König!. Kurzstiel, purpur. Cousinot, Montmorency, Possarts Nalivia, Steirischer Winter-Borsdorfer, Parkers Pepping, Langtons Sondergleichen, süsser Holaart, gelber Edelapfel in lauter gut ausgebildeten, und bez. Nomenklatur, eingehend bezeichneten Früchten zur Konkurrenz ein- gesandt, trotz alledem aber hierfür keine Auszeichnung erhalten! Wenn zur Entschuldigung dieser Thatsache etwa angeführt wird, dass ein einzelner geist- reich sein wollender Kopf das Obst von den Wegen der Rieselländereien nicht für Strassenobst erklären konnte, daher die Aufgabe nicht mit dem JMendeschen Sortiment als gelöst betrachtete, so kann man das dem betreffenden Philosophen nicht übel nehmen; für die Mehrzahl der Preisrichter aber müssen in Beurteilung der Sachlage doch wohl andere Gründe massgebend gewesen sein? Drittens gehr)rt in diese I.Abteilung die Lösung der Aufgabe von Koch- birnen, No. 9 des Programms; leider indessen ohne Vorschrift der Zahl der Sorten. So nur erkläre ich mir die 40 verschiedenen Sorten von nur 4 Ausstellern, und zwar der Pierren: Mathieu, Geh. Rat Braun, Obergärtner .Schulz- Charlottenburg, sowie des Obergärtner Herrn Mende-Osdorf, unter denen der Begriff einer Kochbirne selbstverständlich hin und her schwankte. Rechnet man die rote Winter-Bergamotte, Winter Apotheker, Kampervenus, Pastoren- birne, Späte von Toulouse, Königsgeschenk von Neapel (sog. Pfundbirne), Kuhfus (namentlich auch zum Abbacken geeignet), Gr. Katzenkopf, Nassauer Pfundbirne, als die uns bekannteren Sorten hierher, so bleibt die Frage offen: in wie weit die uns z. T. von Frankreich überkommenen Sorten, wie: Suzette de Bavay, Jonas d'hiver, Duc de Morny, Duchesse de Montmorency, Philippot, Ghay, Fortunee, welche namentlich in Spindelform an der Wand gezogen brauchbare Früchte liefern soll, Bergamotte de Hollande, hierzu zu rechnen sind? Nur von letzterer sowie Philippot behauptet A. Leroy in seinem Dictionaire de Pomologie, dass diese anerkannte Kochfrüchte seien. — Gelegentlich der Hauptaufgabe II: Aufstellung eines der Belehrung dienenden Obst-Sortimentes, unbeschränkt in Sortenzahl, traten die grösste Zahl der Aussteller (17) hierbei hervor, und nahmen in Hinblick auf dieses umfangreiche Material auch den weitaus grössten Raum in der Ausstellungshalle ein. Es dürfte den verehrten Leser unserer Zeitschrift indes zu sehr ermüden, wollte ich hier nur die hervor- ragenden neueren und neuesten Frucht-Erscheinungen auf dem Gebiete des Obstbaues erwähnen. Ich beschränke mich statt dessen auf die Mitteilung eines summarischen Berichtes, und diesen auch nur den Umrissen nach. Herrn Mathieu's Sortiment wies allein: 400 Sorten Birnen und 200 Apfelsorten, des Herrn Gartenbau-Direktor M. Buntzel 110 Birnen und 140 Apfel, des Herrn ]\Ieiereibesitzer Bolle-Marienhain 130 Birnen und 115 Apfel, des Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau- Vereins etc. 581 Oberliessischen Gartenbau-^'el■cins, Gebiet desselben bis zu 700 m über dem Meeresspiegel aufsteigend, loo Birnen und 133 Äpfel, des Herrn Direktor F. Lukas-Reutlingen 97 Birnen und r,o Apfel, des Herrn C. Puhlmann- Werder 72 Birnen undOoÄpfel, des Herrn K.-R. S p i n d 1 c r , Obcrg. Webe r-Spindlers- feld 60 Birnen und 60 Apfel auf. Aber auch die kleineren Sortimente, wie die des Herrn V. Fasqu el -Zehlendorf 24 Birnen, 51 Äpfel, des Herrn Direktor Hiindrich und des Herrn Geh. Rat Braun- Charlottenburg, des Herrn Mehl- Weissensee, Obergärtner Schulz - Charlottenburg , Hoffm an n - Werder, F.W.Böttcher-Rohrbeck-Spandau, IL Pape-Frankfurt a. O., alle diese zeigten uns im Durchschnitt recht gut ausgebildete Früchte, und kann man \vohl mit Abb. 104. Topfspaliere d. Kgl. Gartenbaudir. M. B-imt:{el. Davor elnjälir. Veredelungen d. Bismarkapfcls. Photographiert von L. W'ittmack. gutem Recht daraus den Schluss folgern, dass nicht nur die Obstfrucht im allgemeinen bei uns in diesem Jahr gut geraten, sondern vornehmlich auch die Mark Brandenburg als ein für den (Obstbau recht günstig gelegener Land- strich angesehen werden muss. Um nun das Bild der Ausstellung seiner wesentlichen Erscheinung nach zu vervollständigen, bedarf es noch im weiteren der Anführung hervorragender Einzelerscheinungen, sodann der Neuheiten, des Obstmarktes, der Baumschulartikel und endlich eines kurzen Überblickes der Ausstellung selbst. — Als hervorragende Einzelerscheinung sind die Pyramiden- und Palmettenformen, Topfobst des Gartenbau-Direktor Herrn M. Buntzel zu bezeichnen, eine Leistung ganz hervorragender Art, a'oII besetzt mit Früchten, namentlich bei den Apfelsorten: K.Alexander, Buntzels Wachs-, Redners Gold-, Ananas -Reinette und Cellini. sowie den Birnensorten: Esperens Herrn- birne, Holzfarb. und Diels Butterbirne. Bei dieser Gelegenheit fanden wir r g2 Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbauvereins etc. auch eine stattliche Anzahl einjähriger Topfveredelungen des Bismarck-Apfels, die, mit Früchten versehen, besonders in die Augen fielen, den Beweis der zeitigen Tragfähigkeit dieser Sorte somit nicht schuldig blieben. (Abb. 104) Eine nicht minder einzeln dastehende Leistung wurde uns seitens des Herrn H. Mehl- Weissensee sowohl in 2 jährigen Topfreben wie in zahlreichen Fruchtexemplaren der Topfweintreiberei vorgeführt, desgl. auch 1 jährige Veredelungen von Topf- weinen mit Trauben. Eine dritte hervorragende Einzelleistung bestand in der 25 Sorten enthaltenen Haselnuss-Sammlung des Gartenbau-Direktors Herrn M. Buntzel, mit meist sehr wohl ausgebildeten Früchten. Das Gebiet der Neuheiten beschränkte sich diesmal nur auf eine Nummer, einen mittelgrossen, stark geröteten, mit gelber Vorderseite versehenen Apfel; Stiel lang, dünn, tief sitzend, Blüte tief sitzend, halb geschlossen; eine Neueinführung (Sämling) von C. Haerecke-Eberswalde. Die lebhafte Färbung sowie reiche Tragbarkeit der Sorte dürfte den Apfel wohl empfehlen. Dass man übrigens auch das Arrangement in Früchten hier nicht hinten- ansetzte, bewiesen die 3 Aussteller in Bewerbung eines hierfür ausgesetzten Preises, und zwar seitens der Frau Mathieu-Charlottenburg (Obst-Arrangement in Form eines Segelschiffes, Abb. 103, links), des Herrn E.Lendel-Bornstedt (runde Fruchtschale), sowie des Herrn Obergärtners Eberth, Wolff'sche Kattunfabrik- Nieder-Schönweide (Obstteller, mit Blumengewinde verzierenden Henkel), sämt- liche in geschmackvoller Anordnung. — Wenden wir unsere Aufmerksamkeit wenige Augenblicke auf die Abteilung des Obstmarktes, so finden wir unter den 4 Ausstellern u. A. Angebote von 500 Ctr. bis zu 1 Ctr., und trat als besonders leistungsfähig u. a. hier der Oberhessische Gartenbau - Verein (Schafsnase zu 500 Ctr. ä 6 M., Canada - Reinette 300 Ctr. 7, 9 und 15 M., Gr. Rheinischer Bohnapfel 50 Ctr. ä ö M., Goldrein. 50 Ctr. ä 20 M., Feigenbirne von Alen9on 21 Ctr. ä 15 AI., rühmlichst hervor. Die am besten ausgebildeten Früchte zeigte uns C. Jaehne-Landsberg a. W., namentlich in: Pitmastons, Clairgeau's B.B., Köstliche v. Charneux, Vereins Dechantsb., Congressb., Harden- ponts W. B. B., an Äpfeln vorzugsweise: Rosenhäger, Grosse R. Berliner Schafs- nase. Indessen auch L. Lendel-Bornstedt und Rittmeister Aletzel-Casekow wiesen erhebliche Mengen in gut ausgebildeten Früchten nach. — Unter den Baumschulartikeln, welche vorzugsweise durch die beiden Firmen: Metz & Co. - Steglitz mit hochstämmigen Obstbäumen und Kl iem- Gotha mit Johannisb.-, Stachelb.-, Himbeer- und Erdbeer- sowie Brombeerpflanzen Vertretung fanden, fiel das Brombeer-Sortiment, namentlich amerikanische Züchtungen: Schaffers colossal, Ohio, Tylor, Johnstons sweet, Agawam, Erie, Kittatiny, Miners trailing, Wilson early, Snyders, Taylors prolific, Earley harvest — ganz besonders auf. — Das gesamte Arrangement der Ausstellung, durch Herrn Obergärtner Vogel er- Charlottenburg geleitet, trug den Charakter eines übersichtlich ge- ordneten Ganzen. Die lange Reihe der Tische wurde wohlthuend durch dazwischen aufgestellte einzelne Palmen unterbrochen, die Abgrenzungen sowie Pfeiler der Ausstellungshalle vermittelst Wacholderschmuckes, der Hintergrund mit den Büsten I. K. K. Majestäten geschmückt, eingerahmt von frischen Grün grösserer und kleinerer Dekorationspflanzen, verliehen dem Gesamt-Bilde ein angenehmes Äussere. Herrn Vogel er gebührt für seine hingebende Thätigkeit um die Ausstellung, gleichzeitig im Verein mit Herrn Mathieu, der vollste Beifall. M. Hoff mann. Die Obst-Ausstellung in Halle a. S. ^83 Die Obstausstellung in Halle a. S. vom II. bis 14. Oktober 1894. Vf)ii L. Wittrnack. er landwirtschaftliche Zentrah'erein der Provinz Sachsen, der Herzog- tümer Anhalt und Gotha, der Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen ^ und Schwarzburg-Rudolstadt, einer der angesehensten landw. Vereine Deutschlands, hat eine besondere Deputation zur Förderung des ' Obstbaues für die Provinz Sachsen etc. eingesetzt, die ihre erste Ausstellung vom n. bis 14. Oktober im Wintergarten zu Halle veranstaltete. Wie grosses Gewicht man auch höheren Ortes dem Obstbau beilegt, erhellt am besten daraus, dass der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Herr von Pommer Esche, selber die Ausstellung eröffnete, dass der Landeshaupt- mann Graf von Wintzingerode, Merseburg, der Oberbürgermeister von Quedlinburg Dr. Brecht, der Rittergutsbesitzer Dr. Albert, Münchenhof bei Quedlinburg, der Rittergutsbesitzer von Helldorff, Baumeroda, und viele nam- hafte Pomologen und Baumschulbesitzer wirklich thätige Mitglieder der Deputation sind, deren Vorsitz der rührige Landes-Oekonomierat von Mendel- Steinfels, General-Sekretär des Vereins, führt. Die Anordnung der Ausstellung war eine ganz andere als gewöhnlich, denn die Schau verfolgte in erster Reihe den Zweck, einen Gesamt -U eberblick über die im Gebiete des Zentral-Vereins am weitesten verbreiteten Sorten zu gewähren. Ausserdem sollte freilich auch den Obstfreunden und Züchtern Ge- legenheit gegeben werden, ihre Lieblings-Sortimente zur Schau zu bringen, aber nur bis zu 25 Sorten Aepfel und Birnen, was sehr wichtig ist. — Endlich waren die Verwertung des Obstes, Geräte und ein Obstmarkt vorgesehen. Zur Erzielung des Gesamt- Qeberblicks waren die einzelnen Sektionen aufgefordert, je bis zu 10 Sorten Aepfel, bis zu 10 Sorten Birnen und bis zu 5 Sorten Zwetschen, alles vom Hochstamm und nur Sorten, die in ihrem Be- zirk die grösste Verbreitung haben, einzusenden. 26 Sektionen (im Katalog stehen 25) waren diesem Ersuchen gefolgt und auf 3 langen Mitteltafeln war dies Obst als Abteilung Ja, nach den Sektionen geordnet, ausgestellt.— Als Abteilung Tb war das Obst von Provinzial-Pflanzungen, meist Land- strassen, ausgestellt. — In Abteilung II wurden die einzelnen Sorten nach ihrer Verbreitung im Gebiet vorgeführt, in Abteilung III aber das im Obstmuster- garten zu Diemitz erzogene Muster-Sortiment. Sehr zweckmässig war, dass in der sich anschliessenden Wand er- Ver- sammlung, in welcher Herr Landes-Oekonomierat von Mendel u. a. eine Geschichte des Obstbaues in dem Vereinsgebiet und der Bestrebungen des Vereins gab, und Herr Oekonomie - Rat Goethe einen eingehenden Vor- trag über Obstbau im allgemeinen hielt, auf den Avir noch zurückkommen, auch ein kritischer Bericht über die Obstausstellung von den Herren Obst- baulehrer Müller in Diemitz, Oberbürgermeister Brecht, Quedlinburg, Obst- baulehrer Bissmann in Gotha und Stadtgärtner Krütgen, Halle, erstattet wurde. Herr Müller gab eine allgemeine Ueber sieht und empfahl ein besseres Bezeichnen der Ausstellungs-Kisten (dazu hätte die Deputation Anleitung geben müssen. L. W.) und bemerkte, dass Frühobst natürlich fehle, dass aber das 584 Die . Obst-Ausstellun2 in Halle a. S. vorher in den Sektionen selbst ausgestellt sei, der Obstmarkt sei nicht gut be- schickt, weil der Termin zu spät und die meisten ihr Obst schon verpachtet hätten. In mancher Abteilung sehe man einige der neueren hervorragenden Sorten noch nicht, es müsse andererseits fast bezweifelt werden, ob alle die schönen Früchte an Hochstämmen gewachsen, aber im allgemeinen sei ein grosser Fortschritt zu erkennen. — Die Benennung des Obstes an den älteren Strassenpflanzungen lässt noch zu wünschen übrig; gar manche Sorte könnte auch noch fehlen. Da der Landeshauptmann Graf von Wintzingerode sich sehr für den Obstbau interessiert, so ist auf diesem Gebiet viel zu erhoffen. — Die Abteilung IV, Liebhaber-Obst, zeigte so schöne Früchte, wie sie kaum auf anderen Ausstellungen besser zu finden sein dürften. — Die Obstprodukte waren schwach vertreten, obwohl die Provinz jüngere Firmen besitzt, die mit älteren Fabriken konkurrieren können. Abteilung VI, Geräte, war gut beschickt. Abteilimg VII, Wissenschaft, bot durch Vorführung von Obstbaum-Pilzen und Insekten auch viel beachtenswertes. Herr Oberbürgermeister Rrecht-Ouedlinburg hob hervor, dass alles noch im Flusse sei; es sind noch alte Sorten da, die nicht zu empfehlen sind, es fehlen auch neue, empfehlenswerte; aber letzteres ist kein Wunder, die Bäume sind noch zu jung. In 3 bis 6 Jahren werden wir um so besser erkennen, was durch die Thätigkeit der Behörden, Vereine und Privaten geleistet ist. — Eine grosse Zersplitterung herrscht noch in den Sorten, man sollte doch für die Strassen und für Obstverwertung, ja selbst für die Tafel nur wenige Sorten bauen. — Von den 26 Sektionen waren im ganzen 66 Aepfelsorten und 64 Birnensorten eingeliefert, also ist noch keine Einheitlichkeit da; 36 mal kommt eine Apfelsorte nur einmal vor, 3 Sorten kommen nur zweimal, 4 drei- mal vor, von Birnen kommen 40 Sorten nur einmal vor, 5 zweimal, ebenso 5 dreimal. — Die verbreitetsten Aepfel sind: Winter-Goldparmäne 17 mal. Gravensteiner 15, geflammter Kardinal 13, roter Eiserapfel 10, roter Stettiner 9, Canada-Reinette 9, Danziger Kantapfel 8 mal. Die beliebtesten Birnen sind: Forelle lö mal, Napoleons Butterbirne 13, Diel 12, Grumbkower 12, Liegeis Biftterbirne 10, grosser Katzen- kopf 18. weisse Herbstbutterbirne 7, Colomas Herbstbutterbirne 6, Köstliche von Charneux 5, rote Bergamotte 5 mal. Herr Brecht wünscht, dass auch einige wenige Sorten für Landstrassen und für Obstweinbereitung genannt werden möchten. Obstbaulehrer Bissmann, Gotha, bemerkte, dass da, wo Tafelobst nur geringe Frucht liefert, man lieber Mostobst bauen solle. Die Früchte, die für den Obstmarkt als Proben gesandt, seien z. T. zu früh abgepflückt worden, auch müsse auf besseres Pflücken und bessere Aufbewahrung gehalten werden und vor allem mehr sortiert Averden. Die Preise waren in Halle ziemlich niedrig, Gravensteiner 6 — 10 M., am Harzrande 6 M., in Erfurt dagegen, gut sortiert: 17 M. Der weisse Winterkalvill wurde in letzterer Stadt mit 20 — 32 M. bezahlt. Er empfiehlt einen ständigen Obstmarkt in Halle. Nachfrage nach gutem Obst ist reichlich da, aber kein Angebot. (Schluss folgt.) Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 585 Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Corynostilis hybanthus. Ein hübscher vSchlinL;strauch fürs Warmhaus, vor gut 20 Jahren durch Linden von Para eingeführt. Die Violaceae haben nur sehr wenige hol- zige Vertreter aufzuweisen, dieser hier empfiehlt sich durch die Schönheit der lieblichen Trauben weisser Blüten, die gerade zur \¥interszeit das Auge doppelt erfreuen. Die einzelnen Blumen halten 1 — 2 Zoll im Durchmesser, das untere Blumenblatt der unregel- mässigen Blume nimmt eine sporn- ähnliche, zolllange Gestalt an. Die eiförmigen Blätter mit gesägten Rändern sind von dickem Gewebe. Gard. Chron. L, 1S94, S. 170. Barringtonia samoensis. Ein prachtvoller Myrtaceen-Baum von Java und anderen polynesischen Inseln. Die herabhängenden viel- blütigen Trauben werden 2 Fuss lang, die einzelnen Blumen messen etwa 3 Zoll, die zurückgekrümmten, läng- lichen, fleischfarbenen Blumenblätter gegen 1 Zoll Länge; auffallend ist noch die dichte Masse gelber Staubgefässe mit sehr dünnen Staubfäden, die fast zweimal so lang werden wie die Blumen- blätter. Schade ist, dass die Blumen sich abends öffnen und schon am nächsten Morgen abfallen, — durch künstliche Befruchtung könnte diesem Übelstande vielleicht abgeholfen werden. Botanical Magazine, T. 7337. Maranta majestica. Blätter herzförmig, länglich spitz, auf der Oberfläche dunkelgrün, einge- fasst mit rosaroten und rahmweissen Streifen, auf der unteren Seite purpurn. Eine sehr schöne Einführung der Herren Linden. Illustration Horticole, 15. Januar, color. T. Veronica lycopodioides. Eine neuseeländische Art von zwer- gigem Habitus. Sie ist besonders be- merkenswert durch ihre dimorphe Belaubung, bald ist selbige angedrückt, schuppenförmig wie bei Cypressen, bald wieder ausgebreitet und geschlitzt, — Klima und Verdunstung mögen hierzu wohl das ihrige beitragen. Bot. Mag. T. 7338. Dyckia Desmetiana. Eine brasilianische Bromeliacee, bisher unter dem Namen Bromelia kultiviert, die jetzt aber als Dyckia erkannt wurde. Abweichend von den bis dahin bekannten Arten sind die Blumen nicht gelb, sondern rot. Die aufrechte, viel verzweigte Blütenrispe trägtzahlreiche rosa-lilafarbige Blumen. Bot. Mag. T. 7340. Laelia anceps var. Ashworthiana. Die Herren Sander führten diese neue Varietät ein von einem bei Ori- zaba bis dahin noch unerforschten Gebiete, und steht zu erwarten, dass sich sämtliche Pflanzen dieser Ein- führung von L. a. Stella und L. a. Sanderiana, die beide von der anderen Seite und über Manzanilla kamen, wesentlich unterscheiden werden. Es ist diese neue Varietät in der That ein Unikum. Die Kelch- und Blumen- blätter sind reinweiss, erstere zeigen einen grünen Anflug auf der Rückseite, der Vorderlappen der Lippe zeigt gelbe Triebe, die vom Grunde ausgehen, eine feine schieferblaue Verzierung zeigt sich auf den Seitenlappen, eine Färbung, wie sie wohl nie zuvor bei einer weissen L. anceps beobachtet wurde. Gard. Chron. 1, 1894, S. 103, T. 10. 586 Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Zur Rosentreiberei. Der Königliche Gartenbau-Direktor Herr Haupt in Brieg hielt am S.Juli d.J. in der Wander-Versammlung schle- sischer Gartenbauvereine in Görlitz einen hochinteressanten Vortrag: »Über Rosentreiberei». Da ich dienstlich be- hindert war, derselben beizuwohnen, um mich an der Debatte zu beteiligen (in den Mitteilungen des Verbandes schlesischer Gartenbauvereine liegt der Vortrag gedruckt vor), so will ich im nachfolgenden »zur Sache« etwas mit- teilen. Es wird das Bestreben der Kultiva- teure für die Zukunft sein, einen mög- lichst ununterbrochenen Rosenflor zu erzielen, um einesteils den Import zu beseitigen und anderenteils auch im Winter schön ausgebildete Rosenblüten der verschiedensten Farben und für die A^erschiedensten Verwendungen zu er- halten. Wie ich aus dem Vortrage entnehme, ist Herr Haupt der Ansicht, dass bisher zwischen den eigentlichen Treibmonaten Januar bis März und dem Beginn der Freilandblüte nur die An- zucht in kalten Kästen üblich wäre, durchweiche die Lücke ge Wissermassen nur unvollkommen ausgefüllt würde. Im grossen und ganzen mag es so sein, jedoch giebt und gab es auch Aus- nahmen. In der den meisten werten Lesern wohlbekannten Gärtnerei der Firma Emil Liebig in Dresden wurde seiner- zeit der Rosentreiberei die grösste Auf- merksamkeit gewidmet. Nachdem nach und nach, allerdings erst vom Januar ab, mit der Treiberei der Rosen in den Häusern begonnen, welche bei grosser Aufmerksamkeit gut gelang — schön gebaute Blüten und schön entwickelte Blätter lieferte — , wurde Ende Februar bez. Anfang März mit einer Treiberei .begonnen, welche ich sonst nicht vor- fand, die uns jedoch grossen Nutzen abwarf. Zu dieser Treiberei wurden tiefe Kulturkästen mit Satteldach ver- wandt. Ende Februar, spätestens An- fang März wurden die Kästen mit Laub- packung in derartiger Stärke erwärmt, dass für mehrere Wochen die Wärme zum genannten Zwecke anhielt. Nach- dem die höchsten Wärmegrade in den Beeten vorüber waren, wurden die in Töpfen befindlichen Rosen, welche vor- her in Überwinterungskästen gestanden, in obenauf gebrachte Erde eingesenkt, nachdem sie vorher mit Kuhdungauf- lösung stark angegossen worden waren. Die sich entwickelnde Beetwärme, ver- bunden mit der natürlichen, der Sonnen- wärme, brachte die Rosen zur baldigen Blüte. Durch fleissiges Lüften. Schwefeln, sorgfältiges Giessen und Spritzen, Fern- halten der Blattläuse sorgten wir für eine gute Entwickelung. — Bei dem nun zu verfolgenden Ziel, auch in der Zeit vom Oktober bis Mitte Januar stets blühende Rosen zu haben, sind alle Züchter beteiligt. Es ist das Verdienst des Herrn Gartenbau-Direktor Haupt, diese so wichtige Sache angeregt zu haben, und es ist nur zu wünschen, dass die Bemühungen der deutschen Züchter von Erfolg gekrönt werden: erstens Sorten auszuwählen resp. aus- zuprobieren, welche sich zu dieser zeitigen Treiberei eignen. (Herr Hauj)t empfahl Homere, Lady Mary Fltzwilliam, Mlle. Francisca Krüger, Reine Natalie de Serbie, The Bride, Grace Darling und Kaiserin Auguste Viktoria) ; zwei- tens die Treiberei mit reichlicher Dün- gung, Bewässerung und Lüftung ohne Anwendung der Töpfe vorzunehmen und drittens für eine angemessene Ruhe- periode nach vollendetem Treiben Sorge zu tragen. Strauwald. Kleinere Mitteilungen. 587 Heterocentron roseum A. Braun. (Ileeria rosea Triana.) Eine Blume für Spätherbst und Winter. Von J. H Öls eher, botanischer Garten Breslau. Es ist nicht zu leugnen, dass bei der jetzt herrschenden Sucht nach Neu- heiten eine grosse Anzahl Pflanzen, die früher in den' Ge\yächshäusern kultiviert und gei^flegt wurden, der Vergessenheit anheimgefallen, ver- nachlässigt oder gar ganz aus unseren Gärten verscliAvunden sind. Zu ersteren zählt auch die in Rede stehende Pflanze Heterocentron roseum, eine zur Familie der Melastomaceen ge- hörende Blütenpflanze ersten Ranges, die, früher vielfach in den Gärten ver- breitet, jetzt noch hier und da unter den Namen: Heterocentron roseum, Heterocentron mexicanum, Heteronoma subtriplinervium, Heeria rosea und Rhexia rosea angetroffen wird. Die Gattung Heterocentron ist nach der ungleichen Form der Staubbeutel in der gleichen Blume von Hooker und Arnott von den verwandten Gattungen Rhexia und Heteronoma getrenntworden, hat aber seitdem durch Schlechten dal, Meissner und andere mannigfaltige Veränderungen erfahren. Ersterer nannte die Pflanze dem früheren Botaniker und Paläontologen Heer zu Ehren Heeria rosea, unter welchem Namen sie heute noch in den englischen Gärten an- getroffen wird, während Dr. Krasser in einer im Engler-Prantl erschienenen Bearbeitung der Familie der Melasto- maceen den Gattungsnamen Hetero- centron beibehält. DiePflanzebewohnt die BergeMexicos in einer Höhe von 6 — 8000 Fuss über dem Meere und kann deshalb bei uns mit Erfolg in temperierten Häusern kultiviert werden. Es ist umsomehr zu bewundern, dass diese Pflanze vernachlässigt ist, da sie durchaus keiner besonderen Pflege bedarf und gerade im Spätherbst und zu Anfang des Winters, wo schon oft an wirklich schönen Blumen in den Gewächshäusern Mangel ist, einen überaus reichen Flor entwickelt und mit ihren schönen rosaroten Blumen eine überaus zweckmässige Verzierung der Gewächshäuser bildet. Über die Kultur ist nur zu erwähnen, dass eine nicht zu leichte nahrhafte Erdmischung aus Heide-, Lehm- und Mistbeeterde für sie am geeignetsten ist. Während des Sommers pflanzt man sie am besten in einem kalten Mistbeetkasten aus und setzt sie nach all- mählicher Abhärtung später der vollen Sonne aus. Die Pflanze verlangt während der Vegetationszeit viel Nahrung und Wasser. Schwache Dunggüsse sagen ihr sehr zu; ausserdem darf man, um möglichst gedrungene Pflanzen zu er- halten, in der ersten Zeit ein öfteres Pincieren der jungen Triebe nicht ver- gessen. Ende August hebt man die Ballen vorsichtig heraus und pflanzt sie, ohne die feinen Wurzeln stark zu schädigen, in entsprechende Gefässe, worauf die Pflanzen in ein temperiertes Haus gebracht werden, um hier bis zum Eintritt des Winters reichlich zu blühen. Nach dem Abblühen wird Hetero- centron bei 4— 60 R in einem niedrigen Gewächshause durchwintert, im April dann verpflanzt und zugleich zurück- geschnitten. Ueberwinterung von Canna Ehmanni. In den A\n-handlungen des Preuss. Gartenbauvereins (Nr. i8d.Gartfl.S.4S4) ist durch Herrn Inspektor Dressler bemerkt, dass die von meinem Schwiegervater vor Jahren wieder- gefundene Canna Ehmanni nicht so leicht wie andere C. zu überwintern sei. Diesem Umstände kann dadurch abgeholfen werden, dass man den Pflanzen die Stengel belässt in einer Länge, wie es der Ueberwinterungs- 588 Aus den Vereinen. räum zulässt und in der Zeitrechnung so lange, wie die Pflanze selbst sie be- hält. Beim Einwintern schüttle man soviel Ballen ab, als gern abfallen. Erst nach 4 — 8 Wochen entfernt man die von selbst abbröckelnde Erde. Ein Antreiben im Frühjahr in einem kalten Kasten erzeugt frühe Blüte und bald kräftiges Wachstum. C. Schelle, Tübingen. Aus den Vereinen. Jahresversammlung d. Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Die Dendrologische Gesellschaft hielt unter dem Vorsitze des Hof- marschalls von St. Paul am i6. Sep- tember zu Älainz in der Stadthalle ihre Jahresversammlung ab. Ausser den beiden Vize - Präsidenten Professor Dippel und Geheimrat Pfitzer waren einige 30 Mitglieder erschienen. Die Verhandlungen gestalteten sich dadurch interessant, dass von Herrn von St. Paul und Herrn Pur- pus eine ganze Reihe neu eingeführter oder seltener Pflanzen in frischem Zu- stande vorgezeigt und besprochen wurden und dass Herr ProfessorKo eh ne unter Vorzeigung sehr reichen Herbar- Materials einen Vortrag über Philadel- phus sowie besonders aucli über neu eingeführte Bäume und Sträucher, und Professor Dippel einen solchen über Deutzia hielt. Beide werden im Druck erscheinen. Die interessantesten neueren Pflanzen, welche Herr von St. Paul vorzeigte, waren folgende: Tragopyrum lanceolata var. latifolia Regel, Magnolia Watsoniana, Styrax Obassia, Eine Form von Pyrus Toringo Koch, Rhamnus crenata Sieb, et Zucc, Crataegus species vom Poi f*injal Pass (sehr schön), Astragalus species vom Himalaya, Berberis virescens Hooker, Betula Maximowicziana, Berberis nervosa, Berberis Murrayana, A'itis Coignetiae, Acer Xikkoense, f Acer Miyahe'i, Symplocos crataegoides, Cotinus americanus=Rhus cotinoides und andere. Herr Purpus zeigte besonders Pflanzen aus Colorado vor: Ceanothus Fendleri, Atriplex spec, Artemisia tri- dentata, Eurotia lanata etc. Einer der interessantesten Bäume, welcher zur Besprechung gelangte, war der japanische Bastbaum Ulmus mon- tana var. laciniata Trautv., von welchem Herr R. Gärtner zu Halle a. d. Saale soeben eine Quantität Samen eingeführt hat imd zu massigem Preise anbietet. Aus dem Baste dieses Baumes, welcher bei uns unzweifelhaft winterhart ist, fertigen die Ainos im äussersten Xorden von Japan Stoffe von ausserordentlicher Dauerhaftigkeit an, so dass Anbau- Versuche bei uns sehr zu empfehlen sind. Herr von St. Paul zeigte einen Zweig mit Blättern und Früchten, so- wie Bast und Stoffe vor, die Herr R. Gärtner und Prof. Alayr zur Ver- fügung gestellt hatten. Herr Max Leichtlin aus Baden- Baden hatte Crataegus Korolkowi majus ausgestellt und dafür den silbernen Ehrenbecher der Gesellschaft erhalten. Zu Ehrenmitgliedern wurden Professor C. L. Sargent zu Boston und Baron F. V. Müller zu Melbourne gewählt; zum korrespondierenden Mitgliede Mr. J. G. Jack vom Arnold Arboretum zu Boston. Litteratur. — Eingesandte Kataloge. — Unterrichtswesen. 389 Litteratur. de Terra's Deutsches Handels- gärtner-Adressbuch für 1894 — 1895, Steglitz-Berlin 1894. Nach- dem im Jahre 1893 die 4. Auflage des bewährten gärtnerischen Adressbuchs des Kgl. Hoflieferanten F.J.M. Plumpe, Berlin, das den etwas unbestimmten Titel: »Der Gartenbau im Deutschen Reiche« führt, erschienen, könnte es zweifelhaft sein, ob es notwendig war, schon wieder ein neues Adressbuch herauszugeben, indes es ist selbst- verständlich, dass ein neueres Buch auch die neuesten Veränderungen be- rücksichtigen konnte und insofern wird es jedem willkommen sein. Im all- gemeinen ist die Anordnung dieselbe wie im Plumpe'schcn Adressbuch, eine Anzahl Orte sind mehr auf- genommen, auch einige Firmen mehr, dafür fehlen wieder andere Namen, z. B. G. Burmester, Braunschweig, den man imPlumpe'schenBucheündet. Bei den Ortschaften fehlt gegenüber Plumpe die Angabe der Ein\vohnerzahl, was doch mitunter wichtig ist. Die Namen der Rechtsanwälte und Spedi- teure etc. sind auch oft andere als bei Plumpe. Störend wirken einige An- noncen im Text. Im übrigen wird jeder dieses Adressbuch wie das Plumpe'sche mit vielem Nutzen ge- brauchen können. L. W. Eingesandte Kataloge. P. Lambert, Trier, Rheinprovinz, Rosenverzeichnis 1894 — 95. Mit einer kurzen Belehrung; Winke über Rosen- kultur. Oscar Tiefenthal, Wandsbek, Haupt- verzeichnis 1894—95. Grosse Auswahl in Neuheiten: Rosen, Gewächshaus- Pflanzen, Stauden und Knollen etc. Vaughan's Seedstore, Chicago und New-York 1894. Blumenzwiebelkatalog. Zeigt auf dem Umschlage hübsche farbige Abbildungen von neuen Darwin- Tulpen und neuen Hyacinthen. V. Lemoine et fils, Nancy, Rue du Montet: Extrait du Prix-Courant No. 127 et Supplement de plantes nou- velles. 1894. Unterrichtswesen. Städtische Fachschule für Gärtner zu Berlin. Die Eröffnung der Fachschule fand im städtischen Schulgebäude, Hinter der Garnisonkirche 2, in Gegenwart des Kuratoriums und des Lehrkörj^ers sowie einer ansehnlichen Schülerzahl statt. Infolge der strengeren Gesetze wegen der Sonntagsruhe darf am Sonn- tage nur im Zeichnen unterrichtet -werden. Dafür wird Dienstags um 6 Uhr, statt um 7 begonnen, Freitags, wie angekündigt, um 7, Sonntags um 10, anstatt um 9 Uhr. Die Herren Prinzipale werden nochmals gebeten, ihre Lehrlinge und Gehilfen auf die Fachschule aufmerksam zu machen. Anmeldungen im Schulgebäude A'or dem Unterricht. Die Teilnehmerzahl beträgt jetzt 82. 69A Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten. Ausstellungen und Kongresse. Eberswalde. Chrysanthemumaus- stellung des Vereins Feronia am lo. und 11. November. Stettin. Chrysanthemum - Aus- stellung des Gartenbau-Vereins am i 7. und 18. November. Anmeldungen an Albert Wiese in Stettin. Gent. Chrysanthemum-, Orchideen-, Dekorationspflanzen- und Blütenpflan- zen-Ausstellung der »Societe Royale d'Agriculture et de Botanique« vom 11. — 13. November. Anmeldungen an E. Fierens, Coupure 135 in Gent. Brüssel. Orchideen-Ausstellungen, veranstaltet von der Gesellschaft der Orchideenfreunde »L'Orchideenne« am zweiten Sonntag und Montag Nachmittag eines jeden Monats in den Räumen der Gärtnerei der »Societe de l'Horti- culture Internationale« im Park Leopold. Ausstellung des Gartenbau-Vereins für Freiburg und Umgegend vom 10. bis 13. November. Anmeldungen an Otto Schreiber, Freiburg i.B., Münsterplatz 18. Freiburg i. B. Chrvsanthemum- B erlin. Ausstellung von blühenden Zwiebel-, Knollen- und Staudenge- wächsen, sowie Spätobst, veranstaltet vom Verein zur Beförderung des Garten- baues in den preussischen Staaten zu Berlin vom 11. — 18. April 1895. An- meldungen an die Geschäftsstelle Berlin N., Invalidenstrasse 42. Magdeburg. Allgemeine Garten- bau-Ausstellung zur Feier des sojähr. Bestehens des Gartenbau-Vereins, An- fang September 1895. Anmeldungen an Garten Ingenieur Lässig, Magdeburg. Bahnhofstrasse, Genthin. Gartenbau -Ausstellung des Vereins der Gärtner und Garten- freunde der jerichow'schen Kreise. An- meldungen an den Handelsgärtner Leopold Gleitsmann in Genthin. Personal-Nachrichten. Der weltbekannte Handelsgärtner H. F. Eilers-St. Petersburg feierte am 19. Oktober das 25jährige Bestehen seines grossen Geschäfts, das 22. Iloch- zeitsfest und dieHochzeit seinerTochter. Wir rufen unserem verehrten Lands- mann ein dreifaches Glückauf zu diesem dreifachen Feste zu! Herr Schriftsteller O. Cordel, Mit- glied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, wegen seiner treff- lichen Berichte über Gartenbau -An- gelegenheiten weit uud breit bekannt, feierte mit seiner Gattin am 28. Oktober seine silberne Hochzeit. Der Königliche Hofgärtner Adolph Wundel starb im Alten von 57 Jahren zu Sanssouci den 25. Oktober 1894. Carl Peters, Gehilfe im Kgl. bot. Garten zu Berlin, ist am 25. Oktober zum etatsmässigen dritten Obergärtner daselbst, an Stelle des nach Wädens- weil berufenen Obergärtners Löbner ernannt. Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. _59I Dem Kgl. Hoflieferanten Gustav Adolph Schultz, Eckartsberg-Berlin, ist gelegentlich der Einweihung der Samariter-Kirche am 20. Oktober der Kronenorden 4. Kl. verliehen. Der Kgl. Ober-Hofgärtner Theodor Xietner, Verfasser des Buches „die Rose etc." starb zu Potsdam den 13. Oktober. Der Kgl. Garteninspektor A. Lorgus in Stralsund hat seine Samenhandlung I und Handelsgärtnerei in Stralsund (Firma M. Lorgus) an Herrn Ernst Hilzheimer, Neffe des G eh. Regierungs- Rat Pringsheim, verkauft, welcher sie unter der Firma: Samenhandlung und Handelsgärtnerei Ernst Hilzheimer (vormals Handelsgärtnerei M. Lorgus) weiter führen wird. — Flerr Inspektor Lorgus wird unter derFirmaM.Lorgus, Stralsunder Baumschulen und Land- schaftsgärtnerei, sich ausschliesslich dem Baum- und Rosenschulbetriebe, der Landschaftsgärtnerei und Samen- zucht widmen. Sprechsaal. Antwort auf Frage 31. Die Ver- mehrung des Oleanders, Xerium Oleander L., im Wasser ist schon eine sehr alte und ratsame Methode; denn ich kann über dieselbe schon 30 Jahre zurück denken, auch ist der j Handelsgärtner Max Wilczek, Berlin, durch lierrn Dr. P. Merk er; 3. » Ingenieur W. Wedding, Berlin, durch Herrn Jörns; 4. » Handelsgärtner Th. Hübner, Berlin. durch Herrn Schwiglewski. li. Ausgestellte Gegenstände lagen in grosser Zahl vor. 1. Herr Obergärtner Amelung (Joachimsthalsches Gymnasium) stellte reich tragende Töpfe Monatserdbeeren aus. um zu zeigen, wie schnell die rote Monatserdbeere sich aus Samen heranziehen lässt und wie sehr sie sich auch für Zimmerkultur eignet. Die Samen wurden im Frühjahr ausgesäet, die Pflanzen blühten z. T. Ende Juli, wurden Ende August in Töpfe gepflanzt und einige Tage geschlossen gehalten. — Ein Topf hatte 4 Wochen im Zimmer gestanden, dort geblüht und gefruchtet. — In Sanssouci wird die Münchener Gebirgs-Monatserdbeere vom Oktober bis Februar getrieben, die Samen derselben werden schon im Januar aus- gesäet und dann in Töpfe pikiert, Avas sehr zeitraubend ist, dabei macht diese Sorte auch viele Ranken. — Da in den Monaten Oktober und November das Interesse des Publikums für blühende Topfgewächse nicht sehr vorhanden ist, so sollte man mehr solche Erdbeertöpfe ziehen. 2. Herr van der Smissen-Steglitz hatte holländische Rohrmatten ausgelegt, die er zu i M. 20 Pf. für den Quadratmeter, bei gemeinsamem Bezüge im Waggon für 1 M. 10 Pf. liefert. Dieselben sind sehr^haltbar und empfehlenswert. Westlich von Berlin, wo die Fracht von Holland den Preis erträglich macht, werden sie viel gekauft. 3. Die Firma Daiker & Otto-Langenweddingen hatte mehrere Töpfe von ihrer ganz neuen, erst 1895 in den Handel kommenden Begonia semperflorens atropurpurea »Teppichkönigin« übersandt. Es ist dies wohl die niedrigste und zierlichste aller Begonien und in Wahrheit eine Miniaturpflanze. Die kleinen Blumen sind schön karminrot. Im Sommer sind die Blätter noch mehr bronzefarben. Auch eine farbige Abbildung war beigegeben; ebenso eine grosse farbige Abbildung eines 'Q4 ^^^^' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. A'on genannter Firma im Frühjalir in den Handel zu gebenden Coleiis »Bernhard Spicker«. 4. Herr P. Stock-Frankfurt a. ]\Iain hatte auf Empfehlung des Herrn Gartendirektors Siebert, Palmengarten, Frankfurt a. M., einen Topf einer sehr grossblumigen, gefransten und wellig gefalteten, einfach rosa-farbenen chinesischen Primel eingeschickt, welche er schon im vorigen Jahre der Frankfurter Handelsgärtner-Verbindung und der Gartenbaugesellschaft vorgeführt hatte, auch Herrn Direktor Siebert für eine Gruppe zur Aus- stellung im Palmenhause leihweise überlassen hatte. Seit einer Reihe von Jahren zeigten sich bei der Primelsorte alba globosa hin und wieder rosa Farben; er befruchtete 1890 mit einer solchen die Sorte magnifica und erzielte damit die Mutterpflanze der jetzigen rosa Primel. 5. Herr städtischer Obergärtner Jörns legte ein grosses Sortiment Tomaten vor, deren Samen der Verein z. T. von einigen grossen amerikanischen Firmen: Attlee Burpee & Co., Philadelphia, undLiving- stone Son's inColumbus, Ohio, erhalten hatte. Leider haben die schönen Aus- saaten sehr durch den Hagel am 7. August gelitten und ausserdem sind viele bei dem nassen, kühlen Sommer nicht reif geworden. Trotzdem aber hat sich ergeben, dass die amerikanischen Sorten die europäischen an Grösse bedeutend überragen, sie sind fast alle rund und sehr gleich- massig, dabei sehr früh, früher als unsere Sorten und sollten die Gemüse- gärtner es auch mit den amerikanischen versuchen. Die grösste ist Paragon, ausserdem sind beachtenswert Turner Flybrid, Matchless, sehr gross, Lion, mittelfrüh, Livingstons frühe Acme, Livingstons Golden Queen (Goldkönigin), eine schöne grosse goldgelbe Frucht, die wie alle gelben wohlschmeckender, namentlich für Salat ist, als die roten. — Auch die sehr empfehlenswerte Sorte »Prinz von Neapel« von Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel, fehlte nicht. 6. Ausserdem überbrachte Herr Jörns Sämlinge des Chrysan- themum indicum nanum, deren Samen er von Herrn Hoflieferanten J. Klar erhalten hatte. Obwohl es die ersten Blumen sind, konnte man mit denselben sehr zufrieden sein und lohnt sich wohl, mehr Chrysanthemum aus Samen zu ziehen. Die Pflanzen standen fast immer im freien Fände und sind erst zuletzt in Kästen gekommen. 7. Endlich machte Herr Jörns auf eine neuere Einführung, deren Samen der Verein ebenfalls von Flerrn Klar bezogen, aufmerksam: Primula Forbcsi. Es ist eine zierliche, sehr reich blühende Alpen- pflanze aus China und für Liebhaber interessant. 8. Herr A. Drawiel-Lichtenberg überreichte einen Strauss herrlicher Blüten von Pelargonium zonal«, die er ganz besonders auch als vor- trefflichen Schmuck für Privat-Gewächshäuser empfiehlt. Die Pflanzen fangen, wenn sie im Herbst ins Gewächshaus kommen, so zu sagen eigentlich erst reichlich an zu blühen und dazu halten sich die ab- geschnittenen Blumen 8—14 Tage im Zimmer. In Frankreich (auch in Hamburg etc.) sagt man statt Pelargonium: Gcranium, das ist aber un- richtig, Pelargonium hat das obere Kelchblatt gespornt, der Sporn ist aber dem Blütenstiel angewachsen, so dass man ihn oft kaum bemerkt, Geranium hat keinen Sporn. _8o6^VersammUmgJ«^Ver^^ o Sodinn besprach Herr Dra^viel ein von ihm ausgelegtes Obst- sortimena Äpfel: .. Bismarckapfel, kann nicht genug empfohlen verto Yor Wethnachten z.-ar wenig genicssbar, aber im März und Apiü du satt™ ud »ohlschmeckcnd, dabei tragen die Bäumchen sehr früh Maybiers Goldparmäne, erste Frucht; 3. Coulons »'=''' = ";. ^"^^ 'errte Frucht, sehr schmackhaft; 4. Muskat-Reinette, schon vor 40 b -iTahren von ihm im Pfannigerschen Garten in Potsdam gezogen, ^val dlnirseh- gefragt und wurde die Metze (ca. 5 D mit z5 Sübergrosche , , Thaler bezahlt ist auch heute noch aut dem Markt beliebt. W Birnen Pitmaston Duchess, ötog schwer, von einerPyram.de, w'elc;r:4 rrhchte im Gewicht von «V. H trug. -'- J-'^^f ^-;^,:^''^ für November und Dezember, Schale äusserst dünn ""^/^^ /f ^"^^^"^ der Früchte zu verhindern, wurden s>e in Packlemwand gehangt -1«^='^^; Chaudy, Erstlingsfrucht, sehr schön, auch von Herrn Ökonom -Rat Spat^h celobt' -i Premice Marie Lesueur, neu, sehr zu empfehlen. Maiie Louise. ?on Uklfeln .anz mit braunem Rost überzogen, nicht so wohlschmeckend v e ™r ge ' 4 Morels Liebling; 5. Charles Ernest. eine unserer bes e„ Winterbirn n für Dezember, ganz goldgelb, ohne Steine, auch von He n K te Südende, sehr empfohlen; 0. Six' ß""-^.'"-/-^.«f ^.^ , ^ /-^iri^r, "Rncjcplet eine lapanische Bune [\oi\ iuus für J— ^> '■ G ,";- .f^rdn Pappelblat't. trägt sehr voll und kann im Mä"' d Apl ^ m KoXn benutzt werden; H. Regentin. gute bekann^ WintcrWri« mussaber guten Standort haben, weil sie sonst schwel ie,l. Tm me L^l^e BalteT. wie Herr Drawiel annimmt wainsc ein id, ::!:ZtZ"-^r.Z r Sommerbirne aus dem Hannoverschen: Raymonds Mylord.' in Form von Morels Liebling. o. Endlich legte Herr Drawiel kranke ^V^;^^^ ™ ' ^ :i diriu^titrn" ^ ^t^^St- Är^-:r:^^eirsjh5^^^^ sich die Herren Schönfliess, Lacknei Bl"'^' 7" '"»; . ,„,„,|,tor Thicss-\auen lunge beteiligten und die Heu Galten Inspeia P . durcii lie Bemerkung abschloss, dass die Versammlung do^h Lc'h't darüber entscheiden kOnne. «an mOge das den SpeziaUst n tu Pflanzenkrankheiten überlassen, Herr P-^^^'^^l So^aue^i - B^ ^^_ !:-ren,Tsf der^;intättie-E:r^^^^^^ ml-tf n ..erde a.s der rrrr^cQP mie Blättcr sind Avahrend dei \ cibdiiiuuuut, körn ;n; w IrscheinUch handdt es sich um Ascochyta maculans Fuck^ oder um Gloeosporium Hederae, ev. Gloeosporium P"^^»™^^^;^^,^;,!-! ,1 Herr Obergärtner Kahler legte aus «i™ T"iipelhotei ba sc,;ulen eine Birne .König Karl -° ^«^l'^^^.^J^ä'l' ^„^ T WO"- von einem Topfstamm, vor. Sie ist ,m Geschmack „anz „ut. -t.'He:;i;."dW;rK;r:ünsch.e den Xamen eines sehr schönen ^q6 ^°^- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. roten Apfels von der mecklenburgischen Grenze zu wissen. Herr C. Mathieu übernahm die Bestimmung. 13. Herr Maurermeister Krefeldt stellte eine Anzahl Stachelbeer- Sämlinge aus. die in seinem Garten unter Bäumen aufgegangen; er besitzt im ganzen 3000 Stück, die einen ganz ausserordentlich kräftigen Wuchs zeigen. Die Samen stammten von selbst verspeisten Stachelbeeren her und sind offenbar mit der Kloake als Dünger unter die Bäume ge- kommen. Ihm wurde geraten, die schönsten stehen zu lassen; vielleicht erhalte er einmal eine ähnlich schöne Sorte wie die früheste von Neuwied. — Herr Klar bemerkte, dass auf dem Versuchsfelde des Vereins in Blanken- burg auch sehr viel Stachelbeeren aufgingen. Herr Jörns bestätigte, dass aitf den Rieselfeldern sich viele finden, er habe manche pikiert und sie im Garten 6—8 Jahre gezogen. Sie tragen sehr reichlich und sind alles gute Sorten zu nennen, ein Beweis dafür, dass die Berliner meist gute Sorten essen, wozu wohl Werder nicht \vcnig beiträgt. 14. Herr vSchönfliess, Deutsch-Wilmersdorf, stellte eine stattliche Zahl von Erica gracilis und E. persoluta L. (assurgens Hojt.) aus und bemerkte, nachdem er im allgemeinen sein Bedauern über den Rückgang der Zucht von Heidekräutern gegen früher ausgesprochen, dass er nur 3 Arten baue, die beiden vorgeführten und E. hiemalis. Da bei ihm die E. gracilis von Jahr zu Jahr blassroter wurden, habe er schliesslich der Erdmischung (Grunewalderde und Ilavelsand) Knochenmehl zugesetzt und dadurch wieder eine tief dunkelrote Farbe erzielt, während Kontrol- pflanzen ohne Knochenmehl blass blieben. Unsere Grunewalderde ist also zu arm an Nahrung. — E. persoluta blüht leider etwas zu früh, schon im August beginnt sie, und später, wenn man sie haben möchte, ists vorbei. Herr .Schönflies s .sprach dann über eine Eriken-Krankheit. In einem lafenstrigen Kasten hätten im vorigen Jahre auf dem einen Ende alle Pflanzen trockene vSpitzen erhalten, als wenn sie verbrannt wären — Herr Bluth bemerkte, das sei die Trockenfäule und diese entstehe teils durch falsches Giessen, teils durch Ueberdüngung oder zu schweren Boden. In dem Leipziger schweren Boden erhalten die Eriken schon Trockenfäule, wenn es einige Tage stark regnet, darum deckt man dort die E. mit Laden. Die Trockenfäule zeichnet sich dadurch aus, dass die Spitzen, mitunter auch die Mitte der Zweige braun werden. — Nach Herrn Lackner tritt sie ein, wenn die Pflanzen einmal zu trocken geworden oder wenn durch zu grosse Nässe die Wurzeln verfault sind. Herr Bluth entgegnete, dass weder in Leipzig, Dresden noch bei ihm die Wurzeln faul wären, die Pflanzen werden von oben an schlecht und oft wächst die eine Hälfte einer Pflanze gesund weiter. Es scheint etwas ähnliches wie die früher so berüchtigte Stammfäule. — Herr Schönflicss liess sich, als vor 2 Jahren die Krankheit bei ihm auftrat, Stecklinge von anderen Gärtnereien kommen und hält dies für gut. — Erscheint bei etwa einen Finger langen Stecklingen die Spitze wie verbrannt, so kann man solche nur gleich fortwerfen, denn wenn man selbst die Spitze ab- schneidet, kommt die Krankheit meist doch wieder. 15. Herr Gartenbau-Direktor Carl Lackner-Steglitz führte prächtige Exemplare von Van da Kimballiana Rolfe vor, einer Orchidee, 8o6. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ^597 welche erst vor einigen Jahren eingeführt ist. Er erhielt sie aus Hmter- indien in ganz verschrumpftem Zustande, indes die Pflanzen entwickelten sich rasch und erwiesen sich als willige Blüher. Die aufrechten Trauben machen mit ihren weissen Blumen und der karminroten Lippe einen schönen Eindruck und blühen volle 7 Wochen, auch eignen sich die Blumen sehr gut für die Binderei. Die Kultur ist sehr leicht und wird diese Art in England und Belgien schon viel gezogen. Nirgends hat sich aber bis jetzt eine ganz weisse Varietät gefunden, und dieses Glück ist Herrn Lackner zuteil geworden. Herr Prof. Kränzlin hat diese Varietät nach Frau Lackner: Vanda Kimballiana var. Lacknerae benannt (siehe die Beschreibung Gartfl. d. J. lieft 21 S. 561 und dieses Heft S. 616). Herr Prof. Dr. Kränzlin bemerkte: Es liegt hier ein ähnlicher Fall von Albmisraus vor wie bei Coelogyne cristata alba und Cattleya Schroederae alba. Im allgemeinen sind die Vanda-Arten nicht sehr geneigt zu Farben- variationen, abgesehen von V. suavis und tricolor. Die Arten haben meist keinen grossen Verbreitungsbezirk, was den Mangel an Variation wohl erklärt. Wenn daher ein solcher Fall auftritt, so ist er um so interessanter, und da man weisse Varietäten jetzt nach Damen zu benennen pflegt, so habe er sie nach Frau Gartenbau-Direktor Lackner benannt. Sie scheint sehr selten. Amanda Kimballiana und V. Amesiana sehen frisch importiert wie ein Flauten Besenreiser aus, um so schöner sind sie zur Blütezeit. Vanda suavis, tricolor, tesselata etc. haben den eigentlichen Vanda-Typus, d. h. einen hohen kräftigen Stamm mit zweizeiligen grossen Blättern, die beiden genannten haben aber fast stielrunde, rinnige Blätter. Sie scheinen auch etwas auszuhalten, V. Kimballiana stammt aus Ober- Birma in 5000 Fuss Meereshöhe, und da die Gebirge dort von Norden nach Süden verlaufen und die Feuchtigkeit der Südwest-Monsunwinde auf- fangen, so wird sie an trockene Luft und massige Wärme gewöhnt sein. V. Amesiana wächst in einer Gegend, wo die Temperatur von 2" C. bei Sonnenaufgang bis 18« C. mittags, Tag für Tag, schwankt, und wo die Pflanze zur trockenen Jahreszeit ganz einschrumpft. Die Wurzeln sind aber mit einer sehr dicken Oberhautschicht, welche Wasser aufspeichert (Velamen) versehen, die zur trockenen Zeit die Pflanze mit Wasser ver- sorgt. Bei Vanda Kimballiana ist das Velamen etwas schwächer, aber noch stark genug, um die Pflanze in den Stand zu setzen, grosse Sprünge in Bezug auf Trockenheit und Feuchtigkeit zu ertragen. — Es wäre wünschenswert, die Orchideen mit stielrunden Blättern mehr zu kultivieren, schon um vergleichende LTntersuchungen über das Vorkommen der Spalt- öffnungen auf den Blättern zu ermöglichen, was auch für die Praxis wichtig wäre. Es wären die drehrunden Blätter einfach zu erklären, wenn diese Pflanzen alle in einem Kontinentalklima lebten, da man^an- nimmt, dass drehrunde Blätter die Verdunstung verringern; aber V. Hoo- keriana wächst in Borneo auf Pandanus, im regelrechten Djungel, dort ist Feuchtigkeit im Uebermass und doch hat auch sie drehrunde Blätter. — Oft kann man bei Ankäufen dürrer unscheinbarer Orchideen zu schönen Arten kommen. Ein Oncidium Ceboletta wurde für 60 Pfennige verkauft und ergab sich nachher als das schöne Oncidium Jonesianum. (Färb. Abb. in Gartfl. 1888 S. 249 t. 1272.) -QÖ 806. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. Die Zahl der Orchideen mit stielriinden Blättern ist nicht gross, von Vanda sind es 4; ausser den 3 genannten noch V. teres, von Aerides 4: vandarum, mitratum, cylindricum itnd longicornum, von Luisia alle 13 be- kannten Arten. — Alle genannten haben schöne Blumen. 16. Von Herrn Privatdozenten Ur. Carl Mez in Breslau, dem Alono- graphen der Bromeliaceen, war eine von seiner Gattin gemalte grosse Tatel einer neuen Art: Nidularium Paxianum Mez, eingesandt, die aus Samen von Dr. Fritz Müller in Blumenau, Südbrasilien, im bot. Garten zu Breslau erwachsen und nach dem Direktor des Gartens, Herrn Prof. Dr. Pax. benannt ist. Diese Art zeichnet sich durch gelbgrüne Blätter, leichte Kultur und grosse Widerstandstähigkeit aus. III. Hierauf hielt Herr Kgl. Garteninspektor Perring einen sehr interessanten Vortrag über eine Reise nach Belgien und Holland, der in der »Garten- flora« besonders erscheinen wird. Ein zweiter Teil, England betreffend, wird in der nächsten Versammlung folgen. IV. Da das Krollsche Etablissement verkauft ist und der grosse Saal zu einem Theater eingerichtet wird, kann die Blumenzwiebel- Ausstellung des Vereins vom 11. — 18. April 1895 (Ostern) dort nicht stattfinden. Auf Antrag des Herrn Gartenbaudirektor Brandt wird letzterer beauftragt, mit dem Generalpächter der Flora in Charlottenburg, Herrn Franke, zu verhandeln, der sich erboten hat, die Ausstellung aufzunehmen, wenn jeder Teil die Hälfte der Kosten trägt. — Hierbei wurde von Herrn Garteninspektor Perriug und dem Vorsitzenden betont, die Kosten für Dekoration der Räume möglichst niedrig zu halten, was in der Flora auch sehr leicht angeht. V. Dem Verein der Cacteenfreunde Deutschlands, dessen Ausstellung grössere Leistungen aufwies als der Verein selber erwartete, werden zur Belohnung besonders guter Kulturen 1 grosse und 1 kleine silberne Medaille be- willigt. VI. Ebenso wird auf Antrag der vereinigten Ausschüsse für Gehölz- und Obst- zucht, die, weil der Blumenausschuss nicht tagte, eine reiche Sammlung abge- schnittener gefüllter Knollenbegonien-Blüten der Firma Ag. Fleym in Schleusingen, Thüringen, geprüft hatten, für 4 Neuheiten der Firma ein Anerkennungsdiplom bewilligt. Es sind dies: Kaiser Wilhelm IL. Kaiserin Auguste Viktoria, Fürst Bismarck und »die Sonne«, welche sich .durch ausserordentliche Grösse der Blumen wie der Blätter und durch schöne Farben auszeichnen. Sie werden Frühjahr 1895 in den Handel gegeben. VII. Herr A. Drawiel regte an, der Verein möge doch auf ein eigenes Heim, das sich auch zu Ausstellungen eigne, Bedacht nehmen. Herr Gartenbau- Direktor Lackner bemerkte, dass die meisten Vereine, die ein solches besitzen, damit kein Glück haben. Auf Antrag des Herrn Garten-Inspektor Perring wird der Gegenstand von der Tagesordnung abgesetzt, soll aber weiter erwogen werden. VIII. Die Deputation für die Verwaltung der Kanalisationswerke hat mittels Schreibens vom 5. Oktober angezeigt, dass sie die Ziele, die sich der Verein bezüglich der Berliner Rieselfelder gestellt hat, als gelöst ansehe und sie demgemäss in Zukunft das Versuchsfeld in anderer Weise ver- wenden werde, sie sei aber bereit, dem Verein unter den alten Beding- Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. z.qq ungen eine Fläche von 8 — 12 ar zur Prüfung von Neuheiten von Blumen, Gemüsen etc. weiter zu gewähren. — Herr städt. Obergärtner Jörns er- klärte in einem Schreiben an den ^'orstand vom zs- Oktober, dass er selbst den Antrag gestellt habe, da thatsächlich alle Kulturen auf dem RieselA'ersuchsfelde durchgeprobt seien und die meisten gute Erfolge ergeben haben, wenn die Berieselung den betr. Kulturen ange^Dasst wurde. Er erklärte sich zugleich bereit, auch ferner die Kulturversuche zu leiten. IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Bluth, Hapt, Mathieu, vSchwarz- burg, E. S"chulz, Weber und Weidlich hatte folgende Preise zugesprochen. Herrn A. Drawiel für Obst eine bronzene Medaille, Herrn Schön- fliess für Eriken eine bronzene Medaille, Herrn Obergärtner Amelung für Monatserdbeeren den Monatspreis von 15 Mk. V. Pommer Esche. Wittmack. Die Gärtnerei von Gustave VincJce-Dujardin in Scheepsdaele bei Brügge. \'()n L. Wittmack. '^/^^» Hierzu 3 Abbildungen No. io5 — 109. öjJLnmittelbar vor dem alten Thore Brügges, der Porte des Baudets, in der Vorstadt Scheepsdaele, an der Chaussee nach Blankenberghe liegen J^B^i verschiedene Gärtnereien, unter denen die von Gustave Vincke- ^.,=^^^0^ Dujardin so hervorragend ist, dass sie das Ziel vieler tausender ^i-i von Besuchern bildet. Wurde doch auch sogar am 3. August 1891 dem "§) Etablissement die Ehre des Besuchs vS. AI. des Königs der Belgier, I. M. der Königin und I. K. II. der Prinzessin Clementine von Belgien zuteil. Gleich dem Herrn Ed. Pynaert van Geert-Gent, dessen Gärtnerei S. 398 beschrieben, und dem Plerrn Vuylsteke in Loochristi bei Gent, ist Herr Vincke - Dujardin auch in Deutschland gar wohl bekannt, namentlich seit der grossen Ausstellung zu Berlin 1S90, wo er, wie Herr Vuylsteke, grosse herrliche Sammlungen von Orchideen vorführte. Man würde aber sehr irren, wenn man glauben wollte, dass Orchideen das einzige Produkt dieser beiden Männer seien. Herr Vuylsteke zieht noch Palmen, Azaleen etc., und Herr Vincke kultiviert, wie wir schon 1888 bei Beschreibung der damaligen grossen Genter Ausstellung (Gartenflora 1888 S. 308) berichtet haben, auch ganz bedeutende Mengen Lorbeeren und geradezu ungeheure Massen jüngerer Palmen. Wir haben damals durch einfache Striche eins der aus 5 Häusern kombinierten Palmenhäuser wiederzugeben gesucht, heute, nachdem wir im April 1803 das lierrliche Etablissement zum zweiten Alale besichtigt haben, und zwar in Ge- sellschaft des Herrn Garten-Inspektor Reimers aus Ottensen bei Altena, können wir ausführlicher dasselbe besprechen und durch bessere Zeichnungen erläutern. Die Zeichnungen entnehmen wir der bei Gelegenheit der Genter Ausstellung 1893 erschienenen und uns von Ilerrn Vincke zur Verfügung gestellten Schrift unseres verehrten Freundes, des Herrn Charles de Bosschere'), der s. Z. *) L"etablissement d'horticulture Gustave Vincke-Dujardin ä Scheepsdaele-Bruges. Description '•■ 72 1 M «« 2 ■■ ei o 0 L... ...0... d'^-S:s\ -m d d L : : q E7d Abb. io5. Plan der Gärtnerei von Gustave Vincke-Dnjnrdin in ScJieejhsdaelc bei Brügge, Belgien. A bis D I. bis 4. Teil des Etablissements, E Teil an der Chaussee, F Wohnung des Obergärtners» 6 Wohnhaus des Herrn Vincke-Dujardin, H Ziergarten, I grosse Orangerie, J Reihe von 7 Orangerieen, L Park der Lorbeeren, M Packschuppen für Blumen, N desgl. für Pflanzen,, 0 Schutzraum für Araucaria excelsa, P Kohlenlager. I bis V fünf Alleecn mit Lorbeeren. I. Allgemeines. Das Terrain umfasst 4 Hauptteile, Abb. 105 A— D, welche durch breite Wege, an deren Seiten Lorbeeren in Kübeln stehen, getrennt Ayex-den. Es ist ein grossartiger Anblick, wenn man auf der Chaussee nach Blankenberghe (bei E) vorfahrt und diese langen Lorbeer-Alleen schaut. Teil A Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. 5oi enthält 6 Häuser für Palmen, No. 43—48, einen Sommerplatz für Araucarien (O), einen grossen Schuppen (J) für die Lorbeeren im Winter, 60 m lang und 5,50 m breit, ii Orchideenhäuser, No. 05— 75, und grosse Plätze (L) für Lorbeer- bäume im Sommer. — Teil B enthält die Wohnung des Obergärtners (F), lO Orchideenhäuser, No. 49 — 04, und wieder Raum für Lorbeeren. — Teil C weist auf: ein grosses Haus für Palmen, No. 15, das Wohnhaus des Herrn Vincke-Dujardin (G) mit einem kleinen Ziergarten davor (H), 17 Häuser für Palmen, No. 16—42; L sind Plätze für Lorbeeren, M Packschuppen für Blumen, N desgleichen für Pflanzen, Haus für die Dampfmaschine zum Wasserpumpen, die Heizkessel (M); endlich der Teil Dein altes verlassenes Gewächshaus (N. 1), das erste auf der ganzen Anlage, 13 Häuser für Cycas und Palmen, 7 Schuppen mit zusammen 45 >< 25 m Oberfläche für Lorbeeren und entsprechende freie Plätze (L) für letztere. Der Teil E, welchen die Chaussee nach Blankenberghe begrenzt, ist mit hochstämmigen Dracaena lineata, Phormium tenax und Chamaerops Fortunei geschmückt. II. Die Lorbeeren. Die Zahl der Lorbeerbäume beträgt ca. 10000, dar- unter viele grosse Exemplare mit herrlichen kugeligen bezw, pyramidenförmigen Kronen, die musterhaft geschnitten werden. In den drei Alleen stehen die stärksten, in jeder ca. 140— 150 Stück, mit einer Höhe (ohne Kübel) von 2— 2,40m und einer Krone von 2,20— 2,50 m Durchmesser, der Stamm selbst 1,25 — 1,60 m hoch und 40—60 cm im Umfang. Hundertjährige Exemplare sind nicht selten, vor allem pflegt Herr Vincke das jetzt 125 Jahre alte Exemplar, welches sein Grossvater erzogen. Infolge der grossen Überproduktion an Lorbeeren, die sich namentlich auch in Brügge, dem alten Sitz der Lorbeerlaütur, geltend macht, haben die Züchter sich seit längerer Zeit genötigt gesehen, auch andere Pflanzen, nament- lich Palmen und Araucarien, in Kultur zu nehmen. Um die 10000 Lorbeerbäume zu begiessen, sind 60 Wasserbehälter im Garten verteilt, die unter sich in Verbindung stehen und ihr Wasser von einem über dem Packschuppen befindlichen Reservoir erhalten. Die meisten der Wasserbehälter (53) sind aus Beton und von Picha freres-Gent hergestellt. III. Araucaria excelsa und Odontoglossum grande im Freien. Hinter der grossen Lorbeerhalle i.st ein Platz (O) von 27 X i7 m mit Latten von den Seiten und oben überdeckt, in welchem die Araucaria excelsa gegen zu starke Sonne geschützt sind. Ein Teil des Raumes wird aber auch zur Aufnahme von Odontoglossum grande benutzt, dieser aus den kühlen schattigen Berg- gegenden Guateirialas stammenden, wegen der gelb und braunen Blüte jetzt so beliebten Orchidee, und wir linden hier im grossen, was Herr Gartenbaudirektor Brandt-Charlottenburg im kleinen, aber mit mehr Arten ausgeführt hat: die Kultur der tropischen Orchideen während des Sommers im Freien. Die Blütezeit der Od. grande ist dadurch bis in den Dezember verlängert worden! Auch im Winter hält Herr Vincke sie bei nur 8 — lo^ C. IV. Die Gewächshäuser Im ganzen sind 75 Häuser vorhanden, davon 42 für Palmen und einige andere Pflanzen und 27 für Orchideen; zusammen nehmen diese 75 Häuser eine Grundfläche von 8369 qm ein und haben über loooo qm, das heisst über 1 Hektar! verglaste Oberfläche. Das älteste Haus No. 1, 33 X 2,80 m, stand, wie erwähnt, in Abteilung D, 6o2 Die Gärtnerei von Gustave Vinclve-Dujardin etc. und ist schon Tom Vater des gegenwärtigen Besitzers benutzt worden. Es ist jetzt abgebrochen und dafür sind 3 neue Häuser von 15X3 m errichtet, weshalb die Zahl der Häuser von 75 auf 78 gestiegen ist. 1. Palmenhäuser. Hinter No. 1 liegen 4 Häuser, No. 2—5 neben einander, zusammen 23 X 2ö,6o m. In No. 2 sind 2 seitliche Beete mit Cycas revoluta gefüllt, kein Mittelbeet (mittlere Temperatur loO C). No. 3—5 haben jedes ein K^ IH 1^^^P4 >^-M^^ Abb. 106. Gnindriss und Aufriss der Palmenhätisev No. /O — 14 bei Herrn Gustave Vincke-Dujardin in Scheepsdaele bei Brügge, Belgien. Massstab i : 400. Abb. 107. Gnindriss und Aitfriss der grossen Orchideenhäiiser No. >(j — j^ bei Herrn Gustave Vincke-Dujardin in Sciieepsdaele bei Brügge , Belgien. Massstab i : 400. Mittelbeet und 2 schmale Seitenbeete, alle mit Lohe gefüllt, Temperatur auch \cfl C. No. 3 enthält ca. 150 Latania borbonica von 1,50—2 m Höhe und 400 Phoenix tenuis von 50—75 cm Höhe, in No. 4 finden sich 550 Phoenix tenuis, reclinata und senegalensis, in No. 5 150 grosse Latania borbonica von 1,50—2 m, 200 Ideme Areca sapida, 200 kleine Phoenix tenuis. Hinter diesen 4 folgen nochmals 4 Palmenhäuser, No. 6 mit 400 Latania Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. 603 borbonica, Xo. 7 mit 150 Chamaerops cxcelsa und 400 Phoenix tenuis, No. S 150 P. reclinata von 1,50 — 2 m und 400 P. tenuis von 50 — 75 cm, Xo. 9 mit 150 Cliamaerops excelsa, 1,50—2 m. und 200 Aspidistra elatior (Plectogyne). Die grösste Merkwürdigkeit des Vi ncke' sehen Etablissements sind, wie schon 1888S.308 erwähnt, die zusammenhängenden Gewächshäuser, wie sie Xo. 10— j 4, 77—81 und vor allem No. 23—42, sowie 49—58 zeigen, von denen mehrere erst in den letzten Jahren erbaut sind. Solche zusammenhängende Häuser sind natürlich nur da von Xutzen, wo es sich um die Kultur einer Gattung oder noch besser einer Art von Ptlanzen handelt. Betrachten wir zunächst X^o. 10 — 14, die uns in Fig. loö im Durchschnitt und im Grundriss noch näher erläutert werden. Die ö Häuser sind jedes 31,30 m lang und zusammen 25 m breit, jedes einzelne also 0,20 m breit.. Durch jedes Haus geht ein Mittelweg von 85 cm Breite, zu dessen beiden Seiten, 85 cm vom Boden, ein Tisch (Tablette) von 2,20 m Breite läuft. Jedes Haus hat ein Satteldach von 3,85 m Höhe und be- trägt die Entfernung der Tablette vom Glase im Minimum 1,50, im Maximum 2,05 m. Das Dach ruht auf 2,10 m hohen Stützen. Der ganze Bau ist aus Holz, nur die Träger der Tische sind aus Eisen und die Tische aus Schieferplatten (carreaux), die auf T-Eisen ruhen. Das Dach ruht auf den Dachrinnen, die von 2 zu 2 m durch eiserne Säulen gehalten werden, wie Fig. 106 zeigt, wo auch das quer durch alle Häuser laufende Wasserreservoir angedeutet ist. Diese grosse »Glashalle«, wie man wohl sagen könnte (Xo. 10 — 14), enthält ca. 2000 Kentia, Areca und Rhapis von 1 — 2 m Höhe. Teil C. Hinter dem Wohnhause des HerrnVincke liegen wieder 27 Palm en- h aus er, Xo. 16—42, die 2892 qm bedecken. Die ersten 7 stehen miteinander in Verbindung und ebenso die folgenden 20. Letztere 20 gewähren ein gross- artiges Bild und nehmen 63 m in der Länge und 35 m in der Breite ein. In den ersten Eläusern, 16—27, werden 1400 Kentia Belmoriana und Forsteriana meist auf Mitteltischen bei 12 — 15O C. gezogen. Die grosse >'Zickzack-Glashalle«, so möchten wir sie nennen, weil das Dach im Zickzack verläuft, X. 23 — 42, wird nur auf 8— loOC. gehalten. In jedem ist ein Mittelbeet aus Lohe, in welche 6000 Palmen in Töpfen eingefüttert werden. Es sind Kentia, Areca, Corypha, Rhapis und Phoenix-Arten, alle von besonderer Kultur. Endlich finden sich noch Palmen in Xo. 43 —46, Abteilung A. IL O r c h i d e n h ä u s e r. Die 27 Orchideenhäuser liegen in 2 Reihen rechts und links vom 8 m breiten Wege, der die Abteilungen A und B trennt. Die einzelnen Häuser jeder Seite stehen wiederum mit einander in Verbindung und nehmen zusammen 75 m in der Ouerrichtung ein, während jedes Haus 18 m lang ist. Herr Vincke will vielleicht den 8 m breiten Weg auch noch überdachen, um blühende Orchideen dort aufzustellen. Die Orchideenhäuser sind übrigens nicht alle gleich breit. 1. Die grossen Orchideenhäuser (Abb. 107.) Die 17 grossen Orchideenhäuser stehen, wie gesagt, unter einander in Ver- bindung. Sie haben jedes eine Breite von 6,5 m, die Länge ist bei einigen 18, bei anderen 18,5 m. Die beiden Seitenmauern, sowie die Tragpfeiler für die Dachrinnen sind 6o4 Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. :ö] Ml 1 m, der First 3,30 m hoch. Hier ist kein Mittelweg, sondern ein 2,40 m breiter Mitteltisch mit Terrassen, umgelDen von einem Wege, an dessen Seiten 1,20 m breite Tische sich befinden. Die imterste vStufe des Mitteltisches ist 1,3, die oberste 1 m, die Seitentische vorn 75, hinten 30 cm vom Glase entfernt. Der Mitteltisch ist an den Enden abgerundet und wird dort, wie in den meisten Gärtnereien geschieht, mit schönen blühenden Pflanzen besetzt. Die Heizung erfolgt bei den kleinen Häusern durch zwei 0,095 m starke Röhren unter jedem Tisch (im ganzen 720 m), in den grossen sind ebenfalls 2 unter dem Seiten-, aber ö unter dem Mitteltisch (im ganzen 3100 m). Dass überall die peinlichste Sauberkeit herrscht, muss noch ganz besonders hervor- gehoben werden. 2. Die kleinen Orchideenhäuser (Abb. 108.) Es sind deren 10 (rechts) vorhanden, nur 3 m breit, die untereinander in Verbindung stehen. Die Rinne zwischen je 2 Satteldächern ist V2 ™ breit und dient als Weg beim Beschatten etc. — Jedes Haus hat in der Mitte einen Weg von 70 cm Breite, der nicht vertieft ist, sondern in gleicher Elöhe mit dem Aussenterrain, damit er nicht so nass werde bei Regen, zumal das Terrain niedrig und feucht ist. Jederseits ist 70 cm über dem Boden ein Tisch (Tablette) von 1,15 m Breite, der vorn 1 m, hinten 1/2 ^'^ vom Satteldach entfernt ist. Die Häuser sind aus Holz und nur 2 m im First hoch, damit Wärme und Feuchtigkeit erhalten bleiben. Die Sattel- dächer ruhen auf 1,20 m hohen Pfosten; da sie, wie gesagt, im First 2 m hoch sind, so folgt daraus, dass die Neigung nur eine geringe, 0,53 m auf den laufenden Meter ist. Das Glas ist meistens Doppelglas, Doppelscheiben werden, wie meist in Belgien, nicht angewendet. Die Beschattung erfolgt durch Rolljalousien, die wir in Deutschland noch viel zu wenig anwenden. Es ist das imserer Meinung nach eine verkehrte ^Sparsamkeit. Zur Ventilation dienen kleine rechteckige Thüren, 50 X 35 cm, deren zwei zu jeder Seite des Einganges eines Hauses sind, und ausserdem Klappfenster am First. Das so wertvolle Regenvvasser wird in Cementbassins, welche rechtwinklig zur der Achse der Häuser verlaufen, aufgefangen, Abb. 108. Die Heizröhren werden mit Tabaks- blättern bedeckt, um das Ungeziefer fern zu halten. Die Hauptpflanzen in diesen Häusern sind die Odonto- giossum crispum (Alexandrae), die bekanntlich kühle Luft brauchen, da sie auch im Vaterlande, den Wäldern von Santa Fe de Bogota in Columbien, 2250 — 2700 m über dem Meere, an viel und reine Luft gewöhnt sind. 3. Die Heizung. Alle Häuser werden durch Wasserheizung erwärmt; eine Zentralheizung ist nicht vorhanden, wahrscheinlich, weil die Häuser nach und nach gebaut sind und weil man so auch unabhängiger von plötzlichen Störungen in der Zentral- Abb. 108. Gruiidriss und Aitfriss der kleinen Orcliideeen- häiiser No. 4y — s*^ bei Herrn GustaveVincke- Dujardin in Scheepsdaele bei Bi'ügge, Belgien. Massstab i :400. Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. 605 heizung ist. Haus Xo. 1 hatte seine besondere Heizung. Der Kessel a (siehe den Gesamtplan) heizt die Häuser 2- — 5, Kessel b No. 6 — 9. Haus Xo. 15 hat einen besonderen Kessel, Xo. 43 — 46 werden durch m geheizt, 47 — 48 durch n. Im Keller des Magazins M sind 6 Kessel und 1 Kessel für die Wasserpumpe. Die 4 Kessel d e f g heizen die Häuser 23 — 42, d. h. 2205 qm mit 3500 m Röhren. Der fünfte Kessel h heizt Xo. lö — 22, die 550 (|m mit 105Ö m Röhren haben, der sechste, i, Xo. 4O — 59, d. h. 1350 qm mit 720 m Röhren. Abb. 109. Schematische Darstellung des neuen Heizkessels bei Herrn Gustave Vincke-Dujardin in Scheepsdaele bei Brügge, Belgien. Massstab i : 3o. Von den grossen Orchideenhäusern werden Xo. 60 — 61 durch 1, 62 — 64 durch k geheizt. Kessel o versorgt Xo. 05— 66, p 67 — 69, q 70—72, r 73 — 75. Der Kessel j, links bei Xo. 42, dient als Hilfskessel und kann die Wirkung von d e f g verstärken. — Im ganzen sind 20 Heizkessel und 9000 m Röhren vorhanden, durch den Umbau des Hauses No. 1 sind es aber ca. 10 000 m ge- worden, also 2 km. Verbraucht werden ca. 60 — 70 tons Steinkohlen. Der Dampfschornstein ist 23 m hoch. Die Wasserpumpe hebt das Wasser auf das Dach des Pack- schuppens in ein Reservoir, von wo es, nachdem es abgestanden, nach allen Teilen der Anlage fliesst. Der Heizkessel für die neuesten Häuser 10 — 14 (Abb. 109) ist 2,5 m lang, 1 m breit, 0,80 m hoch. Die Feuergase strömen, nachdem sie unter dem Kessel Aveggegangen, durch 13 Röhren zurück, von denen 7 unten, 6 oben liegen und der Rauch zieht dann in den Schornstein. Der Kessel ist ausserordentlich wirksam und heizt 7S0 qm durch über 1800 m Röhren. Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königs- berg, Ostpr. [Fortsetzung. Das Gemüse, in einer kleinen Seitenhalle aufgestellt, hatte nur durchweg gute Einsendungen zu verzeichnen. Emil und r)tto Jaques aus Königsberg brachten hervorragend schönen Blumenkohl, darunter besonders die Sorte Algier, Weisskohl und Wirsing, Rotkohl und alle Arten Blätterkohl, das Wurzel- gemüse, die Gurken, alles verdiente das Prädikat vorzüglich. Auch ein ost- QqQ Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. preussischer Gutsbesitzer, B ehren d-Arnau, hatte gutes Gemüse, darunter ein Sortiment Melonen und Kartoffeln ausgestellt. Melonen kamen ausserdem noch von Carl Rowe-Waldburg und Aug. Bitterhof-Bcrlin. Ein sehr reiches und schönes Sortiment Kartoffeln sandte F. H. Mayke aus Konitz ein, während H. G. Trenckmann Nachf., Inhaber Gustav Fricke-Weissenfels, ein Sortiment Gurken, Land- und Treibsorten, und ein vSortiment Futterrunkelrüben ausser Konkurrenz ausstellte. Das an einer anderen Stelle als Anbau an den Saal aufgeführte Zelt barg ausser den Erzeugnissen des ostpreussischen Obstbaues noch die ab- geschnittenen Blumen. Von letzteren waren Rosen von Görms-Potsdam und Walter und Lehmann -Steinfurt zu nennen, Gladiolen und Xelken von Thalacker-Leipzig, Georginen von Schwiglewski-Carow bei Berlin und Albert Brandt-Elbing, sowie die eine Sorte Kaiserin Auguste Victoria von van der Smissen -Steglitz, ein Sortiment abgeschnittener buntblättriger Zier- gehölze von 200 Sorten von Georg Schnibbe-Kl. Schellmühl und ein Sortiment Staudenblumen von Xonne & Hoepker-Ahrensburg in Holstein. Blumen- zwiebeln von Anton v. Velsen-Haarlem und August Bitterhof-Berlin, auch an- getriebene Maiblumen von Rud. Grobba-Gartz a. d. Oder fanden wir. Die weiterhin im vorher erwähnten Palmensaal ausgestellten Maiblumen von A. Rathke & Sohn-Praust waren kräftig entwickelt und vollblühend, einen lieblichen Anblick unter den grünen Blattpflanzen gewährend. Das ostpreussische Obst, von jeher bekannt als eines des besten — siegte es doch 1891 in Stuttgart über alles andere — war zwar auch hier in guten Ein- sendungen vertreten, aber verhältnismässig vit-l zu gering. Daran trägt zunächst die schlechte Ernte dieses Jahres schuld und auch die etwas frühe Jahreszeit; Winterobst und einige spät reifende Pflaumensorten mussten doch noch an den Bäumen hängen, wenigstens konnten sie in den ersten Tagen des September noch nicht reif zur Schau vorgelegt werden. Birnen waren auch dort wie in Westpreussen besser fortgekommen, Äpfel giebt es in Westpreussen mit wenigen Ausnahmen fast gar keine, wie dies auch die sonst so leistungs- fähige Firma A. Rathke & Sohn-Praust auf diesem Gebiet durch ihr Fehlen bewies. Ein sehr hübsches Sortiment gut ausgebildeter Früchte, auch schöne Pflaumen, brachte der Obergärtner Herr Sommermeyer aus Dönhofstädt, der Besitzung des Grafen v. Stolberg-Wernigerode, des Oberpräsidenten der Provinz Ostpreussen, unter dessen Protektorat die Ausstellung stand. Ausser diesem kamen noch Sortimente aus der Baumschule des Herrn Vogel-Lyck, der auch zu der Aufgabe »die 10 besten Äpfel- und 10 Birnensorten für ostpreussische geschützte Lagen« ausgestellt hatte. Behrend - Arnau. L. Müller-Elbing und Frau Emmy Müller-Heinrichsw^aldau sowie noch mehrere andere Privat- besitzer aus Ostpreussen waren ausser Jungclaussen-Frankfurt a. d. Oder mit mehr oder weniger Einsendungen vertreten. Die Gärtnerlehranstalt zu Tapiau stellte ausser Konkurrenz gleichfalls gutes Obst und Obstprodukte wie getrocknetes Obst aus und hatte auch die verschiedenartigen Verpackungsarten für frisches Obst sehr anschaulich und lehrreich vorgeführt. Weintrauben waren wenig vorhanden, unter diesen wenigen aber zwei ungeheuer grosse Schautrauben von Barbarossa, welche viel bewundert und angestaunt wurden. Sie entstammten der Zucht des ELerrn Obergärtner Krebs aus Friedrichsstein. Eine Versammlung der Pomologen fand in jenen Tagen in Königsberg in Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. 607 den oberen Räumen des Ausstellungslokals statt und soll dieselbe sehr gut besucht gewesen sein im Gegensatz zu der von der ostpreussischen Gruppe des Handelsgärtncrverbandes in eben jenen Tagen dortselljst anberaumten Ver- sammlung, zu welcher sich — drei Herren eingefunden hatten. Die Ausstellung hatte die hohe Ehre des Besuches Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin zu verzeichnen, welche sich sehr anerkennend geäussert haben soll. Die Bindereien. Wollen wir zum Schlüsse nun noch der Blumenbinderei gedenken, so müssen wir bekennen, dass Königsberg darin auf einer nicht erwarteten Höhe der Leistungsfähigkeit steht. Allen voran die Firma A. Waschke, die wahrhaft geniale Arbeiten auf allen Gebieten vorführte. Da war ein überaus schöner Korb mit Orchideen gefüllt, nur in den Farben zartlila und weiss gehalten, der Korb selbst mit zartlila Sammet bekleidet, die Füllung Cattleya Gaskelliana und Odontoglossum Alexandrae, der Strauss auf dem hohen Bügel mit lila ^loireebandschleife gehalten. Am Fusse des sehr grossen hohen Korbes ein kleineres Sträusschen von demselben Material. Eine Staffelei von bronziertem Holz, auf welcher eine Art Tasche aus einem scheinbar nach zwei Seiten umgeschlagenen Viereck gebildet worden, gefiel uns gleichfalls aus- nehmend. Auf dem inneren, von schwarzen Stiefmütterchen gebildeten Fond ruhte ein feuerroter Strauss von Anthurium Scherzerianum und anderen roten Blumen, die beiden imigeschlagenen Ecken, zwei Dreiecke, waren mit grauem Moos gefüllt. Ein Glücksrad, dessen Form eine dichte Füllung von ganz dunklen Scabiosen bezeichnete, trug oben einen Strauss von Xielrosen, Crotonblättern und Odontoglossum Alexandrae, unten Gardenien und Tuberosen, davor an schmalen, weissen Atlasband-Leinen 5 weisse Tauben gespannt. Ebensoviel Bewunderung erregte der Korb mit Dach, wie ein LIaus aussehend, ganz mit Orchideen gefüllt, vom Dach herabhängend weisse Lapageria alba, wie Glocken aussehend. Es sind die beiden erwähnten Formen, ebenso wie die weiterhin bei einigen anderen Ausstellern vertretenen Schiffe Schaustücke, über deren eigentliche Berechtigung der Herstellung der Grundformen aus Blumen man verschieden denken mag, die aber verlangt werden und immer noch eher unseren Beifall finden, als die gleichfalls an anderer Stelle befindlichen Sonnen- schirme aus Blumen, über deren Zweck sich eben nichts denken lässt, und dass so ein aufgespannter Schirm auf einem Geburtstagstisch oder dergleichen eine anmutige Dekoration bilde, wie z. B. ein Fächer, lässt sich gerade nicht behaupten. Anhänger der Theorie von der »reinen Vernunft« sind es jedenfalls nicht, die dergleichen bewundern, und dass es trotz »Kant« in Königsberg noch eine ganze Masse gedankenloser Zuschauer giebt, konnten wir auch in jenen Tagen genug beobachten. Eine grosse Spiegelstaffelei von Waschke war ein ebenso effektvolles Schaustück, von zartester Farbenwirkung als leichtester Anordnung. Der Rahmen, mit ganz blassgrünem Sammet bekleidet, zeigte an der linken Seite eine Garnitur von Nielrosen, Crotonblättern und Asparagus tenuissimus, an der rechten Seite unten einen Strauss von Lilium auratum und Eucharis amazonica und mitten auf der Spiegelfläche einen leichten Strauss von Odontoglossum Alexandrae mit lang herabfallenden Bändern in hellgrün garniert. Diese (5o8 Die Obstausstellung in Halle a. S. vom ii. bis 14. Oktober 1894. Dekoration der eigentlichen Spiegelfläche können wir nur gelten lassen, wo das Ganze den Charakter als Bild tragen soll, bei einem Spiegel selber würden wir nur eine Rahmengarnitur, die nicht das vSpiegelbild behindernd wirkt, das der Spiegel zurückwerfen soll, gestatten mögen. Waschke bindet nicht nur mit feinstem Farbensinn und nicht nur mit kostbarstem edelsten Material, sondern auch ausserordentlich leicht und genial mit einfachem Werkstoff; das bewies uns des weiteren jener Kranz aus grossen, dunklen Begonienblättern mit Farnen und Dracaenen, die wir schon oft zu gleichem Zweck verwendet sahen, aber noch selten in solcher eleganten Bindeweise, die diesen Kranz so vornehm erscheinen liess, dass derselbe durch seine edle Einfachheit so viele andere prunkvollere Kränze im Saal übertraf. Ein deutscher Strauss, zwanglos und leicht geordnet, bestand aus Mai- glöckchen, Veilchen und Cypripedium insigne. Ganz besonders ausgezeichnet aber durch Feinheit und leichteste Bindeweise war der Myrtenkranz, der nur wenig Blüten enthielt, aber über und über übersät von Knospen, fast nur aus knospenbesetzten Zweigen gebunden. Das Gewicht desselben war ein Minimum, ein nicht zu unterschätzender Vorzug für die Trägerin. Den zweitbesten Myrtenkranz sahen wir bei C. Rossbiegal junior aus Königsberg. Dieser Aussteller brachte aber wiederum einen Brautstrauss, der sich durch Zierlichkeit besonders auszeichnete. Es wird in diesem Fall eben noch oft durch übergrosse Form gesündigt, solche Kolossalsträusse ermüden ja die Hand der Trägerin. Dieser Brautstrauss in schräger Form bestand nur aus halberschlossenen Rosen und Knospen, wozu Niphetos mit ihrem leicht gelblichen Schein, Maiglöckchen und blühende Myrte verwendet worden. Die Manschette, nur mit Blondentüll bekleidet, statt der Spitze eine Tüllrüsche, leichte vSchleierenden und schmales Band vollendeten das Ganze. Die Obstausstellung in Halle a. S. vom II. bis 14. Oktober 1894. (Schluss.) Stadtgärtner Krütgen-IIalle besprach Abteilung VIII, das zum Bestimmen eingeschickte namenlose Obst. Von manchen Sorten waren zu wenig Exemplare eingeschickt, oft fehlten auch nähere Angaben über Gedeihen, Form des Baumes, Boden, Lage etc. Das Bestimmen müsse künftig in einem vom Publikum abgeschlossenen Raum erfolgen und das Obst längere Zeit liegen bleiben, damit man es in voller Ausbildung sehen könne; auch Zweige des Baumes seien oft notwendig. Er emj)fiehlt eine feste Kommission zum Bestimmen. Hauptmann a. D. Kurt Crarcke auf Wittgendorf regte an, in den nächsten Jahren im Januar und Februar eine Ausstellung von Winteräpfeln, die viel wichtiger sind als Herbstäpfel, zu veranstalten und zwar in Packkisten in den Schaufenstern der Obst- und Delikatessenhändler, damit das Publikum sehe, dass manche in Deutschland gezogenen Äpfel völlig mit den Tirolern in Wettbewerb treten können; Parkers Pepping ersetzt z. B. den Tiroler Leder- aptel, der Londoner Pepping den rotbackigen gelben Tiroler. Gehen wir nun auf die Ausstellung selbst ein, so ist Abteilung la, das vcrbreitetste Obst in der Provinz Sachsen, schon durch die obigen Bemerkungen Die Obstausstellung in Halle a. S. vom ii. bis 14. Oktober 1894. ^'OQ des Oberbürgermeisters Brecht erledigt; wir wollen nur noch hinzufügen, dass von der Obstbausektion des landwirtschaftlichen Vereins in der Schmücke im Thüringer Walde, also in rauher Lage, sogar weisser Winter-Kalvill aus- gestellt war. Die Chausseeverwaltungcn (Landes-Bauinspektionen) hatten z. T. recht gutes Obst ausgestellt. Von einzelnen Ausstellern ist besonders hervor- zuheben die Provinzial-Irrenanstalt Alt-Scherbitz (Obergärtner Wichmann, früher am Congo thätig), welche die preussische grosse silberne Staatsmedaille errang; die Äpfel Cox Pomona, Landsberger Reinette, Werderscher Wachs- apfel etc., die Birnen General Tottieben, neue Crassanne, Esperen und besonders die Herzogin von Angoulcme, sowie die holzfarbige B. B. waren vorzüglich. Auch die Ackerbauschule Badersleben sowie die Provinzial-Irrenanstalt Niet- leben brachten gute Sortimente, letztere ein kleineres. Weiter nennen wir; W. Hummel in Gentz mit sehr grossen Birnen: »Kronprinz Ferdinand von Oesterreich«, die Obstzüchterei der Herrschaft Seeburg und Wormsleben (sehr schöne Grumbkower Birnen und Winter -Virgouleuse. letztere eine der vor- züglichsten Winterbirnen), Otto ßergemann, Planena. dessen Sonderfach feines Tafelobst, Erdbeeren und getriebenes Gemüse bilden, mit sehr schönen Birnen : Aremberg, Six, Williams Victoria, sehr gross, Graf Moltke, sehr lang, und Äpfeln: ßedfordshire Findling, »schwerer Gravensteiner«, Ribston Pepping etc. R. Demelius-Sangerhausen führte Photographieen von Bäumen mit Erstlings- früchten vor aus einer 1887 vom Pomologen Reinhold Gaertncr-Halle an- gelegten und nach seiner Methode geschnittenen 11 Morgen grossen Anlage mit Selbstbewässerung. Selbstverständlich fehlten auch die Früchte dazu nicht. Rechtsanwalt Mohr, der bekannte Pomologe, brachte Tafelobst aus Rudolstadt, Ed. Poenicke-Delitzsch u. a. schöne Birnen: Dr. Lucas. Dr. Albert Münche- hof verschönerte die hübsche Ausstellung" des Obstbauvereins des Unterharzes durch Photographieen seiner Bäume — doch es Avürde zu weit führen, mehr Namen zu nennen. Von Dörrobst war last nur im Flausbetrieb erzeugtes ausgestellt, darunter auch von der Landwaisenanstalt Langendorf, der Ackerbauschule Badersleben (u. a. Obstpasten), dem Landrat Freiherr von Muff ling auf Ringhofen, dem Obst- bauverein Prettin etc. Mit Obstweinen war u.a. die bedeutende Firma Wesche in Quedlinburg erschienen. — Sehr interessant waren die unter Glastafeln aus- gestellten schädlichen Pilze von Rud. Thiele, cand. rer. nat. in Halle, der auch Birnen, mit dem Eischimmel Monilia fructigena geimpft, vorführte, ferner die Insekten von der Landesbaumschule in Gotha und zahlreiche Tafeln mit Dar- stellung" der Veredelungsmethoden von Adalbert Marcs, Herrschaftsgärtner in Neu-Bydzow, Böhmen; auch die Obstnachbildungen von \'ictor Dürrfeld Nachfolger in Niedervogelgesang", sächsische Schweiz, fehlten nicht. — Von Geräten sei besonders der Wegner'sche Patentsauger erwähnt (abgeb. Gartenflora Heft 19. S. 516), der eine preussische silberne Staatsmedaille er- rang", die Mayfarthschen Pressen, die Rydersche Dörre etc. — Als praktische Obst - Versandkörbe nennen wir die von Wilhelm Götze-Naum- burg, die aus Holzstoff gefertigt sind. (Vergl. Gartenfl. Heft 8 S. 202). L. Wittmack. 6io Neue und empfehlenswerte Pflanzen. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Dendrobium y[ Ainsworlhii. (D. nobile elegans ■; aureum). Nach Herrn Cypher"s Ausspruch, des Züchters dieser Hybride und einer Autorität für Dendrobien, ist dieselbe unter den vielen, mehr oder weniger verschiedenen Varietäten der aureo- nobileAbteilung die beste, die charakte- ristischste und die am reichsten ge- färbte. Gard. Chron. 1894, I, 330. Miltonia < Bleuana nobilior. (M. vexillaria " AI. Roezlii). Man kann sich kaum etAvas schöneres vorstellen als dieses neue Kreuzungs- Produkt. Die sehr grossen Blumen sind weiss, die inneren Hälften der Fetalen von einem zarten Rosarot. Die Lippe ist am Grunde Chromgelb mit einem zimmetfarbigen Streifen. Gard. Chron. 1894, I, 366. Odentoglossum crispum var. apiatum. Die sehr grossen Blumen dieser A'^arictät, welche man in England als die »gold-Medal Orchid« bezeichnet, sind weiss, mit reich chokoladefarbigen Flecken ausgestattet. Gard. Chron. 1894, I, 375, Fig. 47. Crinum Roozenianum. Diese neue Art von Jamaica blühte kürzlich bei den Herren A. Roozen &Son, Haarlem. Die weissen Blumen stehen in einer grossen Doldentraube; die etwas gekrümmten Röhren sind purpur-karmoisinrot gefärbt und auf den Rückseiten der Segmente kommt eine kann oisinrote Färbung zur Geltung. C. purpurascens ist wohl die nächst- verwandte Art. (Sieh. S. 47 Abb. 9.) Card. Chron. 1894, I, 199, Fig. 20. Nymphaea Leydekeri rosea. Herrn Latour -Marliac verdankt man , wie s. Z. bereits hervorgehoben wurde, die erfolgreiche Kreuzung solcher Wasserlilien-Arten und Varietäten, die sich im Freien ziehen lassen, und mit Bestimmtheit darf man auf diesem Ge- biete noch weit grösseren Erfolgen entgegensehen. Die obenbenannte neue Hybride zeichnet sich zunächst durch die prächtige, lebhaft rosarote Färbung aus, dann sind ihre Blumenblätter zu- gespitzt, wodurch die Blumen ein stern- artiges Aussehen erhalten. The Garden 1894, I, 154. T. 950. Clemalis orientalis. (C. graveolens Lindl.) Unter den Clematis kann man für Gartenzwecke zwei Klassen unter- scheiden, die erste schliesst die gross- blumigen Varietäten ein, welche durch Zuchtwahl oder durch Kreuzungen von C. patens, C. lanuginosa und C. hake- nensis entstanden und mehr oder minder empfindlich sind. Diejenigen der zweiten Klasse zeichnen sich trotz ihrer viel kleineren Blumen durch be- sondere Reize aus, die sie auch in der Kultur behalten haben. Zu ihnen ge- hört die obenbenannte Art, welche schon vor über 100 Jahren vom Hima- laya eingeführt wurde. Die glänzend gelben Blumen halten iV2~"2 Zoll im Durchmesser und sind fast geruchlos; sie stehen einzeln auf ziemlich langen Stielen, bilden aber in den Blattwinkeln, seltener an den Spitzen der Triebe, ganze Büschel. The Garden 1894, I, 241, T. 954. Scoliopus Bigelowi. Eine höchst zierliche Melanthacee von Californien. Die grünlichen herab- gebogenen Kelchblätter sind mit schmalen purpurnen Streifen durch- zogen, während die linealen aufrechten Blumenblättervon purpurner Farbe sind. Gard. Chron. 1894, I, 267, Fig. 28. Kleinere Mitteilungen. 6i I Kleinere Mitteilungen. Samen an Gymnocladus dioicus. Gymnocladus dioicus L. ist. Avic der Name schon sagt, zweihäusig, d.h. die Geschlechter sind nach den Pflanzen getrennt, es müssen also, ^venn eine Befruchtung von statten gehen soll, weibliche und männliche Pflanzen nicht zu weit von einander stehen. Im botanischen Garten zu Karlsruhe findet sich, wie ich im früheren Jahrgang- schön beschrieb, ein 03 cm im Durch- messer starker, ausserordentlicli schön gewachsener stattlicher Baum. Der- selbe ist so hoch und die Blüten so klein, dass ich ihn auch mit dem Opernglas noch nie blühen sah. Ein anderes, ganz kleines Bäumchen steht etwa 500 m davon, durch hohe Häuser getrennt, sonst weit und breit kein Gymnocladus mehr. Trotzdem wurden im Jahre 1892 einige grosse, dicke Hülsen auf den höchsten Spitzen unseres Baumes entdeckt und voriges Jahr war der Baum rundum mit ziemlich vielen Früchten geschmückt. Als die No- vember- und Dezemberwinde den Baum schüttelten, fielen mehrere herab, es waren je 1, 2 oder 3 grosse reife Körner in den Hülsen; als später den Raben die Nahrung ausging, pickten sie die noch hängenden Hülsen an und brachten sie zu Fall. So konnte ich zwei Schalen voll Samen anbauen, welche sehr schön aufgingen, also be- weisen, dass der Samen durch regel- rechte Befruchtung entstanden war. Ist dieser Baum ein Weibchen, woher kam der Blütenstaub? Ist er ein Männchen, dann hat es Zwitterblüten gegeben und Gymnocladus ist nicht ganz dioicus. Karlsruhe. L.Gra ebener. (Zwitterblüten könnten sich auch ge- bildet haben, wenn der Baum ein Weibchen wäre. L. W.) Düngung der Obstbäume. Wie alle anderen Pflanzen bedarf der Obstbaum der drei Hauptnährstoffe : Pliosphorsäure, Kali und Stickstoff in dem ihm zusagenden Verhältnis: den Stickstoff für kräftiges Wachstum, die Phosphorsäure und das Kali für ge- sunde Holz-, Blätter-, reichliche Blüten- imd Fruchtbildung. Es giebt wenig Bodenarten, welche von Natur aus diese drei Nährstoife in richtigem und genügendem A'erhältnis bieten: will man auf sichere Ernten reclmen und die Ertragsfähigkeit be- stehender Obstanlagen steigern, die- selben ferner widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Ungeziefer und schroffen Witterungswechsel machen, so ist es Aufgabe des Obstzüchters, hier helfend mit einzugreifen. Als vorzügliches und erj^robtes Düngemittel bietet sich nun das von der Firma H. & E. Albert in Biebrich a. Rh. hergestellte reine Nährsalz dar, be- stehend aus einer Alischung von je zur Hälfte aus phosphorsaurem und salpeter- saurem Kali; — es kommt unter der Marke PKN in den Handel und enthält durchschnittlich : 19% Phosphorsäure, 33 » Kali und 7 » Stickstoff in leichtlöslichster, tief in den Boden eindringender Form. Die günstigste Zeit zum Düngen ist der Spätherbst (November bis De- zember): je nach Alter und Grösse des Baumes streut man um den Stamm herum, soweit die Äste reichen, 1 bis 3 Pfund der Marke PKN und bringt sie mittels Spaten oder Pflug unter; — oder man man macht um den Stamm herum, ca. Y2 t>is 1 m von demselben entfernt bis zur mittleren Kronen- peripherie eine Anzalil von 20 —25 cm tiefen Kuten oder Gräben, streut den 6l2 Kleinere Mitteilungen. Düngerein und lässt sie zur Aufnahme von Regen oder Schnee längere Zeit offen; — die Salze lösen sich dann bald, dringen bis zu den tieferen Wurzeln, verteilen sich im ganzen Wurzelgebiete und gewährleisten somit die sichere Zuführung der Nährsalze an ihren Bestimmungsort und somit eine sichere Wirkung. Auf reichhaltigen, humosen Böden, wo die Bäume ohnehin schon grossen Holz- und Blätterwuchs zeigen oder auf Gartenböden, die reichlich mit Stallmist gedüngt werden, giebt man statt der stickstoffhaltigen Marke PKN die keinen Stickstoff enthaltende Marke PK (phosphorsaures Kali) in der gleichen Weise und Menge, wie oben an- gegeben; — die beiden ebenfalls in reinster und leichtlöslicher Form darin enthaltenen Nährstoffe, Phosphorsäure und Kali, bewirken reiferes Holz und durch vermehrte Pflanzeneiweissbildung reiches Ansetzen fruchttragender Blüten- knospen und eine sehr vermehrte Fruchtbildung. Bei der grossen Rolle, die also nach dem Gesagten und erfahrungsgemäss die Phosphorsäure bei der Obstzucht spielt, ist es von Vorteil, den Baum schon für seine ersten Lebensjahre mit der genügenden Menge dieses Nähr- stoifes zu versehen und zwar auf die sehr einfache Weise, dass man die Erde der genügend breit und tief aus- gegrabenenSetzlöcher mitetwa loPfund Thomasphosphatmehl vermischt und 1 Jahr später nach dem Anwachsen der Setzlinge die oben angegebenen Dün- gungen vornimmt; etwa 50 gr. genügen pro Stamm; später 100 gr. und mehr. Man erreicht dadurch in der halben Zeitdauer (gegen sonst) kräftige, früh- tragbare Stämme von guter Gesundheit, und man wird seine Mühe mit ver- hältnismässig geringen Kosten durch reichlichen, kein Jahr versagenden Obstsegen belohnt sehen! In Hausgärten lohnt sich die Mit- anlage von verschiedenen Beerenobst- sträuchern, die für eine Düngung von 50 — 100 gr. pro Quadratmeter Land sich sehr dankbar zeigen, und zwar mit Marke PKN als ^'olldünger; wird der Boden regelmässig mit Stall- mist versehen, so gebe man 30 bis So gr. pro Quadratmeter von der Marke PK, Gremüse, Erdbeeren etc., die in den Obstgärten mitgezogen werden, dünge man mit Marke ACr — Alberts Gartendünger — , circa 50 gr. auf den Quadratmeter, wo- mit eine weit grössere Entwickelung, als mit Stalldünger allein, erreicht wird. R. Vorweltiicher Wald bei Gr. Raschen. Am Sonntag, den 4. November, machten imter Leitung des Herrn Landesgeologen Dr. Potonie ca. 45 Männer der Wissenschaft, z. T. mit ihren Damen, einen Ausflug nach Gr. Raschen bei Lübbenau, um in dem als offenen Tagebau betriebenen Braun- kohlenwerk des Herrn Baurat Hoff- mann, des Erfinders der Ringöfen, der die Gesellschaft in gastlichster Weise aufnahm, die wohlerhaltenen Baumstümpfe von grossen Dimensionen bis 4,2 m Durchmesser, zu sehen, welche wohl erhalten vollständig senkrecht in dem dortigen Lager stehen. xUler Wahrscheinlichkeit nachhandelt es sich um riesige Stammreste von Taxodium distichum, der nordamerikanischen Sumpf-Cypresse, und das Ganze wäre darnach aus einem vorweltlichen Cy- pressensumpf hervorgegangen. Aus den Vereinen. 613 Aus den Vereinen. Hamburg-Altonaer Gartenbau-Verein. In der ersten \'ersammlung' dieses Geschäftsjahres, am 1. Oct., hielt Prof. Dctmerausjena einen sehr unterhalten- den Vortrag über das Thema: »Die Er- nährung der Pflanzen«. Seine Aus- führungen erläuterte der Vortragende durch eine Anzahl Photographieen, welche darthun sollten, welcher Ent- wickelung eine Pflanze fähig ist, wenn ihr die zu ihrem AutlDau notwendigen vStoffe in richtigem Verhältnis gereicht werden. Im Vergleich zu den Ausstellungen der Versammlungsabende im ver- flossenen Jahre war die heutige reich beschickt. Dahlien waren in einigen Sortimenten vorhanden. Ansorge- Flottbek zeigte neueste englische Züchtungen von schönem Bau und feinen Farben. Ein Korb mit wohl- ausgebildeten, sogar mit grossen reifen Früchten besetzten Fruchtständen der Erdbeersorte »Laxton's Noble«, sowie eine Schale blühenden Flieders erregten Aufsehen. Bezüglich der Erdbeeren teile ich mit, dass ich in der Gärtnerei des Ausstellers (Denker, Hoheluft) einen Kasten von 25 Fenstern mit voll- tragenden Erdbeerpflanzen sah. Die- selben waren im Frühjahr abgetrieben und trugen nun nochmals. Die Frucht erreicht zwar nicht mehr die normale Grösse, besitzt selbstverständlich auch nicht das Aroma, wie im Frühjahr, bringt dem Züchter aber doch 2 — 3 M. per Pfund und mehr ein. Der aus- gestellte Flieder war schön, scheint aber nicht sonderlich haltbar zu sein. — Die Idee, die Vegetationszeit von Treib- sachen zu verschieben, kommt hier immer mehr zur Ausführung, zumal durch Anlage eines Gefrierhauses hier sich dazu die beste Gelegenheit bietet, und wir werden esbald den Amerikanern gleich thun können, welche das uanze Jahr über blühende Maiblumen etc. verfügen können. Ausserdem erschienen einige Aus- steller mit Marktpflanzen, wieCyclamen, Ophiopogon u. a. m.. in bester Be- schaffenheit. F. B— r. Gartenbau-Verein zu Landsberg a. Warthe. Über die Sitzung vom 18. Oktober wird uns berichtet: Nach Verlesung eines Artikels aus dem Obstmarkt über die im September d. J. stattgehabte Obstausstellung des »Märkischen Obst- bau-Vereins« in Berlin in der Maschinen- halle des Ausstellungsparkes am Lehrter Bahnhof sprach Herr Brahtz erst im allgemeinen über die Ausstellung selbst; er schilderte das dort ausgestellte Obst als so vorzüglich, wie es wohl selten auf Ausstellungen gesehen worden ist. Es sei das auch nicht zu verwundern, da unter den Ausstellern sich auch die Kommerzienräte Spindler, Bolle, Veit befunden hätten, welche weder Kosten noch Mühe scheuten, um das Obst zu einer nie gekannten Voll- kommenheit zu bringen, was den kleineren und grösseren Obstzüchtern, die den Obstbau als Erwerbszweig be- trachten, nicht gut möglich sei. Es würden künstliche Berieselungen, Be- spritzungen, Düngungen vorgenommen, kurz alles, was irgend nur denkbar sei und dem Baum nützen könne. Ob der Nutzen die Kosten aufwiege, danach würde in den seltensten Fällen gesehen. Von denPIerren Jahne, Brahtz, Ebert und Forch wurde es sehr getadelt, dass der »Märkische Obstbau-Verein« schon seit einigen Jahren seine Aus- stellungen in Berlin veranstalte, da Berlin nicht der Ort ist, wo das Interesse und die Liebe zum Obstbau gefördert werde. (? Red.) Die Herren, welche dort die Ausstellung beschickten (zum grösseren Teil aus Berlins nächster ÖI4 Aus den Vereinen. Umgebung) verfolgten nur Sonder- interessen. (Ist entschieden unrichtig. Red.) Es könnte also nicht das All- gemeine gefördert und der Obstbau nicht zum Eigentum des Volkes gemacht werden- Man war allgemein der Ansicht, dass nur fördernd und nutzbringend gewirkt werden könne, wenn man die Obstausstellungen in Provinzialstädten veranstalte. Herr Ökonomierat Ebcrt berichtete auch in diesem Sinne über die in Neudamm stattgefundene Obstschau, welche allen Erwartungen entsprochen hätte. Es wurde von dem Redner die Beteiligung an der Bildung eines Obstbauvereins für die Xeumark bezw, den Regierungs- bezirk Frankfurt a. O. angeregt. Die Vereinigung soll den Zweck haben, die für diesen Bezirk geeigneten Obst- soiien auszuwählen und auch für die zweckmässige Verwertung des Obstes Sorge zu tragen. Die Ausstellung sei doch wohl, wie Herr Adolf Forch ausführte, bestimmt, dem Publikum nur kleinere Obstsortimente, welche sich bewährt haben, vorzuführen. Es sei nun zu bedauern, dass einzelne Aussteller mit einem Sortiment von 6 — 700 Sorten aufträten, um dem Obst- züchter die Auswahl der Sorten zu erschweren. Herr Forch ist der An- sicht, dass derartige Sortimente ent- weder ganz von der Ausstellung fort- zuweisen oder doch nicht beim Wett- bewerb zuzulassen seien. Derartiges zu fördern, dazu seien der Obstbauverein und die Beihilfe des Staates nicht da. Er habe den »Märkischen Obstbau- Verein« ersucht, seine Ausstellungen in diesem Sinne auszuführen, dieser Wunsch sei aber nicht sehr freundlich vom Verein beantwortet worden. Herr C. Jahne berichtet über den Obstbau in der Gegend von Meran. Dort seien nur 10 Sorten Äpfel und 10 Sorten Birnen zu linden. Eine Obstplantage von 14 Morgen wäre nur mit der Apfel- sorte: »Weisser Winter-Kalvill« (Cal- ville blanche) bepflanzt. Von dieser Anpflanzung, die erst vor 5 Jahren aus- geführt ist, sind in diesem Jahre schon etwa 140 000 Früchte geerntet worden. Der Preis j)ro Stück beträgt je nach Grösse und Schönheit 30 — 140 Pfg. Zum Unterbringen dieser Früchte hat der Besitzer der Anlage ein grosses Magazin gebaut, welches etwa 25 000 Mark kostet. — Von Herrn Ebert wurde der Antrag gestellt: Der Garten- bau-Verein möge dem Vorbilde des Gartenbau-Vereins Frankfurt a. Main folgen, der eine ganze Anzahl Pflanzen den Schulkindern zur Pflege über- weist und für die bestgej)flegten Pflanzen Prämien gicbt. Der Antrag wurde angenommen, der Vorstand ermächtigt, die weiteren Schritte zu veranlassen und sich mit den Leitern der Bürger- und Volksschulen in Verbindung zu setzen behufs Vorschlägen von Schülern, denen Pflanzen übergeben werden könnten. — Für die nächste Versamm- lung wurde eine Besprechung über die nützlichen und schädlichen Insekten in Aussicht genommen; Herr Ebert versprach, die naturgetreuen Ab- bildungen dieser Insekten vorzulegen. — In der heutigen Versammlung waren wiederum einige Erzeugnisse des Obst- und Gartenbaues ausgelegt, und zwar von Herrn Schattling eine Birne »St. Germain« von aussergewöhnlicher Grösse, von Ilerrn H.S c h u 1 1 z e » Vcreins- Dechants-Birne«. von Herrn A. Forch Birne »Rote Dechants - Birne« , von Äpfeln »Landsberger Reinette«, »König- licher Kurzstiel«, »Schmidtbergers« und »Kasseler Reinette« und »Geflammter Kardinal«; ausserdem prachtvolle Blumen der »Bellis perennis«, »Morgen- blümchen«, von seltener Grösse und Schönheit. Besonders fielen die Blumen der »Tritomauvaria«,auch »\'eltheimia« oder »Aletris uvaria« durch ihreFarben- prachtundvSchönheitauf. Die »Tritoma« Litteratur. Personal-Nachrichten. 6l! ist eine bei uns im Freien unter leichter Dcclve ausdauernde Staude von seltener Schönheit, sie sollte daher eigentlich in keinem Garten fehlen. Litteratur. C. a t a 1 o g u e des B r o m e 1 i a c e e s c u 1 1 i Y c e s au j a r d i n b o t a n i q u e de Tuniversite a Leide. (2e edition, revue et augmentt'c) i. Janvier 1804. Leide. Imprimerie de A. W. Sijthoff. Eine vortreffliche, alphabetisch gehal- tene Zusammenstellung der im bot. Garten zu Leiden befindlichen zahl- reichen Bromeliaceen, verfasst von Ed. Th. Witte, dem Sohne des Haupt- gärtners an jenem Garten, des LIerrn IL Witte, mit einer Einleitung vom Direktor des Gartens, Prof. Suringar. Was das Verzeichnis besonders wert- voll macht, ist die Angabc der StclU'n, wo die Originalbeschreibung und wo Abbildungen zu finden sind. Dass auch die »Gartenflora« oft zitiert wird, ist selbstverständlich. Hybrides de Bromeliacees cul- tivees en Europe par E. Th. Witte. Leide. Janv. 18Q4. Bildet gewisser- massen einen Anhang zu vorstehendem Werk. Hier ist auch der llortus Magnis, der Garten des Grafen Magnis in Eckers- dorf bei Neurode, avo Herr Obergärtner Kittel mit so vielem Glück Brome- liaceen kreuzt, oft genannt. L. W. Personal-Nachrichten. Der durch seine Weintreiberei im Garten des Geh. Kommerzienrats Veit zu Steglitz wohlbekannte Obergärtner Schreiber hat einen Rut nach den königlichen Gärten in Potsdam er- halten, um an Stelle des verstorbenen Ilofgärtners Wundel die Wein- treiberei etc. zu übernehmen. Dem Hofgärtner Friedrich G o e b e 1 im Ilerrengarten zu Darmstadt wurde A'on Sr. Majestät demKönig vonPreussen der Kronenorden IV. Klasse verliehen. Joh.Kroppe, Baumschulgehilfe der Stadtgärtnerei in ^München, wurde zum städtischen Obergärtner befördert. Dem Schlossgärtner a. D. E. Gruhle in Lampertswalde in Sachsen ist das allgemeine Ehrenzeichen verliehen Avorden. Als Obergärtner und Lehrer der Gartenbauschule in Köstritz wurde O. Kunze, in der letzten Zeit in Tempel- hof bei Berlin beschäftigt, angestellt. August Wilhelm Freiherr von Babo, geboren am 28. Januar 1827 zu Weinheim inBaden, starb am i6.0ktol)er in Klosterneuburg bei Wien. Babo wurde im Jahre i8öo von dem am Kaiserstuhl in Breisgau gelegenen Hofe Lilienthal, wo er damals thätig Avar, als Leiter der in Klosterneuburg zu begründenden Obst- und Weinbauschule berufen, die er bis zum 1. November 1893 leitete, in Avelchem Jahre er auf sein Ansuchen in den Ruhestand A^ersetzt Avurde. Im Jahre 1885 feierte er unter grosser Beteiligung" seiner Schüler und Verehrer sein 2 5j ähriges Dienstjubiläum. Babo leitete verschiedene Fachzeit- schriften, u. a. die »Weinlaube« von 1869—1893, die »Wiener Obst- und Gartenbauzeitung« von 1876—1878, den »Obstgarten« a'-qu 1879—1883, »Auf dem Lande« von 1884—1893 und Avar auch sonst, besonders durch die Herausgabe verschiedener sehr geschätzter Werke über Weinbau und KellerAvirtschaft litterarisch vielfach thätig. Qlf) Personal-Nachrichten. — Werlzeugnis. — Tagesordnung. Am u. November starb nach langen, infolge eines Schlaganfalles hervor- gerufenen Leiden der Kgl. Hoflieferant P. J. M. Plumpe, in Firma Emil Petersen, Berlin. Derselbe war bis zum Juni d. J. Schatzmeister des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues und hat sich wegen seiner regen Thatigkeit in dieser Stellung, die er leider nur 3 Jahre ausüben konnte, nicht minder aber wegen seiner seit vielen Jahren bewiesenen Opferwilligkeit bei der Verschönerung der Vereinsfeste den wärmsten Dank des Vereins erworben. Der Verein Avird sein Andenken stets dankbar in Ehren halten. Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisoiien Staaten. Wertzeugnis für Yanda Kimballiana var. Lacknerae. Die unterzeichneten Preisrichter haben einstimmig beschlossen: (kr Vanda Kimballiana var. Lacknerae Kränzlin des Herrn Königlichen Gartenbau - Direktors Carl Lackner in Steglitz das Wertzeugnis des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues zu erteilen, weil dieselbe eine neue Einführung von hervorragendem Wert sowohl für den Orchideen-Liebhaber wie für den Orchideen-Hand elsgärtncr darstellt; die reinweisse Farbe macht sie für Sträitsse und dergleichen, in denen die weisse Farbe Bedingung ist, ganz besonders geeignet. gez.: F. Bluth. R. Brandt. C. Grass. A. Fintelmann. W. Perring. H. Weidlich. L. Wittmack. Tagesordnung für die Versaininliiiig des Vereins zur Beförderuiiö des ßartenliaiiGs in den preussisclien Staaten am Donnerstag, den 29. November 1894, 6 Uhr im grossen Hörsaale der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, N. Invalidenstr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände. Die Herren Schwarzburg und Kretsch- mann werden eine grosse Anzahl Primeln, aus englischem und fran- zösischem Samen gezogen, vorführen. 2. Reisebericht des Herrn Kgl. Garten-Inspektors Perring (Forts.) 3. Verschiedenes. Das vollständige Register zu den vierten zehn Jahrgängen der Gartentlora, 1882-91, Band XXXI-XL ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General- Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N., Invaliden- Strasse 42, frei zugeschickt. artenflora 1894 Taf. 1400. Syringa viLa^Ris F^L. PL.,. Maxime mCornu." Gefüllter Flieder „Michel Buchner". (Hierzu Tafel 1409, die irrtümlich die Unterschrift Maxime Cornu trägt'. ,^^— ^^ Von L. Wittmack. ^Ig niAnschluss an die Tafel 1407 clesOktoberheftes,S. 505, geben wirheutc unseren (Sr§a* Lesern abermals ein Bild eines wunderbar schönen gefüllten Flieders aus der Treiberei des Kgl. Gartenbaudirektors Carl Lackner, Steglitz. Wir hielten ihn für die Sorte Maxime Cornu und Hessen so die Unter- schrift drucken, LIerr Lackner belehrt uns aber, dass es Michel Buchner sei. Beide sind sich sehr ähnlich und gehören mit zu den besten Treibsorten. Tafel 1407 und 1409 sind im Frühjahr gemalt nach Exemplaren, die fast ohne künst- liche Wärme erblüht waren, daher ihre schöne lila Farbe; Michel Buchner ist als Knospe noch dunkler. Im Winter im Dunkeln (oder am Licht, dann aber bei höherer Temperatur) getrieben, sind sie rein weiss. Wir verdanken alle gefüllten Treibllieder Herrn Victor Lemoine in A'ancy, der, wie aus Revue horticole 1883 S. 550 hervorgeht, schon 18Ö9 begann, die einzige sicher existierende Sorte gefüllten Flieders »azurea plena«, die er von A. Wilhelm, Luxemburg, gekauft hatte und die vereinzelt einen Griffel zeigte, mit Blütenstaub von einfachen Sorten zu befruchten. In 2 Jahren erhielt er 40 Samenpflanzen, welche um 1877 blühten. Die erste öffnete ihre Blumen 12 Tage vor der einfachen und hatte in Laub, Farbe und allgemeinen Charak- teren den Charakter des Vaters, vSyringa oblata; sie wurde als Syringa hyacinthi- flora plena in den Handel gebracht;*) dann folgten Lemoinei, Renoncule, rubella plena, Mathieu de Dombasle etc. etc. Mit Recht hob schon 1883 E. A. Carriere a. a. O. hervor, dass die gefüllten Flieder ihre Blumen lange nicht so rasch ab- werfen als die einfachen und sich deshalb für Sträusse und als Zimmerschmuck noch viel besser eignen. — Seine Voraussicht, dass man sie einst zum Treiben verwenden werde, hat sich jetzt glänzend erfüllt, und Herrn Lackner, Berlin, wie Herrn Friedrich Harms, Hamburg, gebührt das Verdienst, zuerst in Deutsch- land in grösseremMassstabe die gefüllten Flieder zur Treiberei verwendet zu haben. >I^ Ueber die Forsythien. Von Prof. Dr. F. Hildebrand, Direktor des bot. Gartens in Freiburg i. B. ^vlS'S^*? (Hierzu Abb. iio.) ^^chon A. Reh der hat in dieser Zeitschrift — Jahrgang 1891 S. 395 — einen Aufsatz über den Dimorphismus bei Forsythia veröffentlicht, zu 1^^^^ einer Zeit, wo ich meine Experimente über denselben Gegenstand %^^^ schon begonnen hatte, welche ich nunmehr abgeschlossen habe und fl^ von denen ich an diesem Ort nur einiges besonders bemerkenswertes .5^ zusammenlassen mochte. *) Siehe V. Lemoine's Preisverzeichnis N. 80, Herbst 1878, S. 11. — Michel Buchner er- scheint zuerst in N. 10?, 1886, S. 33. zr o Ueber die Forsythien. Schon durch andere Autoren war die Heterostylie in der Gattung Forsythia festgestellt, es fehlten aber die in dieser Beziehung schon längst an Arten von Primula Linum, Lythrum, Oxalis etc. angestellten Experimente in Bezug auf die geschlechtliche Fortpflanzung, und es wurde sowohl die bei uns in den Gärten allein in kurzgriffeliger Form vorhandene Forsythia suspensa, als auch die allein in langgriffeliger Form vorhandene Forsythia viridissima nur durch Stecklinge fortgepflanzt. Wurden an diesen Pflanzen Samen gewonnen, so er- o-aben sie die von Zabel in dieser Zeitschrift, 1885, S. 35, als F. intermedia beschriebenen Bastarde zwischen F. suspensa und F. viridissima. Es crelang mir nun vor einer Reihe von Jahren, in dem botanischen Garten von Kew die langgriffelige Form von F. suspensa ausfindig zu machen, und ich benutzte darauf die aus Stecklingen derselben gezogenen Pflanzen zu meinen Experimenten. An einem Busche der kurzgriffeligen Form von F. suspensa, der bis dahin im Freiburger botanischen Garten nur spärlich Früchte gebildet hatte, welche ihren Ursprung der durch Insekten vollzogenen Bestäubung mit der benach- bart wachsenden langgriffeligen Form von F. viridissima verdankten, bestäubte ich an 2 Aesten die eiizelnen Blüten mit dem Pollen der aus Kew erhaltenen langgriffeligen Form, und es gewährte nun einen interessanten Anblick, als im Herbst nur diese Aeste ganz dicht mit Früchten besetzt waren, während an den anderen alle Blüten abgefallen waren. Aus den so gewonnenen Samen erzog ich in den folgenden Jahren Pflanzen, welche in mehrfacher Beziehung Interesse boten. Als Samenpflanzen, welche ja meist üppiger als Stecklinge wachsen, entwickelten sie sich ungemein kräftig, machten schon im zweiten Jahre sehr lange Schösslinge und zeigten an diesen noch eine ganz besondere Blattform, welche von dieser Pflanzenart noch nicht bekannt sein dürfte. Während nämlich in den Diagnosen angegeben wird, dass hier die Blätter ein- fach oder dreizählig seien, so fanden sich an diesen starken Schösslingen zwei ganz andereFormen, nämlich fussförmige fünfzählige, Abb. iio,Fig. 1, und gewisser- massen unterbrochen gefiederte, Fig. 2, welche wohl kaum jemand für For- sythiablätter halten würde, wenn man sie ihm vereinzelt vorlegte. Sie bildeten sich aber nur an den kräftigen Schösslingen, weswegen sie wohl in keinem Herbar vorhanden sein dürften. Man kann sie übrigens auch an Stecklings- pflanzen durch starkes Zurückschneiden derselben an den durch letzteres her- vorgerufenen starken langen Schösslingen erzielen. Von den nach 3 Jahren zur Blüte gelangenden Sämlingen zeigte sich ein Teil langgriffelig, ein anderer kurzgriffelig, wie zu erwarten stand; ein anderes interessanteres Verhältnis fand sich aber darin, dass die Blüten der einzelnen Büsche in ihrem Gelb Verschiedenheiten zeigten, einige waren heller, andere dunkler gelb als die Stammpflanzen, während ja das Gelb der bis dahin in unseren Gärten nur durch Stecklinge vermehrten Forsythia suspensa überall das gleiche ist. Es war also hier bei der geschlechtlichen Fortpflanzung sogleich die Variation eingetreten! Die Erfolge der gegenteiligen Bestäubung, nämlich der langgriffeligen mit der kurzgriffeligen Form von Forsythia suspensa, fielen ganz ähnlich aus wie die beschriebenen, so dass ich es für überflüssig halte, hier auf sie näher einzugehen. Wohl möchte ich aber noch einige Worte über die Bastarde zwischen Ueber die Forsythien. 619 F. suspensa und F. viridissima, von Zabel F. intermedia genannt, hinzufügen. welche ich sowohl aus dem Samen der kurzgriifeligen Form von suspensa als aus Samen der ianggriffeligen Form von F. viridissima erzogen habe und welche sich durch ungemein grosse Üppigkeit auszeichnen. An einzelnen Exemplaren bildeten sich in diesem Jahre Schösslinge bis zu 3 m Länge, und auch an diesen erschienen die fussförmigen und unterbrochen gefiederten Blätter, wie sie oben von der reinen F. suspensa abgebildet worden, nur mit dem die Elternschaft von F. viridissima verratenden Unterschiede, dass hier die einzelnen Teilblättchen mehr in die Länge gezogen sind. Der Blütenreichtum an diesen Bastarden ist, wie auch schon sonst be- kannt, ein ganz ungemein grosser; aber wie es die Natur vieler Barstarde ist, unfruchtbar zu sein, so auch hier; denn obgleich die beiden Formen der Abb. iio, Forsytliia suspensa Sämlinge mit besonderer Blattform. I fussförmig-rünfzählig, 2 unterbrochen gehindert. Bastarde, die langgritielige und die kurzgriffelige untereinander vermischt standen und daneben auch die langgriffelige und kurzgriffelige Form der reinen F. suspensa, so beobachtete ich doch trotz der emsigen Thätigkeit der bestäubenden Insekten an diesen Bastardbüschen keine einzige Frucht. In den Gärten, sowohl den botanischen als den Handelsgärten, herrscht in Beziehung auf die Namen der Forsythien eine starke Verwirrung. Nach meinen Experimenten und Beobachtungen muss ich mich der schon von Reh der, Koehne und Zabel ausgesprochenen Meinung anschliessen, dass die unter dem Namen Forsythia Fortunei Lindl. und F. Sieboldi hört, angeführten Pflanzen keine besonderen Arten sind, sondern zu F. suspensa Vahl gehören. Die Ab- weichungen im Wuchs, durch welchen diese vermeintlichen Arten sich von einander unterscheiden sollen, sind, so viel ich beobachtet habe, nur durch äussere Einflüsse, nämlich Standort und Ernährung, hervorgebracht. (J2o Dis grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. Schliesslich sei noch hinzugefügt, dass die beiden Formen von F. suspensa, die langgriffelige und die kurzgriffelige, reichlich Samen tragen, nachdem sie im botanischen Garten zu Freiburg nebeneinander stehen, und dass ich so durch Aufnahme derselben in das nächste Samenverzeichnis des Gartens jedem Gelegenheit geben werde, sich aus diesen Samen neben der kurzgriffeligen Form die bis dahin in den deutschen, belgischen und holländischen Gärten nicht vorhandene langgriffelige Form zu ziehen, wobei dann vielleicht bei manchem Züchter noch neue Abschattierungen und Aenderungen in der Blüten- farbe sich zeigen dürften. Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königs- berg, Ostpr. [schiuss.j Bei Rossbiegal fanden wir auch einen sehr hübschen Vasenstrauss aus Gladiolen, Montbretien und Farnwedeln. Desgleichen war ein Staffelkorb erwähnenswert von vergoldetem Korbgeflecht mit Füllung von Lilium auratum, Maiglöckchen, Eucharis amazonica, Marantenblättern, Pteriswedeln, Sanchezia nobilis. Oben ein Strauss von Gladiolen, Odontoglossum Alexandrae und Catt- leya Gaskelliana, dazu blasslila Schleife und Schleiertüll-Garnitur. Ein Schiff, mit Weintrauben, Pfirsichen und anderen Früchten gefüllt, als Dekorationsstück auf dem Büffet oder Nachtisch im Speisezimmer denkbar, war ganz in feuerrot und gelb ausgeführt und waren dazu Dahlia Juarezi haupt- sächlich verwendet, oben Pelargonien und Begonien mit gelben Blättern und Ranken. Von Hübner-Königsberg fiel vor allem ein Kolossalkranz in die Augen. Farne, Begonien, Lilium auratum, Maiglöckchen und Odontoglossum Alexandrae waren das Material, die Garnitur bestand aus breiter, von oben herabhängender Moirebandschleife von blasslila Farbe mit Silberdruck der Widmung. Ein anderer Trauerkranz von weissen Astern als Grundform gefiel uns noch eben- sogut. Die Auflage bildeten 8 Cycas revoluta-Wedel, Niel-Rosen, Crotonblätter, Begonien und Adiantumwedel, an der rechten Seite oben befand sich noch ein Strauss von Odontoglossum grande und Crotonblättern. Jean Müller-Königsberg brachte viel Trauerbindereien von durchweg eleganter Ausführung; die ganze Kollektion betrug an 16 Stück; wir heben daraus besonders hervor einen grossen Kranz aus Cycas revoluta-Wedeln mit Lilium auratum und Eucharis amazonica. Die Wedel lagen ausserordentlich schwungvoll und hübsch geordnet. Ein Trauerkissen aus weissen Georginen, mit einer schwarzen Krepprüsche begrenzt, auf den 4 Ecken kleine Sträusschen von Rosen, in der Mitte Cycas- wedel zum Kranz gebogen, Eucharis amazonica, Lapageria alba und Niphetos- Rosen, gefiel uns gleichfalls ausnehmend, wie auch noch mehrere Kränze von Mahonienblättern, Begonienblättern und anderem bunten Laube. Ausserdem waren noch symbolische Trauerstücke, wie Anker. Kreuz und Herz, und mehrere Kreuze vorhanden; leider waren diese Sachen aber so versteckt und ungünstig plaziert und hatten so mangelhafte Beleuchtung, dass sich die Einzelheiten nicht genügend betrachten Hessen. Eine Staffelei mit Füllhorn desselben Ausstellers Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. f)2 l' war nur in leuchtend rot und gelb gehalten und von vorzüglichem Etfckt. Dahlia Juarezi, Montbretien und Tritoma Uvaria waren haui^tsächlich dazu ver- wendet. Auch eine Majolikaschalc, mit Lilium auratum, Montbretien, Cyclamen, Pteriswedeln und Tuberosen gefüllt, legte Zeugnis von den auf hoher Stufe der künstlerischen Vollendung stehenden Arbeiten dieses Geschäftes ab. Fräulein Marie Ender brachte gleichfalls recht gute Arbeiten zur An- schauung, unter denen uns ein Korb in lila und gelb, gefüllt mit (Jrchideen in den bereits viel genannten Sorten, und Asparagus Sprengeri am erwähnens- wertesten erschien. Eine Danziger Firma,'' Raab e Nachfolger, Inhaber Johannes Brüggemann, stellte gleichfalls eine ^anze Menge von Blumenarrangements aus, die eine ganze Querwand des Saales einnahmen. Der genannte Herr hatte aber dort weniger Glück mit seinen Arbeiten als in Danzig, wo er ein sehr bedeutendes Geschäft besitzt. Die Sachen waren alle zu kcmj^akt, zu kolossal und ent- behrten ganz jener idealen Leichtigkeit, die wir vorhin überall bewunderten, und die eine der ersten Grundbedingungen der Blumenbinderei ist. Die Coniferenkränze dieses Herrn litten an Farblosigkeit, nur dunkles Grün mit den schwärzlichen Zapfenklumpen darin sah zu trist, selbst für einen Trauerkranz, aus, obgleich selbst Araucaria excelsa dazu geköpft waren. Ge- bunden waren die Kränze zwar ganz hübsch breit und voll, aber etwas mehr Licht hätten sie haben können. Reizend in ihrer Ausstattung und ihrem farbenfreudigen Blumenschmuck nahmen sich z. T. die Speisetafeln aus, von denen vier an der Zahl ausgestellt worden. Eine davon, von einem ostpreussischen Gutsbesitzer ausgestellt, war von so hässlicher Dekoration, dass sie eigentlich hätte zurückgewiesen werden sollen. Die mit Rosen dicht nebeneinander vollgestopften Compotnäpfchen und ebenfalls nur hineingestopften Blumen auf den Tafelaufsätzen hätten als Kinderarbeit gelten können. Allen voran aber mit seiner genialen Dekoration war wiederum Waschke, den wir hervorheben müssen. Der mittlere Tafel- aufsatz hatte in seiner Höhe und schlaniien Form nichts beschränkendes, die untere Schale desselben war mit Früchten gefüllt, die Weintrauben rundum am Rande herabhängend. Das obere Kelchglas und noch 4 weitere hohe Ivelch- gläser trugen Orchideensträusse,Cattleya Gaskelliana, einige Farnwedel. Maranten und Dracaenenblätter, wie Odontoglossum Alexandrae und'Cypripedium insigne, nur wenige Blumen und ganz zwanglos und natürlich geordnet. Ranken A"on Medeola asparagoides in Bogen garnierten das Tafeltuch, auf welchem lange Veilchenranken sich ausbreiteten; Sträusschen von Nielrosen, Maiglöckchen und Orchideen zierten abwechselnd die Servietten. Eine eigenartig hübsche Speisezimmer - Dekoration, von demselben Herrn herrührend, wollen wir gleich erwähnen, obgleich sie nicht von lebenden Blumen ausgeführt worden. Aber es einten sich doch Kunst und Natur^ denn es waren nicht alles nachgebildete Früchte, welche die beiden braun gebeizten Holzplatten in hübscher Plattform schmückten, Maiskolben, Tannenzapfen, Wein- trauben, Aepfel, Birnen, Tomaten und künstliche Pilze waren darauf befestigt und bildeten so ein Relief bild zur Wanddekoration. Es hat uns doppelt ge- freut, als wir darin die Ausführung eines Wunsches erblickten, den Avir selbst einmal an anderer Stelle ausgesprochen. Die zweite Tafel von schönster Wirkung und tadellosester Ausführung bot ^22 HibisGUS esculentus Lin, var. speciosus hört. ]ean Müller dar. Drei Tafelaufsätze trugen Sträusse von Nielrosen und Cypri- pedium insigne, der mittlere herabhängende Ranken von Odontoglossum Alexandrae. Veilchenranken und Sträusse von Nielrosen, Veilchen und Mai- glöckchen garnierten auch hier die Servietten. Fräulein Marie Enders Tafel hatte nicht unseren Beifall. Das Mittelstück, eine Spiegelplatte, sollte einen See darstellen, auf dem blumengefüllte Schwäne sich befanden; die Füllhörner von Glas, mit buntem Laub und Früchten gefüllt, waren eben auch nicht schön. Auch aus Alienstein waren Bindereien, aber leider von untergeordneter Bedeutung, gekommen, und ein grosser Kranz aus Altenburg, mit Asparagus- ranken garniert, kam leider mehrere Tage zu spät und auch nicht mehr frisch an. Drei Kränze von buntfarbigen Coniferen aller Art und Blättern von Mahonien, Epheu imd Evonymus sowie anderen, gebunden als — »Deutsche Trauerkränze ohne Blumen«, brachteLouise Riss aus Danzig, und konstatieren wir nur, dass die- selben vielen Beifall fanden, insbesondere den Ihrer Excellenz der Frau Ober- präsident Gräfin von Stolberg-Wernigerode, welche sich sehr anerkennend über diese auch durch Dauerhaftigkeit bevorzugten Kränze äusserte. Fassen wir zum Schluss das Gesamtresultat zusammen, so können wir nur noch einmal sagen, in der Blumenbinderei war viel und das Beste geleistet; im ganzen war die Ausstellung durch die zahlreiche Beteiligung so vieler aus- wärtiger Firmen mehr als eine Provinzialausstellung, Avenngleich wir im all- gemeinen nur den Massstab einer solchen anlegen können. Preise sind reichlich verteilt worden, wie die Preisliste ergiebt; die wenigsten Aussteller sind leer ausgegangen. Sollte irgend jemand Uebelstände zu rügen haben, so wollen wir eben nachsichtig bedenken, dass den Königsbergern noch die Routine in Gartenbau- Ausstellungen fehlt, sie haben ihr möglichstes nach Kräften geleistet und das wollen wir anerkennen, und glauben auch, dass sie selbst zufrieden sein werden. Hibiscus esculentus Lin. var. speciosus hört, (syn. Abelmoschus esculentus speciosus.) (Hierzu Abb. 1 1 1.) ^^ s giebt nicht sehr viele Pflanzen, die sich mit dieser prächtigen Mal- k^^=- vaceae an Schönheit und Brauchbarkeit für die Gärten messen ^.^ könnten, vorausgesetzt, dass Boden, Klima und Behandlung die rich- *^ tigen sind, um sie zu voller Entwickelung gelangen zu lassen. Die r:rj Pflanze bleibt mir noch etwas zweifelhaft. Sie wurde von Berlin aus, '^ wohin wir ihre Blüten zur Bestimmung sendeten, als Abelmoschus esculentus Lin. bestimmt, und es ist wohl kein Zweifel, dass sie es auch ist; allein sie ist doch so* abweichend von der mir vorliegenden Diagnose, dass wir hier min- destens eine berechtigte F^orm annehmen müssen, und dieser möchte ich die Bezeichnung »speciosus« beilegen, denn sie ist sehr schön. Wir erhielten die Samen von P, Schuhmann aus Mexiko, dem Entdecker und Lieferanten der schönen Mina lobata, der dieselbe im wilden oder »verwilderten«? Zustande an- Hibiscus esculentus Lin. var. speciosus hört. 623 traf und sammelte. Die kurzgefasste Diagnose des H. esculentus Lin. ist genau lolgendermassen : H. esculentus Lin. Annuell. Stengel 60— 70 cm hoch, einfach; Blätter herz- förmig, 5 lappig, Lappen stumpf, gezähnt; Blattstiele länger als die Blumen,, blüht im Juni und Juli, Blumen schwefelgelb, einzeln, achselständig; Kapseln kegel- oder pyramidenförmig, Samen im unreifen Zustande essbar. Stammt aus West-Indien und wurde 1693 eingeführt. Jetzt überall in tropischen und subtropischen Ländern, besonders im Orient, als „Gombo" kultiviert und zwar in sehr vielen Varietäten. Geben wir nun zunächst die kurze Beschreibung unserer Form, so wird es gleich klar, dass man es mit einer absolut abweichenden Pflanze zu thun hat, welche man für alles andere, nur nicht für eine einfache Form des Gombo halten möchte. Abb. III. Hibiscits esculentus speciosus. Blumen gelb mit blutrotem Grunde. Hibiscus esculentus var. speciosus. Ausdauernd, strauchartig, ja selbst kleine Bäume bildend. Stengel resp. Stamm 3—4 m hoch, verholzt, einfach; der weichere Teil der Zweige, die Blattstengel, Rippen, Blütenstiele, Kelch und Kapseln mit borstigen Flaaren besetzt; Blätter sehr lang, gestielt, wenig herz- förmig, 7 lappig, Lappen schmal, s];)itz zulaufend, scharf gezähnt, unterseits blaugrün, oberseits dunkelgrün; Blattstiele solang oder kürzer als die Blumen; blüht vom Juni bis November— Dezember; Blumen 10 cm im Durchmesser, sehr gross, schwefelgelb, atlasglänzend, mit blutroten Flecken am Grunde, einzeln achselständig; Kapseln klein, pyramidenförmig; Samen klein, hellbraun, Blumen nach dem Verblühen chokoladenfarbig. Man erkennt auch ohne Bild, dass man es hier mit einer stolzen Blatt- und Blütenpflanze zu thun, die jedem Garten zur Zierde gereicht. Die Pflanze wird in einem Sommer 2 — 3 m hoch und öffnet täglich einige ihrer schönen bew-undernswürdigen Blumen; sie ist schön auch ganz ohne Blüten und reiht ß2A. Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz. sich den schnellwachsenden Blattpflanzen, wie Solanum, Wigandia etc. an. Man kultiviert sie zu solchem Zwecke auch ebenso wie diese, d. h. säet ihre Samen warm und zeitig im Hause aus und erzieht und kultiviert die jungen Sämlinge im ersten jähre in Töpfen, durchwintert dieselben im kalten Hause imd pflanzt sie kommenden April — Mai in den freien Grund mit einem Abstände von So cm. Die Pflanze hält sich bei gutem Wassergeben von unten stets belaubt und macht einen wundervollen Effekt auch als Einzelpflanze an geeigneter Stelle. Ganze Gruppen aber sind sehr schön und edel. Sie heben die Monotonie der Wigandien, Musa, Canna etc., die alle gleiche Blattformen haben oder doch nur wenig von einander abweichen. Wenn die schönfarbigen Blüten sich eben öffnen, gleichen sie in etwas schönen Knospen von Marcchal Niel-Rosen und sind zur feinsten Blumenarbeit und auch für Tafeldekorationen verwendbar. Die Pflanze nimmt mit jedem Boden fürlieb und ist in keiner Weise empfindlich. Die Pflanze ist 1893 in den Handel gekommen. C. Sprenger, in Firma Dammann & Co., in San Giovanni a Teduccio bei Neapel. Die vom „Mainzer Gartenbau-Verein'^ veranstaltete Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung vom 15. bis 23. September 1894. m 15. September wurde die wahrhaft grossartige Ausstellung in An- wesenheit der staatlichen und städtischen Behörden feierlichst eröffnet, und waren bis zur festgesetzten Stunde alle Arbeiten soweit beendet, dass die Preisrichter ihre mühevolle Arbeit ungestört beginnen konnten. Dem urteilsfähigen Beobachter bot sich ein Gesamtbild dar, so be- zaubernd und malerisch und in kultureller Beziehung so bedeutend, wie wir es zu sehen nur selten Gelegenheit hatten. Dies durfte ja eigentlich nicht wunder nehmen, hatten sich doch aus allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes (einige sogar aus dem Auslande — natürlich ausser Preis- bewerbung) Aussteller angemeldet. Ihre besondere Weihe erhielt die Ausstellung durch das Erscheinen ihres hohen Protektors, Sr. Kgi. Hoheit des Grossherzogs A^on Hessen nebst hoher Gemahlin und der Prinzessin AI ix von Hessen am Sonntag nach der Eröffnung. Die hohen Herrschaften legten für alles, auch die kleinsten Einzel- heiten, das lebhafteste Interesse an den Tag und Hessen sich in leutseligster Weise über alles Bericht erstatten. Die Räumlichkeiten, welche den Pflanzen, dem Obst, dem. Gemüse und der Binderei zur Aufnahme dienten, waren die Stadthalle, der sogenannte Circus, 3 Gewächshäuser und eine eigens erbaute Halle. Der Stadthallegarten war für Cyclamen bestimmt. Der grosse Platz vor der Halle sollte ausser der Sonder- ausstellung von Gebr. Veiten -Speyer und einigen Rosengruppen, die Gewächshäuser, ferner Heizeinrichtungen und sonstige maschinelle Ein- richtungen aufnehmen. Der den Circus umschliessende Teil des Messplatzes Avar zum Zwecke des Einschiagens der Bäume und Sträucher mit Erde und Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz. 625 Kies befahren worden, "während der übrige Platz den weniger empfindlichen Pflanzen zur Aufstellung zugewiesen wurde. Wenden wir uns nun demjenigen Teil der Ausstellung, der zum Gelingen einer solchen nicht das wenigste beiträgt, den Dekorationsgruppen zu, so geht man nicht zu weit, wenn man behauptet, dass hierin geradezu hervor- ragendes geleistet wurde. So z. B. bot die links vom Haupteingange des Circus gelegene Gruppe von Josef Wolf II ein vollendetes Bild. In derselben befanden sich eine Fülle der wertvollsten Dekorationspflanzen, darunter an- sehnliche alte Exemplare von Medinilla magnifica, prächtige Asparagus Sprengeri. Ferner Tillandsia tesselata, Cochliostemma Jacobiana, Bonapartea juncea, Pour»- retiamexicana, Euphorbia coccinea, Pincenectitia tuberculata. Oben angeführte Pflanzen sind Seltenheiten, welche selbst Fachleute nicht alle Tage zu sehen bekommen. Die Pendantgruppe hatte J. Rose-Mainz gestellt; ein nicht minder ge- schmackvolles Arrangement, bestehend aus sehr guten Handelspalmen, Cocos Weddelliana, Araucarien, Montbretien u. a. m. Diese Gruppe diente zugleich als dekorative Umgebung eines höher gelegenen Pavillons, von welchem aus man einen wundervollen Ueberblick von dem Inneren des Circus gewann. Die in einem Nebenraum einen Wintergarten darstellende Dekorations- gruppe von A. Weber & Comp., Wiesbaden, war eine Leistung, die über alles Lob erhaben ist. Hier sah man neben einer prächtigen Gruppe von Araucaria excelsa grosse Palmen, blühende Agapanthus, selten grosse Hirsch- hornfarne, Baumfarne, gut kultivierte Blattbegonien, mehrere interessante Farn- sorten und endlich sehr gute Orchideen, wie Odontoglossum grande, O. vexil- larium, O. Pescatorei u. s. w. Besonders erwähnenswert war das in demselben Räume aufgestellte, innen geschmackvoll mit Korkrinde ausgestattete kleine Speisezimmer mit einer vollständigen Tafeldekoration und stets frischer Binderei. Weber & Comp, erhielten für die beste Gesamtleistung auch den Kaiserpreis. Weitere Dekorationsgruppen waren gestellt von Martin Becker-Mainz, J. O. Braum-Gonsenheim, Peter Becker-Weisenau, Anton Holzem-Rheydt und J. Diel & H. Seyffert-Bretzenheim. Als beste wurden die von IL Becker und Anton Hölzern mit ersten Preisen ausgezeichnet. Weitere sehr gut gelungene Dekorationen waren die von H. Henkel- Darmstadt mit bekanntem Geschmack ausgeführte Dekoration des Wasserfalles und endlich zwei Dioramen, welch letztere herrliche Tropenlandschaften darstellten. An denAussenseiten desCircusgebäudes hatten rechts Peter Smith &Comp.- Hamburg und links Weber & Comp.- Wiesbaden ganz bedeutende Sammlungen von Coniferen aufgestellt. A-u Reichhaltigkeit und Seltenheit der Arten über- traf die von Peter Smith & Comp, alles was da war. Wenden wir uns jetzt den Warmhauspflanzen zu, so fallen uns in erster Linie die Asparagus als Schau- und Kulturpflanzen auf. 11 Aussteller waren damit erscliienen, und ernteten den ersten Preis für Schaupflanzen Max Hes- dörffer-Charlottenburg und für Kulturpflanzen Lambert & Söhne in Trier. Aspidistra waren in dankenswerter Zahl vertreten und trug Peter Becker für bunte und grüne je einen ersten Preis davon. Blattbegonien sowohl wie Caladien waren nur in geringer Anzahl ein- iT^g Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz. gesandt worden und hatten die letztgenannten der kühlen Witterung halber das gute Aussehen verloren und die Blätter gerollt. Die Begonien hingegen waren gut zu nennen und hat sich Lucie Closson ihres robusten Wuchses und ihrer Haltbarkeit halber die meisten Sympathieen erworben. Auch Beg. Credneri und Erfordia waren schön, besonders von Jean Diel- Bretzenheim. Coleus als Schaupflanzen wurden von 6 Ausstellern gezeigt und liessen die Pflanzen eine gute Kultur erkennen; auch die Blattzeichnung war einiger- massen gut. Bunte und grüne Dracaenen wurden in äusserst üppigem Kulturzustande vorgeführt. Ausnahmsweise schön waren die Dracaenen von Franz Kunze- Altenburg und die Aletris von Lambert & Söhne -Trier. Mit Ficus elastica traten 14 Firmen in den Wettbewerb und wurde der erste Preis Petec Becker-Weisenau zuerkannt. Palmen, Philodendron und Maranta zeigten ebenfalls beachtenswerte Resultate und hatten Weber & Comp.-Wiesbaden Prachtpflanzen zur Stelle ge- bracht, doch hätte man eine lebhaftere Beteiligung erwarten dürfen. Orchideen waren ausser den eingangs erwähnten, von Weber & Comp. ausgestellten nur von 2 Firmen gebracht, aber sehr gut. Wir bemerkten darunter sehr dankbare Arten, wie Laelia pumila, Odontoglossum grande, über und über mit Blumen, O. Schlieperianum, die rosa blühende Cattleya Harri- soniae, ferner C. Gaskelliana, C. gigas, C. Warneri, Zygopetalum brachypetalum und andere gute Sorten. Den erten Preis, eine goldene Medaille, erhielt Georg Weygan dt- Wiesbaden. Ueberaus zahlreich und schön vertreten waren die Frauenhaar-Farne, Adiantum cuneatum und verwandte Spezies. Von 20 Ausstellern erhielt Peter Becker-Weisenau auf Schau- wie auf Kulturpflanzen je einen ersten Preis, Andere Farne, ferner Aralien, Camellien, Azaleen waren gut, Camellien sogar teilweise blühend, und ernteten für Camellien Gustav Scheibe -Holzhausen bei Leipzig und für Azaleen Peter Becker-Weisenau den ersten Preis. Bei den Knollenbegonien waren staunenswerte Leistungen zu verzeichnen, besonders von E. Oser-Diez a. d. Lahn. Nicht knollenbildende Beg. hybr. in den besten Varietäten brachte Alo ritz König- Wiesbaden in bester Qualität. Nirgends war die Preisbewerbung eine so umfangreiche, wie bei den Cy- clamen, unserm dankbarsten Winterblüher im Zimmer. 25 Aussteller waren mit gegen 60 Gruppen in den Wettbewerb getreten, darunter die ersten Mainzer und Frankfurter Firmen. Die Blumen liessen hinsichtlich der Grösse und der Farbenreinheit einen bedeutenden Fortschritt nicht verkennen und war über- haupt der Knospenansatz ein so reichlicher und die Kultur eine so vorzügliche, dass unsere Erwartungen bei weitem übertreffen wurden. Erste Preise er- hielten Jul. Kropff- Frankfurt, Carl Claus-Frankfurt, Franz Dienst-Zahlbach. Vor wenigen Jahren hätte man sicher nicht geglaubt, in so kurzer Zeit so weitgehende Resultate zu erzielen. Erica in mehreren Sorten wurden von 4 Firmen zur Stelle gebracht, besonders von Ph. Ruh 1- Frankfurt, einem bekannten Spezialisten. — Die Beteiligung mit Fuchsien hätte eine lebhaftere sein können. Hydrangea hört, waren ziemlich zahlreich und auch in guten Exemplaren zu sehen. Allgemeine Deutsche Gartenbau- Ausstellung zu Mainz. 027 Laurus nobilis in Kronenbäumen und Pyramiden wurden von 2 Firmen zur Schau gestellt, besonders von J. Rose-Mainz. Besonderer Beachtung wert waren die prächtigen Lilium lancifolium von Andreas Hos s -Frankfurt. Die Beteiligung mit Myrten war keine allzugrosse Remontant-Nelken waren von 12 Ausstellern sehr gut vorgeführt. Aus- gezeichnete Sorten waren Bouton d'or (gelb), die beiden weissen Miss Moore und Purity, ferner Dr. Reymond (dunkelrot). Ganz besonders hervorzuheben ist Uriah Pike, eine englische Züchtung von starkem Wuchs und prächtig grossen dunkelroten Blumen, eine Sorte, welche sich immer mehr Eingang verschaffen Avird. (S. Gartenflora 1894, S. 439.) InScarlet-Pelargonien Waranerkennungswertes geleistet, während Odier-Pelargonien und P. peltatum bedauerlicherweise ganz fehlten. Unter den Scarlet-Pelargonien waren auch einige Neuheiten zu verzeichnen, unter denen uns eine Sorte »Gustav Emih'< besonders gefiel. Die Blumen waren gross und scharlachrot gefüllt und scheint diese Neuheit für den Markt sowohl wie für Gruppen gleich wertvoll zu sein. Franz Dienst-Zahlbach hatte eine fleischfarbige Sorte ausgestellt, welche »Frau Clara Racke« getauft Avurde und die für Gruppen gut verwendbar sein dürfte. Auch buntblätterige Pelargonien waren in guten Sammlungen gesandt. Wie es zu erwarten war, hatten sich auch Primula chin. fl. pl. und fl. pl. compacta eingefunden und waren die Pflanzen durchweg gut. Bei Salvia splendens und Tuberosen war eine merkwürdige schwache Beteiligung vorhanden, trotzdem doch die ersteren immerhin viel dekorativen xmd auch blumistischen Wert besitzen. Die Preisbewerbung bei Bouvardien, Lantanen, Evonymus, Viburnum und Petunien war eine sehr geringe. Friedrich Adolf Haage jr. - Erfurt hatte eine überaus reichhaltige Sammlung von Cacteen und Succulenten ausgestellt. Ausserdem hatten sich hierzu Liebhaber gefunden, wodurch der Aussteller ein sehr gutes Geschält gemacht zu haben scheint, denn es sind erstaunliche Mengen von seinen Miniaturpflanzen in Mainz geblieben, und wollen wir hoffen, dass dieselben recht gut gepflegt werden, damit die Pflänzchen bald zu Pflanzen heranwachsen. In dem Programm erging auch an Private die Aufforderung, sich mit Zimmer-Pflanzen zu beteiligen, und die Resultate der Zimmerkultur konnte man durchweg als gute bezeichnen. Mit Stauden hatten sich Goos & Koenemann-Nieder-Walluf hervorragend an der Ausstellung beteiligt. Canna wurden besonders gut von Pfitzer-Stuttgart und Thomas Holzschuh-Hanau ausgestellt. Ein reichhaltiges Sortiment Veilchen brachte Wrede-Lüneburg, Clematis in sehr guten Sorten und mit sehr grossen schönen Blumen Walter Duesberg- Nieder-Walluf. Blumenzwiebeln und Samen waren nicht in allzu grosser Menge vertreten, doch war das Vorhandene gut. Abgeschnittene Blumen hatten in der Stadthalle Aufstellung gefunden, und waren es äusserst reichhaltige Sortimente, welche sich unsern Blicken darboten. Besonders erwähnenswert sind ausser den Staudenblumen die Blumen von Dahlien, Montbretien, Gladiolen, Tritomen und Rosen. Die ersten Preise fielen für Sortimente Goos & Koenemann-Nieder-Walluf und Wilh. Pfitzer-Stuttgart zu. Bei den abgeschnittenen Rosen siegte Peter Lambert- Trier. H. Wrede-Lüneburg hatte Stiefmütterchen in bekannter Reichhaltigkeit ß28 Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz. gebracht und dieselben in origineller und praktischer Weise aufgestellt, so dass sich dieselben lange frisch erhielten und auch bequem bewundert werden konnten. Den bedeutendsten Anziehungspunkt bildete wohl, namentlich für die Damenwelt, die prächtige Binderei in der Stadthalle, wozu sich viele Aussteller mit nahezu 150 Nummern angemeldet hatten. Ganz bedeutend hatten sich hieran Mainzer Firmen beteiligt und sind davon n erster Linie Josef Wolf IL, J. Rose, H. W. Schmidt, Franz Wolf und Gebr. Boland zu nennen. J. Rose hatte seine Binderei in einem eigens zu diesem Zwecke dekorierten Raum untergebracht. Vor dem Circus war ein Teppichbeet angelegt worden, das sehr geschmack- voll von Theodor Steinhauer-Laubenheim ausgeführt war. Zierge holze waren nur in geringer Zahl vertreten; doch waren dafür um so schönere Kollektionen von Allee- und Trauerbäumen zur Stelle, besonders von Gebr. vSiesmayer. Ausser Verkaufsware von Rosen aus dem freien Lande waren auch blühende in sehr guten Exemplaren vertreten. Ganz besonders gefiel eine Gruppe Theerosen in schönster Blüte. Auch die niedrigen Rosen waren gut entwickelt, wenn auch die unfreundliche kalte Witterung das gute Aussehen sehr beeinträchtigt hatte. In der Abteilung für Obst war die Bewerbung eine phänomenale. Die in der Stadthalle ausgestellten Früchte waren in einer Grösse und Güte und in einer Menge vertreten, wie sie nur das gesegnete Rheinland zu bieten vermag. Der Rheingauer Verein trug für das reichhaltigste Sortiment den Ehrenpreis der Stadt Mainz als Siegespalme heim. Auch Topfobstbäumchen und Weinreben in Körben boten sich dem Auge des Beschauers dar, und haben wohl besonders die Bismarckaplelbäumchen, kaum 1 m hoch und schon mit 10 Früchten beladen, die Blicke eines jeden auf sich gelenkt; Aussteller waren Mart. Kiefer-Laubenheim und Kloster- Worms. Die ausgestellten Obstbäume stellten durchgehend gesundwüchsige, ja teilweise hervorragend schöne Ware dar und waren ebenfalls in sehr grosser Zahl zur Aufstellung gelangt. Ebenso waren einige gute Sammlungen von Johannis- und Stachelbeeren vertreten. In dieser Abteilung fielen die meisten ersten Preise auf Müller-Langsur bei Trier und Goos & Koene- m ann-Nieder-Walluf. Die Gemüse-Ausstellung hat wohl, ausser für den Fachmann, hauptsächlich anziehendes für unsere Hausfrauen gehabt und waren auch wirklich gute Resultate zu verzeichnen; erste Preise erhielten Jacob Koerber-Frankfurt. Adolf Stolze-Eisleben, Karl Kampf-Mainz, J. IL L, Klaffki-Neuzelle und Karl Hecker-Haiger und die Obst- und Gemüseverwertungsanstalt Gonsenheim. Auch mit Gartenplänen und Modellen war die Ausstellung gut beschickt, und sind als hervorragende Leistungen zu nennen die der Garten- architekten Fr. Schulz-Köln und E. Petersen-Frankfurt. Blühende Maiblumen, die bei dem grossen Publikum jedenfalls Be- wunderung erregt haben werden, und das mit Recht, waren ausser Programm ausgestellt. Denn Maiblumen anfangs September blühend zu haben, ist nur durch ein besonderes Verfahren möglich, und zwar muss man die Keime in Eis legen und sie so auf künstliche Art und Weise in der Vegetation zurückhalten, um zu so später Zeit blühende Maiblumen zu haben. Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. 62C) vSchäfer in Köln stellte ein grosses eisernes Gewächshaus aus und errang sich den ersten Preis. Ausserdem waren noch ein hölzernes und ein kleines eisernes Gewächshaus zur Aufstellung gelangt und endlich wurden die verschiedensten Maschinen-Heizkessel und sonstige Geräte in grosser Anzahl ausgestellt. Das linanzielle Ergebnis war ein gutes, und steht eine Kinnahme von circa 41000 M. einer Ausgabe von 39000 M. gegenüber. Alles in allem darf man wohl der Ansicht zuneigen, dass die Ausstellung dem Gartenbau-Verein Mainz zur Ehre gereicht, und dass der innere wie der äussere Erfolg ein gleich guter ist. Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin im Jahre 1893.*) (Aus dem Bericht über Handel und Industrie von Berlin nehst einer Cehersicht über die Wirksamkeit des Aeltesten-Kollegiums im Jahre i8g3, erstattet von den Aeltesten der Kauf- mannschaft von Berlin.) 1. Das Topfpflanzengeschäft war, wie gewöhnlich, im Frühjahr ein lebhaftes, insbesondere wurden viel Marlvtpflanzen für den Schmuck der Gräber und der Balkons gebraucht, und die Liebe hierfür scheint im Publikum zu- genommen zu haben. Trotzdem sind aber die Preise nicht höher geworden. da einerseits die Ueberproduktion sich immer mehr bemerklich macht und andererseits immer mehr Pflanzen von anderen deutschen Orten nach Berlin gehen. Der Export von Maiblumen nach Amerika hat sehr abgenommen, infolge der dqrtigen ungünstigen finanziellen Verhältnisse. Auch nach England ging nicht so viel ab; man verlangt dort jetzt nur Keime erster Qualität, zahlt freilich dann auch den entsprechenden Preis. Die trockene Witterung des Jahres 1S93 hat es leider veranlasst, dass viele Keime zu schwach geblieben und als z. und 3. Qualität unverkäuflich waren. Das Geschäft wird von Jahr zu Jahr schlechter. Der Handel in Blumenzwiebeln war noch bedeutend geringer als im Vorjahre, denn da Amerika aus Holland viel weniger bezog, wurden grosse Massen aus letzterem Lande zu billigen Preisen nach Deutschland gebracht. Die Treiberei von Flieder hat wieder gute Fortschritte gemacht, sodass sich die hier getriebenen Blumen ganz gut dem abgeschnittenen Pariser Flieder an die Seite stellen können. Die Mode für Chrysanthemum hat abgenommen. Die Eriken halien nicht die Preise erzielt wie sonst und auch nicht den Absatz gefunden, M-eil der lange Herbst die Sommerblumen noch schöner erblühen liess als der Sommer selbst. Blattpflanzen. Für harte Palmen war guter Absatz, bunte Dracaenen jedoch wurden gar nicht gefragt, weil diese Pflanzen sich zu schlecht im Zimmer halten. Der Frühjahrsversand in bewurzelten Stecklingen von Gummibäumen nach Skandinavien war ziemlich bedeutend, da wegen der dortigen Zollverhält- nisse die Abnehmer keine fertigen Verkaufspflanzen mehr beziehen. Am Platz ist gar kein Begehr für Gummibäume mehr vorhanden. *) Dieser Bericht ist von einem besonderen Ausschuss des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues erstattet. ß-jQ Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. Der Export von Pflanzen nach Russland ist wegen des hohen Zolles sehr erschwert. 2. Gemüse. Das Geschäft war zu Anfang des Jahres infolge der Auf- hebung der Massnahmen gegen die Cholera, nach welchen der Versand frischer Gemüse bekanntlich nicht gestattet war, ein überaus schleppendes, da die auf- gespeicherten Massen nach dieser Aufhebung den Markt vollständig über- schwemmten. Mit Eintritt des Frühlings aber und der damit auftretenden abnorm trockenen Witterung in ganz Europa wurden sämtliche produzierten Gemüse flott abgesetzt, welche Konjunktur auch während des Sommers trotz sehr reicher Obsternte anhielt. Mit Beginn des Herbstes und der um diese Zeit stattgehabten überreichen Niederschläge aber war wieder eine derartige Massenanfuhr von Gemüsen zu verzeichnen, dass das Geschäft bis zum Jahres- schluss als sehr schleppend bei gedrückten Preisen genannt werden konnte. 3. Baumschulartikel. In diesem Geschäftszweige machten sich die Schäden, welche der überaus harte Winter 1892/93 sowohl den Baumschulen, öffentlichen Pflanzungen etc., als dem Privatbesitze zugefügt hatte, besonders bemerkbar. Da dem Winter ein regenloses, warmes Frühjahr und ein heisser Sommer, welcher erst Ende Juli Niederschläge brachte, folgten, so vergrösserten sich die Schäden noch erheblich, und somit waren sowohl Frühjahrs-, Avie Herbslumsatz zu einem grossen Teile zur Ausbesserung und Ergänzung der er- littenen Verluste sehr rege. Neupflanzungen haben besonders im Herbst infolge der darniederliegenden Bauthätigkeit in und um Berlin nicht den Umfang der Vorjahre erreicht. Dass das Geschäft durch die eigenen Verluste der Baum- schulen an sich sehr erschwert war, hat seinen Grund in dem auffallenden Mangel einzelner Artikel, deren Kultur infolge zurückgegangener Preise nach erfolgter Ueberproduktion aufgegeben ist, und die z. T. nicht mehr in einer Qualität, wie solche hier gefordert wird, zu beschaffen sind. Alleebäume wurden in guter Ware rege begehrt und zu entsprechenden Preisen abgesetzt. Die Forderungen aus der Provinz, für billige Preise zu liefern, wie sich solche nach und nach infolge der Angebote der Forst- und Gutsbaumschulen dort eingebürgert haben, konnten nicht befriedigt werden, da hier bessere Preise zu erzielen waren. Ziergehülze und Nadelhölzer. Durch die schon erwähnten ungünstigen Witterungseinflüsse hatten sehr viele, selbst als hart bekannte ausländische, auch einheimische Gehölze gelitten, sodass an vielen Stellen der gesuchte Plr- satz nicht zu liefern war. Die z. T. in Auktionen dem Publikum überlassenen Sachen, sowohl laubabwerfende wie immergrünende, haben besonders da, wo nicht eine ganz aufmerksame Pflege stattfand, zu guten Resultaten nicht geführt, und die Klagen über ^'erluste im Herbste wiederholten sich mehrfach. Dass das Publikum, öfters durch sogenannte Landschaftsgärtner dazu veranlasst, die Auktionen immer noch bevorzugt, ist schon oft beklagt worden; dies wird sich aber bei den heutigen Verkehrsverhältnissen, wo Deutschland als offener Ab- ladeort übermässiger ausländischer Baumschulproduktion betrachtet wird, schwer- lich so bald ändern. Junge Ziergehölze. Forstpflanzen und Obstwildlinge. Die schon oft beobachtete Erscheinung, dass nach eingetretenem Mangel einzelner Artikel deren Massenanzucht sofort von vielen Seiten in die Hand genommen wird, wiederholte sich hierin; namentlich war im Herbstgeschäft eine starke Nach- Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. 63 I frage festzustellen, sodass einzelne Artikel entweder schon im Herbst geräumt oder zur Frühjahrslieferung 1894 festgelegt wurden. Das Ausland versieht sich mit grossen Mengen Obstwildlingen, deren Massenpflanzungen sich in einigen Jahren, wenn die daraus erzogenen Bäume verpflanzfähig sein werden, im Handel mit fertiger Ware voraussichtlich unangenehm bemerkbar machen werden.. Die Entnahme junger Pflanzen ist z. T. anf den hohen russischen Eingangszoll (90 Kop. p. Pud) zurückzuführen, welcher fertige "Ware unter Hin- zurechnung der sonstigen Spesen allzusehr verteuert. Rosen und Treibgehölze. Nachdem schon im Jahre 1892 viele Rosen stark gelitten hatten, wurden die Verluste im Winter 1892/93 noch vergrössert. Es war daher schon im Frühjahr 1893 die Nachfrage eine sehr starke, und die Preise für I-Iochstämme zogen gut an. Leider war gute Ware schnell ver- griffen, und geringere Qualitäten wurden von vielen Stellen der Provinz dem Publikum aufgedrängt. Die Erfolge mit der geringeren Ware waren auch dieser entsprechend, und da der Sommer noch das seinige dazu that, war schon die Herbstnachfrage durch Private stärker als gewöhnlich, sodass das 'Frühjahr 1804 noch grösseren Mangel an guter Ware bringen dürfte als das ^^orjahr. Niedrig veredelte Rosen waren infolge der Dürre nicht so gut entwickelt wie sonst, wurden jedoch in beliebten Treibsorten bald untergebracht, soweit sich die Pflanzen noch im Nachsommer und Herbst ansehnlicher ausbildeten. Freilich ist der Prozentsatz der zweiten Qualität in diesem Jahre sehr hoch, imd der Ertrag der Kulturen, da eine Steigerung der gewöhnlichen Preise nicht zu erzielen war. ein geringerer. Sonstige Treibgehölze, Syringa, Prunus, Deutzia etc., waren im Herbst gut begehrt, obwohl auch hierin das unglaublichste vom Auslande und der Provinz geleistet wird. Dass es noch Treibereien giebt, welche das oft ganz ungeeignete Material immer noch der Schleuderpreise wegen sich auf- bürden lassen, ist bedauerlich, aber ein Zeichen, dass gewisse Kreise dem scheinbar billigeren Angebot nicht widerstehen können. Dass bei der ferneren Kultur grössere Ausfälle entstehen und demnach auch der Erlös der Treiberei sich vermindert, oft so weit, dass der Verkauf die Kosten nicht deckt, wird leider oft nicht bedacht. Dass das Inland und so auch Berlin imstande ist, eine bessere, einträglichere und ansehnlichere Ware zu liefern, ist erwiesen und auch in dem konsumierenden Auslande anerkannt. In diesen Artikeln dürfte mit marktfähiger Ware geräumt sein. Gute Obstbäume waren sehr begehrt, und man hätte, wenn Vorräte vor- handen gewesen wären, leicht bedeutend mehr absetzen können. Auch Beerenobst wird von Jahr zu Jahr mehr angebaut, weil die Fabri- kation von Beerenobstweinen immer mehr zunimmt und man schon jetzt für einen massigen Preis einen sehr guten Beerenwein kaufen kann, der überall und leicht Liebhaber findet. Sehr zu bedauern ist, dass viele Behörden und namentlich die Militär- Verwaltung ihre grossen Lieferungen, wie z. B. die Herstellung der Garten- anlagen bei den neuen Kasernements bei Jüterbog und für das 4. Garde- Regiment zu Moabit, sowie die Bepflanzung der Konservenfabriken in Hasel- horst bei Spandau den Mindestfordernden übergeben. Es sind für diese An- lagen grösstenteils bedeutende Summen ausgesetzt, doch unterbieten sich die ^92 Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin, Lieferanten gewöhnlich so sehr, dass nur die allermässigste Ware in ganz un- geeigneter Qualität geliefert werden kann. Der Wert dieser Bepllanzungen steht in gar keinem Verhältnis zu den grossartigen Bauten und trägt nicht im geringsten zur Verschönerung derselben bei. Samenhandel. Im allgemeinen liess sich das Geschäft in diesem Zweige ziemlich gut, zum Teil sogar gut an. Die Ernte in Gartensämereien war 1892 besser als 1891 eingebracht und hatte zum grössten Teil eine normale Höhe. Die Bohnenlager, die nur kleine zu nennen waren, räumten sich schnell, und Bohnen wurden, da sie überhaupt ausverkauft waren, zum Teil ver- geblich verlangt. Cichorien-Wurzel war ein gefragter Artikel, der selbst in der Magdeburger Gegend fehlte. Die Preise der Runkeln waren niedriger, aber noch nicht normal; die Getreidepreise dagegen waren niedriger. Die grosse Dürre zu Anfang des Sommers hatte eine wahre Kalamität in der Futter- produktion zur Folge, sodass Samen schnellwachsender Futterpflanzen, wie Senf, eine schwindelhafte Höhe der Preise erreichte, wie denn z. B. 100 kg mit loo Mk. bezahlt wurden, während der normale Preis 30 Mk. beträgt. Bei dem grossen Begehr konnte der Bedarf nicht gedeckt werden. Wasserrüben, deutsche Saat, kamen bis über 200 Alk. pro 100 kg und waren kaum zu beschaffen, die englischen Sorten hatten diese Höhe längst überschritten. Unsere Sandwicke, Vicia villosa, setzte etwa mit dem normalen Preis, 30 bis 54 Mk. per 100 kg ein; doch da bekannt wurde, dass Frankreich die ganzen Vorräte für den enormen Preis von 100 Mk. per 100 kg vom Markt nahm, erreichte die Saat dieses Grün- futters eine Preishöhe, die selbst bei günstigsten Verhältnissen den Nutzwert übersteigen musste. Der Bedarf an Saaten für Zwecke des Grünfutters und der Gründüngung war überhaupt nicht in vollem Umfange zu decken. Die in Aus- sicht stehende gute Ernte von 1893 sollte einigermassen diese Härte mildern. Die Kleepreise waren ebenfalls abnorm, und da die Vereinigten Staaten von Nordamerika ebenfalls eine schlechte Ernte in Rotklee hatten, so wirkte dies auch auf den hiesigen Markt. Die Preise für gute Mittelware variierten zwischen 130—140 Mk. per 100 kg seidefreier Ware; Weissklee bei guter Mittelqualität per 100 kg 140—150 Mk.; Schwedenklee bei gleicher Qualität 60 — 70 Mk. per 100 kg; Incarnatklee, roter bei guter Mittelqualität per loo kg 130—140 Mk. (derselbe, weissblühend, war kaum erhältlich); Wund- oder Tannenklee, gute Mittelware 110—120 Mk. Gelbklee, (gelber Hopfenklee) gute Mittelware 50— öo » Luzerne oder ewiger Klee, Provencer 108 — 120 » Sandluzerne, Medicago media 125—130 » Serradella (ebenfalls hoch im Preise) 30— 35 » Timotheegras, sächsische Saat 42— 45 » » amerikanische Saat 38 — 40 » Ray gras, englisches 36 — 42 » » italienisches 40 — 45 » » französisches, importiertes . . 78^ — 85 « Fioringras, Agrostis stolonifera, schwere Saat 90 — 95 « " » » leichte Saat 58 — 62 » Wiesenrispengras, Poa pratensis, la. 100 kg 86— 90 « Knaulgras, Dactylis glomerata, la. 100 kg 70— 80 » Honiggras, Holcus lanatus Ja. 100 kg 40— 50 » Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. • 6^^ Kamm<4ras, Cynosurus cristatus, (fehlte so j^ut wie ganz am Markte, daher die sehr hohen Preise) 220—280 Mk. Schafschwingel, Festuca ovina, (war zum Teil wieder durch England aufgekauft) 30 — 40 » Trespe, weiche, Bromus moUis 24 — 30 » Rasenschmele, Aira caespitosa 50 — 54 » Wiesenfuchsschwanz, Alopecurus pratensis 96 — loo » Geruchgras, Anthoxanthum odoratum und A. Puelii . . . 40 — 45 » Havelmilitz, Phalaris arundinacea ... 180 — 190 » Canarienglanzgras, Phalaris canariensis 38 — 40 » Blumenhandel. Der Handel in abgeschnittenen Blumen war für das Jahr 1893 ein mittelmässiger. Den Hauptartikel bildeten frisch getriebene Rosen ])ei bedeutendem Umsatz. Es erzielten im Durchschnitt: Rosen in Sorten, per Dutzend 6, — Mk. Flieder, Umsatz bedeutend, per Dutzend .... 4. — Maiblumen wurden in grossen Posten verkauft, jedoch war der Preis niedrig. Nelken waren sehr beliebt, per Dutzend . . . . 1, — >' Camellien, vernachlässigt, » » .... 3, — > Amaryllis, per Dutzend 4, — Chrysanthemum, vernachlässigt. Veilchen, Regina, jjcr 1000 Stück 7, — » » semperflorens, bedeutender Umsr.*.-: . . . 4, — » » russische, Umsatz gering 5, — » Primeln, gefüllte, vernachlässigt, kein fester Preis. Abgeschnittene Orchideen aus den hiesigen Gärtnereien werden immer mehr gesucht und sind oft kaum zu haben, ein Beweis, dass die Liebhaberei für diese Blumen zunimmt. Die Einfuhr vom Süden Frankreichs und von Italien war noch bedeutender als früher, der Preis niedrig; es erzielten: Safrano-Rosen per Dutzend 0,40 Mk. Rosen in Sorten per Dutzend o,öo >•- Anemonen und Ranunkeln per Dutzend 0,40 >■■ Margueriten und Reseda per Dutzend 0,20 » Orangen und Mimosa per kg 2, — » Levkoyen und Hyacinthen per Dutzend 0,30 » Narcissen per Dutzend 0,20 » Getrocknete Blumen und Gräser. In trockenen Blumen, Immortellen, Gräsern und anderen Hilfsmitteln der Binderei w^ar das Geschäft zu Anfang des Jahres ziemlich belebt. Hauptsächlich entwickelte sich das Geschält in deutschen Immortellen imd Capblumen, und diese erzielten einen für Produzenten und Händler sehr günstigen Preis. Gegen Beginn des Sommers erlahmte das Ge- schäft total, weil die sonst um diese Zeit aus Amerika eintreffenden Aufträge gänzlich ausblieben und auch später nicht mehr eintrafen. Gründe dazu waren wohl die Silberbill in den Vereinigten Staaten, die Unruhen und Revolutionen in Süd-Amerika. Das Geschäft in obigen Artikeln blieb daher still bis Anfang September, wo dann für Deutschland, England und Russland sich einiges Ge- schäft entwickelte. QoA Die Chrysanthemum- Ausstellung in Eberswalde. Trotzdem die Ernte an deutschen Immortellen und Gräsern eine ganz ge- ringe war, wie solclie in einzelnen Artikeln seit Jahren nicht gewesen ist, so waren die Preise nicht höher, und der Artikel Bromus brizaeformis musste selbst zu gedrückten Preisen unverkauft bleiben. Dagegen waren Agrostis, Statice incana, Xeranthemum und Ammobium auf sämtlichen Lägern geräumt. Pampas-Wedel (californische) sind lange nicht mehr so beliebt wie ver- gangenes Jahr, der Preis blieb indes derselbe, weil die Produzenten ihre Felder zu anderen Kulturen verwenden, mithin nicht zu viel Ware am Markt war. Die aus diesen und anderen Gräsern angefertigten Sträusse werden nur noch in billigen Exemplaren verlangt. Die Industrie in künstlichen Blumen verwendet die Gräser für ihre Fabri- kation nur noch ganz wenig, die Mode ist eine ganz andere geworden. Capblumen wurden zu Anfang des Jahres im Preise gehalten, weil die Importeure die Ware festhielten. Zum Oktober hin änderte sich die Situation gewaltig, weil die Nachfrage nach diesem Artikel sich nicht steigerte. Die Gründe hierfür waren mehrfacher Art. Erstens blieb die Witterung bis in den November hinein ohne Frost, es grünte und blühte überall, und dazu lieferten Italien und Südfrankreich so viel und so billige frische Blumen, dass solche,, obwohl halb verdorben, doch den Capblumen vorgezogen wurden. Zweitens wurden grosse Posten, welche in England lagerten und dort unverkauft ge- blieben waren, hier auf den Markt gebracht. Drittens hatten sich für diesen Artikel Syndikate gebildet, welche die 1893 er Ernte schon auf den Markt brachten, sodass es den Händlern sehr schwer wurde, ein Geschäft zu machen. Besonders erschwert wurde aber auch das Geschäft für Produzenten und Händler durch die Königliche Eisenbahn-Verwaltung, die vom 1. Januar 1893 den Frachttarif für Palmenzweige, getrocknete Gräser und Blumen um 50% erhöhte. Dies ist um so mehr zu beklagen, als diese Artikel im Verhältnis nicht einmal sperrig sind und ausserdem den Frachtaufschlag nicht tragen können. — Im übrigen ist der Verkehr dieser Gegenstände so gering, dass die Mehreinnahme für den Staat nicht in Betracht kommt; dagegen werden Produ- zenten und Händler durch den Tarifsatz erheblich geschädigt. Die Erwartungen und Hoffnungen, welche man bezüglich der Columbischen Weltausstellung gehegt hatte, sind bis jetzt noch nicht recht in Erfüllung ge- gangen, trotzdem die Aussteller in und um Berlin sämtlich prämiiert wurden. Dies liegt offenbar an den ungünstigen finanziellen Verhältnissen in Amerika. Verschiedene Anfragen sind übrigens schon eingegangen, und so gut wie Erfurt und Stuttgart schon direkte Erfolge zu verzeichnen haben, sind alle Aussteller in Berlin und Umgegend der Ansicht, dass auch für sie die Weltausstellung in Chicago ohne Frage noch Vorteile im Gefolge haben wird. Die Chrysanthemum -Ausstellung in Eberswalde gjk am 10. und iL November 1894. M|f/iie im Mewes'schen Etablissement zu Eberswalde vom Gartenbauverein ^if Feronia veranstaltete Ausstellung von Chrysanthemum und anderen Pflanzen bot ein höheres Interesse als manche sonstige Lokalausstellung. Zunächst waren schon vom Orte selbst recht gute Leistungen zu ver- Die Chrysanthemum-Ausstellung in Eberswalde. ßo; zeichnen, insbesondere u. a. von dem so rührigen Vorsitzenden H. Di ttmann, der an Zahl Avohl das meiste geliefert, so\vie A'on Carl Haerecke, in Firma F. Haerecke, der auch die Kaisergruppe gestellt hatte, Th. Baltzer, Kom- merzienrat Ebart, Spechthausen bei Eberswalde, der Landirrenanstalt Eberswalde, Obergärtner Flügel, Rittergut Sydow, Obergärtner Wire, A. Beeskow (Zimmer- kultur), Gartenverwaltung Eanke u. a. mit 13 Sämlingen etc. Aber auch von Steglitz war E. Dietze (mit sehr niedrigen Pflanzen), A. Herzberg-Charlotten- burg u. a. erschienen und unter den Ausstellern abgeschnittener Blumen sah man Kommerzienrat Spindler-Berlin (Obergärtner Weber) mit vielen Neuheiten in grossblumigen Exemplaren. G. Bornemann-Blankenburg a./Harz mit eigenen Züchtungen, während H. Koehler- Bochum bei Crefeld das ein- fache wohlriechende Chrysanthemum »Elisabeth« in nur massiger Kultur vor- führte. Die gr össteLeistun g war indess von einem Privatmann C ar 1 S c h u m a ch e r in Eilbeck beiHamburg(Obergärtner F.Büchner), der ausser einigen sehr kräftigen Hochstämmen eine ganze Anzahl niedriger Pflanzen in den neuesten Sorten in wundervoller Ausbildung der Blumen überbrachte, die er auch noch in Stettin am 17. November vorzuführen gedachte. Wir nennen unter seinen neuesten: Souvenir de petite Anne, engröhrenförmig, weiss, Florence Davis, Souv. de petite Madeleine, röhrenförmig, weiss, L'Jsere, japanisch, weiss, Mr. A. Moulin, zurückgebogen, weiss, Mmc. Ed. Key, zartrosa, Mme. Leblanc, weiss, Mr. William Holmes, sehr niedrig, dunkelrot, weiss, Louis Boehmer, hellrosa, behaart, Mme. Bernard, dunkelrot etc., President Borel, ähnlich Cullingfordi. Von den Spindler'schen Blumen seien nur die 1893er Neuheiten hervor- gehoben, wobei bemerkt werden muss, dass Herr Obergärtner Weber viele noch nicht bringen konnte, da sie noch zu weit zurück waren: Duke of York, braunrot, unterseits gelb, ähnlich Cullingfordi, Rosy Morn, rosa, weisslich Gladys Routh, zurückgebogen, weiss, Mrs. W. P. Routh, eingebogen, gelb, Charles Davis, orange, Baron Hirsch, eingebogen, sehr dicht, purpurn, Mrs. C. Har- man Payne, eingebogen, dunkel rosa, sehr gross. G. Bornemann-Blanken- burg a./Harz hatte unter seinen eigenen Züchtungen: Ludwig Möller, dicht ein- gebogen, gelb, in den anderen Sammlungen nicht so gut entwickelt, Mrs. Bon- ville-Were, zurückgebogen, schmalblätterig (blutig), gelb, Charles Davis, Gladys Routh, weiss, sehr schön dicht, King of Hirsutes, gelb, an der Spitze sehr be- haart, aber nicht schön, Grare Darling, gelb, die Enden der schmalen Zungen- blüten eingebogen, Mr. W. H. Caldwell, ganz engröhrig. Von anderen Pflanzen sind nur die Cyclamen und Primeln hervorzuheben. Grossartig waren aber die Leistungen in Bindereien. Allen voran Hübener- Berlin, der ganz gewaltige Anstrengungen gemacht hatte. Vor einem Hintei^- grunde aus schwarzem Sammet stand u. a. ein weisser Kranz mit einem un- mittelbar darauf gelegten Wedel von Polyj)odium Reinwardti, ein Spiegel mit lila Rand und mit ebensolchen lila Blüten von ()ncidium ornithorhynchum prachtvoll, ein Brautstrauss mit weissen Rosen und Maiglöckchen, eine Art Haus? mit Mahonien, La France Rosen, Lilium auratum und Tuberosen, ein spiegelartiger Gegenstand mit rosa Sammet-Einfassung, weissen und gelben Chry- santhemum, gelbbraunen Plectogyne-Blättern und einer Cattleya labiata-Blüte, ein grosser Korb mit langstieligen Chrysanthemum, Lycaste Skinneri etc- Sehr viel war Polypodium Reinwardti verwandt. — Auch Ch. Dressler stellte reich aus, ebenso H. Dittmann-Eberswalde und viele andere, auch ein Lehrling. L. Wittmack. QoQ Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin. Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin. er Stettiner Gartenbau-Verein veranstaltete am 17. und 18. November seine erste Chrysanthemum-Ausstellung. Wenn es auffällig erscheinen mag, dass der sonst so rührige Verein nicht schon längst mit einer \^^)ß? solchen Veranstaltung in die Oetfentlichkeit getreten ist, so liegt dies iT^ikrJ daran, dass das Chrysanthemum sich hier noch immer nicht so viel '^ Freunde im grossen Publikum erworben hatte, als dass die Anzucht desselben lohnend gewesen wäre. Da waren es einige grössere Privatgärtnereien, die Konsul Kiskersche und die GraM'itzsche, welche bahnbrechend vor- gingen, indem sie in der Novembersitzung des Vereins 1893 ihre vortrefflichen Kulturen zur Schau ausstellten. Diese Schaustellung wurde auch dem Publikum unentgeltlich zugängig gemacht und fand so reichen Zuspruch, dass der Verein nunmehr es an der Zeit fand, seine Mitglieder zu einer grosseren Veranstaltung für 1894 aufzumuntern. Diese Ausstellung war als eine nach jeder Richtung hin wohlgelungene zu betrachten und machte bei der Schönheit der Säle des Konzert- und Vereinshauses einen geradezu imponierenden Gesamteindruck. Das Arrangement war mit Ausnahme einiger weniger zur Einfassung ver- wendeter Farne, Selaginellen und kleiner Palmen ohne jedes andere gärtne- rische Beiwerk, sodass die Betrachtung durch nichts gestört wurde. Im grossen Saale, welcher in der Hauptsache für Restaurationszwecke re- serviert und von Plerrn Gust. Schultz mit Lorbeerbäumen, Phönix etc. ge- schmackvoll dekoriert war, befand sich an der 15 V2 ™ langen Querwand die Einsendung der Herren Otto Rudy & Co. -Finkenwalde, aus einer grossen 76 Sorten starken Mittelgruppe bestehend, die auf beiden Seiten von Neuheiten und Schaupflanzen flankiert war, sämtlich von vortrefflicher Kultur. Hervor- zuheben sind: die grossblumige, schön gefiederte White Louis Böhmer, Charles Davis, Robert Owen und die anemonenblütige Madame Robert Owen, Avalanche, Robert Bottomley, Charles Bonstedt, Etoile de I>yon, ca. 20 cm im Durchmesser, die zur Schnittblumenkultur vorzüglich geeignete dunkelscharlachrote John Shrimpton und die mittelgrosse hellrosa William Tricker. ferner die für Topf- kultur sehr zu empfehlende blutrote George W. Childs und die gelblich-orange Val d'Andorre; ausserdem noch die rosakarminfarbene G. C. Schwabe, Wm. Holmes, Baron Hirsch etc. Eine ganz vorzügliche Leistung war ferner die Ein- sendung von Carl G. A. Schumacher-Hamburg-Eilbeck, welche in einer Mittelgruppe des angrenzenden zweiten Saales Aufstellung gefunden hatte. Die- selbe zeichnete sich nicht nur durch eine sorgfältige Sortenauswahl, sondern auch durch musterhafte Kultur aus, indem jede einzelne Pflanze, tadellos ge- zogen, mit sattem dunkelgrünem Laub versehen war und jede einzelne der zahlreichen Blumen als Schaublume gelten konnte. Bemerkenswert war ferner auch die äusserst saubere Herrichtung der Pflanzen, indem jeder einzelne Zweig bis dicht unter die Blume an Piassava-Stielen aufgebunden war, sodass jede Blume ordentlich zur Geltung kam, ohne dass der Eindruck durch weisse Blumenstäbe oder dergleichen gestört worden wäre. Unter den prächtigen Sorten sind besonders hervorzuheben: Lilian B. Bird, rosa, grossblumig, strahlen- förmig. Triomphe de la rue de Chalets, goldgelb, W. IL Lincoln, gelb, Ada Spauding, rosa, Waban, rosa mit langen Blumen]:»lättern, La Triomphante, rosa. Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin. ßoy weisslich, sehr grossblumig, Stanstead White, reinweiss, einwärts gebogen, und Mrs. William Walters, tiefdunkelrot. Von den prächtigen Neuheiten französischer Züchtung seien erwähnt: Souvenir de petita Madeleine und Souvenir de petite Anne, beide reinweiss, Antoinette, reinweiss, und le Rhone, gelb, beide einwärts gebogen, Mad. Ad. Moulin, reinweiss, mit sehr langen Zungenblüten, Mad. Henry- Robert, weiss mit rosa Endspitzen, L'Isere, reinweiss mit langen Fetalen, M. Tournier, lachsfarbige Riesenblume, Mad. Charles Capitant, glänzend rosa, Souvenir de l'Exposition de Grenoble, rosa, und Vicepresident Calvat, dunkel- rot, einwärts gebogen. In drei grossen Eckgruppen befanden sich die schönen Züchtungen der Grawitzschen Gärtnerei (Oberg. Hoffmann), Grabow a. O., Konsul Kiskerschen Gärtnerei (Oberg. Gronwald), Stettin, und Kommerzienrat Ab eischen Gärtnerei (Oberg. Ruhnke), Frauendorf, sowie in einer kleineren Seitengruppe ein Sorti- ment der Kaufmann Mützellschen Gärtnerei (Oberg. Schlieter), Stettin. Auch in diesen befanden sich eine grosse Anzahl bemerkenswerter Sorten, so in der Grawitzschen Gruppe: Louis Böhmer mit seinen hübsch behaarten silberrosa Blumen, Ismail, weiss gefedert, Comraandant Maraignon, Vivian Morel, Alberic Lunder, La France, Mons. Basse, Mrs. Harmann Payne, Superbaflora, Rosea perfecta, Georg Hamkens, Admiral Sir T. Lymonde und Lady Churchill. Inder Kiskerschen Gruppe gefielen namentlich: Anni Clibran, Cullingfordii, tiefdunkel- rot mitgoldgelberUntcrseitederBlumenblätter, CarewUnderwood,prächtig■bronze- farben, Edwin Molineux, einwärts gebogen, prächtig dunkelrote Blumenblätter mit gelber Unterseite, Mrs. C. H. Wheeler, Lilian ß. Bird, Vivian Morel und Val d'Andorre. In dem Abelschen Sortimente zeichneten sich besonders aus: Dr. Chas. Brigham, Sulphureum superbum, Charlotte de Montecabrier, die zart- rosa Mad. Clemence Audiguier, Dr. Macary, weisslich rosa, Hiver fleuri, milch- weiss, Cythere, Avalanche und viele andere. Die Einsendungen an Marktpflanzen entsprachen nicht ganz den an solche zu stellenden Anforderungen. Wir nennen F. Engelmann, die Grawitzsche Gärtnerei und als beste O. Teubner. Sehr zahlreich waren die Einsendungen von abgeschnittenen Blumen. Das in Bezug auf Sortenauswahl und Ausbildung der Blumen beste und grösste Sortiment hatte die Firma Schuck & Go., Marienfliess, ausgestellt. Wir bemerkten in demselben: die tiefdunkelrote William Seeward, Gartendirektor Kowaleck, die in Dahlienform gebaute Baron Hirsch, Duke of York, Pirata Eimer D. Schmidt, Alfred Lee u. a. Die Sortimente von Carl G. A Schumacher, Hamburg-Eilbeck, E. Geo. Reid, London, und E. Hilzheimer (Lorgus Nachf.), Stralsund, zeichneten sich ebenfalls durch vorzügliche Sorten, sämtlich Schaublumen ersten Ranges, aus. Während wir aus dem Schumacher- schen Sortimente noch hervorheben wollen: Le Geant des Alpes, Triomphe de Laurent und Le grand Serre, fielen in dem Reid sehen Sortimente u. a. besonders auf: die reinweisse Florence Davis, Lilian B. Bird, Miss Dawkins, die hellgelbe Charles Blick, Mons. Bernard und Vivian Morel; in dem Hilzheimerschen Sortimente: Margot, rosa, nach der Mitte zu chamois, Vishnu, Niniveh, die weiss mit lila gefleckte Jeanne d'Arc und die reinweisse, zartrosa angehauchte Maidens Blush. Zu erwähnen sind ferner noch die Sortimente von Ad. Stolze, Eisleben, C. Wüstenberg, Lanke, und Ober- gärtner Nahlop, Britz. ^og Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin. Ganz besonderer Fleiss war auf die Bindereien verwendet worden und thatsächlich giebt es, um die Einfülirung des Chrysanthemum zu fördern, nichts wichtigeres, als dem grossen Publikum zu zeigen, in welch graziöser Art sich diese Blume für Arrangements verwenden lässt. Es waren denn auch von den Stettiner Binderei-Firmen wahre Prachtstücke geliefert worden. Dass freilich bei dem Suchen nach neuem auch mitunter auf Kosten des guten Geschmacks selbst von sonst tüchtigen Bindern gesündigt wird, zeigte sich auch hier. Es hatten ausgestellt: H. Kyaw einen Toilettenspiegel, der Rahmen aus weissen Chrysanthemum mit Cattleyen garniert; einen grossen Kranz auf einer Staffelei, eine Palette, verschiedene Blum^enkörbe und ein grösseres auf einer Staffelei befindliches Arrangement aus Lapagerien, Flieder und Chrysanthemum; P. Wer nicke einen Wandteller aus weissen Chrysanthemum mit La France- Rosen garniert, einen Fächer, ein Füllhorn und verschiedene Blumenkörbe. M. Schröder ein Blumenstück aus gelben und mattrosa Chrysanthemum in einem aus bronzefarbenen Chrysanthemum hergestellten Rahmen; ein grosses Kreuz aus weissen Chrysanthemum mit einer Dekoration von Cycas-Wedeln, einen Blumenkorb und einen Trauerkranz; F. Engelmann geschmackvolle Hochzeits- und Ballgarnituren, sowie mehrere Trauerarrangements; F. Papke ine grosse aus weissen Chrysanthemumblumen gefertigte Blumenvase mit einem grossen Strauss gelber Chrysanthemumblumen. Zu erwähnen sind noch: Gebr. Koch und Wittwe Wettwer mit verschiedenen Kränzen, Kissen und anderen Gegenständen. Ausser den Chrysanthemum waren auch noch einige andere sehr hübsche Leistungen zur Ausstellung gebracht worden; so von der Mützellschen Gärtnerei (Obergärtner Schliefe r) eine prächtige grosse Latanien-Gruppe als Dekoration des Vestibules, sowie eine Anzahl üppig blühender gross- blumiger Cyclamen »Käthchen Stoldt« und Primula chin. cristata. Mit Cyclamen waren ferner noch erschienen die Herren Rudy & Co., Finkenwalde, und Otto Teubner, Stettin; erstere ausserdem mit blühenden weissen Azaleen, letzterer noch mit Eriken und Dracaenen. Von E. Geo. Reid, London, waren noch ausgestellt: abgeschnittene Pelargonien und eine Anzahl der neuen dunkelpurpur- roten Remontant-NelkeUriahPike, die einen köstlichen Vanillegeruch verbreitete,*) sowie ferner von Fräulein Martha Rowald, Stettin, herrliche Chrysanthemum- Malereien auf einem Ofenschirm und einem grossen Albumdeckel; von Herrn Victor Karbe, Stettin, zwei geschmackvoll entworfene und ausgeführte Garten- pläne und von Herrn Oscar Tiefenthal, Wandsbek, farbige Abbildungen A'on Neuheiten in Chrysanthemum, Iris, Lilien, Paeonien und einigen Gehölzarten. Als Preisrichter fungierten die Flerren C. Kotte, Südende-Berlin, FL Mehl Weissensee, und C. Bonstedt, Rostock. Die Ausstellung wurde am 17. November, vormittags 11 Uhr, durch ein Mitglied des Vereins-Vorstandes mit einer Ansprache, die in einem Hoch auf S. M. den Kaiser ausklang, eröffnet. Der Redner wies namentlich darauf hin, wie jahrelange Mühe und Arbeit dazu gehört haben, um in der Chrysanthemum- Kultur das heute Gebotene leisten zu können. An beiden Tagen sorgte die Kapelle des Artillerie-Regiments für musikalische Unterhaltung. *) Gartenfl. d. J. S. 489 Abb. 87. Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 639 Das Ergebnis der Ausstellung dürfte für Veranstalter und Aussteller ein befriedigendes sein, denn lässt einerseits der zahlreiche Besuch (3000 Personen!) auf einen günstigen Kassenabschluss schliessen, so zeigte sich andererseits seitens des Publikums schon während der Ausstellung, noch mehr aber am darauffolgenden Tage, eine rege Kauflust — ein Beweis dafür, dass es nur eines energischen Anstosses bedarf, um ein im Publikum herrschendes Vorurteil zu verscheuchen und eine sonst wenig beachtete Blume zu seiner Lieblingsblume zu machen. A. Wiese, Stettin. Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. Cypripedium >< Pandora. (C. Argus X Dayanum.) Eine reizende Kreuzung, welche als C. Argus, ausgestattet mit vielen der bei C. Dayanum hervortretenden Merk- male, hingestellt werden kann. Gard. Chron. 1894, I, 230. Gattleya X Arthuriana (Dormaniana 9, luteola S)- Diese eigentümliche neue Garten- Hybride steht im Habitus zwischen beiden Eltern, in der Färbung der Blume hat sie aber mehr von dem glänzenden Gelb der C. luteola als von dem Olivengrün der Kelch- und Blumenblätter der anderen Art. Jede Blume hält bis 2 1/2 Zoll im Durch- messer. Gardeners Chronicle 1, 1894, S. 102. Pentaraphia longiflora. Eine westindische Gesneracee mit unbehaarten lanzettlichen gezähnten Blättern und gestielten Dolden glänzend roter Blumen, von welchen jede etwa zwei Zoll lang ist. Bot. Mag. T. 7339. Tigridia lilacea. Eine sehr empfehlenswerte Hybride zwischen T. Pavonia und T. Pavonia alba. Die rosa-karminroten Kelch- und Blumenblätter sind am Grunde weiss gescheckt. Auch bei dieser Irideen- Gattung hat man neuerdings eine Reihe prachtvoller Hybriden erzielt. The Garden 1894, I, 263, T. 955. Rosa rugosa. Ganz abgesehen von ihren vielen anderen guten Eigenschaften kann diese japanische Art ihrer grossen leuchtend roten Früchte wegen, die ein vorzüg- liches Eingemachte etc. liefern, sehr empfohlen werden, und übertrifft sie hierin bei weitem die Rosa villosa pomifera, deren Früchte mit schwarzen steifen Haaren besetzt sind, überdies nicht so gross werden. Bulletin d'arboriculture 1894, No. 2, Thomsonia nepalensis. Eine knollige Aracee vom Himalaya, Es treibt ein gefleckter Blattstiel aus der Knolle hervor und zeigt das Blatt drei Haupt- und zahlreiche sekundäre Einschnitte. Die vor der Blattentwicke- lung erscheinende Inflorescenz steht ebenfalls auf einem gefleckten Stiel. Die 6 — 12 Zoll lange nachenförmige Blütenscheide von grünlicher Farbe schliesst einen ebenso langen Kolben ein. Botanical Magazine, T. 7342. Eranthemum Anderson!. Eine reizende Acanthacee, die es in der Schönheit ihrer reinweissen, pur- purgefleckten Blume mit manchen Orchideen aufnimmt. Die kräftigen Ähren erreichen oft eine Länge von 9 bis 10 Zoll. Die Pflanze blüht fast das ganze Jahr hindurch, namentlich aber zeitig im Herbste. The Garden, 6. Januar, color. Taf. 640 Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Winterharte Cacteen. (Von E. Schelle -Tübingen.) Jeder Besucher eines Gartens bleibt fast unwillkürlich vor einer Gruppe Freiland-Opuntien stehen, speziell noch zur Blütezeit, und ebenso ist er über- rascht, wenn im Winter bei nicht zu liefern Schnee ihm einzelne Glieder dieser Pflanzen entgegenblicken. Es muss wohl deshalb wunder nehmen, dass bei der geringen Pflege, dem ge- ringen Raum, den solche Opuntien bean- spruchen, wie auch bei dem steten Bestreben, Abwechselung in dieBepflan- zung eines Gartens zu bringen, nicht weit öfters nach diesem Material ge- griffen wird, zudem der einmalige Kos- tenpunkt nicht direkt in Betracht ge- zogen werden kann. Ein Abhang oder ein gegen Süden abfallendes Beet sind die geeignetsten Plätze, ganz besonders, wenn die Sonne ungehindert einwirken kann. Leichte, durchlässige Erde ist — besonders auch der Blüte wegen — besser als schwere. Zwischen die Pflanzen bringe man Steine , etwa Tuffsteine. Dieselben absorbieren die Wärme, um sie bei Nacht wieder langsam abzugeben, dienen als Schutz der Wurzeln event. als Pflanzungsmaterial, als Standort z. B. bei Opuntia vulgaris Mill. Eine Be- deckung im Winter ist nicht notwendig. Gut ist es jedoch, vor Eintritt strengerer Kälte etwaige durch Regen entblösste Wurzelteile mit etwas Erde zu bedecken. Als widerstandsfähig gegen anhal- tende Kälte bis zu — 29*^ C. zeigten sich: Opuntia brachyarthra Englm. von Mexico. Rundlich-walzenförmi- ge Gestalt der Blattgebilde. Kleine Glieder. „ camanchica Englm. Am Ar- kansas zu Hause. Breiter Habi- tus. (12:18 ctm). lüne der un- empfindlichsten; äusserst üppig wachsend. Opuntia humilis DC. In der Form ähn- lich brachyarthra, doch mehr länglich und flachgedrückt, auch die Bestachelung nicht so dicht. „ Rafinesquii Englm. Mississippi- thal. Länglich -runde Form. Besitzt meist nur Borsten, sehr selten ein paar Stacheln. Bildet jedoch kleine Blättchen. ,, var. arkansana Englm. Gestalt ähnlich der Art, mehr länglich : stark mit Stacheln bewehrt. Weniger empfindlich als die Art selbst, d. h. eine der un- empfindlichsten Opuntien. Üp- piges Wachstum. Diese Form machte noch immer den Ein- druck auf mich, dass es kein Abkömmling der Rafinesquii ist, sondern der camanchica. O. Ra- finesquii, camanchica und R. arkansana benütze ich hier auch als Einfassung der ins Freie ge- stellten Warmhaus - Opuntien, wozu dieselben sich vorzüglich eignen. „ vulgaris Mill. Massachusetts (und SüdeurojDa). Ähnlich Ra- finesquii, nur herrscht die runde F^orm der Glieder vor. Verlangt Schutz für die Wurzeln, wes- halb dieselbe zwischen englie- genden Steinen oder deren Rit- zen, ohne viel Wasser zu be- kommen, vorzüglich gedeiht. Nasser Herbst und dann kalter Winter räumen unter dieser Art oft rasch auf. Mit O. arborescens Englm. und O. Engelmanni S. habe ich ebenfalls Ver- suche gemacht; nach zwei scharfen Wintern waren beide zugrunde gegan- gen. Eine weitere Art, welche ich Kleinere Mitteilungen. 641 aber hier noch nicht genügend geprüft: C. missouriensis D C, hält verbürgten Notizen nach ebenfalls eine Kälte von 26 — z'j^ C. aus, wie auch die gleichen Aufzeichnungen besagen, dass Cereus phoeniceus Englm. die gleiche Kälte unbeschädigt ausgehalten . Letztere Pflan- ze ist wohl nicht mehr viel in Kultur zu linden, vielleicht weil dieselbe zu warm «ehalten wurde? Herr L. Späth, Baum- schulenbesitzer in Rixdorf bei Berlin, bie- tet unter seinen alljährlichen Neuheiten winterharte Cacteen an, die durch Herrn Purpus in den Koloradobergen gefun-* den wurden. In erster Linie ist es obiger Cereus phoeniceus, dann Echi- nocactus glaucus Schum.; Mamillaria Purpusi Schum.; Mamill. Spaethiana Schum., Mamill. missouriensis Sweet, sowie noch sechs erst näher zu bestim- mende Opuntien. Erstere fünf Ptlanzen sind für manchen wohl noch etwas zu teuer. Die nicht mehr überall zu erhaltende Opuntia humilis DC. sowie die von R. H. Müller, Handelsgärtner in Striesen bei Dresden in den Handel gegebenen aus Samen entstandenen Formen von O. camanchica : olbispina, major und minor, welche sich schon bei ihrem Züchter vor 20 Jahren als winterhart gezeigt haben, bietet Herr Späth ganz billig an. Dahlien in Steglitz. Die Besucher der Steglitzer Obst- ausstellung hatten Crelegenheit, die reichhaltige Sammlung abgeschnittener Dahlienblumen zu bewundern, welche die Firma Metz & Co. dort ausgestellt hatte. Ein richtiges Bild aber bietet und die gärtnerische Wertschätzung ermöglicht nur derBesuch der Kulturen; in kaum glaublichen Mengen und einer riesigen Sortenzahl finden wir diese Kinder des Herbstes hier beisammen. Ich höre, dass mehr als 500 benannte Varietäten vorhanden sind. Dass diese nicht alle gleichwertig sind, liegt auf der Hand. Manche sind äusserst arm an Blüten, bei anderen, häufig den gross- blumigen Arten, verstecken sich die Blumen ganz im Laube. Solche sind für landschaftsgärlnerische Zwecke natür- lich nicht verwendbar. Aber die zahl- reichen Arten, deren Blüten in reicher Zahl an steifen autrechten Stielen über das Laub erhaben sind, dürften wir wohl etwas öfter in grösseren Parks treffen, zumal der Wuchs vieler nicht mehr der unbändige ist, den man gewohnt ist, sich bei Dahlien vor- zustellen, sondern etwa meterhohe Kugelformen zahlreich sind. Und was für Farben und Formen finden sich da. Fliederfarben, gold-, hell-, orange- gelb, hochbordeaux-, neu-, grell- rot, gestreift, gesprenkelt, gewellt, gelockt, gezähnt und so fort. — Auch Herr van der S missen kann seine sensationelle neue Cactusdahlie jetzt in ganzer Vollkommenheit zeigen. L)ie Kaiserin Auguste Victoria ist reinweiss und von ausserordentlicher Grösse, etwa 10, selbst bis 14 cm im Durch- messer. Die Staude wird 1 bis 1,30 m hoch, blüht sehr reich und trägt die Blumen bis 25 cm über dem Laube. Die 10 cm grossen Blumen machen sich nach Herrn v. d. Smissen schöner als die ganz grossen. Tr. Heterocentron roseum A. Braun. Anknüpfend an den die Vorzüge obengenannter Pflanze beleuchtenden Artikel in Heft 21 S. 587 der Gartenflora möchte auch ich diese schöne, sich durch ausserordentlichen Blütenreichtum aus- zeichnende Melastomacee jedem Fach- manne recht warm empfehlen — • und zwar zur Bepflanzung der Blumenbeete im Herbst. Dem Reigen der sich uns zur Pflege eines abwechselungsreichen Blumenflors zur Verfügung stellenden Pflanzen mag auch das Heterocentron roseum eingefügt werden. Zeitig im 642 Kleinere Mitteilungen. März alten überwinterten Pflanzen ent- nommene Stecklinge wurden nach ihrer Bewurzelung in kleinen Töpfen auf einen warmen Mistbeetkasten ge- bracht, nach Bedarf in grössere mit nahrhafter Mistbeeterde gefüllte Töpfe gepflanzt und im August auf einem sonnig gelegenen Beete ausgetopft. Mehrmaliges Entspitzen der Triebe zur Erzielung recht buschiger Pflanzen ist Bedingung, und blühen sie dann bis zum Eintritt des Frostes sehr dankbar. A. Fintelmann, Berlin. Begonia semperflorens Lk. et Otto var. atro- purpurea Vernon ist, wieHerr Schelle inHeft 20S. 557 der Gartenflora mit Recht rühmend hervor- hebt, eine der wertvollsten Begonien, die uns zur Bepflanzung der Blumen- beete zur Verfügung stehen. Leider bleibt sie durch Aussaat nicht konstant; von 100 Pflanzen, aus Samen gezogen, erhielt ich nur 10 mit dunkelroter Blüte und eben solchen Blättern. Ich überwintere deshalb stets einige Pflanzen im temperierten Hause dicht unter Glas, und treibe sie im März im warmen Hause oder auf einem warmen Mistbeetkasten an, um sie dann durch Stecklinge zu vermehren. A. Fintelmann, Berlin. Samen an Gingko biloba. Im botanischen Garten und Schloss- garten zu Karlsruhe stehen wohl einige der grössten und ältesten Gingko-Bäume Deutschlands. Im Schmuck der Herbst- färbung sind die Bäume nebst den Liriodendron und amerikanischen Eichen eine Zierde unseres Gartens. Es ist keine Seltenheit mehr, dass Gingko in Europa Samen ansetzen, aber uns hatte das Glück noch nicht geblüht; die grossen alten Bäume, die einzeln stehen, sind Männchen, das vor etwa 35 Jahren gesetzte weibliche Exemplar hat sich schlecht entwickelt, ist niedrig geblieben. Etwa zu gleicher Zeit gepflanzte Samenpflanzen hielt man ihres straffen Wuchses wegen gleichfalls für Männchen. Wie gross war deshalb unsere Überraschung, als nach dem Blattabfall auch eine Menge gelber, pflaumengrosser Früchte von dem kräftigsten, schönsten Baum herabfielen,, und oben in den Ästen noch alles vollhing; zwei Körbe voll Samen konnten gesammelt werden; natürlich schaute ich nun auch nach der be- kannten weiblichen Pflanze, richtig, auch hier hingen einige Zweige dick voll Früchte. Es ist das erste Mal, dass Gingko hier Samen ausreifte, es beweist aber auch, dass die allgemein verbreitete Ansicht, die weiblichen Bäume seien niedriger, und von sparrigerem Wüchse als die Männchen, falsch ist. Der Samen ist voll und völlig reif, so dass kein Zweifel ist, dass derselbe auch gut keimen wird. Karlsruhe. Graebener. Streptooalyx Vallerandi E. Morr. Von dem eifrigen Bromeliaceen-Lieb- haber Herrn O. J. Qu intus in Helpman bei Groningen, Kiederlande, erhielten wir kürzlich die Photographie dieser schönen Bromeliaceae imd auch den abgeschnittenen Blütenstand, welcher die Gestalt eines riesigen Zapfens mit schön roten Deckblättern und blauen Blumen hat. Es ist auch eine sehr dankbare Zimmerpflanze. Herr Duval jr., Sohn des bekannten Bromeliaceenzüchters Duval in Ver- sailles, weilte am 17. November in Berlin und besichtigte unter Führung von L.Wittmack den Borsigschen Garten, sodann den botanischen Garten etc. Aus den Vereinen. 643 Aus den Vereinen. Ausflug des Frankfurter Rosisten-Vereins am Sonntag den 10. Juni 1894 nach Homburg v. d. H. zur Besichtigung des Rosariums des Herrn Freiherrn von Gremp.*) Die Anlage des Herrn von Gremp ist nach zwei Richtungen hin interessant und unterscheidet sich von so vielen anderen dadurch, dass die Pflanzen nicht, wie in der Regel auf Beeten oder als Rosarium ausgepflanzt, sondern in landschaftlichem Stil auf Rasen und zwar der grösste Teil in einer Durch- sicht zwischen Gehölzgruppen plaziert sind, auch zum Teil als Vorpflanzung vor grösseren Gehölzgruppen Verwen- dung gefunden haben. Die Rosen heben sich infolgedessen von dem saftigen Grün sehr gut ab, zumal die ganze An- lage eine nach Süden geneigte ist und man infolgedessen einen sehr schönen Blick sowohl von unten als auch von oben über das Ganze geniesst. In zweiter Linie ist die Sammlung interessant, weil sie eine Menge alter Sorten birgt, die man heute in keinem Katalog mehr findet. Hiermit soll nicht gesagt sein, dass Sammlung von Sorten stattfindet, welche nicht wert sind, dass sie erhalten bleiben, im Gegenteil, es sind die besseren alten Sorten, und auf welchen Exemplaren findet man sie? Wahre Rosenbäume! Dagegen aber auch die neueren Sorten bis in die jüngste Zeit werden sorgfältigst geprüft und, wenn als gut befunden, Aveiter kultiviert. Herr Freiherr von Gremp, der in der liebenswürdigsten Weise die Füh- rung selbst übernommen, desgl. seinen Gärtner zur Verfügung gestellt hatte, gab bei jeder Gruppe eine eingehende Erklärung ab, was ihm nicht schwer fällt, da er jede Rose genau kennt, nicht allein nach der Sorte, sondern auch nach dem Standort. *) Aus Mangel an Raum verspätet. Sitzung des Franicfurter Rosisten-Vereins am 20. Juni 1894. Ausgelegt war von dem Vorsitzenden Herrn Strassheim eine Rose eigener Züchtung. Derselbe teilte mit, dass die- selbe denNamen»ProfessorDr. Schmidt« tragen soll. Herr Professor Dr. Schmidt hat die Rose in dem Garten des Herrn Strassheim selbst in Blüte gesehen und ist mit der Benennung derselben ein- verstanden. Die Rose selbst ist ein Sämling aus dem Jahre 1892, in die Klasse der Remontantrosen gehörig, von dunkel sammetig purpurrot nach der Mitte in feuerrot übergehend. Die Pflanze ist von kräftigem Wuchs imd schöner, dunkelgrüner Belaubung. Herr Strassheim teilte noch ferner mit, dass bei einem etwaigen Verkauf der Rose, sei es auch durch wen es will, der Erlös dafür der Vereinskasse zu gute kommen soll, was von sämt- lichen Anwesenden mit Befriedigung entgegengenommen wird. Es wird zu Punkt 2 der Tagesord- nung übergegangen: Nützliche und schädliche Insek- ten der Rosen kultur. Der Vorsitzende lässt schon längere Jahre von der Malerin Fräulein Lina Michel, welche auch für die deutsche Rosenzeitung bis jetzt die meisten Aquarelle gemalt hat, Insekten, die er an den Rosen findet und zwar in allen ihren Lebensstadien undEntwickelungs- perioden nach der Natur als Aquarell malen. Dieselben wurden sämtlich vorgezeigt und erklärt. Die Anwesenden waren alle erstaunt, mit welcher pein- lichen Gewissenhaftigkeit die einzelnen Aquarelle hergestellt sind, z. B. erklärte Herr Strassheim als eines der nütz- lichsten Insekten für Rosenkultur den Marienkäfer. Derselbe wird auch noch im Volksmunde mit verschiedenen anderen Namen bezeichnet, als Herr- 644 Aus den Vereinen. gottskälbchen, Sonnenkälbchen, Sieben- punkt. Sein richtiger Name ist „Coci- nella septempunctata". Der Käfer nicht allein, besonders sind es die Larven desselben, welche dem kleinen Unge- ziefer der Rosenlaus an den Rosen nachstreben. Die Larve des Marien- käfers verzehrt in einem Tag eine ganze Menge Blattläuse; leider ist sie von d-en wenigsten gekannt. Herr Strass- heim hatte deshalb eine Anzahl der verschiedensten Insekten lebend mit- gebracht rmd vorgezeigt. Den Marien- käfer in seiner ganzen Lebensgeschichte, den Käfer, die Larve und die Puppe. Die Larve ist braungrau, auf dem Rücken einige gelbe Punkte, auch zu- weilen Streifen. Die Form des ganzen Tierchens gleicht in sehr verkleinertem Massstabe einerEidechse, in gedrungener Form gedacht. Man sieht die Larve häufig sehr rasch und geschäftig auf den Zweigen und Blättern der Rosen herumlaufen, wo sie leider in vielen Fällen aus Unkenntnis vertilgt wird, in der Meinung, es sei ein schädliches Ungeziefer, was nicht auf die Pflanze gehörte. Diesem Schicksal verfällt auch häufig die Puppe. Dieselbe hängt an der Unterseite der Rosen- blätter, als sei sie eine Unreinlichkeit von irgend einem Insekt; sie hat die Form einer Kugel, ähnlich wie eine Kellerassel, die sich verfolgt sieht und sich zusammenrollt. Von schädlichen Insekten war eine grössere Menge auf- gelegt als: der Gold- oder Rosenkäfer (Cetonia aurata), der Junikäfer (Amphimallus solstitialis), der kleine Junikäfer Phyllopertha (Ano- mala horticola), der Springkäfer (Lacon murinus), die Rosenblattwespe (Hylotoma rosa- rum), die Rosenblattwespe (Emphytuscinctus), die Larve und ausgehöhlten Triebe durch dieselbe. der goldgelbe und der graue Rosen- wickler, Argyrotexa (Tortix) Berg- manniana und rosana, die Rosensc'habe, Coleophora gryphi- penella u. n. a. Kirschenfest des Frankfurter Rosisten-Vereins bei seinem Mitglied, Herrn Kunst- und Handelsgärtner Franz Schäfer, Born- heimer Landwehrweg Xo. 150, am 24. Juni d. J. Herr Schäfer hatte schon zeitig im Frühjahr den Wunsch geäussert, bei ihm resp. in seiner Gärtnerei zur Zeit der Kirschenreife eine kleine Festlich- keit zu veranstalten, was in der dankens- wertesten Weise angenommen wurde. Es fanden sich auf nochmalige Ein- ladung am 24. Juni nachmittags eine grössere Anzahl Mitglieder mit ihren Familien und Freunden in seiner Gärtnerei ein. Die Familie Schäfer hatte die umfangreichsten Vorberei- tungen getroffen und verlief die kleine Feier bei herrlichstem Wetter und in der heitersten vStimmung. Während sich die Frauen und Kinder an den frisch vom Baum gebrochenen Kirschen labten, die in überaus reichem Masse vorhanden, erquickten sich die Herren an einem kühlen Glas Bier nebst Imbiss. Berlin. Wie im letzten Winter hatte auch kürzlich, am 15. November, Herr Inspektor Dre ssler eine Anzahl Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues mit ihren Damen zu einem Tanzkränzchen vereint, um so den Damen eine gewisse Entschädigung für die häufige Abwesenheit ihrer Männer in Vereinsangelegenheiten zu bieten. Das Fest verlief vortrefflich und wurde durch 2 Theatervorstellungen noch besonders verschönt. Herr In- spektor P e r r i n g sprach Herrn Dressler den wärmsten Dank der Teilnehmer aus. Ausstellungen und Kongresse. — Litteratur. 64s Ausstellungen und Kongresse. Am 20. November ist derjenige Teil des städtischen Treptower Parkes, der für die Gartenbau-Ausstellung bestimmt ist, an die Herren Kommerzienrat Kühnemann, Baumeister P"" eh lisch und Geheimer Kommerzienrat Gold- berger, als Mitglieder des Arbeits- ausschusses der Berliner Gewerbe- Ausstellung 1896, übergeben worden. Von der Stadt waren zu diesem Akt abgeordnet die Herren Stadtverordneter Loewel, städt. GartendirektorMächtig und Obergärtner Hampel. Auf derRosen-Ausstellung zu Görlitz sind die Ehrenpreise des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues folgender- massen verteilt: 1) grosse silberne Medaille Herrn Emerich König, Baumschule Niederlösnitz bei Dresden für eine Gruppe hochstämmiger Rosen, 2) kleine silberne Medaille Herrn Rud. Kierski, Inspektor der städtischen Friedhöfe, Potsdam, für Entwürfe zu einem Rosarium etc. 3) bronzene Medaille Herrn Gärtner Weidlich in Görlitz für ein aus Farnen etc. zusammengestelltes Bild. Anger münde. Die vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues für unsere Ausstellung vom 29. und 30. September gestifteten Ehrenpreise sind folgendermassen verteilt: a) die grosse silberne Medaille als 1. Preis dem Gärtner Hintze hierselbst für Gemüse; b) die kleine silberne Medaille als 1. Preis dem Kaufmann H. Wolff hierselbst für ein reichhaltiges Obst- sortiment mit Rücksicht auf Frucht- vollkommenheit (Laien); c) die grosse bronzene Medaille als 2. Preis dem Gärtnereibesitzer Wünn hierselbst für ein reichhaltiges Obstsortiment mit Rücksicht auf Fruchtvollkommenheit (Gärtner). Der neue Verein Hamburger Chrysan- themum-Freunde veranstaltete vom 20, bis 23. November eine grosse Chrysanthemum-Ausstellung im Sage- bielschen Etablissement. Die Firma Götze & Hamkens lud dazu im Aut- trage des Vereins ein. Der Gartenbauveretn für den Kreis Steinburg in Wüster (Holstein) hat die vom Verein zur Beförderung des Garten- baues gestifteten Ehrenpreise folgender- massen verteilt: 1. grosse silberne Me- daille für die beste gärtnerische Ge- samtleistung: Kunst- und Flandels- Gärtner A. Groht in Wilster. 2. kleine silberne Medaille für die beste Gesamt- leistung in Obst: Graf zu Rantzau, Breitenburg. 3. bronzene Medaille für die beste Gesamtleistung in Gemüse: Gemüsebau - Verein in der Engel- brechtschen Wildnis. F"'reiburg in Baden. Die erste Chrysanthemum-AusstellungdesGarten- bau-Vereins ist eine ganz grossartige geworden. Se. Kgl. Hoheit der Erb- grossherzog beehrte sie mit einem ein- gehenden Besuch und sprach sich sehr günstig darüber aus. Fast 1200 M. für Preise wurden verteilt, was schoa einen Ivleinen Belag für die Leistungen bietet. Litteratur. Williams. The Orchid Grower's Manual 7. edit. London 1894. Welche Fortschritte die Orchideen- kunde gemacht und wie sehr die An- zahl der neuen Arten und Hybriden zugenommen hat, lehrt ein Vergleich 646 Litteratur, zwischen dieser neuen und der im Jahre 1885 erschienenen sechsten Auf- lage. Damals ein Band in Ivlein Oktav von ca. 660 Seiten, heute ein Band in klein Quart mit breiterem Satz von nahezu 800 Seiten, von welchen 72 auf die Einleitung kommen. In diesem Teile ist, wie wir beim Durchblättern gesehen haben, kaum etwas geändert. Es sind hier die allgemeinen Kultur- bedingungen, die Anlage der Häuser, die Zusammenstellung von Samm- lungen, die Bekämpfung der Insekten und sonstiger Schädlinge und andere Fragen von allgemeinem Interesse be- handelt. Es folgen dann in alpha- betischer Anordnung die Gattungen, ■deren Arten wiederum nach dem Alphabet angeordnet sind. Die Vorteile für das schnelle Nachschlagen und die offenbaren Mängel dieser Anordnung liegen auf der Hand, uns will diese gar zu schablonenhafte Behandlung wenig behagen. Jeder Gattung geht eine kurze Diagnose voraus und An- gaben über die Kultur, bei w^elchen aber nur die Verhältnisse Englands berücksichtigt sind. Hierbei ist natür- lich nicht zu vermeiden, dass bei .grösseren und grossen Gattungen diese Regeln etwas gar zu allgemein gehalten sind, um einen besonders hohen Wert zu haben, und dies trifft besonders dann zu, wenn es sich um solche Gattungen handelt w^ie Dendrobium und Epiden- ■drum, welche in allen möglichen Höhenlagen und über einen ganzen Erdteil hin verbreitet sind. Beigefügt sind Litteraturangaben, besonders Citate aus Illustrationswerken, und es bildet das Werk somit einen teilweisen guten Ersatz für den längst veralteten Index Iconum von Pritzel. Dielllustrationen, Avelche dem Text in grosser Menge beigegeben sind, sind meist alte Be- kannte aus Gardener's Chronicle und Veitch's Manual of Orchidaceous- plants; viele stammen aus dem Journal of horticulture und wieder andere aus englischen Gartenkatalogen. Bekannt- lich sind diemeisten dieser Abbildungen gut und charakteristisch, aber es wirkt auf die Dauer doch ermüdend, wenn man stets wieder dieselben unvermeid- lichen Illustrationen antrifft. Das An- wachsen gewisserGattungen ist vielleicht das am meisten Auffallende an dieser neuen Auflage. So nahm Cypripedium in der sechsten Auflage 27 Seiten kleineren Formates mit 14 Illustrationen ein, in der jetzigen sind es 92 Seiten grösseren Formates mit 35 meist grossen Illustrationen. Dendrobium, obwohl weniger Modepflanze, hat es von 40 auf 50 Seiten gebracht, Odontoglossum von 50 Seiten auf 62, Masdevallia aber von 15 auf 28. Dass bei allen diesen Gattungen nur die gärtnerisch wert- vollen Arten aufgenommen , die »botanical Orchids« aber bei Seite ge- lassen sind, versteht sich von selbst, ebenso, dass die Beschreibungen sich nur auf der obersten Oberfläche habitueller Merkmale halten. Dass das Buch ein unentbehrliches Hilfsmittel gerade für deutsche Gärtner abgeben wird, möchten wir bezweifeln, nicht etwa, w'eil es in englischer Sprache ab- gefasst ist, sondern, weil es gerade betreffs der Kulturangaben zu sehr englisch ist; sodann ist es bei der alphabetischen Anordnung nur dann möglich, eine etwa unbekannte Art zu ermitteln, wenn man von vornherein sehr genau weiss, wo und in welcher Verwandtschaft man sie zu suchen hat, und durch Vergleichen der oft über viele Seiten verstreuten Beschreibungen sich ein Urteil bildet. Dagegen ist das Werk ein unter Umständen nütz- liches Nachschlagebuch, um Litteratur- angaben und Tafelcitate zu finden, genau wie dies einer der Vorzüge des in der ganzen Anlage äusserst ähnlichen aber viel teureren Manual von J. Veitch ist. F. Kran zl in. Personal-Nachrichten. 647 Deutscher Gartenkalender, XXII. Jahrgang 1895, Verlag von Paul Parey, Berlin. — Dieser jetzt im 22. Jahrgange stehende Kalender hat sich so bewährt, dass kaum noch ein Wort der Empfehlung nötig ist. Be- sonders sind es die vielen nützlichen Tabellen, von denen wieder mehrere neue hinzugekommen sind, und das Verzeichnis der Vereine wie der Unter- richtsanstalten, die ihn unentbehrlich machen. Ph. Held, Kgl. Garteninspektor und Vorstand der Gartenbauschule in Hohenheim. Das Schreibwerk des Gärtners. Kurze Anleitung zur Ab- fassung der schriftlichen Arbeiten des gärtnerischen Betriebes, nebst zahl- reichen Beispielen. Berlin, Verlag von Paul Parey, 80 S. — Zur rechten Stunde, wo der Unterricht für jüngere Gärtner an vielen Orten be- gonnen, ist dieses sehr praktische Büchlein erschienen. Wir empfehlen dasselbe bestens. Die gegebenen Bei- spiele sind meist gut gewählt, die Briefe oft etwas lang. N. 22 S. 57 ist wohl keine General-Vollmacht zu nennen. L. W. Anleitung fürPflanzensamm 1er von Dr. U. Dammer, Kustos am Kgl. bot. Garten zu Berlin. Mit 21 in den Text gedruckten Holzschnitten. Stutt- gart. Verlag von F. Enke. 1894. Preis M. 2,00. Ein recht wertvolles und wirk- lich praktisches Büchelchen, das seinen Zweck, dem Schüler, Lehrer, wie auch nicht fachmännischen überseeischen Reisenden ein praktischer Ratgeber bei und nach ihren botanischen Excur- sionen zu sein, voll und ganz erfüllt und von jedem kundigen Pflanzen- sammler nur stets bestens weiter em- pfohlen werden kann. Ein dem Stoffe nach gleichartiges, jedoch grösseres, ausführlicheres, den theoretischen Teil noch ins Auge fassendes Werk ist bereits erschienen und sei auch auf dieses hier noch gleichzeitig aufmerk- sam gemacht. H. Lauck. Considerations Generales sur les Anom alles des Orchidees par Mr. le Prof. O. Penzig, Directeur du Jardin botanique de Genes. (Extrait des Memoires de la Societe nationale des Sciences naturelles et mathe- matiques de Cherbourg, Tome XXIX.) Gherbourg 1894. H. Lauck. Personal-Nachrichten. Ökonomie-Rat Dr. Bürstenbinder, geboren 1840 zuBerlin, General-Sekretär des landwirtschaftlichen Centralvereins für das Herzogtum Braunschweig, \ 19. November. Von seinen vielen Schriften ist gärtnerisch besonders »Feldmässiger Spargelbau« 1890, Preis- schrift, Verlag von Paul Parey, Berlin, wichtig. Dem Baumschulen-Verwalter C. R. Peicker zu Hertwigswalde in Schlesien ist von Ihrer KgL Hoheit der Frau Grossherzogin von Sachsen der Titel »Obergärtner« verliehen. Dem Parkgärtner B o e h m zu Heinrichau wurde in gleicher Weise der Titel »Obergärtner« verliehen. Dem kgl. Obergärtner Goerth zu Proskau wurde die 2. Obergärtner- stelle am k. pomologischen Institut daselbst definitiv übertragen. Pierre Etienne Simon Duchartre, Mitglied des Instituts, Offizier der Ehrenlegion, Honorarprofessor an der Fakultät der Wissenschaften zu Paris, Secretaire-redacteur der Societe 648 Personal-Nachrichten. — Berichtigungen. nationale d'Horticul tu re deFrance seit 1856, f 5. November, im Alter von 83 Jahren, in der ihm vom Garten- bau-Verein Frankreichs seit langem in dessen eigenem Hause, Rue de Grenelle 84, eingerichteten Dienst- vv^ohnung. -- Geboren am 2 7. Oktober 1811 zu Portiragnes (Herault), wurde er als Nachfolger Payers Professor der Botanik in Paris. Sein bekanntestes Werk ist: Elements de botanique 1867. Er war der Erfinder des Schwefeins der Reben zur Vertilgung des Mel- taues (Oidium Tuckeri) und hat sich schon dadurch die grössten Verdienste erworben. Seit dem Jahre 1886 lebte er als Professor im Ruhestande, als Sekretär und Redakteur des fran- zösischen Gartenbau-Vereins aber war er bis zu seinem Ende, 38 Jahre lang, thätig. L. Ziege 1er, bisher in der Landes- baumschule zu Braunschweig thätig, wurde, unter Ernennung zum Ober- gärtner, mit der Leitung derselben, als Nachfolger Kochs betraut. Den Inhabern der Samenhandlung Liebau & Co., Erfurt, wurde vom Herzog von Anhalt der Hoflieferanten- Titel verliehen. Zu Offizieren des französischen Ver- dienstordens für Acker- und Gartenbau wurden ernannt: Andre Laurent, Baumschulenbesitzer in Limoges und J. B. Baillot, Handelsgärtner daselbst.. Geh. Hofrat Pfeffer, Leipzig, und Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Stras- burger, Bonn, haben die Redaktion von Pringsheim's »Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik« über- nommen. Dr. Karl Schilbersky, Assistent am botanischen Institut der Universität in Budapest, wurde zum ordentlichen Professor für Botanik und Pflanzen- krankheiten an der kg], ungarischen Gartenbaulehranstalt ernannt. Professor l)r. August Garcke^ Berlin, dessen bekannte Flora . von Deutschland demnächst in 17. Auflage erscheint, beging am 25. Oktober seinen 75. Geburtstag in voller Rüstigkeit. — Demselben ist inzwischen der KgL Kronenorden 3. Kl. verliehen. William LuntA^om kgl. botanischen Garten inKew wurde zum Hilfsinspektor am kgl. botanischen Garten in Trinidad ernannt. Berichtigungen. Gartenflora Heft 21 S, 570 lies selbstgezogene Palmen des Herrn Neubert. Pr. Holland, nicht Dreubert. Heft 2 3 S. 593. Die Rohrmatten des Flerrn v. d. Smissen-Steglitz kosten nicht der qm 1,20 M., sondern das Stück; der qm kostet 36 Pfg. Heft 22 S. 599 Zeile 3 von unten bei Besprechung der Gärtnerei des Herrn G. Vincke-Duj ardin, Brügge, könnte der Ausdruck: »Die Zeichnungen ent- nehmen wir der Schrift des Herrn Bosschere«, so verstanden werden, als seien die Stöcke entliehen; in Wirklichkeit haben wir aber nach den grossen Zeich- nungen der gedachten Schrift kleinere eigens für die Gartenflora anfertigen lassen. L. W. 807. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 29. November 1894. I. Der Direktor, Wirkl.Geh.Ober-Finanzrat von Pommer Esche widmete dem entschlafenen früheren Schatzmeister, Kgi. Hof lieferanten F. J. M. Plumpe sowie dem gleichfalls verschiedenen Kgl. Hofgärtner Wundel-Potsdam warme Worte der Anerkennung und ehrte die zahlreiche Versammlung das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Baumeister Hahn, Berlin, durch Herrn Obergärtner Müller; 2. » Gärtnereibesitzer PI. Keyssner, Zossen, durch Herrn Geh. Justizrat Keyssner; 3. » Landschaftsgärtner A. Dalskov, Kopenhagen, durch Herrn Wittmack; 4. » Freiherr von Fürstenberg L, Sekonde-Lieutnant im Garde- Kürassier-Regiment, Berlin, durch Herrn von Pommer Esche; 5. » Lieut. d. Res., Gutsbesitzer A. Wollank, Schloss P)amms- mühle bei Schönwalde, durch Herrn Jörns; 6. » Gartenbesitzer H. Hinz, Kiel-Wik, durch Herrn Loock; 7 » Kalkbrennereibesitzer E. Lehmann, Berlin, durch Herrn Loock; 8. » Landschaftsgärtner Ch. Rolfs, Friedenau-Berlin, durch Plerrn Kaehler. III. Ausgestellte Gegenstände waren in so grosser Zahl vorhanden, dass deren Besprechung fast 2 1/2 Stunden in Anspruch nahm und der Vortrag des Plerrn Garten-Inspektor Perring über seine Reise nach Englahd auf die nächste Sitzung am 27. Dezember verschoben werden musste. 1. Die Herren Schwarzburg und Kretschmann -Pankow ~ führten mehrere Hundert Primula chinensis in Sorten vor, deren Samen der Verein von denjenigen englischen Firmen, welche auf der Chicagoer Weltausstellung preisgekrönt waren: H. Cannell & Sons-Swanley-Kent, James Carter & Co. -London, Kelway & Son-Langport, John Laing & Son-Chiswick-London, sowie von Herrn Knoderer in Nizza bezogen hatte, und diese erregten wegen der schönen Farben und grossen Blumen allgemeines Erstaunen. Leider war versäumt, von den besten deutschen Züchtern Samen zum Vergleich zu beziehen; in Chicago fanden die Pflanzen aus deutschem Samen nicht allgemeinen Beifall, die Ameri- QrQ 807, Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. keiner fanden sie zu kleinblumig und die Farben nicht verlockend für Ilandelsgärtner. Es M'urden aber Ernst Benary-Erfurt für seine Samm- lung, die als »beste gemischte Sammlung« bezeichnet wurde, und H. Mette- Quedlinburg für eine Primula sinensis fimbriata lilacina albo marginata auch mit einem Preise ausgezeichnet. (Siehe die prämiierten Sorten Gartfl. 1893 S. 636 und 686.) Herr Schwarzburg bemerkte, dass in Berlin die Primeln meist aus französischem Samen gezogen werden. Hervorzuheben seien von den ausgestellten: von Knode rer-Nizza: kermesina splendens und rouge vif, besonders aber coerulea. die bei Tage ein schönes Lilablau und eine grosse Vervollkommnung gegen das frühere Blau zeigt. Die englischen zeichnen sich alle durch einen vorzüglichen, dichten, kräftigen Habitus aus, meist aber blühen sie später als die französischen, ausgenommen Crimson. Besonders zu loben sind: » Cannells pink« und Carters »Holborn Magenta«, tief dunkelrot. Die englischen Samen sind aber sehr teuer, 50 Korn von den Neuheiten kosten im Durchschnitt 3,50 AI, während man bei Herrn Kn od er er dafür ein ganzes Gramm erhält. Herr Kretschmann erklärte: Die Leuchtend roten sind alle in der Farbe trotz ihrer verschiedenen Xamen einander fast gleich, John Laings »Chiswick red« würde ich eventl. den Vorzug geben. Die früheste war Kelways »Crimson«. Die gefüllte weisse von John Laing zeichnet sich durch besonders kräftigen Wuchs und grosses Blatt aus, auch alba oculata hat einen solchen Wuchs, das gelbe Auge tritt aber nicht viel mehr hervor als bei anderen. (Wurde in Chicago besonders hervorgehoben als zukünftige gelbe Primel. D. W.) Unter sämtlichen gefüllten Pflanzen aus englischem Samen war keine einzige einfache, dagegen aus französischem Samen mehrere. Carters Holborn Magenta ist schöner als die alte Magenta, welche oft nur 20% Blumen, die auch Lichtfarbe be- sitzen, brachte. Leider ist bei den heutigen .Primelpreisen der englische Samen für Handelsgärtner zu teuer. Die Knodererschen kommen den englischen z. T. gleich, seine rouge vif ist hier schon bekannt, von 36 gefüllten, deren Samen Herr K. gratis mitgesandt, waren aber nur 5 ge- füllt.— Hr. Schwai'zburg undHr. Kretschmann stellten ihre vorgeführten Pflanzen den Mitgliedern zur Verfügung, diedavon dankbar Gebrauch machten. Herr Garten -Inspektor Perring fügte hinzu, dass er kürzlich die Primeln bei Herrn Kretschmann am Tage gesehen habe, wo die Farben noch viel schöner sind, mit Ausnahme der Magenta, die abends schöner ist. Er regt einen nochmaligen Vergleich, bei dem auch deutscher Samen zur Verwendung komme, an. Herr Schönfliess und Herr A. Drawiel bedauerten, dass die Primeln so schlecht bezahlt werden, billige Marktware kommt das ganze Dutzend Töpfe, 1,25 M (bessere freilich bis 3 M). 2. Herr Keyssner-Zossen führte eine Anzahl schöner Cattleya autumnalis (C. Warocqueana) vor. Er betreibt die Orchideenkultur erst seit 1893, ist aber mit den Erfolgen zufrieden. C. Warocqueana wurde durch Bungeroth in Südamerika entdeckt und von Linden- Brüssel eingeführt. Um nicht zu viel Mittel aufzuwenden, habe er zur Hälfte etablierte, zur Hälfte , importierte Pflanzen, die viel billiger sind, 807. Versammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. (5c, j gekauft. Unter letzteren sei eine weisse, für" die rtlan ihm 200 M ge- boten, während er 8 M gegeben habe. Der Absatz könnte manchmal besser sein, manchmal reicht aber der Vorrat nicht aus, so jetzt vor Weihnachten. Je heisser die Cattleya autumnalis zur Zeit, wo die Blüte in der Scheide steckt, gehalten wird, desto blasser ist die Farbe, je lang- samer man sie kommen lässt, desto dunkler. Er empiiehlt, recht viel Orchideen zu kultivieren und das Publikum dafür zu interessieren. Herr Gartenbaudirektor C. Lackner wies auf den grossen Wert der Cattleya autumnalis als Handelsptlanze hin, sie blüht zu einer Zeit, wo Orchideen gesucht sind, während andere Cattleyen im Sommer blühen. Die Grösse der Blumen scheine auch nach den Standorten im Vaterlande zu wechseln . er habe von einigen Distrikten gross- blumige, von anderen solche mit schmalen Blumenblättern. Herr Vincke-Dujardin - Brügge, dessen Etablissement in Gartentlora 1894 S. 59Q abgebildet ist, soll zu Garnots 'I'od für 68 000 Fr. Odontoglossum Alexandrae -Blüten nach Frankreich geschickt haben. — Herr Keyssner bedauert, nicht noch mehr Orchideen gekauft zu haben, für gute Ware erhalte man auch gutes Geld und man müsse die Ware nicht verschleudern, Er bekomme für eine Cattleya-Blüte 1,50 M vom Händler (Herr Lackner. Bluth und Brandt 1 M) Herr Gartenbaudirektor Brandt empfahl, importierte Orchideen zu kaufen, zumal die Händler von etablierten meist nur schwächere weg- geben. Die Kultur ist einfach, wenn man nur das Vaterland weiss, und wer Liebe zu Blumen hat, sollte Orchideen pflanzen, die Entwickelung der importierten zu verfolgen, ist höchst interessant. Cattleyen-Blüten halten sich 3 Wochen, Odontoglossum - Blüten 4 Wochen, Cypripedien 2 — 3 Monate! Die Nachfrage steigt, Orchideen wachsen viel mehr ins Geld als Palmen. Herr F. Bluth warnte, doch nicht zu stark sich auf Orchideen zu legen. Wenn wir bei Primeln teureren Samen nehmen, Averden wir auch bessere Ware und einen höheren Preis erhalten. Herr Keyssner sieht zu rosig in der Orchideenkultur, ihm sind wahrscheinlich noch keine übrig ge- blieben, wie das im Sommer vorkommt. Indess lindct man vielleicht noch mehr Orchideen heraus, die sich als vorzügliche Handelspflanzen eignen, besonders für die blumenarmen Monate, und nach Jahren kann man das angelegte Kapital herausschlagen. Die Preise des Herrn K cy s s n er erhalten andere hiesige Orchideenzüchter nicht. Zufälligkeiten, wie der Tod Carnots und des russischen Kaisers mögen da mitgespielt haben. Der Händler zahlt meist 1 M, nimmt dafür 1,25—1,50 M und der Blumenhändler dann 2,50 M. Das können nicht viele bezahlen. Herr Garten -Inspektor Perring wies darauf hin, dass der Name Cattleya Warocqueana gestrichen und dafür der ältere C. autumnalis ge- setzt werden müsse. Im hohen Sommer sind übrigens auch in Eng- land die Blumen nicht gesucht, darum ist die von .Sander wieder ein- geführte C. autumnalis (identisch mit der von Linden eingeführten C. Warocqueana) so wertvoll, sie blüht von Oktober Ijis Weihnachten. Im allgemeinen wird sich die Beschaffung von Orchideen bei uns in engen Grenzen halten, da nicht jedem Anfänger genügend Kapital zur Verfügung stehe. gr2 807. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. L. Wittmack wies darauf hin, dass der Bedarf Berlins an Orchideen noch lange nicht durch die Züchter in und um Berlin gedeckt werde und viel aus anderen Städten Deutschlands, auch aus Belgien hergesandt werde. 3. Herr Obergärtner Weber hatte eine Anzahl vSchaublumen von Chrysanthemum indicum aus dem Garten des Herrn Kommerzienrat Spindler-Spindlersfeld ausgestellt, die so hervorragend waren, dass sie in Grösse und Füllung den englischen, früher von G. Reid -London vor- geführten vollständig gleichkamen. Er hat dies besonders dadurch er- reicht, dass er gleich von vorn herein düngt, damit sie sich gleich kräftig aufbauen und man die besten Knospen leichter erkennen kann; bei den verschiedenen Sorten sitzen diese verschieden. Die Blumen stammten nicht von Pflanzen mit 1 Blume, sondern von solchen, die mindestens 6 Blumen haben. Er bedauert, dass man namentlich in Privatgärtnereien nicht mehr Wert auf grosse Blumen legt, denn nur an grossen Blumen kommt der charakteristische Bau und die schöne Färbung voll zur Geltung. Besonders schön sind: die weisse »Tangarita«, deren Samen Herr Hofmarschall v. St. Paul-Illaire-Fischbach aus den kaiserlichen Gärten zu Tokio erhielt (farbig abgebildet Gartenflora 1892 S. 449 t. 1378b, damals zum ersten mal blühend, jetzt viel grösser), Sämling X 8. und andere Sämlinge , alle ebendaher , ferner Leon Frache , Waban, Ada Spaulding, Duke of York, Robert Owen, Miss Mary Weighmann, gelb, G. C. Schwabe, rot, MUe. Marie Host, Geheimrat Wittmack, violett-rosa, eingebogen, ganz dichtdachig etc. 4. Herr Obergärtner A. Kleemann-Düren hatte aus dem Garten des Plerrn Kommerzienrat Ph. Schöller daselbst ebenfalls Chrysan- themum-Blumen eingeschickt und liess fragen, ob diese schon die voll- kommene Grösse erreicht hätten. Einzelne, darunter ein Waban, hatten das allerdings, andere noch nicht ganz. Herr K. berichtete, dass er Etoile de Lyon bis 24 cm Durchmesser gehabt habe. Er düngt erst nach dem Knospenansatz kräftig. LIerr Weber übernahm die Beantwortung der Kleemann sehen Fragen. 5. Flerr Obergärtner Amelung vom Joachimsthalschen Gymnasium, wo zum Zwecke des Unterrichts Chamioignons gebaut werden, erläuterte eme ganz neue, von ihm erfundene Methode der Zucht in liegenden alten Cementtonnen, in einem Keller von 6^ R. in mehreren Etagen auf- geschichtet, die wegen ihrer Einfachheit allgemeines Aufsehen erregte. Dieselbe wird in Gartenflora Heft 1 1895 mit Abbildungen beschrieben werden. Herr E. Dietze-Steglitz erklärte, er habe Herrn Amelungs Anlagen gesehen und sei erstaunt über die praktische Einrichtung; Stellagen halten nur 3 — 4 Jahre und daran scheitert oft die Kultur. Die vorgelegte Tonne ist nicht etwa eine Ausnahme, nein, alle sind so gut mit Pilzen besetzt. Auch für Handelsgärtner ist das sehr zwerkmässig, wie auch Herr Hofgärtner Hoffmann meint. 6. Herr Prof. Dr. Paul Sorauer sprach über die in voriger Versammlung besprochene Epheukrankheit bei Herrn Drawiel-Lichtenberg. Nach seiner Untersuchung ist es ein Pilz, eine Phoma-Art, der sie veranlasst. Die jy. 'Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 653 Blätter zeigen erst rötliche Punkte, die in der Mitte bald gelb werden, später zerreisst das Blatt. Die Ursache scheint eine zu gute Ernährung, das Rindengewebe war sehr dick und schwammig. Herr Kgi. Obergärtner Habermann-Schloss Monbijou, der sehr viel Epheu treibt, ist der Ansicht, dass die Krankheit durch lokale Verhält- nisse bedingt sei, er habe einem Bekannten, der auch in Schloss Mon- bijou wohnt, öfter Epheu gegeben, der ihn in einem Keller überwinterte, immer sei er krank geworden, bei ihm selbst nie, da er ihn im Freien überwintere. Herr Bluth: Jeder Handelsgärtner hört auf, Epheu zu ziehen, sobald er sieht, dass er krank wird. Das sollte man auch bei anderen Pflanzen thun; die Krankheit ist alt, in geschlossenen Lagen tritt sie nicht auf. Herr Dr. Damm er: Es giebt verschiedene Epheukrankheiten, die sich ähnlich sehen, bei Elerrn Weigt wurden die Stengel weich und fielen um, das ist nach Prof. So r au er der Epheukrebs. Dr. Lindau am Kgl. bot'. Museum hat gefunden, dass er durch Bakterien veranlasst wird, und ich habe ELerrn Weigt geraten, das Fass, aus dem er giesst, gründlich zu reinigen. Herr Hab ermann ist nicht der Ansicht, dass durch Düngung die Krankheit entstehe, stimmt aber Herrn Bluth bei, dass sie in geschlossenen Lagen nicht erscheint. Man muss den Epheu nicht in der Sonne auf- stellen, auch durch zu spätes Einpflanzen und Vernachlässigung des Giessens bei Ueberwintt-rung im Keller wird viel gesündigt. Er pflanzt den Epheu schon im Juli, wenn die grösste Hitze ist, in Töpfe, nicht im August und September, und lässt dabei gar keinen Ballen an den Pflanzen. Wenn dann die Nächte länger werden, bildet der Epheu dicht unter der Erde wieder schöne Wurzeln; man muss es eben so einrichten, dass er diese, die er sonst im Freien bildet, im Topf erzeugt. Herr Tübbecke berichtete, dass Epheu unter Bäumen weniger leide als freistehender, Elerr Neuheisel hat das Gegenteil gefunden. Herr Weidlich bestätigt Herrn Tübbeckes Ansicht. Herr A. Dawiel: Seit 40 Jahren werden auf meinem Grundstück in Lichtenberg jährlich 4— 5000 Epheu gezogen und die Stecklinge dazu alle Jahre neu vom Friedhof geholt Der Epheu überivintert im Freien unter Reisigdecken, im nächsten Frühjahr, wenn die Häuser leerer werden, wird er in Töpfe gepflanzt und in die Häuser gestellt, nach 14 Tagen bis 3 Wochen bilden sich dann neue Blätter. Nie ist Krankheit bei mir vor- gekommen; mein Sohn hat aber jetzt mit Kloake giessen lassen und dazu kam die nasse Witterung, diesen beiden Umständen schreibe ich die Krankheit zu (also zu reichliche Ernährung, wie Herr Professor Sorauer vermutete). Flerr C. Grass IL hat seit langen Jahren den Epheu im Sommer um 11 oder iiV2Uhr mit kaltem Wasser bespritzt, wenn die einzelnen Blätter gelb wurden, und so nie Krankheit erhalten. Herr Professor Sorauer: Die Krankheit, von der Herr Grass spricht, ist jedenfalls eine andere, bei unserer werden die Blätter rot. — Herr Hab ermann hat ganz recht, wenn er sagt, die Ursachen seien lokale, wir wissen sie aber nicht. Bei allen parasitären Krankheiten wirken zwei ()LA 807. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. Faktoren: 1) eine günstige Entwicklung des Parasiten; 2) eine für ihn günstige Disposition der Pflanze. In unserem Fall scheint, eine gewisse Weichheit des Gewebes die Ansiedelung oder mindestens die Ausbreitung zu begünstigen. Der Epheu ist von Natur eine Schattenpflanze, es kann auch möglich sein, dass er an der Sonne eine andere Wachstumsrichtung bekommt. Alan muss sich immer fragen; 1) Ist die Krankheit parasitär? 2) Welches sind die begleitenden Umstände? Auf letztere bitte ich stets besonders zu achten. 7. Herr F. Bluth übergab eine Gallenbildung von einer Weide, deren Untersuchung Herr Professor Sorauer übernahm. 8. Herr Nor wich überreichte Kropfmasern an 4-jährigen Eirn- pyramiden, auf Quitte veredelt, welche Herr Professor Sorauer ebenfalls übernahm. 9. L. Wittmack zeigte noch sehr wohl erhaltenes Holz von den vor- weltlichen Baumstümpfen in der Braunkohlengrube Victoria zu Gross-Räschen bei Senftenberg vor (s. Gartenflora 894, Heft 22, S. 612), welches Herr Kgl, Baurat Hoffmann, der Besitzer der Grube, ihm freundlichst hatte übersenden lassen. Wahrscheinlich ist es Taxodium distichum, vielleicht auch Sequoia Langsdorfii; die Stümi3fe erinnerten den Vortragenden sehr an die Stümpfe der Sequoia sempervirens in Santa Cruz, Süd-Californen, auch das wellige Holz. Zum Vergleich gab er Photographieen eines Cypressen-Sumpfes bei Neu-Orleans herum, der aus Taxodium distichum besteht, 10. Herr Professor Dr. Conwentz. Direktor des westpreussischen Provinzial-Museums, Danzig, hatte für das Museum der landwirtschaftlichen Hochschule und für den botanischen Garten je 1 ExemjDlar eines ganz kurzen Besens aus der Zwergbirke, Betula nana, übersandt, die er aus Finland mitgebracht. Dort ist die ZAvergbirke allgemein verbreitet, wie sie ja mit Salix polaris die am weitesten nach Norden gehende Gehölz- art ist. Sie findet sich noch in Sibirien, Grönland etc. Die Besen sind nur 37 cm lang und die ganze Pflanze wird meist nur 30 — 60 cm hoch. Interessant ist, dass die kleinen kreisrunden, nur 1 cm breiten Blätter sowie die Kätzchen noch an den Besenruten sitzen. IV. Die Frage, ob die von der DeiDutation für die Kanalisationswerke anstatt der früheren 1 ha Fläche angebotenen 8 — 12 ar zur Prüfung von Neu- heiten auf dem Rieselfelde zu Blankenburg angenommen Averden sollen, rief eine lebhafte Debatte hervor, an der sich die Herren Jörns, Perring, Dressler, Vogel er. Hoff mann. Lackner etc. beteiligten. Schliesslich wurde auf Antrag der Herren Perring und Lackner be- schlossen, die Angelegenheit in einer gemeinsamen Sitzung aller Aus- schüsse noch einmal zu prüfen. V. Der Schatzmeister, Herr Kgl. Hoflieferant J. F. Loock berichtete, dass für die durch Plagel geschädigten Gärtner 1328 M 50 Pf. eingegangen und an 34 Geschädigte verteilt seien. Der Vereinskasse sind für Druckkosten und Porto ca. 135 M Ausgaben erwachsen. — Herr Schwarzburg fügte hinzu, dass der Bericht der Kommission über diese Angelegenheit nächstens veröffentlicht werden würde. Aus den Vereinen. — Ausstellungen und Kongresse. 655 VI. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Brandt, Busse und A. Drawiel, sprach folgende Preise zu: 1. Herrn Obergärtner Weber für Chrysanthemum i grosse silberne Medaille; 2. » Keyssner, Zossen, für Cattleya autumnalis 1 kleine silberne Medaille; 3. » Obergärtner Amelung für Champignonzucht in Cement- tonnen den Monatspreis von 15 M. Die in der letzten Sitzung Vorgeschlagenen wurden als Mitglieder auf- genommen. V. Pommer Esche. Wittmack. Aus den Vereinen. Versammlung des Hamburg-Altonaer Gartenbau- vereins im November. Dr. Zacharias hielt einen Vortrag über die Fortpflanzung der Blüten- pflanzen und demonstrierte seine Aus- führungen an einigen interessanten Präparaten. Ausgestellt waren Chry- santhemum in vorzüglicher Beschaffen- heit, und Cyclamen in grossen vollblü- henden Exemplaren, Zwei Pflanzen von Cattleya labiata autumnalis trugen auf jedemvSchaft sechs ausgebildete Blumen. In einigen Exemplaren ist Carex jap. fol. var., eine Glumaceae, vorhanden. Die- selbe scheint für Jardiniere oder zur Bepflanzung von Grotten in Winter- gärten sehr verwendbar zu sein. F. B— r. Ausstellungen und Kongresse. Chrysanthemumausstellung in Hamburg. Durch eine Chrysanthemumausstel- lung wurde am 20. November im Sage- bi ersehen Marmorsaal die Gründung eines Vereins von Chrysanthemum- freunden wäirdig eingeleitet. Die Firma Götze &Hamkens, deren Verdienste auf dem Gebiete der Kultur dieser Pflanze ich schon früher Veranlassung nahm, in dieser Zeitschrift zu gedenken, sandte im A^erein mit der Gärtnerei des Privatmannes Schuhmacher eine Ivollektion Schaupflanzen, welche den mächtigen .Saal vollends füllte und zeigte, w^elcher Entwickelung eine Blume, deren Anfangsform einer Ca- millenblüte nicht unähnlich ist, durch aufmerksame, sachgemässe Behandlung fähig ist. Unter S c h uh m a c h e r s Pflanzen finden wir einigeNeueinführungen. »Le colosse grenoblois« trägt in der That eine sehr grosse Blume, weiss, lilakarmin ge- streift und leicht gebaut, »L'Isere«, weiss, einwärts gebogen, »Lincoln«, gelb, »Alberich Lund«, weinrot, »M.H.Roberts«, hellrosa, innen gelb u. a. Einige waren noch zu wenig entwickelt, um ein Urteil über ihre Güte aus- sprechen zu können. Dass Götze & Hamkens in der Kultur von Schaublumen Avohl hier unerreichtes leisten, dürfte bekannt sein. Ihre Sammlung umfasste ca. 100 Sorten in je 3—5 Exem plaren von tadel- loser Form und Farbe und bedeutender Grösse. Es war nicht nur ein gewähltes Sortiment, sondern auch vollendete Kultur. Die Berichte über Chrysan- themumausstellungen in der Fachpresse überheben mich wohl der Aufzählung der besten Sorten; nicht unerwähnt lassen will ich ihre eigene Züchtung, Blume zart weisslich rosa, anemonen- 6^5 Personal-Nachrichten. Berichtigunaen. blutig, »Club Flora« benannt. Zu Binde- zwecken scheint dieselbe äusserst schätzenswert zu sein. — In welch' rationeller Weise in dieser Gärtnerei die Kultur gehandhabt wird, zeigen uns die grossen Gruppen von Schau- pflanzen, mit denen der Saal bestellt A\'ar. H. F. C. Sander zeigt die ver- schiedenartige Anwendung der Chry- santhemumblume an einigen, mit grossem Geschmack gefertigten Blumen- stücken. Auffallend ist unter diesen ein grosser, mit hellbraunen Blumen umrahmter Spiegel. Das denselben zierende Bouquet l^esteht aus Mar- guerites, Canna- und Crotonblättern und gelben Chrysanthemum. Sehr zart und duftig ist die Garnierung einer Lyra mit zersprungenen Saiten, als Symbol zerstörten Glücks. Den oberen Teil des Rahmens bilden weisse Chry- santhemum; die Farbe geht nach unten hin in zartes lila über. Schmückung Aveisse Clarysanthemum und Odonto- glossum Alexandrae. Ein Trauerkranz von grossen Dimensionen wäre eben- falls zu vermerken. Das Licht zahl- reicher farbiger Glühlampen • — die Chrysanthemumblume bedarf,um durch ihre Farbe zu wirken, einer intensiven Beleuchtung — trug dazu bei, jedes Stück in seiner Schönheit recht her- vortreten zu lassen. Jedenfalls haben sich die genannten Herren um das Zustandekommen einer Ausstellung verdient, gemacht, die von Fachleuten und vom Publikum als her- vorragende Leistung anerkannt werden muss. F. B — r. Personal-Nachrichten. Der rühmlichst bekannte Verlags- buchhändler Paul Parey-Berlin ist am 7. Dezember gelegentlich seines 25jährigen Jubiläums von der Uni- versität Halle zum Ehrendoktor er- nannt. L. Wittmack ist zum Ehrenmitglied des Gartenbau-Vereins zu Potsdam er- nannt. Der Hoflieferant Klings stellte bei dem lüo jährigen Jubiläum der kauf- männischen Ressource von 1794 im Verein mit Herrn Janicki am 8. De- zember eine so grossartige Dekoration der Treppe und des Festsaals her, wie sie Berlin wohl noch nie gesehen hat. Andreas Treffehn, Obergärtner und Magazin-Verwalter zu Quedlinburg ist das Allgemeine Ehrenzeichen ver- liehen. Joh. Georg Wunderlich, Kauf- mann und ßaumschulenbesitzer zu Frankfurt a. M. ist das Prädikat als Hoflieferant verliehen. Berichtigungen. Seite 539 ad 9 muss es heissen: Herr Dr. U. Dammer, Fricdenau, über- brachte eine Anzahl Aepfel aus seinem elterlichen Garten. Auf Seite 541 ad VI muss es heissen: Im Gard. Chronicle vom 22. Sep- tember, S. 35i, das in der Sitzung auslag, habe er (Dr. Dammer) bezüglich Weintrauben eine Angabe gefunden, dass in England eine Traube von Gros Guillaume im Gewichte von 23 Pfund 5 Unzen (engl. Gew.) und von Black Hamburgh eine Traube im Gewichte von 21 Pfund 12 Unzen einmal ausgestellt gewesen sei und fragt an, wie schwer die von Herrn Schreiber ausgestellten Trauben sind. S. 635 Zeile 2 von unten muss es heissen: Chr. Drescher, Berlin, anstatt Dressler. Inhalt. I. Abbildungen. a) Tafeln. (Die Zahlen bedeuten die Nummer der Tafel). Billbergia X Wittmackiana H. L. B. 1405. Cochlioda Noezlian- Rolfe 1403. Darwin-Tulpen V. E.H. Krelage & Sohn 1406. Flieder, gefüllter, „Michel Buchner" 1409. Incarvillea Delavayi Bur. et Franch. iSgS. Italienischer Garten im Park des Herrn H. H. Hunnewell in VVellesley bei Boston, Mass. iSqq. Mamillaria barbata Engelmann 1400. Primula chinensis fimbriata ,, Schwarzauge" 1402. Solanum muticum N. E. Brown 1401. Syringa vulgaris fl. pl. „Le'on Simon" 1407. Tita -Traube 140S. Tulpen, Darwin-, von E. H. Krelage Sc Sohn 1406. Vanda teres Lindl. 1404. b) Abbildungen im Text. (Die Zahlen bedeuten die Seite). Abelmoschus esculentus speciosus 622. Aechmea macracantha Brongn. 175. Aster, Reids kugelblUtige Rühr- 41. Aster, Triomphe des Marche's i36. Ausschmückung einer Tafel mit Chrysan- themum bei elektrischer Beleuchtung 3j. Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins in der Maschinenhalle des Ausstellungs- parkes zu Berlin 579, 58i. Begonia Erfordia 41. Bibliothek und angrenzende Räume im Hause E. H. Krelage & S. in Haarlem 566. Bindereien der Firma Th. Hübner, Berlin 61. Bindereien, geschmackvolle, auf der Herbst- ausstellung 1S93 des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues 117. Blumenbeetchen 343. Blumenbrett, zurückdrehbares 71. Blumengruppierung ohne Figurenlegen 343. Blumengruppierung um eine Statue 342. Blumentorte um eine Statue 342. Bryobia nobilis C. L. Koch (?) 491. Calla, neue, mit rosa Blutenscheide (Reh- manni), i5. Canna „Königin Charlotte" bj. Chamaepeuce Afra 41. Chicago, Teppichbeete im Washington- Park 157, 159, 161. Crataegus orientalis 292. Crataegus tanacetifolia Lam. 21 5. — tana- cetifolia Pers. 292. — Crinum Roozenianum 40. Cypripedium Sanderianum superbiens 52o. Delphinium sinense grandiflorum nanum compactum 137. Denkmal J. M. Hildebrandts auf Madagas- kar 287. Deutzia parviflora Bunge 65. Dianthus caryophyllus semperflorens i36. Dipladenia atro-purpurea D. C. (dunkel- purpurne Doppeldrüse) 548. Eierfrucht, sehr frühe von Barbentane 97. Endivie, weisse krause Moos- 97. Erdbeere ,,Laxtons Competitor" 290. — „Laxtons Latest" of All 289. — „Lax- tons Scarlet Queen" 290. — ,,Laxtons Sensation" 290. — „Royal Sovereign" 290. Eschscholtzia maritima 41. Fagus silvatica bei Schleiz 325. Farnhaus in einem Kalthause bei Herrn Slomann in Altona-Othmarschen 2J0. Forsythia suspensa, Sämlinge mitbesonderer Blattform 619. Gaerdt, Heinrich, Königlicher Gartenbau- direktor 5. Gärtnerei von Ed. Pynaert van Geert In Gent 399, 401. Gerardia tenuifolia 43. Giebelstein von 1755 am Giebel des Bi- bliothekgebäudes von E.H. Krelage «& Sohn in Haarlem 568. Glossopetalon meionandrum Koehne 239. Grazie ersten Ranges 341. Grazie niederen Ranges 341. Gruppierung, natürliche 345. Gurke, lange, Sikkim- 97. Handelsgärtnerei von William K. Harris in Philadelphia 93. Hasskarl, Justus Karl 207. Helianthus lenticularis 95. Helianthus multiflorus maximus 554. Hexenbesen an einer Birke 407. Hibiscus esculentus speciosus 623. Kartoffel „Die Czarina" 99. Konifere mit amputierten Gliedern 341. Kopfkohl, krausgeränderter, Winter- 97. Krelage, Ernst Heinrich 563. Krelage, Jacob Heinrich 564. Kürbis, bronzefarbiger von Monthlery loi. 66o Sachverzeichnis. Lathyrus odoratus „Bronce King" 48. Lattich, römischer Gigogne loi. Lesezimmer im Hause E. H. Krelage & Sohn in Haarlem 565. Liquidambar styraciflua L. im Forstgarten bei Cleve 457. Lunaria biennis foliis variegatis 137. Monophatnus bipunctatus i3i. Nelke „Uriah Pike" 440. Nymphe, badende, im Pahnenhause des Borsigschen Gartens in Berhn i3. Ortgies, Eduard 227. Pflanzenmosaik 845. Pinus Strobus L., Weymouthkiefer im Forstgarten bei Cleve 456. Primula obconica i38. Rasenbeete in der Nähe der Wohnungen 844. Richardia Rehmanni Hort. i5. Ricinus zanzibariensis 69. Rosenbohrer, aufwärtssteigender i3i. Rosentreiberei von E. Thiel in Plötzensee hei Berlin 32i, 323. Rotbuche bei Schleiz 325. Sommerbepflanzung einer Teppichbeet- gruppe 63. Stachelbeer-Milbe, rote 491. Stiefmütterchen aus dem Lyngen-Kirch- spiel in West-Finmarken 444. Sträucher, stammförmig gezogene 341. Strauch, natürlich ausgewachsener 341. Sukkulentengruppe im Park von Monrepos- Geisenheim 385. Tannenbaum „mit grünen Fingern" 341. Teppichbeet, geschmackvolles 118. Topfspaliere des Gartenbau-Direktors M. Buntzel auf der Ausstellung des Märki- schen Obstbau-Vereins 58i. Torenia Fournieri grandiflora coelestina 76. Tropaeolum, Hybride v. Madame Gunter i38. Tulpenfeld in der Gärtnerei von E. H. Krelage & Sohn in Haarlem 56j. Vanda coerulea im Palmenhause des Herrn Bluth 182. Veranda an der Villa Borsig in Berlin i3. Verbascum Wiedemannianum 76. Viktoriapark in Berlin 265, 266, 267, 268, 269. Vincke-Dujardinsche Gärtnerei in Scheeps- daele bei Brügge 600, 602, 604, 6o5. Wegner's Patent -Sauger 517, 5 18. Wintergarten in der Villa Borsig in Berlin S, 9, II. Wintergarten von J. C. Schmidt aut der Thüringer Gewerbe-Ausstellung in Er- furt 38 1. Zantedeschia Rehmanni Engl. i5. 2. Sachverzeichnis. Abbazia, der Park von 194. Abelmoschus esculentus speciosus 622. Abies Nordmanniana mit Coccus racemosus Ratzeburg behaftet 260, 27q. Abies Nordmanniana X Pinsapo 2o3. Abutilon „Andenken an Bonn" 189. Abutilon „Sawitzers Neuzüchtung" 189. Abutilon vexillarium 68. Acer, die Varietäten der Gattung 420. Ackerbau, einschliesslich Gerätelehre 523. Actinidia Kolomikta 78. Adam, Johann,Sachverständiger für Pflanzen- untersuchungen in Herbesthal 29. Adressbuch des Privat - Gartenbaues in Deutschland von de Terra 193. Aechmea macracantha Brongn. 174. Aerides crassifolium Parish et Reichb. 428. Aerides odoratum Loureiro 428. Agardh, Jacob Georg 86, in. Agave rigida 5i5. Agave, Sisal- 5i2. Ageratum multiflorum nanum compactum coeruleum 166. Ahrens, Hofgarten-Assistent 144. Algier, Einfuhr nach 524. Alpenpartie-Anlagen in Koppitz 192. Alphand, Direktor der Arbeiten von Paris 448. Alternanthera „Hermsdorf"' 166. Alternanthera metallica aurea 166. Alternanthera Reichardii 189. Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der ^Pflanzen 147, 177. Amarantus speciosus Sims. 427. Amarantus superbus (yi. American Florist Company's Directory of Florists, Nurserymen and Seedsmen of the United States and Canada and Reference Book 36o, 388. Amerikanische Handelsgärtnerei 5o6. Anthurium Wambeckianum 141. Apfel: Bismarck 595. — Braunschweiger Milch- 428. — Brightwatre 129. — Bryant 129. — Coulons Reinette 595. — Crab- Apples i3o. — Gross i3o. • — Ernte 428. — von Halder 258. — Hamblings Seedling 141. — Holz- i3o. — Jacobs- 129, 428. Maybiers Goldparmäne 595. — Mickel No.I i3o. — Muskat-Reinette 595. — Perry i3o. — Snyder i3o. — Sommer-Gewürz- 428. — Story i3o. — Upp i3o. — White Russet i3o. ApfeIzweig,Anschwellung an einem Arbeitskalender für Gartenliebhaber Aronskelch i3. Aronslilie 14. Arum sanctum 141. Ascherson, Paul, Professor Dr. 254, Asparagus medeoloides Thnbg. 14. Asparagus Sprengeri Regel 427. Aster, Comet- oder Pudel- 92. — oder Ball- 92. — Aster, Prinzess- Riesen-Komet- 540. — sinensis Reids kugelblütige Röhraster 47. 204. 144. 36(5. Juwel- 189. — fl.- pl., - Tri- omphe des Marche's 1 35. — weisse Komet483. Sachverzeichnis. 66 1 Atlantic City, NcAv-Jersey 549. Ausflug der Vereins-Ausschüsse nach Pots- dam 5oo. — nach StegHtz 5o2. Ausflug d. Vereinsmitglieder nach Görlitz 368. Ausschluss eines Vereinsmitgliedes, Berech- tigung 333. Ausschmückung einer Tafel mit Chrysan- themum bei elektrischer Beleuchtung 35. Ausschüsse, vereinigte, des Vereins zur Be- förd. d. (lartenbaues, Ausflüge 474, 5oo, 5o2. Ausschusswahlen des Vereins zur Beförde- rung des Gartenbaues 3y>j. Ausstellung v. blühenden Zwiebeln, Knollen und Stauden iSq5 430. Ausstellungen von Obst 540. Ausstellungen und Kongresse 28, 5i, 83, 108, 144, 167, 196, 253, 334, 3Ö4, 391, 422, 476, 5o3, 529, 559, 590, 645. Australisches 472. Avetta, C, Professor Dr. 224. Azalea indica, e'tude sur la culture 420. AzoUa caroliniana 120. — flliculoides 120. Babo, August Wilhelm Freiherr von f 6i5 Baillot, J."B. 648. Baker, Samuel White f 55. Ballhausen, Lucius v., Staatsminister a.D. 112. Bambusaceen, Zucht derselben a. Samen 496. Barringtonia samoensis 585. Bastin, Edson S., Professor 55. Bauer, Carl, Kaiserlicher Rat in. Baumstümpfe, vorweltliche, aus der Braun- kohlengrube Viktoria b. Gross-Räschen654. Bayerische Gartenbaugesellschaft, Fest- sitzung 1Ö7. Becker, Carl, Obergärtner 224. Becker, Obergärtner, 5ojähriges Dienst- jubiläum 255. Beer, Johann Georg iii. Beerenobstpflanze, eine neue 78. Beete, rote längliche von Cheltenham 60. Beete, Silber- 60. Begonia Bavaria 485. Begonia discolor X rex Ed. Pynaert 538. Begonia Erfordi 47. Begonia „Präsident Carnot" 190. Begonia semperflorens Lk. et Otto, var. atropurpurea Vernon 220, 55/., G42. Begonia semperflorens atropurpurea „Tep- pichkonigin''- 593. Begonia semperflorens nana fol. aureis 189. Begonia semperflorens elegans 485. Bekämpfung des Unkrauts 523. Belgische Weintrauben in Berlin 52. Bellis perennis fl. pl. maxima 92. Bericht über die Kulturversuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg »io, 92, 598. Bericht über vom Verein zur i^eförderung des Gartenbaues zum Versuch erhaltene Samen pro 1893 219. Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin im Jahre 1893 029. Berichtigungen 648. Berlin, botanischer Garten, am 26. April 1894 im Verein zur Beförderung des Garten - baues ausgestellte Pflanzen 275. Berlin, Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins 578. Berlin, siädtische Park- undGartenverwaltung im Jahre iS()i 7<). Berlin, Stiftungsfest des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues 363. Berlin, der Victoriapark 166, 2^)3. Beschädigung der Pflanzen durch Nachtfrost im Mai 1893 3o5. Besuch, ein, bei Pynaert van Geert in Gent 398. Besteuerung der Gärtner 53. Bethge, Garten-Intendantur-Sekretär 85. Betterave rouge de Conventgarden 60. Betula nana 654. Bidens atrosanguinea 90. Birke, Zwerg-, Besen aus der 654. Billbergia amoena X vittata 393. Billbergia X Wittmackiana H.' L. B. 393. Bindereien, geschmackvoüe, auf der Herbst- Ausstellung 1893 des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues 70, 116. Birne: Blumenbachs Butter- 595. — Charles Ernest 595. — Clairge^-U 595 — Clapp's Liebling 486. — Directeur Alphand 467. Fitzwater iö3. — Früh-, von Pre'voux 486. Golden Russelet 595. — Hardenponts Leckerbissen 5q5. — japanische 595. — König Karl von Württemberg 595. — L'e'veque 595. — Longworth i63. — Ma- dame Chaudy 595. — Madame Louise Baltet 595. — Marie Louise von Ukkeln 595. — Max i63. — Mission i63. — Monte'cat 864. — Morels Liebling 595. — Pitmaston Duchess 595. — - Pre'coce de Juillet 486. — Pre'mice Marie Lesueur 595. — Re- gentin 595. — römische Schmalz- 486. — Six' Butter- 595. — Tafel- 48G. — Victor i63. — Windsor- 486. — auf Quitte ver- edelt 448. Birnspaliere, abgestorbene 42S. Blankenburg, weitere Benutzung des Riesel- feldes zu Kulturversuchen 654. Blattfallkrankheit der Reben und ihre Be- kämpfung 446. Blätterkohl, halbhoher, extra kra viser, grüner 62. Blätterkohl, mooskrauser 220. Bleichsucht der Obstbäume 3o3. Bleistiftholz iio. Blumen, die, in Paris. Kultur und Handel 248. Blumenbindekunst 33 1. Blumenbrett, zurückdrehbares 79. Blumengärtnerei, Vilmorins 223, 522. Blumenkohl, Ghou fleur Lenormand 219. — früher von Nocera bi. — kurzbeiniger allerfrühester Lenormand 61. — Wiener früher 21Q. Blumenparterres etc., Anlage und Erhal- tung 3o6. Blumentempel, ein 472. Blutbuche 328. Blutbuche im Forstgarten bei Cleve 456. Bocksdorn 273. Boehm, Obergärtner 647. Bohne, Busch- „Königin der Grünen" 202, 244, 259. — grüne 484. 662 Sachverzeichnis. Bohne, Krup-, allervolltragendste 62. — Dip- pes verbesserte weisse dickfleischige Speck- 188. — Flageolet nain hatif feuille goufre'e 62. — Haricot nain blanc imique 62. — Lyoner Brech- 62. — „Raide vert" 62. — rosafarbene Zucker -Brech- r)3. — Schwert- 62. — Bohne, Triumph der Warmbeete 484. — Bohne, Wachs- 484. — Bohne, Wachs-Stang.- „Kaiser Friedrich" G3. Borsigs Garten in BerHn, zur Geschichte desselben 6. Botanisches Laboratorium und Samen- prüfungsanstah in Hamburg 419. Brassia caudata Lindl. 428. Brehm, Ludwig, Enthüllung des Denkmals für 35q. Brinckniann, Fr. Gärtnereibesitzer 144. Brombeeren, amerikanische i65. Bromeliaceen-Kultur 61 5. Bryobia nobilis C. L. Koch (V 488. Bürstenbinder, Oekonomierat Dr. f 647. Cacao in Deutschland in Frucht 522. Cacteen, winterharte 640. Cacteenfreunde, die Ausstellung des Vereins der, in Berlin 575. Cacteenkultur, Preisaufgabe loG. Calanthe gigas 24. Calebassen-Muskatnuss 522. Calla aethiopica 14. Calla aethiopica L. aus Knollen 829. Calla, eine neue mit rosafarbiger Blüten- scheide 12, 141. Calonchoe Cassiopega 93. Calonchoe glaucescens 93. Calonchoe grandiflora 427. Calpurnia aurea 272. Camellia Sasanqua 140. (>anna Ehmanni, Ueberwinterung 587. Canna „Königin Charlotte von Württem- berg" 75, 202, 252, 428. Carbolineum schädlich für Pflanzen 85. Casimiroa edulis 77. Catalogo jardineria central 421. Catalogue des Bromeliacees cultive'es au jardin botanique dcTuniversite'ä Leide 61 5. Cattleya )< Arthuriana 63q. — autumnalis65o. — X Chloris i3q. — citrina 3o5. — guttata Prinzii 556. — labiata Gaskelliana 52 1. — • labiata Mendelii 428. — Warocqueana 65o. Cedernholz iio. Census Orchidacearum 474. Centaurea Margaritae q3. Centaurea ruthenica iSq. Centralstelle für Obstverwertung in Frank- furt a. M. 421. Ceratopteris thalictroides 120. Cereus phoeniceus Englm. 641. Chamaedorea concolor 484. Chamaepeuce Afra 47. Champignon - Zucht in Cementtonnen ö52. Charlottenburg, Hyacinthen-Ausstellung in der Flora 196. Chemical Composition of American Grasses 420. Chicago,die Chrysanthemum-Ausstellung 5i. Chicago, der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung i5o, i83, 211, 240. Chicago, der Washingtonpark i56. Chilisalpeter, der, und die Zukunft der Sal- peterindustrie 82. (2hinarindenbäume, Einführung derselben in Java 56. — in Ostindien 55. Chrysanthemum- Ausstellung in Chicago 5i. — Eberswalde 634. — Hamburg 17, 33. — Stettin 636. Chrvsanthemum carinatum hybridum fim- briatum fl. pl. q2. — fiuctescens, Er- krankung 371, 387. — gelbes 90. — indi- cumnanum594. — indicum auf der Herbst- blumen-Ausstellung 292. — indicum mit grossen, gefüllten Blumen 652. — indicum Tangarita 652. — „John Noble" 244. Chrysanthemum, zur Verherrlichung der 16. Chrysomyxa abietis 224. Ciderbereitung in Russland 528. Cineraria hvbrida, Ergebnis der Düngungs- versuche 4o3, 441, 461. Cinerarien, neue 243. Cirrhopetalum ornatissimum 140. Clarke, Col. Trevore 85. Claus, E., Obergärtner 367. Clematis graveolens Lindl. 610. Clematis orientalis 610. Clerc, Leopold, Obergärtner 534. Clianthus puniceus 68. Coccus conchaeformis Gmelin 204. Coccus racemosus Ratzeburg 260, 279. Cochlioda Noezliana A. Rolfe 281. Coelogvne speciosa Lindl. 428. Cohn, Geh. Regierungsrat , Prof Dr. S5. Considerations ge'nerales sur les anomalies des Orchide'es 647. Contributo alla Conoscenza delP Apparecchio Albuminoso -Tannico delle Leguminose420. von le Coq, A. f 86- Cordel, O. 590. Cornichon vert de Paris 64. Cornus mas Mietzschii 55G. Coryanthes Wolffii Lehmann 139. Corvnostylis hybanthus 585. Crataegus orientalis Pall. 214, 291. Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. 214, 291. Crinum Roozenianum 47, 610. Cropp, Carl 534. Cuphea platvcentra als Hochstamm 33. Cuscuta glomerata Choisy 367. Cuscuta auf Lobelien 371. Cyclamen von E. Geo. Reid in Sydenham- London 23i. Cvmbidium grandiflorum var. punctatum jS. CvmbidiumLowianumvar.superbissimum78. Cyperus Ixia flavescens 93. Cvpripedium X Anton Joly 519. — Argus 639. — Charlesworthii 139, 486, 577. — Cürtisii Rchb. fil. 428. — Dayanum 639. — X Gravesiae 556. — X Madame Jules Hye 519. — montanum 78. — X Pandora 639. — Sanderianum superbiens 520. — Spicerianum 199, 519. — Mrs. Tautz 386. — tonsum 519. — Veitchianum 428. — vernixium 519. — villosum var. Measu- Sachverzeichnis. ^663 resianum 24. — Unterschied desselben von Selenipedium 199. Cytisus Attleyanus 69. DahHe, Cactus-, „Mrs. A. Peart" 540. Dahhen in Steglitz (41. Dammrose iö8. Dari 64. Darwin-Tulpen 481. Dccernat für Gartenhau im Ministerium für Landwirtschaft pp., Gesuch um Er- richtung eines solchen 170. Delaux, Francois f 254. Delphinium srmeniacum 48. Delphinium sinense grandiiiorum nanum compactum i36. Delpino, Frederico, Professor Dr. 224. Dendrobium >( Ainsworthii 610. Dendrobium Augustae Victoriae KrUnzlin 1 1 5. Dendrobium nobile elegans )< aureum 610. Dendrobium Phalaenopsisvar.Schroederiana 556. Dendrobium Wardianum pictum 55G. Dendrologie, Koehne''s deutsche 18, 36. Dendrologische Gesellschaft, Jahresver- sammlung 588. Dendrologische Gesellschaft, Mitteilungen derselben 109. Dendrologisches aus Cleve 455. Denkmartur J. M. Hildebrandt 285. Deutzia parviflora Bunge, ein neuer Treib- strauch 72. Dianthus carvophyllus semperflorens i35. Dianthus-Pride of Great Britain 190. Dictionnaire pratique d'horticulture et de jardinage 25o. Dipladenia atro-purpurea D. C. 547. Diplosis oculiperda 375, 424. Dippe, Carl, Kommerzienrat 224. Dischidia Ral^lesiana 77. Dolichos simplicifolia 78. Dörren der Pflaumen, Kunstgriffe in Amerika 418. DoppeldrUse, dunkel purpurne 547. Doss, Emil 534. DracaenaAubryana Brongn., nicht thalioides Hort. Makoy io5. Drescher, Frau Hedwig f 279. Drosophyllum lusitanicum 3i5. Dubiel, E. f 423. Duchartre, Pierre Etienne Simon 647. Düngemittel, die Anwendung künstlicher im Obst- und Gemüsebau, in der Blumen- und Gartenkultur. 49. Düngung der Obstbäume 611. Düngungsversuche an Cinerarien 2o3, 233, 4o3, 441, 461. Durrah 64. Duval jun. 642. Dyckia Desmetiana 585. Eberswalde, die Chrysanthemum - Aus- stellung 634. Echtermeyer, Ph., Garteninspektor 479. Ehmann, Alfr., Garteninspektor iii. Eiche, amerikanische 370, 424. Eichler, Garteninspektor f 3( The Hon. Mrs. Astor 52 1. Lagenaria vulgaris sylvestris 64. Lamium maculatum 2o3. Landeskultur, Jahresbericht über den Zustand in der Provinz Brandenburg pro I892 249. Landsberg a. W., Gartenbau-Verein 61 3. Lange, C, Kunstgärtner 534. Lathyrus odoratus 427, 42(). Lathyrus odoratus „Bronce King" 48. Lathyrus odoratus, Eckfords neue Sorten 93. Lathyrus odoratus, Emily Henderson 189. Lathyrus silvester 475. Lattich, römischer, Gigogne io5. Laubholzkunde, Handbuch der 5o. Laurent, Andre', Baumschulenbesitzer 648. Lebensmüdigkeit der Pflanzen 147, 177. Lehrbuch der Botanik 359. Leipzig, der Palmengarten 49. Lembach, Hermann, Gärtner 533. Lemoine, Victor 254. Leser der Gartenflora, an die, i. Levkoyen von M. Bürger in Halberstadt 415. Levkoye, Sommer- „Bouquet Victoria" 92, L'herault, Louis f 392. Liebau & Co., Hoflieferanten 648. Lilium Dalhansoni 24. Lilium Parkmanni 32. Linden, A., C, J. f 534. Linden, verkehrt gepflanzte 154, 192. Liquidambar styraciflua 456. Lissochilus Graefii 2o3. Litteratur 27, 49, 81, 107, 142, igS, 222, 247, 276, 3o6, 33o, 359, 388, 419, 445, 473, 522, 589, 61 5, 645. Lobb, Thomas f 336. Lobelia erinus compacta „Goldelse" Q4. Lobelia „Goldelse" 427. Lobelia „Zwergkönigin" 220. Löbner, Obergärtner 535. Lomaria alpina 40. London, Blumenmarkt 326. Lonicera Hildebrandiana 386. Lorgus, A. 591. Lunaria annua 279. Lunaria biennis Jacq. 279. Lunaria biennis grandiflora i36. Lunt, William, Hilfsgarteninspektor 648. Lycaste aromatica i3o. Lycaste Imschootiana 273. Lycaste Luciani 2y3. Lycium barbarum 3 12. Lycium barbarum fol. aureis 273. Lycium barbarum fol. aureo-variegatis 273. Lycium halimifolium Mill. 3 12. Magnolia Watsoni Hook. 386. Magnolien im Norden der Vereinigten Staaten 3oo. Mahonia, Anbau derselben 3i. Maiblumen, Frühtreiberei 25. Mainz, allg. deutsche Gartenbau-Ausst. 624. Mairübe, scharlachrote von Kaschmir 62. Mairübe, weisse frühe von Mailand 62. Mais, Nanerottolo 475. Maisch, Professor f 55. Malachra palmata 94. Malus baccata 258. Malus floribunda 258. Malus Kaido 258. Mamillaria barbata Engelm. ii3, 359. Mangold 60. Maranta majestica 585. Margarethen-Nelken 427. Martens, Stadtgarteninspektor 3qi. Martin, J. 85. Marwitz, A. 336. Mattirolo, Professor 224. Medaillen-Verleihung an Gärtner etc. für langjährige treue Dienste 372. Medeola asparagoides L. 14. Medicus, Friedrich Carl, Prof. Dr. f 32. Melittis melissophyllum 357. Melone, Mandarinen 64. Melone, neue amerikanische Pfirsich- 64. Melone, neue japanische Freiland- 497. Melone von der zweiten Ernte 428. Melothria Gärtneri 94. Meteorologisch - botanische Berichte über den Luttkurort Arco iq3. Michel, Modelltischler 86'. Middendorff", Dr. Th. A. von f 532. Miesmuschelschildträger 204. Migula, Professor Dr. 32. Milting, Hausinspektor 3 12. Miltonia X Bleuana nobilior 610. Miltonia vexillaria X M. Roezlii 610. Mimus, Heinrich, Handelsgärtner f 86. Mitgliederzahl des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 374. Mönkemeyer, W., Garteninspektor 367. Mohrrübe, Londoner Markt- 60. Molisch, Professor Dr. 533. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimat- kunde der Provinz Brandenburg 222. Mondviole 279. Monodora Myristica Dunal 522. Monophatnus bipunctatus i3i. Montbretia crocosmiaeflora 140. Moore, C. 85. Müller, Ernst, Kunst- und Handelspartner Hoflieferant 279. Sachverzeichnis. 662 Musa Hillii F. von Muell. 386. Myosotis alpestris nana compacta aurea i38, iSq. Mvosotis dissititlora grandiflora iGü, 189. Myosotis palustris grandiflora „Nixenauge" Myrsiphyllum asparagoides Willd. 14. Myrte, var. hört. Hamburgensis 485. Mvrtenblatt, spargelartiges 14. Nachtfrost im Mai iSgS 3o5. Nachtviole, weisse 274. Narren des Pflaumenbaumes 408. Nelke, Bismarck- 190. Nelke, „Guillaud-"- "314. Nelke, „Hildegard" 202, 243. Nelke, Margarethen- 427. Nelke, „Mignardises francaises remontantes" 314. Nelke, Remontant-, „Miss Moore" 483. Nelke, Remontant-, „President Carnot" 483. Nelke, Remontant-, gefüllte immerblLihende i35. Nelke, „Uriah Pike" 3i3, 439. Nelken des Herrn Studier, Gr.-Lichter- felde 243. Nematus ventricosus 3 12. Nerine excellens Moore 357. Nerium Oleander L., Vermehrung im Wasser 591. Nessler's Insektenvertilgungs-Mittel 279. Nette, Otto, Gärtner 533. Neuheiten von Samen für 1894 von Haage & Schmidt in Erfurt 47, jS. Neuheiten für 1894 von Pape & Bergmann, Quedlinburg 188. Neuheiten für 1894 ^'O'"' Sattler & Bethge in Quedlinburg 166. Neuheiten für 1894 von Vilmorin, Andrieux & Co. 104, i35. New-York, der Pflanzenmarkt am Union- Square 382. Nicholson, Geo 85. Nicotiana colossea 25. Nicotina, Schmidt's 3o2. Nidulrrium Paxianum Mez 598. Niemann, Rud., Botanischer Gärtner 224. Nierembergia gracilis 96. Nietner, Theodor, Ober-Hofgärtner f 591. Noack, Heinrich, Handelsgärtner 144. Nusspickel, Ernst, Schlossgärtner 423. Nymphaea capensis >' coerulea 120. Nymphaea Leydekeri var. rosea 24, 610. Nymphaea Marliacea carnea 40. Obstausstellungen 540. Obstausstellungen, Errichtung von Kost- hallen auf 540. Obstbäume, die Bleichsucht derselben 3o3. Obstbäume, Düngung Gii. Obstbäume, Etikettieren derselben 541. Obstbau in Nordamerika 363. Obstbau in Schleswig-Holstein 73. Obstbau - Gesellschaft, russische, Sitzung 309, 528. Obstbaukolonie „Eden" 26. Obstbaum - Düngung mit Mineraldünger 124, 142. Obstbau -Verein, Märkischer,Obstausstellung, verbunden mit Kongress 527, 53 1, 578. Obsteinfuhr nach Tunis 479. Obst, Eisenbahntarife 471. Obsternteaussichten 498. Obstkultur, vollständiges Handbuch der. Von Ed. Lucas 222. Obstmärkte inFrankfurt a.M. 22,42,275,42 1 ,499. Obstsorten, neue, in Amerika 127, iG3. Obstsorten,in Schleswig- Holstein bewährte73. Obstverwertung, Centralstelle für, in Frank- furt a. M. 22, 42, 421. Obstvorräte, Aufbewahrung 2 58. Obst- und Gartenbau in Monrepos 27. Obst- und Weinbau- Abteilung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Sitzung 332. Obstweinbereitung, mit besonderer Berück- sichtigung der Beerenobstweine 142. Odontoglossum crispum var. apiatum Gio. OdontoglossumTriomphe de Rambouillet 78. Oehlkern, Jgnaz f 392. Oelrosen 447. Oleander, Vermehrung im Wasser 591. Oncidium phymatochilum 3o5. Oppenheim, Errichtung emer Wein- und Obstbauschule 25i. Opuntia arborescens Englm. 640. Opuntia brachyarthra Englm. 640. Opuntia camanchica Englm. 640. Opuntia Engelmanni S. 640. Opuntia humilis D. C. 640. Opuntia missouriensis D. C. 641. Opuntia Rafinesquii Englm. 640. OpuntiaRafinesquii var. arkansana Englm.640. Opuntia vulgaris Mill. 640. Orangerie in Potsdam 471. Orchidaceen, die, Deutschlands, Deutsch- Oesterreichs und der Schweiz 420. Orchideen-Aussaat 480. Ochideen auf gedüngtem Torf und in Nähr- lösung 394. Orchideen-Spezial-Geschäft von Paul Wolter in Magdeburg 388. Orchideen, tropische, Behandlung 424. Orchideen-Verbrauch 65 1. Orchideenwurzeln, die Pflege derselben 457. Orchide'es les, de Georges Mantin 420. Orchid Growers Manual 645. Ortgies, Ed. 168, 200, 225, 279, 282, 3 12. Osteomeles anthyllidifolia i38. Ostern und der Londoner Blumenmarkt 326. Ottmuth, Haushaltungsschule und Obst verwertungs-Anstalt 499. Otto, Richard, Dr. 112. Paesler, P. 423. Panax sessiliflorum Rupr. et Max. 443. Panicum spectabile giganteum 94. Panzerschlauch 259. Paphinia grandis 141. Parey, Dr. Paul 656. Park^l der, des Herrn H. H. Hunne-\\ell in Wellesley bei Boston 5j. Parkhjewich, Obergärtner 254. 668 Sachverzeichnis. Parkmann, Francis -j- 32. Paspalum pulchrum 94. Passiflora alata 247. von St. Paul-Illaire, Bezirksamtmann 56o. Peicker, C. R., Obergärtner 647. Pelargonien, englische, von M. Bürger in Halberstadt 40. Pelargonien von E. Geo. Reid in Sydenham- London 23 1. Pelargonien-Neuheiten 387. Pelargonien, Stutzen derselben 370. Pelargonium zonale 594. Pelargonium zonale fol. var. „Gruss aus dem Algäu" 166. Pennisetum longistylum violaceum 9b. Penttraphia longiflora 639. Pentstemon hybridum grandiflorum q5. Perlenfein, Gottl., Obergärtner 254. Personalnachrichten 32,55,85,111,144, 168, 198, 224, 254, 279, 3 12, 336, 366, 391, 423, 448, 479, 504, 532, 559, 590, 61 5, 647. Peters, Carl, Gartengehülfe 590. Petrifke, August, Gärtner 336. Petunia grandiflora „Riesen- von Cali- fornien" 189. Petunia hybrida Stellaria „Ernst Socke'' 94. Pfeffer, Geheimer Hofrat 424, 648. Pfeil, Polizeimeister 534. Pfirsich : Guadelupe 164. Pfirsich : Oro 164. Pfirsich : Rose 164. Pfirsich: Stinson Late 164. Pfirsich: Zane 164. Pfitzer, Geheimer Hofrat Professor Dr. 424. Pflanzenkrankheiten, Kursus über, in Pros- kau 25o. Pflanzenmarkt in New-York 382. Pflanzenmaterial, das, für den botanischen Unterricht 249. Pflanzensammler, Anleitung für 647. Pflanzenstäbe für Blumentöpfe 83. Pflanzenvergiftungen 277. Pflaume: Golden 164. Pflaume: Grace 164. Pflaume: Harlow 164. Pflaume: Jessie 164. Pflaume: Perfection 164. Pflaume: Sophie 164. Pflaume: Theresa 164. Pflaumenbaum, Narren oder Taschen 408. Pfuel, von, Ritterschaftsrat 3 12. Phacelia Parryi alba 94. Phänologische Beobachtungen in Middel- burg 358. Phalaenopsis fugax Kränzlin 'j-]. Phalaenopsis tetraspis 78. Phlox Drummondi hortensiaeflora, „Tri- umph" 04. Phragmidium subcorticium 336. Phytomyza geniculata 371, 387. Picea excelsa, Erkrankung 223. Pilze, Vorsicht bei Ankauf frischer und getrockneter 275. Pilzflora von Württemberg 473. Pinus Strobus L. 455. Pistia Stratiotes 120. Planet jr., Geiäte 199. Plectranthus herbaceus 94. Plumpe, F. J. M., Hoflieferant f 616. Polygala grandis 70. Polygonum cuspidatum 52 1. Polygonum sachalinense Max. 134, 223, 244, 273, 280, 304, 36 I, 415, 521. Polypodium vulgare aisBouquetmaterial255. Pomologenverein, deutscher 36o. Pomologische Monatshefte 107. Pontederia azurea 120. Porree, perennierender 188. Porree, remontierender 62, 188, 219. Poslversandtkörbe aus Holzstoff 202. Potsdam, Excursion der Vereinsausschüsse nach 5oo. Potsdam, die Orangerie 471. Prämien für tüchtige Schüler der Fach- schule 91. Primel, chinesische 594. Primeln von E. Geo Reid in Sydenham — London 23 1. Primula chinensis 649. Cannels pink 65o. Primula chinensis Chiswick red 65o. Primula chinensis coerulea 65o. Primula chinensis Crimson 65o. Primula chinensis fimbriata „Schwarzauge" 225. Primula Forbesi 5q4. Primula chinensis Holborn Magenta 65o. Primula chinensis kermesina splendens 65o. Primula chinensis rouge vif 65o. Primula obconica 137, 3ii. Pringsheim, Geheimer Regierungsrat Pro- fessor Dr. 85, 55q. Proch:^ska, Leopold, Hof-Garteninspekt. 1 12. Prunus pumila L. 447. Prunus Susquehannae 447. Pteris arguta So. Ptychosperma elegans (ibb. Pynaert van Geert's Gärtnerei in Gent 3q8. Pyramideneiche, eine neue 451. Pyrethrum parthenifolium aureum crispum 189. Quercus dentata 370, 424. Quercus pedunculata var. Ahlfvengreni 451. Radickc, Schlossgarten- Inspektor 535. Radies, lange weisse Treib- 219. Radies, ovales weisses 62. Rajewsky, M. N., General-Major f 198. Rasendüngung 475. Rebfeinde 449. Rebhuhn, das, seine Aufzucht und Lebens- art 143. Reblaus 414. Regel, Privatdocent, Dr. Robert von 224. Regenfall und Blattgestalt 107. Rehder, S., Hofgärtner 367. Reichow, August, Gärtner 224. Reifen, früheres, an der Nordseite 247. Reine Claude Diaphane 357. Remele, Geheimer Regierungsrat, Prof. 32. Report of the viticultural work during the seasons 1887/89 with data regarding the vintage of I890 (in California) 359. Sachverzeichnis. _669. Reseda odorata, Grasshoffs rote Riesen- gS. Reseda odorata pumila erecta 95. Reseda odorata „Urania" q5. Reutlingen, pomologisches Institut 389. Revision der Statuten 'ij3, 487. Rhexia rosea 587. Rhododendron Falconeri var. eximia 78. Rhododendron Roylei 415. Rhus vernicifera 48. Richardia africana 14. Richardia „De Waal" 141. Richardia Rehmanni Hort. 12. Ricinus var. von Zanzibar 327. Ricinus zanzibariensis jS. Riecherbse, weisse, „Emily Henderson" 42q. Rieselfelder bei Berlin, Verpachtung der Obsternte 471. Rieselfeld zu Blankenburg, weitere Be- nutzung zu Kulturversuchen 654. Rieseneiche, eine 80. Riesentabak 25. Rivers, T. F. 83. Römer, Dr. f 254. Rössing, W. 336. Rohrmatten, holländische 5q3, 648. Romneya Coulteri 272. Rosa canina 168. Rosa gallica damascena forma triginti petala 447. Rosa indica Lavrenceana Red. et Th. 168. Rosa rugosa (53q. Rosarium des Freiherrn von Gremp in Hom- burg V. d. H. 643. Rose: „Marechal Niel" 259. Rose: „Professor Dr. Schmidt" 643. Rose: Theerose Belle Lyonnaise 539. Rosen, Anzucht wurzelechter 424. Rosenausstellung in Görlitz 383, 411. Rosenbohrer, der aufwärtssteigende i3o. Rosenfreunde, Verein deutscher 3(5i, 389, 421. Rosenkultur, die derselben schädlichen und nützlichen Insekten 643. Rosenrost 336. Rosentreiberei 586. Rosentreiberei von E. Thiel in Plötzensee bei Berlin 320. Rosenvermehrung, neue 444. Rosenwildlinge, Zeit der Veredelung 255. Rosenzucht, Katechismus der 82. Rosisten-Verein zu Frankfurt a. M., Aus- flüge 525, 643. Rotbuche, ein Prachtexemplar 324. Rotkohl, dunkelroter, grosser, später, hol- Rotkohl, Utrechter 61. [ländischer 61. Rudel, Reinhold 534. Runkelrübe, gelbe verbesserte walzen- förmige Riesen- 220. Runkelrübe, Mohrenweiser's verbesserte 64. Runkelrübe, rote verbesserte 220. Runkelrübe, weisse 220. Russische Gartenbaugesellschaft, Sitzung 3 10, 36 1, 528, Russische Obstbaugesellschaft, Sitzung 309, . 363, 528. Salat, amerikanischer Pflück- 64. Salat, Spargel- „Lactuca angustata" 64. Salix amplexicaulis Bory et Chaubard 21. Salix oppositifolia Host und über Weiden mit gegenständ. Blättern im allgemeinen 39. Salix purpurea 21. Samen, unentgeltlich abzugebende 86, 256. Sauerkirschen, eine gefährliche Krankheit derselben 3o2. Sauger, Patent-, Wegners 5 16. Saxifraga Macnabiana X 24. Scabiosa atropurpurea major „Riesen- Mohrenkönig" 95. Schädliche Folgen des Winters 1893/94 352. Schilbersky, Professor, Dr. 648. Schilhan, Peter f "i^?- Schizocodon soldanelloides 140. Schlieben, Julius, Kunst- und Handels- gärtner t 86. Schiott, Parkaufseher 86. Schmitt, Gottfried, Gärtner 56o. Schnittblumen-Kultur, Anleitung 4iq. Scholtz, Max, Dr. f 56. Schreiber, Obergärtner 61 5. Schreibwerk des Gärtners 647. Schubert, Carl 194. Schutt, F. W., Kommerzienrat 535. Schutt, Professor, Dr. 168. Schultz, Gustav Adolph, Hoflieferant 591. Schultz-Lupitz, Dr. 112. Schulze, Eilhard, Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. 85. Schweden, Zollsätze, 278. Scoliopus Bigelowi 610. Seeligmüller, Garteninspektor 85. Seiandria candidata Fall. i33. Sellerie, Hennings Triumpf- 219. Senf, Sarepta- „Sinapis juncea" 64. Sequoia sempervirens 654. Singelmann, Wirklicher Geheimer Ober- Regierungsrat Dr. 32, 56. Singer, Andr., Hofgärtner 391. Sisal- Agave 5 12. Sisalhanf 5 12. Skrodzki, H., Direktor 423. Sobralia macrantha 469. Solanum duplosinuatum 96. Solanum guatemalense 273. Solanum muticum N. E. Brown 109. Solanum Wendlandi 24, 106, 142. Sommer, Hofgärtner 144. Sommerbepflanzung einer Teppichbeet- gruppe 71. Sonnenblumen, ausdauernde 553. Sonnenblume, linsenförmige 104. Sorghum saccharatum „der Schah" 64. Spargel, Haltbarkeit unter Wasser 358. Sperling, Oscar Willibald, Königl. Garten baudirektor 504. Spinat de Gaudry 219. Spinat, Hennings Cotillon 219. Spinat Viroflay 219. Spiraea Bumalda „Anthony Waterer" yj. Spiräen, die strauchigen der deutschen Gärten 33o. Sprechsaal 3i, 54, 85, iio, 144, 168, 198, 223, 255, 279, 3ii, 336, 367,424,480, 535, 591. öyo Sachverzeichnis. Spruce, Richard f 33. Stachelbeeren, amerikanische i65. Stachelbeere ,, Früheste von Neuwied" 32 1. Stachelbeere, Gebirgs- 541. Stachelbeer-Blattwespe 3 12. Stachelbeer-Milbe, die rote 488. Stachelbeer-Raupe 367. Stachelbeer-Sämlinge 5gb. Statuten-Revision 373, 487. Staudt, Alois, Gärtner 533. Steger, Georg, Gärtner 534. Steglitz, Ausstellung von Pflanzen und Obst 53o. Steglitz, Excursion der Vereinsausschüsse nach 3o2. Stickstoff - Düngung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, rationelle, unter Berück- sichtigung des Chilisalpeters 420. Strahlengriffel, mandschurischer 78. Strasburger, Geheimer Reg.-Rat, Professor Dr. 648. Streptocalvx Vallerandi E. Morr. 642. Strobilanthes Dyerianus hört. Sander 314. Sugar Maples and Maples in Winter 420. Sukkulenten-Gruppe im Park von Monre- pos-Geisenheim 385. Syringa vulgaris fl. pl. „Le'on Simon" 3o5, Michel Buchner 617. Syringa vulgaris var. Madame Lemoine 327. Syringenblüten an Wurzelschössen 48. Tagetes patula nana „Ehrenkreuz" 427. Tangermann, A. f 32. Taphrina pruni 370. Taschen des Pflaumenbaumes 408. Taxodium distichum 654. Teetz, August 224. Teppichbeet, Frühjahrs-Bepflanzung 1 17. Teppichbeetgruppe, Sommerbepflanzung7i . Teppichkönigin 220. Thomsonia nepalensis 63g. Tigridia lilacea 639. Tillandsia microxiphion 78. Tita-Traube 56i. Todea-Arten des Herrn Sloman in Altona- Othmarschen 229. Tomate: „Coriolan" 487. Tomate: ,.Dwarf Champignon" 487. Tomate: „Fordhook First" 244. Tomate: „Nordlicht" 63, 487. Tomate: „Ponderosa" 63. Tomate: „Semper fructifera" 4S7. Tomate: „Skamander" 487. Tomaten vom Versuchsfelde in Blanken- burg 594. Torenia Fournierigrandiflora coelestina ^6. Torf-Fäkalien 54. Trachelium coeruleum L. 428. Treub, Dr. 55. Trianea bogotensis 120. Trichomanes -Arten des Herrn Sloman in Altona-Othmarschen 229. Trockenfäule an Erica 596. Trockenschuppen für Sammelmassen 473. Tropaeolum, Hybride v. Madame Gunter 1 37. Trüffel-Kultur 83. Tuberosen-hnport 192. Tübingen, botanischer Garten, abzugebende Wasserpflanzen 52i. Tulpen, Datwin-. 3o3, 481. Tylweg (Overveen) , Flyacinthen-Ausstel- 'lung 197. Üeberwinterung von Canna Ehmanni 587. Unkraut, die Bekämpfung desselben 419, 523. Unkraut an Wegen, Vertilgung 358. Unterrichtswesen 5o, 108, 143, 194, 25o, 389, 589. Unterstützung der durch Hagelschlag ge- schädigten Gärtner, Aufruf 468. Unwetter am 7. August bei Berlin 445. Vanda coerulea Griff, bei Herrn Franz Bluth in Gross-Lichterfelde i83. Vanda Hookeriana Rchb. 337. Vanda Kimballiana var. Lacknerae 56i, 597, 616. Vanda teres Lindl. 337. Vanda, stielrunde 337. Veit, Geheimer Kommerzienrat 423. Verband schlesischer Gartenbauvereine, Ver Sammlung in Görlitz 389. Verbascum Wiedemannianum 76, 357. Vereinswesen 3i, 33, 84, 167, 194, 252, 277, 309, 332, 36o, 389, 421, 447, 474, 323, 588, 6i3, 643. Verkehrt-Linden 154, 192. Vermeil-Medaille, Verleihung 371. Veronica lycopodioides 585. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 797. 89, — 798. 145, — 799. 201, — 800. 257, — 801. 3i3, — 802. 369, (zugleich Jahresversammlung) — 8o3. 425, — 804. 483, — 8o5. 537, — 806. 593. — 807. 649. Versuchsfeld bei Blankenburg, Kulturver- suche 60, 92, 598. Versuchsgarten des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 377. Vetter, F. Hofgarten-Direktor 424. Viburnum dilatatum Thunb. z|43. Victoria regia, Blüte in Berlin 419. Victoriapark in Berlin 166, 263, 421. Vilmorin, Maurice de 254. Vincke-Dujardin, Gärtnerei 599. Vitis Coignetiae 273. Vorstand, Neuwahl 372. Vorweltlicher Wald bei Gr. Raschen 612. Vriesea Kitteliana 201. Wagner, A., Garteninspektor 112. Wald, vorweltlicher bei Gr. Raschen 612. Warming, Professor Dr. 55. Wasserpflanzen, exotische im Freien 52 1. Wasserpflanzen, exotische, im Kaltwasser- bassin 118. Wegner's Patent-Sauger 5 16. Weichelt, Fritz, Gärtner 533. Weiden mit gegenständigen Blättern 39. Wein, amerikanischer 164. Weinbergsdüngung 333. Weinernte 1893 in der Gironde So. Weinstock, Abnehmen der Blätter 36i. Verzeichnis der Mitarbeiter. 671 Weintrnuben aus dem Weinhause des Geh. Kommerzienrats Veit in Steglitz 53y. Weintrauben, F^aulen derselben 53~. Weintrauben, grosse 5q2. Weiss, Gustav Adolf, Professor f 254, 366. Weissenborn, W., Obergärtner 534. Weisskohl, Grasshoft's neuer weisser grosser runder allerfrUhester Hartkopf 62. Wertzeugnis, Verleihung 376. Wertzeugnis für Vanda Kimballiana var. Lacknerae 616. Wildner, Schlossgärtner 367. Wilhelm, Carl, Professor Dr. 535. Winter 1893/94, schädliche Folgen 352. Wintcrerscheinungen 1893/94 349. Wintergarten von J. C. "^Schmidt in Erfurt auf der Thüringer Gewerbe - Aus- stellung 38o. Winterschäden 1893/94 mit meteorologisch- botanischen Reflexionen 43i. Wirsing, Chou de Milan tres-hätif de la St. Jean 61. Wirsing, Chou de Milan tres-hätif de Parisöi. Wirsing, Grasshoffs allcrfrühester weisser runder Hartkopf 219. Wirsing, Henning's verbesserter früher glatter Wiener 219. Wirsing, Long-Island, runder grüner krauser 188. ' Wirsing, Oberrader 219. Wirsing, Oberrüden 60. Wirth, Max f 424. Wiss, Obergärtner 86. Witterung und Resultate des Jahres 1893 297. Wittmack, Gehemier Regierungsrat Pro- fessor Dr. 32. Wocke, Erich, Obergärtner 168. Wörterbuch der botanisch. Kunstsprache 5o. Wunde!, Adolph, Hofgärtner j 5rp. Wunde), Alexander, Obergärtner 56o. Zacharias, Professor 55. Zantedeschia aethiopica i3. Zantedeschia Rehmanni Engl. 12. Zarizin-Garten in Uman 529. Zehlendorf, Gartenbau-Ausstellung 53o. Zeininger, H., Stadtgärtner 391. Zeiten, aus alten 245. Ziegeler, L., Obergärtner 648. Zimmerpflanzenkultur, Gesellschaft für, in St. Petersburg 528. Zollabfertigung an der russischen Grenze, Beschleunigung 3o6. Zolltarif, der neue amerikanische 558. Zolltarif, russisch-deutscher 109. Zorn, Gärtner 534. Zwergbirke, Besen von der 654. Zwergkonigin 220. Zwiebel, neue silberweisse Dehkatess- 188. 3. Verzeichnis der Mitarbeiter und der besprochenen Schriftsteller. Ahlfvengren, Fr. E. 452. Ahlisch, L. HO, 367, 591. Allendorf, W. 193. Arnstedt, Albert 419, 523. Atlee-Burpee & Co. 419. Baccarini, Pasquale 420. Baker 446. Barth, Max 142, 446. BiemüUer, J. 68. Bluth, F. 55. Bode, Alexander 457. Bolle, Carl i54, 45 1. Bredemeier, Erme.no 225. Brinckmeier, Ed. 3o6. Brinkmeier, A. 419. Bürger, Max 416. • Burchardt, O. 419. Burmester, G. 557. Bussler, F. 3o5, 469. Buysmann, L. 358. Giemen 33o. Cogniaux, Alf. 474. Dammer, U. 647. Dieck, G. 18, 36. Diedler 192. Dippel, Leopold 21, 5o. Drawiel, A. 82. Dressler, E. 219, 5oo. Droysen 523. Durand, Em. 474. Durand, Th. 474. Eichler, J. 473. Esser, P. 249. Fintelmann, A. 642. Fischer von Waldheim, A. 244. Fritsch, Karl 39. Gaerdt, H. 6. Gebhardt, M. 5o6. Gesky-Geisenheim 16. Gisevius 523. Graebener, C. 48, 78, 243, 611, 642. Grandeau, L. 445. Haage 11 3. Hampel, Carl 28. Hampel, W. 244. Harms, Fr. 221. Hayn, E. 5i2. Heicke 543. Held, Ph. 647. Herzberg, W. 35. Hesdortfer, Max 497. Hildebrand, F. 617. ^ Hilgard, E. W. 359. Hinckeldeyn, R. M. 309, 36i, 363, 528, 532. Hölscher, J. 142, 587. Hortmann, M. 409, 437, 461, 5i6, 578. Hoser, Peter 245. 672 Verzeichnis der Mitarbeiter. Jörns 60, 92. Karsten, Hermann 524. de Kerchove de Denterghem, Osw. 474. Kiaerskou, Hjalmar 420. Kirchner, O. 473. Kittel, G. 396. Klar, Josef 60, 92. Köhler, H. 25, 43 1. Koehne 18, 237, 291. Körber, Wzl. 273, 328. Kolbe, H. J. i33. Kränzlin, F. 114, ii5, 199, 281, 56i. Krelage, Ernst H. 12. Kühn, B. L. 142. Kuntze, Otto 446. Lackner, Carl 5o5. Lade, Eduard von 27, 193. Lambert, P. 82. Lauck, H. 647. Ledien, F. 337. Leeuw, Amy de 338. Lierke 124. Lindemuth, H., 328, 329, 355. Lormoy, J. 420. Lubbers, L. 474. Lucas, Ed. 222. Mächtig 263. Magnus, Paul 406. Marie, The'od. 420. Mathieu, Alex. 398. Mathieu, C. 27, 127, i63, 222. Medicus, W. 446. Micheli, Marc 446. Mohr, C. 540, 447. Moncorps, R. 3S7. Müller, C. 359, 445. von Mueller, Ferd. 32, 49, 496. Müller, R. 273, 3oi, 327, 352. Nicholson 25o. Oliver, W. 446. Ort, H. 2o5. Otto, R. 49, 82, 124, 249, 276. Paparelli, L. 359. von St. Paul 193, 386. Pax, Ferdinand 359. Pfau, Richard 421. Pfister 304. Penzig, O. 446, 647. Perring, W. 468. Pinus 106. Plumpe, F. J. M. 81. Polakowsky, H. 82. Prantl 359. Regel, Ed. von 11 3. Reichenheim 394. Reid, E. Geo 289. Rensch, K. 285. Richardson 420. Richter, Ed. 54. Riss, L>ouise 33 1. Roese 406. Salomon, Carl 5o. Sandhack, Hermann 229. Sarauw, Georg 447. Scharrer 56i. Schelle, E. 118, 52 1, 557, ^87, 640. Schiller, Ludwig i5o, i83, 211, 240, 382, 549. Schimper, W. 419. Schinke, Carl 143. Schmidt 1 1 3. Schreiber, H. 14, 33. Schubert, Carl 194. Schuck, Rudolph 326. Schule, W. 449. Schünemann, H. 277, 447. Schulz, Gustav Ad. 55. Schulze, Max, 420. von Schwerin, Graf, 420, 556. Siebert, A. 522. Sorauer, Paul 388. Spencer, Herb. 446. Sprenger, C. 169. Stahl, E. 107. Strauwald, Bruno 586. Taube, C. 55. de Terra 193, 589. Thomas, Fr. 488. Thüer, L. 147, 177. Trelease, William 420. Tropp 576. Truti'aut, G. 420. Vasey, G. 420. Vilmorin, H. 223, 522. de Vilmorin, Philippe 248. Virchow, Ernst 455. Vogeler, Otto 3o6. Voss, A. 276, 522. Waage, Th. 277. Wagner, P. 49. Wagner 420. Waugh, F. A. 359. Weber 233. Weidlich 233. Welcker, Hermann i3o, Wiese, A. 636. Williams 645. Witte, E. Th. 393, 61 5. Witte, H. J74. Wittmack, L. 2, 3, 5i, 3o2, 320, 33 1, 383, 599, 608, 617, 634. Wohler, G. 73. 5y, 98, 106, i56, i83, 411, 476, 5o2, 553, Zabel, H. 33o. New York Botanical Garden Library llllllllllllllllllllllllllllllllllllllll 3 5185 00254 0548 LtV.,ir J»-,» '■■Ü^*. dK *< 1 ^' ^"fc^- m ■ ^R LäPt. ^ ü8f-' dl^J»^ »ik w. 2'C>'?; i<^'« f^r ^^-1^.