D D Ex Libris Quos INSTITUTION! SMITHSONIANAE Anno M CMV Donavit Sohn Snncllcmith Accesio N. 2 u „ Mi LIHEATE Han en Fee BAHN ABLE NENEN GARTENFLORA. e3gIQt0) Ein Urtheil über das Spritzen der Pflanzen. Von C. Clauss im Grossherzoglichen Botanischen Garten in Karlsruhe. Das Spritzen soll hauptsächlich den Regen ersetzen, darum wird es noth- wendig, die Wirkungen des Regens zu- gleich mit zu betrachten, Der Regen ist in der Natur das Mittel die Erde zu bewässern. Ohne Bewässerung könnte kein Pflanzenwachs- thum auf der Erde bestehen, und ohne die reinigende Eigenschaft des Regens würden die Pflanzen durch Schmutz, I. Originalabhandlungen. Ungeziefer und Schmarotzerpflanzen dem Verderben Preis gegeben sein, Der Regen wäscht gleichsam, durch Wind und Sturm mit Gewalt angetrieben, die Pflanzen von allem Schädlichen, damit sie gedeihen und ihre regelrechte Aus- bildung erlangen. Vergleicht man nun das Spritzen mit dem Regen, so wird es erstens nicht angewandt, um die Erde der Pilan- zen zu feuchten, denn es ist einfacher, die Erde zu giessen; und in der Regel auch nicht um die Pflanze zu reinigen, weil meistens andere, rascher wirkende Mittel gebraucht werden. Auch wirkt das Spritzen gewöhnlich nicht reinigend, da Brunnenwasser mineralische Bestand- theile enthält, die nach der Verdunstung des Wassers an Blättern und Zweigen sich festsetzen, wodurch der Pflanze ein schmutziges Ansehen verliehen wird. — Aber das Spritzen soll alsdann noch wie der Regen, feuchte Luft bewirken. Wohl wahr, der Regen bewirkt eines- theils feuchte Luft, obwohl er eigentlich nicht die Ursache der feuchten Luft sein soll, sondern vielmehr die feuchte Luft die Ursache des Regens ist. In der Natur regnet es daher nicht alle Tage und doch gedeihen die Pflanzen, woraus hervorgeht, dass der Regen nicht unbe- dingt zur Erhaltung der gehörigen Luft- feuchtigkeit nothwendig ist, sondern die Verdunstung des Meeres und des feuch- ten Erdbodens hinreicht. Den schäd- lichen Einfluss des häufigen Regens auf das gute Gedeihen der Pflanzen zeigt die entstehende Verweichlichung deut- lich, indem nach längerer Regenzeit und darauffdolgendem hellen Wetter die Blätter vieler Pflanzen verkrüppeln. Die- selbe Verzärtlung und oft noch in weit höherem Maasse entsteht durch das häu- fige und unrichtig angewandte Spritzen bei Gartenpflanzenr, Denn ist eine 43 Pflanze gespritzt, so wird die Luft um die Pflanze herum, wegen der ausseror- dentlich grossen Abdampfungsfläche, welche sie durch ihre Zweige und Blät- ter darbietet, vollständig mit Wasser- dunst gesättigt, so dass sie die Aus- dünstung der Pflanze nicht mehr auf- nehmen kann. Bei zu häufigem Ge- brauche des Spritzens häuft sich in Folge: dessen das durch die Wurzeln aufgenommene Wasser in der Pflanze und die jungen Pflanzengewebe erhalten nicht ihre normale Festigkeit. In Folge dessen ist die Pflanze gegen unge- wohnte Einflüsse empfindlich, und geht ihrem Untergange leichter entgegen. Sollte feuchte Luft allein durch Spritzen erhalten werden, so müsste eine Pflanze fortwährend nass sein; doch die noth- wendig feuchte Luft für manche Pflan- zen, wird in einem Garten durch ge- schlossene Räume und sonst geeigneten Standort besser erzielt, Nach dem bisher Gesagten möchte es nun Scheinen, als sei das Spritzen eine durchaus verwerfliche Handlung. Doch das ist nicht der Fall. Das Spritzen ist unbedingt ein unentbehr- liches Hilfsmittel, nur ist es. nicht zum alltägigen und ständigen Gebrauche zu empfehlen. Hingegen bei kränklichen, wurzelarmen und wurzellosen Pflanzen, wie Stecklingen, frisch verpflanzten oder welken Pflanzen, muss das Spritzen auf das Wachsthum wohlthätig wirken, weil der in der Pflanze noch vorhandene Saft erhalten wird, und so die Pflanze Zeit erhält, um neue Wurzeln bilden zu können. Ebenso wird ein zeitweises aber kräftiges. Spritzen, besonders mit Regenwasser, als Reinigung bei gesun- den Pflanzen nur vortheilhaft sein. Zusatz. Der Verfasser dieses Artikels, in 44 welchem vieles Wahre und Beachtens- werthe enthalten ist, hat jedenfalls die- sen Gegenstand zu einseitig aufgefasst, anderen Theils zu allgemein gehalten. Man kann nicht sagen, ob den Pflanzen im Allgemeinen das Bespritzen dienlich ist, sondern muss unterscheiden , wel- chen Pflanzen und bei welcher Luftbe- schaffenheit. Dann hat der Verf, ganz unbeachtet gelassen, dass in regenloser Zeit und in regenarmen Gegenden der starke Nachttnau den jehlenden Regen ersetzt und dass unser Bespritzen in den Pflanzenhäusern mehr diesen Thau als den Regen ersetzen soll. Spritzen ist allen Pflanzen dienlich, sogar denen sehr, welche es anscheinend ganz ent- behren können, den Cacteen und ande- ren succulenten Pflanzen, welche davon förmlich aufquellen und eher das Gies- sen als Spritzen zum Wohlbefinden ent- behren können, was sich auch zum Theil aus ihren ungemein zahlreichen Spaltöffnungen zu erklären scheint. Die im Freien stehenden Pflanzen bedürfen nur bei anhaltender Trockenheit des Be- spritzens, denn dann tritt bei uns Man- gel an Thau ein. Aber wie wohl ein tägliches Bespritzen nach Sonnenunter- gang auch den im Freien stehenden Pflanzen thut, zeigt das Aussehen der doch an die grösste Lufttrockenheit ge- wöhnten Pflanzen mit lederartigen Blät- tern aus Neuholland, der Melaleuca, Metrosideros,Callistemon, Eucalyptusete., wenn man bespritzte gegen nicht be- spritzte vergleicht. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. In den Pflanzenhäusern muss man unterscheiden, welche Pflanzen und aus welcher Weltgegend und Luft- region man vor sich hat. Pflanzen aus dem Palmenklima der feuchten heissen Niederung unter den Tropen können bei hinreichender Wärme fast nie zu viel bespritzı werden, und brauchen an den Blättern nicht trocken zu werden. Bei den meisten anderen Pflanzen ist aber ein Abtrocknen der Pflanzentheile durchaus nothwendig, daher ein einma- liges Bespritzen täglich bei hoher Tem- peratur hinreichend. Hält sich die Luft in den Häusern auf andere Weise feucht, so .ist natürlich ein Bespritzen nicht nöthig. Am wohlthätigsten ist es den Pflanzen bei anhaltendem Ostwind mit Sonnenschein. Bekannt ist, dass viele Pflanzen vom Bespritzen leicht faule | Blätter bekommen, und solehen muss man feuchte Luft durch Schliessung der Fenster verschaffen. Im Winter ist es weit zweckmässiger, die Luftfeuchtigkeit der Warmhäuser — denn nur in diesen wird gespritzt — durch Wasserdampf zu erhalten. Einen thauartigen Nieder- schlag bewirkt man durch eine, um mehrere Grade niedrigere Nachttempe- ratur, was überhaupt nicht genug em- pfohlen werden kann. Wie schädlich ein tägliches Bespritzen bei kühler Tem- peratur werden kann, beweisen uns nasse Sommer, wo selbst im Freien viele Pflanzen mit Schimmel und Rost befallen werden und nicht blühen. J. I. Originalabhandlungen. 45 6) Cultur der Alocasia cuprea ©. Koch (Al. metallica Hook). Von C. Clauss im botanischen Garten zu Karlsruhe. Ist diese Pflanze auch nicht eine schwierig zu ziehende, so sind doch immerhin Eigenheiten zu beachten, um sie zum üppigen Wachsen und zu wah- rer Schönheit zu bringen. Ihr Wachs- thum ist eigentlich nur ein zeitweises, doch sind die Blätter den Winter über- dauernd, weshalb auch die Pflanze zur Zeit des Stillstandes nicht so trocken gehalten werden kann, wie einziehende verwandte Arten. Die Wachsthumszeit ist von Frühjahr bis Herbst, und die Hauptbedingungen zum gesunden Wach- sen sind: starkes Licht, hohe Wärme und reichlich Wasser. Nur durch star- kes Licht erhalten die Blätter den präch- tigen dunkeln Metailglanz, hingegen schattig gehalten, verlieren sie sehr an Färbung und sind der Verkrüppelung als auch dem leichten Verderben ausge- setzt. Durch hohe Wärme bleibt die Pflanze im beständigen Wachsen, und reichlich Wasser erfordert sie zum Wach- sen. Wird sie im Sommer, besonders wenn es schon eine starke und jährige Pflanze ist, einige Zeit kühl und mager gehalten, so hört die Blattentwicklung auf und bildet nur unansehnliche Blu- men; aber durch erhöhte Wärme, sowie durch Giessen mit warmen Wasser von ohngefähr 30 Grad R,, lässt sich grade- zu das starke Wachsen und die blose Blattentwickelung wieder erzwingen. Na- türlich darf hohe Wärme und so war- mes Wasser auch nur zur Sommerzeit angewendet werden, denn im Winter würde sich die Pflanze dadurch über- treiben und schwächen. Im Frühjahre bei Beginn des frischen Wachsthums ist sie wieder von Neuem zu verpflanzen, wobei die ganze Erde des Ballens weg- genommen werden kann, jedoch die vorhandenen Wurzeln geschont und die zahlreichen Brutknollen am Stamme ab- gelöst werden. Man pflanzt sie dann womöglich in ein kleineres Gefäss, um sie mit zunehmendem Wachsthume in grössere verpflanzen zu können. Beim späteren Verpflanzen bewirkt das etwas tiefere Pflanzen den Vortheil, dass die aufwärts am Stamme sich erzeugenden Wurzeln in die Erde dringen und so zu einer starken Bewurzelung viel beitragen. Je nahrhafter und lockerer die Erde ist, desto üppiger wächst die Pflanze und ausserdem leistet zeitweises Giessen mit Dungwasser vortreffliche Dienste, Die Pflanze lohnt durch ihre Schönheit reichlich die auf sie verwendete Mühe. Zusatz. Alocasia metallica lässt sich auch zur Auspilanzung im Freien auf ein aus Mist und Laub bhereitetes Beet, also ganz wie die übrigen grossblätte- rigen Caladien verwenden. Man sah dieselbe im Borsig’schen Garten zu Mo- habit bei Berlin, trotz der Rauheit des vorigen Sommers in sehr üppigem Zu- stande, und Herr Gärdt hat sich durch diesen Versuch eine der schönsten Blatt- pflanzen für die Cultur im Freien zu gewinnen, nicht geringes Verdienst er- worben. Diese Aroidee soll auch schon in Paris ausgepflanzt worden sein, was um so glaubhafter ist, weil man dort mit allen Pflanzen Versuche macht. J. Nachbemerkung von E.Regel. Hrn. Hofgärtner Jägers nachträgliche Bemer- 46 kung ist wohl nur die Folge der Ver- wechselung von Alocasia metallica Hook., der vom Herrn Clauss besprochenen schönen zarten Pflanze, die sich durch- aus nicht zum Auspflanzen in’s Freie eignet, mit Alocasia metallica Schott. Letztere schliesst sich allerdings in alien ihren Eigenschaften den eross- blätterigen Caladien an, die im Sommer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Mit der Cultur des Herrn Clauss sind wir ganz einverstanden, Besonders üppig entwickelt sich auch A, cuprea C. Koch. (metallica Hook.), wenn sol- che im Sommer stets von unten er- wärmtes Wasser erhält. Also z. B. ein Standort, wo der Tepf am Grunde noch einige Linien im Wasser eines Wasser- bassins, das wie im Vietorienhause auf auf von unten erwärmten Beeten im | 23>—300R. erwärmt wird, sagt ihr sehr Freien gut gedeihen. zu. % Freilandeultur von Gewächshauspfilanzen in Gewächshäusern mit abmekambaren Nensternm. Der Gedanke, auch Pflanzen wär- merer Klimate, die unsere Winter im Freien nicht ertragen können, der Vor- theile theilhaft werden zu lassen, die die Cultur im freien Lande der Topf- cultur gegenüber gewährt, liegt so nahe und ist auch schon oft in mannigfachster Weise practisch ausgeführt worden, dass es überflüssig scheinen könnte, über die Vortheile dieses Verfahrens noch reden zu wollen. Jeder Gärtner weiss, wie ungleich üppiger und schöner sich die meisten Pflanzen unserer Gewächshäuser entwickeln, wenn sie in’s Freie ausge- pflanzt werden, sei es nun je nach der einzelnen Pflanzenart im Garten während der Sommermonate oder im freien Grunde des Gewächshauses; wenn ich mir den- noch erlaube, dieses Thema aufzuneh- men und zwar nur für Freilandeultur im Gewächshause, — im freien Garten se- hen wir ja schon fast überail exotische Pflanzen in grösster Mannigfaltigkeit verwendet, die den Winter in Gewächs- häusern, in Kästen oder im Keller ver- leben müssen, so geschieht es, weil meiner Ansicht nach die Freilandeultur in Gewächshäusern, wenn auch schon vielfach partiell angewendet, d. h. durch Auspflanzen einzelner Pflanzen an pas- senden Stellen, eine viel allgemeinere Durchführung im höchsten Grade ver- dient. Bisher begnügte man sich meist, einzelne Schlingpflanzen in den freien Grund auszupflanzen, um Rück- oder Giebelwände, oder die Sparren , Säulen u. Ss. w. zu bekleiden, — ich möchte jetzt der Methode das Wort reden, nach welcher alle Pilanzen uder doch die Mehrzahl ausgepflanzt, Stellagen, Ti- sche etc. entfernt, und das Gewächs- haus zu einem wahren Garten einge- richtet wird. Abgesehen von dem grossen Vortheil der ungleich üppigeren Entwieklung der Pilanzen, von denen manche sehr schöne Arten in Töpfen selten oder nie zur Blüthe gelangen, während sie in’s Freie ausgepflanzt all- jährlich ihre Blüthenpracht entfalten, haben solche Gewächshausgärten neben dem ungleich grösseren ästhetischen Werth, noch den grossen Vortheil, dass sie viel weniger Arbeit zu ihrer Unter- haltung beanspruchen. I. Originalabhandlungen. Ist die ‚erste Einrichtung einmal gemacht, Wege und Beete zweckmässig hergestellt, sind die Pflanzen mit gehö- riger Berücksiehtignng ihrer Ansprüche auf Raum, Licht, Bodenart, Temperatur u. s. w. auf die Beete vertheilt und aus- gepflanzt worden, so ist die nachherige Instandhaltung wenig zeitraubend im Vergleich zu derjenigen eines gleich srossen, aber mit Topfpflanzen gefüllten Gewächshauses. — Jede Medaille hat natürlich ihre Kehrseite: habe ich die Vor- theile angedeutet, so mussich auch die Nachtheile eines solchen Gewächshaus- gartens kurz erwähnen. Hat man bei der Bepflanzung die Dimensionen jeder einzelnen Pflanze, die sie wahrscheinlich bei voller Entwicklung später erreichen wird, gehörig berücksichtigt, so muss in den ersten Jahren das Ensemble dürftig und lückenhaft erscheinen; um dieses zu vermeiden, wird man vorziehen, be- deutend dichter zu pflanzen, um mög- lichst bald einen hübschen Totaleffect zu erreichen. Wenn die Bodenart nicht geradezu dem Gedeihen der Pflanzen hinderlich ist, werden diese sehr bald den ihnen angewiesenen Raum in Breite und Höhe vollständig ausfüllen und ihre schwächeren Nachbarn unterdrücken oder selber unterdrückt werden, der „Kampf um’s Dasein“, den Darwin in so geist- reicher Weise schildert, wird nun be- ginnen und der Gärtner, der Herr und Meister der Pflanzen, wirddiesem Kampfe gegenüber viel obnmächtiger und rath- loser dastehen, als bei der Topfeultur; der Hauptnachtheil dieser Culturmethode wird sich nun fühlbar machen. Pflan- zen, deren Wurzeln mehrere Jahre hin- durch sich frei ausbreiten konnten, die entsprechende Dimensionen von Stamm und Krone erreicht haben, lassen sich nicht mehr nach Belieben und ohne grosses Risiko versetzen. Die Haupt- stem Erfolge und zwar AT aufgabe des Gärtners, dem ein solcher Gewächshausgarten anvertraut ist, wird die sein, von vorneherein die Entwick- lung jeder einzelnen Pllanze in Bezieh- ung zu ihren Nachbarn zu beobachten und zu regeln, dem Kampf um’s Dasein nicht müssig zuzuschauen, sondern zei- tig einzugreifen, nachzuhelfen oder zu zügeln, wo es Noth thut und soweit es in seiner Macht steht; immerhin wird er bald in den Fall kommen, Pflanzen ganz opfern zu müssen und zwar oft die schönsten, werthvolisten, die er bei Topfeultur noch lange Jahre hätte be- halten können. Dieser unläugbare Nach- theil besckränkt sich jedoch hauptsäch- lich auf wenige Pflanzenfamilien, wie Palmen und Araucarien, Baumfarne ete., die sich schlechterdings nicht zurück- schneiden lassen, die meisten andern können, auch wenn der ihnen zu gebende Raum vollständig ausgefüllt ist, durch öfteres Zurückschneiden noch jahrelang mit Vortheil beibehalten werden. Als weiterer Nachtheil der Freilandeultur mag genannt werden, dass sie weit grössere Gewächshäuser bedingt, und dass man in einem gegebenen Raume viel mehr Topfpflanzen aufstellen, also ein weit grösseres Sortiment eultiviren hann, als im ersten Falle. Es versteht sich von selber, dass es mir nicht ent- fernt in den Sinn kommt, die Freiland- cultur als für alle Gärten und alle Ver- hältnisse passend hinstellen zu wollen, oder gar, dass sie die Topfeultur ver- drängen solle, — ich möchte nur auf- merksam machen auf ihre unläugbaren Vorzüge und da freute und interessirte es mich, unlängst in der Flore des Serres etc. eine Mittheilung zu lesen von einem französischen Privatmanne, der die Idee, die mich seit Jahren viel- fach beschäftigt hat, praktisch mit be- in kleinem 48 Maassstabe ausführte. Eben der Nach- weis, dass die Freilandeultur von Ge- wächshauspflanzen auch bei bescheide- nen Mitteln, wie sie fast jedem Garten von einiger Bedeutung zu Gebote ste- hen, sehr befriedigende Resultate liefern kann, interessirte mich und wird hof- fentlich auch Andere interessiren. Ich erlaube mir daher, das Wesentliche je- ner Mittheilungen hier in Kürze folgen zu lassen. „Mein Gewächshausgarten , sagt Herr Daudin, den ich mir auf meinem Gute in Pouilly (Oise) eingerichtet habe, gleicht im Sommer einem kleinen Stadtgarten, der rings von Mauern ein- geschlossen ist, da die Fenster schon im April ganz abgenommen und erst Ende September oder Anfang October wieder aufgelegt werden. Dieses Gewächshaus hat bei 75 Fuss Länge, eine Breite von 21 Fuss, das Satteldach ist nach Süd und Nord gerichtet, hat auf jeder Seite 2 Fensterreihen, die auf festliegenden Trägern so eingerichtet sind, dass sie leicht abgenommen und wieder aufgelegt werden können; die Seitenmauern haben eirca 12 Fuss Höhe; die nach Norden gerichtete Mauer ist mit einem Spalier von Camellien bedeckt, die nie von der Sonne beschienen, das glänzendste Dun- kelgrün zeigen und von März bis Ende Mai in reichster Blüthenfülle prangen, an der Südmauer sind Orangen und Üi- tronen in gleicher Weise als Spaliere verwendet. 3 Wege, durch Rabatten mit Haideerde getrennt, ziehen sich durch die ganze Länge des Hauses; in diesen Rabatten sind nun die verschie- densten Sträucher und Bäume vom Cap, von Neuholland und anderen temperirten Ländern ausgepflanzt und erreichen meist in wenigen Jahren die Höhe des Hau- ses. Wenn man mit Bedauern genöthigt - Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ist, schöne, Exemplare endlich, wenn alles Zurückschneiden nicht mehr nützt, opfern zu müssen, so hat man dafür jahrelang die Freude genossen, sie in einer Ueppigkeit und Blüthenfülle gehabt zu haben, wie nur die Freilandeultur es bewirken kann. Ein solches Ge- wächshaus, einmal eingerichtet, erfordert wenig Unterhaltungskosten, ein gewöhn- licher tragbarer Ofen genügt, um das Haus frostfrei zu halten, die Pflanzen sind so abgehärtet, dass auch ein ge- linder Frost ihnen nicht schadet, Um Feuerung zu ersparen, lasse ich im December, sobald grössere Kälte zu be- fürchten steht, die Nordseite des Daches mit Stroh bekleiden, die Südseite genügt vollkommen, während der 3 Wintermo- nate das Innere zu erhellen. Im März lasse ich das Stroh wieder abnehmen, bei mildem Wetter wird stets gelüftet, im April auch Nachts, damit die Pflanzen sich wieder an die freie Luft gewöhnen, bevor die Fenster ganz abgenommen werden. Dieses geschieht, sobald keine stärkeren Nachtfröste mehr zu befürch- ten sind, an einem trüben Regentage, — Von den Pflanzen, die dieses Haus zieren, nenne ich: Clianthus puni- ceus, 9Fusshoch, mitnahe an 1000 Blü- thentrauben, Mahovia Fortunei von 10 Fuss Höhe, Dracaena australis 9 Fuss hoch, Daerydium elatum 12 Fuss hoch, Bambusa graecilis, ein prächtiger Busch mit 12 Fuss hohen Halmen, mehrere Araucarien, noch Jung aber sehr kräftig treibend. Acacia dealbata und verticillata, von 15 Fuss Stammhöhe, trugen alljährlich Blüthen und Samen in reichster Fülle, wuchsen im Sommer weit über’s Dach hinaus und wurden im Herbst soweit zurückgeschnitten, dass man die Fenster wieder auflegen konnte, wurden bei I. Originalabhandlungen. dieser Behandlung endlich aber doch unschön und wurden deshalb abgehauen. Von Kalthausfarnen zeichnet sich ein Balantium antareticum durch üp- pige Entwicklung aus, der nur erst 2 Fuss hohe Stamm trägt eine Krone von über 40 Wedeln, die meistens eine Länge von 7—8 Fuss haben. Von Schlinspflanzen, die man sonst selten blühend antrifit, nenne ich Mandevil- lea suaveolens, Solanum jasmi- noides und Dioclea glycinoides, die mir alljährlich in reichster Fülle ihre Blüthen spenden. — Welchen Genuss und welches In- teresse müsste nicht ein Gewächshaus dieser Art bieten, in grossen Dimensio- nen aufgeführt und besonders auch hoch genug, um die schönsten Bäume und Sträucher milderer Klimate bequem auf- nehmen zu können und bei der Frei- landeultur sie ihre volle Schönheit und Grösse erreichen zu lassen!“ — Das neue pallastähnliche Kalthaus im botanischen Garten zu Kew bei Lon- don verwirklicht annähernd die eben ausgesprochene Idee. Es ist ganz in Eisen erbaut, und die oberen Fenster, in Ketten laufend, werden während des Sommers ganz heruntergelassen, so dass Sonne, Regen und Thau ungehinderten Eintritt finden. In den mittleren Bee- ten sind alle Pflanzen im freien Grunde, nur die Fensterbeete ringsum sind mit Topfpflanzen besetzt, in einigen Jahren wird dieses Haus seines Gleichen nicht haben, schon jetzt enthält es grosse Prachtexemplare von Araucarien, Dam- mara, Himalaja-Rhododendron, Neu- holländern ete., die bereits den Einfluss des freien Landes und der freien Luft auf’s Schönste bekunden. — DO. 1867. 49 Die Schwierigkeit des Abnehmens und Wiederauflegens der Fenster wächst. natürlich mit der Grösse der Häuser, ich möchte daher besonders betonen, dass es Pflanzen genug giebt, die nicht so sehr hoch werden, um auch kleinere Häuser dieser Art als sehr zweckmässig und wünschbar erscheinen zu lassen: man denke sich z. B. ein niederes Haus von mässigen Dimensionen, das ein Sortiment der schönen Eriken im freien Lande enthielte, ein anderes mit Epa- crideen, ein drittes mit den feineren Neuholländern gefüllt; gerade für diese so schönen niederen Blüthensträucher, die bei Topfeultur sich difficil zeigen, weil das öftere Austrocknen, das oft unvorsichtige Begiessen, das Verpflan- zen, der Mangel an Luft und Licht, an Regen und Thau u. s. w. u. s. w. nach- theilig einwirken, würde die Freiland- culiur in Häusern mit abnehmbaren Fenstern sicher Wunder bewirken, und hier wäre sie meiner Meinung nach am Ersten am Platz und am Leichtesten auszuführen. — Auch unter den eigent- lichen Warmhauspflanzen haben wir eine grosse Anzahl niederer schöner Sträu- cher, die in einem kleineren Hause die- ser Art ‚herrlich gedeihen würden, es ist dabei selbstverständlich, dass ein solches Haus mit Warmhauspflanzen später abgedeckt, früher zugedeckt und im Winter entsprechend wärmer gehal- ten werden muss, als ein Kalthaus, immerhin dürfte eine Temperatur von 6—8° Reaum. genügen; eine grössere Wärme würde nur nachtheilig wirken durch Verzärtelung und vorzeitiges Er- wecken der Triebe. — (E. 0.) 50 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 8) Ueber Vertilgung der Maulwurfsgrille., Das Juniheft 1866 der Gartenflora | Raubthiere, deren Repräsentanten, Maul- enhält die Anfrage an Gärtner, ihre prae- | wurf, Igel und Spitzmaus sind. tischen Erfahrungen in Vertilgung der Maulwurfsgrille zu veröffentlichen und obgleich ich in meinem Artikel im Mai- Junihefte v. J. ein solches angab, das aber sicher noch, von Niemand geprüft ist, will ich im Interesse der Sache heute nochmals darauf zurückkommen und dieselbe näher behandeln. Die Vertilgungsmittel zerfallen in natürliche und künstliche und will ich zuerst die natürlichen besprechen. Ebensogut wie Mutter Natur dafür gesorgt hat, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, so hat sie auch Mittel und Wege zu finden gewusst, dass kein Wesen sich über sein ge- stecktes Ziel hinaus vermehre und jeder Creatur ihre Feinde in grosser Zahl ge- stellt und bestimmt, dass die einen von der Vertilgung der anderen leben müs- Und wahrlich, auf jedem von der ist sen. Qultur noch unbeleckten Erdstriche das Gleichgewicht zwischen schädlichen und nützlichen Thieren noch ungestört, während aus all den weiten cultivirten Ländern sich die Klagen wegen Ueber- handnahme schädlicher Thiere häufen. Woran liegt das®@ — Nur an den Men- schen, welche die Cultur bewirken und doch nennt ihn Linn&, homo sapiens. Jedes Thier und wenn es noch so klein ist, kennt seinen Freund wie sei- nen Feind, nur der Mensch nicht, denn er leistet durch die Vertilgung seiner Freunde den Feinden allen möglichen Vorschub und beklagt sich nachher über den von ihnen angerichteten Schaden, 0 homo brutus! In erster Reihe unserer thierischen Freunde stehen von den Säugethieren, die Insectenfressenden Von den beiden letzteren wäre es wohl reine Verläumdung irgend den ge- ringsten Schaden, den sie je veranlasst zu melden, ersterer incommodirt uns Gärtner öfters durch sein Wühlen. Doch ist der Schaden, den er hierdurch an- richtet, auch gegen seinen Nutzen in die Wagschale zu werfen? Ist es denn nicht so kinderleieht, diesen guten, schwarzen Genius an Stellen, wo er freilich auch zum Teufel werden kann, zu vertreiben oder abzuhalten; giebt es denn in unserem cultivirten Zeitalter noch Menschen, die sich Gärtner nen- nen und diese Mittel nieht kennten? — Bindfäden mit Steinkohlentheer be- strichen, halten von Mist- und Samen- beeten jedenMaulwurf fern und frischer Menschenkoth in die Röhren gebracht, vertreibt diese Thiere auf immer daraus, auf grösseren Flächen hat sich auch das Walzen, besonders mit der Ringelwalze, vortrefflich gegen seine Wühlereien be- währt und hat ausserdem noch grosse andere Vortheile, $ Und dennoch frage ich, ist es nach solehen Thatsachen noch möglich, dass selbst in einem Staate wie Preussen, die Vertilgung: dieser Thiere, durch soge- nannte Kammerjäger gestattet wird? — Ich bin leider selbst Zeuge gewesen, wie ein solcher Kerl in einem Tage, auf einer kaum fünf Morgen grossen Wiese gegen 300 Stück durch Gift tödtete. Dreihundert ‘Maulwürfe ı auf solch’ner Fläche, welch’ reichen Jagd- grund müssen die dort gefunden haben? Glückliche Insectenlarven, die durch diesen Mord dem sicheren Tode ent- gangen, um ihr Zerstörungswerk unge- I. Originalabhandlungen: hindert vollenden zu können; ihr armen kurzsichtigen Menschen, die ihr euch eueren eigenen Schaden erst noch mit schwerem Gelde erkauft. — Was der Maulwurf in der Erde, sind Igel und Spitzmaus auf derselben, von Sonnenuntergang bis Morgens jagt jeder auf seine Weise nur nach uns schädlichen Thieren, und man muss an einem hellen Sommerabende einem sol- chen Mäuschen zugesehen haben, wie es gleich einem Perpetuum mobile hin- und herstreift, um seine Beute zu Su- chen, sich weniger auf die halbblöden Augen, als auf seinen äusserst feinen Geruchs- und Tastsinn verlassend. Selbst dem Igel, diesem anscheinend so plum- pen Gesellen, sollte man die Behändig- keit gar nicht zutrauen, mit der er Mäuse, Werren, u, s. w. fängt. Doch wie schützt der Mensch nun diese seine thierischen Freunde vor ih- ren natürlichen Feinden, die sie doch auch so gut als alle anderen haben? Hauptsächlich durch die Verbannung der Katzen und Hunde aus eueren Gärten und durch richtige Belehrung der Ar- beiter. Duldet nicht, dass Jemand einen Hund, der auf Maulwürfe geht, mit in den Garten nehmen darf; brennt den Katzen Vogelschrot auf den Pelz und sie werden schon von selbst nicht wie- der kommen, leidet von keinem euerer Leute, dass sie einen Maulwurf oder Igel tödten, sondern hegt und pflegt sie soviel als nur irgend möglich, und wo dieselben bereits aus den Gärten vertilgt sind, lasst euch wo anders welche fan- gen und bevölkert sie wieder damit und Werren und Engerlinge werden bald daraus verschwunden sein, In Garten und Feld nützen fast alle kleineren Vö- gel und haben Brutkästen und besonders das Eingraben trockener Bäume in baum- armen Gegenden schon Wunder gethan 51 und sich als das beste Schutzmittel ge- gen alles kleine Geschmeis bewährt, Sperlinge hingegen nützen wenig, ob- gleich sie auch in Ermangelung anderer Nahrung, Raupen fressen; die ärgsten Feinde unserer Obstbäume, die Ringel- raupe lassen sie jedoch, wie jede andere behaarte Raupe, unangetastet. Abgesehen von der Jagd nützen auch alle kleineren Raubvögel, besonders die Eulen und es kommt mir immer wie ein Spott auf unsere jetzige Cultur- geschichte vor, wenn ich dieselben, wie es leider noch oft geschieht, an die Thorflügel angenagelt finde, ein beredter Markstein menschlicher Dummheit. Hühner schaden durch ihr Scharren mehr als sie nützen; Enten hingegen sind beim Umbrechen des Landes von kaum bezahlbarem Nutzen. Schon im vergangenen Jahre wies ich auf den stinkenden phosphorsauren Kalk als das beste Mittel zur Vertilgung schädlicher Insecten hin und ist die Zu- sammensetzung desselben, jedem Sach- verständigen schon eine Garantie “für seinen Werth. Der Vorwurf einer Charlatanerie wird mich wohl um so weniger treffen, da ich nicht den geringsten Nutzen da- raus ziehe, sondern sogar noch einen Theil meiner, mir schon sehr kürzlich zugemessenen Freizeit daransetze und practisch sind meine Rathschläge wohl auch deshalb, weil dieselben in Garten und Feld wirklich erprobt und nicht das Resultat hinter dem Büchertische zu- sammengelesener, gelehrter Combinatio- nen sind, Den Dünger des Baron Chartier kenne ich nicht, kann also kein Urtheil darüber fällen, möglich jedoch, dass derselbe mit dem stinkenden sauren, phosphorsauren Kalke hiesiger Fabrik identisch ist, dass nun der Herr Baron 4* 52 dieses Geheimmittel zu gespannten Prei- sen verkauft, ist gleichfalls möglich, in der hiesigen Fabrik ist dies jedoch nicht der Fall und wird derselbe ebenso als das gewöhnliche Superphosphat mit 21/, Rthlr. pr. 100 Pfd. Zollgewicht notirt, dem er auch in Betreff seiner Dungkraft nicht im Geringsten nachsteht. „BineBeutelschneiderei liegt also hier auch nicht vor! Ein Geheimniss, d. h. der Fabrik ist es aber doch, und ist es derselben bei der jetzt ‘allgemeinen Coneurrenz wohl kaum zu verargen, dass sie die Fabrikation dieses Düngers als solches bewahrt. Ich bin jedoch in den Stand ge- setzt, da die Bezugsweisse hier im Grossen nach entlegenen Plätzen, be- sonders nach Tiflis mit zu bedeutenden Kosten verknüpft wäre, das Recept ge- gen ein angemessenes Honorar mitzu- theilen, biete die Hand jedoch nicht früher dazu, als bis es sich auch dort als völlig probat erwiesen hat. Die Fabrikation selbst ist sehr ein- fach und würde sich in Russland, wo die Knochen weit billiger sind als hier, schon entsprechend niedriger stellen und würde allgemein verwendet für die ganze Land- und Forstwirthschaft von immen- ser Tragweite sein, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Für Mistbeetkästen, Blumenbeete und kleine Gemüsequartiere bietet das Einstecken von mit Solaröl oder Photo- gene getränkter Baumwolle oder Wolle in die Röhren, oder auch blosses Ein- tröpfeln in dieselben ein völlig sicheres Mittel zur Vertilgung der Maulwurfs- grille, es ist dabei einfach und wenig Zeit raubend. Als Schutzmittel für Pflanzen, die ohne Töpfe in den freien Grund ge- pflanzt werden, leisten roh geflochtene Körbe von Weiden oder Fichtenwurzeln im Verhältnisse zur Stärke der Pflanzen, in welche diese gesetzt uud bis an den Rand eingesenkt werden, vorzügliche Dienste, es ist jedoch kostspielig und umständlich. Die feinen Wurzeln, de- nen die Werren nicht nachgehen, treten ungehindert durch das Geflecht in die freie Erde und gedeihen die Pflan- zen ebenso gut als wenn sie ohne die- selben ausgepflanzt wären. Zur Conservirung der Weidenkörbe ist es sehr räthlich, dieselben erst mit Kalk oder Kreidemilch, und der Grün- spahnsolution zu behandeln, da der sich. in den Poren niederschlagende schwefel- saure Kalk dieselben lange Jahre vor der Zerstörung durch Fäulnisse schützt, A. Uhl in Aschersleben. il. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in „Flore des Serres etc.“ 1) Rosa Bourbon Mdme. Josephine Guyet (Touvais). — „Ein kräftiger Strauch mit schöner Belaubung, Blumen von mitt- lerer Grösse, stark gefüllt, in Kugelform, Form und Haltung tadellos, Farbe leuch- tend dunkelroth, heller im Centrum“; -- so lautet die Beschreibung des Züchters dieser schönen Rose, nach Van Houtte hat Herr Touyvais seine Rose eher zu we- nig, als zu viel gerühmt, da sie sich in II. Neue Zierpflanzen. jeder Beziehung als ganz vorzüglich bewährt hat. (Taf. 1625.) 2) Clianihus Dampieri fl. albo rubro marginato. — In Australien, dem Vaterlande des schönen, aber in Cultur bekanntlich sehr ditieilen Clianthus Dampieri, wurde eine Varietät mit rein weissen Blumen gefunden und ein intelligenter Kopf versuchte sofort, neue Varietäten durch Kreuzbefruchtung mit der Stammart zu erziehen, was auch voll- kommen gelang; aus den gewonnenen Sa- men gingen eine Menge verschiedenfarbiger Nüangen zwischen dunkelscharlach und rein weiss hervor, alle an der Basis der Fahne geschmückt mit dem; grossen schwarzen Flecken, der diese Art so sehr auszeichnet. Eine vorzüglich schöne Varietät zeichnet sich dadurch aus, dass sie beide Farben der Eltern nicht verschmolzen, sondern scharf gesondert geerbt hat, die Blüthen sind rein weiss und scharlach gerandet, mit dem Schwarz im Centrum eine wunderbar effectvolle Farbenzusammenstellung! — Die Londoner Handelsgärtnerei von E. G. Hen- derson u. Sohn importirte die Samen dieser Varietäten, wohl die ersten Garten- varietäten, die Europa vom fernen Austra- lien empfängt, aber sicher nicht die letzten, da der Gartenbau in den rasch aufblühenden Städten der dortigen Colonieen schor. festen Fuss gefasst hat. Die einheimische Flora Australiens ist so charakteristisch, dass zu erwarten stehf, unsere Gartenpflanzen wer- den dort unter ganz anderen klimatischen und Bodenverhältnissen auch mannigfach variiren und den dortigen Gärtnern Gelegenheit bieten, Europa neben den einheimischen Pflanzen auch mit von Europa bezogenen Pflanzen, aber in neuen Formen zu berei- chern. — (Taf. 1626.) 3) Lihium Thunbergianum aureum ni- gro-maculatum Sieb. — Eine hübsche Form von L. Thunbergianum, von Siebold aus Japan eingeführt. durchaus hart und aus- dauernd. Sie wird etwa Fuss hoch und trägt an starken Zwiebeln 5 oder mehr grosse, aufrechte Blumen, von eigenthüm- licher hell orangegelber Farbe, innen an der unteren Hälfte mit zerstreuten schwar- zen Punkten gezeichnet. Die Zwiebeln ver- 53 tragen nicht gern ein öfteres Verpflanzen und besonders auch nicht ein längeres Trockenliegen ausser der Erde; es genügt sie alle 2—3 Jahr aufzunehmen, um die jungen Zwiebeln abzunehmen; aber man pflanze sie dann sofort; wieder ein, — (Taf. 1627.) 4) Clematis hybrida Jackmani Hort. (Cl. Viticello-lanuginosa). Die Handelsgärt- ner G. Jackman u. Sohn in Woking haben einige sehr schöne Bastardformen von Wald- reben erzogen, die allgemeine Beachtung verdienen, da sie sich durch raschen Wuchs, vollkommene Ausdauer und reiches Blühen ebenso sehr als durch die Grösse und Schönheit ihrer Blumen auszeichnen. Sie nahmen die grossblumige, aber bekanntlich nicht hochrankende und im Winter meist zurückfrierende Cl. lanuginosa als Mutter, und befruchteten dieselbe mit dem Pollen verschiedener Varietäten des kleinblumigen aber sehr dauerhaften und hochrankenden Cl. Viticella und erhielten dadurch Bastarde, die die werthvollen Eigenschaften der Eltern aufs Schönste combinirten, d. h. sehr grosse Blumen mit einem robusten, hoch- rankenden Wuchs verbinden. Die Cl. hybr. Jackmani hat schr grosse, prächtig dunkelviolettblaue Blumen, die breiten Se- palen, in der Mitte durch eine breite rothe Binde geziert, decken sich vollkommen und bilden eine runde geschlossene Blume, in der Form ganz der Cl. lanuginosa ähnlich, in der Grösse etwas kleiner. — (Einige Jahre früher kam von Frankreich aus ein ganz ähnlicher Bastard in den Handel unter dem Namen Cl. hybrida splendida, wir ha- ben ihn schon seit mehreren Jahren und können ihn daher aus eigener Erfahrung aufs Wärmste empfehlen; unser Exemplar von Cl. Jackmani ist noch schwach, hat aber doch reich geblüht und es scheint uns, dass beide wirklich verschieden sind, ob- gleich unzweifelhaft Bastarde gleicher Ab- stammung, d. h. in der Weise, dass Cl. la- nuginosa bei Cl. Jackmani als Mutter, bei hybr. splendida dagegen als Vater erscheint. Die Vergleichung beider ergab nämlich nach unserer Ansicht bei aller Aehnlichkeit doch einen unverkennbaren Unterschied, den wir 54 dahin deuten, dass bei Cl. hybr. splendida der Typus der Blumen von Cl. Viticella, die vier Sepalen und die glockige Haltung, schärfer ausgesprochen ist, als bei C]. Jack- mani, deren Blumen von meistens 5 Sepalen und flacherer Haltung mehr an Cl. lanugi- nosa erinnern. — E. ©.) (Taf. 1628—29.) 5) Clematis hybrida rubro-violacea Hort. — Die ebenbürtige Schwester der C]. Jack- mani, vom gleichen Züchter gewonnen, und von der vorigen nur in der Farbe verschie- den. Das Dunkelviolettblau der Jackmani ist bei dieser ein Dunkelviolettroth gewor- den, beide Farbentöne ebenso effectvoll als selten. In Cl. Viticella, der väterlichen Stammart und ihren Varietäten, kommen ebenfalls die Dunkelvioletten in’sBlaue oder in’s Rothe spielenden Farben vor, aber im- mer matt und trübe, während sie bei den Bastarden rein und glänzend sind, offenbar eine Erbschaft von Öl. lanuginosa. (Taf. 1630—31.) 6) Pardanthus chinensis Ker. (Moraea chinensis Thunb., Ixia chinensis L., Belam- canda chinensis Redoute., B. Schurlarmani Rheede.) — Einesehr hübscheasiatischelridee, sehraltunddochneu, schon im Jahre 1796 wur- desieim Botanical Magazine abgebildet, und wurde als reichblühende ausdauernde Staude früher allgemein, selbst in kleinen Hausgär- ten eultivirt, scheint dann aber überall, viel- leicht in Folge von ungewöhnlich kalten und schneelosen Wintern verloren gegangen, denn lange Jahre hindurch fehlt sie in den Pflanzencatalogen, bis neuerdings aus japa- nischen Samen erzogen, sie wieder erschien und von älteren Gärtnern als eine alte liebe Bekannte, von jüngeren als eine vorzügliche Neuheit begrüsst wurde. — Im Habitus ganz einer Iris gleichend, mit kleinen knolligen Rhizomen, erreicht diese hübsche Staude eine Höhe von 3—5 Fuss, der rispig verzweigte Stengel trägt vom Juni bis Spätherbst zahlreiche Blumen auf gelbem oder rothem Grunde dunkelroth reich gefleckt. Liebt einen sandigen Boden und sonnigen Standort, und lässt sich leicht durch Theilung oder Aussaat vermehren. (Taf. 1632.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7) Dendrobium formosum Roxb. $. gi- ganteum. — Unter den von Ostindien neuer- dings durch die Handelsgärtnerei von H. Low u. Co. in Clapton bei London massen- haft eingeführten Orchideen befand sich auch eine grössere Form des sehr schönen, Dendr. formosum, sowohl die gestreckten Scheinknollen, wie die Blumen zeigen dop- pelt so grosse Dimensionen als bei der Stammart. Die grossen, rein weissen Blu- men, nur auf derLippe orangegelb gezeich- net, gehören zu den schönsten der Gattung. Cultur in der wärmeren Abtheilung des Or- chideenhauses. Die jungen Triebe von Den- drobium formosum und manchen anderen Arten der gleichen Gattung sind sehr dem Abfaulen ausgesetzt, vorsichtiges und spär- liches Begiessen zur Zeit des beginnenden Triebes ist daher durchaus nothwendig; be- sonders darf auch nicht gespritzt werden, denn einige Tropfen Wasser, die sich in den Herzblättern der jungen Triebe ansam- meln, genügen zur Zerstörung desselben. (Taf. 1633—34.) 8) Camellia japonica planipetala. Eine italienische Camellie mit rein weissen, stark gefüllten Blumen, die sich besonders durch den rosenförmigen Bau der Blumen aus- zeichnet. (Taf. 1635.) 9) Naegelia hybr. Sceptre cerise, Van Houtte. — Ein prächtiger Bastard zwischen N. cinnabarina und N. zebrina. Das Laub ist ähnlich wie bei N. einnabarina einfarbig sammtig dunkelbraun, die Blumen schön kirschroth mit gelber Bauchseite, Saum und Schlund auf gelbem Grunde reich marmo- rirt mit vermillon. Van Houtte bemerkt mit Recht, dass die Rhizome nicht getheilt wer- den dürfen, wenn man starke Exemplare mit verzweigten Blüthenständen ziehen will, handelt es sich dagegen um rasche und, zahlreiche Vermehrung, so kann man aus einem einzigen Rhizom, dessen einzelne Schuppen im Frühjahr in Sand gelegt und im warmen Vermehrungsbeete angetrieben werden, zahlreiche Pflänzchen erziehen, die theilweise schon im ersten Jahre noch blü- hen können. (Taf. 1633—39.) 10) Rosa thea Marechal Niel, Pradel jeune. — Die amerikanische gelbe Rose II. Neue Zierpflanzen. AR Isabella Gray, die vor mehreren Jahren mit so vielem Pomp angekündet wurde, hat wohl ziemlich allgemein den Erwartungen nicht entsprochen; sie mag in den heisseren Som- mern der Vereinigten Staaten ihre volle Pracht erlangen, bei uns zeigt sie nur aus- nahmsweise schön gebaute und gefärbte Blumen, weitaus die Mehrzahl öffnen sich nicht, platzen seitlich auf und sind misfar- big. Die neue Rose Mar£chal Niel soll nun diese Fehler durchaus nicht haben, die dun- kelgoldgelben Blumen sind nicht so stark gefüllt als bei Isabella Gray, öffnen sich daher um so leichter. — Wir sahen die neue Rose mehrfach in der letzten Londoner internationalen Ausstellung, sie erregte grosses Aufsehen und darf ohne Zweifel als die schönste gelbe Rose empfohlen werden. (Taf. 1640—41.) (E. 0.) b) Abgebildet in Illustration hor- ticole, 11) Lobelia coronopifolia L. (L. spec. 1322. — Bot. mag. tab. 644.) — Ein klei- ner Halbstrauch für's Kalthaus aus dem Sü- den Afrikas. Der am Grunde verästelte, kaum spannenhohe Strauch trägt sitzende lanzettliche gezähnte Blätter und aus den Spitzen der Aeste entspringenden die 4 Zoll langen Blüthentrauben, deren jede aus 4—5 grossen blauen nickenden und einseitig ge- richteten Blumen besteht. Es ist das die üppigere Form mit: mehrblumiger Blüthen- traube, die Sweet (Brit. Flow. gard. tab. 247) als L. Thunbergii beschrieben , die De Candolle aber wieder mit L. coronopifolia L. vereinigte. Der Referent sah diese hüb- sche Pflanze vor ungefähr 25 Jahren im Botanischen Garten zu Berlin, — jetzt wird solche als neu eingeführte Neuheit ausge- boten. — (Taf. 485.) 12) Rosa (Thea) Isabelle Sprunt. Schöne neue Sorte, die Hr. Buchanan in New-York erzogen hat. Blumen sehr gross, gut gefüllt, weiss mit gelbem Schein. (Taf. 486.) 13) Phormium tenax Forst. fol. varie- gatis. Der Neuseeländische Flachs ward schon von den Naturforschern Cook und Solander, die Cook auf seiner ersten Ent- deckungsreise (1768—1771) begleiteten, ent- 55 deckt. Beschrieben wurde diese interessante Pflanze aber erst von Forster, der Cook auf seiner zweiten Entdeckungsreise (1772 —1775) begleitete und nach seiner Zurück- kunft die Gattung Phormium aufstellte. Schon Banks (1771) hatte Samen mitge- bracht, die aber nicht keimten. Im Jahre 1789 führte Banks zum ‚zweiten Male Samen ein, welche vertheilt wurden und diese Pflanze schon damals in den Gärten Europas verbreiteten. Das Phormium tenax Forst. wächst in Neuseeland und auf den Norfolk- Inseln wild. In Neuholland cultivirt man diese Pflanze als Gewebepilanze im Grossen. Die Pflanze ist überall bekannt und ist ganz besonders als ischöne Vasenpflanze zu Decorationen zu empfehlen. Die Abart, welche im Illustration hor- ticole abgebildet ist, besitzt goldgelb ban- dirte Blätter. Wo solche herstammt, — oder wer solche erzogen hat, davon ist nichts gesagt. (Taf. 481.) 14) Primula intermedia Hort. Angl. Ein Bastard von Primula Auricula L. und einer anderen Primel, vielleicht zwischen P. Auricula und viscosa. Eine schöne Pe- rennie für Cultur im freien Lande und im Topfe, von der Tracht der Aurikel, aber mit sehr dicht geschlossenen reichblumigen Dol- den schöner carminpurpurner Blumen mit weissem Auge. — (Taf. 482.) 65) Camellia Marianne Talenti. Grosse Blume von regelmässig ziegeldachförmiger Füllung. Blumenblätter ziegelroth mit weis- sem Mittelstreif. — 16) Elais gwineensis L. Eine hübsche Abbildung der bekannten Oelpalme von - Guinea. (Taf. 487.) 17) Camellia Mrs. Dombrain. Grosse Blume von dichtem ziegeldachförmigem Bau von zart fleischrosarother Färbung. — (Taf. 488.) 18) Jacaranda digitahflora albiflora Glaziou. Bignonisceae. — Eine Jacaranda Brasiliens mit doppelt gefiedertem Blatt und länglich-ovalen gezähnten Blättehen. Blumen fast 2 Zoll lang, weiss mit gelbem Schlund, denen einer Gloxinia oder Digitalis ähnelnd. Das Etablissement des Hrn. A. Verschaffelt erhielt diese schöne Pflanze vom Hrn. Gla- 56 ziou, Director des öffentlichen Gartens zu Rio Janeiro. Der Abbildung, die wahr- scheinlich in Rio Janeiro gemacht ward, ist keine Beschreibung beigefügt. Die Ja- caranda-Arten sind Sträucher mit decorati- ven zusammengesetzten Blättern des Warm- IR No 1)Die schönsten Camellien-Varie- täten. — Die Zahl der Camellien-Sorten ist so in’s Unendliche vermehrt worden, dass mancher Liebhaber dankbar eine Liste acceptiren wird, die ihm nur die Elite vor- führt. Van Houtte giebt die Liste folgen- der Sorten als das Schönste und Vollkom- menste, was wir in Camellien besitzen, die kurze Beschreibung entlehnen wir seinem neuesten Cataloge. Auguste Delfosse, feurig rosa, ein oder 2 hellere Streifen im Centrum jedes Blumenblattes, Ranunkelform; vollkommen regelmässige Commendatore Betti, sehr lebhaf- tes rosa, sehr grossblumig, vollkommen dachziegeliger Bau; Comte de Tholl, rosa, leicht weiss nüaneirt und karmin gestrichelt. Contessa Lavinia Maggi, enorm- grosse, gutgebaute Blume, kirschroth nüaneirt und bandirt; rein weiss, Corradino, sehr gross, rosenroth, lachsroth geadert, sehr flach, dachziegelig, das Centrum zart rosaweiss mit weiss ge- fleckt, etwas unregelmässig; Cup of beauty, ranunkelförmig-dach- ziegelig, milchweiss mit rosa spärlich ge- fleckt ; Dionisia Poniatowska, weiss, streng dachziegelig; Duchesse de Berry, rein weiss, Ta- nunkelförmig-dachziegelig. Fanny Bolis, grosse runde Petalen, ranunkelförmig, auf röthlich weissem Grunde blutroth gestreift und gefleckt; schnee- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hauses, die in Cultur im Gewächshause sehr selten blühen. Da sich die Jacaranda-Arten nur wenig verästeln, sind solche auch nur als kleine Exemplare von 1—3 Fuss Höhe schön. — (E. R.) (Taf. 489.) tizen. Festiva, streng dachziegelig, hell- kirschroth, schmal weiss gerandet; Helvetia, streng dachziegelig; sehr gross, lachsroth mit lebhaft rosa; Il cygno, ranunkelförmig-dachziegelig, Petalen abgerundet, rein weiss; Leon Leguay, dachziegelig, die äus- seren Petalen wellig gerandet, gekräuselt, feurig roth, sehr effectvolle, stark gefüllte Blume; Madame de Strekaloff, zartrosa satinirt, gelblich weiss breit gestreift, neue Färbung; Madame Lebois, dachziegelig, lebhaft roth; Madame Pepin, grosse, feste, dach- ziegelig geordnete Petalen, hellkirschroth, innen zartrosa; Mathotiana alba, vollkommen dach- ziegelig bis in’s Centrum, rein weiss; Miniata; ziegelroth oder feurigrosa, regelmässig dachziegelig ; Miniata violacea, karmin mit vio- lettem Schiller und weissem Mittelstreifen ; sehr regelmässig gebaut; Monsieur d’Offoy, zart rosa, innen rein weiss, Centrum ranunkelförmig;, Nassiniana, dachziegelig, rosa, jedes Blumenblatt mit weissem Mittelstreifen ; Ninfa dell’Tebro (Tiber-Nymphe?), - dachziegelig, stark gewölbt, satinirt rosa, zart geadert, mit sehr breiten, schneeweis- sen Mittelstreifen; Olivetana, gewölbt-dachziegelig, Pe- talen abgerundet, sehr zartes rosa; nach innen heller werdend; Ortensia Luzzatti, enorm grosse TI, Notizen. Blumen, vom schönsten Cantifolienbau, mit sehr breiten, abgerundeten, leicht ausgebuch- teten Petalen vom prächtigsten Rosa; Pozzi, ungewöhnlich grosse, vollkom- men symmetrisch dackziegelige Blumen, rosakarmin, weiss panachirt; Praeclara, prächtig ranunkelförmig, zuweilen päonienförmig, rein weiss, mit gelblichem Centrum und einzelnen rosenro- then Flecken. Planipetala, weiss, in der Form wie die schönste Centifolien-Rosa; Princesse Clothilde, weiss, ponceau breit gestreift und bandirt, Princesse Mathilde, dachziegelig, lebhaft rosa, mit weissem Mittelstreifen ; Princessin Friedrich Wilhelm, weiss, lebaft karmin gestreift und punktirt, vollkommen dachziegelig; Raffia, streng dachziegelig, hochroth, vermillon schattirt, weiss bandirt; Rubens, dachziegelig, dunkelrosa mit breiten rein weissen Streifen; Saecoi, veränderlich in der Färbung, aber stets schön gebaut, heller oder dunk- lerrosa, einfarbig oder mit runden weissen Flecken; Souvenir d’Emile Defresne, ra- nunkelförmig, feurig roth; Triomphe de Lodi, breite, dachzie- gelige Petalen, weiss, rosa punktirt und ge- streift; Unica, sehr zart rein weiss, schön dachziegelig; Valle Vareda, sehr gross, dunkel- blutroth, häufig rein weiss gefleckt. — (E. O.) 2) Die Sandhügel auf Suez. Nach Dr. Schweinfurth’s Beobachtung ist es der Tamarix macrocarpa, der die Veranlassung zur Bildung der zahllosen Sandhügel auf Suez giebt. Selbst die völlig kahlen Sand- hügel daselbst sind als die Gräber von Ta- marisken zu betrachten. Der wandernde Sand bleibt zwischen den Zweigen derselben haften und vergräbt sie immer tiefer , wäh- rend diese lebenszähen Sträucher mit ihren Spitzen und der zahlreichen Wurzelbrut sich immer wieder durcharbeiten, so dass auf diese Weise bis auf 20 Fuss hohe Hügel 57 entstehen. Zur Befestigung der Ufer des Suezkanals wird dieser Strauch eine grosse Wichtigkeit erhalten. (Oestr. Bot. Zeitung.) 3) Verbreitung der Pflanzen in andere Ländergebiete. Zu den in- teressantesten Fakten, sagt Dalton Hooker in dem Gardener Chronicle, gehört die ra- send schnelle Verbreitung mancher Pflanzen über weite Distriete in Folge von Cultur und Einwanderung, Am interessantesten tritt dieses zu Tage in den englischen Colo- nien in Neuholland und Neuseeland. So be- richtet Herr Locke Travers aus Canterbury in Neuseeland. Die schnelle Verbreitung der Pflanzen Europas: und der anderer Welt- theille in Neuseeland ist ganz erstaunens- werth. Längs aller Wege wächst Polygonum aviculare jetzt in grosser Menge und in sol- cher Ueppigkeit, dass einzelne Pflanzen oft einen Raum von 3—4 Fuss überdecken. Rumex obtusifolius und crispus haben sich längs der kleinen Flüsse überall verbreitet — Sonchus arvensis findet sich massenhaft auf den Feldern. Die Wasserkresse vermehrt sich in allen stehenden Gewässern in einer solchen Weise, dass sie droht, solche ganz auszufüllen, als Beispiel ist da anzuführen, dass der Avon, ein langsam fliessender tiefer Fluss, der durch Christ Church fliesst, jähr- lich ein Kapital von 300 Livr. Strlg. erfor- dert, um ihn von dieser Pflanze rein und für die Schifffahrt frei zu erhalten. In eini- gen Bergdistrieten mit lockerm Boden, ver- drängt der weisse Klee die einheimischen Gräser. Auch fremde Bäume verbreiten sich allenthalben, so die Eucalypten Neu- hollands, ferner die Pappeln und Weiden und die einheimische Flora scheint sich vor solchen immer mehr zurückzuziehen. Es liegt auf der Hand, dass die mas- senhafte Einführung von Garten- und Feld- samen aus Europa diese Einwanderungen begünstigt. Es findet dieses Verhältniss aber nicht blos mit den Pflanzen statt, indem solche sich, die einheimischen Pflanzen verdrängend, einbürgern, sondern auch mit vielen Thieren. Es ist das so auffallend, dass die dortigen Eingebornen die Maoris sagen, so- wie des weissen Mannes Ratte die unsere 58 verdrängt hat, — wie die Europäische Fliege die unsrige fortgetrieben, — wie der weisse Klee unsere Farn zurückdrängt, — so wird auch der weisse Mann die Eingebornen des Landes fortdrängen. — Ganz merkwürdig sind in der That die Veränderungen in Botanischer und Zoologi- scher Beziehung, die, seitdem Cook dieses Land betrat, solches erlitten hat. Einzelne Ferkel, von ihm und anderen Schifffahrern an das Land gesetzt, haben sich seitdem so vermehrt, dass sie weite Landstrecken so vollständig in Besitz genommen haben, dass der Boden daselbst von ihrem Wüh- len wie durchpflügt aussieht. So machten einige Besitzer von ungefähr 100,000 Acres Land, den Contract für jedes getödtete Schwein 6 d. zu zahlen. Auf diese Weise wurden mehr als 22,000 Stück getödtet, ohne dass man eine namhafte Abnahme dieser Thiere bemerkte. Sie sind nämlich nicht allein dem Boden schädlich, den die | Schafhalter für ihre Heerden benützen, son- dern sie folgen den Mutterschaafen und wo diese gelammt haben, verzehren sie die jungen Lämmer. Sie finden sich nicht auf der westlichen Seite der Alpen, sondern nur auf deröstlichen Seite, wo der Schneefall sel- ten ist, ein Umstand, der für die Sammler auf der westlichen Seite, wo Nahrungsmittel selten sind, fatal ist. Die Eber werden bis- weilen sehr gross, sind mit langen schwar- zen Borsten bekleidet und haben sehr grosse Fangzähne, so dass sie den wilden Ebern der Ardennen ähneln. Die Norwegische Ratte hat sich bis in’s Herz des Gebirges verbreitet und hat überall die einheimische Ratte vertrieben. Wo aber später die Wanderratte hinkam, da verhielt es sich ganz wie in‚Europa, — indem diese letztere wiederum die erstere verdrängte. — 4) Die Laurentius’sche Gärtnerei in Leipzig, im Bezug auf neue Einführungen in Deutschland seit einem Jahrzehnt bekannt- lich die erste Handelsgärtnerei, sieht sich wegen Ueberfüllung genöthigt, das Verfah- ren mancher Verlagsbuchhändler nachzuah- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, men, um etwas Platz zu bekommen, indem sie in der Zeit vom 1. Februar bis 31. Mai 1867 eine Menge werthvoller Pflanzen, da- runter Seltenheiten zu (meist um dieHälfte) herabgesetzten Preisen verkauft. Wer diese Gärtnerei kennt und gesehen hat, wie reich dieselbe an musterhaft cultivirten grösseren Pflanzen ist, begreift diese Noth des Ueber- flusses sehr wohl, denn solche Prachtexem- plare wollen Platz haben. Der Ende Januar erschienene Catalog Nr. 36 enthält ein voll- ständiges Verzeichniss der herabgesetzten Pflanzen mit Angabe des ermässigten und des Catalogspreises, auf welchen wir hiermit verweisen. Wer vielleicht glaubt, dass es sich um sogenannte Ladenhüter handelt, würde sehr irren. : Es sind vielmehr fast nur neuere oder doch seltene Pflanzen, die meisten von decorativem Werth. ‘Wir ma- chen daher Gärtner und Gartenbesitzer auf diese schönen Sammlungen in ihrem wahren Interessse aufmerksam, und empfehlen diese Gelegenheit besonders Personen, welche in dem glücklichen Falle sind, Glashäuser fül- len oder neue Gärten anlegen zu können. Weiteren Angaben verbietet uns der be- schränkte Raum und die Gewohnheit dieser Blätter. Wir bemerken nur noch, dass die in Rede stehenden Sammlungen aus Warm- hauspflanzen „ grossen Baumfarnen, Palmen, Cycadeen, Pandaneen, Agaven, Yucca-Arten, einigen Kalthauspflanzen, Coniferen für das Land und die Glashäuser, einige seltenere Gehölze, grossen Prachtexemplaren von Lor- beerbäumen, endlich aus geformten fran- zösischen Obstbäumen bestehen. d. 5) Lange Fruchtbarkeit des Pol- lens. Herr Belhomme hat Versuche über die Erhaltung der Fruchtbarkeit des Pollens gemacht. Bei den Monocotyldonen fand er, dass der Pollen noch länger seine befruch- tende Eigenschaft behielt als bei den Dico- tyledonen. Noch mit sechs Jahr altem Pol- len. gelangen ihm bei ersteren Befruchtun- gen. (Cardn. Chron.) Wir geben dies, wie wir es finden. Al- IV, Literatur. lerdings kann hier leicht Irrthum durch Selbstbefruchtung oder zufällige anderwei- tige Befruchtung der betreffenden Pflanzen vorkommen. Wir haben wiederholt nach- gewiesen, wie wenig genau derartige Ver- suche oft angestellt werden. (E. R) 6) Riesenbirnen. Man schreibt aus Innsbruck. 6. October: Herr Protessor Perk- mann hier wog neulich eine Bergamotbirne feinerer Gattung aus dem Garten des Herrn 59 Schul-Beneficiaten Fischler in Absam, der sich um Hebung der Obsteultur dort grosse Verdienste sammelt, und sie wog 26 Loth; eine andere erreichte gar das Gewicht von 31 Loth. Wenn practische Männer sich an die Spitze der Obstcultur stellen, so kann durch Veredlung des Obstes dem Innthale eine bedeutende Einnahmsquelle verschafft werden. Es ist darin im Ober- und Unter- innthale Vieies geschehen. VW. Literatur. 1) Blüthen- und Fruchtzweige des Erfurter Gartenbau-Vereins. Ver- handlung desselben vom Herbst 1861 bis Sommer 1865 in auszugsweiser ge- drängter Darstellung und Bericht über die allgemeine deutsche Ausstellung von Gemüsen und landwirthschaftlichen Pro- ducten, Obst, Pflanzen, Blumen u. s. w. vom 9.— 17. September 1865, sowie über den gleichzeitig abgehaltenen Con- gress deutscher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde. Mit einem Plane der Ausstellung. Von Theodor Rümp- ler, Vereins-Secretär. Etwas zu spät für die Theilnehmer der Ausstellung und Versammlung von 1865 (wie alle derartigen Berichte) finden wir in diesem Buche die amtliche Darstellung be- kannt gemacht. Dennoch wird diese Erin- nerung noch vielen Gärtnern und Theilneh- mern der denkwürdigen Septembertage in Erfurt höchst willkommen sein, weil ihnen bei Durchsicht dieser Blätter Dinge erinner- lich und erklärlich werden, über welche der wahre Begriff fehlte. Wir finden darin auch die spärlichen Verhandlungen des Congres- ses, und es nehmen sich hier die Sachen besser aus als bei den mündlichen Refera- ten. Wer an den Fragen, welche die Ver- anlassung zu den Verhandlungen gegeben haben, Interesse nimmt, wird durch diese wenigen Mittheilungen, worin manches münd- lich entgangene Wort aufbewahrt worden ist, genug zu denken bekommen, denn die aufgestellten Fragen waren von grösster Wichtigkeit und einzelne Beantwortungen umfassend genug. Die 64 Seiten einnehmenden Berichte über die Verhandlungen des Erfurter Gar- tenbau- Vereins enthalten in gedrängtester Darstellung eine Fülle von wichtigen Erfah- rungen, und verdienten wohl, in Form einer „Aehrenlese‘‘ allgemeiner bekannt zu wer- den. Wir müssen an dieser Stelle leider darauf verzichten. J. 2) Literarische Notiz. Das „Journal de la Societe impe£riale et centrale d’Horticulture XII von 1866 ent- hält pag. 171—178 den Bericht des von dieser Gesellschaft zum Abgeordneten der grossen Erfurter Ausstellung im September 1865 erwählten bekannten Baumzüchters Baltet in Troyes. Derselbe spricht sich darin sehr anerkennend über die Ausstellung und den Zustand der Gärtnerei in Deutschland aus, und giebt einen kurzen Bericht über die Ausstellung, verbunden mit statistischen Nachrichten über den Gärtnereibetrieb Er- furts. Gelegentlich erhalten wir von dem Franzosen einen wohlverdienten Hieb wegen der enormen Consumption von Bier und Tabak, welcher leider nichts ändern wird. 60 In der That fängt das Biertrinken an, ein nationales Laster der Deutschen zu werden. Wir können uns nur mit dem Umstande trösten, dass andere Nationen ebenfalls ihre schwachen Seiten haben. Herr Baltet be- klagt sich, dass man beim Banket, das er „sehr heiss‘‘ d. h- schwer und hitzig durch die Artillerie der Weinflaschen nennt, ihm nicht das Wort erlaubt, um in einem fran- zösischen Toaste den Dank der Franzosen auszusprechen, was schliesslich Herr Simon Louis aus Metz deutsch besorgte. Man hätte dem höflichen Manne immerhin dies gestat- ten können, denn wo so viel Unnützes und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Unverständliches gesprochen wird, kommt es auf ein Paar französische Worte nicht an. Die Geographie ist bekanntlich nicht die starke Seite der Franzosen, und so kam es, dass Herr Baltet dem Staate Preussen überseische Colonien zutheilte, indem er meinte, die exotischen Früchte und Han- delspflanzen, welche in grosser Menge aus allen Theilen der Erde ausgestellt waren, seien Erzeugnisse preussischer Colonien. Im allgemeinen dürfen wir dem Berichter- statter der kaiserlich französischen Garten- baugesellschaft dankbar sein. J. V. Personalnotizen und Neuestes etc. 1) Die mit der Internationalen |und endlich die einzelnen Gruppen und de- Ausstellung in Paris verbundene Ausstellung von Pflanzen, Früchten und Gemüsen. Wir geben unseren Lesern nur wenige Bemerkungen über diese Ausstellung, da jeder einzelne bei der in seinem Lande er- nannten Commission für diese Ausstellung die beste Auskunft erhalten kann. Die hervorragendsten Bestimmungen für die Pflanzen-Ausstellung sind folgende. Die Internationale Industrie-Ausstellung dauert vom 1. April bis zum 31. October. Während dieser Zeit finden in einem inner- halb des zur ganzen Ausstellung bestimmten Raumes gelegenen Gartens von 50,090 Qua- dratmeter, je alle 14 Tage eine Ausstellung statt. Anmeldungen von Gärtnern und Gar- tenbesitzern des Auslandes zu einer oder mehreren‘ dieser Ausstellungen sind an die von den betreffenden Regierungen ernannten Commissionen zu richten und zwar so zeitig, dass die Liste der einzusen- denden Gegenstände, schon ein Mo- nat vor Eröffnung der betreffenden Bewerbung von dieser Commissioln an den Staatsrath General-Commis- sär in Paris eingesendet werden kann. In dieser Liste muss der Name des Ausstellers, die auszustellenden Erzeugnisse ren quadratischer Raum, den solche noth- wendig haben, angegeben sein. Im Ganzen sind 14 Bewerbungen aus- geschrieben, von denen wir am Fusse dieses die kurze Anzeige folgen lassen. — Eine besondere Commission von 24 Mit- gliedern, von denen 12 Franzosen sein müs- sen, wird von der Kaiserlichen Commission unter dem Namen „Jury für die Gruppe der lebenden Producte und Exem- plare aus den dem Gartenbaue ge- widmeten Etablissements“ gewählt. Diese Commission macht 5 Tage vor der Eröffnung jeder Bewerbung der Kaiserlichen Commission den Vorschlag für die Wahl einer Hülfs-Jury, die aus den anerkannt tüchtigsten Gärtnern des In- und Auslandes bestehen soll und die die ausgestellten Gar- tenerzeugnisse zu beurtheilen haben. Zu jeder Bemerkung müssen die einge- sendeten Gegenstände 14 Tage stehen bleiben, woraufsie zurück genommen werden können. Die Abwartung der Pflanzen muss von den Einsendern selbst besorgt werden. Die Jury hat am Ende des zweiten Ta- ges nach der Eröffnung der Bewerbung ih- ren Ausspruch, ob solche einen Preis 1sten, 2ten oder ten Grades, — oder ehrenvolle Erwähnung ertheilt, bei den betreffenden V. Personalnotizen. Einsendungen zu veröffentlichen. Die eigent- lichen Belohnungen erhalten die Aussteller aber erst nach Schluss der ganzen Ausstel- lung auf Vorschlag der Internationalen Jury. Die einzelnen Bewerbungen sind fol- gende: Erste Bewerbung, eröffnet den 1. April: Camellien, Coniferen, Gehölze, Stauden, Erikaceen, getriebenes Obst und getriebene Hülsenfrüchte. Zweite Bewerbung, eröffnet den 15. April: Rlododendron arboreum, getriebene Früch- te, Hyacinthen, Pflanzen des temperirten Hauses. ® Dritte Bewerbung, eröffnet den 1. Mai: Orchideen, Azalea indica, Tulpen, Blatt- pflanzen und Pflanzen des temperirten Hauses. Vierte Bewerbung, eröffnet den 15. Mai: Azalea indica und pontica, Rhododendron, Orchideen, Blattpflanzen des Freilandes. Fünfte Bewerbung, eröffnet den 1. Juni: Orchideen, Rosen, Pelargonien, Blattpflanzen und Küchen- Gewächse. Sechste Bewerbung, eröffnet den 15. Juni: Pelargonien, Rosen, Orchideen und Früchte der Jahreszeit. Siebente Bewerbung, eröffnet den 1. Juli: Palmen, Warmhauspflanzen, Sommergewäch- se und Früchte der Jahreszeit. Achte Bewerbung, eröffnet den 15. Juli: Aroideen, neue Einführungen, Sommerge- wächse und Früchte der Jahreszeit. Neunte Bewerbung, eröffnet den 1. Au- gust: Panachirte und buntblätterige Pflan- zen, Gladiolen, Fuchsien und Früchte der Jahreszeit. Zehnte Bewerbung: eröffnet den 15. Au- gust: Blattpflanzen, Sommergewächse, Farn- kräuter und Früchte der Jahreszeit. Elfte Bewerbung, eröffnet den 1. Sep- tember: Küchen-Gewächse, Blattpflanzen, zen, Georginen und Früchte der Jahreszeit. Zwölfte Bewerbung, eröffnet den 15. September: Georginen, verschiedene Pflan- zen und Früchte der Jahreszeit. Dreizehnte Bewerbung, eröffnet den 1. October: Früchte (allgemeine Bewerbung) und verschiedene Pflanzen, Vierzehnte Bewerbung, eröffnet den 15. 61 October: Formbäume (Spaliere, Pyramiden, Kordons u. s. w., allgemeine Bewerbung). Wir wünschen wohl, dass Deutsche, Schweizerische und selbst Russische Garten- produkte in grosser Zahl auf der Weltaus- stellung in Paris vertreten sein möchten. Die 14 verschiedenen Ausstellungen sind aber zuviel, so dass wir fürchten, dass bei keiner Ausstellung die Einsendungen, der Gartenproducte des Auslandes nur einiger Massen in den Vordergrund treten dürften. Andererseits sind die Bestimmungen für Wahl des Preisgerichtes sehr schwülstig, — erst 5 Tage vor Eröffnung der Concurrenz soll der Vorschlag zur Wahl der Jury ge- macht werden etc. Das wird und muss Preisgerichte von nur französischen Gäfrt- nern und Gartenfreunden geben, während auf anderen Internationalen Ausstellungen gerade vom entgegengesetzten Princeip aus- gegangen worden ist. — Die Internationale Industrie-Ausstellung wird ohne Zweifel ausgezeichnet in jeder Beziehung werden. — Die Internationale Ausstellung von Garten-Erzeugnissen, die damit verbunden, dürfte dagegen hinter den vorausgegangenen zu Brüssel, Amsterdam, London weit zurück stehen, da in dieser Beziehung das Material in 14 einzelne Aus- stellungen zersplittert und das Ausland in Folge der schwülstigen Bestimmungen so zurücktreten muss, dass es kaum in genü- gender Weise sich betheiligen wird, — s0- fern es nicht den rastlosen Bemühungen des Prof. K. Koch gelingt, Preussens Gärtner zu ausserordentlichen Anstrengungen zu veranlassen. — (E. R.) 2) Die Internationale Ausstellung von Gar- tenproducten in St. Petersburg, wird nach Be- schluss desunter’'m Hohen ProtektoratSr. Kais. Hoheit, des Grossfürsten Nicolai-Nicolaje- witsch stehenden Russischen Gartenbauver- eins zu St. Petersburg nun definitiv in der Mitte Mai 1869 stattfinden. Die speciellen Programme werden jetzt mit Hülfe der zahlreich von den verschie- densten Seiten eingegangenen Bemerkungen ausgearbeitet. Die Gründe der Verschiebung der Aus- 62 stellung von 1868 auf 1869 sind die fol- genden: A. Ist 1868 in Brüssel eine Interna- tionale Gartenbau-Ausstellung angezeigt und 2 solcher in einem Jahre ist zuviel. B. Kann eine Ausstellung in St. Pe- tersburg nicht später als Mitte Mai auslän- dischen Styles stattfinden, weil gegen Ende Mai alle begüterten Familien auf das Land ziehen. 1869 4ällt nun aber Pfingsten den 17.Mai, also gerade zur gelegenen Zeit und gleichzeitig nach Russischem, wie nach Neuem Kalender: 1868 wäre dies nicht der Fall gewesen, C. Da der definitive Beschluss der Ge- sellschaft, gestützt auf das von der Com- mission vorgelegte Gutachten erst im De- cember von der Gesellschaft gefasst wurde, wollte die Gesellschaft noch genügende Zeit zu umfassenden Vorbereitungen finden. Wir bitten alle ausländischen Zeitungen dieses in ihren Spalten aufzunehmen. 3) Eduard Otto, der Redacteur der Hamburger Gartenzeitung und bisher In- spector des Botanischen Gartens in Ham burg, tritt mit dem 1. Januar 1867 aus die- sem Dienst und in das Geschäft des Herrn H. Harm sen inHamburg ein. SeinVorgänger, Hr. Ohlendorft, lebt ebenfalls jetzt als Handels- gärtner bei Hamburg. Wir können es nur bedauern, dass ein so anerkannt tüchtiger Mann, wie E. Otto, nicht mehr für den Bo- tanischen Garten in Hamburg thätig ist, hoffen aber, dass er auch in seiner jetzigen Stellung die Zeit finden werde, die Ham- burger Gartenzeitung fortzuführen. (E. R.) 4) Am 7. October starb zu Quedlinburg Martin Jacob Grashofi, der Besitzer und Gründer des grössten Etablissements für Samenbau. — Er wurde am 19. December 1796 im Hause armer Aeltern geboren, die sich kümmerlich vom Gemüsebau nährten und deren Arbeit der Knabe sehr frühzeitig theilen musste. Bald wurde dem Jünglinge jedoch das väterliche Besitzihum zu eng und man pachtete für ihn einige kleine Par- cellen Landes (im Ganzen 31/, Morgen), auf denen er anfangs ebenfalls Gemüse baute. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Seine rastlose Thätigkeit, keine Grenze ken- nend, liess ihn bald das gepachtete Areal als Eigenthum erwerben, und bald erkannte er, dass er durch Samen - Gewinnung grössere Erträge erzielen könne, als durch Gemüse- bau. Er knüpfte zu diesem Zwecke Verbin- dungen mit Braunschweiger Samenhändlern an, denen er die gewonnenen Samen verkaufte. Die Vortheile eines directen Samenverkaufes leuchteten ihm jedoch bald ein und somit war der Weg für einen immer bedeutenderen Samenbau eröffnet. Ein Stück Land nach dem andern wurde angekauft und endlich auch ein Garten ®n der Nähe der Stadt er- worben. Bald wetteiferten auch die Söhne anderer Gärtner mit ihm und so entstanden alle die grossen Geschäfte, denen Quedlin- burg seine Berühmtheit verdankt, und zu deren Gründung der Verewigte den Impuls .| gegeben hatte. — Von Jahr zu Jahr wurde das Geschäft blühender, so dass das eigene Besitzthum, das sich nach und nach auf 350 Morgen vermehrt hatte, nicht mehr zu- langte, sondern noch die königliche Domaine Westerhausen von 700 Morgen Fläche, so wie schliesslich 300 Morgen aus der Qued- linburger Feldmark gepachtet werden muss- ten. Von diesen im Ganzen 1350 Morgen betragenden Areal werden jetzt gegen 1000 Morgen zum Samenbau benutzt. Trotzdem sah sich der Besitzer gezwungen, noch $a- men zu kaufen, da das Geschäft eine solche Ausdehnung erhalten hatte, dass der selbst- gebaute Samen nicht mehr ausreichte. Vor 3 Jahren wurde Grashoff zum Königlichen Oberamtmann ernannt und bald darauf schmückte ihn sein König mit den Insignien des Hohenzollern-Ordens. Wie sein Geist, war auch sein Körper rüstig, so dass er in den 70 Jahren seines Lebens nicht recht wusste, was Krankheit war; ihm lag nichts ferner, als der Gedanke an den Tod, bis ihn plötzlich in der Nacht vom 6. zum 7. October die unheilvolle Cholera erfasste und seinem thätigen Leben Nachmittags 3 Uhr ein Ende machte, — 5) Am 9. November starb zu »Tyrnan in Ungarn der Magister der Pharmacie Jo- hann Nepomuk Siebenfreund in seinem 58. Lebensjahre. Derselbe war einer der tüch- V. Personalnotizen. tigsten Pomologen Ungarns und sein Verlust ist für den ungarischen Obstbau sehr fühl- bar und wird allgemein betrauert werden, Er stand mit den hervorragenden Pomo- logen Deutschlands in steter Verbindung und nahm an Allem den regsten Antheil, was in Deutschland hinsichtlich des Obst- baues geschah. (E. nach Wochenschrift für Gärtnerei). 6) Frankfurt a.M. 3. Decbr. 1866. Vorgestern starb hier der praktische Arzt und Professor der Botanik Dr. Georg Fresenius, geboren den 25. September 1808. Die Lehrstelle der Botanik wurde ihm bereits 1831 übertragen; während seiner langjährigen Wirksamkeit hat er nicht nur zahlreiche Schüler gebildet, unter denen wir Prof. de Bary und den bereits verstor- benen Professor Mettenius in Leipzig nen- nen, sondern auch werthvolle Arbeiten theils in eigenen Schriften herausgegeben, theils in die Regensburger botan. Zeitschrift, das Museum Senkenbergianum u. s. w. nieder- gelegt. Mehrere Pflanzen sind nach seinem Namen genannt. (Schw. M.) 7) Pariser Ausstellung. Die Preus- sische Centraleommission für die Pariser Ausstellung hat durch ihr Mitglied Professor Dr. Koch die Gelegenheit ergriffen, die Deutsche Gärtnerei zu erhöhtem An- sehen im Auslande zu bringen. Es ist näm- lich bei der französischen Ausstellungscom- mission die Ueberlassung eines an das preussische Ausstellungssegment gränzenden Stückes Land zur Anlegung eines preussi- schen Gartens ausgewirkt worden. Dieser Garten soll dazu dienen, eine Probe von der besonders in Norddeutschland so ent- wickelten ästhetischen Gärtnerei zu geben und dem Deutschen Geschmack auf diesem Gebiete bei dem die Pariser Ausstellung be- suchenden Publikum Anerkennung zu ver- schaffen. Zu diesem Zweck soll jeder Pro- vinz des preussischen Staates und auch den neu hinzugekommenen Gebietstheilen des- selben ein Stück Land in dem preussischen Ausstellungsgarten angewiesen werden, auf welchem die betreffenden Gärtner ihre Er- 63 zeugnisse zur Schau bringen können. Um aber Einheit und Harmonie in dem Ganzen herzustellen, wird es nothwendig sein, dass die verschiedenen Gartenbauvereine die Sa- che in die Hand nehmen und auch einen tüchtigen Gartenkünstler gewinnen, der ei- nen den ästhetsichen Ansprüchen genügen- den Plan zu entwerfen und Einzelheiten zu ordnen geeignet ist. Dieser Plan würde dann der preussischen Centralcommission zu wei- terer Verwendung mitzutheilen sein. Nach erfolster Einigung werden die ausstellenden Gärtner nur die Beförderung ihrer einzusen- denden Producte an Pflanzen und Blumen nach Paris zu besorgen haben, und dort werden dieselben durch den betreffenden Gartenkünstler in Empfang genommen und der Gartenausstellung eingefügt werden. Die preussische Regierung hat sich bereit erklärt, alle Kisten, von dem Augenblick an, wo die für den Garten bestimmten Gegenstände auf die Eisenbahn gegeben werden, zu überneh- men, und wird auch für die Unterhaltung der Pflanzen in dem Ausstellungsgarten Sorge tragen. (Aus der A. A. Z. Anf. Novbr.). 7) Der Kaiserliche Botanische Garten in St. Petersburg. Der Kaiser- liche Botanische Garten in St. Petersburg, ward durch Allerhöchsten Befehl vom 24. Juli 1863 aus dem Ministerium des Kaiser- lichen Hofes in das Ministerium der Reichs- domainen übergeführt und unter das Pro- tektorat S. K. H. des Grossfürsten Nicolai- Nicolajewitsch gestellt. Der Herr Minister der Reichsdomainen hat für den Kaiser- lichen Botanischen Garten, ein Neues Statut entworfen, welches am 8. November 1866 die Allerhöchste Bestätigung erhielt. Dieses neue Statut nähert sich in seinen Bestim- mungen den Einrichtungen, die für das Pa- riser Museum und den mit diesem verbun- denen wissenschaftlichen Anstalten gelten. Der Kaiserliche Botanische Garten tritt durch dieses neue, vorläufig auf 3 Jahre bestätigte Statut, in nahe Beziehuugen zur Akademie der Wissenschaften, zur Universi- tät und zur Medico-Chirurgischen Akademie zu St. Petersburg. Unter den Culturen soll die Cultur der Pflanzen der Flora des Rus- 64 , sischen Reiches und der vorzugsweise für Russland wichtigen Pflanzen in den Vorder- grund treten und dazu nahe Verbindung mit allen Gärten Russlands, vorzüglich aber mit den unter dem Domainen-Ministerium stehenden wissenschaftlichen und prakti- schen Gärten unterhalten werden. Die unmittelbare Verwaltung des Kai- serlichen Botanischen Gartens wird einem Director anvertraut, dem Behufs Beurthei- lung der wissenschaftlichen und technischen VI. Der Herausgeber zeigt seinen zahlrei- chen Correspondenten an, dass derselbe wie bisher den Culturen und den wissenschaft- lichen Sammlungen des Institutes vorsteht und dass in dieser Beziehung keinerlei Ver- änderung in geschäftlicher Beziehung ein- getreten ist*). Briefe in diesen Angelegen- *) Aus dem Verhältniss des Contractes Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Fragen ein Conseil beigegeben wird, das aus 3 Oberbotanikern, einem vom Protector und 2 von der Akademie der Wissenschaf- ten ernannten Mitgliedern besteht. , Zum Director hat Sr. Majestät den bis- herigen Dirigenten des Kaiserlich Botani- schen Gartens den Wirklichen Staatsrath R. von Trautvetter, zum Oberbotaniker hat Sr. Majestät den seitherigen Wissenschattl. Director, den Collegienrath Dr. E. Regel, ernannt. — GCorrespondenz heiten erbittet er sich unter der Adresse: Dr. E. Regel im Kais. Botan. Garten zu St. Petersburg. — ward der Referent in den wirklichen Dienst übergeführt. Taf 535. Ua MW 2 AHOSHUSAÜUSI Br W a er ee N U u I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) EranthemumBeyrichii Hort, Beyriechii var. Gaudiehaudii, longifolium Rgl et marmoratum Hort (Siehe Tafel 535 Fig. 1. u. 2 und Tafel 536 Fig. 1 u. 2.) Acanthaceae. Alle Arten der Gattung Eranthemum bewohnen das tropische und subtropische Klima. Von denjenigen Arten, deren Blumenkrone einen fast regelmässig ge- sehlitzten Saum besitzt, bildet Nees (D.C. prodr. XI pag. 445) die erste Hauptgruppe dieser Gattung. Je nach- dem nun die Braceteen bedeutend länger als der Kelch (Grandibracteatae) oder so lang oder kürzer als der Kelch, (Par- vibracteatae), werden von Nees aber- mals 2 Gruppen gebildet. Zu der letzteren Gruppe gehört das E. leuconeurum Fisch. und andere Ar- ten mit schön silberfarben gezeichneten Blättern (E. verbenaceum , Beyrichii, Gaudichaudii und marmoratum der Gär- ten), die erst in neuester Zeit in Cultur eingeführt wurden. Diese 5 Arten un- terscheiden sich von den anderen Arten der von Nees unter „Genuinae Par- yibracteatae“ aufgeführten II. 1867. durch stielrande mit angedrückten Haa- ren mehr oder weniger dicht beklei- dete Stengel, — durch kurzgestielte Blätter, die oberhalb silberfarben ge- zeichnet, deren junge Blätter ferner mit angedrückten Haaren bekleidet, die später von der Blattfläche abfallen und dann nur noch an den Blattstielen und den Nerven der unteren Blattfläche sitzen bleiben, — sowie endlich, durch an der Spindel den Blüthenähren gegenüber ge- stellte, einzeln stehende Blumen von fleischrother und später weisser Farbe mit schlanker Röhre, die so lang oder etwas länger als das Internodium. — Alle diese Arten, die mit Ausnahme des E. leuconeurum noch nicht beschrie- ben waren, wurden von uns in dem $a- menkatalog des Petersburger Gartens pr. 1865 beschrieben. Wir wiederholen hier ganz kurz de- Arten, | ren Charakteristik. 5 66 Gartenflora Deutschlands, 1) E. longifolium Rgl. (Siehe Tafel 536 Fig. 1). Stengel I—2 Fuss hoch, aufrecht. Blätter länglich-lanzett- lich, in den Blattstiel allmälig verschmä- let und nach der lang vorgestreckten Spitze zu ganz allmälig abnehmend. Der Rand des Blattes ist undeutlich ausge- schweift und die Oberseite des Blattes ist silberweiss und nur am Rande und zwischen den Seitennerven nach dem Rande zu grün gefleckt. — Diese Art wurde als E. verbenaceum von Veitch in London verbreitet. Das E. verbena- ceum Nees besitzt aber einen unbehaar- ten Stengel, nach vorn nicht so lang vorgestreckte einfach grüne Blätter und breitere Bracteen, die nur halb so lang als der Kelch. — Wir bemerken noch, dass alle Blumen, die unsere Pflanzen seit 2 Jahren entwickelten, ganz wie die Blumen des auf der gleichen Tafel abgebildeten E. marmoratum , wohl gut ausgebildete Staubfäden und Griffel, aber keine Blumenkrone besassen. 2) E. Beyrichii Hort, (E. Bey- richii «. typicum Rgl. ind. sem, horti Petrop. 1865 pag. 48. — Chamaeranthe- mum Beyrichii Hook. Bot. Mag. tab. 5557. — Nees in Lindl. introd, ed. II, pag. 285. — Mart. fl. bras. pag. 155. tab. 28. — Der Stengel kaum spannen- hoch, aufrecht. Die Blätter länglich- oval, die unteren am Grunde abgerun- det, die oberen am Grunde herzförmig. Die Spitze der Blätter stumpf oder spitz. Bracteen oval-lanzettlich, kaum halb so lang als der Kelch, Zwei Formen sind in Cultur, nämlich; «&) typicum (Tab. 535 Fig. 1). Blätter oberhalb hellgrün, längs des Mittelnervs mit breiter Silberbinde und einzelnen silberfarbenen Flecken zwi- schen den Seitennerven. Es ist das die von Veitch in London als E. Beyrichii verbreitete Pflanze, Russlands und der Schweiz. ß) Gaudichaudii. (Tab. 535 Fig. 2). Blätter auf der oberen Seite längs des Mittelnerves und längs der Seitennerven mit einer regelmässigen schmalen Silberbinde gezeichnet, — Von Van Houtte als E. Gaudichau- dii erhalten. 3) E.marmoratum Hort. (Siehe Tafel 536 Fig.2). Stengel kurz, nieder- liegend. Blätter aus herzförmigem Grunde oval oder länglich-oval, stumpf, auf der oberen Seite dunkelgrün und längs des Mittelnerves mit einer Silberbinde ge- zeichnet, die kurze Fortsätze zwischen die Seitennerven vorschiebt. Blüthen- spindel und Bracteen braunroth. Brac- teen lanzeitlich pfriemlich, fast so lang als der Kelch. Von Van Houtte als E. marmoratum erhalten. 4) E.leueoneurumFisch, Sten- gel kurz niederliegend, mit rundlich- ovalen stumpfen Blättern, welche auf der dunkelgrünen Oberfläche längs der Nerven netzartig silberfarben gezeichnet sind. Bracteen lanzettlich-pfriemlich, fast so lang als der Kelch. Wir gaben im Jahrgange 1856 der Gartenflora pag. 291 tab, 174 die Be- schreibung und Abbildung dieser schö- nen Art, Schlechtendal beschrieb sol- che in der Linnaea Jahrg. 1854 p. 500. In die Gärten ward solche von Peters- burg aus vertheilt, indem solche zu den von Riedel aus Brasilien eingeführten Pflanzen gehört. In unserem Herbarium befinden sich sowohl von Riedel in den Bergen um Rio Janeiro wild gesammelte Pflanzen, sowie auch solche aus Gärten in Rio. Den Namen E. leuconeurum gab Fischer, ohne jedoch die Pflanze zu beschreiben. — Unsere geehrten Leser erhalten auf der Tafel 536 nur 2 Pflanzen ohne Blumen, — aber doch mit Früchten ab- gebildet. Schon vor 2 Jahren liess der I. Originalabhandlungen. Referent diese Abbildung machen und hoffte solche noch durch Hinzufügung der Blumer vervollständigen zu können, E. longifolium und marmoratum trugen 1865 und 1866, im Gewächshaus und im Zimmer, nur abortirte Blumen, d, h. Blumen, die nur aus Kelch und die von diesem ganz umschlossenen Staubfäden und Pistill bestanden. Sie trugen da- gegen reichlich Samen. Auch bei den Formen von E. Beyrichii kommt das Abortiren der Blumenkrone häufig vor und haben wir daher die volle Ueber- zeugung, dass auch E, longifolium und marmoratum später noch vollkommene Blumen entwickeln werden, 67 Die 4 in Rede stehenden Arten der Gattung Eranthemum gehören zu den ganz allgemein empfehlenswerthen klei- nen buntblätterigen Halbsträuchern für’s niedrige Warmhaus. Hier gedeihen sol- che auf einem lichten Standorte des Tisches unterm Fenster ganz gut, ja sie halten sich selbst beiCultur im war- men Zimmerfenster ganz vortrefflich. Ebenso sind solche in Bezug auf Erd- mischung nicht empfindlich, eine lockere kräftige, etwas mit Lehm versetzte Erde scheint solchen aber am besten zu be- hagen. Vermehrung durch Samen und Stecklinge ohne alle Schwierigkeit, — (E. R.) bb Miconia Teysmanniana Rgl. (Siehe Tafel 537.) Melastomaceae, Ramis compresso-tetragonis; ramnlis foliisque junioribus pulverulento-tomen- tosis mox glabrescentibus; foliis oppo- sitis, petiolatis, elliptico-ovatis, acumi- natis, 5-nerviis, integerrimis, basi rotun- datis v. subcordatis, paniculis terminali- bus, pyramidatis pube pulverulento ve- stitis; 5-meris; ealyce oblongo-urceolato, limbo 5-lobo: lobis obtusis membranaceis tubo qua- drupio brevioribus: denticulis externis mucroniformibus, dorso ad basin lobi interni positis; staminibus 10, aequali- bus: ülamentis apice sigmoideo-curvatis; antheris lineari-falcatis, luteis, margine undulatis, apice uniporosis: connectivo basi eireum tumido produeto; floribus subsessilibus, ovario glabro, basi tantum adnato: stylo exserto: stigmate puncti- formi. Ein schöner, 6—12 Fuss hoher Strauch für's Warmhaus, von dem wir die Samen vom Hrn, Teysmann in Bui- tenzorg unter dem Namen von Melastoma discolor erhielten. Als eine Pflanze Östindiens könnte unsere Pflanze eigent- lich nicht mit Miconia vereinigt wer- den. Da solche aber keiner anderen in Asien heimischen Gattung der Melasto- maceen zugezählt werden kann, so hal- ten wir es für ungerechtfertigt nur nach dem Vaterlande eine andere Gattung aufzustellen und vereinigen unsere neue Art mit der Gattung Miconia, die bis jetzt nur Pflanzen Amerikas umfasst. Von den Gattungen Ostindiens ist Phyl- sub loculis haud |logathis zunächst verwandt. Stengel und Aeste kahl, zusammen- gedrückt, mit linearen kleinen Warzen besetzt, die jüngsten mit bald verschwin- 5 * = 68 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dendem bräunlichem pulverartigem Ueber- | lichem dünnem pulverartigem schnell ver- zug bekleidet, der unter der starken Lupe als aus sehr kleinen sternförmigen Härchen bestehend, sich erweist. Blätter gegenständig. Blattstiele I Zoll lang. Blattfläche oval-elliptisch von 5 starken Längsnerven durchzogen, die wieder durch (Juernerven verbunden sind, ober- halb glänzend dunkel metallgrün, unter- halb heller, — 5—7 Zoll lang, 21/4 —4 Zoll breit, — die jungen in der Ent- wickelung begriffenen Blätter mit ähn- | 3) Eine Blume, schwindendem Ueberzug, wie die jüngsten Aestchen bekleidet. Die weissen Blu- men in spitzenständigen pyramidalen Rispen, die einzelnen Blumen fast sitzend. (E. R.) Erklärung der Tafel. 1) Ein Kelch. 2) Ein Staubfaden , beide vergrössert. 4) Die Spitzen eines 5) Ein ein- natürlicher Zweiges mit Blüthenstand, zelnes Blatt. Nr. 3—5 in Grösse. — 2) Notizen zur Gattung Deutzia Thbgz. und Philadeliphus L. von Prof. Dr. Fr. Körnicke. Die Gattung Deutzia liefert heute in mehreren Arten beliebte und weit verbreitete Ziersträucher. Die zuerst be- schriebene Art derselben wurde auch, obwohl lange nach ihrer Publication, zuerst in die Gärten eingeführt, nämlich Deutzia scabra Thbg, Obwohl sie nun von Thunberg deutlich charakterisirt wurde, so liessen sich doch vonSiebold und Zuecarini in ihrer Flora japonica durch geringfügige und mehr eingebil- dete als wirkliche Umstände verleiten, mit diesem Thunberg’schen Namen eine andere Art zu belegen, als die jetzt in unseren Gärten mit Recht so benannte Pflanze. Sie hielten natürlich in Folge dessen die wirkliche Thunberg’sche Art | für eine neue Species und nannten sie D. crenata. Als einige Jahre nach der Heraus- gabe der erwähnten Flora japonica (de- ren erster Band 1826 erschien) die Deutzia scabra in unsere Gärten ein- geführt wurde, benannten sie zwar die Botaniker richtig, unterliessen es aber, jenen Irrthum zu berichtigen und ge- nauer nachzuweisen, so dass also die von Siebold und Zuecarini fälschlich für D. scabra erklärte Pflanze noch eines berechtigten Namens harrt, Diese ist zwar bisher in unsere Gärten nicht ein- geführt, und hat also zu einer weiteren Confusion keine Veranlassung gegeben, dagegen finden wir häufig in den Gärten und Katalogen neben der D. scabra Thbg. noch die D. erenata S. et Z. als selbstständige Art aufgeführt, während beide Namen doch nur eine Pflanze he- zeichnen. Ausserdem haben sich aber in den Gärten noch eine Anzahl unberechtigter und durch Beschreibungen nicht publi- eirter Namen eingefunden, die in den Katalogen floriren und häufig nicht ein- mal Arten der Gattung Deutzia bezeich- nen, so dass einige Mittheilungen von Interesse sein werden. Die Gattung Deutzia wurde von dem schwedischen Botaniker Thunberg im Jahre 1784 in seiner Flora japonica I. Originalabhandlungen. (eigentlich etwas früher in einer akade- mischen Dissertation) aufgestellt und zu Ehren des Senators van der Deutz in Amsterdam benannt, da er dessen Protection auf seinen Reisen in Indien und Japan genossen hatte. Wallich stellte die Gattung zu den Philadelpheen, Blume zu den Caprifoliaceen, de Can- dolle zu den Saxifrageen. Den letzteren reihen sie auch v. Siebold und Zuccarini an, indem sie zu bedeutende Unter- schiede zwischen den beiden ersten Fa- milien und Deutzia finden. Sie soll sich von den Philadelpheen durch eine aestivatio valvata nee convoluto-imbri- cata, stamina definita, defectu arilli et situ embryonis (in illis inversi) unter- scheiden. Sie geben ferner bei Deutzia an: Semina plurima, imbricatim multi- seriata, erecta, minuta, oblonga, com- pressa, alata, Testa simplex, membra- nacea, reticulatim venosa, fusca, ad hi- lum irreguraliter fissa et tubulosa, apice in alam tennem producta. Tunica inte- rior non observanda. Albumen semine brevius, oblongum, carnosum. Embryo erectus, albumine brevior. cotyledonibus brevibus lineari-oblongis, obtusis, plane sibi ineumbentibus,. Radicula infera, longa, cylindrica. Diese Beschaffenheit des Samens stimmt aber auch mit Phi- ladelphus, denn auch hier ist das Wür- zelehen des Keimlings nach dem Anhef- tungspunkt des Samens gekehrt und nicht ihm abgewendet, wie v. Siebold und Zueearini woilen und de Candolle (prodromus) gar für beide Gattungen an- gibt. Auch Endlicher (genera planta- rum) wiederholt die Angaben der Flora japonica, obschon er beide Gattungen in eine Familie bringt. Einen Unter- schied gibt der Bau des Samens we- nigstens in Bezug auf Eiweiss und Keimling von den Saxifrageen und Ca- prifoliaceen nicht ab. 69 Ich glaube, dass Deutzia bei den Philadelpheen verbleiben muss, obschon ihre Verwandtschaft namentlich mit der Gruppe der Hydrangeen unter den Saxi- frageen nicht zu verkennen ist. Dass sie mit Philadelphus im Habitus sehr nahe steht, geht schon daraus hervor, dass in den Gärten manche Philadel- phus-Arten, namentlich wenn sie noch nicht geblüht haben, unter dem Namen Deutzia cultivirt werden. Ich werde weiter unten ein Kennzeichen durch die Behaarung mittheilen, durch welches sie jeder Zeit ohne Schwierigkeit auch im nichtblühenden Zustande unterschie- den werden können, Der Bau des Fruchtknotens ist bei beiden im Wesentlichen völlig überein- stimmend, wenn wir davon absehen, dass er bei Deutzia meist oder wenig- stens sehr häufig drei-, bei Philadelphus 4-fächerig ist, Aber auch bei Deutzia ist ein einfächeriger Fruchtknoten häufig, Bei beiden sind die Centralplacenten durch eine spätere Verwachsung von Wandplacenten gebildet. Bei beiden stehen die Samen nicht horizontal oder gleichmässig divergirend, sondern sind aufsteigend oder absteigend, und zwar bei Deutzia aufsteigend, bei Philadelphus absteigend. Bei beiden ist ein Diskus vorhanden, der jedoch bei der ersteren Gattung einen ringförmigen Wulst bil- det, bei Philadelphus den ganzen Frucht- knoten bis zu den Staubgefässen be- deckt und hier aufhört. Endlicher schreibt bei Philadelphus mit Unrecht; „petala sub annulo cearnoso epigyno in- serta“ wie bei Deutzia, Auch die Griffel und Narben haben viel Uebereinstim- mendes,. In der Blüthe und Frucht sind beide Gattungen leicht zu unterscheiden. Bei Deutzia sind die 5 Blumenblätter klappig aneinanderliegend, die Zahl der 70 Staubgefässe 10, der Fruchtknoten mit einem stark und deutlich hervortreten- den epigynischen ringförmigen Diskus versehen. Er ist 3- und 4-fächerig und zwar bei D. scabra auf demselben Blü- thenstande gleich häufig. Einen 5-fäche- rigen Fruchtknoten fand ich weit sel- tener. Bei dem letzteren stehen die Fächer den inneren Staubgefässen und Blumenblättern gegenüber. Die Zahl der stets getrennten Griffel richtet sich nach der Zahl der Fächer. Die Narbe ist (bei D. scabra) schwach zweilappig, an der Spitze des Griffels befindlich und auf der äusseren Seite desselben (mit- unter auch etwas an der inneren Seite?) herablaufend. Die Kapsel vom Grunde an scheidewandspaltig (septieide) auf- springend.. Die Samenleisten sind aufsteigend. Die Oefinung an der Spitze darf man nicht mit dem wirk- lichen Aufspringen verwechseln. Sie geht bis zwischen die Placenten und tritt schon vor der Reife der Samen ein; die Samen sind aufsteigend; die Samenhaut netzaderig, bei den einen (D. scabra) an der Basis manscheiten- artig, an der Spitze flügelartig über den Kern erweitert, bei den andern (D. sta- minea hort.) ohne diese Erweiterung. (Eine ähnliche Verschiedenheit findet sich auch bei den Hydrangeen). Bei Philadelphus sind die Blü- then gewöhnlich in allen Tneilen 4-zäh- lig (zuweilen 5-zählig) mit Ausnahme der unregelmässig zahlreichen Staubge- fässe. Von den Blumenkronblättern deckt jedes das nächste mit dem Rande. Der Fruchtknoten ist oben fast ganz mit einem Diskus bedeckt, der daher leicht übersehen werden kann, aber zwischen sich und den Blumenblättern einen Raum frei lässt, in welchem die Staubgefässe eingefügt sind. Er ist ge- wöhnlich 4-fächerig (bei 5-zähligen Blü- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. then 5-fächerig). Die Fächer stehen den Blumenblättern gegenüber. Die Griffel sind frei oder mehr oder weniger hoch verwachsen, auch fast ganz fehlend (Ph, asperifoliusm. und serpyllifolius Gr.). Die Narben, der Zahl der Fächer entsprechend, laufen an den oben zusammengedrückten Griffeln auf der inneren Seite weit he- rab, an der äusseren schwach-rinnigen Seite etwas weniger weit. Die Placen- ten sind absteigend. Die Kapsel springt an der Spitze fachspaltig (loculieide) auf. Die Samen sind absteigend; die Samenhanut ist netzaderig, über den Kern verlängert, am Grunde manschettenartig erweitert, am entgegengesetzten Ende allmälig zugespitzt, Aber auch ohne Blüthen lassen sich beide Gattungen mit Sicherheit an der Behaarung unterscheiden. Alle bis- her bekannten Arten von Deu- tzia haben die sternförmige Be- haarung gemein, und zwar nament- lich die Blätter und Fruchtknoten. Die einzelnen Haare sind gewöhnlich auf der Oberseite der Blätter von weniger Strahlen gebildet, als auf der Unter- seite, wo sie dagegen häufig dichter stehen. Ausser diesen Sternhaaren fin- den sich mitunter z.B. an den Blüthen- stielen der D. scabra, auf der Unterseite der Blätter der D. grandiflora und par- vifiora u. A. einfache Haare vor, und zwar im letzteren Falle vorzugsweise an den Blattnerven. Bei Philadeiphus sind die Haare stets einfach. Die Gärten sind in neuerer Zeit mit nenen Namen von Deutzien über- schwemmt worden, welche zu Philadel- phus gehören und höchst wahrscheinlich zu längst eingeführten Arten. Kirchner hat in der Gartenflora XV (1866) 48 und 49 eine Anzahl derselben berich- tigt, nämlich D. undulata, D. pulchella, D. japonica und D, corymbosa hort. I. Originalabhandlungen, (nee R. Br.), welche er alle zusammen als eine neue Art: Philadelphus undu- latus vereinigt. Auch die D. thyrsiflora der Gärten hielt er damit identisch. Ich besitze seit Jahren Zweige dieser Pflan- zen, aus verschiedenen Gärten, aber meist nicht blühend. Nur die D. un- dulata sah ich aus dem Berliner Bota- nischen Garten in Blüthe. Sie war hier schon als Philadelphus inodorus L. bestimmt und wahrscheinlich mit Recht. Ph. grandiflorus W., speciosus Schrad. und laxus Schrad. müssen aber noch mit Ph. inodorus L. und unter sich vergli- chen werden, da das Artenrecht für alle diese Namen zweifelhaft ist. Von der D. sanguinea hort. sagt Kirchner, dass sie dem Phil. latifolius Schrad. sehr nahe stäönde. Die Blattzweige, welche ich seit mehreren Jahren unter diesem Na- men besitze, habe ich schon früher ebenfalls fraglich für den genannten Phi- ladelphus bestimmt. Jedenfalls gehören sie zu dieser Gattung. Endlich ist auch die Deutzia Godohokeri hort. eine Art von Philadelphus, Dagegen gehört Phi- ladelphus sinensis des Berliner Botani- schen Gartens zu D. scabra Thbg., wäh- rend Kirchner den im Muskauer Arbo- retum unter diesem Namen cultivirten Strauch mit seinem Ph. undulatus ver- einigt. Die in den Gärten cultivirten Arten von Philadelphus bedürfen sehr einer kritischen Sichtung. Will man aber den Knoten lösen undihn nicht durchhauen, so ist eine längere Beobachtung nöthig. Sieht ınan die unter den verschiedenen Namen cultiyirten Sträucher (wie ich sie z. B. 1855 und 1856 im Berliner Bo- tanischen und Instituts-Garten' in Augen- schein nahm), so fallen dem Beobachter oft Unterschiede in die Augen, wie die Reichblüthigkeit des einen, die Gross- blätterigkeit des andern, die um vierzehn 1 und mehr Tage spätere Blüthezeit des dritten, so dass man wirklich verschie- dene Arten vor sich zu haben glaubt. Tritt man aber den Pflanzen näher, sucht man nach wirklich durchgehenden Unterschieden, so müht man sich ver- gebens ab. Es ist mir daher wahr- scheinlich, dass viele dieser Arten nur Formen einer Art sind, hervorgegangen aus Samenaussaat. Durch ungeschlecht- liche Vermehrung sind diese Formen dann weiter verbreitet worden. Auch der Herr Inspektor C. Bouche theilte diese Ansicht. Selbst die verschiedene Blüthezeit kann kein Einwurf sein, so- fern die Differenzen nicht zu gross sind, Man wird beiBäumen ein und derselben Art, die nahe bei einander unter glei- chen Bedingungen wachsen, häufig eine ganz verschiedene Entwickelung bemer- ken, wie sie mir hier bei Waldau na- mentlich bei Birken und Eschen auffiel. Von unserem allgemein verbreiteten Phil. coronarius L. werden in den Gär- ten zwei auffallende Varietäten gezogen: Ph. eoronarius nanus und salici- folius. Die erstere bildet einen klei- nen, von der Basis an dicht-kugligen, etwa 2—4 Fuss hohen Strauch, welcher ähnlich der Kugel-Akazie nicht blüht. Die im Park von Waldau seit 1858 cul- tivirten Sträucher behalten ihre Höhe, blühen aber auch nicht, obschon sie die nöthige Entwicklung längst erreicht ha- ben. Die var. salicifolius wird schon seit langen Jahren im Berliner Botanischen Garten eultivirt und trug im Jahre 1855 fälschlich den Namen Ph. laxus. Sie ist sehr ausgezeichnet durch die sehr verlängerten und verschmälerten lanzettlichen oder schmal-lanzettlichen lang zugespitzten Blätter, die z, B. bei einer Länge von 6 Zoll, eine Breite von 10 Linien, oder bei einer Länge von 6!/, Zoll, eine Breite von 1 Zoll a 12 haben. Interessant ist, dass auch die Blumenblätter viel länger und schmaler sind, als bei dem normalen Ph. corona- rius L. und eine länglich- lanzettliche Gestalt annehmen. Die Blätter werden dabei fast kahl, indem sie ausser der schwachen Wimperung nur sehr zer- streute oder keine Haare zeigen. Der Strauch war auch niedrig und blühte gleichzeitig mit der Stammform. Es mögen hier die Beschreibungen dreier neuer Arten von Philadelphus folgen, von denen die erste sich auch in Cultur befindet. Phil. ealifornicus Benth. Pl, Hart- weg. 309 Nr. 1723. Foliis lanceolato-vel lato-ovatis, acu- tis velsubacuminatis, margine sub- tiliter eiliatis ceterum glaberrimis, subeoriaceis; racemo terminaliglabro; et Stylis usque stigmatibus basi connatis, ad apicem et brevibus erectis quam stamina paullo brevioribus. California leg. Bridges (Herb. Berol.). Rami seniores et hornotini gla- berrimi. Folia opposita, pedunculata, lanceolato-vel lato-ovata,, acuta vel sub- acuminata, margine pilis subtilibus ei- liata ceterum glaberrima, integerrima vel margine medio dentibus brevibus sparsis serrata, subcoriacea, supra viridia vel laete viridia subtus glauco-viridia et fere nitidula, in speeiminibus suppetentibus 11/,—-2!/, pollices longa, 2/; — fere 1'/, poll, Jata; pedunculo canaliculato, mar- gine canalis leviter ciliolato ceterum glabro, usque 41/, lineari. Racemus ter- minalis, pluriflorus.. Rhachis glabra, strieta. Pedunculi glabri, oppositi, bre- ves, versus basim vel medio bracteolis binis oppositis vel binis etiam altius Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, duis perparvis glabris ornati, illis delap- sis cieatrieibus earum majusculis facile conspieuis notati, infimi usque 51/, li- neares, reliqui breviores,. Germen ubi- que glabrum. Sepala 4 ovata, subaeu- minata, extus glabra, intus margine to- mentosa ceterum glabra. Petala 4 ovalia, illis multo longiora, glabra, alba. Stamina numerosa. Styli usque ad api- cem in unum connati, glabri, cum stig- matibus brevibus erectis basi connatis quam stamina paullo breviores. Diese Art wurde zuerst von Hart- weg in Californien gesammelt und von Bentham beschrieben. Mir selbst lagen zwei ebendaselbst von Bridges gesam- melte Pflanzen des Berliner Herbariums und ein ceuitivirtes Exemplar aus dem Berliner Botanischen Garten vor. Das letztere ist dürftig und die Blüthentrau- be auf 3 Blüthen redueirt. Im Uebri- gen haben sich aber die Charaktere auch in der Cultur constant erhalten. Dieser Philadelphus ist durch die mit Ausnahme der Randwimpern völlig kah- len, fast lederartigen Blätter und durch die bis zur Basis der sehr kurzen auf- rechten Narben verwäachsenen Griffel ausgezeichnet. Fast kahle Blätter hat mitunter auch Ph. coronarius L,, aber die Blattform und Consistenz ist eine andere und seine vier fast bis zum Grunde getheilten Griffel unterscheiden ihn leicht. Noch näher würde Ph. te- nuifolius Rupr. et Maxim. Stehen, theils wegen der fast kahlen Blätter, theils wegen der bis zu den Narben verwach- Griffel. Diesen unterscheiden aber, abgesehen von dem völlig andern Habitus und der dünnen Consistenz der Blätter, die längeren Narben, die hori- zontal abstehend sind. — Ein ausge- zeichnetes Kennzeichen bilden noch die zwei gegenüberstehenden, sehr kleinen senen positis (itaque quatuor) facillime deci- | trockenhäutigen bräunlichen Vorblätt- I. Originalabhandlungen. chen, welche bald höher, bald tiefer an jedem Blüthenstiele stehen, obschon diese kurz sind. Da diese sehr bald abfallen, so sieht man gewöhnlich nur die sehr deutlichen Narben. An den untersten etwas längeren, aber immer noch verhältnissmässig kurzen (5 Linien langen) Blüthenstielen befinden sich so- gar zwei von einander entfernt stehende kreuzweis gestellte Narbenpaare. Dieser Charakter findet sich constant nicht nur bei den wilden Exemplaren, sondern auch an dem sehr verkümmerten Blü- thenstande der eultivirten Pflanze. Der- gleichen Vorblättehen oder deren Nar- ben finden sich bei keinem Philadelphus mit traubigem Blüthenstande. Hoch- stehende Vorblättchen an jedem Blüthen- stiele finden sich überhaupt nur bei dem meist dreiblüthigen Phil. hirsutus Nutt. (Ph. graeilis hort.) und bilden einen wichtigen Charakter dieser Art. Sie sind hier lang, pfriemlich, grün, erst beim Welken bräunlich und behaart. Gegen- überstehende Narben finden sich am Blüthenstande des Phil. inodorus, gran- diflorus und anderer 1—3-blüthigen Ar- ten dann, wenn sie einblüthig sind. Sie bezeichnen aber in diesem Falle stets die zwei fehl geschlagenen Blüthen, gehören also nicht zum einzelnen Blü- thenstiel, sondern markiren die Grenze mit dem Stiele des Blüthenstandes, Philadelphus trichopetalus Kcke, Floribus magnis, in apice ramorum solitariis vel ternis; petalis utrin- que molliter pubescentibus. Costa rica et Veragua leg. Warsce- wicz (Herb. Berolin.). Rami hornotini pilis subappressis rigidulis pubescentes. Folia opposita, petiolata, ovata, acuminata, basi rotun- data. remote et subito apieulato-serrata, supra pilis appressis hirta subtus pilis 13 irreguraliter subappressis densis hirsuta, tripli-vel quintuplinervia, in speciminibus suppetentibus usque paullo ultra 2 pol- lices longa usque 1!/, poll. lata, petivlo, dense pubescente !/, pollicari. Flores magni vel in apice ramorum solitarii vel floribus duobus inferius progredientibus oppositis a summo per folia bina oppo- sita sejunctis aucti et terni, breviter pe- dunculati, magni, usque 11/, poll. lati. Peduneuli pilis parum patentibus rigidu- lis densis hirto-pubescentes, usque 4 Ii- neas longi, rigidi, crassiusculi, bini infe- riores patentissimi. Germinis quadran- gularis appresso-pubescentis inferi fa- brica eadem, quae totius generis. Se- pala 4 late ovata, breviter acuminata, bina exteriora basi bina interiora mar- gine tegentia, extus pilis appressis hirto- pubescentia, intus pilis brevibus molli- bus densis pubescentia et margine api- ceque tomentosa. Petala 4 obovato- orbieularia, patentissima, utrinque pilis mollibus appressis pubescentia intus dense pubescentia. Stamina numerosa. Diseus germinis et styli pars inferior hirsutus. Styli circiter usque ad medium connati (?) cum stigmatibus quatuor quam stamina fere dimidio breviores. Eine grossblüthige Art mit 1—3 Blüthen an der Spitze der Zweige und mit Blättern, die namentlich auf der Un- terseite stark behaart sind, Durch die reich und besonders auf der Oberseite dicht behaarten Blumenblätter von allen bisher bekannten Arten der Gattung sehr verschieden. Philadelphus asperifolius Kcke. Foliis ovalibus vel ovali-ovatis, ob- tusis et apieulatis vel subacutis, inte- gerrimis, breviter petiolatis, utrin- que pilis rigidis rectisappressis eburneise sparsiusculis hirtis, parvis; floribus solitariis, ad apices 74 ramorum brevium subsessilibus; stylo nullo; columna stigmatica cras- sa subsessili, Mexico: Hacienda Santyaguillo Ju- lio 1842 leg. Karwinsky (Herb. Hort. Petropol.). Frutex elegans, ramosissimus, 6— 9 pedalis (teste Karwinsky). Rami pilis appressis rigidis hirtelli, serius glabrati, Folia in ramulos breves conferta vel fas- ciculata, pilis in pagina superiore aeque dispositis in pagina inferiore paullo par- cioribus sed paullo longioribus saepe ad nervos densioribus, insieco rigida et fragilia, praeter petiolum brevem cireiter 5 lineas longa et 3 lineaslata, ın ramis sterilibus hornotinis remotiora et majora praeter petiolum usque 11/, linearem us- que 11/, poll. longa et 7 lineas lata. Flores ad apices ramulorum solitarii. sub- sessiles, sabis parvi, expansieirciter 7 lineas lati, albi, odorati, Jasminum redolentes, (teste Karwinsky). Calyx pilis appressis albidis erassiuseulis densis ineano-hirtus, lobis 4 ovatis acutis intus ad margines tomentosis. Petala 4 obovata, rotundata, sepalis plus quam duplo longiora. Sta- mina numerosa, stigmata superaniia. Stigmata 4 subsessilia, in columnam Ii- neato-papillosam plus minus alte con- nata. Inter sectionem secundam Philadelphi floribus solitariis ternisve praeditam (DC. prodr. III, 206) tres species foliis parvis integerrimis affıni- tatem praebent: Ph. microphyllus A. Gray, Ph. serpyllifolius A. Gray et Ph. asperifolius m. A Ph. microphyllo A. Gray ambae species primo intuitu dignoscuntur floribus minoribus subses- D. Sieboldi Keke. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. silibus (nee breviter peduneulatis). Prae- terea vero non solum ab illa specie sed etiam ab omnibus recedunt stigmate subsessili. A Ph. serpyllifolio A. Gr. differt Ph. asperifolius m, foliis, quae in illo supra puberula subtus cano- sericea (vel appresso - villosa) evadunt. — Ph. mexieanus Schl. (in quem veri- simile Ph. myrtoides Bertol. eadit), fo- liis mediocribus praeditus his argute dentieulatis et longe acuminatis magis recedit. Deutzia Sieboldi Kcke. (D. scabra Sieb. et Zuce. Fl. japon. nee T'hbg.). Foliis argute et evidenter serratis summis infra paniculam sessilibus, utrin- que pilis stellatis 3—6 fidis seaberrimis, floribus in panieulam interdum corym- biformem dispositis, filamentis basi planis, sursum attenuatis, eden- tatis, Bei Deutzia staminea R. Br. co- rymbosa R. Br. und parviflora Bge. sind die Blüthen in einen Corymbus ange- ordnet; bei D. grandiflora Bge. stehen sie einzeln oder zu dreien; bei D, Sie- boldi m., seabra Thbg. und parviflora Sieb. et Zuec. bilden sie eine trauben- förmige Rispe oder rispenförmige Trau- be. D. gracilis ist abgesehen von dem sehr ausgezeichneten Habitus durch die kahlen oder fast kahlen Blüthenstiele und Kelchlappen leicht von den beiden verwandten Arten zu unterscheiden, die hier dicht behaart sind. Es ist daher D. Sieboldi vorzugsweise mit D. scabra zu vergleichen, welehe ich deshalb hier gegenüber stellen will. D. Seabra Thbg. Blätter. Sägezähnig, die Zähne allmälig in ihre Spitzen verlaufend. Haare auf der Kerbzähnig, die Zähne abgerundet, in den Kerben mit einer vertical zur I. Originalabhandlungen. Unterseite meist 3—5 strahlig, die Strah- | len von der Blattfläche etwas abstehend, wodurch das Blatt rauhhaarig wird. kurz 75 Blattfläche gestellten Spitze versehen. Haare auf der Unterseite vielstrahlig, die Strahlen anliegend, am Grunde et- was erweitert, so dass das Blatt fast schülferig wird. Blüthen: In eine Rispe geordnet; die Zweige | bis ziemlich hoch hinauf mehrblüthig, die Rispe deshalb oval und wenn sie verkürzt ist fast ebensträussig; die Blü- then selbst klein, die Blumenblätter ab- stehend, die Staubfäden nach oben mehr oder weniger allmälig verschmälert und zahnlos. Das Blattpaar unter dem Blü- thenstande sitzend. Durch die zahllosen Staubfäden un- terscheidet sich D. Sieboldi von allen bisher bekannten Deutzien mit Ausnahme einer Varietät der D. parviflora Bge, Diese Art unterscheidet sich aber so- gleich durch den Blüthenstand, der hier einen zusammengesetzten Corymbus bil- det. Bei der ersten Verzweigung sind die beiden gegenüberstehenden Seiten- zweige kräftiger und länger als die Hauptachse und wiederholen diesen Vor- gang, so dass die Blüthen eine Ebene bilden. Ausserdem ist das unter dem Blüthenstande stehende Blattpaar ge- stielt. Die Sternhaare der Blätter stehen sehr zerstreut und sind der Blattfläche angedrückt. Bei D. Sieboldi ist nament- lich die Unterseite ziemlich dicht be- haart. Ich sah Exemplare der D. Sieboldi von Japan aus dem Leidener Herbarium, die ganz mit der Beschreibung Siebold’s und Zuccarini’s stimmen und wohl als Originalexemplare für die von ihnen als D. scabra benannte Pflanze gelten kön- | nen. Ausserdem standen eine Anzahl Exemplare aus dem Herbarium des Pe- In eine traubenförmige Rispe ge- ordnet, nämlich die untersten Zweigpaare wenigblüthig oder auch einblüthig, in welchem Falle eine einfache Traube ent- steht, die nicht ebensträussig wird. Die Blüthen viel grösser, die Blumenblätter fast aufrecht, die Staubfäden dreispitzig, die mittelste Spitze den Staubbeutel tra- gend. Das Blattpaar unter dem Blüthen- stande gestielt. tersburger Botanischen Gartens zu Ge- bote, welche in Japan von Capitän Jol- kin gesammelt wurden und endlich ge- hört auch die von Zollinger ebendaselbst gefundene und im Berliner Herbarium unter Nr. 534 befindliche Pflanze bhier- her. v. Siebold und Zuccarini trugen den Thunberg’schen Namen der D. sca- bra auf diese Art über, weil sie in ih- rem Vaterlande zum Scheuern und Po- liren der hölzernen Gefässe benutzt wird, was Thunberg auch von seiner D. scabra behauptet. Sie selbst gestehen ein, dass die Beschreibung und Abbil- dung Thunberg’s besser auf ihre D.cre- nata passe. In der That fällt diese Art auch mit der D. scabra Thbg. zusam- men, wie dies nicht allein aus den Ab- bildungen und Beschreibungen beider mit Evidenz hervorgeht, sondern mir auch vorliegende Thunberg’sche Origi- nalexemplare aus dem Stockholmer Her- barium bestätigen. 'Thunberg sagt aus- drücklich in dem Gattungscharacter von Deutzia: filamenta apice filiformia, sub apice marginata trifida. In den Gärten ist D. Sieboldi noch 76 nicht eingeführt, die D. scabra dagegen sehr verbreitet, soweit sie im Freien aushält. Bei Königsberg thut sie dies nur in sehr günstigen Lagen; im Wal- dauer Garten überwintert sie nur unter Bedeckung und schlecht, da das Holz nicht hinlänglich ausreift. Der Strauch erreicht daher hier seine Schönheit nicht. Wie schon angeführt ist D. cre- nata S. et Z. mit ihr ganz identisch, ebenso die D. dentata und D, mitis der Gärten, sowie theilweis die Pflanzen, welche in den Gärten als D, canescens, staminea und Philadelphus sinensis cul- tivirt werden. Die Pflanze variirt mit ziemlich breit eiförmigen und schmalen lanzettlichen Blättern. Die erstere Form ist die von Siebold und Zucearini als D. erenata benannte Pilanze, wie ihre Abbildung und wilde Exemplare aus dem Leidener Herbarium (im Herb. Be- rolin. und Hort. Bot. Petropolit.) zeigen. Die zweite Form hat Regel mit dem Namen var. angustifolia bezeichnet. Ausser dieser Art und der sehr verbreiteten zierlichen D. gracilis wird noch eine Art in unsern Gärten culti- virt, die ich für D. staminea R.Br. halte, von Regel (Gartenfl. VII, 282) indessen vielleicht mit grösserem Rechte zu D. Brunoniana Wall. gezogen wird. Eine genauere Beschreibung haben wir nur von der D. staminea. Unter den in neuerer Zeit von Hocker fil. und Thom- son ausgegebenen ostindischen Pflanzen befinden sich zwei Exemplare als D. Brunoniana im Berliner Herbarium, wel- che sehr verschieden aussehen. Das eine hat nämlich Blätter, welche auf der Unterseite so dicht mit eng anlie- genden vielstrahligen Sternhaaren be- setzt sind, dass sie fast silberglänzend aussehen, ähnlich wie viele in unsern Gärten als D. staminea cultivirte Exem- plare. Bei dem anderen aber sind die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blätter auf beiden Seiten gleiehmässig mit etwas zerstreuten Haaren besetzt, so dass die Blatttläche nicht verdeckt wird und die Unterseite nur durch die Farbe der Blattfläche selbst ein wenig heller aussieht. Alle die erwähnten Pflanzen haben lanzettliche Kelchblätter und das eine Hooker’sche Exemplar mit zerstreut behaarten, bei oberflächlicher Ansicht fast kahlen Blättern unterschei- det sich dadurch leicht von D. corym- bosa R. Br., welche eiförmige Kelch- blätter aber auch auf beiden Seiten zer- streut-sternhaarige Blätter besitzt. Meiner Ansicht nach sind die in unseren Gärten gewöhnlich als D. sta- minea cultivirten Pflanzen mit diesem Namen zu belegen und es gehören fer- ner dazu D. corymbosa hort. pro parte (nec R. Br.), D. sp. e Nepal hort. und D. eanescens hort. Freilich mag auch in diese Namen noch vielfach Confusion gebracht sein, denn wie ich schon an- geführt habe, geht auch eine schmal- blätterige Form der D. scabra Thbg. als D, staminea. Die von mir als die ächte D. sta- minea aufgefasste Pflanze varlirt man- nigfach. Das Verständniss wird dadurch sehr erschwert, dass sie auch in Berlin im freien Lande nicht zur Blüthe ge- lanst. Die im Sommer getriebenen Zweige werden sehr üppig, halten aber nach einer Mittheilung des Herrn In- speetorsC, Bouch& auch unter Bedeekung den Winter nicht aus. Die Blätter sind sägezähnig mit Zähnen, welche in der- selben Ebene wie die Blattfläche liegen. Sie werden im freien Lande sehr gross und breit-eiförmig mit sehr dichter fest anliegender, fast silberweisser Behaarung auf der Unterseite. Aber auch schon im freien Lande werden diese Haare mehr abstehend und die Farbe der Be- haarung grauer (D. canescens hort ete.). I. Originalabhandlungen. Dies ist auch bei den meisten (nicht allen) im Warmhause zur Blüthe ge- brachten Exemplaren der Fall. Auch bei den von Wallich ausgegebenen Pflan- zen im Herb. Berol. und Hort. Bot, Pe- tropolit., welche nur sehr junge Blätter haben, ist diese Behaarung eine mehr abstehende und graue Dazu kommt, dass die Haare mitunter weniger dicht | gedrängt stehen, z. B. bei wilden Pflan- zen, welche von Hooker fil. und Thom- son als D. staminea ausgegeben und an 77 das Berliner Herbarium gesandt sind. Die Blattform wird bei Warmhauspflan- zen meist viel schmaler und lanzettlich. Diese Form wird ihnen auch von Wal- lich zugesehrieben. — In Indien wächst übrigens diese Art in der gemässigten Region hoher Berge. Hooker fil. und Thomson geben den Standort ihrer D. staminea auf 7000 Fuss und eines an- dern Exemplars von. ihnen als D. Bru- noniana ausgegeben auf 6—8000 Fuss an = 3) Cultur der Dionzea museipuia L. Von C, Clauss im botanischen Garten zu Karlsruhe. Diese ebenso schöne, wie sonder- bare Pflanze, die jeden Beschauer durch die Eigenthümlichkeit der Bauart und des Wesens, als durch die anmuthige Gestalt zur Bewunderung veranlasst, ist keineswegs schwierig zu ziehen, es kann sogar ihr Leben ein sehr zähes genannt werden. Wenige andere Pilanzen mag es geben, die so viel ertragen. Selbst bei der ungünstigsten Behandlung währt es lange, bevor sie gänzlich eingeht; und anderseits, ist nur noch ein wenig Leben im Wurzelstocke, so lässt sich dieser bald wieder zum freudigen Wachs- thum bringen. Die Vermehrung ist ebenfalls leicht, erstens durch Samen, alsdann durch Zertheilung des Wurzel- stockes, denn jedes Blattglied bildet eine neue Pflanze. Man kann die Pflanze trocken werden lassen wie selten eine andere, und wiederum durch Nässe nicht sobald tödten. Sie erhält sich im wärm- sten Gewächshause und verträgt auch einigen Frost. Doch nun genug darü- ber, — Die Dionaea ist eine Sonnenschein und Feuchtigkeit liebende Pflanze, aber sie verlangt einen von Säure vollständig freien Boden und im Winter einen nicht warmen, nur frostfreien und hellen Standort. Da ihr feuchte Luft beson- ders zusagt, wird es wohl immer gut sein, sie im Sommer bei trocknem win- digem Wetter unter Glas stellen zu können, obgleich ihr auf einige Zeit trockne Luft gar nicht schadet. Sie liebt nassen Boden, ist aber dennoch, wie schon angegeben, vor saurer Erde wohl zu schützen. Darum ist es nicht gut, sie in einen Untersatz mit Wasser zu stellen, weil durch die stehende Nässe Säure in der Erde entsteht, welche un- fehlbar die Wurzeln und zuletzt auch die Pflanze tödtet- Aus diesem Grunde halte man sie durch starkes durchdrin- gendes Giessen gehörig feucht, und wähle eine lockere, leicht Wasser durch- lassende Erde. Bei dieser Behandlung erreichen die Pflanzen eine wirkliche Schönheit. Die prächtig dunkelroth gefärbten Klappen von einem Zull Durchmesser entwickeln 78 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, sich zahlreich und geben der Pflanze | wächst sie zwar, aber die Pflanze ent- ein reizendes Ansehen. Hingegen wird | kräftet sich und die gewachsenen Blätter sie schattig gehalten, so werden die | sind unansehnlich. Doch zum Winter Klappen mattfarbig und kleiner, während | kühl und hell gestellt, steht sie zwar die Blattstiele sich blattartig verbreitern. | im Wachsthum ziemlich still, behält aber Steht sie zur Winterzeit zu warm, so | alle im Sommer gewachsenen Blätter. 4) Cultur der Caladien. Von E. Mayer im botan. Garten zu Karlsruhe. Zu den schönsten Warmhauspflan- | Knollen im Winter und Verlust entweder zen gehören gewiss die Caladien und in | durch Fäulniss oder durch so starkes den meisten Gärtnereien werden sie zu | Eintrocknen , ‘ dass an ein Austreiben‘ finden sein. Es gewährt einen reizenden | nicht mehr zu denken ist. Vom Monat Anblick, in ein Haus zu treten, wo Ca- | September bis Ende November, während ladien mit andern Warmhauspflanzen | welcher Zeit fast sämmtliche einziehen, gruppirt stehen; denn sie leuchten herr- | ist vorsichtiges Giessen sehr nothwen- lich hervor, und beleben so zu sagen | dig; indem ihnen hier die Nässe schadet. das ganze Arrangement. Will man aber | Doch das Giessen mit einem Male ganz nur Caladien zusammenbringen, so suche | einzustellen, ist auch nichtrathsam, weil man die gleichen Sorten nicht neben | dann die Knollen natürlich rasch ein- einander zu stellen, und wo ein Sorti- | trocknen und nachher im Winter zu ment ziemlich gross ist, lässt es sich | Grunde gehen. Diejenigen, welche voll- auch sehr gut vermeiden, — kommen eingezogen sind, nimmt man In ihrem Vaterlande wachsen die | aus den Töpfen, schüttelt alle Erde ab Caladien an Flussufern, wo sie während | und legt sie in trocknen Sand. Sie der heissen Jahreszeit einziehen. Tritt | können auch in den Töpfen bleiben; dann die Regenzeit ein, so werden auch | allein das Erstere ist da vorzuziehen, sie zum neuen Wachsthum gereizt. Der | wo der Raum zur Ueberwinterung be- ganz ausgedorrte Boden sättigt sich all- | schränkt ist; denn man kann alsdann mälig wieder mit Feuchtigkeit und die | alle von einer Sorte in einen Topf le- dem Verdorren nahen Knollen fangen | gen und erspart so Schr viel Platz; nur an sich auszudehnen und mit ihren | muss darauf gesehen werden, zwischen Trieben hervorzukommen, um bald zu |jede Knolle Sand zu bringen. Es ist einem üppigen Wachsthum zu gelangen. | noihwendig, im Winter einige Male Hier ruhen sie während des Winters | nachzusehen, ob angefaulte Knollen da und stehen vom Mai bis September in | sind und dieselben müssen sogleich aus- ihrer ganzen Schönheit da. — geschnitten und mit etwas Kohle be- Die Cultur der Caladien ist durch- | streut werden. Diese treiben oftmals aus nicht so schwer wie Mancher glaubt. | noch ganz gut aus. Aber man hört oft aus verschiedenen Sehr viel kommt nun auf den Platz Gärtnereien Klagen über Erkranken der |an, auf welchem sie stehen, er darf ‘ I. Originalabhandlungen. nicht feucht, aber auch nicht zu trocken und warm sein, weil sonst die Knollen zu sehr eintrocknen; derartige Plätze finden sich aber fast in jedem Warm- hause. Mitte Januar werden sich schon sehr viele mit jungen Trieben zeigen, | welche gleich eingepflanzt werden, und bis Mitte Februar haben gewiss alle getrieben. Besonders gut ist es, sie gleich nach dem Einpflanzen in ein warmes Beet zu stellen, sei es entweder in ei- nem Mistbeetkasten oder in einem Hause. Beim ersten Einpflanzen nehme man die Töpfe so klein als möglich, um sie öfter verpflanzen zu können; denn es Ast weit besser, sie oft (3—4mal) zu verpflanzen, als gleich in grosse Töpfe, nur müssen sie, sobald sie durchge- wurzelt sind, sofort wieder verpflanzt werden. Wird es dagegen vernachläs- sigt und man muss beim Verpflanzen die Wurzeln stark auseinander reissen, so werden leicht welche verletzt, durch sie schlechte Blätter bekommen. WOo- Von der zu verwendenden Erde ist, insofern die Erdarten in manchen Gäfrt- nereien nieht gar zu verschieden sind, meiner Meinung nach 1/, BHaideerde, 1/, Holzerde, !/; Compost, */;g Sand, mit etwasHornspänen untermischt, die beste. In der Zeit des stärksten Wachsthums ist es auch vortheilhaft, einige Mal mit flüssigem Dünger zu giessen, nur darf er nicht zu stark, verwendet werden. In der ersten Zeit ihrer Entwick- lung sind die Caladien sehr der grünen Laus unterworfen, welche sich in gros- 79 sen Massen sammelt, und es darf nicht versäumt werden, sie von derselben rein zu halten. Das Räuchern muss, wenn man einen ganzen Kasten davon befreien will, sehr vorsichtig geschehen, da bei zu starkem Rauch die ganzen Pflanzen schlecht werden. Die Caladien zu spritzen ist meiner Meinung nach nicht gut, vorzüglich wenn die Blätter nicht schnell wieder abtrocknen können, da sie dann sehr gern faulen. Während der Zeit des stärksten Wachsthums müs- sen sie stark begossen werden, später halte man sie mässig feucht. Sonne können sie ziemlich viel vertragen, und sie werden darin weit schöner, als im Schatten. Auf Gruppen im Freien aus- gepflanzt, entwickeln sie sich pracht- voll, nur müssen sie gegen Regen ge- schützt werden können. Ihre Vermehrung ist sehr leicht. Die Knollen legt man in den Sand eines Stecklingsbeetes, wo sie sehr rasch treiben und aus einer Knolle meist meh- rere Triebe kommen; welche dicht an der alten Wurzei abgeschnitten werden. Dies sind meinen Ansichten nach, die wichtigsten Bemerkungen bei der Caladien-Cultur. Zum Schluss führe ich noch einige der schönsten Sorten an. Caladium albinervium , argyrites (auch unter Humboldtii bekannt), argyro- phyllum, Belleymei, Brongniarti, Chan- tini, discolor, Devosianum, Enkeanum, Gaerdtii, hastatum, Houlletii, mirabile, Neumanni, Troubetzkoyi, Wighti. 80 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Achyranthes Verschaffelti (Iresine Herbatil). Verwendung Ich muss einen Irrthum verbessern, in welchem ich im vorigen Jahre bei der Schilderung der Erfurter Ausstel- lung (abgedruckt im Januarheft 1866) befangen war. Meine damalige Erfah- rung und Urtheile über Achyranthes Verschaffeltii gründete sich lediglich auf die Erfahrung des damals vergangenen Sommers, wo man die noch nicht sehr vermehrte Pflanze zwar überall, aber nicht häufig und fast nur in Töpfen sah, besonders aber auf die Pflanzen der Erfurter Ausstellung selbst, wo man fast nur hochbeinige Exemplare sah, die zu Gruppen vereinigt dünn aussahen und sich nicht mit Amarantus melan- cholicus ruber messen konnten, und ich sagte ungefähr, dass diese Pflanze nur schön sei, wenn man sie gegen das Licht sehe. Ich bin durch die Erfah- rung des letzten Sommers ganz anderer Meinung geworden, und halte den Achy- ranthes für die beste rothblätterige Pflanze der freien Beete, die sich auch in dem so kühlen Sommer vollkommen gut be- währte. Versäumt man das Entspitzen nicht, so bauen sich die Pflanzen bu- schig und dicht, und können auch nie- 6) Aster horizontalis H. Verwendung Dieser schöne ausdauernde Aster aus Nordamerika ist in französischen Gärten schon Seit mindestens 15—20 Jahren verbreitet, in Deutschland aber erst in und Cultur. drig und gleich hoch gehalten werden, Die Blätter färben sich lebhaft roth, die jungen Triebe lebhaft hellroth. Soll jedoch das Beet einen recht guten Ein- druck machen, so muss es nicht nur in voller Sonne stehen, sondern auch so, dass man es von einem Hauptpunkte des Gartens nahe genug in der Morgen- und Abendbeleucktung sehenkann, wenn die tief stehende Sonne die Blätter durchscheinend macht. Da die Steck- linge überaus leicht und schnell wachsen und die Ueberwinterung im Warmhause oder Zimmer leicht ist, so ist es auch für den Blumenfreund ohne Warmhaus nicht schwer, im Frühjahre durch Steck- linge so viele Pflanzen anzuziehen, als man zu einem Beetchen braucht. Im Topf lieben die Achyranthes leichte fette Erde, im Lande wachsen sie eben in jeder Erde, wie sie in Blumenbeeten vorkommt. Man pflanzt die Achyranthes entweder allein oder umgibt damit weissblätterige höhere Pflanzen, z. B. Artemisia argentea, oder man pflanzt sie in die Mitte und niedrige weissblät- terige Pflanzen, z. B. Centaurea candi- dissima davor. J. Par. (A. pendulus Ait.). und Cultur. sich besonders mit Neuheiten befassen. Dieser Aster weicht sehr von allen übri- gen Arten ab, und hat, mit Ausnahme der Farbe, die meiste Achnlichkeit mit neuerer Zeit bekannt geworden, und wir | Aster ericoides (multiflorus). Der Sten- finden ihn nur in Verzeichnissen, welche | gel wird zwei Fuss hoch, verzweigt sich I. Originalabhandlungen. ungemein und zwar mit wagerecht und abermals gerichteten Zweigen. Da diese nach der Spitze zu immer kürzer wer- den, so bildet sich eine schöne Pyra- mide, welche buchstäblich mit Tausenden von Blumen bedeckt ist, die sämmtlich nach oben gerichtet sind. Die Blumen sind klein aber reizend und zweifarbig, indem die Strahlenblümehen scheeweiss am die purpurroihe Scheibe stehen. Da sich im Herbst auch die Blätter dieser Pflanze purpurroth färben, so macht die- selbe einen ganz eigenthümlichen Ein- druck. Diese Art hält sehr gut im Freien aus, ist aber zweckmässiger zu verwenden, wenn man die bald auf- 81 blühenden Pflanzen in Töpfe pflanzt, wo sie bis Ende November das Kalthaus schmücken. Zu diesem Zwecke theilt man die Pflanzen im Frühjahr ziemlich stark. Man kann durch die Wahl eines kühlen Standortes die Blüthe bis zum October verspäten und ebenso durch warme Lage verfrühen. Die einge- pflanzten Stauden giesst man einige Male mit flüssiger Düngung. Zur Ver- wendung im Freien empfiehlt sich die Pflanzung als Einzelnpflanze oder zu | dreien im Rasen, oder man pflanzt eine Reihe vor andere Stauden und vor Ge- büsche. J. 9 Nutzliehe Art der Fensterlüftung in Glashäusern. An Glashäusern mit stehenden Fen- stern wird die Lüftung entweder durch Oeffnen der Luftfenster nach den Seiten oder nach oben bewirkt. Früher, als noch die Häuser mit blos stehenden oder schwach geneigten Fenstern allge- meiner waren, sah man die letztere Art der Lüftung oft, gegenwärtig aber sel- tener. Die Fenster der Vorderseite des Gewächshauses, oder wenn diese hoch sind nur der untere Theil, sind dann oben mit Charnierbändern versehen und durch Eisenstäbe mit Löchern verstell- bar. Will man viel lüften, so wird eine hölzerne Stütze untergestellt. Ich will nicht von den Vortheilen reden, weiche befestigt sie sicher, bringt unter den Fenstern Sand oder Coaksasche und stellt Pflanzen darunter, So stehen die Pflanzen unter Glas in erhöhter Wärme und geschützt gegen Regen und den- noch in freier Luft. Ausser vielen Warmhauspflanzen, welche einen solchen Aufenthaltsort lieben, eignet sich die sommerliche Glashalle für Blumen, welche vom Regen leiden und unter Glas bes- ser blühen und Samen bilden, z. B. Pe- largonium, Petunien (besonders gefüllte), Verbenen, Balsaminen etc. Man kann auch sehr gut Levcojensamen an dieser Stelle ziehen. Liegt das Haus nicht ge- gen Mittag, oder bringt man auf den ‘ine derartige Lüftung bei kalten Win- | Fenstern einen schwachen Anstrich an, den bietet gegenüber den nach der Seite gelüfteten Fenstern, sondern nur auf eine Nebenbenutzung der Fenster aufmerksam machen, Man stellt ii Sommer sämnit- liche Fenster eines Hauses auf gleich- hohe Stützen ziemlich hoch, so dass sie nur Fall genug für das Wasser haben, UL 1867. so befinden sich auch Camellien, Indi- sche Azaleen nnd Rhododendron arbo- reum an solchen Stellen sehr gut. Wer einmal den Versuch mit der Benutzung dieses sonst gewiss unbenutzten Raumes vor den Fenstern gemacht hat, wird bald den Platz zu klein tinden. J. 82 8) Beitrag zur Ermittelung Herr C, Clauss, Gehilfe im botani- schen Garten zu Karlsruhe theilte mir brieflich mit, dass Samenpflanzen von chinesischen Primeln (Primula sinensis) durch das Begiessen mit verdünnter Mist- jauche nach und nach gefüllte Blumen gebildet hätten, während das Begiessen mit aus Hornspänen bereitetem Dünger- wasser einen solchen Erfolg nicht be- wirkt hat. Die ersten Blüthendolden zeigten einfache Blumen, die nachfol- genden eine schwache Füllung, spätere, endlich ziemlich gefüllte Blumen. ist Schade, dass die Beobachtungen über diese Pflanzen nicht fortgesetzt worden sind, um festzustellen, wie sie sich spä- ll. Neue Zie 1) Corysanthes pieta Lindl. (Lindl. gen. and spec. Orch. pag. 394. — Blume Fl. Jav. Orch. tab. 64. Oudem. Plantent. tab. 25). — Eine kleine Orchidee von der Tracht eines Anoectochilus, welche von Blume auf dem Berge „Salak‘ in Java ent- deckt ward, wo solche in einem leichten feuchten Erdreich oder auf alten Baumstäm- men zwischen Moos wächst. Ein kleines, gesellschaftlich in Rasen wachsendes Pflänz- chen, mit 1 bis 2 Knollen und einem herz- förmig-ovalen zugespitzten welligen, ungefähr 1?/, Zoll langen Wurzelblatt, das von zarter Textur, grün und purpurfarben geadert. Eine einzige fast sitzende purpurfarbene Blume. Diese hübsche buntblätterige Orchidee ist in dem Botanischen Garten zu Leiden eingeführt worden. 2) Amaryllis Alberti. Unter diesem Na- men publieirt Dr. Laurentius in dem Cata- loge seines Garten-Etablissements in Leip- zig eine Amaryllis mit vollständig gefüllter Blumenkrone. Sowohl die einblätterige glo- Es | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. über Füllung der Blumen. ter verhalten haben. Aus dem Mitge- theilten geht nur hervor, dass nicht bloss Ueberschuss an Nahrung die Füllung hervorgebracht hat, weil dieselbe durch die so nahrhaften Hornspäne nicht be- wirkt wurde, sondern eine eigenthüm- liche Beschaffenheit der Düngung. Es ist damit nicht einmal bewiesen, dass Mistjauche überhaupt die Füllung be- wirkt, denn diese Flüssigkeit kann ver- schiedene Bestandtheile haben, je nach- dem sie von verschiedenen Thieren stammt und je nachdem sie Harn ent- hält oder blos durch Auslaugen des Mi- stes entstanden ist, J. rpflanzen. ckenförmige Blumenkrone, wie alle Staub- täden und Pistill scheinen sich, nach der Abbildung zu schliessen, in viele aus keil- förmigem Grunde lanzettliche zugespitzte wellig-gebuchtete Blumenblätter aufgelöst zu haben, die am Grunde weiss und nach vorn lebhaft ziegelroth. Ueber den Ursprung dieser Garten-Varietät ist uns nichts be- kannt, — 3) Dianthus imperialis pietus flore pleno. Unter diesem, (o wie langen unbequemen Namen) publieirt Fr. Adolf Haage jun. in Erfurt in seinem Cataloge und Neuberts Deutschem Magazine, ein Bouquet grossblu- gefüllter Abarten des D. chinensis, weiss miger, dessen Blumenblätter rothgrundig , gerandet und vorn gezähnt. — 4) Asplenium ebenoides A. Gray. Ent deckt in einem Exemplar bei Philadelphia. J. Berkeley zeigt im Journal of the Hor- tieultural Society 1866 pag. 137, dass dieses Asplenium der Bastard zwischen Camptoso- rus rhizophyllus und Asplenium ebenum. ki „hu IM... Notizen, 1) Der Knospenzerstörer. (Le eoup-bourgeon. Rhynchites conicus Herbs.) Herr Ch. Goureau schreibt hierüber in Bel- gique horticole. „Der R. conicus Herbs. ist ein kleiner, kaum !/, Zoll langer Käfer, aus der Familie der Rüsselkäfer. Derselbe ist tief blau gefärbt und mit Haaren dicht bekleidet, die jedoch nur unter der Lupe sichtbar sind. Der Kopf ist in einen langen schwarzen Rüssel verschmälert. Flügel- deekel gestreift und punktirt. Dieses kleine Thierchen richtet an den Birn- bäumen, Aepfelbäumen, Pflaumenbäumen und Aprikosen im Frühling viel Schaden an, indem es wiederholt die jungen Triebe so durchtrisst, dass deren Spitzen wie abzebrochen herab- hängen. Das Weibchen legt nämlich in die jungen Triebe seine Eier, indem es mit sei- nem Rüssel ein Loch in den jungen Zweig bohrt und das Ei hinein lcgt. Unterhalb der Stelle, wo das Ei eingelegt, frisst es hierauf den Zweig fast ganz durch, so dass er abbricht und später herabfällt. Da das Weibchen für jedes der von ihm abzulegen- den Eier die nämliche Operation macht, — so kann schon ein einziges Thierchen viele junge Triebe verderben. Es ist das na- mentlich an jungen Bäumen oft ein empfind- licher Verlust, wo bei’'m Ausbrechen der Augen gerade nur die Augen stehen ge- blieben sind, aus denen das Gerippe des Baumes sich bilden soll. Aus dem Ei ent- wickelt sich in dem abgetallenen Acstchen die Larve, die dann aus dem Aestchen he- raue in die Erde kriegt, sich da verpuppt und überwiniert, um im Frühjahr als Käfer zu erscheinen. Vertilgung der Käfer durch Abschütteln auf untergelegte Tücher, da sich solche bei einer ruck weisen Erchütterung wietodt fallen lassen, und durchsorgtältiges Aufsammeln aller abge- fallenen abgetressenen Aestchen, welche ver- brannt werden müssen, um die im Aestchen befindliche Brut zu tödten. — 2)Treiberei des Weines in Töpfen., Herr Pavard veröffentlicht im Journal der Gartenbau - Gesellschaft in: Paris hierüber 83 Notizen. einen Artikel, dem wir das Folgende ent- nehmen. Im Laufe des Monats November wählt man eine gut gereifte Rebe eines Wein- stockes und schneidet diese in kleine Stücke, von denen jedes ein Auge trägt. Diese Stücke pflanzt man in kleine Töpfe von 4 Zoll Durchmesser so ein, dass das Auge gerade noch hervorsieht. Als Erde wendet man eine leichte Rasenerde an. Die Töpfe werden nun in ein warmes Beet des Warmhauses eingesenkt, dessen Temperatur von 10°R. allmälig bis auf 20° R. gesteigert wird. Die Stecklinge werden bald austreiben und sich kräftig bewurzeln.. Wenn es die Witterung zulässt, wird Luft gegeben und sobald die Wurzeln den Topfrand erreicht haben, werden die jungen Pflanzen in eine kräftiigere Erde, in Töpfe von etwas weniger als 1 Fuss Durchmesser verpflanzt, wobei für guten Abzug des Wassers gesorgt wer- den muss. Nach diesem Verpflanzen senkt man die Töpie auf's Neue in ein erwärmtes Beet in einem Gewächshause ein, wo die Reben ungestört emporwäachsen können, ohne dass solehe gebogen werden müssen. Die Reben werden an Stöcke, oder an gespannte Drähte befestigt. Man überspritzt nun häufig, giesst so viel als nothwendig und giebt bei war- men Wetter genügend Luft. — Bis zum August werden die jungen Pflanzen eine Höhe von 4!/,—6 Fuss erreicht haben. Man giebt nun bei Tag und Nacht Luft und weniger Wasser und bringt die Pflanzen endlich, wenn der Laubfall beginnt, noch eine Zeit lang ganz in’s Freie, wo man solehe mit Töpfen in hoch liegende Beete eingräbt. Von diesem Standort nimmt man solche erst beim Beginn der stärkeren Fröste fort, um diese Pflanzen nun zur Trei- berei zu benutzen. Niedrige Gewächshäuser, mit nach Sü- den ubfallendem Glasdach, sind zur Trei- berei am geeignetsten. Man stellt im De- cember, Januar und Februar zum Treiben 6* 84 ein, nachdem zuvor die Reben vom Geiz gereinigt und soweit eingekürzt sind, dass nur vollkommen ausgebildetes Holz und Augen denselben bleiben. Im Gewächshause stellt man solche auf Tischen auf und bindet die Reben an gespannten Drähten so viel als möglich in horizontaler Lage unter den Fenstern hin. Die Temperatur wird allmälig auf 16° R. erhöht, fleissig gelüftet, gespritzt und von Zeit zu Zeit mit einem kräftigen Dungguss begossen. Der Schnitt ist nur auf die Zeitigung der Trauben gerichtet, da man derartig getriebene Pilanzen doch nicht abermals zur Treiberei benutzen kann, son- dern solche zweckmässiger durch neu ange- zogene Pflanzen das folgende Jahr ersetzt. Man kürzt daher alle Trauben bringenden Triebe 2—3 Augen oberhalb der obersten Rebe ein, und nimmt allen Geiz, sowie die unfruchtbaren Triebe ganz fort. Auf diese Weise erhält man 18 Monat nach dem Ein- pflanzen der Stecklinge, reich und schön tragende junge Pflanzen. — 3) Nachtrag zu obigem Artikel über Weintreiberei. Der Referent theilte die Culturmethode des Hrn. Pavard in einer der Sitzungen des Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg mit. Es ward von mehreren Seiten bezweifelt, dass in Petersburg diese Culturmethode noch durchzuführen sei, weil auch bei Cultur im Gewächshause nach An- gabe des Hrn. Pavard hier das Holz der Rebe schwerlich die gehörige Reife bis zum folgenden Herbste erhalten dürfte. Versuche in dieser Richtung seien daher erwünscht. Herr Rochel theilte mit, dass er es für am vortheilhaftesten halte, bei der Wein- treiberei in St. Petersburg, die Reben im Gewäehshause ins Land und zwar ziemlich dicht zu pflanzen. Von diesen Reben wird jährlich nur die Hälfte zur Produetion von Trauben benutzt, so dass man eine um die andere Pflanze beim Schnitt zum Tragen be- stimmt, während die andern ganz kurz he- runter geschnitten werden, damit sie nur 1—2 starke Tragreben für’s nächste Jahr liefere. Herr Rochel hat bei Anwendung dieses Verfahrens sehr gute Resultate er halten. Der Referent machte auf 2 andere wich- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tige Punkte bei der Weintreiberei in St. Pe- tersburg auimerksam, welche auch vom Hrn. Rochel und Hökel bestätigt wurden. — Es sei fehlerhaft, in unserm Klima den Wein ausserhalb des Gewächshauses, oder selbst innerhalb desselben unmittelbar an einer der äusseren Wände zu pflauzen. Selbst bei guter Mistdeckung von aussen können entweder das Gefrieren des Bodens ausserhalb nicht vermieden werden, — oder es würden sich doch andererseits beim An- treiben so bedeutende Unterschiede zwischen Temperatur des Bodens und der Luft zeigen, dass schlechter Holztrieb oder massenhafte Bildung von Luftwurzeln aus den Reben, welche solche natürlich schwächen müssten, die natürliche Folge sei. — Ferner habe Hr. Ruck, Hofgärtner in Strelna , den Re- ferenten bei einem Besuch von dessen Wein- treibereien darauf aufmerksam gemacht, dass während und etwas vor der Blüthe des Wei- nes, bei früher 'Treiberei, verhältnissmässig die höchsten Wärmegrade gegeben werden müssten, von 15—18° R. Geschehe dies nicht, so verkümmern die Trauben, wie man das in Treibereien leichi bemerken kann, indem die dem Ofen nächsten Trauben sich am vollkommensten ausbilden, — und die an den kälteren Stellen des Hauses dagegen leicht verkümmern. (BE. R.) 4) Eine neue Gespinnstpflanze er- regt jetzt in Amerika viel Aufsehen: Senor Benito Roerl, Besitzer ausgedehnter Lände- reien zu Sontecomapam im Mexikanischen hat eine Plantage der Boehmeria tena- cissima ins Leben gerufen, einer Pflanze, welche in Mexiko 8—10 Fuss Höhe erreicht und einen in jeder Richtung ausgezeichneten Faseıstoff enthält. Man rühmt von dem Product, dass es glänzend und ausnehmend weiss ist, so dass das Bleichen des Stoffes sich als vollkommen überflüssig darstellt. Ferner lasse sich die Pflanze so grob spin- nen wie Hanf, vertrage aber auch wegen ihrer Stärke und Elastieität das feinste Ge- spinnst, wie Flachs, Baumwolle und Seide. Hinsichtlich der Spannkraft übertreffe sie den besten russischen Hanf und sei doppelt so stark, als der beste belgische Flachs. Zudem biete sie als perennirende Pflanze, II. welche 4-——5 Ernten abgiebt, ehe sie am Stocke abstirbt, für den Oekonomen Vor- theile. wie sie bei keiner ähnlichen Pflanze bekannt seien. Die Feinheit des Fadens soll sich im zweiten und dritten Anbau noch steigern und die Faser von dem eigentlichen Gespinnste weit einfacher befreien lassen, als bei der Baumwolle. Die patriotisch- ökonomische Gesellschaft in Prag besitzt Proben dieses neuen Faserstoffes (Oestr. bot Zeitschr.) 5) Aus den Verhandlungen der bo- taniseben Section auflder 49. Ver- sammlung der schweizerischen Na- turforscher zu Genf im Jahre 1865 entnehmen wir Folgendes: J. Müller aus Genf gibt eine allgemeine Uebersicht über seine Untersuchungen der Euphorbiaceen. Obgleich diese grosse Familie der Gegen- stand zahlreicher Untersuchungen gewesen ist, so bleibt doch noch viel zu wünschen übrig, namentlich in Bezug auf die Abgren- zung der Genera und Species. M. verbreitet sich über die hiebei zu befolgende Methode und über den Werth der Charaktere im All- gemeinen und bei den Euphorbiaceen im Besonderen; er setzt dann die Grundsätze des Systems, das er befolgt hat, auseinander. Die von ihm angewendeten Charaktere sind; 1) die Form des Embryo, wodurch die Fa- milie in zwei grosse natürliche Reihen ge- theilt wird, 2) die isolirten oder gezweiten Eichen in jedem Fache des Fruchtknotens, 3) der Kelch. Hierdurch erhielt er 10 Zünfte und dann wieder auf ähnliche Weise 49 Un- terabiheilungen, 182 Gattungen und mehr als 300 Arten. (Regensburger Flora). 6) Savi über die Vegetationsver- hältnisse derApenninen vonPistoja: Die Apenninen von Pistoja kann man nach ihren Vegetationsverhältnissen in drei Re- gionen oder Zonen theilen:; in die des Oel- baums, der Kastanie und der Buche. Die Region des Oelbaums, welche als eine Fortsetzung der Ebene zu betrach- ten ist, erhebt sich am südlichen und west- lichen Abhange des Apennins bis auf 408— 467 Meter. Die Weinrebe bildet auch ein charakteristisches Zeichen dieser Zone, so- wie der Ulex europaeus, Spartium junceum, Notizen. 85 Calluna vulgaris, Genista germanica, Erica scoparia u. a. Die Region der Kastanie erhebt sich bis auf 817—876 Meter und eine man- nigfache Flora entwickelt sich dem Auge des Botanikers; die charakteristischen Pflan- zen dieser Zone sind: Helleborus foetidusL., Anemone Hepatica L., Cytisus nigricans L., Chrysosplenium alternifolium L-, Carlina acaulis L., Cornus mascula L., Calamintha Acinos Clairv., Populus tremula L., Asarum europaeum L. u. a. Der Zone der Kastanie folgt unmittelbar jene der Buche, die sich bis zu den höchsten Gipfeln des Apennins erhebt. An der unteren Grenze dieser Re- gion, welche den Winter hindurch fast immer mit Schnee bedeckt ist, finden sich die höchst gelegenen Wohnungen, dann Wiesen, Waldungen von Buchen u. s. w. Die Flora dieser Zone bietet ein sehr mannigfaltiges Bild, die Alpenweiden bestehen aus: Nardus strieta , Luzula nivea, Festuca duriuscula, Phleum alpinum, Poa alpina, Carex lepo- rina, Alchemilla alpina, A. vulgaris, Agrostis alpina, Gentiana verna, G. acaulis u. v. a. Von den Buchenzweigen hängen Usnea bar- bata und Borrera furfuracea; der Stamm wird von Boletus igniarius ganz verunstaltet. Sehr selten finden wir die Buche mit der Betula alba und mit dem Pinus sylve- stris vermengt, weit öfter mit Alnus incana, Sorbus Aucuparia und Pinus Picea. Diese Waldungen sind so dicht, dass keine Luft durchdringt, daher trotz des fruchtbaren Bo- dens doch keine andere Vegetation fort- kommt, als Moose, und diese fast immer nicht fructifieirend. Nur wenn eine Buche in Folge des hohen Alters oder vom Blitz getroffen, zusammenbricht, und daher dem Lichte Eingang möglich ist, so kommen mehrere jener Pflanzen hervor, die den Wald umsäumen, wie Cytisus Laburnum, Sambu- cus racemosa, Daphne Mezereum u. a. — An den Felsen der höchsten Gipfel des Apen- nins von Pistoja prangen: Aquilegia alpina, Anemone nareissiflora, Rhamnus alpina, Co- toneaster vulgaris, Saxifraga Aizoon, S. ai- zoides, Valeriana montana, V.tripteris, Myo- sotis sylvatica var.‘ alpestris und viele alte Bekannte ausder Alpenwelt, (Regensb, Flora). 86 7) Strohmattenfabrikation im Grossen. Es gehörte früher das Anfertigen von Strohmatten für die Gärtnerei zu den für unentbehrlich gehaltenen technischen Fertigkeiten, welches jeder angehende Gärt- ner lernen musste. Dies mag sich neuer- dings geändert haben, obschon es nicht gut ist, wenn den Gärtnern die Anfertigung eines Gegenstandes, welcher nicht entbehrt werden kann und welcher gleichwohl käuflich nie überall zu haben sein wird, so gründlich versteht, dass er es seine ‚Untergebenen vollständig lehren kann. Das Deckenstricken ist dabei eine Arbeit, welche die in vielen Gärten häufigen arbeitsarmen Wintertage und Abende sehr nützlich ausfüllen hilft, auch für junge Leute eine recht angenehme Arbeit, wenn man sie nicht etwa, wie Schreiber dieses in Paris, bei 12 Grad Kälte unter freiem Himmel ausführen muss. Wo man andere nothwendigere Arbeiten für die Gärtner hat, wird man natürlich das Anfer- tigen der Strohmatten nicht von diesen be- sorgen lassen und sie überhaupt lieber kau- fen, wenn man die Arbeit nicht zur Be- schäftigung in Wintertagen geradezu nöthig hat. Zum Kaufen fand sich aber bisher selten Gelegenheit. Dem ist jetzt abgeholtfen, indem seit mehreren Jahren die Fabrik von August Garvens in Hamburg (Rödings- markt 58) Strohmatten bis 125 Fuss Länge, bei 31/, Fuss Breite und darunter zu mässigem Preise liefert. Das Fabrikat ist gut, fest, sauber und glatt gearbeitet und leicht. Die Kette ist entweder von ge- theertem Faden oder galvanisiriem Eisen- draht. Wir wissen nicht, wie lange solche Strohmatten halten, sind aber der Meinung, dass gethcerter Faden so lange hält wie das Stroh, indem schon gewöhnlicher guter un- getheerter starker Bindfaden jede Decke aushält. Man kann daher (nach unserer unmassgeblichen Meinung) die Mehrausgabe für Draht ersparen. Wie vielfach die Ver- wendung von Strohmatten in der Gärtnerei sein kann, lernen selbst alte Gärtner noch aus dem illustrirten Programm der Fabrik von A. Garvens. Wenn auch manche Art der Verwendung etwas weit hergeholt ist, so erhalten wir doch manchen praktischen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Wink. Die Decken werden nach Angabe in allen Grössen bis 125 Fuss Länge, jedoch nicht über 3%/, Fuss breit angefertigt, und lassen sich in beliebige Stücke theilen. Wir empfehlen dieses neue Fabrikat besonders Gartenfreunden. welche keine Strohmatten selbst machen oder machen lassen können. Der Preis stellt sich aut 5 Sgr. für 31/, Fuss im Quadrat, wird aber wohl in anderen Jah- ren niedriger sein, da das Stroh von 1865 unerhört theuer war. J. 8) Vermehrung der Remontiren- den Nelken durch Stecklinge. — Hr. J. Sisley theilt in Revue horticole seine Erfahrungen über die Vermehrung der Re-. montirenden Nelken durch Stecklinge mit. Die Vermehrung dieser schönen Pflanzen, sagt derselbe, geht durch Stecklinge ebenso sicher und schneller als durch Ableger vor sich. Schneller, weil die Pflanzen, denen man die Triebe zu Stecklingen abschneidet, bald wieder neue Triebe bilden, während da, wo man ablegt, die Mutterpflanze so lange die Marcotten noch nicht abgenommen, keine neuen Triebe bildet. Zur Vermehrung durch Stecklinge im Grossen, ist der Januar und Februar die besie Zeit. Man benutzt dazu ein niedriges Kalthaus und steckt sie hier je nach den Varietäten, entweder un- bedeckt, oder mit Glasg!ocken überdeckt, indem es Sorten giebt, die besser unbedeckt und andere, die besser bedeckt gedeihen. Bis zur Bewurzelung sollen die Stecklinge hinlänglich feucht und rein gehalten werden. Die Stecklinge der Nelken ertragen eher ein Uebermass von Feuchtigkeit als zu grosse Trockenheit. Die gelben und schlechten Blätter müssen stets sofort entfernt werden, wo sich deren bilden. Es geschieht dies in- dem man die Stecklinge herausnimmt, rei- nigt und wieder steckt, da dies der Schnel- ligkeit, mit der sie sich bewurzeln, durchaus keinen Ertrag thut. Sobald die Bewurzelung erfolgt ist, werden die jungen Pflänzchen einzeln in kleine Töpfehen gepflanzt und bald an die Einwirkung der freien Luft gewöhnt. Dies ist die Art und Weise, wie Herr Alegatiere, der bekannte Nelkenzüchter in IV. Literatur. 5 Lyon, jährlich bis 25,000 junge Nelken- pflanzen erzieht. Der Referent hat die Vermehrung der Nelken durch Stecklinge schon vor 25 Jahren mit gleich gutem Erfolge angewendet. Die Stecklinge wurden im Spätsommer und An- fangs Herbstes in einem kalten Mistbeetkasten in Töpfe gesteckt. Um die Fläche für Auf- saugung des Wassers zu vermehren, ward jeder Steckling, nachdem er unterhalb des untersten Knotens abgeschnitten, noch der Länge nach von derSchnittfläche aus durch das Mark des Stengels bis zum nächsten Knoten aufgespalten. Derartig behandelte IV. 1) Botanische Ergebnisse der Reise Seiner Majestät des Kaisers von Mexico Maximilian I, nach Bra- silien (1859 —1860), auf Aller- höchst dessen Anordnung be- schrieben und herausgegeben von Dr. Heinrich Wawra. Wien 1866. Druck und Verlag vonKarl Gerold Sohn. — Gross Folio mit 104 Tafeln. Das Werk, das wir hier anzeigen, gehört zu der geringen Zahl derer, die in Bezug auf ihre künstlerische Ausstattung uuüber- troffen dastehen, — würdig dem Manne, dessen Reise die Veranlassung zu der Pflan- zensammlung gab, welche in diesem Werke beschrieben und zum Theil in ausgezeich- neter Eleganz und Präcision abgebildet sind. Der Fregatten-Arzt, Hr. Wawra, der dieses Werk im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers Maximilian I. herausgegeben, be- gleitete denselben nebst Herrn Franz Maly, Gärtner in Schönbrunn bei Wien, auf der im Jahre 1859 —1860 unternommenen Reise nach Brasilien. Während Sr. Majestät wei- tereTouren in das Innere der Brasilianischen Urwälder von Bahia und Rio Janeiro aus ar Stecklinge wachsen noch besser und sicherer als einfach glatt abgeschnittene. — Wer den Artikel des Hrn. Sisley liest, sollte glauben, er sei ein wahrer Pfuscher, wenn er fortan noch Nelken ablegen (mar- cottiren) würde. Trotzdem bleibt das nach unserer Ansicht für den Gartenfreund, dem es nur darauf ankommt, sich einzelne schöne junge starke Pflanzen anzuziehen, noch im- mer die sicherste und empfehlenswertheste Methode. Der Gärtner aber, der massenhaft anziehen will, wird besser thun, durch Steck- linge zu vermehren. (ER) Literatur. meidlichen Strapatzen derartiger Reisen mit der ihm eigenen Energie und Thatkraft überwand, sondern auch seinen Begleiter Franz Maly Pflanzen sammeln half, — un- ternahm Hr, Wawra, den sein Dienst in der Nähe des Expeditionsschiffes zurück- hielt, einzelne Exceursionen mehr in der Nähe der Küste und sammelte hier die mannichfaltigen Pflanzenarten der reichen Flora Brasiliens. Interessant sind die kurzen, aber ganz vorzüglichen Schilderungen, die Herr Wawra in der Einleitung gleichsam als einzelne gut gelungene Vegetationsbilder, über den über- aus üppigen Pflanzenwuchs der von ihm un- tersuchten Gebiete giebt. Die reiche Pflan- zenfülle der Flora Brasiliens wird da so recht anschaulich vor dem Blicke des Le- sers aufgerollt und wollen wir hier eine der Schilderungen folgen lassen, die Hr. Wawra über die Vegetation an einem mit dem Meere in Verbindung stehenden Wasserbecken (Tich) in der Nähe von Bahia giebt. Der Verfasser sagt hier: „Anzugeben, welche Gewächse hier die massgebenden sind,' dürfte wohl unmöglich sein, denn mit jedem Schritt ändern sich die Arten, oder wir finden dieselben Arten, aber mächte und hier nicht nur alle die unver- | mit ganz anderen, uns noch fremden Pilan- 88 zen gruppirt; vielleicht dürfte die Beschrei- bung einer dieser Gruppen, welche trotz des beständigen Artenwechsels doch im Allge- meinen denselben Charakter behalten, auch den Charakter dieser Vegetation am besten veranschaulichen. — ‘ Ihren Centralpunkt bilde ein mächtiger Feigenbaum, (Ficus dolearia), ganz nahe am Ufer, zu ihm zählen wir alles, was er mit seiner mächtigen Krone überragt; wir drän- gen uns mit unsern Tropinen durch eine schmale Strasse im Mangle-Gebüsch und bahnen uns mit vieler Mühe den kurzen Weg vom Ufer zum kolossalen faltigen Stamm. Zwar erreicht er nur eine mässige Höhe, aber seine Breite oder eigentlich Form, die um so zusagen, durch seine hinauflaufenden Wurzeln und herablaufenden Aeste ein ab- sonderliches Aussehen gewinnt, setzt uns in Erstaunen. Die sparrigen Aeste bilden eine dichte, mehr breite als hohe Krone und beherbergen und stützen ausser einer kleinen Welt von Peperomien, Pleurostachysarten und winzigen Farnen eine Menge vonLianen und von grösseren monocotylen Parasiten; diese letzteren (Bromeliaceen, Orchideen) mit ihren einfachen, für vegetabilische Ge- schöpfe viel zu steifen Formen contrastiren auffallend gegen das lose Convolut der Schlingpflanzen, die zahl- und regellos um Aeste und Zweige, um andere Schlinger und um sich selbst gewunden und gedreht, end- lich in wirren Locken von den Baumästen herabhängen in das untere Strauchwerk oder in den Wasserspiegel des Tich. Zwischen den Falten des Stammes sitzen meist Farn- kräuter (Vittaria lineata, Meniscium bifoium und Lycopodium linifolium), auf die Falten hat das Polypodium vacceimifo- lium — dem es aber hier zur Fruchtbildung zu feucht sein dürfte — sein engmaschiges Netzwerk mit unzähligen Haftwurzeln ange- nagelt,; auch eine löcherblätterige Monstera versucht den Stamm hinaufzuklimmen, doch ihr nicht minder ist: es hier zu feucht und zu dunkel, sie wird von anderen Lianen längst überholt und verdrängf. Diese su- chen nun auf allen Wegen — am Stamm, an den Stützbalken der Aeste oder durch Vermittelung der benachbarten Gesträuche sor- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Krone zu erreichen; viele schicken noch senkrechte Haar- bis stangenförmige Luft- wurzeln zur Erde, um sich ihre Nahrung auf direktem Wege zu holen Nun wird es aber nicht so leicht sein, die Arten anzu- geben, welche oben in der Krone ihr Un- wesen treiben; nnten siebt man nur ihre laublosen, fast: tauförmigen, nach allen Rich- tungen gespannten Stämme und Luftwurzeln, und selten gelingt es, durch Zerren an den- selben auch nur einen ihrer belaubten Zweige herabzubringen; doch vermögen wir aus den tieferen, uns zugänglichen Zwei- gen wenigstens einige zu erkennen, und zwar das Stigmaphyllum affıne. welches, nach der Unzahl von gelben Blüthen in der Krone zu schliessen, hier eine bedeutende Ausbreitung haben muss; da es nebstbei überaus reichblätterig ist, so mag es auch zur Abrunduug der Krone am meisten bei- tragen. Dort gucken zwischen den Aesten die plumpen Köpfe der Carludovica funifera hervor, einige umschlungen mit zarten Cen- trosemareisern, hier hängen wieder in lan- gen Büscheln die schillernden, verrätherischen Schoten der Mucuna urens; braune blaue Phaseolusblüthen wiegen sich in den Zweigen, und courtinenartig hängt ein Cis- sus- (quadrialatus) Gewinde von der Baum- krone in das Wasser des Tich hinein. Unter dem Baume treffen wir zunächst des Sees die Inga eiliata so dicht, dass wir uns mit dem Messer den Weg hindurch bahnen müssen, um zu einer stämmigen Vismia ma- crophylla mit prächtigen, goldiarbigen Blü- thendolden zu gelangen; an sie lehnt sich, durchflochten mit dem dunkleren Laub von Smilax Schomburgkiana die Cupania ana- cardiaefolia (?), ein halbklimmender Strauch, der über einen der niederen Ficusäste ge- worfen, seine langen Zweige fast bis an den Boden herabsenkt, während unser Smilax seinen Weg am Ast weiter verfolgt, um in dessen Endzweigen zu verschwinden. Unweit davon wächst eine prächtige Piperacee mit vortrefflich (nach Anis) schmeckendem Sa- men; es ist die bis jetzt nur hier um den Tich gefundene Ottonia Blanchetii; den Hin- tergrund bilden einige Bäumchen von Tour- nefortia, deren fadenförmige Zweige wie ein und IV. grauer Bart von der. Ficuskrone herabzu- wallen scheinen; dazwischen steht ein zwei Klafter hohes Exemplar von Desmoncus po- Iyacanthus, welches mit seinen dornigen Blättern sich fest in den Bart eingehakt hat. Was noch an Raum übrig bleibt, am Boden und zwischen den Sträuchern, das occupiren die krautigen Pflanzen, Episcien, Heliconien, Gräser, die schlanke Maranta Tonchat, grausame Sclerien, und die weniger hochstrebenden Schlinger wie Anguria Sel- lowiara , Amblyanthera versicolor, Momor- diea Charantia etc. etc.“ — Wir gehen hiermit zu dem eigentlichen Werke, nämlich zur Beschreibung und Auf- zählung der während der Reise des Kaisers ' Maximilian I. gesammelten Pflanzen über. Im Ganzen sind 785 Arten aufgeführt, von denen ein grosser Theil noch neu oder we- nig bekannt. Alle diese letzteren sind gut beschrieben und auf 104 Foliotafeln abge- bildet. Die Bestimmung und die Beschrei- bnng des grössten Theils dieser Pflanzen ist vom Hrn. Wawra selbst, — die Bearbeitung der Aroideen hatte der für die Wissenschaft za früh verstorbene Schott übernommen und soll solche noch in einem besonderen Nachtrage erscheinen. Professor Berg in Berlin, dessen Tod wir leider gleichfalls kürzlich anzeigen mussten, bestimmte die Melastomaceen und Myrtaceen, Professor Reichenbach fil. die Orchideen, Herr Krem- pelhuber die Lichenen. Ausserdem unter- stützte der berühmte Herausgeber der Flora Brasiliensis, Herr Geheimrath v. Martius in München, sowie der Professor Fenzl in Wien und Herr Dr. Reisseck in Wien den Verfas- ser vielfach bei seiner schwierigen, aber in kurzer Zeit, bei vielfachen anderen Abhaltun- gen, dennoch glücklich gelösten Aufgabe. Herr Franz Maly endlich hatte sich nicht blos während der Reise durch fleissiges Sammeln ausgezeichnet, sondern es war sei- nen Bemühungen auch gelungen, theils in gut erhaltenen Samen, theils in Knollen, Rhizomen nnd Stengeln noch eine solche Masse von lebenden Pflanzen nach Wien zu- rückzubriugen, dass solche unter guter Pflege Ende des Jahres 1864, 2 grosse und kleine Gewächshäuser in. Schönbrunn gänzlich Literatur. 89 füllten. So ist diese Reise des Hohen Freun- des und Beförderers der Naturwissenschaf- ten auch für den Gartenbau ‚in ‚ähnlicher Weise ein sehr wichtiges Unternehmen ge- worden und viele der abgebildeten neuen Prachtpflanzen sind entweder in Schönbrunn in Cultur, oder sind sogar von dort aus schon in die Gärten Europas verbreitet worden. Als solche schöne Pflanzen, die allge- meinste Verbreitung in ungern Gärten ver- dienen, nennen wir: # Myrcia Imparatoris Maximilian I Wwr. Dekorationspflanze von der Tracht einer Eugenia mit gestreckten lanzettlichen Blät- tern und achselständigen Rispen weisser Blumen. (Tab. 1). Lasiandra Imperatoris Wwr. Schöne Art mit äönervigen, elliptisch-lanzettlichen Blättern und spitzenständigen Corymben grosser blauer Blumen. Mit den schönsten Arten dieser. ausgezeichneten Gattung an Schönheit wetteifernd. (Tab. 3). Miconia Bergü Wwr. Grosse ovale zugespitzte roth gesäumte Blätter, werden solche zu einer schönen Dekorationspflanze machen. Begonia neglecta D. C. Schöne mit B. manicata verwandte Art. (Tab. 7). Passiflora Jileki Wwr., Hübsche. Art. Blätter gross herzförmig-oval. _Blattstiele, Blüthenstiele, Ranken roth. Blumen kaum mittelgross, grünlich-weiss mit roth. (Tab. 8). Bignonia Imperatoris Masimiham Wur. Blumen gross, scharlach, in spitzenständigen Dolden. (Tab. 10). Tapeinotes Carolnae Wwr. Dieser hübsche Halbstrauch ist schon in den Gär- ten verbreitet. (Tab.: 9). Arrabidaea virescens D.C. Blätter oval» zugespitzt, mit rothen Nerven. Blumen roth, in grossen spitzenständigen Rispen, / (Tab. 11). Dipteracanthus affinis Nees., Prächtige Acanthacee, mit grossen scharlachrothen, einer Bignonia ähnlichen Blumen, — (Tab. 12)... Aphelandra, oostachya Wwr. Macht den 90 Eindruck einer Form der A. squarrosa. Blät- ter mit silberfarbenen Adern. (Tab. 13). Aphelandra Porteana Morel var. clava. Hübsche Abart dieser schon länger in Cultur befindlichen Pflanze, mit dicht, in einen keu- lenförmigen Blüthenstand zusammengedräng- ten Blumen, die von grossen Bracteen ge- stützt sind. (Tab. 14). Palicouria metallica Wwr. Schöne Ru- biacee mit oval-lanzeitlichen zugespitzten metallisch - glänzenden röthlich geaderten Blättern. , (Tab. 15). Palicouria densiflora Wwr. Ist der vorhergehenden ähnlich, aber Blätter nur unterhalb mit gelben Nerven. Blumenröhre graziler und länger. Blumen scharlach in dichten Rispen. (Tab. 16). Patabea capitellata Wawr. Im Blait der Palic. metallica ähnliche Rubiacee. Blu- men in spitzenständigen kneulförmigen Ris- pen. — (Tab. 18). Heliconia pendula Wwr. Eine präch- tige neue Heliconia mit mächtigen länglich- elliptischen zugespitzten Blättern und schar- lachrothem Blüthenstiel, dessen zickzackför- mig gebogene Spitze hängend ist und in abwechselnder Stellung die 1—2 Zoll von einander entfernten, zweireihig gestellten Blüthenknäuel trägt. Jedes Blüthenknäuel von einer zurück gebogenen, aus breiterem umfassendem Grunde lang schwerdtförmig zugespitzten scharlachrothen Bractee ge- stützt, die anfänglich so lang als die gelben Blumen, später aber noch um das Doppelte wächst. (Tab. 21). Canna polyclada Wwr. Eine Canna von der Tracht der C. Warscewiczü, mit roth gesäumtem Blatt und ziemlich stark verästel- tem Blüthenstand. — (Tab. 22). Oncidium Imperatoris Maximiliani Rchb. fl. Eine reizende lieblich und prächtige neue Art. Blumen in hängender einfacher 1!/, Fuss langer Blüthentraube. Die ein- zelnen Blumen fast 2 Zoll im Durchmesser. Blumenblätter und Lippe mit breitem pur- purfarbenem Rande und gelber roth punk- tirter Scheibe. (Tab. 24). Vriesia geniculata Wwr. Eine ausge- zeichnete neue Art, deren Blumen in bis 2Fuss hoher pyramidaler einfach verästelter Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Rispe stehen. Blumen’ der Rispenäste zwei- zeilig, 15—17 an jedem Ast, nebst Bractee gelbroth gefärbt. (Tab. 25). Ausser diesen speziell erwähnten neuen Prachtpflanzen wollen wir noch nennen; als schöne abgebildete Pflanzen: Calyptranthus fastigiata Berg. (Tab. 2), Gomphia bracteosa Wwr. (Tab. 5), Dale- champia ilheotica Wwr. (Tab. 6), Suteria nuda Mart. (Tab. 17), Peperomia flexicaulis Wwr. (Tab. 19), Peperomia pernambucensis Wwr. (Tab. 20), Eurystiles Cotyledon Wwr. (Tab. 23), Vriesea carinata Wwr. (Tab. 26), Pitcairnia corcovadensis Wwr. (Tab. 27), Lamprococeus chlorocarpus Wwr. (Tab. 28). Bomarea salsilloides Roem. (Tab. 29), Di- chorisandra pubescens Mart. (Tab. 30), Pa- nicum gladiatum Wwr. (Tab. 31), Lycopo- dium Martii Wwr. (Tab. 32). — Auch unter den folgenden schwarzen Tafeln von Tafel 33 bis Tafel 104, finden sich noch eine Menge ausgezeichneter schö- ner Pflanzenformen, die entweder neu, oder doch hier zum ersten Male gut dargestellt sind. — Es würde uns zu weit führen, wollten wir die hier publizirten ausgezeichneten Pflanzenarten Brasiliens auch nur einer flüchtigen Besprechung unterwerfen. Ge- stattet sei uns nur daraufhinzuweisen, dass die Hohe Oesterreichische Kaiserfamilie von jeher:die Herausgabe naturhistorischer Werke in anerkennenswerther Weise unterstützte. Die Prachtwerke der beiden Jacquins, die Brasilianischen Pflanzen Pohls, die Unter- stützung der von der Leopoldinisch-Caroli- nischen Akademie herausgegebenen Werke, etc. liefern da die mannichfachsten Beleg- stücke. In Kaiser Maximilian I. erblicken wir nun aber einen hochgestellten Mann dieser Erlauchten Familie, der nicht blos Schützer und Förderer der Wissenschaft, sondern der selbst Naturforscher, eine wis- senschaftliche Expedition unternahm und in Bezug auf Wissenschaft, wie auf Kunst, für die Veröffentlichung der Resultate der von ihm unternommenen Reise Sorge trug. Was würde unter den Auspizien dieses Monarchen für die wissenschaftliche Erfor- schung des tropischen Amerikas noch alles V. Angelegenhelten des Russischen geschehen, wenn es seiner Thatkraft und Energie gelingen sollte, als Sieger aus allen den mannichfachen Schwierigkeiten hervorzu- gehen, die sich der hohen Stellung Sr. Majestät im fernen Reiche der Azteken entgegenstellen, und zwar in einem Lande, das von keinem anderen unseres Erdballs an Reichthum der 91 Gartenbauvereins in St. Petersburg. Naturproducte aller Art übertroffen wird. Mit Stolz nennen ihn die Naturforscher einen der Ihren und vereinen mit Tausenden von andern ihre heissen Wünsche für sein Wohl- ergehen und segensreiches Wirken im fernen Westen. — E. Regel.- » V. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. 1) Sitzung am 15. Oktober 186. Die erste ordentliche Sitzung nach den Sommerferien, in dem neuen Lokale der Gesellschaft, dem grossen Saale der Ad- miralität, unter Vorsitz des Präsidenten, des Hrn. Samuel Alexeiewitsch v.Greig*). I. Die Commission, welche die Herbst- ausstellung vom 1.—10. Oktober in dem Landwirthschaftlichen Museum des Ministe- riums der Reichsdomainen eingerichtet, giebt ihren Bericht. Im Laufe der Ausstellung wurden 4mal des Abends Vorlesungen gehalten und zwar vom Hrn. Prof. Trapp über Bereitung der Conserven, von J. A. Gratscheff über Ge- müßebau, von N. W. Tschernaeft (Direc- tor des Landw. Museums) über Bienenzucht und Geschichte der Biene, — und von E. Regel über Obstbau. Da die Medaillen, welche bei dieser Ausstellung vertheilt wur- den, theils von Mitgliedern der Gesellschaft, — theils vom Hohen Ministerium der Reichs- domainen, — und eine von Sr. Majestät dem Kaiser ausgesetzt waren, — und da ferner die Einrichtungskosten nur etwas über 400 Rbl. S. betrugen, — so erzielte die Gesell- schaft bei dieser Obst- und Gemüseausstel- lung noch eine Reineinnahme von ungefähr 400 Rbl. S. Die Gesellschaft beschloss besonders zu *) General-Adjutant, Admiral und Ge- hülfe des Finanzministers. danken dem Hrn. Minister der Reichsdo- mainen, Herrn von Selony, dem Director des Museums N. W. Tschernaeff, den Herren, welche die Vorträge gehalten, sowie den Mitgliedern der Commission und des Preisgerichtes. Preise erhielten: 1) Für die Abtheilung des Gemüse- baues. E. A. Gratscheff, die Grosse goldene Medaille des Ministeriums der Domainen. R. Schröder, die Mittl. goldene Medaille der Gesellschaft *). K. Ender, d. Kl. g.M. d. G. — , Regel, d. ‚Kl. go. M. d. 6. Das Nicolaische Invalidenhaus, die Gr. S. M. d.M. d. D. — W. Gratscheff, d. Gr. S.M.d G@. — P. Buck. d. Kl.‘S. M. d.G. — Von Treffurt, d. Kl. S.M. d.M.d. D. — J. Michailow, d.Kl. S.M. d. M.d. D. — Wise, d. Kl.S. M.d. G.— Rochel, d. Kl.S. M. d. G. — Konia- scheffsky, d. Kl. s. M. d.G.— Gärtner des Hrn. König, d. Kl.S.M. d.G. — Agamonow,d.Kl. S.M.d. G. -- Gög- *) Gr.g. = Grosse goldene. Kl.g. = Kl. goldene. M. = Medaille. Ges. = Ge- sellschaft. M. d. D. = Ministerium der Do- mainen. G. S. = Grosse silberne. K.S.= Kleine silberne. Br. = Bronzen. Ebenso führen wir nur die Preise an und verweisen im Uebrigen auf die bereits veröffentlichte Beschreibung der Ausstellung. — 92 ginger in Riga,d. Kl.S Md.G@ — Bell, die Br. M. — Maximowicez, die Br. M. — Ferstadt, die Br. M. — 2) Für die Abtheilung des Obstbaues. ‚Baron von Tyssenhausen, d. Gr. G.M d.M.d.D. — E. Regel, d. Gr. ©. M. von ür. Majestät dem Kaiser der Gesell- schaft zur Disposition gestellt. — Illiin, d. Gr.$.M. d. D. — Kesselring, Ober- gärtner im Pomologischen Garten des Hrn. E. Regel, d. Gr. s M.d.G. — Roche], Gr. s. M. d. G. — Gögginger, Gr. S.M. d.G. — Kondratiew, d. Kl. S.M.d G.— Gratschew, Gärtner bei Saposchnikoff, d. Kl. S.M.d.M.d. D. — Sobolew, die Kl. S.M.d. G. — P. Buck, d. Kl S. M. d. G. — Skorobagatow,. d. Kl. S.M. d. G. — .J. Fischer in Woronesch, d. Kl. 3) Für die Abtheilung der Technik des Gartenbaues. Herrn Auguste, d. Mittl. G. M.d. V. — Rabotnikow, d. Gr. S. M. d. V. — M. Jegorow, d.Kl.s.M. d.V. — Bre- vert, d. Kl. S: M.d. V.— Baron von Tyssenhausen, Danksagung. — Gun- dobin,d.K.S.M.d. V. — 4) Abtheilung Lebender Pflanzen zur Dekoration. Herr Gratscheff, Gärtner beim Herrn Saposchnikoff, d. Kl. &. M. — Zimmer- mann, d. Gr. S.M. d. V.— Höltzer, Gr. S.M.d. V. — Severin, d. Gr. S.M. d. V...- . Ender, 2 Gr. S: M. d.,V..u..d. Kl. S M.d. V. — Bergemann, d. Kl.S. M.d. V. — Ferstadt, d. Kl. S.M.d. V. Zomkin, d. Kl. S. M. d. V. — Gärtner des Hrn. König.d. Kl. S.M.d. V. — Gan- schurow, d. Kl.S.M.d. V.— Grigo- rieff, d. Br. M. — II. Der Minister der Posten theilt eine Vorstellung von Seiten des Vereines in Betreff der Versendung von Catalogen nach dem Innern Russlands mit, — dass in Folge eines Allerhöchsten Befehls Sr. Majestät des Kaisers vom 15. April 1866, Cataloge 'und Druckschriften in Bandrolle und das Gewicht ‚ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von 3?/, Loth nicht übersteigend, — nur 1 Kop. Porto zu zahlen haben. III. Der Seeretär Hr. von Wolkenstein liest eine Uebersetzung ins Russische, der Rede, welche A. De Candolle zur Eröf- nung des Congresses in London hielt. IV. Der Vizepräsident E. Regel stellt einige Sämlinge buntblätteriger Pelargonien auf und bemerkt das Folgende über solche. Die Aussaat von ungefähr tausend Korn von Samen buntblätteriger Pelargonien, wel- che erhalten wurden theils durch gegensei- tige Befruchtung buntblätteriger Searlet-Pe- largonien unter einander, — theils durch Befruchtung von bnntblätterigen mit den schönsten grünblätterigen Sorten; gab. fol- gende sehr bemerkenswerthe Resultate. a) Die Samen keimten sehr ungleich- mässig, von Anfang März bis Mitte Juli. b) Die zuerst aufrehenden Pflanzen zeig- ten sämmtlich grosse kräftige grüne Coty- ledonen und wurden alle ohne Mühe zur weiteren Entwickelung gebracht. Sie liefer- ten kräftige Exemplare mit grünen oder dunkelgezonten Blättern. c) Unter den später aufgehenden fanden sich einzelne Exemplare mit panachirten Co- tyledonen. Auch diese entwickelten sich bei sorgfältiger Pflege fast sämmtlich weiter zu kräftisen Pflanzen. In ihrer ferneren Ausbildung erhielten solche theils ganz grüne oder nur dunkel- gezonte Blätter, — ein kleinerer Theil lieferte weiss oder gelb gerandete oder gezeichnete Sorten und einige wenige lieferten buntge- zonte Sorten. Die Sorten, welche grüne Blätter erhielten, wurden besonders gestellt. d) Unter den noch später allmälig nach einander aufsehenden Pflanzen fanden sich einzelne Exemplare mit grünen oder mit panachirten Cotyledonen, die sich in ihrer späteren Entwickelung ähnlich verhielten, wie dies unter b. und c. gesagt ist, doch waren die Exemplare mit panachirten Coty- ledonen oft so zärtlich, dass sie nicht auf- gebracht werden konnten. °- Der grösste Theil der spät aufgehenden Pflanzen besass aber kleine gelbe Cotyle- donen. Bei der sorgfältigsten und verschie- denartigsten Behandlung gelang es‘ kaum V. Angelegenheiten des Russischen 20 ‚dieser Pflänzehen aufzubringen, indem solche abstarben,, bevor sie das erste Blatt bildeten. Es war von keinem Einfluss, ob solche in dem Napfe stehen blieben, in dem sie aufgegangen, oder ob solche gleich nach dem Aufgehen vorsichtig versetzt wurden, — ob solche der Einwirkung der freien Luft ausgesetzt, — oder ob solche unter Glocken gehalten wurden. Trocken gehalten, ver- troekneten die Cotyledonen, bevor sich das erste junge Blatt bildete, — feuchter gehal- ten, wurden die Wurzeln zuerst faul und sie starben so ab. Ein kleiner Theil konnte aber dennoch aufgebracht werden. Diese lieferteu theils Exemplare, deren Blätter grün und gezont wurden und die dann ein durch- aus kräftiges normales Wachsthum zeigten. Einige andere zeigten ein schwächliches Wachsthum und wurden zu zarten Sorten mit bunt gezonten Blättern, von denen einige schöne neue Formen darstellen werden. Ei- nige wenige endlich bildeten auch bei der weiteren Entwickelung alle folgenden Blätter silberweiss ohne jede Färbung aus und selbst der schwache Stengel behielt weisse Färbung. Von diesen sind mehrere trotz der grössten Sorgfalt im Herbste und An- fang Winter zurückgegangen. Einige ge- lingt es vielleicht durchzubringen *). e) Die Exemplare, welche panachirte oder gelbe Cotyledonen besassen, später aber normale grüne Blätter bildeten und ein kräftiges Wachsthum zeigten, wurden be- *) Während der kurzen Tage im No- vember und December trocknete bei zweien die Spitze ab, ein drittes ward in der Mitte des Stengels braun und eins behieit bis Ende December einige Blätter. Die von oben ab- getroekneten wurden geköpft, mit einer Glocke bedeckt und ertiielten gerade nur so viel Wasser, um solche vorm Vertrocknen zu sichern. Das stärkere derselben bildet kleine Seitentriebe. Das in der Mitte des Stengels braun gewordene starb aber schnell ab, — auch die anderen siechten bis auf ein noch lebendes allmälig hin, während alle anderen zarten buntblätterigen Sorten sich gut hielten, 93 Gartenbauvereins'in St. Petersburg. sonders gestellt. Im August wurde densel- ben die Spitze ausgekneipt und ia Folge dessen bildeten solche Seitentriebe, wovon bei vielen Exemplaren, die am Grunde des Stammes erscheinenden Triebe theils gelb- weisse roth gezonte Blätter, theils ganz gelb- weisse Blätter, theila panachirte Blätter ent- wickelten. An einzelnen Exemplaren ent- wiekelten sich unten ganz gelbe, weiter oben panachirte. an der Spitze grüne Seitentriebe. Diese anders gebildeten Seitentriebe sollen im Frühjahr zu 'Stecklingen "benutzt ‘und deren ferneres Verhalten später besprochen werden. f{) Ueber die Entstehung der ersten Ab- arten von scarlei-Pelargonien mit bunten Blättern ist nichts bekannt. Nach den ‘oben mitgetheilten Beobachtungen können solche ebensowohl zutällig aus Samen entstanden sein, — wie andererseits solche auch als anormale (dimorphe) Zweige aus dem Stamm grünblätteriger Sorten ausgetrieben sein und durch Fortpflanzung durch Stecklinge fizirt worden sein können. Mittheilungen von Sol- chen, die etwas über die Entstehung .der ersten buntblätterigen Sorten ' wissen, ' sind zur Vervollständigung ‘der Culturgeschichte unserer Pelargonien sehr erwünscht. V. Als Wirkliche Mitglieder ‚wurden aufgenommen: Nicolai‘ Wasiliewitsch Boldi- rew, lIgnaty Ignatiewitsch Demin, Sergei Matweiewitsch Rosanow. und Sitzung am 29. Oktober 1866 unter Vorsitz des Vicepräsidenten. I. Im Jahre 1867 sollen die Sitzungen an den folgenden Tagen stattfinden. Januar den 14. und 28. Februar den 11. und.18. März den 4. und 18. April’den 8. und 29, Oktober den 14. und 28. November den 11, und 25. December den 2. und: 16.,Als Zeit wird wie bisher der Abend von: halb 8 Uhr an festgestellt. II. Da die Sitzung. wegen der: Feier- lichkeiten in Folge der Hochzeit Sr. Kais. Hoheit .des Thronfolgers ' schwach‘ besucht war, wurden alle anderen Gegenstände auf die folgende Sitzung verlegt und: der; Vize- gräsident theilte nur noch einige Bemerkun- 94 gen über zu der Herbstausstellung eingesen- dete Obstsorten mit. Sitzung am 12. November 1866 unter Vorsitz des Herrn Präsidenten. I. Herr Nedzelsky übernimmt es für die Gesellschaft eine Zeichnung für ein neues Diplom kleineren Formates auszuarbeiten. I. Herr Stock stellt der Gesellschaft aus seiner Fabrik von künstlichem Guano (Dungpuiver) 100 Pid. zur Anstellung von Versuchen zur Verfügung. II. Durch den Direktor des Landwirth- schaftlichen Museums Hrn. Tschernaeff wird die Gesellschaft ersucht, ihre Meinung über die zweckmässigste Form von Töpfen für Gewächshauspflanzen und von Garteninstru- menten auszusprechen, um die Fabrikation derselben im Innlande anzuregen. Die Ge- sellschaft erkennt das Nützliche dieser Aut- torderung im vollen Maasse an und ernennt zur Untersuchung dieser Frage eine Commis- sion, bestehend aus den Herren Agamonow, Bergemann, E. A. Gratscheff, N. S. Gratscheff, Hinkeldeyn, Jegorow, Sayzefisky und Rochel. IV. Die Gesellschaft beschliesst an das Hohe Ministerium der Reichsdomainen die Bitte zu richten, — der Gesellschaft aus allen Theilen Russlands Proben von Samen der besten Russischen Gemüse zur Verfügung zu stellen und zugleich der Gesellschaft die Quellen mitzutheilen, wo Samen dieser Ge- müse in grösserer Menge zu erhalten sind. Die Gesellschaft erbietet sich derartige Ge- müse von ihren Mitgliedern auf ihren Werth prüfen zu lassen, um dann für Verbreitung der besten Sorten im Inn- und Auslande mitwirken zu können. V. Vom Herrn Owerin in Tiflis und vom Herrn Von Trefiurt in Petersburg sind Geschenke von Samen zur Vertheilung ein- gegangen und das Landwirthschaftli- che Departement des Ministeriums der Domainen, sowie Hr. M. S. Woronin haben .einige Werke der Gesellschaft für die Bibliothek als Geschenk eingesendet. VI. Vom Hrn. Jemelianow waren Pflan- zen ‘und aus dem K. Bot. Garten war eine Sammlung: von 160 Russischen : Holzarten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der: Schweiz: ausgestellt, welche letztere zur Weltausstel- lung nach Paris: gehen soll. VI Der Vizepräsident Regel theilt ei- nige Bemerkungen über die auf der Herbst- ausstellung eingesendeten Obstsorten mit. VII. Der Direktor des Gartens zu ‚Ni- kita, Hr. Zabel, sendete zur Ausstellung im Herbste 12 Flaschen Wein und Früchte. Diese Sendung kam aber erst einige Wochen nach der Ausstellung an. Die Gesellschaft beschliesst zur Probe dieser Weine ein Mit- tagsessen zu veranstalten und nach dem Wun- sche des Hrn. Zabel später ein Urtheil über die eingesendeten Krim’schen Weine zu geben. Sitzung am 26. November 1866. 1) Herr P. Buck erklärt wegen vielsei- tiger anderweitiger Beschäftigung seinen Austritt aus dem Vorstand. Hr. v. Treffurt wird an seine Stelle bis zur Wahl im Früh- Jahr erwählı. 2) Als Mitglieder des Vorstands der Gärtner-Unterstützungskasse werden die Hrn. Krilow und Bergemann erwählt. — 3) Das vom Herrn Secretär vorgelegte Budget für 1866 wird genehmigt. Dasselbe zeigt dieSumme von 5000 Rubl. Einnahmen und 4948 Rbl. Ausgaben. | 4) Ein ungenannter Gärtner trägt schrift- lich auf Errichtung eines Commissionsbureau bei der Gesellschaft für Verkauf von Samen, Pflanzen, Garten-Instrumenten und Zuweisung von Stellen für Gärtner an. Der Antrag wird als für die Gesellschaft als Gesellschaft, da sie keine Garantien leisten könne und für den Verkauf Handelsgärtnereien genugsam existirten, abgewiesen. 5) Hr. Gratscheff hält einen Vortrag über Spargeleultur. Als Mitglieder werden aufgenommen. a) Als ordentliche Mitglieder: Joseph Lwowitsch Rorbeck. — Nicolai Lasarewitsch Serebriakow. — b) Als nicht zahlende Mitglieder: Nicolai Leontiewitsch Karasewitsch. — Anton Grig- roewitsch Nedselsky. — Julius Karlowitsch Trapp. — c) Als Ehren-Mitglied. Der K. Preuss. Minister der Landwirthschaftlichen . Angele- genheiten Herr von Selchow. — VI. Personalnotizen, Neuestes und Correspondenz. 9 MW. Personalnotizen, Neuestes und Correspondenz. 1) Revue horticole, das gegenwär- tig beste Garten-Journal Fraukreichs, be- findet sich jetzt unter der Redaction des Herrn Carriere, eines Mannes, der durch seine praktischen wie wissenschaftlichen Kenntnisse gleich geeignet ist, ein solches Garten-Journal zu leiten. — 2) J. v. Warscewicz, Inspektor des Botanischen Gartens in Krakau, starb da- selbst am 31. December 1866. J. von Wars- cewicz, ein Pole von Geburt, musste, als in die erste polnische Revolution verwickelt, sein Vaterland verlassen. In den Jahren 1840 bis 1844 war er als Gehülfe im Bota- nischen Garten zu Berlin beschäftigt und dort lernte ihn der Referent als einen streb- samen tüchtigen Gärtner kennen, der ihm ein lieber Freund wurde. Im Jahre 1845 ging Warscewicz auf Rechnung einiger Bel- gischer Gartenbesitzer nach St. Thomas, um dort schön blühende Pflanzen für Belgische Gärten zu sammeln. Im Jahre 1846 liess er sich auf eigene Rechnung in Guatemala nie- der und sammelte dort Samen, lebende Pflanzen und trockene Pflanzen, welche er nach Europa versendete. Dort hielt er sich beim K. Preussischen Consul Hrn. Klee auf. Im Garten dieses Freundes und Schü- tzers unseres Warscewiez, cultivirte er die Pflanzenmassen, die von ihm aus den Gua- temala umgebenden Gebirgen zusammenge- tragen wurden und schickte solche massen- haft nach Deutschland und England. So begründete er gleichsam eine Epoche im deutschen Gartenbau, war es doch das erste Mal, dass ein Mann, der nicht minder thätig und intelligent sammelte wie Douglas, Hart- weg und andere, die alle ihre Sammlungen nur nach England sendeten, an die verschie- densten Gärten Deutschlands direkte Sen- dungen machte. Die Gärten Hamburgs, Berlins, Erfurts, der Botanische Garten in Zürich, dem damals der Referent noch vor- stand, erhielten von jener Zeit an jährlich Sendungen an Samen, Knollen, Zwiebeln. Massenhaft sendete seit jener Zeit bis zur deen nach England und Deutschland und die Beschreibung einer Masse neuer Arten, die er aus dieser Familie einführte, gab Prof. A. G. Reichenbach in der Bonplandia. Der Referent beschrieb damals in der von ihm herausgegebenen Schweizerischen Zeit- schrift für Gartenbau und später in den er- sten Bänden der Gartenflora eine Menge ausgezeichneter neuer Pflanzen, die alle von Warscewicz ihm zugesendet worden waren und theils von Warscewiez um Guatemala, theils auf seiner Reise von da aus nach Cen- tral-Amerika im Jahre 1848 gesammelt wur- den. Für die Qultur der Gesneriaceen wurden Warscewiezs Entdeckung Epoche machend. Er führte die erste Form mit weisser Blume von Trevirania longiflora ein, die F. A. Haage damals als Achimenes Jau- reguia in den Handel brachte. Die präch- tige Bouvardia leiantha Benth., eine unserer dankbarsten Blüthenpflanzen für die Winter- monate (Schweiz. Zeitschr. f. Gartenb. 1850 pag. 42 mit Abbildung), Lopezia macrophylla Bnth. (Schw. Zeitschr. f. Gartenb. 1850 p.25 mit Abbildung), Siphocampylos Warscewic- zü Rg]. (Schw. Z. f. Grtb. 1850 p. 143 mit Abbild.), Habrothamnus aurantiacus Rgl. (Schw. Z. f. G. 1851 p. 90 mit Abbildung). Eupatorium grandifolium Rgl. (Grtfl. I. tab. 12), Seiadocalyx Warscewiczii Rgl. (Grtfl: II. tab. 71), Alonsoa Warscewiczii Rgl. (Grifl. III. tab. 91). Isoloma Trianaei Rgl. (Grifl. III tab. 82), Tydaea Warscewiezi Regl. (Grifl. III tab. 79), Browallia viscosa (Czer- wiakowskiana Warsz.) (Grtfl. IV. tab. 142), Jochroma Warscewiczii Rgl. (Grtfl. IV. tab. 130), Salvia Heerii Rgl. (Grtfl. IV. tab, 115), sind alle von Warscewiez aus dem tropi- schen Amerika nur in den Botanischen Gar- ten zu Zürich eingeführt. | Nach England und Berlin sendete er vorzugsweise seine neuen Orchideen, Mat- thieu in Berlin verbreitete die von ihm ent- deckte Calathea Warscewicziü Kl. u. s. f. Fast ohne Mittel hatte sich Warscewiez 1848, nur von einem Indianer begleitet, von Beendigung seiner Reise Warscewicz Orchi- | Guatemala aufgemacht und seine grosse 96 Reise durch Central- Amerika angetreten. Hier lebte ei‘ Monate lang von den Früchten des Waldes und etwas Mais in den Hütten‘ der Indianer. Besonders ‚reich war. seine Ausbeute im Staate Veragua, wo er den 16,000 Fuss hohen Chiriqui-Vulkan bestieg. Anfang 1851 schifite er sich nach Süd- amerika ein und war Ende 1851 in Guaja- quil, wo er seiner Baarschaft und Instru- mente beraubt wurde, wodurch er das wie- der verlor, was ihm seine früheren Reisen eingebracht. Von da begab er sich nach Bolivia und Peru und hielt sich 1852 einige Zeit in Lima auf. In Jahre 1852 trug ihm die Hortieultural Society in London an, auf ihre Kosten zu reisen. Unser Freund schlug das aber aus, er wollte frei ohne vorge- schriebene Reiseroute seine Entdeckungen fortsetzen und seine Sammlungen nicht einer einzigen Gesellschaft übergeben, sondern un- gehindert vertheilen. Seine Sammlungen wurden namentlich in England in jener Zeit hochgeschätzt und die dort zur Auction kommenden Orchideen, welche er gesam- melt, wurden pr. Stück zuweilen zu 20—25 L. St. gezahlt. Im Jahre 1852 folgte er dem Fluss Maronnon in Peru und entdeckte dort wieder eine Masse neuer Orchideen, die Prot. H. G. Reichenbach gleichfalls beschrieben hat. Nachdem er die Anden Perus über- stiegen, kehrte er im Oktober 1853 nach Deutschland zurück und nahm die Stelle als Inspektor des Botanischen Gartens in Kra- kau an. Als kräftigen Mann, in den besten Jah- ren seines Alters, hatte der Referent seinen geehrten Freund zum letzten Male gesehen, Als er auf seiner Reise zur Ausstellung nach Amsterdam in Arnheim in den Eisenbahn- wagen. stieg, ' da fand er sich im gleichen Coupe zufällig mil seinem alten Freund Warscewicz und Geitner von Zwickau zusammen. Beide verdiente Männer um Deutschlands Gartenbau hat seitdem der jähe Tod ins Grab gelegt. Unseres lieben Freundes v; Warscewiez Andenken wird mit den zahl- a% Gartenflora Deutschlands, Russlands und’ we. reichen von ihm eingeführten and nach ihm benannten Pflanzen, gleich dem eines Dou- glas in den Annalen des Gartenbaues fort- leben. E. Regel. 3) Siebolds Garten. Der von Siebold in Leiden Garten wird von der Gemahlin fortgeführt, unter der Firma Ph. F. von Siebold, Jardin matation a Leiden. Dieser Garten wird nach wie vor vor- zugsweise nur die aus Japan importirten Pflanzen cultiviren. Geschäftsführer ist Herr A. Hakbyl. — E. Regel. 4) Meinen geehrten Freunden, Bekann- ten und den geschätzten Kunden in meiner bisherigen Stellung erlaube ich mir die er- gebene Anzeige zu machen, dass ich vom 1. Januar 1867 an die Geschäftstührung derausgedehnten C.H.Harmsen’schen Baum- schulen und Pflanzengärtnerei in Wands- beck mit übernehmen und für die reellste und proipteste Effectuirung der dem ge- nannten Etabiissement zugehenden geehrten Aufträge Sorge tragen werde. Hamburg, ult. December 1866. Eduard Ötto, Garteninspector. gestifiete desselben d’Aceli- Vom 1. Januar 1867 an ist meine Adresse: Wandsbecker Plantage, Zoll- strasse in Wandsbeck bei Hamburg. Eduard Otto. 5) Herrn Fr. G. in Sl. Ihre Aufsätze stets willkommen. Bitte es nicht übel .deu- ten zu wollen, wenn der erste nicht sofort erschien. Die Herren Gärtner und Garten- freunde schreiben alle im Winter. Die Gar- tenflora muss aber im Winter und Sommer erscheinen und da müssen oft Aufsätze ei- nige Monate liegen, Der Beitrag eines Mitgliedes des Russ. Gartenbauvereines in St. Petersburg beträgt 10 Rbl. Ss. — Bis jetzt kam es aber noch nicht vor, dass im Auslande wohnende als Mitglieder beitraten. e Fregelas Ya Grderl 710 Pmor 2 > rn ja ö hi ea R ö 2 7 = s i « er X y N Ar - 1 ? BEN } 3 ö ’ ’ AR be \ i " #* “r ne 1 N) F N ae Arte A el '< « N a Ban ee x 0 ee ne ar a ge en DOREEN RENNER N se Banane ee an era oh neh : I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Naegelia fulgida E Orte. (Siehe Tafel 538.) Gesneriaceae. N. fulgida E, Ortg. — Foliis late ovato-rotundatis, basi cordatis, mol- liter pubescentibus, grosse et duplicate erenatis, concoloribus; lobi calycis lan- ceolatis, acutis; corollae tubo ex lata basi cylindraceo-campanulato, sub-te- tragono, nee ventricoso; limbo pa- tulo lobis triangularibus, acutis. Corolla laete coccinea, ventre albida intus ru- bro-maculata. Veracruz, Roezl. leg. In der Tracht kommt diese neue Art den älteren Arten sehr nahe, dage- gen ist sie in Form und Färbung der Blüthen sehr verschieden. Die relativ kürzere, nicht bauchige, undeutlich 4-kantige am Grunde kaum verengte Corolle mit spitzlichen Lappen ist cha- racteristisch für diese Art. Die Färbung ist ein lebhaftes reines Scharlach, un- gleich leuchtender als bei Naegelia zebrinaund cinnabarina, die weiss- liche Bauchseite ist innen dicht roth gefleckt, und contrastirt dem leuchtenden Scharlach, IV. 1867. Wir erhielten im Jahre 1864 die Samen dieser Art in einem Briefe von unserm Freunde Rözl, der jetzt in der mexikanischen Provinz Veracruz eine grosse Plantage gepachtet hat, aber als früherer eifriger Gärtner und Sammler stets noch auf seinen Ausflügen und Reisen ein wachsames Auge auf die Pflanzenwelt richtet, und so gleichsam en passant manchen schönen Fund ge- macht hat und hoffentlich noch ferner machen wird. Er sandte uns auch die weissblühende N. amabilis (N. multi- flora), die aber kurz zuvor durch Ghiesbreght zuerst eingeführt wur- de. — N. fulgida wächst nach Rözl auf Felsen nahe der Küste, oft so nahe, dass der Schaum der brandenden Wo- gen sie netzen kann. — In Van Houtte’s Etablissement | sind von jeher die Gesneriaceen mit be- sonderer Vorliebe gezüchtet worden, hübsch mit | wir konnten daher diese schöne Neuheit nirgends besser placiren, als indem wir 7 98 Herrn Van Houtte das Eigenthums- recht abtraten. Auch neben seinen schönen Naegelien-Bastarden, auf die wir bei dieser Gelegenheit gerne auf- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. merksam machen, wird unsere N. ful- gida ihren Rang behaupten, (E. 0.) 5), Lamprococeus W eilbachii F. Diedr. (Siehe Tafel 539.) Bromeliacezaze, Aechmea Weilbachii F. Diedr. in Naturh. forenings vidensch. Afhand. teste Cat. sem. h. Haun, 1854. — L. Laurentianus ©. Koch, Wochenschr. 1860 pag. 73. — Foliis basi latissime dilatatis am- plectentibus, infra medium contractis serrulatis, caeterum lingulatisin- tegerrimis, 1/),—1!/; ped. longis infra apicem circiter 1—11/, poll. latis, apice acuminatis v. apieulatis; scapis folia aequantibus, bracteatis; paniculae sim- plicis ramis braetea magna fulecratis, 1—9 floris; floribus approximatis, bise- riatis. — Calyeis laciniae caeruleo-vio- lascentes. Petala carnea, albo-margi- nata, deinde nigrescentes. DBracteae, rhachis germinaque coccinea. —“ Wir erhielten diese schöne Brome- liacee aus dem Garten des Herrn Louis Van Houtte als Aechmea Weilbachii. Es scheint uns auch ohne Zweifel die von F. Diedrich unter diesem Namen beschriebene Pflanze zu sein, weshalb wir ihr diesen Namen gelassen haben. Prof, Karl Koch, einer der tüchtigsten Kenner der Bromeliaceen, hat der glei- chen Art (l. c.) den Namen Lampro- coccus Laurentianus beigelegt, aber auch er Spricht es schon aus, dass die Ver- wandtschaft mit Aechmea Weilbachii sehr bedeutend sei. Durch nach vorn ganz- randige Blätter unterscheidet sich unsere Art von den andern schönen Aechmea- Arten, welche fast sämmtlich jetzt zu der Gattung Lamprococcus Beer zu rechnen sind, mit Ausnahme der Aech- mea paniculata nach der Ruiz und Pa- von die Gattung aufstellten. Diese letz- tere Pflanze besitzt nämlich einen sei- tenständigen Blüthenstand und Blumen von der Structur einer Pitcairnia, so dass Beer mit vollem Rechte alle an- dern Aechmea-Arten als eigne Gattung aufstellte.. — Der L. Weilbachii gehört zu den schönsten Bromeliaceen. Seine Blumen entwickelten sich bei uns im Monat No- vember. Auf unserer Abbildung ist Fig. 1 eine verkleinerte Ansicht der ganzen Pflanze. Fig. 2 ist der untere, Fig. 3 der obere Theil eines Blattes in natür- licher Grösse. Fig. 7 der Blüthenschaft mit den Blumen und Fig. 4 eine Blume der die Kelchblätter weggenommen in Le- bensgrösse. Fig.5 ein Staubfaden, Fig. 6 Durehschnitt des Fruchtknotens mit dem Griffel, beide vergrössert. — (E. R.) ku me Rs % a Swen en. I. Originalabhandlungen. 99 Anthurium Geitnerianum Rgl. (Siehe Tafel 540.) Aroideae A. Geitnerianum; caudice abbre- viato; foliis coriaceis, atro-viridibus; pe- tiolo elongato, 7—18 pollicari, subtereti; lamina oblongo-lanceolata; spadice cy- lindrico, stipite longo spadicem ipsum superante suffulto. — A. linguifolium h. Geitn, — Das schöne Anthurium, von dem wir beistehend die Abbildung geben, gehört zu den fast stammlosen Arten mit grossen schönen ungetheilten lang- gestielten lederartigen Blättern und zeich- net sich von allen verwandten Arten dadurch aus, dass der Blüthenkolben innerhalb der Blüthenscheide von einem Stiel getragen wird, der noch länger als der Blüthenkolben selber. Der hiesige Garten erhielt diese noch unbeschriebene Art aus dem Gar- ten des Hrn. Geitner in Zwickau als Anthurium linguifolium. Entgegen un- serer Gewohnheit haben diesen Gartennamen umgeändert, weil der Na- me durchaus nicht passt und haben diese Art nach dem Hrn. Geitner zu wir Planitz bei Zwickau genannt, der sich | so vielfache Verdienste um den Garten- bau erworben hat und dessen Andenken wir hierdurch noch feiern wollen, Der Stengel kaum spannenhoch, eine Menge Luftwurzeln entsendend: Der Blattstiel am Grunde mit kurzer Scheide, fast stielrund, 7— 18 Zoll lang, auf der oberen Seite nach der Spitze zu mit schwach gehöhlter Furche; der Wulst auf der Spitze des Blattstiels am Grunde der Blattfläche ungefähr 1), Zoll lang. Blattfläche länglich - lanzettlich, fest und lederartig, ungetheilt, am Grunde meist abgerundet, oder seltener ver- schmälert, an der Spitze zugespitzt oder mit aufgesetztem Spitzchen, 4—5 Zoll breit und 12—20 Zoll lang. Der Mit- telnerven erhebt sich beiderseits convex über die Blattfläche, tritt auf der untern Blattfläche aber stärker als auf der obern vor. Viele Seitennerven, die, zart und kaum vortreten und in einen vom Rande entfernten und mit dem Blattrande pa- rallelen Nerven anastomosiren. Blü- thenstiel stielrund, länger als der Blatt- stil. Blüthenscheide grün, lederartig, länglich, "zugespitzt, zurückgeschlagen und gedreht, kaum 2 Zoll lang. Der Stiel, weleher den Blüthenkolben trägt, ist stielrund und 21/, Zoll lang und der walzliche Blüthenkolben selbst, der dicht mit Blumen besetzt ist, hat nur eine Länge von ungefähr 2 Zoll. — Fig. 1. Eine verkleinerte Pflanze. 2. Spitze eines Blüthenstiels mit Blüthenscheide und Blüthenkolben in natürlicher Grösse. 3. Die Spitze eines Blattes in na- türlicher Grösse. 4. Eine Blume vergrössert, von oben gesehen. (E. R.) 100 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Veber Anpflanzung der Obstbäume. In nachstehendem Aufsatze gedenke ich meine Erfahrungen im Allgemeinen, und mein durch Praxis sich bewährt habendes Verfahren ins- besondere, in Bezug auf diese so wich- tige, ‚aber meistens ungenügend, oder gar verkehrt ausgeführte Arbeit, darzu- legen. Hierbei werde ich nicht nur die Operation des Pflanzens selbst, sondern auch diejenigen vor und nach dem Pflanzen. vorzunehmenden Arbeiten be- sprechen, welche nothwendiger Weise ausgeführt werden müssen, wenn die Anpflanzung der Obstbäume von gutem Erfolg begleitet werden soll. Ehe man zur Pflanzung vorschrei- tet, muss man vor Allem über die Wahl der Sorten mit sich einig sein, da dies eine Sache vun grösster Wichtigkeit. Es genügt nicht, an und für sich gute und werthvolle Sorten zu wählen, son- dern ‚solche, die zu den speciellen Zwecken, welche man beabsichtigt, und für die örtliche Lage des zu bepflan- zenden Grundstücks vorzüglich geeignet sind. Das XKernobst behauptet unter allen Umständen vor dem Steinobst den Vorzug, und zwar wegen seines höheren Ertrags und seines grösseren wirthschaft- lichen Werthes, sowie seiner Dauerhaf- tigkeit. Von Sommeräpfeln und Som- merbirnen pflanze man nur verhältniss- mässig wenig an, da dieselben nur von sehr kurzer Dauer und geringem wirth- schaftlichem Werthe sind. Eine. Aus- nahme erleidet dies, wenn man in der Nähe grösserer Städte wohnt, und sich auf den Verkauf von feinem Frühobst einrichten will; in diesem Falle ist es jedenfalls nur von Vortheil, eine grös- sere Menge vonfeinem Sommerobst, und mehrjährige äpfel, sowie Butterbirnen und Berga- mottenanzupflanzen, dafür solche Früchte sich in Städten immer ein leichter und schneller Absatz erzielen lässt, und die- selben theuer bezahlt werden. In grös- serer Menge schon kann man Herbst- obst anpflanzen, da sich unter diesem, sowohl bei Aepfeln, wie auch bei Bir- nen eine namhafte Anzahl von Sorten befindet, die sich durch 2—3monatliche Dauer und wahren wirthschaftlichen Werth auszeichnen. Die Hauptbasis jeder grösseren Obstbaumpflanzung aber, bei welcher der Nutzen als Endziel betrachtet wird, muss aus Winterobst be- stehen. Da ausser den Aepfelsorten und Birnsorten, welche entweder aus- schliesslich Tafel- oder ausschliesslich Wirthschaftsobst sind, es auch sehr viele Sorten gibt, die für Tafel und Wirthschaft gleich werthvoll und brauch- bar sind, so ist es im Allgemeinen am vortheilhaftesten, Bäume von derartigen Sorten zur Anpflanzung zu wählen. In Bezug auf die Anzahl der anzupflanzen- den Steinobstbäume bemerke ich, dass dieselben, wofern nicht besondere Lieb- haberei des Eigenthümers das Gegen- theil verlangt, immer im Verhältniss zu den Kernobstbäumen in der Minderzahl stehen soilten, da sämmtliches Stein- obst von weit geringerem ökonomischem Werthe als das Kernobst ist. Von Zwetschgen und Pflaumensorten sind zu allgemeiner Anpflanzung in grösserem Maassstabe nur die gewöhnliche und die italienische Zwetschge, sowie die Au- gustzwetschge (besonders für rauhere Gegenden) zu empfehlen, und ausser diesen etwa noch die grosse und kleine grüne Reineclaude, sowie die kleine gelbe zwar hauptsächlich Calvillen und Rosen- | Mirabelle, welche 3 letzteren Sorten I. Originalabhandlungen. auch noch in Norddeutschland in nicht zu rauhen Lagen ganz gut gedeihen und schöne Erträge liefern; die kleine Mirabelle und kleine Reineelaude kom- men auch in Sandboden recht gut fort. Kirschbäume sollte man in grösserer Menge nur in der Nähe von Städten an- pflanzen, und dabei vorzüglich die be- sten am frühesten und am späte- sten reifenden Sorten berücksichtigen, und, wenn man Handel in entfernte Orte treiben will, hauptsächlich Sorten aus der Klasse der Knorpelkirschen wählen, da nur diese einen längern Transport gut vertragen. — Was die Aprikosen und Pfirsiche betrifft, so werden diese immer nur ein Luxusobst bleiben, und meistens nur in herrschaftlichen Gärten ihren Platz finden. Auch der Umstand, dass dieselben nur in den wärmeren La- gen Süddeutschlands als Hochstämme gerathen, in Norddeutschland aber die bekanntlich nicht wenig Mühe und Ar- beit verursachende Spaliercultur ein un- umgängliches Erforderniss ist, um Apri- kosen und Pfirsiche eultiviren und ge- niessbare Früchte von denselben erhal- ten zu können, wird stets ein Hinderniss der allgemeinen Verbreitung dieser Obst- arten in Deutschland bleiben. Die soeben angegebenen allgemei- nen Regeln über Auswahl des Obstes werden gewiss für Viele eine sichere Richtschnur in dieser Beziehung abge- ben können. Natürlich muss es dem Bedürfniss und persönlichen Geschmack eines jeden Einzelnen überlassen blei- ben, ob er vorzugsweise Sommer-, Herbst- oder Winterobst, Tafel- oder Wirthschafts-, Kern- oder Steinobst an- zupflanzen gedenkt. Um aber für Sol- che, die in der Pomologie wenig oder gar keine Kenntnisse besitzen, einen gewissen Anhalt in dieser Hinsicht zu geben, will ich hier ein kleines Sorti- 101 ment von anerkannt vorzüglichen Obst- sorten geben, die auch in rauheren La- gen und mittelmässigen Böden recht gut gedeihen und reiche Erträge geben, vorausgesetzt, dass es an der gehörigen Pflege nicht fehlt. Aepfel: Wintergoldparmäne, Kö- niglicher Kurzstiel, Grauer Kurzstiel, Pariser Rambourreinette, Goldzeugapfel, Burchardt’s Reinette, Gäsdonker R,, Braddick’s Nonpareil, Deutscher Gold- pepping, Edelborsdorfer, Glanzreinette, Sommerparmäne, Langton’s Sonderglei- chen, Muskatreinette, Carmeliter-R., Baumanns Reinette, Parker’s Pepping, Osnabrücker R., Grosse Casseler Rei- nette, Gravensteiner, Rother Herbsteal- vill, Gelber Richard, Prinzenapfel, Win- terpostoph, Champagnerreinette, Süsser Holaart, Weisser und rother Astrakan, Charlamovsky, Sommerrabau, Danziger Kantapfel, Alantapfel, Lütticher Rambour, Lothringer Rambour, Violetter Cardinal, Luiken, Grosser Bohnapfel, Weisser und brauner Matapfel, Gelber Herbststettiner, Rother Stettiner, Gelber Winterstettiner, Wintereitronen-Apfel, Apfel von Haw- thornden, Kleiner Langstiel. Birnen: Gute Graue, Oapiaumont’s Herbstbutterbirn, weisse Herbstbutter- birne, Grüne Hoyerswerdaer, Wildling von Motte, Rothe Bergamotte, Englische Sommerbutterbirn, Lange grüne Herbst- birn, Holländische Feigenbirn, Grum- kower Winterbirn, Forellenbirn, Römi- sche Schmalzbirn, Leipziger Rettigbirn, Kopertz’sche Fürstenbirn, Omsewitzer Schmalzbirn, Zimmtfarbige Schmalzbirn, Kuhfuss, Wittenberger _ Glockenbirn, Champagnerbratbirn , Weiler’sche Most- birn, Pomeranzenbirn vom Zabergau. Die 3 letzteren Birnsorten "liefern einen ausgezeichneten Obstwein, der dem französischen Champagner fast 102 gleich kommt, und verdienen daher ganz besondere Empfehlung. Von Zwetschgen und Pflaumen sind für rauhere Lagen und mittelmässige Böden nur die schon erwähnten Sorten: gemeine „August“- und italienische Zwetschge, und die grosse und kleine grüne Reineclaude und gelbe kleine Mi- rabelle; ausserdem etwa noch, aber nur für geschützte Hausgärten: Reineclaude von Bavay, Washington, rothe, weisse und violette Diapre, rother und weisser Perdrigon. Diese 5 letzteren Sorten sind nicht nur sehr edle Tafelfrüchte, sondern geben auch ein vortreffliches Dörrobst, und übertreffen in dieser Hin- sicht alle anderen Pflaumen und Zwetsch- gen, Unter den Kirschen sind folgende Sorten wegen ihrer Tragbarkeit und Genügsamkeit in Bezug auf Boden und Klima sehr zu empfehlen: Früheste bunte Herzkirsche, spani- sche Frühweichsel, Gottorper Kirsche, rothe Muskatellerkirsche, Prinzesskirsche, Ostheimer und Frauendorfer Weichsel, Gubener Bernsteinkirsche. In Bezug auf Aprikosen und Pfir- siche sehe ich aus den oben angeführten Gründen davon ab, ein Sortiment auf- zustellen und erwähne nur beiläufig, dass unter den bis jetzt bekannten Sor- ten am härtesten und dauerhaftesten folgende sind, Aprikosen: Grosse gewöhnliche, Grosse Frühaprikose. Pfürsiche: Pourpr&e hätive, Made- leine rouge, Double Montagne. Bevor nun zu der Anpflanzung selbst geschritten wird, muss eine ge- naue Untersuchung des Bodens statt- finden, um hiernach die Wahl der an- zupflanzenden Obstarten und die Art der etwa vorzunehmenden Bodenverbes- serung vornehmen zu können, und ich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. empfehle ganz besonders gründlich hier- bei zu verfahren, da hiervon zum gros- sen Theile das zukünftige Gedeihen der jungen Pflanzung abhängt. Aber nur zu häufig werden bei der Pflanzung so- wohl, als auch späterhin, die Bäume auf die gröbste Weise vernachlässigt, und Viele scheinen zu glauben, dass mit dem blossen Einsetzen des Baumes in die Erde Alles gethan ist, um fortan Anwartschaft auf unausgesetzt reichliche Ernten zu haben. Wenn derartig miss- handelte, Bäume nach einigen Jahren entweder eingehen, oder im günstigsten Falle kümmerlich fortvegetiren, und statt reicher Ernten, hin und wieder einige elende Früchte liefern, so heisst es dann gewöhnlich: „der Boden dieser Gegend ist für den Obstbau nicht mehr tauglich ,““ „es hat in der Gegend eine klimatische Veränderung stattgefunden‘, und ähnlicher Unsinn mehr! Wer seine Bäume aus einer soliden renommirten Baumschule, wo die Bäume auf ratio- nelle und gewissenhafte Weise herange- bildet werden bezieht, hat sich die Schuld nur selbst beizumessen, wenn die Bäume nach der Versetzung auf ihren bleibenden Standort nicht fort- kommen, In hohen offenen und rauhen Lagen kommen die vorhin angeführten Kirschen- sorten, alle Mostbirnen, fast alle Aepfel aus der Klasse der Streiflinge und Platt- äpfel, sowie die gemeine Zwetschge ganz gut fort, auch wenn der Boden sehr mittelmässig ist, nur darf es an der gehörigen Sorgfalt beim Pflanzen und der nöthigen späteren Pflege der Bäume nicht fehlen. Süsskirschen ge- deihen in derartigen Lagen sogar noch in schweren, zähen Thon- und Letten- böden, während die in Bezug auf Boden noch weit genügsameren Weich- selsorten einen mittelschweren Boden I. Originalabhandlungen. vorziehen und auch in reinem Sandbo- den sehr gut gedeihen, wenn derselbe nur nicht gänzlich aller Feuchtigkeit und Humusbestandtheile entbehrt. Für tiefe und zugleich nasse Lagen eignen sich Wirthschaftsäpfel, Zwetschgen und die geringeren Pflaumensorten, wenn der Boden zugleich schwer !und bindig ist; ist derselbe nur mässig schwer, so kommen in solchen Lagen auch Wirth- schaftsbirnen zut fort. Feuchter Moor- boden gestattet nur die Anpflanzung der gemeinen Zwetschge und der geringen Pflaumensorten, während bei sehr nas- sem Moorboden, wie er sich in vielen Gegenden Norddeutschlands vorfindet, erst eine Trockenlegung stattfinden muss, ehe man an Obstbaumpflanzungen den- ken kann. Doch genügt die Trocken- legung allein noch nicht, sondern es muss auch die oberste Schicht des Bo- dens, womöglich 1 Fuss tief, mindestens aber 6 Zoll tief, abgeschält und auf Haufen zusammengesetzt und diese dann angezündet werden. Die zurück- bleibende Asche muss mit dem Boden tüchtig vermischt, und letzterer so- dann, bei alljährlicher reichlicher Dün- gung mit Stallmist 4—-6 Jahre lang zum Ackerbau benutzt werden. Hierdurch wird der Boden so bedeutend verbessert, dass er nach dieser Zeit sehr wohl zu Obstpflanzungen benutzt werden kann, und man, bei genauer Anwendung die- ses Verfahrens, eine sichere, wenn auch nur mässige Fruchternte erwarten kann, Will man auf Moorboden ebenso reich- liche Obsternten wie auf Bodenarten erzielen, die von Natur für den Obstbau günstig sind, so muss derselbe durchaus eine starke Beimischung vonLehm oder Lehmmergel erhalten. Da aber in Moor- distrieten diese beiden letzteren Erdarten in den meisten Fällen nicht vorhanden sind, und nur aus weiter Entfernung 103 beschafft werden können, so wird man in den allermeisten Fällen auf eine der- artige Bodenverbesserung verzichten müs- sen, da sonst leicht die Anlagekosten den späteren Gewinn übersteigen könn- ten. Dagegen kann man den in Moor- ländereien fast überall massenhaft vor- handenen Sand sehr gut als ein wohl- feiles Verbesserungsmittel anwenden, und die hiermit verknüpften Kosten und Ar- beiten werden durch die dauerhafte Ge- sundheit der Bäume reichlich vergütet. Leichter trockner Heideboden , wie er ebenfalls in vielen Gegenden Nord- deutschlands vorkommt, bedarf einer starken Beimischung von Lehm, Thon- oder Lehmmergel, wenn Aepfel und Birnen gut darin gedeihen sollen, Stehen diese Verbesserungsmittel nicht zu Ge- bote, so kann man in solchen Boden immer noch Weichseln, Süsskirschen, Zwetschgen und gewöhnliche Pflaumen- sorten mit gutem Erfolge pflanzen, wenn man beim Pflanzen einen Zusatz von gutem Compostdünger anwendet, und aueh späterhin den Bäumen von Zeit zu Zeit eine derartige Düngung zukom- men lässt. Kalkboden, der in Nord- deutschland fast gar nicht, in Süddeutsch- land aber in grosser Ausdehnung vor- kommt, ist für die Anpflanzung von Obstbäumen sehr vortheilhaft, wenn er nicht zu leicht ist, sondern eine Bei- mischung von Thon oder Lehm nebst der gehörigen Feuchtigkeit besitzt; da- gegen ist ganz reiner Kalkboden un- fruchtbar. Lehmiger Sandboden ist für alle Obstarten sehr vortheilhaft, während reiner Sandboden, wie er besonders im nördlichen Sachsen, den Provinzen Bran- denburg, Pommern, sowie einem Theile Schlesiens vorkommt, nur unter gewis- sen Verhältnissen ınit Vortheil zum Obstbau benutzt werdon kann. Liegt nämlich in einer gewissen Tiefe unter 104 dem Sande eine Lehmschicht, was sehr häufig der Fall ist, so kann man, wenn die Schicht nicht über 3 Fuss unter der Bodenoberfläche liegt, durch tiefes Rigolen den Boden nachhaltig verbes- sern und für den Obstbau geeignet ma- chen. Liegt aber die Schicht noch tie- fer, so wird, wenigstens für ausgedehnte Pflanzungen das Rigolen zu kostspielig, und man muss sich in diesem Falle damit begnügen, die Baumlöcher 1—2 Fuss tiefer als gewöhnlich zu machen. Die Bäume werden dann nach einigen Jahren, sobald sie mit ihren Wurzeln in die tiefliegende Lehmschicht einge- drungen, ein unerwartet kräftiges Ge- deihen und anhaltende Fruchtbarkeit zeigen. Hat man es aber mit reinem Sandboden zu thun, ohne dieses natür- liche Verbesserungsmittel bei der Hand zu haben, so leistet man am besten Verzicht auf den Obstbau, da unter solchen Verhältnissen von irgendwelchem Ertrag nicht die Rede sein kann, Nur die Weichselsorten kommen in derar- tigem Boden noch gut fort, und liefern sogar reichlich Früchte, wenn man sie bisweilen mit gutem, völlig verrottetem Compost düngt. Die Baumlöcher sollten für Herbst- pflanzungen stets schon im Sommer oder noch besser im:Frühjahr, für Frühjahrs- pflanzungen schon im Herbste gemacht werden, damit die ausgeworfene Erde recht mürbe wird, und auch die Wände der Baumlöcher gelockert werden, was für das Gedeihen der jungen Bäume von grosser Wichtigkeit ist. Die Löcher sollten immer 5—6 Fuss weitund 3 Fuss tief gemacht werden, wo dies der Unter- grund erlaubt, da hierdurch den Bäumen für ihre ganze Lebensdauer ein kräftiges Gedeihen gesichert wird, und es kann nicht genug davor gewarnt werden, die Bäume förmlich mit Gewalt in kleine > Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. oft kaum 2 Fuss weite und 1 Fuss tiefe, Löcher einzuzwängen, wie es von un- wissenden Gärtnern nur zu häufig ge- schieht; ein fortwährendes Siechthum ist die natürliche Folge dieses unsinni- gen Verfahrens. Ist das zu bepflan- zende Grundstück nicht zu gross, und scheut man die Kosten nicht, so lasse man. dasselbe rigolen; man wird es ge- wiss nicht zu bereuen haben, Bei Grundstücken, die schon von Natur kräftigen, fruchtbaren Boden haben und überdiess durch langjährige Cultur ver- bessert worden sind, ist jedoch das Ri- golen nicht nöthig. Ein paar Wochen vor der Pflanzung müssen die Löcher nach Verhältniss ih- rer Tiefe zur Hälfte bis zu zwei Drit- teln mit der aufgeworfenen Erde gefüllt werden, damit sich dieselbe vor dem Pflanzen einigermassen setzen kann und letztere Arbeit sodann schneller von Statten geht. Ist die Erde sehr mager, so thut man wohl, derselben vor dem Einfüllen etwas guten Compost beizu- mischen. Ueber die Zeit der Pflanzung sind die Meinungen getheilt. Die Einen geben das Frühjahr, die Andern den Herbst als die vertheilhaftere Pflanzzeit an, Das Wahre an der Sache aber ist, dass beide Jahreszeiten an und für sich gleich gut zu dieser Arbeit sind, und dass nur Klima und Bodenverhältnisse zum Vortheil der Einen oder Anderen entscheiden können. In Kalk-, Sand- und Heideboden kann man getrost im Herbst pflanzen; wenn man dann nur zur rechten Zeit pflanzt, d. h. wenn die Bäume anfangen, ihr Laub zu verlieren, oder dasselbe eben erst verloren (in keinem Falle aber später), also je nach dem Klima und örtlicher Lage von An- fang, Mitte, bis Ende October. Die Bäume haben in diesem Falle noch Zeit, sich vor Eintritt der Kälte einigermassen I. Originalabhandlungen. in den Boden einzuwurzeln, und ent- wickeln dann im Frühjahr einen ganz besonders kräftigen Trieb. Das Schnei- den der Bäume wird aber dann besser bis zum Frühjahr verschoben. Die Frühjahrspflanzung ist bei schweren, kalten Thon-, Letten- und Lehmböden vorzuziehen, besonders wenn dieselben dazu noch nass sind, sowie in sehr rauhen Lagen, wie z. B, auf den nord- deutschen Gebirgen. Man muss dann mit dem Pflanzen so lange warten, bis der Boden einigermassen abgetrocknet ist, und sich bequem bearbeiten lässt. Auch in leichten trockenen Böden kann man im Frühjahr pflanzen, doch muss es dann möglichst zeitig geschehen ; so- bald die starken Nachtfröste vorüber sind, ist es an der Zeit, Man kann auch in schweren kalten Böden im Herbste pflanzen, doch nur in recht warmen Lagen, und jedenfalls muss dann das Angiessen oder Einschlämmen unterbleiben, was bei der Frühjahrs- pflanzung hingegen unbedingt zu ge- schehen hat. Die zu pflanzenden Bäume sollte man einige Stunden vor der Pflanzung mit dem Werzelballen in einen dünnen Brei, aus Lehm, Mistjauche und Wasser einstellen, und nach dem Herausnehmen die Wurzeln noch mit guter feiner Com- post- oder Mistbeeterde überstreuen. Es ist dies nicht geradezu nothwendig; aber die hierauf verwendete Mühe wird durch das vorzüglishe Gedeihen der so behandelten Bäume reichlich belohnt. Durch dieses Verfahren werden die Wur- zeln gleichsam in Nahrungsstoff einge- bettet, es entwickeln sich in Folge des- sen zahlreiche Haarwurzeln und das Ge- deihen des Baumes ist so vollkommen gesichert. Wenn man die Bäume aus der Baumschule halb vertrocknet erhält, was infolge weiten Transports oft genug 105 vorkommt, so schlage man die Bäume sofort nach ihrer Ankunft an einem schattigen Orte in feuchte Erde ein, und zwar so, dass ausser dem Wurzel- ballen auch noch der Stamm mit Erde bedeckt ist, Wenn das Vertrocknen der Rinde und des Holzes nicht schon ‚zu weit vorgeschritten war, erholen sich derartig behandelte Bäume mit Sicher- heit, wogegen es ganz verwerflich ist, dieseiben in Wasser zu stellen, da sie hierdurch unfehlbar völlig verdorben werden. Bei dem Pflanzen selbst schüt- tet man nun, nachdem schon ein paar Wochen vorher die Baumlöcher zur Hälfte bis zu zwei Dritteln mit der aus- geworfenen Erde aufgefüllt sind, noch so vie] Erde nachträglich in die Löcher, dass der Baum nach vollendeter Pflanzung einige Zoll höher als auf seinem frühe- ren Standorte steht, Dies ist nothwen- dig, weil sich die Erde in den Baumlö- chern nach und nach setzt, und der Baum andernfalls zu tief in die Erde käme, was von grösstem Nachtheile für die Ge- sundheit und Fruchtbarkeit des Baumes ist, Während des Pflanzens muss man die feinste Erde, die man zur Verfügung hat, zwischen den Wurzeln einfüllen, wo nöthig Letzteres mit den Händen verrichten, da man mit Spaten und Schaufel nicht immer gut zwischen die Wurzeln gelangen kann, ohne Gefahr zu laufen, Letztere zu beschädigen, und das beliebte Rütteln des Baumes ganz unterlassen, da hierbei nur zu leicht die Wurzeln Noth leiden. In Bezug auf das Beschneiden der Wurzeln be- merke ich, dass man bei gesunden reichbewurzelten Bäumen nur die beim Ausgraben beschädigten Wurzeln bis auf eine gute Stelle zurückschneidet, von den übrigen aber nur die Spitzen verstutzt. Bei halbvertrockneten Bäu- men, die vor dem Pflanzen einige Zeit 106 Gartenflora Deutschlands, im. Einschlag liegen müssen, ist es da- gegen. nothwendig, die Wurzeln, bis durchgängig auf frisches kräftiges Holz zurückzusehneiden, und die Bäume ei- nige Stunden lang mit den Wurzelbal- len in oben erwähnte Mischung zu stel- len, Nur auf diese Weise kann man derartige Bäume mit Erfolg pflanzen, Endlich kommen öfters, auch noch übri- gens kräftige Bäume vor, die aber fast keine Haarwurzeln, sondern nur eine Pfahlwurzel und einige starke Neben- wurzeln haben; auch bei solchen müs- ssen die Wurzeln nach Verhältniss ihrer Länge und Stärke zurückgeschnitten werden, um die Entwickelung von reichlichen Haarwurzeln hervorzurufen, welche für die spätere Fruchtbarkeit des Baumes ganz wesentlich ‚sind. Wenn man um die Wurzeln solcher Bäume wollene Lappen wickelt, so wird die Erzeugung der Haarwurzeln ganz aus- serordentlich befördert; auch Moos ist zu diesem Zwecke sehr gut anwendbar. — Nachdem die Bäume gepflanzt sind, um- gibt man dieselben mit einem etwa 6 Zoll hohen Walle, um in der dadurch gebildeten Vertiefung Regen und Schnee aufzunehmen. Pflanzt man im Herbste, so ist das Angiessen in den meisten Fällen überflüssig, in schweren kalten Bodenarten sogar schädlich, und nur in sehr trockenen Sand- und Heideböden nöthig. Bei Frühjahrspilarzungen da- gegen, gleichviel in was für Boden, muss man ein starkes AÄngiessen, oder vielmehr Einschlämmen anwen- den, d. h. ein so starkes Angiessen, dass die Erde im Baumloche ein förm- licher Brei wird, und alle Zwischenräume Russlands und der Schweiz. aus nicht. Um nun ein richtiges Ver-: hältniss zwischen den den Baum ernäh- renden Wurzeln und der Krone des Baumes, welche gleichsam den verzeh- renden Theil bildet], herzustellen, müs- sen die Zweige nach Massgabe ihrer Länge und Stärke mit steter Rücksicht- nahme auf die Beschaifenheit der Wur- zelkrone beschnitten werden. Die aus den Baumschulen in Handel kommenden Bäume haben meist 3 oder 4, bisweilen auch 5 Kronenzweige. Drei oder vier Zweige sind hinlänglich, um die Grund- lage zu einer schönen, vollkommenen Krone zu bilden, auch fünf Zweige kann man einem Baume noch füglich belas- sen, wenn dieselben recht gleichmässig um den Stamm herum vertheilt sind, in keinem Falle aber mehr, Die Zweige schneidet man auf 3—4 Augen, wenn sie besonders kräftig sind, auch auf 5 Augen zurück; sind aber die Zweige schwach, so sollte man ihnen nieht mehr als 2 Augen lassen. Bei Kirschen und Birnen sollte man den Mitteltrieb nie entfernen, sondern denselben zwei oder drei Augen länger als die übrigen Zweige schneiden. Bei Aepfel- und Pflaumen kann der Mitteltrieb ohne Nachtheil für die Form der Krone ent- fernt werden. Kräftig bewurzelte Bäume können stets lang geschn'tten werden. da sie viele Augentriebe ernähren kön- nen; schwachbewutzelte müssen kurz geschnitten werden, weil sie nur eine geringe Anzahl von Augen zu kräftigen Trieben entwickeln können, Ebenso wie mit den Hochstämmen, von denen seither die Rede war, verfährt man beim Schneiden der Halb- und Niederstämme, im Wurzelballen vollständig ausfüllt. | Die Anpflanzung der Formbäume ge- Das so beliebte Eintreten der Erde halte ich für sehr nachtheilig, und dulde es deshalb bei Anpflanzungen, die unter meiner Leitung ausgeführt werden, durch- schieht im Allgemeinen auf dieselbe, Weise, nur muss man dabei womöglich noch grössere Sorgfalt anwenden. ' Es. ‚ist jedenfalls am besten, sich nur zwei-, I. Originalabhandlungen. 107 oder noch besser einjährige Veredlun- | zweige der Pyramide daraus zu bilden; gen aus der Baumschule kommen zu lassen, und diese dann selbst zu Form- bäumen heranzubilden, alsaus der Baum- schule schon gebildete mehrjährige Py- ramiden und Spaliere zu beziehen. Denn in:den meisten Fällen sind solche Bäu- me von Pfuscherhänden dermassen zu- gerichtet, dass es äusserst schwer hält, daraus nach mehreren Jahren noch et- was Gutes zu formen; überdies werden in den meisten Baumschulen nur aus verkrüppelten, im Wuchse zurückgeblie- benen Schwächlingen aller Art, ohne Rücksicht auf Sorte und Unterlage, Formbäume gebildet, die freilich nur so- genannte Formbäume sind. Aber abge- sehen hiervon ist die Anpflanzung schon ausgebildeter Formbäume auch deshalb zu widerrathen, weil ältere Bäume stets schwieriger anwachsen, stark zurückge- schnitten werden müssen und somit der erzweckte Zeitgewinn nur ein scheinba- rer ist. Deswegen, und weil die Heran- bildung der Formbäume in das Gebiet des Baumschnittes gehört, will ich für diesmal nur in Kürze den Schnitt ein- jähriger, zu Formbäumen bestimmter Veredlungen, wie er beider Anpflanzung an ihren bleibenden Standort nothwendig ist, angeben. Aepfel und Birnen, die zu Pyramiden bestimmt sind, werden, wenn auf Wildling veredelt, auf zwei Drittel bis auf die Hälfte ihrer Länge (in keinem Falle aber länger) zurück- geschnitten; sind sie aber auf Paradies- stamm, oder Doucin und Quitte veredelt, 8o kann man sie bis auf ein Drittel ihrer Länge einschneiden. Es kommt bei solchen Bäumchen bisweilen vor, dass sie schon im ersten Jahre Seiten- triebe entwickelt haben und man kann | nur zu leicht beschädigt werden. diese, wenn sie kräftig genug sind und gleichmässig um das Stämmchen vertheilt stehen, benutzen, um die ersten Seiten- die übrigen schlafenden Augen müssen dann durch oberhalb derselben ange- brachte Einschnitte zum Austreiben ge- bracht werden. Die eigentlichen Zwerg- oder Buschbäume, in welcher Forın man hauptsächlich nur Aepfel erzieht, werden ganz auf die Weise wie Hochstämme beim Pflanzen beschnitten. Um die Grundlage zu einer gewöhnlichen Pal- mette zu bilden, wird der Edeltrieb so zurückgesehnitten, dass man ein Auge nach vorn, eins zur rechten, und eins zur linken Seite hat; das vordere Auge dient dann zur Bildung des Leitastes, während die beiden andern die untersten Seitenzweige bilden. Es kommt oft vor, dass nicht jedes Auge austreibt, und deswegen ist es rathsam, auf einige Au- gen mehr zu schneiden, und sobald der Trieb der am besten stehenden Augen gesichert ist, die übrigen auszubrechen. Zur Erziehung einer Doppelpalmette muss der Edeltrieb in einer Höhe von 8—12 Zoll über dem Boden auf 2 ein- ander gegenüberstehende Augen ge- schnitten werden, aus denen man dann die beiden Leitäste erzieht, welche die Grundlage der Doppelpalmette bilden. Bäumchen, die man zu Säulenpyramiden bestimmt, werden beim Pflanzen ganz, wie oben bei den Pyramiden angegeben, zurückgeschnitten. _ Dass Hoch- und Halbhochstämme nach vollendeter Pflanzung und dauer- haft an Pfählen angebunden werden müssen, ist eine Sache, die sich wohl von selbst versteht, sowie auch, dass die Pfähle vor dem Pflanzen in die Baum- gruben eingeschlagen werden müssen, da im gegentheiligen Falle die Wurzeln Sehr zweckmässig ist es, nach dem Pflanzen die Baumscheiben einige Zoll hoch mit verrottetem Mist, Compost oder Gerber- 108 lohe zu belegen, durch welche Stoffe bei Herbstpflanzungen das Eindringen des Frostes verhindert und bei Früh- jahrspflanzungen eine den jungen Bäu- men. . sehr wohlthätige gleichmässige Feuchtigkeit erhalten und. deren An- wachsen weit gesicherter wird. Vielleicht findet sich für mich spä- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ter Gelegenheit, in einem weiteren Auf» satze meine Erfahrungen in Bezug auf Anpflanzung und Schnitt der Formbäu- me, sowie der Pflege erwachsener Obst- | bäume ansführlich darzulegen. Friedrich Götz, Fürstlicher Hofgärtner in Slawentzitz, Kreis Cosel in Schlesien. 3) Cultur der Sonerila margaritacea Lindl. Für Decorationshäuser möchte wohl diese Melastomacee wegen der leichten Zucht zur prächtigen Schaupflanze von hohem Werthe sein, besonders aber noch, weil gerade ihre Blüthe zu einer Zeit eintrifit, wo es im Freien wie auch in ı Gewächshäusern an Blumen gelt. — Um eine solche Schaupflanze zu erziehen, schneidet man im Frühjahre von. einer durchwinterten Pflanze 5 bis 7 der kräftigsten Seitentriebe zu Steck- lingen ab, pflanzt sie zusammen in kleine Töpfchen und stellt dieselben zur raschen Bewurzelung an einen feuchten Ort. Zeigen ‚sich einige Wurzeln am Rande des kleinen Ballen, so werden sie ungetheilt in etwas grössere Töpf- chen gepflanzt und an einen hellen Ort des warmen Hauses gestellt. Bei aber- maliger Durchwurzelung hingegen wird eine Schale von obngefähr 8 bis 12 Zoll Durchmesser, je nach der beabsichtigten Grösse der Pflanze, zubereitet, worein 3 bis 5 der best gewachsenen Pflanzen in lockere grobe Heideerde. gepflanzt werden. Von da an wachsen die Pflan- zen üppig, was noch durch ein zeitwei- ses Giessen mit schwachem Dungwasser zu verstärken geht. Im Juli bildet eine solche Pflanze durch die reizende Be- laubung und durch die grosse gleich- man- mässig überwachsene Fläche als schein- bar einzige Pflanze, schon einen: wahren Schmuck des warmen Gewächshauses, Doch im November bei Entfaltung der massenhaften rosenrothen Blumen und den zierlich nach allen ‚Seiten überhän- genden Zweigen prangt sie wirklich, und blüht sogar bei guter Durchwinte- rung im Frühjahre zum zweiten Male. Ferner ist bei der Behandlung noch zu beachten, dass die Pflanze wohl ei- nen hellen, doch im Sommer. vor der starken Sonne etwas geschützten Stand- ort erhalte, sowie dass derselbe kein zeitweise nassfeuchter sein darf, weil sonst durch den starken Wechsel in dem Entziehen und Anhäufen des Saftes eine so üppig wachsende Pflanze ‚der Stamm- fäule. leicht ausgesetzt ist. — Durch Samen angezogen blüht zwar die Pflanze ebenfalls schon im ersten Jahre, aber zur Anzucht einer Schaupflanze , würde wegen der grossen Neigung zu Bastar- den, die Gleichheit fehlen. C. Clauss. Ich erinnere mich mit Vergnügen an die prachtvollen Pflanzen, welche ich im Juli 1865 im botanischen Garten in Carlsruhe und später. von dort eingesen- det, in Erfurt auf der Ausstellung sah. Sie wurden auf diese Art gezogen, .d. I. Origimalabhandlungen. 109 4) Cultur der Gloxinien. Von E. Mayer im botan. Garten zu‘ Karlsruhe. Eine unserer schönsten, im Sommer hlühenden Warmhauspflanzen, ist un- streitig die Gloxinie in ihren verschie- denen Spielarten. Sie trägt sehr viel zur Sommerdecoration eines Gewächs- hauses bei, und bildet mit Recht auch die Zierde eines Blumentisches im Salon. Man sieht sie nicht so häufig, als sie es wohl werth ist; in vielen Gärt- nereien nicht einmal schön und ihre Cultur ist doch gar nicht schwer. Sie hat Knollen von verschiedenen Dimen- sionen, je nach dem: Alter derselben, welche im Herbst, nachdem Blätter und Stengel völlig abgetrocknet sind, aus den Töpfen genommen werden. Nun wird die Erde ganz von den Knollen entfernt, und diese in trocknen Sand gelegt. Man kann sie auch in den Töpfen lassen; das Erstere ist da vor- zuziehen, wo der Raum zur Ueberwinte- rung beschränkt ist; da man dann oft alle von einer Sorte in einen Topf zu- sammen legen kann, Der Ort, wo sie stehen, kann dunkel, darf aber nicht feucht sein, da sonst die Knollen leicht faulen. Hier lässt man sie stehen bis Ende Januar, wo sie gewöhnlich mit den Trie- ben kommen; dann ist es Zeit, sie wie- der einzupflanzen und hell zu stellen, Zwei verschiedene Erdmischungen habe ich dazu verwendet und gefunden, dass sie in beiden sehr gut gewachsen sind. Die erstere besteht aus 2 Theilen Hai- deerde und 1 Theil Holzerde mit etwas Sand und kleingeklopfter Holzkohle ge- mischt. Die zweite Mischung aus 2 Theilen Haideerde, 1 Theil gut verrot- teter Lauberde und etwas Sand. Als Abzug in die Töpfe Kohlen, Topfscher- ben oder Moos, in das Letztere gehen namentlich die Wurzeln sehr gern, Die Töpfe nehme man das erste Mai nicht zu gross, da man sie später doch ‘noch einmal verpflanzen‘ muss, denn dieses trägt viel zur schönen Ent- wicklung der Blätter und Blumen mit bei. Nach dem Einpflanzen warte man einige Tage mit dem Angiessen, da die Erdfeuchtigkeit für die ersten Tage hinreichend ist; überhaupt muss 'man mit dem Giessen in der ersten Zeit sehr vorsichtig sein, da allzugrosse Feuchtigkeit sehr leicht das Faulen der Knollen verursacht, Haben sie erst einige Blätter, so ist es gut, sie bei hellem Wetter leicht zu überspritzen; werden die Sonnenstrahlen zu stark, so muss etwas Schatten gegeben werden, da sie sehr leicht verbrennen, Man kann sie in warmen Kästen, oder auch im Hause dicht unter Glas eultiviren; nur mit dem "Unterschied, dass die in Kästen gewöhnlich früher zur Blüthe kommen. Sie von Zeit zu Zeit mit sehr verdünntem Guano zu giessen, ist sehr vortheilhaft, nur darf nichts auf die Blätter kommen, da sie sonst schlecht werden. Auf solche Weise cultivirt, kann man eines reichen Blüthenflors gewiss sein. Da sie in aufrechten und hän- genden Blumen vorhanden sind, so fehlt es nicht an Abwechselung in der Auf- stellung; auch blühen sie bei guteın Standort sehr lange. Die Anzucht aus Samen geht auch sehr rasch, da die im 110 März ausgesäeten schon im Juli und | sultate oft sehr ungünstig sind. Kann die Aussaat aber so ist es August blühen. nicht im Grossen geschehen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sie vermehren sich sehr leicht aus Blättern und dies ist auch das gewöhnliche Ver- nicht rathsam, da im Kleinen die Re- | fahren. 5) Trachelium coeruleum. Cultur und Verwendung. Trachelium coeruleum ist eine der- jenigen alten Pflanzen, welche in den meisten Gärten in Vergessenheit ge- kommen sind. Sie wird fast nur noch von älteren Decorationsgärtnern ceulti- virt, in den meisten Gärten aber gar nicht beachtet und benutzt, obschon in allen grösseren Katalogen Samen davon angezeigt ist. Dies ist sehr zu be- dauern, denn sie ist eine der besten De- eorationspflanzen für den Spätsommer, sowohl für das freie Land als für Töpfe, und um so mehr werth, als blaue Efiect- blumen so selten sind. Das Blau dieser Blumen hat einen starken Zug nach Roth, wenn man sie in einer gewissen Entfernung erblickt. Bepflanzt man ganze Beete damit, so bilden die ungemein reich verästeten Pflanzen mit ihren brei- ten Blüthendolden (eigentlich flachen Doldentrauben) eine das Beet vollstän- dig bedeckende Blumenmasse. Als ich vorigen Sommer, was ich länger nicht gethan, wieder einmal ein grösseres Beet im Rasen mit Trachelium bepflanzte, erregte dasselbe allgemeines Aufsehen, und Jedermann erkannte sogleich, dass es eine ungewöhnliche, (vermeintlich) neue Pflanze sei. Die Wirkung der Farbe wurde noch eigenthümlich geho- ben durch ein nahes, mit Achyranthes Verschaffeltii bepflanztes Beet, indem man dieses von einer viel besuchten Stelle genau hinter den Trachelium sah, was zusammen einen selten schönen Farbenübergang bildete. Trachelium coeruleum ist eine Staude aus Algier, wo sie auf Felsen und Mauern wächst. Die Wurzelblätter sind eirund, gesägt, während der höchstens 1 Fuss hohe Stengel mit schmäleren Blättchen besetzt ist. Jeder Stengel (Ast) trägt eine vielzweige Doldentraube von ziemlicher Grösse, und es kann ein gut cultivirtes Exemplar einen Durch- messer von nahe an zwei Fuss bekom- men. Die kleinen röhrenförmigen Blü- then mit weit vorstehenden Staubgefäs- sen, stehen so dicht, dass alles blau erscheint. Diese Blumen haben ein ei- genthümliches schleierartiges Ansehen, dem der Gypsophila paniculata vergleich- bar. Man cultivirt Trachelium eoeruleum am besten als zweijährige Pflanze, in- dem man den Samen im Sommer säet, die Pflänzchen verstopft (pikirt) und in einem frostfreien Kasten oder im kalten Hause oder Blumenzimmer an den Fen- stern durchwintert. In einem Samen- topfe können leicht 100 Pflänzchen stehen. Im Frühjahr versetzt man die Pflanzen einzeln in kleine Töpfe oder in Kasten und stellt sie recht sonnig. Das Auspflanzen auf Beete kann Mitte Mai geschehen, da aber die Trachelium erst im Juli blühen, so ist es besser, sie in grössere Töpfe oder auf ein Beet des Vorrathsgartens zu pflanzen. Zur Ueber- Ri I. Originalabhandlungen. winterung gibt man sandige Erde und sorgt für guten Wasserabzug, während die im Topf bleibenden Pflanzen belie- bige lockere, fette Erde bekommen. Die Samen keimen am besten sogleich nach der Reife, und bleiben selten über ein Jahr _keimfähig. Man könnte von dem frisch geernteten Samen noch im Sep- tember säen. Säet man im Warmhause im Januar, hält die Pflanzen warm und gut, so blühen sie im ersten Jahre; jedoch spät im Sommer. Man kann auch von alten Pflanzen im Frühjahre 111 Stecklinge machen, bekommt aber da- durch nie so kräftige Pflanzen , als aus Samen. Es soll von Trachelium coeru- leum eine Zwergart geben, welche, glaube ich, Trach. coer. angustifolium nanum genannt worden ist, doch konnte ich die ächte noch nicht erhalten. Die weissblühende Spielart ist unbedeutend und kaum culturwerth., Man erkennt sie sogleich an den hellgrünen Stengeln, und darf sie nicht zwischen die blauen Pflanzen, wenn man unter den Sämlin- gen welche findet. J. 6) Berliner Culturen. Champignonzucht. Der Spargeltreiberei an Rentabilität gleich ist die Champignonzucht, die hier vielfach betrieben wird und die aller- dings schon eine grosse Anzahl von Ab- handlungen hervorgerufen hat. Die Dar- stellung des hiesigen Verfahrens wird da- her keine vollständige Culiuranweisung enthalten, Die in den Handbüchern oft gerühmten Anstalten und Vorrichtungen zur Erzielung einer reichen Brut sind in ihren Erfolgen ohne Ausnahme stets fraglich und man kann mit Recht be- haupten, dass man sich nirgends eine genaue Rechenschaft über die Erfolge des einen oder anderen Verfahrens ge- ben kann. Der Grund davon liegt auf der Hand: Wir kennen die Lebensbe- dingungen sämmtlicher Pilze noch so wenig und besonders die Einwirkung der atmosphärischen Agentien auf die Entwieklung dieser meist so zarten Or- ganismen, dass ein auf wissepschaftliche Grundsätze gebautes Erziehungssystem noch lange wird auf sich warten lassen. Wir sind hier lediglich auf die empiri- schen Erfahrungen angewiesen und es ist daher gar nicht selten, sowohl in Berlin, als in den gerühmten belgischen und französischen Champignontreibereien, dass ein nach allen Regeln angelegtes Beet seine Ernte versagt und das Ver- fahren in Frage stellt, welches sich bis- her als sehr gut erwiesen hatte, Sehr viel hängt hier vom Pferde- dünger ab,, den man zur Bereitung der Beete verwendet und Praktiker, die ihr ganzes Leben hindurch mit Champignons zu thun gehabt, haben ein genaues Ge- sicht und einen feinen Geruch für das dazu passende Material. Leider lassen sich solche Erfahrungen nicht mitthei- len, sondern nur durch unmittelbare An- schauung erlernen und es: lässt sieh nur ungefähr angeben, dass man einen gel- ben oder graugelben Mist, der mög- lichst wenig vom Urin durchtränkt ist, zur Champignonanlage aussucht. Sehr nassen, Strohigen oder sehr dunkelbrau- nen verwendet man nicht. Der zur An- lage bestimmte Mist wird nun ausge- 112 schüttelt und der kurze, fette Ueberrest zum Trocknen ausgebreitet. Ist die Witterung nass, wie dies in der Zeit der Hauptanlage (Ende August oder An- fang September) ‚oft der Fall ist, wird der Dünger in die noch leeren Glas- häuser zum Trocknen getragen und erst nach dieser Procedur an Ort und Stelle gebracht. In der Regel wird zu der- gleichen Anlagen der Raum unter den Stellagen in den Warm- und Kalthäu- sern verwendet und dorthin der Mist recht fest mit der Hand gepackt und angeschlagen. Nun bleibt er einige Tage ruhig liegen, darauf wird die Anlage genau durchgemustert, ob sich irgendwo feuchte Stellen zeigen, die sofort he- rausgenommen und durch trocknen Dün- ger ersetzt werden müssen. Ist im Ge- gentheil die Oberfläche dieser ausge- breiteten Mistschicht bei heissem. win- digen Wetter zu trocken geworden, hilft man durch Ueberbrausen ab; man thut aber besser, wenn man die natürliche Feuchtigkeit des Düngers zu erhalten sucht und das Beet durch Ueberdecken mit alten Strohdecken vor allzustarker Verdunstung schützt, Je weniger man genöthigt ist, nach der ersten Anlage das Beet zu stören, um so sicherer kann man auf günstigen Erfolg rechnen, Der- selbe macht sich zunächst dadurch be- merkbar, dass das Beet nach ungefähr 4 Wochen von weissen feinen Fäden recht gleichmässig durchsponnen ist. Diese sogenannten Brutfäden vertreten den Laub- und Wurzelkörper der höhe- ren Pflanzen; denn die Köpfe, die wir gemeiniglieh als Haupttheil des Pilzes ansehen, sind nur die Fruchtträger. Auf Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Ausbildung dieser Fäden, des Myee- liums der Botaniker, wird daher. der grösste Werth zu legen sein und man verwendet, wie allbekannt, zu recht reichlicher Erzeugung dieser Organe, die Brutstücke, die sich in alten Mist- beetkästen in der Regel finden. Die meiste Brut findet sich in den festen Düngerknoten, die durch das Zusammen- treten sehr dicht geworden sind. . Bei ‚der Zersetzung ‘des Düngers bilden diese Knoten flache, sich schieferig spaltende Stücke, die, auf dem Beete vertheilt bei ähnlichen Verhältnissen, in denen sie bisher gelebt, schnell das Mycelium fortpflanzen. Bei trockner Luft ver- trocknen nun diese Fäden sehr schnell und es dauert lange, bevor sie wieder kräftig vegetiren. Daher die so drin- gend anempfohlene Ruhe des Beetes. Wenn die Brut gut spinnt, bringt man eine 3 Zoll hohe Schicht‘ einer leichten Mistbeet-Erde darauf und lässt das Ganze ruhig liegen, wenn man nicht beabsichtigt, Petersilie darin einzuschla- sen, was gleich nach dem Aufbringen der Erde am besten geschieht und was hier allgemein angewendet wird. Zu diesem Zwecke wird die Erdschicht et- was erhöht. Um nicht das oft Gesagte hier wiederum zu besprechen, wieder- holen wir nur zum Schluss die Haupt- punkte, die die hiesige Erfahrung an die Hand gegeben und die vielfach unbe- achtet bleiben: Erhaltung der natür- lichen Feuchtigkeit des Beetes, eine gleichmässige Temperatur (8—10° R.) und möglichste Ruhe der ganzen An- lage. PS} II. Neue Zierpflanzen. 113 li. Neue Zierpflanzen. Abgebildet in „Flore des Serres etc.“ 1) Alstroemeria, peruanische. — Ein Pariser Gartenfreund, Herr Th. Annee, bekannt durch seine Canna-Bastarde, erzog aus Samen, die er von verschiedenen Theilen von Peru erhielt, und wahrscheinlich später durch Kreuzbefruchtung, eine neue Race von Alstroemerien, die sich durch grosse Verschiedenheit der Farben und sehr man- nigfaltige bunte Zeichnung der Blumen aus- zeichnet. Van Houtte erstand die ganze Collection und hat sie im Gegensatz zu den früher von ihm ausgesandten chilischen Alstroemerien, als peruanische Alstroe- merien in den Handel gebracht. Nach Van Houtte eignen sie sich ganz besonders auch für Topfeultur, die Töpfe bleiben den gan- zen Sommer über im Freien, in voller Sonne in ein Erd- oder Sandbeet eingegraben; hier entwickeln sie kräftige Triebe, M Dis 2 Fuss hoch werden und in der grossen Blüthendolde enden. Die Blüthezeit beginnt von Juni an und dauert bis in den Winter fort, wenn die Töpfe bei Eintritt der Fröste in ein helles Kalthaus gestellt werden. Die lange Dauer der Blumen macht sie auch besonders geeignet zu Bouquets, besonders zu grossen Vasenbouquets. — Aus der Van Houtte’schen Beschreibung geht nicht hervor, wodurch sich diese neue Race eigentlich von den chilischen Alstroemerien unterschei- det, wir zweifeln aber nicht daran, dass sie der gegebenen Abbildung entsprechen wer- den und dann sind sie sehr schön. — (Taf. 1642—43.) 2) Sarmienta repens R. et P. — Eine sehr hübsche Gesneriacee, die in Chili mit ihren rankenden und Adventivwurzeln trei- benden Stengeln bemooste Felsen umrankt und rauhrindige Bäume erklettert, und, mit ihren scharlachrothen, krugförmigen, nicken- den Blüthen zunächst an Mitraria coccinea erinnert, die ebentalls von Chili. stammt, und leider auch bald zu den verlassenen Schönen gehören wird, obgleich sie bei rich- IV. 1867, tiger Behandlung sehr reich und lange blüht. — Blätter der Sarmienta gegenstän- dig, entfernt stehend, klein, fleischig, kurz gestielt, eirund; Blüthenstiele lang, 1—2-blü- thig; Kelch frei, 5-lappig; Kronenröhre bau- chig-krugförmig, Saum 5-spaltig, Zipfel ver- kehrt eirund; Staubgefässe 2 fertil, hervor- stehend, 2 steril, pfriemlich und 1 rudimen- tär, Griffel hervorragend mit ungetheilter Narbe. — Cultur im temperirten Warm- hause, in leichter humusreicher Erde, viel- leicht besser noch in Torfmoos, auf Orchi- deentöpfen umherkriechend, was anderen Pflanzen von ähnlichem Habitus, wie z. B. Klugia Notoniana, Tapina cupreata und splendens, die sich sonst difficil zeigen, ebenfalls so sehr behagt, dass man sie bald im Zaume halten muss, weil sie förmlich zu wuchern beginnen. (Taf. 1646.) 3) Ipomoea Horsfalliae Hook. — Eine alte, aber seltene und sehr schöne Schling- pflanze des Warmhauses, deren Vaterland bisher unbekannt gebiieben ist. Ihre hand- förmig getheilten, glatten, glänzenden Blät- ter, die in langgestielten 5-blüthigen Dolden- trauben zu einem Bouquet vereinigten Blumen vom tiefsten Carmin, die glänzend schwarzrothen Blüthenknospen zeichnen diese schöne Windenart. sehr aus. Leider gedeiht sie nicht wie die meisten anderen Arten ihrer Gattung den Sommer über im Freien, sondern muss beständig im Warmhause ge- halten werden, ebenso trägt sie weder Sa- men, noch lässt sie sich aus Stecklingen vermehren, dagegen lässt sie sich leicht auf Wurzelknollen anderer Convolvulaceen z.B. auf Batatas paniculata pfropfen, wahrschein- lich weil sie selber zu den knollenwurzligen Arten gehört. — Choisy, der Bearbeiter der Convolvulaceen, vereinigte sie als synonym mit der I. pendula R. Br., die aus Neu- Holland und Neu-Seeland stammt, aber ihr Verhalten in der Cultur zeigt deutlich, dass sie aus weit wärmerem Lande stammt, und daher auch specifisch wohl verschieden sein wird. — Die Samen von Ipomoesa 8 114 Horsfalliae, die von Hyeres aus ihren Weg in den Samenhandel finden, sind jedenfalls nicht von der ächten Art, die wieschon be- merkt, in Cultur keine Samen anseizt. (Taf. 1647.) 4) Selenipedium Pearcei Rchb. f. (Cy- pripedium caricinum Batem. non Lindl.) — Eine sehr interessante Orchidee von Peru, durch Mr. Pearce, Reisenden des Hauses J. Veitch und Söhne, eingeführt und im Bo- tanical Magazine von Bateman als Cypripe- dium caricirum beschrieben und abgebildet. Nach Prof. Reichenbach ist sie jedoch vom ächten C. caricinum specifisch verschieden. — Die von Prof. Reichenbach von Cypri- pedium abgetrennten Gattungen Selenipedium und Uropedium besitzen 3-fächerige Frucht- knoten, während bei Cypripedium wiebeiallen übrigen Orchideen ein einfächeriger Frucht- knoten mit wandständigen Plazenten vorhan- den ist. Sie zeichnet sich aus durch lange, schmale grasartige Blätter und dadurch, dass sie förmliche Ausläufer treibt, die rasch an- wurzeln und dann als selbstständige Pflanzen abgenommen werden können. Sie muss in der kühleren Abtheilung des Orchideenhau- ses, und wegen der Ausläufer in weiten aber flachen Näpfen gehalten werden. Der 4- oder mehrblüthige Blumenschaft überragt weit die Blätter und trägt die kokett ge- formten, niedlichen Blumen in lockerer Aechre. (Taf. 1648.) 5) Hydrangea japonica rosalba VH. — Eine hübsche Varietät, deren sterile Blüthen im Winter schneeweiss, im Sommer dage- Sen auf weissem Grunde carminroth geadert und getv‘cht sind. — Wir sahen sie sehr schön in “ngland im Gewächshaus gezogen, von dori bezogene Exemplare, die im Freien bei uns blühten, zeigten dann jedoch eine matte verwaschene Färbung; so dass wei- tere Erfahrung wünschbar ist. (Taf. 1649—1650.) 6) Orataegus Oxyacantha Gumpperi bi- color. — Die gefüllt blühenden Weissdorn- Varietäten gehören mit Recht zu den belieb- testen Zierbäumen, aber auch die einfach blühenden, besonders die hochrothe, die als C. O. ruberrima oder splendens in den Gär- ten geht, und wohl ebenso sehr die in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Stuttgart gewonnene Gumpperi bicolor ver- dienen alle Beachtung, da an halbhohen Blu- men mit schöner Belaubung und ansehn- licher Blüthe, die auch noch in kleineren Gärten Anwendung finden können, durchaus kein Ueberfluss ist. — Diese neue Varietät hat zweifarbige Blüthen, innen rein weiss, mit breitem Rande von lebhaftesten Rosa und wird allgemein gefallen. (Taf. 1651.) 7) Odontoglossum Bluntü Rechb. f. — Unstreitig eine der zartesten, schönsten Or- chideen,, das hochgeschätzte Od. Pescatorei noch an Schönheit übertrefiend. Die gros- sen Blumen stehen in dichter überhängender Traube von etwa Fusslänge so nahe bei- sammen, dass sie sich gegenseitig berüh- ren, Die Blumen sind rein weiss, mit ein- zelnen carminrothen Flecken geziert, die Lippe zeigt auf weissem Grunde in der Mitte einen grösseren carminrothen Fleck und an der Basis citrongelbe Leisten mit rother Zeichnung. Die unscheinbaren, braunen, ge- runzelgen Scheinknollen lassen die hohe Schönheit der sich aus ihnen entwickelnden Blüthentrauben nicht ahnen. Sepalen ganz- randig, länglich, spitz, Petalen rhomboidisch- eirund, spitz, gezähnelt. Lippe sehr kurz genagelt, länglich-pfeilförmig, vorne einge- drückt, 3-zähnig, am Rande gezähnelt-ge- franst; Säule geflügelt, Flügel zerschlitzt- gefranst. — Diese herrliche Art wurde in den Gebirgswäldern bei Bogota in Neu-Gra- nada entdeckt von dem Reisenden Herrn Blunt, der für die Londoner Handelsgärtne- rei von Hugh Low u. Co. sammelt und ist im letzten Cataloge dieses Geschäftes mit 4 Guineen (28 Thaler) notirt. — Der Rei- sende der Londoner Gartenbaugesellschaft Herr Weir, der gleichzeitig mit Blunt jene Gegenden durchforschte, hat von dort ein sehr ähnliches Odontoglossum eingesandt, das von Herrn Bateman der Kronprinzessin Alexandra dedieirt wurde, nach Prof. Rei- chenbach wäre aber Od. Alexandrae doch specifisch verschieden von Od. Bluntii, wäh- rend englische Orchideenkenner beide für Formen einer und derselben Art halten. (Taf. 1652.) 8) Azalea indica, Roi des beautes. — II. Notizen. Eine Genter: Züchtung, eine vorzügliche Form, von buschigem Habitus, sehr reich- blühend und zum Treiben geeignet. Die halbgefüllten Blumen sind rosacarmin mit weiss gerandet. — (Taf. 1654.) 9) Podophyllum Emodi Wall. (P. he- zandrum Royl.) — Eine interessante Staude aus den höheren Gebirgsregionen des Hi- malaya und von Cashmir, deren einzige Schwester , das in den Gärten schon länger bekannte P. peltatum, in Nord-Amerika ein- heimisch ist: Aus einem kriechenden, flei- schigen Rhizom erheben sich einzelne grosse, 115 hochrothe fleischige Beerenfrucht folgt. Der Blüthenstiel ist seiner Länge nach mit dem Blattstiel verwachsen und nur am oberen Theile frei, so dass die Blume direct aus dem Blatt entsprungen erscheint. Das Blatt ist handförmig gelappt und grob-sägezähnig; im jungen Zustande schwarzbraun gefleckt, später einfarbig grün. — Während Blätter und Wurzelstock giftig sein sollen, ist die Frucht nach Griffith geuiessbar, er vergleicht sie in Geschmack und Aussehen mit den Früchten der Passiflora edulis. Die Gattung Podophylium gehört zur Familie der Berbe- schildförmige langgestielte Blätter, und eine | rideen. (Taf. 1659—1660.) einzige kleine weisse Blume, der eine grosse (E. O.) IL Notizen. 1) Das Arboretum in Muskau hat seit seiner Vollendung vor zweiJahren noch eine weitere Ausdehnung erhalten, indem (nach brieflicher Mitiheilung des Herrn Gar- teninspecetors Petzold) die schon auf dem Plane des „Arboretum Muscaviense von Petzold und Kirchner angedeutete geo- graphisch-landschaftliche Abtheilung in An- griff genommen worden ist und bis 1866 grösstentheils vollendet ist. In dieser Ab- theilung soll der vegetabilische Charakter gewisser Landstriche zum Ausdruck kom- men, wodurch das Publikum einen Begriff von dem ungefähren Aussehen des Holz- wuchses fremder Länder gemässigter Zone bekommt. Sehr leicht würde es sein, auch die krautartigen Vertreter durch Blumen zum Ausdruck zu bringen, was gar nicht schwer hält, indem die Gärten aus jedem Lande genug charakteristische Pflanzen be- sitzen. Natürlich lässt sich eine solche Dar- stellung der Flora nicht streng durchführen, indem unsere einheimischen Pflanzen stets das Uebergewicht behalten werden, aber eine gewisse Aehnlichkeit mit den Floren des Vaterlandes ist doch zu erreichen. Herr Petzold, der schon so manches Schwierige durchgeführt hat, würde auch dieses möglich machen können. Die ganze geographische Abtheilung wird etwa 1/, Stunde lang und endet bei dem Dorfe Luchnitz. Die amerikanische Ab- theilung wurde bereits 1864 bepflanzt, und jetzt kommen die asiatischen und europäi- schen Gehölze an die Reihe und sind bereits grossentheils gepflanzt. Asien und Europa erhalten jedes 5 Abtheilungen. An Nord- amerika (in allgemeinster Bedeutung) schliesst sich 1) Sibirien, 2) Amurgebiet, 3) Altai und Nordchina, 4) China und Japan, 5) Hima- laja und Thibet, 6) Centralasien und Per- sien (wohl auch Kleinasien und Kaukasus). Europa zerfällt in 1) südöstliches Europa, 2) Mittelmeerländer und Küsten, 3) Pyre- näen und England, 4) Centraleuropa, 5) nörd- liches Europa, Das Ideal, welches dem Schöpfer dieser Idee vorgeschwebt hat, und Andern vor- schweben könnte, wird wohl nie verwirk- licht werden können, weil es eben unmög- lich ist, eine fremde Landschaft portraitähn- lich nachzubilden, und eine Menge Dinge und Bedingungen fehlen, Aber darum ist das Unternehmen dennoch ein höchst dan- kenswerthes und wichtiges, was erst unsre Nachkommen recht empfinden werden. Hof- fentlich behält Muskau in der Familie des jetzigen hohen Besitzers für lange, lange Zeit 8*+ 116 Beschützer dieses Zweiges der Naturwissen- schaft, und wir wünschen, dass nie eine un- fähige Hand an diese einzig dastehende Schöpf- ung des Hrn. Petzold rühren, möge*). J. 2) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. (Section für Obst--und Gartenbau.) Hr. Hofgärtner Schwedler theilte brieflich mit, dass erin diesem Jahre von dem günstigsten Erfolge begleitete Versuche mit Anwendung von Steinkohlengrus zur Anzucht von Stecklings- pflanzen gemacht habe; der sehr zu beach- tende Vortheil dieses Materials bestehe da- rin, dass die Stecklinge nicht so leicht fau- len ‘und sich schnell bewurzeln, Derselbe empfiehlt ferner zu Gruppen, welche einen vortrefflichen Effect machen, die beiden Ama- rantaceen: Plectranthus Verschaffeltii et Achyranthus Verschaffeltii und erwähnte da- bei einer von ihm aufgestellten, 2 Q.-R. grossen, höchst imposanten Gruppe aus nur buntblätterigen Pflanzen, unter denen sich auch der neue weissbandirte japanische Mais befand. Auch gab Hr. Schwedler Nach- richt davon, dass er gelungene Befruchtungs- versuche mit Lilium lancifolium und dem neuen L. auratum gemacht ıhabe, und em- pfahl zur: Herstellung moderner Blumen- resp. Pflanzen-Parterres die neuen buntlau- bigen Species der Althernanthera in Verbin- dung mit den silbergraublätterigen Ajuga reptans, Centaurea candidissima et gymno- carpa, Cerastium Biebersteini, Gnaphalium lanatum et Leucophyta Brownii. Eingesendet waren von Hrn. Kunstgärt- ner Grunert m Drzazgowo Blüthenzweige der leider nur zu wenig ceultivirten Adha- dota vasica Nees (Justicia AdhadotaL.) eines zeylonischen Strauches, welcher im Kalt- hause in freien Gartenboden gepflanzt, bis 16 Fuss Höhe erreicht und durch seine *) Für die Besitzer des „Arboretum Muscaviense‘‘ und die Besucher von Muskau wäre es sehr wünschenswerth, wenn auch von diesem Theile des Arboretums ein Grund- plan mit kurzem erläuternden Text und Aufführung der vertretenen Gehölze veröf- fentlicht würde. J. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, grossen, weissen, inwendig purpur liniirten, mit rostfarbenen Flecken bestreuten, in eine Aehre versammelten, reiehen Blüthen vom Juni bis in den Spätherbst erfreut. Diesen waren mit Früchten besetzte Zweige beige- fügt von Ficus stipulata Thb. (F. scandens Lam.); interessant war an demselben die dieser Pflanze eigenthümliche merkwürdige Erscheinung der an älteren Exemplaren ge- triebener Fruchtranken bei Weitem grösseren und anders geformten Blätter, als man sol- che an dieser Species in unsern Warmhäu- sern zu sehen gewöhnt ist, 3) Ein Monstregewächs. In dem Küchengewächsgarten eines Gasthofbesitzers zu Böhmisch-Kamnitz ist eine beson- dere Rarität, ein Monstre-Exemplar einer Krautstaude (Sprossenkohl) erzeugt worden, welche am 9. October gemessen, vom Boden bis zu der Spitze nach Wiener Maass 10 Schuh und 2 Zoll hoch ist. Der Strunk hat an der Erde 1!/, und in der Höhe 2 Zoll im‘ Durchmesser, die Blätter sind gross, ähnlich einer Kohlrübe, bläulich von Farbe. Die Pflanze ist im steten üppigen Wuchse, und dürfte wohl noch in einem Zeitraume von 14 Tagen bei günstigem Wetter noch einen halben Schuh höher werden. Das seltene Gewächs, das aus einer Kohlrüben- pflanze erwuchs uud Anfangs Juni d. J. an- gebaut wurde, erregte allgemeine Bewunde- rung, und der Garten wird nicht leer von Besuchern, denen der Besitzer die Besich- tigung der interessanten Specialität gerne gestattet. 4) Das Baroscop. Bei der Wichtig- keit, welche es für den Landwirth oft hat, das Wetter auch’ nur für ‘wenige Stunden im Voraus zu kennen, dürfte eine Erfindung von Interesse sein, über welche das unten genannte Blatt folgende Mittheilung bringt: Das Baroscop oder chemische Wetterglas zeigt die durch schwache Luftbewegungen hervorgerufenen Witterungsveränderungen sofort an; es wird an einem. vor directen Sonnenstrahlen geschützten Orte, am besten an der Nordseite des Hauses, im Freien aufgehängt und birgt bei hellem, klarem Wetter eine völlig klare Flüssigkeit in sich. Doch schon ein herannahendes Gewitter, IH. dem gewöhnlich Bewegungen und Schwan- kungen in den unteren Luitschichten voraus- gehen, bedingt das Auftreten und Abscheiden farbloser Krystallkörperchen an der dem Winde zugekehrten Seite des Glases, welche sich zu grossen Flocken vereinigen und fest auf dem Boden aufsetzen, wenn dem Ge- witter ein Landregen folgt, aber wieder ver- schwindet, sobald sich nach demselben der Horizont wieder aufklärt. Krystallisiren kleine, sternige Schuppen in fadenähnlichen Gruppirungen auf der oberen Flüssigkeits- schichte, so deutet dies auf starke Luftbe- wegungen in den oberen Atmosphärenschich- ten, welchen entweder ein Aufthürmen grös- serer Krystallmassen am Boden des Baros- eopes folgt und durch welche Erscheinung anhaltender Regen verkündet wird, oder nach welchen sich die ganze Flüssigkeit klärt, was auf anhaltend gutes Wetter deu- tet. Erheben sich endlich Krystallmassen vom Boden des Glases an die Oberfläche, so ist Schnee im Anzuge, dem bei völliger Klärung der unteren Flüssigkeitsschichten gewöhnlich strenge Kälte folgt. In dieser Weise findet in diesem Gefässe ein steter Wechsel der interessantesten Krystallisations- erscheinungen unter dem Einflusse meteo- rologischer Veränderungen statt, an denen der aufmerksame Beobachter mit grosser Sicherheit Witterungsveränderungen voraus- bestimmen kann. (Pesth. Lloyd). 5) Alter Orangenbaum. In Ver- sailles befindet sich ein zwischen 400-500 Jahre altes Exemplar. Derselbe ward im Jahre 142] von Leonore von Castilien, Ge- mahlin Karl III. von Navarra aus Samen erzogen. Er bildete einen Theil des con- fiseirten Eigenthums des Connetable von Bourbon weshalb dieser jetzt vielfach ge- stützte Baum den Namen „Le grand Bour- bon‘ trägt. (Bot. Zeitung.) 6) Verwechslungen mit Trüffeln. Dr. J. Milde berichtet, dass er aus Schle- sien erst ein einziges Exemplar der ächten Trüffel gesehen habe. Alles was dort unter diesem Namen auf den Markt kam, war Scleroderma vulgare Fries und ausserdem seltener Hymenangium virens Kl.,. Hymeno- gaster niveus Vittad. und Hymenangium ae- Notizen, 117 stivum Wulfen. Diese als Trüffeln verkauften Pilze stehen im Geschmack der Trüffel nah und Scleroderma verursacht zuweilen sogar Unwohlsein. (Bot. Zeitung.) 7) Wirkungen des farbigen Lichts auf Pflanzen von Prof. Dr. J. Sachs. Der Verfasser veröffentlichte eine Reihe von Versuchen über die Einwirkung des farbigen Lichts auf die Pflanzen in der Botanischen Zeitung. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass die schon von Guillemin und Anderen ausgesprochene Ansicht sich bewährte, — dass unter den Farben des Specetrums die Gelbe und Orange Farbe das Grünen am meisten beförderte und dass bei Einwirkung der gefärbten Lichtstrahlen das Grünen im gleichen Maasse abnimmt, — wie sich die Farben im Spectrum weiter von der gelben Farbe entfernen. Eintgegengesetzt verhält sich dasChlorsilber, indem bei photographi- schem Papier im gelben Lichte die Bräunung viel langsamer und weniger intensiv als im brauen Lichte eintritt. Wahrscheinlich rührt das daher, weil beim Grünen die che- mischen, — beim Chlorsilber die leuchten- den Strahlen wirksam sind. — Endlich blieben im orangen Licht die Pflanzen wie im Finstern vollständig gerade, — im blauen Licht krümmten sie sich dagegen nach dem Lichte zu. Eine andere Reihe von Versuchen über Gasausscheidung in verschiedenfarbigem Lichte ergab das Resultat, dass solche im weissen und gelben Lichte am .grössten, — im blauen am geringsten. Endlich machte Sachs auch noch Beob- achtungen über Keimung und Wachsthum im orange — und im blauen Lichte. Hier ergab sich, dass nach dem Keimen die Ent- wickelung der oberirdischen Theil’ im orange Licht stets schneller und kräftiger sich ver- hielt, als im blauen Lichte; — und dass im weissen Lichte die Blätter am grössten und kräftigsten wurden, Wer sich für diesen Gegenstand spe- eieller interessirt, den verweisen wir auf den Artikel in der bisher von Schlechtendal und H. Mohl redigirten vorzüglichen Bota- nischen Zeitung, — die in unverändertem Cours 118 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 23 Jahre lang ihr Schifflein durch das Meer | also c) mit zizenförmigem Stempel- der Zeit steuerte und einen bedeutenden Ein- fluss auf die Entwickelung aller wissen- schaftlichen Fragen gehabt hat. (E. R.) 8) Classification der Pfirsiche Die Sorten der Pfirsiche haben in den letz- ten Jahren sehr zugenommen. Die Fran- zosen haben deshalb schon verschiedene Systeme aufgestellt. Als Eintheilungsgründe benutzen sie: 1) Die Schaale der Frucht, ob solche wollig oder glatt. 2) Den Stein, ob solcher leicht ablös- lich vom Fleisch oder an letzterem fest- hängt. 3) Die Blumen, obsolche gross oder klein. 4) Die Drüsen des Blattstiels, ob sol- che kugelförmig oder nierenförmig. Sehr richtig bemerkt Lucas zu dieser Art der Classification, dass die Grösse der Blüthe schon deshalb nicht in ein pomolo- gisches System passe, weil zur Zeit der Fruchtreife eben die Blüthezeit schon lange vorbei, — und deshalb nur Charaktere ge- nommen werden dürften, die während der Fruchtreife auch benutzt werden könnten. Er schlägt daher folgende, gewiss gute Ein- theilung vor. I. Classe. Früchte mit wolliger Schaale und ablösendem Stein. — Wahre Pfirsich. Pöches. — I. Classe. Früchte mit wolliger Schaale und nicht ablösendem Steine. — Härtlinge. Pavier. III. Classe. Früchte mit glatter Schaale und lösendem Stein. — Nektarines. Nec- tarines. — IV. Classe. Früchte mit glatter Schaale und nicht ablösendem Stein. — Brügnolen. Brugnons. — Jede dieser 4 Klassen würde wieder in Unterabtheilungen zerfallen. 1) In Früchte a) mit vertieftem Stempelpunkte, oder in solche, wo der letztere in eine kurze stachelföormige Spitze vorgezogen, also b) mit stachelförmi- gem Stempelpunkte; oderin solche, wo der Stempelpunkt auf einem Höcker steht, — punkte. Fernere Eintheilungsgründe geben: 2) Blattstiele a) mit kugeliörmigen, — oder b) mit nierenförmigen oder e) ohre Drüsen. 3) Farbe des Fleisches, ob. solches a) weiss oder grün, oder b) gelb, oder e) roth. — (E. R.) nach der Monatsschr, f. Pomologie). 9) Urerzeugung und Naturwis- senschaft. Es hat uns. gefreut, auch in der in allen die Praxis betreffenden Fragen ganz vorzüglichen Monatsschrift f. Po- mologie, — einen recht guten wissen- schaftlich gehaltenen Artikel, vom Herrn Clas über Urerzeugung zu finden. In der Neuzeit, namentlich seitdem gute Mikroscope ein Gemeingut aller Naturforscher geworden sind, — ist in diesen Fragen soviel geleistet worden, — dass solche Abhandlungen nur auf streng wissenschaftlich und genau angestellte Versuche, — und mit Kenntniss alles dessen, was in einer speciellen Richtung gethan worden ist, — basirt werden dürfen. — Wo dies nicht geschieht, — da wird nur theils lange wiederlegter Unsinn zum zehnten Male aufgetischt, — oder wir werden mit andern Worten in die Zeiten unserer Vor- fahren zurückgeführt, denen weder Instru- mente noch das Resultat der jetzigen For- schung zu Gebote stand. Am verkehrtesten ist es, wenn die Theologie von bestimmten, nicht erwiesenen Annahmen ausgehend, sich solcher Fragen bemächtigt und sie auf eine mundrechte Weise für den Nichtnaturfor- scher ausbaut. Es ist auch eine unmittel- bare Offenbarung, — und zwar keine erst durch Tradition und desshalb ‘möglicher Weise auf veränderte Art zu uns gekom. mene, — wenn die Naturwissenschaft die Gesetze darlegt, nach denen die uns umge- bende Natur sich aufbaut, — denn diese Gesetze sind mit von Jahrtausenden nicht zu verändernden Schriftzügen in alles, vom Schöpfer Geschaffene, eingezeichnet. — Die wahre Naturwissenschaft der Jetzt- zeit baut sich daher gleich der Mathematik auf unumstösslich richtig gefundenen That- sachen auf. Die Naturphilosophie der ver- III. Notizen, gangenen Zeit existirt für die Naturwissen- schaft jetzt nur noch ineiner Form, — wenn nämlich theils richtige Thatsachen, theils unerwiesene, zu einem sonst logisch geord- neten Gebäude zusammengestellt werden. Daraus entstehen all die zahlreichen, theils unerwiesenen, theils falschen Theorien im Gebiete der Naturwissenschaften, wie sie überall auftauchen, wo geistreiche Phantasie den Forschern einen tückischen Streich spielt. (E. R.) 10) Centaurea Cineraria L.undC. gymnocarpa Moris et Notaris. Die jetzt herrschende Licbhaberei für Blatt- und Effectpflanzen hat manchen alten Bürger un- serer Gärten, der bis jetzt unbeachtet in denselben eultivirt wurde, plötzlich zu hohen Ehren und Ansehen gebracht. Zu dieser Zahl gehören namentlich auch jene Pflanzen mit silberweiss behaarten Blättern, die ähn- lieh wie rothlaubige Pflanzen benutzt werden, um Contrast, und durch diesen Effect her- vorzubringen. So sind Cerastium Bicber- steinii und tomentosum, die wir schon vor mehr als 30 Jahren in allen Botanischen Gärten Deutschlands angebaut sahen, erst jetzt beliebte Bordurenpflanzen geworden. Dazu gehören aber auch noch neben ande- ren weisslaubigen Pflanzen, die beiden in Rede stehenden halbstrauchigen Centaurea- Arten des südlichen Europa. Beides sind Halbsträucher von ungefähr 2—3 Fuss Höhe. Die von der angedrückten Behaarung schön silberweiss glänzenden Blätter sind fieder- schnittig und zwar die unteren doppelt-fie_ derschnittig, die obern nur einfach-fieder- schnittig. Die Lappen des Blattes sind li- near und an der Spitze stumpf abge- rundet. — Die erstere die ©. Cineraria L. ist jetzt in den Gärten meist unter dem erst später von Lamärck gegebenen Namen C. candidissima verbreitet. Sie ist in Italien und auch im nördlichen Afrika bei Tunis heimisch und ihre Früchtchen sind mit ei- nem haarförmigen Pappus gekrönt. Die an- dere C. gymnocarpa wächst nur auf der Insel Caprea wild und ward von Moris und Notaris in ihrer Flora dieserInsel, wegen des gänzlichen Fehlens des Pappus, als neue Art 119 getrennt. Da aber bei den Compositen und namentlich bei Centaures der Fall öfters vorkommt, dass Formen ohne Pappus auf- treten und alle anderen Charaktere überein- stimmen, so halten wir es für richtiger , die C. gymnocarpa einfach als Form zur C, Ci- neraria L. zu stellen. Ueberwinterung bei- der Formen im Kalthause, im Sommer pflanzt man solche dann ins freie Land zur Dekoration des Gartens aus. Die röthlichen Blüthenköpfe erscheinen im Spätherbste und besitzen keinerlei dekorativen Werih. (E. R.) 11) Ueber Akklimatisation. Unser geehrter Mitarbeiter, Hr. Paul Sorauer, hielt im letzten Jahre in der öffentlichen Sitzung der Berliner Akklimatisationsgesellsehaft ei- nen Vortrag über die Bedeutung und Auf- gabe der Akklimatisation. Die sehr gelun- gene Einleitung lassen wir hier. wörtlich folgen: Als im Jahre 1854 die erste Akklima- tisationsgesellschaft, die „Societe Impe£riale d’aeclimatation“ in Paris sich bildete, eröff- nete der damalige Präsident, Isidore Geoffroy St. Hilaire, welcher gleichzeitig Präsident der Akademie der Wissenschaften war, die erste Sitzung mit folgenden Worten: „Wir wollen eine Vereinigung von aufgeklärten Männern aus allen Ständen aller civilisirten Länder bilden, um zusammen ein Werk zu vollbringen, welches die Mitwirkung Aller erfordert, sowie es den Nutzen Aller be- zweckt. Es handelt sich um nichts weniger, als um die Bevölkerung unserer Länder, Wälder und Flüsse mit neuen Bewohnern, um die Vermehrung unserer Hausthiere, um die Vervielfältigung der Nahrungsmittel, um die Schöpfung neuer ökonomischer und in- dustrieller Producte; endlich um die Berei- cherung der Landwirthschaft, der Industrie und des Handels. Mit einem Worte um die Beschenkung des ganzen Menschengeschlech- tes mit bis heute unbekannten oder vernach- lässigten Gütern, welche dereinst nicht min- der wichtig sein werden, als diejenigen, de- ren Wohlthaten uns von unseren Vorfahren übermacht worden sind.“ Mit diesen Worten bezeichnete der fran- zösische Gelehrte die Aufgabe der Akklima- 120 tissationsgesellschaften, und wer das Ge- sagte überlegt, wird zunächst zu der Ueber- zeugung kommen, wie unfruchtbar und nutz- los der Streit der neueren Zeit über die Möglichkeit der Akklimatisation ist und wie wenig wir nöthig haben , auf die Erklärun- gen derjenigen Gelehrten Rücksicht zu neh- men, welche die Aufgabe der Akklimatisa- tionsvereine von der Erklärung des Wortes herleiten und zu demSchlusse kommen, ein Akklimatisiren, d. h. ein Eingewöhnen eines Thieres oder einer Pflanze aus anderen, von den unserigen abweichenden Klimaten sei nicht möglich und daher das Streben des Vereins ein vergebliches. Prüfen wir aber die Aufgabe, die St. Hilaire hingestellt hat, so wird Niemand mehr bezweifeln, dass die- selbe ihrer Lösung entgegengeht. Stammen nicht unsere Getreidearten, Obstbäume, Gemüsepflanzen, sowie der grösste Theil unserer Hausthiere aus süd- lichen Gegenden, die uns unbekannt geblie- bene Wohlthäter früher gebracht haben? Diese Thätigkeit nannte der französische Gelehrte „Akklimatisiren‘“‘ und diese Thätig- keit ist doch unleugbar auch fernerhin mög- lich. Wir sehen also, dass die Akklimatisa- tion nichts Neues, sondern vielmehr ein Zweig älterer Thätigkeit des Menschenge- schlechtes, des Gartenbaues und der Land- wirthschaft ist, der sich durch das Gesetz der Arbeitstheilung bedingt, als Versuchs- thätigkeit und Wissenschaft der Einführung abgetrennt hat. Eine solche Trennung dieses Zweiges aber wird erst nöthig, wenn ein Volk auf einer hohen Culturstufe, bei immer grösser werdender Zahl der Einwohner auf einer bestimmten Länderstrecke gezwungen wird, immer mehr Nahrungsmittel dem Boden ab- zugewinnen. Dieses Bedürfniss aber führte die Landwirthschaft zu ihrer jetzigen Inten- sität. Von den ursprünglichen Brennwirth- schaften der Urwälder, die ein Stück Wald abbrennen und den Boden nothdürftig zur Saat aufreissen, von den Wirthschaften der südrussischen Steppen, wo 2—3 Jahre hin- durch ein Land mit derselben Frucht bebaut ‚wird, um dasselbe nachher bei nachlassender Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ergiebigkeit mit einem jungfräulichen Boden zu vertauschen, von den ewigen Gras- und Weidewirthschaften ist (mit Ausnahme un- serer Alpen, wo die Natur stets letztere Be- wirthschaftung gebietet) in Europa keine Spur mehr zu finden. An ihre Stelle trat die Brachewirthschaft, wo ein Stück Land unbenützt in Brache liegen blieb und an Stelle dieser tritt jetzt immer mehr das Sy- stem des Fruchtwechsels. Hier hat die wachsende Bevölkerung keine Zeit mehr, ein Stück Land unbenützt liegen zu lassen und sie sucht die Ruhe, die der Boden un- bedingt verlangt, um die durch die ‚Bestel- lung entzogenen Nahrungsbestandtheile wie- der zu gewinnen, durch den ‚Anbau einer anderen Frucht zu ersetzen. Aber diese Intensität der Ackerbestel- lung ist es nicht allein, die durch das Nah- rungsbedürfniss der steigenden Bevölkerung bedingt wird, sondern auch das Streben nach solchen Erzeugnissen, die in demselben Vo- lumen mehr wirkliche Nahrungsstoffe .lie- fern, oder wenigstens auf derselben Boden- fläche mehr Masse erzeugen. Von der: wil- den Kartoffel kommen wir zu den pfund- schweren Knollen, von dem gewöhnlichen Kaninchen kamen die Franzosen auf die Le- poriden, von den kleinen Erzeugnissen der früheren Obstzucht kamen wir auf die fran- zösische Zucht der grossen Früchte, und die Einführung fremder Hühnervölker ist, ganz abgesehen von (der Einführung fremden Fleischviehes zur Kreutzung, ein Beispiel für die vermehrte Fleischproduction auf dem- selben Raume. So lange nun einzelne wenige Versuche genügten, hatte jedes der drei oben genann- ten Fächer, die Garten-, Land - und Forst- wirthschaft Zeit genug, dieselben auszufüh- ren, ohne der hauptsächlichsten. Beschäf- tigung, der Cultur des schon Bewährten und Erprobten, Verluste zu verursachen. Die Jetztzeit aber drängt auch zur In- tensität in solchen Versuchen und die rein praktischen Disciplinen sind nicht mehr im Stande, Zeit und Boden zu oft unnützen, stets miühsamen, selten sofort lohnenden Versuchen zu verwenden, und so warses denn der Gegenwart vorbehalten, dass diese ‘IH. Notizen: aufopfernde “ünd 'mühevolle' Diseiplin'‘ sich als Versuchsthätigkeit vom mütterlichen Boden trennte und als Akklimatisation vor das grosse Publikum trat. So die erste Entwicklungsepoche und die Ursache der Gründung der Akklimati- sationsvereine, deren Aufgabe St. Hilaire so kurz und treffend vorzeichnete. Mit den Worten des französischen Ge- lehrten trat die Akklimatisation aus ihrer unbewussten und unbenannten Thätigkeit in die zweite Epoche über. Sie fühlte, dass sie, auf die bisherigen Erfahrungen gestützt und von wissenschaftlichen Grundsätzen ge. leitet, eine rationelle Versuchswirthschaf; begründen müsse und in Folge dessen ent- standen die ersten Versuchsfelder. Die Basis der bisherigen Versuche ist die Erfahrung gewesen, und zwar mitRecht, denn die Wissenschaft liefert bis jetzt noch viel zu wenig Anhalt, um nach rein wissen- schaftlichen Grundsätzen das Arbeiten im Grossen ohne Schaden zu erlauben, Aber das Ideal aller praktischen Thätigkeiten, also auch der Akklimatisation ist ein nach rein wissenschaftlichen Grundsätzen geord- netes Verfahren; da dasselbe aber erst dann eintreten kann, wenn die Wissenschaft selbst weiter fortgeschritten sein wird, so ist es zunächst Pflicht jeder Erfahrungsthätigkeit, den Fortschritt der Wissenschaft durch Her- beischaffung von neuem Material, das die Akklimatisation liefern kann, ist der wissen- schaftlich angestellte Versuch, ist das Expe- riment. Indem sie, von den bisher gemachten Erfahrungen ausgehend, ihre Versuche zur experimentellen Genauigkeit und Schärfe erheben kann, gelangt die Akklimatisation in das dritte Entwickelungsstadium, indem sie selbst eine Wissenschaft zu werden be- ginnt. Die Akklimatisationsvereine bilden dann eine zweite Art von Versuchsstationen unter sich, welche sich von den bisher vom Staate eingerichteten sowohl durch das Ma- teriel, mit welchem sie arbeiten, als auch durch den Zweck, für den sie arbeiten, un- terscheiden. Die landwirthschaftlichen Ver- suchsstationen haben die Beobachtung der schon erprobten und im Grossen angebauten 121 Producte des‘ Thier- und Pflanzenreiches, sowie ‘deren ' Wachsthumsförderung und Wachsthumsstörung zu studiren; die Akkli- matisationsstationen haben die Beschaffung neuer, besserer Produkte zu ihrer Haupt- aufgabe. Wie werden diese Produkte beschafft ? Dies kann auf dreierlei Weise geschehen, wenn wir auf die Pflanzenwelt Rücksicht nehmen und die Lösung der Frage für das Thierreich dem 'Zoologen von Fach: über- lassen. Die Pflanzenwelt liegt uns näher, ist uns zugänglicher, dieKosten der Einrich- tung und Pflege geringer. Wir erzielen die verlangten Produkte: 1) Durch die Cultur der aus Original- samen gezogenen Individuen. 2) Durch die fortgesetzte Cultur des hier erzeugten Samen in den folgenden Ge- nerationen. 3) Durch die Bildung von Zwischenfor- men, durch Bastarderzeugung, Der geehrte Verfasser führt nun weiter- hin aus, in’welcher Weise auf einem durch die Wissenschait begründeten Wege diese Versuche gemacht werden sollen. In dieser Auseinandersetzung verlangt er in Bezug auf Pflanzen-Akklimatisation:' a) Cultur auf den verschiedensten Bodenarten. b) Cultur unter verschiedenartigen klimatischen Ein- flüssen. c) Genaue Beobachtung des Ent- wickelungsganges mit genauer Verzeichnung der Wärmegrade von Luft und Boden, des Gehaltes der Luft an Feuchtigkeit, Ozon ete. d) Genaue chemische Analyse und zwar der Produkte, die auf den verschiedenen Bo- denarten erhalten werden, wie von den Bo- denarten selbst etc. Endlich verlangt er fortgesetzte Cultur in den folgenden Gene- rationen, Erzeugung von Zwischenformen und Bastarden, — oder mit andern Worten ererilkihiane Wenn’ nun der Referent io über diese Vorschläge und Ansichten aussprechen soll, so schliesst er sich im Allgemeinen den An- sichten des Verfassers an, die solcher in sei- ner Einleitung ausspricht. Der Referent geht ferner mit dem Verfasser darin einig, 122 dass auf die vorgeschlagene Art und Weise, wobei eine neu zur Cultur empfohlene Nutz- pflanze nicht eher aus dem Akklimatisations- garten herausgelassen werden soll, bis sol- che in der oben angedeuteten Art und Weise erprobt, — allen den Anforderungen ent- sprochen werden würde, welche der Land- wirth, der Gemüsegärtner, der Oekonom — zu machen berechtigt sind, wenn ihnen für ihre alten bewährten Culturpflanzen eine neue empfohlen wird. — Dadurch würde all den vielfachen Enttäuschungen vorgebeugt werden und die Akklimatisationsgärten wür- den in den Augen der Praktiker einen Werth erhalten, — den solche in Wahrheit gegen- wärtig noch nicht in gewünschtem Maasse erhalten konnten. — Ein anderes ist es aber, in Betreff der Ausführbarkeit der Vorschläge des Herrn Sorauer. Da müssen wir offen gestehen, dass ein solches Unternehmen weder von Seiten der Regierungen, — noch von Seiten des Publikums so viel Unterstützung finden und der Natur der Sache nach selbst finden kann, als dies derartige Versuchsgärten verlangen würden. — Zählen wir auf, was zu einem derartigen Unternehmen nothwen- dig sein würde, so ist zu nennen: 1) Ein Areal mit unter sich ganz ver- schiedenen Bodenarten, — oder was noch schwieriger ist, — diese verschiedenen Bo- denarten müssten künstlich hergestellt wer- den. 2) Areal mit verschiedenen Lagen, als feuchte, trockene, sonnige, halbsonnige, schat- tige. 3) Müssten Filial-Anstalten unter ver- schiedenartigen klimatischen Einflüssen da- mit in Verbindung stehen. — 4) Tüchtige Gärtner und Landwirthe müssten alle Ver- suche controlliren, — die genauesten Be- obachtungen über Temperatur von Luft; Boden, Gehalt der Luft müssten gleichzeitig angestellt werden, — Pflanzen- Anatomen und Chemiker mussten ausserdem zur Ueber- wachung der Versuche, sowie zur genauen Untersuchung angestellt werden. 5) Es könnte endlich jede einzelne eingeführte und zur Probe in Cultur genommene Pflanze erst nach einer Reihe von Jahren aus dem Versuchsgarten entlassen werden, wenn diese Pflanzen auch in den folgenden Gene- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rationen und in Bezug auf Erzielung neuer Racen geprüft werden sollten! — Wo fragen wir, sollten die nachhaltigen Mittel zur Unterhaltung solcher Versuchs- gärten herkommen? Wir sind in einem Zeitalter, wo man in erster Linie Resultate oder Projecte von Unternehmungen verlangt, Welche Resultate, so fragen wir, haben bis jetzt alle Akklimatisationsgärten des letzten Decenniums in Bezug auf Einführung wieh- tiger neuer Nutzpflanzen geliefert? Sind solche nicht fast aller negativer Art gewesen? ist nicht zu fürchten, dass auch die kostspielige Einrichtung eines sol- chen Versuchsgartens meist nur negative Resultate von anscheinend geringem Belang liefern würden? — Müsste endlich nicht ein nach so ausgedehntem Plane angelegter Akklimatisationsgarten durch Zersplitterung der Kraft zu Grunde gehen? — Theilung der Arbeit, das ist das Mittel, durch das in unserer Zeit so Grosses geleistet worden ist und auch in der Folge geleistet werden wird. Nach unserer Ansicht wird bei Akklimatisationsgärten gegentheils um so mehr herauskommen, in je kleinerem Maassstabe solche angelegt werden, je ge- ringer die Anzahl der Pflanzen, mit denen experimentirt wird, und je sorgfältiger diese Versuche von einem einzigen Manne gelei- tet, beobachtet und fortgeführt werden. Ein Akklimatisationsverein hat nur dann den wahren Sinn und Werth, wenn er aus Mitgliedern besteht, deren jedes mitarbeiten will am Ganzen. Wähle jedes dieser Mit- glieder sich eine Specialität, — nicht eine Speecialität von grösserer Ausdehnung, wie Gemüsebau, Obstbau, Ackerban etc., — SOn- dern eine ganz beschränkte Specialität, wie der eine Bohnen oder Hülsenfrüchte, der an- dere Kopfkohle oder Kohlarten, der Dritte Weizensorten, ete, Diese beschränkte Spe- cialität mache er zum Gegenstand seiner vollen Aufmerksamkeit, um durch Cultur aller bekannten Formen, durch Auswahl von besonderen Individuen, als Samenträger, Auswahl von Samen, gegenseitige Befruch- tung u. 8. f. neue bessere Ragen für be- stimmte Verhältnisse zu erzeugen und seine gewonnenen Resultate durch Publicirung III. Notizen. und Mittheilung zum Gemeingute Aller zu machen. Solchen Speeiallisten theile der Verein, der alle auftauchenden Neuigkeiten anschaffen soll, alles in ihre Richtung schla- gende mit. Im kleinen Versuchsgarten eul- tivire er aber nur solche Neuigkeiten von Nutzpflanzen, die nicht blos Formen unserer alten bekannten Culturpflanzen sind, — sondern alles das was eines Theils Gemein- sinn, — anderentheils Spekulation und Schwindel als neue Nutzpflanzen einführt und empfiehlt. Die Cultur solcher Pflanzen und Publikation der gewonnenen Resultate betrachtet auch der Referent als eine Auf- gabe eines kleinen Versuchsgartens, — der sich ausserdem auch noch irgend eine Spe- eialität wählen mag. Der Verein bleibt das natürliche Cen- irum einer derartigen Arbeitstheilung. Er vertheilt Prämien für die ausgezeichnetsten Leistungen seiner Mitglieder, sorgt für wis- senschaftliche Anleitung bei den speciellen Versuchen, wo solche nothwendig. Es scheint uns kein Ort geeigneter als gerade Berlin zur Anbahnung einer derar- tigen Thätigkeit: Nirgends wie dort finden sich geeignetere Kräfte. Der Hr. Minister der Landwirthschaftlichen Angelegenheiten hat auch den Akklimatisationsverein in sei- nen Schutz genommen, — die Landwirth- schaftlichen Versuchsstationen in den ver- schiedenen Theilen des Landes würden an sol- chen Arbeiten lebhaft Theil nehmen, — die intelligenten, vom Staate angestellten Hof- gärtner, Botanischen Gärtner ete. würden gewiss jeder eine Specialität übernehmen, — viele intelligente Landwirthe und Privat- freunde des Land- und Gartenbaues würden sich dort sicherlich betheiligen. Ausserdem zählt Preussen nicht nur der gelehrten Bo- taniker und Chemiker, die sich aus Liebe zur Sache bei den Untersuchungen der ge- wonnenen Resultate betheiligen würden, mehr als jedes andere Land, — sondern es ist auch von der Landwirthschaftlichen Lehranstalt in Berlin ein besonderes Phy- siologisches Laboratorium gegründet wor- den, — das schon die Aufgabe hat, in die- ser Weise zu wirken. — Wo sich alles so vereint, kann durch 123 Arbeitstheilung und gemeinnützigen Sinn, — ohne all zu grosse pecuniäre Mittel Grosses geleistet werden. Wir wiederholen zum Schluss ganz kurz unsere Ansicht: Ein Central-Institut, welches in allen diesen Richtungen im eigenen Garten wirken sollte, würde wegen Kraftzersplitterung der einzelnen Abtheilungen nicht die genügende Zeit widmen können und die Leistungen würden darum im Verhältniss zu den Ko- sten, sowohl der Regierung, — wie einer Gesellschaft gering erscheinen, sofern über- haupt ein hinlänglicher Fond zur Einrich- tung und Unterhaltung von Versuchsgärten von so ausgedehnter Wirksamkeit zusam- mengebracht werden sollte. Ferner sind auch (abgesehen von der nicht wahrschein- lichen Einführung neuer Culturpflanzen von grosser Wichtigkeit) die Resultate solcher Versuche so allmälig und nicht so scharf ins Auge fallend, — dass überhaupt die Jahresberichte über die Erfolge auch bei der intelligentesten Leitung und aufopfernden Thätigkeit keine ins Auge springenden Re- sultate liefern würden. Die Arbeitstheilluug mit dem Systeme der Prämirung von Seiten des Vereines und der Regierung, muss dagegen viel sicherere und günstigere Resultate geben. Diese Specialculturen sollten nach der Ansicht des Referenten in folgender Weise ausgeführt werden. 1) Es sollten die Be- dingungen, unter denen solche gemacht werden, in Bezug auf Boden, Lage, Zeit der Aussaat, Reifezeit und specielle Cultur fest gelegt werden. 23) Die Cultur würde mit der versuchs- weisen Cultur aller bekannten Sorten unter gleichartigen Verhältnissen begonnen werden. Wünschbar wäre dabei, dass die gleiche Special-Cultur an verschiedenen Orten und also auch unter verschiedenen Verhältnissen von verschiedenen Mitgliedern gleichzeitig begonnen würden *). #*) Dass alle Sorten von Nutzpflanzen gleichzeitig in dieser Weise dem Versuch unterworfen würden, hat gar keine Wichtig- keit. Besser wenige und gründlich und im Laufe der Zeit das eine nach dem andern, 124 3) Der versuchsweisen Cultur aller Sor- ten würde zunächst die Auswahl der geeig- netsten Sorten für specielle Verhältnisse folgen. Mit den zurückbleibenden, weniger zahlreichen Sorten würde im nächsten Jahre mit der Culturin etwas vergrössertem Maass- stabe fortgefahren, und daraufgestützt müsste weitere Auswahl und Beschränkung der Sor- ten eintreten, bis zuletzt nur die für specielle Verhältnisse ertragsreichsten und vorzüg- lichsten Sorten übrig bleiben. 4) Nun würde die Raceverbesserung durch künstliche Einwirkung beginnen und zwar zunächst durch Auswahl der Individuen, die die gewünschten Eigenthümlichkeiten am ausgeprägtesten besitzen zu Samenträ- gern. Solche Individuen sollten nun isolirt, d. h. von Befruchtung mit andern Individuen der gleichen Rage bewahrt werden, um die einen mit sich selbst, — die andern aber mit dem Pollen anderer Racen zu befruch- ten, von denen man noch die eine oder andere vortheilhafte Eigenschaft auf solche übertragen möchte 5) Durch fernere Auswahl in den fol- genden Generationen würde nun entweder in. ersterem Falle die Race noch weiter ver- bessert, — oder bei den durch künstliche Befruchtung erhaltenen Individuen werden nur solche als fernere Samenträger beibe- halten, die wirklich Vorzüge vor den Stamm- racen besitzen. Fernere Auswahl und Isolirung dient bei den letzteren zur Fest- legung neuer Racen für bestimmte Ver- hältnisse. — Alle unsere Culturpflanzen-Racen sind auf diese Weise im Laufe der Zeit grossen- theils zufällig entstanden. Was Specialisten durch derartige intelligente Cultur im Laufe der Zeit aus vielen unserer Zierpflanzen- Gattungen und Arten gemacht, ist bekannt genug, — Verbessere man unsere Nutz- pflanzen in gleicher Weise und wir werden dadurch bessere und wichtigere, wenn gleich nur sehr allmälige Resultate für unsere Cul- turen erhalten, — als durch das gerade durch den Einfluss der Akklimatisationsge- sellschaften in neuerer Zeit so vielfach ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. suchte Heranziehen von Pflanzen milderer Klimate, die der Natur der Sache nach, bei uns nie so gut, — und was die Hauptsache für die Cultur im Grossen ist, — nur unter Einfluss viel grösserer Mühe und Arbeit, -— wie in ihren Heimathländern oder überhaupt geeigneteren Klimaten gedeihen können. Zum Schlusse noch ‚ein Wort über den Standpunkt, den der Referent ‘beim Aus- sprechen dieser Ansichten einnimmt. Selbst Enthusiast für sein Fach, haben ihn viele Erfahrungen belehrt, dass Centralisirung aller anzustellenden Versuche in Versuchs- gärten nie zum gewünschten Ziele führen — und dass Arbeitstheilung hier das einzige Mittel ist und bleiben wird, wodurch Gros- ses geleistet worden ist und auch ferner ge- leistet werden wird. Deutschland und die Schweiz bieten hierzu der Kräfte und der gemeinnützigen Männer so viele, dass. nir- gends besser als da dieser Weg. betreten werden kann. — Ferner spricht hier der Referent nicht blos vomtheoretischen Stand- punkte, sondern auch vom rein praktischen Standpunkt der eigenen Erfahrungen. Vor 15 Jahren beschäftigte er sich in Zürich ei- nige Jahre mit einer solchen Cultur der Achimenes-Arten. Manche der damals ge- wonnenen Formen, wie Trevirania Treherne Thomas (Grtfl. tab. 13), Ambroise Verschaf- felt, Edmund Boissier, Dr. Hopf (Gartenflora tab. 118), sind seitdem nicht übertroffen worden. — In seinem jetzigen Wirkungskreise ru- heten anfänglich diese Versuche. Jetzt aber hat derselbe solche namentlich in Bezug aufNutzpflanzen für unser nordisches Klima so mit den Kartoffeln, den Erdbeeren, den Kernobstbäumen in seinem privatim ‚ge- gründeten pomologischen Garten wieder auf- genommen, und ist derselbe gegenwärtig nach 5jähriger Arbeit schon auf dem besten Wege, schöne Resultate für unser nordisches Klima zu erhalten. Unsere Leser werden wir nun bald Gelegenheit haben, von Zeit zu Zeit mit den Resultaten dieser Versuche bekannt zu machen. (E. R.) IV. Literatur. 125 VW. Literatur. 1) H.Jäger, der Immerblühende Gar- ten. Leipzig bei Otto Spamer 1867. Unser geehrter Mitarbeiter und Freund, theilt in diesem Buche seine reichen Erfah- rungen mit, wie man es in kleineren oder grösseren Gärten zu beginnen habe, um vom Frühlinge bis zum Herbst sich einesreichen Blütbenflors in seinem Garten oder Gärtchen zu erfreuen. Als erfahrener Schriftsteller, der die Wünsche der Gartenfreunde kennt, hat der Verfasser dieses Buch derweise in Capitel getheilt, dass der Inhalt für den Blumenfreund so recht mundrecht wird und derselbe nicht lange zu suchen braucht, um eine Zusammenstellung von dankbar blühen- den Gartenpflanzen für seinen besonderen Zweek, sowie kurze Culturanleitungen und betrefiende Bemerkungen über Wirkung und Effect zu finden. Dürfen wir einen Einwand machen, so hätten wir gewünscht, dass der geehrte Ver- fasser bei der Auswahl der Blumen sich ganz auf seine Erfahrungen beschränkt hätte und nur das empfohlen, was er selbst als leicht gedeihend, sowie als reich und dank- bar blühend kennt. So gestehen wir z. B., dass wir die S. 33 für Felsenparthien em- pfohlenen Pflanzen, Gentiana purpurea und pannonica, so schön sie sind, doch noch nicht in Cultur in voller Schönheit gesehen, — und bei einer Auswahl sollten doch nur leicht gedeihende Arten erwähnt sein. Hat ferner der Verlasser die S. 36 empfohlenen Polygala-Arten je in Cultur schön gesehen? P. amara und vulgaris wurde von dem Re- ferenten tausendweis schon in den Garten verpflanzt. Ein bis zwei Jahre hielten sich solche in einzelnen Exemplaren, dann aber wars vorbei. P. Chamaebuxzus konnte der Referent nur in Töpfen in reichblühenden Exemplaren erhalten, P. major findet sich selten, — und ebenfalls nur bei Topfeultur in den Gärten. Wo so reiches Material vor- liegt, sollten den mit solchen Culturen we- leicht zu eultivirender und dankbar blühen- der Pflanzen geboten werden. Eine andere Bemerkung betrifft die No- menklatur. Hier sind die Gartennamen ge- braucht. Sehen wir in die gleiche Zusam- menstellung S. 36, so finden wir da Papaver alpinum, croceum, nudicaule neben einander aufgeführt. Alle 3 gehören zu P. alpinum L., und P. eroceum ist nur die etwas dunk- ler orangengelb blühende Form von P. al- pinum var. nudicaule. Ein Buch mit Aufführung der wichtig- sten Gartenpflanzen, unter den in der Wis- senschaft jetzt angenommenen Namen, ist ein grosser Mangel unserer Gartenliteratur. Der Referent hoffte immer zur Bearbeitung eines solchen zu kommen, da hierzu eben Material gehört, wie sich das nur an weni- gen Orten vereint findet. Wir wollen daher unserm geehrten Freunde dadurch keinen Vorwurf machen und haben auch die volle Ueberzeugung, dass dies dem hohen gärt- nerischen Werthe des in Rede stehenden Buches keinen Eintrag thut. Druck und Ausstattung sind schön, Sprache wie bei allen Werken Jäger’s klar und fasslich, --- also alle Eigenschaften als Buch zum häufigen Gebrauch und für den Tisch im Lesesalon vorhanden. (E. R.) 2) Justus Reimann, die Obstorangerie, oder kurze Anleitung, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfir- siche in Blumenscherben oder Kübeln zu erziehen. Halle, bei Otto Hendel, 1866. Den Zweck dieser Schrift zeigt der Titel genugsam an. Der Verfasser hat hübsche Erfahrungen gemacht, wird aber dadurch unklar, dass er nicht blos eine einfache zweckmässige Anleitung giebt, was er selbst als das Beste erprobt hat, sondern den und jenen Rathschlag giebt, den andere gegeben, ohne sich bestimmt über solche auszuspre- chen, Weshalb der eingeführte Ausdruck niger Vertrauten, nur eine Auswahl wirklich | „Wildstamm oder Wildling“ mit „Grund- 126 stamm‘‘ ersetzt wird, begreifen wir nicht, Bei den Birnen empfiehlt der Verfasser be- sonders Crataegus als Wildstamm, eine An- sicht, die wir wenigstens gar nicht theilen, die wir auf Crataegus in den ersten Jahren kräftig wachsende Veredlungen, später mas- senhaft zurückgehen sahen. Bei den Vercd- lungen der Pflaumen wird in sehr unsichern Ausdrücken über die besten Wildstämme gesprochen und der z. B: in neuerer Zeit viel gebrauchten Prunus Mirobalana gar nicht gedacht. Manche Sätze sind ganz unklar. So z. B. ist Seite 104 bei Behandlung der Topf- bäume wörtlich gesagt: „Die in Scherben befindlichen Bäume, namentlich wenn die Scherben noch nicht sehr gross sind, bringt man am besten auf eine zugerichtete Stel- lage, und gräbt sie fast bis an den Rand in die Erde oder Sand.“ — Solches Kauder- welsch sollte heut zu Tage kein Schriftstel- ler im Gartenfach mehr schreiben und leidet durch den schlechten, oft undeutschen , oft unklaren Styl, den der Verfasser schreibt, dieses Büchlein, das sonst viele gute und beherzigenswerthe Rathschläge und Winke giebt, gar sehr. (E. R.) 3) Handbook i Svensk Pomologi of Olof Eneroth. Stockholm im Verlag von Norstedt u. Söhnen. Auch in Europas Norden bekommt die Liebe zum Obstbau immer mehr und mehr Freunde. Mit Freuden begrüssen wir dieses in Schwedischer Sprache erschienene Buch, das uns die Aufzählung der Obstsorten Schwedens gibt und die wichtigsten dersel- ben mit guten Holzschnitten und selbst co- lorirten Figuren begleitet. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Den Beschreibungen ist die wichtigste Synonymie beigegeben, soweit die Sorten Schwedens mit denen andrer Länder iden- tisch sind. Wir selbst haben die wichtigsten Obstsorten Schwedens durch den geehrten Verfasser erhalten und werden später, soweit solche noch in Petersburg gedeihen und bei uns gute Resultate liefern, zu bespre- chen Gelegenheit finden. Im Allgemeinen wollen wir heute nur mittheilen, dass im Kiima von Stockholm noch viele Obstsorten gut gedeihen, die um Petersburg und Moskau nicht mehr angebaut werden können. Rib- stons-Pepping, der Rothe Stettiner, die Scharlachparmaine, der Gravensteiner, der Irische Pfirsichapfel ete., mögen als solche Beispiele unter den Aepfeln gelten, — bei den Birnen, Kirschen, Pflaumen, von denen um Petersburg nur noch wenige gedeihen, tritt uns der Unterschied des Klimas noch greller entgegen. — Von Russischen Aepfeln werden der weisse und rothe Astrachaner, der Kaiser Alexander, auch in Schweden als gute Sorten geschätzt. (E. R.) 4) Dr. Moritz Seubert, Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde. ‚Winter’sche Verlagsbuchhandlung zu Leipzig und Heidelberg. Vierte vermehrte und ver- besserte Auflage. Dieses vorzügliche klare Lehrbuch über die gesammte Pilanzenkunde ist ebensowohl geeignet für den Lehrer, behufs des Ver- trags, — wie für den Lernenden, behufs des Nachlesens. Gedrängte klare Darstellung mit vollständiger Bewältigung des Stoffes zeichnen dieses Buch vortheilhaft aus, (E. R.) V. Personalnotizen und Neuestes, 1) Blumenausstellung in Bam- berg. Der Gartenbau-Verein in Bamberg ladet zu dieser Ausstellung die in der Halle des Kaufmann Thorbecke im Bach Nr. 1983 am 27. April eröffnet und am 1. Mai geschlossen wird, zur allgemei- nen Concurrenz ein. Preise: I. Für Gruppen blühender oder dekorativer Pflanzen. fl. 20. — 1.15. —ı fl. 10. — f.8 — 1.6. V. Personalnotizen und Neuestes. I. Warmhauspflanzen und Begonien. fl. 15. — fl. 12. II. Coniferen. fl. 20. — fl. 15. IV. Für die reichhaltigsten Sammlun- gen der folgenden Florblumen und zwar jede Sammlung in mindestens 30 Exem- plaren. 1) Camellien 2 Preise, fl. 20, 10. 2) Azalea indica 3 Preise, fl. 20, fl. 15, ll. 12. 3) Azalea pontica 2 Preise, fl.15, fl.10. 4) Rhododendron 3 Preise, fl. 20, fl. 15, fl. 10. 5) Eriken und Epakriden 2 Preise, fl. 15, fl. 10. 6) Rosen in 30 Sorten und 100 Exem- plaren 2 Preise, fl. 25, fl. 15. 7) Pelargonien, englische und franzö- sische (Odier, Fancy) gut cultivirt, 2 Preise, fl. 12,1. 8. 8) Pelargonium zonale 2 Preise, fl. 10, 8. 9) Pelargonium zonale mit buntschecki- gem Blatt, 2 Preise, fl. 10, fl. 8. 10) Cinerarien 2 Preise, fl. 8, fl. 6. 11) Calceolaria hybr. 2Preise, 11.8, fl.6. 12) Primula chinensis 1 Preis, fl. 6. 13) Heliotropium 1 Preis, fl. 6. 14) Viola tricolor 2 Preise, fl. 6, fl. 4. 15) Verbenen 2 Preise, fl. 8, fl. 6. 16) Bellis perennis (Maassliebchen) 2 Preise, fl. 6, fl. 4. 17) Aurikeln 2 Preise, fl. 8, fl. 18) Cacteen 2 Preise, fl. 8, fl. 19) Tropaeolum 1 Preis, fl. 6. 20) Amaryllis, Hyacinthen,, Preis, fl. 6. 21) Levkoyen 2 Preise, fl. 8, fl. 6. 29) Lak 2 Preise, fl. 8, fl. 6. 23) Bouquets mit natürlichen Stielen 2 Preise, fl. 4, fl. 3. V. Für die beste Sammlung getriebener Gemüse 4 Preise, fl. 6, 5, 4, 3. VI. Für selbst gezogene Champignon 1 Preis, fl. 4. VII. Zur freien Verfügung stehen den Herrn Preisrichtern 3 Preise, fl. 8, 6, 4. 2) Stellegesuch. Ein dem Referen- ten wohl bekannter tüchtiger Gärtner, der in Blumenzucht, Gemüse und Obstbaumzucht wohl erfahren, sucht eine zweckmässige 6. 6. Tulpen 1 127 Stelle. Derselbe könnte zugleich auch die Beaufsichtigung eines Landwirthschaftlichen Betriebes mit übernehmen. Anfragen bittet der Unterzeichnete an die Adresse P. F. Bouch& zu Moabit bei Berlin richten zu wollen. E. Regel. 3) G. Geitner. Am 9. December des verflossenen Jahres starb zu Planitz bei Zwickau im Königreiche Sachsen der Besitzer des dortigen Garten-Etablissements, Gustav Geitner in einem Alter von nur 44 Jahren, betrauert von Allen, die ihn im Leben näher gestanden haben. Der Gartenbau hat an ihm einen Mann von seltener Thatkraft verloren, der ohne Ruh undRast zu schaffen gewohnt war; der aber auch kein Opfer scheute, um sein Etablissement stets den Anforderungen der Zeit gemäss zu vervollkommnen und um- zugestalten. Er war in Schneeberg im säch- sischen Erzgebirge geboren, und erhielt seine Erziehung im Fürbringer’schen Institute zu Gera. Eben war er im Begriff, sich den pharmaceutischen Studien zu widmen, als sein Vater, der Dr. E. A. Geitner mit der Idee umging, auf den Erdbränden bei Planitz eine Gärtnerei zu errichten und zu diesem Behufe eine Actiengesellschaft gründete und nun seinen jüngsten Sohn ermunterte, die Laufbahn des Gärtners zu ergreifen, da er sich von der Zukunft dieses Etablissementg schon bei seiner Gründung grosse Hoffnun- gen machte. Geitner ging also im Jahre 1837, seinem Vater und dessen Ideen zu Liebe nach Dresden, um im dortigen bota- nischen Garten unter dem damaligen In- spector Lehmann seine Lehrzeit zu bestehen. Später bereitete er sich in mehreren grös- seren Gärtnereien des Continentes, in Berlin, Potsdam, Paris, Gent und Bollwiller zu sei- nem künftigen Berufe als Handelsgärtner vor, indem er sich mit den verschiedenen Branchen des Gartenbaues vertraut machte, obgleich er sich innerlich mehr zur wissen- schaftlichen Richtung in der Gärtnerei hin- gezogen fühlte. Er bereiste aber auch den grössten Theil Deutschlands, Belgiens, Hol- lands, Frankreichs und der Schweiz, um überall die grössten Etablissements in Au- genschein nehmen zu können. Da unter- dessen der damalige Obergärtner der s. g. 128 Planitzer Treibgärtnerei seine Stelle kündigte, so wurde der junge Geitner, der sich dazu- mal in Belgien aufhielt, von seinem Vater auf diesen Posten berufen und trat densel- ben im Herbste 1844 an; bald mangelten aber der Actien-Gesellschaft die Mittel, um das Etablissement den Zeitforderungen ent- sprechend zu erweitern, und so beschloss dieselbe, den Garten zu verkaufen und als am Verkaufstermine kein einziger Käufer erschienen war, so entschloss sich endlich Geitner selbst, das Geschäft zu übernehmen und für eigene Rechnung zu führen. Jetzt fing das Etablissement an sich zu heben und zu blühen und in den 20 Jahren, in denen es Geitners Eigenthum war, hat es sich immer vervollkommnet. ‘Während die- ser langen Reihe von Jahren war Geitner ‘stets bemüht, die schönsten Gartenpflanzen, die in den englischen und belgischen Gärt- nereien auftauchten, anzuschafien, rasch zu vermehren und weiter zu verbreiten; ‚aber auch durch directe Einführungen aus den verschiedensten, meist tropischen Gegenden wurde der Gatten alljährlich bereichert und unter diesen Einführungen nahmen Baum- Farne, Orchideen, Palmen, Cycadeen und Aroideen die erste Stelle ein. Besonders lag ihm die Vervollständigung seiner Sammlung otfieineller und technisch wichtiger Pflanzen, sowie tropischer Fruchibäume sehr am Her- zen und er war wohl der erste Handels- gärtner in Deutschland, welcher dem Publi- kum eine möglichst bedeutende Anzahl der- artiger Pflanzen vorzuführen suchte. Auch möge hier erwähnt sein, dass er, angeregt durch Hrn. Geheimeratli Dr. Göppert in Breslau, einer der ersten war, welcher sei- nem Cataloge eine nach Umständen. correcte Fassung und so seinen Collegen ein gutes Beispiel gab, welches auch- nicht’ ohne Nach- ahmer geblieben ist. Die in früheren Jahren in Planitz stark betriebene und auch durch die örtlichen Verhältnisse begünstigte Ana- nascultur wurde schon gegenEnde derfünf- ziger Jahre aufgegeben, weil Geitner die Ue- berzeugung erhalten, dass er die vorhandenen Räumlichkeiten durch die Cultur von tropi- schen. Gewächsen vortheilhafter ausbeuten könne. Im Jahre 1852 baute er ein Vietoria- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Haus und brachte in verhältnissmässig kurzer Zeit eine der bedeutendsten Sammlungen von Wasserpflanzen zusammen, um der durch dieKönigin der Wasserlilien hervorgerufenen Liebhaberei für derartige Pflanzen Rechnung zu tragen. Im Jahre 1857 erwarb er ein vom Garten isolirt gelegenes Grundstück, um darauf eine Baumschule zu errichten, die auch schon in‘ der kurzen Zeit’ ihres Bestehens sich einen guten Ruf zu erwerben gewusst hat. Aber nicht allein im eigenen Geschäft war Geitner rastlos thätig, er: wid- mete auch einen Theil seiner Kräfte dem Wohle seiner Mitmenschen. So war er, einer der Gründer der Erzgebirgischen Actien- Bierbrauerei und Bäckerei zu Cainsdorf, wel- che zu dem Zwecke errichtet wurde, der ar- men Bevölkerung der dortigen Fabrikdistriete gute und wohlfeile Lebensmiitel zu verschaf- fen. Aus gleich humanen Rücksichten grün- dete und leitete er den Planitzer Kartoffel- bauverein, welcher sich die Aufgabe stellte, diejenigen Sorten auszuwählen und zu: ver- breiten, die sich für die dortigen.Boden- und ‚klimatischen Verhältnisse am besten eignen würden. Viel hat er auch im Leben geschrieben und gesprochen für seine Idee, eine Unterstützungskasse für deutsche hülfs- bedürftige Gärtner zu gründen, von deren Nothwendigkeit er vollkommen überzeugt war, aber sein Project fand nicht den allsei- tigen Anklang, dessen es bedurfte, um’ sich zu realisiren. Zum Lohne für seine ‚vielsei- tige Thätigkeit wurde ihm aber auch die allgemeine Achtung seiner Mitbürger sowohl, als auch seiner Collegen und Geschäftsfreunde zu Theil. Die Gemeinde Planitz ehrte ihn durch die Wahl zum Präsidenten des Ge- meinderathes, welches Ehrenamt er. auch bis an seinen Tod verwaltete. Er hatte in dieser Stellung eine Feuerordnung für diese Gemeinde entworten und die Königliche Re- sierung ernannte Geitner, indem ‚sie seinen Entwurf nicht allein bestätigte, sondern auch auf andere benachbarte Ortschalten übertrug, zum Königl. Feuer-Commisär für die ganze Gemeinde. — Der Referent verehrt in dem. Dahinge- schiedenen seinen ersten Lehrer im Garten- bau, und weiss ihm noch heute zu danken, wie er stets bestrebt war, demselben den wahren Beruf des Gärtners klar zu mächen und wie gut er es verstand, zu jeglicher Aufmunterung jugendlicher Strebsamkeit die Hand zu bieten. Möge die hinterlassene Wittwe einen tüchiigen Mann finden, der das grosse Geschäft so lange in dem Geiste des Verstorbenen zu leiten vermag, bis der jetzt 16jährige Georg Geitner sich so weit auscebildet hat, um mit Erfolg in die Fuss- stapfen seines Vaters treten zu können. vr. ‚. (Ennder.) w Te ren N Y 1. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Primula luteola Rupr. (Siehe Tafel 541.) Primulacesae. Primula luteola Rupr. in Melanges biologiques tires du Bulletin de l’Ac. imp. d. sc. de St. Petersb. tom. IV pag. 298. — Wir haben der Arbeit des Akade- mikers von Ruprecht über die Primeln des Caucasus in der Gartenflora schon erwähnt, auch dabei schon gesagt, dass Ruprecht die von uns tab, 391 als Pri- mula pycenorhiza abgebildete Pflanze zu Primula aurieulata C. A. Meyer stellt. Von der hierbei abgebildeten Pflanze sagt Ruprecht am angezogenen Orte: „Die blassgelbe oder schwefelgelbe Farbe‘‘ der Blumen, verziert mit einem goldgelben Scheine am Schlunde, unter- scheidet diese Art sogleich von den grossen Exemplaren der Primula auri- eulata C, A. M. und andern ähnlichen Arten. Ausserdem ist die Blumenröhre der Pr. luteola bis 1/, Zoll lang, die Saumlappen sind doppelt kürzer als die Blumenröhre, der Kelch ist im Vergleich zu andern Arten im Verhältniss zur Blumenröhre am kleinsten, nämlich bloss V. 1867. 11/,—2 Linien lang und ausserdem im Fruchtzustande niemals gefärbt. Der weisse Puder am Ende desSchaftes und an den Kelchausschnitten hält sich lange. Die Stielchen der Blumen und Früchte werden bis I Zoll lang, also 4 mal länger als bei Primula auriculata. Die Blätter sind 1,—1 Fuss lang, sind verkehrt länglich, schmal, nach unten in einen deutlichen langen Stiel ver- schmälert. — Herr von Ruprecht entdeckte diese Art bei seinem Aufenthalte im Caucasus in Tuschetien, wo sie an nassen quel- ligen Lokalitäten oder in kleinen Sümpfen in einer Höhe von 1000—1300 Toisen häufig wächst. Ebenso fand er sie auf der Südseite des Passes zwischen Ki- dero und Kituri in einer Höhe 1250—1270 Toisen. — August. — Aus Samen, die Hr, von Ruprecht mitbrachte, erzog er selbst eine Pflanze, von Blüht Anfangs ‚die er der Gärtnerei des Hın. Peter 9 130 Buck in Petersburg übergab und unsere Abbildung ist nach einer Pflanze, die beim Hrn. Buck blühte, gemacht wor- den, — Es ist das ein Schöner Zuwachs b) Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zu den im freien Lande aushaltenden schönen Primeln, die auch noch im Klima von Petersburg im freien Lande aushalten dürfte, (E. R.) Sarracenia puarpureal. (Siehe Tafel 542.) Sarraceniacerare Sarracenia purpurea L. spec. pag. 728. — Bot. Mag. tab, 849. — Asa Gray. gen. I. pag. 107 tab. 45. 46. — Lood. bot, Cab. tab, 308. — Rchb, fl. exot. tab, 6. — Schnizl. iconogr, tab. 185. — Unsere Abbildung gibt diesmal die Darstellung einer jener interessanten Schlauchpilanzen, die in den Sümpfen des nördlichen Amerika leben. Die Sarracenien bilden eine eigenthümliche kleine Pflanzenfamilie, die mit den Nymphaeaceen zunächst verwandt sind. Der schlauchförmige Blattstiel, auf des- sen obern äusserem Rande die kurze Blattfläche sitzt, und die merkwürdig grosse schildförmige gelappte Narbe, die die Oeffnung der Blume gänzlich deckt, zeichnen die Familie aus, — Der Kelch der Sarracenien besteht aus 5 freien Blättern, am Grunde von 3 Bracteen gestützt. Blumenblätter 5. Viele Staubfäden. Fruchtknoten kugelig, 5-fächerig; ein Griffel mit grosser schild- förmiger Narbe gekrönt. Die Kapsel enthält in jedem Fach viele Samen. Die Sarracenien sind schon lange in Cultur eingeführt, haben aber erst in neuerer Zeit eine grössere Verbreitung gefunden. Die hierbei abgebildete Art ist in Blume und Blatt eine der schön- sten und interessantesten und ist in ee ee a Gartenschriften von dieser ebenso schö- nen als interessanten Pflanze noch keine gute Abbildung gegeben worden. Auf unserer Tafel stellt Fig. 1 eine ganze verkleinerte Pilanze dar. Fig. 2 und 3 sind Blatt und Blumen in natür- licher Grösse. Fig. 4 ist der Frucht- knoten mit der Narbe und 2 Staub- fäden. Die Cultur ist gerade nicht schwie- rig, erfordert aber einige Aufmerksam- keit. Man pflanze die $. purpurea in eine Erde, die aus lehmiger Rasenerde und lockerer Torferde gemischt, lege unten in den Topf eine starke Schicht frisches Torfmoos (Sphagnum) und um- gebe gleichfalls den ganzen Ballen mit frischem Torfmoos, so dass der Ballen ganz in Torfmoos eingebettet ist. Ebenso bedeeke man die Oberfläche des Ballens mit frischem Torfmoos, Zum Einpflan- zen wähle man einen flachen breiten Topf. Im Winter Standort in einem niedrigen Gewächshaus auf einem Tisch nah unterm Fenster, bei 5—6° R, Zu dieser Zeit erhält die Pflanze auch nur mässige Wassergaben, so dass der Bal- len nie zu sehr austrocknet und auch nicht allzufeucht ist. Mitte März, wo der neue Trieb beginnt, gibt man der Pflauze bei ähnlichem Standorte eine Taf 342 S N 7 AUF FALCHUOI SH fi = I. Originalabhandlungen. 131 Temperatur von 10—200 R. und wenn Man setze die Sarracenia purpurea der Trieb beginnt, wird reichlich begos- | stets nur in kleine Töpfe. Selbst für sen und auch von oben so stark be- | grosse starke Exemplare genügt eine spritzt, dass die Schläuche der Blätter | Grösse des Topfes von 31/, bis 4 Zoll sich theils mit Wasser füllen. Während | oder bis höchstens 5 Zoll Weite. Eine der Periode des Wachsthums kann die | Mischung aus einer lockern Moorerde, Pflanze auch noch ausserdem einen | der 1/, lehmige Erde, etwas Kohlen- Untersatz bekommen, der jedoch nicht | stückchen und gehacktes Torfmoos beige- beständig voll Wasser gehalten wird. | mischt wird, ist die geeignetste Erdmi- Bei mildem Wetter soll ausserdem für | schung. Diesen kleinen Topf, in dem den Zutritt frischer Luft gesorgt wer- | die Pflanze steht, senkt man in einen den, grossen breiten Napf ein, der rings um Ein weiches, kalkfreies Fluss- oder | den Topf mit frischem Torfmoos ausge- Regenwasser ist wie bei den meisten | füllt wird. Pflanzen der Sümpfe, eine der wichtig- Durch Feuchthalten dieses umge- sten Culturbedingungen. benden Mooses und Unterstellung eines Vermehrung durch Theilung des | mit Wasser zu füllenden Untersatzes zur kriechenden Wurzelstockes, welche Ope- | Vegetationszeit, wird im Ballen der ration am besten nach dem Abblühen | Pflanze am geeignetsten jene gleichmäs- im Mai oder Juni ausgeführt wird. sige Feuchtigkeit erhalten, die solche (E. R.) liebt. Ausserdem legen sich die kräf- Obigen, für dieSarracenia-Arten im | tigen Blätter der Sarracenia purpurea Allgemeinen angegebenen Culturregeln | nach allen Seiten auf die Erde nieder lassen wir für die „Sarracenia pur- |und ruhen und gedeihen am besten auf purea‘, die zu den schönsten und in- |; einem solchen Moospolster. teressantesten Arten gehört, noch im Spe- ciellen das Folgende folgen: (E. R.) a co) Colletia erugiata Gill et Hook. 7 (Siehe Tafel 543.) Rhamneze, C. cruciata; foliis paucissimis, ca- | dem wir beistehend einen Ast mit Blu- dueissimis, elliptieis, integerrimis; caule | men unsern Lesern vorführen, ward von horrido; spinis decussatis, lateraliter | Dr. Gillies in Südamerika in der Nähe compressis, ovatis, acutissimis, decur- | von Maldonaldo am Rio-Plata entdeckt, rentibus; floribus fasciculatis, ad basin | Der hiesige Garten erhielt denselben spinarum insertis, nutantibus. — Gill. | aus dem an seltenen und eigenthüm- et Hook, Bot. Miscellany I pag. 152 | lichen Pflanzen reichen Garten-Etablisse- tab, 43, — ment von L, van Houtte unter dem Der eigenthümliche Strauch, von | Namen Colletia ferox exoniensis. — 9* 132 Es ist ein aufrecht wachsender, stark verästelter Kalthausstrauch, dessen Aeste mit gegenüberstehenden kreuzweis gestellten flach gedrückten ovalen und in eine scharfe Stachelspitze vorgezoge- nen grünen Dornen besetzt sind. Blät- ter stehen sehr einzeln am Grunde die- ser Dornen und fallen meist so früh ab, dass der Strauch ganz blattlos erscheint. Am Grunde der Dornen stehen auch die weissen Blumen in zwei- bis mehr- blumigen Büscheln. Der Kelch ist ur- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. krone fehlt. Im Grunde der Kelchröhre findet sich ein fleischiger zurückgerollter Ring. Staubfäden 5, dem Schlunde zwischen den Kelchlappen eingefügt, mit sehr kurzen Trägern und breiten rundlichen 2-fächerigen Antheren. Frucht- knoten frei, geht in einen Griffel aus der so lang als die Kelchröhre und der eine kopfförmige, undeutlich 3-lappige Narbe trägt. — Gehört zu den in Cultur leicht zu behandelnden Kalthauspflanzen. Liebt nen-glockenförmig, weiss gefärbt und | lehmige schwere Erde, sonnigen lichten blumenkronenartig, am Saum in 5 zurück- gebogene Lappen getheilt. Blumen- Standort und blüht im October reich und dankbar. (E. R.) 2) Die Entstehung gefüllter Blumen. Von C, Clauss in Carlsruhe. Um schön gefüllte Blumen zu er- | Die ganze Bauart einer alten Pflanze halten, ist bekanntlich ein gesundes Wachsthum und nahrhafte Erde erfor- derlich, denn ohne Pflege erhalten die Pflanzen bald ein kümmerliches Ansehen und die Füllung schwindet oft bis zur Einfachheit. Diese Thatsache scheint nun zwar die allgemeine Annahme, als entstehen selbst die gefüllt blühenden Pflanzen durch üppiges Wachsthum, als richtigen Grundsatz zu bestätigen. Doch bin ich etwas anderer Meinung ge- worden. Zur Erläuterung will ich nun zu- erst die Ursache zu reichblühenden Pflanzen besprechen. Um reichblühende Pflanzen zu ziehen, ist es nothwendig, kein zu üppiges Wachsthum zu veran- lassen, weil sonst die Pflanze nur zur Blattentwicklung getrieben wird. Alte Bäume blühen reichlich, Wachsthum geringer ist, und dadurch | hervorzubringen , ist aber auch eine andere als die einer jungen Samenpflanze; erstens ist der Wuchs gedrungener, das Holz wird här- ter und dichter. Würden junge Pflan- zen dieselbe Bauart haben wie die Zweige alter Pflanzen, so würden sie ebenfalls reichlich blühen, und dass dies der Fall ist, beweisen die durch Steck- linge von solchen Zweigen erzogenen Pflanzen. Die Ursache zum reichen Blühen liegt hier in diesem Falle also in der Pflanze selbst, und nicht in der Wahl besonderer Bodenart. — Aehnlichkeit mit diesem Vorgange findet sich nun auch bei gefüllt blühen- den Pflanzen, denn auch bei denen be- wirkt die innere Bauart die gefüllten Blumen. Darum genügt es nicht, einer einfach blühenden Pflanze dungreiche indem das | Erde zu geben, um Füllung der Blumen sondern es ist eine die Blumenentwicklung befördert wird. | geeignete innere Bauart dazu erforder- I. Originalabhandlungen, lich, und diese entsteht ganz vorzüglich . bei der Samenbildung, wo eben eine Pflanze förmlich immer wieder von Neuem geschaffen wird. Eine vorhan- dene abweichende innere Einrichtung bei gefüllt blühenden Pflanzen kenn- zeichnet sich aber auch schon am äus- sern Ansehen, und zwar an dem weniger kräftigen Wachsthum, sowie an der meist matteren Farbe der Blätter; auch sind sie gewöhnlich zärtlicher in der Behand- lung und empfindlicher gegen Frost. Da nun weder fetter Wuchs, noch Dürftigkeit die Erzeugung, gefüllter Blu- men bewirkt, so muss dies einestheils durch einen besondern Vorgang bei der Samenbildung geschehen, anderntheils können es aber auch Bodenbestandtheile und klimatische Verhältnisse sein, wel- che den zum gefüllten Blühen erforder- lichen Pflanzenbau veranlassen. Darum entstehen auch gefüllt blü- hende Pflanzen unter sehr verschiede- nen Verhältnissen, und daher mag es kommen, dass der eine Gärtner sagt, gefüllte Levkoyen entständen bei ihm vorzüglich im ungedüngten Boden, wäh- rend ein Anderer wieder behauptet, nur in dungreicher Erde erzeugten sich reichlich gefüllt blühende Pflanzen, oder, die zuSamen bestimmten Pflanzen müss- ten bald auf diesem, bald auf jenem Orte gezogen werden. Jeder kann hier- bei Recht haben. Ebenso ist bekannt, dass manche Düngerarten grossen Ein- fluss auf Blumen- und Fruchtreichthum ausüben, hingegen andere Düngerarten gerade dies verhindern. So sind Horn- späne nicht geeignet, um Blumenreich- thum zu erzielen, wohl aber'um üppigen Blattwuchs zu fördern. Dagegen mag hier ein Beispiel folgen, wo durch ange- wendete Düngung, unmittelbar bei den- selben Pflanzen, also nicht erst durch Vermittlung der Samenbildung, nach 133 und nach eine schwache Füllung der Blumen entstand. Als nämlich aus Sa- men erzogene chinesische Primeln einige Grösse erreicht |hatten, wurden sie oft mit sehr verdünnter Mistjauche gegos- sen. Der erste Blüthenstand war überall vollständig einfach, doch bei der zweiten Blüthendolde zeigte sich schon bei vie- len Pflanzen eine schwache Füllung der Blumen, und bei der dritten Dolde wurde die Füllung noch stärker. Vielleicht waren es besondere, in der Jauche ent- haltene Salzverbindungen, welche nach und nach den inneren Bau der Pflanze umänderten und dadurch die Füllung der Blumen herbeiführten; denn Primeln mit Hornspanwasser gegossen, erhalten wohl üppigen Blattwuchs und grosse gut ausgebildete Blumen, aber keine Vermehrung der Blumenblätter. — Und nun mag noch ein anderes Beispiel fol- gen, wo durch andere Verhältnisse viele Pilanzen plötzlich gefüllt wurden: Im Jahre 1862 waren in einem Frühbeet- kasten 6 Fenster Veilchen zum Winter- gebrauche ausgepflanzt. Als sieAnfang Frühjahr aufhörten reichlich zu blühen, wurden die Fenster gänzlich abgenom- men, damit die Pflanzen sich wieder abhärten und kräftigen sollten. Das- selbe Frühjahr war nun gerade bestän- dig sehr schönes helles warmes Wetter. Durch die Sonnenstrahlen litten zwar die Blätter der Veilchen, aber plötzlich nach 8 oder 10 Tagen blühten alle Pflanzen reichlich und dicht gefüllt; je- doch waren es keine sehr kräftigen Blu- men und nur mit blasser Farbe. — Da bei solchen plötzlichen Erschei- nungen in der Regel nicht der ganze Bau der Pflanze verändert wird, so dauern dieselben auch gewöhnlich nur so lange, als die besondern Einwirkun- gen bestehen; während der bei der Sa- menbildung veränderte Bau die ganze 134 Pfinnze erfasst und daher auch Bestän- digkeit in ihrem abweichenden Wachs- thume zeigt. Noch will ich bei dieser Gelegen- heit die buntblätterigen Pflanzen erwäh- nen. Gärtner meinen oft, alle schönen Erzeugnisse bei Gartenpflanzen rühren nur durch gute Behandlung und üppiges Wachsthum her. Gute Pflege und vor- sichtige Behandlung gehört wohl dazu, um diese schönen Erzeugnisse zu er- halten und zum Gedeihen zu bringen, aber um sie zu erlangen, sind oft noch andere Maassregeln nothwendig, oder sie entstehen durch rein zufällige Ereignisse. Die buntblätterigen Pilanzen sind ge- wöhnlich gerade sehr zarte, unvollkom- men ausgebildete Pflanzen, weil bei ih- nen theilweise das dauerhaftere Blatt- grün fehlt. Die Entstehung dieser Pflan- zen ist also nicht von grosser Ueppig- keit herzuleiten, sondern vielmehr von unvollkommener und unrichtiger Ausbil- dung. Dafür spricht auch, dass sie ge- wöhnlich die zuletzt aufgehenden und anfangs dürftigen Pflanzen sind; aber auch, dass sie meistentheils eine weit vorsichtigere Pflege bedürfen und zuwei- len wieder förmlich sich zu grünen Pflan- zen ausheilen, besonders unter Einwir- ken starken Lichtes und üppigen Wachs- thumes. Nachschrift von E, Regel. Es gibt im Gebiete des Garten- baues noch so manche Erscheinung, die eine vollgültige Erklärung noch nicht gefunden hat. Hierzu gehört auch die Ursache der Füllung der Blumen. Herr Clauss hatte seinem interessanten Ar- tikel auch Erklärungen hinzugefügt und grössere oder geringere Saftmasse im Innern des Pflanzenkörpers als erklären- des Moment hingestellt!! Wir haben dies nicht wieder gege- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ben, denn bei derartigen Erscheinungen kommt es vorläufig nur darauf an, die Umstände genau festzustellen, unter de- nen derartige Umbildungen in den Blü- thenorganen stattfinden. Sind dann viele einzelne Fälle festgestellt, dann erst kann ein Resultat für die Wissenschaft mit einiger Sicherheit daraus gezogen werden, Bei Besprechung gefüllter Blumen haben wir zunächst zwischen solchen gefüllten Blumen zu unterscheiden, die durch Umwandlung der Staubfäden — oder der Staubfäden und des Fruchtkno- tens zu Blumenblättern entstehen, — und dann ferner zwischen solchen, wo nur eine andere Ausbildung der Blumen- krone die Füllung bedingt. Zu den ersteren gehören die Lev- koyen, die Petunien, Papaver, Paeonien a Zu den zweiten aber die soge- nannten gefüllten Blumen der Compo- siten, wie von Dahlien, Chinesischen Astern ete. — Die erstere Reihe entsteht also durch eine anormale Umbildung der Ge- schlechtsorgane, gehört also gleich den Former mit bunten Blättern in die Reihe der krankhaften Missbil- dungen. Die zweite Reihe entsteht lediglich durch eine andere und zwar in den Di- mensionen grössere Ausbildung der Blu- menkrone, wobei die Geschlechtsorgane im normalen Zustande bleiben. Hier ist es also eine Wucherung, die sich sehr wohl durch den allmäligen Einfluss einer üppigen Cultur erklären lässt, unter deren Einfluss jedes einzelne Or- gan der Pflanze, die vollkommenste Aus- bildung erlangt, deren es überhaupt fähig ist. Racebildung fixirt dann diese Abweichung. — Viel schwieriger ist der Grund der I. Originalabhandlungen. Entstehung der gefüllten Blumen der ersten Reihe nachzuweisen und sind auch wir der Ansicht, dass der Grund dieser Erscheinung ein rein zufäl- liger ist, So sind alle Formen mit wirklich gefüllten Blumen der ersten Reihe von Stauden und Holzgewächsen zufällig aus Samen entstanden *), und erhalten nur auf dem Wege der ungeschlechtlichen Fortpflanzung jene Bedeutung für den Gartenbau. Es sind mit andern Worten, das waswir „Einzelformen‘ nennen, zu deren Vervielfältiguug auf unge- schlechtlichem Wege ein einziges Indi- viduum den Anlass gab. So stammen unsere Blutbuche, Trauerweide, die Obst- sorten, die gefüllten Rosen, Camellien, Paeonien ete., mit wenigen Ausnahmen, alle von einem einzigen, zufällig ent- standenen Mutterindividuum, dessen Ei- genschaften durch die ungeschlechtliche Vermehrung conservirt werden. Ein anderes ist es mit derartigen gefüllten Blumen, die als zur Gruppe der einjährigen und zweijährigen Pflan- *) Füllung der Blumen von normal einfach blühenden Individuen. durch Einfluss der Cultur, wie vom Hrn. Clauss zwei Fälle nachgewiesen werden, müssen sich ganz ähnlich verhalten, wie z. B. das Blaufärben der rothen Blumen der Hortensien. Sobald die Ursache aufhört, tritt der normale Zu- stand, d. h, die einfache Blüthe wieder ein. 135 zen gehörig, fast ausschliesslich durch Samen fortgepflanzt werden. Hier sind es zwei Momente, die zu beachten sind. Das eine ist die Cultur, das andere ist das, was am geeignetsten durch „Racebildung“ bezeichnet wird. Cultur wirkt in so fern ein, als z. B. von den Levkoyen es genug be- kannt ist, dass gerade weniger üppige Ausbildung der Pflanzen durch Einfluss von Topfeultur und mässigen Wasser- gaben, auf eine Samenbildung hinwirkt, die das Gefülltwerden der Blumen der aus solchen hervorgehenden Individuen bedingt. Racebildung, insofern auch bei den zur Füllung der Blamen geneigten Pflanzenarten durch Auswahl und A'bso,nderung, oder die beiden Mo- mente, durch deren forgesetzte Be- obachtung jede Racebildung eingeleitet wird, — auch von solchen Pflanzen allmälig Racen erzogen werden, die auch in ihren folgenden Generationen die vorwiegende Neigung zeigen, ihre Blu- men in jener anormalen Form, die wir durch Füllung bezeichnen, zu entwickeln. Wir werden bald einmal die Gele- genheit nehmen, diese wichtigen Ver- hältnisse einlässlicher zw: besprechen, bitten aber alle, die sich für solche Er- scheinungen von höchstem Interesse in- teressiren, uns ihre Beobachtungen ganz kurz mittheilen zu wollen, 3) Ein neues Petunien-Genre. Nicht jedem Gärtner ist es vergönnt, Neuheiten bei seinen Culturen zu er- zielen, um so grösser ist aber der Werth derselben, wenn sie allgemein als schön und beliebten Pflanzenfamilie angehören, und noch mehr, wenn sie in derselben ein vollständiges neues Genre bilden. Ich war selbst der Meinung, dass anerkannt, wenn sie einer allbekannten | bei. der reichen Ausbeute, welche uns 136 Gartenflora Deutschlands, die Petunien in den letzten 15 Jahren | geliefert hatten — dazu gehören die prächtig geaderten, die gefleckten oder Inimitable, die grünrandigen, die weiss- schlundigen und die mit gefüllten Blu- men — nun ein Stillstand unvermeidlich sei, aber dem ist nicht so, schon vor 5 Jahren zeichnete sich unter vielen tau- send Sämlingen eine einzige Pflanze vor Allem aus — ein niedriger gedrun- gener Habitus mit Blumen von weiss und scharlachcarmoisin, beide Farben in einander verlaufen und nicht wie bei den älteren Inimitable scharf getrennt — gaben ihr ein prächtiges Ansehen und sicherten derselben eine gute Aufnahme unter den Blumenfreunden unter dem Namen Pet. Frau Henriette Thalacker. Aus dieser eben beschriebenen Sorte sind nun mehrfache Aussaaten gemacht worden, wodurch ein ganz neues Genre erzielt wurde, der Unter- schied von den übrigen Sorten ist auf- fallend, doch gehören dieselben dem Ini- mitable Genre an und wurden von mir „Petunia Inimitable marmorata‘ genannt. Die Zeichnungen sind bei dieser Neuheit sehr verschieden, so dass Ini- mitable oder gefleckte Blumen mit mehr oder weniger marmorartigen Zeichnungen und Variationen vorkommen, oder auch häufig ist auf der Grundfarbe eine an- dere netzartig ausgebreitet. Die Aussaaten ergaben 6—8 Pro- cent wirklich marmorirte Blumen, die übrigen bestanden aus Inimitable und einfarbigen Blumen. Wenn die Ernte vollständig herein ist, werde ich eine Offerte mit Preiss- notirung herausgeben, und erlaube mir Freunde dieser schönen Modepflanze schon jetzt darauf aufmerksam zu ma- chen. Bernh. Thalacker, Handelsgärtner in Erfurt. Russlands und der Schweiz. Nachschrift von H. Jäger. Herr Bernh. Thalacker beschreibt seine Petunien, als müsste Jedermann dieselben so gut kennen wie er selbst oder Besucher seiner Gärtnerei. Nicht einmal jeder Leser kennt die Varietät „Inimitable“. Ich will daher versuchen, das Eigenthümliche dieser neuen Petu- nien, welche ich sah und wirklich schön fand, schärfer hervorzuheben, indem ich vom Standpunkt des Züchters auf den des Blumenfreundes trete. Marmorirte Petunien gab es schon längst, wenn auch nicht von der Varietät Inimitable, und ich möchte das Verlaufen der Far- ben ineinander nicht als eine neue Schönheit betrachten, obschon bei dieser neuen Züchtung die Farbengegensätze stärker sind, als bei andern, die ich kenne. Aber was ich besonders schön und neu finde, das ist bei vielen Blumen die regelmässige Streifung in breiten Bändern, fast wie eine Cocarde. Bleibt diese treu, so wäre der Name Cocar- den-Petunien ambezeichnendsten. Dem reinsten Weiss ist meist das lebhafteste dunkle oder hellere Hochroth, Purpur- roth oder Violett entgegengesetzt, und zwar in gerader scharfer Begren- zung. Dies ists, was mich und wohl viele Blumenfreunde bei diesen neuen Petunien anzieht. Ich habe die präch- tige Petunia var. Inimitable nie leiden mögen, weil die Farben so unschön vertheilt”sind: eine Blume, die einseitig bald halb oder ein Viertel weiss oder roth ist, oft nur eine rothe oder weisse Ecke zeigt, als habe ein Maler im Vor- beigehen den Pinsel daran gestreift, kann; einem feinen Geschmack nicht gefallen. Ganz anders aber bei der neuen Züchtung des Herrn Thalacker, wo die Farben sich harmonisch und im schönsten Verhältniss zusammenfinden. Meist ist die Grundfarbe hell, auf wel- I. Originalabhandlungen. 137 cher fünf breite farbige Streifen stern- | Die Blumen sind mittelgross, was nach förmig sich ausbreiten, so dass es aus- | meiner Ansicht ein Vorzug ist, aber sieht, als wäre eine fünfblätterige rothe | immerhin viel grösser, als die gewöhn- Blume in eine weisse Petunie gesteckt. | lichen rothen oder weissen Petunien. x “ 4) Zwei Petunien fur das freie Land. Anknüpfend an den Artikel über Petunien von Bernh. Thalacker, will ich diejenigen Leser, welche noch nicht da- mit bekannt sind, auf zwei Formen der Petunia phoenicea oder violacea auf- merksam machen, welche sich besonders für das freie Land eignen und sich durch Aussaat treu wieder erzeugen. Dies ist ein grosser Vorzug, denn die Petunien überwintern sich schlecht und geben im Frühjahr wenig Stecklingsholz, so dass Gärtner, welche viele Petunien brau- chen, dann in Verlegenheit kommen. Säet man eine rothe oder weisse Sorte aus, deren Beständigkeit auch nicht si- cher ist, so muss man mit dem Be- pflanzen der Beete, welche nur eine Farbe haben dürfen, warten, bis die in Töpfen angezogenen Pflanzen blühen. Die eine Spielart führt den Namen Countess of Ellesmere, ist lebhaft car- moisinroth, im Schlunde rein weiss. Die- sen weissen Grund fand ich bei keiner andern Sorte so rein und stark ausge- prägt, und er erhöht die Schönheit der Blume sehr. Die Blume ist kaum mit- telgross, der Wuchs gedrängt, so dass sich die Blüthen massenhaft dicht erzeu- zeugen. Selten findet man unter den Pflanzen, welche aus sorgfältig gesam- melten Samen gezogen sind, einzelne hellrothe Blumen. Diese Sorte ist viel- leicht schon 10 Jahre bekannt und in allen Samenhandlungen zu bekommen. Sie ist vortreffllich an niedrige Gelän- der. ? Die zweite Sorte heisst Petunia multiflora, und wird als eine werthvolle Neuheit angepriesen. Werthvoll ist diese Sorte, aber durchaus nicht neu, denn es ist nichts anderes als die kleinblu- mige Form der purpurrothen Petunia phoenicea, welche man vor dem Ent- stehen der vielen Sorten allein in den Gärten sah. Jetzt mag sie wohl aus vielen Gärten verschwunden sein, und darum ist es immmerhin ein Verdienst der Samenhändler, sie wieder zu ver- breiten. Der Wuchs dieser Sorte ist gedrängter als bei allen andern. Die Blätter sind klein und stehen dicht, die Farbe ist dunkelgrün. Die Blumen sind klein, dunkelpurpurroth, bei kühler Tem- peratur dunkelviolett. Die Pflanze blüht sehr reichlich und ist als Beetpflanze kaum von einer andern Sorte übertrof- fen, indem sie auch kalte Witterung und anhaltende Nässe erträgt. Bei 4° Kälte sah man vorigen Herbst den | Pflanzen noch wenig Schaden an. J. 138 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Die Samenauswahl der gefüllten Form von Sanvitalia pro- eumbens und Zinnia elezans. (Ein kleines Gärtnergeheimniss). Praktische Gärtner, welche länger einer grossen Gärtnerei vorstehen, wis- sen viele Dinge, die der Mehrzahl ihrer jüngeren Collegen unbekannt sind, und sie müssen oft lächeln, wenn sie in Fach- schriften neue Entdeckungen und Erfah- rungen aus dem Auslande mitgetheilt finden, die sie und tausend Andere längst wussten, sind wohl auch erbkit- tert, dass man sich auf das Ausland stützt, was man so nahe haben könnte. Und doch sind sie selbst Schuld daran. Einige Gartenzeitungen nähren sich fast ausschliesslich von fremden (ausländi- schen) Gartenzeitungen, deren Artikel sie bald mit Quellenangabe, noch häu- figer ohne dieselben und etwas zuge- schnitten, abdrucken. Fliessen ihnen doch die Originalmittheilungen so spär- lich zu, dass sie kaum eine Spalte da- von voll bekommen würden. Anstatt und über solches Treiben zu murren, sollten die praktischen Gärtner lieber mittheilsamer sein und ihre Geheimnisse nicht für sich behalten. Die meisten Kenntnisse von solchen verborgenen, höchst wissenswerthen Dingen haben wohl die Handelsgärtner , besonders die Samenztchter. Dass sie nicht mittheil- samer sind, ist wohl weniger die sonst herrschende Geheimnisskrämerei, als Mangel an Schreiblust und Zeit, denn das Geheimniss ist unter ihren Ge- schäftsconcurrenten meist kein Geheim- niss. Mir wurde ein solches Geheimniss verrathen und so theile ich denn nach dieser langen Einleitung das kurze Ge- heimniss der Samenzucht von gefüllten Sanvitalia procumbens und Zinnia ele- gans mit, Die gefüllten Blumen haben verschieden gebildete Samen, rundliche, d. h. mehr volle und dicke und flache, breite. Die ersteren sitzen mehr nach der Mitte der Blumen zu, die letzteren an den Rändern. Die ersteren geben fast ausschliesslich gefüllte Blumen, die letzteren meist einfache oder nur wenig gefüllte. Nun erklärt sich, warum vo- rigen Sommer die Samen aus einigen Handelsgärtnereien theurer waren und nur gefüllte Sanvitalien hervorbrachten, andere wohlfeiler aber schlechter. Die ersteren waren ausgelesen, die letzteren nicht, obschon beide von gefüllten Blu- men gesammelt waren. Bei Sanvitalia trügt das Ansehen fast nie, bei Zinnia scheint es noch nicht ganz sicher, Seltsam, dass man von Breslau aus die Priorität der Erzeugung von Sanvi- talia procumbens fl. pl. bei Hrn. Döppleb in Erfurt bestreitet, weil man dort in der Gegend auch schon gefüllte Pflanzen gehabt hat, die aber verloren gingen, ohne dass etwas davun in die Oeffentlich- keit gekommen. Bekanntlich gebührt dem die Priorität, welcher eine Neuheit zuerst benennt und in die Oeffentlichkeit bringt. Wer schweigt, darf hinterher nicht kommen und sagen: „Das wusste oder hatte ich längst.“ J. I. Originalabhandlungen. 139 6) Geschichtliche Notizen über die Entwicklung der Gärtnerei in Berlin und Potsdam. Von Paul Sorauer. (Schluss). Nachdem wir bisher vorzugsweise unser Augenmerk auf die Entwicklung der landschaftlichen Gärtnerei gerichtet und derenFortschritte in dem allmäligen Ausbau der Gärten von Potsdam und Sanssouci kennen gelernt haben, wenden wir uns jetzt zu dem zweiten Theile des Gärtnereibetriebes, zur wissenschaftlichen Gärtnerei. Dieselbe wird zunächst und hauptsächlich durch den botanischen Garten in Neu-Schöneberg bei Berlin repräsentirt und in der Entwicklung die- ses Institutes liegt auch die Geschichte dieses ganzen Zweiges unserer Kunst in Berlin. Der botanische Garten hiess früher der Garten der Akademie der Wissen- schaften und war in seinen ersten An- fängen ein churfürstlicher Hopfengarten, welcher den Hopfen für die zur Zeit des grossen Churfürsten berühmte Hof- brauerei liefern musste. Nach dem glücklich" zu Ende geführten Feldzuge des Jahres 1679 wendete der grosse Churfürst alle seine Thätigkeit auf die Hebung der so zerrütteten ökonomischen Verhältnisse seines Landes; er beschloss, um den Anbau der Nutzpflanzen im ganzen Lande zu heben, den Hopfen- garten eingehen zu lassen und statt dessen an derselben Stelle einen Obst- und Gemüsegarten zu errichten. Denn durch den dreissigjährigen Krieg‘ war der Acker- und Gartenbau so in Verfall gerathen, dass selbst das Gemüse für die churfürstliche Tafel mit der Post aus Erfurt, Leipzig, Braunschweig und Hamburg gebracht werden musste. Durch seine Feldzüge und Reisen am Niederrhein war der Churfürst mit mm terre rn In m viel besseren Leistungen der Gärtnerei hinsichtlich des Gemüse- und Obstbaues vertraut geworden und er war gar bald zu der Ueberzeugung gekommen, dass die Gärtnerei seiner Hauptstadt gar viel zu wünschen übrig lasse. Ueberzeugt von dem Grundsatze, dass ein gutes Beispiel besser wirke als viele Worte und Ver- ordnungen, beschloss er, den Gemüse- garten, in welchem er auch seine Musse- stunden zubringen wollte, so schnell wie möglich auf eine recht hohe Stufe der Vollendung zu bringen. Seine nächste Sorge war die Verschreibung eines tüchtigen Gärtners, den er in dem damals berühmten Küchengärtner Michel- mann aus Holstein fand. Derselbe er- hielt sofort die Erlaubniss, alle in Frankreich, England, Holland und Italien empfohlenen Gemüsesamen und Küchen- pflanzen zu kaufen und ein ganz beson- deres Augenmerk richtete der grosse Churfürst auf seine speeielle Liebhabe- rei, die niederländischen Obstsorten und die Weinreben, mit welchen er zahlrei- che Anbauversuche unternahm. Dane- ben stchte er bereits, einige der schö- nen nordamerikanischen Ahorn - Arten, Eschen und Platanen in seinen Garten zu verpflanzen und manche Sendung schöner Pflanzen wanderte in den Schö- neberger Garten; denn die churfürst- lichen Gesandten und auswärtigen Ge- schäftsträger machten ihrem Gebieter oftmals seltene Pflanzen zum Geschenk. wohl wissend, dass sie demselben keine grössere Freude bereiten konnten, Der Nachfolger des grossen Chur- fürsten, König Friedrich I., welcher sich als Knabe gar viel in dem Gemüse- 140. garten hatte aufhalten müssen, zeigte eine fast ebenso grosse Vorliebe für dieses Institut als sein grosser Vorgän- ger; jedoch wollte er mehr einen Lust- garten als ausschliesslichen Nutzgarten haben und er schickte daher den Sohn des Hofgärtners Michelmann auf seine Kosten nach den berühmtesten Gärten des In- und Auslandes, um eine ge- schiekte Kraft zur Ausführung seines Vorhabens zu erhalten. Nach kurzer Zeit schon sahen wir die ersten Glas- häuser im Schöneberger Garten erstehen und die Gemüsebeete zum Theil durch Blumenbeete verdrängt. Dicht neben dieser ursprünglichen Anlage entstand gleichzeitig eine nur dem Nutzen ge- widmete neue Schöpfung, welche frei- lich. nur von kurzer Dauer war, aber einen Beweis mit für den vorsorglichen Sinn des Regenten lieferte. Diese neue Einrichtung bestand in einem Kleegar- ten, da diese Pflanze dem Könige ganz besonders empfohlen worden war; allein der sumpfige Boden vereitelte die auf- gewandte Mühe und liess nach mehre- ren vergeblichen Versuchen diesen, so- wie einen grossen Safrangarten wieder eingehen. Der Verlust, der aus diesen miss- lungenen Anbau-Versuchen entsprang, wäre leicht zu verschmerzen gewesen, wenn der Garten sich noch länger hätte einer so hohen Protection erfreuen kön- nen. Leider war dies jedoch nicht der Fall. Der erste König Preussens starb und mit ihm die Liebe für die gärtne- rische Schöpfung in Schöneberg. Der Königliche Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., hatte in seiner militärischen Geistesrichtung keine besondere Auf- merksamkeit für das Institut; er liess dasselbe zwar nicht eingehen, entzog demselben aber einen grossen Theil seiner Arbeitskräfte und seiner Einkünfte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und verlangte eine absolute Nutzleistung des Gartens, Dieselbe bestand denn darin, dass der Garten alle auf den übrigen Schlössern zerstreut gewesenen Orangeriestämme und übrigen Glashaus- pflanzen aufnehmen und so gut eseben gehen wollte, mit einem sehr schmalen Etat erhalten und pflegen musste. Zu dieser Sammlung kam noch ein Vorrath ostindischer Glashauspflanzen aus der vormaligen oranischen Erbschaft König Wilhelms III von England, die für den besorgten Gärtner eine neue Mühe und Last bildeten, Manche werthvolle Pflanze ging da verloren und man sah, wie der schöne Garten von Monat zu Monat hinsiechte, Da erbat sich zum Glück für das stiefmütterlich behandelte Institut mit seinen Pflanzenschätzen der Geheime Rath und Leibarzt Gundelsheimer diesen Garten mit dem Anerbieten aus, den- selben mit den bisherigen Fonds zu er- halten, wenn er ihn zu einem botani- schen Garten umbilden dürfte. Gun- delsheimer, ein eifriger Botaniker, wel- cher mit Tournefort die Reisen nach der Levante gemacht hatte, erhielt end- lich die Erlaubniss und ging mit Liebe und Aufopferung an’s Werk. Die nächste Folge war ein freudiges Zunehmen des Pflanzenbestandes, aber für den Gehei- men Rath ein besorgliches Abnehmen seiner Kasse, aus welcher alljährlich ein bedeutender Zufluss in die Kasse des Gartens kommen musste. Dies verdross den tüchtigen Mann jedoch keinesweges; er schaffte im Ge- gentheil immer mehr, zum Theil sehr werthvolle Pflanzen aus Holland und England an und erhielt von Tournefort selbst eine bedeutende Anzahl Säme- reien, wodurch der Garten bald wieder zu den schönsten Hoffnungen berech- tigte. Allein die Hoffnungen gingen I. Originalabhandlungen. nicht sobald in Erfüllung: Gundelshei- mer starb und der Garten war wiederum verwaist. Die wiederholten Eingaben der bei- den Gärtner Michelmann erzielten Nichts, als dass der Garten der Akademie der Wissenschaften zu Berlin zugewiesen wurde, welche aber auch nicht wusste, was sie mit diesem Geschenke bei ihrem sehr beschränkten Etat anfangen sollte. Der damalige Professor der Botanik, Ludolf, hielt nun zunächst ein- oder zweimal monatlich Vorlesungen imGar- ten, welche er mit einer öffentlichen Demonstration der Pflanzen verband, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf dieses Institut zu lenken. Dies gelang dem Forscher wenig; eine bessere Do- tation des Gartens aber dadurch zu er- zielen, wie er wahrscheinlich gehofft hatte, gelang ihm gar nicht. Da erschien endlich auch hier der grosse Friedrich als Helfer, und im Jahre 1744 wurde der botanische Garten von der Akademie der Wissenschaften ge- trennt und dem „Königlichen Botanikus und Professor Gleditsch‘“‘ zur Aufsicht und völligen Einrichtung übergeben. Nun wurden neue Gewächshäuser erbaut und die im Freien aushaltenden Stauden und Sommergewächse systema- tisch geordnet zusammengepflanzt. Unter ihm stieg die Zahl der Pflanzenarten auf 6000. Auf diesen erneuten Anlauf zur Hebung des Gartens folgte aber bald wieder eine Periode des Rückschritts und Verfalls durch die Verheerungen der Croaten, welche im Jahre 1760 Ber- lin brandschatzten und viele seiner Schätze zerstörten; wodurch die Anzahl | der Pflanzenspecies bis auf 2600 herab- sank. Nicht einmal den Zaun behielt der Garten in dieser traurigen Zeit und erst viel später erhob sich an dessen 141 Stelle Kosten eine Mauer. Besonders stark hatten die grossen Pflanzen des Gartens gelitten und ein Theil der noch momentan gesund aus- sehenden Pflanzen ging später allmälig zu Grunde. Von den gesund gebliebe- nen grossen Exemplaren waren es be- sonders eine Dracaena Draco und eine Laurus Camphora, der 1749 zum ersten Male blühte, sowie ein ganzes Gewächs- haus voller Kaffeebäume, welche die Aufmerksamkeit des Publikums von Neuem auf den Garten lenkten. Aber auch nach Aussen gewann der Garten schnell an Ruf, besonders durch die dreimal von Gleditsch glücklich ausge- führte Befruchtung einer Phoenix dacti- lifera, deren männlicher Blüthenstaub aus Leipzig und Karlsruhe nach Berlin gesendet worden war. Ebenso thätig, wie Gleditsch, aber nicht so glücklich in der Bereicherung des Gartens, war der folgende Direktor, Willdenow, welcher in den unglück- lichen Kriegszeiten nur mit grösster An- strengung und durch Unterstützung des umsichtigen Garteninspektors Otto den Garten in seinem früheren Bestande er- halten konnte. Im Jahre 1809 hatte Willdenow nicht viel mehr Species aufzuweisen, als Gleditsch in der Zeit seiner grössten Thätigkeit zusammengebracht hatte und erst ziemliche Zeit nach Beendigung der Freiheitskriege erlangt der Schöne- berger botanische Garten eine hervor- ragende Bedeutung und weithin sich erstreckende Thätigkeit, nachdem der Gartenbau Preussens überhaupt und speciell der Berliner einen öffentlichen Vertreter und Beförderer in dem in den zwanziger Jahren sich bildenden ‚Ver- eine zur Beförderung des Gartenbaues auf Königliche 'in den Preuss. Staaten“ gefunden hatte. 142 Durch die seit dieser Zeit erschei- nenden Verhandlungen des Vereins ist der grösste Theil der wesentlichen Ver- änderungen des botanischen Gartens dem gärtnerischen Publikum bekannt gewor- den und es genügt, um nicht Bekanntes weitläufig zu wiederholen, hier nur noch kurz die Angabe einiger Zahlen wieder- zugeben, die den schnellen Aufschwung des Gartens constatiren und uns durch die Freundlichkeit des jetzigen Inspek- tors des hotanischen Gartens, Herrn Bouch&, zuverlässig zugegangen sind. Seit jener Zeit der Gründung des Gartenbauvereines hatten zum Theil mit Unterstützung des Vereins selbst oder der preussischen Regierung namhafte Reisende zahlreiche und werthvolle Pilan- zen-Neuheiten eingesendet und dadurch den Reichthum dieses Gartens, sowie vieler Privatgärten, die wir später er- wähnen werden, ausserordentlich ver- mehrt und im Jahre 1843 zeigte der von Kunth herausgegebene Catalog nicht weniger als 14,242 Pflanzenspecies, wäh- rend die von Link in den Jahren 1821 und 1822 herausgegebene Enumeratio plantarum horti regii botanici Beroli- nensis 10,292 Arten aufwies. Nach Willdenow war der Garten für eine Zeit- lang unter die Direktion Lichtensteins, des Direktors vom zoologischen Museum, gekommen, welche Zeit für den Garten wohl eine Ruheperiode zu nennen war. Glücklicherweise erhielt nachher Link hier ein Feld seiner ausgebreiteten Thä- tigkeit, nach ihm endlich Al. Braun, der jetzige Direktor, dessen Thätigkeit bekannt genug ist. Unterstützt in dem Streben, das grossartige Institut immer mehr zu heben, wird Professor Braun durch den emsigen Bouch6, unter dessen Amtsthätigkeit die Zahl der im Garten eultivirten Arten bis zum Jahre 1861 auf 19,821 stieg. Jetzt zeigt der Cata- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. log 22,321 Arten und die Summe der zur Winterszeit in Töpfen stehenden Pflanzen ist jetzt 90,000, welche Zahl im Sommer bis auf 96,000 steigt, Bei soichem grossartigen Wachs- thum des Materials war es wohl nicht zu verwundern, wenn das Terrain, das der Garten ursprünglich besass, nicht mehr genügte; ebenso wenig, wie die Räume der Glashäuser, an deren obere Fenster gar bald zahlreiche Palmen mit ihren Kronen gelangten. So wurde denn im Jahre 1856 noch ein Terrain von 27 Morgen an der Westseite des Gartens dazu gekauft, so dass die Aus- dehnung desselben jetzt 43 Morgen be- trägt. Im Jahre 1857 begannen die An- pflanzungen auf dem neuen Boden der dazu bestimmt war, möglichst reiche Gehölzsammlungen gruppenweise aufzu- nehmen. Im folgenden Jahre wurde auch die Hauptzierde des Gartens, das Palmenhaus, fertig, dessen Pflanzen- schätze bekanntlich mit zu den besten Europa’s gehören. Dieser ganz aus Eisen und Glas aufgeführte Bau besitzt eine Länge von 170 Fuss und eine Höhe bis zu 54 Fuss. Er zerfällt in drei Theile: einen Mittel- bau von 60 Fuss Tiefe und 54 Fuss Höhe und 2 Seitenflügel von 54 Fuss Tiefe und geringerer Höhe. An den Mittelbau schliesst sich an der Hinter- seite (der westlichen) ein massiver Bau an, durch welchen während des Winters der gewöhnliche Eintritt in das Palmen- haus selbst stattfindet und in dessen Kellergeschoss sich das Heizungsmate- rial aufgespeichert findet. Links vom Eingange wird das Parterre durch ein elegantes Empfangszimmer für Hohe Herrschaften eingenommen, über welchem im ersten Stockwerk dieses Treppenhau- ses das Sitzungszimmer des Gartenbau- vereines sich befindet und über demsel- I. Originalabhandlungen. ben im zweiten Stockwerk das Herbarium des Gartens nebst der Bibliothek seinen Platz einnimmt. Neben der Treppe, welche nach den Gallerien des Palmen- hauses führt, befinden sich links vom Eingange in beiden Stockwerken die Zimmer der im Palmenhause beschäf- tigten Gärtner, Der eigentliche Glas- körper des Hauses selbst besitzt gerade über dem eben besprochenen Eingange auf der Hinterseite auch an seiner Vor- derfront, der Ostseite, eine während der Sommerzeit für das Publikum geöffnete Thüre; durch diese beiden Eingänge ist das Haus in zwei symmetrische Hälf- ten getheilt, einen Süd- und Nordflügel, welche zusammen 362,850 Kubikfuss Raum umschliessen. Dieser nicht ganz unansehnliche Raum wird durch 7220 Fuss kupferne Röhren, welche in 18 Strängen neben- und übereinander in 2 gesonderten Systemen je einen Flügel umziehen, erwärmt. Ueber diesen nicht weit vom Boden entfernten Röhren läuft rings um die Wände eines jeden Flügels eine Schiefertablette, Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich unterhalb des Einganges zu beiden Seiten je eine Wasserheizung, welche einen Flügel speist, Ausser diesen bei- den Wasserheizungen befinden sich unter jedem Seitenflügel eine Dampfheizung, welche nur den Zweck hat. das Erd- reich, das den Boden des Hauses bildet, zu erwärmen, Un: dies zu_bewerkstel- ligen, ist der ganze Raum unter dem Palmenhause unterwölbt und durch Mauer- werk vollständig geschlossen, so dass sich eine vollständig abgeschlossene Heizkammer bildet, in welche die Röh- ren der Dampfröhrenleitung einmünden. In diesen Heizkammern befinden sich grosse Wasserreservoire, welche von dem auf der Fläche des ganzen Palmen- hauses aufgefangenen Regen- und Schnee- 143 wasser gespeist werden. Diese Reser- voire liefern durch Pumpen ihren Inhalt in kleine oberirdische Bassins, welche auf diese Weise ein steis gleichmässig erwärmtes Wasser zum Giessen bieten. Die Erdschicht, welche den Boden des Palmenhauses bildet und, wie er- wähnt, zum grossen Theil auf dem Heiz- kammer-Gewölbe ruht, hat eine Dicke von 21/,—3 Fuss und wird durchschnit- ten von mehreren eisernen Röhren, welche eine Verbindung des unteren Dampfraumes mit dem Pflanzenraume vermitteln und bei ihrer Oeffnung den Dampf in das Palmenhaus strömen, der als Nebel aufsteigend, den Pflanzen bis in die höchste Höhe des Hauses die so nothwendige feuchtwarme Luft liefert. Diese wenigen Zahlen mögen genü- gen, ein Bild von der Grossartigkeit und Leistungsfähigkeit des Berliner botani- schen Gartens zu geben. Dass ein sol- ches Etablissement auch anregend wir- ken muss, ist selbstverständlich und wir werden in den Schöpfungen einzelner Privaten gar bald Gartenanlagen kennen lernen, welche in ihrer Art dem bota- nischen Garten ebenbürtig und einer Stadt wie Berlin würdig sind. Der Gartenbauverein. *® Bevor wir jedoch fortfahren, mag es vergönnt sein, einen Blick auf die Entwicklung und die Thätigkeit einer Gesellschaft zu werfen, welcher ein gros- ses Verdienst an dem Emporblühen der Berliner Gärtnerei zufällt, wir meinen den „Verein zur Beförderung des Gar- tenbaues in den Königl. Preussischen Staaten.‘ Derselbe besteht seit dem 8. Juli 1822 und hat seit dieser Zeit viele der her- vorragendsten Grössen unter Botanikern und Gärtnern zu seinen Mitgliedern ge- zählt. Unter dem Protektorat der Mi- A 144 nister von Altenstein und v. Schuck- mann entwickelte er bald weithin seine Thätigkeit und erwarb sich Freunde in allen Ländern Europa’s. Der Vor- sitzende, welcher am 1. December 1322 die erste Sitzung eröffnete, war der Prof. Dr. Link und wir finden als Mit- glieder zu dieser Zeit schon den Pro- fessor der Botanik zu Wien v. Jacquin, den Vicepräsidenten der Horticultural Society zuLondon, Knight, den Direktor des Botanischen Gartens zu Havannah, de la Ossa, den Direktor des Pflanzen- gartens zu Paris, Thouin ete., Mit musterhafter Rüstigkeit nahm der Verein seine Aufgabe, die Gärtnerei zu fördern, in die Hand und durch seine Mitwirkung konnte schon im Januar 1823 Lenn& dem damaligen Minister der geist- lichen Angelegenheiten, Herrn v. Alten- stein, der sich lebhaft für den Gartenbau interessirte, die Grundzüge zur Errich- tung einer Landesbaumschule bei Pots- dam vorlegen. In demselben Jahre, am 1. Novem- ber 1823, gab das Ministerinm seine Zu- stimmung zur Erriehtung der Landes- baumschule und der gleichzeitigen Grün- dung einer Gärtnerlehranstalt in Schö- neberg. Gleichzeitig fasste der Verein einen andern Punkt, der in der Neuzeit überall viel zu sehr in den Hintergrund getreten ist, ins Auge: den praktischen Gärtner nämlich durch Preisaufgaben zu vorzüglichen Leistungen nach einer bestimmten Richtung hin anzuregen. Die für die Lösung ausgesetzte Prämie betrug 250 Thlr. Im Jahre 1826 be- stimmte ein Ausschuss des Gartenbau- vereins über die Preiswürdigkeit der Bewerbungen um die aus dem neumär- kischen Meliorationsfond bewilligten Prä- mien, welche im Gesammtbetrage von 2300 Thlrn. für die beste Bepflanzung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von Grundstücken mit Obstbäumen aus- gesetzt waren, Im folgenden Jahre (1827) beschloss der Verein, der Gärtnerlehranstalt einen Zuschuss von 400 Thlrn. zu gewähren und während er auf diese Weise das allgemeine Interesse förderte, suchte er in der richtigen Erkenntniss des Nothwendigen, die Handelsgärtne- rei durch den Beschluss zu heben, die Verdienste eines Mitgliedes um den Verein durch Ehrengaben zu belohnen, welche aus Blumen und Früchten be- standen, die der Verein den Ausstellern abkaufte. Wir hoffen auf diesen Punkt: die Hebung der Handelsgärtnerei, bei Gele- genheit einer grösseren Versammlung von Gärtnern und Gartenfreunden, spe- ciell einmal eingehen zu können, weil wir gerade in der Hebung der Handels- gärtnerei den nächst nothwendig unab- weisbaren Schritt für die Hebung der Gesammtgärtnerei erblicken. Eigene Anschauung und Kenntniss von dem Betriebe der Gärtnerei im In- und Auslande haben die feste Ueber- zeugung uns aufgedrängt, dass die Gärt- nerei eine ausserordentliche volkswirth- schaftliche Bedeutung erlangen muss; dass sie aber zu diesem Zwecke in an- derem Sinne aufgefasst werden muss, als dies zum grössten Theile bisher ge- schehen ist. Die jetzige Aufgabe der Gärtnerei ist nicht mehr die Landes- verschönerung allein, sondern die grösst- möglichste Landesbenutzung und Aus- nutzung. Sie muss jetzt die Kunst werden, die dem Boden den grössten Reinertrag abgewinnen lehrt und erst indem sie auf diese Weise den staatlichen Nutzen als ihren Hauptzielpunkt anerkennt, wird sie eine ausgedehnte staatliche Unter- 'stützung erhalten können, die zu ihrer I. Originalabhandlungen: _ nächsten Ausbildung in der ersten Zeit nothwendig sein wird. Der Weg dazu ist aber die Hebung der Handelsgärtnerei, dies sei hier sehliesslich wiederholt und besonders betont. So wie die bisher angeführten Bei- spiele zeigen, wirkte der Verein mit Glück fort, auf mannigfache Art und Weise der Gärtnerei helfend unter die Arme greifend.. So sehen wir in den späteren Jahren 4 physiologische Preis- aufgaben von ihm ausgeschrieben, indem er z. B. 60 Friedrichsd’or für die beste Beantwortung der Frage aussetzte: Wel- chen Einfluss äussern die Erd- und Düngerarten und deren Mischung auf die Früchte der Obstbäume? Ferner wurden 20 Friedrichsd’or demjenigen Gärtner Berlins zugesprochen, der meh- rere, damals wenig gangbare Gemüse- sorten in den grössten Quantitäten he- ranzog; 20—60 Friedrichsd’or wurden für die besten Mittel zur Vertilgung schädlicher Insekten und ein Verfahren, das die Stammfäule der Kohlpflanzen verhinderte, aussetzt, Dem Publikum gegenüber wirkte der Verein durch seine zweimal im Jahre stattfindenden, grossen Blumenausstellungen, zu wel- chen sich später innerhalb des Vereins die Einrichtung gesellte, bei der zu Ende eines jeden Monats stattfindenden Versammlung, einzelne, besonders schö- ne Schaupflanzen aufzustellen. Die von einer Commission aus 3 Mitgliedern als preiswürdigste bezeichnete Pflanze erhält 5 Thlr. In den letzten Decennien ist unter dem Vorsitze des Geheimen Ober- regierungsrathesKnerk und der thätigen Mithülfe des Geheimen Oberregierungs- rathes Heyder durch den ebenso umsich- tigen, wie anerkannt thätigen General- sekretär, Professor Koch, die Beförde- rung des Obstbaues in den Vordergrund V. 1867. 145 getreten und”so der Weg, wenn auch einstweilen einseitig, angebahnt worden, den wir oben als das Ziel der neueren Bestrebungen der Gärtnerei bezeichne- ten. Damit verbindet sich die Gärtnerei theilweise der Landwirthschaft und von dem Augenblick an, wo dies ge- schieht, sehen wir auch das landwirth- schaftliche Ministerium helfend und för- dernd dem Vereine zur Seite stehen. Den Beweis dafür bildet die unlängst vom landwirthschaftlichen Ministerium gegründete grosse silberne Medaille für ausgezeichnete Leistungen in der Gärt- nerei. Die Handelsgärtnerei ist derjenige Theil des Gartenbaues, der sich in Berlin am spätesten selbstständig entwickelt hat. Die ersten, einigermas- sen nennenswerthen Anzeichen zeigten sich zu Ende des 17. Jahrhunderts, nachdem durch den Widerruf des Ediktes von Nantes hierher gekommene, franzö- sische Flüchtlinge angefangen, einen grossen Theil der sandigen Umgegend Berlins urbar zu machen. Durch die Fortschritte des französischen Garten- baues, der zu damaliger Zeit den unsri- gen überragte, wurden den Bewohnern Berlins die ersten getriebenen Gemüse vorgelegt und während der grosse Chur- fürst noch das frühe Gemüse für seine Tafel aus Hamburg kommen lassen musste, konnten 60 Jahre später schon frühe Gemüse von hier aus versendet werden; ja in den letzten Regierungs- jahren Friedrichs des Grossen schreibt ein Chronist, dass die Gartengewächse in und um Berlin in so grosser Menge gezogen würden und so wohlfeil wie in keiner andern Stadt Deutschlands wären. In keiner Stadt wäre man so. früh im Jahre und so lange bis in den Herbst hinein mit frischem Gemüse versorgt, als hier in Berlin. 10 146 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Zu den grössten und geschicktesten Nicht weniger entwickelt. waren zu Gärtnern der damaligen Zeit gehörten | jener Zeit schon die. Zwiebeleulturen, inder Stralauer Vorstadt David Bouch&und | sowie die Anzucht von Tulpen, Hya- Peter Bouch&, welche beide ihres vor- | einthen, gepuderten Aurikeln, Nelken, trefllichen Obstes wegen sehr gerühmt Ranunkeln und Anemonen und man waren; doch fand man auch bei ihnen, | hatte auch schon mehrfach mit Glück sowie bei Zietemann Vater und Sohn | begonnen, neue Varietäten obiger Pflan- alle Arten von Küchengewächsen. Letz- | zen aus Samen zu ziehen, einige Lieb- tere ausschliesslich pflegten die Gärtner | haber hatten darin ganz besonderes Glück Lux und Knauer vor dem Hamburger | und erzeugten Varietäten, die auch aus- Thore und den schönsten Spargel zog | serhalb sehr gesucht wurden. Berühmt der Darmstädter Gärtner Reuling und |in dieser Zucht waren die Hofprediger De la Croix. Ueber die damalige Spar- | Reinhardt und Scharden, welche sehr geltreiberei entnehmen wir uns von un- | seltene Zeichnungen bei Tulpen erlang- serem Gewährsmann Nicolai Folgendes: |ten, und zwar zeigten sich oft solche „Es verdient überhaupt als eine beson- | sehr schön, welche in den ersten Jahren dere Industrie, die Berlin ganz eigen | ihrer Blüthe einfarbig erschienen; ja ist, angeführt zu werden, dass die Ber- | zuweilen zeigten sie sich in ihrer wahren linischen Gärtner ungefähr seit 1774 | Farbenpracht erst naeh 10—15 jähriger die Kunst erfunden und in’s Grosse ge- | Cultur. Ein Herr Kaufmann Schmidt trieben haben, den Spargel im Winter | trieb danıals den grössten Handel mit nicht etwa in Treibhäusern, sondern im | Tulpen und züchtete und kaufte stets Lande zu ziehen. Es wird zu diesem | die bemerkenswerthesten Neuheiten, die Behufe ein Stück Land besonders zuge- | irgendwo erschienen waren. Der Garten richtet und rund herum mit doppelten | eines Herrn Kaufmann Müller war ein Brettern umgeben, welche 1!/, Fuss in | starker Concurrent des obigen; der der Erde und 1 Fuss über derselben | Hauptartikel, der hier gezüchtet wurde, mit Dünger angefüllt werden. Darauf | war aber die gepuderte Aurikel. wird das ganze Stück Land mit Brettern Leider nahte jetzt immer mehr die überdeckt und darauf 3 Fuss hoch mit |trübe Zeit des Krieges, ‘welcher das Dünger überschüttet, der allemal weg- | jetzige Jahrhundert eröffnete und alle geröumt, wenn der Spargel gestochen | die Bestrebungen ruhten und gingen zu- wird. Der Spargel hat unter den Bret- | rück. Die Gärtnerei war fast‘ nur auf tern eine künstliche Wärme und Platz | den Gemüsebau angewiesen und erst 1 Fuss hoch zu wachsen, ohne den | mehrere Jahre nach den Freiheitskriegen Dünger zu berühren. Wenn die Anlage | sehen wir neue Firmen, die zum grossen einmal gemacht ist, sind die Kosten ge- | Theil jetzt noch bestehen, mit luxuriö- ring, daher sieht man in Berlin das |sen Leistungen des Gartenbaues im Wunder, dass im Jänner und Hornung | Grossen hervortreten. Spargel auf den Markt gebracht wird.“ Wir folgen jetzt in unserer Auf- Die grösste Samenhandlung, welche | zählung den Notizen, die uns Hr. Ober- damals existirte, war die des Besitzers | gärtner Gaerdt, der bekannte Leiter des eines botanischen Gartens, Krause, wel- | Borsig’schen Gartens hat zugehen lassen, cher über den Inhalt seiner Gärtnerei Mit dem Beginne der Wirksamkeit ein Verzeichniss herausgab,. des Gartenbauvereins begann eine neue I. Originalabhandlungen. Periode in der Entwicklung der Handels- gärtnerei und auch die Zahl reicher Privatgärten stieg bedeutend. Unter den letzteren nahm der vom Jahre 1822 — 1844 in seiner grössten Blüthe ste- hende Garten des Prinzen August von Preussen in Bellevue unter der Leitung des Hofgärtners Brasch unstreitig den ersten Rang ein. Brasch hat sich hier um die Blumisterei und Dekoration der Glashäuser hervorragende Verdienste er- worben. Mit ihm beginnt die Anzucht von Camellien und Azaleen im Grossen; denn obgleich die Auswahl an Varietäten nieht sehr gross war, suchte man doch dureh Massen den Mangel an Manniz- faltigkeit zu ersetzen. Nächstdem war in den Jahren. von 1833 bis 1850 der Garten des Geheimen Oberhofbuch- druckers v. Decker einer der bedeutend- sten. Unter der Obhut des Übergärtners Reinecke, welcher nock heute mit der- selben Liebe und Thätigkeit dem Garten vorsteht, erlangte derselbe eine ausser- gewöhnliche Bedeutung durch die An- zucht und Verbreitung von Palmen und Baumfarn. Durch Hrn. Reinecke’sFreund- liehkeit liegen uns auch ziemlich genaue Notizen über dessen Verfahren bei der Palmenaussaat vor und wir hoffen, bei einer genaueren Besprechung der Ber- liner Privatgärten auf einige der vorzüg- liehsten Culturen zurückzukommen, In merkwürdiger Vollkommenheit zog Rei- necke seinerzeit hier die ersten Exem- plare von Tropaeolum tricolor und Tr, azureum. Durch eine besonders üppige Amarylliscultur war der Garten des Kaufmanns Westphal ausgezeichnet, von welchem ein grosser Theil der bei den jetzigen. Amaryllideenzüchtern Berlins mit Vorliebe cultivirten Varietäten stammt. Auch prachtvolle Eriken und Epacris gingen aus dieser Gärtnerei hervor und manche der später aus England zurück- 147 gekauften theuren Pflanzen war dem Berliner Boden entsprungen. Wichtig ist endlich noch aus diesem Garten, dass in dessen ziemlich bedeutenden Gewächshäusern die ersten Versuche mit Wasserheizung gemacht worden sind, Durch die Einführung neuer Spielarten von Camellien und Azaleen ausgezeich- net in den Jahren von 1820—33 war der Garten von Herrn Dannenberger, weieher für bedeutende Summen die Camellia reticulata und Azalea variegata in England kaufte und in Berlin ein- führte; später ging dieser Garten in den Besitz des Herrn Nauen über und kam unter die Leitung von Gireoud, der bis vor wenig Jahren mit die schönsten Culturpflanzen in die Ausstellungen brachte. Im Jahre 1845 richtete Dan- nenberger einen neuen Garten in der Bellevuestrasse ein und hier hat der verdienstvolle Gaerdt prächtige Schau- pflanzen manches Jahr hindurch gezo- gen. Bis vor einem Jahr bestand in der Holzmarktsirasse der Garten des Fabrik- besitzers Danneel, dessen Obergärtner Pasewaldt, einer der glücklichsten Ver- mehrer und Pilanzencultivateure, sich durch die Einführung einer sehr grossen Anzahl von Neuheiten einen ausseror- dentlichen Ruf erworben hat. Unter den Handelsgärtnern von be- währtem Rufe, die seit dem Beginne je- ner neuen Epoche hervorragen, ist zu- nächst dem Alter des Etablissements nach Matthieu zu nennen, der besonders im Samenhandel einen sehr soliden Ruf begründet und erhalten hat. Aber auch der Umsatz an Pflanzen war vom An- fang an gross und Berlin verdankte sei- ner Zeit diesem Garten nicht nur eine grosse Zahl von Neuheiten aus Frank- reich, England und Belgien, sondern auch direkt aus dem Vaterlande, So war es L, Matthieu, der Rhododendron 10 * 148 ponticum aus England herüberholte, eine Pflanze, welche kaum 1 Jahrzehnt später zu Tausenden von Berlin aus versendet worden ist. Nicht minder be- kannt ist der Name Peter Friedrich Bouche, dessen Gärtnerei allerdings jetzt nicht mehr existirt. Der Institutsgärtner Bouch& war der leidenschaftlichste Züch- ter von Canna. Ihm verdankt man eine botanische Abhandlung darüber, und die erste Anwendung zu Freiland-Gruppen. Wer aber vor einigen Decennien in Ber- lin gewesen und hatte Bouch@ nicht be- sucht, hatte Berlin nicht vollständig kennen gelernt; denn es gehörte eben zum guten Ton, dort Kafiee getrunken zu haben. Peter Bouche hatte nämlich einen schönen Wintergarten eingerichtet, in welchem grosse Laurus und Nerium im freien Grunde standen und der rings herum mit reizenden blühenden Pflan- zen, besonders Zwiebelgewächsen deko- rirt war. Gern nahm jeder Gast von dort her eine Pflanze 'mit nach Hause. Dadurch, dass hier durch eine geschmack- volle Pflanzenausstellung das Publikum angelockt wurde, hat dieser Wintergar- ten für die Entwicklung der Berliner Gärtnerei eine geschichtliche Bedeutung erhalten. In speciell gärtnerischen Lei- stungen stand der Garten von Peter Fried. Bouch& sehr hoch durch die be- sten und zahlreichsten getriebenen Gra- naten, durch eine schöne Eriken- und berühmte Rosensammlung. Gegenüber diesem Grundstück lag der Garten von David Bouch&, der ein intelligenter und glücklicher Züchter von Aurikeln, Tulpen, Amaryllis, Nelken und anderen Florblumen war. Friedrich Wilhelm III kam oft zu diesem stillen Manne, um seinen Aurikelflor in Augen- schein zu nehmen. Beide Bouches wa- ren in der Pfrsicheultur Meister und ehe man noch daran dachte, den mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bombast aller Art beladenen jetzigen französischen Schnitt einzuführen, zogen und verkauften zu hohen Preisen Bou- ches ihre sehr schönen Pfirsiche. Durch eine specielle Pflanzeneultur, die Cac- teenzucht, war die Gärtnerei von Allardt berühmt, die in den vierziger Jahren Daphne odorata und Goldlack als Han- delspflanzen im grossartigen Maassstabe zog. Um diese Zeit excellirte Allardt durch die bestgezogenen Schaupflanzen von Eriken und später kam auch die Orchideeneultur hinzu, Noch mehr für den eigentlichen Marktbedarf durch die wahrhaft gross- artige Anzucht einzelner Artikel sorgte die Gärtnerei von Limprecht, Bier wurde Reseda odorata z. B. in Töpfen gesät und zwar nach 14 Tagen Zwi- schenraum jedesmal 2000 Töpfe, so dass im Laufe eines Jahres 30,000 Töpfe verkauft wurden. Ebenso stark fast war die Anzucht von Pelargonium, Vinca ro- sea, Gladiolus floribundus ete. _Densel- ben Grundsatz, Einzelculturen für den Marktbedarf im Grossen auszuführen be- folgte die Gärtnerei von Crass, wo sich immer in ganzen Beeten die schmucken Pflanzen in kleinen Töpfen präsentirten, Lieblingsartikel waren hier: Acacia ar- mata, A. paradoxa. Metrosideros sem- perflorens, Noisette-Rosen und Epheu, alles Pflanzen, welche mit einigen neuer- dings in Angriff genommenen, noch jetzt zu Tausenden von dort her auf den Markt kommen. Vom Gemüsebau haben wir schon früher den Spargelbau erwähnt, er ruht noch jetzt zum grossen Theil in den Händen einiger französischer Gärtner- familien wie Richard, George, Niklas u. a. und man kann sagen, dass man hier den grössten Theil des Jahres hin- durch Spargel haben kann. An Obst- baumschulen war bis zum Jahr 1840 I. Originalabhandlungen. nur die grosse Ohm’sche berühmt, die jetzt allerdings durch die von Lorberg, Späth u. a. ersetzt worden ist. Werfen wir jetzt einen Blick zurück auf die Modepflanzen, welche nach ein- ander im Grossen den Berliner Markt passirt haben, so finden wir, abgesehen von den stets gezüchteten gewöhnlichen Florblumen in den Jahren 1816 bis Ausgang der dreissiger Jabre eine merk- würdige Nachfrage nach Cacteen. Einen Hauptanstoss zur Cacteencultur gab schon 1820 der botanische Garten, dessen da- maliger Inspektor, Otto, ein eifriger Sammler und Kenner von Cacteen war und bald eine der grössten Sammlungen (in Berlin die grösste) zusammen hatte. Unter den Privatsammlungen war es, wie schon erwähnt, Allardt, der sich viel mit der Veredlung von Epiphyllum truncatum var. Altensteini beschäftigte und Exemplare in ausserordentlicher Vollkommenheit erzog. Für eine sei- ner Prachtpflanzen erhielt er einst die besondere Anerkennung des Königs Frie- drich Wilhelm IIE Ferner war eine herrliche Sammlung im Besitz von Linke, einem Liebhaber, der sie während des Winters in Glasspinden aufbewahrte; zu den reichsten mit sind noch zu zählen die Ehrenberg’sche und die Haseloff’sche, welche von allen diesen Sammlungen fast allein übrig geblieben ist. Als Marktpflanzen waren ausser Epiphyllum- Arten auch beliebt die Hybriden von Cereus speciosus, Echinocactus Ottonis und ienuis, einige Mamillarien,, welche sich mit ihren niedlich gefärbten Früch- ten lange Zeit im Zimmer ohne Pilege erhielten. Nachdem die Cacteenliebhaberei ih- ren Höhepunkt erreicht hatte, wendete man sich den Eriken zu, welche in 3—4 Arten auch jetzt noch im Grossen cul- tivirt werden, es sind die bekannten 149 Willmoreana, hiemalis, gracilis autum- nalis, blanda und die gewöhnliche her- bacea. Sortimente dieser schönen Flor- blume waren im Ganzen seltener anzu- treffen; das reichste war das des Hof- gärtners Nietner in Schönhausen bei Berlin, das gegen 260 der schönsten Arten und Hykriden zählte. Mit dem Anfang der. dreissiger Jahre beginnt eine der regsten Zeiten für Blumenzucht. Seit dieser Zeit (also gerade 100 Jahr nach ihrer Einführung) wurde die Camellie Saisonblume und ihre Cultur im Grossen begann. Mit ihr theilten sich in die allgemeine Liebe und Aufmerksamkeit die Azalea und das Pelargonium; ungefähr um eben diese Zeit trat, wenn auch in sehr beschei- dener Form, die Georgine auf, um de- ren Einführung und Verbreitung in stets neuen Varietäten sich drei Männer besondere Verdienste erworben haben: Louis Matthieu, der damalige Minister von Altenstein und der damalige In- spektor des bot. Gartens, Friedr. Otto. Noch mit Enthusiasmus erinnern sich die Gärtner jener Zeit an die ersten ihnen vorgeführten Varietäten und un- vergessen bleiben ihnen noch die erste weiss gefüllte „Roi des blanches‘‘ eine anemonenblüthige „„‚Globe dark cerimson‘ und die erste bunte „Incomparable (Lewicks). Im Jahre 1840 begann die Glanz- periode der Fuchsien in Berlin, nachdem man schon vorher angefangen hatte, die älteren Exemplare zu Bäumchen formen zu lernen. Jetzt naht auch die Zeit heran, von wo aus die Berliner Handelsgärt- nerei in eine neue Epoche übertritt. Wir meinen die Cultur der Blatt- pflanzen und deren Anwendung zur Zim- merdekoration. Diese Anwendung ist ein specielles Verdienst der Berliner Gärtner und unter diesen ist man zu- 150 zunächst dem Hofgärtner C. Meyer ver- pfliehtet, der eine Anzahl Warmhaus- pflanzen zunächst für die Zimmer he- raussuchte. Den Anfang machte Ficus elastiea; darauf folgte Curculigo und die Dracaena-Arten. Die Blumentreiberei befasste sich damals schon mit denselben Gegenstän- den, wie heutigen Tages, Vor allen sind es noch Tulpen und Hyacinthen: Gellert, l’ami du coeur, la bien-aim&e, Henri le grand, la jolie blanche, Home- rus, Graf v. Bouren und Aimable ro- sette. Ausser Zwiebeln waren damals besonders häufig in vollkommenen Exem- plaren anzutreffen: Veltheimia viridi- tlora, Tillandsia amoena, Metrosideros semperflorens, Primula sinensis, Cyclamen persicum und Coum, Oxalis versicolor, Begonia incarnata und semperflorens, Tussilago fragrans und Justicia speciosa. Ein Theil dieser Pilanzen ist jetzt zu- rückgetreten vom Schauplatz und wenige andere sind dazu gekommen, weil die Liebe zu Blattpflanzen noch im steten Zunehmen, dem Verkauf der theueren getriebenen Blumen hinderlich ist. Ein Theil der jetzt in allen Gärten verbreiteten Pflanzen ist direkt aus dem Vaterlande durch zahlreiche Reisende nach Berlin gesandt und von hier aus verbreitet worden und manches Anden- ken von Humboldt, Beyrich, Sello, Mo- ritz, Eduard Otto, Chamisso, Schomburgk; Warscewiez, Karsten, Steudner und dem letzt verstorbenen Schottmüller findet sich hier in den Gärten vor. Wir übergehen die zahlreichen Palmen, die durch Kar- sten nach Europa gebracht und durch den verdienstvollen Reinecke im von Decker’schen Garten hier verbreitet wor- den eind und wenden uns zu einigen von denjenigen, welche in allen Gärten heimisch sind: Lobelia fulgens Willd. wurde 1804 - LIU m a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im hiesigen botanischen Garten aus -Sa- men gezogen, welchen Humboldt. einge- sendet hatte. — Eschscholtzia californica wurde im Jahre 1818 hier ‚eingeführt durch Chamisso. — Kaulfussia amelloides (Nees v. Esenbeck) erschien 1818 hier vom Vorgebirge der guten Hoffnung, — Calliopsis tinetoria DC. wurde. 1821 aus Nord-Amerika durch den dort sich auf- baltenden Legationsrath Greim an den hiesigen botanischen Garten gebracht, — Begonia semperflorens erzeugte sich aus der Erde, worin Pflanzen standen, die der verstorbene Sello von Porte-Allegretto im südlichen Brasilien 1820 einsandte. — Begonia incarnata Lk. keimte in der Erde von Pflanzen, welche der Reisende Deppe dem hiesigen bot. Garten aus Mexiko einsandte (1827); später kamen noch dazu: Begonia Martiana und di- versifolia. Petunia nyctaginiflora wurde imJahre 1823 aus Samenkörnern erzogen, die sich im Sello’schen Herbar von Montevideo vorfand. Von Warsce- wiez endlich stammen: Monstera Len- nea, Maranta Warscewiezii, Canna Wars- cewiczii, Maranta micans, Caladium mar- moratum, Trichopilia gloxiniaeflora ete. Wir haben die Vergangenheit ‚der Berliner Gärtnerei in kurzen Umrissen zu zeichnen versucht und kommen zur Schilderung des jetzigen Zustandes, den wir bereits durch Besprechung einiger der wesentlichsten Culturen ‚vorzuführen begonnen haben und hoffentlich in spä- teren Artikeln vervollständigen werden. Dann hoffen wirauch, einige der Lücken, die aus Furcht vor zu starkem Umfange dieser Arbeit hier absichtlich ' gelassen worden sind, auszufüllen. Es sind dies z. B. die Besprechung der hervorra- gendsten Privatgärtnereien, der Blumen- hallen mit ihrem interssanten Handel, der kleinen Gärten in den neuen Stras- sen der Potsdamer Vorstadt u. s.: w. — II. Neue Zierpflanzen. In allen Zweigen der Gärtnerei wächst das Bedürfniss nach deren Produkten und damit auch die Zahl der Gärtner, was aus den amtlichen Zahlen am be- sten zu ersehen ist. Es waren Gärtner, die auf eigene Rechnung arbeiteten im Regierungsbezirk Potsdam im Jahre 1846: 650; 1849: 929; 1852: 931; 1855; 984; 1858: 1035 und jetzt nach aller- dings nichtamtlichen Schätzungen nahezu 2000. Mancher Leser dieser Zeilen wird vielleicht mehr direkte Zahlenangaben in dem Berichte gesucht haben in dem richtigen Gefühle, dass doch nur die Zahl der bündige klare Ausdruck und der Maassstab irgend einer Leistung sei. Das Gefühl ist richtig und das Bedürfniss nach statistischen Angaben ist vorhanden; aber leider existiren aus- ser den vom Hofgärtner Jäger gesam- melten Zahlen kein auch nur annäh- ernder Maasssstab für gärtnerische Lei- stungen, Wie wollen wir aber das Publikum, wie den Staat von der Bedeutung der Gärtnerei überzeugen, wie dessen Unter- stützung durch Gewährung eines billi- geren Transportes für gärtnerische Ar- tikel, durch Errichtung von Lehranstalten 151 u.8. w. herbeiwünschen, wenn wir nicht sagen können: „Soviel lehrt die Gärt- nerei dem Boden abgewinnen; solche grosse Summen setzt sie in Umlauf und soviel Geld holt sie selbst aus dem Aus- lande!'* Diese Zahlen sind jetzt noch from- me Wünsche, aber wir müssen deren Verwirklichung erstreben. Wie bereits begonnen, werden wir in späteren Arti- keln versuchen, möglichst genaue Zah- lenwerthe über einzelne der hervorra- gendsten Berliner Culturen zu bringen. Die seit 2 Jahren nach Kräften gewissen- haft angestellten Untersuchungen erge- ben einen Umsatz von 300,000 Thlrn, an Handelspflanzen ohne Sommerge- wächse und Samen für den Berliner Cärtnerbezirk. Wir werden später zei- sen, wie sich dies auf die einzelnen Culturen vertheilt. Wenn wir somit einen schwachen Anfang machen für eine gärtnerische Statistik, so geschieht dies in der Ueber- zeugung von der volkswirthschaftlichen Leistungsfähigkeit der Gärtnerei, es ge- schieht in der festen. Zuversicht und mit der Bitte einer allgemeinen Unter- stützung dieses Strebens. Die Wieder- holung dieser Bitte sei das letzte Wort dieses Artikels. 1. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Maga- |ligen ovalen Scheinknollen. Ward 1863 in zine, den Garten zu Kew eingeführt und blühte 1) Coelogyne corrugata Wight. (Wight | dort auch zum ersten Male in Europa. ic. tab. 1639. — Lindl. Fol. Orchid.) — Epiphytische Orchidee, die in den Neilgher- ries und in den Gebirgen von Khasya wild wächst. Blumen in Trauben, weiss mit gelblicher Lippe. Ausgezeichnet ist diese (Taf. 5601). 2) Cotyledon fascieularis Ait. (Ait. teste D. Hook. in Bot. Mag.) — Crassulaceae. — Eine Saftpflanze Südafrika’s. Die ganze Pflanze weisslich blaugrün und kahl. Blät- Art durch die gerippten und wellig-runze- | ter zerstreut, sitzend, verkehrt-oval-keilför- 152 mig, flach und dick, zugespitzt. Blumen in einer doldenförmigen Rispe mit langen fast uhrfederförmig eingekrümmten Blüthen- ästen. Blumen gross, gestielt, nickend, mit fast 1 Zoll langer walziger Röhre, schön gelb und roth gefärbt. Kelchlappen kurz, breit oval, spitz; Lappen der Blumenkrone länglich, spitz, zurückgebogen abstehend. Bildet einen 1—2 Fuss hohen Strauch. Die Blüthendolden 1 bis 1?/, Fuss hoch. (Taf. 5602). 3) Glyptostrobus pendulus Endl. (Endl. syn. Conif. p. 71. — Cupressus disticha ß. nutans Ait. h. Kew. ed. II. p. 323.) Conife- rae. — Herr Dalton Hooker, indem er eine Abbildung dieses aus- China stammenden Baumes gibt, bestätigt es, dass solcher von dem in den Gärten häufiger verbreiteten Taxodium distichum Neumexikos, durch die nicht zweizeilig gestellten, sondern rings um die Aestchen gestellten linear-nadelförmigen angedrückten Blätter und ovale, nicht schild- förmige Schuppen der Zapfen, gut verschie- den ist. (Taf. 5603). 4) Helipterum Cotula D. C. (D. C. prodr. VI p. 215. — H. ceitrinum Steetz pl. Preiss. I. 474. — H. simplex Steetz 1. c. — Helichrysum Cotula Bnth. in Hügel enum. p- 65.) — Eine grazile einjährige Immor- telle, die am Swan River in Australien hei- misch ist. Zerstreut behaart. Aeste grazil, einen einzigen Blüthenkopf auf ihrer Spitze tragend. Blätter fädlich. Die Schuppen des Hüllkelchs wie bei Helichyrum häutig, weiss oder gelb, strahlig ausgebreitet. Blumen röhrig, gelb. Eine zarte hübsche Immor- telle. (Taf. 5604). 5) Bolbophyllum reticulatum Batem. (Batem. teste D. Hook. in Bot. Mag.) — Orchidee, die Thomas Lobb in Borneo auf- fand und in den Garten der Herren Veitch und Sohn in Chelsea einführte. Rhizom verästelt, mit ovalen bräunlichen Schuppen umhüllt. Scheinknollen einzeln, oval, von ähnlichen Schuppen umhüllt und auf der Spitze ein gestieltes grosses Blatt tragend. Letzteres oval-herzförmig, 5 Zoll lang, zu- gespitzt, hellgrün und mit einem dunkel- grünen Adernetz schön netzförmig gezeich- net. Blüthenstiele seitlich aus dem Rhizom Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. entspringend, kurz, 1—2blumig. Blumen: blätter oval-lanzeitlich, zugespitzt, innerhalb purpur gestreift, fast 1 Zoll lang. — (Taf. 5605). 6) Musschia Weallastoni Lowe. (Lowe in Hook. Lond. Jour. Bot. VIII p. 298.) — Campanulaceae. — Diese hübsche, 2—3- jährige Pflanze Madeiras, mit gelben, in Rispen stehenden Blumen, ist in deutschen Gärten schon so verbreitet, dass wir solche nicht einlässlich zu besprechen brauchen. Man zieht solche als Pflanze der Kalthauses aus Samen. Nach der Blüthe und Frucht- reife im zweiten oder dritten Jahre wirft man die alten Pflanzen weg und erzieht im folgenden Frühjahr wiederum neue aus Sa- men. Eigenthümlich sind die grossen läng- lich-lanzeittlichen, auf der Spitze des kurzen einfachen Stengels schopflörmig zusammen- stehenden Blätter, aus deren Mitte sich die Blüthenrispe erhebt. Blumen goldgelb, mit sternförmig abstehendem Saum. Der Griffel mit seinen strahlig auseinander stehenden linearen Griffelarmen erhebt sich hoch über den Saum der Blumenkrone. (Taf. 5606). b) Abgebildet in Belgique horticole. 7) Passiflora fulgens Wallis. (Juliheft 1866). Prächtige Passionsblume, die Wallis am Amazonenstrome entdeckte und in den Garten des Hrn. J. Linden in Brüssel ein- führte. Kahl. Blätter aus herzförmigem Grunde länglich-oval, gross gekerbt. Ran- ken einfach. Blattstiele 2-—3 Drüsen tra- gend. Blumen einzeln, prächtig scharlach- roth, mit zurückgeschlagenen Saumlappen. Fadenkrone aufrecht, halb so lang als die Saumlappen, scharlach und weiss bandirt. Eine prächtige neue Schlingpflanze für un- sere Warmhäuser. c) Abgebildetin Illustration horti- cole. 8) Almus glutinosa Wüld. var. aurea. Schöne Abart unserer gewöhnlichen Erle, mit goldgelb und hellgrün gezeichneten Blättern. Diese neue Abart, die für unsere Gartenanlagen von hohem Werthe ist, fiel im Garten der Madame L. Vervaene u. Sohn bei Gent, zufällig aus Samen, In Natur II. Neue Zierpflanzen. dürfte jedoch die Schönheit der Abbildung kaum erreicht werden. — (tab. 490). 9) Rhododendron Archiduc Etienne. Eine schöne ausgezeichnete neue Form. Blumen gross, weiss, mit reicher dunkel- purpurrother Zeichnung, an den obern Lap- pen der Blumenkrone., (tab. 491). 10) Pyrethrum sinense oder Chrysanthe- mum. Frühblühende schöne gefüllte Abarten. Dona Carmen. Blüthenkopf mit- telgross, rein weiss. — Soliman. Blüthen- kopf klein, gelbroth. — Aminta. Aehnlich dem vorhergehenden, aber Blüthenkopf grös- ser. — Damiette. Blüthenkopf klein, weiss mit purpur-violett. — Telitza. Blüthenkopf grösser, sonst ähnlich der vorhergehenden Sorte. — Lucinda. Blüthenkopf klein, mit theils weissen, theils gelben Blumen. — Rosabella. Blüthenköpfe grosse, Blumen im Centrum weiss, im Umkreis rosa-lila. — Die frühblühenden Chrysanthemum oder Winterastern, sind als Florblumen im Sep- tember und October sehr zu empfehlen. — (R) d) In Koch’s Wochenschrift beschrie- ben. 11) Griffinia Blumenavia O0. Koch et Bche. Diese schöne Amaryllidee wurde im Herbste 1865 aus Santa Catherina in Bra- silien von Hrn. Dr. Blumenau an den Ber- liner botanischen Garten geschickt und auch schon in der vorjährigen Aprilversammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues blühend ausgestellt. Sie soll nach Hrn, Prof. Dr. Koch’s Mittheilung eine der glücklichsten Aquisitionen der Neuzeit dar- stellen und versprechen, eine Mode- ja selbst eine Marktpflanze zu werden, falls es ge- länge , sie leicht zu vermehren. — Die Griffinia Blumenavia besitzt verhält- nissmässig kleine Zwiebeln von kaum 11/, Zoll Länge, bei ®/, Zoll Durchmesser. Die flachabstehenden, bisweilen etwas zurückge- schlagenen zweireihigen Blätter haben eine breite, elliptische Gestalt und bei einer Breite von 12/,, eine Länge von 5 Zoll, den 11], Zoll langen Blattstiel eingerechnet. Die Ober- fläche der Blätter, erhält durch deutliche Queradern zwischen den Längsnerven ein 153 fast schachbrettartiges Aussehen. Der runde, grünlich braun gefärbte, 10 Zoll hohe Schaft trägt eine 4—8-blüthige Dolde, welche an der Basis von einer mehrblätterigen trocken- häutigen Hülle eingeschlossen wird, deren zolllange lanzettförmige Blätter zurückge- schlagen sind. Eine gleiche Länge haben die Blüthenstiele, welche einen kurzen hori- zontal abstehenden Fruchtknoten tragen, auf dem sich 6 elliptische spathelförmige, 2 Zoll lange Blumenblätter befinden, die an der Basis zu einer kurzen Röhre verwächsen sind; dieselben stehen abwärts und bilden eine trichterförmige Blume, deren obere Oefinung ebenfalls 2 Zoll beträgt. Die Farbe der Blume ist weiss, wird aber in der Mitte der Blumenblätter durch eine rosafarbige Zeichnung unterbrochen. Die drei äussern sind fast noch einmal so gross als die drei innern, von denen das unterste noch beson- ders schmal ist. Die Staubgefässe sind alle nach unten gebogen, richten sich aber mit der Spitze nach oben und haben bewegliche Beutel. Aus der Blume ragen sie nicht he. raus und sind einander ungleich. Gleiche Lage besitzt auch der nur wenig längere Griffel mit seinen 3 kleinen, etwas zurück- geschlagenen Narben. Die Pflanze soll dank- bar und willig blühen und ist in der Han- delsgärtnerei von Haage u. Schmidt in Erfurt, welche eine Parthie Zwiebel direct von Dr. Blumenau erhielten, käuflich zu haben. 12) Hymenocallis biflora CO. Koch et Bche. Eine neue Prachtgilge aus Brasilien deren Einführung der botanische Garten zu Berlin dem Gärtner Schottmüller verdankt, welcher die Preussische Expedition nach Ostasien begleitete. Diese schöne Art ist, wie schon der Name sagt, stets 2-blumig und ähnelt in dieser Hinsicht der H.rostata, die aber in den südlichen Staaten Nordame- rikas, sowie auch in Mexico vorkommt und in allen ihren Theilen kleiner ist. Durch die grössere Anzahl von Eichen in jedem Fache steht sie der H. pedalis am Nächsten, deren Blätter jedoch kürzer sind und auf dem Boden aufliegen. In den Blättern ähnelt sie auch der H.caribaea, welche jedoch eine mehrblüthige Dolde und nur je 2Eichen in einem Fache besitzt. — 154 In voller Vegetation besitzt die Pflanze 2 Fuss lange Blätter. Der unterste dritte Theil derselben ist sehr verschmälert und rinnenförmig, während der obere Theil schmal-elliptisch gestaltet ist und in der Mitte eine Breite von 1?/, Zoll besitzt. Sie sind glänzend grün von Farbe und sterben sämmtlich auf einmal ab. Der zweischnei- dige, oft 2 Fuss lange Schaft trägt an seiner Spitze stets 2 Blüthen, welche sitzend und an ihrer Basis trockenhäutige Deckblätter von hellbrauner Farbe und verschiedener Grösse tragen. Die schlanke Blumenröhre ist durchaus weiss und 51/, Zolllang, wäh- rend die schmalen mit einer Rinne versehe- nen Abschnitte nur 4 Zoll lang sind. Der Kranz in der Mitte der Blume ist anfangs breit-trichterförmig, wird aber rasch offener und erscheint schliesslich fast radförmig. Die Zwischenräume zwischen den Staubfäden laufen spitz zu. In jedem Fache befinden sich 4 oder 6 Eichen. — In Berlin ist von dieser schönen Neuheit schon reichliche Vermehrung vorhanden. 13) Billbergia angustifoha CO. Koch. Eine ausgezeichnete, von den übrigen Bill- bergien in manchen Stücken wesentlich ab- weichende Art, die vielleicht den Typus für eine gute Untergattung liefert. Die Blätter derselben sind zahlreicher, als sonst ge- wöhnlich bei Billbergia und umfassen sich mit fast 2 Zoll breiter Basis. Sie verschmä- lern sich dann allmälich bis zur Spitze und erreichen eine Länge von 14—16 Zoll. Sie sind lederartig und fleischiger als bei andern Arten und bilden eine Rinne. Die Ober- fläche ist freudig-grün, die Unterseite hin- gegen grau punktirt; die wenig abstehenden Blätter schliessen einen schmalen Becher ein. Da der Schaft kürzer ist als die Blät- ter, so tritt er wenig aus dem Becher her- vor. Die ungestielten Blüthen sind von rothgefärbten Deckblättern umgeben. Sie haben eine länglich-lanzettförmige Gestalt und eine Länge von 1!/, Zoll. Der Blü- thenstand ist armblumig. Auf den 6 Linien langen Fruchtknoten stehen 3 lanzeitförmige 8-10 Linien lange an der Basis verwach- sene Kelchblätter, die nur wenig von den röthlichen Blüthen überragt werden. Die- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. selben rollen sich nicht spiralförmig, sondern. bleiben aufrecht stehen. Die zahlreichen Ei- chen sind stumpf und ohne Anhängsel. — 14) Pironneava Lüddemanniana 0, Koch. Eine Art, die Hr. Protessor Koch bei Lüd- demann in Paris vorfand und der schon Brogniart den Namen Aechmea Lüddeman- niana gegeben hatte, Die nicht zahlreich erscheinenden Blätter sind 14—16 Zoll lang und 1!/,—2 Zoll breit, bilden einen kurzen Becher, sind auf der Oberfläche matt-dun- kelgrün, während die Unterfläche mit zahl- reichen weissen Punkten bedeckt ist.. Sie sind gleich breit und laufen vermöge eines elliptischen Bogens in eine stechende Spitze aus. Sie sind auch mit kurzen, an der Ba- sis breiten, grüngefärbten Zähnen versehen. Der steife, stielrunde, mit weissen abwisch- baren Punkten besetzte Schaft ist 8—10 Zoll lang. Der etwas lockere Strauss besitzt, bei 1!/, Zoll Durchmesser eine Länge von 3!/, Zoll und die kurzen, 2-—4-längliche Blüthen tragenden Aeste sind an der Basis, von ei- nem kurzen Deckblatte umgeben. Der ver- hältnissmässig grosse Fruchtknoten hat, nebst den kurzen, sich später zusammen- neigenden und mit einer aufrechten Granne versehenen Kelchblätter eine hellgrüne Far- be, während die schmalen, wenig herausra- genden und später spiralförmig zusammen- gerollten Blumenblätter hellroth gefärbt sind, Die mit einer langen Granne. versehenen Eichen hängen, aus dem oberen Winkel eines jeden Faches herab und füllen später das ganze Fach aus. 15) Bromelia pauciflora C. Koch. Eine schon längere Zeit im Berliner botanischen Garten befindliche Art, die zu den kleinsten ihres Geschlechts gehört. Sie ist leicht an ihren schmalen rinnenförmigen, oben. glän- zenden Blättern und an dem armblüthigen Kopfe zu erkennen. Ebenso wie B. denti- culata C. Koch, bildet sie kurze Stolonen mit aufwärtssteigenden Pflanzen. Die untern, oben zurückgebogenen Blätter sind verhält- nissmässig viel kleiner und zwar kaum ei- nige Zoll lang. Die oberen hingegen be- sitzen eine Länge von 12—14 Zoll‘, sind aber nur 6—8 Linien breit; inf* oberen‘Drit- tel spitzen sie sich allmälig lanzettförmigzu, ‚III. Literatur; Die convexe, mit zahlreichen , Punkten besetzte Unterfläche hat ein graugrünes An- sehen. Am emporgehobenen Rande stehen ziemlich entfernt, kleine stachelige Zähne. Der aus S-12 Blüthen bestehende Kopf sitzt tief im Becher auf einem zolllangen, mit weissen Hochblättern besetzten Stiele; auch die einzelnen, kurzgestielten Blüthen haben an der Basis ein weisses Deckblatt; sie er- reichen die Länge eines. Zolles, wovon !/, auf den blendendweissen Fruchtknoten kommt; ebenso lang sind die oben zusam- 155 mengeneigten braunen Kelchblätter. und aus diesen ‘ragt die am oberen Theile ‚blaue Krone heraus, welche durch 3 bis zur Hälfte verwachsene Blätter gebildet wird. Diese schlagen sich anfangs etwas zurück, legen sich aber später wieder "zusammen, Die hoch verwachsenen Staubgefässe sind gleich lang, und der kaum überragende Griffel en- digt mit einer aus 3 Spiralen ‚bestehenden kopfförmigen Narbe. Die länglichen Eichen liegen an der Spitze der Fächer. (Ender nach Koch’s Wochenschrift.) Il. 1) Die Lehre vom Baumschnitt. Von Dr. Ed. Lucas. Mit 6 lithographirten Tafeln und 91 Holzschnitten. Ravens- burg, Dorn’scher Verlag 1867. Mit Recht legt der Verfasser in der Vor- rede ein grosses Gewicht auf den Umstand, dass „die Lehre vom Baumschnitt‘‘ bisher in Deutschland nur nach französischen Vor- lagen bearbeitet worden ist, dass aber die Verhältnisse in Deutschland ganz anders lie- gen. Jeder Beurtheiler des vorliegenden Buches muss ganz dasselbe sagen. Und darin besteht der Werth desselben, dass es für Deutschland, deutsches Klima und an- dere deutsche Verhältnisse berechnet ist. Referent und auch andere Bearbeiter des Obstbaumschnittes der Franzosen haben zwar auf die für Deutschland nothwendigen Ab- weichungen hingewiesen, aber doch nichts Selbstständiges gegeben. Hier haben wir nun einen „deutschen“ Baumschnitt, denn wenn der Verfasser auch die Grundsätze dieser Lehre von den Franzosen erlernte, weil es früher keine anderen Lehrer gab, 50 hat er doch während einer langen prak- tischen Laufbahn sich seine eigene Methode und Ansicht gebildet, und kann daher mit gutem Gewissen dieLehre vom Baumschnitt als Eigenes geben. Abgesehen von diesem, unterscheidet sich das Buch in vieler Hin- sicht von den französischen Bearbeitungen. Es ist vielseitiger und vollständiger, natür- lich aber auch nicht so ausführlich und in’s Literatur, Einzelne gehend. Schon der erste Abschnitt „Kenntniss, Bildung und Bestimmung der verschiedenen Arten von Zweigen und. der an denselben befindlichen Knospen‘ zeigt diesen Unterschied, und besondere Vorzüge: Es ist, eine Betrachtung und. Zergliederung des Baumes nach wissenschaftlichen Grund- sätzen. Wie traurig es in den nach franzö- sischen Werken bearbeiteten deutschen Schriften über den Baumschnitt um das Wissenschaftliche, die Lehre der Ernährung und des inneren Baues der Pflanze etc. steht, hat Referent selbst bei der Bearbeitung von Hardy’s sonst so ausgezeichnetem Buche schon dadurch bestätigt, dass in den spä- teren Auflagen die pflanzenphysiologische Einleitung (als nicht auf der Höhe der Wis- senschaft stehend) weggelassen wurde. Ent- weder waren die französischen Verfasser. in dieser Hinsicht Ignoranten oder sie hafteten an veralteten Ansichten. In der: „Lehre vom Baumschnitt‘‘ ist nun dieser Gegen- stand zwar kurz, wie es hier nöthig war, aber dem jetzigen Zustande der Wissenschaft angemessen vorgetragen und zwar ist ausser in der Einleitung durchgängig die wissen- schaftliche Begründung für die praktischen Verrichtungen angegeben, ohne dadurch weniger „praktisch“ zu werden, Der Inhalt des Buches ist so reich, dass wir auf ein Eingehen einzelner Gegenstände verzichten müssen. Ja nicht einmal das In- haltsverzeichniss können wir vollständig Er. 156 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mittheilen, denn es nimmt mit der Angabe des Inhaltes der $$. nicht weniger als zehn Seiten engen Druckes ein, woraus man sich einen Begriff von der Reichhaltigkeit machen kann. Wir wollen daher nur den Hauptin- halt angeben. A. Erster Abschnitt: Kenntniss, Bildung und Bestimmung der verschiedenen Arten von Zweigen und der an denselben befindlichen Knospen. I. All- gemeine Betrachtungen. II. Die Knospen. III. Die Zweige. B. Zweiter Abschnitt: Allgemeine Bedingungen für die Ausführung des Baumschnittes. I. Physiologische Vor- betrachtung. IL Anwendung und Wirkung des Baumschnittes nach seinen Haupt- zwecken, den obwaltenden Verhältnissen und der Periode. III. Erhaltung des Gleich- gewichts zwischen den einzelnen Theilen des Baumes. IV. Mittel zur Erlangung früher, reichlicher und regelmässiger Trag- barkeit. C. Dritter Abschnitt: Die zum Baumschnitt erforderlichen Werkzeuge und Geräthe und deren Anwendung. D. Vier- ter Abschnitt: Specielle Anleitung zu den bei dem Baumschnitt vorkommenden Operationen. I. Der Octoberschnitt. II. Der Frühlingsschnitt. III. Der Maischnitt. IV. Der Junischnitt. V. Der Augustschnitt. E. Fünf- ter Abschnitt: Nebenarbeiten beim Baum- schnitt. I. Das Anbinden der symmetrisch gezogenen Obstbäume. II. Das Verdünnen der Früchte. III. Das künstliche Entlauben, IV. Die Einrichtung der Lattengerüste und Drahtgestelle für die künstlichen Baumtor- men. F. Sechster Abschnitt: Die ver- schiedenen Baumformen und ihre Heranbil- dung. I. Freistehende hochstämmige Baum- formen. II. Freistehende niedrige Baumfor- men. III. Formen von Bäumen, welche an Lattengerüsten gezogen werden, mit zwei- seitig gestellten Aesten. (Spalierbäume). IV. Künstliche Baumformen mit einfachen Stamm- und Fruchtzweigen: Cordons oder Guirlandenbäume. G. Siebenter Ab- schnitt: Die nöthigen und praktisch aus- führbaren Schutzvorrichtungen gegen Reife, Fröste und starke Regenschauer. H. Ach- ter Abschnitt: Wiederherstellung kran- ker oder erschöpfter Formenbäume. I. Neun- ter Abschnitt: Der Spalierobstgarten und die Obstanlage im landschaftlichen Styl, und Auswahl der werthvollsten Obstsorten für die Tafelobsteultur. „Die Lehre vom Baumschnitt‘‘ wird ein sicherer Leitfaden für Alle sein, welche be- reits einige Kenntniss von der gewöhnlichen Obstbaumzucht haben, denn sie ertheilt über alle vorkommenden Fälle Rath. Mit Hilfe derselben wird man dann ausführlichere Anweisungen über die Bildung gewisser künstlicher Baumformen besser verstehen und demnach Bäume nach Grundsätzen zie- hen lernen, auf welchen man beliebig wei- ter bauen kann. Eins vermissen wir jedoch in dem Buche: einen Abschnitt über die Veredlungsunterlagen der Obstbäume, wel- che doch so wesentliche Veränderungen des Schnittes bedingen. Zwar sind dieselben sämmtlich erwähnt und es werden ihre Ei- genthümlichkeiten im Bezug auf Boden, Wachsthumsverhältnisse, Dauer, Tragbarkeit ete. besprochen, aber nur ganz gelegentlich, während in einem Buche von so musterhaf- ter Uebersichtlichkeit unbedingt ein beson- deres Kapitel an auffallender Stelle hätte Platz finden sollen. Vielleicht findet es der Verfasser angemessen, diesen Mangel in ei- ner neuen Auflage zu beseitigen. Das Buch ist freundlich ausgestafttet und reich illustrirt. Die Abbildungen sind von sehr verschiedenem Werth, manche in der Zeichnung sehr mangelhaft, jedoch alle deutlich und nicht blos zur Illustration, son- dern zur Erklärung da. Die kleinen Abbil- dungen sind meist in den Text gedruckt, die grösseren lithographirt. Unser Tadel bezieht sich besonders auf letztere. Die letzte Tafel stellt einen Spalierobstgarten in Verbindung mit einer landschaftlichen Obst- anlage dar, welcher vom Sohne des Ver- fassers, Herrn Friedrich Lucas entworfen und ausgearbeitet wurde. Der Spalierobst- garten ist höchst belehrend, sollte aber füg- lich „Obstgarten für Bäume in künstlicher Form“ heissen, da er auch die freistehenden Bäume aufgenommen hat, also mehr gibt, als der Name verspricht. J. 2) Reichenbach, Dr. A. B., die Pilan- zen im Dienste der Menschheit. 1) Der II. Tabak, 2) der Weizen, 3) der Kaffeebaum. Berlin bei A. Wegener. 1866. Ein Werk, das in einzelnen Lieferungen erscheint. Jede Lieferung bespricht die Cul- tur nur einer Nutzpflanze. Uns liegen die 3 oben genannten Lieferungen vor. Von jeder dieser Pflanzen wird Verbrei- tung, natürliche Beschaffenheit, Anbau, Fa- brikation, Handel und Anwendung gründ- lich besprochen. Die Sprache ist klar und verständlich. Wissenschaftliche und prak- tische Anleitung sind im Allgemeinen gut und zeigen, dass der Herr Verfasser ein reiches Material über das, was in Bezug auf die betreffenden Pflanzen veröffentlicht wurde, benutzte. Von Irrthümern ist die Arbeit jedoch nicht frei. — So gibt der Verfasser Eingangs die Uebersicht der ihm bekannten Arten der Gattung Nicotiana. Gegen diese Uebersicht haben wir ein- zuwenden, dass solche ganz unvollständig: Der Verfasser hätte da nur den XIII. Band von Candolles Prodromus zu vergleichen brauchen, um darnacheine vollständigere und richtigere Aufzählung der bekannten Arten zu geben. Dort sind schon 58 Arten auf- geführt, während der Verfasser nur 43 kennt und dabei mehrere Abarten von Ni- cotiana Tabacum L. noch als Arten aul- führt. Auch in der folgenden Aufzählung der zum Tabaksbau cultivirten Arten, werden N. macrophylla Sprgl. und N. chinensis Fisch. noch als Arten aufgeführt. Die er- stere zog schon Dunal in De Candolles Pro- dromus als Abart zu N. Tabacum. N. chi- nensis Fisch. ist aber ebenfalls zu N. Taba- cum zu stellen. Ein Druckfehler ist es wahrscheinlich nur, wenn $. 66 angerathen wird, den Ta- bakssamen nach der Aussaat !/, Zoll hoch mit Erde zu decken. Da würde sicher kein Same aufgehen und es soll da wahrscheinlich !/, Linien statt !/, Zoll ge- sagt sein. — Wir begnügen uns mit diesen Ausstel- lungen und erkennen diesen gegenüber gern an, dass wir sonst mit Vergnügen diese in- teressant und lehrreich gehaltenen Bändchen Literatur. 157 eingesehen haben, die wir allen denen, die sich für diese Pflanzen interessiren, als nützliche Handbücher empfehlen. (E. R.) 3) Bulletin de la Societ& impe£eriale des Naturalistes de Moscou. 1866. III. Heft. Enthält an Botanischen Abhandlungen die Fortsetzung der von Semenow in der Soongarei gesammelten Pflanzen, von Regel und F. v. Herder. 4) Dr. Friedrich Alefeld. Landwirth- schaftliche Flora. Berlin 1866 bei Wie- gandt und Hempel. Ein sehr nützliches und ganz allgemein zu empfehlendes Buch. Dasselbe enthält die Aufzählung der Nutzpflanzen des Gar- tens und Feldes, mit ihren wissenschaftlichen Namen. Die Pflanzen sind nach den Fami- lien zusammengestellt. Die Familien, Gat- tungen, Arten und Varietäten sind kurz und treffend charakterisirt. Ausserdem sind die wichtigsten Synonymen, sowohl der Botani- schen Werke, sowie die gangbaren deut- schen Namen und endlich auch das Vater- land hinzugefügt. Wir wünschen diesem vorzüglichen nützlichen Werke allgemeine Verbreitung. (E. Regel). 5) KarlFischer, der Obstfreundund Obstzüchter. Reichenbach’sche Buch- handlung in Leipzig. — Der Verfasser spricht in diesem Werke überhaupt über verschiedene Obstculturen, ohne jedoch zu beanspruchen , etwas voll- ständiges über den Obstbau zu geben. Den Eingang bilden die Lobgesänge über den Nutzen des Obstbaues. Ein altes vielgehör- tes, aber doch wahres Lied, das wohl hätte abgekürzt werden können. Es folgen nun die Erfahrungen des Ver- fassers über „Anzucht und Pflege des Obst- baumes, wobei sich derselbe vorzugsweise den Erfahrungen anschliesst, die Schamal in Jungbunzlau in diesem Gebiete gemacht hat. Wir finden hier viel gute Rathschläge, aber untermischt mit einer Masse von Ab- schweifungen oder selbst Falschem. 158 In dieser Beziehung ein Beispiel. Der Verfasser spricht von der Erziehung neuer Obstsorten aus Samen. Dass hier (S. 41) gerathen wird, die Samen von Aepfeln und Birnen in Treibkästen auszusäen, finden wir sehr sonderbar. Wo die Aussaat vorberei- teter Samen im freien Lande noch so gut, wie bei Aepfeln und Birnen geräth, ist Aus- saat und Anzucht im Treibbeete jedenfalls fehlerhaft und ein derartiger Rathschlag gar nicht zu entschuldigen. Richtig und gut dagegen ist der Rathschlag, behufs der Er- zielung neuer Sorten angezogene Sämlinge, dadurch früher zum Tragen zu bringen. dass man ein Reis derselben auf einen alten Baum veredele, Nun kommt S. 42, 43, 44, wieder eine Predigt, wo nach Okens Ansicht der Aptel- baum als das vollkommenste Gebilde des Pflanzenreichs hingestellt wird, — wo die Samenanzucht zur Erziehung neuer Sorten der „Lotterie um irdische Schätze“ vergli- chen wird, — dann werden die für den Obstbau wichtigen Versuche von Van Mons über die Anzucht von Obstbäumen aus Kernen besprochen. Ferner bespricht der Verfasser (pag. 48) einen Fall, wo ein Gutsbesitzer auf gutem Boden etwa 800 Kro- nenbäume von Aepfeln und Birnen aus Samen erzogen habe. Als Resultat dieses Versuchs wird nur gemeldet, dass solche keine Dor- nen getragen, dass solche ein weiches Holz besessen hätten, dass solche zu hohem Preis verkauft worden und auch nach dem Ver- pilanzen gut weiter gewachsen seien. Ueber Fruchtbarkeitund Produkt aber kein Wort!! — Das gibt nun dem Verfasser die Gele- genheit, die Bemerkung einfliessen zu las- sen, — dass es besser sei, Baumschulen auf gutem, als auf schlechtem Boden anzulegen. Er begründet das dadurch, dass er wörtlich sagt (S. 49): Die im besseren Boden gezo- genen Bäumchen haben weitere Gefässe und mehr Wurzeln, sie können also in jedem Boden mehr Nahrung aufnehmen, während die in schlechterem Boden gezogenen Bäum- ehen enge Gefässe, weniger und schlechtere Wurzeln haben, zum Theil verkrüppelt sind und deshalb im besten Boden nicht mehr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Nahrung aufnehmen können, als es Beschaffenheit erlaubt. O sancta simplieitas!! In der Naturge- schichte gibt es leider keine unmittelbare Offenbarung! da heisst es selbst zusehen, oder wenigstens über das nachlesen, was in dieser Beziehung geschehen. Was hat denn der Hr.K. Fischer eigentlich für eine Idee von „weiten und engen Gelässen“ eines Obstbaums. Er scheint sich unter denselben ungefähr so ein Ding, wie einen Spritzen- schlauch vorzustellen, in den die Nahrung, wie in eine Thiergurgel hineingepumpt wird. Er scheint keine Idee davon zu haben, dass die Pflanze ihre Nahrung mit den kleinen, ringsum geschlossenen mikroskopischen Zell- chen der Wurzelspitze aufnimmt und dass bei verletzten Wurzeln ein schnell sich bilden- der Callus dieses Zellgewebe der Wurzel- spitzen ersetzt, dass es ferner zur Ernährung dienende ununterbrochene aufsteigende Ge- fässe im Pflanzenkörper gar nicht gibt ete.!!! Ebenso falsch ist es, dass der Obstbaum in besserem Boden mehr, — in schleehterem Boden weniger Wurzeln bilde. Es bildet nämlich in einem tiefgrundigen, bindigen, nahrhaften Lehmboden, der Apfel- und Birn- baum, mehr nur einznlne dicketief gehende Wurzeln, die sich wenig verzweigen, — wäh- rend in einem lockern sandigen, dabei aber mit Nahrungsstoffen genugsam versehenen Boden die reichlichste Bewurzelung mit fein zertheilten Wurzeln stattfindet. — Die Bewurzelung des Baumes hängt da- her nicht von der Nahrhaftigkeit, — sondern mehr von der Lockerheit und Durchmischung des Bodens mit Sand ab. Auf gänz nah- rungsiosem Boden wird man keine Bäume, sondern nur Baumkrüppel erziehen können. Ein lockerer, mässig nahrhafter Boden wird für die Erziehung derBäume etwas weniger schnelle Resultate, als ein tiefgrundiger, nahrhafter Lehmboden. geben, — dagegen werden auf ersterem erwachsene Bäume, reichliche. Bewurzelüng mit zarten feinen Wurzeln zeigen und deshalb nach dem Ver- pflanzen die besten Resultate geben. Der für den Obstbau sonst geeignetste und beste Boden, nämlich ein tielgrundiger , bindiger; deren ‚nahrhafter Lehmboden, ist deshalb für Baum- IN. Literatur. sehulen weniger geeignet, als leichtere und lockerere Bodenarten, die jedoch noch ge- nugsam Nahrung zur Erziehung von Bäu- men enthalten müssen. — Nun spricht der Verfasser 3.49 und 50 kurz und gut über Aussaaten von Steinobst aus Samen zu Mutterbäumen, bemerkt sehr richtig, dass alles Steinobst aus Kernen er- zogen, weniger abändere und fast ebenso bald Frucht trage, wie veredelte Exemplare. S. 51 empfiehlt er für die Zwetschgen vor der Aussaat das Aufschlagen des Steines und die Aussaat des von der harten Schaale befreiten Kerns. Man soll dabei den Zwetsch- genstein auf die schmale Kante stellen und mit einem mässigen Schlag des Hammers denselben so zerschlagen, dass der innere Kern richt verletzt wird. Derartig behan- delte irische Zwetschgensteine werden gut und sicher aufgehen. — Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass das inRcde stehende Buch viele gute Rathschläge, — gemischt mit unnützen Ballast und Falschem enthält, wo der Ver- fasser über das Gebiet seiner Erfahrungen hinausgeht. Es wird in diesem Buche aus- serdem die Baumschule, Versetzen, Düngung, Beschneiden, das Veredeln, Erziehung von Topfbäumen, die Feinde des Obstbaumes, der Kirsch- und Zwetschgenbaum, und end- lich eine Auswahl der nach den Erfahrun- gen des Hrn. K. Fischer geeignetesten Obst- sorten, besprochen. — Wer sich für den Obstbau interessirt, soll sich durch unsere Ausstellungen nicht abhalten lassen, das in Rede stehende Buch anzuschaffen. Jeder wird vielmehr vieles Gute darin finden und es nicht ohne Nutzen bei Seite legen. Unsere Ausstellungen haben, in diesem wie in ähnlichen Fällen, stets nur einen Zweck, nämlich den, — die Herren Autoren solcher Schriften zu veranlassen, — nur über das zu schreiben, was sie sicher und gut wissen, — alles Unsichere, — oder alle Erklärungen, die ihnen ferne liegen, — aber weg zu lassen. Dann werden solche Bü- cher kürzer und bei weitem von grösserem Nutzen für ein grosses Publikum sein, (E. R.) 159 6) G. Geitner, Wegweiser durch die Treibgärtnerei zu Planitz bei Zwickau. — Neusalza bei Louis Oeser. Der Mann, dessen plötzlichen Tod wir anzeigten, wirkte und arbeitete mit unermü- detem Eifer für Deutschlands Gartenbau und die ihm gehörigen Gartenanlagen auf den Erdbränden bei Zwickau. Noch kurz vor seinem Tode hat derselbe das beiliegende Schriltehen verfasst, das dem Fremden nicht blos ein Wegweiser durch die Baumschulen und Gewächshäuser, sondern das auch die Geschichte der Planitzer Gärten ‚seit deren Gründung im Jahre 1837, durch den Vater des Hrn. G. Geitner, kurz und klar be- spricht. Einige, dem Werkchen beigegebene Ansichten und Pläne des Planitzer Gartens verleihen demselben ein besonderes Interesse. (E. R.) 7) E. Lucas, Kurze Anleitung zur Obsteul- tur, als Leitfaden bei Vorträgen über Obstbau, sowie zum Selbstunterricht. — Verlag der Dorn’schen Buchhandlung zu Ravensburg. Mit 4 Tafeln Abbil- dungen. Unser tüchtigster Schriftsteller Deutsch- lands, im Gebiete des Obstbaums, drängt in diesem kleinen Werke seine in ‚grösse- ren Werken ausgesprochenen Erfahrungen in kürzeste Form zusammen. Ein vorzüg- liches Büchlein, das auf dem Raum von etwas mehr als 5 Bogen, aus allen Zwei- gen des Obstbaues, das Wichtigste heraus- greift und so seinem Zwecke als Leitfaden für Vorträge über Obstbau an Schulen zu dienen ganz vortrefflich entspricht. (ER) 8) W. Klatt, Flora des Herzogthums Lauenburg. Hamburg 1865, bei W. Jowien. — | Eine in deutscher Sprache ausgearbeitete Flora des Herzogthums Lauenburg, mit kur- zen vortrefilichen Diagnosen, welche die leichte Bestimmung der dort wachsenden Pflanzen ermöglichen. (E. R.) 9) W. Klatt, Norddeutsche Anla- 2 160 gen-Flora. Hamburg 1865, bei W. Jowien. — i Eine Aufzählung der in den Gartenan- lagen Norddeutschlands am meisten verbrei- teten Holzgewächse. Voraus gesendet ist die Aufzählung der Gattungen nach dem Linneischen Systeme, mit kurzer Charakte- risirung derselben zur Bestimmung. Die Arten sind dann nach dem natür- lichen Systeme zusammengestellt. Gute und treffende kurze Charakterisirung derselben, Angabe vom deutschen und lateinischen Na- men, Vaterland etce., machen dies Buch zu einer sehr willkommenen Gabe. Schade nur, dass dasselbe jedenfalls nur einen klei- nen Theil der verbreitesten Holzgewächse in den Gärten berücksichtigt. — (E. R.) 10) J. Wesselhöfft, der Rosenfreund. Weimar 1866, bei B. F. Voigt. — Gartenflora Deutschlands; Russlands und der Schweiz. Eine gute tüchtige Arbeit über die Cul- tur der Rosen im freien Lande und Topfe, über Treiberei der Rose zum Winterflor nebst Beschreibung der empfehlenswerthe- sten älteren und neueren Rosen. Den Freund der unvergleichlich schönen Rosen wird dieses Buch nicht im Stiche lassen, sondern für alle Fälle gute und erprobte. Rath- schläge ertheilen. (E. R.) 11) F. J. Linck, Katechetischer Unterricht in der Obstbaumzucht, Lahr 1866 bei J. H. Geiger. Ein kleines Schriftchen über Obstbau. Der Inhalt in Frage und Antwort, sonst kurz und richtig was gesagt ist. Als kleines sehr billiges Schriftchen zum Unterricht in Dorfschulen besonders geeig- net. Die veraltete Form sehr hölzern. (E. R.) IV. Personalnotizen, Correspondenz und Neuestes, 1) Im Februarheft der Gartenflora fin- det sich Seite 40 die „‚Cultur der Disa gran- diflora, von E. Mayer im bot. Garten zu Carlsruhe“, was mich zu der drin- genden Erklärung veranlasst, dass nicht der Unterzeichuete, sondern dessen ehemaliger Gehilfe gleichen Namens der Verfasser ist. E. Mayer, Hofgärtner in Carlsruhe. Postscript. Der Herausgeber würde sich sehr freuen, wenn der ächteHr.E. Mayer den der Referent als einen der tüchtigsten Pflanzencultivateure Deutschlands schon lange hochschätzt, sich entschliessen würde, einige seiner vielen reichen Erfahrungen zur Ver- öffentlichung in der Gartenflora mitzutheilen. Wären, wie es scheint, für den Artikel über Disa grandiflora Berichtigungen noth- wendig, — dann bitten wir doch im allge- meinen Interesse. sehr darum. (E. R.) 2) Magister Schmidt ist von seiner Expedition nach dem Mammuth zurückge- kommen. Das Mammuth ward unterm 70° N. Breite aufgefunden, — aber nur ein un- vollständiges Gerippe ohne Fleisch. Jedoch noch grosse Hautstücke und grosse Bündel des borstigen Haares erhalten. Das Gerippe war nicht auf einmal, sondern jedenfalls all- » mälig in Erde und Schlamm eingebettet worden. Noch unterm 70° n. Br. fand Schmidt in den jetzt baumlosen Tundern, die Reste dicker Stämme von Birken und Lärchen, ein Zeichen, dass die Vegetation hier früher weiter nach Norden gereicht und das Klima milder war. Pau 3) G. Zarnack, Akademischer Gärtner an der Königlichen Akademie zu Eldena bei Greitswalde, starb im März 1866. — 4) Michael Andreewitsch Aga- monow. Ingenieur-Öberst, seit 10 Jahren Mitglied des Petersburger Gartenbauvereins _ und Vorstand desselben, einer unserer intel- ligentesten Gartenfreunde, der eine grosse Sammlung von Coniferen und Orchideen besass, starb am 5. März 1867. — I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. Macerochordium lIuteum Rgl et Linden. (Siehe Tafel 544.) Bromeliaceae Foliis ligulatis, a medio recurvis, ex apice obtuso apiculatis, basi dilatatis, margine tenuiter serrulato-spinulosis, vi- ridibus, glabris; scapo foliis breviore, basi interrupte-apice dense albo-lanato, bracteis paucis vaginatis scariosis di- stantibus basi lanatis, apicem versus glabris vestito; floribus sessilibus, capi- tato-spieatis, sepalis ex apice oblique emarginata aristatis hracteolas aequan- tibus, petalis luteis. — Billbergia lutea Linden cat. 1865 pag. 27. — Macro- chordium nudiusculum C. Koch. Wo- chenschr, 1864 pag. 176. (?) — Wir haben die beistehend abgebil- dete ausgezeichnete neue Art der Gat- tung Macrochordium De Vriese aus dem an neuen Pilanzen reichsten Garten Europas, aus dem des Hrn. J. Linden als Billbergia lutea erhalten. Herr C. Koch erwähnt im Jahrgang 1864 pag. 176 eines Macrochordium mit gelben Blumen, das er in einer Sammlung neuer Bromeliaceen des Hrn. Linden sah und VL 1867. legt demselben, jedoch ohne die Pflanze zu beschreiben, den Namen Macroch. nudiuseulum bei. Koch sagtaber gleich- zeitig von seiner Pflanze, dass solche die Tracht von Billbergia pyramidalis und lose gestellte Blumen besitze. Bei- des trifft bei unserer Pflanze nicht zu, so dass es zweifelhaft bleibt, ob unsere hier beschriebene Pflanze die gleiche Art ist, der unser hochgeehrter Freund C. Koch provisorisch einen Namen bei- legte, Obgleich der Botaniker solche ohne Beschreibung gegebene provisori- sche Namen nicht zu respektiren braucht, — so würde es uns doch sehr fraglich gewesen Sein, was hier das Rechte sei, wenn nicht Hr. Linden inzwischen diese von ihm importirte Pflanze Billber- gia lutea genannt und unter diesem Namen schon verbreitet hätte, — 50 dass wir es für das Richtigste halten, den von Linden gegebenen Namen auf die Gattung Macrochordium überzutra- gen, — 11 162 Die Gattung Macrochordium ward von De Vriese von Billbergia ab- getheilt und unterscheidet sich auch habituell sehr leicht durch die in eine dichte endständige Aehre oder kopfför- mige Aehre zusammen gedrängten sitzen- den Blumen. Die alte Billbergia clavata Lindl., die von Edwards als Bromelia melanantha beschrieden ward, ist der Typus nach dem die Gattung aufgestellt ward. De Vriese hat diese Art Macro- chordium tinctorium genannt und Beer beschreibt solche in seinem Werke über Bromeliaceen als M. tinctorium und M. melananthum. Diese, wie einige andere schon von Beer aufgeführte Arten be- sitzen alle bräunlich gefärbte Petalen, während die in Rede stehende neue Art gelbe Blumen trägt, weshalb dieselbe die schönste von allen bis jetzt be- kannten Macrochordium-Arten ist, Hierzu kommt, dass: solche, schon im. Januar ihre. Blüthen entwickelt. Die in eine dichte Rosette gestell- ten’ Blätter, sind kahl, grün, am Grunde etwas. breiter ‚und scheidig, ‚dann aber bandförmig | und gehöhlt, sie hängen nach allen Seiten grazil über und wer- den .bis 1°/, Fuss lang und bis 1°), Zoll breit; an. der. Spitze. sind sie, stumpf abgerundet und mit einer kurzen auf- gesetzten Spitze versehen, am Rande mit kleinen dornigen Zähnchen besetzt. Der Schaft etwas kürzer als die Blätter, vom Grunde bis unter die Spitze mit einem unterbrochenen, ‘weissen Filz und an der Spitze mit dichtem weissen Filz bekleidet. Einzelne häutige, am Grunde wollige, nach faden, etwas vergrössert, eines Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dem Schaft angedrückt und unterhalb der Blüthenähre stehen einzelne ähn- liche, aber abstehende Bracteen. Blu- men gelb, jede einzelne mit einer pfriemlich zugespitzten kleinen Bractee gestützt, die röthlich und ungefähr so lang als der Kelch. Kelch mit loser weisser, bald verschwindender Wolle bekleidet, die Röhre desselben mit dem Fruchtknoten verwachsen, die Lappen oval, und aus der schief ausgerandeten Spitze gegrannt. Blumenblätter aus keil- förmigem Grunde verkehrt oval, auf- recht, länger als die Staubfäden und jedes am Grunde innen 2 kleine wimperig geschlitzte Schüppchen tragend. Griffel einfach, eingeschlossen. Staubfäden 6, Die 3 äusseren frei und zwischen den Petalen eingefügt, die 3 innern bis un- ter die Spitze mit den Petalen verwach- sen. Fruchtknoten 3-fächerig. (E. R.) Erklärung der Tafel. 1) Eine verkleinerte ganze Pflanze. 10) Eine Blume nebst Bractee in natür- licher Grösse. 8) Eine ‘Blume ohne Bractee, etwas vergrössert. 7) Ein Blu- menblatt mit dem angewachsenen $Staub- 6) Der Grund Blumenblattes mit‘ den‘ beiden Schüppchen, stärker vergrössert. 9) Ein Kelchlappen, vergrössert. 5) . Fruchtkno- ten und Griffel, ' etwas’ vergrössert. 4) Eine abgeblühete Blume,. schwach vergrössert.. 2) Ein‘ freier‘ Staubfaden, vergrössert. 3) Der Längsdurchschnitt und 11) der Querdurchschnitt durch den oben kahle, ‚weissliche Bracteen sind | Fruchti:noten,; beide: vergrössert, — {N ES eo I. Originalabhandlurgen. 163 b) Acer platanoides L/%. rubrum. (Siehe Tafel 545.) Acerineae Die Parks von St. Petersburg ha- ben der schönen und stattlichen Bäume viele, sowohl einheimische wie fremde; was uns aber bisher gefehlt hat, das waren Bäume, welche wie die in Deutsch- land so beliebte Blutbuche, eine Ab- wechslung in der Färbung hervorzubrin- gen im Stande sind. Um so kostbarer ist daher für das Klima von St. Peters- drei schöne, stattliche Bäume im Parke von Jelagin, welche sich schon zur Som- merszeit durch ihr rothes Laub von der srünen Umgebung prächtig abheben. Die Früchte sind grün wie bei der ge- nuinen Form, Herr Hofgärtner O. Pabst, unter dessen Leitung der Kaiserliche Park von Jelagin jetzt steht, machte als erster auf diese für ein nordisches rauhes burg die Entdeckung des Spitzahorns | Klima ausserordentlich wichtige Abart mit rothen Blättern. Derselbe bildet | aufmerksam. (F. v. Herder). ec) Begonia nigrovenia. (Siehe Tafel 545.) "Begoniaceae, Begonia nigrovenia; rhizomate re- pente, carnoso, glabro, folia scaposque emittente; foliis oblique cordato-subor- bieularibus, palmato 5—7 nerviis, pro- funde cordatis, vix Sinuato-angulatis v. subintegerrimis, supra glabris laete viri- dibus nitentibus venis rubicundis pietis, infra papillosis pilosulisque ad nervos mar- ginequerufo pilosulis, apice breviter acumi- natis, stipulis scariosis glabris acuminatis; petiolis folio longioribus, praecipue basin versus rufo-pilosulis; scapis quam folia longioribus, villosulis, rubicundis, cyma multiflora terminatis; bracteis parvis ovatis cadueis; flore masculo dipetalo: petalis obovatis, cireiter 2 lin. longis; üilamentis basi breviter connatis, antheris oblongo-ellipticis quam filamenta paullo # stylis 3, stigmatibus lunato-dilatatis, pe- talis obovatis v. obovato-oblongis inae- qualibus, placentis aequaliter bilamella- tis; capsulae alis inaequalibus, minoribus rotundatis, majore subdeltoidea, — Die beistehend abgebildete Begonia fand der Referent im letzten Jahre, in dem an seltenen Pflanzen reichen Gar- ten des Herrn Thibaud und Keteler in Paris. Ueber deren Abstammung ist uns nichts bekannt. Solche steht den zur Abtheilung Gireoudia Kl]. gehörenden Begonien mit kriechendem Stengel nahe, so der B. stigmosa, hydrocotylefolia etc. Sie unterscheidet sich aber von allen Gireoudia-Arten durch weibliche Blumen mit 5 Blumenblättern und wurde nach den Charakteren, die Klolzsch bei brevioribus; flore foemineo 5-petalo; | der Aufstellung seiner Genera der Be- 11, Gartenflora Deutschlands, 164 goniaceen zu Grunde legte, den Typus einer neuen künstlichen Gattung bilden. Wir sagen künstlichen Gattung, weil sich unsere Pflanze den oben genannten Begonien der Untergattung Gireoudia natürlich anschliesst. — Die grossen glänzend grünen schief- herzförmig-rundlichen Blätter, die mit dunkeln röthlichen Nerven gezeichnet sind, — der hohe Blüthenschaft mit zahlreichen kleinen, röthlich-weissen Blu- men, zweiblätterige männliche, 5-blätte- / Russlands und der Schweiz. rige weibliche Blumen zeichnen diese Begonia vor allem von Candolle be- schriebenen Arten aus. Als schöne harte Dekorationspflanze des Warmhauses, die sich in der Cultur der B. stigmosa, ma- nicata etc. anschliesst, ist dieselbe allen Freunden schöner Blattpflanzen zu em- pfehlen. Vermehrung durch Theilung des Wurzelstockes, durch Blattsteeklinge und durch Samen. — (E. R.) m mn nen, 2) Maulwurf und Maulwurfsgrille. Dieser Tage fiel mir beim Durch- blättern der Gartenflora im Juliheft vo- rigen Jahres die Klage des Hrn. Scher- rer aus Tiflis über die Verheerungen der Maulwurfsgrille auf, und die daran geschlossene Aufforderung des Herrn Dr. Regel, man möge doch Mittel ver- öffentlichen, welche sich als wirklich probat gegen diesen Fluch der Gärten und Felder erwiesen hätten. Seit vielen Jahren bekämpfte ich diesen Feind, in- dem ich der Reihe nach und mit gros- ser Sorgfalt und Ausdauer die verschiede- nen angepriesenen Mittel in Anwendung brachie, wie das Eingraben von Töpfen, das Häufchenmachen von frischem Pfer- dedung, das Eingiessen von Oel und Wasser — aber abgesehen von der Zeit- versäumniss, die damit verbunden, ge- lang es mir doch mit keinem dieser Mittel, den Feind gründlich auszurot- ten. Vor nun 3 Jahren gewahrte ich eines Morgens in einem meiner Treibbeete einen Maulwurf, derselbe hatte sich jedenfalls auf seiner Wande- rung verirrt, denn seit 16 Jahren war kein solcher in der Nähe zu spüren. Da unser Spargelfeld schon längst von | den richtet er sonst nicht an. — D den Maulwurfsgrillen hart mitgenommen wurde, so dachte ich gleich: „Halt Freund; du kannst mir nützlich werden, vielleicht kann ich einen Teufel durch den andern vertreiben“. — Ich stellte also gleich eine Hohlfalle auf und rich- tig noch am gleichen Tage war mein Maulwurf lebendig und unverletzt ge- fangen, um sofort von mir wieder frei- gelassen zu werden, indem ich eine Höhlung in gedachtes Spargelfeld machte und ihn hier aussetzte. Er ging auch sofort an die Arbeit und räumte inner- halb Jahresfrist so vollkommen auf mit den Maulwurfsgrillen, dass ich nun seit 2 Jahren gänzlich verschont bin von dieser Plage; der Maulwurf selber ver- liess das Spargelland, sobald er reinen Tisch gemacht hatte, sehr wahrschein- lich um frische Jagdgründe aufzusuchen, eine eirca 400 Schritt lange Spur zeigte mir seinen Abzug an, ich hatte alle Ur- sache, ihm dankbar nachzublicken, denn er hatte sich als sehr erträglicher Teufel bewährt, das Festtreten der Gänge und Verebnen seiner Hügel ist unschwer zu bewerkstelligen und eigentlichen "Scha- » 1 ENRUFEN 5: I. Originalabhandlungen. 165 Maulwurf ist sehr leicht lebendig zu] so wischt man’s nur mit der Hand bei fangen und auch ebenso leicht an jeden ! Seite und alles Uebel ist wieder gut beliebigen Ort überzusiedeln. Ein na- türliches Mittel, wie das hier vorgeschla- gene, hat unbedingt den Vorzug einem künstlichen gegenüber, und ich kann dieses Mittel aus eigener Erfahrung be- stens empfehlen. Schaffhausen, den 21, Januar 1867. A. Kraft. Potsseript. In der Landwirthschaft- lichen Zeitung der Schweiz finden wir fast gleichzeitig eine warme Vertheidi- gung des Maulwurfs, für dessen Fang und Vertilgung vieler Orten noch Prä- mien bezahlt werden, während er in Wahrheit ebenso wie Igel und Spitzmaus als sehr nützlicher Freund des Land- mannes und Gärtners alle Schonung verdient, Der Inhalt dieses Artikels be- stätigt ganz das oben Gesagste und fü- gen wir gerne noch den Schluss dessel- ben bei. — „Dass die Maulwürfe auf Wiesenland mir grossen Nutzen stiften, will ich nicht gerade behaupten. Zum Mindesten schaden sie aber doch nichts, denn die schüne Erde, die sie herauf- wühlen, ist ein vortrefflieher Dünger, und wenn auch da und dort eine Hand von Gras weniger wächst, so bekomme ich daneben um so viel mehr. Im Ackerland, namentlich in der Kohlpflanzung, ist dagegen der Nutzen des Maulwurfs deutlich sichtbar. Wenn andere Leute zwei und dreimal junge Pflanzen nachsetzen müssen, so geht uns selten ein Stöcklein zuGrunde. Die Maulwürfe suchen dieRegenwürmer und Maulwurfsgrillen so fleissig zusammen, dass es eine wahre Freude ist. Kommt zur Seltenheit ein Haufen Erde, den sie ausstossen, auf eine Pflanze zu liegen, gemacht. Von den Thieren aber, die im Boden die Wurzeln abnagen, oder die sich herauswagen und das Herz zer- stören, ist der Setzling nun sicher. Der Maulwurf hat mit ihnen aufge- räumt. Eine benachbarte Frau, die viel auf ihrer Garten hält und ihn besonders gut düngt und besorgt, hatte, wiesich’s unter solchen Umständen denken lässt viel von den Grillen, nämlich den Maul- wurfsgrillen, zu leiden. Da kaufte sie vom Mauser zwei lebendige Maulwürfe und that sie in den Garten. Leider war es kein Paar und der einebiss den andern in kurzer Zeit todt. Er selbst aber übernahm nun das Polizeideparte- ment in dem Garten allein, und seither würgt er das schädliche Ungeziefer ohne Nachsicht und Erbarmen weg. Er selbst aber schadet nichts. So sprechen Praxis und Erfahrung noch fast deutlicher für den Schwarz- rock als die Theorie. Probirt es also nur frisch, liebe Landwirthe, es wird Euch gewiss nicht gereuen! Dass die Maulwürfe sich in Eurem Felde zu sehr vermehren, dürft ihr nieht besorgen. Sie selbst vertreiben einander ohne Rück- sicht; die Würger kennen weder Freund- schaft noch Verwandtschaft. Lasst die Maulwürfe in Zukunft ungeschoren! Das Fangen nützt Euch ohnehin nichts, denn so viel Euer Mau- ser auch ertappt, so viele kommen wie- der von anderer Seite herbei oder wach- sen nach, dass alle Lücken, die in ihrem Corps entstehen, schnell wieder ausge- füllt sind. Probirt’s, und lasst sie leben!“ Rx 166 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Ueher die Cultur der Vietoria regia ohne Heizeinriehtung. Bis vor wenigen Jahren war es all- gemeine Ansicht, dass diese durch ihre riesigen Dimensionen sowohl in Blüthe wie in Blatt einzig dastehende Nymphae- enart nur in besonders für diese Pflanze erbauten Häusern, welche mit Wasser- oder Dampfheizung nebst allerlei anderer Mechanik (darunter eine zur Bewegung des Wassers) ausgerüstet sind, eultivirt werden könne. Diesem Vorurtheil durch Beweis- führung zu begegnen, dass bei einiger- massen naturgemässer Behandlung die Cultur jener staunenerregenden Wasser- lilie keine grossen Schwierigkeiten hat, ist der Zweck dieser Zeilen. So wurde im hiesigen botanischen Garten zweimal der Versuch ohne Hei- zung gemacht und glückte zum ersten Male im Sommer 1863 so vollständig, dass die Vollkommenheit der Blätter wie der Blüthen allgemeine Bewunderung erregte, und dieser Versuch als total gelungen bezeichnet werden darf, Der zweite Versuch, im vorigen Jahre aus- geführt, hatte ein weniger günstiges Re- sultat; die Pflanze entwickelte trotz der so regnerischen und für viele Hauspflan- zen ungünstigen Witterung Blätter bis zu fünf Fuss Durchmesser, kam aber nicht zur Blüthe. Bevor ich auf das eigentliche Culturverfahren übergehe, will ich kurz einige Worte über die Anzucht der Victoria voraus- schicken. i Zur Aussaat, die am besten im No- vember geschieht, wo ohnehin die Ver- mehrungen geheizt werden, bedientman sich eines kleinen Biech- oder Zinkbe- hälters (von eirca 6 Zoll Höhe) welcher nun 4 Zoll mit Wasser gefüllt und un- regia | Temperatur des Wassers auf durch- schnittlich 200 R, erwärmt hat, können die.je mit 3—5 Korn angesäeten drei- zölligen Töpfe (mit einer Mischung von Lauberde und Lehm angefüllt) in das erwärmte Wasser gestellt werden. Nach etwa vier Wochen sind die jungen Keime bemerkbar und nach Entfaltung der zweiten Blätter kann die Einzelpflanzung in die gleiche Erdmischung vorgenom- men werden. Ehe die Pflanze an den Ort ihrer Bestimmung gebracht wird, istein mehr- mahliges Versetzen, wobei jedoch mög- lichst schonend mit den Wurzeln zu verfahren ist, sehr zu empfehlen. Der zur Aufnahme der Vietoria be- stimmte Weiher im hiesigen Garten hat die Form eines Rechtecks, ist ohngefähr 25 Fuss lang, 8 Fuss breit, 4l/, Fuss tief und wird aus dem Hauptbassin, dessen Wasser beiläufig bemerkt, sehr kalkhaltig ist, gespeist. Dieser Weiher wurde mit einem Holzrahmen umgeben, um allen Unebenheiten, die eine voll- kommene Ueberdeckung mit Fenstern verhindert hätten, vorzubeugen. Die Neigung der Fenster war nur eine sehr geringe, um die Pflanze dem Lichte möglichst nahe zu bringen. Nur diesem Umstande ist die Vollkommenheit der Blätter wie der Blüthen zuzu- schreiben. Die in der Mitte des Weihers 1!/, Fuss hoch und 4 Fuss in Quadrat auf- geschüttete Erde bestand aus !/; Theil Lauberde, !/,Compost und !/; ordinärem Lehm. Ende April (1863), nachdem ein erstarktes, möglichst abgehärtetes Exem- plar der Victoria in diese Erdmischung ter Glas gebracht wird. Sobald sich die | gepflanzt war, liess man aus dem Haupt- er I.’ Originalabhandlungen. bassin, in welchem sich das Wasser durch ‘die Sonne bereits auf 120 R. er- wärmt hatte, die für die junge: Pflanze genügende Quantität (etwa bis 21/, Zoll) über die Pflanze) zufliessen, Da. nun das, frisch zugeführte Wasser die im Anfang und im Wachsthum absolut noth- wendige Wärme. von 18—20° R,. nicht hatte, und die Sonne mehrere Tage ver- deckt war, so wurde durch Zuschüttung einiger Kannen heissen Wassers die oben angegebene nöthige Wärme erreicht und damit noch der weitere Vortheil verbunden, dass die bei stehenden Was- sern sich rasch bildenden Algen gründ- lich vertilgt wurden. ‚(Dieses einfache und ‚bequeme Mittel kann überhaupt mit Vorsicht bei allen Wasserpflanzen an- gewendet werden). Bei dem Wachsthum der jungen Victoria ist wohl zu beach- ten, dass die Zunahme des Wassers mit der raschen Entwicklung der Blätter gleichen Sehritt hält. Durch die im Mai schon stark wirkende Sonne konnte eine constante Tageswärme von 18° R, leicht erreicht werden; sobald jedoch die Temperatur des Wassers unter 150 R. sank, welches in genanntem Monate und hauptsächlich an trüben Tagen mitunter vorkam, wurde durch Zuschütten von heissem Wasser nachgeholfen. Ein Hauptvortheil bei. diesem Cul- turverfahren schien mir die naturgemässe Abkühlung während der Nacht zu sein, welches bei der allzu sorglichen Behand- lung, die, man früher dieser Pflanze an- gedeihen liess, weniger vorkam, — Der natürliche Fundort ‘der Victoria regia in den Nebenflüssen des Amazo- nenstroms ist keineswegs an den .be- schatteten. Ufern, sondern in der Mitte des der, vollen Sonne ausgesetzten, lang- 167 sam fliessenden und ziemlich breiten Wassers zu suchen. Aus diesem Grunde durfte, um die,Cultur möglichst natur- getreu nachzuahmen, durchaus kein Schat- ten angebracht werden; selbst “wenn sich, was öfters vorkam, ‚die Luft zwi- schen der Oberfläche, des Wassers. und den Glasfenstern bis auf 350 R. er- wärmte. Während der Monate Juni und Juli erforderte die Pflanze fast, gar. keine Pflege. Die ganze Arbeit beschränkte sich bloss auf die Ersetzung' des ver- dunsteten Wassers und, auf die Entfer- nung eines oder mehrerer. nicht 'gut, un- terzubringender . Blätter. , (Wegen. nicht genügender Breite des Weihers). Gegen Mitte des Monates August zeigten sich die ersten mit aufrecht stehenden Rän- dern versehenen Blätter, ‚welche als die eigentlichen Vorboien der. Blüthen an- gesehen werden dürfen. Am. 22, Au- gust erschien die, erste Blüthe,. welche bei ihrer sichtlichen Entfaltung, die, Zu- Schauer durch ihren vanilleartigen Geruch ergötzte. — Wenn auch nicht: 'zu ver- kennen, dass .die Cultur dieser; Pflanze in Häusern mit Heizvorrichtung, eine ‚be- quemere und ‚gegen die Unbilden der Witterung soviel wie. gesicherte, ist, wenn ferner ‚durch ‚solche Einriehtungen die Blütkezeit fast auf den Tag; vorher bestimmt werden kann, so. ist allerdings jenen Häusern auch in Bezug, auf Aesthe- tik. der Vorzug, zu geben... Indessen sind wenig Gartenbesitzer so glücklich, zu: diesem Zwecke eigene ‚Häuser; zu haben, und für diese kann. mein .oben angedeutetes Verfahren zur Nachahmung mit gutem Gewissen empfohlen werden. — Basel, Bot. Garten im März 1867. W, Krieger. 168 Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Der Akklimatisations-Garten in Hamm bei Algier. Vom Garten-Inspektor Max Kolb in München. Nach Vollendung der Bauten des Königl. botan. Gartens, welche nahezu 6 Jahre in Anspruch genommen haben, wurde mir auf Gutheissung des Vor- standes des botanischen Gartens Herrn Director Nägeli an den Vorstand der Akademie der Wissenschaften Herrn Ba- ron von Liebig, ein dreimonatlicher Ur- laub und die Mittel zu einer grösseren Reise in’s südliche Italien und den nörd- lichen Theil von Algier, d. h. die Pro- vinz Alger bewilligt, welche ich Ende Februar 1866 antrat. Ihrem Wunsche, Ihnen über den Akklimatisations-Garten in Algier Nähe- res für Ihre verchrte Zeitschrift mitzu- theilen, komme ich denn mit Vergnügen nach, da mir Gelegenheit gegeben war, dieses grossartige Etablissement zu ke- sichtigen. Selbstverständlich umgehe ich hier meine Reise, und es soll lediglich der obengedachte Garten, Gegenstand der Mittheilung sein. Während meines Aufenthaltes in Paris versah ich mich mit den nöthigen Empfehlungen, indem mir in Berück- sichtigung des Umstandes, dass ich früher, zur Zeit meines Aufenthaltes in Paris, auch für die Aufstellung der aus den algierischen Provinzen gesandten vegetabilischen Produkte zu sorgen hatte, von Seite der französischen Re- gierung angenehme Vortheile geboten wurden, die mich verpflichten, für diese liebenswürdige Rücksicht auch öffentlich meinen Dank zu sagen. Die ersten Tage des Monats April stieg ich auf dem Schiffe „Meandre“, der Messagerie imperiale gehörend, bei für diese Jahreszeit ziemlich günstigem Wet- ter zu Bord und die ganze 52 Stunden währende Fahrt war im Ganzen gut zu nennen. Dass es bei den bekannten Capricen des Mittelländischen Meeres für diejenigen, welche selten zur See reisen, nicht ohne physische Leiden ausgeht, ist bekannt. Ehe wir nun mit dem Garten be- ginnen, gestatten Sie wohl, dass wir über den Totaleindruck der Stadt Algier auf den Besucher eine ganz gedrängte Mittheilung geben. Angekommen im Hafen von Algier, der, wenn auch nicht der grösste, doch immer einer der schönsten der Welt genannt wird und an dessen Verschöne- rung durch prachtvolle terrassenartig an- gelegie Quais, Boulevards, das neue Re- gierungsgebäude etc. sehr fleissig gear- beitet wird, fühlen wir den Eindruck, der für uns Europäer sich nunmehr auf- schliessenden Neuheiten und Seltsam- keiten. Die hinter dem Hafen liegende terrassenartig aufgebaute Stadt bietet durch die Menge der meist weiss ge- tünchten Häuser mit ihren flachen Dä- chern, der eigenthümlichen, zu höchst gelegenen alten arabischen Festung Caspa und der Menge von Moscheen einen ei- genthümlichen Anblick für den Euro- päer, denn hat man auch noch so viel davon gehört und gelesen, und glaubt man sich das Beschriebene noch so sehr vor Augen, so ist doch der Eindruck der eigenen Anschauung ein weit gross- artigerer! Kaum angekommen, ist man von Europäern, noch mehr aber von Arabern, worunter ziemlich viel Neger, von Jung und Alt umringt, die den Reisenden helfen, an’s Land zu kommen, I. Originalabhandlungen. und sich mit einer lästigen Dienstfertig- keit aufdringen. So wandelten ich und mein Beglei- ter, ein französischer Offizier, den ich auf dem Schiffe getroffen hatte, im Ge- menge der Gesichter aller Nüangen — denn auch die zarte Albions-Physionomie, fehlt nicht, und der verschiedenen bun- ten Trachten der Einheimischen Männer und Frauen, die anscheinend im freund- lichen Verkehr mit den Europäern, wel- che eben auf dem Place du Gouverne- ment die tagtäglich sich producirende Militär-Musik zu hören versammelt wa- ren, Aus der eigenthümlichen Haltung und Entfernung, in der sich die Euro- päer aufhielten, konnte man schliessen, dass sie nicht Freunde der Musica sind. Trotz der Müdigkeit begaben wir uns auf den soeben genannten Platz, um das sonderbare Schauspiel genauer in Augenschein zu nehmen, Gegen Abend besuchte ich die ei- genthümliche Festung Caspa, welche zu höchst auf demBerge liegt und von der man eine malerische Aussicht über die Stadt, den Hafen und die Umgegend hat. Der untere Theil derselben ist fast ausschliesslich von den Europäern bewohnt, in welchem stattliche grosse Häuser und auch die Gebäulichkeiten der Civil- und Militär-Behörden stehen, während der obere Theil meist von Ara- bern und arabischen Juden bewohnt ist, Hier gibt es nun nicht selten Strassen, oder besser gesagt Wege, dass kaum zwei Personen gegenseitig ausweichen können, Plätze wo Armuth und Elend auf eine jämmerliche Weise zu Hause sind; man sieht dort den kümmerlichen Handel, die dürftige Lebensweise, kurz und gut, um uns nicht zu lange aufzu- halten, es herrscht dort eine fast epi- demische Schlafsucht, — So interessant manche Gesichter 169 uns erschienen, so würden wir doch ei- nen Fehler gegen unsere Offenheit be- gehen, wenn wir unterlassen würden zu bemerken, dass auch die Zahl der Phy- sionomien, welche uns weniger schön und unheimlich erschienen, nicht ge- ring ist. Ungeachtet der wenig einladenden maurischen Cafehäuser, folgte ich der Neugierde halber doch der Einladung meines Begleiters um eine Tasse Cafe zu trinken und die Eigenthümlichkeiten etwas näher zu betrachten, Wir müssen uns wohl vorerst corrigiren und den be- treffenden Lokalitäten die richtige Be- zeichnung geben, da man sie nicht Cafe- häuser, wohl aber Caf&-Schaluppen nennen kann. Denn sie bestehen in der Regel aus einem 10—15 Fuss langen (oft auch viel kürzer) mehr oder weniger breiten Raum und der gerade zum aufrecht Stehen bedingten Höhe, welche das Licht lediglich durch die Eingangsthüre erhält und in welchem ringsum einfache hölzerne, mit Matten bedeckte Bänke und in der Mitte ein Tisch aufgestellt ist. Der Caf& wird in kleinen Tassen sammt dem Satze gegeben, ist aber, so- bald man ihn zur natürlichen Beseiti- gung des Satzes einige Minuten stehen lässt, vortrefflich zu nennen; dabei ist er ausserordentlich billig, denn die Tasse kostet 1 Sou, ungefähr sechs Pfennige, wobei überdem für den Einheimischen noch eine Preisermässigung existirt. — Der Caf& spielt bei den Arabern be- kanntlich eine grosse Rolle, denn sie trinken ihn leidenschaftlich gern und ich kann wohl sagen, dass ich diese zahl- reichen Caf&-Hallen zu jeder Zeit des Tages auf meinen Kreuz- und Quer- Zügen in der Stadt wie in der Provinz gefüllt sah; überdiess dienen diese Lo- kalitäten in der Provinz auch als Gast- häuser, in denen keine weiteren Vorkeh- 170 rungen getroffen werden, ‚als eben die bezeichneten mit einer Matte bedeckten Bänke. — Geraueht . wird Gross und Klein, und ist einer darunter, ‚der kei- nen Tabak besitzt, so lässt ihm sein Nachbar zuweilen mehrere Züge aus seiner Pfeife machen, die dann nicht selten auch die Runde um den Tisch macht. — Die Lust der Araber zur Arbeit ist überaus gering und was Trägheit und Faulheit anbelangt, möchten sie ihres Gleichen schwer finden., Man sieht sie überall, nur nicht bei der Ar- beit. Eine Ausnahme hiervon machen wie allenthalben in der Welt nur die handeltreibenden Juden, ferner auch die Kabylier; die Bergbewohner, deren Le- ben auch ein weit gesitteteres ist, die auch selten mehr als eine Frau haben, wäh- rend die Araber drei und nicht selten vier Frauen haben. Sein müssiges Le- ben ist nebst dem traurigen Usus, dass ihn seine drei oder vier Frauen bedienen müssen, ohne Zweifel an der unbe- gränzten Faulheit viel Ursache; man kann kaum dürftiger leben, als die Ara- ber es thun, die obendrein keinen Wein trinken und nur selten Fleisch essen, denn ihre Nahrung besteht eben aus Brod, Reis, Früchten und Gemüsen und zuweilen Fleisch. Eine grosse Vorliebe hat der Ara- ber für den Markt, wo er, sei es um zu kaufen oder zu verkaufen sich regel- mässig einfindet und wo er eine ge- raume Zeit verweilt. Die von ihnen feil gebotenen Waaren erstreeken sich mei- stens auf Thiere, Früchte, Gemüse, Holz von Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mehr zu berichten, die, so sehr 'sie viel- leicht von Interesse sein dürften, uns zu weit von dem _ eigentlichen Zweck entfernen würden, und wir wollen nur über das Verhältniss der Araber zu den Europäern einiges bemerken, um auch über die allgemeine Lage, wenn. auch ein kurzes, immerhin aber ein unpar- theiisches und getreues Bild zu geben. Das Verhältniss der Araber zu den Europäern ist keineswegs. ein freund- schaftliches zu nennen, ja leider auch nicht zu hoffen, dass eine dauernde Freundschaft und intimer Verkehr bald zu Stande kommt. Obwohl die Euro- päer insgesammt. nicht ermangeln, der ersteren ‚freundlich entgegenzukommen, bereit sind mit Rath und That ihnen behülflich zu sein und überdiess durch ihre glänzenden Leistungen in der Cul- tur und Industrie vortrefflich zur Auf- munterung wirken. Die Europäer, sind bemüht, durch neue Maschinen den Cul- turzustand von Tag zu Tag zu, vervoll- kommnen, Verbesserungen jeder Art ein- zuführen, und die Araber haben tagtäg- lich Gelegenheit, sich zu überzeugen, weiche Vortheile die Europäer hieraus zu ziehen wissen, und wie sie bemüht sind, Grund und Boden zu verbessern, und ihren Besitz von Jahr, zu Jahr zu vergrössern. Und es ist, ‚That- sache, dass all’ die grösseren Culturen die zahlreichen Industrie- Artikel weit über die Mehrzahl von den Europäern geliefert werden, dass sie es sind, ‚wel- che den Handel Algiers zur gegenwär- tigen Höhe gebracht haben und ihn. von Jahr zu Jahr’ auf eine, höhere ‚Stufe bringen werden, ebenso ‘dürfen, wir, be- und Gras, das sie nicht selten auf den | haupten, dass die Zukunft Algiers ledig- Wege zum Markte entwendet haben. Es kann bei den heutigen. Mitthei- lungen nicht unsere Absicht sein über die Verhältnisse im Allgemeinen. noch lich nur in den Händen der Europäer liegt, ein Umstand, warum es am .mei- sten zu bedauern ist, dass die, Einwan- derung der: Europäer nicht in: dem I. Originalabhandlungen. Maasse geschieht, wie es zu wünschen wäre und wie es namentlich die fran- zösische Regierung wünschen muss. Allein nach dem Projecte, welches vorliest, dürfte die gewünschte Einwan- derung in Zukunft nicht nur weit spär- lieher werden, sondern es ist sogar zu fürchten, dass viele Colonisten wieder ihre alte Heimath aufsuchen, da sie hier ihre Stellung, ihr Hab’ und Gut gefähr- det sehen. Die vom Kaiser Napoleon angeregten Reorganisations-Ideen, den Arabern mehr Rechte einzuräumen, ein Königreich der Araber zu gründen, sind nicht geschaffen, die Lage der Euro- päer zu verbessern, sondern, eher zu verschlimmern und man wundert sichin der That mit Recht, bei der grossen Weisheit des Kaisers, dass er hierin eine für Cultur und Industrie von ihm gleich sehnlichst gewünschte Förderung erblicken kann. Wir hatten Gelegenheit, mehrere Europäer darüber zu sprechen, welche uns versicherten, dass sie geradezu un- tröstlich über dieses neue Projekt sind und dass ihre Existenz dann mehr, wie je gefährdet sein werde, Die französische Regierung hat zu allen Zeiten grosse Humanität gegen die Araber bewiesen und sie beweist sie noch tagtäglich und wir möchten fast sagen, dass sie zuviel Nachsicht gegen dieselben entwickelt und gar manchmal Strenge geeigneter sein dürfte, da es ja der Regierung nicht an Beweisen fehlt, dass sie es zum grossen Theil mit Un- würdigen zu thun hat. Wir dürfen übrigens auch die lo- benswerthen Anstrengungen von Seite der französischen Regierung für die Eu- ropäer nicht ausser Acht lassen, die ih- nen im grossen Maasse zu Theil wird und wie sehr sie bemüht ist, den Land- bau- und Industrietreibenden zu Hilfe 171 zu kommen. Wir finden in der Provinz schöne und gut unterhaltene Chausseen, die den besten von Deutschland (be- kanntlich Baden) zur Seite gestellt wer- den dürften, Man beschäftigt sich ernst- lich, das Eisenbahnnetz zu erweitern, die Transportmittel mit Frankreich zu vermehren, .ohne einen Hauptgegenstand zu vergessen, dass für Anlegung meh- rerer artesischer Brunnen Sorge getra- gen wird. Zu den wichtigsten Oultur- bedingungen gehört eben das Wasser und da wohl in einem noch höheren Grade, weil ja der Wasserverbrauch ein weit grösserer ist. Es ist unglaublich, welche Wasser-Quantitäten für die Oran- gen-Pflanzungen, worüber wir bei einer andern Gelegenheit etwas mittheilen wollen, verbraucht werden, von der Blüthezeit angefangen, bis zum Beginne der Früchtreife. Das Wasser läuft in seichten Gräben zwischen je einer Baum- reihe wöchentlich zwei und auch drei- mal mehrere Stunden lang und man kann fast sagen, dass dies die einzige beschwerliche Arbeit ist, welche diesel- ben verursachen. Allenthalben sieht man auch in den Gärten Vorriehtungen, die verschiedenen Pflanzungen mittelst dieser Gräben zu bewässern. i Wir wollen uns nicht länger mit den verschiedenen Lebensverhältnissen und Gebräuchen aufhalten, sondern 80- gleich den zur heutigen Aufgabe gemach- ten Garten in Hamma näher besprechen. Der Akklimatisations-Garten oder auch Pepiniere centrale du Gouverne- ment de l’Algerie genannt, liegt 3 Ki- lometer von der Stadt Algier entfernt, und nimmt heute einen Flächenraum von 64 Hectars ein. Davonsind 42 Hectars in der Ebene und 22 Hectars auf der angehenden, nur durch die Landstrasse geschiedenen Anhöhe, welche letztere 172 grösstentheils mit Holzgewächsen Neu- hollands bepflanzt ist und die schönste Promenade bildet. Dieser Garten liegt hart an dem Meere, und zwar an einer Stelle, wo das Meer die grösste Bucht macht, wodurch der Anblick über das Meer mit der Aussicht auf die Stadt Algier und die nächstliegenden Ortschaf- ten und die zum Theil noch mit Schnee bedeckten Gebirge in Mitte riesiger Pal- men reizend ist und desshalb mit Recht die Lieblings-Promenade der Einwohner von Algier geworden ist, wie sie auch die einzige zu nennen ist, welche In- teresse verdient. Die Verkehrsmittel sind doppelter Art, erstens durch die Eisenbahn, welche hart daran vorbei- führt, und dann durch die zahlreichen - Omnibus, welche vom Centrum der Stadt zahlreich zu jeder Zeit nach den zu- nächst von der Stadt Algier gelegenen Ortschaften fahren und dies zu sehr mässigen Preisen. Die Transportmittel für die nächste Umgebung von Algier sind so zahlreich, dass man es in den grössten Städten des Continentes nicht besser finden kann. Die Stelle des Gar- tens hat dadurch, dass Karl V. im Jahre 1541 dort landete, ein historisches In- teresse: der. Akklimatisations-Garten vor 32 Jahren,’ bald nach der Einnahme von Algier auf persönliche Anregung des Herzogs von Orleans und des Prinzen von Nemour, gegründet, machte die er- sten zehn Jahre keine wesentlichen Fort- schritte, da die hiefür angewiesene Geld- summe in Anbetracht der Terrain-Schwie- rigkeiten für’s erste zu gering waren, und es auch an Arbeitskräften fehlte, um die Bearbeitung grösserer Flächen sogleich vornehmen zu können, Das Militär hat bei der Anlage die- ses Gartens das meiste beigetragen und ihm gebührt bei der Ausführung wohl das grösste Verdienst! Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Man beschäftigte sich zuerst mit Anpflanzungen von. Bananen und den verschiedenen Gemüsearten, wie, von Eierpflanzen (Solanum Melongena), fer- ner von Hibiscus esculentus, dort Gam- bau genannt, Myrtus Pimenta, Arti- schokken, des langen Rettig, von Romain und Cichorien-Salat, verschiedene Kohl- arten ete. — Das Terrain, auf wel- chem sich der Garten befindet, bestand zum grossen Theil aus Sumpf, und nur einige Flächen hievon waren von den Arabern bebaut. Die Herbeischaflung des Erdmaterials erforderte grosse An- strengungen und Geldopfer. Waren diese Versuche auch nicht von Bedeu- tung und sonderlich ausgedehnt zu nennen, auch dem Projeete weniger ent- sprechend, so muss immerhin anerkannt werden, dass der Garten zur Verbreitung von Samen und Pflanzen viel beigetra- gen hat und dass derselbe für die neu Eingewanderten ein äusserst angenehmer Zufluchtsort war. Da nicht nur die Sa- men unentgeldlich vertheilt wurden, son- dern auch Gelegenheit gegeben war, sich praktische Winke für den Garten- bau zu holen. Selbst für die eingewan- derten Praktiker war dies willkommen, indem ja, wie wir wissen, die örtlichen Verhältnisse eine so grosse Rölle im Garten- und Landbau spielen und das Probiren oft vor dem Studiren kommen muss. Bei der geringen Ausdehnung und bei der beschränkten Cultur, wie nicht minder wegen der bedeutenden Entfer- nung und des geringen Transport-Ver- kehrs zur damaligen Zeit, ist denn auch nicht zu verwundern, dass man in Eu- ropa von dem Garten lange Zeit wenig oder gar nichts wusste. Die gänzliche Umgestaltung des Gartens und die Vergrösserung desselben begann im Jahre 1852 auf persönliche I. Originalabhandlungen. Anregung des jetzigen Kaisers, welcher für Algier immer ein grosses Interesse hatte; es wurden zu dem Unterhalte bedeutende Mittel angewiesen und an die Spitze ein erfahrener Gärtner Namens Hardy gestellt, welchem das Verdienst gebührt, sehr ausgedehnte Versuche un- ternommen und das Etablissement auf die gegenwärtige Höhe gebracht zu ha- ben. Von Seite der Regierung wurde ihm die Aufgabe gestellt, sich mit der Einführung aller Nutz- und Zier-Ge- wächse zu befassen, die Culturen auf grössere Flächen zu betreiben und die endgültigen Resultate hierüber dort, wie auf dem Continente bekannt zu ma- chen, die Cultur-Anweisungen beizufü- gen, und für die möglichste Verbreitung Sorge zu tragen. Es handelt sich nicht nur um Ver- besserungen der einheimischen Culturen oder um Einführung der im südlichen Europa in Cultur befindlichen Handels- und Nutzgewächse, sondern auch um Einführung anderer exotischer Nutz- pflanzen, da ja bei dem milden Klima Algiers anzunehmen war, dass viele der- artige Versuche gelingen müssten. Man erkannte nämlich gar wohl die Wichtig- keit, dass für Algier die grösste Zu- kunft im Garten- und Landbau liege, und dass zur Förderung derselben keine Opfer und keine Anstrengungen ge- scheut werden dürften. Dabei war es von Beginn an die Absicht, dass das Etablissement sich unter der Bedingung mit dem Handel befasse, dass die Be- wohner der algierischen Provinzen Pflan- zen und Samen um einen ermässigten Preis erhalten sollen, eine Einrichtung, die unter den obwaltenden Verhältnissen grosse Anerkennung verdienen musste, Sämmtliche Administrationen, sei es Militär oder Civil, stehen unter dem General-Gouverneur von Algier, an de- 173 ren Spitze der Marschall Mac-Mahon steht, der mit grossem Eifer die Regie- rungs-Angelegenheiten leitet und an dem die Europäer eine grosse Stütze finden. Er ist wegen seiner Bereitwilligkeit all- gemein geachtet und beliebt. Aber auch sein, vor 2 Jahren verlebter Vor- gänger Marschall Pellissier hat viel Ver- dienste für den Garten, da durch ihn weitere Geldmittel für den Garten er- zielt wurden, indem er selbst eine grosse Freude an dem Gedeihen dieses Insti- tutes hatte, Auf seine Veranlassung wurden z. B. die Alleen mit Bäumen bepflanzt und für deren Unterhalt Sorge getragen und die Ausführung von kleinen Pro- menaden in allen Theilen Algiers an- geregt. Der Garten ist, wie schon oben er- wähnt, in zwei Theile geschieden, davon der eine und grössere für verschiedene Culturen, der andere an dem Abhange gelegene, aber zu einer Promenade, welche mit den verschiedenen Neuhol- ländern bepflanzt, bestimmt ist, während der. zu den Culturen bestimmte Theil kaum 12 Fuss über dem Niveau des Meeres liegt — mit Ausnahme der kleinen Parthie, auf welcher die Administrations- Gebäulichkeiten stehen. Zu den bezeichneten Gebäulichkei- ten führt gleich beim Eingange eine Allee von der schönen Fächerpalme (Livistona australis), die vor 10 Jahren angepflanzt wurde und heute Pflanzen aufweist, die eine Höhe von 12 Fuss haben und mit so zahlreichen Blättern versehen sind, dass der 1 Fuss starke Stock kaum zu sehen ist; sie tragen überdies zahlreiche Blüthen und Früchte, Vor dem Gebäude führt eine terrassen- förmige Abstufung in den eigentlichen Garten und zwar zunächst in die Ab- theilung, wo die Glashäuser und Mist- 174 beetkästen stehen, welche für die jün- geren zarteren Palmen, Saaten, Orchi- deen ete. bestimmt sind. ‘Ehe ich die Einzelheiten berühre, möchte ich von dem Anblick sprechen, den eine riesige Palmen-Allee bietet, welche von dem Mittelpunkte des Hauptgebäudes bis zum Meere führt. Diese Palmen-Allee (Cha- maeropshumilis aborescens)hateine Länge von 16,000 Fuss und ist mit Exempla- ren von 25—30 Fuss Höhe bepflanzt, und dazwischen mächtige Exemplare von Dracaena Draco, welche zwar nicht so hoch sind, deren Kronenentwicklung aber einen grossartigen Eindruck gewährt; die Allee hat eine Breite von 15 Fuss und ist nahezu gänzlich beschattet. Blüthen und Früchte sind fast das ganze Jahr hindurch daran zu sehen und die Samen-Ernte ist so reichlich, dass man die Samen metzenweise ern- tet und mit dem Rechen sammeln kann. Nach den uns bekannten Beschrei- bungen des In- und Auslandes möchte wohl kaum ein Garten eine ähnliche Allee in Verbindung mit so vielen an- deren, seltenen Pflanzen aufzuweisen haben. Da eben von den Palmen die Rede. ist, möchte es angemessen sein, mit der dortigen Palmensammlung über- haupt zu beginnen, wodurch 1) unsern Lesern ein deutlicher Fingerzeig gege- ben ist, wie ‘günstig die dortige Lage und der Boden ist und in welcher Ans- dehnung die Culturen gemacht werden. Vor Gründung des Akklimatisations- Gartens kannte man in Algier eben nur die einheimische Chamaerops humilis, welche zu Tausenden und abermals Tau- senden auf den Feldern wachsen, und von den Arabern zu Brennholz, die Blätter aber zur Bedeckung ihrer Wohnungen verwendet werden. Dann ferner die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und von den Europäern ceultivirt wer- den. Denn ist der Garten des Euro- päers noch so klein, so kann man sicher darauf rechnen, dass er an die Anpflan- zung einer oder mehrerer Dattelpalmen, je nach Raum in seiner unmittelbaren Nähe gedacht hat. Man sieht unter den Dattel- palmen riesige Exemplare, so namentlich in dem Klosterhof in Steanli und auf dem Place de Gouvernement in der Stadt Algier wo man eben mit einer seltenen Ope- ration, nämlich mit der Pilanzung einer riesigen Dattelpilme beschäftigt war, deren Ballen einen Durchmesser von mindestens 7 Fuss hatte und an dem die Axt schon einen grossen Theil der Wurzeln entfernt hatte. Die: Arbeit ging sehr umständlich von statten und man sah wohl, dass sie in derartigen Arbeiten wenig pewandert waren. Welch ausgedehnte Pflanzungen mit dieser ma- jestätischen Familie gemacht wurden, dürfte hinlänglich schon dadurch be- wiesen sein, dass man dort gegenwärtig über 60 Species Palmen im freien Lande besitzt, worunter viele eine ansehnliche Stärke und Höhe haben. Es gibt z. B. Cocos-Palmen, die nahezu eine Höhe von 25 Fuss haben, mit prachtvoller Blattentwicklung. Es würde uns zu weit führen, woll- ten wir ein selbständiges Namensver- zeichniss sämmtlicher im Freien stehen- den Palmen aufstellen und wir beschrän- ken uns nur auf die wesentlichsten und hervorragendsten ohne die kleineren, d.h. alle diejenigen aufzuzählen, welche geeignet sein dürften, ein Urtheil über Lage und Klima zu fällen. Die grösseren Exemplare sehen wir selbstverständlich unter den Chamaerops- Arten, die auch zuerst gepflanzt wurden und zu den ältesten gehören, während die Auspflanzung der anderen noch nicht Dattelpalmen, welche häufig angepflanzt viele Jahre zählt und selbst die Livi- 1 stona australis, wovon man schon mäch- tige Pflanzen sieht, datirt erst seit 15 Jahren. "Von bewunderungswürdiger Schön- heit ist die Oreodoxa regia, deren Stock an der Basis einen Umfang von 3 Meter hat. Cocos’ flexuosa und Cocos 'olera- cea die kohlgebende Cocos-Palme haben eine Höhe von 30 Fuss; bezüglich der Höhe ‘und Stärke gehören die soeben genannten zu den hervorragendsten Pflan- zen. Von der Livistona australis, wovon der Garten Tausende von Exem- plaren besitzt, sahen wir äusserst kräf- tige Pflanzen mit einem Stockdurchmes- seer von 33 Centimeter. Von Jubaea spectabilis, dann der auf dem Con- tinente sehr selten verbreiteten Brahea dulcis steht hier ein 2 Meter hohes Exemplar, gleich gesund und schön vor unsern Augen; wir möchten diese Palme unter den Fächer-Palmen, wenn nicht die schönste, doch eine der schönsten nennen. Wir haben nun die Sabal- und Phoenixarten, namentlich aber die letzteren insgesammt zu nennen, welche grössten- theils vortrefflich gedeihen. Gar zierlich ist die Phoenix pusilla, die unter dieser Gattung wohl in jeder Beziehung in er- ster Linie zu placiren ist; ferner Phoe- nix leonensis, zuweilen im Handel unter Phoenix reclinata, wovon sie eine grosse Anzahl besitzen , gehört sicherlich auch zu den hervorragenden Pflanzen; sie gedeiht wie die einheimische gleich vor- trefflich und sie soll in neuerer Zeit häufig verlangt werden. Auf meinem Rückwege habe ich auf dem Blumen- markte in Marseille und Paris deren be- gegnet und zwar zu sehr mässigen Preisen. Einige Palmen , welehe weniger schön stehen, leiden mehr durch den Wind, der dort Jahr aus, Jahr ein geht, Originalabhandlungen. m en 0000000 m—m nn nn 175 als durch die klimatischen Verhältnisse, wie mir der Vorstand des Gartens mit- theilte. Die Palmen stehen alle in schwerer ziemlich lehmiger Erde und können wie alle andern Pflanzen mittelst' kleiner Wassergräben, weiche für sämmtliche Quartiere bestehen, nach Bedürfniss be- gossen werden. Unter ‘den Palmen, welche einen etwas schwächern Wuchs haben, nennen wir die Seafortia elegans und die 8. Dicksoni, ferner Thrinax gracilis und einige Chamaedoreen, wel- che letztere wohl am meisten durch den Wind leiden dürften. Thrinax radiata und argentea stehen hingegen sehr hübsch und wir sehen darunter schon mannshohe Exemplare. Wir sehen ferner sehr schöne Exem- plare von Caryota urens Livistona chinensis, olivaeformis, > rotundifolia. Unter den Chamaerops-Arten nennen wir insbesondere Ch. excelsa, wovon wahre Prachtexemplare vorhanden sind, ferner Ch. Hystrix, welches sich, wie es schien, weniger behaglich gefiel. Die Rhapis- Arten, welche. zu den Culturen zu zählen sind, stehen im Verhältniss zu den andern lange nicht so schön; doch finden wir reichlich Ersatz an den schönen Exemplaren von Elais guineensis, wovon Sie eine grosse Anzahl besitzen. Schliesslich nennen wir noch Di- plothemium maritimum, und Borassus flabelliformis. Die meisten Palmen, vorzugsweise die grösseren, stehen in voller Sonne und sind in Gruppen vereint, wie über- haupt Alles nach Familien aufgestellt ist, es ist dies, eine Einrichtung, die für die Cultur wie für ‘den : Handel grosse Vortheile bieten mag, 'allein vom ” 176 landschaftlichen Punkte betrachtet, würde eine Vertheilung derselben mehr Effekt erzielen. Wo grössere Lücken sind, stehen nieht selten Bananen, welche den Vor- theil bieten, den jüngern und schwä- chern Pflanzen etwas Schatten zu geben, denn die liebe Sonne thut eben da des Guten für gewisse Pflanzen manchmal zu viel. Eine reiche Nachzucht von kleinen Palmen finden wir übrigensin den Glas- häusern, davon der grössere Theil zur Auspflanzung bestimmt, sobald eben die Pflanzen eine gewisse Stärke und Höhe erreicht haben. Nach den Gärten in Herrenhausen, St. Petersburg und le jardin du fleuriste de la ville de Paris, möchte wohl kein Garten eine ausge- dehntere Sammlung besitzen und aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte diese Sammlung in einigen Jahren die her- vorragendste aller werden, und was Stärke anbelangt, mit keiner andern verglichen werden können *). Die Alleen, welche den Garten der Länge nach durchschneiden, sind ausser den Palmen mit Foucroya gigantea, Dra- caena Draco, Orangen und Bambusrohr bepflanzt. Von den letzteren existirt eine Allee von 1000 Fuss Länge; wir finden darunter Rohre, deren Mehrzahl 8—10 Centim. im Durchmesser haben, Dieselben haben eine Höhe von 25—30 Fuss und biegen sich oben gegenseitig so genau zusammen, dass nicht der kleinste Sonnenstrahl über die 18 Fuss breite Allee durchzublicken vermag. Wohl aber sei bemerkt, dass, wenn es *) Die Palmensammlung des Botanischen Gartens zu Buitenzorg in Java und zu Calcutta ‘in Ostindien sind hier nicht zu vergessen. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. erlaubt ist, zu wählen, die Wahl von einheimischen Gewächsen zur Beschat- tung jener von Bambusrohren bei wei- tem vorzuziehen wäre. Obwohl ich nicht verkenne, dass der Anblick einer Baw- busen-Allee ihre Reize bietet, da wir dergleichen im Verhältnisse nur küm- merlich kennen und die Pflanzen auch wegen ihres leichten Wuchses keines- wegs eine untergeordnete Rolle spielen. Der Garten besitzt ein reiches Bam- busa-Sortiment, darunter vorzüglich die unsern Gärten vielfach behannte B. ver- ticillata, B. Metake undB. arundinacea, die unter dem Namen B. variegata dort eine häufig verbreitete Bambusa und eine der schönsten, wegen ihres gelblichen, zu- weilen grün gestreiften Rohres ist. Die- selbe ist jedenfalls die schönste von al- len Bambusen und verdient in der That mehr ais alle andern verbreitet zu wer- den, sie wächst gleich mächtig wie die anderen bekannten Arten. Das Bam- busrobr ist in vielen Gärten verbreitet und dient nebst dem Rohre von Arundo Donax vielfach zum Anheften von Pflanzen, Lauben , Schattendecken, Um- zäunung und dergleichen mehr, Nächst den Palmen zeichnen sich an Stärke wie an schönem Wuchs die Eu- calyptus und Acacien- Arten aus, die man schon ziemlich häufig und biswei- len sehr kräftig und schön im südlichen Frankreich und Italien sieht, allein mit dem Unterschiede, dass die benannten Gewächse in Algier weit schöner und kräftiger stehen, und zwar aus dem ein- fachen Grunde, weil eben: der Thermo- meter dort nie so tief sinkt, als dies in den genannten Ländern der Fall ist, wodurch diese Pflanzen mitunter leiden oder in ihrem Wuchse ein wenig zu- rückgehalten werden. Von , majestätiseber Schönheit: sind die Alleen von Foucroya. gigantea, deren I. Originalabhandlungen. riesige Blätter namentlich wegen ihrer eleganten Form, die der Agaven weit übertreffen und die in der That zu den stattlichsten Pflanzen gehören, die man sich denken kann. Eine grosse Anzahl hiervon, an welchen noch die zwanzig Fuss hohen Blüthenstengel zu sehen waren, war im vorigen Jahre in Blüthe. Die gewöhnliche Länge der Blätter ist zwischen 9 und 10. Um schöne Exemplare zu erlangen, kommt esaufdierichtige Bodenbearbeitung viel an, was bei den verwandten Aga- ven weniger der Fall ist, da letztere sich wohl Platz zu machen wissen, und über alles die Oberherrschaft gewinnen, während die Foucroya gigantea Schönheit verlieren würde, wenn sie nicht regelmässig gepflanzt wird. Der aus den Blattfasern gewonnene Flachs geht unter dem Namen Pitta und ist sehr geschätzt. Wir kommen nun zu den grossen Musa - Quartieren mit Hunderten von Exemplaren von jeder Grösse und Di- mensionen, nebst zahlreichen Exempla- ren, welche das ganze Jahr mit Früch- ten über und über beladen sind. Das Stück, d. h, die einzelne Frucht wird die grössere zu 1 Sou, die kleinere zur Hälfte dieses Preises verkauft. — Wenn wir uns über die prachtvolle Blattentwicklung unserer Bananen an den Glashäusern mit Recht freuen, da wir ihres gleichen wenig aufzuweisen haben, so steht es aber ganz anders mit denen, welche dort im Freien ste- hen, an welchen kein ganzes Blatt auf- zufinden ist, ja nicht selten die halb- entwickelten Blätter sind grösstentheils zerschlitzt und abgebrochen, so dass der Anblick keineswegs schön zu nennen ist, Selbst die riesige Musa Ensete ver- ihre liert ihre Pracht, denn auch sie ist gleich den anderen zerstückelt und VL 1867. 177 zeichnet sich nur dadurch aus, dass die halb entwickelten Blätter eine stärkere Consistenz haben und somit dem Winde mehr: zu widerstehen vermögen. Diess ist jedoch schon genügend, dass ihr An- sehen im Allgemeinen ein besseres ist. In den Gasthäusern gehören die Bananen, Datteln und Orangen zu dem täglichen Dessert. Auffallend finden wir, dass die Musa Cavendishii dort nicht in grösserer An- zahl cultivirt wird; man sieht meistens Musa Sapientum und paradisiaca. Recht erfreut waren wir, die grosse Zahl von Musa Ensete vereinigt zu Se- hen, die zum grossen Theil schon ver- blüht haben und von denen mehrere noch mit Früchten behangen waren, Sie sind, wenn auch nicht viel höher, so doch im Umfange viel stärker als die Musa paradisiaca. Die soeben im kgl. botanischen Garten zuMünchen blühende Musa Ensete, welche einen äusserst günstigen Platz im Palmenhause hat, nimmt übrigens einen weit grösseren Umfang ein, denn derselbe beträgt an der Basis 1 Meter 8 Centim. und die Höhe bis zur Blattspitze ist 30 Fuss. Wir werden in Kürze diese Species in einem eigenen Kapitel näher bespre- chen. Die Musa Ensete trägt bekannt- lich Samen, gibt aber dafür kein Frucht- fleisch, welches sich zu Gunsten der Samen umbildet. Wir sahen unter den abgereiften Pflanzen nicht einen einzigen Schössling und es ist auch bei allen samentragenden Musen bekannt, dass sie keine Schösslinge erzeugen, und dass bei ihnen die Fortpflanzung lediglich durch Samen geschieht. Man erkennt dort auch den Werth der Samen, indem wohl Samenpflanzen in jedem Alter, aber keine Samen ver- kauft werden. Die Samen sind ausser- ordentlich gross, nahezu von der Grösse 12 178 und auch ähnlicher Form und Farbe, nur nicht so eckig, wie Trapa natans, H. Hardy war so freundlich, mir einige Samen zu geben, die zum Theil für die Sammlung des botanischen Mu- seums, theils zur Anzucht bestimmt wa- ren. Wir sagen sicherlich nicht zu viel, wenn wir hinzufügen, gegen 1000 Sa- menpflanzen der Musa Ensete in dem Etablissement gesehen zu haben, von den andern, die in Unmasse vorhanden sind, gar nicht zu reden. Wir kommen nun zu den verschie- denen Gruppen, auf welchen die Pflan- zungen, wie schon bemerkt, familien- weise aufgestellt sind. So sehen wir unfern von zwei grossen Palmengquartie- ren eine grosse Gruppe mit Oycadeen, welche in voller Sonne stehen. Stämme von Cycas, Dioon und Zamia ete., von 3—5 Fuss gehören nicht zu den Selten- heiten. Dieselben wurden selbstverständ- lich in dieser Grösse gesetzt, denn es ist ja noch nicht lange, dass so ausge- dehnte Versuche gemacht werden und dann wachsen sie hier wohl noch lang- samer als in unsern Glashäusern. Ob diese Cultur gleich den andern sich als erfolgreich zeigen wird, scheint uns mehr als zweifelhaft. Immerhin ist zu be- merken, dass sie mehr durch ihre Stäm- me dem Besucher ins Auge fallen, als durch ihre Blätter. Für diese Pflanzen ist eine windige Lage äusserst nachtheilig und wohl kaum eine schöne gleichmässige Blattentwick- lung, wie wir es in unseren Häusern sehen, zu erwarten. Die Cycadeen stehen durchgehend in derselben Erde wie die Palmen; einige Lücken sind mit Dasylirion longifolium und Yucea'trieo- lor ete. ausgefüllt. — Gegenüber dieser Cycadeen-Samm- lung steht ein reiches Yucca-Sortiment, deren ein grosser Theil, namentlich aber Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Yucca gloriosa in Blüthe war, Die mei- sten bilden da Bäume und die zahlrei- chen Schösslinge und. Seitentriebe | wissen sich nur mit. Mühe Platz zu schailen. — ' Recht reichlich ist das Ficus-$orti- ment vertreten, welches nahezu 60 Spe- cies zählt und worunter einige. rie- sige Exemplare sich besonders auszeich- nen. So sehen wir z. B. den Fieus elastica, einen Baum vor 30 Fuss Höhe, dessen Stamm einen Umfang von 1LMe- ter und 30 Centimeter hat. Viele. zeich- nen sich durch die Luftwurzeln aus, was ihnen ein ganz eigenthimliches Ge- präge gibt. Unter den Fieus, die we- gen ihrer Stärke und Schönheit mehr oder minder noch verdienen, hervorge- hoben zu. werden, zählen wir: Fieus. Afzelii „.. bengalensis L. » hirsuta Schott, „ oppositifolia Roxb. „ . racemosa L. „ reclinata Desf. Sycomorus L. Sie scheinen sich dort alle sehr gut zu gefallen, denn sie gedeihen wunder- sehön und dürften sieh namentlich zu beschatteten Promenaden vorzüglich eig- nen. Bei der bekannten Sprödigkeit des Holzes schien es unsauffallend, dass diese Pflanzen durch den Wind. nicht mehr beschädigt werden, der sich‘ diese Stelle — man möchte glauben — als Zielscheibe erwählt hat. Gleich heimisch scheinen sieh dort die Casuarinen, der sogenannte Streit- kolben-Baum zugefallen, wovon man co- lossale Bäume, sieht , ferner ‚ Dracaena Draco, die Meterosideros; die vielen Aeca- cien-Arten, Cinnamomum dulce, Stereulia, Benzoin odoriferum, ., Cedrela odorata und viele andere. | Zu den Zierden. der Sammlung ge- N N I. Originalabhandlungen, hört ‚jedenfalls das Aralien-Sorliment, das vollkommenste und ohne Zweifel das schönste, das uns bekannt ist. Die meisten bilden wahre Bäume und sind sammt und sonders schön belaubt; Ara- lia papyrifera, A. Sieboldii, reclinata, palmata, trifoliata und monophylla zeich- nen Sich besonders aus, überhaupt ist die Aufstellung dieser Pflanzengruppe eine sehr geschmackvolle zu nennen und sie ist nach unserem Dafürhalten eine der schönsten des Gartens. Allerdings gibt es selten bei ein und derselben Gattung eine so grosse Mannigfaltigkeit von Blattformen und so schönem graciö- sem Wuchse, wie wir dies bei der Fa- milie der Araliaceen insgesammt kennen. Unter den verschiedenen , theilweise sehon genannten neuholländischen Pflan- zen nehmen allerdings die Proteaceen und Myrtaceen den ersten Rang ein. Wenn man diese Prachtpflanzen mit ih- ren höchst interessanten Infloresceenzen sieht, da denkt man in der That nicht ohne Bedauern, dass diese Familie in den Gärten des Continentes immer sel- tener wird und man grosse Exemplare so wenig mehr sieht. Die grosse Schwie- rigkeit liegt jedenfalls in der Cultur. An Lust: und Liebe fehlt es hiefür nicht, denn welcher Pflanzenfreund hätte nicht mit grosser Freude die Proteaceen- Sammlung im Gedächtnisse, welche auf der Amsterdamer Blumen - Ausstellung vertreten war! Doch zur Sache: wir sehen in Hamma ein reiches Proteaceen- Sortiment in schönen reichbelaubten und blühenden Exemplaren, deren mehrere mit Früchten beladen sind. Von der Grevillea robusta stehen unter andern die grössten Bäume da. Nach Aussage des H. Hardy gefielen sich diese Pflan- zen: sonderlich gut und wachsen mit ei- ner: seltenen Schnelligkeit, — Zu den Riesenbäumen gehören ohne 179 Zweifel die Eucalyptus-Arten, worunter aber vorzüglich Eucalyptus globulus, der in diesem Garten am zahlreichsten und in der Provinz allenthalben in Gärten sogar an Chausseen gefunden wird; wenn wir annehmen, wie diese Gattung rasch in unseren Häusern wächst, wo wir sie nicht selten nur in beschränkten Gefäs- sen eultiviren, so glaubt man sich über ihren raschen Wuchs wenig überrascht. Allein immerhin war dieser riesige Wuchs über unsere Erwartung. Wie sehr die Eucalyptus verbreitet sind, ist daraus ersichtlich, dass sie nicht nur in allen Gärten, Anlagen, ja selbst auf den Chaus- seen und ‚längs der Eisenbahn von Al- gier nach Blidah angepflanzt wurden. Bei diesen Bäumen tritt leider der Um- stand ein, dass sie bei vernachlässigter Pflege, d. h, bei dem Versäumnisse, sie während der ersten Jahre mit Pfählen zu versehen, der Wind gar manchen Baum vernichtet. Nicht vergessen dürfen wir aber auch den Ceiba-Baum (Bombay Ceiba), der als Gegenstück unseren Pappeln zu vergleichen ist. Wir haben nun noch der grossen Sammlung der Malvaceen Erwähnung zu thun, wo wir den Hibiscus chinensis in allen Farben und in schönen Exem- plaren sehen, ferner mächtige Exemplare von Abutilon, die überdeckt mit Blumen waren. i Ein unweit davon stehendes, gros- se3 Exemplar von Astrapaea Wallichii verdient besonders genannt zu werden. — Wie wir hören, blüht diese Pflanze reichlich jedes Jahr. In der genannten Gruppe finden wir ferner mehrere Pavonien, Gossypium, Sida und Lavatera-Arten, Wir kommen nun zu den zahlrei- chen (Quartieren, die mit verschiedenen Pflanzen ‚bestellt sind, und als die 12 * 180 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eigentliche Pepiniere zu betrachten | Blumen, wie ihre intensive Farbe aus. sind. Glycine, Bignonia waren längst ver- Nächst der reichhaltigen Sammlung | blüht. von Zwiebel-Gewächsen, worunter die In Mitte der vielen schönen Ge- wächse müssen wir auch der Nutzpflanzen gedenken, die in diesem Garten 80 reich- lich vertreten sind. Sehr zahlreich sehen wir den Guajavenbaum, an den Ufern des Orinoko wachsend, worunter vorzüglich Psidium pyriferum und P. pomiferum zu nennen sind, die wir am zahlreich- sten vertreten finden. Die Persea gra- tissima gedeiht vortreffllich und man Gladiolus, Tritonien, verschiedene Lilien, Amaryllis ete. in schönster Blüthe wa- ren, sehen wir unzählige Saaten von Latania borbonica, Sabal, Phoenix, Li- vistona australis und andere, welche alle im Freien ausgesäet werden; ferner mehrere Quartiere mit Orangen, Citro- nen, Mespilus japonica, Olea europaea, Myrten, Acacien u. s. w., verschiedene Gespinnstpflanzen, Fettpflanzen, verschie- | sieht hievon ganz kräftige Bäume. dene junge Bäume und Sträucher, Von dem in Peru vorkommenden Zuckerrohr, Bambusrohr, Baumwollpflan- | Tschirimoliabaum, Anona Chirimolia, des- zen und viele andere, Nebenbei sei | sen wohlschmeckende Früchte sehr ge- bemerkt, dass die Versuche mit dem | schätzt sind, finden wir kräftige Bäume, Caf&-Baum bis jetzt keinen sonder- | die alle Jahre Früchte tragen; Versu- lichen Erfolg gegeben haben und ein|che mit andern Arten sollen weniger solcher kaum zu erwarten sein dürfte! | günstige Resultate geliefert haben. Von Wir haben nun noch der riesigen | Syzigium Jambolana (oder $. caryophyl- Fettpflanzensammlung, die allenthalben | lifolium D.C.) in Ostindien einheimisch aufgestellt sind, der grossen Acacien-, Me- | und auf den Antillen eultivirt, sind tronideros-, Myrten-, Canna-, Cistus- und | gleichfalls sehr grosse Exemplare vor- Euphorbien-Sammlung zu gedenken, die | räthig, die sich, wie es schien, ganz be- gleich zahlreich und schön vertreten | haglich fühlen. Der in Indien und China sind. Von besonderer Schönheit wie | einheimische Wampibaum (Cookia punc- Stärke ist das Acacien-Sortiment, wo-|tata) gedeiht gleichfalls vortrefflich. runter. einige einen riesigen Wuchs ent- | Einen sehr guten Geschmack haben die wickeln und nicht wenig zur Zierde | Früchte von der japanischen Mispel nn m, dieses schönen Gartens beitragen. (Eriobotrya japonica), die wir auf dem Schliesslich sei noch des Blumen- | Continente in der Regel eingemacht es- flores im Allgemeinen gedacht. sen, da sie nicht den geringsten Trans- Es blühte der grösste Theil der | port erleiden und schon bei der gering- Zwiebelgewächse als Tritonien, Lilium, | sten Berührung Flecken bekommen; sie Gladiolus, Alstroemeria und Andere. | halb reif abzunehmen, geht desshalb Wahrlich überraschend sind die mäch- | nicht, weil die Früchte zu wenig Zucker- tigen Exemplare des Lilium giganteum. | stoff enthalten und dann ebenso un- Ferner Verbenen, Nelken, Geranien. | schmackhaft sind, als sie im reifen Zu- Erstere blühen das ganze Jahr hindurch. | stande das Gegentheil sind, Die so häufig an Gebäulichkeiten oder Die Früchte kommen übrigens erst zur Bekleidung von Rampen bepflanzte | im Winter zur Reife, man sieht diese Bougainvillea spectabilis, zeichnet sich | Pilanzen sehr häufig in den kleinen insbesondere durch die massenhaften | Gärten und Anlagen, zu welch letzteren I. Originalabhandlungen. Zwecken sie sich vorzüglich gut eig- nen. Ueberrascht waren wir, auch die Ananas im Freien zu sehen, die aller- dings nicht besonders schön sind und nur kleine Früchte bringen; auf zwei Beeten von je 60 Fuss Länge haben sie im vergangenen Jahre 80 Pfund ge- erntet, was allerdings nicht viel ist. Die dreijährigen Pflanzen sind klein und vom gelblichen Aussehen und schienen den vergangenen Winter sehr gelitten zu haben. In allen Fällen ist von die- ser Cultur nicht viel zu erwarten, Zu- nächst der Gruppe der Malvaceen steht eine andere mit Scrophularineen, die ein gesundes und kräftiges Aussehen haben und übersät mit Blumen waren. Einige Exemplare vonFranciseea eximia hatten in der That gleich viel Blumen als Blätter und der Geruch in unmittel- barer Nähe der Pflanzen war wirklich ein betäubender zu nennen, Nach den Palmen zählen wir diese Gatturg zu denjenigen Pflanzen, welche uns am meisten überrascht haben. Wis- send, welche Wärme die Francisceen bedürfen, waren wir in der That nicht wenig erstaunt, sie hier im freien Lande so gesund und mächtig und so blüthen- reich zu sehen. Sehen wir auch bisweilen in den 4181 welche dieser Garten aufweist; dieselben sind gleichfalls in eine Gruppe zusam- mengestellt, wo in Mitie derselben die mächtigsten Bäume stehen; aber noch grössere, wenn auch nicht, was die Höhe anbelangt, wohl aber an Stammesumfang sind mehrere Exemplare von Phytolacca dioica; davon gibt es Stämme, die sich mit den grössten Bäumen vergleichen lassen. Nicht zu vergessen ist die Cultur der Baumwollstaude, die zuerst in die- sem Garten angeregt und Gegenstand specieller Aufmerksamkeit war. Die Regieruug ist seit Jahren beschäftigt, diese Cultur auszubreiten. — Der Garten hat schon im Jahre 1842 grössere Versuche gemacht mit der Anpflanzung der Baumwollstaude, sie alljährig wiederholt und an anderen verschiedenen Stellen der Provinzen machen lassen, die Züchter durch grosse Belohnungen aufgemuntert, ja öfters mit Betriebs-Kapital nachgeholfen und heute noch werden bedeutende Preise für grössere Pflanzungen bewil- ligt. Es besteht ein kaiserl. Preis von 20,000 Frances, für denjenigen, der 5 Jahre hindurch die Baumwollstaude auf grösseren Flächen cultivirte und so zur Einbürgerung derselben beigetragen hat, allein immerhin sind die Ernten nicht grösseren Gärten alte Stämme von Ery- | entsprechend. Nachstehende Ziffern ge- thrinen, so stehen sie allerdings noch lange nicht im Vergleich mit denen, ben den Ertrag von 1852—1860, EEE Er EEE EEE EEE TEE TEE ETC EEE Zahl der Jahrgang. | Cultivateure 1852 —1853 | 592 1853 — 1854 1417 1854—1855 2226 1855—1856 436 1856— 1857 994 1857—1858 1095 1858—1859 426 1859—1860 333 Gewonnene Watte der Bin ann aan Belnisnzeuden Kamen der Samen. 474 hectar. Pa eu 18.932 kilos. 1720,00 85.710 „ 1530. | 11.310), , 1923... 66.972 ,„ 150 „ 93.070 „ 2058 „ 104.416 ,„ 1475. a5, 106.431 „ 1484 106.472 ,„ 182 Unter den bei der Londoner Indu- strie- Ausstellung aus den 3 Provinzen ausgestellten Producten, fand die Aus- stellung von Baumwolle grosse Aner- kennung. Es hatten sich hiebei 21 Aussteller betheiligt; eine reichhaltige Sammlung von Baumwolle in den ver- schiedensten Qualitäten bietet übrigens die permanente Ausstellung allgierischer Produkte der Stadt Algier. Man sieht nicht nur die unbearbeitete Wolle, son- dern eine Menge hieraus gefertigter Ge- genstände), als Sacktücher, Mäntel, Ja- conats, Mousseline, Hemden, Krägen u. s. w. Mit sichtlichem Erfolg soll die Baumwolleultur nur in der Provinz Oran betrieben werden können. Der Garten ist, wie schon oben er- wähnt, in 2 Theile getheilt, wovon der eine und grössere für die verschiedener Culturen, der andere an dem Abhange gelegene, aber zu einer Promenade be- nutzt wird, welche mit verschiedenen Neuholländern bepflanzt ist. Wir hätten nun noch die Bespre- chung des in eine vollständige Prome- nade umgewandelten und vom Garten getrennten Theiles zu besprechen, Da- rüber wollen wir uns aber für heute kurz halten, indem wir bei einer ande- ren Gelegenheit dieser Anlage ausführ- lich Erwähnung thun wollen. Wie schon beim Eingange bemerkt, nimmt diese Anlage einen Flächenraum von 22 Hectars ein; Die meisten Neuholländer - Arten waren in vollster Blüthe, Der Anblick dieser Anlage ist gross- artig, wegen des Blüthenmeeres, worun- ter vorzüglich die Polygala, Kennedyen, Pimeleen, Acacien, Proteaceen zu nennen sind, sowie wegen der mächtigen Exem- plare. In Mitte dieser Anlage befindet sich eine arabische Villa, welche ehe- dem dem Kadi der Stadt Algier gehört‘ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. haben soll und erst kürzlich vom Staate angekauft wurde. In den zwei Höfen dieser eigenthümlichen Gebäude sind zwei Gärten, welche nach der ursprüng- liehen Anlage unterhalten werden, die sich durch mächtige Weinstöcke, Gra- naten, Oraugen-Bäume auszeichnen. Im Innern dieser Villa befindet sich ein Herbarium, welches ausser den Pflanzen der Flora Algiers eine beträchtliche Zakl von Culturpflanzen enthält. Es befindet sich in demselben ferner eine Sammlung nachgeahmter Früchte, Knollengewächse, Strausseneier, Getreide-, Mais- nnd Baum- woll-Sammlungen. In diesen Lokalitä- ten herrscht eine willkommene Frische und Behaglichkeit, welehe namentlich während der Sommer-Monate zu den Comforts-Bedingungen des dortigen Auf- enthaltes gezählt werden dürften. Unsere Leser werden begierig sein, zu wissen, ob es auch Privat-Baumschu- len gibt und wir können hierauf erwie- dern, dass die Zahl derselben sehr ge- ring ist; Blidah, ein hübsches Städtchen, welches wegen seines bedeutenden Oran- genhandels grossen Ruf hat, besitzt nur zwei Privat-Baumschulen, welche sich aber in der Mehrzahl mit der Anzucht vou Orangen-Bäumen und einigen Birn- und Aepfelbäumen beschäftigen, Die Birn- und Aepfelbäume finden wir sehr zahlreich allenthalben vertre- ten, allein weniger zahlreich sind die schön geformten Bäume: Die Wärme und ohne Zweifel die Trockenheit sind | eben an manchen Stellen sehr bedeu- tend und für das Gedeihen der Obst- bäume nicht sonderlich förderlich; an höher gelegenen Stellen gibt es einige hübsche Bäume, doch eilen wir, uns zu sagen, dass sie mit denen, welche man in ganz Frankreich so massenhaft sieht, nicht zu vergleichen‘ sind und wohl kaum ein derartiges Resultat je zu er- T. Originalabbhandlungen. - warten sein dürfte. Die Früchte sind indessen sehr schön und gleich schmack- haft. Es war eine eigenthümliche Erscheinung, alles belaubt und im gröss- ten 'Flor zu sehen, während an den Apfelbäiumen kaum einige Blüthen zu sehen waren, ja so wenig, dass man sie leicht hätte zählen können. — Es soll übrigens diess nicht zu den Seltenheiten gehören, und die Ursache dieser Erscheinung mag wohl darin, dass die Bäume an warm gelegenen Stellen häufig noch im Herbste zur Blüthe kom- men, ihre Ursache haben, denn wir wis- sen ja aus Erfahrung, welche Störung an den Inflorescenzen zu gewissen Jahres- zeiten bei uns allenthalben hervorru- fen werden. Einige hübsche Bäume sind ın dem Kloster-Garten von Steanli zu sehen, wo überhaupt die Garten- wie Land- Culturen zu den schönsten gehören, die wir in Algier sahen. An diesem Orte kann man sich überzeugen, was Fleiss und Ausdauer zu leisten vermag! Der Boden, auf dem diese schönen Culturen gegenwärtig ge- macht werden, war der unfruchtbarste und schlechteste, den man sich denken kann, und heute gehört dieses Besitz- thuam — nach 15-jähriger Cultur — zu den besten der Provinz. Die Garten- wie Land-Culturen, dieses Klosters zeichnen sich in jeder Beziehung aus und so gerne wir hie- rüber weitere Mittheilungen zu machen wünschten, so fürchten wir doch die- selben für heute ohnedem etwas zu lang gemacht zu haben, zudem wir ja nur speciell den Akklimatisations-Garten im Auge haben. Gleich günstig wäre über einen zweiten Kloster-Garten — der nebenbei gesagt, eine Grundfläche von 800 Hee- tar einnimmt und wo die Leistungen — 185 nicht: minder hervorzuheben wären, zu sprechen. Um auf die oben besprochenen Privat - Baumschulen zurückzukommen, müssen wir hinzufügen, dass sie nicht besonders gross sind, und der Handel keineswegs von Bedeutung zu nennen ist, Es versteht sich von selbst, dass eben der Akklimatisations-Garten der Hauptanziehungspunkt für Käufer ist, da sie neben dem mässigen Preise auch die gebotene Garantie und den Ruf der Anstalt mit Recht im Auge haben *). Nur dürfen wir nicht übersehen, zu bemerken, dass es in den drei Pro- vinzen noch einige kleinere Baumschu- len gibt, die gleichfalls auf Regierungs- kosten unterhalten werden, dieselben beschäftigen sich weniger mit Anpflan- zung von exotischen Gewächsen, wohl aber mit der Anzucht der verschie- denen Fruchtbäume, darunter vorzugs- weis mit Orangen, Der Handel soll übrigens nicht *) Wo ein mit Staatsmitteln gegründe- tes und unterhaltenes Institut existirt, das zu niedrigern Preisen abgibt, als producirt wird, kann der Privathandel nicht gedeihen. Wir halten das für einen grossen Fehler, indem hierdurch eine künstliche, für die Dauer unhaltbare Situation geschaffen wird. Der Staat soll allerdings solche Anstalten zur Anstellung von Versuchen und zur un- entgeltlichen Vertheilung solcher Pflanzen gründen, deren Verbreitung lim Nutzen des Landes liegt. Er soll die gesammelten Erfahrungen publiziren, populäre Sammlun- gen und Lehrmittel haben und den Produ- centen, wie Privathandels- Anstalten durch Ermunterung und Unterstützung so lange zur Seite stehen, bis eine natürliche Position geschaffen ist. Dann kann es ruhig der Privat-Coneurrenz überlassen werden, die Preise auf die Höhe zu stellen, die der Pro- duction angemessen sind. (E, R.) 184 beträchtlich sein und es besteht, wie wir hören, das Projekt, sie gänzlich auf- zugeben und ausschliesslich den Akkli- matisations-Garten zu conserviren, WO- durch dem Privathandel ein grösserer Spielraum gegeben werden wird. Die mittlere Tages-Temperatur wäh- rend der ersten Tage im April war in der Regel + 27°, allein so warm die Tage sind, so kühl ist es am Abend, wo man ohne Ueberzieher so zu sagen friert, so dass wir leider die Nachtheile einer leichten Kleidung nur zu sehr fühlen mussten. Wir haben nun noch die sogenannte permanente Ausstellung, welche in der Stadt Algier zu sehen ist, kurz zu gedenken. Dieselbe enthält ausser den Produkten der verschiedenen Industrie-Zweige ein vollständiges Her- barium, welches nebst den lateinischen Namen auch mit den vulgären, französi- | schen und arabischen Namen versehen ist, ferner eine interessante Holz- und Samensammlung mit gleich ausführlicher Bezeichnung, ferner verschiedene, aus Baumwolle verfertigte Gegenstände, wo- rüber wir bei Besprechung der Baum- wolle bereits eine kurze Notiz”gegeben haben. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Der Garten hat von Seite der Re- gierung einen jährlichen Zuschuss von 100,000 Franken, überdies eine beträcht- liche Summe von dem Verkaufe und den grossen Vortheil, dass die Gefange- nen des unweit des Etablissements gele- genen Gefängnisses unter Aufsicht eines Unteroffiziers zur Arbeit können verwen- det werden. In den letzten drei Jahren sollen sich auch die Privat-Einnahmen bedeu- tend verbessert haben und es ist zu hoffen, |dass von Jahr zu Jahr eine Erhöhung eintreten wird. Man rechnet gegenwärtig immerhin sehon eine Einnahme von 60,000 Fres. was in Anbetracht der bewilligten, jähr- lichen Etats-Summe immerhin als an- sehnliche Summe genannt werden darf. Die gewöhnliche Bezahlung eines Arbeiters durchschnittlich 2 Franes. Dem Direktor stehen zwei Obergärtner, ein Controleur und Sekretair, welche letztere die Buchhaltung zu führen haben und von der Regierung: hiezu angestellt sind, zur Seite. a) Abgebildet in Belgique horticole. 1) Pelargonium zonale var. Gloire de Nancy. (Lemoine). Eine Form von robustem Wuchs, mit grünen, nicht gezonten Blättern und gut gefüllten dunkel-scharlachrothen Blumen. Eine Pflanze von hohem Werthe für unsere Blumen-Parterres. (1866. pag. 321). 2) Ulmus campestris L.var. aurea. Form unserer gewöhnlichen Ulme mit goldgelben Neue Zierpflanzen. Zweigen und grossentheils glänzend gold- farben gezeichneten Blättern. Als schöner Baum, der in unsern Gehölzparthieen einen vorzüglichen Effekt durch das abweichende Colorit seiner Blätter hervorbringen wird, zu empfehlen. (1866 pag. 356.) b) Abgebildetin Illustrations horticole. 3) Saccolabium curvifolum Landl. Eine Orchidee aus Nepal mit zweizeilig beblätter. tem, niedrig bleibendem Stengel und achsel- r U. Neue Zierpflanzen. ständigen Trauben zinnoberrother Blumen mit gelber Lippe. Im Bot. Mag. tab. 5326 als S. miniatum abgebildet. (Tab. 493.) 4) Diervilla (Weigelia) Middendorffiana var. purpurea. Eine Weigelia mit purpur- rsothen Blumen, die vom Hrn. Van Poppel erzogen wurde und von D. Middendorffiana abstammen soll. Uns scheint diese Ab- stammung schon deshalb zweifelhaft, weil die ächte D. (Calyptrostigma) Middendorf- fiana in den Gärten Belgiens und Hollands noch wenig verbreitet ist. — (Tab. 495.) 5) Fremontia calıfornica Torrey. Wir haben dieses hübschen gelbblumigen Strau- ches Californiens schon nach einer Abbil- dung des Bot. Mag. (tab. 5591) erwähnt — (Tab. 496.) 6) Kaempferia Roscoeana Wall. Gleich- falls nach der auf Tafel 5600 gegebenen Ab- bildung des Bot. Magazins besprochen. — nd (Tab. 497.) 7) Amaryllis Alberti. Diese von Lau- rentius eingeführte Amaryllis mit gefüllter Blume, ward gleichfalls von uns schon be- sprochen. — (Tab. 498.) 8) Rhaphia taedigera Mart. Eine schöne Palme Brasiliens mit fiederschnittigen We- deln. (Tab. 499.) 9) Myosotis Imperatrice Elisabeth. Nach der Abbildung zu schliessen eine hübsche Abart der M. azorica Wats. mit himmel- blauen Blumen. Ist vom Hrn. Doeller in Wien erzogen und in den Besitz der Herren Haage und Schmidt in Erfurt übergegangen. Die Angabe, dass es ein Bastard zwischen M. azorica und M. sylvatica (alpestris) sei, bezweifeln wir. Jedenfalls aber eine schöne reichblühende Gruppen- und Topfpflanze für den Sommer. — (Tab. 500.) 10) Erdbeere, Ananas perpetuel. Von dem bekannten Erdbeerzüchter Glöde in Paris erzogen. Trägt schöne grosse rund- liche Früchte und soll gleich den Monats- erdbeeren den ganzen Sommer hindurch tra- gen. — (Tab. 501). 11) Camellia Stella Polare. Regelmäs- sig gefüllte kirschrothe Camellie von dach- ziegelförmigem Baue, mit breitem weissem Mittelbande auf jedem Blumenblatte. (Tab. 502 ) 185 c) Neue Varietäten des Gartens‘ des Herrn Feldhügel in Langensalza, nach einem Be- richte des Herrn Pfarrers Diehle in Frie- driehsbrunnen. Der Donner der Geschütze war verhallt, der mehrwöchentliche Regen hatte die Blut- spuren der Schlachtfelder verwischt, Friede kehrte ein und gab uns frohen Muth und Lebenslust zurück, auch jetzt wagte ich nun mein® aufgegebene Reisetour für dieses Jahr anzutreten. Im verflossenen Jahre schon war es meine Absicht, die Feldhügel’schen Culturen in Augenschein zu nehmen, um mich von der Wahrheit zu überzeugen, wurde leider aber durch Familien-Verhält- nisse gehindert und schob die Reise für die- ses Jahr auf. lch möchte sagen, mehr Neu- gierde, ein Schlachtfeld zu besuchen, um von Stellungen ete. mich zu überzeugen, war es eigentlich, welches mich antrieb, Langensalza und Umgebung kennen zu ler- nen. Hier angekommen, regte sich in mir die Lust, Herrn Feldhügel persönlich kennen zu lernen, von dem ich seit letzterer Zeit Abnehmer seiner div. Artikel gewesen bin und stets zufrieden gestellt wurde, gleich- zeitig glaubte ich auch hier die nöthige Aus- kunft über verschiedene Punkte zu erlangen. Ich wurde im Feldhügel’schen Etablissement auf’s Freundlichste empfangen und überall herumgeführt. Die grosse Menge Pflanzen- Vorräthe, unter denen sich die besten Neu- heiten von 1866 befanden, welche theils in den 5 grossen Glashäusern und Beeten im Freien aufgestellt waren, überraschten mich schon, dies sollte indess nicht alles sein, denn beim Weitergehen gelangten wir zu den Georginen, welche meine Lieblingsblu- men sind. Hier fand sich ein solcher rei- cher Schatz der besten Köstritzer Sorten, dass man glauben sollte, diese in einem Jahre abzusetzen, wäre nicht möglich. Zäh- len war keine Möglichkeit, ich glaube be- stimmt, dass hier ebenso viele ausgepflanzt und in Topfknollen vorhanden waren, als bei Herrn Sieckmann in Köstritz, dessen Etablissement ich vor zwei Jahren besuchte. Ebenso war es in den Sämlingsschulen, welche ausgezeichnete Neuheiten auf- 186 zuweisen hatten. Blumenireunde auf die gewöhnlich im Januar erscheinenden Preisverzeichnisse aufmerksam und lasse die von mir gemachten Notizen folgen. — a) Grossblumige Dahlien. Graf Bismark, eine ausgezeichnete, ziemlich grosse Blume, von sehr zartem. rosa, lilla, aussen rahmwachsweiss, Muschelzellen- form. Deutsche Einigkeit, lillaweiss, mit purpurcarmoisin gespritzt, gestriegelt und bandirt, eine Blume von edelsier Rosenform, sehr reiehblühend und constant: Vietoria, Schönstes reinstes goldgelb, mit lichtem: kirsehbraun, gespritzt, gestreift und bandirt, eine der schönsten bunten fla- chen regelmässigen Blumen, welche exi- stiren. Berliner Landwehr, braunroth auf goldgelbem Grunde, . die Aussenseite der Blümchen magenta, auf der Rückseite vio- lett lila, eine reizende gewölbte Blume. F. C. Heinemann, reizend violett lila, elegante Rosenform. Zündnadelfürst von Dreyse, cha- mois ziegelroth, auf der Rückseite hellleder- gelb, sehr reich blühend und schön. Oberpfarrer Schwerdt, dunkelcar- minroth, mit heller Rückseite, vollendet, schönste Rosenform. Dr. W. Neubert, dunkellila, im Cen- trum lichter, auf der Rückseite weisslich; sehr regelmässige und fein modelirte Ausstel- lungsblume. Hauptmann von Rambauseck, stark weinroth und amaranth, auf chamois- gelbem Grunde, die Rückseite violett, eine flache, fein modelirte, reichblühende Sorte, Bienenzellenform. Goldonkel, reinstes goldgelb, enorm gross, Muschelhalbkugelform. Frau Caroline Rümpler, milchweiss mit dunkelcarmoisin, nach innen zart lila- rosa, Bienenzellenform. Blume ohne Glei- chen. Ausserdem waren die andern Blumen, als Schoch, Pastor Conradi, Erinne- rung an Fr. Ad. Haage, Obergärtner Ich mache sämmtliche. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Beyer etc., als Rangblumen I. Auswahl zu empfehlen. b) Liliputen. Salfatora, eine ausgezeichnete Blume I. Ranges, feinste Bienenzellenform, die schönste, welche jetzt existirt. Kleine Eva, milchweiss mit dunkel- purpurcarmoisin Rändern, etwas grösser als Sieckmanns kleiner Hermann, doch viel regelmässiger. Kleiner Scharfschütze, äHlaweiss mit dunkelcolorirten Rändern, ein ungemein fein kugelig gewölbter Liliput. | Erinnerung an die Schlacht bei Langensalza, scharlachroth im, Centrum, mit purpur nüancirt, bald regelmässig, mehr oder weniger an den äussern Reihen weiss gespitzt und gerandet, Muschelzellen, wel- che sich regelmässig dachziegelig, decken. H. Laurentius, violacirtes rosa mit purpur violett gestreift, im Verblühen an den Rändern heller, Röhrenzellenform sehr reichblühend. Neue Gloire, weiss mit hellcanarien- gelb berandet, sehr reichblühend und ganz constant, Muschelpyramidenform, Abkömm- ling von der allbekannten alten Deutsch Gloire. Ausserdem. waren sehr schön, noch nicht vertreten. Kaiser von Oesterreich, Lisettehen, Aennchen und Unschulds- kind. Ausgezeichnete Zwerge waren, Un- strutsperle carmoisin mit violett schattirt, Rosenform, Schneeflocke, schneeweiss constanter Zwerg, kleiner Benary, schön dunkelrosa nach den Rändern und Spitzen, mit lila schattirt und violettem Centrum selbstständig. Auch andere Produkte, als Pelargo- nien scarlet, Fuchsien, Verbenen, Petunien, Pentsemon und Rosen waren in sehr 'schö- nen Exemplaren vielfach vermehrt. Ebenso eine tüchtige Levkoyen- und. Asterzucht vorhanden; gleichso waren die besten Som- merblumen! zu Samen vertreten. II. Notizen. 187 Unter den Kaiser-Levkoyen zeichnete | schlug, welches ich auf dem Stück, wo sie sich eine neue constante, carminrothe Zwerg- | ausgepflanzt waren, um kräftige Stöcke zu Varietät aus, die sehr gut in’s Gefüllte il, 1) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Section für Obst- und Gartenbau, Sitzung am 4. De- eember 1866. Der heute vereinigten, aus erwähjten Mitgliedern der Section und des Central- Vereins für Gärtner und Garten- freunde bestehenden Commission lag die Berathung und Beschlussfassung darüber ob, in welcher Weise sich die schlesische Gärt- nerei betheiligen könne und möge an der vom 1. April bis 31. October 1867 zu Paris statthabenden internationalen Industrie-Aus- stellung, resp. der innerhalb des Raumes derselben mit dieser verbundenen, in einem auf dem Marsfelde befindlichen, circa 18 preussische Morgen Fläche umfassenden Gar- ten abzuhaltenden Ausstellung, für welche 14 internationale, den Gartenbau betreffende Bewerbungen eröffnet werden, bei denen die zu einer derselben eingelieferten Erzeug- nisse während der halbmonatlichen Dauer einer jeden dieser Bewerbungen im Ausstel- lungs-Locale belassen und vorher unter An- gabe des Namens und Wohnortes des Aus- stellers, der Art und Weise der Aufstellung, des Raumes, welche diese beanspruchen wird, sowie der Zahl der Körbe, Gruppen etc., welche der Aussteller auszufüllen beabsich- sichtigt, genau angegeben werden müssen. Konnte man sich auch nicht verhehlen, dass die Beschickung dieser Ausstellung mit Producten der Gartenkunst, des Gemüse- und Obstbaues aus unserer Provinz der grossen Entfernung wegen besondere Schwie- rigkeiten biete, es überhaupt keine leichte Aufgabe sei, mit dergleichen dort in Con- eurrenz zu treten, so durfte die Commission sich doch andererseits der Ueberzeugung nicht verschliessen, dass es in Berücksich- tigung dessen für die schlesische Gärtnerei besonders ehrend sei, gegen die Betheiligung erzielen, ersehen konnte. Notizen. derjenigen anderer preussischer Provinzen nicht zurückzustehen, da auch sie vortrefflich eultivirte Pflanzen besitze, und deren theil- weise Leistungen in der Obst- und Gemüse- Cultur ebenfalls nicht zu unterschätzen seien, wobei z. B. auf die Culturen von Ananas, Blumenkohl und reiche Sortimente immerhin werthvoller Obstsorten verwiesen wurde, wonach es dennoch möglich sein dürfte, bei einigen dieser 14 Bewerbungen mit Erfolg in Coneurrenz zu treten, da diese wie fol- gend geordnet seien: 1) Eröffnung den 1. April: Camellien, Coniferen , Gehölze, Stauden, Ericaceen, getriebenes Obst und ge- triebene Hülsenfrüchte. 2) Eröffnung den 15. April: Rhododendron arboreum, getrie- bene Früchte, Hyacinthen, Pflanzen des tem- perirten Hauses. 3) Eröffnung den 1. Mai: Orchideen, Azalea indica, Tulpen, Blatt- pflanzen und Pflanzen des temperirten Hau- ses. 4) Eröffnung den 15. Mai: Azalea in- dica und pontica, Rhododendron, Orchideen, Blattpflanzen des Freilandes. 5) Eröffnung den 1. Juni: Orchideen, Rosen, Pelargonien, Blattpflanzen und Küchengewächse. 6) Er- öffnung den 15. Juni: Pelargonien, Rosen, Orchideen und Früchte der Jahreszeit. 7) Er- öffnung den 1. Juli: Palmen, Warmhaus- pflanzen, Sommergewächse und Früchte der Jahreszeit. 8) Eröffnung den 15. Juli: Aroi- deen, neue Einführungen, Sommergewächse und Früchte der Jahreszeit. 9) Eröffnung de 1. August: Panachirte und buntblätterige Pflanzen, Gladiolus, Fuchsia und Früchte der Jahreszeit. 10) Eröfnung den 15. Au- gust: Blattpflanzen, Sommergewächse, Farn- kräuter und Früchte der Jahreszeit. 11) Er- öffnung den 1. September: Küchengewächse, Blattpflanzen, Georginen und Früchte der Jahreszeit. 12) Eröffnung den 15. Septem- ber: Georginen, verschiedene Pflanzen und 188 Früchte der Jahreszeit. 13) Eröffnung den 1. October: Früchte (allgemeine Bewerbung) und verschiedene Pflanzen. 14) Eröffnung den 15. October: Formbäume, (Spaliere, Pyramiden, Cordons u. 8. w., allgemeine Be- werbung); ausserdem aber eine aus gleicher Anzahl französischer und ausländischer Mit- glieder, unter diesen die hervorragendsten Gärtner, bestehende Jury sofort nach Eröfi- nung einer jeden Bewerbung nach 4 Werth- Kategorien beurtheile,, ihre Aussprüche als- bald den betreffenden Erzeugnissen anhefte und am Schlusse der allgemeinen Aussstel- lung die für Gartenprodukte ausgesetzten Preise, bestehend in: 1) grossen Preisen und Geldbewilligungen im Gesammtbetrage von 250,000 Fres.; 2) hundert goldenen Me- daillen zum Werthe von 1000 Fres. eine jede; 3) tausend silbernen Medaillen; 4) drei- tausend broncenen Medaillen; 5) fünftausend (höchstens) ehrenvollen Erwähnungen, den gekrönten Bewerbern mit besonderen Certi- ficaten ertheile. Deshalb und weil die für diese Aus- stellung bestellte königliche preussische Cen- tral-Commission Aussicht auf Uebernahme der Transportkosten auf die Staatskasse für dergleichen Einsendungen eröffnet hat, auch dafür Sorge tragen wird, dass die Erzeug- nisse preussischer Gärtnereien auf einem für diese bestimmten, 4 Morgen grossen Flächen- raume des oben erwähnten Gartens, je nach ihrer Eigenthümlichkeit in warmen und tem- perirten Glashäusern, unter Zelten, auf Gal- lerien oder völlig im Freien diejenige Auf- stellung finden, wo und wie sie sich dem Auge am vortheilhaftesten präsentiren, ferner aber noch vermittelst des Vorstandes des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preussischen Staaten zu Berlin die Aufforderung an die Section für Obst- und Gartenbau gerichtet hatte, mit dem Central-Verein für Gärtner und Gartenfreunde in Verbindung zu treten, um für eine event. Theilnahme auch der schlesischen Gärtner und Gartenbesitzer eine gemeinschaftliche Leitung und gewisse Einheit herbeizuführen, wurde die gegenwärtige gemischte Commis- sion darüber schlüssig: die beiderseitigen Mitglieder, sowie die schlesischen Gartenbe- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sitzer und Gärtner überhaupt durch die Zei- tungen sowohl als durch besondere Circulare zur Beschickung dieser Pariser Ausstellun- gen mit Produkten ihrer Gärtnereien, als: Obst, Gemüse, Pflanzen, Sämereien etc. auf- zufordern und dieselben zugleich zu ersu- chen, eventuell ihre Geneigtheit dafür und den Gegenstand der beabsichtigten Einsen- dung der Section für Obst- und Gartenbau der schlesischen Gesellschaft für vaterlän- dische Cultur in frankirten Schreiben bis zum Schlusse dieses Jahres zu weiterer Ver- anlassıng bekannt zu geben. ' E. H. Müller. 2) Preisausschreibung. Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft zu Wien hat folgende Kundmachung erlassen: Se. Majestät der Kaiser hat die Bewilligung ertheilt, dass die zwei Kaiserpreise im Gesammtbetrage von fünfzig Ducaten für ganz besondere und vor- zügliche Leistungen im Gartenfache fortan an sämmtliche Gärtner des Inlandes ohne Unterschied, ob dieselben Handelsgärtner sind oder nicht, zuerkannt werden dürfen. Die Bewerbung um diese Preise hat wie bisher mittelst schriftlicher Gesuche zu ge- schehen, in welchen die ganz besonderen und vorzüglichen Leistungen im Gartenfache, welche ein Bewerber für sich geltend machen zu können glaubt, anzuführen und so weit thunlich nachzuweisen sind. Diese Gesuche müssen jedes Jahr spätestens bis 15. März in der Gesellschaftskanzlei am Parkring Nr. 12 eingereicht sein. Die Beurtheilung der eingelangten Gesuche wird durch ein eigens hiefür berufenes Comit& und die Zu- erkennung der Preise sofort auf Antrag die- ses Comit&es durch den Verwaltungsrath der Gesellschaft in gewissenhafter Weise erfol- gen. Als der Preiszuerkennung würdige Leistungen werden angesehen: 1) Hervor- ragende und mehrjährige Betheiligung an den hiesigen Blumen-Ausstellungen, insbe- sondere wenn dieselbe eine Förderung des inländischen Gartenbaues durch Einführung neuer und seltsamer Gewächse oder durch langjährige Cultur von werthvollen Pflanzen in seltener Grösse und Vollkommenheit dar- thut. 2) Der Geschäftsbetrieb und die Cul- tur von Speeialitäten in solchem Umfange, II. dass sich dadurch ein verdienter Ruf im In- und Auslande erworben und der Exporthan- del mit Pflanzen oder Sämereien namhaft gefördert wurde. 3) Die durch eine Reihe von Jahren fortgesetzte Hervorbringung neuer werthvoller Pflanzenformen auf dem Wege künstlicher Befruchtung, oder die er- folgreiche Beschäftigung mit besonderen und vorzüglichen Culturmethoden. 4) Die An- lage neuer Gärten und Parks im Inlande, wenn sie einen besonderen Ruf begründet hat. 5) Die Ertheilung von Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Horticultur oder die Heranbildung von tüchtigen Gärt- nern und Gehilfen, insoferne diese Momente in hervorragender und gemeinnütziger Weise stattgefunden haben. 6) Die Entdeckung neuer oder die Einführung bisher wenig be- kannter, praktisch bewährter Culturen oder die Bekanntgabe von zuverlässigen Mitteln zur Vertilgung schädlicher Insecten u. s. w., soweit aus diesen Leistungen ein besonderer Nutzen für die Horticultur erwachsen ist. 7) Wissenschaftliche oder Kunstleistungen im Gebiete der Horticultur durch Druck- schriften, plastische oder Zeichenwerke. 8) Werthvolle praktische Erfindungen und Verbesserungen in der Anlage von Gewächs- hänsern, Anzuchtskisten , Heiz- Apparaten, Schutz- und Decorations-Vorrichtungen. Je- des der hier angeführten Momente gibt nur dann Anspruch auf Berücksichtigung, wenn dasselbe unverkennbar eine bedeutende För- derung des Gartenbaues in sich schliesst. Maassgebend für die Preiszuerkennung wird sein: das Zusammentreffen mehrerer ver- dienstlicher Momente bei einem und dem- selben Bewerber; das ganz besondere Her- vortreten des einen oder anderen verdienst- lichen Moments gegenüber den gleichen ver- dienstlichen Leistungen anderer Bewerber; besonders langjährige, umfangreiche, bis in die letzte Zeit fortgesetzte Wirksamkeit in einer oder der andern verdienstlichen Rich- tung; die besondere Wichtigkeit einer oder der anderen Thätigkeit in volkswirthschaft- licher Beziehung; endlich Verdienste, welche den Fortschritt im Gartenfache in neuester Zeit gefördert haben. Die einmalige Zuer- kennung eines Kaiserpreises schliesst von Notizen. 189 einer wiederholten Bewerbung und Preiszu- erkennung nicht aus. 3) Palandt's Pomologischer Gar- tenin Hildesheim. Für Pomologie und die verwandten Wissenschaften ist in unserer Provinz einer der interessantesten Gärten der des lutherischen Waisenhauses zu Hildesheim. Unter der kenntnissrei- chen Leitung und dem rastlosen Streben des zeitigen Inspectors Palandt werden jetzt im alleinigen Dienste der Wissenschaft und der Forschung in dem Garten eultivirt: etwa 600 Sorten Aepfel, 400 Sorten Birnen, 150 Sorten. Kirschen, 120 Sorten Pflaumen; Von Beerenobst: 80 Rebsorten, 20 Himbeer- sorten, 15 Johannisbeersorten und etwa 40 Erdbeersorten. Was irgend auf dem pomo- logischen Gebiete von Bedeutung ist oder zu werden scheint, wird acquirirt und der Prüfung für unser Klima unterworfen. So sieht man da — was so selten ist! — das Interessanteste beisammen; Obstsorten aus Schweden, Russland, Nordamerika, Frank- reich, Belgien, Böhmen, Tyrol ete.; oft auf einem s. g. Probebaum vereinigt; Rebsorten aus Griechenland, Italien, Frankreich, Spa- nien, Portugal stehen neben denen vom Rhein, aus Ungarn, ja selbst aus Californien, um Versuche damit für unsere nördlichen Gegenden anzustellen. — Was nicht geeig- net ist, wird nicht empfohlen; das Geeignete und Empfehlenswerthe verbreitet; so kommt jährlich Neues hinzu, und Werthloses wird ausgemerzt. Ein Handel mit den betr. Ge- genständen wird in dem Institute nicht ge- trieben; das Ganze ist Privatsache des In- spectors Palandt, und werden die Sachen meistens nur gegen Tausch etc. abgegeben, wozu der Besitzer indess stets sich gern be- reit zeigt. — Dass der hiesige Gartenbau- Verein in den Bestrebungen des Insp. Pa- landt eine grosse Stütze für seine erfolgrei- che Wirksamkeit gefunden hat und noch findet, weiss der gen. Verein wohl zu wür- digen, da die Bestrebungen Palandt’s stets fern von jedwedem Eigennutze liegen; nur dem Fortschritte im Gartenbau dienen; nur dem allgemeinen Wohle gelten! — Möge dem Vereine diese Kraft und Unterstützung 490 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zu seiner Wirksamkeit noch recht lange er- | nach Südafrika. Der grössere Theil, kommt halten bleiben! Der interessanten Nelkensammlung des Inspectors Palandt haben die bedeutendsten Gartenschriften schon zum öftern erwähnt; sie ist im. nördlichen Deutschland eine der werthvollsten. — 4) G.Mann’s botanische Forschun- gen an der Westküste von Afrika. Zu: den interessantesten Forschungen der letzten Jahre gehören die von G. Mann an den Küsten, auf den Inseln und Bergen der Bucht von Benin. Alle von ihm gesammel- ten Pflanzen sind in Kew aufbewahrt und es ist zu wünschen, dass die Mittel zu einer vollständigen Bearbeitung derselben bewilligt werden, Die Hauptpunkte, welche Hr. Mann besuchte, sind der Clarence Peak auf Fer- nando Po, die Insel St. Thomas, die Prin- zeninsel, das Cameruns-Gebirge und die Sierra del Criptal. Die bemerkenswerthesten Charakterzüge der gemässigten Vegetation dieser Berge sind: 1) Armuth der Flora, 9) das Vorherrschen Abessynischer Genera und Species, 3) der bedeutende Antheil eu- ropäischer Pflanzen, 4) die geringe Menge südafrikanischer Genera und Species, 5) die grosse Seltenheit neuer Genera, 6) der Man- gel von St. Helena-Typen. Ueber jede die- ser Eigenthümlichkeiten mögen hier einige Bemerkungen von J. D. Hooker folgen; 1) In der Armuth der Fiora scheint das Cameruns-Gebirge den Charakter der Abes- synischen Alpen zu theilen. Hr. Mann ver- wendete viele Wochen zu verschiedenen Jahreszeiten auf seine Untersuchungen und doch belohnten nur 237 Phanerogamen seine Mühe. — 2) Fast alle Gattungen und die Hälfte der Arten kommen in Abessynien vor und viele andere Arten sind nahe verwandt oder offenbare Repräsentanten von Pflanzen jenes Landes. Auch sind mehrere Gattungen und viele der Species Abessynien und den Piks von Biafra eigenthümlich. — 3) Die Zahl derEuropäischen Gattungen beträgt 43, die der Species 27. Einige derselben sind nur an wenigen Punkten von Afrika gefun- den worden, so RadiolaMillesrana nur noch an einer Stelle in Algerien. Sehr wenige dieser Europäischen Formen erstrecken sich auch in Abessynien vor, die merkwürdigen Ausnahmen bilden nur Radiola, Scabiosa suceisa, Luzula campestris und Festuca gi- gantea, doch mögen diese bisher in Abessy- nien übersehen worden sein. Bedenkt man die vollständige Isolirung dieser tropischen Afrikanischen Berge von den Europäischen Regionen durch heisse, niedrige Wüsten, so erscheint das beiderseitige Vorkommen .die- ser Pflanzen höchst sonderbar und ist durch zwei Hypothesen zu erklären: '1) durch Darwins Theorie, welche annimmt, dass in der Eiszeit die Pflanzen der nördlichen: Zo- nen südwärts nach den Tropen gedrängt wurden und bei der Rückkehr der Wärme sowohl nordwärts zurück als auf die intertropischen Gebirge hinaufzogen,. und 2) durch den Transport der Samen mittelst der Luftströmungen oder der Vögel, wofür der Umstand angeführt werden kann, dass von den sämmtlichen Species 6 Samen ha- ben, welche leicht am Gefieder der Vögel haften, während alle andern kleine, leicht in Schmutz an den Füssen der Vögel zu transportirende Samen besitzen. — 4) Zu den wenigen Südafrikanischen Typen des Clarence Peak lieferte das Cameruns-Gebirge nur noch wenige Formen des Cap-Landes, so Anthospermum, Anisorhamphus, Ilex, Lasiosiphon, Peddiea, Geisorhiza, Hypoxis und einige andere. — 5) Nur ein neues Genus wurde gefunden, Ardisiandra, eine sehr gut markirte neue Form der Primu- laceae, die keine Verwandtschaft mit irgend einer andern Flora andeutet. — 6) Von Gat- tungen und Arten, welche St. Helena eigen- thümlich sind, ist nicht eine einzige gefun- den worden und diejenigen Genera, welche die Insel und die Berge der Biafra-Bai ge- meinschaftlich bewohnen sind zugleich auch im Kap-Land einheimisch und dort viel häu- figer. (Aus Petermann’s Mittheilungen — h.) 5) F. Müller über die Vegetation auf den Chatam-Inseln: Vereinzelte Inseln und Inselgruppen haben immer ein besonderes Interesse für den Naturforscher gehabt und die Chatam-Inseln müssen es um so mehr haben, als sie die letzten In- sich IV. Literatur. seln sind, welche ostwärts von Neuseeland im grossen Ocean unter denselben Breiten- graden zu finden sind. Der Erste, dem es gelang, die Flora der Chatam-Inseln kennen zu lernen, war Dr. E. Dieffenbach im Jahre 1840; dieser gab zuerst die Hauptzüge ihrer Vegetation an und brachte die ersten Pflan- zen derselben nach England, welche Dr. Hooker in seinem Werke über Neuseeland ‚erwähnte. ‘Am Meisten zur Kenntniss der Vegetation ı der Chatam-Inseln ‘hat jedoch Hr. W. T. Locke Travers in Neuseeland ge- than, welcher sich entschloss, seineneigenen Sohn dorthin zu senden und die Expedi- tionskosten selbst zu tragen. Derselbe ging im October 1863 dorthin und blieb einige Monate daselbst. Die von ihm gesammelten Pflanzen wurden von Hrn. Travers Vater dem phytologischen Museum zu Melbourne übergeben und von Hrn. Dr. Müller bear- beitet. — Die ganze von ihm gesehene Flora beträgt 129 Arten; davon sind 42 Dieotylen aus 32 Ordnungen unter 37 Gat- tungen; 20 sind Monocotylen aus 9 Ord- nungen und zu 19 Gattungen gehörend; die übrigen 67 sind Sporenpflanzen. Noch sind aber nicht alle Bäume und Sträucher und mehrere phanerogamische Kräuter bekannt; wahrscheinlich werden auch mehrere in Neu- seeland gemeine Farne und viele krytoga- mische Pflanzen noch zu finden sein. Er- weislich eingewanderte Pflanzen, wie z. B. Cerastium vulgatum, Potentilla. anserina, Taraxacum offieinale, Sonchus oleraceus, Solanum nigrum , Holcus lanatus u. a. sind nieht mitgerechnet. Zu den bedeutendsten und schönsten Pflanzen der Inselflora gehö- ren die Baumfarne und das prächtige Myo- sotidium nobile v. Cynoglossum nobile Hook, (Aus der Botan. Zeit. — h.) 191 6) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Section für Obst- und Gartenbau. Sitzung am 24. October 1866. Zunächst machte der Seeretär die erfreuliche Mittheilung, dass Se. Excellenz der Minister für lJandwirthschaftliche Ange- legenheiten Hr. v. Selchow der Section auch für dieses Jahr eine Subvention zur Unter- haltung deren Obst-Baumschulgarten in frü- herem Umfange gnädigst bewilligt habe. Derselbe legte ferner den gelegentlich seines Besuches des dem Hrn. Hofbuchdrucker Hänel zu Magdeburg gehörigen Gartens em- pfangenen, mit 19 ausgebildeten Samenkap- seln besetzten Fruchtstand der Paulownia im- perialis vor; sowie nach Mittheilung des Hrn. Geh. Ratlıs Prof, Dr. Göppert im hiesigen 'bo- tanischen Garten dieser Baum schon seit Jahren gegen Frost nicht mehr geschützt wird und in diesem Jahre reichlich ‚seine schönen, matt-violettblauen, einer Gloxinia nicht unähnlichen,, straussförmig: stehenden Blüthen entfaltet, auch Tausende von Frucht- kapseln angesetzt hatte, war dies auch in jenem Garten der Fall gewesen, dort wie hier konnten jedoch die Samen ihre volle Reife nicht erlangen. — Der Obergärtner der städtischen Promenade Herr Lösener präsentirte ein über 3 Pfund schweres, mon- ströses Exemplar der „Mormonen-Kartoffel‘‘; dieselbe wurde auf dem dem Hrn. von Löb- becke gehörigen Gute Költschen‘ bei Rei- chenbach von aus Rio de Janeiro bezogenen Knollen erzogen, ist von nierenförmiger Ge- stalt und hellrother Farbe, soll zwar einen überaus reichen Ertrag gewähren „ des sehr geringen Amylum-Gehaltes wegen jedoch nur zur Fütterung geeignet sein. * W. Literatur. 1) R.W. A. Wörmann’s Garteningenieur. Siebente Abtheilung. Berlin 1865. Ver- lag von Ernst Schotte u. Comp. Inhaltes empfohlenen Werke, erschienen bis 1865 die zur siebenten Abtheilung gehören- den Hefte, enthaltend „das Wasser und seine Verwendung in der Gärtnerei“, mit vielen Von diesem, schon oft in diesen Blät- | Abbildungen. Dem Referenten liegen nur tern erwähnten und wegen seines gediegenen zwei Hefte mit 12 Tateln Abbildungen vor 192 und es fehlen ihm zur Zeit die Hefte, wel- che von den Wasserkünsten handeln. Das erste Heft der siebenten Abtheilung bespricht I. das Wasser in chemischer Beziehung, lI. das Wasser in seinem natürlichen Auf- treten, Ill. das Wasser in seinen physika- lischen Eigenschaften, IV. das Wasser und die Luft in gegenseitiger Beziehung, V. den Eiskeller, und eine Menge anderer, mit dem Wasser in Verbindung stehender Dinge, als: über die Bildung der Wasserdämpfe, über die Dampfmaschine, Hygrometer, Psychro- meter, über Wolken, Regen, Nebel, Reif, Regenwasser ete. Alles dieses ist mit der an diesem Buche gewohnten gewissenhaften Sorgfalt erörtert und durch gute Abbildun- gen deutlicher gemacht. Wir hätten Man- ches kürzer oder ganz weggewünscht, was sich auf bekannte Naturerscheinung und Chemie bezieht, da es im Grunde genom- men, nicht zur Technik der Gärtnerei gehört und für andere Zwecke nicht vollständig genug ist und sein konnte. Auch die Auf- nahme des Eiskellers an dieser Stelle hat uns befremdet, denn wenn auch Eis aus Wasser besteht, so kommt es doch als sol- ches in der Gärtnerei nicht in Verwendung, sondern es handelt sich nur um Räume, welche gefrorenes Wasser zur Abkühlung verschiedener organischer Stoffe und Dinge, welche weit mehr den Haushalt als den Garten angehen, aufnehmen sollen. Indes- sen zuviel schadet nie so, als zu wenig, und so können die uns überflüssig erscheinenden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Dinge, aus denen immerhin Mancher Beleh- rung schöpfen wird, dem Werthe dieses Schriftchens keinen Eintrag thun. Das zweite Heft der siebenten Abthei- lugg handelt auf 263 Seiten und 7 Tafeln Abbildungen vom Entwässern. Dies würde für eine Sache wie das Entwässern in einem nur für die Gärtnerei berechneten Buche von so vielem Inhalt (wegen grossen For- mats und compressen Drucks) viel zu viel sein, wenn nicht unter diesem Titel die sämmtlichen Wasserhebewerke, also Brun- nen jeder Art, Pumpen, Kettenbrunnen u.s. w. mit eingeschlossen wären. Dies ist in der That befremdend und thut dem Buche und dem Gebrauche Schaden, weil Niemand Be- lehrung über diese hochwichtigen Dinge unter der Rubrik „Entwässerung“ sucht, Sprachlich streng genommen entwässern alle Wasserhebewerke, weil sie Wasser aus dem Boden ziehen Aber in den seltensten Fäl- len geschieht dies zur Entwässerung in der gebräuchlichen Bedeutung des Wortes. Das Kapitel der Entwässerung ist so vollständig, wie man nur wünschen kann, und mit der vom Verfasser gewohnten Klarheit vorge- tragen, und bei den Wasserhebewerken wird man kaum eine praktische, als gutbewährte Vorrichtung vermissen. Hätte der Verf. sich nicht an das Wort Entwässerung gehalten, so würde er auch den „hydraulischen Wid- der‘‘ eines der besten und einfachsten Was- serhebewerke aufgenommen haben. d. Karlsruhe, 18. Januar. Die durch den Austritt des Prof. de Bary zur Erledi- gung gelangende Professur der Botanik nebst in Bonn übertragen. V. Personalnotizen Direktion des botanischen Gartens an der Universität Freiburg ist dem Prof. J. Sachs (A. A. — h.) TREE FT EEE. ENSEERTERNTTT l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. / u2 a) Ortgiesia tillandsioides Bgl (Siehe Tafel 547.) Bromelia.cenare, Inflorescentia terminalis, eentrifuga, Calyx superus, tubulosus, monosepalus, apice trifidus, laciniis erectis aristatis, Corolla tripetala, supera, fundo calyeis ingerta; petala erecta, in tubum convo- luta, oblonga, obtusa, basiintus sqnamis duabus fimbriato-laceras vestita. Sta- mina 6, tria exteriora libera, tria inte- riora petalorum basi adnata; antherae dorso affızae. Ovarium trilocnlare, in- ferum; ovula anatropa, numerosa, pla- centis angulo centrali affixis inserta. Stigma capitatum, vix trilobum, obseure tortum. Caulis humilis, basi proliferus, Folia iineari-subulata, apice filiformi-at- tenuata, canalieulata, patenti-recurvata, margine spinuloso-serrulata, basi dilatata oyata v. ovato-oblonga subventricosa caulem imbricato - amplectentia. spicato-racemosi, snbnidulantes. —- Als Tillandsia rosea und Pourretia nova erhieiten dem an seltneren Pflanzen 50 ausserordentlich YU, 1867. Flores Bpeec, wir aus Ortgiesia Rgl reichen Garten des Herrn J. Linden in Brüssel, zwei sehr nahe mit einander verwandte Bromeliaceen des tropischen Amerika, die beide im Februar dieses Jahres ihre Blüthen entwickelten. Die Untersuchung zeigte, dass diese interes- santen beistehend abgebildeten Pflanzen, keiner der bis jetzt beschriebenen Gat- tungen aus der Familie der Bromelia- ceen zugezählt werden konnten. Ein durchaus unterständiger Kruchtknoten, ein oberständiger, einblätteriger, röhriger Kelch, dessen Zipfel aufrecht und ge- grannt, aufrechte, gegenseitig mit den Rändern sich umwickelnde, aber nicht mit einander verwachsene Petalen, die am inneren Grunde 2 wimperig getheilte Schuppen tragen und oben niemals ei- nen abstehenden Saum zeigen, — das sind die wesenutlichsten künstlichen Charaktere dieser Gattung. Dazu kommt eine ganz auffallend verschiedene Tracht, von allen andern uns bekannten Gat- tungen der Bromeliaceen, eine Tracht, 13 4194 Gartenflora Deutschlands, die wesentlich ar Tillandsia erinnert. Die Blattbasen sind nämlich verbreitert und bauchig aufgetrieben, von ovaler oder länglich-ovaler Gestalt, am Rande kahl und den kurzen am Grunde nur proliferirenden Stengel dicht ziegeldach- formig umhüllend. Auf diesen Blatt- basen steht eine schmale gehöhlte, lang fädlich verschmälerte, 7—14 Zoll lange Blattspreite, die gracil überhängend ab- steht, am Rande stachelig gezähnt und nur ganz vorn an der Spitze fast unge- zähnt. Kleine silberfarbene Schuppen decken die untere Seite dieser an Til- landsia oder Hechtia erinnernden Blatt- spreiten. Die gipfelständige Blüthen- traube nistet fast zwischen den Blättern. Zahlreiche rückläufigse Eichen finden sich an den centralen Plazenten des drei- fächerigen Fruchtknotens. Die nächste Verwandtschaft zeigt diese schöne neue und interessante Bro- meliacee mit Cryptanthus und Nidularium. Die erstere Gattung unterscheidet sich aber durch den. theils achselständigen, theils gipfelständigen Blüthenstand, durch am innern Grunde kahle Blumenblätter und wenige Eichen in den Fächern des Fruchtknotens. Nidularium, im Sinne, wie es vom Referenten und Lemaire festgestellt wurde, ist stengellos, hat breit bandförmige, rosettenförmig ge- stellte Blätter, die Blumenblätter sind immer am Grunde kahl und mindestens am Grunde unter einander verwachsen. Wir widmen diese ausgezeichnete neue Gattung unserm lieben Freund und Mitarbeiter an der Gartenflora, Herrn | vergrössert. Eduard Ortgies in Zürich, und nennen | Russlands und der Schweiz. solche wegen ihrer, einer Tillandsia ähn- lichen Tracht, „Ortgiesia tillandsioides“*., — Zwei Formen cultiviren wir von sol- cher, nämlich: OÖ. tillandsioides «. nidu- lans. Die obersten, dem Blüthenstand zunächst stehenden Blätter, besitzen eine grünlich purpurrothe Färbung und sind 2 bis 3mal länger als der Blüthen- stand, Bracteen und Kelchlappen grün- lich. — Pourretia spec. nova h. Lin- den. OÖ. tillandsioides 8. subex- serta. Die obersten, dem Blüthenstand zunächst stehenden Blätter, nur wenig länger als der Blüthenstand. Bracteen und Kelchzipfel scharlachroth gefärbt. — Tillandsia rosea h. Linden. — g Erklärung der Abbildung, Fig. 1. Eine Pflanze, verkleinert, von O. tillandsioides &. nidulans. Fig, 3. Blume und Bractee in na- türlicher Grösse. Fig. 4. Blume ohne Bractee in na- türlicher Grösse. Fig. 5. Ein Blumenblatt mit dem am Grund desselben verwachsenen Staubfaden, schwach vergrössert. Fig. 6. Der Grund des Blumen- blattes mit den wimperförmig zerschlitz- ten beiden Schuppen, stärker vergrös- sert. Fig. 7. sert. Fig. 8. Der Längsschnitt durch den Fruchtknoten mit Griffel und Narbe, - (E. R.) Ein Staubfaden, vergrös- a a a Van I. Originalabhandlungen. 1% bp) Hebeelinium megalophyllum Lem. (Siehe Tafel 548.) Compositae Lem. ill. hort. 1862. pag. 73. — H macrophylium Hort. (nec, D. C.) Sufiruticosum; caule tereti, ramoSo, puberulo; foliis oppositis, distantibus, longe petiolatis, molliter puberulis: limbo foliorum inferiorum maximo pedalietultra, cordato-subrotundo v. basirotundato v. cor- dato-subhastato, apice acuto, margine erenato-repando interjectis mucronibus, utrinqgue viridi; limbo-foliorum superio- rum angustiore minore ovato-oblongo; panicula terminalis amplissima, usque 1°/, ped. in diametro, trichotomo-ramosa, pedunculis ebracteatis, pedicellis basi braeteola lineari suflultis; capitulis sub 60-floris, involueri squamis imbricatis, adpressis, oblongo-linearibus, acutis, pe- dunculisque puberulis, floribus omnibus tubulosis stigmatibusque longissimis pul- chre caerulescentibus; lato glabro. — achaenio angu- Die inRede stehende Pflanze ward von den Herren Tonel aus Mexiko in Cultur eingeführt. In den Gärten geht solehe als Hebeelinium macrophyllum. Le maire, der berühmte Redakteur von Verschaffelt’s Illustration horticole hat solche aber von Hebeclinium maecro- phyllum D. C. getrennt. Nach De Candolle’s Beschreibung unterscheidet sich das letztere durch zugespitzte Blät- ter, nur 30blüthige Blumenköpfe und stumpfe Schuppen des Hüllkelchs. Gehört gleich den andern Arten dieser schönen Gattung zu den allgemein empfehlenswerthen Pflanzen des Warm- hauses. Die grossen mächtigen Blätter, die grosse Blüthenrispe bläulicher Blu- men, die jährlich im März und April in reicher Fülle sich entwickeln, werden dieses Hebeclinium gleich den andern Arten, zu einem Liebling unserer Gärten machen. Die zahlreichen Blumen jedes einzelnen Blüthenkopfes besitzen eine anfangs röthliche, später blaue Färbung und aus den Blumen ragen die langen fadenförmigen blauen Narben ähnlich Blumenblättchen hervor, — Lehmige, mit Düngererde versetzte, lockere Erde, häufiges Verpflanzen und ein liehter Standort sind Bedingungen, um recht schöne Exemplare zu erziehen, Vermehrung durch Stecklinge, zu denen man sterile Seitenzweige oder auch die Spitze der Pflanze wählt, welche in ein warmes Beet gesteckt das ganze Jahr hindurch, sich leicht und schnell bewur- zeln. — (E. R.) Erklärung der Tafel. 1) Die blühende Spitze einer Pflanze, etwas verkleinert. 2) Die Spitze eines der grösseren Blätter, etwas vergrössert. — 3) Ein Hüllkeleh, vergrössert, 4) Ein Früchtechen mit Blume und Federkrone, stärker vergrössert. — (E. R.) 13 * 196 cd) Pittosporum Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. revolutum Ait. (Siehe Tafel 549.) Pittosporeae, P. revolutum Ait. hort. Kew. ed. II tom. II. pap. 27.— Ker. Bot. Reg. tab. 186. — D.C. prodr. I. pag. 346. — P. flavum Rudge in trans. Linn, soc, X. 298. — P. tomentosum Bonpl. nav. tab. 21. — Sweet Austr. tab. 53. — Lodd. cab. 1441. D.C. prodr. I. 346. — P. foliis petiolatis elliptico-oblongis, ob- tusiusculis v. acutis, integerrimis, undu- latis, supra deinde glabris atro-viridibus, initio laxe adpresse pilosis, subtus dense ferrugineo-pubescentibus; racemis subum- bellatis, terminalibus axillaribusque. Ein Strauch der in dem subtropi- schen Nenholland, in der Nähe von Port Jackson zu Hause ist, und deshalb als Pflanze des temperirt warmen Hau- ses cultivirt werden muss, während alle andern Arten dieser Gattung Kalthaus- pflanzen sind. Erreicht eine Höhe von 10 bis 12 Fuss, ist aber am schönsten als 1—2 Fuss hohe Pflanze. Der Sten- gel, die untere Seite der Blätter und die Blüthenstiele sind rostfarben behaart, die obere Seite der länglich-elliptischen ganzrandigen und am Rande welligen, aber daselbst kaum zurück gerollten Blätter, wird später kahl, ist anfänglich aber lose mit angedrückten Haaren be- setzt, Die Blumen stehen in duldenför- migen, spitzen- oder achselständigen Trauben, die durch Fehlschlagen auch einblumig werden können. Die Blumen- kronen sind gelb und sollten eigentlich aus 5 in eine Röhre zusammen neigen- den Blättchen bestehen. Beim Pittospo- rum sind aber die einzelnen Blumen- blättchen mit ihren Rändern wieder zu einer Röhre verwachsen und bleiben nur am Grunde und an den zurück ge- krümmten Spitzen frei. (Fig. a gibt eine aufgeschnittene Blumenkrone) Die 5 Staubfäden sind gleichfalls mit der Röhre der Blumenkrone verwachsen und tragen längliche zweifächerige Staubbeutel. Ein Griffel (Fig. b) mit stark behaartem Fruchtknoten. Eine recht empfehlenswerthe Warm- hauspflanze, die im November und De- cember ihre köstlich duftenden Blumen entfaltet, Ward schon 1795 von Banks in die Gärten Europa’s eingeführt, gehört jetzt aber zu den wenig verbreiteten Pflanzen, obgleich solche wegen der Entwickeluug derBlumen zu einer Zeit, wo solche sehr selten und ferner wegen des Wohlgeruchs derselben, recht wohl verdiente, allgemeiner eultivirt zu wer- den. Theilt die Cultur mit den meisten der andern Pflanzen des Warmhauses. Schöne buschige Exemplare können aber nur in Folge wiederholten Einkneipens der jungen Triebe erzogen werden. Ver- säumt man dies, so geht die Pflanze, ohne sich stark zu verästeln, ziemlich einfach in die Höhe. (E. R.) a IL. Originalabhandlungen. 197 2) Ueber Erziehung von Champignonbrus, Eigentlich haben die Zellenpflanzen in gärtnerischer Hinsicht keine Bedeu- tung, sondern nur die Gefässpflanzen. Doch macht von ersteren eine Pilzart, der Champignon (Agaricus campestris) eine Ausnahme, dessen Cultur ziemlich verbreitet ist, In der Regel nimmt man zur Ver- mehrung des Agaricus die junge Brut, welche sich beim Abtragen der Mist- beete in denselben vorfindet. Bewahrt diese so lange an einem trockenen Orte auf, bis man die Beete anzulegen gedenkt und steckt siesdann stückweise dort hinein. — Doch häufig findet man zum Gebrauch nicht den genügenden Vorrath; oder die Brutfäden (das My- celium) halten sich nicht large genug, Dies sind zwei grosse Uebelstände, denn nicht immer hat man gleich wieder Er- satz zur Hand. In beiden Fällen findet man bei folgender Methode, sich junge Brut zu verschaffen, Abhülfe: Man füllt einen Mistbeetkasten, oder ein abgeschlossenes Fenster, je nach Bedarf, mit 2 Th. kurzen frischen Pferdemist, 1 Th. Laub und I Th. Kuh- dünger. Giesst dies, nachdem es ge- packt und getreten, wie bei der Anlage der gewöhnlichen Mistbeete, ordentlich durch, damit der Dung die gehörige Feuchtigkeit erhalte und dadurch die Fermentation schneller herbeigeführt wer- de, und deckt den Kasten mit Fenstern zu. Nach 48 Stunden ist die auf solche Art behandelte Lage, durchgebrannt. Nun nimmt man Salmiak (Stücken, fein geschlagen) und mischt denselben zwi- schen Weizenkleie. Man nehme aufl Pfd. Kleie für 21/, Sgr, Salmiak. Dann macht man Löcher in den Mist und streut von dieser Mischung hinein. Nach kurzer Zeit ist dann der ganze Satz von den Brutfäden durchzogen. Diese nimmt man nun in Stücken heraus und bewahrt sie ganz trocken auf, wo sich dann das My- celium 12—16 Jahre gut erhält. Statt dass man Löcher in den Dung macht, kann man auch von kurzem Pferde- und Kuhdünger Stücken, in Form einer Torfsode bereiten, hier die Kleie- mischung mit hineinmengen und dann in den erwärmten Dung packen. Sind die Stücken ganz von den Brutfäden durchzogen, so nimmt man sie heraus und bewahrt sie auf obige Weise auf. Bei der Anlage der Beete werden die Stücken mit den Brutfäden in kleine Theilechen zerbrochen und auf die ge- wöhnliche Weise in dem Beete vertheilt. C. Karsten. 3) Vermehrung der Verbenen. Die Verbenen gehören zu unseren dankbarsten und schwer zu entbehrend- sten Pflanzen. Denn ohne dieselben würden viele unserer Blumenbeete im Herbst leer stehen und ein trauriges An- sehen gewähren. dener Varietäten, die jetzt eultivirt werden, sind durch Kreuzung der V. chamaedri- folia (Melindris) mit anderen Species ent- standen. Einige, vorzüglich die, welche von V. teucrioides abstammen, zeichnen Die Menge verschie- | sich durch Wohlgeruch ihrer Blüthen aus, 198 Gartenflora Deutschlands. Russlands und der Schweiz. Die Vermehrung der Verbenen ge-| des Gliedes aus der Rinde hervortrei- schieht auf verschiedene Art und Weise, durch Samen, durch Stecklinge und durch Ableger. Den Samen säet man im März oder April in flacheSchalen aus, drückt den- | selben leicht an, bedeckt ihn mit Sand und begiesst mässig mit dem Spritzkopf. Dann stellt man die Schalen in ein mäs- sig warmes Mistbeet, oder in ein Warm- haus. Der Same keimt 14 Tage bis 4 Wochen nach der Aussaat und geht sehr unregelmässig nacheinander auf. Der Grad der Bodenwärme übt natürlich ei- nen grossen Einfluss auf dasKeimen der Samen. Sind die jungen Pflänzchen so- weit herangewachsen, dass sie das 6. oder 8. Blatt bilden, so werden sie in’s freie Land ausgepflanzt. Während der ersten Tage beschatte man die jungen Pflanzen bei sonnigem Weiter durch ei- nen darüber gestürzten Topf, der je- doch, um die Luft nicht zu sehr abzu- schliessen, auf der einen Seite, durch ein Steinchen oder Stückchen Holz etwas hoch gehoben wird. Sobald man bemerkt, dass die Pflänzchen angewachsen, kneipt man die Spitzen aus, damit sie sich nach allen Seiten verästeln. Die Vermehrung durch Stecklinge geschieht im Juli und August, oder von den überwinterten Exemplaren im Früh- jahr. Zu Stecklingen eignen sich am besten die Seitentriebe und zwar im Frühjahr möglichst jung; im Juli dagegen können sie schon etwas gereift sein und schneidet man sie dann auf 1—2 Augen. Die Verbenenstecklinge braucht man nieht dicht unter einem Blattknoten ab- zuschneiden, sondern man führt den Schnitt in der Mitte des Gliedes. Denn die Verbenen besitzen die Eigenthüm- lichheit, dass sie ihre meisten Wurzeln ben. — Gleich nachdem (ie Stecklinge geschnitten, müssen sie gesteckt werden, denn sowie sie ein wenig welken, be- wurzeln sie sich viel schwerer. Zu den Stecklingen nimmt man am besten 5 zöllige Töpfe, füllt sie mit einer guten Scherbenunterlage, 1 Th. sandiger Mistbeeterde und den obern Theil mit reingewaschenem Sand; drückt denselben an und steckt die Stecklinge hinein, Nachdem sie mässig angegossen, bringt man die Töpfe in einen kalten Kasten unter Fenster, hält sie mässig feucht und beschattet sie gegen die brennenden Sonnenstrahlen, Sind sie bewurzelt, so lüftet man etwas. Die angewurzelten Stecklinge können jetzt schon einzeln in Töpfe gepflanzt werden, doch thut man besser sie in den Stecklingstöpfen zu überwintern und im Februar oder März einzeln in kleine Töpfe zu pflanzen. Sie nehmen auf diese Weise im Winterquar- tier viel weniger Raum ein. Sind sie im Februar verpflanzt, so bringt man die Töpfe in ein lauwarmes Mistbeet oder in ein temperirt warmes Gewächshaus. Sobald sie angewurzelt, gewöhnt man die jungen Pflänzchen an die frische Luft. Eine einfache und nie fehlschlagende Methode der Verbenen-Vermehrung is} noch folgende: Nachdem man die Steck- linge auf eben beschriebene Weise ge- schnitten, nimmt man ganz flache Scha- len, ohne Abzugsloch ; oder solche Töpfe, wo die Löcher zugestopft werden. Füllt diese Gefässe bis auf ?/;, vom Rande mit reinem, feinem Sand und bebraust sie so stark mit Wasser, dass dasselbe ei- nige Linien über dem Sande steht. Hat sich das Wasser etwas verzogen, 80 werden die Steeklinge hineingesteckt. nicht aus dem Blattknoten, wie andere | Jetzt stellt man die Schalen in einen Stecklinge, sondern an derganzen Länge | Kasten, braust sie hier nochmal über, I. Originalabhandlungen. so, dass das Wasser über dem Sande steht und setzt sie so offen, ohne Be- deckung von Glocke und Glasscheiben, nachdem die Fenster darauf gelegt der grösstmöglichsten Wärme aus und gibt selbst bei der grössten Sonnenhitze keinen Schatten. Denn der Grad der Schnel- ligkeit, womit sich die Stecklinge be- wurzeln, hängt nur von dem Wärme- grade ab, welchen man ihnen geben kann und die Verdunstung des Wassers, womit der Sand getränkt ist, schützt sie genugsam vor dem Verbrennen. Man hat nur darauf zu achten, dass zur Bewur- zelung der Stecklinge, das oben aufdem Sande stehende Wasser nicht vollständig verdunste. Die Vortheile dieser Methode sind sehr mannigfacher Art; zuerst er- fordern sie viel weniger Mühe, Raum und Zeit, als bei den anderen Vermeh- rungsarten; sodann sind diese Stecklinge spätestens in 14 Tagen, häufig aber auch schon in 8 Tagen angewurzelt und kön- 199 nen dann in Töpfe gepflanzt werden; endlich bekommt man ebensoviel junge Pflanzen, als man Stecklinge gesteckt hat, denn es geht kein einziger zu Grunde. Als Ableger kann man alle Zweige der Pflanze gebrauchen, da die Verbenen im Stande sind, an der ganzen Pflanze, am alten und jungen Holze Wurzeln zu bilden. Sind sie auf besondere Grup- pen und Beete ausgepflanzt, so fördert es das Aussehen, wenn dieselben nieder- gelegt und mit kleinen Häckchen befe- stigt werden. Die Zweige werden nur wenig mit Erde bedeckt und treiben dann die Wurzeln bald hervor, sind sie hinreichend stark genug, so schneidet man sie ab und behandelt sie wie Steck- lingspflanzen. C. Karsten, | Gärtner im Kaiserl. Botanischen Garten in Petersburg. 4) Die Cultur alpiner Pflanzen. Mitgetheilt von A. Senoner, Die Alpenpflanzen ziehen die Auf- merksamkeit aller Blumenfreunde auf sich wegen ihrer Niedlichkeit‘, der gros- sen Blüthen und prachtvollen Farben; nur Wenige haben aber Gelegenheit, dieselben an ihrem eigentlichen Stand- punkt zu bewundern, da theils die Be- steigung der Alpen mit Unbequenlich- keiten und oft Gefahren verbunden ist und im ersten Frühjahre nur die interes- santesten blühen, dieselben wohl auch äusserst schwer zugänglich sind. In Wien haben wir im k. k. Hof- garten im Belvedere *) Gelegenheit, eine ®) Dieser ist der 8.g. Host’sche Garten, | bedeutende Sammlung von Alpenpflanzen zu sehen. Der verstorbene Director der k. k. Hofgärten, Herr H. Schottt be- schäftigte sich nebst den Aroideen mit’ besonderer Vorliebe mit den Alpinen und die Glashäuser in Schönbrunn bar- gen deren in reichlicher Anzahl aus Eu- ropa und dem Taurus; leider aber wa- ren dieselben dem Publikum im Grossen und Ganzen nicht zugänglich; abgesehen un nn ne. Host gründete diesen behufs Cultivi- rung Österreichischer Pflanzen; hier wird auch das Host’sche Herbar auf- bewahrt. 200 Gartenflora Deutschlands, davon, dass, erhielt man die Bewilligung bierzu, man davon nicht den vollen Nutzen schöpfen konnte, da die wenig- sten Pflanzen mit ihrem Namen bezeich- net waren. Der gegenwärtige k. k. Hofgarten- Director Hr. Franz Antoine verlegte die Alpinen von Schönbrunn alle in den k. k. Hofgarten im Belvedere und ver- * traute ihre Pflege dem k. k. Hofgärtner Herrn Franz Maly an, welcher schon bei Schott’s Lebzeiten vielfach mit ihrer Cultur in Schönbrunn und deren Aufsammlung an Ort und Stelle beschäf- tigt war. Zur aus Schönbrunn, welche in überwiegen- der Anzahl aus Topfpflanzen bestehen, welches, wie mir Hr. Bartsch freund- wo ces noch ganz gefüllt war, einen Ranunculaceen beginnend und mit den Farnen schliessend, waren alle systema- | tisch aufgestellt; bei jeder Art war auf| einer weissen Blechtafel Wegen ihrer Blüthenpracht überraschten folia; Arabis coerulea, Halleri, procurrens; Cardamine resedifolia, carnosa; Draba | (besonders zahlreiche Repräsentanten aus | der Gruppe Aizoon); Aubrietia eroatica, | deltoidea ete.; Viola heterophylla; Wald- | steinia trifolia; Saxifraga Rocheliana, | Kotschyi; Primula marginata, hirsuta, ciliata. carniolica, viscosa,; Soldanella alpina, pusilla; Euphorbia Namentlich gewähren die Aubrietien ei- nen sehr schönen Anbliek und dürften wohl bald auch ausser den botanischen Gärten eine Zukunft haben. Von an- schen Garten der Universität | bruck von A. Kerner Innsbruck 1863* Unterbringung der Alpinen | in schwarzer | Farbe Name und Vaterland angegeben. | Russlands und der Schweiz. deren interessanten Pflanzenarten ver- dienen noch Erwähnung: Zahlbruck- nera paradoxa, Ranunculus gramineus, hybridus, Traunfellneri, Seguieri; Glo- bularia nudicaulis, Asplenium Seelosii, fissum Woodsia hyperboraea, ilvensisu. & f. Auch im k. k. botanischen Garten in Innsbruck finden wir reichliche (600) Anzahl von Gebirgspflanzen eultivirt ; wir finden hier ein vom Professor Herrn Dr. Anton Kerner dargebotenes, sehr instructives Bild der tirolischen Flora. Da die betreffende Schrift: „der botani- zu Inns- (Tiroler Bote) wohl nicht jedem Bota- | niker und Blumenfreund bekannt sein | dürfte, so geben wir aus derselben die wurde ein niedriges Kalthaus erbaut, | die Cultur der Alpinen betreffenden | Daten. lichst mittheilte, im ersten Frühjahre, | Längs der Mauer des Glashauses | sprossen aus moosigem Grunde alle hei- prachtvollen Anblick gewährte, Von den | mischen Farne — Königsfarn , Schild- farne, Straussfarn bis herab zu den klei- neren Milz- und Tupfelfarnen — in grosser Ueppigkeit hervor, und der Rand dieses Farnenbeetes ist mit der in den Moospolstern prächtig gedeihenden Lin- | naea borealis, Trientalis europaea, Galium besonders: Ranunculus carinthiacus; Fi- | caria calthaefolia; Corydalis blanda, rutae- | rotundifolium und Selaginella helvetica reichlich überwuchert. Die Gesteingruppen, in deren Ritzen und Nischen die Gebirgspflanzen einge- pflanzt sind, sind der Art aufgebaut, dass sie ein schematisches Bild der oro- graphischen und geographischen Verhält- nisse Tirols geben, die zwischen den | Gesteingruppen sich durchwindenden Wege | repräsentiren die Hauptthäler Tirols und capitulata; | Hyaeinthella leucophaea; Iris tuberosa. | die Gebirgsgruppen selbst stellen. die wichtigsten Gebirgsstöcke und Bergzüge dar, die mittlere Parthie der ganzen An- lage ist aus krystallinischen Schiefern aufgehaut und zerfälltin mehrere getrennte Massivs, die dem Ortles-, Oetzthaler-, I. Originalabhandlungen. Zillerthaler- und dem Glockner - Stock entsprechen. An der einen Seite dieser centralen Steingruppen erheben sich die aus Kalksteinen errichteten Steinhügel, welche die nördlichen Kalkalpen darstel- len und an der Südseite der Schiefer- kette die Kalkgruppen, welche die süd- liche Kalkalpenzone repräsentiren. Die unmittelbaren Einrahmungen der Wege werden entsprechend dem tertiären Mit- telgebirge auch aus tertiären Konglome- rat aufgebaut. Die Legfohren und Zir- belkiefern, die niederen Alpenweiden und Alpenerlen, die verschiedenen Alpen- röschen und Eriken prangen hier neben den bei den Sennern berühmten Madaun und Marbelgras, und den allen Bergsteigern bekannten blauen und rothen Speik, Edel- weiss und Edelrauten. Durch Anwendung eigenthümlicher Bodenmischungen gelan- gen selbst die Pflanzen der höchsten Alpen- jöcher in ihrer eigenthümlichen Form zu erhalten wie Carex curvula, Cardamine alpina, Andorsace glacialis, Ranunculus glacialis, Salix herbacea u. m. a. In je- ner Gesteingruppe, welche derLage nach dem Ortlesstock entspricht, wurde eine Röhrenleitung angebracht, aus welcher fortwährend Wasser über die Felsenpar- thieen herabrieselt. Die Gesteine dieser Felsenparthie stellen drei Terrassen dar und die dort aufgespeicherte Torferde wird wie in einem Sumpfe fortwährend feucht gehalten. Die oberste Terrasse enthält neben mehreren Pflanzen die gewöhnlich an Gebirgsquellen vorkom- mende Veilchenalge (Chroolepus Joli- thus), welche die Steinblöcke an den Ufern der Gletscherbäche mit ihrem rost- farbigen veilchenduftenden Ueberzuge 201 Orchideen, Simsen, Binsen - und Ried- gräsern (Carex capitata, chordorhiza, Sturmia Loeselii, Juncus Jacquini ete. an- gefüllt. Auf den anderen Gesteingruppen finden sich unter vielen anderen interes- santen Formen noch: Herniaria alpina, Draba Zahlbruckneri, Alchemilla penta- phylla, Ranunculus Seguieri, parnassi- folius, pyrenaeus undanemonoides, Saxi- fraga Seguieri, Artemisia spicata und nana, Daphne striata, Valeriana supina und elongata, Paederota Bonarota, No- tochlaena Marantae u. ın. a. Eine weitere Alpenpflanzen-Anlage finden wir bei Herrn Rudolph Hinter- huber in Mondsee (Öberösterreich), welcher Pflanzen den, Salzburger Alpen in seinem Garten mit grossem Er- folge eultivirt und so ein lebendes Bild seiner „Flora von Salzburg‘ gibt. Ueber diese Anlage gibt Herr Hinterhuber selbst mir folgende Mittheilung. Die Anlage nimmt höchstens einige Quadratklafter ein; die Höhe ist 6 Schuh, damit man alles leicht erreichen kann; die Lage gegen Ost. Um Alpenpilanzen zu ziehen, soll man sie, ehe sie blühen, zu erhalten suchen — zur Anpflanzung derselben eignet sich am besten eine Felsenparthie aus Tufftsteinen, womöglich Röhrentuff; in deren offen gelassenen Spalten und Fugen setzt man die Pflan- zen und belegt sie dann mit etwas Baum- moos, damit der Regen die beigegebene Erde nicht wegschwemmt. Die Erde zu den Hochalpenpflanzen ist mit mehr Sand und Steinchen vermengt, oder wenn es Urgebirgspflanzen sind, mit Granit- oder Glimmerstaub; die zur halben Höhe der Parthie gesetzten Species (Alpen- aus bekleidet; die mittlere Terrasse enthält | pflanzen) erhalten minder Sand und die ein Sphagnetum, in welchem die Hoch- moorpflanzen (Andromeda polifolia und Vaceinium Oxycoccos) wuchern und die unterste Terrasse ist mit torfliebenden am Fusse der Anlage eultivirten (Sub- alpine) eine humusreiche Erde. Die An- lage muss frei gegen Osten sein und frei von jeder Mittags- oder Nachmit- 202 Gartenflora Deutschlands, tagssonne, sowie von jeder Nähe von Bäumen, da deren herabfallende schwere Wassertropfen sämmtliche Hochalpen- und Alpenpflanzen tödten. Das Moos darf kein anderes als Baummoos sein, damit es sich nicht zu verbreiten ver- mag und bei Auszrabung von Alpen- pflanzen zum Zwecke obiger Anlage muss man wohlbedacht sein, anhaftende Graswurzeln u. a. gehörig zu entfernen, damit diese später sich nicht verbreiten und die edleren Pflanzen verdrängen; überhaupt muss oft und fleissig auf der Anlage gejätet werden. Hochalpenpflan- zen, die ihrer Natur nach den mächtigen Regen der Ebene nicht kennen, dürfen mindestens ‚nicht gegen Nord und N.W. gesetzt werden, wo dieser heftiger an- prallt. Ist in Sommermonaten hingegen die Temperatur gar zu anhaltend warm und trocken, so müssen die Pflanzen ein paar Mal des Tages mit einer Thau- spritze befeuchtet werden. Im Winter suche man mit Schnee zu decken, so lange man welchen in der Nähe hat, damit die Pflänzchen nicht gar zu bald treiben, in ihrem Wachsthum nicht über- stürzen und auf Kosten der Blüthe nur Blätter entwickeln. Auch werden sie zu leicht von plötzlich eintretendem Reif in ihrer weiteren Entwickelung gestört. Nach Schnecken muss fleissig gefahndet werden. Schattenpflanzen, Farne, (mit Ausnahme weniger, wie Aspidien, Ne- tochlaena u.a.) sowie Hochwaldpflanzen müssen natürlich einer eigenen schatti- gen Anlage einverleibt werden. Man rangirt den Bau im Frühjahre oder Russlands und der Schweiz. Herbst und schlage Pflanzen, die man nicht sogleich auf der- Anlage unter- bringt, an einen schattigen oder baum- losen Theil des Gartens ein, verschiebe aber die Versetzung nicht zu lange und nehme diese des Morgens vor. Unter den vielen Pflanzen, die in Hinterhuber’s Garten eultivirt wer- den, wollen wir nur einen kleinen Theil derselben hier aufzählen mit der Bemer- kung, dass Herr Hinterhuber jeder- zeit bereit ist, Alpina, Jedem der davon wünscht, zu überlassen, wie esauch der Fall bei Herrn Dr. Kerner ist.— Wir finden also: Draba aizoides, Petrocallis pyrenaica, Saxifraga oppositifolia, Burse- riana, androsacea, muscoides u. m. a., Primula speetabilis und Auricula, Viola biflora und montana, Myosotis suaveo- lens, Campanula barbata, Scheuchzeri, Pedieularis Jacquini, Geracium aureum, aurantiacım, Artemisia spicata, Mutel- lina, Gnaphalium supinum, Leontopodium, Erigeron alpinum, uniflorum, Alchemilla alpina, fissa, Soldanella alpina und mon- tana, Dryas octopetala, Cortusa Matthioli, Gentiana acaulis, bavarica, Rhododendron hirsutum, Rhodothamnus Chamaeistus, Homogyne discolor, Anemone apennina, Cacalia alpina, Aconitum Napellus, Hip- poerepis comosa, dann noch Paeonia co- rallina, Achillea tanacetifolia, Fritillaria Meleagris, Iris graminea, variegata, Waldsteinia geoides, Salix fragilissima, speciosa, Rosa pyrenaica, Periploca graeca, Robinia Caragana, Helleborus purpu- rascens, laevigatus, viridis, niger, Eran- this hyemalis u. =. f. I. Originalabhandlungen. 203 5) Berichtigungen einiger schönblühenden einjährigen Pflanzen, welehe während der Sommermonate 1866 im Kaie. bstanischen Garten zu St. Petersburg eultivirt wurden. 1) Aira caryophyllea L. Von Jühlke unter dem Namen Agrostis pul- chella. 2) Amarantus hypochondria- eus L. Von Benary unter dem Namen A. gigantens. 3) Anacyclus radiatus Lois, Von Haage und Schmidt unter dem Na- men Chrysanthemum multicaule „fl., al- bo‘; blühte aber beharrlich gelb! Ci. Rehbch. fl. germ. XVI. tab. 999. 4) Anagallis collina Schousb. Von Benary als A. grandiflora. 5) Arenaria serpyllifolia L. ß. leptoclados Rcehbch. Von Haage und Schmidt unter dem Namen A. Hel- mil. Cf. Rehbch. fl. germ. V. tab. 216, 6) Arctotis fastuosa Jacg. et var. 8. spinulosa DC. Von F. A. Haage als Venidium calenduloides und als Venidium multiflorum. Cf. Jacg. hort. Schönbr. II. tab. 166 et 167. 7) Argemone mexicana L, ß. albiflora Torr. et Gray. Von Jühlke unter dem Namen A. platyceras, 8) Argemone mexicana L. y. ochroleuca Bot. Reg. Von Möhring unter dem Namen A. Barklayana, Cf. Bot. Reg. XVI. ıab. 1343. 9) Blyttia suaveolens Fries. Von Jühlke als B, pendula. 10) Brixa maximaL. VonJühlke unter dem Namen B. rufibarbis. 11) Calceolaria glutinosa Heer et Rgl. Von Jühlke als C. fle- xu08a. 12) Calendula officinalis L, fl. aurant. pleno. Von Jühlke als C. speciosa imbricata. | 13) Calliopsis tinetoria DC. | Von Ausfeld unter dem Namen C. di- versifolia. 14) Chaenostoma hispidum Benth. Von Möhring als C. fastigia- tum. 15) Chrysanthemum carina- tum Schousb, «. typicum fl. ple- no. Von Benary, Jühlke und Möhring unter dem Namen C. tricolor Dunetti fl. pl. Es lagen uns im Ganzen 12 Pilanzen mit 40 Blumen vor; davon wa- ren nur 17 ganz gefüllt, 3 halbgefüllt und 20 ungefüllt. Dürfte daher als con- stant nicht empfohlen werden. 16) Chrysanthemum carina- tum Schousb, L. venustum Rgl. Von Huber freres unter dem Namen C. carinatum Dunetti und von Benary als C. carinatum purpureum. Ist mit ihren tiefearminrothen und am Grunde leuchtendgelben Blumenblättern eine der schönsten Varietäten von C. earina- tum. Cf. Regel’s Gartenflora 1864. pag. 66. tab. 247. 17) Chrysanthemum carnosu- lum DC. Von Haage und Schmidt als Ismelia coronopifolia. 18) Chrysanthemum corona- rium L. !Juteum plenum et album plenum. Von F. A, Haage alsC. na- num luteum plenum und als C. nanum album plenum. Sind aber ächte Chrysan- thema coronaria und verdienen dieBezeich- nung nana nicht im Geringsten. 19) Cleome StevenianaSchult. Von Haage und Schmidt unter dem Na- men C, iberica. 204 20) Coreopsis integrifolia Poir. Von F. A. Haage unter dem Na- men C. Oemleri. 21) Corydalis glauca Pursh, Von Haage und Schmidt als C. semper- virens. Cf. Bot. Mag. tab. 179. 22) Cuphea purpurea Hort. Von Huber freres als C. miniata. 23) Cuphea procumbens Cav. Von F. A. Haage als C. purpurea lila- cina. 24) Dianthus chinensisL. var. fl. albo. Von Ausfeld als D. hispani- eus fl. pl. 25) Dimorphotheca pluvialis Mönch. Von Ausfeldt unter dem Na- men Calendula Pongii fl. pl. Cf. Schkuhr Handb. tab. 264. 26) Eragrostis chilensis Mo- ris. Von Jühlke unter dem Namen Poa chinensis. 27) Eragrostis mexicana Lag. Von Jühlke als E. pectinata. 28) Eragrostis pectinacea Michx. Von Jühlke als E. suaveolens, 29) Erodium gruinum |l’H£rit. Von F. A. Haage unter dem Namen E, malacoides. Cf. Sibth. fl. gr, tab. 656. 30) Eschscholtzia californica Cham. Von Benary unter dem Namen E. crocea. 31) Gilia laciniata Ruiz et Pav. Von Haage und Schmidt als G. minima caerulea, 32) Gilia multicaulis Benth. var alba. Von Jühlke unter dem Na- men G. nivalis, 33) Gilia tricolor Benth. Von Jühlke unter dem Namen G. splendens. 34) Iberis amara L. Von Jühlke unter dem Namen I. und 1. umbellata alba. 35) Iberis Lagascana DC. Von F. A. Haage unter dem Namen I. odo- rata, arvatica Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 36) Iberis umbellata L. Von Möhring unter dem Namen I. umbellata naua Superba. Ist nichts Besonderes! 37) Lathyrus sativus L. Von F. A. Haage unter dem Namen L. azu- reus. | 38) LathyrustingitanusL. Von Huber freres unter dem Namen L. mauritanicus. Cf. Bot. Mag. tab. 100. 39) Limnanthes Douglasii R. Br. Von Haage und Schmidt als L. sulphurea odorata. 30) Linaria versicolor Mönch. Von Möhring unter dem Namen L. ele- gans. 41) Lopezia coronata Andr. Von Haage und Schmidt unter dem Na- men L. mexicana. 42) Lupinus Barkeri Lindl. Von Möhring unter dem Namen L. ve- nustus trieolor. Cf. Bot. Reg. XXV. tab. 56. 43) Lupinus elegans H.B.K. var. Dunetti. Von Möhrung unter dem Namen L. Dunetti atroviolaceus. 44) Lupinus elegans H. B.K. var. hybridus. Von Benary unter dem Namen L. Dunetti atroviolaceus. 45) Lupinus mutabilis Sweet. var. Cruickshanskii. Von Haage und Schmidt unter dem Namen L. mu- tabilis roseus. Cf. Bot. Mag. 3056. 46) LupinusnanusBenth. Von Benary unter dem Namen L. affinis. Cf- Bot. Reg. tab. 1705. 47) Lupinus pubescensBenth. Von Jühlke unter dem Namen L. Ehren- bergii und L. speciosus. Cf. Lem. jard. fleur. tab. 100. Fig. 2. 48) Lycopersicum esculen- tum Mill. Von Haage und Schmidt unter dem Namen L. giganteum. I. Originalabhandlungen. 49) Madaria elegans DC, Von Haage und Schmidt als M. corymbosa. Cf. Bot. Reg. tab. 1458. 50) Malva mauritiana L, Von Jühlke als M. variegata. Cf. Ind. sem. h. bot. Petrop. 1861. pag. 50. 51) Mimulus luteusL. var. eu- preus. Von Benary unter dem Namen M. robustus. Cf. Regel’s Gartenflora 1864. tab. 422 und Bot. Mag. tab. 5478. 52) Mimulus luteus L. var. grandiflorus. Von Haage und Schmidt als M. quinquevulnerus ro- bustus. 53) Mirabilis Jalapa L. Von F. A. Haage als M. Jalapa fol. variega- tis. Die panachirte Form scheint so- nach nicht constant zu sein. 54) Nemophila atomaria Fisch. et Mey. var. discoidalis; N. insignis Benth. et var. alba und N. maculata Benth. unter 12 verschiedenen Nummern und Namen aus verschiedenen Handelsgärten! 55) Nicotiana TabacumL. Von Ausfeld unter dem Namen N. orientalis. 56) Nigella damascena L. Von Jühlke unter dem Namen N, orientalis. 57) Ocimum BasilicumL. Von F. A. Haage als OÖ. mexicanum, 58) Oenothera Drummondii Hook. genuina. Von F. A. Haage als OÖ. Drummondii nana. Cf. Bot. Mag. tab. 3361. 59) Oenothera odorata Jacg. Von F. A. Haage unter dem Namen O. Sellovii. Cf. Bot. Mag. tab. 2403. 60) Oxzalis corniculataL,. var. atropurpurea Planch. Von Jühlke als O. tropaeoloides,. Cf. El. des serres ZU. tab. 1205. 205 61) Panicum capillare Gron. Von Jühlke als Eragrostis elegans. Cf. Rehbch. fl. germ. VII. tab, 82. 62) Phacelia congesta Hook, und P. tanacetifolia Benth. Beide von Haage und Schmidt unter dem Na- men P. texana. Cf. DC. prodr. IX. pag. 299, Bot. Reg. tab. 1696 und Bot. Mag. tab. 3452. Beide stammen allerdings aus Texas. 63) Pharbitis hispida Choisy. Von Haage und Schmidt unter dem Na- men Ipomaea Schizoloma und vonF. A. Haage als I. purpurea Kermesina. 64) Podolepischrysantha Endl. Von F. A. Haage als P. affinis. Cf. Walp. Rep. II. pag. 645. 65) Polygonum orientale L. Von Benary als P. orientale speciosum, Cf. Bot. Mag. tab. 213. 66) Reseda Jacquini Rchbeh. —R. mediterranea L. Von Haage und Schmidt als R. arborea. Cf. Jacgq. icon. tab. 475 und Rchbceh. fl. germ. II tab. 99. 67) Ricinus communis L. © genuinus. Von Benary als R. spec- tabilis und von Möhring als R. macro- phyllusatropurpurens. Of. Schkuhr Handb. III pag. 288. tab. 312. 68) Ricinus communisL. var. viridis Willd. Von F. A. Haage als R. rutilans. Cf. Willd. hort. tab. 49, 69) Ricinus communis L. var. rubescens Herd. var. nova: caule herbaceo rubescente, necpruinoso. Von Benary als R. tunicensis und von Möhring als R. ornatus. Verdient als decorative Pflanze empfohlen zu werden. 70) Schizanthus pinnatus Ruiz et Pav. «©. violaceus genui- nusundß.lilacinus oculatus. Diese beiden Varietäten der alten bekannten 206 Pflanze erhielten wir von Haage und Schmidt unter den Namen: S. gracilis, S. humilis, $. obtusifolius, S. porrigens, S. pulchellus, S. venustus und S. vio- laceus; von F. A. Haage unter dem Na- men S. grandiflorus oculatus und von Benary unter dem Namen S. spec. e Chile. Cf. Bot. Mag. tab. 2404 und tab. 2521. 71) Setaria italica Knth. var, germanica Knth. Von Jühlke als Panicum persicum. 72) Silene bipartita Desf. Von Haage und Schmidt unter dem Namen S. hirsuta. Verdient als eine der schön- sten einjährigen Silenen zur Cultur em- pfohlen zu werden. Cf. Willkomm icon. et deseript. plantar. novar. Hispaniae I. pag. 44. tab. 30. 73) Silene pendula L. var. caulibus rubescentibus. Von Haage und Schmidt unter dem Namen S. pen- dula ruberrima. Ist eine ganz niedliche Varietät. 74) Silena trinervia Seb. et Mauri. Von Haage und Schmidt unter dem Namen S, Bergeri. Cf. Seb. et Maur. prodr. fl. Rom. tab. 2. 75) Silene vespertina Retz. Von Haage und Schmidt unter den Na- men S. procumbens und S. pulchella. Cf. Rehbch. fl. germ. VI. tab, 279. 76) Solanum sisymbrifolium Lam. Von Haage und Schmidt unter dem Namen S. decurrens. Cf. Jacg. eclog. plant. tab. 7. (= $. brancaefo- lium Jacgq.) 77) Sorghum vulgare Pers. Von Jühlke als S, rubens. 78) Sphaerostigma Bistorta Walp. Von Haage und Schmidt unter dem Namen Erythraea pulchella! Cf. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Walp. Rep. II. pag. 77. Diese califor- nische Önagrarie mit kleinen gelben Blüthen gehört entschieden nicht zu den schönblühenden Sommergewächsen. 79) Thelesperma Burridgea- num Hort. £. atropurpureumRgl. — (Cosmidium Burridgeanum Hort. ß. atropurpureum Rgl. Von Ausfeld unter dem Namen Cosmidium Engelmanni. Cf. Ind. sem. hort, bot. Petrop. 1857. pag. 40. Ist sicher weiter nichts als eine dunkelroth blühende Form des Th. fili- folium Gray. 80) Thelesperma filifolium A. Gray. — Cosmidium filifolium Torr. et Gr. Von Ausfeld unter dem Namen Cosm. atropurpureum. Cf. Bot. Mag. tab, 3505. (= Coreopsis filifolia Hook.) 81) Tropaeolum majus_L. var. citrina. Von Ausfeld als T. Tom Thum White. 82) Tropaeolum majusL, var. nana. Von Möhring als T. elegans nanum und als T. King Theodor; und von Ausfeld ais T. Tom Thum Brown. 83) Veronica glauca Sibth et Sm. voa Möhring. Von ihr nicht ver- schieden sind die V. amoena Stev. und die V. graeca Sprunn. Cf. DC. prodr. X. pag. 484 und Sibth. fl. gr. I. tab. 7. 84) Waitzia corymbosa Wendl. Von Haage und Schmidt unter den Na- men W. acuminata eitrina und W. co- rymbosa sulphurea. Es waren aber nicht nur gelb blühende, sondern auch rosa- blühende Exemplare darunter, gerade wie sie im Bot. Mag. auf tab. 5443 ab- gebildet sind. 85) Zinnia tenuiflora Jacg. VonJühlke unter dem Namen: Z. am- bigua. Cf. Jacq. icon. tab, 590. F. v. Herder. I. Originalabhandlungen. ©) Cultur der Ixora coceinea UL. Von E. Ixora coceinea gehört zu den schön- sten Warmhauspflanzen, und sollte in keinem Garten fehlen. Die reichen scharlachrothen Blüthendolden leuch- ten weithin aus dem dunkeln Grün der Blätter und dauern, nicht zu warm aufgestellt, sehr lange, Die Cultur ist nicht schwer, macht indessen einige Abweichungen nöthig, welche ich hier beschreiben will. Die Ixora kann mit Ausnahme der Blüthezeit, welche Ende Sommer ein- tritt, zu jeder Zeit verpilanzt werden, und man nimmt dazu Haideerde und Holzerde zu gleichen Theilen, reichlich mit Sand und Kohlenpulver gemischt. Um sie stets in kleinen Töpfen zu ha- ben, muss beim Verpflanzen alle Erde abgeschüttelt werden. Die Wurzeln wer- den dann rein ausgewaschen und mit Kohlenstaub bestreut. Das Einpflanzen kann dann sehr oft in dieseiben Töpfe geschehen. Sie werden die Töpfe sehr bald durchwurzeln, ohne schlechte Blät- ter zu bekommen. Beim Verpflanzen oder nach dem Verblühen schneidet man sie stark zurück, damit die Pflanzen stets buschig werden. Meyer. Die Ixora gedeiht in einem Hause von 12—15 GradR. sehr gut, nur muss sie oft geputzt werden, da sie vom Un- geziefer sehr gern befallen wird, Die Vermehrung geschieht sehr leicht durch Stecklinge, welche in Sand gesteckt bei einer Bodenwärme von 20—25 Grad R. in 3-——4 Wochen bewurzelt sind,, Nachschrift von J. Ich erinnere mich aus früherer Zeit, dass Ixora coccinea dann am schönsten wurden, wenn sie nicht zu warm stan- den, im Frühjahr aber nach dem Ver- pflanzen in einen warmen Kasten kamen, wo bei warmem Wetter stark gelüftet und gespritzt wurde. Düngerguss be- fördert die Ueppigkeit der Pflanzen sehr, darf aber stets nur schwach angewendet werden. Ferner sah ich sie irgendwo im Sommer in einem niedrigen Warm- hause, welches der Vermehrung wegen immer ein warmes Beet hatte, in Unter- sätzen mit Wasser stehen, wo sie stets von unten bewässert wurden. Das grösste Hinderniss der Cultur sind die Woll- läuse, bei deren Entfernung die jungen Blätter zu leicht beschädigt werden, 7) Taece» cristata Jack. Nicht eigentlich Farbenpracht, son- dern das Seltsame und Sonderbare im Blüthenstande, verbunden mit einem gu- ten kräftigen Baue und hervortretender (Atacecia eristata Kth.) ganz besonders empfehlenswerth. Denn die ziemlich grossen dunkelgrünen, fast bräunlichen Blätter und die Fähigkeit der Pflanze, sich zu einer grossen Staude Gestalt der ganzen Pflanze, macht die- | erziehen zu lassen, sind Eigenschaften selbe für jede grössere Sammlung, sowie | dieser Pflanze. Dazu die sonderbaren zur Ausschmückung der Gewächsbäuser, | Blumen von düsterer schwärzlich brauner “ 208 Färbung, in einem eigenthümlichen, mit | fadenartig herabhängenden Gebilden ver- sehenen Blüthenstande beisammen ste- hend, geben der Pflanze ein zwar dü- steres, aber doch schönes Ansehen. Wo ein Gewächshaus oder sonst ein mit Blumen ausgeschmückter Raum, gänzlich mit Blumenpflanzen von starker prunk- hafter Farbe angefüllt ist, da ist wohl der erste Anblick ein angenehm fesseln- der, aber bald wird das Auge müde: es sucht Ruhepunkte, also mildere Farben und Abwechslung. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Cultur dieser Pflanze ist der vieler Aroideen ähnlich. Eine nahrhafte lockere Erde, ungesäumtes Verpflanzen bei erfolgter Durchwurzelung, ein hel- doch gegen stärkere Sonne ge- ler, schützter Stand, und im Sommer reich- lich Wasser, sind die nothwendigsten Bedingungen. Dann gedeiht diese Pflanze in einem Warmhause, bei 11—14° R. Wärme im Winter, recht gut. (Clauss in Carlsruhe). « Ss) Das frühe Treiben der Gurken. Vom Herrn Dach in Klein-Pungern, (Esthland). Wenn Gärtner vom Auslande oder aus St. Petersburg in das Innere Russ- land’s kommen, so wird von ihnen ge- wöhnlich auch verlangt, dass sie frühe Gurken liefern, eine Cultur, mit welcher sie sich, ausser vielleicht in Frühbeeten, nie befasst haben. Diesen nun glaube ich einen Dienst zu erweisen, wenn ich das hauptsächlichst dabei zu Beobach- tende hier mittheile. Um rechtzeitig Gurken haben zu können, finden sich in fast allen grösse- ren und kleineren Gärtnereien im Innern Russland’s kleine Häuser, die unter dem Namen: Gurken-Teplizen dort allgemein bekannt sind. Es sind dies 35 — 40’ lange Häuser, mit liegenden Fenstern, meist 2—3‘ in die Erde eingelassen, die in ihrer Mitte ein aus Holz oder Stein gebautes Mistbeet und an der hintern Wand einen Heizkanal haben, jedoch lässt sich der Kanal auch ebenso gut unter dem Beete anlegen, so dass er, wenn Gefässe mit Wasser darauf ange- bracht sind, zu gleicher Zeit zur Erwär- mung des Beetes dienen kann. (Selbst- verständlich darf in diesem Falle der Kasten nicht aus Holz sein). Meistens jedoch wird dem Mistbeete der Vorzug gegeben. Um im Januar frische Gurken zu haben, legt man die Kerne schon im September; sobald sie gekeimt, pflanzt man dies junge Pflänzchen in ganz kleine poröse Töpfe, die mit feiner Erde, zur Hälfte aus Mistbeet- und Lauberde ge- mischt, gefüllt sind. Die jungen Pflan- zen werden, -.Ja sie einen hellen und warmen Standort verlangen, am besten auf Brettern, die am oberen Ende der Fenster des Warmhauses dicht unterm Fenster angebracht sind, plaeirt. Von hier werden sie nun täglich herunterge- nommen, gegossen, bei hellem Wetter auch einigemale gespritzt, vorher jedoch wird vermittelst eines spitzen Hölzchens die Erde oft aufgelockert. Da es nicht zu vermeiden ist, dass bei anhaltendem Regen- oder Schnee- wetter die schwächsten Pflanzen umfal- y / % ys E I. Originalabhandlungen. len, sorge man, dass man mehr Pflanzen als nöthig hat und mache zu diesem Zwecke lieber noch eine zweite Aus- saat. Die ersten Töpfehen werden bald ausgewurzelt sein, und die jungen Pflan- zen müssen in etwas tiefere verpflanzt werden, man achte aber darauf, dass so- wohl jetzt, wie bei dem späteren Ver- pflanzen dieselben bis zu den Coiyle- donen mit Erde bedeckt sind; dadurch bilden sich auch am Stengel Wurzeln. Die Pflänzchen fangen nun an Blätter zu treiben. erstarken aber, da in dieser Zeit die Sonne bei uns so niedrig steht, sehr langsam. Um das Langwerden der jungen Pflänzchen zu verhüten, lässt man sie das Licht so lange als möglich genies- sen, ja sogar das Mondlicht; wenn auch von Vielen der Einfluss des Mondes auf unsere Erde bestritten wird, so habe ich doch deutlich bemerkt, dass junge Gurkenpflanzen, solchen gegenüber, wel- che Nachts bedeckt immer kräftiger und ren *). Mitte November gehalten wurden, gedrungener wa- richtet man das *) In den langen Nächten des Nordens zur Winterszeit, glaubt auch der Un- terzeichnete, dass Nachts durch Be- deckung ganz dunkelstehende junge Gurkenpflanzen, langbeiniger als dem Einfluss des Mondlichtes ausgesetzte, unbedeckt stehende Gurkenpflanzen werden. Zu übersehen ist es aber hier nicht, dass dabei auch noch ein anderer Faktor mitwirkt Das ist, dass unter bedeckten Fenstern stehende junge Gurkenpflanzen, auch des Nachts höheren Temperaturgraden ausgesetzt, als solche die unter unbedeckt blei- benden Fenstern, dem steten Einstür- zen niederer Temperaturgrade mehr ausgesetzt sind. (E. BR.) VU. 1867. 209 Haus, welches die Gurken aufnehmen soll, ein. Die Anlage des Beetes als bekannt voraussetzend, bemerke ich nur, dass man sich zu diesem Beete des be- sten Düngers bedient und denselben fest und gleichmässig packt, damit sich das Beet nicht zu frühzeitig und unegal setze. Darauf wird eine 3° hohe Schicht verrotteten Düngers ausgebreitet und auf diesen die fusshohe Lage Erde von der- selben Mischung wie oben angegeben, nur nicht so fein gesiebt, gebracht. Die obere Fläche des Beetes muss mit den Fenstern fast parallel laufen und darf von diesen nur 9—12“ entfernt sein. Nachdem die Fenster rein gewa- schen, werden nun bier die jungen Pflan- zen zu zweien in die etwas hügelartig aufgeworfene Erde, liegend gepflanzt und wieder bis zu den Cotyledonen mit Erde bedeckt. Man pflanzt am vortheil- haftesten in 2 Reihen, deren hinten- stehende, man späterhin an ein, in schräger Richtung anzubringendes Spa- lier, anheftet, während man die vordere das Beet mit seinen Ranken bedecken lässt. Die äussere Temperatur haı bekannt- lich grossen Einfluss auf diese Mist- beete, so dass sie sich, beim Steigen des Thermometers im Freien plötzlich erhitzen, desshalb ist es nothwendig, Stäbe (am besten eiserne) einzustecken, um sich durch öfteres Herausziehn und Befühlen derselben — bei Tag und bei Nacht — von der inneren Temperatur des Beetes za unterrichten; sollte es zu heiss sein, so müssen die Pflanzen mit ihrem Ballen gehoben werden, auch kann man durch, bis in die Mitte des | Beetes gehende Löcher, die vermiltelst eines Spitzen Pfahls geinacht werden, die Hitze aus dem Beete entweichen lassen, nur verhüte man dabei. dass der Dunst die Pfianzen berühre, 14 E 210 Sobald sie einige Blätter getrieben haben, schneidet man über dem ersten die Spitze ab und fährt fort immer auf 2 Augen zu schneiden. Dieser Schnitt eben, consequent in den ersten 6—8 Wochen durchgeführt, ist es, welcher das frühe Hervortreten der weiblichen Blüthen veranlasst, denn häufig kommen schon an den, in den Achseln der Co- tyledonen sich entwickelnden Augen, die ersten weiblichen Blüthen hervor, was namentlich bei der „Non plus ultra- Gurke‘ bemerkt wird. Sobald sich die Pflanzen mehr be- staudet haben, kommen auch ohne Schnitt Gurken genug, sie zeigen sich dann in den Spitzen traubenweise, von denen man nur die grösseren lässt, die kleine- ren aber, so wie die fruchtlosen und zu dicht stehenden Ranken schneidet man weg. Das Befruchten darf in der ersten Zeit nicht unterlassen werden, wenn späterhin mehr gelüftet wird, verrichten fliegende und kriechende Insekten dies Geschäft. Die Temperatur des Hauses wird auf — 14—16° gehalten, bei mildem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Wetter wird gelüftet und Morgens und Abends mit lauem Wasser gespritzt. Ist das Beet schon ganz durchwurzelt, so nimmt man, wo es sich thun lässt, die obere Erde weg und bedeckt das ganze Beet I—11/,‘' hoch mit Mistbeeterde. Auf diese Weise kann man die Ernte der Gurken auf einen Zeitraum von 5—6 Monat verlängern. Zum frühen Treiben habe ich gern die alte „Non plus ultra-Gurke‘, ferner die „Frühe volltragende‘ und die „Glatte grüne“ benutzt. Ohne Zweifel eignen sich auch viele von den neuern Sorten dazu, doch habe ich mit denen noch keine Versuche ge- macht. Die „Mr om’sche Gurke ist zwar die beliebteste, lässt sich aber nicht so früh treiben. Die Kerne zur Aussaat habe ich immer sehr alt, wo möglich 10jährig genommen. Dass im Anfange der Raum zwi- schen den Gurken nach Belieben zu Salat, Radies oder Spinat benutzt wer- den kann, versteht sich von selbst, nur entferne man in dem Maasse, wie die Gurken wachsen, diese Neberproducte aus ihrer Nähe. li. Neue Zierpflanzen. 1) Ueber einige von von Martens nicht beschriebene Bohnenvarietäten von Dr. Ale- teld. Von Martens theilt bekanntlich in seinem trefflichen Werke über die Gartenbohne diese Pflanzein7 Arten und beschreibt von diesen 120 Varietäten. Dazu führte ich in meiner land- wirtbschaftlichen Flora 4 weitere bemerkens- werthe Formen auf und kann nun noch fer- nere 4 sehr leicht unterscheidbare, zum Theil | sehr schöne Bohnensorten vorlegen. Die eine und schönste dieser Bohnen, Phaseolus vulgaris seminiger, halbschwarze Kugelbohne, schliesst sich unmittelbar an Phas. vulg. dimidiatus (halbrothe), semica- cao (halbschokolade) und semiluteus (halb- gelbe) an und bildet mit diesen eine kleine Gruppe. Sie ist wie diese 3 Farbensonder- linge eine 2—3 Meter hoch steigende Ku- gelbohne *), mit weisser Blüthe und breiter *) In meiner landwirthschaftlichen Flora ist Phas. vulg. semicacao aus Versehen als Krugbohne bezeichnet. A. I. Neue Zierpflanzen. kurzer Hülse. Sie unterscheidet sich von den 3 bezeichneten Varietäten leicht durch die tintenschwarze Färbung der Nabelhälfte der Bohne. Auch sind am Strophiolumende immer noch einige getrennte schwarze Fleck- chen. Die Blüthezeit ist wie bei den 3 Ver- wandten, 3 Wochen nach Phas. vulg. Will- motianus (der frühstblühenden); sie gehört also zu den späten. Auffallend ist, dass trotz der rein schwarzen Färbung der halben Bohne die Blüthe weiss ist. Die andre, Phaseolus vulgaris Egeri, Egersbohne, steht der Phas. vulg. vinosus (der weingelben Dattelbohne) am nächsten und unterscheidet sich nur von ihr durch die fast schwarze Färbung der Samen. Von weitem erscheinen dieselben rein schwarz, genau betrachtet aber mit einem Stich in’s Bräunliche. Die Cultur@#im nächsten Jahre wird dieselbe sehr wahrscheinlich, wie alle Dattelbohnen, als mittelfrühe Krugbohne zei- gen und zwar mit bläulicher Blüthe, da pur- pureus und vinosus licht rosafarbne Blüthen haben. Die 3. Bohnenvarietät ist Phaseolus vul- garis pedunculosus, langstielige Bohne, die sich durch den 2—3 Zoll, also enorm langen Pedunkel vor allen andern Bohnen bemerk- lich macht und hierdurch, sowie durch die 4.—6. Zahl der Blüthen zu multiflorus hin- neigt. Sie ist eine schwarzsamige, blaublü- thige, späte (3 Wochen nach Ph. vulg. Will- motianus blüh.) Reisserbohne. Die Hülse ist mit der Spitze bis 90 Mm. lang, knotig, derb, schwarz gefleckt. Die Bohnen sind flach elliptisch, nicht nierenförmig, glänzend, schwarz mit röthlichem Schimmer, 9—12 Mm lang, 7—8 Mm. breit und 4—5 dick. Nach allem steht dieselbe der Phas. vulg. atrocaerulescens (Nr. 1 meiner landw. Fl.) am nächsten, ist aber durch den langen mehrblüthigen Pedunkel, die gefleckte Hülse und die flachen kürzern Bohnen leicht zu unterscheiden. Ich erhielt dieselbe als Phas. dolichoides aus dem botanischen Garten zu Darmstadt; da ich aber auch nicht das Min- deste fand, wodurch dieselbe an dolichos erinnern möchte, gab ich ihr obigen be- zeiehnenden Namen. Die 4. ist Phascolus vulgarıs caprimul- 211 ginus, Ziegenmelkerbohne, eine zierliche Eierbohne, die ich erst im folgenden Jahre ziehen kann, da ich sie, wie Egeri, zu spät erhielt. Die Bohne steht der Phas. vulg. Kichnianus (Nr. 99 der landw. Fl.) am näch- sten, unterscheidet sich aber leicht dadurch, dass die Flecken tief aschgrau und dünner gestellt sind, so dass sie etwa nur ?/, Fläche decken. Der Grund ist schneeweiss. Die Bohnen haben durch ihre Färbung eine auf- fallende Aehnlichkeit mit den Eiern des Zie- genmelkers (Caprimulgus europaeus). Was den ökonomischen Werth dieser 4 Varietäten anbelangt, so sind es ganz gute Trockenbohnen, nicht schlechter und nicht besser als die meisten der Bohnensorten, mit denen sie die Culturweise gemein haben. Mit diesen ist die Zahl der bekannten Bohnensorten auf 128 gebracht. Sehr leicht wird dieselbe aber, bei einigem Sammeln sich auf 150 steigern lassen, zumal Herr von Martens seine Var. etwas zu schematisch auflasste. Ober-Ramstädt bei Darmstadt im Nov. 1866. 2) Pitcairnia viridiflora. Aus dem Gar- ten zu Herrenhausen erhielten wir die in Rede stehende ächte Pitcairnia, als Tilland- sia viridiflora. Die bandförmigen ganzran- digen Blätter derselben werden 1—1!/, Fuss lang, bis 2 Zoll breit, sind kürzer ala der Blüthenstand, grün und kahl. Der Blüthen- schaft ist mit häutigen scheidigen Bracteen besetzt. Blumen in einer einseitigen ähren- törmigen Traube. Bracteen hüllen Kelch und Fruchtknoten ein und sind länger als solche, grün, auf dem convexen Rücken, wie die grüne Spindel, von kleinen Pünkt- chen fast scharf, Kelch 3blätterig, grün, mit aufrechten, fast spitzen Blättchen. Blumen- krone noch einmal so lang als Kelch, gelb- grün, mit aufrechten bandförmigen spitz- lichen Blumenblättern, welche letztere. am Grunde 2 tief gezahnte Schüppchen tragen. Staubfäden so lang als der Griffel, etwas kürzer als die Blumenkrone. Narbe kopf- förmig. — (E. R) 3) Ficus (ooperi hort. Ein schöner, baumartiger Ficus, der wahrscheinlich aus dem tropischen Amerika stammt, von dem wir aber keine Beschreibung auffinden konn- 14 * 212 ten. Gehört also wohl zur grossen Zahl der in unsern Gärten direct eingeführten Pflanzen, die hier einen Namen erhielten, ohne jedoch beschrieben zu werden. Ist eine schöne Decorationspflanze für's Warm- haus. Aeste stielrund, die jüngeren schwach behaart, die älteren kahl. Blätter gestielt, abwechselnd. Blattstiel stielrund, 12/.—2 Zolllang, anfangs kurzhaarig, später kahl. Blattfläche gross, bis fusslang, aus schmalem abgerundetem, oder fast herzför- migem Grunde, länglich-elliptisch, zugespitzt, ganzrandig, etwas wellig und beiderseits kahl; oberhalb ist das Blatt glänzend tief- grün, die Unterfläche ist heller und von einem stark vortretenden purpurnen Mittel- nerven und beiderseits 7—13 gleichfarbigen Seitennerven durchzogen. Der Fruchtboden keulig-verkehrt-oval, in einen kurzen Stiel verschmälert, purpurfarben. — (E. R.) 4) Aucaba japonica Thbrg. und deren Abarten. Unter den Pflanzen, die in neuerer Zeit in einer Masse von verschiedenen For- men in unsere Gärten eingewandert sind, gehören die zahlreichen Formen von Aucuba japonica Thbrg. jenes schönen Strauchs, der in England, Frankreich, Belgien schon gros- sentheils als schöner immergrüner Strauch im freien Lande aushält, — während wir in Deutschland und Russland genöthigt sind, solchen als schöne immergrüne ÖOrangerie- pflanze zu ceultiviren. Nachdem Thunberg diese Pflanze in sei- ner Flora japonica beschrieben und abge- bildet, kam solche zu Anfang dieses Jahr- hunderts auch in lebenden Exemplaren nach Europa. Im Jahre 1808 erschien im Bota- nical Magazine (tab. 1197) die erste Abbil- dung nach einem in Europa blühenden Exem- plare und zwar war dies dieForm mit gelb gefleckten Blättern, bis nun in neuerer Zeit erst durch Siebold, Fortune, Veitch, Maxi- mowicz eine Menge anderer Abarten nach Europa eingeführt wurden. Im Nachstehen- den wollen wir es versuchen, die im Peters- burger Garten cultivirten Abarten, kurz zu- sammen zu stellen. a) Varietäten mit gelb gefleckten Blättern. «) maculata. Die zuerst eingeführte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. alt bekannte Form, mit gelb gefleckten Blät- tern. — Blumen weiblich. ß) latimaculata. Eine von Siebold schon nach seiner ersten Reise eingeführte Form, die sich durch gelb gefärbte Aeste und ein breites goldgelbes Band längs des Mittel- nerves des Blattes auszeichnet. Ist sehr va- riabel, aber eine der schönsten Sorten. Im Jahrg. 1864 pag. 38 der Gartenflora erwähn- ten wir solcher nach einem von Maximowicz eingeführten Exemplar, als A. japonica fol. medio-aureis. — y) variegata. So nennen wir jetzt der Kürze halber, eine Grtfl. 1864 pag.38 als A. japonica fol. viridi- et luteo-variegatis schon erwähnte Form. Länglich-lanzettliche, un- deutlich gezähnte Blätter, die im Centrum längs des Mittelnerven meist dunkelgrün und mit breitem hellgfünem Rande, -- oder die gänzlich matt hellgrün oder zuweilen noch unregelmässig grün gefleckt, kennzeichnen diese von C. Maximowicz aus Japan einge- führte Form. 0) versicolor. In der Gartenflora 1864 pag.38 unter dem unzweckmässigen Namen A. japonica luteo-marginata aufgeführt. Blät- ter länglich-oval, entfernt gezähnt, bald ein- farbig dunkelgrün, bald einfarbig hellgrün, und längs des Mittelnerven dunkelgrün oder endlich auch zuweilen dunkelgrün und hell- gelb gezeichnet. Gleichfalls von Maximowiez aus Japan eingeführt. &) bicolor. Ein niedriger Strauch, der schon als kleines, kaum spannenhohes Exem- plar seine männlichen Blumen entwickelt. Blätter oval oder länglich-oval, entfernt ge- zähnt, hellgrün, längs des Mittelnerven meist hellgoldgelb. Vom Hrn. Van Houtte unterm obigen Namen erhalten und eine ganz vor- züglich schöne Abart. &) mascula. Blätter länglich-lanzettlich oder länglich-oval, hellgrün, glänzend, bald einfarbig, bald am Grunde mit einem gelben Fleck gezeichnet, entfernt gesägt oder gross und buchtig gezähnt. Blumen männlich. — Aus dem Garten von Jacob Mackoy u. Co. als A. himalayensis erhalten. Wir bemerken hierzu, dass wir die ächte A. himalayensis Hook. fil. gleichfalls eultiviren. Lang ge- streckte einfarbige Blätter mit langen, meist IN. Notizen. violetten Blattstielen unterscheiden die nicht blühende Pflanze kaum von den grünblätte- rigen Formen der A. japonica. Die Kelch- blätter der A. himalayensis besitzen aber nicht die tief rothe Farbe, welche denen der A. japonica eigen ist, sondern sind grün- lich und stärker zugespitzt. Endlich sind auch die Beerenfrüchte gelbroth. Wahr- scheinlich muss jedoch auch A. himalayensis als Form zu A. japonica Thbrg. gezogen werden. b) Formen mit einfarbigen grünen Blättern. n) longifolia. Blätter länglich - lanzett- lieh, gross buchtig gezähnt, dunkelgrün, glänzend. Aus den Garten von L. Van Houtte in Gent. $) ovata. Blätter oval, gross buchtig- gezähnt, dunkelgrün, glänzend. — Blumen männlich Von L. Van Houtte. ı) pygmaea. Niedriger Strauch. Blätter länglich-oval, entfernt und scharf gesägt, hell mattgrün. Von L. Van Houtte. — 1) Nachträgliche Bemerkungen über Dimorphismus. Um denjenigen unserer Leser, die von Dimorphismus und Trimorphismus noch nichts gehört haben, klarer zu werden, lassen wir hier das Votum folgen, das der Referent auf den Congress in Amsterdam, in Folge eines Vor- trages des Herrn Professors Caspary in Königsberg, über die doppelte Blumenform von Cystisus Adami, abgab. Herr Pro- fessor Caspary hatte nämlich diese doppelte Blumenform durch den Einfluss des Wild- lings, auf den veredelt wurde, erklären wol- len. — Der Referent sprach sich damals in folgender Weise aus: Die Beobachtungen des Herrn Prof. Caspary haben einen hohen Werth für die Wissenschaft, — ich kann aber die, auf diese Beobachtungen gegrün- deten Schlüsse nicht theilen. Dass der Wildling einen Einfluss auf die auf solchen gesetzten Edelreiser aus- 213 x) concolor. Blätter oval-lanzettlich oder fast elliptisch, entfernt und gross gesägt, dunkelgrün, glänzend. Blumen weiblich. Diese Form ist vorzugsweise in den letzten Jahren als die wilde Stammart der A. japo- nica in den Gärten verbreitet worden. Au- cuba japonica Thbrg. wächst von Jesso bis Nagosaki häufig in Waldungen nach Herrn C. Maximowicz wild. Unter den wild ge- sammelten Exemplaren finden sich die For- men 7, $, '., und die in Rede stehende Form vertreten, — so dass wir überhaupt von allen grünblätterigen Formen mit dem gleichen Rechte sagen können, sie stellten die typische wilde Stammart dar. Im Nor- den bei Hakodate bildet die Aucuba nur 1—2 Fuss hohe Sträucher, in Süden dagegen 6—10 Fuss hohe Exemplare. 1) angustifolia. Blätter schmal läng- lich-lanzettlich, entfernt gesägt. — Diese durch sehr schmale Blätter ausgezeichnete Form führte Hr. C»Maximowiez aus Gärten Japan’s ein. — (E. R.) Notizen. üben könne, dass hieraus sogar eine an- dere Form des aufgesetzten Edelreises her- vorgehen könne, das ist eine Annahme, die durch Tausende von guten Beobachtungen wiederlegt wird. Eins der auffallendsten Beispiele, dass der Wildling keinerlei Ein- fluss auf das Edelreis ausübt, geben die so- genannten Sorternbäume, oder diejenigen grösseren Exemplare unserer Obstbäume, wo auf ein einziges Exemplar eine grössere Zahl verschiedener Sorten aufgesetzt wer- den, um solche zu erproben. Auf dem glei- chen Wildstamme erlangen alle die verschie- denen aufgesetzten Sorten ihre besondern Eigenthümlichkeiten in Bezug aufForm und Farbe der Frucht, in Bezug auf Reifezeit, in Bezug auf Geschmack, — und so kann man beispielsweise vom gleichen Stamme, frühe und späte, grüne undrothe, süsse und saure , grosse und kleine Aepfel ernten, je nach den Sorten, welche aufgesetzt wurden, 214 Wenn nun aber der Wildstamm nicht einmal Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die unregelmässigen zur regelmässigen einen Einfluss auf solche Formen der Art | Blüthenform zurückhehrenden Blumen (Pe- ausübt, — die genau genommen, nicht ein- ma] Formen genannt werden können, — sondern richtiger ausgedrückt, als auf unge- | | | lorien der Calceolarien), sind bekannt ge- nug. Die so verschiedene Form der sterilen oder eingeschlechtlichen Blumen in dem schlechtlichem Wege fortgepflanzte Individuen | Umkreis der Blüthenstände der Compositen, bezeichnet werden müssen, — dann kann | Hyärangeaceen ete., ist noch viel weniger von einem Einfluss des- selben auf Umbildung eines aufgesetzten Bastardes die Rede sein. Wo Tausende von richtigen Beobach- tungen ein Gesetz festgestellt haben, kann ein vereinzelter Fall dieses Gesetz nicht umstossen, und es muss für solche ein- zelne Fälle eine andere Erklärung geben, durch welche anerkannte Gesetze nicht um- gestossen werden. — Ein sehr bekanntes Gesetz ist der so- genannte Dimorphismus, den Darwin in neuester Zeit bei einer grossen Menge von Pflanzenarten nachgewiesen hat. Dieser Dimorphismus*) tritt in verschiedener Richtung auf. — So sind die buntblätteri- gen Abarten unserer Culturpflanzen grossen- theils in der Weise entstanden, dass einzelne Aeste oder Zweige sich anormal mit bunten Blättern ausbildeten. Diese wurden unge- schlechtlich fortgepflanzt und so eine durch Dimorphismus entstandeneForm für die Cultur festgehalten. Dass die buntblätterigen Abarten als Individuum in ähnlicher Weise zur grünblätterigen Stammform zurückkeh- ren, ist ebenso bekannt. — Nicht bloss an den Blattorganen, son- dern auch an denBlüthenorganen zeigt sich der Dimorphismus der Pflanzenart sehr häu- fig. Bekannt den Gärtnern ist z. B. bei den Anrikeln die Form mit aus der Blumenröhre hervorragendem und in die Blumenröhre eingeschlossenem Griffel. Die Linneischen Classen Monoeeia, Dioecia und Polygamia, sind nur auf den Dimorphismus der Pflan- zenart gegründet. — *) Dimorphismus oder Zweige- staltigkeit wird gemeiniglich nur in Bezug auf Blumen gebraucht Der eine so bekannte Erscheinung, dass solche nicht aufällt, — während die in die gleiche Categorie gehö- rende, aber seltener auftretende. auffallend verschiedene Form der sterilen und frucht- baren Blumen mancher Orchideen (Cyceno- ches Egertonianum etc.), vielen jetzt noch gleich einem unbegreiflichen Phänomen vor- kommt. — Sowie nun aber die Pflanzenart, dimor- phe Gestaltungen ihrer einzelnen Organe zeigen kann, — so gibt es andrerseits man- che Formen, — oder besser gesagt, Indivi- duen der Pflanzenart, bei denen verschiedene Formen des gleichen Gebildes fast regel- mässig neben einander auftreten. — Ich will hier nur an die sogenannten, nicht be- ständigen panachirten Blumen erinnern, wo auf dem gleichen Individuum z.B. roth und weiss panachirte Blumen, neben einfarbig roth — oder einfarbig weiss gefärbten Blu- men auftreten können, so dass solche also eine trimorphe Gestaltung , nämlich die der beiden Grundtöne und die der gemischten Form zeigen. — Ganz ähnlich trimorph verhalten sich nun einzelne Bastarde, welche gewöhnlich die Mittelform zwischen beiden Stammarten einhalten, aber am gleichen In- dividuum einzelne Aeste bilden können, die nach einer der beiden Stammeltern zurück- schlagen. Das Beispiel eines solchen Tri- morphismus, wo am gleichen Individuum neben der normalen Form des Bastardes auch zufällig noch die beiden Stammformen auftreten, würde nun Cystisus Adami, der Bastard zwischen Cytisus Laburnum und C. purpureus sein, an dem diese Erscheinung schon vielfach beobachtet und beschrieben worden ist. Ein Einfluss des Wildlings kann hier aber ebenso wenig, wie in anderen Fällen nachgewiesen werden. Ein solcher Referent dehnt diesen Begriff aber auf | ist bis jetzt überhaupt nur in einer Rich- alle gleicharligen Erscheinungen aus. tung, nämlich in Bezug auf üppigeres höhe- m. res, — oder niedrigeres schwächlicheres Wachsthum, nachgewiesen worden. — (E. R.) 2) Die Eröffnungsrede des Prä- sidenten, Herrn Professors A. De Candolle, bei dem botanischen Con- gress in London. Wenn von manchen Seiten der internationale botanische Congress in London, der zur Zeit der internationalen Pflonzen-Ausstellung dort statt fand, wegen der Masse des nicht zu bewältigenden Stof- tes als verfehlt bezeichnet wird — so war es doch bestimmt die Anrede des Präsiden- ten desselben nicht... Wenn es auch der Raum der Gartenflora nicht gestattet, diese Rede in ihrer ganzen Ausdehnung mitzu- theilen, so sei es uns doch wenigstens er- laubt, aus derselben einige Bruchstücke mit- zutheilen. — Nach einer kurzen Einleitung spricht A. De Candolle zuerst über „den Nutzen des Gartenbaues für die Botanik‘. Der Redner zeigt hier, dass die Pflanzen aller Länder jetzt in lebenden Exemplaren in unsere Gärten einwandern, dass so man- che Familien fast nur im Culturzustande beo- bachtet und beschrieben, dass von rein exo- tischen Pflanzen, die in den Herbarien doch meist nur in Bruchstücken vorhanden sind, die ganze Entwickelungsgeschichte und alle Theile der Pflanze in ihrem Zusammenhange» durch die Cultur bekannt werden. Fast alle die wichtigsten Beobachtungen in Bezug auf die Lebenserscheinungen und Lebensthätig- keit der Pllanzen sind in Gärten gemacht. Der Redner geht nun auf den Einfluss von Wärme, Licht und Elektrizität über. Nachdem er gezeigt, dass derartige Versuche bis jetzt nur in kleinem Maassstabe unter Glasglocken hätien gemacht werden können, regt er in dieser wichtigen Frage den Wunsch zur Errichtung von Experimental-Gewächs- häusern von Neuem an und sagt hierüber: Es war im Hinblick auf solche Unter- suchungen, die ich hier nur kurz berück- sichtigen kann, welche aber in ihren Einzel- heiten unendlich verschieden sind, dass ich unlängst die Frage aufstellte: „Könnie man nicht Experimental-Gewächshäuser errichten, Notizen. 245 wo es Einem ermöglicht würde, festgesetzte, sowohl beständige als willkührlich verän- derliche Temperaturen für einen verlängerten Zeitraum hervorzurufen ?“ (Siehe: „Ge£o- graphie Botanique,“ p. 49 und 1346.) Meine Frage ist in einem umfangreichen Werke, wo sie überdies auch nur von untergeord- neter Bedeutung war, unbeachtet geblieben, — heute aber erneuere ich siein Gegenwart einer Versammlung, die ganz besonders be- gabt ist, selbige zu lösen. Ich wünschte, dass man in einem grossen Handels-Etablis- sement oder Botanischen Garten einem tüch- tigen, erfahrenen Physiologen ein Gewächs- haus zur Verfügung stellte, welches Unter- suchungen in der Pflanzen-Physiologie ge- widmet sei und möchte ich folgenden Plan zur Construction eines solchen vorschlagen. Das Gebäude müsste zunächst vor allem äusseren Witterungswechsel geschützt sein Um dieses zu bewerkstelligen, glaube ich, sollte selbiges zum grossen Theile unter dem Niveau des Bodens errichtet sein, es sollte ausserdem dickes Mauerwerk und eine gewölbte Form besitzen. Die obere Con- vexität, welche sich über den Boden erhöbe, würde zwei Oefinungen haben, die einenach Süden, die andere nach Norden, um das entweder directeLicht der Sonne oder auch ein gebrochenes aufzunehmen. Diese Oeff- nungen würde jede von zwei, recht durch- sichtigen, hermetisch an einander geschmieg- ten Glasscheiben geschlossen. Ausserdem dürften noch von aussen Schliessungsmittel angebracht werden, um vollständige Dunkel- heit hervorrufen zu können, und um den Einfluss des Temperaturwechsels zu schwä- chen, falls man des Lichtes nicht bedürfe. Durch das Einsenken in den Boden, die Dicke der Mauern und durch dieBedeckung der dem Lichte ausgesetzten Stellen mit Stroh, Matten und dergleichen, würde man dieselbe Temperaturstätigkeit erzielen wie in einem Keller. Diese gewölbte Construc- tion müsste eine unterirdische Verbindung mit dem Zimmer haben, von welchem die Wärme ausginge und in welchem sich der Elektrizitätsapparat befände. Es könnte ein Eintritt zu unserem Gewächshause durch einen schmalen Gang, der durch mehrere 216. auf einander folgende Thüren geschlossen wäre, angebracht werden. Die Temperatur würde durch metallische Conductors, die im Abstande erwärmt oder erkältet wären, be- stimmt. Mechaniker haben bereits Vorrich- tungen gefunden, damit die Temperatur ei- nes Saales, vermittelst eines Zapfens, den Aus- oder Eintritt einer gewissen Quantität von Luft bedinge, so dass die Wärme durch sich selbst festgesetzt würde. Man könnte sich selbiger bedienen, falls eine solche Complicirtheit erforderlich scheint. Mit Hülfe eines derartig construirten Gewächshauses wären wir augenscheinlich im Stande, die Pflanze vom Keimen bis zum Reifen ihrer Samen unter bestimmt ange- nommenen Temperaturgraden und Zulassung von Lichtmengen zu verfolgen. Wir könnten somit die Wirkung der Wärme in den auf- einander folgenden Stadien, von der Aus- saat bis zur Keimung, von der Keimung bis zur Blüthe, und von dieser bis zur Reife der Samen genau angeben. Man würde für verschiedene Arten Courben errichien , wel- che den Einfluss der Wärme auf jede Ver- richtung darthäten, — Courben, von denen man schon für die einfachsten Erscheinun- gen, wie Keimung, Verlängerung der Stengel und die Bewegung der Säfte in gewissen Zellen, einige Beispiele besitzt. Eine grosse Anzahl von‘Minima und Maxima, wie sie überall in der Physiologie vorhanden sind, könnte als Grenze der Erscheinungen ausser allem Zweifel gesetzt werden. Man würde endlich eine noch sehr verwickelte Frage, in welcher die Wissenschaft bereits vorge- schritten, genauer ergründen, nämlich die der Wirkung wechselnder Temperaturen, und man würde sehen, ob, wie es wahr- scheinlich erscheint, diese Temperaturen bald vortheilhaft, bald nachtheilig, je nach der Art der zu beobachtenden Verrichtung und nach der in der Thermometerskala durch- laufenen Strecke, auftreten. Die Wirkung des Lichtes auf die Ge- wächse hat zu den gelungensten Versuchen Anlass gegeben, doch zuweilen haben letz- tere unglücklicherweise nur zu geradezu entgegengesetzten oder ungewissen Resul- taten geführt. Die am besten dargethanen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. & Thatsachen bestehen in der Wichtigkeit des Sonnenlichtes zur Grünfärbung, in der Zer- setzung des kohlensauren Gases für »die Blattorgane, und in gewissen Richtungs- und Stellungserscheinungen bei Stengeln und Blättern. Vieles bleibt noch über die Wir- kung des gebrochenen Lichtes, über den Zusammenhang der Zeit und des Lichtes und über die relative Wichtigkeit der Wärme und des Lichtes zu ermitteln übrig. Bringt ein während mehrerer Tage oder Wochen verlängeries Licht, wie in den Po- largegenden, bei Abgabe von Sauerstoff und bei der Bildung der grünen Materie, eben- soviel Wirkung hervor, als das von 12 zu 12 Stunden vertheilte Licht, wie unter dem Aequator? Darüber herrscht noch ein Dun- kel. Hier würden, ähnlich wie bei der Tem- peratur, Courben zu errichten sein, die die zu- oder abnehmende Wirkung des Lichtes bei jeder Verrichtung ausdrückten, und da das elektrische Licht dem der Sonne ähnlich ist, so könnten wir in jenem Experimental- Gewächshause Pflanzen einem fortgesetzten Lichte unterwerfen. Es wäre uns ferner an die Hand gege- ben. das Licht durch gefärbte Gläser oder auch durch gefärbte Flüssigkeiten zu leiten, um die Wirkung der verschiedenen, sicht- baren und unsichtbaren Strahlen, welche das Sonnenlicht ausmachen, zu bewähren. Die Zersetzung des Leuchtkörpers durch ein Prisma, mit Bindung der Strahlen, vermit- telst des Heliostats wird durch nichts in Genauigkeit übertroffen. Indessen fährt eine gute Auswahl der färbenden Substanzen und ein logisches Fortschreiten in der Art und Weise der zu machenden Versuche auch zu guten Resultaten. Wir finden dieses be- stätigt in den unlängst angestellten, unwider- leglichen Untersuchungen in Rücksicht auf die Wirkung der verschiedenen Strahlen zur Erzeugung von Sauerstoff durch die Blätter und zur Grünfärbung, Versuche, welche nur die schon im Jahre 1836 von Herrn Profes- sor Daubeny ohne Prisma und Heliostat un- ternommenen Experimente bewahrheiten, dass nämlich das die hellsten Strahlen sind, welche am thätigsten auftreten, und dass die die meiste Wärme enthaltenden und IM. Notizen. endlich die sogenannten chemischen Strahlen in zweiter und dritter Linie nachfolgen. Es hatten bereits die Herren Dr. Gard- ner im Jahre 1843, bald nach ihm Draper und Dr. C. M. Guillemin im Jahre 1857, vermittelst des Prismas und 'des Heliostats die Entdeckung von Daubeny bekräftigt, welche die seit Senebier und Tessier ver- breitete, durch mangelhafte Experimente her- vorgerufene falsche Idee umstiess. Es ko- stete indessen einige Mühe, zu der Ueber- zeugung zu kommen, dass die am meisten brechbaren Strahlen, wie z. B. das Violett, welche am stärksten auf‘ die metallischen Körper bei den Operationen der Lichtmessung einwirken, grade diejenigen seien, welche die geringste Menge kohlensauren Gases in den Pflanzen zersetzen und auch den gering- sten Einfluss auf die grüne Substanz aus- üben. Doch trotz der Uebereinstimmung der von Daubeny und mehrerer anderer Ex- perimenteure erzielten, aut höchst gewissen- hafte Versuche begründeten Resultate, übten die älteren Ansichten, eben weil sie an und für sich wahrscheinlicher erschienen, noch einen gewissen Einfluss aus, als Herr Julius Sachs in einer Reihe höchst gelungener Versuche endlich allen Zweifel beseitigte. Es sind entschieden die rothen und orangener. Strahlen, welche den grössten, die blauen und violetten Strahlen dagegen, welche den geringsten Einfluss bei den Er- scheinungen in der Pflanzenchemie ausüben, grade im Gegensatz von dem, was in der Mineralchemie stattfindet. Die wenig brech- baren Strahlen, wie das Orange und Gelb, haben auch die doppelte, entgegengesetzte Eigenschaft, die grüne Materie der Blätter zu färben und sie unter einem gewissen Grade von Intensität zu entfärben. Sie sind es ebenfalls, welche die färbende Substanz der Blumen verändern, sobald selbige im Wasser oder Alkohol aufgslöst ist. Die sogenannten chemischen Strahlen, wie das Violett und die über das Violett hinaus unsichtbaren Strahlen haben nach den neuesten Versuchen, welche die der äl- teren Autoren, wie von Sebastian Paggioli (1817) und C.M. Guillemin, bestätigten, nur eine gut erkannte Eigenschaft, die Biegung a nn Ha BB I a nl I mn ne m m nn u 217 der Stengel von der Seite aus mit mehr In- tensität zu begünstigen, als andere Strahlen es thun, und vielleicht ist dieses noch mehr eine negative als positive Wirkung, wenn die Biegung, wie Manche glauben, von der am schlechtesten erleuchteten Seite herrührt. Die entgegengesetzte, äusserste Seite des Prismas, von wo die dem Auge nicht sicht- baren Strahlen ausgehen, ist in ihrer Wir- kung auf die Gewächse nur wenig erforscht worden. Nach den gemachten Erfahrungen wäre denn eine, wenn auch nur schwache, Wirkung auf alle Verrichtungen vorhanden, doch ist es gewiss wünschenswerth , diese Wärme erzeugende Region des Prismas noch besser zu erforschen, und müsste man sich hierbei des Tyndall’schen Systemes bedienen, d. h. man müsste in doppelt schwefelsaurem Kohlenstoffe aufgelösten Jod anwenden, wel- cher keine Spur von sichtbarem Lichte hin- durchlässt. Wie sehr würde es sich der Mühe ver- lohnen, diese Laboratorien-Untersuchungen im Grossen zu unternehmen? Anstatt in kleine Behälter oder auf kleine Apparate zu blicken, welche man eben an der Hand hat und wo die Pflanzen von Aussen nur schlecht wahrgenommen werden, würde man sich selbst im Apparate befinden. Dann könnten wir über die Pflanzen mehr nach Willkühr verfügen. Man würde mehrere Arten zu gleicher Zeit und Pflanzen verschiedener Natur, wie kletternde, schlingende, solche mit gelärbtien Blättern u. s. w., wie auch die gemeineren beobachten können. Die Untersuchung könnte nach eigenem Gutdünken verlängert werden, und unvorhergesehene Thatsachen in Rück- sicht auf Form und Färbung der Organe, namentlich der Blätter. würden wahrschein- lich erzielt werden. Der Verfasser spricht nun über die von Martius gemachten Versuche, über Einwir- kung des farbigen Lichts auf Blattfärbung, sowie über Elektrizität und die zahlreichen Werke mit guten Abbildungen von Pflanzen, die fast alle nach cultivirten Pflanzen ge- macht würden und dem Pflanzenstudium so grosse Dienste leisten, und geht damit zum zweiten Theile seiner Rede, der den 218 „Nutzen der Botanik für den Garten- bau“ behandelt, über. Nachdem der Red- ner einige Worte über Pflanzen-Physiologie und Pflanzen-Geographie im Allgemeinen ge- sagt, fährt er wörtlich fort: Ein berühmier Geolog hat im Voraus sagen können, — old ist in der und der Gegend Neu-Holland’s vorhanden, und Gold ist gefunden worden. Auch wir kön- nen behaupten, dass die Anpflanzung des Oelbaumes und der Korkeiche in Australien gelingen wird, dass die östlichen und ge- mässigten Strecken der Vereinigten Staaten den chinesischen Culturen und namentlich der des Thees günstig sind, und dass der zwischen San Francisco und dem Oregon liegende Länderstrich eines Tages ebenso verschiedenartige und köstliche Weine liefern wird‘, als wir sie in Europa, von Portugal bis zum Rheine antreffen. Wie seltsam! die beiden Hauptgetränke der civilisirten Menschheit, welche beide ähnliche aufregende Eigenschaften besitzen, von denen das eine aber das andere bis zu einem gewissen Grade in unserer Lebensweise ausschliesst, der Wein und der Thee, bieten auch in der sie hervorrufenden Cultur gut gekennzeigte Aehnlichkeiten und Unähnlichkeiten dar. Der Weinstock und die Theepflanze gedeihen auf steinigten Hügeln und verhundertfältigen zu- weilen den Werth jenes bis dahin unbebau- ten Landes. Je nach der Lage, dem Boden, der Cultur und dem Zubereitungsverfahren erhält man hier und da Weine oder Thee- sorten von ausgezeichneter Qualität, wäh- rend benachbarte, nur wenig Schritte ent- fernte Strecken mehr oder minder gewöhn- liche Ernten liefern. Die beiden Gewächse erfordern ein gemässigtes Klima, doch thut dem Weinstock Wärme während des Som- mers noth, und keine Nässe, während da- gegen die Theepflanze wenig Wärme, dafür aber um so mehr Regen zu ihrem Gedeihen erheischt, was eine fast vollständige, geo- graphische Unvereinbarkeit zwischen diesen beiden Pflanzenarten darthut. Die Weinlän- der werden daher keineswegs für den Anbau des Theestrauches geeignet sein und ebenso umgekehrt. Doch, wird man vielleicht sagen, diese Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. aus der Massencultur genommenen Beispiele betreffen weder die Botanik noch unsere Gärten. Ich möchte aber das Gegentheil behaupten. In unserem Zeitalter zum we- nigsten ist es die Wissenschaft, welche auf die Pflanzen zum Anbau, und auf die Län- der, wo man sie einführen sollte, hinweist. Der Gartenbau stellt dann mit Wahr- nehmung aller möglichen Vorsichtsmaassre- geln Versuche an, und gelingen solche dem Gärtner, so überliefert er die jungen Pflänz- chen der nothwendigerweise nicht so sorg- samen Hand des Landmannes. Bei der so glücklichen Einführung des China-Rinden- Baumes nach den englischen und holländi- schen Distrieten Indien’s, sind zunächst Bo- taniker erforderlich gewesen, um die ver- schiedenen Cinchona - Arten Amerika’s zu sammeln, zu unterscheiden und sorgfältig zu beschreiben, darauf hat man nach Gärt- nern sich umsehen müssen, um Stecklinge zu machen, die Samen einzuernten, die jun- gen Pflanzen aufzuziehen, und sie nach an- dern Weltgegenden zu verpflanzen und dort anzusiedeln; und von da endlich hat sich der Massen- Anbau ihrer bemächtigt. Der Kaffeestrauch hat sich nicht nach und nach von Arabien nach Indien, von Indien nach Java verpflanzt Es sind nicht die amerika- nischen Colonisten, welche ihn von seinem Heimathslande nach ihren Farendas oder Haciendas haben kommen lassen. Der Strauch ist zunächst von Botanikern be- schrieben worden, darauf haben ihn die Holländer nach dem botanischen Garten in Batavia eingeführt, von dort brachte man ihn nach Amsterdam, und von hier wanderte ein junges Pflänzchen im Jahre 1714 nach Paris, dem Könige von Frankreich als Ge- schenk dargebracht. Der Marine-Officier de Cliess verpflanzte ihn einige Jahre später vom Jardin des Plantes nach den französi- schen Colonien in Amerika, Es würde ein leichtes sein, noch viele derartige Beispiele anzuführen. Die Wissenschaft hat heut zu Tage Fortschritte gemacht, deren sich die Männer der Praxis bedienen. Die Regierun- gen und die Völker haben jene so thörich- ten Ideen aufgegeben, nach welchen die ei- nem Lande vortheilhaften Culturen nothwen- ‘ 3 I. digerweise andern Ländern nachtheilig sein müssten. Man darf daher hoffen, die Nutz- pflanzen baldigst in allen Ländern, wo sie gedeihen können. zur grossen Wohlfahrt der gesammten Menschheit verbreitet zu finden. Viel hat die Wissenschaft für den Gar- tenbau geleistet, und müssen wir namentlich darauf hinweisen, wie sie es war, welche den Sinn für mannigfache, wenig bekannte Formen erweckte. Ehemals begnügte man sich in den Gärten mit einer Anzahl von Pflanzen, die von den Kreuzzügen oder ‚selbst von den Zeiten der Römer herstamm- ten. Die Entdeckung der neuen Welt rief keinen im Verhältniss zu ihrer Bedeutung stehenden Wechsel hervor, und kam dieses vielleicht dadurch, weil die Gärtner wenig reisten, oder nicht nach solchen Ländern ihre Schritte lenkten, deren Pflanzenarten für die Cultur in Europa die geeignetsten waren. Die Botaniker besassen glücklicher- weise mehr Ehrgeiz, und gab es unterihnen zahlreiche und unerschrockene Erforscher überseeischer Länder. Sie bereicherten die Herbarien mit einer Fülle neuer Formen und Werke, wie die von Hernandez, Rumphius, Sloane ete., über exotische Pflanzen wurden veröffentlicht. Dann fing man an die grosse Mannigfaltigkeit in der Pflanzenwelt zu ver- stehen, und unser Schönheitssinn wurde er- weckt, wenn wir die zierliche Einfachheit der ursprünglichen Blumen mit der ausser- ordentlichen Pracht gefüllter Blumen ver- glichen. Die Tulpe und die Päonie erschie- nen nicht mehr als Alleinherrscher auf un- seren Rabatten. Die Neugierde, diese Grund- urheberin aller Wissenschaften, fasste auch Fuss in der Gärtnerei und eine rasche Um- wandlung unserer Gärten war dieFolge da- von. Statt einiger 100 Arten, welche man zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in un- seren Sammlungen antraf, sind es jetzt 20 —30,000, die wir in unsern Pflanzen-Cata- logen vorfinden. Eine einzige Familie, die der Orchideen, ist jetzt wahrscheinlich durch mehr verschiedene Species in den Gewächs- häusern vertreten, als von allen Pflanzenta- milien zusammen vor einem Jahrhundert vorhanden waren. Die Mode, Hand in Hand mit der Liebhaber charakterisirenden Neu- Notizen. 219 gierde ersetzt von Zeit zu Zeit‘ die alten Pflanzen durch neue, und somit wird die ganze, gesammte Pflanzenwelt nach und nach den Blicken der eivilisirten Menschheit vor- geführt werden. Nachdem nun der Redner noch auf den Nutzen der Systematik und Nomenclatur hingewiesen ‚ geht er zum letzten Theil sei- ner Rede, auf die „Nützliche Wirkung einer zwischen Botanik und Gärt- nerei stattfindenden Annäherung über. Hier wird der Vortheil der Vereini- gung von Wissenschaft und Praxis — der Nutzen der Wissenschaft gewidmeten Gärten und der Vortheil, der dem Gartenbau aus‘ der Aneignung eines wissenschaftlichen Gei- stes entspringe, hervorgehoben. Der Redner schliesst: Ja, meine Herren, es gehen, zur Förde- rung unserer Fähigkeiten, wie zu unserem wirklichen Wohle, Kunst und Wissenschaft Hand in Hand. Glück auf denn zu einer solchen Vereinigung, die da heute durch diese Versammlung von Botanikern und der damit verbundenen grossen Blumenausstel- lung sichtbar geworden; und nun denn, nach diesen allgemeinen, vielleicht schon zu langen Betrachiungen, hinüber in das Gebiei der-mehr wirklich wissenschaftlichen Fragen, an welchen mehrere unter Ihnen ohne Zwei- fel einen thätigen Antheil nehmen werden! Unsere Leser haben aus dem Angeführ- ten den wissenschaftlichen Geist, der die ganze Rede durchweht, hinlänglich kennen gelernt. Für uns Deutsche bedauern wir nur, dass solche bei den speciellen (hier nicht wiederholten) Citaten, die Leistungen der Botaniker England’s und Frankreick’s stets in den Vordergrund stellt und die vielen Leistungen Deutscher; Botaniker fast ganz übergeht. (E. R.) 5) Lehmann über den „Ssumbul‘“. A. Lehmann. welcher in den J. 1841 und 1842 an der Expedition des Obersten Bute- new nach Buchara und Samarkand theil- nahm, berichtet in seiner von G. v. Hel- mersen herausgegebenen Keisebeschreibung Folgendes über den .‚Ssumbul‘: Bei seinem Aufenthalte in Samarkand Ende September 1841 konnte er nichts weiter darüber in Er- 220 fahrung bringen , als dass seine grosse ret- tigförmige Pfahlwurzel auf den Bergen, eine bis zwei Tagereisen von Samarkand, in grosser Menge und zwar im Herbste ausge- graben und nur zum Räuchern, nicht als Heilmittel gebraucht werde. Auch sollen seine Samen um diese Zeit reifen. — Gleich- wohl ist Lehmann der Ansicht, dass die nachMoschus duftende Wurzel Ssumbul eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdiene; denn nach ihrem belebenden Geruche zu urtheilen, enthalte sie gewiss einen heilsa- men Stofi, der sich vielleicht in Nerven- krankheiten anwenden liesse. — ch.) — 4) Berichtigungen über Gehölze. Durch die Herausgabe meines Buches „,‚die Ziergehölze der Gärten und Parkanlagen“ (Weimar 1865) haben mehrere Gehölzkenner die Freundlichkeit gehabt, mir Mittheilungen über neue Gehölze zu machen, Irrthümer aufzudecken und zu berichtigen, und haben somit mir das schätzbarste Material für eine etwa vorkommende neue Auflage geliefert. Unter diesen Mittheilungen zeichneten sich durch Vielseitigkeit und Wichtigkeit beson- ders die des Herrn E. de Voss in Hager- monde in Nordholland in der Nähe von Bos- coop aus. Da mehrere derselben allgemeines Interesse haben und wenig bekannte That- sachen enthalten, so will ich hier einige da- von mittheilen , und hoffe, dass meine ge- ringe Kenntniss der holländischen Sprache keine Irrthümer veranlasst hat. Acer Ginnala *) zeichnet sich unter allen Formen des vielgestaltigen Acer poly- morphum Zucc. aus Japan durch seine Wi- derstandsfähigkeit gegen die Härte des Kli- ma’s aus und dürfte aus diesem Grunde be- sonders zur Anpflanzung empfohlen werden, Er hat in Holland noch nie vom Froste ge- litien, was man von den übrigen Formen nicht sagen kann. — Die schönste Spielart *) A Ginnala ist eine Form von A. tataricum mit stärker geschlitzten Blät- tern. Stammt aus der Mandschurei und hat nichts mit A. polymorphum gemein. (E. R.) en nn nn nn nn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ist A. polymorphum foliis dissectis roseo- maculatis. Acer Wagnerianum Hort. ist eine sehr schöne, langsam und gedrungen wachsende Art oder Varietät mit überaus fein zertheil- ten, bläulichgrünen Blättern, und scheint zu- nächst dem A. spiecatum verwandt. Aralia juglandifolia Hort. ist nicht aus Japan, sondern nichts als eine Varietät von A. spinosa, welche Herr E. de Voss aus Sa- men gezogen und in Belgien eingeführt hat, Dieselbe hat bei guter Cultur sechspaarige Blätter, und wächst üppiger als die Art. — _ Meine Angabe stützte sich auf eine Mitthei- lung des Herrn Professors Dr. K. Koch in der „Wochenschrift für Gärtnerei und Pflan- zenkunde“ von 1862 Seite 353, welcher diese Pflanze in der Gärtnerei von Auguste van Geert blühend sah und die Vermuthung aussprach, dass sie vielleicht mit Aralia ca- nescens Sieb. et Juce. identisch sei. Crataegus Oxyacantha var. pendula, der hängende Weissdorn, dessen Abstammung unbekannt war, ist von E. de Voss aus Sa- men gezogen worden. Ich habe schon ge- legentlich bemerkt, dass ich einen alten Weissdorn mit vollkommen hängenden Ae- sten und Zweigen in der Hecke eines Baum- gartens dicht an der Eisenbahn zwischen Salzungen und Immelborn (Werrabahn in Thüringen) sah, leider erst, nachdem der Baum bereits in den Gärten war. Ich be- merke hier gelegentlich, dass nach meinen sorgfältigen Beobachtungen fast sämmtliche Varietäten des Weissdorns zu Crataegus monogyna Jacq., nicht zu Oxyacantha (im Nach-Linn@e’schen Sinne) gehören. Wenn auch an einzelnen Blumen zwei Griffel vor- kommen, so haben doch alle nur eine die ganze Fruchthülle ausfüllende Steinfrucht. Ich habe bemerkt, dass in Thüringen diese Art (oder Abart?) viel häufiger als die ge- wöhnliche zweigriffliche Art (C. Oxyacantha) ist, in der Nähe von Eisenach letztere sogar sehr selten ist. Um nochmals auf die Spiel- art pendula zu kommen, so bemerke ich, dass die Varietät pendula fol. var., mit bun- ten Blättern bei weitem vorzuziehen ist *). *) Crataegus monogyna ist nur eine Form von Crat. Oxyacantha L. (E. R.) ” IM. Magnolia rustica Hort. ist nicht synonym mit M. acuminata, sondern wahrscheinlich eine besondere Art. Sie wächst ungemein kräftig und bildet eine prächtige Pyramide mit grossen Blättern. E. de Voss hält sie für die schönste Art mit abfallenden Blät- tern, bemerkt aber, dass seine sehr grossen Bäume noch nie geblüht haben. Da die Veredlung nie gute Erfolge gab, so fehlt es an Vermehrung, und der Baum kommt im Handel jetzt nicht mehr vor. Mahonia Japonica ist der M. Bealii, welcher sie sehr ähnlich sieht, entschieden vorzuziehen, weil sie nie erfriert und nicht mehr Schutz verlangt, als M. Aquitfolium. Diese Pflanze hat eine herrliche Belaubung- — Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an den wunderschönen Bastard Berberis Neu- bertii. mit immergrünen Blättern und voll- kommen hart. Cerasus (Prunus) Avium var. pendula der deutschen Gärten soll nach E. de Voss nicht ächt, denn die schöne Üerasus Avium De Vossii sei erst 1865 nach Deutschland geschickt worden. — Dies beweist aber nicht, dass nicht schon eine hängende Vo- gelkirsche in Deutschland war, wenn die neue auch schöner ist. Rubus nobilis‘ ist keine ächte Art mit unbekanntem Vaterlande, sondern ein von E. de Voss erzogener Blendling zwischen Rubus Idaeus (der Himbeere) und M. odo- ratus mit rothen Blumen. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir der Kritik meiner „Ziergehölze“ gegenüber, (der ich für ihr Wohlwollen und Nachsicht höchst verpflichtet bin,) abermals die Be- hauptung, dass Sedum populifolium, von welcher Pflanze es Seite 89 der Gartenflora heisst, sie gehöre nicht unter die Holzpflan- zen und sei von mir bloss in Folge eines Versehens anderer Schriftsteller aufgenom- men worden, — dass Sedum populifo- lium dennoch eine Holzpflanze ist*). *) Wenn $, populifolium zu den Sträu- chern gerechnet werden sollte, dann Notizen. 221 Ich habe diese Pflanze öfter als kleinen Strauch gesehen und besitze ihn auch hier, wo er über einen Fuss hoch ist und einen Blätter abwerfenden, sehr verzweigsten klei- nen Strauch bildet. Ich habe mit gutem Grunde die in vielen Gehölzkatalogen auf- genommenen Vinca, iberis sempervirens, Thymus, Lavandula etc. nicht als Gehölze betrachtet, konnte aber bei Sedum populi- folium nicht zweifelhaft sein. Endlich möchte ich auf Cedrus Deodara Var. robusta besonders aufmerksam machen, indem dieselbe nicht nur schöner ist als die Art, sondern auch viel weniger empfindlich gegen die Winterkälte. Sie ist im südwest- lichen Deutschland allgemein angepflanzt. J. 5) Verjüngung von Bäumen. Nach in Triest vorgenommenen Versuchen ist man auf eine sehr einfache Art gelangt, alte Bäume zu verjüngern — bringen diese keine Früchte mehr, so werden sie am Fusse des Stammes abgesägt und, wenn die Wurzeln noch gesund sind, werden in der Mitte des Rumpfes oder im Kreise herum 3--4 Pfropt- reiser eingesetzt. Am besten eignen sich hiezu Birnen-, Aepfel-, Kirschen- und Man- delbäume. Im März v. J. wurden mehrere Bäume auf solche Weise gepfropft und das kräftige Wachsthum der Pflanzenreiser gibt alle Hoffnung, dass die Bäume im drit- ten Jahre schon reichliche Früchte bringen werden. Es werden alle Obstzüchter einge- _ iaden, solcuartige Versuche vorzunehmen um die Resultate zur öffentlichen Kenntniss zu bringen, da eine solche Cultur gewiss grosse Vortheile gewähren würde. (Triest. Gart.-Journ.) Der Herausgeber bezweifelt guten Er- müssten überhaupt alle Perennien mit über der Erde ausdauernden Stengel- gebilden dahin gestellt werden. La- vandula und Vinca jedenfalls mit glei- chen, ja Lavandula mit noch viel grös- serem Rechte, da diese Pflanze als eigentliches Holzgewächs im Süden Europa’s vorkommt. (E. R.) 222 folg, da wenn die Edelreiser wirklich an- wachsen, der abgesägte alte Stamm nicht mehr vernarben kann, so dass dessen innere Holzschichten ausfaulen müssen. Junge Bäume oder derartige Veredlung der abge- worfenen Aeste müssen bessere Resultate geben. (E. R.) 6) Die naturhistorischen Samm- lungen in Wien. Die bisherigen Dota- tionen der kaiserlichen Hofkabinete für Zoo- logie, Botanik und Mineralogie beliefen sich seit mehreren Decennien auf jährliche 14,700 fl. — Diese Summe soll gegenwär- tig auf 4800 fl. herabgemindert werden! und zwar- soll die Dotation für das bota- nische Hofkabinet statt 1200 fl. nur 800 fi. erhalten. — Welche Nachtheile eine derar- tige Herabminderung der Dotation auf die Förderung der Wissenschaften bringen muss, ist erklärlich und daher höchst lobenswerth, VW Lit 1) F. Hildebrand, über den Trimor- phismus derBlumen der Gattung Oxalis. Eine für die Systematik sehr interessante Abhandlung. Der geehrte Verfasser zeigt, dass bei den Blumen der Oxalis- Arten 3 Formen vorkommen, nämlich die langgriffe- lige Blumenform,, wo der Griffel bedeutend länger als die Staubfäden, — die mittel- griffelige Form, wo der Griffel ungefähr so lang als die Staubfäden, — und die kurz- griffelige, wo der Griffel viel kürzer als die Staubfäden. Da Jacquin und nach ihm De Candolle, sogar die Eintheilung in der Gat- tung nach diesem Verhältniss des Griffels gemacht, so liegt es auf der Hand, dass die Arten, bei denen diese 3-fache Griffelform vorkommt, auch meist unter 3 verschiede- nen Namen beschrieben wurden, um so mehr als Hildebrand die Thatsache consta- tirt, dass am gleichen Exemplar auch stets Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Inangriffnahme einer Petition der zoo- logisch botanischen Gesellschaft an Seine Majestät den Kaiser um volle Fortbelassung der bisherigen Dotationen für die naturhi- storischen Hofsammlungen. Eine gleichartige Petition wird auch von Seite der kaiserl. Akademie der Wissenschaften vorbereitet. Eine auffallende Notiz brachten die Wiener Journale vor Kurzem, dass nämlich die Ersparungs-Commission beschlossen ha- be, in den Warmhäusern die Temperatur von 15 Graden auf die Hälfte herabzusetzen und dass in Folge dessen viele sehr werth- volle Pflanzen zu Grunde gegangen seien. Diese Notiz wurde bald darauf als unrich- tig erklärt, wir wünschen es und sind über- zeugt, dass der betreffende Gartendirector sich fest dagegen gesträubt haben wird, | solch unsinnigen Befehl auszuführen. | S—T. \ eraiır nur Blumen mit einer Griffelform vor- kommen. — Unsern Lesern ist es bekannt, dass Di- morphismus bei vielen Pflanzenarten eine sehr häufige Erscheinung. Die lang- und kurzgriffeligen Formen der Primeln sind be- kannt genug. Die beiden Blumenformen des Cystisus Adami sind der Gegenstand vielfacher Besprechung gewesen, — der Dimorphismus der Orchideenblumen ist viel- fach besprochen worden. R. Schomburgk hat aber hier auch Trimorphismus nachge- wiesen, indem er zeigt, dass Catasetum tri- dentatum, Monachanthus viridis und Myan- thus barbatus nur die männliche, weibliche und Zwitterblumenform der gleichen Art sind ! Herr Professor Hildebrand hat nun die Arten der Gattung Oxalis revidirt und zeigt, dass Oxalis lepida Jaeq.; Oxalis monophylla Jaeg. — und Oxalis rostrata Jacq. die glei- che Art mit den 3 besprochenen Griffelformen bilden. IV. Literatur. Hildebrand weist solcher Beispiele, wo die gleiche Art in Folge der falschen Auffassung dieses Dimorphismus der Blumen unter 2, 3, ja selbst 4 verschiedenen Namen beschrieben wurden, noch sehr viele nach. — Der Referent begrüsst derartige Schriften mit der innigsten Freude. So wird allmälig die Zeit kommen, wo mit dem grossen Bal- last schlechter nnhaltbarer Arten aufgeräumt wird. Das sind Schriften, die nicht das Resultat einer, — sondern das Resultat vie- ler treuer Beobachtungen sind. — Vergleichen wir damit die Arbeiten ei- nes Jordan, eines Mannes, der mit rast- loser Thätigkeit bemüht ist, jede Einzelform als Art aufzustellen und damit unserer Sy- stematik eine neue Last von Synonymen zu schaffen. Dieser Mann kündigt jetzt die Aus- gabe einer „Illustrirten Flora europaea, an. Da sollen alle Formen zu Arten erhoben werden, ja er spricht seine Ansicht dahin aus, dass die meisten Linna£ischen Arten eigne Gattungen seien, die viele Arten um- fassen würden. Das schlimmste ist, dass solche Werke, die eine unendliche Confusion anrichten, noch gekauft werden müssen, damit es anderen überlassen bleibe, all’ die gebildeten neuen schlechten Arten wieder zu den alten bekannten hinzuzuziehen. 223 Am besten wäre es, man könnte solche Werke, die nur dazu dienen, die Erkennung der Arten zu erschweren, verbrennen las- sen, — oder wenn alle Systematiker über- einkommen wollten, solche gar nicht zu be- rücksichtigen. Auch das Werk eines sonst tüchtigen und als Pflanzenkenner allgemein geachteten Mannes, das kürzlich erschienen ist, — wir meinen „Schurs Flora transylvanica, — hat die gleiche verderbliche Richtung. Welche Masse neuer schlechter Arten wer- den da aus einer schon lang bekannten Flora aufgestellt!! Je vollständiger heut zu Tage eine Flora bekannt wird, in je zahlreicheren Formen die einzelnen Arten vorliegen, mit je besserm Ueberblick die Resultate der Beobachtungen an trocknen und lebenden Exemplaren zu- sammen gefasst werden, — desto geringer muss gegentheils die Zahl der Arten werden, — da bei einer solchen umsichtigen Arbeit all’ die vielen Arten wieder eingehen müssen, — die früher mangelhaft nach nur einzelnen Exemplaren bekannt wurden und die fernere Beobachtung nun erlaubt als „Bastarde“ oder als durch den Standort entstandene „Formen“ etc. zu deuten. (E. R.) V. Neuestes. 1) Entgegnung. In Heft 4 dieser Monatsschrift Seite 116 (2) bemerkt Schle- sische Gesellschaft für vaterländische Cultur. (Section für Obst- und Gartenbau) theilte Hofgärtner Schwedler brieflich mit, dass er in diesem Jahre von günstigem Erfolge begleitete Versuche mit Anwendung von Steinkohlengrus zur Anzucht von Stecklings- pflanzen gemacht habe, dass der zu beach- tende Vortheil dieses Materiales darin bestehe, dass die Stecklinge nicht so leicht faulen, und sich leicht bewurzeln. Ich will des geehrten Herrn Verfassers Notiz durchaus nicht widersprechen; erlaube mir jedoch an- zumerken, dass zur Zeit ich als Obergärtner in Planitz bei Gustav Geitner fungirte, die Bemerkung machte, dass die Stecklinge sämmtlich in Holzkohlen - Staub noch leichter Wurzel machten als wie in Stein- kohlengrus! — Bekanntlich ist die Gegend um Planitz und Zwickau arm an Sand, welcher zu Steck- lingen stets das beste Material ist, wesshalb auch mir zur Wahl für Stecklings-Material nichts anders übrig blieb, als Holzkohle oder Steinkohlengrus. Obgleich nun dort Steinkoblengrus billiger als Holzkohlengrus, so wurde doch letzteres Material vorzugs- 224 weise angeschafft, indem es sich stets besser bewährte für Stecklinge, als wie ersteres. Gestützt auf vieljährige Versuche erlaube ich schliesslich zu bemerken, dass in Sand alle Stecklinge, holz- oder krautartige Pflan- zen, Callus und Wurzeln bilden. Dagegen mehrere Stecklinge in Steinkohlengrus oder Holzkohlengrus weniger Callus oder Wurzeln bilden oder wenn dieselben auch Callus oder Wurzeln bilden, solches doch langsam und schwierig von statten geht. Fr. Götz, Fürstlicher Hofgärtner in Slawentzitz, Kreis Cosel. 2) Internationale Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues in St. Petersburg. Seine Majestät der Kai- ser hat in Folge der Vorstellung Sr. Hohen Excellenz des Herrn Ministers der Reichsdo- mänen, das Projekt der unterm Protektorat Sr. Kaiserlichen Hoheit des Grossfürsten Ni- colai-Nicolajewitsch stehenden Gartenbau- Gesellschaft in St. Petersburg, im Frühjahr 1869 eine Internationale Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues zu veranstal- ten, zu genehmigen geruht. Die Gartenbau- gesellschaft hat ferner das von der Com- mission ausgearbeitete provisorische Prog- ramm in ihrer letzten Sitzung genehmigt und so wird dieses an Vereine, Gärtner, Gartenfreunde, Botaniker, Techniker etc. des In- und Auslandes in Zeit von einigen Wo- chen versendet werden Mit der Ausstellung soll ein Congress von Botanikern und Freunden und Vertre- tern des Gartenbaues vereinigt werden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Alle diejenigen Personen, die sich für dieses Unternehmen interessiren und an dem- selben Theil zu nehmnn wünschen, — die aber dieses Programm nicht erhalten soll- ten, werden ergebenst gebeten, entweder unter Adresse „Gartenbau-Verein zu St. Petersburg“, — oder unter der Adresse des Unterzeichneten sich ein solches Prog- ramm zu erbitten. Zugleich bittet der Unterzeichnete alle die Redaktionen von Garten - Zeitschriften und andern Journalen, obige Bekanntma- chung in ihre Spalten aufnehmen zu wol- len. Die Ausstelluug wird vom 17. Mai bis zum 31. Mai 1869 (neuen Styls) andauern. E. Regel. 3) Petersburg den 4. Juni. Der andauerndste und längste Winter seit 100 Jahren liegt hinter uns. Erst seit einigen Tagen grünt das Gras. Die Eisdecke des Meerbusens zwischen Petersburg und Kron- stadt stand bis zum 22. Mai und heute tra- gen die Wassermassen der Newa noch die Eisschollen des Ladoga Sees dem Meere zu. Stachelbeeren beginnen eben erst auszutrei- ben, nur Scilla, Schneeglöckchen und Iris reticulata sind bereits verblühet, — Seilla cernua blüht bei dem anhaltend kalten Wet- ter seit bereits 4 Wochen, — Puschkinia, Erythronium, Corydalis-Arten, Anemone ne- morosa etc., haben erst seit 8 Tagen ihre Blumen entwickelt: In den Baumschulen kann erst seit 8 Tagen verpflanzt werden und Nachts hatten wir noch vor 10 Tagen — 7° R., heute Nachts abermals — 1° R. (E. R.) Tal SIEH I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Acacia Ausfeldi Rzl. (Siehe Tafel 550 Fig. 1 u. 2.) Mimoseae, Acacia $ 8, Uninerv'ae y. Angusti- folia * inflorescentia simplici Seem. Acac. d. Gärten pag. 36. — Benth. in Hook. the London Journ. of Bot, II. 318. — Walp. rep. I, 884, A. Ausfeldi; ramulis teretibus, vix striatis phyllodiisque ıesinoso-viscosis, juvenilibus puberulis mox calvescen- tibus; phyllodiis linearibus, uninerviis, apice obligue mueronato-acutis, basin versus angustatis, pedunculis axillari- bus, pubescentibus, phyliodio triplo vireiter brevioribus, capitulo multifloro eirciter aequantibus; bracteolis calyce brevioribus. Es ist eine gewagte Sache, in einer Gattung, die so zahlreiche und unter einander so vielfach ähnliche Arten ent- hält, wie das bei Acacia der Fall ist, noch eine neue Art aufzustellen. Die nächst verwandte Art, von unserer neuen, VUL 1867. dasistA.erythrocephalaCunningh. Diese letztere unterscheidet sich aber leicht, durch tief gefurchte Aestchen, die gleich den 'Phyllodien (Blättern) drüsig-kurzhaarig, — ferner durch im Verhältniss kürzere Blüthenstielchen, hell- gelbe Blüthenköpfe und endlich durch bräunliche Bracteolen, die wenig länger als der Kelch und die vor der Blüthe die Knospen weit überragen, Ward bei Bendigo in südlichen Australien vom Hrn. G. Ausfeld ge- sammelt und in keimfähigem Samen dem Kais. Bot. Garten in St. Petersburg zu- gesendet. Besitzt einen mittelhohen Wuchs und gehört zu den allgemein eınpfehlenswerthen Pflanzen für das nie- drige Kalthaus. Fig. 2. Ein einzelnes Blatt. (E. R.) 15 226 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bpb) Fritillaria Meleagris L. (Siehe Tafel 550 Fig. 3.) Liliaceace. Fr. Meleagris L. spec. 436. Koch. syn. fl. germ. ed. II pag. 817. — Jacg. fl. austr, V. tab. 32. — Rchb. ic. fl. germ. X. tab. 442. In eigentlichen Gartenwerken ist die Fritillaria Meleagris L. noch nicht abgebildet worden. Dieselbe kommt auf Wiesen im westlichen und südlichen Deutschland vor und ist als eine der schönsten heimischen Zwiebelgewächse schon seit langer Zeit auch in die Gär- ten eingewandert, Sie bildet ungefähr fusshohe Stengel, die auf ihrer Spitze — | eine grosse nickende glockenförmige, auf weisslichem Grunde schachbrettartig braun gefleckte Blume tragen. Dieselbe liebt einen milden, lockern, lehmigen Boden, der nicht oder nur schwach ge- düngt ist. Sie blühet im Mai und durchwintert noch im Petersburger Klima ohne jede Deckung. Zwiebeln dieser schönen Pflanzen werden jährlich in den besondern Zwiebel- Verzeichnissen der deutschen und holländischen Handels- gärtnereien zu billigen Preisen ausge- boten. — (E. R.) c( Sedum Sempervivum Ledh. (Siehe Tafel 551). Crassulaceae S. Sempervivum; bienne; foliis spar- sis, confertis, integerrimis, pubescen- tibus; radicalibus obovato-spathulatis, rosulatis; caulinis ovatis elliptieisve, amplexicaulibus; caule erecto, simpliei; panicula terminali, hemisphaerica; pe- talis oblongis, acutis, planis, extus pu- berulis. — Ledk. in Sprgl. syst. II. 434, — D. C. prodr. III, 404.— Ledb. fl. ross. Il, 185. — $. sempervivoides Fisch. in M.B. fl. taur, cauc. Ill. pag. 313. — Bot. Mag. tab. 2474. — Ein Sedum vom Caucasus, das ganz die Tracht eines Sempervivum besitzt und auf der Spitze des Stengels die grosse Corymbe schöner rother Blumen trägt. Eine reizende Pflanze für sonnige Felsparthieen, sowie für den Topf. Es ist eine zweijährige Pflanze. Die kleinen feinen Samen werden in eine recht sandige Erde in Töpfe oder Näpfe ausgesäet, die im Frühjahre im frost- freien Fensterbeete aufgestellt werden. Nach dem Aufgehen erhalten die jungen Pflanzen einen Standort auf einem son- nigen Sandbeete oder einem Tische im Freien. Ueberwinterung im frostfreien Beete oder Kalthause. — Im folgenden Frühlinge werden die jungen Pilanzen, die bis dahin nur die einem Semper- vivum gleichenden Blattrosetten gebildet haben, auf sonnigem Standort zwischen Tal 332. L. Originalabhandlungen. Steine in’s freie Land gepflanzt, wo sie noch im gleichen Sommer blühen und Samen tragen. Die im freien Lande, aus ausfallenden Samen aufgehenden Pflänzchen erhalten Deckung mit Moos und bleiben so im Freien, (E. R.) im Winter eine | sert. 227 Fig. 1. Der Umriss eines Blattes in natürlicher Grösse. Fig. 2. Kelch und Fruchtknoten vergrössert. Fig. 3. Blumenblatt mit Staubfaden, vergrög- Fig. 4. Der Fruchtknoten ver- grössert. — dd) Hyalolaena Sewerzowii Rgl et Berd. (Siehe Tafel 552.) Umbelliferae. Tota planta 1 m. et 10 c. m. alta; radix crasittie pollieis et ultra, eirca 15 c, m. longa, cortice griseo supertecta; caulis a basi crassitie digiti v. vix cras- sior, teres, sulcatus, striatus, a basi ci- nereo-erubescens et pubescens, apicem versus viridescens et subglaber, 1 m, longus; rami infra umbellam princeipalem umbellulas laterales, saepe verticillatas, ferentes; folia omnia tripinnati-secta, foliorum laciniae lineares, setaceae; fo- lia inferiora 60 c. m. longa et 20 e.m. lata, alterna; superiora cum umbellulis verticillatis e caule enascentia; umbel- lae eompositae, multiradiatae; umbella prineipalis in apice caulis diametro fere 30 c. m. lata, 16 radiata, radii 10 fruc- tiferi et 16 c, m. longi, radii 6 aborlivi 3. juniores tantum 6 c. m. longi; um- bellae ceterae minores 10—16 radiatae. Fructus, (sicut in deseriptione generis Hyalolaenae Bnge affırmatus), sectione transversali 10—alatus. Mericarpia ju- gis quinque inflato alatis, ala cava ‚hya- lina undulato-tortuosa obtusa, lateralibus märginantibus, alis marginalibus distinctis. Of. Bnge. relig. Lehmann. pag. 128. Wir geben im Vorstehenden die “ Beschreibung eines eigenthümlichen Dol- dengewächses, das unsere Tafel sechs- mal verkleinert darstellt. Im Habitus gleicht diese Pflanze einer Ferula, die eigenthümlichen Früchte zeichnen solche aber von allen verwandten Gattungen aus, Dieselbe wächst in Kokan wild, wo solche im Jahre 1866 vom Herrn von Sewerzow in der Nähe von Tasch- kent entdeckt wurde und dürfte solche als schöne eigenthümliche perennirende Dekorationspflanze frei auf Rasenplätze gepflanzt, für unsere Gärten Werth ha- ben. Die Gattung Hyalolaena ward von A. Bunge nach einer andern Art aufge- stellt, die Lehmann gleichfalls in Kokan entdeckte. Nach dem was uns bis jetzt aus diesem, durch Russlands Einfluss der Forschung jetzt zugänglichen Ge- biete vorliegt, dürfte solches auch für unsere Gärten viele werthvolle Neuheiten liefern. Erklärung der Tafel. 1) Die blühende Pilanze verkleinert. 2) Der Theil einesBlattes in natürlicher Grösse. 3) Die Hälfte einer Dolde im 15 * aR8 natürlicher Grösse. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Eine Doppel- | vergrösserten Doppelfrucht, von oben frucht, vergrössert. 5) Der Scheitel der ! betrachtet. 2) Der Host’sche hotanische Garten in Wien. Schon früher hatte ich Gelegenheit, Einiges über diesen Garten zu erwäh- nen; es dürfte manchem Freunde der Alpenflora von Interesse sein, zu erfah- ren, welche Püanzenarten Monat zu Monat in Blüthe kommen. Bei meinem Besuche Ende Mai fand ich eine reich- liche Anzahl von Saxifragen in Blüthe, wie Sax. Hostii, ajugaefolia, angulosa, australis, lingulata, Clusii, Hausmanni, lasiophylla, crustata, furcata, repanda, caespitosa, catalanica, dilatata, hypnoi- des, pectinata, cochlearia, pyramidalis, laeta, furcatau. m. a.; von Semperviven waren Semp. Funkii, Neilriechii, Lag- geri, blandum, barbulatum, angustatum u. Ss. w. Die Saxifraga und Semper- viva der österreichischen Alpenflora sind alle auf der ihrem natürlichen Standorte gleichartigen Felsenanlage, im Winter werden sie mit leichtem Reisig bedeckt; die von Kotschy aus dem Taurus mit- gebrachten Arten sind in Töpfen und kommen im Winter unter Dach. — Bei beiden Gattungen gibt es noch manche Art, die einer Richtigstellung bedarf, so wie auch noch manche andere einer näheren Bestimmung entgegensieht. — Diese Arbeiten will der Leiter dieses Gartens, Hr. Hofgärtner Maly baldigst vornehmen. In den verschiedenen Felsenanlagen fand sich noch in der Blüthe: Campanula pusilla, muralis, car- nica, Aubrietiacroatica, Pratia hederacea, Ramondia pyrenaica, Dianthus petraeus, Allium Kermesinum, Linaria pilosa, Pri- mula cortusoides , Achillea lingulata, Arabis eroatica, Zahlbruknera paradoxa ulm sa, Sonst waren noch, in Blüthe Papaver Burseri, Potentilla spe- ciosa, Umbilicus pentandrus, Gypsophila transylvanica, Viola heterophylla und cornuta, Asphodelus luteus, Echium pe- traeum, Saponaria bellidifolia Dianthus monspessulaaus u. sf,w® f Hr. Maly hat auch ein kleines Exem- plar von Pinus leucodermis Ant. einge- pflanzt, dessen selbstständige Art aber von Dr. Christ bestritten und nur als eine sehr gedrängte Felsenform der Pinus Laricio betrachtet wird (Flora Nr. 6 de 1867), — worüber sich wohl bald ein wissenschaftlicher Krieg ent- falten dürfte, da Hr. Maly jedenfalls die P. leucodermis ais Species aner- kannt wissen will. S—t. 3) Das Pineciren der Obstbäume. Das Pinciren (Entspitzen) der in künstlichen Formen gezogenen Obst- bäume gehört zu den wichtigsten Operationen, welche bei der feineren Obsteultur vorkommen, Obgleich das- selbe, zur richtigen Zeit, und mit Um- sicht ausgeführt, von wesentlichem Vor- theile ist, da hierdurch einestheils das I. Originalabhandlungen. nöthige Gleichgewicht und Ebenmaass in allen Theilen der Bäume erhalten oder wieder hergestellt, andererseits aber die Bäume zu früherer und grösserer Fruchtbarkeit gebracht werden können, wird es doch von deutschen Obstzüch- tern bis jetzt nur selten, und oft auf verkehrte Weise angewendet. Die fran- zösischen Baumzüchter wenden dagegen das Pineiren in ausgedehniester Weise und mit dem besten Erfolge an, und wir Deutsche müssen hierin, sowie in der feineren Obstbaumzucht überhaupt, noch viel von den Franzosen lernen. Dabei dürfen wir freilich nicht verges- sen, dass, wie bei allen auf die Baum- eultur Bezug habenden Arbeiten, so auch beim Pineiren hinsichtlich der Art und Weise der Ausführung, sowie der Zeit, in welcher dieselbe vorzunehmen ist, stets darauf Bedacht genommen wer- den muss, wegen unserer, im Allgemei- nen von denen Frankreichs sehr abwei- chenden Boden- und klimatischen Ver- hältnisse die nöthigen Modificationen hierbei eintreten zu lassen; ausserdem ist selbstverständlich auch Rücksicht auf die örtliche Lage und das örtliche Klima zu nehmen, um das gewünschte Resul- tat mit Sicherheit zu erreichen. Ich will nun das Pineiren, sowie die Ausführung der übrigen zum Sommerschnitt gehöri- gen Operationen, wie das ganze und halbe Brechen, das Quetschen und Ausbrechen der Triebe, den soge- nannten Augustschnitt, endlich das theilweise Entblättern der Zweige und das Verdünnen der Früchte, nach meinen bisher darüber gemachten Er- fahrungen, möglichst klar und deutlich darstellen. Von den soeben erwähnten Öpera- tionen, die in ihrer Gesammtheit den Sommersehnitt ausmachen, wird nach er- folgtem Austreiben der Bäume im Früh- 223 jahr zuerst das Pineiren vorgenommen, welches den wichtigsten Theil des Som- merschnitts ausmacht, aber mit vieler Ueberlegung und grosser Vorsicht aus- geführt werden muss, da man sonst leicht statt der bezweckten Fruchtbar- machung des Baumes das Gegentheil: einen verstärkten Holzwuchs bewirken würde. Wie wir bei jeder in der Gärt- nerei vorzunehmenden Arbeit über deren Zweck mit uns in Klaren sein müssen, so auch hier beim Pineiren; und um diese Arbeit auf richtige Weise auszu- führen, muss man durchaus die Grund- gesetze des Pflanzenwachsthums kennen. Bekanntlich strömt der von den Wur- zeln aufgenommene Nahrungssaft durch die Zellen und Gefässe des Stammes hindurch in die Aeste und Zweige. Die obersten Zweige erhalten die reichlichste Menge von Saft und von diesen wieder die obersten Knospen, wesshalb letztere auch die kräftigsten Triebe hervorbrin- gen. Das Gleiche findet, obschon in geringerem Grade bei obersten Knospen aller übrigen Zweige, auch den an mei- sten nach unten zu stehenden, statt. Soll nun zu unseren Culturzwecken diese natürliche Riehtung der Säfte des Bau- mes verändert werden, so muss das Pin- ciren angewendet werden, indem man die Spitzen derjenigen Triebe entfernt, denen der Saft von Natur und am reich- lichsten zuströmte, Hierdurch wird für einige Zeit die Vegetation derselben ge- hemmt, die Säfte strömen nur noch in geringerem Maasse in dieselben, desto reichlicher aber in die nicht pincirten Triebe. Wenn man also während des Frühjahrstriebes mittelst des Pincirens die Spitzen derjenigen Triebe entfernt, welche sich soeben verlängern wollen, so wird sogleich das Wachsthum_ der- selben unterbrochen, derSaft strömt den nicht pincirten Trieben, und besonders 230 Gartenflora Dentschlands, den unteren desto reichlicher zu, aus diesem Grunde ist das Entspitzen ein vortreffliches Mittel, diese untern Triebe, die von Natur immer schwächer als die oberen wachsen, zu verstärken. Die Triebe, welche man entspitzen will, dür- fen nicht zu kurz und krautartig sein, sondern unten schon ziemlich verholzt, und nur in ihren oberen Theilen noch krautartig, also wenn sie 4, 6 bis höch- stens 8 Zoll lang sind, haben sie die geeignete Länge, um pineirt zu werden, und tritt dieser Zeitpunkt je nach Kli- ma, Lage und Sorte in den letzten bei- den Wochen des Monats Mai, oder den ersten zwei Wochen des Juni ein. Wird nun beim Pinceiren ein bis zwei Zoll von dem betreffenden Triebe entfernt, so entwickeln sich meistens zwei von den stehen gebliebenen Knos- pen noch in demselben Sommer zu mehr oder minder starken Trieben. Die Mei- sten pinciren ihre Bäume aus Unkennt- niss der Wirkung dieser Operation zu stark, und erhalten dadurch das soeben angeführte Resultat. Das starke Pin- ciren ist eben nur dann anzuwenden, wenn man aus einem Triebe mehrere neue hervorlocken will. Soll aber das Pin- eiren eine frühzeitige Fruchtbarkeit be- wirken, so darf man nur die äusser- ste Spitze des Triebes entfernen. Dann entwickelt sich erst im Spätsom- mer ein mässig starker Trieb, oft auch nur ein kurzer gedrungener Fortwuchs, der sich leicht zu Fruchtholz umbildet, während zugleich die weiter unten be- findlichen Knospen sich in demselben Jahre nur verstärken, ohne auszutreiben, und allmälig zu Fruchtknospen ent- wickeln. Wendet man das Pineiren wäh- rend der zweiten Triebperiode an, in Verbindung mit dem Brechen des Trie- bes, 80 ist der Erfolg noch sicherer. Da sich bei normaler Vegetation der Russlands und der Schweiz. Bäume dann keine neuen Triebe mehr entwickeln, höchstens die oberste Knos- pe einen kleinen gedrungenen Fort- wuchs entwickelt, der aber schon völlig | die Natur des Fruchtholzes hat, sämmt- liche übrige Knospen des pineirten und gebrochenen Triebes sich aber sofort in Fruchtknospen umbilden. Ausnahms- weise fritt bei besonders starkwüchsigen Sorten, wenn ‘der Sommer sehr feucht ist, trotz des Pineirens und Brechens noch ein starker Holztrieb ein. Hieraus folgt, dass man, wie schon erwähnt, die klimatischen und Wachsthumsverhältnisse bei Ausführung dieser Operation genau berücksichtigen muss, wenn man nicht Gefahr laufen will, statt den gehofiten Vortheil zu erreichen, den Bäumen er- hebliche Nachtheile zuzufügen. Von Ende Juli an, und den Monat August hindurch wendet man den Sommersehnitt im engern Sinne (Augustschnitt) an; nach Anwendung desselben hört der Längswuchs der verkürzten Zweige für das laufende Jahr auf, und die geblie- benen Augen verdicken sich und bilden sich zu Fruchtknospen um. Bei Ausführung des Augustsechnit- tes, biegt man die, nun schon verholz- ten Triebe über die Messerklinge, und bricht sie aufdiese Art, nach Maassgabe der Witterung und der Wuchskraft des Baumes entweder halb oder ganz ab. Sehr vortheilhaft ist bei dieser Operation der Gebrauch der Spalierzange. Nach- dem man mit derselben den Trieb an der erforderlichen Stelle abknickt, quetscht man den Zweig zwei Augen tiefer mit derselben; in Folge dessen gelangt nur noch wenig Nahrungssaft in die beiden obersten Augen, und die übrigen ver- dieken sich und bilden sich zu Frucht- knospen um, aus denen sich im näch- sten Jahre Ringelspiesse (Lambourde) entwickeln. Bei den im Mai pineirten L Originalabhandlungen. Bäumen entwickeln sich im Sommer nur Fruchtruthen, und lange Frucht- spiesse, welche letztere sich erstnach ein paar Jahren zu Ringelspiessen und Quirlholz ausbilden. Die Ringelspiesse und vorzüg- lich das Quirlholz bilden das ei- gentliche Fruchtholz der Bäume, aus dem sich die Früchte unmittelbar entwickeln. Doch ist dies nur bei dem Kernobst der Fall, da das Steinobst be- kanntlich keine Ringelspiesse und Quirl- holz, sondern sogenannte Bouquetzweige entwickelt. In Bezug auf Fruchtbarkeit der Bäume ist der Augustschnitt vor- theilhafter als das Pinciren im Frühjahr, da bei Anwendung des Ersteren sich an den pincirten Trieben sofort“ unmittelbar Früchte lieferndes Fruchtholz erzeugt, (nämlich Ringelspiesse, und aus diesen hervorgehendes Quirlholz) wäh- rend nach dem Pinciren im Frühjahr sich blos vorbereitendes Fruchtholz (näm- lich Fruchtruthen und lange Fruchtspiesse) erzeugt, welches erst nach einiger Zeit zu wahrem Frucht- holz sich umbildet. Aus Obigem geht gewiss zur Genüge hervor, dass der Sommerschnitt ein sehr wichtiges, ja ohne Zweifel das beste Mittel ist, die Obstbäume bald, reichlich und dauerhaft fruchtbar zu machen; ferner ist er weit leichter auszuführen, als der Frühjahrs- oder Herbstschnitt, und gewährt ausser- dem bei Steinobstbäumen noch einen be- sondern Vortheil. Bei dem Frühjahrsschnitt der Stein- obstbäume kommt es nämlich trotz aller Vorsicht oft genug vor, dass man den Schnitt über einem Blüthenauge führt, in Folge dessen geht natürlich nicht | selten der Zweig theilweise, oft auch ganz zu Grunde, während bei Anwen- 231 im Mai, der sogenannte Maischnitt, ist ein ausgezeichnetes Mittel um die erfor- derliche Gleichmässigkeit zwischen den einzelnen Trieben eines Zweiges herzustellen, und kann bei allen Obst- arten mit Vortheil ausgeführt werden, mit der Vorsicht, dass man nur die äus- serste Spitze entfernt, und dass man nie alle Triebe auf einmal, sondern nur nach und nach entspitzt, weil im gegenthei- ligen Falle der Baum eine für seine Gesundheit nachtheilige Saftstockung er- leidet. Ferner dient der Maischnitt dazu, Holztriebe binnen kurzer Zeit in Frucht- triebe zu verwandeln, und endlich, um zu starkwachsende Holzzweige zw bän- digen, und die Vegetationskraft auf die schwächeren Triebe zu lenken. Ein nochmaliges späteres Pineiren der im Mai pincirten Triebe ist für gewöhnlich nicht nothwendig, oft sogar nicht rath- sam, und nurinden wärmeren Lagen Süuddeutschlands und auch da nur bei schwachwüchsigen Sorten wird ein zweites Pineiren in demselben Jahre von gutem Eıfolge begleitet sein. In Norddeutschland hingegen würden die Triebe, nachdem bei ihnen durch noch- maliges Pineiren neue Triebe hervorge- lockt worden sind, Letztere wegen der vorgerückten Jahreszeit nicht mehr zur Reife kommen, und im Winter unfehlbar erfrieren, wodurch den Bäumen natürlich ein beträchtlicher Schaden zugefügt wird. — Was das Ausbrechen der Triebe (ebourgeonnement) betrifft, so wird das- selbe hauptsächlich bei Steinobstbäumen und besonders bei Aprikosen und Pfir- sichen angewendet. Diese Arbeit wird im Mai vorgenommen, wenn die Triebe etwa 1 Zoll lang sind. Hierbei entfernt man alle Fruchttriebe, die ihre Früchte abgeworfen haben, mit Ausnahme der- dung des Sommerschnitts dieser Nach- | jenigen, welche man zu Ersatzzweigen theil nicht stattfindet. Das Pineiren | fortziehen will. Ferner alle auf einem 232 Knospenpunkt zusammengedrängt stehen- de Triebe, von denen man nur den be- sten stehen lässt, endlich alle nach vorn und hinten zu stehenden Triebe, (d. h. letzteres wird nur bei Spalierbäumen be- folgt). Bei dieser Arbeit muss man je- doch mit grosser Vorsicht verfahren und die überflüssigen Triebe ja nicht auf einmal, sondern zur nach und nach entfernen, da bei Steinobst durch ein solches übereiltes Verfahren Gummifluss und Kräuselkrankheit, bei Kernobst aber Gelbsucht hervorgerufen werden kann. Ich sagte vorhin, dass in der Regel ein zweites Pinciren nicht nothwendig sei. Dies erleidet jedoch bei Pfirsichen und Aprikosen eine Ausnahme. Bei diesen pineirt man nämlich die nach dem Mai- schnitt hervorgerufenen Triebe im Ver- laufe des Juni nochmals, und zwar 1—3 Augen über der vorigen Pincir- stelle, die übrigen Triebe pineirt man erst bei 7—9 Zoll Länge und ent- fernt von ihnen blos die äusserste Spitze. Kurz bemerkt, lässt sich beim Som- merschnitt die Zeit nicht feststellen, in welcher Woche im Monat das Pineiren ete. ausgeführt werden soll, sondern esrich- tet sich ganz nach Bedürfniss der Ve- getation des Baumes, sowie nach der Witterung in klimatischen Verhältnissen, und kann, nachdem bis nach der Frucht- ernte mit Pinciren nachgeholfen werden, den Baum in Gleichmässigkeit zu stel- len und ihn zu Fruchtholzbildung zu zwingen. Das Entblättern (effeuillement) kann man im Verlauf des Juni, Juli und Au- gust und zwar bei allen Obstarten vor- nehmen. Man entfernt von deu zu star- ken Trieben nach Befinden 4, 6 bis 8 Blätter, lässt jedoch den Blattstiel am Zweige stehen, und beginnt mit dem Entblättern über dem 4. Blatte, vom Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ursprunge des Zweiges gerechnet. Selhst- verständlich dürfen die Blätter nicht ab- gerissen, sondern müssen sorgfältig mit einer Scheere oder Messer abgeschnitten werden, auch muss hin und wieder am Zweig ein Blattstehen bleiben. ebenfalls dürfen die 3 oder 4 nächst stehenden Blätter am Gipfel des Zweiges nicht ab- geschnitten werden, der Zweck des theilweisen Entblätterns ist, den Trieb zu schwächen. Die Wirkung dieser Ope- ration zeigt sich an dem sofortigen Nachlassen des Triebes. So sehr eben erwähnte Operation einen günstigen Er- folg begleitet, so möchte ich jedoch dieses Mittel nur solchen Obstbaumzüch- tern empfehlen, welche die Baumzucht gründlich erlernt, und auch in diesem Falle rathe ich nur, an den stärksten Trieben, welche sehr starkwüchsig, die- ses Verfahren anwenden zu wollen. Wird das Entblättern nicht sorg- fältig ausgeführt, se kann bei dieser Operation nicht nur der theilweise ent- blätterte Zweig zu Grunde gehen, son- dern auch der ganze Baum kann damit auf mehrere Jahre zurückgesetzt werden. Endlich gehört zu den Vorrichtun- gen des Sommerschnitts noch das Ver- dünnen der Früchte, d. h. das Ausbre- chen eines Theiles derselben. Dieser Verriehtung sullte eigentlich stets das Entfernen eines Theiles der Blüthen der Obsibäume vorausgehen, da nach Entfernung der zu zahlreichen Blüthen die stehen gebliebenen weit sicherer zum Fruchtansatze gelangen. Wendet man nun das Verdünnen bei den jungen Früchten an, so verhindert man dadurch nicht nur das Abfallen der übrigen, son- dern diese erreichen auch eine ganzbe- sondere Grösse und Schönheit. Beson- ders nothwendig ist das Verdünnen dann, wennan einem Fruchtkuchen oder Bouguet- Zweige mehrere Früchte gedrängt bei ein- Il. Originalabhandlungen. ander stehen, In diesem Falle schneidet man 1—2 Wochen nach geschehener Be- fruchtung alle Früchte aus, bis auf zwei, die am weitesten auseinanderstehen. Acht bis 14 Tage später entfernt man von den beiden Früchten die kleinere, wo dann die stehen gebliebene ihre grösstmögliche Vollkommenheit erlangt. Das Entfernen von Blüthen und Früchten ist bei Kernobst und Steinobst gleich vortheilhaft, aber natürlich nur bei Formbäumen anwendbar. — Hiermit gedenke ich die Verrich- tungen des Sommerschnities, durch mehr- jährige eigene Erfahrung als vortheilhaft erprobt, wenn auch nur in gedrängter Kürze, so doch klar und deutlich dar- gestellt zu haben, und sollte es mich freuen, wenn mancher deutsche College, bisher mit dem Sommerschnitt und sei- 233 nen grossen Vortheilen unbekannt, durch Lesen dieser kleinen Abhandlung be- wogen würde, denselben bei seinen Formbäumen anzuwenden. Mögen meine Hrn. Collegen nicht denken, dass meine heutige gestellte Abhandlung zu viel Zeit beanspruche, um anbemerkten Arbeiten richtig nach- kommen zu können, ein wirklicher Freund der Formbäume, welcher eine besondere Vorliebe zu denselben zeigt, wird auch gewiss anbemerkte Arbeit und Mühe gerne seinen Formbäumen wid- men, und es könnte nur bewillkommt werden, so Freunde der Obstbaumzucht ihre gemachten Erfahrungen öfters ı veröffentlichen würden. Friedrich Götz, Fürstl. Hofgärtner in Slawentzitz, Kreis Kosel, Preussisch- Schlesien. 4) Ueber rationelle Züchtung der COamellien'). Die Camellien bilden schon seit langer Zeit für den Winter, wo die Na- tur bei uns noch gänzlich in Schnee und Eis begraben liegt, den schönsten Schmuck der Gewächshäuser. Die Blu- men haben sich sowohl zum Binden der Bouguets, als auch zum reizenden Ball- schmuck der Damen fast unentbehrlich gemacht, weshalb sie Modepflanzen ge- worden sind und diesen Rang voraus- sichtlich noch lange behalten werden, *) Wir empfehlen diesen Aufsatz, der das Resultat langjähriger praktischer Erfahrung ist, der vollen Beachtung unserer Leser. Möchten auch andere tüchtige Praktiker ebenso rückhaltslos uns das Resultat der Erfahrungen in Bezug auf ihre Culturen mittheilen. — (E. R.) Obgleich wir sie in Petersburg sehr hübselı eultivirt, und oft als wirkliche Schau- und Musterpflanzen in den Gär- ten antreffen, so liegt die Vermehrung derselben im Allgemeinen doeh noch sehr im Argen, und jährlich gehen grosse Summen für junge Exemplare dieser Pflanzensippe nach Deutschland und Belgien, die füglich erspart und im Lande bleiben könnten. Sonderbarer Weise hören wir stets die Klage, dass die Anzucht der jungen Pflanzen so langsam von statten gehe, dass es bil- liger sei, dieselben zu kaufen als selbst zu erziehen. Diesem nun zu begegnen, will ich, gestützt auf langjährige Erfah- rung hier in Russland, im Nachstehenden versuchen. Obschon die ungeschlechtliche Ver- mehrung der meisten Pflanzen unserer 234 Gewächshäuser mit dem Bewurzeln der Stecklinge beendet ist, so kommt doch bei den Camellien noch die Manipulation des Veredelns und die Behandlung wäh- rend des Anwachsens des Edelreises hinzu, weil nur veredelte Pflanzen wirk- lich gute dankbar blühende Exemplare geben. Dies ist es eben, was so Man- chen vor der eigenen Anzucht zurück- schreckt; doch ist dieselbe so leicht, dass bei nur einigermassen erlangter Gewandtheit dem Züchter selten etwas felılschlägt, und auch die Entwickelung der Pflanzen wird durch das Veredeln nicht im Geringsten beeinträchtigt. Da die Kästen, die wir in unsern Gewächs- und Vermehrungshäusern zum Bewurzeln der Stecklinge benutzen, je- dem Gärtner bekannt sind, so sei hier nur erwähnt, dass zur Aufnahme der Camellien - Stopfer jeder gewöhnliche Stecklingskasten brauchbar ist, wenn nur eine gleichmässige Bodenwärme von 28 —30 Grad Reaum. darin erhalten werden kann, dieser wird Anfangs Januar drei bis vier Zoll mit Sand angefüllt, so dass ein Raum von einigen Zollen zwischen dem Rande und dem Fenster bleibt. Der Sand namentlich, wenn es Gruben- sand ist, muss einige Zeit der freien Luft exponirt gewesen sein und vor dem Hereinbringen einige Male gut gewa- schen werden, damit er jakeine Mergel- oder Kalktheile enthalte, in welchem Falle alle Mühe resultatlos bleiben würde, da die Schnittlinge in solehem nicht präparirten Sande wohl die Gra- nulation bilden, aber diese bald schwarz und dadurch zur Hervorbringung von Wurzeln untauglich wird, Zu Mutter- pflanzen wähle man nicht die gewöhn- lich gebräuchliche einfach blühende Ca- mellie, sondern möglichst robust wach- sende ältere gefüllte Sorten, wie etwa Admiral Campbell, althaeiflora u. s. w., Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. weil diese eine viel stärkere Bewurze- lung als erstere besitzen; und dadurch raschwüchsige, gesunde und dauerhafte Pflanzen erzielt werden. Von den Mut- terpflanzen, die die Stopfer geben sol- len, wähle man nun, im Gegensatze zu andern Pflanzenfamilien, die stärksten kräftigsten Triebe des ein- und zweijäh- rigen Holzes zu diesen aus, und theile diese in Stücke von je zwei Augen, wobei der untere Schnitt schräge unter dem Blatte geführt wird, so dass dieses stehen bleibt, und steckt siein gewöhn- licher Weise recht gedrängt auf das Beet, etwa zwei bis drei Linien tief in den Sand, jedoch mit besonderer Scho- nung des unteren Blattes, denn gerade dieses vermittelt das schnelle Bewur- zeln des Stecklings. Hierauf giesst man das Beet mit einer feinen Brause etwas an und deckt Fenster darüber. Hält nun das Sandbeet die genannte Wärme, so wird dasselbe stets entsprechend feucht gehalten, und der sich bildende Nieder- schlag am Fenster täglich abgewischt, wobeı die Luft im Kasten sich erneuert. So wird die Granulation bald beginnen und nach Verlauf von etwa vier Wo- chen, fast jeder Steckling Wurzel ge- fasst haben und mit dem ersten Triebe beginnen. Trotzdem bleiben sie im ge- schlossenen Kasten ruhig stehen, damit die weitere Wurzelbildung nicht gestört, sondern eine möglichst starke werde, In der ersten Hälfte des Monates März richtet man sich nun ein Mistbeet auf die gewöhnliche Weise im Freien her; steht Laub zur Verfügung, so wird der Pferdedünger mit diesem versetzt, weil die Wärme dadurch eine nachhaltigere wird. Sobald das Beet soweit ausge- brannt und nicht mehr zu heiss ist, wird es mit einer einige Zoll dicken Lage Sand oder Erde bedeckt. Nun fängt man an, die Pflänzchen aus dem I. Originalabhandlungen. Kasten im Hause, jedoch mit grösster Schonung der Wurzeln, auszuheben und in dreizöllige Töpfe in reine sandige, faserige Haideerde zu pflanzen und nach 235 aber wiederum muss das Eingraben der Töpfe widerrathen werden, weil es den Pflanzen schädlich zu sein scheint, denn stets blieben bei mir die eingegrabenen vorhergegangenem Giessen mit einer fei- | Exemplare gegenüber den freistehenden nen Brause auf den Sand des Mistbee- tes zu stellen, aber nicht einzugraben, worauf dieses mit guten, dichten, fest schliessenden Fenstern bedeckt wird. In gespannter Luft bleiben sie stehen, wer- den mässig feucht gehalten, bei Sonnen- schein beschattet, aber nicht gelüftet und Abends öfter gespritzt; auf diese Weise behandelt, fangen die jungen Pflanzen bald an, junge Wurzeln zu bilden und sind diese da, beginnen sie auch mit dem neuen Triebe. Dennoch wird obige Behandlung beibehalten, die Fenster nicht gelüftet, damit die Vege- tation der Pflanzen keine Unterbrechung erleid.e Hier muss noch bemerkt wer- den, dass sich durch die Ausdünstung des Düngers zuweilen ein schwarzer Niederschlag bildet, der die Pflanzen, namentlich die Blätter völlig schwarz überzieht; dieser schadet aber nicht im Geringsten, sondern, so absurd es auch klingen mag, scheint ihnen ge- rade wohlthuend zu sein. Werden spä- ter etwa im Herbste, die Blätter der Pflanzen gereinigt, zerbröckelt dieser Ueberzug in grossen Stücken, und die- selben treten im schönsten glänzenden Dunkelgrün darunter heraus. — Haben nun die Pflanzen unter geschlossenen Fenstern den ersten Trieb beendet, und der zweite beginnt sich zu entwickeln, was gewöhnlich in der ersten Hälfte des Monates Juni der Fall ist, so wer- den sie an die Luft gewöhnt. Da nun schon die früher mit Sommerblumen ete, besetzten Mistbeete frei sind, es mithin an Platz nicht fehlt, so wird man die Pflanzen auch in diese vertheilen kön- nen, damit sie nicht zu gedrängt stehen; im Wachsthume zurück. Ferner ist es gut, wenn die Pflanzen beim Verstellen in andere Kästen zugleich aufgebunden werden, da der Erdballen jetzt noch nicht wie später so stark mit Wurzeln durchzogen ist, und diese jetzt durch das Einstecken des Stabes weniger lei- den. In der ersten Zeit wird nun we- niger Luft gegeben, aber reichlich gegos- sen und gespritzt; auch während der heissen Tageszeit die Fenster beschat- tet. Sowie der zweite Trieb beendet und der dritte sich zeigt, wird schon mehr gelüftet, und jede Woche ein bis zwei Mal mit flüssigem Dünger aus Ex- krementen der Küche, auf bekannte Weise bereitet, gegossen. So bis zum Herbsie behandelt, bleiben die Pflanzen in stetem Wachsthum, und erreichen eine Höhe von 11/, bis 2 Fuss und die Dicke eines Federkiels, also die zum Veredeln erforderliche Stärke. Jetzt können sie, da sie abgehärtet sind, in das Camellienhaus gebracht werden, und begnügen sich hier bis zum Januar, wo die Veredlung beginnt, mit dem schlechtesten Platze. Mit dem Veredeln wird, gesagt, Anfangs Januar begonnen, die Wildlinge werden dadurch dazu vorbe- reitet, dass man sie, etwa eine Woche früher in eine wärmere Abtheilung stellt, um den Saft in denselben in Bewegung zu bringen, In jedem Vermehrungs- oder fast jedem Warmhause können Veredlungskästen angebracht werden. Es sind das hermetisch verschlossene wie eben Glaskästen, welche über einen Theil des Heiz - Apparates , dem Ofen dem Heizcanal oder bei einer Was- 236 serheizung über den Wasserröhren an- gebracht sind. Diese Kästen sucht man nun möglichst auszutrocknen, so dass der Sand, womit der Boden des Kastens bedeckt ist, keine Feuchtigkeit enthält, damit ja kein durch Niederschlag be- wirkter Tropfenfall entsteh'!, denn sowie ein Tropfen auf die beim Veredeln ent- standene Wunde, bevor dieselbe ver- wachsen, fällt, ist es gewöhnlich mit dem Anwachsen des Reises vorbei. Um nun die grösstmögliche Trockenheit im Kasten zu erlangen, leite man aus dem warmen Raume, worauf der Kasten steht, einige Blechröhrehen in denselben und suche, indem man oben eine Scheibe zum Oeffnen einrichtet, sich so nöthigen- falls die nöthige Ventilation zu verschaf- fen. Zu starke Ausdörrung der Luft im Kasten braucht man nicht zu fürch- ten, da die nasse Erde der Töpfe die Luft reichlich so weit mit Feuchtigkeit sättiet, dass das Edelreis bis zum An- wachsen erhalten wird. Soll mit dem Veredeln begonnen werden, so ist es gut, die Töpfe erst tüchtig durchzugies- sen, damit das durchziehende Wasser, so lange dieses ausserhalb des Kastens stehe, abfliesse, und nicht den Boden in demselben anfeuchte. Zum Veredeln selbst wendet man am besten das Sei- tenpfropfen der Belgier an; dieses be- steht in Folgendem: Man stutze den Wildling etwas ein; mache darauf an einer beliebigen Stelle desselben, etwa beim dritten oder vierten Blatte von un- ten gerechnet, einen von oben nach un- ten geführten, weder zu tiefen noch zu langen seitlichen Einschnitt in das Holz; schneide darauf das Edelreis unter dem untern Blatte keilförmig zu, und schiebe diesen Keil in den Einschnitt des Wild- lings, jedoch so, dass auf einer Seite Rinde an Rinde zu liegen kommt. einiger Uebung wird der Operirende bald Bei Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Gewandtheit erlangen, so genau zu schneiden, dass dasReis durch die Elas- ticität des Holzes von diesem im Schnitte selbst festgehalten und dadurch alles weitere Verbinden überflüssig ge- macht wird. Es ist überhaupt sehr. zu empfehlen, die Schnittwunde nicht zu verbinden. Sammelt sich die geringste Feuchtigkeit, so wird diese durch den gebräuchlichen Verband mit einem Woll- faden, auf längere Zeit gehalten, und die Fäulniss der Rinde befördert, woge- gen die nicht verbundene Stelle doch noch eher wieder {rocknet. Uebrigens braucht man, sind die Wildlinge sonst nur kräftig, gar nicht zu ängstlich zu sein; passt wirklich dasReis nicht ganz genau, aber wird es nur im Einschnitt festgehalten, so verwächst es erstaunlich schnell. Es sind mir zu meiner Ver- wunderung zuweilen Reiser angewach- sen, die durch irgend einen Zufall, von ihrer Stelle verrückt waren, und nur noeh mit der äussersten Spitze des Keils im Einschnitte festgehalten wurden, Am besten ist es, wenn das Edelreis zwei Augen behält und der Keil so kurz als möglich geschnitten wird, weil dann der Einschnitt im Wildling ein kleinerer zu sein braucht, und die Verwundung des- selben eine unbedeutende wird. Alle Augen am Wildlinge oberhalb der Ver- edlungsstelle bleiben stehen, damit der Saftumlauf in der Pflanze nicht gestört werde, da, wenn dieses stattfände, das eingesetzte Reis unfehlbar abgestossen und eingehen würde. So wie nun eine Parthie Pflanzen veredelt ist, werden diese in den oben genannten Kasten gestellt, oder schräge gelegt. So vor-- |.theilhaft wie in neuester Zeit in meh- reren Gartenschriften das Legen der frisch veredelten Pflanzen empfohlen wird, habe ich doch bei mehrfach ange- stellten Versuchen keinen Vorzug des- I. Originalabhandlungen. selben wahrnehmen können, Der Ka- sten wird nun geschlossen und eine gleichmässige Wärme von 18 bis 20 Gr. k&aum. darin erhalten. Nur ist gerade jetzt ängstlich darauf zu achten, dass kein Niederschlag der Feuchtigkeit ent- steht und die Blätter nicht mit Thau belegt erscheinen, denn hiervon ist das ganze Gelingen der Arbeit abhängig. Nachdem die Veredlungen zwölf bis vierzehn Tage unter den eben bespro- chenen Verhältnissen ruhig gestanden haben, werden die Töpfe anfangen aus- zutrocknen, weshalb es Zeit wird, die- selben einer genauen Durchsicht zu un- terwerfen. Zu diesem Zwecke nimmt man sie behutsam aus dem Kasten, giesst die trockenen ausserhalb dessel- ben an, damit das durchfliessende Was- ser hier ablaufe, und untersucht die Ver- edlungsstellen, denn, viele derselben wer- den schon mit dem Verwachsen begon- nen haben, was an dem sich bildenden Auswuchs (Callus) bemerkbar ist. Die noch nicht angewachsenen Veredelungen werden an ihren früheren Ort gestellt. Die bereits angewachsenen werden aber in einen anderen Kasten gebracht. den man sich falls kein anderer Platz vor- handen, an irgend einer wärmeren Stelle des Warmhauses aus verfügbaren Fen- stern zusammensetzen kann. Diese letz- teren Pflanzen werden einer der frühern ganz entgegengesetzten Behandlung un- terworfen; die Luft wird so feucht als möglich gehalten, in dem der Sand, wo- rauf die Pflanzen stehen, oft gegossen und dadurch ein steter Niederschlag, der die Blätter stets mit Thau belegt, erzeugt wird, Bald bilden sich aus allen Augen des Wildlings sowohl, wie des einge- setzten Reises junge Triebe, die aber an ersteren, sowie die des Edelreises zur Entwickelung kommen, fortgenom- men werden müssen, weil das Edelreis 237 jetzt schon einen grossen Theil des zu- strömenden Saftes gebraucht, und die stehen gebliebenen Blätter des Wild- lings, so wie die sich stets bildenden Augen so viel desselben in Anspruch nehmen, dass ein Ersticken des Reises nicht mehr zu befürchten ist. Sobald nun dieser erste Trieb beendet und die Schnittwunde verwachsen ist, werden auch die stehen gebliebenen Blätter des Wildlings entfernt, die Pflanzen durch behutsames Oeffnen der Fenster zuerst in der Nacht, dann auch bei Tage an die Luft des Hauses gewöhnt, bis sie endlich so weit abgehärtet sind, dass sie ganz aus ihrem bisherigen Behälter entfernt werden können. Man thut aber gut, sich damit nicht zu übereilen, son- dern mit Vorsicht zu Werke zu gehen, um nicht noch manche Veredelung, die nur anscheinend fest verwachsen ist. zu verlieren. Nachdem nun im März die Witterung es erlaubt, die Mistbeete anzulegen, richtet man sich ein solches her, und verpflanzt die jungen Pflanzen, ehe man sie auf dieses stellt, nachdem vorher die stehen gebliebenen Spitzen des vormaligen Wildlings dicht über der Veredlungsstelle vorsichtig abgeschnitten sind. Beim Verpflanzen ist aber schon Rücksicht auf die zukünftige Form und Bestimmung der Pilanze zu nehmen, ob man Busch- oder Baumform wünscht; ob grosse später, oder kleinere früher blühende Exemplare verlangt werden, Die Busch- und Pyramidenformen werden bekanntlich durch stetes Ausbrechen der Spitzen erlangt, womit man jetzt den Anfang macht, Die Stammform wird dadurch erhalten, dass nur ein Trieb stehen bleibt und dieser erst bei der Höhe, wo die Krone ihren Anfang neh- men soll, entspitzt wird. Anders verhält es sich mit der Bildung der Holz- und Blüthenknospen; diese werden grössten- 238 theils durch die gegebene Erde erzeugt oder doch wenigstens sehr befördert. Um möglichst schnell grosse starke Exemplare zu erhalten, setze man die Pflanzen in reine, nahrhafte, faserige Haideerde, in noch einmal so grosse Töpfe als die bisherigen waren, weil diese Erde sehr den Holztrieb befördert; sollen aber die kleinen Pflanzen bald blühen, so wird ein Zusatz von etwa einem Drittel bis zur Hälfte guter leh- migter Rasenerde dieses hervorbringen, nur dürfen die Töpfe in diesem Falle nicht so gross, etwa um die Hälfte grös- ser als die bisherigen sein. Dass in beiden Fällen für gute Drainage der Töpfe zu sorgen ist, wie auch, da die Camellien gegen das Beschneiden der Wurzel empfindlich sind, der Ballen beim Verpflanzen nur aufgelockert wird, braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden; ebenso ist es gut, mehr weite als tiefe Töpfe für dieselben zu wählen. Nach- dem nun die Pflanzen in andere Töpfe gesetzt und angegossen sind, werden sie auf das Mistbeet gestellt, ebenso wie im vorigen Jahre behandelt, nur mit dem Unterschiede, dass die zur Buschform bestimmten Exemplare bei jedem neuen ausgebildeten Triebe entspitzt werden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. müssen, und weil sie in grösseren Töpfen stehen, nicht so oft mit flüssigen Dünger gegossen werden dürfen. Hält man sich genau an das ange- gebene Verfahren, so sind in diesem Herbste die jungen Pflanzen zur Ver- sendung für den Handelsgärtner stark genug, also in der Zeit von anderthalb Jahren verkaufbare Pflanzen erzielt, wo- bei dieser gewiss seine Rechnung findet. Werden nun ferner die jungen Exem- plare im Camellienhause mit den älte- ren Pflanzen weiter eultivirt und im Frühlinge nach dem ausgebildeten Triebe bis zum Ansetzen der Knospen trocken gehalten, so erhält man an den in schwe- rere Erde gepflanzten einen reichlichen Flor. In Deutschland und Belgien werden die Camellien gewöhnlich im Juni oder Juli nach beendetem Triebe copulirt, und dann durchwintert, ohne dass das Edelreis ausgetrieben hat. Auch diese Methode habe ich hier versucht, aber wieder verworfen , weil die Erfolge der Winterveredlung jene weit übertrafen. A. Sohrt, Obergärtner des Hrn. Baron von Stieg- litz bei Narwe, 5) Veredlungen mit krautartigen jungen Aesten. Als Nachtrag zu dem vorzüglichen | schnell und sicher mittelst Veredlung Aufsatz des Herrn Sohrt über die An- zucht und Veredlung der Camellien wollen wir eines noch ganz neuen Ver- fahrens der Veredlung gedenken, dessen sich der Herr Hofgärtner Freundlich in Zarskoe-Selo mit ausgezeichnetem Erfolg bedient, um schwierig wachsende Holzarten , fortzupflanzen. Von den zur Veredlung bestimmten Sorten pflanzt derselbe ein Exemplar im Herbste in einen Topf oder in einen Kübel. Dieses erhält bis Ende December einen frostfreien Standort im Erdkeller oder Kalthaus. Ende December oder Anfangs Ja- als, Quereus, Fagus. etc., | nuar wird. solches in's Warmhbaus zum I. Originalabhandlungen. Antreiben eingestellt. Sobald die Knos- pen stark anzuschwellen beginnen, kurz vor deren Ausbrechen, werden auch in Töpfe eingepflanzte Wildlinge, auf die veredelt werden soll, in’s Warmhaus eingestellt. Zur Veredlung selbst wer- den nun nicht etwa Aestchen des letzten Jabres mit schlafenden Augen, — son- dern die jungen krautigen, im Warm- haus ausbrechenden Seitenästchen von 1,»—1lj, Zoll Länge der zur Veredlung bestimmten und zum Antreiben einge- stellten Sorten benutzt. Man kann nun in die Seite veredeln, oder in die Rinde pfropfen. Jede solche krautartige Ver- edlung wird durchaus sicher wachsen, wenn man dafür Sorge getragen hat, dass die Wildlinge inzwischen in Saft gekommen sind. Man bindet dabei nur leicht mit Bast, lässt die veredelten Pflanzen im feuchten Warmhaus oder Veredlungskasten stehen und schon bin- nen wenigen Tagen ist die Veredlung an- gewachsen und zeigt nun einen noch viel kräftigeren Trieb, als wenn gleich- falls im Warmhause, aber mit Reisern 239 mit ruhenden Augen veredelt wurde. Auch die sonst sehr schwierig anwach- senden Holzgewächse gedeihen so leicht und sicher. Herr Hofgärtner Freund- lich wendet diese Veredlung auch für neue Rosensorten an, die er schnell ver- mehren will und versichert, dass er durch keine andere Veredlungsmethode kräftigere und schönere Exemplare er- zogen habe. Die Winterveredlung auf in Warm- häuser eingestellte Wildlinge mit Edel- reisern mit ruhenden Augen, wird na- mentlich in Handelsgärtnereien vielfach angewendet. Die hier besprochene, vom Herrn Freundlich empfohlene Veredlungs- methode mit krautigen Trieben angetrie- bener Pflanzen, empfiehlt sich durch noch grössere Sicherheit in Betreff des Gelingens der Operation, — durch schnel- leres Wachsthum der aufgesetzten krau- tigen Triebe und endlich durch die Leichtigkeit auf diese Weise von neue- ren Formen eine möglichst zahlreiche Vermehrung zu erhalten. E. Regel, 6) Einige Fehler der gärtnerischen Verkaufskataloge. Die Kataloge der Verkaufsgärtnereien haben sich um Vieles gebessert, nament- lich im Bezug auf richtige Orthographie, und so fehlerhafte, wie z.B. der neueste einer vortrefllichen Heidelberger Handels- gärtnerei, welche noch vor 10 Jahren sehr häufig waren, sind jetzt eine Sel- tenheit, Wenn die lateinischen und an- dern fremden Namen noch hie und da falsch sind, so ist das jetzt kaum mehr verzeihlich, denn es gibt musterhafte Kataloge genug, welche man nur anzu- den, und seit dem Bekanntwerden von Dr. Pomper’s „Schule des Gärtners im Gebiete der Botanik etc.“, einem wohl- feilen Buche, welches sich Jeder an- schaffen kann, darf sich kein Herausge- ber von Katalogen mehr damit ent- schuldigen, dass er keine botanische Bi- bliothek haben könne, um die Namen nachzusehen, denn das genannte Buch enthält fast alle jetzt vorkommenden bo- tanischen Namen in richtiger Schreibart, Ich weiss wohl, dass die Handelsgärtner sehen braucht, um Fehler zu vermei- |zur Zeit, wenn die Kataloge ausgear- 240 beitet werden, so viel zu thun haben, dass sie, so zusagen, nicht wissen, wo ihnen der Kopf sieht, aber es handelt sich nur um eine einzige richtige Aus- arbeitung, zu welcher, -wenn es in der Gärtnerei an Zeit und Kenntniss fehlt, sich andre Arbeitskräfte finden. Die Nachträge von Neuheiten sind bald ein- gereihet und die Druckfehler werden leicht nach dem alten richtigen Kataloge verbessert. Ich ziele also hier nicht auf die falschen Pflanzennamen, sondern auf die Einrichtung der meisten Kataloge und Zusammenstellungen, welche unkundige Käufer in die grösste Verlegenheit und grossen Nachtheil bringen können. Man sucht doch sonst den Käufern die Aus- wahl durch Sortimente, Zusammenstel- lungen, Zusätze und Zeichen über die Verwendungsart bequem und leicht zu | machen, und führt sie anderntheils voll- ständig in die Irre, Ich kann nur im Allgemeinen andeuten, worin der Fehler liegt, denn wollte ich auch nur die eines grossen Verzeichnisses hervorheben, und durch Beispiele belegen, so müsste ich mehr Zeit darauf verwenden, als ich ver- wenden mag und kann. Ich kann, um Beispiele zu finden, den ersten besten Katalag hernehmen, und greife willkühr- lich nach verschiedenen, damit man nicht sagen kann, ich hätte es auf eine besondere Gärtnerei abgesehen, wie es mir schon öfter vorgekommen ist, wenn ich in harmloser Unpartheilichkeit ein Ur- theil abgegeben habe. Ich wähle aber zu Beispielen nur die besten Kataloge, denn es würde den Zweck nicht fördern, wollte ich unrichtige Kataloge kleinerer Gärtnereien benutzen. Betrachten wir im Verzeichniss die Abtheilung „Zwiebel- und Knollenge- wächse‘. Darunter wird alles gewor- fen, was irgend eine fleischige Wurzel, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einen dicken Wurzelstock, einen ab- sterbenden Holzstamm hat, Acanthus, Aconitum, Adonis, Agapanthus, Asarum, Baptisia, Chlorophytum, Corydalis no- bilis und lutea, Erythrina, Fuchsia ful- gens, Helleborus, Hemerocallis, Iris (ohne Knollen), Paeonia arborea, Tussi- lago etc. etc. stehen zwischen: ächten Zwiebeln und‘ Knollen. Der Unkundige kann nicht anders denken, als dass solche Pflanzen alljährlich ganz absterben, er sie vielleicht gar aus der Erde nehmen und trocken aufbewahren muss. Bei vielen Verzeichnissen fehlt sogar das Zeichen, ob die Pflanze in das freie Land oder Kalt- und Warmhaus gehört. Man sollte unter dieser Rubrik eigent- lich nur solche Pflanzen aufnehmen, welche trocken versendet werden können und absterben, nicht aber diejenigen, welche das Verfahren nicht ertragen, also auch nicht alle wirklichen Zwiebeln _ und Knollen. Solche Pflanzen finden besser im Pflanzenverzeichniss Platz, denn die Zwiebeln und Knollen sind in die Samenverzeichnisse doch nur aus dem Grunde aufgenommen worden, um womöglich mit den Samen bestellt und versendet zu werden. Nimmt man dies als richtig an, so kommt es auch nicht darauf an, ob es wirkliche Zwiebeln und Knollen sind, und Erythrina und Fuchsia fulgens haben dann dasselbe Recht unter der Rubrik „trocken ver- sendbare Pflanzen‘ zu stehen, wie wirkliche Zwiebeln und Knollen. Unter den Gehölzen finden wir zwi- schen harten Ahorn, Eichen, Coniferen ete.: Acacia dealbata (der für südliche Gegenden allenfalls geeigneten A. Juli- brissin nicht zu gedenken), Adenocarpus (Cytisus) foliolosus und andre, Anthyllis barba Jovis, Arbutus Andrachne (hält allerdings im südlichen England aus), Aristotelia, Artemisiaargentea, Capparis, I. Originalabhandlungen. Ceratonia Siliqua, Cistus (viele Haus- pflanzen) , Clethra arborea, Convolvulus Cneorum, Coronilla valentina, Heimia, Jasminum azoricum, Laurus nobilis (Lor- beer), Lotus creticus, Magnolia grandi- flora, Mandevillea suaveolens, Myrtus (Myrte), Olea europaea, Pistacia ete. Der Gartenfreund, welcher Liebhaberei an neuen Gehölzen bekommen hat, aber die Pflanzen‘ noch nicht kennt, säet die Samen vielleicht in das freie Land und hofit die Zöglinge im Freien zu ziehen. Müssen wir Deutsche denn alles haben, was z. B. in Hyeres oder Nizza, oder auch schon in Angers und Paris als Gehölz gilt? Ich weiss wohl, schwer es ist, die Grenze zwischen Land- und Topfpflanzen zu finden, dass selbst in Deutschland die grössten klimatischen Unterschiede kerrschen, dass die grössten Samenhandlungen auch nach südlichen Gegenden verkaufen und viel- leicht meinen, sie seien zu cosmopoli- tisch, um sich um die beschränkten An- sichten eines Kritikerss zu bekümmern. Aber frage ich: hat nicht jedes Ge- schäft, welches sich nicht geradezu als Exportgeschäft ankündigt, zunächst die vaterländischen Verhältnisse zu beachten. Nicht besser ist es mit den soge- nannten Stauden (#). Da stehen die halbstrauchigen Pentstenion gentianoides (Hartwegii) mit ihren Varietäten, welche doch frostfrei durchwintert werden müs- sen, zwischen den harten Arten des freien Landes, Myosotis azorica neben M. alpestris, Sparaxis tricolor, neben Schneeglöckchen ete. etc., selten mit ei- nem Zeichen der Cultur versehen. Ich könnte noch viel schlimmere Dinge hervorheben, will aber diese Sa- che, an welche ich ohnedies ungern ge- gangen bin, nicht weiter treiben. Hof- fentlich wird sich einer oder der andere Handelsgärtner entschliessen, seinen Ka- vl, 1867. wie A talog von diesen Fehlern zu befreien, sei es durch vollständige Trennung der Pilanzen. welche frostfreiundin Häusern überwintert werden müssen, von den Freilandpflanzen, oder durch Zusatz der üblichen Zeichen. Das Bedürfniss nach Besserung ist wirklich da. Ich gestehe, dass mich selbst zuweilen die Auswahl in Verlegenheit setzt, wenn es sich um mir unbekannte Pflanzen handelt, wie mag dies erst bei weniger kenntnissrei- chen Gärtnern und Gartenfreunden der Fall sein! J. Wir möchten dem von Hrn. Hof- gärtner Jäger Gesagten noch nachtragen, dass jetzt wohl dieNamen meist richtig geschrieben, dass aber unter dem richtig geschriebenen Namen man falsche Pflan- zen oft erhält. Eine Pflanze unter fal- schem Namen, zu senden, machen wir keiner Handelsgärtnerei zum Vor- wurf, denn es ist auch für das tüch- tigste , reellste und unter einsichtigster Leitung stehende Geschäft der Art durchaus unmöglich, nur richtig be- stimmte Pflanzen zum Verkaufe auszu- bieten. ‚Das anzustreben, würde mit andern Worten heissen, auf den vor- theilhaften Handel mit der ganzen gros- sen Masse von Neuigkeiten verzichten, die entweder noch nicht blüheten oder die zu bestimmen, die wissenschaftlichen Hülfsmittel fehlen! Dagegen sollte nach unserer An- sicht eine solide Handelsgärtnerei, nicht den in unsern Augen viel grössern Fehler begehen, und sich zu all den zweifelhaften Pflanzen, die solche in ihrem Garten ceultiviren, entsprechende Namen mit Autor und Vaterland in Steudels Nomenclator oder irgend einem andern Buche aufzusuchen und sie in dieser Weise im Cataloge aufzuführen. Wo man einen, so mit dem Zeichen der wissenschaftlichen Bestimmung und 16 a2 Revision ausgestatteten Katalog erhält, muss man natürlich glauben, nun auch rich- tig bestimmte Pflanzen zu erhalten., Das ist leider aber sehr häufig durchaus nicht der Fall, — und deshalb sollte eine solide Handelsgärtnerei, — nur diejenigen Pflanzen mit Au- tor und Vaterland aufführen, für deren richtige Bestimmung sieauch einstehenkann. Beiallen andern Pflanzen, wo das Ge- schäft für Richtigkeit der Arten nicht einstehen kann, halten wir es aber für natürlicher und auch für solider, solche nur unter dem Namen aufzuführen, unter dem die Pflanze erhalten ist. Will man weiter gehen, so nehme man eine wünschbare Rectification fehlerhaft geschriebener oder durch fehlerhafte Schreibart ganz verdrehter Namen vor, und gebe viel- leicht noch die Bezugsquelle an. Pflanzen unter falschem Namen zu vertheilen, sagten wir oben, rechnen wir auch dem solidesten Handelsgeschäft nicht. als Fehler an, sofern dies eben geschieht, soweit die Mittel zur Bestim- mung fehlen und also unwissentlich sol- che Fehler begangen werden, — oder soweit eine wissenschaftliche Bestim- mung überhaupt noch unmöglich war. — Zum grossen Fehler, den man so- gar das Recht hat, mit starken Aus- drücken zu bezeichnen, rechnen wir es aber einem Handelsgeschäft an, wenn es die gleiche Pflanzenart, ja die glei- che specielle Form der Art, — oft un- ter doppelten, — ja wie uns noch in der letzten Zeit oft vorgekommen ist, unter 5 verschiedenen Namen anbietet und vertheilt. Das ist das Zeichen der grossen Unachtsamkeit, — denn wenn man nicht den richtigen Botanischen Namen stets verlangen kann, — da soll Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Handelsgärtner doch seine Pflanzen, die er als lebende Pflanzen, Samen oder Zwiebeln ausbietet, soweit kennen, dass er dergleichen Art oder Form nicht 3—5 verschiedene falsche Namen beilegt und damit seine Abnehmer, die verschiedenes zu erhalten hofiten, gleichsam hinter- geht. — Wir warnen also nochmals, auch nicht zu weit zu gehen und die Kata- loge so zu drucken, dass solche einer- seits nur die wissenschaftlich fest ge- stellten Pflanzenarten, mit den Zeichen der Bestimmung, nämlich mit Autor und Vaterland publiciren, — während dem Geschäft noch nicht genauer be- kannte Pflanzen, jedenfalls ohne Autor nur mit möglichst richtig geschriebenen Namen publizirt werden sollten. Die Herren Handelsgärtner könnten hier sich darauf berufen, dass dieses Prineip leider nicht einmal von der weit- aus grössten Zahl der wissenschaftlichen Institute eingehalten werde! Traurig aber wahr!! — und der Unterzeichnete gesteht es gern ein, dass im Allgemei- nen einzelne schon lange einen bewähr- ten wissenschaftlichen Ruf geniessende Anstalten ausgenommen, allerdings aus tüchtigex Handelsgärtnereien die Pflan- zen unter richtigeren Namen erhalten werden, als aus vielen botanischen Gär- ten. Die Manie, grosse Kataloge zu drucken, ist der Ursprung all dieses Uebels.. Gebe man doch kleinere Ver- zeichnisse und in diesen nur Richtiges, welch grosser Dienst würde da geleistet werden. Männer wie Fenzl, Bartling, Schenk, Lange etc., gehen da mit dem Referenten einig. In andrer Beziehung, was die Beispiele der vielen falschen Pflanzen betrift, gilt für uns der Grundsatz „Exempla sunt odiosa“. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 3 3) Erziehung der Helliotropium und Verbenen aus Samen. Beide Pflanzen sind nicht gut zu Das Misslingen der Stecklinge von überwintern, und wer kein recht gutes | Verbenen, durch einen Fadenpilz ver- Local (für Heliotrop hell und 8—10 | ursacht, (worüber ich schon in diesen Grad, für Verbenen hell, luftig, trocken | Blättern berichtet und angefragt habe,) und frostfrei) hat, verliert im Winter | hatte mich auf den Gedanken gebracht, immer viele Pflanzen und bringt andre | die Verbenen aus Samen anzuziehen, schlecht durch. Für solche Fälle em- | worin mich Bemerkungen in den Cata- pfiehlt sich die Samenzucht. Die Helio- |logen der Samenhändler, dass manche tropien bringen in warmen Sommern | Farben sich durch Samen nicht fort- steia reifen Samen und pflanzen ıneistens | pflanzen sollen, noch mehr bestärkten. die Farben ächt fort, obschon auch oft | Meine wenigen Erfahrungen an aus Sa- neue Spielarten fallen, was das Interes- | men gezogenen Verbenen, mit denen sante dieser Cultur noch vermehrt. Wer | aus andern Gärten vereint, lassen mir den Samen von einzeln stehenden Pflan- | keinen Zweifel, dass man die Verbenen zen sammelt, kann ziemlich sicher da- | ganz wie Sommergewächse behandeln rauf rechnen, die Stammpflanze wieder | kann, indem sie wie die Heliotropien zu bekommen. In warmen Jahren, wenn | behandelt, oder auch nur im März in’s die in freien Beeten stehenden Helio- | Mistbeet gesäet und verstopft, dann in trop bald blühen, gehen oft schon im | das Land, schon Ende Juni zur Blüthe August Samenpflanzen auf den Beeten |kommen. Hat man Samen von guten auf, welche man einpflanzen kann. Um | Sorten, so wird man prächtige buntfar- schon im Juli blühende Beliotropien zu | bige Beete bekommen und darunter Sor- haben, muss man schon im Februar |ten erziehen, welche werth sind, aus aussäen, am besten in einen warmen | Stecklingen vermehrt und benannt zu Kasten, oder im Warmhause. Die auf- | werden. Vor der Cultur der als Som- gegangenen Pilänzchen werden klein ver- | mergewächse bezeichneten Sorten, mit stopft und bald einzeln in kleine Töpfe | Ausnahme von Verbena Aubletia und gepflanzt, anfangs in Haide- oder san- | venosa möchte ich aber warnen, denn dige Lauberde, später nach Eintritt der | Sorten, wie z,B. V.Nivenii, (teucrioides), Blüthe in fette Composterde mit Horn- | pulcherrima, Drummondi ete. sind kaum spänen vermischt. So oft die Pflanzen | der Cultur werth, werden wenigstens durchgewurzelt sind, gebe man grössere | durch andere Sommerblumen von giei- Töpte, jedoch nur so viel grösser, als | cher Farbe sehr übertroffen. Soweit eben nöthig ist, denn sonst bekommt | man bunte Beete oder beliebige Verbe- man grosse Pflanzen, welche spät blühen, |nen in Töpfen will, ist diese Anzucht Zeigt sich unter den Sämlingen ein Exem- | aus Samen gut. Aber es hoffe Nie- plar, welches einen besonders starken | maud, durch Samenpflanzen zu schönen und geraden Trieb bildet, so kann man | einfarbigen Beeten, wie man sie liebt, daraus ein Stämmchen ziehen, indem |zu gelangen, und die Angabe in Cata- man es in 2—3 Fuss Höhe oder höher | logen, dass gewisse feuerrothe oder entspitzt. Die übrigen Pllanzen werden | blaue Verbenen die Farbe nicht fort- entspitzt, wenn sie einige Zoll hoch | pflanzen, ist zur Zeit noch Unwahrheit, sind, damit sie buschig wachsen, obschon es später vielleicht gelingen 16 * BE ne 244 mag, constante Varietäten zu erziehen. So oft ich Samen von angeblich hoch- rothen oder blauen Verbenen kommen liess, so erzog ich daraus doch nie die- selben Farben, sondern unter den hoch- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rothen schmutzig ziegel- oder blassrothe, unter den blauen oft röthliche, sehr hell- blaue, am meisten aber schmutzig lila farbige. J. I. Neue Zierpflanzen. 1) Brachystelma Barberiae Harv. mss. in Bot. Mag. tab. 5607. — Eine merkwür- dige und ausgezeichnete neue Asclepiadee Südafrika’s mit knolligem Wurzelstock, der an den einer Ackerrübe erinnert, Stengel sehr kurz. Blätter länglich, spitz, 3—4 Zoll lang. Blumen stehen in einem grossen dich- ten, fast: wurzelständigen Blüthenkopf. Blu- men glockenförmig, schwarzbraun mit grü- nem Auge, ausgebreitetem Saum und schwanzförmig verlängerten Saumlappen, die wie bei manchen Ceropegia-Arten an der Spitze mit einander verwachsen sind. 2) Nierenbergia rivularıs Miers. »Sola- neae. (Miers in Lond. Journ. of Bot. V. 167. — Bot. Mag. tab. 5608). Ein kleiner niedlicher Halbstrauch für's Kalthaus, der in La Plata zu Hause ist und in den Gar- ten von Veitch in Chelsea bei London ein- geführt wurde. Entdeckt wurde diese Pflanze vor ungefähr 50 Jahren durch Hm. Tweedie. Durchaus kahl. Die schlanken verästelten Stengel kriechen dem Boden nach und treiben aus ihren Knoten Wurzeln. Blätter abwechselnd, lang gestielt, länglich spatelförmig, stumpf, ganzrandig. Blumen kurz gestielt, den Blättern gegenüber stehend. Kelch mit walzenförmiger Röhre, 5-lappig: Lappen länglich-lanzettlich, spitzlich. Blu- men weiss oder gelblich, mit fast 2 Zoll langer, fadenförmiger Röhre und breit glockenförmigem, 1!/, Zoll im Durchmesser haltendem 5-lappigem Saume, wohlriechend. Eine schöne Florblume für die Sommermo- nate zur Topfeultur und zum Auspflanzen auf Blumengruppen im ireien Lande. 3) Notiylia bicolor Lindl. Orchideae. (Lindl, in Benth. pi. Hartw. 1842 p. 93. — Rehb. Xen. Orch. 1. p. 46. — Bot. Mag. tab. 5609. — Niedliche kleine Orchidee aus Guatemala. Bildet kleine Rasen von 1—1!/, Zoll Höhe. Blätter der einzelnen Triebe reitend und zweizeiligs. Blumen in dichten länglichen, etwas über die Blätter hervor- ragenden nickenden Trauben. Sepalen li- near-borstenförmig, weiss, Petalen etwas breiter und kürzer, roth und mit purpurnen Punkten am Grunde. Lippe bandförmig mit pfeilförmigem Vorderstück, roth. — 4) Glyphaea Monteiroi Hook. Tiliaceae. (Bot. Mag. tab. 5610). Strauch aus dem Südwesten Afrika’s, entdeckt durch J. Mon- ieiro. Stengel und Blätter kahl, Aestchen und Blüthenstand mit kleinen sternförmigen Haaren besetzt. Blätter gestielt, abwech- selnd, 4—6 Zoll lang, krautig, länglich-oval, mit abgerundetem oder schwach herzförmi- gem Grunde, vorn zugespitzt, gezähnt. Blu- men in 3—4blumigen achselständigen Schein- dolden, Kelchblätter 5, breit-linear, spitzlich, grün. Blumenblätter 5, länglich, etwas über 1/, Zoll lang, goldgelb. Staubfäden sehr zahlreich, goldgelb. Frucht 4—10-fächerig, länglich-spindelförmig, bis 2 Zoll lang, viel- samig und nicht aufspringend. Warmhaus- pflanze von der Tracht einer Grewia. 5) Vanda Bensoni Batem. Orchideae. (Batem. in Bot. Mag. tab. 5611). Eine sehr schöne neue Vanda, eingeführt durch Oberst Benson in den Garten der Herren Veitch in Chelsea aus Rangoon (Ostindien). Ist zu- nächst mit V. concolor und V. Roxburghii verwandt. Die Länge der Blüthentrauben und die Färbung der Blume unterscheidet die in Rede stehende Art. Blätter rinnen- förmig, an der Spitze ungleich gezähnt. TI. Neue Zierpflanzen. Blüthentrauben aufrecht, vielblumig, noch einmal so lang.alsdie Blätter. Blumen entfernt gestellt, ungefähr so lang als die Blüthenstiele. Die Sepalen und die etwas kürzern Petalen verkehrt-oval, in einen Nagel verschmälert, stumpf, gelb und innerhalb derb roth punk- ürt. Lippe eonvex, oval, mit 3 vorstehenden Rippen auf der Scheibe, an der Spitze tief zweilappig. die Oehrchen am Grunde drei- seitig stumpflich. Sporn conisch, stumpf. Eine sehr schöne und dankbar blühende Art für die warme Abtheilung des Orchi- deenhauses, die einen Stengel von 1 Fuss Höhe und darüber bildet. — 6) Oypella caerulea Seubert. Irideae. (©. eaerules Seub. in herb. reg. Berol. — Bot. Mag tab. 5612. — Marica caerulea Hook. Ex. Fl. Fig. 222. — Bot. Reg. tab. 713 — Diese schöne Iridee mit gros- sen blauen, im Innern gelb und roth ge- zeichneten Blumen stammt aus Brasilien und ist in den Warmhäusern des Continents schon lange verbreitet. *,7) Heliconia humilis Jacg. Musaceae. (Jaeqg. in h. Schönbr. tab. 48. 49. — Roem. et Schult. syst. V. 590. — Bot. Mag. tab. 56135). Auch diese schöne Heliconia aus Guiana ist in den Warmhäusern des Conti- nents schon lange verbreitet und wird als schöne Blattpflanze cultivirt. Die von gros- sen rothen Scheiden gestützten Blumen er- scheinen, wie bei allen andern Arten dieser schönen Gattung, nur selten. 8) Cypripedium (Selenipedium) Schlimii Echb. fil. Orchideae. (Rchb. in Pescatorea tab. 54. — Ejusd. Xenia Orch. tab. 44. — Bot. Mag. tab. 5614). Wir haben dieses prächtigen Cypripedium, das vom Herrn Schlim in Ocana gesammelt und durch Lin- den eingeführt, schon früher erwähnt. Es ist wirklich eine der schönsten Arten dieser prächtigen Gattung. Die Blumen stehen auf der Spitze des behaarten Schaftes in mehr- blumiger Traube, sind reinweiss und tief carminroth gezeichnet. Prof. Reichenbach fil. hat aus den im tropischen Amerika hei- mischen Cypripedien, die Gattung Selenipe- dium gebildet, die Bateman jedoch nur als Unterabtheilung von Cypripedium annimmt. 9) Heliotropium convolvulaceum A. Gray. 245 Boragineae. (A. Gray in Proceed. Am. Ac. V. pag. 340. — Bot. Mag. tab. 5615. — Euploca convolvulacea Nutt. in Am, Phil. trans. new. ser. V.189. — D. C. prodr. IX 159. Hook. ic. pl. VII. 651.) Eine einjäh- rige Pflanze aus Arkansas und Texas, mit weissen Blumen, die denen eines weissen Phlox ähnlich und nur des Nachts blühen. Steifhaarig. Stengel mit abstehenden Ae- sten, aufsteigend. Blätter länglich-oval oder länglich-lanzettlich, ganzrandig. Blumen ein- zeln oder in kurzen Trugdolden in den Blattachseln. Blumenröhre steifhaarig, Saum ausgebreitet. Narbe kopfförmig, steifhaarig. 10) Lycaste gigantea Lindl. Orchideae. (Lindl. in Benth. pl. Hartw. p. 155. — Bot. Reg. tom. 29. tab. 15. — Bot. Mag. tab. 5616). Eine in den Orchideensammlungen Deutsch- lands schon lange verbreitete Pflanze, die in Central-Amerika und Merida heimisch ist und von Wagener und Andern vor 30 Jah- ren vielfach nach Deutschland gesendet ward. Blumen einzeln auf den Spitzen der blatt- losen Schafte, fast 7 Zoll im Durchmesser, gelblich olivengrün und mit kastanienbrau- ner, gelb gerandeter Lippe. 11) Combretum” micropetalum D. C. — Combretaceae. (D. C. prodr. III. 19. — St. Hil. fl. bras. II. 249.— Bot. Mag. tab. 5617). Schöner Strauch für's Warmhaus aus Bra- silien. Aestchen kurzlaarig; Blätter gegen- ständig, kurz gestielt, länglich, spitzlich, ober- halb kahl, unterhalb vertieft punktirt, die jungen weichhaarig. Blüthentrauben kurz gestielt, achselständig, mit dicht gedrängten, einseitig nach oben gerichteten Blumen, Blüthenblätter gelb, kurz, von den 8-10 gelben Staubfäden mit :röthlicher Anthere weit überragt. 12) Cattleya Dowiana Batem. Orchi- deae. (Batem. in Gard. Chron. 1866. Octo- ber. Bot. Mag. tab. 5618.) — Man schwärmt für die Orchideen ÖOstindiens, — und doch gibt es dort keine Arten von sol- cher grossartiger Schönheit und Pracht, wie solche die riesigen Blumen der grossblumi- gen Cattleyen des tropischen Amerika dar- bieten. Die in Rede stehende Art liefert einen neuen Beweis. Man denke sich einen 2—6blumigen Blüthenstand, gebildet aus 246 Blumen von 7 Zoll Durchmesser, wo die grossen Kelch- und Blumenblätter schön nankingelb und die 4 Zoll lange und 2°/, Zoll breite Lippe, eine prächtig dunkelsamm- tig purpurne Färbung mit der Zeichnung von Goldlinien auf der Fläche besitzt. Diese herrliche Pflanze ward schon von unserm cewicz entdeckt. Die Pflanzen, welche der- selbe nach England sendete, kamen leider alle todt an und auch die trocknen Exem- plare, welche jene Sendung begleiteten, schei- nen todt angekommen zu sein, so dass man später das Vorhandensein dieser prächtigen neuen Art bezweifelte. Erst im Jahre 1864 wurde diese Prachtpilanze, von der Warsce- wicz Nachricht gegeben hatte, vom Herrn Arce wiederum aufgefunden und in den Garten der Herren Veitch und Sohn einge- führt, wo solche zum ersten Male im Som- mer 1865 in Blüthe kam. Die bis 11 Zoll langen keulenförmigen Scheinknollen tragen auf ihrer Spitze ein grosses, breit-längliches, bis ein Fuss langes, dickes, stumptes Blatt. Scheide stumpf, tast so lang als der 2—6 blumige Blüthenstiel. Sepalen lanzettlörmig, spitz. Petalen fast noch einmal so breit als Sepalen, am Rande stark wellig, unge- fähr so lang als die Lippe. Lippe sehr gross, breit und gestreckt, schwach 3-lappig, an der Spitze ausgerandet, am Rande kraus, mit glatter grosser Scheibe, tief sammtig purpur und mit goldgelben Adern gezeich- net. Säule etwas gebogen, vom Grunde der dreimal längeren Lippe umhüllt. — 13) Bowiea volubilis Harv. Liliaceae. (Harv. in Bot. Mag. tab. 5619.) — Eine ei- genthümliche, durchaus blattlose Pflanze von den östlichen Gränzen des Vorgebirges der guten Hoffnung. Aus der Spitze eines flei- schigen kugellörmigen Knollens entspringt der sich windende Blüthenstiel. Dieser letz- tere ist sehr ästig, seine untersten Aeste sind steril, theilen sich mehrfach gabelför- mig und gehen zuletzt in hornförmige ge- krümmte blattlose Aestchen aus. Die ober- sten Aeste des Blüthenstiels gehen in lange "Blüthenstiele über, die die grünlichen einer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Drimia ähnlichen Blumen tragen. einhäusig. Blumen Blüthenhülle sechstheilig, mit linearen zurückgeschlagenen Lappen. Staub- fäden unterständig, 6, Fruchtknoten 3-fäch- rig, mit kurzem aufrechten Griffel und 6 Eiern in jedem Fache. Interessante neue , Pflanzenform, aber nicht schön. zu früh dahin gegangenen Freunde Wars- | 14) Curcuma australasica Hook. Zingi- beraceae. (Bot. Mag. tab. 5620). Die erste Art dieser Gattung aus Australien, an den nördlichen Küsten entdeckt durch John Veitch und in das reiche Etablissement der Herren Veitch eingeführt. Warmhauspflanze, die gleich den andern Arten der Gattung im Winter einzieht. Blätter gestielt, oval- lanzettlich , zugespitzt, kahl. Blüthenschaft tritt aus dem Herzen der Blattstiele kaum vor und trägt auf seiner Spitze die walzige schopfförmige Blüthenähre. Die untern Brac- teen grün, stumpf, zurückgekrümmt, kürzer als die gelben Blumen; die obersten Brac- teen länglich-lanzettlich, zugespitzt, rosen- roth. Kelchröhre halb so lang als die Blumen. röhre, mit kurzen abgerundeten Lappen, Blumenkronenlappen länglich, stumpf; Lippe kreisförmig, zurückgekrümmt, an der Spitze schwach ausgerandet. 15) Helianithemum ocymoides. Pers. Ci- stineae. (Pers. ench. II. 76. — D.C. prodr. I. 267. — Sweet Cist. tab. 13. Bot. Mag. tab. 5621). — Kalthausstrauch aus Spanien, mit grossen goldgelben Blumen, mit dunkelpur- purnem Auge im Centrum. 16) Grias cauliflora L. Myrtaceae. (L. spec. 732. — D.C. prodr. II. 296. Bot. Mag. tab. 5622) Ein niedriger Baum Westin- diens mit einfachem Stamm, der auf seiner Spitze die Krone mächtiger lanzettlicher zu- gespitzter zurückgekrümmter kahler ganz- randiger Blätter trägt, Blumen gelb, gross, aus dem Stamm ausbrechend. Die Frucht ist als „Anchovy Pear‘“ bekannt und wird wegen ihres Wohlgeschmacks in Westindien sehr geachtet. Ist aber auch eine schöne Dekorationspflanze für's Warmhaus, von der Tracht einer Theophrasta. (E. R.) UL Notizen. 1) Bemerkungen von Matthäus Bogda- now, über den Winter in Juchnow 54,5° n. Br., 52,4°L, im Gouv. Smolensk. Temperatur unbeständig, während 5 Tagen im Januar zwischen 50° und dem Gefrierpunkte des Quecksilbers; Schnee anderthalb Arschin (31), Fuss) hoch. Der Garten des Referen- ten, vor 10 Jahren in waldiger Gegend an- gelegt, litt viel von Hasen und Mäusen; letztere beschädigten sogar einzelne der mit Bast und Tannenreisern umwickelten jungen Bäume; ausserdem griffen dieselben 10jäh- rige Stämme von Aepfelbäumen an. Die Hasen benagten die aus dem Schnee hervor- ragenden Kronen. Die Fruchtkr:ospen der Birnensorten „Besiämenka‘“, sowie anderer Birnen und Aepfel erfroren. Einige Aepfel- und Birnbäume aus Riga erfroren gänzlich; ebenso die Pflaumen von Otschakow (unweit des schwarzen Meeres). Ueberhaupt litt alles Obst, auch Kirschen und Pflaumen. Beeren- früchte, mit Ausnahme der Himbeeren; der Freiland-Jasmin (Philadelphus) und die gut- gedeckten weissen Rosen erfroren. Das Frühjahr sehr spät; die Birken schlugen nach dem 12. Mai aus, Nachtfröste häufig im Mai: der letzte den 24., wobei Georginen, Bohnen und Gurken erfroren. Die Aepfelbäume blühen noch nicht auf. den 27. Mai (8. Juni n. St.) Nachtrag von E. Regel. Einen Winter 80 hart wie den vergangenen und eine Ent- wickelung so spät wie die des Frühjahrs 1867, sah Petersburg lange nicht mehr. Ueber den Einfluss des Winters werden wir später Ausführlicheres folgen lassen, über den Unterschied der Entwickelung wird Hr. Dr. von Herder seine Beobachtungen mitthei- len. — 2) Absinth gegen Beschädigung der Früchte durch Insekten. Im Bul- letino della associazione agraria friulana (N. 14. p. 347) wird mitgetheilt, dass, um zu verhindern, dass Insekten die Früchte und die Blumen beschädigen, die Anwen- dung von Absinth (Artemisia Absinthium) 241 Notizen. sehr anempfohlen sei. Das Obst wird mit einem Absud von Absinth mehrere Male beteuchtet und die Blumen mit gut getrock- netem Pulver desselben bestreut; man hat beobachtet, dass die Früchte zu ihrer Reife gelangten, ohne irgend einen Instektenstich, und die Insekten auf den Blüthen bei Be- rührung des Pulvers allsogleich starben. 3) Beschattung von Gewächshäu- sern. Zur Zeit des höchsten Sonnenstan- des sind die Fenster der Treib- und Ge- wächshäuser, sowie derMistbeete gegen die sengenden Wärmestrahlen zu verhüllen, — dazu gehört viel Zeit und Bedeckungsmate- rial, sowie grosse Sorgsamkeit der Ange- stellten. Um diesen Uebelständen abzuhel- fen, hat der Glashändler J. A. Heckerlin Leipzig Schattengläser fabrieirt, welche den zu schützenden Pflanzen bei genügender Menge von Licht auch ausreichenden Schat- ten geben, — er versah das Fensterglas mit mattgrünen Streifen und liess diese einbren- nen, — dieVersuche sind sehr günstig aus- gefallen und solche Fenster zeigen sich sehr empfehlenswerth. Der Quadratfuss solchen Glases stellt sich circa auf 6 Sgr. — Das- selbe Resultat erreichte Hecker] noch ein- facher durch Einschleifen der Streifen und da kommt der Quadratfuss auf nur 5!/, Sgr. (Posen. landw. Ztg.) 4) Radieschen. In den Schriften der Akklimatisationsgesellschaftin Palermo (1866) finden wir die Methode angegeben, um zu jeder Jahreszeit und schnell Radieschen zu erhalten. Durch 24 Stunden wird der $a- men im Wasser gelassen, dann in ein Säck- chen gegeben und der Sonne ausgesetzt, nach 24 Stunden fängt derselbe schon zu keimen an und da kommt er in eine mit ‘gut gedüngter Erde angefüllte Kiste, und wird von Zeit zu Zeit mit lauwarmem Was- ser begossen; in 5--6 Tagen sehen wir die Wurzel schon in einer Grösse von kleinen Zwiebelchen. — Um im Winter Radieschen zu erzielen, bringt man oben erwähnte Kiste 248 in einen guten Keller, bedeckt sie mit einem Deckel und begiesst alle Tage ebenfalls mit lauwarmem Wasser. — Auf solche Weise kann man auch frühzeitig Blumen erhalten. OS). 5) Bepflanzung der Wohnhäuser. Eine auch in seinem Aeusseren freundliche Wohnung gehört jedenfalls zu den Annehm- lichkeiten, die den Lebensgenuss in schönster und reinster Weise erhöhen — die Beschäf- tigung mit der Natur veredelt den Character und verfeinert die Sitten des Menschen; ein kleines Gärtchen am Hause ist schon genü- gend, das Gemüth zu erheitern, die Lebens- kräfte der Natur, ihr inneres Walten, ihre Geheimnisse zu erforschen. Aber auch die Begrünung des Gebäudes, wie es in Frank- reich, England und Schottland in lobens- werthem Gebrauch ist, trägt sehr viel zur Erheiterung bei und daher sollte diese eine specielle Disciplin der Gartenkunst bilden und auch in andern Ländern eingeführt wer- den. Hr. Buresch in Oldenburg hat über die Begrünung von Gebäuden einen sehr detaillirten Aufsatz geschrieben (Zeitschr d. Arch. u. Ing. Vereins in Hannover XII. 4. 1866. 5. 401), und zwar die Art und Weise, sowie auch die Wahl der Pflanzen. — Schon bei Planirung des Grundes muss der Boden um das Haus für die Pflanzen vorbereitet werden, gute Gartenerde, Düngung u. s. w.; die geeignetste Zeit zum Pflanzen, nach Vollendung des Baues, ist der Herbst allso- gleich nach dem Laubfall — es gedeihen wohl auch Frühjahrspflanzen sehr gut, es müssen aber frische Pflanzen verwendet wer- den und nicht solche die im Herbst ausge- hoben und den Winter hindurch mehr we- niger gut eingeschlagen aufbewahrt waren. Die Pflanzen müssen jung, gesund, kräftig und gut bewurzelt sein, ältere und stärkere Bäume kränkeln lange, alte Weinstöcke ge- ben günstigen Erfolg, wenn sie ihrer gan- zen Länge nach (selbst bis auf 8 Fuss) so in die Erde gelegt werden, dass einzelne junge Reben an dem betreffenden Orte zum Vorschein kommen, altes Holz über der Erde zu halten, ist nicht räthlich ; die Pflan- zen dürfen nicht zu tief gesetzt werden, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht unter einer Dachtraufe, nicht zu nahe am Hause (3—4 Fuss vom Gebäude ent- fernt) und 1 Fuss tiefer als der umgebende Boden. Die Pflanzen werden bis auf wenige Augen zurückgeschnitten, um gleich im er- sten Jahre kräftige Triebe zu bekommen; das Zurückschneiden während der ersten Jahre ist so lange fortzusetzen, bis normale Triebe entstehen und von diesen sind nur jene wachsen zu lassen, die zur Bedeckung, der Wand nöthig sind. Aeusserst nothwen- dig ist besonders in den ersten Jahren fleis- siges Begiessen der Pflanzen. sowie auch sind diese gegen jede Beschädigung zu schützen und die Drähte, Spalierlatten derart anzubringen, dass die Triebe der Pflanzen, wo sie sich entwickeln, auch wirklich ange- heftet werden. Die Drähte und Latten sind während des Baues herzustellen, sind in ver- ticaler Richtung an der Mauer anzubringen — das Einschlagen von Nägeln in den Fugen ist nicht zu empfehlen, eine Befestigung an Eisen ist weniger zweckmässig als an Holz — verticale Spalierlatten sind Om. 25 von ein- ander und mindestens 25cm. von der Wand entfernt zu halten. — Die Pflanzen sind an die Latten mit Halmen von Riedgras anzu- binden, so lang sie jung sind, oder mit Bast und später mit Weidenruthen oder auch mit Bleidraht, um die öftere Erneuerung des Bandes zu vermeiden. In Betreff der Wahl der zur Begrünung des Hauses anwendbaren Pflanzen sind nach Buresch Hedera Helix, taurica, arborea und hibernica nicht geeignet, indem diese dem Hause nicht das Leichte, das Graziöse, nicht das Frische gibt, langsam wächst und die Mauern fast moosartig überzieht; — Rubus fruticosus fl. albo pl., laciniatus als rankende immergrüne Pflanze, die auch den grössten Theil des Winters hindurch ihr dunkelbraun grünes Laub behält, ist nur dann anzuempfehlen, wenn sonst nichts ge- deiht. Für den untern Theil der Mauern dienen Vinca minor mit ihren Varietäten. — Für sommergrüne Bekleidung sind vor Allem die Obstbäume in Spalierform anempfehlens- werth und darnach zu züchten — am ge- eignetsten zeigt sich der Weinstock mit allen Varietäten — Vitis laciniata mit Petersilien- TH. Notizen. laub, der Gänsfüsser (Raisin rouge de Can- tal.), Vitis Catawba (der filzige Wein) wi- dersteht dem Froste und erträgt freistehend eine Kälte bis 30° und seine Var. Isabella, Longs Arkansas und Constantia — die Trau- ben haben wohl einen eigenthümlichen, den schwarzen Johannisbeeren ähnlichen Ge- schmaäck, einige an Ananas erinnernd, aber die Vegetation ist üppig und elegant; die Blätter meistens rosenroth, auf der Unter- seite filzig, meist silberweiss glänzend, kaum eingeschnitten, bei einzelnen Sorten so gross wie Kürbisblätter, und die Blüthe sehr wohl- riechend. Weitere Weinsorten behufs schö- ner und abwechselnder Belaubung neben den Catawba-Sorten waren Vitis labrusca mit der stark riechenden V. virginiana, vul- paria, riparia (odoratissima). — Anwendbar ist auch Ampelopsis hederacea, sie hat einen raschen und kräftigen Wuchs, hält sich ge- gen jedes Wetter und das Laub gegen den Herbst hin ist schön gelbroth mit braunen Tinten gefärbt. — Dieser folgt Clematis, welche betreff Wetterfarbe, Wuchs, Belaubung, Blü- thenpracht und Wohlgeruch sehr empfehlens- werth ist. — Clem. vitalba, welche durch Veredlung eine angenehme Decoration bil- det. Cl. viticella, flammula; für niedrige ge- schützte Wände empfehlen sich durch ihre Blüthenpracht, Cl. azurea grandiflora, Cl. florida und v. fl. pl., Cl. japonica (bicolor.), lanuginosa, monstruosa, orientalis, virginica u. 8. f£ — Atragene alpina dient nament- lich zur Bekleidung von Grotten. Eine sehr interessante, schlingende, zur Begrünung geeignete Pflanze ist Aristolochia Sipho, dann Periploca graeca, Minispermum cana- dense, Glycine chinensis, coerulea und atro- purpurea, wohl kräftig, aber langsam wach- send. Lonicera Caprifolium mit den Varie täten sylvaticum, foliis variegatis, semper- virens, coccineum, aurantiacum etc. sind mehr durch schöne Blüthen und Wohlge- ruch, als durch Wuchs und Blatt ausge- zeichnet; letztere wird aber sehr durch die Blattlaus beschädigt. Durch Belaubung und Pracht der Blüthen ist Bignonis radicans ausgezeichnet; sie verlangt aber guten Bo- den und geschützte Lage; bei schlechten Boden und ungünstiger Lage wäre Lycium 249 europaeum und ruthenicum (Teufelszwirn) zu verwenden. Salisburia atlantica oder Ging- ko biloba als Samenpflanze baumartig, als Stecklingspflanze rankend, wäre verwendbar wohl zu Erreichung von Kontrasten wegen den aus zusammengewachsenen Nadeln be- stehenden blaugrünen, weissbestäubten Blät- tern. Ferner gibt das zahlreiche Geschlecht der Kletterrose (schottische und Prairie Rose.) namhafte Auswahl. Schliesslich wären noch zu nennen der Hopfen, die Zaunrübe, Ka- puzinerkresse, Zierkürbis u. m. a., die leicht zu cultiviren sind. — Verf. meint, man soll gleich so viele Pflanzen setzen als Platz finden, um zu ersehen, welche sich am besten eignen, die überflüssigen kann man immer fortnehmen. Zu berücksich- tigen kommt, dass um rasch und zugleich gut zu bekleiden an den betreffenden Pflan- zen, nachdem durch das Zurückschneiden in den ersten Jahren ein kräftiger Wuchs erzielt ist, thunlichst wenig, wo möglich gar nichts geschnitten werden muss. (8). 6) Baumwollernte in Dalmatien. In Bezug auf die Baumwollencultur, zu de- ren Versuchen Prof. Molin auch im Vene- tianischen angeregt hatie, die aber alle durchwegs erfolglos blieben — ist zu er- wähnen, dass in Scardona (Dalmatien) Hr. Agazzi mit geinen Versuchen glücklich ist; derselbe hat an die Triester Gartenbau- gesellschaft berichtet (l’amico dei campi, Trieste. Genajo, 1867), dass er auf 2 Juch Feld gegen 1800 Pfd. Baumwollkapseln er- zielt habe, von diesen rechnet er 600 Pfd. reine Baumwolle (& 80 fl. der Zentner) und 1100 Pfd. Samen (& 10 kr. per Pid.), so dass also eine reine Einnahme von 590 fi. erfolgt, wovon ?/; dem Colonen und !/, ihm selbst verbleibt. ST. 7) Remontant-Nelken. Da meine Remontant-Nelken-Sämer auf der grossen Ausstellung 1865 in Erfurt vielseitige Aner- kennung gefunden haben, so glaube ich im Interesse der Blumenfreunde zu handeln, wenn ich ihnen hier eine kurze Anleitung zur Anzucht dieser schönen Florblumen zur 250 Winterflor aus Samen gebe. Die Aussaat geschicht im Monat September in ein kaltes Mistbeet oder bei kleinen Quantitäten in ei- nen Blumentopf, welchen man an einen vor zu heftigen Regen geschützten Platz. stellt. Sobald sieh die ersten Blätter entwickelt haben, pflanzt man die jungen Pflänzchen in 6° hohe Holzkästen oder auch in Blumen- töpfe in der Entfernung von 2 von einan- der. Bis Ende März lässt man sie in diesen Gefässen stehen, welche man an cinen {frost- freien, hellen Ort bringt, worauf man sie an eine sonnige Stelle in den Garten 1’ weit von einander pflanzt. Sobald sich die Knos- pen so weit entwickelt haben, dass man er- kennen kann, ob die Blume eine gutgefüllte, nicht platzende werden wird, welches bei den meisten Exemplaren sich im September und October zeigt, pflanzt man diejenigen, welche als gut erkannt sind, in Töpfe und stellt sie an einen schattigen Platz im Gar- ten, wo sie leicht anwurzeln, ohne in ihrer weitern Entwickelung gestört zu werden. Sobald die ersten Fröste eintreten, bringt man die nun vollkommen angewurzelten Pflanzen in ein kaltes Gewächshaus oder Zimmer, doch womöglich in ein solches, wel- ches nicht zu sehr der Sonne ausgesetzt ist. Die auf diese Art behandelten Remontant- Nelken werden den Blumenfreund den gan- zen Winter hindurch durch ihre schönen Blumen erfreuen. (Ausfelds Samen-Catalog). 8) Pariser Ausstellung im Mai. Genauere Berichte über die Pariser Weltaus- stellung, soweit solche sich mit Pflanzen- Culiur befasst, werden später folgen. . Die Schätze der Pflanzenwelt finden sich alle im Jardin reserve. — Das ist auch der echte, unverfälschte Garten des Ausstellungshauses und zwar ein herrlicher Garten, dessen An- lage und Anordnung die höchste Anerken- nung nicht vorenthalten werden darf. Hr. Barillet, der Gärtner der Stadt Paris, heisst der Zauberer, der dieses Stück Ausstellungs- bodens zu einem kleinen Paradies gestaltet hat Von dem Manne rührt der Anlageplan, rührt die Gruppirung der Details, rührt das Gros der riesigen Arbeit, die hier in.so Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kurzer Zeit vollführt worden, her. Wer rechnet die Mühe nach, die wahre Energie, die Intelligenz, die diesen Platz geschaflen! Wie lange ist es her und cine sterile, wüste Fläche bezeichnete diesen Fleck des Mars- feldes, wo heute ein Ziergarten ersten Ran- ges seine breiten grünen Plätze, seine Treib- häuser, Blumenbeete, Wasserfälle, seinen See, seine Aquarien, Kioske und Pavillons hat! Ein Strahl goldenen Himmelslichtes fällt gerade über die reizenden Niederungen und Höhen des Gartens, als wir durch das eiserne Gitterthor treten. Mögen ihn lieb- liche Frühlingsgeister beschützen, dann wird er die Freude aller Ausstellungspilger sein, der reservirte Garten, ein wahres Augen- labsal, wenn man mit weltindustriell-wüstem Kopfe aus den Hallen des Ausstellungshau- ses heraustreten wird, Diese Anlagen schuf ein malerisch gruppirender Sinn, ein der Natur und Kunst gleich vertrautes, nahe- stehendes Auge. Eine grosse Anzahl in allen Farben des Glases und Holzes und Eisens schillernder Häuschen und Pavillons, die weit umherliegen, erfreuen zuerst unse- ren Blick. Zwei grandiöse Treibhäuser ziehen die Aufmerksamkeit der Blumenlieb- haber auf sich. Aus Glas und Eisen, hoch und weit, massiv und doch so elegant ge- baut, vereinigen sie in sich die prächtigsten Exemplare der in der Kunstschule erzoge- nen Kinder Floras. Da sehen Sie Azaleen, Eriken, Kamellien, Rosen, Bromeliaceen, Orchideen, Agaven. Die ersten Blumen- züchter Deutschlands, Frankreichs, Englands, Hollands, Belgiens haben sich an der Blu- menausstellung der Weltausstellung. bethei- ligt und das amtliche französische Blatt hat bereits zweimal in diesem Monat eine Liste der gekrönten Gärtner gegeben. Es sind meist französische Namen, einige englische und holländische abgerechnet. In dem Win- tergarten (von Herbaumont) sieht man prachtvolle Kamellienexemplare; der Rosen- garten ist reich an schönen seltenen Stücken, die namentlich aus den Gewächshäusern be- kannter Blumenliebhaber herrühren, Lord Clyde, Baron Prevost haben sich da hervor- gethan. Auch die Rosen des Marschalls Vaillant, Ministers des kaiserlichen Hauses Mm. können sich auf einer Blumen-Weltausstel- lung sehen lassen. Grosse Beachtung von Seiten der fremden Blumenzüchter erregen die französischen „Rhododendron“ der Gärt- ner Morlet und Cauchois. In dem hollän- dischen Treibhause des Hrn. Thiery glänzen Cactus der kolossalsten Formen. In der Azaleen-Cultur sind die englischen Gärtner auf der Ausstellung die ersten. Ausser den Treibhäusern, Wintergärten, hat man den Blumen auch reizende Pavillons chinesischen, italienischen und holländischen Styles er- baut. Längs der Mauer, die der Ausstel- lungsraum auf dieser Seite hin absteckt, streckt sich einzierliches, weithin reichendes Zelt, von aussen mit farbigen Glasglöckchen dekorirt, das auch als Blumen- und Obst- halle dient und eine ziemliche Anzahl der bezüglichen Aussteller vereinigt. Das Auge des Arrangeurs musste natürlich auch auf imponirende Baumpflanzungen für den re- servirten Garten gerichtet sein. Auch diese fanden sich und die riesige Platane des Gärtners Lechevalier wird auch jenen ge- recht, deren Ansprüche auf Bäume in einem Garten nicht hoch genug sein können. Hat man doch ganz andere Schwierigkeiten bei Errichtung dieses Ausstellungsgartens über- wunden! Man hat ein Bett gegraben und einen niedlichen See hineingeleitet, der sich jetzt nun in üblichen Schlangenwindungen durch den Garten zieht und an seinem Ufer ein reiches, vegetabilisches Leben sich ent- wickeln sehen kann. Hie und dort hat man seine Ufer auch durch zierliche, kleine Brücklein verbunden, für die sichauch Aus- steller gefunden haben. Alles, alles für den Garten Nothwen- dige hat seine Aussteller getunden, sogar das Wasser zum See, das die Seine ausge- stellt hat. Und was bedeutet denn da un- fern des Sees dieser schwarze Felsenblock, den sie eigens aufgerichtet und der einem alten Grottenhause ähnelt? Da drinnen in dem felsigen Steinungethüme haben sie ein Aquarium errichtet, das die Freude der klei- nen Ausstellungsbesucher vorzüglich bilden wird, die eich an dem kleinen Gethiere aller Art, das sich da im Trüben herum- treibt, sonderlich erfreuen werden. Auch Notizen. 251 das ist eine merkwürdige Arbeit. Kriegt man doch alles mögliche Gesindel des Mee- res da zu sehen und zwar in richtigem Meerwasser! Fische sind die schwere Menge inden Aquarien. Allebesonderen Merkwürdig- keiten von Pflanzen sind in dem Orchideen- hause aufsestellt. Da glänzten an Orchideen Cattleya bogotensis und Trianaei, ferner von andern Pflanzen Anthurium regale, ein neuer Echites, Anthuriunı Scherzerianum in Blüthe, etc. Dass der erste Preis dem berühmten Garten von J. Linden in Brüssel für die Ausstellung im Mai zugesprochen ward, ward früher schon erwähnt. — 9) Bewaldung von Steppen. In Petermann’s „Geographischen Mittheilun- gen‘ (Gotha III. Heft 1867) findet sich eine Mittheilung über die Bewaldung der Steppen im südlichen Russland, welche für die Forst- cultur von hohem Interesse ist — es sollen sich nämlich auf mehreren hundert Quadrat- faden Eichenpflanzungen vorfinden, die alle sehr gut gedeihen und den günstigsten Er- folg in Aussicht stellen. — Diesen Gegen- stand finden wir in der „Oesterr. Revue‘‘ (Wien, Februarhett 1867) von Proiessor Dr. A. Kerner besprochen. In seiner Abhand- lung: „über die periodisch wiederkehrende Dürre im ungarischen Tieflande u. s. w.“ vergleicht Kerner die ungarischen Steppen — das Alföld — mit jenen im südlichen Russland und sagt ($. 55): „die eigentliche Steppe wird sich im südlichen Russland ebenso wenig wie im ungarischen Alföld Wälder aufzwingen lassen, eben darum, weil diese Gebiete „‚Steppen‘* sind‘ ; — Fer- neres wird bemerkt, es sei eine irrige Mei- nung der Oeconomen, dass die Trockenheit der Steppe durch Aufforstungen von Wäl- dern leicht gebannt werden könnte, denn „die Steppe“, sagt Kerner, „ist im Hoch- sommer uicht darum dürr, weil ihm die Wälder fehlen, sondern es fehlen ihr die Wälder, weil die Trockenheit des Sommers schon zu einer Zeit den Saftumtrieb in den hochstämmigen Holzpflanzen unmöglich macht, in welcher diese Pflanzen ihren jähr- lichen Lebenscyclus noch nicht normal zum Abschluss gebracht haben.“ 252 In den weiten Niederungen, welche sich am Unterlaufe der Wolga ausdehnen. glie- dert sich, nach Kerner, das Jahr in drei Abschnitte; der eine umfasst den ziemlich rauhen Winter mit einer mehr oder weniger mächtigen Schneedecke; der zweite umfasst die eigentliche Vegetationszeit, in welchem die atmosphärischen Niederschläge und die von der winterlichen Schneedecke herstam- mende Bodenfeuchtigkeit eine vegeiative Ent- wicklung gestattet, und der dritte Abschnitt umfasst die trockene Jahreszeit, in welcher der regenlose Nordostwind ununterbrochen anhält und in welcher wegen übergrosser Dürre der Saftumtrieb in den Pflanzen nicht stattfinden kann. Die Vegetationszeit ist also hier auf weniger als drei Monate be- schränkt, diese genügt nicht, denn diehoch- stämmigen Bäume und Cerealien benöthigen eine volle dreimonatliche Vegetationszeit und nur auf zunächst an den grossen Strömen liegenden Landstrichen, auf welchen das Wasser direct und indirecet zu gute kommt, kann die Dürre eliminirt und die Anzucht von Wald und Kornfeld ermöglicht werden. Diese wesentlichen klimatischen Ver- hältnisse finden sich alle auch im ungari- schen Tieflande, doch aber etwas stiger. Nach Kerner’s Ansicht beschränken sich Aufforstungs-Versuche im ungarischen Tief- lande (und in Folge der klimatischen Ver- hältnisse wohl auch im südlichen Russland) auf das wäldertragende Randgebiet des Tief- landes und in dem centralen Steppengelände nur auf die nächste Nachbarschaft der Flüsse, Sümpfe und Kanäle; — auf jenen Steppen- flächen. wo sich diese Vortheile nicht bieten, gün- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sind nach Kerner’s Ansicht alle Versuche als erfolglos zu betrachten *). In Betreff der Wahl der Bäume zu oben- erwähnten Bewaldungen sind jene vorzu- ziehen, welche möglichst spät ihre Knospen öffnen, damit die Entwicklung der jungen Triebe und Blätter in eine Zeit fällt, in wel- cher die im Mai fallenden Nachtfröste nicht schädlich sind, oder dieselben sollen gegen den Frost nicht sehr empfindlich sein. Die Arten sollen sich auch durch Stockaus- schlag leicht verjüngen können, sie sollen möglichst tiefgehende Wurzeln haben und endlich sollen sie ihren jährlichen Lebens- eyclus rasch abschliessen können und nicht viele Monate zur vollkommenen Ausbildung ihres jährlichen Holzeylinders bedürfen. Zu diesem Behufe eignen sich am besten Pap- peln, Weiden, Espen, Ulmen und Acaeien, welche mehr oder weniger die bedingenden Eigenschaften besitzen und nur in dem für den Waldwuchs günstigeren Randgebiete ‘wären im Schutze der einmal herangezoge- nen Pappeln, Weiden und Acaciengehölze auch Stiel- und Weisseichen, Birken und Hainbuchen in geschlossenen Beständen auf- zubringen. ST. *) Die Wälder des ungarischen Tietlan- des (Wien. Zig. 1859—60); — Wald- lose Gebiete (Oesterr. Revue 1. Jahrg. 1. Bd.); — die Aufforstung des Flug- sandes im ungarischen Tieflande (Oesterr. Monatsschrift f. Forstwesen, Februarhett 1865). VW Literatur. 1) Edmond Boissier, Flora orientalis. Volumen I Basel bei H. Georg. Ein äusserst wichtiges Werk des be- und Botanikers Edm. rühmten Reisenden Boissier. Dasselbe umfasst die Flora des Orientes von Griechenland und Aegypten bis an die Gränzen Ostindiens; schliesst die Krim, den Caucasus und die Länder Klein- asiens bis Turkestan mit ein. IV. Literatur. Dieser erste Band umfasst die Familien der Ranunculaceen bis zu den Ampelideen nach der Anordnung von De Candolle. 2) Max Kolb, der Königliche Botanische Garten in München. München 1867 bei H. Manz. Diese Schrift gibt eine Uebersicht über die Sammlungen des dortigen Botanischen Gartens, über die Geschichte des Gartens, (der Garten ward 1807 gegründet und gab 1825 den ersten Samencatalog he- raus), über Klima und Bodenverhältnisse um München, und endlich über die Thätig- V. Personalnodtiz 1) In Paris versammelt sich vom 16. bis zum 23. August ein Botanischer Con- gress, zu dem die Botaniker aller Länder eingeladen werden. Zur Verhandlung sind 2 Fragen aufge- stellt, nämlich: 1) Ueber den Einfluss der Bestandtheile des Bodens auf die Vertheilung der Pflan- zenarten. 2) Ueber die Nothwendigkeit ein Bota- nisches Gesetzbuch (Code botanique) fesi- zustellen, um die verschiedenen Streitfragen zu ordnen, welche Nomenclatur, Synonymie und Priorität betreffen. Ein Programm zu diesem Zwecke ist vorbereitet. Die Sitzungen finden im Local der Ge- sellschaft (Rue de Grenelle St. Germain 84) statt und die erste derselben wird den 16. August 8 Uhr Abends eröffnet. Die Einla- dung geht von der Botanischen Gesellschaft für Frankreich aus. Präsident des Comites für den Interna- tionalen Congress ist Graf Jaubert, Viceprä- sident A, Gabler, Sekretäre E. Bureau, G. Planchon, H. Vilmorin und W. de Schöne- feld. — 2) Exemplare des provisorischen Prog- ramıms für die Internationale Blumenaus- 253 keit des dort gegründeten Pflanzen-Physio- logischen Institutes und das mit dem Garten verbundene Museum. 3) Dr. Milde, Monographia Equisetorum. Dresden 1865. Veröffentlicht in den Verh. d. K. Leopoldinisch-Carolinischen Academie, mit 35 Tafeln. Eine in jeder Beziehung ausgezeichnete und gründliche Bearbeitung der Equiseten, mit deren Beobachtung sich der Verfasser schon seit einer Reihe von Jahren beschäf- tigte. (E. R.) en und Neuestes. stellung im Jahre 1869 zu St. Petersburg hat der Unterzeichnete auch der Buchhand- lung des Herrn Ferdinand Enke in Erlangen zugesendet und können solche also auch von dort bezogen werden. (E. R.) 3) Die Internationale Ausstellung , wel- che die Königliche Gesellschaft für Ackerbau und Botanik in Gent (Societe Royale d’agri- eulture et de botanique & Gand) im Jahre 1868 in Gent veranstaltet, wird den 28. März eröffnete und dauert bis zum 4. April. Die provisorisch ausgegebenen Prog- ramme publiciren 241 Concurrenzpunkte. Dieselben sind auf Anfrage durch den S$e- kretär der Gesellschaft „Mr. Edmond Clauss‘‘ zu beziehen, Eine Ausstellung der Art in Gent, der Metropole der Blumi- stik auf dem Continent, verspricht überaus reichhaltig und glänzend zu werden. — 4) In Karlsruhe hat sich ein Gartenbau- | verein für das Grossherzogthum Baden ge- bildet. Es ist ein erfreuliches Zeichen, dass auch dort, die Freunde des Gartenbaues ei- nen Centralpunkt für den Austausch ihrer gegenseitigen Erfahrungen gewonnen haben. Wünschen wir den Bestrebungen dieses Ver- 254 eines den zur Förderung ihrerZwecke noth- wendigen Segen und die wärmste Theil- nahme von Seiten der eigentlichen Vertreter des Gartenbaues, der Herren Gärtner. (E. R.) 6) Eine Trauerbotschaft durchlief schon Europa. Maximilian, der Kaiser von Mexico, hat für die Sache, die er übernahm, als entschiedener Mann sein Leben einge- setzt und verloren. Wir haben den Lesern der Gartenflora erst kürzlich den Bericht über die von demselben früher nach Bra- silien veranstaltete Reise, sowie über das in seinem Auftrag geschriebene Prachtwerk ge- geben. Wie die Geschichte Maximilian ]. in ihr Gedenkbuch einschreiben wird, so glänzt dieser zu früh für die Naturwissen- schaften dahin geschiedene Spross eines erlauchten Kaiserhauses auch als leuchten- der Stern in den Annalen der Botanik und des Gartenbaues nicht blos als hoher Be- schützer und Förderer, sondern als Kenner und Freund, der mit seiner Reise ein blei- bendes Monument in der Geschichte der Bo- tanik sich selbst gesetzt hat: Wir hofften, dass durch ihn die reichen Schätze des Pflanzenreichs des fernen Mexiko eröffnet und zugänglich gemacht werden sollten und nun müssen wir schon mit tiefer Trauer sein trauriges Schicksal erfahren. (E. R.) 6) Die Blumenausstellung der k. k. Gar- tenbaugesellschaft in Wien Ende April 1867. Doch wieder einmal hat sich das neue Ge- bäude der Gartenbau-Gesellschaft seinem eigentlichen Zwecke eröffnet — es wurde die 50. Blumenausstellung eröffnet, die als eine Jubelfeier betrachtet werden kann, da die erste Ausstellung im Jahre 1837 statt- gefunden hatte. Mit dieser Ausstellung traten ausserdem mehrere für den Bestand der Gesellschaft wichtige Bestimmungen ins Leben, wie, dass der von Seiner Majestät in Aussicht gestellte Antheil an einer „Staats-Lotterie zu gemeinnützigen Zwecken“ bereits von der im Jahre 1869 zur Ziehung kommenden 12. verrechnet werde — ein höchst wichtiges Zugeständniss für das finan- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zielle Arrangement der noch schwebenden Bauschulden des Gebäudes; — dann dass die für „ausgezeichnete Leistungen an Han- delsgärtner des Inlandes‘‘ Allerhöchst ver- liehenen Kaiserpreise von nun an jedem Gärtner des Inlandes, ohne Unterschied, ob dersclbe Handelsgärtner oder nicht, zuer- kannt werden dürfen; — so auch ist für das künftige Fortschreiten der Gesellschaft und Förderung ihrer Zwecke von hoher Be- deutung, dass der hohe Beschützer aller Kunst — industriellen und nationalökono- mischen Interessen, Seine Kais. Hoheit Erz- herzog Karl Ludwig das Protektorat der Gesellschaft übernommen hat. Die äussere Ausstellung — Flaggen, Decorirung u. 3. w. war wohl sehr beschei- den, desto glänzender war aber die Ausstel- lung selbst in ihrem neuen Arrangement, denn das sonst dominirende charakteristi- sche Merkmal der Blumenausstellungen, die grosse Menge von rothen, röthlichen und weissen Bouquets von Rhododendron und Azaleen, war diesmal in engere Grenzen gezogen; so auch ist man diesmal von dem früheren Systeme theilweise abgegangen, die Ausstellungssäle in englische Parks oder doch Squares zu verwandeln, mit Dickicht in der Mitte und Blumenbeete als Garnirung. Den Mittelraum füllten zwei grosse niedere Blumenparterres, das eine mit sehr schönen Azaleen urd einer bosquetartigen Gruppe von Epacris, das zweite war aus Rhododendron und Hortensien, in deren Mitte sich ein Marmorvasenpaar erhob, und als abschlies- sende Gruppe erhob sich ein Palmengehölz von den seltensten und interessantesten Zier- pflanzen umgeben, aus dem k. k. Hofgarten in Schönbrunn. Die Einsendungen waren diesmal sehr reichhaltig, dass man zum Anbau eines Glaspavillons schreiten musste, welcher eine Grotte darstellte, in deren Hintergrund sich eine riesige Austria aus Terracotta zwischen zwei rubendenLöwen erhob, von mächtigen, in prachtvoller Blüthenfülle prangenden Rho- dodendron aus dem Garten (Obergärtner Herr Karl Czisch) der Fürstin Dietrichstein umgeben. Das Hauptinteresse concentrirte sich auf V. Persönalnotizen und Neuestes. die zum ersten Male aus den k. k.Hotgärten eingesendeten Gruppen, deren ausgestellte Nummern nach Allerhöchster Bestimmung ausser Concurrenz mit den übrigen Exposi- tionsstücken zu stehen und auf keine Preis- erkennung Anspruch zu machen halten; — aus den vielen, in jeder Richtung werthvol- len Pflanzenarten erwähnen wir nur die Te- lopea speciosissima aus Neuholland und das im blendenden Scharlach glühende Anthu- rium Scherzerianum aus Guatemala — und als interessanten Gegensatz, die Flora aus den österreichischen Alpen aus dem Garten des Belvedere. Aus der vom Handelsgärtner Hrn. Lud- wig Abel (welcher mit 20 Preissen ausge- zeichnet wurde, darunter mit der goldenen Medaille für „sechs in neuester Zeit einge- führte, noch nicht ausgestellt gewesene, durch Pracht und Blüthe ausgezeichnete, bereits vorgeschritten entwickelte Pfllanzen‘*) ausgestellten Masse botanischer und blumi- stischer Schönheiten erwähnen wir nur: Za- mia sp. n., Tillandsia argentea, Beschorne- ria multiflora, Dimorphantus mandschuricus Leptopteris superba, Chorizema u. s. w. Von sonstigen Speeialitäten erwähnen wir ferner: die Orchideen und Bromeliaceen *) des lIerrn J. G. Beer, unter welchen ein für den Inzuchtpreis concurrirender und pröä- mirter Sämling von Hymenocallis; dann eine Medinilla magnifica aus dem Garten des Fürsten Schönburg; ein reichblühendes Sikkim Himalaya Rhododendron (Falconeri) von Hrn. Pohle; — eine reiche Collection sehr grosser Viola tricolor vom braunschweigi- schen Hofgärtner in Hietzing, Herrn Lese- mann mit dem Staatspreise (40 Ducaten) *) Allgemeines Bedauern hörte man, dass diese 10 merkwürdigen Pflanzen in Glasschränke bewahrt sind und sich durch den Nebel, der auf dem Glase haftet, der Beobachtung und Bewun- derung entziehen; allgemeiner Wunsch war, dass solche Warmhauspflanzen in ein provisorisches grösseres Tepi- darium ausgestellt würden, um sie dem Beschauer mehrzugänglich zu machen. nenn 55 ausgezeichnet *); — Camellien und Azaleen vom Hrn. Stek; — Caladien von Hrn. Skebra; Rosen in prachtvollen Exemplaren von Hrn. Bachraty, Dufontainesia spinosa aus dem Graf Schönborn’schen Garten (Obergärtner Herr J. Döller); — zwei grosse prächtige Orangenbäume im reichsten Schmucke der Früchte aus dem Garten des’ Schotten-Stif- tes; — dann Rhododendron Jasminum und Proben der für die Weincultur höchst wich- tigen Methode der Versetzung in Moosballen aus dem Fürst Lichtenstein’schen Garten zu Eisgrub; — geschmackvoll arrangirte Blu- menbougucts u. m. a. Von Blumenmarktpflanzen war manches Gute und Schöne vorhanden — im allge- meinen aber liegt dieser Zweig des Garten- baues am meisten darnieder — er verdiente mehr Anregung; von mehreren Seiten wurde die Aeusserung gehört, ob es denn nicht zweckmässig wäre, das eigens zu Gartenbau- zwecken errichtete Gebäude, zu Ausstellungen das ganze Jahr hindurch zu benützen und zwar den Handels- u. a. Gärtnern Gelegen- heit zu bieten, ihre Novitäten dem Publikum zur Schau zu bringen — hierdurch dürfte unter den kleinen Gärtnern wohl auch eine Anregung zur Hebung des Blumenmarktes erzielt werden, die Liebe zur Blumenzucht im Publikum noch mehr befördert. Auch Obst und Gemüse war wenig vortheilhaft vertreten, es werden wohl mehr die Preise ertheilt, um diese anzubringen, als wegen besonders ausgezeichneter Leistungen. — Auch dieser Theil der Gartencultur verdiente von Seite der Gartenbau-Gesellschaft grössere Anregung, besonders aber durch öffentliche unentgeltliche Vorlesungen und praktische Uebungen. Unter den Gartenwerkzeugen war eben- falls wenig wesentlich Neues aufzufinden: Eisenmeubles, Fenster, Gartenspritzen, da- runter der Thauspritzer in Verbindung mit einem Blasebalg, Hängematten, Thonwaaren, Düngermittel u. =. £. Sr. *) Den 2. Staatspreis (10 Dukaten) er- hielt Hr. Schebanek, Landesgärtner in Brün. 256 7) Die 5. Allgemeine Versamm- lung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter, verbunden mit einer Ausstellung von Obst, Trauben, Weinen und Geräthen, findet vom 24.—27. September d. J. in Reutlingen bei Stuttgart statt. Die betreffenden Programme können durch Dr. E. Lucas in Reutlingen bezogen werden. Das Comite wird für Wohnungen sorgen und Gäste, die solche nicht zum Voraus be- stellt haben, werden im Anmeldebureau im Gasthof zum Kronprinzen, in der Nähe des Stationsgebäudes der Eisenbahn , Wohnun- gen zugewiesen erhalten. Ausserdem wer- den ankommende Gäste auf der Eisenbahn- station durch Mitglieder des Comites, kennt- . Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lich durch rothe Schleifen, empfangen wer- den. 4 Anmeldungen betrefis Einsendung von Obstsammlungen und andern Gegenständen, sind bis zum 1. Septbr. an Hrn. E, Lucas oder C. Späth einzusenden. Es werden nur mit Namen versehene Sammlungen zur Aus- stellung zugelassen. Sendungen sind zu adres- siren; „An das Comite für die Obst- und Trauben-Ausstellung in Reutlingen, Ablage in der Fruchthalle‘“ solche sind franco als Eilgut einzusenden. Preise für die besten Einsendungen werden wahrscheinlich ertheilt werden, doch ist das noch nicht fest be- stimmt. (E. R.) Taf. 333. G 3 j U 2) EBEN I, Scdrests LS ah % di a Y | 1 f a ! IN ö I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Himbeeren (BRubus Idaeus L) (Siehe Tafel 553.) Rosaceae. Ueber die Cultur der Himbeeren veröffentlichte der Referent kürzlich ein besonderes kleines Schriftchen im Ver- lage des Herrn Ferdinand Enke, Die beistehende Tafel gibt die Abbildung von 17 verschiedenen Sorten, deren kurze Beschreibung wir hier folgen lassen. 1) Fleischfarbige französi- sehe. Früchte schön gelb, ganz reif röthlich gelb, von köstlich süssem wür- zigem Wohlgeschmack. Sehr volltra- gend und grossfrüchtig. 2) Miracle de 4 saisons. Früchte gross, tiefroth, von sehr ange- nehm säuerlich würzigem Geschmack. Reichtragend und das Petersburger 'Klima gut ertragend. Vorzügliche Sorte. 3) Fastolffs rothe, Ausgezeich- net durch reichen Ertrag; schöne grosse ansehnliche, trüb rothe Früchte. Durch- aus dauerhafte, auch harte Winter über- dauernde Sorte. Geschmack würzig, schwach säuerlich. Zum Anbau Grossen die erprobteste Sorte. — IX. 1867. im 4) Massons Trauben. Eine sehr volltragende, rothfrüchtige Sorte, von süssem, rezentem, würzigem Ge- schmack. Gleichfalls hart. 5) Braune amerikanische. Früchte braunroth, aber nur mittelgross. Ausgezeichnet durch ausserordentlich rei- chen Ertrag und ganz vorzüglichen süs- sen würzigen Geschmack. — 6) Rothe Riesen. Aehnlich Nr, 3, Früchte etwas heller roth und der Ge- schmack süss würzig. 7) Neue Queen Victoria Schöne ansehnliche Früchte von dunkel- rother Färbung. Vorzüglich rezenter würziger Geschmack. Sehr volltragende Sorte. 8) Türk’s. Schöne grosse hellrothe Früchte von süssem würzigem Geschmack. Eine vorzügliche, sehr volltragende Sorte. 9) Grosse rothe Chili. Dunkel- rothe mittelgrosse Frucht von süssem würzigem Geschmack. Die Früchte lö- 17 258 sen leicht vom Fruchtboden. tragend. 10) Carters prolific. Ansehn- liche grosse trübrothe Früchte von süs- sem würzigem Geschmack. Volltragend. 11) Hornet. Eine der grössten und schönsten rothen Früchte, von der schon im letzten Jahre die Abbildung gegeben ward. Farbe tief roth. Ge- Sehr voll- schmack süss, köstlich würzig. Sehr volltragend. Ausgezeichnet. 12) Couleur de chair. Tief gelbe, rundlich-kegelförmige Früchte von mittlerer Grösse. Geschmack sehr süss und angenehm. Sehr volltragend. 13) Belle de Fontenay. Lange oder rundlich-kegelförmige, sehr grosse dunkelrothe Frucht. Fleisch süss und angenehm gewürzt. Sehr volltragende vorzügliche Sorte. 14) Souchets. Rundliche, mit- telgrosse, trübrothe Früchte von sehr angenehmem Geschmack. Volltragend. 15) Neue Allen. Rundliche, hell- rothe, mittelgrosse Früchte. Geschmack sehr süss und würzig. Volltragend. Im Geschmack eine der besten rothen Sor- ten. 16) Langerothe Holiändische. Zum Anbau im Grossen, neben der Fastolffs und der Gewöhnl, ro- then Holländischen zu empfehlen. Man findet diese Sorte in einzelnen Obstgärten in Petersburg in grösserer Menge angebaut. Früchte gestreckt ke- gelförmig, tief roth, von frischem, süs- sem, würzigem Geschmack. Sehr voll- überall gut ausdauernd und Eine tragend, den Transport leicht ertragend. *) Die Nummern unserer Tafel entspre- chen den Nummern, unter denen die Sorten hier aufgeführt sind. Nr. 11, 12, 14, 15, sind nicht abgebildet. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sehr gute Sorte, die, wie es scheint, in Russland zufällig entstanden ist. — 17) Rothe Stachellose, Früch- te mittelgross, rundlich, roth, von süssem Geschmack. Sehr volltragend. Die Sten- gel dünn, anfänglich mit kleinen Sta- cheln, später stachellos. — Die Cultur selbst betreffend, haben wir zum oben angeführten Schriftchen nichts hinzuzufügen. In Bezug auf Ver- mehrung wollen wir hier noch zweier von uns am angeführten Orte nicht er- wähnter Methoden gedenken, die beson- ders zur schnellen Vermehrung neuer Sorten zu empfehlen sind. Es bestehen dieselben in der Vermehrung durch Wurzelstücke und durch Steck- linge. Die Vermehrung durch Wurzeln wird im ersten Frühjahr, wenn der Bo- den aufgethauet ist, vorgenommen. Ael- tere Exemplare werden aus dem Boden genoınmen, die Erde wird von den Wur- zeln abgeschüttelt und nachdem man sie in so viel Exemplare getheilt, als sie bewurzelte Triebe besitzen, schneidet man auch noch die stärkern Wurzeln soweit ab, als dies angeht, ohne die Pflanze zu sehr zu schwächen. Man zerschneidet nun diese Wurzeln in Stücke von ungefähr 2 Zoll Länge und legt diese in besondere Beete horizontal ein, so dass sie noch ungefähr !/, bis 1/, Zoll hoch mit lockerer sandiger Erde gedeckt sind. Alle Wurzeln der Himbeeren be- sitzen die Fähigkeit, Knospen zu bil- den und so werden auch aus diesen Wurzelstücken sich Augen entwickeln, die sich sofort bewurzeln. Natürlich sind solche aus Wurzelstücken erhal- tene Pflanzen schwächer und werden erst im zweiten Jahre die Stärke erhal-_ ten, um im 3. Beeren tragen zu können. Stecklinge schneidet man gleichfalls im Frühjahr, und zwar wenn die Knospen Jaf 34. I. Originalabhandlungen. sehon angeschwollen sind, von den Holztrieben des letzten Jahres. Na- türich darf man nur ganz gesund gebliebenes Holz wählen. Man lässt jedem der Stecklinge 3 Augen und steckt sie dann auf einem schattig gelegenen und natürlich feuchten Beete schief in die Erde ein, so dass nur noch das oberste Auge aus dem Boden hervor- sieht. Im Laufe des Frühlings und Sommers bilden solche Stecklinge Wur- zeln und Triebe, bleiben jedoch gleich- falls im gleichen Jahre noch schwach. — Stärke und Gesundheit von Wurzel- stücken und Stecklingen bedingen es, b) 259 wie viel derselben wachsen und wie stark solche noch im gleichen Sommer werden. Die Unterhaltung und Pflege im Laufe des Sommers besteht im Rein- halten von Unkraut und fleissigen Be- giessen bei trockenem Wetter. Im Herbste lässt man die jungen Pflanzen stehen, deckt den Boden zwischen den Pflänzchen mit Laub und verpflanzt im folgenden Frühjahre auf Schulbeete, damit solche hier die Stärke zum Ab- geben oder zum Pflanzen auf Beete, wo sie tragen sollen, erlangen. | (E. R.) Sarracenia flava L. (Siehe Tafel 554.) Sarracenieace, S. flava L. spec. 729. — Willd. spec. 1150. — Bot. Mag. tab. 780. — Andr. rep. tab. 381. — Lodd. bot. cab. tab, 1957. — Rchb. pl. exot, tab. 5; — foliis strietis seapo longioribus, foliorum appendice oyato acuminato erecto. — Unsere beistehend abgebildete Sar- racenia wächst gleich der früher bespro- chenen S. purpurea in den Sümpfen der südlichern Staaten Nordameiika’s. In auf Cultur verweisen wir auf das bei S. purpurea (Grifl. pag. 130) Gesagte. Die Blätter stehen hier aufrecht, werden bei guter Cultur 2 Fuss und darüber lang. Die Blüthenschafte etwas kürzer als die Blätter und grosse gelbe nickende Blu- men tragend. Ist bei guter Cultur eine nicht blos interessante auffallende, — sondern zur Zeit der Blüthe auch eine schöne Pflanze, die wohl eine sorgsame Bezug auf die eigenthümliche Bildung | Pflege verdient und belohnt. — von Blatt und Blumen, sowie in Bezug (E. R.) 260 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. od) Eupatorium Weinmannianum Rgl. et Körn. (Siehe Tafel 555 Fig. 1—3). Compositae. E. Weinmannianum Rgl. et Körn. in index sem. horti Petrop. 1857. p. 41.7). — Das beistehend abgebildete Eupato- rium ward vom Referenten und seinem verehrten Freunde und frühern Collegen, Hrn. Prof. Körnicke in Bonn, im Jahre 1857 beschrieben. Der hiesige Garten ®) Eupatorium. Ser. Ill. Eximbricata. **** Capitulis 6—10 floris. — E. Wein- mannianum; fruticosum, glabrius- culum; ramis teretibus, laevibus, gla- bris; foliis oppositis, petiolatis, ellip- tico-lanceolatis, utrinque acutis v. acu- minatis, serratis, basi apiceque inte- gerrimis, glaberrimis, eglandulosis, penninerviis; corymbis terminalibus, amplis, laxiusculis, superne puberulis; capitulis 6—13 floris; involueri cylin- drici squamis linearibus, obtusiusculis v. acutis, apice sub lente, puberulis et margine pubescentibus; achaenio gla- bro. hatte solches als E. roseum aus dem Garten zu Paullowsk, vom Hrn. Wein- mann bekommen. Später erhielten wir die gleiche Pflanze auch noch als E. Mo- risi, glabrum und Ageratum glaucum aus andern Gärten. Dasselbe bildet ei- nen 3—4 Fuss hohen Halbstrauch, der vom October bis Dezember seine schö- nen weissen Blüthendolden in reichlicher Menge im Kalthause entwickelt, weshalb es als dankbarer Winterblüher kräftigste Empfehlung verdient. Das Vaterland ist wahrscheinlich Südamerika. Gehört zu den in einer gewöhnlichen Gartenerde leicht und kräftig gedeihenden Pflanzen, ist ohne jede Schwierigkeit leicht zu eultiviren, blühet jährlich und wird durch Stecklinge und Samen fortgepflanzt. — Fig. 1. Zweig in natürlicher Grösse. Fig. 2, Hüllkelch. Fig. 3. Frucht mit Blume und Pappus. Fig. 2 und 3 vergrössert. (E. R.) dd Eupatorium Haageanum Rgıl. et Körn. (Siehe Tafel 555 Fig. 4—6.) Compositae. E. Haageanum Rgl. et Körn. ind. sem. h. Petr. 1857. pag. 40 *), *) Eupatorium D. C. prodr. V. 141. Ser. In seinen Eigenschaften als Winter- III. Eximbricatae.* Capitulis 20—70 floris. — E. Haageanum, caule suffru- Zaf 328 PA uk \ er "N RUN N I ER Ü (NN \ vi S % N SL 2 y ”e ES I. Originalabhandlungen, blüher, leichter Cultur und Vermehrung | falls weiss. schliesst sich dieses Eupatorium an das Vorhergehende an. Bildet aber einen niedrigern Strauch mit weichern Blät- tern, die denen des E. ageratoides ziem- lich ähnlich. Blüthencorymben gleich- ticoso, erecto, cum petiolis breviter puberulo; foliis oppositis, petiolatis, ovatis, acuminatis, cordatis, subgrosse serratis, utringue ad nervos brevis- sime puberulis, ceterum glabris, mem- branaceis; capitulis corymbosis, pe- duneulatis, ecireiter 30—40-floris; brac- teis involucri biseriatis, lineari-oblon- gis, acutis, puberulis; achaenio pen- tagono, hispidulo. — 261 Stammt wie das vorher- gehende wahrscheinlich aus Südame- rika, Cultur im Kalthause. Wir erhiel- ten diese Pflanze auch als E. australe Bartl., aus dem botanischen Garten in Göttingen. Hr. Hofrath Bartling scheint diese Pflanze ebenfalls als neu erkannt und benannt zu haben, ohne solche je- doch zu beschreiben: Ferner als E. Fra- seri und E. rugosum aus verschiedenen Gärten. — Fig. 4. Blühender Zweig in na- türlicher Grösse. Fig. 5. Ein Hüllkelch. Fig. 6. Frucht und Blume mit Pappus. Fig. 5 u. 6 vergrössert. (E. R.) 2) Die Universelle-Blumen-Ausstellung in Paris. Bei den gehäuften Materialien, wel- ehe die Pariser Universelle- Ausstellung bietet, wird Niemand verkennen, wie schwierig es ist, ein in allen Richtungen getreues Bild zu geben, zumal wenn dies in gedrängten Mittheilungen ge- schehen soll. Dass gerade das Marsfeld, auf dem die Industrie- wie Blumen-Ausstellung stattfindet, welches seit seiner Gründung zu keinen andern Zwecken, als zu mili- tärischen gedient hat, nun ein Kampf- platz entgegengesetzter Natur geworden ist, dürfte man fast als eine Courtoisie des Kriegs-Gottes, dem es ja gewidmet war, betrachten, und wem diese grosse unfruchtbare Fläche bekannt war, und wer sie heute sieht, der möchte in der That Zweifel hegen, dass all die Bauten, Ter- rain-Bewegungen, Pilanzungen u. Ss. w. das Werk eines einzigen Jahres sind, Mittel und vereinigten Kräfte in Kürze zu erreichen im Stande sind, ist hier in einer Weise bewiesen, wie es noch nicht da gewesen ist. Es ist bekannt, dass der Senator Le Play an der Spitze der ganzen Un- ternehmung war, welchem von Seite sei- nes Monarchen nebst einem unbegränz- ten Vertrauen, Alles zur Verfügung stand, dem keine Hindernisse zu gross, und dem auch in solcher Angelegenheit der schw ’erigste aller Punkte, das Geld, keine Schranken bot. Der Park um die Ausstellung, welche Bezeichnung wir keineswegs richtig finden, sowie die Anlage, die Blumen-Ausstellung, welche in unmittelbarer Verbindung mit den Industrie - Ausstellungs- Räumen steht, wurde unter der Leitung des rühmlichst bekannten Ingenieur Alphand, der an der Spitze der Pflanzungen und Prome- denn man kann sagen, alles, was die |naden der Stadt Paris steht, und vom ’ 262 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Herrn Barillet, Obergärtner der Stadt | Formbäume u, s. w. in nieht geringer Paris, ausgeführt. Die Herren haben | Anzahl ausgeschrieben. Ausserordentliches geleistet! Diese Ausstellungen haben von ein- Wenn ich in der weiteren Beschrei- | ander sehr abweichende Anordnungen, bung dessen, was vorhanden war, mich | die aber nach kurz fasse und manches übergehen werde, so liegst der Grund darin, dass die Pflanzen in den verschiedenen Ge- wächshäusern nicht allein zerstreut stan- den, sondern auch nicht Selten ihren Standort änderten, und überdies waren die Namen der Aussteller nicht allent- halben angeschrieben, Aus dem reichhaltigen Programme der Blumen-Ausstellung geht hervor, dass der grösste Theil der Pflanzen von 14 zu 14 Tagen gewechselt wird, und jedesmal mit Beginne des Monats und zur Hälfte desselben, die Erneuerungen stattzufinden haben. Jede specielle Ausstellung hat eine besondere Pflanzenart, ein besonderes Pflanzengeschlecht, oder eine Pflanzen- familie, welche bei der Vertheilung der Preise besonders berücksichtigt wird; die Eintheilung ist der Art, dass die günstige Blüthe- oder Vegetationszeit für die betreffende Familie hierüber in Gültigkeit genommen ist, wie dies bei allen continentalen Ausstellungen, mehr oder minder, bis jetzt der Fall war, so waren z. B. die erstgekrönten, die Ca- mellien, Hyacinthen und andere, wäh- rend bei der zweiten Hälfte des Monats die Coniferen hauptsächlich berücksich- tigt worden sind. unserem Dafürhalten grosse Billigkeit finden dürften, und dies zwar um so mehr, als dadurch viele Pflanzen nach den gewünschten Bedin- gungen gepflanzt werden können, und sich überdies die Kosten für grössere Pflanzen, wie z. B. Coniferen und an- dere eher lohnen würden, als bei einer Ausstellung von kurzer Dauer. Eine beträchtliche Anzahl der aus- gestellten Pflanzen ist für die ganze Dauer als bleibend zu bezeichnen. Hinsichtlich der Eintheilung haben wir zu bemerken, dass alle Gegenstände, welche in der internationalen Industrie- Ausstellung eine Aufnahme fanden, in 95 Klassen getheilt wurden, von denen wiederum die, welche als zusammenge- hörig betrachtet werden, zu Gruppen vereinigt sind. Die Gegenstände des Gartenbaues und der Forstwissenschaft, 6 Klassen, bilden eine Gruppe für sich, und zwar die neunte. Diese 6 Klassen (von Nr. 83—85) enthalten: 1) Gewächshäuser und Gartenge- räthschaften, 2) Blumen und Zierpflanzen, 3) Gemüse, 4) Früchte und Fruchtbäume, 5) Forstpflanzen, Sämereien und 6) Gewächshauspflanzen. Liess auch die Zeichnung zunächst die Anlage der Wege, welche anbei be- merkt, etwas zu eng sind, einiges zu tadeln übrig, so kann man immerhin ein höchst befriedigendes Urtheil über den Totaleindruck geben; es fehlt nicht an Terrain-Erhöhungen, von denen einige sogar sehr bedeutend sind, und insbe- sondere die, auf welchen das grosse Vom 1, bis 14.Mai traten dagegen die Azaleen und Rhododendron in den Vordergrund. Was die erste Ausstellung anbe- langt, so waren ausser Camellien noch Bewerbungen für neue Pflanzen, für Orchideen, Farne, Hyacinthen, Amaryl- lis, Cinerarien, Blüthensträucher, Früch- te, Gemüse, hauptsächlich aber für & I. Originalabhandlungen. Palmenhaus und das Aquarium aufge- stellt sind. Wir sehen Felsenparthieen, schluchtenähnliche Senkungen, verbun- den mit den schönen, hie und da be- wegten grossen Flächen den Strauch- und Baumparthieen und einzelnen schö- nen Bäumen, welche in einem gewissen Verhältnisse zu einander stehen und wodurch reizende Aus- und Ansichten mit jedem Schritte gegeben sind. Ge- bäude, einschliesslich Kiosk, Pavillons und Gewächshäuser sind leider für das Landschaftliche allerdings schon zu viel vorhanden, allein der Zweck des Ganzen lässt hier einigermassen darüber hin- weggehen. Vorhanden sind in grosser Anzahl Gruppen von Rhododendron, Ilex, Coni- feren, Magnolien und andern. Die Rho- dodendron zwischen 700—800 an der Zahl, z. B. verfehlten nicht während der Blüthezeit zu imponiren und dem Ganzen eine bedeutende Verschönerung zu verleihen. Bei der ersten Ausstellung, welche vom 1. bis 14. April dauerte, waren die Camellien reichlich vertreten, für sie allein waren 11 Bewerbungen ausge- schrieben. Wir können nieht mehr aus eigner Anschauung über die Camellien- Ausstellung berichten, wohl aber mit Recht der riesigen Pflanzen Erwähnung thun, welche theilweise zu sehen waren. Die meisten und schönsten Camel- lien hatte Chantin, einer der ersten Han- delsgärtner von Paris ausgestellt, dessen Etablissement, nebenbei bemerkt, als eine Sehenswürdigkeit bezeichnet werden darf, und zu den wenigen Camellien, welche noch vorhanden waren, haben wir noch zu bemerken, dass sich die Bäume durch ihre schönen Formen, meistens Pyrami- den, und ihre Gesundheit besonders aus- zeichneten. Wie aus dem Cataloge zu 263 sehen war, gehörte die Mehrzahl hievon den belgischen Gärtnern. An Neuheiten haben sich übrigens die belgischen Gärtner, namentlich Lin- | den, hinlänglich bekannt von den frühern Ausstellungen, die Lorbeeren geholt. Zwei von Veitch ausgestellte Or- chideen, aus Samen gezogen, hybride Formen von Cattleya Mossiae, unter den Namen Oxoniensis und Dominiana alba, waren besonders schön. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, dass wir nun in Kürze eine grosse An- zahl von hybriden Orchideen besitzen werden, welche eine gleich grosse Ab- wechslung bieten dürften. Unter den von Linden eingeführten Pflanzen begrüssen wir in diesem Jahre so manche werthvolle Pflanze. Wir nennen zuerst Phrynium Lindenianum, ferner eine andere kleinblätterige Art Ph. amabile, wo ein breiter silbergrauer Mittelstreifen die obere Fläche durch- zieht. Ph. cinereum zeichnet sich da- gegen durch seine grösseren kurz ge- stielten Blätter besonders aus. Phry- nium Wallisii unterscheidet sich von dem genannten wesentlich dadurch, dass die weit grösseren Blätter aufrecht ste- hen und eine grüne Farbe haben, wel- che auf beiden Seiten durch einen Rand von sammetgrüner Farbe unterbrochen wird. Demselben Aussteller verdankte man noch die bereits im Handel eingeführte Gunnera manicata, deren Blätter einen Durchmesser von 5 Fuss erhalten. Nä- hert sie sich auch der bekannten Gun- nera scabra, so übertrifft sie dieselbe doch weit und wir können wohl sagen, dass sie zu den schönsten Dekorations- pflanzen gezählt werden darf, welche unter den Einführungen der letzten 10 Jahre bekannt sind. Von ‚den ausgestellten Orchideen im 264 Gartenflora Deutschlands, Monat April können wir leider nicht mehr berichten, allein nach den ver- schiedenen Aeusserungen und zum Theil nach den noch vorhandenen, kann wohl behauptet werden, dass der Zahl wie der Wahl nach die Sammlung nicht min- der schön zu nennen ist. Linden und Veitch haben sich hiermit gleiches Ver- dienst erworben, denn ihre Sammlungen waren ungleich schöner als die, welche von Paris und der Umgegend eingesandt worden sind. Aus dem Garten des Her- zogs von d’Ayen waren einige Exem- plare in riesigen Dimensionen einge- sandt und die Cultur war der Art, dass sich das Preisgericht veranlasst sah, dem Obergärtner H. Fanton einen eigenen Culturpreis zu bestimmen. Saccolabium guttatum sahen wirin einem Blumenreich- thum, wie noch nie; demselben schlossen sich würdig Aerides Fieldingii, Zygope- talum maxillare und Oncidium cerispum. Thibaut und Keöteleör, Lüddemann, die Privatier Guibert und Bertrand hatten gleichfalls hübsche Sammlungen einge- | sandt. Wirklich prachtvoll war das Cypri- pedium villoesum zu nennen, welches als Schaupflanze ausgestellt war und gegen 30 Blüthen zählte, ferner die Phalae- nopsis- und Vanda-Arten, welche sich durch Blüthenreichthum, wie durch ihre Stärke auszeichneten und einen derar- tigen Geruch verbreiteten, dass ein län- gerer Aufenthalt in diesem Hause nicht gut möglich war. Zu den neuen Pflanzen sind ferner einige Cycadeen, welche von A. Ver- schaffelt und Van Geert in Gent aus- gestellt waren, zu zählen, worunter wir einigen sehr werthvollen begegnen. Wir nennen hier Zamia superba, Z. Macleyi, Z. Lehmanii maeulata, Z. Miqueliana, Z. glaucophylla und eine Russlands und der Schweiz. Z. species, welche allgemein bewundert wurde. Wohl selten mag man die Cycadeen bezüglich der (Quantität wie Qualität so reichlich vereint gesehen haben, als dies hier auf dieser Ausstellung der Fall war; die erste und grösste Sammlung von Chantin, sodann von Madame Legrelle d’Hanis in Antwerpen, von Linden und De Ghellinck de Wale. Die Collection von Chantin zeichnete sich in jeder Bezieh- ung aus, denn darunter sind einige von solcher Stärke, wie man sie nur in den ältesten botanischen Gärten des Conti- nents zu sehen gewöhnt ist; Cycas Rumphii, Zamia superba, Encephalartos Altensteinii, Zamia villosa und Cerato- zamia mexicana und andere, sind wohl schwerlich schöner und kräftiger anders- wo zu finden. Die ganze Sammlung, gegen 60 Species zählend, dürfte in dem Schönbrunner Garten, der bekanntlich wohl die grösste Cycadeen-Collection besitzt, nicht reichhaltiger vorhanden sein. Wollten wir uns übrigens nach den Preisen erkundigen, um welche sie der -Aussteller allenthalben angekauft hat. so prächten wir ohne Zweifel eine fabelhafte Summe zusammen. Als eine der interessantesten Con- eurrenzen ist wohl die der Palmen zu nennen, von der sich eine grosse Zahl von Ausstellern aus Frankreich, Belgien und Holland betheiligte; sie waren so zahlreich und vollkommen vertreten, als es die Umstände nur immerhin erlauben konnten. Die meisten Pflanzen lieferten Chan- tin, Verschaffelt und Linden und man kann sagen, dass sie Unglaubliches ge- leistet haben. Welche Mühe und Opfer bedurfte so manche Pflanze — darunter nicht selten zentnerschwere Kübel — um sie ‚glücklich an Ort und Stelle zu bringen! I. Originalabhandlungen. Von den französischen Gärtnern hat sich nur Chantin betheiligt, aller- dings mit einer Sammlung, die allein ein ziemlich geräumiges Haus — einen 265 Schätze aufgestellt und erschienen gleich- sam kampfgerüstet. Das Preisgericht gab indessen Lin- den’s Pflanzen den Vorzug, ohne Veitch’s sogenannten Wintergarten — füllte, und | Sammlung nieht viel weniger auszu- die natürlich eigens zu diesem Zwecke mit grossen Anstrengungen gesammelt wurde. Ohne ein vollständiges Verzeichniss aufzuführen, wollen wir nur einige der seltensten nennen, und insbesondere be- merken, dass sämmtliche Pflanzen in einem musterhaften Culturzustande wa- ren. Die prachtvolle Verschaffeltia splen- dida zeichnet sich zunächst durch ihre Stärke aus, und man wunderte sich mit Recht, diese erst seit wenigen Jahren eingeführte Pflanze so gross zu sehen, ferner Areca alba, A. Banksii, Thrinax argentea, Calamus sumatrana, Cocos Wel- deniana, eine zierliche Palme. Seafortia robusta, und Arenga Sac- charifera von Madame Legrelle in Ant- werpen sind mächtige Exemplare, die einstimmig mit einem Culturpreis ausge- zeichnet wurden. Verschaffelt hat 25 neue noch nicht im Handel stehende Palmen ausgestellt, die allerdings klein aber um so seltener sind. Linden, schon öfters genannt, ferner Dalliere aus Gent haben sich gleichfalls an dem Concurs mit der Einführung neuerer Palmen betheiligt. Unter den Palmen von Linden ist Cocos elegantissima, welche bald zuden gesuchtesten Pflanzen gezählt werden dürfte, besonders hervorzuheben. Linden und Veitch haben eine be- trächtliche Anzahl von Neuheiten einge- sandt und die Aufgabe des Preisgerich- tes, dem Verdienste die Palme zu geben, war nicht klein, denn beide haben grosse zeichnen, Wir müssen bei dieser Gelegenheit bekennen, dass Linden wohl nie einen thätigeren Reisenden als Herrn Wallis hatte, der ihm seit wenigen Jahren so schöne, namentlich für den Handel äus- serst günstige Pflanzen zugesandt hat, Eine glücklichere Wahl hätte Hr. Lin- den wohl nicht treffen können, und wir dürfen uns wohl schon im Voraus der Schätze freuen, die wir durch diesen thätigen und kenntnissreichen Mann zu erwarten haben! Auf die Maranta-Arten scheint Lin- den nun in der That das Privilegium zu besitzen, denn wir sehen auch heute wieder zwei äusserst zierliche Species und zwar M. virginalis, M. princeps, an welche sich eine neue, aus Japan stam- mende Hemerocallis-Art anreiht, welche übrigens einige Verwandtschaft mit H. fulva hat. Wir nennen ferner Jresine spec. nova, Dieifenbachia nobilis aus Peru, Dracontium pertusum aus Rio- Negro, Bignonia ornata und Ficus ar- gentea, Wir dürfen nicht vergessen, auch der Dichorisandra mosaica und undata Erwähnung zu thun, welche zu den Blattpflanzen ersten Rangs gezählt wer- den dürfen. Zu den werthvollen Pflanzen, welche Linden eingesandt hat, dürfte ferner Phi- lodendron Lindeni, Maranta illustris, M. setosa mit Recht gezählt werden , wel- che sich gleich sehr durch ihre vor- treffliche Cultur auszeichnen, was wir übrigens durchschnittlich von Linden’s Pflanzen sagen können. Dieffenbachia Wallisii, Rudgea ni- 266 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. vosa, Anthurium trilobum, Anthurium | worunter C. Getah Hort. besonders auf- erinitum, und Smilax marmorea schlies- sen sich den obigen würdig an, fiel. — Eine über 30 Fuss hohe, von den Ein prachtvolles Exemplar von Za- | Hyerischen Inseln eingesandte Dattel- mia Mapellanica, eingesandt von Chan- | palme sprach natürlich allen anderen tin, erregte allgemeines Aufsehen. Die Oreopanax-Sammlung von Lin- den, welche mit dem ersten Preise aus- gezeichnet wurde, ist nicht minder nen- nenswerth. Sehen wir auch in unsern Häusern zuweilen grosse Exemplare von Phajus grandifolius, so dürfte das von W. Bull in London eingesandte Phajus grandi- folius fol. variegatis allen übrigen den Rang absprechen. Die in demselben Hause von Veitch aufgestellte Sammlung von Selaginella und Lycopodium zeichnete sich durch ihre Reichhaltigkeit, wie durch ihre Cul- tur nicht minder aus; ein Lycopodium spec. (von den Salomon’schen Inseln) kann wirklich als eine seltene Erschei- nung bezeichnet werden. Ein von Wil- linck in Amsterdam eingesandtes und gekröntes Lycopodium tetrastieum aus Java (1865) ist eine merkwürdige Pflanze, Das grosse Glashaus, genannt ‚‚Serre monumentale‘“, welches nur aus Glas und Eisen besteht, und dessen Herstel- lungskosten 200,000 Frances betragen, ist, wie wir hören, um den genannten Preis von der städtischen Gärtnerei in Paris angekauft. Zur Zeit sind in dem- selben die grossen Palmen und die rie- sigen Azaleen von Veitch aufgestellt. Einige Palmen, wie Stevensonia grandifolia, Chamaedorea Costaricensis, terner Areca nobilis verdienen besonders genannt zu werden, Von den seltneren Palmen nennen wir ferner Wallichia myriostigma, Cala- mus adspersus, Pritchardia pacifica und Seaforthia speciosa, sowie eine ziemlich vollständige Sammlung Pflanzen den Rang ab; der Erdballen dieser Pflanze hatte nicht weniger als 9 Fuss Durchmesser; die Transportko- sten waren so beträchtlich, dass sich die Administration veranlasst sah, die- selben zu übernehmen, wodurch die Pflanze Eigenthum des Stadtgartens in Paris geworden ist. — Als Dekorations- pflanzen hatte wiederum Madame Leg- relle ganz besonders durch die einge- sandten Dracaena und Aralien beigetra- gen, die, wie übrigens alle ihre Pflanzen in einem musterhaften Culturzustande stehen und bedauern wir wirklich nicht den Namen des Cultivateurs zuweilen auf den Etiquetten zu lesen, In der Pflanzen-Sammlung von Veitch finden wir ein Hippeastrum par- dinum, eine durch seine breiten Blätter sich auszeichnende Dracaena magnifica, die wohl alle andern um Vieles über- flügelt, ferner Croton Veitchianum, Ara- lia Veitchii, Sanchezia nobilis, welche sıch durch die prächtige Blattfärbung beson- ders empfehlen dürften und allem An- schein nach keine Cultur-Schwierigkeiten bieten, Eine aus Peru stammende Dieffen- bachia Pearcei erregte viel Aufsehen. Desgleichen die Maranta Veitchii, wel- che zu den cultur-preiswürdigsten Pflan- zen gezählt werden kann. — Wir dürfen aber hier die Pflanzen- Collection von Ambroise Verschaffelt nicht minder ausser Acht lassen, die, wenn auch nicht so zahlreich, immerhin werthvolle Pflanzen enthielt, wir nennen hier in erster Reihe: Caladium Barilleti aus Brasilien, von Calamus, | mehrere Agaven aus Mexico, Tillandsia I. Originalabhandlungen. grandis (Brasilien) Dracaena lentiginosa, Maranta illustris, eine aus Japan stam- mende Ahorn-Sammlung, ohne Zweifel von Siebold eingeführt. Ein Glashaus von beträchtlichem Umfange ist gefüllt mit der Palmen- Sammlung von Chantin in Paris, welche nicht weniger als 80 Species zählt und deren Mehrzahl aus grossen Exemplaren besteht. Nennenswerth in jeder Beziehung sind Ceroxylon niveum, Wallichia ca- ryotoides, Areca speciosa, A, nobilis, Thrinax gracilis, Seaforthia robusta. Co- cos Bonnetii, Zalacca Wagnerii, ohne schlieslich die prachtvolle Areca Ver- schaffeltii zu übergehen, die ihrer Grösse halber wohl eine der zuerst eingeführten sein dürfte. Von demselben Einsender sehen wir als Culturpflanze die Areca sapida aus- gestellt, welche den ersten Preis er- hielt. — Eine wirklich eigenthümliche Er- scheinung war für uns Rhapis flabelli- formis fol. variegatis, die nicht — fügen wir hiezu glücklicherweise, verbreitet sein dürfte, In der Rubrik „empfehlenswerthe Dekorations- Palmen“, heben wir zu- nächst die Sammlung von A. Verschäf- felt hervor, worunter ansehnliche Exem- plare von Pinanga maculata, Livistona altissima, Cocos Wedeliana, Areca fur- furacea nebst der unvergleichlichen Ste- vensonia, Zu den werthvollsten Paimen sind schliesslich zu zählen: Cocos ele- gantissima Phytelephas Yurumagas (?) Die Bromeliaceen, welche sonst so spärlich auf den Ausstellungen zu sehen sind, waren reichlich vertreten; Capp hatte allein eine Sammlung von 83 Ar- ten aufgestellt, worunter allerdings meh- rere mit falschen Namen. Lüddemann’s 267 Sammlung war kleiner, aber um so schöner die Cultur. Die Sammlungen de Smet’s und Linden’s enthielten mehrere Neuheiten, worunter Tillandsia eyanea, T. argen- tea, Pourretia nivosa und Tillandsia spec. — Mehr als schwach waren die Eriken vertreten, von denen nur einige wenige eingesandt waren. Wirklich - schön war die grosse Gruppe von Primula chinensis zu nen- nen, welche dem Hause Vilmorin gehör- ten; es fiel uns dabei insbesondere die Grösse der Blumen auf. — Bald hätte ich vergessen, der pracht- vollen Caladien- Sammlung Erwähnung zu thun, meistens neue Hybriden, von dem Züchter, Apotheker Bleu; dieselben übertreffen die bei uns in den Gärten bekannten Caladien um Vieles, und man kann wohl sagen, dass diese schöne Gat- tung hiemit um vieles bereichert wurde. Dabei waren die Pflanzen in einem so vortrefflichen Culturzustande, dass man sie kaum schöner sehen kann. Der Züchter dieser Caladien beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Befruch- tung der von Baraquin eingeführten Ca- ladien und zwar mit einem erstaunens- werthen Erfolge. Sie haben in der gan- zen Gartenwelt Erstaunen hervorge- rufen. Herr Bleu hatte die Benennung seiner Sammlung der Jury überlassen, welche die hervorragendsten mit folgen- den Namen bezeichnete. Triumphe de V’Exposition. M. le Play. M. Alphand. Le duc de Ratibor u. s. w. In dem niedlichen Glashäuschen von Pantz in Metz, weiches anbei be- merkt, das zweckmässigste von allen genannt werden darf, sehen wir eine Gartenflora Deutschlands, 268 riesige Pflanze von (der Dracaena Kner- kii, Pandanus ornatus und mehrere Ly- eopodiaceen. Längs der Fenster in dem- selben Hause hatte Grönewegen seine wunderschöne Anoectochilus Sammlung aufgestellt, welche einen musterhaften Culturzustand aufweisen. Unsere Leser werden schon aus den Zeitungen von dem Meer-Aquarium ge- hört haben, welches in diesem Garten mit fabelhaften Kosten hergestellt wurde; dasselbe ist erhöht angelegt und rings herum mit einer Böschung versehen, welche zum grossen Theil mit Coniferen und Ilex bepflanzt ist, während grot- tenartige Gänge den Zutritt unterhalb dem Aquarium ermöglichen, welches zum Theil durch Licht von oben, theils künstlich beleuchtet ist. Indemselben sind Meerfische mit einzelnen Meer-Alsen, und das Ganze kann mehr als ein Curiosum gelten. In unmittelbarer Nähe desselben ist ein Aquarium mit exotischen Was- serpllanzen bestellt, welche dem Münchner botanischen Garten stammen. Ausser der Victoria regia befinden sich in demselben Desmanthus natans, mehrere Species von Nympheen, Eury- ale ferox, Hydrolea spinosa u. a, Dass unter den vielen Glashäusern, deren Zahl, wenn wir nicht irren, 23 ist, auch eines aufgestellt ist, als Modell für Fruchttreiberei, namentlich für Wein- und Ananas verdient erst eine Erwäh- nung. Ein Glashaus von 40 Fuss Länge in der Form eines Pavillons enthielt eine reiche Sammlung von Nutzpflanzen, welche zum Theil im Freien ausgepflanzt war und zur Mehrzahl aus dem Garten der Stadt Paris stammten. Unweit da- von in einem Warmhause finden wir die rühmlichst bekannte Theophrastensamm- lung der Madame Legrelle in Antwer- pen, worunter die Th. imperialis in einer aus Russlands und der Schweiz. seltenen Dimension, Die Herren Linden, Chantin und Lierval hatten eine grosse Anzahl von Dekorationspflanzen aufgestellt, die sich insgesammt aus- zeichneten — was der eine an seltenen Pflanzen mehr hatte, ersetzte derandere durch die vortreffliche Cultur. So sehr ich vom Beginn an ein ausgedehntes Namens-Verzeichniss um- gehen wollte, um den Bericht nicht in die Länge zu ziehen, so müssen wir doch hier einzelner Pflanzen von Linden gedenken, die derselbe in der genannten Gruppe aufgestellt hatte; es waren vor- zugsweise: Theophrasta crassipes, Geonoma in- terrupta und Brownea princeps. Wir bemerken in der Sammlung von Lierval — (wohl einer der besten Cultivateure unter den Pariser Handels- gärtnern) ein grosses Exemplar von Pan- danus Vandermershii, welches in der That eine grössere Verbreitung verdie- nen dürfte, Eine Gloxinien-Sammlung von Ma- rest aus Paris zeichnet sich mehr durch ihre Cultur als durch Neuheiten aus — die wenigen ausgestellten Gesnerien wa- ren geradezu mittelmässig. In einem zierlichen Sattelhäuschen von 40 Fuss Länge sind die Cacteen aufgestellt, welche zur Mehrzahl aus dem Garten des berühmten Cactuszüch- ters Cels stammen. Ein anderes von gleicher Länge ist mit den Dasylirien und Agaven-Sammlungen gefüllt, von Verschaffelt in Gent, welche ihres Glei- chen schwerlich finden dürften, und die sich durch ihre grossen und seltenen Exemplare auszeichnen. Wirklich ei- | genthümlich sind die Veredlungen; wel- che Hr. Pfersdorf mit den verschiedenen Cacteen gemacht hat, so sieht man ein 7 Fuss im Durchmesser haltendes Exem- plar von Echinocactus Potsii, welches I. Originalabhandlungen. auf drei schwächliche Cereusstämmchen gepfropft ist, ferner Opuntia auf Echino- cactus und andere. Unter den seltenen Agaven nennen wir Agave Giesbrechtii, A. horrida, A. |jeder einzelnen Pflanze. Jacobiana, A. Kerkovei, und ein grosses Exemplar von A. filifera major. Zu den interessantesten Pflanzen wäre auch noch die Tillandsia argentea zu zählen, welche J. Verschafielt einge- sandt hat und den ersten Preis erhielt. Von den ausländischen Gärten hat wohl Belgien das Meiste geliefert, diese Theilnahme ist aber in doppelter Be- ziehung breünstigt, und zwar nicht so sehr durch die geographische Lage, son- dern wohl noch mehr deshalb, dass die belgischen Eisenbahnen besondere Trans- purt-Vortheile vereint mit den französi- schen gaben, wozu übrigens, wie wir hören, die belgische Regierung noch weitere Entschädigung in Aussicht ge- stellt ha® „Das heisst sicherlich der belgischen Hortieultur unter die Arme greifen, und macht der Regierung alle Ehre!“ — Bei der Leidenschaft, mit welcher vorzugsweise die Pariser dieRosen ceul- tiviren, ist es nicht zu wundern, dass sie hierin Alles aufbieten, um von Nie- manden übertroffen zu werden; und man kann wohl sagen, dass die Handelsgärt- ner Märgottin, Cochet, Fonlaine und an- dere alles aufgeboten haben, um den bekannten Ruf 'auf’s neue zu sichern. Es fehlte nicht an hochstämmigen, wie niederen, und wurzelächten Rosen, ohne zu vergessen die Menge von abge- schnittenen Blumen, welche in der Frucht- halle, in Glashäusern zu Tausenden aus- gestellt waren. Ehe wir unsere Beschreibung über die Freilandpflanzen beginnen, haben wir noch der Azaleen Erwähnung zu thun, welche derart schön und gross 269 waren, dass man sagen kann, dass sie zu dem Tagesgespräch aller Zeitungen gewählt würden. Die Zahl war 'nicht gross, aber um so grösser das Volumen Um eine Idee von der Stärke und Umfang derselben zu geben, genügt es zu bemerken, dass nur 3 St. in einem Wagen Platz hat- ten; dieselben waren von dem berühm- ten Handelsgärtner Veitch in London ausgestellt, welcher sie schon im Fe- bruar, also lange vor der Blüthe, nach Paris gesandt hatte und sie in einem eigenen, desshalb früher gebauten Glas- hause bis zur Blüthe cultivirte, — Sie hatten eine Höhe von 9—10° und einen Umfang von 12°. Zu den vielen schönen Dingen die- ser Ausstellung dürfte ohne Zweifel auch die Sammlung der immergrünen Sträucher gezählt werden, welche zu- nächst von den Pariser Handelsgärtnern ausgestellt war; ıman sieht deren in allen Dimensionen, die meist, sammtden Körben, in welchen sie rechtzeitig: ein- gepflanzt wurden, in die Erde versenkt sind und somit nicht wenig zur Ver- schönerung des Ganzen beitragen. Die Namen Croux in Sceaux, An- dr& Leroy lesen wir hiebei am öftesten — sie haben auch ohne Zweifel die grössten Opfer gebracht. — Eine Hauptzierde der Ausstellung sind ohne Zweifel die Coniferen-Samm- lungen, welche allenthalben vertheilt sind. Viele der werthvollsten, wie Wel- lingtonia, Abies nobilis, sind in einer Stärke ausgepflanzt, wie man sie kaum in den ältesten und reichsten Gärten sehen kann. Von der Wellingtonia, kaum 15 Jahre im Handel, stehen Exemplare von 25’ da, desgleichen Abies Pinsapo, A.nobilis und andere, von be- trächtlicher Höhe und Umfang. Wohl sind einige bedeutende Verluste und - 270 zwar sehr werthvolle zu beklagen, denn die Wellingtonia, obwohl mit beträcht- lichem Erdballen gepflanzt, sind fast alle zu Grunde gegangen, und darunter Exem- plare, für welche der Aussteller bedeu- tende Summen zu erhalten hofite; alle andern hingegen, mit wenig Ausnahme gedeihen wunderschön und lassen in der Tnat nicht vermuthen, dass sie erst dieses Frühjahr gepflanzt wurden, Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Wellingtonia gleich dem Taxodium, womit sie zunächst verwandt ist, die Wurzeln mehr in horizontaler Richtung ausbreitet, und dass die Verletzung einer einzigen. Wurzel hinreicht, um den Tod herbeizuziehen. Nach verlässiger Mit- theilung ist die Zahl der eingesandten Coniferen gegen 1,700. Bezüglich der Anpflanzungen der- selben wäre noch hinzuzufügen, dass viele der Grösseren und Schöneren noch landschaftlichen Prineipien auf dem Ra- sen u. S. w. vertheilt sind, der grösste Theil aber, zur Bedeckung der Anhöhen, auf welchen das grosse Palmenhaus und das Meer-Aquarium stehen, verwen- det ist, wo sie ganz passende Plätze haben, und eine specielle Besichtigung keine Schwierigkeiten bietet. Die Magnolien-Sammlung, sowohl die mit immergrünen als laubabwerfen- den Blättern, ist wirklich beträchtlich, von einigen sind riesige Bäume ausge- stellt, welche ohne Ausnahme vortreif- lich gedeihen. Einzelne Bäume waren mit ‘Hunderten von Blüthen bedeckt. Leroy von Angers und Paillet aus Ver- sailles zeichneten sich hiebei am mei- sten aus. Die Holländer Gärtner, namentlich Krelage aus Haarlenm, soll eine vorzüg- liche Auswahl von Hyacinthen ausge- stellt haben, welche einen förmlichen Zudrang der Einwohner von Paris her- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. vorrief. Von demselben Einsender war ein Cyclamen-Sortiment, welches sich durch seine Reichhaltigkeit, noch mehr aber durch die vortreflliche Cultur aus- zeichnete. Wer mit der Wahl eines Glashauses beschäftigt ist, kann hier nicht in Ver- legenheit sein, denn es sind deren von allen Formen und Grössen vorhanden; Man findet dort Orchideen-, Palmen-, Farn-, Fettpflanzenhäuser, Aquarien und andere, Die Samenhandlung von Vilmorin hat sich durch Aufstellung von ein- und zweijährigen Sommerpflanzen besonders verdient gemacht; wir sehen dort viele, die in der Regel erst im Hochsommer zur Blüthe kommen. Ich will hier nicht die ganze Reihe der ausgestellten Pflanzen herablesen, welche ich in meinem Notizbüchlein vorfinde, allein unterlassen fhöchte ich nicht zu bemerken, wie belehrend diese Ausstellung für jeden Blumenfreund sein muss, welchem es darum zuthunist, über die Wahl der Planzen für seinen Gar- ten sich schlussfähig zu machen; nicht vergessen dürfen wir dabei schliesslich, dass auch die Sammlung der Ziergräser recht passend vereinigt war und eine eigene Gruppe bildete. An Pelargonien, welche die Fran- zosen leidenschaftlich pflegen, und wo- mit sie in der Erzeugung ziemlich viel Geschick haben, fehlte es nicht, Um für «ie feineren Blumen Schutz für den Regen zu bieten, sind sehr Schöne, nach allen Seiten freie Zelte errichtet, wodurch für die Blumen eine längere Blüthezeit erzielt wird; diesel- ben haben zur Mehrzahl eine ovale Form. Mehrere dieser Zelte waren zur Zeit mit Poeonien bestellt, welche in I. Originalabhandlungen. allen Forınen vertreten waren, desglei- chen Mohn. Die Frucht - Ausstellung liess im Vergleich zu ändern viel zu wünschen übrig, denn mit Ausnahme der Erdbee- ren, deren letztere so gross, dass man sie mit der Grösse unserer frühesten Sommerbirn vergleichen kann, war nichts von Belang eingesandt. Unter den Gemüsen nennen wir den Spargel, wovon Stücke ausgestellt waren, die fast gleich lang wie dick waren, und um sie zu essen, wäre es fast nöthig, sie in Stücke zu schneiden, Die Jury kam auch dabei in gröss- te Verlegenheit, und der Zweifel, ob die Stärke mit der Dicke correspondire, wurde einstimmig getheilt; man einigte sich schliesslich auch dahin, den Gau- men als sachverständigen Rathschläger herbeizuziehen, dem es auch zuzuschrei- ben ist, dass der Riesenspargel, welcher nicht mehr nnd nicht weniger als 11 Cen- timeter im Umfange hatte, nicht den er- sten Preis erhielt; die Stimmenmehrheit sprach dafür, dass die mittelgrossen Spar- gel die besten seien, das heisst, in der That nicht nach dem Schein urtheilen und Quantität mit der Qualität ver- wechseln! 274 Zu den Schätzen dieser Ausstellung gehört unbedingt der sogenannte Frucht- garten, hiefür ist ein -eigener Platz re- servirt, in welchem die verschiedensten Obstbaumformen in schönster Vollkom- menheit sich befinden, welche in der That allein eine Ausstellung für sich machen könnten, und eine eigene Be- schreibung "verdienten. Man sieht dort wagrechte und schiefe, einfache und doppelte Schnurbäumehen oder Cordons, Pyramiden von allen Grössen, Palmetten und Kandelaberformen, worunter auch bisweilen Spielereien, die beweisen, dass jede beliebigel’orm erzielt werden kann. Die Bäume wurden theils Ende Februar, theils Ende März gesetzt und sollen reichlich geblüht haben, einige haben sogar Früchte angesetzt. Die Mehrzahl «dieser Bäume wurde zur geeigneten Zeit in Körben gepflanzt, wodureh das Gedeihen einerseits mehr gesichert, und anderseits mehr Garantie beim Verkauf geboten werden könne, Indem wir mit unseren Mittheilun- gen heute schliessen, behalten wir uns vor, über einzelne Leistungen, sowie über die nicht minder interessante Aus- stellung in Billancourt später zu berich- ten. K. 3) Iriartea exorrhiza Mart. und I. altissima. Von C, Clauss im botanischen Garten zu Karlsruhe, Das interessante Wachsthum und die anmuthige edle Gestalt dieser Pal- men macht sie zu beliebten Erscheinun- gen in den Pflanzenhäusern. Im Alter gleichen nämlich die sogenannten Stel- getragenem Baume, indem dann die star- ken Wurzeln hoch am Stamme heraus und ungetheilt bis zur Erde fortwach- sen, aber auch weil der untere Theil des Stammes allmälig abstirbt und so zenpalmen einem in der Luft von Stützen | die ganze Pflanze nur auf den starken 272 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Wurzeln ruht. Die im Verhältniss zu andern Palmen, länglichen Glieder des Stammes, behalten dieselbe Stärke, wie sie die Pflanze von der Aussaat an er- zeugte, weshalb sich der Stamm auch nur mit zunehmender Höhe und Grösse der Pilanze verstärkt. Meist bricht nur von einem Gliede um das andere eine Wurzel aus dem Stamm hervor, und nachdem diese in einige Tiefe in die Erde eingedrungen ist, hört zwar ihre Verlängerung auf, doch nur um bald darauf an dem Theil in der Erde Sei- tenwurzeln zu treiben. Es ist Eigenheit der Pflanze, ihre Wurzeln hoch am Stamme in freier Luft zu entwickeln und als einfache Hauptwurzel bis zur Erde herabzusenden. Diese Hauptwur- zeln sind blos als Saftleiter, nicht aber als Saugwurzeln zu betrachten; darum dürfen sie auch nicht wie Saugwurzeln behandelt werden, sondern müssen frei bis zur Erde wachsen können. Würde der Stamm, wie es oft bei Palmen ge- bräuchlich ist, mit feuchtem Moose um- wunden, um diese Wurzeln hinein zu leiten, so würden sie gereizt Neben- wurzeln zu bilden, allein das Weiter- wachsen derselben hörte dann auf. Auf diese Weise entständen keine gut gebil- deten Wurzeln, die fähig wären, ein ge- deihliches Wachsthum der Pflanze zu unterhalten. Ist eine Pflanze im kränk- lichen Zustande, so ist für dieselbe das beste Erholungsmittel: eine gehörig feuch- te Luft, öfteres Spritzen, kein greller Sonnenschein, und wo möglich eine et- was erhöhte Wärme; aber ausserdem ist es nothwendig, für gute oder frische, weder durch Nässe noch durch Würmer verdorbene Erde zu sorgen. Im Uebri- gen sind sie andern Palmen ganz gleich zu behandeln, und besonders ist ihnen reichliche Bewässerung dienlich: Iriar- tea altissima eignet sich wegen ihres kräftigen hohen Wuchses für grössere Gewächshäuser, während I. exorrhiza gedrungener und niedriger bleibt. Zusatz. Die Eigenschaft, Luftwurzeln un- getheilt bis zum Boden zu treiben und erst in der Erde sich zu feinen Saug- wurzeln zu theilen, ist nicht blos dieser Sielzenpalme eigen, sondern ziemlich allgemein bei Pflanzen, welche auf diese Art wachsen. Dass sich durch Um- wickeln mit Moos am Stamme der Palme Wurzeln mit Nebenwurzeln, anstatt un- getheilte Stelzenwurzeln entwickeln, hat der Verfasser der obigen Angabe hof- fentlich aus thatsächlicher Beobachtung, denn es blos zu vermuthen, liegt kein Grund vor. J. Die Stelzenpalmen gedeihen am be- sten nach unserer Erfahrung in niedri- gen Gewächshäusern, bei hoher feuch- ter Te:nperatur, vollem Licht und indem die Pilanzen Untersätze erhalten, die zur Zeit der Vegetation stets voll Was- ser gehalten werden. Die Luftwurzeln auch der mit Moos am Grunde um- wickelien Pflanzen, sahen wir nie Nebenwurzeln bilden. A) PT II. Neue Zierpflanzen. 273 il. Neue Zierpflanzen a) Aus der Revue horticole 1867. 1) Fittonia argyroneuma. Eine sehr schöne Acanthacea.. Dem Gymnostachium Verschaffelti nahestehend, von welchem sie sich nur durch seine weissen Blattrippen unterscheidet. Die Aehnlichkeit ist derart, dass man dieser Fittonia schon den Genus Namen Gymnostachium gegeben hatte, aber sie doch wieder umtaufte. Sie ist eine sehr schöne Warmhauspflanze, deren Blatt so ele gant, wie irgend eines von Anectochylus. 2) Selaginella denticulata variegata. Diese Varietät zeichnet sich von der Typen- art dadurch aus, dass die jungen Triebe von gelblich weisser Farbe sind, welche von den übrigen grünen Pflanzentheilen sehr schön absticht. Als Einfassung oder zur Anlegung von Rasenplätzen, namentlich an sehr dunklen Orten. 3) Stauntonia latifolia (Holboellia lati- folia Wall.). Eine rankende kräftige Pflanze, sehr geeignet, Mauern oder Säulen in Kalt- häusern zu umkleiden; sie bringt zahlreiche grünliche Blüthen, die einen angenehmen Orangenduft verbreiten. 4) Odontoglossum grande. Diese, in der Gartenflora wiederholt besprochene Or- chidee ist beachtenswerth, weil sie im Kalt- hause cultivirt, durch 2—4 Monate ihre sehr grossen, schwefelgelben, kastanienbraun ge- fleckten Blüthen erhält. 5) Hymenocallis speciosa. Eine noch sehr wenig beachtete Pflanze. Aus ihrer grossen Zwiebel kommen grosse langgestielte dieke Blätter hervor. Der Stamm endet in eine mehr als 20 Cent. breite Dolde aus. Die Blumen sind schneeweiss, sehr stark nach Vanille riechend, haben 6 lineare, 7—8 Cent. lange überbogene Spaltungen; die 6 Staubfäden sind an ihrer Basis mit einer dünnen weissen Membrane verbunden und bilden eine Art Becher. 6) Coffea bengalensis. Diese Art ist wohl nicht so ornamental als die Coffea arabica, aber sie verdient doch einige Beac IX. 1867, | tung, indem auch die jungen Pflanzen sich mit Blüthen und Früchten reichlich bedecken. Die Axillarblüthen sind weiss, etwas weniger röthlich, die Früchte 7 Milim. gross, schwarz, glänzend in ihrer Reife, wozu man sie im Warmhaus leicht bringen kann. ° 7) Platycrater arguta? Sieb. Unter die- sem Namen wird von Hrn. Carriere eine Pflanze aufgeführt, die mit der in der Gar- tenflora 1866 p. 229 beschriebenen nicht übereinstimmt. Nach Carriere wurde diese Pflanze zum ersten Male von Lemoine in Nancy im vorigen März in Handel gebracht. Carriere stellt sie zu den Philadelphen und bemerkt, dass die Blätter mit denen der Photinia einige Aehnlichkeit haben, — er zweifelt selbst, dass diese unter dem Namen Platyerater arguta in Handel gebrachte Pflanze mit der in der Flora von Japan be- schriebenen und abgebildeten identisch sei, indem sie auch keineswegs mit der Mutter- pflanze übereinstimmt, Carriere daher schlägt für diese Lemoine’sche Pflanze den Namen Platycrater Sieboldii vor. (Platycrater ge- hört zu Hydrangeaceen, es muss also starke Verwechslung obwalten. E. R.) 8) Gesneria cinnabarina var. ignea. Eine prachtvolle Gesneriacee für das Warm- haus. Die Blüthen an einer geraden Rispe, von feuerrother Farbe, deren Pracht noch mehr erhöht wird durch den röthlichten Wiederschein. 9) Libonia floribunda C. K. Eine Kalt- hauspflanze, die von Libon in den Campas de Lages in Brasilien entdeckt wurde. Sie blüht im Winter reichlich, die Blumen sind röhrenförmig, etwas plattgedrückt in Drei- eck, der Blumenkelch cinnoberroth durch 2/, der Länge, der Rest ist orangegelb. 10) Solanum capsicastrum Link. Auch für Gärten- und Zimmerflor sehr beachtens- werth. Die Pflanze ist klein, buschig, das Blatt flaumig und wenn auch die Blüthen nicht von Bedeutung, so bieten jedenfalls die schönen rothen Früchte einen angeneh- men Anblick. 18 274 11) Nicotiana Wigandioides. Die Me- thode des Pariser Stadtgärtners Hrn. Barillet diese Solanacee zu einer effectvollen Pflanze zu ziehen, besteht darin: im Frühjahre ein junges Exemplar inmitten eines Rasenplatzes in eine humusreiche Erde isolirt zu pflanzen; sie entwickelt sich auf diese Art ausseror- dentlich, die Blätter erreichen eine Länge von 1 Met. und eine Breite von 60 Cent Im Herbst kommt die Pflanze in ein tem- perirtes Haus, allwo sie sich den Winter hindurch noch mehr entwickelt und lange Rispen mit gelblich weissen Blüthen bringt. 12) Rhododendron Rovelü. Ein Hybride von Rh. dahuricum und arboreum, cultivirt von Hrn. Roveli in Palanza am Lago mag- giore. Von Dahuricum hat diese Pflanze die frühzeitige Blüthe (im Januar); von Rh. ar- boreum den kräftigen Wuchs und die Schön- heit der Blüthen. Biumenkrone glockig, schön rosafarbig, ins Amaranth übergehend, im Innern mit schwarzen Punkten besäet. Die Blätter sind an der Unterseite grasgrün, an der Oberseite dunkelgrün glänzend. — Diese Hybride verdient die vollste Beach- tung aller Botaniker und Blumenfreunde. 13) Orataegus lobata serotina Carr. (Crat. olivaeformis Hort.). Diese Varietät unterscheidet sich von der Typenart’dadurch, dass sie ihre schönen goldgelben Früchte später bringt und diese bis spätin den Win- ter hinein erhält. 14) Ribes Billiardü Carr. In Tracht ist sie zwischen R. aureum und floridum zu stellen. Blätter und Blüthen entwickelt sie sehr frühzeitig schon im Februar. 15) Spiraea tenuissima Carr. Beach- tenswerth wegen ihrer kleinen Form. Ein 2 Jahre alter Stock hat kaum 8—10 Cent. Höhe. Sehr reich an dünnen Zweigen, Blät- ter oboval, mehr weniger gezähnt. 16) Spiraea Billard varvabılıs Carr. Im Allgemeinen grosse Aehnlichkeit mit der Typusart. Bemerkenswerth sind aber die Blüthen, die theils weiss, theils rosaroth gefärbt sind, wie die der Mutterpflanze. (Sp. Billardieri der Gärten ist ein Bastard). 17) Spiraea oblongifolia major. Unter- scheidet sich von der Mutterpflanze durch längere Blüthenzweige mit an ihren End- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. spitzen doldenförmig weissen Blüthen, Je- denfalls ist die Varietät der Typusart vor- zuziehen, 18) Acalypha tricolor. Diese merkwür- dige Euphorbiacee empfiehlt sich durch ihre oval lancettförmigen , gezähnten, röthlich gelb gestreiften oder gefleckten Blätter, 19) Berberis duleis nana. Ist in der Beziehung beachtenswerth, dass sie wegen ihrer vielen kurzen Zweige und ihrer Form zu Einfassung von Beeten verwendet werden kann. 20) Sambucus racemosa nana Carr. Diese Varietät, obschon von kräftiger Vege- tation, bewahrt immer ihre Zwergform und bedeckt sich mit Blüthen und Früchten auf der ganzen Länge der Zweige. Sehr be- merkenswerth ist die frühzeitige Blüthe, denn schon nach sechs Monaten bringt sie Blüthen und Früchte, während die Stammart erst im zweiten Jahre blüht. b) Aus Gardner’ Chronicle, 21) Gladiolus bowiensis wäre nach Windebank dem Gl. grenchleyensis vor- zuziehen, da man es im Juli bis December in ununterbrochener Blüthe erhalten kann. Im Februar sind gegen 20 Zwiebeln von der Grösse einer Erbse bis zur Haselnussgrösse zusammen in eine mit Schweinmistgedüngte Erde zu legen. 22) Lithospermum fruticosum, eine werth- volle Acquisition für Sammlungen von alpi- nen Pflanzen, namentlich in Felsengruppen — zu bemerken, dass die Wurzeln tief in die Erde eindringen 23) Oypripedium spectabie, ist zur Topf- eultur nicht geeignet — sie benöthigt vielen Raum, damit ihre Wurzeln sich genügend ausbreiten können — nur im Freien ent- wickelt sie sich zu einer Prachtpflanze. 24) Skimmia oblata und Sk. fragran- tissima sind nach Standish die zwei Ge- schlechter einer und derselben Pflanze. Die Sk. oblata ist das Weibchen, manchmal auch hermaphrodit; die andere ist die männliche Pflanze. 20) Cattleya pallida, Trianaei, quadri- color, Wagneri und Warscewieziü sind nach Wilson alle eine und dieselbe Pflanze — II. Neue Zierpflanzen. zur Bestätigung seiner Ansicht hat er diese fünf Pflanzen in Blüthe in der Londoner Gartenbau-Gesellschaft ausgestellt. 26) Phajus irroratus, Bastard von Pha- jus vestitus Hort. angl. (Calanthe vestita Wall.) und von Ph. Tankervilliae R. Br., daher glaubt Wiegmann, man soll diese Hybride: Phajus vestito — Tankervilliae benennen. 27) Wellingtonia gigantea. Im Jahre 1853 in Samen nach England gebracht; ist in Grossbritanien in mehr als 80 grossen Exemplaren vertreten. Unter diesen findet sich im Etablissement von Veitch ein 28 Fuss hohes Exemplar, zu Windsor ein 10jähriger Baum von 28 Fuss Höhe, zu Bieton ein 9jähriger Baum mit 19 Fuss Höhe; zu Wal- come ist ein 18 Fuss hoher in einem Alter von 7 Jahren. ec) Neue Pflanzen der Pariser Aus- stellung. Unter den vielen Camellien prangte C. Prince Imperial und O. Imperatrice de France von Verschafielt, letztere soll der von Chantin ausgestellten ©. Roi Leo- pold ganz ähnlich sein. — Philodendron Lindenianum, eine prachtvolle Pflanze, die in Folge übertriebener Cultur und auf der Reise etwas gelitten hat. — Rudgea nivosa, mit eigenthümlich weissen Blüthen. — Eran- themum igneum, eine schöne Pflanze, mit dunkelbraun-grünen Blättern und kupfergel- bem Streif längs der Blatinerven. — Hippe- astrum pardinum, eine sehr zierliche Ama- ryllis mit breitgedrückier bizarr gefärbter Blume. — Pourretia nivosa, von Lüddemann; diese höchst bizarre Pflanze wurde vonLin- den unter dem Namen Tillandsia argentea ausgestellt; Hr. Rafarin bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass bei den botanischen Con- gressen in Brüssel, Amsterdam, London der Wunsch ausgesprochen wurde, dafür zu sor- gen, dass doch endlich die Synonymen ver- mieden würden. Die Botaniker sollten jetzt in Paris die Grundsätze feststellen, um die- sem Uebel enigegenzutreten, sie sollten eine Commission niedersetzen, welche die neuen Pflanzen bestimmen, sonstige Berichtigungen vorzunehmen hätte. — Ficus dealbata, mit 275 unterseitig silberweissen Blättern; — Big- nonia ornata, eine Kleiterpflanze mit grossen ovalen Blättern, metallgrün und silberweiss gestreift an der Oberseite, dunkelpurpurroth an der Unterseite; — Dichorisandra mosai- ca, mit grossen Blättern , purpurroth unten und mit kleinen weissen Linien mosaikartig an der Oberseite; — eine azurblaue Comme- Iynee, sehr sonderbar in ihrer Vegetation; — ein zum ersten Male ausgestelltes Spathi- phyllum sp.? aus Peru; besonders bemer- kenswerth wegen der schönen Form und Grösse der Blätter, die an Ravenala erin- nern; — Dichorisandra undata, mit rund spitzigen Blättern, mit länglichten Streifen wellenförmig, grün mit silberfarbigem Schein (diese oben erwähnten alle von Linden aus- gestellt). — Echites rubrovenia, mit lebhaf- ter carminrother Blattnervatur an Eranthe- mum sanguinolentum erinnernd; Cibotium regale, ein prachtvoller Baumfarn, dessen Stamm mit wollichten Haaren besetzt ist. (von Verschaffelt). — Unter den vielzahli- gen (Oudin brachte deren über 500) Coni- feren verdienen wegen ihrer grossen Di- mensionen Erwähnung: Picea excelsa Clan- brasiliana, Wellingionia gigantea, Abves Douglasü, Pinus sylvestris monophylla, Abies Pichta; Ab. Pinsapo, Üupressus Lamber- tiana, O. macrocarpa, Ab. Engelmanni, Tor- reya grandıs (neu und selten), Ab. Nord- manniana von Krelage, (diese dürfte die höchste in Europa sein, sie hat 7 Met. Höhe). Picea echiniformis, Araucaria excelsa (mit weissen Nadelspitzen) u. s. f. u. s. w. Auch bei den Coniferen bedauert Herr Rafarin, dass so viele irrig benannte Namen vor- kommen, wie z B. Pinus amabilis statt P. halepensis, P. muricata statt P. Laricio, P. strobus Massoniana statt P. Jeffreyana u, m. a. Unter P. Pinaster und P. maritima war die gleiche Species benannt etc. — Dracon- tium pertusum (Amorphophallus), eine rie- sige Aroidee, mit ausgeschnittenen Blät- tern, auf 1—2 M. langen Stielen, weiss und lichtgrün. — Gunnera muricata, mit sehr grossen gezähnten dornigen Blättern. — Khapis flabeliformis fol. varieg., mit pana- chirten Blättern, es ist die erste Palme, auf deren Blättern eine Panachure beobachtet 18 * 276 wird. — Zamia Miqueliana, mit der Var. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gen u. 8. w. — Unzählige Hyacinthen glaucophylla. — Cattleya Acklandiae, roth- | (Preussen allein hatte 6000 Exemplare ge- gesprenkelt auf grünem Grund, Lippe blass- roth an der Basis. — Üatasetum cristatum, eine neue sehr sonderbare Orchidee, Blü- then mit grünlichtem Grund, kastanienfarbig gestreift und punctirt. — Ueber 1000 Aza- leen prangten in ihrem vollsten Blüthen- schmucke, darunter Bijou de Paris, Souve- nir de ! Exposition universelle de 1864 mit 12 cm.grossen Blumen, weiss rosa gestreift und gefleckt mit matt weissen Schattirun- schickt, die im Park in Arabeskenform ge- ordnet waren), worunter Madame Ristori, la nuit, General Havelok, Monsieur Maucluse u. s. w. Ebenfalls eine grosse Anzahl von mannigfaltigen Rosenarten wur- den ausgestellt, Thee Rosen: Ajax, Bou- gere, Comte de Paris, Homere, Hymenee, Pauline Labonte ete.; Remontants: Vic- tor Verdier, Madame Ch. Wood u. 8. w. u. 8. w. ST. 1) Cultur von Pelargonien, Fuch- sien, Strelitzia. In Folge verschiedener Klagen mehrerer Gärtner über das Fehl- schlagen einiger Blumenculturen, namentlich aber von Pelargonien, gibt Herr Cornelis, Gärtner der Gräfin Salis in Albetone (Vene- tien) Andeutung jener Methode, welche da- rin besteht, die Pflanzen einige Zeit hindurch einer absoluten Ruhe zu überlassen. In Bezug auf Pelargonien bemerkt Herr Cornelis, dass er nach Ende ihrer Blüthe selbe in einen trockenen Raum bringt, Ende August die kleineren Zweige beseitigt und nur die stärkeren lässt, die er nach einer regelmässigen Form schneidet — dann die Pflanzen aus ihren Töpfen hebt, sie von der alten Erde reinigt und in andere mehr tiefe als breite Töpfe versetzt, an deren Boden etwas Moos und grobe Erde fest eingedrückt wird und den Rest mit gut gesiebter frischer Erde anfüllt — so behandelt, verbleiben die Pflanzen den ganzen Winter hindurch in ei- nem trockenen und lichten Raum. Im da- rauf folgenden März werden die Pflanzen neuerdings, aber in grössere Töpfe versetzt und nach beseitigter Gefahr eines Frostes unter Dach gebracht, wo sie vor Sonne und heftigen Regen geschützt sind — gegen die Blüthezeit hin werden die Pflanzen endlich der vollen Sonne und der freien Luft aus- gesetzt. Auf solche Weise erhält Hr. Cor- Notizen nelis wohlgeformte, kräftige, gesunde und reichblühende Pelargonien. — Auch Viola, Heliotropium u. a. Pflanzen behandelt Cor- nelis auf solche Weise, überlässt sie einer mehr weniger dauernden Ruhe, je nachdem er eine natürliche oder foreirte Blüthe er- langen will. Die Fuchsien überträgt Cornelis im Oc- tober in ein trockenes temperirtes Haus, wo sie wohl drei Monate hindurch sich ganz überlassen bleiben. — Anfangs März schnei- det er die Pflanzen zu einer schönen Form je ihrer Natur entsprechend; reinigt sie von der alten Erde, verpflanzt sie in andere Töpfe und setzt sie der Sonne aus bis zu ihrer Blüthezeit, dann kommen sie an einen kühlen Ort und womöglich gegen Morgen. Auf diese Art bewahren die Fuchsien ihr schönes Laub und tragen reichliche Blüthe. Auch Rhododendron, Plumbago, Lantana, Jasminum u. a cultivirt Cornelis auf solche Art. Schliesslich erwähnt Hr. Cornelis auch einer Strelitzia reginae, die durch mehrere Jahre im Warmhaus cultivirt nie zur Blüthe kam; durch mehrere Monate der Sonne aus- gesetzt und darnach ins Haus gebracht, zeigte sie sich gesund und kräftig und wird binnen Kurzem zur Blüthe gelangen. Nach solcher Culturmethode gedeihen vortrefflich: Calla aethiopica, Bignonia jasminoides, Ken- IM. nedya splendens, Phaseolus Caracalla, dann Buginvillea spectabilis u. m. a. (Il Raccogl. Padova Maggio 1867). 2) Einige Baumarten und Obst- sorten in Südwales (von Othm. Riet- mann). Araucaria Bidwillii bildet besonders in der Colonie Queensland herrliche Gruppen; sie wird gegen 150 Fuss hoch, sie hat eine prächtige pyramidaleKrone und bringt fuss- lange Zapfen hervor, deren Samen den Ein- gebornen reichliche Nahrnng bieten. Die Araucarien stehen unter dem Schutze der Regierung, da mehrere Stämme der Schwar- zen zu gewissen Jahreszeiten nur allein auf diese Nahrung beschränkt sind. Castanospermum australe — die austra- lische Castanie wird wegen ihrer blattrei- ehen Krone und ihrer prächtigen Blüthen- trauben in Anlagen gezogen; ihre Früchte — 3—4 grosse Bohnen in dicken Schoten — werden von den Eingebornen häufig ge- speist, den Weissen soll jedoch ihr Genuss Uebelkeit erregen. Cedrela australis bildet im Norden der Colonie ganze Wälder und ist das gebräuch- lichste Material zu Tischen, Stühlen u. s. w. Eribotrya japonica, die aus Japan ein- geführte Loquat, wird wegen ihrer dichten Krone und der hübschen angenehm duften- den Blüthenrispen als Zierbaum gepflanzt; auch ihre Früchte, in Form und Geschmack den Aepfeln gleich, sind sehr geschätzt. Eucalyptus punctata, unter dem Namen australischer Mahagony bekannt; dessen fe- stes röthliches, von dunklen Adern durch- zogenes Holz wird zu Möbeln verarbeitet; dessen 1—2 Zoll dicke Rinde wird zum Decken der Häuser verwendet. Eucalyptusresinifera, der Eisenholzbaum, gibt ein erstaunlich hartes Holz, welches sich zum Schiffsbau besonders eignet. Grevillea robusta, wird wegen ihrer herrlichen Blüthen in Anlagen gezogen; liefert auch ein schätzbares Bauholz. Macrozamia spiralis, ihre prächtig oran- genfarbigen Samen, die in bis 1!|, Fuss langen Zapfen stehen, werden leicht geröstet und verspeist. Notizen. 277 Monotoca albens -— dessen Holz wird zu Hammerstielen u. a. Werkzeugen ver- wendet. Die europäischen Früchte sind fast alle in Australien eingeführt — sie haben aber nicht den guten Geschmack wie bei uns. — Die Quitte wird zu Hecken benützt; die Frucht roh und eingemacht gegessen, — Pflaumen, Nectarinen, Pfirsiche gedeihen vor- züglich, letztere so häufig, dass sie an man- chen Orten den Schweinen vorgeworfen wer- den; — Kirschen bleiben strauchartig, geben aber schmackhafte Früchte; die Orangen sind von seltener Grösse und Feinheit des Geschmackes; — die Feige wird ein statt- licher, 15—20 Fuss hoher Baum und liefert zweimal des Jahres feinschmeckende Früchte; — Die Olive dient bis jetzt als Zierbaum, sie erreicht eine Höhe von 30 Fuss; — der Maulbeerbaum wird nur wegen seiner Frucht gepflanzt, die Cultur des Seidenwur- mes ist noch unbekannt; — der Granatapfel wird weniger wegen seiner Früchte als we- gen seiner Blüthe cultivirt. — Von Melonen werden gegen 50 Varietäten cultivirt, aus- gezeichnet ist besonders die Wassermelone, die bis 25 Pfund schwer wird, und die per- sische oder Ispahan-Melone, deren grün- liches Fleisch zu den feinsten Producten ge- hört; — Passionsblumen werden an Hecken gezogen und bedecken sich reichlich mit Früchten; — die Ananas gedeiht nur im Norden der Colonie, noch mehr in Queens- land und wird in Menge auf den Markt ge- bracht. Aus italienischen Journalen. 3) Zierbäume Italiens. Unter den Zierbäumen Italiens verdient Cedrus Libani mit seinen Varietäten (Cedrus Libani fol. argen- teis, C. Libani pyramidalis fol. argenteis, C. Libani nana und pendula) erwähnt zu werden; wenn er auch nicht die Höhe des C. Deodara erreicht, so ist seine Haltung doch majestätisch, namentlich wenn er iso- lirt dasteht; er bildet mit seinen langen dichten Zweigen und dunkelgrünen Nadeln eine schöne schwarze Pyramide, die einen dichten Schatten wirft; auf einem Hügel oder in einer grossen Ebene bildet ein 30l- 278 cher Baum einen prachtvollen Anblick. Die grandiosen Waldungen am Libanon aus den Zeiten Salomon’s sind verschwunden, nur noch wenige Exemplare finden sich auf ei- nem kleinen Plateau zwischen schnee- und eisbedeckten Bergspitzen. — Die Cultur dieses Baumes ist nicht schwierig, cr ge- deiht im wüsten Boden, er hält den streng- sten Winter aus, vermehrt sich durch Sa- men, welcher sich durch viele Jahre keim- fähig erhält, so lange er nämlich in der Frucht bewahrt bleibt. — In Frankreich wurde der Cedrus Libani im Jahre 1734 unter Jussieu eingeführt; nach Pisa kam ein Exemplar im Jahre 1787, bemerkens- werth ist, dass bei dem im letzteren Orte (und auch in Lucca) befindlichen Exemplare die unteren Zweige fehlen. (L’agricoltore). Auch der Rostkastanienbaum — Aes- eulus Hippocastanum, gehört noch zu den schönsten Zierbäumen Italiens; er wurde im 16. Jahrhundert nach Constantinopel und Italien gebracht; die Verwendbarkeit seines Holzes, welches nicht wurmstichig wird, zu verschiedenen Tischler- und Drechslerarbei- ten ist bekannt, so auch dessen Asche zur Pottaschenerzeugung, dessen Früchte zur Stärkebereitung, zur Fütterung u. s. w. Pro- fessor Terrachini gibt aber noch eine an- dere Verwendungsart der Früchte an, näm- lich zur Vertreibung der Insekten aus den Gärten. Zu diesem Behufe werden die Ka- stanien in einem Ölen etwas weniges gerö- stet, um ihre Bitterkeit zu erhöhen, dann werden sie grob gepulvert und endlich auf das Erdreich gestreut und mit dem Rechen eingebracht. Die Erde zieht die Bitterkeit des Pulvers an sich uud die Insekten wer- den inFolge dieser entweder absterben oder doch sich entfernen; ausserdem dient dieses Pulver als vortreffliches Düngermittel. Auf die gestellte Anfrage, ob denn nicht auch die Gartenfrüchte diese Bitterkeit an sich ziehen, erwiedert Prof. Terrachini, nie derartiges beobachtet zu haben. (Il. contad. che pensa.) 4) Ueberwinterung von Florbin- men im Keller. Oftmalige Fragen wur- den gestellt, auf welche Art es leicht mög- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lich sei, gewisse Pflanzen zu überwintern, namentlich von Blumenfreunden, denen im Winter alle Bequemlichkeit hiezu mangelt. Für viele harte holzige Pflanzen ist der beste Aufbewahrungsort der Keller. Die Fuchsien z. B. werden aus der Erde genommen, be- vor noch der Frost eintritt, man lässt ihnen einen grossen Erdballen, bringt sie in Keller, schneidet alle Blätter ab und lässt sie hier bis zum Frühjahr stehen. Die prachtvolle Erythrina wird auch auf solche Art in Ita- lien durchwintert; Pelargonium zonale erhält sich auch gut im Keller, die Blätter werden ebenfalls alle abgeschnitten; sollte sich zu- fällig Schimmel an den Zweigen anlegen, so wird dieser nur trocken abgewischt und erst im darauffolgenden Frühjahre werden die gefaulten Theile mit dem Messer ent- fernt. Der schöne Agapanthus umbellatus erhält sich sehr gut im Keller, die Blätter jedoch werden nicht beseitigt, so auch darf, er den ganzen Winter hindurch nicht be- gossen werden. (. ec.) 5) Eortpflanzung der Frucht- bäume aus Stecklingen. Eines Versu- ches dürfte es wohl werth sein, die Methode der Chinesen nachzuahmen, Fruchtbäume zu vermehren, ohne des Pfropfens nöthig zu haben — man dürfie eher zum Ziele gelangen. — Die chinesischen Obstzüchter wählen zu diesem Behufe an irgend einem Baume einen Ast, durch dessen Entfernung der Baum selbst nicht verunstaltet wird. — Dieser Ast wird so nahe als möglich am Stamm mit einem mit Dünger vermengten Strohband derart umwunden, dass letzteres eine Art Trichter bildet, 4—5 mal dicker als der Ast selbst — in der Mitte dieses Trich- ters müssen sich die neuen Wurzeln bilden. An einem Aste gerade oberhalb des Trich- ters wird ein Topf befestigt, der am Boden eine nur so grosse Oefinung besitzt, dass das in selben eingegossene Wasser nur tropfenweis auf den Trichter fallen kann. Unmittelbar unterhalb des Trichters wird auf 2/, des Umkreises des Astes die Rinde bis zum Holze eingeschnitten — nach 3 Wo- chen wird der dritte noch übrige Theil der Rinde eingeschnitten, und der erstere Ein- II. schnitt bis in das Holz vergrössert, nach 20 Tagen werden wieder beide Schnitte noch tiefer geführt und nach zwei Monaten bei- läufig kann man an der Oberfläche des Trichters schon die neu gebildeten Wurzeln erblicken und da wird dann der ganze Ast am Orte des Einschnittes behutsam abge- sägt und sammt dem schon in Fäulniss übergangenen Trichter eingepflanzt. (l. c.) 6) Mittel gegen den Harzfluss der Fruchtbäume. Mehrere Obstbäume gehen zu Grunde in Folge eines harzigen Ausflusses, der von vielen Obstzüchtern un- beachiet bleibt, von vielen anderen erfolglos behandelt wird. Anempfehlung verdient fol- gende Heilungs-Methode. Mit einem Messer wird das Harz weggeschnitten, die Wunde vergrössert und diese dann mit Saueram- pfer tüchtig eingerieben, damit ja der Saft gut eindringe. Nach dieser ein paar mal zu wiederholenden Einreibung schliesst sich die Wunde derart, dass man kaum mehr eine Narbe bemerken kann — ein weiterer Aus- fluss bleibt aus und der Baum erhält wieder seine Kraft und Fruchtbarkeit. (dzes) 7) Gärten der Hesperiden. In Si- eilien und insbesondere in der Vall dell’Oreto bewundert jeder Nordländer die prachtvollen Gärten der Hesperiden; — im Frühjahre zu Sonnenaufgang weht ein balsamischer Duft durch die ganze Atmosphäre; man wähnt sich unter den Tropen versetzt! — es ist ein wundervoller Anblick! — Pomeranzen und Limonen sind die nützlichsten Frucht- bäume, die Sieilien aufzuweisen hat — sie behaupten den ersten Platz nicht allein als Zier- baum, sondern auch wegenihrer vielfältigen Verwendung des Holzes, der Blüthen, der Früchte — diese Bäume sind geeignet Spa- liere, Lauben, Hecken zu bilden — dasHolz zu Drechslerarbeiten — die Samen zu Er- zeugung von Oelen, die Schalen der Früchte zu Confituren ete. ete. — Zu den vorzüg- licheren Arten zählt man Citrus chinensis, C. myrtifolia, ©. salieifolia und C. decu- mana. Die Cultur dieser Hesperidenfrüchte ver- diente eine noch grössere Ausdehnung in Sicilien, alle Verhälsnisse — Lage, Boden, Notizen. 279 Wasser — begünstigen dieselbe, aber das grösste Hinderniss besteht sehr oft im Man- gel der nöthigen Capitalien, um den Boden herzustellen, die Pflänzlinge anzukaufen u.3.w.— ausserdem darf man durch 5 Jahre auf keinen Erfolg rechnen und durch an- dere 5 Jahre nur auf so viel um aus dessen Erlös die allernöthigsten Kosten für die Cultur decken zu können. Herr Nicolosi hatte den Vorschlag ge- macht, um einen Ertrag doch schon in den ersteren Jahren zu erzielen — eine zweite Pflanze aufzusuchen, welche man zwischen den Reihen der Pomeranzen- oder Limonen- bäume cultiviren könnte, diese jedoch müsste der Art sein, dass sie dem Wachsthum der letzteren nicht hinderlich sei, so auch nicht die Bodenkräfte aussauge. Die Weinrebe und die Baumwollenstaude bewährten sich als die zweckmässigsten. In der von Hrn. Professor Botter in Bologna redigirten Zeitschrift „Giornale d’agricoltura“ (Januar Nr. 2 und 4. 1867) finden wir Beschreibung der vorgenomme- nen Culturversuche und ihre Resultate. Herr Favara Verderame war der erste, der im Jahre 1856 die Weinrebe als Zwi- schenpflanze unter die Citrus-Pflänzlinge vor- genommen hafte. Ein zwischen mit Oliven- waldungen besetzten Hügeln, sumpfiges, mit Cyperaceen, Equisetaceen reich bewuchertes Terrain wurde gehörig bearbeitet und zur Aufnahme von Reben- und Pomeranzen-Setz- lingen vorbereitet — die Bepflanzung ge- schah im Winter 1859-60. Die Anlage, ein Rromboid mit 8,40 Met. langen Seiten wurde derart besetzt, dass zwischen zwei Pomeranzenpflänzlinge eine Rebe zu stehen kam, also 9 von den ersteren und 16 von letzteren, jede von einander 2,10 Met. ent- fernt. Die Vegetation beider Pflanzen gedieh kräftig und rasch, derart, dass schon im 3. Jahre die Reben mit Trauben und die Po- meranzen mit Früchten besetzt waren. Im heurigen Jahre (1867) nach der Lesezeit werden jene Reben entfernt, welche sich zwischen den Pomeranzenbäumen vorfinden und in 5—4 Jahren alle anderen. — Nach Entfernung der Weinreben wird der Boden 280 reichlich gedüngt, jedoch sehr behutsam, um die Wurzeln der Bäume nicht zu verletzen. — Die Erfolge einer solch doppelten Bepflan- zung war günstig; schon im 3. Jahre ergab sich auf dem 1,50 Hect. grossen Felde ein kleiner Reingewinn. Die Auslagen für Her- stellung des Terrains, Dünger, Ankauf der Setzlinge u. s. w. beliefen sich auf 6528.57 Lire ital. — der Erlös für Pomeranzen und Trauben auf 6829.54 L. ital. — daher ein Gewinn von 300 L. ital. Von anderen Gutsbesitzern wurden Ver- suche gemacht mit der Baumwollenstaude als Zwischenpflanze. Obschon die Baum- wolle in diesen letzteren Jahren von ihren tabelhaften Preisen herabgesunken , so ver- dient die Pflanze doch vor mehreren ande- ren den Vorzug, weil sie die Bodenkräfte nicht zu sehr aussaust, keine reichliche Be- wässerung benöthigt, ihre Cultur allgemein bekannt ist und als Zwischenpflänze jeden- falls einen zufriedenstellenden Gewinnzu hoffen gibt. — Um die Kosten für die theueren Pomeranzen- oder Limonen-Pflänzlinge zu ersparen, werden im März faule zerstückelte Früchte auf das reichlich gedüngte Feld an- gebaut; dieses wird in den ersten zwei Jah- ren alle 14 Tage gut bewässert; im 3. Jahre werden die kleinen Sämlinge auf ein anderes Feld verpflanzt, je 0,10 M. von einander entfernt; vier Jahre hindurch muss das Feld noch fleissig bewässert und reingehalten werden, — auf diese Art erhält man mit wenigen Kosten einige tausend Pflänzlinge, die nur noch zu piropfen und auf ihren be- stimmten Platz zu versetzen sind. — Die Culturmethode ist gleich der früher ange- gebenen — die Resultate dieser Doppelpflan- zung gibt noch glänzendere Erfolge , indem sich ein jährlicher Reingewinn von 538L. ital. ergab. Die Agricultur schreitet vorwärts in Italien — man erkennt die Wichtigkeit der- selben und die Regierung selbst sorgt für ihre Erhebung durchGründung von eigenen Ackerbauschulen, sowie durch Einführung eigener Lehrkanzeln an den Volks- und Real- schulen. 8) Akklimatisation exotischer Pflanzen im Nilthale. Unter der Leitung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. des Dr. Anton Figari Bey *) findet sich in Cairo ein Versuchsgarten, in welchem na- mentlich aus Europa und aus dem südlichen Asien für den Gartenbau und für die Land- wirthschaftzweckentsprechende Pflanzenarten eultivirt werden; — die Erfolge waren gün- stig, und viele Pflanzen sind als naturalisirt zu betrachten, wie z. B. Tectona grandis, Broussonetia papyrifera, Croton sebiferum, Cassia fistula, Melia Azederach, Bambusa arundinacea. Von dieser letzteren Pflanzenart finden sich riesige Exemplare in den grossen Gärten von Cairo, aber sie wird bald aus denselben beseitigt werden müssen wegen des allzugrossen Schattens, und wegen der allzugrossen Vermehrung der Wurzelausläu- fer; — an den Ufern des Nils und der Ca- näle kann die Bambusa sehr zweckentspre- chend sein, um das Erdreich zu befestigen. — Das Zuckerrohr aus Jamaica ist aus den Gärten schon in die grosse Ackercultur im oberen und mittleren Aegypten übergegan- gen; — dasselbe bei richtiger Cultur gibt 1), %/u Zucker mehr als das einheimische Rohr (welches aber auch aus ÖOstindien stammt). — Das Zuckerrohr von Taiti ist noch im- mer im Versuchsgarten beschränkt, in wel- chem ausserdem noch zu finden sind: Corypha umbraculifera, Sagus farinifera, Caryota urens, Cycas cireinalis, Hyphaena thebaica, Cocos nucifera, Latania borbonica, Pandanus odaratissimus, Flagellaria indica, Maranta arundinacea, Convolvulus Batatas, Jatropha Manihot u. m. a., welche nicht allein als blosse Curiositäten in einzelnen Individuen dastehen, sondern theilweise auch schon in Gärten und auf Feldern cultivirt werden. Nur der Ingwer will sich nicht an das Klima Aegyptens gewöhnen. In den Gärten von Cairo und Alexan- dria gedeihen in freiem Lande: Mangifera indica, Mespylus Japonica, Anona squa- mosa, Carica Papaya, Citrus decumana, dann mehrere Pomeranzen, mehrere Weinreben aus Frankreich, Piemont, Toskana, Sicilien, *) Studii scientifici sull’Egitto de Lucca 1864—65. I. S. 228. II. Notizen. Spanien, Griechenland und Syrien; Oelbäume aus Candien, Griechenland, Sicilien, Pro- vence; letztere geben wohl noch nicht den erwünschten Erfolg, man hofft aber mittelst wiederholtem Pfropfen auf den einheimischen Oelbaum und Anpflanzung an geeigneten Lagen bessere Früchte zu erlangen. Unter den Zierpflanzen finden sich Eu- genia Jambos, eine grosse Artenzahl aus den Gattungen Acacia, Mimosa, Cassia, Cae- salpinia, Poineciana, dann Parckinsonia acu- leata, Tamarindus indica, Celastrus edulis, Aucuba japonica, Rhus vernix u. s {.; fer- ner einige wenige Individuen der Adansonia digitata, welche alljährlich zur Blüthe kommt, der Olea fragrans, Myrtus Pimenta; der Talgbaum (Croton sebiferum) vermehrt sich von selbst mittelst eigenen Samens; Ficus elastica gedeiht prachtvoll, so auch Bixa Orellana; gemein sind Schinus Molle, Aca- cia Lebbeck und die Trauerweide, die schon die öffentlichen Spatziergänge von Cairo und Alexandria zieren. Ferner verdienen noch Erwähnung einige Individuen der Me- laleuca, Goodenovia, Pinus, wie auch Cer- bera Thevetia, Thuja orientalis und Th. ar- ticulata, Quercus australis, Celtis australis, Cereis Siliquastrum, Pistacia vera, Juglans regia, Ptelia trifoliata, Ficus infectoria, Phy- tolacca diooia, die in kürzester Zeit Bäume mit grossem Schatten liefert. Duranta Plumieri hat sich zur Garten- eultur unentbehrlich gemacht, wegen der Leichtigkeit sich allen Formen und jedem Schnitte zu fügen. Die Duranta dentataist sehr gesucht in den Gärten wegen desangenehmen Geruchs derBlüthen.— Auch Gingko biloba gedeiht vortrefflich. Die Acclimatisation der obenerwähnten Pflanzen erklärt genügend die Temperatur von Nieder- und Mittel-Egypten, allwo alle diese Pflanzen weder Oefen noch anderwärtiges System von Warmhäusern benöthigen. Eine angemessene Lage im freien Lande ist das einzige, was man bei Akklimatisirung fremder Pflanzenarten im Nilthale berücksichtigte.e Es werden die besten Sorten von Wein und Tafeltrauben eingeführt, aber nicht alle gaben die näm- lichen Früchte wie in ihrem Vaterlande. denn im Nilthale sind die Traubenkerne 281 mehr entwickelt, fleischig und die Beeren mekr schleimig und wässerig. Der davon bereitete Wein ist ärmer an Alkohol, dage- gen reicher an schleimigem Stoffe und geht daher leichter in Essig über. Die Musca- tellertrauben geben einen guten süssen Wein, haben aber nicht den eigenthümlichen Ge- schmack. Der von der Muscatellertraube von Libanon, in Cairo bereitete ‚‚vino d’oro“ bewahrt seine Qualität wie in seinem Va- terlande, Syrien. Der weisse Maulbeerbaum aus Syrien, auf den einheimischen gepfropft, gedeiht vortrefflich; auf diese Art bietet Egypten Maulbeerbäume mit vortreflichem Laube; Mittel-Egypten ist zur Seidencultur sehr ge- eignet. Es wurde auch Morus cucullata von den Philippinen eingeführt, welcher ebenfalls gut gedeiht und das ganze Jahr hindurch sein Laub erhält. Ausser diesen hat man noch eine Art mit grossen schwar- zen Früchten aus Constantinopel, aber mit rauhem harten Laub, zur Fütterung der Sei- denwürmer nicht geeignet. Die Baumarten, die in Egypten eben- falls mit gutem Erfolge cultivirt werden, sind Fraxinus Ornus, Koelreuteria panicu- lata, Platanus orientalis, Populus pyramida- lis, Pop. tremula, Quercus suber, Ulmus campestris, Pinus halepensis, Pin. maritima, Pin. sylvestris, Taxodium distichum, ad- scendens, Laurus nobilis, Ligustrum japoni- cum, Myrsine africana. In den Gärten von Cairo gedeihen vor- trefflich Viburnum Tinus, Pittosporum revo- lutum, Ruellia formosa, R. strepens, Vibur- num japonicum, Bougainvillea spectabilis und Cneorum tricoccum zur Einfassung der Beete, anstatt des Rosmarins. Von kräftigem Wuchse sind Melaleucea armillaris, fulgens und thymifolia, Maclura aurantiaca. Pracht- voll sind Lagerstroemia indica, Cassine Mau- rocenica, Coeanotus azureus, Clerodendrum fragrans, Clethra arborea, Correa bicolor u. m. a. Nlicium anisatum, Thea viridis und Liriodendrum tulipifera erhalten sich wohl, aber ohne kräftig zu gedeihen, Viola tricolor ist gemein; die Viola odorata flore pleno jedoch hat Dr. Figari nie zur vollen Blüthe bringen können; im 282 ersten ‘Jahre der Einführung aus Europa bewahrt sie ihre volle Blüthe, im zweiten Jahre beginnt sie selbe zu verlieren und im Jahre darauf hat sie wohl sehr wohlrie- chende, aber gänzlich einfache Blüthen. Azaleen, Rhododendron haben höchst sorgsame Pflege zu ihrer Erhaltung noth- wendig; so auch die Magnolien. Sehr schwer ist die Cultur der Camellien; sehr leicht hingegen ist jene der Pelargonien; auch die verschiedenen Varietäten des Dian- thus Caryophyllus erhalten sich nur durch sorgsame Pflege, sonst degeneriren sie in kurzer. Zeit und sterben ab. Die Rosenarten gedeihen sehr gut, wenn sie in guter Lage sich befinden und in den Monaten Januar und Februar gut gepflegt werden. Die Fettpflanzen — Sedum, Sempervi- vum, Cacalia, Cotyledon,, Cactus, Stapelia, Crassula u. m. a. gedeihen alle recht gut ohne besondere Pflege. Auch die Hyacintbhen, Narecissen, Tulpen, Ranunkeln, Dahlien, Anemonen u. s. f. hat- ten sich in Mittel- und Unter-Egypten leicht dem Klima angewöhnt, aber sehr leicht ver- lieren sie ihre gefüllte Blüthe und werden einfach. Die aus Malta und Sicilien eingeführten Erdäpfel geben im ersten Jahre reichliche Ernte von geschmackvollen Knollen; aber die Keime dieser nämlichen Knollen im da- rauf folgenden Jahre gepflanzt, geben nur wässerige und nussgrosse Erdäpfel. Die Topinambours hingegen verändern sich nicht, ja sie gedeihen kraftvoller, die Knollen wer- den grösser; die Oxalis tetraphylla dagegen gibt kleinere und wenigere Knollen, alle Vegetationskraft geht ins Kraut über. Die Pomaceen und Drupaceen aus KRlein- asien und aus Europa eingeführt, wollen im Nilthale im Allgemeinen nicht recht ge- deihen, wohl aber gegen das Deltazu, näm- lich in Rosette und Damiate. Die Aprikose Egyptens ist eine Dege- neration jener aus Syrien; so auch der Pfirsich, der nur kleine, wenig fleischige Früchte bringt; der Mandelbaum bringt kleine Früchte mit harter Schale und sehr oft bitterer Mandel. Alle diese Obstarten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Egyptens mit Reisern der nämlichen Art von Damascus und Aleppo gepfropft, geben in den ersten Jahren vortreffliche Früchte, aber um solche noch ferner zu erhalten, ist es nöthig, alle 4—5 Jahre, wenn der Baum kräftig — das Pfropfen zu wiederho- len, sonst verlieren die Früchte an Ge- schmack und Grösse. Der Caffe von Yemen ist einer von den wenigen, der trotz den vielen Cultur- versuchen sich nicht recht akklimatisiren will — es finden sich wohl einige hundert Individuen in verschiedenen Orten zerstreut, die alljährlich blühen und gute Früchte und Samen liefern, aus denen dem Clima weni- ger wiederstrebende Individuen entstehen. Man hofit günstige Erfolge zu erzielen, wenn man Pflanzungen auf höheren Lagen, den frischen Nordwinden ausgesetzt und auf kalkig merglichen Boden anlegt. Zu be- merken ist, dass der in Egypten eultivirte Caffebcaum von dem in Yemen eultivirten ganz verschiedene Früchte liefert. Die Sa- men sind etwas dieker, mehr abgeplattet, von mehr regelmässiger Form und lichterer Farbe; sie ähneln gänzlich dem Caffe von Martinique. Von Interesse sind die Beobachtungen, die Dr. Figari*) in Betreff der Vegetation der aus Europa importirten Samen vorge- nommen hat. Samen direkt nach Egypten aus Europa gebracht, benöthigen bis 40 Tage mehr zur Keimung als die einheimischen; die Pflänzchen entwickeln sich höchst lang- sam, dann aber plötzlich kommen sie zu ihrer vollkommenen Kraft, blühen und rei- fen ihre Früchte 30—40 Tage später als die des Landes oder die seit längerer Zeit na- turalisirten Pflanzen. Im darauf folgenden Jahre keimen die von diesen neuen Pflanzen erhaltenen Samen zu gleicher Zeit wie die einheimischen, die Pflanzen entwickeln sich ebenso und nach der 3.—4. Generation neh- men sie ganz den Charakter der neuen Hei- math auf, so z. B. die europäischen Erbsen der verschiedensten Varietäten, werden nach *)]. c. S. 284. IM. öfterer Cultur zu einer riesigen, vielästigen, rankenden Pflanze, mit reichlichen Blüthen, faseriger Schale, kleineren Samen, welche ge- trocknet eine gelblich graue Farbe anneh- men, auch schwer zu kochen sind, gerade so wie die in Egypten auf Feldern eultivirte Futtererbse. Die Zuckerrübe bietet die glei- chen Veränderungen, im ersten Jahre brin- gen die neu aus Europa eingebrachten Sa- men eine Pflanze mit tüchtiger grosser flei- sehiger Wurzel; in darauf folgenden Jahren jedoch geben die von diesen Pflanzen ent- nommenen Samen reichliche grosse Blätter, aber eine sehr faserige Wurzel, die ins hol- zige übergeht. Die knollenartigen Pflanzen Dioscorea, Manihot, Arum, Topinambour, Erdäpfel u. s. f. bleiben sich gleich, ja die Knollen werden grösser und gekocht sind sie süss, mehlig. Der Hanf im ersten Jahre mit europäischen Samen auf geeigneten Bo- den im Delta angebaut, erreicht eine Höhe von 6 und mehr Fuss und wenig geästet, in den folgenden Generationen wird er zu einer Pflanze von 2 Fuss Höhe, mit dicht gedrängtem Laube von dunkelgrüner Farbe, borstig, mit Blasen besetzt und von eigen- thümlichem starkem Geruch. Dr. Figari hat nach fünfjähriger fortgesetzter Cultur im botanischen Garten zu Cairo eine Varie- tät erlangt, die dem Hanf in Egypten, dem bekannten Hascich gänzlich ähnlich ist, und welcher nichts als eine niedrige Abart der europäischen Cannabis sativa L, ist. Zum Schlusse wollen wir einige in den Gärten von Egypten als Zierpflanzen *) u. a. eultivirte Pflanzenarten erwähnen, wodurch uns ein Blick auf dortige Horticultur mög- lich ist. Populus alba L. und Pop. nigra L. (Höv der Araber). Die erstere Art ist in den Gärten in der Umgebung der Haupt- stadt sehr gemein, selten ist sie in Mittel- Egypten, und gar nicht kommt sie vor in Ober-Egypten. — Die zweite Art beschränkt sich nur auf die Gärten von Cairo und Ale- zandria. Myrtus communis L. (Mersin der Ara- *) ]. c. S. 219. Notizen. 283 ber). Die Myrthe, welche von den Musel- männern bei allen Festen und Mahlzeiten als freudevolles Zeichen getragen wird — bildet in den Gärten ein Gesträuch von 10 Fuss Höhe, ist immerfort grün, blüht im April und Mai, reift ihre Früchte im Mai und Juni, welche von den Orientalen gerne genossen werden wegen ihres süssen, aro- matisch harzigen Geschmacks. Nun ist die Myrrihe in allen Gärten zu finden, als Zaun, zu Zierathen, welche von den griechischen Gärtnern mit vielem Geschmack ausgeführt werden. In den Gärten des Vicekönigs und mancher anderer Grossen gedeiht im freien Lande auch Myrtus Pimenta sehr gut; auch so manche Arten von Psidium, Fabricia, Eugenia, Philadelphus ete., die im freien Lande in guter Lage mit einiger Pflege sehr gut gedeihen — aber den Händen der ein- heimischen Gärtner überlassen, bald zu Grunde gehen. Pistacia vera L. (Festuk der Araber) findet sich in wenigen Exemplaren in Cairo und in den Gärten von Damiata. Pistacia Lentiscus findet sich in einem kleinen Garten in Cairo; es ist ein pracht- voller 25 Fuss hoher Baum, der nach Aus- sage des Eigenthümers, 100 und mehr Jahre alt sein soll, er blüht alljährlich. In einem anderen Garten von Cairo ist ein zweiter, ebenfalls alter Baum mit weiblichen Blüthen, der reichliche Anzahl von Früchten trägt. Cydonia vulgaris L. (Safargail der Ara- ber) ist wohl schon längst in Egypten ein- gelührt, gedeiht aber nur am besten in den Gärten von Damiata und Rosetta, wo er gemein ist. — In den Gärten von Cairo und Alexandria wurden mehrere Pomaceen, als Aepfel-, Birn-, Zweischgen- und Kirschen- Bäume aus Italien und aus der Provence eingeführt, aber nur durch sorgfältige Cultur gedeihen sie. Zu Hochbäumen geschnitten, sind sie dem Einflusse der warmen und trockenen Luft zu viel ausgesetzt, daher ist ihre Fruchtbarkeit wohl auch sehr mangel- haft; nieder geschnitten, so dass mit allen Aesten der Baum, kann man sagen, den Boden bedeckt, blüht er reichlich, und bringt vortreffliche Früchte. Rosa centifolia L. (Uard Beledi der Araber) wird an mehren Orten von Unter- 284 Egypten cultivirt; auf den Feldern der alten Heliopolis gedeiht sie vortrefflich. Die Blü- then werden zur Bereitung der Rosenöle in ungeheurer Menge verwendet. Im December wird das zur Rosencultur bestimmte Feld 2—3 Mal tief gepflügt und geebnet und dann werden lange parallele Furchen gezogen. Im Januar wird eine alte Rosenpflanzung ausgerottet und von den alten Wurzeln die besseren Wurzelausläufer gewählt, gesäubert, durch einige Zeit in einem Wassergraben bewahrt, dann in den Furchen eingesetzt und schliesslich wird in diese das nöthige Wasser zur Bewässerung eingelassen. Spä- terhin wird alle acht Tage eine reichliche Bespritzung vorgenommen, 14 Tage später sieht man schon die neuen Keime und Ende März die Knospen, die Blüthezeit ist im April und dauert bis Anfang Mai. Im er- sten Jahre ist die Ernte sparsam, aber höchst reichlich im 2. und 3. Jahre. Eine gut be- wässerte Rosenpflanzung gibt bis zum 4. Jahre reichliche Blüthen, diese vermindern sich im 5.Jahre und im 6. Jahre ist es nothwendig, die ganze Pflanzung zu erneuern. Nach der Ernte wird mit der Bewässerung ausgesetzt. — Die Rose mit ihrem Kelche wird den Destillateuren zu 75—85 Piaster per Can- taro zu 120 Rottoli verkauft. Von 10 cant. Blüthen, die man sehr früh Morgens noch nicht geöffnet, sammelt, erhält man 500 Bou- teillenzu 1 Rottolo *), destillirtes Wasser erster Qualität zu 10 Piaster per Bouteille; dann 800 Flaschen zweiter Qualität zu 6 Piaster die Bouteille und 50 Drachmen Essenz-Oel zu 6 Piaster per Drachme — so dass 10 Cantari **) Blüthen, eine Summe von 10,000 Piaster eintragen. — der Bedarf des Rosen- wassers ist beträchtlich, die Destillationsan- stalten des Landes sind nicht im Stande, den Bedarf zu decken. Elaeagnus orieutalis L. (Noegdeh oder Tamr-el-fouad der Araber) in den Gärten von Cairo sehr gemein; wegen der reich- *) 1Rottolo = !/,Oka = 1Pfd. 4 Loth Wien. Gew. **) 1 Cantaro —= 100 Rottoli Pfd. Wien. Gew. 339 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lichen Blüthe (im März) und des vortrefi- lichen Geruchs, den sie bis in weite Ferne ausströmen, sehr beliebt; die Früchte reifen im April, aber wenig geschmackvoll. Die Zweige werden zur Verfertigung von Kör- ben verwendet. Vitex agnus castus L. (Khaf-el- Mariam der Araber) wächst wild im Delta — wird in den Gärten von Cairo cultivirt — erreicht eine Höhe von 10 Fuss und ist fast das ganze Jahr hindurch in Blüthe. Cupressus sempervirens L. (Sarouh der Araber) ist sehr gemein in den Gärten von Cairo und Alexandria; erhält sich gleich wie in Europa; — in niederen Lagen den Wasserüberschwemmungen ausgesetzt, geht er zu Grunde. Pinus halepensisLL. (Senobar der Araber). In den Gärten von Cairo erreichen einige Exemplare !0 Meter Höhe; eine kleine Wal- dung findet sich auf der Strasse nach Ga- liuab. — Auch Pinus sylvestris gedeiht gut. Platanus orientalis L. (Syndiam der Araber). Findet sich in einigen alten Gär- ten von Cairo und des Delta, es sind rie- sige Exemplare; vor 40 Jahren wurden an- dere neue gepflanzt, die auch schon eine Höhe von 10 Meter haben, mit grossartigen Aesten und reichlichen Blüthen. Laurus nobilis L. (Ghär der Araber). in den alten Gärten um Cairo fand sich manch alter Baum von kräftigem Wuchse; jetzt aber findet man den Lorbeer auch in den Gärten von Alexandria; er blüht im November und December, im Januar und Februar reifen die Beeren. Acacia Farnesiana L.*) (Foin&h der Araber) zeigt sich in Egypten als schöner Baum, mit diekem Stamm und vielen Zwei- gen. Er ziert die Gärten; wächst aber auch im Delta und in der Umgebung von Cairo, wo er als Zaun um die Felder herum ge- *) Die Cultur dieser Acacie ist auch in Verona allgemein, sie benöthigt aber einen Schutz im Winter; wegen des höchst angenehmen Gerucheswerden die Blüthen in weite Ferne ver- sendet. III. pflanzt ist; er blüht höchst reicklich imNo- vember bis Ende Januar. Amygsdalus communis L. (Löz der Araber). Bildete durch längere Zeit, man kann sagen, das Monopol einiger weniger Gärten von Cairo, jetzt ist aber der Mandel- baum in allen Gärten von Cairo, ja auch auf Feldern des Delta und des Fayoum. Citrus Limonum Risso (Lamun beledi der Araber), erhält sich noch als Typusart, ist sehr ästig, sehr dornig, hat kleine Blät- ter und ist das ganze Jahr hindurch mit kleinen, sehr wohlriechenden Blüthen be- säet. Citrus medica L. (Limun adalia der Araber) wird in sehr grosser Anzahl cul- tivirt; von den nicht in Handel gekommenen Früchten wird der Saft ausgepresst, in Fäs- sern zur Gährung gebracht und als Kalk Citrat in Handel gebracht. — Es werden ferner noch cultivirt die Varietäten duleis, magno fructu, auf welchem alle anderen Limonearten gepfropft werden, fructu in- genti tuberoso, dessen Frucht zu Canditen und Compots verwendet etc. Citrus decumana L. (Limun Hendi der Araber) ist sehr verbreitet in allen Gärten von Cairo und Alexandrien, aus den Früch- ten werden ebenfalls Compots und Canditen bereitet. Citrus aurantium L. var. amara (Na- ringh der Araber). Man findet manch altes Exemplar noch in den Gärten von Syene; ist sehr gemein um Cairo und im Delta, im letzteren Orte erhebt sie sich zu einem stattlichen Baum von 3 Meter Höhe, mit sehr schöner ästiger Krone, prachtvoll be- laubt und blüht reichlich im Februar und März. Aus den Blättern und Blüthen wird ein aromatisches Wasser bereitet, welches namentlich von den Türken sehr gesucht ist. Citrus aurantium L. v. duleis (Burtuhan der Araber), sehr verbreitet in den Gärten von Cairo, Rosetta und Damiata, etwas sel- ten in jenen von Alexandria. In ersteren Gärten wird die Varietät mit blutrothem Fleische eultivir!, so wie auch die Var. man- darina. Zizyphus vulgaris L. (Honnab der Ara- Notizen. 285 ber). Sehr wenig verbreitet — in den alten Gärten der Hauptstadt finden sich noch ei- nige Exemplare von 8— 10 Met. Höhe mit vollkommenen Früchten. Sambucus nigra L. (Beilasan der Ara- ber). Sehr gemein in den Gärten von Cairo. Schinus Molle L. (Felfel Malti der Ara- ber) findet sich längs den Spaziergängen und in Öffentlichen Gärten anstatt der Trauer- weide. Blüht im März und April; verliert das Laub, aber gleichzeitig kommt das neue hervor, so dass der Baum das ganze Jahr hindurch im grünen Blätterschmuck dasteht. Acer Pseudoplatanus L. gedeiht sehr kräftig in den Gärten von Cairo, blüht im März und April. Tamarindus indica L. (Tamr. — hendi der Araber). Findet sich in einigen alten, 30 jäh- rigen Exemplaren in den Gärten von Cairo, die alljährlich im October blühen, ihre Früchte aber nicht zur gänzlichen Reife bringen. Robinia Pseudacacia L. ist in den Gär- ten von Cairo sehr verbreitet, aber auf Ööf- fentlichen Spaziergängen eignet sich besser die Acacia Lebbek Willd., da diese schnel- ler wächst und besseren Schatten gibt. — Die Robinia unter dem Klima von Egypten wird nicht zu solch einem schönen Baum wie im südlichen Italien; in den Gärten von Cairo und Alexandria bildet sie keine schöne Krone, blüht aber reichlich im März und April und bringt manchmal die Samen zur Reife. Casuarina equisetifolia L. wurde vor mehreren Jahren in die Gärten von Cairo und Alexandria eingeführt; Moringa aptera (Yäsar der Araber). vor wenigen Jahren zur Cultur in die Gär- ten von Cairo gelangt; reift vollkommen die Samen. Mespilus japonica L., sehr verbreitet in allen Gärten von Cairo und Alexandria; gibt gute Früchte. Phytolacca dioica, Thuja orientalis bil- den prachtvolle schattenreiche Alleen; Du- ranta Plumieri das ganze Jahr hindurch grün belaubt, eignet sich zu allen möglichen Verzierungen in den Gärten je nach den 286 Ideen und dem Geschmacke der Gärtner, zu Hecken, zur Bekleidung von Mauern, zu Pyramiden u. s. f.; Rosmarinus offieinalis zur Einfassung von Beeten statt dem Buchs- baum u. 2. f.u s. f. Dr. Figari bemerkt, dass alle eben er- wähnten u. m. a. gleichartige Pflanzen unter dem Klima *) von Mittel- und Unter-Egypten *) Temperatur zu Cairo bis 40°, im Delta bis 28° R V. Personalnodtiz 1) Bericht des Thüringer Gar- tenbauvereins in Gotha pr. 1866 ist ausgegeben. Der Verein zählt 18 Ehren- und Correspondirende Mitglieder, 106 wirk- liche Mitglieder. Derselbe hatte 1866 trotz der politischen Gestaltungen 40 Versamm- lungen und eine Ausstellung für Blumen und Früchte. Für den ÖÜbstbau war das Jahr 1866 entschieden ungünstig, in Folge der Spätfröste gab es menig Obst. — Der Verein beging festlich das 50 jäh- rige Dienstjubiläum eines der verdiensivoll- sten Mitglieder des Vereins, des Oberlehrers Kaufmann. Der Referent verdankt diesem geehrten ‘Manne seinen ersten Unterricht und erhielt auch noch in den leizten Jahren durch seine Vermittelung, die in und um Gotha vorzugsweise cultivirten Obstsorten in Reisern. Als der Referent von einem andern Gründer des Thüringer Gartenbau- vereins, von dem bekannten Pomologen Dittrich, der damals der Baumschule des Vereins vorstand, vor nun schon 38 Jahren, die Anweisung zur Veredlung erhielt und dort im Winter im Zimmer junge Bäumchen veredeln half, konnte er schwer- lich daran denken, dass er fast 40 Jahre später die gleiche Veredlungsmethode, in grossartigem Maassstabe in seinem eigenen pomologischen Garten im hohen Norden an der Gränze des Obstbaues ausführen lassen würde. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. alle im freien Lande cultivirt werden, ohne Kalt- oder Warmhaus, nur eine zweckent- sprechende Lage muss berücksichtigt werden. Figari ist daher der Ansicht, dass die Pflanzen, welche sich unter dem Parallel- kreis von Cairo akklimatisirt haben, jeden- falls auch in Sieilien, im südlichen Sardi- nien, an den Küsten des Mittelmeeres, ohne irgend einen künstlichen Schutz gedeihen würden. Sr. en und Neuestes. In der Obstbau-Section ward die Frage verhandelt, was besser sei, Herbstschnitt oder Schnitt im Frühjahr bei den Obstbäu- men. Die Section entschied diese Frage dahin: Herbstschnitt, jedoch nicht zu nahe dem Auge für die Holz- oder Leittriebe, Frühjahrsschnitt für die Fruchtzweige. Der Sekretär des Vereines Hın. C. A. Natter- müller bat den Bericht verfasst. (E. R.) 2) Versammlung deutscher Po- mologen, Obst- und Weinzüchter in Reutlingen, vom 24. bis 27. September 1867.. — 3) Revue horticole undRevue de l’Horticulture. Das beste und gelesen- ste Garten-Journal Frankreichs, die Revue horticole, wird gegenwärtig von unserm geehrten Freunde, Hrn. Carriere redigirt Der frühere Redacteur der Revue horticole, Hr. J. A. Barrali gibt dagegen ein anderes neu gegründetes französisches Gartenjournal, die: Revue de l’Hortieulture heraus. Von diesem Journal sollen jährlich 36 Hefte in 2 Bänden erscheinen, die 900 bis 1100 Seiten Text und Holzschnitte und colorirte Tafeln enthalten sollen. Der Abonnementspreis beträgt pr. Jahr 20 Frances. Man abonnirt beim Redacteur, J. A. Barral, 82, rue Notre- Dame: des Champs & Paris. Das Journal IV, Personalnotizen und Neuestes. erscheint im Verlage von Ch. Delagrave et Comp., 73, Rue des &coles & Paris. — (E. R.) 4) Blumen-, Obst- u. a. Ausstel- lungen. 1867. September in Gemona von der Associazione agraria triulana. 1867. September in Görz von der J.R. Societ& d’agricoltura. 1867. September in Coulance von der Soeiete d’horticulture. 1867. October in Lausanne von der Soeiete d’horticulture du Canton de Vaud. 1868. Mai in Padua von der Societä promotrice del giardinaggio. 1868. Mai in Cannes von der Societe agricole et horticole. September 1867. Ausstellung von Blu- men, Obst und Gemüse in Florenz. Es wird einem Jeden freigegeben, auszustellen, was er will, Programm wird keines ausgegeben; die Preise bestehen in Medaillen, 1., 2 und 3. Classe. 5) Im Garten des Herrn A. Morpurgo zu Lueinico unweit Triest kommt eine Agave zur Blüthe — ihr Blüthenschatt erreicht jetzt schon eine Höhe von 1!/, Klafter und dürfte vor der Blüthe noch um ein Drittel höher werden. ST. 6) Albert Edler v. Parolini starb in Bassano in seiner Vaterstadt am 15. Ja- nuar 1867 in einem Alter von 79 Jahren. ‚Parolini hat mit Philipp Barker- Webb in den Jahren 1819-1820 den Orient bereist und reichliche Anzahl von Pflanzen mitgebracht. Parolini hatte nie seine Arbeiten veröffentlicht, aber andere Botaniker haben ikm mehrere neue Arten gewidmet, wie de Öandolle eine Centau- rea, Visiani eine Stachys. Zanardini eine Hildebrandia cte. Visiani halte auch die seltensten Pflanzenarten aus dem Garten Pa- rolini’s im ersten Bande der Abhandlungen des k. k. Institutes der Wissenschaften in Venedig beschrieben und illustrirt. — Parolini hat sein naturhistorisches Museum, worunter sein sekr namhaftes eine 287 Herbar dem Athenaeum seiner Vatersadt noch bei seinen Lebzeiten zum Geschenke gemacht, allwo es neben den berühmten Sammlungen Canova’s dem öffentlichen Studium offen steht. Sr. 7) Frankfurt a. M. Ende Juni. Die 40. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte, welche im September 1865 in Hannover tagte, wählte bekanntlich Frank- furt a. M. als nächsten Versammlungsort im Jahre 1866. Der Sommer 1866 kam und damit auch der deutsche Bürgerkrieg und die Versamm- lung wurde auf das nächste Jahr verscho- ben. Die 41. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte wird also, obwohl die städtische Behörde der Stadt Frankfurt nicht mehr im Stande ist, sich mit einem Geldzuschuss daran zu betheiligen, nun doch in diesem Jahre an dem einmal bestimmten Orte, und zwar vom 18. bis 24. September abgehalten werden. (h.) 8) Lübeck den 17. Mai. Heute starb dahier, 65 Jahre alt: Dr. Eduard Ave& Lailemant, vom Jahre 1838 bis 1855 als Conservator am Kaiserlich botanischen Gar- ten in St. Petersburg thätig. Geboren zu Lübeck den 4. Juni 1803, besuchte er die Schule in Öassel und das Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte auf den Universitäten Greifswalde und Berlin Medicin und Natur- wissenschaften und promovirte im Septem- ber 1829 alsDoctor med. et. chir. mit einer botanischen Inauguraldissertation : „De plan- tis quibusdam Italiae borealis et Germaniae australis rarioribus“, die er seinem hoch- verehrten Lehrer, dem Professor von Weigel in Greifswalde widmete. Später, als er bereits am botanischen Garten in St. Petersburg angestellt war, erschien von ihm im Bulletin der St. Pe- tersburger Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung über die Gattung Tul- baghia: „Tulbaghiae species, quae hucus- que innotuernnt, expositae a J. E.L. Ave- Lallemant.‘“ Seine Hauptthätigkeit bestand in der Revision der Stauden, welche im 288 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. freien Lande des Petersburger botanischen | ten finden sich im 7.—11. Index seminum, Gartens und in dessen Frigidarium cultivirt | quae hortus botanicus Petropolitanus pro wurden. Die Bemerkungen über diese | mutua commutatione offert, 1840—1846. Pflanzen und die Beschreibungen neuer Ar- (h.) Beriehtigung. Im Junihefte d. J. Seite 169 Zeile 16 links von oben soll es heissen: Araber statt Europäer. u = & cc? v Aye,r ur mon I LT HOR ae. a Vs i I I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Azalea mollis Blume glabrior. (Siehe Tafel 556.) Erieaceae. Blume Bijdr. pag. 853. — Rhodo- dendron molle Sieb. et Zuec. Abh. d. Bayr. Akad. Math. Cl. IV pag. 131. — Mig. Ann. Lugd. Bat. I. pag. 33. Foliis breviter petiolatis, e basi sub- cuneata oblongo-obovatis, submucronatis, ad nervos marginesque strigoso-villosis pube tenere intermixta; floribus termi- nalibus, umbellatis, umbellis 2-pluriflo- ris; pedunculis hirtis; ealyeis lobis inae- qualibus, e basi latiore oblongis v. ova- tis, obiusis, rigide ceiliatis; eorolla cam- panulato-infundibuliformi, extus ad tu- bum cano-puberula; staminibus 5, inae- qualibus stylo basi puberulo brevioribus; ovario appresse-villoso. ß. glabrior. Mig. (l. e.); foliis strigas tantum nee pubem proferenti- bus, — Flores aurantiaei, inodori. — Die beistehend abgebildete Azalea, ist in den höheren Gebirgen Japan’s hei- misch, Dieselbe ward durch Hrn. C. Maximowiez in den Botanischen Garten zu St. Petersburg eingeführt und von da aus sowohl durch Abgabe von Sa- men wie Pflanzen in den Gärten Eu- ropa’s verbreitet, Dieselbe ist der Az. pontica nahe verwandt, unterscheidet sich aber durch Behaarung, durch den Mangel des Ge- ruchs der schönen orangerothen Blumen etc, Es gibt mehrere Formen dersel- ben, darunter auch eine mit gelben Blumen. Cultur durchaus gleich der A, pontica. Als schöner harter Strauch für’s freie Land im Klima von Deutschland sowie als Topfpflanze zur Treiberei zu empfehlen. Fig. 1. vergrössert. Fig. 2. Kelch, Fruchtknoten, Grif- fel in Lebensgrösse. (E. R.) Fruchtknoten und Kelch, b) Piteairniacommutata Rgl (Siehe Tafel 557.) Bromeliaceae P. commutata; foliis pergame- | integerrimis; subearinatis, margine sub- neis, patenti-recurvatis, e basi amplec- undulatis, supra glabris laete viridibus, tenti elongato-lineari-lanceolatis, api- | subtus albido-leprosis; scapo deerescenti- cem versus attenuato-cuspidatis, omnino | folioso foliisgue superioribus laxe albido- Z. 1567. 19 290 Gartenflora Deutschlands, furfuraceis; racemo terminali, denso ; brac- teis magnis, foliaceis, subimbricatis, lan- ceolatis, glabriusculis, flores solitarios breviter pedunculatos fulerantibus, caly- cem eirciter aequantibus, viridibus; flo- ribus coccineo-lateritiis; corolla incur- vata, calyce duplo longiore ; petalis sub- aequalibus, ad medium convolutis, su- premo erectiore, duobus inferioribus ad apicem convolutis, omnibus basi intus squama ovato-oblonga antice denticulata vestitis; staminibus omnibus liberis, toro affıxis. — P. Giroudieana h. Hambrg. — P. bracteatae affinis h. Petrop. — Die in Rede stehende Pitcairnia steht der P. bracteata, von der P, Gireoudiana nur eine Form ist, ausserordentlich nahe. Sie unterscheidet sich aber sofort von P. bracteata dadurch, dass weder die Vorblätter der jungen Triebe, noch der verbreiterte Grund der Blätter am Rande bestachelt ist; auch sind die Blumen grösser, überragen die Bracteen länger und die Bracteen selbst sind nicht so dicht ziegeldachförmig gestellt, wie bei P. bracteata. Professor Dr. K. Koch hat in dem Index seminum des Königl. Botanischen Gartens zu Berlin 1857 pag. 4 und in der Allgemeinen Gartenzeitung 1858 pag. 273 eine vor- treffliche Uebersicht der Arten der Gat- tung Piteairnia gegeben. In die von ihm aufgestellte Gruppe „Armigerae‘ fällt auch P. bracteata, unsere Art müsste aber wegen dem gänzlichen Fehlen der Bestachelung des Blattrandes als schmal- blätterigste rothblühende Art in seine Gruppe „Maidifoliae‘‘ fallen. Wir haben dieser Pflanze den Na- men „P. commutata“ beigelegt, weil sie schon zu dem seit langer Zeit in Gultur befindlichen Pflanzen gehört, wie dies Exemplare unseres Gartenherba- riums beweisen, die schon im Jahre 1836 im hiesigen Garten. zur Bilüthe Russlands und der Schweiz. kamen und eingelegt wurden. C.A. Meyer hat diese Exemplare mit deın Namen P., bracteatae affınis vorläufig bezeichnet. Bildet einen 1—1'/, Fuss hohen Blüthenschaft, der mit immer kieiner werdenden Blättern besetzt ist, die zu- letzt in die grossen charakteristischen grünen Bracteen übergehen. Die Blü- thentraube wird 4—6 Zoll lang. Die Blumen sind kurz gestielt, schön schar- lach-ziegelroth, einwärts gekrümmt und überragen die Bracteen fast um das Doppelte. Die unteren Blätter werden 1—1!/, Fuss lang, nur 1,—3/, Zoll breit und sind unterhalb mit einem weissen schuppigen Ueberzug besetzt, der sich abwischen lässt und oberhalb kahl. Blühet im Mai und gehört un- streitig zu den schönsten Arten der Fa- milie der Bromeliaceen. Stammt jeden- falls aus dem tropischen Amerika. Cultur gleich den andern Arten der Gattung Pitecairnia und Billbergia im niedrigen Warmhause, Wir benutzen diesen Anlass zur Berichtigung eines Irrthums. Vriesia brachystachys, von der wir 1866, tab. 518 die Abbildung gaben, ward nach Exemplaren publieirt, die im Spät- herbst blühten und die sämmtlich un- vollkommene Blumenkronen nur von der Länge des Kelchs besassen. Im Früh- jahr 1867 blühende Exemplare dieser schönen Pflanze bildeten vollkommene Blumenkronen, die fast noch einmal so lang als der Kelch wurden. — 1) Blüthenschaft und Blüthenstand in natürlicher Grösse. 2) Die Blattrosette verkleinert, 3) Kelch und Blumen in na- türlicher Grösse. 4) Fruchtknoten, Griffel und Staubfäden in natürlicher Grösse. 5) Ein Staubbeutel vergrössert. 6) Der unterste Theil eines Blumenblattes mit der Schuppe an der inneren Seite vergrös- sert. — (E. R.) Pr DIS, Spk. 72 00,38 ern I I. Originalabhandlungen. 291 ed Anthurium Libonianum Linden et Bgl. (Siehe Tafel 558). Aroideae. D Caudice brevi, petiolis teretibus, basi tantum breviter vaginatis, lamina 2—4plo brevioribus; genieulo tumido, supra plano, dorso convexo; lamina folii lanceolata, basin versus euneato-atte- nuata, apice breviter acuminata, margine undulata, costa media utrinque promi- nente convexa, pseudoneuro a margine remoto; pedunculo tereti, folio subduplo breviore, petiolum superante; spatha lineari-lanceolata, reflexa, basi amplexi- eauli vix decurrente, apice acuminata, spadice stipitato paullo breviore. — Ein neues Anthurium aus der Gruppe von Anthurium rubricaule, in der es so schon sc viel Arten gibt, die sich kaum unterscheiden lassen. Auch wir glaub- ten diese neue Art, bei einer der vielen ähnlichen alten Arten unterbringen zu können, die von Kunth gut, von Schott mangelhaft beschrieben sind, mussten uns endlich aber doch entschliessen, der- selben den Namen zu lassen, den unser geehrter Freund Linden derselben in seinem Kataloge beigelegt hat. Die wichtigsten Charaktere, die diese Art von allen verwandten unterscheiden, sind: Die Pflanze ist fast stengellos, die Blattstiele durchaus stielrund, ohne Rinde auf der innern Seite oder Kiel auf dem Rücken und nur am Grunde scheidis, Die auf beiden Seiten vor- stehende Mittelrippe des Blattes convex und ohne Kiel, die Blatifläche allmälig keilföürmig nach dem Blattgrunde zu abnehmend und der Blüthenkolben noch mit einem besondern 1/, Zoli langen Stiel oberhalb der Blüthenscheide. So unterscheiden sich z,B. von den schon länger in Oultur befindlichen und ähn- A. longifolium Knth., A. Harrisii Endl. wie Kunth solches definirt, durch den abgerundeten Grund der Blattfläche; A. Beyrichianum Knth., A. rubricaule Knth,, A, Sellovianum Knth.; A. intermedium Knth., deren Blattgrund und Blattform ähnlich ist, durch die auf der inneren Seite gehöhlten oder fiachen Blattstiele und sitzenden Blüthenkoiben; A. Langs- dorffii Schott durch innen gehöhlten Blattstiel, der länger als der Blüthenstiel u.s.dh — Die in Rede stehende Art schliesst sich als schöne Dekorationspflanze mit lederartigen dunkelgrünen lanzettförmigen Blättern, deren Blattfläche bis 11/, Fuss lang und 31/4 Zoll breit wird, an die andern bekannten Arten dieser Gruppe an und theilt mit ihnen die gleiche Oul- tur im Warmhause oder Zimmer. Das Vaterland ist Südamerika, Ein zukünftiger Monograph der Aroi- deen kann nur dann zu einem richtigen Urtheil über den Werth der Arten kom- men, wenn er Aussaaten macht. Da dürfte es sich zeigen, dass viele, ja sehr viele als Arten beschriebene An- thurien nur die Formen einer Art, — oder noch richtiger gesagt, die Einzel- form und in unsern Gärten ungeschlecht- lich fortgepflanzte Einzelform einer mehr- gestaltigen Art sind. Beim Herrn Hof- gärtner Ruck in Strelna sah der Referent kürzlich Aussaaten, welche dies zu be- stätigen scheinen. Wir selbst hoffen in dieser Beziehung Beiträge zu liefern. (E. R.) Fig. 1. Ein Blüthenkolben nebst Scheide in natürlicher Grösse, Fig. 2. Die ganze Pflanze in 1/, lichen Anthurium-Arten dieser Gruppe: | der natürlichen Grösse, 19% 232 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. *%) Die zwei botanischen Gärten in Florenz. Der botanische Garten, 8. g. dei Semplici in Florenz, ist einer der ältesten botanischen Gärten, denn seine Gründung fällt in das 16. Jahr- hundert, und fällt zusammen mit der des Botan. Gartens in Padua und Bo- logua. Unter seinen Directoren zählt man Micheli*), Johann und Octavian Targioni. — Dieser Garten liegt in der Stadt und bedeckt eine Area von 2 Hect,; — er ist in regelmässige Vierecke eingetheilt nach altem Style, enthält eine grosse Menge von alten Bäumen, deren viele Micheli selbst angepflanzt hatte, aber es fehlen solchem alle Be- quemlichkeiten, alle nöthigen Häuser *) Von Micheli wurde ein Katalog über die im botanischen Garten dei Sem- plici vorfindlichen Pflanzen geschrie- ben — Catalogus plantarum horti cae- sarei florentini. — Erwähnungswerth sind auch noch 3 andere Schriften von Micheli: „Rariorum plantarum hi- storia“ in 6 Bänden, in welcher alle Obstarten beschrieben sind, die nächst Florenz cultivirt werden: „Lista di tutte le frutte chegiorno per giorno dentro l’anno son poste sulla mensa del Serenissimo granduca di Toscana‘* in 1Bde.; „Descrizione e figura delle olive coltivate nell’agro florentino“ in 1 Bd. und sonstigen nöthigen Einrichtungen, In früheren Jahren werde er ganz ver- nachlässigt; die'Zahl der hier eultivirten Pflanzen beläuft sich höchstens auf 3500 Exemplare, (die einjährigen ausgenom- men) in circa 200 Species. Seit I1/, Jahren wurde dieser Garten von Herrn Prof. Theod. Caruel übernommen, wel- cher alle Kräfte anwendet, um denselben zu heben, aber er hat mit vielen Schwie- rigkeiten zu kämpfen und ausserdem sind die Mittel auch sehr kurz bemes- sen. Dieser Garten dient zu Prof. Ca- ruel’s Vorträgen für Studenten der Phar- macie, aber auch gleichzeitig als Spa- ziergang für das Publikum. Der botanische Garten des Königl. Naturhistorischen Mu- seums in Florenz wurde Anfangs dieses Jahrhunderts gegründet. Derselbe befindet sich in einer sehr unglücklichen Lage, denn er ist auf einer dürren, wasserarmen Anhöhe angelegt; dieser Garten jedoch ist reich an allen nöthi- gen Einrichtungen, Treibhäusern, Warm- häusern u. Ss. w., er ist auch gut in Ordnung und besitzt viele seltene Pflan- zenarten. Dieser Garten steht unter der Direction des Herrn Professors Parla- tore, welcher hier seine Vorträge hält, zu welchen Jedermann freien Eintritt hat. (Senoner). 3) Ueber die Heizung der Gewächshäuser. Die Art und Weise Gewächshäuser zu heizen, ist sowohl für das Gedeihen der Pflanzen, als auch der Herstellungs- kosten einer Heizung wegen, von Wich- tigkeit. Am gebräuchlichsten sind Ka- nal-, Wasser- und Dampfheizungen. Die Ofenheizung ist fast gänzlich verbannt, und doch will ich sie ‚hier, natürlich nur mit besonderer Einrichtung, als die beste erläutern, zuvor aber noch die an- dern Heizungen besprechen. Die Ka- nalheizung ist von den gebräuchlichern zwar als weniger gut bekannt, aber der billigen Herstellung halber sehr häufig im Gebrauche. Durch diese Heizungs- art entsteht erstens eine warme und I. Originalabhandlungen. kalte Abtheilung im Hause; alsdann werden die Pflanzen in der Nähe der Heizung zu stark ausgetrocknet, während sie am andern Ende des Hauses durch Nässe leiden, weil das durch das starke Austrocknen der Pflanzen in der Nähe der Heizung in die warme Luft aufge- nommene Wasser sich am andern kalten Theile des Hauses niederschlägt. Die Wasserheizung beseitigt in hohem Grade diese Nachtheile, indem das Wasser für gewöhnlich nicht mehr als 80 Grad Wärme annehmen kann, und nachher sich nicht wieder so rasch in den Röh- ren abkühlt, als die heisse Luft in den Kanälen, daher sie eine weit gleichmäs- siger warme und feuchte Luft im Hause hervorbringt. Der Ofen endlich ist an und für sich unbedingt die schlechteste Heizungsart für Gewächshäuser, weil um den Ofen herum die Blätter der Pflanzen unfehlbar durch die Wärme- strahlen verbrennen oder vertrocknen, während am andern Ende des Hauses die Pflanzen noch erfrieren können. Doch diesem Uebelstande ist durch einen geeigneten Ofenschirm leicht abzuhel- fen, und dann wird, wie jetzt dargelegt werden soll, die durch Ofenheizung er- zeuste Wärme eine ganz andere. Wird nämlich rund herum um den Öfen, und wenigstens so hoch als derselbe, besser aber noch höher, ein sogenannter Ofen- schirm aufgeführt, so dass der Ofen sich vollständig in einer Röhre befindet, welche aber ziemlich weit und natürlich unten offen sein muss, damit die Lufi leicht ein- und hindurchströmen kann, dann ist erstens, besonders wenn der Ofenschirm doppelwandig eingerichtet wird, keine Gefahr vorhanden, dass die Pflanzen selbst in der grössten Nähe des Ofens durch zu starke Wärme oder Wärmestrahlen leiden; und zweitens ent- steht im Hause eine angenehme Luft- 293 strömung, ganz nach denselben Gesetzen wie die Wasserströmung in einer Was- serkeizung. Die kalte Luft zieht unten in die Ofenröhre ein, erwärmt sich in derselben durch den heissen Ofen, und in Folge der dadurch hervorgerufenen leichtern Beschaffenheit, steigt sie auf, tritt wieder aus der Röhre heraus, strömt in der Höhe des Hauses entlang bis an das entgegengesetzte Ende, wo sie herunter und auf dem Boden bis wieder in die Ofenröhre zurückzieht, um denselben Lauf von Neuem anzu- treten. Hieraus ist nun ersichtlich, dass nirgends im Hause die Luft weder zu heiss, noch zu feucht, oder zu trocken werden kann, denn der heisse Ofen kann nicht die Pilanzen austrocknen,, wie der unter den Stellagen sich hinziehende Kanal die über ihm befindlichen nassen Töpfe and Pflanzen austrocknet. Als- dann entsteht im Hause die schon oft gewünschte Luftströmung, wodurch die Pflanzen leichter vor Moder und Fäul- niss bewahrt werden, und die in der Luft befindlichen Moderkeime müssen bei der Durchströmung in der Ofenröhre durch die Ofenwärme zu Grunde gehen. Demnach sind dies gewiss bedeutende Vortheile einer Ofenheizung, dazu die leichtere und bequemere Aufstellung ei- nes Ofens und die geringern Kosten. (Claus in Carlsruhe). Postserip. Gut angelegte Kanal- heizung ist und hleibt auch für die Folge, die verbreitetste Heizung für Ge- wächshäuser, Wasser- und Dampfhei- zungen sind allerdings viel besser und zweckdienlicher, — die hohen Anlage- kosten für zweckmässige derartige Ein- richtungen lassen” allgemeine Einführung derselben jedoch nicht zu. Die Oefen, welche Hr. Claus hier beschreibt, sind nichts anderes als was man Luftheizung in andererForm nennt, 294 Jeder Gärtner weiss, dass stark und trocken erwärmt einströmende Luft Gewächshäusern und Zimmern einen sehr nachtheiligen Einfluss auf die Ge- sundheit der Pflanzen hat. Oefen hat auch der Referent öfters in Gewächs- häusern angewendet oder angewendet gesehen, sei das mit und ohne Schirm. Kanäle werden stets den Vortheil vor solchen kehalten, dass sie nirgends so Stark sich erwärmen, als die Oefen und die Wärme gleichmässiger verthei- len. Allerdings sollen solche stets längs der Umfangsmauern geführt sein und den Brettern und Stellagen nicht zu nahe gelegt werden. Die Führung der Kanäle in der Erde (d. h. nach oben und auch seitlich ganz offen, so dass die Wärme frei cmporströmen kann) ist nach unserer Erfahrung die beste Lage der Kanäle. Die ungleichmässige Er- wärmung der Gewächshäuser durch sol- che kann ferner sehr wohl durch Lage in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, der Heizungen vermieden werden. Ps starker Wärmeausstrahlung und trockner Lult begegnet man durch Deckung der Kanäle mit mässig starken Steinplatten, Mittel um bei Kanalheizung feuchte Luft zu erzeugen, sind: Ueberspritzen der Deckplatten des Kanals mit Wasser, oder Aufstellen von Untersätzen, die voll Wasser gehalten werden auf den Kanal, oder endlich indem man bei in die Erde eingesenkten Kanälen, das ne- ben dem Kanal hinlaufende Erdreich (meist der Weg im Gewächshause) durch häufiges Ueberspritzen feucht hält. Wir kennen Gärtnereien, in denen man die Wasserheizungen, weil solche häufigen und kostspieligen Reparaturen unterworfen waren, entfernte und wieder durch Kanalheizungen ersetzte. Ofen- heizungen aber stets nur als Nothbehelf, ja nicht um Kanalheizung zu ersetzen. (E. R.) 4) Vermehrung des Caryophyllus aromaticus oder der Gewürz- nelke dureh Stecklinge. Die Vermehrung dieser wichtigen | dicht unter einem Blattknoten, entfernt Handelspflanze aus der Familie der Myrtaceen durch Stecklinge ist mit vie- len Schwierigkeiten verknüpft. Die Stecklinge stehen sehr lange, bis zu 10 Monaten, ehe sie Wurzeln bilden. Wer- den sie während dieser Zeit nicht mit grosser Vorsicht behandelt, so sterben sie regelmässig ab. Die beste Zeit zum Stecken ist im Frühjahr, im April. Man wählt zu Stecklingen junge, schon etwas gereifte Triebe; kann man dieselben an ihrem Ursprunge aus dem alten Holze schnei- den, ohne dass sie zu lang werden, so ist es desto besser; sonst schneidetman die Steckliuge auf 2, höchstens 3 Augen aber die unteren Blätter nicht, steckt sie nun in rein gewaschenen Sand und stellt sie in einen warmen,geschlossenen Kasten im Vermehrungshause, wo sie eine gleichmässige Bodenwärme von 18 —20 Grad erhalten. — Sehr feucht dürfen sie aber nicht gehalten werden. Haben sich die Wurzeln gebildet, so pflanzt man sie einzeln in kleine Töpfe, mit Rasen- und Haideerde zu gleichen Theilen gemischt, gefüllt, stellt sie aber wieder in den Kasten zurück. Hier lässt man sie nun so lange stehen, bis die jungen Wurzeln am Rande des Topfes erscheinen. Werden sie früher herausge- stellt, so gehen sie leicht wieder zurück. I. Originalabhandlungen. Sehr gute Erfolge habe ich bei fol- gender Behandlung erzielt: Von einer Pflanze, die den Winter über beinahe ohne Blätter gestanden und im Frühjahr drei junge Triebe bildete, schnitt ich, nachdem sich das zweite Blatt ent- wickelt, sämmtliche drei Triebe im April dicht am Stamme ab, steckte sie zu- sammen in einen Topf in Sand, stellte sie im Vermehrungshause unter Fenster und noch eine kleine Glocke darüber. So blieben sie, mässig feucht gehalten, aber stets geschlossen, ruhig stehen bis zum nächsten Jahre, Da erst, im An- fang März, also nach 11 Monaten, bil- dete der eine Steckling Wurzeln. Nach- dem ich dies bemerkt, nahm ich den- selben gleich heraus, pflanzte ihn allein ‚allmälig an die Luft. 295 in einen kleinen Topf und stellie diesen wieder in das Vermehrungsbeet, wo die junge Pflanze aber wieder mit einer kleinen Glocke bedeckt wurde, Auch jetzt hielt ich sie nur mässig feucht; es dauerte aber nicht lange, so erschien schon ein junger frischer Trieb, Ich liess die Pflanze aber so lange unter der Glocke stehen, bis sie durchgewur- zelt war, dann erst gewöhnte ich sie Die anderen bei- den Stecklinge bildeten die Wurzeln et- was später, doch behandelte ich sie ganz ebenso wie die erste Pflanze und alle drei gediehen sehr gut. C. Karsten, im Kaiserlichen Botanischen Garten zu St. Petersburg. Gärtner 5) Die Winterpflanzung der Fichten, So Mancher, der erst in vorgerück- tem Lebensalter in die Lage kommt, sich einen Garten anlegen zu können, verliert, durch den niederschlagenden Gedanken: es doch nicht zu erleben, bis „die kleinen Sträucher und Bäume“ Sehattenparthieen herangewachsen sein werden, wieder alle Lust dazu. So ähnlich ging es dem Gutsbesitzer H., dem kürziich ein Gut mit einem hüb- schen Landhause durch Erbschaft zufiel — leider aber auch ohne Garten. Der neue Gutsherr, ein wohlhabender Mann, bedauerte sehr, dass dem Hause die so nothwendige Umgebung fehlte und er- klärte, dass er viel darum geben würde, hier einen Garten mit hohen Baumpar- thieen zu haben und des langweiligen Wartens überhoben zu sein. Da erbot sich ein Gartenkünstler, ihm eine Anlage, wie er sie sich wün- sche, zu schaffen und zwar während zu war der Besitzer bei seiner Rückkehr im Juni überrascht, sein Haus wie durch Zauber mit 20—30 Fuss hohen Baum- parthieen, saftig grünen Rasenplätzen und reizenden Baumgruppen, von graziös sich windenden Wegen durchzogen, um- geben zu sehen. Da es hauptsächlich die Fichte (Pinus Abies) war, die man zur Bildung der grösseren Parthieen verwendet hatte, sei es erlaubt, hier auf den Vortheil der Winterpflanzung derselben hinzuweisen. Wenn die Methode, Bäume mit Frostballen zu verpflanzen auch eine schon längst bekannte ist, so wurde sie doch meist nur angewandt, um einzelne grössere oder werthvollere Bäume auf einen andern Platz zu bringen, weniger aber bei Massenpflanzungen, zumal von Nadelhölzern; und doch ist bei keiner Baumart diese Art zu pflanzen, so leicht auszuführen und dabei so sicher als bei seiner Winterabwesenheit. Und wirklich ! der Fichte, weil diese ihre Wurzeln 296 flach ausbreitet, ganz in der oberen Erd- schicht bleibt und keine Pfahlwurzel macht, Da es in der nördlichen Hälfte Russlands auf dem Lande wohl nirgends an Fichtenwäldern fehlt, wählt man mög- lichst nahe am Rande noch vor Beginn der starken Fröste gutgeformte Bäume verschiedener Höhe aus, bestimmt die Grösse des Wurzelballens, der bei grös- seren Exemplaren von über 20° Höhe nicht unter 5—6° Durchmesser haben darf, bei kleineren eirca 5’ hohen von 2—3’ genügend ist, und umgräbt diesel- ben, d. h. man macht in der angege- benen Entfernung einen Graben von einem Spatenstich Tiefe und Weite, doch muss bei dieser Operation auch ein scharfes Beil gebraucht werden. In einigen kalten Nächten wird der Frost den Ballen oben durchdrungen haben, nun hebt man ihn vermittelst Hebel an einer Seite und legt Pfähle unter, damit er in dieser schiefen Lage auch unten vom Froste durchdrungen wird und einen festen Körper bildet, den man auf Schlitten geladen, bequem an den Ort seiner Bestimmung transpor- tiren kann. Auf die schon vorbereiteten Plätze im Garten werden die Bäume nun Schon ungefähr so gestellt, wie sie bleiben sollen. Wenn die Witterung milde wird und der Schnee zu thauen beginnt, ist die bequemste Zeit zum Pflanzen, jedoch kann man damit auch bis Mai oder Juni warten, wenn die Ballen durch Stroh oder irgend einen anderen schlechten Wärmeleiter vor dem Aufthauen geschützt werden — hat man im Frühjahre nicht Zeit, kann das Pflan- zen auch noch im Winter vorgenommen werden. Hierzu bedient man sich des groben gelben Sandes am liebsten, weil er, selbst bei strenger Kälte, nicht friert, und die jungen Wurzeln gern in den- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. selben gehen. Für die Bäume sind die Löcher schon bei frostfreiem Wetter ausgegraben worden und nun weist man jedem derselben seinen Platz an, rückt und dreht ihn, wohin man ihn haben will, füllt die etwaigen leeren Stellen unter ihm mit Sand aus und beschüttet die Seiten damit. Hierauf wird der leere Raum zwischen dem Ballen mit Erde ausgefüllt und letztere, sobald sie auf- gethaut ist, behutsam festgetreten, damit kein leerer Raum dazwischen bleibt. Im Frühjahr nach dem Aufthauen wird die Erde noch durch einen tüchtigen Guss eingeschläimmt. — Jeder Baum muss drei Bänder bekommen, welche ihm Halt gewähren sollen gegen die Winde, dazu nimmt man starke Ruthen von Weiden, Birken etc,, befestigt sie mit dem dün- nen Ende in der Krone und mit dem dicken an 3 gleich weit von einander schräg eingeschlagene Pflöcke oder kurze Pfähle. Ist der Sommer trübe und feucht, so wachsen die Bäume leicht an, bei heis- sem oder stürmischen Wetter muss man sie öfter durch Giessen und Spritzen er- frischen. Verlieren einige die Nadeln, so schneidet man die Zweige etwas zu- rück und gewöhnlich erholen sie sich im 2. Jahre, so dass man nur sehr we- nige nachzupflanzen hat. Wenn das Ausgraben im Walde zur rechten Zeit vorgenommen wird, ist es nicht so kostspielig als man glauben sollte, denn in den kürzesten Tagen umgräbt ein Bauer immer 5—6 Stück. Endlich ist noch zu beachten, dass [LU Anm. Von den Pflanzungen von Coniferen überhaupt, die der Herausgeber in grösserm Maassstabe und in grossen Exemplaren vornehmen liess, gelan- gen stets die im Frühlinge schon nach Entwickelung des Triebes gemachten Pflanzungen am besten. (E. R.) 297 labhandlungen. 0 ‚Origina T. Stellen auf feuchten Boden kommen Bäume von höher gelegenen Stellen auf trockenem Boden, von niedrigen, Dach, nassen | müssen. 6) Ueber Tradescantia albiflora h. Berol 84.). enum. plant. IV. pag (Teste Kunthio in ejusd. einer Tradescantia”Mittelamerika’s, wel- che als schöne Pflanze zur Bildung von Unsere beistehende Figur gibt die Darstellung eines blühenden Zweiges 298 Rasenparthieen oder zur Dekoration von Steinparthieen in Gewächshäusern, Aqua- rien und Terrarien, ihren Weg durch alle Gärten Europa’s gefunden hat. Es ist das eine jener genügsamen und sich den verschiedenartigsten Verhältnissen so leicht anpassende Pflanze, dass sie in leichter und schwerer Erde, in Sand, in der feuchten Luft der warmen und kalten Gewächshäuser, ja selbst im Zim- mer gleich gut und üppig wächst, — sofern ihr nur genugsam Wasser gege- ben wird. In den Gewächshäusern des hiesigen Botanischen Gartens, wuchert diese Pflanze schon seit 5—6 Jahren in unbeschreiblicher Ueppigkeit, schnell das kahle Gestein der Steinkanten mit üppigen Rasenpolstern überziehend. So üppig diese Pflanze aber wächst, so sel- ten bringt solche Blumen und wir be- obachteten in diesem Sommer zum er- sten Mal den hierbei abgebildeten Blü- thenast. Die Untersuchung zeigte, dass diese als Tradescanthia guianensis, als Tr. prostrata, procumbens und andere Namen in den Gärten befindliche Pflanze, von Kunth an dem angezogenen Orte als Tr. albiflora beschrieben worden ist. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. theilung dieser Gattung gehört, deren Staubfäden gleichartig und am Grunde mit gegliederten Haaren besetzt sind, während die in ihrer Tracht allerdings sehr ähnliche Tr. procumbens Willd, 3 kürzere kahle und 3 längere an der Spitze behaarte Staubfäden be- sitzt. Interessant ist es, dass von dieser Tr. albiflora sich auch eine Abart mit breit silberfarben panachirten Blättern gebildet hat. Wie alle panachirten For- men besitzt aber diese, jetzt als Tra- descantia guianensis foliis variegatis in den Katalogen aufgeführte hübsche bunt- blätterige Form, ein viel weniger üppi- geres Wachsthum, oder sobald sie üppig zu werden beginnt, wird solche wieder grün. Herr Höltzer im hiesigen Bota- nischen Garten hatte von einem seit mehreren Jahren im Zimmer stehendem Exemplare der Tr. albiflora eine gold- gelb panachirte Sprossform erhalten, leider gelang es aber nicht, solche zu fixiren, sondern sie wurde im Sommer immer wieder einfarbig gelbgrün. E. Regel. a) Ein Ast mit Blume in Lebens- Die gleichfalls beigegebene vergrösserte | grösse. Abbildung zeigt, dass solche in die Ab- b) Ein Staubfaden vergrössert. %) Berliner Culturen. I. Spargelzucht. Von der Blumenzucht, die uns bis- her beschäftigt, mag uns heute ein Ab- weg zu einem Zweige der Gemüsecultur führen, der im Winter gerade seine höchste Bedeutung erhält. Es ist die Spargeleultur, welehe neben der Cham- pignonzucht eine ganz besondere Pflege in Berlin erhält. Von den 1000 Morgen Gemüseland, welche noch in der unmit- telbaren Nähe von Berlin existiren, sind etwa 150/, mitSpargel bedeckt und ob- gleich davon in jedem Winter 10°), ge- | trieben werden, reicht doch die Produk- tion im Verhältniss zur Consumtion bei Weitem nicht aus. Während im Som- mer aus der Provinz eine genügende F I. . Originalabhandlungen. Menge eingeführt wird, fällt diese Aus- hülfe im Winter meist fort und es ist daher nicht zu verwundern, dass der Pıeis einer schönen Stange Spargel auf 3—4 Sgr. (ausnahmsweise auch darüber) steigt. Wir sprechen hierbei nur von den Preisen, die der Händler dem Gärt- ner zahlt und natürlich nicht von dem oft ziemlich hohen Zuschlag, den der Händler vom Publikum verlangt. Unter solehen Umständen ist eine so vielfache Cultur dieses Gemüses erklärlich und die unmittelbare Folge eines ausgebil- deten Culturzweiges wird die Ausbildung einiger praktischen Handgriffe sein, die hier zur weiteren Besprechung kommen sollen, Dabei ist aber wohl zu bemer- ken, dass Berlin einen leichten Sandbo- den besitzt, die Cultur mithin sich nur auf diesen bezieht, Man wählt die Früchte von den stärksten Pflanzen, bringt sie in ein Fass, giesst soviel Wasser darauf, dass die ganze Fruchtmasse bedeckt ist und beginnt jetzt mit einem Stücke Holz oder besser mit einem aufgebrauchten Besenstumpf, die Fruchtmasse durchzu- arbeiten, um die Samen aus den Frucht- schalen zu lösen. Diese Manipulation erfordert ziemliche Zeit und öftere Er- neuerung des Wassers. Der sich auf dem Boden des Fasses ablagernde Same wird dann auf ein enges Sieb zum Trock- nen geschüttet. Tritt der Winter nicht gar zu früh ein und erlauben es nur irgend die Herbstarbeiten, so schreitet man am besten im Herbst gleich zur Saat und nur im Nothfalle im darauf folgenden ersien Frühjahr. Man wählt dazu das beste, möglicherweise frisch rigolte Land und säet den Samen recht gleichmässig, so dass nachher die Pflan- zen ungefähr 2° auseinander zu stehen kommen. Ist das Terrain wellig und vielleicht eine Auswahl zwischen niede- 299 rem und höherem Lande gestattet, nimmt man stets das höhere. Durch die Feuchtigkeit des Winters beginnt der Same im nächsten Frühjahr zeitig zu keimen und liefert starke ver- setzbare Pflanzen zur eigentlichen An- lage. Diese muss durch eine sorgfältige Bodenbearbeitung vorbereitet werden und dazu gehört vor Allem ein starkes Dün- sen und ein tiefes Unterbringen des Düngers durch Rigolen. Dadurch wird die Grundlage für die spätere Kraft der Pflanzung gelegt, wenn etwa zwei Jahre nach der Anlage die Wurzeln in die Tiefe des Düngers gelangen. Man rigolt auf 21/,‘, oder wenn es der Untergrund, der hier in der Regel weisser scharfer Sand ist, erlaubt, auf 3 Fuss Tiefe; denn dieser Sand, den der Praktiker mit Recht brandig nennt, muss stets unten bleiben; er schadet jeder Vegetation. Nach Beendigung des Rigolens wird der ganze, zur Anlage bestimmte Fleck durch Gräben von 1—°/, Fuss Tiefe und gegenseitige Entfernung von 31/, Fuss in Felder getheilt. Die Erde aus den Gräben muss sorgfältig zu beiden Sei- ten auf das Feld ausgesetzt werden; denn der vom Winde leicht austrocknende Sandboden rollt gar zu leicht in die Gräben, die nachher die Pflanzen auf- nehmen sollen, zurück und erstickt oft die jungen Spargelsetzlinge. Um diesen Uebelstand möglichst zu vermeiden, schlägt der Gräber mit dem kurzen Ber- liner Spaten mit der eisernen Rücken- fläche hart an den eben aufgesetzten Stich Erde. Der Schlag wird sofort nach dem Abladen des Stiches von der hohlen Brustfläche des Spatens durch Umdrehen des Instrumentes mit der Rückenfläche ausgeführt und gehörtalso, weil der Arbeiter gar nicht erst abseizt, wesentlich zum Spatenstich selbst. Der 300 Gartenflora Deutschlands, Stich hat also 2 Momente statt des ge- wöhnlich üblichen einen Momentes des Abladens nach dem Herausheben der Erde: 1) das Abladen, 2) das Anschla- gen mit dem Spatenrücken. Wir sind darum specieller auf die- sen Punkt eingegangen, um zu zeigen, wie wenig Zeitverlust damit verbunden ist, im Verhältniss zu dem sonst üb- lichen Verfahren, die Erde nur aufzu- sehütten zum Wall und später dem Gra- ben noch einmal entlang zu gehen, um den Wall festzuschlagen, Zeiterspar- niss bei den technischen Arbeı- ten ist einer der hervorragend- sten Punkte der Berliner Gärt- ner, Die in der Regel durch 2 Spaten- stiche aus jedem Graben aufgesetzten Wälle werden nun gleich bestellt, so lange der Boden noch frisch ist und die Graben ein bequemes Hinzutreten zu den Wällen gestatten. Zu der Be- stellung der Wälle werden meist nur diejenigen Gemüse genommen, die erst nach der Reife der Spargelpflanzen ge- erntet zu werden brauchen, wie Peter- silie, Mohrrüben, Zuekerwurzeln. Kohl- rabi ist eben darum nicht zu empfehlen, weil das Umtreten junger Spargelpflan- zen bei der frühzeitigen Ernte durchaus nicht eingegangen werden kann. — Nachdem die oben erwähnten Gemüse gesäet, werden die Wälle nicht geharkt, wie dies gewöhnlich geschieht, sondern ebenfalls mit dem Spatenrücken ange- klopft, um auch hier die Erde fest zu- sammenzuhalten. Nun bringt man aber- mals Dünger in die Gräben und zwar den besten, kurzen. gut zersetzten, den man zur Verfügung hat; er wird am leichtesten mit Körben hereingetragen und dort ausgebreitet, so dass die Erde eben nur bedeckt ist; ein leichtes Un- tergraben entfernt ihn aus der Nähe der Russlands und der Schweiz. Wurzeln der jungen Pflanzen, die jetzt in einer Entferuung von 9—12 Zoll ge- pflanzt werden. Dazu sind zwei Leute am passendsten: der erste macht durch tiefes senkrechtes Einstechen des Spa- tens undeine darauf hin- und herziehende Bewegung des Stiels ein plattes keilför- miges, nicht zu breites Loch, das tief genug ist, um die unbeschnittenen Wur- zeln der Spargelpflanzen ihrer ganzen Länge ‘nach aufzunehmen; der zweite Arbeiter senkt die Pflanze behutsam in das Loch, so dass die Krone des Wur- zelstockes, von dem die jungen Triebe entspringen, in gleichem Niveau mit der Grabensohle liegt. Gleichzeitig tritt der zweite Arbeiter das vorhergehende Loch zu, indem er das nächstfolgende be- pflanzt und hat sich nur in Acht zu neh- men, dass er die Stengel des eben ge- pflanzten Spargels ungehindert zwischen den Beinen hindurchlässt und nicht zertritt. Viele Züchter haben die Mode, die Spargelwurzeln zu beschneiden, um das Pflanzen zu erleichtern; das bedeutend schwierigere Anwachsen lehrt jedoch immer mehr, von dieser Methode abzu- gehen; ebenso ist es sehr unrecht, bei dieser Arbeit mit Leuten sparen zu wol- len, besonders, wenn heisse Witterung eintritt; es empfiehlt sich im Gegentheil, so viele Hände wie möglich auf diese Arbeit zu verwenden, so dass vielleicht am Ende der Anlage noch rigolt wird, in der Mitte man noch die Wälle be- säet und am Anfange schon der Spargel sepflanzt wird, weil man dadurch die natürliche Feuchtigkeit des frisch um- gebrochenen Bodens am besten benützen kann. Die grösste Eile ist bei demHe- rausnehmen der Pflanzen aus den 9a- menbeeten nöthig. Man muss die Setz- linge bald nach dem Herausnehmen aus dem Beete auch pflanzen, oder we- I. Originalabhandlungen. nigstens an einem ganz schattigen, feuchten, vor Luftzug völlig geschützten Orte aufbewahren, da die fleischigen jungen Wurzeln leicht vertrocknen. Wenn starke Sonnenhitze und trock- ner Wind das Begiessen der frischen Pfilanzung nöthig machen, so geschieht dies am besten gleich nach dem Be- pflanzen, so dass eine Reihe sofort an- gegossen wird, dadurch, dass man in der folgenden erst zu bepflanzenden hin- läuft. Später, wenn der ganze Fleck bepflanzt, ist das Angiessen mit der Kanne ohne Verluste nieht möglich. Im nächsten Frühjahr werden so zeitig wie möglich die Gräben, die von der, von den Wällen herabgerollten Erde zum Theil ausgefüllt sind, behutsam ausgeschöpft, um keine, etwa schon trei- benden Keime zu zerbrechen und erst im nächsten Herbst stösst man die Grä- ben vollständig zu, nachdem man die Spargelreihen durch an beiden Seiten eingeschlagene Pfähle bezeichnet hat. Dieses Land wird nun im folgenden Frühjahr gleiehmässig umgegraben, ohne Rücksicht auf die Spargelreihen und mit einer Frucht bestellt, doch so, dass die Reihen selbst frei bleiben. Je früher man umgräbt, desto früher wecken die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne den ruhenden Keim und desto früher hat man somit schon Spargel, denn in diesem Jahre kann man bereits mit ei- ner kleinen Ernte beginnen. Wenn z.B. im Frühjahr 1865 gepflanzt worden ist, werden im Herbst 1866 die Gräben zu- gestossen und im Frühjahr 1867 die ersten Spargel gestochen. Die Zeit der Ernte kann hier natürlich nur 4 Wo- chen dauern statt der 8 Wochen, wäh- rend welcher man bei älteren Anlagen ohne Schaden stechen kann (in Berlin ungefähr vom 20. April bis zum 20. Juni). Eine gut gepflegte Anlage dau- 301 ert, nach diesem System bewirthschaf- tet 15—20 Jahre, wogegen die vereinzelt auch hier angewendete französische Me- thode des Hügelbaues, welche die Setz- linge nicht in Gräben, sondern in glei- ches Niveau mit dem übrigen Boden pflanzt hier nur eine bedeutend kürzere Zeit mit Gewinn zu wirthschaften er- laubt; denn der trockne Boden der Mark lässt die Triebe gar nicht zu solch kräftiger Entwicklung kommen, wie dies bei den in Gräben gepflanzten Spargeln der Fall ist. Die Triebe reifen früher ab und die einer französischen Anlage ist schon gelb, während die andern der in Gräben gepflanzten noch grün sind. Il Die Spargeltreiberei. Die Treiberei des Spargels findet besonders vor dem schlesischen und trankfurter Thore statt. Vor allen Din- gen erfordert die Treiberei eine gut ge- pflegte, kräftige Spargelanlage, zweitens eine grosse Menge stets verwendbaren Düngers und vor Allem strenge Auf- merksamkeit. Die Zeit zum Beginnen der Treiberei ist nicht fest; man kann damit schon im Herbste anfangen, so- bald die diesjährigen Stengel abgereift sind, ohne der Pflanze zu schaden; al- lein man thut es in der Regel darum seltener, weil das Publikum so früh noch keinen besondern Werth auf Spar- gel legt. Die Zeit, in der man aufhö- ren muss, den Spargel zu treiben, ergibt sich von selbst, indem man 14 Tage, bevor der Spargel im Frühjahr von selbst kommt, die Auslage für frischen Dünger zu neuer Anlage nicht mehr be- zahlt bekäme, Will man nun die Treiberei begin- nen, hat man das Stück Spargelland zunächst von dem trocknen Kraut zu säubern und dann locker umzugraben. Der Zweck des Umgrabens ist, die Erd- 302 decke, welche der junge Spargeltrieb zu durchbrechen hat, so locker wie möglich zu machen und ein schnelleres Eindrin- gen der von dem darauf liegenden Dün- ger ausgehenden Wärme zu ermöglichen. Nach dem Umgraben zieht man in 6“ Entfernung von jeder Seite der durch Pfähle angedeuteten Spargelreihe mit der Schnur zwei Linien, an welchen entlang man beginnt, Gräben auszuwer- fen und die ausgeworfene Erde in Wäl- len auf das abgeschnürte Spargelbeet Setzt. Nehmen wir also die gewöhnliche Entfernung der einzelnen Spargelreihen 3l/, Fuss von einander an und haben zu jeder Seite der Reihe 6° Land ab- geschnürt, so sind die eigentlichen Spar- gelbeete etwas über 1 Fuss breit und der Raum, der ausgegraben wird, be- trägt ungefähr 2—21/, Fuss. Diese Grä- ben dürfen nicht so tief gehen, als der Spargel selbst gepflanzt ist und dürfen bei ihrer Herstellung auch nicht zu nahe den oft weit gehenden Spargel- wurzeln kommen, da der heisse Mist, der eingebracht wird, in so unmittelba- rer Nähe der Pflanze schädlich wirkt. Wenn also der Spargelstock 11/, Fuss unter der Oberfläche liegt, werden die Gräben etwa 1 Fuss Tiefe erhalten müs- sen. In diesenGräben wird nun heisser Dünger gebracht. Wir heben besonders hervor, heisser Dünger; denn wenn der- selbe vielleicht nur warm ist, bleibt es besser, ihn nicht erst einzubringen, weil er keine Wirkung haben würde. Man thut unter solchen Umständen bedeutend besser, den Mist auf Haufen liegen zu lassen, bis er wieder recht ins Brennen gekommen ist und dann schnell einzubringen. Hierbei gebe man Achtung, dass der Dünger gut in die Gräber gepackt werde und nicht, wie dies von den Arbeitern zur Erleichterung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und schnelleren Beendigung der Arbeit oft geschieht, blos hineingeschüttet wird ; denn dann gibt es hier einen Knoten und daneben in der Regel ein Loch, in dessen Umgebung der locker liegende Mist leicht abkühlt oder wenn er noch Hitze aus der Nähe genug erhält, schnell zusammenbrennt, während sich der Kno- ten selbst gar nicht erhitzt. Der Ar- beiter schüttele also das lange Stroh gut auf und trete oder schlage mit der Gabel langen und kurzen Mist so fest nebeneinander, wie wenn er einen Mist- beetkasten packt, Die schlechteste Spekulation wäre, hier sparsam mit dem Dünger sein zu wollen; es ist im Gegentheil erforder- lich, den Mist so hoch aufzupacken, dass er nach dem Festtreten noch höher als die Wälle bleibt. Nach dem Füllen der Gräben bringt man nun als Decke des frischen Mistes eine 6° hohe Schicht alten, recht trocknen, schon verbrannten Düngers und deckt mit diesem auch ebenso hoch das Spargelbeet selbst. Nach 3 Tagen überzeugt man sich, ob der Dünger schon anfängt, thätig zu sein, indem man mit der Hand die Erde in der Mitte des Beetes untersucht, ob sich dieselbe bereits zu erwärmen an- fängt. Dies geschieht in der Regel, wenn die Witterung nicht zu kalt ist. Oft kommt es auch vor, dass die Erde zu heiss wird, und dann ist ein Ab- decken der zu heissen Stelle unumgäng- lich nothwendig, wenn die Witterung mild ist; bei 100 Kälte dagegen kann man ganz unbesorgt sein. Die Hauptbedingung bleibt jetzt, eine möglichst gleichmässige Wärme zu erhalten, was durch Aufdecken von fri- schem Dünger bei zu grosser Abküh- lung des Beetes geschieht. Eigentlich darf bloss in Ausnahmefällen nachge- deckt werden, da die Gräben, wenn sie I. Originalabhandlungen. gut gepackt sind und der Dünger bei dem Einbringen gut brennt, wohl ihre Zeit aushalten, 303 nen. Fängt man bereits im Herbst zu treiben ar, sieht man wöchentlich zwei- mal nach. Geschieht die Arbeit schnell, wird die Decke stets wieder ordentlich Nach ungefähr 3 Wochen kann | darauf gebracht, so kann man die Ernte man mit der Ernte beginnen und man wird bei gehöriger Beobachtung des er- wähnten Verfahrens gewiss zufrieden- stellende Resultate erlangen, Man deckt dann Spargelreihen auf, bei denen fast Staude für Staude kräftige Triebe lie- fert. Um den Spargel herauszunehmen, lässt man den Mist von den Wällen ab- nehmen und zwar mit der nöthigen Vor- sicht, dass keine Köpfe abgebrochen werden und gräbt mit der Hand an dem Spargeltriebe entlang, indem man die Erde vor sich herausscharrt. Ziem- lich an der Basis des Triebes umfasst man denselben mit der Hand und reisst ihn grade heraus. Dieses Herausreissen wird wenigstens hier am meisten ange- wendet; weit weniger das Stechen, weil es oft nebenstehende Triebe verwundet und nie so lange Stangen liefert. Das Stechen ist nur eben eine Hülfe bei sehr grossen Massen und sehr geringer Zeit, wie dies im Frühjahr der Fall ist; aber im Winter wird jeder wirthschaft- liche Züchter sich hüten, das Eisen zu gebrauchen; besonders da der getriebene Spargel oft in 5—10 Stangen zugleich anrückt und einige Stangen vielleicht noch nicht die Oberfläche der Erde er- reicht haben; letztere werden dann fast immer durch das Messer beschädigt. Nach dem ersten Suchen deckt man den Spargel sofort wieder zu, bringt eine neueLage möglichst trocknen Dün- gers darüber, damit das Ganze wieder möglichst gleichmässig warm gehalten wird und kann nach Verlauf von 8Ta- gen die Ernte zum zweiten Male begin- 3—9mal hintereinander wiederholen, bis man merkt, dass der Spargel müde wird und sparsam erscheint. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo es gerathen ist, nicht mehr durch Aufbringen von neuem Dünger, die Pflanzen zu erhöhter Thätigkeit anzureizen und wo man die Anlage dadurch zur Ruhe bringt, dass man sie nicht wieder zudeckt. Während dieser Zeit hat man bereits wieder neue Anlagen in Angriff genommen, wobei man den Rest der alten Reihen zum Theil mit verwendet. Diese sicheren Resultate lassen sich bei der Manier, den Spargel auf glei- chem Niveau mit den übrigen Bestel- lungen anzulegen, nicht erreichen, denn obgleich oben der Dünger den Hügeln näher ist, also direkter wirkt, kommter doch unten durch das nothwendige Auf- graben der Wurzeln zu nahe und ver- brennt diese sehr oft. Uns ist nicht bekannt, dass die Wenigen, die den Spargel nach dieser französischen Manier eultiviren, überhaupt auch treiben und wir glauben, dass die in neuerer Zeit wiederum empfohlene Methode dieser flachen Cultur wohl nur eine Aushülfe auf feuchtem, kaltem Boden ist. Zu Handelszwecken wird schwerlich eine solche Anlage anzurathen sein; es müsste denn von nirgends her eine Con- currenz stattfinden. Die Preise des Spargels sind sehr verschieden, je nach der Jahreszeit, dem Vorrath und. der speciellen Güte des Produktes. Von den 15 Morgen, die durchschnittlich in je- dem Jahre getrieben werden, rechnet man 3—4000 Thlr. Gewinn. Während 304 *£ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im Herbst das Schock 2—3 Thlr, ko- |ter auf 4, 6, 8 Thaler und unter Um- stet, steigt der Preis desselben im Win- | ständen noch höher. Paul Sorauer. Ss) Hochstämmige Stachelbeeren in Töpfen. Ein Besuch in einigen der immer zahlreicher werdenden Gärtnereien Char- lottenburgs (bei Berlin) führte mich zu dem kleinen Etablissement von H. Ohse (A. W. Sebeck) einer früher durch ihre Georginen vielgenannte Gärtnerei. Der Besitzer hat sich seit Jahren mit der Cultur der Stachelbeeren als Hochstäm- me beschäftigt und ist jetzt dahin ge- langt, in Zeit von zwei Jahren recht hübsche Kronenbäumchen mit zahlrei- chen, oft bis 2 Loth schweren Früchten zu erziehen. Sein Verfahren ist höchst einfach. Er erzieht durch Stecklinge im freien Grunde seine Unterlagen aus der schnellwüchsigen Ribes aureum und R. Gordonianum (einer Hybride von aureum und sanguineum mit in der Jugend röth- lichen Zweigen). Die geraden Triebe werden im Herbst in Töpfe gepflanzt und im Frühjahr durch Copulation veredelt. Fehlgeschlagene Copulanten mit gutem Wurzelvermögen werden später oculirt. Der edle Trieb wird im ersten Jahre voll- Früchte. Die Ueberwinterung geschiehtin Kästen oder in geschützten Lagen des freien Landes. Im folgenden Frühjahr er- folgt der alte herkömmliche Schnitt auf 2/3 der Länge der Triebe, sowie das Weg- nehmen der in das Innere der jungen Krone wachsenden Zweige. Sonst wird nichts geschnitten und die ganze Pflege während des Sommers besteht in einem Auslüften der jungen Krone und einem regelmässigen Feuchthalten des kräf- tigen Bodens, der zeitweise einen Guss von Hornspähnwasser erhält. Wir sahen bei dieser Cultur Stämmchen mit zahl- reichen Früchten von ausnehmender Grösse und gutem Geschmacke von den anerkannt besten Sorten wie Antagonist, Belle Fancy, Bunkers Hill, Black Prince, Echo, Favorite, Grosse ecarlate, Go- liath, Huntsman, Keepsake, Lottery, Mountain, Monstreux, Over all, Pilot, Smiling Beauty, White Eagle etc. Die Leichtigkeit der Cultur und die Schönheit der Stämmchen verdienen ständig gehen gelassen, ja bei kräftiger | eine grössere Aufmerksamkeit für diese Unterlage duldet man selbst schon einige | Obsteultur in Töpfen. BIS. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Neue Scarlet-Pelargonien, gezogen von E. Regel. Die Darstellung, welche wir im letzten Jahrgange der Gartenflora (1866 pag. 230), in Betreff der buntblätterigen Pelargonien, deren Cultur, Vermehrung und Anzucht aus Samen gaben, ist wohl manchem unserer Leser noch erinnerlich. Wir haben nun seitdem diese Cultur im Zimmer fortgesetzt I. Neue Zierpflanzen. und in Bezug auf Entstehung der buntblät- terigen Pelargonien manche hübsche Beobach- tung gemacht, — die allerdings den Gärt- nern, die sich mit Erzielung buntblätteriger Spielarten der Scarlet-Pelargonien beschäf- tigen, nicht neu sein werden, — die aber doch bis jetzt nirgends publizirt wurden und deshalb sowohl für die Wissenschaft, wie für den grössten Theil der Gartenfreunde und selbst Gärtner, Neues enthalten. Wir werden diese Beobachtungen in einer der folgenden Nummern der Gartenflora publi- ziren. Heute wollen wir unsern Lesern nur das Resultat, das Betruchtungen der schön- blühenden Scarlet-Pelargonien unter einander hatten, in Kürze mittheilen. Als Samenträger hatten wir theils die hübschen weissen und weiss und rosarothen Sorten (P. zonale boule de neige, Eugen Mezard, Hermann Stenger, Frangois Des- bois), — theils das rosarothe P. Madame Cassier verwendet. Diese wurden theils unter einander, theils mit dem Blüthenstaub der buntblätte- rigen Sorten mit grossen rothen Blumen, wie von P. Flower of the day, Mistress Pol- lok, the little Petetc. befruchtet. Umgekehrt wurden auch diese buntblätterigen Pelargo- nien mit den genannten Scarlet-Pelargo- nien befruchtet. Wir theilten nun schon früher mit, dass die massenhaft erhaltenen Samen gut keim- ten, dass aber nur die kräftig keimenden Pflänzchen mit grünen Cotyledonen alle auf- gebracht werden konnten, während die mit bunten Cotyledonen nur theilweis aufkamen und die mit gelben Cotyledonen sogar fast alle abstarben, bevor sie das erste Blatt bil- deten. Neben der kleinen Anzahl buntbtätte- riger Pelargonien, die wir auf diese Weise erzogen, erhielten wir nahe an 500 Stück Pelargonium zonale mit theils stark gezon- ten, theils nicht gezonten grünen Blättern, die im Sommer 1867 einen wahrhaft pracht- vollen Blüthenflor lieferten. Ein Theil der- selben stellte die oben erwähnten Stamm- pflanzen, wie P. zonale boule de neige, Eu- gen Mezard, Francois Desbois, Madame Cas- sier fast vollständig wieder dar, der grösste Z. 1867. 305 Theil derselben zeigte aber eine grosse Ver- schiedenheit von anderen Farbennüancen, die von rosa durch lachsroth bis zum feu- rigsten Scharlach und Zinnober oder Tür- kischroth allmälig abänderten. Mit Berücksichtigung der Färbung, fer- ner der Grösse und Dichtigkeit der Blumen- dolden, der Grösse und des Baues der ein- zelnen Blumen, suchten wir die folgenden 17 Sorten heraus, die ala die schönsten und ausgezeichnetsten Sorten von 7 anwesenden Gärtnern und von dem Unterzeichneten an- erkannt wurden. Hoch über die Blätter empor getragene, sehr grosse und reichblumige Blüthendolden mit meist ausserordentlich zahlreichen, dicht gedrängten Blütken, sehr grosse Blumen, deren Blumenblätter mit den Rändern sich decken, was wir bei den Beschreibungen durch “Petalen sich deckend‘ bezeich- nen, zeichnen die Mehrzahl dieser Sorten aus, deren Beschreibung als vorzüglich schöne dekorative und sehr effektvolle Sorten für Blumengruppen wir im Folgen- den geben. — 1) J. Kesselring !). Pflanze mittelhoch, von robustem, sehr stark verästeltem Wuchse, Blätter „dunkelgrün, mit breiter brauner Zone. Die mittelgrossen, sehr dichtblumigen Blüthendolden erscheinen ausserordentlich dankbar, zur Zeit der Blüthe den 1 bis 1!/, Fuss hohen Busch, ganz mit Biumen über- deckend. Blumen gross, leuchtend carmin- rosa mit weisser Zeichnung und Randung; die Petalen sich deckend. Aehnlich Francois Desbois, aber vollblumiger und die rothe Farbe viel intensiver und brillirender. Unter den rosaroth und weiss gefärbten -Sorten die schönste. 2) H. Höltzer ?).. Wuchs mittelhoch, stark verästelt. Blätter mattgrün, mit breiter derber dunkelbrauner Zone. Blumendolden gross und reichblumig. Blumen gross, ge- sättigt glänzend lachsroth, mit kleinem 1) Obergärtner im Pomologischen Garten des Referenten. 2) Gelehrter Gärtner im Kaiserl. Botan. Garten. 20 306 weissem Auge im Centrum. Blumenblätter sich deckend. 3) K. Gaugler?). Wuchs mittelhoch, stark verästelt. Blätter matt dunkelgrün, breit braun gezont. Blumendolden gross, lebhaft rosa-lachsfarb, mit kleinem weissem Auge. Petalen sich deckend, die obere am Grunde mit dunklern Adern. 4) Md. Isaac. Wuchs mittelhoch, üppig, ästig. Blätter mit breiter, starker, fast schwarzer Zone. Blüthendolden sehr gross und dicht- blumig. Blumen gross, gesättigt lachsroth, mit weissem Auge. Petalen sich deckend, die beiden obern am Grunde mit je 2 hel- lern Streifen. 5) Madame Ender. Wuchs mittelhoch, üppig, ästig. Blätter braun gezont. Blü- thendolden sehr gross und reichblumig. Blumen gross, ziegelroth mit lachsfarbener Nüaneirung, Auge weiss, Petalen sich deck- end, am Grunde der beiden obern Petalen dunklere Adern. 6) P. Wolkenstein %). Wuchs mittel- hoch, üppig, stark verästelt. Blätter mit breiter brauner Zone. Blüthendolden sehr gross und reichblumig, wenn alle Blumen entwickelt, eine kugelförmige schneeballen- förmige Dolde darstellend. Blumen gross, scharlach-ziegelroth, mit kleinem weissem Auge. Petalen sich deckend, am Grunde der obern Petalen ein hellerer Fleck und dunklere Adern. 7) A. Rochel?). Wuchs hoch, robust. Blätter mit breiter brauner Zone. Blüthen- dolde gross, reichblumig. Blumen gross, leuchtend ziegelroth mit rosa Nüance und weissem Auge. Petalen sich deckend, mit dunklern Adern am Grunde der beiden obern. 8) A. Satory ®). Wuchs mittelhoch, 3) Obergärtner beim Herrn P. Buck in Petersburg. 4) P. von Wolkenstein, Sekretär des Gar- tenbauvereins in St. Petersburg. 5) A. Rochel, Kunst- und Handelsgärtner in Petersburg. 6) Der Maler, der die Abbildungen der Gartenflora verfertigt. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. üppig, stark verästelt, Aeste von fast weisser Färbung. Blatt gross, am Rande freudig grün, mit braunschwarzer derber Zone, in der stellenweise röthliche Flammen auftre- ten. Das Centrum des Blattes innerhalb der Zone ist lebhaft gelbgrün, mit einzelnen grünen Streifen. Blüthendolden miftelgross. Blumen ziegelroth mit rosa, mittelgross. Petalen mit den Rändern einander fast deckend. Ist eine, besonders durch die Färbung der Blätter dekorative Art, die als Einzel- pflanze, wie zu ganzen Gruppen verwendet, einen sehr guten Effekt macht. Aus der Befruchtung der buntblätterigen mit den ge- zonten grünblätterigen Scarlet-Pelargonien entstanden. — 9) A. Stadler). Wuchs mittelhoch. Blätter hellgrün, mit sehr schwacher un- deutlicher Zone. Blüthendolde gross. Blu- men sehr gross, schön türkisch-roth. 10) K. Karsten®). Wuchs mittelhoch. ästig. Blätter hellgrün, mit breiter, fast schwarzer Zone. Blüthendolde sehr gross, reich- und dichtblumig. Blumen gross, zie- gelroth, mit zinnober Nüange und grossem weissem Auge. 11) Madame Regel. Wuchs mittelhoch. robust, stark verästelt. Blatt gross, dunkel- grün, mit breiter schwarzbrauner Zone. Blüthendolde gross, reichblumig. Blumen sehr gross, glänzend carminrosa, mit klei- nem weissem Auge. Petalen sich deckend. 12) A. Severin ®). Wuchs hoch und robust. Blätter mattgrün, mit breiter dun- kelschwarzgrüner oder fast schwarzer Zone. Blüthendolden gross, sehr zahlreich erschei- nend. Blume gross, brennend scharlach, mit grossem weissem Auge. Petalen sich deckend. Varietät von grossem Effekt. 13) E. Ender ?). Wuchs hoch, üppig, stark verästelt. Blätter mit dunkelbrauner Zone. Blüthendolde mächtig, dicht, schnee- ballenförmig. Blumen gross, von reiner, leuchtend vermillon Färbung, mit weissem 7 u. 8) Gärtner im Bot. Garten. 8) Gelehrter Gärtner im Bot. Garten. 9) Gelehrter Gärtner am Bot. Garten. II. Neue Zierpflanzen. Auge. Petalen einander deckend. Varietät von grossem Effekt. 14) Madame Severin. Wuchs mittel- hoch, stark verästelt, üppig. Blätter mit breiter dunkelbrauner Zone. Blüthendolde gross. Blumen sehr gross, carminrosa, mit kleinem weissem Auge. Petalen einander deckend. — 15) Fräulein Matty. Wuchs hoch, stark verästelt. Blätter freudig grün, mit fast schwarzer breiter Zone. Dolde gross, reichblumig und sehr dicht. Blumen gross, feurig zinnober, mit weissem Auge. Petalen einander deckend. — 16) J. Skrizeny 1°). Wuchs hoch, üp- pig, stark verästelt. Blüthendolde sehr gross, reichblumig. Blumen gross, leuchtend zinnober, mit weissem Auge und beim Ab- blühen mit rosa Schiller. Petalen sich deckend. 17) ©. Güldenstädt 1). Wuchs hoch, üppig, stark verästelt. Blatt hellgrün, mit breiter brauner Zone. Blüthendolde sehr gross, reichblumig. Blumen gross, dunkel- scharlach, mit weissem Auge und sich deckenden Petalen. b) Beschrieben in verschiedenen Zeitschriften. 18) Italienische Camellien. Hr. V. Botti hat durch Hrn. Ant. Casabona mehrere neue Camellien in Handel gebracht, wie: Albino Botti von rother Farbe, bläulich ge- adert und dunkelweissen Flecken (7 Fres.) , — Alessandro Botti von rosenrother zarter Farbe, mitbreiten, weissgeränderten Blumen- blättern (7 Fr.); — Adelina Dechaurand, tief roth, noch dunkler im Centrum, alle Blumenblätter von einem breiten weissen Band gefurcht (10 Fr.); — Amalia Botti nova, zartes rosa, lebhaft rosa geadert, mit weiss geränderten und karmingestreiften Blu- menblättern (7 Fr.); — Dittatore Garibaldi, Elfenbeinweiss mit carmin- und rosarothen Punkten, Streifen und Flecken (10 Fr.); — Professor Bruzzo blaulich roth, fast ardoise, sehr oft weiss gestreift (7 Fr.) u.m.a.u.m.a., (L’ortieolt. lig. Genova 1. Jul. 1867). 10 u. 11) Gärtner im Bot, Garten. 307 19) Silybum Marianum Gärtn. Herr Sisley lenkt die Aufmerksamkeit der Blu- menfreunde auf eine Pflanze, welche wegen ihrer schönen grossen, wellenförmigen, grü- nen, weiss marmorirten Blättern einen Platz als Zierpflanze in den Gärten verdienen würde — diess ist Silybum Marianum — die in Istrien, Dalmatien wild vorkommt; sie wird 1,50 Met. hoch, liebt eine sonnige isolirte Stelle, an welcher sie sich dann in ihrer ganzen Schönheit entfaltet. Sie muss an Ort undStelle gesäet werden. — Das Ver- pflanzen verträgt sie nicht, oderman säet sie in Februar oder März in kleine Töpfe, im Warmbett und pflanzt sie dann, wenn die Ge- fahr der Fröste vorbei, an den bestimmten Ort. 20) Melianthus major verdiente von Blumenfreunden wegen seiner grossen, him- melblauen, gezähnten und gezackten Blättern berücksichtigt zu werden; man darf diese Pflanze aber nicht zur Blüthe kommen las- sen; sie erhebt sich zu 2 Met. Höhe und da verliert sie alle Schönheit. N. 12. de 1867). (Vortie. ligure ec) Abgebildet in der Revue horti- cole 1867. 21) Anemone japonica Honorine Jobert (pag. 11). Ein vom Hrn. Jobert in Ver- dun auf einer Pflanze von Anemone japo- nica elegans erzeugter Dimorphismus. Blu- men einzeln auf einem 20 Cent. langen Stiele, sehr gross, weiss, mit breiten unre- gelmässig obovalen Blumenblättern, von de- nen die drei äusseren leicht bläulicht. 22) Dianthus Meldensis (p. 12). Eine schön dunkelrothe, sammtartige, wohlrie- chende halbgefüllte Nelke mit kurz gezähn- ten Blumenblättern; sie wurde aus der Cham- pagne von einem Blumenfreunde nach Meaux gebracht und daher der Name. 23) Griffinia Blumenavia (p. 32). Im Maiheft dieser Gartenflora $. 153 finden wir die bezügliche Beschreibung, nur fügen wir die Bemerkung bei, dass die anderen noch bekannten Griffinia-Arten wie hyaeinthina, parviflora, intermedia und Liboniana nach Hrn. E. A. Carriere’s Ansicht nur Varietäten einer und derselben Typusart sind. 24) Cotoneaster Fontanesii Spach. (p.33). 20? 308 Ein sehr schöner, 1 Met. hoher Zierstrauch, welcher namentlich wegen seiner schönen korallenrothen, 8—10 Millim. grossen Früch- te neben anderen mehr dunkelblätterigen Gesträuchen einen herrlichen Anblick ge- währt. 25) Poiree Carde du Chili (p. 52). Un- ter den verschiedenen Mangold -Pflanzen zeichnet sich diese wegen Grösse und Far- benspiel der Blätter am meisten aus; letztere sind 60-80 Cent. gross, der Blattstiel am unteren Ende 10—20 Cent. breit, ist in der Mitte rosafarbig, gegen den Rand zu schön hochroth, auch sehr oft violet oder orange- farbig u. s. f.; die Blattnerven ebenfalls gleich gefärbt — die Rückseite des Blattes bietet ebenso schöne aber verschiedenartige Farben. Diese Pflanze bildet sogar im Topf gezogen in Wintergärten einen prachtvollen Anblick und übertrifft manch andere, so prunkvoll importirte buntblätterige Pflanze. Ausserdem ist dieselbe als Gemüse ver- wendbar. 236) Deutzia crenata flore pleno (p. 72). — vor einigen Jahren aus Japan in Europa eingeführt — bildet sie einen der schönsten Ziersträucher und verdient um so mehr grössere Verbreitung, da sie in jedem Boden und in jeder Lage gedeiht. 297) Poire maude (p. 72). Diese Birne, vom savoyischen Maud = Most, um Bonne- ville besonders eultivirt, wird als eine be- hufs Bereitung von Obstwein sehr vortreff- liche Sorte anerkannt und zur weiteren Ver- breitung anempfohlen. — Der sehr kräf- tige, hohe, mit breiter Krone ausgezeichnete Baum blüht zwischen dem 15. und 30. April und trägt zahlreiche Früchte, die in der zweiten Hälfte des Monats September reifen und die entweder einzeln oder bouquetweis zu 2—5 an den Zweigen herabhängen. — Die Birne ist mittelgross, rund, mit glatter Schale, von graulicht grüner, roth punktir- ter, an der Sonnenseite rother Farbe; das Fleisch derselben ist grob, griesig, nament- lich um den Kern herum; der Saft reich- lich, herb und süss. — Der Baum erreicht einen beträchtlichen Umfang, bei Reret, un- weit Bonneville, finden sich viele von 2Met.; — die Fruchtbarkeit derart, dass ein einzi- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ger Baum über 1000 Liter Cider liefert; dieser ist sehr klar, sehr süss und schäu- | mend; gut bereitet erhält er sich mehrere ı Jahre, verliert aber dann von seiner Süsse und wird berauschend. — Dieser Birnbaum verlangt einen guten fruchtbaren Kalkboden; zu vermeiden sind sehr kalte, den Winden ausgesetzte Gegenden. Schliesslich noch zu bemerken, dass die Früchte mit der Hand abzunehmen sind, 28) Fremontia californica (p. 91,) — über nähere Details dieser Pflanze verweisen wir auf den Jahrgang 1866 dieses Journals S. 377. 29) Chasselas hatif de Montauban (p- 92). — Diese frühzeitige Tafeltraube hat grosse Aehnlichkeit mit dem Gros Cou- lard; sie unterscheidet sich von dieser durch mehr Stärke derRebe, durch grössere Trau- benkörner und frühere Reife (in der zwei- ten Hälfte des Monats Juli). Herr Jamin, Obstzüchter zu Bourg-la-Reine erkennt diese Sorte als eine der vorzüglichsten Tafel- trauben. 30) Mimosa floribunda (p. 111). Dieser sehr astreiche, dornige Strauch aus Cumana in Brasilien bringt unzählige, sehr schöne blaulicht rosafarbige Blüthen, welche auf 1 Cent. langen Stielchen kugelförmig auf einer Art von Aehre oder langen Traube vertheilt sind. 31) Cosmos chrysanthemifolia? (Cos- mos chrysanthemifolia De Cand., Cosmea chrysanthemifolia Sp., Cosmos chrysanthemi- folius Humb. et Bonpl.) wird als eine aus- dauernde und aus Neuspanien stammende Pflanze angegeben; die im Museum zu Paris vorfindliche Pflanze stammt aus Mexico und scheint einjährig zu sein — daher der Zwei- fel der Artbenennung. Diese Pflanze trägt zahlreiche einzeln gipfelständige, sehr schöne gelbe Blüthen; die Blumen der Scheibe klein, röhrig, die des Randes länglicht zun- genförmig. Die Blüthezeit dauert bis zum Herbst, in Töpfe versetzt, ziert diese Cosmos den ganzen Winter hindurch die Gewächs- häuser. 32) Glaieuls Jacob et Bramfarina (p. 131). Hr.Sieph. Arragon in Chapareillan (Isere) hat durch mehrere Jahre einige 30 Varie- II. Neue Zierpflanzen. täten von Gladiolus cultivirt, welche nach seiner Ansicht durch künstliche oder zu- fällige Befruchtung unter den verschiede- nen Arten von Gladiolus psittacinus, blan- dus, cardinalis, floribundus und ramosus entstanden sein dürften. Die von ihm vor- genoınmenen Cultur-Versuche haben seine Vermuthung bestätigt — er hat die zwei ersten Siegwurz-Arten mit den drei letzteren auf verschiedene Weise befruchtet und 135 Varietäten davon erzeugt, welche die her- vorragendsten Charaktere einer jeden Spe- eies besitzen, in der Tracht der Pflanze, der Grösse der Blüthe, der Farbe u. s. w. — In Betreff des Fleckes, welcher sich in der Mitte der unteren Blumenblätter vorfindet, den Gladiolus in allen seinen Arten charac- terisirtt und welchen viele Blumenzüchter gänzlich entfernt sehen möchten, bemerkt Hr. Arragon, dass er ein einziges Mal Blumen ohne diesen Fleck erhalten habe, bei der zweiten Blüthe sei er aber wieder erschienen, dass er aber sehr bedauern würde, diesen Fleck vermissen zu müssen, da er eine der Schönheiten der Gladiolus- Blüthen bilde. — Die Knollen dieser von ihm erzeugten Varietäten gedeihen sehr gut. Die Blüthezeit beginnt Anfangs Juli und dauert ohne jede Unterbrechung bis Hälfte October fort. 33) Solanum macranthum Hort. (p. 132). Das Vaterland dieser wegen ihrer Blätter und Blumen ausgezeichneten Pflanze dürfte wahrscheinlich Asien sein. Dieses Solanum erreicht eine Höhe von 4—6 auch mehr Meter, sie hat dicke, stachlige, behaarte Sten- gel und Blätter, letztere 60—70 Cent. lang und eben so breit, an der oberen Seite dunkelgrün, an der unteren mehr lichtgrün; Biumen 5—8 Cent. gross, von schön violet in’s viola lila, und in’s weisse übergehend. Im Herbste wird diese Pflanze in Töpfe versetzt und im Warmhaus überwintert. (Siehe Gartenfl, 1865 S. 20.) 34) Berberidopsis corallina Hook. f. (p. 152). Diese in den Waldungen von Val- divia entdeckte Schlingpflanze hat dunkel eochenillrothe Blüthen, welche an 3—6 Cent. langen Stielen büschelweise herabhängen. Um diese Pflanze in ihrer ganzen Schönheit — 309 würdigen zu können, muss man sie im Kalthaus an eine Wand oder an eine Säule in die Erde pflanzen. 35) Peche jaune hatif de Doue (p. 152). Dieser frühzeitige Pfirsich ist sehr gross, un- gleichseitig, nämlich die eine Hälfte ent- wickelt sich mehr als die andere; sie hat eine sammtartige gelbe, roth gefleckte Schale; das Fleisch ist sehr leicht oder gar nicht an den Kern anhängend; sehr schmel- zend, saftig, süss, von feinem, etwas der Zwetschge und der Aprikose ähnlichem Ge- schmacke; sie reift gegen Ende August, Diese Pfirsichart wird von den Gebrüdern Chatenay in Dou& künftigen Herbst in Handel gebracht werden. Ass.) 36) Columnea erythrophaea Dec. (p. 179). Diese Pflanze aus der Provinz Chiapas in Mexico verdient alle Würdigung, weil ihre Blüthezeit Ende Herbst beginnt und nament- lich im Warmhaus den ganzen Winter hin- durch reichlich blüht, und ‚überdiess die schneeweissen beerenartigen Früchte eben- falls zu ihrer Schönheit beitragen. Die Blu- men einzeln aufsammetnem krumgebogenem Stiele; Kelch dunkelrosa, fünflappig von der Basis scharf spitz zulaufend, mit schwach gezähntem Rande. Blume zweilippig, röh- renförmig, circa 8 Cent. lang, von schön dunkel zinnoberrother Farbe, sammetartig, in 2 Lappen getheilt, der untere breit, ge- bogen, die zwei seitlichen kleiner, der obere helmartig spitz endend; vier Staubfäden, gleich lang wie die Blume, die Antheren sehr kurz, oval. 37) Pöche Baron Pears (p. 172). Diese Pfirsichvarietät wird von Hrn. Baron Pears zu Oostcamp bei Brügge in Belgien cultivirt und sehr anempfohlen; sie reift gegen Ende September; sie ist von schöner Grösse, ein- seilig, mehr breit als lang; die Schale flau- mig roth gefleckt, an der Sonnseite blass grasgelb; Fleisch nicht an dem Kern fest- sitzend, weiss, um den Kern herum leicht rosafarbig; sehr schmelzend, saftig, etwas wenig säuerlich. 38) Cassia floribunda Hort. (p. 188). Dieser Strauch, dessen Vaterland unbekannt, hat auf langen Achselzweigen zahlreich auf- sitzende Blumen von sehr schöner gelber 310 Farbe; Kelch ungleich, 5-theilig, blassgrün, in’s grünlich-gelbe übergehend; Fahne sehr gross herzförmig ausgeschnitten, die Flügel ganz, oval, Schiffichen oval, mehr schmal. Diese Cassia-Art blüht ununterbrochen bisin den späten Herbst hinein. 39) Malus sibirica coccinea (p. 184). Dieser Apfelbaum bietet im Frühjahre mit seinen unzähligen weissen, etwas fleischroth gefärbten -Blüthen, dann im Sommer mit seinen glänzenden, dunkel cochenillerothen Früchten einen herrlichen Anblick. — Das Museum d’histoire naturelle in Paris ist gerne bereit, Pfropfreiser von dieser Apfel- sorte zu überlassen. 40) Polymnia pyramidalis Triana (p.211). Diese Pflanze hat ihr Vaterland in der sub- ‚alpinen Region, s. g. Tierra fria, in 2900 Meter Meereshöhe der Cordilleren in Neu- Granada, zwischen Cerasus amygdalifolia, Salix Humboldtiana u. a. und ist die einzige dieser Art, die einen baumförmigen Wuchs hat; sie zeichnet sich aus durch ihre schlanke Form, durch ihre pyramidenförmige Krone und durch ihren langdauernden Blüthen- reichthum. Was Tracht und Vegetation an- belangt, so ist diese Polymnia zu Ferdi- nanda, Cosmophyllum, Verbesina zu stellen; wie die Ferdinanda eminens bildet sie den Sommer hindurch im Freien mit ihren gros- sen goldgelben Blumen eine wahre Zierde. 41) Raisin precoce de Saumur (p.211). Diese Varietät stammt von einem Sämling der Ischia-Traube, sie hat aber das Eigen- thümliche, dass sie zu den weissen Muscat- trauben gehört; während die Ischia-Traube doch schwarz und keine Muscat ist und Aehnlichkeit mit der Madelaine noire oder der frühzeitigen Morillon, hat. Hr. Cour- tiller, Obstzüchter in Saumur, erklärt diese Eigenthümlichkeit ‚daher, dass die Ischia- tebe, von welcher die Samenkerne entnom- men waren, neben einer Muscat-Rebe stand; er fügt die Bemerkung bei, dass die Samen dieser frühzeitigen Saumurtraube Sämlinge gegeben hatten, welche der Typusart sehr nahe standen. Diese neue Trauben-Varietät, auch als Raisin de Courtiller bekannt, hat weisse, sphärische, gewöhnlich grosse Bee- ren, einen süssen Muscatgeschmack; sie ist Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht allein eine der geschmackvollsten Trauben, sondern auch eine der frühzeitig- sten; trotz ihrer schlechten Lage hatte sie im v. J. 1866 schon zur Hälfte August ihre Reife erlangt. 42) Grenadier Legreilliüi (p. 232). Die Gattung Punica zählt nur eine Species, um- fasst aber eine grosse Anzahl von Varietäten. Die Punica nana, von einigen Autoren als selbsständige Art betrachtet, ist nach Herrn A. Leroy nur eine Varietät der gewöhn- lichen Species; unter den vielen Varietäten, mit gelblich weisser Blüthe, mit gelüllter weisser, roth gefüllten u. m. a., zeichnet sich am meisten die Legreilliische Granate, auch Granate von Japan benannt, aus; sie bildet einen kräftigen Strauch mit zahlrei- chen Blumen, welche halb gefüllt, meistens zu 3—4, selten einzeln an den Endspitzen der kurzen Zweige aufsitzen. Die Blumen sind rosa gefärbt, weiss gestreift oder ge- fleckt, Blumenblätter gekräuselt. Die Blü- thezeit beginnt 14 Tage früher als bei den anderen und dauert bis in späten Herbst hinein. Hr. Leroy erhielt diese Punica im Jahre 1860 aus Belgien; kann aber nicht mit Bestimmtheit ihr Vaterland, ob aus Ja- pan angeben. 43) Pomme Reinette d’or (p.233). Um Bordeaux wird dieser Gold-Reinette- Apfel als einer der Geschmackvollsten sehr ge- schätzt — er ähnelt dem weissen Calvill- apfel; hat einen breiten tiefen Nabel und reift im Februar oder März. 44) Primula sinensis fl. pl. Lindl. (p. 250). Ausser den vielen in Farbe und Grösse schon bestehenden Varietäten — weiss, kupferbraun, gestreift, gefranzt u. S. W., wurden schon im Jahre 1838 durch künst- liche Befruchtung von Hrn. Anderson in London zwei Varietäten erzeugt, mit weis- sen und rosafarbigen, fast gefüllten Blumen, die dann im v. J. 1866 auch Hr. Tarlot Obergärtner auf Schloss Bagatille durch Samen erhielt, welch letztere aber noch eine weitere Eigenthümlichkeit besitzen. Es ist eine fast festgestellte Regel, dass der Blatt- und Blumenstiel, sowie auch die un- tere Seite der Blätter der Typusart von mehr röthlicher Farbe sind und dass diese Farbe III. auch an benannten Pflanzentheilen der rosa- farbigen Varietäten beibehalten ist, während bei den weissblühenden Varietäten dieselben grünlicht gefärbt sind — nun aber findet sich bei den von Hrn. Tarlot cultivirten Va- rietäten gerade das Gegentheil. — Die ge- füllten chinesischen Primeln geben äusserst wenig Samen, daher geschieht die Vermeh- rung durch Wurzelvertheilung. 45) Peche Madelaine blanche de Doue (p: 251). Diese Pfirsichart ist von mittlerer 1) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Section für Obst- und Gartenbau. Sitzung am 24. April 1867. In statistischer Beziehung theilte der Secretär mit, dass Anfang Januar 1866 die Anzahl der Mitglieder der Section, 108 hiesige und 251 auswärtige, zusammen 359 gewesen sei, von denen 125 einen gütigen Extra-Beitrag zur Unterhaltung des Obst- Baumschulgartens leisteten, dieGesammtzahl der Mitglieder sich aber seitdem auf 371 gehoben habe und ferner, dass im Jahre 1866 sich 63 Mitglieder an dem bestehenden Lesezirkel betheiligten, in welchem 28 Zeit- schriften, Bücher und kleinere Schriften gärtnerischen Inhalts cursirten, aus demsel- ben aber ausser den Fortsetzungen von Zeitschriften und Vereinsberichten an die Bibliothek der Schlesischen Gesellschaft 32 neue Nummern abgeliefert wurden und das Arnoldi’sche Obstcabinet einenZuwachs von 2 Lieferungen mit 12 Früchten erhielt. Hierauf trug der Herr Sekretär einen von dem Lehrer Herrn Oppler in Plania bei Ratibor verfassten und eingesendeten Auf- satz vor, über den Annaberg bei Gnadenfeld in Oberschlesien. Herr Oppler schildert nun die herrliche Aussicht, welche sich von dem 1500 Fuss über der Meeresfläche hohen, der Annaberg benannten Basaltkegel darbietet, an dessen Fusse nach allen Richtungen hin und in weiter Ausdehnung Kalk lagert und Notizen. 311 Grösse, mit flaumig wolliger, gelblicht weis- ser Schale, an der sonnigen Seite leicht rosa violett gefärbt; manchmal auch nur rosa gefleckt oder gestreift, wie bei ders.g. Malta Pfirsich. Das Fleisch ist an den Kern nicht ansetzend, oder nur manchmal mittelst faserigen Bündeln; sehr saftig, süss, wohlrie- chend. Sie reiftin der zweiten Hälfte des Mo- nats September. In Paris ist aber dieser Pfirsich, wahrscheinlichin Folge desungünsti- gsenKlimas, nicht sehr geschmackvoll. (S-r.) Notizen gebrochen wird und sodann den an dessen südlichem Abhange gelegenen, 7 Morgen grossen, von einer hohen Basaltmauer schützend eingeschlossenen, auf tiefgrundi- sem Basaltboden angelegten, auch einen 300 Fuss tiefen Brunnen in sich fassenden Klo- stergarten und hebt sodann hervor, wie nicht nur schon am Fusse des Berges, auf den Anfängen des Basaltgrundes, sondern vorzüglich in den zu der Gemeinde Anna- berg gehörigen, an der Lehne des Berges gelegenen Gärten Wallnuss- und Pflaumen- bäume, aber auch Spalier-Pfirsich und Apri- kosenbäume kräftig gedeihen und fast all- jährlich reiche Ernten liefern, Fröste aber nur selten und dann nur geringen Schaden anrichten, so zwar, dass, wenn im Thale die Zierblumen des Freilandes durch zeitig eingetretenen Frost bereits getödtet sind, oben auf dem Berge die Georginen noch in schönster Blüthe stehen. Aus den Gärten der Ortschaften Annaberg und Leschnitz werden grosse Quantitäten Obst vermittelst der Obst-Pächter und Händler durch einen grossen Theil Oberschlesiens zum Verkauf gebracht. Leider wird auch hier das Obst in noch bei Weitem nicht baumreifem Zu- stande abgenommen und dadurch dessen Güte und Dauer geschädigt; auch fehlen ed-. lere Sorten fast gänzlich, wie z, B. die aus österreichischen Gebirgsdöriern häufig ein- geführte, so schön colorirte, vortxeflliche 312 „Weisse Herbst-Butterbirne‘ (Beurre blanc). Um die Cultur des Klostersgartens macht sich der Conventual-Pater, Herr Ladislaus Schneider, besonders verdient, welcher in demselben auch eine grosse Anzahl schön- blühender, in der Nähe des auch für Bota- niker interessanten Annaberges wildwach- sender Pflanzen pflegt, neben denen sich auch eine sehr grossblätterige Varietät des Epheu befindet, welche aus einem kleinen Thale auf ehemaligem Waldboden wachsend entnommen ist. E. H. Müller. 2) Expedition zur Aufsuchung Leichhardt’s. Siebzehn Jahre sind es, seitdem der kühne deutsche Reisende Leich- hardt Melbourne verliess, um Australien von Süden nach Norden zu durchziehen. Nachjener Zeit kam erst die Nachricht, dass die ganze Expedition von den Eingebornen ermordet worden sei, bis endlich vor einigen Jahren M’Intyre Spuren von Leichhardt viel weiter nach Norden (unterm 22° S. Breite) entdeckte, als wo solcher nach der Angabe der Eingebornen’ermordet worden sein sollte. Unser berühmter Landsmann, Hr. Dr. Ferd. Müller in Melbourne, hat seitdem, wie wir schon früher mittheilten, sich für Leich- hardt’s Schicksal interessirt. Auf seine Ver- anlassung hat sich in Melbourne ein Comite von angesehenen Damen gebildet, welches schon eine bedeutende Summe zusammen- gebracht hat, um damit eine grossartige Expedition auszurüsten, welche über Leich- hardt’s Schicksal Aufklärung bringen soll. Um unsere Leser mit dem, was vorausge- gangen, besser bekannt zu machen, lassen wir hier einige Bruchstücke der Rede von Dr. Müller folgen, welche von demselben in der Versammlung gehalten wurde, die der Bildung des Comite’s vorausging. „Durch die Rückkehr eines ausgezeich- neten Forschungsreisenden von dem Golf von Carpentaria sind uns vor Kurzem Nach- richten gebracht, welche das tiefste Interesse an Leichhardt’s Schicksal erwecken. Herr M’Intyre, der Forscher, dessen ich gedenke, hat nicht nur unsere Kenntniss über die eingeschlagene Marschroute des langvermiss- ten Reisenden ausserordentlich erweitert, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz sondern auch die mannichfaltigen und, wie man glaubte, bestätigten Angaben über Leichhardt’s Fall unter den Händen der Ein- geborenen, in der Nähe von Cooper’s Creek, gänzlich widerlegt. Neue Hoffnungen tauchen daher auf, endlich schliessliche Beweise von dem Schicksale des verlorenen Forschers zu er- langen, und selbst dürfen wir uns dem Wahn vielleicht noch hingeben, Leichhardt’s brave kleine Schaar von einem langen und schreck- lichen Exile aus einer fernen unbekannlen Wildniss zurückzubringen. Es bedarf daher keiner weiteren Dar- legung, warum selbst nach einem Zeitraume von 17 Jahren. seit Leichhardt sein muth- volles, aber gefahrvolles Unternehmen be- gann, ein Aufruf für ihn an die Theilnahme Australiens erneuert werde; wohl aber fühle ich die volle Schwere der Stellung, welche ich bei dieser Gelegenheit einzunchmen ge- wagt, indem ich vortrete, um für Leichhardt zu wirken. Der Zweck, für welchen ich Ihre Nach- sicht in dieser Stunde mir erbitte, ist ein zweifacher, und zwar Erstens: darzuthun, in wie weit wir berechtigt sind, noch Hofi-' nung, wie schwach sie auch immer sei, zu hegen, dass Leichhardt oder irgend einer seiner Begleiter noch jetzt unter den Leben- den weilen möge; und Zweitens: Massregeln vorzuschlagen, welche als die wirksamsten erscheinen, um durch einen neueingeleiteten Versuch entweder Leichhardt und seinen Ka- meraden Hülfe zu bringen oder uns wenig- stens -über ihren Tod zu vergewissern. Ohne Zweifel werden Sie fragen: Wa- rum, nachdem wahrscheinlich vor manchen Jahren die armen Reisenden ihr stilles Grab in ferner Einsamkeit gefunden haben, wir jetzt noch zu ihrerHülfe angerufen werden? uud warum man eine so lange Zeit ver- streichen liess, ohne dass Expeditionen in verständiger und umfassender Weise ausge- sendet wurden, um den in der Wildniss Wandernden Hülfe zu bringen, da deren Rettung mit jedem entschwindenden Jahre doch sicherlich mehr und mehr hoffnungslos wurde? Ich muss hierauf antworten, dass eine II. Reihe Expeditionen von Jahr zu Jahr uns Aussicht offen liessen, Aufschluss über die Verlorenen zu erhalten. In der That, sobald im Jahre 1851 das erste Gerücht von der Vernichtung der Leichhardt’schen Expedi- tion durch die Horden der Wilden nahe am Barcoo unsere Ansiedelungen erreichte, brach Herr Gideon Lang, einer unserer Mitbürger, sofort muthvoll auf, um die Wahrheit dieser entsetzlichen Mittheilung zu prüfen. Bald darauf sandte das Gouvernement von Neu- Süd-Wales mit anerkennenswerther Schnel- ligkeit eine Partie unter Herrn Hely’s Füh- rung nach dem angedeuteten Platz des trau- rigen Ereignisses, und obgleich die Mitthei- lungen, welche wir durch die Herren Gideon Lang und Hovendon Hely erhielten, mehr- seits im Widerspruche standen und keine directen Beweise über Leichhardt’s Schicksal brachten, so trugen dieselben doch dazu bei, die Colonisten grossentheils zu über- zeugen, dass Leichhardt und seine Genossen schon im Beginn ihrer Wanderung der Feind- seligkeit der Eingebornen zum Opfer ge- fallen. Und weiter in den Jahren 1855 und 1856 boten die Untersuchungen einer Expe- dition, welche von der britischen Regierung für geographische Entdeckungen durch Nord- Australien gesandt wurde, ein Unternehmen, an welchem ich mich betheiligte, frische Hoffnung, über Leichhardt’s Zug weitere Nachrichten zu erhalten; und Gregory und seine Genossen würden es als den höchsten Triumph betrachtet haben, hätten sie es vermocht, die Ursachen von Leichhardt’s langem Verschwinden zu ermitteln. Vergeb- liche Hoffnung; sie blieb unerfüllt! Die Zeit der ersten Aufregung unserer Goldepoche verrann; und das Gouvernement von Neu-Süd-Wales, eingedenk der Verpflich- tungen gegen den unerschrockensten und thatenvollsten seiner Forscher, rief im Jahre 1857 Augustus Gregory in’s Feld, um von Neuem Leichhardt’s Spuren zu folgen; aber, obgleich dieser berühmte Reisende während seiner Sendung Aufgaben von höchster geo- graphischer Wichtigkeit löste und die un. glücklichen Wanderer bis zum Barcoo ver- folgte, war es ihm doch nicht möglich, Notizen. 313 das Geheimniss von Leichhardt’s Schicksal aufzuhellen. j Hierauf folgte der erstaunliche Zug des kühnen und beharrlichen John Macdonall Stuart, alle Breitegrade Australiens von Meer zu Meer durchschneidend; und fast gleich- zeitig die traurig ereignissvolle und nie ver- gessliche Reise von Burke und Wills, den heroischen Tod ihrer Führer nach sich zie- hend, und gefolgt von einer Reihe Expedi- tionen, welche die Namen M’Kinlay, Lands- borough, Walker und Howitt in austra- lischer Geographie verherrlichten, Dennoch ist es nicht überraschend, dass bei allen diesen letzteren Reisen die Linien von Leichhardt’s Weg, wenn dieselben sich wirklich weit westwärts erstreckten, nicht aufgefunden wurden; nur Walker bemerkte Spuren eines Lagers von Leichhardt nahe der Vereinigung des Alice-Flusses und des Barcoo, und errang ungewisse, aber schein- bar keine bestätigenden Beweise von Leich- hardt’s Cours nach dem Patrick-River, und vielleicht noch weiter hinaus nordwärts. In der That, wenn nicht die südlichen For- schungsreisenden, indem sie Leichhardt’s Pfad durchschnitten, ohne von den Einge- bornen geleitet zu sein, zufällig eine seiner Lagerstätten oder Anhaltspunkte berührten, so mussten sie dessen längst erloschene Spuren unbemerkt überschreiten oder an seinen vielleicht in nächster Nähe befindlichen Haltplätzen vorbeigehen , ohne es zu ahnen. Wie leicht es ist, ohne besondere sichere Führung der wilden Stämme die zurückge- lassenen Zeichen Reisender zu verfehlen, zeigt deutlich der Umstand, dass weder Gre- gory das niedrigste am Barcoo befindliche L-Zeichen, welches später Walker’s Expe- dition entdeckte, noch Landsborough die bezeichneten Bäume gefunden, welche, wie Herr M’Intyre beweist, sich am Flinders- River vorfinden und zwar einer Stelle ge- genüber, welche Landsborough passirte. Die ruhmvollen Jahre aber, während welcher in Australien und zwar in schneller Reihe ein grosses geographisches Unterneh- men dem andern folgte, scheinen vorüber zu sein. Privatunternehmungen, oft schwach an Hülfsquellen und beschränkt’ auf mehr 314 commerzielle als wissenschaftliche Grenzen, waren in letzter Zeit noch die einzigen Trä- ger jenes hohen Forschungsgeistes, welcher genug der lächelnden Landschaftszüge und Jungfräulichen Schönheit Australiens entfaltet, um uns zu erregen, das Bild seiner erhabe- nen Grösse ganz zu erfassen. Wie sehr wir auch Grund haben, dankbar zu sein für den grossen Theil unseres Wissens, der uns durch die Vorläufer der Cultur, die Squat- ters, gebracht, welche sicher, wenn auch langsam, uns mit allen unentdeckten Land- strichen des Innern nach und nach bekannt machen werden, so sind wir uns trotzdem bewusst, dass der Zug der Colonisten, wel- che dem Hirtenleben sich widmen, sich mehr den fruchtbaren Plätzen und der Küste zu- wenden wird, von wo aus Handel und Ver- kehr sich leichter ermöglichen, als dem weiten Inland, welches auf seinem mehr südlichen Pfade Leichhardt zu durchdringen suchte. Wahrscheinlich manches Jahrzehend wird noch entschwinden, ehe der einsame Platz, an welchem Leichhardt in seinem sich vorgenommenen fern westlichen Vordringen wahrscheinlich verunglückte, Ansiedelungen der Civilisation aufzeigen wird. Und gerade jetzt in dem Augenblick, in welchem durch Herrn M’Intyre’s plötzliche Entdeckungen unsere Kenntniss von Leichhardt’s Vordrin- gen in eine neue, und wir mögen mit Ge- wissheit sagen, eine hofinungsvollere Phase getreten, jetzt, da wir seine Spuren zurück- gelassen finden in einem schönen grasrei- chen Weideland, reich an Wild; — da die Unzuverlässigkeit der überlieferten Mitthei- lungen ‘der Eingebornen in Bezug auf sein Schicksal so vollständig widerlegt ist, und das Gefühl für alles Rechte und Gute uns antreibt zu Schritten für Leichhardt’s Ret- tung — gerade in diesem Moment blicken wir vergeblich umher nach einem selbst- ständigen Forscher, um die Spuren des einst mit so grossem Recht gefeierten und jetzt so ungerecht vergessenen Mannes zu verfolgen. Erlauben Sie mir zunächst auf Herrn M’Intyre’s Angaben einzugehen. Dieser Reisende, welcher, plötzlich auf der ereignissvollen Bühne australischer Ent- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. deckungen erscheinend, durch sein meister haftes Vordringen in das ferne nördliche Innere einen unauslöschlichen Ruhm geerntet hat, war erstaunt, im 22. Grad südl. Br. und nur einen Grad westlich von M’Kinlay’s Pfad die schwachen Spuren von Pferden zu finden, und zwar an einem Platze, von wel- chem man nicht weiss, dass ihn je ein For- scher beschritten. Seine Wanderung längs einem neuen, südwestlichen Arme des Flin- ders-Flusses verfolgend, wurde M’Intyre’s Erstaunen noch gesteigert durch die Auf- findung zweier Pferde, welche in unbe- schränkter Freiheit alt geworden waren, während nicht bekannt ist, dass Hunderte von Meilen umher ein heimgekehrter Rei- sender Pferde verloren oder zurückgelassen habe. Jedoch der blossen Thatsache, dass diese Pferde an diesem einsamen Platze an- getroffen wurden, würde man eine so grosse Wichtigkeit vielleicht nicht beilegen, liesse nicht die darauf folgende inhaltsvolle Ent- deckung von zwei Leichhardt'schen Baum- marken an dem östlichen Hauptarm des Flinders-Flusses es hinreichend bestätigt er- scheinen, dass diese Thiere zu Leichhardt's Expedition gehört haben müssen. Unter allen Umständen aber ist die Thatsache, dass Leichhardt jene Stelle an den Gewäs- sern des Flinders-Flusses, und zwar so weit nördlich als 20 Gr. südl. Br. erreicht hat, hinlänglich erwiesen, und so sehen wir seine Spuren 350 Meilen weiter entfernt von jener angenommenen Stelle, welche Zeuge seines Todes gewesen sein sollte! — Die Frage ist vielfach aufgeworfen wor- den: Kann Leichhardt oder irgend einer seiner Genossen noch am Leben sein? Wer wird wagen, auf blosse Muthmassungen hin dieselbe zu beantworten? Mögen nicht viel- {ache Verhältnisse, eben so sehr ausserhalb unserer Einbildungskraft wie über seine Macht und Vorsicht hinaus, die Unglück- lichen in eine entlegene Einsamkeit verbannt haben, aus welcher sie nur durch fremde Aussenhülfe befreit werden können? Kann nicht der Verlust ihrer Lastthiere, sei es durch giftige Kräuter, durch Mangel an Wasser oder andere Missgeschicke, Leich- hardt und seine Gefährten verhindert haben, II. Notizen. von einem abgeschlossenen öden Platze aus weiter vorwärts zu dringen oder zurück zu kehren? — namentlich da das tödtende Ga- strolobium, wie wir nun wissen, sich längs der Linie seiner beabsichtigten Route vor- findet. Mag nicht die schlichte Gastfreund- schaft auch auf sie ausgedehnt worden sein, welcher der einzige Ueberlebende von Burke’s Parthie sein Leben verdankte? Würde King je die freundlichen Wohnungen der Civili- sation wieder gesehen haben, hätten wir keine Sorge um ihn getragen? Und können nieht Männer, gewöhnt an Ungemach und Entbehrungen, wie unsere verlorenen Wan- derer sie erfuhren, ihr freudeloses Dasein gefristet haben bis zu diesem Tage, „hofend gegen Hoffnung;‘‘ da in unmittelbarer Nähe des Bodens, von dem unsere stolze Metro- polis sich erhob, Einer unseres Stammes während mehr denn dreissig Jahren, fast doppelt der Zeit von Leichhardt’s Entfer- nung, ein wanderndes Leben mit den Söh- nen der Wildniss führte? Ist nicht erst vor Kurzem ein Schiffbrüchiger an der Ostküste aus einer Verbannung befreit worden von so langer Zeit, als die, seit welcher Leich- hardt von den Ansiedelungen schied’? Weiter mögen Sie fragen: Was waren die Aussichten des Erfolgs von Leichhardt’s riesigem Unternehmen? was war der Plan seiner Reise und durch welches Mittel ge- dachte er die ungeheueren Hindernisse seiner Wanderung zu bekämpfen ? — Er bezweckte nichts Geringeres, als das australische Fest- land in seiner weitesten Ausdehnung von Osten nach Westen zu durchschreiten, ver- trauend,, entweder in das Quellengebiet der nördlichen Flüsse, oder lehnend an die sich vorfindenden südlichen Wasserläufe, welche in den trennenden Gebirgen und Höhenflächen des Nordens entspringen, bis gewisse gün- stig gelegene, wenn auch vielleicht weit von einander entfernte Gewässer ihn nach den Ansiedelungen der Westküste leiten würden. Dieser grosse Plan, hätte er denselben zur Ausführung gebracht, würde die Hauptzüge des ganzen Innern, welches noch jetzt ver- hüllt liegt, aufgeklärt haben. Er würde fer- ner die Fackel der geographischen Forschung hinaus in die noch weit verbreitete Dunkel. 315 heit des westlichen Inlandes von Australien getragen, und eine der grössten Aufgaben der Geographie, unbeantwortet bis zu die- sem Tage, gelöst haben. Port Essingtion, der einzige Stützpunkt der Civilisation in Nord-Australien, war verlassen und damit der einzige Zufluchtsort Jängs jener enormen Ausdehnung der Küste von Wide-Bay bis nahe zum Schwanfluss. Stuart, dessen Name unter uns immer in Verehrung gehalten werden wird, und später der jugendliche, hochherzige Kennedy, welcher sein Leben als ein Märtyrer im Felde der australischen Forschung endete, waren zurückgekehrt von Positionen nahe Central-Australien, die, wie es schien, Leichhardt behinderten, seinen geraden Marsch von Ost nach West zu neh- men. Jene Flüsse, welche die Wanderung durch die nördlichen Theile West-Australiens erleichtern, seitdem von Francis Gregory verfolgt, waren noch nicht entdeckt. Weder Stuart, noch Burke und Wills, noch irgend einer der späteren Reisenden hatten die mannichfachen schönen Theile von Mittel- Australien untersucht, welche jetzt Wanderer treundlich begrüssen. Grosse Strecken nach Süden und Westen zu wurden nach Eyre’s, Grey’s, Stuart’s und Gregory’s Angaben als undurchdringliche, wasserlose und traurige Gegenden erachtet. Können Sie daher ilıre Bewunderung dem unerschrockenen Muthe und der grossen Selbstaufopferung versa- gen, welche Leichhardt bestimmte, in das Feld zu ziehen unter so abschreckenden Aussichten? Nicht weniger verlangt der Scharfsinn, mit welchem er seinen Opera- tionsplan entwarf, unsere Anerkennung. Vorsichtig, sich nicht mit seinem schweren, langsam bewegenden Gefolge, ausgerüstet wie es war, in die gefürchteten dürren Wü- sten des Südens zu stürzen, sehen wir, wie er geschickt seinen Zug durch gut bewäs- serte, grasreiche Gegenden bis zum Flinders- Flusse windet, scharfsinnig Vortheil ziehend aus Sir Thomas Mitchell’s Entdeckungen an dem Barcoo. Wir sehen ihn eben so um- sichtig als furchtlos so weit nordwärts dringen, bis sein Weg westwärts ein sicherer erschien. Und hier verlieren wir Leichhardt aus 316 unserem Blick. Von dieser Stelle dehnt sich ein breiter, nur wenig unterbrochener Gürtel fruchtbaren Landes, in einiger Ent- fernung von der Küste, nach den nordwest- liehen Gegenden Australiens, abwechselnd mit herrlichen Basaltflächen von auffallender Pracht, deren reiche Triften fast denen der Darling-Downs gleichkommen. Durch diese Ländereien von ausgezeichneter Fruchtbar- keit würde Leichhardt mit nicht grösseren Schwierigkeiten vorgedrungen sein, als die Heerdenbesitzer, welche diese nun gierig in Besitz nehmen. Mit einer sich vermindern- den Heerde würde er sich langsam den un- zuverlässigen und kargen Gewässern des Innern von West-Australien nähern, glück- licher vielleicht, wenn er mehr der Küste folgte, weniger glücklich wahrscheinlich, wenn er dem trügerischen Inlande vertraute in seinen meistens regenlosen Strecken, aller höheren Gebirge bar und oft verschanzt mit undurchdringlichem und starrem Ge- strüpp; Gegenden, vor deren Betretung wir ! gewarnt werden, aus welchen kein einziger Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bedeutender Fluss nach dem Ocean uns leitet, in Küstenstrichen, ausgebreiteter als die irgend anderer stromloser Meeresufer der Erde. Mit beredten Worten fordert der Redner nun auf, für einen hochverdienten Mann wie Leichhardt, über dessen Schicksal man also noch nichts sicheres wisse, ja der noch sehr leicht amLeben sein könne, sich auch nach so langer Zeit noch zu interessiren, und ein Damen-Comite zu bilden, welches, die Mittel zu einer Expedition sammeln sollte, die ei- gends dazu ausgerüstet werde, um über das Schicksal Leichhardt’s Aufklärung zu schaffen. Damit geht der Redner zum andern Theil der Frage über, wie diese Expedition ausgerüstet werden und auf welche Weise nachgeforscht werden sollte. Auch hierüber verbreitete sich Dr. Müller sehr einlässlich und das Resultat seiner Bemühungen war dieBildung des Comites und die damit gege- bene Sicherheit der Ausrüstung einer Expe- dition zu obigem Zwecke. (E. R.) VW. Literatur. 1) J. Schleiden, das Meer. Berlin 1865, bei Sacco Nachfolger. — Schleiden’s Talent zur populären Dar- stellung von Fragen der Wissenschaft ist hinlänglich bekannt. In dem in Rede stch- enden Buch bespricht dieser berühmte Ge- lehrte ‚‚das Meer‘. Zunächst zeigt derselbe an bekannten, noch in unsere Zeitrechnung fallenden Beispielen, dass das Meer, welches fast 3/5} unserer Erdoberfläche bedeckt (2,463,000 Q.-M. Land und 6,798,000 Q.-M. Wasseroberfläche zeigt unsere Erde), sich beständig verändere, indem sich theils Kü- stenparthieen oder Inseln allmälig aus dem- selben erheben, theils Küstenparthieen in dasselbe versinken. So erhob sich ein Theil der Insel von Helgoland erst 800 n. Chr. aus dem Meere, während andrerseits durch ' Einbruch des Meeres im Jahre 1210 der Jahdebusen, 1277—1287 der Dollart und 1282 der Zuidersee gebildet ward. Der Verfasser führt eine lange lange Reihe sol- cher Veränderungen der Meeresoberfläche auf und geht daraui zur Zusammensetzung des Wassers über. Im Meerwasser kommen auf 100,000 Theile ungefähr 2700 Theile Kochsalz, 360 Theile Chlormagnium, 70 Theile Chlorkalium, 2 Theile Brommagnium, 230 Theile Bittersalz, 140 Theile Gyps, 3 Theile kohlensaurer Kalk und 25 Theile Rückstand Letzterer besteht aus Jod, Schwefel, Kiesel- erde, Ammoniak, Arsenik, Eisen, Kupfer und Silber. Schleiden berechnet, dass allein an Silber die Masse von 1!|, Billionen Thaler im Meerwasser enthalten sei, eine Zahl, die allerdings hoch gegriffen erscheint. Den Salzgehalt besitzt das Meerwasser IV. Literatur. nach Schleiden seit den ältesten Zeiten. In der Urzeit war solches der den Erdball um- gebenden Luftschicht in gelöster Form bei- gemischt, und als bei allmäliger Erkaltung der Erdoberfläche die Meere aus den aus der Atmosphäre herabstürzenden Wasser- massen entstanden, ward das Salz vom he- rabstürzenden Wasser aus der Luft mit auf- genommen. Das Licht dringt bis auf 700 Fuss in die Tiefe des Meeres, tiefer ist es absolut dunkel. Die Strömungen des Meeres, Ebbe, Fluth, führt Schleiden auf die Einwirkung des Sonnenlichts zurück, namentlich geht er näher auf den bedeutenden Einfluss ein, den der Golistrom auf klimatische Verhält- nisse und die Entwickelungsgeschichte der Menschheit ausgeübt hat. — Wir haben in diesen Blättern wiederholt die allmälige Entwickelung der Oberfläche unseres Erdballs und die ersten Anfänge des organischen Lebens auf demselben be- sprochen. Schleiden gibt in seiner gewohn- ten beredten Form eine ähnliche Schilderung und zeigt dabei, dass es einzig das Wasser ist, welches den ersten Anfang des organi- schen Lebens bedingt und dass auch der Boden, auf dem die Pflanzen jetzt noch le- ben, erst aus dem Wasser abgesetzt werden musste. In Bezug auf das „organische Leben“ zeigt Schleiden, dass nur solche Stoffe Träger des „organischen Lebens“ sind, die in Berührung mit Flüssigkeiten, besonders aber mit Wasser, einen grösseren oder kleineren Theil desselben in ihr Inneres aufnehmen können, ohne jedoch hierdurch ihren inneren Zusammenhang zu verlieren. Unter den 60, der Chemie gegenwärtig be- kannten Elementen, nehmen im Allgemeinen nur 4 an der Zusammensetzung solcher organischen Stoffe Theil, nämlich: Kohlen- stoff, Wasserstoff, Säuerstoff, Stickstoff, — nur zuweilen treten Phos- phor und Schwefel noch hinzu. Schlei. den entwickelt nun, wie sich im Laufe der Zeit die organischen Stoffe allmälig aus den unorganischen im Wasser hervorgebildet haben und stützt sich dabei auf die von Berthelot gemachten Versuche, 317 Schliesslich schildert Schleiden den enor- men Reichthum an pflanzlichen und: anima- lischen Gebilden,, die sich im Meere finden. Die im Meere wachsenden Pflanzen gehören alle zur Familie der Algen, von dem kleinen mikroskopischen einzelligen Pflänzchen bis zu dem aus bedeutender Tiefe emporstei- genden riesigen Seetangen, welche z. B. das bekannte Sargassum-Meer in der Mitte des Oceans bilden. Der Grössen-Unterschied ist hier so bedeutend, dass das kleinste Pflänzchen des Meeres, sich zum grössten, wie 1 zu 200,000 verhält. Linn& kannte nur 60 im Meere lebende Algen-Arten, Kützing führt deren schon 6000 Arten auf. Den Schluss des Werkes bilden Angaben über den Formenreichthum an lebenden Thieren, welche sich im Meere finden und über die ganz ungeheueren Massen der klein- sten, mit Kalkpanzer versehenen Infusorien, deren auf den Boden niedersinkende Scha- len Kreidefelsen und manche Kalklagen grossentheils zusammensetzen. Eine ebenso lehrreiche als interessante Lektüre bildet dieses Buch für Jedermann. (E. R.) 2) Mato Virgem 1860. Als Manu- seript gedruckt. Wien 1864. Mato Virgem oder kurzweg Mato ist der eigentliche Ausdruck, den die Brasilia- ner für den wahren unentweihten Urwald gebrauchen; auch die Capoceras sind un- durchdringliche, mit Lianen dicht verstrickte Wälder, von Europäern für Urwälder gehal- ten, die aber nur Partien sind, die schon einmal geschlagen worden sind und in der kürzesten Zeit wieder so ungemein über- wuchert werden, dass man sie nur durch Uebung von Mato unterscheiden kann. Im Urwalde gibt es ‚tausendjährige Riesen- bäume und gigantische Exemplare von be- sonders köstlichem Holze, die man nur in seinem eigentlichen Gebiete findet. Auch in dem Alter und der Dicke der Lianen liegt für das geübte Auge ein Unterschei- dungszeichen. — Von einem solchen Ur- walde finden wir im oben angedeuteten Werke eine vortrefiliche Beschreibung, von welcher wir nur die auf die Vegetation be- züglichen Daten entnehmen, Die Reise ging 318 im Januar 1860 von Bahia aus nach Saö Torge dos Ilheos, und von da aus stromaufwärts zur Facenda da Vittoria, einem Schweizer Namens Steiger gehörig. — Während der Flussfahrt wurde die frischgrüne Mangleve- getation bewundert, zwischen welcher Mal- pighien als Baum oder Strauch mit glänzend gelben orchideenartigen Blumen und hie und da der Inga mit den länglich zuge- spitzten, in 4-5 Theile getrennten Blätt- chen, den geflügelten Blattstielen und weiss- lichen kurzgestielten Blüthen, aus denen die Staubfäden in reichen Büscheln heraushän- gen, hervorragten, so auch prächtige Heli- eonien mit musaartigen Blättern mit ihren scharlachrothen, der Strelitzia ähnlichen Blu- menscheiden; die Mucuna urens fiel hie und da von den höchsten Bäumen über das Strauchwerk in die Fluth herab, wirrem Strickwerk ähnlich, mit wenigen Blüthen, ebenso wenigen Blättern und nur hauptsäch- lich durch die bohnenähnlichen Hülsen er- kenntlich, welche mit vielen steifen, leicht abzulösenden Haaren besetzt sind, die leicht in die Haut eindringen und brennenden Schmerz verursachen. Nicht sattsam konnten die Reisenden das Herrliche der Pflanzenwelt bewundern, als sie in den Mato eindrangen. Apocineen und prachtvolle Big- noniaceen, sowie Combretaceen und andere Schlingpflanzen bilden die reichsten Guir- landen; Bombaceen-Bäume, unter ihnen die schöne Carolinea, die Anda Pisonis, ein mäch- tiger Baum mit schlankem glattem Stamm, der sich an seiner Basis ausbaucht und mit gefingerten Blättern; der Lecitis, dessen Früchte zu Geschirren verwendet werden, der Jacaranda, der das köstliche Holz lie- fert, mit mimosa-ähnlichen, doppeltgefieder- ten 1—2 Schuh langen Blättern; die Lasi- andra, den Melastomeen angehörig, deren rosavioletten Blüthen mit den indischen Aza- leen Aehnlichkeit haben u. s. f. — „‚Unser kleiner Botaniker war hier im Uebermaass der Seligkeit, er schwamm in Wonne u. s. f.* (pag. 113); — „der Botaniker war wie be- rauscht, er wusste nicht wo anfangen, wie seine Begriffe ordnen... .; was er daheim in seinem Glashause mit voller Kenntniss, müt-gerechtem Stolze beherrschte, war hier Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nur ein Tropfen in weitem Meere; .... er hängte die Paar lateinischen Namen auf den Nagel und warf sich auf die materielle Arbeit; wie ein antidiluvanischer Pachyderm mähte er die Pflanzen, rafite die grüne Nahrung auf und dachte sich: in kommen- der Ruhe daheim werde ich schon ver- dauen; er sammelte mit wahrer Wuth, was ihm unterkam, wohl wissend, dass es hier kein Unkraut gebe u. s. w. (pag. 164). — Impo- sant ist die Xanthosoma Maximiliani mit den grossen herzförmigen Blättern von herrlichstem Grün, in deren Schatten die niedlichen Maranten mit den schönen sammt- artigen Blättern sich vorfinden; der Costus erhebt sich stolz mit glänzendem Hellgrün, die Blüthen von reinstem Weiss mit leder- artigen scharlachrothen Deckblättern stehen wie Zapfen an den Spitzen der schlanken Stengeln; die Arten Dichorisandra mit ihren dunkelgrünen, mit rothen Streifen bemalten Blättern und indigoblauen Blüthen; Clero- dendron fragrans mit dem starken wollüsti- gen Geruche; die an den hohen Erdhaufen der Ameisenwohnungen vorfindliche Spathi- carpa mit kleinen pfeilförmigen Blättern und eigenthümlich geformten grünen Blü- then; Erytrochiton brasiliense und Theo- phrasten, hoch aufschiessende Bäumchen ohne Zwischenäste, die Krone aus starken lederartisen glänzenden Blättern gebildet; die Euterpe oleracea, die nützlichste und ele- ganteste Palme, welche dem Urwäldler ein köstliches Kleinod ist, denn das Gipfelmark liefert ihm den Palmenkohl, Stamm und Blätter verwendet er zur Hütte; im Nutzen steht ihr am nächsten der Cyelanthus, in dessen Blättern, so lang sie jung sind und noch nicht zertheilt, der Urwäldler Wasser schöpft und kocht, die ihm für die Farinha als Teller dienen und sogar zum Schreiben benützt werden. Auf S. 194 wird be- merkt, dass eine eigene botanische Expedi- tion mit dem Zwecke, die Bäume Brasiliens kennen zu lernen, sehr lohnend wäre; denn viele derselben haben prachtvolle Blüthen, andere köstliche geniessbare Früchte, ein grosser Theil liesse sich in Europa mit Nutzen theils in Glashäusern, theils in den südlichen Theilen auch im Freien einführen. — IN. Literätur. Für den Kaiser). Hofgarten in Schönbrunn wurden zwei regelmässig gebaute riesige, 10 Fuss lange, mit Stacheln versehene Farn- kräuter-Exemplare aufgesammelt, aber trotz aller Sorgfalt gingen sie während der Zu- rückfahrt über den Aequator zu Grunde; — in der dunkelbraunen modrigen Wolle jedoch ging eine ganze Welt von Vegetation auf und darunter manch ganz neue Pflanze. Es wird daher (p. 207) anempfohlen, Stücke von morschen Baumstämmen und Aesten mitzu- nehmen, aus denen im Warmhause dann die lieblichsten Parasiten wachsen. Auch blosse Erde aus dem Urwalde in Säcken brachte manche neue Species. Die Farnkräuter ge- hören zu den interessantesten Repräsentanten der Flora Brasiliens, einem Sonnenschirm ähnlich breitet sich die leicht befiederte, elegante, hellgrüne Krone über einen dun- kelbraunen kerzengraden, mitunter 12 Schuh erreichenden feinen, mit Wolle und Stacheln versehenen Stamm regelmässig aus. Für einen Wintergarten wäre es eine der male- rischsten und frischgrünsten Pflanzen. (S-r.) 3) Bulletin de la Societe Imperiale des naturalistes & Moscou. 1867. Nr. 1. — Enthält an botanischen Arbeiten: 1) Die Fortsetzung der Plantae Semenovia- nae von Regel und Radde und zwar Caprifolia- ceae, Rubiaceae, Valerianeae und Dipsaceae von Regel bearbeitet, sowie von den Com- positen die Gattungen Tussilago bis Inula von F. v. Herder bearbeite. Ausser den von Semenow in der Soongarei gesammelten Pflanzen berücksichtigt diese Arbeit auch die von Ludwig im Altai und den Kirghis- sensteppen, — sowie die von Sewerzow in Kokanien gesammelten Pilanzen. Abgebil- det ist eine neue Morina. 2) Becker, Verzeichniss der bei Astra- chan gesammelten Pflanzen. 3) F. v. Herder. Plantae Raddea- nae monopetalae oder die Fortsetzung der Flora Sibiriae orientalis von Regel und Herder, enthaltend von den Compositen die Gattungen Artemisia und Myriogyne. 4) A. Fischer de Waldheim. Ueber die Struktur der Sporen von Ustilago. Der 319 Autor zeigt, dass jede der Sporen dieser Pilzgaitung aus einer äussern und innern Membran bestehe, welche sich ganz ähnlich verhalten wie beim Pollen. Die Endospore besteht aus einer zarten Haut, welche beim Keimen durch einen Spalt der festern und verschiedenartig gebildeten Epispore als Schlauch hervortritt. Es folgt die Beschrei- bung der Sporen von 30 verschiedenen Ure- dineen. 5) Petounnikow. Bemerkungen über die Cuticula und einige Secretionsorgane. In Bezug auf die Cuticula hält der Au- tor seine schon früher ausgesprochene An- sicht gegenüber Hofmeister fest, dass nämlich die Cuticula eine ganz metamorphosirte Schicht sei, die keine Spur von Cellulose enthalte. Von Sekretions-Organen wird die Function der Nectarien besprochen und ge- zeigt, dass die Sekretion von zuckerhaltigem Nektar, auch zuweilen anomal aus dem ge- wöhnlichen Gewebe stattfindet. So beobach- tete der Autor eine sehr intensive Sekretion von Nectar an den Knoten eines Blüthen- stiels von Dracaena fragrans, dessen Blumen durch die Kälte vernichtet worden waren. (E. R.) 4) Wartmann, Bericht über die Thätig- keit der St. Gallischen Naturforschen- den Gesellschaft, in den Jahren 1864 bis 1866. Als Arbeiten von weiterem Interesse in diesen beiden Bänden, erwähnen wir: a) P. Th. A. Bruhin, die älteste Flora der Schweiz, aus den Werken C. Gessner’s und seiner Zeitgenossen zusammengestellt. In dieser Arbeit werden die Bezeichnungen, welche C. Gessner und seine Zeitgenossen, für die Pflanzen der Schweiz brauchten, auf die jetzt angenommenen Namen, reduzirt. b) J. Wullschlegel, der Japanische Eichenspinner Ya-ma-mai, Mittheilung über seine Einführung, Zucht und Pflege. Der Verfasser hält diesen Bombyx für eine der beachtungswerthesten Einführungen, unter den zahlreich in den letzten Jahren eingeführten Seidenspinnern. Derselbe er- nährt sich bei uns von den Blättern der Quercus pedunculata und Quercus Robus, 320 kaun also, wo diese noch gedeihen, gezüch- tet werden. Der General-Consul Frankreichs in Japan, Herr Duchesne de Bellecourt, lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf dieses nützliche, in Japan heimische Thier. 1861 sendete derselbe die ersten Eier nach Frank- reich, welche jedoch kein Resultat lieferten. Im Januar 1863 führte Herr Dr. Pompe gute Eier in Holland ein und versandte sol- che an verschiedene Gesellschaiten Frank- reichs und Hollands. Die Eier sind grösser als die aller . andern Spinner Europas. Da sich das Räup- chen schon im Herbste im Eie entwickelt, aber erst im Frühjahr auskriecht, so dürfen die Eier im Winter nicht etwa in allzutrock- nen Räumen auibewahrt werden. Einige Grade unter dem Gefrierpunkte thun denselben keinen Schaden. 8S—14 Tage nach dem Absetzen legt man die Eier parthieenweise in Gläser mit weiten Oeffnungen, die zum Schutz gegen Mäuse oben mit Drahttuch geschlossen sind. In diesem bewahrt man sie anfangs an einem schattigen Ort, spä- ter im Keller bei + 1 bis + 3° R. auf, bringt sie aber so oft als möglich an die Luft. Wenn die Eichen ihre Knospen zu entfalten beginnen, dann klebt man mit einer Gummiauflösung die Eier an dünne Stäb- chen und befestigt letztere an die Zweige der Eichbäume. Das Auskriechen wird nun schnell erfolgen und die jungen Räupchen finden nun gerade die ihnen zusagende Nah- rung der jungen, in der Entwickelung be- griffenen Blätter. Die Zucht in besonderen Räumen ist der sehr unsichern Zucht im Freien vorzuziehen. Man schneidet hierzu Aeste des Eichbaums, stellt solche im ab- geschlossenen Raume in. Wasser ein und ersetzt solche alle 2 Tage durch frische, welche neben den alten eingestellt werden, RN Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bis alle Räupehen übergesiedelt sind. Das Lokal ‚sei sonnig, luftig, und die Wärme sollte nicht unter + 14° R. fallen. Die Raupe häutet sich 4mal und braucht 48 bis 86 Tage, je nach der Temperatur, bis sie sich einspinnt. Das Cocon ist dem des Bombyx Mori sehr ähnlich, aber grösser. Das Abwinden des festen Fadens geht leicht vor sich, nur muss das Cocon wegen eines eigenthümlichen Klebstoffs zuvor länger im warmen Wasser geweicht werden, welchem am geeignetesten noch eine alkalische Sub- stanz zugesetzt wird. Nach 36 bis 44 Tagen entwickelt sich der schöne grosse Falter. Um diese Zeit richte man im Freien, oder in einem luftigen Lokal, einen 6 Fuss hohen und je nach der Masse der Cocons breiten Zwinger ein. Derselbe wird mit dünnem, nicht appretirtem Tuche umgeben, und in denselben stellt man frische Eichenzweige in Wasser und bringt auch die Cocons hi- Dies ist der naturgemässeste Weg. Man wird so viele und auch befruchtete Eier erhalten. Wir können auf den vielfach sehr in- teressanten und lehrreichen Inhalt dieser Vereinsschrift nicht weiter eingehen. Wir verweisen unsere Leser direkt auf solche und nennen als allgemein interessante Ab- handlungen noch ec) Othm. Rietmann, zen von Neu-Südwales. d) Anderer, Mittheilungen über die Zucht des Aclanthus-Spinners. e) J. d. Weilenmann. birge f) P. Th. A. Bruhin. zur Flora Vorarlbergs. g) Ramsay. Ein Ausflug nach dem Bathurst-See bei Sydney in Australien. (E. R.)- nein. die Nutzpflan- Im Adulage- Neue Beiträge Taf 339 I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Laelia cinnabarina Batem. (Siehe Tafel 559.) Orchidee. in Lindl. Bot. Mag. L. einnabarina Batem. sert. Orchid. tab. 28. tab. 4302. — Neben den in neuester Zeit mit Vorliebe eultivirten Orchideen aus Ost- indien, da stehen jedenfalls in ebenbür- tiger Schönheit da, die prächtigen Catt- leyen, Laelien, Sobralien, Stanhopeen, Oneidien, Odontoglossen Amerikas. Die von uns beistehend abgebildete Laelia einnabarina zeichnet sich durch die zin- noberrothe Farbe der Blumen vor allen anderen Arten dieser schönen Gattung aus. Diese schöne Art ward im Jahre 1836 zuerst durch Herrn Young in Epsom aus Brasilien in Cultur einge- führt und von der damals berühmten Handelsgärtnerei der Herren Loddiges vertheilt, Die Blüthentrauben, die 4—8 Blu- men tragen, erscheinen im Mai und Juni und blühen 4—6 Wochen. Die Scheinknollen aus verdicktem Grunde walzig, ziemlich dünn, 2—5 Zoll hoch, | hängt werden. — Al. 1867. mit weisslichen häutigen Scheiden be- setzt, auf der Spitze derselben steht ein einzelnes dickes längliches Blatt. Blü- thentrauben überragen die Blätter um’s Doppelte. Cultur in der temperirten Abthei- lung des Orchideenhauses. Man pflanze in flache gewöhnliche oder durchbrochene Näpfe, in die für alle epiphytischen Orchideen bewährte Erdmischung von faseriger, in Würfel geschnittener Torferde, untermischt mit Sand, Kohlen und gehacktem Torfmoos. In gewöhnlichen Näpfen muss die Pflanze höher als der Topfrand auf einem Erd- hügel gepflanzt werden. Die Oberfläche des Ballens belegt man mit frischem gehacktem Torfmoos, das bald eine schöne freudig grüne Moosdecke bildet, Die Laelien und Catlleyen gedeihen kräftiger, wenn sie auf der Stellage nicht zu weit von den Fenstern entfernt aufgestellt werden, wie wenn sie aufge- (E. R.) 21 322 a) Eine Pflanze verkleinert. b) Eine Scheinknolle nebst Blatt in natürlicher Grösse, bpb) Rhododendron Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ec) Blüthenstand in natürlicher | Grösse. — eaucasicunam Pal RR Tine vidum. (Siehe Tafel 560.) Erieaceae. Foliis ovato-elliptieis obtusis, flori- bus stramineis intus viridi-punctatis, — Wir geben beistehend die Abbildung eines Rhododendron, welches der Peters- burger Botanische Garten schon bevor der Referent in denselben eintrat, aus dem Caucasus erhielt. Sowohl von den von uns verglichenen wild gesammelten Exemplaren, sowie von der Abbildung, wie solche Pallas (Pallas fl. ross. tab. 31) von R. caucasicum gibt, unterscheidet sich unsere Pflanze durch sehr niedrigen gespreizten Wuchs, ähnlich dem des R. chrysanthum, ferner durch breitere Blätter und endlich durch grössere stroh- gelbe Blumen, die oberhalb im Schlunde mit länglichen grünen Punkten gezeich- net sind. Dagegen kommt unsere Pflanze mit der von Hooker (Bot. Mag. tab. 3422) als R. cauc. stramineum abgebil- deten Pflanze ziemlich überein, unter- scheidet sich aber noch durch breitere Blätter und zwar gleichfalls strohgelbe Blumen, die aber keine gelbe und bräun- liche Zeichnung oben im Schlunde tra- gen, wie Hooker seine Pflanze abbildet und beschreibt. Von R. chrysanthum Pall. unter- scheidet sich unsere Pflanze nur durch die unterhalb nicht kahlen, sondern mit einem dünnen graubräunlichen Filz be- kleideten Blätter. — Bentham spricht sich im De Can- dolle’s Prodromus (VII. p. 723) über das R. caucasicum stramineum dahin aus, dass es eine Mittelform nach R. chrysanthum zu sein scheine, die er für einen Bastard zu halten geneigt sei, wenn beide Arten gesellschaftlich vor- kommen würden. — Wir stimmen mit Bentham vollständig überein und halten unsere Pflanze für eine noch ausgespro- chenere Mittelform, da sie in Wahrheit sich nur durch die Behaarung der un- tern Blattfläche vonRh. erysanthum un- terscheidet. Leider wissen wir mit Si- cherheit nichts über den Standort und das natürliche Vorkommen, dieser gelb- blüchigen Formen von Rh. caucasicum, sonst würden wir solche als eine neue gut begründete Art aufgestellt haben. Unsere in Rede steherde Form, bildet nur einen 11/,—2 Fuss hohen, sehr stark verästelten Strauch, mit aus- gespreitzten Aesten. Wie Rh. chry- santhum überdauert diesR, cau- casicum flavidum die Peters- burger Winter ohne Schädigung im freien Lande, ohne andern Schutz als einer Deckung mit Laub. Letzteres wird jedoch erst nach Beginn der stär- kern Fröste eingestreut. Jährlich blüht dieses schöne Rhododendron in Peters- burg im freien Lande mit seinen gros- » Taf 360 I. Originalabhandlungen. sen gelben Blüthendolden und gehört zu den ausgezeichnetsten und schönsten Formen der niedrigen und doch gross- blätterigen und grossblumigen Alpen- rosen. Wir haben vom hiesigen Garten aus schon wiederholt Samen dieser schönen Pflanze unter dem Namen von R. caucasicum vertheilt. Diese Samen auf Näpfe mit Heideerde gefüllt ausge- säet und etwas mit gehacktem Moose gedeckt, gehen leicht und sicher auf. Die Samennäpfe erhalten im Kalthause einen Standort dicht unter’m Fenster | und empfehlenswertheste. 323 und werden behandelt wie die Aussaa- ten von Ericen und andern Rhododen- dronarten, Die jungen Pflänzchen wach- sen aber langsam, Sie müssen einige- mal vorsichtig verstopft, dann später ein- zeln in Töpfchen gepflanzt werden, Erst nach 2 Jahren kann man auf halbschat- tig gelegene, mit Heideerde zurecht ge- machte Beete in’s freie Land auspflan- zen. Unter den harten Alpenrosen von niedrigem buschigem Wuchse ist unsere in Rede stehende Pflanze die schönste (E. R.) cd Anthurium fissum C Koch. (Siehe Tafel 561). Aroideae. A. fissum C. Koch in Ender Ind. | Aroidearum pag. 10. — Glaberrimum; caule elongato, ra- dicante; petiolis elongatis, teretibus, supra leviter sulcatis; geniculo vix se- mipollicari, tereti, supra sulcato; folio- rum laminibus e basi reniformi circuitu, subrotundis, usque supra basin pedato- 5-7-fidis, eiliptico-oblongis, acuminatis, intermediis longioribus, lateralibus decres- centibus lobo basilari ultimo basi deorsum in lobum obtusissimum producto; costis 3- intermediis ad basinliberis, lateralibus pe- dato-ramvsis; nervis lateralibus in nervum antilateraleın anastomosantibus; pedun- culo petiolo vix duplo breviore; spatha coriacea, viridi, e basi amplectente an- guste lanceolata, acuminata, initio erecta deinde reflexa; spadice subeylindrico, apicem versus paullo attenuato, fusco, spathaın subaequante, — Eine der für Dekorationszwecke schönsten Arten der Gattung Anthurium, die nach Mittheilung des Herrn Ender aus Columbien in den Garten des Hrn. Geitner zu Planitz bei Zwiekau einge- führt wurde und von unserm geehrten Freund Hrn. Prof. C. Koch Anth. fissum genannt wurde. Herr C. Koch hat aber, wie es scheint, von dieser schönen Pflanze, bis jetzt noch keine Beschreibung gegeben. Solche steht dem A. pedato-radiatum Schott und unserm A. pedatifidum zu- nächst. Das letztere ist aber stammlos, hat keine gelurchten Blattstiele, fussför- mig 9—11 lappige Blätter (in der Be- schreibung ind. sem. h. Petr. 1865 pag. 44 ist durch Druckfehler palmato 9—11- fidis statt pedato 9— I1-fidis gesagt), von denen die seitlichen Lappen lang sichel- förmig zugespitzi sind. Das A. pedato- 21 *® 324 radiatum Schott kennen wir nur aus Schott’s Beschreibung. Dasselbe scheint sich durch weniger gefurchte Blattstiele, 13 lappige Blattfläche und lang zuge- spitzte Blattlappen, deren seitliche eben- falls sichelförmig, zu unterscheiden und dürfte vielleicht mit A. pedatifidum Rgl. et Linden zusammenfallen, Der Stengel des A. fissum wächst, wenn auch langsam, doch ziemlich be- deutend in die Länge. Die Blattstiele werden bis 1!1/, Fuss lang und die Flä- che der schönen grossen Blätter erhält einen ähnlichen Durchmesser. Bei jungen Exemplaren ist die Blatt- fläche weniger gelappt, bei ausgewach- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. senen Exemplaren ist solche in 5 oder meistens in 7 Lappen getheilt, von de- nen die Mittellappen die grössten und die nach dem Blattgrunde zu immer kleiner. Der letzte und kleinste Lappen trägt an seinem Grunde stets noch einen stumpfen Lappen, womit angedeutet ist, dass das Blatt auch noch mehr Lappen erhalten kann, (E. R.) 1) Eine verkleinerte blühende Pflanze. 2) Die Blattspitze des Mittellappens eines der grössten Blätter in natürlicher Grösse. 3) Eine Blüthenscheide und ein Blüthenkolben in natürlicher Grösse. 41) Nachrichten über den Pomologischen Garten in St. Petersburg. 1) Einleitung. Es dürfte den Lesern der Garten- flora von Interesse sein, etwas von dem Pomologischen Garten zu erfahren, den der Referent in St. Petersburg unterm 60°, n. Breite gegründet hat. Der Re- ferent hat desselben zuweilen in diesen Blättern erwähnt, behielt sich aber vor, nicht früher einen Bericht über solchen zu geben, bis dieses erste Unternehmen der Art, unter so hohen nördlichen Breitegraden, unter’m Einfluss von Schwie- rigkeiten, die Klima und Boden in reich- licher Menge boten, als vollkommen gelungen bezeichnet werden könnte. Wurde doch die Möglichkeit eines Po- mologischen Gartens nebst Obstbaum- schule in Petersburg von den verschie- densten Seiten, namentlich von tüchtigen erfahrenen Gärtnern, die mit den Schwierigkeiten des Petersburger Klimas möglich bezeichnet!! Nach Verlauf ei- nes Jahres, als das Resultat der Arbeit eines ganzen Jahres fast gänzlich ver- loren ging, da fürchtete der Referent selbst, dass er dieses, für das nördliche Russland so nothwendige Unternehmen nicht durchzuführen im Stande sei. — Auch der tüchtige thätige Gärtner Herr J. Kesselring, der jetzt dem Pomologischen Garten als Obergärtner vorsteht, verzagte damals, — der Mann ferner, der den ersten Anfang des Po- mologischen Gartens mit dem ÜUnter- zeichneten gemeinschaftlich begonnen hatte, Herr Carl Heddewig, einer der ersten und tüchtigsten Handelsgärt- ner Petersburgs, — trat damals von dem Unte:nehmen zurück. Der Referent aber, der schon 5 Jahre seine Beobachtungen über den Obstbau in St, Petersburg Bekanntschaft gemacht hatten, als un- | gemacht hatte und auf diese hin die I. Originalabhandlungen. volle Ueberzeugung basirt hatte, dass Obstbau und Obstbaumschulen bei in- telligenter Leitung recht wohl möglich, — verzagte nicht, — er vertraute sei- nem guten Stern, der ihn schon durch so manche Schwierigkeit des Lebens hindurch geführt hatte, — er vertraute dem Segen, der auf einem gemeinnützi- gen Unternehmen bei energischer Fort- führung stets und immer liegt und ver- traute endlich der energischen Thatkraft des Herrn J. Kesselring. Er raffte daher alle ihm zu Gebote stehenden Mit- tel zusammen und führte das Unterneh- men fort! — Was verloren gegangen, — das war verloren gegangen, weil im er- sten Jahre bei Trockenlegung und Bearbeitung des Bodens gespart worden, und in Folge dessen noch spät im Herbste verpflanzt werden musste. Den Unterzeichneten leitete in Folge dieser bittern Erfahrung bei der weiteren Fort- führung des Pomologischen Gartens der Grundsatz, dass nur pünktliche und sorgfältige Ausführung aller Arbeiten zum Ziele führen würde, und dass jede unzeitige Ersparung in Bezug auf als nothwendig erkannte Arbeiten hundert- fachen Verlust bedinge. So ward im Verlauf von 5 Jahren in ein Land von ungefähr 20 Morgen, das zu uJieser Baumschule angekauft war, sowie für die solide Umzäunung, Baulichkeiten ete. ein sehr bedeutendes Kapital gesteckt, — aber es geschah dies nicht vergebens, denn das Unternehmen ist jetzt durch- geführt und verspricht auch fernern ge- deihlichen Fortgang. Der Zweck des vom Unterzeichneten gegründeten „Po- mologischen Gartens‘ besteht da- rin, unter’m Einfluss des Klimas von St, Petersburg, für den Norden des mitt- Russland akklimatisirtte Bäume die bis an die nördliche leren zu erziehen, 325 Grenze des Obstbaues überhaupt*) mit Sicherheit angepflanzt werden können. Zu diesem Behufe mussten die Obstsorten Russland’s zunächst studirt werden, In diesem Beginnen ward der Referent durch den Gartenbau- Verein unterstützt, durch den wiederholt Obst- ausstellungen veranlasst wurden. Dabei konnte sich der Referent überzeugen, dass noch im Klima von St. Petersburg einzelne ganz vorzügliche Sorten von Aepfeln und auch mehrere Birnen ge- deihen. — Als solche nennt derselbe beispielsweise den Borowinka, den Antonowka, die Birnäpfel der Ost- seeprovinzen oder Gruscheffka, den Karitschnewo&, den Arabsko£&, die köstlichen Klaräpfel, den rothen Sommer Calville, den Titoffka, den Aport (Kaiser Alexander) und viele andere wirklich vorzügliche Aepfelsor- ten Russlands, deren wir in der, in der Gartenflora gegebenen Uebersicht, schon gedacht haben. — In den Obstgärten Petersburg’s und der Umgegend, — ja Selbst mehr im Innern, finden sich aber gerade diese bessern Sorten, nur in einzeln Exem- plaren angepflanzt, — während mit dem gewöhnlichsten Klaräpfeln, dem „Skwa&8- n oi“ und schlechten Spielarten desselben, ferner mit den schlechtern Spielarten des sonst edlen Belui Naliw, mit Palosato&@, einem grossen aber im Geschmack nicht besonderen Streifling, und anderen obsoleteren Sorten die we- nigen Obstgärten oft fast gänzlich be- pflanzt sind. — Während nun so das Studium der *) In Russland geht die Grenze des Apfel- baumes am Baltischen Busen bis zum 61° n. Breite, und sinkt nun nach Osten zu immer tiefer hinab. 326 Obstsorten Russlands zeigte, dass es noch eine Menge guter Obstsorten gibt, welche entweder Russischen Ur- sprungs, oder zum schr kleinen Theil, wie der „Rothe Sommer-Calville‘“, aus dem Auslande eingeführt, die noch im Petersburger Klima mit Erfolg an- gebaut werden können, — so zeigte ‚andrerseits ein Blick auf den gegenwär- tigen Zustand unseres Obstbaues, — dass mit der blossen Empfehlung der vorzüglichern dauerhaften Sorten, für deren Verbreitung wenig gewonnen sei, In und um Petersburg, — oder überhaupt im gleichen Klima mit Pe- tersburg existirte vor 6 Jahren noch nicht eine einzige zuverlässige Baum- schule. Nur von einzelnen deutschen Kolo- nisten, auch von russischen Bauern auf dem Lande, wurden hier und da Obst- bäume und Obstbaumkrüppel erzogen. Diese wurden grossentheilserzogen, ohne dass die Beete, auf denen die jungen Bäumchen standen, mit Nummern oder mit den Namen der Sorten bezeichnet waren. Der Käufer musste daher neh- men was er fand, ohne zu wissen was er erhielt. Dazu kam noch, dass die wenigsten der so erzogenen Bäumchen direkt an den Gartenfreund verkauft wurden. Russische Gärtner kauften solche grossentheils auf und verkauften solche zu enorm hohen Preisen, „als in Pe- tersburg erzogene Obstbäume‘, an die Gartenfreunde, so dass dies den Obstbau schon allein unmöglich machte. Der Preis von 3 Rubel, für einen der- artigen kleinen Baum, und noch doppelt und dreifach höhere Preise für Bäume die schon einzelne Früchte trugen, wo- mit der Käufer dadurch die einzige Ga- rantie erhielt, auch wirklich die ge- wünschte Sorte zu erhalten, — das war Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gar keine Seltenheit, — Indem so die Russischen Handelsgärtner für hohen Preis wenige hier erzogene Sorten lie- ferten, waren aber gerade viele der besten Sorten, wie Antonowka, Karitsch- newo&, Titoffka ete., überhaupt nicht erhältlich, wenn man solehe nicht etwa durch Vermittelung von Freunden aus Bauerngärten um Moskau sich verschaf- fen konnte. In deutschen Handelsgärt- nereien und auf dem Frühlingsmarkt an der Börse, — da wurden gut erzo- gene starke Hochstämme von Aepfeln und Birnen für 1!/, bis 2 Rbl. das Stück verkauft. Das waren nun aller- dings gut gezogene Bäume, in guten Sorten, — aber freilich waren solche in unserem Klima dem fast sichern Ver- derben geweiht, — denn sie kamen aus den Seehäfen Deutschlands, — oder aus Riga, Reval, Dorpat, — und erirugen schon deshalb, weil sie nach der Art des Auslandes erzogen und an unser rauhes Klima nicht gewöhnt waren, unsre Winter nicht. Dazu kam noch, dass es wohl gute Sorten, aber für un- ser Klima ungeeignete, zu zarte Sorten waren, — die also dem sichern Verder- ben entgegen gingen. — Der Referent sagt hier nichts, als was er leider selbst mit hundertfältiger Erfahrung belegen kann. Derselbe eul- tivirt in seinem Pomologischen Institute nämlich gegenwärtig an 360 Sorten Aepfel und 30 Sorten Birnen Russlands, und an 550 Sorten Aepfel und 380 Sor- ten Birnen des Auslandes. Die Sorten des Auslandes sind theils in hochstäm- migen Exemplaren aus den Baumschu- len Revals, Dorpats und Rigas bezogen. Von Hunderten von solchen Hochstäm- men, die der Referent in seinem Pomo- logischen Garten angepflanzt und in den ersten Wintern sogar durch Einbinden I... Originalabhandlungen. mit Stroh geschützt hat, — leben trotz aller Vorsicht nur noch sehr wenige. Die einen erfroren in den ersten Win- tern, die andern hielten sich etwas bes- ser, ihre Stämme aber wurden bald brandig,, indem durch eine Menge klei- ner seitlicher Wunden (entstanden durch die im Auslande und in den Östsee- provinzen gebräuchliche Erziehungsme- thode des Hochstammes, wobei die Sei- tennäste an denselben zur Anziehung des Saftes stehen bleiben und erst nach der Bildung der Krone abgeschnitten werden) — die in unserem rauhen Klima nicht mehr verwachsen, — der Brand und allmäliger Tod, in das Holz des Baumes hinein geleitet wurde. Der Grund dieses Absterbens der aus dem Aus- lande, und selbst aus den Ostseepro- vinzen bezogenen Hochstämme, ist wie schon angedeutet, ein dreifacher, näm- lich es sind: 1) Im mildern Klima er- zogene, nicht akklimatisirte Exemplare. 2) Sie sind überhaupt nicht für ein so rauhes Klima, also nach andern Grund- sätzen als für Petersburg gültig, erzogen. 3) Es sind Sorten, die überhaupt nicht für - unser Klima passen. — In allen drei Richtungen will der Referent einige Worte zur Erläuterung nachfolgen lassen. Ad Nr. 1. Wenn man überhaupt vom Akklimatisiren oder Ange- wöhnen an ein bestimmtes Klima spre- chen kann, so ist dies selbstverständlich am leichtesten und ehesten möglich, wenn es sich um Formen einer Pflan- zenart handelt, von der es schon nach- gewiesen ist, dass solche das Klima er- trägt. Dennoch ist diese Akklimatisi- rung für das Individuum, auch wenn solches zu einer nachgewiesen dauer- haften Art gehört, meist schwierig, wenn dieses nämlich aus einem milderen Klima in ein rauheres, ungünstigeres versetzt werden soll, — während die Ueberfüh- 327 rung aus rauhern in ein milderes Klima die Aussicht auf guten Erfolg noch er- höht. — Das Individuum bringt näm- lich aus dem mildern Klima die Ange- wöhnung mit, den Trieb unter’m Ein- fluss eines längern Sommers auszureifen. In Folge dessen bildet ein solches in ein ungünstigeres Klima versetztes In- dividuum bis zum Eintritt der härtern Fröste noch nicht vollständig reifes Holz und leidet daher gleich im ersten Win- ter im jungen Holze, Ein Exemplar, das aber schon im ersten Winter von der Kälte litt, behält im rauhern Klima ein kränkliches schwaches Wachs- thum, bis solches bald dahin siecht. In für den Obstbau besonders günstigen Lagen, (geschützte Lage, hochliegendes Terrain mit wasserfreiem Untergrund, Lehmboden) da wird eine derartige Ueber- siedelung leichter überwunden, weil sich in solchen Lagen gleich im ersten Sommer ein guter normaler Trieb ein- stell. Während z. B, um Petersburg die aus den Ostseeprovinzen bezogenen Obstbäume in ihrer grossen Mehrzahl bald wieder zurückgehen, halten sich solche schon theilweis auf hochliegendem Lehmboden, wie z.B. in der Umgegend von Öranienbaum. Ad Nr. 2. Nach dem was der Re- ferent bereits selbst erfahren, — so wie nach dem übereinstimmenden Urtheile aller Obstzüchter Russlands ist der Halb- stamm mit nur 3—4!/, Fuss hohem ganz glattem Stamme ohne Wunden, die beste Baumform für ein rauhes nor- disches Klima. Die Form des Hoch- stammes beruht auf dem Grundsatz, durch eine von der Wurzel möglichst weite Entfernung der Vertheilung des Stammes in Aeste, auf Mässigung des Wachsthums und grössere Fruchtbarkeit hinzuwirken. Bei uns im Norden ist das Wachsthum des Apfelbaumes an 328 Gartenflora Deutschlands, und für sich schon viel weniger üppig und es tritt im Allgemeinen nur zu früh und verhältnissmässig zu grosse Fruchtbarkeit ein. Ein weniger hoher Stamm ohne jede Wunde, verhält sich daher vortheilhafter. Darüber, dass bei der Erziehung des Stammes auch die kleinste Wunde vermieden werden muss, haben wir schon gesprochen. Ad. Nr. 3. Ist es in jeder Gegend, wo Obstbau getrieben wird, bei der An- pflanzung die Hauptregel nur für ein specielles Klima erprobte Sorten zu wählen. Wenn das in günstigeren Kli- maten schon eine Regel, so gilt solche in noch um viel höherem Maasse für unser rauhesKlima Petersburgs und des Innern Russlands. Unter den vielen als hart und für rauhe Lagen empfohlenen Sorten des Auslandes scheinen sich nur sehr wenige unsern Culturen anschlies- sen zu wollen. So geht der von deut- schen Pomologen für rauhe Klimate vorzugsweise empfohlene Gravenstei- ner nicht mehr in und um Petersburg, sondern leidet jährlich so stark, dass wir bis jetzt keine Hoffnung haben, solchen anzugewöhnen. Ebenso verhält sich der Danziger Kantapfel. — Dagegen hielten z. B. der „Edle Ro- senstreifling‘“‘ — der „Rothe Som- mer-Calville‘“ gut aus. Es fehlten hier eben bis jetzt eontrollirte Versuche der Art noch gänzlich und erst die Zu- kunft wird uns in dieser Beziehung Aufschluss geben. Das Ergebniss un- serer bis jetzt über Sorten des Auslan- des gesammelten Erfahrungen lassen wir in einem zweiten Artikel folgen. Von den aus Canada, dem Norden Deutsch- lands, aus England und Schweden im- portirten und in unserm Pomologischen Garten angepflanzten Sorten zeigen sich jetzt schon manche andere Sorten, die ausdauernd zu sein scheinen. Bevor Russlands und der Schweiz. wir solche, aber nicht auch bei uns gut gezeitigte Früchte bringen sahen, be- trachten wir solche noch nicht als akkli- matisirt und empfehlenswerth. Jährlich hoffen wir nun einzelne derartige Re-' sultate zu erzielen, die wir dann auch immer in diesen Jahresberichten mit- theilen wollen *). 2) Einige Nachrichten aus dem Pomologischen Garten selbst. Im Garten selbst sind nun nicht blos eine Menge von Sorten im freien Lande versuchsweise angepflanzt, son- dern es werden in demselben auch alle Versuche gemacht, die zu machen fast auf jedem Schritte nothwendig. Noch fehlten alle Vorarbeiten, der Pomologi- sche Garten musste daher ganz auf sei- nen eigenen Erfahrungen aufbauen und wir mussten immer erst aus Schaden klug werden, — da uns durchaus keine von anderen gemachten Erfahrungen vorlagen. — a) Verpflanzzeit. Die geeig- neteste Zeit zum Verpflanzen ist das Frühjahr, — oder wo dies nicht angehen sollte, noch im Laube Anfangs Septem- ber. Der Referent erwähnte schon, dass er im ersten Jahre noch spät im Herbste verpflanzte. Es felgte starker Frost ohne *) Wir bemerken hier unsern Lesern, dass unter dem Hohen Domänen-Ministerium in verschiedenen Theilen Russlands Obst- gärten eingerichtet sind, aber unter so un- günstigen Verhältnissen wie Petersburg sol- che bietet, existirte jedoch noch kein Pomo- logischer Garten. Versuche über die für uns geeigneten Obstsorten wären nach der An- sicht des Referenten bei der hohen Wich- tigkeit des Obstbaues für Russland vorzugs- weise die Aufgabe solcher Pomologischer von der Regierung unterhaltener Gärten, da hierzu die Mittel des Privatmannes kaum hinreichen. I. Originalabhandlungen. schützende Schneedecke und alle umge- pflanzten Bäumchen ohne Ausnahme wa- ren im Frühjahr todt. Dabei zeigte sich, dass die Wurzeln und der Wildling *) ganz abgestorben, das Edelreis dagegen noch lebendig war. Mehr als 20,000 junger Bäume gingen auf diese Weise verloren. — Dass ein soleher Verlust, das Resultat einer ganzen Jahresarbeit, Vorsicht lehren musste, war natürlich. Bäume und Bäumchen, die daher jetzt noch im Herbste ausgenommen werden, oder welche ankommen, werden an ei- nem trockenen Ort des Landes schief eingeschlagen und beim Eintreten des Frostes ganz mit Erde überdeckt **). Wenn etwas Frost in der Erde, — oder wenn die äussere Temperatur unter dem Gefrierpunkte steht, wird auch nichts mehr ausgenommen und eingeschlagen. b) Wildlinge. Die Wildlinge dür- fen nicht aus milderen Klimaten bezo- gen sein, sondern müssen hier angezogen werden, ec) Veredlung. Alle Veredlungen im Spätsommer und Herbste gehen hier nicht, seien dies nun Okulationen, seit- liches Pfropfen, oder das jetzt mehrfach empfohlene Copuliren im Herbste. In anserem Pomologischen Garten wurde jährlich eine Parthie von Wildlingen im freien Lande okulirt. Im Spätsommer (Ende Juli und Anfang August) 1865 wurden sogar 15,000 Stück okulirt. Sämmtliche Augen waren fast ohne Aus- nahme schön angewachsen und waren voll und schön beim Einwintern. Im Frühlinge 1866 waren solche aber auch *) Es waren freilich aus dem Auslande bezogene importirte Wildlinge. **) Laubdeckung oder Deckung mit Tan- nenreis wenden wir nie an, weil solche den Mäusefrass möglich macht und so oft-grosse Verluste entstehen. 329 fast ohne Ausnahme todt und kaum an 20 Stück hatten die eingesetzten Augen den Winter überdanert. Das gleiche Resultat hatten die schon zuvor drei Jahre nach einander wiederholten Versuche gegeben. Nur wenn dieht über der Erde okulirt wird und den ganzen Winter Schneedecke die Augen schützt, halten sich die okulirten Augen besser. Nach unsern Erfahrun- gen ist die beste Art der Veredlung für das Kernobst im hiesigen Klima, die Copulation im Frühjahre im freien Lande. Wo nur wenige Exemplare ver- edelt werden, sollte desshalb diese Ver- edlungsweise angewendet werden. Bei der Kürze unseres Frühjahres, wo vom Aufthauen des Bodens bis zum Trieb, oft kaum zwei Wochen vergehen, — ja wo der Boden in der Tiefe von 2—3 Fuss oft noch gefroren ist, wenn der Trieb schon beginnt, da gibt es zu die- ser kurzen Zeit eine solche Menge an- derer Arbeiten in einer Baumschule, dass man gar, nicht oder nur im gerin- gen Maasse zum Veredeln kommt. In Folge dessen ist in unserem Pomologi- sehen Garten ein besonderer Erdkeller gebaut worden, in welchem die Wild- linge, die im Herbste zur Veredlung ausgenomman werden, eingeschlagen wer- den*). Die Veredlung wird nun im Winter vorgenommen, indem man die Wildlinge in’s Zimmer oder in’s Ge- wächshaus nimmt, sie hier copulirt und *) Ein solcher Erdkeller besteht aus einem auf Balkenunterlage ruhenden Satteldach, mit Thüren auf den beiden Giebelseiten. Eine 2 Fuss hohe Deckung des Dachs mit Erde schützt schon ziemlich vor’'m Eindrin- gen derKälte. In besonders kalten Wintern setzt man einen kleinen eisernen Ofen hinein, der geheizt wird, sobald die Temperatur ‚auf den Gefrierpunkt fällt. — 330 solche dann wiederum im gleichen Lo- kale einschlagen lässt. Im Frühjahre, sobald der Boden nur etwasüber einen Fuss tief aufgethaut, werden die veredelten Bäumchen auf im Herbste vorbereitete Beete gepflanzt. Man muss sich mit dem Pflanzen möglichst beeilen, da Anfang Juni (n, St.) in Petersburg meist trockene kalte Ost- winde eintreten, welche beim Einpflan- zen schaden und auch den frisch ge- pflanzten Exemplaren nichts weniger als nützlich sind. Sind die veredelten Exem- plare aber gleich nach dem Aufthauen noch in den feuchten Boden gepflanzt und bekommen wohl auch noch einen milden Regen, wie solcher zur Zeit des Thauens häufig eintritt, so wird man das möglichst günstige Resultat von der Winterveredlung erhalten. Zu bemerken ist hier freilich noch, dass diese Winter- veredlungen um 80 sicherer anwachsen, je später die Veredlungen gemacht wurden, Fängt man z. B. schon im Januar oder Februar mit der Veredlung an, So geben die ersten Monate das schlechteste und jeder der folgenden Monate ein immer um so besseres Re- sultat. Im freien Lande wird in unserm Pomologischen Garten im Frühlinge so lange noch ausschliesslich copulirt, so lange der neue Trieb noch nicht ausge- brochen. Hat letzteres stattgefunden, dann werden noch 3—4 Wochen lang, im Erdkeller aufbewahrte Edel- reiser, die noch nicht ausgetrie- ben, benutzt, um theils in die Seite zu pfropfen oder um auf’s treibende Auge zu okuliren. Durch beide Me- thoden erhielten wir um diese Jahreszeit gute Resultate, doch gab die Okulation auf’s treibende Auge mit den Augen solcher im ruhenden Zustande aufbe- wahrten Edelreiser das bessere Resultat, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Okulation im freien Land ist ferner bedeutend schneller und leiehter auszu- führen als die andern Veredlungsarten, so dass sie deshalb schon den Vorzug verdient. Wir haben auch das seitliche Anlegen probirt, wo das untere Ende des Edelreises in ein beigestelltes Ge- fäss mit Wasser oder in den Erdboden gesteckt wurde. Wir haben diese in neuerer Zeit vorgeschlagene Methode als das erprobt, wofür wir solche gleich von Anfang hielten, nämlich als eine unnütze Spielerei, die nicht einmal ein sicheres Resultat auf’s Verwachsen des Reises gibt. Eine Wurzelbildung des unteren Endes des Edelreises sahen wir niemals eintreten. Ueberhaupt gilt bei allen Veredlungsmethoden der Grundsatz, je einfacher solche, desto bessere Resultate geben sie und um so geeigneter sind sie zur Anwendung in Baumschulen, — d) Erziehung der Bäume. Ueber Erziehung der Bäume haben wir schon oben gesprochen und die Form des Halbstammes mit glattem Stamme als am zweckmässigsten festgestellt. Der Apfelbaum und Birnbaum machen im Petersburger Klima schon an und für sich keinen so üppigen Trieb, als in dem milderen Klima Deutschlands. Fer- ner haben wir als Boden zu unser Pomologischen Garten einen armen Hu- musboden mit Sandunterlage und san- digem Letten im Untergrunde ausge- wählt, Die reichliche Bewurzelung, wel- che die jungen Bäume auf sandigem Boden erhalten und das viel sichere Ge- deihen beim Verpflanzen auf gute nahr- haftere Bodenarten bewogen uns hierzu. Die Erziehung ist in Folge dessen eine langsamere, mühsamere. Wir haben aber die Freude von denen zu hören, die Bäume aus unserm Pomologischen Garten bezogen, dass solche fast aus- I. Originalabhandlungen. nahmslos angewachsen und gut gediehen sind. Der junge veredelte Baum muss nach dem Pflanzen auf’s Schulbeet bei uns im zweiten und auch im dritten Jahre noch einmal auf 2—3 Augen zu- rückgeschnitten werden, bevor der Som- mertrieb die genügende Stärke erhält, um solchen zur Kronenbildung im fol- genden Jahre abzustutzen. Manche Exem- plare müssen selbst im vierten Jahre noch einmal auf 3 Augen zurückgenom- men werden. Ist der Stamm gebildet, dann bleiben keine Seitentriebe an dem- selben stehen, sondern alle erscheinen- den werden im Sommer wiederholt weg- gebrochen. Also bei uns gerade das Gegentheil von der Erziehungsweise der deutschen Pomologen, wovon oben der Grund angegeben wurde. Wir haben auch Spaliere, Pyramiden, Kesselbäume, Zwergbäume, Cordons ete., als Probe- bäume in Menge angezogen. Wir kön- nen und werden aber über diese erst unsere Erfahrungen mittheilen, nachdem solche Frucht gebracht. In einem Klima, wo in dieser Beziehungnoch alles neu, — da entscheidet nicht Theorie, — sondern nur Erfahrung, das mussten wir zu un- ser’'m grossen Schaden wiederholt ein- sehen! — e) Sorten. Ueber Sorten werden wir allmälig unsere Erfahrungen ver- öffentlichen. Unsere jetzt erscheinende Pomologie Russlands bringt die Beschrei- bung der Russischen Sorten. Die in Russland heimischen Sorten scheinen für uns die grösste Wichtigkeit zu be- halten, indem selbst die Sorten des Südens Russlands (mit Ausschluss der Krim, des Caucasus) in Petersburg bes- ser zu gedeihen scheinen, als die des Auslandes. Als ausländische Sorten, so- wie als Sorten der mildern Östseepro- vinzen, die bis jetzt im Holze in un- sern Wintern am wenigsten litten, nen- 331 nen wir: *Alabaster, weisser, — Ana- nasapfel, rother, — Apricosenapfel. — *Astrachaner, rother, — *Astrachaner, weisser. — *Augustapfel, Sibirischer. — Birnapfel, Revaler. — Borsdorfer, Leip- ziger. — Borsdorfer, Lievländer Som- mer, — Borsdorfer, Revaler. — Calville, blane d’&te. — Calville, weisser August Sommer, — Cardinal. — Cardinal, Liev- ländischer. — Cardinal, rother. — Cham- pagner. Champagner, früher. Champagner, Lievländischer. — Char- lottenthaler, gelber. — Citronenapfel. — Christapfel. — Eisapfel. — Erdbeerapfel. — Himbeerapfel. — Himbeerapfel, Ober- länder. — Jagdapfel. — Imperial. — *Klarapfel, grüner. — *Klarapfel, ro- ther. — *Klarapfel, weisser. — Lehm- apfel, oder Serinka. — Luikenapfel. — Marzipan. — Melonenapfel. — Pepping, englischer. — Pfundapfel, grosser, — Reinette, Burchard’s.. — Rosenapfel, Pfirsichrother Sommer. — Rosenheger. — Schafnase. — Sommerbirnapfel, deut- scher. — Suislepper. — Sultanapfel. — Tafelapfel, fürstliceher. — Taubenapfel, Revaler. — Weinapfel, grüner. — Wein- apfel, rother Herbst. — Winterapfel Ju- sow’s. — Winterbirnapfel, deutscher. — Wolmarer, Winter, — Streifling, Rigaer, Herbst. — Yellow, Bellefleur. — Von diesen Sorten dürften sich später viele auf bekannte Sorten Russ- lands reduciren. Namentlich sind die mit * bezeichneten Sorten sicher Russi- schen Ursprungs. Ueber ihre Identi- täten werden wir später berichten, wenn wir solche hier tragen sahen, f) Ungeziefer. Wir sind hier in Petersburg glücklicher Weise von dem Fluch der Baumschulen des Auslandes, von dem Maikäfer, verschont. Auch die Raupen richten bei uns geringere Ver- heerungen an, obgleich hier schon ge- nauer aufgepasst werden muss. So war 332 z. B. im Jahre 1866 die Raupe der Kupferglocke (Gastropacha querei- folia), die wir früher nie bemerkt hatten, häufig an den jungen Bäumen, konnte aber wegen ihrer bedeutenden Grösse leicht aufgefunden und vertilgt werden, Ueber andere an Aepfeln, Stachelbeeren, Himbeeren vorkommende Insekten wol- len wir später sprechen. Diesmal wol- len wir schliesslich nur noch der Apfelblattlaus (Aphis Mali) geden- ken; in den früheren Jahren bemerkten wir solche gar nicht, Im Jahre 1865 trat solche zum ersten Male an einzelnen Exemplaren in solcher Menge auf, dass die jungen Zweige ganz dicht mit dieser Blattlaus besetzt waren. Wo an sol- chen Exemplaren die Blattlaus nicht rechtzeitig vertilgt wurde, starben die jungen Zweige oder oft auch die gan- zen Pflanzen ab. Das Dasein der Blatt- laus wird leicht bemerkt, indem die jun- gen Blätter der befallenen Triebe kraus werden und mit den Rändern sich nach unten einkrümmen und indem ferner das geschäftige Emporkriechen der Amei- sen gleichfalls das Dasein der Blattläuse anzeigt; denn die Ameisen gehen den Blattläusen nach und fressen den von solchen ausgeschiedenen zuckerigen Saft. Im Jahr 1866 trat diese BRlattlaus in noch grösserer Menge, nicht blos in unserem Pomologischen Garten, sondern rings um Petersburg auf und richtete vielen Schaden an. Das beste Mittel, welches wir gegen dieselbe kennen, ist ein Absud von Toabaksblättern und Asche. (Auf 2 gewöhnliche Küchen- eimer 2 Pfd. Tabak und 3 Pfd. Asche; — Wenn man es dran wenden will, kann Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gleicher Zeit werden die Läuse getödtet. Das Zerdrücken der Läuse, wenn nicht gleichzeitig dieser Absud angewendet wird, hilft kaum auf acht Tage, wäh- rend eine gründliche Behandlung mit dem besprochenen Absude alle Läuse tödtet und zugleich die Triebe vor neuen Angriffen schützt. Dass eine derartige Sommer-Ver- tilgung der Läuse, namentlich in grös- seren Baumschulen eine sehr kostspie- lige mühsame Arbeit ist, das liegt auf der Hand, — und doch muss solche vorgenommen werden, wenn nicht alles verloren gehen soll. Leichter und fast noch sicherer wird der Verbreitung der Blattlaus entgegen gearbeitet, wenn im Frühlinge vor dem Ausbruche des Trie- bes, Stamm und Aeste aller jungen Bäume (an alien Bäumen sah ich die Apfelblattlaus nie in solcher Menge auf- treten) mit einem mit dem oben be- schriebenen Absud befeuchteten Lappen abgewaschen werden. Dadurch werden die alten überwinterten Blattläuse ge- tödtet und deren grenzenlos schneller Fortpflanzung an den jungen ausbre- chenden Knospen Einhalt gethan, So halfen wir uns in den Jahren 1865 und 1866. Im Sommer 1867 wendeten wir ein einfacheres Mittel gegen die Blattlaus an. Da solche zuerst stets nur auf ein- zelnen Exemplaren in grösserer Menge auftritt und von diesen sich verbreitet, da ferner da, wo sie sich angesetzt hat, der junge Trieb doch getödtet ist, so wurden im Sommer 1867, überall da, wo sich die Blattlaus zeigte, die jungen Triebe, soweit sie mit Blattläusen be- setzt waren, fortgeschnitten, in einen noch 1/, Pfd. schwarze Seife zugefügt | Sack gethan und dann verbrannt oder werden). Dieses Dekokt wird mit star- ken Pinseln aus Bast überall da an den Trieben und der unteren Blattseite auf- getragen, wo sich Läuse finden und zu sonst vernichtet. Auf diese Weise ge- lang es uns, der Verbreitung der Blatt- laus am schnellsten und wirksamsten entgegen zu wirken. Wir begnügen L Originalabhandlungen. uns diesmal mit diesen Bemerkungen über Obsteulturen. Ueber Erdbeeren und Himbeeren theilten wir unsere im Pomologischen Garten gesammelten Er- fahrungen in einer besondern Schrift mit. Ueber Stachelbeeren und Johannisbeeren werden wir nächstens zu sprechen Ge- legenheit haben *). In Bezug auf Kartoffeln veranlasste uns endlich die Kartoffelkrankheit, die im Jahre 1866 mit ausserordentlicher Heftigkeit auftrat, unser Sortiment im Ganzen auf 24 Sorten zu beschränken. Wir lassen das Verzeichniss derselben mit den auf das Jahr 1866 bezüglichen Culturversuchen hiermit folgen. Die An- gabe der kranken Kartoffeln überhaupt gibt das Verhältniss beim Ausnehmen, — die Angabe der kranken Kartoffeln im Keller zeigt, wie viel nachträglich im Laufe des Winters im Keller erkrankten. 1) Beibehaltene Sorten. Pomme de terre sans fleurs, voll- tragende Sorte und wenig kranke. Keller noch !/,g erkrankt. Bisquit runde dottergelbe, mittlerer Ertrag und wenig kranke. Im Keller noch ?/], erkrankt. Lima - Kartoffel, sehr volltragend und nicht besonders viel kranke, von den gelben Sorten eine der besten. Im Keller 1/,, nachträglich erkrankt. St. Jean de Segonsac, sehr schöne grosse Kartoffel, von mittlerem Ertrag und nicht viel kranke, Im Keller !j,. Frühe gelbe Kartoffel, mittlerer Er- trag, mittelgrosse Kartoffeln und nicht sehr viel kranke. Im Keller 1ja. Amerikanische, weisse, nicht beson- Im *) Ueber die Culturen des Pomologi- schen Gartens geben die nun jährlich er- scheinenden Cataloge, die jedem gern mit- getheilt werden, Aufschluss, — 333 ders volltragende Sorte, aber sehr schöne, grosse Kartoffeln und wenig kranke auf dem Feld, aber im Keller 2/;, kranke. Peruanische, weisse, mittlerer Er- trag, im Jahre 1866 mehr kranke als die vergangenen Jahre, als gute Kar- toffel noch beibehalten. Im Jahre 1867 hielt sie sich wieder als eine der besten. Im Keller !/,. Englische Fluke’s, die einzige lange gelbe Kartoffei, die wenig kranke und ausserordentlich volltragend ist. Kraut beim Ausgraben noch grün, Kartoffeln noch etwas fest am Kraute, Im Kel- ler 4/,. Provencer, weisse, sehr volltra- gende, exira schöne, grosse, gelbe, läng- liche Kartoffel mit tiefliegenden Augen. Fast gar keine kranke, auch nicht im Keller, Englische Rosette kidney, volltra- gende Sorte und sehr wenig kranke. Im Keller !/12. Preis von Holland, volltragende Sorte, mittelgrosse Kartoffeln und wenig kranke. Im Keller !/z. Dunkelrothe, wenig Ertrag, aber keine kranke, weder auf dem Feld, noch iin Keller. Stand auf schlechtem Grund. Peruanische, rothe, kaum mittlerer Ertrag, aber keine kranke. Im Keller 1/9. Frühe niedrige rothe, mittlerer Er- trag, sehr wenig kranke. Im Kel- ler 1/2. Dunkelrothe Preussische, Ertrag im Jahre 1866 kauın ein mittlerer, aber fast gar keine kranke. Im Keller !/gg. Rothe Gelbfleischige, sehr volltra- gende Sorte, beinahe keine kranke auf dem Felde, aber im Keller %,. Kraut lange grün, Kartoffeln fest am Kraute, James, rothe, volltragende Sorte, Kraut lange grün aber ziemlich viel kranke. Im Keller !/g. Rothe Schwaben, sehr schöne, voll- 334 tragende Sorte, sehr wenig kranke, Kraut lange grün, Kartoffeln fest am Kraute. St. Louis pr&coce, mittlerer Ertrag, wenig kranke. Scheint eine frühe Sorte zu sein. Im Keller !/;o- D’Osterode, gute Sorte, keine kranke und sehr volltragend. Im Keller !/;. Holländische blaue Kartoffel, sehr volltragende Sorte, aber ziemlich kranke, mehr als andere Jahre. Im Keller !/,. Neue frühe Zwiebel, volltragende Sorte, und wenig kranke, beim Ausgra- ben besser als die vorhergehende Sorte. Im Keller 1/,. Blaue runde glatte, ziemlich voll- tragende Sorte, aber auch ziemlich viele kranke, Im Keller 1/2. Cork red, volltragende Sorte und sehr wenig kranke. Im Keller 1/,. 2)Sorten, welche ausrangirt,aber als vorzüglich im Geschmack noch beibehalten sind. Weisse Riesen, Early London. Matchles kidney. 3) Ausrangirte Sorten von 1866. Runde gelbe rauhschalige, mittlerer Ertrag, aber selır viel kranke. Englische Farinosa, volltragende Sorte, aber viele kranke, und meistens sehr kleine Kartoffeln. Algierische Kartoffel. trag und viele kranke. Wenig Er- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Frühe Johannis. trag und viele kranke. Frühe Herzogin, mittlerer Ertrag, 1/, kranke. Französische längliche Bisquit, mitt- lerer Ertrag, !/, kranke. Englische ächte weisse. Kaum mitt- lerer Ertrag, !/, kranke, Frühe Kockney. Wenig Ertrag, sehr viele kranke. Myatt’s prolific. Volltragende Sorte, aber mehr als die Hälfte kranke, White Blassornet’s. Volltragend, aber !/, kranke. Stevenson’s Kidney. Volltragende Sorte, aber kleine Kartoffeln und mehr als die Hälfte kranke. Schottische allerfrüheste rothe. Sehr wenig Ertrag und viel kranke. Frühe Champion. Wenig Ertrag und viel krank. Rothe Liverpooler. Schlechter Er- trag, viel kranke beim Ausgraben, und nachträglich im Keller viele faule Kar- toffeln. Zwiebelkartoffel. Sehr grosse, auch volltragende Kartoffel, aber mehr als die Hälfte kranke. Sehr wenig Er- 4) Ausrangirte Sorten im Jahre 1867, wegen vieler kranker Kar- toffeln. Thüring’sche Kartoffel. Gray’s Dikeman. E. Regel. 3) Zwei vorzügliche Erdheersorten und Winke über Sorienwahl. In den „Mittheilungen des Garten- werden besonders zwei Sorten Erdbeeren bau-Vereins für das Grossherzogthum | empfohlen, welche Güte mit reichem Er- Baden“, herausgegeben von dessen Vor- stand (dem Gartenbaulehrer an der Gar- tenbauschule in Karlsruhe Hrn. Göthe) trag und Haltbarkeit im hohen Grade vereinigen. Beide sind bekannt und schon vielfach angepflanzt, mögen je- I. Originalabhandlungen. doch solchen Gartenfreunden und Gärt- nern empfohlen sein, welche noch keine Sortenkenntniss haben. Die eine vor- züglichste heisst La Constante, und wurde vor einigen Jahren (1861) von de Jonghe in Brüssel verbreitet. Sie besitzt grosse, schönfarbige, süsse Früchte, hat kurze steife Blüthen- und Blattstiele, ist ertragreich und haltbar. Jedenfalls die beste jetzt bekannte Marktfrucht. welehe auch lange anhaltend trägt. Al- lerdings gehört diese Sorte zu den et- was spät reifenden. Die andere Sorte ist Prince Albert, ebenfalls sehr ertragreich, gross und schön, aber we- niger haltbar und versendbar, dabei et- was langstielig. Von diesen beiden Sor- ten wurden in der Grossherz. Garten- bauschule bei Karlsruhe im Sommer 1867 von etwa 2000 Stöcken gegen 400 Pfd. Früchte geerntet, welche dort einen Werth von 75 Gulden hatten. Es ist für die Gärtner und Garten- besitzer, welche Erdbeerpflanzungen an- legen wollen und nicht einen Erdbeer- züchter in der Nähe haben, wo eine grosse Menge Pflanzen zu bekommen sind, immer eine Verlegenheit und Sorge, die Pflanzen zu beschaffen. Die Han- delsgärtner, welche Cataloge ausgeben, haben immer nur einen nicht grossen Vorrath der neuesten Sorten, und man kann die Pflanzen meist nur Dutzend- 335 weise bekommen, Gesetzt auch, man bekomme genug von einer Sorte, So wäre doch solcher Bezug viel zu theuer. Aeltere bewährte Sorten werden nur von Gärtnern, welche für die Besitzer Erdbeeren ziehen oder sie verkaufen, erhalten. Aber diese Züchter sind dem Publikum meist nicht bekannt oder zu- gänglich. Unter den Adressen, welche mir bekannt sind, nenne ich zum Bezug grösserer Massen ausser der Gartenbau- schule in Karlsruhe, die Gärtnerei des Pomologischen Instituts in Reutlingen und des DirectorsFr. Fürer in Stuttgart. - Wer eine Auswahl unter neuen Sorten treffen will — und es ist immer zweckmässig, es damit: zu versuchen — lasse sich ein Sortiment vom Handels- gärtner kommen, pflanze die Sorten ganz getrennt von einander, jedoch in gleichen Lagen- und Bodenverhältnissen, ver- mehre sie schnell und schreibe Bemer- kungen überGüte, Ertrag, Reifezeit und Haltbarkeit auf. Auf diese Art erfährt man bald, welche Sorte oder Sorten dem Geschmack und Bedürfniss am meisten zusagen und welche am Platze am be- sten gedeihen. Bekommt man unter 12 neuen Sorten auch nur eine, welche besser ist, als früher eultivirte, so ist das Sortiment nicht zu theuer bezahlt J. 4) Aralia-Arten als Sommer-Freilandpflanzen. Unter den im Sommer zur Pflan- zung in das freie Land geeigneten Ar- ten von Aralia sind besonders A. papy- rifera, A. Sieboldii (Fatsia japonica) und A. pulehra (Sciadophyllum pulch- ten und schönsten Blattformen haben. A. papyrifera ist wohl die imposanteste und am allgemeinsten. verbreitete. Im Lande erreichen die an sehr langen Stielen sitzenden, schwach fünflappigen, rum) schätzenswerth, weil sie die gröss- | unten silberweissen Blätter einen Durch- 336 Gartenflora Deutschlands, messer von zwei Fuss. Sie bekommt einen schönen Stamm, auf welchem sich die nicht dichte, oben breite Blätterkrone palmenartig ausbreitet. Sie durchwintert sich leicht im Kalthause und trocknen Keller, wird im ersteren sehr schön und blüht in den ersten Frühlingsmonaten, obschon unscheinbar von Farbe, dennoch zierlich und interessant. Ein Frost von 2—3 Grad bringt im Herbst kaum Nach- theil, denn die meisten Sommerblätter sterben nach dem Einpflanzen doch ab. Um einen schönen Stamm zu bekommen, muss man die Wurzeltriebe beseitigen. Auf diese Art erhielt ich ein Exemplar, deren starker Stamm jetzt_etwa 7 Fuss hoch ist und. noch höher zu werden verspricht. Aralia Sieboldii (Fatsia japonica) bildet keine so ansehnliche Pflanze, ist aber kei richtiger Behandlung fast noch schöner, denn das Blatt ist von einer fast unvergleichlichen Schönheit der Form und Farbe, dabei glänzend und in der günstigsten Stellung gegen den Beschauer. Diese Aralia setzt schon an 2 Fusshohen Pflanzen Blüthen an. In Folge dessen legen sich die sonst abstehenden Blätter an den Stamm an und werden näher der Blüthe kleiner und anders ge- formt. So ist die Pflanze hässlich, und Russlands und der Schweiz. sie wird auch nicht wieder schön, wenn man sie nicht abschneidet. Geschieht aber dieses nahe am Boden, so bilden sich mehrere Stämme, und es entsteht eine Pilanze von unvergleichlicher Schön- heit, welche auch nicht so bald wieder zur Blüthe kommt. Prachtvoll müsste eine grössere Gruppe von solchen Pflan- zen Sein, wenn einige buntblätterige darunter stünden. Leider sind Exem- plare mit viel Weiss an den Blättern selten zu bekommen. Aralia pulchra ist die seltenste und zärtlichste unter den genannten Arten. An Schönheit des !Blattes und Eleganz der ganzen Erscheinung übertrifft sie alle übrigen. Sie bildet einen ziemlich hohen Stamm und im Warmhause einen förm- lichen Baum. Schade, dass die aus den wärmeren Gegenden Indiens stammende Pflanze bei uns im Freien stets ein gelbliches oder bräunliches Grün zeigt, was allerdings in geeigneter Umgebung (dunkelgrünen Rasen, dunkle Gehölz- parthieen) auch von grosser contrast- licher Wirkung sein kann. A. pulchra wächst etwas schwer aus Stecklingen, wird daher nie so gemein werden, wie die beiden andern leicht zu vermehren- den Arten. J. 5) Maulwurf und Spitzmaus als Feinde und Freunde der Gärtnerei, Seitdem die Naturwissenschaften po- pulärer geworden sind und die Gelehrten sich eingehender mit dem Leben der Thiere beschäftigt haben, sind eine sogar als nützlich erkannt worden. Die armen verkannten Thiere erhielten von allen Seiten Anwälte, und der Mordwuth wurde einigermassen Einhalt gethan, Menge von Thieren, welche man früher | wenigstens bei Erwachsenen und Gebil- für schädlich für Land-, Wald- und | deten, während die Jugend noch immer Gartenbau hielt, als unschädlich, viele Jagd auf unschuldige Thiere macht, I. Originalabhandlungen. wenn nicht die Eltern — Lehrer thun es leider noch immer nicht genug — streng diese angeborene Mordlust nieder- halten. Schon lange vorher, ehe der berühmte Genfer Naturforscher Karl Vogt seine Vorlesungen über „nützliche ver- kannte Thiere“ hielt und die ‚„Garten- laube‘‘ dieselben in den weitesten Krei- sen verbreitete, haben ächte uud nach- ahmende Naturforscher Maulwürfe, Spitz- mäuse, Igel, Eulen, verschiedene Raub- vögel ‘u. m. a. in Schutz genommen. Es ist jedenfalls eine sehr undankbare Sa- che, gegen diese an und für sich edlen Bestrebungen das Wort zunehmen, aber es scheint mir, als übertreibe man es mit diesen Dingen, als folge man häufig blos der Mode, welche für „Ehrenret- tungen“ ist. Auch die Gartenflora hat solche gebracht, bereits in diesem Jahr- gange zwei Artikel für den Maulwurf. Es gehört einiger Muth dazu, eine im Allgemeinen gute Sache anzugreifen, und man hat schwerlich so viel Anerkennung zu erwarten, als die Vertheidiger. Aber es scheint nothwendig, dass auch die Kehrseite gezeigt wird, dass daran erin- nert wird, wje unsere Vorfahren doch wohl nicht ganz so kurzsichtig waren, als sie den Maulwurf als schädliehes Thier im Garten verfolgten. Zugege- ben wird zunächst, dass im allgemeinen Haushalte von Natur der Maulwurf nicht zu den schädlichen, vielmehr zu den nützlichen Thieren gezählt werden muss. In Wiesen und Feldern hat man nur den Ueberkandnehmen der zu sleuern, Maulwürfe Dass sie nicht im Ueber- maass aufireten, wie in dem leizten Ar- tikel der Gartenflora behauptet wird, ist nicht wahr. Wo also eine Gärtnerei grosse Flächen einnimmt, wo man nur Gras, Obstbäume und Gemüse im Gros- sen zieht, ınag der Maulwurf ala Ver- tilger der Engerlinge, Maulwurfsgrillen | gegen die neue Aufklärung ist. ZL 1867. Le m 337 u. Ss. w. geduldet, ja gehegt werden. Ich selbst lasse denselben in Jahren, wo es Engerlinge gibt, ungestört wirth- schaften, setze sogar im Blumengarten gefangene lebendige Thiere auf Rasen- plätzen, wo Engerlinge hausen, in Frei- heit. Aber welcher Gärtner und Gar- tenfreund hätte nicht schon die grosse Schädlichkeit des Maulwurfs in der „feinen Gärtnerei“ erfahren? Ich säe heut ein Stück mit vielen Sorten Blu- men etc. oder pikire Pflänzchen oder besetze es mit Stecklingen, — fast sicher ist der Maulwurf am andern Tage da, um alles durcheinander zu werfen, um die feinen Sorten zu be- decken und die ganze Cultur häufig zu Grunde zu riehten. Kaum ist das Mist- beet bestellt, ist auch schon der schwarze Wühler da. Häufig gehen durch ihn die seltensten kostbarsten Pflanzen ver- loren. Ich will die Nachtheile nicht weiter aufzählen, denn fast jeder Gärtner und Gartenfreund kann sie selbst er- fahren. Gäbe es Mittel, den Maulwurf von gewissen Plätzen abzuhalten, könnte man ihn gleichsam zähmen und ein Jagdrevier anweisen, so wäre ich der Erste, welcher sich mit ihm befreundete. So aber halte ich den Maulwurf mehr für ein schädliches als nützliches Thier in der Gärtnerei. — an, Die Spitzmaus — sagen die Ge- lehrten — zeigt schon durch ihr Ge- biss, dass sie keine Pflanzen fresse, folglich ganz unschädlich ist. Unddoch beliebt es derseiben oft, zu ihrer Unter- haltung oder aus Naschlust, in Mistbee- ten und Ueberwinterungsräumen eine gan- ze Reihe von jungen Pflanzen abzubeissen. Ich rufe daher zum Schlusse noch- mals: nur nicht übertreiben mit dem Thiersehutz! Nur nicht alles für Vor- urtheil und Unwissenheit erklären, was J. 22 338 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 6 Bemerkungen zur Zucht der Farnkräuter. Von C. Clauss in Carlsruhe. Zum Gedeihen der Farnkräuter ist im | Allgemeinen ein feuchter schattiger Stand- ort Grundbedingung. Dies ist aber aueh nur im Allgemeinen und besonders im Vergleich zu andern Pflanzengattungen gesagt, weil man selbstverständlich Farn nicht wie Cacteen oder wie lichtbedürf- tige Bäume behandeln kann. Diese Grundbedingung führt daher auch leicht zu Irrthümern, denn bei so verschiedenen Arten sind natürlich die Standorte eben- falls sehr verschieden, wenn auch nur oft mit geringen Abweichungen. Obschon Farne eigentlich blos an feuchten, schat- tigen, und dem Winde weniger ausge- setzten Stellen wachsen, so kann doch für gewöhnlich weder Thau noch schwa- cher Regen zu ihnen dringen, weshalb in der Natur die Blätter schon viel selt- ner nass werden, als die anderer Pilan- zen, ausgenommen der an Wasserfällen etwa wachsenden Arten. Hieraus folst, dass die Farne im Allgemeinen ruhige, feuchte, doch nicht nassfeuchte Luft und einen der Sonne weniger aus- gesetzten Stand erhalten müssen. Allein im Besondern die Arten unter sich ver- glichen, so verlangt die eine etwas mehr Schatten oder Licht, feuchtere oder trocknere Luft, wärmersn oder kältern Standort; sie sind daher so verschieden in der Behandlung, wie andere Pflanzen. Es ist sehr unrichtig, von Farnen zu glauben, dass sie wegen der Vorliebe für einen schattigen Standort, in einem Winkel oder dicht unter andern Pflanzen stehen können. Jedes Farn verlangt auch im Garten, so gut wie in der freien Natur seinen gehörigen Stand, und er- hält es diesen nicht, so gedeiht es nicht. eine Durch einen zu sonnigen Stand würde ein starken Schatten lliebendes Farn mehr gelbe als grüne Blätter und also auch ein kümmerliches Wachsthum bekom- men; hingegen durch zu starken Schat- ten erlangen die Blätter nicht ihre rich- tige Ausbildung, sondern werden: weich und wenig dauerhaft; ist aber die Luft zu feucht, oder sind die Blätter oft und anhaltend nass, so dass die Pflanzen nieht mehr gehörig ausdünsten können, dann entstehen schwarze Blätter, und um so rascher, je weichlicher die Pflanze durch starken Schatten und hohe Wärme gezogen ist. Wollte man z, B. die Gym- nogrammen so feucht und schattig hal- ten, als wie es viele Aspidium verlan- gen, so würden sie bald verderben, während wenn sie einen trocknen hellen Stand erhalten, sie die am leichtesten wachsenden Farne sind. Doch können nicht iınmer ganze Gattungen als Ge- gensätze in dieser Hinsicht bezeichnet werden, sondern oft auch nur einzelne Arten einer Gattung, wie es unter Pteris und Polypodium mehrfach vorkommt. Gewöhnlich lässt es sich auch der Pflanze schon einigermassen ansehen, ob sie eine feuchte oder trockne Luft, einen schattigen oder hellen Stand verlangt. Diejenigen mit bestäubten Wedeln, wie Gymnogramme, Cheilanthes, und mit dieken wolligen Blättern, als Platyce- rium, Acrostichum, verlangen in der Re- gel einen hellen, etwas sonnigen, trock- nen Stand; ebenso die mit harten, star- ren, lederartigen Blättern, wie viele aus den Gattungen Polypodium, Pteris, Da- Hingegen solche mit dünnen obwohl noch harten Blättern, vallia, zarten, I. Originalabhandlungen. als Adiantum, Gleichenia, und mit dicken aber weichen Blättern, wie Asple- nium, Marattia, Blechnum, verlangen ein milderes Licht und etwas feuchtere Luft; solehe mit dünnen weichen Blät- tern, wie einige Aspidium wollen noch feuchter und schattiger stehen und end- lich solche mit fast durchscheinenden, wenn auch manchmal harten Blättern, als Trichomanes, Hymenophyllum müs- sen am schattissten und sogar nassfeucht gehalten werd. Eine andre Bedingung zum Ge- deihen der Farne ist grosse Gleichmäs- sigkeit der Verhältnisse, Daher darf besonders weder zu starkes Licht, noch zu hohe Wärme, noch zu trockne Luft geboten sein. Wo in der Natur Farne wachsen, wird ebenialls weder die Luft noch die Erde, wegen der Beschattung stark erhitzt und die starke Abkühlung bei Nacht meist etwas gemildert, mithin sie fast in einer mittiern Tages- und Nachttemperatur wachsen. Dasselbe gilt auch von der Feuchtigkeit, denn durch die Beschattung bleibt die Luft feuch- ter, und weil die Orte dem Winde we- niger ausgesetzt sind, können die Blät- ter nicht gewaltsam ausgetrocknet wer- den. Darum wo Farne gezogen werden, ob im Freien oder in Gewächshäusern, muss auf grosse Gleichmässigkeit in die- ser Beziehung gesehen werden. So schädlich grosse Feuchtigkeit ist, so verderblich ist auch zu trockne Luft und deshalb ist besonders Zugluft zu ver- 7) Pensedes oder Gedenkemein; Woh! werden in Eugland jährlich Massen neuer Pflanzen eingeführt, wohl sind die Pllanzen, die vor 20 Jahren die 339 hindern; denn in zu trockner Luft wach- sen die Farne nur unvollkommen, und Zugluft kann sie leicht verderben. Eine Hauptsache für das Gedeihen und freudige Wachsen der Farne ist noch das Verpflanzen. Die Farne ha- ben nämlich die Eigenschaft, aus dem Stamme Hauptwurzeln zu treiben, wel- che blos Seitenwurzeln zu bilden ver- mögen, nicht aber bei Verletzung der Hauptwurzel eine neue Ersatzwurzel an dem noch unverletzten Theile zu ent- wickeln. Wird daher beim Verpflanzen eine Hauptwurzel zerschnitten oder ab- gebrochen, so ist das fernere Wachsthum dieser Wurzel verhindert, und in vielen Fällen stirbt auch die ganze übrige Wurzel sehr bald ab. Beim Verpflanzen eines Farn darf mithin der Wurzelballen weder beschnitten noch aufgerissen wer- den, weil durch ein so furchtbares Ver- letzen der Wurzeln das Weiterwachsen der Pflanze aufhören muss, bis aus dem Stamm neue Hauptwurzeln so weit ge- wachsen sind, um der Pflanze zum kräf- tigen Weiterwachsen hinreichend Nah- rung zuzuführen, Bei einem solchen Verfahren werden natürlich auch wegen Mangel an Nahrung viele alte Wedel absterben, welche grade den Saft zum Wachsen der jungen Wedel zubereiten, so dass hernach diese verkrüppeln oder klein werden. Folglich ist beim Ver- pflanzen jede Wurzel so viei als mög- lich zu schonen. neue Sorten und deren Cultur. Masse der neuen Einführungen grossen- theils verdrängt worden, — aber man- chen seiner Lieblingsceulturen ist der Gewächshäuser beyvölkerten, von der | Engländer doch treu geblieben, — und 22% 340 dazu gehört gerade das Gedenkemein oder Pense&e. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zen, auf Beete im freien Lande, in eine lockere, lehmige, schwach mit altem In welcher Schönheit und Vollkom- | Dünger und etwas Sand vermischte Erde, menheit diese wahrhaft schöne Pflanze jetzt noch in England gezogen wird, davon gibt uns eine Tafel des Florieul- tural Magazine einen Begriff. Da sind 4 kreisrunde Blumen von mehr als 2 Zoll Durchmesser abgebildet, deren fla- che feste Petalen sich so decken, dass in Rundung des Umkreises kaum eine Einkerbung entsteht, wo solche an ein- ander stossen. Der Grund der Blumen ist weiss oder ganz hellgelb, und die Zeichnung der 3 untern, oder aller 5 Petalen stimmt überein. Von den 4 Va- rietäten ist Mrs. Dombruin weissgelb grundig. Die beiden oberen Petalen ohne Zeichnung, die 3 untern mit star- kem dunkelblauem Bart und gelbem Au- genfleck. Mrs. R. Dean ist ähnlich, aber weissgrundig und der Bart schil- lert am äussern Rande in Purpur. Mrs. Scott ist eine sogenannnte Fancy-Sorte, auf weissem Grunde tragen die 3 un- teren Petalen einen starken, am äussern Rande in’s Röthlicne übergehenden Bart mit goldgelbem Augenfleck. Der Rand aller Petalen ist weiss, aber vor dem- selben zieht sich an allen Petalen eine regelmässige breite violette Zone hin. John M. Nat ist endlich der letztern Sorte ähnlich, aber weissgelbgrundig. Ueber die Cultur der Gedenkemein haben wir in diesen Blättern schon wie- derholt gesprochen. Stellen wir heute nochmals die wich- tigsten Erfahrungen in dieser Beziehung zusammen: a) Im Frühling setzt man die Pflan- Die Lage soll natürlich feucht und kühl und nur der Morgensonne ausgesetzt sein, aber dabei frei und nicht einge- schlossen. b) Nach dem Abblühen werden die alten Pflanzen in so viel Stücke ge- theilt, als deren bewurzelte abgenommen werden können, in kleine Töpfchen in ähnliche Erde gepflanzt und in ein schattig gelegenes Fensterbeet auf Sand- unterlage gestellt. Ausserdem werden auch noch Stecklinge gemacht, die ähn- lichen Standort erhalten. Der Zutritt der Luft wird nie ganz abgeschlossen. c) Ueberwinterung im frostfreien Fensterbeet oder im niedrigen Kalthause bei 1—20 R. auf dem kühlsten, im Frühlinge schattigen Standorte, aber nahe dem Licht, — d) Ausserdem Fortpflanzung aus Sa- men. Als Samenträger werden nur die schönsten Abarten ausgesucht, welche abgesondert gestellt werden. Das Ab- nehmen der Samen erfordert Uebung und Beobachtung, da die reifen Samenkap- seln elastisch aufspringen und die Sa- men dabei ausgestreuet werden und doch die Capseln erst bei vollkommner Reife abgenommen werden sollten. Zur Zeit der Reife müssen die Capseln daher täglich durchgegangen werden und nur solche werden abgenommen, die bei ge- lindem Druck sich öffnen. c) Anfang März im kalten Hause oder auf kaltem Beete ausgesäete Samen im gleichen Jahre einen (E. R.): liefern noch vollkommenen Flor. IT. Neue Zierpflanzen. 34 1. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 1) Tapeinotes Carolinae Wawra. neriaceae. Diese schöne Gesneriacee Brasi- liens ist eine der Pflanzen, gesammelt auf der Expedition, die der verewigte Kaiser von Mexico, Maximilian in das Innere Bra- siliens unternahm. Dieselbe wurde von uns schon wiederholt erwähnt und blühte auch in den letzten drei Jahren im hiesigen Botani- schen Garten. Muss im niedrigen Warm- hause bei einer Temperatur von 12—15° R. im Winter gehalten werden. Ein niedriger Halbstrauch von !/, Fuss Höne. Stengel und Unterseite der verkehrt-lanzettlichen, gekerbt-gesägten, fast spannenlangen Blätter roth. Blumen knieförmig gebogen, weiss, erscheinen den ganzen Sommer hindurch. (Tab. 5623). 2) Angraecum eitratum Du Petit Thou- ars. Orchideae. (Du Pet. Th. hist. part. pl. Orch. tab. 61). Niedliche Art, eingeführt von Veitch aus Madagaskar. Fast stengellos. Blätter länglich-lanzettlich, zugespitzt. Der schlanke Blüthenschaft hängt herab und trägt eine fast spannenlange, ziemlich dichte Traube blass citrongelber Blumen. Bracteen klein, angedrückt, stumpf, schwarz Blü- thenstielchen stielrund. Aeussere seitliche Blumenblätter verkehrt-oval, stumpf, das obere viel kleiner. Innere Blumenblätter genagelt, rundlich verkehrt-oval, ungefähr so lang als die seitlichen äusseren. Lippe breit genagelt, mit kreisförmiger, vorn aus- gerandet-zweilappiger Platte. Sporn gebo- gen, noch einmal so lang als die Blume. — (Tab. 5624). 3) Impatiens latifolia L. Balsamineae. (Linne spec. 1238. — I, euspidata Wight et Arm. in Hook. Comp. Bot. Mag. I. 321. — L bipartita Arn. 1. c. p. 322. — (I. flori- bunda Wight in Madr. Journ. V. p. 7). Ein durchaus kahler, 2-4 Fuss hoher Strauch Ostindiens. Blätter bald abwechselnd, bald gegenständig, bald quirlständig, oval-lan- zettlich zugespizt, scharf gesägt und die un- tern Zähne in eine Borste ausgehend. Die Ges- | lilafarbenen Blumen auf achselständigen, ein- zeln stehenden, 2—3 Zoll langen Blüthen- stielen. Aehnlich der J. platypetala und wie diese ein im Sommer blühender Halbstrauch des Warmhauses. (Tab. 5625.) 4) COlavija fulgens Hook. Myrsineae, Ein Bäumchen von der Tracht und dem Wuchs einer Theophrasta. Stamm einfach. Blätter 10—14 Zoll lang, gestreckt verkehrt- oval-lanzeitlich, stumpf oder spitzlich, vom Grunde bis zur Mitte ganzrandig, und nach der Spitze zu mit einzelnen Zähnen am Rande, lederartig und kahl, dunkelgrün, Zwischen den auf der Spitze des Stammes zusammengedrängten {Blättern entspringen die aufrechten, 4—5 Zoll langen Blüthen- trauben, die fast sitzend, walzig und sehr dichtblumig. Die einzelnen Blumen stehen auf kurzen Blüthenstielchen, sind ziemlich gross, indem sie 1], bis */, Zoll im Durch- messer besitzen und sind tieforangeroth ge- färbt. Stammt aus Südamerika und ist un- ter den Theophrasta-artigen Pflanzen eine der ausgezeichnetesten, indem sie ebenso sehr durch schöne dekorative Blätter, wie durch die grossen schönen Blüthentrauben sich auszeichnet. (Tab. 5626). 5) Mesospinidium sanguineum Eechb. fü. Orchideae. (Rchb. in Walp. Ann. V. p. 6). Epiphytische Orchidee aus den Gebirgen Peru’s und Ecuador’s, eingeführt durch Back- house in England. Die Gattung Mesospini- dium ist nahe verwandt mit Odontoglossum. Die in Rede stehende Art besitzt länglich- ovale zusammengedrückte Scheinknollen, die auf ihrer Spitze 2 gestreckt lanzettliche Blät- ter tragen. Blumen licht blutroth, fast ein Zoll im Durchmesser, in einer am Grunde ästigen, ungefähr ein Fuss langen, losen, einseitigen Traube. Innere Blumenblätter verkehrt oval-lanzettlich, spitz; die äussern schmäler und die beiden seitlichen bis zur Mitte unter einander verwachsen. Lippe bandförmig, spitz. Schöne empfehlenswerthe Art. — (Tab. 5627). 6) Barleria Gibsoni Dalzel. Acantha- ceae. (Dalzel in Hook. Kew Journ. of Bot. II. 342 339). Schöner Warmhausstrauch aus Ostin- dien, durch Vermittelung des Hrn. Dr. An- derson in Caleutta in den Bot. Garten zu Kew eingeführt. Durchaus kahl. Blätter oval oder oval- lanzettlich zugespitzt, in einen kurzen Stiel verschmälert, am Rande klein gewimpert. Blumen fast 2 Zoll im Durchmesser, blass purpur, mit hellerm Schlunde, zu mehreren in der Achsel der obersten zusammenge- drängten Blätter des Stengels. Kelch 4-blät- terig, die beiden äussern Blättchen pfriem- lich, die beiden innern länglich-elliptisch und noch einmal so lang als die äussern. Blumenkrone mit trichterförmiger Röhre, die so lang als der Kelch und mit rundlichen grossen Lappen des Saums. Ein schöner Blüthenstrauch. — (Tab. 5628). 7) Pleroma sarmentosa Hook. Melasto- maceae (Lasiandra sarmentosa Naud. in Ann. d. sc. nat. ser. III. XIII p. 130. Chae- togastra sarmentosa D.C. Prodr. III. 134. — Rhexia sarmentosa Bonpl. Rhex. tab. 10). Eine jener schönen niedrigen Sträucher aus der Familie der Melastomaceen, mit 2 Zoll grossen himmelblauen Blumen in spitzen- ständigen Trugdolden. Kommt in den Ge- birgen Perus und am Chimboraco in einer Höhe von 8000 Fuss über'm Meere vor. Blätter und Stengel Haaren besetzt. spitz, 7-nervig. Eine reizende Pflanze für’s niedrige tem- perirte Warmhaus. (Tab. 5629). 8) Sarcanthus erinaceus Rchb. fil. Or- chideae. (Rchb. fil. in Gard. Chron. 1866. — S. dasypogon hort.). Aus Moulmein vom Hrn. Parish in den Bot. Garten zuKew und den Garten des Herrn Low zu Clapton ein- geführt. Eine niedrig wachsende, reichlich blühende Art, mit zweireihig gestellten läng- lichen Blättern. lang, hängend, mit lose gestellten Blumen. Blüthenspindel und Fruchtknoten von klei- nen Erhabenheiten, fast stachelig. Blumen 1/, Zoll im Durchmesser, weiss und mit röthlicher Lippe. Aeussere Blüthenhüllblätter länglich, spitz, ebenfalls mit stacheligen Er- habenheiten besetzt. Innere Blumenblätter bandförmig, spitz. Lippe gehöhlt, 3-zähnig. mit abstehenden Blätter kurz gestielt, oval, Blüthentrauben spannen- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sporn konisch-walzig. Sehr zierliche schöne Art von niedrigem Wachsthume. (Tab. 5630). 9) Siphocampylos Humboldtianus D. C. Lobeliaceae. (D. C. Prodr. VII. pag. 398. — S. fulgens Floral Mag. tab. 313). Schöner Halbstrauch aus Peru. Stengel zottig be- haart. Blätter abwechselnd, gestielt, oval- lanzettlich, zugespitzt, schwielig gezähnt, oberhalb kahl, unterhalb zerstreut behaart. Blumen 1!/, Zoll lang, scharlach, in den Achseln der oberen Blätter. Blüthenstrauch für’s temperirt warme Haus. (Tab. 5631). 10) Oncidium serratum Lindl. Orchi- deae. (Lindl sert.). Ein schönes Oncidium des tropischen Amerika, das von Linden eingeführt und als O. diadema vertheilt wurde. Ist dem O. crispum ähnlich, die windenden Blüthenschafte werden aber 9--10 Fuss lang. Eine sehr schöne Art. Schein- knollen oval, ziemlich lang, auf der Spitze 2 lanzettlich-bandförmige Blätter tragend. Blumen braun, 2 Zoll im Durchmesser, mit krausen braunen gelbgerandeten Blättern, in 8-9 Fuss langer, vielblumiger Rispe. Von den äusseren Blumenblättern ist das obere nierenförmig, die beiden seitlichen aber viel länger und verkehrt-oval. Innere Blumen- blätter oval, spitz. Lippe viel kleiner und speertörmig. — (Tab. 5632). 11) Synadenium Grantüü Hook. Eu- phorbiaceae. Ein Strauch von der Tracht der rothblumigen strauchigen Euphorbien, den Speke und Grant im östlichen Afrika, auf ihrer Reise zur Entdeckung der Nilquel- len, Strauch aufrecht, ästig, durchaus kahl, mit dicken stielrunden Aesten. Blätter verkehrt oval spatelförmig, stumpf, in einen kurzen Blattstiel verschmälert. Die rothen kleinen Blumen in Trugdolden in den Achseln der oberen Blätter. Bractee angedrückt, stumpf, grün, filzig. Blüthenhülle 1/, Zoll im Durchmesser, ringlörmig, pur- pur. Auf dem innern Rande der letztern stehen 5 breit-längliche, aufrechte, gezähnte weichhaarige Schuppen. (Tab. 5633) 12) Peperomia arifolia Miq. var. argy- reia. Piperaceae. Diese hübsche Peperomia ward vom Hrn. Weir in Süd-Brasilien ge- sammelt. Die Stammart ist schon lang be- sammelten. II. Neue Zierpflanzen. kannt, die in Rede stehende Abart ist als P. arygraea verbreitet worden. Die aus- schliesslich wurzelständigen, lang gestielten, schildförmigen, rundlich-ovalen spitzen Blät- ter sind 3—5 Zoll lang, silberweiss und nur längs der 7—9 Längsnerven mit grellen grünen Bändern gezeichnet. (Tab. 5634). 13) Saccolabium giganteum Wall. Or- chideae. (Wall. in Lindl. Gen. et Spec. Orch. p- 221. — Vanda densiflora Lindl. in Paxt. Fl. Gard. tab. 42). Diese prächtige Orchi- dee Ostindien’s ward schon vor mehr als 10 Jahren in den Garten des Bischofs von Winchester eingeführt, jedoch in schwachen Exemplaren, welche so wenig dem im Ver- hältniss sehr grossen S. giganteum Wall. glichen, dass Lindley selbst solche als ver- schiedene Pflanze, unter dem Namen von Vanda densiflora beschrieb. Die Abbildung, die Bateman jetzt im Botanical Magazine gibt, ist nach Exemplaren gemacht, die in den Garten der Herren Veitch aus Rangoon eingeführt wurden und die nun der riesigen Grösse der Art entsprechen, wie solche von Wallich beschrieben ist. Die zweizeilig ge- stellten, gleichbreiten, gekielten, vorn 2-zäh- nigen Blätter, sind 2 Zoll breit und 6 Zoll bis 1 Fuss lang. Dicke fleischige Luftwur- zeln entspringen unterhalb der Blätter aus dem Stamm. Die dichtblumigen walzigen Blüthentrauben werden bei fast 3 Zoll Durch- messer bis 1 Fuss lang und stehen auf der Spitze achselständiger Blüthenstiele. Die einzelnen Blumen ungefähr 1 Zoll lang, weiss, mit zarter Nüance in’s Gelbliche, nur die innern Blumenblätter tragen am Grunde einige violette Punkte und die Lippe ist an der Spitze in 3 schön violette Lappen ge- theilt. Prächtige, mit S. violaceum nah ver- wandte Art. — (Tab. 5635). 14) Cordyline australis Hook. Liliaceae, (Dracaena australis Forst. prodr. 151). Die Abbildung eines blühenden Exemplares einer als Decorationspflanze des temperirten Hauses, wie für das Freie im Soınmer, beliebten Cordyline Neuseelands, welche als C. indi- visa anfänglich in unsere Gärten eingeführt wurde H.Wendland fand, dass solche von C. indivisa Forst. verschieden sei und nannte die in Rede stehende Pflanze C. calocoma. 343 Dalton Hooker erklärt solche nun für die ächte Dracaena australis Forst. und nennt sie C. australis. — Wir enthallten uns der Reflexionen, denn hier können nur Orginal- Exemplare entscheiden. Bemerken wollen wir nur noch, dass die Dracaena aureo-lineata der Gärten, auch von Hooker als die ächte Cordy- line indivisa erklärt wird. Die Cor- dyline australis der Gärten hat Dr. Hoo- ker schon früher (s. Gartenflora 1861 p. 60) „C. Baueri‘ genannt. Wir verweisen im Uebrigen auf die Jahrg. 1861. 1. c. gegebenen Bemerkungen und bemerken nur, dass nach- dem jetzt von D. Hooker bereits die 3. Pflanze für die ächte D. australis genommen worden ist, auch ebenso gut noch eine 4. zu der Ehre kommen kann. Bis zum Erscheinen einer Monographie der Dracaenen, zu der kein Botaniker bessere Materialien als D. Hooker in Händen hat, schlagen wir da- her vor, den Cordylinen die Bezeichnungen zu lassen, die wir im Jahrg. 1859 der Gar- tenflora pag. 330 annahmen, Nur unsere dort als C. indivisa aufgeführte Art, die auch heute die Gelegenheit zu diesen Be- merkungen gab, würden wir als C. ca- locoma Wendl bezeichnen, welcher Name allen Verwechslungen vorbeugt, denn Cor- dyline (Dracaena) australis Hook. fl, Tasm., ferner Cordyline (Dracaena) australis Hook. Bot. Mag tab. 2835 und C. australis Hook. Bot. Mag. tab. 5636 sind 3 ganz verschie- dene Pflanzen. (Tab. 5636.) 15) Tinnea aethiopica Kotschy. Labia- tae. (Kotschy plantae Tinneanae teste Hook.). Ein niedriger Warmhausstrauch aus der Fa- milie der Lippenblüthler, der von Dr. Kirk, ferner von Heuglin und Fräulein Tinne, so- wie von Speke- in Aethiopien gesammelt wurde und den der verewigte Kotschy in einem noch nicht publizirten Werke, zu Ehren des Fräulein Tinne, Tinnea nannte. — Strauch aufrecht, ästig, mit stielrunden, weiss behaarten Aesten. Blätter gegenstän- | dig, gestielt, oval oder oval-lanzettlich, un- gefähr 2 Zoll lang, spitz oder stumpflich, sanzrandig. Blumen in kurz gestielten Co- rymben in den Achseln der oberen Blätter längs der Aeste einseitige Trauben bildend, 34 Kelch grün, mit zusammengedrückter bauchi- ger Röhre und zweilippigem Saume. Blu- menkrone gehr wohlriechend, dunkelbraun- roth mit purpur, mit kurzer gerader wal- ziger Röhre und zweilappigem Saume. Ober- lippe schr kurz, zweilappig; Unterlippe vor- stehend, dreilappig, mit kleinen abgerun- deten Seitenlappen und grossem, fast kreis- förmigem,ausgerandetem Mittellappen. Staub- fäden 4. Griffel lang, mit in 2 ungleiche Lappen gespaltener Narbe. Ein schöner Blüthenstrauch, ausgezeichnet durch die ei- genthümliche Farbe und den starken Wohl- geruch der Blumen. (Tab. 5637). 16) Dictyopsis Thunberguü Harv. Smi- laceae. (Harv. gen. cap. pl. — Ruscus re- ticulatus Thbrg. prodr. fl. cap. 13. — Knth. enum. V. 276). Zierlicher Strauch mit win- denden Aesten aus Süd-Afrika. Blätter oval, zugespitzt, sitzend. Blumen achsel- und spitzenständig, auf 3-theiligen oder wieder- holt 3-theiligen schlanken Blüthenstielen, nickend, grünlich-weiss, klein. (Tab. 5638). 17) Dombeya Mastersit Hook. Stercu- liaceae. (D. angulata Masters in Gard. Chron. 1867 p. 14). Stammt nach Hooker aus Abyssinien und blühte im Palmenhaus des Botanischen Gartens in Kew. Baum mit schlanken Aesten. Blätter und Blüthen- stand weichhaarig, erstere lang gestielt, rund- lich-herzförmig, zugespitzt, gesägt-gezähnt, ungetheilt oder fast 3-lappig. Doldentrauben lang gestielt, vielblumig, ohne Deckblätter am Grunde der Blüthenstielchen. Blumen weiss, am Grunde durch ein blumenblattar- tiges Deckblatt gestützt. (Tab. 5639). 18) Dalechampia Roezliana Müller. (Cr. Grtfl. tab. 532) (Tab. 5640). 19) Agave schidigera Lem. Amarylli- deae. (Lem. in Illustr. Hort. VIII tab. 287. et IX tab. 330). Lemaire gab von dieser schönen Agave Mexiko’s, deren schmale steife, am Rande mit herabhängenden Fä- den besetzte Blätter fast denen einer Yucca Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gleichen, in der Illustration horticole zwei Abbildungen nach nicht blühenden Exem- plaren. In England in der Gärtnerei des Hrn. Williams blühte diese schöne Pflanze und Hooker gibt nun im Botanical Magazine die Abbildung der blühenden Pilanze. Der einfache Blüthenschaft wird 6 Fuss hoch und trägt die gelben Blumen in einer, meh- rere Fuss langen Aehre. (Tab. 5641). 20) Gomphia Theophrasta Linden. (Bir. Grtfl. tab. 471). (Tab. 5642). 21) Epidendrum eburneum Rchb. fil. Orchideae. (Rchb. fil. in Gard. Chron. 1867 pag. 404. — Epiphytische Orchidee aus Panama, entdeckt von Henderson. Gehört zur Gruppe Euepidendrum. Stengel aufrecht, stielrund, beblättert. Blätter flach, länglich, lederartig, stumpf. Blüthentraube spitzen- ständig, 4—6-blumig, schwach übergebogen. Bracteen klein grün, oval-dreiseitig. Aeus- sere Blumenblätter linien-lanzettlich, hell- gelb, kaum 1?/, Zoll lang. Innere Blumen- blätter ähnlich, aber etwas grösser. Lippe mit einem der Griffelsäule angewachsenen Nagel und grosser herzförmig -rundlicher Platte, die spitz, ganzrandig, eltenbeinfarben und am Grunde 2 kleine gelbe Höcker trägt, Eine schöne neue Art. (Tab, 5643). 22) Myrtus Cheken Sprgl. Myrtaceae. (Sprgl. syst. veg. II. 85. — Eugenia Cheken D. C. prodr, Ill. 276). Hübscher immergrü- ner Strauch. aus Chili, der stark verästelt und dessen dicht beblätterte Aeste kahl, weichhaarig oder filzig. Blätter immergrün, meist in 3-blätterigen Quirlen, kurz gestielt, elliptisch oder länglich-elliptisch, ganzrandig, spitz oder stumpf, kaum 1 Zoll lang. Blü- thensiiele 1-blumig. Blumen weiss, unge- fähr !|, Zoll im Durchmesser, 4-zählig. — In Chili gebraucht man diese Pflanze bei Augenentzündungen, bei Diarrhöen und an- dern Unpässlichkeiten. (Tab. 5644). (E. R.) IN. Notizen. 1) Pomologisches. In den Mitthei- lungen des Umtilscheiner landwirthschaft- lichen Vereins werden folgende Obstsorten als sehr emgfehlungswerth angezeigt. Die Kaiserbirne mit dem Eichen- blatte, dessen Fleisch fest körnig, zuckerar- tig, nicht sonderlich saftig ist; meist nur mit 4, oft sogar mit 3 Kernkammern — reift Ende April oder Anfangs Mai — Herbst. Die Portugiesische Quitte gelbem, festem, zartem Fleische, beim Ein- machen und Kochen nimmt sie eine purpur- rothe Farbe an; reift im November. Sie ist die beste Sorte zur Marmelade und zum Backen. Der Baum eignet sich zur Unter- lage für Birnzweige. Schönste Winterbirne mit grosser 3l/, Zoll langer und 4!/, Zoll breiter, bau- ehiger Frucht. Fleisch mattweiss, fest, saftig, muskatellartig riechend und schmeck- end. Sehr gut zum Kochen und Backen, nicht besonders zum Rohgenuss. Die weisse Herbstbutterbirne. — Vorzügliche bekannte Sorte. Reinette von Breda. Reift vom De- cember bis März. Ein fruchtbarer Baum, der auch in rauhen Gegenden tortkommt, wenn er in trockenem, gut cultivirten Boden steht; eignet sich besonders zu Pyramiden. Der Tiroler Muscatellerapfel. — Fleisch reinweiss, fest, sehr angenehm ge- würzt, säuerlich süss und saftig. Derselbe wächst in der Umgegend von Botzen und 3leran und wird als Handelsobst vielfach ausgeführt. Die Edelreinette -- sie ist eine der edelsten und in Frankreich besonders sehr verbreitet; das Fleisch ist gelblich weiss, fein, fest und von delicatem gewürztem Ge- schmack. In oben benannten „Mittheilungen“ fin- det sich auch ein Aufsatz über den Frost- nachtschmetterling, welcher, wie bekannt, an den Obstbäumen grossen Schaden an- richtet. Das Insekt bohrt sich nämlich im mit 345 Notizen. Frühjahr beim Auskriechen in die Blüthen- knospen hinein, frisst diese aus, greift spä- ter die Blätter an, und vernichtet so oft auf viele Jahre die Obsternten. Um dieses Insekt abzuhalten, haben sich die Theerringe als, vortrefflicb erwiesen — Papiersireifen, mit Theer imprägnirt, werden, um den Baum- stamm mit Stärkpappe angeklebt und die- selben widerstehen dem Regen und Frost durch mehrere Jahre. Solche Theerringe verhindern auch das Aufkriechen des Aepfel- blüthenbohrers (Anthonemus pomorum L.), wenn sie am Stamm angebracht und beim Aufthauen des Bodens im März oder April angewendet werden. 2) Ein hybrider Dianthus. Herr Professor Kerner bemerkt in seinen „Bota- nischen Neuigkeiten aus der Gegend von Innsbruck‘, dass er in den letzten Jahren wiederholt Pflanzenbastardirungen eingeleitet hat und hierbei gesehen, dass die Erzeugung von Bastarden ausserordentlich leicht ge- lingt. Vor Kurzem ist ein Blendling aufge- blüht, den Dr. Kerner vor ein Paar Jahren aus Dianthus superbus und D. silvestris erzeugte. Der Dianthus oenipontanus (alpi- nus x superbus), der wahrscheinlich durch alleinige Vermittlung von Bienen sich ge- bildet hat, ist eine wahre Prachtpflanze, die bereits als Zierstaude in die deutschen Han- delsgärten Eingang gefunden hat. Professor Kerner ist der Ansicht, dass sich noch man-. che Zierpflanze in der Weise erzeugen liesse, dass men z, B. aus dem Dianthus barbatus durch Bestäubung mit D. superbus eine Hy- bride bildet, welche mit dem Blüthenschmelz und kräftigen Stamme der einen den Wohl- geruch und das grössere Blüthenausmaass der anderen verbindet. Die Bastarde, sagt Kerner, die im Garten cultivirt werden, bringen (mit Ausnahme der Anemone inter- media) alljährlich reichliche keimfähige Sa- men. (Oest. bot. Ztg. Juli 1867). 3) Pilze im Haar. Ueber die Haar- parasiten in den Chignons finden wir in der 346 „Oesterr. Zeitschrift für prakt. Heilkunde‘ (Wien 22. März 1867) ein Schreiben vom Medicinalrath Hrn. Dr. Fr. Küchenmeister, in welchem er die Resultate seiner in Ge- meinschaft mit Hrn. Professor Rabenhorst vorgenommenen Untersuchungen zur Kennt- niss bringt. In einem auf einem der Chig- nonhaare vorfindlichen sichtbaren Fleck fand sich ein Gebilde, das vollständig einem Pleurococeus Men. glich. Die Pleurococcen unterscheiden sich von den Protococcen Ag. dadurch, dass bei ersteren eine Viertheilung innerhalb der einzelnen Zellen stattfindet, die nach zwei der Richtung nach verschie- denen Theilungslinien bemessbar ist; bei den Protococcen findet die Theilung nur in einer Richtung statt, oder besser, es bilden sich Körnerhäuschen in den einzelnen Zellen. Kützing hat beide Arten untereinander ge- worfen. Die am Chignonhaar vorkommende Art wurde von obbenannten Gelehrten: Pleurococcus Beigelii benannt. Einige Tage später fand Dr. Küchenmeister einen Para- siten verschieden von dem früher erwähn- ten, er wuchs aus einem gelatinösen Proto- plasma strahlenförmig hervor; esschien, als ob Fäden in das Innere des Haares hinein- wucherten. In diesem fehlte die Vierthei- lung; nach Form und Färbung (mit phyto- ehromhaltigem Pigmente ähnlich) gleicht dieser letztere Parasit dem Protococeus ein- namomeus Kütz. Bisher ist dieser Chignon- pilz als .„Saprophyt‘“ zu betrachten; er könnte aber vielleicht doch als ein auf das lebende Kopfhaar überwuchernder Zoophyt erkannt werden. 4) Im Laufe des Sommers hat sich ein allgemeiner Gartenbauverein für das Grossherzogthum Baden gebildet, wel- cher die Localvereine zu gemeinsamer Wirk- samkeit vereinigt, ohne deren Selbständigkeit zu gefährden. Ob diese Vereinigung vom 30. Mai 1866 diejenige ist, welche bei der Ausstellung in Mannheim angeregt wurde, ist uns nicht bekannt. Wir bezweifeln das aber, indem dort ausdrücklich hervorgeho- ben wurde, dass politische Grenzen dabei nicht zu beachten sein sollten. Wenn dies einerseits sehr anerkennungswerth und ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ständig ist, so lässt sich doch nicht läugnen, dass eine Vereinigung der Vereine eines Landes mancherlei für sich hat. Wir erin- nern nur daran, dass es dann viel leichter wird, Zuschüsse aus Staatsmitteln, unent- geltliche Ablassung von Grundstücken, Por- tofreiheit ete. zu erlangen, als wenn die Vereinigung „international“ — wenn man hier so sagen darf, gedacht ist. — Der Verein hat im Juli bereits „Mittheilungen des Gartenbauvereins für das Grossherzog- thum Baden‘, redigirt von H. Göthe, aus- gegeben und wird vom 23.—29. September eine erste Ausstellung in Karlsruhe halten. : J. 5) Villa, Lennne bei Cob- lenz. Herr Steuerrath Lenne, Bruder des weiland Generaldirectos Lenne, ist ein eifri- ger Sammler und Freund der Gesneriaceen, die er mit grossem Glück eultivirt. Im Sommer ist die Villa Lenne bei Coblenz, welche der verstorbene Lenn& für sich als Ruhesitz angelegt hatte, nun im Besitz des Bruders, eine wahre Ausstellung von dieser Pflanzenfamilie. Herr Lenn& besass 1866 über 150 Achimenes (im weitern Sinne), über 30 Nägelien und 40 Tydaeen. Dabei finden sich schöne ältere Sorten, welche sonst selten in den Gärten mehr zu sehen sind und deren Erwerb (durch Tausch gegen andere) vielleicht Manchem willkommen sein würde. Leider drang im Winter 186%g, das Hochwasser des Rheins in die Winter- Aufbewahrungsräume, und machte diese mehrere Tage unzugänglich, sowie die Hei- zung unmöglich, wobei viele Sorten zu Grunde gegangen sind. — Gegenwärtig hat Herr L. seine Neigung noch den Canna’s zugewendet, ein glücklicher Gedanke, da dieselben mehr als viele andere Pflanzen geeignet sind, zur Ausschmückung einer schönen Villa beizutragen. J. 6) Ausdauer derCupressus Law- soniana. Im Novemberhetft v. J. der Garten- flora wird in Frage gestellt, ob Cupressus Lawsoniana in Deutschland ganz unbeschä- digt im Freien aushalte. Dies muss ganz entschieden mit Ja beantwortet werden. Man hat schon an vielen Orten grössere Bäu- IV. Literatur. me, und hier in Eisenach, wo der Winter | Schutz nie den sehr hart ist (zuweilen 25—28 Grad), hat ein etwa 8 Fuss hohes Exemplar ganz ohne W. 1) Sechster und siebenter Jahres- bericht des Erzgebirgischen Gar- tenbauvereins zu Chemnitz. Ver- fasst von Theodor Bader, Secretär des Vereins. Der reiche Inhalt dieser Vereinsschrift zeigt von grosser Thätigkeit und Lebhaltig- keit in den Verhandlungen. Unter vielen interessanten Mittheilungen erfahren wir auch, dass der Verein sich die Aufgabe gestellt hat, Gärtnerlehrlinge zu 'prüfen und ihnen Zeugnisse über Fähigkeiten auszustellen, eine Einrichtung, deren allgemeine Annahme wohl zu bezweifeln ist, die aber gewiss überall Nachahmung verdiente. Ein junger Gärtner mit einem guten Zeugniss der Prüfungscom- mission eines Gartenbauvereins hat sicher mehr Aussicht auf gutes Fortkommen, als jeder andere. Die im Examen vorgelegten Fragen finden wir recht verständig. Ferner ersahen wir, dass in Chemnitz eine Zeich- nenschule für Gärtnerlehrlinge besteht, wel- che der Stadtgärtner, Landschaftsgärtner Klensky 1864 gegründet hat, und welche gut besucht worden ist. Wo eine hinrei- chende Anzahl von jungen Gärtnern nahe beisammen wohnt, verdient diese Einrich- tung allgemein Nachahmung, wenn auch in vielen Stücken allgemeine Gewerbs- Zeichnenschulen bestehen, so ist doch die allgemeine Richtung derselben und die Be- vorzugung der Baugewerbe in den Zeichnen- Vorlagen minder günstig für den Gärtner, als eine besondere Fachschule. Beim Durch- blättern dieses Berichtes stiessen wir auch auf eine falsche Angabe, die wir berichtigen wollen. S. 49 sprach Herr Klensky über das Verpflanzen grosser Bäume und bemerkt, dass Fürst Pückler im Winter mit Frost- ballen verpflanzt habe. Dies ist entschieden denn 347 geringsten Schaden ge- litten. J. Literatur. falsch. Gerade Fürst Pückler war es, wel- cher das Verpflanzen mit Frostballen zuerst aufgab und die Methode Stewart’s, wonach man dem Baume so viele Wurzeln wie mög- lich und die Krone fast unbeschnitten lässt, bei seinen grossen Pflanzungen in Muskau einführte. In dem Werke „Andeutungen über Landschaltsgärtnerei ete.‘‘, vom Fürsten Pückler-Muskau (Stuttgart 1834) widmet der Verfasser dieser Methode einen ganzen Ab- schnitt und gibt die genaueste Anweisung über das Verpflanzen grosser Bäume ohne Ballen. J. 2) R.W. A Wörmann’s Garteningenier. VI. Abtheilung, drittes und viertes Heft. Berlin, Verlag von Ernst Schotte u. Comp. Wir besprachen zuletzt in diesen Blät- tern das erste und zweite Heft der siebenten Abtheilung, und finden in den vorliegenden zwei Heften die Fortsetzung. Das ganze dritte Heit handelt von der Bewässerung und ist durch viele Abbildungen auf 8 Ta- feln erläutert. Das vierte Heit dagegen um- fasst eine Menge zum Wasser in Beziehung stehende Dinge, als die Motoren zur Kraft- erzeugung für Wasserwerke (Wasserräder, Wasser-Windmühlen, Dampfmaschinen ete.), die Wasserheizung (nur angedeutet, weil schon in der VI. Abtheilung speciell behan- delt), Anwendung des Wassers auf. Pressen, das Wasser als Verpackungsmittel, Wasser als Sprengmittel, das Wasser als Verschö- nerung, Brücken, Fähren, Badehäuser, Enten- und Schwanenhäuser, Fischbehälter und Fischkästen. Wir haben von diesem nun seit Jahren fortgesetzten Werke schon so oft und viel Gutes gesagt, dass es uns — aufrichtig gesprochen -— schwer fällt, eine 348 neue Wendung zum Ausdruck unseres Lobes zu finden. Denn Lob verdient diese Abthei- lung gleich den übrigen, weil es mit der- selben Sorgfalt und Vollständigkeit ausgear- beitet worden ist. — Weit leichter ist es, Mängel aufzufinden, welche bei einem Werke von solchem Umfang nicht fehlen können. Da wir aber keine Einzelnheiten loben, so wollen wir auch nicht an Kleinigkeiten mä- keln. Uebrigens entzieht sich Vieles in die- sen Heften unserm Urtheile, weil wir nicht sachverständig genug in manchen Dingen sind. Unser Tadel trifft abermals nur die Zusammenstellung heterogener Dinge. So hätten z. B. Brücken doch zu den Bauwer- ken gehört, denn bekanntlich hat man Brücken genug ohne Wasser. Leider wird es auch nicht möglich sein, bei einer even- tuellen zweiten Auflage die Zusammengehö- rigkeit besser zu bewahren, denn da jede Abtheilung einzeln verkauft wird, so wird es wohl nie dazu kommen, dass das Ganze in einem solchen Zeitraume aufgelegt wird, in welchem eine Verschmelzung zusammen- gehörender oder Trennung verschiedener Dinge möglich wäre. Nehmen wir daher das Gute, wie es uns geboten wird, in loser Zusammenfügung. Wer sich in solche Dinge vertieft, wird auch die gegenseitigen Bezieh- ungen verwandter Dinge aufzufinden wissen. d. 3) Pomologische Tateln zur Bestim- mung der Obstsorten. Systemati- sche Zusammenstellung der Abbildungen des Illustrirten Handbuchs der Obst- kunde etc. Von Dr. E. Lucas. Mit er- läuterndem Text. I. Band: Aepfel. Ta- fel I—XV. Dorn’schen Buchhandlung. Ravensburg. Verlag der Das angezeigte Werk hat zunächst den Zweck, den Mitgliedern des Deutschen Po- mologen-Vereins als Vereinsgabe zu dienen. Mit Ausnahme des Kriegsjahres 1866 ist seit dem Bestehen des Pomologen-Vereins jedes Jahr eine solche nützliche Gabe vertheilt worden, und die Mitglieder erhalten so ziem- lich so viel an werthvollen Büchern, als sie jährlichen Beitrag (1 Thaler) bezahlen. Die Mitgliedschaft ist also auch für diejenigen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. vortheilhaft, ‘welche den Verein nicht be nützen, um sich die richtigen Namen ihrer Obstsorten und Sortenkenntniss zu ver- schaffen. Diese Pomologischen Tafeln sind eine Ergänzung des Illustrirten Handbuchs der Obstkunde. Aus verschiedenen Gründen wurde dort kein bestimmtes System ange- nommen, die Einrichtung aber so getroffen, dass jede Obstsorte genau ein Blatt ein- nimmt, so dass sie beliebig einem System eingereihet werden können. Dies ist aber nicht Jedermanns Sache, denn die Meisten würden dabei sehr in Zweifel gerathen, An- dre mögen mit Pagina’s versehene Blätter nicht aus der Ordnung reissen, und haben wohl das Werk binden lassen. Die pomo- logischen Tafeln haben diesen Mangel be- seitigt, indem darauf die Obstsorten syste- matisch zusammengestellt sind. Die Anord- nung ist derart, dass die Familien nach ei- nem natürlichen, die Klassen nach dem künstlichen System geordnet worden sind. Auf den ersten XV Tafeln sind 541 Sorten Aepfel in natürlicher Grösse (Durchschnitt) abgebildet und im Texte kurz beschrieben. Die Abbildungen sind auf starkes geleimtes Papier gedruckt, zu dem Zwecke, sie selbst coloriren zu können. Wer sich die Fähig- keit dazu zutraut, mag es versuchen, dazu aber ja erst das Erscheinen der angekün- digten eolorirten Blätter abwarten und sich schliesslich auf ein Misslingen dieser Arbeit in den meisten Fällen gefasst machen. Ist es schon schwierig, eine Obstfrucht äusser- lich richtig zu treffen, selbst für einen ge- schickten Maler, weil hier Farben vorkom- men, die man zu treffen verzweifeln muss, so steigert sich dies bei Darstellung der innern Frucht (Durchschnitt) zu fast unüber- windlichen Schwierigkeiten. Zudem kommt, dass die xylographischen Abbildungen viel zu kräftig gezeichnet sind, um sich farbig gut zu machen. Ich denke: was bildlich schwarz dargestellt worden ist, eignet sich meistens nicht zur Colorirung. Nach dieser Abschweifung machen wir zum Schlusse darauf aufmerksam, dass dieses Werk nicht nur allen Besitzern des Illustrirten Hand- buchs nothwendig, sondern auch für Andre IV. Literatur. als ein fast sicherer Leitfaden zur Öbst- kenniniss zu empfehlen ist. J. 4) Der kleine Gärtner. Vollständiger Unterricht, den kleinen Hausgarten als Gemüse-, Blumen- und Obstgarten in einfacher und gemischter Form nach Regeln anzulegen und zu bewirthschaf- ten, Mit 34 in den Text gedruckten Abbildungen. Achte Auflage, neu bear- beitet von Johannes Wesselhöftt. Halle, Verlag von Otto Hänel, 1867. Das kleine Sehriftchen stammt aus einer Zeit, wo man noch bescheidene Ansprüche machte, deun die letzte, siebente Auflage ist vor 40 Jahren erschienen. Wie diese be- schaffen war, wissen wir nicht, jedenfalls aber so, dass der neue Herausgeber einen schweren Stand hatte, daraus ein nur einiger- massen unserer Zeit entsprechendes Buch zu machen. Er hat dies als erlahrener, praktischer Gärtner nach besten Kräften ge- than und so viel Neues hinzugethan, dass dieses Buch auch jetzt tür kleinere Verhält- nisse ein wirklich brauchbarer Rathgeber werden kaun, Der Inhalt ist reich, fast zu reich für den geringen Umfang, denn er ge- bot eine Kürze, welche für diejenigen Kreise, für welche das Buch berechnet ist, nicht angewendet ist, denn man darf bei Dilet- tanten nicht zu viel voraussetzen. Es ist nicht unsre Absicht, eine eingehende Kritik zu schreiben, sondern nur, auf dieses nütz- liche Buch aufmerksam zu machen. Der Gartenfreund wird nicht leicht etwas We- sentliches vermissen, wohl aber finden, was er nicht erwartete, sogar ein Kapitel über die Bestandtheile und den Bau der Pflanzen, welches füglich hätte wegbleiben sollen, da es für nützlichere Dinge Raum wegnimmt und ungenügend ist. Recht sorgfältig sind die Kapitel über Vermehrung und über die Pflanzenpflege bearbeitet. Unsicher und zu flüchtig dagegen scheinen uns viele Gemüse- eulturen. J. 5) Beschreibendes Verzeichniss der Baumschulen von Andre Le- royin Angers. Herr Leroy, der Besitzer der berühmten 349 Baumschulen in Angers hat eine deutsche Ausgabe seines beschreibenden Catalogs ver- anstaltet. Dieses Verzeichniss gehört sowohl seinem Umfange, als Inhalt nach zu den Büchern, was auch der Herausgeber durch die Bemerkung, dass der Nachdruck des Ganzen oder einzelner Theile gesetzlich ver- boten ist, bestätigt. Abgesehen von der eigentlichen Bestimmung des Catalogs für die Käufer, bietet er Forschern und Freun- den der Ziergehölze und Obstpflanzen eın reiches Material der Belehrung. Ausser den botanischen Namen der Ziergehölze finden wir die französischen, ferner Angabe der Blüthezeit, Farbe der Blüthen und Anmer- kungen über Standort, Habitus und Benutz- ung, bei den Obstfrüchten über Grösse, Ge- schmack, Farbe, Form etc. Dieser Catalog wird für Nichtkäufer von Baumschulenar- tikeln wohl durch die Buchhandlung von F. W. Otto in Erfurt (Michaelisstrasse 2755) zu beziehen sein. ) J. 6) E, Chat&, fils, le Canna, son hi- stoire, sa culture suivi d’une Monographie des &speces et des varietes principales. Paris chez E. Donnaud, 9 rue Cassette. — Eine Anleitung zur Cultur der Canna- Arten, die jetzt als beliebte Decorations- Pflanzen eine so bedeutende Rolle spielen, nebst Geschichte der Einführung derselben, Erzeugung von Bastarden, Aufzählung der Arten und Bastarde. Die Cultur der Canna- Arten ist sehr einfach und leicht, für die mildern Gegenden Frankreichs eine andere als für das rauhere Deutschland oder gar für das russische Klima, Im Sommer geschützter warmer sonni- ger Standort im freien Lande. Ueberwin- terung der Knollen im milden Klima in Kellern, in weniger mildem Klima in Sand eingeschlagen an der Hinterwand temperirter Gewächshäuser bei 5—6° R oder der zar- teren Arten (C. iridifolia, latifolia, glauca) im Topfe im Warmhause. Anzucht aus Sa- men im Warmbeete und Theilung der Rhi- zome im Frühjahre. Die Mühe, welche der Verfasser sich bei Zusammenstellung dieses Werkes gege- 350 ben, ist lobend anzueikennen. Die Auffüh- rung der Arten ist aber ohne jede Kritik oder System, wild durcheinander, nur ein sehr mangelhaftes kritikloses Machwerk. Bessere Nachweise sind über die zahl- reichen, in Frankreich erzogenen Bastarde gegeben. Im Ganzen ist das Buch für den Freund der schönen Canna-Arten ein ganz nützliches Buch. (E. R.) 7) Carl Friedrich Förster, Heinrich Gruner’s praktischer Blumengärtner. Achte verbesserte Auflage. Leipzig bei I. Tr. Wöller. Wir haben der frühern Auflagen dieses Gartenbuches schon öfter gedacht und den- selben die Empfehlung als praktisches, kurz gefasstes Handbuch mit auf den Weg gege- ben. Dasselbe enthält die Aufführung einer Auswahl von Pflanzen für den Garten im Freien, für's Zimmer und die Gewächshäuser in alphabetischer Anordnung. Von den auf- geführten Pflanzen sind zu den Gattungen und Arten kurze Beschreibungen, sowie die Anleitung zur Cultur gegeben Bei der ganz enormen Zahl von Pflanzen, die jetzt in unseren Gärten cultivirt wird, hat sich der Verfasser die Aufgabe gestellt, eine Auswahl der interessantesten, schönsten und am leichtesten zu ziehenden Pflanzen zu geben. Im Allgemeinen ist auch diese Aufgabe ziemlich gelöst, — auf der Höhe der Zeit steht der Verfasser aber nicht, denn oft sind die jetzt geschätztesten und beliebtesten Pflanzen entweder nur erwähnt oder gar nicht ge- nannt. Es betrifft dies vorzugsweise die neueren Pflanzen, die dem Verfasser, wie es scheint, grossentheils weniger bekannt sind Wir wollen in dieser Beziehung nur ein Bei- spiel geben. Von der Gattung Aralia und überhaupt den vielen, als schöne Dekorationspflanzen beliebten Araliaceen, wird nur Aralia spinosa kurz beschrieben und in Bezug auf ihre Cultur betrachtet Die Aralia papyrifera, jedenfalls eine der schönsten Blattpflanzen zum Auspflanzen in’s freie Land, wird nur genannt. Aralia (Fatsia) japonica, wird gar nicht erwähnt, obgleich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. solche als Blattpfllanze zur Cultur im Zim- mer, im Gewächshause und als Einzelpflanze im Sommer auf Rasenplätzen eine allgemeine Verbreitung erhalten hat. Die schönen, zur gleichen Familie gehörigen Sciadophyllum, Trevesia, ÖOreopanax etc., sind ebenfalls nicht einmal erwähnt. Aehnliches könnten wir für eine Menge anderer Fälle zeigen. Gegentheils sind wieder in andere Gat- tungen, verhältnissmässig sehr viel Arten aufgeführt und darunter viele, die dem Lieb- haber gar nicht zu empfehlen sind, so von Acacia 22 Arten, von Aconitum 10 Arten, darunter ganz obsolete Arten, wie A. altis- simum, autumnale, callybotryon, formosum; ferner von Amaryllis werden 18 Arten aufgeführt, darunter solche, die kein Blu- menfreund mehr zieht, weil sie selten und schwierig blühen, oder andern nachstehen, wie A. advena, aurea, Belladonna, blanda, coranica, pulverulenta, revoluta, ferner die Sternbergia lutea als Amaryllis lutea. Da- gegen ist die Stammmutter der schönen neuen grossblumigen Amaryllis, die A. au- lica gar nicht erwähnt. Wir sehen ganz ab von der Richtigkeit der beschriebenen Pflanzen, das ist ein 50 schwieriges Gebiet, dass wir an ein Garten- buch, das seine Namen aus andern Garten- büchern und Catalogen zusammensucht, in dieser Beziehung keine gespannten Anforde- rungen stellen. Die ‚strenge Auswahl der schönsten und empfehlenswerthesten Pilanzen aus der Masse der alten und neuen Pflanzen, vermissen wir aber, die 8. Auflage eines Gartenbuches sollte in dieser Beziehung mehr leisten und mehr mitten in unserer Jetztzeit stehen. Die von Gaerdt und Neide verfasste Ausgabe von Wredow’s Gartenfreund (Berlin 1864 bei Gärtner) leistet in dieser Beziehung viel mehr und stellt ausserdem die Pflanzen nach ihrer Verwandtschaft, nämlich nach Familien zusammen. — 8) P. Sorauer, die in der Umgegend von Berlin im Freien ausdauernden Nadel- hölzer. Extraabdruck aus Buvry’s Zeit- schrift für Akklimatisation, Diese Abhandlung unseres geehrten Mit- IV. Literatur. arbeiters an der Gartenflora hat um so mehr Interesse, als die um Berlin noch aushalten- den Nadelhölzer, fast in allen Gegenden Deutschlands, als ausdauernd empfohlen wer- den können. Auf den höchst interessanten Inhalt dieses Aufsatzes nicht weiter eintre- tend, lassen wir das Verzeichniss der Nadel- hölzer folgen, die Sorauer noch als aus- dauernd um Berlin nennt: Pinus (Tsuga) canadensis L., Dougla- sii Sab. — ; Pinus (Abies) nobilis Dougl., Frazeri Pursh., Nordmanniana Stev., Picea L., ce- phalonica Endl., balsameaL., Pinsapo Boiss., Pichta Fisch., amabilis Dougl. — Pinus (Picea). Menziesii Dougl., alba Ait., rubra Lamb., nigra Ait., orientalis L., Abies L. (nebst Abarten, unter denen die zwergige P. Clanbrasiliana Lodd. die ausge- zeichneteste), Khutrow Royle. — Pinus (Larix) L. (nebst Abarten), mi- erocarpa Lamb., Ledebouri Endl. Pinus (Eupinus). Cembra L., Strobus L., inops Soland., Pinaster Soland., Pumilio Hänke., uncinata Ramond , sylvestris L., den- siflora Sieb. et Zuce., Larieio Poir. (nebst den Abarten P.Pallasiana, P. Poiretiana und P. austriaca). Wellingtonia gigantea Lindl. Juniperus communis L. (nebst Abar- ten), J. nana W_, hemisphaerica Prsl., squa- mata Don „ chinensis L., repens Nutt., Sa- bina L., sabinoides Griesb., virginiana L., (nebst Abarten). Biota orientalis Endl. (nebst den zahl- reichen Abarten). Thuja plicata Don,, oceidentalis L. — Cupressus Lawsoniana Murray. Chamaecyparis sphaeroidea Spach., nutkaensis Spach. ericoides Carr. — Tazodium distichum Rich. Cryptomeria japonica Don. Saliburia adiantilolia Sm. Taxus parvifolia Weudr., baccata L (nebst Abarten). Ephedra campylopoda C A.M, tra- gilis Desf. — Wir verweisen in Bezug auf die vielen interessanten Beobachtungen und Bemerkun- gen auf die Arbeit selbst. Als Arten, die 351 sicher noch in Berlin aushalten, nennen wir P. obovata, sitchensis, koraiensis, Masso- niana, pumila ete. — (E. R) 9) Carl Friedrich Förster, Heinrich Grunner’s unterweisender Monatsgärtner. Achte Auflage Leipzig bei I. Tr. Wöl- ler. — Wenn wir dem Blumengärtner des glei- chen Verfassers nur eine bedingte Empfeh- lung auf den Weg geben konnten, weil sich dort der Verfasser an eine Aufgabe gemacht, deren Schwierigkeiten er nicht besiegen konnte, können wir dem hier in Rede ste- henden Buche eine unbegingte Empfehlung auf den Weg geben. Dasselbe gibt dem Gartenfreund sehr praktische Winke, für die in den verschiedenen Jahreszeiten vorzuneh- menden Arbeiten im Gemüsegarten, Obst- garten, Blumengarten, im Gewächshause und Zimmer. Angehängt ist eine Anleitung zur Cultur der Gemüse, zur Aufbewahrung der Früchte und Gemüse, und endlich in Form von Miscellen, Culturanweisungen für ver- schiedene Pflanzen, beliebte Formbildungen etc. (E. R.) 10) J. E. Binmer, Monographie de la Classe des Foug£&res. Brüssel bei Mayolez. — Dieses Buch gibt einr Uebersicht über die bei denFarn gebräuchlichen Eintheilungs- gründe zur Bildung der Untergruppen, je nach der Bildung und Vertheilung und Stellung der Fruchtkapseln an den Wedeln. Vier gut gezeichnete Tafeln erläutern die vom Verfasser angenommenen Ordnungen und Gruppen. Den Freunden dieser schö- nen Familie, welche sich wissenschaftlich mit derselben beschäftigen wollen, eine will- kommene Gabe. — (E. R.) 11) Franz Göschke, die guten Erd- beeren. Cöthen 1867, bei Franz Schetiler. Eine Uebersetzung von Glöde’s vorzüg- lichem Buch, Les bonnes et les belles frai- ses. — 12) Franz Göschke, die Gladiolen, An- leitung zur Cultur und Vermehrung der- 352 selben und Beschreibung der Sorten. Cöthen 1867, bei Paul Schettler. Ein Büchleiu für unsere Zeit, wo die Mode die schönen Gladiolus in den Vorder- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. grund stellt. Allen Freunden dieser schönen Pflanzen als praktischer Rathgeber zu em- pfehlen. (E. R.) V. Personalnotizen, Neuestes, Correspondenzen etc. 1) Aus Reutlingen. E. Lucas weist nach, dass das Werk von Dr. Karl Löft- ler, Anleitung zur Obstbaum-Spalierzucht in Deutschland. Neue Ausgabe. Leipzig bei Warzig. a) Mit Benutzung des Werkes „A. Menet, Elementareursus der Obstbaumzucht‘“ — geschrieben, ja dass die Tafeln jenem Werke entlehnt sind, ohne solches nur zu erwähnen! b) Dass das Werk mit Unkennt- niss des Obstbaumschnittes geschrieben ist. e) Dass die sogenannte „Neue Auflage“ eine Lüge, indem es die alte durch neuen Titel autgewärmte Auflage ist, die dem Pu- blikum nun zum dritten Male mit den glei- chen Druckfehlern und nur vermehrter Vor- rede angeboten wird. — 2) Ernst Metz zeigt durch Cirkular an, dass er seine der Rosencultur gewidmete Gärtnerei in Erfurt aufgegeben und er da- dagegen die Oberleitung des Gartens .des Hrn. Garten-Inspektor Julius Fischer in Homburg übernommen habe. Auch jener Garten beschäftigt sich fast ausschliesslich mit Rosencultur. — 3) PaulRuschpler in Dresden tolgt gleichfalls dem Zug der Zeit. Er hat seinen Garten ausschliesslich der Rosencultur ge- widmet und vertheilt Cataloge mit Beschrei- bung der Sorten. Die Gurtenflora brachte Tab. 112 eine, Dr. Ruschpler genannte Rose, die wahrscheinlich im gleichen Garten erzo- gen wurde. In Petersburg ist der Garten des Herrn Stegemann ausschliesslich der Rosencultur gewidmet. In Zarsköe Selo hat der Hofgärtner einen der Rosenecultur aus- schliesslich gewidmeten Garten gegründet, ebenso Hr. Handelsgärtner Gradke. — 4) Louis JuliusFreundlich starb am 31. August in St. Petersburg. Seit 2 Jahren war derselbe der Öbergärtner eines der schönsten Privatgärten in St. Petersburg, nämlich bei Wassili Feodulowitsch Gromow. Ein junger strebsamer Mann, der für sein Fach schwärmte, würde derselbe noch viel geleistet haben und so wurde er aus einem Wirken hinweggenommen, wo er gerade die Früchte seines Fleisses ernten sollte. An seine Stelle istHerr „Medwed- jew‘ (auf Deutsch „Bär“) gekommen. 5) E. Marco ist an Stelle des verstor- benen Hrn. Jung als Hotfgärtner Ihrer Kais. Hoheit der Grossfürstin Helene Pawlowna in Oranienbaum bei St Petersburg angestellt worden. 6) Aus Tiflis. Hr. Scharrer schreibt aus Tiflis, dass er im verflossenen Jahre mittelst Aufstreuens und Guss mit gutem Guano, sich sehr wirksam gegen die Ver- heerung der Maulwurlisgrille geschützt habe. Ameisen und Regenwürmer seien gleichfalls in Folge der Anwendung von Guano-Düngung verschwunden. 7) Blumen-undPflanzen-Ausstel- lung der Gartenbau-Gesellschatt „Flora“ zu Frankfurt a.M. vom 9. bis 16. April 1868. Das Comite hat die Programme vertheilt, fordert zur allgemeinen Concurrenz auf und wird jedem darum ersuchenden ein Programm zusenden. Die Preise bestehen in 1 bis 15 Dukaten. 8) Nutzgärtner und Winzerschule in Ungarn. Am 9, August hatte die Prü- fung der Zöglinge jener Lehranstalt stattge- funden, die der ungarische Landesagricultur- Verein zur Heranbildung von Nutzgärtnern und Winzern in Ofen unterhält; dieselbe wurde mit sieben Zöglingen vorgenommen, die ihren dreijährigen Kurs beendet hatten. Die Zöglinge beantworteten die Fragen in vollkommen betriedigender Weise, sie gaben über die chemischen Verbindungen und Be- standtheile der Erdarten, über die eventuelle Verbesserung schlechten Bodens, über alle Gegenstände der Nutzgärtnerei, der Obst- zucht und des Weinbaues, sowie über die Behandlung des eingekellerten Weines ge- nügend Bescheid, und ebenso zeigten sie sich höchst bewandert in allen bezüglichen practischen Arbeiten, sowie auch in. der Bie- nenzucht. — Dr. Entz gründete‘ im Jahre 1853 in der Nähe von Pest eine Privatlehr- anstalt für Nutzgärtner und Winzer, die im Jahre 1860 an den Landes-Agricultur- Verein überging, der sie nach Olfen verlegte und Dr. Entz als Director beibehielt. I4 IASSNM Fakes br L I II I Sb. I migrum | . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Ribes rubrum ÜL. und nigrum L (dJohan- nisbeeren). (Siehe Tafel 562.) Ribesiaceae, Fig. 3. 4. 5. 8. 10, 11 = Ribes rubrum L. Rothe Johannisbeere. Fig. 13. 15. 16 — Ribes nigrum L. Schwarze Johannisbeere. I. Beschreibung einiger der besten Sorten. A. Abarten von Ribes rubrum L. (Rothe Johannisbeere),. 1) Rothe gewöhnliche. Als solche bezeichnen wir die allgemein verbreitete Sorte mit bald heller, bald dunkler rothen Beeren, in ziemlich lan- gen Trauben. Ist sehr erträglich, aber stark sauer. Gedeiht überall. 2) Rothe holländische. Grös- sere Beeren von hellrother Farbe in langen Trauben, spätere Reife, ganz ausserordentliche Fruchtbarkeit und üp- piger Wuchs, zeichnen diese Sorte aus. Geschmack ziemlich stark sauer. 3) Rothe Kirsch. Die Beeren hellroth und noch etwas grösser als bei der vorhergehenden, auch früher reifend ZU. 1867. und weniger sauer. Eine unserer be- sten, durch ausserordentlich reichen Er- trag an langen Trauben, mit grossen ansehnlichen Beeren, ausgezeichnete Sorte. 4) Dunkelrothe Kirsch. Die Beeren so gross als bei der vorher- gehenden, aber schön tief dunkelroth und stets an kürzeren Trauben. Reift früh und besitzi einen angenehmen, nicht sehr sauren Geschmack. 5) Victoria. Beeren so gross wie von Nr. 4, in langen vollen Trauben, schön dunkelroth, ziemlich früh reifend und von angenehmem, nicht zu saurem Geschmacke, Ein Busch von üppigem Wuchs mit schönem, grossem, dunkel- grünem Laube. Eine der besten rothen Sorten. 6) Frühe rothe grossfrüch- 23 354 tige. Aehnlich der vorhergehenden, im Wuchs weniger üppig. Ist von allen rothfrüchtigen Sorten die zuerst rei- fende. 7) Fleischfarbige. Aehnlich Nr. 1, Beeren aber fleischfarben. 8) Fleisehrothe veränder- liche. Eine der vorzüglichsten Sorten. Beeren mehr als mittelgross, in langen vollen Trauben. Meist schön durchsichtig fleischroth, oder einzelne Beeren, oder zuweilen auch ganze Trauben roth. Ge- schmack gut und nicht zu sauer. Aus- serordentlich volltragend. Eine der be- sten Sorten. 9) Gewöhnliche weisse. Die allgemein verbreitete Sorte mit weissen durchsichtigen Beeren von mittlerer Grösse. Sehr volltragend und ziemlich stark sauer. 10) Holländische weisse. Bee- ren ziemlich gross, durchsichtig weiss- | gelb, in langen volien Trauben, von weniger sauerm Geschmack. Sehr voll- tragend. 11) Transparent white, auch als Transparent bvlanche. In allen Eigenschaften mit der vorhergehenden übereinstimmend, aber die Beeren noch grösser. Die beste weissfrüchtige Sorte 17) Grosse fleischfarbene Champagner. Grosse fleischrothe, heller geaderte, durchsichtige Beeren in langen Trauben. Sehr volltragende Sorte von ange- nehm säuerlich- weinigem Geschmack. Eine der besten Sorten. 18) Impe£rial blanche, 19) Ber- tin’s volltragende, 26) Gonduin. Diese 3 Sorten stimmen in allen Eigen- schaften mit Nr. 11 überein, sie gehören zu den besten weissfrüchtigen Sorten, sind aber wahrscheinlich richtiger als durchaus identisch mit Nr. 11 (Transpa- rent white) zu betrachten. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 19) Fertile (Salter's). Beeren gross, hellroth oder fast fleischfarben. 20) Fertile (Polman). Beeren gross, durchsichtig carminroth und mit hellern Adern, in langen Trauben. Ge- schmack angenehm und nicht zu sauer. 21) Rubra macrocarpa. Beeren mittelgross, tief dunkelroth. 22) Attractor. Beeren gross, durchsichtig weiss. 23) Gelbe Imperial. Eine der besten weissfrüchtigen Sorten. Beeren schr gross, durchsichtig weissgelb, in sehr langen Trauben. Ausserordentlich volltragend. Ge- schmack angenehm weinsäuerlich. 24) Queen Victoria. Beeren gross, hellroth, in langen Trauben. 25) Rothe von Versailles. Sehr grosse kirschrothe Beeren von an- genehm säuerlichem Geschmack. 26) Du Caucase. Grosse dunkel- | rothe Beeren von mildem Geschmack. 27) Buddins hellrothe, Hell- rothe kleine Beeren. Nicht zu em- pfehlen. 28) Süsse beste (Maurer), Mit- telerosse dunkelrothe Beeren von süss- weinigem Geschmack. 29) Ahornblätterige. Gleich Nr. 1, aber Blätter stark geschlitzt. 30) Rouge d’Angers. Dunkel- rothe grosse Beeren von gutem mildem Geschmack. 31) Versaıllaise. Beeren klein, tief fleischroth; Geschmack gut. 32) Buntblätterige Queen Vietoria. Grosse dunkelrothe Beeren. Blätter gelb panaschirt oder gerandet, 33) Gloire de Sablons. Beeren | kaum mittelgross, durchsichtig weiss mit _ rothen Streifen, B. Abarten von Ribes nigrumL. (Schwarze Johannisbeere), 12) Schwarze gewöhnliche. I. Originalabhandlungen. Die gewöhnliche schwarzfrüchtige Jo- hannisbeere. 13) Schwarze Victoria, Unter- scheidet sich von der vorhergehenden _ durch grössere Beeren. Als Victoria vom Hofgärtner Maurer erhalten. 14) Schwarze grünfrüchtige. Die reifen Beeren grün, sonst gleich Nr. 12. Von Maurer als „Gelbfrüch- tige‘ erhalten. 15) Grosse schwarze Kirsch. Die ansehnlichste, schönste und reich- tragendste der Schwarzen Johannisbeeren, die in einigen Gärten auch als „Schwarze Vietoria‘ eultivirt wird. Geschmack der Beeren süss und der eigenthümliche Bei- geschmack der Schwarzen Johannisbee- ren nicht zu stark ausgeprägt, Die sehr grossen Beeren von glänzend schwarzer Farbe und in langen Trauben. 16) Schwarze fleischfarbige. Grosse grüngelbe ansehnliche Beeren, mit hellern Adern und in langen Trau- ben stehend. Geschmack süss und Nr. 15 ähnlich. Eine ganz vorzügliche, reichtragende Sorte. Il. Allgemeine Bemerkungen über die Johannisbeeren. Die in unseren Gärten befindlichen Johannisbeeren, von denen wir im Obi- gen die Früchte der verschiedenen Sor- ten ceharakterisirt haben, stammen von Ribes rubrum L. oder der „Rothen Johannisbeere“ und von Ribesnigrum L. oder der „Schwarzen Johannisbeere‘“. Beides sind 3—4 Fuss hohe Sträucher, die aus der Wurzel eine Menge von Schossen jährlich treiben.und finden sich in Waldungen Europa’s und Sibiriens wild. Dieselben gehören zu denjenigen Obststräuchern, die nicht nur bis zum Norden Deutschland’s angebaut werden können, sondern sie widerstehen noch den Wintern im Norden Irland’s und &n i 2 355 Schottland’s, Schwedens und Norwegens und sind noch in Archangel am Weissen Meere hart und gehen bis zum Osten Sibiriens. Ribes rubrum L. oder die „Ro- the Johannisbeere‘‘, kommt im wilden Zustande nur mit kleinen rothen Beeren vor. In Cultur sind aus derselben die oben besprochenen zahlreichen Sorten mit rothen, fleischfarbenen, gelben und weissen Beeren entstanden, Ribes nigrumL. oder die „Schwarze Johannisbeere“ unterscheidet sich von der Rothen Johannisbeere aus- ser den schwarzen Beeren von einem eigenthümlichen Geschmack noch durch den starken Geruch der Blätter, der durch eine Masse kleiner Drüsen bedingt wird, die auf der Rückseite der Blätter sitzen und dem unbewaffneten Auge als kleine, kaum sichtbare Pünktchen er- scheinen, Die wilde Stammart trägt nur selten ihre kleinen schwarzen Beeren, von de- nen nur wenige in einer Traube stehen. -Die oben aufgeführten Sorten beider Ar- ten sind sämmtlich durch fortgesetzte Cultur erhaltene Spielarten. Wie bei den andern Obstsorten, die in milderen und kalten Klimaten culti- virt werden, tritt auch bei der Johan- nisbeere ein ähnliches Verhältniss in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit der Spielarten gegen hohe Kältegrade ein. Es verhalten sich nämlich die in mil- deren Klimaten erzeugten Spielarten, die in ein kälteres Klima, wie z. B. nach Petersburg übergeführt werden, in kalten Wintern weniger dauerhaft, als die in kälteren Klimaten erzeugten Spielarten. So litten alle aus Frankreich bezogenen oder stammenden Sorten, wie von den oben aufgeführten Sorten Nr. 25, 26, 3l, 33, ferner von nicht besprochenen Sorten „Gestreifte von Sablons, Cassis & 23 ® a 356 feuilles panach&es, Belle de St. Gilles, Perle rayonnee, Black Naples, Merveille de Gironde‘“, in dem kalten Winter von 1866 auf 1867 in unserm Akklimatisa- tionsgarten sehr bedeutend. Auf halb- schattigem Standort und gutem, nicht zu nassem, lehmigem Boden sind diese zarten Sorten der Schädigung durch die Winterkälte weniger ausgesetzt, als auf durchaus sonnigem Standorte und lockern leichten Bodenarten. Die Johannisbeere ist für den Nor- den Europa’s die werthvollste Beeren- frucht, weil sie noch da im freien Lande gedeiht, wo die grossfrüchtigen Erdbeeren und Stachelbeeren, sowie die grossfrüchtigen Himbeeren der Winter- kälte erliegen. Der jährlich reiche Er- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. trag und die Eigenschaft, dass die Bee. ren derselben, als Confituren eingekocht, sich jahrelang halten, wie dass aus sol- chen vortrefflicher Wein bereitet werden kann, machen solche aber auch für mildere Klimate, wo nicht nur die andern Beerenfrüchte, sondern auch un- sere anderen Obstarten gedeihen, noch werthvoller. E. Regel. ein Anm. Die Cultur der Johannisbeeren war schon einigemal der Gegenstand der Besprechung in diesen Blättern, wir werden aber in einem der nächsten Hefte eine voll- ständige Anleitung zur rationellsten Cultur, Vermehrung und Benutzung derselben folgen lassen. b) Rhododendron eiliatum Hook. 8. roseo- album. (Siehe Tafel 563.) Ericaceac. R. ciliatum Hook. Bot. 4618. Unter den Rhododendron-Arten, die Dalton Hooker im Jahre 1850 in den Gebirgen des Sikkim-Himalaya entdeckte und in die Gärten Europa’s einführte, ist das Rh. ciliatum für die Cultur eine der empfehlenswerthesten Arten, Nie- driger buschiger Wuchs und ausseror- dentlich dankbares Blühen zeichnet sol- che aus. Die hierbei abgebildete Spiel- art derselben zeichnet sich durch zahl- reichere Blumen in jeder Dolde, durch die schöne rosarothe Farbe der Blumen und endlich die Eigenschaft aus, dass die rauh behaarten Blätter sehr bald kahl werden. Ein 3 Fuss hohes Exem- # Mag. tab. En a; plar blühte in diesem Frühjahr veit 40 Blüthendolden zu gleicher Zeit und } bot einen wahrhaft prachtvollen An- blick dar. Wir haben über die Cultur dieser Rhododendron-Arten wiederholt gespro- chen und wollen hier nur darauf hin- weisen, dass die in Rede stehende Art, ausschliesslich durch Samen oder aus Stecklingen vermehrt werden sollte. Die Stammart des Rh. ciliatum ist in D. Hooker Rhod. of Sikkim Hima- laya tab. 24 abgebildet. Auf der bei- stehenden Tafel ist a) ein Kelch mit Fruchtknoten und Griffel, und b) ein Staubfaden. Beide vergrössert. (E. R). 6” ” & 1b v i Jaf 363 WERE 0 SI 704.00- Dre 27, Yale TEE NT TEEN ZRNE I. Originalabhandlungen. Chionanthus c) 357 virginiea Linn ß mari- tima Pursh. 4 (Siehe Tafel 564). Oleaceae. Ch. virginica L. spec. pag. 11. ß. maritima Pursh. fl. am. bor. I. p. 7. — D. C. prodr. VIII pag. 295. Wir wollen hiermit die Aufmerk- samkeit unserer Leser auf einen reizen- den Strauch Nordamerika’s lenken, der in unsern Gärten verhältnissmässig noch selten ist und doch zur Zahl der Pflan- zen zu rechnen ist, die jedem Garten zur eigenthümlichen Zierde gereichen. Unsere Abbildung stellt die Form mit breitern, mit kleinen dichtgestellten Haa- ren besetzten Blättern dar, die Loddiges als Ch. maritima beschrieb und die wir aus dem Garten der Herren Booth und Söhne in Flottbech als Ch. pubescens zugesendet erhielten. Eigenthümlich sind die in reichblumigen lateralen Rispen ste- henden Blumen, deren 4-zähniger Kelch sehr klein und kaum sichtbar und deren Blumenkrone in 4 lange lineare gedrehte Lappen gespalten ist. Blüht im Juli. — (E. R.) 1) Ein blühender Ast in Lebens- grösse, 2) Eine Blume etwas vergrössert. 3) Blumenkrone aufgeschnitten mit den 2 Antheren, 4) Eine Anthere vergrössert. 2) Immergrüne und halhb-immergrüne Gehölze, welehe im Klima von Mitteldeuisehland zur Belebung des Gartens im Winter beitragem können, Von H. Der Mangel an immergrünen Ge- hölzen. welche auch im Winter den Garten beleben, ist die Hauptursache, warum unsere nordischen Gärten nie den Reiz derjenigen eines milderen Kli- ma’s erreichen können. Man wird nicht weit von der Wahrheit bleiben, wenn man sagt, dass der Ruf der Gärten England’s zum grossen Theil von der häufigen An- wendung immergrüner Gehölze abhängt, wrlche dort bekanntlich vortrefllich ge- deihen. Jäger. sind, welche in dieser Beziehung einer Nachahmung England’s entgegenstehen, so können doch viele überwunden wer- den. Sieht man sich recht genau unter den Gehölzen um, so findet man den- noch eine ziemliche Anzahl von im Winter grünenden, welche unser Klima ertragen. Noch mehr wächst die Zahl, wenn wir die norddeutschen Küstenlän- der der westlichen Hälfte und einzelne Gegenden Süddeutschland’s und der So gross auch die Hindernisse | Schweiz in unsern Gesichtskreis ziehen ’ ” % 4 s % 358 Was namentlich Süddeutschland und die Schweiz betrifft, so ist es unzweifelhaft, dass die dortigen Gärten den englischen in Anwendung immergrüner Gehölze sehr nahe kommen könnten, Wir be- gegnen dort überall schönen immergrü- nen Gesträuchen und Bäumen, welche vortrefflich gedeihen, aber sehr selten ausgedehnten Pflanzungen davon, die Na- delhölzer ausgenommen, Ich werde aber bei der folgenden Aufstellung von die- sen begünstigteren Gegenden absehen und nur einzelne, besonders schöne Ge- hölze, welche nur dort gut fortkommen, kurz erwähnen. Die Anpflanzung im- mergrüner Gehölze empfiehlt sich be- sonders in Stadtgärten, welche auch im Winter besucht werden. Ein anderer Grund, dies zu tkun, ist der klimatische Schutz, welchen die Städte gewähren, Wir sehen überall in Städten Pflanzen gedeihen, welche in geringer Entfernung davon nicht aufkommen. Ausser den wirklich nen Gehölzen werde aufnehmen , immergrü- ich auch solche welche sich, ebschon die lange grün erhalten, in gelinden Win- tern oft bis zum Abfall im Frühling grün bleiben, indem diese, wenn auch unvollkommen, denselben Zweck erfül- len. Die bereits allgemein angepflanzten und verbreiteteren hohen Nadelhölzer (Coniferen im engern Sinne) will ich aufzuzählen unterlassen, um das Ver- zeichniss nicht zu gross zu machen. Dieselben mögen überall, wo Platz für sie ist, den Hintergrund und die noth- wendigen Schutz- und Schattenpflanzun- gen bilden. Eigentlich müsste ich alle Gehölze weglassen, welche nur unter Bedeckung aushalten, weil dieselben zur Verschönerung des Gartens im Winter nichts beitragen, im Gegentheil derselben hinderlich sind, Da aber viele Pflanzen, * * | lingen in sich tragen. Blätter alljährlich abfallen, im Winter | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. welche an einem Orte Schutz bedürfen, an einem andern oft ganz nahe liegen- den, völlig unbeschützt im Freien aus- halten und umgekehrt, so lässt sich in dieser Beziehung keine bestimmte Grenze ziehen. Wenn ich auch einige Pflanzen nenne, welche ich zu dem bewussten Zwecke nicht empfehlen kann, so ge- schieht es, um Versuche damit zu ver- anlassen, Dieselben sollen hinlänglich kenntlich gemacht werden, damit Un- kundige keinen Fehlgriff machen, Uebri- gens braucht man viele Gehölze von oben erst mit dem vollständigen Eintritt des Winters zu bedecken, wo dann der Gartengenuss ohnedies aufhört, während die Wurzeln schon früher gedeekt wer- den können. Nimmt man die Bedeckung dann schon Ende Februar oder Anfang März wieder weg, so bleiben im Ganzen etwa 3 Monate, wo dieselbe störend ist. Ich muss noch eine Bemerkung über Standort und Culturen vorausschicken, damit Unkundige nicht Versuche ma- chen, welche von vornherein das Miss- Fast alle immer- grünen (Gehölze gedeihen besser in einer schattigen Lage, im Schutz von Bäumen und Gebäuden und an nördlichen Ab- hängen. Für warme sonnige Abhänge eignen sich im Continentalklima nur wenige, wenn der Standort nicht zugleich feucht ist. Einen vorzüglichen Schutz gegen Sonne, Kälte und Wind gewähren Pilanzungen von höheren Coniferen. Ge- wisse Unterholzsträucher, z,B. lex ge- deihen gut nur unter Bäumen, worunter auch Laubholzbäume zu verstehen sind, Unter den immergrünen Sträuchern sind viele sogenannte Moorbeetpflanzen, das sind solche, welche nur in sandiger, feuchter Humuserde (Moor- oder Haide- erde) gezogen werden können. Da diese in den meisten Gegenden nur mit gros- sen Kosten herbeigeschafft werden kann, ® _ . - # I. Originalabhandlungen. so erleidet die Anpflanzung dieser Ge- hölze grosse Beschränkung. Dagegen gibt es in Norddeutschland Gärten, wo diese Gehölze ohne künstlichen Boden auf das üppigste gedeihen, weil der Ur- boden die für jene Pflanzen nöthige Be- schaffenheit hat. Aehnliche Verhältnisse kommen ausnahmsweise überall vor, und man sollte diese zufälligen Eigenschaf- ten des Bodens zur vorzugsweisen An- pflanzung der Moorbeetsträucher be- nutzen. Nach diesen nothwendigen Vorbe- merkungen will ich zu den einzelnen Pflanzen übergehen und der Bequem- lichkeit wegen die alphabetische Anord- nung gebrauchen. Acer monspessulanum, ein kleiner Baum, häufiger Strauch von gedrunge- nem Wuchs, mit kleinen dreilappigen, sehr dunkeln Blättern, welche grün blei- ben, bis stärkere Fröste eintreten, dann allerdings trocken hängen bleiben, was sehr unschön ist. Gedeiht trocken und sonnig. Ammyrsine buxifolia Prsh. (Leio- phyllum buxifolium, Ell,, L.thymifolium Don.). Kleiner myrtenartiger Strauch, reichblühend und höchst zierlich. Eignet sich nur an den Rand des Moorbeetes und zwischen Felsen. — Auf gleiche Weise ist A. serpyllifolia (Leiophyllum serpyllifolium D. C. und A. prostrata Sweet (Leioph. prost. Loud.) mit nieder- liegenden Stämmehen zu verwenden. Andromeda polifolia, rosmarinifolia, axillaris (Leucotho& ax. D. et G. Don.), calyeulata (Leucotho& cal. D, Don., Cha- maedaphne calye. Mönch.), tomentosa (Xerobotrys tom. Nutt.) sind niedrige, bis 11/, Fuss hohe Moorbeetsträucher für feuchten Boden. Die übrigen immer- grün benannten höheren und schöner blühenden Arten halten sich nicht grün. Araucaria imbrieata, Obschon diese 359 herrliche Conifere bis 10 Grad Kälte aushält, so wird es doch nur wenige Gegenden geben, wo sie unbedeckt im Freien aushält. Sie erfror im Winter 1866/,, sogar in England, wo man sie ganz akklimatisirt glaubte. Bis zu einer gewissen Grösse erträgt diese Pflanze ein jährliches Ausheben mit Erdballen, um sie frostfrei zu durchwintern. Besser ist es, Pflanzen in Kübeln zu eultiviren und im Boden versenkt so lange im Garten zu lassen, bis stärkere Kälte eintritt. Aucuba japonica. Von dieser schö- nen grossblätterigen Pflanze gilt für Mit- teldeutschland ganz was über Araucaria gesagt wurde, In Süddeutschland sieht man hie und da schöne alte Pflanzen, welche Jahre lang unbedeckt im Freien aushielten. — Ganz gleich werden sich die neu eingeführten Arten und Spiel- arten verhalten. Berberis. Eigentliche immergrüne Arten haben wir, wenn wir die Maho- nien nicht hierzu zählen wollen, in un- serem Klima nicht. Es behalten jedoch in gelinden Wintern Berberis Neubertü (ein sehr schöner Bastard von Mahonia). B. angulosa, B. asiatica (B. ilicifolia Roxb,), B, buxifolia und einige andere die Blätter bis gegen das Frühjahr. Die schönste immergrüne Berberis Darwini ist für das Freie leider zu zärtlich. Biota siehe bei Thuja. Buxus sempervirens. Unter den verschiedenen Spielarten des Bux zeich- nen sich besonders folgende aus: B. ar- borescens von höherem Wuchs; arbor. angustifolia, mit schmäleren Blättern und kräftigem Wuchs; arbor. glauca, mit grösseren blaugrünen Blättern ; arbor. longifolia, mit grössern längern Blättern ; ferner die Spielarten mit weissbunten und gelbbunten Blättern (fol. argenteis und fol. aureis variegatis). Diese Pilan- 360 zen gehören zu den schätzbarsten unter den bei uns brauchbaren immergrünen, und man sollte von ihnen ganze Gebü- sche anlegen, sowie einzelne Sträucher zwischen lichten Nadelholzpflanzungen und an schattigen Stellen auf Rasen an- bringen. In regelmässigen Gärten kann man von Bux schöne Kugel- und;Kegel- bäume bilden. Die höheren Spielarten werden bei unbehindertem Wachsthum 5—10 Fuss, wenn man sie ausästet und nur einen Stamm duldet, mehr als 15 Fuss hoch. Diese Sträucher kommen zwar auch sonnig und an trockenen Ber- gen fort, werden aber nicht so hoch und sind weniger schön grün, Die Spielarten mit panaschirten Blättern müssen nahe an Wege gepflanzt wer- den, sonst erscheinen gelb. Lonicera (Caprifolium) sempervirens erwähne ich blos, weil Unkundige nach dem Namen eine effektvolle immergrüne Pflanze erwarten könnten, während die sie schmutzig Blätter zwar grün bleiben, aber kaum zum Schmuck im Winter beitragen können. Cedrus. Die Cedern galten von jeher in Deutschland für zärtliche Bäu- me, und wer aus Ost- und Norddeutsch- land nach den Rheingegenden kam, wun- derte und freuete sich nicht wenig, hie und ds in Gärten und Kirchhöfen eine Ceder zu finden. Jetzt erfahren wir, dass in der obe- ren Wesergegend, im Park zu Ohr bei Hameln, in einer Gegend, welche sich keineswegs durch Milde des :Winters auszeichnet, eine Ceder vom Libanon von 95 Fuss Höhe herrlich gedeiht. Dies ist sicher ein Beweis, dass die Ce- dern an passenden Stellen — geschützte, halbschattige Plätze, in der Jugend zwi- schen Nadelholzbäumen — überall fort- kommen werden. Als härter gegen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. unsere Winter wird die Himalaya-Ceder (Cedrus Deodara) betrachtet, und es ist dieselbe bereits häufig angepflanzt. Be- sonders empfiehlt sich die Abart C, Deo- dara robusta, mit etwas längeren, stär- keren Nadeln, welche viel unempfind- licher gegen Kälte ist. Was die Ceder vom Atlas (Cedrus atlantica) betrifft, so wird sie allgemein für zärtlicher gehal- ten, während kürzlich ein französischer Bericht dieselbe als die härteste von allen Cedern erklärte. Cedern können nur vereinzelt angepflanzt werden und müssen im Schatten und Schutz höherer Nadelholzbäume stehen, bis sie eine ge- wisse Grösse erreicht haben. Am besten gedeihen sie in kleinen nördlich oder östlich auslaufenden waldigen Thal- mulden. Cephalataxus. Diese dem Taxus verwandten Pflanzen haben bis jetzt bei uns nur Sträucher und kleine Bäumchen gebildet, und es ist abzuwarten, ob C. Fortunei und C. drupacea (C. Fortunei foemina der Gärtner), welche einen Stamm mit Quirlästen bildet, baumartig werden, was bei dem sehr zärtlichen C. Fortunei im voraus verneint werden kann. Beide zeichnen sich durch lange, dünn stehende Blätter aus. Davon ist C. tardiva (C. brevifolia, Taxus adpressa) ganz abweichend, denn der buschig wachsende Strauch ist dicht mit kurzen schwarzgrünen Blättehen besetzt. Diese Art ist am werthvollsten, zeichnet sich durch auffallend dunkles Grün und ele- santen Wuchs aus, gedeiht überall und sollte daher recht häufig angepflanzt werden. Chamaecyparis nutkaönsis (noolka- tensis) Spach (Thujopsis borealis Fisch., Cupressus nutka@nsis Lamb.), Ein herr- licher (bei uns bis jetzt noch) kleiner Baum, halb Cypresse, halb Lebensbaun oder Virginische Ceder, von sehr dichtem L Originalabhandlungen. ‚ Wuchs und freudigem Grün zu jeder Jahreszeit. Wenn diese Pflanze erst häufig genug ist, so wird sie den ge- meinen Lebensbaum (Thuja oceidentalis) verdrängen, denn sie erfüllt alles, was jener leistet, ist viel dichter und schö- ner und auch im Winter schöngrün, während der Lebensbaum eine braune Todesfarbe annimmt. Vor dem orien- talischen Lebensbaum und seinen Abarten hat er den Vorzug der Unempfindlich- keit gegen die grösste Kälte, wodurch diese so oft leiden. In gewisser Ferne macht dieser Baum — er soll im Va- terlande, dem nordwestlichen Amerika, 100 Fuss hoch werden — den Eindruck der männlichen Pilanzen von Juniperus virginiana, welchen er auch im Wuchs gleicht. Man wird daraus schöne Py- ramiden und sehr dichte Zierhecken bil- den können. Die Abart Chamaecyparis nutkaensis glauca, welche auch als Biota glauea und Chamaecyparis glauca vor- kommt, unterscheidet sich durch ein bläuliches Ansehen (wie mit Reif be- duftet) und grössere, aber weniger dichte Blattschuppen. Diese Abart wächst schwerer aus Steeklingen, als die Art. Chamaecyparis sphaeroidea Spach, die weisse Ceder, welche unter dem Namen Cupressus thyoides bekannter ist, hat in den Zweigen Aehnlichkeit mit der gemeinen Pyramidencypresse, aber eine dünne sparrige Krone. Er gedeiht nur auf feuchtem Sandboden und bildet nie dichte Massen. — Von demselben Werth dürfte Chamaeeyparis thurifera End], (Cupressus und Juniperus thur.) sein, welche ebenfalls Sandboden ver- langt und zärtlicher ist. Cotoneaster. Die immergrünen Ar- ten sind kleine zierliche Sträucher von 2—3 Fuss Höhe, welehe mehr zur Bo- denbekleidung dienen und auf Felsen sehr schön sind. Wo die Winter mild 361 sind, kann man höhere Büsche und zierliche Kronenbäumchen durch Ver- edeln auf Crataegus oxyacantha erziehen. Wir haben hierher hauptsächlich C. mi- erophylla zu zählen, welcher mit grös- sern und kleinen Blättern als C, thymi- folia und myrtifolia vorkommt. Fast noch vorzuziehen ist C, rotundifolia Wall. mit grösseren runden Blättern, welcher auch etwas höher wird. Crataegus. Unter den Dornen ha- ben wir einen ganz immergrünen, näm- lich den Feuerdorn oder Feuerbusch C. pyracantha und einige mit lange grün bleibenden Blättern. C. pyracantha Pers, (Mespilus pyrae. L., Cotoneaster pyrac. Spach) ist einer der schönsten Sträucher für unser Klima und erfreut nicht nur durch glänzende immergrüne Blätter, sondern auch durch die im Winter blei- benden hochrothen Früchte, welehe ihm den Namen Feuerbusch verliehen ha- ben. Leider verliert er nicht selten bei grosser Kälte:die Blätter, und die Früchte werden oft eine Beute der Vögel. — C. linearis Pers. (C. salieifolia C. Koch) ist ein kleiner Baum mit langen, schmalen, steifen, sehr glänzenden Blättern, welche sich bis gegen das Frühjahr grün er- halten. — Auch eine als C. arbutifolia in den Gärten verbreitete Art Dorn, mit schmalen glänzenden Blättern und schö- nern Füchten hält die Blätter lange grün. Cryptomeria japonica, eine der schönsten Coniferen ven regelmässigem, dünnem Wuchse hat hie und da schon die Höhe von 30 Fuss erreicht, wird aber gleichwohl kaum jemals wirklich akklimatisirt werden. Dennoch pflanze man das zierliche Bäumehen einzeln an geschützte Stellen, denn wenn es auch in einem besonders kalten Winter er- friert, so ist es doch bald wieder durch 362 Topfpflanzen ersetzt und leicht und schnell aus Samen anzuziehen. Cupressus. Unter den Cypressen ist C. Lawsoniana unstreitig die werth- vollste. Dieselbe bildet einen schönen Baum (im Vaterland 100 Fuss hoch) von pyramidalem Wuchs, dabei mit übergebogenen Aesten. Bei der Abart (var. erecta und’ compacta) stehen sie aufwärts, wodurch der Wuchs noch mehr pyramidal wird. Das Grün der feinen, unten bläulichen Blattschuppen ist zu jeder Jahreszeit schön. Die Varietät C. Laws, argentea hat fast hellblaue Be- laubung. Dieser reizende Baum wird nur einzeln anfgestellt und in lockern ‚Gruppen eine gute Wirkung machen. — Wahrscheinlich ist auch die noch wenig verbreitete C. macrocarpa Hartw. (Lam- bertiana und Lindleyi Kl.) aus Oberca- lifornien, welche den Wuchs einer Li- banonceder, d. h. eine schirmartige Krone haben soll, für unsere Gärten geeignet. — Cupressus funebris aus China, ein höchst reizender Baum und wo er gedeiht, fast C. Lawsoniana vor- zuziehen, hält leider unbedeckt nicht aus. Noch weniger will sich die ächte morgenländische Cypresse, C. sempervi- rens pyramidalis an unser deutsches Klima gewöhnen, obschon sie in den Alpenländern und noch im Norden Frankreichs eine Kälte von 10—15 Grad ohne Nachtheil aushält. Dem ungeachtet sollte man die Versuche, diesen durch seine schlanke Pyramidenform höchst originellen Baum zu akklimatisiren, nicht aufgeben. Daphne Laureola, ein sehr schöner kleiner Strauch mit glänzenden Blättern von lorbeerartiger Form, kommt unter denselben Bedingungen fort, wie die Ilex, nämlich unter Bäumen, und könnte, wenn man ihn in Menge hätte, zu Un- terholzgebüschen dienen, als welcher er Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auch in den Laubwäldern Unteröster- reichs vorkommt. Aber obschon ein Bewohner Deutschland’s erfriert dieser Strauch dennoch bei grosser Kälte bis auf die Wurzel, ist daher auch nirgends häufig. Ephedra distachya, monostachya und monosperma sind seltsıme niedrige Sträucher mit unbeblätterten binsenar- tigen Zweigen, ähnlich den Casuarinen, Auf sandigem Boden. selbst in reinem Sand gedeihen sie am besten/und zieren den Garten durch ihre ungewöhnlichen, gleichsam an eine vorweltliche Flora erinnernden Formen, ohne eigentlich schön zu sein, Erica herbacea (E. carnea Jacg.) ist ein kleiner Bodenstrauch, sonnig stehend nur 6—8 Zoll hoch aber reich blühend, schattig und in fettem Humus stehend bis 11/, Fuss hoch, aber dann spärlich blühend. Er liebt steinigen Boden und verlangt trocknen Uhnter- grund, erfreut im Sommer durch üppiges Grün, im ersten Frühjähre durch reiche Blüthe. Es empfiehlt sich, auch die weissblühende Abart anzupilanzen. Mit einiger Mühe kann man diese eigentlich niederliegende und am Boden wurzelnde Pflanze zu 2 Fuss hohen Büschen er- ziehen und förmliche Halbkugeln davon bilden. Am schönsten sind sie zwischen Felsen und an Abhängen. Evonymus japonieus mit seinen zahl- reichen Formen und buntblätterigen Va- rietäten ist zwar ein zärtlicher Strauch, welcher fast jeden Winter an den Spitzen erfriert und an den Blättern be- schädigt wird, dürfte aber doch in den milderen Gegenden zu ferneren Versu- chen zu empfehlen sein. Nothwendig ist, dass die Wurzeln bedeckt werden, Genista scoparia (Spartium Scop., Sarothamnus scop.) der Besenginster ist eigentlich kein immergrüner Strauch im L. Originalabhandlungen. strengen Sinne des Wortes, macht aber den Eindruck eines solchen, denn die blätterlosen dichtstehende Zweige bilden einen grünen Busch. In Sandboden — er gedeiht nur in solchem — sollte man ganze Gebüsche davon anpflanzen, denn er erireut im Winter durch frisches Grün, und ist wahrhaft prachtvoll in der Blüthe. Wenn längere Zeit keine stren- gen Winter vorkommen, bilden sich Büsche von 6—8 Fuss Höhe, häufig aber erfriert der Besenginster alljährlich bis auf das alte Holz. Hedera, der Epheu mit seinen Ab- arten ist bekannt und beliebt genug, um noch der Empfehlung zu bedürfen. Aber er wird im Freien an Bäumen und am Boden gezogen noch lange nicht so benutzt, wie er verdient. Nicht allge- mein bekannt dürfte es sein, dass der- selbe auch an Eisengeländern gezogen, gat gedeiht. In kleinen Gärten können eingegrabene Baumstämme, welche zu- gleich als Blumenhalter dienen, die mangelnden Bäume vertreten, um Epheu daran zu ziehen. Zu beachten wäre Hedera senticosa, eine neuerlich am Amur aufgefundene, nicht rankende Art, welche 15—20 Fuss hoch werden soll. Ich habe sie noch nicht in Gärten ge- sehen. Jasminum fruticans ist ein schöner, 3—5 Fuss hoher, dicht wachsender Strauch, welcher in den besseren Ge- genden Süddeutschlands gut gedeiht, in rauheren Gegenden jedoch in kalten Wintern sehr leidet. Ilex. Unter den zahlreichen Arten verdienen besonders die Formen der ge- meinen Stechpaime oder Hülse Ilex Aquifolium Berücksichtigung. Diese sind 8o abweichend in der Blätterform, dass man 20 verschiedene Pilanzen vor sich zu sehen glaubt. In günstigen Gegen- den und unter Bäumen bilden die Stech- 363 palmen hohe Sträuche und kleine Bäume und sind dann die werthvollsten immer- grünen Gehölze für Deutschland. Aber obschon die Stechpalme im Schwarzwald und in den Alpen hie und da förmlich das Unterholz grosser Nadelholzwaldun- gen, im nordwestlichen Deutschland des- gleichen im Laubwalde bilden, so sind sie doch in vielen Gärten nicht aufzu- bringen. Eine Hauptbedingung zum Ge- deihen der Ilex ist, dass sie eine Boden- decke von Laub, Nadeln oder Rasen und sich zersetzenden Humus im Be- reich der Wurzeln haben. Juniperus. Die Mehrzahl der in den Gärten cultivirten Juniperus verdient angepilanzt zu werden, weshalb ich die einzelnen Arten nicht sämmtlich auffüh- ren will. Unter den grösseren baumar- tigen ist; Juniperus virginiana, die rothe Ceder die veıbreiteste Art und besonders die männliche Pflanze sehr zu empfeh- len, weil sie dichter wächst, von selbst eine breite Pyramide bildet und sich künstlich zur Cypressenform bringen lässt, Man bildet davon dichte Gebü- sche und Wäldchen, sowie hoheHecken und künstliche Formen. — Auch der gemeine Wachholder Juniperus commu- nis verdient in baumartiger Form mehr Berücksichtigung im Garten, besonders die Varietät Jun. communis hibernica mit pyramidalem Wuchs. Man findet aber auch in unsern Wäldern und Hai- den häufig vollkommene Pyramiden, wel- cher einer Cypresse gleichen, welche‘ falls im Sandboden stehen und Ballen halten in den Garten ver- pflanzen kann. Glückt dies nicht, wie es häufig der Fall, so kann man sich Pyramiden-Wachholder aus Stecklingen ziehen, welche sehr leicht wurzeln. — Unter den niedrigen ist J. Sabina, der Sadebaum beliebt und bildet malerische Büsche, welche besonders an Bergen man, sie 364 Gartenflora Deutschlands, und Felsen an ihrem Platze sind. Noch schöner ist J. sabinoides, mit feineren Zweigen und frischerem Grün. In klei- neren Gärten bilde man von grossen Steinen einen Hügel und bepilanze die- sen mit J. sabinoides. So entsteht eines der reizendsten Gartenbilder. Die bieg- samen Aeste (liegenden Stämme) krüm- men sich abwärts, während die Seiten- triebe aufwärts, oft fast rückwärts wach- sen und so malerische Formen:erzeugen, wie man sie selten an kleinen Pflanzen findet. Ueberziehen von Felsen ist J. prostrata mit blaugrüner Belau- bung besonders reizend. — J. hemis- phaerica bildet einen kleinen halbkuge- ligen Busch, dessen rothe Beeren be- sonders zierend sind. Andere niedrige Arten sind J. canadensis, caucasica (im Wuchs dem J. sabinoides sehr ähnlich, aber mehr dem Wachholder verwandt), nana, rufescens, squamata. Letztere ist wie J. Sabina und sabinoides zu ver- wenden. Unter den höheren Arten sind J. californica, chinensis (virginiana Thbg., J. Thunbergii Hook.), J. excelsa Bieb., J. oceidentalis Hook. (J. excelsa Lew.), J. piriformis Murr., J. rigida und J. sphaerica Lindl., als schön, aber noch unsicher in der Ausdauer zu empfehlen, Der sehr schöne Spanische oder Cedern- Wachholder, J. Oxycedrus und der ähn- liche J. phoenicea, mit hängenden Zwei- gen, sind beide in Mitteldeutschland so zärtlich, dass sie oft an den Spitzen be- schädigt werden und dann mehrere Jahre brauchen, ehe sie sich wieder erholen. Kalmia latifolia, mit grossen glän- zenden Blättern und K. angustifolia (rubra) mit kleineren, blaugrünen Blät- tern, erstere mit grossen weissen oder hellrothen, letztere mit kleineren carmin- rothen oder dunkelrosenrothen Blüthen, sind sehr schöne immergrüne Pflanzen und vollkommen hart. Sie bilden Sträu- Zum Russlands und der Schweiz. cher von 2 Fuss Höhe, und gedeihen auch sonnig, jedoch üppiger im Halb- schatten, obschon sie dort nicht so reich blühen, Moor- oder Haideerde ist nicht unbedingt nothwendig, wenn nur der Boden — sei es milder Lehm oder Sand — reichlich Humus hat. Die Kal- mien gedeihen feucht und trocken, blühen aber feuchtstehend nicht reich. Die übrigen Arten von Kalmia sind hüb- sche kleine Pflanzen, welche jedoch zu unscheinbar sind, um unserem Zwecke zu dienen. Ledum latifolium und palustre kön- obscehon immergrün und schön blühend, mit ihren braunen Blättern, als immergrüne Blattpflanzen gedacht, kaum etwas zur Verschönerung des Gartens beitragen. Libocedrus nen, chilensis, in Mittel- deutschland, nur bedeckt kümmerlich gedeihend, bildet in Süddeutschland (z. B. Heidelberg) einen hübschen Strauch oder ein Bäumchen, und fällt durch Ei- genthümlichkeit der Formen und lange ruthenförmige Zweige, sowie sehr hell- grünes Colorit auf. Ligustrum. Von L, vulgare gibt es eine Abart mit angeblich immergrü- nen Blättern, welche alsL. italieum und sempervirens verbreitet ist. In Wirk- lichkeit bleiben jedoch bei uns die Blät- ter nur bis zum Eintritt starker Kälte, nur ausnahmsweise den ganzen Winter srün, was bei dem gemeinen Liguster an schattigen Standorten auch der Fall ist. Es scheint jedoch eine Form mit grösseren Blättern hierher zu gehören, welche unbedingt dem L. vulgare vor- zuziehen ist. — Schöner ist L. lucidum (ovalifolium) mit noch einmal so gros- sen, glänzenden, ebenfalls bis tief in den Winter hinein grün bleibenden Blät- tern. — Wo L. japonicum im Winter aushält, verdient dieses als immergrüne L Originalabhandlungen. Art den Vorzug, ist aber sehr empfind- lich, Die genannten sollen aber nach Professor Karl Koch (in Wo- chenschrift für Gärtnerei ete.) durch 1. Koellerianum, angeblich ein Bastard zwischen L, lucidum oder vulgare und japonicum, an Schönheit. übertroffen wer- den. Magnolia grandiflora, eine der schön- sten immergrünen Pflanzen, will ich nur nennen, um die glücklichen Besitzer südlicher Gärten darauf aufmerksam zu machen. Sie verträgt am Südabhange der Alpen 10—12 Grad Kälte und hat auch in den mildesten Gegenden Süd- deutschlands Jahre lang im Freien aus- gehalten. In Mittel- und Norddeutsch- land ist an eine Cultur im Freien nicht zu denken. Mahonia. Die früher zu den Ber- beris gezählten Mahonien gehören zu den schönsten immergrünen Pflanzen. Dieselben werden 3—5 Fiss hoch, blei- ben jedoch meist niedriger und sind so schöner, weshalb man sie auch durch Einschneiden in einer Höhe von 3 Fuss halten sollte. Ausser den prächtigen Blättern zieren sie durch lebhaft gelbe Blüthen, weiche büschelweise vereinigt sind, und durch schwarzblaue Früchte. Die werthvollste ist M. Aquifolium, mit der gemeinen Stechpalme (Ilex) ähn- lichen glänzenden Blättern. und man braucht, wo es blos auf immergrünen Schmuck ankommt, keine andere Art anzupflanzen, denn alle sind sich sehr ähnlich, keine ist so schön in der Be- Aus Samen erzieht man ver- sehiedene Formen mit mehr oder we- niger glänzenden Blättern. Hat man Pflanzen genug, so sollte {man nur die mit sehr zlänzenden Blättern anpflanzen. Diese Art bedarf keines Winterschutzes, doch ist es gut, den Boden mit Tan- nennadeln, Moos oder Laub zu be- laubung. 365 decken. In sehr kalten Wintern leiden die Blätter Schaden, Die Mahonien ge- deihen nur in reiner Humuserde, oder in feuchtem, mit Humus vermischtem Sandboden üppig, und lieben eine schat- tige Lage. Man bildet davon Vorpflan- zungen in Parkgärten und einzelne Gruppen. — Die sehr schöne M. ja- ponica, welche mit M, Bealii wohl iden- tisch ist, hat noch mehr als einmal so grosse Blätter als M. Aquifolium, von blaugrüner Farbe, Sie ist sehr schön, hält ebenfalls im Freien aus, leidet aber selbst unter Bedeckung nicht selten an den Blättern, kann daher nur in den milderen Gegenden zum Winterschmuck dienen. — Gerühmt wird noch M. ne- palensis (Berberis pinnata Roxbg.). Phillyrea angustifolia und latifolia sind für südlichere Gegenden schöne ge- drungen wachsende Sträucher, welche aber in Mitteldeutschland gut bedeckt werden müssen und auch so noch von starker Kälte beschädigt werden. Pinus. Auf die Einleitungsworte mich beziehend, will ich die grosse Menge von im Freien aushaltenden Na- delhölzern (im engern Sinne) nicht na- mentlich aufführen, sondern nur einige ausgezeichnete, nicht gemeine Arten und Zwergformen, Ich bezeichne die Kiefern (mit langen, zu zweien oder mehreren verbundenen Nadeln) als Pinus (im ei- gentlichen Sinne), die Tannen und Fich- ten als Abies. Abies amabilis, eine Tanne mit 1 Zoll langen Nadeln, vom Ansehen der A. Nordmanniana. — A. Apollonis und cephalonica, unserer Weistanne ähnlich, aber mit kürzeren zugespitzten Nadeln, — Pinus austriaca (nigrieans) kann un- ter den langnadlichen Kiefern mehr em- pfohlen werden, als die ähnlichen, zärt- lichen P. haleppensis, Bruttia, Laricio und Pinaster, und bleibt freistehend bis 366 Gartenflora Deutschlands, unten grün und buschig. — Abies brac- teata, eine schöne Tanne, mit 2 Zoll langen Nadeln, ist leider zärtlich. — A. (Tsuga) Brunoniana, vom Habitus der Schierlingstanne, aber mit feineren, dünneren Nadeln. Hat sich bis jetzt sehr zärtlich gezeigt. — A, canadensis (Tsuga canad.), die Schierlings- oder Hemlockstanne ist allgemein beliebt und bekannt. — Pinus Cembra, die Arve oder Zürbelkiefer, ist eine der schönsten Kiefern für den Garten mit eiförmiger Krone, welche bei guter Behandlung fast vom Boden an beginnt. Eine Abart P. Cembra pumila oder pygmaea wird nicht über 6—8 Fuss hoch, und wächst noch gedrungener. — A. excelsa (Pinus Abies L.) die Fichte oder Rothtanne. findet in der Zwergform Clanbrasiliana auch in kleinen Gärten Vertretung, erinnert aber sehr wenig an die Stamm- form im Walde und bildet nur Sträu- cher. Desgl. die Var. nana. — Pi- nus excelsa, vom Himalaya ähnelt einer Weymouthskiefer so sehr, dass sie ent- behrlich ist. Aelter soll sie hängende Aeste bilden und sehr schön sein, wes- halb sie für die milderen Gegenden zu empfehlen ist. — A.Frascrii ist eine sehr schöne Tanne von mässigem Wuchs, die selten über 30 Fuss hoch wird, in der Jugend aber rasch wächst. — A. grandis, eine sehr schöne hohe Tanne mit breiten Nadein, von bedeutender Höhe. — A. Khutrow (Pinus Morinda, P. Smithiana Lamb.), eine sehr schöne Fichte mit blaugrünen Nadeln und hän- genden Aesten, die in jedem grösseren Garten einen Platz verdient. — A. Men- ziesii Loud. (Pinus Menziesii Dougl.), die Sitchafichte, hat einige Aehnlichkeit mit der vorigen, jedoch längere Nadeln, und ist sehr schön, dabei vollkommen hart. — Abies nigra (Pinus Mariana Du Roi) ist die schönste Fichte für klei- Russlands und der Schweiz. nere Gärten, hat blaugrüne, wie bereift aussehende, dicht stehende Nadeln, und bildet eine sehr breite, volle Pyramide, an welcher die Quirlstellung der Aeste fast verschwindet, weil die einzelnen ÄAeste sich wie bei der Kiefer auch nach oben verzweigen. — Die Var. A. nigra pygmaea und nana sollen noch kleiner bleiben. — Abies nobilis und A. Nordmanniana gehören zu den schönsten Nadelhölzern und sind wohl die schönsten Tannen, A. Nordmanniana hat sich bis jetzt hier härter erwiesen. — A. orientalis und obovata, die erstere vom Kaukasus, die andere aus Sibirien, sind Fichten von unübertrefflicher Zier- lichkeit im Bau, mit dicht stehenden Na- deln und Aesten, und es sind beide völlig hart. Beide haben viel Aehnlich- keit mit einander, — &Abies Pichta aus Sibirien gleicht einigermässen der Weiss- tanne, wächst aber dichter und hat Na- deln, deren Unterseite weniger weiss sind. Sie wird nur 30—40 Fuss hoch, und unten -ist daher eine der empfehlenswerthesten Tannen für kleinere Gärten *). — Abies Pindrow, vom Himalaya, ist eine schöne Tanne, mit 2 Zoll langen Nadeln, wel- che häufig angepflanzt zu werden ver- dient und sich nieht empfindlich gegen starke Kälte gezeigt hat. — Abies Pin- sapo, die Spanische Tanne, ist einer der schönsten Nadelholzbäume der Welt und wird nicht sehr hoch. Die steifen kurzen Nadeln gleichen mehr denen ei- ner Fichte, als Tanne, stehen rings um die Zweige und haben eine blaugrüne Farbe. Die Aeste verzweigen sich auch nach oben und unten wie die Kiefern, ®) Die P. Pichta Fisch., noch in Pe- tersburg hart, zeichnet sich durch. den schmalen pyramidalen Wuchs von Weiten aus. Wird bis 80 Fuss hoch, (E. R.) I. Originalabhandlungen. wodurch eine sehr volle Krone entsteht. Die jungen Triebe sehen aus wie mit Reif überzogen. — Pinus Pumilio, die Krummholzkiefer oder Legföhre der Hoch- gebirge empfiehlt sich für Berggärten, namentlich in Verbindung mit Felsen. — Abies rubra (Pinus rubra Lamb., P. ame- ricana Gaertn.) hat Aehnlichkeit mit A. nigra, wächst jedoch höher und lichter. — Pinus Strebus, die Weymouthskiefer ist allbekann: und beliebt. Es gibt da- von zwei Zwergformen, P. Strobus nana (tabulaeformis) und umbraculifera, wel- che für kleine Gärten zu empfehlen sind, aber nichts mit dem zierlichen Wuchse der Art gemein haben. — Prunus Lauro-cerasus, der Kirsch- lorbeer ist in Gegenden, wo er unbe- deckt im Freien aushält, der schönste immergrüne Strauch, sowohl im natür- lichen Wuchse, als auch künstlich in Kugel- und Kegelform gezogen, muss aber in Mitteldeutschland etwas bedeckt werden. !)a man jedoch damit warten kann, bis der Winter vollständig einge- treten ist, die Bedeckung (mit Ausnahme der Bodendecke, auch schon Ende Fe- bruar abnehnıen kann, so verdient der Kirschlorbeer überall häufiger angepflanzt zu werden, als bisher geschehen. — Noch zärtlicher und weniger schön ist P. lusitanica, der Portugiesische Lorbeer, Wo derselbe, wie an den Nordseeküsten und am Ober- und Mittelrhein im Freien gut gedeiht, bildet er einen kleinen Baum mit lockerer Krone von sehr zier- lichem Ansehen, und verdient für solche Gegenden allgemeine Empfehlung. Quereus. Die immergrünen Eichen sind sämmitlich so zärtlich, dass sie in unserem Bezirke nicht unbedeckt stehen können, nicht einmal gut bedeckt sich sicher durchwintern lassen. Am meisten Aussicht auf Akklimatisation in den mildesten Gegenden Deutschlands hat 367 allenfalls Q. alnifolia von Cypern, Ilex (noch in Südtirol wild wachsend) und virens aus Amerika. Retinospora ericoides Zucc. (Frenela eric., Juniperus und Thuja ericoid., Cha- maecyparis eric. Spach, Widdringtonia Knight), ist ein niedliches Pyramiden- bäumehen von Ansehen eines Wach- helders. Die sehr weichen Nadeln sind im Sommer blaugrün, im Winter röth- lich-violett. Obschon diese Farbe nicht viel zur Belebung beiträgt, so ist sie doch nicht hässlich und einzelne Pflan- zen vor und zwischen grünen sehen recht nett aus. R. pisifera und R. ob- tusa der Gärten haben nicht die gering- ste Aehnlichkeit mit der vorigen Pflanze und gehören wohl auch schwerlich einer Gattung an. Sie gleichen mehr einem Cupressus Lawsoniana und Chamaecy- paris nutkaensis (Thujopsis) und sind sehr schön. Beide haben hie und da schon viele Winter ausgehalten. Rhamnus Alaternus würde einer der schätzbarsten immergrünen Sträucher sein, wenn er minder zärtlich wäre. Da er aber hie und da gut im Freien aus- gehalten hat und in Frankreich 15 Grad Kälte erträgt, so sollten wir die Versu- che damit nicht aufgeben. Rhododendron. Von den Rhododen- dron im Allgemeinen gilt, was von Pru- nus Lauro-cerasus gesagt worden ist, In Mitteldeutschland müssen wir auf eine unbedeckte Ueberwinterung der meisten Arten verzichten. Dagegen sind die kleinblätterigen nordeuropäi- schen und asiatischen Arten wenig em- pfindlich und bleiben auch bei uns ganz unbedeckt. Solche sind R, caucasieum mit mehreren Var., R. dahuricum, R. ferrugineum, mit mehreren Var., R. hir- sutum, R. myrtifolium,. Von den gross- blätterigen und grossblumigen Arten verträgt R. catawbiense die meiste Kälte. 368 Sämmtliche Rhododendron gedeihen nur im Moorbeet. R. dahuricum kommt gut zwischen Steinen in halbschattiger Lage fort und wird ziemlich hoch. Unsere einheimischen R. ferrugineum und hir- sutum eignen sich ebenfalls gut auf Felsen, Taxodium sempervirens, eine dem Taxus und der Weisstanne ähnliche Pflanze, welche bei uns nur einen Strauch bildet, hält zwar im Freien aus, wird aber alljährlich so von Frost beschädigt, dass man die Spuren davon immer vor Augen hat. Aus diesem Grunde möchte ich die Anpflanzung auch nur für die mildesten Gegenden empfehlen, Taxus baccata, der Eibenbaum, bil- det mit seinen Abarten den Hauptbe- stand unserer immergrünen Gruppen und Gebüsche in den Gärten, sowie Schmuckhecken. Sehr hübsch und von der Art ganz abweichend ist T. baccata ericoides, mit sehr kurzen, schmalen Blättern; ferner T. bacc. erecta mit klei- nen dunkeln Blättern und aufrechten Aesten. Ebenso T. hibernica oder fas- tigiata, welcher eine sehr schlanke Py- ramide bildet; ferner T. Devastonii, mit ausgebreiteten hängenden Aesten und sehr licht vom Wuchs. Man kann von den Eiben bekanntlich die künstlichsten Formen bilden. Pflanzt man grössere Gruppen von Taxus an, so werden die Varietäten mit bunten Blättern, (welche übrigens nur jung zweifarbig sind,) in den Vordergrund gebracht, weil sie den Eindruck eines hellen Grüns machen. — Die übrigen Arten von Taxus sind in der Wirkung nicht verschieden von T. baccata. Thuja, Lebensbaum. Hierunter be- greife ich auch die als Biota davon ge- trennten Arten, welche ich als solche in () bezeichnen will. Die letzteren sind durchschnittlich niedriger vom Wuchs Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und zärtlicher, als die eigentlichen Thuja.— Thuja gigantea sollim Vater- lande (Columbia) einen der höchsten Bäume bilden, und zeigt sich auch bei uns sehr starkwüchsig, selbst bei ver- edelten Exemplaren. Er ist zu jeder Jahreszeit schön grün und bildet eine schöne Krone von der Form einer brei- ten Pyramide, mit starken abstehenden Aesten. — Th. Lobbii hat mit der vo- rigen Aehnlichkeit, ist aber nicht so stark an Aesten und schnellwüchsig, überhaupt weniger starr in den Formen, die Zweige selbst zum Hängen wie bei T. oceidentalis geneigt. Hält sich im Winter schön grün. — T. (Biota) Mel- densis, ist eine sehr feinblätterige, cy- pressenähnliche Form (wahrscheinlich) vonT. orientalis, sehr hübsch, aber auch sehr empfindlich gegen starke Kälte. — T. oceidentalis, der gemeine Lebens- baum, ist allbekannt und hie und danur zu viel angepflanzt. So schön einzelne, im Schatten gewachsene Bäume sind, so steif sind dichte Pflanzungen davon, welche allerdings ausgezeichneten Schutz gewähren. Leider sieht der Lebensbaum vom Oktober bis April braun aus. Durch Beschneiden lassen sich schöne Pyrami- den und andere Kunstformen bilden. Es gibt aber auch eine Abart unter dem Namen Thuja occ. fastigiata oder pyra- midalis, weiche von selbst pyramidal wächst. Ausserdem hat man. noch einige Abarten, wovon Th. cristata mit kur- zen, gedrungenen Zweigen die beste ist. — T. (Biota) orientalis, der mor- genländische Lebensbaum kommt in vie- len Formen vor, die sämmtlich zärt- licher, als die Art sind. Die Mutter- form wird bis 20 Fuss hoch, baut sich schön und dicht und ist im Schatten, wo sie besser gedeiht, als frei, schön grün, freistehend im Winter hässlich. Die schönsten Formen sind Thuja (Biota) IL. Originalabhandlungen. aurea, nur 3—6 Fuss hoch werdend, eine längliche Kugel bildend, von wun- derbarer Schönheit des Grüns, welches auch im Winter „maigrün“ erscheint, mit goldig schimmernden jungen Trie- ben. Gedeiht nur im Schutz und Schat- ten, sowie gegen Wind geschützt gut. Eines der reizendsten Bäumchen für je- den Garten, wo es gedeiht. Bei grosser Kälte etwas mit Fichtenzweigen zu schützen. Noch schöner ist Biota aurea elegantissima, mit fast gelben Zweig- spitzen und mehr pyramidalem Wuchse. T.(Biota) compacta nähert sich der vo- rigen Form, wächst aber mehr pyramidal und hat nach allen Seiten stehende Aeste und Zweige, wodurch mehr das Ansehen einer Cypresse mit hellstem Grün, Man könnte in Zweifel kommen, wenn man sagen sollte, ob diese oder die vorige Spielart schöner sei, doch wird man endlich doch der B. compacta den Vor- zug geben. B. orient. pyramidalis (cu- pressoides) hat eypressenartigen,, spitz- pyramidalen Wuchs; B. or. gracilis (fre- neloides) hat feinere Belaubung und schlankeren Wuchs; B. or. argentea, mit weiss panaschirten Blättern; B. or. Verschaffeltii, mit goldgelben : Zweig- spitzen. — Thuja (Biota) pendula Lamb, (T. filiformis Lodd., Cupressus pendula Thnbg.) ist unter allen Coniferen die einzige mit wirklich hängenden Aesten und Zweigen, wird bis 30 Fuss hoch und ist ungemein graziös. Sie gedeiht im Schatten sehr gut. Leider dauert es eine Reihe von Jahren, ehe gekaufte Exemplare, meist Veredlungen, einiger- maassen ein Ansehen bekommen. Man muss die Spitze junger Bäume immer aufrecht anbinden. Thuja plicata, mehr unter dem Namen Thuja Wareana (Warreana) bekannt, gehört zu den nordamerikanischen Arten und steht T. oceidentalis nahe, unterscheidet sich aber ZIL 1867. 369 sehr davon. Das Bäumchen wächst nicht hoch, und wird vielleicht nicht über 20 Fuss erreichen, wächst eiför- mig-pyramidal, und bildet mit seinen aufwärtsstehenden, steifen Aesten und Zweigen eine sehr dichte Krone. Eine ausgezeichnete Art und besonders für kleine Gärten, in welchen T. orientalis nicht fortkommt, unschätzbar. Im Winter färben sich nur die Spitzen der Zweige etwas braun. — Thuja plicatilis (T. 1y- eopodioides, T. plicata vera, T. aspleni- folia) baut sich breiter als Th. plicata (Wareana) und hat eigenthümlich breite Blätterschuppen, Der Wuchs ist aber nicht so schön und dicht wie bei Wa- reana. Th. tatarica ist eine sehr unbe- stimmte Art, vielleicht nur Abart von Biota orientalis, mit abstehenden Aesten, daher lockerer Bau, nicht schön, aber desto empfindlicher gegen Kälte, Unter den noch weniger bekannten Arten und Formen nenne ich: Thuja (Biota) falcata, mit langen gebogenen Schuppenblättern von hellem Grün; B. Fortunei fastigiata, noch nicht genug beobachtet; B. glauca, sehr schön blau- grün; B. Sieboldii (elegans) mit kegel- förmiger Krone; Th. dumosa, sehr hell- srün, einen dichten breiten Busch bil- dend; Th. Vervaeneana, mit kegelförmi- ger Krone und gelblichgrüner Belau- bung. Alle Thuja eignen sich sowohl zur Einzelnstellung, als auch zur Bildung dichter Gebüsche und Wäldchen, Sie lieben besonders Schatten und lockeren, humusreichen, feuchten Boden, vorzugs- weise Sandboden. An freien , sonnigen oder gar sehr trockenen Standorten sind alle hässlich und wachsen nur krüppel- haft, oder die Farbe ist unangenehm krankhaft. Sämmtliche Arten und Spiel- arten wachsen gut durch Stecklinge aus 24 370 nicht zu jungen (mindestens zweijäh- rigen) Zweigen, wodurch man niedri- gere, buschigere Pflanzen erhält. Einige Arten bewurzeln sich an den Aesten, wenn diese auf der Erde liegen. Torreya. Diese Gattung nähert sich dem Taxus, ohne jedoch Aehnlichkeit in der äusseren Erscheinung damit zu haben. T, grandis aus China, T. My- ristica aus Californien und T. nucifera aus Japan haben sich in Süddeutschland und in Zürich hart gezeigt. Am schön- sten ist T. Myristica, welche auch bei uns einen tannenartigen Wuchs zeigt. Ulex europaeus erhält sich als im- mergrüne Pflanze wie der Besenginster (Genista scoparia), kommt nur in Sand- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. boden fort und ist, obschon in Holstein u.a. O0. wild wachsend und dort Hecken bildend, in Mitteldeutschland fast nicht aufzubringen. Die nicht hoch werden- den Büsche gleichen fast dem Wach- holder und bedecken sich mit zahlrei- chen gelben Schmetterlingsblumen, Für Sandgegenden zu empfehlen. Wellingtonia gigantea (Sequoia gi- gantea) ist ein so schöner Baum und seine Ausdauer an geeigneten Standorten ist so unzweifelhaft, dass man diese herrliche Conifere auch in kleineren Gär- ten anpflanzen sollte, selbst auf die Ge- fahr hin, dass der Baum bei gutem Ge- deihen bald zu gross werden wird. 3) Einige Bemerkungen über die Gattung Greigia. Bei Gelegenheit der Besprechung | wir diese Gattung einem erneuten Exa- der im Botanical Magazine abgebildeten | men unterworfen. Das Resultat dessel- Pflanzen bemerkten wir, dass Hooker tab. 5647 eine „Billbergia sphace- lata‘“ abgebildet hat, die er für iden- tisch mit unserer Greigia sphace- lata erklärt. Das Räthsel, ob Hooker wirklich unsere Pflanze vor Augen hatte, vermögen wir nicht zu lösen, da die von ihm gegebene Abbildung in mehre- ren Punkten, mit der von ihm gegebe- nen Diagnose nicht übereinstimmt. So sagt Hooker „floribus in eapitulum axil- lare sessile dense congestis“ bildet aber eine Pflanze mit endständigem Blüthen- stand ab, Da gerade, als wir Hookers Abbil- dung sahen, eines unserer grossen Exem- plare der Greigia sphacelata, gleichzeitig 4 seitliche Blüthenstände, die aus den Achseln der unteren Stengeblätter her- vortreten, gebildet hatte, — so haben ben bestätigt unsere frühere Ansicht, dass Greigia eine gute ausgezeichnete Gattung ist, diemit „Billbergia“ nie und nimmermehr vereinigt werden kann, Zur Vergleichung lassen wir die Diag- nosen beider Gattungen folgen: Billbergia. Inflorescentia termi- nalis. Perigonium superum. Sepala 3. Petala 2, libera, in tubum convoluta, basi intus saepissime squamosa. Stami- na 6, basibus petalorum sepalorumque adnata; antherae dorso affıxae. Stylus stigmatibus tribus convolutis. Greigia. Inflorescentia lateralis, Perigonium superum. Sepala 3. Pe- tala 3, a basi supra medium in tubum cylindrieum apice paullo ampliatum om- nino connata, corollam monopetalam de- monstrantia; corollae limbo tripartito, erecto, quam tubus breviore. Squamae L. Originalabhandlungen. 371 ad basin loborum minutae v. obsoletae. Als Ergänzung zu unserer Tafel 474 Stamina 6, fauci corollae inserta; an- | gegebenen Abbildung geben wir bei- therae basi affıxae, lineares, biloeulares, | stehend noch folgende Nachträge. Fig. a loculis conneetivo apice paullo produeto |ist ein seitlicher, am Grunde aus der adnatis, — Stylus stigmatibus tribus | Blattachsel ausgeschnittener Blüthen- patentibus. — Keans der G. sphacelata, in natürlicher & Grösse, Derselbe besteht aus einer |eine fast sichelförmige gebogene na- Seitenachse, die sich als ein nur von | chenförmige Gestalt, sind braun, tragen Bracteen gestützter Blüthenstand ent- |am Rande keine Zähne und auf der wiekelt hat. — Von den Bracteen stehen | Spitze keinen Stachel, Die oberen den die untersten zweizeil’g, reiten, haben | Blüthenstand unmittelbar umgebenden 24® 372 Bracteen sind länger, überragen den ähren-kopfförmigen Blüthenstand etwas, stehen ringsum und gehen aus breiterem ovalem braunem, am Rande wehrlosem Grunde in eine grüne, lanzettlich-pfriem- liche, am Rande dornig gezähnte Spitze aus. Kelehblätter weisslich, ungefähr so lang als die gleichfalls weissliche Blu- menröhre. Saum der Blumenkrone von trüb fleischrother Färbung, die gelb- lichen Antheren und der fleischfarbene Griffel überragen noch den Saum der Fig. b_ stellt Blumenröhre. eine der | Freie gestellt werden kann. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Länge nach aufgeschnittene und ausge- breitete Blumenkrone, nebst dem Längs- durchschnitt durch den Fruchtknoten, etwa doppelt vergrössert dar. 1 ist der Fruchtknoten, 2 die Blumenröhre, 3 der 3-lappige Saum, an dessen Grunde auf der Spitze der Blumenröhre die Staub- fäden eingefügt. Fig. ce endlich ist der oberste Theil eines Staubfadens mit der Anthere noch stärker vergrössert. Die Greigia ist zwar in Bezug auf die Blüthe ohne jeden Effekt, da man deren Blüthenköpfe, die in den Blattachseln versteekt sind, kaum bemerkt. Dagegen halten wir solche für eine der besten Bromeliaceen in Bezug auf ihren Werth als Dekorationspflanze. Die 3—4 Fuss langen Blätter stehen nicht nur dicht, sondern hängen auch noch nach allen Seiten grazil über, Dazu kommt, dass diese Pflanze im Winter nur 5—6° R. bedarf, aber ebenso wohl im warmen Zimmer gehalten werden kann urd dass endlich solche den Sommer ganz in’s Das jetzt mit 4 Blüthenständen blühende Exem- plar war im letzten Sommer in halb- schattiger Lokalität als imposante Ein- zelpflanze auf einem Rasenplatze aufge- I. Originalabhandlungen. stellt gewesen. Dekoration der Kapitäler von Säulen ist endlich diese Art von ebenso guter | Achseltriebe Wirkung, wie z. B. grosse starke Exem- | vermehren lässt. — plare der Dasylirion-Arten. Dazu kommt | 373 Als Vasenpflanze zur | endlich noch, dass diese Pflanze ziem- lich schnell wächst und durch zahlreiche sich auch ziemlich rasch (E. R.) 3) Der Safranbau in Oesterreich. Mitgetheilt von A, Senoner. Der in Handel vorkommende Safran, welcher als Gewürze zu den Speisen und als Farbemittel verwendet wird, ist niehts anders als der oben in drei Nar- ben gespaltene dunkeirothe Griffel des „ächten Safrans‘“ — Crocus sativus L., dessen eigentliches Vaterland der Orient und das südliche Europa ist. — Schon in den ältesten Zeiten waren die faden- förmigen Pistille wegen ihres durehdrin- genden Geruches !) und dann später wegen der schönen gelben Farbe sehr gesucht. Die erste Erwähnung des Sa- frans finden wir schon in der Bibel unter dem hebräischen Namen ('arcon?); dann in Homer 3), Plutarch %#), Theophrast 5), in Virgil, Horaz, Ovid, Martial (unter dem Namen Crocus und spica cilissa), in Plinius, in Crescentius, welcher die 1) Es wurden die Säle damit bestreut, Riechwasser und wohlriechende Salben da- mit bereitet. 2) Cantica 1. 4. v. 14. Schluchzer (Phys. sacr. 1. 7. p. 204) ist jedoch der Ansicht, dass unter dem Namen Carcon, nicht der Crocus, sondern Curcuma longa zu ver- stehen sei. 3) Diad. L. 4. v. 384. Itymus in Pama vers. 25. 4) Symp. quaest. 31. 5) Hist. plant. L. 6. c. 6. erste Anleitung zum Anbau des Safrans®) gegeben hatte, In Italien wurde nach Targioni- Tozzetti?) in früheren Zeiten der Sa- fran in reichlichem Maasse eultivirt; der von Aquila gilt noch gegenwärtig als höchst vortreffliches Product und ist be- kannt unter dem Namen: ‚„Zafferano di giardino“; in Toscana waren auch aus- gedehnte Culturen (in Montepulicano wurde der Zoli auf Safran im Jahre 1380 für 68 Goldgulden verpachtet; jetzt aber liegt der Safranbau in Tos- cana ganz darnieder, wie es Repetti ®), Pagnini 9) u. A. bedauern. — Safran liefern der Orient, Griechenland !%), Spa- 6) Opus rust. commodor. L. 6 c. 25. In den alten italienischen Werken wird cro- cus in gruogho übersetzt, welcher Name nicht mit grogo, (Saflor) zu verwechseln ist. 7) Ceni storiei sullo introduzione di va- rie piante ete. Firenze 1853. p. 109. 8) Atti dei georgo filiin firenzeT.19.p. 21. "9) Della decima T. 1. p. 45. 10) Th. v. Heldreich, die Nutzpflanzen Griechenland’s. Athen 1862. S. 8. Der Sa- fran wächst wild, besonders auf den Inseln Syros und Texos, allwo die Stigmata ge- sammelt und in Handel gebracht werden. Die Zwiebeln von Crocus Aucheri Boiss. und Cr. Sieberi Gay. werden roh gegessen und schmecken fast wie Haselnüsse. 374 nien, Frankreich, Italien, uf. In Oesterreich 12) finden wir den Safran verwildert in Tirol, in Istrien und Dalmatien; in Ungarn und in Croa- tien auch theilweise cultivirt. Am mei- sten jedoch wird er in Nieder-Oesterreich angebaut und zwar um Ravelsbach, Maissau, Burgschleinz, Gräbern, Eggen- dorf, Oberdürnbach, dann bei Kirchberg am Wagram, im s. g. Tullnerfeld, um Losdorf, bei Melk u. a. O. in mehr we- niger grossen Parthieen, Der Förderer, man könnte eigentlich sagen, der Gründer der Safran-Cultur in Maissau und nächsten Ortschaften, war der Verwalter der gräflich Traun’- schen Herrschaft in Maissau, Herr J.B. Much (gest, 1830 in einem Alter von 91 Jahren), welchem für die rastlose Thätigkeit in diesem landwirthschaft- lichen Betriebe die grusse goldene Eh- renmedaille verliehen wurde. Im Jahre 1797 veröffentlichte Hr. Pfarrer Peltrak von Ravelsbach auf Anordnung der Landes-Regierung einen in populärer Form geschriebenen „Unterricht den nie- derösterreichischen Safran zu bauen‘, welches Büchlein jedoch gegenwärtig unter die Seltenheiten zu rechnen ist. Nach Peltrak’s „Unterricht“, welcher nach Much’s Anleitung gegeben ist, wird noch gegenwärtig der Safran nur mit wenigen Modifikationen eultivirt. — Diese Methode beweiset sich am rich- Serbien 1!) 11) Die Safrancultur wurde hier vor we- nigen Jahren durch Professor Dr. Panice eingeführt, über welche er eine eigene Schrift veröffentlichte. 12) D. Stur: Versuch einer Aufzählung der phanerogamischen Nutzpflanzen Oester- reichs u. 8. w. Wien 1857. — Senoner Ad. Piante utili all’agricoltura ed alle arti. Udine 1858 (Annuario della Associaz. agrar.friul. III). Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tigsten und der hiedurch produeirte Sa- fran wird auch im Auslande zu den vor- trefflichsten Sorten gezählt — wir geben die hier gebräuchliche Culturart 13) da- mit diese allenfalls auch noch anderswo vorgenommen werden könne, Die meisten Safrangärten bestehen aus Lehm mit einer Schuh hohen Damm- erde bedeckt — weniger vortheilhaft sind die Gärten, deren Grund aus leich- teren, mageren, theils lettiger, theils mit grober Schitter vermengter Erde be- steht, die aber doch einen grösseren Nutzen bringen können, wenn sie ge- hörig bearbeitet werden — jedenfalls muss dem Safran der beste Körnerboden angewiesen werden, da er den Waizen an Ertrag drei Mal überwiegt. — Die Lage muss ziemlich hell und sonnig, nicht zu hoch und nicht zu nass sein; sie muss gegen rauhe Nordwinde ge- schützt sein. Der Safran gedeiht am vorzüglichsten, wo die Rebe zur Reife wächst; auch in kälteren Gegenden kommt er fort — sogar bei 100 Kälte, bei welcher das Erdreich noch 4 Zoll tief unter den Zwiebeln friert, erleiden diese keinen Schaden; nur wenn die Kälte ausserordentlich, die Erde nicht mit Schnee bedeckt ist, und die Bäume erfrieren, dann sind die Folgen auch den Safranzwiebeln von undenklichen Nach- theil. Jede Gegend kann in Bezug auf Witterung zum Safranbau als tauglich erklärt werden, die bis halben Oktober nicht jährlich mit Schnee bedeckt ist — hier in Oesterreich vollendet der Safran gewöhnlich seine Florimmer in derletzten Woche Septembers und der ersten Wo- 13) Senoner Ad., der Safranbau in Ocster- reich. (Allg. österr Zeitschr. f. d. Landwirth n. s. w. Wien 1847 Nr. 47—50. — Dr. Fr. Abl. Ueber den Safran (Lotos. Zeitschr. f£. Naturwiss. Prag. April 1855). !. Originalabhandlungen. che Oktobers — sein weitester Zeitraum ist vom15, September bis Anfangs No- vember, jemehr oder weniger günstig die Witterung ist. Es gibt oft Fälle, dass wenn es Nachts gefriert oder geschneit, man Nachmittags, wenn die Sonne auf- thaut, Safranblumen sieht und sammelt. Die beste Gegend übrigens dürfte jene sein, wo öftere Nebel herrschen, z. B. in langen, mässig breiten Thälern, von Flüssen und Bächen durchschnitten, denn in nebligen Jahren, wenn sonst alles gleich ist, ist der ganze Safrangarten mit Blumen überfüllt. So auch wäre es geeignet, dass der Safran in solchen Ge- genden cultivirt würde, wo kein Weinbau stattfindet, denn das Sprüchwort: ‚wenn der Safran mosteln hört, kommen seine Blumen‘, bewährt sich sehr oft und bei diesem Umstande wird der Safran ver- nachlässigt, um sich der Weinlese und den anderen Weingarten-Arbeiten gänz- lich zuzuwenden, und in Folge dessen wird eine grosse Menge von Safranblu- men weggeworfen. Die Zubereitung des Grundes zum Safranbau ähnelt jener eines Gartenbee- tes und wird auf dreierlei Arten erzielt, a) Man gräbt mit der Grabschaufel im Herbste das bestimmte Stück Land 9—10 Zoll tief um; düngt es im Früh- jahre, wenn es nicht schon im Winter geschehen, 4—5 Zoll tief mit der Haue 1) ein und zwar fulgenderweise: Das Sa- 14) Die Haue ist ein beim Weinbaue übliches Werkzeug. Das Eisen ist wie bei einer Grabschaufel oben breit, unten zuge- spitzt, der hölzerne Stiel wird nach einem gespitzten Winkel daran befestigt. Das Ei- sen ist gewöhnlich 11 Zoll lang, 8 Zoll breit, der hölzerne Stiel 11/, Schuh lang, etwas gekrümmt, oben 4-kantig, sonst rund und 1?/,Zoll dick, der Winkel, welchen das Eisen mit dem Stiele macht, misst 35°. 375 franlandsei z.B. A.D. Wenn man im Herb- ste bei A B gegen ce d umzugraben an- fängt, so bleibt bei ce d am Ende ein Schaufelschlag, d. i. eine Art Furche, Ale em u c d a b C_ D Der Hauer fängt nun bei a an, stellt sich mit dem Gesichte gegen a, hauet in die Erde, die ihm aufder Haue sammt dem ausgebreiteten Dünger liegen bleibt, diese leert er in die Furche ed ab und so einhauend und ableerend bewegt er sich rücklings gegen b. Es ist be- greiflich, dass der Dünger, der oben lag, durch die Ableerung zu unterst kommt oder doch mit der Erde vermengt wird, und dass von a bis b durch das beständige gleich tiefe Einhauen eine neue Furche entsteht. Bei b kehrt sich der Hauer mit dem Gesichte gegen c und leert, indem er rücklings gegen d geht, die aufgefasste Erde in die Furche ab ab. Die nun entstandene Furche ce d füllt er auf die nämliche Art von e bis f an und fährt so fort bis zu Ende. Da jede gemachte Furche mit Erde ausgefüllt wird, so erhält man ein ebenes Land bis auf die letzte Furche A B die offen bleibt. Nach dieser Vor- arbeit bleibt dasLand bis zwischen hal- ben Juni und Ende Juli unberührt, wo es dann theils zur Vertilgung des Un- krautes, theils zur Auflockerung des Erd- reichs neuerdings umgehaut wird; da wird aber bei A B angefangen, wo die Furche gelassen worden, unddiese wird angefüllt, Drei bis vier Tage vor dem Einlegen der Safranzwiebel, nämlich zwischen dem 24. August und 8. Sep- tember, oder um die Bauzeit der Win- terfrucht, wird das Land klein durchge- harkt und gleich geebnet, 376 b) Man ackert im Herbste das Land etwas tiefer und enger als gewöhnlich; im Frühjahre ackert man den Dünger ein, aber etwas seichter; zwischen Pfing- sten und Jacobi wird das Land noch- mals geackert und alsdann gut geeggt. Wenn aber bei anhaltender Dürre durch das Ackern zu grosse Erdschollen zu befürchten sind; so wird der Safrangar- ten zum letzten Male nicht geackert, sondern mit demGrabscheit umgegraben oder umgehauet und alle Erdklumpen klein zerstochen. Drei bis vier Tage vor dem Einlegen wird das ganze ge- putzt, klein und eben gerechnet. c) Nach der dritten Methode wird der Platz, sobald er von der Ernte, sei es Waizen, Roggen oder Hafer, befreit ist, sammt den Stoppeln durch den Pflug umgestürzt; hinter dem Pfluge geht ein Tagwerker, der die Erdschollen zer- schlägt; dann wird geeggt, und noch den nämlichen Herbst mit Zwiebeln belegt; der Dünger wird erst vor dem Legen über den Acker ausgesäet. Die erste Methode wird von den Meisten befolgt, welche den Safran selbst bauen; die zweite von denen, die grös- sere Bauplätze und eigene Pferde be- sitzen; die letztere erfordert das beste Erdreich und den besten kleinsten Dün- ger, z.B. Schafdünger; man erspart da- bei mehrere Auslagen und kommt um ein ganzes Jahr früher zum Safran. Die Safranzwiebeln, ‚‚Kiele“ sind gewöhnlich von der Grösse einer italie- nischen Nuss; sie sind mit 10—12 wei- chen, zimmetfarbenen, bastähnlichen Häutchen, die oben um den Keim sich in haardünnen Fäden enden, ‚„Bollen‘“ 15) 15) Bollen aus dem oberdeutschen Wort = „Bulbe“ Zwiebel, vom griechischen „BoAßos“ (Abl. Ih c.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. genannt, ganz eingehüllt, doch so, dass nur etwa drei Häute von unten bis hi- nauf reichen, die übrigen unter diesen aufwärts stufenweis anfangen, und immer kürzer und feiner werden. Die Vermehrung des Safrans ge- schieht nur durch Kiele — man hat noch kein Beispiel, dass eine Blume bis zum Samen gediehen wäre, Jede Zwie- bel bringt binnen einem halben Jahre, nämlich vom Herbste bis zu Ende des Frühlings 1—2, auch 4 neue junge Kiele; der Mutterkiel geht aber binnen dieser Zeit jährlich zu Grunde und man sewahrt von ihm nichts als einige grö- bere schwarzbraune Häute, die „Bollen“ und eine eingeschrumpfte harte flache Masse „das Plattel‘‘ worauf die jungen, ganz geformten Kiele gleichsam sitzen. Das „Kiellösen‘“ besteht in der Rei- nigung der Zwiebeln, Entfernung von Staub, Erdklöschen u. s. w.; die von Insekten angefressenen, gefaulten, von ihren Häuten bis an das weisse Fleisch zu sehr entblössten Kiele werden weg- geworfen — diese Arbeit wird im Juni bis Ende August meist von Kindern vorgenommen — jereiner die Zwiebeln, desto reichlicher die Ernte. Die Kiele werden an einem trockenen Orte, 3—4 Zoll hoch, aufgeschichtet, aufbewahrt, Zur Bauzeit werden die Kiele in Säcken auf das Feld gebracht; zum Le- gen benöthigt man eine Haue und eine Futterschwinge. Der Hauer stellt sich bei a so an, dass ihm das Ende des Ackers CD zurLin- ken liegt; er hauet 8 Zoll tief in die Erde und wirft ‘diese links in die Fur- che. Da die Haue spitzig zuläuft, so entsteht durch das Einhauen eine dem V ähnliche Vertiefung, wo sich unten die zwei Erdwände gegeneinander nei- gen, damit, besonders an der linken Wand, die Erde nicht hinabrolle, son- I. dern schräg stehen bleibe, gibt ihr der Hauer mit der äussern Fläche der Haue, sobald er sie von der Ableerung zurück- gezogen hat, einen kleinen Schlag, wo- rauf sie gleichsam geglättet wird, so haut er eben so tief, immer rücklings gehend, das 2. 3. 4. Mal u. s. w. in ge- rader Linie ein und wiederholt jedes Mal den kleinen Schlag an die linke Wand, dadurch entsteht eine gleich fort- laufende Furche a b und an der linken Seite eine schräg stehende Erdenwand. Kaum ist der Hauer mit der Furche ein Paar Schritte weit, so kommt der Leger mit einer Futterschwinge oder Backschüssel voll Kiele, legt einen um den andern 6 Zoll tief und 3 Zoll weit von einander in die linke Erdenwand hinein, so dass der obere Keim der Zwiebel gerade aufwärts stehe. Nach vollendeter erster Furche fängt der Hauer bei d an, hauet eben so tief ein oder vielmehr nimmt mit der Haue von der rechten Wand einen Theil der Erde hinweg und legt ihn an die linke Wand an, macht zugleich durch den obbeschriebenen Schlag die angelegte Erde schrägestehend, wodurch die dort befindlichen Kiele bedeckt werden und eine neue, zum Legen taugliche Furche de entsteht. Durch das Anlegen der Erde an die Kiele werden diese nicht bewegt, weil sie beim Legen an die Wand gedrückt werden und da der Hauer von der rechten Wand nur etwa 3 Zoll breit Erde wegnimmt, um sie auf die dort befindlichen Kiele anzule- gen, so kommen die Kiele der zweiten Furche auch nur 3 Zoll weit von ihnen zu liegen; — der Leger belegt die zweite Furche auf die oben beschriebene Art und so die 3. 4, u. s. f. — und so liegen dann die Kiele sowohl der Länge als der Breite nach 3 Zoll weit entfernt, unter einer 6 Zoll hohen Erd- Originalabhandlungen. 377 decke, ‚auf einer 2 Zoll hoch lockeren Erdunterlage. Der so bearbeitete Acker bleibt nun in Ruhe bis die Blumen sichtbar wer- den. — Um den Acker herum wird ein Zaun, aus alten Weinstecken, 5—6 Schuh hoch, 2—3 Finger von einander fest in die Erde getrieben und an zwei Latten, oben und unten imittelst Strohbänder befestiget — angelegt, um das Vieh, welches im Herbst allgemein auf die Stoppelfelder getrieben wird, abzuhalten und auch noch ein kleiner Graben ge- zogen, theils um das übermässige Re- genwasser abzuführen, theils um die Mäuse und Maulwürfe fern zu halten, Sobald der Kiel in die Erde gelegt, dringen aus seinem oberen Theile, aus den Seiten, zuweilen von unten, mehrere weisse knospenartige Keime, „Zapfen“, die sich in weissgelbe Röhrchen verlän- gern und binnen 3—4 Wochen an die Oberfläche reichen. Man sagt hier, „die Zapfen kommen zwischen Tag und Erde“, Zugleich treibt der Kiel auch seine zar- ten weissen, 5 Zoll langen Wurzeln, ei- gentlich Zasern. Knapp an dem Kiele, wo ein Röhrchen herauswächst, zeigt sich ein Knöllchen, das ein angehender junger Kiel ist, und zuerst mit einem hautartigen weissen Fleische, woraus die grünen Safranblätter entstehen, sich verlängern, dann mit andern durehsich- tigen Häuten, die zugleich zur Einhül- lung der Blätter dienen, endlich mit den gröberen braunen Häuten der Mutterkiel bedeckt ist. Ein Kiel hat wohl oft 20 Keime, wovonaber die wenigsten sich ausbilden, sondern die meisten aus Mangel an Saft wieder einschrumpfen, und am Kiel ei- nen braunen Fleck hinterlassen. Am gewöhnlichsten geräth der oben aus der Mitte des Kieles hervorbrechende Keim, der „Hauptkeim‘“. 378 Kleine Kiele treiben nur eine schwa- che Röhre, die 3—4 grüne Blätter ohne Blumen enthält; — mittelgrosse Kiele tragen oben 3—4 kräftige Nebenkeime, deren jeder in 7—8 grüne Blätter und in eine Blume übergeht; die Seitenkeime schrumpfen gewöhnlich ein; — bei sehr grossen Zwiebeln treiben oben und seit- wärts dieke Keime, mit 6—7 Röhrchen, von denen aber doch einige schwach und ohne Blumen bleiben. Es folgt sich daher 1) dass die erste Safranernte, wo kaum der dritte Kiel Blumen treibt, klein ausfällt und man mehr vom zweiten Triebe zu hoffen hat; 2) dass die Kiele mittlerer Grösse in Hinsicht der ersten Ernte die vorzüglichsten sind und dass 3) die grossen Kiele in’ Betreff der Kiel- vermehrung den Vorzug verdienen. Die beste Zeit zum Pflücken der Blumen ist früh Morgens, wenn die Blume noch geschlossen ist und in Form eines Kegels über der Erde steht, in dieser Form hier „Wutzel“ genannnt. Zu dieser Zeit ist das Röhrchen leichter zu fassen, wozu ein eigener Handgriff angewendet wird, man fasst nämlich mit dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger die Blume bei ihrem Röhr- chen und statt zu kneipen oder gegen sich zu ziehen, macht man einen klei- nen Druck senkrecht in die Erde, das Röhrchen springt auf diese Art von selbst ab und die Blume bleibt in der hohlen Hand. Früh Morgens ist der Safran noch durch die Blumenblätter vor der Sonne beschützt, er ist frischer, fetter und von höherer Farbe. — Die Blumen werden in Körbchen gesammelt und in Butten oder grossen Körben nach Hause getragen, in einer kühlen Kam- mer auf Tüchern, Stroh- oder Binsen- matten ausgestreut, bis man Zeit hat, die Narben auszulösen. Man pflückt täglich, auch Sonn- und Feiertage nicht m m m mn nn mm en ——————— m mem mn ee m m Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ausgenommen. Die Flor dauert 2—3 Wochen, manchmal auch nur 4—5 Tage, je nachdem die Witterung mehr oder we- niger günstig ist. „Safranlösen“ heisst, wenn man die drei Narben von dem Griffel losbringt und aus der Blume herausnimmt; die Narben müssen aneinander hängen blei- hen — „dass der Bock ganz sei“, und dass von dem gelben Griffel nichts oder sehr wenig an den Narben hängen bleibe — „dass man keine Spitzen ma- che“. Auf diese Art wird der Safran, wenn er gedörrt ist, kraus, flaumig und aufgedunsen. Zum Safranlösen dient ein eigener Kunstgriff; die drei Narben werden bei ihren äussersten Enden mit dem Dau- men und Zeigefinger der rechten Hand zusammengefasst und seitwärts gedreht, damit sie alle zugleich zwischen den Blumenblättern herausschlüpfen; kaum sieht man in dieser Lage den Ort, wo sie sich zu trennen anfangen, so zwickt man an selben mit der linken Hand, mit welcher man die Blume hält, den Griffel ab und der Safran bleibt in der rechten. Die Morgens eingesammelten Blu- men müssen noch am nämlichen Tage gelöset werden, damit sie nicht in Fäul- niss übergehen ; sind die Blumen aber trocken nach Hause gebracht worden und in einem kühlen luftigen Gemach dünn auseinander gestreut, so halten sie sich manchmal 3— 4 Tage. Zum Safranlösen werden die Nachbarsleute eingeladen, Jung und Alt; ein Theil der Blumen wird auf den Tisch geschüttet, jeder Löser erhält eine Schale, um den gelösten Safran hineinzugeben; sind jene voll, so wird dieser in ein grösseres Ge- fäss gegeben und über Nacht in einer trockenen Kammer aufbewahrt. Zu Ende des Lösens wird weisses Brod, Nüsse, I. Originalabhandlungen. Obst, Wein, Most u. s. f. zur Bewirthung anfgetragen, in welcher auch der ganze Lohn besteht. Gewöhnlich hat eine Blume nur drei Narben, doch wachsen zuweilen zwei Blumen in eine zusammen, wo 4 —5—6 Narben gefunden werden, welche man hier „Zünglein“ nennt. Am darauf folgenden Tag ist die Hausfrau beschäftigt, den ausgelösten Safran zu dörren, Auf dem Heerd wird eine schwache Glut aufgelegt, drei Stückchen Ziegel in ein Dreieck herum- gestellt und darauf ein Sieb aus Ross- haar gestürzt. Die Ziegeltrümmer sind 3 Zoll, der Reif des Siebes 6 Zoll hoch, hiemit steht der Boden des umgekehrten Siebes 9 Zoll über der Glut entfernt. — Auf das Sieb wird ein Häufchen Safran gelegt und mit einer Gänsefeder gleich- mässig ausgebreitet, ist der untere Saf- ran etwas därr, so wird er aufein Häuf- ehen zusammengelegt, mit den Fingern auf einmal umgekehrt und wieder be- hutsam ausgebreitet; diess wiederholt man 2—3 Mal, bis der Safran vollkom- men gedörrt ist. Während des Dörrens steigt ein kleiner Rauch auf, der nicht beachtenswerth ist, ist er aber zu’stark, 80 muss die Glut vermindert werden. Je langsamer das Dörren vor sich geht, desto schöner wird die Farbe des Saf- rans, Der Safran wird von der Dörre weg unmittelbar in eine Schachtel gethan und gut verschlossen, damit sein Geruch so viel als möglich nicht verfliege; ein- gedrückt aber darf er augenblicklich nicht werden, sonst bricht und bröselt er sich; nach einigen Stunden, wenn das in ihm verborgene Fett hervordringt, -wird er geschmeidig, dann erst lässt er sich ohne Schaden, so stark man will, zusammendrücken. In einem glasirten Topf mit einer trockenen Schweinsblase 379 zugebunden oder mit einem ebenfalls gla- sirten Deckel bedeckt, deren Fugen mit gutemMehlbrei zu verpappen sind, oder in einer zinnernen oder hölzernen Büchse mit passendem Deckel versehen, auf einem luftigen Schüttboden in Roggen oder noch besser in Waizen aufbewahrt, erhält er sich durch lange Zeit in vor- trefflichem Zustande. Der Safran, welcher im Handel vor- kommt, besteht aus häutigen, gekrümm- ten, unter einander gedrehten, etwa Zoli langen Fäden von dunkelrother oder rothgelber, an beiden Enden blasserer Farbe, er ist etwas fett anzufühlen; beim Reiben die Finger, beim Kauen den Speichel stark rothgelb färbend; von eigenthümlich durchdringendem ge- würzhaitem, etwas betäubendem Geruch und gewürzhaft bitterlichen, etwas star- kem Geschmack. Sehr häufig kommt der Safran im Handel mit anderen Blü- then vermengt vor, wie z. B. mit Blü- then des Safflors (Carthamus tinctorius), der Ringelblume (Calendula officinalis), des Granatbaumes (Punica Granatum) ; mit gelb gefärbten Leinwandfasern, mit Fasern von geräuchertem Rindfleisch u. s. f. Eine weitere Verfälschung unter dem Namen „Föminelle‘“ besteht in ei- nem Gemenge von mit Fernambukholz- Abkochung nnd Safrantinetur gefärbten Blumen von Chrysarthemum leucanthe- mum, und auch von Griffeln anderer Safranarten; auch mit Blumen von Sco- Iymus hispanicus, Myscolus 16) microce- phalus Cass. wird der Safran sehr oft verfälscht 17). 16) H. Cassini hat aus den Arten von Scolymus durch Anagramm die Gattung Mys- colus gebildet (Abl.]. c.). 17) Im 13. Jahrhundert war in Volterra der Verfälschung des Safrans und die Aus- fuhr der Zwiebel desselben mit hohen Geld- 380 Wer zu Hause den Safran verkaufen will, streut zum Zeichen die Blumen- blätter vor sein Haus auf die Gasse; sonst aber bezieht er den Markt (am 28. October) in Krems, wo sich meist Käufer aus Öberösterreieh und aus Bayern einfinden. Der gewöhnliche Preis varirt zwischen 30—40 fl. 18), Nach eingesammelten Blumen lässt man die grünen Safranblätter den Herbt, Winter und Frühjahr hindurch ruhig fortwachsen. Fangen dieselben im hal- ben April, manchmal aber erst Anfangs Juni zu welken an, dann werden sie ab- gemähet und als Fütterung dem Rind- vieh gegeben. Im Juli ist der Safran- garten ganz mit Unkraut überzogen, welches entfernt werden muss und gleich- zeitig auch das Erdreich aufzulockern ist. Das Knöllchen, welches beim ersten Trieb sich an den Mutterkiel angesetzt hat, und woraus schon ein Röhrchen mit oder ohne Blume gewachsen ist, schwillt die übrige Zeit des Herbstes hindurch, so auch im Winter, wenn er nicht zu streng und im Frühjahre immer stärker an und wächst bis zu Pfingsten zu einem neuen vollkommenen Kiel, welcher allhier „Kindel, Setzling‘‘ heisst. So lange die Setzlinge klein sind, nehmen sie ihre Nahrung unmittelbar aus dem Mutterkiele, den sie ganz aus- saugen, und von welchem um Pfingsten nichts als eine trockene Masse, ‚das Plattel“ verbleibt. Wenn im Frühjahre die Dürre lange enhält, bieiben die Setz- linge klein und viele gehen wohl auch strafen, ja sogar mit Confiscation der Güter bestraft (Targioni-Tozetti 1. c.) 18) Im verflossenen October 1866 wurde der Safran mit 35—40 fl. Oest. Währ. be- zahlt. 204000 Blumen geben 5 Pfund fri- schen und diese 1 Pfund trockenen Safran. Le bl nn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zu Grunde; ist aber die Witterung gün- stieg, nämlich Sonnenschein mit Regen und lauen Nebeln abwechselnd, dann wachsen nicht nur aus den grossen Kielen mehrere, sondern die kleinen Kiele wachsen sehr schnell. Wenn die neuen Kiele in der Erde liegen bleiben, wie es im zweiten Jahre geschieht, so schlagen sie bald ihre ei- genen kleinen Wurzeln seitwärts und sind die Verhältnisse alle günstig, so liegen jetzt 2—3 Mal mehr wohl aus- gewachsene Safranzwiebel im Garten als im ersten Jahre, deren jede 2—8 Blumen hervorbringen kann, so dass, be- stand die Ernte im ersten Jahre in einem Lothe, im zweiten Jahre der nämliche Garten schon ein Pfund Safran gibt. Wer die Safranzwiebel auf den drit- ten Blumentrieb lassen will, hat im dritten Jahre nichts anders zu thun, als was nach dem ersten Triebe vorgenom- men wurde, Die Kiele vergrössern und vermehren sich nicht, was wohl darin seine Ursache haben mag, weil der Ö- thige Raum dazu mangelt, würde man statt 3 Zoll 6 Zoll Entfernung. geben, so würden die Kiele grösser und in Folge dessen mehr Setzlinge und mehr Blumen bringen. Wenn die Safrankiele 2, 3 oder 4 Jahre auf dem nämlichen Platze gestan- den, werden sie ausgegraben — „ausge- nommen“ — was: gewöhnlich zu Pfing- sten geschieht, wenn das im Herbste angesetzte Knöllchen schon einen neuen vollkommenen Kiel gebildet hat. Wenn also der Sager schon abge- mäht, die Kieleihr vollkommenes Wachs- thum erreicht „ganz eingezogen‘‘ haben, nimmt der erste Arbeiter mit der Haue das Erdreich bis auf die Kielenlage weg; der zweite gräbt auch mit der Haue so tief unter die Kiele, um sie nicht zu beschädigen, fasst die Kiele I. Originalabhandlungen. sammt der Erde auf und lässt sie fast auf dem nämlichen Platze fallen; durch das Fallen bricht das mit Kielen ver- mengte Erdreich auseinander und sie liegen umher; nachfolgende Kinder sammeln sie dann auf kleine Haufen oder in Backschüsseln, bringen sie nach Hause, wo sie in Haferreutern von dem gröberen Schmutze gesäubert. dann in Säcken auf einen luftigen Ort gebracht und endlich nach Bequemlich- keit gelöst werden. Die Eintheilung der Safrangärten hängt von dem Willen des Gutsbesitzers ab — lässt er den Flor nur zweimal treiben, so hat er nur zwei Abtheilun- gen, will er drei Blumentriebe, dann sind drei Abtheilungen u. =. f. Man wählt sich hier auf einem Joch Acker ein Stück Land A z. B. zu 200 Quadr.-Klit. und belegt es mit Saf- ranzwiebeln; das zweite Jahr besetzt man gleich daneben ein gleich grosses Stück B; im dritten Jahre werden die Kiele von A herausgenommen und auf den an B grenzenden Platz © verlegt — so hat man also wieder zwei Stücke Land BC, das eine auf den ersten, das andere auf den zweiten Trieb. Der Zaun wird bei A eingerissen und damit C eingezäunt und so rückt man den Garten auf dem Joch Acker fort. Ist man nach 8 Jahren am Ende des Jochs angelangt, so fängt man wieder von vorne bei A an oder noch besser, man verlegt den Safrangarten auf ein anderes Joch Acker, und bebaut den ersten mit Wai- zen, der sehr gut gedeiht. * Die Figur eines solchen Safrangar- tens ist ein längliches Parallelogramm, z. B. 5-67 Klafter breit und 30—40 —50 Klafter lang — diese Form hat den Vorzug, weil im Winter zwischen zwei nahen Zaunwänden der Schnee sich leichter verfängt und liegen bleibt, zerstreut 381 Die Grösse ist nach der Anzahl Leute einzurichten, die man zum Safranlösen benöthigt — je mehr man Loser haben kann, desto mehr kann man den Safran- garten ausdehnen, aber manchmal zeigen sich auf 200 Quadrat-Klafter so viele Blumen, dass 24 Personen nicht im Stande sind, sie in einem Tage auszu- lösen, und manchmal hingegen bedarf man auf 400 Quadrat-Klafter nicht mehr als das Hauspersonale, wenn nämlich die Flor 3—4 Wochen dauert. Das Rindvieh, die Schafe, Ziegen, Hirsche, Rehe und Hasen lieben das Gras; die Schweine, die Mäuse fressen die Zwiebel. Auch einigen Krankheiten sind die Safranzwiebeln unterworfen, wie Aus- wuchs, Brand, Fäulniss, Frass, Tod u. s. w.; der „Auswuchs“ findet sich meist rübenförmig unterwärts der Safran- zwiebel und zieht aus dieser die ganze Nahrung an sich; — die „Fäulniss“ fin- det sich im Innern des Körpers, ohne äusserlich bemerkbar zu sein, nur beim Kiellösen entdeckt man diese Krankheit, sobald ein Kiel sich weicher anfühlen lässt; — als Seuche zeigt sich der „Tod“, „Brand“, „Ausstand“*, als hasel- nussgrosse astlichte Knollen, die sich theils an den Kiel selbst anlegen, theils ihn in 1—3 Zoll Entfernung umgeben; aus den Knollen laufen veilchenfarbige wolligte feine Fäden, welche in die Zwiebel selbst eindringen und sie tödten, Man erkennt diese Krankheit, wenn sich kahle runde Plätze im Safrangarten vor- finden, während alles andere grünt — in solchen Fällen ist es am zweckmäs- sigsten, die kranken Zwiebeln allsogleich auszuheben und nach der Aushebungs- zeit der Zwiebel den Garten, sei sie in 2, oder 3. Flor in einen weitentlegenen frischen Grund zu verlegen. 382 Nachtrag. Ueber die Safraneultur in Serbien kann ich in Folge freundlicher Mitthei- lung des Hrn. Prof. Dr. Panice noch nähere Daten geben. Prof. Panice pflanzte die Safran- knollen im Jahre 1856 in seinem Garten in einen mehr als ziemlich bindigen Thongrund (Löss, der die ganze Belgra- der Umgegend bedeckt), ohne allen Dünger. Die Pflanzen gediehen recht gut und brachten schon im ersten Ver- suchsjahre reichliche Blüthen. Im drit- ten Jahre waren die Knollen so reich- lich vermehrt, dass damit ein Beet von 9 [I Meter bepflanzt werden konnte, Am Ende des 2. oder 3. Jahres gräbt Dr. Panice die Knollen aus, reservirt für sich etwas über 200 Stück und das Uebrige vertheilt er unter seine Be- kannten — die Vermehrung der Knollen ist in minimo in 3 Jahren drei in maximo 18 neue Knollen. Die Blüthezeit dauert 20 Tage, etwa vom Ende September (serbisch) bis 20. October. Der am Feuer getrocknete Safran ist vorzüglich, sehr arömatisch und reich an Färbestoff. Krankheiten beobachtete Dr. Panice bis- her noch keine; überzeugte sich jedoch, dass der zu bindige Belgrader Boden im Ganzen dem Safranbau nieht am gün- stigsten ist. Die kleinen, nicht vollstän- dig entwickelten Knollen treiben ersten Jahre nach abwärts einen rüben- artigen Keil, den man hie und da als einen Parasiten ansieht, nach Panice’s Ansicht aber mit Unrecht. Die von Dr. Panice veröffentlichte Abhandlung über Safranbau enthält 1) den theoretischen Theil, so viel man bis jetzt weiss, und dann 2) alles das, was über die Cultar dieser Pflanze in Oesterreich und Frankreich bekannt ist, mit Zugabe seiner eigenen Erfahrungen im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und spricht schliesslich den Wunsch aus, dass der Safran in Serbien einbür- gere, Panice weiss freilich, dass dies nur sehr langsam geschehen kann, wie denn im Allgemeinen neue Qulturzweige sehr langsam Wurzel greifen, aber er begnügt sich für jetzo viele der Inwoh- ner mit der Pflanze bekannt zu machen und wenn einmal die Zahl der Knollen so weit angewachsen sein wird, hofft er, dass der Eine oder der Andere sich entschliessen wird, die Pflanze aus sei- nem Garten auf das Feld zu verlegen, Einen starken Eintrag dürfte der Spalax typhlus (der wilde Hund in Serbien be- nannt) thun, der um Belgrad u. a. O, in Serbien bis zur 2000 Fuss Meeres- höhe anzutreffen ist. Er zerstört Knol- len und alle fleischigen Wurzeln (Allium Cepa und sativum, die Erdäpfel, rothe und gelbe Rüben, Scorzonera), dann auch Umbellaten, Cichoraceen, Compositen, nimmt fürlieb auch mit fleischigen Rhi- zomen von Dianthus, Silene, Saponaria. Isatis u. s. fe Er gräbt in einer Tiefe von 1—2 Dee. horizontale Gänge, in denen er durch seinen kräftigen Vor- dertheil die aufgelockerte Erde nach al- len Seiten zusammenstampft; diese Gänge sind sehr verzweigt und bilden gleichsam ein ziemlich gedrängtes Netz von Drain- Röhren. Alles was in den Bereich die- ser Gänge zu liegen kommt, wird von dein Thiere aufgefressen und selbst die Stengel — wenn fleischiger — werden hinabgezogen und verzehrt; ein welker Blätterbüschel, oder oft nur ein dünnes Loch zeigt den Ort an, wo der Wühler den Tag vorher gehaust hat. Oefinet man hier den Canal, so wird er bald beson- ders Morgens und Abends von dem Thiere durch herangeschobene Erde wie- der verstopft unddiess, so oft man den Canal öffnet, Das ist die Gelegenheit, wo man des Thieres habhaft werden II. Neue Zierpflanzen. kann, ein glücklich geführter Hacken- schlag, besonders wenn der Boden locker, bringst es auf die Oberfläche, wo es durch Lieht geblendet, sich gar unbe- hülflich geberdet. Prof. Panice hat sein Safranbeet dadurch gesichert, dass er es 383 mit einem 2 Dec. tiefen Graben umgab; so oft das Thier durch seine Irrfahrten zum Graben gelangt, macht er eiligst den Canal zu und ändert seine Rich- tung. Senoner, I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Abgebildet in Belgique horticole 1867. 1) Petunia violacea Lindl. var. Pizarre. Form mit einfachen weissgrundigen dunkel- roth geaderten Blumen, die ausserdem bald nur 5 breite violette Streifen tragen, bald grossentheils violett gefärbt sind und nur noch 5 weisse Streifen auf violettem Grunde tragen. Herr Barillet-Deschamps verwendet diese Sorte massenhaft zur Gruppenbildung in den öffentlichen Anlagen in Paris. (pag: 1). 2) Peperomia argyreia hort. Eine Abart von P. arifolia, die von uns schon bespro- chen ward. (pag. 2). 3) Rosa prince novr. Eine Remontante- Rose mit braunpurpurnen Blumen, die von dem bekannten Rosenzüchter W. Paul aus Samen erzogen und als „Black Prince“ in den Handel gebracht wurde. (pag. 65). 4) Aucuba japonica Thbrg. foemina fol. variegatis. Herr E. Morren gibt die Abbil- dung einer Aucuba japonica mit Früchten und dunkelgrünen, goldgelb gefleckten Blät- tern. Zugleich bespricht er die Thatsache, dass aus den Samen der weiblichen Aucuba in London, Gent und Lüttich , Individuen gefallen sind, die Zwitterblüthen tragen. — (pag. 66). 5) Keria japonica D.C. fol. variegatis. Eine Abbildung der Keria mit silberweiss gerandeten und nüangirten Blättern und ein- fachen Blumen. Diese schöne Abart ist durch Siebold aus den Gärten Japan’s ein- geführt worden und ist jetzt schon ziemlich allgemein verbreitet. Von diesem Strauche Japan’s war in unsern Gärten früher nur die Abart mit grünen Blättern und gefüllten Blumen eingeführt. Von seiner ersten Reise brachte Siebold die Stammart mit grünen Blättern und einfachen Blumen mit und zu- letzt wurde die in Rede stehende buntblät- terige Art eingeführt. (pag. 97). 6) Cypripedium laevigatum Batem. Vergl. Grtfl. 66 p. 114. Jedenfalls eins der schön- sten bekannten Cypripedien. (pag. 102). 7) Vitis vinifera L. var. Almeria. Eine gute neue Sorte von Weintrauben, die Herr Galopin in Lüttich erzogen hat. Trauben gross, Beeren mittelgross, gelblich weiss, durchsichtig. Geschmack sehr angenehm. (pag. 157). 8) Bignonia speciosa Grah. Schöne Schlingpflanze aus Buenos Ayres. Blühet jährlich in den Warmhäusern des botanischen Gartens in Lüttich, Jeder Blattstiel trägt 2 längliche kahle Blättchen und geht zwi- schen denselben in eine Ranke aus. Blumen achselständig, mit fast 2 Zoll langer aufge- blasener weisser Röhre und grossem, blass- rosarothem, roth geadertem Saume. Auch als B. pieta in den Gärten verbreitet. Muss im Warmhause ins freie Land ausgepflanzt werden. (pag. 161). 9) Aristolochia trilobata Gomez. Eine hoch schlingende Aristolochia Brasiliens, mit dreilappigen, nicht grossen Blättern und braunen Blumen, deren Lippe in einen fa- denförmigen, über einen Fuss langen Schwanz zugespitzt ist. Geht in den Gärten meist als A. trilobata. Ebenfalls eine Schlingpflanze zum Auspflanzen in den freien Grund im Warmhause. (pag. 162). a P£che belle imperiale. Eine ausge- 384 zeichnete neueSorte von Pfirsich, mit enorm grossen, auf der Sonnenseite tief roth ge- färbten Früchten, die in Montrewil erzogen worden ist. (pag. 209). b) Abgebildet in Illustrations hor- ticole. 11) Lilium haematochroum Lem. Eine Lilie aus Japan, die Lemaire für eine hybride Pflanze hält. Stengel 1!/, Fuss hoch, mit oval-lanzettlichen Blättern, diein eine scharfe, fast stechende Spitze ausgehen. Eine sehr grosse spitzenständige Blume, von tief braun purpurner Färbung, mit hellerm Mittelnerv auf jedem der Petalen. Eine schöne, sehr zu empfehlende Lilie. (Tab. 503). 12) Gladiolus, neue Garten-Varietäten. Die Gladiolus sind seit Erzeugung des ersten grossblumigen Bastardes, des G. gandaven- sis, durch fortgesetzte Bastardirung so unter einander vermischt worden, dass man bald nicht mehr sagen kann, von welchen Grund- typen solche abstammen. Besonders in dem letzten Decennium sind aus der Gruppe von G. floribundus, cardinalis, psittacinus etc., eine Masse von Formen gezogen worden, die jetzt im Sommer die brillantesten Blu- mengruppen bilden. Die in Rede stehende Tafel gibt die Abbildung von 3 solchen For- men, die den Namen Imperatrice Eugenie, Reine Victoria und John Waterer erhalten haben und die alle 3 zu den schönsten der bis jetzt erzeugten Spielarten gehören. Die Besucher der Ausstellung in Paris erzählen alle von den prächtigen Blüthengruppen von Gladiolus, die dortin ausgezeichneter Schön- heit zu sehen waren. Herr Souchet, der Chef des Kaiserlichen Gartens in Fontaine- bleau hat sich um die Vervollkommnung der Gladiolus grosse Verdienste erworben und auch die 3 in Redestehenden Spielarten erzogen. — (Tab. 504). 13) Rhododendron marginato-punctatum (Versch.). Eine von A. Verschaffelt erzogene Spielart. Blumen in grosser hemisphärischer Dolde, weiss, mit zahlreichen , tief carınin- rothen Punkten auf den oberen Petalen, wie am Rande der unteren Petalen. Kalthaus- pflanze. — (Tab. 505). 14) Pinus (Larie) Kaempferi (Lindl.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Lem. Abies Kaempferi Lindl. et hort. Angl. Eine in China heimische Lerchentanne, wo solche eineHöhe von 80-130 Fuss erreichen soll. Die stark verästelten Zweige stehen schwach geneigt ab. Ein im Garten des Hrn. A. Verschaffelt gepflanztes Exemplar, hat in 10 Jahren die Höhe von 15 Fuss er- langt und ist bis zum Grunde des Stammes mit Zweigen besetzt. Die linearen Blätter über 1 Zoll lang, die unteren in Quirlen, die an der Spitze der Zweige einzeln stehend. Schuppen des ovalen, 2 Zoll langen Zapfens, aus ovalem Grunde, nach der Spitze zu keil- förmig abnehmend und an der schmal ab- gestutzten Spitze ausgerandet. Eine Lerche von imposanter Schönheit. Professor Le- maire beschreibt diese Pflanze und gibt auch eine Abbildung eines Zweiges mit Zapfen. — (Tab. 506). 15) Gastronema sanguineum Lindl. Amaryllideae. (Lindl. in Journ. of Hort. Soc. III. 315. — Hook. Bot. Mag. tab. 5218). Zwiebelgewächs aus Südafrika, das auf der Spitze des Blüthenschaftes eine einzelne schar- lachrothe Blume mit trichterförmiger, 1!/, Zoll langer Röhre und zurückgeschlagenem, 3 Zoll im Durchmesser haltendem Saume trägt. (Tab. 507.) 16) Maranta roseo-picta Linden. Eine Abbildung eines nicht blühenden Exemplares dieser schönen, von uns wiederholt erwähn- ten Maranta, die Wallis am Amazonenstrom entdeckte und in den Garten des Hrn. Lin- den einführte. Die dunkelgrünen ovalen Blätter, mit einem Mittelstreifen und einer beiderseits vor dem Blattrande hinlaufenden rosenrothen Binde, verleihen dieser schönen Blattpflanze einen eigenthümlichen Reiz. Unterseite der Blätter roth. Ward später auch von dem Sammler des Hrn. A. Verschaffelt, Herrn Baraquin gefunden und eingeführt. Cultur im niedrigen Warmhause. (Tab. 508). 17) Camellia Constantin Tretiakoff. Schöne grosse Blume von regelmässig dach- ziegelförmiger Füllung und fleischfarbener Färbung mit rosarother Nüange. (Tab. 509). 18) Coelogyne lagenaria Lindl. (Lindl. in Paxt. Flower Garden. — Bot. Mag. tab, II. Neue Zierpflanzen. 5370). Wir haben diese eigenthümliche Or- chidee Ostindiens schon früher besprochen, Scheinknollen fast flaschenförmig, auf der Spitze flach. Blumen einzeln auf der Spitze von 2 Zoll hohen, mit Schuppen besetzten Schaften, 3 Zoll im Durchmesser, lila mit weisser und am Rande purpur gefleckter Lippe. Muss zur Zeit der Ruhe trocken und kühl gehalten werden. (Tab. 510). 19) Thunbergia fragrans hort. Angl. Eine windende Thunbergia, die ganz kahl, mit herzförmig-speerförmigen Blättern und weissen, fast 2 Zoll im Durchmesser ‘hal- tenden Blumen. Die Pflanze ist aus Ostin- dien in Gärten England’s eingeführt, ist aber nach Lemaire weder die Pflanze, die Nees, noch die, welche Sims als Th. frag- rans beschrieben. Lemaire glaubt, es könne die Thunb. hastata Decaisne sein. Die Pflanze blüht schon, wenn sie eine Höhe von 1 Fuss erreicht hat und ist als schöne Biüthenpflanze für's Warmhaus zu empfeh- len. (Tab. 511). 20) Azalea indica Francois Devos. Schöne neue Varietät, mit grossen, tief blutroth-purpurnen Blumen, die anemonen- artig gefüllt. Auf den obern Blumenblättern dunklere Punkte. (Tab. 512.) 21) Ulmus campestris L. var. aurea. Eine ausgezeichnete Abart der Rüster, mit goldgelben Blättern. Erzogen von E. Ros- seel in Löwen. — (Tab. 513). 22) Cattleya quadricolor Lindl. (S. Gar- tenflora XIV. pag. 382. (Tab. 514). 23) Maranta illustris Linden. Eine der Blattpflanzen, die in Linden’s Sammlung auf der Pariser Weltausstellung den ersten Preis erhielten. Vom Amazonenstrom durch Wallis in Lindens Etablissement eingesendet. Ist der wahrhafte Rivale von M. (Calathea) Veitchii. Die Tafel 515 von Illustration hor- ticole gibt die Abbildung der nichtblühenden Pflanze. Blätter rundlich-oval, ziemlich gross, oberhalb glänzend dunkelgrün, mit durchsichtiger, weiss und blass rosa gefärbter Binde vor dem Rande und hellgrünen, von der Mittelrippe nach der Binde verlaufenden Queerstreifen. Die Pflanze des Petersburger Gartens, die wir Herrn Linden verdanken, zeigt einen ziemlich üppigen Wuchs und XII, 1867. 385 halten wir sie neben M. Veitchii für dfe schönste Maranta. Cultur im niedrigen Warmhause. 24) Vriesea gigantea Gaudich. Brome- liaceae. Eine Bromeliacee, die das Etablis- sement des Herrn A. Verschaffelt aus Rio Janeiro, vom Herrn Glaziou, Direktor der dortigen Gärten, empfangen hat. Herr Gla- ziou schreibt von dieser Pflanze: Diese gi- gantische prächtige Bromeliacee wächst auf Felsen der kalten Region des Orgelgebirges. Sie blüht von Oktober bis Dezember. Der Blüthenschaft wird 9—12 Fuss hoch und trägt 70—100 Blüthenästchen, deren jedes 30—40 weisse goldfarben schillernde, wohl- riechende Blumen trägt.“ Beschrieben ist diese Pflanze nur von Beer, nach einer von Gaudichaud voyage de la Bonite tab. 70 ge- gebenen Abbildung. Die ganze Pflanze kahl. Die zahlreichen breiten länglichen Blätter umhüllen sich gegenseitig, und bilden eine bis 3 Fuss hohe Rosette, aus deren Herzen der Blüthenstand hervortritt. Herr A. Ver- schaffelt besitzt zahlreiche junge Pflanzen von dieser imposanten Art. Herr Lemaire sah von derselben nur einige Bruchstücke, nach der eine botanische Beschreibung nicht anzufertigen war. Auf Tafel 516 der Ilu- stration ist als V. gigantea eine Pflanze dar- gestellt, von der Hr. Glaziou die Abbildung einsendete. Herr Lemaire erklärt diese ab- gebildete Pflanze tür spezifisch verschieden und nennt sie Vriesea Glaziouana. — (Tab. 516). 25) Pelargonium Lady Cullum. Ein buntblätteriges P. zonale, das Henderson er- zogen hat. Dasselbe ist der als Zady Pol- lok bekannten Varietät sehr ähnlich, nach der Abbildung aber noch schöner, indem der goldgelbe Rand und die rothe Zone noch brillanter sind. (Tab. 517). 26) Camellia Angelo Cocchi. Neue Va- rietät italienischen Ursprungs. Blume sehr gross, regelmässig gefüllt, weiss mit fleisch- farbenem Schiller und grelier carminrother Panaschirung der Petalen, (Tab. 518). 27) Tacsonia Buchanani. Passifloreae. Eine prächtige neue Schlingpflanze, die Herr Buchanan, Gärtner in New-York aus Panama eingeführt und Hrn, A. Verschaffelt zur Ver- 25 386 breitung überlassen hat. Ein windender, in der Jugend filziger, später kahler Strauch. Stengel stielrund. Blattstiele in der Mitte 2 Drüsen tragend. Blattfläche aus tief herz- förmigem Grunde rundlich, 3—5-lappig; Lappen oval-lanzettlich, zugespitzt, tief und scharf gezähnt oder fast eingeschnitten , die Zähne in einen Krautstachel ausgehend und die untersten Drüsen auf der Spitze tragend. Blättchen des Hüllkelchs drüsig gezähnt. Blumenkrone in 10 schmal Jlanzettliche, scharlachrothe Petalen getheilt und ungefähr 4 Zoll im Durchmesser. Schlingpflanze für’s Warmhaus. (Tab. 519). 28) Viola pedata L. Eine alte bekannte kleine zarte perennirende Pflanze Nordame- rika’s, deren Blätter fussförmig getheilt sind. Die Abbildung ist zu sehr auf Ffiekt be- rechnet, denn diese Pflanze bildet nie so dichte, reichblumige Rasen, wie solche in Illustrations horticole abgebildet ist. (Tab. 520). 29) Smilax longifolia Lem. fol. varie- gatis. Ein schlingender Smilax, den Herr Baraquin in der Provinz Para in Brasilien entdeckte. Blätter gestielt, länglich-lanzett- lich, zugespitzt, auf tiefsaftig grünem Grunde, mit 4 silberfarbenen Längsbinden gezeichnet. Blüthen unbekannt. — Schöne Blattpflanze für’s Warmhaus. (Tab. 521.) 30) Aristolochia tricaudata Lem. Ari- stolochieae. Entdeckt in den Waldungen von Chiapas durch Ghiesbreght und dem Etablissement des Hrn. A. Verschafielt ein- gesendet. Eine baumartig wachsende, nich; schlingende Art, Blätter kurz gestielt, oval- lanzettlich, kurz zugespitzt, oberhalb kahl, unterhalb auf den Venen braun behaart. Blumen achselständig. Blüthenstiel ungefähr 1 Zoll lang. Blumen mit hellbrauner, in Form eines Pfeifenkopfs gekrümmter Röhre und mit schwarzbraunem Saum und Lippe, welche letztere in 3 Lappen getheilt, von denen jeder Lappen in eine spannenlange, schwanzförmige Spitze ausgeht. Eine merk- würdige und nicht unschöne Warmhaus- pflanze. (Tab. 522). 31) Acer polymorphum Sieb. var. pal- matum fol. dissectis pinnatifidis roseo piclis. Eine von den vielen schönen Formen des Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in Japan heimischen Acer polymorphum die sich durch die handförmige Theilung der Blätter und die in lineare, gezähnte, spitze Lappen fiederförmig zerschlitzten Theil- blättehen, auszeichnet, deren Farbe später schön roth ist. Hübscher Strauch für’s Kalt- haus. (Tab. 523). 32) Miltonia rosea h. Versch. Ist si- cher, wie dies auch der berühmte Redakteur der Illustrations horticole sagt, nur eine Form der M. spectabilis Lindl., mit blassrosarothen Blumen und blutroth gestreifter und gefleck- ter Lippe. Aus der Nähe von Rio Janeiro in den Garten des Hrn. A. Verschaffelt ein- geführt. — (Tab. 524). b) Abgebildet im Botanical Magazine. 33} Amaryllis pardina Hook. Eine aus- gezeichnete neue Amaryllis, die Hr. Pearce, der Sammler der Herren Veitch in Peru ent- deckte. In Blatt, Grösse und Tracht der A. aulics ähnlich. Blüthenschaft blaugrün, am Grunde roth gefleckt. Blüthendolde aus nur 2 grossen Blumen bestehend. Blumen- krone 5—7 Zoll im Durchmesser, mit sehr kurzer Röhre und lanzettlich ovalen spitzen Petalen, die auf hellstichgelbem Grunde, mit zahlreichen scharlachrothen Punkten prächtig gezeichnet. Eine ausgezeichnet schöne neue Art. Cultur im Warmhause, gleich den jetzt so beliebten zahlreichen Spielarten vor A. aulica, vittata ete. — (Tab. 5645.) 34) Bletia Sherrattiana Bateman. Or- chideae. Erdorchidee aus Neu-Granada, im Jahre 1864 vom Hr. Low eingeführt. Eine der schönsten Arten der Gattung. Schein- knollen plattkugelig. Blätter linien-lanzett- lich, mit Längsfalten. Blüthenschaft unge- fähr so lang als die Blätter, auf der Spitze die Traube grosser intensiv rosarother Blu- men tragend. Bracteen zugespitzt, kürzer als der Fruchtknoten. Aeussere Blumen- blätter länglich-lanzeitlich, spitz oder stumpt- lich; innere Blumenblätter noch einmal so breit. Lippe 3-lappig; Seitenlappen recht- winkelig abstehend, abgerundet, flach, ziem- lich gross; Mittellappen kleiner, verkehrt- nierenförmig, in der Ausrandung mit kleinem ©? aufgesetztem Spitzchen; in der Achse der sehr - I. Neue Zierpflanzen. ganzen Lippe 3 goldgelbe parallele Längs- . falten. Griffelsäule keulig, bogenförmig ge- krümmt. (Tab. 5646.) 35) Billbergia sphacelata Hook. Unser geehrter Freund D. Hooker bildet auf der in Rede stehenden Tafel eine zu Billbergia oder Nidularium gehörende Pflanze ab, de- ren rosenrothe Blumen im Herzen der Blät- ter in einem kopfiörmigen Blüthenstand ni- sten. Derselbe sagt, dass er diese Pflanze als Greigia sphacelata aus dem Petersburger Garten erhalten habe. Bei unserer Greigia (siehe Tafel 474 der Gartenflora) ist der Blüthenstand seitlich, auf Hooker’s Abbildung aber terminal, obgleich er in der Diagnose als lateral angegeben ist. Ferner hat Hoo- ker’s Pflanze viel breitere, auf einer Seite mit einem Zahn versehene Kelchblätter, wäh- rend unsere Pflanze schmalere spitzere, nie- mals gezähnte. besitzt. Hooker sagt ferner nichts davon, dass bei seiner Pflanze die Blumenblätter bis über deren Mitte in eine Röhre verwachsen sind und nach der Abbil- dung zu schliessen, wäre dies nicht der Fall. Hooker’s Pflanze ist also jedenfalls eine ganz andere als unsere, die nie und nimmer- mehr mitder Gattung Billbergia vereint werden kann. Ob nun in Kew eine Verwechslung der Etiqueiten vorkam, oder ob wir aus den von Philippi Chili erhaltenen Samen zweierlei Pflanzen erzogen und an Hooker wirklich die von solchen abgebildete, ver- schiedene Pflanze sendeten. wollen wir nicht entscheiden, -—- wir neigen uns aber zur er- stern Ansicht, denn die Annahme, dass Hoo- ker die gleiche Pflanze wie wir vor Augen hatte, Um alle Zweifel zu beseitigen, besprachen wir unter den Originalabhandlungen beide Pflanzen noch einmal. (Tab. 5647). 36) Stemonacanthus Pearcü Hook. Acan- thaceae. Ein schöner Blüthenstrauch für’s Warmhaus, der von Pearce aus Bolivia in den Garten der Herren Veitch eingeführt wurde. Stengel viereckig. Blätter kurz ge- stielt, lanzettlich, lang zugespitzt, stumpf ge- sägt, durchaus kahl, unterhalb braun-purpur» Blüthenrispen achselständig, zu einer ge- meinsamen Rispe gegen die Astspitze hin Blüthenstiele etwas länger als aus scheint uns unmöglich. vereinigt. 387 Blattstiele. Lappen des lax behaarten Kelchs pfriemlich. Blumen scharlach, mit schlanker dünner, 2—21/, Zoll langer Röhre und zu- rückgeschlagenen Lappen desSaums. Frucht- knoten drüsig. — (Tab. 5648). 37) Dendrobium macrophyllum A. Rich. Veitchianum Batem. Orchideae. Eine epiphytische Orchidee Neu-Guinea’s, welche von Veitch eingeführt und von Lindley D. Veitchianum (Bot. Reg. 1847 sub tab. 25) genannt wurde. Die spitzenständige Blü- thentraube mit ziemlich grossen gelbgrünen Blumen deren Lippe purpur braun gestreift und punktirt, zeichnen diese Art aus. (Tab. 5649). 38) Draba violacea D.C. Cruciferae. — (D. C. Prodr. I. 171. — Hook. ic. pl. tab. 45.) Eine Draba mit violetten Blumen, die in einer Höhe von 13—-15,000 Fuss in den höhern Gebirgen in Felsenspalten in der Nähe von Quito wächst. Ein niedriger spannenhoher auisteigender Halbstrauch, der allenthalben weissfilzig behaart ist. Blätter verkehrt-oval länglich, stumpf. Blumen in spitzenständigen Trauben, für die Gattung gross und tief violett. Hübsche, im deut- schen Klima wahrscheinlich ausdauernde Pflanze. — (Tab. 5650). 39) Ipomoea Gerrardi Hook. Convolvu- laceae, Eine windende Ipomoea mit knol- ligem Wurzelstock aus Natal für's Warm- haus, die als wilde Baumwollenpflanze in ihrem Vaterland bekannt ist, da die Samen derselben dicht braun filzig behaart sind. Blätter aus herzförmigem Grunde rundlich, stumpf oder zugespitzt, schwach buchtig, ganzrandig, oberhalb kahl, unterhalb wie Blatistiele, Blüthenstiele und Kelchblätter lose weiss wollig. Blüthenstiele einzeln in den Blattachseln, 1-blumig, mit 2 kurzen stumpfen Bracteolen besetzt. Kelchblätter länglich, stumpf. Blumen gross, weiss, wohlriechend. — (Tab. 5651). 40) Rudgea macrophylia Benth. (Benth. in Linn. 23 pag. 456. — Walp. Ann. II.747). Rubiaceae. Ein in Blatt und Blüthe schöner Strauch von 6 Fuss Höhe für's Warmhaus. Ward aus Rio Janeiro in die Gärtnerei des Hrn. Henderson eingeführt. Durchaus kahl. Die dicken Aeste tragen gegenständige, 1—2 25 * var. 388 Fuss lange, kurz gestielte Blätter von ge- strecktlänglicher, verkehrt-ovaler Form. Am Grunde ist die Blattfläche keilförmig, oder abgerundet oder selbst herzförmig. Blumen ziemlich gross, weiss und in einen gestielten spitzenständigen kugelförmigen, 4 Zoll im Durchmesser haltenden Blüthenkopf zusam- men gedrängt. Kelch klein, mit kugeliger Röhre und mit 5 pfriemlichen Lappen, Blu- menkrone trichterförmig, mit schlanker Röhre, kahlem Schlund, mit 5 Lappen, die an der Spitze dreiseitig und einwärts ge- krümmt. Staubfäden 5, dem Schlunde der Blumenkrone eingefügt. (Tab. 5653). 41) Epidendrum Cooperianum Batem. Orchideae. Eine epiphytische Art, mit 2 Fuss hohen beblätterten Stengeln, die zur Sippe „Spathium‘“ gehört und aus Brasilien in die Gärten Englands eingeführt wurde. Blätter zweizeilig, lanzettlich, spitz. Blüthentraube spitzenständig, aus einer Traube hervorbre- chend, nickend, vielblumig. Bracteen klein, borstenförmig. Blumen fleischig, gelbbraun mit Ausnahme der glänzend rosarothen Lippe, ungefähr 1!|, Zoll im Durchmesser. Aeussere Blumenblätter oval-lanzettlich, in- nere kleiner und linien-lanzettlich. Lippe gross, am Grunde mit 2Schwielen, 3-lappig; Seitenlappen sehr gross, rundlich; Spitzen- lappen klein, vorn stumpf 2-lappig. Sehr schöne Art, von bedeutendem Eitiekt. (Tab. 5654). 42) Gloxinia hypocyrtiflora Hook. Ges- neriaceae. Die wahrhaft schöne Warmhaus- pflanze, welche Hooker unterm obigen Na- men abbildet, ward vom Sammler der Hrn. Veitch und Sohn, Hrn. Pearce in den Ge- birgen um Quito gesammelt und in Cultur eingeführt. Herr Veitch hat dieselbe als Hypocyrta brevicalyx vertheilt und unterm letztern Namen auch unserm Botanischen Garten ein Exemplar gesendet. Zur Gattung Gloxinia gehört diese schöne Pflanze sicher- lich nicht. Viel näher steht dieselbe in der Form der Blüthe der Gattung Hypoeryta, in dem Sinne wie Hanstein die Gattung Hypocyrta, nach der von Martius (Nova Genera et Species Bras.,) aufgestellten A. hir- suta, die Tab. 222 des genannten Werkes abgebildet ist, festgestellt hat. Mit dieser Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. theilt die in Rede stehende Pflanze die Blü- thenform , unterscheidet sich aber durch krautige Stengel, unterirdische schuppige Rhizome (H. hirsuta ist ein kleiner Strauch), und 5 freie Drüsen, die den Fruchtknoten umgeben. Wir halten diese Pflanze deshalb für eine gute neue Gattung, die wir „Pear- cea hypocyrtiflora‘‘ *) nennen. Stengel span- nenhoch und wie die ganze Pflanze mit ab- stehenden Haaren besetzt. Blätter gegen- ständig, kurz gestielt, rundlich-oval, am Grunde herzförmig, Spitze stumpf, stumpf gesägt, runzlich, hellgrün und mit weisser Mittelrippe und Seitennerven schön gezeich- net. Blüthenstiele einzeln oder zu 2 in den Blattachseln, 1-blumig. Kelch klein, 5-lap- pig. Blumenkrone mit bauchig aufgeblase- ner, fast kugeliger Röhre, rauhhaarig, schön roth und mit 5 kleinen, den Schlund schlies- senden Lappen. Ein schönes Seitenstück zu den Tydaea- und Nägelia-Arten. — (Tab. 5655). 43) Dendrobium Bullerianum Batem. Orchidee aus Mulmein, eingeführt von dem Sammler der Herren Hugh Low and Comp. Herrn Parish. Stengel aufrecht, die jungen, mit Blättern besetzt, die blüthentragenden blattlos. Blätter oval-lanzettlich, spitz. Blu- men zu 2—3 aus den Knoten der Stengel hervorbrechend, gestielt. Bracteen oval, spitz, 5mal kürzer als die Blüthenstiele. Blumen über 2!|, Zoll im Durchmesser. Blüthenhüllblätter lanzettlich, weiss, an der Spitze zart rosa Lippe ungetheilt, breit oval, spitz, weiss, mit grossem kreisrundem gelbem Fleck am Grunde und nach vorn zarı vosa getuscht. — (Tab. 5652). 44) Epidendrum enemidophorum Lindl. (Linal. Fol. Orch.) Eine in der Erde wach- sende Orchidee, die in Guatemala in einer *) Pearcea. Calycis tubus germini ad- natus, limbus subcampanulato breviter 5-lo- bus. Corolla {ubulosa; tubo oblique ven- tricoso-inflato, superne constricto; limbo parvo, 5-lobo, lobis 5 conniventibus faucem claudentibus. Glandulae perigynae 5. Stigma capitatum, breviter bilobum. — Herba sto- lonibus perennantibus squamosis. — I. Höhe von 7000 Fuss über dem Meere von Skinner entdeckt ward. Besitzt. 4—5 Fuss hohe beblätterte Stengel, welche auf der überbängenden Spitze die hängende grosse reichblumige Blüthentraube tragen. Letztere von mehreren reitenden Scheiden gestützt. Blumen auf 2 Zoll langen Stielen, 1°/, Zoll im Durchmesser, von aussen weiss und Blü- thenhüllblätter von innen auf blassgelbem Grunde reich purpurbraun gefleckt; die Lippe milchweiss und zart rosa getuscht. (Tab. 5656). 45) Begonia Boliviensis D. C. (D.C. prodr. XV. pars I. pag. 287). Gleichfalls eine der brillantesten Einführungen desHrn, Pearce, der für die Herren Veitch sammelt. Ward schon früher in den Cordilleren Boli- vias vom Herrn Weddel entdeckt. Es ist eine krautartige unbehaarte Pflanze, mit länglich-lanzettlichen ungleichseitigen Blät. tern, die kurz gestielt, freudig grün und doppelt gezähnt sind; Zähne in Borsten aus- gehende Blüthenstiele achselständig, je 2 nickende Blumen tragend. Blumen sehr gross, brennend scharlachroth. Die Blumen- blätter lanzettlich, und die der männlichen Blumen bis 2 Zoll lang. Auf der Interna- tionalen Ausstellung im Mai erregte diese schöne Ptlanze die allgemeine Aufmerksam- keit und Bewunderung. (Tab. 5657). 46) Prostranthera nivea Cunn. Labia- tae. (D. C. prodr. XII. pag. 561). Immer- grüner niedriger Strauch Neuholland’s mit linien-lanzettlichen Blättern und weissen Lip- penblumen. Blühete auch im hiesigen Bot. Garten wiederholt und ist dem Blumen- freund kaum zu empfehlen. — (Tab. 5658.) 47) Habrothammus (Cestrum) elegans A. Brong. Eine Abbildung dieses bekannten Zierstrauches mit Blumen und den Früchten, welche rothe Beeren von der Grösse einer kleinen Kirschebilden. Habrothamnus scheint uns eine durch natürliche Tracht gut be- gründete Gattung zu sein. Wie viel geringer sind die Unterschiede bei so vielen Gattun- gen der Umbelliferen, Labiaten etc. (Tab. 5659). -48) Agave zylonacantha Salm. _Dyck. (Salım Dyck in Bonpl. VII. 92. — Jacobi Neue Zierpflanzen. a Te n 1 2 37ER HH 389 in Hambrg. Grtztg. XX pag. 547). Die Aga- ven gehören jetzt zu den Modepflanzen. Die in Rede stehende Art ist in den Sammlungen schon ziemlich verbreitet. Sie stammt von Real del Monte in Mexiko. Blüthenschaft unverästelt, ungefähr 8 Fuss hoch, oben eine 3—4 Fuss lange dichte Blüthenähre tragend. — (Tab. 5660). 49) Colax jugosus Lindl. Orchideae. (Lindl. Bot. Reg. 1843. mise. p. 5l. — Reichb. fil. Xen. Orch. p. 107 tab. 41). Epi- phytische Orchidee Brasiliens. Die Gattung Colax umfasst die Maxillaria-Arten mit mehr regelmässiger Blume. Scheinknollen läng- lich-eiförmig, zusammengedrückt. Blüthen- schaft2—3-blumig, kürzer als dieBlätter. Blu- men ungefähr 2 Zoll im Durchmesser; äus- sere Blumenblätter rundlich-oval, weisslich ; innere verkehrt-oval, weiss, dicht mit schwarz purpurnen Querbinden gezeichnet. Lippe so lang als die Blumenblätter, 3-lappig, mit kurzen Seitenlappen, ähnlich wie die innern Blumenblätter gezeichnet, ausserdem durch zottige Behaarung ausgezeichnet. (Tab. 5661). 50) Dracaena surculosa Lindl. var. ma- culata. Eine schöne neue Dracaena, von der G. Don die im Bot. Reg. tab. 1169 ver- öffentlichte Stammart mit grünen Blättern in Sierra Leone entdeckte. Die jetzt im Bot. Magazine abgebildete Abart mit gelb ge- fleckten Blättern ward von G. Mann von Old Calabar River im Osten Afrika’s ent- deckt. Es ist ein niedriger Strauch, der aus der Wurzel schuppige Ausläufer ent- sendet, die zu aufrechten jungen Stengeln werden. Stengel schlank, gabelig verästelt. Blätter kurz gestielt, länglich-lanzettlich, zu- gespitzt, von nur parallelen Nerven durch- zogen. Unterhalb der Blätter finden sich am untern Theile der Aeste lanzettlich- pfriemliche, häutige Schuppen. Blüthenstiel gipfelständig, aufrecht, die weissen Blumen in einer kugeligen Doldentraube tragend. Blüthenstielchen schlank. Blumenkrone mit schmaler Röhre und linearen zurück geschla- genen Saumlappen. (Tab. 5662). 51) Begonia Veitchii Hook. (Hook. in Gard. Chron. 1867 p. 734 cum ic. xylogr.). Hooker nennt von allen bekannten Begonien 390 die in Rede stehende Art die schönste. Ward von Pearce bei Ouzko in Peru gesam- melt und in den berühmten Garten der Hrn. Veitch und Söhne in Chelsea eingeführt. Besitzt die Tracht der Saxifraga eiliata und zinnoberrothe, 2—21/, Zoll im Durchmesser haltende Blumen. Ausgezeichnet und schön ist die Pflanze, aber doch kaum die schönste der bekannten Arten. — Eine stengellose Art, die lose behaart. Blätter gestielt, schief oval- oder rundlich-herzförmig; buchtig ge- lappt und gekerbt, von fächerförmig gestell- ten Nerven durchzogen, oberhalb freudig grün, unterhalb blassgrün. Der robuste Blü- thenschaft trägt auf seiner Spitze eine männ- liche und eine weibliche Blume. Blumen- blätter verkehrt-oval abgerundet. 3 Griffel, von denen jeder 2-gabelig, dessen Schenkel mit einer drüsigen Binde umgeben ist. (Tab. 5663). 52) Epidendron DBrassavolae Kechb. (Rchb. Botan. Zeitung 1852 pag. 738. — Lindl. Fol. Orchid.). Eine der von Skinner in den Gebirgen Guatemalas entdeckten Or- chideen. Eine schöne, allgemein empfehlens- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. werthe Art. Scheinknollen zusammenge- drückt, spindelförmig, zweiblätterig. Blätter länglich, spitz, 2—3mal kürzer als die 2—3 Fuss lange aufrechte Blüthentraube, die zwi- schen den Blättern hervorkommt. Aeussere und innere Blüthenhüllblätter gleich gross, linien-lanzettlich, zugespitzt, nankingfarbig, etwa 2 Zoll lang. Lippe etwas kürzer als die Blumenblätter, mit einem fast rhomboi- dalem zugespitztem Vorderstück, das bis über die Mitte gelblichweiss und vorn vio- lettroth. — (Tab. 5664) 53) Erodium macradenium L’ Her. (L’Her. Ger. tab. 1. — Erodium glandulosum Willd. spec. II. 628. — D. C. prodr. I. 645). Eine stengellose, perennirende Pflanze aus den Pyrenäen mit lang gestielten, doppelt fieder- schnittigen Blättern. Blumen rosenroth, in lang gestielten Dolden, die obern Blumen- blätter schwarz purpur gezeichnet. (Tab. 5665). 54) Griffinia Blumenavia Koch et Bou- che. Amaryllidese. Bereits mehrmals von uns besprochen. (Tab. 5666). (E. R.) 1) Aquarien. Wir entlehnen der Re- vue horticole einen Artikel vom Hrn. Ferlet im Auszuge. Die Liebhaberei für Wasser- pflanzen bekam mit der Entdeckung der Vietoria regia einen neuen Aufschwung. In den Gärten wurden Gewächshäuser zur Cultur der Wasserpflanzen erbaut und in den Woh- nungen wurden kleinere, oben offene Gefässe zum gleichen Zwecke eingerichtet und nicht blos mit Pflanzen, sondern gleichzeitig mit Wasserthieren verschiedener Art bevölkert. Derartige Gefässe sind grossentheils aus Glas construirt, damit man das Leben der Thiere und Pflanzen im Innern um so besser be- obachten kann. In der Mitte derselben lässt man eine kleine Steinparthie über die Was- serfläche empor treten, um auch dieser ei- nige Sumpfpflanzen und Farne von schöner Notizen. Tracht zu cultiviren und so dem Ganzen ein freundlicheres Ansehen zu verleihen. Diese kleinern oder grössern zur Zimmereultur der bestimmten Gefässe, nennt man jetzt vorzugsweise Aquarien. Sie werden entweder im Fenster aufgestellt und erhalten dann die Wassergefässe die Form der Fensterbank, oder man stellt sol- che auf Tischen in den Fensternischen auf. Die kleinsten sollten mindestens 40 Litres Wasser halten, man construirt solche aber aus dicken Glasplatten mit Kupferfassung in beliebiger Gestalt als vieleckige oder vier- | eckige, oben ofiene Kästen, die 100 bis 500 Litres Wasser halten. Auf den Boden ‘des Aquariums kommt eine Schicht Erde von ungefähr 1 Zoll Höhe, zu der man Teichschlamm oder Rasenerde Wasserpflanzen II. wählt. (Haideerde, die der in Rede stehende Artikel empfiehlt, können wir nicht empfeh- len). Nachdem in diese Erdschicht die be- treffenden Pflanzen eingesetzt sind, deckt man die Erde ungefähr !/, Zoll hoch mit reinem ausgewaschenem Flusssand, damit die Erde das Wasser nicht trübe färben kann und dann wird das Gefäss mit Flusswasser, bis !/, Zoll unterhalb des Randes gefüllt. Als Pflanzen, die sich hier zur Cultur eignen, sind zu nennen, Iris, Nymphaeen, ferner die ganz unter dem Wasser wachsen- den Ceratophyllum, Vallisneria, Anacharis Alsinastrum, Myriophyllum, Ranunculus aqua- tilis ete. Die Menge der Fische und Mollusken, die man in einem solchen Aquarium halten kann, beträgt auf den Litre Wasser ein Stück. Die Gegenwart derselben ist für Reinhaltung des Wassers sehr günstig, indem die Thiere den freien Sauerstoff und die Pflanzen die Kohlensäure und den Stickstoff verzehren und so das Verderben der Wassermasse ver- hindert wird. Unter den Fischen, die zu solchem Zwecke sich eignen, sind in erster Linie die Stichlinge zu nennen, deren Lebensweise zu einer Menge interessanter Beobachtungen den Anlass gibt, wie über das Bauen von Nestern, in die sie ihre Eier legen, über die Befruchtung der Eier und die Erziehung der kleinen Familien aus solchen. Wenn man aber die Beobachtung über die Construktion von Nestern durch dieselben machen will, dann muss man mindestens 3 bis 4 Paare derselben halten. Interessant sind ferner von Fischen die Elritzen, der Börs, die Schleihe, die Goldfische und Silberfische China’s und überhaupt alle kleinen Fische unserer Gewässer, — denen sich die Was- serschnecken, Wassereidexen, die Wasser- käfer etc. anschliessen. Die Fische erhalten als Nahrung ge- schabtes Fleisch, — die andern kleinen Was- serthiere ernähren sich theils von Staub, so die Wasserkäfer, — theils von den verwe- senden und frischen Pflanzen. Das Wasser des Aquariums soll im Winter alle 2 Wochen zur Hälfte erneuert werden und im Sommer sogar zweimal in 391 Notizen; der Woche, wobei man sich aber zu hüten hat, Wasser von bedeutend verschiedenen Temperaturen hinzu zu thun. Wenn dieses die Art der Besorgung von Aquarien süssen Wassers ist, — so wer- den z. B. in England auch häufig Aquarien mit Meerwasser eingerichtet. In diesen kön- nen alle die verschiedenen kleinern Meer- thiere, und als Pflanzen vorzugsweise die Seealgen gehalten werden, da von den oben genannten Pflanzen keine das Seewasser er- tragen. — Der Referent geht nun zwar in der Mehrheit der Fälle mit dem vom Hrn. Ferlet Gesagten einig. Im Speziellen erlaubt er sich aber noch das Fehlende hinzuzufügen: a) Auf ein Litre oder 2 Pfund Wasser können von den kleinsten Fischen unserer Gewässer, sowie von den kleinen Schnecken ete., schon viel mehr als ein Stück, näm- lich 5-10 Stück ohne Schaden gerechnet werden. Grössere Fische, wie die Gold- und Silberfische, können freilich nicht mehr als einer im Litre leben. b) Wo Stichlinge und Wasserkäfer ge- halten werden, da muss man darauf ver- zichten, andere kleine Fische und Mollusken zu halten, da beide alle anderen vertilgen. Der kleine Stichling packt sogar Fische, die viel grösser als er und reisst diesen die Schwanzflossen aus. c) Die Erneuerung des Wassers ist da wo auch Pflanzen im Wasser gehalten wer- den, durchaus nicht so oft nothwendig. Wir kennen viele Aquarien, wo nicht mehr Was- ser als verdunstet hinzu gethan und das Wasser im Aquarium nur einmal jährlich ganz erneuert und das Gefäss gereinigt wird, — und doch hielten sich Thiere und Pflanzen sehr gut. — e) Für die gewöhnlichen Aquarien, da empfehlen wir nur eine Deckung des Bo- dens mit Sand. Nach vielfach übereinstim- mend gemachten Erfahrungen halten sich die Mehrzahl der Wasserpflanzen nur in Sand eingesetzt ganz gut. Das Wasser aber, das über reiner Sandschicht steht, bleibt heller und klarer. 392 Wie schön geschmackvoll arrangirte Aquarien als Zimmerdekoration, das zeigt die beistehende Figur, die ein Aquarium darstellt, das in einem Fenster steht und das mit Pflanzen auf den Felsparthieen ober- halb des Wassers schön dekorirt ist. — s (E. R.) 2) China-Cultur in Java und Ostindien. Die Befürchtungen, dass mit der Zeit die Bäume, welche die als Fieber- mittel so wichtige Chinarinde liefern, ausge- rotiet werden könnten, ist nun beseitigt, denn die Cultur der China-Rinden-Bäume in Java und in den Colonien Englands in Ost- indien ist vollständig gelungen und liefern auch die dort cultivirten Bäume, nach den vorliegenden chemischen Untersuchungen, eine ebenso wirksame und an den eigen- thümlichen Alkaloiden reiche Rinde, wie die in Peru an den wildwachsenden Bäu- men gesammelte. Einem von Dr. J. K. Hasskarl gegebene Bericht, der einem in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. holländischer Sprache von K. van Gor- kam verfassten Artikel entnommen ist, ent- nehmen wir die folgenden Notizen von ganz allgemeinem Interesse. Die Pflanzungen gedeihen in Java und Östindien in den Ebenen nicht, sondern müssen in einer Höhe zwischen 3500 Fuss bis 6000 Fuss über dem Meere angelegt sein, wenn sie in jenem heissen Klima die entsprechenden Temperaturverhältnisse zu ihrem Gedeinen finden sollen. In Java allein waren in den auf Kosten der Holländischen legierung angelegten Pflanzungen, im Jahre 1866 schon 1,100,000 grössere und kleinere Pflanzen angebaut. in den ersten Jahren nach der Anpflan- zung, nachdem erst wenige und kleine Exem- plare angesiedelt worden waren, ward die Fortpflanzung fast ausschliesslich mittelst Stecklinge bewerkstellige. Dazu waren in den Plantagen niedrige Gewächshäuser con- struirt worden, wo dies in möglichst gross- artigem Maassstabe geschah. Jeizt wo die stärkeren Exemplare schon jährlieh blühen und Samen tragen, gibt man diese Anzucht mehr und mehr auf, indem eines Theils durch das Schneiden der jungen Aeste die Mut- terpflanzen geschwächt werden und andrer- seits aus Samen erzogene Exemplare ein viel kräftigeres Gedeihen zeigen. Man säet die selbst gewonnenen Samen in Töpfe aus, die in den zur Fortpflanzung bestimmten Gewächshäusern gehalten wer- den und pflanzt jedes Pflänzchen später ein- zeln in ein kleines Töpfchen. Sie bleiben nun noch 3—4 Monat im Vermehrungshause und werden dann in’s freie Land auf beson- dere Beete in einen Abstand von 8Zoll un- tereinander gepflanzt. Anfänglich müssen die jungen Pflänzehen gegen den Einfluss der Sonne geschützt werden. Bald aber härten sie sich ab, wachsen freudig und können nach 4 Monaten schon in die Plan- tagen übergesiedelt werden. Die geschätzteste Art ist Cinchona Calisaya, welche jetzt auch in überwie- gend grosser Anzahl angezogen wird. Cin- chona Pahudiana,deren Bestimmung nicht ganz zuverlässig sein soll, ward früher in grösster Masse angezogen und ist jetzt noch IV. Literatur, in 910,000 Exemplaren vorhanden, wird aber nieht mehr nachgezogen. Sie scheint mit C. laneifolia identisch zu sein. C. succi- rubra ist geschätzt und wird so viel ange- zogen, als dies der noch nicht so bedeutende Vorrath erlaubt. Endlich sind auch Condaminea und 393 in den englischen Anpflanzungen in Ostindien die Cinchona offieinalis sehr geschätzt, nebst einer noch nicht näher bekannten Art, deren Rinde ‘unter dem Namen Pijon de Pitago im Handel bekannt und als eine der vorzüglichsten Sorten geschätzt wird. (re) VW. Literatur. 1) Asa Gray, Manual of the Botany of the northern United States. New-York 1867 beilvison, Phinney, Blakeman and Comp. Es ist dies die 5. Ausgabe der Autzäh- lung der Pflanzen der nördlichern Vereinig- ten Staaten, welche bis zum Norden Caro- lina’s und Tenessee’s reicht, von dem be- rühmtesten Botaniker der Nordamerikani- schen Freistaaten, dem Hın. Asa Gray he- rausgegeben. — 2) Vier und vierzigster Jahresbe- richt der Schlesischen Gesell- schaftfür vaterländische Cultur. Breslau 1867 bei Joseph Max u. Comp. Jährlich bringen die Jahresberichte die- ser thätigen Gesellschaft eine Fülle und Menge von Material, welches das lebendigste Zeugniss von allen den intelligenten Kräften ablegt, die dort thätig sind. Wir wollen hier nur einen flüchtigen Blick auf diejenigen Abhandlungen werfen, welche in die Abtheilungen der Botanischen- und Gartenbau-Sektion fallen. Aus den in der Botanischen Sektion gehaltenen Vorträgen wollen wir nur einige erwähnen: Prof. Ferd. Cohn gab eine einlässliche Biographie unseres verewigten Freundes, des Regierungsrathes Wichura, der als Botaniker die Preussische Expedition nach Japan begleitete. Max Ernst Wichura wurde am 27. Januar 1817 in Neisse in Preuss. Schle- sien geboren. Er bildete sich auf dem Gym- nasium und studirte auf den Universitäten von Breslau und Bonn Jura, beschäftigte sich aber nebenbei mit vorwaltender Liebe, mit Botanik. Im Jahre 1849 trat er als Rechtsanwalt beim Obergericht in Berlin, 1850 als Gehülfe des Staatsanwalts in Ra- tibor ein. Von 1851-1857 war Wichura als Stadtrichter am Stadtgericht zu Breslau angestellt. Im Jahre 1858 ging er zum Re- sierungsfache über und im Jahre 1859 ward er zum Regierungsrath bei der Regierung in Breslau ernannt. Wenn nun der Verewiste einerseits sei- nen Amtsgeschäften mit Gewissenhaftigkeit und Treue nachging, so fand er doch an- dererseits stets noch Zeit dazu, sich seinem Lieblingsstudium, der Botanik, zu widmen, Schon auf dem Gymnasium hatte er unter Wimmer’s Leitung alle Botanischen Excur- sionen mitgemacht und Schlesiens Flora ken- nen gelernt. Später beschäftigte er sich vorzugsweise mit der Mooskunde und der Bastarderzeugung im Pflanzenreiche. Be- sonders die Weidenbastarde waren es, an denen er seine Beobachtungen machte und die er durch genau geleitete Experimente auch selbst aus Samen erzog. Seine Be- obachtungen und Versuche sind die besten und gründlichsten, die wir in dieser Bezieh- ung besitzen. Ausserdem veröffentlichte er zahlreiche andere Beobachtungen über Laub- und Lebermoose. Als im Herbste 1859 von der Preussi- schen Regierung die erste Expedition nach 394 Japan ausgerüstet wurde, wurde derselben, auf Antrag der Königl. Akademie der Wis- senschaften, Wichura als Botaniker beige- geben. Zur Unterstützung beim Sammeln ward ihm der inzwischen ebenfalls verstor- bene Gärtner Schottmüller beigegeben. So begleitete 3 Jahre lang Wichura die Fregatte Thetis, welche längere oder kürzere Aufent- halte in Madeira, Rio Janeiro, Singapore, Manilla, China und Japan machte. Als die Expedition sich endlich nach Siam wandte, ging Wichura nach Java, dann nach Ostin- dien, wo er bis zum Himalaya ging und kehrte 1863 von Ceylon mit der Post über Suez, mit einem Abstecher nach Aegypten und Corfu heim. Reiche Sammlungen, die besonders viele Neuigkeiten aus der Gruppe der Cryptogamen enthielten, brachte er mit heim. Nachdem er sich wieder 2 Jahre sei- nen Amtsgeschäften gewidmet, ward Wi- chura im December 1865 nach Berlin beru- fen, um die Bearbeitung seiner Reise und der mitgebrachten Materialien dort vorzuneh- men. Aber mitten in der mit Begeisterung unternommenen Arbeit fand man ihn am Morgen des 26. Februars, erstickt durch Kohlenoxydgas, vor seinem Arbeitstische lie- gend. Ferner finden sich über die Flora Schle- siens eine grössere Abhandlung von R. v. Uechtritz, in den Verhandlungen der “ Bot. Sektion, wo seltene und dubiöse Pflan- zen besprochen werden Der verehrungswürdige Nestor im Ge- biete der Botanik, Geheimrath Göppert, sprach über die Flora des Böhmer Waldes im Vergleich mit den höheren Gebirgen Schlesiens und des Harzes Dr. Milde sprach über Equisetum und Isoötes und deren Morphologie, über Ver- bascen , über die Flora des Riesengebirges, wobei die Moose eine ganz besondere Be- rücksichtigung finden. In einem zweiten Artikel über Pflanzen Schlesiens gibt von Uechtritz eine Uebersicht der zahlreichen For- men der Urtica dioica L., von der sogar Formen ohne alle Brennhaare vorkommen. Dr. Cohn bespricht in einem Artikel die Physiologie und Systematik der Osecilla- rineen und Florideen. Ein Aufsatz von G. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Limprecht bespricht die Moos-Flora der Schneegrube und Kesselkoppe im Riesenge- birge; ein zweiter die höhern Cryptogamen der Bunzlauer Flora. Auch die Gartenbau-Sektion hat eine lebhafte Thätigkeit entwickelt. Sehr interessant ist eine Mittheilung des Herrn Hofgärtners C. Peicker in Randen, welcher eine Musa Cavendishii in das Bassin eines Aquariums des Warmhauses, in dem im Sommer das Wasser eine Temperatur von 20—25° R., im Winter von mindestens 150 R. zeigte, so einsenkte, dass deren Bal- len noch überfluthet war. In den ersten Monaten blieb die Pflanze kümmerlich, dann aber entwickelte sie eine Masse. weisser Wurzeln in’s Wasser und zeigte sehr üppiges Wachsthum. Im zweiten Jahre ward die Pflanze mit Schonung der vielen weissen in’s Wasser getriebenen Wurzeln, in ein grösse- res Gefäss gepflanzt und dann wieder in’s Wasser eingesenkt; worauf sie im gleichen Jahre blühete und viele grosse Früchte trug. Dr. Wimmer gibt eine Schilderung des Zustandes des Obstbaues in Schlesien. Für den Obstbau kann dort noch vieles ge- schehen und dürfte der Einfluss des Verei- nes sehr wohlthätig wirken. Einem Bericht des Herrn J. Jettin- ger, die "Culturergebnisse neuerer Gemüse betreffend, entnehmen wir folgende: A. Blumenkohl von Walchern. Eine ältere Sorte, die sich unsern Verhältnissen bei frühem Anpflanzen gut anzupassen scheint. Der Ertrag hat in Quantität und Qualität befriedigt. B. Kopfkohl; 1) Calominskischer Rie- sen-Kopfkohl. Vorzügliche späte Sorte; Köpfe von glatter Form, bedeutender Schwere und grossem Umfange, muss daher weitläu- fir gepflanzt werden und verdient häufigen Anbau. 2) Schweinfurter früher Kohl. Schliesst nicht fest, auch lauten die Berichte darüber im Uebrigen richt günstig. C. Wirsing; Kasseler Winter-, wird als eine werthvolle Bereicherung unserer Wir- singsorten und zum Verbrauch im Winter IV. Literatur. als vorzüglich bezeichnet und zum weiteren Anbau empfohlen. D. Salat. Die in unsern früheren Re- richten empfohlenen Sorten verhielten sich auch in diesem Jahre zu dem dort Gesagten ganz conform; wir fügen diesen wieder ei- nige neu aufgenommene Sorten hinzu: 1) Sieilianischer Salat. Empfehlens- werthe Sorte mit festen Köpfen, weichem, wohlschmeckendem Blatt und in der Hitze sehr haltbar. 2) Salat von Algier. Die Ansichten über diese Sorte sind getheilt, einerseits wird dieselbe als gut, mit zwar kleinen, aber festen Köpfen gerühmt, andererseits verworfen. Ein gültiges Urtheil müssen fernere Versuche ergeben; vielleicht wäre sie zum Treiben geeignet. 3) Carter’s Geant white und 4) Dunet’s Geant black, sind beides Sorten englischer Abkunft und für unsere Verhältnisse in Allem nicht geeignet. 5) Endivie, feingekrauste spanische. Die Pflanzen, Ende Juli ausgepflanzt, ergaben eichorienartige Blätter, welche ganz gerade in die Höhe wuchsen. Jedenfalls hat ein Missgriff in der Samenhandlung stattgefun- den. E. Speise-Rübe, Boule d’or. Wird als solche gelobt, doch enthält der Bericht zu wenig über die Art, wie sie gebaut wurde. F. Gurken. Leider sind wir nicht in der Lage, auch nur einige Andeutungen über Gurken zu geben, denn überall hatten die Pflanzungen von den gleichen, ungün- stigen Witterungsverhältnissen zu leiden. G. Buschbohnen. 1) Neue grau mar- morirte. Sehr reichtragend, mit zarten Schoten. Die Pflanzen bleiben niedrig. 2) Neue violette. Gute reichtragende Sorte mit fleischigen Schoten , welche von langer Dauer und gutem Geschmack sind. Etwas rankender Wuchs. 3) Early Rachel. Früh, reichtragend und empfehlenswerth. 4) D’Algier nain grain blanc. "Sehr frühe und reichtragende Sorte. Ein Bericht- erstatter erwähnt, dass diese Sorte nicht ganz rein gewesen sei; das Gleiche haben wir auch hier gefunden. 33 5) Haricot Martini. Reicktragend, mit grossen, aber sehr harten Schoten, möglicher Weise die Trockenheit bewirkt haben mag. Daher wiederholt zu prüfen. 6) Sophiens aus Christiania. Wenn auch nicht als Schnittbohne geeignet, so doch zum Verbrauch in trockenem Zustande zu empfehlen, da die runden, weissen Körner eine sehr zarte Schale haben, 7) Weinbohne aus Christiania. Sehr reichtragend,, jedoch fehlen ihr die Eigen- schaften einer guten Schnittbohne; auch zum Trockenverbrauch wenig geeignet, da ihr grosses Korn eine fahlbraune Schale hat. Bei andern Sorten verweisen wir die resp. Leser auf das in unseren früheren Be- richten Gesagte, was wir nur bestätigen können. H. Stangenbohnen, 1) Schlachtschwert von Algier, Die früheste von den Schwert- bohnen, von grosser Fruchtbarkeit, jung verspeist vorzüglich. Nach einem sehr aui- merksamen Beobachter reifen die Samen auch noch in rauherem, höher gelegenem Gebirgsklima, nur ist sie beim Beginn ihres Wachsthums etwas empfindlich. 2) Wachs-Zucker-Perl-St. Sehr wohl- schmeckend, doch von geringerem Ertrage. 3) Bandirte aus Spanien. Unstreitig die ergiebigste Stangenbohne, doch werden die Schoten kaum 3 Zoll lang und sehr schnell hart; dürfte sich hauptsächlich da empfeh- len, wo die sogenannten „Einlegebohnen“ viel gebraucht werden, wozu sich deren ganz junge Schoten eignen werden, nur muss dann die Aussaat nicht vor Mitte oder Ende Juni erfolgen. 4) Exotique oeil blanc. Hat als Schnitt- bohne keinen Werth und verhält sich in Allem wie die vorhergehende Sorte. 5) Riesen-Butter aus Japan. Die Sorte rechtfertigt ihren Namen vollkommen, ist ziemlich reichtragend, aber gegen nasse Witterung empfindlich. Geschmack vor- züglich. 6) Aus Costarica. Buntblühende Sorte, sehr reich und lange tragend, von überaus zartem Geschmack, nur reiften die Körner trotz des schönen Nachsommers nicht. was 396 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7) Bunte aus Lima. Nicht ganz so gut | erstatters ist dieselbe aber so schlecht und wie die vorstehende Sorte; auch deren Sa- men reiften nicht. 8) Krüger’s bunte Wachs-Schwert-St. Verschiedenfarbige Körner, ebenso grüne und gelbe Schoten. Wird sicher ihrer harten Schoten wegen nicht leicht Eingang finden. I. Erbsen. 1) Zucker-Erbse, spanische Kapuziner. Reichtragend, mit langen vollen Schoten. Sowohl ausgekörnt, als mit den Schoten zubereitet, sehr süss und zart schmeckend. Die Pflanzen werden 4—5 Fuss hoch, und verdient diese Sorte in jeder Hinsicht Empfehlung. 2) Knceifel-Erbse, Carter’s first crop. Wird als die vorzüglichste von allen ge- rühmt, reift früher als Daniel O’Rurke, ist sehr reichtragend und wohlschmeckend. 3) Kneifel-Erbse, grüne, aus Dalecarlien. Ist uns aus eigener Erfahrung zwar nicht bekannt, nach dem Urtheile eines Bericht- \ zum Anbau ungeeignet, dass sie gänzlich verschwinden möchte. Wir möchten jedoch zu noch ferneren Versuchen und nicht dazu rathen, dieselbe sogleich gänzlich zu ver- werfen. 4) Kneifel-Erbse, Sutton’s langschotige Tom Thumb. Gut; liefert einen Mittelertrag, bleibt niedrig und hal. sehr lange Schoten. 5) Kneifel-Erbse, rothe, aus Smyrna, und 6) Kneifel-Erbse , buntblühende aus Ja- pan. Beide Sorten werden 5 Fuss hoch, tragen zwar sehr reich, doch lassen die Körner an Süssigkeit viel zu wünschen übrig, werden sich auch ihrer rothbraunen Farbe wegen nicht leicht Eingang ver- schaffen. 7) Kneifel-Erbse, Riesen-, aus Japan. Von gutem Nutzungswerthe, doch geringem Ertrage. V. Neuestes. 1) Francgois-Joseph Rigouts, Pro- fessor und Direktor des Botanischen Gartens in Antwerpen, ist in einem Alter von 70 Jahren am 15. Februar 1867 gestorben, 2) M. G. Gasparini, Direktor des Botanischen Gartens in Neapel, starb Ende ı 1866. — | Register 1) Abbildungen. Acacia Ausfeldi Rgl. Taf. 550 Fig. 1. 2. Acer platanoides L. 8. rubrum Taf. 545. Ampelopsis serjaniaefolia Bunge. Taf. 531. Anthurium fissum C. Koch. Taf. 561. Geitnerianum Rgl. Taf. 540. Libonianum Lind. et Rgl. Taf. 558. Aquarium pag. 392, Azalea mollis Blume 3. glabrior Mig. Taf. 556. Begonia nigrovenia Taf. 546. Chionanthus virginica L. 3. maritima Pursh. Taf. 564. Colletia eruciata Gill. et Hook. Taf. 543 Dalechampia Roezliana Muell. Arg. $, rosea Taf. 532. Eranthemum Beyrichii Hort. Taf. 535 Fig.1. Hort. var. Gaudichaudii Taf. 535 Fig. 2. — longifolium Rgl. Taf. 536 Fig. 1. marmoratum Hort. Taf. 536 Fig. 2. Eupatorium Haageanum Rgl. et Körn. Taf. 555 Fig. 4- 6. — Weinmannianum Rgl. et Körn. Taf. 555 Fig. 1-3. Fritillaria Meleagris L. Taf. 550 Fig. 3. Goodyera macrantha Maxim. Taf. 533. II. — velutina Maxim. Taf. 533. I. Greigia sphacelata Rgl. pag. 371. 372. Hebeclinium megalophyllum Lem. Taf. 548. Himbeeren. (Rubus Idaeus L.) Taf. 553. Hyalolaena Sewerzowii Rgl. et Herd. Taf. 552. Hydrangea paniculata Sieb. var. floribunda Taf. 530. Laelia cinnabarina Batem. Taf. 559. Lamprococcus Weilbachii F. Diedr. Taf. 539. Macrochordium luteum Rgl. et Lind. Taf. 544. Miconia Teysmanniana Rgl. Taf. 537. Naegelia fulgida E. Ortg. Taf. 538. Nidularium Laurentii Rgl. Taf. 529. Ortgiesia tillandsioides Rgl. Taf. 547. Pitcairnia commutata Rgl. Taf. 557. Pittosporum revolutum Ait. Taf. 549. Primula luteola Rnpr. Taf. 541. Rhododendron caucasicum Pall. $. flavidum Taf. 560. -— ciliatum Hook, B. roseo-album Taf. 563. 398 Ribes nigrum L. Taf. 562. Fig. 13. 15. 16. Register. Saurauja macrophylla Hort. Taf. 534. — rubrum L. Taf. 562. Fig. 3. 4. 5. 8. | Sedum Sempervivum Ledb Taf. 551. 10.2.1018 Sarracenia flava L. Taf. 554. — purpurea L. Taf. 542. | Tradescantia albiflora h. Berol. pag. 297. | Wege in Gewächshäusern pag. 6. 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Abies 365. Abies Kaempferi Lindl. 384. Acacia Ausfeldi Rgl. 225. — Farnesiana L 234. Acalypha tricolor 274. Acer Ginnala 220. — monspessulanum 359. — platanoides L. $. rubrum 163. — polymorphum Sieb. var. palmatum fol. dissectis pinnatifidis roseo - pietis 386. — Wagnerianum Hort. 220. Achyranthes Verschaffelti 80. Adiantum Groenewegianum Rgl. 16. Aechmea Lüddemanniana Brong. 154 — Weilbachii F. Diedr. 98. Agave schidigera Lem. 344. — xylonacantha Salm. Dyck 389. Ageratum glaucum .Hort. 260. Agrostis pulchella h. Jühlk. 203. Aira caryophyllea L. 203. Alnus glutinosa Willd var. aurea 152. Alocasia cuprea ©. Koch. 45. — metallica Hook. 45. Alstroemeria, peruanische 113. Amaranius giganteus h. Benar. 203. — hypochondriacus L. 203. Amaryllis Alberti 82. 185. — pardina Hook. 386. Ammyrsine buxifolia Prsh. 359. Ampelopsis serjaniaefolia Bunge 3. Amygdalus communis L. 285. Anacyclus radiatus Lois. 203. Anagallis collina Schousb. 203. — grandiflora h. Benar. 203. Andromeda polifolia 359. Andromeda rosmarinifolia 359. Anemone japonica Honorine Jobert. 307. Angraecum eitratum Pet. Thour. 341. Anthurium fissum ©. Koch. 323. — Geitnerianum Rgl. 99. — Libonianum Lind. et Rgl. 291. — linguifolium .h. Geitn. 99. Aphelandra oostachya Wwr. 89. — Porteana Morel var. clava 90. Aralia juglandifolia Hort. 220. — papyrifera 335. — pulchra 335. — Sieboldii 335. Araucaria Bidwillü 277. — imbricata 359. Arctolis fastuosa Jacg. 203. Arenaria Helmii h. Haag. et S. 203. — serpyllifolia L. 8. leptoclados Rchb. 203. Argemone Barklayana h. Möhr. 203. — mexicana L. $. albiflora Torr. et Gray 203. — mexicana L. y, ochroleuca Bot. Reg. 203. — platyceras h. Jühlk. 203. Aristolochia tricaudaia Lem. 386. — trilobata Gomez. 383. Arrabidaea virescens DC. 89. Artocarpus incisa 41. Asplenium ebenoides A. Gray 82. Aster horizontalis H. Paris. 80. — pendulus Ait. 80. | Ataceia cristata Kth. 207. | Aucuba himalayensis Hook. fil. 212. Register. Aucuba himalayensis h. Mackoy. 212. japonica Thbrg. 212. 359 Thbrg. 2, angustifolia 213. Thbrg. &, bicolor 212. Thbrg. x, concolor 213. Thbrg. foemina fol. variegatis 383. fol. luteo-variegatis 212. fol. medio-aureis 212. fol. viridi-variegatis 212. Thbrg. 8, latimaculata 212. Thbrg. 75 longitolia 213. luteo-marginata 212. Thl:g. «, maculata 212. Thbrg. ©, mascula 212. Thurg. $, ovata 213. Thbrg. ,, pygmaea 213. Thurg. y, variegata 212. Thbrg. d, versicolor 212. Azalea indica Francois Devos 385. Roi des beautes 114. mollis Blume $, glabrior Miqg. 289. Barleria Gibsoni Dalzel. 341, Begonia Boliviensis DC. 389. neglecta DC. 89. nigrovenia 163. Veitchii Hook. 389. Belamcanda chinensis Redoute 54. Schurlarmani Rheede 54. Berberidopsis corallina Hook. fil. 309. Berberis 359. duleis nana 274. Bignonia Imperatoris Maximiliani Wwr. 89. speciosa Grah. 383. Billbergia angustiiolia ©. Koclı 154, auranliaca Hort. Laur. 1. lutea Linden cat. 161. sphacelata Hook. 370. 387. Bletia Sherraitiana Bateman. 386. Blyttia pendula h. Jühlk. 203. suaveolens Fries. 203. Boehmeria tenacissima 84. Bolbophylium reticulatum Batem. 152. Bowiea volubilis Harv. 246. Brachystelma Barberiae Harv. 244. Briza maxima L. 203. rufibarbis h. Jühlk. 203. Bromelia panciflora ©. Koch 154. Buzus sempervirens 359. Calathea densa 16. 399 Calceolaria flexuosa h. Jühlk. 203. glutinosa Heer et Rgl. 203. Calendula offieinalis L. fl. aurant. pleno 203. Pongii fl. pl. h. Ausf. 204. speciosa imbricata h. Jühlk. 203. Calliopsis diversifolia h. Ausf. 203. tincetoria DC. 203. Camellia Angelo Cocchi 385. Constantin Tretiakoff 384. Japonica planipetala 54. Martaune Talenti 55. Mrs. Dombrain 55. Stella Polare 185. Canna polyclada Wwr. 90. Caprifolium sempervirens 360. Caryophyllus aromaticus 294. Cassia floribunda Hort. 309. Castanospermum australe 277. Casuarina equisetifolia L. 285. Cattleya Dowiana Batem. 245. pallida 274. quadricolor Lindl. 274. 388. Trianaei 274. Wagneri 274. Warscewiezii 274. Cedrela australis 277. Cedrus atlantica 360. Deodara 360. Libani 360. Centaurea candidissima Lam. 119. Cineraria L. 119. gymnocarpa Moris et Notaris 119. Cephalotaxus 360. Cerastium Biebersteinii DC. 8. tomentosum L. 8. Cerasus (Prunus) Avium var. pendula 221. Cestrum elegans 389. Chaetogastra sarmentosa DÜ. 342. Chamaecyparis ericoides Spach. 367. nookatensis 360. nutkaönsis 360. phaeroidea Spach. 361. Chamaeranthemum Beyrichii Hook. 66. Chasselas hatif de Montauban 308. Chionanthus virginica L. 8. maritima 357. Chrysanthemum carinatum Dunetti h. Huber. 203. purpureum h. Benar, 203. Schousb. «a. typicum fl. pl. 203. Schousb. Z. venustum Rgl. 203. 400 Chrysanthemum carnosulum DC. 203. coronarium L. 203. multicaule fl. albo H. Haag. et S. 203. nanum h. Haag. 203. sinense fl. pl. 153. tricolor Dunetti fl. pl. Hortul. 203. Cissus viticifolia Sieb. et Zucc. 8. pinnati- fida 4. Citrus aurantium L. var. amara 285. L. var. duleis 285. decumana L. 285. Limonum Risso. 285. medica L. 285. Cladophora viadrina Ktz. 20. Clavija fulgens Hook. 341. Clematis hybrida Jackmani Hort. 53. rubro-violacea Hort. 54. Viticello-lanuginosa 53. Cleome iberica h. H. et S. 203. Steveniana Schult. 203. Clianthus Dampieri fl. albo rubro-marginata 53. Coelogyne corrugata Wight 151. lagenaria Lindl. 384. Coffea bengalensis 273. Colax jugosus Lind]. 389. Colletia eruciata Gill. et Hook. 131. Columuea erythrophaea DC. 309. Register. Crataegus arbutifolia 361. linearis Pers. 361. lobata serotina Carr. 274. olivaeformis Hort. 274. Öxyacantha Gumperi bicolor 114. var. pendula 220. pyracantha Pers. 361. salieifolia ©. Koch 361. Crocus sativus L. 373. Cryptomeria japonica 361. Cuphea miniata h. Huber 204. procumbens Cav. 204. purpurea Hort. 204. lilacina h. Haag. 204: Cupressus disticha 8. nutans Ait. 152. funebris 362. Lambertiana 362. Lawsoniana 346. 362. Lindleyi Kl. 362. macrocarpa Hartw. 362. nutkaönsis Lamb. 360. sempervirens L. 284. 362. thyoides 361. Curcuma australasica Hook. 246. Cydonia vulgaris L. 283. Cypella caerulca Seubert 245. Cypripedium caricinum Batem. non Lindl. 114, Combretum micropetalum DC. 245. Cordyline australis Hook. 343. calocoma H. Wendl. 343. Coreopsis filifolia Hook. 206. integrifolia Poir. 204. Oemileri h. Haag. 204. Corydalis glauca Pursh. 204. sempervirens h. H. et S. 204. Corysanthes picta Lindl. 82. Cosmea chrysanthemifolia Sp. 308. Cosmidium atropurpureum h. Ausf. 206. Burridgeanum Hort, 8. atropurpureum Rgl. 206. Engelmanni h. Ausf. 206. filifolium Torr. et Gr. 206. Cosmos chrysanthemifolia DC. 308. chrysanthemifolius Humb. et Bonpl. 308. Cotoneaster 361. Fontanesii Spach. 307. pyracantha Spach. 361. Cotyledon fasciceularis Ait. 151. laevigatum Batem. 383. Schlimii Rchb. fil. 245. spectabile 274, Dalechampia Roezliana Müller 344. Muell. Arg. «, rosea 33. Muell. Arg. 5, viridis 33. Daphne Laureola 362. Dendrobium Bullerianum Batem. 388. formosum Roxb. £, giganteum 54. macrophyllum A. Rich. var. Veitchia- num Batem. 387. Veitchianum Lindl. 387. Deutzia Thbg. 68. crenata flore pleno 308. scabra Sieb. et Zucc. Fl. japon. nec Thbg. 74. Thbg. 74. Sieboldi Kcke. 74. staminea R. Br. 76. Dianthus chinensis L. var. fl. albo 204. hispanieus fl. pl. 204. imperialis pictus flore pleno 82. Register. Dianthus Meldensis 307. oenipontanus 345. Dietyopsis Thunbergii Harv. 344. Diervilla Middendorffiana var. purpurea 185- Dimorphotheca pluvialis Mönch. 204. Dionaea muscipula L. 77. Dipteracanthus affıinis Nees 89. Disa grandiflora Lindl. 40. — uniflora Berg. 40. Dombeya Mastersii Hook. 344. Draba violacea DC. 337. Dracaena australis Forst. 343. surculosa Lindl. var. maculata 389. Elais guineensis L. 55. Ephedra distachya 362. monosperma 362. — monostachya 362. Epidendrum Brassavolae Rchb. 390. enemidophorum Lindl. 388. Cooperianum Batem. 388, eburneum Rchb. fil. 344. Eragrostis chilensis Moris. 204, elegans h. Jühlk. 205. — pectinacea Michx. 204. suaveolens h. Jühlk. 204. Eranthemum Beyrichii Hort. 66. Hort. 8, Gaudichaudii 66. Hort. «, typicum 66. Gaudichaudii Hort. Veitch. 66. — leuconeurum Fisch. 66, — longifolium Rgl. 66. marmoratum Hort. 66. verbenaceum Hort. Veitch. 66. Erica carnea Jacq. 362, herbacea 362. Eriobotrya japonica 277. Erodium glandulosum W. 390. gruinum l’Herit. 204. macradenium L’Her. 390. malacoides h. Haag. 204. Erythraea pulchella h. H. et S. 206. Eschscholtzia californica Cham. 204. erocea h. Benar. 204. Eucalyptus punctata 277, resinifera 277. Eugenia Cheken DC. 344. Eupatorium australe Bartl. 261. Fraseri Hort. 261. — glabrum Hort. 260. — 401 Eupatorium Haageanum Rgl. et Körn. 260. Morisii Hort. 260. roseum Hort. 260. rugosum Hort. 261. Weinmannianum Rgl. et Körn. 260. Euploca convolyulacea Nutt, 245. Evonymus japonicus 362. radicans 8. Fatsia japonica 335. Fieus Cooperi hort. 211. Fittonia argyroneuma 273. Fremontia californica Torrey 185. 308. Frenela ericoides 367. Fritillaria Meleagris L. 226. Gastronema sanguineum Lindl. 384. Genista Scoparia 362. Gesneria cinnabarina var. ignea 273. Gilia laciniata Ruiz et Pav. 204. minima caerulea h. H. et $. 204. multicaulis Benth. var. fl. albo 204. nivalis h. Jühlk. 204, tricolor Benth. 204. splendens h. Jühlk. 204, Gladiolus bowiensis 274. — Impe£ratrice Eugenie 384. John Waterer 384. Reine Victoria 384. Glaieuls Jacob et Bramfarina 308. Gloxinia hypocyrtiflora Hook. 388. Glyphaea Monteiroi Hook. 244. Glyptostrobus pendulus Endl. 152. Gomphia Theophrasta Lind. 344. Goodyera macrantha Maxim. 36. velutina Maxim, 36. Greigia sphacelata Rgl. 370. Grevillea robusta 277. Grias cauliflora L. 246. Griffinia Blumenavia C. Koch et Bch£. 153, 307. 390. Habrothamnus elegans A. Brong. 389. Hebeclinium macrophyllum Hort. nec DC. 195. megalophyllum: Lem. 195. Hedera senticosa 363. Helianthemum ocymoides Pers. 246. Helichrysum Cotula Bnth. 152. Heliconia humilis Jacg. 245, 26 402 Register. Heliconia pendula Wwr. 90. Kalmia angustifolia 864. Heliotropium convolvulaceum A. Gray 245. — latifolia 364. Helipterum citrinum Steetz 152. Keria japonica DC. fol. variegatis 383, — Cotula DC. 152. — simplex Steetz 152. Laelia cinnabarina Batem. 321. Holboellia latifolia Wall. 273. Lamprococcus Laurentianus ©. Koch. 98, Huntleya cerina Lindi. 18. — Weilbachii F. Diedr. 98. — — Rehb. il. 18. Larix Kaempferi Lindl. 384. Hyalolaena Sewerzowii Rgl. et Herd. 227. | Lasiandra Imperatoris Wwr. 89. Hydrangea japonica rosalba VH 114. — sarmentosa Naud, 342. — paniculata Sieb. var. floribunda 2, Lathyrus azureus h. Haag. 204. — — Sieb. var. typica 2. — mauritanicus h. Huber. 204. Hypocyrta brevicalyx h. Veitch. 388. — sativus L. 204. Hymenocallis biflora C. Koch et Beh& 153. — tingitanus L. 204. e — speciosa 273. Laurus nobilis L. 284. Ledum latifolium 364. Jacaranda digitaliflora albiflora Glaziou 55. — palustre 364. Jasminum fruticans 363. Leiophyllum buxifolium EIl, 359. Iberis amara L. 204. | — thymifolium Don. 359. — arvatica h. Jühlk. 204. Libocedrus chilensis 364. — Lagascana DC. 204. Libonia floribunda C. Koch 273. — odorata h. Haag. 204. Ligustrum japonicum 364. — umbellata L. 204. — italicum 364. — — alba h. Jühlk. 204. — Koellerianum 365. — — nana superba h. Möhr. 204. — lueidum 364. Dex Aquifolium 363. — ovalifolium 364. — latifolia Thbrg. 17. Lilium haematochroum Lem. 384. Impatiens bipartita Arn. 341. — Thunbergianum aureum nigro-macu- — cuspidata Wight et Arn. 341. latum Sieb. 53. — floribunda Wight 341. Limnanthes Douglasii R. Br. 204. — Jlatifolia L. 341. — sulphurea odorata 204. Ipomoea Gerardi Hook. 387. Linaria elegans h. Möhr. 204. — Horsfalliae Hook. 113. — versicolor Mönch. 204. — purpurea Kermesina h. Haag. 205. Lithospermum fruticosum 274. — Schizoloma h. H. et S. 205. Lobelia coronopitolia L. 55. Iresine Herbstii 80. Lonicera sempervirens 360. Iriartea altissima 271. Lopezia coronata Andr. 204. | — exorrhiza Mart. 271. — mexicana h. H. et S. 204. | Ismelia coronopifolia h. H. et S. 203. | Lupinus affınis h. Benar. 204. Juniperus communis 363. — Barkeri Lindl. 204. — ericoides 367. ' — Dunetti atroviolaceus h. Möhr. 204. — Oxycedrus 364. | — Ehrenbergii h. Jühlk. 204. — phoenicea 364. | — elegans H. B. K. var. Dunetti 204, — prostrata 364. — — HB.K. var. hybridus 204. — Sabina 363. — mutabilis roseus h. H. et S. 204. — sabinoides 364. — — Sweet var. Cruickshanskii 204. — virginiana 363. - — nanus Benth. 204. Ixia chinensis L. 54. — pubescens Benth. 204. Ixora coccinea L. 207. — speciosus h. Jühlk. 204. Kaempferia Roscoeana Wall. 18. 185. — venustus tricolor h. Möhr. 204. Register. Lycaste gigantea Lindl. 245. Lyeopersicum esculentum Mill. 204. — giganteum h. H. et $. 204. Lygeum Spartum 26. Maerochordium luteum Rgl. et Linden 161. — nudiusculum C. Koch 161. Macrozamia spiralis 277. Madaria corymbosa h. H. et S. 205. — elegans DC. 205. Magnolia grandiflora 365. — rustica Hort. 221. Mahonia 365. — japonica 221. Malus sibirica cocceinea 310. Malva mauritiana L. 205. — variegata h. Jühlk. 205. Maranta illustris Linden. 385. — roseo-pieta Linden 384. Marica caerulea Hook. 245. Melastoma discolor Teysm. 67. Melianthus major 307. i Mesospinidum sanguineum Rchb. fil. 341. Mespilus pyracantha L. 361. Miconia Bergii Wwr. 89. — Teysmanniana Rg]. 67. Miltonia rosea h. Versch. 386. Mimosa floribunda 308. Mimulus luteus L. var. cupreus 205. L. var. grandiflorus 205. — quinquevulnerus robustus h. H. et S. 205. — robustus h. Benar. 205. Mirabilis Jalapa L, 205. fol. variegatis h. Haag. 205. Monotoca albens 277. Moraea chinensis Thunb. 54. Moringa aptera 285. Musa Cavendishii 394. Musschia Wollastoni Lowe 152. Myosotis Imperatrice Elisabeth 185. Myreia Imperatoris Maximiliani Wwr. 89. Myrtus Cheken Sprgl. 344. — communis L. 283. Naegelia fulgida E. Ortg. 97. — hybr. Sceptre cerise 54. Nemophila atomaria F. etM. var. discoidalis 205. — insignis Benth. 205. “u — maculata Benth. 205. 403 Nicotiana orientalis h. Ausf. 205. — Tabacum L. 203. — Wigandioides 274. Nidularium Laurentü Rgl. 1. Nierenbergia rivularis ‚Miers 244. — Veitchii Berkeley. 18. Nigella damascena L, 205. — .orientalis h. Ausf. 203. Notylia bicolor. Lindl. 244, Ocimum Basilicum L. 205. — mexicanum h. Haag. 205. Odontoglossum Bluntii Rchb. fil. 114. — grande 273. Oenothera Drummondii Hook. genuina 205. nana h. Haag. 205. — odorata Jacg. 209. — sSellovii h. Haag. 205. Oncidium diadema Lind. 342. — Imperatoris Maximiliani Rchb, fil. 90. — serratum Lindl. 342. Ortgiesia tillandsioides Rgl. 193. Rgl. «. nidulans 194. Rgl. ß. subexserta 194. var. atropurpurea Oxalis corniculata L. Planch. 205. — tropaeoloides h. Jühlk. 205. Palicouria densiflora Wwr. 90. Panicum capillare Gron. 205. — persicum h. Jühlk. 206. Pardanthus chinensis Ker. 54. Passiflora fulgens Wallis 152. — Jileki Wwr. 89. Patabea capitellata Wwr. 90. Paulownia imperialis 191. Pearca hypocyrtiflora Rgl. 388. Peche Baron Pears 309. — belle imperiale 383. — jaune hatif de Doue 309. — Madelaine blanche de Dou& 311. Pelargonium E. Ender 306. — Fräulein Matty 307. — K. Gaugler 306. — CC. Güldenstädt 307. — H. Höltzer 308. — K. Karsten 306. — J. Kesselring 305. — Lady Cullum 385. — Mad. Isaac 306. — Madame Ender 306. — Madame Regel 306. 26 * 404 Pelargonium Madame Severin 307. — A. Rochel 306. — A. Satory 306. — A. Severin 306. — J. Skrizeny 307. — A. Stadler 306. — P., Wolkenstein 306. — zonale var. Gloire de Nancy 184. Peperomia argyraea Hort. 343. — argyreia Hort. 383. — arifolia Mig. var. argyreia 342. Petunia Countess of Eilesmere 137. — multiflora 137. — violacea Lindl. var. Pizarre 383. Phacelia congesta Hook. 205. — tanacetifolia Benth. 205. — texana h. H. et S. 205. Phajus irroratus 275. Pharbitis hispida Choisy 205. Phaseolus vulgaris caprimulginus 211. Egeri 211. pedunculosus 211. seminiger 210. Philadelphus L. 68. — asperifolius Kceke. 73. — californicus Benth. 72. — trichopetalus Kcke. 73. Phillyrea angustifolia 365. — latifolia 365. Phormium tenax Forst. fol. variegatis 55. Phrynium densum C. Koch 16. Pinus 365. — halepensis L. 284. — Kaempferi Lem. 384. Pironneava Lüddemanniana C. Koch 154. Pistacia Lentiscus 283. Pitcairnia bracteatae affınis h. Petrop. 290. — commutata Rgl. 289. — Giroudieana h. Hamb. 290. — viridiflora 211. Pittosporum flavum Rudge 196. — revolutum Ait. 196. — tomentosum Bonpl..196. Platanus orientalis L. 284. Platycrater arguta? Sieb. 273. Pleroma sarmentosa Hook. 342. Plumbago Larpentae 6. Poa chinensis h. Jühlk. 204. Podisoma Sabinae 20. Podolepis affinis h. Haag. 205. Register, Podolepis chrysantha End]. 208. Podophyllum Emodi Wall. 115. — hexandrum Royl. 115. Poire maude 308. Poiree Carde du Chili 308. Polygonum orientale L. 205. speciosum 205. Polymnia pyramidalis Triana 310. Pomme Reinette d’or 310. Populus alba L. 283. — nigra L. 283. Primula intermedia Hort. Angl. 55. — luteola Rupr. 129. — sinensis fl. pl. Lindl. 310, Prostranthera nivea Cunn. 389. Prunus Laurocerasus 367. — lusitanica 367. Punica Legrellii 310. Pyrethrum sinense fl. pl. 153. Quercus 367. Raisin precoce de Saumur 310. Reseda arborea h. H. et. S. 205. — Jacquini Rchb. 205. — mediterranea L. 205. Retinospora ericoides Zucc. 367. Rhamnus Alaternus 367. Rhaphia taedigera Mart. 185. Rhexia sarmentosa Bonpl. 342. Rhododendron 367. — Archidue Etienne 153. — caucasicum Pall. $. flavidum 322. — ciliatum Hook. ß. roseo-album 356. — _Fortunei Lindl. 17. — marginato-punctatum Versch. 384. — Rovelii 274, Ribes Billiardii Carr. 274. — nigrum L. 353. — rubrum P. 353. Rieinus communis L. «, genuinus 205. L. var. rubescens Herd. 205. L. var. viridis W. 205. — macrophyllus atropurpureus h. Möhr. 205. — ornatus h. Möhr. 205. — rutilans h. Haag. 295. — spectabilis h. Ben. 205. — tunicensis h. Benar. 205. Robinia Pseudacacia L. 285. Roestelia cancellata 20. Register. Rosa Andrien Marx 18. — Bourbon Mdme. Josephine Guyet (Tou- vais) 52, — centifolia L. 283. — Comtesse de Jaucourt 18. — Eugene Scribe 18. — Madame Martin de Besse 18. — prince noir 383. — Thea Isabelle Sprunt 55. Mar£chal Niel. 54. Rubus Idaeus L. 257. — nobilis 221. Rudgea macrophylla Benth. 387. Ruseus reticulatus Thbrg. 344. Saccolabium ampullaceum Lind]. 17. — curvifolium Lindl. 184. — giganteum Wall. 343. Sambucus racemosa nana Carr, 274, Sanchezia nobilis Hook. 17. Sanvitalia procumbens fl. pl. 138. Sarcanthus dasypogon Hort. 342. — erinaceus Rchb. fil. 342. Sarmienta repens R. et P. 113. Sarothamnus scoparius 362, Sarracenia flava L. 259, — purpurea L. 130. Saurauja macrophylla Hort. 39. Schinus Molle L. 285. Schizanthus gracilis h. H. et S. 206. — grandiflorus oculatus h. Haag. 206. — humilis h. H. et S. 206. — obtusifolius h. H. et S. 206. — pinnatus R. et P. var. 205. — porrigens h. H. et S. 206. — pulchellus h. H. et S. 206. — venustus h. H, et S. 206. — violaceus h. H, et S. 206. Sceiadophyllum pulchrum 335. Sedum populifolium 221. — sempervivoides Fisch. 226. — Sempervivum Ledb. 226. Selaginella denticulata variegata 273. Selenidedium Pearcei Rchb. fil. 114. — Schlimii Rchb. fil. 245. Sempervivum Poivae Lowe 17. Sequoja gigantea 370. Scetaria italica Knth. var. germanica Knth. 206 Bar-- Bergeri h. H. et S. 206. 405 'Silene bipartita Desf. 206. — hirsuta h. H. et S. 206. — pendulaL. var. caulibus rubescentibus 206. — — ruberrima h. H. et S. 206, — procumbens h. H. et S. 206. -— pulchella h. H. et S. 206. — trinervia Seb. et Mauri 206. — vespertina Retz 206. Silybum Marianum Gärtn.. 307. Siphocamphylos fulgens Fl. Mag. 342. — Humboldtianus DC. 342. Skimmia fragrantissima 274. — oblata 274. Smilax longifolia Lem. fol. variegatis 386, Solanum Capsicastrum Link. 8. 273. — decurrens h. H. et S. 206. — macranthum Hort. 309. — sisymbrifolium Lam. 206. Sonerila margaritacea Lindl. 108. Sorghum rubens h. Jühlk. 206. — vulgare Pers. 206. Spartium Scoparium 362. Sphaerostigma Bistorta Walp. 206. Spiraea Billiardii variabilis Carr. 274. — oblongifolia major 274. — tenuissima Carr. 274. Stauntonia latifolia 273. Stemonacanthus Pearcii Hook. 387. Synadenium Grantii Hook. 342. Tacca cristata Jack. 207. Tacsonia Buchanani 385. Tamarindus indica L. 285. Tamarix macrocarpa 57. Tapeinotes Carolinae Wawra 89. 341. Taxodium sempervirens 368. Taxus baccata 368. Thelesperma Burridgeanum Hort. $. atropur- pureum Rgl. 206. — filifolium A. Gray 206. Thuja 368. — ericoides 367. Thujopsis borealis Fisch. 360. Thunbergia fragrans Hort. Angl. 385. Tillandsia rosea Hort. Lind. 193. — viridiflora h. Herrnh. 211. Tinnea aethiopica Kotschy 343. Torreya 370. Tradescantia albiflora h. Berol. 297. 4 Tradescantia guianensis Hort. 298. procumbens Hort. 298. prostrata Hort. 298. Tropaeolum elegans nanum h. Möhr. 206. King Theodor h. Möhr. 206. majus L. var. citrina 206. L. var. nana 206. — Tom Thum Brown h. Ausf. 206. White h. Aust. 206. Ulex europaeus 370. Ulmus campestris L. var. aurea 184. 385. Valoradia plumbaginoides Edm. Boiss. 6. Vanda Bensoni Batem. 244. densiflora Lindl. 343. Venidium calenduloides h. Haag. 203. — multiflorum h. Haag. 203. Veronica amoena Stev. 206. glauca Sibth. et Sm. 206. graeca Sprunn. 206. Victoria regia 166. Viola pedata L. 386. Vitex agnus castus L. 284. Vitis aestivalis 20. caribaea 21. cordifolia 20. — Labrusca 20. Lincecoumii Buckley 21. monticola Buckley 21. mustangensis Buckley 21. — rotundifolia 21. — rupestris Buckley 21. Scheele 21. — vinifera L. var. Almeria 383, Vriesia brachystachys 290. — geniculata Wwr. 90. gigantea Gaudich. 385. Waitzia acuminata ceitrina h. H. et S. 206. corymbosa Wendl. 206. sulphurea h. H. et S. 206. Weigelia Middendorffiana var. purpurea 185. Wellingtonia gigantea 275. 370. Widdringtonia ericoides Knight 367. Zinnia ambigua h. Jühlk. 206. elegans fl. pl. 138. tenuiflora Jacq. 206. Zizyphus vulgaris L. 285. 3) Sachregister. Absinth gegen Beschädigung der Früchte durch Insekten 247. Afrika, botanische Forschungen an dessen Westküste 190. Akklimatisation 119. exotischer Pflanzen im Nilthale 280. Akklimatisations-Garten in Hamma bei Al- gier 168. Anpflanzung der Obstbäume 100. Apenninen von Pistoja, Vegetationsverhält- nisse derselben 85. Aquarien 390. Araliaarten als Sommer-Freilandpflanzen 335. Arboretum in Muskau 115. Auftreten, massiges, der Cladophora viadrina Ktz. in Galizien 20. Ausdauer der Cupressus Lawsoniana 346. Ausstellung, internationale, in Gent 253. Ausstellung, internationale, in Paris 60. 63. 187. 250. 261. in St. Petersburg 61. 224. Ausstellungen, Blumen-, Obst- u. a. 287. Baroscop 116. Baumarten in Südwales 277. Bäume, Verjüngung derselben 221. Baumwolle, Arten derselben 22. Baumwollencultur im Südosten Oesterreichs 22. Baumwollernte in Dalmatien 249. Bemerkungen über die Gattung Greigia 370. Bepflanzung der Wohnhäuser 248. Bericht der schlesischen Gesellschaft für va- terländische Cultur 116. 187. 191. 311. — des Thüringer Gartenbauvereins in Gotha 286. Register. Berichtigungen einiger schönblühenden ein- jährigen Pflanzen 203. über Gehölze 220. Berliner Cultureu 298. Beschattung von Gewächshäusern 247. Besenginster 362. Bewaldung von Steppen 251. Blumen, Beitrag zur Ermittelung der Füllung derselben 82, Entstehung gefüllter 132. und Pflanzen-Ausstellung zu Frank- furt a/M. 352. Blumenausstellung in Amsterdam 27. Bamberg 126. Wien 254. Bohnenvarietäten 210. Botanischer Congress in Paris 253. Botanischer Garten, der Hosi’sche in Wien 228. des Königl. Naturhistorischen Mu- seums in Florenz 292. in St. Petersburg 63. s. g. deiSemplici in Florenz 292. Brodbaum, Vermehrung desselben 41. Buntblätterige Pflanzen, über den Missbrauch derselben zur Ausschmückung des Gartens 9. Camellien, italienische 307. —, rationelle Züchtung derselben 233. - Varietäten, die schönsten 56. Cataloge, einige Fehler der gärtnerischen Verkaufs- 239. Champignonbrut, Erziehung derselben 197. Chatam-Inseln, Vegetation auf denselben 190. Chrysanthemum, frühblühende schöne ge- füllte Abarten 153. Classification der Pfirsiche 118. Congress, botanischer, in Paris 253, Correspondenz 64. 96. Cultur alpiner Pflanzen 199. der Alocasia cuprea C. Koch (Al. me- tallica Hook.) 45. Amaryllis-Varietäten 19. Caladien 78. Chinarinden in Java und Ostin- dien 392. Dionaea musecipula L. 77. Disa grandiflora 40. Farnkräuter 338. 407 Cultur der Gloxinien 109. Iriartea exorrhiza Mart. und I. al- tissima 271. Ixora coccinea L. 207. von Pelargonien, Fuchsien, Strelitzia 276. der Pensees oder Gedenkemein 339. von Plambago Larpentae 6. des Safrans in Oesterreich 373. der Sonerila margaritacea Lindl. 108. Tacca cristata Jack. (Ataccia cri- stata Kth. 207. Vietoria regia ohne Heizeinrich- tung 166. Freiland-, von Gewächshauspflanzen in Gewächshäusern mit abnehmbaren Fenstern 46. und Veredlungsmethoden, neuere, der Rosen 41. Verwendung von Achyranthes Verschaffelti (Iresine Herbstii) 80. Verwendung von Aster horizon- talis H. Par. (A. pendulus Ait.) 80. Culturen, Berliner 298. Culturversuche von Meeralgen im Zimmer- Aquarium 26. Cuticula 319. Dahlien, neue 186. Dianthus, ein hybrider 345. Dimorphismus, nachträgliche Bemerkungen über denselben 213. Eibenbaum 368. Eichenspinner, japanischer 319. Eisenholzbaum 277. Entstehung gefüllter Blumen 132. Epheu 363. Erdbeere, Ananas perpetuel 185. Erdbeersorten, zwei vorzügliche, und Winke über Sortenwahl 334. Erklärung 160. Erziehung der Heliotropium und Verbenen aus Samen 243. Espartogras 26. Euphorbiaceen, Bearbeitung derselben 22. „ Uebersicht der Untersuchungen von J. Müller 85. Expedition zur Aufsuchung Leichhardt’s 312. Farnkräuter, Cultur derselben 338, Fensterlüftung, nützliche Art, in Glashäusern | 81. Feuerbusch 361. Feuerdorn 361. Fichten, Winterpflanzung derselben, 295. Florblumen, Ueberwinterung derselben im Keller 278. Forschungen, botanische, an der Westküste von Afrika 190. Fortpflanzung der Fruchtbäume aus Steck- lingen 278. Frucht- und Gemüse-Ausstellung des russi- schen Gartenbauvereins in St. Peters- burg 12. Fruchtbarkeit, lange, des Pollens 58. Fruchtbäume, Fortpflanzung derselben durch Stecklinge 278. Früchte, Absinth gegen Beschädigung der- selben durch Insekten 247. Füllung der Blumen, Beitrag zur Ermitte- lung derselben 82. Gärten der Hesperiden 279. Garten, pomologischer, in Hildesheim 189, Gartenbauverein für Baden 253. 346. Gärtnerei in Berlin und Potsdam, geschicht- liche Notizen über die Entwickelung . derselben 139. Gärtnergeheimniss, ein kleines 138. Gattung, Notizen zur, Deutzia Thbg. und Philadelphus L. 68. Gehölze, Berichtigungen über einige 220. immergrüne und halb-immergrüne 357. Gemüse, neuere 394. Geschichtliche Notizen über die Entwickelung der Gärtnerei in Berlin und Potsdam 139. Gespinnstpflanze, eine neue 84. Gewächshäuser, Besciattung derselben 247. —, Heizung derselben 292. Gewächshauspflanzen, Freilandcultur dersel- ben in Gewächshäusern mit abnehm- baren Fenstern 46. Gewürznelke, Vermehrung derselben durch Stecklinge 294. Gurken, das frühe Treiben derselben 208. Halmfliege, bandfüssige (Chlorops taeniopus) 25. Handelsgärtnerei in Berlin 145. | Nelken, Remontant- 249, ‚Register. Harzfluss der Fruchtbäume, Mittel gegen denselben 279. | Heizung der Gewächshäuser 292. Heliotropium , Erziehung derselben aus $a- men 243. Himbeeren 257. Hochstämme von Solanum Capsicastrum und Evonymus radicans 8. Holzkohle zur Stecklingszucht 223. Hortensien, eigenthümliche Treiberei dersel- ben 7. Host’sche botanische Garten in Wien 228. Hülse 363. Immergrüne und halb-immergrüne Gehölze, welche im Klima von Mitteldeutsch- land zur Belebung des Gartens im Winter beitragen können 357. Johannisbeeren, rothe 353. —, schwarze 353. Kartoffel, Mormonen- 191. -Sorten 333. Kirschlorbeer 367. Knospenzerstörer, der 83. Laurentius’sche Gärtnerei in Leipzig 58. Lebensbaum 368. Licht, Wirkungen des farbigen, auf Pflanzen 117. Mangold, Chili- 308. Maulwurf und Maulwurtsgrille 164. Spitzmaus als Feinde und Freunde der Gärtnerei 336. Maulwurfsgrille, Guano als Mittel gegen die- selbe 352. —, Vertilgung derselben 50. Mittel gegen den Harzfluss der Fruchtbäume 279. Monstregewächs 116. Mormonen-Kartoffel 191. Nachrichten über den Pomologischen Garten in St. Petersburg 324, Nadelhölzer, ausdauernde 351. Naturhistorische Sammlungen in Wien Register. Nelken, Vermehrung der Remontirenden, durch Stecklinge 86. Neuheiten im Garten des Herin Feldhügel in Langensalza 185. Obstbäume, Anpflanzung derselben 100, Anzucht und Behandlung derselben in St. Petersburg 328. —, das Pinciren derselben 228. Obstsorten, empfehlenswerthe 345. in Südwales 277. Orangenbaum, alter 117. Papierliefernde Pflanzen 26. Pelargonien, neue Scarlet-, von E. Regel, 304. —, sSämlinge buntblätteriger 92. Pens£es, Cultur derselben 339. Petunien, zwei, für das freie Land 137. Genre, ein neues 135. Pfirsiche, Classification derselben 118, Pflanzen, Akklimatisation exotischer, im Nil- thale 280. die Cultur alpiner 199. neue, des Kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg 16. »„ —, der Pariser Ausstellung 275. papierliefernde 26. über den Missbrauch buntblätteriger, zur Ausschmückung des Gartens 9. —, ein Urtheil über das Spritzen dersel- ben 42. —, Verbreitung derselben in andere Län- dergebiete 57. —, Wirkungen des farbigen Lichts auf dieselben 117. Photographien der internationalen Ausstel- lung in London 27, Pilze im Haar 345. Pinciren der Obstbäume 228. Pollen, lange Fruchtbsrkeit desselben 58. Pomologischer Garten in Hildesheim 189. St. Petersburg 324. Pomologisches 345. Preis” sschreibung 188. Programız der internationaleu Ausstellung in St. Petersburg 253. Radieschen 247. ede bei Eröffnnng des botanischen Con- gresses in London 215. 2) e) Remontant-Nelken 249. Rhynchites conicus Herbs. 83. Riesenbirnen 59. Rigolen, abweichendes Verfahren bei dem- selben 7. Rosen, neue 18. — neuere Cultur- und Veredlungsmethoden der Rosen 41. Safranbau in Oesterreich 373. Samenauswahl der gefüllten Form von San- vitalia procumbens und Zinnia ele- gans 138. Sammlungen, naturhistorische in Wien 222. Sandhügel auf Suez 57. Siebold’s Garten 96. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg 91. 93. 94. Spargeltreiberei 301. Spargelzucht 298. Spritzen der Pflanzen, ein Urtheil über das- selbe 42. Ssumbul 219. Stachelbeeren, hochstämmige, in Töpfen 304. Stechpalme 363. Steinkohlengrus zur Stecklingszucht 223. Steppen, Bewaldung derselben 251. Strohmattenfabrikation im Grossen 86. Suez, Sandhügel daselbst 57. Temperaturverhältnisse der englischen Inseln im Kanal 21. Treiben, das frühe, der Gurken 208. Treiberei der Hortensien, eigenthümliche 7. des Weines in Töpfen 83. Trüffeln, Verwechselungen mit denselben 117. Ueberwinterung von Florblumen im Keller ler 278. Urerzeugung und Naturwissenschaft 118. Vegetation auf den Chatam-Inseln 190. Vegetationsverhältnisse der Apenninen von Pistoja 85. Verbeven, Erzielung derselben aus Samen 243. —, Vermehrung derselben 197. Verbreitung der Pflanzen in andere Länder- gebiete 57. 410 Veredlungen mit krautartigen jungen Aesten 238. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten 143. Verjüngung von Bäumen 221. Vermehrung des Brodbaumes (Artocarpus ineisa) 41. — Caryophyllus aromaticus oder der Gewürznelke durch Stecklinge 294. der Remontirenden Nelken durch Stecklinge 86. — Verbenen 197. Versammlung Deutscher Naturforscher und = "Aerzte 287. Pomologen 256. Vertilgung der Maulwurfsgrille 50. Register. Verwechselungen mit Trüffeln 117. Verwendung und Werth von Cerastium to- mentosum und C. Biebersteinii 8. Villa Lenn& bei Coblenz 346. Wege in Gewächshäusern 4. Wein, Treiberei desselben in Töpfen 83. Weinbau in Nordamerika 20. Winter in Juchnow 247. —, der längste, in St. Petersburg 224, Winterpflanzung der Fichten 295. Winzerschule in Ungarn 352. Wohnhäuser, Bepflanzung derselben 248. | Zierbäume Italiens 277. 4) Literaturberichte Alefeld, Dr. Friedrich. Landwirthschaftliche Flora 157. Bericht über die Thätigkeit der Botanischen Section der schlesischen Gesellschaft 25. Binmer, J. E. Monographie de la Classe des Fougeres 351. Blüthen- und Fruchtzweige des Erfurter Gar- tenbau-Vereins 59. Boissier, Edmond. Flora orientalis 252. Bulletin de la Societe Imperiale des Natura- listes de Moscou 22. 157. 319. Chate, E. fils, le Canna, son histoire, sa cul- ture 349. Fischer, Karl. Der ÖObstfreund und Obst- Obstzüchter 157. Förster, Carl Friedrich. Heinrich Gruners praktischer Blumengärtner 350. Carl Friedrich. Heinrich Gruners un- terweisender Monatsgärtner 351. Geitner, G. Wegweiser durch die Treibgärt- nerei zu Planitz bei Zwickau 159. Göschke, Franz. Die Gladiolen 351. Die guten Erdbeeren 351. | Gray, Asa, Manual of the Botany of the northern Unite States 393. Handbook i Svensk Pomologi of Olof Eneroth 126. Hildebrand, F. Ueber den Trimorphismus der Blumen der Gattung Oxalis 222. Jäger, H. Der Immerblühende Garten 125. Jahresbericht des Erzgebirgischen Garten- bauvereins zu Chemnitz 347. der schlesischen Gesellschaft für va- terländisehe Cultur 393. Klatt, W. Flora des Herzogthums Lauen- burg 159. — — Norddeutsche Anlagen-Flora 159. Kolb, Max. Der Königliche Botanische Gar- ten in München 253. Leroy, Andre. Beschreibendes Verzeichniss der Baumschulen desselben 349. Linck, F. J. Katechetischer Unterricht in der Obstbaumzucht 160. Literarische Notiz 59. Löffler, Dr. Karl. Anleitung zur Obstbaum- spalierzucht in Deutschland 332. Register. Lucas, Dr. Ed. Die Lehre vom Baumschnitt 155. — — -— Kurze Anleitung zur Obst- eultur 159. Pomologische Tafeln zur Be- stimmung der Obstsorten 348. Mato Virgem 1860. 317. Milde, Dr. Monographia Equisetorum 253, Nestel’s Rosengarten 22. Notiz, literarische 59, Reichenbach, Dr. A. B. Die Pflanzen im Dienste der Menschheit. 1) Der Tabak, 2) der Weizen, 3) der Kaffeebaum 156. Reimann, Justus. Die Obstorangerie 125. Revue horticole 95. 286. — de !’Horticulture 286. 5) Agamonow, Michael Andreewitsch 160. Ave-Lallemant, Dr. Eduard 287° Berg, Professor Dr. O. 30. De Bary, Professor 31. Fresenius, Dr. Georg 63. Freundlich, Louis Julius 352. Gasparrini, M. G. 396. Geitner, G. 127. Grashoff, Martin Jacob 62. Marco, E. 352, Maximilian I. 254. Medwedjew 352. Metz, Ernst 352. ö 411 Schleiden, J. Das Meer. 316. Seubert, Dr.Moritz, Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde 126. Sorauer, P. Die in der Umgegend von Berlin im Freien ausdauernden Nadel- hölzer 350. Wartmann, Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Naturforschenden Ge- sellschaft 319. Wawra, Dr. H. Botanische Ergebnisse der Reise Seiner Majestät desKaisers von Mexico Maximilian I. nach Brasilien. (1859— 1860) 87. Wesselhöft, Johannes. 349. Der kleine Gärtner, Der Rosenfreund 160. Wörmann’s, R. W. A. Garteningenieur VIL Abtheil. 191. 347. Personalnotizen. Otto, Eduard 62. 96. Parolini, Albert Edler von 287. Rigouts, Francois Joseph 396. Ruschpler, Paul 352. Sachs, Prof. J. 192. Schmidt, Magister 26. 160. Sewerzow 26. Siebenfreund, Johann Nepomuk 62. Siebold, Philipp Franz von 27. Warscewicz, J. v. 95. Wichura, Max Ernst 393. Zarnack, G. 160. ION LIBRARIES | Ill \ | ®... re) BE IE RET