an (e) =) oO M = 9 3 x Lil Anno MCMV Donavi Accesio N. LEATHER -DRESSING APPLIET —aN- TUCH IR sh L a Nie ER: Bee u ER il, GARTENFLORA. —i— Allgemeine Monatslhrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Ober-Botaniker des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St, Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondirendem Mit- gliede vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellschaften, Inhaber mehrerer hoher Orden. Mitherausgeber für Deutschland: H. Jäger, Fr. Francke, H. Maurer, Hofgärtner in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Hofgärtner in Jena. A. Senoner, E. Mayer, in Wien. Hofgärtner in Carlsruh Mitherausgeber für die Schweiz: E. Ortgies, Obergärtner am Bot. Garten in Zürich. So PEN Mitherausgeber für Russland: Ce ae | 8 elar COLLEC Dr. F. von Herder, E. Ender, Kais. Russ. Hotrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg. Einundzwanzigster Jahrgang. Erlangen, 1872. Vieu.kao won Blar.dsenand Enke. Kl, SERIE. I Druck der Universitäts-Buchdruckerei von E. Th. Jacob in Erlangen.- L. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Sedum spectabile Boreau und S. albo-roseum Baker. (Siehe Tafel 709.) Crassulaceae. Die Teppichbeetceulturen haben unter mannigfachen Pflanzen auch die Arten der Gattung Sedum, aus der Gruppe von Sedum Telephium, in neuerer Zeit vielfach in unseren Gärten verbreitet. Eine der schönsten Arten dieser Gruppe ‘ ist die, welche fälschlich von verschie- denen Handelsgärtnereien als Sedum Fabaria in den Gärten verbreitet wor- den ist, dieselbe, welche wir auf der beistehenden Tafel unter Nr. 1 abgebil- det haben. Diese Art gab Veranlassung zur Vergleichung aller Arten der zur Gruppe von S. Telephium L. gehören und theilen wir nun im Folgenden das Resultat dieser Untersuchung mit. 1) Sedum spectabile Boreau Monogr, de quelques Sedum’s pag. 7. — Baker in Saunder’s Refugium bot. 1. tab. 32. — Anacampseros spectabile Jordan et Fourreau ic. fl. eur. pag. 37 tab. 100. — Sedum Fabaria Lem. 1. hort. VII. tab. 271. — S. Pseudo-Fa- baria Fenzl mss.. — Sedum spectabile purpureum Henders. cat. — S. Fabaria I. 1872, hort. (Fig. n. 1 unserer Tafel der obere Theil des Stengels mit dem Ebenstrauss der Blumen in natürlicher Grösse. 2. Eins der unteren Blätter in natürlicher Grösse. 3 Eine einzelne Blume ver- grössert). Als ich im Sommer 1871 den Bo- tanischen Garten in Wien besuchte, theilte mir Professor Fenzl mit, dass er das „Sedum Fabaria“ der Gärten einer Untersuchung unterworfen und gefunden habe, dass dieses eine von S. Fabaria Koch weit verschiedene Art sei, die er deshalb vorläufig S. Pseudo- Fabaria genannt habe. Nach Petersburg zurückgekommen, fand ich dieses Se- dum in vollkommenster Blüthe, liess davon die Abbildung nehmen, wie solche Fig. 1, 2, 3 zeigt. Die Literatur ver- gleichend, zeigte es sich, dass der be- rühmte englische Botaniker Baker ge- rade diese Pflanze in Saunder’s Refugium botanicum kürzlich abgebildet und auf Sedum spectabile Boreau zurückgeführt hatte. Es ist das eine perennirende I BR Gartenflora Deutschlands, Pflanze Japans. Die ganze Pflanze ist kahl und mit einem bläulich - weissen Reife belegt. Stengel aufrecht, saftig, 1—1!/s Fuss hoch. Blätter gross, fast sitzend, aus keilföürmigem Grunde oval, buchtig gezähnt, gegenständig oder zu 3 in Wirteln. Blüthenrispe spitzen- ständig, einen grossen dichten flachen Ebenstrauss rosarolher Blumen bildend, in Form und Grösse an den der Rochea falcata erinnernd. Blumen rosaroth, verhältnissmässig gross, mit sternför- mig abstehenden Blumenblättern und langen dünnen fädlichen rosaroihen Staubfäden, von denen die 5 längeren mindestens noch einmal so lang als die Blumenblätter. Durch letzteren Charak- ter unterscheidet sich diese Art von allen andern Arten der Gruppe von S. Telephium. Diese währhaft schöne Art erträgt unsere Winter zwar noch im freien Lande, blühet da aber spät im Herbste und entwickelt sich wenigstens bei uns in Petersburg nur dann zur vollen Schönheit, wenn solche im Topfe cul- tivirt und in einem stark gelülteten Fensterbeete, das nicht beschattet wird, zur Blüthe gebracht wird. Auf diese Weise hatte der Obergärtner für die Culturen unserer Freilandpflanzen, Herr Höltzer, dieses Jahr eine grössere Zahl von Exemplaren dieser Art zu der Schönheit erzogen, wie unsere Abbild- ung diese unseren Lesern zeigt. 2) Sedum albo-roseum Baker in Saunder’s Ref. bot. I. tab. 33. — S. Fabaria hort. — S. spectabile roseum Henders. cat. — (Auf unserer Tafel zeigt Fig. 4 den oberen Theil des Sten- gels mit dem Blüthenstand in natür- licher Grösse, Fig. 5 eine Blume ver- grössert). Auch diese Art geht in den Gärten als Sedum Fabaria. Dieselbe Japan gesammelten Herbarium zahl- reiche Exemplare derselben. Dieselbe bildet 2 bis 21/, Fuss hohe aufrechte Stengel, welche wie bei der vorher- gehenden Art gleichwie die Blätter, mit einem bläulich-weissen Reife belegt sind. Blätter an unseren Pflanzen ge- genständig, bei der von Baker abgebil- deten Pflanze abwechselnd stehend, aus- serdem ähnlich denen der vorhergehen- den Art. Die Blumen mittelgross, mit abstehenden weisslichen Blumenblättern, in loseren kleineren spitzenständigen Ebensträussen. Staubfäden und Frucht- knoten röthlich, kürzer als die Blumen- blätter. Mit S. spectabile hat diese Art die bläugrüne Färbung von Stengeln und Blättern und die Form der Blätter ge- mein, im Uebrigen nähert sie sich aber mehr den verwandten Arten dieser Gruppe, die in Europa heimisch sind. Von dieser Art befindet sich in den Gärten eine hübsche Abart, deren Blät- ter mit einem breiten gelblich-weissen Mittelstreifen gezeichnet sind, wie dies das Exemplar zeigt, welches unsere Fig. 6 darstell. In den Gärten geht diese Form unter dem Namen Sedum japonicum fol. variegatis und S. Fabaria fol. variegatis. Henderson führt diese Form als S. spectabile variegatum in seinem Cataloge auf. — Auch S. albo- roseum erträgt unsere Winter ohne je- den Schutz im freien Lande, kommt aber erst spät im Herbste zur Blüthe., Die Abart ist als buntblätterige Pflanze zu Teppichbeeten empfohlen. 3) Sedum maximum Suter,, $. purpurascens Koch und S. Fa- baria Koch. — Das S. TelephiumL, umfasst diese 3 in Europa heimischen Arten, welche stammt aus Japan und es befinden sich | wiederum eine solche Menge von For- I. Originalabhandlungen. 3 men besitzen, dass man wohl richtiger diese 3 Arten wieder als eine einzige, unter dem von Linne gegebenem Namen zusammenfassen dürfte. Von den bei- den vorhergehenden Arten unterschei- den sich alle 3 durch viel kleinere Blu- men mit aufrecht abstehenden Blumen- blättern von bald gelblich-weisser, bald grünlich-weisser, bald mehr oder we- niger tiefer schmutzig rother Färbung, durch sehr dichtblumige gewölbte nicht grosse Ebensträusse und endlich durch die Staubfäden, die die Blumenblätter wenig überragen. Unter einander unterscheiden sie sich durch folgende Merkmale, Sedum maximum Suter besitzt gegensländige oder zu 3 in Quirlen stehende Blätter, von denen die oberen Stengelblätter mit herzförmigem Grunde am Stengel sitzen. Sedum purpu- rascensKoch unierscheidet sich vom vorhergehenden durch die mit abge- rundetem Grunde sitzenden oberen Sten- gelblätter und untere kurz gestielte Blätter und S. Fabaria Koch endlich hat abwechselnd stehende Blätter, wel- che alle kurz gestielt sind. Alle 3 Ar- ten ändern ab in der Form der bald breit ovalen, bald ovalen, bald mehr länglichen, ja selbst verkehrt länglichen lanzeitförmigen Blätter, die bald deut- lich, bald undeutlich buchtig gesägt sind, — durch bald grüne Stengel und Blätter, bald rothen Stengel, bald auch röthlich gefärbte Blätter etc, ObSedumRodigasihort. (Flore des serres tab. 1669) nur eine Form von S. maximum, kann ich nach dem mir vorliegenden Material nicht ent- scheiden. Dasselbe unterscheidet sich durch den lockern armblumigen Blüthen- stand. Eine Form desselben mit schwarz- rothen Blättern ist das Sedum atro- purpureum der Gärten, eine andere Form, die wir aus dem Garten des Hrn. Haage und Schmidt erhielten, hat mehr grüne Blätter, von denen die Stengel- blätter am Grunde mehr abgerundet, die Wurzelblätter kurz gestielt sind. Zur Cultur sind unter allen diesen Sedum-Arten aus der Gruppe von $. Telephium am meisten zu empfehlen: S. spectabile als schön blühende Pflanze zur Cultur im Topfe und Lande. S. albo-roseum fol. variegatis, wegen der schön panachirten Blätter als Pflanze zu Teppichbeeten. S. Ro- digasi atropurpureum wegen der schwarzro.hen Blätter zu gleichem Zwecke; Das eigentlich buntblätterige Sedum Rodigasi, wie Van Houtle solches ohne Blumen abbildet, ist von mir noch nicht beobachtet worden. 8. purpurascens Koch und zwar nur die Form mit rothen Blumen. Unter den vom Herrn C. Maximowicz in der Mandschurei und im nördlichen Japan gesammelten Pflanzen befindet sich noch eine Art mit ziemlich lang ge- stiellen zu 3 und mehreren in Quirlen stehenden stark gezähnten Blättern. Es ist das, das auch in Kamtschatka hei- mische Sedum verticillatum L., aber noch nicht in Cultur. Baker beschreibt ferner im Refugium botanicum tab. 34 noch ein in Cultur befindliches Sedum als S. cordifolium, Es macht dasselbe den Eindruck eines Sedum maximum mit rothem Stengel und abwechselnd stehenden Blättern. Das Vaterland ist unbekannt. Als Arten Japans aus der Gruppe von Sedum führt Miquel in der Pro- lusio Florae japonicae ein Sedum erythrostictum Mig. auf. Dasselbe‘ scheint ein Sedum albo-roseum mit ab- wechselnd stehenden Blältern zu sein, das auf den Blättern und den Blumen- blättern rothe Flecken trägt. 1* Y Re x aufführt, scheint zu S. purpurascens Koch zu gehören. Endlich haben Jor- dan und Fourreau in ihrer Abhandlung über die Sedum-Arten aus der Gruppe von $. Telephium unter dem Gattungs- namen Anacampseros ausser dem Was Miquel als S. purpureum | oben erwähnten Sedum spectabile noch ’ | 19 andere Arten als neu aufgestellt, welche sämmtlich den 3 Formen Euro- pa’s (S. maximum, purpurascens und Fabaria) als leichte Formen beizuzählen sind. (E. R.) ee a u. bh) Lilium Washingtonianum Kellogse. (Siehe Tafel 710.) Liliaceae. Lilium Washingtonianum Kellogg. Wood in proceed. Ac. Philad. 1868. pag. 166. — Baker syn. Lil. in Gard. Chron. 1871 pag. 709 Fig. 142. — L. WashingtonianumKellogg; glabrum; caule erecto, siricto, tereti, 3—5 pedali; foliis verticillatis, uniner- viis, anguste-obverse-lanceolalis, acu- tis, basin versus sensim attenualis; flo- ribus in umbella 3—4 flora v. in racemo 12—18 floro terminalibus, basi bractea pedunculo duplo breviore lanceolata fulcratis, infundibuliformi - campanulaltis v. subexpansis, in pedunculo erecto- patenti cernuis; petalis obverse lanceo- latis, apice recurvo-patentlibus, albis, rubro-punctatis; stigmate capilato, ob- | tuse trilobo; bulbo squamoso. — Unsere Tafel gibt die erste colorirte Abbildung des L. Washingtonianum nach einem lebenden Exemplar. Diese Lilie ist in der Sierra Nevada Califor- niens zu Hause, ward schon 1853 von Jeffrey und 1857 von Lobb daselbst gesammelt, aber erst 1863 von Kellogg beschrieben. Herr Roezl war der erste, dem es gelang, lebende Zwiebeln die- ser schönen Lilie nach Europa zu brin- gen, welche Hr. Max Leichtlin in Carls- ruhe aukauftie. Im Laufe des vorigen Sommers blühete eine dieser Zwiebeln in Petersburger Botanischen Garten und ist nach dieser die beistehende Abbild- ung gemacht. Wirtelförmig stehende, schmal verkehrt - lanzeitliche Blätter, trichterförmig-glockige oder ausgebrei- iete weisse Blumen, eine kopfförmige stumpf 3-lappige Narbe und schuppige Zwiebeln, zeichnen diese Art vor allen andern bekannten Lilien aus. Der Stengel wird 3—5 Fuss hoch, steilsanfrecht, stielrund, kahl gleich den andern Theilen der Pflanze. Blätter in von einander entiernt gestellten Quirlen, schmal verkehrt - lanzettlich, 2—5 Zoll lang, 1/;—°/, Zoll breit, spitz und nach dem Grunde zu allmälig verschmälert, von ziemlich dicker Textur, mit deut- lichem Mittelnerv, hellgrün. Blumen bei noch armblüthigen Exemplaren, wie solche immer in dem ersten Jahre der Cultur auch aus starken Zwiebeln er- scheinen, zu 3—4 in spitzensländigen Dolden (wie bei dem abgebildeten Ex- emplare), oder an stärkere üppig ent- wickelien Exemplaren in fusslangen 12—13 blumigen aus mehreren Blumen- wirteln bestehenden Trauben. Blüthen- stiele aufrecht-abstehend und nur an der Spitze leicht übergebogen, 3—4 Zoll I. Orginalabhandlungen. 5 lang, am,Grunde von einer lanzettlichen Braciee gestützt, die kürzer als der Blüthenstiel. Blumen leicht übergebo- gen. Die wohlriechende Blume besitzt anfangs eine trichterförmige glockige Gestalt, indem die Blumenblätter bis über die Mitte zusammentreten und eine trichterförmige Röhre bilden, während sie mit der obern Hälfte eiwas zurück gebogen abstehen. So bildet J. G. Baker diese Pflanze nach getrockneten Exemplaren im Gardener’s Chronicle (l. c.) ab. Bei unserer Pflanze treten aber bald auch die Blumenblätter am Grunde auseinander, so dass die Blume eine mehr ausgebreitete Form erhielt, wie dies unsere Abbildung zeigt. Blu- menbläiter verkehrt lanzettlich. Nach dem Vaterlande zu urtheilen, wirdLilium Washingtonianum in Deutsch- land und wahrscheinlich auch noch in Petersburg den Winter gut im freien Lande überdauern, — dürfte also bald sich als eine ebenso schöne als wohl- riechende Freilandpflanze, in unserm Gärten verbreiten, in denen die Zahl der Liiien durch den in dieser Bezieh- ung um unseren Gartenbau höchst ver- dienten Max Leichtlin sich in der letzten Zeit wesentlich vermehrt hat. (E. R.) Erklärung der Abbildung. a. a. a. Blumenblätter, b. Fruchtknoten mit Griffel, c. Narbe, vergrössert. ec) Horkelia Tilingi Rgl. und Horkelia capitata Lindl. (Siehe Tafel 711). Rosaceae. H. Tilingi; Caule erecto, pedali et ultra, basi laxe patente-hirsuto, api- cem” versus glabro; foliis praecipue ad marginem laxe villosis, pinnatis; foliolis | 5—9, foliorum radicalium ovato-oblon- gis, pollicem et ultra longis, foliorum caulinorum cuneato - oblongis, omnibus apice 3—5-dentatis, caeterum integer- rimis; stipulis palmatifido-laciniatis, la- ciniis linearibus; cymis pedunculatis, subcapitatis; pedicellis calycibusque glanduloso - pubescentibus; calycibus pedicellum superantibus, segmentis ac- cessoriis linearibus, quam segmenta vera triangulari - lanceolata subduplo brevioribus; petalis albis, linearibus, ealyeis segmenta vera circiter aequan- tibus; staminibus 10; filamentis angus- tis subfiliformibus. — In California prope Nevada-cily. — Die Gattung Horkelia ist von Cha- misso und Schlechtendahl aufgestellt. Dieselbe ist Potentilla zunächst ver- wandt und wird sogar von Bentham und Hooker neuerdings wieder mit Po- tentilla vereinigt. Die Botaniker Nord- amerika’s und namentlich Asa Gray halten aber „Horkelia“ noch als be- sondere Gattung fest und folgen wir dieser letzteren Ansicht, da die Hor- kelia-Arten eine von Potentilla fremd- arlige Tracht besitzen und Bentham und Hooker überhaupt im Einziehen gu- ter Gallungen zu weit gehen. — Der glokenarlig gewölbte Kelch, nur 5—10 Staubfäden, deren Träger bald nach dem Grunde zu verbreitert, bald fast fädlich, bilden die von Poten- tila scheidenden Charaktere. Näher noch ist Ivesia, welche aber 10—20 Staubfäden in jeder Blume enthält. Während ferner die Horkelia- Arten perennirende Kräuter mit beblättertem Stengel und gefiederten Blättern sind, deren Fiederblättichen abstehen, — so haben die Ivesia-Arten fast blattlose Blüthenschafte und gefiederte Blätter mit abermals getheilten ziegeldachför- mig übereinander liegenden Blättchen. Unsere Tafel stelli eine neue noch unbeschriebene Art der Gattung Hor- kelia und eine andere schon länger bekannte, aber in den Gärten noch nicht verbreitete Art dar. Fig. 1—3 gibt die Darstellung von H. Tilingi, einer Pflanze von der uns der verstorbene Dr. Tiling die ‘Samen aus Nevada-City in Californien einge- sendet hatte. Länglich - keilförmige Fiederblättchen die nur an der Spitze gezähnt, handförmig in lineare Lappen gespaltene Nebenblättchen, lineare äus- sere Kelchlappen und lineare weisse Blumenblätter charakterisiren diese Art genügend. Die Horkelia capitata Lindl. (Lindl. in Bot. Reg. tab. 1997 in adn.— Torrey et Gray Flore of North Am. I. 435) ist schon lange den Botanikern Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bekannt, ward aber erst jetzt durch Samen, den Roezl in der Sierra Nevada Californiens gesammelt, in Cultur ein- geführt. Rundere, stärker gezähnte Fiederblättchen, fast ganzrandige Ne- benblättchen, lineare äussere Kelchlap- pen und weiss mit fleischfarb nüangirte verkehrt - ovale Blumenblätter charak- terisiren diese Art. Die ietztere Art stellt eine hübsche perennirende Pflanze mit 1—11/, Fuss hohen Stengeln dar, die in Steinpar- tien und Sammlungen perennirender Pflanzen einen Platz verdient, während Horkelia Tilingi mehr nur Werth für Botanische Gärten hat. Ueber alle Arten der Gattung Hor- kelia geben wir in den Trudi des Kais. Botanischen Gartens in St. Pe- tersburg die Uebersicht. Letztere er- scheinen seit 1871 an der Stelle der „Animadversiones botanices“ die früher jährlich dem Petersburger Botanischen Garten beigegeben wurden. (E. R.) Erklärung der Tafel 711. 1) Der untere Theil eines Stengels von H. Tilingi. 2) Der obere Theil, beide natürliche Grösse. 3) Die Blume von der Seite, von Innen und 1 Staub- faden, vergrössert. 4) Der untere und 5) der obere Stengeltheil von H. capi- tata in natürlicher Grösse. 6) Die Blume von der untern und von der innern Seite und ein Staubfaden vergrössert. N NR. I. Originalabhandlungen, 7 2) Die Felsenpyramide zur Aufstellung von Blumen. In kleinen Gärten findet man zuwei- len kleine Felsengebäude von einem ruinenarligen Ansehen aus Tuffsteinen mit Blumen besetzt. Viele Gärtner, namentlich die Landschafter lächeln und spotten über eine solche unnatür- liche Nachahmung der Natur und bi- zarre Verzierung, bedenken aber nicht, dass im kleinen Garten Vieles erlaubt und zweckmässig ist, was im Land- schaftsgarten lächerlich sein würde. Ueber die Geschmacksrichtung,, welche Felsen in regelmässigen Blumengärten hübsch findet, ist nicht zu rechten; je- denfalls ist sie etwas kindlich, wenn der Felsenbau Haupizweck ist. Die Sache ist aber ganz anders, wenn der Felsen blos einen erhöhten Standort für gewisse Blumen bilden soll. Es gibt eine Menge von Blumen, welche niedrig auf Beeten weder Effect ma- chen, noch gut gedeihen, welche einen erhöhten Standort verlangen, um mit Genuss betrachtet zu werden. Der Felsenbau, welchen ich nach der am ‚meisten gebräuchlichen Benennung Py- ramide nenne, obschon er wenig Aechn- lichkeit mit den eigentlichen Pyramiden hat, ist meist über mannshoch und be- stehl aus drei und mehr Rundterrassen, welche eine thurmartige Steinsäule, oben mit einer Oeffnung für Pflanzen versehen, umgeben. Zuweilen ist der Bau auch viereckig oder mehreckig. Man nimmt dazu poröse, löcherige und möglichst unregelmässige Steine, be- sonders Tuffsteine *) und Rauhkalk (Dolomit- oder Zechsteinkalk), in Er- *) Thüring’sche Tuffsteine versendet der Handelsgärtner Theodor Böttner in mangelung solcher Basalt und andere nicht schieferige Steine. Sogar die schwache Mittelsäule besteht aus sol- chen Steinen. Dieselben müssen mit gutem Mörtel, am besten mit Cement verbunden sein. Die unterste Terrasse liegt etwa zwei Fuss über dem Boden, die zweite in Brusthöhe, die dritte in Augenhöhe. Wird noch eine höhere vierte angebracht, so muss sie mit her- abhängenden Pflanzen oder solchen mit herabhängenden Blüthen besetzt sein, Dieser Felsenbau ist entweder zur Auf- stellung von Töpfen eingerichtet, und man liebt es, Dickpflanzen (Cactus, Crassula, Sempervivum etc.) so aufzu- stellen; oder sie wird mit Erde gefüllt und bildet eigentliche Beete. Das Letz- tere ist gewöhnlicher und schöner. Die Mitte muss von einer bedeutenden Pflanzengestalt eingenommen werden, Da die dort befindlichen Pflanzen viel von Hitze und Trockenheit zu leiden hat, so ist die Wahl schwer, und ich habe gefunden, dass man kaum eine bessere findet, als Agave americana und Yucca. recurvatia.. Die Auswahl passender Pflanzen für die übrigen Plätze ist sehr gross, wesshalb ich auch auf die Nennung derselben verzichte. Wer nichis Besseres hat, wird schon mit Verbenen aller Farben ein wahres Prachistück herstellen, welches Bewun- derung erregen wird. (J.) Greussen bei Erfurt centnerweise, auch ganze Eisenbahnwagen voll von 100 Cent- nern, was am billigsten ist. Diese schönen Steine (Figurensteine genannt) sind trocken sehr leicht, und es können manche davon auf Holz genagelt werden, Seitdem im Jahre 1869 auf der Hamburger Ausstellung so häufig Co- leus-Sorten in den Teppichbeeten an- gebracht waren, betrachtet man diese Pflanzen gleichsam als im Blumengar- ten unentbehrlich und eine Decorations- pflanze für das Freie. Ich gesiche, dass ich sie nicht oder nur in seltenen Fällen dafür halte. Man vergass, dass die Decorationen in Hamburg auf höch- stens zwei Wochen berechnet waren. Der Umstand, dass man kaum eine Gar- tenzeitung in die Hand nehmen kann, ohne auf Recepte zur Bepflanzung von Teppichbeeten mit Coleus zu stossen, veranlasst mich, ein Wort über den wahren Werih zu sagen. Alle Spielar- ten von Coleus sind sehr empfindlich gegen Kühle, Nässe und Sonne, aller- dings nicht so zärtlich wie Coleus Blumei, welche schon bei 3 Grad Wärme gleichsam erfriert. Damit will ich je- doch nicht sagen, dass die Wärme un- serer Sommer zu gering, die Sonne zu grell, die Nässe zu viel für diese Pflan- zen sei, um ihr Wachsthum zu ver- hindern, sondern nur, dass die Coleus im Freien auf sonnigen Beeten nur den geringsten Theil ihrer Schönheit er- reichen, dass sie nur unter Glas sich vollkommen ausbilden. Sind die Pflan- zen erst hinter Glas ausgebildet, so kann man sie im Schatten auch im Freien verwenden, besonders unter Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Werth und Verwendung der Coleus im Freien, Bäumen, wo der Thau nicht stark fällt. Das Befeuchten der Blätter schadet dem Gedeihen allerdings nicht, befördert es vielmehr, aber so lange die Pflanzen nass sind, verwischt sich die sammtige Schönheit der Blätter, die Farben wer- den unrein und fliessen scheinbar in einander. Je wärmer das Klima und der Sommer, desto schöner halten sich im Schatten auch die Coleus. Diese Pflanzen lieben feuchte Wärme und Licht, erreichen aber, der Sonne ohne Schutz ausgesetzt, ihre Schönheit nicht. Die Blätter werden kaum halb so gross, wie unter Glas und die Farben er- reichen ihre Reinheit, ihren sammligen Schmelz nicht. Gleicht das vollkom- mene Blatt eines unter Glas gezogenen Coleus dem schönsten Sammt, so gleicht das im Freien gewachsene diesem Stoffe nur im abgeschabten verschos- senen Zustande. Am besten macht sich noch im Freien der einfarbig rothe Coleus Verschaffelti, weil dessen Blatt auch unter Glas nie jene an den schön- sten neueren Sorten gerühmte edle Schönheit erreicht. Da er aber keine andere Farbenwirkung hervorbringt, als die noch leichter zu cultivirenden Achy- ranthes (Iresine) und Amarantus bicolor ruba und A. melancholicus ruber, so ist er für das Freie ganz entbehrlich. (J.) 4) Ueber das Verhalten verschiedener Gehölze des Freilandes im Winter 1870/71 im Botanischen Garten in Würzburg. Am Nachtheiligsten im Allgemeinen wirkt im Winter auf Pflanzen ein zu häufiger Wechsel der Tempera- tur, namentlich wenn wiederholt rasches Aufthauen auf strenge Kälte folgt *), wofür der verflossene *) Ausführliches hierüber findet sich in Tat 709. N, —— — 7 Ss — EN = N es a Taf: 709. I. Originalabhandlungen. Winter sehr schlagende Beispiele lie- ferte, besonders wenn man den lezten Winter mit solchen früherer Jahre vergleicht, wo eine strengere Kälte, jedoch mit geringerem Wechsel der Temperätur herrschte; so ha- ben Gehölze stark gelitten oder sind auch theilweise gänzlich zu Grunde ge- gangen, welche schon weit kältere Winter durchlebt hatten. Hinge- gen haben sich perennirende Pflanzen, hauptsächlich Knollen und Zwiebeln, vorzüglich gut erbalten, da dieselben mit wenigen Unterbrechungen fast den ganzen Winter durch Schneedecke ge- schützt waren. Beispielsweise haben sich unter andern vollständig gut über- wintert: Tricyrtis pilosa Wall. Triteleia uniflora Lindl., Smilax Alpini W., Ruscus racemosusL,, Arum ponticum Schot., Arum albispathum Steven., Acorus gra- mineus Ait. und viele andere. Man darf daher mit vollstem Recht die Schneedecke als das vorzüglichste Schutzmittel für unsere Freilandpflanzen ansehen, und in diesem Falle wirkt selbst ein lange anhaltender Winter nicht nachtheilig auf dieselben, da höch- stens der Entwicklungsgang der Pflan- zen zeitweilig sistirt wird. Ich halte es nun für angemessen, meine Beobachtungen über das Verhal- ten einer Anzahl Gehölze des botani- schen Gartens in Würzburg nachstehend mitzutheilen. Acer sempervirens L. Vaterland: Orient. Dieser kleine Strauch, für Anlagen ohne Werth, leidei selbst gedeckt in den meisten Wintern, geht jedoch nie Prof. J. Sachs Lehrbuch der Botanik II. Auflage III. Kapitel: „Allgemeine Lebens- bedingungen der Pflanzen.“ 9 ganz zu Grunde. Professor Dr. Karl Koch spricht in seiner Dendrologie (1869) die Vermuthung aus, dass Linne unter diesem Namen möglicherweise eine Abart des A. monspessulanum L. oder auch eine zwergige Form des A.orientale Tourn. verstanden habe, Die Pflanze des hiesigen Gartens hat mit A. monspessalanum sicher nichts zu Ihun, hingegen scheint die Ansicht von Prof. Koch begründet zu sein, dass A. sempervirensL. eine Zwerglorm von A. orientale Tourn. isi. Acer monspessulanum L. kommt in der Nähe von Würzburg auf der Ruine Karlsburg bei Karlstadt am Main wild vor, und soll der Sage nach von Kaiser Karl dem Grossen derthin ge- bracht worden sein. Akebia quinata Desne. Fam. der Lardizabaleen, Vaterland: Japan. Dieser zarte Kletterstrauch hielt, leicht bedeckt, an einer Mauer stehend, den vergangenen Winter vollkommen gut aus. Aralia spinosa L. Nordamerika. Hat, leicht in Stroh eingebunden, nicht im Geringsten gelitten. Aralia canescens Sieb. Vaterland: Japan. Ist von A.spinosa L. sowohl wie von A. chinensis L. (Dimorphanthus mandschuricus Maxim.) gut zu unter- scheiden, und hält wie diese aus. Aristotelia Maqui Herit. Fam. der Tiliaceen, Vaterland: Peru und Chile. Hat unter guter Decke ausgehalten, ist aber durch spätere starke Fröste, nachdem die Decke kurz vorher besei- tigt war, getödtet worden. Astilbe rivularis Don. (Spiraea bar- bata Wall.) Fam. d. Saxifrageen, Vater- land: Himalaya. Hält seit Jahren, bei den übrigen et Zucear. ek] 10 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pflanzen eines Haidebeetes stehend, welche durch ein Brettergerüste ge- sckützt werden, gut aus. Atraphaxis lanceolata Meissn. Fam. d. Polygoneen, Vaterland: Altai. Atraphazis spinosa L. Nordasien. Beide Arten hielten, leicht geschützt, gut aus. Aukuba japonica Thbg. Fam. der Corneen, Vaterland: Japan. Ist trotz guter Decke bis zum Bo- den erfroren, treibt aber kräflig wieder aus, während sie früher nie in dem Maasse gelitten hat und zu einem ziem- lich starken Strauch geworden war. Azalea sinensis Lodd. China, Japan. Verhält sich ganz wie die ponti- schen Azaleen und blüht sehr reichlich. Berberis Darwini Hook. Chile und Patogonien. Berberis empetrifolia Lam. Chile. Sind beide, im Haidebeete stehend, zu Grunde gegangen. Berberis integerrima Bge. (B. den- siflora Boiss.) Vaterland: Persien. Die Pflanze des hiesigen Gartens stammt aus Samen, welche Professor Bunge einsandte, und hält ohne jeden Schutz aus; sie ist für Anlagen em- pfehlenswerth. Berchemia volubilis DC. Fam. Rham- neen, Vaterland: Nordamerika. Dieser Kletterstrauch hat in früheren Wintern zuweilen gelitten, den ver- gangenen Winter ging derselbe, ge- deckt, zu Grunde. Broussonetia Kaempferi Siebld. und — papyrifera Vent. Beide japanische Papier - Maulbeer- bäume haben stark gelitten, ersterer ist bis zum’Boden herab erfroren. Buxus balearica Lam. Fam. der Euphorbiaceen, Vaterland: Balearische Inseln. Die Umhüllung der Pflanze bestand EI BRIEF 1 EEE TESTER EEE ERDE ER enge FEREETEETE VE DE DE ST TREN TURN TER Fi, im Winter stets in Stroh mit einer Laubdecke am Boden, wobei diesselbe stets gut durch den Winter kam und höchstens an den Spitzen der Zweige beschädigt ward, diesen Winter ist dieselbe bis zum Boden erfroren, treibt übrigens wieder kräftig aus. Callicarpa japonica Thbg. und C, Murosaki Siebld. Diese beiden japanesischen Sträucher aus der Familie der Verbenaceen sind unter leichter Decke vollständig zu Grunde gegangen. Calycanthus occidentalis Hook. et Arn. Fam. der Calycantheen, Vaterland: Californien. Hat in früheren Jahren gewöhnlich an den Spitzen der Zweige gelitten, diesen Winter ist derselbe bis zum Bo- den erfroren, hat jedoch sehr kräftig wieder ausgelrieben. Catalpa Bungei Desne. und Kaem- pferi DC. Beide der Fam. d. Bignoniaceen an- gehörig, Vaterland: China. Haben ohne Decke etwas gelitten. Cercis chinensis Bge. Fam. d. Pa- pilionaceen, Vaterland: China u. Japan. C. canadensis L. Vaterland: Nord- amerika. C. Siliquastrum L. Südeuropa, Orient. Diese für Anlagen äusserst schönen Sträucher haben den vergangenen Win- ter sehr gelitten, was ihre Schönheit für mehrere Jahre beeinträchtigen wird, dieselben wurden gewöhnlich am Boden mit einer Laubdecke versehen. Chimonanthus fragrans Lindl. Fam. der Calycantheen, Vaterland: China, Japan. Bis zum Boden herab erfroren, treibt jedoch kräftig wieder. Cissus orientalis Lam. Orient. Bis zum Boden herab erfroren, treibt jedoch wieder. I. Originalabhandlungen. 11 Clematis apüfolia DC. Vaterland: Nepal. Clematis patens Morr. et Decsne, Japan. Clematis stans Sieb. et Zucc. Japan. Diese drei Arten haben unter Decke gut ausgehalten. Clerodendron foetidum Bge. Bungei Steud.) Nordchina. Ist unter Decke erfroren. Coronilla emeroides Boiss. et Sprun. Griechenland. Coronilla Emerus L. Südeuropa. Haben beide unter leichter Strolı- decke, in freier Lage, eiwas gelitten. Cotoneaster affinis Wall. u. C. fri- gida Wall. (non Lindl.) Vaterland: Himalaya. Haben gut gedeckt, keinen Schaden genommen, während C. buxifolia Wall., mierophylla Wall. und rotundifolia Wall. mehr oder min- der gelitten haben, Crataegus Pyracantha Pers. Vater- land: Südeuropa, Orient. Ist bis zum Boden erfroren, treibt aber wieder. Cydonia sinensis Thouin. China. Unter leichter Decke gänzlich er- froren. Diospyros Lotus L. Transkaukasien, China. Bis zum Boden abgefroren, treibt aber wieder. D. virginiana L. Nordamerika. Hat nur unbedeutend an den Spitzen der Zweige gelitten, bedeckt waren beide Pflanzen nicht. Dorycnium suffruticosum Vill. Süd- europa. Ist unter der Decke erfroren. Erica ciliaris L. Südwestl. Europa, Nord-Afrika. Im Haidebeet stehend, ist zu Grunde gegangen. (Cl. Forestiera (Borya W.) acuminata Poir. Fam. der Forestiereen, Vaterland: Carolina, Georgia. Hat unter Decke nicht gelitten. Fraxinus longicuspis S. et Zuccar. Japan. Ist unter leichter Decke ganz gut geblieben. Geblera suffruticosa F. et Mey. (Securinega ramiflora Muell. Arg.) Fam. d. Euphorbiaceen, Vaterland: Mongolei, Sibirien. Mehrjährige Pflanzen kamen unter leichter Decke gut durch den Winter, wurden aber durch spälere Fröste ge- tödtet. Hedera colchica C. Kch. (H. Roeg- neriana hort. )Vaterland: Transkaukasien. Ein sehr starkes Exemplar, welches eine ziemlich hohe Mauer vollständig bekleidete, und geschützt war durch übergelegte Matten, ist diesen Winter vollständig zu Grunde gegangen. Hibiscus syriacus L. Orient, Japan. Hat stark gelitten, trotz Bedeckung. Hovenia dulcis Thbg. Fam. d. Rham- neen, Vaterland: Japan. Mehrjährige Versuche, diese Pflanze im Freien zu durchwintern sind, slets missglückt. Hypericum patulum Thbg. Nepal. Ist bedeckt zu Grunde gegangen. Jasminum fruticans L. Südeuropa, Nordafrika und J. nudiflorum Lindl. Nord-China. Haben unter leichter Decke wenig gelitten, während. J. pubigerum Don. (J. Wallichia- num hort.) von Nepal, welche seit 9 Jahren unter guter Decke stets sich gut erhalten hat, diesen Winter zu Grunde ging. Kerria japonica DC. ist bis zum Boden herab erfroren, Japan, Leycesteria formosa Wall. Fam. der Lonicereen, Vaterland: Nepal. Stirbt in strengeren Wintern bis zum Boden ab, treibt jedoch stets kräftig wieder aus; muss aber gedeckt werden. Nesllia (Spiraea) thyrsiflora Don. Vaterland: Himalaya. Hält seit einer Reihe von Jahren unter Laubdecke gut aus. Poeonia arborea Donn. (P. Moutan Sims.) Vaterland: China. Bloss am Boden mit einer Laubdecke versehen, ist dieselbe stark zurückge- froren, hat indessen wieder kräftig sich entwickelt. Paliurus australis Gaertn. land: Mediterran-Region. Hat seit 8—9 Jahren unter Decke gut ausgehalten, diesen Winter ist dieselbe zu Grunde gegangen. Phillyraea angustifolia L. Fam. d. Oleaceen, Vaterland: Südeuropa. Hat unter leichter Decke ausgehalten. Potentilla fruticosa L. Vaterland: Mitteleuropa, Orient, Sibirien, Nord- amerika. Ist unbedeckt, bis zum Boden herab erfroren, hat aber wieder kräftig ge- trieben. Prunus Laurocerasus L. Vaterland: Orient. Von oben herunter abgestorben, treibt jedoch kräftig wieder aus. Ptelea molles Curt. Fam. der Ruta- ceen, Vaterland: Texas. Hat unter leichter Decke etwas ge- litten. Pterocar caucasica C. A. Mey. Fam. d. Juglandeen, Vaterland: Trans- kaukasien, Persien. Eine Anzahl fünf- bis sechsjähriger Exemplare, welche leicht mit Stroh um- hüllt waren, sind vollkommen gut ge- blieben. Rhamnus chlorophora Desne. China. Vater- Gartenflora Deutschlands, Russlands und. der Schweiz. Ein durch Strohumhüllung geschütz- tes Exemplar hat nur an den Spitzen der Zweige gelitten, während ein nicht bedecktes bis zum Boden abgefroren ist, übrigens recht kräftig wieder treibt. Rhamnus utilis Desne. Vaterland: China, Japan. Hat unbedeckt nicht gelitten, steht indessen etwas geschützt durch andere Arten derselben Gattung. Rhamnus Alaternus L. var. Clusit W. Süd-Frankreich, Portugal. Hat mehrere Jahre unier Decke gut ausgehalten, diesen Winter ist derselbe erfroren. Rhodotypus Kerrioides Sieb. et Zuccar. Fam. d. Rosaceen, Vaterland: Japan. Dieser Strauch hat diesen Winter, bloss am Boden mit Laub gedeckt, nicht den geringsten Schaden genommen; derselbe kann für Anlagen als empfeh- lenswerth gelten, die Blüthen, welche gerade nicht klein sind, machen übri- gens keinen Effect. Rhus semialata Murr. Fam. d. Ana- cardiaceen, Vaterland: China, Japan, Himalaya. Durch stetes Zurückschneiden der vorjährigen Triebe bis auf die Hälfte habe ich ein sehr schönes Exemplar herangezogen, das sich prächtig über- wintert hat, oblgleich nur der Stamm mit Stroh umhüllt war. Als Decora- tionspflanze für Rasenplätze ist diese Sumach- Art höchst empfehlenswerth, nur muss dieselbe in den ersten Jah- ren gut geschützt werden. Rosa Banksiae R. Br. China, Japan. Ist unter Decke bis zum Boden er- froren, treibt jedoch wieder kräftig. Spiraea Lindleyana Wall. Vaterland: Himalaya. Ist diesen Winter unter Decke stark zurückgefroren, treibt übrigens sehr BENRBTTN ah I. Originalabhandlungen. 13 kräftig wieder aus, und ist für Rasen- plätze zu empfehlen, da sie weit hüb- scher als Sp. sorbifolia ist und etwa um die Hälfte stärker wird als diese. Suaeda (Salsola L.) fruticosa Forsk. Fam. der Chenopodiaceen, Vaterland: Mediterran-Region, China, Persien, Ca- lifornien. Hält auch strege Winter unter gu- ter Decke aus, hat indessen keinen weitern Werth, als dass sie als Reprä- sentant ihrer Familie für Gehölzsamm- lungen Aufnahme zu finden, berech- tigt ist. Vitex agnus castus L. Fam. d. Ver- benaceen, Vaterland: Südeuropa. Vitex incisa Lam. Vaterland: China. Sind beide, seit vielen Jahren zum ersten Male, bis auf den Boden zurück- gefroren, treiben jedoch wieder gut aus. Weigela (Calypirosliigma) Midden- dorffiana Fisch. Fam. d. Lonicereen, Vaterland: Ost-Sibirien. Hat sich unter Decke gut erhalten. Zizyphus vulgaris Lam. Fam. d. Rhamneen, Vaterland: Persien, Syrien, Nord-China. Wurde seit vielen Jahren nicht ge- deckt und hat stets, wenn sie bis zum Boden abfror, wieder getrieben, diesen Winter ist dieselbe ganz zu Grunde gegangen. Von Coniferen ist ganz zu Grunde gegangen: Cedrus Deodora Loud. Die Himalaya- Ceder (ohne Decke). Stark beschädigt wurden un- ter der Decke: Abies amabilis Forbes. fornien. Abies firma Sieb. et Zuccar. Japan. Abies grandis Lindl. Nord - Cali- fornien. Picea Morinda Carr, (Abies Khutrow Loud.) Himalaya. Nord-GCali- [57 Stark beschädigt wurden ohne Decke, nur mit Laubdecke am Boden: Cedrus atlantica Manelti. las-Ceder und Cedrus Libani Barrel, Ceder. Mehr oder weniger beschä- digt wurden ohne jegliche Decke (die Schneedecke ausgenommen): Abies cephalonica Lk. Griechenland, (unbedeutend). Abies Pinsapo Boiss. Spanien, (un- bedeutend). Pinus Lambertiana Dougl. Nord- amerika (unbedeutend). Pinus Pinaster Soland. Südeuropa. Einzelne Exemplare dieser Art wur- den getödtet, andere nur leicht be- schädigt. Pinus Sabiniana Dougl. Nordamerika deicht). Cryptomeria japonica Don. Bedeckte Exemplare litten gar nicht, während einzelne unbedeckte leicht be- schädigt wurden. Libocedrus decurrens Torr. (Thuia giganlea der Gärten nicht Nutt.) Chile, Texas, Californien. Einzelne Zweige der Pflanze wur- den stark beschädigt, doch hat gegen- wärlig dieselbe ihre frühere Schön- heit wieder. Sequoia sempervirens Endl. Nord- amerika. Wurde stark beschädigt, erholt sich aber wieder. Wellingtonia gigantea Lind. Der Mammuthbuum von Californien; wurde leicht beschädigt. Taxus parvifolia Wenderoth (Ce- phalotaxus tardiva Siebold). Vaterland: Japan, (unbedeutend). Retinospora ericoides Zuccar. Va- terland: Japan. Die Alt- Die Libanon- Ging mit und ohne Decke zu = Grunde. : Gänzlich unversehrtohneDecke blieben beispielweise: Juniperus excelsa MB. Vaterland: Orient. Juniperus Oxycedrus L. Vaterland: Südeuropa. Juniperus rigida S. et Zuccar. Japan. 14 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Juniperus squamata Don. Vaterland: Himalaya. Thuia gigantea Nutt. (non hort.) Vaterland: Westliches Nordamerika. Pinus excelsa Wall. vom Himalaya wurde unter der Decke leicht be- schädigt. C. Salomon, botanischer Gärtner. 5) Ueber Gemüse - Conservirung durch den Winter. Ich habe so ziemlich viele Aufsätze über Gemüse - Conservirung durch den Winter gelesen, habe mich über vieles überzeugt, aber iheilweise die Erfahr- ung gemacht, dass einige sehr unprak- tisch, wieder andere Methoden als sehr kostspielig und zeitraubend sich heraus- stellen. Bei der Gärtnerei ist man in jeder Hinsicht auf best mögliche Sparsamkeit angewiesen, mithin auch die einfachste Erreichung seines Zweckes allen an- dern vorzuziehen ist. Nicht überall in jeder Gärtnerei trifft man Gemüsekeller, auch fehlt es an dem nöthigen Materiale, um sich selbe provisorischanlertigen zu lassen. Manche Herrschaften brauchen den Winter hin- durch sehr viel Gemüse, es ist aber nichts da, um das Gemüse überwintern zu können. Verlangt der Gärtner Bret- ier oder anderes Holzmalterial, so wird aul bessere Zeiten verwiesen, den Win- ter hindurch muss er dennoch Grün- zeug liefern oder er muss das Weite suchen. In einem solchen Fall war ich auch und die Noth lehrte mich beten. Bei meiner jetzigen Herrschaft würde ich auf die folgende Methode schwer- lich gekommen sein, indem mir Fürst Sulkowsky alle nur mögliche Mittel an die Hand gibt. Ich musste sehr zeitig frisches Ge- müse liefern, weshalb ich die Frühbeete und Kästen nicht zur Conservirung ver- wenden konnte, ich musste daher zu einem anderen Auskunfismittel greifen und das fand sich in Folgendem. Ich nahm Kohl, Kopfkohl, Kohlrüben aus der Erde, liess selbe von den gel- ben und schlechten Blättern reinigen, stellte sie mit den Köpfen nach unten und liess sie abtrocknen. Dann liess ich reihenweise auf Beete 1 Fuss tiefe Gräben machen und legte mein Gemüse sortenweise, mit den Köpfen nach unten, den Wurzeln nach oben in die Gräben ein, wobei zu berücksichtigen ist, dass nicht eine Pflanze die andere berührt, auch muss man sehen, dass die Erde ziemlich frei von Unkraut, oder der- gleichen Stoffen ist, welche Schimmel und Fäulniss erzeugen. War ein Bett fertig, so wurde in Form eines Kegels Erde 11/, Fuss auf- geworfen, damit die Nässe des Regens und Schnees nicht auf die Pflanzen so schädlich einwirken konnte, indem durch die gemachte Erhöhung das Wasser an den Seiten abfliessen muss. I. Originalabhandlungen. 15 Um besser bei Frostwetter zur Erde, beziehungsweise zum Gemüse zu kom- men, habe ich strohigen Pferdedünger über die Erde gelegt. Auch Sägespäne, Laub erfüllen denselben Dienst, dass nämlich die Erde nicht friert. Ich habe auf diese Weise nicht nur mein Gemüse den ganzen Winter hin- durch sehr gut und geschmackvoll er- halten, sondern auch gleichzeitig einen Theil des Küchengartens durch das Aufwerfen der Erde wesentlich verbes- sei. Während man in Gemüsekellern immer mit Ausputzen des Schimmels, der gelben Blätter und Umlegen des Gemüses zu schaffen hat, habe ich bei meiner einfachen Methode nach dem Einschlagen nichts mehr zu thun. — Durch das verkehrte Einschlagen wird das Eindringen jedweder Feuch- tigkeit in das Innere der Pflanze ver- hindert, auch wird durch den gleich- mässigen Temperatur - und Feuchtig- keitsgrad das Gemüse schmackhaft er- halten. Durch 15 Jahre verfolge ich diese Manipulation und war dieselbe immer, selbst in dem nassen Klima und kalten Bodenverhältnissen, welche bei uns in Schlesien vorherrschend sind, von dem besten Erfolge gekrönt. Ich habe auch später mit verschie- denem Gemüse Versuche angestellt, als mit Selleriewurzeln und namentlich mit Endivien-Stauden, der doch bekanntlich sehr der Fäulniss unterliegt. Ich nahm im Monat October bei sehr regnerischer Zeit 1000 Stück Endivien- Stauden, liess selbe gut mit Wasser reinigen, indem ich sie bei der Wurzel nahm und gut abschüttelte, band dann die Blätter zusammen und legte nun die Stauden reihenweise, so dass eine Pflanze die andere nicht berührte, um- gekehrt mit den Wurzeln nach oben, wie meine anderen Kohlgewächse ein, bildete einen guten spitzigen Erdhaufen darüber, und hatte immer bis Ende März den schönsten Endivien-Salat und sind kaum 10 Procent schlecht ge- worden. Obwohl man auf die besprochene Weise sein Gemüse recht gut erhalten kann, so ist es doch sehr nothwendig, dass man ein kleines Gemüseconser- virungs-Local hat, wo man für den momentanen Bedarf etwas Vorrath hal- ten kann, denn die Witterung ist öfters so schlecht, dass man kaum zur Erde gelangen und sein auf oben besorgte Weise eingelegtes Grünzeug herausbe- kommen kann. Zu diesem Behufe habe ich mir ein kleines Gemüseconservir- ungs-Local anfertigen lassen, dessen Beschreibung ich wegen seiner Billig- keit und Bequemlichkeit hier im Kürze folgen lasse. Ich liess eine Grube 5 Klft. lang 2 Klft. breit und 3 Fuss tief (Wiener Maass) ausheben. Der Rand wurde mit einem Rahmen von 6zölligem Holz be- legt. Sodann wurden im Längendurch- schnitt der Grube 4 Säulen eingegraben. Worauf das 5 Klft. lange Innenholz be- festiget wurde. Auf letztgenannten Giebelbaum wurden die Sparren einge- passt, die unten auf einem hölzernen Rahmen ruhen und mit Nägeln befestigt werden. Ueber die beiden Dachseiten wird auf die Sparren eine Reihe Laiten auf jeder Seite in der Mitte aufgenagelt, damit die Sparren verbunden und die Deckbreiter fester gestützt werden. Ist das Gerippe derart fertig, so deckt man selbes mit den Breitern zu, gibt 1 bis 11/g Schuh dicke Schichte von der aus- gegrabenen Erde darüber, planirt selbe gleichmässig und belegt schliesslich das ganze Dach mit Rasen. (Es ist vor- theilhalter, alles aus grünem Holze an- zufertigen, denn die Dauerhaftigkeit wird wesentlich dadurch verlängert). Die Giebelwände werden verschalt und mit einen Rasendamme gegen das Ein- dringen der Kälte geschützt. Auf der Ostseite habe ich in das Dach 2 alte Frühbeetfenster eingepasst, um den Pflanzen und Gemüse Licht und Sonne nach Bedürfniss zukommen zu lassen. Auf die beiden Giebelseiten habe ich zwei kleinere Fensier zur Ventilation angebracht. Auf der Nordwestseite be- findet sich in der Giebelwand die Ein- gangsihüre, zu welcher 3 Stufen ab- wärts führen. In diesem Erdhause habe ich bei ‘dem vorjährigen kalten Winter ohne Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. le SR Heizung Rosen, Azaleen, Rhododen- dron, Fuchsien etc. sehr gut überwin- tert, auch haben sich Propfreiser von Rosen, Obstsorten etc. vortrefflich er- halten. Sobald als nur etwas mildere Wit- terung eintrat, wurde fleissig gelüftet, auch habe ich immer einen kleinen Vor- rath von dem im Freien eingeschlagenen Gemüse hineingegeben, um bei anhal- tend schlechter Witterung nicht im Freien arbeiten zu müssen. Um die Construirung eines derarli- gen Gemüseconservirungshauses ersicht- licher zu machen, gebe ich eine klei- nere Skizze bei. 012345 618910 BANN Erklärung: 4. Holzkranz am Saume der Grube, worauf der Dachstuhl ruht. 1. Firstbaum auf den 5 Säulen ruhend. 2. Säulen. #: Dachsparren, 5. Fenster. 6, Kleine Fenster an den beiden Giebelwänden zur Ventilation. 7, Eingangsthür. 8. 3 Stufen abwärts zum Eingang. Josef Reschon, Herzogl. Sulkowskyscher Schlossgärtner in Bielitz, öst. Schlesien, nn mn ne gti Vs nette Sets rec ; 7 1. Originalabhandlungen, Postscript von E. Regel. Man benutzt hier in Petersburg ähnlich con- struirte Erdkeller zur Aufbewahrung des Gemüses. In meinem Pomologi- schen Garten stehen 2 Erdkeller, von bedeutend grösseren Dimensionen slär- ker construiri und 2 Fuss hoch mit Erde bedeckt, in welchen die Wildlinge zur Winter-Veredlung eingeschlagen, zartere Obstbäume überwintert, die 17 Edelreiser eingeschlagen, die Samen zur Frühjahrs - Aussaat, eingeschichtet werden. Bei lang andauerndem stren- gen Frost bis — 30° R., muss das Eindringen der Kälte bisweilen durch Aufstellen eines kleinen eisernen Ofens verhindert werden. In gewöhnlichen Wintern ist das selbst im Petersburger Klima nicht nothwendig. 6) Chrysanihemum indicum semperflorens. Von Herrn Hofgärtner J. Sckell, Ettersburg bei Weimar. So merkwürdig schnell manche Pflan- zenart, wenn sie auch mit weniger her- vorleuchtenden Eigenschaften versehen ist, sich in die Gärten verbreitet, so eigenthümlich langsam ist es wiederum andern bestimmt, ihren Rundlauf durch dieselben zu machen. Liegt es nun daran, dass die letzteren mit wenig empfehlenswerthen Eigenschaften be- gabt sind, oder sind sie nicht von com- petenter Seite empfohlen, d. h., werden sie nicht in tonangebenden Fachschriften oder in den die Gartenwelt erfüllenden Verzeichnissen der Handelsgärtner den ‚Gärtnern und Blumenfreunden gepriesen oder ist ihr wahrer Werth im Allge- meinen nicht bekannt? Dass es solche Pflanzen geben kann, zeigt hinlänglich die von mir oben genannte und wenn der geehrte Leser die besondern Eigen- schaften derselben geprüft haben wird, wird er mir die Wahrheit des oben Gesagten nicht absprechen wollen. Wer hätte wohl gedacht, dass ein indisches Chrysanthemum, dessen Spiel- arten bekanntlich nur Herbstblüher sind, einst dazu berufen sein würde, zur Ausschmückung unserer Blumenbeeie I, 1872, im Frühjahr, Sommer und Herbst bei- zulragen, wie es mil dem hier genann- ten der Fall ist. Allerdings ist es keine Pflanze, die unter die jetzt leider so sehr gesuchten Teppichbeetpflanzen gehört, es ist aber eine Pflanze, die durch ihre hervorleuchtenden Eigen- schaften, worunter das reichliche Blühen oben ansteht, sehr geliebt werden wird und der es sicher, wenn es erst Züch- tern gelungen sein wird, von diesem Tribus mehr Farben erzielt zu haben, noch eine grosse Rolle zu spielen ver- gönnt sein wird. Dass dieses wirklich noch geschehen möge, wünsche ich im Interesse aller Blumenfreunde. Um nun dem geehrten Leser ein genaues Bild von der Pflanze zu ge- ben, muss ich eine Beschreibung der- selben in allgemeinen Umrissen hier beifügen. Das Chrys. ind, semperflorens gehört in die Sippe der Pompon oder Liliput-Chrysanthemum, bildet, wie die meislen seines Geschlechtes einen mehr- fach verzweigten, Schösslinge bilden- den Wurzelstock, der, wenn die Pflanze nicht jährlich getheilt wird, rasenartig sich verbreitert und dadurch ziemlich 2 18 NER umfangreich wird. Es ist dieses nicht eiwa eine üble Eigenschaft, sondern trägt im Gegentheil wesentlich dazu bei, uns die Pflanze werthvoll zu ma- chen, da die mit ihr bepflanzten Beete ‘sich rasch bedecken und somit in ihrer Masse geschlossen werden. Die Sien- gel erheben sich, je nach der Kräftig- keit des Bodens, von 1 Fuss bis 11/,, wachsen starr in die Höhe, so dass sie kaum angebunden zu werden brauchen und tragen aber an der Spitze die leb- haft braunrothen, nicht hängenden, in Büschel von 5 bis acht und mehr ge- stellten Blüthenköpfe, welche dicht ge- füllt sind und aufgeblüht die Grösse eines Zehngroschensiückes haben. Die Farbe der einzelnen Blume, dunkel braunroth beim Aufblühen, verblasst beim Weiterblühen ein wenig, ohne je- doch die Bestimmtheit ihres Charakters zu verlieren, sie ist ziemlich rein, nur an einzelnen Blumen und dann meist nur an deren Blumenblattspitzen sind in das Braun gelbe Schmitzchen einge- fügt, die jedoch der Hauptfarbe keinen Abbruch thun. Auch sticht die Farbe lebhaft gegen das. Grün des Rasens ab, doch rathe ich besonders, keine leuer- rothen Blumen, wie Pentstemon oder Scarlet-Pelargonium, in ihre Nähe zu pflanzen, weil sonst allerdings ihre Wirkung beeinträchtigt wird. Das Colorit der Blattmasse ist grau- grün, wie bei fast allen indischen An- themis-Arten, doch nicht effectlos, dass es eine die Pflanze hierdurch wirkungs- los machende Eigenschaft ist. Der Wuchs der Ausschösslinge ist kräfiig, jeder trägt, wie schon gesagt, an der Spitze Blumen, so dass es zu Zeiten schwie- rig ist solche zu finden, die, ohne die- selben, zur Vermehrung benutzt wer- den sollen. Ich verwende das Chrys. ind. sem- perfl. meist zur Bepflanzung oval oder runder, überhaupt einfach seform- ter Freiland-Blumenbeeie, umgebe sie mit einer Einfassung von blauen Lobe- lien, was ihre Farbe sehr hervortreten lässt und bringe sie an diejenige Stelle des Gartens, an welcher sich die Beete durch besondere Blumenfülle auszeich- nen sollen. Es möge dies dem geehr- ter Leser ein Beweiss für die Brauch- barkeit der Pflanze zu decoraliven Zwecken sein; ich glaube sogar nicht zu viel zu sagen, wenn ich sie den Scarlet-Pelargonien, Heliotropen, Cal- ceolarien, altbewährten Pflanzen, als ebenbürtig zur Seite stelle. Auch zur Cultur in Töpfen, vielleicht zur Aus- schmückung von Blumensalons und Ge- wächshäusern, ist besagtes Chrysanthe- mum mit ebenso viel Nutzen zu ge- brauchen und kann ausserdem auch noch dem Gärtner, welcher Blumen zur Bouquetfabrication gebraucht, als eben- falls sehr nützliche Pflanze empfohlen werden. Die Cultur des Chrys. semperflorens ist im Allgemeinen sehr einfach. Im Sommer, vielleicht Juni bis August, lasse ich Stecklinge von gehärteten Aus- schösslingen machen, die im kalten Mistbeeikasten sehr leicht erwachsen. Diese jungen Pflanzen bringen zum Herbst Blüthen hervor und werden zur Ausschmückung des Gewächshauses be- nutzt. Nach dem Verblühen, die Pe- riode der Blüthe ist übrigens eine sehr lange, werden die Stengel abgeschnit- ten, worauf wiederum die schon gebil- deten Ausschösslinge an deren Stelle ireten und im April wieder Blüthen zu bilden beginnen. Vor dieser Zeit, viel- leicht im März, lasse ich die Chrysan- themum verpflanzen, wobei eiwas grös- sere Töpfe gegeben werden, mit einer Erde die möglichst nahrhafte Bestand- I. Orginalabhandlungen, theile hat. Die Pflanzen werden als- dann in einen kalten Mistbeetkasten ge- stellt und nach und nach durch reich- liches Luftgeben abgehärtet. Mitte Mai lasse ich sie alsdann, meist schon blühend oder wenigstens mit Knospen reichlich versehen, auf die Freilandbeete pflanzen und habe so die Freude, sie gewissermassen das erste blühende Beet bilden zu sehen. Hier beginnen sie sich sogleich mehr und mehr zu be- stauden, so dass die nicht allzuweit ge- setzten Pflanzen bald das Beet dicht be- decken. Fangen einzelne Blüthen an zu verblühen, so lasse ich dieselben der Sauberkeit wegen ölter ausschnei- den, wodurch demnach die sich heller färbenden immer entierni werden. Ge- gen Mitte des Sommers sind die Früh- jahrstriebe, die sie zuerst auf dem Frei- landbeei gebildet, so weit gediehen, dass eine zweite Blütheperiode eintritt, welche sich bis tief in den Herbst hin- ein fortisetzt und so die Pflanze im wahren Sinne des Wortes zu einer im- mer blühenden stempelt. Das Chrysan- themum verlangt einen freien, sonnigen Stand, denn ihre Blumenfarbe wird hier intensiver; in halbschattiger Lage ha- ben sie sich nicht recht bewähren wol- len. Dass hin und wieder, je nachdem es nöthig, bewässert, selbst manchmal flüssig gedüngt wird, versteht sich wohl von selbst. Mitte Oktober, wenn an- dere Pflanzen schon durch Fröste ge- tödtet sind, stehen meine Chrysanthe- mum semperfl. noch kräftig in Blüthe, ich lasse sie jedoch nun herausnehmen, eniweder in Töpfe pflanzen und im Haus weiter blühen, oder ich schneide 19 die Stengel ab und schlage die Stauden im kalten Kasten in Erde ein, wo sie stehen bleiben bis zur Verpflanzzeit im März, zu welchem Zeitpunkt sie alsdann durch Theilung vermehrt und in der angegebenen Weise weiter cultivirt werden. Ueber die ursprüngliche Entstehung dieser hübschen Chrysanthemum-Spiel- art weiss ich leider weiter nichts zu sagen, als dass sie mir aus dem Hof- garten zu Weimar, wohin sie aus einer, wenn ich nicht irre, Leipziger Gärtnerei gekommen sein soll, vor ungefähr 5 Jahren mitgetheilt wurde. Von wem sie aber gezüchtet und wer sie benannt, ist mir bis zur Zeit unbekannt geblie- ben. Alle Nachforschungen in mir be- kannten Pflanzenverzeichnissen sind bis jetzt ohne Resultat geblieben, auch fand ich sie bis jelzt in keiner mir zugäng- lichen Fachschrift erwähnt, doch ist die Möglichkeit immerhin nicht ausgeschlos- sen, dass diese Spielart auch in andere Gärten schon eingeführt ist. Gesehen habe ich sie selbst nur bis jetzt in den Gärtnereien um Weimar, angewendet ist sie in der angegebenen Weise von mir zum ersten Mal, und dass ich sie auch andern Gärtnern und Blumerfreunden mit gutem Gewissen zu den oben ge- nannten Zwecken empfehlen kann, wird dem geehrten Leser dieser Zeilen aus dem Gesagten einleuchtend erscheinen. Von mir ist das Chrys. ind. semper- florens in die Handelsgärtnerei des Hr. F, C. Heinemann in Erfurt weiter ge- geben worden, von wo jedenfalls zum Frühjahr junge Pflanzen bezogen wer- den können. Pe EEVSEENEREBREEREREIRNERN I* EN. a 3 x ee BE RE ER ; : er I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Abgebildet und beschrieben in Florist und Pomologist. 1) Pyrus Malus floribunda Th. Moore. Florist und Pomologist gibt in der Novem- bernummer 1871 eine Abbildung unter die- sem Namen. Es ist dies aber keine Form von Pyrus Malus, sondern eine der vielen Formen des in Sibirien heimischen Pyrus baccata, der bei uns in Petersburg noch bis 30 Fuss hohe Bäume bildet, die sich im Frühjahre mit den zahlreichen Blüthen- dolden der grossen von aussen röthlichen und von innen weisslichen Blumen decken, Die abgebildete Form ist die mit mittel- grossen plattrunden grünlichen Früchten, wie solche Gartenflora Tafel 364 Fig. 3 abgebildet ist. — 2) Amarantus salicifolius (h. Veitch). Eine einjährige Pflanze, welche der ver- ewigte J. G. Veitch von Manilla ein- führte und die auf der Ausstellung am 6. November in Kensington ein Certificat er- ster Classe als schöne Neuheit erhielt. Bil- det einen pyramidalen Busch von 3—4 Fuss Höhe mit grazil überhängenden Zweigen und Blättern. Die linear - bandförmigen Blätter werden 5 — 6 Zoll lang, sind am Rande stark wellig gekräuselt, anfangs me- tallisch bronze-grün, dann blass rosa-purpur und zuletzt noch orangefarben gezeichnet, woraus ein schwer zu beschreibendes man- nichfaches Colorit entsteht. Als warme ein- jährige Pflanze, werden die Samen im Fe- bruar im Warmhaus ausgesäet. Die jun- gen Pflanzen bald verstopft und einzeln in Töpfen zu buschigen Exemplaren angezo- gen. Im Mai härtet man die Pfianzen ab und pflanzt sie im Juni auf geschütztem warmen Standort ins freie Land. (Florist and Pom. Nov. 1571. p.247 mit Holzstöck.) 8) Lachenalia pendula Ait., L. tricolor Jacg., L. aurea Lindl. — Der Florist und Pomologist gibt in der Decembernummer dieses Jahres eine Abbildung von 3 Lache- Gartenflora Deutschlands, iur) NN Yı ands und der Schweiz. nalien. Es sind das Zwiebelgewächse vom Vorgebirge der guten Hoffnung, welche vor 30 und 40 Jahren in allen Gewächs- häusern als im Winter lieblich blühende Pflanzen verbreitet waren. Jetzt finden sich dieselben nur noch in wenigen Samm- lungen. Die abgebildeten 3 Arten kamen im Garten der Horticultural-Society, in Chiswick zur Blüthee Die Blumen der Lachenalia-Arten sind etwas über ein Zoll lang, röhrig und nur am Saume schwach ausgebreitet, und stehen in hängender Stellung in einer Traube auf der Spitze des spannenhohen Schaftes, Blätter ge- streckt-länglich -elliptisch, niederliegend. L. pendula hat grüne Blätter und rothe Blumen, die am Saume grünlich. L. tri- color mit grünen dunkelgrün gefleckten Blättern und mit gelben Blumen, die am Saume grünlich und später daselbst röth- lich. L. aurea (Lindl. Gardn. Chron. 1856, 404) besitzt gleichfalls dunkelgrün gefleckte Blätter und rein goldgelb ge- färbte Blumen mit fast glockig ausge- breitetem Saume. Die Cultur dieser Pflan- zen ist nach Hrn. Baron, Obergärtner bei der Horticultural-Society, die folgende: Nach dem Abblühen im Frühjahre, ent- zieht man den Pflanzen allmälig das Was- ser, so dass die Blätter nach und nach ab- welken. Dann bekommen die Töpfe einen durchaus trockenen Standort im Gewächs- hause, wo sie ohne begossen zu werden, bis zum August stehen bleiben. Im August nimmt man die Zwiebeln aus den Töpfen und sortirt die stärkeren blühbaren wie die schwächeren. Man fülle nun 5zöllige Töpfe, nachdem man in den Topfgrund eine starke Unterlage von Topfscherben gebracht hat (was für die Cultur sehr wich- tig) mit einer Mischung aus Heideerde und lehmiger Rasenerde zu gleichen Theilen, unter fernerer Zusetzung von etwas Sand. In jeden zum Flor bestimmten Topf, wer- den 6—3 der stärkeren Zwiebeln eingesetzt und nun bringt man die Töpfe in ein luf- II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. tiges und sonniges Fensterbeet, giesst hier einmal an, — und von nun an muss den ganzen Winter hindurch sehr vorsichtig begossen werden, da die Lachenalien ge- gen zu viel Feuchtigkeit sehr empfindlich. Mit dem Beginn der Fröste bringt man die Lachenalien in ein kaltes Gewächshaus, wo sie einen Platz nahe dem Fenster er- halten, denn sie lieben möglichst viel Licht und Luft. Wenn gegen das Frühjahr hin, die Blüthenschäfte sich zu zeigen beginnen, dann wird reichlich begossen, auch kann man dann um den Flor zu beschleunigen, die Pflanzen etwas wärmer stellen. — Wir gehen mit Hrn. Baron einig, dass es wahrhaft schade ist, dass man diese schönen Pflanzen jetzt so selten in Cultur siehet und bestätigen, dass die von Hrn. Baron angegebene Culturmethode die gleiche ist, — welche der Referent schon vor 40 Jahren, als diese Pflanzen noch in unseren Gärten häufig waren, angewendet sah und selbst schon anwendete. — 4) Baumnelken. Als schöne neue gut gefüllte Sorten von mehrmals blühenden Baumnelken, empfiehlt Florist and Pomo- logist: Avalanche. Rein weiss. Maiden’s Blush. Weiss, zart röthlich getuscht. Vulcan. Glänzend roth. Garibaldi. Grosse tief rosa gefärbte Blume. Miss Joliffe. Fleischroth, sehr wohl- riechend, Jean Bart. Grosse dicht gefüllte schön scharlachrothe Blume. Valiant. Schön leuchtend scharlach, White Nun. Sehr schöne rein weisse Blume. The Dragon. Grosse Blume, schar- lachroth. Aehnlich ist Congress und Life- guardsman. Vertal. Prince of Orange. Grosse Blume, mit gelben roth gerandeten Petalen. Ascot yellow. Grossblumig. Petalen gelblich und roth gerandet. Die beiden letzteren Sorten werden als die besten bis Weiss, vollblumig. 21 jetzt bekannten Sorten von Picotes em- pfohlen. 5) Sedum acre elegans und Sedum acre aureum. Zwei Formen unseres gemeinen, auf Sandboden häufigen Sedum acre, welche Hr. E. G. Henderson als neue Teppich- beetpflanzen ausgestellt hat. Die erstere Sorte mehr blaugrün und mit einzelnen milchweissen Trieben. Die zweite Abart mit goldfarbenen Triebspitzeu. — 6) Saxifraga Maveana Baker. (Gard. Chron. 1871 und Florist and Pomologist December 1571 p. 280 mit Abbildung). Ein Bewohner des Atlas und zwar in der Nähe von Tetuan (Marocco) auf dem Beni -Hor- mar Gebirge vor 2 Jahren von G. Maw aufgefunden und von Dr. D. Hooker und Hrn. Ball jetzt wieder gefunden. Die Blät- ter und die Tracht ähnlich der S. geranioi- des, indem auch diese Art dichte Rasen bildet, aus denen sich die spannen hohen Stengel mit grossen weissen Blumen erhe- ben, welche letztere in verästelten Trauben stehen und so gross wie die Blumen der S. granulata sind. Blattflächen herzförmig- nierenförmig, tief 3-lappig und jeder Lap- pen vorn mit 3—5 grossen stumpfen Zäh- nen. Blumenblätter von 3 Venen durch- zogen. Blühete im Mai und wird als schöne rasenbildende Pflanze für Steinpar- tien empfohlen. (E. R.) b) Eingeführt von Haage u. Schmidt in Erfurt. 7) Gerardia quercifolia Pursh. bildet einen verzweigten Busch von 3 bis 5 Fuss Höhe. Die schönen gelben, dem Fingerhut ähnlichen Blumen von gegen zwei Zoll Länge erscheinen meist zu zweien auf kur- zen Seitentrieben aus den Achseln der ge- genständigen Blätter des Hauptstengels und bilden eine lange reiche Rispe. Pursh in seiner Flora Americae septentrionalis zeich- net die Sorte mit einzeln stehenden gegen- ständigen Blumen; diese Abbildung ist ent- weder vom Zeichner ungenau dargestellt, oder aber von einem Nebenzweig abgenom- men. Die Stengel sind dunkelroth, glatt, mit bläulichem Duft bedeckt, die Blätter Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ebenfalls glatt und eichenblattähnlich tief ausgebuchtet. 8) Gerardia Pedieularia, L. bleibt etwas niedrigsr als die vorige Sorte und ist noch mehr verzweigt; auch ist sie von dersel- ben ganz wesentlich durch die Form der Blätter, sowie die der Blumen unterschie- den, welche letztere fast den Blüthen des Pentstemon pulchellus gleichen, wenn man sich die Oberlippe mehr erweitert denkt; die fein zertheilte Belaubung ist äusserst zierlich; die jungen Stengel und Blattner- ven sind fein behaart. Die Farbe der Blu- men ist gelb und zwar in vielfachen Schat- tirungen von blassgelb bis dunkelgelb in’s röthliche gehend auftretend. Schon Pursh beschreibt die Sorte als eine sehr schöne Species, von der im natürlichen Zustand viele Varietäten vorkommen. ‚ Beide Sorten verlangen einen guten warmen und geschützten Standort und rei- chen lockeren Boden und sind ähnlich den feineren Pentstemon oder der Lobelia ful- gens zu cultiviren. Die Aussaat erfolgt in der Art wie bei Aurikeln, Primeln und sonstiger langsam keimender Stauden, Die Gerardien gehören zu den schönsten perennirenden Pflanzen Nordamerika’s, über deren Cultur erst noch specielle Versuche gemacht werden müssen. Es ist ein freudi- ges Ereigniss, dass die ersten schönen Ar- ten dieser Gattung jetzt in Cultur einge- führt sind. (E. R.) c) Abgebildet in The Floral Ma- gazine. 9) Lilium auratum Hook. var. Beauty und L. aur. var. pietum. — Zwei herr- liche Spielarten des jetzt schon allgemein bekannten und überall verbreiteten schönen Lilium auratum, welche sich beide in der Sammlung des Herrn William Bull in Chel- sea befinden. Jedenfalls stammen diesel- ben aus Japan, denn unter den Massen von Zwiebeln, welche jährlich nach Europa kommen, haben sich die verschiedensten Formen gezeigt. Die Varietät Beauty hat auf jedem Blumenblatte einen breiten gold- gelben vom Grunde bis zur Spitze reichen- weinrothe Flecke von verschiedener Grösse, ziemlich regelmässig auf der ganzen Fläche vertheilt; die zweite Varietät, pietum, er- innert stark an L. speciosum und nur die Mitte der Blumenblätter ist durch einen grossen bis zur Basis reichenden goldgel- ben Flecken in der Mitte der rothen Zeich- . nung, wie sie bei den gefärbten Formen von L. speeiosum vorkommt, und durch die Grösse der Blumen unterschieden. (Tafel 513 u. 514.) 10) Pelargonium zonale Willd. var. Reine Victoria. Die stets wechselnde Mode erklärt jetzt die sogenannten bronze- farbigen Scarlet- Pelargonien für das Beste in dieser Art.— Wenn man sich auch da- mit nicht so ganz einverstanden erklären kann, so muss man doch zugeben, dass dieselben einen grossen gärtnerischen Werth haben und durch ihr abweichendes Colorit einen sehr guten Effect hervorbringen. Zu den schönsten bis jetzt bekannten, ge- hört das oben genannte, welches eine Züchtung der Herren Downie Laird and Laing in Forest Hill ist. Blätter gross, brillant goldgelb, mit breiten, dunkelbron- zefarbener Zone. Blume gross, dunkel- scharlach mit reinweissem Auge. Zu den besten Bronze-Varietäten gehören ausser- dem: Earl Rosslyn, Benek Douglas und Red Rover. (Taf. 515.) 11) Cattleya Warneri Moore. (Orchi- deae). Eine sehr schöne grossblumige Art, welche im Etablissement von W. Bull zur Blüthe gelangte und die in die Gruppe der C. labiata gehört. Sepalen und Petalen zart lila, Lippe mit*stark gekräuseltem Rarde, carmoisinroth, am Grunde weiss, mit gelben Flecken und Punkten, Sie stammt aus Brasilien und wurde zuerst in Warners Select. orchidaceous plants. taf, 8 abgebildet. (Taf. 516.) 12) Pyrethrum indicum Cass. var. hor- tens. Garnet und JaneSalter.— Diese beiden zur Gruppe der sogenannten japani- schen Chrysanthemum gehörenden Varitäten zeichnen sich durch Grösse der Blumen so den Streifen und ausserdem längliche, Ne B’ Zr Te 3 a a N Da BR EI RR Be a SER a y t N A m wie durch 'neue Färbungen aus; während ersteres, wie schon der Name bezeichnet, die Farbe der Granatblüthen hat, so be- sitzt Jane Salter weisse, mit lila gestreifte und bordirte Petalen, und ist zugleich auch frühblühend. — Beide Züchtungen stam- men von dem bekannten Salter, welcher ausserdem noch folgende Varietäten aus dieser Gruppe züchtete und empfiehlt: Apollo; orange, grossblumig, sehr ge- füllt. Petalen riemenförmig. Glitter; lebhaft scharlachroth, mit einer gelben Linie am Rands jedes Blattes. Blumen von immenser Grösse und dicht gefüllt. Magnum bonum; rosa lila, mit blas- sen Rändern; Petalen breit, gefranzt. Plantagenet; gelb mit orauge schat- tirt, mit breiten aufrechten und zurückge- krümmten Petalen. Oracle; dunkel purpurrosa; Blumen leicht und früh blühend. Asteroid; bronze und gelb mit hel- leren Rärdern, Blumen sehr gross und ge- füllt, Petalen riemenförmig. grosse (Tafel 518.) 13) Pentstemon gentianoides Poir. var. hort. W.E. Gumbleton und Stanstead Bival. Zwei hervorragende Züchtungen von Downie, Laird und Laing, die sich durch Grösse der einzelnen Blumen, ge- drungenen Wuchs und schöne Färbungen vortheilhaft auszeichnen. W. E. Gumble- ton hat die sogenannte Lavendel- oder Malvenfarbe der Engländer, ein etwas un- reines Violet; der Schlund ist ganz weiss. Bei Stanstead Rival ist die Farbe ein bril- lantes scharlack -karmoisin, ebenfalls mit weissem Schlunde, welcher mit der Farbe des übrigen Theils der Blume einen herr- lichen Contrast macht. Bei beiden Varie- täten sind die Blumen sehr weit geöffnet, (Taf. 510.) 14) Solanum ciliatum Lam. (Solanaceae). Ein längst bekanntes, aber erst in neuerer Zeit wieder in England eingeführtes So- lanum mit schönen scharlachrothen Früch- ten und kleinen, fiederspaltigen auf beiden Seiten stacheligen Blättern. Es wird als Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 23 decorative Art fürs freie Land empfohlen, Im Petersburger Klima wurden die Früchte nicht reif. (Taf. 521.) 15) Pelargonium zonale Willd. var. Pink Queen. — Gehört der Farbe nach in die Gruppe der Scarlet- Pelargonien mit wein- rothen Blumen, wie z. B. Madame Mezard, nur geht sie hier mehr ins zinnoberrothe über, Besonders haben aber die Blätter eine eigene Färbung; sie sind tiefgrün mit fast schwarzer Zone, (Taf. 523.) 16) Pyrethrum sinense D.C. var. Mount Edgecumbe und GeorgePeabody.— Zwei grossblumige chinesische Chrysanthe- mum von wunderbar regelmässiger Kugel- form. Bei beiden sind die Blumen gegen 4 Zoll im Durchmesser. Mount Edgecumbe ist durchsichtig gelblichweiss, mit zarter rosafarbener Nüance; sämmtliche Petalen sind einwärts gebogen, wie bei der alten Sorte Aimde Ferriere, und bilden eine förmliche Kugel. George Peabody ist von gleicher untadelhafter Form, Pelalen innen weiss, aussen dunkel purpurlila; da aber die Petalen alle nach innen gekrümmt sind und eine geschlossene Masse bilden, so ist das weisse nicht zu sehen und die Blume erscheint purpurfarben. — Ausser diesen beiden ebenfalls von Salter gezüchteten Varietäten, .sind von den grossblumigen Sorten des letzten Jahres noch folgende empfehlenswerth: Katharine Talfourd; oder gelb mit braun gestreift. Renown; leuchtend orange mit hel- lerem Centrum. Felicity; reinweiss, in der Mitte ci- tronengelb. Acquisition; anemonenblumig, leuch- tend rosa mit gelber Mitte. Flora; pfirsichfarben mit Scheine. Model; leuchtend nelkenroth. Luna, goldgelb mit braunen Spitzen. Ersign.; zimmtfarben, mit gelbem Scheine. Barbara, reich goldgelb. Chieftain; zimmtfarben mit roth. Clarissa; violet. goläfarbig, weissem Emblem;’blassrosa purpur. Refulgens; dunkel granatroth. Heroine; zart röthlich, schwefelgelb gespitzt und Princess; lila. (Tafel 524.) 17) Fuchsia hybrida hort. variet. hort. Leah; Röhre und Sepalen rein weiss, sehr breit, Petalen purpurcarmin, am Grunde weiss. Umpire. Gefüllte Sorte, grossblumig. Sepalen leuchtend carmin,, breit, stark zu- rückgeschlagen.“ Corolle dunkel purpurblau, mit carmin unregelmässig: gestreift. Standard.® Eine riesige Blume. Röhre und Sepalen rosa; letztere abstehend. Co- rolle purpurviolet. — Alle drei Sorten sind bei W. Bull in Chelsea zu haben. ' (Tafel 525 u. 526.) 18) Aucuba japonica Thbg. var. foe- mina aureo-maculata. — Eine frucht- tragende Spielart mit Blättern, auf denen die Goldfarbe vorherrschend ist und die der A. jap. bicolor ähnelt, bei welcher aber die kleineren Punkte fehlen. Man- ches Blatt ist zur Hälfte fast ganz gelb, mit Ausnahme eines kleinen dunkelgrünen Randes, während die andere Hälfte gänzlich mit kleinen gelben Punkten unregelmässig bedeckt iat. (Tafel 527.) 19) Caladium Monsieur Barillet. — Einer der Bleu’schen Caladien - Bastarde. Blattform von C. bicolor. Färbung wie bei C. splendidum, jedoch zwischen der rothen Zeichnung und der grünen Grundfarbe be- | findet sich eine gelblich grüne Nüance. — (Taf. 528.) 20) Laelia anceps Lal. var. Dawsoni (Orchideae),. — Eine neue Abart, welche der Reisende der Herren Hugh-Low u. Co. John Tucker in Juquila (Mexico) im Oc- tober 1865 entdeckte und die sich von der Stammart durch weisse Blumen und durch das deutlich weissgerandete Labellum un- terscheidet. (Taf. 530.) 21) Gastronema sanguineum flammeum. (Amaryllideae). — Die unter diesem Na- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. men abgebildete Pflanze von Port Natal ist richtiger als Cyrtanthus sanguineus Hook. zu bezeichnen. Es ist ein Zwiebel- gewächs fürs temperirte Haus mit schönen blutrothen Blumen, die gewöhnlich zu zwei auf den schlanken, runden Stielen stehen. Die Blätter sind länglich-lanzettlich, scharf zugespitzt. — (Tafel 531.) 22) Rosa indica Thea var. Unique. Eine schöne Theerose französischer Zücht- ung, deren Grundfarbe weiss ist und die mit rosa-lila schattirt ist. (Taf. 532.) 23) Hyacinthus orientalis L. var. Gari- baldi. Eine prachtvolle, tiefearminrothe Spielart mit enormer Blüthenfülle. (Taf. 533.) 24) Oerasus pendula rosea. Eine Kirsche mit hängenden Zweigen und rosafarbenen Blumen, welche Siebold aus Japan einführte und die später in den Besitz des Etablis- sements des Herrn W. Bull in Chelsea überging. Die Blumen stehen zu 4—6 in Büscheln an den schlanken Zweigen, an jedem Auge ein Büschel, so dass ein blühen- der Zweig fast das Ansehen einer gross- blüthigen Syringa hat. (Taf. 536.) 25) Primula Auricula L. variet. hort. | Queen Victoria, pflaumenfarben, Auge gross, fast weiss, — Mercury. Dunkelkastanienbraun, Auge gross, goldgelb. — Beides Sorten von un- tadelhafter Form und Züchtungen des Herrn Turner. (Taf. 539.) 26) Tydaea hybrida hort. var. Display. Eine Sorte mit robustem Wuchse und gros- sem Blüthenreichthume. Röhre und Scheibe von aussen rein scharlachroth , dicht be- haart, innere Fläche nelkenroth mit einer netzförmigen, carmoisinfarbenen Zeichnung; das Innere der Röhre violett mit weiss gefleckt. (Taf. 540.) 27) Rosa hybr. bifera var. Marquise de Castellane. Nächst Louis Van Houtte eine der schönsten remontirenden Rosen des Jahrganges 1869. Die Farbe ist ein leuchtendes kirschrosa; Form flach, Füll- ung dicht. — (Taf. 544.) II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 28) Azalea indica L. var. Fanny Ivery. Diese effectvolle Varietät verdan- ken wir dem berühmtesten unter 'den eng- lischen Azaleenzüchtern, Herrn Ivery in Dorking. Wuchs steif und gedrängt. Blumen sehr gross, wohlgeformt. Farbe leuchtend dunkelroth; obere Abschnitte mit dunkelcarmin gefleckt. — (Taf. 542.) 29) Dianthus Caryophyllus L. var. coc- cinea. — Eine dichtgefüllte, rein schar- lachrothe Nelke, deren Blumenblätter re- gelmässig und fein gezähnt sind. Herr Lee, der Züchter hatte sie früher Princesse Louise genannt, änderte aber später den Namen um. on (Taf. 543.) 30) Amaryllis Chelsoni hort. Veitch. Eine prachtvolle Art mit grossen 5—6 Zoll im Durchmesser haltenden feurig carmoi- sinrothen Blumen. (Taf. 545.) 31) Pelargonium grandiflorum var. hort, Rosicrucian. Obere Petalen rosa mit carmoisin gegen die Mitte, untere rein rosa, an der Basis alle weiss. Kingeraft. Obere Petalen fast schwarz, mit deutlichem schmalen scharlachrothen Rande; untere Petalen scharlachroth mit carmoisin geadert. Am Grunde sind alle Petalen reinweiss. Beide Sorten haben eine vollkommene Form und sind Zücht- ungen des Herrn Turner. (Taf. 547.) 32) Ixora amabilis. Die Blüthenstände haben das Ansehen eines gefüllten Schnee- balls von leuchtender, dunkler Orange- Färbung, bei einem Durchmesser von 5—6 Zoll; und dabei kommen dieselben nicht blos an den Spitzen der Zweige, sondern auch noch aus den obersten Blattachseln hervor. Die Zweige und Blüthenstiele sind roth, die Blätter eiförmig, zugespitzt. — Verlangt eine hohe Temperatur, denn sie kommt aus den heissesten Gegenden der ostindischen Tropen. Sie war auf der Aus- stellung der Royal Horticultural Society von Mr. Robert Parker zu Tooting, ausge- stellt und erhielt ein Certificat der ersten Classe. (Taf. 549 u. 550.) 33) Begonia carminata hort. Bull. Seit m — — — —_ —_ — — — —_— un — — m — . —— — — — — , — — — _ — — m — — — — „— — —„ _— _ , ,— ee — — — — —, nn m — — —, — — —, —, — — _ —_ — — n. — m nn 25 einiger Zeit bemühen sich die Engländer durch Hybridisirung neue Bastarde von Begonien zu erzeugen, richten dabei aber ihr Augenmerk mit Recht besonders auf die schön- und dankbarblühenden Arten; in wie fern dies gelungen ist, beweisen Züchtungen, wie z. B. B. Chelsoni, B. Se- deni, B. weltoniensis und viele andere, Von besonderem Interesse ist die oben ge- nannte, die wahrscheinlich ein Bastard zwi- schen B. rosiflora und B. Pearcei ist; denn sie besitzt den Reichthum und die Farbe der Blumen der ersten und die Form und Zeichnung der Blätter von der anderen, Die Blumen sind gross, rosa und stehen zahlreich an den Spitzen der Zweige und in den obern Blattwinkeln; Blätter sma- ragdgrün mit rothen Rändern und dunkeln Flecken. Blattrand unregelmässig gezähnt. (Taf. 551.) 34) Phlox acuminata Pursh. var. hor- tenses. Mrs. Dombrain. Reinweiss mit grossem purpurnem Auge, Blumen sehr gross. Dr. Masters. Magentarosa, mit dunkelbraunrothem Centrum. Beide von Lierval in Paris, dem bedeutendsten aller Phlox- Züchter, gezogen. (Taf. 552.) 35) Pelargonium zonale Willd. var. Amazon, Eines der eigenthümlichsten Bronze-Pelargonien. Die Blätter sind von gelber Grundfarbe, jedoch zeichnen sich die Hauptnerven durch eine grüne Färbung deutlich ab. Die Zone ist dunkelkastanien- braun; dabei sind die Blumen blassrosa, die oberen beiden Petalen am Grunde weiss. Gezüchtet von Mr. Sampson in Houndstone. — Taf. 554.) 36) Masdevallia Harryana Rchb. fl. (Orchideae). Diese prächtige neue Art war als M. amabilis ausgestellt und stammt aus Neu-Granada; sie hat fast noch grössere Blumen als M. Veitchii und M. Lindeni. Blumen von gleicher Gestalt wie die bei- den genannten Arten, aber von weinrother Farbe, am Grurde der Petalen weiss. Wächst in den kühlern Regionen in Ge- sellschaft von Odontoglossen. Schade dass diese schönen Pflanzen so schwer aus dem Ro. IEmT Vaterlande zu erlangen sind, weil sie ge- _ wöhnlich den Transport nicht ertragen, Roezl. Wallis und Andere haben Tausende von Exemplaren gesammelt und nur we- nige sind davon lebend nach Europa ge- tete Spielart mit scharlachrothen Blumen, bei denen jeder Perigonalabschnitt mit einem an der Basis breiteren, nach der Spitze verschmälerten weissen Streifen ge- kommen. (Taf. 555.) ziert ist. (Taf. 556.) 37) Gladiolus ramosus hort. var. Robert men IT. Notizen. 1) Die Richtung der Bäume nach Osten. Die deutsche Gartenzeitung stellt die Behauptung auf, dass die Obstbäume alle in der Richtung nach Osten wüchsen, und dass beim Verpflanzen es gut gethan sei, den Baum wieder in der nämlichen Richtung zu pflanzen. In der Illustrirten Monatsschrift wird sehr richtig bemerkt, dass erstere Behauptung unrichtig und das Pflanzen in der gleichen Richtung höch- stens für ältere Bäume anzurathen sei. Nur örtliche Ursachen, als vorherrsch- ende Winde, — oder die Richtung nach dem Lichte, wo von einer Seite die Ein- wirkung des Lichtes gehindert ist, — kön- nen die vorzugsweise nach einer Seite statt- findende Richtung der Bäume an bestimm- ten Localitäten bedingen. Die Meinung, man müsse Bäumen beim Verpflanzen genau dieselbe Richtung nach den Himmelsgegenden geben, wie solche zuvor gehabt, ist vielfach verbreitet, aber durch nichts begründet. Benütze man zum Verpflanzen gesunde Bäume, verpflanze man in gut präparirten Boden, lasse man beim Verpflanzen die Wurzeln nicht zu trocken werden, breite man dabei die Wurzeln vorsichtig nach allen Seiten aus und fülle gute Erde zwischen die Wurzeln, giesse man da, wo solches nothwendig gut an und man wird gutes Resultat haben. Das Wachsthum des verpflanzten Baumes wird ja lediglich durch die neu ausbre- chenden Triebe, nicht aber durch das alte Ho!z bedingt, und diese jungen Triebe werden sich örtlichen Verhältnissen in ihrer Richtung sofort anpassen müssen. Bei der Cultur der Pflanzen im Zimmer findet stets eine einseitige Richtung der Zweige und selbst der Blätter nach dem Lichte statt. Um gleichmässig nach allen Seiten wachsende Exemplare zu erhalten, dreht man so oft das Wachsthum einseitig zu werden beginnt, das Exemplar genau nach der andern Seite, ohne dass dadurch der Pflanze irgend ein Schaden erwächst. Was also der Pflanze bei der Cultur im Topfe nicht schädlich ist, wird derselben auch bei sonst richtiger Cultur im freien Lande keinen Nachtheil bringen können, um so mehr als hier das Verpflanzen zur Zeit der Ruhe im laublosen Zustande stattfindet. (E. R.) 2) Nachruf für Fürst Hermann von Pückler-Muskau*). Am 9. Februar v. J. wurde der Fürst Pückler-Muskau in seinem Park zu Branitz in der von ihm selbst aufgeführten, wasser- umgebenen Pyramide zur Ruhe bestattet. Der Fürst war nicht blos Gartenliebha- ber und Dilettant, sondern wirklich Gärt- ner und Künstler; seine Liebe zur bilden- den Gartenkunst, sein Drang und seine Freude am Schaffen war das belebende Ele- ment in seinem gesammten Denken und Handeln. Von Jugend auf bis in seine letzten Tage hat er mit Aufopferung in diesem Zweige der Kunst gewirkt; die Ver- schönerung und Ausschmückung unserer heimathlichen Wohnstätten betrachtete er *) Bruchstücke aus einer uns zugegan- | gene nicht unterzeichneten Brochüre. Lodge. Eine schöne von Souchet gezüch- FR UL als die ihm zugewiesene Hauptaufgabe sei- nes Lebensberufs. Die erste Anregung em- pfing des Fürsten Sinn für Landesverschö- nerung im Jahre 1806, als er, 21 Jahr alt, auf seiner ersten Reise von Dresden aus in das südliche Frankreich kam. Die mit der üppigsten Pflanzenwelt und der reichsten Blüthenfülle ausgestatteten Gärten, welche dort in grosser Anzahl vorhanden waren, machten auf sein empfängliches Gemüth einen um so tieferen Eindruck, als diesel- ben, im Gegensatz zu dem damals noch herrschenden französisch-italienischen Styl, mehr oder weniger natürlich gehalten wa- ren und in ihrer Wirkung durch die rei- zenden Umgebungen gehoben wurden. Nach vierjähriger Abwesenheit ‘im Jahre 1810 in die Heimath zurückgekehrt, begann der Fürst schon damals die ersten Pläne _ zu entwerfen, um das Schloss und die wen- dische Kiefernhaide seines Erbsitzes umzu- gestalten. Der Neissefluss, welcher die Thallandschaft durchströmt, die Hügel- reihen, welche sie umschliessen, die hoch- belaubten Riesen-Eichen, ein Vermächtniss slavischer Vorzeit, traten ihm als die in- stinetiven Anhalt- und Stützpunkte für sein Verschönerungswerk entgegen. Aber auch im folgenden Jahr, als er durch den Tod seines Vaters ( am 9. No- vember 1811) in den Besitz der Standes- herrschaft Muskau und des Majorats Bra- nitz gelangte, waren die kriegerischen Zeit- verhältnisse der Ausführung ungünstig. Der Fürst begab sich im Jahre 1813 in russi- sche Dienste, um an den Befreiungskriegen Theil zu nehmen, Nach Abschluss des Friedens ging er im Jahre 1814 von Burgos aus, wo er als Gouverneur stationirt war, und später im Jahre 1816 nach England und lernte 'aus eigener Anschauuug die Vorbilder dortiger Gartenanlagen kennen. Repton, welchen er,später als den Heros der Landschaftsgärtnerei bezeichnete, nahm vor allem sein Interesse in Anspruch. Un- ter dem Eindrucke, welchen er von dort in die Heimath mitbrachte, entstand all- mälig ein bestimmter Plan für die land- schaftliche Umgestaltung des weitausge- Notizen. 27 dehnten Herrschaftsgebiets, in dessen Mit- telpunkt Schloss und Stadt Muskau liegen. Die Entstehungsgeschichte des Parks zu Muskau hat der Fürst selbst in dem zweiten Theil seiner „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ im Jahre 1834 ver- öffentlicht. Im Jahre 1817 begannen die grossen Umwandlungs-Arbeiten, denen der Fürst sich unausgesetzt während des folgenden Decenniums bis 1826 widmete. Erst als die Ausführung sowie die neue Schöpfung in ihren Hauptzügen gesichert war, unternahm er in den Jahren 1826 — 29 seine zweite Reise nach England. Eine Schilderung derselben befindet sich in den Briefen eines Verstorbenen, welche 1830—31 erschienen. Wenn auch das populäre Interesse, wel- ches diese Briefe durch die Neuheit ihres Stoffes und die vornehm pikante Schreib- weise bei ihrem Erscheinen überall erreg- ten, längst verfloger ist, werden doch die darin befindlichen Schilderungen der land- schaftlichen Scenerien Englands stets einen hohen künstlerischen und historischen Werth behalten. Es wäre namentlich für die Li- teratur der Gartenkunst wohl zu wünschen, dass diese Kabinetsstücke der Landschafts- malerei in einer monographischen Zusam- menstellung von einem Fachmann veröffent- licht würden, Nach Muskau im Jahre 1829 zurückge- kehrt, wandte der Fürst der Fortführung der Parkanlagen wieder seine eingehende Sorgfalt und Leitung zu. Zugleich ging er daran, seine Erfahr- ungen und Ansichten über die Landschafts- gärtnerei in einem umfassenden Werke niederzulegen, welches im Jahre 1834 un- ter dem Titel: ‚Andeutungen über Land- schaftsgärtnerei‘‘ erschien. Ausserdem veranlasste die günstige Auf- nahme, welche die Briefe eines Verstor- benen fanden, den Fürsten, seine literari- sche Thätigkeit fortzusetzen; im Jahre 1834 erschienen „aus den Papieren eines Ver- storbenen‘‘ fünf Bände „Tutti Frutti‘“ und 1835 die „Jugendwanderungen“, welche er in den Jahren 1808 bis 1809 durch Süd- frankreich und Italien gemacht hatte. a‘ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bereits vor Erscheinen der letztgenann- ten Schrift hatte er im Jahre 1834 nach _ vierjährigem Aufenthalt in Muskau seine grosse Reisefahrt nach Frankreich, Spanien, Afrika, Aegyten, Kleinasien und Griechen- land angetreten. von welcher er erst am 15. October 1840 in Berlin wieder eintraf. Die Erlebnisse dieser Reise sind in einer ‚Reihe von Schriften geschildert, welche in den Jahren 1835 bis 1846 erschienen. In- zwischen war unter Leitung des Park -In- spektors Rehder mit der Ausführung von Parkanlagen zu Muskau unausgesetzt fort- geschritten worden, so dass, als der Fürst im Jahre 1840 zurückkam, der gesammte Plan bis auf wenige Neben- und Ausfüll- ungsarbeiten vollendet war. Vier Jahre später — im Jahre 1845 — sah sich der Fürst veranlasst, die Standesherrschaft Mus- kau nach 35jährigem Besitz an den Prin- zen Friedrich der Niederlande, den Ge- mahl der Prinzessin Luise von Preussen, zu verkaufen. Er siedelte darauf nach sei- nem Stammgut Branitz bei Cottbus über, um auch dort einen Park anzulegen. Zunächst jedoch übernahm er die Ober- leitung der Parkanlagen, mit welchen der damalige Prinz von Preussen das neuer- baute Schloss zu Babelsberg zu umgeben beschlossen hatte. Als das Jahr 1348 her- einbrach, zog sich der Fürst ganz in die Einsamkeit von Branitz zurück und be- gann die dort projectirten Umwandlungs- arbeiten. Zwei Jahrzehende hat er sich ununterbrochen dieser Aufgabe gewidmet, und es ist ihm vergönnt gewesen, auch die Vollendung dieser Anlagen noch in dem hohen Alter von 85 Jahren zu erleben. Eine kahle, sterile, reizlose Gegend, mit niedrigen Kiefern besetzt, ohne Bewegung im Terrain, ohne bestimmte Punkte, an welche sich dasNivellement anlehnen konnte, ist durch seine Kunst in eine anmuthige Landschaft so umgeschaffen, dass sie den Eindruck der Natur macht. Die letzten beiden Pläne, welche den Abend seines Lebens ausfüllten, sind leider nicht zur Ausführung gekommen: die Er- bauung eines grossen Gewächshauses, ge- | eignet für den Herbst und Winter den | Park im Freien zu ersetzen, sowie die Ein-- richtung eines immergrünen japanischen Miniaturgartens, wie dieselben vor den Herrenschlössern in Japan als Nachbildun- gen wilder tannenbedeckter Felsenpartien vorhanden sind. Bei den neuen Anlagen, welche der Fürst ausführte, hat er nie vorher einen vollständigen Plan zu Papier gebracht. Er liess sich zu seiner Orientirung vielmehr nur eine im grossen Massstabe mit allen Details gezeichnete Situationskarte vorlegen; auf derselben stellte er die Haupt- punkte fest, um von da aus seine Ideen dem Terrain anzupassen, ging dann aber sogleich in die Natur hinaus und liess den im Geist fertigen Plan abstecken. Wie die sogenannten Musterpläne, so verwarf er die auf den Effect berechneten Entwürfe, da die schönen Linien auf dem Papier gewöhnlich in der Natur gar nicht zu brauchen sind. ,„Wenn er hinausritt und „Park machte‘, hatte er an der Reit- gerte ein Lorgnon angebracht zu weiterer Umschau. Sobald er stillhielt und das Glas vor’s Auge brachte, da eilten die Gärtner und Arbeiter ‘herbei, unter den Armen Stäbe, wieman sie in den Weingärten zum Anschmiegen der Reben braucht, und harr- ten seiner Befehle. „Dort muss ein $chrub- ber (ein umfängliches Gebüsch) entstehen!“ Und die Leute eilten hin, die Stäbe einzu- stecken und den Umfang des Gebüsches nach seinem Zurufe zu bezeichnen. Zu mir aber sagte er: „Die plane, grobe Aussicht muss in eine beschränkte verwan- delt werden, dann erst reizt sie.“ — „Hier links ist ein einzeln stehender Baum nö- thig.“ Ein Stab wurde eingesteckt. Und nun besprach er mit dem ÖObergärtner, wo ein passender Baum mit seinen Wur- zeln auszuheben und hier einzusetzen wäre. Denn dies Verfahren, welches man in den Fünfziger-Jahren zu Paris als neu bewun- derte, hatte er lange vorher in Muskau ausgeführt. ‚Hier rechts muss der Weg sich unscheinbar schlängeln, jetzt ist er zu gerade, sieht zu absichtlich aus, also künst- lich.“ Und die Richtung wurde mit Stä- ben besteckt. ‚Dort ist die Lehne zu III. Notizen. 29 steil, sie befängt das Auge, stört den har- monischen Effect — abgraben, ausgleichen! und so weiter,‘ Auf seinem Arbeitszimmer befand sich stets der Plan des Parks, so weit er von ihm in der Natur ausgeführt war und so- . bald ihm während anderer Arbeit eine neue Idee kam, änderte er sofort den Plan, no- tirte und zeichnete die entsprechenden Con- turen für die etwaige Ausführung hinein, In dem zur Anlage bestimmten Terrain waren es zunächst die Wege ‚als die un- sichtbaren Führer‘‘, welche abgesteckt und planirt wurden, um den Beschauer auf die schönsten Punkte zu leiter. Ihre Führung war stets eine ungezwungene, und vorhan- dene oder geschaffene Hindernisse für ihre Biegung bestimmend. Sodann ging der Fürst an das Abstecken der Pflanzungen, zuerst der grösseren Massen, um das Bild in seinen Grund- und Umrissen festzustellen, demnächst an die Profilirung des Bildes durch Aufstellung einzelner grosser Bäume und Baumgruppen ; zuletzt kamen die Planaden und Rasen- flächen. Auf die Pflanzungen, deren Gestaltung allein dem Landschaftsgärtner zur unbe- schränkten Verfügung steht, legte der Fürst einen besonderen Werth. Denn der Geist, welcher die durch das Terrain gegebene Grundform der Landschaft belebt, wird hervorgerufen durch die verschiedenen Pflanzenformen, durch Bäume, Sträucher und Rasenflächen. Die Wahl der Gehölze richtete sich nach dem verschiedenen Charakter der ein- zelnen Abtheilungen der Anlagen. Den Blumengarten, in welchem die landschaft- liche Gruppirung immer eine Hauptsache ist, bepflanzte er ausschliesslich mit den edelsten Bäumen und den feinsten Gehöl- zen; er betrachtete denselben als eine Er- weiterung der Wohnzimmer und liess, wie in jenem, so in diesem, seiner Laune, was die Ausschmückung mit Blumenvasen, Sta- - tuen u. s. w. anlangte, freien Spielraum. Der Pleasure-Grund, als Mittelglied zwischen Blumengarten und Park, in wel- chem der Rasen noch fein gehalten und kurz gemäht wird, wurde weniger reich gehalten; in ihm kamen immer noch Blu- menbeete vor und die landschaftliche Grup- pirung wurde aus einheimischen und aus- ländischen Bäumen und blühenden Gewäch- sen gebildet. Bei der Wahl der Gehölze war jedoch stets Bedingung, dass sie un- empfindlich gegen unser Klima waren, Der eigentliche Park repräsentirt unsere ein- heimische, wenn gleich veredelte Natur; in ihm wandte der Fürst nur einheimische Bäume an, gestattete höchstens eine Aus- nahme bei solchen, die sich wie Kastanien, Akazien, amerikanische Eichen, Weymuth- kiefern bei uns vollständig eingebürgert haben. Bei der Anpflanzung von Baum- und Strauchsorten wählte der Fürst stets, auch hier der Natur folgend, die Gehölze, wel- che die für ihr Wachsthum nothwendigen Bedigungen des Bodens in der Lage finden konnten; immer beurtheilte er, wie Rep- ton, die Pflanzen nach ihrem landschaft- lichen, niemals nach ihrem botanischen Werth. Zunächst stellte der Fürst als Kern der Anpflanzungen eine Anzahl grösserer Bäume in mannichfaltigem Gemisch auf, die bald näher und entfernter, in grösseren und kleineren Gruppen so geordnet waren, dass nie drei derselben in eine Linie kom- men durften. Sodann wurden die Ränder mit niedrigen Baum- und Strauchsorten, namentlich mit Zierpflanzen umgeben. Zuletzt wurde die ganze Pflanzung mit verschiedenen Baumarten durchworfen. Eichen finden sich in allen Parktheilen, Pappeln, namentlich canadische, wegen ihres schnellen Wachsthums in den Pflanz- ungen, welche sich bald anbauen sollten; die Pyramidenpappel diente nur zur Cha- rakterisirung horizontaler Linien, nie zu Alleen, Mit der grössten Pietät schonte der Fürst alte Bäume, die er stets durch eine meisterhafte Benutzung zur vollen Geltung brachte. In den Anlagen kann man seine Lebensperioden verfolgen. In jüngeren Jahren, wo er das Leben noch vor sich hatte, pflanzie er so schön, dass diese Pflanzungen stets jung und muster- gültig bleiben werden. So die Anlagen um das Schloss zu Muskau, die von dort aus gebildeten Aus- und Fernsichten, die Anlagen des Wassers und die Hirschwiese. Je älter er wurde, desto dichter pflanzte er; so in Branitz, weil er glaubte, die Ausbildung der Pflanzungen nicht mehr zu erleben. Das Wasser liebte der Fürst beson- ders als das Auge der Landschaft, welches derselben durch seine Spiegelung und Licht- wirkung einen hohen Reiz verleiht. Je grösser ein Park ist, desto mehr Licht und Leben erfordert er und Nichts erzielt diese Wirkung mehr, als die ent- sprechenden Bewässerungsformen. Ihren eigenthümlichen Reizen schliesst sich ge- wöhnlich eine reiche und kräftige Vegeta- tion an, welche, beide vereint, der Land- schaft den höchsten Schmuck verleihen. Die Verschiedenartigkeit, in welcher die Wasserfläche in der Landschaft auftritt, hat der Fürst in allen Nüancen studirt und die von der Natur gegebenen Motive so- wohl in der Anlage von Seen und Teichen, als in der Benutzung von Flüssen und Bä- chen zur Anwendung gebracht. Wie auf die Bildung der Uferlinien, durch welche die Form des Wassers begrenzt wird, so verwendete der Fürst, um die ästhetische Wirkung des Wassers zu steigern, auf die passende Bepflanzung und Belaubung der Ufer besondere Sorgfalt. Die grossartigste Schöpfung dieser Art bilden die Wasserpartieen zu Muskau, die Behandlung der Ufer der den Park durch- strömenden Neisse, die Ableitung des „klei- nen Flusses“, eines Seitenkanals zur Bild- ung des Schloss- und Eichsees. Muskau belegen) a Urwald i das Wasser eines unscheinbaren Grabens in das Musterstück eines künstlichen Tei- ches gesammelt. Riesige Rothtannen, Ei- chen und Kiefern, welche aus niederem Ge- büsch emporsteigen, schliessen das Becken ein. Die verschiedenen Farbentöne, das Grün dieser Umgebung im Verein mit dem dunkeln Wasserspiegel und der tiefen Ruhe des Waldes, geben dieser Stätte einen wahrhaft poetischen Reiz. Auf eine homogene Verbindung der Parkanlagen mit der Architektur, auf die richtige Placirung der Gebäude, hat der mit Schinkel engbefreundete Fürst stets einen grossen Werth gelegt; er stellte als leitenden Grundsatz die Harmonie der Ar- chitektur mit ihrer Umgebung aufund war allen zwecklosen Constrnetionen, wie Tem- peln, nichtsbedeutenden Mauerwerken, my- thologischen Atrappen entschieden abhold, Demgemäss accomodirte er auch die ‘Art des Baustyls stets dem Charakter der Gegend und dem Stande wie den socialen Verhältnissen des Besitzers an. Die Be- stimmung der einzelnen Baulichkeiten musste schon in ihrer äusseren Erschein- ung hervortreten. Eine Ueberfüllung der Landschaft mit Bauwerken und architekto- nischer Ornamentik hat er stets vermieden. So bildete in Muskau, wie später in Branitz das Schloss den Mittelpunkt der ganzen Anlage, aus dessen Fenstern sich dem Be- schauer eine stets wechselnde Bildergallerie immer neuer bald anmuthiger, bald gross- artiger Ansichten harmonisch darbietet. VW LILera tur. 1) Album VanEeden. Unter diesem Titel erscheint in der Buchhandlung von De Erven Loosje in Haarlem eine Reihe von Abbildungen der schöneren Zwiebel- gewächse, welche den Inhalt der Hollän- dischen Zwiebelkataloge bilden. Redigirt | werden diese Abbildungen ‚von A. C, van Eeden und Comp., Handelsgärtner in Haar- lem. Jährlich werden 12 Abbildungen, gross Quartformat in zwei Heften publi- eirt, welche bei Pränumeration 4 Thlr. zu stehen kommen. Die Abbildungen sind IV, Literatur, 31 schön und elegant und sollen vorzugsweise dazu dienen, in den Magazinen der Zwie- belhandlungen aufgelegt zu werden, um den Käufern die Blumen zu zeigen, welche man aus den zur Abgabe vorhandenen Zwiebeln erwarten kann. Hierzu ist die- ses Album auch sehr zu empfehlen, da die Abbildungen schön sind. Beschreibungen und Text wird nicht geliefert, sondern nur die Abbildungen. Der Herausgeber sagt, der Preis sei niedrig gestellt, das finden wir aber nicht, da jede Abbildung 10 Sgr. zu stehen kommt. Mögen unsere Leser damit, z.B. den Preis der Gartenflora vergleichen, welche für 4 Thlr. den Text von 24 Bogen, ferner 24 colorirte Abbildungen und 12 nicht colo- rirte Abbildungen in 12 Heften liefert, — während das Album van Eeden für 4 Thlr. nur 2 Hefte und im Ganzen 12 colorirte Tafeln liefern wird, welche noch einmal so gross als die Abbildungen der Garten- flora, also ungefähr so gross als eine Dop- peltafel dieser letzteren, von denen die Gartenflora jährlich in der Reihe der 24 colorirten Tafeln mehrere gibt. (E. R.) 2) Paul Kummer, der Führer in der Pilzkunde oder Anleitung zum me- thodischen, leichten und sichern Be- stimmen der in Deutschland vorkom- menden Pilze, mit Ausschluss der Schimmel-, Schleim - und Kernpilze. Zerbst 1871 bei E. Luppe. Ein gutes Buch, für alle, die sich für Pilzkunde interessiren, namentlich auch für die, welche die vielen essbaren Pilze sam- meln. Gattungen und Arten sind nach der analytischen Methode aufgeführt, eine Me- thode, welche dem Eingeweiheten die Be- stimmung der einzelnen Arten sehr erleich- tert. Zur leichtern Bestimmung der Gatt- ungen, sind 2 Tafeln mit Abbildungen bei- gegeben. (E. R.) 3) Dr. Ed. Lucas, die Handgeräthe des Gärtners, eine kurze beschrei- bende Darstellung der praktischsten älteren wie neueren Geräthe für Obst- bau und Gartencultur, mit 4 litho- graphirten Tafeln. E. Ulmer 1871. Die Geräthe sind nach deren Gebrauch zusammengestellt, jedes derselben ist ab- gebildet und kurz und bündig ist die Art des Gebrauchs besprochen. (E. R.) 4) D. Ed. Lucas, Auswahl werthvoller Obstsorten nebst kurzer Angabe ihrer Merkmale und Cultur. I. Band, die besten Tafeläpfel, enthaltend 100 der zur Anpflanzung in deutschen Gärten geeignetesten Sorten, mit 114 Holzschüitten, II. Band, die besten Tafelbirnen, enthal- tend 100 der zur Anpflanzung in deut-. schen Gärten geeignetesten Sorten, mit 117 Holzschnitten. Die beiden oben angezogenen Schriften unseres geehrten Freundes stellen, genau genommen, einen Auszug aus dem Illustrir- ten Handbuche der Obstkunde dar. Auch die Holzschnitte sind diesem Werke gros- sentheils entnommen. Der Verfasser hat mit der Ausgabe die- ser beiden Werke den Gartenfreunden, die eben nur eine kleinere Anzahl der besten Sorten eultiviren können, einen wirklichen Gefallen erzeigt. Hundert gute Sorten Ae- pfel oder Birnen, sind für einen Privatgar- ten schon eine erkleckliche Zahl. Eine solche Auswahl, die auf Grundlage langer Erfahrung von E. Lucas gemacht, ist, hat für alle Obstfreunde Werth. Dazu gibt jeder Band eine kurze Culturanleitung, die mit wenigen Worten die Hauptgrundzüge der Cultur andeutet und durch Abbidungen erläutert und dann Aufführung der einzel- nen empfohlnenen Sorten, deren kurze Be- schreibung nebst Durchschnittszeichnung und Besprechung vom Wachsthum und spe- eieller Cultur. Die Zusammenstellung der Sorten ist nach der Reite geschehen, wor- über ein übersichtliches Register vorausge- schickt ist. — So sind z. B. von Aepfeln für Juli und August empfohlen: Rother Margarethen - Aepfel, Sommergewürzapfel, weisser Astrakan, rother Astrakan. Für August pfirsichrother Sommerapfel,, Vir- ginischer Rosenapfel, Böhmischer Rosen- Ravensburg bei Inseln ; KR FATRE EI Gartenflora Deutschlands, Russlands ung apfel. Für September, Sommerzimmet- | andern von Autoren beschriebene o apfel, Moringer Rosenapfel, Fraas Sommer- | Gärten vorkommende Sorten, gehören al: Calvill etc. (E. R.) Formen zu einer dieser beiden Arten. Zur NA Anpflanzung in Gärten eignen sich nach Bommes die Abarten mit gressen hand- theiligen Blättern von Pl. oceidentalis am ie Es gibt nur 2 Arten Platanus, nämlich | besten. (E. R.) ER P. orientalis L. und P. occidentalis. Alle a 4) J. E. Bommer les Platanes et leur culture. Bruxelles, chez Mayelee, 1 Vv. Personalnotizen und Neuestes. Gartenbau - Vereine veranstaltet. Das Pro- gramm enthält 34 Concurrenz-Punkte, von denen 36 zur allgemeinen Concurrenz für dortige und auswärtige Handelgärtner und Gartenfreunda ausgeschrieben sind, während 7 Punkte nur speciell zur Concurrenz un- ter den Bremer Handelsgärtnern bestimmt sind. Die Preise bestehen in Geldpreisen bis zu 25 Thlr. und in silbernen Medaillen. Die speciellen Programme können durch den Schriftführer des Bremischen Garten- bau-Vereins Herrn H.Ortgies in Bremen bezogen werden. (E. R.) ' 1) Blumenausstellung zu Gent vom 24. bis zum 27. März 1872, veranstal- tet von der Societe Royale d’agriculture et de botanique de Gand. Zu dieser Ausstellung werden nur die Mitglieder der Gesellschaft zugelassen und spätestens bis Montags den 15. März 7 Uhr Abends muss die detaillirte Liste der ein- zusendenden Pflanzen mit genauer Angabe, um welche Preise diese concurriren sollen, dem Sekretär der Gesellschaft eingesendet sein. Das Programm enthält 75 Paragraphen und die Preise bestehen in goldenen Me- daillen, Vermeil-Medaillen und silbernen Medaillen. Programme sind durch den Sekretair, Herrn Edmond Claus, rue Digue de Bra- bant 20, Gand, zu haben. Ausserdem wird am Schluss des Pro- grammes eine Internationale Blumenaus- stellung auf März 1873 in Gent angezeigt. 3) Blumenausstellung in St. Pe- tersburg. Vom 8. Mai bis zum 17. Mai veranstaltet die Kaiserliche Gartenbau - Ge- sellschaft in St. Petersburg eine Blumen- ausstellung. Es werden bei derselben Gol- dene Medaillen zum Werthe von 50 Rbl. und 25 Rbl., und silberne Medaillen im Werthe von 15 Rbl., 6 Rbl. und 2 Rbl., Ä j (E. R.) sowie bronzene Medaillen, im Gesammt- S er werthe von 1500 Rbl. vertheilt. Zur Con- Er “ a I, ee: currenz wird jeder zugelassen, es geht aber der Transport ganz auf Unkosten der Aus- BB Diese Ausstellung wird vom Bremischen | steller. (E. R.) l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Rosanowia conspicua Rgl. (Siehe Tafel 712.) " Gesneraceae. Biglandularia conspicua Seem, in Gard. Chron. 1868 pag. 738. — Rosanowia, glandulis perigynis dorsalibus duabus a Gloxinia (Ligeria Hanst.), Sinningia, Stenogasira ei Do- lichodeira vix facile dignoscitur, — Calycis tubo cum ovario tolo connato; limbo 5-partito, laciniis lanceolutis pa- iulis. Corolla oblique infundibaliformi- campanulata; tubus ventricosus, recur- vus, basi gibbus, faucem versus am- pliatus; limbus ringens, 5-lobus. Sta- mina 4, inclusa, corollae tubo inserla, quinto sterili rudimentario; antherae quadralim-connexae; pollinis grana el- liplica. Glandulae perigynae dorsalis 2, distinctae, conspicuae. Stylus elon- galus; stigma peltato-stomatomorphum. Ovarium uniloculare, ovulis plurimis. Fructus capsularis. — Herba brasilien- sis, erecta, hirsuta, rhizomate tuberoso perennis. Folia opposita, petiolata, ovata, breviter acuminata, basi subcor- data, margine dentata, Pedunculi axil- ares, solitarii, 1-flori. Corolla pallide I. 1872. flava, intus crocea purpureoque sirio- lata. — (Seem. I. c.). Die bestehend abgebildete Pflanze, ward vom Hrn. W. Bull aus Brasilien eingeführt und von Seemann als eine neue Gaitung der Gesneraceen er- kannt und als Biglandularia con- spicua im Gardeners Chronide (]. c.) beschrieben. Der Name der Gattung war gut gewählt, muss aber verändert werden, da Karsten in seiner Flora Co- lumbiens im Jahre 1857 schon eine Gattung aus der Familie der Gentianeen als „Biglandularia“ beschreibt und tab. 70 abbildei. Wir widmen daher diese Gal- tung dem Andenken unseres liebens- würdigen Freundes und Collegen „Ser- gei Matweiewitsch Rosanow“ der für die Wissenschaft zu früh starb und dessen Nekrolog die Gartenflora brachte. Die Rosanowia conspicua ist die einzige bis jetzt bekannte Art dieser Gattung, einer mit Gloxinia (Ligeria Hanst.) zunächst verwandien Gattung. Während aber Gloxinia d Drüsen am 3 Grunde des Fruchtknotens trägt, so fin- den sich bei Rosanowia deren nur 2, wie das Fig. a unserer Abbildung zeigt. Es ist ein perennirendes knolliges Ge- wächs, w£lches mit Gloxinia die gleiche Cultur theilt. Die Stengel erheben sich aus der Spitze der Knolle zu 1 bis mehreren, sind wie die ganze Pflanze rauh behaart und tragen gegenständige lang gestielte, aus schwach herzförmi- gem Grunde ovale oder länglich-ovale Blätter, die am Rande kerbig gesägt. Die einblumigen Blüthensliele stehen einzeln in den Blattachseln und tragen | Gloxinia behandelt. Gartenflora Deutschlands, Be ee be ER eine nickende Blume von der Gesta einer Gloxinia. ausserhalb hellgelb, im Schlunde fast doitergelb und mit purpurnen punctir- ten Streifen gezeichnet. Von dieser hübschen, im Sommer reichlich blühen-. den Warmhauspflanze sind im Garten des Hrn. Louis Van Houtte schon schöne hybride Formen durch Bastardirung mit Gloxinien erzogen worden und dürfte dieselbe überhaupt das Material zu fer- neren Formen -Reihen liefern. Wird trocken überwintert und überhaupt wie (E. R.) b) Iris iberica Hoffm. (Siehe Tafel 713.) Irideae. I. iberica; foliis linearibus, recur- valis, caule cum flore solitario breviori- bus; spathae diphyllae foliolis subher- baceis, acuminatis, perigonii tubum ae- quantibus v. parum illo brevioribus; limbi laciniis rotundatis subaequalibus, exterioribus intus juxta costam barbatis et insuper sparsim pilosis. — Hoffm. in comm. soc. phys. med. mosq. I. pag. 41. — Roem. et Schult. syst. I. 481. — Onocyelus ibericus Siemss. in Bot. Zeitung 1846 pag. 705 et 710. — Ir. Helena C. Koch in Linnaea XXI. pag. 631 (sine descriptione). I. iberica Rgl. Grifl. 1863 tab. 386. — Wir gaben nach einer vom Herrn Owerin in Tiflis uns eingesendeten Zeichnung im Jahre 1863 die erste Ab- bildung, welche von I]. iberica publicirt wurde. Jene Abbildung stellt zwei Abarten dar, ist aber wie wir uns jetzt nach zahlreich bei uns blühenden Ex- emplaren überzeugt, nichts weniger als exact gemacht gewesen. Wir geben deshalb diesmal eine exacte Abbildung der Form mit zurückgeschlagenen fast kreisrunden äusseren Blumenblättern, die auf hellem Grunde dicht dunkel- braun geadert und punctirt und auf der Scheibe einen schwarzen Fleck tragen. Die weisslichen inneren 3 Blumenblät- ter sind purpur- violett geadert und stehen aufrecht. Narben am Grunde schwarz, vorn gleich den äusseren Blu- menblättern gefärbt. Da C. Koch die von Haage und Schmidt in Erfurt als I. iberica ver- breitete, für seine Iris Helena erklärt hat und unsere Pflanze mit der von Haage und Schmidt identisch ist, so geht dar- aus hervor, dass Iris Helena C. Koch, zu der unser geehrter Freund in seiner Aufzählung der von ihm im Caucasus gesammelten Pflanzen keine Beschreib- ung gab, als Synonym zu I. iberica fällt. Ledebour stellt nach einem Ex- Die Farbe der Blumen I. Orginalabhandlungen. 35 emplar, das er im Herbarium zu Berlin sah, die I. Helena als Synonym zu I, acutiloba M. B., welche sich aber durch spitze Blumenblätter von I. iberica . unterscheidet. — Die bei uns blühenden Exemplare, stimmen genau mit den im Herbarium Ledebour’s befindlichen Exemplaren der -I. iberica überein. Die Iris iberica wächst auf den südlichen Ausläufern des Caucasus auf einem festen Lehm- boden, der im Sommer bei der anhal- tenden Trockenheit jener Gegenden steinhart und ganz Irocken wird. Dies gibt den Fingerzeig für deren Cultur. | Blumen. — Im Petersburger und wahrscheinlich auch im deutschen Klima hält diese schöne Iris im freien Lande nicht mehr aus. Man pflanze solche in eine leh- mige mit Steinboden vermischte Erde in flache Gefässe. Nach dem Abblühen stellt man die Töpfe auf einem durch- aus sonnigen vor Regen geschützten Ort auf, begiesst bis zum Herbste vor- sichtig und mässig und vom September an gar nicht mehr. Im Winter frost- freier Standort. Im Februar beginnt man schwach zu giessen und im Mai entwickeln die Pflanzen ihre schönen (E. R.) ec) Triehosanthes japonica Rgl. (Siehe Tafel 714). Cucurbitaceae. Trichosanthes japonica Rgl. Ind. sem. h. Petrop. 1868 pag. 90. — Gymnopetalum japonicum Mig. Prol. fl. Japon. pag. 14 et 362 (ex deseript. et No. citato Oldhami p. 362). — Triehosanthes cucumeroides Thbg. Fl. Jap. p. 322 ex descript, fructus et statione). Dioica?, foliis subglabris cordatis palmato-5-nerviis antice 3-lobis acutis, margine praesertim basin versus acute dentatis; floribus solitariis longe pe- dunculatis, masculis interdum in ramu- lis abbreviatis congestis et tunc brevis- sime pedunculatis foliisque diminutis bracteiformibus cuneato ovatis inciso serralis suffultis; calyce infundibuliformi- tubuloso, juniore tomentello, limbi lobis lineari-lanceolatis acuminatis; corollae briatis lamina obdeltoidea parva; pepone amplo globoso laevi; seminibus... Habitat in Japonia media et australi, unde semina misi a. 1862 et 1863. Filamenta anthera breviora libera, antherae arcte coadunatae, sed non vere connatae, una 1-locularis, 2-biloculares, exitrorsae, loculis complicato -sigmoi- deis, connectivo bipartito prominente. Tubus corollae intus ad basin lineis elevatis tribus viridibus vinstructus (ova- rii rudimenlis?), et brevissime villoso- pubescens. Planta sponte crescens inilio flores masculos solitarios longepeduneulatos fert, postea vero ramuli floriferi pro- deunt abbreviati, internodiis approxima- tis, foliis minoribus inciso serralis brac- teiformibus, pedunculis brevissimis. virentialbidae petalis longissime fim- | Planta culta vero ramulos florentes ab- 3* breviatos non habet, sed folia flores fulcientia tamen celeris minora alque grossius crebriusque dentata. — Dif- ferentiae igitur a floribus longe et breve pedunculatis, solitariis vel racemosis, in hoc genere pro speciebus dignoscen- dis adhibitae, vix magni habendae sunt. Expl. figur. Ramulus florens plantae in horto Petropolitano cultae, et folium caulinum minus dentatum ejusdem, seor- sim delineatum. Fig. 2. Ramulus ab- breviatus plantae spontaneae cum gemi- nis floralibus duabus. Fig. 3. Flos femineus a latere visus. Fig. 4. Sta- men cum anthera biloculari, a venire et a dorso, et Fig. 5 stamen cum an- thera uniloculari, a ventre et a dorso, m. auch. — 6. Flos masculus longitu- dinaliter fissus, cum staminibus. — 7. Pepo magn. nalurali. Maxim, Ein Trichosanthes mit dicken fleischi- a lige perennirende Pflanze verhält. Wird bei uns als Schlingpflanze des Kalthau- ses behandelt, trocken und frostfrei durchwintert und entwickelt den Som- mer hindurch seine zierlichen ge- schlitzien Blumen. Wird besonders schön, wenn man die Pflanze im freien Lande auspflanzen und an einer ge- schützten nach Süden liegenden Wand hinaulkieitern lässt. Diese wahrhaft schöne und zierliche Schlingpflanze, ward von Hrn. C. Maxi- mowiecz im Jahre 1863 aus dem mittle- ren Japan lebend eingeführt und befin- det sich bis jetzt nur im Besitz des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg, dürfte sich aber nun bald als beliebte Schlingpflanze verbreiten, da sie sich durch Wurzeltheilung leicht fortpflanzen lässt. (E. R.) 2) Reisenotizen von E. Regel. Thüringen und dessen Gärten. In ganz Thüringen hat der Winter von 1870 auf 71 am ärgsten gehaust. Ganze Pflanzungen des gerade für Thüringen so wichligen Zwetschenbaums waren erfroren, Birnen, Aepfel, Kirschen hatten mehr oder weniger gelitten, Biota ori- entalis, Wellingtonia und ähnliche zarte Coniferen ganz eriroren, ja ganze Zäune von der Rainweide (Ligustrum vulgare) waren bis zur Erde abgelroren. Die Rosen hatten ebenfalls überall da, wo sie nicht niedergelegt und gedeckt wor- den, gelitten, Robinien erfroren etc., kurz der in den Gärten und Obstpflanz- ungen angerichteie Schaden war sehr gross. Der Thüringer Wald, mit seinen pittoresken Thälern und dem sich bis zu 3000 Fuss erhebenden dicht be- waldeten Gebirge, den ich mehrfach besuchte, ist arm an interessanten Pflan- zen, — nur die auf den höheren Berg- wiesen wachsende Arnica montana und Trientalis europaea erinnern an die Ge- birgsflora. Reicher sind die Vorberge und zwar besonders an schönen Blu- men des ersten Frühjahrs. Immergrün (Vinca minor), Leucojum vernum, Oro- bus, Cypridedium und andere Orchideen in den Laubwaldungen, — Adonis ver- nalis, Pulsatilla, Astragalus hypoglottis und zahlreiche Orchideen an den Ab- hängen der Kalkberge, — denen später Dianthus carthusianorum, Asperula Cy- I. Originalabhandlungen. 37 nanchica und andere Sommerblumen folgen. In Gotha ist die vom Hrn. Müller, neben dem Stationshof angelegte Han- delsgärtnerei wieder eingegangen. Die Handelsgärtnerei von Mänz hat eine andere Localität bezogen, und beschränkt sich jetzt auf Baumschulen und die Be- wegung im Pflanzenhandel ist überhaupt nicht bedeutend, während in dem nahen Arnstadt schon mehrere bedeutende Handelsgärtnereien (Möhring, Ausfeld, Gotihold, Ebritsch) etablirt sind. Der Orangerie-Garten und der Park stehen jetzt unter der Aufsicht des Hrn. Ober- gärtners Eulefeld. Der Park, der früher geschlossen war, ist jetzt dem Publicum ganz geöffnet und enthält manche gut gelungene Partie mit der Aussicht nach dem Thüringer Walde. Im Orangen- garten ist die Zahl der Orangenbäume sehr beschränkt und dagegen mehrere Decorationen mit Topfgewächsen ange- bracht worden. Erfurt mit seinen zahlreichen Eta- blissemenis bedeutender Samen- und Pflanzenhandlungen ist zwar wiederhoit besprochen worden, dennoch muss ich auch diesesmal bei dieser „Metropole des Deutschen Samenhandels“, einen Handel der die engen Gränzen Deutschlands lange überschritten und alle Welttheile gegenwärtig umspannt, elwas verweilen. Neben zahlreichen kleineren Handelsgärtereien, sind als bedeutendere Etablissements daselbst ge- genwärtig hervorzuheben, die von ErnsiBenary, Franz AntonHaa- ge, Fr. Ad. Haage jun., Haage und Schmidt,F.C.Heinemann, Jühlke Nachfolger, Platz und Sohn, R. Neumann und das Bouqueigeschäft von Schmidt. Das allenthalben rühmlichst bekannte Etablissement von E. Benary, zeich- net sich durch die vorzügliche Haltung des Gartens aus. Nur einige der Ge- wächshäuser sind zur Anzucht und Cul- tur von den beliebteren Blattpflanzen und Palmen des Warmhauses bestimmt, alle anderen Gewächshäuser, sowie die ausgedehnten Culturen im freien Lande (theils innerhalb, !heils ausserhalb der Stadt) sind fast ausschliesslich zur An- zucht von Saınen bestimmt. Da sieht man die Calceolarien, deren Samen man aus keinem Garten besser erhält als von Hrn. E. Benary, massenhaft in mit Blumen und Frucht bedeckten Ex- emplaren, jede der Sippen besonders gestellt. Ein ganzes Gewächshaus voll der schönsten Gloxinien in voller Blüthe, ist nur zur Samenzucht bestimmt und täglich werden alle sich neu öffnenden Blumen künstlich befruchtet. Hr. Be- nary behandelt die Gloxinien fast ganz wie einjährige Pflanzen. Im Februar wird gesäei und vom Juli an stehen die Pflanzen schon in voller Blüthe. Vorzüglich schön war ein grosses Beet mit der Abart mit schwarzrothen Blältern von Lobelias cardinalis. Um diese schöne Abart bei der Aussaat constant zu machen, brauchte Hr. Be- nary einen Zeitraum von 8 Jahren. — Die Gariennelke, welche jetzt selten noch mit eigentlicher Liebhaberei ge- pflegt wird, ist bei E. Benary im gros- sen Maassiabe cultivirt. Ausser den Tausenden der im freien Lande stehen- den Samenpflanzen, die sich fast alle wieder schön gefüllt zeigten, stehen wieder andere Tausende von Pflanzen in Töpfen auf Stellagen, die durch be- sonderes Dach vor Regen geschützt sind und alle diese nur zur Samenzucht. Die zarteren einjährigen Pflanzen wer- den zwar theilweis auch im freien Lande zur Samenzucht ausgepllanzt, — grossentheils sind solche aber in langen 88 Gartenflora Deutsehlands, Russlands und der Schweiz. Reihen von Fensterbeeten ins freie Land gepflanzt, um auch bei ungünsligem Sommerweiter gute Samenernte zu erziehen, so die Portulaca-Arten, mit ihren gefülltblumigen Abarten, Bal- samimen, Hahnenkamm etc. In den Ge- wächshäusern war eine Abtheilung ganz mit blühenden Exemplaren der neueren buntblätterigen Formen von Coleus und mehrere Abtheilungen standen voll von den zahlreichen Abarten der Pri- mula praenitens (sinensis) mit ein- fachen und gefüllten Blumen, — eben- falls ausschliesslich zur Samenzucht bestimmt. Nicht minder interessant war ein Gewächshaus voll von gefülltblu- migen Abarten der Petunia hybrida, deren täglich sich öffnende Blumen mit dem Pollen von einfach blühenden, be- hufs der Samenerziehung befruchtet werden. Aus den so gewonnenen Sa- ‘men erhäli man erfahrungsgemäss fast ausschliesslich gefülltlblumige Sorten. Einen besonders hohen Werth selzte Hr. Benary auf eine neue von ihm er- zielte Abart von Phlox Drummondi. Diese neue Sorte ist ähnlich Ph. Drum- mondi Heynoldi. Die Blumen haben aber eine brillirende rein scharlachrothe Färbung. Die verschiedenartigen Ba- starde, die zwischen Begonia bolivien- sis und B. Pearcii gewonnen worden sind und die sich durch andauernden Flor schöner rolher Blumen im Sommer auszeichnen, waren in zahlreichen Ex- emplaren behufs Samenzucht in Cultur. In ganz vorzüglicher Schönheit be- fand sich der selten gewordene Lisi- anthusRusselianus inBlüthe; des- sen grosse Blumen die schöne dunkel- blaue Färbung der Gentianen besitzen. Herr Benary lässt die Samen dieser Pflanze im August aussäen und im Kalthause auf einem Brette dicht unter dem Fenster durchwintern. Die in England erzogene Abart von Viola cornuta „Perfection“ genannt, ist wirklich grossblumiger und schöner als die gewöhnliche Sorte und wird bald eine bedeutende Rolle in der Tep- pichbeetgärtnerei spielen. Unter vielen anderen interessanten Pflanzen, fand ich bei Herrn Benary auch noch 3 Abarten des Mimulus Tilingi in Cultur, die aus von Roezl in Californien gesammelten Samen er- zogen waren. Die ersie dieser Formen entspricht durchaus der in der Garten- flora abgebildeten Pflanze. Die zweite Form, welche man Mim. Tilingi ߣ. latifolius nennen kann, ist im Wuchse ähnlich und besitzt fast runde oder selbst breitere als längere Blätter. Die 3. Form, welche als M. Tilingi hu- milis zu bezeichnen wäre, bleibt nie- drig und besitzt den Wuchs von M. cupreus. Alle 3 Formen unterscheiden sich gut specifisch von M. luteus durch stielrunde Stengel und geschlos- senen Schlund der Blumenkrone. — Das Etablissement, welches in Erfurt den Anfang gemacht hat, den Welthan- del mit Samen in Erfurt zu begründen, — das von Fr. Adolph Haage, ist ebenfalls schon wiederholt in der Gar- tenflora besprochen worden. Noch jetzt ist einer der Hauptzweige die Anzucht von Sommerlevkojen. Eine neue er- zogene Sippe von Levkojen, nennt Hr. Haage „Goliath Levkoje. Dieselbe bildet 1!/, Fuss hohe Büsche mit lan- gen verästelten Trauben dicht gefüllter Blumen. In den Gewächshäusern blühete oder zeichnete sich durch Schönheit der Blätter manche schöne Pflanze aus, so Clerodendron Bethunianum mit schar- lachrothen Blüthendolden, dann in bunt- blätterigen Abarten, die schönen neuen Croton-Arten, Chirita chinensis fol. va- riegalis, Sedum carneum f0]. var., die I. Originalabhandlungen. buntblätterigen Commelynen und Tra- descantien mit niederliegenden Stengeln, Franciscea calycina fol. var., Dracaena Regina, alle die schönen Maranta-Arten und Dracaenen, eine Auswahl der besten decorativen Aroideen etc. Specialitä- ten in Haage’s Culturen, das sind des- sen ausgezeichnete reiche Cactus-Samm- lung und die Fliegenfängerpflanze. (Dionaea muscipula). Diese letztere sehr interessante Pflanze findet sich bei F, A. Haage stets in gesunden Exemp- laren und zu niedrigem Preise vor. Im Sommer stehen die Exemplare der Dionaea in einem gelüfteten und be- schatteten flachen Treibbeete‘, in Win- ter im temperirten Hause. Eine ge- naue Angabe der Behandlungsweise dieser in Cultur so empfindlichen Pflanze von Seiten des Hrn. Haage, wäre ge- wiss allen Freunden des Gartenbaues von diesen allgemein interessanten Pflan- zen sehr erwünscht. An direct importirten Pflanzen sah ich gerade eine bedeutende Anzahl von Orchideen der Gebirge Columbiens, darunter namentlich die schönen Catt- leya- und Houlletia-Arten reichlich vertreten. Von grösstem Interesse wa- ren mir aber mehrere grosse Frucht- stände von „Sagus taedifera“ mil vielen Hunderten der eigenthümlichen runden, einem lackirten Zapfen ge- schlossener Schuppen ähnlichen Früch- ten. Einige der mir von Hrn. Haage damals übergebenen Früchte haben auch schon gekeimt. Ebenso hatte Herr Haage einige grosse Fruchtstände von Ravenala madagascariensis gerade er- halten. Das Etablissement des Hrn. F. C. Heinemann beschältigt sich wie die beiden vorhergehenden, hauptsächlich mit dem Samenhandel. In Bezug auf Pflanzengeschäft sind die Florblumen 39 des Hrn. Heinemann Specialität. Unter den letzteren heben wir besonders die Sammlung von Hrn. Heinemanns Fuch- sien hervor. Es ist das wohl eins der ausgesuchtesien Sortimente der aus- erwählt besten Sorten, die in den leiz- ten Jahren in den Handel gekommen sind. Von älteren hochstämmig gezo- genen Exemplaren von Fuchsien sieht man über 3000 Exemplare aufgestellt, die nach den Jahrgängen und unter sich wieder nach ihrem blumistischen Werthe geordnet sind, nämlich als be- sonders reichblumige, oder als gross- blumige, oder als schön gefüllte und gezeichnete Blumen. So beobachtet Hr. Heinemann den ganzen Sommer hindurch sein Fuchsien- Sortiment als Special-Cultur, schliesst alle weniger guten Sorten aus und ist so im Laufe der Zeit dazu gekommen, eins der besten ausgewähltesten Sorli- mente dieser wirklich schönen Pflanzen zu besitzen. Herr Heinemann war so freundlich der Gartenflora den beisiehen- den Holzschnitt einer der Fuchsia-Sor- ten zu überlassen, die derselbe für eine der besten Blumen hält, es ist das Fuch- sia Enchantress (s. nächste Seite), eine sehr grossblumige, gelülltblumige Sorte, deren zurückgeschlagene Kelchblätter rosa, während die grossen zahlreichen Kronenblätter am Grunde weiss und am oberen Rande rosa *). *) Die Gartenflora, welche das 3. De- cennium mit diesem Jahrgange beginnt, — geht lange über Deutschlands Gränzen hin- aus in alle Länder Europa’s und in die anderen Welttheile, so weit dort Garten- ceultur herrscht, und dürfte somit Gelegen- heit haben, den Herren Handelsgärtnern zu nützen. Herr Heinemann und Herr Haage undSchmidt haben derselben zu der vorliegenden Besprechung von deren Gärten, die Cliches zu einigen ihrer werth- arg ? Fuchsia Enchantress. vollsten Gewächse gesendet. Die Garten- flora hat es sich stets zum Grundsatz ge- macht, gleichmässig allen Handelsgeschäf- ten zu dienen. Der Referent wird daher sehr gern auch von jedem andern Handels- geschäft die Darstellung von Neuigkeiten oder vorzüglichen Culturen derartiger Ge- schäfte publieiren; wenn a) die betreffenden Cliches der Enke’- Im Nachstehenden geben wir nach Hrn. Heinemanns Anleitung ein Ver- zeichniss derjenigen Fuchsia- Sorten, welche Herr Heinemann als die besten Sorten erprobt hat. Bei der kurzen Beschreibung dieser Sorten ist für die Kelchblätter S. — Sepalen, für die Kronenblätter C. = Corolla, für einfache Blumen e = ein- fach und gefülltblumige Sorten g = gefüllt, gebraucht. Die Farbe der Se- palen ist nur da angeführt, wo solche weiss und nicht roth. Warrior, g. C. dunkelvioleit. Alba coccinea, e. S. weiss, C. kirschroth. Freund J.Dürr, g. C. dunkelblau. Killiecrankii, e. C, braunviolett, broncirt. Sophie Storch, e. C. schön hell- blau. Amouretie, e. $. reinweiss, (. violettrosa. Auguste Lemarchand, weiss. CarlSiegling, g.C. schneeweiss. Avalanche, g. C. dunkelviolett. Enchantress, g. C. weiss m. Rosa. Francois Devos, e.C. violett. m. Rosa gestreift. Hogarth, g. C. lebhaft roth m. Rosa. Lamartine, e. C. blau. Nain bebe, g.C. violett m. Azur- blau. g. C. schen Verlagshandlung in Erlangen zuge- sendet werden. b) Dem Referenten direct je ein Abzug solcher Cliches und einige Erläuterungen über die betreffenden Neuigkeiten oder Culturen, gleichzeitig nach St. Petersburg gesendet werden. Gern wird der Referent dafür sorgen, dass die Cliches solcher neuen Pflanzen auch in das Russische Gar- tenbau-Journal übergehen, E, Regel. Ti af TIL. I. Originalabhandlungen. President, g. C. dunkelblau. Troubadour, g. C. purputn. Tower of London, g. C. blau- violeti. King of the stripes, e. C. blau- violett m. hellrosa gestr. Leah, e. S. weiss, C, violeitpur- purcarmoisin. Standard, e. S. kirschroih, C. violettpurpur. Umpire, g. C. purpurblau. Aurora superba, $. orangerosa, C. feurig carmin e. Empereur des Fuchsias, g. C. weiss m. carmin. Josef Cornelissen, g. C. weit, hellviolett. Lucrezia Borgia, e. C. violett, roth geadert. President Boisduval, gef. C. weiss, rosa geadert. Rose of Castille, e, S. weiss, C. violeitrosa. Schiller, e. S. weiss, C. schön blau. Vainqueur de Puebla, weiss, rosa verwaschen. Venus di Medici, e. C. dunkel- violett. Gipsy Queen, g. C. leuchtend purpurroth. Reviver, e. C. glänzend purpurn. War eagle, e. C. violettpurpurn. g. 6, Arabella, e. S. schneeweiss, C. | amaranthrosa. Beauty, e. C. lavendelblau, Catherine Barr, e. S. grünlich weiss, C. orangerosa. Gouverneur Backer, e. C. li- larosa. JeanneBenoiton, g.C. stahlblau. Lizzie Hexam, e. C. violett, ‚Non Pareil, g. C. schön weiss. Pius IX., g. C. hellcarmoisin. Psyche, e. 8. fleischfarben, C. ama- ranthroth. Spiritus. internalis,. 07.0 schwarzbraun, roth gestreift. Eine Pflanze, die Hr. Heinemann jetzt erst verbreitet, ist die beistehende Lantana hybrida pumila. illustrirte Zwergvarietäi von Lantana, einer der zwischen Lantana Camara, L. nivea und L. crocea entstandenen Ab- arten. Tafel 457 der Gartenflora ist ein Bouquet solcher Lantana - Sorten dargestellt. Die in Rede stehende Lan- tana hybrida pumila zeichnet sich durch niedrigen Wuchs und orangenfarbene Blumen aus, welche ebenso dankbar den Sommer hindurch im freien Lande, wie im Herbste im temperirten Ge- wächshause blühen. — Eine andere Specialcultur ist die der Pensdes, in welcher überhaupt die deutschen Handelsgärtner den bedeu- tenden Forischrili angebahnt haben, dass sie durch Auswahl und Abson- derung allmälig Ragen angezogen ha- ben, die sich aus Samen erzogen, ziem- lich treu bleiben und den Preisblumen der Engländer, von denen eine üben- stehend illustrirt ist, schon sehr nahe kommen. Denken wir an die Zeit zu- rück, wo die schönen Pensees noch alle durch Theilung im Herbste oder durch Stecklinge vermehrt werden und in Töpfen angezogen und durchwintert _ werden mussten, so ist das ein sehr bedeutender Fortschritt, um so mehr 41 — Gesäumte oder geränderte Blume. als es Thatsache ist, dass die Samen- pflanzen von Pensees sicherer und leich- ter gedeihen, als die ungeschlechtlich fortgepflanzten Exemplare. Unter den anderen zahlreichen Flor- blumen gebe ich beistehend noch den Holzschnitt, einer schon seit einigen Jahren in den Gärten als „Phalac- raea Wendlandi“ verbreiteten blau- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5 1a R Bi blühenden halbstrauchigen Composite, welche ich vor einigen Jahren schon in Herrenhausen sah, Es ist das eine Spielart von niedrigerm Wuchse, von dem ächten „Ageratum mexica- num Sims“, wie Sieetz diese Art in der Gartenflora 1859 pag. 204 fest- stellte. De Candolle hat die blau- blühende Form von Ageratum cony- zoides L. als A. mexicanum beschrie- ben, weshalb ich selbst die in Rede stehende Pflanze früher (Gartenflora tab. 108) als Ageratum suffruticosum unterschieden habe. Die beistehend ab- gebildete niedriger bleibende Form muss Ageratum mexicanum Sims. var. Wendlandi genannt werden, und ist als eine schöne Florblume zu empfeh- len, die in überwinterten Pflanzen auf sonnigem Standort ausgepflanzt, den ganzen Sommer hindurch reich blühet. Topfexemplare werden bei 5—70R. durchwintert und entwickeln den Herbst hindurch bis mitten in den Winter hin- ein, reichlich Blumen. : Die Scarlet- Pelargonien in allen va... ae £ ihren Sectionen sind ebenfalls mit Lieb- haberei cultivirt und aus der Gruppe buntblätteriger aus der Verwandtschaft von P. Mistress Pollock, eullivirt Herr Heinemann nicht blos eine gute Auswahl, sondern hat auch selbst meh- rere sehr schöne 4 farbige Spielarten erzogen, die von ihm Ernst Benary, Prof. Dr. Karl Koch, Gräfin Eulen- burg etc. getauft worden sind. Eine schöne neue Clematis mit gros- sen regelmässig gefülllen glänzend- weissen Blumen hat Hr. Lemoine er- zogen und „Clematis Lucie Le- moine“ genannt. Herr Heinemann hat uns von dieser Form beistehenden Holz- schnitt mitgeiheilt, der nur die Blume I. Originalabhandlungen. | N) N SW = = ——Ge = = FGG ZN. N N N = —I GL G ), Y G, FA | N N N N \ N vv N 43 in natürlicher Grösse darstellt. Die- selbe gehört zu den Formen, die von Clematis patens unter Mitwirkung der hybriden Formen von Clematis lanugi- nosa erzeugt sein dürften. Es sind das Schlingpflanzen, die in England als durchaus harte reichblumige Schling- pflanzen zu sehr verschiedenen Zwecken, sei es zur Bekleidung von Wänden, Veranden oder unmittelbar auf der Erde liegenden gruppenlörmig ge- wölbten Spalieren, zu Bordüren elc. verwendet werden und die auch in Deutschland unter Deckung und in mil- deren ' Lagen, selbst ohne Deckung hart sind, während wir dieselben in Petersburg zu den schönsten Schling- | Ks | V N N De Fa Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. pflanzen des Kalthauses, mit Recht | schon wieder ausgebessert und das rechnen. Ausserdem sind alle schönen Blatt- pflanzen des freien Landes und beson- ders auch die zu Teppichbeeten häufig verwendelen buntbiätterigen Pflanzen in sehr vollständiger Auswahl und star- ker Vermehrung vorhanden. Wenn man in Erfurt das Weichbild der Stadt verlässt, da tritt uns die Be- deutung Erfurts als Mittelpunkt des Sa- menhandels Deutschlands erst recht ent- gegen. Alle die Etablissements, die wir oben genannt haben, besitzen aus- ser dem Stadtgarten mit den Gewächs- häusern und Culturen der zarteren Pflan- zen, noch ausserhalb der Stadt ausge- dehnte Ländereien, wo nicht blos die Samen der Gemüse, sondern auch die Samen der härteren, schönblühenden, annuellen Pflanzen als der Astern, der Rittersporn, Zinnien, Phlox Drummondi, Lathyrus odoratus, Tropaeolum etc. cul- tivirt werden. Der Anblick, der ganze weite Fluren deckenden Culturen dieser Sommerblumen, die wieder nach den speciellen Farben zusammengestellt sind, — ist wirklich grossarlig, wenn man das eben im Sommer zur Zeit der Blüthe sieht. Leider hatte 1871 den ‚Erfurter Handelsgärtnern der Spätfrost und die Ueberschwemmungen der Gera vielen und beträchtlichen Schaden ge- than. Durch den Frost hatten beson- ders Balsamimen und Tropaeolum ge- litten, — die Ueberschwemmungen der Gera halten aber Einzelne besonders hart betroffen. Kurze Zeit nach den Ueberschwemmungen kam ich nach Er- furt, ich sah z. B. auf den ausgedehn- ten Culturfeldern des Hrn. Benary noch grosse Strecken, wo das Wasser das Land theils überlührt, theils fortge- schwemmt hatte, — ich sah aber auch, wie zum grössten Theil der Schaden ER nr ENGEL Land, wo die Pflanzen gelitten, schon theils wieder neu bepflanzt worden war. Ü) Das grosse und ausgedehnte Han- dels-Etablissement der Herren „Haage und Schmidt“ in Erfurt, liegi etwas ausserhalb der Stadt. Auf dem Weg dahin passirt man erst an den Feldeul- turen von Gartenpflanzen von Platz und Sohn und Anderen vorbei, dann kommt man zunächst zu‘den ausgedehnten, oben angedeuteten Blumenculturen auf dem Felde von Haage und Schmidt und auf der anderen Seite des Weges zu den besondern derartigen Culturen des Hrn. Schmidt. Dieser leiztere zieht aber keine Samen, sondern er cultivirt nur eine kleinere ausgewählte Zahl von Sommergewächsen, deren Blumen ge- trocknet und theils künstlich gefärbt werden, um daraus Bouquels tirockner Blumen zusammen zu stellen. Da sieht man die verschiedenen Ziergräser, Xer- anthemum, die gefüllte Calendula, Zin- nien elc. in grosser Ausdehnung ange- baut und alle diese Pflanzen dienen Herrn Schmidt nur zu seinem ausge- dehnten Handel mit getrockneten Blu- men. Herr Haage und Schmidt al- lein hat den Raum von 150 Morgen Landes zu Gartenculturen auf dem Felde behufs Samenzucht verwendet. Setzt man dazu, dass dieses Geschäft, aus- serdem einen grossen Theil der von ihm jährlich abzusetzenden Samen, theils von kleineren Gärtnern, theils von Bauern bezieht, die specielle Cul- turen betreibend ihre Samenernie an Erfurter Handelsgärtner absetzen, — dass dieses Geschäft ausserdem aus dem Norden und Süden Europas be- zieht, was um Erfurt nicht mehr ge- deihet, — dass es aus Neuholland, aus Amerika und Ostindien jährlich Samen I, Originalabhandlungen. massenhaft importirt, dann erst bekommt man den richtigen Begriff der Bedeut- ung eines grossen Erfurter Etablisse- ments, das heut zu Tage seine grossen Samenspeicher, sein zahlreich besetztes Comptoir für Correspondenz und Ver- sendungen, seine Relationen in allen Erdtheilen, seine Gewächshaus -, Gar- ten- und Feldculturen, und endlich seine Filialen in Form kleinerer Producenten besitzt. So nur ist es zu begreifen, dass Haage und Schmidt, wie wir früher schon mittheilten, einen Catalog oder richtiger ein Buch als Samen- Catalog ausgeben können, der 16000 Nummern umfasst, eine Thatsache, die ganz neu in der Entwicklungsge- schichte der deutschen Handelsgärtnerei dasteht, Mit Interesse durchschritt ich die ausgedehnten Culturen der Herren Haage und Schmidt, welche deren Comptoirs. Samenspeicher, Packhäuser, Gewächs- häuser und die unabsehbaren Reihen von Mistbeeten umgeben. Mit den einjährigen Florblumen be- sinnend wenden wir uns zunächst zu einer der hervorragendsten blumisti- schen Neuigkeiten, die es Hrn. Haage und Schmidt gelungen ist, im Laufe der leizten Jahre zu erziehen und die 45 derselbe dies Jahr in den Handel ge- geben hat. Es ist das die „Zinnia Haa- geana Rgl. flore pleno“, von der die untenstehenden Holzstöcke, die Illustra- tion einer Blume in natürlicher Grösse und eines in Blüthe befindlichen Busches in Verkleinerung wiedergibt. Im Jahr- gange 1861 Seite 355 stellte ich nach einem mir von Herrn Fr. Ad. Haage eingesendelen Exemplar „Zinnia Haa- geana“ auf und gab die erste Be- schreibung. Damals war diese Art mir nur als einfach blühend, mit orange- gelben Zungenblumen des Sirahls des Blüthenkopfs bekannt, — doch sagte ich damals schon: „Für die Cultur scheint es eine vortheilhalte Einführung zu sein, weil diese Zinnia nur einen kurzen niederliegenden, stark verästel- ten Stengel und in Folge dessen einen dichten Busch bildet, der auf der Spitze der zahlreichen Aeste und Aesichen die schönen orangefarbenen Blüthen- köpfe trägt. Im Jahre 1863 Tafel 390 gab die Garienflora die erste Abbildung nebst Analysen der charakteristiischen Merkmale dieser neuen Art. Zehn Jahre sind seit der Einführung dieser Zinnia verflossen, und schon haben wir nun von derselben eine Abart mit schön gefüllten Blumen, wie solche die von Herren Haage und Schmidt uns mitge- theilte Abbildung darstellt. Ueber die Cultur ist zu bemerken, dass die Anzucht der Pflanzen aus Sa- men, zeitig im Treibbeet oder Warm- hause stattfinden muss. Die jungen Pflänzchen werden dann einzeln in Töpfe gepflanzt und als auf diese Weise gut vorgezocene Exemplare, sobald keine Fröste mehr zu besorgen sind, auf eine sonnige, warme Lage im freien Lande ausgepflanzt. Die Zahl der Astern, welche die Erfurter Handelsgärtner cultiviren, ist Legion. Haage und Schmidt haben deren allein 58 verschiedenarlige Racen und jede Race wieder in einer Menge verschiedener Farben. Die Art der Füllung der Blüthenköpfe, ob alle Blumen gleichförmig oder die Blumen des Strahls, von denen der Scheibe ver- schieden, die Form des Blüthenkopfs, ob gewölbt oder flach, der Wuchs, ob hoch oder niedrig, die dichtere oder weniger dichte Stellung der Blüthen- köpfe zu einander, gleichmässige oder ungleichmässige Färbung der Blumen des gleichen Blüthenkopfs, das sind Charaktere, nach denen die Racen von einander geschieden werden, Unter- schiede, die freilich oft nur dem Auge des genauen Kenners entgegen treten. Von 2 der schönsten Sorten neuerer Zucht geben wir übenstehend nach Haage und Schmidt die Darstellung. Von der ersten derselben, den „Vic- toria-Astern, ist nur ein Blüthenkopf in 11/, natürlicher Grösse dargestellt, Es ist das.eine Race von niedrigem Wuchse, indem die Pflanzen nicht über 15 Zoll hoch werden. Die Blüthenköpfe sind für Zwergastern sehr gross und werden aus flachen, ziegeldachförmig überein- ander gelegten Zungenblumen gebildet. L, Originalabhandlungen, 47 1/g nat. Gr. Die grossen bis 5 Zoll im Durchmesser haltenden Blüthenköpfe stehen einzelner als bei den Zwerg-Bouquetastern. Diese Sorte hat ungefähr 30 Farben-Nüangen, von der weissen Farbe an durch die rothe und blaue Farbenreihe geliefert. Die andere Race (s. nächte Seite) von der eine ganze Pflanze in ver- kleinertem Maasstabe dargestellt ist, das ist die der „Rosenaster“. Die- selben sind von robustem Wuchs, wer- den bis 2 Fuss hoch, tragen die Blu- men in vollem reichblumigem Bouquet und sind so kräftig im Wuchse, dass sie sich auch beim Wind und Regen- welter ohne gebunden zu werden, auf- recht halten. Die Form der grossen, bis 5 Zoll im Durchmesser haltenden Blüthenköpfe ist fast kugelig und im Centrum stark vertieft, — die Füllung derselben ist dicht dachziegelförmig mit Victoria-Aster. bekannt, die von weiss beginnend, die ganze rothe Farbenreihe durchlaufen. Die Levkoien-Cultur hat den Namen der Erfurter Handelsgärtner begründet. Ebenso zahlreiche Ragen und Farben- reihen von denselben, wie von den Astern werden zur Samenzucht aus- schliesslich in Töpfen cultivirt, und die Zahl der in Töpfen zur Samenzucht cultivirten Exemplare beziffert sich zu vielen Tausenden, die jede der einzel- nen grösseren Etablissements selbst in Cultur hat. Die Balsamimen (s. nächste Seite) wer- deu im Allgemeinen jetzt in den Gärten weniger gezogen als früher. Der Grund mag Iheils darin liegen, dass die Hofl- nung durch Bastardirung mit Impatiens glandulifera und andern annuellen Arten dieser Galtung Bastarde und neue Sip- pen zu erzeugen, nicht in Erfüllung flachen gleichförmigen Zungenblumen. | gegangen ist und darum wirklich aul- Auch hier sind an 20 Farbennüangen | fallende Neuigkeiten unter den Garten- 7 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ’ Nelkenartig gestreifte grossblumige $ Rosen-Balsamine. LITE >... Y I. Orginalabhandlungen, 49 Balsaminen nicht erzeugt worden sind, Die fortlaufende Erzeugung von neuen Formen gehört aber heut zu Tage we- sentlich dazu, um irgend eine Gruppe von Florblumen in der Mode zu erhal- ten. Unter den Sorten mit gut gefüll- ten Blumen, bilden die Rosenbalsaminen mit nelkenartig gestreilten Blumen, und dann die Solferino-Balsaminen mit fei- ner gestrichelten Blumen noch die her- vorragendsien Formen dar Neuzeit. Von beiden ist je eine Blume beistehend in natürlicher Grösse dargestellt. Unter den andern annuellen Flor- blumen der Sammlung von Haage und Schmidt nenne ich ferner eine Form mit rosarolhen Blumen von Linum gran- diflorum. Viola lutea wurde mir schon in England als neue Beetpflanze gezeigt. Es ist eine gelbblüthige Form von Viola tricolor, welche von Manchen als Art geirennt wird, nach meiner An- sicht aber ohne hervorragenden blu- mistischen Werth. Statice spicata wärd im vergangenen Jahre von Haage und Schmidt eingeführt. Dieselbe muss wie Statice Bonduelli im Treibbeet oder Gewächshause im Topfe angesäet und dann später auf lockerem sandigen Bo- den und durchaus sonnigem Standort ausgepflanzt werden. In vorzüglicher Schönheit blüheten gerade die Zwergvarietäten von An- tirrhinum majus, die wegen Blüthen- fülle und des auffallenden Contrastes der auf weissem oder gelben Grunde scharf roth gestreiften oder gezeichne- ten oder umgekehrt auf rothem Grunde gezeichneten Blumen, in jedem Blumen- garten einen sehr guien Effect machen werden. Diese Zwergvarietäten werden mit Einschluss der !/, Fuss langen Blüthentrauben kaum über 1 Fuss hoch, bilden dichie von Boden an verästelte Büsche, deren jeder viele Blüthentrau- | tivirt. 1. 1872. ben trägt und sind zur Bildung niedri- ger Blumengruppen ausserordentlich schön. Man säet die Samen am besten im Juni oder Juli, verstopft die jungen Pflanzen dann auf einem geschützten, trockenen Platz im freien Lande oder in rauheren Klimaten in Näpfe und über- wintert dann frostfrei. Im Frühjahre müssen dann die schon vorgezogenen Pflanzen mit Erdballen an Ort und Stelle, wo solche blühen sollen, verpflanzt werden. Ein Zweig des Samenhandels und der Pflanzencultur, mit dem sich die Herren Haage und Schmidt ganz spe- ciell beschäftigen, das ist die Einführ- ung von frischen Palmensamen in gros- sen Massen und deren Anzucht aus Samen zu jungen kräftigen Pflanzen. Trotz der zahlreichen Gewächshäuser, würde sich der Platz nicht finden, die nach vielen Tausenden zählenden jun- gen Palmenpflanzen zu grösseren Ex- emplaren anzuziehen. Dieselben wer- den daher meistens als junge 1 bis 2 jährige Pflanzen an andere Handels- gärtnereien zu sehr billigen Preisen abgetreten, — wo solche dann zu Ex- emplaren erzogen werden, wie der Pri- valmann zur Decoralion seines Zimmers anzukaufen wünscht. Die schöne Li- vistona australis R. Br. (Corypha australis), von der wir (S. 50) den Holzschnitt eines jungen Exemplares geben‘, ist bei Haage und Schmidt zu vielen Tausenden von Exemplaren vor- räthig und wird sich als eine der schönsten Decorationspflanzen bald in die Zimmergärten aller Gartenfreunde verbreiten. Dieselbe ist im Norden und Osten Neuhollands zu Hause. Schöne Exemplare mit hohem Stamme werden in den Botanischen Gärten zu Kew, Herrenhausen, München und Paris cul- Exemplare von mittlerer Stärke 4 R? Krah 2 ER, GartenHora Deatsehlinds, Hu la sind selten, in jungen kräftigen Exemp- laren wird man "aber diese schöne und in Cultur, im Zimmer und Gewächs- hause leicht gedeihende Pflanze, bald -überall sehen. Als Gegenstück von dieser Fächer- palme geben wir (Seite dl) noch eine uns gleichfalls von Haage und Schmidt mitgetheilte Zeichnung einer der besten Fächerpalmen für Zimmercultur. Es ist das „Phoenix sylvestris Roxb.“ die Daitelpalme Ostindiens. Diese bil- det nicht so lange Wedel wie unsere Dattelpalme, bildet dagegen jährlich viel mehr neue Blätter als letziere, in Folge dessen sie eine dichtere reichblätterige Wedelkrone besitzt. Im Gewächshause ins freie Land oder auch in Kübel ge- pflanzt, bildet Ph, sylvestris viel früher einen Stamm als Ph. dactylifera, im Pal- menhause des Petersburger Botanischen Gartens besitzen wir bis 40 Fuss hohe Stämme. Eine andere Eigenschaft von Ph. sylvestris ist die, dass solche am Stammgrunde wiederholt Stammsprossen bildet. Als andere schöne Palmen, die bei Haage und Schmidt in sehr zahl- reicher Vermehrung befindlich, notirte ich Brahea duleisMart. (Brasilien), die im Zimmer vorzüglich gedeihende Chamaerops excelsa Thbrg. (Ja- pan), Chamaerops humilisL., Sa- balumbraculifera Mart., die be- rühmte Fächerpalme der Antillen. — Euterpe edulis Mart. (Pernam- buco) die in den Gärten als Oreodaxa Sanchona verbreitet und als eine der zierlichsten Fiederpalmen zu empfehlen, Hyophorbe indica Gaertn. (Insel Bourbon), als Areca lutescens in den Gärten verbreitet, so wie Macro- zamia Dennisoni (Jubaea spectabi- lis hort.) (Chile), harte Fiederpalme, die der Phoenix sylvestris ähnlich und auch für kühlere Zimmer geeignet, Livis- tona chinensis Mart. (China) ge- meiniglich als Latania borbonica ver- breitet, Phoenix reclinata Jacg. (Südafrika) und Seaforthia elegans R. Br. (Neuholland). Maximiliana Desterriensis ist eine schöne neue noch unbeschriebene Fiederpalme. Auch Cycadeen in theils importirten Stämmen, unter denen Encephalartos Mac Kennii, grandis und villosus, Mi- cerococcus chilensisMolina her- un vorzuhehen sind, waren zahlreich ver- treten. Als anderer schöner neuer Pflanzen habe ich zu erwähnen, die Richardia hastata fol. variegalis und Ri- chardia melanoleuca aus Südafrika, mit Silberflecken auf den Blättern, — Strychnos nux vomica, die Mutter- pflanze der Krähenaugen, eine starke Gifipflanze, die das Sirychnin liefert, — Antigonum leptopus, hübsche Schlingpflanze mit rosenrothen Blumen aus Mexiko, Dipladenia nobilis, eine Schlingpflanze mit knolliger Wur- zel aus Brasilien, die zwar nicht neu, aber schön und in deutschen Gärten noch selten. — Unter den Zwiebelgewächsen, die A* KO OL ONE ER RU NT? N Änch A 4 .r ur er x Hera N 592 Gartenflora Deutschlands { Russlands und der Schweiz. r sehr zahlreich vertreten, will ich zuerst der schönen Griflinia-Arten geden- ken, von denen die blaublühende Grif- finiahyacinthinaund die beistehend illustrirte@. Blumenavia, mit fleisch- Griffinia Blumenavia. rothen, purpurgezeichneten Blumen zu den schönsten dankbar blühenden Zwie- belgewächsen des Warmhauses ge- hören, — dann zahlreiche Crinum-Ar- ten, dann eine zahlreiche Sammlung von Lilien, unter denen als Neuheit das Li- lium MartagonCatani (Lil. dalma- ticum) mit schwarzpurpurnen Blumen, hervorzuheben ist. Zwei neue Zwie- belgewächse, von Herrn Haage und Schmidt eingeführt, Tecophilaea Cy- anocrocusundLiliorhiza lanceo- lata wird die Gartenflora nächstens durch besondere Abbildungen illustriren. Auch unter den im freien Lande ausdauernden Stauden ist mehrerer schöner Pflanzen zur Teppichbeetcultur zu erwähnen, so der Artemisia Lor- chiana mit silberweisen zarten Sten- geln undBlättern, Teucrium aureum, niedrig, mit niederliegenden Stengeln nn m [m und silberweissen Blättern. Tunica Saxifraga fl. pleno, niedliche Ab- art mit gefüllten Blumen. Aspidium fragrans, ein Farn Nordamerikas mit wohlriechenden Blättern. Ranuncu- lus asiaticus flore pleno in zahl- reichen gefüllten Formen von beson- derer Schönheit und in sehr reichem Farbenspiel. | Mit innerer Befriedigung verliess ich Erfurt, hatte ich mich doch überzeugt, wie deutscher Fleiss und Energie im Gebiet des Samenhandels jetzt alle an- dern Nachbarländer überflügelt hat und - wie auch die Erfurter Handelsgärtner nicht mehr den Belgiern und Englän- dern die Einführung neuer Pflanzen al- lein überlassen. An den Vorbergen des Thüringer Waldes liegt das Lustschloss des Her- zogs Ernst I. von Coburg Gotha, Rheinhardtsbrunnen, in schon na- türlich reizender Lage. Von Herzog Ernst I. angelegt, ist der reizende Park mit seinen Wasserpartien, seinen präch- liigen, mit ausgesuchtem Geschmack gruppirten alten Bäumen, mit den schö- nen Hängebuchen, Trauerweiden etc., am Ufer der Teiche, — ohne sichtbare Gränze unmittelbar in die Berge des Thüringer Waldes übergeführt und schöne Spazierwege führen hinauf nach der Tanzbuche, nach dem lieblichen Tabartzer Grund, ja selbst bis hinauf in die Höhe des Gebirges, bis auf den Inselsberg. Diese Tour, sowie die vom Inselsberge über Ruhla, Wilhelmsthal mit seinen majeslätischen Buchenwäl- dern, und von da durch das romanlisch- wilde Annathal und Marienthal auf die Wartburg und nach Eisenach, wird jetzt jährlich von Tausenden gemacht. Wie sonst fast nur die Studenten Jena’s und Göttingen’s ihre Fusswanderungen durch den Thüringer Wald machten, so führt Y% II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 55 jetzt das Dampfross die Bewohner Ber- lins in wenigen Stunden nach Eisenach, um Waldesfrische und Bergesluft zu geniessen, ja manche Orte des Thürin- ger Waldes, wie Eisenach, Friedrichs- roda, Liebenstein etc., sind im Sommer gleichsam Colonien des flachen Nord- westens Deutschlands geworden. Freund Jäger traf ich leider in dem reizenden Carthausgarten in Eise- nach nicht anwesend, hatte aber die Freude, diesem intelligenten Mitarbeiter an der Gartenflora und überhaupt im Gebiete des ganzen Gartenbaues später in Gotha zu sehen. Die Wartburg ist ein zu bekannter schöner Punkt des Thüringer Waldes geworden, um der- selben hier einlässlicher zu gedenken. Die reizende Aussicht von derselben nl. Chronicle beschrie- ben. In Garderers 1) Strophanthus Bullenianus Mast. (Apo- cyneae). Ein rankender Srauch mit rauhen Zweigen, welchen der Reisende Mann in Old Calabar und auf der Insel Fernando Po entdeckte. In Cultur befindet sich diese neue Art in dem botanischen Garten zu Glasgow, dessen Curator zu Ehren sie auch benannt ist. Blätter länglich-elliptisch, am Grunde abgerundet, lang gespitzt, oben glatt, unterseits weichbehaart. Blumen in einer endständigen Trugdolde, welche viel- blumig und locker verästelt ist. Braktern linear, abfallend. ‘Kelch glockenförmig, drüsenlos, Stheilig, Lappen länglich linear. Corollenröhren am Grunde aufgeblasen, Saum fünflappig; Lappen sehr lang zuge- spitzt. Farbe gelblich mit purpurnen Flecken. Die Frucht erreicht eine Länge von 20—24 Zoll. Samen mit einem weis- sen wolligen Ueberzuge bedeckt. (1870. pag. 1471. Fig. 257.) ist die gleiche geblieben, die alle Schutz- stätte Lulher’s selbsi hat aber das re- staurirte Antlitz der Neuzeit angezogen, schaarenweise werden die Fremden durch alle die nur zu reich restaurirten Räume hindurch geführt, so dass unter dem Geplauder des Führers der feierliche Ernst, mit dem man diese Räume früher betrat, jetzt ganz verschwindet, wodurch der Wartburg jener ernste Duft der frühern Jahrhunderte verloren geht. Wohl ist Luther’s Gemach noch geblie- ben wie früher, aber auch hier ist da- für gesorgt, dass keiner sentimental werde, denn vorm Eintritt wird jedem der Schaar die Taxe abverlangt und im geheiligten Raume selber wird Schacher mit Photographien und anderen Anden- ken getrieben. — Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 2) Luisia macroptera Rchb. fil. (Orchi- deae). Eine kleine Art, welche Oberst Benson an die Herren Veitch und Söhne aus Assam sandte. Blätter stielrund, scharf- gespitzt. Blumen in kleinen Träubchen. Sepalen und Petalen strohfarkig. Lippe gelb und purpur. Eine Art, welche nur botanisches Interesse hat. (1870. pag. 1503.) 3) Cucumis Hookeri Naud. (Cucurbita- ceae). Eine aus dem Innern Afrikas stam- mende einjährige Gurke, mit vielen dünnen, rauhen Ranken, Blätter tief fünftheilig, Lap- pen stumpf, kerbzähnig; Buchten zwischen den Lappen rund. Blumen gelblich, Früchte eiförmig-cylindrisch, dicht mit Stacheln be- deckt, purpurbraun, mit ungefähr zehn weissen Längsstreifen. (1870. p. 1503.) 4) Dendrobium Coelogyne Rehb. fil. (Or- chideae). Von Rev. Parish in Moulmein entdeckt und in Europa eingeführt, blühte diese Art zuerst bei Herrn Day in Totten- ham. Die Scheinknollen haben eine Länge von 2 Zoll, sind vierkantig und tragen an der Spitze zwei 4—5 Zoll lange, breite Blätter. Die Blumen stehen auf kurzen Stielen einzeln an der Spitze der Bulben. — Von aussen sind die Blumen strohfarben ; inwendig hingegen mit einigen purpurfar- benen Linien und Flecken gezeichnet. Lippe schwarzpurpur, am breiten Grunde orange, ' Seitenlappen blass, weisslich-strohfarben mit vielen purpurnen Strichen. (1871. pag. 136.) 5) Oncidium cheirophorum KRehb. fil. (Orchideae). — Rchb. fil. in Xenia 1. t. ‚69 p. 191. — Eine zuerst von Warscewicz auf dem Vulcan von Chiriqui entdeckte Art, die neuerdings wiederholt in England ein- geführt wurde. Gehört zu den kleinblu- migen Arten mit dünner, zarter Rispe; Blumen eitronengelb. (1871. p. 168.) 6) Ophiocaulon cissampeloides Mast. (Passifloreae). Modecca cissampeloides Planch. in Hook. Flor. nigrit. p. 365. Pas- siflora marmorea hort.). Eine Schlingpflanze aus dem tropischen West-Afrika, die im Königlichen Garten zu Kew eultivirt wird und dort zur Blüthe gelangte. Blätter herz- förmig, fast kreisrund, glatt, unterseits weisslich. Blattstiel an der Spitze drüsen- tragend. Bei den weiblichen Blumen sind die Petalen am Grunde der Kelchlappen eingesetzt und kürzer als dieselben. In Cultur ist bis jetzt jedoch blos die männ- liche Pflanze. Hier stehen die zahlreichen Blumen in achselständigen Trauben. Kelch glockenförmig, einen halben Zoll im Durch- messer, tief fünftheilig. Abschnitte läng- lich, stumpf, grünlich, platt. Petalen fünf, so lang als die Sepalen, eingebogen, am Rande gewimpert. Wird in Kew im Suc- eulentenhause cultivirt. (1871. p. 234 Fig. 51.) 7) Odontoglossum maculatum Llav. et Lex. var. integrale Rchb. fil. (Orchi- deae). Eine bei Herrn Williams (Vietoria Nursery) eingeführte Orchidee, die sich von der Stammart durch ganzrandige, einfar- bige Scheibe des Labellums, durch unge- theilte Schwiele, so wie durch kleinere Blu- men unterscheidet. (1871. p. 307.) 'Gartenflora Deutschlands, Bueslande und der Se Ba VER 8) Bomarea chontalensis Seem. (Amaryl- lideae). Eine von Dr. Berthold Seemann auf dem Chontalesgebirge in Nicaragua bei % einer Höhe von 2000 — 2500 Fuss gefunde knollentragende Schlingpflanze, die lebend auch im Bull’schen Garten - Etablissement vorhanden ist. Die windenden Stengel sind stielrund. Blätter lanzettlich oder länglich- eiförmig, zugespitzt, in Wirteln stehend, unterhalb graugrün, auf beiden Seiten glatt. Dolde locker, vier — sechsblumig. Blumen nickend, grösser als bei allen andern Arten dieser Gattung. Die drei äussern Perigo- nalblätter sind auf der Aussenseite rosa mit braun gefleckt, auf der innern Seite hingegen weisslich; die 3 innern blassbraun- gelb, innen dunkelbraun gefleckt. Muss im freien Grunde eines temperirten Hauses eultivirt werden, wenn sie zur Blüthe kom- men soll, wie dies auch bei den übrigen Arten der Fall ist. (1871. p. 479.) 9) Lisianthus Oerstedi Griseb. in Walp. Ann. V. p. 513 (Gentianeae). Wurde im Garten des Herrn William Bull aus Samen erzogen, welchen Dr. B. Seemann in Ni- caragua sammelte. Die Pflanze wird im Vaterlande Flor de Campanilla genannt, und als tonisches Mittel gebraucht. In der Familie der Gentianeen steht sie durch ihre unregelmässige Corolle vereinzelt da. Erreicht gewöhnlich eine Höhe von 21/o— 3 Fuss, obgleich Dr. Seemann auch einige Exemplare bis zu 6 Fuss Höhe beobach- tete. Zweijährig. Stengel 4, —1/s Zoll dick, einfach, vierkantig. Blätter gegen- überstehend, elliptisch oder verkehrt-eiför- mig, die obersten eiförmig, zugespitzt, ganz- randig, 5— 7nervig, alle Theile von Sten- gel und Blättern grün, aber die untere Seite der letzteren heller als die obere; die kurzen Blattstiele sind stengelumfassend. Blüthenstand endständig, eine wiederholt- dichotome Traube bildend.. Blumen ein- seitig, nickend, einzeln an den Gabeln stehend. Kelch fünftheilig, Lappen eiförmig, stumpf, dunkelgrün, mit weissen Enden. Corolle schräg, trichterförmig, grünlich- gelb, an den Enden weisslich. (1871. p. 513.) Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 55 10) Kohleria rupestris Seem. (Gesnera- ceae). Eine ebenfalls von Dr. Seemann ir Nicaragua entdeckte und jetzt im Besitze von W. Bull befindliche Gesneracee, am nächsten verwandt mit K. Seemanni Hanst. (Gesnera Seemanni Hook.) und mit K. ig- norata Rgl. (Gesnera ignorata Kth.). Blüht im Herbste. Der Stengel der am meisten entwickelten Pflanzen erreicht eine Höhe von 6—8 Fuss bei einer Dicke von 3/4 Zoll. Er ist gewöhnlich einfach, manchmal auch verzweigt. Blätter gegenüberstehend oder auch zu drei, länglich-eiförmig, spitz, ge- kerbt, lang gestielt, nach oben immer klei- ner werdend. Die endständige Blüthen- traube enthält 50—60 langgestielte Blumen. Corolle stark behaart. Röhre cylindrisch, 1 Zoll lang, der oberste Lappen der Co- rolle ist der grösste von allen und ge- theilt. — Die ganze Blume ist von aussen roth, von Innen gelb mit roth punktirt. (1871, p. 611.) 11) Dendrobium annuligerum Rechb. fül. (Orchideae). Diese Art stammt aus Marisa und ist im Besitze der Herren Veitch und Söhre in Chelsea. Die spindelförmigen Scheinknollen sind vielkantig oder viel- furchig, oberhalb abgerundet an den Inter- nodien mit braunen Ringen getheilt. Blü- thenstand seitlich, einblumig. Blumen grünlich-gelb. Lippe weiss mit purpurnen Adern an den Seitenlappen; die Schwielen und der Mittellappen sind grünlich - gelb, erstere am Grunde orange. (1871. p. 675.) 12) Lycaste linguella Rchb. fil. (Orchi- deae). Eine neue peruvianische Art, wel- che nahe mit L. lanipes und L, ciliata ver- wandt ist. Blumen weisslich. In Cultur bei Herrn Veitch und Söhne. (1871. p. 738.) 15) Oncidium bryolophotum Behb. fi. (Orchideae). Diese Art gehört zur Ab- theilung der Heterantha, d. h. solcher mit verschieden gestalteten Blüthen und wurde aus Central-Amerika im Etablissement Veitch eingeführt. Die lange Rispe ist dicht mit kleinen grünlichen Blumen be- deckt, zwischen denen einzelne grössere goldgelbe, braun gestreifte und gefleckte stehen. Die Arten aus dieser Gruppe sind mehr interessant als schön. (1871. pag. 733.) 14) Dendrobium acrobaticum Rehb. fil. (Orchideae). Eine kleine gelbblühende Art aus Moulmein, bei welcher besonders der Umstand neu und interessant ist, dass alle Petalen am Grunde eine Schwiele besitzen, Befindet sich gleichfalls in der reichen Sammlung der Herren Veitch und Söhne, (1871. pag. 802.) 15) Masdevallia atitenuata KRehb. fil. (Orchideae). Eine kleinblumige Art mit weisslichen, orangegelib gespitzten Blumen, Petalen weiss, mit einem grünen Mittel- nerven, Lippe gelb, am Grunde orange. Stammt aus Costa Rica. (1871. p. 834.) 16) Humata Tyermanni Moore. {Filices). Ein kleines elegantes Farn mit kriechen- dem Stengel, zur Gruppe der Davallien ge- hörend, welches der Curator des botani- schen Gartens in Liverpool, Mr. Tyermann, von der Westküste Afrika’s erhielt, und welches jetzt in den englischen Gärten als Davallia Tyermanni cultivirt wird. Wedel deltaförmig zugespitzt, glatt, lederartig, dreifach gefiedert, Fiederchen länglich, tief fiederspaltig; Lappen schief, gewöhnlich einen einzigen Fruchthaufen tragend. Länge der Wedel 7 Zoll. Aehnelt der D. bullata, die Wedel sind jedoch nicht abfallend, wie es bei derselben der Fall ist, sondern blei- bend, wie bei D. decora.. Rhizom mit schmalen, weissen, leichtgezähnten Spreu- schuppen bedeckt. (1871. pag. 870 Fig. 178.) 17) Selaginella rubella Moore. (Sela- ginelleae). Eine neue, mit S. Kraussiana (denticulata der Gärten) verwandte Art, die Zweige von röthlicher Färbung besitzt. Ihre Abstammung ist unbekannt; sis wurde im Etablissement Williams auf Orchideen gefunden, von denen man nicht wusste, woher sie eingeführt waren. (1871. pag. 902 Fig. 190.) (Ender.) Mm. 1) Dauerhaftigkeit der Vanda teres Lindl. Herr Riviere, der Ober- gärtner des Gartens des;Palais Luxembourg zu Paris, theilte der „Societe centrale d’hortieulture de France‘‘ mit, dass als im Winter 1870—1871 die Heizung des Orchi- deenhauses wegen vollständigen Mangels an Heizmaterial nicht mehr möglich war, die Temperatur in diesem Hause auf 00 R. sank. Dessen ungeachtet litt die Vanda teres nicht und begann im Monat Februar ihre Knospen zu zeigen. Gegen Ende des Monats Mai, als die Commune als ärgster Feind in Paris hauste, zerschmetterte die Explosion des Pulvers im Luxemburg - Pa- lais auch alle Fenster des Orchideenhauses, so dass alle Pflanzen in diesem Hause der damals gerade sehr niedrigen Temperatur der freien Luft ausgesetzt waren. Die Vanda teres ward dann an einen wärmeren Ort gebracht, wo sie bald ihre Blumen entfaltete. Herr Riviere bemerkte ferner über die Cultur der Vanda teres, dass sol- che, wenn sie im Winter einige Monate trocken gehalten werde, nicht blühe, — dass sie aber kühl gestellt, ihre Knospen entwickele und dann reichlich blühe. (Jour- nal de la Soc. centr. d’hort. de France). 2) Verluste des Gartens des Mu- seumsin Paris. Der Director des Gar- BR: Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 23 tens des Museums in Paris, Hr. Prof. De- | caisne, theilt in dem Journal de la Soc. centrale d’hort. de France, die Liste der i SU THHR Rn a ER = : Pia art ra h BT b. 5 Notizen. 3) Die ächte Rhabarberpflanze. Bei der grossen Wichtigkeit der Rhabar- ber als Arzneimittel und bei dem hohen Preise derselben hat man früh schon Ver- suche gemacht in Europa Rhabarber zu ziehen. Zunächst scheitert dieser Versuch daran, dass wir eben nicht wissen, welche Pflanze wir cultiviren sollen. Die bekannten Rheum-Arten liefern eine zu wesentlich verschiedene Waare, als dass sie ein Ersatz der ächten Rhabarber abge- ben können, das grossmaschige Netz fehlt beim Durchbruch der Wurzel. Hierher gehört die französiche Rhabar- ber, meistens von Rheum campactum L, und undulatum L. und Emodi L. Die eng- lische, wie Pereira nachgewiesen, von Rheum Rhaponticum gewonnen wird. Nach den Forschungen des deutschen Apothekers Calau, dem Vorsteher der rus- sischen Rhabarberbrake in Kiachta ist zu nehmen, dass es nur eine einzige Sorte der ächten Rhabarber gibt. Ueber die Abstammung dieser ächten Rhabarber sind wir also noch vollständig im Ungewissen. Boerhaave erhielt 1750 angeblich ächte Samen, aus denen Rheum undulatum und Rheum palmatum aufging. Jedoch liefern beide dieser Pflanzen keine Wurzel, welche der ächten Rhabarber gleich ist. Später erhielt Pallas durch buchari- sche Kaufleute Samen, welche von der ı ächten Stammpflanze der Rhabarber sei, Pflanzen mit, welche der gedachte Garten | im Januar 1871, theils durch die Kanonen- kugeln, die in die Gewächshäuser einschlu- gen, direct verloren hat, oder die zu noch | grösserem Theil, wegen Mangels an Heiz- | material verloren gingen. luste auch beträchtlich, so sind sie doch lange nicht so bedeutend als zu vermuthen war und werden diese Lücken gewiss bald ausgefüllt sein, da alle Schwesteranstalten in Europa gern und mit Freuden geben werden, was sie von den verlorenen Pflan- zen besitzen. Sind diese Ver- ! und das Rheum compactum hervorbrachte. In neuerer Zeit hoffte man erst in Rheum Emodi Wall., und in Rheum Webbianum Royle die ächte Pflanze gefunden zu ha- ben, aber keine von diesen Pflanzen liefert die völlige ächte Rhabarber. Nach Professor Ritter in Berlin er- streckt sich der Rhabarberhandel bis in das höchste Alterthum hinauf. Das wilde Alpenland um Sining und den Koko-Nor mit seinen Schneegebirgen sei die wahre Heimath des Rheum, dort werden sie von den Gebirgsbewohnern in den grossen Wild- nissen auf den Abhängen der Schneege- ET N pre II. Notizen. 57 birge gesammelt, und an die Chinesen verkauft. Es würden sich Freunde der Botanik sehr verdient machen, wenn sie auch wie- derum in dieser Zeit eine Reise nach jenen Gegenden in China unternähmen, und dor- ten mit solcher Mühe und Ausdauer es sich liessen angelegen sein, wie es beim Aufsuchen .seltener Pflanzen und Blumen in fernen Welttheilen jetzt geschiehet. Dr. Herring, (S—r.) 4) Botanische Abtheilung der Weltausstellung in Wien. In der letzten Sitzung (6. Debember) der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien wurde das Programm festgestellt, um sich an der Weltausstellung im Jahre 1873 zu betheiligen. In Bezug auf Botanik wurde bestimmt zur Ausstellung zu bringen, über- sichtliche Darstellungen von Repräsentan- ten auffallender Vegetationsformen, wobei Bodenbeschaffenheit, Seehöhe und andere Momente als leitende Gesichtspunkte ange- nommen sein mögen. 1) Tableaux, welche die wichtigeren organographischen oder systematischen Verhältnisse österreichischer Pflanzen durch getrocknete Exemplare und Pflanzenthetle, so wie durch Analysen von Blüthen und Früchten veranschaulichen. 2) Makro- oder mikroskopische Präparate von Pflanzen oder ihren Theilen. 3) Samm- lungen von Stämmen, Früchten, Samen der in Oesterreich einheimischen Pflanzen; 4) bildliche oder plastische Darstellungen der wichtigeren morphologisch und syste- matischen Verhältnisse einheimischer Pflan- zen, 5) noch nicht veröffentlichte Original- Abbildungen von Pflanzen, 6) landschaft- liche Darstellungen von charakteristischen Vegetationsformen oder Gruppen, 7) char- tographische Darstellungen über geographi- sche Verbreitung einzelner Ordnungen, Gattungen und Arten innerhalb der öster- reichischen Monarchie. (S—r.) 5) Wiener Stadtgarten-Anlagen und Erhaltungskosten. Das von der Finanzsection des Gemeinderaths beantragte Präliminare der Stadt Wien für das Jahr 1872 weist für solche Zwecke ein Erfor- derniss von 59,638 fl. aus und zwar ent- fallen von dieser Summe auf den Reserye- garten 4560 fl., auf die Anlagen um den- selben herum 160 fl., auf den Kinderpark am rechten Wien-Ufer 4950 Al., auf den Stadt- park am linken Wien-Ufer 9065 fl., auf die Anlagen am Kursalon 3702 fl., auf die Parkwasserleitung 4450 fl., auf den Park am Franz-Josephs-Quai und auf die Anla- gen auf dem Rudolfs-Platz 3000 fl., auf die Anlagen vor dem Polytechnicum 3180 Al., auf die Bepflanzung und Erhaltung der Ringstrasse 6470 fl., auf die der Lasten- strasse 23800 fl., auf die Anlagen am rech- ten Wiener Ufer vor der Elisabeth-Brücke bis zum Schwarzenberg-Platz 5560 fl., auf den Esterhazy-Park 3200 fl., auf die An- lage vor der Schwarzenberg-Brücke 250 fil., auf den Schulhof in der Stumpergasse 100 A. In die Rubrik „Gartenpräliminare‘ ist auch der Gehalt des Stadtgärtners und seiner Gebülfen mit einbezogen, (S—r.) 6) Enqu&te über die Ringstras- sen-Alleebäumein Wien. Heute hielt die Enquete über die Er- hebung der Ursachen wegen des Abster- bens der Bäume in den Alleen der Ring- strasse ihre erste Sitzung. Der Stadtgärt- ner Dr. Siebek war Referent und gab als solcher die bereits wiederholt gemachten Mittheilungen, als da sind: Staub, Sand, Gasbeleuchtung, Röhrenlegung, Beschädig- ung oder Erdrückung der Saugwurzeln, Canalisirung und Wasserleitung, die aus- nehmend kalten Winter als Ursache des Absterbens an. Die Platane ist ein edler Baum mit schöner Krone und deshalb hat er sie bevorzugt. Anderswo gedeihen sie, warum sollen sie in Wien nicht gedeihen, und ihr Absterben wird in Paris so wenig verhütet, wie ın Berlin. RegierungsrathFenzl gibt den schlech- ten Boden, die widrigen Winde, schlechtes Licht, die strahlende Wärme des Bodens, die Gasbeleuchtung, die constante Erschüt- terung des Bodens, die Lage der Bäume zwischen den Häusern als Ursache des Siechthums und Absterbens an. Was das Leuchtgas selbst anbelangt, so schadet emplare und bemerkt dazu, + Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Se ıwe nur die Ausströmung von grossen Quan- titäten. Dr. Göthe ist ebenfalls mit der An- pfanzung von Platanen einverstanden; er hält jedoch den Kastanienbaum für geeig- neter, als den Ailanthus. Die Bäume soll- ten mit den Knollen versetzt und dann mit Eisengittern geschützt werden. Hooibrenk sprach sich sehr scharf aus. Die Alleen hätten erst dann gepflanzt werden sollen, bis der Boden dazu vorbe- reitet war; dann war es ein Unglück, dass man die Platanen aus Italien verschrieben und orientalische Platanen gepflanzt hat. Man hätte sollen nach den occidentalischen greifen, welche unser Klima vertragen. Diese Bäume, Ailanthus und Platanen, wer- | schlusse erhoben. einer den anderen. Er beantragt: Die Fachmänner sollen sich als Comit& consti- tuiren, welches die Baumpflanzungen durch den Sommer hindurch einem genauen Stu- dium unterwerfen soll. Jetzt aber soll man die Ursachen des Absterbens ergründen, warum der eine Baum lebt, der Nachbar abgestorben ist und die Erde deshalb che- misch untersuchen, ebenso den Wurzelstock der abgestorbenen Bäume, Die Beobacht- ung wird daher ein volles Jahr dauern. Hofgärtner Inspector Vetter fürchtet, dass sich die Anpflanzungen mit Plantanen nicht werden durchführen lassen. Der An- trag des Daniel Hooibrenk wurde zum Be- (S—r.) IV. Literatur. 1) Cultur der Indischen Azaleen, von Jean Vervaine. Die Abhandlung, welche wir hier er- wähnen wollen, ist eine derjenigen, welche im Bulletin des Petersburger Congresses publieirt ist. Herr Vervaine bezieht sich auf die aus Belgien zur Ausstellung eingesendeten Ex- dass solche auf Ausstellungen in Belgien noch weit vollkommner und prächtiger ausgestellt worden seien. J. Vervaine beginnt mit den Feinden der Indischen Azalea, welche die schönsten und besten Exemplare oft in kurzer Zeit gänzlich verderben oder wenigstens unan- sehnlich machen können. Der schlimmste derartige Schmarotzer ist die kleine „rothe Spinne‘. Dem Auge mehr nur durch ihre Verheerungen sichtbar, sitzen dieselben massenhaft zu beiden Seiten des Blattes, und indem sie sich vom Saft der Blätter nähren, verur- sachen sie deren baldiges Abfallen. Unter den vielen Mitteln welche man gegen diese Thierchen anwendet, habe ich als das ein- fachste und sicherste erprobt, Wasser mit Seife und Schwefelblüthe zu vermischen und die befallenen Pflanzen in dieses ein- zutauchen. Man nehme dabei 1 Kilogramm (2 Pfd.) schwarze Seife und 500 Grammes (1 Pfd.) Schwefelblüthe auf 20 Litres (35 Flaschen) Fluss- oder Regenwasser. Diese Operation hat durchaus keinen schäd- lichen Einfluss auf die Pflanzen und tödtet die rothen Spinnen, wenn man nur darauf achtet, dass die ganze Mischung gut um- gerührt und gemischt wird, bevor man die Pflanzen eintaucht, und dass die Pflanze einige Sekunden eingetaucht bleibe, damit jeder Theil der Aeste, Blätter und Knos- pen ordentlich benetzt werde. Die andere Art von schädlichen Insee- ten, welche die Azaleen befallen, ist die „schwarze Fliege‘‘ oder derBlasenfuss(Thrips haemorrhoidalis).. Dieses etwas grössere Thierchen setzt sich an der untern Seite der Blätter fest, ist noch weit schädlicher und schwieriger zu vertilgen. Dieselben verderben nicht nur die Blätter, indem sie solche unansehnlich und fleckig machen, sondern sie setzen sich auch an den Blü- thenknospen fest und bedingen monströse und unansehnliche Blumen. Als Vertilg- den ja Riesen und mit der Zeit erd jckt » RE u ih N nt Hr 2 2 a Zn Ze u Ta re er ungsmittel wird das gleiche Verfahren wie gegen die rothe Spinne angewendet und nach 4—5 Tagen noch einmal wiederholt. Hilft dies nicht genugsam, so muss noch mit Tabak geräuchert werden *). Zur Erziehung gut geformter und reich und vollkommen blühender Exemplare, be- dient man sich in Belgien dreierlei ver- schiedener Operationen, nämlich a) des Aus- schneidens der Blüthenknospen, b) des Aus- schneidens der überflüssigen Aeste und c) des Auskneipens. Das Ausschneiden der Blüthen- knospen geschieht, so bald man bemerkt, dass die betreffenden Exemplare Blüthen- knospen angesetzt haben. Wird diese Operation frühzeitig vorgenommen, so er- hält man einen früher und kräftiger austreibenden Holztrieb, denn die Bild- ung der Blüthenknospen geht stets auf Kosten des Holztriebes vor. Diese Op- eration setzt voraus, dass man von je- der Sorte mindestens 2 Exemplar& besitzt die man abwechselnd alle 2 Jahre blühen lässt. In Folge des früheren und kräfti- geren Triebes von Exemplaren, denen man die Blüthenknospen zeitig genommen, kann man den jungen Trieb, bevor die Exemp- lare den Sommer hindurch ins freie Land gepflanzt werden, noch einmal einkneipen, indem man dabei auf Formirung der Krone Rücksicht nimmt und nun werden die Pflan- zen noch einen zweiten Trieb machen und auch noch Blüthenknospen fürs nächste Jahr ansetzen. Das Auslichten und Fortschneiden der überflüssigen zu dicht stehenden oder die Form verderbenden Zweige, geschieht das ganze Jahr hindurch. Das Einkneipen wird vorzugsweise bei gesunden, kräftig wachsenden Exemp- laren angewendet, die ins freie Land ge- pflanzt werden. Der kränkliche Zustand der Azaleen ist *) Wir haben wiederholt als Mittel ge- gen den Blasenfuss ein Destillat vom Per- sischen Insecten-Pulver empfohlen, ein Mit- - IV. Literatur. 59 entweder die Folge der Angriffe der be- sprochenen Insecten, — oder entsteht da- durch, dass den Pflanzen zu kleine Töpfe gegeben werden und ihnen also nicht ge- nügende Nahrung gereicht wird. Als Erde wird eine lockere Heideerde angewendet. Das sicherste Mittel einen kräftigen gesunden Trieb zu erzielen be- steht im Auspflanzen der Exemplare im Sommer in den freien Grund eines mit Heideerde gefüllten Beetes. Hier hüte man sich nur zu tief einzupflanzen, damit man sich leicht von dem Zustande des Ballens der Exemplare, in Bezug auf Trockenheit überzeugen kann. Bis dieselben neue Wur- zela in das Erdreich des Beetes gebildet haben, darf der Ballen nie zu trocken wer- den, sonst leiden die Pflanzen sehr durch Trockenheit. Das Beet, in welches einge- pflanzt wird, muss eine durchaus freie und sonnige Lage haben und man kann den Pflanzen nur dadurch etwas Schutz vor dem Einfluss der brennenden Sonne ge- währen, indem man den Boden mit einer Lage Moos bedeckt. „Pflanzen, die den Sommer hindurch im Topfe bleiben, müssen vor dem Einfluss der Sonne durch leichte Beschattung ge- schützt werden, wo das nicht geschieht, erhalten deren Blätter eine gelbliche Färb- ung. Dieselben müssen aber im Uebrigen eberfalls durchaus frei stehen und man schütze nur vor der Sonne zur Zeit der heissesten Tagesstunden. Die Töpfe wer- den in den Boden eingegraben, müssen aber vor dem Eindringen der Regenwür- mer in den Topf geschützt werden und sollen Abends und Morgens leicht über- spritzt werden. Nach dem Abblühen wird der Schnitt auf die Form des Exemplares vorgenom- men. Nur bei wenigen Sorten, die stets sehr kurze Zweige bilden, so dass kein Zweig die andern überragt, ist das un- nöthig. Bei diesem Schnitt scheidet man gleichzeitig alle schwächlichen Zweige, welche nicht die Kraft haben würden, Blu- men zu bilden, ganz fert. Dabei werden Sorten, die lange Zweige bilden, ungefähr tel, das stets vollkommen und sicher hilft. | 2 Zoll über dem Schnitt des letzten Jahres zurückgeschnitten, — die Sorten mit kur- zen Zweigen werden auf 4—5 Blätter un- terhalb der letzten Blumen zurückgeschnit- ten. Wer erst im Laufe des Spätsommers zurückschneidet, erhält keine Blumen mehr. Schliesslich sei noch bemerkt, dass man wo möglich die Azaleen aus dem Gewächs- hause ins Freie bringen soll, bevor sie ge- trieben haben, — oder da wo das nicht angeht, die Exemplare anfangs in den Schatten stellt, bis die jungen Triebe sich an den Einfluss der freien Luft gewöhnt haben. (E. R.) 2) E. Lucas, Württembergs Obstbau, kurze Darstellung des Zustandes un- serer Obsteultur in den verschiedenen Bezirken des Landes, die Vorzüge oder Mängel derselben und der Mittel zur Hebung der Letzteren. Ravensburg 1871 bei Eugen Ulmer. Diese neue Variation seiner frühern Schriften hat der ‘geehrte Verfasser als Festschrift zur 25jährigen Vermählungsfeier des Hohen Königspaares von Württemberg geschrieben. Diese Schrift liefert den Be- weis, dass trotz mannichfacher Rügen in Bezug auf die Cultur der Obstbäume in den verschiedenen Gegenden Württembergs, — dennoch kein Land Deutschlands in Be- zug aufObstbau so hoch steht, wie gerade Württemberg. Die Obstpflanzungen breiten sich oft gleich Waldungen über ganze Gegenden aus, begleiten die Strassen als schattige Alleen und dienen wahrhaft zur Verschö- nerung des Landes. Herzog Christoph (1560 — 1568) und später Herzog Karl Eugen von Württem- berg (1737 — 1793) gelten als krättigste Förderer des Württemberg’schen Obstbaues in frühern Jahrhunderten. Schon vor 150 Jahren bestand auf Solitude eine Herzog- liche Baumschule, aus welcher in dem Laufe von 100 Jahren viele Hunderttausende von Obstbäumen über das ganze Land verbrei- tet wurden, unter andern war Major Schil- ler, (Vater Friedrichs v. Schiller) einer der Vorsteher derselben. Unter dem verstor- benem Könige Wilhelm und dem jetzigen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sa ss BY Kr Könige Karl, wurden die Obsteultur för- dernde Gesetze gegeben, Lehr - Anstalten für Gartenbau, (zu Hohenheim 1844), für Ackerbau (1842 an mehreren Orten), für Weinbau (zu Weinsberg 1868) gegründet und im speciellen Interesse des Obstbaues wurden ausserdem allgemeine Landes-Obst- Ausstellungen abgehalten. In Hohenheim ward unter Lucas Leitung der Anfang ge- macht „Baumwärter“ für die Unterhaltung und Pflege 'der längs der Wege gepflanz- ten Bäume auszubilden. Dieser Unterricht währt dort fort und hat sich als eins der wichtigsten Mittel zur Hebung des Obst- baues bewährt. Lucas berechnet, dass gegenwärtig im Königreiche Württemberg nahe an 5 Mil- lionen Kernobstbäume und über 3 Millionen Steinobstbäume gepflanzt sind. Der Durch- schnittsertrag der Ernte dieser Bäume ist ungefähr 1,700,000 Centner Kernobst und 308,000 Ctr. Steinobst. Der Verfasser bespricht nun den Obstbau der einzelnen Distriete Württembergs, geht dann zu der Besprechung der noch vorhan- denen Mängel im Obstbau nebst Rath- schlägen zu deren Beseitigung über, gibt hierauf eine Auswahl der für Württemberg nützlichsten Obstsorten und schliesst mit Aufführung der in Württemberg zum Schutze des Obstbaues vorhandenen Gesetze. Aus dieser Aufzählung des Inhaltes geht es zur Genüge hervor, dass auch diese Schrift des Verfassers nicht blos für Würt- temberg , sondern für alle Gauen Deutsch- lands und für den Obstbau überhaupt hohes Interesse und Nutzen hat. (E. R.) 3) Nestel’s Rosengarten, Verlag von Friedrich Schweizerbart in Stuttgart. Dieses in Heften mit Abbildungen von Rosen erscheinende Werk ward von uns wiederholt besprochen. Es ist unbedingt in Bezug auf die Ausstattung der Abbild- ungen in Buntdruck das Beste, was in die- ser Beziehung in Deutschland bis jetzt ge- liefert ward. Es liegt jetzt ein älteres Heft vor uns, das uns nachträglich gelie- fert ward. Darin sind abgebildet: Rosa hybrida bifera Christian IV. Literatur. Puttner. Grosse schöne Blume von leuchtend dunkelpurpurner Färbung. Er- zogen von Herrn Oger. Zur Freilandeul- tur wie zum Treiben geeignet. Rosa Thea Md. de Sertot. Ge- züchtet von Pernet. Schöne dankbar blüh- ende Sorte mit grossen gut gefüllten weis- sen Blumen mit gelblichem Schiller. Die innern Blumenblätter gelblich. Rosa hybjirida bifera Ellen Mo- rel. Sehr grosse Blume von dichter im Centrum unregelmässiger Füllung und von lilarosenrother Färbung. Rosa spinosissima (pimpinelli- folia) var. purpurea, lutea und Vic- toria. Drei schöne gefülltblumige Abar- ten der Pimpinellrose, einer der wenigen Rosengattungen, die selbst im Petersburger Klima noch ohne Deckung hart. Die erste mit purpurrothen, die zweite mit gelblichen, die 3. mit rosarothen Blumen. Nestel’s Rosengarten ist als Werk für den Salontisch sehr zu empfehlen. (E. R.) 4) Martin Fries, Anleitung zum Ta- baksbau. Dritte vermehrte und verbes- serte Auflage. Stuttgart 1870. E. Schweizerbart’sche (E. Koch) Ver- lagshandlung. Diese jedenfalls sehr gute, von einem Fachmanne mit tüchtiger Sachkenntniss verfasste Schrift gibt zunächst eine Ueber- sicht der Arbeiten beim Tabaksbau nach den Monaten. In einer Einleitung wird dann gezeigt, dass der Tabak eine der vor- theilhaftesten Culturen an solchen Orten ist, wo das Klima, d. h. ein warmer Som- mer und hinlängliche Arbeitskraft zur Cul- tur und Reinhaltung der Tabakspflanzungen den Anbau im grösseren Maasstabe er- laubt. Die Cultur wird klar dargelegt, gute Zubereitung des Bodens durch wiederhol- tes Beackern, starke Düngung im Herbste und flaches Unterbringen des Düngers, da die Tabakspflanze mit den Wurzeln nicht tief geht, werden in Bezug der Bodenbe- -reitung hervorgehoben. Die Anzucht des Tabaks in Beeten wird sehr umständlich 61 beschrieben, ebenso das Verpfianzen aufs Feld, die Cultur, die Ernte, Zubereitung und Aufbewahrung des Tabaks. Holz- schnitte erläutern an mehreren Stellen den Text. Die Art der Eintheilung der Schrift in sehr zahlreiche Abschnitte erleichtert zwar das Nachlesen, bringt aber auch eine Menge von Wiederholungen mit sich. Als eine der besten Sorten Tabak für den Anbau in Südwesten Deutschlands, empfiehlt der Verfasser den ‚„Amerikani- schen oder Gundi-Tabak. (E. R.) 6) Illustrirte Berichte über Gar- tenbau, Organ des Pomologischen In- stituts zu Ringelheim. Braunschweig 1870. Druck von J. H. Meyer. Diese Zeitschrlft erscheint in Heften in gross Quart. Wie viel dieser Hefte den Jahrgang bilden sollen, ist in dem, im ersten Hefte enthaltenen Programme nicht gesagt. Dieses erste Heft enthält einen kurzen Artikel über Gartenanlagen, nebst Plan ei- nes regelmässigen Gartens nach dem neue- sten Muster des Rococco-Styles, über Garten- decorationsgegenstände und Gartenmöbel, durch gute Holzschnitte, den Preisverzeich- nissen verschiedener Fabriken entnommen, erläutert. Dann kommt ein Artikel über „neue Einführungen in der Pflanzenwelt‘. Da wer- den besprochen neue gefülltblumige Scar- let-Pelargonien ; dann folgen verschiedene Pflanzen, zunächst Abutilon Tempsonii (statt Thompsoni), Achyranthes borbonica (ein ganz falscher Gartenname), Alternan- thera amabilis, — dann verschiedene Pflan- zen, unter andern Oplismenus variegatum (statt Opl. variegatus). Schliesslich werden noch Liebhabern für ein warmes Gewächs- haus eine Zahl von schönen Gewächshaus- pflanzen empfohlen, ohne solche zu bespre- chen. Dieses Verzeichniss fängt an mit „Encalypha tricolor“ (wahrscheinlich Aca- lypha tricolor gemeint). Dann folgt eine Ueberschrift „Welche als neue Zier- sträucher sind besonders zu em- pfehlen‘“, darunter die seit mehr als 40 Jahren in den Gärten verbreitete Spiraea ariaefolia, ein Prunus virgatus (statt % 1 virgata) fl. roseo pleno, ein Gartenname unter dem wahrscheinlich der ‚„Prunus tri- loba Lindl. gemeint ist. Ein Synonym dieser letzteren Pflanze ist „Amygdalopsis Lindleyi Carr.‘, in dem in Rede stehenden Verzeichnisse wird diese Pflanze ebenfalls, — aber als „Amygdalus“ Lindleyi aufgeführt. Ausserdem füllt ein guter kurzer Arti- kel über Vermehrung und Cultur der ge- füllten Scarlet-Pelargonien, ein Artikel von Hrn. Palandt über den Immapfel, einige Vv. Personalnotiz 1) Dr. Berthold Seemann. Botanik und Gartenbau haben einen herben Verlust erlitten. Dr. Berthold Seemann ist erst 47 Jahre alt im 10. October des ver- gangenen Jahres am Bergwerk Javali in. Nicaragua gestorben. Im Auftrage einer Gesellschaft hatte er die Reise dahin unter- nommen und zugleich hatte er wie früher trockene und lebende Pflanzen gesammelt, welche letztere alle in das Etablissement von W. Bull eingeführt wurden. Soviel dem Referenten bekannt, war Seemann 1825 in Hannover geboren. Seine erste Ausbildung hatte er am Lyceum seiner Vaterstadt erhalten, dann hatte er die Gärtnerlehranstalt in Potsdam absol- virt, war später im Botanischen Garten zu Göttingen, sowie er dann seine Studien auch in Göttingen machte und dortzum Dr. Phi- losophiae creirt wurde. Fast 21 Jahre alt, kam er nach England und machte von dort aus als Naturalist am Bord des Kriegs- schiffes Herald eine Reise um die Welt und 3 der Fahrten mit, welche nach dem Nordpol gingen, um Sir John Franklin aufzusuchen. Nach seiner Rückkunft hielt er sich längere Zeit in seiner Vaterstadt auf, wo er das Botanische Journal Bon- plandia gründete, das seine Thätigkeit von 1853 bis 1862 in Anspruch nahm. Später kehrte er nach England zurück und nahm von da an bleibend Aufenthalt in London, von wo aus er noch mehrere N re Na Gartenkora Deutschlands, Russlands und der Schwere ER, 7 Miscellen und besonders die Bedingungen zur Aufnahme von „Zöglingen in das Po- mologische Institut zu Ringelheim“, ferner eine Anzeige eines Preisverzeichnisses des Pomologischen Institutes zu Ringelheim etc. das Heft. Würde die Redaction dieses ersten Hef- tes ebenso vortrefflich, als die Ausstatt- ung von Seite der Buchhandlung sein, dann bliebe für diese neue Zeitschrift nichts zu wünschen übrig. (E. R.) en und Neuestes. bedeutende Reisen unternahm. So ward er 1860 vom Colonial-Ministerium zum Mit- glied der Commission ernannt, die mit dem - Auftrag nach den Fidschi-Inseln ging, um zu untersuchen, ob dieselben sich zu einer britischen Colonie eignen würden. Von dort zurück gekommen, ging er im Auftrag von Privat-Gesellschaften wiederholt nach Mittelamerika und sammelte und studirte dabei die Fiora jener Länder, sowie er auch stets zahlreiche lebende Pflanzen aus jenen Gegenden nach England an W. Bull ein- sendete. Berthold Seemann besass eine energi- sche Arbeitskraft, wie das am besten aus der Aufführung seiner zahlreichen Publica- tionen hervorgeht. Im Jahre 1851 erschien sein erstes Werk, welches die Aufzählung Amerikanischer Volksnamen für Pflanzen enthielt. 1852 erschien seine Aufzählung der in Europa’s Gärten eingeführten Neu-Hollän- dischen Acacia-Arten, ein gutes Buch, das sich auf Bentham’s Arbeiten stützend, noch jetzt bei der Bestimmung der in Cultur befindlichen Acacia-Arter sehr gute Dienste leistet. Im Jahre 1852 publicirte Seemann auch das wichtigste seiner Botanischen Werke, welches unter dem Namen „The Botany of the Voyage of H. M. S. Herald“ erschien und das seinen Namen in den An- nalen der Botanik dauernd begründet hat. V. Personalnotizen und Neuestes. Dieses Werk enthielt das Resultat seiner Studien im Norden als „Flora von West Eskimo’s Land‘ und ferner seiner Studien über die Flora Central-Amerikas als ‚Flora des Isthmus von Panama“. Von 1853 bis 1862 gab Seınan die Bonplandia heraus, eine Botanische Zeit- schrift, die zugleich das Organ der Leopol- dinisch-Corolinischen Akademie war und in der von ihm, wie von vielen andern Na- 'turforschern die Resultate ihrer Botanischen Studien niedergelegt wurden. Da der Re- ferent in jener Zeitschrift ebenfalls mehrere Arbeiten publicirt hat, so befand sich der- selbe seit jener Zeit mit B. Seemann in fortwährender Correspondenz, die bis in das letzte Jahr hineinreichte. 1856 publicirte Seemann seine „Popular history of Palms“, welche 1857 auch deutsch unter dem Titel die Palmen, Populäre Na- turgeschichte derselben, erschien. In die- sem Werke legte unser verstorbener Freund einen reichen Schatz seiner auf den ver- schieden Reisen im tropischen Amerika ge- machten Erfahrungen nieder. 1860 gab er als einen Beleg seiner Stu- dien über die Flora Englands, die Schrift „Ihe british Ferns“ heraus. Theils war dieses Werk auch wohl ein Ausfluss seiner intimen Freundschaft mit John Smith, von dem mir Seemann im Jahre 1865 schrieb. Smith, der auf mich wie auf einen Sohn blickt, denn er hat ausser einer Tochter, seine Frau, und alle andern Kinder verlo- ren, hat mir den Verkauf seiner 2000 Ar- ten enthaltenden Sammlung von Farn übergeben. — 1862 gab Seemann seinen ersten Bericht über das Resultat seiner Reise nach den Fidji-Inseln unter dem Titel „An account of the Governments mission to the Vitian Islands‘ heraus. 1865 — 1868 folgte diesem . vorläufigen Bericht seiner „Flora vitiensis‘“ ein Pracht- werk mit zahlreichen Abbildungen, das von ihm privatim auf Subscription publieirt ward. Von 1863 an, nachdem die Bonplandia im Jahre zuvor eingegangen, publicirte er sein Journal ofBotany, indem auch er 63 selbst seine Botanischen Arbeiten, wie z.B. seine Bearbeitung der Hederaceen nieder- legte, an dem aber auch andere Botaniker Englands sich betheiligten. Dieses rein botanische Journal gab auch zahlreiche Ab- bildungen und ward von Seemann unge- achtet pecuniärer Opfer, welche er diesem Unternehmen bringen musste, bis zu seinem Tode fortgeführt. Inzwischen hatte er 1862 noch einmal sich an den speciellen deutschen Arbeiten betheiligt, durch Herausgabe seines Werkes „Hannöver’sche Sitten und Gebräuche in ihrer Beziehung zur Pflanzenwelt.“ Die Wissenschaft betrauert in dem Hin- geschiedenen einen ihrer mit Leib und Seele ergebenen Jünger, der mit tiefen Zü- gen in ihren Gedenktafeln seinen Namen eingetragen hat. Der Referent betrauert in ihm, einen ihm sehr lieb und werth ge- wordenen Freund, den persönlich zu sehen, ihm leider nie zu T'heil ward. Dass die- ses Gefühl auch Seemann theilte, geht aus dem leider nur zu sehr zu Wahrheit ge- % . . wordenen hervor, was mir Seemann im December 1869 schrieb, indem er sagte: „Wie gern wäre ich zur Petersburger Aus- stellung gekommen. Es scheint, dass wir Beide uns im Leben niemals sehen sollen!“ So kam es. 1871 im Sommer war ich zum zweiten Male in London, und aber- mals war Seemann jenseits des Atlantischen Oceans, wo ihn nun auch der unerbittliche Tod ereilt hat. (E. R.) 2) Sebastien-Rene Lenormand, Mitglied der Akademie zu Caen etc., starb in seinem 76. Jahre am 11. December des letzten Jahres zu Lenaudieres bei Vire in der Normandie. Derselbe war geboren zu Cond&-sur- Noireau im Jahre 1796 und studirte die Rechtswissenschaften zu Caen. Hier hörte er auch die Vorlesungen von Lamouroux über Botanik, was auf sein ganzes Leben eine bleibende Rückwirkung hatte, so dass er von jener Zeit an die Botanik als Lieb- lingswissenschaft betrieb. Er sammelte dis Pflanzen der Flora seines Landes und be- fand sich mit allen namhaften Botanikern in beständigem Austausch und Correspon- denz und zur Zahl jener zahlreichen Corre- spondenten gehörte auch der Referent. Lenormand hat auf diese Weise eines der vollständigsten Herbarien Frankreichs zu- sammen gebracht und dasselbe noch bei Lebzeiten dem Museum der Akademie zu Caen vermacht. Bis in die letzten Augenblicke seines Lebens beschäftigte denselben die Sorge für sein Herbar auf eine wahrhaft rührende Weise. So sagt derselbe in einem Briefe, den der Referent Anfarg Octobers des letz- ten Jahres erhielt: „So viel Unglück hat in der letzten Zeit unser unglückliches Frankreich niedergebeugt, dass ich noch nicht einmal für die Sendung gedankt habe, die im Mai 1870 von Petersburg an mich abgegangen ist. Es war mir unmöglich in dieser Zeit an etwas anderes, als an das Unglück des Vaterlandes zu denken und dasselbe zu beklagen. Wohl ist die kleine Ecke der Normandie, welche wir bewoh- nen vom Feinde nicht besetzt worden, — aber der Feind stand uns nahe, er hatte unsere Verwandten und Freunde erreicht und drohte auch uns zu umfassen. Was für eine Angst habe ich für meine lieben Sammlungen ausgestanden, dass diese nicht vom Feuer verzehrt werden sollten. Meine Frau und ich waren beide leidend und diese beständige Angst machte uns noch kränker. Keiner der gewöhnlichen Arbei- ten konnte ich mich widmen, alle meine wissenschaftlichen Verbindungen waren ab- . Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. N sehr beklagenswerthen Zustand gewesen ” sein, dass selbst unsere liebe theure Bota- nik ihre Reize für mich verloren hatte.‘ Weiter schrieb mir Hr. Lenormand in jenem Briefe, dass an die Stelle des abge- tretenen Directors des Botanischen Gartens in Caen, des Herrn „Le Jolis“, der Herr „Vieillard‘ getreten sei: „dieser sei ein al- ter Freund von ihm, derselbe habe lange in Neu Caledonıen gelebt und die Flora des dortigen Landes gründlich erforscht, und jetzt nehme derselbe die Direction des in der letzten Zeit etwas zurückgegangenen Botanischen Gartens in Caen kräftig und sachverständig in die Hand, so dass der Botanische Garten in Caen bald eine der besten Anstalten der Art sein werde. Hr. Vieillard, so schreibt Lenormand weiter, ist aber auch die Seele unseres Museums zu Caen und ich fühle mich daher ganz getröstet, wenn ich an die Zeit denke, wo ich meine Pflanzen und Bücher, welche den Reiz (charme) meinesLebensgebildet haben, ver- lassen muss, da solche sich unter seiner Obhut finden werden, der sie lieben wird wie ich sie geliebt habe. Herr Veillard wird meinen Samm- lungen dann den Platz anweisen, wo solche der Wissenschaft den meisten Nutzen stif- ten können.‘ — So schreibt der 76jährige Greis, mit fester sicherer Hand und kleiner niedlicher Schrift ungefähr 2 Monate vor seinem Tode. (E. R.) L Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfianzen. a) Liliorrhiza lanceolata Kellog. (Siehe Tafel 715.) Liliaceae. Wir verdanken das Original des schönen, beistehend abgebildeten Zwie- belgewächses Hrn.HaageundSchmidt in Erfurt. In Bezug auf Einführung neuer Pflanzen, in Samen oder Pflanzen, geht die Handelsgärtnerei von Haage und Schmidt in Erfurt jetzt allen an- dern deutschen Handelsgärtnereien vor- aus und wird die Gartenflora jetzt eine Reihe von Abbildungen von neuen in diesen Garten eingeführten Pflanzen bringen. Die Lilioihrrza lanceolata Kellog. ist eine im Nordwesten Ame- rika’s entdeckte Pflanze, die Kellog in m —— Schriften der Californischen Academy of Natural Sciences beschrieben hat. In der mir zu Gebote stehenden Literatur, fand ich dieses neue Zwiebeigewächs noch nicht erwähnt. Nach der Abbild- ung zu schliessen, steht diese Galtung sehr nahe den Gattungen Fritillaria und Lilium. Es ist ein in deutschen Gärten noch im freien Lande ausdauerndes Zwiebelgewächs, das spannenhohe Sten- gel bildet, die auf der Spitze mehrere der zierlichen glockenförmigen weissen Blumen, in mehrblumiger Traube tra- gen. (E. R.) b) Iris teetorum Maxim. (Siehe Tafel 716.) Irideae. I. tectorum Maxim. Diagn. brev. pl. nov. Jap. decas VII. pag. 563. I. cristata Miq.! Prol. p. 305, non Ait. — UI. 1872. Siebold! pl. viv. h. Petrop. missae. — I. germanica, japonice Itchi hatsu. Yku- ma-yu-sai. l. c. 1. fol. 3. — Rhizo- h) 66 mate crasse tuberoso articulato, inno- vationibus sessilibus; foliis (ultra peda- libus) equitantibus, dorso late carinatis, lineari-lanceolatis, longe acuminatis, scapum subsimplicem vel ramo uno al- terove instrucium subaequanlibus; spa- this bivalvibus, valvis ovato-lanceolatis obtusis; pedicello longitudine ovarii; tubo perigonii violacei crasso stigmala ovariumque aequante vel breviore e spalhis demum exserto, laciniis subae- qualibus obovalis reflexis margine cri- spato -undulalis, exterioribus maculatis ad unguem albidum violaceo - striatis, lamina ultra medium crista simplici al- bida violaceo-maculata vage longeque fimbriata instrucia; stigmatibus apice bifido acute serratis; capsula coriacea, oblonga, trigona, pedunculum subae- quante; seminibus angulato-giobosis vix compressis. Die Iris tectorum wächst in der Umgegend von Yukohama in Japan und Hr. C. Maximowicz gab derselben den Beinamen als auf Dächern wachsend, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. weil solche in Wahrheit auf den Fir- sten der Strohdächer der Bauernhäuser meist in solcher Menge wächst, dass sie dort auf den Wulsten, welche das dick übereinander gelegte Stroh der Dachfirste der Häuser der Japaner bil- det, gleichsam oft wie in Beeten wächst. Iris cristata Ait., unter welchem Namen Miquel diese Pflanze aufführt und Siebold dieselbe vertheilt hai, un- terscheidet sich von I. tectorum durch niedrigern kaum 1/, Fuss hohen Wuchs, kriechenden Wurzelstock, lang gestielte Triebe, lanzettliche spitze Blätter, blätte- rige Scheide, sehr lange Röhre der hellblauen Blumenkrone, einen 3fachen Bart der äusseren Blumenblätter und tiel zweispaltige Narben. Unsere Abbildung zeigt im Uebrigen, dass I. tectorum zur Zahl der schönern Iris gehört. Wir cultivirten dieselbe bis jetzt im Topfe im Kalthause. Ob solche auch im freien Lande aushält, ist uns unbekannt. (E. R.) ec) Dasystoma pedicularia Benth. und Dasystoma querci- folia Benth. (Siehe Tafel 717). Scrophulariaceae. Die Galtung Dasystoma Rafin. (Rafin. in journ. phys. 89 pag. 99. — Endl. gen. pag. 691. — Benth. in D.C. prodr. X. pag. 520) ist von Gerardia getrennt und unterscheidet sich durch die fiederförmig eingeschnittenen Blät- ter, die goldgelbe Farbe der grossen Blumen, durch den glockenförmigen bis zur Hälite in d Lappen gespaltenen Kelch und endlich durch die am Grunde gegrannten Fächer der Antheren. — Alle bekannten Arten sind in Nord- amerika heimisch, Gleich den nah verwandten Gerardia - Arten, welche schon durch die ungetheilten Blätter und nicht gelb gefärbten Blumen sich auszeichnen, gehören solche zu den schönblühenden Pflanzen, deren Ein- I. Originalabhandlungen, 67 führung in Europa’s Gärten sehr er- wünscht sein muss. Die Blüthenform derselben ähnelt der von Pentstemon, die Blatlform der Dasystoma - Arten ist aber der der Pedicularis- Arten ähn- licher. Zwei Arten der Gattung Dasys- toma sind dieses Jahr in keimfähigen -Samen von den Herren Haage und Schmidt angeboten und verdanken wir dieser Firma sowohl die Zeichnung der auf Tafel 717 abgebildeten Dasystoma (Gerardia) pedicularia, sowie die beiden Arten illustrirenden Cliches. Um Ver- wechselungen zu vermeiden, wollen wir nur noch bemerken, dass Hr. Haage und Schmidt die Samen der beiden in Rede stehenden Arten, als Gerardia pedicularia und G. quercifolia anbietet. Von Dasystoma pedicularia Benith. ist auf Tafel 717 ein Stengel mit Blumen in natürlicher Grösse dar- gestell. Der beistehende Holzschnitt gibt die Tracht der ganzen Pflanze. Dieselbe ist von Linne (spec. pag. 849) als Gerardia pedicularia beschrieben, während Bentham solche in De Candol- les Prodromus X. pag. 521 als Dasys- toma pedicularia aufführt. Es ist eine zweijährige Pflanze mit aufrechten vom Grunde an stark verzweigtem Stengel, welche einen 2—3 Fuss hohen Busch bildet. Dieselbe ist ziemlich kahl oder kurz weichhaarig. Blälter oval-lanzelt- lich, fiederförmig gelegt; Lappen ge- zähnt oder abermals eingeschnitten; die unteren Blätter stets gegenständig, die Blätter der Zweige meist abwechselnd. Blumen erscheinen aus den Achseln der Blätter und stehen daselbst einzeln auf fadenlörmigen Blüthenstielchen, welche stets länger als der Kelch. Kelchlap- pen gezähnt. Die ziemlich grosse Blu- menkrone hat eine aufgeblasene Röhre und 5lappigen schwach unregelmässigen Saum, sie ist ungelähr 3mal so lang als der Kelch und schön goldgelb ge- färbt. ST = Dasystoma pedicularia, Benth. 68 E ze 7 n EIER ER Dasystoma querecifolia Benth. Dasystoma quercifoliaBenth. (Benth, in D. C. prodr. X. 520). — Gerardia quercifolia Pursh fl. of N. Am. II. 423 tab. 19. — G. flava L. spec. 848. — G. glauca Eddy in Sprgl. syst. If. 807. — Rhinanthus virginicus L. spec. 841). Ist der vorhergehenden Art ähnlich, wie das der beistehende Holzschnitt zeigt. Der Stengel wird aber 3—4Fuss hoch und ist von röthlicher Farbe und blaugrün bereift. Durchaus kahl. Die untersten Blätter ziemlich gross und doppelt fiederschnittig, die obern läng- lich-lanzettlich, fiederlappig oder auch ungelheilt. Blüthenstielchen etwas kür- zer als der Kelch. Die goldgelbe Blu- menkrone bis 2 Zoll lang. Beide Arten sind in den östlichen Staaten Nordamerika’s heimisch und sollten nach ihrem Vaterlande auch in Deutschland ausdauern. Man säet die | Samen in Töpfe und verstopft die jun- gen Pflanzen bald nach dem Aufgehen am besten in Näpfe, in eine Lauberde oder Torferde, der etwas lehmige Erde beigemischt ist. Verlangen im freien Lande einen warmen sonnigen Standort und theilen die Cultur mit Antirrhinum, nur dürften solche weniger leicht als diese zu erziehen sein. Diese Culturanweisung geben wir aber nur auf Wahrscheinlichkeit und auf keine Versuche gestützt, auch wür- den wir ralhen, die aus Samen erzoge- nen Pflanzen im ersten Jahre nicht ins freie Land zu verpflanzen, sondern die- selben frostirei im Topfe zu überwin- tern und erst im folgenden Jahre ins freie Land auszupflanzen. Beide Arten sind in Bezug auf Tracht und schöne Blüthe gleich werthvolle Einführungen. (E. R.) ha I. Originalabhandlungen. 69 2) Reisenotizen von E, Regel, (Fortsetzung) Süddeutsche Gärten. Mit gespannter Erwartung betrat ich auch dieses Mal wieder den Botanischen Garten von Carlsruhe, einen Garten der . ja unter den Botanischen Gärten Deutsch- lands in Bezug auf seine Culturen, un- ter Mayer Vater und Sohn, eine so hohe Stufe einnimmt. Mit liebenswür- diger Freundlichkeit vom Herrn Director Mayer aufgenommen traf ich leider un- sern Mitarbeiter an der Gartenflora Hr. Hofgärtner E. Mayer nicht an. Eine einlässliche Beschreibung des Botanischen Gartens in Carlsruhe gab ich schon früher und beschränke mich deshalb darauf, diesmal nur einige der interessanteren Pflanzen besonders her- aus zu heben. Den Garten im Freien durchwandelnd, tritt zunächst eins der schönsten in Europäischen Gärten cul- tivirten Exemplare von W ellingtonia gigantea dem Blicke en!gegen. Das- selbe ist 15 Jahre alt und bildet eine prächtige 25 Fuss hohe Pyramide. Yucca filamentosa hält überall im freien Lande aus, einzelne Exemplare mit 6—E vollkommen entwickelten Blü- thenrispen in voller Blüthe machten einen prächtigen Effect. Opuntia Rafinesquiana hält ebenfalls ohne jede Deckung im Freien aus und waren die grossen Exemplare mit Hunderten von gelben Blumen beseizt. Laurus Sassafras L. mit theils ungetheilten, theils 3-lappigen Blättern aus Nordamerika, der die Sassafras-Rinde und das Sassafras-Holz (oder auch Fen- chelholz genannt) liefert, ist in den Gärten sehr sellen. Im Carlsruher Bot. Garten finden sich zahlreiche schöne im Freien ausdauernde Exemplare. Grosse Gruppen von Erica carnea blühen im Frühjahre und im Herbste zum zweiten Male. Von Planera Kiaki, die aus Japan durch C. Maxi- mowicz eingeführt und von Petersburg aus verbreitet wurde, sah ich zum er- sten Male hier starke schöne Sträucher im freien Lande. Wunderbar schön waren die grossblumigen Clematis-Arlen, die aus der Bastardirung von Clematis patens, Cl. lanuginosa und Cl. Viticella hervorgegangen und die theils in gross- blumigen gefüllten weissblumigen For- men, theils in schönen blauen gross- blumigen Formen erzeugt worden sind. Clematis Jackmanni repräsentirt die dunkelblauen einfach blühenden Formen, welche als schöne Schlingpflanzen nach meiner Ansicht noch einen bessern Ef- fect, als die gefüllten weissblumigen Formen hervorbringen. Mächtige Ex- emplare von Taxus, eine zahlreiche Sammlung von Eichen, besonders aber Catalpa syringifolia und die Formen von Thuja orientalis, welche wie die Coni- feren vom Winter gar keinen Schaden erlitten halten, zeigten deutlich, dass Carlsruhe ein bedeutend milderes Klima als das übrige Deutschland besitzt. Die Orangerie ist noch ziemlich zahlreich und die Bäume gut erhalten. Hr. Director Mayer hat für dieselben sehr stattliche Kübel mit eisernen Pfo- sten und Gerippe und hölzernem Einsatz als Seitenwände. Diese Kübel kommen allerdings auf 36--80 fl. pr. Stück, je nach Grösse zu stehen, — wenn sie aber einmal angeschafft, dann sind spä- ter nur von Zeit zu Zeit die hölzernen Seitenwände zu erneuern, sowie die- selben es erlauben, den Baum zu ver- 70 pflanzen, ohne den Kübel zerstören zu müssen. Die Cultur der Gewächshauspflanzen sieht wie früher auf einer sehr hohen Stufe. Besonders schön sind die Orchi- deen Ostindiens, die selteneren zarteren Form, die schönen Blatipflanzen des Warmhauses und so manche andere mit Liebe gepflegte Specialcultur, worüber Hr. E. Mayer von Zeit zu Zeit in der Gartenflora Bericht gibt. Die Schlauchpflanzen Nordamerika’s, Darlingtonia californica und die Saracenia-Arten, werden den Som- mer hindurch im kalten gelüfteten und beschatteten Fensterbeete gehalten. Di o- naea muscipula wird in Torf oder Heideerde gepflanzt, im Sommer in Moos eingegraben in einem sonnigen nicht beschaltelen aber fleissig gelüftelen Fen- sterkasien aufgestellt und im Winter kalt und ohne Untersatz durchwintert. Schliesslich noch eine Bemerkung über die Construction der Gewächshäu- ser. Dieselben sind in Carlsruhe aus Eisen construirt und haben äussere zum Abnehmen eingerichtete Doppelfenster mit hölzernen Rahmen und eisernen Sprossen. Herr Mayer theilte mir mit, dass derartig construirte äussere Dop- pelfenster viel länger halten, als ganz aus Holz construirte, und dass sie aus- serdem dem Gewächshaus den gleichen Vortheil, wie ganz aus Holz construirte äussere Doppelfenster bieten, indem nur der Rahmen mit dem Eisengerippe des Hauses in Berührung kommt, während die Sprossen allenthalben durch Luft- schicht von den inneren Fenstern ge- trennt sind, Wer wie wir hier in Pe- tersburg unterm Einfluss unseres bar- barischen Klimas, jährlich mit den eben- so sehr die Pflanzen ruinirenden, wie die Ordnung beeinträchtigenden, als auch so kostspieligen Umbauten zu ihun | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hat, der sehnt sich wahrlich mehr als andere nach einem System des Baues, das die stets wiederkehrenden Umbau- ten beseitigt und auf nur kleinere Re- monten beschränkt. Eiserne Gewächs- häuser, die im Winter durch eine 2. Schicht von Doppelfenstern, — im Som- mer durch gute Schatteneinrichtung ge- schützt sind, ist allerdings die dauer- hafteste Construction. Das dürite für höhere Gewächshäuser auch fürs Pe- tersburger Klima das richtige sein. Für kleine Culturhäuser ist und bleibt aber bei uns der Holzbau, mit einer Fenster- schicht und Ladendeckung am besten. Alle andern Constructionen gewähren uns im Winter zur Zeit der kurzen Tage für die zarteren Pflanzen zu we- nig Licht, Eine specielle Pflanzen - Sammlung in Carlsruhe, ist die in neuester Zeit allgemein bekannt gewordene Sammlung von Lilien des Herrn Max Leicht- iin, eine Sammlung, welche Hr. Prof. Ducharire in Paris als Grundlage einer Bearbeitung der Arten der Gatt- ung Lilium benutzt hat. Als seltene Ar- ten, die ich in dieser ausgezeichneten Sammlung gerade in Blüthe sah, nenne ich Lilium pseudo-tigrinumCarr,, eine schöne Art aus dem Süden Ja- pan’s, das einen 3 Fuss hohen Stengel bildet, in der Tracht dem L. tigrinum Japan’s sehr ähnlich ist, sich jedoch durch stielrunden in der Jugend weiss behaarten, keineBulbillen tragendenSten- gel, und durch abwechselnde dicht- stehende lineare nur von einem Mittelner- ven durchzogene Blätter unterscheidet, L. eximium Curtis, ist ächt eine selten gewordene Art, dasselbe ist ähnlich L. longiflorum, die Blumen stehen aber horizontal ab und sind fast noch einmal so gross. La MartagonL. var. Catanei, Ber Vor a L, Originalabhandlungen. haben wir schon bei Besprechung des Gartens von Haage und Schmidt er- wähnt. Alle in den Handel gekomme- nen Zwiebeln dieser schönen schwarz- roth blühenden Abart, sind vom Hof- gärtner Maly in Wien gesammelt wor- den. Lilium columbianumLeichi- lin ist eine Lilie, die auf ungefähr 1!/, Fuss hohem Stengel eine einzelne Blume trägt, welche zurückgerollte chromgelbe und schwarz gefleckte Blu- menblätter besitzt. Stammt vom Colum- bia-Fluss. L. Coridion Sieb. etVr. (1855 pag. 311 der Tuinbow-Flora be- schrieben und abgebildet) ist eine Lilie Japan’s. Stengel 1 Fuss hoch, mit zer- streut stehenden linien - lanzettlichen Blättern besetzt. Blume einzeln, spitzen- ständig, geruchlos, gelblich-orange mit tief bräunlich - orangefarbener Punktir- ung. Die Blumenblätter lanzeitförmig in regelmässiger Glockenform zusam- menneigend. L. Leichtlini Hook. ist eine der schönsten, früher bespro- chenen Einführungen Leichtlin’s, wie denn überhaupt in Leichtlin’s Sammlung alle bis jetzt in Cultur eingeführten Li- lien befindlich sind. Herr Max Leicht- lin cultivirk aber ausser den Lilien, noch viele andere seltene Monocotyle- donen und einzelne seltene Dicotyle- donen im freien Lande. Bemerkens- werth unter den Dicotyledonen sind: Dracocephalum grandiflorum, PaeoniaBrowni, Dorema Asa foetida (Ferula Asa foelida L.), welche die Asa foetida liefert und in Persien hei- misch ist. Dann von Monocotyledonen ; Triteleia laxa, Murrayana, parvi- folia, Tulipa pulchella, Arum specta- bile, Iris arenaria var. Leichtlini, scir- poides, Romulea Columnae etc. Das Pomologische Institut zu Reutlingen bei Stuttgart ist wie- derholt einlässlich in der Gartenflora 71 besprochen worden. Meines lieben Freundes Lucas segensreiche Wirksam- keit an Ort und Stelle kennen zu ler- nen, ging ich von Carlsruhe über Stult- gart nach Reutlingen. Es ist das eine schöne Tour, am schönsten wird aber die Gegend in der Nähe von Reutlin- gen, wo die Schwäbische Alp ihre Berg- häupter immer kühner emporstreckt und einzelne Gipfel, wie die des „Hohen Neuffen“ und der „Achalm“, mit den ansehnlichen Ruinen von alten Bur- gen gekrönt sind. In Reutlingen an- gekommen, erblickt man schon von Wei- tem die stattlichen Gebäude des Pomo- logischen Instituts. Leider fand ich Dr. E. Lucas nicht anwesend, wohl aber nahmen mich der Sohn und der Schwiegersohn (Herr Massen) dessel- ben, freundlich auf. Die 3 Familien von Vater, Sohn und Schwiegersohn, sind an dem Pomologischen Institut be- theiligt und haben die Herren die Ar- beiten unter sich vertheilt. Bei meiner Anwesenheit zählte die Anstalt 34 Eleven, welche gerade mit dem Oculiren beschäftigt waren. Zum Verband bediente man sich einige Li- nien breiter Wollbänder, wie solche als Abfall aus den Kratzenfabriken zu ha- ben sind. Das Gebäude dient theils als Wohnung für die 3 Familien, theils ist es zu Wohnungen und Hörsälen für die Eleven eingerichtet, welche einen Theil ihrer Zeit zu wissenschaftlichen, einen andern Theil zu den praktischen Arbei- ten zu verwenden haben. Der Garten ist von geraden Wegen durchschnitten, und so in Quartiere eingetheilt. Längs dieser Hauptwege siehen die Probe- bäume, theils in Form von Pyramiden, theils in Form von Cordons in ver- schiedenen Variationen. Ausserdem sind einzelne Bäume zu den gebräulich- sten Spalierformen erzogen. An den 72 sonnigen Fronten des Hauptgebäudes sind die verschiedenen Obstsorten als Spalier angepflanzt und an der schatti- sen Nordseite finden sich noch Sauer- kirschen. Die Stachelbeeren sind in Busch- form erzogen und werden theils durch Ableger, theils durch Stecklinge, wel- che im August mit dem Laub gemacht werden, fortigepflanzt. Theilweis sind Stachelbeeren und Johannisbeeren auch als Cordon erzo- gen. Als ambralarbige Johannisbeere wird dori unsere russische „Schwarze grünfrüchtige Johannisbeere* von der wir in Petersburg sogar 2 Sorten be- sitzen, cultivirt. Bang up ist eine sehr grossfrüchtige schwarze Johan- nisbeere. Die verschiedenen Haselnüsse wer- den in grossen Mutterexemplaren cul- tivirt und durch Aussaat fortgepflanzt, da sie, wie Hr. Lucas Sohn mir mit- theilte, durch Aussaat sich durchaus treu bleiben. Wir pflanzen solche hier durch Ableger fort. Unter den Gemüsen, welche ver- suchsweise angepflanzt werden, ward besonders empfohlen der „Australische Salat“ eine grossköpfige, krausblätterige freudig grüne Sorte, die auch unter Einfluss von Hitze und Trockenheit nicht in Blüthe schiesst. München. Nach 29 Jahren sah ich München zum ersten Male wieder. Der Eindruck den ich in Folge dessen von dieser, durch und durch unserm Jahrhundert angehörigen Residenzstadt des mächtigsten Fürsten Süddeutschlands erhielt, war ein überraschender. Fast alles umgebildet, grosse wunderbar schöne neue Strassen, die mit den prächtigsten Strassen der grössten Städte Europas an Grossartigkeit des Styls wetteifern, viele mächtige im edelsten Gartenflora Deutschländs, Russlands und der Schweiz. Styl ausgeführte Gebäude und endlich was am meisten in das Gebiet der Gar- tenflora gehört, die vom Hofgartendi- rector „Effner“ durchgeführten neuen Parkanlagen auf den Isarhöhen. Die von einem der ersten Meister deutscher Gartenkunst, von Sckell, aus- geführte Anlage des Englischen Parkes in den Isarauen dicht bei München, hat seiner Zeit theilweise viel dazu beige- tragen, eine Epoche in der Gartenkunst Deutschlands zu begründen. Dieselben sind in grossartigem natürlichen Style durchgeführt und bilden eine der Haupt- zierden Münchens. Effner’s neue Anlagen auf den Isarhöhen haben als Terrain betrachtet die prächtige Aussicht über die ganze Königsstadt voraus, theils konnten solche als künstlerische Schöpfung betrachtet, sich nicht so in sich entwickeln, weil dem Terrain, auf dem diese neue An- lage gebildet ist, die Breiteausdehnung fehlt. Meisterhaft ist in dieser neuen Anlage der Isarhöhen das Terrain be- nutzt und nivellirt. Die Wege führen den Spatziergänger theils unten am Ab- hange, theils am Abhange, theils oben auf der Höhe hindurch und gewähren in Folge der Anordnung der Bepflanz- ung ein wunderbar schön wechselndes Bild auf die Isar und die Stadt. Wohl nur in Folge der geringen Breiteaus- dehnung auf der Höhe sind die Pflanz- ungen der Einzelbäume und Gruppen zu dicht zusammengedrängt oder den Wegen zu nahe gerückt, so dass man in letzterer Beziehung jetzt schon vor der Nolhwendigkeit steht, entweder fort zu nehmen, oder die unteren Aeste der kräftig wachsenden Gehölze und selbst der schönen Tannen zu stutzen, — während in ersterer Beziehung entwe- der den Einzelbäumen Platz gemacht | werden muss, oder deren natürliche I. Originalabhandlungen. Entwickelung bald beeinträchliget, — oder die bei der Anlage festgehaltenen Aussichtspunkte theils verwachsen wer- den. Die Münchener neuen Stadtanla- gen stehen also jetzt vor einer jener kritischen Perioden, die für deren zu- künftige Bedeutung zu entscheiden hat. Der Künstler, der mit genialer Hand . von Anfang an, um gleich ein Bild zu schaffen, zu dicht pflanzen musste, würde sicherlich überall da wo es nothwendig ist, durch Fortnehmen der betreffenden Exemplare helfen, — das Publikum aber, das sich für die angewachsenen Bäume interessirt, das sich über den Schatten auf dem heissbrünstigem Ter- rain freut, schreit beim Fortnehmen des Nothwendigen über Vandalismus und darüber musste in ganz Europa schon manche gut und künstlerisch, aber wie das überall geschieht von vornherein zu dicht angelegte Anlage, dem Bilde, was der Phantasie des Künstlers vor- schwebte, beim Heranwachsen der Holz- gewächse entfremdet werden. Das Beispiel hat man in München nicht gar weit zu suchen, in dem in seinen natürlich angelegten Parthien, wunderbar schönen Parke von Nym- phenburg, der sich auf einem grossen weitem Terrain in grossartigen Partien und Pflanzungen entwickeln konnte. Wunderbar schön sind dort die Grup- pirungen an dem See, welche liebliche und stets wechselnde landschaftliche Bilder hervorbringen. Dennoch decken auch hier die zu mächtiger Grösse an- gewachsenen Bäume und Sträucher, manche der ursprünglich breit ange- legten Durchsichten und Einblicke jetzt theils oder gänzlich zu. Weniger gefielen mir, die im regel- mässigen Style angelegten kahlen und einförmigen Partien unmittelbar vor den beiden Fagaden des Schlosses von Nym- 73 phenburg. Auf der Seite nach München zu erhält der grosse freie Platz durch die eingeslickte Blumenzeichnung bele- bende Abwechselung, — auf der Seite nach dem Parke zu ist aber das lange freie Rectangulum, in der Mitte durch- zogen von dem slereolypen einförmigen geraden Kanal, eiwas zu eintönig. — Der Botanische Garten in München ist unter dem Directorat des Hrn. Prof. C. Nägeli eins der wichtigsten und ausgezeichnetesten wissenschaftlichen Institute Deutschlands geworden. In einem grossen unter Nägeli erbauten Gebäude sind die Herbarien aufgestellt, befinden sich die Hörsäle und die Ar- beitslokale, respective Botanischen La- boratorien der Herren Professoren. Nä- geli selbst ist durch seine vielen Ar- beiten in allen Zweigen der Botanik hinlänglich bekannt. Die kritisch syste- malische Art, mit der derselbe bei allen seinen Arbeiten zu Werke geht, lietert ein gutes Vorbild, auf welche Weise man bei wissenschaftlichen Ar- beiten heut zu Tage zu Werke gehen solle. Gegenwärlig beschäftigt sich derselbe neben seinen physiologischen und anatomischen Studien mit dem Formenkreis derArten der Gattung Hiera- cium. Diese beobachtet derselbe im Sommer in den Gebirgen Bayerns, Ty- rols und der Schweiz, — da werden die Formen beobachtet, die Exemplare eingelegt und lebende Individuen der- selben in den Botanischen Garten zu München eingepflanzt, um sie hier wei- ter zu beobachten. Ausserdem sind unter seiner Leil- ung zahlreiche Versuche über die beste Art der Conservirung der edleren Früchte gemacht worden. Dieselben werden in frischem nicht gekochtem Zustande in einer Flüssigkeit in Gläsern aufbewahrt und bewahren hier, wove 74 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, der Referent sich selbst zu überzeugen Gelegenheit hatte, jahrelang ihren ei- genthümlichen edlen Geschmack. Wenn Nägeli’s Versuche in dieser Beziehung einmal endgültig abgeschlossen sind, dürfte den Producenten edler Früchte im Süden Europa’s und dem Frucht- handel durch diese neue Art der Con- servirung ein bedeutender Dienst ge- leistet werden. Der Botanische Garten selbst, der unter der einsichtigen Leitung des Hrn. Garten-Inspectors Kolb steht, ist mit dem Sirome der Zeit ebenfalls voran- gegangen. Die Sammlungen der leben- den Pflanzen in den Gewächshäusern sind in 17 Gewächshäusern aufgestellt und enthalten die zum Unterricht wich- ligsten Typen der Pflanzenwelt. Auch unter den im freien Lande ausdauern- den Stauden finden sich viele schöne und seltene Pflanzen. Reich ist die Sammlung der Alpen- pflanzen, die Sammlung der Succulen- ten und Cacteen, der Bromeliaceen etc. Im Aquarium war die Victoria in kräf- tiger Eniwickelung, die Nymphaea-Ar- ten blüheten und schöne Schlingpflan- zen, unter denen z. B. Quisqualis in- dica ihre rothen Blüthendolden gerade reich entwickelt hatte, rankten in üppi- gen Festons unter dem Glasdache hin. An einzelnen interessanten Pflanzenar- ten erwähne ich im freien Lande der reichblühenden Borduren von Campa- nula pusilla mit weissen und blauen Blumen, sowie von der schönen Cam- panula turbinata mit grossen blauen Blüthenglocken, welche als reizende Borduren-Pflanze in jedem Blumengar- ten einen Platz verdient. Astraga- lus Tragacantha, in einem alten kräftigen Exemplare, als eine der Mut- terpflanzen des Traganth-Gummis inter- essant. Hedera Helix tricolor, eine buntblätterige Form mit ungetheil- ten Blättern, die als kleine Pflanze blühet und daher aus Stecklingen einer blülhe- tragenden Pflanze hervorgegangen ist. Im Palmenhaus sind als schönste Ex- emplare, eine mit der Krone 62 Fuss hohe Livistona australis und ein mächliges Exemplar von Phoenix pusilla hervorzuheben. Ein alter Strauch von Jatropha Janipha ist hier ins freie Land gepflanzt, jährlich im Winter stirbt dieses Exemplar bis ins alte Holz zu- rück, im Sommer treibt es aber stets wieder üppig und blühet reichlich. Eine sehr reiche Sammlung von Al- penpflanzen besitzt auch Hr. Dr. Sendt- ner, der in der Nähe des Botanischen Gartens wohnt und seine Alpenpflanzen sämmtlich im Topfe cultivirt. Im Som- mer sind dieselben auf einer halbschat- ligen Stellage auigestelltl, im Winter werden die Pflanzen mit den Töpfen ganz im Freien in ein Sandbeet einge- graben. 3) Ueber die Wechselwirthschaft in der Gemüsegärtnerei nach einem bestimmten Betriebsplane. Veranlasst wurde diese Niederschrift durch ein Commissionsgutachten der Section für Gemüsebau des Oberlau- sitzer Garlenbauvereins zu Görlitz. In der ersten Sitzung des Jahres 1870 wurde ein von Herrn Langner in Siegersdorf verfasstes Gutachten "über einen Artikel über Gemüsefruchtwech- EENE I. Originalabhandlungen. sel in W. Löbe’s „Ilustrirter landwirth- schaftlichen Dorfzeitung“ vorgetragen, welches behauptet: „dass in unseren Gärten nach einem bestimmten Betriebs- plane nicht gewirthschaftet werden könne. — Welcher Meinung die übri- gen Herren Sachverständigen beistim- men.“ Ohne den Artikel in Nr. 5 und 6 der Löbe’schen Zeitung zu kennen, muss ich doch im Interesse des Fort- schrittes für denselben Partei ergreifen, insofern er das Princip des Frucht- wechsels vertritt. Was schon der Alt- meister des deutschen Gemüsebaues Christian Reichert in seinem vor mehr als hundert Jahren erschienenen „Land- und Garienschatz“ als Grundsatz eines „rationellen“ Gemüsebaues aufgestellt, eine Lehre die seit zwanzig Jahren endlich in alle besseren Werke über Gemüsebau und Landwirthschaft über- gegangen und unter den jüngeren Prakti- kern Eingang gefunden, sowie von vie- len erfahrenen alten Praktikern längst geübt wird, soll nun in Frage gestellt werden. Die Wissenschaft bekommt durch das Commissionsgutachlen in ei- nem den regsamsten Gartenbauvereine, (dessen Ehrenmitglied zu sein, ich hier mit Genuglhuung niederschreibe), einen Schlag in das Gesicht, und alle Schrift- steller, welche bisher die Lehre von der Möglichkeit, und Nützlichkeit eines geregelten Fruchtwechsels vertreten ha- ben, werden gleichsam als unwissende Theoretiker hingestellt. Nicht das Al- ter und die Vertretung der Lehre vom geregelten Fruchtwechsel im Gemüse- bau durch gewichtige Autoritäten, ver- anlasst mich, in dieser Sache die Fe- der zu ergreifen, denn ich gebe nichts auf Autoritätsglauben und huldige der Aufklärung, woher sie auch komme, weil die Erfahrung immer und immer 75 wieder zeigt, dass Dinge, die fest durch die Wissenschaft begründet schienen und Jahrhunderte geglaubt wurden, plötzlich den Boden verlieren. Auch nicht der Umstand, dass ich die ge- regelte Fruchtfolge im Gemüsebau in allen meinen darauf bezüglichen Schril- ten *) vertreten habe und stets vertre- ten werde, veranlasst mich, hier das Wort dafür zu ergreifen, sondern al- lein die volle Ueberzeugung, dass ein geregelter Fruchtwechsel die Grundlage jedes mit Verstand betriebenen Gemüsebaues ist. Diese meine Ueberzeugung ist wohl durch die Lehre Reicherts hervorgeru- fen, aber erst durch eine lange Praxis befestigt worden. Sie wird fast unbe- wusst und planlos eigentlich von je- dem Gemüsegärtner befolgt, am meisten an Orten, wo der Gemüsebau im Gros- | sen betrieben wird. Bevor ich den Beweis anirete, dass ein geregelter Betriebsplan in der Haupt- sache festgehalten werden kann und muss, verwahre ich mich gegen die Ansicht, als wollte ich den Hrn. Berichter- statter des Oberlausitzer Gartenbauver- eins und die Ansichten der zustimmen- den Herren Sachverständigen widerle- gen oder den Artikel der landwirth- schaftlichen Dorlzeitung vertreten. Ich vertheidige einfach das Princip des ge- regelten Fruchtwechsels und widerlege die ausgesprochene Ansicht, „dass in unsern Gärten nach einem bestimmten Betriebsplane nicht gewirthschaltet wer- den könne.“ *) Dies geschah erst wieder in „Der gewerbliche Gemüsebau“ (Leipzig 1870), sowie in der kürzlich erschienenen dritten Auflage meines „Der Gemüsegärten“ (Han- nover 1871). 76 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Den Lesern dieser Blätter gegen- über kann ich darauf verzichten, die Nothwendigkeit des Fruchiwechsels oder Bodenwechsels — was dasselbe ist — darzuthun. Dieser Wechsel ist die erste Bedingung bei jeder Pflanzencul- tur. Es handelt sich nur darum zu be- weisen, dass er auch beim Gemüsebau in einer gewissen Regelmässigkeit an- wendbar ist. Der Wechsel geschieht entweder durch Aufeinanderfolge verschiedener Pflanzen, also des Platzes oder durch wirklichen Bodenwechsel auf demselben Platze. Das Erstere ist das Richtigere, einfachere und kostenlose, der Boden- wechsel aber, d. h. die Zufuhr neuer Nahrungsstoffe oder tiefe Bearbeitung zwar anwendbar, aber kostspielig. Auf eine gewisse Zeit und bei manchen Pflanzen genügt, wie die Erfahrung zeigt, eine reiche Zufuhr von Nahrungs- mitteln in Form von Dünger und ein tiefes, häufiges Bearbeiten des Bodens. Es gibt in allen Gegenden, wo Gemüse gebaut wird, sogenannte Krautländer (Kohläcker), worauf seit vielen Jahren stets nur Kohlarten gebaut werden, weil es keinen anderen so günstigen Platz für diese Cultur gibt. Es wird dies möglich gemacht durch eine sehr reich- liche Düngung, besonders mit Abtritts- mist einestheils, durch Auffüllung von Schlammboden anderntheils. Meistens bewirkt die Schlammdüngung die Haupt- sache und ist auch am häufigsten, in- dem die besten Culturländer für Kopf- kohl (Kraut, Käppis) und Blumenkohl in mit Gräben durchzogenen Niederungen liegen. Diese befriedigenden Erfolge beweisen aber nur, dass solche Wirth- schaft möglich, nicht, dass sie in allen Fällen zweckmässig ist. Ganz anders sind die Erfolge, wenn auf solchem Lande auch mit den darauf gedeihenden Pflanzen gewechselt wird, und — was die Hauptsache ist — die Cultur wird wohlfeiler, daher einträglicher. Die Zucht viel Dünger verlangender Pflanzen auf demselben Platze ist immer die theuersie. Die einzig richtige Bewirth- schaftung ist, die von einer Pflanzenart nicht verbrauchte Boden- und Dünger- kraft, welche für dieselbe Pflanze ohne neue Zufuhr nicht genügt, für eine andere Pflanzenart, welche weniger An- sprüche macht, zu verwerthen. Die Cultur derselben Gemüse auf demselben Platze ist nur dann zu entschuldigen und gut zu heissen, wenn man keine andere Wahl des Platzes hat, sowie, selbstverständlich nothwendig, wenn Dauergemüse, z. B. Spargel, Rhabarber darauf gezogen werden. Habe ich in einem Gemüsegarlen oder Felde von normalen Bodenverhältnissen nur ein klei- nes tiefliegendes, feuchtes und reichlich mit Wasser versehenes Stück, so kann ich natürlich Blumenkohl nur auf die- sem bauen und muss es von der all- gemeinen Wechselwirthschaft “aus- schliessen. Schliesst man die erwähnten Fälle, sowie die Dauergemüse (perennirende, welche einige oder viele Jahre auf dem- selben Platze bleiben) aus, so ist der geregelte Fruchtwechsel sowohl im Klei- nen als im Grossen sehr leicht und ohne künstliche Berechnung durchzu- führen und die allein richtige Be- wirthschaftung. Man theilt einfach die sämmtlichen Flächen, mögen sie in einem Garten vereinigt oder zerstreut im Felde liegen, in zwei oder drei Theile, wovon alljährlich die Hälfte oder der dritte Theil reichlich gedüngt wird, so dass ein zwei- oder dreijähri- ger Düngungskreislauf (Turnus) statt- findet. Mittelmässiger oder gar armer Boden muss alle zwei Jahre gedüngt I. Orginalabhandlungen. 77 werden, während von Natur guter Bo- den, namentlich solcher von lehmiger Beschaffenheit, nur alie drei Jahre ge- düngt zu werden braucht. Bei gutem Boden kann für die zwei- oder drei- jährige Düngung noch der Umstand entscheidend werden, ob man auf ein- mal viel oder stets nur wenig Mist be- kommen kann. Wer nicht in der Lage ist, Mist kaufen zu können — auf dem Lande der gewöhnliche Fall — muss sich mit der geringen Menge begnügen, welche ihm die Feldwirthschaft übrig lässt, und natürlich dann oft düngen, vielleicht sogar Gemüse, welche bei reichlicher Vordüngung keine neue Düngung brauchen würde, z. B. Boh- nen, schwach düngen. Auf das frisch und stark gedüngte Land werden nun solche Gemüse ge- bracht, welche frischen Mist vertragen und reiche Düngung verlangen, als alle Kohlarten, Sellerie, Lauch (Porree), Gurken, Puffbohnen, Spinat, Lattig- und Endiviensalat u. a m. Im folgenden Jahre kommen darauf diejenigen Ge- müse, welche bei frischer Düngung zu üppig „in das Kraut“ wachsen, aber we- niger tragen als Bohnen, Erbsen, Zwie- beln u. a. m., sowie die durch frischen Mist an Wohlgeschmack verlierenden, als Rüben - und Wurzelarten (ausser Sellerie) Reitige, Kartoffeln. Im dritten Jahre wachsen auf gutem Boden unge- düngt noch Erbsen, Schneidbohnen Wasserrüben, Teltower und bayrische Rübchen, Rabinschen (Feldsalat), wohl auch Kartoffeln und Puffbohnen, sowie Zwiebeln für den Winter. Uebrigens muss der Boden schon sehr vorzüglich sein, wenn im dritten Jahre die Ernten gut ausfallen sollen, und in den meisten Fällen wird es nöthtg, Beidünger anzu- wenden, z. B. Asche oder Kalisalz bei Erbsen, Compost bei Bohnen, Compost oder Jauche bei Zwiebeln. In manchen Fällen kann es vortheilhafter sein, Pflan- zen, welche in der Regel in frischer Düngung gezogen werden, ungedüngt zu cultiviren, z. B. Speisekartoffeln, welche so wohlschmeckender werden, Gurken, wenn dieselben gedüngt zu üppig wachsen. Einfacher und übersichtlicher ist die Bewirthschaftung mit zweijähriger Düng- ung. Wer Buch führen und den Pflan- zenwechsel gründlich durchführen will, kann es einrichten, dass dieselben Pflanzen erst nach 6 Jahren wieder auf denselben Platz kommen. Zu diesem Zwecke zeichnet man sich‘ mehrere Gartenpläine, wo die Beete oder Ge- müsefelder mit Nummern versehen sind, und notirt darauf die angebauten Pflanzen. Wer nicht beständig im Gemüsegarten zu thun hat, kann sich auf das Ge- dächtniss nicht verlassen, wenn es dar- auf ankommt, zu ergründen, welche Pflanze im Vorjahre auf einem Platze stand, namentlich, wenn man älter wird, wo die Ereignisse und Vorkommnisse früherer Jahre als eben vergangen er- scheinen‘, weil die Zeit so eilend ent- flieht. Auf die meisten Arbeiter kann man sich noch weniger verlassen, denn diese wissen oft im Frühjahre nicht mehr, ob ein Stück, welches sie selbst gegraben, im Herbst gedüngt wor- den ist. So wünschenswerth es nun ist, den Fruchiwechsel geregelt durchzuführen, so darf man doch nicht glauben, dass dies pedantisch genau durchzuführen nöthig oder möglich is. Wer gut wirthschaftet, wird z.B. kein Beet län- ger brach liegen lassen. Man pflanzt auf ungedüngtes Land, wo z. B. Erb- sen, Frühkartoffeln, Körbelrüben, Perl- zwiebeln u. a. m. standen, sogleich nach dem Abräumen Kohlrabi, Kraus- 78 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kohl, frühen Wirsing, Endivien u. s. w., muss aber dann das Land reichlich düngen. Es ist dies als eine verfrühte Düngung des nächsten Düngungsjahres zu betrachten. Man wird solche Beete sich merken und im folgenden Herbst oder Winter zwar nochmals, aber schwächer als andere Beete düngen. Auf der andern Seite kann es nöthig werden, Beete, wo sehr stark zehrende Gemüse in frischer Düngung gezogen wurden, z. B. Porree (Spanisch-Lauch), nochmals im folgenden Jahre zu dün- gen, obschon alle übrigen derselben Fläche nicht gedüngt werden. Das- selbe gilt von Zwiebeln, welchen man gern eine Oberdüngung gibt, indem man das Land vor dem Bestellen mit Jauche begiesst oder indem man den Winter über Mist auf das Land breitet, im Frühjahre aber wieder wegnimmt. Diese wenigen Beispiele, (woran wahr- scheinlich die Gemüsekundigen des Oberlausitzer Gartenbauvereins gedacht haben), beweisen aber nur, dass der Fruchtwechsel nicht pedanlisch streng durchzuführen ist, erschüttern dagegen das Princip der Wechselwirihschaft nicht, Da das Rigolen das wirksamste und meist einzig anzuwendende Verfahren des Bodenwechsels ist, so will ich ein in Schottland gebräuchliches Verfahren angeben, welches bewirkt, dass der- selbe Boden bei alle drei Jahren stalt- findendem Rigolen erst nach neun Jah- ren, bei einem Rigolen nach fünfjähri- ger Ruhe sogar erst nach fünfzehn Jahren wieder in die obere Cultur- schicht kommt. Man rigolt zuerst drei Spatenstich lief, nach abermals drei Jah- ren wieder drei Spatenstich tief. Beim ersten Rigolen kommt die oberste Boden- schicht in die Tiefe, beim zweiten in die Mitte, zum dritten Male nach neun Jahren wieder auf den alten Platz. Hierzu gehört natürlich tiefer Boden, wie ihn gute Gemüseländer haben sollten. J. 4) Die Vermehrung der Farnkräuter, mit Ausschluss der Anzucht der- selben durch Sporenaussaat. Die Vermehrung der Repräsentan- ten dieser für den Gärtner und Pflan- zenfreund in decorativer Hinsicht so wichtigen Pflanzen zerfällt, ausser der Anzucht durch Sporenaussaat, in vier Kategorien. Wenn auch hierbei einige Punkte sich nur unwesentlich von der Vermehrung anderer Pflanzen überhaupt unterscheiden, so ist es doch immerhin interessant genug, den Blick auch auf ihre Vervielfältigungsweisen zu werfen, da vorzüglich in neuerer Zeit einige sehr wesentliche Eigenthümlichkeiten liebhaber höchst bemerkenswerthe Be- obachtungen gemacht worden sind. a) Vermehrung durch Zertheil- ung des Wurzelstockes. Alle Farnkräuter, welche mit ober- und unterhalb der Erde kriechenden Rhizomen versehen sind, lassen sich durch Zertheilung derselben vermehren. Man durchschneidet hierbei die Rhizome, darauf sehend, dass dieselben an jedem Stück einige Wedel und Wurzeln be- halten, pflanzt die so zugerichteten zu Tage getreten und für den Pflanzen- | Theile in nicht zu grosse, mit gutem I. Originalabhandlungen. 79 Steinabzug, wozu sich Dachziegel- stücke oder reine Topischerben am besten eignen, versehene Gefässe ein und stellt sie an einen den Lebensbe- dingnissen der Pflanze entsprechenden Ort. Hier hält man sie von Anfang an mässig feucht, steigert jedoch die Was- sergabe, sowie man eine Regung der Vegetation verspürt und behandelt sie bei forischreitender Entwicklung, sie hierbei nach und nach an freieren Stand und Luft gewöhnend, gleich den übri- gen ihres Geschlechts. Die Vermehrung durch Theilung bie- tet im Ganzen wenig Schwierigkeiten, man beachie nur hierbei, die Pflanzen auf diese Weise zu einer Zeit zu ver- mehren, wo sie wieder in Vegetations- thätigkeit einzutreten beginnen. Es wird daher bei den meisten Arten am schicklichsten von Mitte Februar bis Ende April geschehen können, doch immer in solcher Reihenfolge, dass die tropischen Arten, welche sich gewöhn- lich, durch den warmen Stand dazu angeregt, am frühesten zu entwickeln pflegen, zuerst auf diese Art vermehrt werden und später die des Kalthauses und der kalten Kästen nachfolgen. Die Farne der beiden letzteren Abtheilun- gen verlangen übrigens, wenn sie, wie es bei der Theilung gar nicht anders möglich ist, an ihren Rhizomen durch das Messer beschädigt sind, nicht nur einen weniger starken Feuchtigkeits- grad, damit sie nicht faulen, son- dern es ist auch für ihr schnelleres Erholen sehr vortheilbringend, wenn man sie in den ersten Wochen nach dieser gewallthätigen Operation in eine Temperatur bringt, welche sich um 5 bis 6 Grad über den ihnen eigentlich zukommenden Wärmegrad erhebt, Nach ihrem völligen Anwachsen, das sich ge- wöhnlich durch das Austreiben neuer Wedel hinreichend anzeigt, gewöhnt man sie nach und nach wieder an einen kühlern Stand und bringt sie zur Zeit der schönen Jahreszeit zurück an ihren frühern Standort. Alle Farnkräuter mit einfachem Strunk, deren Wedelstand also eine Rosette bildet, lassen sich auf diese Weise nicht vermehren, es müsste denn sein, dass sie zu denjenigen Arten ge- hörten, welche von der Natur mit der Bildung von Wurzelsprossen begabt sind. Ist dieses der Fall, so können dieselben zur Vermehrung abgenommen werden. Jedenfalls ist es hierbei aber gut, die Ausbildung der Wurzelspros- sen noch im Zusammenhang mit der Mutterpflanze so weit vorschreiten zu lassen, dass deren Triebe eine hinrei- chende Consistenz erlangen und eine entsprechende Anzahl Faserwurzeln sich gebildet hat, wodurch es dann um so leichter ist, dass der abgetrennte Trieb als selbstständige Pflanze weiter vege- tiren kann. Wurzelsprossen oder Sto- lonen, wie man sie auch zu nennen pflegt, ohne ausreichende Bewurzelung abnehmen zu wollen, würde eine ziem- lich erfolglose Operation sein. Misslich ist die Vermehrung durch Zertheilen bei denjenigen Farnkraut- exemplaren, deren Rhizome noch ein- fach sind, d.h. welche noch nicht meh- rere Verzweigungen gebildet haben. Bei diesen erreicht man seinen Zweck gewöhnlich nur in geringerem Masse, da meist nur der Theil in kurzer Zeit eine kräftig fortwachsende Pflanze zu bilden fähig ist, welcher mit dem Gi- pfeltrieb des Rhizomes versehen ist. Der hintere Theil desselben, dem die Spitze durch den Abschnitt genommen wurde, gebraucht, da eine Knospenbild- ung in den Achseln der Wedel bei den Farnen nicht in der Weise erfolgt, wie 80 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. es bei den Dicotiyledonen der Fall ist, meist längere Zeit, ehe die Neubildung eines fortwachsenden Kopfendes wieder eingeleitet wird. Um daher einen bal- digen Erfolg von dieser Vermehrungs- weise zu geniessen, beachte man, nur solche Rhizome zu zertheilen, welche mit mehreren Gipfeltrieben versehen sind. b) Vermehrung durch Zwiebel- knospen oder Bulbillen. Die Bildung der Bulbillen ist eine mancher Farnart zugehörige Eigenschaft. Wie die Natur selbst sie zur Verviel- fäligung der Art benutzt, ebenso kann sie auch der Gärtner zur Vermehrung verwenden. Die Bulbillen sind von den wahren Vegetationsknospen nicht ver- schieden und sind mit der Eigenthüm- lichkeit begabt, sich oft noch im innig- sten Zusammenhang mit der Muiter- pflanze zu deutlichen Pflänzchen her- anzubilden, was nicht allein bei eini- gen andern Pflanzenfamilien der Fall ist, sondern auch bei den Farnkräutern häufig einzutreten pflegt. Die jungen Wedel, welche von den Bulbillen zum Vorschein gebracht werden, sind so- genannte Primordialwedel, denn sie ha- ben eine andere Gestalt als dem Ty- pus der Pflanze eigenthümlich ist. Mit- unter bilden die aus Bulbillen hervor- gegangenen jungen Pflanzen schon im Zusammenhang mit dem Mutterwedel einige Würzelchen aus, doch steht de- ren Bildung mehr vereinzelt da, als das Austreiben junger Wedel. Die an dem Mutterwedel vegelirenden, meist in bestimmter Ordnung erscheinenden jungen Pflänzchen geben demselben ein eigenthümliches Aussehen, man hat, hierauf Bezug nehmend, diejenigen Pflanzenarien, bei welchen die Bulbil- lenbildung mit Regelmässigkeit vor- kommt, mit der Bezeichnung „lebendig gebährende Pflanzen“ belegt. Asple- nium bulbiferum Forst., Aspl. vivipa- rum Pr., foecundum Knze., Cystopteris bulbifera Bernh., Hemionitis palmata C., Ceratopteris thalictroides Brongrt., Di- plazium Kloizschii Fee., plantagineum Sw., Polybotrya aurita Bl. sind Farnar- ten, welche unter diese Kategorie ge- hören. Eine in dieser Beziehung interes- sante Erscheinung hat der frühere Ober- gäriner Lauche in Polsdam beobachtet, die hier anzuführen wohl der Mühe werth ist; ob dieselbe weiter und auch von anderer Seite ins Auge gefasst worden ist, ist mir leider bis jetzt un- bekannt geblieben. Derselbe bemerkte nämlich an jungen, zweiblätterigen Pflan- zen von Platycenium Stemaria Desv., dass sich hier oft, und zwar schon sehr frühzeitig, am Rande der beiden ersten Blättichen 5 bis 6 junge Knospen bilde- ten, welche abgenommen und gleich den Samenpflanzen behandelt, zu eben- so viel Pflanzen heranwuchsen und sich später in keiner Weise von jungen Samenpflanzen unterschieden. Die Ent- deckung dieser Thatsache steht, wie ich glaube, bis jetzt noch vereinzelt da, ist aber zur Weiterbeobachtung sehr zu empfehlen. Die Bulbillen der Farnkräuter sind nicht nur in dem Stadium zur Ver- mehrung geeignet, in welchem sie die ersten Wedelchen noch im Zusammen- hang mit der Mutterpflanze gebildet ha- ben, sie können im Gegentheil auch mit eben so viel Vortheil schon dann diesem Zwecke dienlich sein, wenn sie, zwar völlig ausgebildet, aber noch schlummernd sind. Verwendet man sie im ruhenden Zustande, so streift man sie von den Wedeln ab und säet sie, sie hierbei nur wenig mit Erde be- TIEREN he 7 I. Originalabhandlungen. 81 deckend, gleich Samen auf eine leichte sandige Erde aus und stellt sie in eine feuchtwarme Atmosphäre, wo sie nicht verfehlen, bald in thätige Vegetation zu treten. In vielen Fällen ist es jedoch ge- rathener, die Bulbillen erst bis zu einer gewissen Grösse heranwachsen zu las- sen und sie, den Nahrungszufluss von der Mutter noch geniessend, zur Be- wurzelung anzuregen. Es geschieht dieses am besten auf die Weise, dass die mit dem Stock vereinigt bleibenden Wedel, an denen sich jene Bulbillen in mehr oder weniger vorgeschrittener Entwickelung befinden, niedergebeugt und vermittelst kleiner Häkchen auf mit Erde gefüllte Gefässe, wozu sich flache mit weiter Oberfläche am besten eig- nen, befestigt werden. Den Mutter- pflanzen hierbei einen wärmern Stand zu geben, ist nicht immer nöthig, doch befördert es die schnellere Entwicklung der jungen Pflanzen ungemein. Sobald die Bulbillen mit der Erde in Berührung kommen, und demnach durch den ent- sprechenden Wärme- und Feuchtig- keitsgrad zur Vegelation angeregt wer- den, verfehlen sie nicht sich in dersel- ben festzuwurzeln und gleichzeitig hier- bei die ersten zarten Blättichen zu ent- wickeln. Ist dieses Siadium erreicht, so kann die Verbindung mit dem We- del gelöst werden, dessen Blattsubstanz übrigens eben so oft schon durch das längere Liegen auf der feuchten Erde zerstört worden ist. Sollte es aber nicht zulässig sein, die Bewurzelung der Bulbillen im völligen Zusammen- hang mit der alten Pflanze vor sich gehen zu lassen, so kann man den Wedel gänzlich von derselben abschnei- den und ihn auf gleiche Weise auf Erde auflegen, wobei es jedoch nöthig ist, die Gefässe in eine wärmere und II. 1872. mehr feuchte Atmosphäre zu stellen, damit die losgetrenntien Wedel durch Einwirkung derselben länger frisch er- halten bleiben. Sind die Bulbillen zu selbstständigen Pflanzen herangewach- sen, so setzt man sie einzeln in Töpfe und behandelt sie gleich den aus Spo- renaussaal angezogenen. Die Bulbillen ireten bei manchen Farnen in grosser Anzahl auf, wodurch es möglich wird, dieselben auf diese Weise in reichlichem Maasse vermeh- ren zu können. Die Entwickelung der jungen Pflanzen schreitet hierbei ziem- lich rasch vorwärts, weshalb diese Art der Vermehrung bei denjenigen Arten, welche Bulbillen zum Vorschein brin- gen, mit ebenso viel Nutzen angewen- det werden kann, als die Anzucht durch Sporen. c) Vermehrung durch Stamm- schuppen. Die Vermehrung durch Schuppen ist nur bei den Arten der beiden Ge- schlechter Maraitia und Angiopteris ausführbar. Die Wedelstiele derselben umfassen mit ihrem Grund einen Theil des kurzen Stammes und bilden hier- durch eine fleischige Schuppe, welche als Bekleidung des Stammes zurück- bleibt, wenn das Blatt abgestorben ist. Diese Schuppen haben nahe am Rande der nach dem Stamm zustehenden Seite zwei kleine Buchten, an denen die Ent- wickelung der jungen Pflanze vor sich gehen wird. Will man daher diese Gattungen durch Schuppen vermehren, so bricht oder lösst man diese Wedel- rudimente behutsam vom Stamm los und legt sie horizontal in Gefässe, welche mit Sägespänen gefüllt sind, sie hierauf an einen recht warmen, feuch- ten Ort stellend. Man gebrauche die Vorsicht, die Sägespäne nur mässig 6 82 feucht zu erhalten, weil sonst die Schup- pen zu leicht bei übergrosser Wasser- ansammlung durch Fäulniss zerstört werden. Die Entwickelung der jungen Pflanzen gebraucht hierbei meist eines Zeitraumes von mehreren Monaten. Haben sich an ihnen Blätter und Wur- zeln in hinreichendem Maasse ausge- bildet, so nimmt man die jungen Pflan- zen mit möglichster Vorsicht von den Schuppen ab, pflanzi sie in besondere Gelässe ein und stellt sie bis zur völ- ligen Bewurzelung an den gleich war- men Ort wieder zurück. v. Martius hat in seiner Flora Bra- siliens, cryptogamische Section auf Ta- fel 69 die Schuppenbildung der Marat- tia bildlich dargestellt und hierbei die Entwickelung der Knospe und der dar- aus entstehenden jungen Pflanze durch sehr gute Abbildungen näher erläutert. d) Vermehrung durch Steck- linge. Wie sich die eben besprochene Ver- mehrungsmethode nur auf sehr wenige | Gattungen beschränkte, so lässt sich auch die Vermehrung durch Stecklinge nur bei einer verhältnissmässig gerin- gen Anzahl von Arten dieser Pflanzen- familie in Anwendung bringen, haupt- sächlich nur bei denjenigen, deren ab- getrennte Theile in Folge ihres eigen- thümlichen Baues befähigt sind, gleich vielen andern Pflanzen, sich einige Zeit unbeschadet ohne Nahrungszufluss von der alten Pflanze zu erhalten. Vor Allem lässt sich diese Vermehr- ungsart bei den den Farnkräutern ver- wandten Lycopodiaceen mit Nutzen zur Vervielfältigung in Anwendung bringen und unter diesen wiederum am besten bei den Selaginellen. Bei den wahren Lycopodien stehen jedoch die Fälle, unter denen die Stecklingszucht gelang, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, an allerdings bis jetzt noch vereinzelt d doch geben diese gelungenen Versuche immerhin genügende Sicherheit, dass sich diese Art der Fortpflanzung auch noch auf die Vermehrung anderer Spe- cies dieser Gattung ausdehnen lässt. Von wahren Farnkräutern lassen sich, so weit es bis jetzt bekannt ist, die Gattung Oleandra und einige Polypo- dium-Arten durch Stecklinge foripflan- zen, von letzteren hauptsächlich dieje- nigen, welche, wie es z. B. bei Polyp. vaccinifolium L. und F. der Fall ist, die mit kriechenden und ähnlich organisir- ten Rhizomen versehen sind. Mit der Zeit werden wir sicher noch Beweise erhaiten, dass sich noch mehrere Farn- arten auf diese Weise ebenfalls ver- mehren lassen werden. Ein Fall, wel- cher auf die Möglichkeit dieses Aus- spruches hindeutet, ist vor einigen Jah- ren im Berliner botanischen Garten näher beobachtet worden, auf den zu- rückzukommen, die Berechtigung wohl vorliegt. Nach den Mittheilungen des Herrn Inspectors Bouche, die derselbe in der Wochenschrift für Gärtnerei, 1868, Nr. 33 niedergelegt hat, brach Ende April genannten Jahres die Spitze ei- nes Farnstammes, ungefähr in einer Länge von 8‘, welche überdies 8 We- del besass, ab. Um das Welken der Wedel zu verhindern, liess derselbe das untere Ende des abgebrochenen Stückes, nachdem es glatt geschnitten war, 5 Zoll tief in Wasser setzen und zwar in einen 9‘ hohen Topf ohne Bo- denloch, der aber seitlich 3° von unten mit einem 3/; Zoll weitem Loch ver- sehen war, damit das überflüssige Was- ser abfliessen konnte. Im Uebrigen wurde der Stamm bis zum oberen Topfrand mit Moos umgeben und bis 6 Zoll unter dem Gipfel 2 Zoll dick =) yE 2. A 2 e ; 7 mit gleichem Material umbunden. Täg- lich wurde der Stamm tüchtig bespritzt und in den Topf frisches Wasser ein- gegossen, bis es zu der gemachten Oeffnung ausfloss. Die Wedel wurden vor dem Einsetzen bis auf einige Fie- derpaare eingestutzt. Der so behandelte Farnsteckling hat auf der Oberfläche der Rinde unzählige junge Wurzeln getrieben, von denen viele das Moos im Topf erreicht haben, auch entwickel- ten sich neue Wedel, so dass die Er- haltung der Pflanze zur Zeit gesichert erschien. Sollten Cultivateure, gestützt auf diese Erfahrung, nicht den Muth haben, mehrköpfige Farnstämme, die allerdings selten sind, auf eben diese Weise zu vervielfälligen ? Auf die Anzucht der wahren Lyco- podien durch Stiecklinge muss ich je- doch noch einmal zurückkommen und denjenigen Versuch hier als Muster aufstellen, durch den uns die Möglich- keit, diese Pflanzenart auf diese Weise zu ziehen, hinlänglich erwiesen wird.' Unter den neuen und seltenen Pflan- zen, welche Dr. Karsten vor Jahren aus Columbien eingeführt hatte, befand sich auch das interessante Lycopodium nitens Cham. et Schltd., welches dort auf Bäumen wächst und mit seinen Zweigen herabhängt. Die Wurzeln waren auf der Reise verdorben, des- halb versuchte Hr. Reinecke, im früher Decker’schen Garten in Berlin, die Spitzen der Zweige als Stecklinge zu benutzen, er steckte sie in ein kaltes Beet eines Orchideenhauses in Sand und bedeckte sie mit einnr Glocke. Die 2 bis 3 Zoll langen Zweige waren hier nach 6 Wochen meist alle vollständig bewurzelt, denn nicht allein an der Schnittfläche hatten sich Wurzeln ge- bildet, sondern sogar auch in den I. Orginalabhandlungen. 83 Blattwinkeln derselben. Einen ähnli- chen Beweiss liefert Karsten in seiner Abhandlung über die Vegetationsorgane der Palmen, Acten der Berliner Aca- demie 1847 Seite 192 in der Wurzel- bildung bei Lycopodium Springi Kl. et Karst., welcher überdies noch durch eine Abbildung auf Tafel IX. Fig. 14 näher verdeutlicht ist. Eines der den Stamm durchziehenden Holzbündel hat sich nach dem Durchschnilt desselben in eine Wurzel verlängert, welche mit allen den der Wurzel zugehörigen Ei- genschaften versehen ist. Die Selaginellen wachsen, auf diese Weise angezogen, bekanntlich sehr leicht, da die Luftwurzelbildung eine in ihrer Natur liegende Eigenthümlich- keit ist, welche, wie wir oben auch schon gesehen haben, auf das Gelingen dieser Operation sehr belördernd ein- wirkt. Diejenigen Arten aber, welche mit einfachem Wurzelstock versehen sind, wie z.B. Selaginella lepidophylla, setzen dieser Vermehrungsweise den Uebelstand entgegen, dass wenn nur Wedeltheile von ihnen gesteckt wer- den, sie nie den der Pflanze eigenthüm- lieh zugehörenden Wachsthumscharak- ter annehmen, sondern die Wedel nur unförmig vergrössern, ohne in jenen überzugehen. Ein gleicher Vorgang findet oft bei der strauchartig in die Höhe wachsenden Selaginella laevigata Spring. (uncinata var. arborea Mett.) statt, deren Wedel auf diese Weise oftmals einen Umfang erreichen, wie man ihn kaum an normal gebildeten Pflanzen zu sehen gewohnt ist, auch wird ihre Färbung meist dunkler und ihre Blattsubstanz mehr starr. Spitzen von Nebenzweigen, welche diese Art oft reichlich ausbildet, können jedoch mit grösstem Erfolg zur Stecklingsver- mehrung benulizt werden, da sich hier- 6* 84 bei stets normal wachsende Pflanzen bilden. Zu Stecklingen von rasenbildenden Selaginellen nimmt man entweder We- deltheile, ganze Wedel die man unter- halb der ersten Theilung durchschnei- det, oder unbewurzelte Stolonen, Man behandelt sie hierbei alle auf gleiche Weise, steckt sie in mit rein ausge- waschenem Sand gefüllte, flache Näpfe oberflächlich ein und stellt sie an einen schattigen warmen Standort, wo sie stets mässig feucht erhalien, bald Wur- zeln schlagen werden. Die mit Wur- zeln versehenen jungen Pflanzen setzt man hierauf, wie jeden andern Steck- ling, einzeln in Gefässe und gewöhnt sie nach und nach an freieren Stand. Wie wir aus dem Vorhergehenden Gartenflora Deutschlands ; Russlands es Schweiz. ersehen haben, bietet die Vermehru der Farnkräuter auf künstlichem Wege: im Allgemeinen nicht allzu grosse Schwierigkeiten, ja einzelne Repräsen- tanten dieser interessanten Pflanzenfa- milie gehören sogar unter die leicht wachsenden Pflanzenarten. Störende Einwirkungen, die bei der Cultur der Gewächse in mehr oder minder bedeu- tendem Grade sich überall einzufinden pflegen, muss die sorgsame Beobacht- ung des Züchters zu überwinden wis- sen, es wird ihm dieses um so besser gelingen, je näher derselbe auf die na- türlichen Anforderungen der Pflanzen einzugehen wissen wird. Eitersburg bei Weimar. J. Sckell. 5) Nachträge zu dem Verzeichnisse sämmtlicher botanischen und landwirthschaftlichen Gärten, Hofgärten, Schlossgärten etc. Von Dr. F, G. von Herder. (Vergl. das Hauplverzeichniss im Beilagenheft zum Jahrgang 1869 und die Nach- träge im Decemberhefte des Jahrganges 1870 auf pag. 366 und 367). Russland. Charkow. Universität. Der eme- ritirtte Professor der Botanik Czernaew + den 5, März 18571. Charkow. Botanischer Garten. Der bisherige Conservator N. W. So- rokin, ging im Sept. 1871 als Docent nach Kasan. Charkow. Veterinärschule. L.O. Pawlowitsch, Professor. Dorpat. Gymnasium. A. Brulten, Lehrer der Naturgeschichte. Helsingfors. Landwirthschaft- Kasan. Universität. N. W. Sorokin, Docent der Botanik. Kiew. Universität. A. S. Rogovitsch, Prof. der Botänilk emer. Kiew. Universität und Botanischer Garten. Der bisherige a. o. Prof. der Bot. und Director des bot. G. J. J. Walz verliess Kiew im Sept. 1871 und sie- delte nach Odessa über. Moskau. Botan. Garten der Univ. N. Kauffmann, Prof. der Bot. und Direc- tor + den 15. Dec. 1870; seine Stelle versieht interimistisch der Docent der liche Lehranstalt. Wickberg, Director. | Bot. Tschistiakoff. — An die Stelle des 2 BAR I. Orginalabhandlungen. 35 bisherigen Garteninspeelors F. Lungers- hausen wurde Wobst ernannt. Moskau. K. Petrovsko& Ackerbau- Akademie. J. A. Stebut, Professor. Moskau. K. Russ. Akklimatisa- tionsgesellschaft. Zoologisch - botani- scher Garlen. — G. Min, Secretär. Nikita. K. Garten und Weinbau- . schule. Nedselsky, Beamter lür beson- dere Aufträge. — An Blei’s Stelle wurde Claussen als Obergärtner und Lehrer der Obstbaumzucht ernannt. Odessa. Universität. Der frühere a. o. Prof. der Botan. und Director des bot. Gart. A. Janowitsch + den 3. Febr. 1871 zu St. Petersburg. — An seine Stelle trat L. Cienkowski, welcher die- selbe aber im Sept. 1871 wieder nie- derlegte. — An Cienkowski’s Stelle trat dann als ord. Prof. der Bot. und Director des botan. Gart. der bisherige a. o. Prof. der Bot. in Kiew J. )J. Walz. St. Petersburg. K. botanischer Garten. Der Oberbotaniker S. Rosanoff 7 den 3. Dec. 1570 vor Palermo. St. Petersburg. K. Universität. P. J. Kratizki, Conservator des botan. Cabinets. — W. M. Jakolew, Conser- vator des agronomischen GCabinets. Warschau. Universität. Dr. A. Fischer von Waldheim wurde zum ord. Prof. der Bot. ernannt. Gärten: Oranienbaum. Der Garten der Grossfürsiin Helene Pawlowna AH. Gaugler, Gehülfe des Hofgärtners. Palmyra im Gouv. Pultawa. E. Lieb, Obergärtner. Deutsches Kaiserreich. Herzogthum Anhalt, Biedendorf bei Cöthen. ter, Hofgäriner. E. Rich- Luisium bei Dessau. Lincke, Hof- gärtner. Wörlitz. Schoch, Garteninspeclor. Grossherzogthum Baden. Carlsruhe. Grossherz. Gartenbau- schule W. Schüle, Gartenbaulehrer. Donaueschingen, Fürstlich Für- stenbergischer Holgarien. Kirchhoff, Hofgärtner. Schwetzingen. Der Grossher- zogl. Garteninspector Th. Hariweg + den 3. Febr. 1871. Königreich Bayern. Babenhausen beilllertissen. Fürst- lich Fuggerischer Schlossgarten. J. Dietl, Schlossgärtner. Bayreuih. K. Kreis- Ackerbau- schule. Landshut. Städtischer Garten. A. Grill, Städtischer Hofgärtner. München. K.Holgärten. C. Effner, K. Hofgärteninspector. München. K. Herbar. An Kum- mer’s Stelle wurde Dr. A. Engler zum Custos ernannt. Possenhofen bei Starnberg. Her- zogl. Bayer. Hofgarten. Sierler, Herz. Hofgäriner. Schleissheim bei München. K. Ackerbauschule. Schönbusch bei Aschaffenburg. K. Hofgarten. Siebold, K. Holgärtner. Thurnau bei Culmbach. Gräflich Giech’scher Schlossgarten. Wentzel, Gräfl. Hofgärtner. Wachenheim bei Dürkheim. Gar- ten der Witwe Wolff. Herrmann Ober- gärtner. Weihenstephan. K. Landwirth- schaftliche Centralschule. Schuster, Obergäriner an der Baumschule. _ Herzogthum Braunschweig. Braunschweig. Landesbaum- ee 86 schule. Uhde, Director. — Koch, In- | a. ord. Prof. der Bot. und Custos de spector. Freie Stadt Bremen. Bremen. DBotanisch - Zoologischer Garten. Dr. Buchenau, Director. Hen- gue, Landschaltsgäriner. Grossherzogthum Hessen. Bessungen bei Darmstadt. Gross- herz. Hofgarten. R. Noack, Hofgärtner. Lich in derProv. Oberhessen. Fürst- lich Solms’scher Hofgarten. H. Juncker, Fürstl. Hofgärtner. Worms. Corn. Heyl’scher Garten. Hockley, Obergäriner. Königreich Preussen. Altgeltow bei Potsdam. K. Lan- desbaumschule. J. Wrede, Inspector. Benrath. K. Hofgarten. F. Hille- brecht, K. Hofgärtner. Berlin. K. Universität. Pr. Dr. Schultz-Schultzenstein + den 22. März 1871. Dr. A. Garcke zum a. ord. Prof. der Botanik ernannt. (Bisher Docent der Botanik). Breslau. K. Universität. Dr. J. Milde a. ord. Prof, der Bot. + den 3. Juli 1571 zu Meran, Carlsruhe in Schlesien. Herzogl. Würtemberg. Hofgarten. Wagner, Herz. Garteninspector. Düsseldorf. K. botan. Garten. Der K. Garteninspector J. Weyhe + den 26. März 1871. — An seine Stelle wurde ernannt: O. Hering, bisher K. Hofgärtner in Benrath. Frankfurt a.M. Städtischer Gar- Weber, Stadtgärtner. Frankfurt a. M. Palmengarten. Heuss, Obergärtner. Günthersburg bei Frankfurt a.M. Pfister, Obergärtner, Göttingen. K. Universität. ten. Der Herbariums Dr. B. S. G. Lantzius-Be- ninga + den 6. März 1871.— An seine Stelle wurde ernannt Dr. J. Reinke zum Custos und Assistenten am botanischen Garten. Gross-Strehlitz in Schlesien. Gräflich Renard’scher Garten. G. Goli- schalk, Gräfl. Gärtner. Hardenberg (Schloss) bei Nörten in Hannover. Schlossgarten. H. Runtz- ler, Garienmeister. Homburg v. d. Höhe. Schloss- garten. Fischer, Garteninspecior. Marburg. K. Universität. Dr. W. Pfeffer, Privatdocent der Botanik.‘ Nordhausen am Harz. Städtische Anlagen. G. E. Hemsdorff, Gärtner. Potsdam. Der K. Hofgärtner auf der Pfaueninsel G. A. Fintelmann, + den 1. März 1871. — Lauche, Garten- inspector. Profen bei Jauer in Schlesien. Gräflich Nostitz’scher Garten. F. Dau- scha, Gräfl. Obergärtner. Proskau in Schlesien. K. Pomo- logisches Institut. Stoll, stellvertreten- der Director. Sagan in Schlesien. Fürstlich Sa- gan’scher Garten. Gireaud, Fürst. Gar- teninspector. Slawentzitz bei Cosel in Schle- sien. Schlossgarten. F. Götz, Fürstl. Hofgärtner. Königreich Sachsen. Dresden. K.Hofgarten. C. Würs- sig, Hofgärtner. Grossherzogthum Sachsen - Weimar. Weimar. Landesbaumschule. Paal- zow, Director. :;Königreich Würtemberg. Friedrichshafen. K. Schlossgarten, Bott und Männer, Hofgärtner. Reutlingen. stilut. F. Lucas, Inspector. E. Plossel, Obergärtner. Pomologisches In- I. Orginalabhandlungen. 87 Grottenhof bei Graz. Landes- Ackerbauschule. Kiegerl, Oberlehrer. St. Martin. Gräflich Arco’scher Tannheim im Denaukreis. Gräflich Schlossberg’scher Garten. J.M. Eckers, Hofgärtner. Tübingen. Universität. Der Prof. der Pharmacie Dr. J.B. Henckel, 7 den . 2. März 1871. Desterreichische- Ungarische Monarchie. Erzherzogthum Unter-Vesterreich. Kornneuburg. K. K. Obsibau- und Weinbauschule. Freiherr von Babo, Director. Wien. Universität. Dr. C. A. Harz, Assistent der Botanik. Erzherzogthum Ober-Oesterreich. Hagenburg bei Linz. Gräflich Dürkheim’scher Garten. K, Fiola, Gräfl. Gärtner. Kremsmünster. K. K. Oesterr. Landwirthschaftliche Gesellschaft. Abt Dr. A. Reelhuber, Präsident. Runkel, Hofgärtner. Lambach ob der Ems. Stilts- garten. J. Karlsberger, Obergärtner. St. Florian bei Linz. Stiltsgar- ten. A. Lindpointner Stiftshofmeister und Gartendirector. J.Kienasi, Slilts- obergärtner. Herzogthum Steyermark. Eggenberg beiGraz. Schlossgar- ten. J. W. Ziwanski, Schlossgärtner. Graz. Joanneum. Dr. A. W. Eich- ler, Professor der Botanik am Polytech- nikum und Director des botanischen Gartens. (Bisher Doceni der Botanik in München). Graz. Steyermärkischer Gartenbau- verein. J. Siruska, Obergärtner. Garten. W. Buggele, Gräfl. Öbergärtner. Gefürstete Grafschaft Tyrol. Bozen. Erzherzoglicher Garlen. J. Prucha, Erzherzogl. Hofgärtner. St. Michael im Etschthal. Acker- und Weinbauschule. Königreich Böhmen. Dobrawitz bei Jungbunzlau. Fürst- lich Thurn- und Taxis’scher Garten. J. Schorsch, Obergärtner. Eisenberg bei Brux. Fürstlich Lobkowitz’scher Garten. J. Klimesch, Obergärtner. Liebejitz bei Wodnan. Fürstlich Schwarzenberg’scher Garten. J. Ko- patsch, Obergärtner. Lobositz. Fürstlich berg’sche Baumschule. Gärtner. Prag. Hochschule. Dr. A. Weiss, ord. Professor für Pflanzenphysiologie. (Bisher Prof. der Botanik an der Univ. Lemberg). Prag. Pomologischer Garten. K. Horazek, Vorstand. K. Horazek jun., Adjunct und Lehrer des Obst- und Gartenbaus. Schwarzen- F. Kopatsch, Königreich Mähren, Blauda bei Hohenstadt. Zierotien’scher Schlossgarten. Gräfl. Gäriner. Ullerdorf. Fürstlich Lichtenstein’- scher Schlossgarten. F, Slaby, Fürstl. Gärtner. Gräflich Pohl, Fürstenthum Bucowina. Czernowitz. Städtischer Garlen. A. Piotrowski, Obergärtner. Königreich Ungarn. Enying bei Lebseny. Fürstlich Bathyan’scher Garten. Giecker, Fürstl. Hofgärtner. Körmend. Fürstlich Bathyan’scher Garten. F. Kutilek, Fürstl. Hofgäriner. Lengveltoti. Gräflich Zichy’scher Garten. F. Kindl. Gräfl. Obergärtner. Pesth. K. Universität, Dr, L. Ju- ranyi ord. Prof. der Botanik. (Bisher a. ord. Professor). Schweizerische Eidgenossenschaft. Zürich. Universität und Polytech- nikum. Dr. A. Dodel, Privatdocent der Botanik. Königreich Belgien. Antwerpen. (Anvers.) Collections botaniques de M. Henri Van. Heurck. A. Marlinis, Conservateur principal de l’Herbier. Gent (Gand) Universität. Der Pro- fessor Dr. Coemans, 7 den 9. Januar 1871. Königreich der Niederlande. Leyden. Reichsherbarium. Der Vorstand desselben Dr. Miquel in Ut- recht, 7 den 23. Janur 1571; an seine Stelle wurde ernamnt: Dr. W. F. R. Suringar, Prof. der Botanik an der Univ. Leyden. Utrecht. Botanischer Garten der Universität, der Director desselben Dr. Miquel, 7 den 23. Januar 1871; an seine Stelle wurde ernannt: Dr. N. W.R. Rauwenhoff, bisher Prof. der Botanik in Rotterdam. BuitenzorgaufJava. Binnen- dyk, Gehilfe des Directors. — Am- mann, Conservator des Herbariums. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Königreich Italien. Pisa. Der Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens P. Savi, 7 den 5. April 1871; an seine Stelle wurde Professor T. Caruel, (bis- her in Florenz), ernannt. Vallombrosa. K&K. Ital. Forstaka- demie. F. Delpino, Professor der Na- turgeschichte, (bisher Assistent am bo- tanischen Museum zu Florenz). Grossbritannien. London. Brit. Museum. W. Car- ruthers and H. Trimen, Keepers of Ihe Botanical Department in the place of Mr. J.J. Bennett, who recently reteired. Kew-Gardens. Dr. Oliver, Kee- per of ihe Herbarium of the Royal gar- dens and Professor of Botany in Uni- versity College, London. Englische Besitzungen in Afrika, Asien, Amerika und Australien. Calcutta. Der bisherige Vorsteher des K. botanischen Gartens, Dr. Th. Anderson, 7 den 26. October 1870 zu Edinburgh. Grahamtown. Botanischer Garten. New-Caledonia. Botan. Garten. Portland. Botanischer Garten. Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. New-York. Paläologisches Mu- seum im Centralpark. Professor Water- house-Hawkins, Director. Republik Eeuador. Jameson, prof. bot. univ. Republik Peru. Lima. Botanischer Garten. Dr. de los Rios, Director. Quito. Taf. 717. Pr N „DT Ü N do un Q OT N Äh ZUR ZU) f, % f )). NN IN I . JE GUN € TN, MN) RAUS x DR WW) >77 Aa) r & N = = N A ” \Q ES == er Z; U Illu [ © M N 7 — — IN FF, SS > A Dasystoma pedicularia Benth. II, Notizen. 1. 1)DieKaiserlicheLeopoldinisch- Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher. Nach dem Tode des letzten Präsidenten haben im Schoosse dieser alten deutschen Corporation der Naturforscher, welche von mehreren deut- schen Regierungen ihre Jahresbeiträge er- hält, verschiedene den Mitgliedern der Aka- demie genugsam bekannte Strömungen ge- herrscht. Das scheint nun alles beseitigt. Ein neuer Präsident (Dr. Behn) ist durch allgemeine Abstimmung aller Mitglieder der Akademie schon vor längerer Zeit ge- wählt, und nun hat auch die zur Revision der Statuten ernannte Commission (Dr. Behn, A. Braun, Prof. J. V. Carus, Dr. Fenzl, Dr. H. B. Geinitz, Dr. C. von Sie- bold und Dr. Virchow) ihre Arbeıt been- digt und das Statuten-Project allen Mit- gliedern der Akademie zugesendet. Diese Statuten werden voraussichtlich die Zustim- mung des grössten Theils der Mitglieder erhalten und auf diese neuen Statuten ge- stützt, wird dann die abermalige Wahl des Präsidenten und die Wahl von 20 Adjunk- ten vorgenommen werden, womit diese Crisis im Schoosse dieser ganz Deutschland umfassenden Akademie der Naturforscher beendigt sein wird. (E. R.) 2) Die Gärtner-Lehranstalt Gent. Es ist in dieser Anstalt auch so man- cher deutscher Gärtner gebildet worden, so dass die Verlegung derselben aus dem berühmten Handelsgarten des Hrn. Louis Van Houtte nach dem Botanischen Gar- ten in Gent, ein allgemeines Interesse hat. Leider hat sich Louis Van Houtte, in Folge seines vorgerückten Alters, ver- anlasst gefunden, auf die Verlegung dieser auf Staatskosten unterhaltenen An- stalt aus seinem Etablissement zu dringen. Wir sagen leider, denn Van Houtte’s Garten, der alle Richtungen des Garten- baues gleichmässig vertritt, war lange Zeit hindurch die Bildungsstätte tüchtiger prak- in [EEE EEE EEE 071111121 nn nn 89 Notizen tisch und theoretisch gebildeter Gärtner und L. Van Houtte hat selbst, da einen sehr wichtigen Einfluss geübt, was wohl überall mit Dank anerkannt werden sollte. Der Botanische Garten in Gent hat in Bezug auf seine Culturen lange nicht die Bedeutung wie Van Houtte’s Etablissement, doch ist zu hoffen, dass auch jetzt nach der Verlegung, diese so wichtige Anstalt fortfahren wird, mit Segen für die weitere Entwickelung des Gartenbaues zu wirken. Der Director des Botanischen Gartens in Gent, Herr F. J. Kickx ist jetzt zu- gleich auch der Director der Gartenbau- Schule. Als Lehrer wirken Herr Emil Rodigas, Herr Burvenich, Herr Py- naert und der durch seine Pomologischen Arbeiten bekannte Inspector des Botanischen Gartens, Herr Van Houlle, Der Cursus ist 3jährig und unentgelt- lich, dagegen haben die Eleven für Wohn- ung und Beköstigung selbst zu sorgen. Mitte November beginnt der Curs und zum Eintritt in denselben muss das 14. Lebens- jahr zurückgelegt sein. Französische Spra- ° che, Arithmetik, Zeichnen, Geographie, Bo- tanik, Gartenbau in seinem ganzen Um- fange, inclusive des Obst- und Gemüse- baues, und Garten-Architectur sind die we- sentlichsten Unterrichtsfächer. Das Reglement der Anstalt, welches alle speciellen Bestimmungen enthält, wird auf Ansuchen beim Director, jedem zuge- sendet. (r.) 2) Culturnotizen aus dem Jahresbe- richt des Schlesischen Central-Vereins für Gärtner und Gartenfreunde zu Breslau für 1870. Jährlich gehen uns die interessanten Berichte über die Thätigkeit dieses lebhaft arbeitenden und wirkenden Vereines zu, der jetzt seinen Wandergärtner ange- stellt hat, um den Gartenbesitzern überall da wo es gewünscht wird mit Rath und Arbeit beizustehen. Aus den Verhandlun- gen dieses Vereins theilen wir das Fol- gende mit. a) Düngung für Wiesen. ‚Die ver- gleichsweise angestellten Versuche, welche die landwirthschaftliche Lehranstalt zu Worms angestellt hat, haben folgende Re- sultate gegeben. Die Vermehrung des Heuertrags war pro Morgen bei Schlammdung 7 Centner, bei Menschendung 133), Centner, bei Mist- jsuche 141/, Centner, bei Knochenmehl 12 Centner; jedoch das schönste Gras, wenn auch nicht im üppigsten Wuchse, wurde durch Kalisalz erzielt und betrug die Stei- gerung des Ertrages 111/, Centner. — Des- gleichen theilt uns hierüber ein praktischer Rieselmeister aus dem Hannöverschen durch den Landw. Corr. folgendes Beachtenswer- thes mit: Durch die Anwendung des Kno- chenmehls bei Rieselwiesen werden seit vielen Jahren ausserordentlich günstige Re- sultate erzielt. Das Verfahren ist nach- stehendes: Es wird so viel Wasser über die Wiese gelassen, dass dieselbe soeben damit angefeuchtet ist. Demnächst wird das Wasser wieder abgestellt und das Kno- chenmehl darauf gesäet; auf 120 Quadrat- ruthen 150 Pfund. Hat das Knochenmehl 3 bis 4 Tage auf der Wiese gelegen und ist einigermassen erweicht, so wird aufs Neue Wasser darüber gelassen. Man braucht nicht zu befürchten, dass das Wasser das Knochenmehl wegspült; es bleibt vielmehr dort ruhig liegen, wo es beim Säen hinge- fallen ist und zeigt bald eine ausserordent- liche Wirkung. Wer sich von dieser so sehr günstigen Wirksamkeit des Knochen- mehls selbst überzeugen will, braucht nur einen Versuch mit diesem Verfahren zu machen und dabei einen Theil der betref- fenden Wiese ohne Knochenmehl zu lassen. Der beste Zeitpunkt für diese Manipula- tion ist der November. Kann man dann aber aus irgend einem Grunde nicht dazu kommen, so muss dieselbe im Frühjahr möglichst zeitig zur Anwendung kommen, jedoch nicht später als im März. Auf moo- sige, saure Wiesen, thut man besser, wern dieselben trocken gelegt sind, zunächst stassfurter Abraumsalz und zwar auf 120 | plia) gefunden habe. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ki Quadratruthen 11/4 bis 2 Centner zu brin- gen. Erst dann wird Compost aufgefahren. Der Ertrag ist ein bei weitem grösserer, als wenn man den Compost allein auf sol- che Wiesen bringt. Auf Wiesen mit sehr starker Mooslage erzielt man, sollte es an Compost fehlen, schon durch blosses Ueber- streuen des Abraumsalzes, sehr günstige Resultate. b) Bepflanzung von Eisenbahn- dämmen mit Obstbäumen. Ehrenmitglied Lehrer Oppler berich- tet über eine von Oberschlesien aus unter- nommene Reise nach Silbitz bei Nimptsch, dem Herrn Grafen Larisch gehörig. Zu- nächst gibt derselbe seiner Freude Aus- druck über die an der Strecke Ratibor- Öderberg und Leobschütz bepflanzten Ei- senbahndämme und erwähnt weiterhin die Bepflanzung der Nimptscher Chaussee, de- ren Bestände besonders von Diersdorf bis Nimptsch gut gepflegte tadellose Kirsch- bäume sind. Der Ertrag soll lohnend sein, da wie Referent weiter unten mittheilt, dem Nimptscher Kreise alljährlich eine Einnahme von 40 bis 50,000 Thaler daraus erwachsen soll. c)Ist derSperling nützlich oder schädlich? Gegen und für den Sperling ist schon viel geschrieben worden. Der hiesige Thier- schutz -Verein beschäftigte sich in einer seiner Sitzungen ebenfalls mit dieser Frage, und glaubten einige Mitglieder, den Sper- ling dem Schutz empfehlen zu sollen, weil, wenn er auch Getreidefelder und blühende Bäume abstrafe, er doch auch zur Zeit der Brut Insekten vertilge und so viel nützlich als schädlich sei. Dieser Ansicht tritt der erste Mädchenlehrer Becker in Jüterbog entgegen, Er hat, wie auch Su- perindentent Oberdieck in Jeinsen, Un- tersuchungen angestellt, und Ersterer, ob- gleich es bereits Raupen gab, nur Getreide im Magen des Sperlings gefunden, wäh- rend Letzterer in über 200 Sperlingsmagen höchst selten Käferreste — und noch dazu von den weniger schädlichen Julikäfer (Ho- Das Resume ist 5 Proc. Nutzen und 95 Proc. Schaden. Weitere Beobachtungen und Erfahrungen sollen später mitgetheilt und bei völlig er- wiesener Schädlichkeit auf Verfolgung des Sperlings angetragen werden. d) Nutzen des Spargelbaues vom Kunst- und Handelsgärtner Hrn. Schönthier. Die Beantwortung dieser Frage ist nur durch eine Zahlenaufstellung zu bewirken. Meine Berechnung werde ich nach hie- sigen Boden-, Arbeits- und Düngerpreisen normiren, und ebenso die hiesigen Absatz- preise aunehmen. Anlagekosten. Ich nehme eine zum Spargelbau geeig- nete Fläche in der Nähe Breslaus. Solches Land soll pro Morgen kosten 500 Thir. — Sgr. Rigolen auf 3 FusTife 60 „ — » 45 Fuhren Dünger, & 2 Thlr. I ri 45 Fuhren Holz - oder Rindenstückchen zur Unterlage, & 3 Thir. Für 10,000 Stück Pflan- zen, & Mille 8 Thlr. 0a An Für Dünger aufbringen, Graben ziehen und planzen ses a en 925 Thlr. — Sgr. Zinsen von dieser Summe für 3 Jahre, 36 Proc. 166 ,„ 15 Sgr. 1091 Thlr. 15 Sgr. Die Culturkosten während dieser 3 Jahre werden durch Zwischenbau von Kohlarten, Carviol und einigen anderen — nicht tief- wurzelnden Gemüsen — gedeckt und blei- ben deshalb ausser Ansatz. Einnahme. 3600 Pf. Spargel, a 5 Sgr. (pro Morgen) 600 Thlr. — Sgr. Dass Ertrag und Preis so niedrig als möglich angenommen sind, werden die ge- ehrter Fachgenossen gern zugeben, Ausgabe. Verzinsung von dem Anlage- Capital II, Notizen. 91 per rund 1100 Thlr., a 6 Proc. 66 Thlr. — Sgr. Für jährliche Melioration 45 „ — „ Für Graben, Bestellen, Stechen, Binden und zu Markte bringen 120 „ — — ZB The. — Ser. Einnahme wie oben 600, ae Hiervon die Ausgabeab 31 „ — „ Bleibt p. Morg. Reinertrag 369 Thlr. — Sgr. Jedenfalls eine Summe, welche kaum durch einen anderen Artikel zu erreichen ist, selbst nicht durch die grösste Aufmerk- samkeit und sorgsamste Pflege und Be- handlung, sowie beste Verwerthung von Baumschulenartikeln, Möchten durch Vorstehendes recht viele Inhaber von dazu passendem Boden bewo- gen werden, der Spargel-Cultur eine grös- sere Ausdehnung zu geben, da der Spargel- Consum grosser Ausdehnung fähig ist- e) Ananas-Cultur vom Kunst- und Handelsgärtner Fichtner in Ohlau. 1, Behandlung der Kindchen bis zur Fruchtpflanze. Die stärksten Kindchen werden im Mo- nat Juni von den Fruchtpflanzen abgenom- men und in kleinen Töpfen, die halb Moos und halb Erde enthalten, eingepflanzt und in einen erwärmten Frühbeetkasten ge- bracht, wo sie stehen bleiben bis zum Herbst, und dann in das Winterquatier gebracht werden. Ehe sie aber dahin kommen, wer- den sie einmal verpflanzt, und müssen erst wieder anwurzeln. Den Winter über wer- den sie mässig feucht gehalten, damit sie in immerwährender Vegetation bleiben. Im Februar oder spätestens März werden die Kasten für selbige mit Laub und Dünger zurecht gemacht, und dann die zubereitete Erde hineingebracht. Ist die Erde dann erwärmt, werden die Pflanzen herausge- bracht, ausgetopft und selbige sammt dem Ballen eingepflanzt; aber ja nicht zu eng, damit die Pflanze Platz zum Breiten hat. So wird man nur eine niedrige, kräftige Fruchtpflanze bis zum Herbst erzielen, Sind die Pflanzen eingepflanzt, so giesst TIRERSBRÄ KENN 72 man die Erde tüchtig an, spritzt alle Tage bei schönem Wetter, beschattet die Pflan- zen und hält geschlossene Luft bis sie an- gewurzelt sind. Dann gebe man Luft, wenn es die Witterung erlaubt. Späterhin, wo es den Tag über heiss wird, gebe man früh Luft, vielleicht bis 10 Uhr, dann spritze man die Pflanzen tüchtig und schliesse die Fenster, beschatte sie, und sobald die Sonne ihre brennenden Strahlen von dem Fen- ster wieder wegwendet, nehme man den Schatten wieder weg, gebe Luft und be- spritze die Pflanzen aufs Neue. Nur streiche man die Fenster nicht, wie es gewöhnlich der Brauch ist, mit Kalk oder Lehm an, denn dadurch verzärtelt man die Pflanzen und bei einem Versehen werden sie dann leicht von der Sonne verbrannt. Die Erde zu den Folgepflanzen ist dieselbe wie zu den Fruchtpflanzen‘, welche unten angege- ben is. Zum Düngen der Pflanzen wird einfach ein Guss von Dünger gemacht, der aber etliche Tage in einer Tonne stehen muss. Will man aber diesen nicht brau- chen, so nehme man Poudrette und etwas Superphosphat. Auch kann man vielleicht todte Fische oder Abfälle von Vieh, wie Blut oder umgekommenes Fleisch, erhalten, das man längere Zeit in einem verschlos- senen Gefässe einwässert. Ein öfteres Auf- lockern der Erde ist sehr von Nöthen. Ebenso ist es auch vortheilhaft, wenn bei warmer Witterung Regen fällt, die Fenster von dem Kasten wegzunehmen und den Pflanzen den Regen zukommen zu lassen. 2. BehandlungderFruchtpflanzen. Mitte September fange man an, wenn es möglich ist, die Beete im Hause leer zu machen, die alte Erde herauszuschaffen, die Unterlagen auszubessern, und, wenn Alles rein und in Ordnung ist, einen hal- ben Fuss Moos auf die Lagen zu bringen. Hierauf werfe man einen Fuss hoch von der auf folgende Weise zubereiteten Erde darauf. Man nehme !/, Haideerde, 1/, Com- post-, Y, Rasen, das andere !/, alten Lehm, Frühbeeterde und Sand, dann nehme man, wenn irgend möglich, abgelagerten Dünger mit tüchtig Moos darunter. Dies bereite Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ya man aber Alles ein Vierteljahr vorher, ehe man die Erde braucht, mische alles recht gut untereinader und bringe es über einen Haufen, den man aber alle 3 Wochen bis zum Verbrauch umarbeiten lässt. Ist nun die Zeit da, wo die Erde in Gebrauch genommen wird, so mische man vorher noch einen halben Centner Poud- rette und einen halben Centner Superphos- phat darunter, das wird ungefähr auf 300 starke Fruchtpflanzen reichen. Ist das Beet also fertig, so nehme ich die Frucht- pflanzen aus dem Kasten, schneide alle Wurzeln weg, putze die schlechten Blätter ab‘, und pflanze sie nun, je nach Stärke l1/, bis 2 Fuss im Quadrat entfernt. Sind die Pflanzen dann eingepflanzt, so giesse man das Beet ordentlich durch, damit die Pflanzen genug Feuchtigkeit zum Anwur- zeln bekommen, halte dann das Haus ge- schlossen bei 20 bis 25 Grad Wärme, be- schatte es, und wenn das Wetter schön ıst, spritze man alle Tage ein wenig die Blät- ter der Pflanzen, damit sie richt erst welk werden. Sind die Pflanzen angewurzelt, so gebe man wieder Luft, wenn es die Wit- terung noch erlaubt und halte sie warm bis Ende November. Hierauf breche man mit der Wärme ab und halte das Haus blos 10 bis 12 Grad warm, bis Ende Feb- ruar, und sehe zu, dass während dieser Zeit die Erde gut austrocknet. Ende Feb- ruar fange man wieder an warm zu halten, und zwar 25 bis 30 Grad Bodenwärme und 20 bis 25 Grad Hauswärme und spritze dabei die Pflanzen mit 30 bis 40 Grad warmen Wassers. Ist dann etliche Tage geheizt und die Erde ordentlich erwärmt worden, so giesse man die Erde tüchtig mit warmem Wasser durch, und sollte sie mit einem Male nicht anziehen, so muss es wieder geschehen. Alsdann fahre man mit dem Spritzen wieder fort, halte das Haus geschlossen, bis die Pflanzen Blüthen be- kommen. Hierauf stelle man das Spritzen ein, gebe so viel wie nur möglich Luft, bis die Pflanzen verblüht sind. Jetzt nehme man ein hartes, dreikantig zugespitztes Hölzchen und bohre die Herzen aus der Krone. Zur Vorsicht, dass sie nicht faule, oe og in RP TERS Sad LEE. h III. Literatur. streue man etwas Holzkohlenstaub in die Wunde und warte noch ein paar Tage mit dem Spritzen, bis die Wunde vernarbt ist. Nun gebe man wieder ordentlich Luft, da- mit die Früchte nicht blos aufschwellen, sondern auch ordentliches Gewicht bekom- men. Zum Schwellen gebe man vielleicht 2 bis 3Mal Guss von Poudrette und Su- perphosphat, dann kann man auch Ammo- nium carbonicum zum Giessen nehmen und “ zwar auf eine grosse Kanne Wasser ein ein6 Haselnuss grosses Stückchen. Man kann auch im Hause hin und wieder einen Tel- ler mit Ammonium aufstellen, Wasser darauf giessen und so verdunsten lassen. Es be- fördert auch das Schwellen der Früchte 1) Curt von Bose, Pomologische Hefte. 1 Heft. Stuttgart, Schweizerbart’sche Buchhandlung. Der Verfasser sagt, dass es von der Aufnahme dieser Hefte abhangen soll, ob dieselben fortgesetzt werden. Wir haben den Inhalt eingesehen und viele critische offene Bemerkungen im Bezug auf die Ar- beiten anderer Pomologen darin gefunden, Bemerkungen, welche als sachliche Berich- tigungen betrachtet, einen entschiedenen Werth besitzen. Die erste Abtheilung dieses ersten Hef- tes enthält „Pomologische Beschreibun- gen“, welche an das illustrirte Handbuch der Obstkunde anknüpfen. — Zum Kleinen und Grossen Katzen- kopf (Illustr. Handb. Birnen Nr. 250 und 251) wird nachgetragen, dass der „Grosse (franzözsische) Katzenkopf“ bei älteren Pomologen Frankreichs schon vorkomme. Merlet nenne denselben Cadillae und führe als Synonyme Pequingny, de (i- trouille, de tous-temps, und une espöce du Rateau blanc auf. De Claude St. Etienne führe diese Sorte 3mal auf, ver- wechsele sie aber mit Gilogile, als Syno- nyme führe er Pequini und Cirde auf. La 33 sehr viel, wenn man ungefähr auf ein Haus, wo 300 Fruchtpflanzen hineingehen, 1 Pfd, Ammonium zum Giessen und zum Verdun- sten nimmt. Gehen die Früchte der Reife zu, so stelle man das Spritzen wieder ein, damit sie nicht zu sehr nass werden, weil es auch öfters vorkommt, dass die Früchte Faul- flecken bekommen; auch vergesse man den Schatten nicht zu geben, damit sich an den Früchten nicht Brandflecken zeigen. Auf diese Art und Weise die Pflanzen be- handelt. kann man auf sehr schöne, grosse, reine und vollsaftige Früchte mit Sicher- heit hoffen. (Fortsetzung im nächsten Heft.) eratur. Quintinye war der erste Autor, der diese Birnen als ‚Cadillac‘, aufführte, setzte dieselben aber unter die schlechten Birnen. So schreibt später auch Leroy und nach ihm das Illustrirte Handbuch diesen älte- sten französischen Namen für den Grossen Katzenkopf. Der Name Cadillae kommt wahrschein- lich von einem gleichnamigen Orte, deren es in Frankreich mehrere gibt. Die jetzigen neueren Autoren haben den „Grossen Katzenkopf“ für eine Frucht französischen Ursprungs, den „Klei- nen Katzenkopf“ für eine Frucht deut- schen Ursprungs gehalten. Beide sind aber nach Bose deutschen Ursprungs und lassen sich bis ins 16. Jahrhundert ver- folgen. Im Jahre 1590 wurden beide be- reits in den Bamberger Baumschulen ver- edelt. Zink sagt in seiner Uebersetzung der Pomologie Knoop’s, des Katzenkopfes Heimath sei das Amt Sand, besonders Katzoepfershausen und Stepfershausen. Im Jahre 1620 finden sich unter den Obstsor- ten der Bamberger Händler verzeichnet „Katzenkopf derGrosse und Katzen- kopf mittelmässig und Michael Knab sagt in seinem Hortipomologium, Fr Eh a ne See A fo bi A an vr $ Kran RR a NE r Gartenflora Deutschlands, dass aus den Dörfern Langensendelbach, Poxdorff und Effelterich im Hochstift Bam- berg gelegen, jährlich Tausende von jungen gepelzten Obstbäumen nach Franken, Schwa- ben, an den Rhein, Bayern, Oesterreich, Pfalz, Böhmen. Hessen, Thüringen, Sach- sen, in die Seestädte und selbst nach Dä- nemark verführt wurden. Hiermit wäre also auch die Verbreitung der Katzenköpfe nachgewiesen. Für den Grossen Katzenkopf wer- den als Abbildungen aufgeführt „Langley, pomona, tab. 71. 4 (1729) als Cadillac. Dann Illustr. Monatshefte 1865 S. 265. Schweizerische Obstsorten Heft 6. Neederl. Boomgaard II. 46 als Pondspeer. Van Noort als ronde Gratiool. Decaisne Jard. fruit. tab. 117.— Pomol. de la France 78. Die Abbildung des „Kleinen Katzen- kopfes“ im Illustrirten Handbuch, hält v. Bose für die des ‚Gelben Löwenkopfes (Nr. 175) und also nicht für ächt. Wes- halb die Abbildung des Illustrirten Hand- buches nicht ächt, weist Bose jedoch nicht nach. — Es folgt nun die Beschreibung einiger neuerer Obstsorten. Dann ein längerer Artikel über die Traubensorten Nord- amerika’s. Den Schluss bilden Literaturberichte. Da ist zunächst das Dictionnaire de po- mologie von „Andre Leroy‘“ einlässlich kritisirt. Da wird festgestellt, dass Leroy bei seiner Arbeit die deutschen Pomologischen Schriften entweder nicht benutzt hat, — oder doch wegen Unkenntniss der deut- schen Sprache, ohne Kritik benutzte. Nun folgen kritische Bemerkungen über vom Verfasser begangene Irrthümer. Bei der folgenden Besprechung von Lucas, die Pfirsche und Nektarinen, wen- det sich v. Bose direct gegen Hrn. Lucas. Kritisirt dessen System dieser Früchte, na= mentlich in der Beziehung, dass Vertiefung oder Erhöhung des Stempelpunktes keinen Charakter für Systematik abgebe. Schade dass der Herr Verfasser in dieser Kritik, den rein sachlichen Standpunkt verlässt und des Spruches „Errare est humanum“ vergisst. Seine Kritik ist jedenfalls ein guter Nachtrag zur Schrift von Lucas, des- sen Verdienste um die Pomologie zu hoch stehen, als dass seine Arbeiten gehässig kritisirt werden könnten. Wir wünschen lebhaft, dass Hr. von Bose seine Pomologischen Hefte fortsetzen möge. Audiatur et altera pars, ist in al- len Wissenschaften und Richtungen der menschlichen Thätigkeit sehr erwünscht. Erwünscht für unsere deutsche Pomologie ist es deshalb, wenn unser gegenwärtig als tüchtigster und erfahrenster Pomologe Deutschlands geltender hochgeehrter Freund Lucas, seinen Gegner finde. Möge dieser Gegner aber nie den sachlichen Boden ver- lassen, dann wird er noch mehr nützen als mit Bitterkeit, — denn auch ihm werden wieder von Andern, die ihm nacharbeiten, Irrthümer in seinen Entgegnungen nach- gewiesen werden. ; (E. R.) 2) Neue Zeitschrift. Unter dem Ti- tel „Berliner Blätter für Gärt- nerei und Landwirthschaft,* wird vom 1. Januar 1872 an eine Zeit- schrift erscheinen, von der in den er- sten Tagen eines jeden Monats eine Nummer von 1 Bogen Stärke, Format der Wochenschrift für Gärtnerei, er- scheinen solle. Das Abbonnement be- trägt 1 Thlr. 10 Sgr. Redaction von Klar und Thiele, Berlin, Oranien- burger Strasse, Ecke der Augusten- strasse. Diese Zeitschrift wird sich vorzugsweise die Interessen der Handelsgärtnerei zur Auf- gabe machen und bringt als Gratis-Beilage die deutsche Reichs-Offerten-Zeitung: für Gärtnerei und Landwirthschaft. Nach der uns vorliegenden Probenummer scheint die Redaction ihrer Aufgabe gewachsen zu sein. Die Probenummer enthält eine Einleit- ung, darn einen Artikel über Durchwin- terung der Winter-Levkojen und Dahlien, ferner über die beste Pflanzzeit der Coni- feren und endlich über die Frühtreiberei der Maiblumen. — Für die Winterlevkojen wird Anzucht aus Samen Mitte April im halbwarmen Br ER. 2 TE er. x III. Literatur, Treibbeet anempfohlen, dann Verstopfen in einen reichen Gartenboden und von da Verpflanzen auf Beete, und zwar wo mög- lich auf sandigen Lehmboden. Im Herbste zeitiges Einpflanzen der gefüllt sich zei- genden Pflanzen in Töpfe und zwar ohne das Aufblühen der Blumen zu erwarten, da die dickeren Knospen schon die ge- füllten Blumen anzeigen. Ueberwinterung im Gewächshause, nahe dem Fenster, wo- bei so viel als möglich Luft gegeben und den Winter hindurch sehr vorsichtig, nur wenn es durchaus nothwendig ist, gegossen wird. Wenn im Frühjahr der neue Wuchs beginnt, dann kann mehr begossen werden und wirkt dann sogar ein von Zeit zu Zeit wiederholter Dungguss sehr vortheilhaft ein. Wenn die Pflanzen zur Blüthe in Töpfen bleiben sollen, dann müssen sie im Frühjahr noch einmal in grössere Töpfe verpflanzt werden. Für die Dahlienknollen wird Ueberwin- terung in trocknen Gruben, wo die Knol- len auf den Boden gestellt und dann durch ein Bretterdach vor Feuchtigkeit und durch übergedecktes Laub vorm Eindringen des Frostes geschützt werden, empfohlen. Als beste Zeit zum Verpflanzen der Coniferen wird Anfang Mai empfohlen, wenn die betreffenden Exemplare nämlich schon zu treiben beginnen, — was bei uns im Norden noch um 3—4 Wochen später fällt. Etwas grössere Exemplare, die zum Verpflanzen bestimmt sind, soll man An- fang September in angemessener Entfern- ung mit einem scharfen Spaten umstechen, IV. Personalnotiz 1) Herr 8. Weissenborn zeigt an, das er in Gnesen eine Samenhandlung, ver- bunden mit Agentur für Superphosphat, Kalipräparate und Vulcanöl, eröffnet hat. 2) Jean van Geert. Der Tod des Chefs der gleichnamigen Firma in ee ward von uns schon angezeigt. In den letzten Monaten des verflossenen Jahres 95 jedoch ohne den Ballen anzuheben, An den dabei abgestochenen Wurzelenden bil- den sich dann noch im Herbste und im ersten Früjahre zahlreiche junge Wurzeln, die sehr zum guten Anwachsen bei dem im Frübjahre stattfindenden Verpflanzen der betreffenden Exemplare beitragen. Der Re- ferent möchte hier hinzufügen, dass mitten im Triebe befindliche Coniferen stets sicher verpflanzt werden können, wenn eben die Pflanzen nicht erst weit transportirt, son- dern sofort wieder eingepflanzt werden können und die Wurzeln beim Einpflanzen gut ausgebreitet werden. Coniferen die nach dem Herausnehmen noch erst weiter transportirt und verpackt werden müssen, werden dagegen am besten mit dem Be- ginn des Triebes ausgenommen und ver- sendet, — oder man verpflanzt und ver- sendet auch erst von Mitte August bis Mitte September. Zum schnellen Treiben der Maiblumen, wird eine Wärme von 25—5300 R, empfoh- len. Höher als 300 darf aber die Wärme nicht steigen, da höhere Temperaturgrade entschieden schädlich sind. Wer einen Werth darauf setzt, im December und Ja- nuar getriebene Maiblumen ausser den Blumen auch Blätter zu erhalten, muss in den gleichen Topf ausser den blühbaren Keimen auch solche, welche nur Blätter bringen, einsetzen. Im Februar und März kann man noch unter Anwendung niedri- gerer Temperaturgrade Maiblumen treiben und erhält dann stets gleichzeitig Blätter. (E. R.) en und Neuestes. sind alle Pflanzen dieses Geschäftes ver- kauft worden und die Grundstücke werden eine andere Verwendung erhalten. Somit sind im Jahre 1871 die Firmen „Lauren- tius“ und „Jean Van Geert“ ganz er- loschen. 3) Aus Tiflis. Wie es heisst, wird in Tiflis in der nächsten Zukunft eine Uni- 96 versität errichtet. Jetzt schon ist Tiflis der Knotenpunkt der wissenschaftlichen Bestrebungen für das weite Gebiet der ge- segneten COaucasischen Länder, denen noch eine bedeutende Zukunft bevorsteht. Mitte December herrschte noch eine fortdauernde Dürre, kein befruchtender Regen war seit dem Sommer gefallen, Tag für Tag bei heiterm Wetter heller Sonnenschein. Nur in den Gebirgen sind einige Mal feuchte Niederschläge gefallen. 4) Ferdinand Glöde hat in Folge des Krieges sein berühmtes, der Erdbeer- zucht gewidmetes Etablissement in Beau- vais aufgegeben und sich jetzt zu Eppen- dorf bei Hamburg niedergelassen, wo der- selbe im Begriffe steht, ein neues der Erd- beerzucht gewidmetes Etablissement auf deutschem Boden zu gründen. 5) St. Petersburg. Wir hatten einen merkwürdigen Winter. Ende November und Anfang December n. St. fiel das Ther- mometer nur einmal auf — 170 R., dann kamen starke Rückschläge, Thauwetter und Schnee, so dass Ende December und An- fang Januars n. St. die Strassen Peters- burgs fast unwegsam geworden waren. Seitdem schwankte die Temperatur den ganzen Januar n. St. hindurch, meist zwi- schen dem Gefrierpunkt und — 40 R., nur einige Mal fiel die Temperatur etwas tiefer auf — 60 bis — 100 R., dann erst am 4, Februar n. St. stellte sich helles Wetter mit Nachtfrost bis — 190 und ausserhalb Pe- tersburgs bis — 230 R., während Tags das Thermometer — 8 — 120 R. im Schatten zeigte. (E. R.) 6) Aus Nikita in der Krim. Das Wetter seit dem 1. Januar beständig schön und angenehm, die Temperatur zwischen + 30 — + 100 R. — Mandelbäume, Ga- lanthus, Cyclamen, Chionanthus praecox waren Mitte Januar in voller Blüthe. Boehmeria utilis und Boehmeria nivea gediehen beide gut im Laufe des letzten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Jahres, doch ist in Nikita deren Cultur nur in kleinem Maasstabe möglich, da beide Pflanzen zum Gedeihen Dünger und reich- lich Bewässerung im dortigen Klima for- dern, — Wasser ist aber im Sommer nicht genügend vorhanden und Dünger wegen des enorm hohen Preises kaum zu beschaf»- fen. (Cl.) 7) Aus Moskau. Nachdem der Win- ter 1870—1871 an Gehölzen und Obstbäu- men arg gehaust hatte, indem z. B. die _ Birnen fast alle ganz erfroren (wie in Pe- tersburg und den Ostseeprovinzen), folgte ein ausserordentlich trockener und heisser Sommer. Getreide und Heu nur die halbe Ernte, aber in Folge der Hitze Ungeziefer in ent- setzliicher Menge. Besonders massenhaft traten auf und verursachten in Folge des- sen vielen Schaden: Haltica nemorum und Tinea cru- ciferarum auf Kohl und Rüben. Ten- thredo adumbrata auf Kirschen, Bir- nen und Crataegus, — Aphis Mali auf Aepfeln, Thrips cerealis an den Gräsern die Samenernte vernichtend — und end- lich als grösste aller Plagen, — Mäuse (Mus agrarius) in ganz entsetzlicher Menge. Wiesen und Rasenplätze sind vollständig unterminirt, in Baumschulen und Obstgär- ten, —- ja selbst in Gewächshäusern bena- gen solche die jungen Stämme. In Petersburg hatte der Winter 1870—71 ähnliche furchtbare Verwüstungen unter den Obstbäumen angerichtet, wie die schlimmsten Winter in dem in dieser Be- ziehung so verderblichen Decennium von 1860—1870. Das Gleiche war in den Ost- seeprovinzen der Fall, und wenn die Baum- schule des Referenten etwas weniger ge- litten, so ist das nur Folge der härteren Russischen Sorten, die in denselben culti- virt werden. Die genauen Beobachtungen in dieser Beziehung behalten wir uns vor mitzutheilen, (E. R.) Il. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Tecophilaea Cyanocrocus Leyk. (Siehe Tafel 718.) Irideae. Wir haben von diesem schönen neuen Zwiebelgewächs, das von Haage und Schmidt in Erfurt von der Insel Juan Fernandez in Cultur eingeführt worden und pag. 7 des letzten Pflan- zenkatalogs dieses Etablissements kurz beschrieben und mit einem Holzschnitt illustrirt ist, noch keine lebenden und auch keine trockenen Exemplare ge- sehen. Ebenso haben wir in der alle Zweige der Botanik umfassenden gros- sen Bibliothek des K. Botanischen Gar- tens keine Beschreibung der Gattung und Art auffinden können. Nach Haage und Schmidt gehört unsere Pflanze zur Familie der Irideen und würde also mit den Gattungen Sparaxis, Watsonia, Ixia etc. zunächst verwandt sein, Gattungen, welche aber alle das südliche Afrika bewohnen, während die Tecophilaea von der Insel Juan Fernandez eingeführt wurde. Diese Insel liegt westlich von der Küste Chili’s, ungefähr 80 Meilen von Valpa- raiso im stillen Weltmeer. Hier war IV. 1872, . es, wo der Schottische Matrose Selkick im Jahre 1705 ausgesetzt wurde, des- sen Abenteuer die Veranlassung zu den mannichfachen Robinsons-Geschich- len gab. Haage und Schmidt, welche uns die schöne Abbildung mitgetheilt haben, sagen von dieser Pflanze: „Seit Jahren ist kein so reizendes Zwiebelgewächs in Cultur eingeführt worden. Die Blu- men haben die tief azurblaue Färbung von Gentiana acaulis und dabei den in- tensiven Wohlgeruch des Veilchens. Cultur wie bei Triteleia, Ixia etc., d. h. man verpflanzt im Herbste die Zwiebeln, nachdem man sie in blühbare und nicht blühbare sorlirt hat, zu meh- reren in Töpfe, in eine mit Humus ver- setzte lehmige Erde, überwintert an einem hellen Platze des Kalthauses und giesst den Winter hindurch vorsichtig. Im Frühjahr bringt man die Töpfe in sonnige Fensterbeeie, senkt die Töpfe hier in lockere Erde oder Sand ein, beschattet nicht mehr, gibt reichlich T 98 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweız. Luft und giesst ebenfalls reichlich. Nach der Blüthe wird das Wasser all- mälig entzogen, und endlich werden die Töpfe an einen trockenen lufligen | Platz gestellt, wo sie, bis man im Sep- tember die Zwiebeln umpflanzt, kein Wasser mehr erhalten. gar (E. R.) b) Anthurium nymphaeifolium Ü. Koch £. Roezli Rgl. (Siehe Tafel 719.) Aroideae. Caudice brevi (3—4 pedali Schott.); petiolis gracilibus, ereclis, teretibus, 1—2 pedalibus; geniculo longulo, pa- rum incrassato; lamina foliorum pri- marium rotundato-cordata, foliorum pos- teriorum cordato-ovata, coriacea, pedato- 11-nervi, apice subabrupte acuminala, sinu profundo lobis basilaribus rotun- datis incumbentibus v. plus minus ap- proximatis subclauso; nervis coslae mediae lateralibus ante marginem in pseudoneurum confluentibus, nervis ba- silaribus valde arcuatis ante marginem pseudoneurum interruptum formarlibus; pedunculo gracili, tereti, quam petiolus breviore, spatha initio erecta, deinde horizontaliter patente, nivea, ovalo- oblonga, apice subito cuspidata; spadice cylindrico, breviter stipitato. Folii satis evoluti lamina usque 18 poll. longa et circiter pedem lata, cos- tis nervisque in pagina inferiore lami- nae satis elevatis. a. typica; spatha A—5 pollicari, ex albido viridi; spadice 3—3!/, pollicari, pallide ochraceo v. pal- lide sordide purpurascente. — Anth. nymphaefolium C. Koch in ind. sem. h. Berol. 1853 pag. 16. — Schott. prodr. Aroid. pag. 497. ß. Roezli; spatha circiter 31/, pol- licari, nivea; spadice iripollicari, niveo. — Roezl ex andibus St. Marthae in Europam attulit. Die wahrhaft schöne Aroidee, welche unsere Abbildung darstellt, ward von Roezl in den Gebirgen von St. Martha entdeckt und dem hiesigen Garten in einigen lebenden Stengelstücken zuge- sendet. Dasselbe steht dem A. nymphaei- folium €. Koch sehr nahe und würde nach den Grundsätzen, nach denen Schott die Arten dieser Section von Anthurium (Grex 13 Calomistrium Schott) aufgestellt hat, eine noch neue Art sein, da die weisse Blüthenscheide kaum länger als der ebenfalls weisse Blüthenkolben. Wenn man aber die Aroideen im lebenden Zustande beob- achtet, so überzeugt man sich bald, dass nicht nur die Form und Grösse der Blätter, — sondern auch die Grösse und verhältnissmässige Länge von Blü- thenscheide und Blüthenkolben, je nach der Altersperiode und dem Vegetations- verhältniss des betreffenden Exemplars manchen Abänderungen unterworfen ist. Wir halten es daher nicht blos für richtiger unsere Pflanze mit A. nym- phaeifolium zu vereinigen, — sondern glauben, dass A. ornatum Schott. (Bot. Mog. tab. 5848) und vielleicht noch einige andere Schott’sche Arten, zu = I. Originalabhandlungen. A. nymphaeifolium zu ziehen sein dürften. Eine schöne decoralive Art. Unser Exemplar hat noch keinen Stengel ge- bildet. Die Blattstiele stielrund bis 2 Fuss lang, tragen die grossen, am Grunde tief herzförmige, im Anfange aber rundliche oder oval-rundliche, vorn kurz zugespitzte Blatifläche. Die klei- neren ersten Blätter sind nämlich rund- lich, die grösseren spätern Blätter mehr in die Länge gezogen und herzförmig, 39 alle glänzend hellgrün. Die oval-läng- liche Blüthenscheide ist bei unserer Pflanze rein weiss, an der Spilze fein zugespilzt. Blüthenkolben nur wenig kürzer als die Blüthenscheide, gleich- falls weiss. (E. R.) Erklärung der Abbildung. a) Das blühende Exemplar verkleinert, b) Ein Blatt und c) der obere Theil des Blü- thenstiels mit Blüthenscheide und Blü- ihenkolben in natürlicher Grösse. c) Anthurium graeile Lindl. (Siehe Tafel 720). Aroideae. Anthurium gracile Lindl, Bot. Reg. | tab. 1635. — Schott. prodr. Aroid. pag. | 418. Pothos gracilis Rudge pl. Guianae rar. pag. 23 tab. 32. Acaule. Petioli plus minus elongati, 2—4 pollicares, teretes, supra sulcati. Geniculum brevissimum, praecipue in latere inferiore tumidum, Folii lamina anguste lanceolata 6 — 13 poll. longa, 1—13/, poll. lata, basin versus longe cuneato-altenuata, apice sensim acumi- nata; pseudoneuro a margine distante; nervo intermedio in latere superiore valde prominente carinam aculam ex- hibente. Pedunculi debiles, foliis bre- viores, petiolo 2 — A plo longiores. Spatha oblongo-lanceolata, breviter acu- minala, coriacea, fusca, mox reflexa. Spadix sessilis, juliformis gracilis spa- tham circiter triplo superans, circiter sesquipollicaris. Baccae sparsae, de- presso- globosae coccineae. America iropica. Das Anihurium gracile Lindl,, wel- ches unsere Tafel darstellt, ist schon im Jahre 1805 von Rudge in dessen „Seltnen Pflanzen Guiana’s“ abgebildet und beschrieben worden. Lindley gab im Jahre 1823 eine Abbildung nach einer im Horticultural-Society’s Garten eultivirten Pflanze, die aus Demerara von R. Harrison importirt worden war. Später ward die Pflanze auch aus Suri- nam bekannt, scheint aber für die Cul- tur wieder verloren gegangen zu sein. Unsere Abbildung ist nach einem Ex- emplar gemacht, das Roezl aus Nica- ragua dem hiesigen Garten eingesen- det hat. Es ist eine stammlose Art mit schmal lanzettlichen Blättern, die mit dem Blattstiel bis 1!/, Zoll lang wer- den. Besonders ausgezeichnet ist diese Art durch die flach kugeligen schar- lachrothen Beeren. Eine hübsche de- corative Pflanze fürs Warmhaus. (E.R.) Ne 100 Erklärung der Abbildung. a) Eine blühende und fruchttragende Pflanze verkleinert. b) Eines der grössten Blätter in natürlicher Grösse. c) Blü- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. thenstiel mit Blüthenkolben und Blüthen- scheide, natürliche Grösse. d) Frucht- stand, natürliche Grösse. 2) Die erste Cranberry - Pflanzung von H. Maurer. Obgleich es durch die Erfahrung festgestellt ist, dass verschiedene Ar- ten von Moorpflanzen, ausser in Moor- erde auch in anderen Bodenarten ge- deihen, so glaubte ich dennoch, es der Sache schuldig zu sein, meine Cultur- Versuche auch dahin auszudehnen, dass ich von Anfang darauf Bedacht nahm, meine Cranberry-Pflanzen verschiedenen Bodenarien anzuvertrauen. Ich brachte sie daher in 1) reine Moorerde 2) humosen Sand 3) eine Mischung von Lehm und Moorerde, und der Erfolg war ein gleich günstiges Resultat. Die Pflanzen gediehen in einer solchen Ueppigkeit, dass nichts zu wünschen übrig blieb, und ein Theil der kräftigeren Exemp- lare brachte sogar Blüthen und völlig ausgebildete Früchte. Eine wichtige Beobachtung machte ich ferner hinsichtlich der Lage des zu bepflanzenden Terrains. Ich fand näm- lich, dass die Cranberry bei mässiger Bodenfeuchtigkeit am Besten in völlig freier unbeschatteter Lage gedeihen, während eine grosse Anzahl unserer Moorpflanzen-Arten Schutz und Schat- ten verlangen. Von Interesse ist auch ein Vermehr- ungsversuch, den ich im freien Lande und in völlig exponirter Lage mit un- bewurzelten Zweigen gemacht. Ich brachte dieselben in eine an sich feuchte, sandige aber unbeschattete Lage und binnen sehr kurzer Zeit hatten sich die Stecklinge vollständig bewurzelt. Ein Verfahren, das gewiss sehr beachtens- werth ist und in Amerika häufig ange- wendet wird. Dringend nothwendig ist, dass man neue Cranberryanlagen so lange frei von Unkraut hält, bis die Pflanzen das ihnen angewiesene Terrain be- decken und beherrschen. i Das von Herrn Hofgäriner Jäger mehrfach ausgesprochene Bedenken ge- gen diese Cultur ist nach allen Nach- richten und Erfahrungen völlig unbe- gründet. Jedermann ist es gestattet meine Cranberry-Pflanzung zu sehen und sich von der Wahrheit des von mir Gesag- ten zu überzeugen. I. Originalabhandlungen. 101 3) Reisenotizen von E., Regel. (Fortsetzung..) Die Gartenbau-Ausstellung im Garten der Royal-Horticul- tural-Society zu London im Juli 1871. Während des Sommers 1871 hatte die „Royal-Horticultural- Society“ in London im Anschluss an die Interna- tionale Ausstellung von verschiedenen Gegenständen aus den Gebieten der Kunst- und der Gewerbe, alle 14 Tage eine „Internationale Blumenausstellung“ veranstalteil. Einer dieser Ausstellun- gen und zwar der, welche am 8. Juli stattfand, wohnte der Referent als Ex- pert bei. Wer nur einiger Massen eine Idee davon hatte, was die Gärten der Privaten, die öffentlichen Gärten und die der berühmten Handelsgärtnereien Londons an Pflanzenschätzen bergen, — und auf der andern Seite den Maasstab der Anstrengungen die bei Internatio- nalen Ausstellungen auf dem Continente gemacht werden, mitbrachte, — der musste sich wundern, wie wenig ver- hältnissmässig ausgestellt war. Die Erklärung fand sich leicht in dem Umstande, dass eben alle 2 Wo- chen eine neue Ausstellung stattfand und so die Herren Exponenten allmälig ermüdet waren, ihre Pflanzen - Schätze hin und her zu schleppen. Wenn nun dies schon in der Riesenstadt London der Fall war, die in sich und ihrer un- mittelbaren Umgebung mehr Pflanzen- Schätze birgt, als auf dem Continente ganze Ländergebiete, — in wie viel höherem Grade müsste dies da der Fall sein, wo an anderen Orten länger dau- ernde Internationale Ausstellungen ver- anstaltel werden, die ebenfalls ihre Gartenabtheilung erhalten, welche von Termin zu Termin wieder aufgefrischt werden soll. Wo man daher das Bild einer wahrhaften Internationalen Gar- tenbau - Ausstellung entfalten will, da sollte man wohl, diese in Paris seiner Zeit zum ersten Male in Scene geseiz- ten Termin-Ausstellungen fallen lassen und nur einen einzigen Zeitpunkt oder will man weiter gehen auf höchstens zwei Termine die allgemeine Concurenz von ganz Europa in Bezug auf Garten- Producte in die Schranken rufen. Wir glaubten dies voraussenden zu müssen, damit unsere Leser nicht glau- ben, dass sie an unserer Hand eine grosse Internationale Blumen-Ausstell- ung zu durchwandern hätten, sondern es war vielmehr nur eine Blumenschau, wie solche London jederzeit und ohne jede Vorbereitung sofort veranstalten kann, — aber dennoch war des Inter- essanten vieles und mannichfaches vor- handen. Von auswärligen, d. h. nicht eng- lischen Ausstellern, war J. Linden aus Brüssel der einzige, der es ge- wagt halte aus der Masse seiner neuen Pflanzen einige herauszugreifen, um hier in London zu concurriren. Da nennen wir in erster Linie seine Sammlung von Dioscorea-Arten, deren Blätter auf schwarzgrünen Grunde eine prächtige theils goldfarbene Zeich- nung zeigen, als Dioscorea chry- sophylla, D. Eldorado, D. pris- matica, und D. meleagris, — die dann auch als reizende buntblätterige Schlingpflanzen fürs Warmhaus und ausgezeichnete Neuheiten, ein Certifi- 102 cat I. Classe erhielten. — Wenn gleich frühere Einführungen von Linden und Veitch an schönen Maranten des Gebie- tes des Amazonenstroms nicht errei- chend, — so war doch anerkennens- wertih, dass Linden wieder von dieser schönen Galtungen mehrere schöne neue Arten ausgestellt hatte, so Ma- ranta cinerea, eine hübsche kleine niedrige Art mit ovalen Blättern von weissgrauer metallischer Färbung. Ma- ranta undulata, gleichfalls niederige Art mit elliptischen Blättern, die am Rande wellig, ausserdem oberhalb gelb- grün mit silberfarbener Längsbinde und unterhalb rothvioleit. Maranta Ma- zelli, Blätter oval mit 3 weissen Längsbinden und endlich eine Form von M. Wallisi. Auch die Maranten erhielten Certificat I. Classe. Als andere schöne Blattpflanzen der Lindenschen Sammlung sind hervorzu- heben. Diefenbachiaimperialis. Nach unserer Ansicht die schönste der aus- gestellten neuen Blattpflanzen. Eine majestätische Pflanze mit grossen mäch- tigen ovalem Blatte, dass auf dunkel- grünem Grunde smaragdgrüne und hel- lere Flecken trägt. Philodendron Dagueri. Gleich Ph. Lindeni eine der Formen von Ph. asperatum. Arecamadagascariensis, aus- gezeichnet durch die rothen Flecken mit denen der Blattstiel gezeichnet ist. Alloplectus vittatus. Strau- chige Gesneriacee mit grossen dunkel- sammtgrünen Blättern mit weissem Mit- telstreifen. Fatsia (Aralia) japonica re- ticulata. Schöne Form mit fast netz- förmig geaderten Blatte. Ebenso bemerkenswerth ein war des Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Herrn J. Linden’s Orchideengruppe. Wir heben da heraus: Cattleya Reineckiana eine C- labiata mit weissen Blumen. Oncidium macranthum hasti- ferum. Eine wahre Perle unter den neuen Orchideen Südamerika’s. Blumen in langer schlingender Rispe, sehr gross, bis 3 Zoll im Durchmesser. Kelchblät- ier braungelb, Blumenblätter goldgelb, Lippe purpur. Jedenfalls die auffallend schönste der ausgestellten Orchideen, der dann auch eine besondere Medaille zuerkannt wurde. Epidendron Friderici Guili- elmi Warscz. Eine Art mit hohen beblätterten Stengeln und schönen pur- purnen Blumen. Peru. Von anderen auswärtigen Exponenten ist nur noch Dalliere in Gent zu er- wähnen, der eine Sammlung älterer Ar- ten von Maranta, wie M. Veitchii, vir- ginalis etc., — und einige Dracaenen, — alle in schönen Culturexemplaren aus- gestellt hatte. Gehen wir zu den Ausstellern Eng- lands über, da fesseln uns zuerst die dreifarbigen schönen Scarlet- Pelargo- nien, die von verschiedenen Ausstellern in seltener Schönheit in den neuesten Erzeugnissen der Cultur ausgestellt waren. Pelargonium Rainbow, ausge- stelll von der Royal Nursery zu Slough von Charles Turner, ist ähnlich — aber noch schöner als Lady Cullum. Von üppigem Wuchs, die Blätter mit grünem Centrum, dann folgt eine tief dunkelbraune Zone, dann eine breite scharlachrothe Zone mit goldgelber Randung. Ausser dieser einen, unter einer Glasglocke ausgestellten Sorte, hatte der gleiche Exponent noch eine Collec- tion anderer 3farbiger Scarlet-Pelargo- I. Originalabhandlungen. nien von hoher Schönheit ausgestellt und zwar von jeder Sorte 3—6 Exemp- lare in einem mit Moos gefüllten Korbe, es waren dies Kingscraft, Caesar, Pom- pey, Queen Bess, Imperator! Nicht weniger schön waren die von „Henderson und Comp.“ ausgestell- ten P. Sparkler, Solfaterre, Borgia, Em- .blemation; und endlich ganz besonders schön die Collection dieser Pflanzen von Henderson und Sohn, nämlich Queen of Spain, Queen of Portugal, Pe- ter Grieve&, Leopard, Miss. Goring, Iron Duke, E. R. Bengon, Miss. Grieve, Ma- donna, Sir Robert Napier, — alle diese auf Art wie Lady Cullum gezeichnet. In Art wie Italia unita gezeichnet, hatte der Gleiche ausgestellt: Less of Gow- rie, und Mary mack. — Wenden wir uns zu den von Eng- lischen Gärlnereien ausgestellten Neuig- in dieser Beziehung nur von W. Bull (New plant merchant Kings road, Chel- sea, London.) zu erwähnen: Musa superba, eine ausgezeich- neie Musa, die wir später auch in Kew- Garden und vielen andern Gärten Lon- dons sahen, von der Tracht der Musa Ensete und im jungen Zustande am Schaftgrunde eine Art von zwiebelarti- ger Verdickung zeigend. Es ist mir unbekannt, woher diese Art eingeführt wurde, ich halte solche aber für eine der ausgezeichnetsten und schönsten neuen Blattpflanzen, die ich in England sah. In einzelnen Gärten war diese Art auch im Sommer ins freie Land gepflanzt. Musa africana. Eine Musa von niedrigem Wuchse mit rothen Blattstie- len und rother Blattrippe, die sich in der Tracht mehr den alt bekannten Musa-Arten anschliesst. Ward von Dr. 103 Welwitsch aus Angola im Tropischen Alrika eingeführt, Musa assamica. Gleichfalls eine Musa von niedrigem Wuchse, deren elliptisch - lanzeltlichen Blätter einen schmalen purpurnen Saum tragen. Stammt aus Assam, Heliconia vinosa. Blätter unter- halb purpur. Delphinium nudicaule, Fuss- hohe Art mit scharlachrothen Blumen. Ausserdem verschiedene wiederholt in der Gartenflora besprochene Pflanzen, als Godwinia gigas, Dracaena Guilfoy- lei, Pandanus Veitchi etc. — Eine der bedeutendsten Abtheilun- gen war die der Rosen. Hier war von den Ausstellern nicht blos im Be- zug auf Schönheit und Mannigfaltigkeit | der Sorten, sondern ganz besonders aaa EEE SEES ER ERGERSERERSEE auch in Bezug auf die Cultur alles | mögliche geleistet. keiten, so war auf dieser Ausstellung | a Man stelle sich ganze Sammlungen der besten und ausgezeichnetesten Ro- sen vor, jede einzelne Pflanze im Topfe cultivirt, einem Busch von ungefähr 1 Fuss Höhe bildend, der mit gesunden Blättern und 6—8 höchst vollkommen ausgebildeten Rosen besetzt war. In dieser Art erzogen und zugleich in dieser Vollkommenheit der Cultur, sah der Referent noch keine derartigen Ro- sensammlungen. Die von W.Paul, James Veitch undCharles Turner ausgestellten Ro- sen waren von allen die schönsten und besten. Als die schönsten Sorten dieser Gruppen nennen wir. Rosa Thea Md. Margotte, Souvenir d’un ami, Homer, Gloire de Dijon, Souvenir d’Elise, Marechal Niel, Mr. de Renner, alba ro- sea, moiret, devoniensis; Rosa remon- tantes Marguerite de St. Amand, Marie Baumann, Miss Ingram, Duke of Edinburgh, la France, Duchesse de 104 Morny, Victor Verdier, Duke of Wel- lington, Md. Verdier, Baronesse Roth- schild, Lord Isenbert. Ein anderer Glanzpunkt der Aus- stellungen Englands, die tropischen Or- chideen, waren zwar ebenfalls vorzüg- lich, aber doch lange nicht in der Menge und Auswahl vorhanden, wie Englands reiche Gärten, solche gar leicht hätten liefern können. Von diesen halle aus- gestellt: a) W. Bull. Phalaenopsis grandi- flora, Cypripedium barbatum, Epidend- rum vitellinum, (Blumen schön, schar- lach), Odontoglossum Alexandrae (Blu- men zart weiss, mit gelb und gelb- braun nuancirt), Vanda tricolor, Onci- dium Kramerianum (Blumen ähnlich ©. Papilio, aber noch schöner). b) Rollison and Sons. Odonto- | glossum Alexandrae, Odont. cordatum (Blumenblätter gelb und braungelb ge- fleckt, Lippe weiss), Cypripedium ni- veum (Blumen rein weiss), Saccolabium Blumei, Dendrobium secundum (Blumen pfirsichroth, in dichten Blüthentrauben). c) Denning Gardens of Lord Landesborough. Epidendrum aro- malicum (die gelben und braungelb nuancirten Blumen, in vielblumiger gra- ciler Rispe), Brassia Wrayi (Blumen gelbgrün, braun gefleckt), Saccolabium Blumei, Odontoglossum Uro - Skinneri. (Prächtige Art. Blumen in Trauben, gross. Blumenblätter gelb und gelb- braun gefleckt. Lippe rosa). Anguloa Clowesii, A. uniflora. Catileya labiata, Dendrobium formosum (schön, grosse weisse Blumen mit gelbem Fleck auf der Lippe), Epidendrum nemorale (Blu- men zartrosa, Lippe purpurstreifig ge- fleckt), Vanda tricolor. — Dies waren alle Orchideensammlungen, — für Eng- lands reiche Schätze in dieser Richtung wenig, Ausserdem erwähnen wir noch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. % En ben folgende einzelne Sammlungen ver- schiedenartiger Pflanzen. a) Von Rollison and Son. DracaenaRegina, schönes gros- ses Exemplar, mit schön panachirtem Blatte. Erica venosa, ähnlich einer E. aristata, Blumen aber dunkelscharlach. Erica Parmentieri, Blumen rosa, ähnlich einer E. hyacinthoides. Lilium auratum, welches in England jetzt tausendweise eultivirt wird. Unter den stolzen Li- lien, überhaupt wohl die schönste. Pieris straminea leptophylla, wie es scheint eine monströse Form von Pi. tremula. Dracaena nigro-rubra, eine der schönsten Formen von Dr. ferrea. Blätter schwarzgrün und leuchtend car- min gestreift. b) William Paul. Pelargonium scarlet Virgin Queen und Avalanche. Zwei der besten Pe- largonien mit weiss gerandeten Blättern - für Gruppen. Aus dem gleichen Geschäft und von andern Einsendern schöne grossblumige Pelargonien in niedrigen breiten reich- blumigen Büschen. Alles grosse rund- blumige von den feurigsten und zarte- sten Färbungen. Als die schönsten Sorten notirte ich Zephyr, Syrene, Queen Bess, Imperator, Lictor. c) Von Standish und Comp. Schöne buniblätterige Formen von Retinospora squarrosa, plumosa und ob- tusa. Begonia Sedeni, der Bestard von B. boliviensis, eine schöne Florblume. Skimmia oblata, grosser ganz mit rothen Beeren beladener Busch. Sequoia Wel- lingtonia, ein Exemplar mit Zapfen. Araucaria imbricata, Exemplare von verschiedener Grösse, in wunderbarer Schönheit. d) Henderson und Comp. Ixora floribunda nana, reichblumige = ; REN S Sc: 2 Pi A SE AT REN ER RR Mi PB ER ie I, Originalabhandlungen. Form mit ziegelrosa Blumen. Lomaria gibba cristata. e) G. F. Wilson. Lilium penduli- florum, ähnlich L. superbum, Blumen safrangelb mit punktirtem Schlunde, Ausserdem sehr schöne und voll- kommene Früchte. Unter den Pfirsichen hebe ich als sehr schöne Früchte her- vor „Galande Peach und Nectarine vio- leite halive.* Unter den Weintrauben zeichnete sich aus „Bucklands sweet wa- ter. Grosse Traube mit gelben weis- sen durchsichtigen Beeren, die in der Form dem Black Hamburgh sich an- schliesst, f) M. Croucher. Agave Verschaffelti fol. va- riegatis. Abart mit goldgelb und grüngelb gestreifien Blättern. Phyl- lanthus mimosoides, das Blatt gleicht dem einer Jacaranda, die Fie- derblältchen tragen unterhalb längs des Mittelnerves die kleinen grünlichen Blu- men. Phyllanthus glaucescens. Blatt einfach gefiedert. Blumen röth- lich, unterhalb des allgemeinen Blatt- stieles auf gracilen Blüthenstielchen. g) B. Porter. Tropaeolum Lobbianum Cor- net. Bleibt niedrig, blüht sehr reich und trägt brennend feurig scharlach- rothe Blumen. Schön zu Bordüren. h) Henderson and Son. Del- phium formosum in vielen schönen, theils gefülltblumigen Abarten. Hydran- gea japonica speciosa.. Blätter mit breiter silberweisser Mittelbinde. Zu Teppichbeeten. i) Charles Turner. Dianthus Dr. Masters. Schöne regelmässig und dicht gefüllie Nelke mit weissen violett gerandeten Blumenblättern. k) Dyck Radcliff and Comp. Croton irregulare und Cr. interrup- tum, beide schon früher besprochen in am u nn nn abe nn un nn un 105 vorzüglichen Culturpflanzen und in sol- chem Culturzustande wirklich reizend schön. Amorphophallus elegans, das hellgrüne Blatt ist fussförmig in lineare Lappen zertheilt. Blattstiel am Grunde blaugrün gefleckt. Deckenia nobilis, schöne Fiederpalme die mit langen Stacheln besetzt ist. ) Robert Parker. Ein Culturexemplar von Ixora ama- bilis, das 3 Fuss hoch und 2 Fuss breit, mit 13 offenen und 30 noch nicht ge- öffneten Blumendolden, deren jede bei 6 Zoll Durchmesser schöne orangerothe Blumen in dichtem Bouquet trug. m) Reich waren die Einsendungen an abgeschnittenen Rosen. Aus den zahlreichen Einsendungen sind als be- sonders schöne Sorten hervorzr"eben: Mary Rady, Dupuy Jamin, Alfred Co- lomb, Marie Baumann, Dr. Andry, Duke of Edinburgh, Louis Van Houlte, Tri- omphe de Rennes, Felix Gennero, An- toine Ducker, Madame Caillot, Charles Rouillard, Duc de Rohan, Pitord, Beauty of Waltham, Horace Vernet, Paul Ver- dier, Camille Bernardin, Duchesse d’Or- leans, Marquise de Castellare, Devonien- sis, Baronesse Rothschild, Madame Cra- pelet, Miss Ingram, Alfred Colomb, Vic- tor Verdier, Queen Victoria. n) Unter den eingesendeten Gemü- sen und Früchten erwähnen wir noch eine schöne Sorte Erbsen, als „Unique“ von Mr. Laxton ausgesiell. Ferner grosse Ananas, die bis 5 Pfd. schwer waren und doch hatte nach Angabe des Einsenders, die ganze Cultur nur ein Jahr in Anspruch genommen, da die Pflanzen, welche diese Früchte getragen hatten, nur ein Jahr zuvor von alten Pflanzen abgenommen sein sollten. Aus unserer kurzen Darstellung geht 106 zur Genüge hervor, dass wir von den in zahlreicher Menge ausgestellten Blatt- pflanzex und Florblumen, nur einiges weniges uns auffallendes erwähnt ha- ben. In den weiten Ausstellungshallen, die den Garten der Royal Horticultural Society ganz umgeben, sind einige der bedeutenderen Handelsgärtnereien das ganze Jahr hindurch vertreten, die nur von Zeit zu Zeit die Pflanzen wechseln und dort auch verkaufen können. Die Aufnahme, die den fremden Gästen zu Theil ward, war eine aus- serordentlich zuvorkommende und lie- benswürdige. Wir aus Petersburg, nämlich P. J. von Wolkenstein und Re- ferent, haben in dieser Beziehung vor allen dem Hrn. Dr. Andr. Murray un- endlich viel zu danken, da es durch seine freundliche und aulopfernde Ver- mittelung uns vornehmlich möglich ward, in kurzer Zeit in der Riesenstadt London gar sehr viel zu sehen, wor- über ich später releriren werde. Am 4. Juli hatte der Präsident der Royal Horticultural Sociely, der Herzog von Buccleuch zu einer „Conversa- zione“ im Conservatorium des Gartens der Gesellschaft in South Kensington eingeladen. Eine glänzende Gesell- schaft von 4000 Mitgliedern der Garten- baugesellschaft und besonders Eingela- dener war da versammelt. Um 9 Uhr Abends erscheinen da die Geladenen, jeder Eingeladene mit einer Dame. Im Uebrigen ist eine derarlige „Uonver- sazione“ zu deutsch ein grosses Con- zert, nur mit dem Unterschiede, dass man während desselben mit den Damen umherspaziert, die Bekannten grüsst, . sich vorstellen lässt und den Platz nach Belieben bald auf den Galerien, bald im Saale einnimmt. Den 5. Juli Morgens halb 10 Uhr, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Preisgericht. Die Form der Preisge- richte in England ist eine von denen des Continentes verschiedene. Die Pflanzen werden von dem betreffenden Comite betrachtet, es wird die Frage gestellt, ob dieselben ein Certificat ver- dienen oder nicht, und im ersteren Falle wird entschieden, ob ein Cerlificat erster oder zweiter Classe ertheilt wer- den soll. Medaillen werden nur auf besonderen Antrag ausserordentlich er- theilt. Das Preisgericht zur Beurtheilung aller eingehenden und ausgestellten Ge- genstände, besteht bei der Royal Hor- ticultural Society, gleichsam das ganze Jahr. Jedes Mitglied der Gesellschaft hat das Recht, sich in ein des 3. Co- mites, (das Gelehrte-Comite, das Comite für Florblumen, das Comite für Früchte und Gemüse) einschreiben zu lassen und die Mitglieder dieser Comites, be- rathen nicht blos alle eingehenden Fra- gen, sondern sind auch die beständigen Preisrichter. Wir Gäste des Auslandes waren der Abtheilung des Preisgerich- tes beigegeben, welches die vom Aus- lande eingegangenen Pflanzen und die zahlreichen Rosensammlungen zu beur- theilen hatte. An den Einsendungen stehen die Namen der Einsender, und wenn einer derselben mit in dem be- treffenden Preisgerichte, so tritt er nur bei Beurtheilung seiner Einsendung so lange aus. Der Tag war aber mit der Exper- tise noch nicht zu Ende. In England, wo der Spruch „time is money“ so recht eigentlich verwerthet wird, musste mehr geschehen, denn es folgte schon um 1 Uhr die Sitzung der gelehrten Abtheilung und um 3 Uhr die Sitzung der ganzen Gesellschaft. Der Sitzung der gelehrten Abtheil- versammelten sich die Experten zum | ung präsidirt Hr. Dr. Andr. Murray, I, Orginalabhandlungen, der dann auch den bedeutendsten und umfassendsten Vortrag hielt, nämlieh einen Vortrag über „Generatio aequi- voca“ der mit dem auch von uns stets vertretenen Schlusssatze endele „omne vivum ex ovo,“ — Herr Berkeley, ein Geistlicher, zugleich einer der be- kanntesten Mycologen Englands und Pflanzenkenner, beurtheilt die Mehrzahl, der von aussen eingehenden Gegen- stände und gehört zu den thätigsien Mitgliedern der Gesellschaft. Derselbe legte diesmal einen von Dr. Schom- burgk in Adelaide als „Mineralisches Gummigutt“, eingesendeten Stoff vor und erklärte, dass nach seiner Unter- suchung dies ein Stoff sei, der von einer Coleonema stamme, und der mit Gummiguit nichts zu thun habe. Dr. Masters, unseren Lesern schon be- kannt als Redactor des Gardeners- Chronicle, besorgt im Allgemeinen die Physiologischen Untersuchungen der Ge- sellschaft und referirte diesmal über Knollenbildung an den Wurzeln eines Adiantum. Derselbe stellte diese Knol- len in die gleiche Bildungsreihe mit den bei Nephrodium tuberosum an den Wur- zeln gleichfalls vorkommenden Knollen. Um 3 Uhr Nachmittags ward die Allgemeine Sitzung im grossen Saale der Gesellschaft eröffnet. Als höchste Ehrenbezeugung für die Mitglieder der Gesellschaft, die sich um die Gesell- schaft und um die Hebung des Garten- baues die hervorragendsten Verdienste erworben, sind auf Beschluss der Ge- sellschafi, deren Bildnisse in diesem Saale aufgehängt. Es sind die Bilder von J. Lindley, — J. Veitch, Vater, und Rivers. Der allgemeinen Sitzung präsidirte Herr Batemann, der bekannte und berühmte Orchideenkenner, der auch das dem Format nach grösste Pracht- 107 werk über Orchideen herausgegeben hat. Als Sekretär fungirte der be- ständige Sekretär der Gesellschaft Hr. Richards. Nach einer einleitenden Rede des Präsidenten, wurden die Preise für die ausgestellten Gegenstände ver- theilt. Endlich ward auf einige der in- teressantern Gegenstände der Ausstell- ung aufmerksam gemacht und ganz besonders auf die grossen eiförmigen Früchte der Passiflora macrocarpa, wel- che einen angenehmen Wohlgeschmack besitzen. Als Präsidenten der Comiles zur Beurtheilung von Blumen und Früch- ten fungiren die Herren Wilson und Dr. Hogg. — Am 6. Juli hatte die Gesellschaft die fremden Gäste zu einem Mittags- essen nach Richmond, den 8. Juli hatte Dr. Dalton Hooker zum Frühstück und nachheriger Besichtigung des Gartens nach Kew und am 10. Juli James Veiich zum Mittagsessen und Besichtigung sei- nes Etablissements eingeladen. Es wa- ren das genussreiche Tage, an welchen die mannichfaltigen Pflanzenschätze je- ner Gärten und der Park zu Richmond besichtigt wurden, worüber wir unsern Lesern später ausführlichen Bericht er- stalten wollen. Endlich waren die fremden Gäste auch am Abend des Tages der Aus- stellung zu einem grossen Concert in Alberts-Hall eingeladen worden. Al- berts-Hall in South Kensington *), steht in unmittelbarer Verbindung mit dem Conservatorium der Gartenbaugesell- schaft, in welchem die Pflanzen - Aus- stellung stattfand. Es ist das grossar- tigste derartige Gebäude, das wahr- scheinlich überhaupt bis jetzt existirt *) Erbaut vom Oberst Scott, eben- falls einen der eifrigsten Mitglieder der Hortieultural-Society. 108 hat. Der grosse von oben erleuchtete Saal im Innern des mächtigen Gebäu- des ist ringsum nach Aussen von den Galerien umgeben, in denen die nun permanenten Ausstellungen aus dem Gebiete der Kunst und Technik statt- finden. Der Saal bildet eine Ellipse. Derselbe ist 180 Fuss hoch und im breitesten Durchmesser 250 Fuss. breit. Die Galerien steigen amphitheatralisch auf und sind so ausgezeichnet con- struirt, dass von jedem Platz, der Zu- schauer alles übersehen kann. Die Er- leuchtung des Abends ist ebenfalls ganz oben, unter dem Oberlicht angebracht und ist so vollkommen, dass man ohne geblendet zu sein, überall vollkommen gut lesen kann. 40—50,000 Menschen 4) Erfahrungen aus der (Ueber Etiquettirung der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | haben in diesem ungeheuren Concert- saale Platz. Die grosse Orgel wird von 2 Dampfmaschienen anstatt der Bal- gentreter in Bewegung gesetzt. Die Bauart in Bezug auf Akoustik ist so vorzüglich, dass jeder Solosänger, oder Solist auf irgend einem Instrument bis zu den feinsten Nüangen in allen Thei- len des Gebäudes hörbar ist. Wer nach London kommt, muss als eins der Welt- wunder der Riesenstadt auch Alberts- Hall besuchen und daselbst wo mög- lich einem Concerte beiwohnen, in wel- chem auch die Orgel mitwirkt, die von den tiefen, mächtigen das Haus er- schütternden Tönen bis zu den feinsten Nüancen hinaufsteigt. (E. R.) Technik der Gärtnerei. Pflanzen und Glaserkitt). Vom Herrn Hofgärtner J. Skell, Ettersburg bei Weimar. So unscheinbar auch manche Ver- richtung, von welch geringer Wichtig- keit manche Einrichtung zu sein scheint, so erhalten dieseben doch immerhin einen erhöhten Werth, wenn sie, auch als Kleinigkeiten, dazu beizutragen ver- mögen, da und dort Mühe und Ausga- ben zu verringern. Wenn ich mir nun, hierauf basirend, vorgenommen habe, heute die Aufmerk- samkeit der Leser auf zwei Dinge zu richten, die, so lange die Gärtnerei schon betrieben wird, in Anwendung gebracht sind, ohne aber trotz des lan- gen Zeitraumes und der vielfachen Ver- suche, welche von allen Seiten damit angestellt worden sind, erschöpft zu sein, so hoffe ich trotzdem nicht unge- legen zu kommen, da die Erfahrungen des Einzelnen oftmals dem Allgemeinen sehr nützlich sein können. Ich werde zuerst die Blicke auf die verschiedenen Methoden zu richten su- chen, wie in der Gärtnerei die Pflanzen mit Namensbezeichnungen versehen oder etikettirt werden, wie Viele zu sagen belieben. Bekanntlich werden hierbei sehr verschiedenartige Materialien in Anwendung gebracht. In einem Garten sah ich Namenhölzer von Blech, welche mit Oelfarbe bestrichen und hierauf mit schwarzem Lack beschrieben wurden. Andere wendeten Zink hierzu an, be- schrieben es mit einer chemischen Tinte; I. Originalabhandlungen, und glaubten hierbei das Vortheilhaf- teste erwählt zu haben. In einigen grösseren Gärtnereien, oder bei reichen Liebhabern, gebraucht man Porzellan- täfelchen mit schwarz aufgetragener Schrift; andere Gärtner und hierunter vorzüglich belgische, verbanden das Zink mit dem Glas, indem sie mit dem Namen beschriebene Papierstreifen da- zwischen legten. Auch aus Schiefer geschnittene Etiketten wurden von ver- schiedenen Seiten empfohlen. In Kürze will ich nun die Nach- theile der eben angeführten Bezeich- nungsmaterialien in Erörterung ziehen und dann auf diejenige Methode über- gehen, welche zwar die Anwartschaft hat die älteste, aber auch in der That die am meisten praktische zu sein. Die Anwendung von Blech herge- stellter und mit Firnissfarbe beschrie- bener Etiketten, führt, wie die Porzel- lantafeln, den übeln Umstand mit sich, dass die darauf geschriebenen Pflanzen- namen nicht erneuert werden können, wenn eine oder die andere Pflanze im Garten nicht mehr gezogen werden sollte, was bekanntlich sehr häufig vor- kommt, und es ist dann meist ihr Loos sich in den Winkeln der Aufbewahr- ungsräume zum Leidwesen ordnungslie- bender Gärtner herumzutreiben. Zur Bezeichnung grosser und bedeutender Pflanzenexplare, wie man sie in grös- seren Gärten häufig findet, sind die Por- zellanplatten allerdings sehr geeignet, sie sind haltbar, elegant, aber auch, und wohl für den Handelsgärtner haupt- sächlich, zu theuer. Die Blechetikeiten oxydiren in der Erde und werden an ihren Spitzen durch die Säure bald un- brauchbar, üben vielleicht auch gar auf die sie umgebenden Erdbestandtheile einen übeln Einfluss dadurch aus. 109 Die Zinkplätichen, welche mit che- mischer Tinte beschrieben und hierauf mit Copallak überzogen werden, haben sich bei mir ebenfalls nicht in der Weise bewährt, als ich von Anfang an von ihnen erwartete. Die Nachtheile, welche sich hierbei herausgestellt ha- ben, bestehen hauptsächlich darin, dass der Copallack, welcher die mit chemi- scher Tinte geschriebenen Namen von der Einwirkung der Luft abschliessen sollte, zu bald durch den Einfluss der Witterung zersetzt und hierdurch die Tinte blosgelegt wird und durch deren Oxydation der Name fast unleserlich gemacht wird, Benetzi man die Plätt- chen mit Wasser, so tritt allerdings der Name immer wieder ziemlich le- serlich hervor, doch verbleicht er wie- der, sobald das Zink trocken wird. Nur durch ein öfter wiederholtes Lakiren lässt sich dieser Uebelstand beseitigen. Hätte man aber einen haltbareren Stoff, der vollständigen und mehr andauern- den Abschluss der Luft herbeiführte, so dass die Schrift hell und klar bliebe, so wäre diese Signirungsmelhode nicht ganz zu verwerfen. Man wendet die Zinkplättchen entweder in Form kleiner, viereckiger Täfelchen, die alsdann wie- derum an eichenen Pfählchen und mit verzinnten Nägeln befestigt, zum Bei- stecken an, oder gebraucht sie zum Anhängen an Bäume und Rosen. Die- ses geschieht bekanntlich vermittelst geglühten Messingdrahtes, doch ist auch hierbei der kleine Uebelstand zu ver- zeichnen, dass sich das Zink durch die oft stattfindende Bewegung des Plätt- chens durch den Wind durchnestelt, indem der Draht sich mit diesem reibt und schliesslich die Bezeichnung herab- fällt und oft verloren geht. Ueber die aus Schiefer gefertigten Etiketten kann ich leider keine Erfahr- 110 ung mittheilen, Geitner in Planitz em- pfahl sie zur Zeit sehr warm, doch scheinen sie trotzdem nicht sehr in den Gärten verbreitet zu sein, wenngleich ihre Anwendung in Anbetracht der Bil- ligkeit, wodurch sie auch dem minder- bemittelten Gärtner zugängig sind, wohl zu versuchen werth wäre. Beschrieben werden sie mit einer farbigen Firniss- farbe, doch trilt auch hierbei der bei den Porzellanplätichen gerügte Uebel- stand, dass die Bezeichnung beim gänz- lichen Wegfall der Pflanze nicht weiter gebraucht werden kann, hervor. Glasplättchen, unter die man die mit Tinte oder Blei beschriebenen Papier- streifen legte, gehören ihrer Zerbrech- lichkeit wegen mehr unter die Spieler- eien, um so mehr da die Feuchtigkeit, sei es im Freien oder im Gewächshaus, in den nicht zu vermeidenden Zwischen- raum eintritt und die Schrift in sehr kurzer Zeit unleserlich macht. Die An- schaffung ist zu theuer, die Bestand- setzung zu zeitraubend, folglich die Methode vom praktischen Gärtner zu verwerfen. Gleiches ist der Fall mit der Art und Weise, die ich vor Jahren in Belgien an einzelnen Orten in An- wendung gebracht sah. Es wurde dort das Zink mit dem Glas verbunden und zwar in der Weise, dass man auf ein Zinkplättchen, beliebiger Grösse, den ebenfalls mit Blei oder Tinte auf Pa- pier oder Pergament geschriebenen Na- men legte, hierauf ein Glasplältichen deckte, welches etwas kleiner als die Zinkplatte war und dann die äusseren hervorstehenden Zinktheile um das Glas herumbog. Für das Freie bewährt sich auch diese Methode nicht, nur im Ge- wächshaus lässt sie sich, und dann vor- züglieh mit eingelegtem Pergament, wenn man das Eindringen wäs- niss gelränkt werden sollten. Rn ER En RC Re „El { g Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. seriger Theile zu verhindern suchen kann, in Anwendung bringen. Die Verwendung der mit der Schlag- nummerpresse bezeichneten Bleisireifen, bei der Massenproduction von Baum- schulartikeln, Rosen und ähnlichen Pflan- zen, ist hinlänglich bekannt, so prak= tisch diese Bezeichnung auch für die angedeuteten Zwecke sein mag, so wenig geeignet ist sie für solche Gärten, wo es auf eine deutliche und zierliche Pflanzenbezeichnung ankömmt, Glei- ches ist der Fall mit der Anwendung des Pergamentes bei Pflanzenversend- ungen. Diese Methode ist für die eben- genannten Zwecke wohl die geeignetste, die es überhaupt gibt, durch englische Gärtner ist, glaube ich, diese Art und Weise zuerst eingeführt wor- den. Pergamenistreifen die ich an Rho- dodendron, welche ins Freie gepflanzt wurden, probeweise Sommer und Win- ter hatte hängen lassen, haben sich über zwei Jahre erhalten, ohne die Deutlichkeit der Schrift zu verlieren, trotzdem sie den Unbilden der Witter- ung vollständig preisgegeben waren. Vor mehreren Jahren fand ich in einer Notiz der Frauendorfer Blätter eine Empfehlung von Anhängern, die aus weisser Pappe gemacht, mit Tinte beschrieben und hierauf mit Leinölfir- Da mein Grundsatz ist, Alles mir vortheilhaft Erscheinende zu prüfen, so wurde auch diese Methode versucht. Das Anferti- gen und Schreiben machte sich ganz vorirefflich, darch die Firnisssättigung wurde aber die Schrift auseinander- laufend und die Farbe der Pappe zu dunkel, so dass hierdurch die Züge zu undeutlich, somit fast unleserlich wur=- den. Sollte ich dabei etwas versehen haben? Meines Erachtens nach ist diese = I. Orginalabhandlungen. Methode für unsere Zwecke nicht aus- reichend. Es bleibt mir nun nur noch ein Ma- terial zu besprechen übrig, und zwar das Holz, das Material, welches wohl zu diesen Zwecken, in dem am meisten ausgedehnten Masse verwendet wird. Allgemein bekannt ist wohl, dass sich schon fast seit 12 Jahren ein förm- licher Industriezweig in einzelnen Or- ten des Thüringerwaldes gebildet hat, die Gärtnereien mit Nummer- und Na- menhölzern, sowie auch Stäben und Pfählen, die fabrikmässig gefertigt wer- den, zu versehen und dessen Material selbst zu einem Ausfuhrartikel in eng- lische Gärten geworden ist. Das Holz ist allerdings ein vergäng- liches Material, es hat aber trotz alle- dem so viele Vorzüge für sich, dass es wohl kaum durch irgend etwas An- deres verdrängt werden wird. Vor Al- lem steht oben an, dass seine ersie Anschaffung die wenigsten Kosten ver- ursacht. Die daraus geschnittenen Num- merhölzer lassen sich mehrmals ge- brauchen, können in jede beliebige Form gebracht worden, und was besonders hoch anzuschlagen ist, reagiren nicht säuerlich auf die umgebenden Erdbe- standtheile, wenn sie, wie es bei Topf- pflanzen nicht anders möglich ist, den Töpfen beigesteckt werden. Da die Haltbarkeit des Holzes nun aber eine so sehr verschiedene ist, so bliebe uns vorerst zu untersuchen, wei- che Holzart die geeignetste für unsern Zweck ist. Zur Signirung der Freiland- pflanzen, wie Stauden etc., eignen sich am besten Namenhölzer, die aus jun- gem Eichenholze gefertigt sind, man lasse ihre Spitzen im Feuer eiwas ver- kohlen, wodurch bekanntlich das Ver- faulen derselben aufgehalten wird, be- 111 handle sie aber im Uebrigen auf die | Weise, wie ich es später noch weiter angeben werde. Ihre Dauer beläuft sich auf 10 und noch mehr Jahre, wäh- rend hingegen das mehr kurzfaserige alte Eichenholz eine viel weniger an- dauernde Haltbarkeit besitzt. Leider schreibt es sich mit Blei nicht gul auf das im trocknen Zustand sehr gehärtete Eichenholz, wendet man aber das Ver- fahren an, die Namen der Pflanzen ver- mittelst eines Pinsels mit schwarzem Lack zu schreiben, so fällt somit diese Unannehmlichkeit weg. Erlenholz, das ich vielfach zu Etiketten für Freiland- und Topfpflanzen verarbeitet sah, eig- net sich seiner Kurzfaserigkeit wegen viel weniger zu diesem Zweck, besser würde es alsdann sein das Holz der Esche, aber auch nur mitteljähriges, zu besagtem Zwecke zu verwenden. Für Topfpflanzen - Etiketten ist und bleibt das kienige Kiefernholz das beste, schon deshalb, weil sich bei ihm die Schrift am leichtesten mit dem Bleistift auftragen lässt; Fichtenholz hat schon bei Weitem weniger Dauer und ist da- her weniger zu empfehlen, trotzdem hier das Schreiben noch weit ange- nehmer ist als bei dem mit den Längs- strahlen der Jahresringe durchgezo- genen Kiefernholz. Je mehr kienige Bestandtheile übrigens das Letztere hat, desto mehr isi es für unsere Zwecke geeignet, man sollte daher zu Namen- hölzern, auf deren lange Dauer man rechnet, nur Kernholz mittelstarker Bäume nehmen. Das Mittel zur Verbindung der Schrift mit dem Holz ist bekanntlich die Fir- nissfarbe, die je nach dem Geschmack in Weiss oder Gelb verwendet wird. Je fetier dieselbe ist, desto mehr ver- bindet sie sich mit dem Holz und desto 112 länger wird ihre Dauer und die der aufgetragenen Schrift sein. Da nun aber auch hier Witterungseinflüsse nicht verfehlen, eine zersetzende Wirkung auszuüben, so habe ich schon seit läng- erer Zeit versucht, dieselbe durch den Abschluss vermittelst gut trocknenden Leinölfirniss zu paralysiren, und da sich diese Methode, sowohl bei Namenhöl- zern, die Stauden und ähnlichen Ge- wächsen beigesteckt, oder auch als An- hängehölzer bei Rosen und Bäumen verwendet, bis jetzt bei mir trefflich bewährt hat, so erlaube ich mir die ebenso einfache als wenig kostspielige Art und Weise hiermit zu weiterer Kenntniss zu bringen. Ich lasse nämlich die Etiketten auf gewöhnliche Weise mit Oelfarbe an- streichen und dann beschreiben, hier- auf sehr sorgfältig austrocknen, im Sommer in der Sonne, im Winter am Ofen, dann wird Schrift und Holz mit einem Anstrich von warm gemachten Leinölfirniss mit einem Schwamm oder Pinsel überzogen. Ist dieser erste An- strich abermals völlig geirocknet, so wird diese Manipulation noch einmal vorgenommen, worauf nach dem Trock- nen die Hölzer in gewöhnlicher Weise verwendet werden. Die so behandelten Namenhölzer haben sich bei mir hin- sichtlich der Haltbarkeit in Schrift und Material, wie schon gesagt, vortrefllich bewährt, trotzdem sie mit Rosen und ähnlichen Pflanzen, in Erde und Laub gelegt, schon mehrere Jahre fast allen Unbilden der Witterung ausgesetzt wa- ren. Zu empfehlen ist ausserdem noch, dieselben alljährlich mit einem neuen Firnissüberzug zu versehen; man ver- suche es nur einmal, die verhältniss- mässig kleine Mühe wird reichlich be- lohnt werden. Wenn ich nun in Folgendem noch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. weiter so kühn bin, die Zeit der freund- lichen Leser für meine scheinbar so geringfügigen und altbekannten Sachen in Anspruch zu nehmen, so hoffe ich um so eher Benachsichtigung dafür zu erhalten, wenn ich durch nur kurze Auseinandersetizung die Geduld dersel- ben auf die Probe zu stellen mir er- laube. Ich will daher nur in Kürze noch meine Erfahrungen über einige Methoden der Verkittung von Fenstern hier niederlegen. Von irgend einer Seite wurde vor mehreren Jahren, ebenfalls in den Frauendorfer Blättern, eine Kiitmisch- ung für zu gärtnerische Zwecke zu verwendende Fenster empfohlen, welche aus den Ingredienzien bestehen sollte, die Tischler zum Zusammenfügen der Dielen und ähnlicher Gegenstände ver- wenden. Die Zusammenstellung bestand aus Quark (Käsematte), ungelöschtem, zerfallenem und fein pulverisirtem Kalk und wurde ausserdem noch mit rein ausgewaschenem, feinem weissen Kies untermischt. Mit genauer Einhaltung des angegebenen Mischungsverhältnisses wurde eine zum Verkitten passend steife Masse hergestellt, die Arbeit selbst verrichtete sich gut und die Masse erhärtete an der Luft ziemlich schnell. Solange trockne Witterung herrschte, schien der Zweck völlig erreicht, durch eintretenden Witterungswechsel aber stellten sich Risse ein, in denen sich dann die Feuchtigkeit sammelte. Hier- durch wurde der Anschluss gelockert, ganze Stücken des Kittes lösten sich ab und gaben dadurch hinlänglichen Beweis, dass man mit dieser Methode um nichts gebessert sei. Auch der Portland-Cement ist schon von mehreren Seiten zu gleichem Zweck empfohlen worden, doch auch diese Verkittungsmethode hat mir nicht aus- 10000 Ta£ 749 SO Ah FLID FOGRU aefolium IH I Da L: I. Originalabhandlungen. reichende Resultate gebracht. Der mit Wasser angemachte Cement verbindet sich nicht dauernd mit Glas und Holz, noch weniger mit der Oelfarbe, mit welcher die Fenster meist gestrichen sind. Ob die Methode, den Portiand- Cement mit warm gemachtem Stein- kohlentheer zu vermischen, etwa ihrem Zweck besser entspricht, kann ich lei- der nicht constatiren, da ich Versuche hierüber anzustellen, bis jetzt noch nicht Gelegenheit hatte. Empfohlen wurde diese Verkittungsart durch die deutsche Gartenzeitung, als sehr dauer- haft und ungleich billiger als Glaserkitt. Kein Material geht eine so innige Vereinigung mit Holz und Glas ein, wie der allbekannte Glaserkitt. Isi er gut hergestellt, d. h., sind seine Ingredien- zien recht gut durcheinander gearbei- tei worden, überhaupt das Geschäft des Verglasens mit Geschick verrichtet, so geht er sowohl mit Holz, Glas, wie mit Eisen, eine so innige Verbindung ein, dass beim Herausnehmen von Glas- scheiben eher das Glas zerspringt oder Holztheile vom Rahmen sich ablösen, ehe sich die Kititheile davon entfernen 5) Vermehrung der Centaurea ragusina L. 113 lassen. Es ist dieses gewiss ein Be- weis, dass wir für gärtnerische Zwecke ein geeigneieres Material gar nicht fin- den können. Wo es nicht genügend erscheint, da ist nur zu behaupten, dass das Verglasen nicht sorgfältig genug geschehen ist oder die Mischung des Kittes nicht ausreichend war. Auf 5 bis 6 Pfd. Schlemmkreide gehört, je nach der Aufnahmelähigkeit dieser, 1 Pid. Firniss, nach dem Durcheinan- derarbeiten, das man mit einer Schlag- keule verrichtet, bewahrt man den Kitt an einem kühlen, mehr feuchten als \ trockenen Ort auf, und wird er wirk- lich mit der Länge der Zeit etwas fest, so lässt er sich durch einen geringen Zusatz von Firniss und einer entspre- chenden Bearbeitung mit dem Schlägel leicht wieder geschmeidig und verar- beitbar machen. Worauf führen uns nun die Resul- tate dieser beiden Betrachtungen ? Ganz einfach auf die alten Lehren, dass man über Neuerungen das gute Alie nicht vergesse, und ehe man jene anwende, erst prüfe, um das Beste zu behalten. (C. candidissima und dealbata hort.). Von mehreren Seiten wird diese in der Zier-Gärtnerei so sehr vortheilhaft zu verwendende Pflanze als hinsicht- lich ihrer Vermehrung sehr delicat ge- halten. Allerdings gehört sie beziehent- lich dieser Eigenschaft unter die zärt- lichen ihres Geschlechts, doch kann man sich immerhin von ihr reichlich Vermehrung verschaffen, wenn man nur den richtigen Zeitpunkt dazu wahr- nimm!, Stecklinge, die man im Juli und August von Exemplaren schneidet, welche ins Freie ausgepflanzt sind, IV. 1872. wachsen schlecht an, die Triebe sind daselbst meist zu kräfiig erwachsen und faulen, sowohl trocken als feucht erhalten, in den meisten Fällen weg. Besser ist es daher die Stecklinge von solchen Exemplaren zu nehmen, welche im Herbst eingepflanzt, den Winter über in Töpfen verbracht haben. Im März, manchmal noch eher, fangen diese an eine grosse Menge Seitentriebe zu machen, welche alsdann, da die Pflanze im Topf ihre ganze Wachs- thumsfähigkeit nicht entwickeln kann, 8 114 mehr dünn und weniger kräftig erwach- | sehnliche Pflanzen. Um diese letzteren sen sind. Diese Triebe sind die pas- sendsten zur Vermehrung dieser hüb- schen Pflanze. Die beste Zeit, sie zu stecken, ist der Monat April oder Mai. In eine sandige Lauberde, einzeln oder zu mehreren zusammen in Töpfe gesteckt, und in ein laues Beet gestellt, wachsen sie leicht an, und gehen höchst selten zu Grunde, wenn man sie vor- züglich im Anfäng nicht zu feucht hält. Zur Beetdecoration geben diese Steck- linge für das nächste Jahr ganz an- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. immer in Vorrath zu haben, cultivire ich die jungen Pflanzen der C. ragusina erst so lange in Töpfen, bis sie mir im nächsten Frühjahr hinreichend stark zum Auspflanzen herangewachsen sind. Verfährt man auf die angegebene Weise, so ist möglich, sich in verhältniss- mässig kurzer Zeit eine ansehnliche Zahl junger Pflanzen heranzuziehen, da die Seitentriebe im Frühjahr an alten Pflanzen oftmals in grosser Anzahl er- scheinen. J. Sckell. 6) Der neue Palmen - Garten zu Frankfurt am Main. Vom Hrn. Zeller, Universitätsgärtner zu Marburg an der Lahn. In letzter Zeit ist in Frankfurt a/M. | der neue Palmengarten in einer Pracht und Grossarligkeit voilendet worden, dass er gewiss eine kurze Schilderung in diesen Blättern verdient, denn es wird kaum ein anderer Wintergarten ihm | an Schönheit der Scenerie und Gross- arligkeit der Anlage gleich kommen. Im Frühjahr 1869 wurde auf einem | 26 Morgen grossen, an der Bocken- heimer Landstrasse etwa 10 Minuten vor der Stadt gelegenen Grundstück, der Bau eines palastähnlichen Restaura- tionslokals von einem Morgen Grund- fläche nebst dem daranstossenden eben so grossen Wintergarlen begonnen. Der Gesammtibau nimmt somit 2 Morgen Raum ein. Schon im Frühjahr 1870 wurde der Wintergarten mit den aus den herzoglich nassauischen Glashäu- sern zu Bieberich übergeführten Pfilan- zen arrangirt, so dass bereits am 9. April 1870 eine Blumenausstellung von der Palmengarten-Gesellschaft in diesem ko- lossalen Raum abgehalten werden konnte. Es wurden nämlich die ganzen Glas- häuser des berühmten Biebericher Hof- | gartens, nebst allen Pflanzen, von dem Herzog Adolph von Nassau der Frank- furter Palmengarten - Gesellschafi um 85000 Thlr. überlassen. Treten wir jetzt in den Wintergar- ten ein, so befinden wir uns einer Scenerie gegenüber, welche wir uns nicht schöner denken könnten. In der Mitte ein Wiesenthal von saftiggrünem Rasen aus Selaginella denticulata, wel- ı ches die Perspective über einen Teich hinweg auf eine reizend bepflanzte Felsparlie eröffnet, über die sich ein Wasserlall rauschend herabstürzt. Die- ses Wiesenthal ist rechts und links ein- gelasst von gewaltigen Palmengruppen, welche als wahre Muster einer richti- gen, naturgemässen und überaus eflect- vollen Pflanzenaufstellung gelten können. Es ragen besonders hervor, einige aus Aegypten importirte Dattelpalmen mit 10 Fuss hohen säulenartigen Stäm- men von 91/9, Fuss Umfang, andere zum Theil sehr starke Phönix-Arlen, grosse ı Latanien, Cocos, Dracänen, Cycadeen, ' Alsophila, Pincenectitia, Bambusa u. s. w., zwischen denen sich die kräftigen For- I. Originalabhandlungen. men der Araucarien ganz gut ausneh- men, während niedrige Palmen, Cyca- deen, Farn, Aroideen und Liliaceen aller Art das Unterholz bilden. Die Töpfe und Kübel sind alle in den Ra- sen versenkt. In Folge dessen heben sich das schöne Blattwerk der Begonien, die drolligen Blumen einzelner Erd-Orchi- deen, oder das groteske Gewächs der Alo& direct vom smaragdgrünen Rasen- teppich der Selaginella ab und bringen einen guten Effect hervor. Besonders ist die Durchsichtigkeit und Natürlichkeit dieser Gruppen zu loben, welche überall reizende Durch- und Einblicke gewähren, weil es lau- ter schöne Einzelpflanzen sind, während die aus Neuholländern gebildeten Sei- tenbosquets nicht den angenehmen Ef- [ect hervorbringen können, sondern um zu maskiren, sehr dicht gestellt wer- den mussten. Von Jahr zu Jahr vermehrt sich die Zahi der Gewächshäuser in den Gär- ten Europas und die in diesen auige- stellten inleressanten Pflanzen, selien aber sind die Letzieren, besonders in den Öffentlichen Gärten des Continenis, so aufgestellt, dass sie hinlänglich Raum haben, so dass man des drückenden Gefühls der Ueberladung und der Be- schränktheit im Raum nicht los werden kann, und vor Wald die Bäume nicht sieht. Ueber diesem Zaubergarten spannt sich aber das gläserne Firmament in einem Bogen von 112 Fuss Spannweite bei 57 Fuss Höhe und 212 Fuss Länge aus, wobei man von Innen weder Spar- ren noch Träger sieht, sondern nur die feinen und gleichmässigen Linien der Sprossen, und bei Beschatlung das zarte und eleganle Gitterwerk der Stab- rouleaux, Dieser Eisenbau ist ein Meisterwerk 115 der Firma: Wische Hirschel u. Scharfe in Sachsenhausen bei Frankfurt, wäh- rend die Treillagen aus gerissenem Ei- chenholz als das dauerhalteste, zweck- mässigste und eleganteste Beschatlungs- material aus der Fabrik der Gebrüder Siessmayer in Bockenheim, hervorgegan- gen ist. Indem wir unsern Rundgang im In- nern des Wintergariens beginnen, führt ein 10 Fuss breiter Weg zu beiden Seiten des Wiesenthals, an dichten im Frühjahr reich blühenden Neuholländer- Gruppen vorbei, allmälig auf einen aus Felsmassen aufgethürmten 22 Fuss ho- hen Hügel, weicher eine Uebersicht über das Ganze gewährt. Aus ihm entspringt der 16 Fuss hohe Wasser- fall, und bildet einen Teich mit schön bepflanzten Ulern, der zugleich zum Giessen und Spritzen dient. Einmal durchschneidet der Weg das Wiesen- thal, und führt vor dem Teich und Wasserfall vorbei, damit man die Fronti- Ansicht aus nächster Nähe geniessen kann. Man kann aber auch unter dem Hü- gel durch eine Felsengrolte hindurch- gehen, und erfreut sich der Geschick- lichkeit, welche in einem verhältniss- mässig beschränkten Raum, ein gross- artiges tropisches Landschaftsbild dar- zusiellen wusste. Ist man des Umhergehens müde, so laden breite Sitzplätze zu ruhiger Be- schauung ein, und gewähren reizende Durchsichten besonders nach den Sei- tengallerien, welche zwar nur Kalihaus- pflanzen enthalten, deren bewegliche Seitenwände aber den grössten Theil des Jahres nach der Haupthalle zu zu- rückgeschoben sind. Hinter diesen Sitz- plätzen befinden sich gemauerte cister- ı nenarlige Vertiefungen, denen eine be- hagliche Wärme entströmt, und welche g* 116 einen Einblick gewähren in die unterir- dische Wärme - Quelle dieser riesigen Glasglocke. Man sieht hier die zehn- fachen Windungen der Perkin’schen Hochdruck-Wasserheizung, deren Röh- ren eine Gesammtlänge von 11,000 Fuss haben, und durch 3 Oefen geheizt werden. So wirksam dieselbe ist, so sank doch im vergangenen sirengen Winter 1870/71 die Temperatur oft auf 4—50 R. trotz der Beihülfe von 2 Reserve-Luft- heizungen, welche im Restauralionsge- | bäude angebracht sind. Diess hat man- cher zärteren Pflanze das Leben ge- kostet und ist der Grund, wesshalb man nur einer geringeren Auswahl här- terer Palmen und dauerhaften Pflanzen- formen begegnet. Die Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen, welche in einem stark besuchten, als Vergnügungsplatz dem Publikum dienenden Wintergarten, einer gedeihlichen Cultur besserer subtropi- scher Gewächse sich entgegenslellen. In einem so grossen Wintergarten ist nicht allein die Lult, sondern auch der | kehrungen von Anfang an getroifen, Boden im Winter zu kalt, wenn er nicht unterwölbt isi, und von unten geheizt werden kann. Hiegegen könnte wohl ein Giessen mit warmem Wasser zur Winterszeiti etwas helfen, eine gründ- liche Abhilfe werden aber nur un- ter der Erde durchlaufende Heizröh- ren gewähren. Ausserdem wird die Luft durch viele Menschen und die Gas- flammen bei Nacht in einer den Pflan- zen höchst nachtheiligen Weise verdor- ben, und im Sommer soll weder eine starke Lüftung noch ein kräftiges Be- feuchten die Luftwandelnden afficiren, während doch Beides das Lebensele- ment der Pflanzenwelt ist, und sie nur dadurch für den Winter abgehärtet werden können. Auch bedarf ein sol- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. cher Wintergarten jährlich einer Menge frischer Pflanzen, weil viele bei der grossen Entfernung vom Glas nur zu bald unbrauchbar werden. Um so ge- rechter ist unsere Anerkennung der Leistungen des Garten-Inspectors Heiss, der in Gemeinschaft mit dem Land- schafts-Gärtner Heinr. Siessmayer, dem Schöpfer und Haupturheber der Ge- sammt-Anlage, diese genialen Arrange- ments geschaffen hat, und mil Umsicht und selienem Geschmack unterhält oder neu umgestaliei. Unsern Rundgang fortsetzend, treten wir in die kleineren Seitenhallen ein, welche gleichfalls im Rundbogen er- baut, sich mit der 22 Fuss hohen Rück- seite an die Haupthalle anlehnen, und in einer Breite von 28 Fuss auf drei Seiten dieselbe umgeben, während die vierte Seite an den grossen Restaura- lionssaal slösst. Somit ist diese für unsern Winter bei einfacher Verglas- ung fast zu grosse Haupthalle ringsum durch Anbauten wenigstens bis zur : Höhe von 22 Fuss auf das Zweckmäs- sigste geschützi, doch sind die Vor- | um nöthigenfalls ein doppeltes Glas- | | dach anbringen zu können. Wie aber dadurch den Pflanzen das Licht ver- ı kümmert wird, besonders wenn zwi- schen beiden Glasflächen nicht immer die grösste Reinlichkeit erhalten wer- den kann, ist zur Genüge bekannt. Ein sanftgeschlungener Weg führt im Frühjahr durch ein Blüthenmeer von Azaleen, allerlei Neuholländer, ge- triebene Ziersträucher und Blumen, und zuletzt durch eine Kamellien-Allee, ge- bildet aus freistehenden Kronen - Bäu- men und dichten Massivs. Der 420 Fuss lange Weg ist angenehm unterbrochen durch schattige Lauben mit verschie- denarligen Sitzen, in deren Mitte Blu- I. Originalabhandlungen. mentische in der reichsien Blüthenfülle prangen, und die immer die schönsten Durchsichten in die grosse Halle ge- wären. Die hier und in der grossen Halle ziemlich zahlreich angebrachten Blumenlische und Marmor-Vasen, sind wirkliche Kunstwerke. Diese Seiten- gallerien werden durch Dampf geheizt von der die Wasserwerke treibenden Dampfmaschine, sowie durch 2 Reserve- Kanäle. Haben wir uns lange genug in die- sen Blumengebieten ergangen, so keh- ren wir in den grossen Saal zurück, und erfrischen uns gegen anerkennens- werth billige Preise an etwas Materiel- lerem als Blumenduft, wozu die Stasny’- sche Kapeile die schönsten Weisen er- klingen lässt. Dieser stattliche Saal fasst 1500 Personen und gewährt so- wohl von unten durch seine Glasthüren mit immensen Spiegelscheiben, als auch von der durch 24 cannelirte Säulen getragenen Gallerie einen Ueberblick über den ganzen Wintergarten. Immer wieder schweift das Auge über die von zahlreichen Besuchern belebte Land- schaft hinweg nach dem sprudelnden Wasserfall, dessen Rauschen den Klang der Instrumente begleitet, bis die vor- gerückte Tageszeit uns erinnert, dass wir die schönen, das Gebäude umge- benden Anlagen noch nicht in Augen- schein genommen haben. Treten wir aus dem Saal durch den südlichen Haupteingang und eine slalt- liche Säulen-Halle ins Freie, so befin- den wir uns auf einer breiten Terasse, welche nach dem Haupteingang des Gartens und der Strasse zu ein reiches Blumenparterre, nach links die schön- sten Parkanlagen mit musterhafter Bo- denbewegung, Wasserpartien, Hügel, Musiktempel und Brücke überblicken lässt, Es ist ein nicht hoch genug an- ze ab 117 zuschlagender Vorzug der Anlage, dass diese grossarlige Terrasse über das Ni- veau des Gartens 10—12 Fuss anstei- gend um den ganzen Gesammtbau her- umführt, und einen freien Blick über die Anlagen gewährt. Dieselbe musste aber mit grossen Kosten und tausenden von Wagenladungen Erde erkault werden, daher erst im Juli vorigen Jahres das Blumenparterre und dessen Teppichbeete bepflanzt werden konnten. In der Mitte des Parterres erhebt sich ein mächtiger Springbrunnen, umgeben von 4 staitlichen Palmengruppen. Die schönsten Arabesken durehschlingen den saftiggrünen Rasenteppich, und sind aus niedrigen Blumen und den bekann- ien Teppichpflanzen, besonders Coleus und Centaurea gebildet, während die wunderbarsten Blumengemälde in Me- daillon- und Sternform dazwischen liegen. Bei dem grossen Raum ist Nichts überladen, sondern das Gemälde liegt klar in einfacher Schönheit vor uns. Dem Haupiparterre schliessen sich rechts und links zwei kleinere Seitenparterre an mil kleineren Springbrunnen, vor denen sich gleichfalls ein mit einigen Blumenbeeten durchwirkter Rasentep- pich ausbreile. So machen dieselben durch maasvolle Farbenpracht und rich- tige Gliederung einen harmonischen Gesammteindruck. Wenden wir uns links, so breitet sich ein sanft bewegtes Wiesenthal vor uns aus, mit 2 Wasserpartien, welche, indem die Ufer in ihrer Mitte sich näh- ern, auf einer Naturbrücke aus weissen Quarzfelsen, vom Taunus stammend, überschritten werden. Eine ziemlich bedeutende Anhöhe gewährt einerseits einen Ueberblick über die Anlage und das Palmenhaus, andererseits eine Aus- sicht auf das Taunus-Gebirge mit dem Feldberg, Altkönig und Königstein. 118 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Auf der nordöstlichen Seite sehen | den, denn das Beispiel wirkt ansteckend. wir die zahlreichen Culturhäuser nebst | Für Frankfurts Bürger und speciell die Reserve-Garten abseits liegen und kom- | Gründer der Palmengarten-Gesellschaft men an einem Irrgarten vorbei, der | ist es sehr ehrenvoll, den Gedanken so den Kindern als Tummelplatz dient. | grossartig aufgefasst und durchgeführt Bei der projectirten Vergrösserung des | zu haben, wovon den beiden ausfüh- Terrains, sind noch mehr Vergnügungs- | renden Gärtnern, sowie dem Architek- plätze wie Platanenhain, Veranda, Ke- | ten Kaiser ein hervorragender Antheil gelbahn, Turnplatz u. dergl. in Aussicht | gebührt. Besonders was Bodenbeweg- genommen, denn eine Vergrösserung | ung, Scenerie und elegante Gruppirung der Parkanlage, besonders nach der | beirifft, wird diese Anlage für Hundert- Westseite hin wäre sehr zu wünschen *). | Tausende als lehrreiches Muster und So wird dieser elegante Volks- und | anregendes Element zu geistiger und Wintergarten, wenn er sich wie bisher, | körperlicher Erfrischung dienen. Schon wo er oft von Tausenden täglich be- | jetzt ist die Anlage so dicht und voll- sucht wird, rentirt, ein Muster abgeben | kommen, als stünde sie seit 10 Jahren, für andere grosse Städte, welche in | und wenn man die stattlichen bis 30 ihrer Weise nicht dahinten bleiben wer- | Fuss hohen Bäume, die üppigen Bos- quets betrachtet, erscheint es unglaub- lich, dass vor 2 Jahren hier flaches Ackerland, und bis vor kaum 1 Jahr wüster Bauplatz gewesen ist. *) Dem Vernehmen nach, ist es so eben gelungen, nach dieser Seite hin noch 13 Morgen Land auf 99 Jahre zu pachten. 7) Die geformten Obstbäume im Landschaftsgarten, Es ist seit Einführung des land- | pflanzen, so viele Platz haben, und wo schaftlichen Geschmacks viel darüber | sie gedeihen, und wird darum eben so gestritten worden, ob Obstbäume in den | gern dabei wohnen, und sich darin er- Landschaftsgarten passen oder nicht. | gehen, als wenn ein Park nachgeahmt Schliesslich sind wohl alle Vernünftige | würde. Die verschiedenen Vorschläge, darin überein gekommen, dass unge- | welche zur Anlage von Landschafts- zwungen wechselnde Obstbäume, also | gärten aus Obstbäumen gemacht wor- Hochstämme und Obststräucher, sehr | den sind, (auch von mir in meinem wohl im Landschaftsgarten Platz finden, | „Hausgarten“), werden wohl selten zu nalürlich nur untergeordnet auftreten | einem zufriedenstellenden Erfolg führen, können. Wer aber viele Obstbäume | sollen überhaupt nur zeigen, wie Obst- pflanzen will, ihut jedenfalls besser, | bäume landschaftlich verwerthet werden auf die Eitelkeit einen Park zu haben, | können. zu verzichten, als sich einen „Obst- Noch viel weniger Anspruch auf park“, wie man solche Anlagen zu | Gleichberechtigung mit anderen Zier- nennen beliebt, anzulegen. Er mag | bäumen im Park haben die geformten dann sein Landgut mit Obstbäumen be- | Bäume. Die Erfinder dieser Formen I. Originalabhandlungen. haben wohl nie daran gedacht, dass man aüf den Einfall kommen könnte, diese nur für regelmässige Pflanzung bestimmten Formbäume in einen Land- schaftsgarten zu versetzen. Hierdurch verliert der Garlen und der Obstbaum, denn man wird aufhören, ihn nur auf Nulzen zu schneiden, wird alles auf tadellose Form geben, kann keine Bo- denlockerung vornehmen, — kurz ihn nicht so behandeln, wie es sich gehört. Ich habe solche Bäume oft gesehen, aber weder schön noch fruchtbar und mit guten Früchten. Der geformte Obst- baum gehört in den Obstgarten, wo er Beherrscher ist, wo man ausschliesslich an sein Fruchttragen zu denken und ihn darnach zu pflegen hat. Der Obst- baumfreund wird mit Vergnügen auch in den geraden Wegen zwischen seinen Obstbaumreihen auf- und abgehen, und behagt ihm dieses nicht, so liegt kein Grund vor, auch gebogene Wege und Baumreihen anzulegen, wenn es dabei möglich wird, alle Bedingungen für das Gedeihen der Bäume zu erfüllen. Ein Landschaftsgarten oder „Obstpark“ wird eine solche Anlage darum noch nicht, das braucht sich Niemand einzubilden. Alle Versuche dieser Art habe ich sehr kindlich in der Idee gefunden. Gefal- len sie dennoch, so liegt der Grund des Wohlgefallens nicht in der erziel- ten Schönheit, sondern in der Freude über die wohlgezogenen, fruchtbaren Bäume und schönen Früchte, in dem Gedanken an die Nützlichkeit der Pflanz- ungen, dass etwas Nützliches so hübsch aussehen kann. Herr Professor K. Koch beschreibt in einem der leiz- ten Jahrgänge der „Wochenschrift“ eine Art Musterobstgarten dieser Art, welcher bei Berlin besteht. Man möge denselben zum Muster nehmen. Der- selbe ist aber nebenbei reich geschmückt 119 mit Blumen und anderen schönen Pflan- zen. Aber auch in diesem Garten wird das Wohlgefallen in der oben ange- deuteten Weise erzeugt werden. Man empfindet (als Kenner) Freude, dass trotz der Verwendung eines an und für sich ungünstigen Materials, dennoch ein so wohlgefälliges Ganze entstanden ist. Einen Landschaftsgarten wird aber wohl auch dieser Garten nicht vorstel- len können. Die vorstehenden Betrachtungen sind entstanden durch die fast erschreckende Beobachtung, dass man anfängt mit den Formbäumen Missbrauch zu treiben, in- dem man sie in bunter Vermischung mit seltenen Sträuchern und Bäumen, Coniferen und prächtigen Blumenbeeten pflanzt. Die an und für sich sehr er- freuliche Liebhaberei an geformten Obst- bäumen ist bei Vielen Modesache ge- worden. Man hat einen schönen klei- nen Landschaftsgarten, eine Art Garten» den ich Blumenpark oder Parkgarten nenne. Das ganze Grundstück ist da- von eingenommen. Aber die Mode will auch geformte Obstbäume. Was ge- schieht? In den meist so schon mit Gehölzen überfüllten Garten wird auf jede freie Stelle auf den sammtigen Rasen ein Obstbaum gepflanzt, sogar zwischen künstlieh geformte Blumen- beete. Diese Mode, oder richlig ge- sagt, dieser geschmacklose Unsinn ist schon bis in veizende Gärten der Thier- gartenstrasse und über den „Hofjäger“ hinaus, und an die Vorstädte Berlins gedrungen. Und es sind Gärten sehr reicher Leule, die nicht von der Noth- wendigkeit zur Ausnutzung ihrer Gär- ten geirieben werden. Es ist Zeit, dass man darüber nachzudenken beginnt, wozu das führen soll, und ob dem Obst- bau damit gedient ist. dR 120 2 A , RE ee, ancı Virr! Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. I. Neue oder empfehlenswerihe Zierpflanzen. a) Abgebildet im „Botanical Ma- gazine". 1) Bomarea chontalensis Seem. (Ama- ryllideae). Wurde bereits nach der Be- schreibung in Gardeners Chronicle bespro- chen. S. Gartenflora 1872 p. 54. (Taf. 5927.) 2) Xiphion fihifokum Klatt. (Irideae). Kl. in Linnaea XXXIV. p. 571. — Baker in Seem. Journ. of bot. (1871) IX. p. 14. — Iris filifolia Boiss. Voy. in Esp. I. p. 602 t. 170. — Willk. et Lange, Prodr, FI. Hisp. I. p. 142. — Durch die in neuerer Zeit wiedererwachte Liebhaberei für Stau- den ist manche schöne Pflanze in Cultur gekommen; zu diesen gehört ohne Zweifel X. filifolium, aus dem südlichen Spanien stammend und von Boissier auf Kalkfelsen der Sierra Bermeja bei einer Höhe von 3—-4000 Fuss über der Meeresfläche ent- deckt. Die Art ist dem marokkanischen X. tangitanum verwandt und blüht in ihrem Vaterlande im Monate April. Im Jahre 1869 in England von Gibraltar eingeführt. Zwiebeln von der Grösse einer Haselnnss bis einer Wallnuss, mit braunen faserigen Scheiden. Stengel dünn, 1—2 Fuss hoch, rund, beblättert. Blätter gewöhnlich dop- pelt so lang als der Stengel, fadenförmig, flexuos, rinnig, am Grunde zu einer dünnen Scheide verbreitert. Blumen einzeln, sel- ten zu zweien stehend, schön purpurviolet, 11/)—21/; Zoll im Durchmesser. Perianthal- röhre dünn, einen halben Zoll lang, in der Scheide eingeschlossen. Kapsel 1—11/% Zoll lang, dreikantig, an beiden Enden zuge- spitzt. (Taf. 5928.) 3) Epidendrum Pseudepidendrum Rchb. fl. (Orchideae) Rchb, fil. in Xenia Orchid. I. p. 160 t. 53. — Pseudepidendrum spec- tabile Rchb. fil. in Mohl u. Schlechtend. Bot. Zeit. X. p. 733. — Wurde schon früher in der Gartenflora besprochen (1857 p. 187). (Taf. 5929.) 4) Echidnopsis cereiformis J. D. Hook. nenn nennen m — (Asclepiadeae). Eine merkwürdige neue, mit Stapelia verwandte Pflanzengattung, welche in den Gärten als Stapelia eylindrica bisher nicht unbekannt war. Das Vater- land desselben ist unbekannt. Blühte in der warmen Abtheilung des Suceulenten- Hauses in Kew von Juni — October. Sten- gel in Büscheln, 1—2 Fuss lang, fast auf- recht oder hängend, 1/a—3/4 Zoll im Durch- messer, einfach oder hin- und wieder Sei- tenzweige bildend, eylindrisch, in unregel- mässigen Zwischenräumen leicht zusammen- geschnürt. Blumen klein, an den Enden - der Stengel hervorkommend, sitzend, hell- gelb, 1/4 oder 13 Zoll im Durchmesser. Kelch fünflappig. Corolle sehr breit glocken- förmig, die kurze hämisphärische Röhre in 5 kreisrunde, zugespitzte abstehende Lap- pen auslaufend. (Taf. 5930.) 5) Arisaema curvatum Kih. (Aroideae). Kth. Enum. plant. III. p. 30. Schott. Prodr. Syst. Aroid. p. 37. — Arum curvatum Roxb. Fl. Ind. 111. p. 506. — Arisaema hellebori- folium Schott. Synops. Aroid. p. 29. Prodr. p. 36. — Eine auf dem Himalaya, zwischen Bhotan und Simla häufig vorkommende Art, von Roxburgh zuerst nach einem Ex- emplare aus Nepal beschrieben, welches im botanischen Garten zu Calcutta blühte. Der Körigliche Garten in Kew erhielt Knollen dieser Art von Herrn Grammie, vormals Gärtner in Kew, jetzt der intelligente Lei- ter der Cinchona-Plantagen in Sikkim; sie kamen im Mai des verflossenen Jahres im Kalthause zur Blüthe. Knolle von der Grösse einer Wallnuss, mit vielen fleischi- gen Fibern. Blätter gewöhnlich zu zwei, am Grunde mit zwei oder drei angedrück- ten Scheiden umschlossen, welche eben so, wie die Stiele, purpur gefleckt sind. Blatt- scheibe, auf 6—10 Zoll langem cylindri- schen Stiele sitzend, 6—12 Zoll im Durch- messer, im Umkreise rund, fussförmig, mit 8— 18 Blättchen von 4— 8 Zoll Länge, sitzend oder kurz gestielt, lanzettlich, an den Spitzen geschwänzt, hellgrün, undeut- Ser” ERUTSERE RER TEN TE II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. lich dreinervig. Schaft 2— 4 Fuss hoch, rund, aufrecht. Scheide aufrecht, 4—7 Zoll lang, halb so lang als der Kolben. Röhre grün, undeutlich weissgestreif. — Beeren fleischig, roth. (Taf. 5931.) 6) Meryta latifolia Seem. (Araliaceae). Seem. in Bonpl. 1862 p. 295. — HEjusd. Flora vitiensis p. 119. — Botryodendron latifolium Endl. Prodr. Fl. Ins. Norfolk. p- 62.— Walp. Rep. II. p. 453. — Aralia macrophylla Cunn. mss. Eine Pflanze mit sehr schöner Belaubung, die auf der Insel Norfolk zuerst von Bauer entdeckt wurde; lebend eingeführt wurde sie in Europa von Allan Cunningham, ungefähr vor 45 Jahren, während derselbe Director des bo- tanischen Gartens in Sidney war. Ein fünfzig bis sechzig Fuss hoher Baum, an der Spitze verästel, mit 2—3 Fuss langen, an dem Ende des Stammes zusammenge- drängten verkehrt-eiförmigen, spitzen, am Grunde herzförmigen, hellgrünen, lederar- tigen Blättern. Stiele kurz, sehr dick. Blumen männlich, weiblich oder zwitterig; in längliche 2—3 Zoll lange Köpfe dicht zusammengedrängt. Kelch fast 1/; Zoll lang, länglich, cylindrisch, 6- lappig. Lappen dreikantig-eiförmig, zurückgebogen. Staub- fäden 6, sehr kurz. Griffel 6, kurz, pfrie- mig. Blumen von gelber Farbe. (Taf. 5932.) 7) Diascia Barberae J. D. Hook. (Scro- phularineae). Eine nicht besonders schöne, aber durch ihre doppelten Sporne merk- würdige krausige Pflanze vom Vorgebirge der guten Hoffnung, die der Kew-Garten im Frühjahre 1870 von seinem Correspon- denten Herrn Barber erhielt, und die im Juli desselben Jahres blühte. — Stengel aufrecht. 10—16 Zoll hoch, aufrecht, glatt, grün. Blätter 1-- 11%, Zoll lang, gestielt, eiförmig, an der Spitze abgerundet, stumpf gezähnt; die oberen kleiner, sitzend. Blu- men 1/,—2/s3 Zoll im Durchmesser, nelken- rosa, ähnlich einer Alonsoa; wahrscheinlich verlangt die Pflanze auf eine ähnliche Cultur. (Taf. 5933.) 8) Prunus cerasifera Ehrh. (Amyg- 121 daleae). — Pr. Myrobolana Lois. — Pr. domestica v. Myrobolana L. — Die alte bekannte Kirschpflaume oder Myrobolane (Cerisette der Franzosen). (Taf. 5934.) 9) Plagianthus Lyali J. D. Hook. (Malvaceae) Hook. fil. Handb. of the New Zeal. Fl. p. 30. — Hoheria Lyalli, Hook. fil. Flora Nov. Zeal. I. p. 31 t. 11), Ein schöner kleiner Baum aus den bergigen Distrieten Neuseelands, 2—4000 Fuss über der Meeresfläche wachsend, von Dr. Lyall, Naturalist auf Ihrer Majestät Fregatte Acheron, entdeckt; in Kew von Dr. Haast lebend eingeführt; bildet durch seine schö- nen weissen Blumen eine Zierde der neu- seeländischen Wälder, die ganze Pflanze ist mit weichen Sternhaaren bedeckt. Blät- ter 2—4 Zoll lang, herz-eiförmig, tief dop- pelt-kerbzähuig. Oberfläche hellgrün, un- terseits weisslich. Stiele 1— 11/5 Zoll lang. Blumen 1—11/, Zoll im Durchmesser, in achselständigen Büscheln zu 3—5 aus den Blattachseln entspringend, rein weiss mit rothen Griffeln. Kelch glockenförmig, 5lap- pig, mit dreikantigen Lappen. Petalen ungleich verkehrt-eiförmig, concav, ab- stehend. Staubfäden sehr zahlreich. Frucht kugelförmig, 1/a—3, Zoll im Durchmesser. (Taf. 5935.) 10) Megaclinium purpuratum Ldl. (Or- chideae) Lindl. in Journ. Linn. Soc. VI. p- 128. — Eine merkwürdige Orchidee aus dem tropischen Afrika, 1854 von Barter, während Baikie’s Niger - Expedition ent- deckt. — Rhizom von der Dicke einer Gänsefeder ; Scheinknollen am Grunde schei- dig l1/a—21/g Zoll lang, länglich-eiförmig, gedrückt; Blätter paarweise an der Spitze der Bulben, länglich-linear, stumpf, dun- kelgrün. Schaft 5—9 Zoll lang, hin- und hergebogen, blassgrün, mit purpur gescheckt. Spindel 4— 6 Zoll lang, schwertförmig; Blumen 1/, Zoll im Durchmesser, in einer Reihe auf dem Rücken der Spindel sitzend, gelb mit purpur punktirt. (Taf. 5936.) 11) Orinum brachynema Herb. (Ama- 122 ryllideae). Herb. in Bot. Reg. 1842 p. 36. — Kunth, Enum. V. p. 581. — Herr Wood- row, früher in Kew, jetzt im botanischen Garten zu Poona, sandte Zwiebeln dieser schönen Art an den Königlichen Garten in Kew, wo dieselben im Mai des vorigen Jahres blühten. Die Pflanzen stimmen mit den im Jahre 1842 bei Loddiges aus Bom- bay eingeführten und damals von Herbert beschriebenen nicht genau überein, und der Name bleibt einstweilen noch zweifelhaft, da es doch eine verschiedene Art sein könrte. Zwiebel fast faustgross, beinahe kugelrund, conisch, strohfarbig. Die Blät- ter erscheinen lange nach der Blüthe, sind zurückgeschlagen, 11/,—2 Fuss lang, 3 — 31 Zoll breit, linear-länglich, stumpf, con- cav, hellgrün, ganz glatt. Schaft 10— 12 Zoll hoch, 15—20blumig; Scheiden grün, an den Spitzen röthlich ; Bracteen pfriemen- oder fadenförmig. Blumen fast sitzend, rein weiss, wohlriechend. Ovarium dünn, l/, Zoll lang. Perianthalröhre 1—11% Zoll lang, dünn, gekrümmt, weiss; Scheibe 21/, — 3 Zoll im Durchmesser; Segmente ab- stehend, gleichförmig, elliptisch -länglich, gespitzt, bei einer Breite von 3/, Zoll ge- gen 11/, Zoll lang. Gehürt zu denjenigen Arten der Gattung Crinum, welche ein- ziehen und verlangt Cultur in der wärm- sten Abtheilung. (Taf. 5937.) 12) Sphaeralcea miniata Spach. (Ma- vaceae). — Spach. Hist. nat. veg. II. p- 352. — Sphaeroma miniata Garcke in Bot. Zeit. 1853 p. 847. — Walp. Ann. IV. p. 301. — Malva miniata Cav. Je. II. p. 40 t. 278. — Jacq. Fragm. t. 132. — D. C. Prodr. Vl. p. 434. — Eine schon seit beinahe 80 Jahren in den Gärten be- kannte Pflanze, die zuerst 1795 im botani- schen Garten zu Madrid blühte, und deren Vaterland man lange Zeit nicht kannte. Es ist ein Halbstrauch mit mennigrothen Blumen, welcher früher viel cultivirt wurde und der aus der Argentinischen Republik und den benachbarten Ländern stammt. — In England war diese Pflanze verloren ge- | gangen; auf den Continent wird sie jedoch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bis heutigen Tages, wenn auch besonders im botanischen Gärten, ceultivirt. (Taf. 5938.) 13) Gilia achilleaefolia Benlh. (Pole- moniaceae). — Benth. in Bot. Reg. sub. tab. 1662 et in D. C. Prodr. IX. p.311.— A. Gray in Proc. Amer.-Acad. 1870 p. 277.— Eine hübsche von Douglas schon im Jahre 1833 entdeckte einjährige Pflanze mit auf- rechtem Stengel, welcher glatt oder auch mehr oder weniger behaart ist. Blätter an eultivirten Exemplaren 3—5 Zoll lang, doppelt oder dreifach- fiederschnittig. Blu- menköpfe 11/3 Zollim Durchmesser, kugelig;; Blumen kobaltblau. (Taf. 5939.) 14) Agave Bessereriana Jacobi. (Aga- veae). Jacobi in Hamb. Gartenz. 1865 p. 155. — Eine durch Rözl aus Mexico eingesandte Art, welche bei Herrn Wilson Saunders in Hillfield, welcher in England die grösste Agavensammlung besitzt, zur Blüthe kam. Was zuerst die Schreibweise betrifft, wie sie im Botanical Magazine ge- geben ist, so muss ich bemerken, dass die- selbe nicht dem Namen dessen entspricht, dem zu Ehren die Pflanze benannt ist; der- selbe heisst nicht Besser, sondern Besserer und war in der ersten Zeit des Aufenthal- tes Rözl’s in Mexico, dessen Compagnon. General-Major von Jacobi schreibt zwar in seinem „Versuche zu einer systematischen Anordnung der ‚‚Agaveen“ ebenfalls „Bes- seriana‘‘ corrigirt aber diese Benennung in den Nachträgen zu dieser Arbeit in der richtigen Weise. — Gehört nach Jacobi in die Abtheilung der ‚„Carnosae“ und ist stammlos. Die zahlreichen, eine dichte Rosette bildenden Blätter sind 5—6 Zoll lang, in der Mitte 2/,— 3/4 Zoll brei, schmal elliptisch-lanzettlich, allmälig in einen schar- fen braunen, zolllangen Enddorn zusam- mengezogen, am Grunde verschmälert, und dann zu einer halbmondförmigen Scheide ausgebreitet, obere Seite mit Ausnahme der Spitze convex, untere Seite sehr con- vex; blassgraugrün; Randstacheln aufwärts- gekrümmt, entferntstehend, braun, 1/,a—!/io Zoll lang. Schaft über 2 Fuss hoch, mit wenigen Bracteen. Blumen ungefähr 10, nl. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. einzeln oder paarweise, ohne die langen Antheren 2—21/, Zoll lang; grün, an der innern Seite der Perianthal-Abschnitte mit bräunlichen Spitzen. Staubfäden gelblich- grün, Antheren orange. (Taf. 5940.) 15) Ophrys lutea Cav. (Orchideae). — Cav. Ic. II. p. 46. t. 160. Lal. Gen. et Sp. Orchid. p. 372. — Hook. Exot. Fl. t. 10. — Rchb. Ic. Fl. Germ. t. 446. — O. insecti- fera var. y. L. Sp. pl. p. 949. — Diese schöne südeuropische Erdorchidee wurde schon früher in diesen Blättern besprochen. (8. Gartenf. II. p. 197). (Taf. 5941.) 16) Lithospermum petraeum A. D. C. (Boragineae). — A.D.C. Prodr. X. p. 82. — L. rosmarinifolium Rchb. Fl. exe. I. p. 337 (non Ten.) Echium petraeum Tratt. Host. Pl. austr. I. p. 241. Ldl. Bot. Reg. 1845 t. 26. — Auch diese niedliche Perenne aus Dalmatien wurde bereits besprochen. (8. Gartenfl. II. p. 104). (Taf. 5942.) 17) Macrozamia corallipes J. D. Hook. (Cycadeae). — Eine neue Art, welche Herr William Bull in London aus Neu-Süd-Wal- lis importirte und von denen im verflos- senen Jahre sowohl männliche als auch weibliche Exemplare zur Blüthe gelangten. Leider blühten beide Geschlechter nicht gleichzeitig, und so wurde der Blüthenstaub von Macrozamia spiralis zur künstlichen Befruchtung benutzt; es ist jedoch noch zweifelhaft, ob die Samen keimfähig sein werden. Stamm fast kugelrund, mit keili- ger Basis; acht Zoll im Durchmesser. Blät- ter 3—4 Fuss lang, eine zusammengedrängte Krone bildend, am Grunde etwas abstehend, später fast aufrecht stehend, rauh, gedreht und hin- und hergebogen. Stiele dunkel- grün, glatt, aber nicht glänzend, am Grunde braunroth. Fiedern gegen 50 paarig, ge- genüberstehend oder abwechselnd, 5—7 Zoll lang, Y3 Zoll breit, sehr schmal linearlan- zettlich, mit einer harten Stachelspitze, am Grunde zusammengezogen, oberhalb dun- kelgrün, nicht glänzend, unterhalb blass, 7—10 nervig. Stielchen hellroth. Männ- licher Zapfen graugrün, auf 3 Zoll langem Stiele stehend, 7 Zoll lang, gegen 2 Zoll 123 im Durchmesser ; Schuppen keilförmig, kurz gestielt, an der Spitze verdickt, im Um- risse verkehrt-rhomboidal, die unteren mit abstehenden scharfen Spitzen, die oberen mit aufrechten langen Dornen. Weibliche Zapfen ebenfalls graugrün, mit viel dicke- rem Stiele als die männlichen; 41/, Zoll lang. 31/3 Zoll im Durchmesser. Schup- pen fast kreisförmig, sehr kurz gestıelt, mit einer dreikantigen scharfen Endspitze, Samen orangefarben 3/; Zoll im Durch- messer. (Taf. 5943.) 18) Gladiolus purpureo-auratus J. D. Hook. (Irideae). Auch diese schöne Art gehört unter die Einführungen Bull’s in Chelsea, welcher dieselbe aus Natal erhielt und in dessen Etablissement sie im August 1871 zum ersten Male blühte. Die ganze Pflanze ist glatt. Stegel sehr dünn, mit dem Schafte 3—4 Fuss hoch. Blätter im Verhältniss zur Grösse der Pflanze kurz, 6—9 Zoll lang bei einer Breite von 3/4 Zoll, zugespitzt, dunkelgrün, aufrecht. Schaft einfach oder getheilt. 10—15blumig. Blumen zwei-reihig; Bracteen 1—11/, Zoll lang, lanzettlich. Perianthal-Röhre von den Bracteen umschlossen ; Limbus breit glocken- förmig, fast regelmässig, blass goldgelb, mit einem grossen länglichen, unregelmäs- sigen purpurnen Flecken auf den unteren beiden Segmenten. (Taf. 5944.) 19) Senecio (Kleinia) pteroneura J. D. Hook. (Compositae). Kleinia pteroneura D. C. Prodr. Vl. p. 338. — Gehört zu den succulenten Arten der Gattung Senecio, wel- che Decandolle in der Gattung Kleinia vereinigt hat, und welche in Afrika wach- sen. Obige Art stammt aus Marokko, wo sie auf Felsen und Sandhügeln in der Nähe von Mogador vorkommt, von wo aus sie im vorigen Sommer in England eingeführt wurde. Ganz glatter Halbstrauch mit 4— 6 Fuss langen, fast aufrechten Zweigen; dieselben sind ungegliedert, cylindrisch, blassgrün, 1/2 —2/s Zoll im Durchmesser. Blätter an den jungen Trieben, elliptisch oder lanzettlich, grün, nervenlos, 1/,—3/4Zoll lang. Blüthenköpfe einzeln, oder zu zwei und drei an den Spitzen der Triebe; auf- 124 recht, ceylindrisch, am Grunde mit einigen fadenförmigen Bracteen. Blüthchen blass- strohfarben. (Taf. 5945.) 20) Kniphofia caulescens Bak. (Lilia- ceae). — Baker mss. in hort. Kew. et W. Saunders. — Die einzige bis jetzt bekannte Kniphofia mit einem deutlichen Stamme. Sie wurde von Herrn Cooper, dem Samm- ler von Wilson Saunders, in den „Storm Bergen“, welche an das Kafferland gren- zen, entdeckt und blühte im Garten des Herrn Saunders im Juni 1871. Sie ähnelt der bekannten K. Uvaria, unterscheidet sich aber durch ihre graugrünen Blätter, kürzeren Blüthenstand, kleinere, weniger gekrümmte Blumen, längere mehr hervor- stehende Staubfäden und verkehrt einför- miges Ovarium. (Taf. 5946.) 21) Salvia rubescens Humb. Bonpl. et Kth. (Labiatae). H. B. Kth., Nov. Gen. II. p- 301, t. 154. — Benth. in D. C. Prodr. XI. p. 345. — S. boliviana Planch. in Fl. des serres t. 1148. — Die erste Einführ- ung dieser zur Gruppe Calosphace gehören- den Salvia geschah durch Warscewicz, welcher aus Bolivia Samen an Van Houtte sandte, in dessen Etablissement sie im Jahre 1856 blühte, und wo sie Planchon unter obigem Namen beschrieb. In England wurde sie durch Mr. Anderson Henry aus Quito eingeführt. Ein kleiner verzweigter Halbstrauch, mit krautigen Zweigen, mehr oder weniger behaart, vierkantig, mit con- caven Seiten und stumpfen Kanten. Blät- t h schi -össe; 4—10 un sen An der Green, | blumig. Petalen und Sepalen fast von glei- Zoll lang, 3—5 Zoll breit, lang gestielt, ei-herzförmig, gekerbt, spitz oder zuge- spitzt, auf der Oberseite weichbehaart, ebenso unterseits, nur weniger weich. Adern sehr zahlreich, besonders am Grunde der Blätter. Blüthenrispe mehr als einen Fuss lang. Quirle nahe stehend, 4—8 blumig. Blüthen horizontal, einen Zoll lang. Kelch glockenförmig, purpurbraun. Corolle dop- pelt so lang als der Kelch, glatt, schar- lachroth. Unterlippe mit zwei kurzen run- den Seitenlappen und einem grossen kreis- runden gekerbten Mittellappen. (Taf. 5947.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Abgebildet in der Illustration horticole. 22) Bromelia Fernandae Ed. Morr. (Bromeliaceae). — Eine robuste Pflanze von der Tracht einer Ananas, welche Wallis 1866 in Para entdeckte, wo sie an den Ufern des Amazonenstromes wächst. Im Juli 1870 blühte die Pflanze im Brüsseler Etablissement des Herrn J. Linden. Sie wurde zu Ehren des am 4, September des- selben Jahres geborenen Enkels Lindens, Fernande Gloner, benannt. Blätter 21/,— 3 Fuss lang, zugespitzt, rinnig, am Rande wellenförmig, mit starken rückwärtsge- krümmten Stacheln bewaffnet; die untern bogenartig zurückgekrümmt, die ‘oberen aufgerichtet abstehend, am Rücken roth. — Blüthenstand dicht-kopfförmig oder halb- kugelförmig. Die jede Blume begleitende Bractee ist lanzettlich, zugespitzt, an der Spitze zurückgeschlagen, auf beiden Seiten feurig roth; dieselben bilden die Haupt- zierde der Pflanze. Blumen sitzend, Co- rolle blassgelb. (Taf. 63.) 23) Odontoglossum roseum Lindl. (Orchi- deae). Ldl. in Benth. Pl. Hartw. p. 151 Nr. 65. — Rchb. fil. in Walp. Ann. VI. 848. — Id. in Gard. Chron. 1867 p. 404. — Von Hartweg in der Gegend von Loxa ent- deckte, von Wallis im Jahre 1865 in der gleichen Localität wiedergefunden und le- bend im Etablissement Linlen eingeführt. Scheinknollen eiförmig, schwärzlich grün, Blätter kurz, eiförmig lanzettlich stumpf. Blüthenrispen lang, überhängend, 15--20 cher Gestalt, länglich-lanzettlich; Lippe ejgenthümlich gestaltet, dreilappig. Seiten- lappen kurz abgerundet; Mittellappen lang ausgezogen, zweitheilig. — Mit Ausnahme der weissen Spitze des Säulchens ist die ganze Blume brillant dunkelkarminroth. (Taf. 64.) 24) Camellia japonica v. Elwvina Delli. | Eine aus Italien stammende Abart mit Blu- | men von mittlerer Grösse und regelmässi- gem Bau. Zartrosa, weisslich gerandet und mit fleischfarbenen Adern durchzogen. (Taf. 65.) III, Notizen. ec) Beschrieben in „The Gardeners Chronicle“, 25) Phalaenopsis Manni Rchb. fil. (Or- chideae). Eine von Gustav Mann im Jahre 1868 entdeckte Art mit fast spannlangen grünen, zart violettgerandeten, am Grunde gleichfarbig dicht punktirten Blättern. Se- palen und Petalen gelb, mit vielen zim- metbraunen Punkten und Flecken. Lippe weiss und Purpur. Säulchen gelb. (1871 p. 902.) 26) Saccolabium buecosum Behb. fl. (Orchideae). Eine Pflanze in der Weise wie S. mieranthum Ldl. aber mit gelblichen Blumen urd mit weniger dunklen purpur- braunen Punkten an den Seitenlappen der Lippe, Blätter an der Spitze schräg oder stumpf, zweilappig; — Rispe wenigblumig; Sepalen länglich, spitz; Petalen oval, ver- kürzt. Gehört zu den unscheinbaren Ar- IL. No 1) Culturnotizen aus dem Jahresbe- richt des Schlesischen Central - Vereins für Gärtner und Gartenfreunde zu Breslau für 1870. (Schluss). g) Geh. Rath Göppert, über die Einwirkung der Kälte auf die Pflanzen. Der berühmte Verfasser ist zu den fol- genden Resultaten gekommen: 1) Bei anhaltender Temperatur unter Null gefrieren nach und nach alle im Freien befindlichen Gewächse, früher oder später, je nach Umfang der Masse oder nach mehr oder weniger flüssigem Inhalt der Zellen, parenchymatöse Zellen, daher früher als Gefässe und Holzzellen, krautartige Stengel und Blätter oft unter auffallenden Beweg- ungserscheinungen. Die Wardungen der Zellen und Gefässe selbst werden dabei ebenso wenig wie nach dem Aufthauen zerrissen, selbst nicht bei den durch Frost getödteten Gewächsen, bei denen sie nur erschlafft und für den während des Lebens der Pflanze so selbstständig agirenden Dif- | 125 ten von nur botanischem Interesse und blühte in der Sammlung des Herrn Day, welcher es aus Ostindien erhielt. (1817 p. 933.) 27) Calanthe pleiochroma ERchb. fil. (Or- chideae). Eine mit C. versicolor et sylva- tica nahe verwandte japanische Erdorchi- dee. Blumen weisslich, mit hellpurpur auf der vorderen Seite; Lippe dunkel ocker- farben am Grunde mit röthlich - orange Anschwellung. Diese Art blühte im Mai 1871 bei den Herren Veitch u. Söhne in Chelsea. (1871 p. 938.) 28) Rodriguezia leochilina Rehb. fil. (Orchideae). Eine kleine niedliche Orchi- dee, in der Art von R. maculata; Sepalen und Petalen gelb, mit braunen Punkten. Stammt von Costa Rica und blühte in dem gleichen Etablissement. (E. E.) fusionsprocess nicht mehr befähigt erschei- neni Daher unter anderen auch das frei- willige Austreten des Wassers auf der Ober- fläche erfrorener Gewächse. Der Chemis- mus übt nun überall seine Wirkung aus; Cellulose und Chlorophyll werden zersetzt; daher die Bräuung und endlich Schwärz- ung der Blätter, Anfang der Humification. Letztere Veränderung tritt auch ein in den Markstrahlenzellen der Stämme, welche bei höheren Kältegraden wegen ungleicher Zu- sammenziehung der Holzlagen ihrer Drehungsrichtung oft bis über den Mark- cylinder hinaus gespalten werden. In Folge der wagerechten fächerförmigen Verbreit- ung der Markstrahlen entstehen anfänglich oft eigenthümlich gestaltete Figuren im Inneren der Stämme, später auch, da Risse nie verwachsen, sondern nur äusserlich überwallt werden, Zersetzung der Holzfa- sern und Gefässe, und Umwandlung in wahren Humus, weswegen ich den ganzen, durch tödtende Einwirkung des Frostes in 126 veranlasste Veränderung der Pflanze von jener Bräunung der Blätter an bis zu die- sem eben geschilderten letzten Ausgange, als Humificationsprocess auffasse und als solchen bezeichne. Dass auch alle anderen organischen Bestandtheile des Zelleninhal- tes hierbei Veränderungen erleiden, wie z. B. Amylum bei erfrorenen Kartoffeln in - Zucker verwandelt wird, gilt als selbstver- ständlich. Ein weites Feld für die orga- nische Chemie. 2) Die verschiedene Empfänglichkeit der Gewächse für den nachtheiligen Ein- fluss der Kälte beherrscht lediglich die In- dividualität, für die uns freilich jede Er- klärung fehlt, daher allein die Wirkung verschiedener Grade des Frostes, die sich für einzelne Pflanzen durch Versuche und Erfahrungen sogar feststellen lässt. Eine Ari Gewöhnung an absolut höhere Grade findet sicher nicht statt, wie wir auch nie- mals Pflanzen, die in ihrem Vaterlande keinen Frost erfahren, bei uns an die Er- tragung desselben gewöhnen oder sie im wahren Sinne des Wortes akklimatisiren können, worauf man bei unseren diesfalsi- gen Versuchen nur zu oft keine Rücksicht nimmt. Blätter und Stengel der Georgine erfrieren stets bei — 1 bis — 20, obschon sie schon seit fast 60 Jahren unsere Gär- ten zieren; ebenso die aus Indien stammen- den Bohnen stets noch in Ober-Italien, ob- schon sie schon seit dem Anfange un- sere Zeitrechnung und wohl noch darüber hinaus dort cultivirt werden. Nur von einer Accommodation der zeitlichen Tem- peraturverhältnisse der Heimath an die unserigen darf man sich Erfolge verspre- chen. Welche Schwierigkeiten sich hier aber auch entgenstellen, davon liefert die gewöhnliche weisse, aus Süd-Pensylvanien stammende Akazie (Robinia Pseudacacia) einen Beweis, welche dort bei späterem Frühjahr und Winter als bei uns vegetirt. Sie schlägt deswegen bei uns auch trotz vorangegangener Frühlingswärme später aus als unsere Laubbäume, vegetirt aber auch länger als diese und verliert nur erst durch Frost ihre Blätter, bevor sie ihren Vegetationscyclus beendigt hat. In Folge Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dessen erfriert sie häufig, während sie in ihrem Vaterlande stets höhere Grade ohne Nachtheil erträgt. Man kann also auch von diesem bei uns nun schon seit fast 200 Jahren in Deutschland cultivirten Baume nicht sagen, dass er vollständig akklimati- sirt sei. 3) Es gibt viele Gelegenheitsursachen, welche auf die Empfänglichkeit der Pflan- zen für Kälte von Einfluss sind, wie a) ver- schiedener Feuchtigkeitsgehalt, b) Winde, c) Abwechselung von Kälte und Wärme, da) Höhe der Kältegrade, und e) Standort- Verhältnisse. Der geehrte Verfasser lässt nun einige allgemeine Bemerkungen über die Kälte- grade folgen, welche die Holzgewächse Si- biriens ertragen, so Larix sibirica bis — 430 R. Schneedecke mildert den Einfluss der Kälte. Göppert hat in dieser Beziehung im Botanischen Garten zu Breslau Versuche angestellt. Unter der überaus gleichförmig gelager- ten Schneedecke von 4 Zoll war die Tem- peratur erst nach 3 der kältesten Tage — 20 bis 210 Temperatur, — 5 bis 60, der Boden in 4 Z, Tiefe 20, in 122. = 0. Aus allen diesen Beobachtungen geht her- vor, dass in jenen hohen Breiten und sicher auch auf unseren Hochalpen die gesammte auf das Wurzelleben beschränkte Vegeta- tion nur einem sehr geringen Kältegrad ausgesetzt ist, denn der bald nach der Be- endigung der Vegetation fallende Schnee schützt den Boden vor zu grosser Erkalt- ung durch Verhinderung der Strahlung, sowie vor dem Eindringen allzu niedriger und abwechselnder Temperatur. Es dürfte. also eben nicht wunderbar erscheinen, wenn selbst unter dem Nordpole noch eine üp- pige Vegetation angetroffen würde. In un- seren Culturen befinden sich arktische und | Alpenpflanzen bei unbeständigen schneear- ı men Wintern in einer viel ungünstigeren Lage, und gehen daher auch häufig bei mangelndem Schneeschutze zu Grunde. In praktischer Hinsicht ist zu bemerken, dass Schneebedeckung fastallen anderen Schutz. mitteln vorzuziehen ist. IV. Literatur. Inzwischen verhindert die Schneedecke nicht das Gefrieren der Wurzeln. Monate lang, wie ich z. B, 182930 beobachtete (vom 28. November 18329 bis zum 6. Fe- bruar 1830), können Wurzeln gefroren sein oder in einem scheintodtartigen ‚Zustande so zu sagen verharren, ohne dadurch ge- tödtet zu werden. 127 | Wachsthum im Winter erfolgt nur bei anhaltend frostfreier Temperatur und nur in sehr geringem Grade. Das rasche Blühen | der Frühlingspflanzen kommt von der fast vollendeten vorzeitigen Ausbildung ihrer Blüthen im Herbst. IV. Literatur. A. Grisebach, die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung. Ein Abriss der vergleichenden Geo- graphie der Pflanzen. Zwei Bände. Leipzig, Verlag von Friedrich En- gelmann. Humboldt ist der geistvolle Gründer der Pflanzen-Geographie. Nach ihm arbei- teten vorzüglich Schouw (1822) und A. de Candolle (1855) in der gleichen Richtung. Seitdem hat sich aber durch die alle Theile unseres Planeten, vom Nordpol bis zu den früher unzugänglichsten Lokalitäten der heissen Zone, durchforschenden Expedi- | tionen und Reisen, ein so überreiches Ma- terial aufgehäuft, — dass nur ein Mann wie Prof. Grisebach in Göttingen, der stets allen im Gebiete der Botanischen und Reise-Literatur erscheinenden wichtigeren Schriften, mit übersichtlicher Kritik gefolgt ist, — dasselbe so meisterhaft bewältigen konnte, wie das in dem vorliegenden Werke geschehen ist. Das vorliegende Werk gehört daher in die Reihe der für die Pflanzen-Geographie Epoche machenden Werke. Dasselbe ist das Resultat der Arbeiten eines ganzen Menschenalters von einem der bedeutend- sten deutschen jetzt lebenden Botaniker. Dieses Buch sollte daher von allen, die überhaupt für die Vertheilung der Pflan- zenwelt über unsern Planeten, oder für die Pflanzenculturen in den verschiedenartig- sten Zonen, für Vegetations-Skizzen aus al- len den verschiedenartigen Florengebieten unseres Erdballes, mit dem Nachweis der die speciellen Floren und Culturen bedin- genden Verhältnisse sich nur einigermassen interessiren, angeschafft werden. Die Reichhaltigkeit des Inhalts mag aus den Hauptparagraphen des Inhalts hervor- gehen, welche folgendermassen lauten: I. Die natürlichen Floren. (In die- sem Capitel ist die Eintheilung der Erde in natürliche Floren und die räumlichen und klimatischen Verhältnisse, welche diese bedingen, besprochen. II. Die Arkti- sche Flora. Ill. Das Waldgebiet des östlichen Continents. IV. Mit- telmeergebiet. V. Steppengebiet. VI. Chinesisch-Japanisches Gebiet. VI. Indisches Monsungebiet. VII. Sahara IX. Sudon. X. Kalaharıi. XI. Kapflora. XI. Australien. XII. Waldgebiet Nordamerikas. XIV. Praieriengebiet. XV. Kaliforni- sches Küstengebiet. XVI. Mexika- nisches Gebiet. XVII. Westindien. XVUl. Südamerikanisches Gebiet diesseits des Aequators. XIX. Ge- biet des äquatorialen Brasiliens. XX, Brasilien. XXI Flora der tro- pischen Anden Südamerikas. XXI. Pampasgebiet. XXIII Chilenisches Uebergangsgebiet. XXIV. Antark- tisches Waldgebiet. XXV, Oceani- sche Inseln. Jede dieser Florenregionen ist dann wieder nach Klima, Vegetationsformen, Ve- getationsformationen, Regionen und Vege- tationscentren besprochen. (E. R.) 128 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. v. Personalnotizen und Neuestes. 1) Aus Adelaide. schreibt uns: „Denken Sie sich, gestern und vorgestern hatten wir + 350R. im Schat- ten und 540 R. in der Sonne. In Folge dessen hat unser Garten arg gelitten, be- sonders die Europäer-, Nord - Amerikaner- und Himalaya-Pflanzen. Solche plötzliche Hitze ist der Fluch des Gartenbaues in Australien, des Mor- gens alles noch in voller Pracht und we- nige Stunden darauf verbrannt und ver- sengt. Wie schnell der Wechsel mag dar- aus am besten hervorgehen, dass wir heute bei heftigem Regen wieder + 150R. haben, also 200 R. weniger als gestern die Schat- tentemperatur war. 2) Die Samenhandlung von Friedrich Wilhelm Wendel in Erfurt, wird ge- genwärtig unter der Firma: Oscar Knopff in Erfurt fortgeführt. 2) Anzeigen von Ausstellungen bittet der Herausgeber, stets direct an denselben nach Petersburg zu senden, damit deren Anzeige nicht zu spät kommt. Zwei Aus- stellungen haben wir diesmal zu melden, nämlich: a) Ausstellung der K.K. Gartenbau- gesellschaft in Wien von Blumen, Pflanzen und Gemüsen am Parkring Nr. 12 vom 24. — 29. April 1872. Die Namensverzeichnisse der auszu- stellenden Pflanzen sind vor dem 18. April einzusenden. Die Preisbewerbung ist Jedem möglich, nur soll bis 8 Tagen vor der Ausstellung die Anmeldung erfolgen und zugleich gesagt werden, wie viel | | Fuss Raum gefordert werden. Die Einsendung und Aufstellung findet vom 22. April Morgens bis Abends den 22. April statt. Die Preise werden den 24. April Mor- gens 9 Uhr ertheilt. Das Programm berücksichtigt fast alle Theile des Gartenbaues. Dr. Schomburgk | b) 50jähriges Stiftungsfest des Vereins zur Beförderung des Gar- tenbaues in den preussischen Staa- ten. Im Jahre 1322 traten in Berlin einige Männer, deren heute nur noch wenige am Leben sind, zusammen, um einen Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preussischen Staaten zu gründen, dem bald die bedeutendsten Kräfte auf dem Gebiete des Gartenbaues sich anschlossen. Fünfzig Jahre lang hat der Verein, der älteste und grösseste seiner Art in Deutsch- land, segensreich gewirkt und für Förder- ung des Obst- und Gartenbaues wichtige Unternehmungen ins Leben gerufen. Der Verein wird im Juni 1872 sein 50jähriges Stiftungsfest feiern, insbesondere durch eine in den Tagen vom 21. — 30. Juni statt- findende Festausstellung von Pflanzen, Blumen, Obst, Gemüsen und gärtnerischen Geräthschaften. Laut dem Programm, das alle Zweige der Gärtnerei umfasst, vorzugsweise aber die Pflanzen- und Blumengärtnerei be- rücksichtigt, setzt der Verein aus eigenen Mitteln Preise in der Summe von 2000 Tha- lern aus; ausser diesen sind bereits von allerhöchsten und höchsten Herrschaften, von Ministerien und von Privaten zahl- reiche Preise in Aussicht gestellt, darunter goldene und silberne Medaillen und zum Theil recht erhebliche Geldsummen. Ein Nachtragsprogramm soll in Betreff dieser Preise baldmöglichst ausgegeben werden. Getreu dem alten Grundsatze ist auch dies- mal die Preisbewerbung eine unbe- schränkte, also nicht von der Mitglied- schaft am Verein oder vom Wohnorte des Bewerbers bedingte; es wird vielmehr aus- drücklich gewünscht, dass das gesammte deutsche Vaterland sich betheilige, und dass auch das Ausland sich nicht aus- schliesse. Programme für die Preisbewerb- ung sind von dem General-Sekretär des Vereins, Prof. Dr. Karl Koch, Berlin, Potsdamerstrasse 31a zu beziehen. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Beschreibung einiger neuer Cactus von Dr. R. A, Philippi. (Siehe Tafel 721.) Cacteae. 1) Echinocactus napinus Ph. (Tafel 721 Fig. 1). E. radici maximae napiformi insi- dens, globosus, cinerascens; luberculis quincunciatis, c. 11 costas formantibus; spinis novenis, aterrimis, brevissimis, superficiei arcte appressis; floribus Iu- teis; ovario albo-villoso. ' Habitat in litore arenoso portus Huasco in republica Chilensi. Radix napiformis, usque ad 31/, poll. sive 60 mm. longa, fere 11/, poll. sive 37 mm. crassa, pallide fusca, fere un- tique fibras, majores fere 1 lin. sive 2 mm. crassas emittit. Caulis basi 9—10 mm. crassa radiei insidens, 10 lin. sive 21 mm. altus, diametri 11 lin- earum s. 23 mm., a centro ad basin undecim tuberculorum series ostendit, tubercula c. 5 in quavis serie, quincun- cem satis regularem formantia ; diameter majorum 31/5 lin. sive 8 mm, Diameter coronae spinarum 1?/, lin. sive 3 mm,, fasciculus gossypinus inter eas minimus. V. 1872. Flos fere 28 mm. sive 13 lin. longus, luteus; ovarium densissime lanato-pilo- | sum, pilis albis 41,51), lin. s. 10—12 mm. longis, setas nonnullas paullo bre- viores occultantibus. 2) Opuntia papyracantha Ph. (Tafel 721 Fig. 2). O. articulis subglobosis, loco spinae laminas foliaceas, papyraceas, majores diametrum arlticulorum bis aequantes gerentibus. Habitat prope Mendoza et Catamarca in republica Argentina. Speciminibus e regione Mendocina allatis articuli subglobosi, diametri 15 lin. seu 33mm, Verrucae c. Slin. seu 17 mm. inter se distantes, pulvinorum- que diameter 3 lin. s. 61/, mm. Pul- vini centro pilis albis brevissimis con- fertis tuli, ambilu selis seu spinulis 1 lin. s. 2 mm. longis, erectis, e pur- pureo rulis cincli, ex epidermide rupta emerguni, quae marginem distinctum subelevatum ostendit. E parte inferiore 9 130 pulvinorum spinae seu potius laminae foliaceae 2 vel 3 nascuntur, 3 poll., fere 80 mm., longae, basi usque ad 2!/, lin. s. fere 6 mm. latae, sensim acuminatae, basi paullulum concavae, albidae, in purpureum et cinereum ver- gentes, superiores patentes, inferiores deflexae, quibus planta adspectum valde singularem debet. Fructuum e centro pulvinorum ortorum vestigia adsunt. De hac specie d. Burmeister in iti- nere suo Argentino vol. I. p. 223 haec monet: „Ich fand unter den Opuntien eine sehr merkwürdige Form, welche ich später in der Gegend von Catamarca wieder antraf, mit knollenförmigen, länglich ovalen Gliedern, etwa 21/,—3 Zoll lang und 1 Zoll dick, drehrund nicht flach, und stati der Stacheln mit langen schmalen, linienförmigen, grauen Blättern besetzt, die abwärts gebogen nach allen Seiten abstehen, und zwar hart und steif aber nicht so fest sind wie wirkliche Stacheln. Dies sonder- bare Gewächs kam häufig und in zwei Varietäten vor, die eine mit diesen blattartigen Stacheln, die andere ganz kahl; runde Stacheln fehlen ihr voll- ständig. Die Blume war hellgelb, ganz vom Bau der Opuntien-Blumen, aber sehr blass und ziemlich klein.“ 3) Opuntia clavata Ph. 121 Fig. 3). O. articulis oblongo-clavatis, tere- tibus, sub octo costalis, costis suberena- tis, in crenis pulvinos gerentibus; spi- nis albis, eylindricis c. 8 in pulvinis superioribus, inaequalibus, majoribus 2—3 usque ad pollicem longis; flori- bus...; fructu ovato in parle superiore pulvinis distantibus, albo-spinosis, spi- nas usque ad 5 lin. longas gerentibus armalo. (Tafel Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. In andibus prov. Santiago in ruderi- bus saxorum raro. Unicum specimen Augusto 1866 mihi venator quidem attulit. Caulis, si hoc verbo uti licet, subterraneus albidus, ultra 4 poll. s. 100 mm. longus, 41/, lin. seu 10 mm. crassus, sulcis 8—10 exaratus, quorum porcae pulvinos c. 31, lin. seu 8 mm. distantes, parvos, setis s. spinulis brevissimis armatos gerunt. Ad caulis apicem articuli non- nulli recentes, emortuorumque plurium vestigia cernuntur. Arliculus major fere 31/, poll. s. 90 mm. longus, 15 lin. seu. 23 mm. crassus, basi vero usque ad diametrum 4 lin. s. 9 mm. attenu- atus. Sulci salis profundi et lati costas angustiores dividunt, quae in dimidio superiore circiter 4 denies obtusos os- tendunt, e quorum angulo pulvini parvi, spinis divergentibus albidis horridi nas- cuntur; spinae majores ut supra dixi pollicem seu 27 mm. longae. — Fruc- tus 19 lin. sive 41 mm. longus, fere 12 lin. sive 25 mm. crassus, altero la- tere sat laete rubens, altero albidus, pari modo ut caulis articuli armatus, sed spinae dimidio breviores sulcos- que nullos gerit. Corolla marcescens aderat. Color purpurascens caulis hy- emis frigori debetur, ut mihi saltem videtur. Wir danken diese Abbildung Herrn Haage und Schmidt, welcher diese Ar- ten eingeführt hat, Herr Dr. Philippi, der sich um die Kenntniss der Flora Chili’s schon so viele Verdienste er- worben, sowie auch eine Masse von Pflanzen von da in deutsche Gärten eingeführt hat, ist der Entdecker auch dieser Arten. (E. R.) T. Originalabhandlungen. 131 b) Triehinium Manglesi Lindl. (Siehe Tafel 722.) Amarantaceae. Unter den in den Gärten verbreite- ten Amarantaceen ist wohl das hier vorliegende Trichinium Manglesi Lindl., eine der schönsten und empfehlens- werihesien Arten. Wir haben diese Pflanze aus Zürich bezogen, und ob- wohl klein, entfaltete dieselbe vollkom- mene Blumen, worüber die Abbildung (natürliche Grösse), wohl den besten Beweis gibt. Bezüglich der Cultur, ist nur bemerkenswerth, dass sie in Hei- deerde, gemischt mit !/, Lehmerde und Sand vortrefflich gedeiht. Obwohl diese Pflanze sich durch die Zeichnung ge- nügend empfiehlt, möchten wir doch alle Bilumenfreunde um so mehr auf dieselbe aufmerksam machen, weil ihre Blüthezeit auch sehr lange währt und somit der Genuss ein doppelter ist. Das Vaterland dieser Pflanze ist Neu- holland und in den Gärten ist sie seit 1852 bekannt. Eine Abbildung findet sich tab. 5448 des Botanical Magazins. Max Kolb. ec) Anthurium Binoti Linden. (Siehe Tafel 723). Aroideae. Anthurium Binoti (Ex horto Linde- niano). Caudex abbreviatus, erectus. Petio- lus crassus, semiteres, 5— 6 pollices longus; geniculo abbreviato. — Lamina folii coriacea, supra salurate virens, nitens, infra flavo-virens, elliptico-lan- ceolata v. saepissime elliplica, 6 — 10 pollices longa ei 21/,—5 poll. lata, ut- rinque rolundato -attenuata, apice in apiculum producta; pseudoneuro a mar- gine remoto; costa satis crassa, ulrin- que prominente; venis in planta viva parum conspicuis. Peduneulus pedalis et ultra, teres. Spatha lineari-lanceo- lata, apice subito acuminata, reflexa, olivaceo-viridis. Spadix cylindricus, recius, sessilis, circiter 2- pollicaris, spatham superans. America tropica. Affine A. Vello- ziano ei A. Olfersiano, caudice cras- siore magis abbreviato, foliis magis coriaceis, geniculo breviore diversum. Wir erhielten das beistehend abge- bildete Anthurium aus Lindens Garten. Dasselbe ist in der Blattform dem An- Ihurium Olfersianum und A. Vellozia- num zunächst verwandt, es ist aber die ganze Pflanze viel robuster als diese beiden Arten, der Stengel derselben ist nicht blos viel dicker, sondern auch viel kürzer. Die Blatistiele und Blätter viel dicker und letztere im Verhältniss breiter zur Länge, als wie der beiden 9%* 132 genannten Arten, ebenso ist das Ge- lenkstück auf der Spitze des Blattstiels viel kürzer. Alles dies ist allerdings nur ein geringer Unterschied, — aber dennoch besitzt A. Binoti eine so verschiedene Tracht, dass solche mit keiner von beiden Arten vereinigt wer- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. t den kann. Gehört zu den wirklich schönen decorativen Arten. (E. R.) Erklärung des Abbildung. a) Ein blühendes Exemplar verkleinert. b) Ein Blatt. c) Der Blüthenschaft mit Blüthen- scheide und Blüthenkolben in nalür- licher Grösse. nn nn EE——nnunininnnnnnnnnndn—————— 2) Reisenotizen von E. Regel. (Fortsetzung) Belgische Gärten, Berlin, Han- nover. Von London ging ich direct nach Gent. Bei der Ankunft in Östende ward kein Passagier vom Schiffe gelassen, der seinen Pass nicht aufweisen konnle. In Gent angekommen, waren meine Ef- fecten in Ostende liegen geblieben, so dass ich bei der Ankunft dieselben nicht ausgeliefert erhielt. Ich meldete mich beim Stationschef, es ward tele- graphirt und ich nach 2 Stunden wie- der zur Station bestellt. Ich meldete mich dann pünktlich zum zweiten Male und nun ward mir von dem Beamten gesagt, meine Effecten seien zum La- gerhaus gegangen, das gerade auf der anderen Stadiseile liegt. Dorthin fuhr ich, erhielt aber den Bescheid, das sei ein Versehen, sie müssten auf dem Stationshof sein. So sendeten mich die Herren Stationsbeamten einen halben Tag spatzieren durch die Stadt, und wirklich erhielt ich meine Effecten, als ich zum dritten Male zur Eisenbahn kam, erst nach- dem ich den Herren Beamten meine An- sicht klar und deutlich gesagt u. abermals zum Stationschef klagen gegangen war. In Belgien sind derartige Vorfälle häufig, und melde man sich ja stets bei der höchsten Instanz der Station, denn df® expedirenden Beamten sind meist unfreundlich, und die blaukitteli- gen Koffenträger oft unzuverlässig. Gent, die Stadt Belgiens, welche man so recht eigentlich die Stadt der Garten - Etablissements nennen kann, habe ich in diesen Blättern, in Bezug auf die grossartigen Gärtnereien, schon wiederholt besprochen, so dass ich dies- | mal kurz sein kann. Das Etablissement des Herrn Louis Van Houtte ist immer noch, trotz der zahlreichen Concurrenz - Anstalten, eins der vollständigsten und ausgebrei- tetsten Geschäfte, das keinen Zweig des Gartenbaues vernachlässig. Nur die Gartenbauschule ist jelzt auf den Bo- tanischen Garten in Gent übergegangen. Besonders schön und reich ist in den Warmhäusern die Sammlung der Pan- danus, von denen Hr. L. Van Houtte noch mehrere unbeschriebene Arten eultivirt. Eine Art mit ganz weiss be- reiften Blättern wird als Pandanus fa- rinosus cultivirt, ausserdem sind schöne und seltene Arten P. drupaceus, Bogea, Vandermerschi. Wie früher bilden auch jetzt noch die schönen Gesneri- aceen eine besondere und an neuen im Etablissement Van Houtte’s erzoge- nen hybriden Formen, reiche Culturab- I. Orginalabhandlungen. theilung. Diesmal waren es die schö- nen neuen Spielarten von Biglandu- laria conspicua Seem,, einer neuen mit Gesnera verwandten Gattung, mit gelben, rosaroth und fleischfarb gezeich- neten Blumen. Die schöne Drymonia turialvae, Plectopoma Viola mit zart rosarothen Blumen mit weissem punktirtem Flecke im Schlunde,, ferner Pioctopoma labyrinthicum, Tydaea Ro- bert le diable, schöne neue Naegelien, sind da ferner hervorzuheben. Zum ersten Male sah ich hier auch die von Roezl eingeführte Utricu- laria montana eine Art mit kleinem knolligem Wurzelstock und sehr gros- sen, schönen weissen Blumen, in vol- ler Blüthe. Höchst interessant ist die Cultur der verschiedenartigen Zwiebelgewächse und ist Van Houtte’s Etablissement gegen- wärtig wohl das einzige, was da alle Abtheilungen vertritt. Neben Hyacin- then und Tulpen auch alle die anderen Zwiebelgewächse, welche die Cataloge der holländischen Zwiebelhändler auf- zuführen pflegen, — die Amaryllis, zu deren Vervoilkommnung vor allem Van Houtte beigetragen hat, zu Tau- senden, und zwar den Sommer hin- durch auf erhöhte Beete (platesbandes) ins freie Land gepflanzt, Alströmerien, Fritillarien, Lilien, Tigridien, vor allem aber die zarten und schönen Zwiebel- gewächse Südafrika’s, so die verschie- denen Lachenalia-Arten (10 Arten) die Tritonia-, Antholyza-, Babiana-, Gla- diolus-Arten etc. In voller Blüthe sah ich z.B. Brodiaea grandiflora, schöne Art mit einer Dolde blauer Blu- men, Brodiaea coccinea, mil einer Dolde von hängenden purpurnen Blu- men mit grünem Rande, Brodiaea congesta elc., alle im freien Lande in Holzkästen cultivirt, in denen sie im | 133 Winter genügenden Schulz durch Deck- ung gegen den Einfluss der Kälte er- halten. Ich kann nicht alle die zahlreichen Saınmlungen der von mir wiederholt besprochenen Sammlungen von Pflanzen des Gewächshauses und freien Landes durchgehen, sondern ich beschränke mich auf die Anerkennung, die diesem Elablissement stets von Neuem Jarge- bracht werden muss, dass es gleich einem der Wissenschaft gewidmeten Garten, neben allen den Pflanzen, wel- che die herrschende Mode zu den am meisten begehrten Gewächsen siempelt, auch keine der anderen Pflanzengrup- pen vernachlässigt. Nur auf einige schöne Holzgewächse des freien Landes will ich noch auf- merksam machen. Da nenne ich zuerst den Acer palmatum Japans, in den zahlreichen verschiedenen Formen des- selben, als kräftige Sträucher des freien Landes. Hier sah ich auch zum ersten Male die Strauchbirke Nordamerikas, dieBetula pumila L. von Van Houlte als Betala roiundifolia cultivirt, ferner eine Weide mit weiss gezeichnetem Blatte, als „Salix laurifolia fol. variegalis, — ferner eine wunder- bar schöne Sammlung der im milden Klima Belgiens noch harten Coniferen, darunter Larix Kaempferi, Abies nobi- lis, lasiocarpa, ein 20 Fuss hohes Pracht- exemplar der Sequoia Wellingtonia u. 8 1. Schliesslich noch eine Construction, die jedem Besitzer eines Gewächshau- ses von Interesse ist. Die Tische, wel- che in niederigen Gewächshäusern, seien das nun Warm- oder Kalthäuser, zur Aufstellung der Pflanzen construirt werden, unterliegen, — sofern sie aus Holz construirt sind, jährlichen Repa- raiuren oder gänzlicher Erneuerung in 134 kurzer Zeit. Bei Wagner in Riga, in England bei Veitch und an andern Or- ten, sah ich solche aus Eisen und Schie- ferplaiten construirt, — einer sehr schö- nen und soliden, aber nur in der An- lage etwas theueren Art der Herstell- ung. Bei Van Houtte hai man in neue- ster Zeit diese Tische aus Eisen und Backsteinen construirt. Mit Eisenstan- gen ist eine Art von Rost gebildet und die Tischplatte über diesem Rost isi durch mit Cement unter einander ver- bundene Backsteine gebildet. Das Etablissement desHerrn Jean Verschaffelt in Gent hat sich seit der Zeit, dass ich solches nicht sah, bedeutend gehoben, die ausgezeich- netste der Sammlungen des Hrn. Jean Verschaffelt ist die der Agaven und verwandten Pflanzen. Von Agave cul- tivirt derselbe ungelähr 110 Arten und Abarten, von denen viele in grossen prächtigen Culturexemplaren vorhanden, während andere direct aus Mexiko in dieses Etablissement eingeführt wurden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Palmen sind tausendweis, in jungen aus ! importlirten Samen erwachsenen Exemp- laren, vorhanden. die Sammlung der Cycadeen. Die En- cephalartos-Arten Südafrikas in grossen importirten Stämmen, darunter als Neuig- keit „Encephalartos Mac Quillii.“ Reich ist auch die Sammlung der Baumfarn in grossen imporlirten Stäm- men, so von Balantium antarcticum, Alsophila australis, Cyathea dealbata, Dicksonia fibrosa, Lomaria ceycadifolia, Cibotium princeps, Todea barbara. Von Testudinaria elephantipes hat Jean Verschaffeli wahre Colosse von jenen halbkugeligen Siämmen vom Cap eingeführt, deren korkige Rinde in re- gelmässige polyedrische Schilder platzt. In Bezug auf Stammform ist diese Schlingpflanze eine der interessanteslen. 7 Als interessante, vom Herrn A. Ver- schaffelt cultivirte neue Pflanzen, sind hervorzuheben: Euphorbia Mon- teiri Hook, mit blattlosem genarbtem und verästeliem Stamme, der auf der Spiize der Verästelungen die spathel- förmigen blaugrünen Blätter und unbe- deutenden Blumen trägt. Ficus Bonneti, eine hübsche Blatipflanze fürs Warmhaus, ähnlich Ficus Suringari. Azalea lineari- folia Hooker, eine Azalea Japans mit linearen Blättern. Echeveria agavoides Ch. Lem. (E. aloides h. Kew.), eine schöne neue Echeveria Mexicos, von der Tracht einer Aloe mit ovalen, in einen Dornen zugespitz- ten ganzrandigen Blättern. Eine Specialeultur dieses Etablisse- ments sind die Lorbeerbäume, welche in zahlreichen Hochstämmen mit kugli- ger Krone, oder als Pyramiden ange- zogen und grossentheils nach Russland abgesetzt werden. Das Etablissement des Herrn Dal- liere besuchte ich diesmal zum ersten Male, und war erstaunt, welche Aus- Schön und reich ist | dehnung dasselbe in kurzer Zeit ge- wonnen. Herr Dalliere cultivirt vor- zugsweise die gangbarsten Pflanzen des Warm- und Kalthauses in 20 Gewächs- häusern und erbaute gerade noch ein grosses Gewächshaus zur decorativen Aulstellung der besten Verkaufspflan- zen. Dracänen, Marantaceen und Pal- men herrschen in den Warmhäusern vor. Letztere sind in grosser Masse aus Samen erzogen worden, und wen- det Herrn Dalliere eine Deckung der Samentöpfe mit Moos an, in Folge des- sen die Samen schneller und gleich- mässiger keimen sollen. Herrn Adolph Stelzner’s Etab- lissement hat sich gleichfalls, seitdem ich es nicht sah, bedeutend gehoben. I. Originalabhandlungen. Die Hauptcultur des Herrn Stelzner ist immer noch die der seltneren Farne, welche vorzugsweise massenhalt nach | England abgeseizt werden. Ausser- dem die gangbarsten Pflanzen des Warm- hauses, Kalthauses und freien Landes. Hier sah ich zum ersten Male die vom Petersburger Botanischen Garten aus- gehenden Bambusa aureo-striata und B. argenteo-striata in voller Schönheit als einige Fuss hohe Sträu- cher des freien Landes, die in voller Sonne cultivirt ihre Blätter in reizen- der Schönheit mit greller Streifung entwickelt halten, — während die im Gewächshaus im Topfe cultivirten Ex- emplare stets mehr gleichmässig grün gefärbte Blätter entwickeln. Auch in Japans Gärten werden nach Herrn Ma- ximowicz’s Mittheilung beide Arten stets in voller Sonne cultivir. Canna tricolor ist eine sehöne Form mit panachirtem Blatt, zum Auspflanzen während des Sommers im freien Lande geeignet. Die Araucaria-Arten vermehrt Herr Stelzner nur noch aus Stecklingen, indem er im Januar aus- schliesslich Stecklinge von Kopipflanzen bei 8° R. Bodenwärme steckt. Das berühmte Etablissement desHerrn Ambroise Verschaffelt ist seit- dem käuflich an Herrn J. Linden über- gegangen und verwaltet der Schwie- gersohn des Herrn J. Linden, Herr P. Gloner, das Etablissement in Gent als Director. Bis zum Sommer 1871 hatte Herr J. Linden in Brüssel vor- zugsweise die Cultur seiner zahlreichen neuen Einführungen der Orchideen und Gewürz- und Handelspflanzen behalten, — während die eigentlichen Handels- pflanzen des Warm- und Kalthauses und freien Landes vorzugsweise in Gent eultivirt wurden, Die Gartenflora bespricht die zahl- 135 reichen neuen Einführungen von Lin- den’s Elablissement stets nach den von Linden im Illustrations-horlicole und in Linden’s Catalogen publicirten Be- schreibungen. Es bleibt mir also nur noch übrig, anzuerkennen, dass Lin- den’s Etablissement in Brüssel, in Ver- einigung mit dem in Gent, das gross- artigsie derartige Unternehmen auf dem Continente ist, das in einigen Bezieh- ungen auch die ähnlichen Elablissements Englands überflügelt hat, während es in Bezug auf die Culturen feinerer Kalt- hauspflanzen jenen nachsteht, Betrach- ten wir beide Etablissements vereinigt, so sind die Sammiungen der Blaitt- pflanzen des Warmhauses mit schön gezeichneten Blättern, sowie die der tropischen Blati- pflanzen mit immergrünen Blät- iern, ferner die Sammlungen der Nutz- und Arzneipflanzen und der tropischen Fruchtbäume, die reichsten, welche überhaupt je in Han- delsgärten existirt haben. Aroideen, Bromeliaceen, Farne, gleichfalls reich, — besonders reich aber die Sammlung der Baumiarne, von denen über 60 Arten eullivirt werden. Die Orchideensamm- lung ist an Zahl der cultivirten Arten die grösste, die je in einem Handels- garten existirt hat. Hat Linden doch die ganze berühmte Sammlung der Or- chideen des in Hamburg verstorbenen Consuls Schiller an sich gebracht, — strömen doch in seinen Garten auch ausserdem steis die Masse der von sei- nen Sammlern gesammelten Exemplare seltner Arten ein. So cultivirt Linden gegenwärtig mehr als 1200 Arten von Orchideen. Das ist in unserer eiser- nen Zeit heut zu Tage einem Handels- Etablissement möglich, während die am reichsten dolirien Anstalten der Staa- ten Europa’s, wie die Botanischen Gär- 136 ten zu Kew und Petersburg, da noch | weit zurück stehen. Die Mehrzahl un- serer deutschen botanischen Gärten müssten bis 10 Jahre lang ihr ganzes Unterhaltungs-Etat nur auf den Ankauf von Orchideen verwenden, um eine solche Sammlung zusammen zu bringen, — und doch sind gerade die tropischen Orchieeen die interessantesten und schön- sten Culturpflanzen und findet sich auch in dieser Familie eine Masse von Ar- ten, die nur rein botanisches Interesse haben. Ebenso colossal ist die Sammlung der Palmen, die nahe an 450 Arten umfasst und die Mehrzahl derselben in Hunderten von jungen schönen Exem- plaren. Zwanzig Jahre zurück und in den reichsten Handelsgärtnereien fan- den sich nur noch wenige Palmenarten in abgebbaren Exemplaren. Ueber das reizend liegende Lüttich und Aachen ging’s nun nach Deutsch- land zurück. In Deutschland übergehe ichalles frü- her in der Gartenflora von mir einlässlich Besprochene und beginne mit der Haupt- stadt des Deutschen Reichs, mit Berlin. Der botanische Garten in Schöneberg ist unter Prof. A. Braun’s und Inspector C. Bouche’s Obhut auch jetzt das, was er immer war, eines der an Pflanzen- Arten reichsten Institute des Continents. Nur schade, dass mit den Pflanzen die Gewächshäuser nicht mit wachsen und so selbst mitten im Sommer der Man- gel an Platz und auch an Arbeitskräf- ten für das grosse Institul ersichtlich ist. Als wiederholt einlässlich bespro- chen, wollen wir heute nur einzelne interessante Pflanzen hervorheben. Loportea pustulata ist eine von Roezl aus dem tropischen Amerika | eingelührte Gespinnsipflanze. Die Gali- ung Selaginella in einer vollständi- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gen Sammlung aller in Cultur befind- lichen Arten wird im Sommer im Freien im dichten Schatten hoher Bäume cul- tivirt. Das schöne Cypripedium spectabile aus Nordamerika blühte gerade reich und üppig auf einem nur der Morgensonne ausgesetzien Beele (voreiner Baumgruppe), das mit schwar- zem Waldhumus gefüllt ist. Da auch in üppiger Vegetation alle die schönen Arten der gleichfalls die Waldungen Nordamerikas bewohnenden Gattung Trillium. Plaiygonia cucume- rina ist eine windende Cucurbitacee Japans mit knolliger Wurzel, die im Freien gut aushäll. Von den Gattungen der Rhizocarpeen als Marsilia, Pi- lularia, Isoötes, werden alle bis jeizt in Cultur gekommenen Arten theils in Näpfen mit Untersätzen, iheils mit den Töpfen in Bassıns flach eingesenkt, den Sommer hindurch im Freien cul- üvirt. Professor A. Braun hat diese interessanten Pflanzen sowohl in Bezug auf ihre Entwickelungsgeschichte als auch systemalisch bearbeitet und hat hierzu gerade der botanische Garten in Berlin das Material geliefert. Bei den Culturen der die Torfbrüche bewohnenden Gewächse, wie auch bei der Cultur der Alpenpflanzen, nislet sich als eines der lästigsten Unkräuter ein Lebermoos, die Marchantia, ein, welche alles mit einer fesien Rasen- schicht überzieht und die zarteren klei- neren Pflanzen erstickt. Herr Bouche sagte mir, dass er als sicheres Mittel Asche oder pulverisirten Guano ge- brauche, mit denen er die Marchantien, Morgens wenn noch der Thau auf den- | selben liege, einigemal bestreuen lasse. Es schade dies den andern Pflanzen nichts, während die Marchantia davon getödtei werde. Im Berliner Botanischen Garlen sah | Tafel 721. 1. Echinocaetus naninus Ph. 2. Onuntia papyracan tha Pfr 3. Onuntia. elavata. I. Originalabhandlungen. ich auch die ersten Spuren des Win- ters von 1870 zu 71, der in den Arbo- reten Deutschlands so arg gehaust hat und von dessen Einfluss die Garten- flora schon einige Berichte gegeben hat. Besonders hatten die zarteren Co- niferen gelitten, während aber die Re- tinisporen Japans, Chamaecy- paris nutcaensis, die breite Ra- sen mit ihren niederliegenden Zweigen bildende Juniperus prostrala ganz unbeschädigt geblieben waren, waren Wellingtonia,Taxus hibernica, Biota, Pinus Pinsapo und Nord- manniana theils ausgefroren, theils hatten sie wenigstens sehr gelitten. Ich übergehe die wiederholt be- sprochenen anderen Gärten Berlin’s, zolle meine Bewunderung dem unter der Meisterhand Brehm’s entstandenen Aquarium und dem in der Umbildung begriffenen Zoologischen Garten, der bald einer der reichsten und schönsten Deutschlands sein wird. Wie eine Oase mitten in der Mär- kischen Sandsteppe bilden die reizen- den und im grossarligsten Massstabe angelegten und unterhaltenen König- lichen Gärten Potsdam’ ein Meisterstück der Garlenkunst. Seit Len- ne’s Tode gehen unter der gegenwär- tigen einsichtigen Oberleitung des Gar- tendirectors Jühlke die Potsdamer Gär- ten und Anlagen einer stets fortschrei- tenden Eniwickelung entgegen. Wer Potsdam’s Anlagen und Gär- ten nur flüchtig besehen will, braucht dazu mehrere Tage. Da ist der Ba- belsberg mil dem Königsschloss und den prächtigen Blicken und Aussichten. Da ist die Besitzung des Prinzen Karl, Glinike, ein liebliches durchdachies landschaftliches Bild. Ueberall eine an- - genehm wirkende Bewegung des Bo- dens, prächtige Baumgruppen, von de- 137 ren Grün vorgepflanztie Blutbuehen und Silberpappeln sich malerisch abgrän- zen, und Durchblicke nach den Was- serparthien der Havel, alles vorzüglich gehalten. Einen Ringsblick bietet der Stand- punkt auf den Galerien des als Ruine gebauten Tempels in griechischem Style, der die Spitze des Pfingstberges krönt. Da überblickt das Auge den weit sich ausdehnenden Park, die Wasserparthien der Havel, die Havelgebirge und Pots- dam. Das Neue Palais mit den Römi- schen Bädern und dem Palais des Kron- prinzen bildet eine andere grossartige Parihie- der Potsdamer Anlagen. Dort ist auch vom Gartendirector Jühlke ge- genwärlig die Gartenbauschule nach neuem Plane eingerichtet worden. Ein besonderes Gebäude dient den Garten- bauschülern zur Wohnung und enthält zugleich die Räumlichkeiten für den Unterricht. Jeder aufzunehmende Eleve muss sein Examen als Secundaner ab- solviri haben und hat einen 2jährigen Curs durchzumachen, für den er jähr- lich 50 Thlr. inclusive der Beköstig- ung zu zahlen hat. Die Gesammtzahl der Eleven soll 24 nicht übersteigen. In den theoretischen Fächern erhalten dieselben den Unterricht von besonders dazu angestellten Lehrern und prak- tisch beschäfligen sich dieselben unter Aufsicht des Inspectors Herrn Lauche in dem Garten und den ausgedehnten Baumschulen. Eine regelmässige Anlage im Ge- schmack Le Noire’s ist Sanssouci. Die- ser Theil der Potsdamer Gärten ward von Friedrich dem Grossen begonnen und von Friedrich Wilhelm IV. vollen- det. Auf der Spitze des höchsten der Hügel steht das erst unter Friedrich Wilbelm IV. neu aulgeführte Orangerie- gebäude. Dieses besteht aus einem 138 Mittelbau, der von einem von Säulen- hallen gebildeten Thurme gekrönt ist und der im Parterre die Gemächer ent- hält, in denen die Kaiserliche Familie sich beim Besuche Sanssouci’s nieder- lässi. Die Ausstaitung dieser Räume ist im höchsten Grade reich und ge- schmackvoll, der grosse Mittelsaal von oben erleuchtet, enthält die Copien al- ler von Raphael stammenden Gemälde und daneben beiderseits grossarlig ge- haltene Zimmer im Römischen Style, von Säulenhallen und offenen Veranden begränzt. Steigl man auf den Thurm, dann hat man ein Ringspanorama von wunderbarer Schönheit. Da der Blick nach den von der Havel gebildeten Seen und Wasserparihieen bis zur Plauen- Insel, dort der Blick nach den sich in weiter Ferne verlierenden bewaldeten Havelgebirgen, hier der Blick auf Pots- dam und über die weiten Parkanlagen, in denen jeder hervorragende Punkt von den Schlössern oder den schönen Landhäusern von Privaten decorirt ist. Wahrlich ein reiches schönes land- schaftliches Bild, das die Kunst im Laufe mehrerer Menschenalter allmälig mitten in der Märkischen Sandebene hervor- gezaubert hat. Zu beiden Seiten des Mittelbaues sind die grossen Orangerien erbaut. Der Platz vor dem Orangeriegebäude fällt in mehrere Terrassen bis hinab zur Ebene. Auf breiten mächligen Stein- treppen steigt man von Terrasse zu Terrasse hinab. Die Terrassen selbst sind regelmässig bepflanzt mit gut ge- formten Pyramiden von Eichen und in Halbkugelform erzogenen Exemplaren von Buxus, Mahonien etc. Dazwischen liegen längs der Wege in mosaikarli- ger Zeichnung Rosenbeete mit Kanten von Buxus und Boete von buntblätteri- | gen Pflanzen, Auf der einen Seite « Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gehen diese Terrassen in mächtige Al- leen über, auf der andern Seite schlies- sen sich bedeckte Laubengänge an von Carpinus, dann italienische Veranden und Alleen von Morus, die von mäch- tigen Weinstöcken umschlungen und mit einander verbunden sind. Gegen- über liegt das Königsschloss, das im Sommer von der Königin Elisabeth be- wohnt wird und das ebenfalls auf der Spitze eines Hügels liegend ähnlich de- corirt ist und in Terrassen abfällt. Hier spielen die alten berühmten grossen Orangenbäume der Orangerie von Sans- souci bei der Decoration eine Haupt- rolle, und von dem Dache des Schlosses ist eine ebenfalls wunderbar schöne Aussicht. Die Krone aller der künstlerischen Schöpfungen in landschaftlicher Be- ziehung in Potsdam ist Marly mit der Friedenskapelle. Hier ruht Friedrich Wilhelm IV. und ein Friedensengel, ein Meisterstück in der Ausführung, be- wacht die Ruhestätte. Vor der Kirche eine offene Säulenhalle, in der Mitte dieses Platzes eine kolossale Christus- statue von Rauch und zu beiden Sei- ten in Nischen allegorische Figuren- gruppen, die Liebe und die Gerechtig- keit darstellend. Der Park von Marly selbst hat keine grosse Ausdehnung, aber es ist ein Stückchen Erde von wunderbarer Schönheit, wo jede ein- zelne Parthie, wie das Zusammengrei- fen aller, Frieden und Ruhe athmel. Schwellende Rasenparihien auf allent- halben leicht bewegtem Terrain, von einer Schönheit der Haltung, wie wir das selbst in England nirgends sahen. Jeder der Bäume und Sträucher, jede der Baumgruppen hat die richtige Stel- lung. Da decken dieselben, hier bil- den sie kühle schattige Laubgänge, da präsentiren sie sich in ihren schönen I. Originalabhandlungen. natürlichen malerischen Conturen, in- dem sich die Zweige der untersten leicht dem Boden nach schmiegen, wäh- rend die oberen ihr Laubdach über den- selben ausbreiten. Hier wieder unter- brechen prächtige, auf dem Rasenplatz stehende Einzelpflanzen und rahmen immer neue Ansichten ein, den Blick gerade nach einer Richtung hin fes- selnd und Ruhe gewährend, oder aus weiterer Ferne gesehen gruppiren sich wieder die Einzelpflanzen zu maleri- schen Gruppen, bald hier, bald da Durch- sichten über die schwellenden Rasen- flächen freilassend. Dazu ist Schatten und Licht durch das mannichfache Co- lorit der Laubbäume und Nadelhölzer meisterhaft vertheilt, so dass kaum der Pinsel, viel weniger das Wort die majes- tätische Ruhe und den Frieden in der ganzen Scenerie wiederzugeben ver- mag. Thuja Warreana in wunderbar schönen Einzelpflanzen, Buchen, Blut- buchen, der weissblätterige Elaeagnus, Silberweiden mit ihren gracil überwal- lenden Zweigen vereinigen sich zu har- monischen Gruppen und der Frieden im ganzen Bilde stimmt im Verein mit dem nahen Gotteshause das Gemüth zur Andacht und stillen Selbsibetrachtung. Kurz Marly ist eine jener werthvollsten Perlen, welche Lenne’s Genie geschaf- fen, der die verständige und sorgsame Pflege, unter der diese Anlage jetzt steht, die köstliche Fassung gegeben hat. Die wenigen farbigen Gruppen lie- gen meist versteckt, passen aber auch so kaum in den Geist, der diese ganze Anlage durchweht. Marly ist das Ideal einer natürlichen Anlage, Sanssouci aber das Musterbild einer Anlage im fran- zösischen Style mit den dort ganz an richtiger Stelle angebrachten Formbäu- men und Freskomalereien von buntfar- bigen Blumen- und Blattpflanzen. —___ 211111 kgitinsssiiitiirrerrterree ——n a eng 139 Von Hannover aus besuchte ich den Berggarten in Herrenhausen und besah mir diesmal mit Ruhe die reichen Pflan- zenschätze der dorligen Gewächshäuser und des Parkes um das Welfenschloss, DesPalmenhauses und der ausgezeichne- ten Palmensammlung unter der Leitung des Monographen dieser Familie, unseres intelligenten lieben Freundes H. W en d- land haben wir schon einmal gedacht. Seitdem sind die majestätischen Palmen wieder gewachsen und das ihnen ge- baute Krystallpalais wird denselben schon zu klein. Majestätische Exemplare von Areca Baueri mit 20 Fuss hohem Stamm, Livistona australis mit 30 Fuss hohem Stamm und einer mächtigen We- delkrone von 130 Blättern, die Krone von 30 Fuss Durchmesser, ein 30 Fuss hoher verästelter Baum von Pandanus furcatus, die Gaussia Ghiesbrechii H. Wendl. (Oreodoxa ventricosa) mit spin- delförmigem Stamme, Thrinax radiata mit 15 Fuss hohem Stamme, Seaforthia elegans mit 30 Fuss hohem Stamme, die jährlich reife Früchte trägt, und andere strecken ihre mächtigen Kronen zum Glasdache empor, während unten das Heer der niedrigeren Palmen sich zu dichten Gruppen vereinigt. Die Sammlung der Palmen ist in Herren- hausen überhaupt eine der reichsten auf dem Continent, umfasst fast alle in Cultur bis jetzt eingeführten Arten und ist ausser dem Palmenhause noch in anderen Gewächshäusern aufgestellt. Dass so manche seltene Palme in un- sern Gewächshäusern nur dann fröh- lich gedeihet, wenn deren Topf jahraus jahrein in einem mit Wasser gefüllten Untersatz steht, ist eine Culturmethode, die wir Herrn H, Wendland verdanken. So nur gedeihen z. B. kräftig die Stel- zenpalmen (Iriariea), die Cocosnuss (Cocos nucifera), Oreodoxa, die Mau- 140 ritia-, die Pritchardia- und Licuala- Arten, Acanthophoenix crinita, Ver- schaffeltia splendida und melanochaeta, Wallichia nana, die meisten Calamus- Arten und zahlreiche andere Arten, de- ren Verzeichniss Herr H. Wendland versprochen hat, in der Gartenflora zu publiciren. Unter den andern zahlrei- chen Pflanzen der Warm- und Kalthäu- ser blühte gerade die Hoja imperialis, eine schöne Dracaena mit breitem Blatt und hellem Nerven ist noch neu und unbeschrieben. Lapageria rosea und deren Abart mit weissen Blumen bringt Herr Wendland im Topfe, aber eben- falls in mit Wasser gefüllten Unter- sätzen jährlich zur Blüthe. Heliconia erythrorhachis mit rothem Blatinerven- rand von Wendland aus Costa Rica ein- geführt. Anthurium Wendlandianum ist eine rankende Art mit fingerlörmig 5- blätterigem Blatt. Ferner Anth. ellip- ticum und Appunianum, und die schon erwähnte Aechmea Carolinae, Unter den Kalthauspflanzen seltene Proteaceen und schöne Ericen, Die Orangerie ist in der Nähe des Schlosses aufgestellt und enthält aus der Moderichtung früherer Zeit noch viele Orangenbäume. Der Referent ge- hört nicht zu denen, welche es bedauern, dass derartige Orangerien allmälig ei- ner grösseren Mannichfaltigkeit von Pflanzen Platz machen müssen. Vor dem Schloss ist ein grosser mäch- liger Platz nach französischem Style mit hohen Carpinus - Hecken angelegt. Die- ser Theil der Anlage ist kahl, der vol- len Wirkung der Sonne ausgesetzt und gehört nicht zu den gut angelegten Gärten dieses Geschmackes. Von gros- sem Interesse ist dagegen der im na- türlichen Style angelegte Theil des Par- kes um das Schloss, der unmilielbar an die Gewächshäuser auslösst. Hier Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. findet sich ein reiches Arboretum schö- ner alter Bäume, die theils schon von Erhart und später von Wendland’s Va- ter und Sohn gepflanzt worden sind. Da ist eines der vollständigsten Sorti- mente aller der Quercus-Arten, welche im mitteldeutschen Klima noch aushal- ten, mächlige alte Bäume von Lirio- dendron tulipifera, hohe Taxodium dis- tichum, Nyssa aqualica, grosse Bäume von Gymnocladus canadensis, Carya alba, Sophora japonica, Gingko biloba, dann prächtige Sträucher von Chionan- thus virginica und pubescens, Liqui- dambar styraciflua, eine Sammlung Co- niferen elc. Der vorzügliche Culturzustand aller Warmhauspflanzen veranlassie mich, darüber einige Fragen an Herrn Wend-- land zu richten. Als eine der in Her- renhausen allgemein befolgten und wie es mir scheint für die Gesundheit der tropischen Pflanzen sehr wichtigen Cul- turregeln hebe ich besonders hervor, dass Nachts und Morgens alle Warm- häuser während des Sommers stark ge- lüftet werden, wogegen sie während des Tages geschlossen und in feucht- warmer Temperatur gehalten werden, Es ist das die Nachahmung des Iropi- schen Klimas, wo Nachts stets eine sehr bedeutende Temperaturerniedrigung stattfindet. Thrips, Fliege, Blattläuse befallen bei derarliger Behandlung die Pflanzen ebenfalls weniger. Von Hannover ging ich einige Tage nach dem im reizenden Weserthal (der schönsten und lieblichsten Gegend Nord- deutschlands) gelegenen Hameln. Das Klima ist hier milder als in den höher liegenden Districten Thüringens. Die ächte Kastanie hält hier noch aus und an den Wohnhäusern sind Weinspaliere, Pfirsich- und Aprikosenspaliere sehr häufig. Auch Juglans regia bildet hier I. Orginalabhandlungen. noch hohe mächtige Bäume. Der Win- ter 1870 auf 71 hatte aber auch hier seine Merkzeichen hinterlassen. Die Weinspaliere waren theils zurück gefro- ren, Aprikosen und Pfirsiche theils ganz ausgefroren, die Welschnussbäume tru- gen keine Früchte, Zwetschen und Pflau- men, wie auch zartere Birn- und Aep- - felsorten hatten vielfach gelitten und gaben keine Ernte. Die Gegend um Hameln ist so freund- lich, dass, wo man nur den Fuss zur Stadt hinaussetzt, die liebliche freund- liche hügelumgürtete Landschaft des Weserthals sich stets in anderer Weise präsentirt. Welch ein Genuss es ist, nur den Schritt aus dem Haus und dann mitten in die schöne freie Natur einzutreten, das kann nur der beur- theilen, dem lange dieser Hochgenuss entzogen gewesen ist. Von jedem der Hügel hat man andere Aussichten. Ei- ner der interessantesten Punkte aber ist der nahe Ohrberg, auf dem auch der Park des Freiherrn von Haake liegt. Es ist dies ein Park, der gleichsam der schönen Natur der allenihalben natür- lich mit herrlichen Buchwaldungen be- standenen Hügelketten nur noch nach- geholfen hat, indem ordentliche Wege durchgeführt und die schönsten Aus- sichtspuukte nach dem Weserthal noch besonders hervorgehoben sind. Inter- essant ist ausserdem dieser Fark durch den Reichthum des Arboretums, indem Herr von Haake da nicht nur alle die Holzgewächse, welche um Hameln noch aushalten , angepflanzt, sondern solche auch mit ihren wissenschaftlichen Na- men hat bezeichnen lassen. Da schöne Tulpenbäume, welche in voller Blüthe waren und nicht gelitten hatten, wäh- rend die Catalpa syringifolia überall mehr oder weniger stark im jungen Holz erfroren war. Besonders 141 reich ist die Coniferensammlung, da aus dieser Familie auch alle die erst in den letzten Decennien aus dem Nord- westen Amerikas und aus den Gebir- gen Südasiens eingeführten Arten pro- beweise angepflanzt sind. Prächtige schon hoch gewachsene Exemplare von Cupressus Lawsoniana, Tsuga canaden- sis, Pinus alba, nigra, Fraseri, Douglasi, nobilis, — die zahlreichen Juniperus- Arten, Cedrus Libani etc. bekunden sogleich dem Kenner, dass hier ein ächter Gartenfreund wirkt, der seine Besitzung nicht abschliesst, sondern der freien Benützung des Publikums über- lässt. Bad Eilsen, Bad Pyrmont, die als einer der schönsten Punkte des We- serthales bekannten Ludener Klippen sind alle nur einige Stunden von Ha- meln entfernt. Hameln hat jetzt ebenfalls seine Ei- senbahn erhalten. Ich fuhr noch zu Wagen nach Eilsen und von da per Ei- senbahn nach Goiha. Das ist eine der Eisenbahnstrecken, die jedem der Rei- senden den Stossseufzer und Wunsch nach baldiger Vereinigung aller der kleinen Miniaturgesellschaften auspresst. Von Eilsen bekommt man ein Billet nur bis Göttingen. In Göltingen muss man ein neues Billet bis Golha lösen und seine Effecten von Neuem aufgeben. Dazu wäre in Wahrheit die vollste Zeit, — das Personal ist aber so er- bärmlich und ausserdem so wenige Be- amte, dass dieses mit den kurz nach einander abzuferligenden Zügen nicht fertig werden kann. Meine Effecten waren bereit, mein Billet in der Hand, aber der Bagage-Schein war in 3/, Stun- den Zeit nicht zu erlangen. Endlich im letzten Moment, das Signal zur Ab- fahrt ist schon gegeben, erhalte ich das Bagage-Billet, ohne solches registriren zu können, stürze ich in den Waggon, 142 fort geht es und nun hofft man ruhig die paar Stunden nach Gotha weiter fahren zu können. Quodnon! Die Ei- senbahngesellschäftchen haben das an- ders beschlossen, in Arenshausen und Leinefeldlen abermals Wagenwechsel und endlich in Gotha angekommen, zeigt es sich, dass die wohlweise Ge- päckexpedition in Göllingen, die mich 3/; Stunden bis zum letzten Augenblick ee Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit der Expedition warten liess, — ob- gleich dieselbe mein Passagierbillet bis Gotha in der Hand hatte, — mein Ge- päck nur bis Leinefelden expedirt hatte. Trotz des (allerdings gerade vom Ge- witter zeitweis zerstörten) Telegraphen musste ich 2 Tage auf meine Effecten mit der dringend noihwendigen Wäsche in Sehnsucht harren! 3) Cranberry - Cultur - Versuche. Veranlasst durch die im December- heft der Gartenflora von 1871 p. 376 ausgesprochene Aufforderung, lasse ich nachstehend einige darauf bezügliche Bemerkungen derjenigen Herren folgen, welchen grössere oder geringere Quan- titäten dieser Pflanze auf Befehl des Königl. Preuss. hohen Ministerii der landwirthschaftlichen Angelegenheiten von mir zu Cullur-Versuchen übersen- det worden sind. „Herr Stoll, Director des Königl. pomol. Instituts in Proskau in Schle- sien schreibt mir darüber unterm 6. aM „die Cranberry haben sich derart entwickelt, dass deren gutes Ge- deihen wohl kaum in Zweilel zu ziehen ist.“ Herr C. Bouche, Inspector des Königl. bot. Gartens in Berlin sagt hierüber in einem vom 7. d. M. datirten Briefe: „die Cranberry sind im vorigen Sommer recht gut gediehen, sie bildeten bald neue Triebe und zeig- ten auch einige Blüthe.“ | Cultur“ ungünstigen Bodenverhältnisse sei- ner Gegend die Cranberrypflanzen dennoch derart gediehen, dass er für den ersten Sommer befrie- digt sei.“ Herr Jühlke, Director der Königl. Gärten in Potsdam berichtet unterm 2.%d. M& „die . Cranberrypflanzen stehen vortrefflich und versprechen eine reiche Vermehrung und Ernte für 1872.“ Hieraus werden Unpartheiische ent- nehmen: „ob sie den von mir veröffentlich- ten Bemerkungen über Cranberry- Culiur vertrauen schenken dürfen oder nicht ?“ Jena, den 9. Febr. 1872. H. Maurer. Postscript von E. Regel. Un- ser geehrter Mitarbeiter Herr Hofgärt- ner Maurer erwirbt sich durch Mittheil- ung dieser an verschiedenen Orten an- gestellten Versuche über „Cranberry- ein hohes Verdienst. Ebenso ’ Herr Fintelmann, Lehrer des Gar- | wird die allgemeine Aufmerksamkeit tenbaues der Königl. Academie Eldena, ' den fortgesetzten Versuchen desselben theilt mir unterm ?2. d. M. mit: folgen. Niemand misstraut den wahr- „dass trotz der für Vaccinien-Cultur | heitsgetreuen Berichten eines solchen I. Originalabhandlungen. 143 bekannten tüchtigen Cultivateurs, des- | ten, eine Entgegnung auf eine in die- halb scheint dem Referenten die Em- pfindlichkeit, die unser geehrier Freund bei Entgegnungen zeigt, nicht gerecht- ferliget. Das „audiatur et altera pars“ ist in allen Fällen das Beste, aus Dar- legung und Opposition entstehen die solidesten und besten Cultursysteme. - Der Referent gehört z. B. mit seinem geehrten Freunde Herrn Hofgärtiner „Jäger“ zur Zahl derer, welche bei allen als „Neu und vorzügiich ange- zeigten Nährgewächsen für die grosse Cultur“ von vorn herein ihre beschei- denen Zweifel äussern, ob solche den Erwartungen auch entsprechen werden- Wir beide werden aber auch die ersten sein, welcher der Energie und Aus- dauer, die einer guien neuen Cultur- ‚pflanze die Bahn gebrochen haben, die Anerkennung zu zollen, wel- cher ein solches Verdienst um die ganze menschliche Gesell- schaft auch in Wahrheit wür- dig ist. Wahrheit zu suchen, ist eine der höchsten Aufgaben einer Zeitschrift, deshalb ist es auch Princip der Garten- flora, in noch unentschiedenen Fragen jedes was für oder gegen geschrieben wird, aufzunehmen, denn das liegt im hohen Interesse der Sache. Dagegen hat die Gartenflora von jeher jede Per- sönlichkeit streng abgewiesen und wird das auch ferner thun. Mit andern Wor- 4) Missbrauch und Verwendung Wenn man die Villen- und Vor- siadtsgärten in den grösseren Städten von Nord- und Milteldeutschland, sowie auch einige Orte Süddeutschlands jetzt mustert, da findet man in der Regel sen Blättern von irgend einem der ge- ehrten Mitarbeiter oder dem Referenten selbst ausgesprochene Ansicht, wird stets mit Dankbarkeit entgegen genom- men werden, — dabei bleibt aber stets fernere Entgegnung nicht ausgeschlos- sen. Wir fühlen uns gedrungen, dies hier in diesem Falle auszusprechen. Herr Maurer hat den richtigsten Weg betre- ten, er schlägt einen Theil der vom Herrn Jäger und mir ausgesprochenen Zweifel, mit dem Erfolg der Culturver- suche, auch der Referent selbst hat gerne bestätigt, dass die Cranberry viel leichter bei uns in Cultur gedeihet als die Moosbeere (Vaccinium Oxy- cOCCoS). Aber noch blieben 2 der wichtig- sten Zweifel, die von uns ausgespro- chen worden sind, zu beantworten und ebenso siegreich wie die Frage wegen Möglichkeit der Cultur zurückzuschla- gen, — das sind die beiden Fragen, „Ob die Cranberry auch in unseren klimatischen Verhältnissen reichlich Frucht tragen wird? und Ob ferner solche die Kosten der Cultur nicht blos decken, sondern auch noch Vortheil bringen wird?“ Die Lösung dieser Fragen werden uns Herr Maurer’s fortgesetzte Versuche bald bringen. (E. R.) der Coniferen in kleinen Gärten. folgende Scenerie. Vor dem Hause liegt ein mässiger Rasenplatz, mehr oder weniger mit Blumen und Blatt- pflanzen geschmückt, eben oder muldig, zu beiden Seiten desselben, zuweilen 144 auch nach der Strasse zu, oder wenn der Garten hinter dem Hause liegt, im Hintergrunde desselben stehen, je nach der Grösse in lockeren Gruppen 20— 100 und mehr Coniferen, Zwischen ihnen breitet sich Rasen aus, und doch stehen die Bäumchen dicht genug, um den dahinterliegenden Eingangsweg oder Wirthschaftsplätze zu verdecken. Wer England kennt, weiss augenblicklich, dass diese Art, die Hausgärten einzu- richten, den Engländern nachgemacht ist. Jeder Gärtner und Gartenfreund ist entzückt von der Wirkung der dor- tigen immergrünen Bäume und Sträu- cher, besonders in der kälteren Jahres- zeit, wo unsere modernen Gärten ab- scheulich sind, der Rasen voll Laub liegt, welches den entblösten Gebüschen und Bäumen angehört hat. Wir haben leider solche immergrüne Holzarten mit wirklichen Blättern sehr wenige, denn selbst die Ilex halten nur bedingungs- weise unbeschülzt aus, wie der vorige Winter deutlich gezeigt hat. Buxus sempervirens arborescens in seinen verschiedenen Formen ist fast der ein- zige ganz harle immergrüne Blätter- strauch. Da kam für die Gartenmacher glücklicherweise die Mode der Coni- feren. Man hatte in der Baumschule schöne Exemplare von 3—4 Fuss Höhe und grösser, oder konnte sie in der Nähe bekommen. Vielleicht wusste man auch dem Besitzer Geschmack an verschiedenen Arten beizubringen, so dass er gern bereit war, etwas tiefer in den Beulel zu greifen, und schöne Exemplare und seltenere Arten pflan- zen liess. Der grösste Vortheil dabei war, dass die Anlage sogleich fertig erschien. Im Winter oder April wird gepflanzt; Besitzer und Hausbewohner sehen mit Verwunderung und Entzücken zu, wie ein Baum nach den andern wie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durch Zauber gleichsam aus dem Bo- den wächst, wie sich das Terrain füllt. Der Rasen ist gesäet, und in einigen Wochen liegt schon ein Schimmer von Grün über der vorher braunen Erd- fläche. Ja, es ist eine dankbare, dabei sehr leichte Aufgabe, solche Gärten anzulegen, denn die Menschen sehen sogleich etwas fertig, brauchen nicht auf das im ersten Jahre spärliche Grün neu gepflanzter Laubhölzer zu warten, sind den Gärtner bald los, und in jeder Hinsicht zufrieden. Leicht ist die Auf- gabe, weil nur auf die augenbiickliche Wirkung gepflanzt wird, weil man nicht an die Zukunft denkt, und so ordnet, dass es jetzt hübsch aussieht. Nach einigen Jahren entwickeln sich die Bäume vortheilhaft, und die Anlage hat sichtlich an Schönheit gewonnen. Ja sie ist reizend. Aber, fragen wir, ist ein Garten eine Decoration wie in der Oper für den Augenblick, oder soll er dauernde Schönheit besitzen, wo möglich immer schöner werden. Ich denke das letztere. Was wird aber aus den Coniferen? Wären es noch vorherrschend Thuja, Taxus, Juniperus und andere von niedrigem und mässi- gem Wuchs, so würde der Nachtheil zu ertragen, durch rechtzeitiges Ver- dünnen zu verhüten sein, wenn auch mit Verlust von Geld für die zweck- lose Pflanzung. So aber sind .es nicht selten, ja vorzugsweise wirkliche Na- delhölzer, fremde Tannen, Fichten und Kiefern, wohl auch die riesige Wel- lingtonia, zuweilen seltene theuere Ar- ten, in Körben aus fremden Baumschu- len bezogen. Nach 10 Jahren berühren sich die Zweige gegenseitig, und der Reiz der Verbindung von Rasen und Nadelholz verschwindet. Die Bäume treiben in einem Jahre 11/;, —2 Fuss hoch, und nur wenige Jahre später Tedel 722 „ Man ‚qlesi Lind 1 chininmm 7 = II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. fängt die Pflanzung an (lüster und un- heimlich zu werden, die Aussicht zu versperren. Gewöhnlich ist dann schon die rechte Zeit des Verdünnens ver- säumt worden, und wenn es neu ge- schieht, hat man unten nackte oder ein- seitige Bäume. Lässt man eine Anzahl stehen, so werden daraus Riesen, wel- che gar nicht zum Gartenplatze passen. Die Bäume haben ihrem Zweck er- füllt, man schlage sie ab und pflanze andere, werden die Gartenmacher sa- gen. Aber wäre es nicht besser, so- gleich so zu pflanzen, dass der Cha- rakter nicht so veränderlich wird und die Schönheit sich immermehr vermin- N. 1) Helichrysum petiolatum (Gnaphalium | lanatum) fol. var. Wird ;von Jean Ver- schaffelt in Gent als eine der besten De- corationspflanzen für Teppichbeete offerirt. Unterscheidet sich durch den goldfarbenen Schein der Blätter oder zuweilen sogar goldfarbene Randung derselben, von der gewöhnlichen Form, Diese Abart ist zu- fällig in dem Garten des Herrn „Ghellinck de Walle“ bei Gent entstanden. (r.) 2) Oxalis corniculata var. rosea picta. Herr Oscar Liebmann, Kunst- und Handels- gärtner in Dresden, hat diese schöne nene buntblätterige Oxalis erzogen. Einige ge- trocknete Blättchen, die derselbe so freund- lich war, dem Referenten zuzusenden, lie- gen vor mir. Dieselben besitzen eine theils grüne, theils lebhaft rosarothe oder fast carminrothe Färbung, und diese Färbung vertheilt sich so, dass theils die eine Hälfte der Theilblättchen roth, die andere grün, oder dass das Roth auch nur flammenartig im Grün auftritt, oder dass auch eins der 3 Theilblättchen gänzlich roth und die an- deren nur theils roth, V. 1872, 145 dert, anstatt zuzunelimen? Man pflanze, da nun einmal Nadelhölzer modisch und beliebt, auch wirklich sehr schön sind, von den schönsten, selteneren Arten nur so viele, als man glaubt, dass sie den Platz füllen, ohne zu dicht und düster zu werden, wenn sie ihre schön- ste Ausbildung erreicht haben, dazwi- schen aber pflanze man gemeine Na- delhölzer, Fichten und Tannen, Wey- moulhskiefern u. a. m. Diese werden nach und nach herausgenommen, so dass die Bäume sich nie berühren, (wenn man kein Dickicht haben will), bis end- lich die bevorzugten Bäume noch allein dastehen. J. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Diese schöne neue buntblätterige Pflanze gehört wie die Form der O0. corniculata mit schwarzrothen Blättern (O. corniculata atropurpurea oder 0. tropaeoloides der Gärten), zu den im freien Lande über- dauernden Pflanzen, welche zur Formirung von Teppichbeeten sehr guten Effect ma- chen wird. Von den vereinigten Garten- baugeseilschaften Norddeutschlands ward dieselbe mit einem Certificat I. Classe, und von der Gesellschaft Flora in Dresden mit einer Grossen silbernen Medaille ge- krönt. — Herr O. Liebmann schreibt uns, er habe solche aus Samen erzogen. Sollte solche aber nicht als Sprossform von der dunkelblätterigen Form entstanden sein, wie das eben gewöhnlich geschieht. (E. R.) Beschrieben in Gardeners Chro- nicle. . 3) Oncidium exasperatum Lind. et Rekb. fl. (Orchideae). — Eine kleinblumige Art mit nussbraunen Blumen und gelber, braun 10 146 gestreifter Lippe; die Schwiele auf dersel- ben ist schön eitrongelb. Wurde von Lin- den eingeführt, dem es Wallis aus Ecuador einsandte. (1871 p. 1129.) 4) Odontoglossum crocidipterum Rehb. fil. (Orchideae). Diese neugranadische Art wurde von Mr. Stuart Low entdeckt und wird bei J. Day, Esq. ceultivirt; sie ist ver- wandt mit O. naevium Ldl. Die Farbe der Blumen ist blassgelb mit vielen kastanien- braunen Flecken. Die Lippe hat an ihrem vorderen Theile einen grossen braunen Flecken und zu beiden Seiten der Schwiele einen ähnlichen aber kleineren. Die Schein- knollen dieser Art sind fast elliptisch, nicht nach der Spitze zu allmälig verschmälert, wie die andern Arten dieser Gattung sie besitzen. Im Alter schrumpfen die Knol- len ein und bekommen eine runzelige Ge- stalt. lich. (1871 p. 1129.) 5) Odontoglossuun platyodon Rehb. fil. (Orchideae). Eine sehr schöne aus Neu- Granada stammende, mit O. Lindeni Lädl. verwandte Art, mit langer, hunderte von Blumen hervorbringender Rispe; die ein- zelnen Blüthen haben allerdings keinen Werth, desto grösseren Effect macht aber | der Blüthenstand in seiner ganzen Gestalt. | dene). Bine der kleinsten Aus | Geschlechts, mit brillanten zinnoberrotheu 6) Bolbophyllum chloroglossum Rehb. | Art | granada eingeführt und befindet sich in den | Sammlungen der Herren Day, J. Veitch (1871 p. 1163.) fl. et Warm. (ÖOrchideae). Diese wurde vom dänischen Botaniker Dr. Eugen Warming in Lagoa Santa entdeckt und aus Rio Janeiro lebend bei A. D. Berring- zur Blüthe gelangte. Eine kleine mit B. recurvum verwandte Art, mit conischen, kantigen und gefurchten Scheinknollen, kleinen, weisslichen oder rosa Blumen, die oft purpur gefleckt sind, und grüner Lippe. (1871 p. 1194.) 7) Epidendrum criniferum Roehb. fil. (Orchideae). Eine von Costa Rica stam- mende, bei den Herren J. Veitch u. Söhne eingeführte und mit E. rivulare Ldl. ver- wandte Art; deren Blumen von aussen weisslich, innen gelblich grün mit zimmt- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blumen riechen stark, aber wider- | farbenen Flecken sind. Die Lippe ist ganz weiss, (1871 p. 1291.) 8) Oncidium peliogramma Lind. et Rehb. fil. (Orchideae). Eine neue von Wallis aus Chiriqui an Linden in Brüssel eingesendete Art. Blumen in Rispen, blassgelb in der Weise wie O. Baueri, mit sehr blassen Punkten und einem eben solchen Querstrei- fen oberhalb der Verengung der Lippe. (1871 p. 1451.) 9) Köllensteinia ionoptera Lind. ei Rehb. fü. (Orchideae). Wurde von G. Wallis in . Peru entdeckt und blühte im Etablissement des Herrn Linden in Brüssel. Sepalen weiss mit violetten Punkten und Strichen, Petalen violett. Lippe weiss mit vielen violetten Querstreifen. Blüthenrispe mehr als einen Fuss lang. Eine schöne und in- teressante Art. (1871 p. 1451.) 10) Polyeyenis gratiosa Eindr., Rehb. fl. (Orchideae). Eine Neuheit, die im Herbste des vorigen Jahres bei den Herren Veitch u. Söhne zur Blüthe gelangte; dieselben hatten die Pflanze von M, Endres aus Costa Rica erhalten. Traube vielblumig. Variirt in der Grösse der Blumen. Aehnelt sehr P. lepida. (1871 p. 1451.) 11) Masdevallia ignea Rechb. fil. (Orchi- Blumen. Wurde im März 1870 aus Neu- und Van Branteghem. — Blätter 7 Zoll, | Blüthenschaft 11 Zoll lang. ton, Esq. eingeführt, wo sie auch zuerst | (1871 p. 1482.) 12) Bolbophyllum nasutum Rehb. fil. (Orchideae). — In der Sammlung des Hın. Wilson Saunders befindlich und von dem- selben auf einer Auction erstanden. — Be- sitzt Blumen 1/3 so gross als diejenigen | von B. Lobbii. Sepalen blass schwefelgelb. Lippe am Grunde purpurn, am oberen Theile dunkel-orange. Petalen und Säul- chen weisslich, mit einer purpur angehauch- ten Begränzung. Der Artenname rührt von der largen, «onischen Spitze der An- there her. (1871 p. 1482.) Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 13) Oneidium ochthodes Rehb. fil. (Or- chideae). Stammt aus Ecuador und ist im Besitze von Herrn W. Bull in Chelsea. Verwand mit O. pyramidale Ldl., besitzt diese Art eine Rispe mit zahlreichen gel- ben Blumen, deren Lippe mit bräunlichen Streifen durchzogen ist. (1871 p. 1483.) 14) Pleurothallis polylırıa Endr. Rchb. fl. (Orchideae).. Eine durch die Schön- heit ihrer breiten glänzenden Blätter be- merkenswerthe Art aus Costa Rica, von M. Endres gesammelt und jetzt im Besitze von Mr. Wilson Saunders. Blumen klein, weiss- lich grün, in einseitigen Rispen, und sehen den Maiblumen nicht unähnlich. Verwandt mit P, cauliflora Hook. (1871 p. 1483.) 15) Epidendron Turialvae Endr. Rchb. fil. (Orchideae). Vom gleichen Sammler ebenfalls in Costa Rica entdeckte Art aus der Abtheilung Amphiglottium; Stengel, aufrecht, vielblätterig. Blüthenstand trau- big. (1871 p. 1678.) 16) Macillaria Beichenheimiana Endr. Zechb. fil. (Orchideae). Ebenfalls aus Costa Rica und dort in einer Höhe von 3500 Fuss über der Meeresfläche vorkommend, gesammelt von den Herren Zahn und En- dres. — Scheinknollen elliptisch; Blätter länglich keilförmig, stumpf; in der Weise wie diejenigen von Phalaenopsis Schilleri- ana gezeichnet. Blumen 11/, Zoll gross, gelblich. Die Lippe ist durch einen sehr dicken, fast dreikantigen, violett und pur- purgefleckten Vorder - Abschnitt ausser- ordentlich bemerkenswerth. (1571 p. 1678.) 17) Ooeliopsis hyazinthosma RBehb. fil, (Orchideae). Diese neue, zunächst mit Sievekingia verwandte Gattung erhielt Mr. Wilson Saunders von Panama. — Schein- knollen birnförmig, der Länge nach ge- runzelt, drei 15 Zoll lange, gefaltete, keilförmig-längliche, spitze Blätter tra- gend. Der Blüthenstand erscheint am Grunde der von Scheiden umgebenen Knol- len und bildet eine 6-8 blumige dichte 147 Traube mit langen dreieckigen Bracteen. Blumen haben eine etwas dicke Consistenz, sind weiss, mit Ausnahme der Spitze des oberen Sepalum, der Petalen und der Ba- sis der Lippe, welche orange gefärbt sind, In der Mitte der Lippe befindet sich ein tief scharlachrother Fleck und der Grund des Säulchens hat eine purpur-scharlach- rothe Färbung. Der Geruch der Blumen gleicht denen der Hyazinthen. (1872 p, 9.) 18) Angraecum articulatum Eechb. fil. (Orchideae). Merkwürdige Art aus Mada- gaskar, eingeführt von Mr. Ellis, mit 6 Zoll langen Blättern und milchweissen Blumen von der Grösse des A. fragrans. Sporn straff, fadenförmig, spitz. — Blüthenschaft gegliedert. (1872 p. 73.) 19) Dendrobium amethystoglossum Rehb. fil. (Orchideae). Gehört zur Section Pedi- lonum und wurde durch die Herren Veitch und Söhne von den Philippinen eingeführt. Die Blumen haben die Grösse derer von D. sanguinolentum und sind glänzend el- fenbeinweiss. Die Spitze der Lippe ist prachtvoll amethystfarbig, und die gleiche Färbung haben auch 2 um den Diskus der Schwiele gezogene Linien. (1872 p. 109.) 20) Mormodes fractifleeum Kehb. fi. (Orchideae). Aus Costa Rica von Mss. J. Veitch u. Co. importirt. Sepalen und Pe- talen sind weisslich grün mit purpurfar- benen Flecken und Strichen. Lippe weiss mit kreisförmigen, purpurnen Streifen auf der untern und eben solchen Flecken auf der obern Seite. Säulchen purpur. (1872 p. 141.) 21) Lycaste lasioglossa Rehb. fil. (Or- chideae). Eine Mittelform zwischen L. Schilleriana und L. macrophylla mit dem allgemeinen Aussehen der Letzteren, den kurzen Petalen der Ersteren und einer ganz eigenthümlich gestalteten Lippe, deren wun- dervoller, bärtiger Mittellapen etwas ganz Neues ist. Sepalen von Aussen grünlich, mit braunen Rändern, iunen wunderschön Petalen und Lippe gelb. 105 zımmtbraun. 148 Letztere mit purpurnen Flecken, welche mit glasartigen Haaren bedeckt sind. Säul- chen weisslich gelb, mit purpurnen Streifen am Grunde. Von den Herren J. Veitch u. Söhnen aus Guatemala eingeführt. (1872 p. 215.) 22) Hemitelia Moorei Baker. (Filices). Ein neuer, höchst interessanter Baumfarn von der Lord Howe Insel, von Mr. Carron entdeckt. Stamm 8—10 Fuss hoch. Wedel länglich-lanzettlich, vierfach gefiedert, fast 2 Fuss breit, dick in Textur aber nicht lederartig, oben dunkelgrün und mit Aus- nahme der Spindel glatt, unterseits blasser und ebenfalls glatt, nur die Rippen der Fiederchen sind mit zahlreichen weissen, | IM. 1) Ueber ästige Gartenpfähle. Seite 379 der Gartenflora von 1871 erwähnt der Herr Herausgeber die von mir in den „Ilustrirten Monatsheften für Pomologie, Obst- und Weinbau‘ erwähnten Stützen für Beerenobststräucher mit Aesten, und be- merkt, dass solche mit Aesten versehene Pfähle selten zu bekommen wären. Dies ist allerdings wahr, aber die Vorsteher grösserer Parkanlageu, die Gärtner grosser | Grund- und Waldbesitzer haben doch oft Gelegenheit dazu. Man kann sich aber auch auf andere Art helfen. Der starke Pfahl wird mit Bohrlöchern versehen, in welche Zapfen von verschiedener Länge eingesetzt werden, welche die Aeste der Nadelholzbäume vertreten. Die unteren | werden länger gemacht. Denselben Zweck erfüllt starker Draht, welchen man durch den ganzen Pfahl zieht und quiriförmig anbringt. Die Enden können mit schwa- chem Draht verbunden werden, wodurch | das Ganze mehr Halt bekommt. Solche Stützen leisten fast so viel wie 3—4 Pfähle. Sie sind vortrefflich bei Pyramiden-Rosen. J. 2) Frühblühende Ziersträucher. | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | ten schön. kleinen Schüppchen bedeckt. Spindel ge- kielt, dicht mit rostfarbenen, angedrückten Spreuschuppen bedeckt. Fiedern fast 1 Fuss lang, 4—5 Zoll breit. Adern frei. — Gehört in aie Gruppe Amphicosmia. (1872 p. 252.) 23) Deparia nephrodioides Baker (Fili- ces). Stammt von derselben Insel, wie die vorhergenannte Art. Wedel deltoid, zu- sammengesetzt, 2 Fuss lang, 11/, Fuss breit, auf beiden Seiten dunkelgrün. Fiedern ebenfalls deltoid, fast gleichseitig, die läng- sten fast 1 Fuss lang. Fruchthäufchen randständig, zu je einem an den Endlap- pen der Fiederchen. (1872 p. 253.) (E. E.) Notizen. Die ersten Frühlingssträucher sind hier, nächst Daphne Mezereum, Forsythia viri- dissima, Jasminum nudiflorum und Rhodo- dendron dahuricum, welche nur geringen Werth haben, weil sie zu einer Zeit blü- hen, wo der Garten noch unordentlich aus- sieht, oder die Sträucher noch zugebunden sind (wie Jasminum und Forsytbia): Spi- raea Thunbergii, Sp. prunifolia fi. pleno, Sp. confusa (Rgl.), Sp. flexuosa, Amygda- nana und sibirica. Prunus triloba (Amygdalopsis Lindleyi), Deutzia gracilis. Diese tragen wirklich sehr zur Zierde bei und füllen die Gebüsche, welche eben zu grünen beginnen, mit Blüthen. Zuweilen blüht auch Cydonia japonica so früh (so- gar im Herbst). aber dann immer nur ein- zeln, während die volle Blüthe später ein- tritt. Deutzia gracilis erfriert leider oft in den Knospen und blüht im Freien sel- Ueber Spiraea confusa Rgl., welcher Name, der so oft verwechselten Sp. chamaedryfolia L. ertheilt wurde, be- merke ich, dass sie sehr der Sp. flexuosa Fisch. (Sp. alpira Desf.) gleicht. Die ge- wölbten Dolden treten weit hervor und stehen fast aufrecht. Obschon diese Art lus II. Notizen. nicht so voll blüht, wie ähnliche, so ist sie doch eine der schönsten. Die Aeste sind wenig übergebogen. Ich bemerke, dass meine Pflanzen aus Samen des Peters- burger bot. Gartens gezogen sind. J. 3) L. Merkel, Obergärtner der Ed. Borchmann’schen Baumschulen zu Rathenow, über den Schutz der Gewächse vor Nacht- frösten. Bei der bisherigen Rathlosiekeit bei Nachtfrösten und dem so bedeutenden Scha- den, welchen dieselben verursachen, wird gewiss jeder Freund und Förderer des Obst- und Gartenbaues mit Freuden ein Mittel begrüssen, welches vermöge seiner guten Eigenschaften so recht geeignet ist, dem Uebel eine vollständige Abhilfe zu schaffen, umsomehr, da sich dasselbe auch in grösserem Umfange noch verhältniss- mässig leicht ausführen lässt. Dasselbe verdankt seine Entstehung folgender Beobachtung: Es wird gewiss schon Jedermann die Bemerkung gemacht haben, dass nach einem stattgefundenen Nachtfrost Morgens an zufällig auf der Erde verstreuten Strohhalmen dicke Eis- krystalle sich befanden; bei näherer Be- trachtung kann man ferner bemerken, dass die sonst gefrorene Erde unter den be- treffenden Strohhalmen sich in einer mehr denn dreifachen Breite ungefroren zeigt. Diese Beobachtung nun veranlasste mich, ein diesem ähnliches Verfahren zum Schutze junger Bohnen, Gurken u. s. w. anzuwen- den, welches auch ganz zu meiner Zufrie- denheit gelang. Dieser vorzügliche Erfolg und die leichte Anwendbarkeit erregte nun sofort den Ge- danken in mir, das Mittel auch zum Schutze blühender Obstbäume zu verwenden, und hierzu gab das Frühjahr 1866 vollkommen Gelegenheit. Und auch diesmal erhielt ich glänzende Resultate, indem die auf dıese Weise geschützten Bäume, bei der sonst allgemeinen Missernte, einen reichen Er- trag brachten. Das Verfahren selbst dabei gendes: Man nehme langes Stroh, ist Fol- gleichviel 149 welcher Gattung, je länger desto besser, und befestige von diesem eine starke Hand voll mit seinen starken sogenannten Schnitt- enden, möglichst fest an einer Bohnen- oder sonstigen Stange, so, dass die Aeh- ren nach Oben zu stehen kommen, Hier- auf lege man dasselbe schirmartig nach al- len Seiten auseinander. Sollte es zu weit niederhängen, so bringe man darunter einen Ring von Draht, auch Reifen von Holz, Weidenruthen oder sonst einem billigen Material an, welcher an der Spitze der Stange mittelst Draht oder Bindfaden be- festigt wird. Ist dieses geschehen, so bringe man diese Strohschirme so über die zu schützenden Gegenstände an, dass diesel- ben noch einige Fuss über das betreffende Blätterdach frei in der Luft zu stehen kom- men, welches bei hochstämmigen Obstbäu- men durch Befestigen der Stange im In- nern der Krone am Stamme oder stärkeren Aesten geschieht, bei Wein und anderen niederern Gegenständen durch Einstecken der Stange in die Erde, wobei es nicht nöthig ist, die Schirme so nahe zu stellen, dass sich dieselben berühren. Je nach der Länge des Strohes schützt oft ein einziger Schirm eiren Baum mitt- lerer Grösse. Um das Mittel schnell anwenden zu können, fertire man sich die betreffenden Schirme, noch ehe die Bäume zu blühen beginnen. Hierbei wolle man noch Fol- gendes beachten: Sollten die zu schützenden Pflanzen sehr nass sein, so entferne man durch öfteres Schütteln die durch Regen oder Giessen erzeugte übermässige Feuchtigkeit, weil die Erfahrung gelehrt hat, dass alle nassen Pflanzen viel eher und mehr vom Frost zu leiden haben, als trockene. Aus eben diesem Grunde ist es auch gut, wenn das Stroh vor der Anwendung etwas angefeuchtet wird. Legt man das zu verwendende Stroh einige Zeit vor dem Gebrauch in eine con- centrirte Salz- oder Alaunlauge und ver- werdet dasselbe, nachdem es wieder ge- trocknet worden, so vermehrt man hiermit 150 die Adhäsion desselben, und erhöht die Wirksamkeit des Mittels bedeutend. Hierbei kann ich nicht umhin, noch eines Umstandes zu erwähnen, welcher hinsichtlich der Vortheile, die er der Obst- baumzucht bringt, noch viel zu wenig be- kannt ist. Man wird schon bemerkt haben, dass in manchen sonst sehr günstigen Obstjah- ren einzelne Striche, auch oft mehrere halbe Bäume, sich unfruchtbar zeigten, während danebenstehende in voller Ueppig- keit prangten. Diese eigenthümliche Er- scheinung begründet sich auf folgende Thatsachen: Wenn während der Baumblüthe reg- nerische nasse Witterung eintritt, so ver- hindert die Feuchtigkeit an den Blüthen die Befruchtung derselben, wenn nicht der Wind dieselbe abtrocknet. Da nun öfter örtliche Hindernisse den Wind verhindern, einige Bäume zu bestreichen, so bleiben dieselben, weil keine Befruchtung stattfin- det, unfruchtbar. Um nun dieses zu ver- hindern, schüttle man seine Bäume täglich mehrere Male bei feuchter Witterung, wo- | durch man die Befruchtung befördert. Jeder vorurtheilsfreie Leser wird gewiss | zugeben müssen, dass, um einen gleich sicheren Erfolg zu erzielen, ein einfacheres Mittel sich wohl nicht finden lassen wird. Was ferner die fast kostenfreie Anwend- ung betrifft, so rechtfertigt sich diese Be- hauptung gewiss damit, dass die dabei zu verwendenden Materialien sich meist schon im Besitze des Benutzers befinden und durch den Gebrauch nicht an Werth ver- lieren, für Stangen und Draht aber nur die Anschaffungskosten zu berechnen sind, wel- | che durch den langjährigen Gebrauch sich | aber als äusserst gering herausstellen wer- den. Die dabei zu verwendende Zeit lässt sich, betrachten wir den hohen Nutzen, welcher dabei erzielt wird, mit keiner an- deren landwirthschaftlichen Arbeit, welche doch meist geringen oft gar keinen Nutzen bringt, vergleichen, und welche doch all- täglick ohne Murren verrichtet werden muss. Wo nicht Nachlässigkeit oder ein Ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. werfen dieses Mittels, noch ehe man sich von seiner Brauchbarkeit überzeugt hat, die Ausführung desselben verhindern, wird es sich bald die ihm gebührende Aner- kennung und recht viele Freunde erwerben. 4)UeberAmorphophallusRivieri. Die Cataloge von „Vilmorin An- drieux et Comp.“ in Paris, 4, Quai de Megisserie sind wiederum erschienen und bieten wie früher eine grosse Zahl der Samen der besten Florblumen. Am Schluss des Samen-Catalogs werden Zwiebeln angeboten, Darunter ein beson- ders reiches Sortiment von Gladiolus, und als Neuigkeit Amorphophallus Rivi- eri Durieu, mit Holzschnitt. Wir haben diese Aroidee vor einigen Jahren direct vom Autor erhalten. Eine der Kollen blühete in diesem Frühjahr und war von Amorphophallus Conjae im Zustande der Blüthe nicht verschieden. Wenn die Blätter sich entwickeln, werden wir beide Arten nochmals mit einander vergleichen und das Resultat mittheilen. Amorphophallus Conjae ist eine der ausgezeichnetesten knolligen Aroideen. Aus der braunen 11/, Fuss langen Blü- thenscheide ragt der sterile Theil des Blü- thenkolbens hervor. Die Blätter ähnlich dem Amorph. campanulatus, aber noch grösser, entwickeln sich erst nach der lüthe. (E. R.) 5) Spargel-Cultur. Das Stück Land, was man zur Spargel-Cultur verwenden will, muss frei, nicht zu tief und nass, darf aber auch nicht bergig, stark uneben ge- | legen sein; ein nicht zu schwerer Lehm- boden ist den übrigen vorzuziehen, aber auch Thon- und Lettenboden, kann durch Mischnng von leichtern, den Durchzuz för- dernden Substanzen zur Spargelzucht her- gerichtet werden. Rohes, uncultivirtes Land muss zwei Spatenstiche tief rigolt und einen Winter über durchfrieren, Un- ebenheiten werden dabei ausgeglichen; eine nach Süden etwas abhängige Lage ist des zeitigen Ertrages wegen, noch besonders zu berücksichtigen. Die Spargelpflanzen, welche man zur III. Anlage verwendet, sind am besten zwei- oder dreijährige, da diese am sichersten gedeihen und leicht fortwachsen. Grosse und starke Pflanzen sind dagegen mit weit mehr Vorsicht zu behandeln und liefern nicht allemal das günstige Resultat. Hat man ein passendes Stück Land ausgewählt, so wird dasselbe genau ge- graben und 3—4 Zoll hoch mit verrottetem Dünger oder Misterde (Composterde) über- worfen, darauf werden der Länge nach schinale Beete von 2 Fuss Breite abgetheilt. Nun lasse man das erste Beet einen Spa- tenstich tief ausgraben, und die Erde beim letzten Beete aufschütten. In dieses aus- gegrabene Beet kommt nun wieder 4 Zoll hoch verrotteter Mist und wird nochmals gut umgegraben und dabei der Dünger mit der Erde gehörig vermischt; der Erd- boden aber dabei so gelegt, dass in der Mitte der Längsachse des Beetes eine mäs- sige Wölbung entsteht, die sich nach bei- den Seiten zu abdacht; hierauf wird dieses gelockerte Land auf der Oberfläche wieder mit den Füssen festgetreten, doch so, dass man der Länge nach erst die eine und dann die andere Seite der Wölbung mit der Fussspitze nach dem höheren Theile zu fesitritt und hierauf durch den Rechen verebnet. Die Spargelpflanzen werden jetzt ein- zeln in gerader Linie alle 11/,—2 Fuss weit von einander auf diese Wölbung mit be- hutsam ausgebreiteten Wurzeln aufgelegt und durch Heranziehung der umliegenden Erde mit den Händen fest angedrückt und mit daneben eingesteckten Pfählen be- zeichnet. Nun wird vom zweiten Beete der Bo- den, nachdem derselbe mit der ausgestreu- ten Misterde gut vermengt ist, über das zuerst gepflanzte Beet behutsam ausgewor- fen und so das erste Bett aufgefüllt. Ist das zweite Beet zum Bepflanzen, so wie vorher bei dem ersten Beete beschrieben, hergerichtet, wird mit dem Legen der er- sten Pflanze 1 Fuss eingerückt, um den sogenannten Verband der Pflanzung herzu- stellen, wie dieses ja auch bei Pflanzungen von Obstbäumen, Weinbergen ete. geschieht, Notizen. | 151 In dieser Weise fährt man fort, bis das letzte Beet erreicht ist, über welches die aus dem ersten Beet genommene und da- neben aufgefahrene Erde gebracht wird. Ist das Stück Land in oben beschrie- bener Weise bepflanzt und hergerichtet, so hat man zum weiteren guten Gedeihen die- ser Anlage nur nöthig, den Boden auf der Oberfläche ufters mit der Hacke zu lockern und vom Unkraut rein zu halten, auch je- Ger Spätherbst 5—4 Zoll verrotteten Dün- ger über die ganze Oberfläche auszustreuen. Die Methode, bei der Anlage eines Spargelbeetes Erdbeeren dazwischen zu pflanzen, verdient besondere Empfehlung, nur darf nie mehr als eine Erdbeerpflanze zwischen je zwei Spargelpflanzen gesetzt werden, die dann einen äusserst reichen Ertrag liefern. (Ohne Autor Brochüre eingesendet). als kleine 6) EinigeBemerkungen über das Verhalten der Vegetation im letzt- "verflossenen Winter. Der Winter 1869/70 war bis zum An- fang Februar 1570 äusserst mild vergan- gen, — die niedrigste Temperatur betrug nur — 100, bis auf einmal Anfang Februar 12 Tage lang eine sehr strenge Kälte ein- trat, die im Mittel- — 13,890 und eine sechstägige Morgentemperatur von — 20 bis 220 bei stets heiterem Himmel zeigte, eine Kälte, wie sie hier, — nach den höchst dankenswerthen Mittheilungen des Direc- tors unserer Sternwarte, Herr Prof. Dr. Galle — seit S0 Jahren (kaum jemals nur etwas annähernd 1830) beobachtet worden ist. Ein höchst nachtheiliger Einfluss auf die Vegetation war die Folge dieser Kälte. In wissenschaftlicher Hinsicht waren die Beobachtungen dieser Einflüsse sehr in- teressant, als sich hieraus die intensive Wirkung hoher Kältegrade an und für sich entschieden ergab, die aber doch noch übertroffen wird, wenn nur momentan hohe Kältegrade sich mit andauernd niederen verbinden, wozu der letztvergangene Win- ter rur zu beklagenswerthe Beläge lieferte. Freilich hatte damals die Gesammt - Vege- | tation auch vielfach Schaden genommen, 152 welchen der nun folgende, im Ganzen kühleSommer nicht auszugleichen vermochte. Ebenso wenig der Herbst, denn der Sep- tember erschien sehr rauh und schon am 23. d. M. zeigte sich Reif; die mittlere Wärme von + 9.900 war um einen ganzen Grad geringer, als der Durchschnittswerth, dabei war dieser Monat überaus reich an Niederschlägen, die den Mittelwerth um die Hälfte überschritten; man zählte 17 trübe, 8 gemischte und nur 5 heitere Tage. Im October trat keine günstigere Veränderung ein, er war ebenso regnerisch als trübe; die mittlere Wärme betrug nur 6,390; so dass die Vegetation, erfüllt mit Feuchtigkeit bei Mangel an directer Be- sonnung und Wärme, die zu ihrer Wider- standsfähigkeit erforderliche Ausbildung sicher um so weniger zu erlangen ver- mochte, als auch der Entblätterungspro- cess in Folge wiederholter Nachtfröste früher als sonst erfolgt war. Der etwas wärmere November leistete unter diesen Umständen zwar keinen Er- satz, doch erschien die vom Ende des Mo- nats am 30. bis zum 13. December währende Kälte von 4 bis 50 um so weni- ger Besorgniss erregend, als der mit einer 4 Zoll hohen Lage Schnee bedeckte Boden nur in 4 Zoll Tiefe gefroren und nur in der obersten Schicht bis — 10 erkaltet er- | schien. Ein vom 13. bis 17. December eintretendes Thauwetter brachte sie zum Verschwinden, doch folgte schon am 18. weit energischerer Frost als früher, der nun ununterbrochen bis zum 18. Januar 1871 Mittags währte und am 1. Januar früh 8 Uhr im botanischen Garten ein Maximum von — 250 erreichte, glücklicher- weise erst nach vorangegangenem wieder- holten Schneeniederschlage. Letzterer hatte | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | | vom 12. November diesmal die Höhe von 12 Zoll erlangt und | ein tieferes Eindringen des Frostes verhin- | dert, so dass selbst an den kältesten Tagen | auf der Erdoberfläche nur — 3,50 be- | obachtet wurden. Nach dem 18. Januar, an welchem sich nur in den Mittagsstun- den die Temperatur bis auf + 40 erhob, | wobei der Boden dennoch keineswegs auf- thaute, herrschte bis zum 15. Februar wie- der ununterbrochen Kälte, und zwar am 11. in der empfindlichen Höhe von — 210, worauf dann zwar überwiegend mildere Witterung eintrat, aber dennoch selbst im März noch 12 Frosttage von — 1 bis — 40 vorkamen. Der Boden war im Laufe die- ser letzten Frostperiode viel tiefer gefroren als in der ersten vom 30. November bis zum 13. December: in von Schnee frei ge- haltenem Terrain 22 bis 24 Zoll, unter dem Schnee durchschnittlich 12 bis 14 Zoll. Völliges Aufthauen des Bodens in der Tiefe fand in Folge der kalten Märztage erst Ende des letztgenannten Monats statt. Für die über dem Schnee befindlichen Holz- gewächse ward der Frost um so nach- theiliger, weil sein höchster Grad bei völlig heiterem Himmel eintrat, sie somit nach bekanntem physikalischem Gesetz durch Wärmeausstrahlung noch weit unter der Temperatur der Atmosphäre erkalteten. Die häufig damit verbundenen Nord- und Nordostwinde vermehrten diese ungünstige Lage durch Austrocknung der gefrore- nen Zweige ın Folge der Ausdünstung des Eises, wodurch auch in viel milderen Win- tern nach meinen Beobachtungen das so häufige Erfrieren der Spitzen der Zweige verursacht wird. Also fast 74 Tage, vom 30. November 1870 bis 15. Februar d. J. dauerte die eisige Erstarrung der Pflanzenwelt und 6 ı Wochen lang ward die Vegetation dann noch durch den in der Tiefe an beschat- teten Stellen vorhandenen Eisboden an freier Entwickelung verhindert, wie dies nach meinen Erfahrungen seit dem Win- ter 1529/30, in welchem der erstere Zustand 1529 bis 9. Februar 1830 dauerte, kaum mehr stattgefunden hat. Aehnliche traurige Folgen liessen sich befürchten, die denn auch in der That nicht ausgeblieben sind. Eine so lang dauernde Suspension des Pflanzenlebens, die in gewöhnlichen Win- tern nur kurze Zeit oder auch nur theil- weise bei eisigem Erstarren vorkommt, wirkt um so nachtheiliger, da eine abso- lute Ruhe der Vegetation in der kalten Jahreszeit ausser in solchem Zustande nicht A armani a nen EB ALTEN "ggg III. Notizen. existirt, denn schon bei einer Wärme von + 109 regt sich die organische Thätigkeit der Zellen. Samen keimen bereits bei + 1,50 bis -+ 40 oder bereiten sich zum Keı- men vor; Wasserpflanzen wachsen selbst unter dem Eise, wie ich zu beobachten Gelegenheit hatte. Unsere Culturen aller Art haben nun in Folge der geschilderten ungünstigen Ein- flüsse ausserordentlich gelitten, doch darf uns dies nicht veranlassen mit Hinsicht auf die Seltenheit so ausserodent- licher Verhältnisse, wie sie kaum in einem Jahrhundert zum zweiten Mal vor- kommen, auch nur einen Augenblick in den bereits so umfangreich gewordenen Cul- turen zurückzugehen, sei es nun hin- sichtlich des ohnehin ganz unentbehrlichen und daher fort und fort zu erweiternden Obstbaues*), oder der seit Jahren so massenhaft eingeführten Zierden un- serer Gärten und Anlagen, die überhaupt lange nicht so viel Beschädigung erfahren haben als jene. Die Würdigung aller Beobachtungen wird uns hinsichtlich der Auswahl der Ge- wächse so manche Winke ertheilen, wie vielleicht auch Verbesserungen in den bis- her angewandten Schutzmitteln herbeifüh- ren. Obschon ich mir in dieser Hinsicht jeden Zweifel an meiner Competenz gern gefallen lasse, erlaube ich mir doch vor allem auf häufige Verwendung des Schnees zu diesem Zweck hinzuweisen, der, wo es geschehen kann, durch keine andere Be- deckunz zu ersetzen ist. So oft ich auch mit dem Thermometer die Temperatur der Stroh-, Heu-, Schilf- oder Matten-Umhüll- ungen prüfte, fand ich kaum bemerkens- werthe Unterschiede von der Temperatur der Atmosphäre, während im Februar 1870 unter einer nur vier Zoll mächtigen Schnee- lage nach siebentägiger Mitteltemperatur *) Die Russischen Obstsorten, welche jährlich noch tieferen Temperaturgraden zu widerstehen haben, besonders aber un- sere vorzüglichen Aepfel, dürften sich sehr zur Cultur im Norden und Osten Deutsch- lands empfehlen. (E. R.) 153 von — 15,0 nur — 6°, und im vorigen Winter (1871) bei mehr Schnee nur an einzelnen Tagen — 3°, zu anderer Zeit ge- wöhnlich nur — 10, auf der Oberfläche der Erle gefunden wurden. Das durch das Niveau des Schnees begrenzte Erfrieren von Stämmen, sowie die mehrfach gemachte Erfahrung, dass die wohlverwahrten Kro- nen von zur Erde gebeugten Rosenbäumen sich erhielten, während die ausserhalb nur mit Stroh umhüllten Wildlingstämme zu Grunde gingen, sprechen unter anderen auch für diese Behauptung. Grössere Be- rücksichtigung der herrschenden Wind- richtung und des Schutzes vor Winden, die, wenn ich nicht irre, noch nachtheili- ger wirken, als die Wärmeausstrahlung gegen den Zenith, ferner mehr Beachtung dieser letzten Verhältnisse in Beziehung auf nahestehende Bäume, Gebäude u. s. w. verdienen auch für bevorstehenden, hoffent. lich milderen Winter umsomehr Beachtung, als die Vegetation in ihrer winterlichen Vorbereitung gegen andere Jahre noch zu- rückgeblieben ist, wie sich dies aus der verspäteten Reife vieler Früchte ergibt. Breslau, den 20. October 1871. H. R. Göppert, Director des bot. Gartens. 7) In der Tertiärflora von Leo- ben (Steiermark), findet sich eine Castanea, deren Blätter ebenfalls eine Reihe von Formen zeigen, wie man sie an der Casta- nea vesca beobachtet. Freih. v. Ettings- hausen bemerkt (k. Akad. d. Wiss. Wien, Febr. 1872), dass in Folge dessen ein ge- netischer Zusammenhang der genannten jetzlebenden Art mit der vorweltlichen er- wiesen sei. Auch in anderen Localitäten der Tertiärformation wurden mehrere die- ser Varietäten gefunden, sie wurden aber alle irrthümlicherweise den verschiedenen Cupuliferengattungen zugezählt. (S.) 8) Treibholz imEismeer. Die von der Nordpolfahrt durch die Herren Payer und Weyprecht mitgebrachten Treib- hölzer aus dem nördlichen !Polarmeere wurden dem Hrn. Professor Wiesner zur näheren Untersuchung übergeben, aus wei- 154 cher sich ergab, dass alle dieselben von Abietienen herstammen, von Abies excelsa DC. und deren Varietät A. obovada Led. und von Larix sibirica Led. (nur eine Standortsvarietät der L. europaea. der Jahrringe- Entwicklung zu urtheilen, dürften diese Treibhölzer von hochnordi- schen in der Nähe der Baumgrenze ge- wachsenen Bäumen herrühren, die Jahres- ringe haben eine Dicke von nur 0.9 Mm. and bestanden aus nur drei Zellenreihen. (8.) 9) Bambusa-Cultur. baugesellschaft in Görz erhielt zum Zwecke der Akklimatisirung Stecklinge von den in Frankreich (bei Paris und Angers) bereits mit günstigem Erfolge ceultivirten Bambusa- Arten. in den Schriften der Gartenbau-Gesellschaft des Dep. Marne et Loire über die Cultur dieser Pflanze mehrere wichtige Notizen veröffentlicht. Anfangs ceultivirte er Bam- busa scriptoria, gracilis, mitis und nigra, besonders letztere zwei pfehlenswerth, nigra gibt ein sehr hartes Nach | ı absichtigt, im Jahre 1872 landwirthschaft- Die Acker- | Arten sind em= | Rohr und mitis erreicht eine bedeutende | Höhe. Bamb. falcata widersteht ebenfalls der Strenge des Winters. Percher hat sie in seinem Garten bei Paris cultivirt, akklimatisirt und in Verkehr gebracht. Der Gebrauch der Bambusa ist vielseitig, das Rohr kann zu Tischlerarbeiten, Zäu- nen, Pfählen, Gefässen, Vasen verarbeitet werden, die jüngeren Triebe als Gemüse, wie Spargel genossen, man kann daraus Zucker erzeugen etc. (Ges. Schrift). (S.) 10) Landwirthschaftlicher Fort- bildungs-Unterricht in den Oester- reichischen Staaten. Das Ackerbau- ministerium betrachtet es als wesentliche Bedingung für den landwirthschaftlichen Fortbildungs-Unterricht, dass die Volks- schullehrer zur Ertheilung desselben be- fähigt seien. Der landwirthschaftliche Un- terricht wird wohl küuftighin an den Lehr- präparandien ertheilt; diese kommt aber erst den künftigen Lehrern zu Gute. Nun gibt es aber notorisch eine Neuerung | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweız. Bi sehr grosse Anzahl von Landschullehrern, welche zur Ertheilung eines landwirth- schaftlichen Fortbildungs-Unterrichtes erst befähigt gemacht werden müssen, zu wel- chem Zwecke das Ackerbauministerium be- liche Lehrcurse für Volksschullehrer ab- halten zu lassen. Solche grössere Curse ' sollen während der Ferienzeit in Graz, Görz, Tetschen, Liebwerda und Tabor, dann vier kleinere derartige Curse in Ga- lizien und ein kleinerer in Niederösterreich abgehalten werden. Desgleichen wird das Ackerbauministerium auch im Jahre 1872 wieder 50 kleine passend zusammengestellte Bibliotheken an gut geleitete Fortbildungs- schulez vertheilen lassen, weil sich diese ı Massregel in den vorausgegangenen Jahren Lewy hat schon im Jahre 1851 | . 7 wirklich als ein wesentliches Mittel für die Hebung des landwirthschaftlichen Fortbild- ungs- Unterrichtes erwiesen hat. Der Ko- stenbetrag für je eine dieser landwirth- schaftlichen Bibliotheken beläuft sich auf ungefähr 15V Gulden österr. Währung. (Sr.) 11) Eine Obst- und Weinbau- schule bei Marburg in Steiermark. Die Lardes- Obst und Weinbauschule wird am l. März 1872 eröffnet und hat den Zweck: Die rationelle Kenntniss des Weinbaues und der Kellerwirthschaft, der Obsteultur, des Gemüsebaues und der Landwirthschaft im Kleinen, sowie der Bienenzucht im Lande zu verbreiten, vergleichende Versuche be- züglich der Ertragsfähigkeit der Reben- und Obstsorten, der Behandlung derselben, sowie der aus ihnen erzeugten Producte auszuführen, mit Rücksicht auf die klima- tische und Bodenbeschaffenheit Steiermarks empfehlenswerthe Reben- und Obstsorten zu vermehren und zu verbreiten, und zu diesem Ende junge Leute überhaupt und insbesondere aus dem Stande der Land- wirthe theoretisch und praktisch zu unter- richten. Zur Erreichung dieses Zweckes wird mit der Schule die Bewirthschaftuug eines alle Culturgattungen umfassenden, eirca 75 nu, Joch grossen Gutes verbunden, auf wel- chem die Zöglinge alle praktischen Arbei- ten erlernen können. Der Unterricht ist abwechselnd ein IV. Lit 1) I Giardini. Giornale della societa or- tieola di Lombardia. Luglio—Dicem- bre 1871. Milano. In diesen sechs Heften finden wir meh- rere Artikel von hohem Interesse — wir wollen eine kleine Andeutung des Inhalts geben. In Bezug auf Obst finden wir Beschreib- ung und Abbildung der Duchesse de Mou- chy, von Herrn De Cuvier in Beauvais eultivirt und von der Gartenbau -Gesell- schaft in Paris schon im Jahre 1864 als sehr empfehlenswerth erkannt worden. Diese Birne ist eine Spätfrucht; mehr breit (30 — 85 cent.) als hoch (10 cent.), von sehr feinem, süssem Geschmack. — Eine zweite Birnsorte, Duchessa d’Ansoulemme, in Mai- land gezogen, ist wohl nicht neu, aber doch auch sehr empfehlenswerth wegen des feinen Muscatgeschmacks und Schönheit der Frucht. Ein sechsjähriges auf Pyra- mide gezogenes Bäumchen mit auf jeder Seite drei Horizontal-Cordons auf einer Fläche von 5,9 M. gab im v. J. 1871 über 50 Früchte, jede über 300 gr. schwer. Die Abbildungen von Blumen beziehen sich auf Pyrethrum carneum v. fulgens fi. plenissimo, von den Gebrüdern Simon Louis in Metz cultivirt, wegen ihrer reichlichen zweimaligen (im April und dann im August) Blüthe empfehlenswerth. — Ferner Abbild- ungen von Rosen: Gloire de Dijon und Marechal Niel, die wohl nicht neu, weil sie schon im Jahre 1852 und 1853 prämirt wurden, aber wegen ihrer besonderen Far- benmannichfaltigkeit, Grösse und sonstigen Schönheit wieder in Erinnerung gebracht zu werden verdienen. — Dann Abbildungen von Abelia triflora, eine sehr robuste Lo- niceree, die sehr zahlreich blüht, besonders Notizen. 155 theoretischer und praktischer und umfasst mit Einschluss eines Vorbereitungsjahrgan- Bes einen dreijährigen Lehrcurs. 8-1.) eratur wenn sie nicht beschnitten wird und ihrem natürlichen W achsthum überlassen bleibt; — von Primula japonica, die schon bei ihrem ersten Erscheinen den höchsten Enthusias- mus erregte und wegen ihrer leichten Cul- tur wohl in jedem Garten, an jedem Fens- ter prangen wird. Man hat auch schon einige Varietäten erlangt, die v. lilacina, alba, carminata, rosea, splendida und viele andere werden noch mittelst Befruchtung mit anderen Primeln erzeugt werden kön- nen. Ueber Blumen-, Obst- und Gemüse-Aus- stellungen finden wir Berichte aus Monza, Varese, Turin, Venedig. Von besonderem Interesse und Reichthum waren die in letz- teren zwei Städten. In Turin (September 1571) war die Obstausstellung hervorragend; auf einem Raum von 250 Q@. M. prangten über 200 Arten Trauben in schönen Exem- plaren und genau classifieirt, dann gegen 200 Birnsorten von besonderer Schönheit und Güte, 20 Aepfel, darunter mehrere von ausserordentlicher Grösse, dann Pflaumen, | Spätpfirsiche, Azarolapfel, Kastanien, Ha- selnüsse, Mispelu u. m. a. — Bemerkens- werth war auch die Traubensammlung von Roda und Panizzardo, welche in ih- ren Rebschulen alljährlich über 800,000 . Reben von geprüfter Güte vermehren und in Handel bringen. — Bei der Blumenaus- stellung in Venedig (August 1871) waren wohl viele Pflanzen, welche wegen ihrer Seltenheit, kraftvollen Vecetation und Blü- thenreichthums Aller Bewunderung erregten — da fanden sich Musa Ensete mit ihren riesigen Blättern und die Musa vittata mit ihren weiss bunten Blättern, Scindap- sus pertusus, Chamaerops humilis und stau- racantha, Pandanus reflexus (in prachtvol- 156 ler Vegetation und wahrscheinlich das ein- zige Exemplar in ganz Italien), Pincenec- titia tuberculata, Testudinaria elephantipes, Pilocereus senilis u. m. a., ja auch Vanille- pflanzen mit reifen Früchten waren bemer- kenswerth. Unter den Aufsätzen finden sich auch manche von einigem Interesse, wie über die Cultur der Hibiscus-Arten, des Cyela- men, der Hyacinther (in freier Erde, in Töpfen, Gläsern und in Moos), der Farne in Töpfen, der Rosen zur Winterblüthe, vorzüglich u. a. Rosa de la Reine, Souve- nir de Malmaison, Gloire de Dijon, die Ca- narina, Safrana u. a.; ferner über die Ver- mehrung der Pflanzen durch Blätter; über Amorphophallus Rivieri, die wegen ihrer besonderen Form empfehlenswerth ist, in Gruppen gepflanzt erscheinen diese als kleine Palmen - Wäldchen; über Topfbaum- zucht; über den Tetranychus tiliarum, wel- cher in und um Mailand im verflossenen Jahre fast alle alten Lindenbäume derart devastirte, dass man sie ausheben musste. Es wird über die Anpflanzung von So- phora-Bäumen an verschiedenen Stellen Mai- lands gerügt, als wenn sich sonst keine andern Baumgattungen eignen würden; wenn man auch die Acacia Julibrissin, weil sie zu spät ihre Blätter entfaltet und nicht den gewünschten Schatten gibt, die Robi- nia pseudo-acacia, weil sie speciell in Caf- fee- und Bierhausgärten vorfindl'ch, dann die Liquidambar, Platanus, Juglans, Eichen u.a. wegen ihres langsamen Wachsthums ausser Acht lassen will, so gibt es doch noch viele andere Baumarten, die sich zu Al- leen, Parks u. s. f. eignen, da wäre u. a. die Bignonia Catalpa, Ulmus latifolia, na- mentlich aber dıe Betula alba fastigiata, die sich in jeder Beziehung zu obigem Zwecke eignen *). Ueber diesen Gegenstand müssen wir des Gutachtens der Wiener Ringstrassen- Enquete erwähnen, welche wegen des über- mässigen Absterbens der Bäume constituirt wurde. Es wurden folgende Bestimmungen getroffen: Es sollen nur geschulte Bäume gesetzt werden, durch Einführung der Luft- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Schliesslich wird angezeigt, dass mit Fe- bruar 1572 die unentgeltlichen Vorträge über Obstbaumzucht und Gemüsebau für die Mitglieder des Gärtnervereins begin- nen werden. (Sr.) 2) Internationales Wörterbuch der Pflanzennamen irn lateini- nischer, deutscher, englischer und fran- zösischer Sprache. Zum Gebrauche für Botaniker, insbesondere für Han- delsgärtner, Landwirthe, Forstbeflis- sene und Pharmaceuten. Von Dr. Wilhelm Ulrich. Verlag von Herm. Weissbach in Leipzig. 1872. Ein sehr verdienstliches Werk, wel- ches wirklich einem Bedürfniss abhilft, wenn der Herausgeber die Klippe vermei- det, solche Namen wegzulassen, welche ent- weder nur Uebersetzungen oder nirgends gebräuchlich sind. Dies ist, nach unserer Ansicht, mit den deutschen Namen der Fall, wodurch Raum verloren geht, indem auf einen fremdländischen Namen oft 20 deutsche kommen. Ein Zuviel schadet al- lerdings weniger als zu wenig. Bei dem internationalen Verkehr der Völker kommt ein Geschäftsmann jeden Augenblick in Verlegenheit, wie er einen fremden Namen deuten soll. Besonders lästig ist es, mit den Franzosen zu verkehren, welche auch in ihren Verzeichnissen und Büchern vor- zugsweise ihre Namen beibehalten. Was wir bis jetzt von diesem Buche gesehen haben, hat uns befriedigt. Es soll in 8 Lieferungen, jede zu 3 Bogen erscheinen, und wird etwas über 3 Thlr. kosten, J. 3) Bericht über den Weinbauin Niederösterreich. Von H. Gö- the. Der »Wanderlehrer für Wein- bau, Obstbau ete.« drainage soll den Wurzeln Luft zugeführt werden; die Bäume sollen mit den Ballen versetzt werden, der Grund herum öfters gelockert. Empfohlen werden Kastanien, Gleditschien , die grossblätterige Linde, an geeigneten Stellen Ailanthus oder Plata- nus u. f. (Sr.) IV, Literatur. H. Göthe in Klosterneuburg, welcher mittlerweile als Director der Obstbauschule in Graz angestellt worden ist, hat in einer kleinen Schrift die Ergebnisse seiner Be- obachtungen über den Weinbau in Nieder- österreich in einem amtlichen Berichte niedergelegt, welcher in Wien im Verlag der k.k. Landwirthschaftlichen Gesellschaft in Wien 1871 erschienen ist. Derselbe ist für Jedermann, welcher sich für den Wein- _ bau und Weinerzeugniss interessirt, von Wichtigkeit und Nutzen, indem eine Menge von Belehrungen eingeflochten sind. } 4) Das IX. Heft der »Georgika« von Dr. Karl Birnbaum enthält eine aus- führliche Abhandlung über das »Rijolen«e, ein Beitrag zur Tiefeultur, welche wir Gärtnern zur Beachtung empfehlen. Der- selbe ist verfasst von R. Wörmann, dem Verfasser des seit einigen Jahren in’s Stocken gerathenen »Garteningenieur«, jetzt General - Secretär des landwirthschaftlichen Centralvereins in Bromberg. Der Verf. schreibt Rijolen (mit j), während andere regolen schreiben. Ich selbst schreibe und spreche Rigolen. Richtiger wäre es, Riolen zu schreiben. Es ist ein nieder- deutsches Wort, welches als technischer Ausdruck in die meisten europäischen Spra- chen übergegangen ist. Riole bedeutet so viel wie Graben, tiefe Furche, Rille, Rinne (als Wasserlauf). J. 5) Jahrbuch für Pomologen, Gärt- ner und Gartenfreunde, heraus- gegeben vom Pomologischen Institut in Reutlingen durch Dr. Ed. Lucas für 1871. Mit diesem elften Jahrgange ist eine neue Folge eingetreten, das Taschenbuch ist zu gross geworden für die Tasche, ist ein Jahrbuch geworden. Die Tendenz ist dieselbe geblieben, aber das Format ein grösseres, der Druck verändert worden. Die Veränderung ist vortheilhaft und konnte mit dem Bewusstsein vorgenommen werden, dass das Taschenbuch wirklich höher gestiegen sei. 17 in den Text ge- gruckte Abbildungen geben Erläuterungen. Der Inhalt gliedert sich wie sonst in be- | | 157 stimmte Abtheilungen. Die Rubrik Land- schaftsgärtnerei hätte diesmal füglich weg- fallen können, denn der abgebildete Gar- ten ist kein Landschaftsgarten. Den Reich- thum des Inhalts möge folgende Ueber- sicht zeigen. Eine Besprechung der ein- zelnen Abhandlungen liegt nicht in unse- rem Sinn. Das Buch enthält: Kinleit- ung: Kurzer Bericht über den Fortgang des Pomologischen Instituts in der Zeit vom Sept. 1870 bis dahin 1871, — I. All- gemeines: Kurze Nachricht über das Pomologische Institut von Dr. Lucas. — Ueber den Obstbau in mehreren Gegenden Hohenzollerns. — II. Werkzeuge: Neues Reutlinger Oculirmesser. Kirschen - Aus- stein-Maschinchen. Kautschukriemen als Material zum Anbinden der Bäume. Prä- parirte Baumwollenstreifen zum Oculiren. Neuer rechtwinkliger Drahtspanner. Neue Baumscheere mit Drahtfeder. — III. All- gemeiner Pflanzenbau. Steinkohlen- asche als lockerndes Material für schwere und bündige Böden. IV. Gemüsebau. Einige neuere und bessere Salatsorten für das freie Land. Einiges über neue und ältere Erdbeeren; welche sich dieses Jahr durch Grösse und Güte besonders auszeich- neten. Ueber Erdbeertreiberei. Die Boh- nentreiberei im Gewächshaus während des Winters. V. Obsteultur. Einiges über die Winterveredlungen und deren Behand- lung im ersten Jahre. Die Erziehung junger und kräftiger Hochstämme in der Baum- schule. Heilung des Gummi- oder Harz- der Obstbäume. Unfruchtbarkeit der Bäume. Einige der besten, tragbarsten und empfehlenswerthesten Wirthschaftsbir- nen. VI. Baumschnitt und Topf- obstzucht. Einiges über das Formiren der Pyramiden und Spaliere. Ueber Jo- hannisbeer- und Stachelbeer-Cordons. Pal- metten aus Cordons gebildet als schneller Ersatz für ausgegangene Spalierbäume. Die Ostheimer Weichsel als Topfbaum. VI. Weinbau. Rebbogenanlage auf Ter- rassenbeeten. VIII. Landschaftsgärt- nerei. Eine kleine Gartenanlage, welche im Frühjahr 1871 hier ausgeführt wurde. IX. Blumenzucht. Einiges über die flusses 158 Blumenzwiebeleultur in Holland. Die Cul- tur der Caladien. Einiges über die Aus- saat und Cultur der krautartigen Calceo- larien, wie sie in vielen Garten - Etablisse- ments zu Erfurt gebräuchlich ist. über die Verwendbarkeit wildwachsender Pflanzen in unseren Gärten. Anzucht von Petunienbäumchen. Erziehung der Helio- tropbäumchen und deren Verwendung. X. Landwirthschaft und Verschie- denes. Neue amerikanische Rosa-Kartof- fel. Desinfieirung ohne wesentlichen Nach- theil für den Dünger. (J.) Einiges 6) Ausstellung vonFrüchten auf der Internationalen Ausstell- ung ın London am 4. Oct. 1871. Der bekannte Schriftsteller über Obstbau, Herr E. Baltet in Troyes, sendet uns einen kurzen Bericht über diese Ausstellung. In einer Einleitung wird darauf hinge- wiesen, dass der Verfasser auch gleichzei- tig dringend nach Bremen eingeladen ge- wesen sei, um dort als Expert und als Ex- ponent an der Ausstellung Theil zu neh- _ men. Fr habe sich aber nicht entschliessen können, dahin zu gehen, Nun folgen ei- nige Auslassungen gegen Deutschland, wel- che hier wiederzugeben nicht der Ort ist. | Wohl wünschte der Referent, Herr Baltet wäre nach Bremen gegangen, dann würde er selbst gesehen haben, dass er mit offe- nen Armen aufgenommen worden wäre und | dass die Deutschen Gartenfreunde Herrn | Baltet’s Verdienste um den Gartenbau eben- | | Nahrung im zweiten Jahre eine 18 bis 24 sowohl zu schätzen wissen, wie das Herrr Baltet’s Landsleute thun. Die Fruchtausstellung in London sei sehr reich gewesen. Für eine Sammlung von 171 Sorten Aep- feln habe den ersten Preis Herr William Paul in Holloway, den zweiten aber Herr Baltet für eine Sammlung von 150 Aepfeln erhalten. Das Preisgericht hat noch beson- ders die Vollkommenheit und Schönheit der von Baltet eingesendeten Sammlung hervorgehoben. Ausgezeichnet waren die Einsendungen von Weintrauben. Herr Lane und Sohn von Berkhamstead erhielt den ersten Preis Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | für seine ganz ausgezeichnete Sammlung von Trauben, wie man solche nur in Eng- land in dieser Schönheit sehen kann. Be- sonders bewundert wurde „Muscat d’Ale- xandrie‘, deren Trauben so gross wa- ren, dass einzelne bis 3 Kilogrammes wo- gen. Als die schönsten Sorten hebt Herr Bal- tet hervor: Von weissen Sorten. Cannon Hall; Syrian, Child Harold, Trebbiano, Bowood Muscat, Golden Champion (Neue Sorte mit sehr grossen Beeren), Royal muscadine (= Chasselas dor& de Fontainebleau), For- ster’s seedline, Chavoush und Buckland sweetwater. Von blauen Trauben. Black Ham- burg (= Frankenthaler), Barbarossa, Lady Downe’s seedling, Black Alicante, Black Prince, Pope’s Hamburg, Muscat of Ham- burg, Gros Guillaume, Madresfisld court, und eine Sorte von rosenrother Färbung, nämlich „Gromier du Cantal.“ Alle diese Sorten werden in England im Gewächshaus erzogen und zwar meistens mittelst Cultur in grossen Töpfen. Man ı vermehrt durch Augenstecklinge im Win- ter, erzieht durch Anwendung von Boden- wärme und wiederholtes Verpflanzen in gut präparirte nahrhafte Erde schon im ersten Sommer einen 35—4 Fuss langen Trieb, Im nächsten Frühjahr pflanzt man in grös- sere Töpfe, schneidet dann auf ein Auge zurück und erzieht nun bei wiederholtem Verpflanzen und genügender Zufuhr von Fuss lange üppige Rebe, die schon im nächsten Jahre trägst. (r.) 7) Wandtafel der wichtigsten Veredlungsartenmit beschrei- bendem Text von Dr. E. Lucas. Ein grosses kartenähnliches Blatt stellt die Veredlungsarten und die zu solchen gebräuchlichen Werkzeuge in natürlicher Grösse sehr deutlich dar. Der von Dr. Lu- cas gegebene Text erläutert die Tafel. Für Vorträge in Schulen eine sehr ge- eignete Illustration, die unter die zum Un- terricht nothwendigen Wandkarten aufge- nommen werden sollte. (E. R.) [4 V, Personalnotizen und Neuestes. V. Personalnotizen 1) In Petersburg wird der grosse Platz vor der Admiralität bis zur Galeerenstrasse und bis zum Denkmal Peter des Grossen, der einen Flächeninhalt von ungefähr 16,000 7] Fd. (der Fd. & 7 Fuss Engl.) besitzt, mit Genehmigung Sr. Majestät in einen Stadtpark verwandelt. Ein im Auf- trag des Vorstandes des Vereines, und zwar im speciellen Einverständniss mit dem Präsidenten (General S. A. v. Greig) vom Referenten entworfener Plan, hat die höch- ste Genehmigung erhalten und wird die Arbeit im Frühjahr begonnen werden. Die Ueberwachung der Anlage dieses Stadtparkes, sowie die Unterhaltung des- selben hat die Kaiserliche Gartenbau -Ge- sellschaft übernommen. Dieser Park erstreckt sich bis an den Quai des schönen Newastromes, und zieht die Aussicht auf denselben mit in sein Ge- biet. So begränzt vom Newa- Strom, dem Senatsgebäude, der majestätischen Isaaks- kirche, dem Admiralitätsgebäude und dem Winterpalais, wird derselbe zu einer der vorzüglichsten Zierden der mächtigen Kai- serstadt unterm 600 nördlicher Breite wer- den. Der Styl wird sich dem der Champs Elysees und Bois de Boulogne in Paris anlehnen. In demselben sollen nicht blos alle im Petersburger Klima noch aushalten- | den Holzgewächse angepflanzt werden, son- dern es sollen auch die schönblühenden Stauden und Sommergewächse, sowie die für’s Petersburger Klima geeigneten Deco- rationspflanzen dem Publicum vorgeführt werden. (E. R.) 2) Die im Januarheft angekündigte „Grosse Ausstellung von Gewächsen, wird in Folge eines am 4./16. März gefassten Beschlusses der Gesellschaft nicht stattfin- den. Hindernisse in Betreff des Locals, sowie die bald darauffolgende Ausstellung in Moskau, sind der Grund dieses Be- schlusses. Dagegen wird eine kleinere Ausstellung vom 20. April (2. Mai) bis 159 und Neuestes. 24. April (6. Mai) von Seiten der Kaiser- lichen Gartenbau-Gesellschaft in der Sälen der Admirnlität veranstaltet werden. (E. R.) 3) Aus Tiflis. Nach einer bestän- digen Trockenheit von fast einem Jahre, fiel Ende Januar der erste Schnee, Es ist ein wahres Labsal, schreibt Herr Schar- rer, nach so langer Dürre, ewig blauem Himmel und dem steten Lehmstaub, end- lich einmal wieder feuchte Luft einzu- athmen. In Bezug auf die falschen Angaben der meisten Schriftsteller über Pinus Nordman- niana ist zu beachten, dass diese Art schon 40 Werst von Tiflis vorkommt und von da bis nach Suanetien und an die türkische Gränze stellenweise vorkommt. Das Holz dieses Baumes, welches als eines der bessern Hölzer bezeichnet wird, ist gerade unter den Coniferen eines der werthlosesten und schlechtesten. 4) Scleranthus-Arten. Herr Geh. Hofrath L. Reichenbach in Dresden, der bekannte Verfasser der „Flora excursoria“ und les grossen Werkes der Abbildungen aller in Deutschland und dem grössten Theile Europas wild wachserden Pflanzen, den ‚Icones Florae germanicae‘‘ hat sich veuerdings mit der Gattung Seleranthus beschäftigt. Von dieser Gattung unter- scheiden unsere tüchtigsten Floristen bis jetzt eigentlich nur 2 Arten, nämlich Scle- ranthus annuus und Scl. perennis — de- ren ersteres im Fruchtzustande auseinan- derstehende schmal gerandete Kelchzipfel der zweite im Fruchtzustande geschlossene, breit gerandete Kelchzipfel besitzt, und welche beiden Arten in ihren Formen in einander übergehen oder doch oft schwie- rig zu unterscheiden sind. Aus diesen beiden Arten bildet L. Rei- chenbach jetzt 16 Gruppen und mehr als 140 Arten! Diesem Resultat und dieser 160 Theilunze und Erhebung leichter Formen zur Art, steht die Ansicht des grössten Theils der anderen Botaniker entgegen. Noch hat L. Reichenbach diesen Formen- kreis nicht beschrieben, sondern nur in dem Dresdner Samencatalog die Aufzähl- ung seiner Arten ohne Beschreibung oder Diagnose gegeben. Interessant dürfte es unsern Lesern sein, dass die älteste deutsche Akademie der Naturforscher, die Leopoldina, der auch der Referent schon lange unter dem cog- nomen „Willdenow‘“ angehört, noch jetzt in 2 Partheien mit Präsident und Gegen- Präsident sich theilt. Den Mitgliedern ist die Geschichte dieses Streites bekannt ge- nug. Wohl %0o der Mitglieder haben Dr. Behn zum Präsidenten erwählt und die Regierungen Oesterreich’s, Preussen’s, Sach- sen’s etc. den Dr. Behn auch als recht- mässigen Präsidenten anerkannt. Ein klei- ner Theil der Mitglieder hat dagegen Hr. L.Reichenbach als Präsidenten erwählt. Hr. L. Reichenbach nennt sich einzig legaler Präsident der Leopoldina, sendet Circulare umher mit der Aufforderung, sich zum Mitglied der legalen Leopoldina unter seinem Präsidium zu erklären, und einen Jahresbeitrag behufs Wiederbeginn des Drucks der Verhandlungen einzusenden. Wer beides unterlasse, werde aus der le- galen ‚‚Leopoldina“ ausgeschlossen. Der Referent ist aus früherer Zeit einer der warmen Verehrer des Hrn. L. Reichen- bach, der sich um die Kenntniss der Deut- schen Flora so hohe Verdienste erworben hat, dass sein Name dadurch, ob derselbe Präsident der Leopoldina ist oder nicht, keinen höhern Glanz erhalten kann und wünschte wohl lebhaft, dass dieser von ihm hochverehrte Mann, durch diese Angelegen- heit sich nicht den Rest seiner Tage ver- bittert und vergiftet hätte. (E. R.) 5) Ausstellung in Berlin. Die Blumenausstellung, welche der Ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. RS ein zur Beförderung des Gartenbaues in der Königl. Preussischen Staaten zur Feier seines 50jährigen Jubiläums vom 21. bis zum 30. Juni veranstaltet, verspricht einen sehr bedeutenden Umfang zu erhalten. Nachträglich sind noch zahlreiche Preise ausgestellt worden, so für die bedeutend- sten Verdienste um die Ausstellung von Sr. Majestät dem Kaiser, die „Grossegoldene Medaille“, welche neben den andern, ei- nem betreffenden Aussteller zuerkannten Medaillen gegeben werden soll. Ferner sind Preise von Ihrer Majestät der Kaiserin und andern Mitgliedern des Kaiserl. Hauses, 5 Preise vom Handelsmi- nisterium, vom Ministerium der Land- wirthschaftliehen Angelegenheiten 14 Me- daillen, dabei die „Grosse goldene Staats- medaille“, Letztere für eine Gruppe von 10 —15 Exemplaren neuer werthvoller Pflan- zen, die in Berlin und Umgegend noch nicht ausgestellt wurden, wobei Pflanzen aus den Familien der Palmen, Cycadeen, Dracaenen, Bromeliaceen, Orchideen, Aroi- deen, Marantaceen, Nepenthes, Croton, Ce- cropia, Ficus, 'Pandanus, vertreten sein können. Ferner 6 Preise vom Ministerium des Unterrichts, 2 Preise von der Stadt Berlin, | 11 Preise vom Pankow-Schönhauser Garten- bauverein, und endlich noch 16 Privat- preise. Dieses nachträgliche im März ausgege- bene Programm ist vom Bureau des Ver- eines, Französische Strasse 48, Berlin, zu erhalten. Anfragen wegen der Ausstellung, wer- den am zweckmässigsten an den Vorsitzen- des Ausschusses für Annahme auszustellen- der Gegenstände, an den Kunst- und Han- dels-Gärtner Herrn Julius Hoffmann, Köpnicker Strasse Nr. 131, gerichtet. An- meldungs-Verzeichnisse müssen doppelt an- gefertigt bis spätestens den 20. Mai einge- sendet werden. (r.) L. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. & a) Lilium Humboldti Roezi et Leichtlin. (Siehe Tafel 724.) Liliaceae. L.Humboldti; bulbo magno, sub- globoso, squamis imbricalis e basi la- tiore et saepe auriculato-producta al- tenualis; caule stricto, elaio, tereli, sub lente breviter papilloso-hirtulo; fo- liis plerisque verücillatis, tenuibus, ob- longo-lanceolatis, acutis undulatis, ba- si uninerviis, margine sub lente cilio- latis caeterum glabris; floribus speci- minum bene evolulorum in racemum pyramidatum dispositis, pedunculo elon- gato unifloro subhorizontaliter patenie suffultis, nutanlibus, inferioribus sub- verlicillatis, superioribus sparsis, speci- minum tenuiorum paucis v. flore termi- nali solitario; sepalis perianthium spe- ciosum basi vix campanulatum for- mantibus, paientibus, mox recurvis, anguste-lanceolalis, sensim attenuato- aculis, auranliacis, brunneo-maculalis; filamentis gracilibus, basi erectis, apice patulis; antheris lineari-oblongis, hori- zontalibus, medio dorsi aflixis. — (Duchartre observations sur le genre Lis pag. 105 ex parte). VI. 1872. Die Abbildung der schönen Lilie, welche unsere Tafel vorstellt, verdan- ken wir unserm hochgeehrien Freunde Leichtlin. Die bei c besonders darge- stellte Zwiebel ist nach einem lebenden Exemplare des hiesigen Gartens darge- stellt. B. Roezl entdeckte diese aus- gezeichnete schöne Lilie in Californien in der Sierra Nevada bei Devil’s Gate, einem wilden Gebirgsthale, durch das ein Fluss mit vielen Fällen herabstürzt, längs dessen die Pacifique - Eisenbahn im Gebirge emporsteigt. Herr M. Leichtlin erstaund vom Herrn Roezl alle von demselben gesammelten Zwiebeln, mit Ausnahme einiger wenigen Exemp- lare, welche durch Vermiltelung des Hrn. M. Leichtlin dem Kais. Bot. Gar- ten in St. Petersburg zukamen. Wie unsere Abbildung zeigt, ist das Lilium Humboldi eine der schönsten Arten Nordamerikas, dessen Blüthen- stengel A bis 6 Fuss hoch werden und bei kräftigen Exemplaren nach Roezl 30— 40 Blumen in einer pyramidalen 11 162 Rispe tragen, während schwächliche Exemplare nur weniger hoch werden und armblumige Blüthentrauben, oder selbst nur eine spiizenständige Blume entwickeln. Die grosse Zwiebel mit am Grunde nicht verschmälerten Zwiebel- schuppen, quirlständige Blätter, grosse nickende Blumen mit orangenfarbenen braun gefleckten und zurückgebogenen Blumenblättern, zeichnen diese Art aus. Die freudig grünen, länglich - lanzeit- lichen Blätter sind wellig, stehen bis zu 12 in Scheinquirlen, sind am Grunde von einem Mittelnerven und ausserdem mit vielen zarten Seitennerven durch- zogen. Nach dem Fundorte zu schliessen, dürfte die schöne Humboldt-Lilie nicht blos überall in Deutschland, sondern selbst noch im Petersburger Klima im freien Lande aushalten. Als in Wäl- dern wachsend, wird derselben eine halbschattige Lage und ein Liefer mit Lehm etwas vermischter Humusboden, in welchen die Zwiebeln ungefähr 4— 6 Zoll unter der Oberfläche des Bodens eingesetzt werden, am besten zusagen. Herr Max Leichtlin war so freund- lich, dem Referenten ausser der Ab- bildung, auch noch einen Theil eines getrockneten Exemplares mitzutheilen. Nach diesem können wir berichtigen, dass die Blätter nicht nervenlos sind, wie Duchartre beschreibt, sondern dass | dieselben am Grunde einen auf der untern Blaltseite deutlich vertretenen Mittelnerven tragen und ausserdem von zahlreichen zarten Längsnerven durch- zogen sind, in welche sich auch der Mittelnerv ungefähr in der halben Länge des Blattes auflöst. Ebenso ist die sehr kurze Behaarung am Blattrande und den Stengeln nur unter der Lupe sichtbar. Herrn Max Leichtlin muss ich aber hiermit meinen herzlichen Dauk öffent- ı | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lich aussprechen, für die Freundlichkeit und Liberalität, mit der derselbe alle Arbeiten über die Gattung Lilium un- terstützt. (E. R.) Erklärung der Abbildung. a) Der Blüthenstand, b) der untere Theil des Stengels, c) die Zwiebel, alle in natür- licher Grösse. Postscriptum. Nachdem obiges schon niedergeschrieben, ging mir ein Blatt der „Proceedings of Californian Acad. of Sciences“ vom Januar dieses Jahres zu, in dem Dr. Kellog die gleiche. Lilie, als Lilium Bloomerianum“ be- schreibt. Da der von Roezl und Leicht- lin gegebene Name, schon von Du- chartre in seiner Arbeit über die Lilien festgestellt ist, so hat derselbe das Vorrecht und stellt zugleich unserem grössten deutschen Naturforscher in der stolzen Gattung „Lilium“ eine würdige Gedenktafel. Den kurzen Artikel Kel- log’s lassen wir als Anmerkung folgen *). *) On Lilium Bloomerianum. By A. Kellogg, M. D. Root a slightly-oblong, broadly-conic, scaly bulb, somewhat laterally compressed; scales lanceolate, fleshy, ellip- tically incurved; two to three inches long; somewhat loosely set; often oblique or pro- gressively developed, but not creeping. Stem terete; very short-pubescent above and somewhat scabrous; purplish, smooth and glaucous below; six to eight feet high. Leaves broadly oblanceolate, acute or sub acuminate; five to seven — rarely nine ner- ved; nerves pubescent underneath; mar- gins of leaves and foliaceous bracts slightly scabrous; waved, varnished above; glabrous and shining beneath; veins anastomosing | or retieulate; whorled in verticels of six to twenty mostly; somewhat scattered above and below. Peduncles alternate; long and widely divaricate — often at an obtuse or I. Originalabhandlungen. 163 bh) Lilium parvum Kellog. (Siehe Tafel 725). Liliaceae. L. parvum Kellog in Proceedings of the calif. Ac. of nat. Sc. I. p. 179 - Fig. 12. Caule stricto, tereti, glabro, spitha- meo usque sesquipedali; foliis sparsis v. subinde verticillatis, lanceolatis v. oblonga- lanceolatis, nervis validioribus longitudinalibus 1—3, nervis que te- nuioribus percursis, subundulatis, apice aculis v. oblusiusculis, margine sca- berulis, caeterum glabris; floribus in caulis apice in pseudo-umbellam v. ra- depressed angle. Flowers nodding, large, loosely-recurved, bell shaped; claws of the three inner petals short — about one-fourth of an inch -—- and somewhat crested; claws of the three outer narrower petals longer — onehalf of an inch; light orange-color, with madder brown velvet-like spots. Pistil three-parted or lobed — sometimes cleft half inch or so. This is the most magnificent lily of the Pacific coast. Peduncles are often ten in- ches to a foot in length, and so widely spread as to be slightly reflexed. Flowers larger, lighter, looser and rarely revolute; much more open and flexuous töp than the L. superbum; eight to twelve in num- ber, or, in the most robust specimens, twenty to thirty, This lily is easily discriminated from all vthers in any stage of its growth. The bulb is purplish. Its first bud above ground is always purple, which hue it bears in stem, leaves and bracts, in every stage of its growth, Thbe cotyledonoid scattered leaves ad the base of the stem perish early, as the proper whorls appear, leaving, however, scars to record their presence. The bulbs are larger than those of any cemum brevem 3-9-florum dispositis, ante anthesin nutantibus, sub anthesi ereclis; pedunculis elongatis, erecto- patentibus, medio plerumque bracteam unicam gerentibus, florem plus duplo superanlibus; perianthii tubo tubuloso- campanulato, flavo-aurantiaco, inius brunneo-maculato; limbo plus minus explanato v. subrecurvo, rubro-auran- tiaco ; sepalis obverse lanceolatis, basin versus sensim attenualis, apice sub lente praecipue ad marginem dense puberu- other California lily. It ofisets sparingly, and is not „somewhat creeping,“ as in L. pardalinum, which offsets abundantly. In its habit of growth no one would mistake it for L. superbum, Dr. Kellogg exhibited a painting of this large Mountain Lily, to which the at- tention of the Academy had been directed about twelve years since. As stated and shown at that time, he still held it suffi- ciently distinet from all others to entitle it to a specific description. Out of respect to its time-honored cultivator, Mr. H. G. Bloomer, he offered the provisional name of Lilium Bloomerianum — Kellogg. Professor Bolander said that he had received from Europe a catalogue in which a lily had been named L. Humboldtii, and he believed it to be thesame as the plant described by Dr. Kellogg. Mr. Bloomer thought there were rea- sons for believing L. Humboldtii and the so-called L. Canadensis, of California, to be synonymous with L. Pardalinum, which, was described by Dr. Kellogg several years ago. 11* 164 lis; staminibus perianthio brevioribus; antheris oblongis, erectis, supra basin inaequalem affixis. Gleichfalls eine Lilie aus der Sierra Nevada Californiens, die von Kellog in den Schriften der Californischen Aca- demie zu St. Francisco beschrieben ward und im Jahre 1863 durch die Herrn Stivers und ©. H. Dors entdeckt wurde. Im Garten des Herrn Bloomer, Botanical Curator zu St. Francisco kam diese Lilie zur Blüthe und ward nach der cultivirten Pflanze vonKellog beschrieben. Unsere Abbildung ist theils nach einer von Herrn M. Leichtlin in Carlsruhe eingesendeten Abbildung, theils nach einem von demselben freundlichsi ein- gesendeten Exemplare gemacht. Nach letzterem haben wir auch Kellog’s Be- schreibung und die von Duchartre 1. c. pag. 99 gegebene Beschreibung zur obigen Diagnose zusammengestellt. Die kurze aber sehr deutliche Behaarung der Spitze des Randes der Blumenblät- ter ist z. B. ein auffallender von bei- den Autoren vergessener Charakter. Noch auffallender ist die aufrechte Stell- ung der länglich-ovalen etwas oberhalb des Grundes angehelteten Antheren. Das Lilium parvum ist von Roezl gesammelt und als L. puberulum und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zerstreut oder zuweilen in Quirlen am Stengel, sind lanzeitlich oder gestreckt- lanzettlich und tragen ausser zarten Längsnerven auch ‚noch deren 3 meist stärker vortretende Längsnerven. Blu- men stehen auf der Spitze des Stengels zu 3—9 in einer Dolde oder kurzen Traube, und ist jede einzelne von ei- nem Blüthenstiel gestützt, der viel län- ger als die Blume und in seiner Mitte meist eine Bractee trägt. Die Blumen- krone vor der Blüthe nickend, während der Blüthe aufrecht, mit röhrig-glocki- ger gelborangefarbener Röhre, die in- nen braun gefleckt und mit abstehen- dem oder fast zurückgebogenem Saum, der schön roth orange ohne Zeichnung. Blumenblätter verkehrt-lanzeitlich, an der Spitze am Rande mit kürzer, deut- licher, weicher Behaarung. Staubfäden kürzer als die Blumenkrone und die läng- lichen Antheren stehen aufrecht und sind am Grunde etwas oberhalb des ungleichseitigen Grundes beider Fächer eingefügt. Es ist auffallend, dass weder Kellog noch Duchartre den auffallenden Un- terschied in der Anheftung der Anthe- ren beobachteten, ein Unterschied, der allerdings als künstlicher Charakter häufig zur Aulstellung neuer Gattungen L. californicum von demselben an Max | benutzt wird. Leichtlin eingesendet worden. Es | In Bezug auf Cultur möchte über ist eine niedriger bleibende Art, die | diese hübsche Lilie Californiens unge- ganz unbehaart ist, mil spannenhohem | fähr das gleiche, wie über Lilium bis 11/, Fuss hohem beblättertem Sten- | Humboldti zu beobachten sein. gel. Die leicht welligen Blätter stehen | (E. R.) 1. Orginalabhandlungen. 165 ec) Epimedium concinnum Vatke. (Siehe Tafel 726.) Berberideae. Epimedium concinnum n. sp. (E. sinense hort. berol. non Siebold). Im berliner botan. Garten wird seit Jahren ein Epimedium „sinense“ cultivirt, wel- ches von der gleichnamigen Siebold’- schen Pflanze verschieden ist, da dieses nach Miquel ein Synonym von Aceranthus sagitlatus S. et Z. darstellt. Unsere Pflanze ist aber ein echtes, dem E. violaceum nahe stehendes Epime- dium, von dem ich hier eine nach der lebenden Pflanze im Mai d. J. entwor- fene Beschreibung folgen lasse: Wurzelstock horizontal, an der Spitze dicht mit Laubblättern besetzt, welche an ihrem Grunde von schuppen- förmigen Niederblättern umgeben sind; der Stengel entspringt aus der Mitte der Laubblätter und erreicht eine Höhe bis zu 2,4 dm., etwas die grundständigen Blätter, deren Stiele (bis zur Gabelung) 0,5— 1,1 dm. lang sind, überragend; über seiner Mitte (oder auch höher) trägt der Stengel ein Laubblait, dessen Stiel wie der der grundständigen gega- belt ist; die Gabeläste sind dreispaltig, (seltener nur ein Blättchen tragend) und zwar überragt der Stiel des milt- leren die beiden seitlichen um die Hälfte, deren Basis (von der des Mit- telblättchens abweichend) schief herz- förmig ist. Die Blättchen sind am Rande wie Stengel und Blattstiele mit zerstreuten Wimpern besetzt. Die Blüthen bilden eine lockere einfache Traube; die Deckblätter sind 6 bis 12mal kürzer als die Blüthen; die bei- den Vorblätier sind dreieckig spitzlich oder fast pfriemlich, am Rande grün mit roihem Mittelstreifen, eiwa 0,2 cm. lang; die beiden längeren Kelchblätter etwa 0,4, die beiden kürzeren etwa 0,5 em. lang, schmutzig rolh, vorn weisslich, zur Zeit der Blüthe bereits abgefallen; die Blumenblätter (inneren Kelchblätter Benth.) etwa 0,5 cm. lang, eiförmig, spilz, aussen blass, innen heller rosa, die vier Blätter der Neben- krone (Blumenblätter Benth.) etwa 0,9 cm. lang, weisslich, besonders auf der Innnenseite schön rosa überflogen, mit weisslichem Sporne, etwa 0,1 cm. lang, Staub - und Fruchtblätter einge- schlossen. Stammt wahrscheinlich aus Japan, war aber Herrn Professor C. Koch, welcher die Epimedium - Arten in Mi- quel’s japanischer Flora bearbeitet hat, im Mai 1870 noch unbekannt. Da der Name bereits anderweitig vergeben ist und die Pflanze noch nirgends beschrie- ben zu sein scheint, so schien es mir geraihen, den Namen zu ändern. (Vatke.) Erklärung der Abbildung. a) Die sterile Pflanze. b) Der Stengel mit der Blüthentraube. c) Die Petalen. 166 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 2) Welchen Einfinss hat der Deutsch-französische Krieg auf den Gartenbau gehabt? Diese Frage liegt sehr nahe, denn ein so welterschütterndes Ereigniss, wie die Niederwerfung des tonangeben- den Frankreich kann nicht ohne Fol- gen für Deutschland und die übrige ge- sittete Welt bleiben. Beim Gartenbau war es nicht blos die Hemmung des Handels, das Aufhören aller gegenseiti- gen Beziehungen, sondern eine wirkliche Umgestaltung der Verhältnisse. Der Ein- fluss dieses furchtbaren Krieges war ein doppelter, entgegengesetzter Art: ein schlimmer und ein heilsamer. Wenn ein in einem hohen Culturzustande sich befindliches Land durch Krieg lahm ge- legt; zum Theil verwüstet und in die rohen Zustände des Krieges geworfen wird, so müssen auch andere Cultur- völker darunter leiden. Mögen auch einzelne Gewerbe und Geschäfte sich gefreut haben, dass die französichen Artikel keine Concurrenz machten, weil sie ihre vorher gering geachteten, ob- wohl guten oder auch schlechten Waa- ren an den Mann bringen konnten: Das Allgemeine leidet dennoch darun- ter, besonders in einem Geschäftszweige, wo, wie beim Gartenbau, Kunst und Wissenschaften so eng damit verbunden sind und der internationale Verkehr so bedeutend ist. Die Fortschritte und Neu- erungen, welche Frankreich in dem un- heilvollen Jahre hätte machen können, sind ihm und uns, sowie dem übrigen Europa verloren gegangen. Ich will nicht aufzählen, was Frankreich uns hätte Neues und Gutes bringen körnen. Jedenfalls ist es für uns Deutsche leicht zu verschmerzen, gegenüber dem Nutzen, welche diese Zeitereignisse uns ge- bracht haben. | Dieser Nutzen ist kurz mit: Eman- cipation von Frankreich deutlich ausgedrückt. Wir waren nahe daran, wie zur Zeit Louis XIV, und XV die Nachäffer von Frankreich, also von Paris zu werden, denn die grosse Menge ist meist urtheilslos, und geht mit dem Strome, schon weil es Modesache ist. Selbst klare Köpfe lassen sich bestechen und nehmen Messing für Gold, weil es so schön glänzt. Der nun hoffentlich beseitigte oder doch stark geschwächte Einfluss Frankreichs war ein doppelter: 1) auf die Gärtnerei, das ist Blumen, Gemüse- und Obstzucht ete.; 9) auf die Gartenkunst. Die Gärtnerei erhielt alljährlich aus Frankreich viel Neues, oft Vorzügliches, aber auch allen Ausschuss von unbe- deutenden Blumen, die der dortige Gärt- ner bei den nicht so sortengierigen Franzosen nicht anbringen konnte. Mochte ein grosser französischer Sa- menhändler die unbedeudenste annuelle Pflanze in seinen Katalog aufnehmen, darunter sogar bei uns wild wachsende, sie wurde von Deutschen Gärtnern über- nommen und weiter verbreitet, in den letzten Jahren allerdings als „Novität“ ohne Garantie. Unter den Holzarten und Stauden war es nicht anders. Die geringste Abänderung gab Veranlass- ung zu einer Gartensorte, für die deul- schen Sortenjäger. Unter den Stauden wurden längst in Cultur gewesene, aber derselben nicht mehr würdig befundene alte Pflanzen als neu von Frankreich eingeführt, und unsere Gärtner gaben sich nicht einmal die Mühe den Namen in einem Buche nachzuschlagen, oder einen Pflanzenkenner zu fragen. Ich I. Originalabhandlungen. erinnere nur an die wirklich spasshafte Einführung von Festuca glauca, wovon wir vor etwa zehn Jahren, hunderte von Töpfen in Vermehrungshäusern sahen, selbst in Orten, in deren Nähe dieses Gras fuderweise hätle im Walde gesammelt werden können. Professor ©. Koch in Berlin ist seit dem Be- stehen seiner „Wochenschrift für Gärt- nerei“ etc. bis jetzt gegen so werth- loses Gesindel zu Felde gezogen, aber wie es scheint, ohne grossen Erfolg. Hoffen wir, dass nachdem wir Frank- reich in seiner Jämmerlichkeit gesehen, dieses blinde Vertrauen in alles, was von dort angeboten wird, abgenommen hat. Möchten doch die grösseren Han- delsgärtner, welche ganz allein diese Sünden verschuldet haben, mit ihren Einführungen vorsichtiger sein, dieses Misstrauen oder vielmehr diese Vorsicht auch auf die Neuheiten anderer Länder übertragen. Ob die deutschen Gärtner sich in Foige des Krieges auch in den Artikeln vervollkommnet haben, welche sonst fast ausschliesslich aus Frankreich kommen, den Rosen, Pelargonium und a. m,, muss erst abgewartet werden. Jeden- falls ist es hoch anzuschlagen, dass we- nigstens ein Jahr Pause in den neuen Einführungen gewesen ist, dass nicht die neuen Rosen von 1869, von So und So, die neuen Pelargonien von X u. s. w. im Stande waren, die Hoffnun- gen unserer Gartenfreunde zu täuschen und ihren Geldbeutel zu erleichtern. Man verstehe mich nicht falsch, ich meine hier jene nimmersatten Dilettan- ten und Gärtner, welche, ohne ein Ge- schäft machen zu wollen, nur für das Neueste schwärmen? denen die Handels- gärtner, um so liebere Ammen sind, je mehr neue Nahrung sie ihrer Abwech- selungsmanie zuführen. Wir hoffen aber aber ! 167 auch, dass unsere „Importeure“ von nun an nicht mehr so massenhaft jede Rose ohne Auswahl einführen, und dass auch die Deutschen sich vervollkommnen werden. Uns ganz von Frankreich zu emancipiren, wird allerdings bei allem Patriotismus uns nicht gelingen. Neh- men wir daher gern die Rosen Frank- reichs, wie wir nach wie vor ihre Weine gut finden, sowie alles, was Gutes an ihnen ist. Die Gemüse anlanugend, so haben wir wohl kaum ein wirklich schlechtes von dort bekommen, und wenn es nicht so ausfiel, als gerühmt wurde, so mag es zum grossen Theil am Klima liegen. Wir werden daher wohl thun in diesem Fache stets ein Auge auf Frankreich zu haben, welches unbestritten uns vor- aus ist. Aehnlich ist es mit der feine- ren Obstbaumzucht, in welcher uns im- mer Frankreich Muster war und noch lange sein wird. Der Krieg hatte aber eine unmittelbar günstige Folge, die Einverleibung von Elsass und Deutsch- Lothringen in das neue Kaiserreich, wodurch ein sehr bedeutendes wichtiges Stück Gärtnerei zu uns gekommen ist. Der Verkehr mit den dortigen Gärt- nereien, welcher schon früher be- deutend war, wird und muss noch zunehmen, und kann nur zur Verbesser- ung unserer Baumzuchten wirken. Eine weitere Folge des Krieges war, dass die deutschen Pflanzer auf einheimische Bezugsquellen verwiesen waren, wel- che zwar seit einigen Jahren schon recht anerkennungswerthe Fortschritte gemacht hatten, aber immer noch keine rechte Geltung erlangen konnten. Der Verschluss Frankreichs wird auch wohl unsere Baumzüchter angeeifert haben, ihre Leistungen noch zu verdoppeln und zu vervollkommnen. Wir kommen nun zur höheren Gar- 168 tenkunst, und wir müssen uns glück- wünschend zurufen: Gott Lob, dass diese Oberherrschaft von Paris auf den Gariengeschmack ge- brochen ist. Wir müssen ein we- nig die geschichtliche Entwickelung von Frankreichs Gartenkunst verfolgen, um diese wohl Vielen unverständliche Aus- rufung zu verstehen zu machen. Zuvor wollen wir aber hervorheben, dass wir viel an den Pariser Gartenkünsten gelernt haben, dass wir ferner den masslosen Ausgaben für dortige Anlagen gegen- über, den Muth bekamen, unsere allzu : bescheidenen Ansprüche und Ideen et- was zu steigern, und nun mit Hunder- ten hier so viel leisten, als dort Tausenden erreicht worden ist. so Bedeutendes von Gartenanlagen ge- schaffen wird, wie in Paris — wir wollen nur dieses beachten, obschon auch andere grosse Städte mitgewirkt haben —, wo man alles und jedes voll- kommen und musterhaft zu machen sucht, ohne je nach den Kosten zu fragen, da sind die neuen wichtigen Erfahrungen stets sehr gross. Und sie blieben uns nicht verschlossen. Al- phand’s, „les Promenades etc. de Paris“ berichteten mit einer Genauigkeit, wel- che für den grösseren Leserkreis über- trieben zu nennen ist, aber dem Fach- mann ungemein nützlich werden kann. Journalartikel aus französischen Fach- schriften und Berichte in deutschen Gartenzeilungen vervollständigten jene Angaben. Wir erfuhren und lernten viel Neues, nur war vieles für uns Fachmänner nicht neu, was dem deut- schen Berichterstatter neu erschien. Aber wir lernten, daran ist kein Zwei- fel, und sahen der Entfaltung des prunkenden Gewandes der Stadt Paris mit Wo Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. das masslose Lob, welches Deutscher- seils gespendet wurde. Es ist ein Jammer, dass so viel Schönes unter- gehen musste! dass die Noth der lan- gen Belagerung, und die Versunken- heit und Roheit des während der Com- mune herrschenden Gesindels zerstörte, was die Noih verschont hatte! Aber es war auch dies ein Strafgericht, eine Retlung des reineren, edleren Ge- schmacks, welcher dort mit Füssen ge- treten wurde. Quod erai demonstran- dum. Ich werde den Beweis ver- suchen. Als der neue landschaftliche Garlen- geschmack sich von England über den Continent verbreitete, wurde die zum Excentrischen geneigte Natur der Fran- zosen mehr von den romantischen eng- lisch-chinesischen Styl, als von dem einfachen edleren Formen Altenglands angezogen. Alle jene phantastischen Ausschmückungen und Naturscenen, weiche Chambers angeblich in den chinesischen Parks gesehen hatte, wur- den in Frankreich gern nachgeahmt. Was nicht seltsam und wunderbar er- schien, hatte für sie keinen Werth. Für diejenigen Leser, welche die Wand- lungen der Landschaftisgärtnerei in je- ner Zeit nicht kennen, wird es genü- gen, wenn ich bemerke, dass durch Brown in England eine schablonen- mässige Einförmigkeit der natürlich sein sollenden Gartenanlagen zur Geltung gekommen war, welcher Chambers mit seiner phantastisch - romantischen Richtung gegenüberirat, und welche nun die Geister zum Widerspruch ge- gen jene Monotonie anregte. Ein nach Chambers’ Ideen ausgeführter Garten würde grosse Aehnlichkeit mit den Buttes Chaumont in Paris verrathen, mit Bewunderung zu, allerdings auch | von denen wohl die Meisten gelesen mit Bedenken und Kopfschütteln über | haben. Tag 144 I. Originalabhandlungen, Das starre Festhalten des französi- schen Königshauses und der Aristo- kratie an den allen Formen verhinderte die Ausbreitung des englischen Styls zur Zeit, als er neu war und am leich- iesten Eingang gefunden hätte, Bald brach die französische Revolution her- ein, dann folgte das eiserne Zeitalter .des ersten Napoleon, wo an Werke des Friedens nicht gedacht wurde, endlich die Restauration der Bourbonen mit Reaction, welche wenigstens am Hofe den Styl Le Nötres beibehalten musste. Natürlich war diese Erstarrung nicht allgemein, denn einzelne Grundbesitzer liessen sich nicht abhalten, ihre Land- sitze nach englischem Geschmacke ein- zurichten. Selbst um Paris und bei anderen Grossstädten wurden die Villen fast allgemein „englisch“ angelegt. Ich erinnere mich aus den Jahren 1840 und 1841 manches schönen landschaftlichen Villengartens. Es fehlte jedoch an ei- gentlichen Parkanlagen im grossen Styl. Bei Paris war eigentlich nur Neuilly, der Sommersitz Louis Philipp’s, so zu nennen, ein Landschaftsgarten von gros- ser Schönheit und ziemlich frei von Ueberladung und Ausschreitungen. Auch während der ersten Zeit Napoleon II., machte sich noch englischer Ein- fluss geltend. Der grosse Park von Ferriere ist ein Beispiel, und ist in der Hauptsache von Paxton nach damali- gem englischen Geschmack angelegt. Nun begann der Umbau von Paris und die Verschönerung durch Gartenanlagen unter der Führung des Seine-Präfecien Baron Hausman, Napoleon’s gefügigem und geschickiem Werkzeug, wodurch die Hauptstadt Frankreichs die schönste Stadt der Welt wurde. Wer könnte oder möchte bestreiten, dass dort in kurzer Zeit in Garlenanlagen so Be- deutendes und Ausserordeniliches ge- 169 schehen, wie an keinem anderen Ort der Erde in einem solchen Zeitraume! Alles dieses ist bekannt und braucht nur angedeutet zu werden. Aber man halte das rechte Verständniss der mo- dernen Gartenkunst verloren oder viel- mehr nie gehabt. Vielleicht wollte man auch einen besonderen „Grossstadt- Gartenstyl“ schaffen. Die ungeheuren Mittel, welche dem Künstler zur Ver- fügung standen, verführten zur Unge- heuerlichkeit. Ich glaube, wenn keine Aenderung eingetreten wäre, so hätle man in Paris künstliche Gletscher von Glas aufgebaut, und die staunenden Pariser mit künstlichen Lavinenstürzen amüsirt. Möglich gemacht hälte das unbestreitbare Erfindungsgenie der lei- tenden Landschaftskünstler und das un- gezählte Geid des Herrn Hausmann al- les. Man wollte die Pariser blenden, die Fremden zur Bewunderung hinreis- sen, und beides gelang. Der Zauber der Operndecoration sollte auf die Na- tur übertragen werden, aber man ver- gass, dass die wirkliche Natur - t so geiügig ist, wie Leinewand L..d appe, für den Decorationsmaler, ha! auch keine Künstler von reinem W: vr. So enisland ein Werk nach dem andern, zuletzt in grösster Eile vor der Welt- ausstellung die Anlage der Buttes Chau- mont mit einem Aufwande von einigen Millionen Franken. So ungeheuerlich diese Anlage ist, so muss man doch zugeben, dass das ungewöhnliche Ter- rain glücklich benutzt ist, und eine ge- wöhnliche zahme Parkanlage sich dar- aus kaum häile machen lassen. Bei Beurtheilung dieser Dinge darf man nicht den Massstab eines deutschen Kleinstädters oder Thüringer Gebirgs- bewohners anlegen. Ich möchte diesen Vorwurf im voraus von mir ablenken, da ich weiss, dass Neigung vorhanden 170 sein wird, ihn mir zu machen. Man darf auch keine Vergleiche mit den Werken des Fürsten Pückler-Muskau und Lenn& ziehen. Potsdam und Mus- kau und Branitz sind nun einmal ganz anders als Paris. Auch will ich aus- drücklich bemerken, dass sich Fürst Pückler sehr günstig gegen mich über einige Theile des Bois de Bou- logne ausgesprochen hat Eine Haupt- stadt kann zu ihren für ein erregbares, einfache Naturschönheit kaum begrei- fendes Volk bestimmten Gartenanlagen, sich schon Abweichungen erlauben. Ja man muss zugeben, dass Paris das Recht hatte, sich einen neuen „Pariser Gartenstyl“ zu schaffen. Die Vorwürfe, welche wir den Leitern der Pariser Anlagen machen könnten, sind aus die- sem Grunde unbedeutend. Sie haben allerdings Manches ohne richtiges Na- turverständniss gemacht. Die kleinen Wasserbecken sind zum Theil recht kleinlich und finden in der Natur nicht ihres Gleichen in der Form; die Ge- hölzpflanzungen zeigen nur zu oft, dass die Pflanzer dieselben nicht kannten. Die Blumendecorationen wollten pracht- voll und zugieich natürlich sein, ver- fehlten aber das Letztere gänzlich, da die einförmigen Blumenringe um Bäu- me und Gehölzgruppen nichts weniger als naturschön sind. Aber dieses Alles ging ja uns Fremde nichts an, so lange die Pari- ser Wohlgefallen daran fanden. Der Vorwurf, dass Paris den Garten- stylverdorben habe, trifft viel- mehr das Ausland, dieWeltaus- serhalb Paris, welchealles, was in Paris geschaffen wurde, für musterhaft und nachahmungs- werth hielt. Nicht allein Frankreich war so von den in der Hauptstadt ge- schaffenen Werken eingenommen, dass Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. es auch die Verirrungen schön fand und nachahmte, sondern auch das Aus- land. Wir wissen jetzt noch gar nicht, wie weit die verderbliche Wirkung ge- drungen ist. Welche Menge von jün- geren Gärtnern schwört unbedingt auf das Pariser Evangelium! Wurden die dortigen Anlagen doch immer über al- les Mass gelobt, während sehr selten wirkliche Kritik geübt wurde *). Was hätte dieser junge Anwuchs anrichten können, wenn nicht der tiefe Fall von Paris ihre Trugbilder zum verblassen gebracht hätte. Bereits hörien wir, dass französische Gärtner aus der Pa- riser Schule, (vielleicht die Meister selbst) nach England berufen worden seien, um auch in der Geburtsstätte der Landschaftsgärtnerei die Crinoline der neuen Gartenkunst aufzustellen. In Wien ist bereits eingetroffen, was ich befürchtele, als ich hörte, dass einer der Pariser Künstler dort seine Welt- stadtideen verwirklichen sollte. Wir haben in Dr. Regel’s Reisebericht aus Wien (im letzten Hefte der Gartenflora von 1871) genug gelesen, um den Deutschen Glück zu wünschen, dass die Pariser Verschönerer im Auslande hof- fentlich für immer vergessen sind. Der fremde Zauberer hat dort inmitten in einerFlussaue, aul einer Insel ein Unding von einen Berg gesetzt und einen stei- fen Wasseriall angebracht, dessen Flu- then natürlich mit der Maschine hin- aufgepumpt werden. Und dazu muss- *) Die Gartenflora that diess wiederholt und zwar durch die Feder von Männern, welche dem Schreiber dieses gänzlich fern stehen. Derselbe that es nur gelegentlich bei Besprechung des Werkes von Al- phand, tadelte also schon zu einer Zeit, als der Ruhm der Pariser Anlagen in höchster Blüthe stand. I. Orginalabhandlungen. ten unsere lüchtigen Landschaftsgärtner stillschweigen, weil man ein tadelndes Urtheil als Neid ausgelegt haben würde, während der Fremde mit einer Sicher- heit schaltete, als wäre er Gott-Schöpfer selbst. Und er hatte das Recht dazu, Niemand kann den Fremden einen Vor- wurf machen, wenn er aus seiner Be- rufung schliesst, dass man keine Kräfte im Orte ‘oder Lande selbst finden könne. Und darum noch einmal: es war auch für die Gartenkunst ein Glück, dass Frankreichs grosse Rolle ausgespielt ist. Das Beispiel wurde zu verderblich. Das ist der Segen und Fluch des Gros- sen und Erhabenen, dass vom Unver- stande und der Mode nicht nur das wirklich Gute und Schöne angenommen wird, sondern auch das Falsche, Schlim- me, Erbärmliche, ja dieses viel mehr, da ja die Mehrzahl der Menschen nicht im Stande ist, das wahrhaft hohe und | Grosse sich anzueignen oder auch nur zu begreifen. 171 Ob das gesteigerte Nationalgefühl der Deutschen auch einen günstigen Einfluss auf unsere gärtnerischen Zeit- schriften haben werde, müssen wir ab- warten, hoffen es aber. Es war wirk- lich eine Schande, wenn gewisse Gar- tenzeitungen ihre Spalten fast nur mit französischen Uebertragungen füllten, und diesen Artikeln das Ansehen von Originalen gaben. Bei anderen Arti- keln, welche die fremden Quellen anga-. ben, wurde und wird fast ohne Aus- wahl und Prüfung verfahren. Es ist wohl nöthig, dass eine Fachschrift allen wichtigen Dingen des Auslandes Aul- merksamkeit schenkt, und es ist für uns Deutsche ein grosser Vortheil, dass wir mehr, als andere Nationen fremde Sprachen verstehen, aber sich in sol- cher Weise an das Ausland anzuleh- nen, wie es geschehen, ist eniwürdi- gend und ein Betrug an dem lesen- den Publikum. Jäger. 3) Reisenotizen von E. Regel. (Fortsetzung.) VonInsbruck nach der Schweiz und Ober-TItalien. Insbruck besitzt eine reizende Lage in einem weiten Kessel des Innthals. Der Botanische Garten daselbst (Direc- tor Hr. Prof. Kerner, Obergärtner Hr. Zimmeter) ist durch seine reiche Samm- lung von Alpenpflanzen interessant, welche alle im freien Lande cultivirt werden. Hier sah ich zum ersten Male kräftige Exemplare von Rhododen- dron Chamaecistus, die im Früh- jahre reich geblühet hatten. Als schöne, im freien Grunde einer Steinparthie sehr kräftig vegetirende Alpenpflanzen nenne ich Potentilla multifida, P. nilida, P. frigida, P. Clusiana, P. ni- valis, Valeriana supina, V. saxatilis, Primula spectabilis, P. Clusiana, P. longiflora, P. hirsuta, Saxifraga as- pera, Zimeteri, notata, stenoglossa, li- niflora, squarrosa, capitata, capillipes, Seguieri, oenensis, Salix reticulata und die anderen hochalpinen Alpenweiden, — Cherleria sedoides in so üppigen und dichten Rasenpolsiern wie in den Alpen, Aretia Vitaliana und glacialis, Androsace obtusifolia und Chamae- 172 jasme, Nothochlaena Maranlae in zahlreichen Exemplaren, die wie in den heimischen Localitäten zwischen den Steinen hervorsprossen, Carex baldensis, Arenaria rotundifolia, eine reizende Art mit niederliegenden Sten- geln, welche den Boden mit dichtem Grüne decken, A. gracilis, Dianthus glacialis, alpinus, Artemisia Mutel- lina und spicala, Pedicularis asple- nifolia, Lloydia serotina, Saussurea alpina, Oxytropis campestris, Achil- lea nana, atrata, moschata, Clavennae, Geum repians, Gentiana punctata, bavarica, Daphne alpina, Woodsia glabella, Azalea procumbens, Alsine Rosani, Rhamnus saxalilis, Braya alpin, Viola alpina, Campanula Waldsteiniana (sehr schöne zierliche Art), Ranunculus carinthiacus und viele andere der lieblichen Bewohner unserer Alpen. Man beobachtet im Botanischen Gar- ten zu Insbruck eine ähnliche Cultur, wie ich das vom Herrn Hofgärtner Maly miltheilte. Eine über den Boden gehobene Steinparthie in der durch lau- fendes Wasser für beständige Feuch- tigkeit gesorgt ist, bildet die Localität. Hier sind die Pflanzen eingesetzt und bei allen hochalpinen Arten ist die Oberfläche des Bodens mit kleinen Kalk- steinen gedeckt und bei Pflanzenarten mit niederliegenden Stengeln liegen diese kleinen Steinchen auch in einer den Boden deckenden Schicht zwischen den Stengeln und decken deren Sten- gel theils ein, so bei der in Cultur so schwierigen lieblichen Azalea procum- bens. Von Insbruck geht die Post durch das reizende Oberinnthal und Stambser- thal bis Landeck und von da durch I | I Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweız, auf die Höhe des Arlberg. Bei 5211 Fuss liegt das Hospiz auf der Passhöhe und von da geht die Strasse in einer Menge von Windungen steil herab nach Stub- ben: Man passirt stets durch Thäler, die beiderseits mit Berggiganten einge- fasst, und die um so enger und wilder, ja näher sie der Höhe des Arlberg sind. Steigt man von der Seite des Rosannathals zur Passhöhe empor, so ist trotz der schon ziemlich bedeuten- den Passhöhe, die Flora arm. Nur Asplenium viride, Astrantia minor, Gen- tiana verna, Saxifraga stellaris eic. er- innern an das Gebirge, und erst un- mittelbar unterhalb der Passhöhe be- ginnen die Alpenrosen. Oben auf der Passhöhe, sowie sich der Weg nach Stubben hinabzusenken beginnt, wird die Flora reicher und üppiger, Gentia- nen in breiten blaublumigen Rasen, üppig wacksende Mulgedium, Aconiten, Ade- nostyles eic., erblickt man von dem schnell herabfahrenden Posiwagen aus. Von Stubben an, wird das Thal breiter und lieblicher, grüne Almen mit Sennhüt- ien und Bauernhäusern besetzt, steigen aus der breitern Thalsohleam Hochge- birge empor. Bei Bludenz ist schon Obst- bau in grosser Ausdehnung und aus den Seitenthälern der hochaufsteigenden, das breite Thal umsäumenden Gebirgskelten steigen die Hochalpen, so die mächige Kette des 10,000 Fuss hohen Chesa Plana emgor. Das von hohen Felsen- wänden umsäumte Feldkirch ist der leizte Ort auf Oesterreichischem Gebiet. Dicht bei der Stadt auf die Spitze der anschliessenden Hügel emporsteigend, hat man einen wundervollen Blick auf das Rheinihal und die hohen Gebirgs- Ketten vom Säntis bis zu dem Chur- fürsten. Von Feldkirch fährt man in einer Stunde nach Haag in der Schweiz das schöne Rosannathal über St. Anton | und von da aus durchfurcht man die I. Originalabhandlungen. Schweiz auf der Eisenbahn nach allen Richtungen. Die schöne Tour durch das Rhein- thal, dann längs des Wallensees, Zür- chersees und im Glattthal bis Zürich, ist wie alle ähnlichen Touren per Ei- senbahn durch das an grossarligen Na- turschönheiten alle andern Länder Eu- ropa’s überbietende Schweizerland, be- kannt genug. In werde mich daher auf einige der Gärten der Schweiz und einige botanische Touren in das Gebirge, bei meinen Mittheilungen beschränken. Wer Zürich besucht und einige Tage da verweilt, der muss es nicht versäu- men, von der Spitze des Uetli, die wun- derbare Aussicht über das Becken des Zürichsees und dessen reizenie Um- gebung bis hin zum Panorama der Ge- birgskeite, der Hochalpen von den St. Galler und Appenzeller Alpen an, über die Glarner, Urner und Berner Hoch- alpen mit ihren mit ewigem Schnee be- deckten Häuptern zu geniessen, — oder doch wenigstens zu einem der vielen schönen Aussichtspunkte der Zürich- bergskeite hin zu wandern, um so recht das Bild von Zürich und dessen reizender Umgebung in sich aufzu- nehmen. Den Pflanzenfreund erfreuen dann auf diesen Wanderungen schon einzelne Anklänge an die nahen Hochgebirge, denn Gentiana verna und Primula fari- nosa blühen im Frühjahr in den nicht in eigentliche Cultur genommenen Berg- wiesen, in den Schluchten des Zürich- bergeszuges wachsen Saxifraga aizoi- des und S. mutata, sowie der Bastard zwischen beiden, — an den sonnigen Bergabhängen wuchert Polygala Chamae- buxus, — oben auf der Höhe des Al- biszuges die reizende Erica carnea, auf den Bergwiesen mannichfaltige schöne Orchideen, und wo das Wasser ahrie- 173 selt die blaublumige Puinguicula vulga- ris, die gelbblumige Pinguicula flaves- cens und Thesium alpinum. An den Säumen des Waldes die schöne Melittis Melissophyllum, Salvia glutinosa etc. Den Botanischen Garten in Zürich habe ich in der Gartenflora wiederholt besprochen. Derselbe hat sich unter der intelligenten Leitung des Herrn E. Ortgies und dem Directorat des Herrn Professor Heer, zu einem der an sel- tenen Pflanzen reichsten Botanischen Gärten Deutschlands und der Schweiz entwickelt. Die beiden reichsten Samm- lungen dieses Institutes, sind gegen- wärtig die der Alpenpflanzen und Or- chideen. Die erstere dieser beiden Sammlungen war früher fast ausschliess- lich im freien Lande cultivirt. Auch gegenwärtig finden sich im freien Lande in einer Steinparthie noch viele selte- nere Arten, die zarteren, hochalpinen Sorten werden dagegen last ausschliess- lich in Töpfen cultvirt. Wollte ich die seltenen Arten der in Zürich in Cultur befindlichen Alpenpflanzen nen- nen, dann müsste ich einen grossen Theil der schon bei der Besprechung der Gärten München’s, Wien’s und Ins- bruck’s wiederholen. Ich begnüge mich daher als besondere Seltenheiten zu erwähnen: Anemone rivularis, Saxilraga biflora, Mazus Pumilio, (eine niedliche blaublühende Gebirgspflanze Amerika’s) Myosotis rupicola, Pterocephalus par- nassicus, dann ein neuer von Roezl eingeführter kleiner Mimulus, Aquilegia aurea, Veronica amoena, Saxifraga pa- niculata, atropurpurea, Aizoni - Coty- ledon. Die Orchideensammlung enthält aus- ser einer Auswahl der schönsten und beliebtesten Orchideen Ostindiens und Amerikas, — auch eine grosse Anzahl direct eingeführter Arten, die theils 174 Roezl und Andere dem Botanischen Gar- ten in Zürich direct eingesendet, oder die Herr Ortgies auf den in London häufig veranstalteten Auctionen direct importirter Orchideen, angekauft hat. Dieselben sind in einem aus Glas und Eisen construirten Gewächshause in sehr guter Cultur. Auch Tische und Stellagen im Innern, alles aus Eisen und Stein, für ein Orchideenhaus, wo Holz jährlich verfault, eine sehr zweck- mässige Einrichtung. Unter den an- dern zahlreichen Gewächshauspflanzen sind Bromeliaceen, Gesneriaceen, Arz- neipflanzen und Gewürzpflanzen, sowie überhaupt die wichtigsten Typen der Pflanzenwelt reichlich verireten. Im freien Lande waren Sträucher der in Zürich ohne Deckung aushalten- den schönen Hydrangea panicu- lata in voller Blüthe. Tecoma gran- diflora und T. radicans deckten Wände und hatten ihre prächtigen Blu- men gerade massig entwiekelt. Gly- cine chinensis als Kronenexemplar erzogen, blühete zum zweiten Male. Diesen zweiten Flor dieser schönen Schlingpflanze erlangt man nach Hrn. Ortgies’ Mittheilung, wenn nach dem ersten Flor zurückgeschnilten wird. Besonders interessirten mich die noch von mir vor 25 Jahren gepflanz- ten Coniferen, welche unterdessen zu schönen krältigen Bäumen herangewach- sen waren, so Pinus cephalonica, P. Pinsapo, Cryptomeria japonica, Cedrus Libani, dann mächtige Bäume von Mag- nolia tripetala etc. Der Botanische Garten in Zürich gibt (um die Mittel zu erhalten, mit der Zeit voranzugehen) von seinen in Vermehrung befindlichen und direct ein- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Botanische Garten in Zürich der einzige in Deutschland und der Schweiz, von dem die schönblühenden tropischen Or- chideen und zwar auch in den neue- sten Sorten, zu verhältnissmässig billi- gen Preisen zu beziehen sind. Zu den gleichfalls in Bezug auf Reichhaltigkeit in der Auswahl an Pflan- zen sehr zu beachtenden Handelsgärten, gehört der vom Herrn Froebel in Zürich. Von Alpenpflanzen wird ein reiches Sortiment im freien Lande, und zwar in reine Torferde gepflanzt, cul- tivirt, Dabei Saxifraga Vandelli, welche Herr Froebel selbst in den Alpen der Südschweiz in starken Exemplaren kurz zuvor gesammelt hatte, Aretia helvetica und glacialis, Rhododendron Chamae- eistus, Viola calcarata und viele andere seltene Artlen.' Unter den Topfgewächsen, die be- liebtesten Blattpflanzen des Warm- und Kalthauses; schöne Exemplare von Phor- mium tenax mit panachirtem Blatte; gefülllblumige Granatbäume in mehreren schönen Abarten mit rothen und weiss bandirten Petalen, von denen eine Ab- art als Punica Legrelli verbreitet ist; — das schöne eigenthümliche Trichinium Manglesi in Blüthe; eine von Roezl aus dem Flussgebiet des Sacramento in Californien eingeführle neue Saxi- fraga mit mächtigen, mehrere Fuss im Durchmesser haltenden schildförmigen Blättern, welche Roezl wegen der schirmförmigen Ausbreitung der grossen schildförmigen von 1—2 Fuss hohen Blatistielen getragenen Blätter, unter der Bezeichnung „Umbrella plant“ ein- gesendet hatte. Es ist das die Saxi- fraga peltata Torrey et Gray und ist dieselbe mit Ausnahme einiger geführten Pflanzen käuflich ab. Nach- | von Roezl dem Petersburger Botani- dem nun auch der Garten von Lauren- | schen Garten direct eingesendeten Ex- tius in Leipzig eingegangen, ist der | emplare, in den Besitz des Herrn Froe- I. Originalabhandlungen. bel übergegangen, der diese schöne neue Blatipflanze in diesem Jahre in den Handel geben wird. In Zürich überdauerte diese neue Art ohne Deck- ung im freien Lande. Ebenso sah ich hier einige der von Roezl eingeführten Eriogonum-Arten, von denen Hr. Froe- bel Alleinbesitzer ist und die bei dem- selben den Winter im freien Lande überdauert hatten. In den Baumschulen cultivirt Herr Froebel auch viele der neuesten, selt- nere Sträucher und Bäume Rhus glabra laciniata ist eine schöne Form mit doppelt gefiedertem Blatte. Desmodium racemosum, ein nied- riger Strauch mit purpurrothen Blüthen- rispen. Crossocoma trilobata, ist ein neuer kleiner Strauch aus der Familie des Rosaceen mit keilförmigen, vorn 3lappigen Blättern. Stammt aus den Gebirgen in der Nähe von Utah. In- teressant war mir die Mittheilung, dass auch Hr. Froebel die Blutbuchen aus Samen erzieht, und dass bei ihm unge- fähr die Hälfte der Samenpflanzen sich mit grünen Blättern, die andere Hälfte mit rothen Blättern zeigte. Wahr- scheinlich ist das Resultat solcher Aus- saaten ein verschiedenes, je nachdem die Samenträger mehr oder weniger von der grünblätterigen Stammart ge- trennt sind; so dass die gegenseitige Befruchtung verhindert ‘oder erleichtert wird. Als einer besonders reichen Sammlung erwähne ich schliesslich die der Coniferen des freien Landes, unter denen auch Juniperus drupacea und die schönen Retinospora- Arten mit gold- gelben Zweigspitzen, in zahlreichen Exemplaren. Der BotanischeGarteninBern (Director Hr. Prof. Fischer, Gärtner Hr. Severin) liegt an einem steil nach der Aar abfallenden Abhang. Das 175 schönste und sehenswertheste sind die wunderbar schönen Exemplare von Glycine chinensis, welche das im Garien stehende Gebäude mit einem grünen Mantel einhüllen und die erst im Frühjahre, und dann zum zweiten Male im Sommer reichlich ihre zart lilafarbenen Blüthetrauben entwickeln. Das Arboretum ist ziemlich reich und unter den zahlreichen Stauden ist die Gattung Sempervivum besonders reich- lich vertreten. Als seltnere Arten und Formen derselben sind hervorzuheben Semervivum spinulifolium Lagger, Verloti Jordan, violaceum Blasius, vali- dum Lagger, avernense, Tirrieri Lag- ger und triste Hampe. Ausserdem eine hübsche Sammlung Alpenpflanzen und in den Baumschulen auch eine Samm- lung der Obstsorten. Von Bern aus bestieg ich einen der in der Nähe von Interlaken liegenden Berge von etwas über 6000 Fuss Höhe, näm- lich die „Schienige Platte“. Ein guter Fusspfad führt bis zur Höhe, welche eine reizende, grossartige Aussicht auf die Jungfrau, den Mönch, Eiger etc. gewährt. In einem last auf der Spitze liegenden Wirthshause kann man sich restauriren. Die Flora ist ziemlich reich. Nigritella angustifolia, die kleine schwarzbraun blühende, sehr wohlriechende Orchidee, blühet gleich an den Abhängen oberhalb des Wirths- hauses, Arenaria ciliata, Saxifraga muscoides, Ranunculus alpestris, Adenostyles albifrons, Veronica aphylla, Oxytropis montana, Bart- sia alpina, Daphne alpina, Salix reticulata und retusa, Arbutus alpina, Soyera hyoseridifolia, Giobularia nudicaulis und cordifolia, Androsace Chamaejasme und viele andere zierliche Alpenpflanzen hat man theils beim Em- porsteigen gelunden , theils findet man 176 solche, wenn man oben auf dem Grat | Hieracium alpinum und H. des felsigen Bergrückens umhersteigt. Aus dem wohlbekannten Berner Oberlande, ging ich zurück, und dann in Gesellschaft des Hrn. E. Ortgies über Luzern, über den Vierwaldstätter See nach Flüelen und von da auf den Gotthardt, wo man oben auf.der Höhe im Wirthshause neben dem Hospiz ein gutes und auch nicht theures Unter- kommen findet. Hier blieb ich, theils um die grossartige Natur der Alpen- welt zu geniessen, — theils um einige Alpenpflanzen zu sammeln und nach Petersburg zu senden. Schon beim Aufsteigen von Fluelen aus, bis hinauf über die Teufelsbrücke, wo die Reuss in wilden Stürzen zwi- schen himmelhohen Felswänden herab- stürzt, durch das Urner Loch ins lieb- liche Urserenthal und dann weiter die wilde gewundene Poststrasse hinauf zu dem bei 6300 Fuss über dem Meere liegenden Hospiz, wo die Grenzscheide zwischen der deutschen und italiäni- schen Schweiz ist, hat man mauche hübsche und interessante Pflanze ge- sehen, so Saxilraga Cotyledon und S. cuneifolia, Allosorus crispus, Selagi- nella helvelica, Astrantia minor und überhaupt eine Menge der gewöhnlichern Alpenpflanzen. Wenn man oben aus dem Hospiz heraustriti und geht zum Ufer der Seen, da wächst Eriophorum Scheuchzeri nebst Scirpus caespilosus in Menge, — ferner an den Felsköpfen und auf den mit kurzen Alpenrosen be- kleideten Abhängen. „Primula viscosa, Crepis aurea, Pulsatilla alpina, Carex atrata, Selaginella spinulosa, Gnaphalium supinum, Sibbaldia procumbens, Ceras- tum alpinum, Phyteuma hemisphaeri- cum, Carex curvula, Salix herbacea, Meum Mutellina, Erigeron uniflorus, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | | villosum, Alchemilla pentaphylla“ ete. Abends trieb uns ein Gewilter, schon zeilig in das Wirthshaus zurück. Den andern Morgen war eine Besteigung des über 10,000 Fuss hohen Pico cen- trale beabsichtigt. Troiz des nicht sichern Wetters machien wir uns den andern Morgen schon frühzeitig auf den Weg. Das Wetter hellte allmälig auf und gewährte beim allmäligen Auf- sieigen eine immer weitere und wei- tere Rundsicht in die überaus gross- arlige Natur der Alpenwelt. Einige Stunden weil steigt der Pfad seitlich über einem hochalpinen Thal empor. Dann hat man eine steile, theils fast senkrechte Felswand hinauf zu steigen, und nun kommt man in die eigentlich wilde grossartige Alpennatur, wo jeder Pfad aufhört und der Weg über Kar- renlelder und Felsblöcke, dann über Schneefelder und Gletscher hinwegführt, bis dann der letzte steile Anstieg über bröckeliges Gestein zum Grat des Ge- birges und endlich auf der Kante des Grates zur Spitze des Pic’s emporführt, die sich noch einige hundert Fuss hoch gleich einen Dreieck steil abfallend über dem Grate erhebt. Oben auf der Spitze, auf der nur wenige Personen Platz haben, findet man reichliche Be- lohnung für den mühsamen Aufstieg, der nur dem schwindelfreien Touristen möglich ist, der eben weiss, dass die Besteigung einer über 10,000 Fuss hohen Spitze im Hochgebirge kein Spaziergang, sondern eine Tour ist, die mit Ausdauer, sicherm Tritt und überhaupt der Sicherheit gemacht wer- den muss, der den Gedanken, dass je- der Fehltritt das Leben kosten könnte, nicht aufkommen lässt. Dabei macht die herrliche kühle und erfrischende Gebirgsluft das Aufsieigen verhältniss- I. Originalabhandlungen. mässig leicht und dem Botaniker gibt die herrliche Flora fast auf jedem Schritt soviel zu beobachten, dass es eines festen Enischlusses gebrauchte, um sich nicht aufzuhalten und das Sammeln der Pflanzen auf den Rückweg aufzusparen. Wunderbar schön ist der Rundblick den der Pica centrale darbietet, — nach der Ansicht derer, welche die Alpen der Schweiz nicht bJos auf den ge- wöhnlichen Reitpfaden durchwandert haben, sondern welche als rüstige und kühne Bergsteiger so manchen der höchsten Gipfel erklommen haben, — ist der Pico centrale einer der schön- sten Punkte, der, — weil höhere in seiner Nähe nicht aufsteigen, einen Rundblick über die Tausende von Gipieln und Zacken der höchsten Ge- birgsgrate bis zum Monte Rosa, den südwestlichen und den nördlichen Al- pen gewährt, — während fast gegen- über die mächtige Gruppe der Berner Oberländer, umgürtet von dem auf eine Breite von 15 Siunden ausgedehnten hochalpinen Eismeer, kühn und mäch- tig thront. Da tritt besonders die ge- waltige imposanlie Pyramide des „Finste- ren Aarhorns“, ais des höchsten und mächtigsten der Bergriesen des Ber- ner Oberlandes, in seiner ganzen gi- gantischen Grösse dem Blicke ent- gegen. So wunderbar und zwar über alle Beschreibung schön die Aussicht, ebenso interessant ist die Flora, indem an manchen Stellen die schönsten Alpen- pflanzen ihre Blumen massenhaft ent- faltet haben. in keinem der Alpen- gärten der Ebene sieht man die Be- wohner der höchsten Gipfel der Alpen in solcher Fülle und Schönheit, und in einem solchen Glanz und Reiz der Far- benpracht blühen. Bei einer Höhe von nahe an 10,000 Fuss sah ich auf dem NE 1872, 177 Grat des wildabstürzenden Gebirges Stellen, wo Gentiana bavarica in tellergrossen Rasen hunderie ihrer lieb- lichen dunkelazurblauen Biumen entfal- tet hatie. Daneben die theils mit weis- sen, theils mit rosarotihen, sitzenden Blumen übersäeien Rasen von Arelia glacialis, — und endlich alles über- bietend die dichten Rasen von Eritri- chium nanum überdeckt mit den kaum über den Rasen sich erhebenden Blu- men von hell himmelblauer Farbe, den schönsten Blumen des Vergissmeinnichts (Myosotis palustris) ähnlich. Freilich muss man das Glück haben, diese Höhen zu betreten, wenn gerade diese Alpen- blumen sich in Blüthe befinden, sonst wird man deren Rasen kaum beachien. Als andere hochalpine Pflanzen, welche ich auf dem Rückwege botani- sirend sammelte, nenne ich: Artemisia Mutellina, Achillea nana, Aronicum gla- ciale, Potentilla frigida, Genliana imbri- cata, Saxilraga Seguieri und bryoides, Ranunculus glacialis, Alsine biflora, — und tiefer unten Hieracium albidum, Trifolium alpinum, Cerastium latifolium, Luzula spadicea, Veronica alpina, saxa- tilis, Achillea moschata, Chrysanthemum atratum und viele andere. Von den in den Alpen der Schweiz und Tyrol’s gesammelten Pflanzen, sen- dete ich viele in lebenden Exemplaren nach St. Peiersburg. Einen Theil hatte ich nach Zürch gesendet, wo solche Hr. Ortgies die Güte hatte, dieselben an einem schattigen Orte einzuschlagen und dieselben dann beim Eintritt des kühlen Herbsiwetiers nach St. Peters- burg zu senden. Diese gaben aber leider das schlechteste Resultat, durch das wiederholte Umpacken, Einschlagen und wieder Ausnehmen, verloren die- selben die Erdballen, mit denen solche ausgenommen waren. Im eingeschla- 12 178 genen Zustande waren dieselben aus- . serdem nicht besser geworden und hat- ten besonders durch Regenwürmer ge- litten, die in deren Ballen sich .einge- nistet hatten. Ferner wurden dieselben theils in Papier eingewickelt, theils zwischen halbtrocknes Moos eingelegt, theils in Stroh verpackt, versendet. Am schlech- testen hielten sich die in Papier ein- gewickelten oder auch nur zwischen Papierbogen schichtenweis in Kisten verpackten Pflanzen. Das Papier war auf der Reise feucht geworden und umgab die Pflanzen als aufgeklebte dichte Schicht, unter der die Rasen der Pflanzen theils verfauli waren. Besser schon hielten sich die zwischen halbtrocknes Moos gelegten, — am besten aber die im Stroh verpackten Pflanzen, welche gleich nach dem Sam- meln abgesendet wurden. Aus diesen Versuchen resultirt für die Freunde der schönen Alpenpflanzen, die auf ihren Touren in den Alpen einige derselben im lebenden Zustande sammeln und nach Hause senden wollen, das Fol- gende: Man nehme eine kleine Stechschau- fel mit sich, welche ich der leichtern Handhabung wegen an meinem festen, aber nicht zu langen Stock als Zwinge gut befestigen liess. Mit Hülfe eines solchen Instruments sticht man die be- treffenden Pflanzen aus, indem man bei den im Rasen zwischen andern Pflan- zen wachsenden Exemplaren das aus- zunehmende Exemplar sorgsam ringsum umsticht und mit einem Erdballen aus- nimmt. Mit der Hand werden dann die fremden Pflanzen entlernt und der Erd- ballen so klein gemacht, als dies ohne die Wurzeln zu beschädigen angeht. | Pflanzen, die in Felsspalten oder zwi- schen Steingerölle wachsen, werden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ausgenommen, nachdem man die Steine rings um soweit, als möglich entfernt hat, oder indem man mit dem Instru- ment nachhelfend, solche soviel als möglich mit Wurzeln und Erdballen herauszunehmen sucht. Einem Träger, den man sich auf solcher Tour mit- nimmt, legt man die Exemplare in ei- nen Korb oder Kasten, den derselbe trägt und so bringt man die Pfianzen mit nach dem Gasthause. Langes Stroh ist fast überall zu haben. Dieses lässt man sich geben und umwickelt die Erd- ballen der einzelnen Pflanzen, oder da, wo das angeht, auch von mehreren Exemplaren zugleich fest mit Siroh, wodurch man eine sehr gute den Bal- len schützende elastische Verpackung erhält. Man nimmt nun ein Holzkist- chen und legt in dieses die Exemplare schichtenweise dicht neben einander und breitet über jede Schicht Pflanzen wieder eine dünne Schicht Stroh. In dieser Weise verpackt, sendete ich ein kleines Kistchen Alpenpflanzen vom Hospiz des Gotthardis direct per Post nach Petersburg, welche mit Aus- nahme derjenigen, wo statt Stroh Pa- pier angewendet war, alle wohlerhal- ten ankamen. Ich hoffe, dass mit die- ser Notiz manchem Pflanzenfreund, der sich geru einige der lieblichen Alpen- pflänzchen mit heim nehmen möchte, gedient ist, um so mehr, als das noth- wendige Verpackungsmaterial, nämlich Stroh und ein Kisichen fast in allen Gasthäusern für Geld und gute Worte aufzutreiben ist. Vom Gotthardt ging ich per Post die schöne Alpenstrasse hinab, nach Airolo und dann weiter über das rei- zend liegende Bellinzona mit seinen gerade nicht sehr einladenden Gasthäu- sern nach Magadino. Von Magadino auf dem Lago-Maggiore nach Pallanza, I. Originalabhandlungen. welches den berühmten Boromäischen Inseln gegenüber liegt. Dort logirle ich schr gut und auch zu gar nicht hohem Preis in Hotel de la Poste, vom Balkon meines ‚Zimmers Aus- sicht auf den See und die Inseln. Eine Gondelfahrt von hier aus nach den In- seln an einem schönen ruhigen Abend oder Morgen, gehört zu den herrlich- sten Naturgenüssen, deren man theil- haftig werden kann. Wie am Vier- waldstältersee, am Wallensee etc. der Schweiz ist das Ufer umsäumt mit hohen 3—4000 Fuss hoch ansteigendem Gebirge, das aber hoch hinauf mit Vil- len und Ortschaften belebt ist. An den mannichfach gebuchteten Ufern zahlreiche freundliche Dörfer und Städte, überall Villen und vor denselben auf Terrassen die mannichfachen schönen Sträucher und Bäume des milden Klimas Italiens. Dazu der tief blaue in den Flu- then des Sees sich spiegelnde Italieni- sche Himmel und das wunderbare dem Süden eigenthümliche Colorit der Land- schalt. Eine eigenthümliche Ruhe und ein Duft iiegt auf dem Bilde, was sich nicht beschreiben lässt, aber trotz des Duftes liegen die nähern Gegenstände in voller reichfarbiger Beleuchtung, und je weiter in die Ferne spielen die Töne der Färbung mehr ins Röthliche und Violetie, und doch sind die Berg- conturen so scharf geschnitten und so deuilich, wie man es in der Schweiz nur bei der Regen verkündenden wun- derbaren Föhnbeleuchtung sieht, bei welcher auch nach dem Untergang der Sonne das Alpenglühen eintritt. Zunächst besuchte ich die Isola bella und der Obergärtner, Herr Ales- sandro Pirotti war so freundlich, mich durch den ganz im französischen Style angelegten Garten zu begleiten. Abgesehen von der zauberisch schönen 179 Landschaft, dem Blick über den See nach dem nahe liegenden Laveno, nach Pallanza, Intra etc., — sowie von der dem Nordländer neuen Baumvegetation des Südens, ist der Garten selbst, wie man an den verwilterten Statuen etc, leicht erkennt, nicht mehr mit dem Luxus wie früher unterhalten, und ist als Anlage betrachtet, sogar langweilig. Alles vom See aufsteigende eben ge- legte Terrassen in regelmässigem Style. Die Orangenbäume haben hier noch nicht ihr richtiges Klima geiunden, denn die Kronenbäume, welche reihenweise gepflanzt sind, sehen theils gelb und kränklich aus. In üppiger Fülle ge- deihen dieselben da, wo solche als Spaliere gezogen, zur Deckung des Mauerwerkes der Terrassen verwendet sind. Ein reiches Sortiment aller der vielen Formen von Citronen, Orangen, Pompelmus etc. wird in dieser Weise eultivirt und findet man an den Spalie- ren die mannichfaltigen, theils colossa- len Früchte in reicher Fülle. Als schöne Bäume und Sträucher des freien Landes dient der grösste Theil unserer Kalthauspflanzen. Da sind die einfach und gefülltblühenden Oleanäder mil weissen, rosarothen, rothen und tiefrothen Blumen, in mäch- tigen mit Blumen bedecklen Sträuchern, hier sind mächtige Büsche von Gyne- rium argenteum in voller Blüthe als schöne Einzelpflanze, dort enizücken die leichten Büsche von Arundina- ria falcata, welche sich bis 20 Fuss erhebend, mächtige breite Büsche mit überhengenden Zweigen bilden. Die Italienischen Gärtner, welche es mit den Namen nicht sehr genau nehmen, eulliviren diese Pflanze als Bambusa gracilis und zeigten mir, als ich nach der Pflanze, die sie als Arundinaria falcata cultiviren, die Phyllostachys 25 180 bambusoides, indem sie mit ernstester Miene behaupteten, das seien die rich- tigen Namen für diese Pflanzen. Unter den auf Rabatiten in regelmässigen Reihen längs der Wege gepflanzten Bäumen und Sträuchern, hebe ich noch hervor: Dacrydium elatum, Embothrium salignum, Lagerströmia indica in vol- lem herrlichen Blüthenschmuck, Cha- maerops humilis, Colletia bictoniensis, Arbutus Unedo und Andrachne, Mag- nolia fuscata, Eucalyptus globulus, der jedoch im Winter öfters leidet, während eine andere Art, der E. pulverulenia, der als Eucalypius glauca bezeichnet ist, den Winter besser erträgt. Schön sind die mächtigen Cypressen (Cupres- sus fasligiaia) grosse hohe Exemplare von Yucca aloifolia. Raphiolepis indica und Elaeagnus ferruginea bilden grosse breite Büsche, Poinciana Gilliesii hatte gerade die mächtige Rispe der grossen, gelben Blumen mit rothen Staubfäden entwickelt, eine Form von Magnolia grandiflora (M. Hariwicus) blühete zum zweiten Male. Die Callistemon - und Lepiospermum-Arten Neuhollands hal- ten noch alle im Freien aus, haben aber keine bedeutendere Grössenver- hältnisse erhalten, als die grossen in Kübeln erzogenen Exemplare derselben, die ich in Herrenhausen sah. Buxus balearica und sempervirens ist zu ver- schiedenen Formen geschnitten. Budd- leya Lindleyana trug hunderte von Blüthenständen und entwickelt sich in Deutschlands Gärten kaum zum Schat- tenbild der Schönheit, die dieser Strauch hier erreicht. Laurus Camphora in mächligen Bäumen mit Stämmen bis zu 3 Fuss Stammdurchmesser. Casu- arina lorulosa ebenfalls in grossen Bäumen. Araucaria brasiliensis in Bäu- men mit Stämmen von 1 Fuss Durch- messer. Ficus siipulala deckt als Klim- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. merpflanze die Mauern der Terrassen, wie in Deutschland der Epheu. Lau- rus nobilis bildet schattige Haine. Quercus Suber mit A Fuss Siamm- durchmesser. Acacia dealbaia ent- wickelt mitten im Winter seine Blüthen- rispen. Von Coniferen sind Podocar- pus nereilolia, Dacrydium cupressinum, Pinus Pinea, mächtige Exemplare von Cedrus Deodara und Wellingtonia, so- wie auch ein Curiosum, eine als Abies monocaulis cultivirte Pflanze zu er- wähnen. Letztere ist wohl aus dem Seilenzweig eines Asies einer Arau- caria als Steckling erzogen und hat sich zu einem 12 Fuss hohen einfachen Exemplar ohne jede Verästelung erho- ben. In Grotien sind Adiantum Capil- lus und Asplenium praemorsum zwi- schen den Steinen angepflanzt. Rlıodo- dendron arboreum und Erica arborea bilden schöne Bäume, Capparis spinosa wächst in den nach dem See abfallen- den Mauern und blühete gerade reich- lich, — kurz, alles zeigt den Charak- ter einer uns nur aus den Gewächs- häusern bekannten südlichen Vegeta- tion. Die Pflanzungen auf Isola madre sind theils noch interessanter als die auf Isola bella. Herr Galbiati ist hier der Obergäriner, und die Culturen von Isola bella wiederholen sich hier, aber in Iheils gefälligern mehr natür- lichen Pflanzungen. Gruppen grosser Exemplare der Agave americana auf den Felsen am. Ufer fesseln schon von Weitem den Blick, mächtige Exemplare von Opuntia decumana mit fusslangen, kreisrunden Gliedern, geben erst eine richtige Idee des colossalen, eigenthüm- lichen Wuchses dieser Pflanzen. Cycas revolula hält im Winter etwas geschützt, ı noch im Freien aus. Dioclea glycinoi- des dient als reizende Schlingpflanze zur I. Originalabhandlungen. Bildung von Festons. Von Pinus pa- lustris ein 40 Fuss hohes Exemplar, grosse Bäume von Camellia japonica, Acavia Farnesiana und Julibrissin, Grup- pen von Erica arborea, vagans, scopa- ria, Arbutus Andrachne mit ganzrandi- gen Blättern (Arbutus integrifolia) schöne Exemplare von Micrococcus ehilensis (Jubaea spectabilis), Eryihrina Humei in wunderbarer Schönheit, hoch emporschlingende Mandevillea suaveo- lens, grosse Exemplare von Sterculia platanifolia und Pinus Montezumae und ausgebreitete Haine von Laurus, Myr- then, immergrünen Eichen, alles das vervollständigl noch mehr das Bild der südlichen fremdartigen Vegetation. Grup- pen von hohen Rhododendron arboreum und ponticum, mächtige Büsche der Azalea-Arten Nordamerikas und Chinas etc. halfen dieses Bild der Flora un- sere Kalthäuser noch mehr ausbauen. Beim Scheine des Vollmonds, des- sen Lichtgarben sich in der gekräusel- ten Oberfläche des Sees spiegelten und einer langen weithin sichtbaren Licht- säule gleich sich beständig veränderten, während die Conturen der Berge sich so klar und scharf wie bei Tage vom Himmel abgränzien, gings über den See nach Pallanza zurück. Am Uier aber bis 12 Uhr Nachts regeres Leben, Singen und Schäkern des jungen Vol- kes, kurz eine lialienische Nacht. In Pallanza ist auch eins der grös- seren Handels -Etablissements Italiens, das der „Freres Rovelli“, welche theils die Samen der Bäume und Sträu- cher, die dort im freien Lande ge- deihen, zu Engros-Preisen an die Han- delsgärtnereien des Nordens verkaufen, theils in ihren Baumschulen die seltne- ren Coniferen, sowie ferner als Pflan- zen, die auch nach dem Norden abge- 181 selzt werden, Orangenbäumchen mit hohem und niedrigem Stamme und mit Kronen, sowie Camellien und Indische Azaleen anziehen. Zeitlig am Morgen (6 Uhr) geht das Dampfschiff nach dem Norden und benutzte ich dasselbe um nach Luino zu fahren. Ich hatte das Glück einen jener herrlichen stillen Tage mit durchaus klarer Fernsicht zu treffen. Bis Luino gleicht die Fahrt einem Pa- norama, wo jede paar Minuten das Bild wechselt. Noch hat man Pallanza kaum eine Stunde verlassen, da öffnen sich Seitenthäler und aus denselben treten über die Berge Italiens mit der sünd- lichen Vegetation und Beleuchtung, der mächtige bis weit herab mit ewigem Schnee gedeckte Monte-Rosa, und aus einem andern Seitenthale die mehr west- lich liegenden vergleischerten Spitzen der Walliser Hochalpen hervor. Eine der Annehmlichkeiten bei ei- ner Reise über die Seen Italiens, ist die, dass wo man aussteigt, zahlreiche Stellwagen und Ein- und Zweispänner bereit stehen, die man zu billigen Prei- sen zur Weiterfahrt miethen kann. Mit Hülfe eines solchen, machte ich die schöne Fahrt von Luino nach Lugano im Tessin. Auch Lugano hat eine herrliche Lage am Ufer des gleichna- migen Sees, der ringsum von noch höhern, theils steil aus dem Seebecken aufsteigenden Gebirgen umgeben ist. Eine wunderbar schöne Aussicht bietet der Monte-Salvadore, sowie der weiter entfernte Monte-Generosa, welche beide leicht zu ersteigen sind. Dazu bietet das sehr fein und gut eingerichtete Hoiel du Parc einen angenehmen Auf- enthaltsort zu Ausflügen, die man je- doch nur Abends und Morgens, wegen der Hitze unternehmen kann. Um Lu- gano liegen viele Villen mit schönen Gärten, die eine ähnliche Vegeta- 182 tion wie die der Boromäischen Inseln bieten. Von Lugano geht täglich nur ein- mal das Dampfschiff über den See nach Porlezza, welches merkwürdiger Weise gerade zur heissen Tageszeit, Mittags 12 Uhr abgeht. Die Fahrt dahin ist romantisch, und wechselnd treten die hohen Berge des Ufers, namentlich aber der Monte-Salvadere, der oben von einen Gasthaus gekrönt ist, dem Blicke entgegen. Stellenweise sieht man da, wo man den Ufern nahe kommt, Oliven (Olea europaea) in den steil ansteigen- den Weinbergen angepflanzt und erin- nern dieselben in ihrer Tracht an einen Weidenbaum von nicht dichtem Wuchs und mit silberweissem Blatt, — oder auch an die schmalblätterige Form von Elaeagmus hortensis. In Porlezza wie- der auf dem Boden Italiens angekom- men, wird die ganze Schiffgesellschaft zunächst in das Zollgebäude getrieben, um ihre paar Reiseeffecten untersuchen zu lassen. Nun erst kann man sich einen der vielen bereit stehenden Wa- gen nehmen, um nach Menaggio am Comer-See weiter zu fahren. Bei die- ser Fahrt kommt man an zahlreichen Weingärten vorbei, wo der Wein an Maulbeerbäumen empor gezogen, und dann in Festons von einem zum andern Baum gezogen ist, oder wo derselbe ein laubeartiges Dach bildet, das als Schatten gebend wieder andern Cultu- ren zum Schutze dient. In Menaggio hält man sich nicht weiter auf, sondern fährt am angenehmsien mit einer der bereit bestehenden Gondeln über den See hinüber nach dem reizend gele- genen Belaggio, we man im Hotel Genazini einen guten und nicht theuren Aufenthaltsort findet. Bellaggio liegt auf der Spitze der Landzunge, welche Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. er ET derselbe sich in die 3 langen Arme, den von Lecco, Como und Colico theilt. | Diese Spitze der Landzunge ist von einem 3—400 Fuss hohen Hügel ge- bildet, welchen die Villa Serbelloni einnimmt. Früher ein reich angelegter Privaigarten, ist dieselbe jetzt in den Besitz einer Gesellschaft übergegangen, welche dort ein grosses Hotel und Pen- sionshaus errichten will. — Am ganzen Comer-See ist der Hügel dieser Villa einer der schönsten Punkte. Die ei- gentliche Spitze des Hügels, welche die Rundsicht über die 3 Arme des mit 3—6000 Fuss hohen Bergen umgürte- ten Sees gewährt, ist von einer alten Ruine gekrönt und die Aussicht ist theils verwachsen. Der Park hat eine sehr bedeutende Ausdehnung und ist mit mehr Geschmack als die meisten anderen Gärten Italiens angelegt. Durch Weinberge mit Feigenbäumen und ei- nen Hain von Cupressus fastigiata, und C. horizontalis, Arbulus, Laurus etc., steigt man zur Villa selbst empor, auf deren einer Seite ein grösserer Platz an Stelle des Rasens mit Juniperus Sabina bekleidet ist. Vor der Villa mit der Aussicht auf die Seearme von Lecco und Como, sind die Terrassen unmittelbar in die steilen Felsenwände des Hügels eingehauen und zahlreiche kühle Felsgroiten und Tunnel gebildet. Schöne Gruppen üppig vegetirender Opuntien und Yucca decoriren die Fel- senparthien. Hier auf diesen Terrassen sah ich die schönsten üppigsten Exem- plare von Dattelpalmen, Chamaerops humilis und Ch. excelsa in starken Pflanzen, prächtige Exemplare von Magnolia grandiflora, blühende Büsche von Bupleurum fruticosum etc. Auf der untern Terrasse vor den Gewächs- häusern befand sich ein sehr gut aus- da in den Comer-See hineinragt, wo | geführtes Teppichbeet von sehr grosser I. Originalabhandlungen, Flächenausdehnung, das von der obern Terrasse herab belrachtet, einen vor- züglich guten Effect machte. Die an Pflanzenarten reichste Villa des Comersees, deren gute Unterhaltung sowie geschmackvolle Anlage unmittel- bar am Ufer des Sees, einen sehr vor- theilhafien Eindruck macht, das ist die - dem Herzog von Melzi gehörige Villa Melzi, der ein intelligenter deut- scher Gärtner, Herr Villain, früher Handelsgärtner in Erfurt, vorsteht. Gleich beim Eintritt, d. h. vom See aus mit einer Gondel, da der Eingang vom Lande aus steis geschlossen ist, sieht man, was in Gärten Italiens äusserst selten, gut unterhaltene Rasenplätze, welche Hr. Villain aus Lolium italicum mit Beimischung von Trifolium repens und verschiedener Digilaria- und Seta- ria-Arten gebildet hat, Die dem Ufer nach laufende Allee, welche bis zur Villa führt, ist aus Platanen gebildet, für Italien neben der ächten Kastanie, einer der besten, dichten Schatten ge- währenden Bäume. Auf dem Rasen- platze vor der Villa eine mächtige Araucaria imbricata, Chamaerops humi- lis und excelsa, Arbutus Unedo Bäume mit 2 Fuss Stammdurchmesser. Wun- derbar schön waren die mächtigen mit Blüthenrispen überdeckten Sträucher von Lagerströmia indica mit dunkelrothen, rosenrothen und violetten Blumen, wel- che 3 Formen als Lagerströmia reginae, indica und violacea cultivirt werden. Dann die mächtigen Blüthensträucher von Oleander in den mannichfachsten Abar- ten. Wer die Blüthenpracht der La- gerströmien und Oleander in Italien nicht selbst gesehen, kann sich kaum einen richtigen Begriff von deren Schön- heit und weilhin sichtbaren Effect ma- chen, doch müssen dieselben bei trock- nem Wetter auch im freien Lande täg- 183 lich begossen werden, wenn sie sich zu voller Schönheit entwickeln sollen. Die grossen Bäume von Sequoia sem- pervirens erinnern an Tsuga canadensis und erreichen die Grösse unserer Tan- nen. Melia Azedarach, welche als Alleebaum im Süden Italiens eine grosse Rolle spielt, sah ich hier nur in 10—15 Fuss hohen Exemplaren. Desmodium ra- cemosum, das ich schon bei Hrn. Froebel in Zürich gesehen hatte, hier in brei- ten Sträuchern mit überhängenden Zwei- gen, auf den Spitzen der letzteren aber Rispen violeiter Blumen. Planera cre- nata bildet einen hohen Baum mit 3 Fuss Stammdurchmesser. Rosa sempervirens an Bäumen hoch emporrankend und ınit weissen Blumen. Gynerium argen- teum und Donax festucacea mit pana- chirtem Blatte, sind viel als Einzelpflan- zen des Rasenplatzes verwendet. Mäch- tige Bäume von Cedrus Deodora trugen Zaplen, ebenso Glyptostrobus pendulus und Libocedrus gigantea, Elaeagnus ferruginea (als Elaeagnus reflexa cul- tivirt) bildet Büsche von solcher Breite, dass ein einziger Busch ganze Bosquet- gruppen repräsentirt. Eriobotirya ja- ponica blühet im Winter und trägt im Mai seine wohlschmeckenden, reifen Früchte. Von Yucca aloifolia sind ganze Bosquets gebildet. Cucumis perennis wird als Schlingpflanze des freien Lan- des, wie bei uns die Zaunrübe verwen- det. Das bei uns im Kalt- und Warm- hause cultivirte Clerodendron Bungei, ist dort theils wie ein Unkraut verwil- dert. Wunderbar schön blühten auch die mächtigen Büsche von Noisette- Rosen, die hier so recht zu Hause sind. Cedrus atlanlica, besitzt nach Herrn Villain einen 3mal schnellern Wuchs als C. Libani und wächst bald zu mächti- gen Iruchttragenden Bäumen empor. Cunninghamia sinensis bildet bildschöne 184 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bäume, Araucaria brasiliensis, leidet | auf ausgezeichnet gute Unterhaltung aber oft im Winter, wo die Kälte Nachts | und Pflege ausgezeichnetesten Villen bisweilen, wenn auch nur auf kurze | erwähnen, und das ist die dem Her- Jeit bis auf — 6°R. fällt. Eine Form | zoge von Meiningen gehörige Villa von Cunninghamia sinensis mit blau- | Carlota, welche auf der der Villa Melzi grünem Laube, (C. sinensis glauca) | gegenüber liegenden Seite des Sees empfiehlt Hr. Villain als die schönste | ebenfalls unmitlelbar am Ufer liegt. Conifere für dortiges Klima, indem die- | Beim Eingange stehen grosse scköne selbe ihre Zweige bis zum- Grunde des | Myrihenbäume, die grössten und schön- Stammes behält. Im Schatten von Bäu- | sien, die wir sahen. Ein gerader Lau- men werden Ophiopogon japonicum und | bengang, gebildet von Tecoma jasmi- Hypericum calycinum zur Rasenbildung | niflora, Mandeviliea suaveolens, Rosa verwendet. Einen schönen immergrü- | Banksi etc., führt in die Haine immer- nen Baum, ähnlich dem Laurus Cam- | grüner Bäume, unterbrochen durch Licht- phora, bildet auch der seltnere Laurus | ungen, welche reizende Blicke über glandulosa. Abelia triflora bildet reich- | den See nach dem gegenüberliegenden blumige 3 Fuss hohe Büsche. Die | Bellagio oder überhaupt über die man- Camellienbäume zu einem Haine ange- | nichfachen Buchten des Sees und des- pflanzt, tragen jährlich reichlich Samen | sen umsäumende Gebirge gewähren. und gehen sogar aus dem ausfallenden | Dann kommen wieder von Myrthen- Samen wild auf. Pinus Sabiniana, Thuja | hecken eingelasste Gänge, Gruppen Lobbiana, Tsuga Brunoniana, Abies | tropischer Decorationspflanzen, als Musa- Morinda sind als schöne Coniferen zu | Arten, Colocasien, Philodendron pertu- erwähnen und Balsamina platypetala | sum, buntblätterige Begonien zu schö- wird als beliebte Gruppenpflanze an- | nen Gruppen im Freien zusammenge- gebaut. stellt. Da sich bei der Durchwandlung der Ich habe die Leser der Gartenflora Villen des Comersees das gleiche Bild um Verzeihung zu bitten, wenn ich der Vegetation, wenn gleich in ge- | dieselben mit meinem fast zu weit aus- schmackvollerem Arrangement und üp- | gesponnenen Reisenotizen gelangweilt pigerem Wuchse, wie auf den Boro- | haben sollte. Ich will daher hier ab- mäschen Inseln wiederholt, so will ich | brechen und die Rückkehr über Colico, schliesslich nur noch einer der in Bezug | den Splügen, Viamala etc. übergehen. 1. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Im Botanischen Garten zu Pe- | Decorationspflanze mit grossen kahlen im- tersburg beobachtete. | mergrünen Blättern aus, die auf langem 1) Sterculia mexicana Horsfield et Ben- | Blattstiel 7 grosse verkehrt lanzettliche net. In der Sitzung am 23, October der | Blättchen fingerförmig nach allen Seiten Kais. Gartenbau-Gesellschaft in Petersburg | ausgebreitet tragen. Alle diese Blättchen stellte N. $. Gratscheff eine schöne | sind wiederum gestielt, die kleinsten sind Zaf 7206 S ER S Te ET EEE TEN SAN SEES N ne nn N vs Br RE ; a ar a TTIZ Ben Inga: | | { . | { DE ER RE i Ing “r 3 Fr er or Kae u II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. die hintersten nach dem Blattstiel zu ge- richteten, die grössten werden bis über 1 Fuss lang und bis 5 Zoll oberhalb der Mitte breit, vorn sind dieselben aus der abgerundeten Spitze plötzlich zugespitzt, am Rande ganzrandig ausgeschweift oder unterhalb der Spitze zuweilen einzelne grosse buchtige Zähne. Die Blumen stehen unterhalb der Spitze in seitenständigen Rispen rings um den Stengel. Kelch gelb- braun, blaumenkronenartig, mit 5 zurückge- schlagenen länglichen Lappen, innerhalb behaart. Staubfäden in ein Bündel ver- wachsen und ungefähr 15 Antheren bilden unregelmässig untereinander verwachsen die kopfförmige Spitze der Staubfädensäule. Griffel waren an dem ausgestellten Exem- plare nicht vorhauden. Hr. Gratscheff hatte diese Pflanze als Cola speciosa eingesendet, es ist aber die in Mexico heimische Sterculia mexicana, welche Horsfield und Bennet in ‚Plantae javanicae rariores“ pag. 226 beschrieben haben. Im Ganzen sind nur 3 Sterculia - Arten mit fingerförmig zusammengesetzten immer- grünen Blättern bekannt. Es sind dies St.foetida L. aus den Molukken. Blätter ähnlich Blumen aber viel grösser und herm- aphrodit. St. polyphylla Horsf. et Bennet aus Sumatra mit zu 9—11 fingerförmig ge- stellten linienlanzettlichen Blättern und die in Rede stehende Art. Diese Sterculien bilden schöne immergrüne Bäume, mit mächtigen fingerförmig zusammengesetzten Blättern und ähneln in ihrer Tracht den Araliaceen mit fingerförmigen Blättern. Die in Rede stehende Art ist als eine sehr schöne Decorationspflanze fürs Warmhaus zu empfehlen, die als niedriges, gut culti- virtes Exemplar am schönsten. Vermehr- ung durch Stecklinge ist schwierig, wes- halb man am geeignetesten Anhänger macht und die Stammspitze oder Zweige, erst, nachdem sie etwas Wurzeln gebildet, abnimmt. (E. R.) 2) Anthurium hybridum Linden. Ein hybrides Anthurium, das von J. Linden aus- 185 gegeben ist. Eine wirklich schöne Pflanze. Die speerherzförmigen Blätter sind voll- kommen entwickelt, am Grunde über einen Fuss breit und werden bis 1!/, Fuss lang. Dieselben werden von einem langen, stiel- runden Blattstiel getragen, der wie das Blattgelenk, die Blüthenstiele und die band- förmige zurückgeschlagene Blüthenscheide trübroth gefärbt ist. Bei der Entwickel- ung haben die Blätter eine fast metallisch kupferrothe Färbung, gezeichnet mit den weit hellern grünen Adern, später werden sie hellgrün. Der Blüthenkolben ungefähr 5 Zoll lang, dicht mit dunkel und trüb- fleischrothen Blumen besetzt. Blühet im Herbst und gehört zu den besten Decora- tionspflanzen der Familie der Aroideen. Herr J. Linden, in seinen 87. Verzeich- niss pro 1871, sagt, dass die in Rede stehende Pflanze der Bastard zwischen einer noch neuen Art, welchen er A, tri- lobum genannt habe und zwischen Anthu- rıum magnificum und regale sei. Dagegen ist nur zu bemerken, dass es nur Bastarde zwischen je 2 Pflanzenarten, — nicht aber deren zwischen 3 geben kann. Dann scheint uns, wenn wir das A. hybridum mit den andern Arten unserer reichen Sammlung vergleichen, dasselbe von keiner der 3 von Linden genannten Pflanzen abzustammen, — sondern es hält vielmehr die Mitte zwi- schen A. obtusilobum Schott. und A. och- ranthum 0. Koch., sollte also eigentlich den Namen A. ochrantho-obtusilobum tra- gen. (E. R.) 3) Eine blaublumige Primel. Hr. M. Leichtlin theilt uns mit, dass ein Geist- licher in England eine blaublühende Pri- mula elatior gehabt habe. Keiner habe geglaubt, dass es möglich sei, er aber habe sich dennoch ein kleines Pflänzchen davon verschafft. Jetzt blühe dieses Exemplar und die Blumen seien wahrhaftig blau! (r.) b) Abbildungen von OÖbstgattungen in derRevuehorticole 1872 (Nr. 1—4). 4) Poire des peintre. Diese Birne stammt von der Louise Bonne de prin- 186 temps, sie ist von regelmässiger ovaler mehr oder weniger grossen Form, mit glat- ter, grasgrüner, rothpunktirter ins gelbe übergehender Schale, an der Sonnenseite ist sie schön carminroth. Das Fleisch ist sehr fein, süsssaftig, wohlriechend; sie reift gegen Ende August, sie muss aber vor ihrer Reife, wenn sie noch grün ist, vom Baume gepflückt werden, nur auf solche Art erhält sie lange ihre schöne Farbe, ihren vollen Geschmack. 8) Avantpeche a chair jaune. Diese Pfirsiche sind von 30—35 Mm. Grösse, mit sehr feiner, flaumiger, gelber rothpunktir- ter Schale, welche beim leisesten Druck sich loslöst; das Fleisch ist gelb, am Kerne roth, sehr saftig, von angehm säuerlichem Geschmacke. Diese Pfirsichart ist sehr früh- zeitig, aber wohl nicht als Obst-, sondern wohl mehr als Zierbaum empfehlenswerth. 6) Persica davidiana ist ebenfalls nur als Zierbaum zu cultiviren, die Frucht ist klein, geschmacklos, hat kaum den Geruch einer Pfirsiche, während dem. die Blüthen schön rosenroth, gross und zahlreich, dem Baume die schönste Zierde geben; nur ist zu bedauern, dass die Blüthe schon früh- zeitig erscheint, und wohl oft in Folge eines eintretenden Frostes zu Grunde geht, daher dieser Baum an eine Mauer zu pflanzen ist, wo man ihn leicht bedecken und schützen kann. Erwähnung verdient eine Varietät mit weissen Blüthen — be- merkenswerth ist, dass dieser Baum in seiner Form, Rinde gänzlich verschieden von anderen Pfirsichbäumen ist. 7) Brugnon monstrueux. — Eine sonder- bare Nectarinen-Pfirsiche, sie ist von unre- gelmässiger Form, höckerig, breit gespal- ten, wie der Rachen einer Kröte, sie ist von violetrother, ‘manchmal von fast schwarzer Farbe auf den isolirten Stellen, an andern Stellen blassgrün und marmorirt, das Fleisch ist grünlichweiss oder roth, an den Kern mehr oder weniger anhängend, von angenehm säuerlichem Geschmacke und reift in August. Diese Pfirsich wird wohl nur als Curiosum eultivirt und nicht als Obstbaum. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bei dieser Gelegenheit wollen wir der Obst-Etiquetten erwähnen, welche von Prof. Peynaert in Gent neu eingeführt wurden und für Obstcabinete sehr zweckdienlich sind. Sie sind von der Form, wie die Briefmarken, gezähnt, um sie leicht ohne Scheere trennen, und an der Hinterseite gummirt, um sie:leicht aufkleben zu kön- nen. 1000 Stück für 80 Obstvarietäten kosten 3 Frances. Zur Reinigung der Obstbäume von Flechten, Moosen, Insecten ete., wurden Ab- waschungen mit Kalkmilch angewendet, die Erfolge sind aber noch nennenswerther, wenn man den Kalk in Urin auflöst und hierzu schwarze Seife und Schwefelblüthe gibt. (S—r.) c) Abgebildet im „Botanical Ma- gazine.“ 8) Philodendron rubro-punctatum, J. D. Hook. (Aroideae). Eine stammlose Art aus der Gattung Polytomium mit zahlrei- chen 2 Fuss langen Blättern, die auf 2— 3 Fuss langen Stielen sitzen. Wurde von Victor Gärtner 1868 aus Süd-Brasilien an den Königlichen Garten in Kew gesandt, und blühte daselbst im Mai 1871. Der Wurzelstock ist mit braunen faserigen Scheiden bedeckt, welche die Basis der Blattstiele umschliessen, Blattstiel am Grunde geschwollen, cylindrisch mit Aus- nahme ungefähr eines Viertheils des Um- fanges, welches concav ist. Blattscheibe breit pfeilförmig-eiförmig, hellgrün und glänzend, fiederschnittig bis fast zur Mitte; Lappen gleichmässig, aufwärts gekrümmt, linear, stumpf, viel breiter als die ebenfalls stumpfe Bucht. Ohren fast ein Viertheil der Blattfläche ausmachend. Blüthen fast sitzend, dicht gedrängt. Scheide 5—6 Zoll lang, weiss mit blutrothen Flecken. Röhre grünlich 11/5 — 13/, Zoll im Durchmesser. Kolben so lang als die Scheide, der weib- liche Theil 3 Zoll lang, eonisch, am Grunde 3/4 Zoll im Durchmesser; männlicher Theil fast doppelt so lang, blassgelb. Es ist dies jedenfalls eine schöne decorative Pflanze von dem Ansehen der Ph. Selloum, Ph. pinnatifidum und Ph. bipinnatifidum. (Taf. 59428.) II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 9) Trichopilia hymenantha Rehb. fil. (Orchideae). Bereits in der Gartenflora besprochen. (Siehe 1854 p. 341 und 1855 p- 208). (Taf, 5949.) 10) Styrax serrulatum Roxb. (Styraceae) Roxb. Flor. Indica II. p. 415. — Wall. Cat. n. 4402; Alph. D. C. Prodr. VII. p. 259. — St. japonicum Sieb. et Zuce. Fl. Jap. I. p. 53 t. 23. Alph. D.C. 1. e. p. 266. — Unter dem letzeren Namen wurde die Pflanze abgebildet und beschrieben. Gartenflora 1868 t. 583 p. 193. — Hier sei noch bemerkt, dass dieselbe nicht allein in Japan, sondern auch im östlichen Ben- galen, auf den Khasia-Gebirge in Chitta- gong, Penang etc. vorkommt. (Taf. 5950.) 11) Aphelandra sulphurea J. D. Hook. (Acanthaceae). Diese durch die Herren J. Veitch und Söhne eingeführte Art ist zu- nächst mit A. aurantiaca Ldl. (B. M. t. 4224) verwandt; sie stammt ebenso wie A. nitens (B. M. t. 5741) aus Guayaquil. — Eine krautige, hellgrüne, aufrechte, glatte Pflanze mit runden, wenig verzweigten Stengeln. Blätter 6—9 Zoll lang, sehr kurz gestielt, breit-elliptisch oder elliptisch-eiför- mig, zugespitzt, oberhalb glänzend, Mittel- rippe dick, blassgrün. — Aehre 5—8 Zoll lang, 34 Zoll im Durchmesser, steif, auf- recht, cylindrisch, am Grunde von ' zwei kleinen angedrückt sitzenden Blättern um- schlossen. Bracteen dachziegelförmig, fast einen Zoll lang, elliptisch-lanzettlich, zu- gespitzt, grün mit brauner Spitze, an je- der Seite 2 — özähnig. Corolle schwefel- gelb, 11/;, Zoll im Umfange. Oberlippe schmal, aufrecht, zusammengelegt, untere mit 3 Segmenten von fast gleicher Länge. (Taf. 5951.) 12) Aethionema coridifolium D.C. (Cru- ciferae). — D.C. Syst. II. p. 561. — Ejusd. Prodr. 1. p. 209. — Deless. Ic. select. II. t. 76. Boiss. Fl. oriert. I. p. 347. — Le- pidium leiocarpum D.C. Syst. II. p. 563. — Iberis jucunda Schott et Koschy mss. — Eine schöne Pflanze von den Felsgebirgen des Orientes, welche von Labillardier, Bois- 187 sier und Kotschy wiederholt gefunden wurde. Ganze Pflanze glatt. Wurzelstock verästelt, ausdauernd. Stengel zahlreich, aufsteigend, 3—6 Zoll lang, blattreich. Blätter blass- grün, abstehend, linear oder länglich-li- near, sitzend, spitz oder stumpf, 2/;— 8/4 Zoll lang, 1/s—!/& Zoll breit, ganzrandig, ner- venlos. Blumen in sehr dichten, kurzen, cylindrischen, oben abgerundeten Trauben, rosa. Blüht sehr dankbar und kann mit bestem Erfolge zu Einfassungen benutzt werden. (Taf. 5952.) 13) Stylidium spathulatum BR. Br. — (Stylidieae) R. Br. Prodr. p. 569. — D.C. Prodr. VII. p. 33. — Benth. Fl. Aust. IV. p. 17. — S. bellidifolium Sonder in Pl. Preiss, I. p. 376. — Von den vielen bis jetzt beschriebenen Arten dieser Gattung besitzen wir in den Gärten äusserst wenig, so dass jeder Zuwachs erwünscht ist, um so mehr, wenn es eine schönere, als die bisher cultivirten Arten betrifft. Die Ein- führung verdankt der Garten in Kew Hrn. Maxwell, einem bekannten Gärtner, der die Samen von Süd-West- Australien ein- sandte. — Wurzelstock kurz, mit vielen Ausläufern, deren jeder eine Rosette bil- det. — Blätter sehr verschieden in der Grösse, verkehrt eiförmig oder elliptisch- spathelförmig, ganzrandig, lederartig. Blü- thenschaft 4— 10 Zoll hoch, sehr dünn, mehr oder weniger mit Drüsenhaaren be- deckt. Traube vierfach, 2—8 Zoll hoch, lockerblumig. Blumen !/, Zoll im Durch- messer, blass strohfarbig mit einem oran- gerothen Flecken im Centrum. (Taf. 5953.) d) Abgebildet in „Illustration horticole.“ 14) Azalea mollis Bl. (Rhododen- dreae). Bereits in der Gartenflora abge- bildet und beschrieben. (S. 1867 p. 289 t. 556.) (Taf. 68.) 15) Primula japonia A. Gr. (Primula- ceae).. Wurde nach der Abbildung im Botanical Magazine t. 5916 schon im vori- gen Jahre ausführlich besprochen. (8. Gar- tenflora 1871 p. 309). (Taf. 69.) 188 16) Eneholirium corallinum JI. Lind. (Bromeliaceae). Wurde als Vriesea coral- lina Rgl. in der Gartenflora zuerst be- schrieben und abgebidet. (8. Jahrgang 1870 p. 354 t. 671.) — Herr E. Andre hält die Pflanze für ein ächtes Encholirion, da die Samen fadenförmig und am Ende mit einem langen Funikel bekleidet sein sollen. (Taf. 70.) 17) Houlletia chrysantha Lind. et Andre. « IM. ==! io 2) 1) M. P. Duchartre, Observations sur le Genre Lis (Lilium Tournef.) a pro- pos du catalogue de la collection de ces plantes qui a &t& formee par M. Leichtlin du Carlsruhe. Paris. lm- primerie horticole de E. Donnaud, 9, rue Cassette. — Unser geehrter Freund Duchartre gibt in diesem Werke eine Aufzählung aller bis jetzt bekannten Arten der Gattung Lilium, mit Zugrundelegung des Catalogs dieser Pflanzen von Max Leichtlin in Carlsruhe. Wir werden wiederholt Gelegenheit ha- ben, auf diese sehr nützliche Arbeit Du- chartre’s zurückzukommen. Schade ist es nur, dass diese Arbeit keine übersichtliche Zusammenstellung der vom Autor aufge- führten Arten enthält. (E. R.) 2) G. Beer, kunde. Sohn. Dieses Buch enthält zunächst eine Auf- führung der Obstsorten nach ihren syste- matischen Namen. Hier ist der Verfasser wenig zu Hause. So wird Prunus Ma- haleb L. unter den Obstbäumen aufge- führt. Beim Apfelbaum werden nach C. Koch’s Dendrologie nur die Abarten von Pyrus pumila Mill. aufgeführt. — der ei- gentliche Apfelbaum „Pyrus Malus L.“ (P. dasyphylla und P. sylvestris nach C. Koch’s Dendrologie) sind aber ebensowohl Grundzüge der Obstbau- Wien 1872 bei Carl Gerold’s | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (Orchideae). Aus der neugranadischen Pro- vinz Antioquia stammend und dort von Wallis im Jahre 1868 entdeckt, gehört diese Orchidee zu den schöneren ihres Geschlech- tes. Scheinknollen eiförmig, gefurcht. Blät- ter einzeln, gross, eiförmig lanzettlich an beiden Enden lang zugespitzt. DBlattstiel gefurcht; Blumen 1—11!/, Zoll im Durch- messer, goldgelb, mit purpur gefleckt. Blüthenschaft 6—8blumig, am Grunde der Bulben hervorspriessend. (Taf. 71.) eratur wie Pyrus prunifolia Willd., P. baccata L. und P. nivalis Jacq. etc. vergessen. Bei den Johannisbeeren ist neben Ribes rubrum L. wohl die in den Gärten noch kaum eultivirte R. spicatum aufgeführt, die wichtige Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum L.) aber vergessen. Kurz diese erste Abtheilung ist ein ohne richtiges Verständniss gemachter Auszug aus 0. Koch’s Dendroiogie, würde also besser weggeblie- ben sein. Das Gleiche gilt von den Capiteln, wel- che die Anatomie und Physiologie der Or- gane des Baumes besprechen. Da ist Rich- tiges in gleicher Weise mit Falschem ge- mengt. Beginnen wir mit der Wurzel, so heisst es: ,„, Die Wurzeln führen die nöthi- gen Nahrungsstoffe in — wo nöthig auf- gelöstem Zustande zu”). Sie bewahren im Winter dem Baume seine Lebenskräfte **). Die Wurzeln sind befähigt, Stoffe, welche der Pflanze schaden oder sie tödten, nicht aufzunehmen, wenn ihnen nämlich gleich- zeitig andere unschädliche oder nährende Stoffe der Boden bietet. Sie wissen viel- mehr nach Beschaffenheit der Pflanze eine *) Die Nahrungsstoffe können nur in gelöstem Zustande von der Wurzel aufge- nommen werden. **) Wir denken im Sommer noch mehr | als im Winter. III. Literatur. Auswahl zu treffen. Ein Beweis dafür ist, dass die Wurzeln bestimmter Pflanzen aus dem sie umgebenden Boden jene Stoffe aufzunehmen befähigt scheinen, welche wie Gifte, Farbstotfe, Heilstoffe u. s. f. in Mas- sen in deren Wurzeln abgelagert sind *). Wir glauben, es genügen diese von den ersten Seiten genommenen Beispiele, um unsere Ansicht zu begründen, dass auch diese Abtheilung des Buches aus dem Ver- fasser jedenfalls fern liegenden und von ihm nicht verstandenen Gebieten besser weggelassen worden wäre. *) Auch da ist das richtige Verständ- niss nicht vorhanden. Die Wurzeln be- sitzen nur in so ferne eine Befähigung der Auswahl, als sie vorzugsweise die ihnen nothwendigen Stoffe aufnehmen, ohne da- bei aber denselben im flüssigen aufnehm- baren Zustande gebotene Gifte ausschlies- sen zu können. Der Verfasser scheint fer- ner zu glauben, dass die Pflanzen die be- sondern Heilstoffe, Gifte ete., welche sie enthalten, direct aus dem Boden aufneh- men und dass diese Stoffe sich nur in der Wurzel vorfinden. Wäre dieser Prozess so leicht, so könn- ten auch auf chemischem Wege wichtige im Pflanzenkörper enthaltene Stoffe direkt aus dem Boden dargestellt werden und wir brauchten den Pflanzenkörper nicht, der diese Stoffe in seinen Milliarden von Re- torten in Wechselwirkung mit den gas- förmigen Stoffen der Luft erst bereitet. Alle solche Stoffe werden ja erst aus dem von der Wurzel aufgenommenen rohen Nahr- ungssaft in den Blättern, Kuospen, jungen Rinde etc. bereitet und nun theils in Rinde, jungem Holz, Blättern, Knospen, Frucht und auch in Wurzeln abgelagert. Viele der wichtigsten Stoffe, wie z. B. Chinin, findet sich vorzugsweise nur ir der Rinde, andere vorzugsweise in den Früchten, wie gerade bei allen Obstsorten. Da wo derartige wichtige Stoffe vorzugsweise in den Wurzeln abgelagert sind, da sind es sehr selten ächte Wurzeln, die solche ent- halten, — sondern unterirdische Rhizome, Knollen, Zwiebeln ete, — 189 Der praktische Theil, die ‘Behandiung der Obstbänme betreffend, enthält eine Menge trefflicher und guter Rathschläge. Dazwischen aber auch manches durchaus Falsche. So heisst es pag. 145 beim Ver- pflanzen: „In einem leichten heissen Bo- den ist der Baum höher zu setzen als in einem nassen kalten Boden“. — Bekannt- lich wird aber jeder tüchtige Obsteultiva- teur gerade das Gegentheil rathen, nämlich in nassem kaltem Boden so hoch als möglich zu pflanzen u. da wo möglich die sogenannte Hügelpflanzung anzuwenden. Dann wird da- vor gewarnt, dass man nie Erde nach dem Pflanzen mit dem Fusse festtreten solle. Auch das ist nur „cum grano salis“ zu befolgen. In nassem und schwerem Boden und ganz vorzüglich bei nassem Wetter, soll man allerdings ein solches Festtreten des Bodens vermeiden. In trocknem, lockerm Boden, namentlich, wenn das Wetter heiter ist, da ist dagegen ein festes Antreten des Bodens um den Baum sehr anzurathen. Eine Beschädigung der Wurzeln ist dabei, wenn es eben nach erfolgtem Pflanzen vor- sichtig geschieht, durchaus nicht zu fürch- ten und wird z. B. in dem leichten sandi- gen Boden um Petersburg, ein derartiges Festtreten des Bodens nach dem Pflanzen von mir stets angewendet. Wir begnügen uns mit diesen Bemerk- ungen. An ein Werk über Obstbau müs- sen heut zu Tage, wo der treflichen Schrif- ten über diesen Culturzweig von tüchtigen Praktikern und Theoretikern schon zahl- reiche vorliegen, schon strenge Anforder- ungen gestellt werden. Dennoch wird auch diese Schrift eines in den verschiedensten Richtungen des Gartenbaues thätigen und tüchtigen Mannes, des Guten Vieles stiften, denn sie muntert zu neuen Bestrebungen im Gebiete des Obstbaues auf und enthält der nützlichen Winke und wirklich prak- tischen Rathschläge marche. Man brauche daher dieses Buch mit Kritik, und dann wird es seinen Nutzen und den Zweck zu dem es geschrieben, nämlich darauf hinzu- wirken, dass nur schönes gutes und voll- kommenes Obst gebaut werde, nicht ver- fehlen. (E. R.) 190 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. IV. Personalnotizen 1) Ausstellung von Gegenstän- den desGartenbaues von 8.—15. Sept. 1872 im Grossherzoglichen Erbprinzengar- ten in Carlsruhe. Um die Preise können nur. Mitglieder des Gartenbau-Vereins für das Grossherzog- thum Baden oder eines mit diesem in Ver- bindung stehenden Vereines concurriren. Anmeldungen zur Ausstellung werden nur bis zum 8. August angenommen und sind an den Vorstand des Vereines zu richten. Das specielle Programm mit den Prei- sen (in Geld) kann gleichfalls vom Vor- stande bezogen werden, 2) Professor De Bary, Director des Botanischen Gartens in Halle, hat den Ruf an die Universität in Strassburg angenom- men. 3) Herr Prof. G. Kraus in Erlangen, folgt dem an ihn ergangenen Ruf und geht im Herbst nach Halle an Prof. De Bary’s Stelle. 4) Hugo v. Mohl. Ein schwerer Ver- lust hat die Wissenschaft getroffen, indem einer der bedeutendsten Pflanzen - Ana- tomen, Professor Hugo von Mohl in Tübingen kürzlich gestorben ist. Eine kurze Biographie dieses bedeutenden Man- nes geben wir nächstens. 5) Dr. Ferdinand Müller, Director des Botanischen Gartens in Melbourne, ist in Folge seiner vielfachen Verdienste um den Gartenbau Europa’s erst in den Adel- stand und nun auch zum Baron erhoben worden. Dr. Ferd. Müller’s Name hat in den Gedenktafeln der Wissenschaft einen so guten und unvergänglichen Namen, dass dieser Mann durch Erhebung in den Adel- stand und zum Baron nichts hat gewinnen können, denn sein Name steht höher als sol- che äussere Ehrenbezeugungen, welche uns blos die Andeutung geben, dass Müller’s Verdienste um Europa’s Gartenbau von un- und Neuestes. seren Regenten auch gehörig gewürdigt und anerkannt worden sind. Wie steht es aber in Australien, da wo Müller seit 16 Jahren gewirkt hat? Leider nicht so gut als in Europa. Uns liegen Zeitungen Südaustraliens und aus Victoria vor, welche unseren geehrten Freund Mül- ler scharf angreifen und den Beweis liefern, dass Müller dort viele warme Freunde und Verehrer, — aber auch viele bittere Feinde hat. Unvergänglich sind F. Müller’s Ver- dienste um die Erforschung der Flora Australiens, seine „Fragmente“ seine mit Bentham herausgegebene Flora Australiens steht zu hoch, als dass auch Müllers Feinde solche anzugreifen wagten. Müller’s hohes Verdienst ist, dass er nicht nur selbst ge- sammelt, sondern auch tüchtige Männer gefunden hat, welche in allen Theilen Aus- traliens sammelten, (s. Dallachy, Heyne, Ferguson) und in Müller’s Händen vereinig- ten sich die gesammelten Materialien und lieferten die Grundlage zu seinen vielen Arbeiten. Was somit Müller’s grösstes Verdienst in Bezug auf wissenschaftliche Leistung ist, das benutzen Müller’s Feinde, um diesem hoch über diesen kleinlichen Kläffern steh- enden Mann zu schaden. Sie werfen ihm vor, andere Männer zum Sammeln be- nutzt und die Ehre der Bearbeitung auf sich genommen zu haben. Wie kleinlich!! Ist denn, fragen wir, jeder Sammler in noch nicht ausgebeuteten Lan- desstrecken im Stande selbst zu bearbei- ten, was er gesammelt, sind nicht die mei- sten derartigen Sammlungen von andern Männern, als vom Sammler selbst bearbei- tet worden! Dann suchen die Feinde Müller’s dessen hohe Verdienste dadurch herunter zu setzen, dass sie die hohen Summen nennen, welche der Botanische Garten, Herbarium, Museum etc. in Melbourne jährlich gekostet haben, eine Summe, die sich auf 6800 Lvr. Strgl. IV. Personalnotizen und Neuestes. beziffert, eine Summe, für welche die Co- lonie keinen Nutzen gehabt, denn Müller habe wenig oder keine neue Culturen dort eingeführt, welche in einiger Proportion zur Ausgabe ständen! Das klingt in unserer materiellen Zeit schwer, weil in den grossen Massen kein Verständniss für rein wissenschaftliche Leist- ungen mehr ist, welche nicht unmittelbare praktische Beziehungen haben. Das ist einer der schlimmsten Fehler der Zeit, in der wir leben. Wer in seiner eigenen Bildung nicht hoch genug steht, um den Nutzen und den hohen Werth jeder Leist- ung die unsere wissenschaftlichen Kennt- nisse ein Stück voran bringen, zu erken- nen und höher als Geldeswerth zu stellen, der kann es noch nicht einsehen, dass er aus kleinlicher Krämerpolitik einen Mann schmäht, den sein folgendes Geschlecht ein Monument zum Andenken an seine Ver- dienste setzen wird. Menschen, die so wenig hoch stehen, dass sie Müller’s Verdienste um die Wis- senschaft nach Geldeswerth schätzen, kön- nen kaum in anderer Beziehung eine so vorurtheilsfreie Stellung einnehmen, dass sie alle die vielen Zeichen der äusseren Anerkennung die F. Müller wurden, von dem Standpunkte aus messen, dass Müller’s Name dadurch um kein Haar höher steht, — es scheint daher kleinliche Eifersucht zu sein, welche die bittern Ergüsse über die Erhebung in Adel- und Baronsstand, sowie in Betreff der zahlreichen Orden, die Müller erhielt, in den Zeitungen Austra- liens veranlassen und veranlasst haben. Hoffen wir, dass Müller’s zahlreiche Freunde und Verehrer; denselben auch ferner schützen werden. (E. R.) 6) Die Ausstellung in Moskau. Die grosse Polytechnische Ausstellung in Moskau wird den 30, Mai (11 Juni n. St.) eröffnet werden. Dieselbe hat immer mehr und mehr an Ausdehnung zugenom- men und soll die, welche in Petersburg stattfand, noch überbieten. Dieselbe wird sich dadurch von allen andern ähnlichen Ausstellungen aus den 191 Gebieten der Technik, der Naturwissen- schaften und Künste unterscheiden, dass für jede der einzelnen Sectionen ein bis mehrere Gebäude aufgeführt worden sind, Diese Gebäude nehmen nicht nur den grössten Theil des 9 Disjätinen (die Dis- jätine zu 2400 Quatrat-Faden, der Quatrat- Fuss zu 49 Quatrat-Fuss engl.) enthalten- den Gartens ein, welcher den Kreml um- gibt, sondern es sind selbst noch oben auf dem den Kreml umgebenden Platz, eine ganze Colonie einzelner Gebäude auf- geführt. Soviel uns bekannt, bestehen 24 ver- schiedene Comite’s, welche jetzt mit den Vorbereitungen beschäftigt sind, und de- nen später auch die Annahme und die Be- aufsichtigung der Aufstelluug der eingehen- den Gegenstände obliegt. Die bedeutendste Ausdehnung hat das grosse aus Eisen und Glas construirte Ge- bäude, welches die die Marine betreffen- den Gegenstände in sich aufnehmen soll. Noch viel bedeutender ist der Flächenraum, den die vielen Gebäude einnehmen, in welchen alle die die Armee betreffenden Gegenstände ausgestellt werden sollen. Ein stattliches Gebäude ist dazu bestimmt, um da alle von Peter dem Grossen stammenden oder auf diesen grossen Monarchen Bezug habenden Gegenstände aufzustellen. Da sind es wieder besondere Gebäude für ein Museum der Produkte und Erzeugnisse des Gewerbfleisses des Caucasus, von Turkestan und anderer Gebiete. Dann haben die Zoolo- gie, die Botanik, die Chemie, das Forstwesen, die Medizin ihre eigenenRäume, ja selbst dem Post- und dem Telegraphenwesen ist ein stattliches Gebäude aufgeführt. Gleich um- fangreich und zahlreich sind die für die verschiedenen Zweige der Technik aufge- führten Gebäude. Gleich am Hauptein- gange befindet sich der dem Gartenbau zugewiesene Raum. Da erhebt sich ein grosses stattliches Gebäude aus Eisen und Glas, von dem man zu glauben geneigt sein dürfte, dass dasselbe zur beständigen Blumen-Ausstellung bestimmt sei. Dem ist aber nicht so, dort sollen Gemälde ausge- stellt werden, für die Blumenausstellung 192 sind aber noch besondere Gewächshäuser und Zelte errichtet worden, theils werden die Blumen und Pflanzen noch alle kleinen freibleibenden Parzellen beleben helfen. Diese etwas schwierige Aufgabe hat die Gesellschaft der Liebhaber des Gartenbaues unternommen und wird dieselbe auch noch ausserdem zweimal, „Allgemeine Pflanzen- und Blumen -Ausstellungen, nämlich vom 30. Mai/ll. Juni bis 15./27. Juni — und vom 15./27. Aug. bis zum 31. Aug. (12. Sept.) veranstalten, wobei Medaillen als Belohn- ungen vertheilt werden. Von 3 besonders aufgebauten Restau- rationen ist die eine für das vornehme Pu- blicum, eine für die Mittelklasse und eine für das Volk bestimmt. Endlich sind aus- ser den ausserordentlich zahlreichen Ge- bäuden, die zur Ausstellung der auszustel- lenden Gegenstände bestimmt sind, auch noch ganze Gebäude als Musterhäuser zur ‘ Coneurrenz hingestellt worden. So z. B. eine kleine Capelle, ein Musterhaus für ei- nen Gutsbesitzer der ungefähr 2000 Rbl. Einnahme hat u. =. £. Der Gesammteindruck, den alle diese den Kreml-Garten bedeckenden Ausstell- ungsgebäude hervorbringen, ist ein von allen ähnlichen vorausgegangenen Ausstel- lungen total verschiedener. Es ist das Bild einer Ortschaft, aufgebaut in elegan- tem Style des Russischen Holzbaues unter- mischt mit grossen aus Eisen und Glas construirten Baulichkeiten. I I | | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die erste Gartenbauausstellung ist vor- zugsweise für Blumen, die zweite, vorzugs- weise für Gemüse und Früchte bestimmt, Ausstellen kann jeder im In- und Aus- lande, der sich deshalb beim Präsidenten der Gesellschaft der Gartenfreunde, Sr. Ex- cellenz Herrn W. J. Akscherumow in Mos- kau meldet. Die Eisenbahnen gewähren die Hälfte der gewöhnlichen Taxe, auf ein von Moskau zu beziehendes Zeugniss, dass die Einsendungen für die Ausstellung be- stimmt sind. (E. R.) 7) Ausstellung der Königlichen Gartenbaugesellschaft in Anvers. Diese ist ausgeschrieben für den 18. bis 20. August dieses Jahres. Coneurriren kön- nen nur Mitglieder der Gesellschaft. (E. R.) 8) Frühling. Der Frühling ist in ganz Europa ausserordentlich früh einge- treten, und selbst in Petersburg ist die Vegetation 3—4 Wochen andern Jahren voraus. Im südlichen Baden und Carlsruhe standen die Obstbäume schon Anfang April in Blüthe. Dagegen scheint es in Nord- amerika dieses Jahr dafür ausserordentlich kalt gewesen zu sein. So war am 2. April in New-York der Boden noch 3 Fuss tief gefroren. (E. R.) 9) Der bisherige Privatdozent Dr. M- Reess in Halle hat einen Ruf als Profes- sor der Botanik nach Erlangen erhalten und bereits angenommen. I. P?riginalabhandlungen 1) Abgebildete Pflanzen. a) Jambosa Korthalsi Blume. (Siehe Tafel 727.) Myrtaceae. Ramulis ultimis compresso-teirago- nis arguteque marginatis; foliis oppo- sitis, brevissime petiolatis lanceolato- oblongis (usque 1!/, ped. longis et 3 poll. latis), longe acuminatis, parce un- dulatisiniegerrimis basi cordatis, venis subtus prominentibus in nervum infra marg, inalem junctis, coriaceis,, impel- lueidis; cyma subcapitata, terminali axillarique multiflora, foliis multoties breviore; pedicellis calyce multo bre- vioribus; calycis tubo turbinato, limbo irregulariter A—6-fido, lobis obtusis- simis; petalis 5, late orbicularibus, quam stamina multoties brevioribns, al- bis staminibus gracillimis, albis. — In Insula Sumatra, — Blume in Mus. bot. Lugd. Bat. 101 n. 239. — Walp. Ann. Il. pag. 635. Der schöne immergrüne Strauch, von dem wir beigehend bei a eine blühende Zweigspitze, bei bb ein Blatt und bei c eine im Oeffnen be- VI. 1872. von 12 Fuss erreicht. griffene Blume, alles in natürlicher Grösse abbilden, ist auf der Insel Sumatra zu Hause. Das Exemplar, welches im October mehrere blühende Zweige entwickelt hatte, hat eine Höhe Die dicken le- derartigen, kurz gestielten Bläiter, sind lang gestreckt-lanzettlich, ganzrandig, werden bis 11/, Fuss lang und unge- fähr 3 Zoll breit und sind gleich der ganzen Pflanze kahl. Die kurz gestiel- ten Blumen stehen in kopfförmigen spitzenstländigen oder achsenständigen Scheindolden. Der Kelch reisst beim Oeffnen der Blumen unregelmässig in 4—5 Lappen auseinander. Blumenblät- ter und die lang vorragenden Staub- fäden weiss. Schöne decorative Pflanze fürs Warmhaus. Wird in eine lockere, lehmige, humusreiche Erde gepflanzt und durch Stecklinge fortgepflanzt. (E. R.) 13 194 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Bongardia Rauwolfii C. A. M. (Siehe Tafel 728 Fig. 1. 2. a—g). Berberideae. Bongardia Rauwolfi C. A. Meyer ind. cauc. pag. 174. — Ledb. fl. ross. I. pag. 80. — Leontice Chrysogonum L. teste Willd. spec. II. 148. Die beistehend abgebildete Pflanze, ist mit Leontice altaica zunächst verwandt und kommt in Transcaucasien in der Provinz Baku und der von Ti- flis, sowie auch in Turkestan wild vor. Es ist eine durchaus kahle Pflanze mit einer knolligen Wurzel. Die Blätter und Blüihenschafte wurzelständig, nach der Blüthe absterbend, blaugrün. An einem gemeinschaltlichen, bis spannen- langen Blattstiel stehen die Blättchen zu 2—5 in halben Quirlen, die 1/5 — 1 Zoll von einander entfernt sind. Die Blättchen länglich-keilförmig, vorn 2— 3özähnig. Blüthenschafte blatllos, bis 1 Fuss hoch, verästelt, an den Verästel- ungen mit kleinen Bracteen versehen. Blumen gelb, denen der Leonlice allaica | ähnlich, mit Sblätterigem Kelch, und. 6blätteriger Blumenkrone. Die Blumen- blätter oval, am Grunde mit kurzem Nagel in den eine starke Honigdrüse eingesenkt ist. Staubfäden 6, mit läng- | lichem zweifächrigem Staubbeutel. Die | Staubbeutelfächer springen von unten nach oben mit einer sich zusammen- rollenden Klappe auf, weiche nach dem Aufspringen oben am Connectiv hängen bleibt. Fruchtknoten einfächerig, meh- rere gestielte grundständige Eier um- schliessend. Eine hübsche Perennie, die im er- sten Frühjahre blühet und nur aus Sa- men fortgepflanzt werden kann. Liebt eine lehmige Rasenerde. Im Topfe cul- tivirt, blühet solche im April. Nach- dem die Samen gereift, gibt man den Knollen bis in den Winter kein Was- ser. Im November werden die Knollen in frische Erde gepflanzt, in ein frost- freies Beet oder Kalthaus gestellt, und gleich andern Topfstauden behandelt. {) Ein Blüthenschaft mit Blumen, 2) ein Blalt, beide in natürlicher Grösse. a. Ein Blumenblatt. b. Ein Kelchblatt, c. Ein Pistill vom Rücken gesehen. d. Ein Pistill von vorn gesehen. g. Ein der Länge nach aufgeschnittenes Pistill, so dass man die Samenknospen sieht. [. Ein Staubfaden vor dem Aufspringen. e. Ein Staubfaden nach dem Aufsprin- gen, c. d. e.f.g. vergrössert. (E. R.) e) Carex Fraseriana Hook. (Siehe Tafel 728 Fig. 3). Cyperaceae, C. Fraseriana Hook. Bot. Mag. tab. 1391. C. Fraseri Andr. Bot. Rep. tab. 639. Ein Riedtgras Nordcarolinas, das seiner breiten Blätter halber, sehr von | der Tracht der meisten andern Riedt- I. Orginalabhandlungen. gräser abweicht und zur Bepflanzung von Aquarien, um so mehr Empfehlung verdient, als die Blätter desselben, den ganzen Winter hindurch grün bleiben. Auch die aufgeschwollenen gelblichen | 195 Früchte, mit der Aehre der männlichen Blumen oberhalb derselben, machen zur Blüthezeit einen ganz guten Effect. (E. R.) c) Primula japonica Asa Gray. (Siehe Tafel 729.) Primulaceae. Pr. japonica A. Gray in Mem. of the Am. Ac. of Arts and Sciences 1859 tom. VI. Im Jahrgang 1870 pag. 201, er- wähnten wir, bei Auflührung der Pri- meln, auch der Primula japonica, als einer der schönsten Arten dieser Galtung, deren baldige Einführung in Europa’s Gärlen um so mehr zu erwar- ten sei, als solche schon lange von den Gärtnern Japan’s als schöne Zier- pflanze cultivirt worden sei. Unsere Erwartung hat sich erfüllt. Herrn W. Bull in London ist es ge- lungen, diesen Juwel unter den Primeln in Cultur zu bringen. Schon im Som- mer 1871 sahen wir ein ganzes Ge- wächshaus gefüllt mit dieser Primel bei demselben. Denkt man sich zu unserer Tafel, dass die Blumen schön roth ge- färbt, so gibt dieselbe ein jedenfalls sehr anschauliches Bild dieser neuen Zierpflanze, die sich recht bald in alle Gärten gleichwie Primula praenitens verbreiten dürfte. Die Einführung dieser schönen Pflanze ward durch Hrn. R. Fortune vermittelt, indem derselbe durch Hrn. W. Kes- wick in Hongkong und Walsh Hall und Comp. in Yukohama Samen erhielt und diese Hrn. W. Bull übergab. In England hat diese Primel den Winter ohne Deckung im freien Lande ausge- halten, ja wir haben auch die Hoffnung, dass dieselbe auch in unserm deutschen Klima gut den Winter überdauern werde, worüber wohl bald Berichte von verschiedenen Seiten gegeben wer- den dürften. Die länglichen, spaihel- förmigen Blätter werden 6—8 Zoil lang und bis 3 Zoll breit, Der Blüthenstiel wird 1—11/, Fuss hoch und trägt 3—4 übereinander stehende Quirle schöner rother Blumen. Schon jetzt sind in der Blüthenfärbung sehr verschiedene Nü- angen eingeführt, mit lilafarbenen, weis- sen, carminrothen,’tiefroihen und rosa- roihen Blumen. Eine wahrhaft schöne effecivolle Pflanze zur Cultur im freien Lande und im Topfe. (E. R.) 13 * 196 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Vermehrung und Anzucht von Pancratium speeiosum im Zimmer, "Wir haben Pancratium specio- sum wiederholt erwähnt als eine der schönsten und besten Zimmerpflanzen. Diese schöne Pflanze ist wohl nur deshalb noch so wenig in‘den Gärten verbreitet, weil dieselbe, Sich durchaus nicht so schnell vermehrt, als andere Zwiebelgewächse, da man nur selten und dann stets nur wenig Samen von derselben erntet und auch die Ver- mehrung durch junge Nebenzwiebeln ersi an sehr starken Exemplaren in geringem Maasse stattfindet. Wo sich solche junge Nebenzwie- beln zeigen, da nehme man dieselben erst dann ab, nachdem solche gehörig erstarkt und schon eine gut ausge- bildete eigene Zwiebel zeigen. Das Abnehmen geschieht in der Weise, dass man die Mutterzwiebel, welche das ganze Jahr in Vegetalion bleibt, an der beireffenden Stelle blos legt und nun die Nebenzwiebel mit einem zwischen- geschobenen Falzbein und vorsichtigen Druck der Hand abbricht. Die abge- nommenen Zwiebeln werden sofort ein- zeln in Töpfe in eine recht sandige, lehmige Erde gepflanzt und unmittel- bar um die Bruchfläche wird Sand ge- legt. Man stellt diese Abnehmer im geheizten Zimmer ins sonnige Fenster. Die geeigneteste Zeit zum Abnehmen Die jungen Zwiebeln | ı speciosum ist eine höchst eigenthüm- ist das Frühjahr. stehen 3—6 Monate, bevor sie fernere kräftige Vegetation zeigen und müssen sorgfällig begossen werden, indem man man sich stets überzeugt, dass die Erde ordentlich ausgetrocknet ist, bevor man von Neuem giesst. gossen wird, da tritt Fäulniss der abgenommeneu Zwiebel ein. Im nächsten Frühjahre pflanzt man Wo zuviel be- | dann die jungen Zwiebeln in grössere Töpfe, in eine lehmige Rasenerde und wird nun bald üppig vegelirende und bald blühbar werdende Zwiebeln aus denselben erziehen, so man die Töpfe nicht zu klein wählt und also den Zwie- beln reichiich Nahrung gibt und so man ferner namentlich da, wo ziemlich grosse Töpfe gegeben werden, fort- fährt, vorsichtig zu begiessen. Das stärkste und kräftigste Wachsthum des Pancratium speciosum tritt im Spät- sommer und im Herbste ein. Man lasse sich dadurch aber nicht verleiten, zu dieser Jahreszeit in grössere Töpfe zu pflanzen, indem das auch bei sorg- fältiger Cultur entschieden schädlich ist und anstatt zu nützen, die Pflanze im Wachsthum stört und sogar gemeinig- lich den Verlust eines Theils der Blät- ter zur Folge hat. Man verpflanzt des- halb am besten im Mai oder Juni. Die zweite Art der Vermehrung ist die durch Samen. Samen wird man überhaupt nur dann erhalten, wenn man zur Zeit der Blüthe dem betref- fenden Exemplare einen guten Platz am Fenster gibt und alle Blumen wieder- holt befruchtet. Pollen entwickelt jede Blume so reichlich, so dass man sol- chen einfach mit dem Finger abstreifen und auf die Narbe auftragen kann. Die Samenbildung des Pancratium liche. In der Anlage besitzt dasselbe, gleich den andern Arten der Gattung einen ölächerigen Fruchtknoien, der in jedem Fache an der Achse befestigten Placenten in 2 Reihen eine Menge von Eiern trägt. Nach der Befruchtung schwellen die Fruchtknoten auf, die an den Placenten stehenden Eier ver- I. Originalabhandlungen, trocknen aber bald bis auf je 2 grund- ständige Eier in jedem Fache. Jedoch auch von diesen 6 grundständigen Eiern entwickelt sich später nur eins oder zwei weiter, indem diese ein sehr star- kes Wachsthum annehmen, und statt zum normalen Samen sich auszubilden, (welcher bei Pancratium mit zarler schwarzer Oberhaut umkleidet), bilden _ sich solche zu einem taubeneigrossen oder noch grösseren zwiebelknollenarti- gen rundlichen Samen aus, der nach und nach alle 3 Fächer des Fruchtge- häuses ausfüllt. Das aufänglich ziem- lich derbe krautarlige Fruchtgehäuse wird so von einem Samen ausgefüllt 197 und wächst mit demselben weiter. Da- durch wird das Fruchtgehäuse zuletzt zu einer zarten Membran, welche den grossen zwiebelknollenartigen Samen noch umhüllt, auf dessen Spitze der Rest der Blumenröhre bis zur Reife des Samens stehen bleibt. Das Keimen und Auswachsen dieser grossen zwiebelknolligen Samen, deren man von jeder befruchteten Blume also nur einen oder sehr selten 2 erhält, erfolgt nicht schnell und so ist es bes- ser, die Samen einige Monate trocken liegen zu lassen, bevor man solche der Erde übergibt. (E. R.) 3) Der Himbeerstecher (Anthonomus Rubi). In den letzten Jahren hat dieses kleine Thierchen, von dem wir beiste- hend unter a, die Abbildung in natür- licher Grösse und unter b, im vergrös- sertem Maasstabe geben, bei den Erd- beerculturen grossen Schaden gethan. Es ist das ein dem Birnknospenstecher (Anthonomus Pyri) sehr ähnlicher Kä- fer, aber überall gleichmässig schwarz gefärbt und auf dem Brustschild dünn weisslich behaart. Vor der Blüthezeit stellt sich derselbe ein, bohrt mit sei- nem Rüssel in die Blüthenknospe und legt in diese ein Ei. Gleichzeitig frisst er den Blüthenstiel der betreffenden Knospe an, wodurch solche in der Ent- wickelung zurückbleibt, ja oft ganz ab- fällt. Im Innern der vertrocknelen Blüthenknospe entwickelt sich nun die Larve, aus der sich später wieder der Käfer entwickelt, der sehr wahrschein- lich in der Erde überwintert. In die- sem und letzten Jahre that dieses kleine Thierchen besonders auch bei der Trei- berei der Erdbeeren vielen Schaden. Mittel zur Vertilgung sind uns mit Aus- nahme des Absuchens desselben nicht bekannt. Der gleiche Käfer schadet in ähn- licher Weise an den Himbeeren und Brombeeren. (E. R.) 198 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Ein Blick auf die Familie der Euphorbiaceen. Nicht leicht wohl bietet eine Pflan- zenfamilie eine solche Mannichfaltigkeit der Formen dar wie die Euphorbia- ceen; dieselbe besteht bis jetzt nahezu aus 200 Gattungen, welche gegen 3400 Arten (mit oft oft zahlreichen Varietä- ten) umfassen, die über den ganzen Erdkreis ihre Verbreitung haben. Der überwiegend grösste Theil ge- hört der Tropenwelt an, das südliche Afrika zeichnet sich vornehmlich durch seine succulenten, cacteenähnlichen Ar- ten aus, während Südamerika und die übrigen Tropenländer die baum- und strauchartigen Arten aufweist, sind die einjährigen und perennirenden Arten vorwiegend in Europa, lichen Asien und finden. Der Reichthum an Mannichfaltigkeit in ihrem äussern Ansehen ist so gross, dass sich Anklänge an die verschie- densten Familien vorfinden, so erinnern zunächst die succulenten Euphor- bia-Arten an die meisten Gattungen der Cacteen, viele Arten von Phyl- lanthus und Securinega an Mimo- seen, Sapindaceen u. dgl., Mani- hot, Jatropha und Croton etc. an Araliaceen, Malvaceen, Stercu- liaceen, wieder Andere an Rham- neen, Rutaceen, Daphnoideen, Oxalideen, Myrtaceen und selbst anConiferen, so dass man die ganze Familie mit Recht eine abenteuerliche nennen darf. Höchst interessant ist, wie die neue- sten gründlichen Forschungen der Bo- taniker J. Müller in Genf, Warming in Copenhagen und F. Schmitz *) in Bonn dem west- in Nordamerika zu *) Regensb. Flora 1871, n.27 u. 28. — 1872, n. 5. für Evidenz dargethan haben, dass das Cyathium der Euphorbien für eine In- florescenz und nicht für eine herma- phrodite Blüthe zu halten ist, entgegen den Ansichten der meisten Botaniker bis auf die jüngste Zeit (Baillon), wel- che den Euphorbien hermaphrodite Blü- then zugeschrieben haben. In den meisten Arten findet sich ein oft äusserst scharfer Milchsaft vor, dessen Wirkung auf den thierischen Organismus je nach Verschiedenheit der in ihnen enthaltenen Subsianzen mehr oder minder intensiv ist, wess- halb viele zu den gelährlichsten Gift- pflanzen gehören, so Hippomane Mancinella L., Hura crepitans L., Euphorbia officinarum L., Excoecaria Agallocha L., Ex- coecaria biglandulosa Muell. Ar- gent. (Sapium Hippomane G. F. Mey.), Jatropha Curcas L., der Hyänen- würger vom Cap der guten Hoffnung Hyänanche globosa Lamb. (Jatro- pha globosa Gaertr.), dessen Früchte zur Vergiftung der Hyänen dienen, in- dem man Stücke Fleisch damit bestreut, woher der Name. Zu den wichtigsten Arten gehören diejenigen, deren Milchsaft Kautschuck enthält, von manchen Arten wird die Rinde zum Färben oder Gerben und zu Räuchermitteln benutzt; viele dienen als adstringirende und fieberwidrige Mittel, während wenige in ökonomi- scher Beziehung Verwendung finden, indessen sind diese wenigen Arten, welche ökonomisch verwendet werden, für die Bewohner des tropischen Ame- rika von grosser Wichtigkeit, da sie zum Theil die Stelle des Getreides verireten, l. Originalabhandlungen. Die weitaus wichtigste Pflanze aus der ganzen Familie ist Hevea guia- nensis Aubl. (Siphonia elaslica Pers.) von Guiana und Brasilien, der eigent- liche Federharz- oder Kautschukbaum, dessen sehr scharfer Milchsaft den be- kannten Kautschuk oder das Federharz des Handels liefert, welches eine uner- . messliche und die verschiedenartigste Anwendung findet. Der durch Einschnitte in den Stamm ausfliessende und an der Luft zu Harz sich erhärtende Milchsaft von Euphor- bia officinarum L. und andern Ar- ten kommt als Euphorbium-Gummi nach Europa, und war früher als drastisches Purgirmittel im Gebrauche; die Wurzel von Euphorbia neriifolia L. in Oslindien gilt als besonders heilsam gegen den Biss der Klapperschlange. Colliguaya odorifera Molina aus Chile liefert eine Art Sandelholz, welches beim Verbrennen einen Rosen- geruch verbreitet. Der Chinesische Talgbaum Excoecaria (Stillingia) se- bifera Muell. Arg., in Amerika culti- virt liefert Samen, die mit einem weis- sen Fett umhüllt sind, das mit Oel oder Wachs vermengt zu Lichtern verwen- det wird. Die adstringirende Rinde von Ma- caranga (Mappa Bl.) tanarius Muell. Arg. wird gegen Ruhr gebraucht und auch zum Braunfärben verwendet. Omphalea diandra L. und Om- pkalea triandraL. (O. nucifera Sw.) von Westindien und Südamerika liefern Kautschuk, ebenso Mabea Taquari Aubl. und Mabea Piriri Aubl. Das aus den Früchten von Johan- nesia princeps Vell. (Anda Gomesii Juss.) gewonnene Oel, welches sehr schnell eintrocknet, eignet sich vorireff- lich zum Malen. 199 triloba Forst.) wird ein sehr starker Baum, welcher eine dauerhafte dunkel- rothe Farbe liefert. Jatropha Curcas L. von Cuba und Neu-Granada liefert die schwarze Brech- oder Purgirnuss. Aus der Wurzel von Jatropha opifera Mart. (Eidechsenwurzel) in Brasilien wird ein Exlract gewonnen, das als sicheres Abführmittel geschätzt wird, und besonders auch gegen Was- sersucht, Wechselfieber und den Biss gifiiger Schlangen gebraucht wird. Manihot utilissima Pohl (M. edulis A. Rich.) ist der im tropischen Amerika einheimische und daselbst all- gemein cultivirte Maniok- oder Cas- savestrauch, dessen dicke knollige Wur- zel, welche oft 30—40 Kilogr. wiegt, einen sehr scharfen giftigen Milchsaft enthält, und wegen ihres grossen Ge- haltes an Satzmehl eines der vorzüg- lichsten Nahrungsmittel der Südameri- kaner bilde. Das flüchlige Gift wird durch eigene Manipulationen enifernt, worauf das Cassave- oder Maniok- mehl gewonnen, und zum Backen von Brod verwendet wird; das als brasili- anisches Arrow -rooti im Handel vor- kommende reine Stärkemehl-Tapioca — wird aus dem Abwaschwasser bei der Bereitung der Cassave gewonnen und dient für Herstellung von Mehlspeisen und feinerem Backwerk; aus dem fri- schen Salt der Blätter wird das Manip- seira der Indianer, ein berauschendes Getränk, erzielt; die Samen sind dra- stisch purgirend. Aebhnlich wird Manihot Aipi Pohl benutzt und erfordert, da ‚die Wurzel giftfrei ist, weniger Vorbereitungen. Manihot ccarthagenensisMuell. Arg. als Jatropha Janipha allgemeiner Aleurites moluccana W. (A. | bekannt, liefert die süsse Cassave, wel- 200 che gebraten oder geröstet als Nahrung dient, die Samen liefern Brennöl. Der gemeine Wunderbaum Ricinus communis L., in vielen Varietäten vorkommend, liefert in seinen Samen das bekannte Ricinus- oder Wunderöl, Kas- toröl, welches als sicheres und mildwir- kendes Purgirmittel häufig angewendet wird, namentlich bei Nierenentzündun- gen und Bleikolik, vorzüglich auch ge- gen Würmer. Mallotus philippinensis Muell. Arg. (Rottlera tinctoria Roxb.) liefert eine dauerhafte, sehr schön dunkeloran- gegelbe Farbe, die in Indien allgemein zum Färben der Seidensioffe dient. Auf Croton lacciferus L. (C. aromaticus W. non L.) lebt die Gummi- Schildlaus, welche den zeylanischen Lackfirniss liefert. Die innere Rinde von Croton macrostachys A.Rich. (Rottlera Schimperi Hochst.) gehört zu den vielen Droguen des Handels, wel- che in letzterer Zeit als Bandwurmmil- tel aus Abyssinien eingeführt worden sind. Croton Eluteria Bernei liefert die Cascarill- oder falsche graue Fie- berrinde, welche unter die kräftigsten Arzneimittel gehört, diesselbe kommt auch unter Räucherpulver und Tabak- sorten gemischt vor. Gleiche Eigen- schaften besitzen Croton Cascarilla Benn., Croton linearis Jacq. (C. Cascarilla L. non Benn.), Croton gla- bellum L. (C. Sloanei Benn., C. Elu- teria Sw.) und noch manche andere Arten. CrotonDraco Schlecht. und Cro- ton sanguifluus Kunth. liefern das mexikanische Drachenblut. Croton niveus Jacq.,, Croton aromaticus L. (von W.), Croton balsameus Muell. Arg. und balsa- miferus Jacq. liefern Wundbalsam, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Croton lasianthus Pers. in Co- chinchina liefert dauerhaftes schweres Nutzholz. Crozophora tinctoria A. Juss. im südlichen Europa, Aegypten und dem Orient zu Hause, dient zur Be- reitung des Tournesoltuches; die durch Wasser aus der Pflanze ausgezogene blaue Farbe dient auch zum Bläuen der Wäsche, zur Bereitung des blauen Zuckerpapiers, und zum Färben ver- schiedener Stoffe (Indiennes). Das Holz von Lebidieropsis (Cluytia Roxb.) collina Muell. Arg. von ÖOstindien und Ceylon, ist wegen seiner Festigkeit sehr gesucht, ebenso das von Hieronyma alchorneoi- des Freire All. in Brasilien. Von Bischoffia javanica Blme. (Siylodiscus irifoliatus Benn.), die in Java, Ostindien und Neu- Caledonien vorkommt, wird die Rinde als Adstrin- gens angewendet; mit dem Aufguss der Blätter reinigt man alte Geschwüre. Bieten nun aus der Familie der Eu- pharbiaceen nur wenige Arten, Eu- phorbia fulgens Karw., E. splen- dens Bojer, Bojeri Hook. (Breoni hort.) E. pulcherrima W. (Poin- sellia Grah.) und einige andere ausge- nommen, geringen blumistischen Werth, so finden sich doch andere bei uns in Cultur befindliche, zur Decoration der Zimmer und zum Auspflanzen für Grup- pen ins Freie während des Sommers, vortrefflich sich eignende, sehr werth- volle Arten. Jatropha multifida L. nimmt sich, mit ihren schön geschlitzten dun- kelgrünen Blättern, einzeln im Rasen, wie auch in Gruppen mit andern Blatt- pflanzen vereinigt, reizend aus, und verträgt das Einpflanzen im Herbste ohne allen Nachtheil, ebenso Manihot carthagenensis (Jatropha Janipha), I. Originalabhandlungen. die man häufig in Samen erhalten kann, ‚aus denen sie sehr leicht heranzuziehen ist; ferner Carumbium fastuosum Muell. Arg. (Mappa Morr. Dibrachion peltatum Rgl.), sowie Carumbium (Omalanthus Grah.) populifolium Reinw. Allgemein bekannt ist die Verwend- ung von Ricinus mit seinen Abarten. Zu hoffen bleibt, dass so manche hübsche Art, die man bis jetzt nur der Beschreibung nach kennt, recht bald in Cultur zu uns gelangen möchte, wie 5) Eine Rosengärtnerei in Wir haben wiederholt in der Gar- tenflora der Rosen des Herrn Hofgärt- ners Freundlich in Zarsko@-Selo bei Petersburg gedacht, der zu jeder Zeit des Winters in unsern Monatssitzungen schöne und vollkommene Rosen ausge- stellt hat. Im März besuchten wir dessen, aus- schliesslich der Rosentreiberei gewid- meten Privatgarten und waren über- rascht über die Ausdehnung und den Maasstab, in dem Hrn. Freundlich diese Cultur betreibt und über den ausge- zeichneten Culturzustand, in welchem alle Pflanzen sich befanden. Ausser den Missbeeten hat Herr Freundlich zahlreiche Abtheilungen nied- riger Gewächshäuser, in einer Gesammt- länge von 500 Fuss. Abtheilungsweise werden die Rosen eingestellt, und so hat Herr Freundlich den ganzen Win- ter hindurch Blumen. — Zur Blumen- lieferung im Herbste und Wintersan- fang, da sind gleichfalls wieder beson- dere Abtheilungen bestimmt, in welche die betreffenden Exemplare, (nachdem im März und April diese Abtheilungen 201 Baccamea macrophylla und Apo- rosa oder Lepidostachys macro- pkylla von Ostindien, Macarangahy- poleuca von Sumalra und Maca- ranga (Mappa) macrophylla von den Fidji-Inseln etc. Ein sehr effectvolles und charakteri- stisches Bild bietet eine Gruppe bloss aus Euphorbiaceen bestehender Pflan- zen, und eine Gruppe solcher Pflan- zen würde sicher mancher Pflanzen- Ausstellung neuen Reiz verleihen. Würzburg, im März 1872. C. Salomon. Petersburg (Zarsko&-Selo). noch mit geiriebenen Topfrosen gefüllt waren), ins freie Land eines Beetes gepflanzt werden. In den meisten der Häuser des Herrn Freundlich finden sich solche Erdbeete und die Stellagen für die Töpfe sind transportabel und wer- den nur im Winter bei der Treiberei über ungefähr 2 Fuss über dem Boden liegende Erdbeete aufgestellt. Alle Gewächshäuser sind niedrig und nach Süden gerichtet, einseitig ge- baut, so dass die Pflanzen ganz nahe unter den Fenstern auf den Stellagen aufgestelli werden können. Die Fenster sind aus Holz, und alle mit dickem Doppelglas versehen, nur in einfacher Lage, und werden auch bei der gröss- ten Winterkälte niemals mit Laden zu- gedeckt. Herr Freundlich behauptet, dass er ganz besonders dem Umstande, dass er seine Häuser niemals zudecken und den Schnee beim Fall stets sofort abfegen lasse, die guten von ihm er- zielten Resultate zu danken habe. Dann sah der Referent auf keiner der vom Hrn. Freundlich getriebenen lausendweis aufgestellten Rosen, den 202 verderblichen Pilz, das „Rosenweis“. Das Mittel, was Hr. Freundlich gegen diese böse Krankheit anwendet und bei dessen Anwendung derselben (nach seiner Aussage) niemals vom Rosen- weis zu leiden hat, besteht im Fol- genden. Vor dem Einstellen zum Treiben wird jeder Rosenstock sorgfältig mit einer Tabakslauge abgebürstet, und dann wird auf den Heizkanal, der auf der Seite der Vorderwand in jedem der Häuser hinläuft, stellenweise Schwefel- blumen in Untersätzen aufgestellt. Interessant war mir eine ganze Ab- theilung von Rosen, welche alle im December zum ersten Male getragen hatten, und die jetzt zum zweiten Male Blumen brachten. Besonders empfiehlt Hr. Freundlich „Rosa la France“ als eine der be- sten und am fleissigsten remontirenden Rosen bei der Treiberei. Wenn nach dem Abblühen deren Zweige zurück- | geschnitten werden, so entwickeln sich stets sofort neue Triebe, welche Blu- men bringen. Schliesslich noch eine eigenthümliche Beobachtung des Hr. Freundlich, wel- che eine auffallende Einwirkung des Wildlings auf das Edelreis nachzuwei- sen scheint, indem dadurch in erster Linie eine krankhafte Monstrosität her- vorgerufen wurde, — und ferner diese Monstrosität bei ungeschlechtlicher Ver- mehrung sich nicht nur fortpflanzte, sondern auch als Unterlage benutzt den gleichen Einfluss auf das Edelreis aus- übte. Herr Freundlich benutzte früher vielfach „Rosa Manetti“ als Unter- lage, welche er aber jetzt als eine Un- terlage von viel zu üppigem Wuchse, nicht mehr benutzt. Als er vor einigen Jahren „Rosa Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Anna Alexeieff“ auf Rosa Manetti veredelt hatte, brachte die erstere Sorte nur verkrüppelte Blumen, deren Peta- len wie ausgefressen erschienen. Herr Freundlich cassirte in Folge dessen auch die letzten Wildlinge von Rosa Manetti, benutzte aber einige der Exemplare von „Rosa Anna Alex- eieff, welche verkrüppelte Blumen gebracht hatten, um Edelreiser zur Ver- edlung auf R. canina zu schneiden, und siehe da, alle Edelreiser, welche von Exemplaren mit verkrüppelten Blumen genommen worden waren, brachten ebenfalls wieder verkrüppelte Blumen. Es ist das an sich noch keine auffal- lende Erscheinung, da auch andere eigenthümliche Krankheitszustände, wie bunte Blätter etc., sich auf ungeschlecht- lichem Wege fortpflanzen. Weitaus interessanter aber ist die folgende Beobachtung des Hrn. Freund- lich. Die Exemplare der auf Rosa ca- nina veredelten Exemplare von Rosa Anna Alexeieff mit verkrüppelten Blu- men wurden bis auf 1—2 Zoll über der Veredlungsstelle zurückgeschnitten und auf diese verschiedene Rosenserten veredelt, — und siehe da, alle auf ein so kleines Zwischenglied der Rosa mit verkrüppelten Blumen veredelten Ro- sensorten, brachten in diesem Frühjahr ebenfalls verkrüppelte Rosen. Herr Freundlich zeigte mehrere gerade blüh- ende Exemplare mit verkrüppelten Blu- men, an deren Stamme die doppelte übereinander liegende Veredlungsstelle deutlich war. Dies Hrn. Freundlich’s Schilderung, die aber durch fernere Versuche Anderer noch bestätigt wer- den müsste. Die Veredelungen werden vom Hrn. Freundlich den ganzen Winter hindurch |in den gleichen Gewächshäusern in kleinen transportabeln, einem kleinen I. Originalabhandlungen. Mistbeete ähnlichen Holzkästen Glasdeckung ausgeführt, welche dicht unter dem Oberlichte des Hauses auf- 203 mit | gestellt und besonders beschattet wer- den, (E. R.) 6) Einfluss des Wildlings auf das Edelreis. Wir theilten ohne Bemerkung eine Beobachtung des Herrn Freundlich in Zarskoe-Selo mit, nach welcher Rosa Anna Alexeieff auf Manetti- Rosen veredelt, verkrüppelte Blumen lieferte, und andere Rosen, welche auf eine Unterlage derartig verkrüppelter Rosen, aufgeseizt wurden, gleichfalls verkrüppelte Rosen hervorbrachten. Wir haben den Grundsatz, in dieser Beziehung nur das als wahr anzu- nehmen, was wir als in jeder Bezieh- ung als augenscheinlich constatirt, an- zunehmen berechtigt sind. In dieser Beziehung können wir selbst nur be- zeugen, beim Herrn Freundlich Rosen mit verkrüppelten Blumen gesehen zu haben, welche auf doppelt übereinan- der aufgesetzter Veredlung sich ent- wickelt hatten. Rosa Manelti ward hier in Peters- burg von Herrn Freundlich, und auch in andern Ländern sehr viel als Unter- lage zu Veredlungen von Rosen ge- braucht. Wir haben aber von keiner Seite von einem derartigen Einfluss gehört, auch Herr Freundlich sagte nur von dem einen Fall bei Rosa Anna Alexeieff. Allerdings bemerkte mir derselbe, dass er jetzt Rosa Manetti als Unterlage gar nicht mehr anwende, da solche als zu starkwüchsig, die aufge- setzten Veredelungen zu zu starkem Wuchse das Kraut anrege. Ein derartiger Einfluss des Wild- lings auf das Edelreis, das heisst auf stärkeres oder schwächeres Wachsthum, ist schon lange nachgewiesen und be- ruhen ja darauf die Culturen unserer Obstbäume als Zwergbäume und Hoch- stämme wesentlich. Möglich ist auch, dass der durch den Wildling angeregte unnatürlich üppige Trieb des Edelreises die Ver- krüppelung der Rosa Alexeieff erregte, — aber das ist nicht nachgewiesen, sondern es müsste der wiederholte der- artige Versuch das erst noch nachwei- sen. Wahrscheinlicher ist uns, dass die Verkrüppelung der Blumen über- haupt die Folge einer Krankheitser- scheinung bei dem betreffenden Exemp- lar der RosaAnnaAleixeieff war, von der die Edelreiser genommen wur- den, und dass diese Krankheit bei der Fortpflanzung durch Veredlung sich ver- erbte. Ueberhaupt ist so die Füllung der Blumen schon kein natürlicher Zu- stand, sondern ein monströser, krank- hafter Zustand, der bei ungeschlechi- licher Vermehrung gemeiniglich fort- gepflanzt wird, aber auch in häufigen Fällen zum natürlichern Zustande der halb einfachen oder ganz einfachen Blumen an einzelnen Zweigen oder selbst der ganzen Pflanze zurücksprin- gen kann. Dass die einmal verkrüp- pelie Form der Rosa Anna Alexeieff sich bei Veredlung der davon ge- nommenen Edelreiser bei Veredlung auf Rosa canina loripflanzie, ist deshalb 204 durchaus nicht wunderbar, sondern ebenso normal, wie dass irgend eine andere ebenfalls zufällig entstandene Varietät einer Rose sich durch Vered- lung fortpflanzte. Neu aber ist es bei den Rosen, dass ein solcher Krank- heitszustand einer Rose, auch von die- ser, wenn sie als Wildling verwendet wird, auf das darauf veredelte Indivi- duum sich forlpflanzt. Es wäre dies die parallele Erscheinung mit der Fort- pflanzung des Krankheitsstoffes bei Ver- edlung von buntblätterigen Pflanzen auf grünblätterige und umgekehrt. Verlassen wir die Rosen, so publi- cirt der von der Kaiserlichen Garten- baugesellschaft in Wien herausgegebene Gartenfreund kürzlich eine Reihe von Versuchen und Beochtungen, die Herr Csokas in Ungarn über den Einfluss der Unterlage auf das Edelreis bei Obst- bäumen gemacht hat. Diesen Beobacht- ungen, die sich der Herr Verfasser wohl im Zimmer ausgedacht hat, steht die innere Unwahrscheinlichkeit an der Stirn geschrieben und haben dieselben in Betreff der Frage des Einflusses des Wildlings auf das Edelreis, gar keine Bedeutung. Herr Czokas will diese Versuche nicht blos bei einer Obsigattung, son- dern gleich bei Aepfeln, Birnen, Apri- kosen etc., gleichzeitig gemacht haben. Wir führen das, was derselbe über den Einfluss des Wildlings auf den Po- gatscherapfel (echter Winterstreifling) sagt, wörtlich an: „Der auf den Johannisstamm ge- pfropfte Pogatscherapfel nimmt eine längliche Form an, färbt sich schön roth, fällt oft vor der Reifzeit ab, er- langt seine Reife früher, verliert aber nach Neujahr seinen Wohlgeschmack; Blätter und Triebe sind wenig wollig, ihre Farbe den ganzen Sommer hin- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durch matt, ebenso jene der Frucht. Der Baum trägt früh, geht aber auch bald ein, denn er treibt zahlreiche Wur- zelschosse, was ihm eben auch nicht zur Empfehlung gereicht, und selbst im besten Boden ist ein Baum von 30 oder 35 Jahren eine Seltenheit. Von Raupen wird er stark befallen. Der Jakobsapfel ist heutzutage schon selbst eine Marktfrucht geworden, die Ende Juli reift und gut bezahlt wird. Der Baum ist gross und sehr stark und überdauert im günstigen Boden Jahrhunderte. Der auf diesem Grund- stamme gepfropfte Pogatscher treibt kräftig und trägt reich. In solcher Weise entwickelten sich die öfter nach einander auf den Jakobsapfel veredel- ten Pogatscher. Der Geschmack dieser gerippten Früchte ist lieblich, ihr Fleisch immer zart und schmelzend. Leider halten sie sich nicht lange und verlie- ren zu Ende Januar ihren Wohlge- schmack. In günstigem Boden erreicht der Baum ein Alter von 150 bis 200 Jahren. Unter den Weinäpfeln sind in Folge ihrer rohen Säure nur wenige geniessbar. Der darauf veredelte Po- gatscher wächst ziemlich freudig und ist auch tragbar, doch bleibt sein Fleisch immer stippig, daher nicht angenehm, behält aber bis Ende Februar den vol- len Geschmack. Ein besonderer Nachtheil liegt in der Brüchigkeit der Wurzeln; werden sie daher in Folge von Sturmwinden angespannt und sind sie nicht wenig- | stens einen Fuss tief in den Grund ein- gesenkt, so brechen sie und damit ist auch der Baum geliefert. Seine Dauer erreicht übrigens 40 bis 80 Jahre. Der auf den wilden Apfelbaum gepfropfte Pogatscher ist starkwüchsig und ausdauernd. Die Triebe und die un- I. Originalabhandlungen. tere Blattfläche sind wollig, die obere Seite lebhaft dunkelgrün, ein sicheres Zeichen der Lebenskraft. Im Monate August beginnt die Frucht zu erglän- zen, bald darauf sich zu röthen; sie ist zwar hartfleischig, doch immerhin saftig und behält ihren Wohlgeschmack bis Ende Februar. In gutem Boden hält der Baum 100 bis 200 Jahre.“ Durchliest man diese sogenannten Beobachtungen, so ergibt sich daraus, dass a) nicht ein einziger genau con- statirter Fall genannt ist, sondern diese Beobachtungen gleichsam als Erfahrun- 205 gen im Allgemeinen niedergeschrieben sind, wo Boden und andere Verhältnisse ebenso wohl zur Güte der Früchte bei- getragen haben können. b) Scheint der Herr Csokas schon Methusalem’s Alter erreicht zu haben, wenn er sagt, dass auf den Jacobsapfel gemachte Ver- edlungun, Bäume von 150—200 Jahre Alter bilden. Schon diese eine Angabe zeigt auf den Werth der sogenannten Beobachtungen desselben hin, in denen Wahres und Falsches wild durcheinan- der gemischt erscheint. (E. R.) 7) In Abyssinien eultivirte Pflanzen, welche in Europa nicht in Ge- brauch sind. Von Dr. W, Schimper. 1) Poa Abyssinica, Amharisch Tef (sprich Tjef) liefert den Abyssiniern das beliebleste Brod, kann nicht in je- ner Art bereitet werden, wie Waizen- brod in Europa. Hier geschieht dies ohngefähr auf gleiche Art, wie man in Europa Pfannenkuchen bäckt, — der Teig etwas gesäuert, natürlich ohne Eier wird sehr flüssig gehalten und auf eine geheizie irdene Platie gegossen und diese sogleich gedeckt. In 2 Mi- nuten ist dieses Brod gut gebacken, porös, nicht zäh, leicht zerreisslich, angenehm zu essen, insbesondere das von weissem Tef. Meiner Erfahrung zu Folge, ist dieses Brod gesunder als Waizenbrod, jedoch sehr wenig nahr- haf. Man verspeisst es gewöhnlich eingelunkt in einer gepfefferten Fleisch- sauce, oder mit Erbsenbrei, sonst auch nur mit Salz, Pfeffer und Butter. Für im 2. oder 3. Monat nach Saat geern- tet werden kann, dies je nach Locali- tät und Getreideart. — In Abyssinien beginnt die Regenzeit Ende Juni, An- fang Juli. Im Juli und August wird gesät, im September, October und No- vember geerntet. Wird gepflanzt von 4000 bis gegen 8000’ absoluter Höhe, gedeiht am besten und am reichlichsten im gemäsiglen Klima von 6000‘ bis 7500‘ über Meer. (Der Mai bis Juni in Süddeutschland). Man hat von Tef eine Menge Arten oder Varietäten, wo- von hier nur einige Hauptarten. Man hat auch Sommertef, d.i. solchen, wel- cher während der trockenen Jahreszeit durch künstliche Bewässerung cultivirt wird. — Tef in der Tigre Sprache Taf. 2) Eleusine Dagussa (Tocussa), hier in beiden Sprachen Dagussa, hat Reconvalescenten von schwerer Krank- | eine äusserst langsame Entwickelung, heit ist dieses Brod sehr zu empfehlen. Tef bietet den Vortheil, dass er schon wird in Hoffnung auf einige geringe Frühregen im März und April gesäet. 206 Nicht jeden Jahrs erscheinen diese ein- zelnen Frühregen, wenn solche aus- blieben, ist die Saat verloren, das Feld wird dann umgeackert, um es für an- dere Geireideart während der eigent- lichen Regenzeit zu benutzen. Dagussa verlangt anfänglich nur geringe Regen- bewässerung, bei vielen Regen ersau- fen die Samen, wesshalb er nicht am Anfange der Zeit eines regelmässig, täglich fallenden Regens gesät werden darf, zu jener Zeit muss die Pflanze bereits einige Zoll hoch aufgewachsen sein, dann aber verlangt sie vielen Re- gen bis zur Zeit voller Blüthe, von wo an Regen ihr schädlich ist, sie verlangt also, anfangend von Mitte September, steten heissen Sonnenschein, die Früchte werden dann im November und Decem- ber reif und die Ernte findet statt vom November bis Februar. Man kann hier- aus erschliesen, dass diese Pflanze in Deutschland kaum benutzt werden kann, was von den dortigen Bierbrauern zu bedauern ist, denn Dagussa liefert hier ein relativ gutes Bier. In Deutschland würde man ihn für Bier richtiger, vor- theilhafter zu benutzen wissen als hier. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Brod von Dagussa wird auf dieselbe Art bereitet wie Tefbrod, doch ist es von rothem und schwarzem Dagussa nicht angenehm zu essen, dagegen sehr angenehm von weissem Dagussa und nahrhafter als Tefbrod. Der gute weisse Dagussa kommt nur in den Pollaländern vor und gewährt dort auch einen colos- salen Ertrag. Die Pflanze wird dort 4000 bis 5000° über Meer, fast manns- hoch und ist vielzweigig. Auf 7000° absoluter Höhe ist Dagussa kaum fuss- hoch und hat rothe und schwarze Kör- ner. Man hal verschiedene Varietäten, schwarzen, rolhen und weissen Dagussa nebst vielen Mittelformen. 3) Polymnia seu Guizotia oleifera, Nuhk auch Nehuk, ein ergiebiges Oelgewächs, in Abyssinien allgemein im Gebrauch, man röstet die Körner und stösst solche in einem höl- zernen Mörser, worauf Zuguss von heissem Wasser. Nach Erhaltung wird das oben schwimmende Oel abgeschöpft, Nuhk wird von 4000 bis 7000, im südlichen Abyssinien bis zu 8000’ ab- soluter Höhe flüssig angebaut. S) Klimatische Verhältnisse Abyssinien’s. Von Dr. W. Schimper. In Abyssinien, das im Allgemeinen ein Hochland ist, gewahrt man nur eine trockene und eine regnerische Zeit im Laufe des Jahrs, jedoch erscheinen gewönlich, d. i. also nicht jeden Jahrs, auch einige Regen im Monat April, der Mai ist in der Regel trocken, die Re- genzeit beginnt Ende Juni, Anfang Juli und währt bis Anfang Septem- | ber; — anfangend vom 10./15. dessel- ben Monats regnet es nur selten. Man muss die Zeit vom 15. September bis Mitte Juni als die trockene, regenlose | betrachten. Auch während der Regen- zeit fehlt die Sonne selten, gewöhnlich ist der Vormittag heiter, sonnenhell, um Mittag erscheinen Wolken, welche ' sich zwischen 3 und 5 Uhr nach Mit- tag mit Gewitter als Regen entladen, \ d. b. gewöhnlich, denn Zeitausnahmen I. Originalabhandlungen. haben statt, besonders in der letzten Hälfte des Monats August, während wel- cher Tage gewöhnlich die Sonne wenig sichtbar ist und Landregen mehrere Tage und Nächte andauern, aber im- merhin darf man den kräftigsten Regen von Mitte Juli bis 25./30. August er- warten. Vormittagsregen und Nacht- regen sind in der ersten Hälfte des Juli selten, dann aber erscheinen sol- che dann und wann bis Ende August, d. i. annäherndes Ende der Regenzeit, wo dann die Vegetation anfängt all- mälig ihre Blüthen zu entwickeln. Man kann aus diesem Verhältniss das Statt- habende erschliesen, d. i. dass die Sonne während ihres niederen Standes zur regenlosen Zeit die Erdoberfläche un- unterbrochen erwärmt, also so zu sa- gen, die possitive Kühle zur Tageszeit mindert, dann aber während des höhe- ren Standes der Sonne, welche nun die grösse Hitze verbreiten sollte, min- dert solche der alltäglich fallende Re- gen, schon die ofte Wolkenbedeckung trägt dazu bei. Die Folge davon ist, dass auf der mittleren Höhe dieses Lan- des, d. i. die Region von 6500 bis 7500‘ absoluter Höhe während des vol- len Jahres die Temperatur fast stets die gleiche ist, nur die Nächte sind während der trockenen Jahreszeit, also während des relativ niederen Sonnen- standes auf diesem Höhepunkt etwas kälter als zur Regenzeit, was’besonders in bewässserten Thälern zu fühlen ist, woselbst im December und Januar öf- ters Reif erblickt wird. Auf den höch- sten und niedersten Punkten zeigt sich einige Verschiedenheit dieses Tempera- türverhältnisses, mehr im Tief- als im Hochland, der Alpenregion. Auf den höchsten Punkten 14000‘ über Meer ist zur Regenzeit die Nachtwärme bedeu- tend verschieden von der anderen Jah- En LEE en Dr en u See ee a EB ee 207 reszeit, zur trockenen Zeit aber sind auf solcher Höhe die Nächte bedeutend kalt. Die Temperatur beträgt auf jenen Berggipfeln besagter Höhe 14200° die täglich Sonnenschein haben, all- täglich im Lauf des vollen Jahres plus 6 zuweilen plus 7 Grad R., sie ist also da am unveränderlichsten von allen Höhepunkten, — zur Nacht auf gleichen luftigen Orten minus 6 bis 8 Grad R., aber nur wenige Schrilte unterhalb der Gipfel sind auf der Nordseite die senk- rechten Felswände bis hinab zu 11000/ 11500‘ absoluter Höhe mit colossalen Eiszapfen geziert, die in ihrer Nachbar- schalt Kälte verbreiten, und zwischen welchen, — und sogar in denselben wurzelnd, — die schöne Primula ver- ticillata (seu semjensis) ihre reichen Blüthen zur Ansicht biete. An jenen Eispunkten und deren Umgebung wech- selt die Temperatur bedeutend, die Nachtkälte ist oft minus 11 Grad R,; und dort verschwinden die Eiszapfen nicht alle während wärmerer Nächte, doch bilden sich nie Gletscher dort. Mitte und Ende Februar, fern von sol- chen Felswänden, beobachtete ich auf 11500‘ absoluter Höhe in Semjen täg- lich bei Sonnenaufgang minus 2 Grad R., — das nicht schnell fliessende Was- ser hatte eine dünne Eisdecke, was ich jedoch auch auf Ortshöhe von 9500’ doch nur während einiger Tage und als nicht gewöhnliche Erscheinung be- obachtete. In Agame, d.i. im nördlichen Abys- sinien, östlich von Adoa, ist es auf der Höhe von 8000 bis 11000‘ weit kälter als in Semjen, obschon dort in Agame, Eis keine Kälte verbreitet, denn das dort nächtlich entstehende, wenige Eis verschwindet täglich so bald die Sonne etwas wärmt. 11000’ ist der höchste Punkt in Tigre. 208 In den tiefen Thälern ist zur Re- genzeit die Temperatur während Tag und Nacht sehr gleichmässig, auf 3000’ im August + 23 Grad R., sowohl bei Tag als bei Nacht, aber zur trockenen Jahreszeit wechselt dort im Laufe we- niger Wochen der Thermometerstand von + 28 bis 35 Grad R. (am öftesten 31 Grad). In der regenlosen Periode zeigen die Nächte ofte Verschiedenheit. Im engen Tacase-Thal beobachtete ich (2700° über Meer) plus 9 Grad und auch wieder an anderen Tagen 18 bis 23 Grad. Dort also hat der schroffeste Temperaturwechsel statt. Das Gesagte lässt folgenden Ver- gleich zu: ‘Der Höheraum vom Ufer des Meers bis zu 3000‘ zeigt die heisse africani- sche Wüstentemperatur; von 4000 bis 5000‘ über Meer ist die Temperatur im Allgemeinen ähnlich jener von Südeu- ropa (— Spanien, Südfrankreich, Italien), doch weniger wechselnd, nie auf Null, nie unterhalb 5 Grad und auch dieser niedere Stand nur sehr selten in Thälern für wenige Stunden im Jahr, gewöhn- lich bei Tag 20—30 Grad, bei Nacht wechselnd von 16 bis 20 Grad. Die Temperatur im Höheraum von 6500 bis 7500° hat Aehnlichkeit mit der Tem- peratur zur Zeit vom 15. Mai bis 15. Juni in Süddeulschland, d. i. hier in nicht wasserreichen Thälern, sondern auf etwas bergigen Terrain —= 18 bis 21, bei Nacht 11 bis 14 Grad R. Von 8000 bis 9000’ ist es im Schatten kühl und die Nächte sind frisch, fast kalt. (Höhe des Schwarzwaldes). Von 10000 bis 11000‘ ist es bei Mangel an Son- nenschein stets kalt, dies sind Höhe- punkte, vergleichbar mit jenen der Vor- alpen Europa’s. Von da an aufwärts Alpentemperatur und Region der Cru- ciferen, wovon Anzahl idenlisch ist den Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweız. Europäischen Alpen-Cruciferen. Wei- teres: Den Saamen jeder Pflanzenart liegt eine Note bei, über Eigenschaft des Standorts und dessen absoluter Höhe, solche angegeben, approximativ mit run- den Zahlen, durch welche nach vor- stehender Andeutung die Temperatur jeder Oertlichkeit ohnegefähr erschlos- sen werden kann. Natürlich hat dies nur eine allgemeine Beziehung, denn es versteht sich, dass einzelne höhere Bergerhebungen in Mitte eines Tieflan- des mit diesem einigermassen Tempera- tur und Vegetation theilen, so auch, - dass tiefe Thäler in Mitte des Hochge- birgs ähnliche Naturverhältnisse mit diesem darstellen. Die Ebene Hämedo verlangte eine grössere Genauigkeit der Höhe-Angaben, weil dort, so zu sagen, mit jedem Schritt, die Vegetation neue Gestalten zeigt; sie fällt ab diese Ebene von 4800 bis gegen 4000° zum Märebb-Thal, an dessen westlicher Seite, dem rechten Ufer des Flusses, einige ı Ebenen sich ausbreiten, woselbst sich grosse Hitze entwickelt. Hämedo hat bei einer Breite von 1 bis 2 Stunden eine Länge von 5 Stunden; der obere Theil dieser Ebene befindet sich un- fern von 8000‘ hohen Bergen, welche an beiden Seilen der Ebene stets nie- derer werdend, bis zum Flusse Märebb sich hinziehen, wo sie nur noch die ralatlive Höhe von 500, einige von 1000‘ erreichen; dadurch, und weil diese Ebene directen atmosphärischen Einfluss von dem circa 10000° hohen Berg Semajata erhält, da von jedem ı Ort die Ebene sichtbar ist, anderseits auch jenen von der heissen Märebbs- Niederung, so ist die Temperatur sehr wechselnd, und da sie auch reichlichen Wasserzufluss vom Gebirge hat, enthält sie einige Vegetalion des Hochlandes, 120-9 den wear EC 2 Ä 1. Originalabhandlungen. so auch Manches vom tieferen Land, und ferner vieles Eigenthümliche. Ohne Zweifel ist Hämedo die richtigste Ve- getationsörtlichkeit Abyssiniens, kann aber, weil sehr ungesund, nicht be- wohnt werden, doch ist diese Ebene stellenweise cultivirt mit Sorghumarien, Dagussa und wenigen Tef, dann sehr viel Cicer arielinum. Gruppen von Zizyphus-Gestrippe. Inselarlig gestaltet, belästigen da und dort, bieten aber als Ersatz gar manche hübsche Pflanzen zur Ansicht, welche in deren Mitte, gut gegen gefräsiges Wild geschützt, in Sieherheit aufblühen; einzelne nie- dere Hügel von Porphir-Gestein und pittoresquere Gestalt, so wie mannich- falige Baumgruppen zieren diese lieb- liche Gegend, lieblich für das Auge aber höchst gefährlich der Gesundheit; nie sollte man dort übernachten; — nur von Mitte December bis März kann dies bei richtiger Auswahl des Nacht- 209 lagers auf einem der wenigen Hügel gelahrlos geschehen. Damit Sie eine Vorstellung erhalten von den auf mei- nen Noten citirten Oertlichkeiten bitte ich Sie von Berlin meine geographisch geologische Karte zu reclamiren. Die Herren vom dortigen Museum haben zwar, leider in verkleinerten Maassstab, solche drucken lassen, aber in ihrer Weisheit es unlerlassen mir ein Ex- emplar zu schicken ; ich kann also nichts derartiges hier beilegen. Auf jener Karte fehlen einige in meinen Noten cilirte Disiricte, nämlich Antitscho, 8 bis 12 Stunden östlich von Adoa, Auker daran östlich gränzend, von da östlich abwärts Besset ein nach Nord- west streichendes Thal, endlich das 11000° hohe Worähotti-Gebirge 20 bis 25 Stunden direct östlich von Adoa. Dieses Gebirge ist nur ebenso- weit vom Meere entfernt, 9) Von Fatsia japonica (Aralia Sieboldi) Samen zu erziehen und Cultur der Fatsia im Zimmer. Die Fatsia japonica gehört zu den schönsten Zimmerpflanzen, so dass sol- che auf dem Blumenmarkt zu Tausen- den Absatz findet und nie zuviel pro- ducirt werden kann. Es dürfte daher Vielen erwünscht sein, ein Verfahren kennen zu lernen, unter dessen Anwendung Herr Barlow im Zarskoe-Selo jährlich reifen und schnell keimenden Samen erzieht. Die Exemplare werden den Sommer hin- durch ins Freie gebracht und im Herbsie in ein Warmhaus eingestellt. Im Winter zeigen sich dann die Blumen und setzen leicht Samen an. Nach dem Abreilen des Samens im VD. 1872, Februar und März werden die Pflan- zen ins Kalthaus zurückgestellt. Im Zimmer muss die Faisia einen Platz vor dem Fenster erhalten und zwar in einer solchen Lage, wo we- nigstens einen Theil des Tages die Sonne einwirkt. Wer ein im Gewächs- haus erzogenes Exemplar der Fasia ins Zimmer überssiedell, der wird stels die Beobachtung machen, dass beim Ausbrechen des ersien Triebes im Zim- mer, die alten Blätter alle abfallen, während die unterm Einfluss der Zim- mertemperatur und trocknen Luft des Zimmers ausgebildeten Blätter 2 Jahre halten. Wer deshalb im Zimmer ein 14 210 schönes Exemplar der Fatsia erziehen will, muss entweder den Stamm einer älteren Pflanze 1—3 Zoll über der Erde abschneiden und im Zimmer neu aus- treiben lassen *), oder er muss junge, kaum bewurzelte Stecklinge oder kleine *) Ein solches prächtiges Exemplar habe ich gerade in meinem Fenster stehen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Samenpflanzen sich verschaffen und diese im Zimmer erziehen. Während des Triebes muss dies betreffende Ex- emplar mindesiens alle Woche einmal gedreht werden, damit es nicht einsei- tig werde. Stecklinge der Fatsia wach- sen im Zimmer mit und ohne Deckung mit Glocke ganz leicht. (E. R.) 10) Der Obstgarten zu Nikolsko. Im fernsten Osten Asiens, südlich von der Mündung des Amurstromes, im südlichsten Winkel des Ussuri-Gebietes und nahe an der Gränze von Corca, in Posjet, ist von Seiten des Gouver- neurs von Sibirien, dem verstorbenen General Korsakow, ein Obstgarten zur Anzucht aller für jenes Klima ge- eigneten Obstarten angelegt worden, um von dort aus den Obst- und Weinbau in jenen südlichsten Theilen des Russi- schen Gebietes in Ostasien zu verbreiten. Herr Goldenstädt, ein im hiesigen Botanischen Garten angestellter tüchti- ger Gärtner, war zu diesem Behufe engagirt. Die Anlage des Obstgartens in der Nähe der Meeresküste in Pos- jet, erwies sich aber unthunlich, weil dort die ganze Gegend kahl und baumlos ist, wenn gleich eine üppige Kraut- Vegelation sich daselbst findet. Die fast stets herrschenden Winde und Stürme verhinderten das Emporkommen der Obstpflanzungen. In Folge dessen ist dieser Versuchs- und Akklimalisa- tionsgarten im letzten Jahre von Posjet ins Innere des Landes nach Nikolsko in die Nähe des Kenka-Sees verlegt worden. Die Flora jener Gegend ist sehr reich *#), im Kenka-See wächst die schöne Nelumbo-Pflanze oder Lotus- Blume (Nelumbium speciosum), auf der Oberfläche des Wassers desselben, schwimmt eine der Eichhornia ähnliche Pflanze, (Monochoria Korsakowi Rgl.) mit grossen blauen Blumen. In den den See umgebenden Waldungen wächst Maakia amurensis Rupr., Betula costata Trautv., Fraxinus mand- schurica, Juglans mandschu- rica, Phellodendron amurense Acer Mono u. a.; während das Un- terholz von zahlreichen Stäuchern ge- bildet wird, unter denen wir z. B. Evonymus alatus, Lonicera Maximo- wiezi, Panax sessiliflorum, Eleutheroc- cos senlicosus, Rubus crataegifolius nennen wollen, während Vitis amuren- sis und Humulus japonicus in dem Strauchwerk emporschlingen. Jene Gebiete des Russischen Reiches, in denen der Tiger des Südens und der Bär des Nordens einander begeg- nen, haben noch eine bedeutende Zu- kunft, und bieten der Colonisation weite fruchtbare Landgebiete. (E. R.) *, cfr. Fl, ussuriensis von E. Regel. I. Originalabhandlungen. 211 11) Die periodische Pfanzenentwicklung bei St. Petersburg im Früh- sommer des Jahres 1872, verglichen mit der des Jahres 1871. Von Dr. F. 6. von Herder. Namen’ der beobachteten Pflanzen |Blüthezeit im J. 1871 | Blüthezeit im J. 1872 Acer eriocarpum Michx. 13. Mai 25. April „ platanoides L. 7. Juni 11. Mai Alchemilla vulgaris L. 4. Juni 20. Mai Alnus incana Willd. 20. April 18. April „ viridis DC. 9. Juni 14. Mai Amelanchier Botryapium DC. 12. Juni 22. Mai Anemone nemorosa L. 13. Mai 28. April „ ranunculoides L. 18. Mai 4. Mai Antennaria dioica Gärtn. 12. Juni 28. Mai Betula alba L. 28. Mai 9, Mai Caltha palustris L. 18. Mai 1. Mai Calyptrostigma Middendorffianum Trautv. et Mey. 12. Juni 20. Mai Caragana arborescens Lam. 18. Juni 26. Mai Chrysosplenium alternifolium L. 30. April 24. April Convallaria majalis L. 12. Juni 24. Mai Corydalis angustifolia DC. 7. Mai 25. April „ bracteata Pers. 7. Mai 23. April Corylus Avellana L. 10. Mai die Kätzchen erfroren Cotoneaster vulgaris Lindl. 12. Juni 24. Mai Crocus vernus All. 30. April 18. April Eryihronium dens cänis L. 5. Mai 28. April Ficaria ranunculoides DC. 10. Mai 28. April Fraxinus excelsior L. 10. Juni 20. Mai Gagea lutea Schult. 18. Mai 1. Mai „ minima Schult. 19. Mai 8. Mai Galanthus nivalis L. 25. April 13. April Glechoma hederacea L. 25. Mai 18. Mai Hepatica triloba DC. 25. April 18. April Hyacinthus orientalis L. 17. Mai 25. April Juglans cinerea L. 18. Juni 26. Mai Lamium album L. 7. Juni 20. Mai Larix dahurica Trauiv. 18. Mai 7. Mai „ sibirica Ledeb. 13. Mai 1. Mai Leontice altaica Pall. 3. Mai 25. April Leontodon Taraxacum L. 13. Mai 12. Mai 212 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. en — Namen der beobachteten Pflanzen Brühezon im J. 1871. Blüthezeit im J. 1872 Lonicera alpigena L. | 15. Juni 20. Mai „ caerulea L. 4. Juni 11. Mai „ tatarica L. 23. Juni 28. Mai Luzula pilosa Willd. 18. Mai 12. Mai Mahonia Aquifolium Nutt. 12, Juni 14. Mai Menyanthes trifoliata L. 12. Juni 20. Mai Populus suaveolens Fisch. 24. Mai 7. Mai „ tremula L. 13. Mai 28. April Prunus Padus L. 9. Juni 16. Mai Pulmonaria officinalis L. 5. Mai 21. April Puschkinia scilloides Ad. 3. Mai 24. April Pyrus baccata L. 15. Juni 28. Mai Quercus pedunculata Ehrh. 20. Juni 26. Mai Ranunculus auricomus L. 23. Mai 12. Mai Ribes alpinum L. 29. Mai 11. Mai „ Grossularia L. 4. Juni 14. Mai „ petraeum Wulf. 9. Juni 20. Mai Salix Caprea L. 6. Mai 28. April „ fragilis L. 7. Juni 10. Mai Sambucus racemosa L. 10. Juni 20. Mal Saxifraga crassifolia L. 24. Mai 4. Mai Scilla cernua Red. | 30. April 21. April Sorbus Aucuparia L. 20. Juni 30. Mai Spiraea chamaedrylolia L. 18. Juni 26. Mai „ laevigata L. 12. Juni 24. Mai „ media Schmidt. 12. Juni | 24. Mai Syringa vulgaris L. 23. Juni 30. Mai Ulmus campestris L. 18. Mai 6. Mai „ eflusa Willd. 18. Mai | 6. Mai Viburnum Lantana L, 13. Juni 26. Mai Viola trieolor L. | 28. Mai 10. Mai St. Petersburg, den 18./30. Mai 1872, ne N’ a ER ar a j\ II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 213 W. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Der beistehende Holzschnitt, wiederholt | bildung einer Celosia, welche Herr Hutton aus dem Gardener’s Chronicle *) gibt die | aus Java in den Garten des Herrn Veitch Tracht dieser schönen von ,„J. Veitch“ | eingeführt hat. Zur Cultur im Garten ist importirten Pflanze, die wir schon einmal | diese Pflanze wegen ihres buschigen pyra- kurz besprochen haben. Die Pflanze ist | midalen Wuchses und der roth gefärbten einjährig oder zweijährig, von pyramidalem | Blätter von grossem Werthe. Die Pflanze Wuchse und wird 2—3 Fuss hoch. Die | ist einjährig, kahl, mit furchig-gestreiftem linearen Blätter werden 5—7 Zoll lang | Stengel. Die untern Blätter oval-lanzett- und 1, Zoll breit und sind am Rande | lich, spitz, nach dem Grunde zu verschmä- schön wellig. Im jungen Zustande ist die | lert und in den Blattstiel herablaufend; Pflanze bronzegrün, später verändert sich | die obern Blätter lanzettlich und fast sitz- Färbung der Blätter allmälig bis zum | end. Blumen in ährenförmigen 21/, Zoll schön orangerothen Tone. Ist vom ver- | langen Trauben. Blumen kurz gestielt, mit storbenen J. G. Veitch von den Philippinen _ 3 ovalen spitzen Bracteen an jedem Blu- eingeführt worden. Der Berichterstatter | menstiel. Blumenkrone 4 Linien lang, auf- im Gardener’s Chronicle versichert, dass | recht, länglich 5lappig; Lappen länglich- dieser Amarantus von einer überraschen- | lanzettlich vielnervig, mit stärkern vorn den Schönheit, und dass er einem ganz | austretendem Mittelnerven, am Grunde eigenthümlichen Effect hervorbringe. röthlich, nach vorn zu weisshäutig. Aeh- (r.) nelt etwas der schönen Iresine Herbsti, 2) Celosia Huttoni Masters. Nach Gar- | und wird wie diese zur Bepflanzung von dener’s Chronicle 1872 pag. 214 Fig. 85 | Blumenbeeten im Sommer empfohlen. In ui EN VER STERNERBEESERSERRS RD IRISLRE EN RIED VASE ihren Charakteren steht dieselbe aber der *) Gardn. Chron. 1872 pag. 1550 cum | Celosia cristata und C. argentea zunächst. zyl. (E. R.) 1) Amarantus salicifoius h. Veitch, | geben wir die beistehende verkleinerte Ab- | I. Notizen. 1) Ein Curiosum aus dem Bota- | Custos des Gartens, Professor Eichler, ge- nischen Garten zu Graz. gebenen Weisungen, und Letzterer erklärte Im Spätsommer des vorigen Jahres er- | in einer Eingabe, dess er zwar nie daran schien daselbst eine Commission, 7 Mann gedacht hätte, für den Anbau der für den hoch, welche sich die dort befindlichen Ta- | botanischen Unterricht unentbehrlichen bakpflanzen (10 Stück an der Zahl) mit | Nutzpflanzen eine besondere Licenz erbit- grosser Genauigkeit besah, abschätzte und | ten zu müssen, dass er aber, nun eines einen protokollarischen Befund aufnahm; | Besseren belehrt, jetzt darum, und zwar sofort wurde die Anklage gegen den Ober- | ein- für allemal, nachsuche, ohne jedoch gärtner wegen Gefällsübertretung erhoben, über die Zahl der anzubauenden Pflänzchen aus welcher zu ersehen war, dass die muth- | Rechnung legen zu können, da dieselbe massliche Tabak-Ernte auf 60 Pfund ver- | von etwa neu eingeführten Arten, von den anschlagt wurde; der Obergärtner berief | Bedürfnissen des Unterrichtes etc. wesent- sich natürlich auf seine ihm durch den | lich abhänge, Im November v. J. nun er- 214 schien wieder ein Organ der Finanzbehörde in dem vom Winterkleide umhüllten Gar- ten mit dem bestimmten Auftrage, die da- selbst vorfindlichen Tabakpflanzen der Ver- nichtung zu unterziehen — ein Auftrag, der leider nicht mehr durchführbar, weil Mutter Natur ihre zersetzenden Processe am Composthaufen des Gartens bereits durch- geführt hatte. Darauf wurde Ruhe, doch nur bis zum Lenze; da offenbarte es sich, dass das Auge des Gesetzes offen geblie- ben für jeden Sprössling der sorgfältig be- hüteten Familie Nicotiana. Vor vierzehn Tagen erhielt nämlich obgenannter Custos einen Erlass der Finanzbehörde, wonach ihm mitgetheilt wurde, dass die Strafe we- gen Gefällsübertretung zwar gnädigst nach- gesehen wurde, und dass auch eine Licenz für den Anbau von Tabakpflanzen ertheilt werden könne, aber unter der Bedingung, dass von Jahr zu Jahr mit genauer Angabe der Stückzahl und Sorten darum nachge- sucht werde, und dass dieselben in jedem Herbste der Vertilgung unter behördlicher Aufsicht unterzogen werden müssen. Da nun nach den eingeleiteten Erkundigungen bei den botanischen Gärten von Wien und Innsbruck dort eine ähnliche peinliche Con- trole über Gegenstände des öffentlichen Unterrichtes nicht besteht, soll man hier gesonnen sein, die Sache selbst der Ent- scheidung des Ministeriums anheimzustellen. (S—r.) 2) Nordpolexpeditionen. Die Ex- peditionen, welche auf Petermann’s An- regung zwischen Grönland und Spitzber- gen nach dem Norden vorzudringen ver- suchten, haben wır und alle Zeitungen besprochen und auch angedeutet, dass die letzte Expedition, wohl viele Resultate für die wissenschaftliche Erforschung der Nord- polländer zur Folge hatte, das gehoffte of- fene Meer im höchsten Norden, aber nicht entdeckt wurde. Eine von Oesterreich aus- | gegangene Expedition hat diese Hoffnung vom Neuen so belebt, dass in diesem Jahre von Deutschland, Oesterreich und Schwe- den aus, neue Expeditionen nach dem Nor- den gehen, um jenes offene Meer zu ent- decken. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Lieutenant Weyprecht und Payer von der K. K. Oesterreichischen Marine waren die Befehlshaber jener Expedition. Die Mittel dazu, privatim aufgebracht, be- liefen sich auf 2000 Thaler, und man be- zweckte eigentlich nicht mehr als eine Re- cognoscirung, welche späteren grösseren Unternehmungen den Weg bahnen sollte. Man wählte Tromsö als Ausgangspunkt und miethete hier ein kleines aber starkes Segelfahrzeug von etwa 50 Tonnen, wie solche zur Jagd auf Thran- und Pelzthiere gebräuchlich sind. Die Bemannung be- stand aus acht Mann, lauter Norwegern. Das Schiff stach erst am 26. Juni in See und traf schon zwei Tage später auf das Eis unter 730 40‘ N. Br. und 210 O.L. von Greenwich, wo es bis zum 10. Juli festgehalten wurde. Nachdem man sich endlich losgearbeitet hatte, wurde die Eis- kante gegen Osten hin verfolgt. Das Eis verschwand sehr schnell mit zunehmendem Sommer, indem die Eiskante vom 15. bis ı zum 28. Juli um volle 70 Meilen nach Nor- | den vorgerückt war. Am 21. August drang man bis 770 17° N. Br. und fand das Eis leichter wie vielleicht irgendwo anderes unter demselben Breitengrade. Es bestand aus kleinen Feldern von einer durchschnitt- lichen Dicke von nur 2 Fuss; ein gepan- zerter Dampfer hätte ohne Schwierigkeit graden Kurs durch dasselbe fahren können. Am leichtesten lag es zwischen 280 und 3200. L. Am 30. wurde der 78. Grad überschritten, ohne dass Eis gesehen wurde. Am 1. September erreichte man die höchste Breite im losen Treibeise unter 780 48‘ 8“ auf 420 30° O0. L. Um sich Gewissheit zu verschaffen, dass dies ein wirklich offenes | Meer sei, lief man mit Südost Kurs bis auf 750 44. und fand zwischen 780 und der Küste von Novaja Semlaja auch nicht ein Stück Eis. Ein weiteres Vordringen nach Norden wurde durch starken Gegenwind und dichte Nebel verhindert; das Eis hatte | keine Hindernisse bereitet, Diese Gewässer schienen eine grosse Menge von Finnwa- len zu beherbergen, indem "letztere an manchen Tagen ununterbrochen vom Schiffe aus gesehen werden konnten. II. Aus obigen Berichte wird geschlossen, dass unter Einfluss des Golfstromes eine eisfreie Durchfahrt zwischen Spitzbergen und Novaja-Semlaja existire, durch welche man zu dem vielfach vermutheten eisfreien Polarmeere gelangen könne. Dass ein Theil des Golfstroms seine er- wärmten Wassermassen an Norwegen vor- bei bis an die Küste von Novaja-Semlaja wälzt, ist mehrfach beobachtet und neuer- dings erst wieder von Middendorf nachge- wiesen worden. Wahrscheinlich geht die- ser Strom auch zwischen Spitzbergen und Novaja Semlaja nach Norden und mag da erlauben bis zu sehr hohen nördl. Breite- graden pr. Schiff vorzudringen. Das offene eisfreie Polaremeer, dürfte aber wohl nur in der Einbildung existiren, da es kaum wahr- scheinlich ist, dass hoch oben in den nördlichsten Breitegraden, unter dem Ein- fluss einer halbjährigen Nacht, ein eisfreies Meer exstiren könne. Die diesjährigen Ex- peditionen werden das aufklären. Möge es ohne zu grosse Opfer an Menschen ge- schehen, — denn die Reisen nach dem hohen Norden sind denen nach dem In- nern Afrika’s, in Bezug an Opfern die solche an Menschenleben gefordert haben, ähnlich. Welches reiche Material für die Kennt- niss der Flora der Jetztwelt und der Vor- welt, besonders die schwedischen Expedi- tionen nach dem Norden geliefert haben, das ist bekannt und von uns auch schon wiederholt bei Besprechung der Arbeiten O, Heer’s erwähnt worden. | Eine andere wissenschaftlich interessante Entdeckung in Novaja-Semlaja machte letz- tes Jahr der Norwegische Capitain Carlsen, indem er das Winterquartier des holländi- schen Seefahrers, Wilhelm Barentzen, der vor nahezu drei Jahrhunderten diese Ge- genden besuchte, aufgefunden hat. Im Jahre 1596 erreichte Barentzen mit ei- nem kleinen Schiffe die Nordost-Küste von Novaja Semlaja, wo er jedoch gezwungen wurde, unterm 77. Grade zu überwintern, und im Frühling des nächsten Jahres machte er sich in offenem Boote auf nach der Hei- math, starb jedoch, ehe das nördliche Si- Notizen. 215 birien erreicht wurde. Derselbe berichtete damals schon, dass das Meer in einiger Entfernung von der Küste selbst im März und April eisfrei gewesen sei, doch wurde seine Aussage in späteren Zeiten ange- zweifelt. Kapitän Carlsen hat nun Ba- rentzen’s Wiuterquartier im sogenannten Eishafen fast unversehrt ertdeckt, nämlich ein Haus aus Tannenholz, gezimmert aus sibirischem Treibhelz, 32 Fuss lang und 30 Fuss breit, worin man viele Gegenstände im wohl erhaltenen Zustande vorfand, u. A, Gewehrläufe, Schwerter, Hellebarden, Werk- zeuge, Koch-Utensilien, sowie ein Buch über Astronomie und eine Beschreibung von China. (r.) 3) DerBotanischeGarten inAde- laide im Südwesten Australiens hat un- ter Dr. R. Schomburgk einen solchen Aufschwung genommen, dass Artikel ir den politischen Zeitungen Australiens, wel- che uns vorliegen, — denselben für den ausgezeichnetesten und am besten geführ- ten Garten Australiens erklären. — Im Botanischen Garten zu Adelaide, der von Dr. Frangis gegründet, welchem Dr. Schom- burgk als Director folgte, ist unter andern auch die Victoria regia in Cultur. Zu welcher Ueppigkeit der Entwickelung aber dort diese Pflanze gelangt, das mag daraus hervorgehen, dass die Victoria dort in 11/, Jahren 150 Blätter und 100 Blumen getra- gen hat. Dort hat die Victoria 2 Jahre nach einander vegetirt, dann aber verlor sie ihren üppigen Wuchs. Wie lebhaft unsere Antipoden sich für den Gartenbau interessiren, das geht ferner daraus hervor, dass der Botanische Garten in Adelaide im vergangenen Jahre von 270,000 Menschen besucht wurde. Dr. R. Schomburgk ist eben ein ebenso gründlich praktisch, wie theoretisch gebil- deter Mann. — Seine energische Thätig- tigkeit ist daher in erster Linie auf Heb- ung und Vervollkommnung aller Culturen, sowie auf ästhetisch schöne Haltung aller Parthien des Gartens gerichtet, was dort eine sehr warme Anerkennung findet. Aber auch keine Richtung der wissenschaftlich 216 botanischen Interessen werden von Dr. Schomburgk vergessen. Dr. F. Müller in Melbourne ist dage- gen vorzugsweise gelehrter Botaniker. Er hat sich unvergängliche Verdienste um die Kenntniss der Flora Australiens erworben, welche seinen Namen und den Namen des Institutes, das die Mittel dazu lieh, auf die Nachwelt hinüber tragen wird. Diese Rich- tung des Directors des Botanischen Gar- tens in Melbourne mag daher auch wohl sich in der Physiognomie des Gartens kenn- zeichnen, und daher die zahlreichen Arti- kel, welche die Verehrer beider Männer, oder die Gegner des letzteren in den Eng- lischen und Deutschen Zeitungen Austra- liens publiciren, wobei stets Parallelen zwischen den Gärten von Adelaide und - Melbourne gezogen werden. Es freut uns hier in Europa, wenn wir unsern geehrten Landsmann und alten Freund, den Dr. Schomburgk, mit Lob und Anerkennung in den dortigen Zeitnn- gen überhäuft sehen, die sein unermüd- liches thätiges Wirken und Schaffen wohl verdient hat. Da heisst es z. B. in einem Artikel: »Gewöhnliche Besucher müssen überrascht sein von der Schönheit und dem Geschmack, der im ganzen Garten herrscht. Die seltensten und interessante- sten Pflanzen, welche die Welt birgt, wach- sen hier in voller Ueppigkeit. Zu jeder Jahreszeit sieht man schöne und interes- sante Blumen, deren Schönheit alle die entzücken, welche ein Herz für Naturschön- heiten haben. Der Garten ist aber nicht blos eine Einrichtung der Hauptstadt, sondern der- selbe bringt der ganzen Colonie durch Ver- theilung nützlicher Pilanzen reichlichen Nutzen. Wir haben früher ähnliche schmeichel- hafte Berichte unsern Lesern über den Gar- ten zu Melbourne mitgetheilt, der in sei- ner Anlage noch grossartiger als der zu Adelaide zu sein scheint. Hoffen wir da- her, dass auch Müller’s Verdienste um den Gartenbau und die Flora Australiens | immer mehr die allgemeine Anerkennung in Australien finden werden, wie diese dem- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. selben von allen Botanikern der Welt und auch vondemintelligentern Theile der Bewohner der Colonien Austra- liens schon lange gezollt wird. (r.) 4) Campbell’s late rose Potato. Eine lange grosse rosenrothe Kartoffel, welehe jetzt von Amerika aus als die trag- barste, der Krankheit nicht unterworfene und dabei sehr wohlschmeckende Sorte empfohlen wird. Wir haben schon im letzten Jahre eine ähnliche Sorte, jedoch als »Early rose Potato« aus Amerika bezogen, welche ein ganz gutes Resultat gab, aber von uns erst in diesem Jahre, bei Cultur im grössern Maasstabe, richtig beurtheilt werden kann. Hoffen wir, dass die Cultur dieser bei- den Sorten nur die Hälfte dessen erfüllen werden, was uns die Amerikaner mit vol- len Backen von denselben erzählen, danu werden solche wirklich eine sehr gute Ac- quisition für unsere Culturen bilden. (R.) 5) Blumenaussteilung in St. Pe- tersburg. _ Vom 20. bis zum 23. April hatte die Kaiserliche Gartenbaugesellschaft in St. Pe- tersburg eine Blumenausstellung in den Sä- len der Admiralität veranstaltet. Drei der grossen Säle waren mit Pflanzeneinsendun- gen und der 4. mit Gartenmöbeln decorirt. Konnte diese Schaustellung auch nicht mit den grossen Ausstellungen concurriren, welche früher von Seiten der Kais. Garten- baugesellschaft in der Michael-Manege und noch früher im Exerzierhause gegenüber dem Winterpalais veranstaltet wurden, so war es doch von allen den Ausstellungen, welche bis jetzt in der Admiralität statt- fanden, die grösste und reichhaltigste, in- dem im Ganzen 57 verschiedene Einsend- ungen eingegangen waren, für welche von der Gesellschaft 4 goldene, 6 grosse sil- berne, 12 mittlere silberne, 21 kleine sil- berne und 3 bronzene Medaillen vertheilt wurden. Beginnen wir mit den Handelsgärtner- eien, so waren diese diesmal nur schwach 1 EEEETETTUTETTE £ RK | s “ya } * vr N x S oRaR, SRENENREE NER SETTING $ EEE ERETERUNENE a Er ern ER ar r « A III. vertreten, weil die Ausstellung unmittelbar auf das Osterfest folgte, wo die Handels- gärtner alle schön blühenden Pflanzen leicht absetzen können. Zu nennen ist von Hrn. C. Heddewig am Kamennoi - Ostrow-Pro- spekt eine Gruppe blühender Deutzia gra- eilis umgeben mit kleinen zierlichen mit rosarothen Blumen bedeckten Büschen von Kalmia angustifolia aus Nordamerika. Ferner eine Gruppe von Fritillaria Me- leagris in zahlreichen Abarten mit dunkel- braunen, hellgefleckten, weissen und gelb- lichen Blumen. Dieses hübsche Zwiebel- gewächs hält bei uns gut in freiem Lande _ aus und verdiente wohl häufig in den Gär- ten als schöne Frühlingsblume angepflanzt zu werden. Herr Wladimir Gratschew hatte eine Gruppe gut gezogener Reseda, Deutzia und Cinerarien eingesendet. Ausgezeichnet schön war eine Gruppe von 100 verschiedenen Sorten von blühen- den Hyacinthen, welche vom Handelsgärt- ner Herrn Baarnart in Vogelzang bei Harlem ausgestellt worden war. Zahlreicher waren die Einsendungen, welche von Gartenfreunden eingegangen waren. ’ Als in Gewächshäusern cultivirt und von Gärtnern eingesendet, ist in erster Linie die prächtige ‘grosse Gruppe von reich- blühenden Rhododendron und Indischen Azaleen hervorzuheben, welche aus dem Garten des Herrn Hut auf Petrowsky- Ostrow vom Gärtner Hrn. Grauberg ein- gesendet worden war. In Bezug auf Masse der Blumen bildete diese Gruppe, mit der das Bildniss S. M. des Kaisers verziert worden war, einen der Glanzpunkte der Ausstellung. Eigenthümlich war ein Exemplar mit schirmförmig ausgebreiteter Krone von der Libanon-Ceder (Cedrus Libani) aus dem Garten des Hrn. L. König. Eine Gruppe von blühenden Cinerarien aus dem Garten des Hrn. Baron Stieg- litz von Hrn. Ganschurow eingesen- det, war in Bezug auf Cultur, Schönheit der Sorten und Zahl der Exemplare, die bedeutendste Leistung dieser Art. Notizen. 217 Unter den von Gartenfreunden im Zim- mer erzogenen Pflanzen waren manche schöne und seltene, welche das Zeugniss davon ablegten, dass gerade die Zimmer- gärtnerei in St. Petersburg auf einer be- sonders hohen Stufe steht. So stellte Hr. Schaposhnikow eine kleine, aber sehr gut eultivirte Leopoldinia pulchra (Cocos Weddeliana), eine seltene, nach dem König von Belgien genannte Palme, sowie ein Exemplar von Phoenix reclinata aus. Von Hrn. Uspenski waren grosse, im Zim- mer erzogene Exemplare von der gewöhn- lichen Dattelpalme (Phoenix dactylifera) und der Dattelpalme Ostindiens (Phoenix sylvestris) ausgestellt. Diese beiden Pal- men gehören zu den im Zimmer vorzüg- lich gedeihenden Pflanzen. Hr. A. Lorenz hatte eine Gruppe schön gezogener Zimmerpflanzen, darunter drei Palmen (Corypha australis, Chamaerops excelsa und Rhapis flabelliformis), ferner eine blühende Theerose und die zur Zim- mercultur vorzugsweise zu empfehlende Clivia miniata ausgestellt. In sehr bedeutendem Massstabe betreibt Hr. P. E. Tatarinow die Zimmercultur und das von ihm eingesendete grosse Ex- emplar von Areca Baueri, einer schönen seltenen Fiederpalme, zeigt, zu welcher Schönheit Palmen im Zimmer erzogen wer- den können. Endlich hatte auch der Referent einige im Zimmer erzogene Exemplare eingesen- det. Darunter einen Kaffeebaum mit Früch- ten, ein grosses schönes Exemplar von Pan- danus Lais, der unter allen Pandaneen der Zimmercultur sich am besten anschliesst, einige Aroideen, dabei auch Anthurium Scherzerianum in Blüthe, eine Sammlung aus Saamen erzogener bunter Pelargo- nien etc. An die Stubencultur schliessen sich die Aquarien und Terrarien, welche durch ge- schmackvoll arrangirte Einsendungen von den Herren Zimmermann und Garjatschew vertreten waren. Am reichsten vertreten waren die Ein- sendungen von Seiten der Kaiserlichen Gär- ten. Die zahlreichsten Gruppen stammten 218 aus dem Kaiserl. botanischen Garten, wel- che theils von den beiden Obergärtnern, Herren E.Ender und H.Höltzer, theils von den Gärtnern der einzelnen Kulturab- theilungen ausgestellt waren. Mit den für jeden Gartenbesitzer wichtigsten Pflanzen, denen des freien Landes beginnend, hat eine Gruppe von perennirenden Pflanzen mit bunten Blättern ein hervorragendes In- teresse, weil diese jetzt zu den beliebtesten Modepflanzen, zur Herstellung der Tep- pichbeete, gehören. Die buntblätterigen Funkia-Arten Japans, die schönen bunt- blätterigen Hemerocallis fulva, Symphytum officinale fol. variegatis, das buntblätterige Immergrün (Vinca), gehören zu den schön- sten der Gruppe. In einer anderen Gruppe ist eine an- sehnliche Zahl der im Petersburger Klima noch im freien Lande aushaltenden Farn und deren Formen ausgestellt. Allerdings bieten einestheils die verschiedengestaltigen monströsen Blätter vieler unserer in den Waldungen heimischer Farn, wie die zahl- reichen Formen von Asplenium Filix Foe- mina, Scolopendrium officinale, Polypodium vulgare ete., eine grosse Mannichfaltigkeit von Blattformen, während wieder Osmunda regalis, Struthiopteris vulgaris, Adiantum pedatum, Pteris aquilina schon an die For- men tropischer Farnkräuter erinnern, aber es sind doch eben nur Farn ohne Blumen, die in grossen Parks zur Deckung des Bo- dens der schattigen Hainparthien sehr nütz- lich sind, die aber bei uns niemals so be- liebt werden dürften wie in England, wo in jedem der kleinen Hausgärten, in irgend einem schattigen Winkel eine kleinere oder grössere Steinparthie zur Cultur der aus- dauernden Farnkräuter bestimmt ist. Interessant war ferner eine Gruppe von 32 Sorten der Hauswurz (Sempervivum), deren dichte fleischige Rosetten verschie- dene Form und Färbung besitzen und die bei der Teppichgärtnerei jetzt als schöne ausdauernde und zur Bordurebildung be- sonders geeignete Pflanzen, die zu gleichen Zwecken gebrauchten Echeverien Mexikos, welche letztere im Gewächshause durch- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ginnen. Die schönsten Arten sind $. Re- ginae Amaliae und $. calcareum. Eine Gruppe blühender, perennirender, im freien Lande ausdauernder Stauden führt uns vorzugsweise die Frühlingsflora des mittleren Russland, des Kaukasus, so- wie Sibiriens und der Gebirge Asiens vor. Neben den zahlreichen bekannteren Pflan- zen, die das Auge als Boten der erwachen- den Vegetation besonders erfreuen, sind an seltenen Arten hervorzuheben Podophyllum Emodi Wall. vom Himalaya, die weissen und rothen Trillium-Arten Nordamerikas, die gelbe wohlriechende Lilie des Kauka- sus (Lilium Szovitsianum), welche das Pe- tersburger Klima noch vortrefflich im freien Lande überdauert, Primula latifoliaL. und Primula villosa Jacq. aus den Alpen der Schweiz, Allium Akaka Gmel. aus Turke- stan, die zierliche Cortusa Matthioli L. aus Sibirien, Primula auriculata C. A. Meyer aus dem Kaukasus etc. Aus den Gewächshäusern des botani- schen Gartens war von besonderem Inter- esse eine Sammlung von 100 Arten Nadel- hölzern, theils in grossen schönen Cultur- pflanzen, unter denen als eine der selten- sten und schönsten Arten, die von Hrn. C. Maximowicz aus Japan in (ultur eirge- führte Abart von Cryptomeria japonica Don, mit lang herabhängenden Zweigen und monströs gewundenen Blättern hervorzuhe- ben ist. Da die Prachtexemplare eines anderen, einem Lebensbaum ähnlichen Na- delhozes aus Japan, der Thuiopsis dola- brata, ferner die eigenthümliche Sciadopytis verticillata mit schirmförmig gestellten Blättern u. s. f. Ebenso waren schöne Gruppen seltener Palmen und Decorations- pflanzen des Warmhauses, wie endlich eine der reizendsten blühenden Gruppen, welche das Bildniss Sr. K. Hoheit des Grossfürsten Konstantin Nikolajewitsch verzierte, her- vorzuheben. Als Seltenheit unter den letz- teren wollen wir eine schöne kräftig blüh- ende Culturpflanze der Cordyline Banksii Neuseelands nennen. Ebenso eine kleine Gruppe blühender Orchideen, buntblätteri- wintert werden müssen, zu verdrängen be- | ger Caladien und ein Exemplar von An- II, Notizen. thurium Scherzerianum mit 8 kräftig ent- | wickelten scharlachrothen Blüthenscheiden. Nächst den Einsendungen aus dem Kai- serlichen Botanischen Garten war die des Kaiserlichen Taurischen Gartens (Hofgärt- ner Hr. Siessmeyer) am bedeutendsten, Eine mächtige Gruppe grosser blühender Camel- lien, mit einer Bordure von Rosen umge- ben, deckte eine ganze Wand. Besonders ausgezeichnet waren ausserdem 5 grosse Musterexemplare von Palmen, nämlich von Attalea compta, Ceroxylon niveum und an- dicola, Wallichia caryotoides und Astro- caryon mexicanum. Die beiden letzteren in einer Schönheit und Vollkommenheit der Entwickelung, wie der Referent solche noch nirgends gesehen. Von Hrn, Hofgärtner Aurich in Pe- terhof eine Gruppe fruchttragender Erd- beeren, von Hrn, Hofgärtner Stauff in Zarskoje-Slavjanka reife Weintrauben. Auch die beiden Gärten Sr. K. H. des Gross- fürsten Konstantin Nikoljewitsch hatten ihr schönes Kontingent geliefert. So von Hrn. Garten-Inspector Katzer in Pawlowsk eine schöne Gruppe verschie- dener blühender Gewächse, unter denen z. B. hohe vollblühende Exemplare der Cineraria Webbeana und ein blühendes Exemplar von Lomatophyllum borbonicum. Dann von Herrn Hofgärtuer Ruck in Sstrelna ein blühendes Exemplar der Riesenlilie des Himalaja (Lilium giganteum), umgeben von blühenden Scharlach - Pelar- gonien. Aus dem Garten J. K. H. der Gross- fürstin Helene Pawlowna in Oranien- baum von Hrn. Hofgärtner Marco eine grosse schöne Gruppe von Decorationspflan- zen des Warmhauses und ein einzelnes Prachtexemplar von Cycas Rumphii. Herr Hofgärtner Frost hatte aus dem Garten Sr. K. H. des Grossfürsten Michael Nikolajewitsch bei Sstrelna ausser drei grossen Culturexemplaren von Palmen drei ausgezeichnet schön und gut culti- virte mächtige Exemplare der Medinilla magnifica geliefert, welche als das ausge- zeichnetste, was in dieser Beziehung gute 219 denke sich breite 4 Fuss im Durchmesser haltende Pflanzen, aus deren Kronen allent- halben die fusslangen Knospen rosenrother Blumen herabhingen. Anschliessend an eine Mittheilung des Hrn. Frost, bemer- ken wir, dass Medinilla zwar im wärmsten niedrigen Gewächshause gehalten werden muss, aber mit dem Topfe niemals in ein Beet, sei das nun erwärmt oder kalt, ein- gesenkt werden darf. Zum Schluss wollen wir noch der Gruppe einer blühenden hybriden Nelke, welche von Dianthus plumarius stammt und ge- füllte wohlriechende Blumen mit dunkel- purpur bordirten Petalen trägt, und als Dianthus Emilie Pare im Handel ist, ge- denken, sowie einer ausgezeichnet schönen Gruppe blühender Rosen. Die Nelken waren von Hrn. Hofgärtner Wüttnow aus dem Kais. Garten in Jelagin-Ostrow und die Rosen aus dem, Hrn. Hofgärtner Freundlich in Zarskoje-Sselo zuge- hörigen, Garten eingesendet. Herr Freund- lich treibt jährlich Tausende schöner Ro- sen in vollkommenster Schönheit und ver- sorgt damit die Blumenläden Petersburg’s und Moskau’s. Auf allen unseren Ausstell- ungen bekam derselbe die ersten Preise für Rosencultur. Von den, dem Gartenbau verwandten Gegenständen waren von Hrn. Abukumow Blumentöpfe und Blumenvasen etc. ausge- stellt, dann von Herrn Breyer und Eberius verschiedenartige, zweckmässig und solid construirte Gartenmöbel aller Art. 6) Chatenay’s Baumheber. Herr Carri&re beschreibt (Rev. hort. 1872 p. 12) einen Apparat, mit welchem drei Mann in einer Stunde fünfzig Bäume von 0,14 — 0,16 Met. Umfang ausheben können — diesen Apparat fand Carriere in An- wendung bei dem Baumzüchter H. Cha- tenay zu Doue-la fontaine (Maine et Loire) und hatte sich von der Zweckmäs- sigkeit, Brauchbarkeit und Einfachheit des- selben überzeugt. Dieser Apparat besteht erstens aus ei- ner cylinderförmigen eisernen Hülse aus Cultur leisten kann, gelten konnten. Man | zwei mit Charnieren verbundenen Stücken 220 bestehend, deren Inneres stark mit Kaut- schuck ausgepolstert ist, damit der Baum von dem starken Drucke nicht beschädigt werde. An einer Seite dieser Hülse findet ' sich eine Schraube, mittelst welcher die zwei Stücke zusammengezogen und an den Stamm festgeschlossen werden; dann aus einem Dreifuss und einem Hebel, ersterer ist aus festem Holze mit Eisen an jenen Stellen beschlagen, an welchen der grösste Widerstand zu leisten kommt; an den Füs- sen ist eine breite Platte angebracht, um die Oberfläche zu vergrössern und das Einsinken in den Boden zu verhindern, wenn der Hebel in Thätigkeit gesetzt wird. Am oberen Theile dieses Dreifusses findet sich ein Quereisen befestigt, auf welches die Zähne des Hebels eingreifen. Dieser ist ebenfalls aus festem Holze, die untere Hälfte mit Eisen beschlagen, und das Ende etwas nach oben breitflach gekrümmt, da- mit er beim Heben des Baumes in die am Cylinder hervorragenden Eisenklammer an- gebracht werden könne. Dieser Apparat kostet 130 Frances — IV. Lit Dr. Arcangeli gibt in dem von Prof. Caruel herausgegebenen Giornale botanico italiano (Hft.2 de 1872) ein Verzeichniss der im botanischen Garten im Freien vorfindlichen Baum- arten mit Angabe der Zeit ihrer An- pflanzung u. a. Daten. Es sind über 200 Arten, darunter meh- rere von bedeutender Höhe, von bedeuten- dem Alter. Von besonderem Interesse ist ein Aesculus Hippocastanum, einer der äl- testen aller in europäischen Gärten vor- findlichen Exemplare, wurde nämlich schon im Jahre 1597 von R. Malochi ange- pflanzt; er hat eine Höhe von 24 Met., 0,80 Met. oberhalb des Bodens hat er ei- nem Stammumfang von 3,22 Met.; bei 6,50 Met. Höhe theilt sich der Stamm in 3 starke Aeste, welche sich in weitere vielfaltige Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wird jedoch bei Chatenay eine Bestell- ung von Bäumen im Werthe von 300 Fr. gemacht, so erhält man diesen Baumheber um 90 Fr. 7) Abart von Opuntia fulvispina Professor Pasquale gibt in den Schrif- ten der königl. Akademie der Wissen- schaften in Neapel (Band V. 1871) Be- schreibung einer Monstruosität der Opuntia fulvispina. Jedes Glied zeigt anstatt den Stacheln zweigartige Auswüchse, welche mit dem Hauptzweige identisch, aber viel kleiner sind. Auf diesen letzteren zeigen sich neuerdings kleine Zweigehen und auf diesen wieder andere kleine rundliche, Pfefferkorngrosse Auswüchse, auf welchen endlich Stacheln in 4—3—11/g auch 1/, Mm. grossen Büschelchen hervorragen. Als der Hauptzweig einzutrocknen begann, erschie- nen hie und da kleine, jenen der dritten Ordnung ähnliche Zweigchen, die aber keine Stacheln, sondern fette Blätter trugen. S—T. eratur. Aeste und Zweige theilen und einen ma- jestätischen Baum bilden, der im Frühjahre so reichliche Blüthen trägt, dass Savi ihm den Namen „il Trionfo di flora“ gab. Von den in den 70ger Jahren gepflanz- ten Bäumen finden sich noch vor: Quercus rotundifolia (1770), Ginkgo biloba, Magno- tia rotundifolia (1787), Tilia grandifolia, Liquidambar styraciflua, Quercus rotundi- folia (1795), Quercus robur (1796), Fagus sylvatica (1798) u. s £. In Bezug auf ihre Höhe verdienen Er- wähnung: Abies deodara mit 13,49 Met., Sequoja sempervirens mit 14,24 Met., Pinus Strobus mit 18,30 Met., Pterocarya cauca- sica mit 21 Met., Ginkgo biloba mit 25,13 Met. etc. Ferner verdienen erwähnt zu werden: Taxus baccata 42 Jahr alt, 11 Met. hoch, IV. Literatur. Pinus Cedrus von Cajetan Savi im Jahre 1787 angepflanzt, einer der schönsten und majestätischen Bäume des Gartens; bei ei- ner Höhe von 4,50 Met. theilen sich viele Aeste von Stamme ab, welche eine Area von 19 Met. in Umfang bedecken. Das Bäumchen kam im Jahre 1787 aus Eng- land und war 2,918 Decim. hoch, im Jahre 1811 gelangte der Baum zu 10,505 Met. Höhe, und seit dieser Zeit ist er in Wachs- thum sehr langsam vorgeschritten, da er nur 14,77 Met. Höhe hat; seit einigen Jah- ren blüht er reichlich, trägt auch reichlich Früchte, so dass es möglich diese schöne Baumart in Toscana zu verbreiten. In ‚Bezug auf Eucalyptus globulus ga- ben die Auspflanzungsversuche keinen gün- stigen Erfolg; man hoffte ihn zu Aufforst- V. Personalnotiz 1) Hochschule für Bodencultur in Wien. Mit dem künftigen Schuljahre 1872/75 soll in Wien die Hochschule für Boden- cultur eröffnet werden — sie umfasst zwei Sectionen — die landwirthschaftliche und die forstwirtschaftliche — und in jeder hat der vollständige Curs drei Jahre zu dauern. Die Hauptfächer sind: Propädeutik und Me- thodologie der Land- und Forstwirthschafts- lehre, Encyclopaedie der Land- und Forst- wirthschaft, National- Oeconomie, ange- wandte Chemie, landwirthschaftliche Pflan- zen-Production, Thierproduction, landwirth- schaftliche Betriebslehre und Domänen- Organisation, landwirthschaftliche Inge- nieurkunde, landwirthschaftliche mechani- sche und chemische Technologie, techni- scher und gesetzlicher Feldschutz, Waldbau Forstbenützung, Holzmesskunde, Forster- tragsbestimmung und Wealdwerthsbemess- ung, Forstbetriebseinrichtung, Forstinge- nieurkunde, forstliche, mechanische und chemische Technologie, technischer und ge- setzlicher Forstschutz. — Die erforderli- chen Demonstrationen, wenn sie wohl in 221 ungen in Toscana verwenden zu können, aber der rauhe Winter und die heftigen Winde hinderten nicht allein den Wachs- thum, sondern brachten auch den Tod der- selben. Im botanischen Garten war ein 10 Met. hoher Eucalyptus, und obschon an einer günstigen Stelle gepflanzt, wurde er im Jahre 1865 vom Winde abgebrochen, ein anderes Exemplar von 11 Met. Höhe und im Alter von 4 Jahren wurde gänz- lich in Folge der Kälte zerstört. Arcangeli gibt schliesslich mehrere Me- thoden an, um die Höhe der Bäume zu messen, nämlich mittelst der vom Baume selbst gegebenen Schatten, mittelst des Diopters und mittelst des Noiret’schen Dendrometer, ST. en und Neuestes. den Museen und Laboratorien erfolgen können, werden auf dem entsprechenden landwirthschaftlichen und frostlichen Cul- tur-Objecte ertheilt. — Zugelassen werden als ordentliche Hörer, welche ein staats- gültiges Maturitätszeugniss von einem Ober- Gymnasium oder einer Ober-Realschule bringen und ausserdem den Nachweiss, dass jene aus eigener Anschauung land- und forstwirthschaftliche Kenntnisse be- sitzen. — Mit Eröffnung der besagten Hochschule soll auch gleichzeitig ein landwirthschaft- liches Central -Museum ins Leben gerufen werden, und zwar nicht allein als Hilfs- mittel für die Schule, sondern auch für den Gebrauch des grösseren Publicums, In diesem Museum sollen die Leistungen und Gebrechen, die Geschichte und die neue- sten Hilfsmittel des Landwirthschaftsbetrie- bes in Mustersammlungen vertreten sein. Mit einem solchartigen Museum hat die ungarische Regierung schon den Vorrang gewonnen, sie hat die grossen landwirth- schaftlichen Sammlungen des Gutsbesitzers Girokuti angekauft und diesen auch 222 gleichzeitig als Custos dieses landwirth- schaftlichen Museums ernannt. Sr. 2) Professor Hugo von Mohl. Wir haben den am 1. April erfolgten Tod des berühmten Physiologen und Anatomen der Pflanzenkunde schon kurz erwähnt. Der- selbe war der jüngste der 4 gleichberühm- ten Brüder Robert von Mohl, des be- deutenden Staatsmannes, der als früherer Badischer Gesandter am Bundestage und zu München bekannt ist, dann Julius von Mohl, bekannt als Orientalist und durch Entzifferung der schwierigsten In- schriften, und endlich Moritz vonMohl], der als National-Oekonom bekannt ist. Hugo von Mohl war 1801 zu Stutt- gart geboren. Derselbe studirte in Tübin- gen Medicin und wandte sich nach Been- digung seines Studiums speciell der Bota- nik zu. Bald ward er Professor der Bo- tanik und Director des Botanischen Gar- tens zu Tübingen. H. von Mohl blieb unvermählt und lehnte wiederholt an ihn ergangene Rufe an grössere Universitäten ab, da er Tübingen zu verlassen sich nicht entschliessen konnte. Die Mehrzahl seiner vielen Arbeiten, hat H. v. Mohl in der Botanischen Zeitung niedergelegt, deren Mitredacteur derselbe eine lange Reihe von Jahren war. Von 24 kleineren und grösseren von Hugo Mohl herausgegebenen Schriften, er- wähnen wir die folgenden. Die erste Schrift war die 1827 heraus- gegebene Schrift über den Bau und das Winden der Ranken der Schlingpflanzen, 1832 folgte die Schrift über den Bau der porösen Gefässe der Dicotyledonen, 1834 Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Gewächse, 1835 folgten 2 unter Mohl’s Leitung geschriebene Doctor-Dissertationen, 1836 deren 7 und eine Arbeit von Mohl selbst, nämlich „Erläuterung und Verthei- digung meiner Ansicht von der Structur der Pflanzen-Substanz.“ 1837, 6 unter Mohl’s Leitung geschrie- bene Doctor-Dissertationen und 1833 noch einmal 2 solcher Dissertationen und aus- serdem 2 Schriften von Mohl selbst, näm- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lich „Ueber die Poren des Pflanzenzellge webes“ und „Dr. Justus Liebig’s Verhält- niss zur Pflanzen-Physiologie“, 1845 „Ver- mischte Schriften über Pflanzen - Physiolo- gie“, 1846 „Micrographie, oder Anleitung zur Kenntniss und zum Gebrauche des Microscops“ und 1851 endlich erschien Mohl’s letztes und berühmtestes Werk „Grundzüge der Anatomie und Physiologie der Vegetabilischen Zelle‘. — Die ferneren zahlreichen Abhandlungen hat H. Mohl fast sämmtlich in der Botanischen Zeitung niedergelegt. Hugo Mohl war ein gründlicher und scharfsinniger Forscher, dessen Name in der Geschichte der Entwicklung der Anatomie und Physiologie mit unvergänglicher Schrift in die Gedenkbücher der Wissenschaft ein- gezeichnet ist. (E. R.) 3) Leopoldina. Die Mitglieder der Kaiserlichen Leopoldinisch - Carolinischen Academie der Naturforscher haben zum l. April 1872 ihre Stimmen zum Entwurf der neuen Statuten abgegeben. Von 342 eingegangnen Stimmzetteln waren 328 für Annahme der Statuten, wie dies aus einer amtlichen Aufnahme hervorgeht, welche im Beisein des Präsidenten Dr, Behn hervor- geht. Da die Zahl aller Mitglieder der Academie 488 beträgt, so ist die Annahme also mit einer Majorität von mehr als 2/g der Stimmen erfolgt. 4) Herr Professor A. Karsten hat sein Amt als Professor der Botanik an der Uni- versität zu Wien niedergelegt. Das Be- streben, das einmal als recht anerkannte, ohne Berücksichtigung der bestehenden Ver- hältnisse, durchzuführen, — scheiterte und war die Ursache des Zurücktretens unseres gelehrten Freundes. (r.) 5)Frühjahrsausstellung inWien. Galanterweise können wir kaum eine andere Tochter Flora’s vor der Rose be- grüssen, von der Eduard Abel einige hüb- sche, neue Varietäten ausgestellt hat, wäh- rend die Handelsgärtner Kläring und Steck durch eine grosse Anzahl geschmackvoll Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, gruppirter hochstämmiger und niederer Ro- senstöcke den Nebensaal zur Linken ver- schönerten. Mit Befriedigung constatiren wir, dass die von Hooibrenk ausgestellten Tulpen und Hyacinthen keine ausländischen Nebenbuhler zu scheuen haben und die meisten übertreffen dürften. Die Gebrüder Petz haben sich mit einer Partie Cinera- rien, der Handelsgärtner Anderl mit schö- ‘nen englischen Pelargonien angemessen präsentirt. ‚Herrliche Azaleen und Rhodo- dendren hat der Hofgarten zu Schönbrunn (Inspector Vetter) geliefert; besonders schöne und zahlreiche Begonien der Uni- versitätsgarten (Obergärtner Benseler). Lud- wig Abel’s Dracänen vertreten würdig diese beliebte Salonpflanze; der Ficus ist nur in wenigen Exemplaren vorhanden. Unter den Ausstellern seltener neuer Gewächse hat Dilettant, Herr Emil Rodeck. die Palme davonge- tragen. Der für Novitäten bestimmte erste Preis wurde ihm für sechs zur Aus- stellung gebrachte Pflanzen, zuerkannt; ebenso der zweite Preis für drei Gewächse. Die Ausstellung des Herrn Rodeck ist überhaupt reich an schönen und seltenen Pflanzen; seine Todea africana zog die Aufmerksamkeit aller Kenner auf sich. Dem Hofgarten zu Schönbrunn entstammen präch- tige Orchideen, darunter ein schönes Sac- colabium praemorsum. Der Hausgarten der Stadt Wien, der sich durch immer schönere Entwicklung für die vielen Spott- reden rächt, deren Zielscheibe er in den ersten Jahren seiner Existenz war, hat der Ausstellung zwei Raritäten freundnachbar- lich geliehen: eine Phönix dactilifera und Phönix spinosa in Blüthe. Der Garten der Irrenanstalt (Gärtner Kramsky) lieferte ein hübsches Sortiment von Amaryllis in voll- ster Blüthe. Unter den erlesenen Gewäch- sen, welche der Gärtner der Villa Braun- schweig in Hietzing (Lesemann) zur Aus- stellung gebracht hat, fällt ein prächtiges Exemplar von Cantua dependens auf. 6) St. Petersburg. Die Berichte aus dem Innern Russlands lauten heiss und trocken, In Petersburg stellte sich mit Ende April (n. St.) warme und trockne und 223 Witterung ein, so dass der Referent eines solchen Frühlings, wo die Temperatur des Tags bis + 230 R. Schattentemperatur zeigte, sich nicht erinnert. Nach Mittheil- ungen anderer sollen in den Jahren 48 und 34 ähnliche Witterungsverhältnisse gewe- sen sein. Die Vegetation ist unter diesem Ein- fluss gegen 1871 um 4 Wochen, gegen mitt- lere Temperaturverhältnisse, um ungefähr 3 Wochen voraus *). Im westlichen Europa folgte nach sehr warmem erstem Frühjahr, eine lange reg- nerische kalte Zeit, welche wir in Russ- land nicht hatten. In Wien kamen am 4. Mai die ersten Kirschen auf den Markt. In Nieder-Oesterreich standen am 16. Mai schon einzelne Weinstöcke in Blüthe, während in dem berühmten Weinjahre 1834 die ersten Blumen den 28. Mai er- schienen. 7) Ausstellung des Gartenban- vereins Bamberg. Der Gartenbauverein veranstaltet im Laufe des Herbstes eine Ausstellung von Blumen, Obst, Gemüse, Sämereien und land- wirthschaftlichen Producten und erlaubt sich, die Herren Blumenfreunde, Kunstgärt- ner, Gärtner und Landwirthe zur zahlrei- chen Betheiligung freundlichst einzuladen. Für diese Ausstellung sind folgende Bestimmungen festgesetzt: 1) Jeder Aussteller kann nur seine Er- zeugnisse unter seinem Namen aus- stellen. 2) Die ausgestellten Gegenstände müssen mit richtiger Benennung versehen sein und muss hierüber ein genaues Verzeichniss übergeben werden. 3) Die Ausstellung findet im Monate September statt, und der Tag der Eröffnung derselben und das Aus- stellungslokal wird rechtzeitig be- kannt gegeben. 4) Acht Tage vor Eröffnung der Aus- stellung sind die auszustellenden Ge- *) Genauere Angaben vom Hrn. v. Her- der siehe in diesem Hefte. 224 genstände anzumelden und einen Tag vorher abzuliefern und aufzu- stellen. 5) Vor dem Schlusse der Ausstellung dürfen keine Gegenstände zurückge- nommen werden. 33 Preise von je 1—3 Vereinsthalern sind für Blumen- und Blattpflanzengruppen, dann speciell für Coniferen, Gesneriaceen, Rosen, Eriken, Fuchsien, Pelargonien, He- liotrop, Verbenen, Bouvardien, Calceola- nien, abgeschnittene Georginen, abgeschnit- tene Malven, Astern und Sommergewäch- se, ausgestellt. — 17 derartige Preise sind für Sammlung von Kernobst, Stein- obst, Weintrauben, Nüsse und Beeren, Topfobstbäume mit Früchten und getrock- netes Obst, — und 25 solcher Preise von 1—3 Vereinsthaler sind für Sammlungen von Gemüsen, Getreide, Gartengeräthe aus- gesetzt. Specielle Programme können vom Se- ceretair Hrn. Dr. Gabler, bezogen werden. 8) Weltausstellungin Wien 1873. Die speciellen Programme zu dieser im grossartigsten Maasstabe angestrebten Aus- stellung für Landwirthschaft, Forstwirth- schaft, Wein- und Obstbau und Gartenbau sind gegenwärtig erschienen und können auf Anfrage beim General-Director Frei- herrn von Schwarz-Seuborn, Wien, Prater- strasse 42, bezogen werden. Gartenflora. Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Ausstellung aller Produkte des Gar- tenbaues, wird eine doppelte sein, nämlich eine permanente und eine temporäre. Die permanente Ausstellung um- fasst den Zeitraum vom 1. Mai bis Ende October. Diese permanente Ausstellung soll die verschiedenen Culturmethoden zur Anschauung bringen und ist dieselbe vor- zugsweise für das freie Land berechnet. Temporäre Ausstellungen werden 4 statt- finden, nämlich vom 1—10. Mai, vom 15. — 25. Juni, vom 20. — 30. August und vom 18.— 23. September. Ausländische Aussteller sollen ihre An- meldungen vorm 1. Januar 1875 anmelden *), Die Gegenstände selbst sollen minde- stens 3 Tage vor dem Beginn der betref- fenden Ausstellungen auf den Platz gelie- fert werden. Die Pflege während der Aus- stellung fällt den Ausstellern oder deren Bevollmächtigten zu. Eingefordert zur Ausstellung werden im Allgemeinen alle Culturpflanzen, seien das Zier- oder Nutzpflanzen, Neuheiten, Sammlungen einzelner Familien, Gemüse, Früchte, frische abgeschnittene Blumen und getrocknete Blumen etc. Nähere Auskunft gibt das Programm. *) Das ist eine Bedingung, welche nicht eingehalten werden kann, soweit dies blüh- ende Pflanzen, Neuheiten etc. betrifft. TFFNGZE —- (Siehe S. 213.) Th EA, n = — = = FE >= ESS 74 TE Fr WE — II ÜÄLTT NG Ms RR NN { 7 M LEN # = NUN GE N - \ N DV Q : N ON = N ANE DEN VE 7 N > G G X MAghE = at ZEN IE IE TS < u 27 SELTENEN za eu NA) CE Amarantus salieifolius h. Veitch. N hi / \ S N N — N \ N N U ISIN NN 7 MN NS Sl N U WAS (Siehe 8. 213.) Huttoni Masters. in elos L) J ( ‚ — T P ne AR, FE a BT . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Laelia purpurata Lindl. var. rosea. (Siehe Tafel 730.) Orchideae. L. purpurata Lindl. in Paxt. Fl. Gar- den Ill. pag. 112 tab. 96. — Rchb. fil. in Pescatorea tab. tab, 37. — Flore d. serr. tab. 138. — Rchb. Xenia I. 61.— Warner Orchideae selectae tab. 40. — Caitleya Byrsiana Lem. Jard. fleur, tab. 275. — Bletia purpurata Rchb. fil. Var. rosea; sepalis petalisque pulchre roseis, atropurpeueo-venosis. Unter den vielen schönen Orchideen Amerika’s ist die L. purpurata eine der schönsten, im wahren Sinn des Wortes eine wahre Prachtpflanze. Eins der direct aus C. Catharine in Brasilien im hiesigen Garten eingeführten Ex- emplare kam zur Blüthe und zeigte sich als eine hübsche Abart, indem die Blu- menblätter derselben, anstatt wie bei der allgemein verbreiteten Form weiss, schön rosarolh sind. Unsere Tafel gibt die Abbildung eines Blüthenstandes und Blattes in natürlicher Grösse und aus- serdem ist die blühende Pflanze ver- kleineri daneben abgebildet. Blühet im Mai. Cultur gleich den andern epiphy- tischen Orchideen des subtropischen Amerika bei 12—14° R. im Winter. (E. R.) b) Pogogyne Douglasi Benth. (Siehe Tafel 731.) Labiatae. P.Douglasi; annua, exclusis brac- | ramoso; foliis petiolatis oblongis v. spa-= teis calycibusque longe_ ciliato-hirsulis glaberrima; caule adscendente, erecto, VII. 1872. thulato-obovatis obtusis, integerrimis v. repando-subdentatis, utrinque viridibus, 15 226 amoene graveolentibus, impresso-puncta- tis; floribus initio spicatis, deinde in ver- tieillastris distantibus dispositis; bracleis linearibus, aculis, flores aequantibus v. superantibus, pilis rigidis ciliatis; sta- minibus corolla brevioribus; dentibus calycinis inferioribus tubo longioribus. a. typica; corolla lilacina, fauce albida. P. Douglasii Benth. et P. parviflora Benth. Lab. pag. 414. — D. C. prodr. XII. 243. ß. tricolor; corolla purpurascente, labello atropurpureo, fauce flavido. (P. Douglasi Hook. Bot. Mag. tub. 5886.) Die einjährige Pflanze, welche un- sere Tafel darstellt, ist uns aus Samen aufgegangen, den Roezl aus Californien einsendete. Dieselbe ist besonders we- gen des köstlichen, an Citronen-Melisse erinnernden Geruchs zu empfehlen, welchen die Blätter beim Reiben der- selben ausströmen. Unsere Pflanze trägt am gleichen Stengel in den obern Scheinquirlen kleinere Blumen, welche der P. parviflora Benth, entsprechen und in den untern Scheinquirlen grös- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sere Blumen, welche der P, Douglasi entsprechen, wie Bentham diese beiden Arten im Längenverhältniss der Blumen zu den Bracieen, beschreibt. Hooker hat kürzlich P. Douglasi (Bot. Mag. tab. 5886) mit purpurnen Blumen, mit schwarz-purpurner Lippe und gelbem - Schlund abgebildet, während unsere Pflanze lila Blumen mit weissem Fleck auf der Lippe besitzt, und um diesen Fleck noch kleine etwas tiefer lila ge- färbte Punkte trägt. Wir haben unsere Pflanze als die ächte P. Douglasi, Hoo- ker’s Pflanze als eine Abart mit 3farbi- ger Blume angenommen, bemerken da- bei aber, dass Hooker’s Beschreibung der Abbildung wiederspricht, indem Hooker in der Beschreibnng Jie Blu- menkrone als purpur mit weissen Flecken aufführt. Eine einjährige Pflanze, die wie es scheint, zeitig und warm ausgesäet wer- den muss, damit sie später ins freie Land gepflanzt, zeitig im Sommer ihre Blumen entwickelt, und dann bis zum Herbste fortblühen wird. Liebt einen warmen sonnigen Standort. (E. R.) ec) Endera conophalloidea Rgl. (Siehe Tafel 732.) Aroideae. Endera. Spatha ad basin fissa, cam- panulato-convolula, fauce aperta. Spadix androgynus, basi spathae accretus, cae- terum liber, erectus, undique floribus laxe disposilis tectus. Spadicis pars inferior spicam foemineam, pars superior spi- cam masculam sistens. Flores foe- minei. Stamina sterilia 5; filamenta patenlia, brevia, apice constricta; an-_ therae subglobosae, indehiscentes, lo- culis polliniferis destilutae. Ovarium depresso-subglobosum, 5-lobum, 5-lo- culare; loculis 1-ovulatis. Stylus subnullus; stigma depresso- capitatum, radiato -5-lobum. Flores masculi. Stamina 5; filamenta nulla; antherae biloculares; loculis oblongis, in latere exteriore longitudinaliter de- I. Originalabhandlungen. hiscentibus, polliniferis, ovarli sterilis slipiti (connectivo) adnalis. Ovarium sterile slipite cylindrico, brevi, anthe- rarum longitudine; sligmate deformato, depresso-capitato, quam stipes latiore. Herbae tuberosae. Folium solita- . Tium, coaelaneum; pettolo longo, tereli, laevi. maculato; lamina maxima, tripar- tita; segmentis lateralibus biparlitis v. iterato-bipartitis, segmento inlermedio pinnatiparlito; foliolis pinnatipartilis. Endera conophalloidea; gla- bra, acaulis; folio solitario; petiolo ro- busto, 3-pluripedali, laevi, albido, vi- ridi-marmorato; lamina maxima, utrin- que viridi, foliolis oblongo-lanceolatis, margine undulatis, integerrimis, acutis v. acuminatis; petiolo tereti, laevi, pe- tiolum dimidium circiter aequante, pal- lide viridi; spatha olivaceo-viridi, apice acuminata convolutaque, 19— 20 c. m. longa, spadicem paullo superante; spa- dice cylindrico, apicem versus sensim attenuato, undique floribus ornato. Conophallus Blumei h. Bogor, Java. Die ausgezeichnete neue Gattung, welche wir im Obenstehenden beschrie- ben haben, nannten wir zu Ehren des Obergärtners am hiesigen Botanischen Garten, Herrn „Ernst Ender“, der einer der besten Kenner der Aroideen ist und schon vor einer Reihe von Jah- ren einen Index der Arten der Familie der Aroideen Wir erhielten eine Knolle dieser neuen Gaitung aus dem Botanischen Garten zu Buitenzorg unter dem Namen von Conophallus Blumei zugeschickt. Von Conophallus, Amorphophallus etc. unter- scheidet sich unsere Gattung aber auf den-ersten Blick durch das Fehlen des nackten Anhängsels auf der Spitze des Blüthenkolben und durch die lose Stell- ung der den ganzen Blüthenkolben be- deckenden Blumen, zusammengestellt hat. 227 Unter den beschriebenen Gaitungen der Aroideen sieht unsere neue Gattung, der Gattung „Taccarum Brongn.“ zunächst, welche in Brasilien heimisch ist, während unsere neue Gattung aus Java stammt. Die Gattung Taccarum ist bis jetzt nur unvollkommen und zwar nur mit weiblichen Blumen be- kannt, nach der uns vorliegenden Be- schreibung und Abbildung Schotl’s un- terscheidet sich solche, durch den kurz gestiellen Blüthenkolben der am Grunde keine Blumen trägt, während bei un- serer Pflanze die weiblichen Blumen selbst noch an dem mit der Scheide verwachsenen untersten Theil des Blü- thenkolbens stehen; ferner geht bei Taccarum der Fruchtknoten der weib- lichen Blumen in einen Griffel aus, der länger als der Fruchtknoten und trägt auf der Spitze eine schwach Ölappige Narbe, — während unserer Galtung der Griffel ganz fehlt und .das Stigma so stark strahlig 5-lappig, dass es aus- sieht als bestände es aus 5 verwach- senen Narben. Endlich bestehen bei Taccarum die sterilen den Fruchtknoten umgebenden Staubfäden aus flachen an der Spitze löffelförmigen Blättchen, während bei unserer Gattung dieselben auf ihrer Spilze eine kugelige fehlge- schlagene Anthere tragen. In der Tracht sieht die Endera conophalloideca, dem Conophallus bulbifer ähnlich und erreicht auch ähn- liche Grössenverhältnisse. Aus der Knolle entwickelt sich ein Blatt und gleichzeitig ein Blüthenstand. Der glatte stiielrunde 3—4 Fuss hohe Blattstiel, ist auf weissem Grunde flammig grün gezeichnet. Blüthenstiel blassgrün, un- gefähr halb so gross als der Blatistiel. Blüthenscheide olivengrün, oben zuge- spitzt und mit zusammengedrehter Spitze, länger als Blüthenkolben. 19% 228 Cultur im Warmhause, durchaus gleich wie die der anderen knolligen Aroideen, welche im Winter an einem trockenen Orte im Ruhezustande über- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. winiern und im Februar oder März gleich andern Knollen in frische Erde gelegt werden. (E. R.) 2) Die amerikanischen Himbeeren. Von J. Maurer. Vor circa 3 Jahren erhielt ich durch einen Freund in Amerika eine ansehn- liche Zahl der dort gezüchteten und im Grossen angebauten Himbeersorten, die ich bisher versuchsweise cultivirt habe und nunmehr meine Wahrnehmun- gen über ihren Werth etc. hier folgen lassen will. Bei der grossen Verwirrung in der Nomenclatur$ der Rubus-Arten musste ich natürlich von einer wissenschait- lichen Beschreibung und Eintheilung absehen und mich auf eine nur der Praxis dienenden Eintheilung beschrän- ken. Die bis jetzt bekannt gewordenen in Amerika cultivirten Himbeeren bringt man am besten in 2 Hauptgruppen, nämlich in: 1) wirkliche Himbeeren mit rothen, braunen, hellgelben und rothgel- ben Früchten und dem wahren Himbeergeschmack, und 2) brombeerartige Himbeeren mit glän- zend-schwarzen, sowie schwarzen bedufteten und gelben Früchten von brombeerarligem Geschmack. Da wir nun bereits in Europa eine ansehnliche Zahl und zum Theil sehr werihvolle Himbeerensorien besitzten, so erschien es mir zweckmässig, dieje- nigen amerikanischen Sorten, welche sich nur unwesentlich von einander unterscheiden, zusammenzufassen und unter eine Rubrik zu bringen, I. Wirkliche Himbeeren. a. Rothfrüchtige. Sommertriebe glatt, grün, Frucht sehr gross, rolh, wohlschmeckend. Empfehlenswerth. Russel, Walcker, Lindley, Clarcke. Nach den bisherigen Beobachtungen von mittler Qualität. Arnold’s hybr. red Canada, Naomi, Corse’s seedling, Allen red prolific, Duhring, Cope, Kirtland, Elm city, Allen. b. Braunfrüchtige. Sommertriebe grün, weissbedultet, mit Stacheln besetzt, Frucht gross be- duitet, aromatisch. Reichtragend. Hildreth purple, Catawissa, Purple cane, Ellisdale. c. Heilgelbfrüchtige. Sommertriebe gelblich und mit Sta- cheln versehen, Frucht gross, sehr ge- würzhaft. Empfehlenswerth. Arnold’s bybr. Nr. 1, „ „ „ 3. d. Rothgelbfrüchtige, Sommertriebe stachellos, Frucht gross, auffallend rothgelb und noch ı dunkler als Brinokle’s orange gefärbt, sehr wohlschmeckend. Eine ganz vorzügliche Sorte. Arnold’s hybr. Nr. 2. II. Brombeerartige Himheeren. a, Glänzend schwarzfrüchtige, Sommertriebe grün, weiss beduflet, I. Originalabhandlungen. mit vielen grossen Stacheln versehen, | Frucht glänzend schwarz, gross, regel- mässig geformt, Geschmack brombeer- arlig. | Volltragend und interessant. Seneca,. American improved, Gar- den black, Rubus americanus caesius. Aehnlich den Vorigen, nur sind die Triebe mit wenigen und schwachen Stacheln besetzt. Gardiner, „». purple. Sommertriebe ohne Stacheln, Blätter verhältnissmässig klein, Frucht gross, regelmässig geformt, glänzend schwarz, 229 Interessante Varietät, Thornless black. b. Schwarzfrüchtige beduftete, Sommerlriebe grün, weiss beduftet, ohne Stacheln, Frucht glänzend schwarz mit weiss beduftet. Reichtragend. Ohio black cap., Ohio everbearing, Lum’s everbearing. c. Gelbfrüchtige. Sommertriebe blassgrün, etwas be- duftet, mil Stacheln versehen, Frucht mittelgross, rund, hellgelb. Golden cap. Summit yellow. 3) Zweiter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der botanischen Gärten, Museen und verwandten Institute. Von Dr. F. 6, von Herder. Russland. Peterhof. K. Hofgärten. Aeltester Hofgärtner. ZarskoeSelo. K. Hofgärten. Hey- Erler, dorn, abgegangen. — Müller und Sort, Holgärtner. Deutschland. Breslau. K. Universität. Dr. F. Cohn, ord. Prof, der Botanik. Giessen. Forstinstitut der Univer- sität. Dr. Hess, Director. — Dr. Hoff- mann, Prof. der Botanik. Göttingen. K. Universität. Zöller, Prof. der Agriculturchemie. Halle a. d. S. K. Universität. Dr. G. Kraus, Prof. der Bot. und Director des botan. Gartens. Halle a. d. S. Landwirthschaft- liches Institut. ©. Wolf, Obergärtner. Münden (Südhannover). K. Forst- akademie. H. Zabel, K. Gartenmeister. Dr. Strassburg im Elsass. K. Uni- versitäl, Dr. A. de Bary, Ord. Prof. der Botanik und Director des botan. Gartens. — Dr. H. Graf zu Solms-Lau- bach, A. o. Prof. der Botanik. — Dr. Fr. Schmitz, Assistent an dem botan. Laboratorium. Tübingen. K. Universität. Dr. H. von Mohl, ©. Prof. der Botanik und Director des botan. Gartens, + den 1. April 1872. Schweiz. Garten. Solothurn. Botanischer J. Probst, Gärtner. Frankreich, Nancy. Faculte des sciences, A. Millardet, prof. de botanique. England. Dublin. Royal College of Science. Dr. W. R. M’Nab, Prof, der Botanik. 230 Kew. K. Herbarium. S. le Mar- chant Moore, 2. Assistent. Oxford. Botanischer Garilen. Der frühere Curator W. Baxter, + den 1, November 1871. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. South Kensington. Royal Hor- ticultural Society. Thiselton Dyer, Prof, der Botanik. 4) Ueber Lilien. Das Lilium Humboldti Roezl et Leichtlin, von dem wir im Juni- hefte die Abbildung gaben, ist kürz- lich in den „Proceedings der Califor- nischen Academie in St. Francisco, von Dr. Kellog, als „Lilium Bloomerianum“ beschrieben worden. Auch Kellog nennt diese Lilie, die schönste der Küsten des „Stillen Oceans“ — der von Roezl und Leichtlin gegebene Name hat die Priorität, denn er wurde schon im vergangenen Jahre, von Duchartre in seiner Bearbeitung der Lilien fest- gestellt, Kellog hat aber sein L. Bloo- merianum erst im Januar 1872 publicirt. Die „Lilien“ gehören jetzt zu den beliebtesten Culturpflanzen, und sind überhaupt niemals von dem Ehrenplatz verdrängt worden, den sie seit älten Zeiten in unseren Gärten eingenommen haben. Seitdem in den lelzten Decennien im Südosten Asiens und im Nordwesten Amerikas zahlreiche neue Arten dieser schönen Pflanzen entdeckt worden sind, — seitdem Hr. Max Leichtlin in Carls- ruhe eine specielle Sammlung von Li- lien angelegt hat und keine Kosten scheut, um diese zu vervollständigen, sowie auch alle Bestrebungen neue Ar- ten zu entdecken, in der liberalsten Weise unterstützt, seitdem sind auch unter den bedeutenderen Botani- kern Europa’s, den Lilien manche Freunde erwacht. So hat Duchartre in Paris, in seiner Arbeit: „Observalions sur le genre lis“ eine Geschichte der Einführung der ver- schiedenen Lilien, dann eine Beschreib- ung der verschiedenen Organe und end- lich eine Aufzählung und Beschreibung aller bekannten Arten gegeben. Baker in London gibt jetzt im Gardener’s Chronicle unter dem Titel „A new Synopsis of all the known Lilies* eine neue Monographie dieser Gattung. — C. Maximowicz in St. Pe- tersburg, unser geehrter Herr College, hat eine Arbeit über die Lilien Ost- asiens bald vollendet, und nur einige Notizen über seine Beobachtungen im Voraus gegeben. So macht derselbe sehr richtig darauf aufmerksam, dass die Zwiebel und die Kapsel vortrefl- - liche Arten-Charaktere geben. Den Gärtnern und überhaupt allen denen, die Lilien cultiviren, oder deren Zwiebeln in den Handel bringen, ist es schon lange bekannt, dass man die meisten Arten an den Zwiebeln gut unterschei- den kann. Besonders wichtig ist das, bei sonst nahe mit einander verwandten Arten, wie bei „Lilium spectabile Lk. und „L. bulbiferum L.“ Als auffallendes Beispiel der Art, nachdem wir schon seit vielen Jahren im hiesi- gen Garten die Zwiebeln dieser beiden nah verwandten Arten aus einander gesucht haben, geben wir am Schlusse dieses, die Abbildung beider Zwiebeln. Herr C. Maximowicz hat bei der Beobachtung der Lilien noch eine an- I. Originalabhandlungen. dere Beobachtung gemacht, dass näm- lich bei der Befruchtung der einen Art durch die andere, schon die Frucht der befruchteten Pflanze eine Mittel- form zwischen Vater und Mutter dar- stellt *). Herr „Max Leichtlin‘“, der die Lilien ausgezeichnet gut kennt und in Cultur aufmerksam beobachtet hat, ist der Meinung, dass manche der in Cul- tur befindlichen Lilien, nur die Bastarde verschiedener Arten unter einander seien. Derselbe wird in dieser Hinsicht Versuche machen und das Resultat der- selben mittheilen. Während so in Europa Männer wie M.Leichtlin, Duchartre, Maximo- wicz und Baker sich einlässlich mit der Gattung Lilium beschäftigen, arbei- tet gleichzeitig im Nordwesten Ameri- ka’s, in St. Francisco der Dr. Kel- log an den in Nordwesten Amerika’s heimischen Arten. Mehrere von dem- selben aufgestellte Arten, welche Herr M. Leichtlin auch schon cultivirt, führten wir den Lesern der Gartenflora bildlich vor. Endlich hat auch noch Hr. William Saunders in London die Absicht, eine Iconographie der Lilien herauszu- geben und macht dazu jetzt schon die Vorbereitungen. Der beistehende Holzstock stellt die Zwiebel eines Lilium dahuricum (spectabile)dar. Die kleinen dach- ziegelförmigübereinander lie- genden Schuppen charakterisiren dieselben schon beim flüchtigen An- sehen, so dass die Unterscheidung der Zwiebel von der des sehr nah ver- wandten Lilium bulbiferum leicht ist, während die blühenden Pflanzen *) Fruchtform wechselt bei der gleichen Art, Dieses Experiment ist daher zu wie- derholen. m ee nn 231 Lilium spectabile. beider Arten leicht mit einander ver- wechselt werden. Untersucht man die Zwiebeln von L. spectabile noch näher, dann sieht man, dass deren Schuppen sehr leicht abbrechen, was daher kommt, dass solche am Grunde gleichsam ein- gegliedert sind. Die äusseren Schup- pen sitzen mit dem Grunde am Zwie- belboden, die innern dagegen sind auf der Spitze eines kurzen Basilargliedes, oder wenn man will, Blatistiels einge- gliedert, wie dies die beiden einzelnen Schuppen a und b zeigen. Bei dem beistehend gleichfalls durch Holzstock illustrirten Lilium bulbiferum, Liliium bulbiferum: 232 sind die Schuppen der Zwiebel viel Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gianum verbreitet und gehört nebst L, grösser, die äusseren Schuppen sind so | dahuricum zu den am leichtesten in lang wie die inneren, alle silzen am Zwiebelboden fest und am Grunde nicht arliculirt. L. bulbiferum ist in den Gärten häufiger als L, 'Thunber- freiem Grunde des Gartens gedeihen- den schönen roih- und grossblühenden Lilien. (E. R.) 5) Ueber Pflanzen, welche im Petersburger Garten blüheten. a) Lilium Maximowiczi Rgl. und L. Pseudotigrinum Carr. Von Lilium Maximowiezi haben wir Jahrg. 1863 der Gartenflora pag. 322 tab. 596 die Stammart, und Jahrg. 1870 pag. 290 eine schöne Abart beschrie- ben. Sieht man die Endformen beider sich neben einander entwickeln, so glaubt man 2 gut verschiedene Arten vor sich zu haben. Charakter des L. Maximowiczi ist eine Zwiebel, die einen unter der Erde einige Zoll weit kriechenden Stengel oder Sprosse entwickelt, aus deren Spitze sich dann der aufrechte mit zer- streuten schmalen Blättern besetzte Stengel entwickel. Ferner flache Blätter, die schmal und 3— 7 nervige orange-scharlachrothe nickende Blumen mit schmal lanzettlichen zurückgerollt abstehenden Blüthenblältern, sowie end- lich eine anfangs verkehrt kegelförmige, vollkommen reif aber fast walzliche Kapsel mit 3 stumpfen Kanten und auf der Spitze etwas vertieft. Durch diese Charaktere, besonders aber durch die erst später von uns beobachtete eigenthümliche Entwickel- ung des Blüthenstiels gränzt sich L. Maximowiczi leicht von allen andern verwandten Arten, sowie auch von L. Pseudo-tigrinum Carr. ab, dessen Blü- thenstengel sich gerade aus der Zwie- bel erhebt. Die Blätter des Lilium Pseu- do-tigrinum (Carr. Revue hort. 1867 pag. 411 cum tab.) sind linear mit zu- rückgebogenen Rändern, (während die Blattränder bei L. Maximowiczi flach) und ausser dem starken Mittelnerven von nur schwachen, kaum bemerkbaren Seitennerven durchzogen. In den übrigen Charakteren, na- mentlich auch in der Behaarung, schliesst sich L. Pseudo-tigrinum dem L. Maxi- mowiczi ß. tigrinum an, doch sind die Blätter viel schmaler, zurückgebogen abstehend und der Stengel höher, dün- ner und hin- und hergebogen. Zu dem im Jahrgang 1868 über das ächte Lilium Maximowiczi Gesagten ha- ben wir nur noch nachzutragen a) die erwähnte Entstehung des Blü- Ihenstengels aus der Zwiebel; b) Dass am äussern Blaitgrund sich eine flockige weisse Behaarung fin- det und die Blätter 3— nervig. L. Maximowiczi ß. tigrinum (Grifl. 1870 pag. 290 tab. 665) ist ausser den am cilirien Orte angege- benen Unterschieden noch verschieden: a) durch 4—6 Wochen frühere Blü- thezeit als bei L. Maximowiezi verum. b) Blätter werden nach der Spitze des Stengels zu breiter und sind gleich Stengel, Blüthenstielen und Aussenseite der Blumen anfangs ungefähr wie L. tigrinum flockig wear a a tee : 7 Y purala 27, 5) N I, Originalabhandlungen. behaart, und erst nach der Blüthe verliert sich diese Behaarung all- mälig. Wenn wir zu diesen Un- terschieden die aufrechtere Stellung der Blätter hinzufügen, sowie die fast bis zur Spitze der Blumenblät- ter reichende Zeichnung mit dun- kelpurpurnen Flecken auf orange- scharlachrothem Grunde — so glaubt man allerdings, eine gut geschie- dene Art vor sich zu haben. Wir haben aber z. B. ein anderes Exemplar, das weniger behaart und dessen Blätter wie bei der ächten Form zurückgebogen abstehen, so dass wir nicht glauben, dass man diese ausge- zeichnete Form als Art von L, Maxi- mowiczi trennen kann. Hiernach sind die Charaktere der beiden in Rede stehenden Arten die folgenden: L.MaximowicziRgl. (Grtfl. 1868 pag. 322 tab. 596); balbo caulem re- pentem radicantem subterraneum 1—d pollicem emittente; caule ex apice cau- lis subterranei prodeunte, erecto, tereti, 2—3 pedali, 1—plurifloro, folioso ; foliis linearibus v. lineari-lanceolatis, margine planis 3—7 nerviis; floribus peduncu- latis, cernuis; sepalis sessilibus, recur- vaio-patentibus, lanceolatis, margine undulatis, basi sulco nectarifero distincto instraclis, coccineo-aurantiacis, plus mi- nus atropurpureo punctato-maculatis. «@. typicum; (Rgl. 1. c.); foliis li- nearibus v. anguste lineari-lanceo- latis, apice eximie acuminalis, re- curvato patentibus, basi extus albo- floccosis, caeterum caule pedunculis sepalisque glaberrimis; sepalis a basi ad medium maculato-punctatis. ß. tigrinum; (Rgl. Grtfl. 1870 pag. 290 tab. 665); foliis anguste li- neari-lanceolatis v. lineari-lanceo- latis, erecto patentibus, initio caule 233 pedunculis sepalisque albido - pu- bescentibus et basi albido-floccosis, deinde interdum glabrescentibus sepalis a basi usque infra apicem punctalo-maculalis. Lilium Pseudo-tigrinum Carr. (Revue horticole 1867 pag. 411 cum tab.); bulbo caulem a basi erecium flexuosum teretem, 3—4 pedalem, 1- pluriflorum puberulum emittente; foliis linearibus, uninerviis, recurvalo - palen- tibus!, margine revolulis, initio margine et praecipue basi extus albido-floccosis; pedunculis glabriuseulis; floribus cer- nuis; sepalis sessilibus, recurvato - pa- tentibus, lanceolatis, basi sulco nectari- fero distincto papillisque retiformibus instructis, aurantiaco - coccineis, supra medium punclis atropurpureis pictis. L. ügrinum L., dem die letztere Art ähnlich, unterscheidet sich durch die Menge der schwarzen Zwiebelknöspchen in den Blattachseln, stärkere Behaarung und am Rande flache, breitere und mehrnervige Blätter. b)DieSempervivum-Arten, wel- che unsere Winter im freien Lande überdauern. Die alles beherrschende Mode, wel- che die Menschen tyrannisirt, herrscht ebenso sehr in den Liebhabereien ver- schiedener Art, so namentlich auch im Gartenbau. Zur Moderichtung unserer Zeit im Gebiete des Gartenbaues, ge- hört die Teppichbeei-Cultur und alle Pflanzen, die zu diesem Zwecke sich eignen, werden in Hundertitausenden von Exemplaren von den Handelsgärt- nereien Europas angezogen und ab- gesetzt. Dass die siengellosen Echeveria- Arten Mittelamerikas als sehr beliebte Pflanzen der Art, besonders die mit blaugrünen, röthlichen oder metallisch 234 glänzenden Blättern, in dieser Bezieh- ung als Teppichbeetpflanzen sehr be- liebt sind, das ist den meisten unserer Leser bekannt. Unter den im freien Lande ausdauernden Stauden können die Echeverien nur durch die Haus- wurz-Arten (Sempervivum) einiger- massen ersetzt werden. In den Gärten Englands werden die- selben deshalb auch jetzt schon massen- haft angezogen und die Cataloge man- cher Handelsgärtnereien, so der von „Henderson and Sons“ in London, fül- len schon ganze Spalten ihres Catalogs mit den mannchfachen Namen von Sem- pervivum-Arten und leichte Formen der guten Arten unter besonderen Ar- tennamen. Die stengellosen Sempervivum-Arten, um die es sich hier handelt, sind Be- wohner der Alpen der Schweiz, Frank- reichs, Oesterreichs, des Caucasus und selbst der sandigen Steppen Russlands. Von unsern in Europa heimischen Arten unterschied Linne nur Sempervivum tectorum, $. montanum, S. arachnoi- deum, S. globiferum, S. hirtum. Auch jetzt noch sind das gleichsam die Typen, um die sich alle später auf- gestellten Arten gruppiren. Unser be- rühmter Florist „G. D. J. Koch“ gab im Jahre 1843 in der zweiten Auflage seiner Flora germanica eine Uebersicht der ihm bekannten guten Arten von Sempervivum Europas und unterschied deren 11 Arten. In den Jahren 1855 und 1856 zähl- ten „Lehmann und Schnittspahn“ in der Flora, die ihnen bekannte Sem- perviven auf und unterschieden, deren schon 36 Arten. Seitdem haben Schott, Jordan und Andere die Zahl dieser Ar- ten noch sehr vermehrt. Wir selbst haben die uns verschie- den scheinenden Sempervivum-Arten in Erde. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den letzten Jahren aus den verschie- densten Gärten bezogen. Noch sahen wir dieselben lange nicht alle. in Blüthe. Unter den bei uns blühenden Pflanzen konnten wir uns allerdings eines Theils leicht überzeugen, dass in Wahrheit es zahlreiche gute Arten in dieser Gattung gibt, dass die Mehrzahl der aufgestellten neuen Arten aber als For- men dem S. tectorum beizuzählen sind. Eine kurze Aufzählung der von uns in Blüthe beobachteten Sempervivum- Arten, nebst Bemerkung über deren Cultur, lassen wir folgen. Was die Cultur dieser Pflanzen im Allgemeinen betrifft, so lieben alle ei- nen durchaus sonnigen nicht feuchten Standort und eine recht lockere mit Sand oder Mauerschutt stark vermischte Alle bilden am Grunde ihres Stengels oder der alten Rosetien von Blüthen, zahlreiche neue Rosetten, wel- che behufs der Vermehrung im Juli und August abgenommen und einzeln gepflanzt werden. I. Fleischroth, rosenroth oder dunkelroth blühende Arten. A. Blumen bestehen aus 9 bis 12 und mehr sternförmig ausge- breiteten Blumenblättchen. a) Die Blätter der Rosetten sind auf den Flächen bei- derseits unbehaart und nur am Rande gewimpert. 1) Sempervivum tectorumL. Es ist das die gemeinste Art, die in Deutschland als „Hauswurz‘ seit al- ten Zeiten bekannt ist, weil man Rasen dieser Pflanze mit etwas Lehmunterlage [früher auf den Ziegeldächern der Häu- ser vielfach cultivirt fand. Aus den ziemlich grossen Rosetten erhebt sich der Blüthenstand aufrecht und trägt auf seiner Spitze den zusammengedrängten I.. Orginalabhandlungen. rispen - siraussförmigen Blüthenstand. Diese gemeinste Art enthält die schön- sten Formen zur Cultur im Garten. Es wächst auf den sterilsten Bodenarten, überwintert auf trockenem Standort stets gut und bildet bald dichte Rosen von Rosetien und daher für Teppichbeete besonders geeignet. Die Blumen sind meist schön rosa, es kommen aber auch Formen mit blassfleischfarbenen Blumen und tiefer roth gefärbte vor. Aendert ab: a. typicum. Rosettblätier grün. ß. glaucum; Blätter der dichten Rossetten schön blaugrün, an der Spitze schwach bräunlich oder gleichfarbig. S. glaucum Ten. — S. acuminatum Schott. — Eine der schönsten Formen zur Cultur. y. bicolor; Rosette dicht, mit hell- grünen Blättern, deren Spitze scharf abgesetzt purpurbraun gefärbt. — Eine der schönsten Sortenzur Cultur. 6. pyrenaicum; Rosetien gross, dicht, mit blaugrünen, an der Spitze scharf abgesetzt 'purpurbraun ge- zeichneten Btättern. — Semp. py- renaicum hort. — $. calcareum Jord. — Eine sehr schöne und zur Cultur besonders zu empfehlende Form. e. albidum; ähnlich der grünblätt- rigen gewöhnlichen unter «. auf- geführten Form. Blumenblätier aber aus dem fleischfarbenen Ton ins Weissliche spielend. Roselten- blätter an der Spitze schwach bräunlich.—S. ruthenicum h. Par.— S. assimile Schott. — $S. Comoli h. Würzb. — S. albidum Schnittsp. et Lehm. t. expansum; ähnlich var. $, Ro- seiten aber ‚mehr ausgebreitet. — S. stenopetalum Lehm. et Schnittsp. n. pulchrum; ähnlich d, Spitzen- 235 zeichnung der Blätter, aber weni- ger scharf. 9. violascens; Rosettenblälter am Grunde violett, dann blaugrün und mil stark zugespitzier violetibrau- ner Spitze. Blüthenstand niedriger und eiwas mehr ausgebreitet und nach $. Schnittspahni übergehend. ı. rubescens; Blätter am Grunde röthlich-violeti. Aehnlich 9, aber Rosetten mehr ausgebreitet. x. densum; Rosette dicht, mit am Grunde röthlich - violetten, dann blaugrünen und an der ;Spitze schwach bräunlichen Blättern. 4. violaceum; Rosetien dicht, mit blaugrünen violett schillernden Blättern und schwach bräunlicher Spitze. $. Neilreichi hort. w. Mettenianum; ähnlich y, bico- lor, Rosetten aber kleiner. S. Metienianum Schnittsp. et Lehm. Den obigen Formen dürften S. do- lomiticun Hausm. S. Boutignianum Bill. et Gren. $. Schlehani Schott; und S. blandum Schott. noch beizuzählen sein. 2)SempervivumSchnitispahni Lagger. Unterscheidet sich von 8. teciorum nur durch den niedrigern Blüthenstand mit stark abstehenden Blü- thenästen und daher ausgebreiteter Blüthenrispe. Die Rosettblätter sind im jüngsten Zustande schwach kurzhaarig, dann aber bald ausser der Wimperung am Rande kahl. S. Funki Schnitisp. et Lehm. (nec Braun). Scheint ein Bastard zwischen S. tectorum und S. montanum. Von S. Funki Braun durch die bald kahlen Blattflächen verschieden. S. Wyuleri h. Berol. gehört ebenfalls hierher. b) Die Blätter der Roselten beiderseits dicht mit kur- zen drüsentragenden Haa- 236 Gartenflora Deutschiands, renbesetzt. AmRande kaum länger behaari. 3) SempervivummontanumLl. Eine bekannte Art, mit kleinen durch- aus gleichartig behaarten Rosetten, nur einige Zoll hohem Blüthenstengel mit ausgebreiteter armblumiger Blüthenrispe und tief rothen Blumen. Ist in Cultur zarter. Im Winier ziehen sich die grünen Rosetten zusammen, im Sommer breiten sie sich aus und bilden dichte Rasen. Schön zur Oultur auf sonnigen Steinparthien. S. flagelliforme Fisch. — S. hispidulum et piliferum hort. Die Randbehaarung als die der Flächen. länger 4) Sempervivum FunkiBraun. Sehr ähnlich der vorhergehenden Art, Blüthensiand nur etwas höher und die Haare am Rande des Blaties länger als die die Flächen des Blattes deckenden.— Scheint ein Bastard mit S. teciorum zu sein. $, juratum hort. c) Die Blätter der Rosetlten beiderseits mitkurzer drü- siger Behaarung. Randbe- haarung länger wimperig. Auf derSpitzelange weisse Haare, welche die Rosette spinnwebarlig überziehen. 5) Sempervivum arachnoi- | deumL,. Rosetten klein, oben gewölbt, | mit den spinnewebeartigen Haaren der Blattspitzen überzogen. Stengel nur einige Zoll hoch mit ausgebreiteter armblumiger Rispe tief rother Blumen. Wächst gleich S. montanum in den höhern Alpen auf Felsenblöcken und in den Felsenritzen, wo es dichte Polster bildet. In Cultur zärter, liebt gleich Sempervivum montanum stark sandige Erde und volle Sonne und ist besser zu sonnigen Steinparthien als zur Tep- pichcultur zu verwenden. | Russlands und der Schweiz. Eine Form ist Semp. Doellia- num (Schnittsp. ei Lenm.), wo die spinnewebeartige Behaarung an den äl- tern Roseiten verschwindet. Ebenso gehört S. heterotrichum Scholt. einfach zu S. arachnoideum L. 6) Sempervivum tomentosum Lehm. et Schnittsp. Die kleinen Roseiten oben flach, dicht mit silber- weissen ulm: tigem Filz bedeckt. Alles andere gleich $. arachnoideum. Sehr schöne Art, die in den Gärten auch als S. Weohliaune verbreitet ist und wahrscheinlich von dem Pic von Teneriffa stammt. Theilt mit S. arachnoideum die Cultur, und wenn es gelingt, solche auf recht sandigem Bo- den zu grossen Rasen zu erziehen, auch als eine sehr schöne Pflanze für Tep- pichbeete zu empfehlen. Leidet aber gleich S. arachnoideum im Winter leicht. d) Blätter der Rosette beider- seits kahl, am Rande _ ge- wimpert,dieHaare derBlait- spitze bündelförmig, weiss, die Blattrosette nicht spin- nenwebartig deckend. 7) Sempervivum fimbriatum Lehm. et Schnittsp. Roselten mit- telgross, mit grünen an der Spitze bräunlichen Blättern. Scheint ein Bastard von S. arachnoi- | deum und Semp. monianum zu sein. Hierher scheinen auch $. barbulatum Schott. und S. piliferum horl. non. zu gehören. II. Arten mit gelben Blumen. A. Blumenblätter 9—12 und mehr. a) Blätter der Rosetten bei- derseits kahl, am Rande gewimpert. 8) Semperviv.Wulfeni Hoppe. Eine schöne Art mit schwefelgelben sternförmig abstehenden Blumenblättern, I. Originalabhandlungen. die auf den höhern Alpen der Süd- schweiz, Kärnthens, Tyrols und Steier- marks wächst. Rosettblätter blaugrün, am Grunde röthlich. b) Blätter der Rosetten dicht, kurz, weichhaarig, gewim- pert. 9) SempervivumBrauniFunk. Die okergelben Blumenblätter stehen sternförmig ab. Die am Grunde der Fruchtknoten befindlichen Nektarien ha- ben die Form kleiner Schüppchen von quadratischer Gestalt. Dieser letztere Charakter scheidet diese Art von den folgenden Arten dieser Abtheilung, welche kleine drüsenförmige Nektarien besitzen. Wächst in Tyrol und Kärn- then. Rosetten mitielgross mit grünen Blättern. — S. Pittoni Schott dürfte als Form mit blaugrünen an der Spitze scharf dunkelvioleit gezeichneten Ro- settenblättern hierher gehören. 10) Sempervivum grandiflo- rum Haw. Roseitbläiter mittelgross, grün. Blüthenstengel 5—6 Zoll hoch, mit 2—4 zurückgekrümmten armblüthi- gen Blüthenästen. Blumen sehr gross, bis 31/;, €. M. im Durchmesser, mit blassgelben sternförmig abstehenden ge- wimperten Petalen. :Abgebildet tab. 2115 des Bot. Magazine und hat von allen gelbblumigen Arten die weitaus grössten Blumen. Staubfaden roih. 11) Sempervivumruthenicum Lehm. et Schnittsp. Durchaus ähn- lich der vorhergehenden Art, nur sind die Blumen bedeutend kleiner. Blumen- blätter hellgelb, nicht gewimpert. Staub- fäden roth. Wohl nur Form der fol- genden Ari. 12) Sempervivum globiferum L.. Unterscheidet sich eigentlich nur durch die gelben (nicht roihen) Staub- fäden von der vorhergehenden Art, 237 Wächst im Süden Russlands, im Cau- casus und Sibirien wild und ist wahr- scheinlich die Stammart, mit der Nr. 10 und 11 vereinigt werden müssen. $. hispidulum Schott. gehört wahrschein- lich hierher. B, Blumenblätter 6, aufrecht zu- sammenneigend gestellt. a. Blätter des Stengels bei- derseits kurz behaart und ausserdem am Rande länger gewimperl. 13) Sempervivum hirtum L, Rosetten grün, eine Menge junger Ro- seiten auf dünnen Stielchen aus den Blattachseln treibend. Blumenblätter gelblich-weiss, am Rande franzenartig gewimperl. Wächst in den Alpen Oesterreichs. b. Blätter des Stengels bei- derseits kahl, am Rande aber gewimpert. 14) Sempervivum sobolife- rum Sims. Sehr ähnlich dem vorher- gehenden, Blumenblätter aber tiefer gelb. a. typicum; Rosettblätter fast ver- kehrt-oval. In Sibirien, dem Cau- casus und in den Alpen Europas. ß. arenarium. Roseitblätter lan- zeitlich. S. arenarium Koch. — S. Hillebrandti Schott. — S. Neil- reichi Schott. 15) Sempervivum Heuffeli Schott. Unterscheidet sich durch höhere Blüthenstengel, sowie dass die jungen Rosetten nicht so massenhaft auf besondern dünnen Stielen aus den ältern Roseiten hervorsprossen. Ro- settblätter grün, an der Spitze purpur- braun, meist beiderseits ausser den randständigen Wimpern kahl, seltner kurzhaarig. Blumen weissgelb. Wächst im Banat. Ausser den oben erwähnten Arten, haben wir noch viele nicht beobachtete 238 Sorten in Cultur. Unter diesen ist die schönste und decoraliveste Art Sempervivum Reginae Amaliae (Orph.?), welche wahrscheinlich aus den höhern Gebirgen Griechenlands stammt. Dieselbe überwinterte im letz- ten Jahre bei uns im freien Lande und bildet von allen die grössten Roselten. Die Blätter sind anfangs blaugrün, er- halten aber unterm Einfluss der vollen Sonne im Sommer eine scharfe braunpur- purne Rand- und Spitzenzeichnung. (E. R.) c) Zwei für die Cultur neue Ber- beritzen Japans. Unter den vom Hrn. C. Maximowiez aus Japan importirten Berberis befin- den sich zwei 2—5 Fuss hohe Sträu- cher, welche der Berberis sinen- sis Desf. ähneln. Während letztere aber achselständige vielblumige Blüthen- trauben besitzt, die mehrmals länger als das Blatt, besitzen unsere Pflanzen Blumen, die einzeln oder in 2—4 blu- migen Dolden, die so lang oder elwas länger als das Blatt in dessen Achsel sie stehen. Die eine derselben bildet einen Busch von sehr dichtem Wuchse, mit kanti- gen Aestchen, von denen die des lelz- ten Jahres graubraun, die jährigen aber grün und hin- und hergebogen. Die spathelföürmig ovalen Blätter sind am Grunde plötzlich in den Blatistiel ver- dünnt, stets ganzrandig und unterhalb blaugrün. Wir halten diese Art für die B. Thunbergi D. C., welche fälsch- lich mit B. sinensis vereinigt worden ist. Die andere ist nach unserer Ansicht eine noch neue unbeschriebene Art, die wir nach dem berühmten Entdecker, B. Maximowiczi nennen. Die kantigen Aestchen besitzen einen steifen ruihen- förmigen Wuchs, die des letzten Jah- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. res sind tief purpurbraun gefärbt, die jährigen grüngelb, Blätter lanzeitlich- spathelförmig und beiderseits glänzend grün. Beide Arten hielten unsere Pe- tersburger Winter unbedeckt im freien Lande aus, Die in Rede stehenden 3 Arten wer- den sich demgemäss durch folgende Diagnosen unterscheiden. B. sinensis Desf.; ramulis an- gulatis, virgatis, biennibus furco - pur- pureis; foliis spathulato-lanceolatis in- tegerrimis v. paucidentatis; racemis multifloris, patenti-recurvis, folia longe superantibus. B. Thunbergi D. C.; ramulis an- gulatis, biennibus fusco-cinereis, annuis viridibus flexuosis; foliis spathulato- ovatis, integerrimis, subtus glaucis; flo- ribus solilariis v. in umbellis 2—4 flc- ris disposilis, folium aequantibus v. paullo superantibus. B. Maximowiczi; ramulis angu- latis virgatis, biennibus fusco-purpureis; foliis spathulato-lanceolatis, utrinque viridi-nitenlibus. Cetera ut B. Thunbergi. Die Stacheln aller 3 Arten sind ein- fach oder 3theilig. (E. R.) d) Coelogyne biflora Parish. Diese aus Mulmein von Hugh Low eingeführte Orchidee ward von uns direct von dieser berühmten Gärtnerei bezogen und blühete im Juli dieses Jahres. Parish beschreibt diese Art 1865 in dem Gardener Chronicle mit weisser Blume mit braunem Fleck auf der Lippe und einer länglich bandför- migen Lippe, die vor der Mitte beider- seits eckig und eine kleine rundliche Schwiele gerade in der Mitte der in- nern Lippenfläche trägt. Davon weicht unsere Pflanze durch lederfarbene Färbung der Blumen und die unterhalb der Mitte beiderseits mit I. Originalabhandlungen. 239 einem hornarlig vorgestreckten zahnar- | stiel verschmälert, mit dem Blattstiel tigen Lappen versehene Lippe ab. Alle | kaum 1 Zoll lang, die obern schmaler andern Charaktere stimmen überein und | und mehr oder weniger sitzend. Blu- unsere Pflanze ist ein Original-Exemp- | men in spitzenständiger gestielter loser lar. Die Frage, ob die von Parish ge- | Traube, anfangs aufrecht, später mehr gebene Diagnose falsch oder unsere | oder weniger nickend, zu 1—3 in den Pflanze eine andere neue Art darstellt, | Achseln der kleinen Bracteen, von ei- können wir nicht entscheiden. (E.R,) | nem dünnen Blüthenstielchen, das kür- zer als.die Blumenkrone, getragen. Kelch mit linear - pfriemlichen ganzrandigen Lappen, die ungefähr halb so lang als die Blumenkrone, Die blaue glockige Von der schon seit langer Zeit in | Blumenkrone ist bis über die Hälfte unsere Gärten eingeführten Zauschneria | ihrer Länge in längliche Lappen ge- californica wachsen nach Torrey und | theilt. Griffel hervorragend, von der Gray zwei hübsche Formen in den Ge- | keulenförmigen Narbe gekrönt, deren birgen Californiens. - Lappen nicht abstehen. — Zugespitzte Davon ist die eine mit lanzetilichen | gross gezähnte Blätter, nicht so tief in Blättern und kurzer Behaarung, die | Lappen getheilte Blumenkrone und ab- welche schon lange in unsern Gärten | stehende Narbenlappen, unterscheiden sich befinde. Die zweite Form mit | die verwandte C. Scouleri. breiteren ovalen Blättern und längerer Von unserer Pflanze sammelte Roezl absiehender Behaarung war noch nicht | die Samen im Felsengebirge. (E. R.) in Cultur. Diese letztere Form, die sich auch noch durch die kürzere Röhre der Blume und schmalern Lappen der zweitheiligen Blumenblätter auszeichnet, erhielien wir aus Samen, den Hr. Roezl eingesendel. Gedrungenerer Wuchs und breitere Blätter geben dieser zwei- ten Form noch den Vorzug vor der lang bekannten. (E. R.) e) Zauschneria californica Prl. ce. angustifolia und ß. latifolia Torr. et Gr. g) Pentstemon Roezli Rgl. Ein Pentstemon aus der Gruppe von P. pubescens. Stengel aufrecht, wie die Blätter kahl. Blätter ganzrandig; die Wurzelblätter und Stengelblätter bis zur Hälfte des Stengels länglich-lan- zeitlich, in den Blattstiel verschmälert, stumpf oder spitzlich, die obersten Blätter nur sitzend. Blüthenrispe schmal, armblumig, mit kurzen aufrecht - ab- stehenden meist 3-blumigen Blüthen- ästchen. Blüthenspindel und deren Ver- zweigungen, sowie der Kelch mit drü- sentragenden Härchen besetzt. Blu- menkrone nach dem Schlunde zu er- weitert, mit 2lippigem Saume. Anthe- ren nur am Connectivum behaart, mit getrennten Fächern, Der sterile Staub- faden kahl, Die Stengel werden bis 11/, Fuss hoch, Kelchlappen lanzettlich, spitz, f) Campanula Roezli Rgl. Eine hübsche perennirende Campa- nula mit spannenhohem beblättertem Stengel, die der Campanula Scouleri Hook. (Fl. bor. am. pag. 28 tab. 125) zunächst verwandi ist. Stengel nicht verästelt, aufrecht, nur an den Kanten undeutlich scharf. Blätter spitz, scharf gezähnt, oberhalb kahl, unterhalb und am Rande nur bei Betrachtung mit scharfer Lupe schwach rauhlich; die unteın Blätter oval und in den Blatt- ESSEN 240 Blumenkrone lila, ungefähr 20 Mm. lang. Die Samen sammelte Roezl in der Sierra-Nevada Californiens. Die zahl- reichen Formen des P. pubescens unterscheiden sich durch mehr oder weniger gesägte Blätter, mit halb um- fassendem breiten Grunde sitzende Sten- gelblätter und den der Länge nach bartig behaarten sterilen Staubfaden. Ausserdem besitzen wir im Herba- rlum noch 2 andere Arten, die nahe verwandt sind, nämlich P. gracilentum Asa Gray pl. Brewerianae n. 1389 und P. laetum Asa Gray pl. Boland. n. 4751. Das erstere hat zum Unterschiede fast lineare Stengelblätter und einen der Länge nach bartig behaarten sterilen Staubfaden, — das andere ist an allen Theilen mit einer diehten kurzen drü- sigen Behaarung bekleidet. Eine hübsche, im freien Lande aus- dauernde Pflanze. (E. R.) h) Monardella villosaBenth. var. leptosiphon Torr. Torrey in United States and Mexican Boundary p. 129. Die Monardella villosa Benth, ist Band XII. 190 in De Candolles Prodro- mus von Bentham beschrieben. Alle Exemplare, die wir von dieser Art sahen, haben eine kurze graue Behaar- ung, aber nicht eine zottige Behaarung. Aus Samen, die Roezl in der Sierra- Nevada des Nordwestens Nordamerika’s gesammelt, blühete in diesem Sommer eine Pflanze, die sich durch ganzrandige länglich-lanzeitliche Blätter, durch sehr kurze nur unter scharfer Lupe zu .er- kennende Behaarung von Stengel und Blättern, sowie durch Blumen, deren Röhren länger aus dem Kelehe hervor- ragen, von M. villosa unterscheiden. Dazu tritt noch ein Charakter, den Tor- rey (l. c.) nicht erwähnt. Während nämlich bei der ächten M, villosa der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kelch von aussen gänzlich mit steifen, abstehenden Haaren besetzt ist, findet sich bei unserer Form an der Kelch- röhre eine kurze Behaarung und an den Zähnen desselben eine sieife bor- stige Bartbebaarung. Auch von Brewer in Californien ge- sammelte Exemplare dieser Form zei- gen die gleiche Behaarung des Kelches. Eine hübsche perennirende Pflanze, de- ren Kraut wohlriechend und deren röth- liche Blumen in dichten spitzenständi- gen Köpfen stehen. Da die von Roezl in der Sierra- Nevada und im Felsengebirge gesam- | melten Samen, in vielen Händen sich befinden, so lassen wir hier das Ver- zeichniss der Arten folgen, welche im hiesigen Garten bis jetzt zur Blüthe kamen und vom Referenten bestimmt wurden. Planzen, die aus von Roezl im Felsengebirge, um Nevada City und in der Sierra Nevada Nord- westamerikas gesammelten Sa- men zur Büthe kamen. Aconitum uncinatum L. «& typicum. Antennaria /margaritacea R. Br. $ mi- crocephala. Aquilegia canadensis L. var. aurea. (Als Aquilegia aurea eingesendet). Aster Lindleyanus Torr. et Gray. „ sScorzonerifolius Rgl. Wird ab- gebildet. Asterella californica |Rgl. Eine kleine spannenhohe Composite mit spitzen- ständigen einzelnstehenden Blüthen- köpfen, länglichen ganzrandigen Blät- tern, von denen die untern gestielt, die obern sitzend, wenigblumigen Blüthenköpfen, deren 2reihiger Hüll- kelch aus fast gleichlangen fleischi- gen, auf dem Rücken gewölbten Blättchen besteht, blaue Bandblumen ur sh. I. Originalabhandlungen. Bahia leucophylla D. C. Bromus marginalus Nees. Brunella vulgaris L. Calliopsis Atkinsoniana Hook. Callirho@ spicata Rgl. (Wird abgebildet). Campanula rotundifolia L. y americana. Castilleja miniata Dougl. (Wird ab- gebildet). Chrysopsis villosa Nutt. Conioselinum canadense Torr. et Gray, Crepis runcinala Torr. et Gray. Dielytra formosa D. C. Erigeron glabellum Null, 8 asperum Torr. ei Gray. Erigeron speciosum D. C. Erythraea trichantha Griseb. Schöne neue annuelle Pflanze, mit rosarothen Blumen. Gilia aggregata Sprgl. Zweijährige mil G. coronopifolia verwandte Art. Grindelia squarrosa Dun. Helenium autumnale L. $ subinteger- rimum Rgl. Horkelia capitata Torr. et Gray. Zier- liche kleine mit Potentilla verwandie Staude. Macrorhynchus laciniatus Torr. el Gray. Medicago sativa L. Melilotus alba Desrouss. Mimulus cardinalis Dougl. „ Lewisii Pursh. 241 Monardella spec. Nah verwandt mit M. undulata. Kam zur festen Bestimm- ung nicht genugsam zur Blülhe., Pentstemon Gordoni Hook. $ glandulosus. „ procerus Nuit. 8 fimbriatus Rgl. Eine Form aus der Sierra-Nevada mit Kelchlappen, welche von der Mitte bis zur Spitze wimperarlig ge- zähnt. Die gewöhnliche Form be- sitzt am Grunde schwach gezähnte Kelchlappen, welche in eine ganz- randige Spitze vorgezogen. Bei von andern Sammlern wild gesammelten Exemplaren ist die Zahnung der Kelchlappen bald stark, bald schwach. so dass ich auch die in Rede stehende Pflanze nur für eine Form von P. procerus halte. Phleum pratense L. Potentilla glandulosa Lindl. Pycnanthemum californicum Torr. Scutellaria antirrhinoides Benih, Sedum spathulifolium Hook.) werden ab- „ stenopelalum Pursh. -Sgebildet. Senecio aureus L. y borealis Torr. et Gray. Sisyrinchium anceps Willd. Trifolium obtusiflorum Hook. Verbascum Thapsus L. (E. R.) IE a) Abgebildet in der „Illustration horticole.“ 1) Dracaena lutescens striata. A. Versch. (Liliaceae-Asparagineae). Diese zuerst auf der Internationalen Ausstellung in St. Pe- tersburg im Frühjahre 1869 ausgestellt ge- wesene Dracaena stammt angeblich aus Madagaskar und wurde im Etablissement von Ambroise Verschaffelt im Jahre 1865 VIN, 1872, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. eingeführt. Geblüht hat die Pflanze bis jetzt noch nicht, dem Vaterlande nach zu urtheilen, müsste es eine ächte Dracaena sein, da die in Östindien urd im tropischen Afrika, überhaupt in der alten Welt vor- kommenden Drachenbäume alle dieser Gatt- ung angehören, während die Arten der australischen Inselgruppe alle zu Cordyline zu zählen sind, Habituell sieht die Pflanze 16 242 jedoch ungemein der ächten Cordyline in- divisa Forst. ähnlich, die jetzt in den Gär- ten so selten geworden ist, trotzdem man sie vor 10— 15 Jahren unter den Namen Cord. indivisa aureo-variegata häufige an- traf. Sind bei dieser die Blätter mattgrün, mit lebhaft orangefarbenen Mittelnerven und Rändern, so ist die neue Pflanze mit freudig grün und gelblich gestreiften Blät- tern geziert. Die breiten Blätter sind i- near-lanzettlich und überhängend. — In meiner Vermuthuug, dass die Pflanze nur eine Form der neuseeländischen Cord. in- divisa sei, wäre ich noch durch die Be- merkung: des Hrn. Andr& bestärkt, welcher sagt, die Pflanze wachse üppig im kalten oder temperirten Hause; nach ‚meiner Er- fahrung sind die madagaskarischen Pflan- zen in der Cultur keine Freunde einer Temperatur, wie sie solche Gewächshäuser bieten, und wie man sich bei andern ost- indischen Dracänen zur Genüge überzeugen kann. (Taf. 72.) 2) Odontoglossum luteo-purpureum Ldl. var. sceptrum Rehb. fil. (Orchideae). Diese | prächtige Form wurde 1868 von Wallis in in den Wäldern Neugranada’s entdeckt und bei Linden eingeführt, ist eine Abart des ebenfalls schönen, von Herrn Linden früher selbst entdeckten O. luteo-purpureum. Die Blumen erreichen die Grösse von 0. grande. Die Grundfarbe der Sepalen und Petalen ist citrongelb; erstere sind wellig gerandet, mit einem grossen braunen Flecken bedeckt, der bei den beiden seit- lichen nur einen schmalen gelben Rand sehen lässt, bei dem oberen aber durch 1 oder 2 gelbe Querbinden unterbrochen ist. Petalen grobgezähnt, ebenfalls wellig ge- randet, mit vielen unregelmässigen braunen Flecken bedeckt. Lippe ebenfalls’ grobge- zährt, von gleicher Färbung wie die Pe- talen. Cultur im Kalthause. (Taf. 73.) 3) Lindenia rivalis Benth. (Rubiaceae). Benth. Pl. Hartweg. p. 84. — Hook. Ic. Plant. t. 476. — Eine im August und Sep- tember blühende Pflanze fürs temperirte | Haus, entdeckt von Linden in Mexico (Ta- , Philodendron, basco) später von Hartweg in Guatemala | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gesammelt, lebend aber erst im Jahre 1856 durch Ghiesbrecht eingeführt. Ein 2—35 Fuss hoher Strauch mit gegenüberstehen- den, kurzgestielten, länglich-lanzettlichen, lang zugespitzten ganzrandigen, rothgeran- deten Blättern. Blumen langgestielt, Röhre 21/5 —3 Zoll lang. Corolle 5 lappig. Ganze Blume reinweiss. — Vermehrt sich leicht aus Stecklingen. (Taf. 74.) 4) Darlingtonia californica Torrey, (Sarraceniaceae). Bereits öfter in der Gar- tenflora besprochen (s. 1871 p. 311). (Taf. 75.) 5) Philodendron calophyllum Ad. Brongn. (Aroideae). A. Brongn. mss. Ph, niveo-kermesinum Lind. et Andre. — In der Familie der Aroideen gehört die Ein- führung einer neuen Art mit schönen Blu- men zu den Seltenheiten, besonders bei den immergrünen Arten. Um so freudiger begrüssen wir diese Art, von der man wohl mit Recht sagen kann, dass seit der Ein- führung von Anthurium Schertzerianum den Gärten nichts gleich Schönes geboten wurde, Das Linden’sche Etablissement verdankt diese schöne Pflanze Herrn G. Wallis, welcher sie im Jahre 1864 an den Ufern des Rio Branco in Brasilien sam- melte; der eigentliche Entdecker, Melinon fand sie schon früher im französischen Guyana; Stengellos; Blätter aufrecht, läng- lich-lanzettlich, am Grunde keilförmig, wellig gerandet, Blattstiel 8—10 Centim. lang, eylindrisch, purpur gefleckt. Blatt- fläche lebhaft grün, Rand röthlich-violett, mehr als 1 Meter lang, 20 Centimeter breit. Blüthen einzeln, an langen Stielen stehend, Scheide 12—15 Centim. lang, länglich-lan- zettlich, helmförmig, am Grunde eiförmig, geschlossen; ausserhalb schneeweiss, innen brillant carmoisinroth; Kolben robust, cy- | lindrisch, etwas kürzer als die Scheide, weisslich-gelb. Leider wird diese schöne Pflanze sich nicht rasch in den Gärten verbreiten, da die Aroideen ohne Stamm sich äusserst schwer vermehren; besonders welche in der Cultur fast nie Samen tragen. (Taf. 76.) » II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 6) Calathea arrecta Lind. et Andre (Ma- rantaceae). — Maranta setosa Lind. catal. non A.Dietr. — Eine der neuen Pflanzen, welche Linden auf der Internationalen Aus- stellung in St. Petersburg ausgestellt hatte und die damals den Namen Maranta setosa trug; sie hat jedoch mit der Pflanze dieses Namens (Phrynium setosum Rosc. Thalia setosa C. Koch.) nicht die geringste Aehn- lichkeit. Ganze Pflanze glatt; Blätter sehr lang gestielt, 20—25 Centim. lang, 10 C. breit, wellig gerandet, kurz-zugespitzt, ober- halb dunkelgrün mit hellgrüner Rippe, unterhalb dunkelpurpur. Blüthe bis jetzt unbekannt. Eine der eigenthümlichsten Arten der ganzen Gattung. (Taf. 77.) 7) Diospyros Kaki L. fl. var. costata (Ebenaceae). D. costata Carr. in Revue hortie. 1870 p. 131. — D. Schi-tse Bunge sec. Decaisne in Gard. Chr. 1870 p. 39. — Ein von Simon im Jardin des plantes in Paris eingeführter chinesischer oder japa- nischer Fruchtbaum, welcher in Frankreich im Freien gedeiht. Von der Stammart unterscheiden sich die Aprikosen ähnlichen Früchte dadurch, dass sie schwach gerippt sind. Den Streit, der in der Garten-Li- teratur zwischen den Herren Decaisne und Carriere lange wegen dieser Pflanze ge- führt wurde, scheint Hr. Andr& dadurch vermitteln zu wollen, dass er costata als Varietät zu D. Kaki stellt, von der sie aber gewiss nichts als eine Culturform ist, wie es deren bei den eultivirten Fruchtbäumen aller Länder in Mengen gibt. (Taf. 78.) 8) Philodendron daguense Linden et An- dre. (Aroideae). — Eine Art von zweifel- haftem Werthe, wahrscheinlich ebenso wie Ph. Lindenianum nur Form von Ph. squa- migerum Poepp. Wurde von Wallis am Rio-Dagua gefunden und im Etablissement des Herrn Linden eingeführt. — Rankt sehr stark. Blätter herzförmig, scharfge- spitzt, 40 Centim. lang, 30 Centim. breit, oberhalb dunkelgrün, an den Rippen hell- grün, glänzend; unterseits violett gezeich- net. — Vermehrt sich sehr leicht. (Taf. 79.) 9) Stenia fimbriata Lind. et Rchb. fi. 243 (Orchideae). — Entdeckt von Schlim, le- bend eingeführt von Wallis, welcher sie in der neugranadischen Provinz Ocanna fand. Eine Erdorchidee mit länglichen, spitzen Blättern von hellgrüner Farbe und mit auf- rechten, einblumigen Blüthenstielen. Se- palen und Petalen von gleicher Form, läng- lich-lanzettlich, erstere ganzrandig, letztere gefranzt, alle aufrecht zurückgeschlagen ; Lippe sehr stark gefranzt, ebenso blassgelb, wie die übrigen Theile der Blüthe, aber am Grunde mit einer Menge rother Punkte geziert. (Taf. 80.) 10) Camellia Italia unita. Eine Form italienischen Ursprungs mit prächtigen grossen vollkommen imbliquirten Blumen von lebhaft kirschrother Farbe. (Taf. 81.) 11) Calathea Lindeni Wallis (et An- dre) (Marantaceae). — Bereits Gartenflora 1869 p. 1 tab. 601 beschrieben und abge- bildet als Calathea Lindeniana Wallis. Wäre der geehrte Redacteur mit dieser die Pflanze in Blüthe darstellenden Abbild- ung bekannt gewesen, so hätte er sich die Mühe ersparen können, dem Namen des- jenigen, der die Pflanze entdeckte und auch benannte, den seinigen anzuhängen, (Taf. 82.) 12) Oypripedium niveum Rechb. fil. (Or- chideae). Bereits besprochen; Gartenflora 1871 p. 374. (Taf 83.) 13) Fraise double perpetuelle (N. Gau- jard). — Eine von Herrn Nareisse Gau- jard, Handelsgärtner in Gent aus Samen der Erdbeere Janus gezüchtete immertra- gende Sorte, deren Früchte die gewöhn- lichen Monatserdbeeren an Grösse zwei- bis dreimal übertreffen; ist ungemein reich- tragend und wohlschmeckend. (Taf. 84,) 14) Dieffenbachia imperialis Lind. et Andre. (Aroideae),. — Eine an D. Weiri der englischen Gärten erinnernde Art mit dunkelgraugrünen 60 Centim. langen, 30 Centim. breiten eiförmig-elliptischen Blät- tern. — Mittelrippe weiss. Die Blattfläche ist mit unregelmässigen hellgrünen Flecken 16% 244 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Nahen, bedeckt. }iWenn man die Blumen von vie- | wenn sich eine andere Art vorfände, die len dieser sogenannten Arten kennen ler- nen wird, werden dieselben wohl mit al- ten bekannten Arten vereinigt werden müssen. (Taf. 85.) 15) Lonicera sempervirens Ait. var. Plantierensis Ed. Andre. (Lonicereae). — Eine von den Herren Simon Louis freres in Plantieres-lez-Metz, gezüchtete Form, welche die Mitte hält zwischen der typi- schen Form und L. sempervirens Browni Gord. Blumen röthlich-orange. (Taf. 86.) 16) Pyrethrum sinense Sab. var. hor- tenses: Aurelien. Liliputform, schwefelgelb, halbkugelförmig; am Grunde der Ligula befinden sich einige schwarze Striche. Taida. Blumen von mittlerer Grösse; Aster-Formen; Strahlenblüthchen helmför- mig. Maurice Jougla. Ganz kleine Blu- men; reichblühend. Strahlenblüthen roth- braun, goldgelb gerandet. Mille Autier. Ganz kleine, Bellis ähnliche Blume, fast kugelförmig, dunkel- lila, von ausgezeichneter Tracht. Madame Gamber. Kleine Blume, weiss, im Centrum gelb; halbkugelförmig. Souvenir de Mr. Domage. Blume von mittlerer Grösse und unregelmässiger Form, goldgelb. Aissa. Blume klein, fast kugelförmig, dunkellila, im Centrum weisslich. Alle sieben Sorten wurden im Etablissement von Mme veuve Lebois in Toulouse gezüch- tet und kommen in diesem Jahre in den Handel. (Taf. 87.) 17) Phyllotaenium Lindeni Ed. Andre. (Aroideae). — Eine neue Aroideengattung, die jedoch wahrscheinlich von kurzer Dauer, da sie sich bei genauerer Untersuchung nicht von Acontias oder Xanthosoma un- terscheiden dürfte. Den Gattungsnamen vor dem Umstande herzuleiten, dass die Blätter von weissen Bändern durchzogen sind, ist jedenfalls unpraktisch, denn er würde sofort zu passen aufhören (ange- nommen er sei im Uebrigen unanfechtbar), zu dieser Gattung gehörte, aber grüne Blätter ohne Bandstreifen besässe. Wir haben zwar eine Orchideergattung Taenio- phyllum Bl., da bezieht sich aber das zeı- vıe auf die dieser Gattung eigene lineare Form der Blätter. — Die schöne von Wal- lis 1868 in Neugranada entdeckte, von Lin- den als Xanthosoma Lindeni in den Han- del gegebene Pflanze hat einen knolligen Wurzelstock; die langen, cylindrischen, am Grunde scheidigen Blattstiele sind braun punktirt; die 30 Centim. langen, 15—20 Centim. breiten, pfeilförmigen Blätter ha- ben lang ausgezogene abstehende Ohren, sind von hellgrüner Farbe und an der Mittelrippe und den Rippen erster Ord- nung mit weissen Bändern geziert. — Die Pflanze scheint, da die Blätter zahlreich erscheinen, von grossem decorativem Werthe (Taf. 88.) zu sein. 18) Peperomia velutina Lind. et Andre. (Piperaceae). Eine von Wallis in Ecuador gesammelte Art mit rothen Stengeln und zollgrossen, eiförmigen zugespitzten Blät- tern, welche fleischig und von dunkelgrü- ner, metallisch-glänzender Färbung sind; die Mittelrippe ist mit einem breiten unre- gelmässigen silbernen Bande gezeichnet und auch die übrige Aderung tritt durch ihre gleichfarbige Begränzung hervor. Die Unterseite der Blätter ist von grünlicher Färbung. — Die Blüthen bis jetzt unbe- kannt. (Taf. 89.) 19) Steudnera colocasiaefoia C. Koch. (Aroideae). Abgebildet in der Gartenflora 1869. t. 633. (Taf. 90.) 20) Odontoglossum bicetoniense Ldl. var. album. (Orchideae). Von der Stammart, welche in der Gartenflora wiederholt be- sprochen wurde, durch die reinweisse Lippe unterschieden. (Ta 21) Adiantum tenerum farleyense (Fili- ces). — A. Farleyense Th. Moyre in Journ. Roy. Hort. Soc. I. p. 82). — Ein prächti. ges Adiantum, durch Herrn Briggs von der westindischen Insel Barbados und nach dem Landsitze Farley Hill benannt. Moore IT. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. glaubt, dass es ein Bastard von A. tene- rum und A. trapeziforme sein könne; da es zwischen beiden die Mitte hält. Eine vollkommen ausgebildete Pflanze erreicht eine Höhe von 50 Centimeter; die Blätter sind zusammengesetzt, die gestielten, am Rande gezähnten Fiederchen sind rhom- boid. Die Spindel ist dünn, glänzend schwarz. Die Blätter hängen elegant über. (Taf. 92.) 22) Phormium Oolensoi Hook. fi. varie- gatum (Liliaceae). Eine bunte Form des- jenigen neuseeländischen Flachses, der in der Gartenflora 1869 t. 652 als Ph. tenax Forst. 8. Cooki abgebildet ist; Baker be- trachtet, und wohl mit Recht denselben als selbständige Art; die bunte Pflanze ist weit schöner als die weissgestreifte Abart des typischen Phormium tenax. — Ver- mehrt sich leicht durch Theilung. Aus Samen erzieht man gewöhnlich nur grüne Exemplare. (Taf. 95.) 23) Trichopilia fragrans Ldl. var. no- bilis Lind. et Andre. (Orchideae). — Tri- chopilia candida Lind. Lindl. Orch. Lind. Nr. 649. — Pilumna nobilis Rehb. fil. in Linnaea XXII. p. 343. — Pilumna frag- rans grandiflora Lind. Cat. Eine schöne reinweisse Form (ausgenommen den kleinen gelben zweitheiligen Flecken am Grunde der Lippe) von T, fragrans und wurde von Linden in Venezuela (Merida) entdeckt. (Taf. 94.) b) Beschrieben in „GardenersChro- nicle.“ 24) Dendrobium fugax Echb. fi. (Or- chideae). Eine merkwürdige neue Art mit glänzenden Bulben von 1— 2 Zoll Länge. Blumen gelb, Lippe weiss, mit purpur und gelb gezeichnet. Dieselben sind von so zarter Structur, dass ihre Dauer nur einige Minuten beträgt. Als die Pflanze im März 1371 bei J. Day, Esq. zur Blüthe gelangte, wurde sowohl eine Zeichnung angefertigt, als auch zwei Blumen getrocknet. Als Art steht sie zwischen D. convexum Ldl. und D. xantholeucum Rchb. f., ist aber durch den mittleren Theil der Lippe ge- 245 Stammt aus Ostin- (1571 p. 1257.) nügend unterschieden. dien. 25) Trichocentrum capistratum Lind. Rechb. fil. (Orchideae). Eine der grössten Kuriositäten in der Familie der Orchideen. Obleich es viele Gattungen mit doppelten Sporen gibt, z. B. Satyrıum, Comparettia, Diplocentra, aber eine Orchidee mit 5 Spor- nen war bis jetzt noch nicht bekannt. Blumen klein, gelb, mit weisser Lippe, welche purpur gezeichnet ist. Herr Prof. Dr. Reichenbach war anfänglich, als er die Art zum ersten Male in Lindens Etablisse- ment sah, zweifelhaft, ob es nicht eine monströse Form sei; jedoch hat eine an- dere Art, Tr. cealoceras Endr, Rchb. fill, von Endres in Costa Rica gesammelt, ei- nen ebenso gestalteten Sporn. (1571 p. 1257.) 26) Oypripedium Ashburtoniae Rech. fil. (C. barbato-insigne) (Orchideae). Diese neue hybride Form wurde von Herrn Cross, Gärtner der Lady Ashburton in Melchet- Park, Hampshire , gezüchtet. Sie steht in der Mitte zwischen ihren Eltern; die Blät- ter gleichen im Umrisse denen von C. in- signe, aber sie sind kürzer, dunkler, mit Zeichen von Netzaderung, Blüthenstiel und Bracteen ähneln mehr C. barbatum. Das obere Sepalum ist wie bei C. barba- tum, aber es hat die Aderung und Flecken wie C. insigne. Die Petalen ähneln mehr denen von (, barbatum, haben aber nicht die Verbreiterung an der Spitze etc. (1871 p. 1647.) (E. E.) c) In verschiedenen Schriften publiecirt. 27) Dasystoma quercifolia Benth. Nach ° einem von Hrn. Haage und Schmidt in Er- furt erhaltenen Clich& gaben wir von die- ser Pflanze pag. 68 dieses Jahrganges eine verkleinerte Abbildung. Beistehend geben wir gleichfalls nach einem von Hrn. Haage und Schmidt in Erfurt uns überlassenen Cliche, die Abbildung dieser schönen neuen Pflanze, deren Einführung das Verdienst der genannten Herren ist, in Lebensgrösse. (E. R) 246 23) Masdevallia Veitchiana h. Veitch. (Orchideae). Wir haben dieser wunder- bar sehönen Orchidee schon erwähnt, nach den Exemplaren, welche wir in London bei Veitch und früher auf der Ausstellung in Petersburg blühen sahen. Die bei- stehende Abbildung ist eine Wiederholung der pag. 1421 Jahrg. 1871 gegebebenen Ab- bildung im Botanical Magazine. Weshalb dort unser deutscher Monograph der Or- chideen, Hr. Reichenbach fil. diese schon seit 3 Jahren von Veitch „Masdevallia Veit- ehiana“ benannte Pflanze, zu „Masdevallia Harryana“ umtauft, scheint nur dadurch erklärlich, dass derselbe diese Pflanze spe- ciell dem Andenken des verstorbenen „Harry Veitch“ widmen wollte. Diese Art ist leicht charakterisirt durch das verlängert -spathelförmige, nach dem Grunde zu ganz allmälig verschmälerte und an der Spitze ausgerundete schmale Blatt, ferner durch die grossen prächtig scharlachfarbenen Blumen, deren seitliche Sepalen breit halboval und in eine lange dünne Spitze vorgezogen, während das nach hinten stehende Sepalum aufrecht und gleichfalls in eine lange schmale Spitze vor- gezogenist. Es ist eine der schönsten Arten der Gattung Masdevallia, welche Gattung in einer grossen Mannigfaltigkeit von For- men in einer Höhe von mehr als 10,000 Fuss in den Anden von Neu-Granada und Peru wachsen. Sollen dieselben daher gut gedeihen, so müssen sie mit den hochalpi- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nen Odontoglossum-Arten in der kühlen Abtheilung des Orchideenhauses eultivirt werden. Im Wuchse ähneln dieselben den Pleurothallis-Arten, haben aber sämmtlich viel schönere Blumen. Bis jetzt sind un- gefähr 50 Arten der Gattung Masdevallia bekannt, aber leider ist die Einführung dieser schönen Pflanzen in die Gärten Eu- ropa’s so schwierig, dass von den vielen Tausenden von Exemplaren, die nach Eu- ropa gesendet wurden, nur eine verschwin- dend kleine Anzahl am Leben geblieben ist. Wir wissen, dass von grossen Send- ungen dieser Pflanzen oft nicht ein einzi- ses Exemplar lebend in London ankam. Die Masdevallia-Arten werden am ge- eignetesten in kleine Töpfe eingepflanzt und nahe dem Glase aufgestellt, bei Son- nenschein beschattet und in kühler Tem- peratur und feuchter Luft gehalten. Die Lage des Gewächshauses‘, welches zur Cul- tur der Masdevallien bestimmt ist, wird deshalb am geeignetesten eine solche nach Norden sein. M. Veitehiana, von der der beistehende Holzstock Fig. A die Abbild- ung in der natürlichen Grösse gibt, ist die schönste aller bis jetzt bekannten Arten. Kaum weniger schön ist M. tovarensis (vergl. unsern Holzstock Fig. B), welche aus Tovar in Columbien stammt und auf der Spitze jedes Blüthenstiels ein Paar von Blumen in der reinsten weissen Farbe trägt. (Frei nach Botanical Magazine). (E. R.) IM. No 1) Xeranthemum annuum fl. pl. (Immortelle annunelle & fleur pleine) unter- scheidet sich wohl nieht in der Form von der violet rothen Typusart, wohl aber in der Blüthe, die gross, mehr gefüllt und von sehr schöner violettpurpur Farbe ist. Diese Immortelle eignet sich so wie die audern zu frischen und auch trockenen Bouquets, Kränzen etc. Setzt man diese Blumen den salpetersauren Dämpfen aus, tizen. so erlangen sie eine noch lebhaftere rothe Farbe. Im Juli an Ort und Stelle ange- baut, erhält man noch im Herbste reich- liche Blüthen. 2) Chichoröe frise d’ete, auch Chi- choree fine d’ete, und Chichoree d’Italie, geniesst alle Beachtung als Salatpflanze, man cultivirt sie aber sehr wenig, weil sie so bald in Samen übergeht. Da gibt nun De IIL. Notizen, Prof, Reynaud (Rev. hort. 1872 p. 17), um diesem Uebel entgegenzutreten, ein sehr einfaches Mittel an; er empfiehlt den Samen an Ort und Stelle anzubauen, oder eigentlich zu stupfen in einem vorher ge- hörig zubereiteten Boden und besonders derart, dass zwischen einer und der andern Pflanze der kleinste, ohngefähr 1 Dec. breiter Raum gelassen werde, damit die Blätter anstatt sich zu legen, wie es ge- wöhnlich der Fall ist, in die Höhe wach- sen; auf diese Weise bilden die Pflanzen einen dichten Busch und das Licht trifft nur die Spitzen der Blätter. Diese Me- thode bietet mehrere Vortheile, man er- spart Arbeit, Zeit und Raum und erlangt dabei einen viel feineren weissen Cichorie- salat. 3) Mittel gegen Insekten. Gärtner Leroy in Passy reinigt seine Treibhauspflanzen mit reinem Alkohol (Rev. hort. 1872 p. 63); hiedurch werden die In- sekten vertilgt, ohne dass die Pflanzen hie- bei beschädigt werden. — Behufs Vertilg- ung der Kohlweisslinge u. a. Raupen, wel- che sich auf den Blättern der Blumen u.a, Kohlarten vorfinden, findet man auf den betreffenden Feldern zu Meaux (l. c. p. 31) zwischen den Pflanzen beblätterte Aeste von Hollunder eingesteckt, auf diese ziehen sich alle Raupen hin — sind diese Aeste voll, so vertilgt man sie durch Feuer, und ersetzt sie durch neue, — Auch die Erd- flöhe sind höchst lästige Insekten in den Gärten, die man so viel als möglich zu vertilgen sorgen muss, In der Rev. hort. (p. 42 de 1872) wird ein sehr einfaches Mittel angegeben — man befestige näm- lich an einen Stock einen mit Theer be- strichenen Lappen und fahre mit diesem über die mit Erdflöhen bevölkerten Pflan- zen, selbe springen alle auf den Lappen und kleben hier derart an, dass sie sich nicht mehr rühren können. 4) Ringstrassen-Allee in Wien. Nach der N. Fr. Presse setzen wir unsere Berichte über die Ringstrassen-Allee in Wien fort, da diese Berichte für alle iy 247 grossen Städten herzustellende Promenaden eine grosse Wichtigkeit haben. Der Schlusssitzung der Ringstrassen- Allee-Enquetecommission wurde der Kunst- gärtner Herr Daniel Hooibrenk beigezogen. Derselbe hat abermals ein umfassendes Gut- achten abgegeben. Seiner Meinung nach ist die Ursache des Absterbens so vieler Bäume in der überstürzten Eile, mit der sie gepflanzt werden mussten, im Mangel an hinlänglicher Vorbereitung des Bodens und in der Bezugsquelle der Bäume selbst zu suchen. Um diesem Uebelstande in Zukunft vorzubeugen, schlägt Hooibrenk vor, so lange nicht aus eigenen hierortigen Baumschulen der Bedarf an jungen Bäu- men gedeckt werden kann, die aus den wärmeren Gegenden bezogenen Bäume früher einer besonderen Cultur-Methode zu unterwerfen, ehe sie an die Ringstrasse ge- pflanzt werden. Sie sollen in grobgefloch- tene Körbe gesetzt, mit denen sie über Winter auf einem gegen Norden geschütz- ten Platze wo möglich auf einem warmen Untergrund in die Erde versenkt werden. Der auf diese Weise behandelte Baum ist in voller Lebensthätigkeit und wird sich bald akklimatisirt haben. Zur Erhaltung und Verbesserung der schon bepflanzten Bäume räth Herr Hooibrenk die Einführ- ung von Luftdrainage an, die den doppel- ten Zweck hat, die etwas spärliche Luft in die Tiefe des Bodens zu leiten und das Entweichen allfallsiger Gasansammlungen zu ermöglichen. Mit der Wahl der Arten, nämlich Ailanthus und Piatanus ist er voll- kommen einverstanden; bringt aber über- dies noch eine Serie von circa zwanzig Baumgattungen, besonders Ahorn in Vor- schlag, mit denen erfolgreiche Versuche anzurathen wären. Die Commission, wel- cher auch der Stadtgärtner beigewohnt, und bei welcher G.-R. Schiffker als Ob- mann den Vorsitz geführt, hat hierauf fol- gende Beschlüsse gefasst: 1) Nach der von Hooibrenk angegebenen Methode sind 50 Bäume in Körben vom Stadteärt- ner im Einvernehmen mit Herrn Hooibrenk zu ziehen; 2) hat Herr Hooibrenk 12 Stü ck Bäume nach seiner Auswahl und Method e 248 auszuspannen, zu draimiren und zu cul- tiviren; 3) bei Ankauf von Ailanthus und Platanen hat der Stadtgärtner eine beson- dere Auswahl zu treffen; 4) die Baumwur- zeln und Baumscheiben sind vor Belastung durch Pflastermateriale strenge zu bewah- ren; 5) dis Stadtsäuberung hat den Anord- nungen des Stadtgärtners auf Schutz der Bäume Folge zu leisten. Den Experten wird der Dank der Commune für das freund- liche Entgegenkommen auf die erhaltene Einladung ausgesprochen. Schiffner, für die Stadterweiterungs- Commission, empfiehlt folgende Anträge in Betreff der besseren Erhaltung der Ring- strassen-Alleen: 1) Die Errichtung einer Baumschule (schon früher vom Stadtgärtner beantragt) auf dem Terrain des Central-Friedhofes im Ausmaasse von &3/, Joch. 50 Stück Bäume sind zur Vorschulung in Körben zu ziehen, und ist der Herr Stadtgärtner zu beauftra- gen, dies im Einvernehmen mit Herrn Hooi- brenk in Ausführung zu bringen. 2) Die Vornahme von Drainage-Versu- chen, und zwar vorläufig nur bei 50 Bäu- men. (Vom Stadtgärtner wurde die Ein- führung der Luftdrainage bei allen Bäu- men der Ringstrasse vorgeschlagen). Herr Hooibrenk wird ersucht, an 12 Stück Bäu- men nach seiner Auswahl und Methode Versuche mit dem Ausspannen, Drainiren und Cultiviren anzustellen. 3) Bei jeder Strassenkreuzung sollen 3 + 3 Bäume (rechts und links), also sechs Bäume mit Schutzgittern versehen werden. (Schon früher vom Stadtgärtner empfohlen). 4) Das Anbringen von Barrierestöcken (schon früher vom Stadtgärtner empfohlen) wird abgelehnt, jedoch soll der Stadtgärt- ner dort, wo Neubauten geführt werden, stets rechtzeitig für den Schutz der Bäume Vorsorge treffen. An jenen Strecken, wo Bauten in Zukunft zu führen oder gegen- wärtig im Bau begriffen sind, haben die Baumsetzungen so lange zu unterbleiben, bis die Bauführungen gänzlich beendet sind. 5) Es sind zwei Ringstrassen - Aufseher zu bestellen. Das Stadtbauamt und die Wiener Tramway-Gesellschaft sind auf das Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. strengste anzuweisen, bei Umpflasterun- gen ete. keine Steine oder Baumaterialien nächst dem Baumstamme, sowie auf der Baumscheibe anzuhäufen. Die Stadtsäuber- ungs-Organe sind durch das Stadtbauamt anzuweisen, dass sie stets und genau den Anforderungen des Herrn Stadtgärtners in Bezug auf Baumerhaltung Folge leisten. 6) Eine Verschärfung der Gesetze ge- gen den Baumfrevel und strenge Handhab- ung derselben anzustreben. 7) Die fehlenden Ailanthus und Plata- nen sınd für diesmal mit Bäumen gleicher Art zu ersetzen. Dieselben sind vom Hrn. Stadtgärtner im gewöhnlichen Wege und im Einvernehmen mit dem Magistrate an- zukaufen und die grösste Sorgfalt sowohl bei der Answahl der einzelnen Bäume als auch bei dem Setzen derselben zu ver- wenden. 8) Der Herr Bürgermeister wird er- sucht, den Herren Experten im Namen des Gemeinderathes den verbindlichsten Dank auszusprechen. Professor Bauer tadelt, dass die En- quete, welche am 31. October tagte, zu wenig Werth darauf gelegt hatte, zu unter- suchen, ob der Einfluss des Gases auf die Fortpflanzung der Bäume nicht schädlich einwirke. Sprecher betont, dass er schon im Juni vorigen Jahres dieses Umstandes erwähnt habe, und dass diese Vermuthung Bestätigung findet in der December-Num- mer der „Botanischen Zeitschrift“, wo auf Grundlage angestellter Versuche die That- sache als constatirt erscheint, dass der Ein- fluss des Gases auf die Pflanzungen äus- serst verderblich einwirkt. Sprecher hat in Folge dessen in der Gascommission den Entwurf eines Regulativs zu Stande ge- bracht in Betreff der Anlage von Gasleit- ungen. (Bravo!) Schedling bemerkt, dass die Experten nur ihre subjeetiven Ansichten aussprechen ; es zeige sich, dass sie wohl Obstpflanzun- gen, nicht aber Alleepflanzungen verstehen. Er verstehe das besser und empfehle Aka- zien und Linden. Sprecher betont noch, er sei zwar Demokrat, möchte aber doch empfehlen, der Sicherheitswache eine Prä- N EEE ART IDEE UOTE NENNE NETTE Be nase h IIL. Notizen. 249 mie auszusetzen für die Anhaltung jedes muthwilligen Beschädigers. Steudel empfiehlt, dass aus Erspar- ungsrücksichten von den Anträgen der Commission Umgang genommen und die Ringstrasse mit Akazien, Linden oder Ka- stanien bepflanzt werde. Der Referent bekämpft die gegen die Enquete geführten Angriffe und bemerkt, er möchte gerne von dem Sprecher, wel- cher den Einquetebericht tadelt, wissen, was er eigentlich von einer Enqu£te wünscht, wenn ihm die auf Erfahrung und Studien abgegebene subjective Ansicht nicht genügt. Wenn gesagt wurde, diese Baumpflanzungen werden überhaupt nicht fortkommen, so steht diesem Ausspruche der Erfahrungssatz gegenüber, dass von 1200 Bäumen nur 150 abgestorben sind — ein Percentsatz, der mit Rücksicht auf die Verhältnisse der Ringstrasse gerade kein abnormer ist. Gegen die Linde und Ka- stanie führt der Referent die Aussprüche der Experten ins Treffen. Diese lauten: „Der Lindenbaum ist unstreitig ein prachtvoller Baum durch seine pyramidale Form, spendet durch sein Laub viel Schat- ten, durch seinen Duft einen angenehmen, gesunden Geruch in der Zeit seiner Blüthe; jedoch hat dieser Baum das eine Unange- nehme, dass sein Blatt eine kleine fettige Anlage hat, so dass sich jeder Staub auf ihm ansetzt und hauptsächlich bei trocke- nen Winden, wenn nicht hinlänglich Was- serstoff in der Luft aufgelöst ist, er von kleinen, mit freiem Auge kaum bemerkba- ren gelbröthlichen Spinnen ganz bedeckt wird, die so schädlich einwirken, dass die Linde Anfangs August blattlos dasteht, wie sich Jedermann bei den bestandenen Lin- den-Alleen auf dem Glacis erinnern wird. Der amerikanische Nussbaum ist ei- ner der schönsten Bäume, die eingeführt sind, hat schönes gefiedertes Laub, sein Holz ist so hart wie Ebenholz und wäre auf jeden Fall zu empfehlen, wenn nicht bei Anpflanzungen auf öffentlichen Strassen durch das Herabfallen seiner riesengrossen Nüsse, durch den Wind verursacht, für Pas- santen manche Unannehmlichkeiten zu be- fürchten wären; das Fallen des Laubes und der Frucht geschieht gewöhnlich zu gleicher Zeit, so dass man sehr leicht einen gefährlichen Fehltritt machen kann, indem die Frucht dieses Baumes eine Schale wie die Pomeranze hat, die eigentliche Nuss aber so hart ist, dass sie kaum mit einer Hacke zerschlagen werden kann.‘ Die Anträge der Commission werden angenommen. 9), DerFrostschaden an den Obst- bäumen im Grossherzogthum Sach- sen im Winter von 1870 zu 71. Der Winter 1370 zu 71 hat in unseren Obstbaumpflanzungen so unerhört gewüthet, dass es dem Grossherzoglichen Staats- ministerium nicht unzweckmässig erschien, die von dem Unterzeichneten vorgeschla- gene Anfertigung von Verlustlisten im gan- zen Grossherzogthum anzuordnen. Wenn nun auch die Ausführung einer solchen Massregel ihre Schwierigkeiten hat und auf ganz genaue Angaben der Verlustzahlen mit Sicherheit nicht gerechnet werden kann, so ist es dennoch immerhin von hohem Interesse, sich durch eine solche Zählung ein ungefähres Bild von den enor- men Verlusten vorzuführen und die unaus- bleiblichen Folgen davon in Betracht zu ziehen. Leider ist die Gesammtverlustzahl aller im ganzen Grossherzgthum getödteten Obstbäume eine so bedeutende, dass wohl Niemand eine Ahnung davon gehabt hat. Der Gesammtverlust beziffert sich nämlich auf 601,345 Stück und vertheilt sich auf sämmtliche Verwaltungsbezirke wie folgt: A. Im I. Verwaltungsbezirke (Weimar) mit 157 Gemeindebezirken und Einschluss der Rittergüter auf einem Flächengehalt von 17,9,3 Quadratm. wurden durch den Frost getödtet 195,739 Stück Obstbäume, nämlich 21,099 Apfelbäume, 12,643 Birn- bäume, 147,851 Zwetschenbäume, 259 Ap- rikossnbäume, 55 Pfirsichbäume, 4810 Süss- kirschbäume, 2,773 Sauerkirschbäume, 2383 Wallnussbäume, 190 Mispelbäume, 2202 Verlust an Chausseen, Summa 195,739. Den grössten Verlust in diesem Verwaltungsbe- zirk erlitt der Ort Wallichen durch das 250 Absterben von 8050 Obstbäumen, während die Bäume in den Fluren folgender 13 Ge- meindebezirke unbeschädigt blieben: Un- terpörlitz, Stützerbach,, Schöndorf, Roda, Rittersdorf, Rettwitz, Obersynderstedt, Ober- pörlitz, Maina, Kammerberg, Hassfeld, Brei- tenheerda, Grosslohma. B. Im II. Verwaltungsbezirk (Apolda) mit 152 Gemeindebezirken und Einschluss der Rittergüter wurden auf einem Flächen- gehalt von 11,4, Quadratm. durch den Frost getödtet 326,405 Stück Obstbäume, nämlich 17,192 Aepfelbäume, 11,306 Birn- bäume, 269,208 Zwetschenbäume, 2444 Pflaumenbäume, 1429 Aprikosenbäume, 438 Pfirsichbäume, 10,332 Süsskirschbäume, 2785 Sauerkirschbäume, 10,569 Wallnussbäume, 658 Mispelbäume, Sa. 326,405 Stück. Den grössten Verlust nicht allein in diesem Ver- waltungsbezirk, sondern im ganzen Gross- herzogthume erlitt der Gemeindebezirk Neu- engönna durch die Vernichtung von 10,459 Obstbäumen. Unbeschädigt blieben die Bäume in den Fluren folgender 4 Gemein- debezirke, nämlich in Poppendorf, Cop- panz, Döbritschen, Schorba. C. Im III. Verwaltungsbezirk (Eisenach) mit 73 Gemeindebezirken und Einschluss der Rittergüter auf einem Flächengehalt von 11,,,„ Quadratm. wurden durch den Frost getödtet 23,624 Stück Obstbäume, nämlich: 2,935 Apfelbäume, 1451 Birnbäume, 15,359 Zwetschenbäume, 235 Pflaumen- bäume, 41 Aprikosenbäume, 27 Pfrsich- bäume, 2593 Süsskirschbäume, 498 Sauer- kirschbäume, 479 Wallnussbäume, 6 Mis- pelbäume, Sa. 23,624 Stück. Den grössten Verlust erlitt in diesem Verwaltungsbezirk der Ort Bischofsroda durch das Absterben von 8105 Obstbäumen, Unbeschädigt blie- ben die Bäume in den Fluren folgender 9 Gemeindebezirke: Eckardtshausen, Berka a. d. W., Dippach, Dankmarshausen, Gerst- ungen, Grossensee, Untersuhl, Burckhardts- hausen, Ettenhausen. D. Im IV. Verwaltungsbezirke (Derm- bach) mit 75 Gemeindebezirken und Ein- schluss der Rittergüter wurden auf einen ! Flächengehalt von 10,43 Quadratm. 7561 Stück Obstbäume durch den Frost getödtet, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nämlich: 1408 Apfelbäume, 1002 Birn-, 2637 Zwetschen-, 192 Pflaumen-, 1 Apri- kosen-, — Pfirsich-, 1522 Süsskirschbäume, 341 Sauer- 258 Wallnuss-, — Mispelbäume. Sa. 7361 Stück. Den grössten Verlust in diesem Verwaltungsbezirk erlitt der Ort Geismar durch das Absterben von 793 Obst- - bäumen. Unbeschädigt blieben die Bäume in folgenden 26 Ortschaften: Fischbach, Klings, Empfertshausen, Lenders, Möckritz, Neid- hardtshausen, Steinberg, Buttlar, Gersten- grund, Reinhards, Walthers, Wenigentuft, Kaltennordheim, Franckenheim, Kaltenwest- heim, Reichenhausen, Schafhausen, Unter- weid, Wohlmuthshausen, Zillbach, Weilar, Melpers, Ostkeim, Sordheim, Stetten Pferdsdorf. E. Im V. Verwaltungsbezirke (Neu- stadt) mit 167 Gemeindebezirken und Ein- schluss der Rittergüter auf einem Flächen- gehalt von 11,399 Quadratm. wurden durch den Frost getödtet 48,716 Stück Obstbäume, nämlich : 4318 Apfelbäume, 3205 Birnbäume, 37,705 Zwetschenbäume, 2085 Pflaumen- bäume, 31 Aprikosenbäume, 57 Pfirsisch- bäume, 775 Süsskirschbäume, 229 Sauer- kirschhäume, Wallnussbäume, 2 Mispel- bäume. Sa. 48,716 Stück. Den grössten Verlust erlitt die Gemeine Oberrenthendorf, durch das Absterben von 4526 Stück Bäu- men. Unbeschädigt blieben die Obstbäume in folgenden 14 Ortschaften, als in Bucha, Daumitzsch, Dreba, Grobengereuth, Keila, Kleina, Laskau, Moderwitz, Neudeck, Po- sen, Schmieritz, Tausa, Untendorf, We- nigenauma. Aus Vorstehendem ergibt sich, dass der II. Verwaltungsbezirk am meisten und der IV. am wenigsten gelitten hat. Von wel- cher Bedeutung diese Verluste nicht bloss für einzelne Orte, sondern für ganze Di- strikte des Landes sind, wird sich in der Kürze zeigen, namentlich wird der kleinere Landwirth die ziemlich sicheren Einnah- men aus dem Frühobst vermissen, wodurch gewöhnlich die laufenden Ausgaben für den Hausstand gedeckt wurden. Aber auch Wohlhabendere werden darunter zu leiden haben, denn das Beispiel, dass auf den Ländereien einer einzigen Pfarrei 18 Klaf- I, tern Scheitholz von Zwetschenbäumen ge- macht wurden, steht nicht vereinzelt da. Um nun näher auf die Ursachen dieses un- erhörten Falles einzugehen, gestatte ich mir Folgendes zu bemerken: Obgleich sich bereits eine anschnliche Zahl erfahrener und tüchtiger Fachmänner bemüht hat, die eigentlichen Ursachen dieses furchtbaren Ereignisses zu erforschen, so ist es dennoch Niemand gelungen, sichere Nachweise über der ganzen Sachverhalt zu geben. Mich haben die aufmerksamsten Beobachtungen eines leider so bedeutenden Materiales nur auf eine Menge von Widersprüchen und Unklarheiten geführt, die ich nachstehend folgen lassen will. Im Allgemeinen nimmt man an, dass Obstbaumpflanzungen 'auf Anhöhen weniger als in Niederungen und Thälern vom Frost leiden, allein der Ver- lust von 10,569 Wallnussbäumen im I. Verwaltungsbezirke, die fast sämmtlich auf Anhöhen standen, widerspricht dieser Be- hauptung. Ebenso glaubt man, dass die zerstörenden Einwirkungen des Frostes auf das Pflanzenleben sich nirgend mehr als in Niederungen oder in der Nähe der Flüsse oder stehenden Gewässer geltend machen, allein verschiedene, von mir beob- achtete Fälle stimmen damit nicht überein. So haben z.B. auf einem mir zugehörigen Grundstück, die ganz in der Nähe des Ufers der Saale stehenden französischen veredelten Pflaumen- und französischen Birn- sorten nicht gelitten, während die entfern- ter und geschützter stehenden Bäume to- tal erfroren sind. Ebensowenig lässt sich behaupten, dass alte Bäume mehr als jün- gere gelitten, denn mehrere Pflanzungen an unseren Chausseen und Verbindungswe- gen und auf Gemeindeareal beweisen das Gegentheil. Den Einwirkungen des Glatt- eises kann man diese Verheerungen eben- falls nicht zuschreiben, weil oft in den ex- ponirtesten Lagen, mitten unter Massen todter Bäume sich mehrere völlig gesunde Exemplare vorfinden. In Berücksichtigung aller dieser Erfahrungen scheint der Haupt- grund dieser Zerstörungen einfach in der langen Dauer so ausserordentlich hoher Kältegrade, und in der grösseren oder ge- Notizen. 251 ringeren Widerstandskraft jedes einzelnen Baumes zu liegen. Jena, im Mai 1872, H. Maurer. Nachschrift von E. Regel. Dass die lang andauernden hohen Kältegrade einen entschieden schädlichen Einfluss auf viele Bäume haben, und dass oft nur nicht nachzuweisende Verhältnisse das eine Ex- emplar vor dem Erfrieren retten, während andere Exemplare der gleichen Sorte mas- senhaft erfrieren, das ist eine der Beob- achtungen, die wir hier im hohen Norden sehr häufig mache. Bei Kältegraden bis — 250R. leiden unsere hier angebauten Holz- gewächse im Allgemeinen nicht. Bei Käl- tegraden von — 260 bis — 300 R., da leiden schon alle halbzartern Sorten, bei unter — 300% R. fallenden Kältegraden, namentlich wenn solche eine Zeit lang andauern, dann fallen Massen von den in unsern hiesigen Gärten angebauten Bäumen und Sträuchern, ja selbst einzelne in unsern Waldungen wild wachsende Holzgewächse, dem Win- ter zum Opfer. Höhere Lage zeigt im Allgemeinen auch hier eine günstige Einwirkung. Die Wall- nussbäume, welche unser geehrter Freund Herr Maurer als Belegstück anführt, sind so viel mir bekannt, in unserm Thüringen überhaupt schon nur auf günstigere Loka- litäten ausdauernd und mussten daher bei lang andauerenden hohen Kältegraden am meisten leiden. Meine Beobachtungen zeigen ausserdem, dass ein Schutz von höhern harten Bäumen, namentlich wenn solche vor den Sonnen- strahlen der Mittagssonne schützen, viele Sorten erhält, welche bei freier Lage oder bei Lage nach Süden erfroren oder litten. Die Einwirkung der Sonne regt zu höherer Lebensthätigkeit an und der erstarrende Einfluss der folgenden Kälte ist dann um so empfindlicher und schädlicher. Endlich zeigte uns der letzte milde Winter auf viele Holzgewächse, einen nicht minder schädlichen Einfluss, als der vor- hergegangene kalte Winter. Theilweise mag dies allerdings noch auf Rechnung 252 des vorausgeganenen harten Winters kom- men, theils war es aber bestimmt der Ein- tuss des Bodens, der unter einer zeitig gefallenen Schneedecke kaum fror, so dass IV. Personalnotiz 1) Eine Früchte- und Weinausstell- ung in Bozen von 21. bis 29. Septem- ber 1872. Unter den Früchten Deutschlands be- haupten die des südlichen Tyrol den er- sten Rang. Das milde Klima begünstigt dort den Obstbau, gleichwie in den mei- sten Gegenden Frankreichs. Die projec- tirte Ausstellung wird aus dem ganzen Ge- biete der Bozner Handels- und Gewerbe- kammer von den Wein- und Obstproducen- ten beschickt werden. 2)Gartenbau-Ausstellungin Halle a. S. vom 6. bis 10. September 1372. Die von dem Gartenbau-Verein in Halle a. S. veranstaltete Ausstellung von Erzeug- nissen des Gartenbaues findet vom 6. bis 10. September d. J. in den Räumen des Stadtschiessgrabens statt. Gegenstände der Ausstellung sollen sein: Pflanzen und Pflanzengruppen, abgeschnittene Blumen, Früchte, Gemüse, Obstbäume, Garten- und landwirthschaftliche Geräthe, Garten-Meub- les, Decorationsgegenstände ete., wie über- | haupt alle auf den Gartenbau bezüglichen Artikel. Bedingung für die zu prämiiren- den Pflanzen ist, dass sie mindestens 6 | Monate vom Aussteller selbst cultivirt sein müssen, soweit ihre Cultur überhaupt 6 Monate beansprucht. Das unterzeichnete Ausstellungs-Comite | richtet an Gärtner und Gartenliebhaber, | insbesondere der Provinz Sachsen und der benachbarten sächsischen, anhaltischen und thüringischen Länder die Bitte um rege Betheiligung an dieser Ausstellung. An- meldungen, welche zugleich die ungefähre | Angabe der Anzahl und Art der auszu- | stellenden Gegenstände, wie der Grösse des | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dıe Bäuume nicht in so vollkommene Ruhe- 'periode als vor einem Jahre eintreten konn- ten. (R. R.) en und Newestes beanspruchten Raumes enthalten müssen, sind bis zum 15. August an Herrn Rentier Kanzler, Martinsberg 5a zu richten. Die eingelieferten Gegenstände müssen mit deutlich geschriebenen Etiquetten versehen und denselben ein nach Stückzahl und Ar- ten genaues Verzeichniss in zwei Exemp- laren beigefügt werden, von denen eines dem Aussteller quittirt zurückgegeben wird. Alle ausgestellten Gegenstände müssen bis zum Schlusse der Ausstellung im Aus- stellungslocal verbleiben. Die Kosten des Transports zur Ausstellung trägt das Co- mite, die des Rücktransports der Ausstel- ler. Das Comite wird bemüht sein, auch eine Verloosung zu veranstalten und zu diesem Zwecke eine Anzahl der ausgestell- ten Gegenstände anzukaufen. Prämien, deren Höhe einer späteren Bekanntmachung vorbehalten bleibt, wer- den, mit Ausnahme der den Preisrichtern zur freien Verfügung gestellten, für fol- gende Gegenstände ausgesetzt; 1) für neue Einführungen von Blüthen - pflanzen, Gemüsen oder Obst, die für unsere Gegend besonders passen und sich für den Handelsgärtner em- pfehlen; 2) für eine schönblühende Gruppe für’s freie Land; 3) für eine Gruppe von Blattpflanzen zum Sommerschmuck im Freien; 4) für eine geschmackvolle Teppichgruppe; 5) für neue und gut cultivirte Warmhaus- pflanzen; 6) für decorative Kalthauspflanzen; 7) für ein Sortiment gefülltblühender Scar- let-Pelargonien; 8) für ein Sortiment einfachblühender Scarlet-Pelargonien; IV. Personalnotizen und Neuestes. 9) für ein Sortiment Gloxinien; 10) für ein Sortiment Fuchsien ; 11) für ein Sortiment Verbenen; 12) für ein Sortiment gefüllter Petunien; 13) für ein Sortiment einfacher Petunien; 14) für ein Sortiment Georginen; 15) für ein Sortiment Land- und Topfrosen ; 16) für eine Gruppe sogenannter Markt- pflanzen; 17) für eine beliebige Pflanzenaufstellung von grosser Vollkommenheit (auch Cultur im freien Lande gestattet); 15) für eine Sammlung im Freien ausdau- ernder Coniferen ; 19) für geschmackvolle Verwendung abge- schnittener Blumen; 20) für abgeschnittene Sortimentsblumen ; 21) für eine Collection von Sommerge- wächsen, a) in Töpfen, b) im freien Lande cultivirt; 22) für Obst in Sortimenten und Topfobst (Obst-Orangerie). 3) Allgemeine Blumen, Gemüse- und Obstausstellug vom 22. bis 30. Sept. in München veranstaltet von der Bayerischen Gartenbaugesellschaft. Die Gesellschaft setzt die nachfolgenden Preise zu freier Bewerbung aus. a. Neu eingeführte Pfianzen. 1) Für die vorzüglichsten Zierpflanzen- Arten oder Abarten: a) an Garten-Vorstände: ein Preis mit 30f. b) an Handels-Gärtner: ein Preis mit 30 fl. b. Ausgezeichneter Culturzustand. 2) Für eine bis drei reichblühende Schmuckpflanzen von vortrefflichem Cultur- Zustande: a) an Garten-Vorstände: ein Preis mit 20 fl. b) an Handels-Gärtner: ein Preis mit 20 fl. 3) Für eine in ausgezeichnetem Cul- turzustande befindliche Blattpflanze: a) an Garten-Vorstände: ein Preis mit 15 fi. b) an Handels-Gärtner: ein Preis mit 15 fl. 4) Für eine von einem Gartenfreunde selbst gezogene schön entwickelte Zier- pflanze, ein Preis zu 12 fl, 253 c. Znländische Erzeugung neuer Horistisch-werthvoller Blumen-Va- rietäten und Hybriden. 5) Für die besten in Bayern von den Ausstellern durch Samenzucht gewonnenen, Blüthenpflanzen, welche entschie- dene Vorzüge über die bekannten Spiel- arten erheben, mit Bevorzugung der für den Gartenschmuck im Freien geeigneten: zwei Preise mit 20 und 15 A. d. Pflanzen- geographische Grup- pen. 6) Für die am meisten charakteristische Gruppe eines exotischen Vegetationsgebie- tes: zwei Preise mit je 25 bis 50 A. e. Zierpflanzen - Gruppen. 7) Warmhaus-Blattpflanzen: a) an Gartenvorstände zwei Preise mit 20° und 10Ofl.; b) an Handelsgärtner zwei Preise mit 20 und 10 Ai. 8) für Buntblätterige und farbig gezeichnete Pflanzen 2 Preise mit 15 und 10 Al, 9) Für Blumen, welche zumodernen geometrisch formirtenGruppen an- geordnetsind: a) an Garten-Vorstände drei Preise mit 25, 20 und 10 fl.; b) an Han- dels-Gärtner drei Preise mit 25, 20 und 10 A. 10) Palmen in wenigstens 10 Arten, welche sich zur Zimmercultur eignen, in einer für diesen Zweck passenden Grösse: a) an Garten-Vorstände zwei Preise mit 20 und 15 fl.; b) an Handels-Gärtner zwei Preise mit 20 und 15 Al. 11) für Canna und andere Scitami neen in wenigstens 20 Arten, 3 Preise mit 10, 15 und 8 fl. 12) Aroideen in wenigstens 12 Arten, ein Preis mit 20 fl. 13) Araliaceen in wenigstens 10 Ar- ten: a) an Garten-Vorstände ein Preis mit 10 f.; b) an Handels-Gärtner ein Preis mit 10 Al. 14) Dracaenen in wenigstens 12 Ar- ten: a) an Garten-Vorstände ein Preis mi 10 fl.; b) an Handels-Gärtner ein Preis mit 10 fi. 254 15) Für eine Coniferen-Sammlung: a) an Garten-Vorstände ein Preis mit 15 fl.; b) an Handels-Gärtner ein Preis mit 15 fl. 16) Für ein Sortiment Decorations- pflanzen, welche sich besonders zur Zim- mereultur eignen und zwar für warme und kalte Räume in zusammen 30 Arten zwei Preise: a) an Garten-Vorstände 15 und 10 fi; b) an Handels-Gärtner 15 und 10 ll. 17) Für eine Sammlung von blühenden Wasserpflanzen ein Preis mit S fl. 18) Für schöne Zusammenstellungen von Schling-Gewächsen in 12 Sorten oder Exemplaren, ein Preis mit 15 und 10 fi. 19) Für die in grösster Ausdehnung, mit bestem Geschmacke bewirkte Anord- nung von Decorationspflanzen zu Grenz- gruppen: a) an Garten- Vorstände drei Preise mit 20, 15 und 12 fl.; b) an Han- delsgärtner drei Preise mit 20, 15 und 12fl.; c) an Gemeinschaften von Gärtnern, welche sich zur Austellung einer Gruppe verbin- den, ein Preis mit 15 und ., . f. Sammlungen einzelner Zierpflan- zen - Geschlechter. 20) Rosen in wenigstens 15 schönen Sorten, zwei Preise mit 20 und 15 fl. und in mindestens 40 Sorten abgeschnittener Blumen, drei Preise mit 12, 10 und 8 fil. 21) Orchideen, wenigstens 6 reich- und schönblühende Arten, ein Preis mit 25 fl. 22) Eriken in gut cultivirten Exemp- laren, ein Preis mit 15 A. 23) Orangenbäumchen und Citrus chinensis mit Früchten, ferner Myrthen und Granat-Bäumchen in Blüthe, wo- bei insbesondere die Form in Berücksich- tigung kommt, zwei Preise mit 10 und 6fl. 24) Scharlach-Pelargonien in we- nigstens 12 der neueren Sorten: a) an Garten - Vorstände drei Preise mit 12, 10 und 6fl.; b) an Handels-Gärtner drei Preise mit 12, 10 und 6 fl, 25) Zwiebel- und Knollenge- wächse (Lilien, Gladiolen ete.): a) an Garten-Vorstände zwei Preise 10 und Sf; Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) an Handels-Gärtner zwei Preise 10 und Sf. 26) Strauchartige Calceolarien ein Preis mit 6 Al. 27) Levkojen (Sommer- und Herbst-) in vollkommener Ausbildung, mindestens 6 Sorten: drei Preise mit 15, 10 und 6fl.; an Gemeinschaften etc. ein Preis mit 10 fl. 28) Nelken: zwei Preise mit 10 und sl. 29) Für die reichhaltigsten Verbenen- Sortimente in abgeschnittenen Blumen, welche während der Dauer der Ausstellung erneuert werden sollen, zwei Preise mit 6 und 4 fl. 30) Für Petunien und andere Som- merblumen in Töpfen, drei Preise mit 10, 8, und 6 fl. 31) Für Lantanen und Heliotrop in Töpfen in mindestens 10 Sorten, zwei Preise mit S und 6 fl. 32) Für Penstemon und Phlox in Töpfen in ausgewälten Sorten, zwei Preise mit 10 und 8 fi. 35) Für die schönsten A ster-Sortimente: a) in Töpfen 3 Preise mit 8, 6, und 4 fl,, b) in abgeschnittenen Blumen 2 Preise mit 6 und 4 fl. 34) Fuchsien in 25 ausgewählten Sor- ten 2 Preise mit 10 und 8 fi. 35) Indische Chrysanthemum in 10 Sorten, zwei Preise mit 8 und 6 fi. 86) Für Georginensortimente ein- schliesslich Liliput-Georginen in ab- geschnittenen Blumen, drei Preise mit 8, 6 und 4 fl. 87) Zwerg-Georginen in Töpfen in 10 Sorten, zwei Preise mit 12 und 8 A. 35) Für die reichhaltigsten Sortimente perenunirender Pflanzen in abgeschnit- tenen Blumen, drei Preise mit 10, 8 und 6: 39) Für die schönsten Sortimente blüh- der annueller Pflanzen mit Ausschluss der Astern in mindestens 80 Sorten abge- schnittener Blumen, drei Preise mit 12, 10 und 8 fi. s. Sammiungen von Nutzpflanzen. 40) Für die reichhaltigsten Sammlungen IV. Personalnotizen und Neuestes. von exotischen Nutzpflanzen, welche nach der Verwendungsart geordnet sind, zwei Preise mit 25 und 20 fl. h. Correete Nomenclatur. 41) Für die von Ausstellern gut durch- geführte correcte Namensbezeichnung der Pflanzenarten und der Varietäten derselben werden Ehrenpreise zuerkannt. i. Abgeschnittene Blumen in ge- schmackvoller Zusammenstellung. 42) Für Sammlungen von Blumen- sträussen verschiedener Art (Tafel- und Hand - Bouquet, freier Strauss, plattes Spitzen-Bouquet ete.) drei Preise mit 10, Ss und6f. 43) Für dasjenige Tafelbouquet freier Form, welches in der Auswahl und Anordnung der Blumen und des Lau- bes den besten Geschmack beurkundet, ein Preis mit 5 fi. 44) Für dasjenige Handbouquet von platter Form, welches bei gefälligen Proportionen und regelmässiger Anordnung der Blumen nach Farbe und Form sich auszeichnet, ein Preis mit 8 fi. 45) Für schön getrocknete und mit Na- men bezeichnete Biumen 3 fl. k. Gemüse. 46) Für Champignons ein Preis mit sit, 47) Für eine einzelne Gemüsesorte, welche durch hohen, seltenen Eintwick- lungsgrad von einer ausserordentlichen Oul- turleistung zeugt: a) an Garten-Vorstände ein Preis mit 10fl.; b) an Handels-Gärtner ein Preis mit 10 fl. 48) Für eine oder mehrere hier zum ersten Male ausgestellte neue Gemüsesor- ten, deren treffliche Eigenschaften erwie- sen werden können: a) an Garten-Vorstände ein Preis mit 10fl.; b) an Handels-Gärtner ein Preis mit 10 fi. 49) Für die reichhaltigsten Kohlsor- timente: a) an Garten - Vorstände drei Preise mit 12, 10 und 3fl.; b) an Handels- Gärtner mit 12, 10 und 8 Al. 50) Für die besten Sortimente Wur- 255 zelgewächse, Rüben und Rettige: a) an Garten - Vorstände drei Preise mit 6 und 4 fl.; b) an Handels-Gärtner zwei Preise mit 6 und 4 fl. 5l) Für das besteZwiebel- undL,auch- Sortiment ein Preis mit 4 fl. 52) Für die besten Hülsenfrüchte zwei Preise mit 6 und 4 fl. 55) Für eine Sammlung essbarer heimischer Pilze mit richtiger Namens- bestimmung in wenigstens 20 Sorten nebst einer Parallele der giftigen Schwämme ein Preis mit 25 fl. 54) Preise für allgemeine Gemüse- Sammlungen nach den 8 Kreisen Bay- erns, je ein Preis mit 15 fl. nebst Diplom. 1. Obst. 55) Für Kernobst zwei Preise mit 20 und 15 fl. 56) Für Steinobst und Schalenobst zwei Preise mit 15 und 10 fl. 57) Für Beerenobst zwei Preise mit 15 und 10 * 58) Für „.anas und Melonen ein Preis mit 10 fl, 59) Für wirthschaftlich bedeutende Obstsammlungen nach den 8 Kreisen Bayerns je ein Preis, bestehend in einem silbernen Becher im Werthe zu 25 fl, 60) Für das reichhaltigste Sortiment gut getrockneter Aepfel und Zwetsch- gen ein Preis mit 10 fi. 61) Für ein Sortiment eingemachter Früchte in Gläsern, wobei zunächst die Conservirungsweise, die Güte und insbe- sondere die Kosten der Zubereitung in Be- rücksichtigung kommen, ein Preis mit 10. m. Werkzeuge. 62) Für solid gefertigte und für den allgemeinen Gebrauch geeignete Garten- instrumente (insbesondere Messer, Schee- ren und Sägen) ein Preis-Diplom, Wenn etwa Culturerzeugnisse zur Aus- stellung gebracht werden sollten, für die im obigen Programme nicht namentlich eingeladen ist, welche das Preisgericht aber als verdienstliche Leistungen anerkennt, 256 so wird der Ausschuss auf bezüglichen An- trag ausserordentliche Preise zuzu- erkennen nicht unterlassen. Notizen für die Preisbewerber. 1) Alle Gegenstände, welche für die Preisbewerbung bestimmt sind, müssen als solche (für jeden Concurs speciell) bezeich- net und am Samstag den 21. Septem- ber Abends im Glaspalaste aufgestellt sein. Eine Ausnahme hievon machen bloss die schnellem Verderben unterworfenen Gemüse, abgeschnittene Blumen ete., welche noch am Sonntag Morgen 10 Uhr Annahme finden. 2) Bei allen Pflanzen, welche um einen Cultur-Preis concurirren können, wird we- nigstens eine halbjährige Cultur durch den Preisbewerber als Bedingung erachtet. 3) Einzelne Schaupflanzen, wel- che auf der vorjährigen Ausstellung Preise erhielten, können zwar auf diese Ausstell- ung gebracht werden, aber nicht zur Preis- bewerbung gelangen. Auf »Gruppen« und »Sammlungen« findet diese Bestimmung jedoch keine Anwendung. 4) Alle zur Ausstellung kommenden | Blumen, Pflanzen u. s. w. müssen mit sy- stematisch richtiger und deutlich geschriebener Namensbezeichnung versehen sein und jeder RN Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pflanzen-Gruppe oder Sammlung muss ein Ver- zeichniss beigegeben werden.‘ 5) Während der Function des Schieds- gerichtes werden die Namen der Aussteller durch Nummern ersetzt. 6) Das Schiedsgericht wird aus Gärt- nern und Gartenfreunden bestehen, welche bei der Preisbewerbung nicht betheiligt sind. 7) Den an der Ausstellung theilnehmen- den Handelsgärtnern ist der Verkauf von Pflanzen, Blumen u. s. w. in einer »Ver- kaufshalles während der Ausstellung ge- stattet. 4) Eine wissenschaftliche Ex- pedition wird von der Senckenberg’- schen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a./M. wieder ausgerüstet. Die Genossenschaft, welche um Ostern nach der Sierra-Leone-Küste sich einschiffen und gegen Ende Juli heimkehren will, besteht aus dem Freiherrn Dr. Karl von Fritsch, bekannt als Geologe und durch seine Rei- sen nach Griechenland, Klein-Asien und den Canarischen Inseln, und den beiden Frank- furter Lehrern der Naturwissenschaften, den Doctorer J. J. Rein und Karl Koch, Jener besonders für Botanik, Dieser Specialist im Fache der Krustenthiere und Spinnen. de 53 2 Sr Sr % —= ——— Far GE \ F.W.B.DEL W.G.S.,S® Masdevallia Veitchiana h. Veitch. S. 246. 2 . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Lilium monadelphum M. B. (Siehe Tafel 733.) Liliaceae. L. monadelphum; foliis sparsis, lanceolatis. subtus ad nervos pubescen- tibus; floribus racemosis, cernuis; peri- gonii basi campanulati foliolis aureis apice recurvis; staminibus basi conna- is; polline aureo; stylo stricio; cap- sula acute sexangular. — M. B. fl. taur. cauc. I. pag. 267. 425. — M. B. cent. pl. rar. ross. I. tab. 4. — Bot. Mag. tab. 1405. Von den gelblumigen wohlriechen- den schönen Lilien des Caucasus ist in neuerer Zeit das Lilium Szovitsia- num (L. colchicum Stev. — L. cauca- sicum hort.) besonders durch Vermittel- ung des Botanischen Gartens in Peters- burg, massenhaft in den Gärten Euro- pas verbreitet worden. In Wirklich- keit ist das aber auch eine der schön- sten Lilien für unsere Gärten, die eben- sowohl bei Cultur im Topfe, wie bei Cultur im freien Lande jährlich reich- lich blühet und neben Schönheit, Wohl- geruch und Blüthenfülle noch den Vor- zug hat, im Garten leicht und sicher IX. 1872. zu gedeihen. Im Jahrgang 1864 der Gartenflora tab. 436, haben wir eine Abbildung dieser Lilie gegeben. Während nun Lilium Szovitsianum die Westabhänge des Caucasus bewohnt, kommt an den ÖOsiabhängen dieses mächtigen Gebirgszuges eine ähnliche Lilie, das Lilium monadelphum M. B. vor, welches mit L. Szovitsianum vielfach verwechselt wird und in Cul- tur jetzt ächt sehr selten zu sein scheint. Schon auf den ersten Anblick unter- scheidei es sich von Lilium Szovitsia- num, welches blassgelbe mehr oder weniger dunkel punktirte Blumen und safrangelben Pollen besitzt, — durch tief goldgelbe, sparsamer punktirte Blu- men und goldgelben Pollen. Ferner sind bei L. Szovitsianum die Staubfä- den bis zum Grunde frei, der Griffel beugt sich nach dem Abblühen zurück und die Kapsel ist stumpf 6-eckig, — während bei L. monadelphum die Staub- fäden am Grunde in eine Röhre ver- wachsen sind, der Gall stets steif 258 aufrecht sieht und die Kapsel scharf 6-kantig ist. Beide Arten ändern ab, mit bald mehr bald weniger punktirten Blumen- blättern, beide Arten sind gleich schön und werden deren Zwiebeln, bei der Cultur im freien Lande, in einem tief umgegrabenen lockern nahrhaften Gar- tenboden ungefähr i/, Fuss unter den Boden gepflanzt. Ein fester Lehmboden muss durch reichliche Untermischung mit Laub-, Wald- oder Torferde ge- lockert werden und starke, frische Düngung muss vermieden werden. In Petersburg halten beide Lilien im freien Lande ohne Deckung aus. Ein halb- schattiger oder auch den ganzen Tag von Bäumen leicht beschalteter Stand- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ort sagt diesen Lilien bei der Culiur im Garten am meisten zu. Eine schon eine Reihe von Jahren im freien Lande stehende Pflanze von L. mona- delphum blühete in diesem Sominer mit 16 Blumen. Ueberhaupt werden beide Arten um so schöner und reich- blumiger, je länger deren Zwiebeln ohne gestört oder verpflanzt zu wer- den, stehen bleiben. Erklärung der Abbildung. a. b. ein blühender Stengel in natürlicher Grösse. c. Eins der untersten Stengelblätter in nalürlicher Grösse. d. Die am Grunde verwachsenen Siaubfäden in nalürlicher Grösse. (E. R.) b) Anquilegia canadensis L. var. aurea. (Siehe Tafel 734.) Rununculaceae. A, canadensis L., calcare stricto v. apice recurvo, quam limbus longiore, sepalis lanceolalis v. ovalis pelala su- perantibus, staminibus siylisque exser- ti. — Folia glauca. Flores extus coceinei, intus flavidi. y. aurea Roezl., calcare apice re- curvo, sepalis extus viridi -flaves- centibus, intus stramineis, pelalis calcaribusque subaureis. Herr Roezl, der unermüdliche thä- tige Reisende, sammelte in der Sierra Nevada Californiens eine Aquilegia, deren Samen derselbe unter dem Na- men von Aquilegia aurea vertheilte. | Nach den chrakterischen Merkmalen ist dieses eine eigenthümliche Form der Aquilegia canadeusis, welche gleich der von Hooker 'unterschiedenen Form (8. hybrida) an der Spitze umgekrümmte Spornen trägt, und deren Kelchblätter von aussen grünlich-gelb oder zuwei- len mit röthlichem Schiller, innen stroh- gelb, während Spornen und Blumen- blälter tiefer gelb, ja oft fast goldgelb gefärbt sind. Als schöne harte Frei- landpflanze zu empfehlen. In den Gär- ten als Aquilegia aurea verbreitet. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 259 c) Saxifraga peltata Torr. (Siehe Tafel 735.) Saxifragaceae. Torrey in Benth. pl. Hartw. 311. — Walp. Ann. Il. 688. Rhizomaie crasso, repente; foliis longissime peliolalis, erectis, amplis, peltatis, orbiculatis, ambitu lobatis et duplicato-dentatis, membranaceis; sca- pis subnudis, hirtis, apice paniculalis, panicula glanduloso-hirtula, ramis hori- zontaliter-patentibus, cymosis; calycis tubo brevissime campanulato, lobis lato- ovatis obtusis deinde reflexis; petalis ovali-oblongis; carpellis dislinclis. Beistehend erhalten unsere Leser die Abbildung der von uns schon wie- derholt besprochenen Pflanze, die Roezl uns aus Californien als Umbrella-plant einsendete, und welche dieses Frühjahr von Herrn Froebel in Zürich in Handel gegeben wurde. Dieselbe wächst in den Gebirgen Californiens an Bächen und bildet mächtige, bis 1 —1!/, Fuss im Durchmesser haltende kreisrunde, schildförmige gelappte und doppelt ge- zähnte, freudig grüne glänzende Wur- zel-Blätter, zwischen denen der Blüthen- stand auf einem nackten Schafte, die Blätter überragend, sich erhebt. Blu- men weiss, Blühete bei uns im Kalthause im April, dürfte aber höchst wahrschein- lich unsere Winter im freien Lande überdauern. Im Botanischen Garten in Zürich und beim Herrn Froebel daselbst über- dauerte diese interessante Pflanze im freien Lande und blühete ebenfalls in diesem Sommer kräftig. Eine Beschreibung, welche unser hochgeehrter Freund, Herr Professor Heer nach der Zürcher Pflanze gab, las- sen wir folgen. (E. R.) 2) Beschreibung der Saxifraga peltata. Von Hrn. Prof. O0, Heer. Blüthenstand; mehrere in eine panicula gestellle Cymae. Blumen 5 gliedrig, selten mit 6 Petalen. 5 Kelchblätter zurückgebogen, jedes vorn stumpf zugerundet; die 5 damit alternirenden Petalen fast doppelt so lang; verkehrt eiförmig. vorn mehr oder weniger stumpf, gegen den Grund verschmälert, blass fleischroth; 2 Kreise von Staubgefässe, einer zweiten und der innere vor den Petalen; Staubge- fässe von der Länge des Stempels; Fi- lamente unten breit, oben stark ver- schmälert und eine runde kleine 4 fäch- rige Anthere tragend; die Anthera 4 furchig, etwas dunkler roth als die blass fleischfarbenen Filamente, Carpellarblätter 2; nur selten 3, nur am Grund verbunden; nach oben all- mählich verschmälert und mit einer löf- Kor | 260 felförmigen Narbe versehen. Diese obere Parihie des Stengels von dersel- ben dunkelrothen Farbe wie die An- there, die untere dagegen gelblich- weiss; die rothe Parthie von der blas- sen scharf abgesetzt. Die Eier in gros- ser Zahl an der nahtständigen Placenta. Die Blüthen stehen an einem nack- ten Schaft, der nur nahe dem Grunde eine kleine Bastscheide trägt, die nur ganze kleine, vorn gezahnie Blättchen besitzt. Der Schaft mit Drüsen besetzt, die in dem Blüthenstand viel häufiger auftreten und die Blüthenstiele fast ganz bedecken. Blüthenschaft erscheint vor den Blättern und entfaltet die ersten Blüthen, wenn diese aus der Erde hervorbrechen; zur Zeit der vollen Entwicklung der Blülhen fangen die Blätter an, sich zu entfalten, die dann später eine Grösse von 60 Cent. (Durchmesser) erreichen. Sie sind lang gestielt, ziemlich dicht Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. behaart, die Haare unten blass oben braungefärbt, Blatispreite schildförmig, mit etwa d Haupinerven, die aber bald sich verästeln und vielfach wieder sich verzweigen; alle randläufig, Blatifläche doppeli gelappt; Lappen scharf gezähnt. Blüthen sehr ähnlich Saxilraga, al- lein mit flacherem Kelch und zurückge- schlagenen Kelchblättern, sehr kurzen Stengeln, dann ganz andere Blattbild- ung; in dieser an Heuchera und Mi- tella erinnernd, von diesen aber durch die Blülhenbildung verschieden und ein Mittelglied zwischen Saxifraga und Heu- chera darstellend. Diagn. Scapo elongato, nudo, glan- duloso; floribus paniculato-cymosis, pe- dicellis dense glaudulosis, nudis (raris- sime bractea oblonga suffultis); caly- cis segmenlis reflexis, apice rotundalis, petalis obovatis, carneis, calyce duplo longioribus, pistillo basi pallido, apice rubro. 3) Reisenetizen von E. Regel. (Fortsetzung). London und dessen Gärten. London, die 4 Millionen-Stadt, um- schliesst des Merkwürdigen so viel, in seinem jährlich colossalere Proportionen annehmenden Ringkreise, dass man Mo- nate da leben und steis nur sehen und sehen kann, und doch nicht alles ge- sehen hat. Wer London zum ersten Male be- sucht und in kurzer Zeit möglichst viel sehen möchte, muss sich schon als Be- gleitung einen Commissionär mitnehmen, wie man deren verschiedene Sprachen sprechend in allen Gasthöfen erhalten kann. Schon um das schnellste Be- förderungsmittel, die Eisenbahnen ober | und unler der Erde benutzen zu kön- nen, braucht es einer gewissen Uebung, denn wenn man sein Billet genommen und in den belreffenden Bahnhof ein- tritt, gibt wohl ein Beamter den Fin- gerzeig, nach welcher Richtung man sich wenden muss, ob hinauf oder hin- unter, nach welcher Seite oder in wel- che der oft ganz geirennten Abiheilun- gen des Bahnhofes. Aber damit ist es auch fertig, nun ist man auf sich selbst angewiesen, da ist kein Beamter mehr der Auskunft gibt. Zug auf Zug braust heran, jeder hält nur einige Secunden und man muss keine Secunde verlieren, wenn man von einem der Conducteure I. Originalabhandlungen. erfahren will, ob das der Zug ist, in den man einsteigen muss. Sitzt man nun endlich in dem betreffenden Wag- gon, dann sind die Schwierigkeiten noch nicht gehoben, denn da kommt kein Conducteur der das Billet nachsieht und bei dem man sich erkundigen kann, wenn man London von einer Seite nach der andern durchkreuzt, ob man, um auf einer bestimmten Station anzu- kommen, im Waggon bleiben kann. Dies ist aber selten der Fall, meistens muss man ein oder mehrere Male wech- seln, und diese Wechselstationen muss man selbst auskundschaften , selten können die Passagiere Auskunft geben» da ist jeder zu viel mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dass er selbst am rechten Orte aussteige. Wohl rufen die Conducteure wäh- rend der paar Secunden Aufenthalt, jede Station aus, da gehört aber schon das eingeüble Ohr eines Be- wohners Londons dazu, um das sicher zu verstehen. So passt man mit ängst- licher Sorgfalt auf, hält der Zug aber nicht so, dass man von seinem Waggon den Namen der Siation lesen kann, so fährt man weiter 3-—4 Stationen, bis man endlich seinen Irrthum merkt. Nun fährt man mit einem der rückkehren- den Züge zurück bis zu der Station, wo man hätte aussteigen sollen, la dort den Wechselzug, jagt eis; und weiter, macht auch den zweiten Wech- sel glücklich durch, — und alles die- ses in kurzer Zeit, aber auch ohne dass irgend ein Angesjeller das Billet conirollirt hat, oder dass man von ei- nem oelnan eine Auskunit erhalten hätte. Erst beim Austritt aus dem Bahnhofsystem, wird das Billet wieder controllirt. Wem es Vergnügen ma- chen sollte mit der Eisenbahn zu fah- ren, könnte tagelang hin- und herfah- s . R ° Rx D .. ” EN » . 3 £ .. . s .. »ıhnap » « =‘ | | 261 ren, aber jeder ist ja herzlich froh, wenn er aus der Eisenbahn wieder heraus und am richtigen Orte ausge- siegen ist *). Aus dem Balınsysieme ausgetreten, da braucht man wieder einen Omnibus oder eine Droschke (Cab), um vom nächsten Bahnhof aus, die oft noch sehr bedeutende Entfernung zu dem Orte, den man aulsucht, zurückzulegen. So ist das Durchkreuzen Londons nach verschiedenen Richtungen, auch wenn man keinen Schritt geht, doch eine stets aufregende Arbeit, dazu das Tosen und Brausen des unglaublich starken Verkehrs, die Schwierigkeit Auskunli zu erhalten, wenn man nicht gerade so glücklich ist, einen Police- man zu lassen, die Schwierigkeit, wenn man tagelang unterwegs ist, eine Re- stauration aulzufinden, in der man et- was zu essen und trinken bekommen kann, um Leib und Seele wieder zu- sammen zu kitten **), das alles macht es dem, der London noch nicht kennt, unerlässlich nothwendig, einen Führer mit sich zu nehmen Die Ortschaften und Städte, die früher in der unmittelbaren Nähe Lon- *), Die Schweiz hat etwas mehr als halb so viel Einwohner als London. Auf man- chen Bahnstrecken, wie z. B. auf der von Chur nach Zürüch, muss der Reisende fast alle 10 Minuten sein Billet von Neuem zeigen. **) Halb verdurstet und halb verhungert, vergebens das Stationsgebäude umkreisend eine Restauration ausfindig zu machen, wandte ich mich an einem Policeman, der schickte mich in einer nicht fernen Seiten- strasse in eine ächte London-Tavern. Pale- Ale war zu haben, das Beefsteak was ich gebraten haben wollte, musste ich aber gehen und mir erst bei einem nahen Flei- scher kaufen, dann ward es zubereitet. 262 dons lagen, sind schon lange als Theile des Riesenkörpers der Stadt aufgenom- men, und wo man bauen sieht, da sind es selten einzelne Häuser, meist sind es gleich ganz neue Stadtviertel mit zahlreichen Strassen, die da auf einmal entstehen. Wo, wie in London, meilenweil alles mit Häusern bedeckt, da musste es sich als dringendes Bedürfniss her- ausstellen, durch Anlage von Stadtgär- ien und öffentlichen Parks, der Bevöl- kerung einen Platz zu geben, wo solche von dem Geireibe des Tages sich er- holen kann. Solcher Spaziergänge und theils grosser, jetzt von der Stadt ganz umschlossener Parks, hat deren nun auch London zahlreiche. Als solche Parks von bedeutender Ausdehnung nenne ich im Nord-Osten Londons Victoria-Park und London-Fields, im Nordwesten Regents-Park. Im Westen St. James-Park, Green-Park, Palace- Garden, Hyde-Park, Kensington - Park und Olland-Park, im Süden Battersea- Park und im Südosten Southwark-Park und Greenwich-Park. Diese Parks haben nicht nur sehr bedeutende Ausdehnung, sondern stehen selbst theilweise, wie z. B. die Parks im Westen der Stadt mit einander in Verbindung. Die meisten dieser Parks bestehen aus grossen Wiesengründen, abwechselnd mit Baumpflanzungen, wel- che jedoch so ausgeführt, dass die grossen alten Bäume so weit von ein- ander stehen, dass sie mit ihren Kro- nen einander nicht berühren. Unter den Bäumen setzt sich die Rasenfläche fort und allenthalben lagert das Publi- kum auf den Rasenplätzen und hat sich auch seine besonderen Wege gebildet, so dass solch ein Park oft mehr nur den Anblick eines Weideplatzes oder stark gelichteten Waldes besitzt. FERIEN EEE EEE EEE EEE EEE EEE nl Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. besondern einzeln Stellen wechselt das Bild und besser unterhaltene Rasen- plätze (deren Wegkanten durch Bar- rieren geschützt) mit Blumen-Parthien, schönen Strauchparthien und selbst Teppichbeetie in grosser Ausdehnung findet man hier. Im Battersea-Park und im Hyde-Park, an welchen letz- teren sich unmittelbar Kensington- Park oder Garden anschliesst, scheint in dieser Beziehung am meisten gethan zu sein. Hügel und Abhänge, — oder auch Steinparthien, meist mit Rhodo- dendron und andern schönen immer- grünen Pflanzen besetzt, — oder recht geschmackvoll arrangirte und gut un- terhaltene Blumenparterres [esseln hier das Auge, während dort der Blick über den Wiesengrund nach von Bäumen eingerahmten Gebäuden u. s. f. hin- schweift; immer aber haben diese Parks, stets den vorwiegenden Charakter des Volksgartens, für welchen sie auch be- stimmt sind. Südlich schliesst sich an Kensing- ton-Garden der Garten der Hoticul- tural-Society, mit Alberts-Hall an. Dieser Garten ist ringsum von dem Gebäude umschlossen, dessen Facade nach dem Garten zu eine offene Ga- lerie, in welcher die beständige Aus- stellung von Pflanzen in den Sommer- monaten, von Seiten der verschiedenen Handelsgärtner stattfinden soll. Auf einer Seite erhebt sich das grosse Ge- wächshaus als ein aus Glas und Eisen construirter Wintergarten. Der Garten selbst ist in durchaus regelmässigem Style angelegt. Längs der Hauptwege Blumenbeete, im Sinne der jetzigen Teppichbeete ausstaffirt und im Cent- rum des Gartens, ein grossarliges kreis- rundes Blumenstück, dessen Mitte eine etwas erhabene, gleichfalls mit Blumen An | gefüllte Vase einnimmt und das mit I. Originalabhandlungen. schmalen Wegen durchsetzt ist, die das Ganze in regelmässige Figuren verthei- len. Diese Wege sind theils mit ganz klein geschlagenen Kalksteinen von schneeweisser Farbe, theils mit rothem Ziegelmehl, theils mit gelbem Sand be- legt, was einen prächtigen Effect, zwi- schen den mit Buxus, Epheu etc. ein- gefassten schön decorirten zahlreichen Figuren des ganzen Blumenstückes, macht. Die dunkelblaue Lobelia, Pyre- thrumn Golden feather, Verbenen, Te- leantheren, Echeverien, buntblätterige Pelargonien etc., ist das hautsächlichste Material mit dem die Zeichnung der Figuren gemaeht ist. Dieses kreis- runde, ganz enorm grosse Blumenstück, liegt in der Mitte eines runden Rasen- platzes, — und zerstreut, — aber auch in regelmässigen Erscheinungen ringsum sind einzelne schöne Exemplare von Yucca gloriosa, grosse Exemplare von Scarlet-Pelargonien etc. gepflanzt. Es ist dieses Blumenstück wirklich grossartig und künstlerisch zusammen- gesetzt, es fehlt aber ein Standpunkt zur Uebersicht auf dasselbe. Bei den zanllosen kleinen Teppich- beeten längs der Wege, hat Hr. Baron, der im Dienste der Horticultural - So- ciety stehende Obergäriner, auch schon angefangen, ausdauernde Stauden zu verwenden, so treten da stellenweise Sempervivuman die Stelle der Eche- verien, kleine Thymus-Arten, Sedum- und Saxifraga-Arten bilden die grünen Polster. Cerastium tomentosum und andere bilden die gefärbten Zeich- nungen. Sehr häufig ist Echeveria me- tallica als Mittelstück der durchaus niedrig gehaltenen Gruppen verwendet, — oder auch, um als höhere Pflanze in regelmässigen Entfernungen zwischen niedrigen Gewächsen als besondere 263 Decoration hervorzutreten. Pelargonium, Mistress Pollok und P. Lady Cullum sieht man massenhaft verwendet, kurz mit dem guten Material zur Decoration ist nicht gespart. Ausser diesen als Teppichbeete und Blumenstücke decorirten regelmässigen Blumenbeeten, laufen längs anderer Wege doppelte Festons von Schling- pflanzen, oder hohe Taxus-Hecken, oder es unterbrechen Gruppen von Rhodo- dendron, Kalmien, Einzelpflanzen schö- ner Coniferen, runde Bassins, bepflanzt mit Seerosen und anderen Wasserpflan- zen, grüne Plätze, die wie Rasenplätze aus Epheu formirt sind ete., die Fläche der Rasenplätze, — kurz der Garten- freund sieht hier eine Mannichfaltigkeit von Pflanzenformen und ein erfinderi- sches Talent für immer neue Decora- tionen dargelegt, wie das um so mehr Anerkennung verdient, als hier in einem rings von Gebäunden umgebenen Gar- ten, der regelmässige Styl und 'die Blumen-Parterres vollständig an ihrem Platze sind. Ausser diesem Garten in Süd-Ken- sington in der Stadt, besitzt die Royal Horticultural- Society aber noch einen andern grössern Garten in Chiswick. Dieser letztere Garten ist der ursprüng- liche Sitz der Gesellschaft. Hier war es, wo Lindley unter dem Patronat des Herzogs von Devonshire die Gesell- schaft gründete. In diesen Garten strömten alle die zahlreichen neuen Pflanzen ein, die ein Douglas und an- dere Sammler der Gesellschaft impor- tirten, um von hier aus wieder schnell unter die Mitglieder der Gesellschaft und in die Gärten Europa’s vertheilt zu werden. Auch noch in den letzten Jahren hat die Gesellschaft wieder ihre Sammler ausgesendet, wie früher die gesammelten Pflanzen in Cultur genom- 264 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. men und unter die Mitglieder ver- | Die letzteren dienen vorzugsweise nur theilt. Ausserdem dient dieser Garten zu Chiswick der Gesellschaft zur Anzucht alles dessen, was in Süd- Kensington dem Publikum ausgestellt wird, hier werden ferner die vollständigen Collec- tionen von allen in England gedeihen- den Obstfrüchten cultivirt, Formbäume aller Art von Obstbäumen erzogen, — hier werden auch alle auf den Monats- ausstellungen zur Concurrenz einge- sendeten Gemüse probeweise in Cultur genommen, und erst wenn sie sich auch in Folge der Erprobung preiswür- dig zeigen, erhalten dieselben ihre Cer- tificate. Ueber alle Versuche und Prü- fungen, welche mit Gewächsen aller Art vorgenommen werden, ist genaue Buchführung eingeführt, d.h. eine wis- senschaftliche praktische Buchführung, welche eben Aufschluss über die Arı der Versuche und deren Resultat gibt. Der Garten in Chiswick war früher durchweg gut unterhalten, ein vollständiges Arboretum der in England ausdauernden Holzgewächse, Sammlun- gen von Perennien etc. fanden sich hier, Jeizt sind die Sammlungen der Holzge- wächse sich selbst überlassen und man findet diesen Theil des Gartens, als eine interessante Wildniss der mannichlach- sten Holzgewächse. Buntblätterige und rothblätterige Ulmen und Ahorne in mächtigen Bäumen, ein vollblühender Strauch der seltenen Ungnadia spe- ciosa Endl. u. s. f., legten lebendiges Zeugniss von dem frühern Reichthum an seltenen Pflanzen ab. Der jetzt noch in regelmässiger Be- arbeitung sich befindende Theil des Gartens enthält die Blumenparthie, die Baumschulen mit dem grossen Sorti- ment von Obstbäumen in Formen aller Art erzogen und die Gewächshäuser. als Fruchthäuser. Mächtige Häuser mit in den freien Grund gepflanzten Wein- stöcken, die unler den Fenstern kinge- zogen sind, — Pfirsich, Aprikosen, schwarze Maulbeeren, Feigen etc., theils im freien Grunde, grossentheils aber in Töpfen und Kübeln und ebenso in Topfeultur, die besseren Birnen, Ae- pfel etc. Welche Sorgfalt man diesen Topf- culturen der Obstbäume widmet; mag aus folgendem Beispiel hervorgehen. Die Giebelwand eines der zur Topf- obsieulitur dienenden Gewächshäuser kann ganz geöffnet werden. Die Topf- bäume stehen auf Stellagen und sind in eiserne mit guler Erde gefüllte Kü- bel eingesenkt, in welche sie zur Zeit der Vegetation durchwurzeln können. Die Stellagen ruhen aber auf Eisenbahn- schienen und sind auf diesen leicht be- weglich. Bei schlechtem Wetter im Frühjahr bis zur Reife der Früchte, bleiben diese Topfbäume im Gewächs- hause, sowie aber das Weiter schön oder überhaupt günstig für die Vegeta- tion, da wird die Giebelwand geöffnet ı und die Stellage mit allen Bäumen auf der Schienenbahn ganz ins Freie ge- schoben. Pfirsich, Aprikosen, Wein etc., wer- den auch im freien Lande als Spaliere an Mauern erzogen, wo Boden und Mauern erwärmt werden können, — oder überhaupt unter den mannichfach- sten Vorrichtungen, um eine vollkom- mene Reife dieser Früchte im Klima von England zu ermöglichen, einem Klima das im Winter zwar mild, — im Sommer aber häufig zu wenig warm, um derartige Früchte bei gewöhnlicher Cultur, vollkommen reif und geschmack- haft zu erziehen. Bei den Aepfel- und Birnen-Sorti- I. Originalabhandlungen. ment ist die Pyramidenform im Allge- meinen für die Probebäume angewendet, für die zarteren Birnen aber häufig auch die Spalierform. Prächtige Spaliere von 15° Höhe und sehr bedeutender Breite von Birnen, siehet man die Wände decken. Die Obstfrüchle, wel- che hier erzogen werden, werden zu ermässigten Preisen an die Mitglieder abgegeben. Der Horticultural - Society - Garten, dient zugleich auch als praktische Aus- bildungs-Anstalt für junge Gärtner und diejenigen, welche hier eine gewisse Zeit die verschiedenen Zweige des Gar- tenbaues praktisch durchgemacht haben, bekommen von Seiten der Gesellschaft Certificate, unter deren Empfehlung sie leicht eine günstige Stellung finden. Für Anzucht der von Sammlern der Gesellschaft eingesendeten Pflanzen sind kleine niedrige Vermehrungshäuser be- stimmt. Unter den Neuigkeiten, die hier zur Abgabe an die Mitglieder vermehrt werden, fiel mir besonders eine schöne neue Begonie mit kleinen handlörmig getheilten Blättern auf, welche „Bego- nia Riichardi“ benannt worden ist, und deren Abbildung wir in Kur- zem publiciren werden. Vom Horti- cultural-Society’s-Garten sind auch die neuen Coleus-Varietäten, die goldbläl- terigen Caladium etc. ausgegangen, und sind solche das Resultat der künstlichen Befruchtungen, welche ein im Hort.- Sociely-Garten angestellier deutscher Gärtner, Herr Bause daselbst vorge- nommen hat. Die Coleus in den neue- sten und schönsten Sorten und die Ca- ladien waren denn auch in seltner Schönheit gerade in den neuesten und besten Sorten vertreten. Als beson- ders schöne Coleus notirte ich Coleus Baroness Rothschild, Albert Victor, Cu- pido, Prince Arthur, Prince of Wales. 265 — Als goldblätterige Caladium die Sorten Prince Royal, Princess Royal, Golden Queen. Als neue Pflanzen, einen neuen schmalblätterigen Podocarpus, eine neue Tacsonia von Port Natal eie. — Fra- gen wir nach den Mitteln, mit denen die R. Horticultural-Sociely so Gross- arliges durchführt, so liefert ausser den Beiträgen der Mitglieder, vorzugsweise der bedeutende Reingewinn, den die Gesellschaft bei den von ihr in London und in den verschiedensten Theilen Englands veranstalteten Blumenausstell- ungen, die Summen, die für Unterhalt- ung der Versuchsgärten, Preisaustheil- ungen elc. nothwendig sind. Neben dem Garten der Horticultu- ral-Society, beginnt der Park des Her- zogs von Devonshire, einer der an al- ten, sellenen Baumarten reichsten Parks. Um das Schloss ein Pleasureground und ein besonderer grosser Blumengarten. In dem letzteren, der vor den Gewächs- häusern liegt, hat der Obergäriner Hr. Edmond, die Blumen auf Rabatten zu beiden Seiten längs der geraden Wege in der Weise gepflanzt, dass solche In parallelen Längsreihen und zwar durchaus gleich vertheilt aul jeder Seite des Weges angebracht sind. So z. B. ein mehrere hundert Fuss langer, ge- rader Weg und auf jeder Seite eine Rabatte, die in der angegebenen Weise bepflanzt ist, und zwar mit Pyrethrum Golden feather, blauen Lobelien, weiss- blumigen Scarlet-Pelargonien, rothblu- migen Scarlet-Pelargonien, weissblumi- gen Scarlet-Pelargonien, blauen Lobe- lien, Pyrethrum, Golden feather. Aehn- liche Decorationen sind mehrfach an- gebracht und dabei auch die gelbblu- mige Calceolaria rugosa vielfach ange- wendet. Der Park gehört zu den interessan- 266 testen und am besten gehaltenen Eng- lands. Schwellend grüne Rasenflächen, Baum- und Strauchparthien, Wasser- flächen und schwach hügeliges Terrain, bilden in harmonischer Vereinigung lieblichke An- und Aussichten. Dazu der Reichihum an wunderbar schönen Baumformen. Hier mächtige alte Bäume von Cedrus Libani mit 5 Fuss im Durchmesser haltenden Stämmen, deren Zweige sich im Umkreis auf den Boden herabsenken. Da alte Exemplare von Deodara-Cedern, mächtige Bäume von Quercus Ilex. Die Pinie (Pinus Pinea) Italiens, grosse Zapfen reichlich iragend, die langnadelige seltene Pi- nus ponderosa, Pinus Laricio, Pinus Lamberti, mächtige Douglas- Tannen (Abies Douglasi) und über- haupt eine Sammlung von Nadelhölzern in grossen alten Exemplaren, wie man solche eben nur in einem Garten sehen kann, wo schon im vorigen Jahrhun- derte vorgearbeitet wurde. Weiter wandernd, sah ich Taxus- Bäume mit 2 Fuss im Durchmesser haltenden Stämmen, grosse Prunus Lauro-Cerasus, mit Blumen be- deckte grosse mächtige 15 Fuss hohe und ebenso breite Büsche des immer- grünen Prunus lusitanica, schöne Bäume von Arbutus Unedo, — dann Ulmus montana pendula in mehr niedrig bleibenden Exemplaren, deren herabhängende Zweige dem Boden nah liegen. Ein Baum von Platanus ori- entalis mit 6 Fuss im Durchmesser haltendem Stamme trägt die Inschrift, dass derselbe im Jahre 1546 gepflanzt sei. Die schöne Tanne Spaniens, die Abies Pinsapo, fast von der Tracht einer Araucaria, contrastirt wunderbar mit den andern Holzgewächsen. Dann wieder hohe Celtis, Taxo- ‚ MUBEETE RE THTe [KLEE Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (16 Fuss hoch), ferner grosse Bosquets von Rhododendron, Mahonien, Kalmien, — die zahlreichen bunt- blätterigen Formen von Ilex Aquifo- lium, kurz eine Mannichfaltigkeit von Holzgewächsen, wie man solche in dem rauhern Klima von Deutschland schon nicht mehr sieht. Wo unter den hohen Bäumen im dichten Schatten, der Rasen nicht mehr aufkommen will, da sind mit Hedera und mit Hypericum calycinum grüne Flächen gebildet. Dieser Garten des Herzogs von De- vonshire gibt dem Fremden in der un- mittelbaren Nähe Londons am ehesten das Bild eines gut gehaltenen und an Holzgewächsen reichen Parkes, wie man sich solche eben im Geiste als das Bild eines ächten englischen Par- kes ausgemalt hat. Salcher Parks gibt es aber in Eng- land nicht viele. Häufiger sind die grossen Parks von meilenweiter Aus- dehnung, wie z. B. der von Rich- mond. Ein durchaus bügeliges Ter- rain mit zahlreichen schönen Aussich- ten, Waldungen einzelner hoher Bäume, unter denen das Adlerfarn (Pteris aqui- lina) mit seinem grünen Laube den Boden deckt, wo Tausende von Kanin- chen und Dammhirschen zu Rudeln von vielen Hunderten überall grasen, — aber alles mehr im Charakter einer verschönerten und mit Wegen durch- zogenen Landschaft, in der Triften mit Waldungen wechseln, als im Charakter eines Parkes, wie wir uns nämlich ei- nen solchen gewöhnlich vorzustellen pflegen. — In unsern Parks auf dem Continente, da ist das Betreten der Ra- senplätze dem Publikum gewöhnlich untersagt, — in England, da werden die Rasenparthien sowohl in gut unter- dium distichum, Wellingtonia gigantea | haltenen Parkanlagen, — sowie in je- n I. nen Wildparkanlagen, vom Publikum überall betreten, und in letzteren be- lebt zahlreiches Wild, sowie Heerden weidender Schaafe, Ziegen und Kühe, das landschaftliche Bild. Hierdurch wird das Emporbringen guter seltener Holz- gewächse in derartigen Wildparks sehr erschwert. So sah ich z. B. in dem Park, der die Sternwarte von Green- wich umgibt und der jetzt mit zur Zahl der Londoner Stadtparke gehört, dass alle einzeln gepflanzten Exemplare schöner Coniferen etc. von besondern Barrieren rings umgeben waren, um solche vor Beschädigung oder dem Ab- fressen der Zweige durch Vieh und Wild zu schützen *). Während der Park zu Richmond mannichfache schöne Aussichten auf die Umgebung von London und London aus der Ferne bietet, — hat man inGreen- wich mehrere ausgezeichnet schöne Blicke auf die Riesenstadt London, auf die vorbeifliessende Themse, auf die gegenüber liegenden Millwall-, West- India- und Grand Surrey-Docks und bekommt hier so recht eigentlich eine Idee von der ungeheuren Ausdehnung der Stadt und deren im wahren Sinne des Wortes, unabsehbares Häusermeer, von den Massen der Schiffe auf dem Strome und in den Docks u. s. f. Aus- ser der schönen Lage, der Aussicht von der Höhe des Hügels, bietet der Park keine besondern Seltenheiten an Bäumen, denn derselbe besteht zum *) Eine in solcher Umgebung unnütze Spielerei muss man es nennen, dass inner- halb der eisernen Barrieren, welche solche Einzelbäume von Araucaria imbricata, Wel- lingtonia gigantea etc. umgeben, um den Baum herum Blumengruppen von Florblu- men und buntblätterigen Stauden gebildet sind, wie wir das häufig sahen. Originalabhandlungen, 267 weilaus grössten Theil aus einzeln ge- pflanzten alten ächten Kastanien (Casta- nea vesca), grossen Bäumen mit bis 4 Fuss Stammdurchmesser. Eigen- thümlich ist es, dass bei der Mehrzahl der Tausende alter Kastanien, unter deren Schatten man hier wandelt, der Stammgrund monströs verdickt ist, wo- durch die Bäume eine Art von Klump- fuss erhalten. Diese sehr bedeutende Verdickung resultirt aus wiederholiem Austreiben junger Triebe aus dem Stammgrund und einer in Folge dessen wuchernd auftretenden Maserbildung. Im Norden Italiens, wo der Kastanien- baum so recht eigentlich zu Hause ist, habe ich das nirgends bemerkt, es scheint diese Maserbildung also doch schon die Folge des ungünstigern Kli- mas Englands für die Cultur der Castanea vesca als Hochstamm zu sein. Wer von unserm Lesern bei einem Aufenthalt in London „Greenwich“ be- suchen sollte, um sich den Hochgenuss der Aussicht zu verschaffen, vielleicht auch um in die an der Themse liegen- den Gebäude einzutreten mit ihren hi- storischen Sammlungen, unter denen die Uniform Nelson’s, die Bilder der be- rühmten Seeschlachten besonders inter- essanl, der versäume es nicht, wenig- stens einmal die Tour mit dem Dampf- schiff zu machen. Bei West Minster bridge steigt man auf das Dampf- schiff, passirt dann zu Schiffe das Cen- irum der Riesenstadt, indem man un- ter Waterloobridge, Hungerfordbridge, der neuen grossartigen Blackfriars- bridge, dann unter Southwarkbridge und Londonbridge durchfährt. Bei Londonbridge tritt man erst in den Theil der Themse ein, bis zu dem her- auf die grössern Schiffe heraufkommen und kommt nun eigentlich erst in den 268 grossartigen Schiffsverkehr, indem man von hier bis Greenwich an den zahl- reichen Docks vorbeifährt. Ebenso interessant ist es für den Gartenfreund einmal den grossen Ge- müsemarki und Obstmarkt, den „Co- vent garden market“ und zwar nur möglich ganz früh am Tage, zwischen 4 und 5 Uhr Morgens zu besuchen. Von diesem Markt aus wird täglich der grösste Theil der Riesenstadt mit frischem Gemüse und Obst versorg!. Tausende von Fuhren kommen an, wer- den als ganze Fuhren von Händlern verkauft und gehen nun sofort weiter in die durch die ganze Stadt vertheil- ten Läden der Händler. Da sieht man ausser den mannichfachsten Arten von Gemüsen, auch die Früchte der Tropen, so grosse Haufen von aus West-Indien imporlirlen Ananas-Früchten, die zu 2 bis 21/, Sh. pr. Stück verkauit werden, Weintrauben, Pfirsiche, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, in grossen Massen Siachelbeeren als Lieblingsfrucht der Engländer. Ausserdem auch werden hier feilgeboten Massen von Blumen- bouquels, blühende Topfgewächse aller Art, darunter namentlich auch blühende Ericen in den mannichfaltigsten Sor- ten, welche auf den Blumenmärkten des Continents, mit Ausnahme von Berlin, | wo einige wenige Sorten auch auf den Markt kommen, fast gar nicht teil ge- boten werden. In Bezug auf Production von Ge- müse, wollen wir hier noch bemerken dass um London solches nicht, wie in der Umgegend von Petersburg, von ei- ner besondern Klasse von Gärtnern, den Gemüsegärtnern, auf ausgedehnten Gemüsländern erzogen wird. Derartige Gemüsanzucht existirt um London nicht, sondern es ist der Landmann, der bis auf weite Entfernungen von London, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. das Gemüse neben den Feldfrüchten er- zieht und solches per Schiff, Eisenbahn etc., täglich zur Stadt sendet. Es ist hier nicht der Ort der zahl- reichen Merkwürdigkeiten Londons zu gedenken und so gehe ich nun zu den merkwürdigsten und reichsten Gärten Londons über, die ich diesmal zu be- suchen Zeit fand. Der Garten von „James Veitch und Son’s, Royal Exotic Nursery, Kings road, Chelsea. London S. W. Ich habe dieses Gartens schon frü- her in der Gartenflora gedacht, als ei- nes der grössten Handels - Etablisse- ments für Pflanzen, was je existirt hat. Dazu die musterhafte Ordnung, die in allen Theilen des Geschäftes herrscht, nicht wie bei einem Handelsgärtner, sondern wie bei einem sehr reichen Privatmann, der seinen Garten nur zu seinem Vergnügen unterhält. Seitdem ich diesen Gärten zuletzt sah, ist derselbe nicht zurück, sondern noch voran gegangen. In 100 Doppel- häusern werden die ausgedehnten rei- chen Pflanzensammlungen cultivirt. In den höhern temperirten Häusern, welche als Eingang von beiden Strassen, zwi- schen denen das Etablissement liegt, erbaut sind, da ist eine der grössten Sammlungen der mannichfachsten Baum- farn, aufgestellt. Diese Häuser sind als Wintergarten gehalten und ist das ' eine am Kingsroad, auf der einen Seite mit dem Comptoir, auf der andern Seite mit der Wohnung von Veitch und dem Museum der zahlreichen interessanten Gegenstände, der Fruchtsammlung etc. in Verbindung, welche vorzugsweise der verstorbene Bruder J. G. Veitch von seinen Reisen mitgebracht hat. Die Farnbäume sind fast alle im- portirte Stämme. Gar Mancher klagt, dass diese nach einigen Jahren wieder I. Originalabhandlungen. eingehen, es ist das aber wohl meist bei denen, die in Cultur schon einen kräftigen Trieb gemacht haben, ein Fehler der Cultur. Fast alle Baumfarn, werden bei nur 6—8° R., ja die Mehr- zahl bei nur 4—6° R. durchwintert und bei Veitch werden deren Stämme täg- lich einige Mal gespritzt. Letzteres ist eine Hauptsache. Bei uns im Peiers- burger Botanischen Garten wenden wir ausserdem bei allen den Arten, deren Stamm mit Wurzeln umkleildet ist, wel- che vom Spitzentrieb bis zur Erde her- absteigen, eine Umwickelung des Stam- mes mit Moos an. In grössier Zahl finden sich bei Veitch, die aus Austra- lien eingeführten Farnbäume, als C y- athea dealbata, Todea barbara, Balantium antarcticum, Also- phila australis, — ferner an selt- neren Baumfarn Alsophila conta- minans, Cooperi, glauca, Mac Arthuri, — die schöne und seltene Dicksonia squarrosa, die wir für eins der schönsten Baumfarn Neuhol- lands halten, die ächte Cyathea me- dullaris mit schwarzen Blattstielen, C. Smithi, Cibotium in 3 Arten und viele andere, unter denen wir schliesslich nur noch des zierlichsten Baumfarns in Miniatur, der Todea- Wilkesiana gedenken, welche in Neu Seeland heimisch, einen dünnen 1 —2 Fuss hohen Stamm von nur 11/5 Zoll Durchmesser bildet, der auf seiner Spitze eine Krone von 10—12 Wedeln trägt, welche doppelt gefiedert und de- ren Parenchym, gleich dem der Tricho- manes-Arten, oder der schönen eben- falls von Veitch verbreiteten Lepto- pteris superba, ganz durchsichtig ist. Einmal bei der Famile der Farn, müssen wir einer der Perlen der Samm- lungen des Herrn Veitch gedenken, Es ist das die Sammlung der zartesten und 269 lieblichsien Farn aus der Gruppe der Trichomanes und Hymenophyllum, Ja in ihrem Vaterlande wachsen diese Farn im dichten Schalten der Waldungen der Gebirge der Tropen und der gemässigten Zone und zwar vorzugsweise an Gebirgsbächen, da wo grössere und kleinere Wasserfälle, die an dem Rande des Wassers, oder die epiphytisch auf Stämmen lebender oder umgeslürzier Bäume, und in den Ritzen der Felsen wachsenden Pflanzen, das ganze Jahr hindurch beständig Wasserstaub benetzen, Bei Veitch ist diesen und ähnlichen Gewächsen eine ganze Abtheilung ge- widmet, die Wände aufgebaut und de- corirt mit künstlichen Felsen, aus deren Spalten die zarten Trichomanes und Hymenophyllum als wunderlieb- liche Polster durchsichtiger stets mit Thau behangener Blätter, neben den Polstern der Selaginellen hervorquellen, während Todea (Leptopteris) Wilkesiana und ähnliche Arten als baumärtige Mi- niatur- Formen, zwischen diesen den lieblichsten Moosformen ähnlichen Farn, sich erheben. Warum fragt man, sieht man diese lieblichen Pflanzen der Gruppe der Hy- menophylieen, von denen Veitch 6 Hy- menphyllum, 4 Leptopteris, 8 Trichomanes cultivirt, in den Gärten des Conlinents noch so wenig verlre- ten? Ich glaube diese Frage ziemlich richtig zu beantworten, wenn ich sage, dass denselben nicht die richtige Pflege gegeben wird. Nehme ich das, was ich selbst über die Cultur dieser Gruppe von Farn hier in Petersburg erfahren, und was mir die Cultivateure dieser Pflanzen im Botanischen Garten zu Kew bei London und die des Herrn Yeitch mittheilten, zusammen, so würde unge- mit 270 fähr das Folgende das Resultat für un- | sere Culturen sein, „Einige Arten schliessen sich un- sern Culiuren, wenn wir sie in einem Gewächshause bei 6—10°R. auf schat- tigem Standort halten, wo sie natürlich eine stets feuchte Luftteınperatur ha- ben, oder wo wir diese Lufttemperatur durch übergestellte Glocken etc. her- stellen, sehr gut an, so z.B. Tricho- manes radicans aus dem tropischen Amerika, Hymenophyllum nitens aus Neuseeland, Leptopieris (Todea) superba aus Neuseeland, Todea hy- menophylloides. Die Mehrzahl der ächten Hymeno- phyllum - und Trichomanes-Arten wol- len so aber nicht gedeihen, sondern verlangen eine besondere Abtheilung eines niedrigen Gewächshauses, welches den Strahlen der Mittagssonne nicht ausgeselzt ist, das durch Wasserheiz- ung erwärmt wird und in dem man bei Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. steter möglichst bedeutender Luftfeuch- tigkeit für Ventilation sorgt und die Pflanzen täglich mehrere Male mit fei- nem Wasserstaub benetzt. Wo man nicht, wie Hr. Veitch eine ganze Abtheilung der Cultur dieser Pflanzen widmen kann, da lasse man sich Glaskästen construiren, die in Mi- niatur ungefähr die Form eines Dop- pelhauses eines Gewächshauses mit stehenden Fenstern und Satteldach ha- ben, und in denen Klappen zur Lültung angebracht sind. Hat man schon starke Pflanzen, so kann zur Cultur einer je- den einzelnen Art ein solcher Glas- kasten dienen; welcher jedoch nicht grösser sein darf, um denselben noch leicht täglich abheben und reinigen zu können. Der Glaskasten selbst ruht auf einem aus Zink oder Holz geferligten Kasten wie dies die beistehende Figur zeigt. In diesen untern Kasten pflanzt man | ü L! N = = entweder je eine einzelne Sorte direct | emplare höher als der Rand des untern ein, oder man senkt mehrere in Töpfe gepflanzte Sorten in denselben ein. Da- bei ist darauf zu sehen, dass die Ex- | Kastens zu stehen kommen. Das Einpflanzen der Hymenophyllum- und Trichomanes-Arten muss sehr vor- I. Orginalabhandlungen. sichiig geschehen. Wenn man Stämme von abgestorbenen Farnbäumen (nament- lich von den von Aussen mit Wurzeln überzogenen Arten) besitzt, so heltet man am besten das betreffende Ex- emplar auf ein Stück eines solchen Stammes. Kann man derarlige Stücke von Farnbäumen nicht haben, dann nimmt man Stücke eines faserigen Torfes, der auch befeuchtet nicht zer- bröckelt, — oder Stücke von recht porösen Tuffsteinen und befestigt die betreffenden Pflanzen aul diese. Es versteht sich, dass Stammstlücke, Torf- stücke oder Steine zuvor durch und durch befeuchtet werden, und wenn die zu befestigende Pflanze gar keinen Ballen haben sollte, dann belegt man die Oberfläche mit etwas faseriger Torf- erde, bevor man mit dünnem geglühten Drahte befestigt. Nun wird ein ent- sprechender Topf mit einer Mischung von 2 Theilen in kleine Stücke zer- schlagenen Backsteinen, Tuffsteinen oder Sandsteinen und 1 Theil faseriger Torferde oder Torferdestücken gefüllt, das Stück auf das die Pflanze gesetzt so aufgelegt, dass es noch über die Oberfläche des Topfes vortritt und die Zwischenräume noch mit der gleichen Mischung ausgefüllt. So vorbereitet wird der Topf in den mit zerschlagenen Ziegelsteinen oder Sandsteinen ausgefüllten Kasten bis zum Rande eingesenkt, wobei zu beachten ist, dass das zur Ausfüllung verwendele Material nicht sandartig, — sondern in Stücke von 1/,—1/a Zoll Durchmesser zerschlagen sein soll. Oben über legt man noch eine Schicht Kieses, aus dem sowohl mittelst Aussiebens der Sand, als die grössten Steine entfernt sind, doch so, dass die Rhizome der Pflan- zen anfangs mit demselben nicht über- deckt sein dürfen. Später darf selbst 'verisator täglich 271 das Rhizom dünn überdeckt sein. Moos selbst, das sonst so gebräuchliche Torf- moos, soll bei diesen Pflanzen als Füll- material oder Deckmaterial gar nicht verwendet werden, denn bei der steten Feuchtigkeit und Abschliessung durch den Glaskasten geht dasselbe doch bald in Vermoderung über und ver- dirbt die Luft, wovon ich mich oft überzeugte und deshalb Moos bei die- sen Pflanzen als Mischtheil der Erde oder Füllmaterial gar nicht mehr em- pfehlen kann. Eine stets feuchte, aber auch stels reine gesunde, Luft ist der wichtigste Factor zum Gedeihen dieser zarten Pflanzen, die man im Botanischen Garten zu Kew und bei Veitch, Wil- liams, Lee etc. in unglaublicher Ueppig- keit vegetiren sieht. Die fernere Pflege besteht nun darin, dass täglich der Glaskasten ab- genommen, von Innen und Aussen ge- reinigt und abgetrocknet wird, dass je nach Umständen die obern zum Bewe- gen eingerichteten Scheiben des Glas- kastens mehr oder weniger gelüftet werden. Schwache Lüftung ist bestän- dig zu empfehlen, wenn nicht etwa in dem betreffenden Gewächshause durch das Heizen es rauchen sollte, — oder wenn wegen zu frühen Verschliessens der Feuerung Dunst im Hause entstehen sollte. Ausserdem wird mit dem Pul- ein oder mehrere Male überspritzt, indem die zarten Blätt- chen stets mit feinen Thautröpfchen be- hängt sein sollen. Im Winter stellt man die Kästen auf der nach Süden liegenden, und im Frühjahr, Sommer und Herbst auf der nach Norden lie- genden Seile des Gewächshauses nahe unter dem Fenstern auf. Sobald der Kasten und die Pflanzen von der Sonne getroffen werden soll- ten, muss der Kasten sofort zur Be- 272 schattung mit dünnem Seidenpapier oder Gase überdeckt werden. Unaufmerk- samkeit rächt sich sofort an dem Ge- sundheitszustand der Pflanzen. Bei einzelnen Arten, wie z. B. bei Trichomanes reniforme kann die Tem- peratur bis auf + 1° R, fallen, — die Mehrzahl der Arten erfordert im Win- ler aber eine Temperatur, die bei Nacht auf +5 bis 6° R. fallen kann, bei Tags aber auf bis + 100 — 120 R. erhöht werden kann. Für die Kästen wird am besten weisses Glas, für das Glas der Bedach- ung des Gewächshauses aber am ge- eignetesten ein grünliches Glas ange- wendet. Eine andere interessante Farngatt- ung, die in fast allen andern Gärten nicht gedeiht und überall, wo ich die- selbe früher kräfiig und üppig sah, wieder ausgegangen oder doch zurück- gegangen ist, das ist die Gattung Glei- chenia. J. Veitch cultivirt von der- selben 7 Arten, alle in üppigem Wachs- thum und theils in mächtigen Exemp- laren. Dieselben werden in einem an- dern Gewächshaus gehalten, wo fleissig gelüftet wird. Sie erhalten zum guten Wasserabzug eine starke Unterlage von Topfscherben, werden in stark mil weissem Sande gemischte torfige Hei- deerde in ziemlich grosse Gelässe ge- pflanzt. Dieselben lieben eine trockene Luft, werden fleissig begossen, aber nie bespritzt und bei 4—6°R. über- wintert. Die eigenthümliche Schlauchpflanze Californiens, Darlingtonia califor- nica ist hier in so ausserordentlicher Schönheit cultivirt, dass, wer diese Pflanze bis jetzt nur in den kleinen erbärmlichen Exemplaren sah, wie man solche in den meisten Gärten diese schöne Pflanze gar nicht wieder sieht, | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kennt. Man denke sich Pflanzen mit bis an 50 über fusslangen Schlauch- blältern, so dass ich von Weitem eine üppige Sarracenia purpurea zu sehen glaubte. Cultur im temperirten gelüfte- ten Gewächshause in Moorerde ohne Untersätze. Die Oberfläche des Ballens ganz mit dichten Rasen von frischem vegetirendem Moose (Dicranum glau- cum) bewachsen. Die ausgesucht schöne und reiche Örchideensammlung wird im Etablisse- ment des Hrn. Veitch in 15 verschiede- nen Gewächshausabtheilungen cullivirt, in denen jeder dieser interessanten Pflanzen die ihnen angemessenen Cul- turbedingungen gegeben werden. Auf diese Weise können die zahlreichen schönen Arten dieser Familie, auch nur in solcher Ueppigkeit gedeihen und se vollkommen und schön blühen, wie das beim Hrn. Veitch der Fall ist. Da fin- det man die Orchideen der hohen Ge- birge theils in kühl und feucht, theils in kühl und luitig gehaltenen Abtheil- ungen, und so fort in allen Absiulungen bis zu denen, welche die wärmste und feuchteste Temperatur zum kräftigen Gedeihen erfordern. So wird die sonst selten blühende Barkeria Skinneri kühl und trocken gehalten, die Mehr- zahl der schönen Odontoglossen dage- gen kühl und feucht gehalten. Als eine der schönsten und eigenihümlich- sten der gerade in Blüthe belindlichen Orchideen, nenne ich Masdevallia Veitchi, mit grossen eigenthümlichen scharlachrothen Blumen. Die meisten der schönen Orchideen des Veitch’schen Gartens, werden in colorirten Tafeln im Botanical Magazine publicirt und haben wir derselben nach jenen Abbild- ungen früher schen gedacht. Cypri- pedium Harrisianum ist ein Bast- ard, den der ausgezeichnete Cultiva- ER ae ERDE ) E | | I. Originalabhandlungen. teur der Orchideen, Herr Dominy zwi- schen C. villosum und C. barbatum er- zogen hat. Cypripedium longi- folium Rchb. aus den Cordilleren von Chiriqui stammend, ist diese Art dem von uns früher abgebildeten C. caudaium am ähnlichsten. Cypripe- dium naevium, neue Art mit weissen Blumen, die nur an der Säule choco- ladenbraun gefleckt. Dendrobium Bensoniae aus Moulmein, mit weissen 2 Zoll im Durch- messer haltenden Blumen, deren Lippe mit gelber Scheibe und 2 purpurnen Flecken am Grunde. Ausserdem eine Menge anderer von Veitch theils aus Östindien, theils aus dem tropischen Amerika eingeführter neuer Orchideen. Der Cultur der Nepenthes ist eine besondere Gewächshaus-Abtheilung ge- widmet, wo dieselben in unbeschreib- licher Ueppigkeit unter den Fenstern hinranken, und deren grosse verschie- den gestaltige Schläuche allenthalben herabhangen. Besonders schöne Arten sind Nepenthes Sedeni, eine von N. destillatoria im Veitch’schen Garten erzogene hybride Art, mit bellgrünen roth gefleckten Schläuchen, Nepenihes Hookeri mit breiten grossen grün und rothen Schläuchen. Die Cultur dieser interessanten Pflanzen hat in so- fern gegen früher eine Abänderung er- litten, als man dieselben jetzt grossen- theils, ähnlich wie Orchideen in durch- brochene Körbe einpflanzt und entfernt vom Glasdache aufhängt. Hohe Tem- peratur, möglichst feuchte Luft, sorg- fältige Beschattung, täglich oft wieder- holtes Ueberspritzen der Pflanzen, das sind die vorzüglichsten Grundbedingun- gen einer glücklichen Cultur. Eine torfige faserige Erde, mit feinem Sand und gehacktem Torfmoos vermischt, ist die Erde, in die eingepflanzt wird, Das IX. 1872, 273 Verpflanzen muss sehr vorsichtig ge- schehen, damit die einfachen, wenig ver- äslellen Wurzeln nicht beschädigt wer- den. Im hiesigen Garten cultiviren wir dieselben jelzt mit gutem Erfolge theils die stärkern Exemplare in durchbro- chene Töpfe gepflanzt und im niedrigen warm und feucht gehaltenem Hause aufgehängt, theils die kleinern Exemp- lare in einem niedrigen Warmhause unter einem besondern grossen Glas- kasten, der über einem Bassin aufge- stellt ist, dessen Wasser durch durch- gehende Röhren der Wasserheizung er- wärmt wird. Wir können nicht die zahlreichen Pflanzensammlungen dieses Elablisse- ments genauer revidiren. Es genüge zu sagen, dass hier alle Abtheilungen des Gartenbaues vertreten sind. Zu Coombe Wood, Kingston Hill sind die grossen Baumschulen und Culturen der perennirenden Pflanzen, in Chelsea der Samenhandel und die Abtheilungen der Gewächshauspflanzen, von den zartesten u. schönsten Halbsträuchern Neuhollands, der antarklischen und warmen gemäs- sigten Regionen Amerika’s an, sind alle Länder des Erdballs vertreten, auch die schönen so mit Unrecht vernach- lässigten Ericen sind bei James Veitch in vorzüglicher Cultur und prangen ne- ben den Epacris im prächtigsten Blü- thenflor. Es ist so recht ein Zeichen unserer zum Rococco -Styl zurückkehrenden Teppichbeetzeit, dass, mit Ausnahme der zur Salondecoration geeigneten Pflan- zen, auf dem Continente die Mehr- zahl der andern schönen Pflanzen aus den Gewächshäusern der Privatsamm- lungen und Handelsgärtnereien ver- schwinden. Leider, ja leider gehören dazu auf 18 274 dem Continente auch die Ericen-Samm- lungen. Gibt es aber etwas zarteres und lieblicheres in der Pflanzenwelt, als eine in üppiger Vegetation stehende Ericen- Sammlung? Zu jeder Jahres- zeit erfreut das zarte Grün derselben, zu jeder Jahreszeit stellt eine Ericen- Sammlung ihre mit Blumen bedeckten Vertreter, ja selbst hier in Petersburg, wo im November und December wäh- rend der trüben Tage jede andere Blume abstockt oder verdirbt, da halten Ericen ihren schönen Blüthenschmuck und sind daher als Bouquetblumen die- ser Jahreszeit nicht zu entbehren. Ins Zimmer oder auf das Teppich- beet passen freilich Ericen und Epac- ris nicht. Auch der Teppichbeetmanie hat J. Veitch seinen Tribut gebracht. An dem Eingang der meisten der zahlreichen Gewächshäuser sind kleine Teppich- beete angebracht. Dieselben sind er- haben mit geneigten, regelmässige Vier- und Vielecke bildenden Flächen ebener Mittelfläche, und stellen so et- was besonderes dar, wie ich es in an- dern Gärten nicht sah. Dazu sind aus- ser den gewöhnlichen Teppichbeetpflan- zen auch vielfach perennirende Pflan- zen verwendet, wie Thymus Serpyllum fl. albo, Sempervivum-Arlen elc, Auf einer Steinparthie werden Al- penpflanzen und die zahlreiche Samm- lung der in England so beliebten im freien Lande ausdauernden Farne cul- | tivirt. Farnparthien zwischen einigen Stei- nen, oder in grösseren Steinparthien, findet man nämlich in den meisten klein- sten und grösseren Privatgärten Lon- dons. und | Die schattigen Plätze des Gar- tens werden dazu benutzt und auf seine | Farnparthie ist der Gartenfreund be- | lanzettlichen dunkelgrünen Blättern mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sonders stolz. Wie ist das anders bei uns, da hört man höchstens von einem der wenigen sich dafür interessirenden Gartenfreunde, wenn er zufällig eins der bei uns wild wachsenden Faın dar- unter erkennt, die Bemerkung, — das wächst bei uns im Walde wild. Wie reizend ist aber in Wahrheit das man- nichfache Grün der Farn, und zwar ge- rade in solchen Parthien des Gartens, wo andere Pflanzen nicht mehr ge- deihen wollen, besonders wenn das Grün der Wedel einen angenehmen Contrast mit den rothen, weissen, blauen und grauen Steinen bietet, unter denen dieselben theils üppig hervorquillen. Wir kehren nun noch einmal in die Gewächshäuser des Hrn. Veitch zu- rück, bewundern da in dem einen Hause ein mächtiges Exemplar des Neuseeländer Flachses (Phormium te- nax) mit gelb gestreiften Blättern, das im Frühjahr Blüthen entwickelt hat und im Sommer Samen trug. In einem an- dern Hause die Masse der schönen Blattpflanzen der Tropen und unter ihnen die „Dieffenbachia Bausei“ eine hybride Aroidee, die zwischen D. Weirei und D. pieia erzogen ist, mil hellgrünen Blättern, die dunkler und gelblich gefleckt. Ferner das grosse Original-Exemplar des stolzen Panda- nus Veitchi mit silberweiss gerande- ten breiten Blältern, eine der schön- sten Blatipflanzen und die ausgezeich- netste Neuheit, die G. Veitch auf den Südee-Inseln entdeckte. Wieder in andern Abiheilungen treten uns die prächtigen Abartlen des Croton (Co- diaeum) pictum entgegen, alle von Veitch von den Südseeinseln eingeführt. Unter diesen ist Croton Hookeri mit länglich-lanzettlichen oder elliptisch- I. Originalabhandlungen. breiter goldfarbener fiederartig gebuch- teter Mittelbinde. Dann Croton multicolor mil gestreckten länglichen unregelmässig gestalteten und vorn wieder verbrei- terten hellgrünen Blättern, die je nach ihrem Alter mit goldfarbenen oder röthlichen Mittelstreiien und Venen schön gezeichnet sind. Dann Croton Veitchi mit lanzettlichen länglichen 12—14 Zoll langen dunkelgrünen Blät- tern, ähnlich wie vorhergehende Sorte in der Jugend goldfarb, im Alter mehr roth gezeichnet. C. undulatum mit länglichen welligen dunkelgrünen, an- fangs goldgelb und später rolh ge- fleckten Blättern. Noch später wird die Grundfarbe schmutzig blutroth, mit hell- rothen Flecken. Eine sehr schöne aus- gezeichnete Sorte. Cr. interruptum, Cr. irregulare, Cr. cornutum, Cr. maxi- mum sind andere von uns früher er- wähnte schöne Formen des Croton (Co- diaeum) pictum; Paullinia thalictri- folia ist eine hübsche Schlingpflanze fürs Warmhaus, mit fein zertheilten Blättern, — Markgravia dubia eine wurzelnde Pflanze ähnlich dem Ficus stipularis, die Allamanda- Arten als reichblühende Schlingpflanzen unter den Fenstern hingezogen. Unter den Kalt- hauspflanzen die Lechenaultia-Arten in grossen Cultur- Exemplaren, die Indi- schen Azaleen, theils zu grossen schö- nen Pyramiden erzogen, ganze Häuser voll von Weinreben in Töpfen zum Verkauf erzogen. Wer von Conlinente diese zur Treiberei vorgezogenen Wein- stöcke sieht, der erstaunt, dass bei der Anzucht derselben, wenn wir unsere auf dem Continenie geltenden Preise als Norm nehmen, etwas herauskommen könne. In England ist das aber gerade ein sehr gutes. Geschäft, indem jede 275 Handelsgärtnerei solche Weinstöcke in Töpfen zum Verkaufe anzieht und diese je nach Stärke zu sehr hohen Preisen zur Beflanzung von Weinhäusern abge- geben werden. Schliesslich weise ich noch darauf hin, dass im letzten Jahrgange pag. 24 — 26, schon die Mehrzahl der im Jahre 1571 von Veitch nur in Handel ge- brachten Pflanzen erwähnt ist, Wir tragen hier noch nach, dass die von Veitch als Croton Johannis ausge- gebene Sorte, mit dem in deutschen Gärten schon länger verbreiteten Cr. angustifolium identisch zu sein scheint. Dieffenbachia Bowmani ist eine Aroidea die.der seinem Eifer zum Opfer gelallene „Bowman“ in Südbrasilien entdeckte. Die länglich-ovalen hell- grünen Blätter werden sehr gross und sind mit schwarzgrünen Flecken ge- zeichnet. Dracaena (Cordyline) Den- nisoni. Eine niedrig wachsende und verhältnissmässig breitblätterige Form von Dr. ferrea, deren Blätter 1!/, Fuss lang, 5 Zoll breit und dunkel bronze- farben. Stammt gleich den beiden fol- genden von den Südseeinseln. Dra- caena (Cordyline) magnifica. Die bronze-purpurnen, heller und dunkler geflammten Blätter werden bis 2 Fuss lang und bis 10 Zoll breit, so dass diese eine der üppigsten Formen von Cordyline ferrea bilde, Dracaena (Cordyline)porphyrophylla. Blätter schmaler, von länglich - lanzettlicher Form, oberhalb dunkel braunpurpur, unterhalb blaugrün. RhododenrenBrooki gracilis. Entdeckt von Th. Lobb in Borneo. Blätter lanzetllich, hellgrün, Blumen hellgelb, in spitzenständigen Dolden. Blühet leicht schon als kleines Exemplar. 18° 276 \ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) An verschiedenen Orten er- wähnt. 1) Foucraea Bedinghausent, in den Gär- ten auch als Roezlia regia verbreitet, hat im vergangenen Juni 1871 bei H. Schnei- der, Handelsgärtner in der Gasfabrik in Stuttgart, geblüht. Das Blüthenschaft steigt wie bei Agave americana zu colossaler Höhe empor. 2) Olerodendron trichotomum Thbrg., ein von Hrn. C. Maximowicz aus Japan ein- geführter Strauch, hat im Botanischen Gar- ten zu Tiflis (nack einem Berichte des Hrn. Scharrer) in diesem Sommer geblüht, der- selbe hat ohne Schaden zu leiden eine Tem- peratur von —12° R. im freien Lande er- tragen und sich dort als guter Halbstrauch fürs freie Land bewährt. Aus dem Laub- werk breit ovaler spitzer grosser Blätter erheben sich die spitzenständigen Stheiligen Blüthencorymben. Die Blumen besitzen einen betäubend starken Wohlgeruch. (r) b) Abbildungen von Obstgattungen in der Revue horticole. Paris. 1872. 3) Prune Eugene Simon. Eine der sonder- barsten Pflaumenarten, die E. Simon aus dem himmlischen Reiche dem Pariser Mu- seum gebracht und von welcher sich bis nun unter unseren Obstbäumen kein Re- präsentant vorfindet, sie ist auch in wis- senschaftlicher Beziehung von Interesse, da sie in Folge einiger charakteristischer Merkmale gewisse Gruppen aufstellt und zwar in Folge ihrer Kernform, die echten Mandeln mit den Pflaumen und mittelst dieser und in Folge der Blätterform und ihres allgemeinen Aeussern die fruchttra- gende Prunus mit einer Gruppe der Zierde Prunus (in unseren Culturen repräsentirt durch Prunus sinensis fl. pl. albo und be- sonders durch Prunus sinensis fl. pl. roseo,.) vereinigt. Diese Pflaumenart entfaltet ihre kleinen weissen Blüthen, auf kleinen Stielchen bü- schelartig vereinigt, im März, und bringt mehr breite als lange, kurzgestielte, zinnober- rothe Früchte, mit an beiden Enden brei- ten und tiefen Einschnitten. Das Fleisch ist schön gelb, fest und von eigenem aroma- tischem Geschmacke, dem keine unserer Pflaumen gleichkommt; der Kern ähnelt einigen Pfirsicharten. — Die Cultur ist leicht und wird namentlich in Töpfen be- vorzugt. — Thibaut und Keteler in Sceaux haben diese Pflaume im Handels- verkehre (N. 6.) 4) Peche Baron Dufour, eine prachtvolle Pfirsich, von seltener Grösse, wohl oft von über S Cent. Umfang; die Schale, die sich leicht vom Fleische ablöst, sehr fein: das Fleisch ist gelblich weiss, um den Kern herum blutroth gestreift; zart, zuckerig, saftig, mit vorzüglichem Aroma; sie reift in der zweiten Hälfte August. — Dieser Pfirsich gehört zu der „admirables“ von Morillet; und nach dem Carriere’schen „arbre genealogique“ ist sie in die2. Sec- tion ce e und in die Abzweigung No. 12 einzureihen. — Die Gebrüder Simon Louis in Plantieres bei Metz werden diese Pfirsichart vom 1. Nov. 1872 an in Handel (N. 8.) 5) Pommiers dite baccifere. Diese Apfelgattung ist von zweifachem Interesse; sie tragen so reichliche Blüthen, dass der ganze Baum davon bedeckt ist; die Früchte sind von verschiedenen Farben, sie erhal- ten sich sehr lange am Baume; sie gewäh- ren zu Ende des Sommers einen pracht- vollen Anblick. Diese Aepfelchen dienen für gewöhnlich zur Tafelzierde, als s. g. Surtouts, einige sind aber echt auch ess- bar, wie z. B. die unter dem Namen Malus prunifolia atropurpurea bekannte Varietät, welche sich bis auf den Jänner schön und geschmackvoll erhalten. Im Pariser Museum werden über 30 Varietäten dieser Apfel- sorte cultivirt, und eine der schönsten und reichsten Sammlungen darstellt. (No. 11.) 6) Brugnon des deux soeurs, aus einem Kerne der Brugnon monstreux entsprossen; es ist eine schöne und geschmackvolle Nec- tarinenpfirsichart, von ungefähr 7 Cent. Umfang, mit gelblich weissem Fleisch, am bringen. II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, Kerne röthlich gestreift, sehr saftig, zuckerig. (N. 15.) Hiebei wollen wir erwähnen, dass gegen die Baumlaus die s. g. Marienkäfer (Cocci- nella) die besten Dienste erweisen; sie sau- gen dieselbe auf und ziehen von Baum zu Baum bis sich keine Baumlaus in dem Obstgarten mehr vorfindet. *) Von E. B. Col et Girard in C(ler- mont Ferrand werden Etiquetten aus wei- ssem Zink in verschiedenen Formen und Grössen verfertigt, die mit Bleidraht, wel- cher nicht rostet, an den Bäumen zu be- festigen sind. (p. 105.) Von Interesse ist die Abbildung eines Mandelbaumzweiges mit glockenförmigen Blüthen, deren Petale an der Basis leicht verwachsen sind und mit den Gamopetalen zu vereinen scheinen. Carriere (p. 129) stellt die Frage, ob solch’ eine Blüthen- form zu den Monstruositäten, zu den Ano- malien, zu den Bildungen einer neuen Race zu zählen oder ein Zurückschreiten sei? e) Abgebildetim Botanical Maga- zine. 7) Todea barbara Moore (Filices). Be- reits besprochen in der Gartenflora 1871. p. 209. (Taf- 5954.) 8) Bulbine Mackenii Baker. (Liliaceae). Von dem Director des botanischen Gartens in Natal, Mr. Mcken eingeführtes Gewächs,. Blätter mit den Blumen gleichzeitig er- scheinend 2—3 Zoll lang, bei einer Breite von 11/,—11/, Zoll, ausgebre.tet, eiförmig- länglich, stumpf oder fast spitz, glatt, et- was fleischig, nervenlos, unterseits blass. Blüthenschaft dünn, einen Fuss hoch, cy- lindrisch, glatt, grün, Traube 6—10 Zoll lang, 20—30 blumig. Biüthenstielchen bei- nahe horizontal abstehend, zollang, mit einer kleinen eiförmigen spitzen Bractee *) Weitere Mittel werden angegeben zur Vertilgung der verschiedenen Insekten, wie (p. 126. 206) von Tabakpulver, dann ein Absud von Quassia amara mit Seife, Kupfervitriol, Alaun, Ofenruss etc. etc. Ce) 277 am Grunde. Blumen 1/;, Zoll im Durch- messer, lebhaft goldgelb. Perianthalab- schnitte länglich-linear, stumpf, einnervig mit grünen Spitzen am Kiele. (Taf. 5955.) 9) Dendrobium tetragonum F, Müll. (Orchideae), F. Müll. Fragm. phytogr. I p. 87. — Eine australische Art, die in der Nähe der Moreton-Bay wächst und die der Königliche Garten in Kew von den Herren Rollisson und Söhne in Tooting erhielt. Stengel hängend, in dichten Büscheln stehend, 5—16 Zoll lang, scharf vierkantig, nach abwärts zu einer dünnen Spitze ver- schmälert, zweiblätterig, Blätter elliptisch- lanzettlich, zugespitzt, wellig, dunkelgrün, lederartig. Blumen einzeln oder zu meh- reren an den Enden der Zweige, von der Spitze der Sepalen fast 4 Zoll im Durch- messer. Sepalen gleichgestaltet, schmal pfriemenförmig, lanzettlich, das obere auf- recht, steif, die seitlichen gedreht, Peta- len etwas kürzer und verhältrissmässig schmäler, die einen wie die andern grün- lich gelb. Lippe im Umkreise eiförmig, weisslich, mit röthlichen Querstreifen, Säul- chen sehr kurz. (Taf. 5956.) 10) Eranthemum palatıferum Nees. (Acanthaceae) Nees in D.C. Prodr. I. p. 457. — Justieia. palatifera Wall. Pl. as. rar. I. p. 80, t. 92. — Eranthemum crenu- latum Nees in Wall. Pl. rar, II. p. 107 et in D.C. Prodr. I. p. 455; non Wall. in Bot. Reg.t.379? nec. E. crenulatum Bot. Mag. t. 5440. — Eine dem E. cinnabarinum (B. M. t. 5921.) nahestehende Art, die im nord- östlichen Bengalen durch F. de Silva, einem Sammler des Botanischen Gartens zu Cal- cutta entdeckt wurde. Ein kleiner aufrech- ter Halbstrauch mit runden, glatten oder leicht drüsig-behaarten Zweigen. Blätter gestielt, 4—6 Zoll lang, ganzrandig oder undeutlich gekerbt; dunkelgrün mit weiss- lich gelben Flecken in dem mittleren Längs- drittel des Blattes, Blüthenrispe endstän- dig, einfach oder am Grunde verästelt. 4 bis 7 Zoll lang, vielblumig. Blumen in Bündeln, welche in regelmässiger Entfern- ung stehen. Bracteen pfriemenförmig. Kelchabschnitte linear-pfriemlich, spitz, 1/3 Zoll oder mehr lang. Kronenröhre dünn, 278 1 Zoll lang, blass, Limbus 3/,—1!/; Zoll breit, flach, zweispaltig, lila oder scharlach, mit einem gelben Flecken auf der Unter- lippe, Antheren blau. Eine äusserst nied- liche Blüthenpflanze für das temperirte Warmhaus. (Taf. 5957.) 11) Coelogyne lentiginosa Ldl. (Orchi- deae) — Lindl. Fol. orch. Coelogyne N. 3. Eine wenig bekannte Art, vor vielen Jah- ren im Etablissement der Herren Veitch - durch deren unermüdlichen Sammler Thom. Lobb aus Moulmein eingesandt. Stengel sehr dick, kriechend, mit rauhen, brau- nen Scheiden bedeckt. Scheinknollen sitzend, aufrecht, 2 — 3 Zoll lang, bei einer Dieke von 2/3—3/4 Zoll, dreikan- tig, zusammengedrückt, schmal elliptisch, mit stumpfen Enden. Blätter zu zwei an der Spitze der Bulben, 6—7 Zoll lang, aufrecht, von der Mitte an zurückgebogen, in einen kurzen Stiel verschmälert, undeut- lich nervig. Rispe aus dem Grunde der zuletzt gebildeten Bulbe entspringend, vom Grunde an aufsteigend, ungefähr 5 blumig; Blumen in zwei Reihen ‚stehend, 11/,—11/, Zoll im Durchmesser. Bracteen von glei- cher Länge mit den Blüthenstielen. Sepa- len und Petalen gleichartig, linear-länglich oder lanzettlich, zugespitzt, zurückgeschla- gen; blass gelbgrün. Lippe viel länger als die Sepalen, weiss mit einem grossen ocher- farbigen Flecken auf dem Mittellappen. (Taf. 5958.) 12) Senecio pulcher Hook. et Arn. (Com- positae-Seneeionideae) H. et Arn. in Hook. Journ. of Bot. III. (1841) p. 337. — Eine ansehnliche Pflanze mit grossen rothen Blumen, von Trozedie bei Maldonado aus Aldoa in Südbrasilien entdeckt und von M. J. Tyerman in England eingeführt, wo die Pflanze im vorigen Jahre blühte. Ein- jährig, sehr robust, 1—4 Fuss hoch, hell- grün, mit lockerer, spinngewebartiger Wolle leicht überzogen. Stengel einfach oder verästelt. Blätter 4—10 Zoll lang, dick und krautartig, länglich-lanzettlich, fast spitz, unregelmässig gelappt, mit ker- big gezähnten Lappen. Wurzelblätter kurz gestielt, Stengelblätter sitzend, halbstengel- umfassend, am Grunde in den Stengel ver- lich-deltaförmig, 4— Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. laufend. Blüthenköpfehen in verästelten Trugdolden, 2—3 Zoll im Durchmesser, sehr hell purpurroth mit goldfarbigem Dis- cus. (Taf. 5959.) (E. E.) d) Abgebildetin der Illustration \ horticole. 13) Camellia Francesco Burlamacki. Eine Spielart von regelmässiger imbriquir- ter Form und grossen breiten, an der Spitze ein wenig getheilten Petalen. Farbe lebhaft carminroth, etwas dunkler gestreift, in der Mitte je ein weisses Band, von nicht völlig reiner Farbe. (Taf. 95.) 14) Colax jugosus Ldl. (Orchideae) Läl. Bot. Reg. XXIX. 1843 sub mise. p. 65 — Maxillaria'jugosa Lal. Bot. Reg. 1841 mise. p. 104. — Eine eigenthümlich schöne Or- chidee aus Brasilien, die in den Gärten noch sehr selten ist, obgleich sie schon längst eultivirt wird. Scheinknollen läng- lich-eiförmig, glatt, Blätter länglich-lanzett- lich, zugespitzt, lederartig. Blüthenstiel zweiblumig, Blumen 11/,—2 Zoll im Durch- messer, Sepalen reinweiss, Petalen und Lippe weiss mit grossen, violetten Flecken die der Lippe mehr ins Blaue übergehend. (Taf. 96.) 15) Pandanus ornatus hort. (Pandaneae) — Journ. Hort. Soc. Lond. 1866 p. 1. — Ein schöner Pandanus, von den Mascarenen in die Gärten eingeführt. Blätter sehr dichtstehend überhängend, 1—11/, Meter lang, S—10 Centimeter breit, hellgrün mit weisslichen Randstacheln. Eine der nicht sehr hoch werdenden Arten, daher für kleinere Warmhäuser sehr empfehlenswerth. (Taf 97) e) Beschrieben und abgebildetin »Gardener’s Chronicle.< 16) Alsophila (Chnoophora) sagittifolia Hook. (Filices). Ein Baumfarn von den Gebirgswäldern in Trinidad, entdeckt von Dr. Cruger, lebend in England eingeführt von Mr. Prestoe. Stamm bis 12 Fuss hoch. Stiele 1—1Y, Fuss lang, nussbraun. Spreuschuppen zahlreich, 3/;—1/a Zoll lang, braun mit weissem Rande. Wedel läng- 5 Fuss lang, 13/,—2 II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Fuss breit; fast lederartig von Structur, oberhalb glatt, dunkelgrün, unterseits mit Spreuschuppen an den Mittelrippen der Fiedern. Spindel mit anliegenden braunen Haaren bedeckt. Fiedern lanzettförmig, mit ungefähr 12paariger Theilung. (1872, p. 321. Fig. 112.) 17) Huemaria discolor Ldl. var Daw- soniana Rchb. fil. (Orchideae). — Anoeco- chilus Dawsonianus Low. in Gard. Chr. 1868 p. 1088. — Herr Prof. Dr. Reichen- bach, welcher Blumen dieser buntblätterigen Orchidee von Low erhielt und der auch die cultivirte Pflanze in Blüthe im Ham- burger botanischen Garten beobachtete, zieht dieselbe als Abart zu der als Goo- dyera discolor schon längst in den Gärten bekannten Erdorchidee, die Blätter der Abart sind viel grösser und röthlich be- randet und mit einer eben so gefärbten Mittelrippe durchzogen. Der Metallglanz ist viel intensiver als bei der Stammart. (1872 p. 321.) 15) Albuca abyssinica Welwitsch (Lilia- ceae). Von Dr. Welwitsch in Angola ent- deckt und lebend in England eingeführt, wo sie in Reigate bei Herrn Saunders zur Blüthe gelangte. Zwiebel gross, eiförmig, mit häutigen Scheiden. Blätter fast auf- recht, bis zu'6 aus einer Zwiebel entsprin- gend, linear-riemenförmig, fleischig, 11/, bis 2 Fuss lang, 1 Zoll breit, allmälig in eine lange Spitze verschmälert. Schaft 5 bis 6 Fuss hoch ohne die Rispe, welche 1 bis 11/, Fuss lang ist und 21/,—3 Zoll im Durchmesser hält. Perianthal-Abschnitte 1 Zoll lang, gelb, — Staubfäden faden- förmig, alle sechs mit fruchtbaren Staub- beuteln, am Grunde verwachsen. Ovarium g—>/g Zoll lang, allmälig zu dem faden- förmigen Griffel verschmälert, 5—6 Eier in jedem Fache enthaltend. (1872 p. 392.) 19) Mesospinidium vulcanicum Rehb. fi. (Orchideae.) Eine .neue, wahrscheinlich von Dr. Spruce entdeckte Art mit grösse- ren Blumen als das bekannte M. sangui- neum. Scheinknollen verkehrt-birnenförmig, 'zusammengedrückt, die fast nickende Rispe trägt zahlreiche purpurrothe, epidendron- artige Blumen. (1872 p. 393.) 279 20) Odontoglossum tripudions Rchb. fil. et Wrwz. var. oculatum (Orchideae.) — Eine schöne grossblumige Abart; Sepalen nuss- braun mit gelben Spitzen, Petalen gelb mit braunen Bändern. Labellum geigenförmig gezähnt an der breiten vorderen Scheibe am Rande gekräuselt, weiss, mit schönen violetten Flecken am Kamme und einem grossen bräunlich violetten Flecken vor demselben. (1872 p. 393.) 21) Laelia Jongheana Rchb. fil. (Orchi- deae.) Eine schöne Laelia majalis und Cattleya Mossiae übertreffende Art, welche der eifrige Libon zu Anfange der fünfziger Jahre aus Brasilien unter dem Namen Brassavola Jonghei einsandte. Von Herrn M. de Jonshe in Brüssel erhielten die Herren Thibaut und Keteler die Pflanze wahrscheinlich ; bei denselben kam sie auch zur Blüthe. Scheinknollen eiförmig, mit weissen Scheiden bedeckt. Blätter keil- förmig-oblong, an der Spitze fast 2theilig, glänzend, sehr dick, die Scheinknollen dreifach überragend; Blüthenstiel ein oder zweiblumig. Sepalen linear-lanzettlich zu- gespitzt, Petalen länglich keilförmig, ge- kräuselt, Lippe dreitheilig, Seitenlappen derselben abgestumpft, am Ende kraus; Mittellappen gross gezähnt und gekräuselt. Sepalen und Petalen amethystfarben. Sei- tenlappen des Labellums blass amethyst- farben, nach innen zu gelb, der untere Theil weisslich mit einem breiten amethyst- farbenen Rande. Eine wunderschöne Blume von bedeutender Grösse. (1872 p. 425. Fig. 123.) 22) Dendrobium rhodocentrum Rchb. f. (Orchideae). Eine neue mit D. cumulatum Ldl. verwandte Art; Blumen rosa an der Spitze der Petalen purpur. Lippe weiss mit einem purpurnen Flecken am Ende; am Grunde ist die Lippe gelblich; Säul- chen purpur. (1872 p. 426.) 23) Masdevallia chimaera Rchb. fil. (Or- chideae). Von Roezl, dem modernen War- scewicz, wie ihn Dr. Reichenbach nennt, entdeckt und nach einer Abbildung des Entdeckers und nach getrockneten Blumen. Blätter keilförmig-länglich, spitz, einen Fuss lang; der Blüthenstiel trägt 5 gelbe, 280 schwarz behaarte und mit goldgelber Lippe versehene Blumen, die weit geöffnet sind. Die freien Sepalen sind langgeschwänzt, die Lippe ist sackförmig, wie bei einem Cypripedium. (1372 p. 463.) 24) Oncidium andigenum Iechb. fil. et Lind. (Orchideae). Eine von Wallis ent- deckte, 1867 im Linden’schen Etablissement zur Blüthe gelangte Art aus der Verwandt- schaft von O. cucullatum Ldl., ©. nubige- num Ldl. und O. Phalaenopsis Lind. et Rchb. fil. Blumen gelb, mit kleinen pur- purnen Flecken bedeckt. Säulchen purpur. Callus gelb. (1872 p. 539. Ender.) 25) Bomarea chontalensis Seem. (Ama- ryllideae), Wir geben beistehend nach dem Botanical Magazine die uns von Dr. Mas- ters freundlichst mitgetheilte Abbildung II. No 1) Die Societ& Royale d’Agricul- ture et de Botanique de Gand hat das vollständige Progamm der Internationa- len Ausstellung veröffentlicht, welche vom 30. März bis zum 6. April 1873 in Gent statt- finden soll. Wer sich als Aussteller be- theiligen will, muss sich beim Sekretär der Gesellschaft, Herrn Edmond Claus, rue digue de Brabant N. 20 bis späte- stens den 1. März 1873 melden und dabei die Nummer der Concurrenz, um die er sich bewerben will, nennen. Vom gleichen Sekretär kann man sich auch das 39 Seiten umfassende Programm kommen lassen, das 291 Concurrenzpunkte und fast 3mal so viel Preise in Goldenen, Vermeil, und silbernen Medaillen enthält. Wie alle Ausstellungen Belgiens wird auch diese grossartig und reich werden, denn wenn nur Belgien allein seine Pflan- zenschätze einigt, so wird dort ebenso viel als an irgend einem andern Orte Europas geleistet. Warum aber so kurz vor Eröffnung der Wiener Internationalen Ausstellung eine solche Belgische, wo deren schon 2 statt- fanden? Warum nicht die Genter-Ausstell- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einer schönen neuen Schlingpflanze fürs Warmhaus, die noch von Dr. Seemann aus Chortala eingeführt wurde. Diese neue Pflanze ist nahe verwandt mit B. edulis. Die Wurzel ist knollig. Blumen 11, Zoll lang, fast glockig, stumpf 3kantig; vom Rande an und unterhalb der Spitze. Von Gestalt sind die äusseren Segmente der Blüthenhülle verkehrt oval, um die stumpfe Spitze mit einer Reihe brauner Flecke, ausserdem rosaroth fleischig und fast wachs- artig, auf dem Rücken stumpf gekielt; die inneren Segmente sind länger und schmä- ler, blass gelb und an der Spitze braun gefleckt. Ward von W. Bull eingeführt und blühte bei demselben im August 1871. (E. R.) tizen meisten Gartenfreunde werden die Wiener | Ausstellung besuchen, weil dort in ver- schiedenen Richtungen viel geleistet wird, — und dann wird denselben schwerlich ge- nugsam Zeit und Musse sein, um zuvor die Genter Ausstellung zu besuchen. (E.R,) | ung ein Jahr später. Wahrscheinlich die 2) Königl. Höhere Landwirth- schaftliche Schule in Mailand. Schon im Jahre 1868 hatte die Stadt- gemeinde und der Provineialrath alle Vor- kehrungen getroffen, um in Mailand eine solche Schule zu errichten — endlich trat sie im Jahre 1870 ins Leben. — Zur Deck- ung der Kosten subventionirte die Regier- ung mit einem Betrag von 30,000 L. zu den Gründungs- und mit jährlichen 30,000 L. zu den Administrations-Anlagen; die Provinz leistete einen einmaligen Betrag von 30,000 L. zu Ankauf wissenschaftlicher Hülfsmittel, und jährlich trägt sie mit 2/5; der allgemeinen Auslagen bei; — die Stadt schafft das Gebäude dann 10,000 L. zu An- kauf nicht wissenschaftlicher Hülfsmittel und zu den jährlichen Ausgaben trägt sie mit 1/z bei. — | Taf 735. III, Diese Lehranstalt ist mit allen nöthigen Laboratorien (chemische und zooanatomi- sche), naturhistorischen, physicalischen u. a. Sammlungen, mit einer reichlichen Biblio- thek, mit einem botanischen und einem Versuchsgarten u. is. w. versehen. Die Lehrgegenstände sind italienische und deut- sche Sprache, Botanik (allgemeine, krypto- gamische und landwirthschaftliche) Chemie (organische und landwirthschaftliche) Ana- tomie und Physiologie der Thiere, Agrono- mie, Mechanik, Technologie, Physik, Buch- haltung, Statistik, Zeichnen, Arbeiten in den Laboratorien u. s. w. Diesem Institut ist eine landwirthschaft- liche Versuchsstation beigegeben, dann eine permanente Ausstellung von landwirthschaft- lichen Maschinen und Geräthen, um dem Publikum die neusten Erscheinungen auf diesem Gebiete zur Kenntniss zu bringen und mittelst Versuchen dasselbe von dem Werthe dieser Erzeugnisse zu überzeugen; die Gartenbau-Gesellschaft macht ihren Schülern zur Pflicht, einige in ihr Fach einschlagende Vorträge zu hören; — der Gesellschaft für Bienenzucht wurde ein Raum in dem Versuchsgarten zur Aufstell- ung ihrer Bienenkörbe, so wie auch die nöthigen Localitäten zu Vorträgen und zu Aufbewahrung ihrer Geräthe, Apparate etc. überlassen. — Die an der Käse-Versuchs- station in Lodi erlangten Resultate ihrer Beobachtungen und Versuche werden an der Mailänder Lehranstalt vervollständigt. Die Leitung führt ein Comite, bestehend aus 5 Mitgliedern, deren einer die Func- tionen eines Präsidenten versieht; — ein Secretär und ein Kanzlist führen die Cor- respondenz, die Administrationsgeschäfte, das Archiv ete. — der Schuldirector wird aus dem Kreise der Professoren gewählt. Die Schüler müssen bei der Aufnahme sich einer Prüfung unterziehen; die Auf- nahmstaxe besteht in 100 L.; — die ausser- ordentlichen Schüler zahlen für jeden Lehr- gegenstand, den sie hören, 20 L.; — für das Diplom sind 100 L, zu entrichten. — Für ein Zeugniss über den ganzen Curs 80 L., und für ein solches für ausserordent- liche Schüler für jeden Lehrgegenstand Notizen. 281 15 L., für in den Laboratorien vorzuneh- mende Arbeiten sind 20 L, zu entrichten ete. etc. 3) Gesellschaftzur Beförderung des Gartenbaues im Deutschen Reiche. In Folge des Aufrufs eines »Gründungscomite’s« versammelten sich am 17. und 18. Juni in Erfurt eine Anzahl von Gärtnern und Beförderern des Garten- baues zur Constituirung einer »Gesell- schaft zur Beförderung des Gar- tenbaues im Deutschen Reiche«, Nachdem der Gehsime Oberregierungsrath von Tettau als provisorischer Vorstand die Versammlung eröffnet, wurde zur Wahl der Vorsitzenden und Schriftführer ge- schritten, wobei Dr. E. Lucas aus Reut- lingen und Professor Münter aus Greifs- wald zu Vorsitzenden, Generalsecretär der Vereinigten Gartenbauvereine Rümpler und städtischer Garteninspector Kirchner zu Schriftführern erwählt wurden. Da die Betheiligung an der Versammlung eine über Erwarten geringe war, (wegen Jahreszeit und bevorstehender Berliner Jubelfest- Ausstellung) so wurde mehrseitig, nament- lich von Erfurter Gärtnern die Frage auf- geworfen, ob dieselbe competent zur Be- rathung der Statuten sei, und ob es über- haupt zweckmässig sei, an dieser Stelle und bei Abwesenheit so vieler erwarteter Männer von Bedeutung den Versuch einer Constituirung zu machen. Es wurde dies aber mit grosser Majorität bejaht, in Er- wägung, dass man die Stimmen bei solchen Angelegenheiten nicht zählen, sondern wä- gen müsse, und sofort an die Berathung der Statuten gegangen. Dieselben waren von einigen Erfurter Herren aufgestellt worden, leider etwas zu ausführlich (67 88.) und in’s Einzelne gehend, wurden aber, trotz der abschreckenden Länge bis zu Ende berathen, wobei verschiedene $$ ganz fielen, andere verändert wurden. Es lässt sich über dieses Unternehmen bis jetzt noch wenig sagen. Der Schwer- punkt soll in den einzelnen Vereinen lie- gen bleiben, der Centralverein nur ein alle umfassender Ring sein. Eine Hauptthätig- 282 keit soll an die Organisation der Ausstell- ungen gelegt werden. Bereits ist das pro- pisorische Comite in Erfurt, welches bis zu einer ersten Generalversammlung die Geschäfte führt, beauftragt, mit einer süd- deutschen Stadt wegen einer Ausstellung in Unterhandlung zu treten. Es wurden München und Bamberg, wo diesen Herbst Ausstellungen stattfinden, besonders in’s Auge gefasst, aber auch an Kassel gedacht. Mit dieser Ausstellung soll zugleich die Generalversammlung und die Wahl der Vorstände verbunden werden. J. 4) Akklimatisirung von Pflanzen. Herr N. Naudin, der bekannte und be- rühmte Botaniker, der sich seit mehreren Jahren in Collioure in den Pyrenäen niedergelassen hat, wo er zur Vervollstän- digung seines Studiums über die Familie der Cucurbitaceen, viele Arten derselben in einem besonderen Garten eultivirt, gibt in der Revue horticole Bemerkungen, zu- nächst über des Hrn. Maw in England | und dann seine eigenen Beobachtungen im Betreff der Akklimatisirung der Pflanzen. Herr Naudin sagt: »Im vorausgegangenen Sommer setzte Mr. Maw in seinem Garten zwei Franke- nia laevis neben einander, deren eine aus dem botanischen Garten in Kew, die andere aus Gibraltar stammte; im darauffolgenden Winter litt das Exemplae aus Kew nicht im mindesten, während das aus Gibraltar erfror und einging. Dieselbe Beobachtung machte er beim Sedum album, einer vom Norden bis zum Süden Europa’s verbreite- ten Art. (Selbst in Petersburg im freien Lande noch hart.) Im vergangenen Jahra setzte er Exemplare dieser Art, aus Gibral- tar und von den Küsten der Berberei stam- mend. an die Seite seiner alten Pflanzen; im Winter gingen mehrere davon zu Grunde und die überlebenden kamen zumeist nur sehr kümmerlich fort. Auch andere Sedum- arten aus der Berberei und dem südlichen Spanien, neben den gleichartigen aus Mit- teleuropa bezogenen Individuen gepflanzt, zeigten die Eigenschaft der ungleichen Ausdauer. Die Salvia verbenaca und die | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Verbena ofhieinalis aus 'Tetuan in Nord- afrika erfroren im vorigen Winter, obgleich diese Arten auch im Norden Europa’s zu Hause sind; desgleichen ging der Cistus cyprius aus Tanger bezogen, zu Grunde und war für die Einwirkung des Frostes so empfindlich, dass sich die Rinde an mehreren Stellen durch das Gefrieren des Saftes spaltete, während der Cistus cyprius vom Plateau des Escorial aus einer Höhe von ungefähr 1000 Metres*”) bezogen und an die dortieen starken Fröste gewohnt, den Winter Englands neben seiner Schwe- sterpflanze ganz glücklich überstand. Diese Thatsachen sind nicht die einzigen, sondern Maw führt noch andere aus andern Ge- bieten an, welche ebenfalls seine Anschau- ung unterstützen. In Mittel- und Südspanien pflegt die Vegetation nach der Blüthezeit im Früh- jahre, durch die darauf folgende Sonnen- hitze ausgedorrt, derart abzunehmen, dass Felsen und Sandebenen ganz kahl erschei- nen. Diese Gewohnheit behalten auch die aus Spanien nach England verpflanzten Gewächse bei, obwohl dort das Klima feucht und die Sonnenwirkung nur mässig ist. Auf einer künstlichen Felsengruppe, die mit Saxifraga aus den Alpen und dem Norden Europa’s bepflanzt war, hatte Mr. Maw auch derlei Arten aus der Berberei, von Gibraltar, von der Hochebene des Escorials; im vergangenen Sommer trock- neten diese Arten vollkommen ein und schienen eingegangen, fingen aber im Herbst wieder zu grünen an, was man zuerst ihrer Versetzung in ein neues Klima zuschrieb. Das war jedoch nicht der Fall, denn nach der üppigen Blüthenfrische im Frühjahr haben sie auch im folgenden Jahre im Juni wieder einzutrocknen begonnen, ge- rade so, wie sie es in ihrer Heimath ge- wohnt sind. Man kann hieraus eine Folge der Gewohnheit annehmen, da das feuchte Klima Englands keinen andern Erklärungs- grund zulässt. Derselbe Grund dürfte sei- ner Meinung nach auch die viel frühere *) Salvia verbenaca ist keine Pflanze des Nordens. III. Blüthezeit dieser aus dem Süden stammen- den Exemplare neben ihren gleichen aus dem Norden bezogenen Verwandten erklären, Ich selbst, so sagt Hr. Naudin, habe analoge Ergebnisse beobachtet, in welchen die Gewohnheit eine wichtige Rolle in den Verhältnissen der Vegetation spielt. Schon vor mehreren Jahren bemerkte ich eine auffallende Verschiedenheit der Frühreife zwischen den Kürbissen, die aus Frankreich oder aus mehr südlichen Gegenden stamm- ten. Die französischen Stöcke waren fast immer jenen aus wärmeren Landstrichen weit voraus und gar oft ist es bei letzteren vorgekommen, dass sie hier gar nicht zur Fruchtreife gelangten, während die fran- zösichen Varietäten ihre Früchte ausreiften. Gerade jetzt habe ich ein Beispiel davon vor Augen; in einem und demselben Beete meines Gartens zu Collioure ziehe ich ein- heimische und afrikanische Kürbisse (aus Sierra Leone), deren Samen mir W. Hooker aus Kew im vorigen Frühjahre gesandt hatte. Während erstere ihre Blüthen schon Anfang Mai’s gezeigt und gegenwärtig fast reife Früchte haben, sind an den'ziemlich wohl entwickelten Kürbissen von Siera Leone Mitte Juli erst eine einzige Frucht- knospe und kaum einige Knospen von Staubblüthen wahrnehmbar, die höchstens 5 bis 6 Millimetres lang sind und kaum zur Blüthe gelangen dürften. Wenn dies auch eine den Maw’schen Beobachtungen entgegengesetzte ist, so zeigt sich doch nichts destoweniger ebenfalls die Macht der Gewohnheit. Alle Kürbisse sind ur- sprünglich eine unserm gemässigten Klima fern stehende Pflanze, nachdem sie aber nun schon mindestens seit ein paar Jahr- hunderten in Europa eingeführt sind, haben sie sich der Kürze unserer heissen Jahres- zeit angepasst.« Wir theilen diese von Naudin gegebe- nen Bemerkungen um so lieber mit, da sie ganz unsern eigenen Erfahrungen ent- sprechen. Wir haben schon oft darauf hingewiesen, dass es Pflanzenarten gibt, die durch die Cultur weit über ihre natürlicheu Verbreit- Notizen, 283 ungsbezirke hinaus verbreitet, Formen des wärmeren und Formen des kälteren Klima’s gebildet haben. So z. B. der Apfelbaum, dessen im Süden gebildete Formen z. B. im Petersburger Klima jährlich sammmt der Wurzel erfrieren, während die im Norden gebildeten Formen noch bei uns aushalten. Die Formen des Nordens sind solche von kurzer Vegetationsperiode, sie treten daher bei uns mit ausgereiftem Holze im Ruhe- zustande im Herbste in den Winter über und beginnen erst im Mai von Neuem zu vegetiren, in Folge dessen sie eben unsern Winter ertragen können. Die Formen. des Südens besitzen da- gegen eine lange Vegetationsperiode, be- enden solche im Herbste vorm Eintritte der Fröste nicht und erfrieren. Bei der gleichen Sorte, welche in wär- merem und kälterem Klima eultivirt wer- den, da passen sich selbst die Individuen dem speciellen Klima in der Vegetations- periode allmälig an, weshalb es stets ge- fährlich ist, aus wärmerem Klima Frucht- bäume oder andere Holzgewächse in ein kälteres Klima zu versetzen. Die Allee- bäume, welche von Triest nach Wien ver- setzt wurden, mögen da als Beispiel gel- ten. Ich seibst verlor Massen von aus wärmerem Klima bezogenen Obstbäumen in Petersburg. Diese Beobachtungen waren es, welche den Referenten veranlassten, hier in Peters- burg einen Pomologischen Akklimatisations- garten anzulegen, und es gedeihen die in demselben erzogenen Exemplare im Klima Petersburgs und des mittleren Russland viel leichter und sicherer als Exemplare der gleichen Sorten, die unterm Einfluss eines milderen Klimas erzogen wurden. Der Gemüsegärtner Herr Gratschew in Petersburg hat unterm Einfluss des hiesi- gen Klimas in der 5. Generation vom Un- garischen Mais eine kleine niedrige Sorte von kurzer Vegetationsperiode erzogen. Aehnlicher Beispiele gibt es sehr viele mit den meisten unserer Oulturpflanzen und ist auf diese wiederholt vom Referenten hingewiesen worden. (E. R.) 234 5) Pelargonium Beauty. hat einfache weisse, im Centrum lachsfarbige Blüthen; aus einem solchen Stocke entspross ein Zweig mit überaus gefüllten gänzlich wei- ssen Blüthen. Nach Carriere(Rev. hort. 1872 p. 161) ein Zufall, oder eigentlich das Resultat von Dimorphismus. — Diese Seltenheit brachte den Eigenthümern Hrn. Boucharlat in Lyon einen Gewinn von 1500 Francs. 6) Orchideen-Preise. Nach Rucker’s Ableben in London wurden von Veitch eine Sammlung Orchideen angekauft und viele Exemplare davon alsogleich auch wieder verkauft u. z. ein schönes Cyombi- dium eburneum um 73 Pfd. St., ein Epi- dendrum vitellinum majus iu vollster Blüthe um 16 Pfd., eine Cattleya labiata um 36 Pfd., ein Dendrobium Filiforme um 18, ein schönes Exemplar von Aerides Veitchii um 22 Pfd. St. u. s. f. — im Ganzen wur- den von 77 Orchideenpflanzen 803 Pfd. St. eingebracht. (Rev. hort. 1872.) IV. Lite 1) Die Königliche Landesbaum- schule undGärtnerlehranstalt zu Potsdam. Geschäftliche Darstel- lung ihrer Gründung, Wirksamkeit und Resultate, nebst Cultur-Beiträ- gen. Von F. Jühlke, Hofgartendirec- ter Sr. Maj. des Kaisers und Königs zu Sanssouci p.p. Berlin, Verlag von Wiegand und Hempel. 1872. Mit Gartenplänen, Ansichten, Grundrissen von Gebäuden, Darstellung künstli- cher Bodenculturen etc, Das prächtig ausgestattete Buch, wel- ches zugleich als Festschrift des fünfzig- jährigen Bestehens des »Vereins zur Be” förderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten« gelten kann, indem es demselben zugeeignet ist, ist eins von denjenigen, welche mehr in sich tragen, als der Titel vermuthen lässt. Es ist dies eine gute, aber für das Buch selbst, d.h. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7) Barillet weist (Rev. hort. 1872 p. 128) die deutschen Gartenanlagen zwischen die beiden Extremen der französischen und englischen. Die ersteren in symetrischen, geraden Linien, Baum und sogar Blatt dem Messer unterworfen etc. ; die zweiten bestehen aus Waldungen, Seen. Felsen, Wiesen u. s. f, alles im kleinsten Raum zusammengedrängt. Der Deutsche schlägt den Mittelweg sin, und Barillet glaubt hieraus auf die Sitten und Gebräuche der- selben schiiessen zu können, den: „dis moi quel est le style de son jardin, je te dirai qui tu eg.‘ 8) In der Bourgogne war im ver- flossenen Mai d.J. eine Kälte von 20 unter 0. in Folge dessen alle Weinreben erfroren waren. J. Weber schützte (Rev. hort. 1872 p. 222) seine Reben dadurch. dass er ei Zeiten die Blätter und diejungen Triebe mit Asche bedecken liess. (S—r.) rear dessen Erfolg eine nachtheilige Eigen- schaft, indem es nicht in so viele Hände kommt, als wünschenswerth ist, und wie eine so gründliche mühevolle Arbeit ver- diente. Möchte diese kurze Erwähnung dazu dienen, den wahren Werth und In- halt ebenfalls an das Licht ziehen zu hel- fen. Das vorliegende Werk von fast 14 Bogen, grösstes Octav, ist selbstverständ- lich nur für bereits erfahrene Gärtner, so- gar auch unter diesen nur für die höher gebildeten. Das Werk zerfällt in zwei auch im Inhalte getrennte Theile, wovon die grössere Hälfte auf den zweiten fällt. So werthvoll nun der Inhalt dieses zwei- ten Theiles ist, so bedauern wir, offen ge- sagt, dass die darin enthaltenen Mittheil- ungen, welche zum Theil auch in gar keiner Beziehung zu dem auf dem Titel angegebenen Inhalt stehen, hier gleich- sam begraben liegen, während sie in einer Zeitschrift Tausenden hätten Nutzen brin- IV. Literatur. gen können.*) Der erste Theil, von Herrn Jühlke selbst bearbeitet, zerfällt in 3 Ab- theilungen. Die Einleitung bringt Ge- schichtliches, Il. Nachrichten über die Landesbaumschule, dabei aber auch eine solche Fülle von Erfahrungen im Gebiete der allgemeinen Baumzucht, dass diese wenigen Bogen ein förmliches Lehrbuch bilden. Dieses ist bei der III. Abtheilung, welche die Gärtnerlehranstalt bespricht, natürlich nicht der Fall, doch enthält die Schilderung der Lehrmittel, besonders der Versuchsgärten ebenfalls Vieles, was allen Lesern nützlich werden kann. Zum ersten Theile gehören grösstentheils die Abbild- ungen auf 13 grossen Doppeltafeln, wo- von die Gartenpläne farbig gehalten sind. Tafel I zeigt den Grundplan der neuen »Palais-Baumschules im »Kieferngehölz«, II den »Mustergarten« der Königl. Landes- baumschule, III bis VI enthält Gebäude, VII den Mustergarten der Gärtner-Lehr- anstalt, VIII bis XIII stellen Grundpläne und Ansichten von verschiedenen Einricht- ungen, als Obst-Mustergärten, Muster- hecken u. a. m. vor. Die zweite Abtheil- ung besteht aus folgenden Abhandlungen: 1) Beobochtungen über die Einwirkungen des Frostes auf die Baumvegetation im Winter 1870/71 vonJ. Wrede, Inspector der Landesbaumschule in Alt-Geltow; 2) Ueber den Herbstschnitt der Obstbäume ferner Unterlagen für Obstbäume von W, Lauche, Königl. Obergärtner etec.; 3) Erdbeer-Treiberei von R, Buttmann, K. Hofgärtner in Sanssouci etc.; 4) Schäd- liche Garteninsekten von Eichler, K. Obergärtner ete.; 5) Vermehrung der Ge- hölze von J. Wrede (nur 2 Seiten); 6) *) Nach Niederschrift obiger Zeilen kam uns erst eine Bemerkung des geehr- ten Verfassers Seite 143 zu Gesicht, woraus hervorgeht, dass dieses Buch den ersten Band fortlaufender Jahresberichte bilden soll. Sollte dies zutreffen, dann wäre unsere Bemerkung unbegründet, und ich würde gern constatiren, dass kein Volk der Erde so splendide, kostbare Jahres- berichte in diesem Fache besitzt. TE licher. 285 Die Gärtnerei in Russland von Carl Ritter; 7) Neue Pirnsorten und ihre Cultur von M.Lauche, mit Abbildungen. Hierauf folgen Beilagen, als Verzeichniss der in den Mustergärten cultivirten Obst- sorten u. 8. w., welche die Beschreibungen des ersten Theiles vervollständigen. Viel- leicht einzig in seiner Art ist der Garten für Musterhecken mit 22 verschiedenen Heckenpflanzen, jede eine selbstständige Hecke bildend. Diese Hecken sind jedoch nicht nutzlos, sondern geben jungen Na- delhölzern auf Anzuchtsbeeten Schatten. Ein Lehrplan der Gärtnerlehranstalt für das Sommersemester 1872 beschliesst das Ganze. Wir sehen aus allen Mittheilun- gen, dass sowohl Gärtner-Lehraustalt, als Landesbaumschule in den letzten Jahren sehr zu ihren Gunsten reorganisirt wor- den sind. Schliesslich wollen wir nicht unterlas- sen, mitzutheilen, unter welchen Bedirgun- gen junge Gärtner Aufnahme in der Gärtner- Lehranstalt finden, und fordern zur fleissi- gen Benutzung dieser in Deutschland vor- läufig noch einzigen Bildungsanstalt auf. Dem Eintritt in die Lehranstalt muss eine zweijährige praktische Lehrzeit voran- gehen. Der Schüler muss diejenigen Schulkenntnisse haben, welche zum ein- jährigen Militärdienst gehören (Reife für Secunda eines Gymnasiums oder Real- gymnasiums erster Classe). Der Cursus ist zweijährig. Die Aufnahme findet all- jährlich am 1. April statt. Anmeldung beim Director (Gartendirector Jühlke). Für Unterricht, Wohnung, Licht und Heizung ist jährlich 50 Thaler zu zahlen. Beköstigung wird auf Verlangen billig an der Anstalt gegeben. Der Lehrplan steht auf der Höhe der Zeit, und die gegenwär- tigen frischen Lehrkräfte berechtigen zu den besten Hoffnungen. (J.) 2) Jahresberichte von Garten- bau-Vereinen. Die Jahresberichte der deutschen Gar- tenbauvereine werden mehr und mehr be- deutsamer, abgerundeter und daher nütz- Zunächst für Vereinsmitglieder 286 berechnet, enthalten sie doch auch Vieles von allgemeinem Interesse. Es liegen uns deren mehrere vor, und wenn wir sie erst jetzt besprechen, so geschah es nicht aus Missachtung, sondern weil wir durch drin- sende Geschäfte verhindert waren. 1. Jahresbericht des Vereins für Pomologie und Gartenbau in Meiningen 1870-1871. Derselbe ent- hält vorzugsweise Mittheilungen aus dem Gebiete der Obstbaues und der Obstbaum- pflege, sowie über Pomologie. Zu beach- ten ist besonders eine Anweisung zum Schnitt der Pyramidenbäume von G. Abesser, weil sie abgehend von den streng französischen Vorschriften , zeigt, wie auch Ausnahmen gemacht werden können. Der Anfänger in der künstlichen Obstbaumzucht kommt in die grösste Ver- legenheit, wenn er Bäume nach genauer Vorschrift ziehen soll, weildiese, sich auf günstigere Verhältnisse stützend, so oft Ausnahmen verlangt. Zehnter Jahresbericht desGar- tenbauvereins für dieOÖberlausitz 1570—1871. Derselbe legt sein Hauptge- wicht auf die im Vereine vorgetragenen Belehrungen , und räumt dem Geschäft- lichen nur einen geringen Raum ein, was -sie um so werthvoller macht. Der Vor- trag über »Hügelpflanzung der Obstbäume« von Herrn Dammann, | welcher bereits (leichtsinnigerweise ohne weitere Bemerkungen) von Gartenzeitun- gen abgedruckt worden ist, verdient Be- achtung, nützt aber unseres Erachtens an seiner Einseitigkeit kaum so viel, als er schadet. Hätte Herr Dammann von der Pflanzung auf feuchten tiefliegenden Plätzen gesprochen, so müsste ihm jeder Obstpflanzer Recht geben. Wenn er aber die gebräuchliche Pflanzung in Baumgru- ben »naturwidrig< nennt, so ist dies, deutsch gesagt, unwahr. Jeder verständige Obstpflanzer wird uns beistimmen. Die Hügelpflanzung ist uns seit zwanzig Jah- ren bekannt (seit dem Erscheinen des von Manteuffel’schen Buchs über die- sen Gegenstand), aber sie ist doch nur unter besonderen Umständen zu empfeh- Er i \ Gartenflora Deutschlands, Eirelleriuls und der Schweiz. len. Die beiden folgenden Artikel über das »Versetzen der Holzpflanzen«< vom Parkinspektor Sperling und »über Ge- müsebau der Landbewohner« von E. A. Blume enthalten nur richtige nützliche Ansichten. Der Jahresbericht des Erzge- birgischen Gartenbauvereines zu Chemnitz von 1870—1871 beschränkt sich hauptsächlich auf die grosse Sommer- ausstellung, zeugt aber von der Richtig- keit und dem Fortschreiten des Vereins. Der Jahresbericht über die Ver- handlungen des Stettiner Garten- bauvereins im Jahre 1871 bringt reich- haltige Verhandlungen und mehrere aus- führliche Artikel. Auch das Piropfen der Kartoffeln, um dadurch neue Formen zu erlangen, wird ausführlich besprochen; es werden aber Thatsachen angeführt, die bereits durch gegentheilige Versuche un- haltbar geworden sind. Solche Versuche sind interessant und fördern die Wissen- schaft, werden aber in der Praxis nicht über den Rang einer Spielerei sich erheben. Jahresbericht des Gartenbau- Vereins für Bremenund seine Um- segend von 1871. Der Bremer Garten- bau-Verein hat seit einigen Jahren einen bedeutenden Anlauf genommen und sich namentlich durch zwei grosse Ausstell- ungen ausgezeichnet, deren Berichte den grösseren Theil des Jahresberichts füllen. Von abgedruckten Vorträgen ist besonders eineMittheilung von A. Stürmann über die Massenvermehrung und Ueberwinter- ung von krautartigen Topf-Decorations- ı pflanzen für das freie Land in dem An- zuchtsgarten der Pariser Stadtgärtnerei (Muette) für diejenigen Gärtner belehrend, welche in der Lage sind, grosse Massen solcher Pflanzen anziehen zu müssen. Wir erfahren unter Anderem, dass dort die Pelargonien u. silberblätterigen Centaurea auf freie Beete gesteckt und wenig be- schattet werden. Die Knollen von Canna werden im Frühjahre erst getheilt, nach- dem die in einem lauwarmen Mistbeet gepflanzten Knollen getrieben, und dann sogleich auf die Beete in’s Freie ge- pflanzt, Eben so die Caladıum. (J.) V. Personalnotizen und Neuestes. 287 V. Personalnotizen und Neuestes. 1)GrosseSommer-Ausstellung im vergargenen August zu Anvers, Der Bericht der Gesellschaft liegt vor uns. Darnach war es der berühmte Garten der Madame Le Grelle-Dhanis zu Anvers, der in den meisten Richtungen die seltensten und am besten cultivirten Pflanzen ausge- stellt hatte, weshalb demselben auch ausser vielen speciellen Preisen der Ehrenpreis für die grössten Verdienste um die Aus- stellung zufiel. Als durch schöne Blüthe und gute Oultur besonders ausgezeichnete Neuheit ward ‚Pelargonium gloire de Nancy“ des Hrn, F, de Beucker gekrönt. 2) Institut für Pomologie, Wein- und Gartenbau in Troja bei Prag. Dieses Institut ist von der K, K. Patrio- tisch-Deconomischen Gesellschaft im König- . reiche Böhmen gegründet worden. Das- selbe soll als Pflanzstätte und zur Ver- breitung edler Obst- und Rebensorten, sowie zur Erlernung der Obst-, Wein-, Gemüse- und Gartencultur dienen, ebenso sollen da- selbst tüchtige Baumwärter, Obst- und Weingärtner ausgebildet werden. Der Lehrcursus ist einjährig, Zwei Lehrer geben den theoretischen Unterricht in folgenden Fächern. a) Hauptfächer: 1. Allgemeine Obsteultur wöchentl. 4 Stunden 2. Obstbaumschnitt . . » 308 B» 7 Obstbenützung ee >» 1 » b) Hülfs- undnaturwissenschaft- liche Fächer: 1. Rechnen wöchentl. 1 Stunde 2. Aufsatzlehre.. . . » 1 3. Messkunst praktisch » 1:12» 4. Naturkunde . . . » 3.» 5. Geographie u. Meteorologie» 19 6. Bodenkundeu.Düngerlehre» 1—2 » 7. Chemie und Technologie » 2—3 >» Ein Assistent überwacht die praktischen Arbeiten der Zöglinge. In Betreff der Zöglinge gelten die folgenden Bestimmungen. Es werden Zöglinge mehrerer Katego- rien unterrichtet und zwar: a) als Stipendisten. Solche, für wel- che Gönner der vaterländischen Pomo- logie den Betrag von 100-150 A. ö. W. jährlich an der Kassa des Institu- tes entrichten. Dieselben erhalten am Institut ganz unentgeltlich: Wohnung sammt Einrichtung, Beheizung, Be- leuchtung, den gesammten theoreti- schen und praktischen Unterricht, die Schulmaterialien und ist ferner eine Küche hergerichtet, in welcher die Stipendisten — auf ihre eigenen Kosten — die Verköstigung sich besorgen kören. Der Betrag des Stipendiums wird jedem Zöglinge in eilf Monatsra- ten zur Gänze ausgezahlt. b) Externisten sind Zöglinge, die ge- gen Entrichtung eines jährlichen Ho- norars von 40 fl. ö. W. am theoreti- schen und praktischen Unterricht und an den Arbeiten Theil nehmen. Aus- ser für die Kost, die gegen Vergütung in der Restauration der Anstalt verab- folgt wird, hat jeder Externist auch für seine weiteren materiellen Bedürf- nisse selbst zu sorgen. c) Hospitanten, als solche können Jene eintreten, denen daran liegt, Unterricht in einzelnen Jahres- und Arbeitsperio- den zu nehmen, selbe haben je nach der Dauer des Unterrichts ein ent- sprechendes Honorar zu entrichten. d)Baumwärter; als solche werden Jene aufgenommen, denen daran liegt, den Unterricht im Baumschnitt und der allgemeinen Obstbaumcultur zu er- halten. Der Curs dauert vom 1. März bis 15. Mai, wofür ein Honorar von 20 fl. ö. W. zu entrichten ist, Kost 288 und Wohnung wird gegen Vergütung geboten. e) Lehrer erhalten einen einmonatlichen Unterrieht in der allgemeinen Obst- baumeultur und im Baumschnitt. Die- ser Curs dauert vom 15. August bis 15. September. Das Honorar beträgt 10 . Die Kost wird billigst berech- net, die Wohnung nach Thunlichkeit besorgt. Die Aufnahmsbedingungen der Stipen- disten, Externisten, Hospitanten und Baum- wärter sind; a) Ein Alter von mindestens 17 Jahren. b) Gesunder urd kräftiger Körperbau. c) Nachweis der mit gutem Erfolg absol- virten Volksschule. d) Nachweis einiger bereits erworbenen Geschicklichkeit für Gartenarbeiten. e) Praktikanten, die sich bloss der Cultur des Obst-, Wein- und Gemüse- baues widmen wollen, werden je nach ihren Vorkenntnissen, auf die Lehr- dauer von 2—8 Jahren aufgenommen. Selbe erhalten den Unterricht unent- geltlich, müssen jedoch für die verab- folgte Kost eine entsprechende Ver- | gütung leisten. Das benöthigte Bett muss jeder Praktikant selbst mitbringen. 3) Obst-, Wein- und Gemüseaus- stellung zu Prag vom 25. Sept. bis 1. October. Dieselbe findet auf der Schützeninsel zu Prag statt und sindPreisevon 3—8 Ducaten für Obstsortimente, Gemüse- sortimente, Topfobst etc. ausgestellt. Nach- richten ertheilt Herr Karl Horacek, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Lehrer des Garten- und Weinbaues am Pom, Institute zu Troja bei Prag. 4) Herbstausstellung des Bre- mischen Gartenbauvereins vom 28. bis 30. Sept. in Bremen, Das Pro- gramm berücksichtigt in 55 Paragraphen die verschiedenartigsten Produkte des Obst-, Gemüse- und Gartenbaues und stellt Preise von 71/5,—30 Mark, sowie auch in Form von silbernen Medaillen aus. Zur Concur- renz wird jeder Gärtner und Gartenfreund zugelassen. 5) Die6. Allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter findet vom 10.—13. Oct, in Verbindung mit einer Obstausstellung zu Braunschweig statt. Vorträge sind an- gekündigt von E. Lucas, K. Koch, Engel- brecht, Uhde, A. Koch, Bose, Spaeth, Ober- dieck, Thränhardt, Boschers, Lade, Stoll u. a. m. Wo so viel tüchtige intelligente Kräfte zusammenwirken, da wird keiner ohne sein Wissen bereichert u. einen Antrieb zu erneuten Versuchen und Culturen em- pfangen zu haben, von dieser Versammlung heimkehren. Der Referent, der seit 12 Jahren in der nordöstlichsten Versuchs- station Europa’s in diesem Gebiete arbeitet und zur Ausbreitung des Obstbaues in Russland nach Kräften beigetragen hat, sendet allen seinen alten lieben Freunden, die dieser Versammlung beiwohnen, seinen herzlichsten Gruss. \ I \| | \ | Ih I V. — = IN RR (a EN u N: N NR \\ N \ \N a N AN N il N \ Hl) N \ IN] v N \ | BIN ea Be \ \ I N \ N! WM \ Na) (MI N I 777, Ga NUT TH EI N \ ZA KU) ” G: E% = | 5 VE. Io HR gl! % | / Ss N \ Y, Sul \ \ 7 Y7 WR En w/ 5 \ N: Ü N —— VAR: — - u N N fä fi ET IR AZ | N HR GG 1 \ N N m > S Al ) ı I' Din N Ill | I N L/, N Bomarea ehontalensis Seem. (Zum Septemberheft 8. 280.) > — Se: = ) SZ — > i SS — > DE N Z a SS Q >= DIEBE ISIN I N. —auBISIII €-. WeD—& GE — = 77\ Ws Ss GE en R = —a mr — & z Mn, S —I, Be > N = = N > Lk) = N s fr N \ N R 7 7 N N N DEN D GEIGE: A GE ZFÄH, D; 74 \\ | 2 2 i / N | | N N | | \ / IN N ll) Al [ m : | In f A m) Il / M m ll ii! IM N! | NET a N IUTHITD ——— = = = =, =\ A N == Ph = Ai Fammn N Na 9) MI me 2 \ Y Q = / EB KS: „— v, | | Miltonia Warscewiezi (8. 340) - . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Delphinium elatumL. «a. intermedium Ledb. bh. Kete- leri et ce. alopeecuroides. (Siehe Tafel 736.) Ranunculaceae. Aus dem an seltenen Stauden be- sonders reichen Etablissement des Hrn. Backhouse in York erhielt der hiesige Garten 2 Delphinien unter dem Namen von Delphinium Keteleri und D. alope- curoides, von welchen auf der bei- stehenden Tafel ein Blüthenstand abge- bildet ist. Beides sind Formen des gewöhnlichen Delphinium elatum L, «. intermedium Ledb. (D. intermedium D. C.), das in den Gebirgen des mittleren Europa, in den Steppen Russlands und in Sibirien heimisch ist. Bei Cultur im Lande bildet diese Art 8—10 Fuss hohe Stengel mit einer bis 2 Fuss lan- gen Blüthentraube, Die Kelckblätter sind blumenkronenartig und azurblau gefärbt. Die Blumenblätter, welche viel kleiner als die Kelchblätter, sind bald schwarzbraun, bald himmelblau, bald weisslich und der Sporn ist län- ger als die Kelchblätter. Die beiden in Rede stehenden For- Die Form b. Keteleri besitzt halbge- füllie, aber sonst normal gebildete Blu- men, Kelchblätter, welche lilarosa mit himmelblauem Rande und weissliche Blumenblätter. Die Form c. alopecu- roides hat regelmässig dicht gefüllte Blumen, indem auch die Staubfäden in Blumenblätter umgebildet sind, während die Griffel, noch normal ausgebildet, sich im Centrum der Blume befinden. Der Sporn ist noch vorhanden, aber viel dünner und kürzer. Die Kelch- und Blumenblätter, sowie die aus der Umbildung der Staubfäden hervorge- gangenen Blumenblätter sind alle von gleicher Gestalt, liegen in dichter Füll- ung ziegeldachlörmig übereinander und sind am Grunde weisslich oder hell- blau und vorn tief azurblau, welche letztere Färbung beim Abblühen theils in rosalila übergeht. Die Abbildung dieser beiden vor- züglich schönen Florblumen ist nach men sind schöne Producte der Cultur. | im Topfe cultivirten Exemplare von x u, XI. 1872. 19 290 ungefähr 3 Fuss Höhe gemacht. Im Lande cultivirt, werden sich diese Ab- arten ebenfalls zur Höhe der gewöhn- lichen Form erheben und mit ihren prächtigen Blumen im Sommer eine reizende Zierde des Blumengartens bilden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gedeihen in jedem Garten und fast jeder Lage, können ebensowohl auf Blumenbeeie, wie zwischen niedrige Sträucher an die Bosquetrandungen gepflanzt werden. Vermehrung durch Theilung des Wurzelstockes, (E. R.) b) Castilleja miniata Doug]. (Siehe Tafel 737. Fig. 1. 2.) Scrophulariaceae. C. miniata Dougl. in Hook. fl. bor. am. Il. pag. 106. — Benth. in D. C. prodr. X. pag. 532. — C. pallida £. miniata Asa Gray Pl. of the Rocky mountains suppl. III. pag. (337) 44. — Euchroma integrilelia Nutt. in herb. Hook. — C. pallida $. unalaschensis Cham. et Schl. Linnaea Il. pag. 581 ex parte. Die Pflanze, welche wir beistehend abbilden, stammt aus Samen, den Roezl in der Sierra Nevada Californiens sam- melte und unter dem Namen von Cas- tilleja grandis vertheilte. C. minjala wird von Asa Gray als Form von C. pallida Knth betrach- trachtet, zu der Asa Gray C. sibirica Lindl. Bot. Reg. sub tab. 925, und C. septentrionalis Lindl. Bot. Reg. tab. 925 als Synonyme zieht. C. pallida ist von der Soongorei bis zum Osten Sibiriens und Kamtschatlka, sowie auch nach Nordamerika verbreitet, besitzt mehr gelblich gefärble Bracteen und Kelche und die Blumenkrone ist stets nur so lang als der Kelch, während bei C. miniata Dougl. Bracteen und Kelch fast menigroth gefärbt und der Helm der Blumenkrone, der gelblich grün gefärbt und schnabelförmig gestaltet, den Kelch weit überragt. Ebenso nah mit C. miniata, ist C. affinis Hook. et Arn. (Benth. in D. C. prodr. X. 582) verwandt, nach Asa Gray ist das aber eine annuelle Pflanze, deren Bracteen selten an der Spitze Stheilig, deren Kelch etwas gekrümmt und wo auch der vorstehende Helm der Blumenkrone sichellörmig ge- krümmt ist. Fischer und Meyer (Hor- tus Bot. Petrop. II. tab. 15) bilden da- gegen als C. affinis eine halbstrauchige Art ab, deren obere Stengelblätter in der Spitze Stheilig, während die Brac- teen ungetheilt oder’ einzelne 3theilig, und dürfte letztere daher wahrschein- lich als Form zu C. parviflora Bongard fallen, zu der Asa Gray Ü. Douglasii Benth. (D. C. prodr. X. 530), C. parvi- flora Benth. (l. c. pag. 531) und C, hispida Benth. (Il. ce. pag. 532), C. coc- cinea Lindl. bot. Reg. tab. 1136) als Synonyme zieht. Die Castilleja-Arten, variiren eben- sosehr als unsere Rhinanthus - Arten, wo auch eine Menge von Formen von R. Crista galli L. zu unhaltbaren Ar- ten erhoben worden sind. Möglich da- I. Originalabhandlungen. her, dass Asa Gray Recht hat, wenn er auch die hierbei abgebildete C. mi- niala Dougl. als nur eine Form der C. pallida betrachtet. Unsere Pflanze besitzt eine peren- nirende Wurzel, aus der sich zahl- reiche sterile, sowie auch einzelne auf- steigende bis 2 Fuss lange blüthentra- gende Stengel erheben. Die Pflanze ist am Grunde, sowie an der spilzen- ständigen Blüthenähre abstehend be- haart, der mittlere Theil des Stengels nebst den dazugehörigen Blättern aber sind kahl. Blätter sitzend, dnervig, Ianzettlich, spitz, ganzrandig, die ober- sten Stengelblätter kürzer und breiter. Blumen sitzend, in dichter Aehre. Brac- teen und Kelche fast mennigroth. Brac- 291 teen oval oder lanzeltlich-oval, vorn ötheilig, ungefähr so lang als der Kelch, Kelch zweispaltig und jeder der beiden Lappen mit zweispalliger Spitze, sonst gerade und fast röhrenförmig und we- nig länger als die Röhre der gelbli- chen Blumenkrone. Der Helm oder die Oberlippe der letzteren ist von gerader schnabellörmiger Gestalt, ungefähr 15 Mm. lang, überragt den Kelch unge- fähr um die Hälfte seiner Länge. Die Unterlippe sehr kurz, 11/, Mm, lang, mit 3 eingerollten grünen Lappen. Eine hübsche perennirende Pflanze für freie sonnige Lage des Gartens, die im Juli und August ihre rothen Blüthen- ähren entwickelt. (E, R.) c) Callirhoe spicata Rgl. (Siehe Tafel 737 Fig. 3, 4.). Malvaceae. Callirhoe Nutt. in Journ. Ac. | lanceolatae; parvae. Philad. I. 181. — Asa Gray Gen. II, tab. 117. 113. — Benth. et Hook. Gen. pl.1.:201. | C.spicataRgl. basi hirsuta, cae- terum glabriuscula; caule simplici v. apice ramoso; floribus spicatis, brevis- sime pedicellatis; involucello nullo; car- pellis rostro subuncinato atque processu inlerno conspicuo donatis, Perennis, Folia radicalia el caulina Inferiora cordato-subrotunda, 7—$9 ner- via, leviter 7—9 lobata; glabra, lobis antice grosse crenato-dentatis, petiolo longo hirsuto suffulta. Caulis erectus, 11/, — 2 pedalis, teres, glaber, caesio pruinosus, simplex v. apice parce ra- mosus. Stipulae oblongae v. anguste- Folia caulina su- periora cum petiolo glabra, profunde palmato- v. digitato-lobata; lobis 5—7, foliorum intermediorum cuneato-obova- lis, apice 2—3-fidis, foliorum superio- rum lineari-lanceolalis, integerrimis v. rarius dente uno alterove insiruclis. Flores breviter v. brevissime pedicel- lati, in caulis v. ramorum apice in spi- cam nudam disposili, rosei. Spicae la- terales (si adsunt) pedunculo longo nudo suffultae, spica terminalis densa, flore infimo in axilla folii supremi soli- tario, flore uno alterove a spicae basi remotis. Rhachis calycesque sub lente hirtuli. Flores singuli bractea lineari pedicellum superantem suffulti, involucro destituti. Calycis lobi ovati, aculi. 19 * 292 Corolla pulchre rosea, (eirciter 2 Cm. in diametro), petalis ceuneato-obovalis, apice truncato-emarginatis. Von der Gattung Callirhoe sind bis jetzt 7 Arten bekannt, von welchen in Walp. Ann. Il. pag. 150 im Ganzen 6 Arten zusammengestellt sind. Dazu tritt noch die Malva involucrala Torr. et Gray Fl. of N. Am. I. 226. Unsere | neue Art ist die ie dieser Gattung, deren Arten sämmtlich in Nordamerika wild wachsen. Durch den ährenförmi- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gen Blüthenstand, die sehr kurz ge- stielten Blumen, das Fehlen des Invo- lucellums, unterscheidet sich unsere neue Art gut und scharf von allen an- dern Arten. Es ist eine schöne 11/,— 2 Fuss hohe perennirende Pflanze, deren Samen Roezl in der Sierra Nevada Ca- liforniens sammelte und dürfte dieselbe gleich den andern Arten dieser Gattung, im Klima Deutschlands noch gut im freien Lande aushalten. Dieselbe blühet im Juli und August. (E. R.) d) Spathiphyllum Ortgiesi Rgl, (Siehe Tafel 738.) Aroideae. S. Ortgiesi Rgl. Grtfl. 1870 pag. 39. Acaule; lamina folii peiiolo late alato subduplo longiore, elliptica v. ra- rius ellipico-oblonga, basi sensim in petiolum alalum altenualta v. rarissime basi ipsa petiolo auriculato angustiore, margine undulala, venis patentissimis, venula in intervenio unica, in pagina superiore laete viridi, infra albida; ge- niculo longulo, vix conspicuo; spalha oblongo-elliptica, laete viridi, basi bre- viter rotundata, apice abruple acumi- nalä; spadice albido, oblongo-cylindrico, spalham dimidiam vix aequans, pedun- culo breviore; pedunculo supra medium spathae connaio, superno libero; ova- rio sepala adpressa superante. — Mexico. Das Spathiphyllum, was wir bei- stehend abbilden, beschrieben wir kurz auf pag. 39 der Gartenflora, Jahrg. 1870. Nach einem gegenwärtig blühen- den Exemplare geben wir die beisteh- ende Abbildung. Die Blattfläche, wel- che steis bedeutend länger als der breit geflügelte Blattstiel ist und allmälig in diesen sich verschmälert, oder nur sehr selten durch ohrförmigen Absatz des Blattstiels von demselben getrennt ist, das kaum bemerkbare nur schwach an- geschwollene Mitielglied, der weisse, kurze Blüthenkolben, unterscheiden diese schöne Art von allen anderen bekannten Arten. Am nächsten scheint unsere Art, die wir unserm Mitarbeiter Herrn E. Ortgies widmeten, von dem wir dieselbe erhielten, noch mit Sp. brevirostre Schott verwandt zu sein. Letztere unterscheidet sich aber nach Schott’s Beschreibung durch eine läng- lich lanzettliche Blattfläche, die am Grunde nur wenig in den Blattstiel her- abläuft, durch die an der abgerundeten Spitze lang pfriemlich zugespilzte Blü- thenseheide und endlich durch den nicht als weiss beschriebenen Blüthen- I. Orginalabhandlungen. kolben, der noch einmal so lang oder noch länger als der Blüthenstiel. Die Blattfläche unserer Pflanze wird 30—35 Cm. lang und 15 — 171/, Cm. breit. Der breit geflügelte, am Rande wellige Blattstiel ist 12—18 Cm. lang und 21/,—4 Cm. breit. Der Blüthen- stiel ist fast stielrund und mit Ein- schluss der Blüthenscheide länger als 293 die Blätter. Die Blüthenscheide unserer Pflanze ist 23 Cm. lang und 8!/, Cm. breit und der Blüthenkolben ist nur 5 Cm, lang. Auf unserer Abbildung ist Fig. 1 die Blüthenscheide nebst Blüthenkolben, Fig. 2 der untere Theil eines Blattes in natürlicher Grösse. Fig. 3 stellt die ganze Pflanze verkleinert dar. (E. R.) —mmmz ZZ —Z—Z——nnnnmnmnm---RaRmmRmRBamm„pRnRBMmmZ m Zz Z—————— e) Mimulus primuloides Benth. (Siehe Taf, 739. Fig. a). Scrophulariaceae. M,. primuloides; caule brevi, e basi ramosa v. stolonifera decumbente adscendente, plus minus villoso, foliis sessilibus, obverse lanceolatis v. obo- vatis v. orbiculatis, apicem versus den- tatis v. rarius integerrimis, plurinerviis, saepissime margine villoso-ciliatis v. utrinque villosis v, rarius glabris, pe- duneulis axillaribus, elongatis, filiformi- bus, folium 2—4-plo superantibus ca- Iycibusque glabris; calycis tubulosi dentibus brevibus; floribus ringentibus luteis. Caespitosa, perennis, inclusis pe- dunculis 6 — 9 Cm. alta. Flores 10— 15 Cm. in diameiro. M. primuloides Benth. in D. C. prodr. XI. 312. Der kleine beistehend abgebildete Mimulus ist aus Samen erwachsen, den Roezl in der Sierra Nevada Californiens gesammelt hat. Von Douglas ward derselbe in den „Blauen Gebirgen Nord- west- Amerikas“ entdeckt. Derselbe kam im Botanischen Garten zu Zürich unter des Herrn Ortgies Pflege zur Blüthe und hielt dort auch im freien Lande aus. Bentham beschreibt seine Pflanze als meist kahl, während bei unserer die Stengel und Blätter fast zoltig behaart oder die leizieren we- nigstens fast zollig gewimpert sind. Von Brewer in Californien gesammelte Exemplare, die wir in unserm Herba- rium besitzen, stimmen mit der eulti- virten Pflanze überein, (E. R.) —— f) Begonia Richardsiana Masters. (Siehe Taf. 739. Fig. b). Begoniaceae. B. Richardsiana; tuberosa, glabra, ! rubente; foliis e basi oblique truncata suffrutlcosa, 11/, —2-pedalis, ramosis- sima; caule erecto, carnoso, tereli, ovatis, profunde 5-lobis; lobis dentatis, inaequalibus, intermedio magis elongato 294 laciniato-dentato; sinubus loborum den- | tiumque setula unica v. gemina ornalis; stipulis membranaceis, oblongis, apice in selulam excurrentibus; cymis pauci- floris, axillaribus, folio brevioribus; bracteis late ovatis, mox caducis; flo- ribus albis; floribus masculis disepalis, sepalis rotundatis, ante flores- centiam subreniformibus; floribus foemineis 5-sepalis, sepalis inaequa- libus ovatis; capsula aequaliter trialata, alis apice truncatis. — Porte Natal. Masters in Gardn. Chron. 1871 pag. 1065 cum xylogr. Die Begonia, welche wir besprechen, gehört zur Gruppe von B. Dregei und ward vom Hrn. Richards von Forte Natal eingeführt und dem Royal Horti- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. cultural Socieiy’s Garten in Chiswick übergeben, wo wir diese ausgezeichnete Art im Sommer 1871 sahen und von dort auch eine Pflanze erhielten. Die tiefe Spaltung der Blätter in 5 un- gleiche fast fingerförmige Lappen, kleine Borsten in den Buchten der Lappen und Zähne, schön roth gefärbte Stengel und Blattstiele, saftig grüne Blätter und weisse Blumen zeichnen diese Art aus. Bildet einen 11/)„—2 Fuss hohen dicht verästelten Halbstrauch, der den ganzen Sommer hindurch blühet und durch Stecklinge und Samen sich leicht und schnell vermehrt. Cultur als Blüthen- strauch des Warmhauses und Zimmers. (E. R.) g) Lilium dahuricum Gawl. Siehe Tafel 740. Liliaceae. Die Tafel, welche wir diesmal be- | sprechen, stellt eine alte, aber vielfach verkannte und in den Gärten im All- gemeinen nicht häufig verbreitete Lilie dar. Das Verdienst dieser schönen Art, welche vom Altai bis zum Osten Sibi- riens und bis nach Kamtschatka ver- breitet ist, das ist dankbares Blühen, schnelle Fortpflanzung , leichtes Ge- deihen in jedem Gartenboden und si- cheres Ueberwintern ohne jeden Schutz auch in dem kältesten Winter. Kunth stellt diese Lilie zur Abtheil- ung Eulirion, deren Blumen sitzende glockenförmig zusammenneigende Blu- menblätter besitzen , welche am innern Grunde 2 vorstehende Leisten von linearer Gestalt tragen. Unter den rothblühenden Arten, welche in den Gärten gemeiniglich mit dem Sammelnamen „Feuerlilien“ be- zeichnet werden, ist L. dahuricum zu- nächst mit dem im Süden Europa’s hei- mischen L. bulbiferum L. und dem in Japan heimischen L. Thunbergia- num R. et Schult. verwandt. Von beiden Arten unterscheidet sich L. dahuricum Gawl. sofort durch die Zwiebel, deren Abbildung wir kürzlich unter dem Namen L. specta- bile Lk. gegeben haben *). Während *) Ledebour führt das L. davuricum als L. spectabile Lk. auf, weshalb wir diese Bezeichnung brauchten. Da Gawler | aber schon im Jahre 1809 der auf tab, 872 I. Originalabhandlungen. bei L. bulbiferum und L. Thunbergianum die Zwiebelschuppen sitzen und Jie Mutterzwiebel selbst nach dem Ab- blühen weiter wächst, sich vergrössert und nur am Grunde Brutzwiebeln bil- det, — so sind die Schuppen der Zwie- bel vonL. dahuricum grossentheils der Spitze eines slielartigen breiten Basi- larstückes eingegliedert und nach dem Abblühen stirbt die alte Zwiebel ab und entwickelt eine grosse und ausser- dem meist auch noch zahlreiche klei- nere Axillarknospen. In Blüthe unter- scheidet sich ferner L. dahuricum leicht durch die weissflockige Behaarung des obersten Theils des Stengels, der Rän- der der oberen Blätter, der Blüthenstiele und der Blüthenknospen vor dem sich solche öffnen, — sowie ferner durch das stärkere Zusammenneigen der Blu- menblätter in glockenförmiger Gestalt. Nach diesen vorausgehenden Bemer- kungen wollen wir die Diagnosen der 3 inRede stehenden Arten nebst deren Synonymie folgen lassen. Secti. Il. Eulirion Knth. Flores rubri v. aurantiaci. Sepala sessilia, campanulato-con- niventia v. patentia, sulco nectarifero distincto. A. Bulbi squamae petiolo ab- breviato dilatato articulatae. L. davuricum Gawl., foliorum supremorum marginibus pedunculis ala- bastrisque tomento albo detergibili ve- stitis; corollis campanulatis. — des Bot. Magazine als Lilium pensylva- nicum beschriebene Lilie, welche mit un- serer Pflanze identisch ist, den Namen L. davuricum beilegte, so muss dieser Name als der älteste beibehalten werden, 295 Folia lineari-lanceolata, sparsa, su- prema verticillata, non nitentia, Flores erecti, v. solitarii terminales, v. subum- bellati, v. verticillato-racemosi. Sepala basin versus inlus papillosa. Capsula obluse angulata. — Sibiria. — L. davu- ricum Gawl. in Boi. Mag. tab. 1210 in adn. — L. bulbiferum y. Ait. h, Kew. ed. II. tom. 2. p. 241. — L. davuricum R. et S. syst. VII. 414. — Knth. enuın, IV. 264. — L. spectabile Lk. enum. pl. h. Berol. I. 321. — Lk. fl. ross. IV. 151. — Roem. et Schult. syst. VI. p. 412. — Rchb. h. Bot. tab. 30. a. typicum; sepalis basi sanguineis, medio aurantiacis, apice pallide sanguineis, basin versus maculis oblongis atrofuscis pictis. — L. spectabile Sweet Fl. Gard. ser. 1. tab. 75 (icon, mala). ß. tigrinum; pelalis siriis atro- sanguineis irregulariter piclis, — Cetera ut praecedentis.-— Cfr. tab. nostram.— L. pensylvanicum Gawl. in Bot. Mag. tab. 372. y. croceum; corollis croceis, ma- culis linearibus atrofuscis intus pietis. — L. dahuricum h. Marbrg. — L. croceum typicumh. Leichtl.*). d. costatum; sepalis basi sangui- neis, medio aurantiacis, apice ni- tenti-sanguineis, basi inlus costis satis prominentibus parallelis per- cursis papillosisque. L. dahuricum typicum h. Leicht. *) L. croceum Chaix aus Südeuropa haben wir echt in Cultur noch nicht ge- sehen. Dasselbe steht dem L. bulbiferum jedenfalls ausserordentlich nahe und soll sich nur durch eine birnförmige Frucht- kapsel mit geflügelten Ecken von jenem unterscheiden. Bedarf fernerer Beob- achtung, 296 B. Bulbi squamae sessiles. L. Thunbergianum R. et S,; caule pedunculis corollisque ante flöres- centiam laxe pilosis v. glabris; petalis patentissimis, apice recurvis. Caulis dense foliosus. Folia nitida, sparsa v. rarius superiora verticillata, lineari- lanceolata v. oblongo-lanceolata. Flores erecti, plerumque in umbellam termi- nalem simplicem dispositi, rarius soli- tarii v. pauci terminales, v. inferiores in verticillum unicum lateralem dispo- siti et terminales umbellati. Papillae in sepalorum basin interiorem rariores. Capsulae angulis obtusis. — L. Thun- bergianum R. et Schult. syst. VII. 415. — L. philadelphicum Thbrg. fl. jap. pag. 133. — Cresecit in Japonia. a. typicum; foliis oblongo-lanceo- latis, inferioribus alternis, supre- mis verticillatiis, caule apicem versus pedunculisque pilosis, se- palis saturate auranliacis conco- loribus. — L. Thunbergianum Bot. Reg. 1839 tab. 38. — L. bulbi- ferum Redoute Lil. tab. 210. D. ß. sanguineum; foliis lineari-lan- ceolalis, sparsis, caule pedunculis- que glabris, corollis ante flores- centiam extus laxe pilosis, sepalis sanguineis basin versus aurantia- eis maculisque linearibus atro- fuscis pictis. — L. umbellatum h. Van Houtte et hort. — L. um- bellato-atrosanguineum h. Van Houtte. — L. fulgens Morren no- tice sur les lis du Japon. — L. atrosanguineum hort. | dense papillosi. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. y. auranliacum; sepalis basi san- guineis, medio aurantiacis, apice pallide sanguineis. — Cetera ut praecedentis. — L. pubescens h. Van Houtte. — L. croceum et unguiculatum hort. — L. venustum bh. Berol. in Knth. enum. IV. 265. 6. stamineum; staminibus petaloi- deis. — Cetera ut var. $. — L. fulgens staminosum Lem. Ill. hort. tab. 422. &. Leichtlini; petalis initio ni- tente-sanguineis, deinde alro- sanguineis. Cetera ut var. ß. L. bulbiferum L.; caule glabro; pedunculis adpresse-pilosis; corollis campanulatis glabris v. laxe pilosis. — Folia lineari-lanceolata, sparsa, nilida. Flores erecti, solitarii v. pauci, termi- nales, v. in racemum pyramidatum ter- minalem dispositi, intus basin versus Capsula oblonga, an- gulis obtusis. — L. bulbiferum L. spec. 433. e@. Iypicum; caule bulbifero. — L. bulbiferum B. et C. Redoute Lil. tab. 210. — Jacq. fl. austr. tab. 226. — Bot. Mag. tab. 1018 forma flor. subumbellatis. — Rchb. Je. fl. germ. X. 454. — L. humile Mill. diet. n. 4 (forma pauciflora). — ß. aurantiacum; caule non bulbi- fero; corollis aurantiacis, in fundo pallidiore maculis oblongis atro- fuscis pietis. — L. bulbiferum Redoute Lil. tab. 210. A. (E. R.) Ah etatum L ard Kelch: ec aopeecı piles. | I. Originalabhandlungen. 297 h) Sedum stenopetalum Pursh und 8. spathulifolium Hook. (Siehe Tafel 741.) Crassulaceae. Unsere beistehende Tafel stellt 2 gelbblumige Arten der Galtung Sedum dar, welche beide Hr. Roezl in Cali- fornien sammelte und als für die Cultur neue schöne Pflanzen einführte. Beide überwinterlen im hiesigen Garten, ohne den geringsten Schaden zu leiden im freien Lande und beide werden bald zu den für Teppichbeet-Cultur unentbehr- lichen Pflanzen gerechnet werden. L. stenopetalum Pursh. (Pursh fl. am. bor. I. 234. — D. C. prodr. II. 408. — Hook. fl. bor. am. I. 228. — Torr. et Gray fl. bor. am. I. 560) sam- melte Roezl in der Sierra Nevada, aus- serdem kommt es aber auch in den Rocky mountains vor. Dasselbe ist durchaus kahl. Die Stengel verästeln sich gleich von der Wurzel aus und bilden dichte Rasen, ähnlich denen des S. Forsteri. Die 10—12 Mm. langen fleischigen Blätter sind zusammenge- drückt-stielrund, sitzend, spitz und ha- ben eine eigenihümliche dunkelblau- grüne röthlich metallisch schillernde Farbe, weshalb diese Pflanze bei der Teppichgärtnerei einen sehr guten Effect hervorbringen wird. Die Blumen stehen in 2—3 theiligen oder unregelmässigen Scheindolden, die ungefähr 12 Cm. hoch werden. Die einzelnen Blumen fast sitzend, gelb, 10 männig, mit linien- lanzettlichen spitzen Blumenblältern, die vielmal länger als der Kelch. Fig. a un- serer Tafel stellt ein blühendes Exem- plar in natürlicher Grösse dar. Sedum spathulifolium Hook. (Hook. fl. bor. am. I. 227. — Torr. et Gray fl. bor. am. I. 559). — Eine ebenso schöne und beachtenswerihe Art, deren Stengelam Grunde sichsiark verästeln und sehr bald dichte und grosse Rasen bilden. Allenihalben kahl, Blätter fleischig, sitzend, 6 Cm. lang, breit spathel- förmig, spitz, schön hellblaugrün und mit weissem Reife, ausserdem dicht und fast ziegeldachförmig übereinander stehend. Blumen gelb, in verästelten 10 Cm. grossen Scheindolden. Die einzelnen Blumen kurz gestielt, 10 män- nig, mit linien-lanzettlichen spitzen Blumenblättern, die viel länger als der Kelch. ‘Durch die hellblaugrüne mit weissem Reif überdeckte Färbung der grossen dichten Rasen nicht weniger schön als die vorhergehende zur Teppicheultur. (E. R.) 298 Gartenflora Deutschiands, Russlands und der Schweiz. 2) Reisenotizen von E. Regel. (Schluss). London und dessen Gärten. Das Etablissement des Herrn Wil- liam Bull (New Plant Merchant, Kingsroad, Chelsea, London, S. W.) stösst fast an das von James Veitch und Sons. Auch dieses Etablissement ist in der Zeit, seitdem ich dasselbe in Umfang zugenommen und seitdem eine Menge guter Pflanzen in Cultur einge- führt. Auch hier bildet den Eingang ein Wintergarten, in welchem zahlreiche Baumfarn aufgestellt sind, unter denen Dicksonia squarrosa, Cyathea dealbata und Cunninghami, Todea barbara, Ba- lantium antarcticum in allen Grössen, Alsophila excelsa etc. besonders be- | Die Orchideen- merkenswerih sind. sammlung enthält über 900 schön- blühende Arten, namentlich auch schöne Exemplare der seltenen Vanda Cath- carthi, das von Hrn. W. Bull ein- geführte Cypripedium niveum elc. Am verhälinissmässig reichsten ver- treien sind die Warmhauspflanzen und Florblumen. Von neuen Warmhauspflanzen sind zu erwähnen: Alocasia Marschalli, ein Bastard zwischen A. Jenningsi und vivipara, eine neue schöne Aroidee mit gelb gestreiften Blättern. Dra- caena Shepherdi, sehr ausgezeich- nete Neuheit mit goldgelb gestreiften Blättern. Eine schöne Amaryllidee vom Vorgebirge der guten Hoffnung mit grossen Dolden scharlachrother Blumen. Ein neuer Amorphophallus mit fuss- förmig getheiltem Blatte aus dem tro- ı dee aus West-Afrika. dieser Zeitschrift besprach, bedeutend | vorwärts gegangen und hat in leben- | diger Concurrenz mit dem Nachbar an | maerops humilis mit goldgelb gestreif- ten Blättern. Crinum erubescens mit weiss panaschirten Blättern. Zahl- reiche importirte Exemplare von Ma- crozamia aus Neuholland.. Dra- contium elatum, schöne neue Aroi- Die Heliconia und Musa-Arten, die schon unter den ausgestellten Pflanzen erwähnt wurden. Die schönste und ausgezeichneteste Einführung von W. Bull vom letzten Jahre war aber die Primulajaponica, eine Primel von der Tracht der Pri- mula cortusoides, die schön ıothen Blu- | men aber in pyramidaler Blüthenrispe. Ein kleines Gewächshaus war ganz mit dieser schönen Pflanze gefüllt und alle Pflanzen hatten reichlich Samen ange- setzt, so dass diese neue schönste der Primeln bald in allen Gärten Europas sich einbürgern dürfte. In milderen Lagen Westeuropas dürfte diese schöne Art sogar im freien Lande aushalten. Das Botanical Magazine hat seitdem schon eine Abbildung dieser Primel gebracht. Ein Garten-Etablissement von be- deutender Ausdehnung, in dem vorzugs- weise eine Auswahl der besseren und selteneren Pflanzen des Warm- und Kalt- hauses in vorzüglich gut cullivirten Exemplaren sich findet, ist das von B. L. Williams, Victoria and Para- dise Nurseries, Upper Holloway, London. Herr Williams ist zugleich als Autor mehrerer Schriften über Gar- tenbau vortheilhaft bekannt. Auch hier bildet den Eintritt in die Gärtnerei ein hohes schönes Schauhaus. Grosse Baumfarn von den mehrfach ge- pischen Afrika. Eine Abart von Cha- | nannten Arten und ausserdem Also- I. Originalabhandlungen, phila Smithii und Cyathea Cu- mingii, Cyathea contaminans, prächtige Exemplare der mannichfachen Arten von Yucca und Agave, schöne Dracaenen und dabei eine Cordyline calocoma sanguinea durch den rothen Mittelnerven ausgezeichnet, starke Exemplare von Cycadeen, dar- unter der Encephalartos Ghellinki in besonders schönen Exemplaren. Ein Cultur - Exemplar von Anthurium Scherzerianum mit 40 vollkommen entwickelten scharlachrothen Blumen fiel in einer andern Abtheilung beson- ders ins Auge, da auch Allamanda Aubleti mit Massen der dunkelgelben Blumen bedeckt, ein prächtiger Pan - danus reflexus mit zurückgeschla- genen breiten Blättern, ein grosses üppig blühendes Exemplar von Co- chliostemma Jacobianum, grosse Exemplare von Adiantum Far- layense, wohl eine der schönsten Arten unter allen den lieblichen Arten dieser Gatlung, Cycas circinalis in Blüthe, vorzüglieh cultivirte Pflanzen von den Gleichenia-Arten, auch die Trichomanes- und Hymenophyl- lum-Arten im gedeihlichsten Zustande. Eine der lieblichsten Schlingpflanzen des tropischen Amerika, die Dipla- denia amabilis halte ihre grossen rosenrothen Blumen in reichlicher Menge entwickelt. In einer besondern Abtheilung die Nepenihes-Arten in ebenso ausge- zeichneter Cultur, wie beim Hrn. Veitch. Die Cultur dieser Pflanzen in durch- brochenen Körben ist vom Herrn Wil- liams zuerst durchgeführt und empfoh- len worden. Die Farnsammlung enthält nur eine Auswahl der schönsten Arten, dabei Adianium Sumanni und velutinum, 299 Lomaria ciliata, Lindsaea cultrata, Todea superba und Fraseri elc. Eine der ausgezeichnetesten Neu- heiten, welche ich da in Blüthe sah, ist die Aechmea Maria Reginae Wendl., eine noch von H. Wendland aus Guatemala importirte Bromeliacee, die Wendland nach der damaligen Königin von Hannover genannt hat. Eine edle stolze Pflanze, die auch auf einer spätern Ausstellung den ersten Preis erhielt. Von Orchideen besitzt Herr Wil- liams eine Auswahl der neueren schön- sten Arten und alle in üppiger Ent- wickelung vorzüglich cultivir. In Blüthe sah ich daselbst z. B. Uropedium Lindeni, Miltonia Warscewiezi, Pha- laenopsis Schilleriana, rosea, Dendro- bium triadenium, Cattleya Warneri, Oncidium macranthum etc. Ebenso ausgezeichnet wie die Cul- turen der Warmhauspflanzen sind die Cuituren der Kalthauspflanzen. Feine Neuholläinder in schöner Auswahl, ebenso Ericen. Ich erwähne als eins der ausgezeichnetesten Exemplare einen 3 Fuss hohen und 5 Fuss breiten Busch von Erica depressa, der schon über 50 Jahre alt sein mag, von Phaeno- coma prolifera 2 Fuss hohe und 8 Fuss breite üppig blühende Büsche. Indische Azaleen als Kugelbäume, als Pyramiden und in Halbkugelform in grossen mächtigen Exemplaren. Das Etablissement von Hrn. Williams ist gleichsam eine Wiederholung des Eta- blissements des Herrn Veitch, nur mit dem Unterschiede, dass bei Herrn Williams von allen nur eine kleinere Auswahl der schönsten Arten und diese alle so viel als möglich in guten Cul- tur - Exemplaren angezogen werden. Gewächshäuser und Garten alles sauber und gut unterhalten wie bei einem rei- 300 chen Liebhaber. In Deutschland könnte eine derartige Gärtnerei sich nirgends halten, — denn alle Gärten, die das in kleinem Maasstabe nachahmen wollten, wie der von J. Booth und Boeck- mann in Hamburg, von Rinz in Frankfurt sind eingegangen und die Zeit der Teppichbeeimanie wird auch jezt keine ähnlichen Handelsgär- ten bei uns möglich machen. In London sind derartige Etablissements noch möglich, da finden sich noch Käufer für die mit nur grossen Kosten herzustellenden Schauexemplare schöner Pflanzen. Wir kehren nun in ein Etablissement ein, das gerade den entgegengesetzten Weg, wie die bis jetzt besprochenen, eingeschlagen hat. Es ist dies das EtablissementvonHughLowu.Comp., Clapton Nursery, London, E. — Es ist das ein Etablissement für den Gross- handel, welches eine Idee gibt, in wel- chen ungeheuren Massen in England manche Pflanzen noch abgeselzt wer- den. Von fast gleicher Ausdehnung wie das Etablissement des Hrn. Veitch, werden bei Hugh Low vorzugsweise Orchideen, Baumfarn, die schönen Halb- sträucher Neuhollands, Azalea indica, Ericen, Pelargonien, Fuchsien, Flor- blumen, Coniferen und ausdauernde Sträucher und Bäume cultivirt. Mehr als 20 Doppelhäuser enthalten die Sammlung der tropischen Orchideen. Einige Sammler des Herrn Hugh Low senden diese jährlich zu vielen Tausen- den ein und die schönern gangbarern Arten sind hier oft zu vielen Hunder- ten von Exemplaren vertreten. So ver- breiten sich von hier die Orchideen zu verhältnissmässig recht billigen Preisen durch die zahlreichen Orchideensamm- lungen Englands, so wie durch die des übrigen Europa und der anderen Welt- ? Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Iheile. Ericen und Epacris werden hier zu Hunderttausenden cultivirt, nicht in Schauexemplaren, aber alle in gesun- den schönen Verkaufspflanzen. Die feinern und zartern Arten, welche mit Erica ampullacea, aristala, jasminoides, jasminiflora, gemmifera, Massoni, fer- ruginea etc. verwandt sind, bleiben auch den Sommer hindurch in Fenster- kästen, welche stark gelüftet und be- schaltet werden. Wo man an andern Orten nur ein Exemplar sieht, da findet man hier derselben viele Hunderte von den zartesten Arten und alle in hüb- schen buschigen gut gezogenen Exem- plaren, wenngleich Schauexemplare nicht erzogen werden. Alle etwas robusiern Ericen bleiben nur im ersten Jahre nach der Anzucht aus Stecklingen in Fen- sterkästen, im zweiten und den folgen- den Jahren kommen sie den Sommer hindurch ins Freie. Zu Tausenden sieht man da einzelne gute und dank- bar blühende und aus Stecklingen nicht schwierig wachsende Arten, in den verschiedenen Jahrgängen je nach Grösse zusammenstehen, so von Erica cupressina, Eweriana, gracilis, hiemalis, Linnaeoides, perspicua, ventricosa und Abarten, vestita, Willmorea, colorans, so dass, wenn man die weiten Flächen mit gleichhohen Exemplaren von Ericen besetzt sieht, man fast versucht ist zu glauben, dass man sich mitten in einer Haide zwischen Tausenden dieser lieb- lichen Pflanzen befinde. Im Winter werden die grössern ältern Exemplare von Ericen in niedrigen Doppelhäusern, die kleine 1—3 jährige Anzucht wird aber in Fensterkästen durchwintert, welche durch Wasserheizung so erwärmt werden, dass sie gerade frostfrei ge- halten werden. Die gangbaren Coniferen sind, wenn möglich, in noch grössern Mengen ver- I. Originalabhandlungen. treten. Schön sind die Abarten von Retinispora obtusa,Relinispora pisifera mit entweder grell goldgel- ben oder weissen Triebspitzen. R. obtusa aurea nana, eine zwergig wachsende Form, ist die reizendste die- ser schönen buntblätterigen Coniferen. Es ist das um so werthvoller, als der letzte kalte Winter, der in Deutschland so unendlich viel Schaden geihan hat, zeigte, dass die Reiinispora-Arten aus Japan, noch härter als z. B. Biota orien- talis, (von der wir in Thüringen ganze Bosquete abgefroren sahen) und als Abies Nordmanniana , Wellingtonia gi- gantea und andere vielfach in den letz- ten Jahren bei uns verbreitete Arten. An Schönheit stehen die zierlichen Re- tinispora-Arten, aber keiner Conilere aus der Gruppe der Cupressineen oder der Juniperus nach. . Von der in England zur Anpflan- zung im Freien so beliebten Chile- sischen Tanne (Araucaria imbricata) importirt H. Low jährlich grosse Massen von Samen. Diese werden in Fenster- kästen oder auch nur in Platesbandes, welche, wenn es nothwendig sein sollte, gedeckt werden können, in der Weise ausgesäet, dass ein Samen dicht neben dem andern mit dem untern Wurzel- ende bis zur Hälfte in die Erde gesteckt wird, während der Hals des Samens aus dem der Keim hervorbricht, aus der Erde hervorsieht *#). Um eine Idee zu geben, in welchen Massen hier an- gezogen wird, bemerke ich, dass ich zwei solcher Kästen, jeden von ungefähr 120 Fuss Länge sah, welche im Früh- jahre mit Samen von Araucaria imbri- *) Das Wurzelende ist spitz, die Spitze des Samens, aus dem der Keim hervor- bricht, dagegen stumpf. m nn nn nn nn nn nn nn 301 cata bestellt waren, und zwar so, dass auf der ganzen grossen Fläche Samen an Samen eingesteckt war. Die Cultur der Indischen Aza- leen und Camellien sind ganze Reihen von Doppelhäusern gewidmet, — auch diese werden aber zum weit aus grössten Theile als jüngere Pflanzen zu billigern Preisen, pr. 100 und pr 1000 abgesetzt und wenig zu grössern Exem- plaren erzogen. Wenn wir unsere Gärten des Fest- landes durchgehen, so finden wir, als eine der traurigsten Folgen der Tep- pichbeetmanie bei den Handelsgärtnern kaum noch Doppelhäuser, in denen zarte schönblühende Neuholländer und Cap- enser ausschliesslich angezogen wer- den, — denn wer mag das anziehen, was doch kaum Käufer findet, Bei H. Low sind noch niedrige Doppelhäuser in grosser Zahl dieser Cultur gewidmet. Da sieht man das schöne Acrophyl- lum venosum, Adenandra spe- ciosa, Anopteris glandulosa, Aphelexis (Elichrysum) humilis, spectabilis und die verwandten schönen rothblumigen Immortellen, der liebliche Aotus gracillima mit seinen langen Trauben goldgelber rothschimmernder Blumen, die schönen Boronia-Arten, die mit ihren rosenrothen Blumen im Frühjahre so sehr zieren, darunter auch Boronia denticulata, serrulata, crenulata, Drummondi, die schöne aus den Gärten fast verschwundene Burchellia capensis, die schönen blaublumigen Burtonia- Arten, sowie ferner die Arten der Gat- tungen Chorozema, Dillwynia, Eriostemon, Genethyllis, Gre- villea, Hibbertia, Kennedya, Lachnaea, Lechenaultia, Lom- tia, Mirbelia, Pimelea, Hovea, Prostranthera, Pultenaea, Tre- mandra, Witsenia, die im Früh- 302 jahre den lieblichsten Flor mannichfach gefärbter zierlicher Blumen, welche die zarten Sträucher theils ganz überdecken, darstellen. Alle diese zarten Pflanzen nicht in einzelnen Exemplaren, sondern jede einzelne Art in Hunderten schöner gesunder Pflanzen. CoprosmaBaueri variegata und Ligusirum lucidum variegatum sind 2 hübsche bunt- blätterige Kalthauspflanzen. Die Zeiten sind entschwunden für den Continent, wo man bei James Booth in Hamburg im Schauhause 2 Fuss hohe und 3 Fuss breite mit Blumen bedeckte Exemplare von Lechenaultien, von Wilsenia corym- bosa, von Tremandra-Arten, von Aphe- lexis und Phenocoma bewunderte. Das Etablissement von John and Charles Lee near the Kensington Railway Station, London 1871, steht in der Art seines Betriebs ungefähr in * der Mitte zwischen dem von Williams und Hugh Low. Es ist hier nämlich theils zahlreiche Anzucht mit der Er- ziehung schöner Verkaufsexemplare für den Liebhaber verbunden. Die ganze Gärtnerei ist deshalb sauber und schön aufgeputzt. Die Culturen der schönern Kalthauspflanzen, wie man solche in keinem Garten des Continenies sieht. | In Blüthe fand ich an interessanten Pflanzen, Monochae- tum dichroanthum und Pleroma elegans, zwei schöne Melastomaceen der Gebirge des tropischen Amerika, die eine mit rothen, die andere mit grossen blauen Blumen; Relhania squarrosa, halbsträuchige Composite mit goldgelben Blüthenköpfen, — Cho- rozemaHenchmanni, die zierlichste und schönste der Chorozema-Arten, deren mit linearen Blättern besezte Zweige sich dicht mit orangerothen Blumen beladen. Die Boronia-Arlen, besonders aber die schöne Boronia in den Kalthäusern | \ Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. serrulata in schönen Culturexem- plaren, ferner in schönen vollblühenden Schauexemplaren Phenocoma pro- lifera, Geneihyllis fuchsioides und tulipifera, Acrophyllum venosum, Dracophyllum gra- cile, Tremandra verticillata *), eine der lieblichsien und zartesten blau- blühenden Kalthauspflanzen, Prosiran- ihera cuneala, Chorozema spe- ciosum, Dillwynia floribunda, Witsenia corymbosa, Mono- chaelum sericeum, Roölla ei- liata eic. Die bei H. Low genannten Gattun- gen zarterer Kaithauspflanzen sind bei Lee in gleicher Reichhaltigkeit der Aus- wahl vorhanden. Besonderer Aufmerksamkeit ist auch der Cultur der Ericen und Epacris gewidmet. Von ersterer cultivirt Lee über 200 der schönsten Sorten und dabei all die zarten und schönen Sorten, die in deutschen Gärten eigentlich noch *) Mit welchen Schwierigkeiten wir hier in Petersburg bei der Cultur zu kämpfen haben, dafür liefert Tremandra verticillata ein lebendiges Beispiel. Es ist das eine der Lieblingspflanzen des Referenten, die wir früher im hiesigen Botanischen Gar- ten stets in grösserer Zahl und schönen Exemplaren cultivirten, Durch den Blöd- sinn eines Obergärtners gingen in einem Winter alle unsere Exemplare dieser Pflanze zu Grunde, indem dieselben von dem Betreffenden zum Treiben in ein Warmhaus gesteilt worden waren. Seit- dem sind 6 Jahre verstrichen. Jährlich liess ich diese schöne Pflanze, im Herbste, im Frühjahre und im Sommer von ver- | schiedenen Orten kommen, aber trotzdem manches Jahr 6—10 Exemplare auf diese Weise ankamen, so kamen doch alle todt an. Endlich in diesem Jahre ist es mir gelungen, diese schöne Pflanze wieder in einem lebenden Exemplare zu erhalten, I. Originalabhandlungen. niemals vertreten waren. Ich nenne in dieser Beziehung nur Erica aemula, Aitonia et var., alopecuroides, amabilis, ampullacea und Abarten, ardens, aris- tata und Abarten, campanulala, Caven- dishi, daphniflora, devoniana, elegans, erosa, eximia, Faireana, fastigiala, fer- ruginea, florida, gemmifera, grandis, Hartnelli, Hendersoni, inflata, infundi- buliformis, Irbyana, Jacksoni, jasmini- flora, jasminoides, Juliana, Lambertiana, Lawrenceana, Marnockiana, Massoni, metuliflora, mirabilis, moschata, obbata, Paxtoni, princeps, propendens, retorta, Rollisoni, Savilleana, splendens, Spren- geli, Templea, Thompsoniana, Thun- bergia, tricolor in zahlreichen Abarten, triumphans, venosa. Es ist das zwar nur ein leeres Ver- zeichniss, gibt unsern Lesern aber doch einen etwaigen Begriff von dem Reich- thum der Ericen-Sammlungen Englands und der wunderbaren Schönheit der- selben zu jeder Jahreszeit. Denjenigen, die mit der Cultur der Ericen sich beschäftigen, ist es bekannt, dass es einer geschickten und aufmerk- samen Pflege bedarf, um von diesen seltneren Ericen gesunde, kräftige Pflan- zen zu erziehen, sowie es sehr schwie- rig ist, gerade die genannten Arten durch Stecklinge fortzupflanzen. Bei Herrn Lee bedient man sich einer mit feinem weissem Sand stark gemischten Heideerde zur Cultur der zarteren Ar- ten. Die Stecklinge werden im Sep- tember und October gesteckt und zwar in Näpfe, die unten mit Erde, oben mit einer Schicht des genannten feinen weissen Sandes gefüllt sind. Die Steck- linge werden im Kalthause aufgestellt, mit Glocken bedeckt, täglich nachge- sehen und bei Sonnenscheine werden die Glocken noch mit dünnem Papier überdeckt. 303 In den 'Kalthäusern ausserdem die mannichlachen Florblumen, Teppich- beeipflanzen, schöne Sammlungen von Azalea und Camellia elc. Auch die Sammlung der Warmhaus- pflanzen ist sehr ansehnlich, so eine Sammlung von über 300 von nur schön- blühenden Orchideen, von Gesneriaceen, von mehr als 400 Arten Farn, dabei z. B. 7 Arten Gleichenia, 12 Arten Trichomanes, 9 Arten Hymenophyllum, Adiantum magnificum und Farleyense und viele andere, und all den beliebte- sten Blatipflanzen und Blüthensträuchern des Warmhauses. Unter den letzteren ist Ixora salicifolia mit schmalen Blättern und scharlachroihen Blumen, Ixora Javanica mit orangerothen Blumen und Ixora amboinensis mit hellrothen Blumen, noch besonders her- vorzuheben. Die Anoecochilus-Arten wer- den sämmtlich in gesunden, kräftigen Exemplaren, jede Sorte einzeln unter in der Spitze stark geöffneter Glocke im Orchideenhause cultivirt. Das Garten-Etablissement von E. G. Henderson and Sons, Wellington Road, St. John’s wood, London N. W. Auch dieses Etablissement umfasst alle Theile des Gartenbaues, Specialität sind aber die perennirenden Stauden und die Florblumen. Ochideensammlung umfasst eine Aus- wahl von ungefähr 400 Arten und ist gut gehalten. Die Farn gleichfalls zahl- reich vertreten, vorzugsweise aber die harten in freiem Lande aushaltenden Arten und deren zahlreiche Abarten mit monströsen Wedeln. Indische Aza- leen, Rhododendron, Camellien werden mehr zum Verkauf als halbwüchsige Pflanzen präparirt und sind vorzugs- weise in den neuesten Sorten vertre- ten. Von Bouvardia wird eine ganze 304 Menge Formen cultivirt, dabei zwei be- sonders hübsche Formen, die ich auch in andern Gärten sah, nämlich Bou- vardia jasminoidesundB. jasmi- noides nana. Dankbar blühende Sor- ten mit grossen Blüthencorymben wohl- riechender weisser Blumen. Die erste Sorile von höherm, die zweite Sorte von niederm dichien Wuchse. Bou- vardia elegans ist eine Form mit carmin-scharlach Blumen, deren grosse Blüthencorymben einen Durchmesser von 3—5 Zoll erreichen. Die Bouvardien sind als Beetpflanzen zum Auspflanzen während des Sommers in England mit Recht beliebt. Unter Jen jetzt so beliebten Canna- Arten, ist Canna tricolor eine der besten. Dieselbe wird 5—4 Fuss hoch. Blätter weiss gestreift und roth geran- det. Chrysanthemum und Dahlien bilden besonders vollständig in den be- sten und neuesten Sorten vertretene Culturartikel. Desgleichen Fuchsien, von denen beispielsweise 5 neue Sor- ten mit goldfarbenen Blättern cultivirt werden, nämlich Fuchsia Crown Jewels, Blätter hellgoldgelb und roth gespitzi. Golden Mantel, Blätter goldgelb. Treasure, Blätter schön goldfarben, in der Jugend bronzefarben nuangirt. Fleece. Blätier rein gold- farben, Orange Boven. Im Wuchse die niedrigste, Blätter goldfarben mit bronze nüancirt. Die Pelargonien bilden bei Hender- son eine mit besonderer Sorgfalt ge- pflegte Culturabtheilung. Die grossblu- migen Pelargonien in einer sorgfältigen Auswahl der besten neuesten Sorten. Von den Pelargonium zonale werden als besondere Sectionen cultivirt. 1) Die schönblühenden zu Blumengruppen. 2) Die Formen von P. peltatum als Joy-leaved Pelargoniums, 3) Die schön- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hlühenden mit gefüllten Blumen in 45 Sor- ten. 4) Die 3farbigen oder Golden trico- lors, in ungefähr 100 Sorten vertreten. 5)Die weissrandigen in ungefähr 60 Sor- ten vertreten. 6) Die goldiarbigen und bronzefarben gezonten in ungefähr 60 Sorten. Es intressirten mich vorzugsweise die Sfarbigen gelbgerandeten, deren Typus Mistr. Pollock. Herr Henderson erzieht selbst jährlich eine grosse Menge aus Samen und beschäftigt sich damit, neue Sorten für den Handel zu gewinnen. Dabei sind ganz gleiche Re- sultate erhalten worden, wie ich solche in Petersburg erhielt. Selten stellt die Samenpflanze im unveränderiemZustande, die neue schönere Sorte dar, sondern es sind einzelne Seitenäste, welche eine andere Entwickelung zeigen und die dann als Stecklinge zur selbstständigen Entwickelung gebracht, die neue Sorte darstellen. Es gehen aber stets meh- rere Jahre darüber hin, bis die Sorte volle Beständigkeit erhalten hat. Als neue Sorten, die mir am be- sten gefielen, notirle ich Mary Had- win, Iron Duke, Mstr. Gladstone, W. E. Gladstone, Miss Goring, Queen of Spain, Peter Grieve, Lass-o-Gowrie,Jubile, Madonna, Luci Grievee, HowarthAschton. Schön sind auch die Sammlungen der Warm- und Kalthauspflanzen. Als Neuigkeit unter den letzteren wurde mir „Macadamia ternifolia, ein Baum aus Van Diemensland gezeigt, der eine essbare Frucht von der Grösse einer Nuss tragen soll. Ericen und zartere Neu- holländer, ebenfalls reichlich vertreten. Als Speeialität dieses Etablissements nannte ich die Stauden- und Alpen- Pflanzen, die in Englischen Handels- gärtnereien nur bei Backhouse in York, noch reicher vertren sind. Dieselben P Tat 737 “ER S “a 1.2 2 vH BE Deugl. 3.4 Cachiihioe ypercaka GE I. Originalabhandlungen. werden theils im freien Lande, theils im Topfe eultivirt. Dabei z. B. viele schöne Abarten von Iris xiphioides. Sehr reiche Sammlungen von Saxilraga, Primula, Sedum, Sempervivum, wobei freilich theils mehr Namen als Sorten figuriren.. So cultivirt man da 8 Sor- ten Soldanella, während man in Wahr- heit es schwierig findet, deren 3—4 zu unterscheiden. Die Dicenira chrysan- tha mit goldgelben Blumen, sah ich hier in Blüthe. Die Delphinien, Paeonien, gefüllten Potentillen, die gefüllten Ab- arten von Pyreihrum carneum und Phlox werden in reichen Sortimenten der schönsten Formen eultivirt. Für diesmal müssen wir mit dieser Revue einiger der vielen Handelsgärt- nereien Englands schliessen, einiger an- derer Handelsgärtnereien gedachten wir schon beim Ausstellungsbericht. Aus dem, was wir mittheilten, geht genügend hervor, dass diese Gärten Englands meist in Bezug auf Pflanzen- eultur, wenn wir einige Gärten Belgiens ausschliessen, höher stehen als die Gärten des Continents. Besonders ist es die Cultur der Orchideen, der Farn, der schönen kleinen Blüthensträucher Neuhollands, des Caps, der antarkti- schen Ländergebiete, der bei uns fast vergessenen Ericen, welche überall ne- ben der Anzucht der Florblumen für die Blumenbeete und die Culiur der Decorationspflanzen des Warmhauses, der Palmen eic,, betrieben wird. Der von Paxton angelegte schöne Park um den Crystall-Palast mit seinen in natürlicher Grösse in Stein gehau- enen Statuen der vorweltlichen Thiere, ist so allgemein bekannt, dass wir ihn diesmal übergehen können. Der Botanische Garten in Kew unier Dr. Dalton Hookers intelligenten Leitung, besitzt von allen Gärten Eng- X, u. XI. 1872, 305 lands, die grössten Pflanzenschätze. Wir gedachten schon früher dessen gross- arligen Palmenhauses, Aquariums, des hohen Conservatoriums in dem die Bäume Neuhollands in freiem Grunde sich zu riesigen Verhältnissen ent- wickelt haben, der reichen Farnsamm- lung, der wunderbar schönen und voll- ständigen Sammlung von Cacteen und Succulenten, des reichen Arboretums etc. Auch diesmal war ich einen gan- zen Tag in diesem Institute, um zu sehen und zu notiren. Aus allen Thei- len der Welt strömen die Schätze der Pflanzenwelt in diesen Gärten ein. Im Allgemeinen hat sich wenig verändert, seitdem ich eine einlässliche Beschreib- ung dieses Instiluls in der Gartenflora gab, nur sind einzelne Sammlungen in dieser Zeit noch reicher und vollstän- diger als früher geworden, So ist die Sammlung der oflicinellen Pflanzen, der technisch wichtigen Gewächse und der Fruchtbäume der Tropen, jetzt die voll- ständigste und beste, welche noch überhaupt exislirt hat. Da sind alle die Gewürzpflanzen, die Giftpflanzen, die Farbhölzer, die Chinabäume etc., vollständig vertreten. Auch die früher verhältnissmässig arme Sammlung der Stauden, der Or- chideen, der Ericen, der Blüthensträu- cher des Caps und Neuhollands sind seitdem viel vollständiger und reicher geworden. Ich würde nur ein langes Namenverzeichniss geben müssen, wollte ich aller der selinen Pflanzen geden- ken, die ich mir diesmal wieder nolirte, und so will ich nur einige wenige be- sonders schöne oder interessante Pflan- zen erwähnen. Es sind das: Ery- tihroxylon Coca, die ächte Coca- Pflanze, Tanghinia venenifera, eine der hefligsten Giftpflanzen, Ana- | mirta Cocculus, welche die Coccels- 20 306 körner liefert, GarciniaMangostan, der Mangostan- Baum, welcher die schmackhafteste aller tropischen Früchte liefert, Philodendron Williamsi, eine der schönsten decorativen Pflanzen aus der Familie der Aroideen, eine stammlose Art, mit grossen pfeilförmig- länglich-ovalen Blättern. Copaifera officinalis, welche den bekannten Copaiva-Balsam liefert, Cyperus Pa- pyrus, die Papyrus -Staude in wun- derbarer Schönheit, mit 15 Fuss hohen Schaften, welche den mächtigen Schirm Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. + des Blüthenstandes trägt. Die zahllo- sen Neuheiten dieses grossarligen In- stitules, werden fortwährend im Bota- nical- Magazine beschrieben und sind nach diesem ven uns schon besprochen oder werden besprochen werden. Das Interesse, das der Botanische Garten in Kew, mit seinem Museum angewandter Botanik geniesst, ist in England ein ausserordentlich reges. Tausende von Menschen besuchen jeden Sonntag den Garten, und im Jahre zählen die Be- sucher nach Hundertiausenden. 3) Die Anlagen des ‚„Bosches“ beim Haag; deren gegenwärtiger Zustand, nothwendige Verjüngung und Umgestaltung. Von E. Petzold, Park- und Gartendirector in Muskau. Von Einem Königlich Niederländi- schen hohen Ministerium der Finanzen im Haag erhielt ich den Auftrag, ein Gutachten darüber abzugeben, was zur Instandhaltung, zur Verbesserung und Verschönerung der Anlagen des „Bo- sches“ (der Anlagen beim Haag) zu geschehen hätte, die leitenden Grund- sätze näher zu motiviren und zu dem Ende einen Plan über das Ganze zu entwerfen. Dieses Auftrages habe ich mich ent- ledigt, und da mehrere befreundete Kunstgenossen, denen ich davon ge- sprochen, der Ansicht waren, dass diese Niederschrift in weiteren Kreisen eini- ges Interesse haben möchte, so habe ich mich entschlossen, dieselbe zu ver- öffentlichen, nachdem ich zuvor die Ge- nehmigung dazu nachgesucht und er- halten hatte. Da nun aber die wenigsten Leser der Gartenflora eine Kenniniss der dor- tigen sehr eigenthümlichen und schwie- rigen localen Verhältnisse, welche be- rücksichtigt werden mussten, besitzen möchten, so schicke ich eine kurze Be- schreibung derselben voraus. Denn nur auf Grund dieser genauen Kennt- niss war es möglich, eine nicht nur künstlerisch, sondern auch praktisch brauchbare Arbeit zu liefern, deren letzterer Theil namentlich in Holland, wo der Künstler in den Kampf mit den ı Elementen in einer Weise Iritt, wie sehr selten in einem anderen Lande, von ganz besonderer Wichtigkeit ist. Diese localen Verhältnisse sowohl, so- wie insbesondere den Zustand des „Bosches,“ habe ich lange Zeit zu be- obachten Gelegenheit gehabt. Im Jahre 1842, wo ick mich zu meiner Ausbild- ung in den Niederlanden aufhielt, sah ich ihn zuerst, und in den letzten 19 Jahren, wo ich in Geschäften oft und längere Zeit dort war, namentlich bei Gelegenheit der Umgestaltung der Anlagen auf den Besitzungen Seiner I. Orginalabhandlungen. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande, meines gnädigsten hohen Herrn, habe ich ihn täglich ge- sehen. Die zu bekämpfenden Elemente sind: das Wasser, der Boden und die Stürme. In keinem Lande sind die Was- serläufe so geordnet als in Holland. Ausser der Provinz Geldern, welche mit prachtvollen Buchen-, Eichen- und Nadelholzwäldern gekrönte Höhenzüge und ächt englische Landschaften besitzt, sind die der See zu gelegenen Provin- zen tiefgelegene Landstriche, welche dem Wasser abgerungen, oft so tief liegen, dass der Frosch im Wasser auf den hochgelegenen Kanälen höher sitzt als der Vogel auf den Wipfeln der daneben tief im Grunde stehenden Bäume. In den näheren Umgebungen der Stadt Haag isi das in dieser Weise nicht der Fall, wohl aber bedarf auch hier der Wasserstand einer fortwäh- renden Ueberwachung und Regulirung. — Der Bosch liegt im Busenwasser von Delftland, welches sowohl im Winter als im Sommer höher steht als das des benachbarten Rheinlandes. Im Winter steht es bisweilen sehr hoch. Da in einer Tiefe von 1—2 Fuss auf den niedrig gelegenen Flächen überall Grundwasser kommt, so sind eine Menge Wassergräben zur Entwässerung noih- wendig, welche der landschaftlichen Schönheit überall hindernd in den Weg treten. Der Bodeu im „Bosch“ ist sehr verschieden. Längs der Nordwesiseite besteht derselbe aus ungleichen, un- fruchtbaren Sandhügeln und hohem Sandgrund, unter welchem hie und da eine eisenhallige Schicht sich befindet, es ist dies eine sogenannte Binnendüne aus früherer Zeit, Ausser diesem be- 307 finden sich an verschiedenen Stellen noch drei kleinere Parihien von hohem Dünensand, an einigen Theilen eben- falls mit eisenschüssigem Grund, auf welchem durch die Länge der Zeit durch Verrotitung des Laubes sich eine Humusschicht gebildet hat. Ein an- derer Theil des „Bosches“ besteht aus tiefer gelegenem Grund, welcher na- menllich die ganze südwestliche Seite umfasst. Diese lieleren Lagen bestehen aus Moor- und Torferde mit Sand ver- mischt, wo sich im Laufe der Zeit ebenfalls eine Humusschicht gebildet hat. Dass der Boden des „Bosches“ im Allgemeinen für das Gedeihen der Baum- und Holzgewächse sehr geeig- net ist, beweist ihr kräftiges Wachs- thum und die vielen starken und zum Theil noch schönen Bäume, welche sich hier befinden, namentlich in den tieferen Lagen. In der letzteren ist aber die allerdings kosispielige Aufhöhung des Bodens um so mehr eine unabweisliche Bedingung, als die Bäume dadurch in den Stand gesetzt werden müssen, ein kräftigeres Wurzelvermögen zu bilden, um mehr Widerstandslähigkeit in den Wurzeln zu geben. Da sich an diesen Stellen in einer Tiefe von 1—2 Fuss überall Grundwasser findet, so können die Bäume mit ihren Wurzeln nicht lief eindringen, sie erhalten ihre Nahr- ung nur aus der Oberfläche, Aus die- sem Grunde haben sie keinen Halt gegen den Anprall der Stürme, Me- liorationen des Bodens sind also fast überall nothwendig. Von der Heftigkeit dieser Stürme, eine Stunde von der See, kann man sich im Binnenlande keinen Begriff ma- chen und hierin liegt die Hauptschwie- rigkeit der Regeneration des „Bosches“, und muss deshalb mit grösster Vorsicht verfahren werden, will man nicht un- 20° 308 absehbares Unheil durch fehlerhafte Führung der Axt anrichten. Der „Bosch“ enthält ca. 100 Bünder (a 600 Ruthen Preussisch) und hat die Form eines Rechtecks, welches an der einen Seite an Het huis ten Bosch (ein königliches Schloss mit Park), an der anderen Seite an die Stadt Haag grenzt. Er liegt in der Länge von Südwest nach Nordost und hat um so mehr zu leiden, als er an dieser Wind-Seite gegen eine freie Breite grenzt, welche sich ziemlich bis unterhalb der die See begrenzenden Dünen erstreckt, so dass die Stürme mit voller Macht über die Dünen an- fallen. Diese ganze lange Nordostseite be- steht in ihrer halben Tiefe aus geschlos- senem aber grösstentheils überständi- sem Laubholzwald, vorzugsweise Bu- chen mit wenigen Eichen vermischt, durch welchen die Sirasse von Haag nach Leyden führt, und welcher wegen des Schutzes gegen die See-Stürme auch beibehalten werden muss. Die tiefer gelegene Südwesliseite enthält ausser grossen geschlossenen Waldbeständen derselben Qualität nicht unbedeutende und zum grossen Theil gelungene Teichanlagen, welche in den Jahren 1819 und 1820 ausgeführt, im Lauf der Jahre mehrfach verändert wor- den sind. Auch hier haben die Buchen das übrige Holz grösstentheils ver- drängt; es finden sich auf diesen tiefer gelegenen Stellen einige Eichen, we- nige Eschen und Ulmen, aber keine starken Bäume. Von Linden, Ahorn, amerikanischen Eichen, Kastanien etc. etc. sowie von schönen Gehölzen überhaupt ist wenig oder gar nichts vorhanden. Das viele hohe Holz hat an den mei- sten Stellen den Unterbusch gänzlich verdrängt und einige Stellen des „Bo- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sches“ werden sogar forstmännisch als Niederwald behandelt. Den Eingang in den Bosch von der Stadt Haag aus bildet eine sehr stati- liche achtreihige Allee alter Buchen und Ulmen, in welcher die Strasse nach Leyden führt, die sich dann links in dem Bosch fortseizt, sie theilt diesen Theil der Anlage in zwei Hälften, deren auf der linken Seite gelegene wieder ein mil vierfachen Alleen eingefasstes Rechteck, eine Wiesenfläche, das soge- nannte Malieveld, darstellt, welches als Exercirplaiz für das Militär benutzt wird. Die linke Seite, der Koecamp, ist eine mit schönen, alten Bäumen gruppenweise besetzte Wiesenfläche, von Barrieren eingeschlossen, auf wel- cher das Vieh weidet, Diese Allee endigt beim Eintritt in den Wald den eigentlichen „Bosch.“ Am Ende dieser grossen Allee zweigt sich rechts seit- wärts eine zweite vierreihige, die so- genannte Jacoba-Allee ab, welche um das Jahr 1712 angelegt wurde, sie führt zu dem unweit des Anfangs der Teiche gelegenen Societätsgebäude,, einer ge- schlossenen Gesellschaft der ersien Stände aus dem Haag angehörig, wo während des Sommers an mehreren Tagen der Woche vortreffliche Concerte execulirt werden, an welchen auch da- für gesorgt ist, dass das grössere Pu- blikum Theil nehmen kann. Diese letz- tere Anlage ist jetzt viel zu klein und soll durch ein neues Gebäude mit um- fassenden Anlagen ersetzt werden. Der ganze „Bosch“ ist mit dem be- schriebenen hohen Holze fast ganz be- setzt. Ausser dem grossen Exereir- platz (dem Malieveld) auf der einen, und dem sogenannten Koecamp auf der andern Seite der genannten achtreihigen Allee am Eingang von der Stadt, sowie ausser den nächsten Umgebungen der L. srossen Teiche, befinden sich keine offenen Stellen im „Bosch.“ Der Holzbestand zunächst der Nord- wesiseite, welche zuerst dem Anprall der Stürme ausgeselzt ist, befindet sich noch ziemlich im Schluss, er enthält auch weniger hoch aufgeschossene Bäume, er bietet dem übrigen Holz einen dichten und gesunden Schirm, hinter welchem das letztere immer höher und höher aufgeschossen ist): hohe, lange, glatte, astlose Stämme mit kleinen Kronen, zum grossen Theil alt und überständig und landschaftlich gar nicht zu verwerihen. Man hat hier in den letzten hundert Jahren alles der Natur überlassen und nicht zur rechten Zeit ausgedünni. Die Bäume in den grossen Alleen stehen ebenfalls um die Hälfte zu dicht. Hätte man zur rechten Zeit den einen um den anderen Baum weggenommen, so würde man jetzt siärkere und schönere Bäume haben, _ welche weniger hoch und deshalb we- niger der Gewalt der Stürme ausgesetzt, sich malerischer entfaltet haben würden. Die klimatischen Verhältnisse sind für die Vegetation ausserordentlich günstig, sie kommen denen des süd- westlichen England gleich. Alle fei- neren und empfindlichern Gehölze wie z. B. Auracaria imbricata, die edleren Magnolien, sämmtliche Cedrus-Arten, die feineren llex, Hortensien, die baum- artigen Päonien, halten hier ohne Decke im Freien aus und gedeihen freudig. Selbstverständlich bedürfen auch die pontischen Rhododendron, Azaleen, die Aucuba, Arbutus, Cerasus Laurocerasus, Cerasus lusitanica keiner Winterdecke irgend welcher Art. In Tausenden’ von Exemplaren habe ich alle diese Sachen sowie viele andere bei meinen früheren dortigen Anlagen mit dem besten Er- folg angewendet. Das Material der zu Originalabhandlungen, 309 verwendenden Gehölzarten, namentlich auch der vielen schönen immergrünen Gehölze, ist also hier bei weitem um- fangreicher, und ist eine Freude hier zu schaffen und zu pflanzen und weit dankbarer als bei uns im nördlichen Deuischland, wo wir bei unseren Schöpfungen mit Hindernissen aller Art zu kämpfen haben. Die äusseren Umgebungen des „Bo- sches“ bestehen aus ganz flachem Lande, — Wiesen und Torfgründen — sie bieten keine Fernsichten, sind also land- schalilich nicht zu verwerihen. Die einzige Fernsicht bietet der Höhenzug der Dünen, welche, obgleich unbewaldet, oft ganz interessante Linien gegen den Horizont bilden. Diese dürfen aber der Stürme wegen nicht geöffnet werden. Die schönen Linien muss man also im Terrain selbst schaffen. Gestützt auf alle diese gegebenen Verhältnisse und Bedingungen habe ich folgendes Gutachten abgegeben. Für die Schönheit einer Landschaft ist die Vegetation ein wesentliches Bedürf- niss. Die Pflanzenwelt istim Gegensalz zur Thierwelt der bleibende Träger in der Natur, wo sie fehlt, ist eine Gegend starr und todt. Für den Gärtner ist aber die Pflanze von ganz besonderer Wichtigkeit, weil sie einen Reichthum und eine Schönheit der Formen besitzt, wie kein anderes Material der Land- wirthschaft, welches ihm zu Gebote steht, und weil sie zugleich das einzige Material bietet, welches er völlig in seiner Gewalt hat. Felsen, Wasser, Berge und Hügel kann er benutzen, wo er sie findet, das Wasser kann er so- gar in der Form verändern, die Vege- tation einer Gegend kann er aber be- liebig in ihrer Form verändern oder ı ganz verschwinden lassen, wo sie ihm 310 unpassend erscheint, er kann sie da, wo sie mangelt, schaffen in der Form, in welcher sie seinen Zwecken am be- sten dient. Die Vegetation wird von dem Landschaftsgärtner sowohl in gros- sen Massen benutzt, als auch in einzel- nen Exemplaren. Bei der ersteren An- wendung ist die Form Nebensache, es kommt höchstens die Grösse der ver- wendeten Pflanzen in Betracht, und da- nach unterscheidet der Gärtner Wiesen und Rasenflächen, in denen nur kraut- artige Pflanzen, und zwar ausschliess- lich die Gräser benutzt sind, Blumen- pflanzungen, zu denen nur Kräuter und Stauden benutzt werden, welche sich durch Grösse und Schönheit der Blüthen auszeichnen, Strauchpflanzungen und Baumpflanzungen. Bei der landwirth- schaftlichen Benutzung einzelner Pflan- zenexemplare ist die Schönheit der Form wesentlich; in der Kenntniss aller die- ser Pflanzen muss der Künstler voll- ständig Herr seines Materials sein. In der Praxis des Landschaftsgärt- ners kommen zwei Fälle vor, in denen er auf die Vegetalion einzuwirken hat. 1. Erfindeteinemangelhafte Vegetation vor und muss die Pflanzungen erst schaffen. 2. Die Natur bietet ihm eine Fülle der Vegetation, welche er nur künstlerisch umzuge- stalten braucht *). Im ersten Falle wirkt der Künstler durch den Gebrauch des Spatens, im zweiten durch die Anwendung der Axt. Beide Werkzeuge wollen mit gleichem Verständniss geführt sein, und es ist schwer zu beurtheilen, welches von ihnen in seiner Anwendung schwie- riger ist. *) Petzold, die Landschaftsgärtnerei, Leipzig, J. J. Weber. pag. 133 u. £. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Das Werkzeug des Schaffens ist also der Spaten, das des Umge- staltens und Erhaltens ist die Axt. Da bei der Behandlung des „Bo- sches“ vorzugsweise der zweite Fall in Frage kommi, so erlaube ich mir, mit Uebergehung des ersteren, die leiten- den Grundsätze darzulegen, welche für diesen massgebend sein müssen. Der Gebrauch der Axt kommt da zur Anwendung, wo der Gartenkünstler schon vorhandene Waldbestände in Parkanlagen verwandeln, oder lange Zeit hindurch vernachlässigte frühere Gartenparihien erneuern soll; endlich da, wo die neuangelegte Pflanzung die bezweckte Ausdehnung erreicht hat, und ihre weitere Vergrösserung sowohl ihre Wirkung beeinträchtigen würde, als auch die dem Gedeihen der einzel- nen Bäume und Sträucher nachtheilige überhandnehmende Dichtigkeit ihr Durchlichten nöthig macht. In allen diesen Fällen ist die Füh- rung der Axt gleich wichtig. Das Um- bilden von Waldparthien zu Parkanlagen ist insofern ein dankbares, als diese Arbeit sich mit bei weitem geringeren Kostenaufwand herstellen lässt, und die Resultate überraschend schnell in die Augen springen; es hat aber den gros- sen Nachtheil, dass begangene Fehler sehr schwer verbessert werden kön- nen, was bei neugeschaffenen Pflanzun- gen so leicht ist, und dass die Freiheit des Handelns dem Künstler weit mehr benommen ist durch das ihm gebotene Material. Die Axt, wenn sie mit Ge- schmack, Kenntniss und mit warmem Gefühl für die Natur geführt wird, ver- mag oft in einem Monat mehr Wir- kung, mehr bildliche Naturscenen zu entfalten, als in 50 Jahren künstliche I. Originalabhandlungen, Pflanzungen hervorzubringen im Stande sind. Nichts erschwert aber dem Land- schaftsgärtner seine Pflichterfüllung in dieser Branche seines Wirkens mehr, als die Stimme des Publikums, beson- ders da, wo es die Regeneration und die Unterhaltung einer landschaftlichen Anlage beirifft; denn wo durch die Axt Neues geschaffen werden soll, wird das Gehässige des öffentlichen Urtheils be- deutend abgeschwächt durch den Reiz der Neuheit. Der Landschaftgärtner tritt in seiner Thätigkeit vor die Oeffentlichkeit und muss sich das Urtheil des Publikums gefallen lassen, welches gewöhnlich von denen am schroffsten ausgesprochen wird, die am wenigsten dazu befähigt sind, während es dem Künstler leicht sein wird, sich vor Sachverständigen zu rechtfertigen. Diese Stimme des Publikums hat da ihre Berechtigung, wo sie eine Stimme der Humanität ist. Jeden denkenden Menschen berührt das zerstörende Eingreifen in die Schöpf- ungen der Natur unangenehm, und be- sonders das Fällen grosser Bäume, an deren Anblick sich Erinnerungen aus der Kindheit knüpfen, deren Schalten uns so oft erquickt hat, ruft ein schmerzliches Gefühl hervor, und den Verlust dieser seiner Lieblinge vermag das Publikum oft nicht zu verschmer- zen, auch wenn der dadurch erreichte landschaftliche Vortheil noch so deut- lich hervortritt, Diese Pietät des Publikums wird der Künstler stets achten, indem er sein Werkzeug mit der grössten Schonung und Rücksicht führt; wo er aber zu der Ueberzeugung gekommen ist, dass die Anwendung desselben unumgäng- lich nothwendig geworden sei, kann er sich ruhig tadelnden Urtheilen und so- 311 gar persönlichen Anfeindungen unter- werfen, ohne dass ihn dieselben in der Verfolgung seiner Pläne und in der Ausführung des als gut und nothwendig Erkannten beirren dürfen, wenn ihm auch die Genugthuung für seine Leist- ungen erst nach einer Reihe von Jah- ren werden sollte. Die Wichtigkeit der rationellen An- wendung der Axt zur Verjüngung der Pflanzungen ist noch nie in Abrede gestellt worden, und wo dieselbe aus irrigen Vorurtheilen verabsäumt wurde, sind die Nachtheile nie ausgeblieben. Der Forstmann und der Gärtner führen die Axt in ganz verschiedenem Sinn: jener zur höchsten pecuniären Nutzung seines Waldbestandes; dieser verfährt dabei nur nach den Regeln der Aesthetik und unter steter Berücksich- tigung des landschaftlichen Interesses. Auch die Erhaltung des Waldbestandes ist demgemäss ganz verchieden von der einer Parkpflanzung. Der Forstmann entfernt alle diejenigen Bäume, welche ihren vollen Wuchs erreicht haben und zum sofortigen Gebrauch geeignet sind, sowie die, welche durch zu grosse Nähe sich gegenseitig im Wachsthum hinderlich sind; er will hohe und ge- rade Stämme erziehen. Deshalb finden wir auch selten im Forstrevier Bäume mit schönen ausgebreiteten Aesten, wie sie für die Landschaft unentbehrlich sind. Das Auge des Gärtners sucht nach schönen malerischen Baumexemplaren, um sie zur Geltung zu bringen, er sucht durch Entfernung alles unschein- baren Holzes in ihrer Umgebung die freie Entwickelung derselben zu be- günstigen, indem er ihnen Raum zu ihrer Ausbildung gibt. Aus diesem Grunde muss die forst- liche Nutzung des „Bosches“ den land- 312 schaftlichen Interessen stets nachstehen. Schwierig, ja beinahe unmöglich ist es, über diesen Gegenstand gewisse Regeln zu geben, denn die Thätigkeit der Axt, dieses eisernen Zeichenstifis in unsern Sinne, ist nur eine praktische Anwendung der Gesetze der Schönheit; .der sie führte, hat, wenn er es mit Erfolg that, be- wiesen, dass er reif war, diese Gesetze zur Anwendung zu bringen. Wenn ihm die Kenntniss derselben und der Sinn dafür fehlt, gleicht er dem Menschen, dem, ohne dass er mit den Regeln der Malerei vertraut ist, der Pinsel in die Hand gegeben wird, um die herrlichen Gruppen eines Claude Lorrain oder Poussin, eines Preller oder Hummel nachzubilden. Niemand vermag eine ausgedehnte Anlage so zu pflanzen, dass sie aus- gewachsen ganz dasselbe Bild wie früher, nur in verändertem Maassstabe, biete, und das Ganze alsdanu für immer im rechten Verhältnisse zu einander stehend betrachtet werden könne. Die Natur lässt sich nicht so genau berech- nen und die Vegetation steht nicht still, sie ist nicht ein Todtes, sondern ein Lebendes. Wir Gäriner sind nicht in der angenehmen Lage des Malers und des Architekten, welche mit der Voll- endung ihres Werkes auch gleich den Erfolg ihres Wirkens sehen. Bei dem Schaffen der Anlagen des Gartenkünst- lers muss die Zeit die Vermiltlerin sein, weil, wie Fürst Pückler sehr richtig sagt, eine solche Anlage weniger ist, als immer wird, — der grösste Nachtheil un- serer Kunst im Sinne der Abgeschlos- senheit und der Dauer eines Kunst- werks, aber auch im höheren Sinn ganz conform mit den ewigen Gesetzen der Natur und alles Schaffens, immer alt und immer neu. Wir müssen uns bescheiden, wenn wir einem nach besten | Geist Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ermessen arrangirten und gewählten Material an Pflanzen auch die Bedin- gungen zum Gedeihen geben. Da man nun nicht im Stande ist, eine Anlage so zu pflanzen, wie sie für alle Zeiten bleiben soll, so erfordert sie eine fort- währende Ueberwachung und Erhaltung durch die Axt. Bei der Anlage pflanzt man stets dichter als nöthig sein würde, wenn die Gehölze erwachsen wären — theils um bald Effect zu haben, iheils weil die Pflanzen im geselligen Zu- stande sich schützen und besser ge- deihen; deshalb muss man später nach und nach verdünnen, um auch in den Pflanzungen schöne, malerische Bäume und Gruppen zu erziehen und das Un- terholz zu erhalten, welches den Pflan- zungen Schluss gibt. Wird eine solche Ueberwachung der Pflanzungen so bald nöthig, fortdauernd ausgeübt, so ist die Operation des Aushauens und Verjün- sens weniger auffallend, als wenn die- ser Zeitpunkt versäumt worden ist. Ge- schieht in dieser Beziehung gar nichts, so bekommt man in den Pflanzungen Stangenhölzer, die Singvögel verschwin- den, die Pflanzungen verlieren den Schluss, sie werden durchsichtig und unschön, die Bäume werden krank und vermögen den Stürmen nicht mehr zu widerstehen; man gelangt endlich da- hin, dass man keinen der vorhandenen Bäume gebrauchen kann, die ganze Pflanzung niederhauen und ganz neu pflanzen muss. Es versteht sich hierbei von selbst und ist auch schon oben erwähnt, dass die Führung der Axt keine will- kürliche sein darf, sie muss im der Anlage geschehen. Bäume abhauen, verändern, ist noth- wendig ideell wie materiell. Sehr oft wird in Beiden gefehlt, ideell am unrechten Orte, und materiell, dass es INEEN I. Originalabhandlungen. nicht wieder wachsen kann. Dieses Entfernen des überflüssigen Holzes darf aber auch nicht auf einmal geschehen, weil man sonst leicht Lücken bekom- men würde; es muss in Zwischenräu- men von ein oder mehreren Jahren ge- schehen und öfter wiederholt werden. Hat man sich so zu sagen die Bäume über den Kopf wachsen lassen und den rechten Zeitpunkt versäumt, so lässt sich das nicht mehr nachholen, wie gleichfalts schon angedeutet wurde. Wenn man zum Verjüngen der Pflan- zungen schreitet, muss man wissen, was man will und worauf es ankommt, dann aber auch die Operation zwar mit ‘Vorsicht, aber ohne Zagen ausführen; man muss auch so hauen, dass das ge- schlagene Holz wieder aus der Wurzel austreiben und wachsen kann, und das kann es nur, wenn man ihm die Be- dingungen des Wachsens, nämlich Licht und Luft gibt, wenn es überhaupt noch ausschlagfähig ist, — und wenn das Schlagen zur rechien Zeit geschieht. Im Schatten gedeiht keine Pflanze, die Stöcke schlagen zwar im ersten Jahre aus, gehen aber im zweiten und dritten Jahre wieder zurück. Der Wuchs der Bäume und Sträu- cher im „Bosch“ kann geradezu als ein aussergewöhnlicher bezeichnet werden; es befinden sich sowohl in den Alleen als sonst, wenn auch nicht mehr in grosser Anzahl wahre Prachtexemplare von schönen Bäumen, von denen jeder einzelne dem Maler zum Vorwurf die- nen kann. Durch die überwuchernde Vegetation, durch Mangel an Zutritt des Lichts und der Luft schädigen sich die Bäume aber gegenseitig, sie verlieren nach und nach ihre schönen astreichen Kronen und werden krank. Der Aul- enthalt in diesen Anlagen ist feucht und ungesund, sie verlieren nach und nach 313 vollständig ihren Charakter. Um allen die sen Uebelsländen abzuhelfen, ist ein durchgreifender Hau unabweisbar und zugleich das einzige Mittel der Erhaltung dieser Anlagen. Der „Bosch“ mit seinen herrlichen Alleen hat ohne allen Zweifel etwas sehr Stattliches und Grossarliges. Soll mit Erfolg hier etwas geschehen, so kann es nicht dadurch sein, dass man das Alte rücksichtslos zerstört und Neues an seine Stelle setzt, sondern dass man das landschaftlich noch Brauchbare, Vorhandene hervorhebt und zur Geltung bringt, dass man also im Geiste der Anlage handelt, Mit Recht ist der Charakter der ganzen Anlage des ‚‚Bosch“ der eines Volksgartens, wie er dem Bedürfniss grosser Städte entspricht, zu deren An- nehmlichkeiten er ohne allen Zweifel gehört. Dieser Charakter muss auch für die Zukunft um so mehr gewahrt werden, als der Haag an Einwohner- zahl fortwährend zunimmt und eine solche Anlage, wo nicht alle, so doch die grösste Zahl seiner Lustwandler in ihren verschiedenen Anforderungen möglichst zu befriedigen suchen muss. Aus diesem Grunde erfordert, um mit Sckell zu reden, die Anlage eines Volks- gartlens ganz andere Rücksichten als die eines Privatgartens. Die Volksgär- ten stehen in landschaftlicher Beziehung den Parks am nächsten, sie befassen sich deshalb nicht mit dem ganz feinen und delicaten Theile der Gartenkunst, sie enthalten keine Pflanzungen, welche eine besondere Pflege und Schutz er- fordern, wiewohl sie wiederum eine weit grössere Mannigfaltigkeit in der Wahl der Pflanzen gestatten als die eigentlichen Parks, welche die heimische Natur repräsentiren sollen. Ihre Pflan- zungen, ihre Wege, das Wasser, über- 20 314 haupt alle Formen, wie sie auch heissen mögen, müssen in einem grossen Style gehalten sein und alles Kleinliche muss vermieden werden. In solchen öffentlichen Gärten will das Publikum gesehen sein, gefallen und bewundert werden, und deshalb sind auch breite, schöne Alleen ganz an ihrem Platz, weil in diesen dasselbe auf einmal in Masse gesehen werden kann, und in ihnen einen weit imposanteren Anblick gewährt als in den besien Schlangenwegen der Natur- gärten. Deshalb können die vorhan- denen, stattlichen Alleen mit vollem Recht und mit aller Liebe erhalten werden. Auch Denkmäler finden in einem Volksgarten ihren Platz, Denk- mäler für würdige Regenten und für verdienstvolle Männer im Staat; auch solche, welche dem Andenken an eine wichtige Nationalbegebenheit gewidmet sind, gehören in den Volksgarten, weil sie den Nationalruhm verbreiten helfen, und das Gefühl für ähnliche edle Tha- ten erwecken. Gebäude sind ebenfalls ganz passend für einen Volksgarten, namentlich solche für gesellige Ver- gnügungen, wo auch zugleich Erfrisch- ungen und Speisen genommen werden | können. Auch sie dürfen nicht klein- lich ausgeführt werden, sondern im Charakter der Anlage in gutem Ge- schmack als Muster der höheren und reinen Baukunst, an solchen Orten, wo sie eine wahre Zierde für die Anlage und sowohl für die Ansicht als für die Aussicht von Werth sind. Ein Volksgarten beansprucht ferner die Aufstellung vieler Ruhebänke, wo das Publikum zu jeder Tageszeit und bei jedem Stand der Windrose Schatten und Schutz finde. Zur Aufstellung dieser Ruhesitze wählt man, wenn ir- gend möglich, solche Punkte, wo sich zugleich eine schöne Aussicht bietet. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, » Bei der Führung der Wege muss ebenfalls für das;Bedürfniss aller Stände und jedes Alters gesorgt sein und deshalb kann und muss sogar ein Volksgarten mehr Wege enthalten als ein Privatgarten. Greise, Wiederge- nesende, die zarte Jugend fordern mehr bequeme, mit vielen Ruhebänken be- setzte, gegen rauhe Winde geschützte Wege, die auch durch die Sonne er- wärmt werden. Die Wege für die kraftvolle, wirkende Menschenklasse, welche ihre Kräfte üben, neue Körper- und Geisteskräfte durch Thätigkeit ge-\ winnen und diese dem Staale lange Zeit erhalten will, müssen weit durch Wälder, Haine und Auen führen, sie müssen auch zum Reiten und Fahren eingerichtet sein. Ein nach solchen Principien ange- legter und behandelter Volksgarten wird die angedeuteten Bedingungen erfüllen; er soll also den Bewohnern grosser Städte zur Bewegung und zum Genusse der reinen Lebensluft, zum geselligen Umgang und zur Annäherung aller Stände dienen, die sich hier im Ge- nusse der schönen Gottesnatur stärken, und in ihr manche andere weniger | wohlthätige städtische Genüsse entbeh- ren lernen. So behandelt ist ein Volksgarten in doppelter Hinsicht die wohlthätigste, lehrreichste und vernünftigste Schule für Geist und Körper, er gehört deshalb auch zu den wichtigsten Aufgaben der bildenden Gartenkunst, die eine weise, humane Regierung begünstigen und unter ihren Schutz nehmen wird. Der ‚Bosch“ in seinem gegenwär- tigen Zustande bietet aber ein lrauriges Bild der Vernachlässigung, namentlich auch in Beziehung auf die Pflanzungen. Durch eine falsch verstandene Pietät hat man geglaubt, dieselbe zu erhalten; I. Originalabhandlungen. indem man gar nichts oder doch viel zu wenig that und die Pflanzungen sich selbst überliess, während man zur rech- ten Zeit hätte hauen sollen. Die gros- sen Mengen von Stockausschlag aller Art, sowie die nicht sehr zahlreich mehr vorhandenen alten, dagegen das Vor- handensein schr vieler kranker und überständiger Bäume deuten darauf hin; der „Bosch“ in seiner gegen- wärligen Verlassung ist eine Ruine. Sehr viele der vorhandenen gesunden Bäume haben wegen Mangel an Luft und Licht, sowie wegen Mangel an Raum sich nicht malerisch ausbilden können, sie sind deshalb landschaftlich 315 ser Wald ist unbedingt nothwendig zum Schutz der Anlagen und zur Benutzung derselben durch das Publikuın über- haupt, — ganz besonders aber zum Schutze der Stadt Haag selbst — und des zunächst gelegenen Landes gegen die Seestürme. In seiner ganzen Länge hat der „Bosch“ auf dieser Seite diese meist anhaltenden und verderblichen Winde abzuhalten, er hat davon um so mehr zu leiden, als er an dieser Wind- seite an eine freie offengelegene Breite grenzt, so dass die Winde von den Dünen her mit aller Kraft an den „‚Bosch‘ anfallen. Die Unterhaltung dieses Wal- des ist deshalb von der grössten Wich- gar nicht zu verwerthen. Man hat sich | tigkeit, sie muss aber zugleich mit der die Anlage so zu sagen über den Kopf wachsen lassen und muss Vieles weg- hauen, um überhaupt neu pflanzen zu können. Wenn man nun auch selbst- verständlich das einigermassen land- schaftlich Brauchbare an Bäumen bei- behält, so kommt unter diesen Verhält- nissen die Umgestaltung der An- lage einer neuen Schöpfung fast gleich, und die gegenwärtige Generation kann nicht dafür verantwort- lich gemacht werden, was die vorher- gehenden Generationen versäumt und vernachlässigt haben, Die Arbeiten sind aber so bedeutend, dass sie auf mehrere Jahre vertheilt werden müssen. Auf Grund des gegenwärtigen Zu- standes des „Bosches‘“ habe ich nun nach den aufgestellten Principien einen Plan entworfen. Der Natur der Sache nach und den localen Bedürfnissen gemäss muss über- haupt die ganze Anlage in zwei Theile zerfallen. Der nordwestliche Theil, zu beiden Seiten der Chaussee nach Ley- den, welche jetzt schon geschlossener Wald ist, muss auch als solcher erhal- ten und sehr gut gepflegt werden. Die- grössten Vorsicht behandelt werden, um möglichst grösseren Schaden durch die Stürme zu verhüten. Gerade in diesem Theile hat man es leider ver- mieden, zur rechten Zeit mit der Axt vorzugehen und die Verjüngung vor- zunehmen. Hierdurch befinden sich ge- rade hier die meisten überständigen und morschen Bäume, welche im Schluss aufgewachsen auch kein gesundes Wur- zelvermögen besitzen, um dem Anprall der Stürme Widerstand leisten zu kön- nen. Mit der grössten Vorsicht muss man jetzt an diese naturgemässe Ver- jüngung gehen und dieselbe nach und nach strichweise der ganzen Länge nach vornehmen von Nord- westen nach Südosten, die Arbeit auf mehrere Jahre veriheilen und nicht mehr auf einmal wegnehmen, als man in demselben Jahre wieder pflanzen kann. Dieses Wegnehmen besteht darin, dass man den zu bepflanzenden Strich zuvor von allen krüppelhaften, höckerigen, kranken und überständigen Bäumen und Sträuchern reinigt, um Raum und Tag zu gewinnen, Luft und Licht, um über- all an diesen Orten neue Zwischen- 316 pflanzungen machen zu können. Es versteht sich von selbst, dass die vor- handenen gesunden Bäume und Sträu- cher möglichst gut erhalten werden, und diese werden sich dann auch sehr bald selbst erholen und gedeihen kön- nen. Während sie jetzt unterdrückt werden, werden sie sich dann gegen- seitig schützen. Hat der Siurm ausserdem Bäume geworfen und sind Oeffnungen in den Pflanzungen entstanden, so muss man ohne Rücksicht auf stehengebliebene Bäume diese Oeffnungen noch so weit vergrössern, dass man pflanzen kann, und zwar stets Bäume und Sträucher gemischt, denen man auf salche Weise die Bedingungen zu ihrem Gedeihen gibt. Weder bei der oben erwähnten strichweisen Verjüngung noch bei der Neubepflanzung dieser entstandenen Oeffnungen dürfen die Gehölze reihen- weise, sondern müssen immer unregel- mässig gepflanzt werden, was sowohl ein besseres Aussehen gewährt, als es auch den Stürmen einen stärkeren Wi- derstand leistet, da der Sturm die Reihenpflanzung leichter fassen kann. Bei einer unregelmässigen Pflanzung schützen sich die Pflanzen gegenseitig besser und somit auch das Ganze. Eben dieses gegenseitigen Schutzes wegen ist es auch nölhig, dass man diese neuen Pflanzungsflächen sehr dicht be- pflanzt, später aber, wenn dieser Zweck erreicht ist und die Pflanzungen in Folge des zu dichten Standes der Bäume an- fangen durchsichtig zu werden, diesel- ben lichtet, oder besser auf die Wurzel haut, damit die Pflanzungen auf die Weise von unten wieder Schluss be- kommen. Für das Gedeihen aller die- ser Pflanzungen ist ferner Bedingung, dass man den Boden durch Rigolen und wo nöthig auch durch Melioriren Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gut vorbereitet, und dass man nur ge- sunde und gut bewurzelte Bäume und Sträucher pflanzt, welche man am besten sich selbst in einer eigenen Baumschule erzieht, wo sie von Jugend auf gleiche Lage und gleiche Bodenbedingungen haben. Durch ein solches unausgesetztes, fleissiges, planmässiges, aber vorsich- tiges Verjüngen wird man nach und nach die Regeneration des Waldes im „Bosch“ bewerkstelligen können, und der Erfolg wird nicht ausbleiben, es wird sich sehr bald herausstellen, dass das Hauen auch der beste Schutz gegen die Stürme ist, die Bäume gehen nicht so hoch auf, wachsen mehr in die Breite, kräftigen sich mehr in den Wur- zeln, werden die Stürme besser gewohnt und bilden sich malerischer aus. Durch den Schutz, welchen der nördlich gelegene Wald gewährt, ist es möglich, den südöstlichen Theil zur Anlage eines Volksgartens zu benulzen, aber auch in diesem Theil der Anlagen sind die sämmtlichen im Plan angege- benen Pflanzungen und Baumgruppen so gehalten, dass sie sich unbeschadet der landschaftlichen Behandlung stets decken, sich gegenseitig schützen und Schutz vor dem Zuge gewähren. Da die äussere Umgebung auf allen Seiten flaches Land ist, welches keine land- schaltlichen Fernsichten bietet, welche man für das Auge hineinziehen könnte, so war es geboten, auf die äusseren Umgebungen keine Rücksichten zu neh- men, sondern das Ganze als einin sich Abgeschlossenes zu be- handeln, die schönen Linien im Terrain selbst zuschaffen, und dies konnte nur geschehen durch eine entsprechende Form des Wassers, durch eine zweck- ı mässigeFührung der Wege und I. Originalabhandlungen. 317 durch eine zweckmässige Be- pflanzung. Das neue Socielälsge- bäude als Schlusspunkt der Jacoba- Allee - bildet den Centralpunkt. Das Ganze ist wie früher als Volksgarten behandelt. Bei der stets steigenden Bevölker- ung der Stadi Haag muss man den Ansprüchen der Gegenwart nicht nur, sondern auch so weit möglich der Zu- kunft Rechnung tragen und auch die räumlichen Verhältnisse danach bemes- sen. Die Ansprüche an einen Volks- garten in Bezug aui Annehmlichkeit und Genuss sind jetzt schon andere als vor 50 Jahren, die Ansprüche der Gar- tenkunst sind auch andere und höhere geworden als früher, beides geht mit der steigenden Bildung und mit dem steigenden Wohlstand Hand in Hand. Durch die nur seit jener Zeil neuen Einführungen von Gehölzen steht uns jetzt ein viel reicheres Material davon zu Gebote als unseren Altvorderen, unsre Nachkommen werden noch besser daran sein. Auf solche Weise ist es Pflicht, uns auf der Höhe der Zeit zu bewegen, und wenn wir geben, was uns die Gegenwart bielei, so veranschaulicht eine solche Anlage ein Bild unseres gegenwärtigen Culturzuslandes, eine bildliche Darstellung der Gartenkunst der Gegenwart, und hiermit erfüllen wir eine Pflicht gegen unsere Nach- kommen, Aus diesem Grunde sind die besten und decorativsien Gehölze in den Soli- tairpflanzungen gewählt, welche wir gegenwärtig besitzen; die Bepflanzung der Shrubs soll nicht ausschliessen, diese Liste zu vervollständigen, sie soil nur einen allgemeinen Anhalt geben für die Behandlung des Ganzen. Be- sonderer Fleiss ist auf die Wahl der einzelnen Bäume und Baumgruppen in der Nähe der Wege verwendet, nächst dem landschaftlichen Werth derselben ist auch auf möglichste Mannigfaltigkeit gesehen und auf solche Weise erhält ein Weg eine höhere Bedeutung, als nur die Verbindung von einem Ort zum andern herzustellen. Der Natur der landschaftlichen Be- deutung nach ist bei der Wahl und Vertheilung der Gehölze zu der ge- dachien Bepflanzung weniger der bo- tanische als vielmehr der landschaft- liche Werth derselben entscheidend gewesen, sowohl in Beziehung auf den Habitus, ob pyramidal oder wellenför- mig, ob Laub- oder Nadelholz, als in Beziehung auf das Colorit, auf Gehölze mit schönen Blüthen und zierenden Früchten. Nur die in dieser Hinsicht schönsten und decorativsten Gehölze sind zur Bepflanzung verwendet, wie- derholen sich auch dieselben Bäume durch öftere Anwendung, so erscheinen sie doch stets in anderen Zusammen- stellungen unter sich und in anderen Umgebungen und Bedingungen über- haupt. Ihre landschaftliche Wirkung, woraul es doch ankommt, ist deshalb immer eine andere und das Gleich- gewicht in der Landschaft ist hier- durch gewahrt. Hand in Hand mit der durchgreifen- den Verbesserung der Pflanzungen muss auch die der Wasserflächen gehen, theils um ihnen eine bessere Form und dadurch denselben und den ganzen Anlagen scheinbar mehr Grösse zu ge- ben, und um die vielen kleinen Was- sergräben und Wassersiücke entbehren und vereinfachen zu können, Durch die theilweise Vergrösserung und Ver- tiefung der Wasserflächen isi neben der ‚landschaftlichen Wirkung auch zugleich beabsichtigt, zu der an vielen Stellen 318 so nöthigen Aufhöhung und Regulirung des Bodens namentlich auf der ganzen sehr tief gelegenen Südostseite der Anlage, das Material an Boden gleich in der Nähe zu gewinnen und bei der Hand zu haben. Durch dieses Auf- höhen der tiefen Stellen des Bodens wird die Anlage enisumpft, sie wird zugänglich gemacht, und wird durch die Trockenlegung nicht allein gesün- der, sondern es werden auch die auf ihr anzulegenden Pflanzungen besser und freudiger gedeihen, sie erlangen ein besseres Wurzelvermögen, dadurch mehr Festigkeit und leisten dann auch mehr Widerstand gegen die Stürme. Alte und vorhandene Pflanzungen dür- fen nicht verschültet werden, aber zu neuen Pflanzungen muss man durch Aufhöhen und Umarbeiten den Boden verbessern. Zu der Verbesserung der Wasser- flächen gehört namentlich auch, dass dieselben sowohl wie die Gräben stets sauber gehalten und dass für eine gute Circulation des Wassers gesorgt wird, damit das Wasser nicht faul und übel- riechend und dadurch der Gesundheit | nachtheilig wird. Ebenso muss für einen guten Wasserstand im Winter | wie im Sommer gesorgt werden, im | Winter darf es nicht zu hoch stehen, | wodurch die Pflanzungen Schaden lei- | ‚tung derselben. Ausser den Alleen und den würden , im Sommer darf es nicht durch schädliche Ausdünstung die Luft verpesten. Durch eine gute Circulation und richlige Abwässerung wird endlich auch | die so nöthige Trockenlegung der Wege ermöglicht, so dass sie bei jeder Jah- | res- und Tageszeit begangen und be- fahren werden können. . . | Durch die Gewinnung des Bodens | bei Regulirung der Wasserflächen wird ı wenig | | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. besseres Wegsystem zu gründen und ganz besonders auch längs der ganzen Südostseite des „Bosches‘“ einen Um- fahrungsweg herzustellen, sowie über- haupi diese ganze grosse Parthie, welche jetzt sumpfig und ungesund ist, zu Ehren zu bringen. Dieselbe wird ohne Zweifel nach der Ausführung des Planes mit einen Haupitheil der Anlage bilden, und voraussichtlich sehr in Aufnahme kommen, zumal sie auch wegen ihrer südlichen Lage den mei- sten Schulz gegen Wind und Zugluft gewähren wird. Das Ausliefen und Vergrössern der Wasserflächen im „Bosch“ und dass man ihnen zugleich wo nölhig eine schönere Form gibt, ist also jedenfalls in praktischer wie ästhetischer Weise eine grosse Verbesserung. Diese Ar- beiten sind zwar kosispielig, aber sie sind unbedingt nothwendig, sie geben die Garantie des guten Gedeihens der Pflanzungen, der Trockenlegung der ı Wege, und erzeugen eine gesunde Luft, und dadurch, dass alle diese Ar- beiten Hand in Hand gehen, werden sie zugleich auch am billigsten herge- stellt. Eine Verbesserung des Wegsysiems ist ein wesentlicher Moment für die Anlage und den Besuch des „Bosches“, sowie eine gute und saubere Unterhal- den Hauptiverbindungswegen ist jetzt eigenllich gar kein leitender Gedanke in der Führung der alten Wege. Diese sind zum grossen Theile sandig, im Sommer staubig, im Winter sumpfig, auch zum Theil zu schmal, sie sind in schönen Linien geführt. Die Promenadenwege sind von ungleicher Breite, uud es fehlt namentlich der oben erwähnte fahrbare Verbindungsweg in es endlich auch möglich, ein neues und der ganzen Länge der Südosiseite des I. Orginalabhandlungen. „Bosches.“ Ausser der schon erwähn- ten Aufhöhung des Terrains ist zur Herstellung der Verbindung und um diesen Weg auch gefahrlos zu machen, eine Verbreiterung des Grundes zwi- schen dem grossen Teich und dem Kanal von het Huis ten Bosch unbe- dingt nothwendig. Alles Material, was von der alten Anlage irgend zu benutzen und land- schaftlich zu verweriken war, ist mit der grössten Pielät erhalten, zu diesem gehören ausser den brauchbaren alten Baumbeständen und Pflanzungen na- menllich auch die vorhandenen sehr stattlichen Allen. Die Alleen vom Haag um das ganze Malieveld, ebenso die Jacoba-Allee sind in ihrer ganzen Würde beibehalten. Diese schönen Alleen müssen mil aller Liebe gepflegt und wo die Bäume zu dicht stehen, müssen sie verdünnt werden, weil dies zur Erhaltung und malerischen Ausbildung der Bäume nothwendig ist und damit die Bäume überhaupt erstarken können. Für die Anlage sowohl wie für die Unterhaltung der Pflanzungen ist eine eigene Baumschule unentbehrlich. Die vorhandenen Baumschulen befinden sich an verschiedenen Stellen des „Bosches.“ Hierdurch wird der Betrieb derselben erschwert, sie sind auch zum Theil an Orten, wo sie für die Anlage störend sind, und wo die jungen Gehölze zu sehr durch die umgebenden grossen Bäume beschattet werden und nicht ge- deihen können. Für die gegenwärtigen Bedürfnisse sind auch diese Baum- schulen zu klein. Aus diesem Grunde habe ich dieselben nur an zwei Stellen beibehalten, die eine in der Nähe des Boschwächter-Hauses zur Anzucht und Cultur der feineren Gehölze, welche mehr Pflege bedürfen; die anderen teren ee rt retrrt tr eeL m—n—— — nn n 319 Baumschulen habe ich in eine grosse zusammengelegt am Ende des „Bosches“ zwischen Het Huis ten Bosch und Room- huis (Willemsoord), wo sie von Pflan- zungen umgeben gar nicht sichtbar ist, wo die jungen Pflanzen alle Beding- ungen des Gedeihens haben, und wo auch der Betrieb derselben durch den angrenzenden Canal wesentlich erleich- tert wird. Was nun die Ausführung sowohl wie die künstlerische und zweckmäs- sige Unterhaltung des Planes anlangt, so muss das Ganze unter die Oberauf- sicht eines kundigen und Geschmack besitzenden Mannes gestellt werden, da die Angabe des Planes dieselben Fähig- keiten erfordert wie die Ausführung des- selben und die Unterhaltung des Ganzen. Beide Theile der Anlage können zu gleicher Zeit in Angriff genommen werden, es darf nicht der eine auf die Beendigung des andern warten; an der Nordwesiseite zunächst die Verjüngung der Grenzpflanzung än den dahinter- gelegenen Poldern, an der Südostseite wohl am zweckmässigsten die Parthie um die Societät in der Richtung nach den grossen Teichen zu. Für die Erhaltung einer überall offenen und Jedermann zugänglichen Anlage in der Nähe einer so bedeuten- den Stadt wie der Haag, ist endlich die Handhabung einer exacten und gut organisirten polizeilichen Aufsicht eine Hauptbedingung. Das Laubholen, das Holzholen ist strengsiens zu unter- sagen; es ist darauf zu sehen, dass die Wegkanten und die Rasenflächen nicht betreten, dass keine Zweige abgebro- chen werden, und dass keine Beschädig- ung der öffentlichen Gebäude und des Gartenmobiliars vorkomme, auch dass vorkommenden Falls die Spaziergänger den nöthigen Schutz finden. 320 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Mittheilungen über den neuen Stadtgarten auf dem Admiralitäts- und Petersplatze in St. Petersburg. Gegenwärtig beschäftigt die öffent- liche Meinung in St. Petersburg die Anlage eines Stadigartens auf dem Ad- miralitäts- und Petersplatize. Während London, Paris, Wien und andere grosse Städte Europas in der neueren Zeit, neben der Verschönerung durch man- nigfache Bauten, auch im Innern der Städte soviel als möglich durch An- lagen von Gärten für die Annehmlich- keit und Gesundhelt der Bewohner ge- sorgt haben, hatte die stolze Kaiserstadt an der Newa bis vor nicht langer Zeit ausser dem, im regelmässigen Siyle angelegien Sommergarten, kaum andere nennenswerihe Localitäten in ihrem Innern aufzuweisen, welche dem Pu- blikum im Sommer zum angenehmen Aufenthalte dienen konnten. Wohl waren schon vor langer Zeit die rei- zenden Newa-Inseln Kamennoi-Ostrow und Jelagin und auf der Südseite der Stadt Katharinenhof zu schönen Parks umgewandelt worden, aber diese kamen, wie der Park des Forstcorps, der Park des Grafen Schuwalow in Pargolowo, die Kaiserlichen und Grossfürstlichen Parks in Strelna, Peterhof, Oranienbaum, Zarskoje-Sselo und Pawlowsk, nur dem nicht an die Stadt gelesselten Theil des Publikums zu Gute, welcher seinen Sommeraufenthalt in deren Nähe be- ziehen konnte, Das Gleiche gilt vom Botanischen Garten, dem Park des Ministeriums des Innern und dem Gräflich Borch’schen Garten auf der Apolheker-Insel, sowie dem Stroganow’schen Park in Tscher- naja-Retschka und anderen zahlreichen grösseren Gärten in der weitern Um- gebung St. Petersburgs, welche in der liberalsten Weise von den Besitzern dem Publikum geöffnet sind. Bedeu- tenderes leisiete die Stadtverwaltung vor etwas mehr als 20 Jahren durch die Anlage des Alexander-Parks auf der Petersburger Seite und des an Wassili-Ostrow ansiossenden Parkes von Petrowsky für die in jenen Stadt- gegenden wohnende Bevölkerung, In den letzten Jahren endlich wurden theils durch Stiftung von Privatleuten, theils durch die Stadtverwaltung mehrere öffentliche Plätze von kleineren Dimen- sionen im Innern der Stadi zu Squares umgewandelt, die denn auch im Laufe des Sommers von Erwachsenen und Kindern fleissig besucht wurden. — Die bedeutendste Leistung der Art von Seite der Stadtverwallung zum Wohle des den Sommer hindurch in der Stadt bleibenden Publikums ist aber die ge- rade jetzt in Angriff genommene An- lage des Admiralitäts- und Peters- plaizes zu einem grossen im Centrum der Stadt liegenden Garten. Die Idee dazu lebte wohl schon längere Zeit in manchem, für den Ge- sundheitszusiand der Stadt besorgten Manne, — die Anregung zu dem jetzt zur Ausführung kommenden Unterneh- men geht aber von dem Präsidenten des Kaiserl. Russischen Gartenbauver- eins zu St. Petersburg *) aus, der an Allem, was den Garlenbau betrifft, den lebhaftesten Antheil nimmt und der auch das Interesse für diesen neuen Park überall zu wecken wusste, Schon im Frühlinge des Jahres 1871 *) Generaladjutant Se. Maj. S. A. Greig. 1. Originalabhandlungen. brachte derselbe die wünschenswerthe Umwandlung der beiden betreffenden Plätze in einer Sitzung des Kaiserl. Russischen Gartenbauvereins zur Sprache und der letztere setzte Preise für de- tallirt ausgearbeitete Projecte zu die- sem Zwecke aus. Das Interesse und der Wunsch zur baldigen Ausführung der Anlage dieses Gartens mussten bei der Zweckmässigkeit dieses Vorschla- ges schnell wachsen und so gelangte denn schon zu Anfang dieses Jahres ein unter der Begutachtung des Präsi- denten und des Vorstandes des Kaiser!. Russischen Gartenbauvereins in St. Pe- tersburg vom Vicepräsidenten des ge- dachten Vereins ausgearbeiteter Plan zur Vorstellung und Allerhöchsten Ge- nehmigung. Von den später eingehen- den Concurrenzplänen war zwar der von dem Hofgärtner Ihrer Kaiserl. Ho- heit der Grossfürstin Helene in Oranien- baum (Herrn Marko) entworfene ge- krönt, konnte bei der Ausführung aber keine weitere Berücksichtigung finden. — Von Seiten der Stadtverwaltung sind gegenwärlig die für die Anlage des Gartens nothwendigen Summen dem Kaiserlich Russischen Gartenbauverein zur Disposition gestellt worden, da die- ser letztere die Ausführung des Gar- tens, mit Ausschluss .aller Baulichkeiten, übernommen hat. Die Ausführung der letzteren wird von dem Präsidenten der Bau-Abiheilung der Stadt (General Scherbin) und den daselbst beschäftig- ten Ingenieuren durchgeführt. Alle die Anlage des Gartens betref- fenden Gegenstände werden von dem Vorstande des Kaiserl. Russischen Gar- tenbauvereins entschieden, der zu sei- nem Bevollmächtigten für Beaufsichtig- ung und Leitung der Anlage des Gar- tens den Vicepräsidenten des Vereins ernannt hat. X. u, XI, 1872, 321 Der Flächenraum der beiden Plätze, die jetzt in einen Garten verwandelt werden, beträgt 17,300 Quadrat-Faden (der Faden a 7 Fuss engl.). Der Plan sollte die Aufgabe lösen, den vor der Admiralität liegenden, sehr langen, aber verhältnissmässig schmalen Platz und den mehr quadratisch sich ausdehnen- den Petersplatz, in Berücksichtigung der umgebenden grossartigen Baulichkeiten und unter Schonung der vor der Ad- miralität liegenden Boulevards, ungefähr im Sinne der Pariser Champs Elysees, des Buttes de Chaumont etc,, in einen reizenden Stadtgarten zu verwandeln. Der lange und schmale Admiralitäts- platz erforderie wegen der Nähe der Gebäude eine gewisse Regelmässigkeit, die bei seiner geringen Breite aber schwierig herzustellen war. Gerade Wege und Alleen würden entweder eine grosse Einförmigkeit oder eine Menge Ecken und Spitzen im Geleite gehabt haben, die sich zur Bewegung grösserer Menschenmassen nicht eignen. Es ist in Folge dessen für den Admiralitäts- platz ein gemischter Styl,d. h. die An- lehnung von gleichartigen Partien von unregelmässiger Gestalt an drei regel- mässige Bassins mit Springbrunnen ge- wählt worden. Die letzteren liegen den drei Portalen des Admiralitätsgebäudes gegenüber und sollen durch ihre 4—6 Faden hohen Wasserstrahlen das Ganze beleben und angenehme Kühle in den heissen Sommertagen verbreiten. Auf dem Petersplatze wird gegenüber dem grossarligsten Gebäude der Stadt, der Isaakskirche, ein mächtiger, nur mit niedrigen Gewächsen und Blumenpar- terres geschmückter regelmässiger Ra- senplalz liegen, der die volle Ansicht jenes herrlichen Bauwerks gestattet. Daran wird sich bis zum Quai des Newastromes ein Garten in natürlichem 21 322 Style anschliessen, der auch das Peters- denkmal umfassen und auf der nordöst- lichen Ecke zu einem Hügel anschwel- len wird. Der ganze Garten auf dem Isaaks- und Petersplaize wird durch keinen Fahrweg, wohl aber durch ge- schlungene Wege durchzogen, welche, um dem Publikum genügend Platz zu gewähren, eine Breite von drei Faden erhalten. Die Oberfläche des Bodens wird zur Hebung des Effectes wellig bewegt. Für reizende Durchblicke nach der Alexander-Säule, nach dem in sei- ner einfachen Grösse majestätischen Denkmale Peter’s des Grossen, nach der Isaakskirche, sowie vom Garten aus nach dem Newastrome, wird die Be- pflanzung und Nivellirung dem Plane gemäss Sorge tragen. Die Bepflanzung selbst wird sich, um den Staub der Stadt abzuhalien, in dichterem Bestande rings um den Platz herumziehen. Die Wege werden theils durch die Gebüsche der Umpflanzung als kühle schaltige Promenaden hindurch führen, theils werden sie als sonnige Promenaden für die kühlern Tage des Frühlings und Herbsies, über grüne Rasenplätze, bepflanzt mit einzelnen Exemplaren und kleineren Gruppen von Bäumen und Sträuchern, hinlaulen, im- mer wieder andere Perspectiven und Gruppirungen dem Auge bietend. Ein- zelne grössere schattige Sitzplätze aul dem Petersplatze werden als Sammel- punkte zum Spielen für Kinder dienen, und Bänke sollen in allen Theilen des Gartens den Müden zur Ruhe einladen. Der Garten soll aber nicht bloss ästhe- tisch schön und den Anforderungen der Gartenkunst gemäss eingerichtet wer- den, sondern er soll auch dem Garten- freund zur Belehrung dienen. Es wer- den daher in demselben nicht nur alle im Klima St. Petersburgs noch aus- gi N BI Be Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dauernden Bäume und Sträucher, son- dern auch die schönen perennirenden Stauden zweckmässig dem Auge prä- sentirt und mit ihren Namen versehen werden. Um die speciellen Eigenthüm- lichkeiten der für alle Gartenanlagen wichtigsten Holzgewächse mehr hervor- zuheben, sollen dieselben entweder artenweise zu Gruppen vereinigt, oder einzeln auf den Rasenpläizen angepflanzt werden. Dabei soll es versucht wer- den, einzelne charakteristische Partien zu bilden, wie z.B. der ganze Admira- litätsplatz durch Vorpflanzung der bei uns noch ausdauernden Nadelhölzer vor die den Rahmen bildenden Bosquete von Laubbäumen zu einem immergrünen Garten verwandelt, der in unserm nor- dischen Klima als immergrüner Winter- garten im Herbst und ersten Frühjahre zur Promenade dienen soll. Der Peters- platz wird dagegen vorzugsweise einen sommerlichen Charakter durch Anpflan- zung zahlreicher Laubbäume und Bild- ung von Schattenparthien und schatti- ger Plätze als Spielplätze für Kinder erhalten. An dem Hügel, der hier die Aussicht nach dem Newastrome bietet, wird ein sprudelnder Wasserfall den Pflanzen der höchsten Gebirge und Si- biriens die nöthige. Feuchtigkeit und Kühle gewähren. Da sollen die im Petersburger Klima vortrefflich gedeihen- den Alpenrosen (Rhododendron hirsu- tum und ferrugineum) der Alpen Euro- pas, Rh. caucasicum aus den Hochalpen des Caucasus, Rh. chrysanthum der Alpen Sibiriens jährlich ihre Blumen nehen denen vieler anderer schöner Alpenpflanzen entfalten. Der Ausländer ist geneigt zu glau- ben, dass bei der hohen nordischen Lage St. Petersburgs unser Baumwuchs ein dürftiger sei und ist erstaunt, wenn er die alten hohen Bäume in der Um- I. Originalabhandlungen, 323 gebung der nordischen Metropole er- | Ablagerung in verschiedener Höhe je blickt. Es ist nun eine längst bekannte Thatsache, dass die Physiognomie gan- zer Florengebiete sowie der Gärten wesentlich durch die höheren Bäume bedingt wird. Allerdings ist gerade die Zahl der Bäume, die in unserem Klima noch überdauern, eine viel geringere als in dem westlichen Europa: die Buche, die Winterreiche, die italienische Pappel, die Trauerweide, die Edeltanne Europas und die des Kaukasus, die Scheinakazie und viele andere ausge- zeichnete Baumformen überdauern in unserem Klima gar nicht oder doch nur in krüppelhaftem Zustande. Dennoch ist die Zahl der im St. Petersburger Klima noch gut gedeihenden Bäume doch weit bedeutender als dies ein flüchtiger Einblick in die meisten un- serer Gärten voraussetzen lässt. Des- halb gerade dürfte der neue Stadtgar- ten, wo alle bei uns aushaltenden Holz- gewächse dem Gartenfreunde vorgeführt werden sollen, auch eine vortheilhafte Einwirkung auf die Physiognomie der Gärten Russlands ausüben. Eine kurze Anführung der allerdings nicht zahlrei- chen Bäume von mehr als 20 Fuss Höhe, welche im St. Petersburger Klima noch gut aushalten, dürfte daher auch für weitere Kreise Interesse haben und lassen wir eine Aufzählung derselben am Schlusse dieses Artikels folgen, Als grösste Schwierigkeit traten der Anlage des Gartens die Bodenverhält- nisse entgegen, indem der ganze seit einer langen Reihe von Jahren gepfla- sterte Platz mit einer 1—2 Fuss hohen steinfesten Lage von Sand und Schutt überdeckt ist. Diese zu brechen und wieder zweckmässig anzulegen oder mit dem Untergrund zu vermischen, und das Anfahren von ungefähr 3000 Kubikfaden guter Erde, ferner deren nach Baumgruppen und Rasenplätzen, sowie endlich die Anlage der Wege — alles Das muss der Anpflanzung vor- ausgehen. Es wird daher die Anlage des Gartens erst im nächsten Herbste vollendet werden können. In den St. Petersburger Tagesblättern berichteten einzelne Stimmen, dass man schon im nächsten Sommer im Schatten der zu pflanzenden Bäume werde wandeln können. Wohl werden alle Massregeln ge- troffen werden, damit die Pflanzungen so gut als möglich gedeihen, wohl wird man auch eine Anzahl grösserer alter Bäume zur Pflanzung verwenden, aber es dürfte doch wohl einige Jahre dauern, bis man im Schatten der neuen Anlage wird wandeln können. Deshalb beson- ders mussien die schon bestehenden, um das Admiralitätsgebäude führenden Boulevards geschont werden, deren Mittelallee zu einem Reitweg verwan- delt werden soll. Da endlich Bäume und Sträucher erst anwachsen müssen, bis der projectirte Garten seinem Zwecke vollständig entsprechen wird, so bildet auch die Anlage des Gartens selbst den ersten Theil der zu lösenden Aufgabe, der auch jetzt in Angriff genommen worden ist, so dass, während wir dieses schreiben , die Bepflanzung des vierten Theils des ganzen Gartens schon voll- endet ist. Der Bau einer zweckdien- lichen, passenden Umzäunung, die Con- struction der Fontainen eic. wird im nächsten Jahre folgen. Die Baumpflanzungen werden den ganzen Winter hindurch durch Pflan- zung grosser Bäume mil Frostballen forigeseizi. Diese letztere Art der Verpflanzung grösserer Bäume im Laufe des Winters passt besonders gut für unsere Klimalischen Verhältnisse und 21" Gartenflora Deutschlands, 324 ist z. B. in dem Kaiserlichen Park von Zarskoje-Scelo schon seit einer Reihe von Jahren mit dem besten Erfolge an- gewendet worden. Aufzählung der im St. Peters- burger Klima noch ausdauern- den Bäume von 20 bis 80 Fuss Höhe. Fichten. Die gemeine Fichte (Picea excelsa Lk.), die sibirische Fichte (Picea obovata Ledb.), die nordameri- kanische schwarze Fichte (Pinus nigra Lk.), die nordamerikanische weisse Fichte (Picea alba Lk.), die nordameri- kanische Rothfichte (Picea rubra Lk.). Tannen. Die nordamerikanische Balsamtanne (Abies balsamea Mill.), die sibirische Tanne oder die Pichte (Abies sibirica Ledb.) und Frasers Tanne aus Nordamerika (Abies Fraseri Lindl.) — Föhren. Die gemeine Föhre, welche mit der Fichte zusammen unsere Nadel- waldungen bildet (Pinus sylvesiris L.), die Zirbelnuss oder sibirische Ceder (Pinus Cembra L.), die Weymuthskiefer Nordamerikas (Pinus Strobus L.).. — Lärchen. Die gemeine Lärche (Larix decidua Mill.) mit ihren zahlreichen For- men mit aufrechten und hängenden Aesten, welche als sibirische Lärche, europäische Lärche, Hängelärche be- kannt sind; die dahurische Lärche (Larix dahurica Turcz.) und die klein- früchtige Lärche Nordamerikas. (Larix microcarpa). — An niedriger bleiben- den Nadelhölzern gedeihen bei uns noch gut der gemeine Wachholder (Juniperuns communis) mit seinen Abarten, die Le- bensbäume Nordamerikas (Thuja ocei- dentalis und plicala), die Bergföhre (Pinus uncinata), das Knieholz (Pinus Pumilio), die schönen zwergigen Ab- arten von Abies excelsa (A. Clanbra- siliana und compacla), die Zwerg-Zir- \ Russlan ds und der Schweiz. | belkiefer (Pinus pumila), so dass un- sere Gärten immerhin noch ein man- nigfaltiges Material an Coniferen zur Anpflanzung aufweisen können, Birken. Die Birken sind die wichtigsten Bäume des Nordens und wirklich ge- deiht auch die Birke bei uns zu ausser- ordentlicher Schönheit, wird aber in unsern Garten-Anlagen in zu grosser Menge gepflanzt, weshalb sie in der Mehrzahl unserer Gärten nicht den schönen Effect hervorbringt, den sie bei verständigerer beschränkter Ver- wendung hervorbringen würde. Die gemeine Birke (Betula alba L.) ist sleich der gemeinen Lärche in vielen schönen Formen bekannt; die Formen mit den lang überhängenden Zweigen (B. alba pendula) und die mit geschlitz- iem Laube (B. alba dalecarlica) sind besonders schön. Die Papier-Birke (B. alba papyracea) und die pappelblätterige Birke (B. alba populifolia) sind Formen Nordamerikas, von denen die letztere unser Klima aber nicht verträgt. Andere bei uns noch ausdauernde baumarlige Birken sind die dahurische Birke (Be- tula dahurica Pall.) und die hainbuchen- blätterige Birke (B. lenta Willd.). — Erlen. Die gemeine Erle (A. glutinosa Willd.) und die graue Erle (Alnus in- cana W.). Beide Arten sind auch in schlitzblättlerigen Abarten verbreitet, welche schöner als die Stammarten sind. — Eichen. Von den zahlreichen Eichen-Arten Europas dauert nur die Sommereiche (Quercus pedunculata Willd.) aus, welche bei uns noch grosse mächtige Bäume bildet. Von den Eichen Nordamerikas sind nur die rothe Eiche (Quercus rubra L.) und die Scharlacheiche (Q. coccinea Wangh.) halbhart, und erfrieren in kalten Win- tern. — Wallnussbäume. Der Wall- nussbaum Europas hält nicht mehr aus, I. Orginalabhandlungen, dagegen gedeihen noch zwei Arten Nordamerikas, nämlich der graugrüne Wallnussbaum (Juglans cinerea L.) und der schwarze Wallnussbaum (J. nigra L.). — Weiden. Die Baumweiden ge- hören zu den schönsten Bäumen der St. Petersburger Gärten und sind auch in zahlreichen, in Europa heimischen Arten vertreten. Die schönsten der- selben sind die Lorbeerweide (Salix pentandra L.), die mandelblätterige Weide (S. amygdalina L.) nebst Abarten, die Bruchweide (S. fragilis L.), die spitz- blätterige Weide (S. acutifolia Willd.), welche als Hängeweide sehr zu em- pfehlen ist, Russels Weide (S. Russe- liana Sm.), die Silberweide (S. alba L.). von der vorzugsweise die Form mit silberweiss glänzenden Blättern zu empfehlen ist. Weniger schön ist die Saalweide (S. Caprea L.), doch besitzt dieselbe eine Abart mit herunterhän- genden Aesten, welche als harte Trau- erweide dient. Von den Strauchweiden dient die Purpurweide (S. purpurea L.), hochstammig gezogen, gleichfalls als Trauerweide. — Pappeln. Die Silber- pappel (Populus alba L.) bildet mäch- ige Bäume mit unierhalb silberfarben glänzendem Laub, die Schwarzpappel (P. nigra L.) bildet bis 380 Fuss hohe Baumriesen, die sibirische Balsampappel (P. suaveolens Fisch.), die lorbeer- blätterige Pappel Sibiriens (P, laurifolia Ledb.), die amerikanische Balsampappel (P. balsamileraL.), die dunkelgrüne Pap- pel (P, tristis Fisch.), die grossblätterige amerikanische Pappel (P. candicans Ait.), die Zitterpappel (P. tremula L.), von der eine Abart mit hängenden Zweigen als einer der besten unserer Trauer- bäume zu empfehlen ist. Alle diese Pappeln bilden schöne grosse mächtige Bäume. Die canadische Pappel (Popu- lus canadensis Desl.) und die kanlige | (Cr. 325 Pappel (P. angulata Ait,), beide aus Amerika, erfrieren in kalten Wintern. — Rüstern oder Ulmen. Die gemeine Ulme (Ulmus campestris L.) und der Traubenrüster (Ulm. effusa Willd.) er- wachsen beide mit ihren zahlreichen Abarien zu hohen Stämmen in unserm Klima. In ausnahmsweise ungünstigen Jahren leiden sie aber durch den Frost, — Eschen, Die gemeine Esche (Fraxi- nus excelsior L.). Dieselbe bildet hohe Bäume, leidet aber, trotzdem sie noch um St. Petersburg wild wächst, in aus- nahmsweise harten Wintern vom Frost. Die Form mit hängenden Zweigen, welche als Traueresche bekannt ist, hält nur auf besonders geschülzten Or- ten aus. Die amerikanische Esche (F. americana L.) bildet etwas weniger hohe, aber schöne breite Bäume und ist noch unempfindlicher als die ge- meine Esche gegen unsere Winter- kälte. — Apfelbäume. Der pflaumen- blätterige Apfelbaum (Pyrus prunifolia Willd.) und der sibirische Beerenapfel (Pyrus baccata L.), beide aus Mittel- asien stammende Arten, sind, als im Frühjahr reich und vollblühend und im Herbst mit kleinen apfelartigen oder kirschenähnlichen rothen Früchten ge- schmückt, die reizendsten Zierden un- serer Gärten. — Die Eberesche (Pyrus aucuparia Gaertn.), welche noch in den Waldungen um St. Petersburg wild wächst, ist gleichfalls durch Blüthen- schmuck und die rothen Beeren im Herbste ausgezeichnet. Besonders schön ist die Form mit hängenden Zweigen (P. aucuparia pendula). Pyrus Aria L. und die verwandten Arten bleiben bei uns strauchariig. — Vom Dornstrauch wachsen einige Arten baumarlig, so der sibirische Dorn (Crataegus sanguinea Pall.), der Scharlachdorn Nordamerikas coceinea L.). — Pflaumenbäume. 326 Sauerkirsche (Prunus Cerasus L.) nebst deren Abart mit gefüllten Blumen, die Traubenkirsche oder Faulbaum (Pr. Pa- dus L.), die virginische Traubenkirsche (Pr. virginiana L.), die spätblühende Traubenkirsche Amerikas (Pr. serotina Ehrh.) gehören gleichfalls in die Reihe unserer schönsten Blüthenbäume. Ahorne. Der Bergahorn (Acer plata- noides L.), in ganz Europa heimisch, ist einer unserer schönsten Laubbäume und leidet nur auf freien Standorten in ausnahmsweise harten Wintern, wäh- rend der verwandte A. Pseudoplatanus nicht mehr aushält. Der weisse Ahorn Nordamerikas (Acer dasycarpum Ehrh.) bildet prächtige grosse Bäume, die auch in den härtesten -Wintern nicht leiden. Der tatarische Ahorn (Acer tataricum L.) bildet harte halbhohe Bäume, der Zuckerahorn (A. saccharinum L.) und rothe Ahorn (A. rubrum L.) Nordameri- kas leiden in harten Wintern. — Lin- den. Die Linden sind unsere geschätz- testen Bäume zur Bildung von Alleen. Die verbreitetste Art ist unsere euro- päische Steinlinde (Tilia parvifolia Ehrh.), der sich die holländische Linde (T. platyphyllos Scop.) mit ihren zahlrei- chen Abarten und die amerikanische srossblätterige Linde (T. americana L.) anschliessen. — Rosskastanien. Diese gehören bei uns zur Reihe der schö- nen Blüthenbäume, welche eine Reihe von Jahren auf geeignetem Standorte gut aushalten, oft zu grossen schönen Bäumen erwachsen, dann aber einem | ausnahmsweise harten Winter zum Opfer | — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. fallen, so die gemeine, aus Mittelasien stammende Rosskastanie (Aesculus Hip- pocastanum L.), sowie drei aus Nord- amerika stammende Arten mit gelben und röthlichen Blumen. (A. glabra Willd., A. lutea Wangh. und A. Pa- via L.). Indem wir hiermit die Reihe der in St. Petersburg noch in unsern Gärten ausdauernden Bäume schliessen, be- merken wir, dass wir deren Zahl noch bedeutend hätten vermehren können, wenn wir die vielen als Arten beschrie- benen Formen von Linden, Weiden, Lärchen etc. als Arten hätten aufführen wollen. Immerhin gibt aber die obige Liste den Nachweis, dass auch ein Gar- ten unterm 60° n. Br. noch eine grosse Mannigfaltigkeit von Baumformen ber- gen kann, zu denen eine vielmal grös- sere Zahl der mannigfachsten Blüthen- sträucher hinzutreten. Ausser den halbharten Rosskasta- nien und anderen als zuweilen ganz abfrierend genannten Bäumen, bleiben in St. Petersburg 52 Arten harter Bäume, zu denen eine noch grössere Zahl von Formen derselben treten. Dazu kom- men noch ungefähr 350 Sorten niedri- ger und hoher Sirauchgewächse, so dass im Ganzen im St. Petersburger Klima noch 400 gute Arten von Holz- gewächsen, nebst zahlreichen Formen derselben in den Gärten angepflanzt werden können, welche allgemeiner bekannt zu machen, eine schöne und wichtige Aufgabe des neuen Stadtgar- tens ist. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 5) Ueber Cultur tropischer Es herrscht bei vielen Blumenfreun- den tropischer Pflanzen noch immer der alte Wahn, dass dieselben, Palmen und namentlich tropische Orchideen, nicht anders als in extra dazu hergerichteten, feuchtwarmen Glashäusern cultivirt wer- den können. Selbst ältere Gärtner hän- gen und vertheidigen noch fest dieses Vorurtheil; wenn man ihnen sagt: dass man die schönsten und besten Arten zu üppiger Vegetation und Blüthe gebracht, so lachen sie darüber, Es ist mir dies mehr als einmal passirt. Ich behaupte sogar: „wenn das Wohnzimmer eine südliche oder östliche Fensterlage hat, dass man die meisten Warmhauspflan- zen ganz prächtig cultiviren kann, vor- ausgesetzt, dass der Blumenfreund vor- her sich die nöthige Kenntniss ver- schafft hat, unter welchen Verhältnissen seine Pfleglinge in ihrer Heimath leben in welcher Erde sie wachsen, wie das’ Klima beschaffen u. s. w., so dass er seine Pflanzen in die richtigen Erden pflanzi, und dieselben naturgemäss zu pflegen versieht. Ich hatte vor einer Reihe von Jah- ren oftmals Gelegenheit, grössere Or- chideen- Sammlungen in Herrschafts- Gärten zu sehen und die verschiedenen Formen und verschiedenen herrlichen Blumen zu bewundern. Da erhielt ich ei- nige Exemplare von schönen Stanhopeen und sofort liess ich mir einige Cultur- Werke über Orchideen kommen. Ich ersah daraus sofort, dass es für die meisten Orchideen gar nicht noth- wendig sei, in dunstigen, feuchtwarmen Häusern zu vegetiren, weil die Pflanzen in diesen zu stetem Wachsthume an- gereizt werden und deshalb nur dürf- ig zur Blüthe gelangen. Ich sann nun 327 Pflanzen im Wohnzimmer. darüber nach, meine Pflanzen auf die naturgemässeste Weise zu überpflanzen, Ich machte nun Körbchen von Holz- stäbchen; indem ich mir von Akazien, Eichen u. s. w. eine genügende An- zahl Stäbchen von 5—6‘ Länge schnitt, bohrie 3/;” von jedem Ende mit einem guten Spitzbohrer Löcher, schnitt mir Korkstöpsel zurecht, um dieselben oben und unten zwischen den Stäbchen an- zubringen. Kork nahm ich deshalb, weil derselbe nicht fault, sehr leicht ist und sich die Wurzeln gern an solchen anlegen. Dann reihte ich Stäbchen und Kork an einem Kupferdraht zusammen. Biege alsdann das Ganze in Kreisform und machte mit den beiden Enden des Draht’s der ersigemachten Schlinge ge- genüber Schlingen, um das Körbchen aufhängen zu können. Am Boden des Körbchens ziehe ich einige Male übers Kreuz schwachen Kupferdraht und das Körbchen ist fertig zum Einpflanzen. Als Erde nahm ich aus dem Walde die obere Schicht schwarzer Humuserde, verrolteie Weidenerde, zerschnittenes Sphagnum und etwas Kohlenstücken. Diese Pflanzweise habe ich für alle Ar- ten epiphytischer Orchideen als prak- tisch befunden. Mein Wohnzimmer ist gegen Osten gelegen und ich habe Tag und Nacht einen Fensterflügel offen. Ich gewahrte bald, dass diese Cul- tur und Pflanzweise meinen Pflanzen zusagle, die neuen Wurzeln wurden weit dicker und kamen bald ringsum hervor, um an den Stäbchen weiter zu wachsen. Die Triebe wurden weit kräftiger und hatten ausgewachsen, weit längere und breilere Blätter als die Mutterknolle. 328 Meine Pflanzen spritze ich des Mor- gens ordentlich an, dann giesse ich dieselben, und Mittags und Abends werden sie wieder ordentlich über- spritzt, aber nur mit Regenwasser. Voriges Jahr kaufte ich mir ein Exemplar von Lycaste Skinneri aus der, leider aufgelösten grossen Han- delsgärtnerei von Laurentius in Leip- zig. Das mir gesendete Exemplar hatle 3 blattlose Knollen und eine Knolle mit 2 sehr zerschlizten schmalen Blättern, am Grunde der Knolle zeigte sich ein junger Trieb von Zolllänge. Die Pflanze war in einem gewöhnlichen Blumen- topf. Ich nahm dieselbe sofort heraus und pflanzte sie nach meiner Weise in Laub und Weidenerde in ein bedeu- tend grösseres Körbchen, da ich wusste, dass sie ein tüchliges, rasches Wachs- thum hat und bei richtiger Pflege bald das Körbchen durchwurzelt. Unten im Körbchen auf das Drahtgeflecht legte ich eine runde Korkscheibe, welche sehr viel Löcher hatte, ebenso legte ich an die Seiten ein paar Korkscheiben. Des Morgens hatte ich vor dem Giessen die Pflanze tüchtig überspritzt, dann nach einem Weilchen gut durch- gegossen. Bei meiner Pflanzweise bleibt nicht ein überflüssiger Tropfen im Körbchen, es läuft alles, was zu viel, unten und an den Seiten ab. Der junge Trieb von L. Skinneri zeigte bald ein sehr lebhaltes, rasches Wachs- thum, er bildete 3, nicht so lange Blätter als wie die von der Mutter- knolle 11/, F. lang, aber die Blätter waren bedeutend kräftiger, 31/,“ breit. | Wie sich später die Knolle ausbildete, wurde sie noch halb mal grösser und breiter als die Mutterknolle und zeigte sich auch bald der Blüthentrieb. — Im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. x die prachtvolle, wie aus Wachs ge- formie Blume gesehen. Im April d. J. brachte die Pflanze einen breiten sehr kräftigen Trieb, welcher ein weit üp- pigeres, kräftigeres Wachsthum zeigte, als die Mutterknolle vom vorigen Jahre. Die Wurzeln kamen zu allen Seiten mit den Spitzen heraus, selbst zu den Löchern an den Korkscheiben wuchsen sie üppig heraus. Die Stärke und Länge der Blätter des jungen Trie- bes ist der Art, wie ich sie selbst in den grössten Orchideen - Häusern mit Dampfheizung nicht gesehen. Dort waren die Blätter alle zerschlitzt, mit braunen, brandigen Punkten wie besäet und die Spitzen alle brandig. Der Trieb hat 4 breite lange Blät- ter, wovon die beiden längsten 2 Fuss 6 Zoll lang und 4!/, Zoll breit sind. Die andern ? Blätter sind eben so breit, aber blos 2 Fuss lang. Der Trieb ist noch fortwährend im Wachsen,. hat noch keine Koollenbildung gemacht und dennoch drängt sich schon an der einen Seite ein daumenstarker Blüthentrieb hervor. Ich freue mich ausserordentlich, dass meine Pflanz- und Pflegweise den Pflanzen so zusagt Im April dieses Jahres erhielt ich von der Pflanzenhandlung von C. Platz und Sohn in Erfurt ein Exemplar von Cattleia labiata zugeschickt mit 7 blatt- losen und 2 Knollen mit Blatt, aber ganz ohne Wurzeln. Die Knollen hat- ten aber alle ein gesundes Aussehen, aber so ausgebreitet, als wenn die Pflanze an einem starken Baum oder einem Breit cultivirt wäre, oder war es vielleicht eine imporlirte Pflanze ? Dieselbe war blos auf einen Topf ge- setzt, der voller Waldmoos war. Ich nahm sie sofort heraus, pflanzte die- Februar kam die Pflanze in Blüthe und | selbe so wie die andern in ein Körb- erfreute mich und Jedermann, welcher | chen und spritzte die Pflanze an, so in‘ ” za. 7 LLERRR u. 727 Anders IR I. Originalabhandlungen. oft ich dazu kommen konnte. Gegos- sen habe ich die Pflanze ebenso wie meine anderen Pflanzen, nur des Mor- gens ganz gehörig. Wenn auch das überflüssige Wasser durch die Körbchen durchläuft, so schadet das nichts; denn ich habe zwischen den Fenstern und dem innern Fensterbreit der ganzen Länge und Breite nach ein starkes, an den Rändern breit umgebogenes lakir- tes Zinkblech und das Fenster leidet mithin von der Nässe gar nicht. In Folge meiner Behandlung zeigte meine C. labiata nach 4 Wochen die ersten neuen Wurzeln dick wie eine Gänse- federspule, in 14 Tagen darauf war das Körbchen vollgewurzelt und die Wur- zeln drangen von Aussen, nachdem die- selben ein Stück an den Stäbchen fort- gewachsen, wieder von selbst in’s Körb- chen hinein. Mitte Juli kamen 2, wie ein breitgedrückter Daumen starke 6) 329 Triebe hervor, welche jetzt schon 3 Zoll lang sind und prächtig fortwachsen; ich bin überzeugt, dass dieselben zum Winter ihre prachtvollen BJüthen zei- gen werden. Ich empfehle meine Methode Orchi- deenfreunden, welche nur auf Zimmer- Fenster angewiesen, auf’s wärmste an, denn selbst Gärtner, welche selbst Or- chideen cultiviren, sagten beschämt: in solcher Ueppigkeit haben sie noch keine Orchideen gesehen. Ich habe dieses nur deshalb ge- schrieben: „um eben das alte Vorur- theil, diesen alten Wahn mit beseitigen zu helfen, dass man tropische Orchi- deen nur in dunstigen, gesperrten Häu- sern, ohne allen Luftzuzug und am Al- lerwenigsten im Zimmer _caultiviren könne.“ Hermann Meisel, Maler in Bielitz, österr. Schlesien. Pflanzen, die im Petersburger Botanischen Garten zur Blüthe kamen. a) Stelis fasciculiflora Rgl. Wir erhielten aus dem nun leider ein- gegangenen Garten des Herrn Lauren- tius in Leipzig eine kleine Orchidee als Stelis macrostachya. Dieselbe blühete dieses Jahr. In der Tracht steht solche einer Octomeria graminifolia nahe, nur sind die Blätter kürzer und breiter und ausserdem gehört solche wegen der ungetheilten Lippe und nur 2 Pollinien in jeder Anthere wirklich zur Gattung Stelis und zwar zu der Unterabtheilung, welche Lindley (Folia Orchidacea VII. 3) „Eustelis Polystachiae“ nennt. Sie steht wegen der büschelförmig stehenden kurzen 2blumigen Blüthentrauben , die viel kürzer als das oval-längliche Blatt, ferner grünliche kleine Blumen, deren Blältchen eine zarte durchsichtige Tex- tur besitzen, der „Stelis tenuilabris Lindl.‘“ zunächst, unterscheidet sich aber von dieser durch längliche zugespitzte Petalen, — während St. tenuilabris nach Lindley ‚petala rotundata‘“ be- sitzen soll. b) Begonia erectamultiflora und Beg. weltoniensis. Zwei hübsche Bastarde von halbstrauchigen Begonien. Beides 11/, —2 Fuss hohe Halbsträu- cher für's Warmhaus mit rosarothen Blumen, die in reichlicher Menge den ganzen Sommer hindureh bis zum Win- 330 ter erscheinen. Die letztere ein Bastard von Begonia Dregei, die erstere von uns unbekannter Herkunft, mit fleischi- gem aufrechtem Stengel. c) Alonsoa Mutisii aus dem Garten von Haage und Schmidt in Er- furt erhalten, ist eine Abart mit fleisch- farbenen Blumen von A. Warscewiezi Rgl. d)Polycyenis musciferaRchb. fil. #. concolor. Die Gattung Po- lyeyenis hat ganz das Aussehen ei- ner Gongora in der Blumenbildung, zeich- net sich aber schon in der Tracht durch aufrecht stehende (und nicht herab- hängende) Blüthentrauben aus. P. mus- cifera ward von Lindley in Paxton’s Flower Garden Ill. 29 als Cycenoches musciferum beschrieben und dabei un- ter Nr. 248 ein Holzschnitt gegeben. Diese von Lindley beschriebene und in Columbien gesammelte Stammart besitzt blass lederfarbene Blumen, welche über- all mit kleinen braunen Fleckchen punk- tirt sind. Unsere Abart hat einfarbige blass -lederfarbene Blumen, und ward von Roezl in den Gebirgen Neu - Gra- nada’s gesammelt. Die P. muscifera trägt gleich der nah verwandten P. barbata, eine auffallende bartige Be- haarung auf der Scheibe des Vorder- stückes der Lippe. (E. R.) e) Ageratum conyzoides L. und A. mexicanum Sims. Die vielfachen Namen, welche diese beiden Pflanzen in den Gärten tragen, veran- lassen uns einige Worte darüber zu sagen. De Candolle (Prodr. V. p. 108) ver- einigte A. mexicanum mit A. conyzoi- des. Es ist aber wie J. Steetz, Grifl. 1859 pag. 204—206 auseinander setzte, das ächte A. mexicanum gut specifisch von A. conyzoides verschieden. A. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit ovalen Blättern die kurz behaart und deren Blüthenköpfe in einer zu- sammengesetzten Doldentraube auf der Spitze des Stengels stehen. Blumen weiss oder blassblau, Blüthenköpfe klei- ner als bei A. mexicanum. A. mexi- canum ist mehrjährig, durchwintert in Folge dessen als Halbstirauch im Kalt- hause, ausserdem länger und stärker behaart, Blätter grossentheils herzför- mig. Blüthenköpfe in dichten halbku- geligen Scheindolden aut der Spitze des Stengels und der Seitenäste und die letzteren den Blüthenstand des Hauptstengels überragend. Ausserdem sind die Blüthenköpfe grösser und die Blumen schön himmelblau. Das Ageratum mexicanum Sims ward von uns Gartenfi. 1854 pag. 389 als Ageratum suffruticosum beschrieben und Tafel 108 abgebildet und zwar in sei- ner typischen Form. Einzelne niedrig bleibende Formen werden ausserdem in den Gärten cultivirt. In den Gärten geht diese Art meist als Ageratum coelesti- num und coeruleum. Aus dem Garten des Hrn. Heinemann erhielten wir die- selbe als Phalacraea coelestina *). Das Ag. mexicanum ist sowohl zur Cultur als einjährige Pflanze sehr zu empfehlen, wie es auch im Herbste im temperirten Warmhause bis Mitten im Winter fortblühet. ) Silene Tilingi Rgl. Schöne neue perennirende Silene, deren Samen der verstorbene Dr. Tiling bei Nevada City in Californien sammelte, Dieselbe Li *) Phalacraea coelestina ward Gartenfl. 1854 pag. 388 tab. 107 von uns abgebildet und beschrieben. Dieselbe zeichnete sich durch das Fehlen des Pappus aus. Später aber sahen wir, dass auch sie nur eine Form von Ager. mexicanum, der der Pap- conyzoides ist eine annuelle Pflanze | pus fehlt, ist. I, Originalabhandlungen, steht der Silene laciniata und Greggii zunächst, trägt wie diese grosse schar- lachrothe Blumen mit Atheiligen Blumen- blättern, deren Mittellappen abermals zweilappig. Ovale Blätter eine drüsig, klebrig behaarte armblumige Trugdolde, deren Blumen anfangs spitzenständig, später zwischen je 2 Blüthenäste ge- stellt sind und spitze kaum durchsich- tig gerandete Kelchlappen, unterschei- den unsere Art von diesen beiden ver- wandten Arten. g) Gilia arenaria Benth. Zwei- jährige von Roezl in der Sierra Ne- vada gesammelte Pflanze, die allenihal- ben dicht und kleindrüsig behaart. Bil- det spannenhohe, vom Grund an dicht verästelte Pflanzen. Die Blätter im Um- fang schmal lanzeitlich, saftig, einfach fiederschnittig. Blumen lila, in reich- blumiger Rispe, sitzend, längs der Blü- thenästchen in einseitiger loser Traube. Eine hübsche kleine buschig wachsende Pflanze, die sonnigen Standort und san- dige Erde liebt und den ganzen Som- mer hindurch blühet. Unter den zahlreichen andern an- nuellen Pflanzen, die wir aus Samen von Herrn Roezl im nordwestlichen Amerika gesammelt, erzogen, — waren die schönblühenden Arten, die schon länger in Cultur, — unter den Arten mit unbedeutenden Blumen, sind manche für Botanische Gärten noch neue Arten, so Orthocarpus pallescens Asa Gray., Orthocarpus luteus Nutt. h) Anthurium nymphaeifoli- umSchott undAnthuriuwRoezli Rgl. Seite 98 dieses Jahrganges tab. 719 haben wir ein Anthurium, als An- thurium nymphaeifolium #. Roezli auf- geführt und beschrieben. Gegenwärtig blühet bei uns ein anderes Anthurium, das wir als Anthurium Lindenianum mm [0 ss 331 Houtte erhalten haben. Dasselbe ist sehr nahe mit unserer pag. 98 be- schriebenen Pflanze verwandt und stellt, wie wir uns seitdem überzeugt haben, das ächte A. nymphaeifolium ©. Koch dar. Wachsthum, Nervatur des Blattes und Blüthentheile scheiden dasselbe von unserer früher beschriebenen Pflanze, die wir jetzt für eine gute neue Art halten und „Anthurium Roezli“ be- nennen. Das ächte A. nymphaeifolium, be- sitzt einen starke Wurzeln aussenden- den dicken Stamm, der sich ziemlich schnell zu einer Länge von einigen Fuss verlängert, so dass unsere gegen- wärtig zum ersten Male blühende Pflanze, schon einen 11/, Fuss hohen Stamm gebildet hat; während bei Anthurium Roezli unser starkes wiederholt blühen- des Exemplar bis jetzt nur einen 3 Zoll hohen Stamm entwickelt hat, der ähn- lich wie bei den sogenannten stammlo- sen Arten dicht mit Blättern besetzt ist, während der Stengel A. nymphaei- folium nur lose mit Blättern besetzt ist. Bei A. nymphaeifolium ist der Blaitstiel des jüngsten in der Entwickelung be- griffenen Blattes, so wie dieses selbst röthlich, die ausgebildeten Blätter und Blattstiele und Blätter aber dunkelgrün, bei A. Roezli sind dagegen alle Blätter und Blattstiele hellgrün. Die Form der Blätter beider Arten ist ziemlich ähn- lich, nur liegen die Basallappen bei A. Roezli mehr übereinander und ist das Blatistielglied am Grunde der Blattfläche bei A. Roezli etwas dicker und kürzer als bei der andern Art. Beide Arten haben meist 11 Hauptnerven, welche strahlig nach allen Seiten vertheilt sind. Bei Anthurium nymphaeifolium treten aber die Seitennerven des Mitielnerves auf der untern Blattseite nur schwach aus dem Etablissement des Hrn. L. Van | vor und die der seitlichen Hauptnerven 332 Gartenflora Deutschlands, sind meist undeutlich, während bei A. Roezli sowohl die Seitennerven der Mittelrippe als die nach unten abzwei- genden Seitennerven der andern Haupt- nerven unterhalb rippenartig vortreten und oberhalb eingesenkt sind. Bei A. nymphaeifolium sind Blüthenscheide und Blüthenkolben röthlich, und der sehr kurz gestielte Blüthenkolben um unge- fähr ®/, Zoll kürzer als die länglich- ovale mit kurzer aufgesetzter Spitze versehene Blüthenscheide, bei A. Roezli sind dagegen Blüthenscheide und der etwas länger gestielte Blüthenkolben rein weiss und der Blüthenkolben wird nach dem Abblühen um 3/, Zoll länger als die Platte der elliptischen Blüthen- scheide, auf deren Spitze eine lange schwanzarlige Spitze steht. Anthurium Lindenianum C. Koch (unter welchem Namen wir A. nym- phaeifolium erhielten) ist ebenfalls nahe verwandt, hat nach der Beschreibung aber nur halb so lange Blattstiele, klei- nere mehr längliche Blätter, einen Blü- ihenstiel, der bedeutend länger als der Blattstiel, und eine längere rein weisse Blüthenscheide, wodurch es sich von A. nymphaeifolium unterscheidet. Frei- lich zeigen die Anthurium - Arten, je nach Alter und kräftiger Entwickelung der Exemplare, sehr bedeutende Unter- schiede in Bezug auf Form und Grösse von Blättern und Blüthescheide, — das gegenseitige Längenverhältniss von Blattstiel und Blüthenstiel bleibt sich aber gleich. So war die erste im Win- ter zur Blüthe gekommene Blüthen- scheide von A. Roezli, nach der die Abbildung gemacht wurde, schmäler und nicht mit langer schwanzförmiger Spitze wie die jetzt am gleichen Ex- emplare im Sommer ausgebildete, wei- che mit der schwanzförmigen Spitze ungefähr so lang als der Blüthenkolben Russlands und der Schweiz. und ohne diese letztere kürzer als der- selbe, — während die Blüthenscheide der ersten tab. 719 abgebildeten Blume mit Einschluss der Spitze noch um unge- fähr !/; Zoll länger als der Blüthen- kolben war. Eine Abbildung von Blü- thenscheide und Blüthenkolben, wie solche sich dieses Jahr zeigte, gibt der übenstehende Holzschnitt. Wir unterscheiden, unter Berücksich- tigung der.vorausgehenden Bemerkun- gen, die beiden in Frage stehenden Ar- ten durch folgende Diagnosen. A. nymphaeifolium C. Koch; caule deinde elongate, pluripedali, foliis laxe vestito ; foliis cordato-ovatis pedato- radiato-11-nerviis; coslis crassis, utrin- que prominentibus; venis primariis co- starum tenuibus, omnibus v. paucis tan- | tum in latere inferiore folii prominenti- bus; spatha ovato-oblonga, rufescente, spadicem sordide purpurascentem bre- vissime stipitatum superante. — Peltioli graciles, teretes, usque bipedales, initio rufescentes, deinde virides. Lumina speeimini, nostri usque 16 poll. longa et 12 poll. lata. Pedunculus circiter 17 poll. longus. Spatha apice subito acu- minata; circiter 41/, poll. longa et 21/, poll. lata. Spadix 31/, poll. longus. A. nymphaeilolium C. Koch. app. ind. sem. h. Berol. 1854 pag. 9. Schott prodr. Aroid. pag. 497. — A. nymphaeifolium «&. typicum Rgl. Grifl. 1572 pag. 98. — A. Lindenianum h. Van Houtie. Patria: Venezuela. A. Roezli Rgl.; caule brevissimo, densifolio ; foliis cordato-ovatis v. ovato- subrotundis, pedato-radiato- 11-nerviis, rugoso-undulatis; coslis crassis, ulrin- que prominentibus; venis primariis cos- tarum salis crassis, in folii latere su- periore immersis, in latere inferiore prominentibus; spatha elliptica, nivea, quam spadix niveus stipitalus brevior. — ad I. Originalabhandlungen. 333 Petioli graciles, tereles, omnes virides, | longus. — A. nymphaeifolium £#. Roezl usque bipedales et ultra. Lumina spe- ! Grifl, 1872 pag. 98 tab. 719. — Patria: ciminum nostrum usque 17 poll. longa | St. Martha. et 14 poll.: lata, Pedunculus circiter Observatio. A. Lindenianum C. Koch 18 poll. longus. Spatha 4!/, poll. longa, | pedunculo petiolum superante aliisque 21/5 poll. lata, apice acumine caudiforme | caracteribus a speciebus praeceden- pollicare coronata. Spadix 5!/, poll. | tibus facile dignosecitur. (E. R.) 334 ‚ ıPentstemonMenziesiHook. fl. bor. am. II. 78. — Benth. in D. C. prodr. X. p. 320. — A. Gray Rev. Pentst. in Proc. Am. Ac. 6. 59. — Wats. Bot. in Un. St. Geolog. Expl. V. 216. — P. Lewisi Benth. inD.C. prodr. X. 321. — Gerardia fruticosa Pursh. fl. am. septr. II. 423. tab. 18. — Ein Pentstemon, das im Felsenge- birge des Engl. Nordamerika und süd- licher in den Gebirgen Californiens wild wächst und dessen Samen Hr. Roezl vom Columbia-Fluss einsendete. Es ist eine, wie es scheint, ziemlich viel- gestaltige Art, mil elliptischen oder ver- kehrt-ovalen, oder länglich elliptischen, stumpfen oder spitzen, am Grunde keil- förmig in den kurzen Blaitstiel ver-| kenntlich macht. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. \ schmälerten oder daselbst abgerundeten Blättern, welche mehr oder weniger stark gezahnt sind. Die Blumen stehen auf gracilen Blüthenstielen einzeln in den Achseln der obern Blätter. Blu- menkrone bald violett, bald mehr pur- pur, bei unserer Pflanze violeit-lila mit hellerm Schlunde, Blumenröhre un- gefähr 1 Zoll lang, Saum 2 lippig mit abgerundeten Lappen. Besonders aus- gezeichnet sind die an der Spitze mit einander verwachsenen, stark wollig behaarten Antheren. Eine hübsche, aber wie es scheint, nie reichblühende Art, die durch die stark behaarten An- theren und die wenigen achselständigen gracil gestielten Blumen sich leicht (E. R.) Die Iniernationale Polytechnische Ausstellung in Moskau vom Anfang Mai bis Ende August 1872). Während in andern Theilen Europas Ausstellungen von der bedeutenden Ausdehnung der Moskauer Polytech- nischen Ausstellung durch zahlreiche Anzeigen allgemein bekannt werden, ist in Moskau in aller Stille eine Ausstell- ung von so bedeutendem Umfange zu Stande gekommen und auch nun schon beendigt, dass dieselbe in einigen Ge- bieten wenig hinter den bedeutendsten Ausstellungen des westlichen Europas zurückstand, während solche in allen den Theilen, welche dem Publikum durch eigne Anschauung Belehrung über die verschiedenartigen Methoden *), Der Zweck der Ausstellung war, das Publikum auf den Nutzen der Naturkunde in wissenschaftlicher wie praktischer Be- ziehung hinzuweisen. der Fabrikation in den mannigfachsien Richtungen zu geben bestimmt war, vielleicht alle Ausstellungen, welche Europa bis jetzt sah, überbot. Manche Gebiete der Moskauer Aus- stellung sind auf Ausstellungen des westlichen Europa überhaupt noch nicht vertreten gewesen, so die Aus- stellung der Producte Turkestan’s und des Caucasus in Bezug sowohl auf die dort vorkommenden Pflanzen und Thiere, — als andrerseits der Producte der in- dustriellen Thätigkeit der betreffenden Ländergebiete. Figuren in Lebensgrösse gaben gleichzeitig den Charakter und die Tracht der Volksstämme, weiche jene Gegenden bewohnen, soweit solche nicht durch lebende Individuen in Na- tionaltracht von den betreffenden Stäm- men dargestellt waren. I. Originalabhandlungen, Zahlreich waren auch die von Sei- ten des Staates zur Belehrung einge- richteten Abtheilungen, so die der Post- und der Telegraphen, wo ausser allem dem, was eine Anschauung über Betrieb und Verkehr geben konnte, z. B. auch die Beförderung der Post in Sibirien mit Hunden auf Schlitten und die mit Rennthieren in Norden des Europäischen Russland dargestellt waren. Da waren mächtige und höchst interessante Ab- ‚theilungen von Seiten des Kriegs- und Marine-Ministeriums eingerichtet, theils mit den Waffen von ihrer ersten Ent- wickelung bis zur Jeiztzeit in Natura, theils durch Modelle, Bilder etc., die Anschauung vervollständigend. Die Russische und Ausländische In- dustrie war in zahlreichen Abtheilungen vertreten. Die Ausstellung fand in den Gärten, welche den Zarenpalast (den Kreml) umgeben, statt *), ja einzelne Abtheil- ungen, so die des Kriegs und Sebasto- pol’s waren unmittelbar auf dem Platz vor dem Kreml eingerichtet. In un- gefähr 90 einzelnen Gebäuden von theils sehr bedeutender Ausdehnung waren alle die verschiedenen ausgestellten Ge- genstände gruppenweise untergebracht. Einmal in die Ausstellung eingetreten, konnte man theils lustwandelnd in den Alleen des Kreml-Gartens, theils ein- tretend in die einzelnen Abtheilungen, — oder sich erholend in den zahlrei- chen guten Restaurationen, den ganzen Tag angenehm und ohne Ermüdung zu- bringen. Wir enthalten uns jeder Kritik so- wohl über die einzelnen Abtheilungen der Ausstellung, als wie über das Ge- *) Der zur Ausstellung benutzte Raum betrug 44,000 [|] Faden, der Faden & 7 Fiss. englisch. 335 sammtbild derselben. Tadeln und spot- ten ist steis leichter gewesen als bes- ser machen. Wir halten wiederholt Gelegenheit, zu sehen, wie die zahlrei- chen Comite’s, denen die Leitung über- geben war, unermüdlich ihätig waren, wie das Central-Comile Tag und Nacht gearbeitet hat, um alle die Schwierig- keilen zu besiegen, welche sich einer so rasch improvisirten und glücklich durchgeführten Ausstellung, die viele Millionen gekostet und nur Hundert- tausende eingebracht hat, enigegen- stellen mussten. Von speciellem Interesse für unsern Leser sind nur die dem Gartenbau und der Medizin gewidmeten Abtheilungen. Die Gartenbau-Abtheilung unter der umsichtigen Leitung des Präsidenten der Gesellschaft der Gartenfreunde in Mos- kau, des Generals V. J. Akscheru- mow, war von der gedachten Gesell- schalt übernommen und durchgeführt worden. Die Warmhauspflanzen waren in einem grossen aus Eisen und Glas construirien Wintergarten und einem niedrigen Warmhaus, unmittelbar am Haupi-Eingange zur Ausstellung auf- gestell. Die Kalthauspflanzen waren theils unter einem grossen oben mit Leinwand gedeckten Zelt, iheils in Gruppen im Freien aufgestellt. Endlich waren die Plätze rings um die Aus- stellungsgebäude, am Eingange und wo dies in den andern Theilen der Kreml- gärten sich als nothwendig zur Ver- schönerung des Ganzen erzeigte, mit zahlreichen Gruppen schöner Florblu- men geschmückt worden. Ebenso hat- ten auch zahlreiche anderweitige Ab- theilungen die Umgebung ihrer Gebäude mit Pflanzen und Blumen geschmückt, so dass man in der grossen Hauptallee wohl eine halbe Stunde lang zwischen den von Blumen und Pflanzen reizend 336 geschmückten Ausstellungsgebäuden und Restaurationen dahin wandelte. Die grossen Kosten der Ausstellung waren hauptsächlich durch freiwillige Gaben von reichen Kaufleuten und Fa- brikanten gedeckt worden, so hatte bei- spielsweise den grossen aus Eisen und Glas construirten Wintergarten, dessen Construction ungefähr 50,000 Rubel ge- kostet haben soll, die Eisenfabrik von Putilow in Petersburg auf ihre Kosten gratis gestellt. Bevor wir zur flüchtigen Betracht- ung der zahlreichen Einsendungen schö- ner und seltner Pflanzen übergehen, muss noch bemerkt werden, dass unter den HH. Gärtnern Moskau’s die gröss- ten Verdienste um die Gartenbauaus- stellung sich die Herren E. J. Immer (Samenhandlung), Schröder (Ober- gärtner an der Ackerbau-Akademie in Petrowski) und Hr. W obst, Botanischer Gärtner in Moskau, erworben hatten, sowie dass die zahlreichste und gross- arligste Einsendung von Pflanzen aus dem Garten der Fürstin Troubetzkoy in Nicholsky unweit Moskau stammte. Der Fürst Peter Troubetzkoy (jetzt in Nord-ltalien unter verändertem Na- men wohnend) war es, der diesen Gar- ten gründete und unter Mithülfe des Hrn. Enke (jetzt Garten-Inspektor in Moskau) zu dem an seltenen Pflanzen reichsten Garten Russlands schnell emporhob. Auch jetzt noch enthält dieser Garten eine Masse seltner alter schöner Exemplare, die hauptsächlich zur zweckmässigen grossartigen Deco- ration des grossen Glashauses beitru- gen. Wir erwähnen da zunächst der schönen gut cultivirten Sammlung gros- ser mächtiger Farnbäume von Cyathea australis, dealbata, Cibotium princeps etc., dann der grossen schönen Exem- plare von Palmen, so Geonoma pani- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. culigera mit 8 Fuss hohem Stamme, Thrinax radiata mit 5 Fuss hohem Stamme, Thrinax argentea und zahl- reicher anderer Palmen, eines mäch- tigen Exemplares von Pandanus furca- tus, schöner mächtiger Exempiare von Araucaria, Dammara etc. Ferner sind hervorzuheben die grossen Exemplare von Encephalartos caffer, Ceratozamia Küsteriana, Ceratozamia Miqueliana, Troubetzkoena, Dioon edule, Cycas re- voluta, Dasylirion serratum, Yucca pen- dula mit Blumen, und viele andere schöne Decorationspflanzen des Warm- hauses, alle in grossen schönen Exem- plaren. Aus den reichen Sammlungen des „Gartens der Gartenbaugesell- schaft“ (Obergärtner Herr Müller), war als grösstes und schönstes Exem- plar der Ausstellung ein mächtiges Exemplar von Livistona chinensis aus- gestellt, ferner ebenfalls sehr grosse Exemplare von Astrocaryon mexicanum, Areca lepida und Calamus macranthus, ferner schöne Cycadeen und im niedri- gen Gewächshause das wahrscheinlich einzige in Cultur befindliche Exemplar des wunderbar schönen „Calamus Im- peratrice Marie“, dessen bestachelte Blattstiele weiss bereift und der seiner- zeit von „Porte“ mit vielen andern Pflanzen aus Manilla nach Moskau ge- bracht wurde. Im Freien waren end- lich die am besten erzogenen Form- bäume, Spaliere und Cordons von Obsi- bäumen in Kübel gepflanzt aufgestellt, ebenso eine Sammlung vorzüglich cul- tivirter Coniferen. Unter den Einsendungen der Ge- brüder Fomin, Handelsgärtiner in Moskau, erwähnen wir unter den Warm- hauspflanzen des schönen Exemplares von Zamia cycadifolia, dann Pritchar- dia pacifica, Thrinax grandis, schöne Taf IH. I. Originalabhandlungen. Ceroxylon, Corypha Martiana, Livistona Jenkinsii, Geonoma Scotliana und viele andere seltene Palmen, dann schöner Culturexemplare von €ycas circinalis, Dracaena arborea, Musa viitata, Ster- culia mexicana, nebst vielen anderen seltenen Pflanzen. Im Zelte von der gleichen Firma eine Sammlung schöner grossblumiger und Scarlet-Pelargonien, Die bisher genannten Leistungen wurden vom Preisgericht mit den höch- sten Prämien, d. h. durch Adresse, be- sondere Vorstellung oder goldenen Me- daillen bedacht. Ebenso die folgenden Einsendungen: Aus dem Garien der Acker- bau- Akademie in Petrowsky (Obergäriner Herr Schröder, Gehülfe Herr Mewes). Ausserordentlich zahl- reiche Einsendungen, so die grössten Sammlungen von Coniferen des Kalt- hauses und freien Landes, der Sträu- cher und Bäume des freien Landes, eine vollständige Sammlung im freien Lande cullivirter Gemüse und Küchen- kräuter, von Obstbäumen, von Pflanzen Neuhollands, ein schönes Exemplar von Tamus elephantipes, ein prächtig blühen- der Busch von Mitraria coccinea; dann eine Sammlung im Freien nicht mehr gedeihender Topfsiräucher, und Deco- rationspflanzen des Kalt- und Warm- hauses. Endlich war noch von gros- sem Interesse eine Sammlung von Mo- dellen, so von verschiedenartig con- struirten Zäunen, von einem Gewächs- haus zur Treiberei der Gurken, eines Gebäudes zur Aufbewahrung von Obst- früchten, von Formen von Fruchtbäu- men eic. Aus dem Botanischen Garien zu Moskau (Obergärtner Hr. Wobst) Zahlreiche Sammlungen gut cultivirter Kali- und Warmhauspflanzen, ein grosses Sortiment schöner Coniferen, us X12 1872, 337 Farn, Selaginellen, Cacteen elc, Daraus heben wir einzelne hervor. Gute Exem- plare der Schlauchpflanzen der Sümpfe der südlichen Staaten Nordamerikas (Sarracenia rubra, Drummondi, pur- purea), Oncidium incurvum schön in Blüthe, Strelitzia spathulata, Zamia Ghellincki, Sammlung schönblühender Lilien, schöne Gruppen der Sträucher Neuhollands, darunter schöne Exemplare von Aralia spathulata, crassifolia etc., Clianthus Dampieri in Blüthe; dann die schöne Primula japonica in Blüthe und eine kleine Sammlung blühender Cap- zwiebeln. Endlich hatte Herr Wobst in dem niedrigen Gewächshaus auch eine Vermehrung zur Belehrung einge- richtet und zwar durch Stecklinge von Zweigen, Augen, Blältern, Wurzeln und Veredlungen. Herr Wolkow, ein Gartenfreund Moskau’s, hatte reiche Sammlungen der neuern und selinern Pflanzen, welche gerade jetzt besonders beliebt sind, ausgestell. Wir nennen davon: Eine Sammlung der neuesten Coniferen in 40 Sorten, worunter besonders schön die buntblätterigen Relinisporen Japans, eine schöne Sammlung von den jelzt so beliebten Agaven Mexiko’s, zahl- reiche seltene Palmen, so Areca Ver- schaffelti, Latania aurea, Copernicia lito- ralis, 6 Arten Thrinax etc. Ferner die seltnen Litobrochia triparlila, ein einer Pteris ähnliches Farn mit 3theiligen Wedeln, Stangeria paradoxa, Zamia cy- cadifolia, lanuginosa, Miqueliana und andere seltene Cycadeen, schöne Exem- plare von den schönsten buntblätterigen Dracaenen, so auch von Dr. Guilfoylei ' und regina, endlich Musa vittata etc. Aus dem Garten des Grafen Or- low -Davidow (Obergärtner Herr Finleg) waren besonders gut cullivirte Pflanzen ausgestellt, so eine Sammlung 22 338 von buntblätierigen Caladien in solcher - Ueppigkeit und Schönheit, wie ich die- selben noch nirgends gesehen, indem die kräftigen 3—4 Fuss hohen Blatt- stiele Blätter bis zu 2 Fuss Durchmes- ser trugen. Als andere Culturpflanzen von ähnlicher Schönheit und Ueppigkeit waren ausgestellt Alocasia Lowei, me- tallica und zebrina, Cyanophyllum magni- ficum, Gymnostachium Verschaffelii und argyraeum in mehrere Fuss breiten Rasen eic. InBezug auf üppige Mast- culitur war das wohl die bedeutendste Leistung der Ausstellung. Der Garten des Herrn Alexander Wassiliewitsch Lepeschkin (Obergärtner Herr Bagatürew) trat in seinen Leistungen in Bezug auf Cultur kaum zurück und überbot die vorher- gehende Gruppe in Bezug auf die Masse und Seltenheit der ausgestellten Pflan- zen. Vor allen ausgezeichnet war ein wunderbar schönes Exemplar von Phoe- nicophorium sechellarum, jener schönsten aber auch zartesien aller Palmen, mit 6 Fuss langen und 4 Fuss breiten Wedeln. Ferner ein eben so schönes und gut cullivirtes Exemplar der Theophrasta imperialis, eine Samm- lung von 20 der neuesten Dracaena- Arten, Latania Commersoni, schöne Pandanus, vorzüglich schöne Exemplare der buniblätterigen Ananas, in deren Cultur dieser Garten sich seit langer Zeit auszeichnet. Ausserdem im hohen Gewächshause eine Sammlung grosser Exemplare von Palmen, Pandanus, Dra- caenen, Cycas, Yucca und im Freien Pfirsichhäume und schöne Kronenbäume von Pflaumen in Kübeln. Herr Garten-Inspector K. Enke hatte aus den reichen Sammlungen des Neskuschni-Gartens ebenfalls sehr reich- | haltige Beiträge von Sammlungen schö- ner Warmhauspflanzen geliefert. Be- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sonders zahlreich und schön dabei waren die Sammlungen der Theophra- sien, Aralien, Rhopalen, Eugenien elc. Ausserdem ein grosses sehr geschmak- voll arrangirtes und gebautes Terra- rium, dessen unterer Theil ein Aqua- rium allmälig in das mit seltenen Pflan- zen decorirte Terrarium überging. Herr Nicolai Sergeiwitsch Lwoff in Torschok ist gegenwärtig einer der hervorragendsten Freunde des Gartenbaues in Russland. Derselbe besitzt eine der reichsten Orchideen- sammlungen Russlands und nebenbei eine Auswahl der bessern, seltnern und schönern Pflanzen des Kalt- und Warmhauses. Leider hatte derselbe es nicht gewagt, seine Lieblinge, die Or- chideen, zur Ausstellung einzusenden, dagegen gab so manche andere Pflanze seiner zahlreichen Einsendungen das lebhafteste Zeugniss von seinen ratio- nellen vorzüglichen Culturen. Zunächst erwähnen wir der mäch- tigen 15 —20 Fuss hohen Exemplare von Kalthauspflanzen, so von Podocar- pus neriifolia, Libocedrus gigantea, Cupressus pendula, Sabiniana, Liboced- rus Doniana. Ferner seiner schönen Palmen, un- ter denen sich ein Prachtexemplar der Leopoldinia pulchra mit ihren zarten Fiederwedeln vortheilhaft auszeichnete. Dann mächtige Exemplare von Cha- maerops excelsa, Cocos australis, Co- rypha australis, Seaforthia robusta, Bo- napartea filamentosa, Encephalartos hor- ridus, Pandanus utilis. Als vorzüglich schöne Culturpflanze ist endlich ein Exemplar von Anthurium Scherzerianum mit 31 Blumen zu nennen. Vinian Iwanowiisch’s Ak- scherumow’s, des Präsidenten der Gesellschalt, ausgezeichnelen Stubencul- I. Orginalabhandlungen. turen haben wir früher schon in diesen Blättern gedacht. Auch auf der in Rede stehenden Ausslellung war des- sen Einsendung die bedeutendste Leist- ung in dieser Beziehung. Da waren es die wahrhaft musterhaft schön ge- zogenen Exemplare von Dammara Browni, Araucaria Bidwilli und excelsa in verhältnissmässig sehr kleinen Tö- pfen, dann Libocedrus chilensis, Aralia spaihulata eic., die als Zimmerculiur als ausgezeichnete Leistung genannt zu werden verdienen. Herr Ernst Iwanowiisch Im- mer, der Director des Samendepots der Moskauer Gartenbaugesellschali, schliesst die Reihe der mit dem höch- sten Preise gekrönten Einsender. Aus- gezeichnet war dessen Einsendung von Samen und Früchten, in übersichtlicher Anordnung zusammengestellt. Dann an lebenden Pflanzen in voller Biüthe Pri- mula japonica, Lilium tenuifolium, eine Sammlung blühender annueller Pflanzen, schöner Pensees und Levkoien, die neuesien buntblätierigen Scarlet-Pelar- gonien. Unter leizteren sind Victor Lemoine (scharlach) und Marie Lemoine (rosa) wohl die schönsten gefüllten Sorten. Es würde wis zu weil führen, woll- ien wir alle die mit dem zweiten und dritten Preis bedachten zahlreichen Ein- sendungen, einlässlich besprechen , wir wollen derselbeu daher hier nur kurz erwähnen: Den zweiten Preis, die silberne Medaille, erhielten die Sammlungen gros- ser Exemplare von decoraliven Warm- hauspflanzen des Herrn Samuel Semo- nowiisch Poliakow in Moskau, des Herrn Käulin in Moskau und des Gäriners des Grafen Galitzin Herrn Scherin. Eine Sammlung im Zimmer erzogener Palmen vom Hrn. Neronow 339 enthielt viele schöne und seltene Ar- ten, so Acanthophoenix crinita, Thrinax jamaicensis, Areca lutescens, ausser- dem Beaucarnia-Arten, Theophrasta im- perialis ete. Herr Ender hatte aus dem Botanischen Garten in Petersburg einige Trichomanes- und Leptopteris- Arten, Ouvirandra fenestralis, ferner Anthurium Scherzerianum, Cryptomeria japonica fol. spiraliier contorlis, und einige blühende Orchideen, — und Hr. Höltzer aus dem gleichen Institut eine Sammlung Sempervivum und blüh- ender Stauden ausgestellt. Sehr zahlreich waren die Einsend- ungen von künstlichen Blumen, von Modellen von Früchten und Gemüsen, von Samen und Früchten, von Instru- menten, Gartenmöbeln und Herbarien, von Aquarien und Terrarien, von Thee-, Cacao-, Rosinen-, Tabak- und andern Proben von Pflanzenproducten, von Gartenplänen und Garten-Insirumenien, welche theils mit dem zweiten, theils mit dem dritten Preise bedacht wurden. Indem wir damit die Garienbauaus- stellung verlassen, wollen wir noch der Medizinisch-Pharmacologischen Abiheil- ung kurz gedenken, wo in dem Haupt- gebäude eine vollständige Apotheke und Pharmacologische Sanimlung und in dem daneben aufgestellten Gewächs- hause und dem davor liegenden Garten eine reiche Sammlung der wichtigsten officinellen Pflanzen aus allen Theilen des Erdballs aulgestellt war. Die be- treffenden Pflanzen waren mit ihrem wissenschaltlichen Namen bezeichnet und dabei das Product, was sie liefern, angegeben. Der grösste Theil der hier aufgestellten theils sehr seltenen Pflan- zen stammte aus dem Kaiserlichen Bo- tanischen Garten in St. Petersburg. Die sehr bedeutenden Abtheilungen der Ausstellung für Forst- und Land- 340 wirthschaft gaben das vollständige Bild aller Culturen Russlands, der zur Cul- tur gebräuchlichen Instrumente und Maschinen, der Producie des Forst- I. 1) Miltonia Warscewiezis Rechb. fil. (Or- chideae.) Das Botanical Magazine publi- cirt pag. 1258 des letzten Jahres die bei- stehende Abbildung der schönen Miltonia, welche Pöppig im südwestlichen tropischen Amerika (Peru) entdeckte und die zuerst von unserm nun schon manches Jahr da- hingeschiedenen Freund Warscewicz ein- geführt ward. In letzter Zeit wurden eine grosse Menge von importirten Exemplaren dieser Orchidee auf den Auctionen von Stevens verkauft und unter den Namen von Oncidium Weltoni, Odontoglossum Weltoni und Oneidium fureatum in den Gärten verbreitet. Charakteristisch für diese Art sind die langen flach zusammenge- grückten Scheinknollen, welche solche auch im nicht blühenden Zustande unterscheiden lassen. Blumen in einer Rispe. Sepalen und Petalen schön braun und mit goldgel- ber Spitze. Lippe dunkelpurpur, mit milch- weisser zweilappiger Spitze. Diese schöne Orchidee ist eine der werthvollsten Acqui- sitionen der letzten Jahre. Cultur in durch- löcherten Töpfen bei 12— 140 R. im Win- ter und in einer Mischung aus gehacktem Sphagnum, Torfbrocken und weissem fei- nem Sande. Abgebildet im »Botanical Maga- zıne.« 2) Corynostylis Hybanthus Zuce. (Violaceae.) Mart. et Zucc. Nov. gen. et sp. pl. Brasil. I. p. 26, t. 17. 18. Gri- | seb. Fl. Br. W. Ind. 26. — C. Benthami Walp. Rep. I. p. 223. — C. albiflora Lind. — Moore in Florist 1872. January p. 9. — C. carthagenensis et C. guyanensis Karst. Fl. col. I. p. 53 et 127. — Calyptrion An- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, und Ackerbaues der verschiedensten Theile des grossen Reiches. (E. R.) Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. bletii et C. Berteri, Ging. in DC. Prodr. I. p. 289. — C. nitidum Benth. in Hook. Journ. Bot. IV. p. 106. — Viola Hyban- thus Aubl. Pl. guyan. II. p. 311. t. 319. — Mayccock, Fl. Essequ. p. 123. (non Willd.)- Viola lauriflora Smith in Rees Cyelopaedia. — Jonidium Aubletii. Roem. et Schult. Syst. V. p. 397. — Diese vielnamige Pflanze ist in Südamerika zu Hause und wurde im Etablissement Linden von Para eingeführt; in den Gärten ist sie als Corynostylis al- biflora verbreitet. — Dünnzweigige glatte Schlingpflanze mit runden, weissgefleckten Aesten. — Blätter abwechselnd, 2—5 Zoll lang, länglich-elliptisch oder eiförmig, oder auch kreisrund, stumpf oder spitz, ganz- randig oder sägezähnig, dunkelgrün, unter- seits heller, mit netzförmiger Nervirung. Blattstiel 1/,—1/, Zoll lang. Stipeln klein, pfriemenförmig abfallend. Blumen gewöhn- lich in achselständigen fast trugdoldenför- migen Trauben; selten in Bündeln oder einzeln; Spindel der Trauben aufrecht, fein behaart; Bracteen klein, abfallend. Blu- men zwei Zoll lang, rein weiss, wohlrie- chend. Stielchen 3 Zoll lang, haarförmig. Sepalen 5, eiförmig, stumpf, gewimpert. Petalen ebenfalls 5, die zwei oberen am kleinsten, die beiden seitlichen doppelt so lang, abstehend, das unterste sehr lang, ı verkehrt herzförmig. Sporn breit, stumpf, Mart. et | zusammengedrückt. — Verlangt Cultur im temperirten Warmhause, ins freie Beet aus- gepflanzt. (Tab. 5960.) 3) Bolbophyllum lemniscatum Parish. (Orchideae.) Rev. C. Parish entdeckte diese seltsame Pflanze im Jahre 1863 auf einem alten Schindeldache bei Zwabakin in Moul- II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. mein in blühendem Zustande; die von dem- selben im Jahre 1570 an den Königlichen Garten in Kew gesandten Exemplare ka- men im Juli 1371 zur Blüthe. — Schein- knollen 1/,—3/4 Zoll im Durchmesser zu- sammengedrückt, mit grossen Tuberkeln bedeckt. Blätter 3—4, elliptisch lanzett- lich, spitz, 11/7, — 2 Zoll lang, abfallend. Der haarförmige, 4—6 Zoll lange Blüthen- schaft am Grunde der Scheinknollen ent- springend, gegen die Mitte zu mit 2—3 kleinen und einer sehr langen aufgeblase- nen Scheide bedeckt. — Aehre an der ge- krümmten Spitze des Blüthenschaftes hän- gend, 3/4 Zoll lang. Bracteen klein, pfrie- mig. Blüthen 1/,—!/ıo Zolllang, gedrängt, in dachziegelförmiger Stellung. Sepalen dunkelpurpur, am Grunde grün, zusammen- geneigt, unterhalb der Mitte verwachsen, mit langen abstehenden Borstenhaaren be- deckt, unweit der Spitze je ein 1/,—1/s Zoll langes purpurroth und weiss bandirtes fe- derartiges Anhängsel tragend, dem die Art auch ihren Namen verdankt (lemniscus, gefärbtes Band.) Petalen klein, linear-lan- zettlich, stumpf, von den Sepalen einge- schlossen, weiss mit purpur gestreift. Lippe breit eiförmig, convex, sehr stumpf, pur- purblau. — (Taf. 5961.) 4) Masdevallia ignea Rehb. fil. (Orchi- deae). Wurde bereits nach der Beschreib- ung in »Gardeners Chronicle« besprochen. S. Gartenflora 1872. p. 146. — (Taf. 5962.) 5) Stapelia sororia Masson. (Asclepia- deae) Mass. Stap. nov. p. 23. t. 39. — Jacg. Hort. Vind. t. 22. 36. 37. — Lodd. Bot. Cab. t. 94, Decaisne in DC. Prodr. VIII. p. 652. — Diese Art wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts von Francis Mas- son, einem Gärtner aus Kew entdeckt, wel- cher unter der Regierung Georg’s III. ent- sandt wurde, vom Vorgebirge der Guten Hoffnung lebende Pflanzen für den Garten inKew zu sammeln. In einem mit pracht- vollen Illustrationen ausgestatteten, dem Könige gewidmeten Werke beschrieb er mehr als 40 neue, grösstentheils von ihm selbst entdeckte Stapelien. Im Jahre 1811 341 eultivirte man in Kew 44 Arten. Stengel blassgrün, glatt, 6—10 Zoll hoch, mıt auf- rechten oder horizontalen, 1/;—2/3 Zoll im Durchmesser haltenden, an den Kanten zusammengepressten Zweigen, welche in Intervallen von 1/, — 2/3 Zoll mit nach in- nen gekrümmten Zähnen besetzt sind. Blüthenstielehen am Grunde der jungen Zweige zu zweien hervorkommend. Blu- men 3—41/, Zoll im Durchmesser. Kelch- lappen dreieckig-eiförmig, zugespitzt. Co- rolle an der Oberfläche und an den Rän- dern mit langen Haaren bedeckt, welche am Schlunde sehr dicht stehen. Lappen eiförmig zugespitzt, der Quere nach mit Runzeln bedeckt, dunkel-weinroth,am Grunde orangefarben. Schade, dass die interes- santen Blumen aller Stapelien einen so wi- derlichen Geruch haben. (Taf. 5963.) 6) Arisaema speciosum Mart. (Aroideae.) Mart. in Flora 1831. p. 458. — Schott Prodr,. syst. Aroid. p. 27. — Eine längst bekannte, aber erst neuerdings eingeführte knollige Aroidee aus dentemperirten Regio- nen des Himalaya. — Knollen von der Grösse einer Kartoffel; Blätter einzeln ; Blattstielam Grunde mit hellbraunen Scheiden bedeckt; blasserün mit braunen grossen Flecken. Blattfläche 3theilig, Blättchen gestielt, 6—8 Zoll lang, breit herzförmig oval, langgespitzt, stark genervt; dunkelgrün mit blutrother Spitze und Rande, unterseits blassgrün. — Blüthenschaft seitlich, 2—3 Zoll lang, blasser als der Blattstiel und dünner als derselbe. Scheide 5— 6 Zoll lang, der untere geschlossene Theil cylin- drisch, der obere, elliptisch-eiförmige Theil concav, mit einem zugespitzten, zurückge- schlagenen Ende, inwendig tief purpur, mit weissen Streifen, grünlich oder blass- purpur von aussen. Kolben cylindrisch, in eine kurze Spitze zusammengezogen, welche eine gedrehte und flexuose, faden- förmige, bis zu 20 Zoll lange Verlängerung besitzt und purpur gefärbt ist. Verlangt gleiche Cultur wie A. ringens und ver- wandte Arten. (Taf. 5964.) 7) Veronica parviflora Vahl. var, an- 342 gustifolia. (Scrophularineae.) Vahl. Symb. II. p. 4. — Benth. in D. C. Prodr.X. p. 460. Hook. fil. Fl. Nov. Zel. I. p. 192. — V. angustifolia- A. Rich. Fl. Nouv. Zel. p. 187. — V. stenophylla Steud. Nomencl. ed. II, — Ein hübscher neuseeländischer Blüthenstrauch. welcher wegen reichen Blühens verdient caltivirt zu werden. — Zweige dünn, aufrecht glatt, braunroth ebenso wie Blüthen und Blattstiele. Blät- ter 2—31/, Zoll lang, sitzend, abstehend und zurückgeschlagen, schmal-linear, spitz, sanzrandig, dunkelgrün, unterseits blass. Trauben gegenüberstehend, achselständig länger (oft doppelt so lang) als die Blätter, dicht und vielblumig. Blüthen blasslila, An- theren rothbraun. (Taf. 5965.) 8) Restrepia elegans Karst. (Orchideae.) Wurde schon früher in der Gartenflora besprochen. (S. dieselbe I. p. 335. IV. p. 301. — (Taf. 5966.) 9) Saxifraga Stracheyi Hook. fil. et Thoms. (Saxifragaceae) — H. fil. et Th. in Journ. Linn. Soc. Lond. 1857. p. 61.— S. eiliata Ldl. in Bot. Reg. 1343. t. 65. — Eine schon längere Zeit bekannte, schöne Steinbrech-Art, aus der Section „Bergenia‘ nahe verwandt und vielleicht nur Abart von S. ligulata. Sie wurde in Kew aus Samen erzogen, welche der General Stra- chey im Jahre 1851 in Kumaon sammelte. Sie kommt in den westlichen Theilen des Himalaya und Thibets in einer Höhe von 10—14,000 Fuss vor und wechselt je nach dem Standorte in Grösse. Die grossen Blu- men haben eine zarte rosa Färbung .Viel- leicht ist die Pflanze identisch mit 8. ei- lıata Royle. — (Taf. 5967.) 10) Dendrobium amethystoglossum Rehb. fil. (Orchideae.) Wurde unlängst bei Ge- legenheit der Beschreibung im Gardeners Chronicle besprochen. S. Gartenflora 1872 p. 147. (Taf. 5968.) 11) Pritillaria tulipifolia M. B. (Lilia- ceae.) M. B. Fl. taur.-cauc. I. p. 270. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Adams in Web. u. Mohr Beitr. p. 5l. — Theresia tulipifolia Klatt. in Otto Hamb. Gartenz. XVI. p. 439. (exel. syn.) — Eine in Georgien, Armenien und in Kleinasien heimische Art, mit graugrünem Stengel und Blättern. — Stengel 4—8 Zoll hoch, un- ten blattlos, oben mit 3—4 elliptischen 1, —21/, Zoll langen Blättern. Blumen einzeln, sehr verschieden in der Grösse, tulpenförmieg. Perianthalabschnitte fast gleich, länglich stumpf, rostig braun, pur- pur von innen, von aussen graublau mit purpurnem Rande. (Taf. 5969.) 12) Cypripedium longifolium Warsez. et Rchb. fil. (Orchideae.) — Warscz. et. Rchb. fil. in Bot. Zeit. 1852 p. 690. — Se- lenipedium longifolium Rchb. fil. Xenia Orch. I. p. 3. Beitr. Orch. Centr. Amer. p. 44. Gard. Chr. 1869. p. 1206. — Diese bei Weitem hervorragendste Art der Gatt- ung Cypripedium, die bis jetzt entdeckt wurde von Warscewicz auf den Cordilleren von Chiriqui, in Central- Amerika entdeckt und zwar in einer Höhe von 5—8000 Fuss, und ist ungefähr seit zehn Jahren in die europäischen Gärten eingeführt. Das der Abbildung zu Grunde liegende Exemplar wurde im Januar dieses Jahrs durch W. Bull in der Gartenbau-Gesellschaft zu Lon- don ausgestellt. Blätter zweizeilig, zurück- gebogen, 8—12 Zoll lang, bei einer Breite von 2/s—1 Zoll, schmal zungenförmig bis zu 2/3 ihrer Länge und von da an allmäh- lig zu einer langen Spitze verschmälert, gekielt, hellgrün, Schaft 2Fuss hoch, dick, dunkelpurpur, sparsam behaart, mit 2—4 Zoll langen lanzettförmigen, am Grunde kurzscheidigen, hellgrünen Bracteen be- deckt. Ovarium 3fächerig, dunkelpurpur. Blumen 7 Zoll von der Spitze der Petalen und 4 Zoll vom Ende des Rückensepalums bis zu denjenigen der Lippe. Sepalen blass gelblich-grün, schwach purpur gestreift; das hintere eiförmig-lanzettlich, stumpf; die seitlichen in ein ovales, stumpfes, unter- | halb der Lippe stehendes Blatt verbunden; kürzer als dieselbe. Petalen abstehend, sehr schmal lanzettlich, leicht gedreht, Kth. Enum. IV. p. 247. — F. caucasica | blassgrün mit weissem Rande und einem II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. rothen intramarginalen Bande. Lippe zwei Zoll lang, länglich grün mit mattem Pur- pur, innen behaart, am Ende abgerundet. (Taf. 5970.) 13) Grevillea rosmarimfolia A. Cunn. (Proteaceae.) — A. Cunn. in Field’s N. S. Wales, p. 328. — R. Br. Prodr. suppl. p. 20. — Meissn. in D. C. Prodr. XIV. p. 363. — Sweet. Fl. austr. t. 30. Lodd. Bot, Cab. t. 1479. — Benth. Fl. austr. V. p. 445. — G. riparia Sieb. in Roem. et Sch. syst. III. mant. p. 278. — Eine schöne, seit längerer Zeit in den Gärten bekannte, zur Abtheil- ung Ptychocarpa gehörende Art, von Cun- ringham im Jahre 1822 in Neusüdwallis entdeckt. Aufrechter, 5 — 6 Fuss hoher Strauch mit kurzen, wolligen Zweigen; Blätter dichtstehend,, fast zweizeilig, 1—2 Zoll lang, sehr schmal linear -lanzettlich, stachelspitzig, Ränder umgebogen. Ober- seite der Blätter dunkelgrün, Unterseite fast weiss. Blüthenträubchen kurz, end- ständig, fast kugelig, dichtblumig, 11/, Zoll lang. Blumen dunkelblutroth mit grünen Spitzen. Griffel doppelt so lang als die Blumenkrone, purpurroth. Wächst aus Stecklingen leichter als viele andere Pro- teaceen. (Taf. 5971.) 14) Asterostigma Luschnathianum Schott. (Aroideae), — Schott Syn. Aroid. I. p 126. — Prodr. Syst. Aroid. p. 340. — Arum Dracontium Vellozo Fl. Flum. IX. t. 103, — Eine brasilianische Aroidee, von welcher dem botanischen Garten in Kew Knollen durch Herrn D. Hanbury mitgetheilt wur- den, welcher Letztere dieselben von dem eifrigen Sammler Sennor Correa de Melho in Rio Janeiro erhalten hatte. Bei der Entwickelung zeigten sich zwei Varietäten, die eine mit mehr purpurfarbenen Flecken am Blatt und Blüthenstiel (var. porphyro- sticta), die andere mit grünen Flecken (var. chlorostieta). Knollen von der Grösse ei- ner leidlichen Kartoffel, flach, braun. Blatt 1—2 Fuss lang, dunkelgrün, im Umrisse breit eiförmig, fiederspaltig, die beiden un- teren Abschnitte abstehend, tief 3—5 lap- pig, die übrigen 4—6 Paare sitzend, weit auseinanderstehend , lanzettlich zugespitzt, 343 unregelmässig buchtig -lappig, oder auch ganzrandig. Blattstiel 6—12 Zoll lang, aufrecht, cylindrisch, weisslich, dicht mit bräunlich purpurnen oder dunkelgrünen Flecken und Strichen bedeckt. Blüthen- schaft ganz wie der Blattstiel. Scheide 2—4 Zoll lang, aufrecht ceylindrisch, spitz, oben mit einer kleinen Oeffnung; dunkel- grün mit Braun gesprenkelt von Aussen, genetzt von Innen. Kolben cylindrisch, obere Hälfte männlich, Staubbeutel schar- lach. (Taf. 5972.) 15) Olearia dentata Moench. (Compo- sitae.) — Moench Suppl. p. 254. Nees As- ter., p. 184. DC. Prodr. V. p. 271. — Benth. Fl. Austr. III. p. 472. Olearia rotundifolia DC. Prodr. V. p. 271. — Aster dentatus Andr. Bot. Rep. t. 61. — Aster tomento- sus Schrad. in Wendl. Sert. Hann. VIIL p. 24. — Aster ferrugineus Wendl. in Flora 1819. p. 676. — Diplopappus rotundifolius Less. in Linnaea VI. p. 116. — Ein grosser Strauch von der Ostküste Australiens, von Port Jackson, auf den blauen Bergen und Illa- warra südlich bis zur Twofold-Bay vorkom- mend. Zweige, Unterseite der Blätter und Blüthenstand dicht mit einem rostbraunen Wollüberzuge, aus rauhen gabeligen Haa- ren bestehend, überdeckt. Blätter gestielt, sehr verschieden gestaltet, 11/),—21/, Zoll lang elliptisch-eiförmig, oder herz-eiförmig, stumpf, stumpfbuchtig gekerbt; Blüthen- köpfehen 1—1!/, Zoll im Durchmesser, in endständigen, aufrechten Trugdolden. Zun- genblüthchen rosa. (Taf. 5973.) 16) Crotalaria Heyneana Grah. (Le- guminosae.) Grah. in Wall. Cat. 5414. Wight, Cat. 701. — Wight et Arn. Prodr. Fl. Pe- nins. Ind. or. I. p. 188, — Benth. in Hook. Lond. Journ. II. p. 560. — Dieser schöne und seltene Blüthenstrauch für’s Warmhaus wurde an der Westküste der Indischen Halbinsel zwischen Canara und Travancor von dem Botaniker und Missionair Heyne entdeckt; die Ehre der Einführung gebührt dem Major Beddome im Forst-Departement zu Madras angestellt, welcher 1865 Samen an den Garten in Kew sandte. Die daraus erzogenen Pflanzen blühten im März 1872 344 im Palmenhause dieses Etablissements, Strauch von 1—2 Fuss Höhe. Stamm dünn, schwach verästelt. Zweige fast eylindrisch, Spitzen und junge Blätter behaart. Blätter einblätterig, sehr kurz gestielt; 3—5 Zoll lang, elliptisch -lanzettlich, lang zugespitzt, oben glatt, unten sparsam behaart. Trau- ben achsel- und endständig, vielblumig, fast ‚aufrecht, Blumen 2/—1 Zoll im Durch- messer, weiss mit hellblau gestreift. (Taf. 5974. 17) Musa sanguinea J. D. Hook. (Mu- saceae.) — Diese herrliche neue, mit M. ornata Roxb. nahe verwandte Banane wurde im Jahre 1869 von G. Mann in Assam ent- deckt und blühte im Januar 1372 zuerst im Palmenhause des Königlichen Gartens zu Kew. — Stamm 3—4 Fuss hoch, von der Dicke eines starken Rohres. Blätter nicht an der Spitze zu einer Krone ver- einigt, gestielt, 2—21/, Fuss lang, länglich- linear oder lanzettlich, spitz, am Grunde herzförmig oder abgerundet, oberseits hell- grün, oben fast grau. Aehre 6 Zoll lang, aufrecht, vor Oeffnung schmal eiförmig. Spindel hellroth. Bracteen so lang als der Schopf, eiförmig-lanzettlich, spitz, bootför- mig, hellblutroth, zurückgeschlagen, abfal- lend. Untere Blumen alle hermaphrodit, beinahe 2 Zoll lang. Ovarium grün. Pe- rianthium orangegelb, dreikantig. Früchte 21/giZoll lang, blass gelblich-grün mit roth gescheckt 3—4 kantig, vielsamig. (Taf. 5975.) 18) Calochortus elegans Pursh. (Lilia- ceae) Pursh Fl. bor. am. I. p. 240. Hook. Fl. bor. am. II. p. 183. — Cyelobothria elegans Dougl. in Trans. Hort. Soc. VI. t. 9. — Ein niedliches Zwiebelgewächs, entdeckt von Lewis auf den Rocky-Moun- tains, später von Douglas im Jahre 1826 wiederholt gefunden und in England ein- geführt, wo es zuerst im Jahre 1856 im Garten der Hortieultural Society blühte. — Später ist die Pflanze wieder verloren ge- gangen, und erst neuerdings wieder durch Herrn M. Leichtlin in Carlsrube eingeführt worden. Zwiebel eiförmig, mit braunen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Scheiden bedeckt. Stengel 4-10 Zoll hoch einfach, hin- und hergebogen, beblättert. Blatt dick, 7—10 Zoll lang, 1/;—1% Zoll breit. oberhalb hellgrün und glänzend, un- terhalb grau. Blumen in Trugdolden zu 3—6 oder mehr. Aeussere Perianthalab- schnitte elliptisch -lanzettlich, zugespitzt, grün, innere kreisrund, genagelt, auf der Rückseite mit einem Höcker, vos innen dicht mit langen weissen Barthaaren be- setzt; am Grunde befindet sich ein kreis- runder purpurner Fleck, in geringer Ent- fernung von einer gleichfarbigen Zone um- geben. Staubfäden roth. Antheren blau. (Taf. 5976.) 19) Milla porrifolia Baker. (Liliaceae) Bak. in Journ. Linn. Soc. XI. p. 886. — Triteleia porrifolia Poepp. Fragm. p. 10. — Poepp. et Endl. Nov. gen. et sp. II. p.28. t. 139. — Kunth. Enum. pl. IV. p. 468. — Gay Fl. chil. VI. p. 118. — Diese von Poeppig in Chili entdeckte, später von Philippi auf den Cordilleren von Santiago wiedergefundene Art verdankt ebenfalls ihre Einführung dem unermüdlichen M. Leichtlin, von welchem sie die englischen Gärten erhielten. Zwiebel eiförmig, 1 Zoll lang, mit braunen Scheiden bedeckt. Blät- ter 5—7 Zoll lang, schmal-linear, 1/4—1/a Zoll breit, stumpf, hellgrün, fleischig. | Schaft von gleicher Länge wie die Blätter oder kürzer, 4—8 blumig. Blumen 1 Zoll lang; Krone glockenförmig mit 6 grünen, kieligen dünnen Rippen, welche in den Spitzen der Segmente endigen; weiss mit feinen violetten Strichen. (Taf. 5977.) 20) Pittosporum erassifolhum Banks et Sol. (Pittosporeae.) B. et S.ex A. Cunningh. in Ann. Nat. Hist. IV. (1840) p. 106. Putterl. Monogr. Pittosp. p. 12. — Hook. f. Fl. New Zeal. I. p. 23. — Wächst in den nördlichen Theilen von Neu-Seeland und befindet sich schon längere Zeit in den Gärten. Es ist ein Strauch oder klei- ner Baum von 4—10 Fuss Höhe, dicht und verästelt; Zweige aufrecht, Unterseite der Blätter sowie Blatt- und Blüthenstiele dicht mit einem weisslichen Wollüberzuge be- III. Notizen. deckt. Blätter I1/y—3 Zoll lang, schmal verkehrt eiförmig, oder verkehrt-lanzettlich, oberseits convex und hellgrün, Ränder um- gebogen. Blattstiel 1/4 — 3/4 Zoll lang. Blumen endständig, verschieden in Grösse und Stellung, oft einzeln, oft aber auch in kleinen Dolden stehend. Sepalen ellip- tisch, weiss, halb so lang als die Petalen; Letztere schmal linear -oblong, von der Mitte an zurückgebogen, dunkel purpur. (Taf. 5973.) 21) Grevillea pulchella Meissn. (Protea- ceae.) Meissn. in Plant. Preiss. I, p. 559. et in D. C. Prodr. XIV. p. 389. DBenth. Flor. austral. V. p. 484, Anadenia pul- chella R. Br. in Trans. Linn. Soc. X. p. 167. Prodr. p. 374. — Eine in West-Australien, in der Nähe des Schwanenflusses vorkom- mende, zur Abtheilung Conogyne gehörige niedliche und reichblühende Art, welche von vielen Sammlern gefunden wurde. Ein kleiner 2—3 Fuss hoher Strauch, mehr oder weniger sparsam behaart, die Haare oft drüsig. Zweige dünn, hin und hergebogen. Blätter 2—3 Zoll lang, sitzend, abstehend, steif, linear-länglich, fiederspaltig oder fast gefiedert; Fiederchen in 7 — 11 Paaren, keilförmig, oder länglich-quadratisch, an den Spitzen 2—5 lappig, Lappen dreieckig, stachelspitzig, mehr oder weniger behaart, rauh, Ränder umgebogen; oberhalb dunkel- grün, unten blasser. Trauben endständig, eylindrisch, stumpf, 11,—2 Zoll lang, kurz 345 gestielt. Spindel behaart, Blumen 1/3,—2 Zoll lang, gedrängt, weiss, glatt. (Taf. 5979,) 22) Oncıdium superbiens Rehb. fil. (Or- chideae.) Rchb, f. in Linnaea XXI. p. 843, — Lindl. Fol. Orch. Oneid. p. 5. — Von Funk und Schlim im Jahre 1847 in den Wäldern Venezuela’s und Neugranadas (bei Pamplona) und von Purdie (in Ocanna) in einer Höhe von 8—9000 Fuss gefunden, gehört diese Art zu den grossblumigen ihres Geschlechts. — Scheinknollen 3—4 Zoll lang, verlängert eiförmig oder eiförmig- lanzettlich, sehr gestreckt. Blätter 12—14 Zolllang, 11/,—11/, Zoll breit, linear, spitz, gekielt, lederartig, oberhalb dunkelgrün, unterseits blässer, der scheidige Theil 2—4 Zoll lang. Rispe 2—3 Fuss lang, ge- neigt, verästelt, 20—30 blumig. Blumen 21/g Zoll im längsten Durchmesser. Sepa- len geklaut, die Klaue ein Drittheil der Länge betragend, breit, aus herzförmigem Grunde, zugespitzt, an der Spitze gekrümmt, am Rande wellig; die beiden seitlichen weniger kraus, alle chocoladenbraun mit gelber Spitze. Petalen viel schmäler als die Sepalen, mit kürzeren breiteren Klauen mehr zurückgeschlagenem und gekräuseltem Rande, hellgelb mit chocoladenbraunen Querstreifen am Grunde. Lippe nicht halb so gross, als die Petalen, geöhrt, kurz- klauig. (Taf. 5980.) m JH HG IM. 1) Schwindel im Pflanzenhan- del. In Petersburg zeigte sich dies Jahr wieder eins jener betrügerischen Schwindel- geschäfte, unter der Firma „Christoph et Comp. de Paris.“ Die Kaiserliche Gartenbaugesellschaft beauftragte eine Com- mission, dieses Geschäft zu besuchen und Bericht darüber zu geben. Der Bericht dieser Commission ist in allen Russischen Notizen. Zeitungen veröffentlicht worden und lautete folgendermassen : „In dem betreffenden Magazine sieht man zum Verkaufe Zwiebelgewächse, Fruchtbäume und Fruchtsträucher , Zier- sträucher und Samen ausgestellt. Zu den Zwiebelgewächsen und Fruchtpflanzen sind Abbildungen gegeben. Da sieht man denn wunderbare Sachen, durch welche der 346 Pflanzenfreund, derden Versicherungen der Verkäufer traut, zum Ankauf von Pflanzen verlockt wird, deren sorgfältige Cultur ganz andere Resultate geben wird, als man erwartete. Da sind grosse Zwiebeln von Sceilla maritima, einem Zwiebelgewächs, das an den Ufern des Mittelländischen Meeres wild wächst und als offieinell im Süden Frankreichs und in Algerien massenhaft gesammelt wird, unter dem Namen von »Scilla deMexique« zum Verkaufe aus- gestellt. Eine Abbildung, auf der die Zwiebel treu dargestellt ist, trägt einen Blüthenschaft mit mächtiger Dolde präch- tiger blauer und rother Blumen. Für den Preis von 5—7 Rubel erhält man eine starke Zwiebel, welche bei sorgsamer Pflege nur schwierig zur Blüthe/gelangt und dann eine Traube kleiner grünlich weisser Blu- men entwickelt. Das Gleiche gilt von den meisten andern bildlich dargestellten Blumen, so sieht man eine »Amaryllis longifolia«, jede mit gros- sen ganz der Einbildung entsprungenen Blumen, mit rother Röhre und blauem, gelbem oder weissem Saum. Als »Gen- tiana oculis de l’Himalaya« ist eine wun- derbare Prachtpflanze mit blauen und rothen Blumen dargestellt, rein der Einbildung entnommen und für 5 Rubel kauft man eine Wurzel, die vielleicht, wenn sie sich entwickelt, die Gentiana lutea mit gelben Blumen darstellt, von der der Verkäufer allerdings mit Recht sagt, dass solche auch bei uns in Petersburg noch den Winter überdauere. Dann werden Wurzelbündel von je 6 Stück vom Asphodill (Asphodelus luteus und A. albus) ausgeboten, welche im Süden Europa’s häufig wild wachsen und den Dahlien ähnliche knollige Wurzeln besitzen. Ein solches Bündel von 6 Exemplaren kauft man für 3 Rubel und erhält nach Versicherung des Verkäufers dafür 6 Va- rietäten, welche bildlich dargestellt, d. h. die Wurzel auf der Abbildung ist ächt, und daraus erhebt sich ein Stengel mit 3 gros- sen fingirten Blumen in Weiss, Rosa, Blau ete., — während die Wurzeln, welche Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. man kauft, eine Traube kleiner, gelber oder weisser Blumen tragen werden. Verlassen wir die Zwiebelsewächse und wenden wir uns zu den Ziersträuchern, so werden da baumartige Paeonien (Paeonia Moutan) verkauft, unter denen sich auch eine Form mit ‘gelben gefüllten Blumen befinden soll, welche in Wahrheit nicht existirt, Ebenso wird eine Syrene als »Lilas jaune« verkauft, welche mit grossen gelben Blüthensträussen dargestellt ist. Das Non plus ultra ist aber ein als »Hydrangea punctata« dargestellter Strauch mit 3 lap- pigen Blättern und grossen kugelrunden achselständigen Blüthenköpfen (zu denen als Muster die Blüthenköpfe von Astrapaea Wallichii gedient haben) mit blauen, rothen und gelben Blumen, und dafür kauft man für schweres Geld ein blattloses Exemplar einer gewöhnlichen Hortensia. Von Fruchtbäumen und Fruchtsträuchern sind theils Abbildungen, theils von Aepfeln und Birnen Exemplare von den grössten Früchten ausgestellt, welche bei Anwendung besonderer Cultur, wo die ganze Kraft des Zwergbaumes oder Spalieres auf die Aus- bildung weniger Früchte gelenkt wird, im glücklichen Klima von Frankreich erzeugt | werden können. Für 1—2 Rubel kauft nun der Liebhaber beliebige Exemplare und der Verkäufer versichert die Identität mit den bildlich dargestellten oder in Exem- plaren ausgestellten Sorten. Rein Erdachtes findet sich aber auch in der bildlichen Darstellung der Frucht- pflanzen. Da ist z. B. eine »Cerise & grappes« bildlich dargestellt. Das sind die Zweige eines schmalblätterigen »Prunus Padus«, in dessen Blattachseln dichte kopf- förmige, faustgrosse Trauben grosser rother Kirschen stehen. Die Cerise Napoleon ist mit so grossen Kirschfrüchten dargestellt, dass nur 4 Stück aufs Pfund gehen. Als »Groseillier & grappes« sind Johannisbeeren mit rothen Früchten dargestellt, die be- deutend grösser als unsere Kirschen, — unter »Groseillier de Maroc« sind grosse Englische Stachelbeeren in bunten Farben dargestellt. Als Maronnier de Maroc« sehen wir einen Strauch mit dem Blatt III. Notizen, und den Blumen der Carolinea princeps und grossen fast kopfförmigen Früchten, — der Käufer erhält aber die gewöhnliche Kastanie. Ebenso der Einbildung entnom- men sind die Darstellungen von »Fram- boisier de Maroc, Noyer & grappes« und manches andere. Von Pensees und andern Sommerblumen, ebenso von Gemüsesamen etc. werden Sa- men verkauft Ein auf einem strauchigen Zweig mit langen Blättern dargestelltes Bouquet von mannigfach bunt gezeichneten Blumen, welche denen der Pensees ähneln, sollen den Käufer vergewissern, dass er hier zu bedeutend höhern Preisen auch nur Ausgezeichnetes erhält. Aehnliche Firmen sogenannter Pariser Gärtner haben schon wiederholt Europa durchzogen und eine solche hatte auch vor mehreren Jahren in der Grossen Mors- kaja ihren Verkaufsladen zeitweis in St. Petersburg aufgeschlagen und hatte später auch in andern Städten Russlands ihre Waaren feilgeboten. In Deutschland durchzogen ver unge- gefähr 2 Jahrzehnten Händler mit ähn- lichen Abbildungen viele Städte. Dass aber jetzt dieser Unfug immer noch nicht aufgehört hat, gibt den sichern Beweis, dass es immer noch Viele gibt, die sich bethören lassen. (r). 2) Dr. Saccardo gibt (Bull. botan. ital. Luglio 1872) ein Verzeichniss der im botanischen Garten zu Padua wildwachsen- den Pflanzen, worunter sich viele über- seeische Arten vorfinden, die daher als vollständig akklimatisirt zu betrachten sind, wie Clematis orientalis L., Gypsophila scorzonerifolia Ser. aus dem Caucasus, Ar- gemone mexicana L. aus Mexico, Pteris serrulata L. aus China, Abutilon Avicennae Gärt., Heliophytum indicum de Cand. aus Indien, Anemone japonica Sieb., Paulownia imperialis Sieb. et Zucc., Brussonetia papy- rifera Vent., Ophiopogon japonicus Curt u. m. 2. u. m. a, (S—r.) 3) Hr. O., Beccari hatte von seinen früheren Reisen von Borneo unter anderen 347 vielen höchst werthvollen Pflanzen auch eine Rubiacee mitgebracht, welche ihrer Form nach von besonderem Interesse ist. Diese, eine Myrmecodia, Myrm. tuberosa Jack. oder Myrm. armata Cand., wächst auf Bäumen, an welchen sie mittelst Wur- zeln festsitzt, die aus der Basis einer knollenförmigen Verdickung des unteren Theiles der Pflanze ausgehen, ohne jedoch dass die Wurzeln ihre Nahrung den Zwei- gen des betreffenden Baumes entziehen. Dieser Knollen wird hervorgebracht durch den Biss einer Ameise; die Zellenstructur entwickelt sich derart wie die Eichengal- len durch den Stich an Cynips. Je mehr sich die Knollen vergrössert (bis zu 30—40 Cm.) desto mehr miniren die Amei- sen in dessen innern Gallerien in allen Richtungen und bilden sich zu einer zahl- reichen Colonie, die ohne diese Pflanze nicht bestehen könnte, so wie auch die Pflanze ohne diese Thiere nicht fortleben könnte. Beccari bemerkt, dass die Knol- len von Hydrophytum formicarum auch von Ameisen bewohnt werden, so auch, dass ein Clerodendron in seinen Internodien eine Anzahl von Ameisen beherberge, und er vermuthet, dass die Wurzeln einiger Melastomaceen eben solche Fälle aufwei- sen. Prof. Caruel, welcher von dieser Pflanze Beschreibung und Abbildung gibt (Giorn. botan. ital. Luglio 1872) erwähnt, dass selbe von Rumpf zuerst beschrieben worden sei und dass dieser der Meinung war, dass der Knollen derselben ein Amei- senhaufen sei, aus welchem die Pflanze herauswachse und in Folge dessen er sie auch ‚„nidus germinans‘‘ benannte. — Diese Myrmecodia wurde von Bececari zu Sa- rawak auf Borneo im Jahre 1867 gesam- melt, sie kommt aber auch auf Malacca, Jawa, Cap York im südlichen Australien vor. (S—r.) 4) Einigen botanischen Gärten in Italien steht (nach dem Bull. bot. ital.) manch unliebsame Veränderung bevor — der in Florenz einst berühmte Orto dei simplici verliert immer mehr seinen wis- senschaftlichen Charakter, er wird immer 348 mehr zu einem öffentliche: Garten ‚„ver- _ sehönert“; — der botanische Garten in Pisa steht in Gefahr verkleinert zu werden in Folge von Strassen-Erweiterungen; — die botanischen Gärten in Verona und Ve- nedig sind gänzlich aufgelassen, der letz- tere ist noch in Händen des Vorstandes Hrn. Ruchinger’s und ist in einen Han- delsgarten umgewandelt. (S-—r.) 5) Centranthus macrosiphon, in den Gärten wegen seines schönen Rosa- bouquets bekannt, wird von Charton (Rev. hort. 1872. p. 254) als Salat anem- pfohlen, welcher anfangs wohl etwas bit- teren Geschmacks erscheint, dieser aber sich baldigst verliert und dann auch vielen anderen Salatarten vorgezogen wird, um ‘ so mehr da er auch sehr gesund ist. Im Monat Juli wird der Samen an Ort und Stelle gesäet, um die Pflanzen zur Ver- wendung von September an bis zur Frost- zeit zu erhalten ; die Blätter werden benützt, nicht wenn sie noch jung sind, sondern schon fleischig; auch die jungen Stengel sind gut. (S—1) 6) Morchel-Cultur. L. Geslin zu Bourg-la-Reine gibt (Rev. hort. 1372. p. 242) Andeutung über die Anlage einer Morchel- Cultur, um das Bedürfniss dieser so ge- schmackvollen , in der Natur so karg vor- kommenden Schwammart reichlich zu decken. Das Beet hiezu besteht aus 1!/, getrocknetem Pferdemist , 2/; reichlich mit Cloakendünger gemengter Erde, Y, faulen Holz und !/, von jener Erde, in welcher ursprünglich die Morcheln entnommen. Auf dieses Beet wurden Stückchen von Mor- cheln ausgestreut und im darauffolgenden Jahre erhielt Geslin auf 3,5 Quadr.-Met. über 13 Kilog. Morcheln u. z. von April bis Hälfte Juli. — Die Schwämme lieben weder Luft noch Licht, aber viele Feuch- tigkeit. (S—r.) 7) Blumenmärkte. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in welchen aber wohl selten sich etwas für höheres Interesse Werthvolles vorfindet da steht Paris als Beispiel vor — da findet sich wohl immer etwas Neues. Noblet macht (Rev. hort. 1872. p. 145) den Vor- schlag monatlich ein Verzeichniss der zu Markt gebrachten blühenden Pflanzen zu veröffentlichen, um hiedurch auch die aus- ser Paris wohnenden Blumenfreunde in die Lage zu bringen, sich den Bedarf anzu- kaufen. In den ersten zwei Monaten 1872 wurden unter vielen anderen Pflanzen, schöne Suiten von Erica .am Markt ge- bracht, die E. monadelpha mit purpur- rothen Blüthen, E. campanulata mit car- minrothen Blüthen, E. regerminans mit weissen blasslila, wohlriechenden Blumen, die prachtvolle E. syndriana mit röhren- förmigen rosa viola, an der Spitze weissen Blüthen, dieselbe von E. vernix oder resi- nosa mit erbsengrossen, orangenrothen, schellenförmigen Blüthen mit einer Art klebrigen Firniss bedeckt etc. etc. 8) Unfruchtbarkeit der Limonen. In Bezug auf die Unfruchtbarkeit einiger Limonenbäume, die sich in einigen Pflan- zungen in den Umgebungen von Palermo zeigt, gibt Professor Inzenga (Ann. di agric. sieil. Luglio 1872) eine Beschrei- bung der Blüthe derselben Bäume. Die sonst symmetrisch getheilten fünf Blumen- blätter finden sich vervielfacht, unregel- mässig, verschiedenförmig, gekrümmt; an den Spitzen einiger derselben sind Rudi- mente von Antheren sichtbar, unter letz- teren finden sich kürzere, dünnere Staub- gefässe unordentlich zerstreut; der Frucht- knoten zeigt sich als ein sphaerischer, zu- sammengedrückter, runzeligter oder vertical gefurchter Körper; der Griffel rudimentar; die Narbe gänzlich fehlend. Eine Doppel-Blüthe der Limonien wurde wohl schon beobachtet, wie z. B. im Werke | von Risso: „Histoire naturelle des Oran- Solche sind | für Blumenfreunde immer von grossem In- teresse — aber nicht überall finden sich solche — nur hie und da einige Gewölbe, gers. Paris 1818.“ Citrus limonium duplex erwähnt wird (p. 161) mit ovalförmigen, runzeligen, grünlichgelben Früchten, mit dicker Schale, mit wenigem Safte und ohne Samen. II. Bei dieser Gelegenheit wollen wir er- wähnen, dass der Harzfluss der Limonien- Bäume in diesen letzten Monaten wieder reichlich aufgetreten; — Professor In- zenga empfiehlt Lockerung des Bodens und Entfernung des Unkrautes, dann Be- schränkung der Bewässerung und Düngung. In den Umgebungen von Siracusa wur- den in letzterer Zeit an bewässerungs- fähigen Localitäten viele Limonien und Pomeranzen-Pflanzungen angelegt; diese bringen grösseren Gewinn als manch andere Cultur. (S—r.) 9) Das Königl. Institut der Wis- senschaften in Mailand hat für das Jahr 1873 folgende zwei Preisfragen aus- geschrieben: 1. Welche Handelsgewächse, Gespinnst- Farbe- u. a. Pflanzen können in Italien ohne Störung des gegenwärtigen Acker- baues cultivirt werden ? 2. Welchen Einfluss haben die ver- schiedenfarbigen Lichtstrahlen auf die Ve- getation der Pflanzen (und auf die Ernähr- ung der Thiere) ? 10) Düngung. Dass der menschliche Urin von grossem Werthe als Dungmittel in den Gemüsegärten ist, ist allbekannt — aber doch findet dessen Verwendung sehr selten Statt, obschon die Städte reichliches Material liefern könnten. Da finden wir in mehreren Städten Italiens, namentlich Verona, Brescia, Mailand u. a, Unterneh- mungen zur Verwerthung des Urins und sind zu diesem Behufe die Pissoirs eigens dazu eingerichtet. 11) Früchte und Blüthen zu- gleich. Die bis zum 20, Septbr. an- dauernd schöne Witterung hat allenthalben einen zweiten Frühling hervorgerufen, so dass in mehreren Gärten verschiedene Bäume und Gesträuche neue Blätter ent- wickeln und in Blüthe stehen. Ein gewiss seltenes und sehr interessantes Bild dieser aussergewöhnlichen Vegetation in der Mitte des September bietet jedoch jedem Natur- freunde der Anblick eines Pflaumenbaumes, Notizen. 349 welcher sich in dem Garten des ersten Hauses auf der rechten Seite der Rodauner Strasse im Orte Mauer nächst Hietzing be- findet. Dieser Baum mit fast durchaus neuen Blättern trägt noch Früchte und prangt zugleich schönsten Blüthen- schmucke. Zahlreiche Passanten, welche verflossenen Donnerstag, von der herrlichen Witterung angelockt, den freundlichen Ort Mauer besuchten, verweilten vor dem ge- nannten Garten und sprachen laut ihre Verwunderung über diese seltene Natur- erscheinung aus. im 12) Weinbau uud Kellerwirth- schaft. Das Ackerbauministerium hat auf Anregung des Centralausschusses der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien zur Hebung des Weinbaues und Erzielung einer rationellen Kellerwirthschaft eine Subvention von 1000 fl. bewilligt. Diese Subvention soll in der Weise verwendet werden, dass je 500 fl. für den einen und anderen Zweck entfallen. Da als die vor- züglichsten Bedingungen eines entsprechen- den Weinbaues die zweckdienliche Be- pflanzung und die Auswahl der dem Boden und dem Klima entsprechenden Rebsorten erkannt werden müssen, so hat der Cen- tralausschuss fünf Prämien zu je 100 fl. für jene weinbautreibenden Grundbesitzer bestimmt, die entweder ein Viertel Wein- garten in der Ebene oder ein Achtel Wein- garten in einer Hügellage bei Anwendung des Rigolens und Auspflanzung einer, höch- stens zweier Rebsorten anlegen. Benütz- ung imprägnirter Rebpfähle oder des Pfahl- eisens, eventuell die Anwendung von Draht- rahmen, werden bei Verleihung der Prä- mien besondere Berücksichtigung finden. Diese Arbeiten müssen noch im laufenden Jahre wenigsteas bis zur Hälfte vollendet sein. Die für die Erzielung einer ratio- nellen Kellerwirthschaft bestimmte Sub- vention von 500 fl. hat die Bestimmung, vor Allem eine grössere Anzahl Thermo- meter, Mostwaagen und Säure - Bestimm- ungs-Apparate, Kellergeräthe, wenn thun- lich auch einen vereinigten Weinerwärm- ungs- und Fässerausdämpf-Apparat an die 350 Bezirksvereine zu vertheilen, oder aber zur Anschaffung solcher grösseren Apparate in entsprechender Höhe beizutragen. Das Ministerium hat an letztere Subvention die Bedingung geknüpft, dass die Vertheil- ung von Apparaten nur an Weingärtner- genossenschaften erfolgen darf. 13) Landwirthschaftlicher Un- terricht. Die Conferenz von Fachmän- nern für den mittleren und höheren land- wirthschaftlichen Unterricht in Wien wurde am 18,, 19, und 20. d. M. unter dem Vor- sitze des Herrn Ackerbauministers abge- halten. An derselben nahmen von Seite des Ackerbauministeriums noch Herr Sec- tionsrath Dr. Lorenz und Herr Professor Reitlechner Theil. Von den höheren land- wirthschaftlichen Lehranstalten waren zwölf Vertreter, Directoren und hervorragende Professoren, erschienen. Ausser diesen waren auch einige Männer der Praxis ein- geladen, die der Conferenz insbesondere ihre Erfahrungen über die Qualification der in den praktischen Dienst getretenen Zöglinge mittheilten und daran einige Be- sprechungen knüpften, welche die prak- tische Vorbereitung und die anzustrebende Befähigung derselben, soweit dies Aufgabe der Fachschule sein kann, zum Gegenstande hatten. Als Grundlage für die Debatten hatte das Ministerium zwölf Fragen vor- gelegt. Im Allgemeinen einigte sich die Con- ferenz oder sprach sich mit grosser Ma- jorität dahin aus, dass die von der Un- terrealschule oder dem Untergymnasium mitgebrachte formale und reale Bildung der Zöglinge zum Verständniss der Fach- wissenschaften wohl zureiche, allein im Interesse einer sicheren, allgemeinen und staatsbürgerlichen Befähigung die Fort- setzung und Ergänzung derselben mit Be- rücksichtigung des Lehrzieles und mit Einfluss des Studiums der deutschen und einer zweiten Cultursprache hauptsächlich im ersten Jahrgange der künftig aus drei Jahrescursen bestehenden Fachschule ge- boten sei. Im zweiten Jahrgange sollen die speciellen Fachwissenschaften und im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dritten endlich die die Landwirthschaft als Ganzes behandelnden Fächer mit volkswirthschaftlicher Begründung nebst der Lehre von einigen Nebengewerben zum Vortrage kommen. Weniger übereinstim- mend waren die Ansichten über das Lehr- ziel, über die bei den Schülern anzustre- bende praktische Befähigung und über die Nothwendigkeit einer Instituts-Wirth- schaft als Lehrmittel zur Einführung und Einübung für den praktischen Dienst. Ein Theil der Conferenzmitglieder wollte durch vorwiegend theoretischen Unterricht und auf streng wissenschaftlicher Lehrmethode die allgemeine Befähigung erzielen, ein anderer Theil neigte sich der Ansicht zu, dass bei dem Mangel an geeigneten Lehr- wirthschaften den Studirenden der Wirth- schaftsbetrieb während der Studienzeit vor den Augen zu halten sei. Darin einigte man sich, dass ein chemisches, technologisches und physiologisches La- boratorium, ein botanischer und pomolo- gischer Garten, sowie ausgedehnte Ver- suchsfelder zu den unentbehrlichen Lehr- mitteln zählen. In der Wahl der Lehr- methode neigte man sich der sokratisch- katechetischen zu, wo sie eben zulässig; sonst sei der freie Vortrag, dann die An- stellung von Versuchen, Demonstrationen und Excursionen empfehlenswerth. Fer- ner entschied man sich für die Einführ- ung von Maturitätsprüfungen und gab dem Wunsche Ausdruck, dass auf Grund derselben die Aufnahme als ordentlicher Hörer an der Hochschule für Bodeneultur zulässig werde. Einmüthig gab die Con- ferenz der Ueberzeugung Ausdruck, däss keine höhere Leistung als 12 bis 14 Lehr- stunden in der Woche von dem Lehrer zu verlangen sei, wenn ihm nicht die zum Unterrichte nöthige geistige Frische ab- handen kommen sollte. Zugleich wurde ausgesprochen, dass jeder landwirthschaft- lichen Lehranstalt, die sich einmal be- währt und consolidirt habe, die Pensions- sicherheit ihrer Lehrer nöthig sei, wenn sie sich lebensfähig erhalten soll. Die Conferenz, welche der Herr Ackerbau- minister zur Erkenntniss des gegenwär- IV. Personalnotizen und Neuestes. tigen Zustandes des höheren und mitt- leren landwirthschaftlichen Unterrichts- wesens anordnete, bot des Anregenden und Verwendbaren für die Organisirung und Entwicklung der landwirthschaftlichen Lehranstalten so Vieles, dass man sich schliesslich einigte, dem Ackerbaumini- sterium die volle Anerkennung auszu- drücken, dass es durch diese Conferenz, IV. Personalnotiz 1) Im verflossenen Jahre (9. August | 1871) starb Peter Savi, Professor der Botanik an der Universität zu Pisa. Von seinem Nachfolger Prof. Th. Caruel fin- | den wir (Bull. botan. ital.) eine Skizze über die wissenschaftliche Thätigkeit des- selben. Seine erste Arbeit über die Re- productionsorgane der Salvinia natans lenkte schon die Aufmerksamkeit der Bo- taniker auf sich; darauf folgten seine Be- obachtungen über die Bewegungen der Blätter von Schinus molle im Wasser, — dann über die mikroskopische Structur der Strobili einiger Coniferen, — über Clandestina rectiflora, — über einige mi- kroskopische und oberflächliche Organe der Pflanzen, namentlich der Chrysanthemen; Savi entdeckte in Toscana die Iris cha- maeiris Bert., die Santhra blentinensis (später als Hypericum quinquenervium Walt.; Hyp. mutilum L. aus Nord- america erkannt), die Fimbristylis Cioniana (die eine Varietät der Fimb. hi- spidula aus Africa sein soll, Origa- num intermedium, Biophytum sensiti- vum u. m. a. Auch eine fossile Pflanze — Uranophyllites spathulata hat Savi beschrieben, so wie auch mehrere Beiträge zur Kenntniss der Flora von Toscana ge- liefert. Im verflossenen Jahre (28, März 1871) 351 in der zum ersten Male die Fachmänner des landwirthschaftlichen Unterrichtes in Oesterreich ihre Meinungen und Erfahr- ungen in unmittelbarem Verkehr austau- schen konnten, der gedeihlichen Entwick- lung des höheren und mittleren landwirth- schaftlichen Unterrichts in Oesterreich mächtigen Vorschub geleistet habe. | en und Neuestes starb auch Dr. Joh. Gianini*) im Alter von 78 Jahren in seinem Geburtsorte Toreglio (Lucca). Er war in früheren Jahren practicirender Arzt zu Tunis (bis 1823) und lebte dann immerfort seiner Lieblings- Wissenschaft der Botanik; er erforschte die am Apennin von Lucca vor- kommenden Pflanzen nnd veröffentlichte auch ein Verzeichniss derselben. — Sein namhaftes Herbarium aus der Flora von Lucca u. a. Orten Italiens mit 3600 Spe- cies,, und ein zweites mit 1200 Species wird nun von der Familie zum Kauf an- geboten um den Preis von 500 Frances — ein gewiss sehr billiger Preis, um so mehr da im Allgemeinen wohl sehr selten Pflan- zen aus Italien den Botanikern zu Gebote stehen. Im heurigen Jahre (1. Juli 1872) ist der Director des technischen Institutes zu Casale Monferrato, Ferdinand Ros- sellini in einem Alter von 55 Jahren gestorben — auch dieser hatte sich mit allem Eifer der Botanik gewidmet. 2) Der Garten-Inspector Herr Franz Baumann in Jena verschied in seinem 80, Lebensjahre nach kurzewu Kranken- lager am 22. October. Ein Nekrolog folgt in dem nächsten Hefte. (x) *) Sulla vita del Dr. G. Giannini botanico Lucchese di C. Ricchi. Lucca 1872, 352 3) Professor Eichler in Graz hat einen Ruf als Professor der Botanik in Kiel erhalten und angenommen. (&) 4) Der Herr Park-Inspector Petzold in Muskau ist in Anerkennung seiner wich- tigen Verdienste um Erhaltung und Er- weiterung des berühmten von Fürst Pück- ler angelegten Parkes zu Muskau zum Park- und Garten-Director Sr. Kö- niglichen Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande, welchem Muskau be- kanntlich gehört, ernannt worden. (r) 5) Am 3. September starb zu Kopen- hagen im Alter von 56 Jahren Dr. phil. Anders Sandoe Oersted, Professor der Botanik an der Universität Kopen- hagen. | 6) M. Baraquin, berühmt durch die vielen schönen brasilianischen Pflanzen, die er für das Etablissement Ambr. Ver- schaffelt früher einführte, am meisten be- kannt durch die schönen bunten Caladien, die später Bleu in Paris zu seinen Hybri- dationen benutzte, wurde auf seinem Wohnsitze in der Provinz Para von einem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Schenkwirthe, seinem Nachbarn, in der Mitte seiner Familie meuchlings ermordet. 7) In Grazeley Lodge bei Reading (England) starb im Alter von 76 Jahren der berühmte Reisende in Indien, Dr. Wight, Verfasser der Icones plantarum Indiae orientalis, des Prodromus florae peninsulae orientalis, der Illustrations of botany; Spieilegium nilgherricum etc., einer der ausgezeichnetsten Kenner der ostindischen Flora. 8) Carl Sartorius, bekannt durch seine Sammlungen von Pflanzen, die er nach Europa sandte, starb auf seiner Ha- cienda bei Huatusco in Mexico. Viele unsrer berühmtesten Pflanzensammler, wie Hartweg, Liebmann, Linden u. A. hatten auf ihren Reisen in seinem Hause stets eine gastliche Aufnahme gefunden. 9) Im August starb zu Paris der Aide- naturaliste im Museum, M. Arthur Gris, im Alter von 42 Jahren. Er war durch seine histologischen Arbeiten, sowie durch seine Bearbeitung neu-caledonischer Pflän- zen bekannt. (End. nach Ill. hort.) l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Arum spectabile Schott. (Siehe Taf. 742.) Aroideae. Die Aronswurz, welche wir dies- | pfeilförmige Blätter und eine zuge- mal abbilden, wächst auf dem Gilici- schen Taurus (Kleinasien) und wurde dort von Kotschy entdeckt. Dieselbe gehört zu den knolligen Arten, welche im freien Lande noch aushalten, wenn solche in Wald- oder Humuserde auf schattige Localität gepflanzt, und im Winter mit Laub bedeckt werden. Zu- nächst verwandt ist diese Art mit Arum Dioscoridis Sibth. und Arum syriacum Blume. Schoit unterschied von diesen beiden Arten das Arum spectabile im Jahre 1857 pag. 175 der Oesterreichi- schen Botanischen Zeitschrift und las- sen wir untenstehend die dort publi- eirte Diagnose folgen*). Speerförmig- *) Arum spectabile Schott. — Folii lamina late-hastata-sagittata, lobis postieis rectis 1. divergentibus, apice obtu- sato cuspidulato-apiculata; dorso pallidior; petiolus ad basin usque viridis, Spatha extus inferne viridis, reliqua parte ex pur- pureo-virens; lamina ovato-oblonga, acumi- nata, ad apicem flavo-virentem fere uspue tineta, inferne ex toto atropurpurea, su- perne in disco maculis magnis, saepe con- AI, 1872. spitzte Blüthenscheide, welche aussen am Grunde grün und weiler oben grün- lich-purpur, innen dagegen dunkelpur- pur und nach dem Rande zu aber mehr gelbgrün und mit purpur Flecken ge- zeichnet, (E. R.) fluentibus, marginem |, exitum versus mi- nutis, quoque atropurpureis distinctis no- tata; tubus intus virens. Spadix spatha paulo brevior. Ovaria ex viridi-Havicantia l. virentia, apice atropurpurea, stigmate albido coronata. Organa neutra inferiora et superiora conformia, e basi bulbosa in- crassata in subulam breviorem 1. longiorem terminata, sub bi-tri-cycla, ex albido et ru- bicundo tincta; priora antheris et ovariis contingua‘, posteriora ab antheris per spa- tium rubentem breve remota. Antherae ru- bro-purpureae. Pollen favum; rubedine con- spersum. Appendix breviter -stipitata (1/4 clavae), stipite eylindroideo, laevi, nitidulo, pallide - purpurascente; clava subsensim in- crassata, conoidea, obtusa crassiuscula, nigro-purpurea, scabridula, opaca, stipite plus 4-plo longior. — Scof. Oestr. Wochen- schr. 1857 pag. 175. — Schott. Ar. prodr. pag. 76, — Arum Dioscoridis Schott, syn. 23 b) Pentstemon Gordoni Hook. $. glandulosus Hook. (Siehe Taf. 743.) Scrophularineae. P.GordoniHook., elatus, viridis; foliis radicalibus oblongo - spathulatis, petiolatis; caulinis lato-lanceolatis, ses- silibus, subamplexicaulibus, integerrimis ; pedunculis plurifloris, axillaribus, pani- culam spicatam foliosam formantibus; sepalis parvis, ovalis, apiculatis, imbri- catis, margine membranaceis; corollae pallide caeruleae tubo superne ampliato, limbi bilabiati lobis inaequalibus; an- theris filamentoque sterili hirsutis. — Hook. Bot. Mag. tab. 4319. ß. gladulosus; foliis caulinis li- neari-lanceolatis; pedicellis caly- cibusque glandulosis; corollae cae- ruleae labio inferiore venis pur- pureis picto; sepalis ovato -lan- ceolatis. Der hiesige Garten erhielt die Sa- men der hübschen Abart von P. Gor- doni, welche wir beistehend abbilden, von Roezl, welche derselbe in der Sierra Nevada Californiens sammelte. Schmalere Blätter, dunkler blau ge- färbte und auf der Unterlippe wie im Schlunde mit purpurnen Venen ge- schmückte Blumen, sowie auch mit Drüsen besetzte Kelche und Blüthen- stielchen unterscheiden unsere Pflanze von der, welche Hooker abbildet. Da Hooker ferner die Kelchblätter klein, oval und mit aufgesetztem Spitzchen beschreibt, während die unserer Pflanze oval-lanzettlich und nach der Spitze zu allmälig abnehmen, so glaubten wir erst eine neue Art vor uns zu haben. Da aber die Form der Kelchblättchen auf der cilirten Abbildung ganz so wie bei unserer Pflanze, so zweifeln wir nicht, dass unsere Pflanze nur als eine hübsche Abart von Hooker’s „P. Gor- doni‘ zu betrachten ist. Unsere Abbildung, welche, wie un- sern Lesern bekannt, den beireffenden Arten niemals schmeichelt, zeigt zur Genüge, dass P. Gordoni, ß. glan- dulosus zu den schönsten Formen der Gattung Pentstemon zu zählen ist, Dasselbe trägt auf den aufrechten un- gefähr 2 Fuss hohen Stengeln die trau- benförmige Rispe der schönen grossen blauen Blumen und wird unter den blaublühenden Arten, wohl nur von dem in Cultur jetzt ausserordentlich selten gewordenen Pentst. speciosus übertroffen. Nach dem Fundort zu schliessen, dürfte P. Gordoni und die von uns ab- gebildete Abart in Deutschland auf son- nigem Standorte noch zu den gut aus- dauernden Stauden gehören. Wir cul- tivirten dasselbe bis jetzt noch im Topfe, hoffen, dass es aber auch unsere Winter auf geschütztem Standorte über- dauern werde. Vermehrung durch Sa- men und durch Stecklinge der Wurzel- triebe, welche nach dem Abblühen er- scheinen. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 355 ec) Angraecum sesquipedale Aub. du Pet. Th, (Siehe Täfel 744.) Orchideae. A. sesquipedale Aub. du Pet. Thou- ars hist. des Orch, Afr. p. 800 tab. 66. 67. — Lind. in Gard. Chron. 1857 p. 253 cum xyl. — Warner Select. Orch. tab. 31. — Bot. Mag. tab. 5113. — Van Houtte Fl. des serr. tab. 1413—1414. Die schönste der Orchideen Mada- gascar’s ist das beistehend nach einer Photographie bedeutend verkleinert dar- gestellte A. sesquipedale, welches von uns schon wiederholt erwähnt wurde- Die Pflanze besitzt den Wuchs einer Aerides und trägt 2—4blumige achsel- ständige Blüthentrauben weisser Blu- men, von denen jede einzelne Blume 18—20 C. im Durchmesser hält und in einen bis 1!/, Fuss langen Sporn aus- geht. Cultur in der wärmsten Abtheil- ung des Orchideenhauses. Das Exemplar, nach welchem unsere Photographie gemacht wurde, befindet sich in des Sammlung des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen unter der einsichtigen Pflege des Hofgärtners Herrn Kirchhoff, der uns hoffentlich bald einmal einen kurzen Bericht über den ausgezeichneten Erfolg seiner Or- chideenculturen gibt. Nach dem Ur- theil des Hrn. Prof. H. G. Reichenbach fil. ist dieses Exemplar das beste Cul- turexemplar auf dem Continente. Im Petersburger Botanischen Garten blühete diese Orchidee im verflossenen December. Cultur in der wärmsten Ab- theilung des Orchideenhauses, gemein- sam mit den Vanda- und Aeridesarten. (E. R.) d) Ravenala madagascariensis Adans. Die mit Strelitzia nahe verwandte Gattung Ravenala ist in Madagascar heimisch und bildet dort gleich Stre- litzia augusta und Nicolai hohe Bäume, auf deren Spitze die Krone der mäch- tigen lang gestielten zweizeiligen Blät- ter sich befindet, wie das unsere üben- stehende Abbildung zeigt *). Diese *, Wir danken diesen Holzschnitt Hrn. Haage und Schmidt in Erfurt, in deren Etablissement diese Pflanze in hunderten schöner junger Exemplare cultivirt wird. | Pflanze gehört für die Einwohner Ma- dagascar’s zu den nützlichsten. Mit den mächtigen Blättern decken und bauen sie ihre Hütten. Aus den Sa- men ziehen sie einen vielgebrauchten mehlartigen Stofl. Die Ravenala ist eine schöne Deco- rationspflanze von grossem Effect für unsere Warmhäuser. Ob dieselbe in Culiur schon zur Blüthe gekommen ist, das ist uns unbekannt. Ravenala madagascariensis. 2) Ueber die Schädigung unserer cultivirten Bäume und Sträucher dureh Einfluss des Frostes im Laufe der letzten 10 Jahre und den Einfluss des Frostes auf die Pfianzen überhaupt. Wenn man die Gärten in den ver- schiedenen Theilen Europa’s in den letzten Jahren gesehen, wenn man den Klageruf in Garten- und Pomologi- schen-Journalen über die enormen Ver- luste in Folge der schädlichen Folgen der Winter vernommen hat, — dann ‚allerdings muss man zugeben, dass die letzten 10 Jahre in den Pflanzungen von Holzgewächsen und Obstbäumen in einer Art und Weise aufgeräumt haben, wie man dies von früheren Jahrzehnten sich nicht erinnern kann. Wer, wie der Referent, im Laufe von 40 Jahren sich unter sehr ver- schiedenen klimatischen Verhältnissen und Einflüssen mit dem Gartenbau und zwar mit specieller Liebhaberei mit der sogenannten Akklimatisation oder Ein- führung von für specielle klimatische Verhältnisse geeigneten Holzgewächsen und Obstbäumen beschäftigt hat, der darf mit einem gewissen Selbstvertrauen in seine Erfahrungen zurückgreifen und einestheils den mancherlei oft lächer- lichen Ideen über „Akklimatisirung von Pflanzen“ entgegentreten, wie das auch schon wiederholt in diesen Blättern ge- schehen ist, während anderentheils zu- gegeben werden muss, dass das letzte Jahrzehnt ganz ausnahmsweise grosse Verluste unter den cultivirten Holzge- T, Originalabhandlungen. wächsen durch Einfluss der Winter zur Folge halte. In Thüringen schätzte man früher den Zwetschenbaum für einen unter Einfluss der kältesten Winter noch har- ten Baum, der alle Jahre seine Früchte in reicher Menge trug. Längs der Chausseen und Wege, in ganzen Be- ständen auf den Bauerngütern und in Obstgärten fand man denselben ange- pflanzt und die Bereitung des Zweischen- musses fand in solcher bedeutender Quantität statt, der Preis desselben war ein so geringer, dass wenigstens die Kinder dem Genuss desselben, (wie al- len Nahrungsmitteln die zu häufig gebo- ten werden) aus dem Wege gingen. Wer hätte es denken sollen, dass Jahre kommen würden, wo die grossen Anpflanzungen dieses nützlichen Baumes in Thüringen grossentheils dem Froste zum Opfer fallen würden, wie dies in den letzten Jahren geschehen ist? Sind es ausserordentlich tiefe Tem- peraturen der letzten Winter, die sol- ches veranlasst haben, ist die nächste Frage? Tief waren die Temperaturen, lange stand das Thermomeier allerdings zwischen — 20 bis — 26° R. in eini- gen der letzten Winter, — aber das sind keine Temperaturen, welche in frühern Jahren nicht ebenfalls stattge- funden hätten. Im Winter 1829 auf 1830 stand das Thermometer in Thü- ringen so lange zwischen — 200 bis 26° R., dass ich, der ich damals noch die Schule besuchte, mich wohl erin- nere, dass wie das erste Mal die Tem- peratur wieder auf — 15° R. sank, mir die Temperatur so milde vorkam, als wollte es Thauwetter geben, sowie, dass wir in unserm Garten zur Zeit der stärksten Kältegrade, selbst vom Froste getödtete Krähen fanden. Nach dem Winter von 29 auf 30 357 traten aber jene empfindlichen Verlustes wie wir sie jetzt zu beklagen haben, nicht ein, obgleich damals in Thüringen Zwet- schen in vielleicht noch grösserem Maass- stabe, als gegenwärlig gebauet wurden. Wir könnten ähnliche Betrachtungen in Bezug auf Aepfel, Birnen, Kirschen etc. für Deutschland anstellen, wir wol- len aber nur einige Beispiele aus dem kältern Nordosten Europa’s geben, wel- che parallel mit jenem Beispiel in Thü- ringen laufen. Als ich vor nun mehr als 17 Jahren die schöne Schweiz verliess, um mei- nen fernern Wohnsitz in Petersburg aufzuschlagen, da überraschte mich hier nicht blos der üppige schöne Baum- wuchs, wie Linden, Eichen, Ahorne, Pappeln, Birken, die kaum minder gross und mächtig, als in dem mildern Westen Europa’s; — sondern besonders auch das Vorhandensein von Obstgärten, in denen zahlreiche Aepfelbäume standen, deren Alter leicht auf 40 — 60 Jahre berechnet werden konnte und die fast jährlich reichlich trugen. In Zarsko&- Selo, in Peterhof standen von Aepfel- bäumen freistehende gut gezogene Spa- liere, welche ungefähr 12—14 Fuss hoch sein mochten und eine von unten bis oben dichte grüne Wand bildeten, das beste Zeugniss, dass hier der Frost eine ganze Reihe von Jahren keinen er- heblichen Schaden angerichtet hatte. Jetzt sind in Folge der Winter des letzten Decenniums die alien Apflel- bäume und Apfelspaliere bis auf we- nige krüppelhafte Reste einzelner Bäu- me, nicht blos in den Gärten um Pe- tersburg, sondern von Petersburg bis südlich von Moskau grossentheils abgelroren, — ja manche der in unsern Waldungen um Petersburg noch heimi- schen Bäume, wie die Esche (Fraxinus excelsior), die Ulme (Ulmus campestris ie Gartenflora De und U, effusa), ferner der im mittlern Russland häufige Bergahorn (Acer pla- tanoides), erfroren in unsern Gärten und auch als Alleebäume theils ganz, theils bis in das älteste Holz zurück. Ich könnte eine Masse von andern Beispielen aufführen, aber ich glaube einige solche wenige zeigen genugsam klar, dass auch hier im Nordosten Eu- ropa’s ähnliche Einflüsse sich geltend gemacht haben, wie im Westen Euro- pa’s. Fragen wir aber, ob hier in Russland die Winter in den letzten 10 Jahren kälter gewesen, als in früheren Jahrzehnten, — dann wird uns von allen denen, die da aus früherer Zeit Bescheid wissen, gegentheils versichert, dass früher die Winter noch beständi- ger und eher kälter gewesen seien, als im letzten Jahrzehnt. Es ist eine bekannte Thatsache, für die freilich bis jetzt weder die anato- mische Erforschung der Elementaror- gane, noch die Chemie einen Aufschluss hat geben können, — dass jeder spe- ciellen Pflanzenart in Bezug aul Ertrag- ung von Wärme und Kälte gewisse Gränzen gesetzt sind. Diese Gränzen existiren in Bezug auf das Minimum von Wärme, bei der für gewisse Arten von Pflanzen die Vegetation beginnt, sie exisliren in Bezug auf das höchste Maass von Wärme, welche solche er- tragen können, indem beim Eintreten vom Maximum, wie vom Minimum die Vegetation aufhört, wie das zuerst von Sachs nachgewiesen worden ist. Diese Gränzen existiren aber auch in Bezug auf die Kälte, welche eine Pflanzenart ertragen kann, ohne von derselben ge- tödtet zu werden. Bekannt ist es in dieser Beziehung, dass ein grosser Unterschied stattfindet, je nach dem Stadium der Vegetalion, in der sich eine Pflanze befindet. a ET ET a a I men mn u - In dieser letztern Beziehung ist eine alte Erfahrung, dass je höher die Energie der Vegetation gesteigert, desto empfindlicher ist die Pflanze, nament- lich in ihren jungen vollsaftigen Thei- len für die Einwirkung des Frostes, — und umgekehrt je vollständiger die Ruheperiode, in der sich die Pflanze befindet, desto höher sind die Frostgrade, welche eine besiimmte Pflanzenart er- tragen kann. Welche bedeutende Unterschiede je nach der Pflanzenart und deren zu ihrem vollständigen Begriff gehörigen Eigen- schaften, und zwar in der gleichen Periode der Vegetation stattfindet, das zeigen schon Pflanzen, die Bewohner der gleichen Zone sind, wie z. B. Al- sine media, Viola tricolor, die meisten unserer harten Stauden, die mitten in voller Vegetation starr gefrieren kön- nen, um beim Aufthauen sofort unge- stört weiter zu vegeliren, während der junge Trieb der Eichen und vieler an- derer unserer Laub- und Fruchtbäume, — ja selbst der junge Trieb, der das kalte Sibirien bewohnenden Pichte (Abies sibirica Ledb.), im Frühjahre bei leich- tem Froste getödtet und geschwärzt wird. Je nach dem Vaterland zeigen von unsern gewöhnlichsten Culturge- wächsen, wie z.B. Hafer, Gerste, Rog- gen gegenüber dem Mais, dem Sorg- hum, den die Erbse und Kohlarten ge- genüber der Bohne, den Kürbisarlen und Gurken etc. ähnliche Unterschiede. Aber auch im vollkommenen Ruhe- zustande findet je nach den verschie- denen Pflanzenarten ein: ähnlicher be- deutender Unterschied stati, und dazu liefern die verschiedenen Holzgewächse unserer Gärten den besten Beweis und zwar darunter unter einander sehr nahe verwandte Arten, Während z.B. die Stieleiche (Quer- \ 9 Bi 25 cus pedunculata), der Bergahorn (Acer Pseudoplalanus), die grosse Mehrzahl der Weiden (Salix) in Petersburg noch voll- kommen hart, — erfriert die Winter- eiche (Quercus Robur.), der Spitzahorn (Acer platanoides) und die babylonische Trauerweide bei uns jährlich. Die Buche hält hier ebenfalls nicht mehr aus und manche andere in mildern Kli- . maten baumartig wachsende Pflanzen bleiben hei uns straucharlig, weil alle ihre über die schützende Schneedecke hervorragenden Theile jährlich abfrieren, so z. B. Acer campesire, Quercus pu- bescens etc. In dem mildern Klima Deutschlands schienen sich so manche schöne Holz- gewächse akklimatisiren zu wollen, so Sequoia Wellingtonia, die Formen der Biota orientalis und viele andere neuer- dings eingeführte Coniferen. Die letz- teren Winter mit tieferen Temperatur- graden haben diese Illusionen zerstört, — und wenn im südlichen England ein- mal ein Winter einfällt, der wie statt gemeiniglich nur — 5 bis —SO R., Tem- peraturen von — 100 bis — 15° R. zeigt, dann hören wir die Klagen, wie ganze Anpflanzungen von Cedrus Deo- dara und anderer immergrüner starker Bäume, die man für ganz akklimatisirt erachtete, solchen niedrigern Tempera- turen zum Opfer fielen. Bei den eingangs gegebenen Bei- spielen von dem Zwetschenbaum in Deutschland und dem Apfelbaum in Russ- land, da wurde aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass die Winterkälte der Winter des letzten Decenniums nicht niedriger gewesen sei, als dies auch in frühern Zeiten vorgekommen, — oder mit andern Worten, dass die Tempera- tur nicht unter das Minimum herabge- fallen, welches der Zweischen- und I. Originalabhandlungen. 359 Apfelbaum im Zustand voller Ruhe er- tragen kann. Hiermit kommen wir auf den für die Ausdauer von Holzgewächsen wichtigen Punkt, wo durch rationelle Culiur ailer- dings ein bedeutender Einfluss auf die Ausdauer vieler Holzgewächse erzielt werden kann. Negativ geht schon aus dem bis jelzt Gesagten hervor, dass wir die ei- nen Verluste, welche Deutschlands Gär- ten in den letzten Wintern erlitten ha- ben, so die der neuerdings eingelühr- ten und hart geglaubten Coniferen, ein- fach auf Rechnung der niedrigern Tem- peraturgrade der leizien Winter setzen, — denn es waren das Pflanzen, die erst in neuerer Zeit importirt und ver- suchsweise angepflanzt wurden und zum ersten Male solchen niedrigen Tempera- iuren ausgeseizt waren, — dass wir aber andererseils die Verluste und Schädigungen in Folge der letzten Win- ier, soweit solche so alte Culturpflan- zen wie den Zweischenbaum in Thü- ringen, — den Apfelbaum, die Ulmen, den Ahorn und die Esche in Peiersburg betreffen, ausser den niedrigen Tem- peraturgraden der letzien Winter, in noch andern Ursachen suchen. Wir haben schon wiederholt ange- deutet, dass Physiologie und Anatomie der Gewächse bis jelzt keine Erklär- ung in Bezug auf die schädliche Ein- wirkung des Frostes geben können. Unsere tüchtigsten Physiologen sprechen sich dahin aus, dass das Gefrieren des wässerigen Inhalts der Zelle die näch- ste Ursache der schädlichen Wirkung des Frostes sei, und dass deshalb die Wirkung des Fiosies um so schädlicher, je wasserreicher das Planzengewebe sei. Der Tod der Zelle oder des Pflanzen- gewebes erfolge dadurch, dass beim Aufthauen das gelrorene Wasser sich a I A ag er Gartenflora Deutschlands nicht wieder in gleicher Weise wie vorm Gefrieren mit dem Plasma des Zellinhalts vereinigen könne. Stellen wir nun neben diese Erklär- ung einige bekannte Thatsachen, wie, dass es Pflanzen gibt, wie Alsine media, Viola tricolor und andere, welche im vollen Zustande der Vegetation, also mit vollsafligem Gewebe, durch und durch gefrieren können und beim Auf- thauen ohne Schaden gelitten zu haben, sofort weiter vegeliren, — so ergibt sich daraus, dass das Gefrieren des wässeri- gen Inhaltes bei den einen Pflanzen den Tod des Gewebes zur Folge hat, bei anderen nicht. Eine andere bekannte Thatsache ist die, dass manche dem Erfrieren unter- worfene Pflanze, wenn sie z. B. wie unsere Dahlien in Folge von Früh- oder Spätfrösten in ihren vollsaftigen krautigen Theilen steif gefroren ist, beim schnellen Aufthauen unterm Ein- fluss der Morgensonne sich schnell schwärzt und abstirbt, — während da wo man durch Ueberspritzen und Be- schalten den Frost ganz allmälig aus- zieht, das Kraut und Blumen nicht ge- schädigt werden. Aehnlich verhalten sich sogar im Ruhezustand befindliche Bäume und Sträucher, welche auf wei- tere Entfernung versendet werden. Kommen derartige Sendungen bei star- kem Frostwetter ganz durchfroren an; und packt man sie noch im gefrorenen Zustande an einem warmen Orte aus, dann leiden derartige Pflanzen in Folge des schnellen Aufthauens sehr, oder ster- ben auch ganz ab, — während, wenn man vorm Auspacken den Packen nebst inliesenden Pflanzen an einem kühlen Ort im Laufe von einigen Tagen all- mälig auflhauen lässt, die betreffenden Pflanzen nicht geschädigt werden. Nehmen wir dazu als 3. Beispiel EINTRATT ie FT RALF Ge ag. r y DR J be [2 HR RR ‚ Russlands und der Schwe die Stieleiche, welche im Ruhezustand eine Kälte von — 330R. in Petersburg erträgt, ohne zu erfrieren, deren junge vollsaftige Triebe im Frühjahr. von leichten Nachfrösten geschwärzt werden, während auf deren ausgebildete Blätter im Herbst ein Frühfrost nicht tödtend wirkt, oder ferner das noch auffallen- dere Beispiel der Pichta (Abies sibi- rica), die in Sibirien ohne Schaden an Blättern und Holz zu leiden im Ruhe- zustande des Winters in Sibirien noch bedeutendere Minima erträgt, und deren junge Triebe bei — 1 bis 2° R. im Frühjahr getödtet werden, — so stellen wir darnach für die Einwirkung des Frostes auf die Gewächse folgende Sätze auf: 1) Die specielle Eigenschaft der Pflanzenart, überhaupt keine Kälte, — oder Kälte in höherem oder geringerem Grade ertragen zu können, hat die geo- graphische Verbreitung der Pflanzenart in unserer Schöpfungsepoche bedingt. Von den Pflanzenarten, welche aus- schliesslich die warme Zone bewohnen, ist nur der Same im Zustand der vollen Ruhe gegen Frost unempfindlich — die entwickelte Pflanze aber wird in allen Lebensperioden vom Einfluss des Frostes getödtet. 2) Die Pflanzen der gemässigten und kalten gemässigten Zonengebiete verhalten sich je nach den speciellen Eigenschaften, welche als unabänder- liches Gesetz zum Begriff der Art ge- hören, sehr verschieden gegen den Frost und zwar treten da die folgenden Un- terschiede auf. a) Die einen Pflanzenarten sind in allen Vegetationsperioden gegen die Einwirkung des Frostes unempfindlich. b) Die anderen Pflanzenarten zeigen je nach den verschiedenen Vegetations- er — —— _— —— En 2 Ä \ ausae Yuelali da I, Orginalabhandlungen. perioden, sich mehr oder weniger em- pfindlich gegen den Frost. c) Diese letzteren werden vom Froste um so mehr geschädigt, je hö- her potenzirt deren Vegetationspro- cess und je vollsafliger also deren Gewebe. Um so weniger empfindlich verhalten sie sich gegen die Einwirkung des Frostes, je vollkommener deren winterliche Ruheperiode eingetreten und je weniger also deren vegetative Zellen Saft enthalten und je grösser dagegen in deren Innern die Anzahl und Menge der abgelagerten Reserve- nahrungsstoffe. d) Die ausdauernden perennirenden Pflanzen und Holzgewächse ertragen demgemäss im Zustande der vollständi- gen Winterruhe die verhältnissmässig höchsten Kältegrade, ohne Schaden zu leiden. Je nach den Eigenschaften der speciellen Art ist das Temperatur- minimum, welches solche im Ruhezu- stande ohne Schädigung zu erleiden ertragen können, ein verschiedenes. Wird dieses Temperaturminimum für gewisse Arten in ausnahmsweise stren- gen Wintern überschritten, dann fallen derartige Pflanzen ganz oder theilweise der Kälte als Opfer. Kenntniss des Temperaturminimums oder der höch- sten Kältegrade, welchen gewisse Pflan- zenarten in ihrem Vaterlande unterwor- fen sind, ist also die erste und wich- tigste Bedingung bei Akklimatisations- Versuchen. 3) Ist die Winterruhe nicht voll- ständig eingelreten, so fällt die Pflanze um so geringeren Frosigraden zum Opfer, je weniger der jährliche Vege- tationsprocess noch abgeschlossen und je höher in Folge dessen das Leben in den Blättern und Holzschichten noch potenzirt ist, — oder mit andern Wor- ten, je mehr diese Organe noch Saft 361 enthalten, — oder endlich je mehr schon der Lebensprocess für das fol- gende Jahr von Neuem begonnen hat. — Pflanzen eiwas wärmerer Klimate werden also besonders im Herbst und Winter, — Pflanzen etwas kälterer Klimate besonders im Frühjahre von dem Einfluss der Kälte leiden, 4) Aus obigen, nun erwiesenen Thatsachen entnommenen, Sätzen geht hervor, dass die Einwirkung des Frostes auf die Pflanzen, je nach den Eigen- schaften der Art und je nach dem Zu- stande der Vegetation, auch eine durch- aus verschiedene. Stellen wir die Gegensätze neben einander, so tödtet der Frost die einen Pflanzen in keinem Vegetationszustande, — die andern in allen Vegetationszu- ständen. Bei den zwischen beiden Extremen sich bewegenden Pflanzenarten schadet der Frost je mehr, um so volisafliger das Gewebe und um so schneller nach dem Gefrieren das Aufthauen erfolgt. Der Frost tödtet also die Gewebstheile nicht durch das Gefrieren des Wassers des Zelleninhaltes allein — denn dann müsste durch das Gefrieren des voll- saftigen Gewebes bei allen Pflanzen gleichmässig der Tod erfolgen, — son- dern es leitet das Gefrieren des wäs- serigen Inhaltes der Zellen bei einem Theil der Pflanzenarten eine weder durch das Mikroskop, noch durch die Chemie nachzuweisende Veränderung des Zell- inhalts ein, die um so sicherer den Tod der Zelle und der Gewebstheile zur Folge hat, je schneller auf das Gefrieren das Aufthauen erfolgt. Die obigen ganz allgemein gehal- tenen Sätze, sind so sehr der Erlahr- ung entnommen dass sie kaum von irgend einer Seite anzugreifen sind. 362 Gehen wir aber näher auf das speciel- lere Gebiet der verschiedenartigen Ein- wirkung des Frostes bei der gleichen Pflanzenart über, so werden wir noch so manches Erläuternde hinzusetzen müssen, wo das unter Nr. 2, 3, 4 Ge- ‚sagte nicht verändert, wohl aber noch mehr ausgebaut und uns zugleich so mancher Wink für die Praxis gegeben wird, — oder mit andern Worten er- läutert wird, in wie. weit die Cultur zur Einbürgerung mancher Pflanzenar- ten beitragen kann. Wir haben im Vorhergehenden wie- derholt vom vollkommenen Ruhezu- stand unserer ausdauernden und Holz- gewächse gesprochen. Vollkommen ist dieser Ruhezustand eben nur in der Bedeutung, dass die betreffende Pflanzenart ihre Vegeta- tionsperiode vom Frühjahr bis zum Herbst vollkommen beendigt hat, bevor die Winterkälte eintritt, denn auch den ganzen Winter hindurch führt die blatt- lose Pflanze ihr eigenthümliches Still- leben, indem sich Nahrungsstoffe ab- lagern, Knospen vorbilden u. s. f., wo- durch der neue kräftige Trieb im Früh- jahre vorbereitet wird. Der vollkom- menste Ruhezustand, der in der Pflan- zenwelt vorkommt, ist der der Keim- | pflanze im Samen. Findet zwar auch selbst im Samen ein unbemerkbares Stillleben statt, so ist dieses doch, so lange der Samen lufttrocken aulbewahrt wird, so unbedeutend, dass selbst die Samen der tropischen Pflanzen von der Kälte nur dann leiden, wenn ihr Em- bryo schon durch Aufnahme von Feuch- iigkeit und Wärme zur neuen Thätig- keit, d. h. zur Vorbereitung zum Kei- men, angeregt wurde. Im Pflanzenkör- per ist während der Winterruhe die Thätigkeit in seinem Innern schon eine weit bedeutendere, und deshalb kann PL Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. _ auch die vollkommen ruhende Pflanze, wenn die Kältegrade unter das Minimum, das solche ertragen kann, fällt, erfrie- ren. Der Frost tödtet eben durch voll- kommene Unterbrechung des Lebenspro- cesses und Veränderung des Zellinhal- tes beim Aufthauen. Nehmen wir als specielles Beispiel zur weitern Besprechung eins der be- kanntesten Holzgewächse, den Apfel- baum. Wir haben oben gezeigt, dass trotz dem die Temperaturminima, die derselbe ertragen kann, in den Win- tern des letzten Decenniums in Peters- burg nicht überschritten wurden, den- noch die meisten alten und jungen Bäume in den Gärten von Petersburg bis Moskau den Wintern zum Opfer fielen. Was können also die Gründe gewesen sein, welche das Absterben durch die Kälte veranlasst haben? Aus dem Obengesagten geht genugsam hervor, dass unserer Ansicht nach, da als sie vom Frost getödtet wurden, die Winterruhe keine vollkommene war. In dieser Beziehung sind zweiFälle zuunterscheiden, die wieder sehr verschiedene Ur- sachen haben können, sie wur- den nämlich entweder A) von der Winterkälte überfallen, ehe sie ihre Vegelalionsperiode vollkommen vollendet hatten, — oder sie wurden B) zu neuer Thätigkeit im Laufe des Win- ters angeregt und litten erst gegen das Frühjahr hin. A) Wenn der Apfelbaum seine Ve- getalionsperiode beendigt hat, dann verlieren dessen Jahrestriebe vor Ein- tritt der stärkern Fröste alles Laub, auch die jüngsten Zweige erhalten eine bräunliche Farbe und da, wo die Blät- ter sassen, sowie auch auf der Spitze des jungen Zweiges, haben sich gut I. Originalabhandlungen, ausgebildete Knospen entwickelt. In der Gartensprache nennt man das, der Apfelbaum hat dieses Jahr reifes Holz gebildet und wird in Folge dessen gut überwintern. Ist im Gegentheil die Vegetations- periode nicht vollkommen beendet oder das Holz der jüngsten Triebe nicht reif, dann halten die letzteren noch die Blät- ter, die Rinde derselben ist noch grün oder mit einem weissen Haarfilz be- kleidet (der bei dem reifen Holz ab- fällt), die Achselknospen sind nicht ausgebildet und anstatt, dass sich auf ‘der Spilze des jungen Zweiges eine ausgebildete Terminalknospe befindet, ist die äusserste Zweigspitze noch im Triebe. Mit dem Mikroskop betrachtet, sind Zellen der jungen Holzschicht des rei- fen jüngsten Zweiges wasserärmer, reicher an Stärkmehl und die Rinde ist mit einer Schicht von luftführenden Korkzellen umkleidet *), während die noch unreifen Zweige wasserreicheren und an Stärkemehl ärmeren Inhalt der Zellen der jungen Holzschicht besitzen und die den Zweig umkleidende Kork- schicht noch fehlt. Wenn nun der Apfelbaum mit sol- chem nicht reifen Holz in den Winter überiritt, dann weiss jeder Gärtner vor- aus, dass wenn auch ein milder Win- ter folgt, doch mindestens das junge Holz, soweit es nicht reif geworden ist, sicher erfrieren muss. Schlimmer ist es aber, dass der Baum überhaupt seinen jährlichen Lebenscyclus noch nicht beendet hat, mit überhaupt voll- saftigerer junger Holzschicht und mit lebhafterer Lebensthätigkeit als bei voll- *) Letzteren Unterschied hob Hr. Ba- talin in der Sitzung des K. R. Garten- bauvereins am 11./23. Nov. hervor. 363 kommenem Ruhezustande, in den Win- ter hinübertritt und deshalb auch in seinen anscheinend reifen Holztheilen mehr leidet, Kältespalten und Risse be- kommt und selbst Kältegraden, welche weit über dem Minimum stehen, als er ertragen kann, zum Opfer fällt *). Die vorzüglichste Ursache, welche die nicht vollkommene Holzreife be- dingt, nämlich die Witterung der vor- ausgegangenen Vegelationsperiode, als überhaupt kalter und nasser Sommer, oder trockener Vorsommer und nasser und kalter Nachsommer und Herbst, den kann die Cultur nicht entfernen, sie kann aber doch mancherlei ihun, um die Holzreife zu befördern. Solcher Maassnahmen sind die folgenden; a) Man pflanze in kalten Klimaten nur solche Sorten, die eine kürzere Vegetationsperiode besitzen **), also vorzugsweise die sogenannten frühen Sorten, — oder doch wenigstens nicht die aus bedeutend wärmern Gegenden stammenden Sorten von viel längerer Vegetationsperiode. Zur Cultur im Klima Petersburgs haben sich daher bis jetzt fast ausschliesslich nur Sorten, die in Russland entstanden und erzogen wurden, bewährt. Von den in Deutsch- land cultivirten nur wenige, so der Rothe Sommer -Calville, Munthes Ro- senapple, Cludius früher Schloiterapfel. Wir haben unsere Versuche in dieser *) Fraxinus, Acer, Ulmen, die wir ein- gangs nannten, haben aus gleichen Ursachen gelitten oder sind sogar er- froren, während es doch heimische Holz- gewächse sind. *"), Wir sprechen hier allerdings vom Apfelbaum in Petersburg. Das ist aber auch anwendbar, theils auf die kältern, höher liegenden Lagen Deutschlands, so- wie auf andere zartere Obstarten in mil- dern Lagen Deutschlands. 2, 864 Beziehung in sehr grossem Maasstabe gemacht. All die bessern Aepfelsorten Deutschlands, Schweden’s und Norwe- gen’s, Englands und Nordamerikas wur- den von uns bezogen und an 1200 verschiedene Sorten angebaut. Das Ergebniss dieser Versuche ist zwar durch die verderblichen Witterungsver- hälinisse des letzten Jahrzehnts, unter deren Einfluss auch unsere russischen Sorten stark litten, bis jetzt ein noch nicht ganz reines, aber doch können wir jetzt schon schliessen, dass unsere russischen Sorten von allen die härte- sten, und dass diese daher auch in den kalten Gegenden Deutschlands die vollste Beachtung verdienen, um so mehr, als manche unserer Russischen Sorten jetzt schon zu den besten Aepfelsorten von den deutschen Pomologen gezählt wer- den, so Aport (Kaiser Alexander), der freilich aus dem Süden Russlands stammt und in Petersburg leicht leidet, der Belui Nalif (Porsarts Belui Nalivia) der Astrachaner. Wir haben aber Russi- sche Aepfelsorten, welche jene noch übertreffen. b) Man sorge für gute Ableitung des Wassers (Drainirung). Jeder im Untergrunde nasse und nicht entwäs- serte Boden ist natürlich kälter als entwässerter. Dass in einem wärmern Boden die jährliche Vegetationsperiode früher sich vollendet, als in einem käl- tern, ist die natürliche Folge. Wir ha- ben es wohl nur der vollkommenen Entwässerung des Bodens unserer Baumschulen zu danken, dass dieselben in den ungünstigen vorausgegangenen Jahren weniger litten, als selbst kli- malisch günstiger situirte Baumschulen. Es gilt das nicht blos für Obstbäume, sondern überhaupt für alle in bestimm- ten Klimaten zarteren Holzgewächse. c) Kurzer Schnitt bedingt stets im Verhältniss zur Entwickelung kom- menden Triebe. Er bedingt es aber auch, dass die Triebe des zweiten Trie- bes viel länger fort vegeliren, als an nur mässig geschnittenen Bäumen, wel- che kürzere aber früher reifende Holz- triebe bilden. Wir haben daher den kurzen Schnitt nach französischer Me- ihode, der wohl für das milde Klima jenes gesegneten Landes passt, schon längst aufgeben müssen und sind der Ansicht, dass auch für Deutschland der- selbe nicht passt. d) Ganz ähnlich wie zu kurzer Schnitt wirken aus gleichen Ursachen starke Schädigung der Bäume durch Schneebruch, durch Stürme, und beson- ders auch starkes Zurückfrieren bis in das alte Holz. Daher kommt es, dass einmal vom Froste geschädigte Bäume gemeiniglich den folgenden Wintern zum Opfer fallen. Zu B. Auch in den Fällen, wenn der Apfelbaum durch im Laufe des Winters neu geweckte Lebensthäligkeit Kältegraden, die nicht das Minimum, das er ertragen kann, erreichen, zum Opfer fällt, sind es vorzugsweise Wit- terungsverhältnisse, die das veranlas- sen, wie ein unbesländiger Winter in dem häufig Thauwetter und Kälte mit einander wechseln, ferner gegen das Frühjahr hin, wenn die Sonne schon stärkere Einwirkung zeigt, helle ruhige und verhältnissmässig warme Tages- witterung, durch die das Leben der der Sonne zugekehrten Augen und Ge- websschichten geweckt wird und dar- auf folgende tief unter dem Gefrierpunkt stehende Nachtlemperatur. Wir fürchten hier in Petersburg diese letzteren Witierungsverhältnisse mehr als selbst bis — 30° R. Tem- peraturen im eigentlichen Winter. Der eine üppigere Vegetation der wenigen I. Orginalabhandlungen. in tiefer Winterruhe befindliche Baum wird durch solche Erwärmung am Tage in seinen oberirdischen Theilen zu neuem Leben geweckt und dann folgen oft Nachttemperaturen von — 10 bis — 20° R. ‚Nach Wintern, wo dies im hohen Grade der Fall war, werden die nach Süden gerichteten Rinden- schichten und jüngsten Holzschichten vorzugsweise der jüngeren kräftigsten Bäume beim Eintreten des Saftes weich und schwammig und sterben später ganz ab. Das sogenannte Schröpfen (Längsschnitte mit einem scharfen Mes- ser bis auf das alte Holz längs des Stammes) hilft nur dann, wenn die Schädigung nicht stark war. An den jungen Aesten leiden in Folge solcher partieller Erwärmung mit darauf fol- genden tiefen Temperaturen, vorzugs- weise die Knospen und die um solche sitzenden Gewebsschichten, da sich vorzugsweise in diesen das erwachende Leben des Baumes bethätigt. Da je vollkommener im Herbste das Holz gereift, auch je dichter die die Zweige überkleidende Korkschicht mit luft- führenden Zellen ist, so leidet auch gut gereiftes Holz von solch partieller Erwärmung bei Tage weniger, indem die luftführende Korkschicht als schlech- ter Wärmeleiter vor zu grosser Er- wärmung schützt. Die südlichen Gou- vermenents der östlichen und centralen Gebiete Russlands haben viel bestän- digere und kältere Winter, fast jähr- lich fällt das Thermometer auf — 30 bis — 330 R. und doch überwintert dort der Apfelbaum ohne Schädigung, weil einmal unter Einfluss des längern, wärmern Sommers das Holz stets voll- kommen reif wird und im Winter eine viel beständigere gleichmässigere kalte Temperatur herrscht. 365 lichen Witterungseinfluss den nennen, wenn bei uns wie im Winter 1871 auf 72, im Herbst auf den ungefrorenen Bo- den eine hohe Schneeschicht fällt, so dass der Boden den ganzen Winter hindurch nicht tief gefriert. Dieser Winter war in Petersburg verhältniss- mässig mild, selten sank das Thermo- meter unter — 15 bis — 20° R. und dennoch litten die Apfelbäume und viele andere Holzgewächse sehr, offen- bar weil die Wurzeln im ungefrorenen Boden in erhöhter Thätigkeit blieben und so auch die oberirdischen Theile in nicht vollkommener Winterruhe sich befanden. Gegen diese unter B. aufgeführten Witterungseinflüsse bietet die Cultur wenige Schutzmittel. Das wirksamste im Petersburger Klima ist ein Schutz von gegen Frost unempfindlichen Bäu- men gegen Süden, also gegen die Ein- wirkung der Sonne im Winter. Unsere gegen Süden von Birken geschützten Standbäume haben von allen sich am besten gehalten. Es klingt das merk- würdig, ist aber wahr und findet theils in den oben Gesagten seine Erklärung, — theils haben derartig situirte Bäume im Petersburger Klima während der langen Sommertage die volle Morgen- und Abendsonne, da zu dieser Jahres- zeit die Sonne im Nordwesten unter- geht und im Nordosten aufgeht. Ein fernerer Schulz, den die Cultur natür- lich nur in sehr beschränktem Maasse geben kann, das ist das Einbinden der Bäume, welches allerdings hier in Pe- tiersburg weniger hei Aepfelbäumen, als besonders bei Sommerkirschbäumen in Amwendung kommt, da diese noch leichter durch den Einfluss der Sonne bei Tage zu neuem Leben angeregt werden und dieses Schutzes noch mehr Endlich wollen wir als dritten schäd- | bedürfen. 366 Als Beispiel, wie der Schutz vor starkem Temperaturwechsel noch mehr vorm Erfrieren schützt, als der Schutz vor tiefen Thermometerständen, nenne ich hier beispielsweise noch die Süss- kirsche. Dieselbe hält im Klima von Petersburg und in dem Innern Russ- lands im freien Lande nicht mehr aus. Dagegen wird solche in den sogenann- ten Kirschserai’s cultivirt. Auf einem etwas erhöhten viereckigen Stück Land von durchaus sonniger Lage werden die Süsskirschen eingepflanzt. Ein ge- wächshausarliges Balkengerüst wird über den Bäumen aufgerichtet und über dieses werden im Winter anstatt der Fenster, ‘von Holz angefertigte Läden aufgelegt und seitlich befestigt. Es ist klar, dass ein solcher Schutz vor anhaltenden . tiefen Temperaturgraden nicht schützt, sondern nur Schutz vor den steien Temperaturwechseln ge- währt, die, wie wir oben sagten, bei den Kirschen in unserm Klima gegen das Frühjahr hin besonders schädlich einwirken. In Baumschulen wendet man als Schutzmittel für Pflaumen und Kirschen das Niederlegen an, so dass dieselben von der Schneedecke den Schutz er- halten. Es ist eine eigenthümliche Erschein- ung, welche den kältern Klimaten mit lang andauernden Wintern und mit 3— 4 Fuss tief frierendem Boden und hoher Schneedecke eigen ist, dass die Wirk- ung der Sonne, Mitte (gegen Ende n. St.) Februars schon so siark wird, dass es da, wo die Sonnenstrahlen aufgefan- gen werden, thauet, — während im vol- lenSchatten oft noch — 8 bis — 10° R. und in der Nacht viel tiefere Tempera- tur erzeugt werden. Gegen solche be- deutende Temperaturwechsel unempfind- liche Bäume und Sträucher, beginnen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, trotz des tief gefrorenen Bodens zu ve- getiren. So erzählt Middendorf, dass er in Sibirien, bei tief gefrorenem Bo- den, an den aus der Schneedecke her- vorsehenden Zweigen einer Weide ent- wickelte Blüthenkätzchen gefunden habe. So entwickelt unter ähnlichen Verhält- nissen der Haselnussstrauch in Peters- burg schon bedeutend vorangeschrittene Blüthenkätzchen, und so ist auch die schädliche Wirkung derartiger Witter- ungsverhältnisse auf zartere Holzge- wächse sehr erklärlich. Im mildern Klima von Deutschland, da ist es mehr noch dem Aufthauen des Bodens die frühzeitige Entwickelung von Blättern und Blumen und des Er- frieren des jungen Triebes in Folge von Nachfrösten, gegen welche man sich, besonders da, wo von Gebäuden und Mauern die Sonnenwärme gefangen wird, zu schützen hat, wie durch Deck- ung mit Tannenreis, Matten etc. Dann sind es in Deutschland ausser den an Spalieren gezogenen Fruchtbäumen, vor- zugsweise die Holzgewächse der käl- tern Klimate, welche im Frühjahre, durch die erste Wärme schneller an- geregt, als die heimischen Pflanzen, den Trieb beginnen und dann in Folge von Nachfrösten leiden, so die Pichte (Abies sibirica Ledb.), welche in Pe- tersburg nur selten, wie 1871— 1872 in Folge der frühen warmen Frühlings- witterung und frühen Aufthauens des Bodens ebenfalls den Trieb früher als gewöhnlich entwickelt hatte, und über- all da, wo sie frei dem wechselnden Einfluss der Sonne und kühlern Nacht- temperatur ausgesetzt stand, gleichfalls im jungen Triebe gebräunt wurde oder litt. Eine andere eigenthümliche Erfahr- ung, die man im Petersburger Klima zu machen Gelegenheit hat, ist das Ver- PIEIERBARN NE 7 I. Originalabhandlungen. halten niedriger schöner Blüthesträu- cher, welche in ihrem Vaterlande unter Einfluss höherer mittlerer Sommertem- peraturen ihren Trieb zeitigen. Wir können solche durch Laubdeckung vor dem Einfluss niederer Temperaturen schützen, sie leiden also nicht vom Froste, aber weil sie in unserm Som- mer ihren Jahrestrieb nicht vollendet, Blüthenknospen nicht vorgebildet etc., kommen solche bei uns im freien Lande eultivirt nicht zur Blüthe, die Büsche werden anstatt grösser und üppiger von Jahr zu Jahr kleiner und magerer, bis sie zuletzt ausgehen. So verhalten sich z. B. Diervilla rosea, Ribes san- guincum, Centifolien — Rosen, Morus alba, Spiraea prunifolia und Reevesi, Prunus spinosa etc. In Moskau, wo der Winter durchschnittlich kälter als in St. Peiersburg und der Sommer wärmer und länger, gedeiht diese Art von Holzgewächsen schon besser, so findet man dort schon Anpflanzungen von Morus und die Anfänge der Sei- dencultur, Hecken von Prunus spi- nosa etc. Schliessen wir diese Betrachtung mit der Bemerkung, dass die Verbreit- ung der Holzgewächse über unsern Erdball nicht blos von der mitileren Wintertemperatur und von dem Tem- peraturminimum desselben abhängt, — sondern so sehr von der mittleren Sommertemperatur und des Wärmequan- tums das den Gewächsen während der Vegetationszeit zugeführt wird. — Das Herabsinken der Holzgewächse sowohl der Artenzahl nach, wie nach ihren Grössenverhältnissen auf der Höhe der Gebirge oder nach dem hohen Norden oder Süden zu, bis zuletzt nur noch kleine, niedrige Sträucher übrig blei- ben, die mit ihren Zweigen dem Bo- den nach kriechen und unter dem Schutz 367 des Schnees ihr Dasein fristen, das ist bekannt genug. Der Referent ist der Ansicht, dass nicht die Temperaturmi- nima, nicht der lange Winter und kurze Sommer allein es bedingen, dass an den äussersten Gränzen der Vege- tation keine über die Schneedecke em- porragenden Sträucher und Bäume mehr existiren können, sondern dass es mehr noch die bedeutenden Temperaturdif- ferenzen, sowie der kaum einige Fuss aufthauende Boden sind, welche Holz- gewächse mit über die Schneedecke hervorragenden Stämmen und Aesten nicht mehr emporkommen lassen. Interessant und beachtenswerth sind in dieser Beziehung die Abarten so mancher Holzgewächse, die unterm Einfluss des mildern Klimas einen auf- rechten Wuchs besitzen, und allmälig nach Norden vordringend, ihre Zweige immermehr dem Boden zu krümmen, bis sie zuletzt nur noch als niedriger nie- derliegender Strauch auftreten. So bildet z. B. das grösste bis jetzt in Cultur bekannte Exemplar von Caragana jubata aus Sibirien im hiesigen Bota- nischen Garten einen 6 Fuss hohen Strauch mit herabhängenden Aesten, in Sibirien kommt dieser Strauch aber, je weiter er nach Nordosten oder in die Höhe der Gebirge vordringt, als pyg- mäenarliger den Boden dicht decken- der und ganz kurz verästelter Sirauch vor. Eine unserer schönsten und majestä- lischesten Baumformen ist die Lärche (Larix europaea mit ihren Formen). Unsere sibirische Form derselben er- hebt sich noch im Petersburger Klima als schöner, mächtiger Baum mit auf- strebenden fast quirlförmig gestellten Aesten und stumpf pyramidaler Krone. Die gleiche Tracht zeigt die Form des Nordens Russlands. Die Lärche des 368 westlichen Europa besitzt in unsern Gärten eine mehr unregelmässige Krone mit etwas herabgebeugien Aesten. Von dieser Form an gibt es Formen bis zu der Form mit dem Boden nach kriechendem Stamme. Die Dahurische Lärche war ursprünglich nur in solch einer Zwergform mit niederliegendem Stamm aus den Hochgebirgen Dahurien’s bekannt, sie erhebt sich aber sowohl in den -Thälern des Amurgebietes, wie im hiesigen Botanischen Garten zu hohen mächtigen Bäumen. Das Knieholz (Pinus Pumilio) ist ein anderes bekann- tes Beispiel. Wir erwähnen dieses Einflusses der klimatischen Verhältnisse auf die ganze Gestaltung der Holzge- wächse, weil eine eigenthümliche Ein- wirkung hoher Kältegrade auf die Richt- ung der Aeste noch wenig bekannt ist, — nämlich die Senkung der Aeste der Bäume, welche zur Winterszeit stets um so bedeutender wird, je tiefer das Thermometer sinkt und je anhalten- der bedeutende Kältegrade herrschen. Diese sehr auffallende Thatsache haben wir in Peterburg in jedem Winter zu beobachten Gelegenheit und diese ei- genthümliche Einwirkung des Frostes scheint beim weitern Vorrücken man- cher Holzgewächse, verbunden mit dem Schneedruck, der Grund der allmäligen Bildung der Abarten mit niederliegen- dem Stamme und Aesien zu sein, wie schon hervorgehoben, den einzigen Holzgewächsen die an der Vegelalions- gränze auf den Höhen der Alpen und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im hohen Norden und Süden nur noch unterm Schutze des Schnees gedeihen können. Das sind nun zwar der Pflan- zengeographie lang bekannte Thatsa- chen, die aber einfach durch Einfluss des Klimas, oder wenn man weiter geht, dadurch gemeiniglich erklärt wer- den, dass unter Einfluss des hochnor- dischen Klimas die Holzgewächse den Schutz der Erdwärme unterm Schutz des Schnees suchen. Im hohen Norden, wo der Erdboden auf mehrere hundert Fuss tief gefroren ist, wo die Pflanzen auf einer nur 1—2 Fuss aufthauenden Schicht der Oberfläche des Bodens ve- getiren, da kann die Erdwärme keinen schützenden Einfluss mehr ausüben. Bei den lang andauernden Kältegraden und der mehrmonatlichen Nacht mag die Temperatur der obersten unter dem Schnee liegenden Schicht ähnliche Tem- peratur-Minima, wie die der Luft zei- gen und der. Schneeschutz besteht nur in dem Schutz vor plötzlichem Tem- peraturwechsel zwischen Tag und Nacht und Verhinderung des zu frühen Er- wachens des Lebens in den über den Schnee emporragenden Theilen der Pflanzen zu Ende des Winters. Schnee ist überhaupt die beste Deck- ung für die Pflanzen und der Grund, weshalb z. B. viele Stauden im Peters- burger Klima in schneereichen Wintern sicherer und besser überwiniern als in Deutschland. (E. Regel.) IC Dre BD Hoch D glasıdie PIUS. I. Originalabhandlungen, 369 3) Nachrichten von Herrn B. Roezl. Dieser unermüdlich thätige Reisende, der die noch weniger bekannten Flo- rengebiete von Nord- und Südamerika in den letzten Jahren durchforscht hat, war in diesem Sommer einige Monate in England, Deutschland, Belgien und in der Schweiz. Nachdem er seine An- gelegenheiten geordnet, seine ihm durch seine jahrelangen Reisen verdienten Gelder eincassirt, ging er wieder nach Amerika zurück, um dieses, nun mit bessern Mitteln ausgerüstet, von Nor- den bis zum Süden mit noch grösserem Erfolge als früher durchforschen zu können. Von New-York ging er mit der Pacific-Eisenbahn abermals bis zur Sierra Nevada, in der er schon bei seiner letzten Anwesenheit so manche interessante Pflanze aufgefunden hatte. Am 13. Sept. schreibt uns derselbe aus Denver-City (Colorado Territory), dass er schon auf dieser ersten Station seiner Reise das Missgeschick hatte, des grössten Theiles seiner jahrelangen Ersparnisse beraubt zu werden. Als er nämlich von Denver-City aus eine Exeursion nach den Rocky mountains machte, übergab er dem Wirthe seines Hotels seine ganze Baarschalt von 20,000 Fr. zur Aufbewahrung. Wäh- rend seiner 2tägigen Excursion hatte der Buchhalter, ein Däne, dieses Geld gestohlen und war damit durchgegan- gen. Mittelst telegraphischer Depeschen XI. 1872. verfolgt, zeigte es sich, dass er damit in das Felsengebirge entwichen war, — und da er dort nicht eingeholt werden konnte, hat Roezl damit den grössten Theil der Ersparnisse von seinen jahrelangen Reisen verloren! Dennoch geht Roezl unverzagt weiter und be- ginnt nun mit geringern Mitteln ausge- rüstet aufs Neue seine gefahrvollen und mühsamen Reisen. Möchten zu seiner Unterstützung alle begüterten Freunde des Gartenbaues beitragen, indem sie für Roezl beim Hrn. E. Origies in Zü- rich Einzahlungen machen und dafür bei der Vertheilung der von Roezl ge- sammelten Pflanzen und Samen, je nach speciellen Wünschen, ihren Antheil von dessen Sammlungen bekommen. In der dortigen Gegend, schreibt Roezl, seien die Bewohner sehr aufge- regt, es siröme alles hin nach den Dia- manten-Feldern in Arizone (Neu Mexico) und in den südlichen Theilen von Co- lorado. Die dortigen Zeitungen ver- öffentlichen täglich Nachrichten über die Menge der dort vorhandenen Edel- sieine. In Folge dessen ziehen Chine- sen, Mexicaner, Neger, Europäer, Ame- rikaner, und zwar Abenieurer gerade nicht der besten Kategorie nach jenen von Indianerbanden durchstreiften Ge- genden, um höchst wahrscheinlich är- mer und entiäuscht von dem Schwindel heimzukehren. (E. R.) 24 ad 0 Fahrt 370 Gartenflora Deutschlands, Russlands und. der isn Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Beschrieben in verschiedenen Schriften. 1) Pelargonium zonale, Professor He- ring. Ein Scarlet-Pelargonium aus der Gruppe der buntblätterigen, gezogen vom Herrn Kasten in Stettin und benannt nach dem Vorsitzenden des Stettiner Gartenbau- Vereines, Herrn Prof. Hering. Herr Dr. Winkelmann hatte die Güte, mir von die- ser schönen Sorte ein getrocknetes Blatt einzusenden, das auf gelbgrünem, wie es scheint, ins Gelbe übergehendem Grunde eine fast zollbreite dunkelrothe Binde trägt. Scheint eine vorzüglich schöne Sorte zu sein, die mit allen ähnlichen in England erzeugten an Schönheit rivalisirt. (E. R.) 2) Neue gefüllte Scarlet-Pelar- gonien, Der bekannte Pelargonienzüch- ter Hr. Aligatiere zu Monplaisir-Lyon, Che- min de St. Priest, empfiehlt 5 neue Scarlet- Pelargonien mit gefüllten Blumen, nämlich. Charles Darwin (Sisley), mit grossen gefüllten Blumen von der Farbe der rothen Johannisbeere. Francois Arles-Dufour. (Sisley). Blumen hell johannisbeerroth, sonst ähnlich. Emilie Castelar (Sisley). Blumen mittelgross, gefüllt, von johannisbeerrother Färbung mit Ponceau Nüance und einzelne Blumenblätter heller. Rose pur (Aligatiere) dichte Bouquets gefüllter dunkelrosenrother Blumen. Deuil de Strasbourg (Aligatiere), dichte Bouquets gefüllter weinrother Blu- men. (E. R.) b) Abgebildet im »Botanical Ma- gazine.s 3) Xiphion tingitanum Baker. (Irideae) Bak. in Seem. Journ. of Bot. 1871 p. 13. — Iris tingitana Boiss. et Reut. Pugill. pl. afr. bor. et hisp. austr. p. 113 (1852). — Wurde bereits 1825 von Salzmann auf Wiesen bei Tanger gefunden, aber für Iris Xiphion L, (Xiphion vulgare Mill.) gehalten, von welcher sie sich aber durch Vorhan- densein der 11/5 Zoll langen Perianthalröhre über dem Ovarium, so wie durch brei- tere Blätter und viel grössere Blumen unterscheidet. Lebend wurde die Pflanze durch die letzte Reise der Herren Hooker, Ball und Maw nach Marocco in Kew ein- geführt. Zwiebel eiförmig, bekleidet mit häutigen Scheiden von brauner Farbe. Stengel 2— 3 Fuss hoch, steif, hin- und hergebogen, beblättert. Blätter den Sten- gel umschliessend, oft am Grunde 3/, Zoll - breit, bis zu einer feinen Spitze allmälig verschmälert, zweireihig, hellgrün. Blume 4—5 Zoll im Umfange, von brillant vio- letter Färbung die äusseren Segmente mit einer halbgeigenförmigen Klaue, begleitet von einer harten grünen Mittelrippe. Saum breit eiförmig-kreisrund, 2 zähnig, gesägt, mit einem hellgoldgelben Flecken im Cen- trum des Discus, innere Segmente verkehrt- lanzettlich-spathelförmig. (Täf. 5981). 4) Muntingia Calabura L. (Tiliacese) L. sp. pl. N. 7258. — Jacq. amer, t. 107. Tuss. Fl. antill. p.4 t. 21. — Decourl. Fi. med. ant. 5 t. 368. — Gaertn. fruct. 1 t. 59. — D. C. prodr. I. p. 514. Griseb. Fl. Br. W. Ind. p. 98. — Karst. Fl. columb. Il. p. 55 t. 128. — Ein sehr gewöhnlicher Baum, der hauptsächlich in Mexico und Jamaica, aber auch häufig auf den westin- dischen Inseln bis Venezuela und Peru vorkommt. In Caracas werden die Blätter als Thee benützt. Auf Jamaica wird nach Purdie’s Angaben die Rinde bei schweren Geburten gebraucht. — Die in England befindlichen lebenden Pflanzen sind bei J. Anderson Henry, Esq. aus Samen erzogen, welche Dr. Jameson von Quito einsandte und blühten zuerst im Juli 1871. — Ein kleiner Baum oder Strauch, mit ausgebrei- teten Aesten, Zweige, Unterseite der Blät- ter, Blatt- und Blüthenstiele wollig be- haart. Blätter zweizeilig, kurz gestielt, länglich-lanzettlich, zugespitzt unregelmäs- sig sägezähnig, unterseits weiss. Blumen Tee ae II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 371 in Bündeln in den Achseln der Blätter, 8/4 — 1!/ı Zoll im Durchmesser, weiss mit gelben Staubbeuteln. Sepalen eiförmig- lanzettlich, grün, behaart, in eine borstige Spitze endigend. Petalen breit verkehrt- eiförmig, verschieden in Breite und Länge. (Taf. 5982.) 5) Linaria maroccana J. D. Hook. (Scrophularineae). — Diese neue Art wurde während der marokkanischen Excursion der Herren Hooker, Maw und Ball auf Kornfeldern in der Provinz Sectana, am Fusse des grossen Atlas, gefunden; sie ge- hört in die Gruppe Linariastrum und ist zunächst mit der L. reticulata Desf. ver- wandt. Annuell; vom Grunde verzweigt, 10—18 Zoll hoch, unten glatt, oben kleb- rig-behaart. Blätter wirtelständig, ellip- tisch-lanzettlich, Inervig, blassgrün. Ri- spen vielblumig, 2—6 Zoll lang ; im Frucht- zustande sehr verlängert. Blumen mit dem Sporne 11/, Zoll lang. Sepalen grün, schmal -linear, stumpf, drüsig, zurückge- schlagen. Corolle lebhaft violett, mit ei- nem gelben Flecken im Centrum des Gau- mens. Oberlippen aufrecht. 2 lappig bis in die Mitte. Unterlippe sehr kurz, drei- lappig; Lappen abgerundet. Sporn all- mälig zu einer dünnen Spitze verschmälert. (Taf. 5983.) 6) Gaultheria fragrantissima Wall. (Ericeae.) Wall. in Asiat. Researches. XII. p. 207 t.12; Wight Ice. t.1196. DC. Prodr. II. p. 593. — @. fragrans Don. Prodr. Fl. nep. p. 151. — G@. Leschenaultii, DC. Prodr. VI. p. 593. — Wight Ie. t. 1195. — ©. ovalifolia Wall. Cat. Nr. 1525. — Andro- meda flexuosa Moon. Cat. Ceyl. pl. — A, Katagherensis Hook. Ic. pl. t. 246. — Leu- eothoe? Katagherensis DC. Prodr. VIL p. 606. — Ein schöner wohlriechender Strauch, welcher in den Gebirgen Ostindiens seine Heimath hat, wo er in einer Höhe von 5— 8000 Fuss häufig vorkommt, Ueberall glatt, mit Ausschluss der behaarten Blüthen- trauben. Zweige stumpfkantig, glänzend, Blätter 21, —3 Zoll lang, oft 21/, ‚Zoll breit, sehr verschieden in Gestalt, elliptisch, verkehrt-eiförmig oder lanzettlich, spitz oder zugespitzt, am Rande stumpf gesägt, sehr lederig und netzaderig, am Grunde abgerundet oder fast herzförmig. Trauben achselständig, steif aufrecht, kürzer als die Blätter, vielblumig. Blumen seitlich, nick- end, kurz gestielt. Corolle kugelig, weiss oder blassröthlich, Beeren fleischig, blau- purpur. Für die Cultur im Kalthause, (Taf. 5934.) 7) Zamioculeas'Loddigesi Schott. (Aroi- deae) Schott Prodr. syst. Aroid. p. 214. Decaisne in Bull. Soc. Bot. France XVII. p. 322. Caladium zamiaefolium Lodd. Bot. Cab. t. 1408. — Eine originelle Pflanze, das einzige Beispiel, nicht allein zwischen den Aroideen, sondern in der ganzen Classe der Monocotyledonen von wirklich gefiederten Blättern mit articulirten, abfal- lenden Fiederblättchen. Die Pflanze ist im östlichen tropischen Afrika zu Hause und wurde zuerst im Jahre 1828, wahr- scheinlich von Forbes, eingeführt. Loddiges hält sie für eine brasilianische Pflanze; in der Cultur scheint sie aber bald wieder verloren gegangen zu sein. Erst 1869 wurde sie im Pariser Jardin des plantes aus Zanzibar eingeführt und im darauffol- genden Jahre sandte sie Dr. Kirk ebenda- her an den Garten zu Kew, wo sie im Juni 1872 blühte. Wurzelstock kurz; Blätter alle wurzel- ständig aus den Achseln eiförmig-lanzett- licher, brauner, häutiger Scheiden entsprin- gend. Blattstiel fast 2 Fuss lang, stielrund am Grunde keulenförmig, grün, mit dun- keln Querstreifen. Fiederblättchen 6 — 8 Paar, abwechselnd, abfallend, das oberste Blättehen gewöhnlich endständig, so dass das ganze Blatt unpaarig gefiedert er- scheint. Fiederchen 3—6 Zoll lang, ver- kehrt - eiförmig oder elliptisch -lanzettlich, spitz oder zugespitzt, sitzend oder kurz- gestielt. Schaft sehr kurz, Scheide grün, dick, unterer Theil den untersten Theil des Kolbens umschliessend; oberer Theil zu- rückgeschlagen und abstehend, an der Spitze mit einem dorsalen hornartigen Aus- wuchs versehen, Kolben 11,—2 Zoll lang, 24° aufrecht, ceylindrisch, stumpf, in der Mitte zusammengeschnürt. (Taf. 5985.) 8) Treculea africana Dene. (Artocar- peae). — Decaisne in Trecul Monogr. sur les Artocarpees in Ann. Sc. nat. ser. 3. VID. p. 109 t.3. Walp. Ann. I. p. 658. — Myriopeltis edulis Weilw. mss. — Ein mit Artocarpus nahe verwandter westafrikani- scher Baum, durch die Dreizahl der Staub- fäden jedoch unterschieden. Heudelot ent- deckte ihn in Angola und Welwitsch sagt, dass die Portugiesen die Früchte ‚Amend- sas de Disanha“ und die Bewohner der In- sel St. Thomas sie „Isa“ nennen. Diese Früchte haben einen Fuss im Durchmes- ser, sind kugelförmig und enthalten eine Menge kleiner, elliptischer Nüsschen mit essbarem Embryo. Der Baum erreicht eine Höhe von 80 Fuss und ist überall glatt. Rinde braun. Blätter abwechselnd, sehr kurz gestielt, dick lederartig, 6—14 Zoll lang, gewöhnlich 7—8 Zoll breit, länglich -eiförmig oder lanzettlich, oft stumpfgespitzt, am Grunde gewöhnlich herzförmig, oberhalb glänzend , unterhalb matt. Rippe und Nerven dick; Stipeln 1 Zoll lang, abfallend. Blüthenköpfe ku- gelförmig, kurz gestielt. (Taf. 5986.) 9) Amomum melegueta Roscoe var. mi- nor (Zingiberaceae) Rosc. Monand. Plants t. 98. — Hook. fil. in Kew Journ. Bot. VI. p- 293. — Eine der Pflanzen, welche die Paradieskörner oder grossen Cardamomen liefern; sie wächst im tropischen West- afrika und wurde von M. Bockstadt lebend in Kew eingeführt, wo sie im Mai dieses Jahres blühte. — Wurzelstock kriechend. Blattstengel 1—2 Fuss hoch, dünn. Blät- ter 4—6 Zoll lang, abstehend, zweizeilig, schmal elliptisch -lanzettlich, einen Zoll breit, abgerundet an der sitzenden Basis. Scheide sehr kurz, stumpf. Schaft wurzel- ständig, 2—3 Zoll lang, gekrümmt, dicht mit imbriquirten, angedrückten, länglichen Braeteen bedeckt, welche lederig und schmutzig grün, mit rothen Rändern, sind. Blumen einzeln, 2—3 Zoll lang, sehr blass 372 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, : | Ei in 1} ı | Art in den Gärten ein. e 4 f ns rosa, in der Mitte gelb. — Lippe kreis. rund mit ausgebissenem Rande, (Taf. 5987.) 10) Monanthes muralis Hook. (Crassu- laceae). — Petrophyes muralis Webb. mss. Walp. Ann. VII. p. 951. — Eine kleine, niedliche Saftpflanze, die sowohl auf den Canarischen Inseln, als auch in Marocco vorkommt. M. Ball, der Begleiter Dr. Hooker’s aufseinem Ausfluge nach Marocco, fand die Pflanze auf den Berge Tezi, süd- westlich von der Stadt Marocco, 7—8000° über der Meeresfläche. — Bisher war sie, nur auf den Inseln Ferro und Teneriffa gefunden worden. — Stamm am Grunde verzweigt. Zweige niederliegend, 1—3 Zoll lang, eylindrisch, an der Spitze eine Rosette von 20 — 30 Blättern tragend. Blätter 1/; Zoll lang, fast sitzend, spathel- förmig, ganzrandig, stumpf, grün, glänzend. Blumen fast einzeln oder in kurzen we- nigblumigen Rispen. Petalen goldgelb. Antheren dunkelroth. (Taf. 5988.) 11) Brodiaes multifliora Benth. (Lili- aceae) Benth. Pl. Hartweg p. 339. Baker in Journ. Linn. Soc. XI. p. 377. — B. par- viflora Torr. et Gray, ‘Bot. Pac. Railw. Exp. p. 125. — Wood in Proc. Acad. ı Phil. 1867 p. 172. — Ein kalifornisches Zwiebelgewächs, im Jahre 1848 von Hart- weg entdeckt und später von Fremont, Bridges, Lobb und Andern im Gebiete Utah, im Sacramento-Thale, gesammelt, — Herr M. Leichtlin in Carlsruhe führte die Zwiebeln einen Zoll im Durchmesser, gedrückt-kugelför- mig, bedeckt mit fein netzförmigen Schei- den. Blätter wenig, 1—2 Fuss lang, 1/,— !/s Zoll breit, fleischig, hellgrün, spitz, concav. Schaft kürzer als die Blätter, dünn, hohl und zerbrechlich. — Bracteen 6 oder 8, kürzer als die Blumen, häutig, eiförmig-lanzettlich, zugespitzt. Blumen in einem halbkugelförmigen Schopfe, ge- drängt, fast sitzend oder kurzgestielt. Perianthium hellblau. Staminodien kurz, aufrecht. (Taf. 5989.) j ni _ aa Be II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 12) Masdevallia Lindeni Andre (Orchi- deae). Wurde bereits nach der Abbildung der Illustration horticole besprochen. ($. Gartenfl. 1871 p. 210). (Taf. 5990.) 13) Salwia taraxacifolia Cosson mss. (Labiatae). Zuerst im Jahre 1867 von M. Balansa an den untern Abhängen des gros- sen Atlas entdeckt und später durch die Herren Ball, Maw und Dr. Hooker wieder- gefunden, blühte die Pflanze zuerst im Juli dieses Jahres in den englischen Gär- _ ten. Wurzelstock holzig, verästelt, peren- nirend. Stengel zahlreich-aufrecht, 6—18 Zoll hoch, robust, einfach, 4kantig, unter- halb mit Wolle bedeckt, oberhalb leicht behaart, Blätter 2—4 Zoll lang fieder- spaltig, sitzend oder gestielt, untere Lap- pen wenig oder zahlreich, breit oder schmal, gedrängt oder entfernt; Endlap- pen 1—11/, Zoll lang, eiförmig, unregel- mässig buchtig gezähnt, alle unterseits mit weisser Wolle bedeckt. Stengelblätter sitzend, kürzer als die Blumen. Wirtel 6—10blumig. Blumen sehr kurz gestielt. Kelch 1/, Zoll lang, dicht wollig, obere Lippe 3 lappig, untere 2 lappig. Corolle doppelt so lang als der Kelch, blassroth mit gelbem Discus an der Unterlippe. Taf. 5991.) 14) Lachenalia tricolor Thbg. var. au- rea (Liliaceae). Thbg. Flor. cap, Prodr. p- 64. Bot. Mag. t. 82. — Redoute Lil. t. 2. — Kth. En. pl. IV. p. 290. — 1. quadricolor Jacq. Ic. t. 396.— Bot. Mag. t. 1704. — L. luteola Jacg. Ic. t. 395, Redoute Lil. t. 297. — var.: Lachenalia aurea Ldl. in Gardn. Chron. 1856 p. 404 et 1872. p. 290 fig. 109. Eine gelbblumige Form der allbekann- ten, aber selten gut cultivirten Lachenalia tricolor. (Taf, 5992.) 15) Odontoglossum pardinum Ldl. (Or- chideae). Lindl. Sert. orch. sub t. 25. — Fol. orch. Nr. 49. — Walp. Rep. VI. pag. 841. — Diese schöne Art wurde von Pro- fessor Dr. Jameson auf den Anden der 373 Argentinischen Republik entdeckt und blüthe im December 1867 bei den Herren Backhouse u. Co., Handelsgärtner in York. — Scheinknollen 2—3 Zoll lang, eiförmig, zusammengedrückt, grün, glatt. — Blätter 6— 8 Zoll lang bei einer Breite von 11/, Zoll, schmal elliptisch-länglich, spitz, am Grunde verschmälert, hellgrün. Rispe 2— 3 Fuss lang, verzweigt, Zweige weit ab- stehend, vielblumig. Bracteen % Zoll lang, kahnförmig zugespitzt, häutig. Blu- men 2 Zoll im Durchmesser, blassgoldgelb, mit vielen orangerothen Flecken, welche gelbe Augen haben, auf Petalen und Lippe. Sepalen abstehend;, lanzettlich, zugespitzt, leicht wellig gerandet. Petalen viel kür- zer und breiter, eingebogen, am Grunde eiförmig, mehr wellig gerandet. Lippe kurzklauig, länglich geigenförmig, an den Seiten ganzrandig. (Taf, 5993.) 16) Oienkowskia Kirki J. D. Hook. (Zin- giberaceae). — Die Gattung Cienkowskia wurde vom Grafen Solms-Laubach (Sitz- ungsbericht der Gesellschaft naturforschen- der Freunde, Juli 1863) auf eine abyssini- sche Zingiberacee, welche Dr. Schwein- furth entdeckt hatte, begründet (C. ae- thiopica Solms); sie ist am nächsten mit Kämpferia verwandt, unterscheidet sich aber hinlänglich durch die verwachsenen inneren Perianthal - Abschnitte, welche einer 3spaltigen Lippe ähnlich sind. — Die neue Art wurde von Dr. Kirk wäh- rend der zweiten Livingston’schen Ex- pedition entdeckt. An der Zanzibar ge- genüberliegenden Küste sammelte derselbe lebende Exemplare, welche im Mai dieses Jahrs im Königlichen Garten zu Kew zur Blüthe gelangten. Stengel kurz, 3 — 4 Zoll hoch, durch die scheidigen Blattstiele gebildet. Blätter zweizeilig, 6—3 Zoll lang, 3—31/, Zoll breit, elliptisch oder ei- förmig-lanzettlich, zugespitzt, S--1Onervig; Schaft 3—4 Zoll lang, gleichzeitig mit den Blättern erscheinend, mit 2—3 langen grü- nen Scheiden und wenigen Blumen von 2—21/; Zoll Durchmesser. Aeusseres Pe- rianthium röhrig - glockenförmig mit drei 374 entferntstehenden Zähnen, hellrosa; inneres Perianthium weiss, (Taf. 5994.) 17). Litanthus pusillus Harv. (Liliaceae). Harvey in Hook. Lond. Journ. of Bot. (1844) p. 314. t. 9. — Eine der unschein- barsten Pflanzen aus der Familie der Li- liaceen, die schon 1843 von Zeyher in Ui- tenhage und später von Barber im Kaffer- lande gefunden wurde. Zwiebeln von der Grösse einer Haselnuss, weiss, mit fleischi- gen Scheiden; die zwei Blätter sind 2—4 Zoll lang, aufrecht, fadenförmig, dunkel- grün; stumpf. Schaft einfach, immer aus einer blattlosen Zwiebel erscheinend, von der halben Länge der Blätter. Blumen einzeln oder paarweise, 1/s—1/, Zoll lang, niekend, weiss mit grüner Strichen. (Taf. 5995.) (Ender). c) Abgebildet in der »Ilustration horticole.« 18) Calathea undulata Lind. et Andre (Marantaceae). Eine im Jahre 1865 vom Reisenden Wallis am Flusse Huallaga in Peru entdeckte Miniatur - Maranta. Sie erreicht kaum die Höhe von 20 Centime- tern. Blattstiele kurz, halbaufrecht, vio- lett, scheidig. Blätter eiförmig-länglich 10 Centim. lang, 6 Centim. breit, ungleich- seitig, wellig gerandet, glänzend dunkel- grün auf der Oberfläche, mit einem brei- ten weissen Bande in der Mitte. Unterseite der Blätter leuchtend violett. Blüthe bis jetzt unbekannt. (Taf. 98.) 19) Martinezia Lindeniana. H. Wendl. (Palmae). — H. Wendl. in Linnaea XXVIIl. p- 349. — Id. in Walp. Ann. V. p. 848. | Botanical Magazine (t. 5797) besprochen. Eine schöne im Jahre 1843 von Linden in | sich | bereits seit vielen Jahren in Cultur befin- | Neu-Granada entdeckte Palme, die det. Der Stamm erreicht eine Höhe von Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2 4 3-5 Meter, Wedel fiederschnittig, Blatt- er stiel und Spindel sind mit schwarzen Sta- cheln besetzt. Fiederabschnitte länglich- keilförmig, an der Spitze ausgebissen. (Taf. 99.) 20) Azalea indica var. Baron von Schickler. Eine im Genter Etablissement des Herrn J. Linden gezüchtete Spielart mit Blättern von mittlerer Grösse und re- gelmässigem Habitus, Blumen gross gefüllt, leuchtend carminroth. (Taf. 100). 21) Calathea pacifica Lind. et Andre (Marantaceae). — Von Linden früher als Maranta pacifica verbreitet, wurde diese Art, die ebenfalls ohne Blütken abgebildet ist und die aus der peruanischen Provinz Moyabamba stammt, bereits besprochen. (S. Gartenfl. 1871 p. 214). (Taf. 101.) 22) Tropaeolum chrysanthum Planch. et Lind. (Tropaeoleae),,. Wurde bereits vor längerer Zeit besprochen. (S. Gartenfl. 1855 p. 234 u. 1856 p. 44). (Taf. 102.) 23) Camellia japonica var. Madame Cachet. Eine Varietät von schöner Tracht, bei dem Handelsgärtner M. A. Crochet in Angers aus Samen gezogen. Blume 'sehr gross, gut geöffnet, dachziegelförmig, Pe- talen abgerundet, weiss mit fleischfarbenem Scheine, streift. einige derselben zart rosa ge- (Taf. 103.) 24) Mackaya bella Harv. (Acanthaceae) Wurde bereits nach einer Abbildung des (S. Gartenfl. 1870 p. 121.) (Taf. 104.) (Ender). IIT, Notizen. II. 1) Schädliches Insect. In den süd- lichen Gegenden Italiens wurde, wie das Bull. entom. ital. erwähnt, im heurigen Jahre auch auf den Olivenbäumen ein neuer Schädling beobachtet, nämlich die Core- thra oleae, welche im Mai ihre Eier in die Blätter legt, und von da als vollkommenes Insect in den Zweigen des Baumes minirt. Schon Costa erwähnt einer Fliege — Dacus oleae — deren Larve in die Oliven eindringt und diese aushöhlt, (S—r.) 2) Galinsogea als Unkraut. In der Nähe von Graz zeigte sich heuer ein neues Unkraut, wie es schon auch, um Wien, Krakau, im westlichen Ungarn und auch in Deutschland in den letzteren Jah- ren beobachtet worden war — es ist näm- lich die Galinsogea parviflora, die wohl ein Flüchtling aus dem botanischen Garten sein dürfte. (S—r.) 3) Schwamm-Cultur in Pferde- ställen. Das englische Journal »The field« gibt Mittheilung über Schwamm- Culturversuche in Pferdestallungen, die mit den besten Erfolgen gelungen sind. Baron Hoogwarst von Limmal stellt 1 Met. 20 Cent. lange, 30 Cent. breite Käst- chen mit frischem Pferdemist gefüllt auf, von welchen mittelst eines Vorhanges das Licht abgehalten wird. — Nach obigem Journale dürfte anstatt des Pferdemistes ein Gemenge von Laub (2/3) und Erde (1/) und mit frischem Urine begossen, die näm- liche Wirkung machen. (S—r.) 4) Obsteultur in Belgien. Der Ort Hoeylaert (Belgien) ist wegen der Obst- baumeultur berühmt — sie wird nach der rationellsten Methode betrieben, und jedes Plätzchen Mauer hiezu benützt — überall prangen die schönsten, fruchtbarsten Obst- bäume — und hiezu gab ein Herr De- veen Gelegenheit und Aufmunterung. Besondere Erwähnung verdient der Gar- ten des besagten Herrn Deveen — zu wel- chem eine Anzahl Pomologen pilgerten. um ee ee TER ESP EIE -— — nn 375 Notizen. sich des Anblickes seiner Culturmethode zu erfreuen (das Journ. de la soc. agric. du Brabant 8. Sept. 1872 gibt eine detail- lirte Beschreibung). Besonderes Staunen erregt ein Birn- baum mit der Varietät: Comte de Flandre, welche schon im Jahre 1363 von dem po- mologischen internationalen Congresse in Namur als eine der werthvollsten aner- kannt wurde. Dieser Baum bedeckt in Spalierform eine Mauer in einer Länge von 36 Quadr. Met., auf jeder Seite hat er 12 Aeste, deren einer über 5 Met. lang ist und so wie alle andern von den schönsten Birnen strotzt. Auf einem andern Baume, in Palmette- Form bei 22 Etagen, ohngefähr 10 Met. hoch, finden sich über 20 verschiedene Obstsorten. Bemerkenswerth ist Deveen’s Beoh- achtung, dass ein Birnbaum nahe an einen Sabina-Stock gepflanzt, abzusterben droht, dass seine Blätter mit rothen Flecken he- deckt werden, die, von Eudes des long- champs als Occidium ceancellatum bekannt, ihren Ursprung im Podisoma-Sabina des benachbarten Sabina-Stockes haben. Nachahmung verdient Deveen’s Me- thode, kränkliche Bäume zu heilen, näm- lich mittelst der von ihm benannten »nu- trition par siphon;« er macht nämlich am unteren Theile des Stammes einen Schnitt tief in die Rinde rund herum, und zwar von Mai bis Ende Juli, umgibt diesen Theil mit einem Lappen, dessen Ende in einen Topf reichen, in welchem ein oder anderer flüs- siger Dung, je nach der Krankheit des Baumes, gehalten und öfters erneuert wird. Deveen hat in seinem Obstgarten Ver- suche mit verschiedener flüssiger Düngung vorgenommen und beobachtet, dass Kno- chenmehl dem Baume ein kräftiges Wachs- thum, ein härteres Holz und dunklere Farbe den Blättern verleiht; Blut brachte wohl eine ausserordentliche Entwickelung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. des Baumes, aber auch schon im ersten Winter den Tod. In dem nämlichen Orte Hoeylaert ver- dient auch das Sohie’sche Etablissement einen Besuch, in welehem namentlich die ‚ Weincultur betrieben wird. Es finden sich hier 34 Gewächshäuser, wovon zwei be- sondere eine Fläche von 450 Quadr. Met. einnehmen, und deren jedes 600 Kilogr. Trauben liefert. Die Trauben reifen im April und Mai und werden nach Paris, London u. a. O. versendet. Die Häuser liegen an einen Hügel an und gegen Mit- tag — die Reben theils in Kübel, theils in den Boden selbst gepflanzt. — Sohie eultivirt Trauben wohl auch im Treibhaus, aber nicht alljährlich, sondern nur alle drei Jahre, um den Stock nicht zu ent- kräften. In einem Hause wird auch die Erdbee- rencultur betrieben, es finden sich da über 8000 Pflanzen, die im Februar die ge- schmackvollsten Früchte bringen. (S—r.) 5) Pflanzenverbreitung. In Folge des deutsch-französischen Krieges 1870/71 hat sich die Flora Frankreichs mit meh- reren neuen Pflanzenarten bereichert. De Vibraye (Compt. rend. 1872) erwähnt, dass in der Umgebung von Angouleme, wo ein Cavallerie- Lager bestanden, Fran- chet 44 neue Pflanzen gefunden habe, namentlich seien zahlreich gewesen: Avena barbata, Trifolium nigrescens, Trif. isthocar- pum, Alopecurus utriculatus, Vulpia li- gustica, Medicago sphaerocarpa, Med. pen- tacycla, welche durch die Kälte nicht ge- litten, und daher als eingebürgert zu be- trachten seien. (S—r.) 6) Obstconservirung. Obgleich über Obstaufbewahrung, Verpackung u. dgl. schon von vielen Seiten Rathschläge gegeben wurden, so dürfte es doch noch ; : der Geruch, die Form, Grösse und andere Eigenthümlichkeiten je nach der Art der Frucht den wahren Zeitpunkt angeben, wozu freilich die Erfahrung am meisten beiträgt. Das Winterobst wird vor dem Eintritt des Frostes abgepflückt, bevor alle Spur von Vegetation sich verliert. In Betreff der Verpackung sind Kisten mit Handhaben zu verwenden ; in jeder wird Obst von gleicher Sorte, gleicher Grösse und Reife verpackt, in trockenem Weinlaube oder weichem Papier, als Unterlage und Ober- deckung Moos, feines Heu oder noch bes- PapierschnitzIn. — Feines Obst, nament- lich Erdbeeren u. dgl. halten sich in ir- denen kleinen Geschirren, diese alle in grossen Körben mit Heu verpackt, sehr gut, jedoch wo möglich mit Nacht-Eilzug. -— Um das Obst vor dem Froste auf der Reise zu bewahren, sind die Kisten oder Körbe in eine Doppelkiste zu geben und mit Laub, Stroh, Heu an allen Seiten ı dieht zu belegen — eine solche Verpack- ung kann das Obst auch gegen grosse Hitze schützen, Um Obst längere Zeit hindurch aufzu- bewahren, empfiehlt Roda dasselbe in Moos eingewickelt in Blechkistehen zu ge- ben und luftdieht zu verschliessen; Aepfel und Birnen in glasirten Geschirren zwi- schen Kohlenpulver; Zuckermelonen wer- den in einem Drahtnetz in einem frost- freien trockenen Orte aufgehängt und las- sen sich bis in den Winter aufbewahren. Weintrauben werden mit der Rebe ab- geschnitten und diese in einem Topfe mit Wasser eingesetzt, die Oeffnung des Topfes und der obere Theil der Rebe wird luft- dicht bedeckt. Ehrenberg (Pract. Landw. Wien) em- pfiehlt ebenfalls Kisten zur Verpackung, aber diese sollen mit Luftlöchern an den Seitenwänden und am Deckel versehen immer von Interesse sein, Neueres zu er- | sein. — Die Weintrauben werden auch in 4 fahren. So hat !Dr. Roda (Industr, ital. | Kisten verpackt, und mit trockenen Säge- forli 1872) mehrere Andeutungen über die- | spähnen ausgefüllt. (S—r.) sen Gegenstand gegeben. | Er bemerkt, dass das Obst nie bei völ- | liger Reife abgenommen werden soll, son- dern immer etwas früher, wobei die Farbe, 7) Weite und enge Verbreitungs- Bezirke einiger Pflanzen, von Al. Bunge. Eine Erscheinung, die der Er- Ki TA G 2 FIT ROM. SED WG, AZ, 4 s IL, forschung der Gesetze nicht nur der geo- graphischen Verbreitung, sondern auch der Abstammung der Arten organischer Wesen grosse Schwierigkeiten bereitet, ist das vereinzelte Vorkommen einiger Arten in sehr beschränkten Oertlichkeiten. Die thierischen Organismen, mit dem Vermögen begabt, sich von Ort zu Ort fortzubewegen, zeigen in dessen Folge diese Erscheinung wohl nur selten; doch möchten die, zu- weilen an bestimmte Pflanzen gebundenen Insecten, namentlich aus der Fauna isolir- ter Inseln, Beispiele bieten. Bei der an den Boden gefesselten Pflanze könnte eher die Seltenheit der Erscheinung auffallen, wenn nicht die Früchte und Samen gar vieler Pflanzen mit besonderen, höchst mannigfaltigen, oft bewunderungswürdigen Vorriehtungen versehen wären, die deren weite Verbreitung ermöglichen. Allgemein bekannt ist, wie weit die Früchte des Lö- wenzahns, der Disteln und unzähliger an- derer Compositen vermittelst ihrer Feder- krone, die der Ulme und Birke durch ihre Flügel, andere vermöge ihrer blasigen Bildung, wie ferner die Samen der Pappel, der Weide durch ihren Haarschopf, ferner wie ganze fruchttragende Pflanzen zur Ku- gelform geballt und von der Wurzel ge- löst schon von leisem Luftzuge fortbewegt werden, bei stärkerem Winde aber unge- heure Strecken durchfliegen; wie die mit Widerhaken versehenen Nüsschen der Hundszunge und v. A. dem Fell der Thiere anbängend, weit, ja von Menschen mit der Wolle der Thiere in andere Welttheile verschleppt werden; oder auch die Samen fleischiger, Thieren und Menschen zur Nahrung dienender Früchte im Darmkanal, ohne ihre Keimkraft zu verlieren, weithin fortgetragen und mit dem erforderlichen Dünger an oft sehr entfernten Orten abge- setzt werden, (Mistel, Phytolacca etc.), wie ferner durch die Schnellkraft der Frucht- klappen (Balsamine, Hura) oder des Sa- menmantels (Sauerklee) oder anderer Frucht- theile die Samen weit von der Mutter- pflanze weg fortgeschnellt werden; u. s. w. Besonders reich an Belegen hierfür ist die Vegetation der weiten Steppen und nur Notizen. 371 dadurch erklärlich die ‚Verbreitung vieler Arten vom nordwestlichen Africa aus bis zu den Vorbergen des Altai und Tian-schan. Weniger bekannt mögen die wunder- baren Vorrichtungen sein, die viele solcher Früchte und Samen befähigen, an solchen Oertlichkeiten zu haften, die ihnen die Be- dingungen zu ihrer Keimung und zum Ge- deihen der erwachsenden Pflanzen bieten, dagegen ihre Reise weiter fortzusetzen, wenn sie solche nicht finden. Es würde zu weit führen, näher auf dieses uner- schöpfliche Thema einzugehen; nur erin- nern will ich an die bekannte Bildung der Früchte von Erodium (Reiherschnabel), Stipa (Federgras) ete. Fast scheint es, diese Vorkehrungen seien um so sorgfälti- ger — wenn man eine solche verpönte te- leologische Ausdrucksweise gestatten will, — je eigensinniger die Pflanze in Bezug auf ihre Existenzbedingungen ist. Nur ein Beispiel möchte ich anführen. Tetradiclis, ein kleines einjähriges Pflänzchen aus der Familie der Zygophyl- leen, gedeiht nur auf einem, sehr kurze Zeit im Frühjahr etwas feuchten, eigen- thümlichen , bittersalzhaltigen Boden, den sie, wie es scheint, nur an wenigen Punkten der weiten Stepren und Wüsten von Ae- gypten an östlich durch Arabien bis Be- ludschistan und nördlich durch Mesopota- mien, am Caspisee, an der untern Wolga bis in die songarischen Steppen findet. Hier keimt sie im ersten Frühjahr, ent- wickelt rasch Blüthen und Früchte und stirbt schon nach wenigen Wochen. Jede kleine Frucht enthält 24 Samen; von die- sen sind 16 ganz ohne Mittel zur Fortbe- wegung, sehr klein, verhältnissmässig schwer, und fallen daher aus der Frucht auf den Boden, der die Mutter nährte, wo sie sicher sind, im nächsten Frühjahr die zu ihrer Entwickelung nöthigen Bedingun- gen zu finden. Acht andere Samen, sonst genau eben so gebildet, bleiben aber eng eingeschlossen von einem der 8 Theile, in welche die Innenschichten der Fruchthülle zerfallen. Jeder solche Fruchttheil hat voll- kommen die Gestalt eines Federballs. Un- ter dem Schutz dieses schwammig häutigen Gartenflora Deutschlands ; höchst leichten Körpers, begibt sich, vom leisesten Luftzuge fortgeweht, ein solcher Samen auf weite Reisen, nicht eher zur Ruhe gelangend, als bis er im nächsten Frühjahr eine geeignete Oertlichkeit zu seiner Keimung gefunden. Durch die klei- nen freien Samen ist die Erhaltung der Art gesichert, durch die andern die weite Verbreitung der Art ermöglicht; dennoch gehört das Pflänzchen zu den grössten Seltenheiten, die man nur zufällig auf sehr weiten Entfernungen, hier aber in kleinen dichten Gruppen findet. So entdeckte es Ehrenberg und fand es später Kotschy um Alexandria, Chesney und später No& am Euphrat in der Nähe von Babylon, Steven und dann C. A. Meyer am Caspischen Meere bei Sallian, Stocks in Beludschistan, Ewersmann und Claus am Arsagar in der Wolgasteppe, Karelin und Kirilow beim Gorjkoi Piket in der songarischen Wüste, während andere botanische Reisende, so auch ich, auf vielen Reisen theils ir den- selben, theils in ähnlichen und dazwischen liegenden Gegenden sich vergeblich dar- nach umsahen. Entbehrt aber eine Pflanzenart solcher Mittel zur Verbreitung, und ist sie dabei dennoch sehr wählerisch in Bezug auf die äusseren Bedingungen ihres Gedeihens, sind diese vielfältie und finden sie sich nicht leicht vereinigt, so muss nothwendi- ger Weise ihre Verbreitung eine sehr be- schränkte bleiben, ja möglicher Weise be- schränkt auf den Ort ihrer Entstehung, der durch seine besonderen äusseren Verhält- nisse eben ihre Eigenart bedingte und her- vorrief. Es möchte nicht schwer fallen, selbst aus der Gebirgsflora Europa’s ein- zelne solcher Pflanzenarten aufzuführen, deren Verbreitungsbezirk ein sehr be- schränkter ist. (Zahlbrucknera, Saxifraga arachnoides, Haberlea rhodopensis etc.). Auffallend wird aber die Erscheinung, wenn sie sich auf sämmtliche Arten einer Gattung erstreckt. Einen solchen Fall bieten die Arten der Gattung Dionysia. Es sind dies zier- liche kleine Pflänzchen, fast in allen Stücken mit unseren Schlüsselblumen und Aurikeln | Durchmesser haltende Russlands und der Schweiz. übereinstimmend, nur in sehr verkleiner- tem Massstabe. Sie kommen nur auf Ge- birgen in einer Höhe von mindestens 4000‘ und weit drüber vor, verlangen selbst in solcher Höhe, wo sie im Winter, wenn auch nicht dauernden, doch oft strengen Frost ertragen, einen fast heissen, durch- aus trockenen Sommer mit ewig heiterem Himmel, zugleich aber möglichst vollstän- digen Schutz gegen die sengenden Strah- ler der Sonne, aber auch gegen tropfbar flüssiges Wasser, das sie überdies, wenn es sie doch trifft, durch eine feine, meist drüsige Behaarung abwehren; sie gedeihen nur auf fast nacktem felsigen, wohl meist kalkhaltigen Boden, in dessen feinen Spal- ten sie wurzeln und halten nur wenigen Detritus und die Spuren von Dammerde, die sich auf ihre Kosten bilden, zwischen ihren dicht gedrängten Zweigen zurück. Eine Vereinigung dieser klimatischen und localen Bedingungen scheint sich nur im transelbrusensischen Persien und in den zunächst im W. und 0. angränzenden Kurdistan und Afshanistan zu finden, denn nur auf diesem verhältnissmässig beschränk- ten Gebiete kommen die 12 bisher bekannt gewordenen Arten der Gattung vor. Aber noch weit enger begränzt ist das Gebiet jeder einzelnen Art. Je nach der Localität, in der sie ange- siedelt sind, nehmen die verschiedenen Ar- ten ein verschiedenes Aussehen an. Am wenigsten charakteristisch ist dieses bei den Arten, die in engen Spalten schattiger Felsenwände wurzeln, in welche ihre oft ziemlich langen korallenförmigen, kaum rabenkieldicken, mit dunkel violetten Far- benstoff enthaltender Rinde überzogenen Stengel und Wurzelstöcke 'tief eindringen. Aus dem Spalt ragen dann kurze Stengel- spitzen mit wenigen nicht sehr gedrängten etwas grösseren Blättern hervor, an deren | Spitze wenige schlankröhrige Blumen auf- treten. Schon eigenthümlicher sind die For- men, die auf Felsvorsprüngen fast senk- ‚ rechter Nordabhänge des Gebirges bald | kleinere, zuweilen aber auch 2—3 Fuss im dichte, ja harte III. Polster bilden, die sich im Frühjahr mit zahllosen zarten Blumen, meist gelb, sel- ten violett, bedecken; die zahlreichen kur- zen aufrechten Stengel sind mit dicht ge- schindelten sehr kleinen Blättern vieler Jahrgänge bedeckt, und bilden dicht an einander gedrängte Säulen, zwischen denen kein Regentropfen durchdringt. Ihr Wachs- thum ist sehr langsam, denn der Jahres- trieb beträgt oft kaum eine Linie und ein solches Polster mag oft Jahrhunderte alt sein. Am eigenthümlichsten aber erscheinen die Arten, die sich auf der unteren Fläche überhängender Felsplatten und dem zu- nächst daran gränzenden Theile der dar- unter gelegenen senkrechten Felswand, ge- gen Sonne und Regen vollkommen ge- schützt, ansiedeln. Sie bekleiden diese Wände gleichsam mit einer Tapete, die während der Blüthezeit von ganz unge- meiner Zierlichkeit ist. Ihre dünnen viel- fach verzweigten Stengel kriechen an die Felswand geschmiegt und mit feinen Wur- zelfasern haftend, weit fort, an der Spitze eines jeden jungen Zweiges eine Blattro- sette tragend, aus jeder 1 oder 2 Blumen treibend, und bei einiger Vorsicht gelingt es mit der Hand grosse Stücke dieser Ta- pete loszulösen, obgleich sis brüchig und meist dünn ist. Bei allen Arten treten die Blumen un- mittelbar aus der kleinen dicht gedrängten Blattrosette hervor, sehr selten sind sie, und auch dann nur kurz gestielt; die kleine kugelige Kapselfrucht, die nur 2—3 Samen- körner entwickelt, bleibt zwischen den Blättern verborgen, öffnet ihre 5 Klappen nur wenig, die verhältnissmässig schweren eckigen Samen bleiben im mütterlichen Rasen, werden weder vom Winde wegge- weht, noch vom Wasser fortgespült, keimen hier, oft erst nach Jahren, verdichten und breiten den mütterlichen Rasen aus, ohne über ihre Geburtsstätte hinauszugehen ; denn auch nicht leicht ist in der Nähe ein. ebenso geeignetes Plätzchen zu finden. Der Verbreitungsbezirk solcher Pflanzen kann nur ein sehr beschränkter sein, und den Nachweis ihrer Seltenheit liefert die Notizen, 379 Geschichte der Entdeckung der einzelnen Arten. Vor fast hundert Jahren entdeckte Hab- lizl, der Reisegefährte S. G. Gmelin’s, im Samamys-Gebirge, einem Zweige der mäch- tigen Albrus-Kette, zwischen Rescht und Teheran, die erste Art der Gattung: D. aretioides. Das von ihm gesammelte Ta- petenstückchen, im Herbarium der Akade- mie zu St. Petersburg aufbewahrt, ist Al- les, was von dieser Art in Herbarien exi- stirt; denn spätere Reisende, die wenn auch nicht genau dieselbe Gegend, doch benachbarte Gebirgszüge botanisch unter- suchten, haben sie nicht wieder gesehen; weder Aucher Eloy, der den Demawend zum grössten Theil erstieg, noch Kotschy, der in den Gebirgen um Teheran einen ganzen Sommer zubrachte und gleichfalls den Demawend besuchte, und der doch durch seinen Aufenthalt in den Umgebun- gen von Schiras sich ein geübtes Auge für diese eigenthümliche Pflanzenform erwor- ben haben musste, noch endlich Buhse, der das Samamgebirge durchzog und auch am Demawend hinaufstieg. Etwa 10 Jahre später (1783 oder 84) sammelte Michaux — in Persien, ohne irgend welche nähere Angabe — eine zweite Art, von der nur ein Exemplar im Herbarium Delessert existirt, D. Michauxii. Kein anderer Rei- sender hat sie wieder gefunden. Erst 50 Jahre später (1835) erhielten einige Her- barien :den Zuwachs von 2 Arten durch den fleissigen Aucher Eloy, der eine — D. odora — im assyrischen Kurdistan im Ge- birge Nalkuh, die andere — D. caespitosa — auf der Alpenkette des Etwend im westlichen Persien entdeckte. Von der letzteren existiren nur wenige Exemplare in Herbarien, denn sie ist später nicht wie- der gesehen worden. D. odora jedoch wurde im Jahr darauf von Kotschy, wohl in der Nähe des Aucherschen Fundorts, im Karagebirge Kurdistan, wieder gefun- den. Kotschy war aber auch 6 Jahre spä- ter der Entdecker von 5 neuen Arten: D*° diapensiaefolia, revoluta, bryoides, drabae- formis und Kotschyi, sämmtliche aus den Gebirgen in den Umgebungen von Schiras I 380 _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ; _ und der Ruinen von Persepolis. Auch diese 5 Arten sind nur von ihm, und später von keinem Andern, einige offenbar nur in spärlichen Exemplaren gesammelt. Die zehnte Art entdeckte Buhse am 29. April 1849 in den Felsritzen des südlich von Jesd gelegenen hohen Schir-kuh; da Niemand später den Schir-kuh bestiegen, — ich sah ihn anf eiliger Reise nur von Weitem, — so sind die wenigen von Buhse zurückgebrachten Exemplare die einzigen dieser Art in Herbarien. Endlich hatte auch ich die Freude zwei unbeschriebene Arten zu entdecken, und erlaube mir eine etwas eingehendere Schil- derung der beiden weit von einander ent- fernten Fund- und Standorte zu geben. Es war am 22. Juni/4. Juli 1858, als wir uns von unserm reizenden Nachtlager bei der schönen Ruine der Moschee von Kadamgah erhoben und mit Sonnenaufgang aufbrachen, um den gegen 10,000‘ hohen Gebirgspass, der die Gebiete von Nischa- pur und Mesched trennt, zu übersteigen. In fortwährendem langsamen Ansteigen hatten wir das malerisch gelegene Gebirgs- dorf Derrud erreicht, und gelangten von dort in ein immer enger werdendes stei- leres, von einem Gebirgsbach durchrausch- tes Felsenthal.e Die Wände waren mit einer verhältnissmässig üppigen Vegetation bedeckt, und das Einsammeln vieler bis dahin nicht beobachteten Pflanzen liess mich weit hinter unserer zahlreichen Ca- ravane zurückbleiben. Da fesselte mich plötzlich der Anblick einer kleinen natür- lichen 'Felsengrotte dicht am Wege. Sie wurde von einem etwas über Manneshöhe überhängenden Felsen über einer senkrech- ten Wand gebildet, die gegen Norden ge- richtet war. In der oben angegebenen Weise war die Grotte mit einem wunder- bar zierlichen Teppich ausgekleidet. Jede andere Vegetation war auf diesem Fleck ausgeschlossen. Während meiner ganzen Reise habe ich nur diesen einen Teppich gesehen. Dennoch war dies Pflänzchen (D. tapetodes m.) schon etwa 18 Jahre früher beobachtet worden, obgleich an ei- nem ziemlich entfernten Fundort, wie mich ein kleines blüthenloses Bruchstückehen einer Pflanze belehrte, die Griffith in Ca- bulista entdeckte, und die, von Kew aus, einigen Hauptherbarien unter dem irrigen Namen D. bryoides mitgetheilt war. In den letzten Tagen des März a. St. des folgenden Jahres waren wir aus der Grauen erregenden Wüste Luth plötzlich in die paradisische Oase von Chabbis ein- gezogen. Die Palmen standen in voller Blüthe, deren künstliche Befruchtung war in vollem Gange; die uns angewiesenen Wohnungen waren mit Tausenden von Cen- tifolien geschmückt; ringsum erfüllte die Luft der Wohlgeruch blühender Orangen- und Citronenbäume, die gleichzeitig ihre saftigen Früchte gereift hatten, die Gra- natäpfelbüsche prangten im dunklen Pur- pur ihrer Blüthe, und in Fülle bedeckte das zartere Rosenroth die zahlreichen Bü- sche des einheimischen Oleanders; dem Palmenwald schlossen sich üppige goldige Weizenfelder an, deren Ernte begonnen hatte. Dem Botaniker, als solchem, bot jedoch dieses kleine Paradies auf seinem durchweg unter Culturen stehenden Boden wenig Ausbeute und daher auch wenig Reiz; es war die allen Datteloasen gemein- same allbekannte Flora. So zog ich es denn vor, mit einigen Reisegenossen in das nordwestlich gelegene Hochgebirge zu stei- gen. Hier liegt schon in beträchtlicher Höhe, in einem reizenden, von einem Ge- birgsbache durchrauschten Thale, das reiche Dorf Ssyrtsch. Die Gegend erinnert auch in ihrer üppigen Vegetation an die von Derrud und Dshegar. Das Dorf ist in wei- ten Obst- und Weingärten verborgen und beschattet von mächtigen Platanen und Wallnussbäumen. Der weisse Maulbeer- baum, dessen reife Früchte wir schon in Chabbis genossen, entfaltete hier eben erst Blätter und Kätzchen. Oberhalb des Dor- fes steigt das Thal zur Felsschlucht wer- dend immer höher. Der vorherrschende Thonschiefer wird hier von Dolomit unter- brochen. Hier war es, wo ich am 30. März/ll. April, zum erstenmal eine Polster bildende Dionysia erblickte, D. rhaptodes m. Zwei grosse graugrüne mit zahllosen EEE ER ” . 2 = III. Notizen. gelben Blümchen von zierlichster Bildung bestreute Kissen, eines vom andern um einige hundert Schritt entfernt, bedeckten etwas schwer zugängliche kleine Vorsprünge der nördlichen Felsenwand. Von beiden Kissen nahm ich einen guten Vorrath von Exemplaren mit. Noch Niemand hatte diese Art früher gesammelt, und auch ich habe sie weder in jener Schlucht noch sonst wo in den Gebirgen Persiens später wiedergesehen. So sind denn von den 12 Arten der Gattung nur zwei, jede zu zweien Malen von verschiedenen Botanikern gesammelt worden, deren eine wohl in sehr benach- barten Oertlichkeiten: D. odora, dagegen die andere an zwei recht weit von einan- der entfernten Punkten: D. tapetodes, in 0. Persien und in Cabulistan, Aus dem Angeführten muss nothwendig der Schluss gezogen werden, dass die Ver- breitung der Dionysiaarten eine äusserst beschränkte ist. Ein Umstand scheint aber noch stärker zu diesem Schlusse zu berechtigen. Fast alle langröhrigen Arten der Pri- mulaceen zeigen in Bezug auf die gegen- seitige Stellung der Sexualorgane eine Dop- pelbildung, die mit dem Namen Dichoga- mie bezeichnet wird, Die stets im ge- schlossenen Kreise sitzenden Staubbeutel sind nämlich in einer und derselben Art bald in der Nähe der Mitte der Kronen- röhre,: bald oben in der Nähe des Schlun- des eingefügt, in ersterem Falle sind sie weit von dem Griffel überragt, dessen Narbe bis zum Schlunde oder über diesen hinaus ragt, im letzteren ist der Griffel gewöhn- lich kurz und die Narbe steht unter der Einfügung der Staubblätter. Nun ist bei 11 von den bisher bekannt gewordenen Arten nur die eine oder nur die andere Blüthenbildung beobachtet, ja diese Stel- lung sogar als Artencharakter in die Diag- nosen aufgenommen. Nur von D. rhap- todes sind beide Blüthenformen bekannt, an Exemplaren, die von 2 ziemlich von einander entfernten Rasen entnommen sind. Wird es nicht in hohem Grade wahrschein- lich, dass die in Herbarien aufbewahrten 381 sämmtlichen Exemplare der übrigen 10 Arten, (an dem Griffithschen Exemplare der D, tapetodes habe ich keine Blume gesehen —) nur von je einem einzigen Ra- sen geliefert sind’? Nicht umhin kann ich zu bemerken, dass die zwölf aufgeführten Arten sehr scharf von einander unterschieden sind; nicht durch ein Mehr oder Minder, nicht durch grösser und kleiner, oder dgl., sondern jede von den andern durch zahlreiche scharfe Charaktere, und durchgreifende Verschiedenheiten in allen Organen, Nicht die Spur von Uebergängen. Zahlreiche Fragen drängen sich dem genauen Beobachter dieser eigenthümlichen Verhältnisse auf, an deren Beantwortung ich mich nicht wagen mag. In welchem genetischen Zusammenhang stehen diese Pflänzchen untereinander? oder mit den verwandten Gattungen? oder mit einem gemeinschaftlichen Ahn? Wie gelangten sie, von solchen weit entfernt, zu ihren so eigenartigen, so isolirten Standorten. Kann hier Kampf ums Dasein stattgefunden ha- ben? kann hier von natürlicher Zuchtwahl die Rede sein? Sind die eigenthümlichen äussern Bedingungen ausreichend zur Er- klärung der Eigenart der Pflänzchen ? Ent- wickelte sich ihre Eigenart allmälig im Laufe von Jahrtausenden? Oder entspross- ten sie gleich in ihrer jetzigen Form aus, durch geänderte äussere Bedingungen mo- difieirten Keimen eines andersgearteten Ahnen? u. s. w.) Ehe wir zur Beantwortung solcher Fragen schreiten, und auf, wenn auch noch so berückende, doch meist schwankende Hypothesen thurmhohe Theorien bauen, bestreben wir uns vor Allem der freien Natur in möglichst weitem Umfange ihre Geheimnisse abzulauschen, und unsern Schatz an unumgänglichen Bausteinen — sie bilden keineswegs einen „wüsten Stein- haufen,“ — zu mehren, denn nur ‚„fortge- setzte specielle Detailuntersuchungen ge- währen den festen empirischen Boden, ohne welchen jeder generelle Gedankenbau zum speculativen Luftschlosse wird.“ Anmerkung. Die obige, äusserst in- Pi 382 Gartenflora Deutschlands, teressante Darstellung von A. von Bunge, unserm berühmtesten und ältesten Botaniker Russlands, der auf seinen Rei- son im Altai, in China, in Persien etc., diePflanzenwelt mit offenemAuge studirt und durch seine zahlreichen Werke im Gebiete der speciellen Botanik sich einen unsterb- lichen Namen erworben hat, im Jahre 1871 Rsslands und der Schweiz. in der Dorpater Naturforscher- Versamm- " lung gehalten. Da dieser interessante und auf die eigenen Beobachtungen eines lan- gen und thatenreichen Lebens gestützte Vortrag nur wenig bekannt geworden ist, so reproducirten wir ihn solchen nach ei- nem uns vom Verfasser mitgetheilten Ab- zug. (E. R.) IV. Literatur. 1) Baron Ferdinand von Müller, Lectures and Documents bearing on industrial researches. Melbourne 1872. Nach einer, allgemeinen geschichtlichen Einleitung gibt der geehrte Verfasser in diesem Werke eine alphabetische Aufzähl- ung der im Botanischen Garten zu Mel- bourne cultivirten Gewächse, welche in verschiedenen Beziehungen als Nutz- und Handelspflanzen für Süd-Australien zu em- pfehlen sein würden. Bei jeder Art ist das Vaterland, Verwendung und zuweilen auch Bemerkungen über Cultur etc. angegeben. Ausserdem ist bei den für die Cultur wich- tigsten Arten auch die Art der Gewinnung Productes, um dessentwillen man solche eultivirt, einlässlich besprochen. In letz- terer Beziehung hat dieses Buch nicht blos für die Colonien Australiens, sondern auch für uns Interesse. Der gelehrte Verfasser antwortet mit dieser Schrift gleichsam auf die Angriffe der Neider seiner Erfolge, welche ihm sei- nen Ruhm als Gelehrten von anerkanntem Rufe‘, als Bearbeiter der Flora Australiens etc., allerdings nicht antasten konnten, son- dern unsern hochgeehrten Freund nur be- schuldigten, für die praktische Seite und nützliche Wirkung des Botanischen Gartens | in Melbounre, in Bezug auf Akklimatisa- tion neuer Nutzpflanzen für die Colonie, zu wenig zu thun. Wir freuen uns dieser Müller’s würdigen Antwort auf jene An- griffe einer böswilligen Parthei. (E. R) 2) A. Engler, Monographie der Gattung Saxifraga mit besonderer Berücksich- tigung der geographischen Verhält- nisse. Breslau 1872. J. U. Kerns Verlag. Monographien einzelner Gattungen und Familien werden für die Folge immer mehr und mehr die Aufgabe der Systematiker im Bereiche der Botanik und Zoologie. Die Masse der neuen Arten und Formen, wel- che aus allen T'heilen des Erdballs noch jährlich bekannt werden, ist jetzt noch im- mer bedeutend. Bei den immer mehr zu- nehmenden Verbindungen nach allen Thei- len des Erdballs, beim Vordringen der Cul- tur und der Handelsverbindungen auch nach dem Innern grosser, früher abgeschlossener Länderverbände, bei der Schnelligkeit, mit der Eisenbahnen und Dampfschiffe den Reisenden jetzt nach allen Theilen des für uns bald zu klein werderden Erdballes hinführen, — ist es aber vorauszusehen, dass auch die andern Erdtheile in nicht zu ferner Zeit ebenso genau auf ihre Na- turproducte untersucht sein werden, als das altergraue Europa. Schon jetzt reicht das Leben auch des thätigsten Mannes nicht mehr hin, um gleich Linne, Willdenow, Persoon etc., es zu unternehmen, eine systematische Auf- zählung aller bekannten Gewächse zu geben. Von dem letzten derartigen Werke, von | De Candolle’s Prodromus, dessen erster IV. Literatur. Theil im Jahre 1825 erschien, sind die ersten Theile schon so unvollständig ge- worden, dass die Nachträge zu denselben viel bedeutender als ihr Text. Trotz dem nun nach Aug. Pyr. De Candolle’s Tode, dessen Sohn Alphons De Candolle im Ver- eine mit den bekanntesten und tüchtigsten Systematikern Europa’s, unter denen wir nur Bentham hervorheben wollen, dieses Werk fortgesetzt hat, so ist es jetzt dennoch nicht bis zu Ende der Dicotyledonen ge- langt. Dennoch umfasst dieses Werk jetzt schon 19 Bände und Walpers und Müller haben 13 Bände Nachträge zu demselben gegeben, und diese Nachträge reichen nur bis zum Jahre 1866 und sind in vielen Richtungen nicht vollständig. In dem in Jahre 18350 erschienenen 4. Bande von De Candolle’s Prodromus ist die Gattung Saxifraga von Seringe bear- beitet. Seringe führte schon 150 Arten auf, Engler in seiner Monographie 165 Arten, also scheinbar nur 15 Arten mehr. Allerdings ist Saxifraga eine gerade in dem schon lange gut durchforschten Nor- den Europa’s, Asien’s und Amerika’s vor- zugsweise heimische Gattung und deshalb das Hinzutreten neu entdeckter Arten binnen 42 Jahren viel weniger bedeutend als bei andern Gattungen und Familien, aber in Wahrheit ist das von Engler glücklich bewältigte Material ein wohl noch einmal so bedeutendes, als das was Seringe vorgelegen hat. Engler hat man- che der von Seringe angenommenen Arten eingezogen und die grösste Masse des neu hinzugekommenen Materials, der vielen seitdem neu aufgestellten Arten, entwe- der als Formen oder Bastarde an ältere bekannte Arten angeschlossen. Nach einer Einleitung über die Organe der Arten der Gattung Naxifraga, über deren Wandelbarkeit in Gestält, über de- ren Werth als Unterscheidungscharaktere, — tritt der Verfasser auf die geographi- sche Verbreitung der Arten über unsern Erdball ein. Mit Ausnahme von 5 Arten finden sich nur auf der nördlichen Halb- kugel ächte Saxifraga-Arten, Die grösste 383 Zahl der Arten finden sich in den Alpen- ketten Europa’s von Frankreich bis Öroatien. Wir lassen, um zu zeigen, wie die Arten dieser in unseren Gärten jetzt so belieb- ten Gattung über die Erde verbreitet sind, Engler’s Aufzählung in dieser Beziehung folgen: 42 Arten in den Alpenketten von Frank- bis Croatien, 35 „ in Tibet und Himalaya. „ in den Pyrenaeen. „ Karpathensystem. „ in den Rocky muontains. 19 ,„ Apenninen. 17 ,, Oestliches Sibirien. 16 ,, Baikalisches Sibirien. 16 ,„ Südspanische Gebirge. 14 ,„ Rumelische u. Griechische Gebirge. 14 ,„ Skandinavische Gebirge. 13 , Caucasus, 13 „ Frankreichs Hochland westlich der Rhone. 12 ,, Spanische Mittelgebirge. 12 ,, Britische Gebirge. 11. „ im Altaı. 9 , in den Sudeten. 9, „. im: Jura. 9 ,, Ungarisches Bergland. 8... im Ural: 5 „ i.d. Südamerikanischen Cordilleren. Der Verfasser hat die geographische Verbeitung der einzelnen Sectionen der Gattung, und dann die der einzelnen Ar- ten mit besonderer Liebe und Umsicht bearbeitet und eine besondere Karte, wel- che dem Werke beigegeben ist, gibt den übersichtlichen Nachweis über die Ver breitung. Der Verfasser theilt die Gattung Saxi- fraga in 15 Sectionen. Als oberster Ein- theilungsgrund ist die Form der Samen benutzt. Jeder Section ist eine Ueber- sicht der Arten vorausgestellt, — dabei sind die am nächsten unter einander ver- wandten Arten in der ‚Uebersicht, nicht durch Diagnosen von einander geschieden, bei der Aufzählung der einzelnen Arten sind dagegen in der Beschreibung die wichtigsten, die nächst verwandten Arten unterscheidenden Charaktere cursiv ge- Synonymie sind genau und vollständig, kurz Engler’s Monographie der Saxifragen ist das Resultat sorgfältigen Studiums und Beobachtung. und liefert den Beweiss, dass der Verfasser selbst einen Standpunkt einnimmt, von dem aus er die angenom- Vv. Personalnotiz Der Herbst 1872 ist in seinen Witterungsverhältnissen einer der mildesten für ganz Europa gewesen. Von allen Sei- ten beriehtete man von zum zweiten Male blühenden Obstbäumen, Holzgewächsen, Stauden. Veilchen und Primeln blüheten zum zweiten Male, kurz alle Berichte stimm- ten im Lob des schönen Herbstes überein. In Petersburg blieb der Herbst bis zum 29. Oct. (10. Nov. n. St.) so mild, dass z. B. bis zu diesem Zeitpunkt die Pflanz- ungen in dem grossen in Arbeit befind- lichen Stadtpark fortgesetzt wurden. Pen- sees, Bellis, Primeln blüheten bis dahin in den Gärten, Stachelbeeren und Spiraea sorbifolia bildeten junge neue Triebe, ein Apfelbäumcken im Pomologischen Garten des Referenten hatte wieder Blumen ent- faltet, Erdbeeren blüheten theils von Neuem, kurz ein Herbst wie sich Keiner eines sol- chen erinnert. Dazu ist in Folge des warmen Frühlings und Sommers bei den zarteren Obstbäumen und Gehölzen eine so voll- kommene Holzreife eingetreten, — oder wie man vielleicht richtiger sagt, die Ruhe- periode ist so vollkommen vor dem Beginn der Fröste eingetreten, dass man auch mit Sicherheit auf eine gute Ueberwinterung der Holzgewächse rechnen darf. druckt. — Die Citate der Literatur und | menen Arten und deren Formenkreis, nebs = den dazwischen liegenden Bastardformen, a klar überschaute So reihen wir also dieses Buch in die Zahl der nützlichsten Monographien ein, deren bleibendes Ver- dienst allgemein anerkannt werden wird, (E. R.) en und Neuestes. In den Ostseeprovinzen, wie im mitt- leren Russland, überall das gleiche Ver- hältniss. Aus Tiflis schreibt uns Hr. Scharrer: „Vom 20. Sept./2.0ct. bis 10./22. Oct. hat- ten wir täglich Regen oder Nebel, man fing an die Oefen zu heitzen und zog die Paletots an, die Vegetation lebte neu auf, Alles überzog sich mit jungem Grün, Veil- chen, Syringa persica, Weichselkirsehen, ja Pawlownia imperialis, Monats- und Thee- rosen blühen prachtvoll im Freien, Georgi- nen und Zinnia, Salvia splendens u. A. im höchsten Schmuck. Jetzt aber den 24. Öct./5. Nov. besprengt man seit 8 Tagen schon wieder die Strasse, der Staub ist wie im Sommer, man trinkt im Freien den Kaffee, die Tageswärme ist hoch, die Nächte sehr kühl.“ Nachdem in Petersburg vom 10. bis 20. Nov. Frostwetter geherrscht hatte, trat dann wieder Thauwetter ein, so dass man am 24. Nov. n. St. die Arbeiten im freien Lande beginnen und biszum Tage, wo dies geschrieben wurde (28. Nov. n. St.) noch fortsetzen konnte. Newa und Ladoga sind wieder eisfrei und mehrere im Innern Russ- lands schon zugefrorene Flüsse sind wie- der aufgegangen. (E. R.) Le kRecsisten 1) Abbildungen. Amarantus salieifolius h. Veitch. pag. 213. Angraecum sesquipedale Aub. du Pet. Th. Taf. 744. Anthurium Binoti Linden. Taf. 723. gracile Lindl, Taf. 720. nymphaeifoium C. Koch 8. Roezli Rgl. Taf. 719. Roezli Rgl. pag. 333. var. aurea Roezl. Aquilesia canadensis L. Tafel. 734. Arum speetabile Schott. Taf. 742. EBegonia Richardsiana Masters Taf. 739. Fig. b. Bomarea chontalensis Seem. pag. 280, Bongardia Rauwolfi C. A. M. Taf. 728. Fig. 1. 2. Callirhoe spicata Rgl. Taf. 737. Fig. 3. 4. Carex Fraseriana Hook. Taf. 728. Fig. 3. Castilleja miniata Dougl. Taf. 737. Fig. 1.2. Celosia Huttoni Masters. pag. 213. Clematis Lucie Lemoine pag. 43. Dasystoma pedicularia Benth. Taf. 717, pag. 67. quercifolia Benth. pag. 68. 245. Delphinium elatum L. «. intermedium Ledb. e. alopeeuroides Taf. 736. Fig. 2. elatum L. «. intermedium Ledb. b. Keteleri Taf. 736. Fig. 1. XU. 1872. Echinocactus napinus Ph. Taf. 721. Fig. 1. Endera conophalloidea Rgl. Taf. 732. Epimedium coneinnum Vatke. Taf. 726. Fuchsia Enchantress pag. 40. Gemüseconservirungshaus pag. 16. Glaskasten zur Hymenophyllum- und Tricho- manes-Cultur pag. 270. Griffinia Blumenavia pag. 52. #Himbeerstecher pag. 197. Horkelia capitata Lindl. Taf. 711. Fig.4—6. — Tilingi Rgl. Taf. 711. Fig. 1—3. Sambosa Korthalsı Blume Taf. 727. Iris iberica Hoffm., Taf. 713. teetorum Maxim. Taf. 716. Eaelia purpurata Lindl. var. rosea. Taf. 730. Lantana hybrida pumila pag. 41. Liliorrhiza lanceolata Kellog. Taf. 715. | Lilium bulbiferum pag. 231. dahuricum Gawl. Taf, 740. Humboldti Roezl et Leichlin Taf. 724. monadelphum MB. Taf. 733. parvum Kellog. Taf. 725. spectabile pag. 231. Washingtonianum Kellogg. Taf. 710, | Livistona australis RBr. pag. 50. 25 untia clavata Ph. Taf. 721. Fig. 3. .— papyracantha Ph. Taf. 721. Fig. 2. Pensde, gesäumte oder geränderte Blume mag. AD. Pentstemon Gordoni Hook. $. glandulosus Taf. 743. Phalacraca Wendlandi pag. 42. Phoenix sylvestris Roxb. pag. 51. Pogogyne Douglasi Benth. Taf. 731. Primula japonica Asa Gray. Taf. 729. Ravenala madagascariensis Adans. pag. 356. Rosanowia conspicua Rgl. Taf. 712. Rosen-Aster pag. 48. S Balsamine pag. 48. Y Adiantum Farleyense Th. Moore 244. tenerum farleyense 244. Aethionema coridifolium DC. 187. Agave Besseriana Jacobi 122. ‚"Ageratum coelestinum Hort. 330. coeruleum Hort. 330. conyzoides L. 330. mexicanum Sims. 330. mexicanum Sims. var. Wendlandi 42. suffruticosum Rgl. 350. Albuca abyssinica Welwitsch. 279. Alonsoa Mutisii 330, — Alsophila (Chnoophora) sagittifolia Hook. 278. Amarantus salicifolius h. Veitch. 20. 213. _ Amaryllis Chelsoni hort. Veitch. 25. Amomum melegueta Roscoe var. minor 372, Amorphophallus Conjae 150. | Rivieri Durieu 150. Anacampseros spectabile reau 1. _ Anadenia pulchella R. Br. 545. - Andromeda flexuosa Moon. Cat. 371. Katagherensis Hook. 371. Angraecum articulatum Rchb. fil. 147. Jordan !et Four- 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Alb ngertrn fol. variogat Fig. 6. Y spathulifolium Hook. Taf. 241. | spectabile Boreau. Taf. 709. de 1—3. Ro stenopetalum Pacsh Taf. va. Fig. 1 Solferino-Balsamine pag. 48. 5 Spathiphyllum Ortgiesi Rgl. Taf. 738. Tecophilaea Cyanocrocus Leyb. Taf. 718. Trichinium Manglesi Lindl. Taf. 722. Triehosanthes japonica Rgl. Taf. 714. Victoria-Aster pag. 47. Zinnia Haageana Rgl. flore pleno Pag. Bi. 45. 46. a 5 Angraecum sesquipedale Aub. du Pet. Su 3 | 399. FR ' Anoeeochilus Dawsonianus Low. 279. { Antkarn Bo Binden get 3 | — gracile Lindl. 99. ; hybridum Linden. 185. - Lindenianum h. Van Houtte. 332. nymphaeifolium ©. Koch. 332. nymphaeifolium Schott. 331. — nymphaeifolium ©. Koch ‘8. Roezlü Rgl. 98. 331. 36 — Roezli Rgl. 331. e Aphelandra sulphurea J. D. Hook, 187. 3 2 Aquilegia canadensis L. var. aurea Roezl. 258. Aralia macrophylla Cunn. 121. Sieboldi 209. Arisaema curvatum Kth. 120. helleborifolium Schott. 120. speciosum Mart. 341. Arum eurvatum Roxb. 120. Dioseoridis Schott. 353. Dracontium Vellozo 343, spectabile Schott, 353. Er BEE Alt Register. Aster dentatus Andr. 348. ferrugineus Wendl. 348. tomentosus Schrad. 343. Asterostigma Luschnathianum Schott. 343. Aueuba japonica Thhg. var, foemina aureo- maculata 24. Avantpeche a chair jaune 186. Azalea indiea var. Baron von Schickler 374. — indica L. var. Fanny Ivery 25. mollis Bl. 187. Balsaminen 47. Begonia carminata hort. Bull. 25. erecta multiflora 329. Richardsiana Masters 293. weltoniensis 329, Berberis Maximowiezi Rgl. 238. sinensis Desf. 238. Thunbergi DC. 238, Biglandularia conspieua Rgl. 33. Bletia purpurata Rchk. fil. 225. Bolbophyllum chloroglossum ZRehb. fil. et Warm. 146, lemniscatum Parish. 340. nasutum Rchb. fil. 146. Bomarea chontaleasis Seem. 54. 120. 280, Bongardia Rauwolfü C. A. M. 19. Botryodendron latifolium Endl. 121. Brodiaea multiflora Benth. 372. parviflora Torr. et Gray 372. Bromelia Fernandae Ed. Morr. 194. Brugnon des deux soeurs 276. monstrueux 186. Bulbine Mackenii Baker. 277. Caladium Monsieur Barillet 24. zamiaefolium Lodd. 371. Calanthe pleiochroma Rchb. fil. 123. Calathea arrecta Lind. et Andre 243. Lindeni Wallis 243, pacifica Lind. et Andre 374. undulata Lind. et Andre 374, Callirhoe spicata Rgl. 291. Colochortus elegans Pursh. 344, Calyptrion Aubletii Ging. 340. Berteri Ging. 340. nitidum Benth. 340. Camellia Francesco Burlamachi 278. japonica v. Elvina Delli. 124. — japonica var. Madame Cachet 374. 387 Camellia Italia unita 243. Campanula Roezli Rgl. 239. Carex Fraseri Andr. 194. Fraseriana Hook, 194, Castilleja miniata Doug]. 290. — pallida 8. miniata Asa Gray 290. pallida $. wnalaschensis Cham. et Schl. 290. Cattleya Byrsiana Lem. 225. Warneri Moore 22. Celosia Huttoni Masters 213. Centaurea candissima hort. 113. dealbata hort. 113. ragusina L: 113. Centhranthus macrosiphon 348. Cerasus pendula rosea 24, Chicoree frise d’ete 246. COhrysanthemum indicum semperflorens 17. Cienkowskia Kirki J. D. Hook. 373. Clematis Lucie Lemoine 45. Clerodendron trichotomum Thbrg. 276. Coeliopsis hyazinthosma Rchb. fil. 147. Coelogyne biflora Parish. 238. lentiginosa Ldl. 278. Colax jugosus Ldl. 278. Corynostylis albiflora Lind. 340. Benthami Walp. Rep. 340. carthagenensis Karst. 340. guyanensis Karst. 340, Hybanthus Mart. et Zuce. 340. Corypha australis 49. Crinum brachynema Herb. 121. Crotalaria Heyneana Grah. 348. Cucumis Hookeri Naud. 53. Cyelobothria elegans Dougl. 344. Cypripedium Ashburtoniae Rehb. fil. 245. barbato-insigne 245. longifolium Warsez. et Rehb. fil. 342. niveum Rchb. fil. 243. Cyrtanthus sanguineus Hook, 24. Darlingtonia californica Torr. 242. Dasystoma pedicularia Benth. 66. quercifolia Benth. 66. 245. Dianthus Caryophyllus L. var. coccinea Diascia Barberae J. D. Hook. 121. Dieffenbachia imperialis Lind. et Andre, 243. Diospyros costata Carr. 243. Kaki L. fil. var. costata. 243. Schi-tse Bunge, 243. 25 * 23. _Diplopappus rotundifolius Less. 343. ' Delphium elatum L. «. intermedium Ldb. ce. alopecuroides. 289. — elatum L. «. intermedium Ldb. b. Keteleri 289. Dendrobium acrobatieum Rehk. fil. 55. — amethystoglossum Rchb. fil. 147. — annuligerum Rchb. fil. 55. — Coelogyne Rchb. fil. 53. — fugax Rchb. fil. 245. — rhodocentrum Rehb. fil. 279. — tetragonum F. Müll. 277. n: Deparia nephrodioides Baker 148. Dracaena lutescens striata A. Versch. 241. Echidnopsis cereiformis J, D. Hook. 120. Echinocactus napinus Ph. 129. Echium petraeum Tratt. 123. Eleusine Dagussa 205. — Toeussa 205. Encholirion corallinum J. Lind. 188. Endera conophalloidea Rgl. 226. Epidendrum eriniferum Rehb. fil. 146. — Pseudoepidendrum Rchb. fil. 120. — Turialvae Endr., Rchb. fil. 147. Epimedium coneinnum Vatke. 165. — sinense hort. berol. non Siebold. 165. Eranthemum crenulatum Nees. 277. — palatiferum Nees. 277. Euchroma integrifolia Nutt. 290° Fatsia japonica 209. Fourcraea Bedinghauseni 276, Fraise double perpetuelle 243. Fritillaria caucasica Adams, 342. — tulipifolia MB. 342. Fuchsia Enchantress 39. — hybrida 24, Gastronema sanguineum flammeum 24. Gaultheria fragrans Don. 371. — fragrantissima Wall. 371 — Leschenaultii DC. 371. — ovalifolia Wall. Cat. 371. Gerardia flava L. 68. — glauca Eddy. 68. — Pedicularia L. 22. 67. — quercifolia Pursh. 21. 68. Gilia achilleaefolia Benth. 122. — arenaria Benth. 331. Gladiolus purpureo-auratus J. D. Hook. 128. — ramosus hort. var. Robert Lodge 26. Gnaphalium lanatum fol. var. 15. Grevillea pulchella Meissn. 345. — riparia Sieb. 343. — rosmarinifolia A. Cunn. 343. Guizotia oleifera 206. Gymnopetalum japonicum Mig. 35. ETaemaria discolor Ldl. var. Dawsoniana Rehk. fil. 279. Helichrysum petiolatum fol. var. 145. Hemitelia Moorei Baker 148. Hoheria Lyalli Hook. fil. 121. Horkelia capitata Lindl. 6. — Tilingi Rgl. 5. Humata Tyermanni Moore 55. Jambosa Korthalsi Blume. 193. Iberis jucunda Schott et Kotschy mss. 187. Jonidium Aubletii Roem. et Schult. 340. Iris eristata Mig. 65. — filifolia Boiss. 120. — Helena C. Koch. 34. — iberica Hoff. 34. — iberica. Rgl. 34. — teetorum Maxim. 69. — tingitana Boiss. et Reut.. 370. Justieia palatifera Wall. 277. Ixora amabilis 25. Mleinia pteroneura DC. 123. Kniphofia caulescens Bak. 124. Kohleria rupestris Seem. 55. Köllensteinia ionoptera Lindl. et Rehb. 146. Lachenalia aurea Lindl. 20. 373. — luteola Jaeq. 373. — pendula Ait. 20. -— quadricolor Jaegq. 3 — trieolor Jaeq. 20. — trieolor Thbg. var. aurea 373. Laelia anceps Ldl. var. Dawsoni 24. — Jongheana Rchb. fil. 279. 7 13. — purpurata Lindl. var. rosea. 225. Lantana hybrida pumila 41. ‚ Leontice Chrysogonum L. 194. ' Lepidium leiocarpum DC. 187. | Leueotho@? Katagherensis DC. 371. | Liliorrhiza lanceolata Kellog. 65. Ei. Paz we; Register. Lilium atrosanguineum hort. 296. — auratum Hook. var. Beauty 22. — auratum var. pietum 22. — Bloomerianum Kellog. 162. 230. — bulbiferum 231. L. 296. ß. aurantiacum 296. e. typicum 296. Redoute 296. — croceum hort. 296. — dahuricum Gawl. 294, — 0. costatum 294. y, eroceum 295. ß. tigrinum 29. e. typicum 295. — fulgens Morr. 296. — Humboldti Roezl et Leichtlin 161. 230. — humile Mill. 296. — Maximowezi Rgl. 232. — monadelphum M. B. 257. - parvum Kellog. 163. — pensylvanicum Gawl. 295, — philadelphicum Thbrg. 296. — Pseudotigrinum Carr. 232. — pubescens h. Van. Houtte. 296. — spectabile 231. Sweet 295. — Thunbergianum R. et S. 296. . aurantiacum 296, . Leichtlini 296. — — 8. sanguineum 296. d. stamineum 296. _ — .«. typieum 296. — — 1 ‘ FT ee — umbellato-atrosanguineum h. V. Houtte. | 296. — umbellatum hort. 296. — unguiculatum hort. 296. — venustum h. Berol. 296. — Washingtonianum Kellogg. 4. Lindenia rivalis Benth. 242. Lisianthus Oerstedi Griseb. 54. Litanthus pusillus Harv. 374. Lithospermum petraeum A. DC. 123. — rosmarinifolium Rehb. (non Ten.) 123. Livistona australis RBr. 49. Lonicera sempervirens Ait. var. Plantierensis Ed. Andre 244. Luisia macroptera Rchb. fil. 53. Lycaste lasioglossa Rechb. fil 147. — linguella Rchk. fil. 55. | Onoeyelus ibericus Siemss. 34. 389 | Mackaya bella Hary. 374. Maecrozamia corallipes J. D. Hook. 123. Malva miniata Cav, 122. Maranta setosa Lind. cat. non A. Dietr. 243. Martinezia Lindeniana H. Wendl. 374. | Masdevallia attenuata Rehb. fil, 55. — chimaera Echb. fil. 279. — Harryana Rchh. fil. 25. 246. — ignea Rchb. fil. 146. 341. — Veitchiana h. Veitch. 246. | Maxillaria jugosa Ldl. 278. — Reichenheimiana Endr., Rehb. fil. 147. Megaclinium purpuratum Ldl. 121. Meryta latifolia Seem. 121. Mesospinidium vulcanieum Rechb. fil. 279. Milla porrifolia Baker 344. Miltonia Warscewiezü Rchb. fil. 340. Mimulus primuloides Benth. 293. Modecca eissampeloides Planch. 54. Monanthes muralis Hook, 372. Monardella villosa Benth. var. leptosiphon Torr. 240. Mormodes fractiflexum Rchb. fil. 147. Muntingia Calabura L. 370. Musa sanguinea J. D. Hook. 344. Myrmecodia armata DC. 547. — tuberosa Jack. 347. @dontoglossum bietoniense Lindl. var. album 244. — cerocidipterum Rehk. fil. 146. — Juteo-purpureum Ldl. var. sceptrum Rehb. fil. 242. — maculatum Llav. et Lex. var. inte- grale Rchb. fil. 54. — pardinum Ldl. 373. — platyodon Rchb. fil. 146. — roseum Lindl. 124. — tripudians Rchb. fill. et Wrwez. var. oeulatum. 279. Olearia dentata Moench. 343. — rotundifolia DC. 343. Oneidium andigenum Rchb. fil. 280. — bryolophotum Rchb. fil. 55. — cheirophorum Rchb. fil. 54. — exasperatum Lind. et Rchb. fil. 145. — ochthodes Rchk. fil. 147. — peliogramma Lind. et Rchb. 146, — superbiens Rchb. fil. 345. > _ Ophiocaulon cissampeloides Mast. 54. Ophrys insectifera var. y. L. 123. — Jutea Cav. 123. L $ _Opuntia elavata Ph. 130. — fulvispina 220. _ -——- papyracantha Ph. 129, Oxalis cornieulata var. rosea picta 145. _ Pancratium speeiosum 196. Pandanus ornatus hort. 278. Peche Baron Dufour 276. Pelargonium Beauty. 284. — grandiflorum var. hort. 25. —, Neue gefüllte Scarlet- 370. — zonale Willd. var. Amazon 25. — zonale Willd. var. Pink Queen 23. — zonale, Professor Hering 370. — zonale Willd. var. Reine Victoria 22. Pensee, gesäumte oder geränderte Blume 42. Pentstemon gentianoides Poir. var. hort. 23. — Gordoni Hook. #. glandulosus 354. — Roezli Rgl. 239. Peperomia velutina Lind. et Andre 244. Persica davidiana 186. Petrophyes muralis Webb. 372. Phalacraea coeiestina 330. — Wendlandi 42. Phalaenopsis Manni Rchb. fil. 125. Philodendron calophyllum Ad. Brogn, 242. — daguense Linden et Andre 243. Register. Polyeyenis museifera Rehb. fil. 8. coneolor 330. IE Polymnia oleifera 206. Pommier dite baceiferes. 276. Pothos gracilis Rudge 99. Primula Auricula L. var. hort. 24. — japonica A. Gr. 187. 19. Prune Eugene Simon 276. Prunus cerasifera Ehrh. 121. ® — domestica v. Myrobalana L. 121. “ - — Mpyrobalana Lbois. 121. Pseudoepidendrum speetabile Rehb. fil. 120. Pyrethrum indieum Cass. var. hort. 22. — sinense DC. var. hort. 23. — simense Sab. var. hort. 244. Pyrus Malus floribunda Th. Moore 20. Ravenala madagascariensis Adans. 359. Restrepia elegans Karst. 342. Rhinanthus virginieus L. 68. Rodriguezia leochilina Rechk. fil. 125. Roezlia regia 276. Rosa hybrida bifera var. Marquise de Ca- stellane 24. — indica Thea var. Unique. 24. Rosanowia conspieua Rgl. 35. Rosenaster 47. Saccolabium buceosum Rehb. fil. 125. Salvia rubescens H. B. et K. 124. —- niveo-karmesinum Lind. et Andre. 242, — rubro-punctatum J. D. Hook. 186. Phlox acuminata Pursh var. hort. 25. Phoenix sylvestris Roxb. 50. Phormium Colensoi Hook. fil. variegatum 245. — tenax Forst. 8. Cooki 245. Phyllotaenium Lindeni Ed. Andre. 244. Pilumna fragrans grandfflora Lind. cat. 245. — nobilis Rehb. fil. 245. Pittosporum erassifolium Banks et Sol. 344. Plagianthus Lyalli J. D. Hook. 121. Pleurothallis polyliria Endr., Rehb. fil. 147. Poa Abyssinica 203. Pogogyne Douglasi Benth. 225. — Douglasi Benth. «. typica 226. — Douglasi Benth. 5. tricolor 226. — Douglasi Hook. 226. — parviflora Benth. 226. Poire des peintres 185. Polyeyenis gratiosa Endr., Rehb. fil. 146. — taraxacifolia Cosson 373. Saxifraga eiliata Lindl. 342. — Maveana Baker 21. — peltata Torr. 259. — Stracheyi Hook. fil. et Thoms. 342. Sedum acre aureum 21. I | ' Sempervivum acuminatum Schott. 235. — acre elegans 21. — albo-roseum Baker. 2. — Fabaria hort. 1, 2. — Fabaria Lem. 1. — Pseudo-Fabaria Fenzl. 1, — spathulifolium Hook. 297. — spectabile Borean. 1. — spectabile purpureum Henders. cat. 1. — speetabile-roseum Henders. cat. 2. — stenopetalum Pursh. 297. Selaginella rubella Moore 53. Selenipedium longifolium Rehb. fil. 342. — albidum Schnitsp. et Lehm. 235. Register. Sempervivum arachnoideum L. 236, — arenarium Koch, 237. — assimile Schott. 235. — DBrauni Funk. 237. — calcareum Jord. 235. — Doellianum Schnittsp. et Lehm. 236. — fimbriatum Lehm, et Schnittsp. 236. — flagelliforme Fisch. 236. — Funki Braun 236. — glaucum Ten. 235. — globiferum L. 237. — grandiflorum Haw. 237. — . heterotrichum Schott. 236. — Hillebrandti Schott. 237. — hirtum L. 237. — hispidulum hort. 236. — hispidulum Schott. 237. — juratum hort. 236. — Mettenianum Schnittsp. et Lehm. 235. — montanum L. 256. -— Neilreichi Hort. 235. — Neilreichi Schott. 237. — piliferum hort. 236. — Pittoni Schott. 237. — pyrenaicum hort. 235. — ruthenieum Lehm. et Schnittsp. 237. — Sehnittspahni Lagger. 235. — soboliferum Sims. 237. ß. arenarium 237. «. typicum 237. —- stenopetalum Lehm. et Schnittsp. 235. — teetorum L. 234. e. albidum 235. y. bicolor 235. x. densum 235. £. expansum 235. ß. glaucum 235. 4. Mettenianum 255. n. pulchrum 235. d. pyrenaicum 235. . rubescens 235. co. typicum 2. 4. violaceum 235. $. violascens 235. = Sour L — tomentosum Lehm. et Schnittsp. 236. — Webbianum hort. 236. — Wulfeni Hoppe. 236, Senecio pteroneura J. D. Hook. 123, — pulcher Hook. ef Arn. 278. Silene Tilingi Rgl. 330, 391 Solanum ceiliatum Lam. 23. Spathiphyllum Ortgiesi Rgl. 292. Sphaeralcea miniata Spach 122, Sphaeromn miniata Garke 122. Stapelia sororia Masson. 341. Stelis fascieuliflora Rgl. 329. Stenia fimbriata Lind. et Rehb. fil. 243. Stereulia mexicana Horsfield et Bennet 184. Steudnera colocasiaefolia ©. Koch. 244, Strophanthus Bullenianus Mast. 53. Stylidium bellidifolium Sonder. 187, — spathulatum R. Br. 187. Styrax japonicum Sieb. et Zuce. 187. — serrulatum Roxb. 187. Tecophilaea Cyanocrocus Leyb. 97. Theresia tulipifolia Klatt 342. Todea barbara Moore 277. Treculea africana Dene. 372. Trichinium Manglesi Lindl. 131. Trichocentrum capistratum Lind. Rehk. il. 245. Trichopilia candida Lind. 245. — fragrans Ldl. var. nobilis Lind. et Andre 245. — hymenantha Rchb. fil. 187. Trichosanthes eucumeroides Thbg. 35, — japonica Rgl. 35. Triteleia porrifolia Poepp. 344. Tropaeolum chrysanthum Planch. et Lind. 374, Tydaea hybrida hort, var. Display. 24. Wanda teres Lindl. 56. Veronica angustifolia A. Rich. 342. — parviflora Vahl var. angustifolia 342, — stenophylla Steud. 342. Vietoria-Aster 47. Viola Hybanthus Aubl. 340. — Jlauriflora Smith. 340. Vriesea corallina Rgl. 188. Xanthosoma Lindeni hort. Lind. 244. Xeranthemum annuum fl. pl. 246. Xiphion filifolium Klatt. 120. — tingitanum Baker 370. Zamioculcas Loddigesi Schott. 371. Zauschneria californica Prsl. «,angustifolia 239. ß. latifolia Torr. et Gr. 239. Zinnia Haageana Rgl. flore pleno 45. Akademie, die Kaiserliche Leopoldinisch-Ca- rolinische 89. Akklimatisirung von Pflanzen 282. Alleebäume der Ringstrasse in Wien 57. Ananas-Cultur 91. Anlagen des „Bosches“ beim Haag, deren ge- ja genwärtiger Zustand, nothwendige : Verjüngung und Umgestaltung 306. SR Anthonomus Rubi 197. Be Ausstellung zu Anvers 287. in Berlin 160. in Bremen 288. N von Früchten auf internationaler Aus- or stellung in London 158. BR. des Gartenbauvereins in Bamberg 223. —, Internationale polytechnische, in Mos- kau 334. in Moskau 191. in Wien 222. Bambusa-Cultur 154. Bäume, ältere, im botanischen Garten in Flo- renz 220. ‚ Aufzählung der im St. Petersburger Klima ausdauernden 324. ‚ Richtung derselben nach Osten 26. und Sträucher, über die Schädigung unserer ceultivirten, durch den Ein- fluss des Frostes im Laufe der letz- ten 10 Jahre. 356. Baumheber, Chatenay’s 219. Baumnelken 21. Belgische Gärten, Berlin, Hannover 132. Bemerkungen über das Verhalten der Vege- tation im letztverflossenen Winter 151. Berberitzen Japans, zwei neue 238. Blumenausstellung in Bremen 32. zu Gent 32. in St. Petersburg 32. 216. Blumen-, Gemüse- und Öbstausstellung in München 253. “ Blumenmärkte 348. Ä Botanische Abtheilung der Weltausstellung in Wien 57. i Gärten in Italien 347. Botanischer Garten in Adelaide 215. in Bern 175. — 3) Sachregister. | Botanischer Garten in Innsbruck 171. in Zürich \73. FR Cactus, Beschreibung einiger neuer 129. Eh Campbell’s late rose Potato 216. u Coleus, Werth und Verwendung derselben A im Freien 8. ; Coniferen, Missbrauch und Verwendung der- selben in kleinen Gärten 143. Cranberry-Cultur- Versuche 142. -Pflanzung, die erste 100. Cultur der Ananas 91. der Fatsia im Zimmer 209. der indischen Azaleen 58. tropischer Pflanzen im Wohnzimmer 327. Culturnotizen 89. Curiosum aus dem botanischen Garten zu Graz 213. En Dauerhaftiskeit der Vanda teres Lindi. 36. Düngung der Wiesen 9. Edelreis, Einfluss des Wildlings auf das- selbe 203. Einfluss des deutsch -französischen Krieges auf den Gartenbau 166. des Frostes auf die Pflanzen 356. Einwirkung der Kälte auf die Pflanzen 125. Eisenbahndämme, Bepflanzung derselben mit Obstbäumen 9. Erfahrungen aus der Technik der Gärtnerei 108. Etiquettirung der Pflanzen 108. Euphorbiaceen, ein Blick auf die Familie der 198. Expedition, eine wissenschaftliche 256. Farnkräuter, Vermehrung derselben 78. Fatsia japonica (Aralia Sieboldi), Samen von derselben zu erziehen 209. Felsenpyramide zur Aufstellung von Blu- men 7. Frostschaden an den Obstbäumen im Gross- herzogthum Sachsen im Winter 1870/71 249. Frühling 1872 192. Register. Früchte und Blüthen zugleich 349. —- und Weinausstellung in Bozen 252. @alinosoga als Unkraut 375. ‘Garten des Museums zu Paris, Verluste des- selben 56. Gärten, süddeutsche 69. Gartenbau-Ausstellung in Halle a/S. 252. — derRoyal-Hortieultural-Society zu Lon- don 101. Gartenpfähle, ästige 148. Gärtner-Lehranstalt in Gent 89. Gehölze des Freilandes, Verhalten verschie- dener, im Winter 1870/71 im botani- schen Garten in Würzburg 8. Gemüse-Conservirung durch den Winter 14. Gesellschaft zur Beförderung des Garten- baues im Deutschen Reiche 281. Glaserkitt 108. EHauswurz 234. Herbst 1872 384. Himbeeren, amerikanische 228. Himbeerstecher 197. Hochschule für Bodeneultur in Wien 221. Innsbruck, von, nach der Schweiz und Ober- Italien 171. Insekt, schädliches 375. Insekten, Mittel gegen dieselben 247. Institut für Pomologie, Wein- und Garten- bau in Troja bei Prag 237. Kälte, Einwirkung derselben auf die Pflan- zen 125. Klimatische Verhältnisse Abyssiniens 206. Buandwirthschaftliche Schule in Mailand 280. Landwirthschaftlicher Fortbildungs - Unter- richt in den Oesterreichischen Staa- ten 154. — Unterricht 350. Leopoldina 222. Lilien 230. Limonen, Unfruchtbarkeit derselben 348. London und dessen Gärten 260. 298. Mittel gegen Insekten 247. Morchel-Cultur 348. 393 Nachrichten aus Adelaide 123. — aus Moskau 96. — aus Nikita in der Krim 96. — aus St. Petersburg 96. — von B. Roezl 369. — aus Tifis 95, 159. Nachruf für Fürst Hermann von Pückler- Muskau 26. Nachtfröste in der Bourgogne 284. Nachtrag zum Verzeichnisse der botanischen Gärten ete. 229. Nachträge zu dem Verzeichnisse sämmtlicher botanischer ete. Gärten 84, Nordpolexpeditionen 214. Nutzen des Spargelbaues 91. ©bst-, Wein- und Gemüseausstellung zu Prag 288. und Weinbauschule beiMarburg 154. Obstbäume, die geformten, im Landschafts- garten 118. Obsteonservirung 376. Obsteultur in Belgien 375. Obstgarten in Nikolsko 210. | Orchideen-Preise 284. Palmengarten, der neue, zu Frankfurt a/M. 114. Pflanzen, in Abyssinien eultivirte, welche in Europa nicht in Gebrauch sind 205. —, dCultur tropischer, im Wohnzimmer 327. —, die im Petersburger Botanischen Gar- ten zur Blüthe kamen 329. Pflanzenentwicklung, periodische, bei St. Pe- tersburg im Frühjahre 1872, vergli- chen mit der des Jahres 1871 211. Pflanzenverbreitung 376. Primel, eine blaublumige 185. Rzeisenotizen von E. Regel 36. 69. 101. 132. 171. 260. 298. Rhabarberpflanze, die ächte 56. Richtung der Bäume nach Osten 26. Rijolen, Rigolen, Regolen 157. Ringstrassen-Allee in Wien 57. 247. Rosengärtnerei in Petersburg 201. Schutz der Gewächse vor Nachtfrösten 149, Schwamm-Qultur in Pferdeställen 375. em inun-Ärten. Weiche unsere Winter im freien Lande überdauern 232. iete Royale d’Agrieulture et de Botanique de Gand. 280. Spargel-Cultur 150. Sperling, ist er nützlieh oder schädlich? 90, Stadtgarten auf dem Admiralitäts- und Er eng des Gartenbaues in den preussischen Staaten 128. Thüringen und dessen Gärten 36. Treibholz im Eismeer 153. “ _ Umbrella-plant. 259. Unfruchtbarkeit der Limonen 348. Urin als Düngemittel 349. Pilanzen 376. Verluste des Gartens des Museums zu Pa- ris 56. % Album Van Eeden 30. Beer, G. Grundzüge der Obstbaumkunde 188. Berliner Blätter für Gärtnerei wirthschaft 94. Bommer, J. E. Les Platanes et leur ceul- IE ture 32. Bose, Curt von, Pomologische Hefte 93. Duchartre, M. P. Observations sur le Genre Bee Lis, 188. EN $ Engler, A. Monographie der Gattung Saxi- r fraga mit besonderer Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse 382. Verbreitungsbezirke, enge und weite, einiger | Versammlung deutscher Pomologen in Braun- | Verzeichniss speciosum im Zimmer 196. der Centaurea ragusina L. (Ce dissima und dea!bata hort.) 118. der Farnkräuter 78. schweig 288. : sämmtlicher botanischer ete. Gärten, Nachträge 84. Kr Wechselwirthschaft in der Gemüsegärtnerei nach einem bestimmten Betriebsplane- 14. Weinbau und Kellerwirthschaft 349. Weltausstellung in Wien 224. in Wien, botanische Abtheilung 57. Werth und . Verwendung der Coleus im Freien 8. Wiener Ringstrassen-Alleebäume 57. Stadtgarten-Anlagen und Erhaltungs- kosten 57. Wiesen, Düngung derselben 90, ' Wildling, Einfluss desselben auf das Edel- reis 203. | Zeitschrift, neue 94. und Land- ; Fries, Martin. Anleitung zum Tabaksbau 61. | ‘ Giardini, i. 4) Literaturberichte. Journal der Lombardischen Gar-- tenbaugesellschaft 155. Griesebach, A. Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung 127. ' Jahresberichte von Gartenbau-Vereinen 285. Illustrirte Berichte über Gartenbau 61. | Jühlke, F. Die Königliche Landesbaumschule und Gärtnerlehranstalt zu Potsdam 284. Kummer, Paul, Führer in der Pilzkunde 31.. Dr. Ed. Auswahl werthvoller Obst-- sorten 31. Dr. Ed. Die Handgeräthe des Gärt- ners 31. | Euucas, Register. 395 Lucas, Dr. E. Jahrbuch für Pomologen, Gärt-; Nestel’s Rosengarten 60. ner und Gartenfreunde 157. — Dr. E. Wandtafeln der wichtigsten Ulrich, Wilhelm. Internationales Wörter-- Veredlungsarten mit beschreibendem buch der Pflanzennamen 156. Text 158. | — E Würtembergs Obstbau 60. | Vervaine, Jean. Cultur der Indischen Aza- leen 58. Müller, Baron Ferdinand von, Lectures and Documents bearing on industrial re- searches 382. 5) Personalnotizen. De Bary, Prof. 190. Müller, Dr. Ferdinand 190. Baumann, Franz 351. @ersted, Anders Sandoe 352. Eichler, Professor 352. Petzold 352. Geert, Jean van 9. Pückler-Muskau, Fürst Herman von 26. Gianini, Dr. Joh. 551. Glöde, Ferdinand 96. Mteess, Dr. M. 192. Gris, Arthur 352. ' Roezl, B. 369. ı Rossellini, Ferdinand 351. Karsten, Prof. A. 222. Kraus, Prof. G. 190. Sartorius, Carl 352. Savi, Peter 351. Zenormand, Sebastien-Rene 69. Seemann, Dr. Berthold 62. Maraquin, M. 352. Weissenborn, 8. 95. Mohl, Hugo v. 190. 222. Wight, Dr. 352. A) ER rn PH .' Dr A Pie N N er \ N Bi, 0 t:. 7 5 @ Ss BRARIE INSTITUTION LI SMITHSONIAN | ) III MI | III 3 9088 0 |