Ex Libris Quos INSTITUTION! SMITHSONIANAE Anno MCMV Donavit DTEBR ER: Accesio N. Ba DRESSING APPLIED: IBM NDde, fa 3 GARTENFLORA. 0 — Allgemeine Monaltsldrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Ober-Botaniker des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondivendem Mit- gliede vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellschaften, Inhaber mehrerer hoher Orden. Mitherausgeber für Deutschland: H. Jäger, Fr. Francke, E. Petzold, Hofgarteninspector in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Garten- u. Parkdirektor in Muskau, A. Senoner, C. Salomon, E. Mayer, in Wien, ° Botanischer Gärtner in Würzburg. Garten-Inspekiss FT Mitherausgeber für die Schweiz: E. Ortgies, Obergärtner am Bot. Garten in Zürich. Mitherausgeber für Russland: Dr. F. von Herder, E. Ender, Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg. Zweiundzwanzigster Jahrgang. Erlangen, 1873. Nenl ags zo nn. Reridıin.and.Hinckie D Druck der Universitäts-Buchdruckerei von E. Th. Jacob iu Erlangen. ey one Be I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildeite Pflanzen. a) Crinum ornatum Herb. $. Herbertianum Knth. (Siehe Taf. 745.) Amaryllideae. Wir haben das in lieblicher Pracht prangende beistehend abgebildete Cri- num der Güte des Herrn Haage und Schmidt in Erfurt zu verdanken, in de- ren Etablissement dasselbe in diesem Sommer mehrfach blühete. Hr. Haage und Schmidt führen diese Art als Cr. scabrum in ihrem Cataloge auf. Aller- dings gleichen die Blumen unserer Pflanze der auf Tafel 2180 im Botanical Magazin abgebildeten Pflanze. Während aber Cr. scabrum sehr lange überhängende rinnenförmige gleichbreite Blätter und einen Blüthenschaft besitzt, der bedeutend kürzer als die Blätter, kommen unserer Pflanze elliptisch-lan- zeilliche wellige Blälier zu, welche kaum so lang als der Blüthenschaft sind. Wir rechnen daher die abgebildete Pflanze zu den zahlreichen Formen des schönen in Ostindien heimischen Cr. ornalum, und zwar speciell zu der Form, welche Wallich (Plantae asiaticae ra- riores Il. pag. 38 tab. 145) als Cri- num Herbertianum abbildet und be- schreibt. (E. R.) ä b) Aster scorzonerifolius Rgl. (Siehe Taf. 746.) Compositae. A. scorzonerifolius; perennis; caule circiter 25 c. alto, simplici, fo- lioso, basi glabro, apicem versus pu- berulo; foliis radicalibus jongissimis, caulem superantibus v. ae- L 1873, linearibus, quantibus, canaliculatis integerrimis, plerumque 5-nerviis, glabris; foliis cau- linis 9— 10, sessilibus, e basi latiore lineari-ianceolatis, iniegerrimis, decres- centibus, inferioribus glabris trinervüs, 1 2 el, ] Ir N N 92 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schw superioribus uninerviis margine v. undi- que puberulis; capitulis pro genere maximis, in apice caulis solitariis v. rarius in ramulo brevi axillaribus; in- volucri laie campanulali squamis imbri- calis 5-serialibus, canescenti - puberulis (nec glandulosis), lineari - lanceolatis, aculis, apice laxe patulis, quam flores disci brevioribus; ligulis pallide-viola- ceis, lineari-lanceolatis, apice acutis in- tegris v. minute bidentatis, patulis, 15 c. m. longis, involucrum duplo superan- tibus; floribus disci flavidis, styio longe exserto, stigmatis lobis linearibus erec- tis undique papillosis; achaeniis hirtis, pappo flores disci superante coronalis. — Habitus A. alpini et proxime A. Kingii Wats. (in Report of the Geolo- gical jexploration of the fortieth pa- rallell. Volume V. Botany by Sereno Watson pag. 141 tab. XVD) affinis. Posterior caule 2—3pollicari, loliis ra- dicalibus caule brevioribus lanceolato- spathulatis basi cilialis, foliis caulinis (2—3), involucro glanduloso - pulver- ulento, ligulis brevioribus albis, stylo incluso stigmalibus tantum breviter ex- sertis facile dignoscitur. Semina Cl. Roezl in Californiae Sierra Nevada collegit. Wir geben beistehend die Abbildung einer ebenso ausgezeichneten als schö- nen Art von Aster, deren Samen Hr. B. Roezl in der Sierra Nevada gesam- melt hat. Derselbe ist perennirend und | eiz. gehört zu den mit A. alpinus L. ver- wandten Arten. Vor allen bis jetzt be- kannten Arten der Gattung Aster zeich- net sich unsere neue Art sofort durch die linearen gehölten Önervigen unbe- haarten bis 25 cm. langen ganzran- digen Wurzelblätter aus, welche noch etwas länger als der aufrechte einfache Stengel. Die für die Gattung Aster sehr grossen Blüthenköpfe stehen einzeln auf der Spitze des beblätterien Stengels, oder selten entwickelte sich zuweilen aus einer der Achseln der sitzenden aus breitern Grunde linearen ganzran- digen Stengelblälter noch ein einzelner kurzer Blüthenast mit spitzenständigem Blüthenkopf. Der grosse glockige breite Hüllkelch ist weissflaumig behaart und aus 5 Reihen dachziegelförmig überein- ander liegender linear - lanzettlicher spitzer und mil der Spitze abstehender Hüllblättchen gebildet. Die linien-lan- zeitlichen Zungenblüthen sind hellvio- leit und mehr als noch einmal so lang als der Hüllkelc. Aus den gelben Scheibenblumen ragt der Griffel mit seinen beiden aufrechten linearen Nar- ben lang hervor. Eine schöne perennirende Pflanze, welche im freien Lande gut ausdauern und im Juli und August zum Schmuck unserer Blumenparthien dienen wird, (E. R.) L, Originalabhandlungen. Br c) Audromeda campanulata Mig, (Siehe Täfel 747.) Ericaceae. In Ann. Mus, Lugd. bat. I. p. 31.— ' Prol. Fl. Japon. pag. 9A. — A. ($. 4. Meisteria Miq.) arborea, ramis ver- ticillatis, gemmarum perulis acutalis subaequilongis; foliis membranaceis distinctissime petiolatis ellipticis apice calloso-mucronalis basi late cunealis margine argute minute adpresseque ser- rulatis: serraturis ex apice aristulalis; racemis fasciculiformibus terminalibus pauxifloris aggregatis; pedicellis flores pendulos superantibus; corolla (Vvi- renti-alba cum rubedine) cylindrico- campanulata longiore quam lata, geni- talibus inclusis, filamentis puberulis, antheris glabris ex apice reflexo-bise- is; capsulis in pedicello pendulo ad- scendenti-erectis breve cylindricis; se- minibus (majusculis) triquetris scobilor- mibus dense tenueque lamellato-cris- tatis. Habitat in silvis subalpinis insulae Jezo, non procul a Hakodate, frequens, initio Junii florens, fine Septembris fructifera, et culta rarius occurrit in horlis Jedo@nsibus. — E. seminibus meis plantae spontaneae enata est Peiropoli, ubi nunc primum floret, fruticulum bi- pedalem sistens. Arcte affinis A. cernuae Mig. (Meisteriae cernuae $. Z.), quae florens corolla laciniato-dentata optime distigitur, fructifera vero tam similis, ut vix foliis breve petiolatis, vulgo grossius crenato-serrulatis, minoribus, perulis gemmarum inaequalibus obtu- sioribus imbricatis, capsulis duplo mi- noribus dignoscatur. dense frondens, corlice obscure 'griseo. Folia bene evoluta 31/, poll. usque longa, 11/, poll. lata, petiolo plus quam 6-li- neali, sed in planta culta dimidio mi- nora occurrunt. Ita eliam flores in planta spuntanea 7-lineales, in cultu A-lineales. Erklär. d. Figuren. Ein blühender Zweig der wilden Pflanze, mit Zugrun- delegung des lebenden blühenden Ex- emplars gezeichnet, in nal. Grösse. — Fig. 1. Kelch mit Ovarium und Griffel, die Krone ist abgefallen; zwei Mal vergrössert. — Fig. 2. Das Ovarium, um die den Kelchabschnilten opponirten Grübchen am Grunde des Fruchikno- tens zu zeigen. — Fig. 3. Abgefallene Blumenkrone, wenig vergrössert. — Fig 4. Abschnitt derselben von innen, mit 2 Staubgelässen, 2 Mal vergrössert. — Fig. 5 und 6. Reife aufspringende Kapsel. — Fig. 7. Eine solche, wo nur eine Klappe und das Mittelsäulchen mit den Placenten stehen gelassen worden sind, alle 3 Fig. wenig vergrössert. — Fig.8. Samen in natürlicher Grösse. — Fig. 9. Ein Same von verschiedenen Seiten, 5 Mal vergrössert. Maxim. Ein hübscher 2 Fuss hoher immer- grüner Strauch, der in Peiersburg die gleiche Culiur mit den Indischen Aza- leen iheilt. Die glockenförmigen weis- sen Blumen stehen in Dolden auf den Spitzen der Haupläste, zwischen Quir- len junger hervorsprossender Zweige, hängen über und erscheinen im Früh- Arbuscula 10—15-pedalis, ramosa, | jahre, Gehört zur Zahl der vom Hrn, 1* ke a ee BE 2 u, A: ag °F ne ET sg Se A EN A En En Fa REERTEREN 0 aus Japan in den hiesigen Garten ein- geführten Arten und ist als schöne Kalt- C. Maximowicz in lebenden Exemplaren hauspflanze zur Cultur zu empfehlen. (ER) 2) Die Kartoffelzwiebel, Unter den verschiedenen Speisezwie- beln, welche nicht zur gemeinen Zwie- bel (Allium Cepa) gehören, und durch Zwiebelbrut vervielfältigt werden, hat nur die Kartoffelzwiebel Werth für die grosse Cultur und allgemeine Be- deutung. Nachdem man deren Anbau nach und nach kennen gelernt hat, fin- det diese vortreffliche Zwiebel immer mehr Freunde und verdient die wärmste Empfehlung. Es scheint aber zu einer erfolgrei- chen Cultur ein warmes Klima zu ge- hören, denn in nicht warmen Sommern war bei meinen Versuchsculturen der Ertrag nicht viel grösser, als die Aus- saat. Der Name ist sehr bezeichnend, denn er erinnert an die Aehnlichkeit der Cultur. Im Frühjahr wird die Mut- terzwiebel wie eine Kartoffel gelegt, und aus ihr bilden sich 13—20 neue Zwiebeln, welche im Herbst zum Ver- brauch aus der Erde genommen werden. Die Gestalt ist hochplattrund mit starker einseitiger Spitze, die Farbe gelbroth, bei einer wenig verbreiteten Abart weiss. Die Kartoflfelzwiebel hat viele Vor- züge. Dieselben sind: 1) einfache Cul- tur ohne das kostspielige Jäten, 2) ein milderer Geschmack, welcher mehr dem der Schalotten ähnlich, daher bei Fein- den des starken Zwiebelgeschmackes beliebter isi, 3) grosse Ergiebigkeit, endlich lange Haltbarkeit. Diese letz- tere Eigenschaft ist besonders hoch an- thun hat, wird wissen, wie schwer es hält, vom April bis Juni, wo es wieder die ersten benutzbaren Zwiebeln gibt, die gewöhnlichen Zwiebeln zu erhalten. Aus diesem Grunde sollte auch die Kartoffelzwiebel angebauet werden, um im Frühjahr Markt und Küche zu ver- sehen. Die Zwiebel wird durchschnittlich gross, natürlich auf gutem, nahrungs- reichen Zwiebelboden (sandigen Lehm) grösser, als auf ungeeignetem magern Boden. Es ist sehr gewöhnlich, dass A—5 Stück 1 Pfund Zollgewicht (i/, Kilo- gramm) wiegen. Man könnte diese Grösse fast für einen Fehler ansehen, wenn solche Zwiebeln nicht gut ver- käuflich wären und die Grösse durch Cultur auf weniger gedüngtem Boden nicht vermindert werden könnte. Die gewöhnliche Cultur ist folgende: Man sieckt im März und April die Zwiebeln in Reihen auf im Jahre vor- her gedüngtes oder auch frisch mit al- tem Mist gedüngtes Land, welches recht fein gegraben oder klar geackert sein muss. Kann man die Zwiebeln nicht auf stark gedüngte Hackfrüchte folgen lassen, so ist es am besten, nach dem Pflügen im Herbst ziemlich stark Dün- ger oben aufzubreiten, «im Frühjahr aber wieder wegzunehmen, also eine Oberdüngung zugeben. Flüssiger Dün- ger im Winter über aufgebracht, bewirkt dasselbe noch einfacher. Auch aufge- zuschlagen, denn wer mit Zwiebeln zu | schlossenes Knochenmehl oder anderer an Phosphorsäure reicher Dünger wirkt vorireffiich. Da auch Holzasche den Zwiebeln gut thut, so scheint angezeigt, dass auch Kalidünger gute Erfolge be- wirken möge. Man legt die Steckzwie- beln in 8 Zoll entfernte Reihen, sechs Zoll in den Reihen. Hierzu nimmt man die kleineren Zwiebeln oder auch übrig gebliebene grosse. Im Felde kann man, wenn gerade gepflügt ist, die Steckzwiebeln in die Aeckerfurchen le- gen, thult aber besser, sich des Fur- chenziehers zu bedienen. So bald sich Unkraut zeigt, wird behackt, bald dar- auf gehäufelt. Zum Hacken sollte man sich, wie überall in Gemüsegärten fast nur der vortrefflichen Zinkenhacke bedienen. Hat sich auf lehmigem Boden nach starkem Regen eine Kruste ge- bildet, so kann man mit der Zinken- hacke (in Süddeutschland Krail genannt) auf das Schnellste den Boden lockern, indem man ihn nur aufreisst. Die Zwie- beln sterben vom August an ab, und werden im September wie die gewöhn- lichen Zwiebeln abgetrocknet und frosi- frei aufbewahrt. Sie vertragen übrigens mehr Kälte, als gemeine Zwiebeln, müssen aber im Winter sehr trocken, dabei kühl liegen. Die alten Zwiebeln setzen in wär- meren Gegenden Samen an, welchen man, unbeschadet der Ernie reifen I, Originalabhandlungen, 5 lassen und zur Anzucht von Brutzwie- beln aus Samen benuizen kann. In Gegenden, wo der Winter mild ist, legt man die Kartoffelzwiebeln im October 2 Zoll tief und deckt die Beete mit Laub, Moos, Mist u. s. w. Diese Zwiebeln sollen schon Ende April ge- niessbar sein, und bereits im Juli ab- sterben. Um diese Zwiebeln recht haltbar zu machen, schneide man die absterbenden Schlotten (Blätter) zwei Zoll hoch über der Zwiebel ab, und spalte diesen Stumpf in 3—4 Theile, natürlich ohne die Zwiebel zu verletzen. Wer billig in grosser Entfernung zu Kartoffelzwiebeln gelangen will, ziehe sie zuerst aus Samen an, wobei man ganz wie bei der Anzucht von ge- wöhnlichen Steckzwiebeln verfährt, in- dem man den Samen dicht auf fesige- tretenes, eiwas mageres Land säel und nur so lange giesst, bis die Pflanzen aufgegangen sind. Das Loth der gel- ben und rothen Sorte kostet in Erfurt bei Haage und Schmidt 6 Gr. von der weissen das Doppelte. Steckzwiebeln, welche in ‚allen grossen Samenhand- lungen zu haben sind, kosten das Pfund 8Gr. Wer weither kommen lässt, be- stelle kleine Zwiebeln, sonst bekommt man auf 1 Pfund 5—6 Stück. J. 3) Kann die feinere Obsteultur zugleich von dem Blumen- und Park- gärtner besorgt werden? Ein Wort an Gartenbesitzer *). Je mehr die feinere Obstzucht an geformten Bäumen Freunde und Ver- *) Damit diese Bemerkungen möglichst grosse Verbreitung finden, wird die Bitte ehrer findet, (ein Zustand, welcher in an die Redactionen anderer Gartenzeitun- gen gestellt, dieselben abzudrucken. DEV Deutschland immer nach und nach lange im Wachsen ist, weil es verhältniss- mässig nur wenige derartige Obstgär- ten gibt), desto dringender stellt sich die Frage, wer denn eigentlich die Pflege der Obstbäume über- nehmen soll. Ich habe darin eigene Erfahrung gemacht, in der eigenen Gärtnerei und anderwärts, wo ich Ge- legenheit hatte, einen Einblick in die Gärtnerei von Gutsbesitzern und ähn- lichen Leuten zu thun. Diese Frage liegt gleichsam in der Luft, und sie hat sich wohl schon mancher Gärtner vorgelegt. Sie isi sogar schon Öffent- lich besprochen worden, denn ich er- innere mich, dieses Jahr (1872) in ei- ner deutschen Gartenzeitung einen Ar- tikel, welcher diese Frage bespricht, aus der Feder des Herrn F. A. Guille- min in Breslau gelesen zu haben. Ich habe ihre Erörterung schon seit Jahren im Sinne, und will mich durch die an- geführte Arbeit von Guillemin nicht davon abhalten lassen, sollte ich auch in der Hauptsache dasselbe sagen. Zuerst will ich die an der Spitze stehende Frage kurz und bestimmt be- antworten und darauf die Gründe an- geben. Die kurze Antwort heisst: Nein! Der Gärtner, welcher die Blumenzucht und den Park, ne- benbei denKüchengarten zu be- sorgen hat, wird niemals Zeit haben, die Form-Obstbäume so zu behandeln, wie es sich ge- hört. Die Richtung, welche die Blumen- und Pflanzengärtnerei genommen hat, in Verbindung mit den Pflichten für den Park trägt sogar zum grossen Theil die Schuld, dass die Cultur der feineren Obstsorten an Formbäumen in Deutsch- land in diesem Jahrhundert zurückge- gangen ist. Denn die Cultur der Form- nn nn nn nn un EEE | nn bäume, (Franzobstbäume, wie man sie sonst nannte, weil sie meist aus Frank- reich kamen und nach französischer Art gezogen wurden), ist in Deutsch- land nicht etwa neu, wie viele, nament- lich die meisten jungen Gärtner glau- ben; sie ist nicht etwa durch die fran- zösischen Sendlinge, welche zuerst in Norddeutschland grosse Obstanlagen machten und überwachten, nicht durch die Pomologischen Institute nachDeutsch- land gekommen, sondern nur neu auf- gefrischt, oder wenn man es lieber hört, neu eingeführt worden, neu auch im Fortschritt. Wir alten Gärtner (leider muss ich anfangen, mich so zu nen- nen!) sahen in unserer Jugend noch häufig Ueberreste von alten Franzobst- gärten, kannten noch Gärtner, die ihren Baum zu behandeln verstanden. Es ge- hörte mit zu ihrem Hauptwissen. Sie hatten ausser dem Küchengarten viel- leicht noch einige Orangenbäume und Granaten zu besorgen, sowie Liebha- berei an Hortensien, während sie eif- rig Rosmarin zogen und damit durch den Verkauf einen Nebenverdienst hat- ten. Als eben die neuen Blumen ka- men, die Fuchsien und Pelargonien mit ihren zahllosen Sorten, und jedes Jahr das alte Glashaus mit mehr neuen Blumen vollgestopft wurde, als in man- chen Gärten sogar Orchideen‘, Conife- ren u. s. w. zu den Liebhabereien des jungen Besitzers gehörten, da wusste der alte Gärtner sich nicht mehr zu helfen und liess seine Obstbäume ver- wildern. So kam es, dass der feinere Obstbau verfiel und wieder neu einge- führt werden musste. Der geformte Obstbaum erfordert vom Frübjahre an eine fast ununter- brochene Ueberwachung und Arbeit. Sind die Anlagen grösser, so nehmen sie die Arbeit eines Mannes völlig in te I, Originalabhandlungen. Anspruch, sind sie kleiner, so müssen wenigstens wöchentlich einige Stunden daran gewendet werden. Nun betrachte man die Arbeiten eines Gärtners der Gegenwart. Wir wollen dabei an ei- nen sogenannten Herrschaftsgärtner den- ken, das ist ein Mann, welcher dem Garten eines reichen Mannes vorsteht und die Kenntnisse erfordernden Ar- beiten selbst verrichtet. Ist er besser gestelll und hat er einen grössern Wirkungskreis, so bleibt ihm wenig Zeit, selbst im Garten zu arbeiten, wenn er nicht höhere Pflichten ver- nachlässigen will. Er hat dann einen Untergärtner, Gehilfen oder mehrere. Man kann sicher annehmen, dass ihm nicht mehr Leute gehalten werden, als nöthig ist, um die herkömmlich einge- richtete Gärtnerei im Stande zu halten, ja in den meisten Fällen reichen die Arbeitskräfte zu den Arbeiten, welche Kenninisse und Intelligenz verlangen, nicht hin. Angenommen, dieser Ober- gärtner verstehe die Formbäume zu ziehen und im guten Zustande zu er- halten, ein Fall, welcher durchaus nicht häufig, sogar selten ist, oder an seiner Stelle verstehe es sein Untergebener. Da trilt nun folgender Fall ein: Der Besitzer will auch dieMode der „neuen Obstzucht“ mitmachen, — denn dass es eine Modesache ist, wenn auch eine sehr gute, wird Niemand läugnen; — er hat auf Reisen oder bei einem Be- kannten viel schöneres und besseres Obst gesehen oder gegessen, als er daheim hat, hat erfahren und gesehen, wie es gezogen wird. Er bezahlt doch auch seinen Gärtner und verwendet so und so viel auf den Garten, warum soll er solches Obst nicht auch haben? Er hat auch erfahren, dass solche Anlagen im Anfange Geld kosten und scheut die Ausgabe für Mauern eic. nicht. 7 "Nicht selten ist es sogar der Gärtner selbst, welcher „die Herrschaft“ anregt und zur Anlage eines Kunstobsigartens bestimmt. Er hat Freude daran, möchte es anderen Gärtnereien gleich thun, sieht schon im Geiste seine Sammlun- gen auf Ausstellungen prämirt, seinen Namen in Zeitungen gedruckt. Der Un- glückselige, wenn er doch wüsste, was er angerichtet. Wie Göthe’s „Zauber- iehrling“ beschwört er Geister, die er nicht wieder zu bannen weiss. Die Anlage wird gemacht und der Gärtner lässt bis alles fertig, vieles andere lie- gen, besorgt nur das Dringendste, Und es geht, weil es Herbsi und Winter ist. Wir wollen annehmen, dass alles gut und zweckmässig gemacht wurde, so dass Jedermann Freude an der neuen Anlage hat, der Gärtner vielleicht am meisten. Im ersten Jahre wachsen die Bäume schwach, und der Gärtner ver- wendet seine Zeit und Kräfte haupt- sächlich auf die vorherbestandene zu Gunsten der Obstanlage vernachlässig- te Gärtnerei. Die Nothwendigkeit die- ser Arbeiten lässt ihn übersehen, dass im Baumgarten schon mancher Zweig wächst, wie er nicht wachsen sollte. So geht es weiter. Der Frühjahrs- schnitt wird, weil die Nothwendigkeit anerkannt wird, rechtzeitig ausgeführt. Man fängt bald an, und kann der übri- gen Gärtnerei so viel Zeit abziehen, Es ist so schön im Freien nach langer Winterzeit, und interessant, die jungen Baumwesen nach bestimmten Gesetzen wachsen. zu lassen. Nun wird eben die Arbeit bei der Pflanzencultur, beim Auspflanzen der Blumen dringender, ja es hatte vielleicht gar die gebietende Dame den unglückseligen Einfall, Tep- pichbeete anlegen zu lassen, Anlagen, welche die Arbeitszeit eines besonderen Mannes beanspruchen, die aber dem - Gärtner und seinen Leuten noch zu den übrigen Lasten aufgebürdet wer- den. Wir nehmen an, dass unser Gärt- ner thälig ist, seine Leute zu gebrau- chen weiss, und auch dieses fertig bringt. Der Gemüsegarten muss gut besorgt werden, denn wenn er jetzt nicht dieses und jenes Gemüse pflanzt oder säet, so fehlt es, daran ist kein Zweifel. Dabei wird mancher prüfende, ja bedenklicher Blick auf die Obstbäume geworfen, aber man beruhigt sich, dass die Triebe noch nicht lang sind, und will es bestimmt in den nächsten Ta- gen machen. Die Blumengärtnerei und und andere Dinge fesseln aber länger, als man dachte, die Obstanlagen sieht man nicht, und so vergeht ein Tag und noch ein Tag. Wohl denkt der pflicht- treue Gärtner beim Einschlafen oder Erwachen an die Spaliere, Cordons, Py- ramiden u. s. w. mit schwerem Herzen, um endlich den Tag zu bestimmen, wann ihnen ihr Recht werden soll. Aber die Sache verzögert sich mehr als man dachte; vielleicht tritt Regen- wetter ein, wobei man an den Bäumen nichts machen kann. In den Glashäu- sern und Kästen gibt es aber genug zu thun, und so wird eine nothwendige Arbeit im Trocknen angefangen. Das Wetter bessert sich, aber die ange- fangene Arbeit ist nicht fertig gewor- den. — Die Leute halten Regenwetter ja immer für einen halben Feiertag, — | und sie kann nicht so liegen bleiben. So vergeht wieder ein Tag, und oft werden daraus mehrere. Endlich kommt es an die wartenden Obstbäume. „Die sind aber bei dem Regen merkwürdig gewachsen“, denkt oder sagt der Gärt- ner; „vor acht Tagen waren die Triebe ‚noch so klein, — oder war es nicht vor 44 Tagen?“ Das ist nun nicht mehr zu ändern. Aber welche Verwirrung, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. BEER BE TB ER EEE EL ET welcher Nachtheil ist unterdessen an den Bäumen entstanden! Da sind Wein- reben hinter das Geländer gewachsen, welche beim Vorbiegen an der alten Rebe abbrechen, dort sind Pfirsichzweige u. s. w., welche klein hätten ausge- brochen oder entspitzt werden müssen, Ellen lang geworden und andere, wel- che dadurch begünstigt und verstärkt werden mussten, sind klein geblieben. Der Gärtner weiss das recht gut, — aber, was nülzt es sich darüber zu grämen? Man muss es gut zu machen suchen. Und nun arbeitet das Messer, und der Boden ist mit jungen Trieben bedeckt. So geht es weiter im Som- mer und das rechtzeitige Anbinden wird versäumt, das Entspitzen der Tragre- ben, und wie sonst die Unterlassungs- sünden alle heissen. Vielleicht ist die Baumzucht im Herbst dennoch in leidlicher Ordnung, und man nimmt sich vor, im folgenden Jahre besser hinterher zu sein. Aber’ da fällt es dem Besitzer des Gartens ein, eine Parkanlage zu verändern, zu vergrössern, vielleicht gar entfernt vom Hauptgarten. Der Obergärtner hat da- bei so viel zu thun, dass er kaum ei- nen Blick täglich in die Pflanzenhäuser und Kästen thut, und dieses dem Gehil- fen, den Gemüsegarten dem geschulten Arbeiter überlassen muss. Die Pflanz- zeit kommt, vielleicht oft gestört durch ungünstiges Wetter. Aber es muss ausgehalten werden, denn das Pflanzen ist bei einer solchen Anlage „für die Ewigkeit“, wie man meint, das Noth- wendigste: Herr und Gärtner sind dar- über einig. Und so kann es kommen, dass sogar die günstige Zeit für den Frübjahrsschnitt der Obstbäume versäumt wird, dass der Gärtner denselben viel- leicht — er weiss sich ja nicht anders zu helfen — einem Gehilfen oder Ar- » | TaLT$5 | & Tat I#5 l h 7 7 AL? 2 - oralen Karl B Ha: Yerdiamum: | 1. Originalabhandlungen. 9 beiter, der ihm im Jahre vorher dabei geholfen, überlassen muss. Was wird nun aus den Weinstöcken, Pfirsichspalieren, Cordons u. s. w.? Ich habe mich bei der Niederschrift gehen lassen, wie die Gedanken ka- men und absichtlich ein alltägliches Bild mit grosser Breite ausgemalt, um den Fall recht lebhaft darzustellen. Es war dieser Fall nicht einmal ein ganz ungünstiger, denn der Gärtner verstand genug von der neuen Baumzucht, um sie, wenn er Zeit hätte, durch Uebung vollkommen zu lernen. Wie steht es aber, wenn ein Gärtner wenig oder nichts von dem Baumschnilt und was damit zusammenhängt, weiss? Dieser Fall ist sogar der gewöhnlichere. Der ganze Bildungsgang der meisten jün- geren Gärtner ist ein solcher, dass sie Obstbäume fast nicht zu sehen bekom- men. Viele halten auch die „gemeine“ Obstbaumzucht für unwürdig für Hände, die Jahre lang nur Palmen, Orchideen u. s. w, berührten, oder die sich ein- bildeten, das Zeichnen eines Teppich- beetes sei eine grosse Kunst. In den letzten Jahren sind allerdings viele junge Gäriner klüger geworden: sie sehen, dass Kenntnisse dieser Art ver- langt werden, dass Obsigärtner gesucht, theilweise gut bezahlt werden. Aber, wie schwer ist es, die Gelegenheit zum Lernen zu finden, wenn man nicht die Mittel und Gelegenheit hat, für längere Zeit ein pomologisches Institut zu be- suchen! So kommen junge Gärtner (sogar ältere) an Stellen, wo sie, was man ja als selbstverständlich annimmt — Kunst- Obsibäume behandeln sollen, obschon sie kaum wissen, wie das Messer an den Zweig zu setzen ist. Sie denken und hoffen, das Fehlende zu lernen, und Manchem gelingt es wirklich mit Hilfe von guten Büchern und offenen Augen für nachahmungsfähige Beispiele nach vielen Fehlversuchen. Wie sieht es aber da mit den Obst- gärten aus? Sie genügen weder dem Besitzer, noch dem Gärtner, und letz- terer bemüht sich, das Misslingen auf das Klima, die Lage, den Boden u. s. w. zu schieben, Verhältnisse, die aller- dings oft genug aller Kenntnisse und Mühen spotten. Eine Kunst-Obstanlage er- fordert zu ihrer Unterhaltung einen besonderen Mann, welcher, je nachdem sie grösser oder kleiner ist, zur Zeit der grössten Arbeit noch Hilfe braucht, oder so viel Zeit übrig behält, um den’Küchengarten mit zu be- sorgen, wenigstens zu überwachen, da derselbe meist mit dem Obsigarten ver- bunden ist. Noch näher liegi es ihm, die Baumschule zu besorgen, wenn eine solche vorhanden ist. Er darf seine Obstbäume nur verlassen, wenn absolut daran nichts zu thun ist, muss wenig- stens einmal wöchentlich sämmtliche Bäume durchgehen, ob es dabei eiwas zu thun gibt. Dass ein viei beschäftiger Pflanzen- und Parkgärtner diese Anforderungen nicht erfüllen kann, habe ich deutlich genug nachgewiesen. Sollen also sol- che Obstanlagen gemacht werden, so ist die erste Bedingung, dass ein diesen Zweig des Gartenbaues vollkommen ver- stehender Mann angenommen wird. Es braucht dies kein akademisch gebilde- ten und geprüfter „Pomologe* zu sein, aber er muss Gelegenheit gehabt ha- ben, die neuere Obstbaumzucht gründ- lich zu lernen und zu üben. Zu gros- sen Anlagen, welche viel Geld kosten, wird man natürlich einen Gärtner an- nehmen, welcher in einem pomologi- schen Institute oder in einem Muster- 10 Gartenflora Deutschlands, Obstgarten seine Kenntnisse erworben hat. Hat ein Obergärtner selbst be- sondere Neigung für Obstbaumzucht, und will diese, im Einverständniss mit dem Besitzer, selbst besorgen, so muss ihm ein zuverlässiger Pflanzengärtner zugetheilt werden. In den meisten Fäl- len wird es sich jedoch empfehlen, in Gärtnereien mit Glashäusern, Blumen- zucht, Gemüsegärtnerei und Park einen allgemein gebildeten Obergärtner anzu- stellen, den Obstgärtner aber als Un- tergärtner. Nicht aber, weil dieser im Range niedriger steht, sondern weil derselbe meistens eine mehr einseitige Fachbildung hat, und nur so zu etwas Vollkommenem bringt. Eine Theilung der Arbeit wird über- haupt bei der Vielseitigkeit in grossen Gärtnereien immer mehr zur Nothwen- digkeit, denn es ist zu viel für einen Menschen, alles zu lernen, was zum Gartenbau gehört. Nur wenige ausge- zeichnete Köpfe eignen sich die meisten Kenntnisse an, alle kaum, und es blei- Russlands und der Schweiz. ben dann immer einige schwache Sei- ten. In Frankreich besteht diese Ein- richtung bei den „Herrschaftsgärtnern“ längst. Eine einigermassen grosse Gärtnerei hat seinen Fleurist (Pflanzen- gärtner) und Maraicher (eigentlich Ge- müsegärtner, welcher eben zugleich die Obstbäume besorgt), wovon einer Chef ist. Hat der angestellte Gärtner Kennt- nisse und Neigung in und zur Pflan- zengärtnerei, so hält er sich einen Ma- raicher, umgekehrt einen Fleurist. Der erstere Fall ist günstiger, da der Fleu- rist besser bezahlt werden muss, und Gelegenheit hat, sich bei den Damen des Hauses beliebter zu machen, als der Gemüse bauende Obergärtner, was des- sen Stellung immerhin erschwert. Diese Einrichtung wird bei der französischen Einrichtung, wo die meisten Gärtner bei Herrschaften Entrepreneur sind, d.h. für eine gewisse Summe das Ganze unterhalten und auch ihre Leute und Untergärtner bezahlen, leichter als bei uns. J. 4) Franz Sebastian Baumann. Eine biographische Skizze. Wenn ich es unternehme, das Le- ben und Wirken dieses Mannes einem grösseren Kreise von Gärtnern und Freunden der Gartenkunst vorzuführen, so erfülle ich hierdurch nur die Pflicht der Dankbarkeit gegen einen langjähri- gen Freund, einen Mann, dessen be- deutende Leistungen sowohl, wie sein liebenswürdiger Charakter es in hohem Grade verdienen, dass sein Name in der Gärtnerwelt auch für spätere Zei- ten mit Ehren genannt und erhalten werde, zumal derselbe mit der Neube- gründung des botanischen Gartens in Jena unzertrennlich ist. Drei und fünf- zig Jahre hat er diesem Institute mit sich stets gleichbleibender unausgesetz- ter Thätigkeit und mit seltener Pflicht- treue vorgestanden, mit der grössten Uneigennützigkeit, Redlichkeit und Auf- opferung das Gedeihen desselben ge- fördert. Das alte Sprichwort: „mit Vielem hält man Haus, mit Wenigem kommt man aus,“ findet auf ihn seine volle Anwendung. Es ist keine Kunst, mit reichen Mitteln zu arbeiten, welches I. Orginalabhandlungen, 11 leider oft mangelhaft genug geschieht. Baumann hat bewiesen, was man bei redlichem Willen, unermüdlichem Fleiss und grosser Thatkraft, verbunden mit Geschicklichkeit und Aufopferungslähig- keit, auch mit sehr geringen Mitteln zu leisten im Stande ist, Nicht ohne Interesse dürfte es sein, den Bildungsgang eines solchen Mannes zu verfolgen. Franz Sebastian Baumann wurde am 13. August 1793 zu Hiesenstam bei Frankfurt a/M. geboren, wo sein Vater Franz Xaver Baumann als Gräflich von Schönbornscher Hofgärtner angestellt war. Seine dreijährige Lehrzeit brachte derselbe vom 1. Juni 1807 bis dahin 1810 im Grossherzoglich - Badischen Stadt- und Residenz-Hofgarten zu Ba- den bei Hofgärtner Bollaischy zu. Sein Lehrzeugniss sowohl, wie alle seine übrigen Zeugnisse beweisen, in wie hoher Gunst er bei allen seinen Prin- cipalen wegen seines Fleisses, seiner Geschichkeit, seiner Pflichttreue und namentlich auch wegen seiner vorzüg- lichen Führung, gestanden hat. Nach beendigter Lehrzeit begab er sich nach Frankfurt a/M., wo damals unter dem Grossherzoglich Frankfurti- schen Hofgärtner S. Rinz, die Abtrag- ung der Festungswerke und die Um- wandlung dieses Terrains in die mit Recht berühmt gewordenen Promenaden und Anlagen begonnen hatte. Hier blieb Baumann als Gehilfe bis zum 15. März 1811. Zu seiner weiteren Ausbildung ging er von hieraus in die Königlich- Bayerische Hofgärtnerei nach Schleiss- heim zu Hofgärtner Hailer. Dieser Auf- enthalt dauerte bis zum 21. Januar 1813. Bei Hofgärtner Kern zu Hellbrunn bei welcher Gärtnerei damals der Hofgärt- ner Petri vorgesetzt war. Diese Stell- ung dauerie bis zum 28. Februar 1815. Ein längst gehegter Wunsch wurde ihm dadurch erfüllt, dass er eine Stell- ung in dem „K. K. Holländisch-Botani- schen Garten“ zu Schönbrunn bei Wien erhielt, wo er zwei Jahre und einen Monat, bis zum 20. März 1317 verblieb. In Schönbrunn waren ihm nament- lich die Culturen der tropischen Pflan- zen übertragen, und er halte das Glück durch seine vorzüglichen Leistungen sich das Vertrauen seines Vorgesetzten des K. K. Raths und Gartendirectors Franz Boos in sehr hohem Grade zu erwerben, welcher ihm auch ein aus- serodentliches ehrenvolles Zeugniss aus- stellte. Durch den fortwährenden Auf- enthalt in den Warmhäusern legte er aber auch den Grund zu einem sehr hartnäckigen rheumatisch - nervösen Uebel, welches später zum Ausbruch kam und jeder ärztlichen Kunst spoltete, bis er endlich zu Anfang der 1840iger Jahre durch den mehrmaligen und län- geren Gebrauch der Kaltwasser-Heilan- stalt zu Gräfenberg unter Priesnitz Leitung vollständige Genesung fand und sich bis an das Ende seiner Tage der dauerndsten Gesundheit erfreute. In derselben Zeit, in welcher sich Franz Baumann zu seiner Ausbildung in Schönbrunn aufhielt, befand sich da- mals auch zu gleichem Zweck in Laxen- burg der spätere Garteninspector Jacob Heinrich Rehder, ein Mann, den gleiche Verdienste und gleiche moralische Ei- genschaften zierten, und dessen Name mit der Gründung des Muskauer Parks mit Recht unzertrennlich geworden ist. Beide an Geist und Gemüth sich so Salzburg war er nur kurze Zeil, weil | nahe stehenden jungen Männer schlos- er von dem Grafen Schönborn nach Schönborn bei Wien berufen wurde, sen bald einen innigen Freundschafts- bund, welcher auch für das ganze Le- ben Bestand hatte, und als ihre Zeit in Schönbrunn und Laxenburg erfüllt war, verliessen sie ilıre Stellungen und mach- ' ten zusammen eine Fussreise durch das südliche Deutschland nach Dresden und Berlin. Hier trennten sie sich, Bau- mann ging nach Belvedere bei Weimar und Rehder zu Rinz nach Frankfurt a/M., wo er bei Gestaltung der neuen Anla- lagen beschäftigt, sehr bald und zwar noch dasselbe Jahr 1817 einen Ruf zu ‘dem damaligen Grafen, späteren Fürsten Pückler, nach Muskau erhielt. Graf Pückler war kurz vorher nach längerem Aufenthalte daselbst, aus England zu- rückgekehrt, wo er das Wesen der Landschaftsgartenkunst, welches damals durch Repton’s Genie, gleich dem der Landschaftsmalerei auf die Motive aus der Natur zurückgeführt worden war, — durch die Anschauung erst kennen gelernt, obgleich er es längst als der wahren Schönheit entsprechend, gefühlt und empfunden hatle. Rehder wurde nun der langjährige treue Diener des Fürsten und der geschickte Ausführer seiner Ideen. Gewiss war es keine leichte Aufgabe, dem rasilos arbeiten- den Genius des Fürsten so zu sagen Ausdruck zu geben, und die riesenhaf- ten Pläne des Fürsten in einer ver- hältnissmässig kurzen Zeit und mit we- nigen Kräften und Mitteln auf das Ge- schickteste und Geschmackvollste aus- zuführen. Diese Aufgabe hat Rehder ‚gelöst; in einem Zeitraum von 34 Jah- ren, welche er derselben geweiht, sind unter seinen geschickten Händen üppige Bowling-greens, auf das reichste ge- stickt mit Blumengruppen aller Art, — Wiesen mit nahrhaften Fuiterkräutern, die wmalerischesten Baumgruppen und die herrlichsten, grossarligsten Pflanz- ungen da entstanden, wo in der früher baumlosen Gegend kaum ein Grashalm Gartenflora Deutschlands, Russländs und der Schweiz. t gedieh, wo nach hunderten zählende grosse Bäume mit der Maschine ver- pflanzt werden mussten, wo das sum- pfige Terrain nicht zu passiren war, und wo elende Sandberge mit traurigen Kiefern bestanden, die einzigen Aus- sichtspunkte gewährten, welche sich dem Auge des Beschauers darboten. Was es heisst, solche Arbeiten ausführen, kann nur der beurtheilen, welcher selbst in ähnlicher Lage ge- wesen ist, und es konnte kein gewöhn- licher Mensch sein, welcher dem Für- sten Pückler bei Ausführung seiner Pläne nicht allein so lange Jahre hin- durch genügte, sondern ihm auch bald unentbehrlich wurde. | In ähnliche Lage, wenn gleich un- ter ganz verschiedenen Verhältnissen kam bald auch unser Baumann durch seine Anstellung als botanischer Gärt- ner zu Jena, wie wir später sehen werden. Von jener Reise, welche beide junge Männer, wie es damals Sitte war, und eigentlich bei jungen Leuten, wel- che sich unterrichten wollen, immer Sitte bleiben sollte, — zu Fuss mach- ten, das Ränzchen auf dem Rücken, haben sie noch in späteren Jahren oft und gern erzählt, da sie beiden stets eine angenehme und lehrreiche Erinner- ung gewährte. Der Grossherzogliche Garten zu Belvedere besass zu jener Zeit eine der reichhaltigsten Pflanzensammlungen Eu- ropa’s, und mit Recht schätzte es sich jeder junge strebsame Gärtner für ein besonderes Glück, eine zeitlang in die- sem berühmten Garten zu seiner Aus- bildung sich aufhalten zu dürfen, wel- cher damals unter Leitung des Garten- Inspectors Johann Conrad Sckell stand. Der geniale Grossherzog Carl Au- gust von Weimar war nicht allein ein Mäcen der Dichter, sondern was noch I. Orginalabhandlungen. mehr sagen will, er war ein Beschützer und Beförderer der Kunst und Wissen- schaft überhaupt, — alles Schönen und Guten, aller Künste und Gewerbe, und es kann nie genug anerkannt werden, was dieser hohe Herr für die allge- meine Bildung, oft über seine Kräfte, gethan hat. Er interessirte sich für Alles und ermunterte jedes aufstrebende Talent, er wusste jeden tüchtigen Men- schen zu schätzen, gleichviel, welchem Fach er angehörte. Es gab eine Zeit, wo der Grossherzog 22 junge Leute, den verschiedensten Künsten und Ge- werben angehörend, zugleich auf Kosten seiner Privatkasse auf Reisen hatte, um sie in ihren Fächern ausbil- den zu lassen. Unter diesen mehrere, denen er Jahre hindurch Reisestipen- dien gewährte, und ihnen so den für ihre Ausbildung nölhigen längeren Aufenthalt in fremden Landen gewährte. Insbesondere interessirte sich auch der hohe Herr für Landwirthschaft und Gar- tenkunst. In jener Zeit gab es noch keine landwirthschaftlichen Institute. Carl August war der erste, welcher in der Nähe von Weimar zwei Muster- wirthschaften einrichten liess, wo alles Neue durch oft sehr kosispielige Ver- suche geprüft wurde. Für die Ver- edlung der so nützlichen Viehzucht hat er ausserordentlich viel gethan, und der seit Jahren immer mehr in Auf- nahme gekommene Wollmarkt in Wei- mar, welcher nebenbei auch der Stadt durch das Zusammenströmen vieler Fremden eine bedeutende Einnahme- quelle eröffnet, verdankt ihm seine Ent- stehung. Die Vorliebe des Grossherzogs und sein hohes Interesse für Pflanzenkunde sind bekannt, und wie der hohe Herr in Allem die Gründlichkeit liebte, so verfolgte er auch das Studium der ein- 13 zelnen Pflanzengeschlechter und suchte sich alle bekannten Arten und Abarten zu verschaffen, so weit dies irgend möglich war. Wenn man das vom Professor Dr. A. W. Denstedt im Jahre 1820 aufgestellte Verzeichniss der im Grossherzoglichen Garten zu Belvedere vorhandenen und bestimmten Pflanzen, welches mir vorliegt, durchsieht, so muss man staunen, über die Reichhal- tigkeit dieser Sammlung. Die Warm- und Kalthauspflanzen im Allgemeinen, die Succulenten, die Alpenflanzen, die Gehölze und namentlich die Stauden- gewächse waren in den damals voll- ständigsten Sortimenien verireien. Der Grossherzog war aber nicht nur Pflan- zenliebhaber, sondern er war auch Pflanzenkenner, oft griff er selbst thä- tig in die Pflanzenculturen ein, indem er sich den praktischen Arbeiten unier- zog. Seine Pflanzen waren ihm das Vermittelnde und Versöhnende in der langen traurigen Zeit der französischen Occupation, von welcher namentlich auch das Weimarische Land so hari be- iroffen wurde. In dieser Zeit hat man ihn oft sagen hören: „Wenn ich das Unglück des Vaterlandes auf einige Zeit vergessen und mich zerstreuen will, so gehe ich zu meinen Pflanzen.“ Dass unser Baumann hier an sei- nem Platze war, bedarf nach allem dem über ihn Gesagten, wohl keiner wei- teren Erhärtung; sehr bald that er sich durch seine Leistungen hervor und er- warb und erfreute sich dadurch der besonderen Gunst des Grossherzogs so- wohl, wie der des Ministers von Göthe, zu dessen Ressort die Oberaufsicht über alle unmittelbaren Anstalten für Wis- senschaft und Kunst, gehörte. Beide haben ihm bis an ihr Lebensende diese wohlverdiente Gunst bewahrt. Zu gleicher Zeit und zu gleichem Zweck mit Baumann, befand sich auch damals der spätere Herzoglich Sachsen- Altenburgische Hofgäriner Wilhelm Döll in Belvedere, welcher seit 1826 sein Nachbar in Eisenberg geworden, in in- niger Freundschaft lebte und verkehrte. - Der 1860 im kräftigen Mannesalter heim- gegangene Döll war unser gemein- schaftlicher unvergesslicher Freund. Das Streben für weitere Vervoll- kommnung in seinem Fach, bewog Bau- mann gegen Ende Juni 1818 in den damals berühmten Pflanzengarten von Cels nach Montrouge-Paris zu gehen. Cels führte in Anbetracht seiner vor- züglichen Leistungen den Titel: Bota- niste, Pepinieriste de S. M. J. et R. l’Empereur d’Autriche. Auch von die- sem Aufenthalte in Paris erzähite Bau- mann später oft und mit Befriedigung, da er durch denselben in seinen Be- strebungen wiederum bedeutend geför- dert wurde. Im Frühjahr 1819 wurde die Stelle eines botanischen Gärtners in Jena ‘durch den Tod erledigt, und Baumann als die geeignete Persönlichkeit für diese Stellung wohl schon längst er- kannt, sofort aus Paris dazu berufen und mit der Pflege des botanischen Gartens betraut. Wie weise diese Wahl gewesen, hat die Folge genügend bewiesen. Baumann’s Anstellung er- folgte am 20. August 1819, wo er ver- eidet und in Pflicht genommen wurde; allerdings unter sehr bescheidenen Bedingungen. Nicht ohne cultur-histo- risches Interesse dürfte es sein, seine ihm vom Minister J. W. von Göthe ertheilte Dienstinstruction hier folgen zu lassen: Instruction für den Gärtner, welcher den Grossherzoglichen botanischen Gar- ten zu Jena, unter Direction des Herrn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Hofrath Professor Dr. Voigt künftig zu besorgen hat: Art. 1. Alle Geschäfte des botanischen Gar- tens können in drei Klassen getheilt werden, 1) ökonomische, 2) botanische; 3) Beobachtung gewisser Pflichten gegen die Besuchenden. Art. 2. Unter der ökonomischen ist die Sorge für die Zäune, die Gebäude, die Gartengeräthschaften u. s. w., sowie die Reinhaltung der Beete und dergl. verstanden. Dieser Artikel bleibt meist dem Gärtner selbst überlassen. Art. 3. Unter eigentlichen botanischen Ge- schälten dagegen ist die sorgfältige Pflege der anverirauten Gewächse, und die Befolgung der Verordnungen be- griffen, die der Director zum Besten des Institutes zu machen für nöthig fin- det. Jenes kann in folgende Punkte zerfallen. a) Die Erhaltung vieler Ge- wächse. Der Zweck eines botanischen Gar- tens ist, möglichst viele verschie- dene Pflanzenspecies aller Gatt- ungen so zu besitzen, dass sie sowohl gut gepflanzt erscheinen, als auch mög- lichst für das Studium der Botanik nutzbar gemacht werden. Desshalb wird ein geschickter botanischer Gärtner sie auch da ziehen, wo sie nicht auf ihrem Boden stehen, aber we- gen der systematischen Anordnung stehen müssen; ebenso wird er im- mer die seltensten und zartesien zu erhalten suchen, da die Gemeinen schon von sich selbst für sich sorgen; und dann auch denen die gehörige Auf- I. merksamkeit widmen, die nicht für das Auge sind, wenn sie nur botanischen Werth haben. b) Die Ansaat und Vermehrung. Sie geschieht nach den bekannten Regeln, mit Sorgfalt. Dabei ist zu be- merken, dass eigentlich keine Vermehr- ung einer Sorte in grosser Menge statt- finden soll, auch nicht leicht eine grosse Parthie Samen von einerlei Art einzu- sammeln für nöthig erachtet wird, da der botanische Garten nicht auf Handel betrieben werden darf. Bei den Topfgewächsen ist der Hauptzweck schon erfüllt, wenn von jeder Pflanze 2— 3 Exemplare, deren aber wenigstens eines vollkommen vor- handen sind. c) Die weitere Anordnung der Pflanzen für die Wissenschaft. Alle in das freie Land kommende Gewächse haben ihren bestimmten Platz, den der Inspectus und bisweilen auch der Director selbst anweist und worauf mit grösster Sorgfalt zu sehen ist. Diese Landpflanzen erhalten durch den Professor ihre lateinischen Namen, und hierzu sind die Brettchen und lan- gen Stäbe ansschliesslich. Die Vermehrung solcher Landpflanzen wird an Seitenorten beliebig angebracht. Auch von den Topfgewächsen er- hält jede Species, die sich untersuchen lässt, ihren Namen, vom Professor be- stimmt, aul die angestrichenen Num- merstäbchen verzeichnet. Die kleinen nicht angestrichenen Nummerstäbe sind zu allgemeinem, und des Gäriners Ge- brauch, Die systematische Anordnung der Topfgewächse wird gewöhnlich nur im Sommer vom Director vorgenommen. Im Winter ist es der Erfahrung des Originalabhandlungen, ee er ee u u um 0000000 sr m nn 15 Gärtners überlassen, die Töpfe so zu stellen, wie sie für die Erhaltung der Gewächse am passendsten scheinen. Art. 4. Die Pflichten gegen die Be- suchenden betreffen die Auskunft, welche ihnen der Gärtner zu geben hat, zumal in Abwesenheit des Directors. Sie berühren verschiedene Seiten. Art. 5. Jedem Freunde der Botanik kann, ja soll der Gäriner, auf sein Verlangen soviel an Exemplaren blühender Pflan- zen etc. selbst abschneiden und mit- theilen, als es die Gewächse ohne Scha- den erlauben. Dafür kann er eine kleine Belohnung annehmen und darf selbst Anspruch darauf machen, wenn diese Bemühung oft statt hat. Art. 6. Keinesweges aber darf er Jeman- den, ohne Ausnahme,, Samen oder le- bendige, d. h. weiter zu pflanzende Exemplare der Gewächse des Gartens mittheilen, ohne vorher den Director davon benachrichtigt zu haben. Dieser bestimmt und authorisirkı dann allen Tausch, Geschenk oder Verkauf. Dieser Punkt ist so sireng, dass eine Uebertreiung die stärkste Verant- wortlichkeit nach sich ziehen könnte. Art. 7. Dagegen wünscht man vom Gärtner, dass er jedem Fremden, der den Garten besucht, gefällige Auskunft über alle Fragen ertiheile; dass er, zumal den Studirenden freundlich entgegen irelte, und denen, die daselbst ins Besondere der Wissenschaft obliegen, jede mit seinen Geschälten vereinbare Hilfe leiste. Nachdem Herr Hofrath und Director Voigt authorisirt worden, nach vorstehen- der Instruction sowohl gegenwärtig als 16 zukünftig das Geschäft behandeln zu lassen; so wird der bei demselben an- gestellte ete. Franz Baumann hierauf an- genommen und verpflichtet, von welchem _ man sich eine genaue Befolgung versieht. Jena, 18. Angust 1819. Grossherzogl. Sächs. Oberaufsicht über alle unmittelbaren Anstalten für Wis- senschaft und Kunst. J. W. von Göthe. Diese Instruction mochte den da- maligen Verhälinissen gemäss und durch diese bedingt sein. Baumann hat sie allerdings im Wesentlichen beobachtet, im Uebrigen aber liess man ihm sehr bald freie Hand, da man einsah, dass demselben die Hebung dieses ihm an- vertrauten Institutes eine Ehrensache sei. Als Baumann den botanischen Gar- ten in Jena übernahm, existirte der- selbe eigentlich nur dem Namen nach. Alle Baulichkeiten, Gewächshäuser, Ein- friedigungen, ja seine eigene Dienst- wohnung waren dem Verfall nahe, Topfpflanzen fand er wenige vor, und diese in einem traurigen Zustand. Der bei, weitem grösste Theil der Garten- fläche war mit Obstbäumen bestanden, unter denen sich bedeutende Grasflä- chen ausdehnten, von welchen beiden letztern ihm die Nuizung zugewiesen war, die einen Theil seiner spärlichen Besoldung ausmachte. Der Etat für den Garten war ein äusserst geringer. Diesen botanischen Garten hat Bau- mann durch seine Kenntnisse, durch seine Geschicklichkeit, durch seine sorg- fällige, nie rastende andauernde Thä- tigkeit, vor allem aber durch seine Un- eigennützigkeit und Opferwilligkeit im Laufe der Jahre erst zu einer der dorligen Universität würdigen, allseitig lehrrei- chen und musterhaften Anstalt erhoben, wobei soweit es die botanischen Zwecke _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. A | | | RE EEE irgend gestatteten, auch die landschaft- liche Anordnung nicht unberücksichtigt blieb; so ist derselbe, begünstigt durch die herrliche Umgegend, sowie durch die äusserst saubere Unterhaltung eine wahre Zierde, ein Juwel von Jena ge- worden. Ueber diesen seinen nächsten Berufskreis hinaus, hat er durch seinen Geschmack und Schönheitssinn die Um- gebungen von Jena mit ihren Denk- mälern, sowie die Besitzungen vieler Privaten mit reichem Pflanzenschmuck ausgestattet, der späte Enkel noch er- freuen wird. Was die wahre Liebe zu seinem Beruf, verbunden mit Umsicht und Opferwilligkeit vermag, hat Baumann in seltener Weise bewiesen. Ohne alle Entschädigung entsagte er zunächst der ihm zugewiesenen Obst- und Gras- nutzung im Garten, richtete denselben ganz für wissenschalftliche Zwecke ein und gab so einen nicht unbedeutenden Vortheil auf. Da er nur wenige Pflam- zen vorland, seltene aber gar nicht vorhanden waren, unternahm er kleine Reisen in die Gärten der Umgegend, namentlich auch nach Erfurt, ohne Dielen, ohne Reisekosten oder Ersatz irgend einer Art für sonstigen damit verbundenen Aufwand jemals zu erhal- ten; er knüpfte neue Verbindungen an, unterhielt schon früher gemachte, und suchte auf jede Weise unter Darbring- ung so manchen pecuniären Opfers die Pflanzensammlung zu vervollständigen. Im Jahre 1826 yerheirathete er sich mit Johanna Maria Timler. Diese brave Frau wurde ihm am 1. April 1845 durch den Tod entrissen. Dieser Ehe entsprossen drei Töchter, welche an brave Männer verheirathet sind und das Andenken des Vaters segnen. Seine Frau besass Grundstücke und eine voll- ständige zur Feldwirihschaft nöthige ‚I f u ann I. Orginalabhandlungen. Einrichtung. So hätte er, wenn er Oekonomie treiben wollte‘, sorgenfreier leben können; aus Liebe zu seinem Be- ru[l gab er auch diesen Vortheil auf. Für seine uneigennützige, auf- opfernde Thätigkeit, für seine treue und redliche Pflichterfüllung hatte er hohe Anerkennung, auch zuweilen ei- nige ausserordentliche Remunerationen, das spärliche Gehalt blieb in den er- sten zwanzig Jahren seit seiner An- stellung dasselbe, er mussie daher jähr- lich vom Vermögen seiner Frau zu- seizen, zumal er genöthigt war, zwei- mal Badereisen zu unternehmen, um seine gestörte Gesundheit wieder her- zustellen. Baumann war kein gelehrter, wohl aber ein mit grossem natürlichen Ver- stand begabter, denkend und prakti- scher Mann, ebenso waren seine Le- bensansichten durchaus verständiger und praklischer Art, wie man denn im Leben überhaupt nicht praktisch genug sein kann. Es mögen hier einige fol- ‘gen. Wenn man eine Reise macht, so soll man sie zu Fusse zurücklegen, weil einem jeder selbst scheinbar geringe Gegenstand Stoff zum Nachdenken gibt. Das Reisen zu Wagen hat bei weitem nicht den Nutzen, weil einem Vieles entgeht, man wird schläfrig, kommt wohl auch in schlechte Gesellschaft etc. Man soll sich nie zuviel auf einmal vornehmen, lieber wenig, das Wenige aber gründlich durchführen. Ein Vorgesetzter soll die Vorschläge seiner Untergebenen anhören, und wenn es irgend angeht, sie danach handeln lassen, weil es in der Natur des Men- schen liegt, dass Jeder das von ihm Ausgegangene lieber und mit besserem Erfolg ihun wird, als das Befohlene. Auch ist dies das beste Mittel, die Leute I. 1873, 17 zu gewöhnen, selbst mit Nachdenken zu arbeiten, welches zu jedem Geschäft ebenso nothwendig als förderlich ist. Man soll eine Veränderung nie im Grossen anfangen, sondern erst durch genügende Versuche prüfen, ob man auch durch dieselbe gewinne, denn nicht immer ist eine Veränderung auch eine Verbesserung ; versuchen soll man aber Alles. Man soll nie einen Menschen wis- sentlich übervortheilen, das rächt sich allemal. Wer dich aber einmal betro- gen hat, soll dir nie wieder unter die Augen kommen. Es thut selten gut, Dienstleute aus weiter Ferne kommen zu lassen. Ge- wöhnlich können sich diese nie in die landesüblichen Sitten und Gebräuche finden, und das gibt zu allerlei Ver- druss und Unannehmlichkeiten Veran- lassung, verursacht den Herren grosse Kosten und erschwert und verbittert den Untergebenen den Dienst. Die Rechenkunst geht über die Schreibekunsti, weil man dadurch be- fäbigt wird, bei jedem Geschäft oder Unternehmen eine richtige Eintheilung zu treffen, und viel Zeit und Geld zu ersparen. Man soll immer so handeln, dass man überall, wo man gewesen ist, auch wieder hinkommen kann. Man soll im Kleinen sparen, um Grosses vollbringen zu können. Baumann verstand es, „im Kleinen zu sparen,* er hat Grosses damit er- reicht; eine wahre Virtuosität, aber auch eine grosse Zähigkeit besass er darin, alles für seine Zwecke Brauch- bare ‘oft Jahre hindurch anzusammeln und aufzubewahren, bis er das erfor- derliche Material beisammen halte. Sehr bezeichnend und zugleich anerkennend für diese seine Ausdauer und sein In- 2 teresse für den botanischen Garten, sagte einsi der damalige Director des- selben, Professor Dr. Schleiden, wo über den unzulänglichen Etat des bo- tanischen Gartens und Baumann’s Leist- ungen die Rede war, zu mir: „Wenn Baumann ein Gewächshaus braucht, so trägi er die Steine in der Tasche zu- sammen und sammelt so lange, bis er genügenden Vorrath hat.* Ist dies nun auch nicht wörtlich zu nehmen, so gibt es doch einigen Aufschluss darüber; wie er das Kunststück fertig bekam, mit so wenig Mitteln nicht nur zu wirthschaften, sondern wie er es auch verstand, dem Garten durch ausseror- dentliche Sauberkeit, Ordnung und vor- ireffliches Arrangement steis das An- sehen der Fülle und Eleganz zu ge- ben, welches ihm unter Baumanns Leit- ung eigenthümlich war. werth war allerdings auch diese Reich- haltigkeit wohlgepflegter Pflanzenarten die er zusammengebracht, und wie er auch den kleinsten Raum zu benützen verstand. So schwer ihm unter den gegebenen Verhältnissen aber auch die- ses Ansammeln geworden war, so theiltle er doch auch wieder gern und auf die liberalsie Weise mit, wo es galt, das Gute auch an anderen Orten zu fördern. So hat er z. B. bei Ge- legenheit der Gründung des hiesigen Arboretum, wo es darauf ankam, rich- tig bestimmte Gehölze zu bekommen, die fast nur in botanischen Gärten zu erlangen waren, mir seine sämmiliche Gehölze theils in Doubletien, grossen- theils aber in Edelreisern mitgetheilt und sich hierdurch ‚ein nicht unbedeu- tendes Verdienst um diese Nationalan- stalt erworben. Die Humanität war eine Hauptzierde seines liebenswürdigen Charakters, diese | Und staunens- | «| | I | I | | | I \ dere aber gegen seine Une welche ihn wie einen Vater verehrten. Er verlangte, wie er es selbst auch that, die sirengste Pflichterfüllung von ihnen, geschah dieses aber, so war er denn auch ihr bester Freund; er hal sie niemals pedantisch und unnütz ge- plagt und gequält, sondern er suchte ihnen ihr Loos zu erleichtern, er sorgte für sie, meinte es gui mit ihnen, er war ihr Helfer und Rathgeber. Auf solche Weise halte sich zwischen ihm und seinen Leuten ein ganz patriarcha- lisches Verhältniss heraus gestellt, wie es heutzutage nur selten vorkommt. Mehrere von seinen Arbeiternleben noch, welche von Anbeginn seiner amtlichen Thätigkeit in Jena zu ihm gekommen und bei ihm geblieben sind, bis ihn Gott heim rief. Eine solche aufopfernde Thätigkeit und treue Pflichterfüllung konnte auch bei seiner grossen Bescheidenheit nicht unbeachet bleiben, Oelter erfreute er sich der wohlverdienien Anerkennung Seitens seines Grossherzoglichen Herrn sowohl, so wie seiner vorgesetzten Be- hörden. Nachdem er im Jahre 1845 zum Garteninspeetor ernannt worden war, bethätigle sich die allgemeine Liebe und Achtung, welche er sich längst erworben an seinem ÖQjährigen Dienst- jubiläum, welches wir am 20. August 1869 in seinem Hause gefeiert haben. In Anbetracht seiner ireuen und ausgezeichneten Dienste wurde ihm von Seiten Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs das Ritterkreuz des Fal- kenordens verliehen, nebst einer nahın- halten Gehaltszulage. Von allen Sei- ten, auch aus weiter Ferne kamen an- | erkennende Schreiben und Glückwün- schende, auch von den Gartenbau- vereinen, deren Mitglied er war und bethätigte er bei Jedermann, insbeson- | die er durch seine rege Theilnahme zu I, Originalabhandlungen. gedeihlicher und nützlicher Entwicke- lung mit begründet und gefördert halle. Von dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuss. Staaten, vom Gartenbauverein Flora zu Frankfurt a/M. und vom Gartenbau- verein zu Weimar wurde er zum Ehren- mitglied ernannt. Kostbare und sinnige Festgaben wurden ihm gewidmet. Un- ter allen diesen letzteren machte ihm aber die meiste Freude ein kleines Bild, auf welchem sich seine Gehilfen und Gartenarbeiter hatten photographi- ren lassen, um ihm auch ihrerseits auf diese Weise den Zoll der Dankbarkeit darzubringen. Ein dem Jubilar und seiner Familie zu Ehren veranslaltetes Festmahl vereinigte an diesem Tage die zahlreiche Menge seiner anwesen- den Freunde. Allen diesen aus wahrer Hochachiung und Liebe hervorgegange- nen Huldigungen konnte sich der Be- scheidene Mann nicht entziehen, wäre es nach ihm gegangen, so hälte er sei- nen Ehrentag ganz still im engsten Kreise seiner Familie gefeiert. In gewohnter Weise hat er seinem Dienst bis an sein Lebensende vorge- standen. Seit Ende dieses Sommers fingen die Beschwerden des Alters an sich geltend zu machen, obgleich er noch leidlich sich wohl fühlte. Nur wenige Tage war er auf das Kranken- lager geworfen. Sanfı entschlief er er am 22. October 1872 früh 41/, Uhr an den Folgen eines am Tage vorher | eingetretenen Schlaganfalls im 80steu Jahre seines thätigen Lebens, in den Armen seiner Kinder, beweint von Al- len, welche das Glück halten, ihm näher zu stehen. Die Theilnahme an diesem Trauer- fall war von nahe und fern sehr gross. Sein Sarg glich einem Blumenhügel, 19 die Bestattung war feierlich. Die Lie- dertafel Irug einen Grabgesang vor, den ein Freund des Verewigten für diesen Zweck componirt halte. Die Zahl derjenigen, welche ihm die letzte Ehre erwiesen, war so bedeutend, wie selten eine in Jena vorgekommen. Franz Baumann war ein treuer Die- ner seines Grossherzogs; als treuer Jünger seiner Kunst, als treuer Fami- lienvaler, als treuer Freund und als Ehrenmann hat er sich stets bewährt, Wenn er einmal Freund war, so war er es ganz, seine Freundschaft war wie lauteres Gold, sie hielt für das Leben. Er war ein liebenswürdiger und wohl- wollender Mensch in der edelsten Be- deutung des Wortes. Vielen jungen Leuten, welche er dazu für würdig hielt, hat er im Leben die Wege für ihr Forikommen geebnet, vielen hat er zu Amt und Brod verholfen, das Gute hat er gefördert, wo er es vermochie. Dreissig Jahre hindurch habe ich zu ihm in den engston Freundschafisbe- ziehungen gestanden, ich habe ihn ge- kannt wie Wenige, ich schreibe dieses mit nassem Auge — er war mir siels gut gesinnt. Gleiches Streben halte uns zusammen gelührt, und dieses hatte den Unterschied der Jahre ausgegli- chen; Vieles habe ich seinem anregen- den Umgang zu verdanken, und unver- gesslich werden mir die vielen ange- nehmen Stunden sein, welche ich mit ihm und im Kreise seiner Familie ver- lebte. Sich selbst aber hai er das schönste Denkmal gesetzt im botani- schen Garten zu Jena, dessen Neube- gründer er mit Recht genannt werden muss. Ein ehrenvolles Andenken ist ihm gesichert. Muskau. Peizold. 2* In Folge der Wärme und Trocken- heit des Frühjahrs und Sommers 1872, hatten sich auf den Obsibäumen über- haupt, insbesondere aber auf jungen Apielbäumen, Blattläuse (Aphis Mali) in ungeheuren Massen angesiedelt. Der Referent sah dieses in ebenso hohem Grade in den Baumschulen und Obst- gärten Moskau’s, wie in den Baumschu- len und Obstgärten Petersburg’s. Diese Blatiläuse befielen sowohl einzelne junge Bäume von kleinen Hausgärten, — so- wie in noch höherem Grade die in den Baumschulen befindlichen jungen ver- edelten Bäume, wie die aus Samen erzogenen Wildiinge. Wo, wie in manchen Baumschulen nichts gegen die Verheerungen dieses kleinen Feindes gelhan worden war, hatten sich die Blattläuse nicht blos an den jungen Blättern und jungen Trieben in dichter Schicht dicht übereinander sitzend an- gesiedelt, sondern sie hatlen sich so- gar bis auf das 2jährige Holz verbrei- tet. Ein junger Baum, welcher derart von Blattläusen beselzt ist, stirbt, auch wenn er dann noch gereinigt wird, dennoch’ im nächsten Winter gemeinig- lich ab, oder bleibt kränklich und schwächlich, ist den Blattlläusen dann auch in den folgenden Jahren die liebste Nahrungsquelle, bis er ganz abstirbt. — Da wo nur die jungen Triebe, d.h. nicht blos deren Blätter, sondern auch der junge Zweig selbst mit Blattläusen dicht besetzt ist, — da geht der Zweig, — auch wenn nachträglich sorgfältig gereinigt wird, dennoch im nächsten Winter soweit zurück, als er von Blatt- läusen besetzt war. Da wo nur noch die jungen Blätter und die Zweige von nur ‚einzelnen Familien von Blattläusen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, KR 5) Blattläuse in Baumschulen. besetzt sind, da hilfi ein wiederholtes sorgfältiges Reinigen durch Zerdrücken mit dem Finger oder ein Abbürsien mit einem Absud von Tabak, schwarzer Seife und Asche, oder endlich auch oft wiederholtes Bespritzen mit letzterem Absud. Wir haben in früheren Jahren ver- suchi, das Abbürsten mit Tabaksabsud in unserer Baumschule anzuwenden. Wenn aber die Wilterung der Ver- mehrung und Verbreitung der Blattläuse zur Zeit des krältigsien Wachsthums der Bäume günstig ist, dann ist in Baumschulen, wo die jungen Bäume und Bäumchen nach vielen Tausenden zählen, auch bei Anstellung einer Menge von Menschen, nicht möglich der Ver- breitung und Vermehrung der Blattläuse durch Abputzen Einhalt zu thun, — während mir dies in meinem kleinen Privatgärtchen beim Wohnhause, wo nur eine geringe Anzahl von Zwerg- bäumen angepflanzt ist, schon mittelst wiederholten Reinigens mittelst Zer- drückens mit dem Finger gut gelang. In einer Baumschule besteht nach meinen Erfahrungen das einzige ratio- nelle Mittel beim Auftreten der Blatt- läuse, um deren Schaden und allge- meinsten Verbreilung enigegen zu ar- beiten, darin, dass man Leute durch die Schulbeete, Samenbeete und Baum- quartiere sendet, welche jeden Trieb, an dem sie Blattläuse bemerken, sofort soweit zurückschneiden, als solcher von Blattläusen beselzt ist. Diese Triebe werden in einen Sack gesteckt und dann mittelst Feuer oder Vergrabens vernichtet. Das Vorhandensein der Blattläuse entdeckt das geübte Auge sofort an der Verkrüppelung oder Ver- Originalabhandlungen. krümmung der Blätter und jungen Triebe | und der Trieb muss, wenn es helfen soll, soweit forigeschnilten werden, als solcher am Zweig oder an der Unter- seite der Blätter mit Läusen besetzt ist. Die Vermehrung der Blattläuse unter dazu günstigen Witterungsverhältnissen und Vorhandenseins genügender Nahr- ung (Wärme und Trockenheit einer- seits, — im Triebe befindliche junge vollsaftiige Bäume andererseits) ist eine so über alle Begriffe schnelle, dass nur gründliche Entfernung aller von Läusen besetzten Triebe etwas hilft. Man schont beim ersten Mal Durchgehen den jun- gen schönen Trieb, weil es jedem Pflan- zenfreund Leid Khan muss, solchen grossentheils oder ganz fortzuschnei- den, und zerdrückt nur die sichtbaren Läuse oder nimmt auch wohl nur ei- nen Theil der befallenen Blätter fort. Wenn man aber das nächste Mal durch- geht, haben die wenigen am Zweige ' bleibenden Läuse inzwischen sich so rasend vermehrt, dass man nun doch noch den Zweig, und zwar vielleicht zum grössern Theil als vorher, entfer- nen muss. Das Rationellste bleibt also in der Zeit der Entwickelung des jungen Trie- bes, die Baumschulen von vertrauten Arbeitern häufig durchgehen zu lassen, die, wo sie nur Spuren von Blattläusen bemerken, jeden schwach oder stark Bellonen Trieb so weit fortschneiden, 6) Bewaldungsversuche in Auf Veranlassung der Herren Chefs des Landwirthschaftlichen und Forst- Departements wurden in Jen letzten Jahren Versuchspflanzungen gemacht, 21 als Spuren der Blaltläuse zu bemerken sind. Wie oft wurden in meinen Baum- schulen nur die befallenen Blätter ab- geschnitten oder der Trieb gereinigt und 2 Wochen später musste der Trieb doch fortgenommen werden und halte unterdessen als Herd der Verbreitung gedient. Besonders gern befallen die Blait- läuse auch die Samenbeete der Wild- linge von Aepfelbäumen und vernichten da den ganzen Wuchs des Jahres. Auf solchen Samenbeeten empfehlen wir ein wöchentlich einige Mal wiederhol- tes Ueberspritzen mit einem Decoct von Tabak, Asche und schwarzer Seife, wobei man besonders darauf sehe, dass auch die Unterseite der Blätter und der Boden unter den Pflanzen mit be- feuchtet werde. Der Wuchs eines gan- zen Jahres wird bei gehöriger Anf- merksamkeit da erhalien werden. Bei der grossen Verbreitung und dem bedeutenden Schaden, den die Blattläuse 1872 in Russland und auch im Osten Deutschlands thaten, wären Mittheilungen über die Mittel gegen solche sehr erwünscht. Natürliche Feinde der Blattläuse sind die kleinen Coccinellen, die rothen und gelben halbkugeligen, schwarz punktirten Käferchen, welche deshalb sorgfältig geschont werden sollen, — ebenso die kleineren Vögel. (ERS der Umgegend von Tiflis. die kahlen Berglehnen mit Abhängen von weit über 45 Grad Neigung, also fast ungangbar, zu bewalden oder so- weit es das Vorhandensein von Erdho- ‘den zuliess, mit Grün zu bekleiden. An verschiedenen Stellen wurden circa ‚50,000 junge Bäume gepflanzt, die in Schulen vorgezogen waren (die Arten sind im Umstehenden Register mit X bezeichnet). Die Anfänge waren vor- 'züglich, Ende Juli aber machte sich bei dem Mangel an Regen der letzten drei Jahre und da eine Bewässerung weder möglich noch beabsichtigt war, ein plötzliches und massenhaftes Absierben der oberirdischen Theile der Gehölze bemerkbar, im folgenden Frühjahr schlu- gen aber Viele aus dem Wurzelhals wieder aus. Durch Bergrutsche zufäl- lig verschüttete Bäumchen, Akazien, grünen und wachsen prachivoll, an der glühenden Südseite des Berges. Im Ganzen haben sich am Besten gehalten, Robinia Pseudacacia, Ailanthus, Lycium, Zizyphus, Maclura aurantiaca, Sophora jap. Besonders die grosse Hitze des Sommers 1572 ist den Pflanzungen ver- derblich gewesen, im Mai stieg die Hitze schon auf 280R. und so forldauernd im Juli auf 320 R. und im September waren noch Tage von 30° R. im tiefen Schatten. Die Verdunstung aus einer Schaale mit Wasser war im Schat- ten während 24 Stunden im Juni im Mittel 3,31 Lin. Maxim, 5,1 „ Juli BRUCE \ 8,0 BAmEUSE.- 1, 1 4,011, 3 9,8 »uSeptember.,„ 2,16, a | j Gartenflora Deutschlands, Russlands und di a By ? In der Sonne musste diese dunstung bei weitem bedeutender sein, beispielsweise beirug sie im Maimonat aus nasser Erde schon ziemlich einen Zoll. Bei diesen Witterungszuständen ist es wunderbar, dass noch überhaupt vegeltabilisches Leben existiren konnte. In vielen Gärten, deren Bewässerungs- quellen versiegt waren, sah man Ende Juli buchstäblich kein Blait auf den Bäumen und Gesträuchen, ein vollkom- menes Bild des Winters. Die zu den Bewaldungsversuchen gemachten, an der Morgenseite eines steilen, gegen 1000 Fuss hohen Felsenrückens gelege- nen Aussaaten, sind dem Schicksale nicht ganz entronnen, das frühgekeimte ist obwohl blattlos, so doch in der Wurzel lebend, das spät gekeimie aber zu Grunde gegangen, hatte noch nicht Consistenz genug, die Periode zu über- stehen. Am besten haben sich die Saatkämme von Ailanihus gehalten. Da nicht vorauszuselzen ist, dass eine dreijährige Dürre sich auch noch weiter forisetzen wird, und trotz der- selben doch Vieles der Pflanzungen am Leben geblieben, so werden wir tüch- tig und unerschrocken wieder nach- pflanzen, auf besseres Gelingen und | Segen von Oben hoffend. | | | Liste von Gehölzen der Tifliser Gärten, nach dem Grade des Laubfalles in Foige der Sommerhitze 1872 geordnet *): Tilia grandifolia Aesculus Hippocaslanun Acer Negundo „ Pseudoplatanus Rosa Centifolia „ gallica *) Im bewässerten Gartenlande. | Liriodendron tulipilera | Syringa vulgaris ' Platanus orientalis X Spiraea diverse | Populus iremula X Cerasus avium * II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. X Koelreuteria paniculata X Rhus typhina X Lyeium barbarum Ligustrum vulgare Bignonia Catalpa X Ulmus montana Pyrus malus Salix fragilis „ alba X Gleditschia triacanthos X Ailanthus glandulosa Populus balsamifera X Punica granatum x Sophora japonica X Fraxinus excelsior Syringa persica X Cydonia vulgaris X Armeniaca vulgaris Acer plalanoides N, 1) Abies concolor Engelm. — Der Rei- sende B. Roezl schreibt mir unterm 28. Sept. dieses Jahres: »Ich bin jetzt gerade von Neu-Mexico zurückgekommen. Das Beste was ich von dieser Reise mitbringe und was mich am meisten freut, ist reifer Samen des schönen Abies concolor, wirk- lich eine ausgezeichnete mit Ab. lasiocarpa zunächst verwandte Art. Als ich durch St. Louis passirte, besuchte ich unsern be- rühmten Landsmann Dr. Engelmann und kaum sagte ich, dass ich beabsichtigse nach Neu-Mexico zu gehen, so rief er aus »dann suchen Sie doch um Gotteswillen meine prachtvolle Abies concolor auf, die immer noch der Einführung in die Gärten war- tet!« — Er zeigte mir Zweige und be- schrieb mir den Fundort im Gebirge, da- durch ist es mir auch wirklich gelungen; diese seltene Weisstanne wieder 'aufzufin- den und glücklicher Weise gerade zur Zeit der Samenreife. Der Baum ist durch seine 23 | X Paliurus aculeatus Ficus Carica X Quercus Robur iberica Rosa rankende xX Acer campestre Amygdalus communis Rosa remontantes, ihea et borbonica X Celtis australis x Broussonelia papyrifera Pawlownia imperialis X Robinia Pseudacacia Rhamnus Pallasii Mespilus pyracantha Sterculia platanifolia Pistacia vera Casianea vesca Rhamnus Catarthica x. Zizyphus communis, Jujubier. | Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. starke blaugraue Färbung und durch seine Araucaria ähnliche Tracht so auffallend, dass ich ihn sofort unter allen Tannenarten wieder herausfinden würde. Er wird kaum über 100 Fuss hoch, die quirlförmig ge- stellten, horizontal ausgebreiteten Aeste stehen in Etagen, wie bei Araucaria ex- celsa, die Blätter (Nadeln) sind eben so lang, wie bei A. lasiocarpa, aber beider- seits gleichfarbig blaugrau, da auch die Rinde die gleiche helle Färbung zeigt, so ist der Name concolor sehr pas- send. Kommt im Felsengebirge im Norden von Neu-Mexico in einer Höhe von 9— 10,000 Fuss vor und wird für die Gärten vollständig ausdauernd sein, minde- stens ebenso hart als Abies lasiocarpa und grandis.« 2) Yucca angustifolia. — Schon auf seiner ersten Reise nach Californien sah Roezl im Felsengebirge diese prächtige, von Pursh beschriebene Art, aber leider war es Sommer und keine reifen Samen zu finden. Es ist eine Art mit sehr schmalen ' langen Biättern, Blattränder mit langen Fäden geziert wie eine Agave filifera, die Krone reich und dicht beblättert wie eine Dracaena indivisa. Nach Roezl ist diese Art nicht nur die schönste, sondern auch die härteste aller Yucca *)!_ 3) Erdbeere, Docteur Morere. Diese Sorte ist von dem Erdbeerzüchter M. Ber- ger zu Verrieres-le-Buisson (Seine et Oise) erzogen worden und wird vom Etablisse- ment des Hrn. Durand (früher Jamin et Durand) zu Bourg-la-Reine (Seine) ausge- boten. Es ist eine Sorte mit grosser stumpf- kugelförmiger oder unregelmässiger Frucht mit vorsehenden Kernen und von rother Farbe. Fleisch rosa, von feinem vorzüg- lichem, würzigem Geschmack. Pflanzen von kräftigem Wuchs, volltragend. (Revue hort.). 4) Celosia eristata variegata. Eine schöne neue Form des Hahnenkamms, wel- che das Etablissement von »Haage und Schmidt in Erfurt« dieses Jahr in den Handel gibt. Auf dem breiten hahnenkamm- förmigen Blüthenstand der sonst gelb oder roth gefärbt ist, da sind bei der neuen Sorte die verschiedenen Farbennüangen vereinigt, indem einzelne Parthien der den Hahnenkamm bildenden Lappen schön roth, andere Parthien schön gelb und wieder an- dere gelb und roth gestreift sind. Der monströse "dicke Stengel ist theils roth, theils grün gestreift. Es liegt uns von dieser neuen Form eine Abbildung vor, nach der zu urtheilen, diese neue Form einen ganz vorzüglichen Effect machen muss. Im Mistbeet angezogen und als schon erwachsene Pflanze mit ausgebilde- tem hahnenkammförmigen Blüthenstande zur Bepflanzung freien Lande im Sommer benutzt, bildet der Hahnenkamm schöne Blumengruppen, die mehrere Monate bis zum Eintrit des *), Beide Arten hat Roezl in frischen und keimfähigen Samen importirt. _Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, | Daemonorops von Blumenbeeten im | Frostes zur schönen eigenthümlichen Zierde BR gereichen. Die verschiedenen Sorten müs- sen namentlich bei der Bildung von Tep- pichbeeten einen guten Effect hervorbrin- gen. (E. R.) 5) Daemonorops melanochaetes Blume. Palmae. Wie Martius in seinem berühm- ten Palmenwerk vorzugsweise die Palmen Amerikas beschrieben hat, — so hat der berühmte Botaniker der Niederlande, C.L. Blume; in dem von ihm herausgegebenen Prachtwerke, »Rumphia<« die auf den Sunda-Inseln und in Ostindien heimischen Palmen grossentheils beschrieben und ab- gebildet. Unter diesen ward von ihm auch im 3. Bande der Rumphia die Gattung Daemonorops aufgestellt und von Cala- mus getrennt. Die Arten 'der Gattung Daemonoropse, deren Blume 15 be- schreibt, wachsen alle auf den Inseln des Östindischen Archipelagus. Wie die äch- ten Calamus-Arten oder Rotang- Palmen entwickeln sie einen oder viele nicht dicke einfache Stämme, die an der Spitze be- ständig weiter wachsend über die höch- sten Bäume des Waldes hinaufklimmen und bis mehrere hundert Fuss lang wer- den. Die Blattstiele und Blattscheiden der gefiederten Blätter sind stark bestachelt und geht die Rhachis des Blattes an der Spitze gemeiniglich in eine lange bhlattlose, ran- kenartige Fortsetzung aus, die mit starken rückwärtsgekrümmten Stacheln besetzt ist, mit denen sich diese Schlingpalmen an den höhern Waldbäumen festhaken. In der Tracht unterscheiden sich die Daemo- norops-Arten von den ächten Calamus da- durch, dass der Stamm der ersteren dicker und weniger hin- und hergebogen. “ Die übenstehende Abbildung ist nach einem jungen 3jährigen Exemplare von melanochaetes Blume ge- macht und uns vom Herrn Haage und Schmidt in Erfurt mitgetheilt worden. Erst an älteren Exemplaren entwickelt sich an der Spitze des Blattes die blattlose mit rückwärts gekrümmten Stacheln besetzte Fortsetzung der Rhachis, weswegen solche bei unserer Abbildung fehlt. DR N - x, EN fen, N DS MY EN TR DIPL IE AH Daemonorops melanochaetes Blume. Die Daemonorops-Arten gehören wegen der eigenthümlichen Bestachelung und ihres schönen Wuchses zu den schönsten Schling- palmen des Warmhauses, der Stamm der- ‘selben entwickelt sich und wächst bei wei- tem nicht so schnell, als der dünnere Schling - Stanm der Calamus-Arten, auch entwickeln die Daemonorops-Arten seltener und viel später mehrere Stämme aus dem kriechenden Wurzelstock oder ihrem Stammgrunde. Im neuesten Cataloge führt das Etablissement der Herren Haage und Schmidt 7 Arten von Daemonorops auf, nämlich: Daemonorops fissus Blume, (Borneo), Lewisianus Griff, (Sumatra). melanochaetes Blume. (Java). palembanicus Blume. (Su- matra). periacanthus Mig. (Sumatra). trichrous Mig. (Sumatra) 2] 2] „ ” ” ER) „ „ 9 „ und ausserdem D. einnamomeus von dem wir weder Beschreibung noch Vaterland kennen. Alle diese Arten hat das genannte Etablissement die Samen direct eingeführt und junge Pflanzen in grosser Menge er- zogen. (E. R.) 6) Musa superba Roxbrg. Musaceae. Kaum ist es 2 Jahre, dass M, superba in England eingeführt wurde und in weni- gen Exemplaren auf den dortigen Aus- stellungen gerechtes Erstaunen erregte, und schon wird diese Pflanze von vielen Garten -Etablissements nicht blos Eng- lands, sondern auch Deutschlands, in le- benden Exemplaren und auch in Samen angeboteu. Die übenstehende Abbildung, welche die Tracht dieser schönen Pflanze gibt, ist von Hrn. „Haage undSchmidt in Erfurt“ in dessen Cataloge publicirt und uns zur Benützung freundlichst über- lassen worden. Die Musa superba Roxbrg stammt aus dem Innern Ostindiens und ward von Rox- burgh in seinem Werke „Plants of the coast of Coromandel III. tab. 223“ abge- bildet und beschrieben. Dieselbe ist der Musa Ensete zunächst verwandt, bildet wie diese aus der Wurzel keine Spröss- linge und stirbt nach der Blüthe ganz ab. Der Schaft hat an jungen Exempla- ren ein fast zwiebelartiges Aussehen, spä- ter entwickelt er sich rascher und gleicht dann mehr dem der Musa Ensete, doch bleibt derselbe bedeckt mit den Scheiden i Zi HHRKEINNA NEED NETTE? Musa superba Roxb. und Stielen der abgestorbenen Blätter. | und Anregung üppiger Vegetation !dient. Die mächtigen länglichen Blätter erreichen | Ausserdem kann diese Pflanze in vor Win- die Grösse derer der Musa Ensete, sind |, den geschützten warmen Lagen auch im nach beiden Seiten verschmälert und von |, Sommer zum Auspflanzen ins freie Land nur kurzem Blattstiele getragen. Blatt- | benützt werden, wenn man auf ähnliche stiele und Schaft besitzen ein schwärz- | Weise für etwas Bodenwärme sorgt, um liches Colorit, die Blätter selbst ein schö- | als prachtvolle Decorationspflanze zu die- 5 nes freudiges Grün. nen. Auf Winden ausgesetzter Lage bre- R Wie Musa Ensete eine der schönsten | Chen und zerschlitzen die Blätter und eine 5 und ausgezeichnetesten Formen der Tro- | ga Eye 02 ee ERBE en h pen, die so recht das eigentlichste treue- | oe dass an En ee ir A ste Bild tropischer Ueppigkeit und gross- | an Danger RR BERNAHDERE { : artiger Schönheit gibt. Man pflanzt sol- schützten warmen Lokalitäten gedacht R x che am geeignetesten in mittelhohen Warm- werden kann. Vermehrung ausschliesslich häusern ins freie Land und zwar auf eine Be re El a $ & Erhöhung mit starker Unterlage von Dün- *) Kräftige junge Pflanzen werden von I: ger, welcher zur Erwärmung des Grundes Haage und Schmidt zu 4 Thl. angeboten, f% - II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 97 7) Paullinia thalietrifolia Juss. Sapin- | fach gefiedert, die kleinen Blumen stehen daceae. Die Arten der Gattung Paullinia | in achselständigen, am Grunde von 2 Ran- sind alles Klettersträucher, die zum gröss- | ken gestützten Trauben. Die Art von der ten Theil im tropischen Amerika zu Hause | wir hier ein Bild, nach einer uns sind, einige wenige Arten kommen im | von James Veitch und Söhne, (Exotic tropischen Afrika vor. Die Blätter der- | Nursery, Kingsroad, Chelsea, London S, selben sind 3theilig einfach oder mehr- | W.) im verkleinerten Maassstabe mitge- WRER W 12 A ID Un % AN) 2092 N) N N \ (? —G; Paullinia thalıctrifolia Juss. FR ’ Ben u Gart theilten Abbildung publiciren, ward von der genannten Firma aus Brasilien ein- geführt, wo dieselbe von dem verstorbenen Bowman gesammelt wurde. Der berühmte Systematiker A. L. Jussieu beschrieb schon im Jahre 1804 die Paullinia thalic- trifolia nach Exemplaren die Commerson in Brasilien gesammelt hatte und bildete solche auch ab. (Annales du Museum national d’histoire naturelle IV. pag. 347 tab. 66 Fig. 1). Jussieu’s Beschreibung und Abbildung unterscheidet sich von der Pflanze des Etablissements von James Veitch durch geringere Zahl der Fieder- blätter erster Ordnung. Die Stengel sind dünn filzig behaart. Blätter Sfach gefiedert, Fiederblätter nach Jussieu 8 Paare (an unserer Abbildung bis 12), von denen die obersten spitzenständi- gen einfach, die folgenden öhlätterig, die mittleren gefiedert und das unterste Paar doppelt gefiedert. Die Fiederblättchen oval, ganzrandig oder schwach gezähnt. Im Cataloge von James Veitch und Söhnen wird von dieser schönen für die Cultur neuen Pflanze gesagt, dass es ein schöner halbklimmender Warmhaus-Strauch sei, der sich zu allen Arten von Decora- tionen eigne, der in reichlicher Menge seine schönen fein geschnittenen Blätter ent- wickele, die denen das Frauenhaares ähn- @n und im jungen Zustande einen röth- lichen Schiller besitzen, während sie voll- ständig entwickelt eine lebhaft grüne Farbe besitzen. Die Pflanze kann sowohl an Spalieren wie in Buschform ge- zogen werden, sowie sich auch die abge- schöne IH. No 1) In Baku am Caspischen Meere hiel- ten unter den vom Hrn. probeweise ausgepflanzten Gewächsen die folgenden mehrere Jahre gut aus: Acacia horrida, Nicotiana glauca und plumbagini- folia, Poinciana Gilliesi. Verbenen, Petu- enflora Deutschlands, Rsslands und der. Sch W. Eichler | schnittenen Blätter lange frisch erhalten und deshalb gut zur Verzierung von Frucht- körben und Bouquets eignen. Als schöne hervorragende Neuheit erhielt diese Pflanze ein Certificat erster Classe von der Royal Hortieultural Society. (E. R.) 8) Rhododendron Brookeanum Low. flavum h. WVeitch Das Rhododendron Brookeanum gehört zur Zahl der von Low aus Borneo eingeführten Arten der Gebir- ge jener mächtigen Insel, deren Inneres jetzt noch für uns eine terra incognita ist. Die übenstehend abgebildete Form mit schö- nen hellgelben Blumen ward dagegen von dem berühmten Etablissement von James Veitch und Söhne direct aus Japan ein- geführt und erst im letzten Jahre in den Handel gegeben. Die Abbildung, welche ursprünglich in des Hrn. James Veitch Catalog publicirt ward, wurde uns vom Chef dieses Etablissements gütigst mitge- theilt, dieselbe ist in natürlicher Grösse und gibt einen annühernden Begriff vom der hohen Schönheit dieser Pflanze. Die dicken lederartigen Blätter sind dunkel- grün und glänzend und auf der Spitze der Zweige die grossen Bouquets der hellgel- ben Blumen, welche dankbar erscheinen und denen des Rhododendron javanicum ähneln. Wie letzteres, muss auch Rh, Brookeanum im niedrigen temperirt-warmen Gewächshause bei + 12° R. cultivirt wer- den. Auf den Ausstellungen der Roya' Hortieultural Society erhielt diese Pflanze ein Certificat erster Classe als ausgezeich- nete Neuheit. (E. R.) tizen. | nien. In einzelnen milderen Wintern über- winterten auch Scarlet - Pelargonien im | Freien. (r.) 2)Avogadopflaume. Im botanischen Garten zu Palermo hat im Laufe des | Sommers 1871 die im freien Lande vorfind- III, Notizen. N an 29 Rhododendron Brookeanum flavum. liche Persea gratissıma Gärt. zum ersten Male fructificirt, so dass die Form und die specielle Qualität der Frucht leicht zu er- kennen war. (Ann. di agric. sıcil.) 8) Herbst 1872. Aus Sedletz bei Kut- tenberg wird der „Bohemia“ vom 21. Nov. Yv. J. geschrieben: gestern wurde im hie» sigen fürstlichen Gemüsegarten ein Bund Himbeerzweige geschnitten, welche mit ganz reifen grossen und mit noch unreifen Gartenhimbeeren und mit Blüthen bedeckt waren. — Bei der milden Novemberwitter- ung sieht man auch auf einem Felde die bei der Ernte ausgeröhrte und nach dem Umpflügen aufgekeimte Gerste in einer Höhe Er? von zwei Schuh täglich zum Viehfutter mähen. Eine weitere Mittheilung über die Fol- gen dieser ausserordentlichen Witterung bringt die „Tagespr.“ vom 3. December, dass nämlich in einem Weingarten in Na- dasd vor wenigen Tagen der Nachwuchs gelesen und auf einem Platze einen Eimer Wein gab; — ferner, dass in einem Wein- garten bei Fünfkircken ein frischer Trieb gezeigt wurde, anf welchem eine in Bild- ung begriffene Traube deutlich bemerkbar war. | Nach der Meinung des Weingarten- | besitzers ist solch ein Fall sei Menschen gedenken nicht vorgekommen und es se im kommenden Jahre ein noch schlechteres Weinjahr als das gegenwärtige zu be. fürchten. Am 7. Nov. v. J. wurden an geschütz- I: ten Stellen in den nächst Gross Russbach (Nieder-Oesterreich) gelegenen Waldungen reife Erdbeeren gepflückt und viele stan- den noch in voller Blüthe. — So auch wurden beim Umgraben der Erde zwei vollständig ausgewachsene lebende Maikä- fer aufgefunden. (S—r.) IV. Literatur. 1) Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Ge- sellschaft. Redaktor Hr. Dr. Wart- mann. St. Gallen, Zollikofersche Buch- druckerei. 1869—1871. An Botanischen wichtigen Arbeiten, ent- halten beide Jahrgänge nur: Dr. A. Jäger, Adumbratio Florae muscorum totius orbis terrarum. Der Anfang zu einem sehr bedeuten- den und wichtigen Werke, enthaltend eine Zusammenstellung aller bis jetzt bekannt gewordenen Moose aus allen Ländern un- seres Erdballs. Bei den einzelnen Gattun- gen sind keine Beschreibungen, wohl aber sind genaue Citate und Angabe des Vater- landes beigefürt, Diese Arbeit geht durch beide Jahrgänge und wird fortgesetzt. Alle die andern zahlreichen Abhandlun- gen sind aus andern Gebieten. (E. R.) 2) 48. Jahresbericht der Schle- sischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur. 1870. Breslau bei Josef Max u. Comp. Wir haben regelmässig dieses, alle Zweige der Wissenschaft umfassende Werk besprochen. Auch der vorliegende Jahr- gang umfasst wieder eine Menge wichtiger gelehrter und allgemein wichtiger Abhand- lungen. Aus dem Bericht der Section für Obst- und Gartenbau werden wlr nach ei- nem besondern Abdruck das wichtigste er- wähnen. Aus den andern Gebieten liegt uns nur die Section der Botanik nahe, aus der wir Folgendes eitiren. a) Limpricht, Flora des Isergebirges. Merkwürdig ist in der Flora des dem Rie- sengebirge nahe liegenden Isergebirges, be- sonders die Flora der nur 2400 Fuss hoch liegenden Iserwiese die rings von hohen bewaldeten Kämmen umgeben, von den warmen Luftströmen der Thäler nicht ge- troffen wird und in Folge dessen eine schon alpine Vegetation besitzt. Pinus Mughus, Juniperus nana, Betula nana, Phleum alpi- num, Gnaphalium norwegicum, Epilobium alpinum treten da gemeinschaftlich auf. b) Limpricht, der Schlawa-See in der Nähe von Glogau und dessen Vegetation. c) Milde, neue Standorte Schlesischer Moose und Flechten. d) A. Engler, Fundorte neuer und weniger bekannter Phanerogamen Schlesiens. (E. R.) 3) Botanisk Tidsskrift, Kopen- hagen 1872, redigirt von Hjalmar Kiaerskou I. Band 4. Heft. Enthält von Prof. Joh. Lange, Director des Bot. Gartens in Kopenhagen, in Däni- IV. Personalnotizen und Neuestes. scher Sprache eine Uebersicht seltner oder für die Dänische Flora neuer Arten. Bei den neuen und verkannten Arten sind wis- senschaftliche Nachweise und Bemerkungen gegeben. V. Personalnotiz 1)Frühlingsausstellung desBre- mischen Gartenbauvereines in der zweiten Hälfte April 1873, Der Vorstand des genannten Vereins hat das Programm zu dieser Ausstellung publieirt. Darnach findet allgemeine Con- eurrenz um die ersten 36 reichlich bedach- ten Paragraphen des Programmes statt, während um die letzten Paragraphen nur Bremer Handelsgärtner concurriren können. Wer deshalb an dieser Ausstellung als Exponent Theil nehmen will, wende sich an den Vorstand des Bremischen Gartenbau- Vereines in Bremen, mit der Bitte um Zu- sendung des Programmes. (E. R.) 2) Wiener Weltausstellung 1873. Während der Ausstellung vom 1. Mai bis Ende October findet: a) eine permanente Pflanzen - Ausstell- ung statt. Diese ist besonders für die Pflanzen des freien Landes berechnet und werden wie seiner Zeit in Paris, die ver- schieden Länder auch ihre besondern Ab- theilungen oder Gärten haben, die während der ganzen Ausstellungszeit schön decorirt sein werden. b) 4 temporäre Ausstellungen, nämlich eine vom 1.— 10, Mai, — die zweite vom 15. Juni bis zum 25. Juni, — die dritte vom 20.— 30. August und die vierte vom 18,—23. September. Dass die Anmeldungszeit für die per- manente Ausstellung schon mit dem 1, Ja- nuar 1873 erloschen ist, das ist wohl zweck- mässig. Unzweckmässig aber ist es, dass auch die Anmeldungszeit für die tempo- rären Ausstellungen von Pflanzen mit dem gleichen Datum erloschen ist und, wohl ol Unter den neuen Arten findet sich auch ein Strauch, der für unsere Gärten Interesse hat, nämlich Ribes Schlechtendali Lange. (R. rubrum var. pubescens Hartm.), der der Johannisbeere ähnlich ist, (E. R.) en und Neuestes. noch nicht dagewesen ist es, dass für den Quadratmeter Raum im Freien 1 fl. im be- deckten Raum dagegen 3 fl. Miethe bezahlt werden muss. Diese beiden Bestimmungen werden zahlreiche Betheiligung an der Wiener Ausstellung von Seiten der Gar- tenfreunde Europa’s, wenigstens soweit das die jede Ausstellung sehr belebende blühende Pflanzen und Decorationspflanzen betrifft, kaum fördern helfen. Blumen die- nen zur Decoration und die Exponenten bringen schon ein Opfer, indem sie solche ausstellen. Das Programm umfasst alle Theile des Gartenbaues. Hoffen wir, dass der Garten- bau auf der Wiener Ausstellung hinter den andern Abtheilungen nicht zurückblei- ben werde. (E. R.) 3) Witterung: Aus iRiga schreibt uns Hr. Gögginger, dass bis Anfang De- cember (n. St.) beständige Wärme dort herrschte und Auriceln, Primeln, Veilchen, Bellis, Pensees im Freien blühten, Monats- erdbeeren trugen neue Früchte und Taraxa- cum blühte auf den Wiesen wo das Vieh noch weidete. Den 3. December trat bis 50R. Kälte ein, den 9. December aber von neuem Thauwetter. Der Wuchs in den Baumschulen Riga’s war im Sommer 1872 kümmerlich und schwach, wie in Petersburg waren es die Blattläuse, die in ganz unglaublicher Menge auftraten und den jungen Trieb vernichte- ten. Wildlinge von Obstbäumen sind in Folge dessen in Riga wie in Petersburg und Mos- kau fast gar nicht gewachsen und die weite Verbreitung des Schadens von den Blatt- läusen, sowie das Auftreten derselben im ganzen mittlern Russland in so ungeheurer Menge, nicht bios in Baumschulen, — sondern auch in Privatgärten an einzeln stehenden Bäumen, ist eine wirklich auf- fallende Erscheinung, die höchst wahr- scheinlich durch Wärme und Trockenheit des Sommers und günstige Bedingungen zur Entwickelung der ersten Generationen von Blattläusen im Frühjahre, veranlasst wurden. (E. R,) 4) Welwitsch. In der Octobersitzung der zoolog. botan. Gesellschaft in Wien widmete Dr. Reichardt dem kürzlich verstorbenen österreichischen Botaniker Welwitsch einen warmen Nachruf. In der n. fr. Presse finden wir Skizze seiner Thätigket. Welwitsch war im Jahre 1806 zu Mariasaal in Kärnten ge- boren; in Wien fand er bei Jacquin, Host nnd Trattinik für seine botani- schen Studien grosse Unterstützung. W el- witsch war der erste, welcher den Cryp- togamen Nieder - Oesterreichs gründliche Studien widmete. — Er kam dann nach Lissabon, wo er die Lehrkanzel der Bota- nik übernahm; da aber seine Zuhörer sich den Vorträgen sehr indifferent zeigten, ging er nach Africa, wo er für seine Thätigkeit ausgebreitetes Feld fand und wo er im Jahre 1860 die merkwürdige von Hooker benannte Welwitschia mirabilis entdeckte. Und wahrlich ist diese Pflanze sehr merkwürdig! — Diese baumartige den Gne- taceen angehörende Gnomenpflanze wächst nächst dem Cabo negro auf einem 3 — 400 Fuss hohen Plateau auf Kalk-, Tuff- und Lehmboden, bildet einen Stamm in Form eines umgekehrten Kegels von eirca 2 Fuss Höhe und behält sein Leben lang (wohl nicht selten ein Jahrhundert) die zwei ersten holzartigen Keimblätter. Der oberste Theil des Stammes von c. 14 Fuss in jUmfang besitzt an zwei entgegengetetzten Seiten je eine tiefe Spalte mit zwei langen 2 Fuss breiten lederartigen Blättern. Zwischen 39 Be Gartendora Deutschlands, Russlands und ‚der hwe diesen Blättern theilt sich die Krone, von oft 6 Fuss Durchmesser in zwei Lappen, deren innere Oberfläche aus concentrischen Halbkreisen von Furchen besteht. Die Blüthenstiele entspringen im ganzen Um- tange der Lappen, -theilen sich in Schein- dolden, welche die Kätzchen förmigen Blüthen tragen. Die Frucht besteht aus einem zweiflügeligen Samengehäuse. (S—r.) 5) Ausstellung in Florenz. Für das Frühjahr 1874 ist eine grosse interna- tionale Horticultur- Ausstellung in Florenz projectirt, welcher Professor Parlatore als Präsident vorstehen wird; — hiebei wird auch ein Congress der Botaniker ver- bunden sein *). 6) Professor de Notaris in Genua wurde zum auswärtigen Mitgliede der Linnean Society in London gewählt. 7) A.M ori wurde zum Assistent der Lehr- kanzel für Botanik an der Universität zu Pisa ernannt. 8) In einer Limonien-Pflanzung zu Palermo hat sich eine Unfruchtbarkeit mehrerer Bäume in Folge von Blüthen mit gefüllten Blumen gezeigt. (S—r.) 9) Die Königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rh. nimmt noch fortgesetzt Zöglinge auf. Der Director der Anstalt ertheilt nähere Auskunft über die Aufnahmebeding- ungen und vermittelt die Unterkunft der Schüler. Geisenheim, den 20. Nov. 1872. Für das Directorium: 0. Hüttig. *) Dass im Jahre 1873 bei Gelegen- heit der Weltausstellung in Wien ein bo- tanischer Congress stattfinden soll, scheint sich nicht zu erfüllen!! I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Romanzoflia sitehensis Chamisso. (Siehe Taf. 748.) Hydroleaceae. Romanzoffia Cham. partitus. Corolla subinfundibuliformis, 5-loba. Siamina 5, corolla breviora, imo tubo inserta. Stylus unicus. Stig- ma subbilobum. Capsula trilocularis, loeulicido-bivalvis, polysperma. Disse- pimentum valvulis contrarium. Placen- iae 2 in quoque loculo secus axin dis- positae, sublaminiformes. Semina mi- nuta, angulata, reticulato - scrobiculata. — Cham. in hor. phys. berol. pag. 71 tab. 14.— Linnaea Il. 607. — D. C.X. pag. 185. — Endl. gen. pag. 661. — Ledb. fl. ross. II. pag. 180. R. sitchensis Cham., pilis cris- patis raris adspersa, foliis reniformi- cordatis v. suborbiculato-lobatis; cauli- nis paullis v. nullis, floribus in race- mum pauciflorum laxum ante anthesin eircinnatim revolulum dispositis, calyce pedicellls fructiferis patentibus duplo v. triplo capsula matura subduplo bre- viore. — Cham. in Linnaea Il. 609. — Hook. fl. bor. am. II. 103, — D.C. prodr. X, 185. — Ledb. fl. ross. II, 181. — Sitcha., U. 1873, Calyx 5- Die kleine Perennie, welche unsere Tafel vorstellt, erinnert in ihrer Tracht an eine alpine Saxilraga. In Wahrheit gehört solche aber in die Familie der Hydroleaceen, einer kleinen einentheils mit den Hydrophylleen, andererseits mit den Solanaceen verwandten Familie. Dieselbe ist an der Nordwesiküste des Nordens Amerika’s heimisch und es er- hielt der hiesige Botanische Garten vom verstorbenen Dr. Tiling Samen dieser Pflanze aus Silka, welche gut aufgingen,. Die hieraus erzogenen Pflan- zen wurden an verschiedene Gärten, unter andern auch an den Garten der Herren Haage und Schmidt in Erfurt abgegeben, welche diese Pflanze abbil- den liessen und uns die unter Fig. 2 wieder gegebene Zeichnung mittheilten, während die unter Fig. a gegebene Abbildung nach Pflanzen des hiesigen Gartens gemacht ist. Herr Haage und Schmidt unier- schied von dieser niedlichen Pflanze 2 Formen, nämlich eine mit kleineern Blumen var, «. parviflora (Fig. a) und 34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eine mit grössern Blumen var. 8. gran- | Bedeckung der Oberfläche des Bodens diflora (Fig. b). mit Steingrus kleiner Kieselsteinchen Die R. sitchensis ist eine kleine | (nicht Sand), sowie stete gleichmässige dichte Rasen bildende Perennie mit | Feuchtigkeit sind Bedingungen der lang gestielten nierenförmig-herzförmi- | Cultur dieser Pflanze. Im hiesigen Bo- gen mehr oder weniger gelappten oder | tanischen Garten hielt dieselbe unter lappig - gezähnten Blättern. Die Sten- | Anwendung einer leichten Deckung, gel derselben erheben sich nur ein bis | wie man solche mehr zum Schutze ge- einige Zoll hoch, sind mit einigen ge- | gen warme Witterung im Winter an- stielten Blättern besetzt und tragen die | wendet, nämlich einer dünnen lockeren hübschen weissen Blumen in einer arm- | Moosdeckung oder Schutz durch über- blumigen Traube. Es ist diese Pflanze | gelegte Tannenzweige, ohne im Ge- als kleine zierliche dichte grüne Poi- | ringsten zu leiden, im freien Lande ster bildende und vom Frühjahr bis | aus. (E. R.) zum Herbste blühende Pflanze zu em- pfehlen. Dieselbe gedeiht bei gleicher Erklärung der Tafel. a. Exemplar Cultur, wie die meisten unserer Alpen- | der kleinblumigen und b. der gross- pflanzen, also im Topfe oder im freien | blumigen Form in Lebensgrösse, c. ein Lande in Steinparthien bei halbschatti- | Kelch und d. eine Blume etwas ver- ger Lage. Eine lehmige Rasenerde, grössert. die etwas mit Torferde versetzt ist und b) Milla uniflora Grah. var. eonspicua et violacea. (Siehe Taf. 749.) Liliaceae. Milla uniflora Grah. in Jameson’s | Leichtlin in Carlsruhe verdanken. Die Ed. Phil. Journ. Dec. 1872. — Bot. | unter a dargestellte Form mit weiss- Mag. tab. 3327. — Triteleia uniflora | lichen Blumen hat der englische Bota- Lindl. Bot. Reg. tab. 1921. — Knth, | niker Baker als var. conspicua be- enum. IV. 466. schrieben. Die zweite Form, welche Das beistehend abgebildete Zwie- | unter b dargestellt ist, wird vom Hrn. belgewächs ward schon im Jahre 1833 | M. Leiehtlin cultivirt und ward wegen aus Buenos Ayres in englische Gärten | der mehr blauen Färbung der Blumen- eingeführt. Die Stammform hat weiss- | blätter als var. violacea bezeichnet. liche Blumenblätter mit bläulichem Rande In Carlsruhe hält die Milla uniflora und Mittelnerven. In Cultur haben sich | bei Deckung des Bodens mit Laub im einige anders gefärbte Abarten gebil- | freien Lande aus, im nördlichen Deutsch- det, deren Darstellung auf unserer Ta- | land und Russland wird solche mit den fel wir unserm geehrten Freunde Max | Capzwiebeln gemeinschaftlich cultivirt, ut a I. Originalabhandlungen. 35 welche im August oder September in frische Erde gelegt und dann frostfrei durchwintert werden. Nach der Blüthe L entzieht man allmälig das Wasser und lässt die Zwiebeln den Sommer hin- durch ruhen. (E. R.) c) Ueber drei nicht gehörig bekannte Eupatoria der Gärten. Von Vatke, (Siehe Tafel 750.) Compositae. 1) Eupatorium ligustrinum DC, wurde vom Autor nach einem von Berlandier bei Tampico de Tamaulipas in Mexiko gesammelten Exemplare be- schrieben. Wahrscheinlich schon in den dreissiger Jahren wurde die Pflanze in den Berliner botan. Garten einge- führt, wo sie von Klotzsch den Namen E. biceps erhielt, welcher indessen nicht publieirt, wohl aber in den Gär- ten verbreitet ist. In den vierziger Jahren wurde sie dann wieder von Aschenborn in Mexico gesammelt und von $. Schauer (Linnaea 1847 p. 721) E. myriadenium genannt. Originale von E. ligustrinum, biceps und myria- denium befinden sich im königl. Herbar zu Berlin. Dr. J. Steeiz identificirte zuerst E. biceps Kl. mit E. ligustrinum DC., €. H. Schultz bip. dann später auch das E. myriadenium S. Schauer. Steelz sowohl wie C, H. Schultz haben von ihren Studien der Eupatoria wenig ver- öffentlicht; ich eninehme diese Notiz, wie auch noch im Folgenden, den handschriftlichen Bemerkungen der ge- nannten Herren im Berliner hb. gen., sowie von C. H. Schultz auch noch im Herbare des Berliner botan, Gartens. In den vierziger Jahren finden wir in den Gärten ein Eupatorium, welches sich von E, ligustrinum durch die mehr- blüthigen Köpfe, die unterseits kaum punctirten Blätter und den rosafarbenen Pappus unterscheidet, im Uebrigen aber der ersigenannten Art so ähnlich, dass es, wie schon Steetz muthmasste, doch wohl nur als Form von diesem aufzu- fassen ist. Die Anzahl der Blüthen im Köpfchen scheint bei den Arten dieser Gatlung zu variiren, was auch schon De Candolle, dem scharfsichtigen Schö- pfer der Eintheilung der Eupatoria nach der Zahl der Floskeln, nicht ent- gangen ist, da er selbsi mitunter, z. DB, bei E. ageratifolium DC. Varietäten bei einer Art aufführt, an welchen die An- zahl der Blüthen im Köpfchen in direc- tem Widerspruche zu dem Charakter der Abiheilung sieht; ich erlaube mir daher, diesen Gegenstand der Beobacht-. ung meiner Leser ganz besonders zu empfehlen und namentlich darauf zu achten, ob bei Aussaaten die Indivi- duen in dieser Hinsicht harmoniren. E. glabellum Otto undE. glau- cum Huegel auch in glabrum und gla- bralum sowie Ageratum glaucum und album variürt, sind die äitesten Garten- namen dieser zweiten jetzt in den Gär- ten sehr verbreiteten Form, Auf wel- che Autoren die Namen E. album, ro- 3* seum, odoratum und odoratissimum zu- rückzuführen sind, ist mir unbekannt. Sicherlich gehören diese Namen sämmt- lich als Synonyme zu unserer Art und nicht, wie in der Gartenflora (1868 pag. 15) vermuthet wurde, zu E. om- phaleaefolium Kih. et Bouche, welches letztere, wie schon Steetz sah und C. H. Schultz bestätigte, mit E. araliaefo- lium Less. zusammenfällt. Von E. glabellum Otto befindet sich ein Originalexemplar im königlichen Herbar zu Berlin, sowie ein von Carl Ehrenberg in Mexico wild gesammeltes, dem €. H. Schultz, der es für von E. ligustrinum specifisch verschieden hielt, wegen des rosafarbigen Pappus den Namen iodopappum ertheilte, indem er den Otto’schen Namen, als nicht gehö- rig veröffentlicht, verwarf. Doch auch C. H. Schultz scheint den Namen mit der Beschreibung der Pflanze nicht der Oeffentlichkeit über- geben zu haben; er starb zu der Zeit, wo er das Studium der Eupatorioideae, welches ihn so lange Jahre beschäftigt hatte, endlich absolvirt hatte, im Jahre 1867 zu Deidesheim, nächst De Can- dolle der beste Kenner der Composilen, dieser umfangreichsten und schwierig- sten Familie der Phanerogamen. Inzwischen war die Pflanze von Re- gel und Körnicke im siebenten Jahr- gange der Gartenflora beschrieben und auf Tafel 53 abgebildet worden, was C.H. Schultz entgangen zu sein scheint. Dieser Name ist demnach als der ein- zige mit einer Beschreibung veröffent- lichte voranzustellen und ihm die an- | Blüthenboden besitzt und deshalb zur deren als Synonyme beizufügen. Zum Schlusse eine Uebersicht derselben: E. ligustrinum DC.! prodr. pag. 181. (1836). E. biceps Kl.! in herb. reg. berol, mss. et in hort.! V. Gartenflora Deutschlands, ande AerIS Ch reis E. myriadenium S. Schauer! in Lin- naea XIX. p. 721 (1847). . Weinmannianum (Rgl. Koer.n.) . Weinmannianum Rgl. in ind. sem hori. petrop. pag. 41. (1857). . glabellum Otto! in herb. berol. et in hort.! . glabrum hort. . glabratum hort. . glaucum Huegel in hort.! aan glaucum hort. . album hort. . album hort. . odoratum hort. odoratissimum Berolini 1867!) . roseum hort. . Morisii hort. (non Vis.) . jodopappum C. H. Sch. bip.! in herb. reg. gen. berol. et in herb. hort. bot. berol. (ined.?) 2) E. riparium C, H. Sch. bip. wurde in der Gartenflora 1866 S. 324 zuerst beschrieben und abgebildet, ohne dass Herr Regel im Stande war, Autor und Vaterland mit Sicherheit anzuge- ben. Zufällig bin ich im Stande, auch über diese Art nähere Angaben zu machen; sie wurde von Linden in Mi- rador entdeckt und von C. H. Schullz benannt, was ich einer handschriftlichen Notiz des Autors im Herbar des ber- liner botan. Gartens entnehme. 3)E. vernale Vatke etKurt!z*) ist das Conoclinum grandiflorum der Gärten, welches indessen einen flachen ei et Koern. 1857 &9 reg. Pe Zee en es hort.! (Monbijou uses Gattung Eupalorium zu rechnen ist. Herr Professor €. Koch hat das Ver- dienst, in der Wochenschrift 1863 *) App. ad ind. sem. horti bot. berol, 1871 pag. 2, I. Originalabhandlungen. 37 S. 36 hierauf zuerst aufmerksam ge- | auf der Oberseite glanzlos, zerstreut macht zu haben. Die Pflanze blüht in den Gärten bereits im Februar und März, während E. riparium erst im Aprit blüht; darum haben wir es E. vernale genannt. Ich lasse hier eine Beschreibung dieser, wie es scheint, noch nicht beschriebenen, wahrschein- lich aus Mexico stammenden Art fol- gen, welche auch Herrn J. G. Baker zu London noch unbekannt war, der mit der Bearbeitung der Compositen für die Flora brasiliensis beschäftigt ist. Stecklinge (die ich allein sah) blühen reich als Halbsträucher von der Höhe eines Meters. Die Zweige ge- streift mit unterwärts kahler glänzen- der Rinde, oberwärts an den jüngeren Trieben dichtflaumhaarig. Die Blätter sind gegenständig, bis 1 dm. lang und 2 cm. breit, gestielt, der Blatistiel 1— 3 em. lang, behaart, auf der Oberseite rinnig, am Grunde verbreiteri; die Blatispreite eiförmig zugespitzt, grob ungleich gesägt gekerbi, am Grunde mehr oder weniger schief herzförmig, behaart, auf der Unterseite blässer, vor- züglich an den Nerven weisslich be- haart. Der Blüthenstand ist eine end- ständige Rispe von mehr oder weniger pyramidalem Umfange, die Verzweig- ungen wiederholt dreitheilig, wobei der mittelste Strahl erster Ordnung (wie es auf der Tafel gezeichnet ist) fehlschla- gen kann, die Verzweigungen zweiter Ordnung gehen allmälig in locker viel- blüthige Doldentrauben über. Die Blü- thenköpfchen sind doppelt kürzer als ihr Stiel. Schuppen des Hüllkelches sind zwölf vorhanden, wobei sich ziem- lich deutlich zwei Reihen unterscheiden lassen, etwa 0,5 cm. lang und 0,5 mm, breit, zugespitzt, gekielt am Rande trockenhäutig, gewimpert, während der Blüthezeit dem Pappus an Länge gleich- kommend. Die beigegebene Tafel zeigt ein oberes Stück der Pflanze in natürlicher Grösse. Dieselbe ist von meinem ge- schätzten Freunde Herrn F. Kurtz nach der lebenden Pflanze gezeichnet. 2) Die Gärten des südlichen Australiens. Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, wie bei unseren Antipo- den im südlichen Australien jede ein- dem germanischen Volksstamme eigene Zähigkeit, Ausdauer und Fleiss durch die eingewanderten Engländer und zelne der Colonien sich schnell zu ge- | Deutschen dort in so kurzer Zeit so deihlichem Leben, hoher Bevölkerungs- zahl und Wohlstand emporgehoben, wie ganz Europäisches Leben, Gesittung und Bildung dort herrscht, wie Politi- sche und Illustrirte Zeitungen in gros- ser Zahl meist in Englischer, aber auch in Deutscher Sprache dort erscheinen, und wie so mancher Deutsche dort seine Heimath gefunden und wie die wichtige und bedeutende Resultate er- ringen halfen. Land- und Gartenbau sind dort zur gleichen Höhe wie bei uns emporge- blüht. Für den Anbau im Grossen sind alle die wichtigsten Culturpflanzen für ein warmes gemässigies Klima einge- führt oder die dort heimischen nutzbar gemacht worden und der Gartenbau plühet in der Weise, dass in den Gär- ten des südlichen Australien die Zier- pflanzen und beliebtesten Holzgewächse unserer Gärten neben denen Austra- liens angepflanzt sind. Ein reger Sinn für die Segnungen des Gartenbaues war es, in Folge des- sen die Colonie Victoria in Melbourne einen Botanischen Garten anlegen liess. Dieses Institut ist in ähnlichem Sinne wie der Botanische Garten in Kew bei London, als ein Centralinstitut gleich- sam für ganz Neuholland angelegt wor- den. Abtheilungen für die Cultur und Einführung von Nutz- und Zierpflan- zen, ein grosses Arboreium im Park des Gartens vertheilt, ein populär Bota- nisches Museum der angewandten Bo- tanik, populäre Vorträge des Directors, ein Herbarium und Bibliothek und end- lich im Auftrag des Institutes ausge- rüstele Reisende, welche die noch un- bekannten Florengebiete Neuholland’s erforschen, — sowie endlich ein Di- rector, Hr. F. Müller, der mit der ganzen Kraft und ausdauernden Energie, deren ein gebildeter und gelehrter Mann nur fähig ist, einentheils die in allen Thei- len Neuholland’s gesammelten Pflanzen- schätze in zahlreichen besonderen Bo- tanischen Werken (Fragmenta Piyto- graphiae Australiae etc.) beschrieb und abbildete, — ferner in Verein mit ei- nem der Nestoren der Botaniker Euro- pa’s, mit dem berühmten „Bentham“ eine Flora Neuholland’s herausgab, — sowie anderentheils sich mit Hingebung und Liebe der Einrichtung und den Zwecken des Botanischen Gartens wid- mete, das sind die Grundzüge des Bo- tanischen Gartens in Melbourne. Ausserdem haben aber auch die Colonien „Süd-Australien“ in Adelaide und „Neu Südwales“ in Sidney je einen Botanischen Garten gegründel. Der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ER erstere dieser beiden Gärten, unter der Direction unseres geehrten alten Freun- des, des Herrn Richard Schom- burgk, hat sich schnell zu einem be- deutenden Institute entwickelt, das der Colonie durch Einführung vieler Nutz- pflanzen nützlich geworden und den Besuchern zum angenehmen Spazier- gange, zur Erholung und Belehrung gleichzeitig dient und ist von uns wie- derholt nach aus Australien erhaltenen Berichten besprochen worden. Der 3. Botanische Garten in Sidney ist uns nicht näher bekannt, wird aber in Zeitschriften Australien’s gleichfalls als ein blühendes, vielen Nutzen schaf- fendes Institut gerühmt, das unter der Direction eines in den Annalen der Wissenschaft wohl bekannten, tüchtigen Boianikers, nämlich unter der des Dr. Moore steht. Zahlreiche uns im Laufe der beiden letzten Jahre zugegangene Zeitungsar- tikel veranlassen uns im Folgenden unsern Lesern gleichsam das Resultat dessen zu geben, was in jenen Artikeln zwischen den Zeilen steht. Wir haben schon einige Mal er- wähnt, dass das Interesse der Bewoh- ner des Südens Neuholland’s in hohem Grade mit diesen 3 Instituten, als ihnen Iheuere und liebe Schöpfungen beschäf- tigt, dass den Gärten in Adelaide und Sidney auch ziemlich allgemein die volle Anerkennung gezollt wird, dass sich dagegen leider, ja wir sagen das noch einmal mit voller Ueberzeugung, leider in letzter Zeit eine Parithei in gehässi- ger, ja oft sogar mehr als gehässiger Weise, mit dem Botanischen Garten in Melbourne und dessen in jeder Be- ziehung thätigen, tüchtigen und gelehr- ten Director beschäftigt. Zwar ist es für uns, denen die wi- dersprechendsten Zeitungsartikel in die- 1. Originalabhandlungen. ser Beziehung in den letzten Jahren vorlagen, schwer ganz klar zu sehen, zwischen den Zeilen steht aber in allen jenen gegen F. Müller und den Botanischen Garten in Melbourne gerichteten und dagegen die Gärten in Adelaide und Sidney lobpreisenden Ar- likeln, — dass Neid und Missgunst ei- ner der Facioren waren, die solche dictirten., Für seine zahlreichen Leistungen im Gebiete der Botanik, für seine Bü- cher, die in allen Theilen des Erdballs Müller’s Name mit eherner Schrift in die Gedenktafeln der Wissenschaft ein- getragen, erhielt F, Müller zahlreiche, wohlverdiente Anerkennungen in Form von Orden, Erhebung in den Adelstand und zuletzt zum Baron. Wir haben schon früher erklärt, dass für uns und in dem ganzen Kreis der Naturforscher F. Müller’s Name ebenso schwer, als der Name „Baron Ferd. von Müller“ wiegt, oder mit andern Worten, dass die ihm gezollte in hohem Grade verdiente Anerkennung von den Monarchen Europa’s Müller’s Name kaum höher heben konnte, als derselbe schon stand. Dennoch hat der Neid, diese Anerkennungen zu Ver- Jdächtigungen benutzt, deren trübe Quelle überall zwischen den Zeilen steht und damit nicht genug, hat man das Gift auch auf die andern vielen Verdienste F. Müller’s um die Hebung der Pflan- zenkunde Australien’s und um seine Verdienste für den Garten einträufeln lassen. Klingt es nicht, rein lächerlich, wenn Müller gerade ein’s seiner gröss- ten Verdienste für die Wissenschaft zum Vorwurfe gemacht wird, nämlich er habe Andere die Reisen unternehmen und sammeln lassen, um das gesam- melte Material zu bearbeiten und zu publiciren. Wird nicht gerade gegen- 39 theils durch die Publication des gesam- melten Materials erst den Bemühungen des Reisenden die Krone aufgesetzt, so dass seine aufopfernde Thätigkeit für die Erforschung bestimmier Gegenden nicht spurlos im Sirome der Zeit ver- schwinde ? Ist es nicht noch engherziger, die Behauptung aufzustellen, der Colonie Victoria nütze es nichts, dass der Di- rector ihres Botanischen Gartens durch das Institut die Mittel zur Erforschung und Beschreibung der Pflanzen ganz Australien’s erhalten habe? Kann man in einem Staate, wo die Bildung so hoch steht, so engherzig denken. Ganz Australien, in erster Linie die Colonie Victoria sollte unseres Erachtens stolz darauf sein, als Director des Botani- schen Gartens in Meibourne einen Mann zu besitzen, dessen Name unter den jetzt lebenden Botanikern als erste Autorität für die Pflanzenwelt Austra- lien’s dasteht. Wenn-F. Müller ein- mal nicht mehr sein wird, dann wird ihm die dankbare Colonie, die dann seine Leistungen in ihrer ganzen Aus- dehnung übersehen wird, ein Ehren- denkmal im Botanischen Garien für seine hohen Verdienste errichten, — und der Name derer, die ihn jetzt so be- geifern, wird im Strome der Zeit un- tergegangen sein, — oder höchstens durch die Stelle, die sie Müller gegen- über eingenommen haben, gerade nicht in ehrender Weise sich erhalten ha- ben. Die Manie, bedeutende andere Zeitgenossen überragende‘, in der hin- gebendsten Liebe und Aufopferung thä- lige Männer zur Zeit ihres Lebens anzufeinden und ihre Verdienste erst nachdem solche theils todt geärgert wurden, zu preisen, diese ist leider seit Zeiten der Griechen und Römer auf die Nachwelt vererbt worden. Was die Leistungen des Botanischen Gartens in Melbourne, gegenüber de- nen der beiden so rege und mit voller Anerkennung arbeitenden Schwesteran- stalten betrifft, so stehen wir den näh- ern Verhältnissen zu fern, um ein Ur- theil zu haben, das in jeder Beziehung als „richtig* den Anspruch erheben kann. Der Botanische Garten in Mel- bourne ist aber, wie das aus frühern Berichten hervorgeht, von den 3 Schwe- ster- Anstalten unserer Antipoden, je- denfalls seiner Anlage nach das be- deutenste Institut. Hat nun, so möch- ten wir fragen, in der Colonie seit An- lage desselben bis auf die letzte Zeit hin von Seite der Behörden der gleiche wohlwollende Sinn gegen dieses Insti- tut geherrscht, sind die Mittel, welche demselben jetzt noch zur Disposition stehen, auch genugsam bedeutend, um das Institut seinem ursprünglichen Zweck immer mehr entgegenzuführen, oder ist diesem schönen Institute nicht viel mehr, — wie bei vielen wissenschaft- lichen ähnlichen Instituten durch zu spärlichen Zufluss der Mittel zur Un- terhaltung und Voranbewegung im Strome der Zeit — es unmöglich ge- macht im Hinblick auf seine Ausdehn- ung, allen Theilen seiner Aufgabe voll- kommen zu entsprechen. Wie Mancher hier in Europa rümpft die Nase oder zuckt die Achsel, wenn die Rede auf den Zustand und das Aus- sehen dieses oder jenes Botanischen Gartens kommt, — wollte derselbe aber von der für jetzige Verhältnisse voll- kommen unzureichenden Unterhaltungs- summe Notiz nehmen, dann würde er gegentheils erstaunen, dass für eine so Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. geringe Summe so Bedeutendes ge- leistet werden kann! Sollten aber die Unterhaltungssum- men ausreichend sein, binden die Be- hörden dem Herrn Director nicht viel- leicht die Hände, dass ihm die freie Bewegung derselben im Interesse des Institutes fehlt? denn auch unter sol- chen Verhältnissen kann bei aller En- ergie, bei aller Aufopferung, nichts ge- leistet werden; denn wo das eine dem andern entgegenarbeitet, muss das ge- hoffte Resultat ausbleiben. Eine lange Erfahrung und genaue Kenntniss der Verhältnisse und innern Einrichtung so mancher für die Be- strebungen der Wissenschaft errichte- ten Gärten — die Gefahr, dass ein- zelne Schreier oder Intriguanten gerade den Schwerpunkt für den eine solche Anstalt gegründet ist, verändern oder zu verändern streben, — die exacte wissenschaftliche Bestrebungen aus- schliessende populär -praktische Rich- tung unserer Zeit, wo der tüchtige Ge- lehrte oft am Hungertuche nagt, wäh- rend der in und mit dem Strome der Zeit schwimmende Geschäftsmann sich im Ueberfluss wiegt, — sowie endlich das vielen Kreisen der jetzigen Men- schen gänzlich abgehende Verständ- niss, dass man aus reiner Liebe zu seinem Berufe und zur Wissenschaft in der uneigennützigsten und aufopfernd- sten Weise arbeiten kann, machen, dass so manches Talent, manche starke Kraft in vergeblichem Ringen gegen den Strom untergehen muss, haben uns zu dieser Deutung der obenerwähnten Artikel der Tagesblätter Australien’s über ihre Bo- tanischen Gärten veranlasst. (E. R.) I. Originalabhandlungen, 4 3) Bienen als Gartenfeinde. Die Bienen gelten im Allgemeinen für nützlich in den Gärten, und sie mö- gen wohl durch ihre Mitwirkung bei der Befruchtung mehr Nutzen als Nach- theil bringen, obschon zu bedenken ist, dass die Verschieppung des Pollens von Blüthe zu Blüthe dem Samenzüch- ter, welcher gewisse Sorten rein er- halten will, sehr unangenehm ist Aber diese hochgelobten Thierchen bringen “ Samenzüchtern noch andern Schaden. | Sie stechen nämlich Rachen- und Röh- renblumen mit engem Schlund, wo sie nicht zum Honig kommen können, von der Seite unten an den Blumen an, be- schädigen den Fruchtiknoten und ver- nichten den Samenansatz. Besonders werden alle Salvia betroffen, am mei- sten $. macrantha (patens), welche an Plätzen, wohin viele Bienen kommen, fast nie Samen bringen. J. Sb IF FT I >>IFFIF FF FF FIMJZJ > UT 4) Beobachtungen über Buntlaubigkeit bei dem rundblätterigen Pe- largonium. Dass buntblätterige Pflanzen mit we- nigen Ausnahmen krankhaften Zweigen ihren Ursprung verdanken, kann nir- gends sichtbarer erkannt werden, als bei den rundblätterigen Pelargonien (Pelargonium inquinans und zonale und deren Hybriden). Erscheinen an grü- nen Pflanzen buntblätterige oder weisse Zweige, so sind diese immer schwach und haben andere, weniger ausgebil- deie Blätter. Die ganz weissen Triebe, welche auch eine gelbweisse Rinde ha- ben, sind so wenig lebensfähig, dass nicht einmal die Stecklinge davon sich bewurzeln oder, wenn es geschieht, bald wieder verloren gehen. ‘Im vergangenen Sommer konnte ich sehr auffallende Erscheinungen über das Zurückgehen bunter Pflanzen in grüne beobachten. Es kommt zwar oft vor, dass an einer bunten Pflanze grüne Zweige erscheinen, allein diese bleiben dann an Wuchs und Blättern der Mut- terpflanze ähnlich. Ich cultivire für Brillant, eine der ältesten buntblätteri- gen und in den meisten Gärten längst vergessen. Ich behalte sie unbescha- det aller neuen Sorten, weil ich noch keine gefunden habe, welche so vor- zügliche Eigenschaften besitzt. Diese sind: kurze dünne Zweige, daher niedri- ger buschiger Wuchs; fast gleichmäs- sige Höhe aller Zweige, welche förm- lich besenförmig stehen; reiche Blüthe. Als Fehler können gelten: nach heuti- gem Massstabe kleine Blumen und Dol- den, welche aber dennoch durch ihre Menge einen grossen Effect hervorbrin- gen; Empfindlichkeit der Blumen gegen nasskalte Witterung und der ganzen Pflanze gegen leichte Fröste. Ich kenne keine Sorte, welche ohne Schneiden so gleichmässige Beete in der Höhe bil- det. Als Buntblatt hat Brillant keinen Werth, denn man sieht sehr wenig von den schmalen weissen Rändern. An mehreren alten Pflanzen dieser Sorte erschienen vorigen Sommer grüne das Land eine sehr alte Sorte Namens | Zweige, so verschieden von der Mut- 3 a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ier, dass man das Herkommen abstrei- ten müsste, wenn man sich nicht über- zeugt hätte. Die kurzen, schwachen, dich beblätterten Triebe wurden stark und langgliederig, die tief eingeschnit- tenen fast zackigen Blätter wurden rund, dick und langstielig. Nur die Blumen blieben dieselben, und es entpuppte sich aus dem neuen Abkömmling die früher viel angewendele: Sorte Thom Thumb. Ich habe von den grünen Zwei- gen bewurzelte Stecklinge, und bin neugierig, ob auch die grünen Pflanzen einige der guten Eigenschaften von Brillant — Muiter, namentlich die gleich- mässige Höhe aller Zweige und Blüthen beibehalten werden. J. 5) Die Agriculturchemie als Gegenstand des Unterrichts in Garten- bauschulen und in Gartenbüchern. In den Programmen der Gärtner- Lehranstalten wird stets die Agricul- turchemie als ein Hauptlehrgegenstand hingestelll, und wir ältern Leser der Gartenzeitungen erinnern uns bogen- langer Abhandlungen über diesen Ge- genstand. Fragt ein Kenner einen sol- chen akademisch geschulten und in der Prüfung bestandenen „Gartenbaubeflis- senen,“ so wird er nur verwirrte Ant- worten geben uud zeigen, dass er von der Sache kaum einen Begriff bekom- men, dass nur technisch - wissenschaft- liche Ausdrücke ein wüstes Durchein- ander in seinem Gehirn bilden, worin bald Stickstoff, bald Sauerstoff! oder Wasserstoff obenauf schwimmen und — vermuthlich durch Bekämpfung sich feindlicher Stoffe — viel Kopfweh ver- ursachen. Ist der Schüler daran schuld, dass er nichts weiss? Vielleicht ein wenig, weil er nicht so aufmerksam gewesen, wenigstens die Grundlehren zu begrei- fen. Oder ist der Lehrer daran schuld ? Auch ein wenig, denn wenn er kein Chemiker vom Fach, vielleicht Gärtner oder Schullehrer für andere Fächer ist, der sich mit Hilfe eines Buchs über Ackerbauchemie auf den Vortrag vor- bereitet, so ist ihm auch vieles un- klar geblieben. Aber man wird sich nie täuschen, wenn man annimmt, dass das, was dem Lehrer nicht ganz klar ist, dem Schüler nimmermehr klar wird, mögen beide sich noch so viel Mühe geben. Dies ist nun zwar mehr oder weniger mit allen Wissenschaften der Fall, aber keine verlangt von dem Lehrenden eine so gründliche Fach- bildung wie die Chemie. Aus Büchern ist in der Chemie nun einmal wenig zu lernen. Bücher über Chemie sind für Chemiker, die schon viel wissen, aber nicht für Unwissende um zu ler- nen oder gar darnach zu lehren. Unter Agriculturchemie versteht man an Lehranstalten meistens nur einen Zweig dieser Wissenschaft: die Lehre von der Erkennung des Bodens. Ich will ebenfalls nicht weiter greifen, in- dem ich hier ausspreche, dass kein Gärtner, mag er auf einer Lehranstalt gebildet sein oder sich aus Büchern unterrichtet haben, jemals im Stande ist, den Boden auf chemischen Wege so zu untersuchen, wie es heut zu Tage verlangt wird, viel weniger Originalabhandlungen. Düngstoffe, Wasser u. s. w. Es ge- hört, nach dem Urtheile von ausgezeich- nelen Chemikern vom Fach, eine schon ungewöhnliche Fachbildung dazu, eine fehlerfreie chemische Bodenuntersuch- ung auszuführen. Bei den kleinen Quantitäien, welche in Untersuchung genommen werden, gibt eine Irrung um ein Tausendtheil für ein Stück Land von vielleicht einem Morgen (Acker), so grosse Mengen, dass die ganze che- mische Untersuchung werthlos ist, ja schädlich werden könnte, wenn: sie _ überhaupt so wichtig wäre, wie man glaubt. Ich rede natürlich hier nur von allgemeinen, nicht von gewissen Fällen, wo nur die chemische Unter- suchung Aufklärung geben kann. Diese und ähnliche Gedanken wur- den von Fachchemikern ausgesprochen, als ich mir über die Bodenuntersuch- ung zum Zwecke einer neuen Bearbeit- ung meiner „Boden- und Düngerkunde“ in zweiter Auflage Raths erholen wollte. Wozu also die Zeit an einen Stoff verschwenden, ohne einen nützlichen Erfolg davon zu haben? Wozu sich den Kopf mit unnützen Dingen belasten ? Gibt es jetzt doch überalll Asricultur- chemiker, welche Bodenuntersuchungen besorgen, ja Versuchssiationen, welche es sogar unentgeltlich thun. Was aber junge Gärtner lernen müssen, das sind: die Grundstoffe und ihre im Boden vorkommenden Haupt- Verbindungen, die Beurtheilung des Bo- dens nach Ansehen, nach Umgebung (Vegetation und Gebirgsformation, wo- von die des Culturbodens gekommen ist, Abschlemmung), endlich nach ei- nem mechanischen Verfahren durch Ausschlemmen, um zu erfahren, wie viel unzersetzte mineralische Theile 43 (Steinchen, Sand), wie viel ungefähr Humusstoffe im Boden sind. Man weiss es auch allenfalls von der Schule her, wie man es anfängl, um Kalk und Gyps durch Säuren zu erkennen, und kann die ausgesieblen und ausgewaschenen Steine „auf Säuren“ untersuchen. Lehrt man dieses, daneben noch die physika- lischen Eigenschaften des Bodens (Aus- trocknungs- und Wasserhaltungsfähig- keit, Anziehungskraft von Feuchtigkeit aus der Luft, Wärmeaufnahme u. s, w.), worauf für den Praktiker unendlich viel mehr ankommt, als auf die chemische Beschaffenheit, — lehrt man dieses aber nur mit» Beispielen (Experimenten) — dann wird die darauf verwendete Zeit gut angewendet sein. Man sollte aber das stolze Wort „Agriculturchemie* nicht gebrauchen in Fällen, wie ich sie Eingangs erwähnte, sondern einfach sagen: „Bodenkunde,* Möchten diese Andeutungen, die mir in den Sinn kamen, als ich mir die Frage vorlegte, ob in einem für Prak- tiker bestimmten Buche über gärtneri- sche Boden- und Düngerkunde auch Agriculiurchemie nützlich oder nöthig sei. Ich theile sie mit, um strebsame junge Gärtner auf den rechten Weg führen, die bisherigen Lehrer von „Ag- noulichernies aber, welche nicht Che- miker vom Fach sind, und nicht in ihren Vorträgen experimenliren können, ei- was zur Vorsicht mahnen, dass sie nicht etwas lehren, was sie nicht lehren können. Ueber Bücher habe ich nur kurz zu erwähnen, dass nach dem Angeführten die Arsjeulur chemie keine Hilfswissen- schaft ist, welche in Gartenbüchern ge- lehrt werden kann. J. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Benwein. 6) Dr. Schimper in Abyssinien. Es haben in der letzten Zeit meh- rere Zeitschriften dieses Mannes er- wähnt, der um die 'Kenntniss der Flora Abyssiniens sich hohe Verdienste er- worben hat und aus dessen Feder wir kürzlich einige Nachweise über Abys- siniens Vegetationsverhältnisse mittheil- ten. Dr. Schimper lebt seit nun 36 Jahren in Abyssinien. Ursprünglich war es seine Absicht, nur kurze Zeit dort zu bleiben, um die Flora jenes damals noch wenig bekannten Gebietes auszubeuten. Seinen Zweck hat er red- lich erfüllt, indem fast alle in den Her- barien befindlichen Pflanzen Abyssiniens von Schimper’s Hand gesammelt sind, sowie andrerseits auch alle in den Gär- ten cultivirten Gewächse, welche von dort stammen, durch Vermittelung des Botanischen Gartens in Berlin, dessen Director Herr Alexander Braun, Schim- per’s Jugendfreund, ist, in Cultur einge- führt wurden. Die eigenthümlichen Verhältnisse jenes Landes machten es Schimper aber unmöglich, dasselbe wieder zu verlas- sen. So sammelte derselbe anfänglich für den jetzt nicht mehr existirenden Reiseverein und sein nun verstorbener Freund Hochsteiter vertheilte seine rei- chen Sammlungen an die Botaniker Europa’s. Später sammelte er mehrere Jahre ausschliesslich für das Museum zu Paris. Unsere Leser wird es ge- wiss interessiren, von der Hand Dr. Schimper’s selbst, dieses energisch thä- tigen Naturforschers, einen kurzen Ab- riss seines Wirkens und Schaffens zu erhalten, den wir hier folgen lassen: „Bereits sind 42 Jahre verflossen, dass ich mein deutsches Vaterland ver- lassen habe. Meine Reisen trat ich Be nn ee ee UT EEE TEEEREELLE EDER SEES STE 1830/31 an, zuerst nach Südfrankreich. Die Nachwehen der dortigen Revolution jener Zeit hatten mich lange Zeit in den kleinen Hafenort Cette verbannt, wo ich mit den Weichthieren und den Fischen des Mittelmeers mich beschäl- tigen konnte. Ich besuchte Theile von Spanien, die Balearischen Inseln und Oberitalien bis Genua, ging im Auftrag des zum Theil von mir geslifteten Reise-Vereins nach Algier, wo ich aber bei fast übermenschlicher Anstrengung nur ein ungenügendes Resultat errei- chen konnte. Denn damals war die dortige militärische und sociale Unord- nung so bedeutend, dass nirgends Sicherheit war. Die von allen Ländern ausgestossenen Windbeutel, Diebe, Mör- der und Deserteurs bildeten das Schutz geben sollende Militär, bei welchen ich auf den Vorposten, durch sogenannte französische Bajonnette geschützt, ar- beiten sollte. Meine Drangsale waren nicht unbedeutend und das Resultat der Reise entsprach nicht den Hoffnungen. Darum entschloss ich mich durch Rei- sen in fernere Länder, etwas Besseres für meine Freunde zu erringen, reiste schnell 1834 durch Europa, schiffte mich in Triest nach Egypten ein, erlitt auf dem adriatischen Meere Schiffbruch, rettete mich durch Schwimmen und er- reichte mit Gottes Hülfe glücklich — meine Empfehlungs- und Creditbriefe im Munde führend — die Jonische In- sel Cephalonien, wo ich wegen Mangel an Schiffsgelegenheit bei 2 Monate ver- weilen musste. In dieser Zeit sam- melte ich die Flora dieses Landes. Um meinen Zweck nicht zu verfehlen, be- ging ich das Wagniss, in einer offenen Fischerbarke nach Patros in Griechen- I. Originalabhandlungen. land zu steuern, kam, begünstigt durch gutes Wetter, glücklich dort an, aber wegen kurzen Aufenthalts daselbst war das botanische Resultat nur gering. Ein österreichisches Kriegsschiff brachte mich nach Alexandrien in Egypten, wo eben die Pest ausgebrochen war, was mich bewog sogleich nach Cairo zu enifliehen. Dort hielt mich die Ichthyo- logie des Nil und die Vegetation der Umgegend in steter Thätigkeit, bis An- fangs März die Pest auch dorthin kam, in Folge dessen ich nach meinen ei- gentlichen Besiimmungsort, dem peträi- schen Arabien, abreiste. Daselbst wählte ich zu meinem Centrums-Sitz den Klo- stergarlen am Berge Sinai, von wo ich meine Excursionen nach verschiedenen Theilen der Halbinsel machte; — das Resultat meiner siebenmonatlichen An- sirengung war vollkommen glücklich. Sehr müde und halb erkrankt trat ich meine Rückreise an, um im Vaterlande Ruhe zu finden, fand aber bei meiner Ankunft in Suez Briefe vor, nach dem südlicheren Arabien mich zu begeben. Demgemäss schiffte ich mich allsogleich nach Gedda ein. In Gedda angekom- men, beschäftigte ich mich dort so viel als möglich, und begab mich dann in die nächste Nähe von Mekka, wo ich bei Ueberwindung vieler Schwierigkei- ten, das Mögliche der dortigen Fiora einsammelte, ohne jedoch selbst die mohammedanische heilige Stadt zu be- ireten, die in einem heissen Kessel liegt. Ich übersiieg dann das hohe Karra-Ge- birge und kam nach der heiligen Stadt Taif, wo mir als Arzt zu wohnen aus- nahmsweise erlaubt wurde; ich sam- melte in der Umgegend manches In- ieressanie und wollie von dort aus nach Medeah mich begeben, trat !auch die Reise mit gehöriger Vorsorge an, mussie aber nach dreilägigem Marsch 45 wieder zurückkehren, weil der damals herrschende Samum mich und meine Gefährten in jener wasserlosen voll- kommen vegelaltionslosen Wüste fast getödtet hatte. Ich wendete mich dann südlich von Taif nach dem Asir-Gebirg, wo ich zwar Allerlei sah, aber wenig davon untersuchen konnte, weil ich genöthigt war, alle bewohnten Orte zu vermeiden, Ich war nicht vermögend, mich insbe- sondere mit Einsammlung von Pflanzen zu beschäftigen, doch sah ich, wie ich später erprobte, dass die Vegetation mit der Abyssinien’s grosse Aehnlich- keit hat. Das Land hat .iropische Re- gen und liefert auf der absoluten Höhe von 6000—8000' den besten Kaffee, der von Hodeida aus seit 30 Jahren nach Europa wandert, früher über Mokka. Ich berührte die höchsten Berge Asirs zu 10000 Pariser Fuss über dem Meere. Von der Gegend Mekka’s und Taif gab ich eine geographische Karte, ignorire aber, ob sie im Druck erschienen ist. Zur richtigen Zeit verliess ich Arabien und als ich, die Küste verlassend, ein- geschiflt war, dankte ich Gott, dass er mich am Leben erhalten hatte, denn jene Wüsten von Arabien bieten dem europäischen Reisenden die grössten Gefahren. Ich schiffie nach Cosseir, einem kleinen aber ganz gesunden Orte dicht an der Meeresküste, wahrschein- lich der allein gesunde Ort an der Küste des rothen Meeres, wo ich mich einige Zeit aufhielt und Sumpipflanzen einsammelte. Diesen Ort kann ich je- dem Reisenden empfehlen, der sich mit Seepflanzen, Zoophyten, Crustaceen und Fischen beschäftigen will. Zwischen pflanzen - und staudenförmigen prachi- vollen Korallen ziehen Massen von Fischen kleiner Art umher, wovon die Mehrzahl bis heute unbeschrieben blieb, Gartenflora Deutschlands, Russlands und ee Von Cosseir ging ich nach Ober- egypten, wo ich mich in Theben (Luxor und Karnak) zu meiner Erholung haupt- sächlich mit Aufsuchung von Alterthü- mern beschäfiigie. Die erworbenen, sehr interessanten Gegenstände verehrte ich meiner Vaterstiadt Mannheim und Einiges davon der Universität Freiburg in Baden. Darauf wollte ich nach Deutschland zurück, fand aber, ange- kommen in Alexandrien, Briefe vor, die mich nach Abyssinien bestimmten. Da kam ich zu Ende 1836 an, konnte aber anfänglich, weil in diesem Lande freie Bewegung nicht möglich war, nur lang- sam arbeiten. Aber durch Geduld und Ausdauer kam nach und nach Etwas zu Stande. Vorkommnisse traten ein, welche mir Gelegenheit gaben, gute Dienste dem Fürsten Uby& zu leisten, damals der mächligste Regent Abyssi- niens, bald erwarb ich seine Freund- schaft und volles Vertrauen. Nützlich war ich ihm als Leibarzt, erbaute ihm im Laufe von 5 Jahren ein kleines Schloss im byzantinischen Styl, führte einige europäische Culturgewächse ein und war sein berathender Freund bei Conflieten mit dem Auslande. Dagegen schenkte er mir ein unantastbares, steuerfreies Ländlein von 15 —20 7 Stunden Inhalt mit 33 Dörfern‘, das ich im Laufe von 11 Jahren zum reichsten Land Tigre’s umschuf. Dann brach 1855 Krieg aus, Ubye wurde geschlagen und gefangen von einem bis dahin unbe- achtet gewesenen Chef, der sich als- bald nach dem wunderbaren Sieg über Ubye zum Kaiser von Aethiopien krö- nen liess und den Namen Theodros an- nahm. Dieser, weil er mich als ver- trauter Freund Ubye’s, kannte, behan- delte mich anfänglich äusserst schlecht, der Art, dass ich es für gut fand, in das politische Heiligthum nach Adoa re mich zurückzuziehen, wo ich mehrere Jahre in Unthätigkeit verbleiben musste, bis Vorgänge den Theodros nach Tigre führten, wo ich alsbald seine Freund- schaft in hohem Grade erwarb. Er zog wieder nach dem südlichen Abys- sinien, rief mich zu sich und behan- delte mich überaus gut. Ich konnte von 1864 bis 1866 ungestört für Bo- tanik, Geographie und Geologie arbei- ten. Aber Theodros, halb wahnsinnig geworden, beging gewaltige Irrthümer und unerhörte Grausamkeiten; eine un- tilgbare Revolution entstand, jeder sei- ner Anhänger wurde vom Volk ermor- det, und da ich bei diesen unglück- lichen Verhältnissen nicht zurück nach Tigre gelangen konnte, so war ich ge- nöthigt im Soldaten-Lager zu verblei- ben. Unter vielen Drangsalen musste ich zwecklos mit Theodros’ Heer im Lande umherziehen und kam endlich nach Magdala, wo ich 1863 durch die Engländer befreit wurde. Wie hieraus zu ersehen, war ich während geraumer Zeit thatsächlich ein Gefangener, ohne aber, dass eine Ge- fangenschalt beabsichtigt gewesen wäre. Weil ich bei jenem Umherziehen in Mitte einer rohen Barbarenbande, nicht alle meine erworbenen Sammlungen hatte mit mir führen können, hatte ich solche an verschiedenen Orten in Be- gemder verborgen, verlor leider aber den interessantesten Theil derselben. Bei Plünderung der Ortschaften wurde fast Alles vernichtet, wobei auch meine geologische Sammlung war. Nur 4 Ballen Pflanzen rettete ich und sandte einen Theil des Gereiteten aus Dank- barkeit nach England, einen Theil nach Berlin. Ebenso rettete ich meine tri- gonomelrisch aufgenommene, topogra- phisch-geologische Karte, welche circa 350400 7] Stunden umfasste und bei I. Originalabhandlungen. 47 500 Oertlichkeiten Begemder’s benennt. | teizten 18 Jahren sich sehr bedeutend Sie befindet sich bei Hofrath Dr. Pe- | vermindert hat. Zwar sind diese Un- iermann in Gotha. Da die Gesteine | glücklichen dem Namen nach Christen, verloren gingen, hat sie keinen geolo- | aber etwas Wesentliches vom Chri- gischen, aber der Genauigkeit wegen | stenihum ist in der That nicht zu er- einen reellen geographischen Werth. | kennen. Der Cultus ist ein Gemische Ich habe Kenntniss, dass Petermann | von jüdischen, heidnischen und christ- diese Karte erhalten hat, leider aber | lichen Gebräuchen, vermeintliche Zau- keinen Brief von ihm, der vielleicht | bereien finden noch immer Beachtung mir zugeschickt aber verloren wurde. | und Wahrsagereien verführen die Chefs Glücklich kam ich von Magdala wie- | allzuoft zu den unsinnigsten Handlungen.* der hier in Tigre an, fand aber die ‚Verhältnisse hier sehr verändert. Der Soweit lassen wir Schimper selbst neu aufgekommene Regent dieses re- | sprechen, der mit deutscher Redlichkeit spectiv kleinen Landes, der seit Kur- | und Bescheidenheit im Obigen einen zem den Titel Kaiser Aethiopiens und | kurzen Abriss seines thatenreichen Le- den Namen Johannes angenommen hat, | bens gibt. hat während meiner Abwesenheit, mei- Zweien Herrschern jenes paradisisch ner Besitzungen sich bemächtigt, ohne | schönen Landes, das als ein’s der schön- wegen seiner Abneigung gegen Euro- | sten und fruchtbarsien Ländergebiete päer willens zu sein, mir solche wie- | unseres Erdballes geschilderi wird, war der zurückzugeben. Dr. Schimper Freund und Berather und Während der ersten Jahre meines | nun lebt er von Neuem, vom jetzigen Aufenthalts in diesem Lande, nachdem | Herrscher beraubt und verbannt, in Adoa ich 6 bis 7 Jahre hier verlebi hatte, | in seinem hohen Alter abermals ganz ersah ich die Unmöglichkeit, wieder von | auf sich angewiesen. Wie dessen hier forizukommen, verheirathete mich | Schicksal sich wunderbar inmitten ei- also 1843 und Gott hai mich gesegnet, | nes von Partheien zerrissenen, von Re- ich habe 6 Kinder und bereits 7 En- | bellen und Räubern unsichern Landes kel. Erst vor 2 Jahren hat mir in | gestaltet hat, kann er vielleicht auch meinem hohen Alter meine hochbejahrte | noch mit der Zeit zum Berather des 3. Frau Zwillingssöhne geboren, ich habe | Herrschers bestimmt sein. Jeizt aber das 70. Lebensalter überschritten, bin | müssen wir Dr. Schimper den Natur- aber noch ebenso lebendig und rüstig | forschern Deutschlands empfehlen, dass wie vor 50 Jahren, und meine Frau in | durch deren Einfluss das Schicksal ihrem 67. Lebensalter, hat noch kein | unseres berühmten Landsmannes ge- graues Haar auf dem Kopf, bessert werde, und dass ihm jetzt wie- In der Regel werden die Abyssinier | der wie in früherer Zeit Bestellungen nicht alt, obschon ihr Land das ge- | und Aufträge auf trockene Pflanzen und sündeste der Welt, das wahre in der | Samen, sowie auf die Insekten und Bibel beschriebene Paradies ist. Sie | Thiere Abyssiniens reichlich zugehen wachsen in wilder Unordnung auf, be- | mögen. Verbindungen können am ge- fehden und erwürgen sich einander | eigneisien durch Vermittelung des Ge- und verarmen durch steie Plünderung | neralconsuls von Dänemark in Alex- das Land, dessen Bevölkerung mii den | andrien, dem vieljährigen Freunde x Schimper’s, mit demselben angeknüpft werden. Möchten die Regierungen und Na- turforscher Deutschlands ihren berühm- ten und hoch verdienten Landsmann noch bei dessen Lebenszeit unterstützen 1. 1) Pandanus utilis Bory de St. Vin- cent. Die beistehende Figur ist von den Herren Haage und Schmidt in einer ihrer letzten Cataloge nach einem jungen Ex- emplare publicirt und uns zur Benützung mitgetheilt worden. Während es früher eine Seltenheit war, dass gut erhaltene Samen von Pandanus- Arten nach Europa kamen, so findet die Einführung von gut erhaltenen Palmensa- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. {. Be & u Jaf 3 y und ihm damit die lange schon in hohem Grade verdiente Anerkennung spenden , anstatt ihm, wie das leider nur zu häufig geschieht, erst nach sei- nem Tode Weihrauch zu streuen. (E. R.) Neue oder empfehlenswertihe Zierpflanzen. men, Pandanus-Arten u. s. f., jetzt jährlich in so bedeutender Menge satt, dass Palmen und Pandaneen, früher die ausschliessliche und seltene Zierde von Warmhäusern, sich jetzt als beliebte Pflanzen für Zimmereul- tur eingebürgert haben. Welcher Unterschied aber auch im Preis, wer hätte früher geglaubt, dass die Zeit kommen würde, in der ein hübsches Ex- emplar des Pandanus utilis zum Preis von FR Tak 750 AGAIN DOTS [IHRUASL, PUDELO AIDS II Tak750 NZ Amar Apr na baE u Läl) ai 3 Ki ala a EI SER DI ” II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 10 Sgr. angeboten werden könnte, wie dies die Firma von Haage und Schmidt in ihrem letzten Cataloge thut. Die Padanus bilden eine eigenthüm- liche Gruppe der Monocotyledonen — und die Gattung Pandanus selbst ist in ihrem Vorkommen auf die Inseln an der West- küste Afrika’s und des Indischen Archipe- lagus beschränkt. Im tropischen Amerika kommen keine ächten Pandanus, sondern nur die verwandte Familie der Cyclantheen vor und im tropischen Neuholland tritt an die Stelle der Gattung Pandanus die Gatt- ung Freycinetia. Alle Pandanus - Arten bilden einen Stamm, der sich später bald mehr, bald weniger verästelt und auf der Spitze von Stamm und Zweigen die schmalen langen Blätter in dicht zusammengedrängtem Schopf in auffallend spiraliger Stellung trägt, wodurch die Pandanus-Arten einen so eigenthümlichen Eindruck machen und in jeder Sammlung von Warmhauspflanzen ‚als eine der eigenthümlichsten Formen der Tropen vertreten sein sollten. An jungen Exemplaren ist diese spiralige Blattstellung nicht so auffallend, als an älteren. An letzteren zeigen die Pandanus-Arten noch eine zweite Eigenthümlichkeit, sie ent- wickeln nämlich aus dem Stammgrunde eine Menge dicker Luftwurzeln, die nach allen Seiten austreibend und allmälis bis in den Boden sich einsenkend, den Stamm ringsum wie Säulenreihen stützen. Die schwierigste Epoche der Cultur der Pandanus-Arten in unsern Gewächs- häusern fällt nicht in die Zeit der ersten Entwickelung, denn in dieser können wir diesen Pflanzen in niedrigen Gewächshäu- sern oder im warmen Zimmer vorm Fen- ster alle die zu ihrem kräftigen Wachs- thume nothwendigen Bedingungen ge- währen, Die erste Schwierigkeit gewährt die Uebersiedelung grosser und stattlicher Ex- emplare aus niedrigen Wärmhäusern in höhere Palmenhäuser, in denen die Tem- peraturgrade gemeiniglich bedeutend nied- riger gehalten werden, wodurch das Wachs- thum in’s Stocken geräth und die Exemp- u. 1873 49 lare anfänglich unansehnlicher werden, bis sie sich zuletzt an ihren neuen Standort gewöhnen. Die zweite und schwierigste Epoche des späteren Wachsthums ist die, wenn die Verästelung des Stammes beginnt. Kann man zu dieser Zeit der Pflanze nicht genugsam Wärme gewähren, dann ent- wickeln sich die jungen Seitentriebe und Spitzentrieb nicht, faulen aus und das ganze Exemplar stirbt in Folge dessen ab, Die Pandanus-Arten lieben reichliche Be- wässerung, hohe Temperaturen, nicht zu feuchte Luft, sind besonders empfindlich gegen den Tropfenfall von kaltem Wasser und endlich soll man durch Umlegen oder Umbinden des Stammgrundes mit Moos die Entwickelung der Luftwurzeln beför- deren. Pandanus utilis, von dem wir die Abbildung geben, ist in Madagascar zu Hause. Die Blätter desselben werden zum Flechten von Körben und Hüten benützt. (E. R.) 2) Diffenbachia Bausei h. Chisw. Die Aroidee, welche unsere übenstehende Ab- bildung darstellt, gehört unbedingt zu den schönsten der buntblätterigen strauchigen Arten, welche in Cultur sind. Dieselbe ward im Garten der Royal Horticultural Society zu Chiswick bei London durch Be- fruchtung von D, picta mit D. Weirei erzogen und ging in den Besitz des be- rühmten Etablissements von James Veitch and Sons (Royal Exotic Nursery, Kingsroad Chelsea, London S. W.) über, wo starke Pflanzen zu 21 Sh. abgegeben werden. Wie D. pieta ist die D. Bausei eine stark wüchsige aber niedrig bleibende Pflanze, mit grossen 15 Zolllangen und breiten Blät- tern, welche auf gelbgrünem Grunde mit scharf abgegränzten, unregelmässigen, theils dunkelgrünen, theils weissen Flecken gezeichnet sind, wodurch ein ausseror- dentlich schöner Effect hervorgebracht wird. Dieser Eflect wird noch dadurch vermehrt, dass der Stamm dunkelgrün und der Grund der Blattstiele weiss. Auf den Ausstellungen der Royal Hortieultural So- ciety erhielt diese neue schöne Sorte, wie- derholt ein Certificat ersten Ranges. Cul- 4 Keen tur®im Warmhaus, gleich den andern bunt- blätterigen Artendieser/Gattung. Die Ab- bildung verdanken wir den Hın. James Veitch and Sons, welche solche in ihrem | Cataloge publicirten. (E. R.) 3) Delphinium Ajacis L. var. imperiale. Unter den in diesem Jahre angebotenen Neuigkeiten von men, der in dem Cataloge als Delphinium schönem Sommerflor, | nimmt ein Rittersporn mit gefüllten Blu- | imperiale (Kaiser-Rittersporn) aufgeführt ist, eine sehr hervorragende Stelle ein. Herr FE, C. Heinemann in Erfurt hatte die Güte, uns 'dıe übenstehende Ab- | bildung desselben mitzutheilen, welche in dessen reich illustrirtem Cataloge publi- eirt ist. Wir haben schon früher darauf auf- ‚ des Hrn, F. C, Heinemann sich sehr vor- 2 merksam gemacht, dass die Samen-Cataloge 5 BERN 1 Aa NE BITTE E ER: DAR, a Ki , x 4 Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 51 IN N I EINEN N | an Y ur theilhaft dadurch auszeichnen, dass sie nicht nur von den noch weniger bekannten und neuen Pflanzen Abbildungen und Be- schreibungen geben, sondern, dass auch in besonderen Anmerkungen die geeigneteste Cultur vieler der aufgeführten Pflanzen besprochen wird, — gewiss eine ebenso verdienstliche als nützliche Zugabe zu ei- nem Üataloge, wodurch der Käufer eine Menge von wichtigen der Erfahrung ent- nommenen Winken für die Cultur erhält. Was den in Rede stehenden Kaiser-Ritter- sporn betrifft, so sagt Hr. Heinemann in seinem Cataloge das Folgende über den- selben: „Durch regelmässige 4 Zoll über dem Boden beginnende Verästelung bildet jede einzelne Pflanze einen schönen 11/a Fuss im Durchmesser haltenden compacten Busch, der ungefähr 18/, Fuss hoch wird. Ausserdem gehört diese Sorte zu den am reichsten blühenden, denn selten bringt eine Pflanze weniger als 100 der kurzen auf- rechten Blüthentrauben mit constant gut gefüllten blauen und bunten Blumen. Der ganz gleichen Höhe halber eignet sich der Kaiserrittersporn ganz besonders gut zur Gruppenpflanzung. Die Pflanzen müssen, wenn sie sich vollkommen entwickeln sollen, auf eine Entfernung von 11/, Fuss von einan- der gepflanzt werden.“ — Die gewöhnli- chen Rittersporne werden bekanntlich am besten im Herbste oder beim Aufgehen des Bodens im Frühjahre gleich in’s freie Land gesäet. Den Kaiserrittersporn wird man, bis die Samen billig zu haben sind, am be- sten in Töpfe säen, recht jung einzeln in Töpfe pflanzen und dann mit Ballen ein- pflanzen, (E. R.) b) Abgebildet im „Botanical Ma- gazine. 4) Pelargonium oblongatum E, Meyer, A* PEN AR Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (Geraniaceae). — E. Meyer in Herb. Dreg. — Harv. and Sond. Fl. cap. I. p. 263. — Gehört in die Gruppe Hoaraea und zu den Arten mit dickem, fleischigem Wurzelstocke; die Art wurde von Burchell im Jahre 1814 entdeckt und zwar in den trockenen Distric- ten des Namaqua - Landes, wo sie auch später Drege sammelte. Die Pflanze wurde erst neuerdings lebend in England einge- führt durch Mr. W. S. Rucker und bilühte bei Herrn Wilson Saunders in Reigate. Wurzelstock von der Grösse einer kleinen Carotte, aufrecht, braun, mit einem Wirtel lanzettlich-pfriemiger abstehenden Stipeln von 1/y— 1, Zoll Länge gekrönt. Blätter glatt, fleischig, lang oder kurz, gestielt, breit eiförmig, stumpf oder spitz, blass- grün, unterseits heller, Ränder gelappt und undeutlich unregelmässig gezähnt, manch- mal vielspaltig. Schaft einzeln oder zu zwei, dichotom verästelt, 3—6 Zoll hoch, sehr dick und ebenso als die Kelche mit abstehenden, weichen Haaren bedeckt, Blu- men in Dolden zahlreich, 11/g, —2 Zoll im Durchmesser, blassgelb, die zwei oberen Petalen mit purpur geadert. Die Blätter erscheinen einige Wochen vor den Blumen. (Taf. 5996.) 5) Chrysanthemum (Pyrethrum) Mawi J. D. Hook. (Compositae — Anthemi- deae). — Auf dem grossen Atlas, südlich von der Stadt Marocco auf trockenen, fel- sigen Stellen des Reraya-Thales in einer Höhe von 4-—-5000° von Dr. Hooker und seinen Reisegefährten entdeckt und von ei- nem derselben Mr, Maw, lebend in Eng- land eingeführt, wo sie in dessen Garten zu Broselay im August 1872 blühte, Wur- zelstock holzig, verästelt, Zweige aufstei- gend, 12—18Zollhoch, wenig getheilt. Blät- ter zerstreut, fast einen Zoll lang, ver- schieden in der Form, von fast dreikantig bis oblong, am Grunde fiederspaltig, oberen linear, dreispaltig, oft auch ganz- randig. Blüthenköpfchen einzeln, 1—11, Zoll im Durchmesser, sehr lang gestielt, Stiel nach oben allmälig verdickt. Invo- lucrum halbkugelig, Schuppen zahlreich, dachziegelförmig linear, spitz, grün. Rand- die | blüthen ungefähr 20, fast 2reihig, Röhre kurz, Zungen breit länglich-linear, stumpf 3zähnig, weiss, an den Rändern rosa ge- tuscht. Scheibenblüthen braun, röhrig. (Taf. 5997.) 6) Brownea Birscheli J. D. Hook. (Le- guminosae — Amherstieae). Diese schöne neue Art wurde von einem jungen Gärtner Namens Birschel, der im Jahre 1854 in Caracas für den Königlichen Garten in Kew sammelte, entdeckt. Die Pflanze hat jetzt eine Höhe von 10 Fuss erreicht und blühte zuerst im Juni des vergangenen Jahres. Von der nahe verwandten B. racemosa Jacq. unterscheidet sie sich durch die zahl- reicheren Blüthenstände, längere Blüthen- stielchen und Blumen, glatte Bracteen u. s. w. Ein glattes Bäumchen mit runden Zweigen. Blätter gleichmässig gefiedert, Spindel 4—6 Zoll lang, dünn, Blättchen in 8—4 Paaren, breit verkehrt-lanzettlich, plötzlich zugespitzt, am Grunde verschmä- lert, fast 6 Zoll lang, Traube endständig, halbsitzend, hängend, einen halben Fuss lang, vielblumig. Bracteen und Blüthen dunkelrosa. Kelch scharlachroth ; :Büthen- stielchen dünn F/a—3/; Zoll lang. Braeteen zu einer zweilappigen, die Kelehröhre umhül- lenden 1—2 Zoll langen Decke verbunden. Kelchröhre schmal cylindrisch ; Limbus 5lap- pig. Lappen verkehrt, lanzettlich-linear, mit der Röhre 2—5Zoll lang; Petalen 5; allmälig in eine lange Klaue verschmälert. Staub- fäden 10; monadelphisch. (Taf. 5998.) 7) Digitalis laevigata Waldst. et Kit. (Serophularineae).. — W. et K. PI. rar. Hung. II. p. 171 t. 158. — Ldl. Monogr. Dig. t. 10. — Rehb. Icon, crit. t. 155. — Ejusd. Ic. Fl. Germ. XX. t. 1692, — Benth, |in D. C. Prodr. X. p. 450. — Eine der | tien und Griechenland heimisch. selteneren europäischen Pflanzen, in Croa- — Eine aufrechte 2 Fuss und höhere Perenne. Wurzelblätter verkehrt-lanzettlich oder ver- kehrt eiförmig-länglich, allmälig in eine lange Spitze verschmälert, bis zu 1 Fuss lang. Stengelblätter linear oder schmal lanzettlich, spitz. — Rispe aufrecht, einfach oder am Grunde verästelt, verschieden in der Länge, aber nicht weniger als 1 Fuss. II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. — Bracteen krautig, linear, die unteren, die Blüthen überragend. Kelchlappen li- near -lanzettlich spitz, fast gleichförmig. Corolle orangegelb, fast 1 Zoll lang. Un- terlippe breiter als die obere, von innen blasser mit orangefarbener Zeichnung. (Taf. 5999.) 8) Crocus Salzmanni Gay. (Irideae). Gay in Ferussac Bull, Sc. nat. XV. p. 220. — Cr. tingitanus Hert. in Bot. Mag. sub t. 3868. — Eine im Herbste und Winter blühende Art, mit dem portugiesischen Cr. serotinus Salisb. (Bot. Mag. t. 1276) in eine Section gehörig und demselben auch sehr nahe stehend. Wächst auf Lehmfeldern bei Tanger und wurde durch Dr. Hooker 1870 gesammelt; blühte in Kew im folgen- den October und war im Januar mit Blät- tern bedeckt, Zwiebel eiförmig, mit brau- nen Häuten. Blätter zur Zeit der Blüthe halb-entwickelt, an den Seiten und an der Mittelrippe glatt. Scheide einfach. Peri- anthium blassviolett mit langer Röhre, die Lappen länglich spathelförmig, ziemlich spitz, weisslich und behaart am Schlunde. Narben orangegelb, die Antheren überra- gend, vielspaltig, aber die Abschnitte mehr zusammenfliessend als bei ©. nudiflorus und C, speciosus. (Taf. 6000.) 9) Mesospinidium vulcanicum Rehb. fil. (Orchideae). Rchb, fil. in Garden. Chr. 1872 p. 395. — Eine von Mr. Spruce am oberen Amazonenstrome entdeckte Art, welche die schon bekannte (M. sanguineum) an Schönheit übertrifft, da die Blumen die doppelte Grösse erreichen, Scheinknollen eiförmig oder verkehrt-birnförmig zusam- mengedrückt, mehr oder weniger 2 kantig, 11/, Zoll lang, fast 1 Zoll breit. Blätter länglich oder breit linear, gekielt, stumpf 3—5 Zoll lang, 1/a—3/4 Zoll breit. Traube 8—10 blumig einseitig, an einem dünnen aufrechten Stiele. 1/,—1 Fuss lang. Sepa- len fast gleich, abstehend, schmal oval, spitz; die beiden unteren am Grunde ver- bunden. Petalen wie die Sepalen. Label- lum dreilappig; Seitenlappen abgerundet. Ganze Blume mit Ausnahme des weiss- lichen Discus dunkelrosa. (Taf. 6001,) | blumigen , 4 53 10) Sarcostemma Brunonianum Weight et Arn. (Asclepiadeae). W. et A. Contrib. p. 59. — Wight Icon. t. 1282. — Dene in D. C. Prodr. VIIL p. 537. — Eine höchst eigenthümliche blattlose Pflanze aus Ceylon und Madras, wo sie an Bäumen wachsend vorkommt. Die Zweige werden von den Eingebornen als Salat zubereitet, geges- sen; ein merkwürdiges Beispiel in der fast lauter giftige Pflanzen enthaltenden Fami- lie der Asclepiadeen; leider wird die Pflanze leicht mit der sehr ähnlichen äusserst gif- tigen Euphorbia Tirucalli L. verwechselt, welche ebendaselbst wächst. — Zweige blattlos, lang, dünn, platt, von der Dicke eines Gänsekiels, mehrfach gegabelt, häng- end oder leicht kletternd, Blumen grünlich- gelb, Y/3 Zoll im Durchmesser, zu S—12 sitzenden Dolden verbunden. Stielehen weichbehaart. Kelch sehr klein, 5zähnig. Corolle gedreht, Lappen eiförmig- länglich, glatt. (Taf. 6002.) 11) Batemannia Burtii, Enndres et Rchb. fil. (Orchideae).. — Endr. et Rchb, f. in Gard. Chron. 1872 p. 1009. — Diese pracht- volle, eigenthümliche Orchidee mit Blumen, an Stapelie erinnernd, stammt aus Costa Rica und wurde durch Herrn Endres ent- deckt. Sie steht am nächstsn der B. me- leagris Rehb. fil. (Bonpl. III. p. 217). Stammlos. Blätter sämmtlich wurzelstän- dig, fast zweizeilig, schmal elliptisch-läng- lich, spitz, 8—14 Zoll lang, 1x—2 Zoll breit; hellgrün, Nerven matt. Blumen 3 Zoll im Durchmesser, Stiele wurzelständig, dick, eylindrisch, aufrecht, mit seitlich an- gedrückten, grünen, scheidigen Bracteen. Ovarıum 1 Zoll lang, tief rinnig; Sepalen und Petalen fast gleich, abstehend, breit elliptisch-oval, spitz, fleischig, am Rande wellig, leuchtend braun, mit runden gelben Flecken dicht bedeckt, am Grunde ganz gelb. Lippe weiss, ausschliesslich der äus- sersten, purpurbraunen Hälfte. Klaue weiss, mit halbmondförmigen,, 2 lappigen weissen Oehrehen und dünnen eingebogenen, pur- purförmigen borstigen Zähnen. Säulchen lappenförmig, weiss mit grüner Spitze. (Taf. 6003.) Wade Gartenflora Deutschland, Busslanıs elihla; Schweiz. u. 12) SaWwia dichroa J. D. Hook. (La- biatae). Eine neue Art von Herrn Maw, südlich von der Stadt Marocco, am Fusse des grossen Atlas gesammelt. Gehört in die Section Pletiosphace und ist mit der ebenfalls maroccanischen S. bicolor Dest. und der algierischen S. algeriensis Desf. nahe verwandt, von beiden aber durch die Form der Blätter und andere Merkmale unterschieden. Stengel 2—3 Fuss hoch, aufrecht, vierkantig mit stumpfen, verdick- ten, gelblichen Kanten, welche mit zurück- gebogenen Haaren bedeckt sind. Wurzel- blätter gestielt, 6—8 Zoll lang, länglich- eiförmig oder eiförmig-lanzettlich, stumpf, in den Blattstiel verschmälert, stumpf und sehr unregelmässig kerbzähnig mit abge- rundeten Lappen, behaart. Untere Sten- gelblätter kurzgestielt; die oberen sitzend, länglich- oder elliptisch-länglich. Traube ei- nen Fuss lang, steif aufrecht, vielblumig. Die unächten Wirtel durch 2 gegenüberstehende, dreiblumige Blüthenbündel gebildet. Kelch 3/, Zoll lang, halbglockenförmig, bis zur Mitte 2lippig, drüsig, behaart, stark gerippt, grün, Unterlippe mit 3 kleinen Zähnen; der mittelste davon ist der kleinste. Oberlippe mit 2 langen, pfriemenförmigen Zähnen. Corolle 11/, Zoll lang. Oberlippe hellblau, stumpf, länglich, seitlich zusam- mengedrückt, behaart. Unterlippe von gleicher Länge mit der obern, 3lappig; | Seitenlappen blassblau, länglich, zurückge- bogen, Mittellappen kreisrund, weiss, her- abhängend. (Taf. 6004.) 13) Lilium concolor Salisb. var. sinicum (Liliaceae). L. sinicum Ldl. in Paxt. Flow. Gard. II. Misc. p. 115 t. 193. Lem. N. hort. t. 100. Van Houtte Fl. des Serres t. 1206. — Wurde gelegentlich der letzt- | | genannten Abbildung bereits besprochen. (S. Gartenflora 1858 p. 92). (Taf. 6005.) 14) Uvaria Kirki Oliver. (Anonaceae). Wurde entdeckt von Herrn Dr. Kirk, früh- ern Begleiter Livingston’s und jetzigem britischen Vice-Consul in Zanzibar. Niedri- ger, 3—4 Fuss hoher Strauch. Zweige und Unterseite der Blätter mit rostfarbenen Haaren bedeckt. Blätter 11/,—5 Zoll lang, länglich, stumpf oder spitz, unten glatt, gelbgrün. — Blattstiel sehr kurz. Blumen 3 Zoll im Durchmesser, einzeln, achsel- ständig, sehr kurz gestielt. Kelch klein, aus drei unter der Mitte vereinigten, tri- angular-ovalen Sepalen gebildet, welche mit Sternhaaren bedeckt sind. Petalen sehr breit, dünn, behaart, äusserlich blass strohfarbig, innen gelblich grün; die drei äussern breit eiförmig-orbicular, spitz; die innern elliptisch, etwas gespitzt. (Taf. 6005.) 15) Dendrobium chrysocrepis Parish et Rehb. fi. mss. — (Orchideae). Ein von dem unermüdlichen Parish in Moulmein entdecktes Dendrobium, welches im Jahre 1371 in den Königlichen Kewer Garten gelangte, wo es im März des folgenden Jahres blühte. Stengel 6 — 10 Zoll lang, dünn, flexuos, unten undeutlich zusammen- gedrückt, mit zolllangen Internodien, die in der Mitte zusammengezogen sind; an der blättertragenden Spitze verdickt sich der Stengel bedeutend. Blätter zweizeilig, 2—3 Zoll lang, schmal elliptisch -lanzett- lich, zugespitzt, hellgrün. — Blumen gold- gelb. Lippe orangegelb. (Taf. 6006.) (Ender). un. 1) Cultur der Primula chinensis von C. Frickinger in Laasan. Die Beschaffenheit der zur Cultur der chinesi- schen Primeln zu verwendenden Erde halte ich für einen Hauptfactor, um Farbenpracht der Blumen und kräftiges, gesundes Grün des Blattwerks zu erhalten. Die Erde, welche ich dafür benutze, besteht aus 6 bis 8jährigem vollständig verrotteten Früh- beetdünger und Laub zu 6 Theilen, 2 Thei- len humusreicher Walderde und 2 Theilen weissem Grubensand, alles gut durcheinan- der gemischt. In dieser Erde gedeihen meine Primeln ganz vorzüglich. Im vorigen Jahre glaubte ich diese Erde durch Zusatz feiner Hornspäne noch geeigneter zu machen. Wohl erhielt ich damit viel üppigere und grossblumigere Pflanzen, aber bald genug musste ich auch die fatale Bemerkung machen, dass diesel- ‘ben dem Moder und der Fäulniss viel häu- figer unterlagen. Die zweite Hauptbedingnng, gute Pri- meln zu erziehen, ist die, nur den besten Samen der besten Blumen zu ihrer An- zucht zu verwenden; diesen ziehe ich mir selbst und werde am Schlusse meines Be- richts auf das Wie? zurückkommen. Wird der Samen der Primula chinensis an trockenem, luftigem Orte sachgemäss aufbewahrt, so behält er seine vollständige Keimkraft 3 Jahre. Meine Aussaaten mache ich in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni. Frühere Aussaaten blühen bei sorg- fältiger Cultur schon in den Monaten Sep- tember und October; da haben die Blumen aber weder für den Blumentisch noch für Bouquet’s, am wenigsten aber zur Samen- zucht Werth. Bei späteren Aussaaten sind die Pflanzen die dankbarsten Winterblu- men-Spenderinnen; der Frühjahrsflor dient vorzüglich zur Samenzucht. Die Aussaat mache ich in mit sandiger Lauberde ge- füllte flache Schüsseln, oder noch lieber in flache Holzkästchen, bedecke den Samen äusserst dünn mit gesiebter Erde, stelle III. = Notizen. Notizen. die Schüsseln oder Kästchen in einem vor- her zur Stecklingszucht benutzten, daher noch gleichmässig milde warmen ein- fensterigen Kasten, bedecke sie aber we- der mit Glasscheiben noch Glocken, son- dern gebe vielmehr während des Tages mässig Luft, aber auch dichten Schatten, Die Saat wird nun durch sorgfältiges Be- giessen mit weichem Wasser aus kleiner Kanne mit feiner Brause in gleichmässiger durchdringender Feuchtigkeit gehalten. Sobald nun die Saat nach 8 bis 10 Ta- gen aufgegangen ist, pikire ich die jungen kaum fassbaren Pflänzchen sorgfältig 'in leicht zu handhabende, etwa 3° lange, 8— 10° breite, und 4 tiefe, mit meiner gut zubereiteten Erde gefüllte Holzkästen, bringe dieselben in einen kühlen Mistbeet- kasten, der einige Tage geschlossen und stark beschattet gehalten wird, und fange erst nach 3 bis 4 Tagen an Luft zu geben. Gegossen wird, sobald es nöthig ist, na- türlich nöch immer mit sehr feiner Brause. In diesem Alter der Pflänzchen tritt bei aller Sorgfalt und Pflege zuweilen ein ge- fährlicher Uebelstand ein; die jungen Pflänz- chen werden in dieser Zeit nämlich oft von einem Schimmel befallen und sterben durch Fäulniss. Dieses entsteht aber eben so bei zu grosser Feuchtigkeit, wie bei Trockenheit. Sind nur erst wenige Pflan- zeu von dieser Krankheit befallen, so greift sie rapide um sich und nur schnelles Ent- fernen der kranken Pflanzen und vollstän- diges Ueberstreuen aller noch gesunden Pflanzen und auch des Raumes, wo die ab- gestorbenen Pflanzen standen, mit fein pul- verisirter Hohlzkohle kann noch helfen. Meine Pflanzen lasse ich bis Ende Juni in diesen Kästen, Um diese Zeit sind sie soweit erstarkt, dass sie einzeln in 21/)-zöl- hige Töpfe gepflanzt werden können; im August verpflanze ich sie dann in 4- bis 5-zöllige Töpfe und bleiben sie darin für den Winter. Um nun meine Pflanzen mög- lichst kräftig zu haben, mische ich der 56 Erde mit orösster Vorsicht etwas feine Hornspäne bei, ein Zuviel verdirbt die Pflanzen. Nach dem letzten Verpflanzen und so- bald es sich zeigt, dass die Wurzeln durch- gegriffen haben, werden an schönen Tagen und auch während der Nächte die Fenster abgenommen, jedoch an heissen Tagen stark Schatten gegeben und auch nach dem Giessen die Pflanzen noch überbraust. Die um diese Zeit erscheinenden Blumenstengel werden ausgekneipt, um die Pflanze mög- lichst zu kräftigen. Da aber die ausge- kneipten Blüthenstengel von der Pflanze nicht wieder ersetzt werden, so halte ich eine nicht zu frühzeitige Aussaat am em- pfehlenswerthesten, um nicht in die Noth- wendigkeit versetzt zu werden, Blumen auszukneipen. Bei dem Einräumen der Pflanzen in’s Glashaus sortire ich, und weise den best- blühenden zur Samenzucht tauglichsten, die günstigste Stelle im Gewächshause an; es ist nothwendig dies zu thun, um eine nur möglichst guten Samen liefernde Ernte zu erhalten, denn selbst von dem sorgfäl- tigst gezüchteten Samen erzieht man doch immer wieder einen Theil gewöhnlicher Pflanzen. An sonnigen Tagen, von Ende Februar bis in den April versäume ich nicht mit feinen Pinseln den Pollen der eigenen Blumen auf die Pistille zu brin- gen, sowie auch von einer Sorte den Pollen auf die andere zu übertragen, da durch diese künstliche Befruchtung der Samenan- satz weit sicherer erreicht wird, als durch die natürliche. (Verh. d. Sect. f. Obst- und Weinbau der Schl. Vaterl. Gesell- schaft). (r.) 2) Ueber Vermehrung, Veredel- unge und Cultur von Epiphyllum truncatum Haw. vom Kunst- und Handelsgärtner R. Riedel in Loe- wenberg. Ist Epiphyllum truncatum auch eine längst bekannte Pflanze aus der Fa- milie der Cacteen, so ist sie doch in neue- ster Zeit wieder sehr beliebt und von Wich- tiekeit für Gärtner und Blumenfreunde ge- worden; sie hat dies ihren zahlreichen, | Gärtendora Deutschlands, Russlands und i prächtigen bis zu 2 Zoll Tanen Blume zu verdanken, welche vom schönsten Ro- senroth und durch Varietät und Hybrida- tion erzeugt, in allen Nüaneen bis zum schönster Braunroth zu der blüthenärmsten Zeit, in ‘den Monaten November und De- cember erscheinen und auf keinem Blu- mentische fehlen sollten , aber auch jedem Bouquet zur Zierde gereichen. Die Vermehrung aus Stecklingen hat man jetzt verworfen, sie wurzeln zwar sehr leicht, wachsen aber um so langsamer und bleiben meist elende Pflanzen. Anstatt der- selben bedient man sich seit einigen Jahren der Veredelung und zwar auf die dickstäm- migen Arten der Peireskia, am häufigsten auf die baumartig wachsende P. grandifo- lia Haw. (P. grandiflora und P. brasilien- sis hort.). Um von Epiphyllum truncatum in kur- zer Zeit Pflanzen von 1 bis 2 Fuss Höhe zu erhalten, verschaffe man sich im März Stecklinge der genannten Peireskia, die in jedem Warmhausbeet, in Sand oder Säge- spänen sehr leicht Wurzeln schlagen. Sind diese Stecklinge bewurzelt, so pflanze man sie in kleine Töpfe und bringe sie auf ein warmes Mistbeet, sie werden dort sehr bald ein üppiges Wachsthum entwickeln; | je nach Bedürfniss, dann in grössere Töpfe verpflanzt, hält man sie ziemlich geschlos- sen in einem Kasten, entfernt stets alle Ne- benzweige und wird damit bis zum August Pflanzen von 1 bis 2 Fuss Höhe und von der Stärke eines Federkiels erziehen, wel- che stark genug zum Veredeln sind. Die Veredelung ist sehr einfach; man schneidet sich 2 bis 3 Zoll lange Spitzen, oder besser gesagt, ein Glied von Epiphyl- lum ab, schneidet dasselbe am unteren Ende zu beiden Seiten ein wenig wund und macht alsdann in die Peireskia in beliebi- ger Höhe, so hoch man die Krone auf der- selben haben will, einen etwas schrägen, etwa 1/4 Zoll langen Einschnitt von oben nach unten, in welchen man das zuge- spitzte Glied hinein setzt, und mittelst ei- nes Dorns von der Peireskia, welchen man mitten durch die Veredelung sticht, dann aber noch in gewöhnlicher Weise befestigt. II. Notizen, 57 Mit Ausnahme der Manipulation des Durch- stechens, der ersten Befestigung des Edel- reises, welche nur des schlüpfrigen Saftes der Peireskia wegen vorgenommen wird, gleicht diese Veredelungsart ganz derjeni- gen, welche man z. B. bei Camellien »Ein- spitzen« nennt. Das weitere Culturverfahren ist nun das folgende. Die veredelten Pflanzen werden in einen geschlossenen Kasten, ohne Düngerwärme, oder in ein geschlossenes Warm- oder Vermehrungshaus gebracht, wo die Veredelungen schon nach 14 Tagen vollständig verwachsen sein werden. Im ‚Winter placirt man seine Zöglinge an ei- nen trockenen, hellen Ort des Warmhau- ses. Ist der April herangekommen, so wer- den sie verpflanzt, und wenn möglich auf ein lauwarmes Beet gebracht. Werden die Pflanzen hier stets unter Fenster gehalten und wird zur bei grosser Hitze etwas ge- lüftet und wenig beschattet, so werden sich bis zum Herbst schon hübsche Krönchen gebildet haben, auf Blüthen ist aber noch nicht zu rechnen, da das Holz, oder viel- mehr der Trieb noch zu zart ist. In die- sem Winter haben mir zwar die Sommer- Veredelungen fast sämmtlich geblüht, doch muss ich bemerken, dass die Pflanzen nach der Veredelung nicht mehr warm gestellt wurden, folglich die Triebe wohl reifer, aber auch sparsamer und nicht so buschelig waren. Im folgenden August und Septem- ber sind die Pflanzen in einem kalten, son- nigen Kasten im Freien ganz trocken zu halten und Ende September in’s Warm- haus, nahe an die Fenster zu bringen, ziemlich warm zu halten und nun wieder regelmässig zu giessen. So behandelt, brechen schon im October und November die Knospen in Masse hervor, die sich dann auch ziemlich schnell ausbilden. Da ich die Epiphyllen jetzt in Masse eultivire, so halte ich nur immer einen Theil dieser meiner Pflanzen warm, um richt alle auf einmal in Blüthe zu haben, und so den Genuss ihrer Pracht zu ver- längern. (Verh. der Sect. f. Obst- und Weinbau der Schles. Vaterl. Gesellsch.). (r.) 3) Gärten Egyptens. Einer Notiz des Herrn G. Delchevalerie, Chef der Gär- ten Sr, Hoheit des Vizekönigs von Egyp- ten und anderer öffentlichen Garten -Anla- gen in Cairo, entnehmen wir folgende in- teressante Mittheilungen über einige der wichtigsten egyptischen Gärten. Die ersten bemerkenswerthen Gärten in Egypten wurden noch gegen Beginn dieses Jahrhunder’s gegründet. Meh&met-Ali grün- dete den Garten zu Choubrah mit einem Flä- cheninhalte von 60 Feddans (& 4200 Quat, Meter) und liess in denselben eine Menge der ausgezeichnetsten Fruchtbäume, beson- ders die besten Arten und Varietäten von Orangen, pflanzen. Ibrahim-Pascha, sein ältester Sohn, richtete sein Augenmerk auf die Insel Rhodah, den Pyramiden von Gyze gegenüberliegend, und schuf daselbst einen herrlichen Garten; die Arbeiten wur- den von zwei europäischen Gärtnern gelei- tet, einem Engländer und einem Franzo- sen. Einer derselben reiste nach verschie- denen tropischen Gegenden, behufs directer Einführung schöner und nützlicher Ge- wächse. Die schönen Exemplare von $a- gus farinifera, Ficus bengalensis, Poinciana regia, Terminalia Catappa, Erythrina Coral- lodendron, Cedrela odorata, Feronia ele- phantum, Tamarindus indica, Pterosperma acerifolium, Urostigma elasticum, Arauca- ria Cunninghami, Coccoloba, Acacia Cas- sia etc., die man heutigen Tages in den Gärten bei Cairo und Alexandrien, so wie auf der Insel Rhodah sieht, sind die Früchte jener Reise. In einem Garten an dem an- dern Ufer des Nils, in der Nähe dessen, der jetzt den Namen Mousta-Gaddeh trägt, pflanzte man Mengen von Kaffeebäumen, und man findet auch jetzt noch viele da- von. Unglücklicherweise hatten die bei- den Nachfolger, die nach Mehemet-Ali und dessen Sohne kamen, keinerlei Interesse für den Gartenbau und liessen Millionen von Obstbäumen dem Verderben anheimfallen, die die Letzteren hatten pflanzen lassen. — Einer dieser Barbaren, welcher von 1854— 1862 regierte, liess von seinen Sappeuren die Bäume fällen, um seine Soldaten, wel- che in der Nähe lagerten, von den giftig stechenden Mücken (moustiques) zu be- freien. Erst nachdem Ismaöl-Pascha an die Regierung kam, wurde der Gartenbau wiederum beschützt; der jetztregierende Khedive, hat aber seit einigen Jahren der Gärtnerei einen bedeutenden Impuls gege- ben, sowohl durch Errichtung neuer Gärten in allen Theilen des Reichs, als durch Ein- führung neuer Nutzpflanzen, oder auch durch anspornende Belohnungen. So führte er von der Insel Mauritius eine essbare Leguminosa (L’Embrevade) ein, die jetzt allgemein gebaut wird und 5 — 6mal pro- ductiver ist, als die gewöhnliche Garten- bohne, ferner die Boehmeria textilis als Gespinnstpflanze. Der Khedive gründete nicht allein eine Menge Gärten, von denen diejenigen von Ghezireh, Gyze, Chonbra, Kobbeh, Kars-el-Aly-, Esbekieh, Maniel ete. die schönsten sind, er liess auch die Wege in der Umgegend Cairo’s mit Bäumen be- pflanzen, legte öffentliche Square an und gründete endlich eine Ackerbauschule, zu deren Director er den Professor Gastinel- Bey ernannte. Ausserdem bestehen jetzt in Egypten zahlreiche Privatgärten; hier steht in er- ster Linie derjenige des Herrn Ciccolani, Kaufmann’s in Alexandrien; derselbe besitzt noch einen zweiten Garten in Cairo, beide ausgezeichnete Sammlungen seltener Pflan- zen enthaltend. Nubar-Pascha, Minister des Auswärtigen, Sheriff- Pascha, Minister des Innern, der Graf Zerinia, der Herzog d’Aumont, der Doctor Burguieres, sowie die Herren Antoniades, Bravay und Pastre, besitzen ebenfalls Gärten ersten Ranges zu Alexandrien und auf der Insel Rhodah. (Journal de la Societe centrale d’Hor- ticulture). (Ender.) 4) Pelorienbildungen. In der Oc- tober-Sitzung der Kais. Akademie der Wis- senschaften in Wien sprach Dr. Peyritsch über Pelorienbildungen bei Labiaten, Ver- benaceen, Scrofulariaceen und Ranuncula- ceen, und über die Eigenthümlichkeiten, _ die jede dieser Familien in ihren Pelorien- bildungen zeigt. Die herrschende Theorie erklärt jin Bezug auf die Labiaten, die Vierzahl der Staubgefässe durch vollständi- Gartenlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. en N AR gen Abort des 5. Staubgefässes, es kann aber auch die Zahl der Kelch- und Corol- lenwirtelglieder sich verändert haben und die Zahl der Staubgefässe den ursprüng- lichen Typus andeuten. Nach P. steht das häufige Auftreten viergliederiger Typen in den gipfelständigen und seitenständigen regelmässigen Biüthenbildungen mit der Annahme des fünfgliederigen Typus in Wi- derspruch; bei zygomorphen Blüthenbild- ungen finden sich oft in der Zahl der Staubgefässe Anomalier vor, seiten eine solche, wo sich ein hinteres Staubgefäss vorfindet; die Annahme des viergliederigen Typus habe den Vorzug der Einfachheit; Zahl und Stellung der Blüthenblätter stehen dann mit der Stellung der Laub- und Hoch- blätter, die nur selten von der kreuzweis opponirten Stellung abweicht, in Zusam- menhang. (S—r.) 5) Künstliche Befruchtung der Obstbäume. In Bezug auf das Thema, »welche sind die Erfolge der künstlichen Befruchtung der Obstbäume?« gab Herr Beer (Verh. der Landw. Ges. Wien, 22. Nov. 1872) zur Nachricht, dass der »grosse und auch viel verfolgte Cultivateur« Hooi- brenk ein neues Befruchtungsverfahren mit dem besten Erfolge durchgeführt habe, nämlich die Betupfung des Pistills mit rei- nem Honig oder mit in Honigmasse einge- rührten Pollen. Hooibrenk hat im bo- tanischen Garten einen Hibiscus mexicanus, der früher niemals Früchte getragen, auf solehe Art befruchtet und man erhielt nun reichliche Menge von Samen; ferner hat Hooibrenk sein Verfahren auch an Obst- bäumen angewendet, indem er die Blüthen eines Zweiges nach seiner Methode behan- delte und den anderen nicht. Die Folge war, dass an dem ersteren Zweige alle Früchte fortgekommen, während an dem anderen nur hie und da sich Früchte zeig- ten. (S—r.) 6) Phylloxera vastatrix in Oest- erreich. In Bezug auf den neuen Reb- schädling, Phylloxera vastatrix, welcher von Frankreich aus schon nach Portugal u. auch nach Oesterreich wandert, hielt in der Oc-» er IV. Literatur. tobermonats- Versammlung der zoolog.-bo- tanischen Gesellschaft in Wien, Hr. G. v. Frauenfeld einen Vortrag, in welchem er das Vorhandensein dieses Insectes im Versuchsgarten zu Klosterneuburg erwähnt. Nach den Beobachtungen des Professors Rössler an der dortigen enochemischen Versuchsstation wurden im verflossenen Jahre 1871 an mehreren Weinstöcken ein bedeutendes Zurückbleiben bemerkt, wel- ches aber ganz anderen Ursachen zuge- schrieben wurde. Im heurigen Jahre je- doch nahm diese Erscheinung eine grös- sere Ausdehnung, und da wurden nähere ‘Untersuchungen vorgenommen. — An den Wurzeln der im Jahre 1368 aus Amerika importirten Rebstöcken wurde in 1—2 Fuss Tiefe das Insect entdeckt und zwar in den seichten, grubigen Vertiefungen und Falten der feineren, stark angeschwollenen Wur- zelfasern, einzeln oder in 3—4 Individuen beisammen. — Nach Prof. Rössler’s Beob- achtungen geht die Verbreitung strahlen- förmig von den americanischen Reben aus; es fand sich aber das Insecet auch an Wur- zeln von Reben mitten unter gesunden und weit entfernt von den americanischen;; eine | Wasser zu setzen. | 59 solche Verbreitung kann also nur durch fliegende Thiere geschehen sein; und es wurden auch ein Paar geflügelte Exemplare gefunden, so wie auch ein Auswuchs auf einigen Blättern, der wohl mit Phylloxera in Verbindung zu bringen ist. Auch das Bulletin der ital. entomologi- schen Gesellschaft (N. 3 de 1872) bespricht diesen Gegenstand; — es wird ebenfalls von geflügelten Thieren und von Gallen der Phylloxera auf den Blättern der ameri- canischen Reben Erwähnung gemacht. In Betreff der Mittel zur Entfernnng dieses Insectes wurden deren eine Menge angewendet, aber wohl fast alle ohne Er- folg. — Rössler hat Russ, Kupfervitriol, Tabak, Carbolsäure, Sublimat, Quecksilber, Knoblauch, Petroleum u, m. a. versucht, aber ohne irgend einen Erfolg. — Rössler glaubt einige Hoffnung in der, Vergiftung der Rebe setzen zu dürfen, nämlich Sublimat, Kupfervitriol oder Quecksilber mittelst ei- ner Oeffnung bis ins Mark einzubringen (?). — Von anderer Seite wird anempfohlen, den Weingarten, wo es die Bodenverhält- nisse erlauben, durch circa 14 Tage unter (S—r.) IV Literatur. 1) Schmidlin’s Blumenzucht im Zimmer. Zweite illustrirte Pracht- ausgabe. Vollständig neu bearbeitet von F. Jühlke, Hofgartendirector p. p. zu Potsdam. Mit 47 Abbildungen. Berlin, Verlag von Wiegandt und Hempel 1873. Schimdlin’s ältere Blumenzucht im Zimmer liegt uns in einer neuen Pracht- ausgabe vor, gänzlich neu bearbeitet von dem k. k. Hofgartendirector Jühlke in Potsdam. War schon das alte Buch ein recht brauchbares für seine Zeit und die vom Verfasser angenommenen kleinen Ver- hältnisse, so ist die neue Ausgabe mit 47 Holzschnitten, von einem hochgebildeten, in Theorie und Praxis gleichbewanderten Gärtner ganz den Anforderungen und Fort- schritten der Zeit angemessen bearbeitet, sicher ein vorzügliches Buch zu nennen. Seine äussere Erscheinung und Ausstatt- ung ist gleichsam der Wiederschein des inneren Werthes, und macht es salonfähig. Obschon ich, als Verfasser eines ganz glei- chen nur weniger splendiden Buches (,„Zim- mer- und Hausgärtnerei‘‘ von H. Jäger) vollständig des Stoffes mächtig wäre, um ein eingehendes Urtheil zu fällen, so muss ich doch auf solche Einzelnheiten verzich. ten. Es würde nicht nur zu weit führen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sondern hat auch sein Bedenkliches. Als Bearbeiter desselben Stoffs habe ich mir natürlich in vielen Dingen eine feste auf Erfahrung beruhende Ansicht gebildet. Es würde aber unschicklich sein und als Con- eurenzneid ausgelegt werden können, wenn ich in solchen Fällen meine abwei- chende Ansicht aussprechen wollte. Nur eins kann ich im Interesse der Leser nicht unterdrücken: dass die sonst vortreffliche Auswahl von Pflanzen zu weit geht, dass namentlich den sogenannten Sommerge- wächsen eine viel zu grosse Wichtigkeit beigelegt worden ist. Es sind annuelle Pflanzen beschrieben, die kaum im freien Garten Beachtung verdienen , viel weniger für die Zimmer- und Fenstercultur. Ueber- haupt liegen die Fehler dieses Buches (de- ren es wie jedes andere hat) mehr im Zu- viel, als Zuwenig. Der Leser wird alles finden, was er sucht, nur in dem zur Aus- wahl gebotenen Reichthum sich manchmal nicht zu finden wissen, wenn er selbst nicht Kenner ist. Die Abbildungen sind theils instructiv, theils eine Zierde des Buches, und es gibt darunter höchst ge- sckmackvolle, dabei zweckdienliche Zim- merdecorationen. Die einzelnen Abschnitte sind ungemein vollständig, fast mehr als nöthig. So sind z. B. bei Fuchsia und Pe- largonium die neuesten, schönsten Sorten angegeben. Aber so angenehm dies auch für die Gegenwart ist, so sollte doch ein Buch, welches dauernden Werth hat, auf solche fast nur dem Augenblick angehö- rende Aufzählungen verzichten. Nach 3 Jahren fragt man in den Handelsgärten vergeblich nach den genannten Sorten; denz sie sind durch andere, vielleicht nicht schönere verdrängt. — Zum Schluss noch eine Privatbemerk- ung, das Umschlagtitelbild betreffend. Re- ferent erschrack über die Aehnlichkeit der Situation mit dem Umschlagtitel seines schon genannten Buches. Er fand jenes Bild so hässlich, dass er an eine Nach- ahmung nicht glauben konnte, ja noch heute nicht glauben kann. Die Idee des Zeichners war hübsch, aber die Ausführung auf beiden Büchern das Gegentheil. Dann | ser Sachkenntniss behandelt ist. möchte ich doch die Blumen pflegenden Damen warnen, nicht das Beispiel der be- giessenden jungen Dame nachzuahmen, in- dem dieselbe mit der Brause der Giess- kanne, über das Blumenbrett danebengiesst und ohne Zweifel polizeilich dafür gestraft werden wird. J. 2) E. Lucas die Obstbenutzung. Eine gemeinfassliche Anleitung zur wirth- schaftlichen Verwendung des Obstes. Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage. Ravensburg bei Eugen Ul- mer. 1872. Der geehrte Verfasser ist für unsern deutschen Obstbau eine Autorität gewor- den, so dass seine Werke zu den besten zählen, die wir in dieser Richtung besitzen. Eine neue umgearbeitete Ausgabe seines 1856 erschienenen Werkes über Obstbe- nutzung ist daher allen Obstfreunden eine willkommene Gabe. Die erste Abtheilung bespricht die Obst- sorten, je nach ihrer ökonomischen Benutz- ung. Da erfahren wir, dass die Pariser Rambourreinette (eine Form derselben ge- hört zu den wenigen um Petersburg noch aushaltenden Sorten des Westens) eine der besten Aepfelsorten in Bezug auf Öökono- mische Verwendung sei, indem sie eines- theils einen ausgezeichneten Most liefert, während dieselbe anderentheils die Condi- toren zu ihrem Gebrauche zu hohen Prei- sen aufkaufen. Während bei den Birnen gerade die Sorten (die Mostbirnen) den besten Most geben, die zur Speise am wenigsten geeig- net, — geben umgekehrt gerade unsere edelsten Aepfel, wie alle Reinetten, von den edlen Goldreinetten, Borsdorfern bis zu den grünen, grauen und Wachsreinetten, den besten Cider. Es folgen nun die Abtheilungen über Trocknen und ‚Dörren des Obstes, eine Ab- theilung, die sehr einlässlich und mit gros- Was für den allgemeinen ökonomischen Nutzen das wichtigste ist, und was sich hier wie bei den meisten anderen Handelsproducten be- währt, — das ist, dass ein ordentlicher IV. Literatur, Reingewinn nur dann erzielt wird, wenn das Obst auf das sorgfältigste und also mit grösserer Mühewaltung getrocknet wird, — während schlecht und nachlässig ge- dörrtes Obst auch nur so niedrig bezahlt wird, dass der Producent keinen Ge- winn hat. Wer also, wenn Gott wieder reichen Obstsegen gibt, sich mit Obstdörren be- schäftigen will, der wird das Buch von Lu- cas mit reichem Nutzen für seinen materi- ellen Gewinn benutzen können. Wir hier im Norden Russland’s, wo riemals genug- sam Obst zum frischen Gebrauch producirt ‚wird, — sondern wo ganze Schiffe bela- den mit dem Obstsegen des milden Wes- tens und Eisenbahnwaggons mit den Früch- ter des Südens und Westens Russland’s die Metropole an der Newa mit frischem Obst versorgen, wir können es auch am ehesten bewahrheiten, dass unseres Lucas Ausspruch die vollste Wahrheit enthält. Wer getrocknetes Obst zum Export nach dem Nordosten aufkauft, der zahlt für gut und ansehnlich getrocknete Früchte erster Qualität besser dem 4fachen Preis, als für unansehnliche Waare. Sind doch, bis der- artige Früchte auf den Markt in Peters- burg kommen, die Auslagen für Transport, Commission etc. so bedeutend, dass der höhere oder niedrigere Ankaufspreis nicht in Betracht kommt, — oder mit andern Worten nur Sorte erster Qualität erträgt die Ausfuhr auf weitere Entfernung, So finden wir hier in Petersburg nur Schwei- zer Käse erster Qualität in den Läden, — so finden wir im Winter in unseren Frucht- magazinen nur die edelsten Birnen und Aepfel, Weintrauben bis zum Mai in fri- scher ausgezeichneter Qualität, wie man in Paris kaum gleich gute Waare bekommen kann. Dafür zahlt man aber auch hier in Petersburg mitten im Winter für eine gute feine, frisch erhaltene Butterbirne, (hier mit dem Sammelnamen Duchesse bezeich- net), 50—75 Kopeken (2—3 Franken) und ähnliche Preise. Behr ausführlich, gut und durch gute Figuren erläutert, ist das Capitel über die verschiedenen Arten der Obstdörröfen und REISTE ES SET Fri waere ae srBERERSZRSEERSEBERg EBD Eee 2 In en 61 die Behandlung der verschiedenartigen Früchte beim Dörren. Es folgen nun die Abschnitte über Be- reitung von Obstmuss, Obstwein, Obstessig, und Bereitung von Branntwein aus Obst und schliesslich über Benutzung der Obst- abfälle zur Oelgewinnung und als Brenn- Material. Wir rechnen dieses Buch unseres ge- ehrten Freundes zu denen, welches allen Besitzern grosser Obstpflanzungen, die nicht Gelegenheit haben, ihre Ernten so- fofort vortheilhaft in frischem Zustande zu verkaufen, ein unentbehrliches Handbuch von reellstem Nutzen sein wird. (E. R.) 3) A. Wiedersheim, der Weinbau, Praktische Anleitung zum Weinbau. Ravensburg. Druck und Verlag von Eugen Ulmer. Preis 40 kr. Der Verfasser sagt selbst, dass seine Schrift sich theils an Single’s Schrift, die Traubensorten Württemberg’s anlehnt, theils das Resultat eigner 40jähriger Erfahrungen ist. Der Inhalt entsprieht auch dem letz- teren, so dass auch wir dieses, gerade für die Verhältnisse Württemberg’s geschrie- bene Buch, als einen der besten und prak- tischesten Rathgeber zur Cultur des Wein- stockes im Weinberge empfehlen können. Gewiss hat der Verfasser sehr recht, wenn er auf Wahl von für Boden und spe- zielle Lage und Klima geeignete Sorten dringt, wenn er ferner eindringlich davor warnt, gemischten Rebsatz in seinen Wein- bergen zu verwenden, — da einmal jede Rebsorte ihren besondern Schnitt im Ver- hältniss zu Klima und Boden verlangt, wenn man das möglichst grösste Quantum guten Products erhalten will. Da ferner verschiedene Sorten auch zu verschiedener Zeit reifen und, bei der Ernte vermischt, dann die schlechten Trauben die guten verderben. Ganz ausnehmend praktisch ist der Rath, den der Verfasser dem Weinbauer gibt, es so zu machen, wie das schon an einigen Orten geschieht, in bestimmten Weinbergen die Individuen zu bezeichnen, welche ne 0 ben möglichst höchstem Ertrag das beste Product geben und von diesen ausschliess- lich die Schnittlinge zur Nachzucht, ge- rade für solch eine specielle Lage und Boden zu wählen. Auf die Einleitung folgt die Beschreib- ung und Besprechung der in Württemberg angebauten Traubensorten. Dann folgen die praktischen Bemerkun- gen über den Rebsatz (Auszieien), Erzieh- ung, Schnitt und Geiz (Verbrechen und Einkürzen) etc. (E. R.) 4) Dr. Edmund Russow. Verglei- chende Untersuchungen, betreffend die Histi- ologie der vegetativen und sporenbilden- den Organe und die Entwickelung der Sporen der Leitbündel- Cryptogamen mit Berücksichtigung der Histiologie der Pha- nerogamen, ausgehend von der Betrachtung der Marsiliaceen. St. Petersburg 1872, in der Reihe der Memoiren der Kais. Acade- mie der Wissenschaften zu St. Petersburg publieirt. Leipzig bei Voss. 1872. Herr Dr. Russow geht in diesem in gross Quart mit 11 Tafeln Abbildungen publicirten Werke von seinen mehrjährigen mikroskopischen Untersuchungen über die Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Marsiliaceen aus, die ausser allen andern Entwickelungsmomenten ganz besonders die Entwickelung der Sporen ins Auge fassen. Das besondere Interesse und Ver- dienst von Dr. Russow’s gründlicher Ar- beit besteht aber vorzugsweise darin, dass er mit seinen Untersuchungen bei den Mar- | siliaceen, ähnliche und analoge Entwickel- | ungszustände, zunächst bei den andern Ge- | fäss-Cryptogamen (Leitbündel-Cryptogamen) und dann selbst bei den Phanerogamen vergleicht. (E. R.) 5) Sereno Watson, Botany of the United States, Geological Exploration | of the fortieth Parallel. Wie alle wissenschaftlichen Unternehm- ungen, die in der neueren Zeit von den vereinigten Staaten ausgehen, im grossar- tigsten Style angelegt sind, so auch die Publicationen, die von Gelehrten Nord- BE BR ER BR BR a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. amerikas in Folge der den ganzen Continent Nordamerikas durchsetzenden Pacific -Ei- senbahn, bei den Vermessungsarbeiten im Auftrage der Regierung gemacht worden sind. Nur über die 40ste Parallele der Ver- messung sind von Naturforschern Nord- amerikas schon 5 starke Bände in Gross Quart mit zahlreichen gut ausgeführten Ta- feln Abbildungen erschienen. Wie aus dem oben ceitirten Titel her- vorgeht, enthält der 5. Band die Botanik von Sereno Watson unter Beihülfe von andern Gelehrten. Für uns hat dieses Werk ein doppeltes Interesse, denn es beschreibt die Florenge- biete, welche die Pacific- Eisenbahn durch- setzt, Gebiete, aus denen in neuerer Zeit durch Roezl und Andere Pflanzenarten in grösserer Zahl als früher, in unsere Gärten eingeführt worden sind. Nach einer Ein- leitung über Geographische und Metereo- logische Verhältnisse werden die einzelnen Florengebiete je nach den localen Verhält- nissen kurz betrachtet und dann zur Auf- führung aller bekannten Pflanzen von Ne- vada und Utah übergegangen. Die zahl- reichen neuen und wenig bekannten Arten sind auf 40 Tafeln dargestellt. Da die Pflanzen jener Gegenden unser Mittel-Eu- ropäisches Klima wohl ohne Ausnahme er- tragen, so werden gerade diese Gebiete in der nächsten Zeit unsern Gärten viele neue werthvolle Bürger liefern. (E. R.) 6) Robert Hogg, the Gardener’s Year-book London, Journal of horti- cultural and cottage-gardener office. 171 Fleet street, E. C. Jährlich erscheint unter der Redaction des Pomologischen Directors der Koyal Horticultural Society, dem bekannten Ver- fasser der „British Pomology‘ ete. Herrn R. Hogg, das oben angezeigte Buch, was zum Eingang einen Kalender und die ge- wohnten Kalender-Notizen über Maass, Ge- wicht ete. enthält, dann folgt die Anweis- ung zu den nothwendigsten Gartenarbeiten nach den Monaten, — dann eine Aufzähl- ung und kurze Beschreibung aller im Laufe des Jahres eingeführten und abgebildeten on Ser IV. Personalnotizen und Neuestes. Pflanzen und am Schluss die sehr ansehn- liche Liste aller in Grossbritannien und Ir- land in Diensten von Privaten und Regier- ung stehenden Gärtner. Ein nützliches, auch für Deutschland zu empfehlendes Buch. (E. R.) 4) Di aleune analogie di strut- tura e funzioni fra gli ani- mali e le piante di Antonio Manganotti. Mantova. 1872. Der Verfasser erläutert den gleicharti- gen Ursprung der Pflanzen und der Thiere aus einer Zelle; — er erwähnt der Vau- cheria, deren Sporen durch ihre Rotations- Bewegung manchen Infusorien gleichkommt;; — der Characeen aus deren Antheridien mieroscopische Körperchen ausfallen, wel- 65 che in ihren Bewegungen den Zoospermen ähnlich sind; — der Verf. vergleicht fer- ner die Athmungsfunctionen der Thiere mit den Pflanzen und erinnert hiebei an Ranun- eulus fluitans L., fluviatilis L., deren ge- kerbte haarförmige Blätter unter dem Was- ser den Fischflossen analog sind; — andere Pflanzen, welche theilweise unter und theil- weise ober dem Wasser leben, haben, mar könnte sagen, eine Amphibien-Vegetation, verschiedenartige Respirationsorgane, 80 z. B. Ranunculus hederaceus, Trapa natans u. 2. Ueber diesen nämlichen Gegenstand fin- det sich ein sehr interessanter ausführlicher Aufsatz von Carl Bernard in Alglave’s Revue des cours sientif, Paris 24. August 1872, (S—r.) | Vv. Personalnotizen und Neuestes 1) Die Königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisen- heim, (Provinz Hesser) hat ihr Statut versendet. Diese Anstalt ist von der Königl. Preus- sischen Regierung als erste derartige Bild- ungsschule in den gesegneten Rheinlanden und zwar an einem Orte angelegt worden, der durch Obst- und Weinbau gleich be- kannt, wo man von Seiten der Behörden der Königlichen Regierung in der freund- lichsten Weise entgegenkam, und wo end- lich die Pomologischen Gärten ‚der Villa Monrepos auch für den Obstbau ein rei- ches Feld der Belehrung gewähren. Die Anstalt theilt sich: 1) die höhere Lehranstalt. Aufnahmsbedingungen sind die Reife des Zöglings für Secunda und das Ver- trautsein mit den ersten gärtnerischen Hand- griffen. Lehrfächer sind a) Begründende Fächer: Botanik, Chemie, Physik, Zoologie, Mineralogie, Mathematik. b) Hauptfächer: Allgemeiner Pflanzenbau, Obsteultur, insbesondere Obstbaum- zucht, Obstbaumschnitt und -pflege, Obsttreiberei, Topfbaumzucht, Obst- kenntniss (Pomologie), Obstbenutz- ung, Weinbau, insbesondere Rebenzucht, Rebeneultur im Weinberg und im Garten, Traubenkenntniss (Oenolo- gie), Weinbereitung und Weinbe- handlung, Gemüsebau und Treiberei, Landschaftsgärtnerei u. Gehölzzucht, Plan - und Fruchtzeichnen, und Fruchtmalen, Feldmessen und Nivelliren. | c) Nebenfächer: Gärtnerische Buchführung, Bienenzucht, Seidenban. ua IR“ Gartenflora Deutschlands, Barebone sat, der Schweiz. Die vollständige Absolvirung dieses Lehrganges erfordert zwei Jahre. Ausserdem ist den Zöglingen Gelegen- heit geboten, sich in der französischen und englischen Sprache auszubilden. 2) Lehrgang für praktische Nutz- gärtner. Die Schüler dieser Abtheilung müssen die Kenntnisse der Elementarschulen be- sitzen, das 16. Lebensjahr zurückgelegt ha- ben, und kräftig genug sein, um alle vor- kommenden Arbeiten im Freien mit Aus- dauer ausführen können. Dieselben nehmen auch an dem theore- tischen Unterricht im allgemeinen Pflanzen- bau, im Obst-, Wein- und Gemüsebau Theil. Ihre Ausbildung ist eine wesentlich prak- tische. Die Dauer dieses Lehrganges ist eine einjährige. 3) Lehrkursus für Hospitanten. Dieser Unterricht wird haujtsächlich in praktischer Unterweisung während eini- ger Wochen im Herbste und Frühjahre stattfinden. Besondere hervorzuhebende Bestimmun- gen sind noch: Aufnahme erfolgt auf Anmeldung beim Director. Der Eintretende muss das 16. Lebensjahr vollendet haben und ausserdem Zeugnisse von Schule, und wenn er im Gartenbau beschäftigt war, vom Lehrherrn beibringen. Honorare, Das Lehrhonorar ist beim Beginn eines jeden Semesters pränumerando zu entrich- ten. Dasselbe beträgt: £ 0 N für das 1. und 2. Semester je 20 Thlr. für das 3, und 4. Semester je 15 „ für das 5. und 6. Semester je 10 „, b) für die Schüler der praktischen Gärtnerei: Be für das 1. und 2. Semester je 10 Thlr. c) Hospitanten mit Ausnahme der Schul- lehrer und Baumwärter, welche den n% I Unterricht unentgeltlich geniessen, haben sich über die Bedingungen ihrer Zulassung zum Unterricht mit dem Director der Anstalt zu ver- ständigen. Die Aufnahme der Zöglinge und Schü- ler zua und b ist von der Zahlung für das erste Semester abhängig‘; erfolgen die Vorauszahlungen für die späteren Semester nicht pünktlich, d. h. innerhalb der ersten 14 Tage des Semesters, so ist die sofortige Entlassung des Nichtzahlenden zu gewär- tigen. (r.) 2) Die alte bekannte Samen- und Pflan- zenhandlung von G. Moschkowitz u. Comp. (früher Moschkowitz und Siegling), führt jetzt den Namen des gegenwärtigen Inha- bers, nämlich von „Carl August Roe- lich.“ 3) Das grösste Garten - Etablissement Russland’s, das von C. H. Wagner in Riga, (Pflanzen- und Samenhandlung, aus- gedehnte Baumschulen) ist von dem ge- genwärtigen Besitzer Herrn C. H. Wag- ner an seinen Sohn C. H, Wagner und an seinen Neffen F. G. Wagner übergeben worden. Beide Herren werden das Geschäft in der früheren Weise unter der Firma „Ce. H. Wagner‘ weiter fortführen. 4) Dr. Carl Prantl ist als Assistent .. ” > . = I D . . a) für die Zöglinge der höheren Lehr- | am Botanischen Garten in Würzburg an- anstalt: | gestellt worden. u . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) 1-4. Calanthe Veitchi Hook. 5. C. vestita Lindl. £. bicolor. (Siehe Taf. 751.) Orchideae. Die beistehende Tafel gibt die' Ab- | bei vollkommner Entwickelung anfangs bildung von 2 der schönsten Erdorchi- deen, welche durch Pracht der zartge- färbten Blumen, durch die fast 2 Mo- nate lange Dauer der Blumen und 'die Zeit der Blüthe von October bis De- cember, wenn unsere Gewächshäuser an Blumen arm sind, sich auszeichnen. Calanthe Veitchi Hook, ist eine hy- bride Pflanze, welche in der Muster- gärtnerei für Orchideencultur, nämlich in der der Herren „James Veitch and Sons“ aus Samen erzogen wurde, der durch die Befruchtung von Limatodes rosea Lindl. aus Moulmein mit dem Pollen von Calanthe veslita Lindl. aus dem gleichen Vaterlande vom Herrn Dominy erzogen worden ist. Fig. 1 unserer Tafel stellt die Scheinknollen nebst dem untern Theil von Blättern und Blüthenschaft, Fig. 2 die Blüthen- traube und Fig. 4 ein Blatt in natür- licher Grösse dar, während Fig. 3 die verkleinerte Ansicht eines;ganzen blüh- enden Exemplares wiedergibt. Die ke- gelförmigen kantigen Scheinknollen sind IL 1873, an der Spitze, später in der Mitte ein- geschnürt und tragen auf ihrer Spitze 3—4 grosse Blätter, welche an die von Phajus grandifolius Lour. erinnern. Am Grunde der Scheinknollen entspringt der mit scheidigen Bracleen besetzte weichbekaarte Blüthenschaft, der 60— 90 C. M. hoch wird und auf seiner Spitze die 40—50 C. M. lange Traube schöner rosarother Blumen trägt, wel- che am Grunde der Lippe blass- gelb gefärbt sind. Hooker gab Tafel 5375 des Botanical Magazine die Ab- bildung dieser schönen Pflanze nach einem nur mittelmässig entwickelten Exemplare. Im letzten Herbste blühe- ien im Petersburger Botanischen Gar- ten kräftige Exemplare mit 3 kräftigen Blüthentrauben zu gleicher Zeit. Fig. 5 stellt ein Stück der Blüthen- traube, der nicht minder schönen „Ca- lanthe vestita Lindl. var. bicolor dar. (C. vestita Lindl. Gen. et Sp. Orch. N. pag. 250. — Bot. Mag. tab, 4671. — Fl, d. serr. tab. 1308, 9 66 Warn. Select. Orch. tab. 29. — Paxt. Fl. Gard. I. pag. 106 Fig. 72. — Cy- theris Griffithi Wight ic. tab. 1751. — Preptanthe vestita Rehb. fil. in Bot. Zeitng. 1853 pag. 493. — C. herbacea ei C. vestita tesie Rchb. fil. in Lindl. Fol. Orch. n. 34. 85. — Die gewöhn- liche Form von C. veslita hat rein weisse Blumen mit blassgelbem Flecke am Grunde der Lippe. Die von uns dargestellte Abart, welche in Engli- schen Gärten auch als var. rubra ver- breitet ist, trägt dagegen am Grunde der Lippe einen tief-purpurrothen Fleck. Cultur in der wärmsten Abtheilung des Orchideenhauses in gewöhnlichen Töpfen, in einer etwas mit Lehm ver- mischten lockern faserigen Torferde. Wir cultiviren beide Arten schon seit mehreren Jahren, solche seizien auch jährlich Blüthenschafte an, welche aber unter Einfluss der kurzen dunkeln Tage des Novembers und Decembers immer nur wenige Blumen öffneten und diese nie in vollkommener Schönheit. Im October, November und Anfang Decem- bers des verflossenen Jahres blüheten dagegen alle unsere Exemplare reich Gartenflora Deutschlands ‚ Russlands und der Schweiz. x “währt hat, und vollkommen. Wir glauben, dass dazu 2 Gründe vorliegen. Einestheils geben wir jetzt unsern Orchideen im Laufe des Sommers mehr frische Luft als früher, — dann aber erhielt unser Orchideenhaus eine neue Wasserheiz- ung nach Bower’schem System, d. h. Röhrenkessel und gusseiserne Röhren, eine Heizung die in allen unsern Ge- wächshäusern sich ganz vorzüglich be- Früher ward unser Orchi- deenhaus theils durch Kanalheizung, theils durch eine kupferne Wasserheiz- ung erwärmt, welche letztere häufigen Reparaturen unterlag und besonders derartige Reparaturen, bei deren Aus- führung tagelang mit brennenden Koh- lenbecken in niedrigen Gewächshäusern gearbeitet werden muss, sind steis dem Wachsthume solcher zarten Gewächse schädlich, — doppelt schädlich aber, wenn solche zu einer Zeit ausgelührt werden müssen, wenn nicht gelüftet werden kann. Je solider und besser eine Wasserheizung ausgeführt ist, desto bessere Resultate erziell man bei der Cultur der Pflanzen. (E. R.) b) Brodiaea multiflora Benth. (Siehe Tafel 752 a.) Liliaceae, Wir verdanken die Abbildung der | niemals getreu und schön genug nach- Brodiaea mulliflora Herrn C. Leichtlin, der die Zwiebeln derselben direct aus Californien einführte. Die Farbe der Blumen ist feurig- rosalila, eine Farbe wie solche sehr schön und lebhaft gefärbte Syringen besitzen und wie dieselbe künstlich geahmt werden kann. Blätter länglich, ähnlich denen einer Hyazinthe, etwas länger als der spannenhohe Blüthen- schaft, der die Blumen in dichtem dol- denförmigen Blütkenkopf auf seiner Spitze trägt. Die mehr röhrige Gestalt der Blu- I. Originalabhandlungen, menkrone, die dem Schlunde der Blu- menkrone eingefügten Staubfäden, von denen 3 kürzere eine längliche An- there tragen, 3 längere alternirende steril sind und keine Anthere tragen, unterscheiden Brodiaea von der nah verwandten Gattung Triteleia. Von der noch näher verwandten Gattung Leucocoryne, welche von Brodiaea getrennt worden ist (Br. ixioides Sims. und Brodiaea alliacea Miers bilden die- selbe), unterscheidet sich Brodiaea durch die mehr präsentirtellerförmige Blu- menkrone und den gestielten Frucht- knoten. Brodiaea multiflora ward von Ben- tham in dem Werke über die von Hart- weg gesammelten Pflanzen (Plantae Hartwegianae London 1839 — 1857) pag. 339 beschrieben *). Dieselbe steht *) (B. multiflora Benth., umbella sub- conferta; staminibus 3 antheriferis, 3 pe- taloideis anantheris integris.. — Brodiaea multiflora, B. congesta et Triteleia grandi- flora Lindl., omnes inter se habitu et flo- ribus simillimae, vix differunt, nisi stami- num interiorum indole, in B. multiflora petaloidea ananthera integra, in Br. con- 67 der B. congesta Sm. zunächst, die Blü- ihendolde und die Blumen sind aber länger und die letzteren sind nach dem Verblühen über der kugeligen Kapsel zusammen gezogen, mit länglichen Lap- pen, die ungefähr so lang als die Röhre. Den Hauptunterschied bilden die 3 ste- rilen blumenblattartigen an der Spitze ungetheilten Staubfäden. Hartweg sammelte Br. multiflora in dem Sacramento- Thale. Cultur gleich der der anderen Zwie- belgewächse Südamerikas und des Vor- gebirges der Guten Hoffnung im Topfe. Nach der Blüthe verringert man die Wassergaben, im Spätsommer werden dieselben an einem vor Regen geschütz- ten Ort im Freien oder Kalthause auf- gestellt und gar nicht begossen. Im Herbst endlich verpflanzt man in frische Erde und überwintert dann im Kalt- hause im frosifreien Fensterbeete. In mildern Klima des Südens und Westens Europas mag die in Rede stehende Art ganz im freien Lande aushalten. (E. R.) gesta petaloidea bifida ananthera, in Tr. grandiflora vix dilatata antherifera. c) Viola umbrosa Fries. (Siehe Taf. 752 b. c.) Violarieae. Fries Novitates Florae Suecicae ed. II. p. 271. Ruprecht Flora In- grica 1. pag. 128. Ledebour Flora Rossica I. pag. 248. Ein wohlriechendes in Russland heimisches Veilchen verdient doch wohl in unseren Gärten ein Plätzchen zu finden, zumal es sich ohne jegliche Mühe cultiviren lässt. Die Viola umbrosa Fries (non Hoppe neque Sauter!) findet sich im nordöst- lichen Theile des Kreises Beloi (Gou- vernement Smolensk) ziemlich häufig, aber nur am Ufer der Flüsse und Flüss- 5% NEE rast, 2 2 a A 68 chen an sonnigen Abhängen zwischen nicht zu dichiem Gebüsch auf gutem Laubboden. Die Blüthezeit ist Mai, die Farbe der Blüthe ein zarles Blaulila, der Duft schwächer als bei V. odorata und Y. mirabilis, etwa demjenigen der V. collina vergleichbar. Die Blätter entwickeln sich mit den Blüthen gleich- zeitig, erlangen aber nach dem Ab- blühen der sterilen Frühlingsblumen viel grössere Dimensionen. Den gan- zen Sommer hindurch erscheinen co- rollenlose fruchtbildende Blüthen, die reichlichen Samen liefern. Einige Exemplare dieses Pflänzchens sind von mir vor einigen Jahren dem verstorbenen Prof, Kaufmann in Moskau mitgetheilt worden und werden im dor- tigen Botanischen Garten in Töpfen eultivirt, wobei sie im Kalthause im Februar und März blühen. Doch möchte ich das Pflänzchen zum Trei- ben nicht gerade empfehlen; Duft und Farbe der Blüthen ist zu zart, uw durchs Treiben noch einbüssen zu können. Im freien Lande dagegen gedeiht diese Art vortrefflich, in gewöhnlicher Gar- tenerde auf halbschattigem Standorte. Eine Abbildung der Viola umbro- sa Fries ist mir nicht bekannt, auch ERSPaRET Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. N a a 2 A A a a eg a 7 Sl , ist keine in Pritzel’s Thesaurus ange- geben. Auch muss ich hinzufügen, dass die Originaldiagnose von Fries mir nicht zugänglich ist. Ueber die Identität der Species lässt mir übrigens Ru- precht’s ausführliche Beschreibung, und seine auf Mittheilung hiesiger Exemp- lare erfolgte Zustimmung nicht den mindesten Zweifel. Die einzige Be- merkung, die ich seiner Beschreibung hinzufügen möchte, ist folgende. Ru- precht beschreibt die Kapsel (ex Fries) als lanzettförmig zugespitzt (lanceolata, acuminata). Diese Beschreibung passt nur auf die Valveln der aufgesprungenen Kapsel, sowie auf ausgetrocknete Her- barexemplare. Die frische Kapsel da- gegen ist stumpf, umgekehrt eiförmig, stumpf dreigrannig. Im Momemte der Samenreife (wohl auch etwas früher), springt sie auf, wobei die Valveln sich starck zuspitzen und sich kahnförmig zusammenlegen, wie es auch bei man- chen anderen Veilchen geschieht. Tafel 752 b. Grösse. Erkl. der Abbildung. eine Pflanze in natürlicher c. Eine junge Frucht. S. Raczynsky in Rscheff. 2) Die Teppichgärten des „Palmengartens‘“ zu Frankfurt a. M. und ihre Bepflanzung im Jahre 1872, (Hierzu Tafel 753.) Die Blumenanlagen des Frankfurter „Palmengartens“ haben gerechtes Auf- sehen gemacht und sind besonders im Sommer 1872 von weit über hundert- tausend Besuchern bewundert worden. Sie bilden die einzigen Teppichgärten, welche mich ganz befriedigt und mit diesem Zeitgeschmack, welcher in sei- ner gewöhnlichen Erscheinung nahe an eine Geschmacksverirrung grenzt, ausgesöhnt haben. Die ganze Anlage ist einfach und bei allem Reich- thume nicht mit Farben erfüllt, indem die grossen Grasflächen die Macht der I. Originalabhandlungen, Farben brechen und dem Auge wohl- gefällig erscheinen lassen. Und den- noch erscheint die ganze Anlage von dem grossen Restaurationsgebäude, an welche sich der eigentliche „Palmen- garten“ (das grosse Glashaus) schliesst, welche ich hier aliein berücksichtigen will, als ein übersichtliches Ganzes, fähig, mit einem Blicke umfasst zu wer- den, da die grösste Ausdehnung wohl kaum mehr als 160 Fuss beträgt. Es ist das ein grosser Vorzug, welcher diese Blumenanlagen weit über das 5 preussische Morgen grosse Parterre vor dem Schlosse zu Schleissheim bei Mün- chen stellt, welches selbst von den Plateau’s der Schlossgallerien nur stück- weise übersichtlich ist, also niemals einen Gesammteindruck machen kann, dabei Mangel an blumenlosen Rasen- flächen hat, welche bei so bedeuten- der Grösse doppelt nothwendig gewe- sen wären *). Ich glaube daher, dass es den Le- sern der Gartenflora nur höchst will- kommen sein wird, wenn ich eine Be- schreibung der berühmten Teppichgär- ten und eine Abbildung gebe, an welche sich die Angabe der Bepflanzung knüpft. Die einen Leser, welche den Garten sahen, werden mit Vergnügen an den prachtvollen Anblick zurückdenken und sich freuen, hier eine genaue Angabe *) Ich bemerkte hier ausdrücklich, dass ich diesen Riesenblumengarten Anfang Sep- tembers 1871 in vollstem Flor und bester Haltung sah. Herr Hofgärtner Ott in Schleissheim versteht es mit den nur klei- nen Hilfsmitteln von 2 nicht grossen Glas- häusern und Missbeeten, diese Flächen von der Grösse von Kartoffelfeldern mit Blu- men zu versehen, wird mit der Bepflanz- ung allerdings erst Ende Juni fertig, so dass das Parterre eigentlich nur im Spät- sommer im vollkommenen Zustande ist. Ertl 69 der Bepflanzung zu finden, die sie nur flüchtig oder nicht notiren konnten, — die andern, welchen der „Palmengar- ten“ nicht bekannt ist, werden densel- ben zum Muster nehmen, sich auf mein Wort verlassend, dass diese Anlagen die vollkommensten seien, welche ge- genwärlig in Deutschland gefunden werden. Ich verdanke die Zeichnung und genaue Angabe einem der Mitdi- rectoren des „Palmengartens“, dem Schöpfer desselben, Herrn Heinrich Siesmayer, Gartenarchitect und Han- delsgärtnereibesitzer (Firma: Gebrüder Siesmayer) in Bockenheim bei Frank- furt a. M. *). Dieselben sind daher ganz sicher, und es stimmen die An- gaben genau mit den Notizen, welche ich mir selbst an Ort und Stelle über einige Beete machte. Ehe ich die Bepflanzung gebe, will ich die Situation etwas klar machen. Wenn man durch den (auf unserer Zeichnung nicht sichtbaren) Eingang getreten ist, so hat man die grosse Allee rechts vom Mittelstück (Haupt- parterre) vor sich, übersieht aber schon beim Eintreten das Ganze mit einem Blick. Auf einer mässigen künstlichen, durch 2 Terrassen gestützien Anhöhe steht ganz frei das geschmackvolle Hauptgebäude mit den Conversations- und Speisesälen, mit welcher der ei- gentliche Palmengarten unmittelbar ver- bunden ist. Die drei Haupt -Blumen- stücke (Mittelparterre und 2 halbrunde Seitenparterre) liegen tiefer als die umgebenden Wege. Hierdurch wird *), Herr Heinrich Siesmayer hat ausserdem den Titel eines königlich Preus- sischen Garteninspectors, indem er die An- lagen in Wiesbaden besorgt, sowie eines Grossherzoglich Hessischen Hof- Gartenin- genieures. RAN rn Lake 270 nicht nur der Eindruck der Blumen gehoben, indem man sie theilweise von oben sieht, sondern auch der Gebäude- hügel mit seinen zwei breiien Terras- sen. Die Blumenbeete sind an vielen Stellen, namentlich aber an den Ter- rassen an den Böschungen angebracht, an der unteren Terrasse sogar an stei- len Böschungen. Hierdurch heben sich die Formen ungemein 'scharf hervor, gleichsam als übersähe man auf hori- zontalen Flächen liegende Beete hoch von oben. Die Terrassen selbst sind breit mit Tausenden von Sitzen und Ti- schen besetzt und mit prächtigen Lor- beerbäumen geschmückt. Ein Vorzug der Frankfurter Tep- pichbeete ist, dass sie sofort nach dem Pflanzen vollständig fertig sind und den verlangten Eindruck machen, wie ich mich durch Zusehen beim Pflanzen über- zeugt habe. Die Pflanzen brauchen also nicht erst zu wachsen, ehe sie sich schliessen und die Beete bedecken; wie es fast aller Orten der Fall ist, und woher es kommt, dass die Beete einen Monat ärmlich und nackt, dann einen Monat ziemlich leer und licht aussehen, und eigentlich nur vom Au- gust an vollkommen zu nennen sind. Man pflanzt daher sehr voll und die meist in Töpfen stehenden Pflanzen dürfen eigentlich nach dem Pflanzen sich nicht vergrössern. Und dieses Dichtpflanzen ist die rechte Art für Teppichgärten. Es kostet zwar „heidenmässig“ viel Geld und Arbeit, allein daran fehlt es im Frankfurter Palmengarten, wo schon von Neujahr bis Mitte Juli 90,000 halbe Gulden an Eintritttsgeld eingenommen waren, nicht, und darf nicht dazu feh- len. Wo glänzender Luxus getrieben werden soll — und das sind Teppich- gärten — da darf nicht gespart wer- den, sonst sieht es ärmlich aus. Wer . Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht viel auf solche Anlagen verwen- den will und kann, begnüge sich mit den alten soliden Blumenbeeien. An eine vollkommene Ausbildung der Pflan- zen ist unter solchen Umständen na- türlich nicht zu denken. — Aber dar- auf ist es auch nicht abgesehen. Beim Teppichgarten wird die Pflanze zum ‚ Färbematerial, und es muss in so gros- sen Verhältnissen dick werden. Ein weiterer Vorzug dieser Blumen- anlagen liegt in der Einfachheit der Mnster und der gleichmässigen Be- pflanzung. Hier wird die Wirkung des einen Beetes nicht durch die eines andern aufgehoben, wie man es so oft sieht. Fast jedes Beet ist für sich hübsch, und alle wirken zusammen. Selbst das massenhaft vorkommende Roth von Alternanthera amoena und spathulata und Coleus Verschaffelti (wie man aus den Beispielen bei A ersieht), stört nicht, denn daneben und davor liegen grössere Flächen des gegenfar- bigen Grüns. Während die meisten anderen Teppichgärten durch ihre grosse Abwechselung von Farben und An- häufung in einer complicirten Figur, störend auf mich wirkten, war die glänzende Pracht in Frankfurt mir nie lästig. Man wird dies aus einem Bei- spiele leicht bestätigt finden. Die bei- den Seitenparterre von halbrunder Form sind, obschon weit von einander lie- gend, ganz gleich bepflanzt. Die ziem- lich grosse Rasenfläche um das Bassin des Springbrunnens hat, ausser 4 gros- sen Exemplaren von Phormium tenax, nur die 8 Kreisbeete mit den verbin- denden Rabatten um das Bassin. Diese ganze Blumenanlage war nur aus Al- ternanthera amoena mit lebhaft rothen Blättern und blauen Lobelien gebildet, wobei die letzteren wenig bemerkt aufgetragen I, Originalabhandlungen, wurden. Der Eindruck dieser Einfar- bigkeit war grossarlig. Anderwärts hätte man vielleicht 8 verschiedene Pflanzen, sicher 4 Farben angebracht. Indem ich nun zur Angabe der Be- pflanzung übergehe, will ich die Reihen- folge der Beete erklären: Auf dem Grundplane ist stets nur eine Seite mit Nummern und Buchstaben versehen, indem sich die andere genau wieder- holt. So gilt z. B. die Bezeichnung der rechten Seite des Hauptparterres, von der Mitte unten (Beet 1) bis zur Mitte oben (Beet 31) auch für die ganz gleiche linke Seite, sowohl in erster (oberer) als zweiter (unterer) Reihe. Dasselbe gilt für die Terrassen und die beiden ganz gleichen halbrunden Seitenstücke. Zum Schluss raihe ich noch den jungen Gärtnern, welche vielleicht (und mit Recht) entzückt von diesen Anla- gen sind, meines verehrten Freundes Einleitungsworte zu seinem Artikel über Teppichgärten im Jahrgange 1871, sowie meine ganz ähnlichen über die Teppichgärten in Folge der Hamburger Ausstellung von 1869 im Jahrgange 1870 recht sorgfälig zu durchlesen, um daran ihre Begeisterung etwas ab- zukühlen. J, Bepflanzung der Teppichgärten des Frankfurter „Palmengartens“ im Jahre 1872. A. Haupt- oder Sommerfor., a) Haupti-Parterre (äusserer Rand). 1) Echeveria metallica gepflanzt in *) *) Das Wort in bedeutet, dass die be- treffende Pflanze die niedrige Bodendecke bildet, während höhere darüber hervorra- gen: So erinnere ich mich der vorzüglich schönen Zusammenstellung von Amarantus salicifolius über Lonicera brachypoda fol. 71 Alternanthera amoena, eingefasst mit Echeveria secunda glauca. 2) Amarantus salicilolius umgeben von Amarantus bicolor ruber, als Un- tergrund und Einfassung Lonicera bra- chypoda var. aureo-reliculata. 3) Pelargonium Mad. Lemoine, als Randeinfassung Cineraria maritlima (Se- necio Cineraria). 4) 1 Thuja aurea als Mitte, umge- ben von Sedum carneum fol. var., 'als äussere Randeinfassung Alternanihera paronychioides. 5) Lobelia „Kaiser Wilhelm“, (blau) umgeben von Cerastium tomentosum. 6) 1 Chamaerops excelsa, umgeben von Iresine Lindeni, äussere Randeinfass- ung Santolina tomentosa (wohl Chamae- cyparissus?). 7) Calceolaria aurea nana floribunda Mitte, umgeben mit Heliotropium (Anna Thürell.), eingefasst mit Sedum Fabaria. 8) Lobelia cardinalis (fulgens) in Verbena Grossherzogin Luise weiss. 9) Petunia hybrida blanche de par- terre (gefüllte) mit Petunia Les Tuile- ries umgeben, eingefasst mit Alternan- thera amabilis. 10) 1 Dracaena Veitchii, umgeben mit Centaurea gymnocarpa, eingelfasst mit Coprosma Baueriana variegata (Steck- lingspflanzen). 11) Matricaria Parthenium fl. pl., umgeben von Pelargonium Mr. Pollock, eingefasst mit Alternanthera spathulata. 12) Caladium argyrites, eingefasst mit Cineraria maritima. 13) Pelargonium (Victor Lemoine), mit Gnaphalium tomentosum. (Wohl G. lanatum ? — Helichrysum petiolatum). 14) 1 Dracaena australis, umgeben mit Achyranthes aureo-reticulata (Ire- aureo-reticulatis und über einer Bodendecke von Echeveria. 73 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sine Herbstii), eingefasst mit Oxalis tropaeoloides. 15) Centaurea candidissima Rayı- sina) in Teleanthera versicolor, ein- gefasst mit Alternanthera amoena. 16) Pelargonium „Clemens Royer* eingefasst mit Santolina tomentosa. (Chamaecyparissus ?) 17) Ageratum nanum compactum, umgeben von Cuphea platycentra (ignea) eingefasst mit Achyrocline Saunderso- nii. (Einer Santolina ähnlich). 18) 1 Dracaena indivisa, umgeben mit Coleus Verschaffelti; eingefasst mit Stachys lanata. 19) Pelargonium (Marie Elisabeth) mit Pelargonium Cloth of Gold). 20) 1 Wigandia caracasana in Ro- chea falcata. 21) Crassula coccinea, in Sanvita- lia procumbens *), eingefasst mit Al- ternanthera amoena. 22) 1 Dracaena Veitchii, umgeben mit Achyranthes Verschafelti, einge- fasst mit Gnaphalium tomentosum. 23) Ist wie Nr. 9 bepflanzt. 24) Pelargonium (roth) (Thriomphe de Tumesnie umgeben mit Evonymus japonicus fol. aureo-variegatis. 25) Calceolaria nana floribunda, umgeben mit Heliotropium (Anna Thü- rell), eingefasst mit Veronica japonica (?) fol. var. 26) 1 Corypha australis, umgeben mit Coleus Verschaffelti, eingefasst mit Salvia hortensis bicolor. (Salvia offi- cinalis var. tricolor). 27) Lobelia „Crystal palace*, gefasst mit Cerastium Biebersteini. 25) 1 Thuja aurea z. Mitte, umge- ein- *) Dies scheint ein Versehen, und es soll wohl heissen: Crassula (hoch) in San- vitalia). ben von Artemisia Stelleriana und Al- ternanthera spathulata. 29) Pelargonium Andr& Henderson, eingefasst mit Mesembrianthemum cor- difolium fol. variegatis. 30) Amarantus- salicifolius, umgeben mit Amarantus bicolor ruber, einge- fasst mit Coprosma Baueriana. 31) Ist wie Nr. 1 bepflanzt. b) Haupt-Parterre (innere Fläche). 1) Coleus Verschaffelti, eingefasst mit Pyreihrum Parthenium aureum. 2) Lobelia Erinus speciosa, einge- fasst mit Tropaeolum (King of Thom Thumb.). 3) Iresine Lindeni als Mitte, umge- ben mit Achyranthes Verschaffelti var. reticulata, eingefasst mit Alternanthera amoena. 4) Lobelia „Crystal Palace“, einge- fasst mit Cerastium Biebersteini. 5) Ageratum mexicanum compactum nanum, umgeben von Veronica japo- nica (?) fol. varieg., eingefasst mit Lonicera brachypoda aureo-reticulala. 6) Coleus Verschaffelti, umgeben mit Tropaeolium, (Star of fire), ein- gefasst mit Gnaphalium lanatum. 7) 1 Yucca aloefolia fol. var., geben mit Iresine Lindeni. um- 8) Ist bepflanzt wie Nr. 6 9) n „» 9 10) „ n nn 4 11) „ ” nn» % 12) „ b) »n 2. 15) ” » » 1. Einzeln stehende Decoraton pr zen als Verbindung zwischen den Blu- menbeeten (von Nr. 1—13) sind sämmt- lich Muster-Exemplare von 3—6’ Höhe. a) 1 Dracaena indivisa, umgeben von Veronica japonica fol. var. b) Canna zebrina nana umgeben von Centaurea gymnocarpa. Fee A 2 ELLE: vHile-Leondl, ‚2. decodor L I. Originalabhandlungen. 73 c) 1’Dracaena australis, umgeben von Iresine acuminata. d) 1 Chamaerops chinensis, umgeben von Gnaphalium tomentosum. e) Solanum giganteum, umgeben von Alternanihera amabilis. f) 1 Wigandia caracasana, umge- ben von Lonicera brachypoda fol. au- reo-reticulatis. g) 1 Chamaerops humilis, umgeben von Coleus Verschaffelti. h) 1 Dracaena australis, umgeben von Evonymus japonicus fol. aureo- 'variegalis. i) Canna nigricans, umgeben von Centaurea gymnocarpa. k) 1 Dracaena cannaefolia. l) 4 Agave americana. Zur Ausschmückung, auf dem Rasen sind gepflanzt. m) 4 St. Cyperus Papyrus mit Cy- perus alternifolius, n) 4 St. Araucaria imbricata. o) Bassin mit Fontaine. Die linke Seite der iunern Fläche des Hauptparterres ist ebenso wie die rechte Seite nach vorstehenden Nr. von 1—13 und a—k bepflanzt. aa) Böschung von 1!/, Fuss mit Rasen. bb) Ein schmaler Zierweg mit 2 farbigem Sand, dunkelroth und weiss. Seiten-Parierres (rechts u. links) c) äusserer Rand. 1) 1 St. Wigandia caracasana, um- geben von Alternanthera amahbilis, ein- gefasst mit Caprosma Baueriana. ' 2) Coleus Verschaffelti als Mitte, umgeben von Santolina tomentosa, die 4 Ecken bepflanzt mit Achyranthes au- reo-reticulata das ganze Beet einge- fasst mit Alternanthera spathulata. Cenlaurea gymnocarpa, die 4 Ecken bepflanzt mit Pelargonium golden chaine, das ganze Beet eingefasst mit Alter- nanthera spathulata. 3) Pelargonium, Gloire de Nancy, eingefasst mit Gnaphalium tomentosum. 4) Calceolaria nana floribunda, ein- gefasst mit Artemisia Stelleriana. 5a) Coleus Verschaffelti, umgeben von Sedum Fabaria. 6a) Lobelia Erinus speciosa. Ta) Pelargonium beaute de parterre (rosa). 8a) Pelargonium (Sunsett). Das ganze Beet (da—8a) ist einge- fasst mit Pyrethrum Parthenium aureum, ebenso ist auch das Beet a auf der andern Seite bepflanzt. 5b) Iresine Lindeni, umgeben von Cineraria maritima. 6b) Lobelia Erinus speciosa. 7b) Pelargonium Mad. Vaucher, 8b) Pelargonium Lady Cullum. Das ganze Beet ist eingefasst mit Cerastium Biebersteini; ebenso ist auch das Beet b auf der andern Seite (rechts) bepflanzt. 9a) Calceolaria excelsa, eingefasst mit Centaurea gymnocarpa. 9b) Pelargonium Mad. Rose Char- meux, eingefasst mit Lonicera aureo- reticulata. d) Seiten-Parterre (innere Fläche). 10) Ein Kranz mit Lobelia Erinus speciosa, 11) Alternanthera amoena, und das Ganze eingefasst mit Echeveria glauca. 12) Hydrangea japonica fol. var. (Stecklingspflanzen). 13) Telanthera versicolor, das ganze Beet eingefasst mit Echeveria glauca. 14) A Pflanzen von Phormium tenax, 2a) Iresine Lindeni umgeben von | Musterexemplare auf dem Rasen. Gartenflora Deutschlands, aa) Böschung von 1!/, Fuss tief, mit Epheu bepflanzt. bb) Ein schmaler Zierweg mit zwei- farbigem Sand, roth und weiss. Das Seiten-Parterre links, ist genau so wie das auf der rechten Seite be- pflanzt. - Untere-Terrasse. 1) Pelargonium, Victor Lemoine, umgeben mit Pelarg. Marie Elisabeth. 2) Pelargonium Mad. Vaucher, ein- gefasst mit Pelargonium Thom Thumb. 3) Pelargonium Mad. Vaucher, um- geben von Pyreihrum Parthenium au- reum. 4) Pelargonium, Rosetta fl. pl., um- geben mit Matricaria part. fl. pl. 5) Alternanthera amoena, das ganze Beet mit Gnaphalium lanatum einge- fasst. 6) Pelargonium Christine, umgeben von Tageles signata pumila. 7) Iresine Lindeni. 8) Pyrethrum Parthenium aureum, und Nr. 7 u. 8 eingefasst mit Eche- veria glauca. 9) Alternanthera amoena das ganze Beet (Nr. 6. 7. 8 u. 9) eingefasst mit Gnaphalium lanatum. a) Beete mit diversen Canna. b) Beete mit diversen Coniferen. Obere Terrasse. 10) Pelargonium Mad. Vaucher. 11) Pelargonium Gloire de Nancy. Das ganze Beet laufend mit gelben Pyrethrum eingefasst. c) Immergrüne Pflanzen als Prunus Lauro-Cerasus etc. etc, B. Frühlingsflor. Dieselbe bestand aus einer ersten und zweiten Flor. schon im März und war hergestellt Russlands und der Schweiz. durch etwa 30,000 Blumenzwiebeln, sowie einige Stauden. Verwendet wurden: Hyazinihen, Tulpen, Crocus, Narzissen, Scilla, Fritillaria Meleagris, Galanthus nivalis eic., sowie aus He- patica triloba fl. pl. Die zweite Früh- lingsflor bestand ausser einem Ueber- rest von Tulpen, aus: Pensede’s, Silene pendula mit 2 Varietäten, Myosotis al- pesitris blau und weiss, Iberis semper- virens, Alyssum saxatile compactum, Diclytra spectabilis, zusammen etwa 50,000 Pflanzen. C. Nachsommer- oder Hoerbstflor. Wenn auch die Mehrzahl der Beete mit Pflanzen besetzt war, welche bis zum eigentlichen Herbst sich gut er- halten, so wurden doch andere leer oder lückenhaft, oder man beseitigte noch gute, um neue Abwechselung zu schaffen. Hierzu wurden verwendet, ausser Massen von Gartenastern und Zwerggeorginen: Salvia splendens nana compacla *), Dianthus chinensis, Pent- stemon (verschiedene, meist Sorten von P. gentianoides), Phlox saponaria (?), Veronica in verschiedenen Gartenspiel- arten. Im ganzen wurden etwa 40,000 Herbstpflanzen verwendet. Nach so viel aufrichtigem Lobe, darf ich wohl erklären, dass nicht alle Verbindungen schön waren, sowie, dass noch manche schöne Pflanze hier nicht Anwendung gefunden hatte. So war mir z. B. auffallend die häufige Ver- wendung der grünblätterigen Form von Achyranthes Verschaffelti, welche un- gefähr den Zierwerth hat wie Spinat, *) Dieselbe ist nur dann nana, wenn | man noch im Sommer Stecklinge zieht, Die erste begann | wird dagegen an älteren Pflanzen 2—3 Fuss hoch. 1. Originalabhandlungen. 75 und durch weit schönere, dabei leich- ter zu ziehende Pflanzen ersetzt wer- den könnte. Es scheint mir überhaupt zweckmässig, in allen Teppichgärten diejenigen Beete, welche immer grün bleiben sollen, mit bleibenden aus- dauernden Pflanzen zu beseizen, wo- durch viel Arbeit erspart würde. Man 3) Einiges Die Rose ist die Königin der Blu- men! Dieser Ausspruch ist nicht aus unserer Zeit, sondern so alt wie die Rose selbst; schon die Griechen und Römer, die die Rose mit für damalige Zeit seltener Vorliebe cultivirten, und bei denen das Bestreuen der Zimmer und Corridore bei Festen mit Rosen- blättern, zum guten Ton gehörte, gebrauchten ihn. Und er ist auch vollkommen wahr; denn wer könnte und möchte bestreiten, dass die Rose die schönste Blume in ihrer Art ist, und dass eine schöne Rosengruppe mit Geschmack und Sortenkenntniss zu- sammengestellt, zu dem Schönsten ge- hört, was ein gut im Stande gehalte- ner Garten aufzuweisen hat. Doch macht man leider jetzt öfter die Wahr- nehmung, dass dieselbe der jetzt herr- schenden Mode für bunte Teppichbeete nur zu viel weichen muss; doch alles hat seine Zeit, auch wir müssen uns damit trösten und hoffen, dass unser Liebling bald wieder zur vollen Gelt- ung kommen wird. — Doch es ist hier keineswegs meine Absicht der Rose eine Lobrede halten zu wollen, son- dern ihre Cultur und Pflege zu be- sprechen, wie ich sie aus meinen Er- ist eben im Frankfurter Palmengarten noch im Anfange, und konnte nicht alle effectvollen Pflanzen sogleich in den nölhigen Massen anziehen. Jeder Gärtner kommt in solchen Fällen in die Lage „aus der Noth eine Tugend* zu machen, wie das Sprichwort sagt. J. über Rosen. fahrungen als die vortheilhafteste be- funden habe. Ich stelle mich hier nicht auf den Standpunkt des Theoretikers, noch viel weniger des Liebhabers, sondern ein- zig und allein auf den des praktischen Gärtners. Ich fange mit dem allgemeinen Theil derselben an, und komme nun zuerst an die Eigenschaften einer gulen Rose, die steis einen kräftigen Wuchs haben muss. Der Wuchs darf nämlich nicht schwächlich oder zart sein, dagegen ist es gleichgültig, ob er hängend, ästig oder aufrecht ist, da jeder zu ei- nem gewissen Zweck passend ist. Schönes Laubwerk ist von Wichtigkeit und sollte solches stets im Auge be- halten werden. Eine Rose kann gut sein, gleichviel ob sie schalenförmig, kugelförmig, compact oder flach ist, die Blumenblätter müssen dick und die Aussenseite derselben rund sein. Es gibt Rosen, deren Blumenblätter in der zweiten Hälfte der Blühperiode rück- wärts gerichtet sind; solche Blumen gehören stets in den zweiten Rang; ausserdem muss die Farbe rein und voll sein, und müssen sie alle einen angenehmen Geruch haben. Eine dank- 76 bare sich stets gleichbleibende dau- ernde Blüthe ist von besonderer Wich- tigkeit. Im Allgemeinen liebt die Rose einen lehmigen Boden, doch ist bei Pflanzungen der Zusatz von etwas Mist- beeterde sehr zu empfehlen, oder sollte der Boden sandig sein, so suche man ihn durch Zusatz von Lehm zu verbessern. Kiesboden taugt gar nicht und muss solcher stets abgehoben und durch gute Erde ersetzt werden. Die gewöhnliche Vermehrungsme- thode der Rose, als niedrige Topfpflanze, ist die aus Stecklingen, oder bei de- nen die schwierig aus Stecklingen wach- sen, was besonders bei den Centifolien und Moosrosen der Fall ist, durch Ver- edelung auf Wurzeln, oder auch durch Ableger; oder man veredelt sie auf Sämlinge der Rosa canina und auch auf Wurzelausläufer derselben, welche in vielen Gegenden in reicher Menge in den Wäldern vorkommen. Ebenso auch auf Rosa Manetti, die im Herbste durch 5—6‘ lange Holzstecklinge ver- mehrt wird, und sich besonders für harte und starktreibende Sorten eignet. Die beste Zeit Stecklinge zu machen, ist die unmittelbar nachdem die Pflanze geblühet hat meistens Anfang Juli’s Man stecke sie in Näpfe mit reinge- waschenem weissen Sand und drücke sie fest an. In den ersten 14 Tagen halte man dieselbe in einem kalten Kasten fest geschlossen und gut be- schaltet, bis sie Callus gemacht haben, alsdann bringe man sie auf einen nicht zu warmen Kasten, wo sie sich sehr bald bewurzeln werden. Man nehme die jungen Pflänzchen alsdann vorsich- tig, womöglich mit etwas Ballen heraus und pflanze sie in Stecklingstöpfe, die alsdann auf einen lauwarmen Kasten gebracht werden, um das Anwachsen zu befördern. Unbedingt nothwendig ENT REN TE TON TEEN TEN RN EU TR WERE RSS TER EEE 1 Done BE 2 ‚ BEE ONE REN INCH TR NR EEE ER NER Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ton Tee ist letzteres jedoch nicht, und thut ein geschlossener Kasten im Nothfalle auch Dienste. Vor allen Dingen sehe man darauf, dass das Holz, wovon die Steck- linge gemacht werden sollen, gut ausge- reift ist, und beachte man beim Zurecht- schneiden derselben, dass womöglich die Basis des Triebes daran bleibt. Auch kann im Frühjahr, etwa Ende Februars bis Anfang Aprils von getrie- benen Rosen eine Vermehrung vorge- nommen werden, die dann auf ein Ver- mehrungsbeet gebracht, und bei 20° Bodenwärme gleich andern Frühjahrs- stecklingen gehalten werden. Die beste Erde zur Cultur der Ro- sen in Töpfen besteht aus zur Hälfte gut verwester lehmiger Rasenerde und zu gleichen Theilen zersetztem Stall- dünger (am besten solcher wie er aus den Mistbeeten kommt) und Lauberde. Dazu nehme man noch !/; gut ausge- waschenen Sand, und bei starkwüchsi- gen Sorten kann noch ?/; Lehm dar- unter gemischt werden. Auch ge- brannte Erde lieben sie sehr. Die zweite Methode ist die durch Veredelung auf Wurzeln. Diese Art der Vermehrung wird erst in neuerer Zeit häufiger angewendet und ist we- gen der leichten Ausführung und da- durch, dass das aufgesetzte Edelreis später selbst Wurzel schlägt und die Pflanzen dann als wurzelächt betrachtet werden können, sehr anzurathen. Man sammle sich zu diesem Zwecke im Herbste beim Herausnehmen der an- dern Rosen, oder dadurch, dass man sich im Walde welche ausgräbt, Wur- zeln von der Stärke einer Bleifeder bis zu der eines Fingers, und schneide sie in 3‘ lange Stücke, welche man als- dann in einen Korb zwischen Moos ein- packt, der dann in einen frostfreien Keller gebracht wird. Anfang Januars 1. Originalabhandlungen. 77 nimmt man den Korb herauf und stellt ihn zuerst einige Tage in ein Kalthaus und dann ins Warmhaus unter die Stellage, wo die Wurzeln alsdann mäs- sig feucht gehalten werden. Fangen die Wurzeln dann an, junge Würzel- chen zu treiben, so nehme man sie heraus und veredele sie theils durch Anplatten und Pfropfen in den halben Spalt, sowie dünnere durch Copuliren mit Edelreisern, die vor Eintritt des Frostes geschnitten und frostfrei über- wintert sind, indem sie im Keller in Sand eingegraben wurden. Nach dem Veredeln bestreiche man gut mit Baum- wachs, welches am besten aus Jg schwarzem Pech, 1/3 Bienenwachs, !/s Talg und 1/, Harz bereitet wird, und pflanze dann die veredelten Wurzel- stücke einzeln in Töpfe und zwar so, dass die Veredelungsstelle noch mit in die Erde kommt, behalte sie dann ei- nige Zeit im Warmhause bis das Wet- ter draussen besser ist, und stelle sie nun in einen warmen Kasten. Die dritte Vermehrungsmethode ist diejenige der Ableger, die im August oder September vorgenommen und da angewendet wird, wo gleich kräflige, wurzelächte Pflanzen vorhanden sein sollen. Die Sorten, die aus Stecklingen schlecht oder gar nicht wachsen, wer- den auf diese Weise leicht wurzelächt vervielfältigt. Man mache zu diesem Zwecke auf der oberen Seite eines einjährigen Triebes einen etwa 2‘ lan- gen Einschnitt, nach Art des Nelken- schnittes und zwar so, dass die abge- schnittene Zunge ein Auge behält, drehe den Zweig hierauf herum, so dass die Zunge nach unten zu siehen kommt und senke dann denselben et- wa 1/,‘ in den Boden ein, indem man mit einem Handspaten vorsticht, den Zweig in die entstandene Oeffnung legt, ihn hierauf zudeckt, fest andrückt und den Trieb etwa 6“ über der Erde ab- schneidet. Die Operation ist jetzt fer- tig, welche überaus einfach und leicht auszuführen ist, doch ist es bei Lehm- boden nolhwendig, dass um den einge- schnittenen Theil etwas Sand gebracht wird. Die Ableger können dann mei- stens im nächsten Frühjahr oder im günstigen Falle schon im nämlichen Herbst abgenommen werden, um ent- weder in Töpfe oder gleich in das freie Land gepflanzt zu werden, doch ist letzteres Verfahren nur bei Exem- plaren mit gutem Wurzelvermögen an- zurathen. Die Veredelung auf Manetti-Rosen und Sämlinge der Rosa canina wird hauptsächlich bei niedrig zu veredeln- den Rosen angewendet, doch werden auch jetzt in den meisten Rosenschulen solche zur höchsten Cultur benutzt, weil die Ausläufer derselben in Wäl- dern lange nicht mehr hinreichen. Dann- ist auch ersteres Verfahren viel sich- erer, erstens weil die Sämlinge viel bessere Wurzeln haben und zweitens weil die Stämme der Sämlinge frei von Schäden sind, was bei Ausläufern nur zu häufig vorkommt, Beim Niederle- gen der Pflanzen in die Erde, um sie vor dem Froste zu schützen, brechen die Stämme sehr leicht an solchen schadhalten Siellen, was oft sehr em- pfindlichen Schaden verursacht. Man unterscheidet hierbei Frühjahrs- und Sommerveredelung. Erstere wird Ende Januars bis Ende Februars vorge- nommen, indem man die Pflanzen im Herbste in entsprechende Töpfe pflanzt, und sie in einen frostfreien Kasten stellt, bis man sie dann Anfang Januars ins Warmhaus bringt, wo sie zu glei- cher Zeit in der gewünschten Höhe abgeschnitten, und nachdem sie eiwas N 78 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der alu, EN in Saft gekommen sind, was an dem Ausireiben der Augen wahrzunehmen ist, veredelt werden und zwar mit Rei- sern, die frostfrei überwintert wurden. Die gewöhnlichsten Veredelungsmetho- den sind hierbei das Pfropfen in den halben Spalt und Copuliren, doch wird auch häufig nach Art des Oculirens ein Auge vom Edelreis geschnitten und am Wildling ein eben so grosses Stück Rinde hinweggenommen, dann das Auge darauf gesetzt und mit einem Bastfaden verbunden. Diese letztere Veredelung wächst bei nur einigermassen guler Ausführung leicht und schnell an und ist deshalb sehr zu empfehlen. Die Sommerveredelung wird im Juli, Au- gust und Anfang Septembers bei Pflanzen, die im freien Lande ste- hen, durch das allbekannte Oculiren vorgenommen. Man unterscheidet hier- bei, Oculiren auf das treibende und Oculiren auf das schlafende Auge. Auf das treibende Auge werden im Juli nur solche Sorten veredelt, die wegen ihrer Zartheit im Späthjahr doch ausge- nommen und frostfrei überwintert wer- den müssen, was am besten in einem gut verwahrten Mistbeetkasten geschieht und hat man dann dabei einen tüchti- gen Vorsprung. Gewöhnlich werden jedoch solche Sorten im Topfe culti- | virt, weil das Herausnehmen das Wachs- thum der Pflanzen zu sehr beeinträch- tiget. Auf das schlafende Auge wer- den die härteren Sorten veredelt, doch thut man gut, diese über Winter nie- derzulegen und mit Erde zu bedecken. Auch wird der Verband nach dem An- wachsen des Auges nur auf der dem Auge gegenüberliegenden Seite aufge- schnitten, aber nicht entfernt. Ein Hauptaugenmerk muss beim Veredeln darauf gerichtet werden, dass Unterlage wie Edelreis in gutem Zustande sind, IE = cl aaa, a ae RA N K A ö i Dei ANNE Ne BREI EN, DR was man am besten daran erkennen kann, dass sich die Dornen bei beiden leicht ablösen, auch soll man immer so viel als möglich auf das junge Holz veredeln, was beim Pflanzen der Wild- linge im Frühjahre durch entsprechen- des Zurückschneiden erzielt wird. Wer- den Wurzelausläufer zur Veredelung benutzt, so suche man sich dieselben im Herbste und Winter, wenn der Bo- den noch nicht gefroren ist, zu ver- schaffen, und müssen dieselben vor- sichtig mit möglichst guten Wurzeln von den alten Sträuchern abgenommen werden. Bei leichtem Boden können sie gleich im Herbste gepflanzt werden, bei schwerem Boden dagegen warte man lieber bis zum Frühjahr, etwa An- fang März, pflanze sie dann, lege die Bäumchen aber noch bis Mitte Aprils um, dass die rauhe Märzluft sie nicht austrocknet, warte alsdann einen trü- ben Tag ab und richie sie dann auf. Bei trocknen Lagen ist mehrmaliges Begiessen während der heissen Som- merlage und besonders kurz vor dem Veredeln nothwendig, damit die Pflan- zen recht in Saft kommen. Das Ocu- liren selbst erfordert Uebung und muss so schnell als möglich gehen, damit das Auge nicht abtrocknet, auch sollte dasselbe nur Morgens und Abends vor- genommen werden. Etwa 6 Wochen nach der Veredelung werden die stärk- sten Austriebe, die sich an dem Wild- stamm zeigen, zum Theil abgeschnitten und Mitte Novembers kurz vor dem Niederlegen in die Erde werden sie alle ganz entfernt, bis auf diejenigen, wo die Veredelung aufgesetzt wurde. Wir kehren nun wieder zu den Stecklingen und zwar zu denen, die im Frühjahr gemacht werden, zurück. Sind dieselben gut durchwurzelt und | ist der Kasten, worin sie standen, er- Öriginalabhandlungen, 19 kaltet, so gewöhne man sie nach und nach an die freie Luft, und bringe sie endlich ganz ins Freie, an einen ge- schützten und schattigen Standort; am besten in ein kaltes Mistbeet, von dem die Fenster abgenommen wurden, das aber bei hellem Sonnenschein beschat- tet wird. Zur Beschattung nehme man aus Weiden verfertigte und nach Art der Strohmaiten zusammengeflochtene Schattendecken, die sich als das beste Beschattungsmaterial erweisen werden. Jetzt wird auch ein Verpflanzen nöthig werden; man gebe ihnen dabei 4 zöl- lige Töpfe, und pflanze sie in die im Anfange angegebene Erdmischung, schneide die Pflanzen dabei eiwas zu- rück, damit sie recht buschig werden, und bringe sie wieder an ihren frühe- ren Standort, wo man alsdann die Fen- ster wieder einige Tage auflegt. Von jetzt ab hat man nur das Giessen, Be- schatten und Bespritzen zu besorgen, welch letzteres an heissen Sommer- abenden angewendet wird, und man wird dann im Sommer oder Herbst, durch schöne Pflanzen und einen hüb- schen Blüthenflor für die gehabte Mühe reichlich belohnt werden. Mitte Octobers werden die Pflanzen gleich den Herbst- stecklingen, die nach und nach abge- härtet worden sind, in ein Kalthaus oder gut verwahrien Mistbeetkasien so nahe als möglich unter Glas gebracht, und so lange es die Witterung erlaubt, reichlich gelüftet, ja bei einigermassen guiem Wetter die Fenster ganz abge- nommen. Im Winter ist ihnen eine Temperatur von 1—3 Grad Wärme die zuträglichste. Ganz eben so werden auch die Wurzelveredelungen, die in Töpfe gepflanzten Ableger und die et- wa nicht ausgepflanzten Frühjahrsver- edelungen behandelt. Soll im nächsten Frühjahr ein frühzeitiger Blumenflor vorhanden sein, so gebe man ihnen, nachdem sie etwas zurückgeschnitten wurden, gegen Ende Februars einen sonnigen Standort im Gewächshause, so nahe als möglich den Fenstern, be- wässere sie reichlicher als im Winter, spritze und lüfte bei gutem Weller, damit die Pflanzen keine Läuse be- kommen. Sollte letzteres dennoch der Fall sein, so räuchere man einigemale mit Tabak, wobei die Pflanzen jedoch nicht nass sein dürfen. Die im vorigen Spätsommer im Freien oculirien Stämme befreie man Mitte Aprils von ihrem winterlichen Schutze und kneipe sie während des Sommers 1—2mal ein, damit es recht buschige Kronen werden, vergesse auch nicht den wilden Theil über der Ver- edelung, nachdem diese eiwas ausge- trieben, abzuschneiden, und man wird im Herbste bei nur einigermassen gu- tem Wuchs, verkaufbare Pflanzen haben. Sind nun die Bäumchen auf ihren bestimmten Plaiz im Garten gepflanzt, so handelt es sich vor allem darum, ihnen durch den Schnitt, eine dem Auge wohlgefällige Form zu geben. Man unterscheidet hierbei den Früh- jahrs-, Sommer- und Herbsi- schnitt. Der Frühjahrschnity wird im Allgemeinen bei starkwüchsi- gen Sorten angewendet und wird nicht sehr kurz geführt; man sehe hierbei hauptsächlich darauf, dass das über- flüssige Holz im Innern der Krone ent- fernt werde, doch muss immer so viel bleiben, dass die Krone nicht leer aus- sieht, auch dürfen sich nie zwei Aeste gegenseitig reiben. Der Schnitt der Leitzweige kommt ganz auf die Form an, die man dem Bäumchen geben will, ob pyramidenförmig, kugelförmig, flach, oder wie bei Trauerrosen hängend, ob ferner zu Säulen- oder Kletierrosen et Ve I N ER ER 80 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der So bestimmt. Endlich hängt der Schnitt auch von der Sorie ab, was bei nach- folgender Beschreibung der Rosenfa- milien angegeben ist. Bei der Pyramidenform lässt man im ersten Jahre nur einen Trieb als Hauptleitzweig wachsen und schnei- det dann die daraus hervorkommenden Seitentriebe in pyramidenförmige Ab- stulungen, stelle sie jedoch nicht zu dicht, sondern lasse nur ungefähr jedes dritte Auge ausireiben. Bei diesen Nebenleitzweigen hat man beim späte- ren Beschneiden stets darauf zu sehen, dass auf ein nach aussen gerichtetes Auge geschnitten wird. — Bei der Kugel- und flachen Form können mehrere Hauptleit- oder Multerzweige stehen bleiben, wo dann aus den dar- aus hervorkommenden Nebenzweigen die gewünschte Form herzustellen ist.— Die ovale und runde Kugelform ist die bei Rosen am meisten angewendete. Die Trauerform! Zu dieser Form können nur solche Sorten gebraucht werden, die einen nicht dichten hän- genden Wuchs haben. Man sucht zu diesem Zwecke die 4—5 ersten Augen des edlen Triebes durch Zurückschnei- den auf 5—6 Augen ausireiben zu las- sen und ziene dann diese an einem eigens dazu hergestellten Drahtgerüste, in einem sanften Bogen nach abwärts. — Die daraus hervorkommenden Neben- zweige werden immer sehr kurz ge- halten, jedoch der Leitzweig selbst sehr wenig geschnitten. Diese Form eignet sich sehr gut zu Einzelpflanz- ungen auf Rasen. _ Die zuSäulen- undKletierro- sen verwendeten Pflanzen sollten stets wurzelächt oder auf Wurzel veredelt gebraucht werden. Die ersteren wer- den an Pfählen und Baumstämmen hin- aufgezogen, die man gern verdecken möchte. Man suche zu diesem Zwecke von der ganz fest an den Pfahl ge- pflanzten Rose, durch Zurückschneiden auf A—5 Augen 3—4 kräftige Triebe zu erhalten, die dann entweder spi- ralförmig oder senkrecht daran hinauf- geleitet werden; bei letzterer Methode werden 2 Pflanzen in entgegengesetzter Richtung gepflanzt. Die Nebenzweige werden auch hier kurz gehalten und die Leitzweige im Anfang stärker, in spä- teren Jahren jedoch schwächer ge- schnitten. Die Kletierrosen endlich zieht man an leeren Wänden und Mauern hinauf. Man schneide die Pflanze auch hier im ersten Jahre nach der Pflanz- ung auf ö—6 Augen und binde dann diese Triebe gleichmässig vertheilt an der Mauer an, wo zu diesem Zwecke in die Fugen derselben Nägel geschla- gen werden, auch findet man sehr häufig Holzspaliere an der Mauer angebracht, wodurch das Anbinden wesentlich er- leichtert wird. Im nächsten Jahre schneidet man nun diese Triebe wieder ungefähr auf 1’ Länge zurück und lasse aus jedem derselben 2 Triebe hervor- kommen, die dann jedenfalls den für sie bestimmten Flächenraum, der 10° nicht übersteigen sollte, ganz bedecken werden. Im Uebrigen werden sie wie Säulenrosen behandelt. Auch Festons sieht man sehr häufig angewendet und sind diese von ausgezeichneler Schönheit; man kann dazu ausgewachsene Säulenbäumchen verwenden, indem man sie von oben herab in einem sanften Bogen mit ein- ander verdindet, selbsiverständlich müs- sen da mehrere in gewissen Enifern- ungen (elwa alle 20°) von einander stehen, und ist Jies z. B. an Wegen fortlaufend sehr leicht anzuwenden. DerSommerschniit. Dieser wird im Juni bei starkwachsenden und un= WIEN) D u m men ptan. u fen IS = er ne IR ee 2% I Amel Ba f Ra RE ee I. Orginalabhandlungen. 81 dankbar blühenden Sorten angewendet, um letzteres zu befördern. Man kneipe zu diesem Zwecke die krautarligen Spitzen der Triebe an ihrem äusser- sten Ende elwas ab, wodurch das Wachsthum gehemmt und in Folge des- sen die Knospenbildung befördert wird. Auch an Trieben die zum Oculiren ge- braucht werden sollen, wende man den Sommerschnilt an, weil die Augen dann viel besser anwachsen. Der Herbstschnitt endlich wird bei schwachwachsenden und nicht zu leicht erregbaren Sorten wie der Früh- jahrsschnitt angewendet; doch thut man gut, jelzt nur das überflüssige Holz auszuschneiden, die Seitentriebe regel- recht einzukürzen und das Beschneiden der Leitzweige bis zum Frühjahr zu ver- schieben, weil sonst der Baum bei spät noch eintretendem guten Wetter doch noch austreiben und dann unfehlbar sehr stark vom Froste leiden würde. Die gewöhn- liche Zeit hierzu ist Anfang Novembers. Der höchste Stolz eines Rosencul- tivateurs ist es, eine gute Sorte selbst gezüchtet, d. h. aus Samen erzogen zu haben. Es hängt dies immer von rich- tiger Auswahl der zum Samentragen verwendeten Blume und deren glück- licher Befruchtung ab. Allgemeine Regel ist hier, dass eine aus Samen gezogene Ruse Laub und Habitus von der männlichen Pflanze annimmt, wäh- rend sich die Blülhe mehr der weib- lichen, d. h. der Samenträgerin nähert und ist diese Regel bei der Wahl der zu befruchtenden Sorten stets im Auge zu behalten. Hat man also z. B. zwei Sorten, die eine von ausgezeichnet hübschem Blaitwerk und Wuchs, aber mit schlechter Blume und eine andere mit schlechtem sparrigen Wuchs, aber von ausgezeichneter Blüthe, so nehme man letziere zur Samenträgerin, indem III, 1873. die Staubfäden derselben noch vor ihrer Entwickelung sorgfältig mit einer spitzen Scheere ausgeschnitten werden, und dann an einem hellen sonnigen Tage mit einem feinen Haarpinsel der Blu- menstaub der ersteren auf die Narbe der letzteren gebracht wird. Man binde dann die 2 ersten Tage einen feinen, leichten, weissen Flor um die Blume, damit keine Insekten daran kommen können und beobachte sie dann; verblühet die Blume rascher als es sonst der Fall ist, so ist die Be- fruchtung gelungen und man kann sich der angenehmen Hoffnung hingeben, die Gärtnerwelt vielleicht mit einer Blume ersten Ranges zu überraschen. — Dazu gehört allerdings, dass der Same zuerst geerntet, ausgesäel und aufgegangen ist; denn selten ist man in letzterer Beziehung so glücklich, dass fast alle Körner aufgehen, oft ist es auch der Fall, dass kaum das Achtel keimt. Man nehme also den Samen nach seiner Reife, was an dem Braunwerden der Hagebuttien zu sehen ist und säe ihn am besten gleich aus, nachdem er vor- her 12 Stunden in Spiritus *) einge- weicht wurde. Letzteres bezweckt, dass die Samen alle im ersten Jahre keimen, was bei nicht eingeweichten manchmal erst nach 2 Jahren der Fall ist. Die Aussaat geschieht breitwürfig in ein Mistbeet. Haben nun die Pflänz- chen im nächsten Frühjahr die Samen- blättchen entwickelt, so pikire man sie wieder in einen Kasten und sind die- selben bis Herbst so stark, dass von *) Das Einweichen in lauwarmes Was- ser, — oder das Einschichten in feuchten Sand den Winter hindurch in kühlem Raume dürfte dem kaum anzuempfehlenden Einweichen in Spiritus vorzuziehen sein. | (E. R.) 6 82 ihnen Edelreiser geschnitten werden können, so veredele man sie im Ja- nuar auf gute Wildlinge, worauf dann die Pflanze gewöhnlich im nämlichen Jahre noch blühen wird. Auch Aus- saaten in grösserer Ausdehnung, be- sonders die Anzucht von Wildlingen aus Samen werden auf diese Weise vorgenommen, doch werden diese so- gleich in das freie Land ausgesäet. Die Bouquetfabrikation hat in den letzien Jahren eine so colossale Aus- dehnung erreicht, dass sich sehr viele Gärtner nur allein mit diesem Zweige befassen. Solche Leute müssen darauf sehen, ihre Kunden auch bei der schlech- testen Jahreszeit stets zufrieden zu stel- len; da nun wie bekannt, Bouquets im Winter als der an Blumen ärmsten Zeit am werthvollsten sind, so ist das Augenmerk eines solchen Geschäfts- mannes stets darauf gerichtet, um diese Zeit Rosen in Blüthe zu bringen, die durch das „Treiben“ oft sehr leicht erzeugt werden können. Diesem Ex- periment muss sich nun auch die Rose und zwar in letzter Zeit in sehr aus- gedehntem Maassstabe unterziehen, und hat sich dieselbe auf diese Weise zu einem der gewinnreichsten Artikel em- porgeschwungen. Um nun die Rose, zu dieser ungewöhnlichen Zeit in Blüthe zu haben, gibt es zwei Metloden; nämlich die des künstlichen Zurückhal- tens und diejenige des künstlichsten Vortreibens.. Es werden zu diesem Zwecke gewöhnlich niedrig veredelte, sehr häufig aber auch wurzelächte Ex- emplare, welche einen Sommer vorher im Topfe cultivirt wurden, verwendet. Allgemeine Regel bei beiden Methoden ist, nicht zu dicht gefüllte Sorten zu nehmen, am besten halbgefüllte, weil diese sich am leichtesten entfalten, während dicht gefüllte sehr oft vorher Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. abfaulen. Die eine Methode der Trei- berei kann nur mit Herbstrosen vorge- nommen werden; dieselben werden An- fang August, wenn sie anfangen wol- len ihre Blumen zu entfalten, ziemlich stark zurückgeschnitten und dann in einem kalten Kasten vor jeder über- flüssigen Feuchtigkeit bewahrt. So lange noch nicht Frost eintritt, bleiben je- doch die Fenster abgenommen, und erst wenn Kälte zu fürchten ist, wer- den sie wieder aufgelegt, jedoch wird bei gutem Wetter am Tage reichlich Luft gegeben. Besonders suche man derartige Rosen vor dem im Herbste öfter eintretenden Regen zu bewahren, damit die jung ausgetriebenen Zweige und Blüthenknospen nicht faulen, sondern gegentheils beginnen, sich ununterbro- chen zu entfalten und kann man auf diese Weise bis Januar Blumen haben. Die zweite Methode, die des künst- lichen Vortreibens, bestehet darin, dass man Sommersorten, die vorher in einem kalten Kasten gestanden haben, von Mitte Decembers an, in ein Haus mit 15—20 Grad Wärme so nahe als mög- lich unter Glas bringt. Fangen diesel- ben nun an auszutreiben, so werden sie öfter gespritzt, bis sie anfangen Knospen zu entwickeln. Alsdann wird mit dem Sprilzen aufgehört, und nur ı der Top! mit hinlänglicher Feuchtigkeit versorgt. Sollten sich etwa Blattläuse zeigen, so muss mit Tabak geräuchert und bei Mehlihau die Pflanzen einige Male mit Schwefel überpudert werden. Sind nun die Knospen so weit, dass sie anfangen sich zu entfalten, so ist für eine ziemlich trockene Atmosphäre zu sorgen. Ferner dürfen die Pflanzen nicht zu eng gestellt werden, damit sie genügend mit Luft und Licht ver- sorgt werden können, welch letzteres von besonderer Wichtigkeit ist, wes- I. Originalabhandlungen. 83 halb man auch ein nach Süden zu ab- fallendes Haus wählen sollte. Reinlich- keit und sofortiges Wegnehmen der etwa faulenden Blätter ist ihnen sehr förderlich; tritt um diese Zeit manch- mal ein warmer sonniger Tag ein, was zwar selten vorkommen wird, so lüfte man etwas und die Rosen werden in 4—6 Wochen zur Blüthe gelangt sein, und an Schönheit denen im Sommer nicht viel nachstehen. Wir kommen nun zur Beschreibung der Rosensorten. Dieselben zerfallen in zwei Abtheilungen; nämlich in Som- mer- und Herbstrosen. Die ersteren theilen sich wieder in 15 Familien und diese in 21 Gruppen. Die Herbsirosen zerfallen in 10 Familien und in 18 Gruppen; zusammen also in 25 Fami- lien mit 39 Gruppen, wie folgt. Sommerrosen. 1) Die Alpen- oder Boursault- Rose (Rosa alpina) unterscheidet sich von allen andern. Die Triebe sind lang, biegsam, sehr glalt, in einigen Fällen ganz frei von Dornen, die eine Seite oft blassgrün, die andere von ei- ner röthlichen Färbung; die Augen sind weiter als gewöhnlich von einan- der gestellt und die Blüthen stehen in Büscheln. Bildet gute Trauerrosen und gedeihet in jeder rauhen Lage. 2) Die Schwefelgelb gefüllte Rose (Rosa sulphurea) hat glaite graugrüne Blätter, die gewöhnlich von einem blassen geblichen Grün sind. Die Triebe sind kräftig und wachsen aufrecht, die schwachen sind mehr ver- ‚Slochten und beide sind mit langen dünnen Stacheln bedeckt. Eigenthün- lich ist, dass ihre Blume fast immer platzt, weshalb ihre Cultur nicht zu empfehlen, ausgenommen isi nur Per- sian- Yellow und die andern neueren, der letzteren ähnlichen Sorten. 3) Die Pimpinellblätterige Rose (Rosa spinosissima) ist die stache- ligste von allen. Die Blüthen dauern nicht lange. Die Pflanzen bilden dichte Büsche und werden gewöhnlich auch als solche gezogen, da sie als Stamm- bäumchen nicht gut passen; sie blühen reichlich und früh. Die Blüthen sind klein und kugelförmig. Zartes fein ge- fiedertes Laub zeichnet diese Rose aus. A) Die Damascener Rose (Rosa damascena) unterscheidet sich leicht von andern durch die Stärke des Wuch- ses, in Verbindung mit rauhen dornigen Trieben und flaumigen, lederartigen Blättern von hellgrüner Farbe. Blumen mit zurückgeschlagenen Kelchblättern. Alles harte Sorten. 5) Die Centifolien Rose (Rosa Centifolia) ist sehr wohlriechend, ihr Habitus ist meistens ästig oder hängend, das Blattwerk ist kräflig und schön. Die Blättchen breit und gerunzelt und in manchen Fällen abgestumpft, die Rän- der tief gesägt. Die Dornen an den Zweigen sind sehr ungleich; einige schön gerade, andere an ihrer Basis gross und sichellörmig. Diese Eigen- schaften verbunden mit hängendem Wuchs und den gewöhnlich kugelför- migen Blumen unterscheiden sie. Ein Hauptcharakter besteht darin, dass die Blätter und Blättchen, namentlich deren Mittelrippen, mit Drüsen besetzt sind, wodurch sie, wenn man mit der Hand darüber streicht, einen angenehmen Geruch verbreiten. Bei der Moosrose, die auch zu den Centifolien gehört, geht aus diesen Drüsen das sogenannte Moos hervor. 6) Die Miniatur-Centifolie oder Pompon-Rose ist wegen ihrer Klein- heit merkwürdig, sie blühet reichlich und ist von zierlichem Wuchse. Sie wird zuweilen in Masse angepflanzt, 6* 84 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7) Die Moosrose erkennt man durch ihre Blüthen, die in moosartigen Kelch gehüllt sind. Sie liebt einen fet- ten Boden und sollte nur wurzelächt oder auf niedere Stämme veredelt ge- zogen werden, da nur einige Sorten gut als Hochstämme gedeihen. Moos- rosen müssen kurz geschnitten werden und sind auch als Säulenrosen zu ver- wenden. 8) Die Französische Rose (Rosa gallica). Der Samen derselben geht leicht und gut auf. Die Blumen sind ihrer Fülle, ihres vollkommenen Baues und ihrer Regelmässigkeit in der Stellung der Blumen halber merk- würdig, auch riechen sie nicht sehr stark. Diese Sorte ist fast allen übri- gen Rosen vorzuziehen und ausserdem als harte Sorte zu empfehlen. Der Cen- tifolia ähnlich, unierscheidet sie sich, dass sie nicht so dicht wie diese mit Drüsen besetzt ist, sowie auch durch die mehr lederartigen Blätter und die grössere Gleichheit ihrer Dornen. Bil- det schöne Kronenbäumchen. 9) Die Französische Hybride Rose gleicht der vorigen sehr, je- doch ist ihr Wuchs weniger stark und das Holz ist gewöhnlich blassgrün, Die Augen befinden sich in sehr kleiner Entfernung von einander, die Blumen sind meistens hell und wegen ihrer Schönheit und Reinheit merkwürdig. Sehr harte Sorte. 10) Die Chinesische Hybride blühet im Juni und Juli und zwar nur einmal. Sie unterscheidet sich von der französischen durch flacheren Wuchs, durch ihre Blätter, welche gewöhnlich glatt und mehr oder weniger glänzend sind und sehr lange an der Pflanze bleiben, durch ihreDornen, welche grös- ser und gewöhnlich zahlreicher sind, endlich durch ihre Blüthen, welche in grossen Büscheln erscheinen, deren Blumenblätter weniger schlaff sind und nach dem Aufblühen längere Zeit in einem vollkommenen Zustande bleiben. Diese Sorte nimmt mit magerem Boden fürlieb und ist sehr hart, sie darf nicht kurz geschnitten werden und die kräf- tiger wachsenden Sorten liefern gute Säulenrosen. 11) Noisette Hybride. Diese gleichen der Chineser Hybride und unterscheiden sich von ihr durch kleinere Blüthen, die in grossen Dol- den stehen. Sie passen zu denselben Zwecken und verlangen dieselbe Be- handlung. 12) Die Bourbon -Hybride ist weniger ausgebreitet und stärker im Wuchse als die Chineser Hybriden und unterscheideten sich durch ihre brei- ten starken Blätter, bei denen die Blätt- chen mehr abgestumpft sind. Der Bau der Pflanze ist sehr schön, einige wach- sen gedrungen, viele sind reichblühend. Sie ist sowohl zur Topfzucht als auch zum Treiben sehr gut. 13) Die weisse Rose (Rosa alba). | Die obere Blatifläche derselben hat ein weissliches Aussehen. Die Blumen sind meistens weiss, rölhlichweiss und rosa und ist diese Gruppe sehr hart. 14) Die Weinrose und deren Hybriden (Rosa rubiginosa). Die wild- wachsende Species hat sehr wohlrie- chende Blätter. Diese Gruppe gedeihet gleich gut als Stammbäumchen und niedrig gezogen. Sie zeichnet sich im Allgemeinen durch den Wohlgeruch ihrer Blätter und ein gewisses rauhes Aussehen aus und hat meistens nur halbgefüllte Blumen. 15) Die Gelbe Rose (Rosa lutea). Die Blumen dieser Gruppe sind alle gelb. Sie ist an ihren kleinen Blätt- chen und einzelstehenden Blumen, so- I, Originalabhandlungen. 85 wie an der chocoladenfarbigen Rinde kenntlich. Sie darf beim Schneiden blos ausgedünnt, die Haupizweige je- doch nur wenig geschnitten werden. Eignet sich sehr gut zu Trauerrosen. 16) Die Ayrshire Rose (Rosa arvensis) bildet die schönsten Trauer- rosen, ist rankend, klammert sich an alles an, bildet vollkommene Dickichte, und ist vollständig hart. 17) Delmmergrüne Rose (Rosa sempervirens). Sie passt zu gleichen Zwecken wie die vorige und unter- scheidet sich von dieser dadurch, dass die Blüthen in Büscheln stehen, und dass sie ihre dunkelgrünen Blätter bis tief in den Winter behält. Ist sehr hart und als Säulenrose sehr gut. 18) Die Vielblumige Rose (Rosa multiflora). Dieselbe ist sehr empfind- lich und verlangt im Winter guie Be- deckung, sie eignet sich zu Kletter- und Trauerrosen sehr gut, das Laub- werk ist sehr elegant und die Zweige haben nur wenige Stacheln. 19) Die Moschusrose (Rosa mo- schata). ist gegen Kälte empfindlich und hat einen Moschus ähnlichen Geruch. 20) Die Prairie Rose (Rosa ru- brifolia) auch Brombeerblätterige ge- nannt, weil sie Blätter hat wie eine Brombeere. Eignet sich zur Bekleid- ung von ganzen Wänden. Sie ähnelt sehr des R. multiflora und unterschei- det sich von dieser, dass ihre Blumen einzelnstehen. ‘Etwas empfindlich. 21) Die Banksrose (Rosa Bank- siae). Ihre Blumen gleichen mehr der gefülltblühenden Kirsche als einer Rose. Zur Bekleidung von grossen Mauern zu verwenden. Ist von raschem Wuchse, aber nicht hart, wird im Sommer, nach- dem sie geblühet hat, geschnitten, Blu- men in Büscheln. Ist nur in südlichen Klimaten zu verwenden. Als Kletterrose sich eignend» | Herbstrosen. Blühen vom Mai bis November und später, wenn sie nicht durch den Frost daran gehindert werden. 22) Die Macartney-Rose (Rosa bracteata) ist von kräftigem Wuchse, aber nicht hart, zur Bekleidung von Mauern zu verwenden. Die Pflanzen sind immer grün, das Laubwerk dunkel und glänzend, als wenn es lackirt wäre und dies im Gegensatz zu den milch- weissen wie Apricosen duftenden Blu- men gewährt einen überraschenden An- blick. Von dieser Gruppe gibt es nur 4—-5, die werth sind cultivirt zu werden. 23) Die Kleinblätterige Rose (Rosa microphylla) ist eine merk- würdige Seltenheit. Die Blätter sind aus vielen kleinen Blättchen zusammen- gesetzt, zuweilen von so vielen, dass an jeder Seite des Blalistieles 15 stehen. Die Zweige sind hellbraun; die äussere Rinde schält sich oft im Herbste ab, die Zweige selbst haben fast gar keine Stacheln, aber die breiten Kelchröhren- blätter sind dicht damit besetzt, wes- halb die Blumenknospen so stachelig wie ein Igel sind. Diese Rose hält nicht aus, braucht nur wenig geschnit- ien zu werden und verlangt einen war- men sandigen Boden und eine südliche Mauer um’ zu gedeihen. 24) Die Vierjahreszeit-Rose (Rosa damascena) ist eine mehrmals- blühende Rose und blühet sehr spät im Jahre, ist jedoch von besseren Varietä- ten übertroffen und wird deshalb gar nicht mehr cultivirt. 25) Vierjahreszeit-Moosrose. Diese Rose hat den Charakter der Da- mascener. Das moosartige Ansehen der Blumen wird hervorgebracht durch ganz dicht gestellte drüsige Stacheln. Sie bringt zuweilen im Herbste noch | eine zweite Blüthe, 86 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 26) Die Rose von Trianon. Wuchs ist kräftig und keine zärtliche Sorie. Form, Farbe und Stellung der Blumen gewöhnlich sehr lieblich. Sie blühet im Sommer in kleinen Büscheln, im Herbst dagegen stehen die Blumen mehr vereinzelt; die Blätter sammlen sich in kleinen Büscheln nahe an den Enden der Triebe. Sehr zu empfehlen. 27) Die mehrmalsblühende DamascenerRose (Rosa perpetuelle). Diese Gruppe ist mehr wegen ihres Wohlgeruchs als wegen der Grösse und symmetrischen Form ihrer Blumen merkwürdig, jedoch den Remontanten nicht ebenbürtig. Sie verlangen einen fetten Boden und werden am besten wurzelächt, oder auf niedere Stämme veredelt gezogen. 25) Die mehrmalsblühendeHy- bride (Rosa hybrida bifera remon- tante) ist der Chineser Hybride sehr ähnlich, ist ganz hart und wohlrie- chend. Sie passt sowohl zu Stamm- bäumrhen, niedrig gezogen, als auch zur Topfeultur und zum Treiben, sie unterscheidet sich von der folgenden Gruppe durch die langen trichterförmi- gen Kelchröhren, während jene runde hat. 2) De mehrmalsblühende Bourbon - Hybride. Bei dieser herrscht der Charakter der Bourbon- Rose sehr auffallend vor, sie ist von niedrigem gedrungenem Wuchse und als hochstämmig nicht gut zu verwenden. Die Blumen sind nicht gross aber gut gebaut und werden gewöhnlich in Bü- scheln erzeugt. 30) Die Indische Rose (Rosa indica). Die meisten Sorten dieser Gruppe wachsen nicht sehr kräflig, je- doch ist der Farbenschmelz ihrer Blu- men imposant. 31) Die Pimpernellbläiterige Rose (Rosa spinosissima bifera) gleicht in allem der Pimpernellblätterigen und ist nur durch die Blüthezeit im Herbste ver- schieden. 82) Die mehrmalsblühende Moosrose (Rosa Centifolia muscosa bifera). Es sind dies im Herbste blüh- ende Moosrosen, deren Moos aus Drü- sen besteht. 33) Die hochrothe Chineser Rose (Rosa semperflorens). Sie blühet noch sehr spät, ist gegen Kälte etwas empfindlich. Dieselbe gedeihet am besten wurzelächt oder niedrig ver- edelt, da sie einen kleinen Strauch bildet; sie muss kurz geschnitten wer- den und einen fetten Boden haben. Holz und Blättchen sind gewöhnlich hochpurpur gefärbt. 34) Die Chineser- oder Mo- nats-Rose (Rosa indica) ist der vorigen sehr ähnlich, unterscheidet sich von dieser durch grössere Büsche, graugrünes Holz und grüne glänzende Blätter. Bildet sehr schöne Stamm- bäumchen, wird aber wie die vorige am meisten wurzelächt zu Gruppen verwendet. 35) Die Lawrence- oder Lili- put-Rose. Niedrige Rosen von 1‘ in der Höhe und schön mit ihren winzig kleinen Blüthen bedeckt, besonders wenn sie in Töpfen gezogen werden. 36) Die Theerose, Dies ist eine grosse Gruppe, von denen einige we- gen ihrer grossen dicken Blumenblät- ter, andere wegen eines starken thee- ähnlichen Geruchs und andere wegen der Zartheit und der schönen Farben ihrer Blumen merkwürdig sind. Die gelben Theerosen sind sehr schön. Diese Gruppe ist etwas schwierig zu | eultiviren, sie verlangen einen fetten mehrmalsblühende | gut drainirten Boden, kurzes Schneiden, II, Neus oder empfehlenawerthe Zierpflanzen. 87 und wenn sie im Freien gezogen wer- | chala). Die Blumen, die sich in gros- den, eine trockene, warme Rabatte und | sen Büscheln bilden, erscheinen selten Schutz gegen Frost. Zieht man die | vor dem Spätsommer; ihr eigenthüm- Theerosen an einer gegen Süden oder | licher moschusähnlicher Geruch ist eine Osten gelegenen Mauer, so wachsen ! Eigenschaft, die sie auszeichnet. Sie sie sehr kräftig und blühen viel früher | ist von hartem Wuchs und am besten und schöner als in freier Lage; für | zu Kletterrosen geeignet, ist jedoch Topfeultur und zum Treiben unüber- | nicht hart und verlangt im Winter ei- trefflich. nen Kasten, liebt Langschneiden. 37) Die Bourbon-Rose. Der 39) Die Noisette-Rose. Die- Schmelz und die Reinheit der Farben, | selben sind harter Natur, haben einen die grossen glatten Blumenblätter, ihr | freien Wuchs und machen grosse Blu- zirkelrunder Umriss und die Schönheit | menbüschel, die spät im Jahre sich ent- des Laubes hat sie zu den vorzüg- | wickeln. Eignen sich zu Trauer- und lichsten Lieblingen erhoben. Der lang- | Säulenrosen, auch in hochstämmiger same Frühjahrstrieb stelli sich selten | und niedrig gezogener Form. Muss in vollkommener Schönheit dar, aber | mittelstark geschnitten werden und ist der schnelle Sommerwuchs versorgt | eine sehr zu empfehlende Gruppe. uns mit einem grossen Vorrath voll- Fr. Walter *). kommener Blumen’ während ‘des Herb- || ; .. 1... 1... 12 Wu eu stes. Sie ist vollkommen hart und ge- * Hermit. Walter var faher elden deihet in jeglicher Form, sowie auch | Baumschulen von J. Booth und Söhne in in Töpfen und zum Treiben. Flottbeck bei Hamburg beschäftigt, jetzt 88) Die Moschusrose (Rosa mo- | Handelsgärtner in Dürckheim (Bayr. Pfalz). I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. field, befindet und dort zur Blüthe ge- a) Beschrieben und abgebildet in langte. (1872 p. 571.) »Gardeners Chronicle.s 1) Masdevallia maerodactyla Rchb. fi. 3) Lockhartia amoena Rchb. fil. et En- (Orchideae). Eine neue Art aus Neu-Gra- | res. (Orchideae). Entdeckt von M. En- nada, eingeführt durch die Herren J. Veitch | res in Costa Rica und im Hamburger bo- und Söhne in London. — Zunächst ver- | tanischen Garten zur Blüthe gelangt. Sten- wandt mit M. ochtkodes und M. verrucosa, gel aufrecht, Blätterdreikantig, abgestumpft. besitzt sie lang geschwänzte Sepalen. Die | Bjumen schön gelb; Lippe mit purpur und Blumen sind grünlich-gelb, Lippe schwarz- | gzulehen mit braun gezeichnet. purpur mit 2 braunen Nerven bis zu den (1872 p. 666.) | Sea rl) 4) Eria Berringtoniana Rchb. fl. (Or- 2) Masdevallia ignea Rchb. fil. var. | chideae). — Fine sehr unerwartete Neu- Marshalliana. (Orchidese). Eine Abart | heit — eine gigantische Eria fava, eine mit gelblichen Blumen, die sich im Besitze | Traube mit Blumen tragend, welche den- von W. Marshall, Esq. in Clay Hall, En- | jenigen von Sarcopodium Lobbi sehr ähn- 88 lich sind. Die Blumen sind zuerst gelb- lichgrün, die Seitensepalen und die Lippe innen mit purpurnen Strichen gezeichnet; später bekommen sie eine Ocherfarbe. Die Aussenseite der Sepalen ist mit sehr kur- zen weissen, arachnoiden Haaren bedeckt. Stammt aus Borneo und blühte bei A. D. Berrington, Esq. in Pant-y-Goltre, Aber- gavenny. (1872 p. 666.) 5) Trichoglottis fasciata Rehb. fil. (Or- chideae). Eine ostindische Pflanze mit dem Habitus einer Renanthera, aber mit sehr kurzem Blüthenstande und grossen, Phalaenopsis ähnlichen Blumen. Es ist die schönste der bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung. Die Hauptfarbe der Blu- me ist weisslich, mit gelben und purpur- farbenen Flecken. Befindet sich in den reichen Etablissements der Herren J. Veitch und W. Bull. (1872 p. 999.) 6) Alsophila Scottiana Baker (Filices). Stammt aus der temperirten Zone des Hi- malaya, in einer Höhe von 56000 Fuss und wurde von Mr. John Scott und Mr. C. B. Clarke entdeckt und in trockenen Exemplaren nach Kew gesandt. Der Stamm erreicht eine Höhe von 20—25 Fuss, ist sehr robust und proliferirend. Stengel 11/,—2 Fuss lang, am Grunde 4—41/, Zoll im Umfange habend; unbewaffnet, in dem untern Theile mit linearen, zugespitzten, braunen Spreuschuppen bedeckt. Wedel länglich deltoid, 6—10 Fuss lang, 4 Fuss oder mehr breit, doppelt gefiedert, fast le- derartig, oben dunkelgrün, mit Ausnahme der Spindel glatt; dieselbe ist mit anlie- genden rostfarbenen Haaren bedeckt. Adern alle einfach, zu 5—6 Paaren auf jedem Seg- mente. Fruchthäufchen auf dem Rücken der Adern, dicht an der Mittelrippe. (1872 p. 699.) 7) Odontoglossum ulopterum Lind. et Rcehb. fil. (Orchideae). — Eine bei Herrn Linden in Brüssel wahrscheinlich aus Neu- Granada oder Ecuador eingeführte Or- chidee mit langer Blüthenrispe und Blu- men, deren Sepalen braun sind und am Rücken einen grünen Kiel haben. Petalen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gelb, mit zahlreichen braunen Flecken. Hypochil weiss mit 2 purpurnen Flecken an den hintern Hörnerr. Epichil gelb, mit zahlreichen braunen Flecken. (1872 p. 731.) 8) Odontoglossum spilotanthum Lind. et Echb. fl. Von Wallis in Ecuador ent- deckt und mit dem vorigen nahe verwandt, jedoch durch den basilaren Theil der Lippe gut unterschieden. Blumen weisslich mit braunen Flecken. Blühte im Etablisse- ment Linden. (1872 p. 731.) 9) Pleurothallis lateritia Endr. et Rechb. fil. (Orchideae). Eine kleine, rasenbildende Art in der Weise von P, Grobyi, mit klei- nen ziegelrothen Blumen. Wurde durch Endres in Costa Rica entdeckt und an den botanischen Garten in Hamburg gesandt. (1872 p. 731.) 10) Trichopilia rostrata Bchb. fil. (Or- chideae]. Bei Herrn Stuart Low zur Blüthe gekommen und weisse Blumen tragend. Stammt aus Neu-Granada. Scheinknollen linear-zungenförmig, Blätter zungenförmig, zugespitzt. — Blüthenstiel zweiblumig. (1872 p. 798.) 11) Alocasia Marshalliana hort. Bull. (Aroideae). Eine knollentragende Art aus Östindien, welche mit A. Jenningsi sehr nahe verwandt ist. Sie wurde zwischen Orchideen aus Ostindien bei Herrn Mar- shall in Enfield eingeführt. Von A. Jen- ningsi unterscheidet sie sich durch einen | breiten grauen Längsstreifen, welcher das ganze Blatt durchzieht. (1872 p. 801 Fig. 186.) 12) Phalaenopsis Veitchiana Rchb. fil. (Orchideae). Scheint ein natürlicher Bast- ard zwischen Ph. equestris und Ph. Schil- leriana zu sein. Die Blüthenähre ist der- jenigen von Ph. equestris sehr ähnlich; aber länger und steht nicht so lange in Blüthe, wie jene. Die Blumen sind denen von Ph. Schilleriana sehr ähnlich, aber kleiner, purpur, mit weisslichen Rändern an den Sepalen und Petalen. Lippe eben- falls purpur, am Grunde mit dunkleren IHRE VDE. h _ II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 89 Flecken und mit gelben, braungesprenkel- tem Callus; die Blätter ähneln den blass gezeichneten von Ph. Schilleriana sehr. (1872 p. 935.) 13) Pentstemon Menziesi Hook. var. Ro- binsoni Th. Moore. (Personatae). Von der Californischen Sierra Nevada durch Mr. Wm. Robinson im Etablissement Veitch eingeführt. Eine halbstrauchige, aufrechte, Pyramiden bildende Pflanze mit runden glatten Zweigen. Blätter glatt, etwas fleischig, rundlich ‘oder eiförmig, zuge- spitzt, gesägt, fast sitzend. Blüthenstand verästelt, aufrecht, vielblumig; Blumen einen Zoll lang, violett. (1872 p. 969 Fig. 227.) 14) Oncidium aleicorne Rchb. fil. (Or- chideae). Eine aus Neu-Granada stam- mende, mit O. pyramidale Ldl. verwandte Art. Scheinknollen länglich. Blätter zun- genförmig spitz; Blüthenrispe bis 30 Zoll lang; Blume ähnlich denen der obenge- nannten Art, gelb mit sehr blassen Stri- chen auf allen Theilen; das Säulchen ist sehr interessant gestaltet, Wurde durch Mr. Bowmann bei Wilson Saunders, Esq. eingeführt und blühte dort im Frühjahre 1872, (1872 p. 969.) 15) Odontoglossum stenochilum Lind. et Eehb. fl. — Eine eigenthümliche Art, in der Weise von O. pardinum Ldl. mit tief- gelben Blumen, bedeckt mit zahlreichen schönen dunkelbraunen Flecken. Lippe gelb. Säulchen weisslich an der Spitze braun. Wahrscheinlich eine Einführung von Wallis, welche im März 1872 bei Lin- den zur Blüthe gelangte, (1872 p. 969.) 16) Liparis Saundersiana Rehb. fil. (Orchideae). Verwandt mit L. Wendlandi Scheinknollen eiförmig, Blätter glänzend, herzförmig, länglich gespitzt, kurz; Blü- thenstiel 2 Zoll lang, violett, an den Spitzen grün. Sepalen grünlich, Petalen, Lippe und Säulchen dunkelviolett. Stammt von Jamaica und blühte im Garten des Hrn. Wilson Saunders. (1872 p. 969.) 17) Catasetum scurra Rehb. fil. (Orchi- deae). Eine ebenfalls im Besitze des Hrn, Saunders, Esq., befindliche neue Art, zu- nächst mit C. Warscewiczii verwandt. Scheinknollen 1—11/, Zolllang, Blätter ge- stielt, länglich-lanzettlick, spitz. Traube hängend, mit 5 Blumen, von der Grösse wie ungefähr Odontoglossum pulchellum. Sepalen länglich, weiss, mit schönen grü- nen Adern. Petalen breiter, kürzer und runder, ebenfalls weiss mit grün geadert. Lippe dreispaltig; Seitenlappen aufrecht, rhomboidisch, gezähnelt. Stammt aus De- merara. Blumen sehr wohlriechend. (1872 p. 969.) 18) Oncidium (Cyrtochilum) insculptum Rchb. fil. (Orchideae). Eine sehr interes- sante Pflanze mit einer sehr reichen In- florescenz; die Blumen sind 2/3 so gross als diejenigen von O0. crispum Lodd. Das Rücken-Sepalum ist klauig, mit einer läng- lichen Scheibe und sehr wellig, braun, mit weissgelben Rande. Die Seitensepalen sind sehr ähnlich, aber schmäler und am Grunde verwachsen; die Petalen sind gleich den Sepalen gestaltet, aber kürzer gestielt. Lippe zimmtfarben, am Grunde weisslich gelb. Blühte bei Hrn. J. Day, Esg. (1572 p. 1035.) 19) Octomeria tricolor Rchb. fil. (Or- chideae). Stammt wahrscheinlich aus Bra- silien und blühte im Saunders’schen Gar- ten. Eine kleine Art mit weissen Blumen, der hintere Theil der Lippe purpur, gelb gekielt. (1872 p. 1035.) 20) Odontoglossum ringens Rchb. fil. (Orchideae). Eine sehr sonderbare und interessante Art, in der Stellung der Blü- thentheile lebhaft an Oncidium phymato- chilum oder O. ochmatochilum erinnernd, Die Blumen sind so gross, als bei Odontö- glossum laeve; aber die Sepalen sind spitz und die Petalen am Rande sehr gekraust. Die ganze Blume ist nanking-schwefel- gelb, wie bei Oncidium Warnerianum; die Petalen haben 8—9 schwarzpurpurne Längs- streifen, gleichfarbig sind auch die Sepa- len linirt. Blüthenstand sehr reichblumig. 90 Ist wahrscheinlich eins der peruvianischen Einführungen des verstorbenen Pearce und befindet sich im Besitze der Herren Veitch. (1872 p. 1035.) 21) Masdevallia coriacea Ldl. (Orchi- deae). Lindley Orchid. Linden. p. 4. — Eine zwar schon von Hartweg, Linden und Schlim bei Bogota gesammelte, aber erst in neuerer Zeit durch Weir und Bruck- müller in die englischen Gärten lebend eingeführte Art. Blume weisslichgelb, mit vielen bräunlich-purpurnen Strichen an den Nerven; und der Rücken ist ebenfalls purpurn. Diese Art erreicht zwar nicht die Schönheit der M. Lindeni Andr& und der M. Harryana Rchb, fil., bleibt aber dennoch eine willkommene Bereicherung unserer Collectionen. Im Besitze der Her- ren Veitch. (1872 p. 1076.) 22) Odontoglossum Coradinei Rchb. fil. Wahrscheinlich ein Bastard zwischen Odon- toglossum triumphans und irgend einer Art aus der Gruppe von O. odoratum. Die der erstgenannten Art fast gleichen Blu- men besitzen eine schöne dunkelschwefel- gelbe Farbe mit einigen nussbraunen Flecken. Lippe weisslich, ebenfalls mit einigen brau- nen Flecken. Im Uebrigen hat die Blume einen dünneren Callus und eine schlankere Gestalt. Erzogen durch die Herren Chesterton und Coradine, wurde die Pflanze zu Ehren des Letzteren, auf speciellen Wunsch des Ersteren, benannt. Im Be- sitze des Etablissements Veitch. (1872 p. 1068 Fig. 251.) 23) Batemannia Burtü Endr. et Rechb. Al. (Orchideae). — B. meleagris var. Burtii Rehb. Ail. in litt. — Eine interessante und sehr eigene Art. — Sie trägt viele mehr als fusslange Blätter. Die Blumen ähneln sehr denjenigen von B. meleagris; sie sind bräunlich; die Petalen sind an der Basis weiss und tragen 2 grosse schwarze Flecken. Die Lippe ist weiss. Wurde 1867 in Costa Rica durch M. Endres entdeckt. — Bei Herrn W. Burnley Hume, Esq. kam ein aus dem Etablissement Veitch erworbenes Exemplar in Blüthe. (1872 p. 1099.) Gartenflora Derachlande, Russlands und der Schweiz. 24) Olearia Haastii Hook. (Compositae) (Eurybia parviflora h. Veitch). — Ein klei- ner, verästelter Strauch aus Neuseeland, in Etablissement Veitch eingeführt. Blät- ter 2/3;—11/; Zoll lang länglich oder eiför- mig, stumpf, sehr lederig, ganzrandig; oberhalb grün und glänzend, unterhalb weiss, matt, Blüthen in einer lockeren Dol- dentraube. Involucrum cylindrisch, Schei- den dachziegelförmig, länglich, stumpf, glatt. Randblumen wenig, breit, Pappus weiss, ungleich. Achenen leicht behaart. (1872 p. 1194 Fig. 274.) 25) Aerides Houlletianum Rehb. fil. (Orchideae), Blätter zungenförmig, an der Spitze zweispaltig. Traube vielblumig. Blumen gross, fleischig. Sepalen und Petalen gelb, mit purpur gezeichnet. Lippe weiss und mit verschiedenen amethystfarbenen Flecken gezeichnet, der hintere Theil ist ganz amethystfarben. Der braune Sporn mit gelber Spitze ist gänzlich von der Lippe verdeckt. Nahe verwandt mit Aerides falcatum Ldl. und im Besitze des Herrn Lüddemann in Paris. (1872 p. 1194.) 26) Odontoglossum grande Ldl. var. splendens. (Orchideae), Eine bei Mr. Wil- liam Bull befindliche Abart mit fast weis- ser Lippe und purpurbrauner Zeichnung. 27) Oncidium crispum Lodd. var. sub- laeve. Eine im Hamburger botanischen Garten befindliche Varietät, der die mit Callus parallel laufenden Reihen von War- zen an der Lippe fehlen. 28) Zypopetalum (Kefersteinia) lacteum Rchb. fil. Eine der K. graminea ähnliche Pflanze, mit ausnehmend derben Blättern. Blumen klein, weiss am Grunde mit eini- gen braunen Punkten und Strichen. Von Herrn G. Wallis in Chiriqui entdeckt, spä- ter auch von W. Endres gesammelt und im Besitze der Herren Linden in Brüssel und Veitch in Chelsea. (1872 p. 1290.) 29) Odontoglossum purum Rchb. fil. (Or- chideae). Eine mit O0. Wallisi Lind, et | Rehb. fil. nahe verwandte Art, im Btablis- | sement der Herren J. Veitch und Söhne II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 91 aus Neu-Granada eingeführt. Blumen hell- gelb mit braunen Flecken. Lippe weiss. Eine Art zweiten Ranges. (1872 p. 1323.) 30) Acrostichum Prestoni Baker (Fili- ces). Wurde von Mr. Glazion, dem uner- müdlichen Curator des Kaiserlich Botan. Gartens in Rio Janeiro in den Wäldern der Umgegend dieser Stadt entdeckt, und durch Rey. A. T. Preston lebend in Kew eingeführt. Nahe verwandt mit A. scolopendrifolium Raddi, mit dem es in Grösse und Textur der Blätter und in dem Charakter der Spreuschuppen überein- stimmt. Die grossen sterilen Blätter sind lanzettlich-zungenförmig, 12—16 Zoll lang, 2—21/, Zoll breit; der 3— 10 Zoll lange Stiel ist dieht mit langen, linearen, fast schwarzen Spreuschuppen bedeckt, Der Blattrand ist mit dichtstehenden braunen Spreuhaaren besetzt; die lanzettförmigen fruchtbaren Wedel sind 4 Zoll lang, 1 Zoll breit und haben längere Stiele als die un- fruchtbaren. Gehört in die Section Ela- phoglossum. (1872 p. 1555.) 31) Sarcanthus mucrodon Eehb. fil. (Orchideae). Eine kleine Art mit gelb- lichen, purpur gestreiften Flecken, die kei- nen blumistischen Werth hat. Wurde durch Oberst Benson aus der Präsident- schaft Madras an die Herren Veitch und Söhne in Chelsea gesandt. (1872 p. 1555.) 32) Asparagus aethiopicus var. ternifo- lius Baker (Liliaceae-Asparagineae). — Bak. in Saunders Refug. bot. t. 261. — Eine glatte, verästelte, rankende Art und wurde von Mr. Thomas Cooper in Südafrica ent- deckt. Blätter zu drei stehend, 11/, Zoll lang, linearlanzettlich, scharf zugespitzt. Blumen in zahlreichen achselständigen Trauben dichtgedrängt, reinweiss, herma- phroditisch. (1872 p. 1588 Fig. 338.) 33) Gymnogramme decomposita Baker (Filices). Von den südamerikanischen Anden bei Veitch eingeführt und dem Kew-Garten mitgetheilt. Blattstiele stark glänzend, nussbraun, aufrecht, mehr als einen Fuss lang, bis zum Wedel rinnig, unterhalb abgerundet; am Grunde schwe- felgelb bestäubt. Wedel fast aufrecht. 15— 18 Zoll lang, lanzettlich-deltaförmig, vier- fach gefiedert, pergamentig, auf beiden Seiten glatt. Spindel nussbraun, glatt, Fiedern dicht, lanzettlich-deltoid, Endseg- mente linear, zugespitzt, Adern gabelför- mig. Fruchthäufchen schwefelgelb. (1872 p. 1587.) 34) Listrostachys cephalotes Rchb. fil. (Orchideae). Eine merkwürdige Neuheit aus dem westlichen tropischen Afrika. Der Blüthenstand ähnelt in seiner Form dem Köpfchen einer Composite. Die Blumen sind kaum grösser als diejenigen von Sar- canthus rostratus und sind in ihrer Struc- tur sehr einfach und haben eine weisse Farbe. Die Art ist am nächsten verwandt mit Listrostachys (Angraecum) capitatum Ldl. Die Pflanze ist im Besitze von W. Wilson Saunders, Esq. in Hillfield House, Reigate und steht unter der sorgsamen Pflege von Mr. Green. (1872 p. 1687.) 35) Stelis canaliculata Rchb. fil. (Or- chideae). Eine kleine, unscheinbare Art, mit kleinen gelben Blümchen von der Grösse eines Hirsenkorns; sie stammt aus Bogota und befindet sich in der Saunders’- schen Sammlung. (1872 p. 1718.) (Ender.) b) Im Cataloge von Herrn James Veitch and Sons (Royal Exotie Nur- sery, Kingsroad, Chelsea, London), em- pfolene neue Pflanzen, mit den uns vom Herrn Veitch mitgetheilten Cliches. 36) Dracaena Weismanni. Sehr schöne neue buntblätterige Dracaena aus der Sippe von Dr. Jacquini (ferrea). Blätter verhältnissmässig schmal und lang, gracil überhängend bronzeroth und mit rothen Rändern. Die jüngeren Blätter sind zum Theil am Rande rahmweiss gefärbt, wo- durch ein sehr schöner Farbencontrast entsteht. 92 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweız. Dracaena Weismanni. Auch in Gardners Chronicle als eine hervorragend schöne Neuheit bezeichnet und auf mehreren Ausstellungen Englands mit einem Certificat erster Klasse gekrönt. 37) Dracaena Youngü. Aus der glei- chen Sippe mit der vorhergehenden, ge- hört die in Rede stehende im Gegentheile zu den breitblätterigen Formen mit schwach überhängenden Blättern. Die Farbe der ältern Blätter ist ein glänzendes Kupferroth, während die jün- gern Blätter schön hellgrün mit rosenfar- benem Schein. Alle Blätter tragen viele dunkelrothe Streifen. Diese ebenso schöne als em- pfehlenswerthe Neuheit, ward vom Herrn J. R. Young in Sidney (Australien) Hrn. James Veitch gesendet und daher zu Ehren | des Ersteren benannt. III. Notizen. 03 I. Noiizeä. 1) Professor K. Fuss bemerkte im | fallen, sich entwickelt hatten. Die Spitze September 1871 an der Spitze der Zweige | eines Zweiges bot eine eigenthümliche eines auf Quittenunterlage veredelten s. g. | Bildung — aus einer Birnenfrucht war ein Zwergbirne - Baumes, kleine kaum nuss- | Zweig herausgewachsen, der an seiner grosse unreife Früchte, welche wahrschein- | Spitze sogar eine Blüthe hervorgebracht lich aus Blüthen, die in der Sommerzeit | hatte, 94 Der Zweig war noch im Saft und Le- ben, nur die Spitze war abgewelkt und todt. Der unterste Theil hatte ganz die Gestalt des Fruchtstieles von Birnen, was er auch in der That war; die Anschwell- ung der Frucht ist im Anfange nicht re- gelmässig gerundet, sondern hie und da eingebuchtet und an dem oberen Ende ein- gedrückt; ın der Mitte dieser Einsenkung sind noch neben der Basis eines daselbst emporsteigenden Zweigleins die Ueberbleib- sel des ehemaligen Kelchzipfels in noch saftigem Zustande, ja einer der Zipfel hat sich zu einem völligen gestielten Blatte weiter ausgebildet. Der aus der Birnen- frucht emporsteigende Zweigtrieb ist ganz normal gebildet, mit gut entwickelten Knospen, mit Narben der abgefallenen Blätter und mit zwei noch angehefteten Blättern. Oben sitzt der vertrocknete Stiel einer in den Resten des Kelches und der Staubfäden erkennbaren Blüthe auf. — Ein Querdurchschnitt durch die Mitte der Fruchtanschwellung zeigt kein Samenge- häuse, keinen Holzring, wohl aber einige Gefässbündel in der Achse der Frucht, die wahrscheinlich die verlängerten Gefäss- bündel des Fruchtstieles sind, und weiter oben dann ausserhalb der Frucht die Holz- bündel für den Zweigtrieb abgeben. Prof. Fuss spricht (Mitth. d. sieb. Ver- eins f. Naturw. Hermannstadt XXI. 1872) die Ansicht aus, dass diese Missbildung Folge der im Jahre 1871 eingetretenen meteorologischen Verhältnisse sein dürfte. Der warme Frühling begünstigte des Blühen der Bäume; das darauf eingetretene bis in August fort andauernde Regenwetter beför- derte die Blätterbildung und das rasche Wachsthum der Pflanzen; die zweite Hälfte Augusts und der September waren wieder trocken und warm, so dass an mehreren Bäumen und Weinstöcken neue Blüthen bemerkt wurden. (S—r.) 2) In der Sitzung der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien am 14. No- vember 1572 sprach Professor Böhm über die Bildung von Sauerstoff durch grünein kohlensäurehaltiges Was- ser getauchte Landpflanz’r und EEE ee nr — oma omg r Tre sGm meer a fotmasfee = miomheRmER TE Res oem pe En ERTTTSOER TÜREN ET EI Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lieferte den Beweis, dass nicht dı& vom Wasser absorbirte Kohlensäure direct von den chlorophylliführenden Zellen aufgenom- men werde, sondern dass die Versuchsob- jecte sich vorerst mit einer kohlensäure- haltigen Atmosphäre bekleiden, um daun zu fungiren, wie unter normalen Verhält- nissen, Prof. Böhm stützt seine Beweise auf folgende Thatsachen: 1) Blätter von Juglans u. a. in kohlen- säurehaltiges Wasser gebracht und dem Sonnenlicht ausgestellt, sondern nur sehr wenig Gas ab, wenn die sich auf selben bildenden Bläschen gleich im Beginne des Auftretens entfernt werden. 2) Wird der Absorptions-Coefficient des Wassers für Kohlensäure durch Erniedrig- ung der Temperatur, oder durch Druck erhöht, so unterbleibt die Gasabscheidung, während unter gleichen Verhältnissen gasförmige Kohlensäure noch zerlegt wird. 3) Die Gasabscheidung unterbleibt auch, wenn man die Blätter vor dem Versuche mit Wasser injieirt und so die Bedingung für die Bläschenbildung auf denselben ver- mindert. Injieirte Blätter von Landpflan- zen bilden aber in kohlensäurehaltiger At- mosphäre noch viel Sauerstoff. Ferner gibt Dr. Böhm noch zur vor- läufigen Mittheilung, dass 1) grüne Landpflanzen bisweilen in koh- lensäurehaltiger Atmosphäre dem Volumen nach mehr Sauerstoff bilden, als von der in Verwendung gekommenen Kohlensäure zerlegt werde; diese ist durch die Bildung von Kohlensäure lebender Pflanzen in sauerstofffreien Medien bedingt — noch nicht ist erwiesen, ob dabei auch Alkohol gebildet werde. 2) Die Spiralgefässe führen den Holz- zellen den zu ihrer normalen Function nö- thigen Sauerstoff zu; die in ihnen enthal- tene Luft ist stets sauerstoffärmer als die der Atmosphäre. 3) Die Spiralgefässe im absterbenden Holze füllen sich mit Thyllen und mit ei- ner gummi- oder harzartigen Substanz, in Folge dessen selbe für die Luft völlig im- permeabel werden; nur bei wenigen Pflan- zen bleiben die Spiralgefässe im erkrank- ten Holze leer, (S—r.) IV. Personalnotizen und Neuestes. 95 IV. Personalnotizen und Neuestes. 1) Prof. de Notaris in Genua ist zum Prof. d. Botanik an die Universität in Rom berufen. (S—r.) 2) Prof. Delpino am Forst-Institute in Vallombrosa begleitet als Naturforscher das k. Schiff »Garibaldi« auf der Weltum- segelungsreise. (S—T.) 3) Dr. E, Beccari ist nach einer 51/5 monatlichem Reise auf Neuguinea ange- langt; er hat bis jetzt (nach einem Schrei- ben an den Marq. J. Doria in Genua d.d. Sorong 21. Juni 1872) 500 Phanoragamen gesammelt; er bemerkt aber, dass die Flora nicht zur Hälfte so reichhaltig sei wie jene auf Borneo. (S—r.) 4) Witterungsverhältnisse in Oesterreich. In der Januar- Versamm- lung der zoologisch - botanischen Gesell- schaft zu Wien berichtete Hr. Berroyer über zwei von ihm im Laufe dieses Win- ters in die nächste Umgebung Wiens un- ternommene botanische Excursionen,, die eine am 8. December 1872 auf den Kah- lenberg, allwo 53 Phanerogamen - Arten blühend gefunden wurden, die andere am 5. Januar d. J. aıf den Maaberg nächst Mödling, wo er 7 Pflanzenarten, darunter Primula Auricula in Blüthe fand. Hieran knüpfte Dr. Reichardt die Mittheilung, dass er am 4. Januar im bo- tanischen Garten 33, am 6. Januar in der Mödlinger Klause und Brühl 37 Phanero- gamenarten, darunter Stipa pennata, Erica carnea blühend antraf. Nächst Gaya in Mähren beobachtete Hr. Kugler am 27. December v. Js. 28. Arten in Blüthe, am 17. Decbr. pflückte Hr. v. Müggenburg zu Vinkovie (Croatien) einen Himbeerzweig mit 12 reifen Früchten. Aus Görz wird der N, Fr. Presse d. d. 2. Januar geschrieben, dass an diesem Tage in dem Garten eines Fabrikanten eine ziem- liche Anzahl reifer Pflaumen als zweite Ernte gepflückt, und den Kindern des Erzherzogs Karl Ludwig als Merkwürdig- keit zum Geschenke verehrt wurden. Der bezügliche Baum ist eine wahre Speciali- tät und soll in seiner Krone alle Varietä- ten — von der reifen Frucht bis zur Blüthe — enthalten. Aus Buzenic Sello in Croatien wird der »Tagespresse« d.d. 16. Januar geschrie- ben, dass die Fliedersträuche schon 1 Schuh langen Trieb haben, und bei dieser Witterung zu erwarten steht, dass sie längstens in 14 Tagen in schönster Blüthe stehen werden. Am obigen Tage wurden zwei lebende Maikäfer gefunden; ferner, dass in Presburg in einem Garten sich blühende Pfhirsichbäume vorfinden, wie ein nach Wien gebrachter Zweig bewiesen hat, und schliesslich, dass in einigen Gär- ten Wiens die Pflanzen der Pfingstrose schon mehrere Zoll hoch emporwachsen. (S—r.) 5)Expedition in dasInnere Aus traliens. So eben geht uns der Bericht zu, dass Herr »Ernest Giles« von sei- ner Entdeckungsreise zurückgekehrt ist, die derselbe, unterstützt von Baron Ferd. von Müller und auf eigene Kosten unter- nommen hatte. Derselbe ging von Cham- bers Pillar (250 s. Br.) ab, verfolgte nord- westlich den bis dahin aufwärts unbekann- ten Fiuke-Fluss durch das Brichauff-Ge- birge in einer viele Meilen langen engen Schlucht bis zu dem grossen Mac Donnells Range, in dessen Culminationspunkt die- ser Fluss entspringt. Das Mac Donells- Gebirge erwies sich als noch 120 engl. Meilen weiter westwärts erstreckend, dann aber in dieser Richtung aufhörend und in die grosse Wüste des Innern übergehend. Die höchsten Berge in Mac Donnells Range erheben sich ungefähr 4000 Fuss über das Meer und 2000 Fuss über das umgebende Wüstenland und nannte B. v. Müller die höchsten Spitzen Mount Giles, Mt. Sonder, Mt. Zeil, Mt. Heuglin und Mt. Liebig. Ausser dem Fiuke-Fluss entspringt diesem grossen Gebirgszuge kein anderer Fluss 96 auf der Südseite, — ob an der Nordseite Wasser entspringt und in ein Flussgebiet sich sammelt, bleibt späterer Forschung vorbehalten. Südlich vom Mac Donnells Range, findet sich eine fruchtbare Oasis (Edith) und noch südlicher ein anderer neu entdeckter Gebirbszug »Gill’s Range.« An den Flüssen und Bächen dieses isolir- ten Gebirges wohnen zahlreiche Einge- borene, welche sich aber feindselig verhiel- ten. Noch weiter südlich breitet ein gros- ser, aber nicht tiefer Salzsee seine Wasser- fläche vom 131 bis zum 129 Meridian öst- lich von Greenwich und zwischen 24 und 250 s. Br. aus. F. Müller hat dieses Was- serbecken Amadeus-See genannt. Vom nördlichen Ufer dieses Sees erblickte Giles jenseits im Süden ein anderes Gebirge, das F. Müller »Mount Olga<, nach der Königin von Würtemberg genannt hat. Der Umfang des Territoriums, welches E. Giles auf dieser Reise, und zwar theils durch wasserlose Wüsten mit vielen Drang- salen und Gefahren durchzog‘, mag unge- fähr dem Irlands entsprechen. Sein Journal und die gesammelten Pflanzenschätze hat derselbe Baron v. Müller übergeben und unter letzteren finden sich ungefähr 8 neue unbeschriebene Arten, wie ein neues Genus der Lineae, eine neue Anthocereis, New castelia, Stackhousia u. a. m. Gegenwärtig rüstet sich dieser Forscher schon zu einer neuen Reise mit dem Zwecke, das östliche Ende des Amadeus-See zu umgehen, um zunächst Mt. Olga zu er- reichen und von da aus bis zum Gebiete des Murchison Flusses in West Australien vorzudringen und damit der allmälig wei- ter ins Innere vordringenden Colonisation die Wege zu bahnen. So reihet sich in dem noch vor einigen Jahrzehnten ganz unbekannten Innern Aus- traliens, ähnlich wie in Afrika, Entdeckung an Entdeckung und wie lange wird esnoch dauern, bis man mit dem Dampfross durch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die unwirthbaren Wüsten des Innern Austra- liens dahin braust und die fruchtbaren Ge- genden dieses Erdtheils alle colonisirt sind, während die hohen Gebirge gleich denen Europas von Vergnügungsreisenden besucht werden. Männer wie F. Müller, R. Schomburgk, Moore und andere sorgen gegenwärtig da- für, dass die schönen, interessanten und nützlichen Pflanzen Australiens in die Gär- ten des ganzen Erdballes einwandern kön- nen und alle die in Australien gemachten Entdeckungen zum Gemeingut der Wissen- schaft werden. 6) Herr Maurer, Sohn des Herrn Hof- | gärtners H. Maurer in Jena, ist als Botani- scher Gärtner am Botanischen Garten in Jena, an Stelle des Hrn. Baumann, ange- stellt worden. 7) Die Internationale Gartenbau - Aus- stellung in Gent wird am 30. Mai eröffnet. Das Preisgericht versammelt sich am 29, März, 8) Die Bayerische Gartenbau - Gesell- schaft eröffnet vom 27. April bis zum 4. Mai eine Allgemeine Blumenausstellung im Glaspalaste zu München. Anmeldungen von Seite der Exponenten müssen nebst Ver- zeichnissen 8 Tage vor Eröffnung der Aus- stellung mit Angabe des Raumbedürfnisses dem Ausschuss der Bayerischen Garten- bau-Gesellschaft in München angemeldet werden. Zahlreiche Preise von 4 bis 30 fl. sind für Neuheiten und die verschieden- artigsten Zier- und Nutzpflanzen in 62 ver- schiedenen Concurrenzen ausgestellt. Für die wichtigsten Concurrenzpunkte sind be- sondere Preise für Gartenvorstände und Handelsgärtner ausgestellt. Das specielle Progamm wird auf Ver- langen vom Ausschuss der Bayerischen Gartenbau-Gesellschaft zugesendet. (R.) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfanzen. a) Cypripedium Roezli. (Siehe Taf. 754.) Orchideae. Caulescens, glaberrimum,. Cau- lis 10—12 c. altus, complanatus, folio- rum basibus vaginantibus involutus. Folia disticha, loriformia, acuta, basi vaginata carinala, a medio ad apicem planiuscula, cireiter 40 c. m. longa et A c. m. lata, laevissima. Pedunculus terminalis, foliis paullo brevior glaber, apice i—pluriflorus. Bracteae compli- catae, ancipiles, pedunculum involven- tes, lineari-lanceolatae, acutae, glaberrimae, integerrimae.. Ovaria, glaberrima, triangulo - tereliuscula. Sepala difformia. Sepalum supre- mum e basi latiore lanceolato-aitenua- tum, obtusiusculum, margine undulatum, eirciier 5 c. m. longum et 1!/, c. m. latum; sepalum inferius duplo latius, brevius e basi late-ovata paullo atie- nuatum, obtusum, cireiter Al/, c. m. longum ei 3 c. m. laium; sepalum ut- rumque e carneo purpurascens, nervis saturalioribus percursum. Petala e basi lanceolata longe acuminato - altenuata, vix spiraliter torta, sepalis longiora, lata, medio viridi-lutescenies, mar- gine purpurascentes. Labellum flaves- cens, circa calceum oblongum purpu- rascens, eirciter 4 c. m. longum. Sta- men sterile e basi cuneata rhomboideum, margine basin versus purpureo hirtu- lum. — Selenipedium Roezli Rchb. fil. Grill. 1871 pag. 164. — Das Cypripedium, welches unsere Tafel darstellt, sammelte Roezl in den Vereinigten Staaten Columbiens zwi- schen der westlichen und centralen Alpenkeite am Flusse Dagua (vergl. Grifl. 1871 pag. 163). Roezl sagt von demselben, dass die Blätter 3 Fuss lang werden und die Blüthenstengel eine Höhe von 2—3 Fuss erreichen und {5 — 20 Blumen tragen. Eins der wenigen von Roezl erhaltenen Exemplare, was die Unbilden der langen Reise eriragen, hat nun im Januar dieses Jahr seine erste Blume entfaltet und nach diesem ist die Abbildung getreulich gemacht. Die Blätter unserer Pflanze sind unge- fähr 1!/,s Fuss lang und der etwa ein circites 9 c.m, longa, basi circ. 8c.m, | Fuss hohe Blüthenstiel trägt auf seiner IV, 1873, 7 2 RR RE EN BEE akt TE Be Ve EG Fr er, ® Gartenfl Spitze bis jetzt nur eine Biume. In der neben der Blume emporstekenden Scheide findet sich aber noch die Knospe einer andern Blume uud so wird auch unsere Pflanze später einen mehrblumi- gen Blüthenstand besitzen. Jedenfalls ist von allen bis jetzt in Cultur befind- lichen Cypripedien, das Cypripedium Roezli im Wuchse das üppigste. Die zweizeilig stehenden Blälter umhüllen einen kurzen 5 Zoll hohen Stengel und aus ihrem Herzen erhebt sich der Blü- thensliel. Dasselbe steht dem Cypripe- dium caudaltum Lindl. (Grifl. 1870 tab. 661 pag. 277) zunächst, unterscheidet sich aber sofort durch die nicht schwanz- förmig verlängerten Blumenblätter, durch das Fehlen der Behaarung an Blüthen- stiel, Fruchiknoten und Blumen. Ausser- dem macht die lebhafte Färbung der gelb, roth und purpur nüancirten Blu- men diesen Riesen im Geschlechte der Cypripedien zu einer sehr angenehmen Erscheinung. . Wenn diese Pflanze sich nun in unseren Culturen recht heimisch gemacht haben wird und die Blüthen- le ora Deutschlands, Russlands und ‚der Se N ER stengel eine Traube vieler Blumen tra- gen werden, muss diese Pflanze einen wunderbar schönen Anblick gewähren. Da sich Selenipedium natürlich an Cy- pripedium anschliesst und sich nur künstlich durch den ®kantigen Frucht- knoten unterscheidet, haben wir unsere Pflanze als Cypripedium Roezli be- schrieben. Unser hochgeehrter Freund, der berühmte Monograph der Orchi- deen, Hr. Reichenbach fil. scheint diese Art nur vorläufig benannt, aber noch nicht beschrieben zu haben. Zudem scheint diese Art von ziemlich leichter Cultur zu sein. Wir haben dieselbe in durchbrochene tiefe Töpfe gepflanzt und derselben eine mit Moos ver- mischte Walderde gegeben. Cultur in der warmen Abtheilung des Orchideen- hauses. (E. R.) Erklärung der Abbildung, a, Ein blühendes Exemplar verkleinert, b, ein beblätterler Stengel, c, c, Blü- tIhenstengel in natürlicher Grösse. b) Colchiecum byzantinum Gawl. (Siehe Tafel 755.) Melanthaceen. C. byzantinum Ker Bot. Mag. 1028 et 1122; Roem. et Schult. Syst. J. 1509; Knth. Enum, plant. 4. 140. C. orientale Friw., C. flori- bundum Laws. Cit. 6. Die byzantinische Zeillose ist je- denfalls die schönste und grösste Art ihrer Galtung und sehr verschieden von C. speciosum Stev., welche fälschlich als Synonym von einigen Botanikern dazu gezogen wird, Die schönen lila- fleischfarbenen Blumen erscheinen im September zu A—6 und mehr aus einer Scheide; die länglichen, gefurchten und ziemlich grossen Blätter kommen im Frühling zum Vorschein und erinnern sehr an Veratrum, auch die Zwiebeln sind grösser wie die der übrigen Col- chicum-Arten. Im Rasen nimmt sich die Pflanze I. Originalabhandlungen. 99 recht hübsch aus, und kann ebenfalls als Einfassung am Rande kleiner Strauch- gruppen Verwendung finden, sie muss indessen im Winter durch eine leichte Laubdecke geschülzt werden. Die Theilung der Zwiebeln nimmt man am besten nach dem völligen Abwelken der Blätter im Sommer vor, räthlich ist es jedoch die Zwiebeln nicht zu oft aus dem Boden zu nehmen, da durch jährliches Herausnehmen die Vermehr- ung gehindert wird und die Zwiebeln leiden. Es folgt nachstehend eine Aulzähl- ung der bekannten Arten von Colchi- cum, von denen indessen manche Art als Synonym zu andern gezogen wer- den dürfte. C. aestivale Boreau not. 1850. 266. Sommer-Zeitlose. Mitileres und westliches Frankreich. C. aetnense Tineo, — Guss. Syn. Il, 318. Aetna-Zeitlose. Sicilien. C. alpinum DC. — Rchbch. Fl. germ. 10, 425. Alpen - Zeitlose. C. montanum All. Fl. pendem. 3. 74. Alpenwiesen der südlichen Schweiz Lombardei. C. arenarium W. u. Kit. Hung. ?. 195 t. 179. Sandliebende Zeitlose. Un- garn, Oberitalien, Taurien., C.autiumnaleL.Spec. 485. Herbst- Zeitlose. Diese in ganz Deutschland und im Orient verbreitete Art kommt vor mit panachirten Blättern, mit gefüllten und halbgefüllten, mit weissen und dunkel- purpurnen Blumen. C. Bertolonii Stev. Act. Nov. Mosq. VII, 268. Bertolone’s Zeitlose. C. montanum Bert. Pl. rar. It. dec. 3. 19. C. Cupanii Guss. Prodr, I, 450. C. montanum ß, angustifolium Prsl. Südeuropa, Orient, b) C. Bivonae Guss. Cat. plant. 1821. 72. Bivone’s Zeitlose. C. latifolium Sibth. FI, 43, t. 350. . byzantinum Ten. Syll. 184. 564. . tessulatum Mill. Dict. 4. . Tenorii Parl. Fl. ital. IH, 176. . variegatum Biv. . Jusitanicum Brot. Südeuropa, Orient. C. bulbocodioides M. B. Fl. 1.293 et 3, 281, Lichtblumenähnliche Zeitlose. graeca 4. DIESEL Bulbocodium vernum Pall. Ind. taur. (non L.) Taurien. C. vandidum Schott u. Kotschy Anal. bot. Il. Weisse Zeitlose. Taurus. C. castrense Nym. Syll. Suppl. 66. Castrense’sche Zeitlose. Frankreich (Tarne: Castre). C. Haynaldi Heufl. ban. 177. Haynald’s Zeitlose. Banat. C. Kochi Parl. Fl. ital. II, 188. Koch’s Zeitiose, C. arenarium Koch. Isirien. C. laetum Stev. Act, Nov. Mosg. VII, 262, t. 13. Freudige Zeitlose. C. autumnale M. B. Fl. 1, 293 (ex parte). Cacucasus, Orient. C. latifolium Sm. Fl. graeca IV, 43. Breitblätterige Zeitlose. Griechenland, Orient. C. lingulatum Boiss. Diagn. or. V, 66. Zungenlörmige Zeitlose. Griechenland. C. multiflorum Brot. Lus. 1. 597. Vielblumige Zeitlose. Portugal. G, neapolitanum Ten. Fl, neap, 7% se ee IE sag Dentsehlende, prodr. app. V, p. 11. — 3, 398 tab. 138 Fig. 2. Neapolitanische Zeitlose. C. autumnale var. neapolitanum Ten. Cat. sem. 1824, Apenninen. C. pannonicum Griseb. u. Schenk Wieg. et er. arch. 28, 359. Pannoni- sche Zeitlose. C. multiflorum Schur. Banat, Transsylvanien. C. parnassicum Boiss. Diagn. ser. II, 4. 112. Griechische Zeitlose. Griechenland. C. parvulum Ten. Fl. neap. 3. 399. Kleine Zeitlose. C, alpinum Ten. Fl. part. di Nap. 299. Abruzzen, Griechenland. C. provinciale Nym. Syll. Suppl. 66. Französische Zeitlose. C. arenarium Gren. u. Godr. Mittägliches Frankreich. C. pusillum R. u. Schult. Syst. J. 1520. Zwergige Zeillose. Creta. C. Ritchi R. Br.; R. u. Sch. Syst. J. 1521. Ritchie’s Zeitlose. Numidien. C. speciosum Stev. Act. Nov. Mosq. VII, 265, t. 15. Prächtige Zeitlose. Russlands uadd C. illyricum Friw. hrb. Orient. C. Steveni Knth. En. plant. 4. 144. Steven’s Zeitlose. C. montanum Stev. Act. Nov. Mosq. VI. 267. Atlasgebirge, Syrien, Persien. C. Szovitsi F. u. Mey. — Lin- naea 10. 85. Szovits’ Zeitlose. Caucasus. C. umbrosum Stev. Act. Nov. Mosq. VII, 268 t. 14. Schattenliebende Zeitlose. C. arenarium 8, umbrosum Bot. He t, 541. C. autumnale var. M. B. Fl. 3. 281. Taurien. C. Valery Tineo, — Guss. Syn. Il, 818. Valery’s Zeitlose, Sicilien. C. variegatum L. Spec. 485. Bunte Zeitlose. Südeuropa, Orient. C. Visiani Parl. Fl. ital. II, 175. Visiani’s Zeitlose. Dalmatien. (C. Salomon.) c) Saururus Loureiri Dne. (Siehe Taf. 756.) Saurureae. S. caule valde angulato, spica folium subaequilonga, staminibus ovaria subae- quantibus, filamentis brevissimis.. — Decaisne in Ann. d. sc. nat. 1845 ser. III, tom. 3, pag. 102. — Spathium chinense Lour. Coch. pag. 217. — S. cernuus Thbrg. fl. jap. pag. 154. — . Der Saururus, den unsere Abbildung darstellt, ist in den Gräben und an feuchten Orten in Japan eine der ge- meinsten Pflanzen. Die ganze Pflanze ist kahl. Stengel eckig und gefurcht, aufrecht, 11/; —2 Fuss hoch. Blätter abwechselnd, gestielt. Blatistiel sten- I. Originalabhandlungen, gelumfassend, mit eingerollten über- einander !iegenden Blatträndern. Blatt- fläche aus speer-herzlörmigem Grunde länglich-oval, spitz, von d Längsner- ven durchzogen, ganzrandig. Blüthen- ähren dem Blatte gegenüber entsprin- gend, von ungefähr zolllangem Stiele getragen. Blüthenspindel weichhaarig, gleich den Blüthen zur Zeit der Blüthe weiss gefärbt. Blüthenstielchen ab- stehend, einblumig, auf der Spitze eine nachenförmige Bractee tragend, welche die Geschlechtsorgane stützt. Kelch und Blumenblätter fehlen. Staubfäden 6, unterständig, so lang als der Frucht- knoten mit kurzen Trägern und läng- lichen zweifächerigen Antheren. Frucht- 101 knoten 3—Afächerig, auf der Spitze 3— 4 zurückgekrümmte Antheren tragend. später warzig. Eine hübsche perennirende Pflanze mit kriechenden Wurzeln, welche wir bis jetzt im Topfe cultivirten, die aber sehr wahrscheinlich auch im freien Lande aushält. Das Kraut besitzt beim Reiben einen starken aromatischen Ge- ruch. Die Farbe der Blätter ist ein gesättigtes maligrün, welche Färbung bei den obersten Blättern oftmals zum silberweiss ausbleicht. (E. R.) a) Ein Stengel in natürlicher Grösse. b) Eine Blume vergrössert. c) Eine ganze Pflanze verkleinert. 2) Begonia semperflorens als Pflanze des freien Landes in der Krim. Der Same von Begonia semperflo- rens, den ich von Ihnen im vorigen Jahre bekam, wurde am 20. März aus- gesäet, am 15. April wurden die Säm- linge piquirt, am 10. Mai zu einem Exemplare in kleine Töpfe gepflanzt und Ende Juli auf ein Blumenbeet aus- gepflanzt, wo sie Anfang August in Blülhe waren. Die heissen Monate August und September ertrugen sie in voller Sonne ausgezeichnet, blühten bis zum 11. December ununterbrochen, wo die oberirdischen Theile durch 3 Grad Frost zerstört wurden. Die Knollen blieben in der Erde und wurden Ende Januar, wo stärkere Fröste zu erwarten waren, herausgenommen; ein Theil wurde versuchshalber in der Erde gelassen. Kurz darauf erfolgte | ein Frost von 6°; das Beet war unbe- | deckt, die Erde sehr locker; heute zeigt es sich, dass die Knollen vom Froste nicht gelittenn haben, sondern frische junge Triebe machen. Während des Frostes lag kein Schnee. Chamaerops esxelsa, Poinciana Gil- lesii, Canna indica (von letzterem sind natürlich die oberirdischen Theile er- froren), haben jenen Frost ohne Be- deckung sehr gut ertragen; ebenso Benthamia fragifera. Mandeln stehen in voller Blüthe Veilchen duften überall; Pfirsiche sind bereit sich zu öffnen; Cornus mascula schon im Abblühen; habe heute ange- fangen die Pflanzen ins Freie zu bringen. März 6, 1873. Claussen, Obergärtner am Garten zu Nikita in der Krim. In Ihrem werihen Schreiben vom 25. November wünschten Sie einiges Näheres über die hiesigen Verhältnisse zu erfahren. Da ich weder Botaniker von Fach, noch Gärtner bin, werden meine Mittheilungen nur die aligemei- nen Verhältnisse berühren; indess, da die hiesigen Verhältnisse, von denen des übrigen Russland so sehr ver- schieden sind, hoffe ich, dass auch meine Mittheilungen nicht ganz ohne Interesse sein werden. Der hiesige Boden besteht aus kalk- haltigem Thonboden, entstanden aus Thonschiefer und Muscheikalk, wie die häufig vorkommenden Steinchen bewei- sen, daher reich an Kali, Kalk und Phosphorsäure, enthält aber selbst in den obersten Schichten nur wenig Hu- mus und Sand. Unmittelbar an der Küste des Caspisees findet sich zwar Sand, aber kein Quarzsand, sondern Detritus von Muscheln, den Bewohnern des Caspisees. Dieselben Muscheln ga- ben auch das Material zur Bildung des Muschelkalks her, aus dem alle näheren Berge und der Untergrund bestehen. Häufig tritt der Muschelkalk zu Tage, so dass auf den Stellen das Land so lange unbenutzt bleibt, bis eine Schicht von ohngefähr 1 Meter stark, ausge- brochen und weggeführt wird. Die zurückgebliebene Erde mit dem frischen Kalksteingrus erhält während der 5—6 Sommermonate durch den Wind noch einen Zuwachs von circa 6— 8 Centi- meter Staub (Erde), wird im Septem- ber oder October nach vorhergegange- nem Regen durchgepflügt, dann gleich mit Weizen besäet und lieiert im Mai eine gute Ernte. Im Allgemeinen liefert Weizen die 20—30fache Ernte, 3) Der Land- und Gartenbau zu Baku am Caspischen Meere. ’ DEE LER PREONE e) wenn im Winter und im Frühjahr kein Mangel an Regen war, sogar die 50- fache. Ausser Weizen wird hier nur noch Gerste, ebenfalls im Herbst, nur späler als Weizen gesäet und ebenfalls im Mai geerntet. In der zweiten Hälfte des Juni sind die Felder ganz kahl, und bleiben so bis zum October. Während dieser Zeit sieht man nur vereinzelte Büsche von Alhagi Camelorum, Pega- num Harmala und Zygophyllum Fabago auf den Feldrändern und auf besonders sandigen Stellen Tournefortia Arguzia, wie auch stellenweise am Meeresufer Convolvulus persicus und Nitraria Scho- beri. Die grösseren Blöcke Kalkstein die- nen als Baumaterial, die kleineren zum Kalkbrennen. Namentlich hier in mei- ner nächsten Umgebung wird viel Kalk gebrannt und gehen täglich grosse Transporte nach der 15 Werst entfern- ten Stadt Baku. Als Brennmaterial dient das hier an vielen Stellen aus der Erde ausströmende Gas (- Sumpfgas,- Methylwasserstoff). Diese Gasexhala- tionen tragen auch die Schuld, dass ich mich hier befinde, denn die Petroleum (Photonaphthyl) Fabrik der transkas- pischen Handelsgesellschaft, die unter meiner Leitung steht, ist nur dieses billigsten und bequemsten Brennma- teriels wegen, hier dicht neben dem indischen Feuertempel, 1858 erbaut worden. An einzelnen Stellen auf der Halb- insel Apscheron kommt auch Quarz- sand vor; die Verhälinisse seines Vor- kommens zeigen deutlich, dass er durch grossartige Auswaschungen sich abge- sondert hat. Dieses muss aber vor sehr langer Zeit geschehen sein, be- I, Originalabhandlungen. stimmt früher als das erste Capitel des 2. Buches der Maccabäer geschrieben ist, denn dort ist schon die Rede von dickem schwarzem brennbarem Wasser, und gesagt, dass dieser Ort vom Kö- nige der Perser mit einer Mauer ein- gefasst und Nechpar oder Nephthar be- nannt ward. Die Perser nennen auch jetzt noch alles Steinöl, sowohl schwar- zes wie auch weisses, Nephta. Gerade auf diesem historischen Boden findet sich Sand, aber nur auf einigen Stel- len, in stets wechselnder Mächtigkeit (bis 2 Meter), da der häufige Wind, der auch die Veranlassung zum Namen der Stadt Baku (im persischen Bat-kuba, heisst Windstadt, daraus corrumpirt Baku) gegeben, das seinige beiträgt, um den Sand, wenn er sich irgendwo höher aufgethürmt, bei der nächsten Veränderung der Luftströmung wieder auf ein bescheideneres Maass zurück- zubringen. An Wasser ist hier im allgemeinen grosser Mangel, und nur wenige Brun- nen liefern gutes Wasser, die meisten Brunnen geben mehr oder weniger salziges Wasser (etwas Kochsalz, viel Glaubersalz enthaltend) manche sogar ein scharf bitter schmeckendes (Chlor- magnesium und Chlorcalcium enthalten- des) Wasser, viele andere wiederum Schwefelwasser. Zu dieser letzteren Gruppe gehört auch der Brunnen hier auf dem Fabrikshofe, der das Wasser zum Bewässern meines Gartens liefert. Frisch geschöpft ist der Geruch nach faulen Eiern ziemlich stark, steht das Wasser aber emige Stunden der Ein- wirkung der Luft ausgesetzt, so ver- liert sich der Geruch und es resultirt ein gutes, weiches trinkbares Wasser. Ein anderer Brunnen, dessen Was- ser zur Kühlung bei der Destillation der Naphtha dient, lieferte früher eben 103 solches Schwefelwasser, nachdem der Brunnen aber bis auf 9 Cashen (20 Me- ter) abgeleuft ist, resultirt jetzt ein schwarzes Wasser. Es entblösste sich beim Ausgraben eine Eisenquelle, und durch den Schwelelwasserstoff der früheren Quelle wird Schwefeleisen als schwarzer Niederschlag ausgeschieden, Aus den Kühlapparaten fliesst das zur Kühlung gebrauchte Wasser durch un- terirdisch gelegte eiserne Röhren in den Garten und ergiesst sich als Fon- laine warmen Wassers in ein Bassin. Auch dieses Wasser wird zum Begies- sen vorzüglich des Blumengartens ge- braucht. Durch die hier fast beständig weh- enden Winde, grösstentheils Nordwind, der oft plötzlich in Südwind umschlägt, um sich nach einiger Zeit wieder in Nordwind zu verändern, wird eine Un- masse Staub auf nur einigermassen ge- schülzte Stellen abgelagert. Der Wind ist hier der grösste Feind aller Pflan- zencultur, und daher lassen sich hier Pflanzen, die vom Winde stark leiden, gar nicht cultiviren. So z. B. Kartof- feln und Georginen, die bei verhältniss- mässig günsliger Witterung: schon die Höhe von 30—35 Centimeter erreicht hatten, starben bei heftligem Nordwind in einigen Stunden ab, die Blätter wur- den schwarz, wie verbrannt, und lies- sen sich in der Hand zu Staub zerrei- ben. Die Kartoffeln trieben nicht mehr aus, die Georginen machten zwar neue Triebe, diese erlagen aber demselben Schicksal. Ueberhaupt ist die Cultur der meisten Pflanzen mit filzigen oder stark behaarten Blättern, so der meisten Gesneriaceen sehr misslich, und Pflan- zen, die Moor- oder Torferde verlan- gen, sind hier gänzlich aus der Cultur auszuschliessen. Ich hatte mir z. B. Azalea indica und Camellien kommen merlich zur Blülhe, als ich sie im Früh- jahr ins Freie, natürlich gut beschattet und vor Wind geschützt stellte, lagerte sich beim nächstem Sturm eine Menge kalkhaltigen Staubes auf ihnen ab, von dem ich die Pflanzen wie auch die obere Schicht der Erde befreite, doch hatien sie hinreichend Kalk abbekom- men, wodurch die Säure in der Erde gesättigt wurde und die Pflanzen gin- gen zu Grunde. Zum Begiessen dieser Pflanzen hatte ich stets nur Regenwas- ser benutzt, so dass wahrscheinlich nur der Kalkgehalt des Staubes die Ursache des Todes war. Andererseits gedeihen viele Pflan- zen, die zu ihrem Gedeihen viel Kalk im Boden verlangen, wie z. B. die Papilionaceen, Mimoseen, viele Compo- siten, Ranunculaceen, Papaveraceen und die meisten Zwiebelgewächse ganz gut. Robinia pseud-acacia, Acacia Julibris- sin, Gleditschien, Poinciana Gilliesii wachsen rasch und blühen schon jung, Acacia horrida leidet dagegen vom Frost, der sich fast jedes Jahr Ende Januar oder Anfang Februar einstellt, treibt aber bald wieder aus der Wur- zel Schösslinge, die in einem Jahr bis 2 Meter hoch werden und deren bis 5 Centimeter lange weisse Stacheln von den gefiederten lebhaft grünen Blättern artig abstechen. Geblüht indessen noch kein Exemplar. Nico- tiana glauca wächst hier gut und pflanzt | sich durch Samenausfall fori; 3—4jäh- rige Exemplare mit einem Stammdurch- messer von 6—8 Centimeter zwar vom Froste, treiben aber im Früh- linge Schösslinge von 4—5 Meter Höhe, die im Sommer reich blühen und deren grosse bläulich grüne Blätter noch jetzt im Januar nicht abgefallen sind, hat ı | ter leiden | lassen, hielt sie auch möglich vor Staub | geschützt; sie kamen auch, zwar küm- ähnliches Verhalten und blüht‘ noch ee im Freien. Dessgleichen ein Blendling von Nic. plumbaginifolia befruchtet mit dem Pollen von Nicot. glauca. Ein anderer Blendling von Nicotiana Ta- bacum var. (Nic. grandiflora purpurea Hort.) mit Nicot. glauca befruchtet, auch jetzt noch blühend, vegetirt schon 3 Jahre, stirbt jeden Winter oberirdisch ab, und treibt während des Sommers 2—2!/, Meter hohe Schösslinge, blüht ziegelroth, vom Sommer bis jetzt unun- terbrochen liefert aber gleich dem vori- gen Blendling keine Samen. Auch die gegenseilige Befruchtung beider Hybri- den blieb erfolglos. Petunia hybrida hält sehr gut im freien Lande aus und grünt den ganzen Winter hindurch, nur machen die Steck- linge von den Freilandspflanzen keine Wurzeln, wesshalb ich stets, nament- lich von den gefüllten Sorten je 1—2 Exemplare in Töpfen halten muss. Ganz dasselbe gilt auch von Helichrysum Errerae. Von Eucalyptus globulus da- gegen hat mir noch kein Exemplar überwintern wollen, zwar haben ein- zelne Pflanzen im Frühjahr wieder aus- getrieben, beim nächsten Sturme ver- trockneten aber die jungen Triebe und das Bäumchen starb. Daubentonia Tripetiana hat in ein- zelnen Exemplaren bisweilen den Win- ausgehalten, dieselben blüheten dann aber lange nicht so reich, als junge aus Samen erzogene Exemplare, von denen manche über 2 Meier hoch wurden bei einem Durchmesser von 11/5 Meter. Exemplare, die geblüht halten, hielten niemals den Winter aus. Cineraria hybrida hort. gedeiht am halbschattigen Standorte in geeignetem Boden ganz gut, und säet sich selbst aus. Primula praenitens (chinensis) überwintert ebenfalls, doch sind mir die gefüllten weissen verloren gegangen. Vinca rosea hält bisweilen aus, doch sind manche Exemplare verdorben, wo- gegen andere, aus dem untersten, mit Erde bedeckt gewesenen Stengel neue Triebe entwickelten. Ganz dasselbe gilt von Pelargonium inquinans und Pelarg. lateripes, wogegen 'die gross- blumigen, die Odier, Diadematum und Fancy Pelargonien stets im Winter im Freien zu Grunde gingen. Auch viele Pflanzen, die in nörd- licheren Gegenden stets als annuelle behandelt werden, sind hier mehrjährig, wie zZ. B. Gaillardia picta, Lobelia eri- noides etc., Calliopsis cardaminifolia. Noch viele andere säen sich im Som- mer aus, gehen im Herbst auf, halten sich den ganzen Winter hindurch grün, um im Winter oder im ersten Frühjahr zu blühen, wie z. B. Calendula offiei- nalis in den neueren, wirklich schönen Varietäten, hell und dunkel mit schwar- zem Auge (jeizt in Blüthe), Reseda odorata, Delphinium Ajacis und D. Con- solida, Amberboa odorata, Centaurea Cyanus, Papaver somniferum etc. etc. Lobelia fulgens und Sedum Sieboldi (fol. medio-pictis) ziehen im Winter ein, wachsen aber im nächsten Sommer gut und blühen; letzteres freilich spät. Ein eigenthümliches Verhalten zei- gen hier die Levcoyen. Es ist einer- lei, ob man Sommer-, Herbst- oder Winterlevcoyen säet, die Sommerlev- coyen kommen hier im ersten Jahr in der Regel nicht zur Blüthe, dagegen blühen alle vorjährigen Sämlinge im März bis Ende Mai, dann folgen 4 Mo- nate, in denen sie der grossen Hitze wegen nicht blühen, einzelne Exemp- lare fangen dann wieder an spärlich zu blühen, bis sie im März wieder in vol- Originalabhandlungen. 105 ler Blüthe stehen. Die Sommerlevcoyen halten sich gewöhnlich nur 2 bis 3 Jahre, dagegen die Winter- und Kaiserlev- coyen weit länger, und habe ich in diesem Winter einen 6 — 7 jährigen Stamm absägen lassen, der 7 Centimeter Durchmesser halte, dessen Aeste durch einen Sturm abgerissen waren, Die Cultur von Viola tricolor, Myo- sotis alpestris, Digitalis, Pentstemon, Lupinus und Paeonia und wie schon oben angedeutet, der Georginen ist mir nicht geglückt. Auch Asier chinensis leidet durch zu grosse Hitze, und Fuchsia, die doch im südlichen Eng- land im Freien aushalten, verderben hier durch den Wind. In den bei einigen Dörfern befind- lichen Gärten werden von den Einwoh- nern (Tataren, persisch - muhamedani- scher Religion), fast nur Fruchtbäume eultivirt, unter denen Feigen, obwohl von geringer Qualität, in Quanlilät, nächst Weintrauben, die erste Stelle ein- nehmen. Nächstdem Granaten, in vie- len Varietäten, saure, süsssaure und ganz süsse, mit weissen, blass bis dunkelrosa oder dunkelrothen Zellen; Pfirsiche, stets nur aus Samen gezogen, Aprikosen, dessgl., Pflaumen, Mirabellen sehr häufig, Reine-Claude grüne runde, Kirschen, Olea europaea, Zizyphus vul- garis, Amygdalus communis, ferner Elaeagnus hortensis (dessen Früchte übrigens auch gegessen werden), Ro- binia pseud-acacia, Weiden und Pap- peln (in der Nähe von Brunnen und Wasserleitungen. Weintrauben ge- deihen hier sehr gut, und es existiren eine Unmasse verschiedener Sorten, die meisten zeichnen sich durch grosse Süsse aus und geben feurige Weine, nur schade, dass der Fanalismus der Einwohner nicht erlaubt, grössere Quan- titäten an Andersgläubige zu verkaufen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Se indem sie ganz gut wissen, dass man die Trauben zur Weinbereitung ver- wenden will, was ihren Religionsbe- griffen zuwider ist. In kleinen Quan- tiläten kauft man hier 3/,—1 Kopeken per Pfund. Ich habe hier versucht, einige Trau- bensorten aus Griechenland, die ich aus dem Etablissement von Haage u. Schmidt in Erfurt erhielt, zu ziehen, und haben im verflossenen Jahr 2 Sorten schon Früchte getragen; Aötonichi und Sa- ranlte Ecclisia, erstere gibt grosse Trau- ben mit ovalen, an beiden Enden zu- gespilzten, weissen Beeren von ziem- licher Süsse, dagegen Sarante Ecclisia ist kleintraubig und sehr kleinbeerig, wenig süss, überhaupt den hiesigen Trauben nachstehend. In diesem Herbst (1872) erhielt ich aus genanniem Ge- schäfte die Weinrebe Golden Champion, im Ruhezustande. Da das Wetter hier warm war, so hat die Rebe wieder Blätter getrieben. Jeden Abend lasse ich sie mit einem Blumentopfe bedecken, um bei vielleicht möglichem Nachtfroste die jungen Triebe nicht zu verlieren; möglich dass die Triebe noch ausreilen, denn bis jetzt den 26. Jan. (7. Febr.) haben wir hier nur imal einen Nacht- frost und 2mal etwas Schnee mit Re- gen gehabt. Von hier eigenthümlichen, mehr oder weniger in die Augen fallenden Pflan- zen kann ich bis jetzt nur folgende angeben: Bullbocodium trigynum, Bon- gardia Rauwolfii, Slatice spicala, Iris (Oncocylus) acutiloba, Reaumurea hy- R pericifolia, Capparis herbacea, Orchis caspica Trautv. Letztere habe ich nur an einer Stelle, und selbst da nur 5 Exemplare gefunden, von denen ich 1 lebende Knolle (nebst getrockneter blühender Pflanze) an den kaiserlichen botanischen Garten in St. Petersburg schickte, wo v. Trautvetter sie als neue Species erkannte und sie O. caspiea benannte. Das 2. Exemplar schickte ich nach Erfurt den Herren Haage und Schmidt, die übrigen 3 haben sich jetzt zu d vermehrt. Auf dem Fundorte ist jetzt der Boden in Cultur genommen, und die 20—30 Centimeter dicke Schicht abgehoben, um die Kalksteinschicht 1— 1?/, Meier tief auszuheben, um wie ich früher beschrieben, in zurückbleiben- den Kalksteingrus mit der abgehobenen Erde vermischt, Getreide zu säen. Trotz eifrigen Suchens konnte ich in beiden letzt verflossenen Jahren auch in der Umgegend auf ähnlichen Orten nicht ein Exemplar finden. Die Vermehrung fand statt, indem ich während begin- nender Blüthe den Stengel über den Blättern abschnitt; jede Knolle lieferte dann stalt einer, 2 Nebenknollen; die indess im nächsten Jahr noch nicht zur Blüthe kommen. Ohngefähr 12—15 Werst von hier soll am Meeresstrande Cladochaeta can- didissima vorkommen, ich bin übrigens bisher nicht so glücklich gewesen, sie aulzufinden. W. Eichler. Yu 1, Originalabhandlungen, 107 4) Die Gegend zwischen Uralsk im südlichen Ural und Guriew am Caspischen Meere, Auf Befehl des Attamanns der Urals- kischen Kosaken machte ich mich am 21. August au! den Weg nach Guriew, um die dortigen Gärten zu besichtigen, respective einige Acquisilionen für den hiesigen Kronsgarten zu machen, viel- leicht anFrutchbäumen oder Weinstöcken für Orangerien. Ich fuhr am Abend ab, um die Nähe von Uralsk, deren Flora mir bekannt ist, bei Nacht zu durcheilen, denn die Fahrt ging schnell auf Linienpferden und so kam ich in 3mal 24 Stunden durch die 33 Kosaken - Vorposten und Stationen in Guriew an. Die Vor- posten sind zum Theil wohlhabende oder ärmere Kosakendörfer längs des Urals, je nachdem die Weide für Pferde und anderes Vieh reicher oder ärmer ist. Je ferner von Uralsk, desto mehr ver- schwinden die Holzhäuser und werden ersetzt durch Akantige Lehmhülten aus Luftziegeln, welche letztere 3/, Ellen lang, 1/, dick, ?/, breit, das 1000 für 4 Rbl. von Kirgisen gearbeitet werden. Diese einfachen Hülten sind meist un- . gemein sauber gehalten. Bis auf 150-200 Werst Entfernung von Uralsk sah ich fast keine Verän- derung in der Flora, nur Trogapyrum lanceolatum wunderbar blühend und in dichten Stauden niederliegend am Wege, weil schöner rosa und weisslich blühend, wie nahe bei Urallsk. Ueberall Arte- misia maritima, das „Rymy* der Ko- saken Ceratocarpus arenarius u. Ss. w. Centaurea Bibersteinii u. dergl. Dann aber weiter, traten in dichten Schaa- selnd eine Zeitlang die Hauptrolle ge- spielt haben, tritt eine Ephedra auf; auf nacktem Lehmboden stehen die dich- ten dunkelgrünen Besen ähnlichen dich- ten Stauden, meilenweit neben einan- der den furchtbaren Sonnenbrand aus- haltend. Endlich 200 Werste von Uralsk er- scheint Lycium ruthenicum mit halb- rundlichen, halblänglichen fetten Blät- tern und rosafarbenen Blumen, deren schwarze Beeren zur Bereitung von Kuchen gesucht sind. Sehr schwache Pappelgruppen am Uralufer und seltner werdende Tamarix- Gruppen unterbre- chen die öde Steppe am Wege, spora- disch kommen auf weiten Strecken ein stachlichter schön roh und gelblich blühender Strauch, Alhagi camelorum vor, der den Kamelen zur Nahrung dient. Endlich hört (wenigstens wahr- scheinlich in diesem dürren Jahre) je- des wirkliche Gras zwischen den Salz- pflanzen auf und von Guriew bis ans Caspische Meer bevölkern nur noch dickblätterige Chenodiaceen die Gegend. Näher dem Strande wächst in Unmas- sen Schilf, mit dem man dort heizt, Essen kocht und Gärten einzäunt. Ein ehemaliger Lehrling des hiesi- gen Gartens (ein Kosak), wurde von einem hier jetzt noch in hohem An- denken und Achtung stehenden Atta- man — nach der Krim geschickt, in den Garten zu Nikita, um dort Wein- zucht und Weinbereitung zu erlernen. Nach dreijährigem Cursus ist derselbe jetzt zum Gärtner des Kronsgartens in ren graugrüne Tamarix auf, die aber | Guriew ernannt worden, und auch der selten über 5 Fuss hoch werden. jetzige Attaman in Uralsk hat ein gros- Nachdem diese mit Artemisien abwech- | ses Interesse für die massenhaftere An- . url TEE UNTER Fr DIRENTEERT 108 pflanzung von Weinstöcken, um aus dem Guriew’schen Gebiet ein Weinland zu machen. Die Trauben von Guriew sind wirk- lich gut, wenn nur nicht deren Cultur zu iheuer zu stehen käme, denn ohne mehrmaliges Giessen wächst kein Baum und kein Strauch. Der dortige Krons- garten befindet sich in nicht beneidens- werthem Zustande. Der ehemalige an- gepflanzie Waid, die Alleen italieni- scher Pappeln, die Bosquets etc. sind zum Theil verdorrt oder von Kamelen und Pferden aufgefressen worden. Man gibt sich deshalb jetzt Mühe, wieder Bäume zu pflanzen, um Schutz gegen die Steppenwinde zu bekommen. Die Quartiere von Aepfelbäumen sind dürr oder die Bäume zerfressen. Das Beste was vorhanden ist, sind die Beete mit Weinstöcken. Ich kenne diese Traubensorten nicht, sie sind höchst wahrscheinlich aus Astrachan eingeführt. Die ziemlich alten Stöcke stehen in 2 Reihen auf den tiefliegen- den Beeten und sind noch bei den Sei- ten des Beetes über Stangen gelegt. Im Frühling wird jede Rebe auf 3—4 Augen geschnilten und im Som- mer mehrere Mal mit Dungwasser ge- gossen, das ist die ganze Behandlung. Sie haben dort eine weisse und eine rolhe Traube, beide mit runden Beeren, ferner eine mit langen Beeren, und eine kleinbeerige Sorte. Weiter wie Waldbäume, Aepfel, Birnen, Pflaumen und Wein enthalten die Gärten nichts. Die Gärten einiger Kaufleute sind in besserer Pflege. Die 4—5mal im Sommer berieselten Aepfel- Er Gartenflora Deutschlands, R er ER ET HN usslands ‘und der Schweiz. bäume befinden sich im Zustande ü piger Gesundheit und Vegetation. Mächtig wuchernde Weinstöcke von starkwüchsigen Sorien füllen bei ihnen ganze Quartiere und liefern hohe Er- räge für verkaufte Trauben. Das Pud (40 Pfd.) kostet 3 Rbl. Die Aepfelsorten scheinen meist nordische russische zu sein. Birnen- früchte habe ich in diesem Jahre keine gesehen, Pflaumenbäume sind vorhanden, doch nur aus Samen erzogene kleine gewöhnliche Pflaumen, desgleichen Apri- cosenstämme, doch ebenfalls Wildlinge. Beerenfrüchte werden, wie’s scheint, als nichtlohnend gar nicht gezogen, Schlehdorn dagegen begegnet man mit mächtig grossen Früchten. Man ehrt hier in der Steppe jede Frucht, auch die schlechtesten Beerenfrüchte. So ist in Uralsk die schwarze Frucht von So- lanum nigrum beliebt, zur Bereitung von Kuchen, die von Rubus caesius wird in Massen auf den Markt gebracht und verkauft. Die Frage des Altamanns, was ich von den Guriew’schen Gärten und dem Gedeihen des Weinstocks dort hielte, habe ich dahin beantwortet, dass man sich selbigen Orts schwachwüchsige Weinsorten anschaffen möge, die zur Weinbereitung und zur Zucht an Pfählen in Feldern geeignet seien. Dass man fer- ner sich mit bessern Sorten von Pflau- men, Apricosen, Birnen und Aepfeln versehen möge. Bezahlt machen sich dergleichen Früchte sehr gut. (Burmester.) I. Originalabhandlunge.., 109 5) Das neue Farnhaus und die Farnsammlung des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg. Im Frübjahre 1873 (den 22. März a. St. 3. April n. St.) feierte der Kais. Botanische Garten in Si. Peters- burg sein öQjähriges Jubiläum. Aller- dings ist 1823 der Kaiserliche Botani- sche Garten nicht erst gestiftet wor- den, sondern :sein Anfang datirt in die Zeit Peters des Grossen zurück, aber im Jahre 1823 erhielt das zuerst als Apothekergarten gegründete Institut den Namen Kaiserlicher Botanischer Garten und Fischer, der hochverdiente erste Direktor, erhielt den Auftrag der Reor- ganisalion des Institutes. Damals war es, wo das grosse Quadrat von Ge- wächshäusern gebaut wurde, dessen 2 Längslinien jede 692 Engl. Fuss lang, während die beiden jene Längslinien verbindenden Querlinien von Gewächs- häusern eine Länge von 580 Engl. Fuss besitzen. Die Milie der beiden Querlinien wurden noch durch eine 3. Längslinie verbunden, welche vorzugs- weise die hohen Gewächshäuser, wie namentlich das Palmenhaus enthielt. Im Ganzen hatlen also die damals erbau- ten Gewächshäuser, wenn man den durch die beiden Haupleingänge und an den Ecken verloren gehenden Raum abziehl, eine Länge von etwas mehr als 3000 Fuss. Bis zum Jahre 1855, wo der Unterzeichnete nach Petersburg kam, hatten diese Gewächshäuser we- sentlich ihre ursprüngliche Form be- halten, alles schmal gebaute Häuser, so dass nur ein einziger Weg durch dieselben hindurch geführt werden konnte und die nach Süden liegenden Häuser mit hohen steineren Hinterwänden, steh- enden aufrechten Fenstern und liegen- den Dachfenstern, mit andern Worten noch die alte unzweckmässige Form, in der vor 50 Jahren fast alle Ge- wächshäuser erbaut wurden, Dagegen war noch eine Längslinie kleiner niedriger Häuser mit Satteldach hinzugekommen, die unter Einfluss des Hrn. Thelemann als Häuser zur Cultur der zarteren Pflanzen erbaut worden waren, welche 1855 sich wie die mei- sten andern Gewächshäuser in baufälli- gem Zustande befanden. Erst mit der vor 8 Jahren erfolgten Ueberführung des K. Bot. Gartens in das Ministerium der Domänen ward der allmälige Um- bau aller Gewächshäuser nach neuen Principien beschlossen und seit dieser Zeit ist die Mehrzahl unserer Gewächs- häuser neu erbaut worden. Im Klima von Petersburg kann die Cultur der zarteren Gewächshauspflan- zen nur dann gedeihen, wenn die Con- struction der Gewächshäuser und Heiz- ungen die bewährieste und vollkom- menste ist und der Cultivateur mit vol- ler Liebe sich seiner Aufgabe widmet. Welchen mächtigen Einfluss guie Con- struction und eine gute vollkommene Wasserheizung hat, darüber haben wir in den letzien Jahren vielfache Erfahr- ungen gemacht, indem viele sonst schwierig zu cultivirende Pflanzen in den neuen Häusern mit guter Heizung leicht und fast von selbst gedeihen. Wir werden der Construction und Form unserer neu erbauten Gewächs- häuser und Heizungen nächstens einen besondern Artikel widmen. Ueber das im letzten Sommer zur Cultur unserer Farn neu erbaute Gewächshaus, das die Summe von 45,000 Rbl. gekostet hat, — wollen wir nur bemerken, dass die- ED PIERRE NIT RL ER I ses Haus bis zum 50jährigen Jubiläum unseres Gartens die Reihe der noth- wendigsien Umbauten nach neuem Prin- cip schliesst, — wenn gleich auch für die nächsten Jahre es noch viel umzu- bauen und besser zu machen gibt. Das neue Farnhaus bildet die eine Hälfte in der östlichen Querlinie links vom Haupteingange in die Gewächs- ‚ häuser und besitzt die Lage nach Osten und Westen. Dasselbe hat eine Länge 260 Fuss und eine innere Breite von 34 Fuss und ist in 4 Abtheilungen ge- theilt, welche alle ein nach Osten und Westen abfallendes Satteldach aus Glas tragen und auf solidem Fundament aus “ Sandstein und Ziegeln mit Verkleidung von Sandsteinplatten und Sockel ruhen. Zwei Abtheilungen sind niedrig, ohne stehende Fenster mit 13 Fuss innerer Giebelhöhe und 2 höhere Abtheilungen für die Baumfarn mit stehenden Fen- stern und 19 Fuss innerer Giebelhöhe. Die Heizung ist eine Wasserheizung mit Röhrenkessel, construirt von Bower in London. Die Farnsammlung des K. Bot. Gar- tens ist nächst der in Kew bei London wohl die bedeutendste, welche sich in den Gärten Europas befindet, indem sie mit Ausschluss der Selaginellaceen und Lycopodiaceen, — sowie mit Ausschluss der Arten der kalten und kalten ge- mässigten Zone, welche im freien Lande oder mit unsern Stauden culliviri wer- den, noch nahe an 700 richtig bestimmte Arten enthält. Die Erbauung des neuen zweck- mässig construirten Culturpalastes für diese Sammlung wird aber, so hoffen wir, auch einen fördernden Einfluss auf bessere Cultur und Anwachsen der Zahl der Arten derselben üben. Vier Abtheilungen, welche aber nur Gartenflora Deutschlands, R dieses Gewächshaus erhalten, weil ei nestheils unsere hohe Räume verlangten und anderen- theils die Arten des tropischen Klimas, von denen des gemässigten Klima’s ge- schieden werden mussten. Wir geben im Folgenden eine kurze Uebersicht der allgemein interessanten Arten un- serer Sammlung. A. Baumfarn. Die hervorragendsten und interessan- testen Formen der Farn, das sind die Farnbäume, welche auf der Spitze des Stammes die Krone der feingetheilten mächtigen Wedel tragen, wodurch sie die palmenarlige Tracht mit der der Farn vereinen. i Viele dieser Baumfarn tragen am Grunde ihrer Wedelstiele lange und dichtsiehende braune und sehr zarte Spreuschuppen, welche als „Pengha- wer Djambi“ in allen Apotheken jetzt zu finden sind und beim Auflegen auf Wunden als eins der vorzüglich- sten blutstillenden Mittel gelten. Als hervorragend schöne Exemplare von Baumfarn unserer Sammlung nen- nen wir zunächst die schönen aus Süd- australien stammenden Exemplare von Balantium anlarcticum Prsl. mit 6—15 Fuss *) hohen Stämmen, mit de- nen ein Exemplar der gleichen Art, das nur einen 3 Fuss hohen dicken | Stamm besitzt, an Schönheit wetleifert, da hier die Entwickelung der Wedel- krone noch ungleich üppiger als bei den hochstämmigen Exemplaren. Die- ses Exemplar erhiell der Garten als kleine aus Samen erzogene Pflanze, die noch ganz stammlos vor 18 Jahren aus England angekauft wurde und hat das- *) Wir verdanken dieselben dem Hrn, durch Glaswände geschieden sind, musste | Baron F. Müller. schönen Baumfarn I. Originalabhandlungen., selbe also im Laufe von 18 Jahren den A Fuss hohen und über ein Fuss (in- clusive des oberflächlichen dichten Wur- zelschicht) im Durchmesser haltenden Stamm gebildet. Von nicht minderem In- teresse ist ein Exemplar mit 9 Fuss hohem ganz geradem Stamme von Alsophila australisR.Br., in Neu- Seeland und dem südlichen Neuholland heimisch. Von allen uns bekannten Farn scheint diese Art am schnellsten einen Stamm zu bilden, denn das in Rede stehende Exemplar ist seit seiner Erziehung aus Sporen jetzt erst 11 Jahre alt. In den Gärten geht dieses viel verbreitete schöne Baumfarn, gewöhn- lich als Cyathea medullaris. — Die ächte Cyathea medullaris Sw. ist eins der schönsten und in Cultur noch seltenen Baumfarn des tropischen Ame- rika, von dem unsere Sammlung ein prächtiges Exemplar mit 6 Fuss hohem Stamme und vielen mächtigen Wedeln mit schwarzen Stielen besitzt. Von allen uns bekannten Baumfarn eine der imposantesten Formen. Das merkwürdigste Exemplar eines Baumfarn, welches der hiesige Garten besitzt, ist die Todea rivularis Sieb., gleichfalls durch Hrn. Baron Ferd. Müller aus Südaustralien dem hiesigen Garten gesendet. Es ist das ein 5 Fuss hoher und 21/, Fuss im Durchmesser und 8 Fuss im Umfang haltender Stamm, der 25 Köpfe hat, deren jeder eine Wedelkrone trägt und daher eigentlich ein in 25 Aeste ge- theiltes Exemplar ist, dessen Aeste zu einem Stamme unter einander verfilzt sind. Dieser merkwürdige Stamm mag wohl einige Jahrhunderte schon durch- lebt haben. Balantium squarro- sum Knze aus Van Diemens- Land mit 7 Fuss hohem Stamm und zahl- reichen aufrechten, an dem obern Theil 111 des Stammes vertheilten Wedeln mit schwärzlichen Stielen, gehört gleichfalls zu den seltnen Zierden unserer Samm- lung. Als ansehnliche Exemplare und schöne Arten anderer Baumlarn sind aus unserer Sammlung noch hervorzu- heben: Alsophila Lansbergii aus Venezuela vom Hrn. Lansberg einge- sendet, — Alsophila Schiedeana Prsl. aus Mexiko, — Asplenium celtidifolium Mett. aus Venezuela, — Aspl. dubium A. Brongn. in dem tropischen Amerika heimisch, — Blechnum brasiliense Desv. aus Brasilien, — eins der verbreitetsten Baumlarn, von dem einige leichte For- men als B. corcovadense und B. grana- dense in den Gärten verbreitet sind. — Endlich können Cyathea Beyrichi- ana Prsl. (Brasilien), C. princeps E. Mayer, C. elegans Hw. (Brasi- lien), C. dealbata Sw. (Neu-See- land), — Cibotium spectabile h. Versch. — C. regale h. Versch. und Cibotium Schiedei Cham. et Schl. (Mexico), — mit Recht als die schönsten und imposantesten Formen der Baumfarn hingestelll werden. — Als kleine Farnbäume in Miniatur ist das Blechnum gibbum Lobill. aus Neu-Caledonien und Lomaria atte- nuata Willd. aus Neu-Caledonien, zu gedenken. B. Interessante stammlose Farn. Als einer Gruppe seltner eigenthüm- licher Farn erwähnen wir ferner der Hymenophyllum — und Tri- chomanes-Arten, welche der hie- sige Garten aus dem Botanischen Gar- ten zu Kew und andern Gärten Eng- lands erhielt. Diese kleinen Farn mit durchsichtigen Wedeln wachsen in den stets feuchten Schluchten der Bäche nl Ströme der tropischen Beh und müssen daher, bis sie sich an unsere Culiuren durch kräftliges normales Wachsthum angeschlossen und genü- gend erstarkt sind, unter doppelter Glasdeckung ceultivirt werden, wie dies im letzten Jahrgange der Gartenflora besprochen ward. Cullivirt werden bei uns Hymenophyllum asplenoides, *demissum, *flexuosum, hirsutum, *ni- tens, tunbridgense, Trichoma- nes* Andrewsi, *angustalum, Kraussi, pyxidiferum, pusillum, *radicans, *reni- forme, trichoideum, Todea *hymeno- phylloides. Von diesen haben sich die mit * bezeichneten Arten unseren Cul- turen bis jetzt am besten angeschlossen. Alsophila capensis Sm., vom Vor- gebirge der guten Hoffnung ist dadurch vor allen andern Farn ausgezeichnet, dass die Spreuschuppen die gemeinig- lich bei den Farn die Wedelstiele be- kleiden, hier in kleine fein zertheilte grüne Blättchen verwandelt sind. Es ist das eine Bestätigung der Ansicht, dass die Wedel oder Blätter der Farn, eigentlich blattarlige Aeste sind, und dass die erwähnten Spreuschuppen als verkümmerte Blätler zu deulen sind. Schliesslich wollen wir darauf hin- weisen, dass die Mehrzahl der Farn einen kriechenden Wurzelstock besitzt, aus dem die Blätter hervortreiben. Bei manchen Gailungen oder Gruppen in- nerhalb der Gattungen, kriecht dies Rhizom als oberirdischer wurzelnder Stengel an den Stämmen anderer Pflan- zen, ähnlich unserm Epheu empor, so bei vielen Polydodium-Arten und bei allen Oleandra- Arten. Bei Da- vallia pyxidata Cav. aus Neuhol- land, geht das kriechende Rhizom zum Stengel über, der gleichsam die Baum- form vermittelt. Interessant sind die Stockformen des Farn, dt h. jene Horn von | Stäm- men, Se gleichmässig in die Breite, wie in die Höhe wachsen und daher mächtige fast kugelförmige Stöcke bil- den, wie dies z. B. bei den Gaitungen Marattia und Angiopleris der Fall ist. Es ist noch darauf hinzuweisen, dass bekanntlich die Fructificationsor- gane der Farn, in. Form von Häufchen, Strichen ete. auf der untern Seite oder am Rande der Unterseite der Wedel sich meistentheils finden. Bei einzel- nen Farn ist die ganze Unterseite der Wedel dicht mit Fructificationsorganen bedeckt und dann besitzen die Frucht- wedel eine andere Form als die sterilen Wedel. Dies ist z. B. bei den tropi- schen Gatlungen Acrostichum, Anei- mia, Ceratodactylis, Osmunda, Ophioglossum, Polybotrya, Hel- minthostachys der Fall. Endlich bei manchen Farnkräutern vor, dass solche eine wachsarlige Masse auf der Unterseite der Wedel und an den Wedelstielen ab- sondern, die bald silberweiss, bald schön goldgelb ist. Hiernach werden manche Farn Gold- oder Silberfarn genannt. kommt es Als schöne Goldiarn sind zu nen- nen Gymnogramma chrysophylla Kaulf und G. L’Herminieri Bory, beide von den Antillen. Notholaena chrysophylla Kl. aus Venezuela. Schöne Silberfarn sind Gymno- gramma Calomelanos Kaulf., @. peruviana Desv., G. pulchella Linden und G. tatarea Desv., alle aus dem tropischen Amerika, Chei- lanthes farinosa Kaulf. aus Abys- sinien undNotholaena niveaDesv, aus Südamerika. ], Originalabhandlungen. C. Nutz-Farn. Adiantum Capillus Veneris L. Venushaar. Südeuropa. Eine be- sonders in früherer Zeit sehr bekannte und berühmte Pflanze wegen ihrer Heil- kräfte. Das Kraut wird jetzt noch sel- ten als Herba Capillus Veneris zu Theeaufgüssen und ausserdem auch der Syrup bei Katarrhen benutzt, Aehnlich wie das Venushaar wer- den benutzt: Adiantum aethiopicum L. aus Afrika, A. cuneatumLangsd. et Fisch. (Brasilien), Adiantum tra- peziforme L. und dessen Abarten (Brasilien), Lygodium japonicum Sw. (Japan) und alle andere Arten dieser Galtung. Adiantum macrophyllum Sw. Westindien. Aeusserlich als Wundmit- tel, innerlich bei Lungenleiden. Alsophila aculeata Sm. Tri- nidad. Liefert ein schleimig-adsiringi- rendes Mittel. Aneimia Phyllitides Sw. nebsi Abarten. Tropisches Amerika. Schlei- miges Mittel bei Brustleiden. AngiopterisundMarattia. Beide Gattungen in Ostindien und in Brasilien heimisch. Der fleischige grosse Wur- zelstock derselben wird in Zeilen der Noth gegessen. Aspidium trifoliatum Sw. Tro- pisches Amerika. Schleimlösendes Mittel. Asplenium falcatum Lam. Cey- lon. Der stark adstringirende Wurzel- stock wird bei Verstopfungen gebraucht. Asplenium serratum L. Antil- Gegen Leberkrankheiten. Cheilanthes spectabilis Klfs. Brasilien. Gelind adstringirendes Schleim- mittel. Chrysodium flagelliferum Mett. Ostindien. Die ganze Pflanze len. IV. 1873, 113 bitter schleimig, bei Husten und Brust- krankheiten. Diplazium malabar sum Sprgl. Malabar. Als Fiebermittel und bei Brustleiden angewendet. Mohria thurifera Sw. Vorge- birge der guten Hoffnung. Liefert ein Harz zum Räuchern. Polypodium aureum L. Ostin- dien. Die Spreuschuppen des Wurzel- stockes als bluistillendes Mittel. Polypodium crassifolium L, Westindien. Der Wurzelsock kommt als Radix Calagnolae in den Handel. Als antisiphylitisches Mittel, wie bei Wassersucht und Bruslleiden. Der Ra- dix Calagnolae wird das in Brasilien heimisceAspidium coriaceum S w. gleichfalls beigemischt. Polypodium Lingua Sw. China. Als Wurmmitiel. Polypodium morbillosum Prsl. Java. Im Heimathlande als to- nisches Arzneimittel. Polypodium phymatodes L. Tropisches Amerika. Wird zur Par- fümirung des Cocosnussöls angewendet. Pieris esculenta Först. Neu- holland. Der Wurzelstock wird gerösiet von den Eingeborenen wie Brod gegessen, Pteris leptophylla Sw. Brasi- lien, Als Brustmitlel. II. Lycopodiaceae, laceae. Lycopodiaceen und Selaginellaceen werden im Ganzen 42 Arien und Ab- arten cullivirt, darunier einige schöne ächte Lycopodium - Arten der Tropen. Den grössten Theil der Sammlung bil- den die moosarligen freudig grünen Selaginella-Arten, die in Gewächshäu- sern häufig zur Rasenbildung verwen- det werden, (E. R.) Selaginel- a a) Abbildungen mit dem Cataloge von Ernst Benary versendet. 1) Gloxinia hybrida crassifolia. Unter diesem Namen findet sich schon seit meh- reren Jahren eine Race von Gloxinien mit sehr dickem fleischigen Blatt, und mit ausserordentlich grossen aufrechten oder wagerecht abstehenden Blumen in Cultur. Es ist das unbedingt die schönste Sippe unter den Gloxinien. Wir sahen selbst vor 2 Jahren beim Hrn. E. Benary ein ganzes Gewächshaus gefüllt mit den Va- rietäten dieser Rage, weiche ausschliess- lich zur Samenzucht cultivirt wurden. Die Tafel mit 10 der schönsten Formen dieser Gloxinien, welche Hr. E. Benary dies Jahr mit seinem Cataloge vertheilt hat, ist wahr- haft schön und prachtvoll, übertrifft oder schmeichelt aber der Schönheit dieser PfAanzen im frischen Zustande durchaus nicht. Da sind weisse, fleischrothe, hell- blaue, dunkelblaue und tief rosarothe, wie dunkelrothe Blumen, fast alle mit anders gefärbter Zeichnung um den Schlund. 2) Delphinium wmperiale fl. pleno. Es ist das eine Form des in unsern Getreide- feldern wachsenden Rittersporns (D. Con- solida L.), welche frei gepflanzt, einen vom Boden an verästelten, wenn gleich weniger dichten Busch bildet, als solchen die Ab- bildung darstellt, blühet ausserordentlich voll in endständigen dichten Trauben ge- füllter Blumen. Bei der abgebildeten Sorte haben die Blumen eine purpurrosa Färb- ung, dieselben kommen aber in allen Nü- angen vor, welche sich bei den Blumen des Rittersporns vom Weiss :durch die blaue Farbenreihe, bis zum tiefen rosaroth finden, 3) Delphinum nudicaule Torr. et Gray. Perennireuder Rittersporn aus den Gebirgen Californien’s, der nur 1 Fuss hoch wird und grosse tief zinnoberrothe Blumen in reicher Menge trägt. So viel uns bekannt, ist dieser rothblühende reizend schöne Rittersporn, etwas weniger empfindlich als IL Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. = D. cardinale, welche letztere Art etwas höher wird, und weniger reichlich gleich- falls scharlachroth blühet. Im freien Lande muss D. nudicaule ei- nen sonnigen Standort und lockere mit Humus gemischte lehmige Erde erhalten und muss vor Nässe oder stagnirendem Wasser im Winter, Frühling und Herbst geschützt sein. Im Anfange, bevor man diese Art in Vermehrung besitzt, wende man Topfcultur und frostfreie Ueberwinter- ung an. In Belgien hielt diese reizende Pflanze im freien Lande aus, wir werden unsern Lesern dankbar sein, wenn solche uns Mittheilungen machen wollen, wie sich dieser schöne zinnoberroth blühende Rit- tersporn in Cultur in Deutschland verhielt. Ein Busch, “wie solchen die Abbildung des Herrn Benary darstellt, müsste von wahr- haft wunderbarem Effect im Garten sein. 4) Viola tricolor maxima var. Kaiser Wilhelm. Ein durchaus regelmässig ge- bautes sehr grossblumiges Pensee, mit zir- kelrunder Blume von tiefem azurblau. Auf den drei untern Blumenblättern etwas oberhalb des Grundes ein, schwarzblaues nach dem Rand zu aderig verlaufendes Fleck. Das Augenfleck im Centrum der Blume ist auf dem untersten Blumenblatt goldgelb, auf den beiden obern weiss. Es ist zu hoffen, dass dieses schöne Pensee bei Aussaat als Race getreu bleibt, da nur die durch Samen sich fortpflanzenden Racen der Pensees für die Gartencultur im grössern Maasstabe, d.h. für den Pflan- zenfreund überhaupt, Werth haben. (E, R,) b) Abgebildet im Cataloge des Hrn, Friedrich A. Haage jun. in Erfurt. Der Garten des Hrn. Fr. A. Haage jun. in Erfurt ist gleichsam das Stammin« stitut aller der grossen Erfurter Handels- gärtnereien und Samenhandlungen. Es ist vom Vater des jetzigen Besitzers im Jahre 1822 gegründet und bekanntlich der Gar- ten, der durch die Anzucht der Samen von II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. gefüllt blühenden Sommerlevkoien, , den Ruf der Erfurter Samen- und Pflanzen- handlungen, die jetzt ihre Producte über den ganzen Erdball verbreiten, begrün- dete. Ausserdem hat sich dieses Etab- lissement durch seine Culturen von Astern, von Goldlack und Einführung neuer Pflan- zen, besonders aus der Familie der Cac- teen verdient gemacht. Abgebildet sind in diesem Cataloge an schon in der Gartenflora mit Abbildungen publieirten Pflanzen: Celosia Huttoni und Amarantus salicifolius. Ferner: 5) Laxton’s superlative-Erbse. Schoten 15—17 C. M. lang, erreichen also unter allen Erbsen die bedeutendste Grösse. Mittelfrühe Sorte von vorzüglichem Ge- schmack. 6) Laxton’s Omega-Erbse. Ist die spä- teste aller bis jetzt bekannten Sorten. Wird 21/2 Fuss hoch, trägt sehr reich und ist sehr wohlschmeckend. 7) Pilocereus Dautwitzi Seitz, (nebst Abbildung, welche beistehend nach ei- nem uns von Hrn. F. A. Haage mitge- theiltem Clich& wiederholt ist), Herr F. A. Haage besitzt, wie wir schoh wieder- holt bemerkt haben, eine der reichsten Sammlungen von schönen und starken Ex- emplaren von Üacteen. Der hierbei abgebildete P. Dautwitzi gehört zu den ausgezeichnetesten und schönsten Formen, der in keiner Cactus- Sammlung fehlen sollte und zu dem mäs- sigen Preis von 8—16 Rthl. in schönen starken Original- Exemplaren abgegeben wird. Ueber die .Geschichte seiner Ein- führung und das Vaterland desselben ist uns nichts bekannt, wohl aber hat der hie- sige Garten ein schönes Exemplar dessel- ben von ‘Hrn. Haage erhalten. Derselbe steht einem Pilocereus sehr nahe, den Roezl dem hiesigen Garten aus der Sierra Nevada Californiens eingesendet hat, unter- scheidet sich aber von letzterem durch ein üppiger entwickeltes ganz weiss gefärbtes Haarbüschel auf der Spitze des Stammes. Wir behalten uns vor, beide Arten einer genauen Vergleichung zu unterwerfen und das Resultat später mitzutheilen, Von der 115 Horticultural Society in London erhielt P, Dautwitzi ein Certificat erster Classe. N in ll! Pilocereus Dautwitzi. 8) Campanula Medium L. var. caly- cantha. Eine schöne neue Abart unserer seit alten Zeiten in den Gärten als schöne zweijährige ausdauernde Pflanze ceultivirten C. Medium mit weissen und blauen Blu- men, bei denen auch der normal grün ge- färbte Kelch die Textur und Färbung der Blumenblätter angenommen hat und den Grund der Blume als zweite blumenkro- nenartige beckenförmig ausgebreitete Hülle umgibt. Aus Samen soll diese neue schöne Race ganz constant sich wiederholen. Der übenstehende Holzschnitt ist von Hrn. F. A. Haage publieirt worden. 9) Calathea Mackoyana ist von F. A. Haage aus Brasilien im letzten Jahre ein- geführt worden. Gleichzeitig scheint die- selbe von Mackoy in Lüttich aus Brasilien bezogen worden zu sein und so hat diese schöne neue Blattpflanze in Gärten Bel- giens den Namen »Calathea Mackoyanas erhalten. Nach einem uns von Herrn F, Haage mitgetheilten getrockneten Blatte g* werden die Blätter von einem dünnen stiel- runden Stiel getragen, der etwas länger als die ovale und aus der abgerundeten | Spitze in eine kurze spitze, vorgezogene Blattfläche, welche an dem uns vorliegen- den Exemplare 4'/; Zoll lang und 2%, Zoll breit ist. Die Färbung des Blattes scheint ein schönes Hellgrün zu sein, gezeichnet mit breiten braungrünen fiederartig gestell- ten Streifen, die von der Mittelrippe nach dem Rande verlaufen und mit dazwischen liegenden etwas dunklern Seitennerven. Diese Zeichnung ist auf beiden Seiten des Blattes sichtbar, besonders stark aber, Campanula Medium. wenn man dasselbe gegen das Licht be- trachtet, wo die grün gefärbten Stellen des Blattes durchsichtig, die dunklern Parthien undurchsichtig. 10) Adiantum amabile Moore, (nebst Cliche). Diese elegante schöne Art von Frauenhaar, ward von Dr. Moore im Bo- tarischen Garten zu Chelsea 1868 p. 1090 im Gardener’s Chronicle beschrieben. We- | del von schöner hellgrüner Färbung und von schöner graciler Form, Theilung und ' Stellung, so dass diese Art zu den schö- ‚ neren der Gattung gehört und bald als be- na RE Sr har a a Rn 1 en DE Aa N AR IL Non oder empfehlenswerihe Zierpflanzen. 117 IN) IN | N \) Yy) N =>) 3 N Il b = I aR \1/ 7 | | 7 \\ | VA 5 //y 6 NAD SS Adiantum amabile. liebte Decorationspflanze sich in den Ge- | hause. Entdeckt wurde diese schöne Art wächshäusern verbreiten wird. Besonders | durch den verstorbenen intelligenten und eigenthümlich ist die Lappung der Fieder- | thätigen Sammler der Herren Veitch blättchen, woduch diese Art sich von allen | »Pearce«, eingeführt ward aber das A. ama- Verwandten unterscheidet. Die Wedel | bile durch das berühmte Institut von »Ja- werden 1—11/, Fuss lang. Cultur im Kalt- | mes Veitch und Sohn« das durch seins ‚ahlreichen neuen, werthvollen und schö nen Einführungen alle andern ähnlichen Institute Europa’s in Schatten stellt. Schon im Jahre 1872 gab Hr. Veiteh diese Art zu 10 8.6 P. ab. — Unser Cliche, das diese elegante Art darstellt, ist uns von Hrn. Veitch mitgetheilt worden. 11) Veitchia Canterburyana H. Wendl. (Hierbei Abbildung nach einem uns von den Hrn. James Veitch und Söhne mitge- theilten Stock). Von Lord Howe’s Insel im Stillen Ocean hat Hr. James Veitch drei neue Palmen eingeführt und im Jahre 1872 zum ersten Male im Handel abgegeben. Die erste derselben ist Hrn. Veitch zu nannt worden ur stolzes Geschlecht der Palmen den der Familie, von der der vor einigen ren gestorbene Vater „James Veitch« das berühmte Etablissement zu Kingsroad Chelsea London gegründet, — und dessen Söhne getreulich in die Fusstapfen des ver- ewigten Vaters getreten sind. Nicht blos haben dieselben mit gleicher Liebe sich dem Gartenbau gewidmet, nicht blos ha- ben sie fortgefahren, ihre Reisenden nach verschiedenen Gegenden unseres Erdballs auszusenden, — nein, die Liebe zur Pflan- zenwelt hat sie veranlasst, selbst die In- seln des stillen Oceans, den Norden Neu- hollands, Japan, verschiedene Inseln der Philippinen und Molukken und endlich Veitchia Canterburyana, u ce BREI S ia in ° ’ ir > u r II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Ostindien u. s. f. zu bereiser, und deren Pflanzenschätze heim in das Stamm - Etab- lissement zu senden. Der älteste der 3 Söhne »John Gould Veitch« hatte China, Japan, die Philippinen, die Inseln des Stillen Oceans, die Küsten Neuhollands besucht. Derselbe starb im Sommer 1872, in Folge einer Krankheit, zu der die Stra- patzen seiner Reisen wohl den Grund ge- legt hatten. Die beiden jüngeren Brü- »Harry und Arthur« sind jetzt die Chefs dieser in den Annalen des Garten- baues eine so bedeutende Rolle spielenden Familie und des Etablissements. — Veit- chia Canterburyana ist eine Fiederpalme von niedrigem aber sehr robustem Wuchse, die in der Tracht Aehnlichkeit mit Sea- forthia elegans besitzt. Blätter von schön hellerüner Färbung. Die beiden andern neuen Einführungen von Palmen von der gleichen Insel, sind: Kentia australis und Kentia For- steriana, beides in der Tracht mit der ab- gebildeten Veitchia ähnliche Arten, von gleichfalls niedrigem Wuchse. Alle 3 sehr empfehlenswerthe Arten für unsere Ge- wächshäuser. (E. R.) c) Abgebildet im Botanical Ma- gazine, 12) Bowenia spectabilis Hook. (Cyca- deae). Die hier abgebildete weibliche Pflanze mit Fruchtzapfen gelangte in Kew zur Entwickelung; der Durchmesser der zusammengesetzten Blätter beträgt 5 Fuss. Der Bau der Zapfen scheint in nichts We- sentlichem von Encephalartos verschieden. Wurde nach der ersten Abbildung (Bot. Mag. t. 5398) bereits ausführlich bespro- chen. (8. Gartenflora 1863 p. 355). (Taf. 6008.) 13) Mutisia ilieifolia Cav. (Compositae). — Cavan. Ie. V, 9.63.49; — D.C. Prodr. VII. p. 7. Paxt. Mag. of Botany XV. t. 101. — Gay Fl. chil. II. p. 266.— M. spinosa R. et P. Syst. p. 193. — Les- sing in Linnaea 1830 p. 271. — M. auri- culata Less. ex Hook. et Arn. — M. lati- folia Don. in Trans. Linn. Soc. XVI, 119 p. 270. — Sweet Brit. fl. g. Serie 2 t. 288. — M. Gayana Remy in Gay Fl. chil. p. 268, — Walp. Ann. I. p. 990. — M. Lechleri Schult. Bip. in Herb. Lechl. Eine schon seit 1832 in England ein- geführte, aus Chili stammende strauchar- tige Pflanze mit rankenden Zweigen. Glatt oder an den Zweigen, Blüthenstielen und auf der Unterseite der Blätter spinngewebe- artig überzogen. Blätter 1— 2 Zoll lang, abstehend, sitzend, tief herzförmig oder ge- öhrt am Grunde, an der Spitze keilförmig, zweitheilig oder zweilappig, am Rande dornig gezähnt, rauh lederartig, oberseits hellgrün, unten weisslich; Nerven netzför- mig; Blüthenköpfchen achselständig, ein- zeln, gestielt, 3 Zoll im Durchmesser. In- volucral-Bracteen vielreihig sehr verschie- den in ihrer Gestalt. zwölf, blassrosa. Strahl schmallanzettlich, zugespitzt; innere Lippe sehr klein, zwei- zähnig. (Taf. 6009.) 14) Andryala mogadorensıs Coss. (Com- positae). — Cosson in Herb. Balansa. Eben- falls ein Körbchenblüthler, im Jahre 1868 von Balansa in der Bucht von Mogadore, an der Westküste Marokko’s entdeckt und neuerdings durch die Herren Dr. Hooker, Maw und Bell in England eingeführt. Ein kleiner Halbstrauch von 1 — 2 Fuss Höhe und sparrigem Wuchse, dichtbedeckt mit einem weissen, dicken angedrückten Woll- Ueberzuge. Stengel und Blüthenstand sind mit abstehenden, schwarzen Drüsenhaaren bedeckt. Blätter sehr verschieden in Grösse und Gestalt. Die wurzelständigen verkehrt- eiförmig-spathelförmig und in einen langen Blattstiel zusammengezogen, oft vier Zoll lang. Stengelblätter 1—2 Zoll lang, sitz- end, herzförmig oder am Grunde geöhrt, eiförmig und concav oder länglich und glatt, oder länglich -spathelförmig, ganzrandig oder buchtig- gezähnt, Spitze abgerundet, manchmal zugespitzt. Doldentraube be- blättert, am Ende der Zweige stehend, mit 6—8 Köpfen, von denen gewöhnlich 1—2 geöffnet sind. Blüthenköpfehen kurz und dickgestielt, 1—11/, Zoll im Durchmesser, goldgelb. Involucrum hemisphärisch, dicht Randblumen acht — | ji Gartenflora Deuts Grunde verwachsen, die freien Enden 1- oder 2reihig, pfriemig-lanzettlich, zuge- spitzt, abstehend. (Taf. 6010.) 15) Rhynchanthera grandiflora DC. (Melastomaceae). — D. C. Prodr. III. p. 107. Triana in Trans. Linn. Soc. XXVII. p. 3l. — R. monodynama. D.C. l.c. — Rhexia grandiflora Bonpl. Rhex. p. 26 t. 11. — Melastoma grandiflora Aubl. Plant. guain. I. p. 414 t. 160. — Osbeckia Auble- tiana Spreng. Syst. veg. II. p. 311. Eine in den nördlichen Theilen des tropischen Amerika zwischen dem Ama- zonenstrome und Demerara viel verbreitete Pflanze. Erreicht eine Höhe von 6 Fuss und blüht im Herbste. Die Einführung verdankt man dem Etablissement der Hrn, W. Bull in Chelsea. Die ganze Pflanze ist mehr oder weniger mit dünnen, lang, ab- stehenden Haaren bedeckt. Stamm und Zweige eylindrisch; Blätter 2—3 Zoll lang, breit eiförmig-herzförmig, zugespitzt, ge- zähnt, 7-nervig, auf beiden Seiten behaart, mit‘ Drüsenhaaren besetzt. Bracteen am | besonders aber auf der Rückseite der Ner- ven; hellgrün, unterseits blasser. verästelt. Bracteen blattartig, Blumen 2 Zoll im Durchmesser; Stiele kurz, dünn. Kelch 1/, Zoll lang. Lappen pfrie- mig oder fadenförmig. Petalen elliptisch- verkehrt-eiförmig, leuchtend rosa. Staub- fäden roth. Antheren goldgelb. (Taf, 6011.) 16) Merendera Aitchisoni J. D. Hook. (Melanthaceae) Bulbocodium sp. — Aitchis. Cat. Plants Panjab et Sindh. p. 151. — Ein Zwiebelgewächs aus dem Panjab zu- erst entdeckt von Major Vicary und lebend in Kew eingeführt durch Dr. Aitchison. — Zwiebel flaschenförmig. Scheiden hellbraun, Blätter 1—2 Zoll lang während der Blüthe, später, wenn die Samen reifen 6—8 Zoll lang. Blume 11/,—2 Zoll im Durchmesser, blasslila.. Perianthalabschnitte ° mit sehr dünner Klaue und lanzettförmiger, stumpfer Fläche. Staubfäden am Grunde der Peri- anthalfläche eingesetzt, pfriemenförmig. Antheren grün. (Taf. 6011.) . (Ender. IN. 1) Bulletin de la Societe Impe- riale des Naturalistes de Mos- cou, 1870 N. 3,4, 1871 N. 1—4, 1872 N. 1—2. Wir haben früher regelmässig die Aus- gabe dieser für die Naturwissenschaft wich- tigen Zeitschrift angezeigt, welche unter der Redaction des Dr. von Renard er- scheint. Die für das Feld unserer Be- sprechungen wichtigsten Abhandlungen, welche obige Hefte enthalten, sind. N. 3, 4. 1870. 1) Wladimir Koeppen, Wärme und Pflanzenwachsthum. Untersuchungen über | die Abhängigkeit der Wachsthumsgeschwin- digkeit der Keimtheilö von den Wärme- Literatur. die Bedeutung von Temperaturschwankun- ı gen und Wärmemenge. Diese Versuche sind unter Einfluss des Herrn Prof. Hoffmeister in Heidelberg vom Verfasser gemacht worden. Dieselben sind mit Samen leicht keimender Gewächse, wie | mit Lupinen, Erbsen, Mais, Kresse etc. auf eine sehr sorgfältige Art angestellt wor- den, indem die Samen in Töpfe gesäet | wurden, dann in einen Blechtopf mit dop- ' peltem Boden gesteckt und dieser wieder | in ein weiteres Gefäss gestellt wurde. Der Zwischenraum ward mit Stroh oder Was- ser gefüllt und das Ganze gut zugedeckt. ı In jedem dieser Gefässe ward die Tem- ı peratur durch einen besondern genau re- verhältnissen mit besonderer Rücksicht auf | gulirten Thermometer gemessen, dessen 6—10 Zoll lang, lockerbeblättert, aufrecht, sitzend. II. Literatur. Kugei da eingesenkt war, wo auch die Sa- men ausgesäet waren, Diese Versuche W. Koeppens bestätigen vollkommen den von Sachs aufgestellten Satz. „Vergleicht man die Wachsthumsge- schwindigkeit der verschiedenen Keimtheile, so findet man, dass es für jede Pflanzen- art drei ausgezeichnete Punkte der Tem- peraturscala gibt das Minimum, Opti- mum und Maximum. Unterhalb des Minimums findet keine Keimung statt, zwi- schen diesem und dem Optimum ist das Wachsthum um so schneller, ‘je höher die Wärme zwischen Optimum und Maximum, nimmt die Schnelligkeit des Wachsthums um so mehr ab, je mehr es sich dem Maxi- mum nähert und oberhalb des Maximums findet keine Keimung mehr statt.‘ Ausserdem haben die Versuche von W. Koeppen aber in Bezug auf Temperatur- schwankungen das überraschende Resultat gehabt, dass das Wachsthum verhältniss- mässig um so schneller, je gleichmässiger die Temperätur ist, oder mit andern Wor- ten, dass Temperaturschwankungen einen um so mehr verzögernden Einfluss auf das Wachsthum haben, je stärker die Schwank- ungen, auch dann wenn die Schwankungen nach dem Optimum hin- gehen. So zeigt z. B. eine beliebige Keimpflanze bei einer beständigen gleichmässigen Temperatur von + 150 C. ein schnelleres Wachsthum als eine gleiche Keimpflanze bei einer mittleren ähnlichen oder selbst dem Opti- mum nähern mittlern Temperatur bei Tem- peraturschwankungen. Wir können hier nicht weiter auf diese sehr exact und nüchtern angestellten Versuche eintreten. Für den Gartenbau sind das Minimum, Optimum und Maximum schon lange empirisch bekannt gewordene Thatsachen für die verschiedenen Pflanzen- arten. Auf Kenntniss der richtigen Tem- peraturgrade beruht ja wesentlich jede ra- tionelle Cultur. Dass Temperaturschwankungen bei glei- cher mittlerer Temperatur das Wachsthum verzögern, ist dagegen eine kaum bekannte Thatsache, Dennoch ist es genugsam be- kannt, dass niederigere Temperatur bei 121 Nacht als bei Tage auf die kräftige nor- male Vegetation fast aller Gewächse einen sehr vortheilhaften Einfluss hat. Diesen günstigen Einfluss haben wir also nach Koeppen’s Versuchen gerade in der Ver- zögerung des jWachsthums zu suchen, durch welche die neu gebildeten Pflanzen- theile unempfindlicher gegen anderweitige äussere Einflüsse gemacht werden, welche ja wie z. B. Trockenheit, heftige oder sehr trockene Winde etc., besonders solche Pflan- zen schädigen, die unter Einfluss von hohen Wärmegraden und Feuchtigkeit im ge- schlossenen Raume das relativ schnellste Wachsthum gezeigt haben. 2) F. ab Herder, Plantae Sewerzo- wianae, die Doldengewächse enthaltend. 3) F. Müller, Beitrag zur Klimatolo- gie Ost-Sibiriens. Diese Beobachtungen sind in der Gegend von Nertschinsk bei einer Höhe von 2816 engl. Fuss über dem Meere gemacht. Der tiefste Thermometer- stand betrug — 39° R., der höchste + 300R. Vom 9. Nov. bis zum 15. März ging die Temperatur nie über den Nullpunkt, Das Mittel von 10 jähriger Beobachtung gab den 4. Juni als letzten und den 10. Sept. als ersten Schneefall. Viele Tabellen sind dieser einlässlichen Arbeit beigefügt, wel- che auf Beobachtungen beruht, die der Fürst P. A. Krapotkin im Laufe von 10 Jahren angestellt hat. N. 1—4, 1872. 1) C. O0. Harz, einige neue Hyphomy- ceten Wiens und Berlins, nebst Beiträgen zur Systematik derselben. 2) A.Becker, Reise nach Temir-Chan- Schore und Derbent. Diese Reisebeschreib- ung ist entsetzlich mager. Es folgt der- selben das Verzeichniss der gesammelten Pflanzen, bei dem der Verfasser zu sagen vergessen hat, dass diese von R. von Trautvetter bestimmt sind. 8) A.Tomaschek. Eigenthümliche Um- bildung des Pollens. Es sind dies Versuche, wo Pollenzellen künstlich zur Schlauch- bildung angeregt mit den zwischen befind- lichen gleichfalls keimenden Sporen von Hy- phomyceten scheinbare Verbindungen ein- gehen, Dabei will der Verfasser aber auch NENNEN SR Bi EEE RER Gartenflora Deutschla eigenthümliche monströse Umbildungen des Schlauchs der Pollenzelle beobachtet ha- ben und zwar vorzugsweise an dem Pollen von Colutea arborescens, deren Schläuche sich theils ausserordentlich stark verlän- gerten, theils sich gabelförmig wiederholt theilten und an den Enden sich verdick- ten. Diese Versuche dürften sehr der Wiederholung und Bestätigung bedürfen ! 4) A. Regel (fil.) Botanische Excur- sionen im Waldai und an der Ostgrenze des Gouvernements Tschernigow. N. 1 und 2, 1872. L. Gruner, zur Charakteristik der Boden- und Vegetations- verhältnisse des Steppengebietes und der Dnieper - und Konka-Niederung unterhalb Alexandrowsk im Gouvernement Jekateri- noslawsk. Enthält eine Reihe von interes- santen und genauen Beobachtungen mit Bemerkungen über Blüthezeit, Zusammen- stellung der Pflanzen der Steppengebiete und anderer Localitäten nach ihrer Blüthe- zeit etc. 5) E. a Lindemann, 2. Supplement zur Flora Elisabethsgrad’s. Der geehrte Verfasser führt hier eine ganze Menge nachträglich aufgefundener Pflanzenarten auf und gibt zu andern kritische Bemerk- ungen. 6) F. abHerder, Plantae Sewerzowia- nae. Enthält die Compositen, Campanula- ceen, Primulaceen, Oleaceen, Apocyneen, Gentianaceen, Polemoniaceen und Labiaten. (E. R.) 2) J. M. Kohler, der Weinstock und der Wein, mit besonderer Berücksich- tigung des Schweizerischen Wein- baues. Aarau 1869 bei J. J. Christen. Es ist unsere Pflicht, auf dieses in Deutschland weniger bekannte Werk hin- zuweisen, das uns schon länger vorliegt, aber eben weil wir immer dasselbe etwas genauer ansehen wollten, nicht zur Be- sprechung gelangte. Der geehrte Verfas- ser beschäftigt sicht nicht blos seit weni- gen Jahren, sondern wohl seit 3 Jahrzehn- ten mit der Cultur des Weines und der Weinbereiturg und gibt nun in diesem Buche seine eigenen langjährigen Erfahrun- gen in beiden Richtungen, sowie ih den verschiedensten Seiten zahlreiche theilungen über Verbreitung und Cultur der Weinsorten in der Schweiz zugingen. Die erste Abtheilung bespricht die Wein- sorten, deren Verbreitung in der Schweiz, deren specielle Eigenschaften in Bezug auf Ertrag, Güte des Productes und Verhalten zum Boden. Als beste Sorten zur Weincultur im Weinberge zur Bereitung von gutem und edlem Weine empfiehlt unser geehrter Freund den Grossen undkleınen Bur- ' gunder(Clävner) als beste Sorte für Roth- wein, ferner den weissen Burgunder, den rothen Clävner (Ruländer), den grauen To- kayer, die blaue Müllerrebe, Liverdon, St. Laurent, die späteren Formen des Frühcläv- ners, Blauen Limberger, Rothen und schwar- zen Urban, Rothen Traminer, Weissen Tra- miner, Weissen Riesling, Completen (Züri- rebe) Weissgipfler, Grossen Räuschling, Früher rother italiänischer Malvasier, Grü- ner Sylvaner, Weisser Muskateller, Fen- dants des Waadtlandes, Rothen Gutedel, Elben und den frühen blauen Portugieser. Bei der Anschaffung der Sorte beziehe man nicht aus jedem beliebigen Weinberg, sondern aus wohlbekannten guten Rebber- gen, wo die betreffende Sorte in bester Cultur sich befindet, denn auch die besten Rebsorten arten bei schlechter ungeeigneter Cultur allmälig aus. Als beste Rebsorten für Spaliere wer- den empfohlen. 1) An im August und September rei- fenden Sorten. Precocee de Malingre, Seidentraube (Früh Leipziger), Gelbe Cibebe (Koheir), Früher Gutedel (Chasselas pr&coce), Früher rother italienischer Malvasier, Früher blauer Burgunder (Augusttraube), Früher blauer Portugieser. 2) An im September und October rei- fenden Sorten. Pariser Gutedel (Chasselas de Fontaine- bleau), Muskat-Gutedel (Chasselas musque), Königsgutedel (Chasselas royal), Kaiser Gut- edel, Bacharacher (Schwarzblauer Trollin- ger), Grosser Marokkaner, Weisser Muska- 11. Literatur. teller, Rother Muskateller, Schwarzer Mus- kateller, Malaga, Orangen-Traube. Für Aufbewahrung von Tafeltrauben be- nutzt Hr. Kohler die folgende Methode. Es werden nur vollkommen gezeitigte Trauben dazu benützt, die möglichst lange an den Reben geblieben sind. Angesteckte Beeren werden ohne die Traube zu berühren aus- geschnitten und legt man die Trauben in ein nach Norden liegendes Zimmer auf eine Unterlage von Druckpapier. Dieses Zimmer soll möglichst kühl gehalten wer- den, die Temperatur darf aber nicht unter Null fallen. Die Thüren werden möglichst wenig geöffnet, damit kein Wechsel der Temperatur eintrete. Auf diese Weise be- wahrte Hr. Kohler Trauben im frischen Zustande bis Ostern auf. Am besten hiel- ten sich der Bacharacher, der Kohier der Königs-, Muscat-, und Pariser Gutedel *). *), Nirgends werden Trauben im frischen Zustande besser als in Petersburg aufbe- wahrt. Man benützt dazu die importirte Malaga-Traube und andere späte grosstrau- bige Sorten mit fester Schaale, die aus der Krim, Astrachan ete. nach Petersburg kom- men. Die Trauben werden in „ewöhnliche Fässer zwischen Kleie so eingeschichtet, dass keine Traube die andere berührt und auch der Raum zwischen den einzelnen Beeren ausgefüllt wird. Nachdem das Fass geschlossen, wird solches in ein Gewölbe gestellt, in das einestheils kein Frost ein- dringt und das anderentheils durch Auf- stellung von Eisbehältern stets auf einer Temperatur unterhalten wird, die nicht über + 20 R. steigt. Wenn die Trauben gebraucht werden sollen, werden die Fäs- ser geöffnet und die Trauben nun so schnell als möglich verbraucht, da sie beim Oeff- nen des Fasses noch vollständig frisch, wie eben vom Stocke genommen sind, — unter der Einwirkung der Luft aber bald leiden. Die Petersburger Obstmagazine bewahren auf diese Weise ‘Trauben, die am Versendungsort sofort auf eben ange- gebene Weise verpackt werden, — ohne die Fässer, nachdem sie in Petersburg an- 123 Dann folgen die Capitel über Verbreit- ung des Weinstockes in den einzelnen Can- tonen und deren Ertrag, Einfluss der spe- ciellen Bodenverhältnisse, dessen Bearbeit- ung und Düngung, von der Anzucht der Rebe und Anlage neuer Rebberge, Schnitt und Erziehung der Rebe, Bearbeitung im Sommer, Feinde und Krankheiten des Wein- stockes über Weinlese und Mosten, über die Gährung, Weinveredlung und Wein- verfälschung, Behandlung des Weins im Keller, Weinproduction und Weinhandel, Werkzeuge und Maschinen für den Wein- bau. Nach ungefährer Schätzung umfasst das Areal, was in der Schweiz dem Weinbau gewidmet ist, gegen 60 — 80,000 Juchert, oder etwas mehr als 3 Procent des culti- virbaren Bodens der Schweiz. Die Abtheilungen über Anzucht, Schnitt und Cultur, geben in klarer gedrängter Kürze eine vollständige Anleitung und Holz- schnitte erläutern den Text. Ganz vorzüg- lich und vom grössten Nutzen für den Weinproducenten sind die Capitel über Weinbereitung und Weinbehandlung im Keller. Im Capitel über Weinverfälschung und Weinveredlung lüftet der Verfasser den Schleier und lässt in das eigentliche Geheimniss der blauen Stube den Consu- menten einen Blick thun, so dass das Wort ein wahres ist, dass der Käufer nur in dem Charakter des Producenten und Verkäufers eine Gewähr für die Realität des Weines den er ankauft, erhält. Zugleich ersehen wir aber auch, dass in schlechten Jahr- gängen eine reale Veredlung des gewon- nenen Productes eintreten kann, wo dem Weine theils nur die überschüssige Säure entzogen und der fehlende Zucker zuge- setzt wird. Kohler’s Schrift ist ein unentbehrliches Handbuch, nicht nur für jeden Weinpro- ducenten in der Schweiz, sondern auch für die Weinproducenten in Deutschland. (E. R.) gekommen zu öffnen, in ausgezeichnet frischem Zustande bis Juni des nächsten Jahres auf. 8) F. Jühlke, die Königliche Landes- | Ie baumschule und Gärtner-Lehranstalt in Potsdam. Verlag von Wiegand und Hempel in Berlin. Wir haben dieses ebenso gediegene als nützliche Buch schon einmal in diesen Blättern besprochen, auch ist damals schon darauf hingewiesen worden, dass dieses nicht blos die Geschichte der K. Landes- baumschule, sondern auch wichtige Daten über deren Betrieb und über die Gärtner- Lehranstalt enthält. Da erfahren wir, dass die grossartigen Parkanlagen Potsdams im Jahre 1745 begonnen worden sind, wo Friedrich der Grosse auf einem kahlen Sandhügel zu jener Zeit der »Wüste Berg« genannt, Sans-souci erbaute und dem Geschmack der damaligen Zeit entsprech- end bei der Anlage des Gartens die Ter- rassen ‚anlegen liess. Ein kleiner beige- gebener Plan gibt das Bild dieses berühm- ten Gartens von Sans-souci, wie ihn Fried- rich Wilhelm IV. wieder herstellen liess. Um diesen Garten haben sich nun nach und nach alle die Parkanlagen gruppirt, welche die andern Herrscher und die Mit- glieder der Königlichen Familie dort an- legen liessen und die mitten im Gebiete des märkischen Sandes jene von uns früher besprochenen genialen und grossartigen Parkanlagen Potsdams bilden. Geschichtlich interessant ist es, wie von Friedrich dem Grossen an die Könige Preussens selbst in die allmälige Anlage ihres Tusculums eingriffen,, wie dies durch Aufführung der Königlichen Rescripte mehrfach bezeugt wird. Die Rescripte von Friedrich dem Grossen gehen ganz in die Details ein, befehlen sorgsamere Pflanzung mit weniger beschädigten Wurzeln, tiefere Baumgruben und keine zu hohen Rech- nungen. Dieser allgemeinen geschichtlichen Ein- leitung folst die Geschichte der Landes- | baumschule und Gärtnerlehranstalt, wobei | so- | der hohen Verdieste, die sich Lenne, wohl um 'die Parkanlagen Potsdams, als b einlässlich gedacht wird. Ueberhaupt gereicht es dem Verfasser = zur wahrhaften Ehre, dass er den Weg der vollsten Wahrheit geht, Aller Ver- dienste vollkommen anerkannt und sö in diesem Werke dem verstorbenen Lenne ein Ehrendenkmal setzt, das dieser Mann so vielfach verdient hat. Trägt doch schon der Umschlag den Kranz der Monstera Lennea und das von Eichenlaub um- kränzte Brustbild Lenne’s. Ebenso einlässlich wird die Geschichte der am 20. August 1823 begründeten Kö- niglichen Gärtner-Lehr-Anstalt besprochen, einer Anstalt, die auf die Entwicklung des Gartenbaues in Deutschland den wichtig- sten Einfluss geübt hat und ferner noch im hohen Maasse üben wird, da solche un- ter unseres geehrten Freundes »Jühlke’s« Leitung, eigentlich jetzt erst auf den Stand der höchsten Blüthe und Nützlichkeit für die weitesten Kreise gelangt it. Wo man damit umgeht, Gartenbauschulen zu grün- den, da ist in diesem Werke Jühlke’s das wichtigste Material zum Vorstudium geliefert, ein Material, das nicht auf Theo- rie, sondern auf 50jähriger Erfahrung über erste Einrichtung, allmälige Umbildung und Vervollkommnung dieser Lehranstalt be- ruht. Es folgen nun verschiedene specielle Abhandlungen in Bezug auf Pflanzeneultur. J. Wrede, Inspector der Königl. Lan- desbaumschule, gibt seine Beobachtungen über den Einfluss des Frostes im Winter 1870/1871. Wir haben kürzlich unsere Ansichten über Einwirkung des Frostes in der Gar- tenflora niedergelegt. Wir wollen hier zufügen, dass Hr. Wrede unter den Holz- | gewächsen, welche mehr oder weniger ge- litten haben, ausschliesslich solche nennt, welche in Petersburg überhaupt nicht mehr aushalten, — also auch in Berlin schon über die Grenzen ihres natürlichen Ver- breitungsbezirkes hinaus gerückt sind und darum in ausnahmsweise kalten Wintern um die Landesbaumschule und Gärtner- | stets leiden werden. 2 RT IT NT s ' ; W. Lauche, Königl. Obergärtner und Lehrer des Gartenbaues an der Königl. Gärtner-Lehr-Anstalt, über Schnitt und Sor- ten von Zwergobstbäumen. Der verehrte Verfasser spricht uns ganz aus dem Herzen und bestätigt die Erfahr- ungen, die wir nun bereits seit einem De- cennium in. dem viel nordischeren Klima Petersburg’s gemacht haben, indem derselbe über die Modificationen spricht, die der Schnitt der Zwergobstbäume, wie solcher in Frankreich gelehrt wird, in Deutschland erleiden muss. In erster Linie wird darauf aufmerksam gemacht, dass im warmen Klima Frank- reichs die Obstbäume ihren Trieb von Mitte bis Ende Augusts beendet und dann auch der Schnitt vorgenommen werden könne, ohne zu befürchten, dass ein erneutes Austreiben stattfinden werde. Lucas em- pfiehlt Ende August bis Mitte September, das ist aber für Norddeutschland noch zu früh, denn es erfolgt bei so früher Vor- nahme desselben häufig noch ein erneutes Austreiben, das also den Zweck des Schnit- tes „Ausbildung von Fruchtaugen‘“ beein- trächtigt und indem der Banm in erneute Lebensthätigkeit gesetzt wird, das Erfrie- ren der Bäume veranlasst. In Petersburg ging es uns, wie Hrn. Lauche, wir mussten schmerzliches Lehrgeld zahlen und nehmen jetzt den Schnitt an Cordons und Zwerg- bäumen nur noch im Frühjahr nach dem Austreiben und im Herbst erst von Mitte bis gegen Ende October und Anfang No- vember, also wieder um 2—3 Wochen spä- ter als in Berlin vor. Die Afterleitzweige der Kirschen und Pflaumen, kürzt dagegen Herr Lauche Mitte August auf 1/3 und er- langt dadurch die Ausbildung einer gros- sen Menge von Blüthenaugen. Das Gleiche gilt von dem, was Herr Lauche über Auswahl der Sorten je nach klimatischen Verhältnissen sagt. Wir gehen da wieder ganz einig. Auch wir haben an 2000 Sorten Aepfel nnd Birnen für das Petersburger Klima geprüft und wie wenig ist als tauglich davon zurückgeblieben. Als zweckmässige gute Sorte für Zwerg- III. Literatur. 125 cultur empfiehlt Herr Lauche für’s Berli- ner Klima: 1) Birnen. 1. Esperen’s Herrenbirn, September. 2. Herzogin von Angoulöme, Herbst. 3. Diel’s Butterbirn, Winter. 4. Holzfarbige But- terbirn, October. 5. Napoleon’s Butter- birn, Herbst, 6. William’s gute Christbirn, September. 7. Vereins- Dechantsbirn, Oc- tober. 8. Louise von Avranches, October. 9. Clairgeau’s Butterbirn. 10. Amanlı’s Butterbirn, September. 11. Köstliche von Charneau, October. 12. Neue Poiteau, Oc- tober. 13. Schwesterbirn, October. 14, Triumph von Jodoigne, Winter. 15. Doy- enne Jamin, März. 16. Ghelin’s Butter- birnp, December. 17, Coloma’s Herbst-But- terbirn. 18. Capiaumont’s Butterbirn, Oc- tober. 19. Baronne de Mello, November. 20, Neue Fulvie, Februar. 21. Bosc’s Fla- schenbirn, October. 22. Arenberg’s But- terbirn. 23. Liegel’s Winter - Butterbirn, November. 24. Nivelle’s Butterbirn. Ausser diesen angeführten Sorten bei ausgedehnterer Anpflanzung noch folgende: 1, Amelie Leclerc, Januar. 2. Ange- vine, schönste, Winter. 3. Barbe Nelis, October. 4. Gute von Ez&e, September. d. Bergamotte Crasanne, 6. Bezy May, Winter. 7. British Queen, October. 8. Chau- montel, Winter. 9. Clapp’s Favorite, Sep- tember. 10. Dr. Lenthier, Winter. 11, Erz- bischof Hons, August. 12. General Tott- leben, December. 13. Henry Capron, No- vember. 14. Knight’s Edward, September. 15. Mad. Favre, September. 16. Mad. Du- car, Winter. 17. Pie IX., September, Oc- tober. 18. Poire de l’Assomption, August. 19. Protessor Henneau, Winter. 20. Ro- bert Trail, Winter. 21. Senator Vaise, August. 22, Lenzener Burgbirn, Herbst, 23. Rothe Dechantsbirn, October, 24. Ze- pherine Gregoire, Winter. 2) Aepfel. 1. Weisser Winter-Calvill. 2. Pariser Rambour-Reinette, Winter. 3. Kaiser Al- exander, October, November. 4. Belle Josephine, Winter. 5. Charlamowsky, Au- gust. 6. Cox’s Pomona, October. 7. Gel- ber Richard, October, November, 8. Ge- nerals-Geschenk, Winter, ' Parmaine. 10. Prinzenapfel, September, October. 11. Ananas-Reinette, November. 12. Edel-Reinette, Winter. 13. Etlins Rei- nette, Winter. 14. Gold-Reinette von Blen- heim, Winter. 15. Orleans Reinette, Win- ter. 16. Schöner aus Kent, Winter. 17. Winter-Taubenapfel. 18. Köstlichster, Win- ter. 19. Königlicher Kurzstiel, Winter. 20. London Pepping, Winter. 21. Gestreif- ter Beaufin, Winter. 22. Calvill Boisbunel, Winter. 23. Gloria Mundi, Winter. 24. Reinette Evagyl. R. Buttmann, Königl. Hofgärtner und Lehrer an der Gärtnerlehranstalt, über Erd- beertreiberei. Der Verfasser gibt in die- sem Artikel eine einlässliche Beschreibung seines Verfahrens bei der Treiberei. Zum ersten Treiben vom 15. Nov. (n. St.) an verwendet er Marguerite, Princess Alice, Sir Charles Napier. Zum zweiten Treiben von Mitte December und Mitte Januar an, ausser den obigen Sorten noch „British Queen, Sir Harry, Dr. Hogg, Roseberry maxima, Princess Royale, Keens Seedling.“ Zum 3. Treiben Mitte Februar und März: La constante, Prince Arthur, Princess Fre- deric Wilhelm, Empress Eugenie, Cremont, Victoria (Trollop), Prince of Wales, Duc de Malakoff *). *) In und um Petersburg werden ge- genwärtig wohl verhältnissmässig die mei- sten Erdbeeren getrieben und speciell sind in dem Pomologischen Garten des Refer- enten eine Reihe von Jahren hindurch jährlich 2 Gewächshäuser lediglich zur zweimaligen Treiberei von Mitte December | bis Frühjahr und zum 3. Male von Octo- ber bis Ende November bestimmt gewesen. Die Sorten, welche sich von allen bei uns zur Treiberei am besten bewährten, waren: 9. Winter-Gold- über die Wollige „Rindenlaus“ auch „Blut- laus“ Wrede über Vermehrung der Gehölze, C. Ritter über die Gärtnerei in Russland, Lauche über neue Birnsorten geschrie- ben, welche Aufsätze wir wohl bald ein- mal einlässlicher besprechen werden. Zwölf beigegebene Tafeln erläutern den Text dieses von der Buchhandlung sehr elegant ausgestatteten Werkes. (E. R.) Zum Frühtreiben die gewöhnlichen Sorten der Scharlacherdbeere, die gemeinig- lich als „Roseberry‘ in den Gärten gehen. Zur zweiten Treiberei, wobei mit An- fang December n. St. die ersten Erdbeeren eingestellt werden. Roseberry maxima, Pr&coce, Jova d’Ame- rique, Prince Imperial (Guddoses) Hen- riette, Lucas. Alle abgetriebenen Pflanzen va nachdem solche einige Wochen trocken ge- standen, im Frühjahr ohne besondere Prä- paration auf besondere Beete ausgepflanzt und begannen zu tragen, wenn die Ernte der im freien Lande cultivirten Erdbeeren beendigt waren. Im September, jedenfalls vordem ein Frost die Pflanzen schädigen konnte, (selbst ein leichter Frost verhin- dert die Herbst-Ernte) wurden die am meisten mit Blumen und jungen Früchten beladenen Pflanzer vorsichtig eingepflanzt, um ins Gewächshaus eingestellt, noch bis Ende November Früchte zu geben. Zu allen diesen Zwecken eignete sich unsere Russische ‚‚Roseberry maxima‘“ am besten. In welcher Ausdehnung Erdbeeren jetzt in Petersburg ceultivirt werden, mag daraus hervorgehen, dass es Besitzer gibt, die bis 30 Aker Land nur mit Erdbeeren bepflanzt haben. IV: Perso nralnotizen wand Newest ee 1) Am 28. Dezember 1872 wurden Ihrer | v. Guttmann, nach Gödöllö gesandt, Der Maj. der Kaiserin ein Strauss Himbeeren, | ' Strauss enthielt 40 Stück ganz reife und welche einige Tage zuvor im Toth Faluser | Walde aufgelesen wurden, von Hrn. Heinr, geniessbare und 70 Stücke halbreife Him- beeren. genannt (Aphis lanigera Hausm.), Aus Meran wird dem Boten f. Tir. und Vorarl. vom 14. Januar geschrieben, dass der Thermometer in der Sonne 250 R. zeigt und in sonniger Lage Ranunculus bulbosus, Stellaria media, Leöntodon Taraxacum, La- mium purpureum, Potentilla verna, Eu- phorbia helioscopia, Tussilago farfara u. m. a. in Blüthe stehen ; — dass Bellis peren- nis, Trifolium pratense, Diarthus montanus, Sedum acre u. a. den ganzen Winter hin- durch nicht zu blühen aufhörten, und dass im Freien an sonnigen geschützten Stellen fortwährend Märzenveilchen gefunden wor- den, und schliesslich, dass Monatrosen in vielen offenen Gärten noch jetzt mit rei- chen Knospen und Blüthen beladen sind. Im Laibacher Tagblatt vom 20. Januar lesen wir, dass einzelne im Herbst aufge- gangene Bohnen in voller Blüthe stehen; dass auf den Friedhöfen zu heil. drei König die Gräber mit blühenden Reseden und gelben Ringelblumen bedeckt waren; dass seit Mitte December die schöne rosenähn- liche Niesswurz in voller Blüthe steht, so ebenfalls Schneeglöckchen, Leberblümchen, Heidekraut, das buchsbaumblätterige Kreuz- kraut, die stengellose Primel etc. pracht- voll blühen. Am 13. Januar bestieg Jemand den »Bärwurzer», einen beiläufig 6000 Fuss hohen 11/, Meile südöstl. von Aussee (Stei- ermark) gelegenen Berggipfel. Auf einer Höhe von circa 4500 Fuss sah er, wie dem »Volksb.« geschrieben wird, im blühenden Haidekraut Hummeln herumfliegen und nahe an der Bergscheide fand er Alpen- blümehen (Blüthen von einer Steinbrech, Preisselbeere, Ranunkel- und Fadenklee- Art). Ganz oben bei der Triangulirstange, wo der Wind wehte, zeigte der Thermo- meter 140 R. Wärme und an einer nahen windstillen Stelle fast ganz 210. (8—r.) 2) Laibach (Krain) vom 24. Januar aus. Wie überall, so haben auch wir hier einen ganz abnormen Winter, und sind diese Erscheinungen besonders für einen Nordeutschen wie ich bin höchst interes- sant,. Bis zum 18. Januar hat Cobaea IV. Pa alolzen und Neuestes. 127 scandens im Freien geblüht, und zerstör- ten. die eintretenden — 30 Reaumur die Spitzen der Pflanzen, die älteren, härteren Blätter sind eben heut noch, nach einem 2 Tage anhaltenden Frost frisch und völ- lig gesund. Eccremocarpus scaber hat heut am 24, Januar, wo ich Stecklinge im Freien davon geschnitten, an den Spitzen der Zweige völlig zum Aufbrechen entwickelte Knospen. Pilogyne suavis, Abobra viridiflora sind unter einem etwas hervortretenden Dach noch völlig grün. Passiflora coerulea ganz frei an einer Säule hat noch nicht aufgehört zu wachsen. Leider treiben auch Rosen und Clema- tis schon wieder und ist zu befürchten, dass etwa eintretender stärkerer Frost diesen Pflanzen mehr schadet, als die strengste Winterkälte. Im Vorjahre hat- ten wir von Mitte December bis Mitte Februar zwischen — 40 R. bis — 220 R, Dieses Jahr von Mitte December bis heut zwischen — 30 R. bis + 180 R, und da- von nur drei Tage, wo das Thermometer nicht über 0 stand, Im Freien blüht be- reits an den sonnigen Bergen Viola, Pri- mula acaulis, auch Galanthus nivalis steckt die Köpfe schon heraus, ebenso blüht schon einzeln Hepatica triloba. Die Kätzchen von Corylus stäubten bereits am 8. Januar.. Bellis, Veronica und viele Unkräuter blühen noch jetzt auf den Aeckern. Die Verbe- nen und Petunien-Sortimente, welche über Sommer in den freien Grund gepflanzt wurden, sind heut noch völlig gesund und frisch, uud dürfte ich in den nächsten Ta- gen von den Verbenen Stecklinge schnei- den, wie ich bereits am 12. Januar aus dem freien Lande Petunien-Stecklinge ge- schnitten, welche heut bereits bewurzelt, Jenseits des Karst- Gebirges ist es na- türlicher Weise noch schlimmer. Denn unsere Nachbarstadt Görz hatte bereits zu Weihnachten seine Mandel- und Pfirsich- bäume in Blüthe, ja sie haben es in der letzten Woche gar bis zu reifen, wenn auch nicht gerade wohlschmeckenden Kir- chen gebracht. (Julius Dürr). 108 8) Dr. R. Schomburgk, Director des Botanischen Gartens in Adelaide, ist von einem Nervenfieber genesen, dem eine seiner Töchter zum Opfer fiel. Die Be- mühungen Schomburgk’s um den ausge- zeichnet blühenden Zustand des Botani- schen Gartens in Adelaide finden in Aus- tralien allgemeine Anerkennung. Einen Ruf nach einer der Schwesterkolonien lehnte Dr. Schomburgk ab und die dankbaren Einwohner Adelaidens überreichten dem- selben in Folge dessen eine Dankadresse. 4) Internationale Weltausstell- ung ix Wien. Die temporären Ausstellungen von Er- zeugnissen des Gartenbaues finden zu folgen- den Zeitpunkten statt. Vom 1. bis 10. Mai. ale 29.2 Juni. „ 20. „ 30. August. „ 18. ,„ 23. September. al... 15. October. 5) Im Augustastift in Charlottenburg bei Berlin werden gegenwärtig 40 Fuss hohe Platanen unter Leitung des Garten- directors Jühlke verpflanzt. 6) Am 22. März, dem Geburtstag Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, ward in Wien in dem zur dortigen Ausstellung her- | gestellten Fürstengarten die erste Pflanz ung vorgenommen. 7) r Josef Georg Beer, der lange Zeit Sekretair der Kais. Königl. Gartenbau- Gesellschaft war, stark am 13. März in Wien. Er war Mitglied der Kaiserlichen Commis- sion für die Weltaustellung und einer der Männer, die für die Abtheilung des Garten- baues bei derselben mit aufopfernder Liebe und Enthusiasmus gearbeitet haben. Lei- der solite er die Eröffnung dieser Ausstell- ung nicht mehr erleben. Beer’s bedeutendste Leistung war seine Arbeit über die Familie der Bromeliaceen, Dieselbe enthält neue Eintheilungründe und zeigt, dass Beer eine gründliche allgemeine Uebersicht über die zahlreichen Arten die- ser Familie gewonnen hatte. Leider lei- det auch diese Schrift an dem gleichen Fehler wie alle seine andern Schriften, es fehlt derselben eine klare Anordnung und die Sprache ist oft sehr confus. Beer’s letzte Schrift über Obstbau haben wir in diesen Blättern critisirt. Wir legen auf sein Grab den Palmenzweig des Friedens. Beer war ein enthusiastischer Freund der Pflanzenwelt, ein treuer Arbeiter und Beobachter und seine Arbeit über die Fa- milie der Bromeliaceen hat einen bleiben- den wissenschaftlichen Werth, (E. R.) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Odontoglossum Insleayi Lindl. (Siehe Taf. 757.) Orchideae., O0. Insleayi; pseudobulbis ovalis, compressis, diphyllis; foliis coriaceis, oblongo - ensiformibus, subundulalis, apice recurvis, racemo paucifloro erecto rigido brevioribus; sepalis petalisque oblongis, subaequalibus, undulatis, infi- mis basi connalis; labello angusio, obo- vato, undulato, apice roiundalo v. re- tuso, basi auriculato; disci crista apice biloba dilatata, utrinque in medio dente corniformi aucta; columnae alis incur- vis eirrhatis. — Lindl. Fol. Orch. n. 8. — Rchb. in Müll. ann. VI. pag. 825. — Oneidium Insleayi Barker in Bot. Reg. 1840. misc. 21. — Bateman Orch. Mex.. et Guatem. tab. 21. — Fl. d. 1848 tab. 62. Mit O. grande ist das in Rede steh- ende prächlige ©. Insleayi aus Mexiko zunächst verwandt. Die Traube der grossen gelben purpurbraun quer ban- dirten und gezeichneten Blumen erscheint im November oder December und bleibt wie die von O. grande mehrere Mo- nate in volier Schönheit, weshalb diese Art als eine der schönsten zum Win- terflor zu empfehlen ist. Cultur in durchbrochenen Töpfen oder Körben bei einer Temperatur von 8— 10° R. im Winter. (E. R.) SEeITEes b) Begonia scandens Sw. (Siehe Tafel 758.) Begoniaceae. Begonia scandens Sw. prodr. fl. ind. ! Aubl. Gray I. 916. — Pritzelia de- occ. p. 86. — A. de Cand. in DC. prodr. XV. pag. 362. — DB. glabra V, 1873, flexa, P. lucida, P. montana et P. glabra Kl. Beg. 113. 114. 115. — B, lucida 9 130 0. et D. Allg. Grtztg. XVI. 132. — B. Moritziana Knth et Bche ind. sem. h. ber. pag. 16. — B. elliptica Knth. in H. B. K. gen. nov. VII. 180 tab. 641. Die vorliegende Begonia ist eine der in den Gärten ältesten und ver- breitetsten in Brasilien heimischen Ar- ten, die, hälte man nicht immer den Drang nach neuen Arten, in wenigen Gärten fehlen würde. Ganz ähnlich wie mit so mancher guten alten in Vergessenheit geralhenen Pflanze verhält es sich mit der in Frage stehenden B. scandens; wir fin- den sie in den ältesten Pflanzenver- zeichnissen des Münchner Botanischen Gartens, allein seit mehr als 20 Jahren war dieselbe nicht mehr vorhanden. — Bei meinem letzten Besuche des Schön- brunner Pflanzen - Gartens fand ich in der Ecke eines Hauses eine ganze Wand mit dieser Begonie bedeckt, welche durch ihre glänzend grünen Blätter einen sehr wohlthuenden Eindruck machte und an Schönheit mit allen kletternden Pflanzen, welche mit Haft- wurzeln versehen sind, concurriren dürfte. Ich erinnere mich richt, diese Pflanze in Berlin, wo das grösste Be- gonien-Sorliment sich befindet, gemäss ihrer Eigenschaft verwendet gesehen zu haben. — Wenn auch im Allge- meinen die Begonien in unseren Glas- häusern weniger durch die Insekten leiden, muss doch insbesondere hervor- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gehoben werden, dass vorzugsweise diese Art siets frei von Ungeziefer ist, und sich namentlich der Glanz der Blätter selbst im Alter kaum verliert. Die Wurzeln klammern sich übrigens eben so fest und zahlreich an, wie bei Ficus stipularis. Indem wir diese Pflanze wieder in Erinnerung bringen, thun wir es in der Ueberzeugung, dass sich wenig Pflanzen so zur Bekleidung von Wän- den in den Warmhäusern eignen und überdies so reichlich und oft blühen, als die in Frage stehende Begonia. Unsere Pflanzen stehen in ganz kleinen Gefässen (Lauberde mit 1/, verwitler- ter Lehmerde) und haben eine Länge von 1 Meter und darüber. Dass die Haltwurzein die Pflanze allein zu er- nähren vermögen, ist wohl begreiflich. Die Pflanze kann daher sobald sie eine gewisse Grösse erlangt hat, unten ab- geschnitten werden, allein selbstver- ständlich gedeiht sie unter Mitwirkung der Erdwurzeln besser und ist na- mentlich der Blüthenansatz ein weit reicherer. In Orchideen - Häusern, wo man gerne Kletterpflanzen zu haben wünscht, und wo sie als von Uugezieler rein nicht genug empfohlen werden kann, gedeiht sie ganz besonders gut. München, im November 1872. Max Kolb. I. Originalabhandlungen. c) Libertia caerulescens Knth et Bouch£. (Siehe Taf. 759.) Irideae. L. caerulescens; caule simplici, erecto, glabro, striato; loliis ensiformi- bus, distichis, rigidis, glabris, caulem superanlibus; florum subsessilium glo- meratis alternis; bracteis cuspidalis, carinalis, siriatis, margine membrana- ceis; laciniis perigonii exterioribus ob- longis, apice rotundatis, interioribus el- liplieis, subunguiculatis; ovario glabro; capsula longe pedunculaia, oblonga, glabra. Knth et Bouche ind. sem h. Berol, 1845. — Linnaea XIX. 382. — Ibidem XXXI. 382. Wer kennt und schätzt nicht die Liberlia paniculata Sprgl., L. puichella Sprgl. und Lib. formosa Grah., als schöne sehr empfehlenswerthe Decora- tionspflanzen des Kalthauses und schöne Florblumen im April und Mai? Wäh- rend diese aber alle weisse Blumen tragen, hat die Liberlia, von der wir beistehend die Abbildung geben, hell- blaue Blumen, die in einer dichten Traube stehen. Ist in den Gebirgen Chile’s und Peru’s heimisch und verdient gleich den mehr verbreiteten Arten dieser Gattung allgemeine Cultur als schöne Decorations- und Florblume des Kali- hauses. (E. R.) Erkl. d. Abbildung. a. Ein Blüthen- schaft mit den Blumen in natürlicher Grösse. b. Die Wurzelblätter mit dem untern Theil des Blüthenschaftes in na- türlicher Grösse. c. Ein blühendes Ex- emplar verkleinert. d. Eine einzelne Blume, vergrössert. 2) Das 50jährige Jubiläum und die Geschichte des Kaiserlichen Bo- tanischen Gartens in St. Petersburg. Am 22. März (4. April n. St.) feierte der Kais. Botanische Garten in St. Pe- tersburg das 50 jährige Jubiläum der Umgestaltung dieses Institutes zum „Kaiserlichen Botanischen Gar- ten“, Es war eine stille häusliche Feier, welche den Tag bezeichnete. Um 12 Uhr war Messe in den Orangerien, bei der Sr. Hohe Exzellenz der Hr. Minister der Domainen, die Herren Directoren der betreffenden Abtheilung des Mi- nisteriums, der Herr Präsident der Kais. Russ. Gartenbaugesellschaft, der Depu- tirte von Sr. Kais. Hoheit des Gross- fürsten Nicolai-Nicolajewitsch etc., so- wie sämmtliche Beamte und Angestellte am Instiiule zugegen waren. Nach dem Gebete versammelten sich die Anwesenden zu einem Frühstücke beim Director. Zur Feier dieses Tages ist vom Hrn. R. von Trautveiter die Geschichte des Kais. Botanischen Gartens nach 9% 132 den vorhandenen Aktenstücken zusam- mengestelll worden und vom ÜUnter- zeichneten ist ein Wegweiser für das Institut geschrieben worden. Beide Schriften sind in Russischer Sprache verlass. Aus der leizteren Schrift werden wir gelegentlich einiges mittheilen, aus der ersten Schrift wol- len wir diesmal die wichtigsten allgemein interessanten Daten im Folgenden frei zusammen stellen. Durch einen Ukas vom 11. Februar 1714 befahl der Kaiser Peter der Grosse auf einer der Newa-Inseln einen Gar- ten zu gründen zur Cultur der Arzenei- gewächse, unter dem Namen „Apo- Ihekergarten.“ Dieser Apothekergarten stand bis zum Jahre 1823 in mehr oder weniger naher Beziehung zu den Bildungsan- stalten für Aerzte des frühern Jahr- hunderts. Unter den in der Botanik bekannteren Namen standen Männer wie Buxbaum, Siegesbeck, Falk, Ru- dolph, Stephan nicht allein dem Garten vor, sondern sie hielten auch ihren Zu- hörern Vorlesungen im Garlen. Im Jahre 1323 besass dieser Apo- Ihekergarlen schon die jetzige bedeu- tende Grundfläche, enthielt eine medi- einische, eine Botanische Abtheilung, eine Baumschule und einige in aller- dings baulälligem Zustande befindliche Gewächshäuser, im Ganzen wurden da- mals aber nur 1500 Arten lebender Pflanzen in demselben eultivirt. Der Minister des Innern, Graf Vic- tor Pawlowilsch Kotschubei, unter dem der Apothekergarten und die Medico-Chirurgische Akademie im Jahre 1823 stand, richtele seine beson- dere Aulmerksamkeit aul den Apolhe- kergarlen, der damals nur ein Jahres- Etat von 10000 Rbl. Banco halte. Professor Fischer wurde beauf- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tragt, einen Plan für Neugestaltung die- ses Garlens zu entwerfen, der Mi- nister stellte diesen Umgestaltungsplan Sr. Majestät dem Kaiser Alexander. vor, und dieser genehmigte am 22. März 1823: „Dass der bisherige Apo- Ihekergarten, Botanische Garten und Baumschule auf der Apothekerinsel in einen einzigen Garlen übereinstimmend mit dem Allerhöchst genehmigten Piane vereinigt werden und den Namen „Kai- serlicher Botanischer Garten* erhalten sollte, und dass die Leitung dessel- ben dem Herrn Professor Fischer übergeben werden sollte.* Zugleich wurden 100,000 Rbl. Banco für die erste Anschaffung von trockenen und lebenden Pflanzen bestimmt und ausser- dem ward für den Bau von Gewächs- häusern und Wohnungen für die am Institute angestellten Personen die Sum- me von 250,000 Rbl. Banco aus den Summen der Medico-Chirurgischen Aka- demie angewiesen. Als Etat für die jährlichen Ausgaben wurde am 15. Juni 1823 die Summe von 68,270 Ru- bel Banco Allerhöchst bewilligt. Schon im Mai des gleichen Jahres überuahm Fischer als Director des Gartens dessen Leitung und als Ober- gärtner ward F. Faldermann angestellt, der damals in Londun weille und von dort nach Petersburg berulen wurde. Fischer’s unermüdliches Wirken, um den Petersburger Garten bald ganz auf die Höhe der Zeit zu heben, ist ge- nugsam bekannt. An die Stelle der alten baufälligen Gewächshäuser ward ein grosses Gewächshaus, oder vielmer viele mit einander verbundene Ge- wächshäuser aufgebaut, welche aus 3 Längslinien, jede zu 720 Fuss engl. Länge und seitlich an den Enden durch Querlinien verbunden, bestanden. Ausserdem ward das eine im frühern I, Originalabhandlungen. Apothekergarten schon vorhandene Ge- wächshaus ausgebessert und im Jahre 1827 und 1823 wurden noch einige niedrige Häuser zur Cultur in einem der Höfe des Carre’s der Gewächshäu- ser, zur Cultur der zarteren Pflanzen aufgebaut. Obgleich von 1823 an der Botani- sche Garten direct unter dem Ministerium des Innern stand, diente er dennoch nach wie vor den Interessen der Me- dico -Chirurgischen Akademie, indem deren Professoren und Studenten den Garten benutzten, ja der Director Fi- scher erhielt sogar den Auftrag, für die Siudenten dieser Akademie im Gar- ten Collegien zu lesen, einen Aulirag, den Fischer unter Vorwänden verschie- dener Art stets von sich abzuweisen wussie. Dem Zweck des Gartens als wissen- schaftlich eingerichtetes Central-Institut für Botanik wurden entsprechend nicht blos die Sammlungen der lebenden Pflanzen vermehrt, sondern es ward auch ein Herbarium und eine Bibliothek als nothwendige Hülfsmittel zur Be- stimmung der Pflanzen gegründet, zum Unterricht für die Studenten der Medico- Chirurgischen Akademie erhielt ausser- dem der Garten eine Apothekerabtheil- ung, in welcher alle Arzneigewächse eultivirt wurden. Der grosse Raum des Gartens selbst ward theils als Park, theils zum Ar- boretum, zu Blumenparthien und Baum- schulen angelegt. So bildete Fischer von 1823 bis 1830 die Grundlage für den jetzigen Kais. Botanischen Garten, dessen Bo- tanische Bibliothek wohl die reichste und vollständigste der Art in Europa, dessen Herbarien sich nicht blos in Bezug auf Allgemeines Herbarium den reichsten derartigen Sammlungen 133 an die Seite stellen, sondern in speci- eller Richtung für die Flora des Rus- sischen Reiches das bedeulendste exi- stirende Material besilzen. Im Jahre 1530 ward der Kais. Bot, Garten in das Ministerium des Holes übergeführt und für Unterhaltungskosten, Beamte, Gärtner, Arbeiter, Heizung, Bibliothek, Herbarium und Museum, ward im Ganzen die Summe von 123,000 Rbl. Banco als Jahres-Etat be- stimmt. Im Jahre 1843 ward das Jahres- Etat von Rubel Banco in Silberrubel umgewandelt und anlänglich auf 54045 Rbl. gestelll, wozu dann später noch 2000 Rbl. für einen Reisenden und 4000 Rbl. für Unterhaltung der 1846 erbauten Palmenhäuser etc. kamen, zusammen 60,045 Rbl. Im Jahre 1863 kam der Kais. Bot. Garten unter das Ministerium der Do- mainen und erhielt im Jahre 1866 ein neues Jahres-Etat, das incl. der Summe für den Reisenden und Remonte für die Gebäude auf der gleichen Höhe auf 60,903 Rubel normirt wurde. Die höchsten Chefs des Kais. Bota- nischen Gartens von 1823 bis 1873 waren Graf Victor „Pawlowitsch Kotschubei* Minister des Innern, Arsenij Andreewitsch Sa- krewsky, Minister des Innern (bis 1830), Fürst PeterMichailowitsch Wolchonsky, Minister des Hofes (bis 1852) Graf Lwow Alexeiewitsch Peroffsky, Minister der Apanagen (bis 1857), der Oberhofmeister Peter Casimirowitsch von Meyendorff (bis 1863), Alexander Alexeiewitsch Selenoi, Minister der Domainen (bis 1872), Peter Alexandrowitsch Wolueff, Minister der Domainen (von 1872 an). Director blieb Fischer bis 1852, 134 an seine Stelle wurde 1852 C. A. Meyer ernannt, der 1855 starb. Jetzt wurde die Verwaltung von der wissenschaft- lichen Leitung des Gartens ganz ge- trennt, die Verwaltung kann unter Ba- ron von Küster, anfangs mit dem Titel „Director Collega“, dann mit dem Titel „Dirigent.“ Dr. E. Regel ward 1855 mit dem Titel „Wissenschaftlicher Di- rector“ contractlich auf der Stelle des Directors angestellt und erhielt die Leitung der Culturen, des Herbariums und des Museums. Im Jahre 1863 nach dem Tode Ba- ron Meyendorffs und dem Uebergang des K. Bot. Gartens zum Domainen- Ministerium, ward der Geheimrath R. E. v. Trautvetter *) vom Minister beauf- tragt, für den Kais. Bot. Garten ein neues Statut zu bearbeiten. Im Jahre 1864 ward derselbe zum Dirigenten ernannt und im Jahre 1866 erhielt der- selbe nach dem neuen Statute die Stelle des Directors, — E. Regel trat als Oberbotaniker in den wirklichen Dienst ein und behielt die Leitung des Gar- tens und der Herbarien, S. M. Rosanow ward bald darauf gleichfalls als Ober- botaniker angestellt und erhielt die Auf- sicht über das Museum. auch der Akademiker C. Maximowiez als Oberbotaniker angestellt und nach Rosanow’s Tode mit der Leitung des Museums beauftragt. Erst mit der Ueberführung des Kais. Botanischen Gartens in das Ministerium der Reichs-Domainen wurden wieder alle für das Institut elatmässig bestimm- ten Summen auch wirklich für das In- stilut verwendet und ausserdem wurden *) 1838 schon im Botanischen Garten, dann Professer und Rector in Kiew, spä- ter Director der Landwirthschaftlichen Anstalt zu Gorki. Endlich ward | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. jährlich ausserordentliche Credite für den zweckmässigen Umbau der alten baufälligen Gewächshäuser und der theilweisen Neuanlage des Gartens im Freien bestimmt, in Folge dessen der Kais. Botanische Garten wieder mit der Zeit vorangehen konnte, Bis zur Zeit des Jubiläums war der grösste Theil der Gewächshäuser, fussend auf die vorangegangenen Er- fahrungen zweckmässig umgebaut wor- den und hatte zum grossen Theil auch zweckmässige Wasserheizungen erhal- ten. Der unserer schönen Farnsamm- lung erbaute Glaspalast, den wir in der letzten Nummer beschrieben, war die letzte der Umbauten. Im Garten im Freien sind seit 1855, wo der Re- ferent hier eintrat, besondere Steinpar- thien zur Cultur der zarteren und schö- neren Perennien, sowie für Sumpf- und Wasserpflanzen gebildet worden und diese sind immer mehr nach dem Va- terlande geschieden worden. Die mit dem Jahre 1856 begonnene allmälige Uwmarbeilung des aus einer Menge ein- zelner Parcellen bestehenden Gartens zu einem im gleichen Sinne angelegten ı Parke, blieb nach dem Tode des Gralen Peroffsky, unter der Ungunst der da- maligen Verhältnisse für Ausbauung und Fortführung des Instituts sowohl im | Geiste der Zeit, so wie auch in wis- senschaltlicher Beziehung liegen. Mit der Ueberführung des Instituts unter das Ministerium der Domainen wurden diese Arbeiten nicht blos wieder auf- genommen, sondern der Herr Minister bewilligte zu diesen Arbeiten jährlich besondere Summen, unter deren Beihülfe ı der Hof auf dem die Wohnungen der Beamten und Gärtner stehen (51/, Dis- jatinen oder ungefähr 22 Acker) zu einem Parke mit chaussirlen Wegen umgewandelt ward. I. Originalabhandlungen. Die vom Carr& der Gewächshäuser umschlossenen Höfe wurden ferner theils aufgeräumt und chaussirt, theils der eine als Garten angelegt, der im Sommer zur Aufstellung der Gewächs- hauspflanzen im Freien (nach Familien, Gattungen und Vaterland) dient. Im grossen Park ward das Gemüs- land, das früher in der Nähe des zum Haupteingange der Gewächshäuser füh- renden Weges lag, in einen von dem Parke ganz getrennten Theil verlegt, der jetzt für die Baumschulen, Frucht- bäume und Fruchtpflanzen des freien Landes und für die Gemüsculturen be- stimmt ist. Ebenso ward ein Theil der versumpften Kanäle und Teiche im Gar- ten trocken gelegt, Parthien von nach Floren geordneten Perennien wurden hier angepflangt und endlich ward das frühere Gemüsland mit einem aus äl- tern Zeiten stammenden in natürlichem Style angeleglen Stücke des Gartens vereinigt und zum Arboreium umge- wandelt. Allerdings bleibt in Bezug auf all- mälige Anlage des ganzen Gartens im Freien, nach einem durchgehenden Principe der Zukunft noch vieles vor- behalten, aber das Wichtigste ist in dieser Beziehung in der Zeit, seitdem das Institut zum Ministerium der Do- mainen gehört, bereils gethan worden. Bei der grossen Ausdehnung des Areals des Institutes von 25 Disjalinen (unge- fähr 100 Acker) ist es ja natürlich, dass es auch in der Zukunft noch viel neu herzustellen, zu bessern, ge- schickter zu vereinigen und placirer. geben wird. Nach diesen allgemeinen Bemerk- ungen gehen wir zu den einzelnen Sammlungen des Gartens über. Die Sammlungen der lebenden Pflan- zen bestanden 135 1823 aus 1500 Arten 1824 5682 N b)] 1830 „12000 „ 1850 „12061 , 1863 „16500 1874 °2, 2132000) In der Gesammtzahl der im Jahre 1871 cultivirten Arten, befinden sich z. B. 827 Arten Farn, 1088 Orchideen, 214 Bromeliaceen, 350 Aroideen, 270 Palmen, 415 Coniferen, 787 Cacleen ete, Im Freien ausdauernde Holzgewächse 1128 Arten, ausdauernde Stauden 2763 Arten und ökonomische und Nutzpflan- zen des freien Landes 1164 Sorten. Das Herbarium des Kais. Bot. Gartens, jeizt eins der reichsten in Europa, ward erst im Jahre 1823 durch Fischer angelegt. Wohl sind in der Zeit Stimmen laut geworden, dass das Herbarium eine unnütze Zugabe zum Bolanischen Gar- ten sei, Der Ansicht sind wir nicht, sondern gegentheils gehört zu jedem Botanischen Garten ein Herbarium, denn ohne die Hülfe des Herbariums lassen sich die aus allen Theilen der Welt in unsere Gärten einwandernden Pflanzen nicht bestimmen. Es ist leider eine Thatsache, dass es Botanische Gärten gibt (exempla sunt odiosa), die mehr Pflanzen unter falschen als unter rich- tigen Namen haben. So erhielten wir Mesembrianthemum cordifolium aus ei- nem Botanischen Garten unter 12 ver- schiedenen Namen und Pentstemon pu- bescens aus einem andern Botanischen Garten unter 15 verschiedenen Namen. Leider ist es in solchen Instituten gänz- lich dem von Morgens bis Abends über und über beschäftigten Gärtner über- lassen, für die Bestimmung der Pflan- zen zu sorgen, — denn auch der Hr. Professor hat vollauf mit den Vorlesun- gen zu ihun, wissenschaftliche Hülfs- 136 mittel wie z. B. Bibliothek und Her- barium sind nicht vorhanden und einem jungen Botaniker als Gehülfen mit dem Bestimmen und Berichtigen der Pflanzen zu beschäftigen, dazu fehlen die Mittel! Wenn daher schon in den günstiger gelegenen Bolanischen Gärten des west- lichen Europa es ein dringendes Bedürf- niss ist, nicht blos Herbarium und Biblio- thek zu haben, sondern auch noch minde- stens einen Botaniker nur zum Bestimmen und Berichtigen der Gartenpflanzen und als Custos am Herbarium anzustellen, — so ist das im Petersburger Bot. Garten in noch viel höherem Grade der Fall. Der hiesige Sommer ist so kurz, dass bei uns jährlich eine Menge schö- ner annueller und bienner Pflanzen kei- nen Samen tragen und daher immer wieder aus dem Auslande bezogen werden müssen. Dann gelingt bei uns auch die Durchwinterung vieler zarter Kalt- und Warmhauspflanzen in günsti- gen Wintern wegen Lichtmangel nur schwierig — und in ungünstigen Win- tern fallen solche massenhaft dem un- ausgeselzten Heizen bei Tag und Nacht und gleichzeitigen Lichtmangel zum Opfer. Da sind wir denn auf das stets erneute Beziehen von Pflanzen und Samen in grossen Quantitäten aus den Gärten West-Europa’s angewiesen und solche Pflanzen müssen, wenn sie zum ersten Male blühen, wieder von Neuem revidirt und verglichen werden, ob solche ächt oder falsch, — wobei leider das Letztere fast häufiger als das Erstere. Möchten doch alle Botanischen Gärten baldigst mit den Hülfsmitteln ausgerüstet werden, um ihrem wissen- schaftlichen Zwecke besser zu ent- sprechen und möchte man nicht gerade in dieser Beziehung den Punkt über dem i vergessen. Doch kehren wir nach dieser Abschweilung, die gewiss -—_ 000000000000 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den frommen Wünschen aller Botani- schen Gärten entspricht, zu unserer Geschichte des Petersburger Gartens zurück. Schon 1823 ward für 500 Rbl. Banco das Herbarium sibirischer Pflanzen von Haupt als erster Stamm für das jetzige Herbarium angekauft (1000 Arten). Im Jahre 1824 ward das Herbarium (7394 Nrr.) des frühern Directors des Apothekergartens, nämlich von Ste- phan, zugleich mit dessen Biblioihek für 20000 Rbl. Banco angekault. 1825 folgte der Ankauf der berühmten Samm- lung von Eschscholz für 5000 Rbl. banco, einer der für damalige Zeit reichsten Sammlungen aus Kamtschalka und der von der Laurentiusbucht. Es folgten nun die Ankäufe der sibirischen Pflanzen vonGebler (1825), des 35,000 Arten zählenden Herbariums von Prof, Mertens in Bremen (1832 für 25000 Rbl. Banco), — des Herbariums von 10,000 Arten von Schrader (1841 für 8750 Rbl. S.). Von 1855 an kamen an bekannteren grösseren Sammlungen noch zum Herbar des Kais. Bot. Gartens, das Herbar des inzwischen gestorbenen um den Bota- nischen hochverdienten frühern Direc- tors Fischer, (60,000 Arten), und das für die Flora Russlands so ausserordent- lich wichtige Herbarium „Ledeb our’s“. Ausserdem waren bis zum Jahre 1856 eine Menge verschiedener klei- nerer Sammlungen angekault worden. Jetzt kam eine Zeit, wo durch Verord- nung des Grafen Peroffsky und Ba- ron Meyendorff die im Etat für das Herbarium bestimmten Summen eingezogen wurden, und zwar in einer so consequenten Art, dass selbst Man- gel an den nothwendigsten Materialien eintrat. Dagegen begannen von 1856 an 1. Originalabhandlungen. die Arbeiten des Anordnens, Bestim- mens und Bearbeitens einzelner Samm- lungen, dabei wurden die Doublelten ausgeschieden und von nun an begann der Austausch mit fast allen öffent- lichen Sammlungen und den bedeutend- sten Privatherbarien Europa’s und der andern Erdtheile, ein Austausch der so lebhaft betrieben wurde, dass er dem Herbarium jährlich zwischen 10—20000 Nummern trockener Pflanzen lieferte. Der Herr Minister der Domainen A. A. Selonoi eröffnete dem Her- barium im Jahre 1864 von Neuem die Möglichkeit, Ankäufe zu machen. Zu jener Zeit waren aber die Arbeiten des Anordnens soweit vorangeschritten, dass der weilaus grösste Theil der für das Herbarium bestimmten Summen auf den Ankauf von Papier verwendet werden musste, um nach und nach das Her- barium in ein gleichmässiges anslän- diges Format zu bringen, Bis 1855 waren nämlich sämmtliche angekaulte Sammlungen, jede für sich, liegen geblieben. Mit 1856 begann der Referent mit Hülfe der am Herba- rium angestellten Conservatoren eltc., die Riesenarbeit, die so bedeutend gewor- dene Sammlung, allmälig zu einem Her- barium generale, einem Herbarium ros- sicum, einem Herbarium der Garten- pflanzen und einem Herbarium der Petersburger Flora zusammen zu brin- gen. So ward das Herbarium der Pe- tersburger Flora im Jahre 1859, das Herbarium rossicum im Jahre 1860, das Herbarium der Gartenpflanzen im Jahre 1867 vollkommen geordnet. Die Arbeiten im General-Herbarium wurden nebenbei unausgesetzt fortgeführt und bis zum Jubiläum 1873 war auch diese Arbeit im Allgemeinen vollendet, — obgleich im Speciellen noch über 200 kleine, von verschiedenen Seiten ein- mm mL [7 137 gegangene Sammlungen mil demselben zu vereinigen sind, — eine Arbeit, welche aber nach Vollendung der ersten Hauptarbeit ebenfalls alle Aussicht hat, in einigen Jahren vollendet zu werden. Was nun die Artenzahl des Herba- riums betrifft, so ist da nichts Beslimmtes zu sagen. Im Jahre 1850 schätzte C. A. Meyer die Artenzahl des Herbariums auf un- gefähr 50,000 Arten, und P. K, Meyen- dorff gab, solche in einem 1857 ab- gegebenen Berichte auf 200,000 Arten. (Die letztere Zahl hat das Herbarium wohl kaum gegenwärlig, denn nach Packeten gezählt, umfasst dasselbe gegenwärtig 5507 ziemlich dicke Pa- ckete. Rechnen wir nun durchschnitt- lich auf jeden Pack 30 Arten, so kom- men 165,000 Arten heraus. Mehr als 30 Arten kann man aber kaum rech- nen, denn die Arten wiederholen sich in den verschiedenen Sammlungen und manche Arten sind in einer solchen Menge von Exemplaren von verschie- denen Standorten vorhanden, dass sie einen bedeutenden Platz beanspruchen. In den ganz geordneten Sammlun- gen (Russisches Herbar, Gartenherbar, Petersburger Flora) sind alle Exem- plare vergiftet (mit Sublimat) mit Gum- mistreifen auf weisse Bogen aufgeklebt und systematisch nach dem Endlicher- schen Systeme geordnet. In der Flora rossica und Petersburger Flora ist die Anordnung der Arten nach Ledebour Flora rossica, im Gartenherbarium ist die alphabetische Anordnung der Arten in den nach Endlicher geordneten Gattun- gen gebraucht. Im Generalherbarium sind nur die seit 1855 nach unserem oder mit Beihülfe unseres Materials be- arbeiteten Familien oder Gattungen ver- giftet, auf weisses Papier aufgeklebt und die Arten systematisch oder alphabetisch 138 geordnet. In den noch nicht bearbei- teten Theilen des Herbarium generale ist die Anordnung nach Endlicher’s System, die Arten in den Gattungen sind nach dem Alphabete gelegt, — die Exemplare sind aber noch nicht ver- giftet und auf weiss Papier gelegt, son- dern nur ingemeinschaftliche Umschlags- bogen vorläufig vereinigt. Wenn man bedenkt, dass unser Herbarfum seit 1855, mil Ausschluss der angekauften beiden Herbarien von Fischer und Ledebour jährlich an 15,000 Nummern Zugang hatte, dass vor 1855 nur ein Theil der einzelnen Sammlun- gen, und zwar nach verschiedenen Sy- stemen angeordnet waren, — dann ist in den letzten 18 Jahren für die Be- nulzungsfähigkeit dieser so bedeutenden Sammlung geschehen, was nur möglich war, und die Zeit, wo unser Herbarium vollständig angeordnet, dürfte nicht mehr allzuferne sein. Bevor wir das Herbarium verlassen, wollen wir noch 2 der bedeutendsten Einzelsammlungen desselben gedenken. Die eine ist das Brasilianische Herba- rium, gesammelt von Riedel und Langs- dorff (s. Reisende), die andere das Ja- panische Herbarium, gesammelt von C. Maximowiez und Tschonosky. Die erste Sammlung ist wohl die bedeutendste, welche von Pflanzen Brasiliens exislirt. Dieselbe lag früher unbenutzt, seit 1856 wurden aber die einzelnen Familien, mit Genehmigung der Herren Minister, den Bearbeitern der Flora brasiliana zur Benutzung leih- weise mitgelheilt. Ebenso unterstützte unser Institut seit jener Zeit die Be- arbeiter von Familien und Gattungen innerhalb und ausserhalb der Gränzen des Russischen Reiches mit den reichen Schätzen seines Herbariums. Das Japanische Herbar dient Herrn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. C. Maximowiez jetzt zur allmäligen Bearbeitung der Flora japonica. Alles was in den letzten Jahren an Samm- lungen des Ostens, des miltleren und südlichen Asien einging, ward mit die- ser Sammlung vereinigt. Die bearbei- teten Parthien gehen dagegen in das Generalherbarium über. Das Herbarium stand von 1823 — 1850 unter Fischer, von 1850 — 1855 unter C. A. Meyer, von 1855 — 1873 unter C. Regel. Das Botanische Museum. Dieses genoss bis zum Jahre 1855 keiner besonderen Aufmerksamkeit, war an sehr verschiedenen Orten unterge- bracht und hat auch jetzt noch über keine Lokalität zu gebieten, welche der Wichtigkeit dieser Sammlung entspricht. Erst im Jahre 1847 ward das Museum in seine jetzige Lokalität , in das auf der Nordseite des Palmenhauses befind- liche Gebäude übergesiedelt. Damals begann die allmälige Aufstellung des- selben, so dass im Jahre 1855 im Gan- zen alsFrucht-und Samensamm- lung 11,462 Nummern, jedoch nicht systematisch geordnet, in Gläsern auf- gestellt waren. Im Winter 1855 und 1856 wurden die Massen der in Kisten aufgespeicherten Samen und Früchte nach Enädlicher’s System geordnet, in Gläser gebracht und nun als systema- tisch geordnete carpologische Samm- lung aufgestellt, wodurch eine Samm- lung von 25,500 Nummern (Arten und Abarten) entstand. Die Sammlung von Hölzern ist nach deren Vaterland aufgestellt worden, Pro- fessor Mercklin begann im Jahre 1852 deren Aufstellung. Im Jahre 1855 erhielt derselbe 1420 Stück. Im Jahre 1857 be- gann die Aufstellung der noch in gro- sser Menge vorhandenen Holzstücke, so dass die Nummerzahl dieser Samm- I. Originalabhandlungen, lung im Jahre 1863 auf 52,275 Stück und 1871 auf 59047 gestiegen war. Die Sammlung fossiler Pflanzen be- trug bis zum Jahre 1855 im Ganzen 270 Stück, eine Zahl, die sich jetzt auf 1906 erhöht hat und unter der sich die Samm- lungen fossiler Tertiärpflanzen (von Heer bestimmt) aus Oeningen, die vom Amur von Schmidt gesammelt etc. befinden, Die Zahl der Saminlung angewendeter Gegenstände aus dem Pflanzenreich be- trug 1855 im Ganzen 268 Stück, 1863 im Ganzen 1071 Stück und 1871 im "Ganzen 1550 Stück. Das Museum stand bis 1850 unter Fischer, bis 1855 unter ©. A. Meyer, bis 1868 unter E. Regel, bis 1870 un- ter Rosanow und von 1871—1873 unter C. Maximowiez. Biologisches Laboratorium. Dieses ward im Jahre 1865 einge- richtet, nachdem im Jahre 1867 ein Oberbotaniker (Herr Rosanow) als Phy- siolog am Garten angestelll worden war. In diesem sind gegenwärtig alle die Instrumente aufgestellt, welche zu derarligen Untersuchungen nolhwendig, so unter andern eins der besten Mik- roskope von Harinak für 391 Rbl., eine chemische Wage von Staudinger für 245 Rbl., ein Heliostat von Silbermann für 148 Rbl. Seit dem Tode Rosanow’s ist Ar. A. F. Batalin hier mit Unter- suchungen beschäfligt. Bibliothek. Der erste Grund zu derselben ward 1824 durch Ankauf der Bibliothek von Professor. Stephan (637 Werke in 1185 Bänden) gelegt. Im gleichen Jahre reiste Fischer im Auftrage des Mini- sters ins Ausland und kaufte für 6270 Rbl. Banco Werke an. Im Jahre 1825 ward die Sammlung von 400 Botanischen Werken in 900 139 Werke) aus dem Garten zu Gorenki für 30000 Rbl. Banco angekauft, Aus- ser diesen und spätern Ankäufen war im Etat des Gartens von 1823 — 1843 jährlich 6000 Rbl. Banco, — von 1843 — 1867 jährlich 1715 Rbl, Silber, und seit 1867 jährlich 1200 Rbl. für Bücher- ankäufe und Ausgaben für die Biblio- thek bestimmt. So ist dieser Theil der Sammlungen des K. Bot. Gartens zu einer der vollständigsten Botanischen Bibliotheken geworden, welche existiren, indem derselbe 1871 im Ganzen 7947 Werke in 15552 Bänden enthielt. Als Bibliothekare waren angestellt von 1824 —1845 L. Fleuri, 1849—1864 E. von Berg, 1864—1866 N. Zabel, 1866—1867 S. Rosanow, 1868 A. Gussakowsky, 1868 bis jetzt F. von Herder. Reisende desKais. Bot. Gartens. Der Kais. Botanische Garten unter- hält Verbindungen mit allen ähnlichen Instituten in allen 5 Welitheilen, sowie mit den bedeutenderen Freunden der Botanik und des Gartenbaues, den Hrn. Botanikern und den bedeutendsten Han- dels-Gärtnereien. Ausserdem sendete derselbe theils besondere Reisende zur Einsammlung von trockenen Pflanzen, Samen und le- benden Pflanzen in verschiedene Erd- theile, besonders aber in die Gebiete des Russischen Reiches, — oder un- terstützte gleichzeitig aus seinen Mit- teln von andern Behörden und Gesell- schaften gesendete Reisende, — oder im Innern des Russischen Reiches an- sässige Personen, um für den K. Bot. Garten in dieser Beziehung thätig zu sein. Auf diese Weise erhielt der Kais. Botanische Garten jährlich zahlreiche directe Sendungen und zwar besonders aus dem Innern des Russischen Reiches. Die Doubletten der trockenen Pflan- Bänden, (sämmtlich wichtige Botanische | zen und die dem Garten nicht zum 140 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eigenen Gebrauch nothwendigen Samen | Szovits in Odessa, begleitet von 2 g g ’ 3 oder lebenden Pflanzen, die auf diese Weise bezogen wurden, dienten seit 1855 zum Austausch mit den Museen, Botanischen Gärten, Handelsgärten, Bo- tanikern, Gartenfreunden ete. — Bis 1855 waren nur Samen zum Austausch benutzt worden. Als Reisende, die ausschliesslich mit Mitteln des Institutes ausgerüstet, nur für den K. Bot. Garten sammelten, führt v. Trautvetter’s Bericht nach den Akten des Gartens auf: 1) Peter Grigoriewitsch Pomor- zo[f begleitetete auf Kosten des bot. Gartens den Prof. E. J. Eichwald auf dessen Reise nach dem Kaspischen Meere und dem Caucasus. Pomor- zoff reiste am 2. Mai 1825 nach Astra- chan und schiffte sich mit Eichwald auf der Corvetie Herkules ein, um über Mangischlak und Derbent bis Baku zu gelangen. Dort trennte sich Pomorzoff von Eichwald, sammelte bis zum Herbste in Grusien und kehrte am 30. Nov. 1825 nach Petersburg zurück. 2) Als im Jahre 1825 der Capitain Baron F. P.Wrangel mit dem Schiffe „Krotky“ von Petersburg die Reise um die Welt machte, ward demselben der Gärtner „Stewardt“ mitgegeben, um für den Garten Samen und Pflanzen zu sammeln, und zwar unter der spe- ciellen Leitung des Arztes der Expe- dition, des Doctor A. F. Kiler. Ste- wardt kam am 28. September 1827 von dieser Reise nach Petersburg zu- rück und brachte 8 Kisten mit leben- den und trockenen Pflanzen und 200 Sorten Samen und zwar aus Brasilien, Valparaiso, von den Sandwichs Inseln, von Kamtschatka, Sitka, von Manilla und St. Helena, alles Orte, an denen das Schiff kurze Zeit angehalten halte. 3) Der Apotheker Johann Nepomuk Malern, nämlich A. L. Sudakow und K. G. Trusow, verliess 1827 im Auf- trage des K. Bot. Gartens die Stadt Odessa, und indem er sich der Heeres- abtheilung des General-Majors Pank- ratieff anschloss, bereiste er im Jahre 1823 den westlichen Theil des Ader- beidskischen Distrikies im Kaukasus. Im Jahre 1829 besuchte derselbe Ar- menien und 1830 Mingrelien, wo der- selbe den 30. August 1830 in Kutais starb. — Szovils war ein ausserordent- lich thätiger und fleissiger Sammler, der die reichsten Materialien zur Kennt- niss der Flora jener von ihm bereisten Gegenden geliefert hat, theils bearbei- tet von Fischer und Meyer, theils erst noch in neuester Zeit von E. Boissier, zu der Flora orienlalis dieses berühm- ten Naturforschers benützt. Im Jahre 1828 sendete Szovits 30 Arten lebende Pflanzen, und 906 Arten trockner Pflan- zen in 20,000 Exemplaren, und 276 Arten Samen. Ferner wurden 664 Arten trockner Pflanzen in 37,000 Ex- emplaren, 257 Arten Samen, 69 Arten Abschnitte von verschiedenen Bäu- men etc., im Jahre 1929 von demsel- ben eingesendet. 4) Im Jahre 1821 war das Mitglied der K. Academie der Wissenschaften und der K. Russ. General-Consul für Brasilien G. J. Langsdorff aus Brasilien nach Petersburg gekommen. Auf Vorstellung des Ministers des Aeus- sern des Grafen K. W. Nesselrode, bewilligte Sr. Majestät der Kaiser dem Hrn. Langsdorff die Mittel zu einer wissenschaltlichen Erforschung Brasi- liens. In Folge dessen kehrte Langs- dorff noch im gleichen Jahre, begleitet vom Astronom N. Rubzow, dem Zoolog E. P. Menetrier, dem Botaniker L. Rie- del und dem Maler J. M. Rugendas Originalabhandlungen, nach Brasilien zurück. Von 1822 bis zum August 1828 durchforschte diese Expedition Brasilien. Das auf dieser Expedition gesammelte Herbarium er- hielt die K. Academie der Wissen- schaften, die lebenden Pflanzen aber, welche während dieser Zeit gesammelt worden waren, kamen in 84 grossen Kisten mit dem Schiffe „Helena“, be- gleitet vom Botaniker Riedel, im Jahre 1830 nach St. Petersburg in den Kais. Bot. Garten. Diese Sammlung ward auf 25,000 Rbl. geschätzt. Ausserdem er- warb der K. Bot. Garten das reiche Brasilianische Herbarium von Riedel für 12000 Rbl., ein Herbarium das un- gefähr 8000 Arten in 80000 Exempl. der Flora Brasiliens enthielt und jeiz! noch bei der Bearbeitung der Flora Brasiliens das reichste Material hierzu bietet. — Den 14. Februar 1831 ward Riedel mit Allerhöchster Bewilligung von Seiten des K. Botanischen Gartens abermals nach Brasilien gesendet, um dort abermals lebende Pflanzen, Samen und Herbarien für den Garten zu sam- meln und der Gärtner B. Luschnath ward demselben als Gehülfe mitgege- ben, damit letzterer in einem besondern Garten in Rio-Janniro die von Riedel gesammelten Pflanzen cultiviren und zur Uebersiedelung nach Petersburg vorbereiten könne. Von 1832 bis 1834 sammelte Riedel von Neuem in ver- schiedenen Provinzen Brasiliens. Wie fleissig und thälig Riedel war, geht daraus hervor, dass derselbe schon 1832 im Ganzen 12 Kisten mit leben- den und trocknen Pflanzen, Holzab- schnitten, Früchten und Samen nach Petersburg sendete. Im Jahre 1833 begleitete Lusch- nalh selbst den grössten Theil der von Riedel gemachten Sammlungen nach Peiersburg und brachte 2000 Töpfe mit 141 lebenden Pflanzen und 2000 Arten trockner Pflanzen in 20,000 Exemp- laren, eine Masse von Früchten, Samen, Stammabschnitten mit sich. Endlich im Jahre 1835 kam noch eine letzte Sendung von Riedel, nämlich 5 Kisten Samen und trockener Pflanzen. Luschnath hatte wegen Krank- heit schon 1853 seine Entlassung aus dem Botanischen Garten genommen und Riedel, der in Brasilien blieb, erhielt auf seinen Wunsch am 1. Juli 1836 seine Entlassung. 5) In den Jahren 1830—1835 ward auf Allerhöchstem Befehl N. S. Turc- zaninow beauftragt, für den Kais. Botanischen Garten im Südosten Sibi- riens Pflanzen und Samen zu sammeln und hierzu wurden für das erste Jahr 5500 Rbl. Banco und für jedes der fol- genden Jahre 4000 Rbl. bewilliget. Turezaninow bereiste in dieser Zeit die Gegenden von Irkutzk diesseits und jenseits des Baikal, sammelte eine grosse Menge lebender Pflanzen, Samen und ungefähr 60,000 Exemplare trock- ner Pflanzen für den Kais. Botanischen Garten, sowie er auch in dieser Zeit seine „Flora baicalensi- dahurica ge- schrieben hat. 6) Nach Beendigung von Turczani- nows Reisen ward A.J. Schrenk als Reisebotaniker am Botanischen Garten angestellt. Im Jahre 1837 reiste der- selbe nach den Tundren der Samojeden bis zu den nördlichen Ausläufern des Ural. Im Jahre 1839 ging Schrenk in Begleitung von K. J. Meinshausen nach dem Russischen Lappland. Seine bedeutendste Reise machte Schrenk endlich in die vom Altai südlich ge- legenen Gebiete Centralasiens. Am 27. Februar 1840 verliess er in Begleitung von Meinshausen St. Petersburg, ging zunächst nach Bernaul und von da nach 142 Semipalatinsk und Ajajus. Von da nach dem Balchasch- See und in die pflan- zenreichen Gebirge des Karatau und Alatau bis zum Alakul- und Sassikul- See. Dann rückwärts durch die Ge- birge Tarbagatai nach Ajajus, zum Nor- Saissan-See und kehrte endlich über Kombekti und Ust-Kamenogorsk nach Bernaul zurück. Im Jahre 1841 be- suchte er die östlicheren Theile des Tarbagatai und Alatau und die Gegen- den um den See Alakul. Im Jahre 1842 wurde von Omsk aus die Ischims- ky-Steppe, die Gebirge des Ulutau, das Gebiet der Flüsse Sary-ssu und Tschu untersucht, Im Jahre 1843 bereiste derselbe das westliche Ufer des Bal- chasch- See’s, die Gebirge des Chan- Tau und von da durch das Illi-Gebiet, den Alatau und Ajajus nach Semipala- tinsk zurück. Im Jahre 1844 endlich kehrte Schrenk durch St. Petersburg zurück. Das sehr be- deutende Material, namentlich an trock- nen Pllanzen, was Schrenk von dieser Reise mitbrachte, ist theils von Fischer und Meyer und später noch von R. v. Trautvetter bearbeitet worden, die zahlreichen Doubletten vertheilte unser Institut an alle die bedeutendsten Her- barien und Museen der verschiedenen Welitheile. 7) Friedrich Kolenati ward im Jahre 1843 als Reisender des Botani- schen Gartens angestellt, um im Cau- casus Samen und Pflanzen zu sammeln. Anfang 1845 kam Kolenati aus dem Caucasus zurück. Seine Sammlungen lebender und trockener Pflanzen erhielt der Botanische Garten. Das Verzeich- niss seiner gesammelten Pflanzen publi- cirte C. A. Meyer und Kulenati selbst gab seine Reisebeschreibung unter dem Titel „Reiseerinnerungen“ Dresden 1858 und 1859 in 2 Theilen heraus, seine den Ural nach Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Besteigung des Kasbeck publieirte er dagegen im Bull. Ac. Peir. IV. 1845 pag. 168. 8) Im Jahre 1853 am 18. Sept. ging K. J. Maximowicz im Auftrag des Botanischen Gartens mit der Fre- gatte Diana um die Welt nach dem Amur und kam am 7. August 1854 in Nikolaewsk am Amur an. Nachdem derselbe 1854, 1855 und 1856 das Flussgebiet des Amurlandes durch- forscht, kehrte er durch Sibirien am 17. März 1857 nach Petersburg zurück. Nach seinen reichen Sammlungen bearbeitete derselbe die „Primitiae Flo- rae amurensis“ und die Doubletten sei- ner Sammlungen gingen als Tauschma- _ terial an alle Institute, mit denen der K. Bot. Garten in Verbindung stand. Am 15. März 1859 reiste derselbe abermals durch Sibirien nach dem Amurgebiet, ° besuchte den Songary- und Ussuri-Fluss und überwinterte in Nicolaewsk an der Amurmündung. 1860 ging er längs des Ussuri bis Posjet und zum Hafen Olga und von dort nach Hakodate, wo es im Herbste ankam, Dort blieb er während des Sommers und Herbstes 1861 und schiffie sich nun im Winter nach Yukobama und Nagasaki ein. Bis zum 11. Februar 1364 blieb derselbe in Japan und kehrte nun zu Schiff, um das Vorgebirge der Guten Hoffnung nach Petersburg zu- rück, wo er im Juni 1864 ankam. Der- selbe hat von dieser Reise die reich- sten Sammlungen an irockenen Pflan- zen mitgebracht, die bis jetzt aus Ja- pan nach Europa gekommen sind und daraus bereits 120 neue noch bis da- hin unbeschriebene Arten aufgestellt und beschrieben *). Ebenso hatie das- *, Diagnoses breves plantarum nova- vum Japoniae in Bull. Ac, Petrop. I. Originalabhandlungen. selbe an 700 Arten Samen theils schon vom Amur und Hakodate eingesendel, theils brachte er solche selbst mit und endlich übersiedelte er auf dem Schiffe mit dem er ankam, an 400 Arten le- bender Japanischer Pflanzen in Ward- schen Kästen. Ausserdem waren vom Botanischen Garten 1853 der Gärtner Karl Lieber nach dem Tschernigowschen Gouverne- ment, 1339 der Gärtner Affanaszi F eo- doroff nach dem Tschernigowschen Gouvernement und der Krim, 1845 der gleiche nach dem Tschernigowschen Gouvernement und 1856 der Gärtner Dmitri Andrejew nach dem Altai ge- sendet worden, um Pflanzen und Samen zu sammeln. Ausser diesen im Obigen aufgeführ- ten Reisenden, welche fast nur mit Mitteln zur Reise vom Kais. Bot. Gar- ten ausgerüstet waren, wurden noch manche audere Reisende durch Zahl- ung jährlicher Summen vom K. Bot. Garten unterstützt, wogegen demselben ein Theil der gesammelten Pflanzen zugelheilt wurden. Als die wichtigsten derartigen Expeditionen sind zu nennen: 1) B. P. Jäger, reiste 1827 nach Hayli und erhielt jährlich 600 Rbl. Banco. 2) J. G. Rieder, 1823— 1830 in Kamischalka als Gärtner, erhielt 950 Rbl. für Pflanzensammlungen. 3) BaronKarwinsky, Reise 1840 -—1843 nach Mexico. Zahlreiche Cac- teen waren nebst 2000 Arten trocke- ner Pflanzen das Resullat jener Reise. Derselbe erhielt einen Jahresbeitrag von 1500 Rbl. Banco, 4) F.J.Basiner, Reise nach Chiwa 1842—1843 mit der dahin gesendeten Gesandischaft, 5) K. F. Klaus, Reise an das un- tere Gebiet der Wolga und nach Astrachan. — 00 143 6) G. J. Radde ging im Auftrage der K. Geographischen Gesellschaft im Jahre 1855 nach dem östlichen Sibirien, Der K. Bot. Garten bestimmte für die Dauer der Weise einen jährlichen Bei- trag von 200 Rbl. für Sammlung von Samen und trocknen Pflanzen, Nach- dem Radde Cis- und Transbaicalien, Dahurien und das obere Amurgebiet genau durchforscht, kehrte er 1860 nach Petersburg zurück und brachte eine Sammlung von 1000 Arten trocke- ner Pflanzen in ungelähr 8000 Exemp- lar nebst einer Sammlung Samen, — Das Herbarium ward von Regel und Herder bearbeitet. (Reisen in den Sü- den Ostsibiriens). 7) Im Jahre 1863 siedelte Herr G. J. Radde nach Tiflis über. Jährliche Reisen in die verschiedenste Theile des Caucasus, zur Erforschung dessel- ben in Bezug auf geographische, eihno- graphische, mineralogische, zoologische und botanische Daten haben viele wich- lige Beiträge zur bessern Erforschung des Caucasus und zur Anlage des Na- turhistorischen Museums in Tiflis die Materialien geliefert. Der K. Bot. Gar- ten setzte einen Jahresbeitrag von 300 Rbl. aus, wofür derselbe einen Theil der gesammelten trockenen Pflanzen, Samen und lebenden Pflanzen erhielt. 8) A. K. Becker sendet seit mehr als 20 Jahren jährlich das Resultat sei- ner botanischen Sammlungen in der Gegend von Sarepta und seiner Reisen an das Caspische Meer und in den Caucasus, an den Kais. Bot. Garten und bekommt nach Maasgabe der Sammlungen dafür bestimmt abgemachte Zahlungen. 9) Seit 1869 steht der K. Bot. Gar- ten in Verbindung mit B. Roezl, zahlt diesem einen Jahresbeitrag von 2000 Fr,, wofür Herr Roezl dem Garten ei- 144 nen Theil der von ihm in verschie- denen Gegenden Amerikas gemachien Sammlungen an Samen und Pflanzen übergibt. 10) N. A. Sewerzow, der Chef der von der K. Geographischen Gesell- schaft 1867 nach Turkestan gesende- ten Expedition, übergab gegen einen bestimmten Beitrag die Botanische Aus- beute dem K. Bot. Garten. Jene viele Neuigkeiten enthaltende Sammlung ist von Regel und Herder bearbeitet worden. 11) N. M. Prschewalsky reiste 1871 nach der südwestlichen Mongolei. Da derselbe dem Botanischen Garten anerbot trockene Pflanzen zu sammeln, so wurden gleichfalls 300 Rbl. pr. Jahresbeitrag bewilligt. Eine erste Sendung interessanter Pflanzen hat der Bot. Garten schon erhalten. 12) Als Reisende, welche ganz auf eigene Kosten die Reisen unternahmen und nur zur Erleichterung der Reise die Allerhöchste Bewilligung erhielten, als Reisende des. K. Bot. Gartens zu zählen, sind zu nennen: Ch. F. Les- sing 1832 — 1854 in deın südlichen Ural, K. Koch 1836 — 1835 in dem Kaukasus, F. Nylander 1844 nach dem Archangelskischen Gouverne- ment. 13) Viele Russische Botaniker, wel- che Reisen auf eigene Kosten unter- nahmen, haben dem K. Bot. Garten, entweder ihre ganzen Sammlungen oder doch einen Theil desselben zum Ge- schenke gemacht. Als solche sind zu nennen: F. A. Buhse, die Pflanzen welche derselbe auf seiner Reise von 1847 bis 1849 im Caucasus und Persien sam- melte. D. Weyrich, welcher 1552 unter | | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. P. P. Semenow, die reichen und viele Neuheiten enthaltenden Sammlun- gen, welche derselbe als Chef der Ex- pedition 1856 — 1858 in das lli-Gebiet bis zum See Issyk-Kul und einem Theil der früher von Schrenk besuchten Ge- biete der Soongarei machte. Diese reiche Sammlung ist von Regel und Herder bearbeitet worden. (Plantae Semenovianae). R.K. Maak übergab die Botanische Sammlung seiner im Auftrage der Geo- graphischen Gesellschaft nach dem Us- suri-Gebiete in der nördlichen Mand- schurei gemachten Reise. Diese Samm- lung ist von Regel (Tentamen fl. us- suriensis) bearbeitet, G. S. Karelin, die Sammlung sei- ner 1823 in der Soongarei gemachten Sammlungen. Admiral Baron F. P. Wrangell, die 1830 — 18355 im nordwestlichen Amerika gesammelten Pflanzen und Sa- men, unter diesen viele für die Cultur neue Sommergewächse. Staatsraih Liubimow schenkte bei seiner Rückkehr aus Peking 1842, — 60 lebende Pflanzen, welche in Kübel eingepflanzt aus Peking nach Irkutzk transporlirt worden waren und von Ir- kutzk durch einen Gärtner des K. Bot. Garten abgeholt und nach Petersburg transporlirt wurden. Kirilow, der Arzt der Mission in Peking 1842 Pflanzen von da. J. von Stubendorff, zahlreiche Sammlungen aus Östsibirien. Dr, Tatarinow im Jahre 1851 eine Sammlung Pflanzen aus Peking. 14) Endlich hat ‘der K. Bot. Garten seit 1323 Verbindungen in Innern des Reiches und auch im anderen Welt- theilen mit dort ansässigen Botanikern, Adminal Putiatin die Reise um die | Gärtnern und Garienfreunden eingeleitet Welt machte und 1856 nach Japan kam. | und auf diese Weise, sei es gegen Tat 739 I, SEHR BIRE er elen SEE .Ä TDetee DS m dl 8 Be 1. Originalabhandlungen, Zahlung je nach Maasstab der einge- sendeten Pflanzen und Samen, — oder gegen Tausch, jährlich eine Menge von Gegenständen bezogen. Die wichtigsten derartigen Verbin- dungen waren; 1823 — 1850. Dr. Fr, Gebler in Bernaul, der reiche Sammlungen aus der Flora des Altai einsendete. 1823—1863. Ch. Steven in Sim- pheropol. 1824. Gärtner Mardowkin in Ber- naul. 1824. P. Wesselowsky in Nert- schinok. 1824. K. P. Sossnin, Apotheker in Nertschinsk. 1825. K. F. Wunderlich, Apo- theker in Sarepta. 1825’ — 1860. E. N. Hartwiss in Nikita. 1825— 1827. B. J. Jäger in Kertsch. 1823—1845. N. S. Turczaninow in Irkutsk. 1828. Scharipow in Nischni-Ko- linsk im Tschukschen-Lande. 1833. Pastor Hohenacker in Eli- sabethopol. 1852—1872. Dr. Tiling, anfangs in Ajan in Östsibiren, dann in Neu- Archangelsk auf der Insel Sitcha und zuletzt in Nevada-City in Californien. (Nach seinen Sammlungen Regel et Tiling, Florula ajanensis). 1850—1855. Von Lansberg in Caracas. 1854. A. P. Pawlowski in Wiliusk. M. S. Sensinow in Nertschinsk. 1856. P. P. Pomorzow in Tiflis. 1857. A. P. Owerin in Tiflis. 1557. Capitän Koptieff in Tomsk. 1860. J. W. Ludwig in Siriänowsk im Altai. 1864 — 1867. Tschonosky in Japan, | V, 1873, 145 1865—1872. Obergärtner Schar- rer in Tiflis. 1866. Junurow in Taschkent. 1867. Der Consul der Republik Uruguay in St. Catherine in Brasilien, Gaulier. 1879. Hance in Whampoa in China, 1570. Oberst Kuschakewitsch in Turkestan. 18571. Uralsk. 1870. J. T. Terentiew in Taschkent. 1571. A. L. Tschekanowski in Si- birien. 1571. N. J. Korolkow in Turkestan, In einer besondern Unterab- theilung sind von R. v. Trauiveiter alle von Seiten des Botanischen Gar- tens oder dessen Angestellten seit 1853 publicirten grösseren und kleineren Schriften aufgeführt. Obergärtner Burmeister in A. Von Seiten des Botanischen Gartens wurden publicirt. 33 Samenkataloge, grossentheils mit einem Anhange von Beschreibungen neuer und verkannter Pflanzen. Enumeratio plantarum acl. Schrenk lectarum. 1842. Sertum Petropolitanum seu icones et descriptiones plantarum quae in horto bot. floruerunt. Decas 1. auct. Fischer et Meyer. 1346. Decas Il, auct. Meyer. 1852. Decades IM. et IV. auct. 1869. Reise nach dem Nordosten des Eu- ropäischen Russland v. A. G. Schrenk. I. Theil 1848. II. Theil 1854, C.E. Berg, Catalogus bibliothecae horli Imp. Petropolitani. 1852. Schriften aus dem ganzen Ge- 10 Regel. 146 biete der Botanik, herausgegeben vom Kais. Bot. Garten. 1853. Trudi, des Kais. Bot. Gartens. 1871—1873. (Jetzt erschienen I. Band. Heft I. u. I. If. Band. Heft I. *). B. Von den Angetellten wurden mit Ausschluss der im Vorher- gehenden genannten Schriften publieirt, 1) Von F. B. Fischer wurden publicirt. 16 Schriften und Abhandlungen von 1823 — 1850, dabei 3 in Russ. Sprache **). 2) Von F. G. Faldermann von 1823—1858. Y 8 Abhandlungen, darunter 2 in Russ. Sprache. 3) Von C. A.Meyer 1851—1855. 45 Schriften und Abhandlungen, dar- unter 1 in Russ. Sprache. 4) Von R.E. von Trautvetter, von 1835—1837 und 1864— 1872. 13 Schriften und Abhandlungen, dar- unter die Jahresberichte über den K. Bot. Garten von 1867 — 1812 in Russ, Sprache. 5) VonE. K. von Berg. 1849 — 1864. 38 Abhandlungen. *) In diesem Werke werden, nachdem der K. Bot. Garten wieder Mittel zu sol- chen Publicationen besitzt, die botanischen Arbeiten der am Institut Angestellten pu- blieirt werden. **) Die Jahreszahl zeigt an, wie lange die Betreffenden am K. Bot. Garten ange- stellt waren. Nur die während deren An- stellung am Bot. Garten publicirten Schrif- ten sind aufgeführt. Dies gilt namentlich von den unter Nr. 3, 4, 7, 10, 12 und 16 | aufgeführten Autoren, un Gartenflora Deutschiands, Russlands und der Schweiz. 6) Vom Baron C. C, von Kü- ster. 1850— 1864. 1 Schrift, Russisch. Von F. J. Ruprecht. 1851— 1855. 10 Schriften und Abhandlungen, dar- unter 3 in Russ. Sprache, 8) Mon. Ss. 1852— 1872. 22 Schriften und Abhandlungen, dar- unter 4 in Russ. Sprache. 9) Von ©. Pabst, 1855—1866. 1 Abhandlung in Russ. Sprache. 10) Von E. Regel. 1855-1972. 260 Schriften und Abhandlungen, darunter 72 in Russischer Sprache. Maximowicz. 11) Von L. Rach. 1856-1859. 1 Schrift. 12) Von F. Körnicke. 1856 — 1858. 3 Schriften und Abhanıllungen, 13) Von F. von Herder. 13 Schriften und Abhandlungen, da- von 1 in Russ. Sprache. 14) Von A. A. Severin. 1864. 1 Abhandlung. 15) Von H. W. Höltzer. 1856— 1872. 1 Abhandlung. 16) Von H.E. Zabel. 1864— 1866. 1 Werk. 17) Von S.M. Rosanow. 1866— 1870. 20 Werke und Abhandlungen, davon 9 in Russ. Sprache. 158) Von E. J. Ender. 1872. 4 Werke und Abhandlungen, darun- ter 3 in Russ. Sprache. 19) Von P. B. Glehn. 2 Schrifien und Abhandiungen, da- von 1 in Russ. Sprache. 1856— 1866 — II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 20) VonK.K. Karsten. 1867 — 1872. 1 Abhandlung. 21) Von A. F. Batalin. 1870— 1872. | 1. a) Abgebildet im Catalog von J. Veitch und Söhnen. (Chelsea, Kingsroad , London). ‚ 1) Begonia intermedia. (Nebst einer von J. Veitch mitgetheilten Abbildung). Ein Bastard zwischen Begonia Veitchi und bo- liviensis. In der Tracht und dem aufrech- ten üppigern Wuchse gleicht diese Art mehr der in Cultur leicht gedeihenden B. boliviensis. Die Blätter haben dagegen mehr die Form von Begonia Veitchii und ähneln dieser auch in der Färbung. Dieser Bastard ward im Institut des Hrn. Veitch erzogen. Es ist nach Veitch’s Ausspruch eine harte Kalthauspflanze, die im kühlen Raume im Winter so gut wie im Sommer gedeiht, ja sogar in mildem Winter im Garten des Hrn. Veitch im freien Lande ausgehalten hat. Erhielt ein Certificat erster Klasse von der Königl. Gartenbau-Gesellschaft. (E. R.) 2) Croton Weismanni h. Veiteh. Gleich- falls eine der zahlreichen schönen Formen von Codiaeum pictum, welche J. G. Veitch auf seiner Reise nach den Südseeinseln entdeckte und in Cultur in das Etablissement in England einführte.e Die beistehende Figur (S.149) hatHr. James Veitch in seinem Cataloge pro 1872 publieirt und uns ein Cliche mitgetheilt. Dieselbe zeigt die ele- gante Tracht dieser Abart. Die graecil überhängenden schmalen Blätter erreichen eine Länge von 10 — 12 Zoll bei einer Breite von ungefähr 8/, Zoll. Auf dem dunkelgrünen Grunde der Blätter ist die hell goldfarbene Zeichnung und Streifung der Blätter längs der Mittelrippe, dem Blattrand und den Seitennerven ausser- 147 11 Abhandlungen, davon 6 in Russ. Sprache, (E. R.) Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. ordentlich schön. Cultur im niedrigen Warmhause, wo möglich eingesenkt mit dem Topf in ein erwärmtes Beet. (E. R.) b) Abgebildet in Heinemann’s Ca- talog in Erfurt. 3) Mimulus cupreus Brillant. Die von uns wiederholt besprochene Samen- und Pflanzenhandlung von F. C. Heinemann in Erfurt, welche jährlich eine Menge schöner Neuheiten vertheilt, empfiehlt diese neue Sorte von M. cupreus. Wir haben den Mimulus eupreus mehrfach besprochen und stets als eine der der Cultur würdig- sten Arten von Mimulus empfohlen. Es gehen aber Andere noch weiter, indem sie die Ansicht aussprechen, M. cupreus sei der einzige Mimulus der für die Cultur im Garten einen dauernden Werth besitze. Die auf S, 150 nach Heinemann’s Ab- bildung reprodäcirte Figur, stellt eine Form dar, welche einen compacteren Wuchs und grössere Blumen als die Stammart besitzt. Ausserdem ist die Farbe der Blumen ein glänzendes dunkles Scharlach von gros- sem Effect. (E. R.) c) Abgebildet im Botanical Ma- gazine, 4) Dendrobium Hookerianum Lal. (Or- chideae.) Lindl. in Journ. Linn. Soc. Lond. 1859. IIL. p. 8. — D. chrysotis Rehk. Ail. in Gard. Chron. 1870 p. 1311. — Wurde unter letzterem Namen bereits im Jahr- gange 1871 p. 84 erwähnt, (Taf. 6013.) 5) Vriesia brachystachys Rgl. (Brome- liaceae). Wurde bereits in der Gartenflora 10= ur “ 148 | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. - Be Begonia intermedia. 1866 p. 258 t. 518 abgebildet; diese Ab- | Garten besitzt trockene Pllanzen, von Dr. bildung war aber nach einem unvollkom- |; Burchell in Brasilien gesammelt, welche men entwickelten Exemplare gemacht. | hierher gehören. (Taf. 6014.) (S. Gartenfl. 1867 p. 290). Das Vaterland der Pflanze, welches früher unbekannt 6) Bellis rotundifolia Boiss. et Reut. war, ist Brasilien. Die in Kew zur Blüthe | var. coerulescens. (Compositae). B. et R. gelangten Exemplare stammen zwar aus | Pugill. pl. nov. Alg. et Hisp., p. 55. Willk, dem Petersburger Bot. Garten, aber dieser | et Lge. Prodr. fl. Hisp. II. p. 32. — B, | | 1 | II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 149 Croton Weismanni. coerulescens Coss. mss. in Herb. Balansa. — | messer, Eine in Marocco häufig vorkommende, be- sonders auf sonnigen Feldern wachsende perennirende Pflanze; auf dem grossen At- las geht dieselbe bis zu einer Höhe von 11,000 Fuss. Von Boissier und Reuter zu- erst entdeckt, wurde die Pflanze neuerdings durch die Herren Dr. Hooker und Maw in England eingeführt. Blätter mehr oder weniger behaart; Blattstiel dünn, 1—3 Zoll lang; Blattscheibe 3/,—1'/ Zoll lang, ei- förmig, kreisförmig oder verkehrt, herz- förmig, buchtig gezähnt, dreinervig. Blü- thenstiel dünn, die Blätter weit überragend, Blüthenköpfehen 3/4 — 1, Zoll im Durch- dem gemeinen Gänseblümchen ähnlich; Strahlenblumen blau, in verschie- denen Nüancen vorkommend, und bis in die weisse Grundform übergehend. (Taf. 6015.) 7) Elleanthus wanthocomus Rehb. fil. in litt. (Orchideae). Eine aus Peru stam- mende Erdorchidee, welche Major Trevor Clarke an W. Wilson Saunders sandte, der seinerseits ein blühendes Exemplar im Mai 1872 in einer Sitzung der Königl. Gartenbaugesellschaft ausstellte. Die Gatt- ung Elleanthus ist identisch mit Evelyna Poepp. et Endl. 5 Jahre später benannt; 150 ne \ “ Sg Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Mimulus eupreus Brillant. Stengel 10 — 12 Zoll hoch, einfach, auf- recht, dünn. Scheiden rauh, die untern cylindrisch, die oberen leicht aufgeblasen. Blätter fast aufrecht, 5—7 Zoll lang, lan- zettförmig, zugespitzt, auf jeder Seite der Mittelrippe 10-nervig. Rispe 2—3 Zoll lang, dicht, vielblumig. Bracteen gelb, mit grü- nen Spitzen; die unterste gegen 1 Zoll lang. Blumen sitzend, 1/, Zoll lang, gelb. Sepalen eiförmig länglich; Petalen läng- lich, Lippe geigenförmig, stark nach aus- wärts gebogen, am Rande gewimpert. (Taf. 6016.) 8) Alsomitra (Cucurbitaceae). sarcophylla Hook. fil. Hook. fil. in Benth. et | Hook. gen. pl. I. p. 840. — Zanonia sar- | cophylla Wall. Plant. As. rar. II. p. 28. t. 1353. — Eine immergrüne stark ran- kende Pflanze aus den Wäldern von Burma | und Siam, im Jahre 1826 von Wallich ent- deckt. Die von Dr. Anderson aus dem bot. Garten in Calcutta gesandten Ex- emplare blühten zuerst in Kew im Novem- ber 1872. Stengel vielverzweigt, dünn und | glatt. Blätter abwechselnd, 3blätterig, sehr kurz gestielt, dick. Blättchen 2—3 Zoll lang, elliptisch eiförmig, oder läng- lich, oder eiförmig-lanzettlich, stumpf oder zugespitzt, dunkelgrün. Ranken einfach, Blüthenstiel dünn, achsel- und endständig, hängend, vielblumig, grünlichgelb. Blumen dioeceisch, kurz gestielt, bracteenlos. !/g Zoll im Durchmesser, blass strohfarbig. Sepalen eiförmig-länglich, halb so breit als die Corolle, deren Abschnitte elliptisch- oval sind. Staubfäden zurückgebogen. Früchte 2 Zoll lang, halbeylindrisch, stumpf 3kantig, platt am Grunde in den Stiel verschmälert. Schale der Samen schwarz. (Taf. 6017.) 9) Brachyotum confertum Naud. (Me- lastomaceae). Naud. in Trans. Linn. Soc. XXVII. p. 49. — Chaetogastra conferta D. C. Prodr. III. p. 155. — James. Syn. pl. Equit. I. p. 228. — Rhexia conferta Bonpl. Rhex. t. 20. — Eine schöne strauch- artige Melastomacee von den Anden Ecu- ador’s und Peru’s. — Professor Jameson II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. sammelte Samen bei Cuema und sandte dieselben an Isaac Anderson Henry, Esg. in Edinburgh, wo die Pflanze im vorigen November zur Blüthe gelangte. Zuerst wurde die Pflanze von Humboldt und Bon- pland entdeckt. — Aufrechter, sehr stark verästelter Strauch; Zweige fast aufrecht, eylindrisch, die oberen mit rauhen, ab- stehenden flexuosen Borsten bedeckt, wel- che sehr verschieden in Länge und Dicht- heit sind. Blätter büschelig, kurzgestielt, Y/a—!/s Zoll lang, stumpf oder spitz, auf beiden Seiten mit angedrückten Borsten bedeckt. Blüthen einzeln, endständig, kurz gestielt, hängend, mit den Bracteen über einen Zoll lang. — Jede Blüthe besitzt 2 opposite, blattähnliche abstehende Brac- teen und 4 kreisrunde, lederartige ange- drückte, alle 6 von blass gelblich grüner Farbe, die beiden oberen jedoch mit roth getuscht. Kelchröhre breit eiförmig, fünf- lappig. Corolle röhrig, dunkelviolettpur- pur. Petalen breit verkehrt herzförmig, gewimpert. Gehört zur Zahl derjenigen schönen Pflanzen, welche im Spätherbste blühen, wo schon oft Mangel an anderen Blumen eintritt. Cultur im Sommer im Freien; im Winter im temperirten Hause, (Taf. 6018.) 10) Zingiber Parishi J. D. Hook. (Zin- giberaceae). Von Rev. C. Parish in Moul- mein entdeckt, wurde diese Pflanze vor zehn Jahren in Kew eingeführt, blühte aber zuerst im Juli 1872. Wurzelstock in Bün- deln kriechender Rhizome bestehend. Blät- tertragende Stengel 3 Fuss hoch, von der Dicke eines Schwanenkiels fast cylindrisch. Blätter mit glatter, stielrunder Scheide, kurzen grünen stumpfen Oehrchen und 4—6 Zoll langer, elliptischer oder lanzettförmig- spitzer, oberseits dunkelgrüner, unterseits blasserer Scheibe; am Grunde ist die Blatt- scheibe in einen kurzen Blattstiel zusam- mengezogen. Blüthenschaft 3—4 Zoll hoch, dick, mit stumpfen, grünen, gestreiften Scheiden bedeckt; weiter nach oben ver- breitern und verkürzern sich dieselben und nehmen eine mehr gelbe Färbung an; die oberste 'ist gespitzt und hat einen rothen 151 Rand. Rispe 4—6 Zoll lang, eylindrisch, nach oben verbreitert. Bracteen dicht, aufrecht abstehend, ®%/, Zoll im Durchmes- ser, gelbgrün mit breitem röthem Rande, Blumen 1 Zoll lang, blass strohfarben. Lippe mit purpurbraunen Adern netzför- mig durchzogen. Ausseres Perianthium röhrig mit 3 kurzen abgerundeten Lappen, halb so lang als die innere Perianthalröhre. Rückensegment gekrümmt. Lippe ver- kehrt-eiförmig, viel kürzer als die äusseren Seitensegmente, (Taf. 6019.) 11) Cotyledon mamillarıs L. fil. (Cras- sulaceae). L. f. suppl. p. 242. — Thbg. Fl. .cap..p.897. ——-. D. EC Prodr. II, p: 398. Harv. et Sond. Flor. cap. III. p. 377. — C. filicaulis Eckl. und Zeyh., teste Harv. l. e. — Eine Succulente vom Cap der Gu- ten Hoffnung. Stengel 1— 2 Fuss hoch, verästelt und kriechend, blass rothbraun, fingerdick, fleischig, bedeckt mit den her- vorragenden Narben der abgefallenen Blät- ter. Letztere 2—21/, Zoll lang, horizontal abstehend oder aufsteigend, ceylindrisch, an den Enden gespitzt, graugrün, unge- nervt. Aehre 1 Fuss lang, endständig, hängend. Blüthenstiele und Spindel dun- kelnussbraun, eylindrisch. Blumen ?/, Zoll lang, zu drei in zerstreuten Büscheln stehend; sitzend. — Kelch grün, 5 zähnig, Corollenröhre dunkelrothbraun, 1, Zoll lang, 5kantig. Scheibe von gleicher Farbe 1/, Zoll im Durchmesser, zurückgebogen, 5 lappig. (Taf. 6020.) 12) Phrlodendron rubens Schott. (Aroi- deae). Schott. Synops. Aroid. p. 84. Prodr. p- 245. Obige Art stammt aus Venezuela und wurde von Schott nach cultivirten Exemplaren beschrieben. Die hier abge- bildete Pflanze wurde von Dr. Crueger aus Trinidad im Jahre 1866 an den botani- schen Garten in Kew gesandt und unter- scheidet sich dadurch von Schott’s Be- schreibung, dass der Kolben von gleicher Länge als die Scheide ist, während er nach Schott kürzer als dieselbe sein soll. Ge- hört zu den stammbildenden grossblätteri- 152 gen Arten mit robustem Habitus. Stengel cylindrisch, grün, mit zahlreichen Luftwur- zeln versehen. Stipularscheiden von bräun- licher Farbe, halbstengelumfassend, ab- stehend, den Blattstiel umgebend, letzterer 1/g—2 Fuss lang, dünn, am Grunde ange- schwollen, ceylindrisch, dunkelgrün. Blät- ter 15—16 Zoll lang bei einer Breite von 13—15 Zoll, eiförmig-herzförmig kurz ge- spitzt, oberhalb dunkelgrün, unterseits blas- - ser; Lappen abgerundet mit 6 Nerven in jedem. Bucht tief, ‚offen oder zusammen- gezogen. Blüthenstiel kurz, grün, eylind- risch. Scheide 6—8 Zoll lang, aufrecht, ausserhalb weiss, am Rücken grünlich und an den Rändern blass-rosa; innerhalb leb- haft purpurroth; röhrig, unterer Theil ge- schlossen, oberer Theil offen, nachenförmig, in eine zolllange conische Spitze verlau- fend. Kolben fast so lang als die Scheide, eylindrisch, weiss; der untere, weibliche Blumen tragende Theil von Y, Länge der ganzen Scheide. (Taf. 6021.) 13) Arpophyllum spicatum Llav. et Lex. (Orchideae). LI. et Lex. Nov. veg. deser. II. p. 19. — Ldl, gen. et sp. Orch. p. 151. — Bot. Reg. XXV. p. 16. — Benth. Pl. Hartweg. p. 72.— Walp. Ann. VI. p. 448. — Eine seltene Art, welche von Llave und lexarca vor ungefähr 40 Jahren in Mexico entdeckt und später von Hartweg wieder- gefunden wurde (Hacienda del Carmen). Rhizom eylindrisch, von der Dicke eines Schwanenkiels; die scheidigen Blüthensten- stengeltragen eine 2—6 Zoll lange schmale Rispe purpurrother Blumen; das einzige Blatt jedes Triebel ist gegen 1 Fuss lang, gekrümmt, sehr lederig, glatt, hellgrün. Der Blüthenstand erinnert in seiner Form sehr an Gymnadenia conopsea. temperirten Orchideenhause. (Taf. 6022.) Cultur im 14) Arisarum vulgare Targ. Tozz. (Aroi- deae). Tozz. Ann. Mus. Florent. II. p. 67. — Kth. Enum. II. p. 15. — Parl. Fl. Ital. Il. p. 235. — Rechb. Icon. Fl. Germ. VII. t. 7. — Arum Arisarum L. sp. pl. 1370. Jacq. Hort. Schönbr. II. t. 192, — Sibth. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Fl. Graeca, t. 948. — Eine allgemein be- kannte Aroidee mit knolligem Wurzelstock, welche in Palästina, Marocco, Egypten und Portugal wild wächst. Knollen von der Grösse einer Wallnuss, jede ein einzelnes Blatt und einen Blüthenschaft hervorbrin- welche am Grunde mit einer 3 Zoll langen Scheide umgeben sind. Blattstiel 3--8 Zoll lang, blass grün, gewöhnlich purpur punktirt und gefleckt. Blatt 3 Zoll lang 2 Zoll breit, länglich-pfeilförmig, oder oft deltaförmig, Lappen auseinandergehend. Blüthenschaft viel kürzer als der Blattstiel, ebenso gefärbt. Scheide 11/,— 21/5, Zoll lang; Röhre aufgeblasen, ausserhalb weiss, gegen das Ende purpur, innerhalb grün. (Taf. 6023.) BAUT gend, 15) Nidularium spectabile Th. Moore. (Bromeliaceae). Th. Moore in Gard. Chron. 1873 p. 8. — Eine mit N. Meyendorffii Rgl. (Billbergia olens Hook) nahe ver- wandte Art, vielleicht nur eine Abart, von Herrn William Bull aus Brasilien einge- führt. Stammlos, rasenbildend, Blätter 12 —14 Zoll lang, 11/,—2 Zoll breit, die in- neren kürzer, breit riemenförmig, an der Basis breit scheidenartig, am Rande mit kleinen, weit auseinanderstehenden Zähnen besetzt; an der Spitze abgerundet mit ei- nem kurzen dornförmigen Ende. Farbe der Blätter oberseits dunkelgrün mit dun- kelecarmoisinrother Spitze. Unterseite der Blätter graugrün, mit weissen Querbän- dern. Blumen zahlreich in einem kopf- förmigen Bündel stehend; Bracteen roth. Blumenkrone blau. (Taf. 6024.) 16) Areca pumila Bl. (Palmae). — Bl. ' Rumphia II. p. 71 t. 99 et 102. — A, tri- andra Roxb. var. pumila Miqg. Fl. Ned. | Ind. III. p.11.— Fl. des Jard. II. t. 10. — | Mart. Hist. Palm. III. p. 511. — Eine ja- vanische Palme von zwergartigem Wuchse. Das in Kew befindliche Exemplar, welches alljährlich blüht, hat eine Höhe von 3 Fuss. Die Ringe der abgestorbenen Blätter sehr | hervortretend, 2 Zoll auseinander entfernt. — Blätter gegen 2 Fuss lang, kurz ge- stielt, 5 paarig gefiedert. Fiedern länglich, II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Männliche und weibliche (Taf, 6025.) zugespitzt. — Blüthen an einem Schafte. d) Abgebildet in der Illustration horticole. 17) Vanda Denisoniana Bens. et Rech. ‚fil. (Orchideae). Wurde bereits nach der Abbildung im Botanical Magazine (t, 5811) besprochen. (S. Gartenfi. XIX. p. 142. 178). (Taf. 105.) 15) Ada aurantiaca Lindl. (Orchideae). Eine prachtvolle Art, aus der Verwandt- schaft von Brachtia und Mesospinidium und wurde zuerst von Schlim in der Prozinz Pamplona (Neu-Granada) in einer Höhe von 8500 Fuss entdeckt und später von verschiedenen Sammlern lebend eingeführt. Es ist eine krautige Pflanze, ohne Schein- knollen, Blätter rinnenförmig, länglich- lanzettlich, zugespitzt, Blüthenstengel cey- lindrisch, Rispe etwas überhängend. Blu- men über 1 Zoll lang von derselben schar- lachrothen Farbe, wie bei Anthurium Scherzerianum. Petalen und Sepalen li- near-lanzettlich, spitz, nach aussen gebo- gen. Verlangt ebenso wie die Odonto- glossen Cultur im Kalthause. (Taf. 107.) 19) Bambusa vwiridi-striata Siebold. (Bambuseae). Eine der schönen, buntge- streiften Zwergbambusarten, deren mehrere in China und Japan vorkommen. Die hier abgebildete Art hat linearlanzettliche, spitze Blätter, welche grün und gelb gestreift sind und erreicht eine Höhe von 2 Fuss; die im Linden’schen Etablissement eulti- virten Exemplare stammen aus dem St. Petersburger botanischen Garten, sowie überhaupt diese Pflanze nur von Maximo- wiez eingeführt worden ist. — Diese Pflanze erlangt nur dann ihre volle Schönheit, 153 wenn sie unter dem vollen Einflusse der Sonne cultivirt wird. (Taf. 108.) 20) Calamus farinosus hort, Lind. (Pal- mae). Diese schöne Art stammt aus Su- matra und die im Linden’schen Etablisse- ment befindlichen Exemplare haben eine Höhe von 1—11/, Meter. Die Blattstiele sind am Grunde rostfarben, weiter nach oben mit einem weissen, mehligen Ueber- zuge versehen, welcher der Pflanze ein eigenthümlich schönes Ansehen verleiht. — Fiedern gegenüberstehend, dichtgestellt. Stacheln gewöhnlich paarweise stehend, rostfarben. (Taf. 109.) 21) Alloplectus zamorensis Lind. et Andr. (Gesneraceae). — Eine von Wallis in Neugranada entdeckte Art, aus der Verwandschaft von All. speciosus, Schli- mi etc. — Stengel fuchsroth, wollig. Blätter eiförmig, zugespitzt, am Rande ge- sägt, sammtig, oberhalb dunkelgrün, unter- halb fuchsroth; Blumen kurzgestielt, gelb; Kelch ziegelroth. (Taf, 110.) 22) Amorphophallus Chatty. Ed. Andre. (Aroideae). Eine von dem Regierungsbo- taniker M. Contest-Lacour aus Pondichery eingesandte Art aus der Verwandschaft von A. Mülleri Bl. — Die grosse, kreis- runde Wurzel ist essbar und ‘die Pflanze wird in der Umgegend von Pondichery angebaut. Von den Eingebornen wird die Pflanze Chatty-karane (d. h. Casserolen- Arum) genannt, wegen der Form der Knollen. Das einzige Blatt steht auf einem fast meterhohen Stiele, dessen Durchmes- ser am Grunde 8 Centim. beträgt, und welcher grün und weissgefleckt ist. Blatt- scheibe handförmig, dreitheilig; 2—3 fach gabelförmig. Blüthen bis jetzt unbekannt. (1872 p. 361). (Ender.) 154 m. 1) Bericht über die Thätigkeit der Section für Obst- und Gar- tenbau der Schlesischen Ge- sellschaft für vaterl. Cultur zu Breslau im Jahre 1871 von Kauf- mann und Stadtrath E. H. Müller, Secretair. Unter den vielen interessanten in die- sem Bericht gemachten Mittheilungen, he- ben wir die folgenden hervor. 1) Brieflieh wies Herr Kunstgärtner Katze in Hochkirch auf eine Reihe von Fehlern hin, welche nur allzu häufig aus Unkenntniss oder Nachlässigkeit bei dem Pflanzen, aber auch später bei der Pflege der Obstbäume began- gen werden und wie unzweckmässig es sei, an dieselbe Stelle, auf welcher alte, kranke, abgestorbene Bäume standen, wie- der junge Obstbäume, namentlich derselben Gattung zu pflanzen. Finde man diese Ungehörigkeit schon oft in den sogeannten Obstgärten, so sei dies doch noch mehr in den Obstalleen an Wegen, besonders aber bei Ergänzungspflanzungen auf Chausseen der Fall und nach alledem wundere man sich dann wohl noch, wenn selbst ganz ge- sunde, gut bewurzelte, junge Obstbäume in kurzer Zeit absterben. Die zweckmäs- sigster Weise in den zuletz+ bezeichneten Fällen eine Ergänzungspflanzung herzu- stellen, ist die folgende: Es wird eine solche wohl nur selten auf einmal, aber doch im Laufe weniger Jahre dadurch am zweckmässigsten bewirkt werden können, wenn in den Baumreihen der Allee oder | Chaussee jedesmal in der Mitte zwischen den altersschwachen oder abgestorbenen und zu entfernenden Bäumen und deren beiderseitigen Nachbarn, je ein junger Stamm gepflanzt und hiermit alljährlich so lange fortgefahren wird, bis diese Neu- , schon zwischen die blühenden Erdbeer- pflanzung auf der ganzen Strecke vollstän- die beendet ist. Freilich würden hierbei, je nach Umständen, zuletzt vielleicht ei- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Literature. nige ältere aber doch noch gesunde Bäume geopfert werden müssen. 2) Herr Ober-Hofgärtnaer Schwedler in Slawentzitz theilte mit, in welchem prächtigen Frühlingsflor die von ihm im vorigen Jahre angelegte Blumenterrasse ge- standen habe. In früheren Wintern liess Herr Schwedler seine mit den verschie- denen Blumenzwiebeln belegten Gruppen und Beete, sowie den Buchsbaum mit Fich- tenzweigen leicht decken. Diese Decke benutzten jedoch die Mäuse als Winter- quartier, frassen und verschleppten grosse Mengen von Crocus und Tulpen; die Zwie- beln trieben unzeitig hervor, gaben unre- gelmässigen Flor und der Buchsbaum zeigte nach der Entfernung der Decke stets weit- reichende schadhafte Stellen. Es gab dies Veranlassung, jene Bedeckung im letzten Winter ganz fortzulassen und liess die Ent- wiekelung der Blumen der unbedeckt ge- bliebenen Zwiebeln im folgenden Früh- jahre nichts zu wünschen übrig, auch zeıgten sich keine Lücken in der Bepflanz- ung und der Buchsbaum war unbeschädigt geblieben. Beides soll daher auch künftig einen Winterschutz nicht mehr erhalten. Die Kronen der Rosenbäumchen mit Hai- deerde bedeckt, gingen mit noch schön grünen Blättern und ganz gesundem Holz aus dem Winter. 3) Herr Apotheker Scholtz in Ju- troschin äusserte sich brieflich über ei- nige seiner Gemüseculturen und deren Erfolge, sowie über Ueberwin- terung einiger Pflanzen. Geringen Gar- tenraumes wegen und um dennoch mög- lichst viel zu ernten, gibt Herr Scholtz | der Rand- und resp. Zwischenpflanzung, den unbedingten Vorzug und betreibt die- | selbe z. B. in folgender Weise: Erdbeer- eultur zweijährig; im zweiten Jahre wird pflanzen Sellerie ohne Rücksicht auf jene oder diese gepflanzt. Die Erdbeeren er- III. Literatur, halten dadurch Schatten, wachsen sehr gut und wenn die Erdbeeren abgeerntet sind, werden die Pflanzen herausgenommen, für das nächste Beet als Gründüngung benutzt und ein frisches Beet Sellerie steht da. Ein anderes Beispiel: Gemüse auf kleinen nur 3—31/, Fuss breiten Beeten; da findet sich am Rande zu beiden Seiten eine Reihe Sellerie, welche schon zwischen Salat ge- pflanzt wurde, der früher am Rande stand; dann folgt je eine Reihe Herbstblumenkohl und in der Mitte des Beetes eine Reihe Salat (als Sommersalat, Vollblutforell), ge- pflanzt zwischen je zwei Wurzeln der er- sten Salatpflanzung. Oder, ein Beet hatte im Frühjahr Salat, Porree, Blumenkohl, Kohlrabi und wieder Salat in Reihen, so zeigt dasselbe später Chinesischen Herbst- rettig, Endivie und zwei Reihen Salat, von denen die eine für den Sommer, die an- dere für Herbstnutzung bestimmt ist; der Porr&e wird jedoch schon im Juli heraus- genommen und ein zweites Mal mit eini- ger Vorsicht 11/, Fuss tief gepflanzt, auch wohl in Drainröhren gezüchtet. Hierdurch werden ganz unglaubliche Resultate erzielt, an flüssigem Dünger darf es freilich nicht fehlen. 4) Herr Becker gibt zur Vertilgung des dem Obstbau so überaus schädlichen »Frostschmetterlings< (Acidalia brumata) die folgende Bemerkung: Will man sein Obst von Maden rein erhalten, so bindet man schon im August um den Baum die 4 Zoll breiten Brumata-Papierringe und bestreicht sie mit Brumata-Lein; die Raupen der Obst- schabe können dann nicht hinaufkriechen, um sich in den Rindenrissen einzuspinnen, Ende October, oder, hat man die Pa- pierringe Anfang Novembers zum Fange des Frostschmetterlings wieder bestrichen, Ende November, macht man auf dem Ringe einen senkrechten Schnitt und löst ihn behutsam los. Dann findet man an den Bäumen, besonders an grösseren Ae- pfel- und Birnbäumen, wo der Ring um- wickelt war, unter einem Papierfleck die Jetzt eingesponnenen, röthlich weissen Rau- pen des Apfelwicklers (Obstschabe »Tor- 155 trix pomonana«), die man leicht vernichten kann. — Die Raupen überwintern gern unter diesen Ringen, weil sie vor Feinden und Kälte mehr geschützt sind. Der Falter (Vorderflügel bläulichgrau, mit vielen (uerstrichen, am Aussenrande ein grosser, sammetschwarzer, inwendig roth geringelter Fleck) fliegt im Juni; die kleinen Raupen bohren sich im Juli in die halbwüchsigen Früchte und verursachen das Fallobst. Das ganze Jahr hindurch, oder länger die Papierringe am Baume sitzen zu las- sen, ist darum nicht räthlich, weil die Rinde des Baumes durch die darunter sich sammelnde Feuchtigkeit, die nicht verdun- sten kann, etwas leidet. 5) Ueber das Zurückschneiden der Wurzeln beim Pflanzen der Obstbäume von J. Jettinger, Gärt- ner der Section. Die Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau von Oberdieck und Lucas (1864) enthält einen Aufsatz von F. Marc’s Sohn in Frankreich, über den kurzen Schnitt der Wurzeln bei zu pflanzenden Bäumen. Hauptsächlich handelt dieser Artikel über ganz kurzen Schnitt der starken und mittelstarken Wur- zeln und über die gänzliche Entfernung der Faserwurzeln. Die Resultate, welche hiermit erzielt worden sein sollten, waren so verlockend, dass wir einen Versuch nach dieser Richtung nicht unterlassen zu dürfen glaubten. In dem darauf folgenden Frühjahr bot sich uns Gelegenheit, bei Neupflanzung von eirca 400 Stück hochstämmiger Kirsch- Wildlinge und 2000 Stück zweijähriger pikirter Birn - Wildlinge einen derartigen Versuch zu machen. Die Kirschwildlinge hatten einen Tag unverpackt auf dem Transport zugebracht, wohl auch beim Ausheben eine Zeit gelegen; in Folge des- sen waren die Faserwurzeln nicht mehr ganz lebensfähig: Die Birnwildlinge da- gegen waren kurz vor dem Pflanzen aus- gehoben worden. Die Wurzeln der Kirsch- bäume wurden je nach ihrer Stärke auf 4 bis 6 Zoll eingekürzt, beschädigte auch noch kürzer, Faser- oder Saugwurzeln aber 156 gänzlich entfernt. Mit den Birnwildlingen wurde so verfahren, dass die 2 bis 3 Hauptwurzeln, wie sie sich bei solchen Pflanzen von diesem Alter vorfinden, auf 4 bis 5 Zoll eingekürzt wurden, und die . sehr zahlreich vorhandenen Faserwurzeln sämmtlich, so gut sie mit der Scheere, de- ren wir uns immer zum Schnitt der Wur- zeln bedienen, zu fassen waren, entfernt. Ein kleiner Theil der Kirschwildlinge wurde nach der gewöhnlichen Methode, mit Hauptwurzelr so lang als möglich und mit Belassung der Faserwurzeln gepflanzt, an den Kronen, da es fertige Hochstämme waren, welche nur noch der Veredelung bedurften, auch nicht geschnitten, sämmt- liche Bäume aber tüchtig eingeschlemmt. Die Birnwildlinge wurden auf 2/3 ihrer Länge eingekürzt. Das Resultat dieser Pflanzungen war zu unserer Freude ein überraschendes, und sprach entschieden zu Gunsten des kurzen Wurzelschnittes. Wenn- gleich die Bäume mit länger geschnittenen Wurzeln während denen mit kurz geschnittenen, des Sommers im Wachsthum gleichkamen, so trieben diese doch volle 8 Tage früher als jene. Drei Jahre spä- ter — 1868 — bot sich bei Uebersiedel- ung aus der früheren Obstbaumschule in den jetzigen Garten neue Gelegenheit zur Fortsetzung gleichartiger Versuche. Der Bestand an veredelten Bäumen, welche hierbei zur Verpflanzung kamen, betrug ungefähr 6000 Stück, darunter 3 bis 4 jährige Aepfel-, Birn-, Kirsch- und Pflau- menbäume, theils in Hochstämmen, theils Halbhochstämmen und Pyramiden. Eine Partie 3jähriger Birnbäume, welche schon beim Pflanzen der Wildlinge dem kurzen Wurzelschnitt unterworfen waren, zeich- | nete sich durch ausnehmend schönes Wur- | zelvermögen aus. Bei dem Ausheben, dem Transport und im Einschlage hatten die feinen Saugwurzeln mehr oder weniger ge- litten und erschienen, in dieser Ansicht durch die bereits gemachte Erfahrung be- stärkt, als ganz überflüssige Theile der ' beschnittenen Bäume wurden zum Verkauf Bewurzelung, auf dieselben wurde daher beim Pflanzen kein Gewicht gelegt und sie vielmehr an ihrem Entstehungspunkte ent- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. fernt. An den Kronen und Zweigen die- ser Bäume, wurde, soweit es Kernobst war, mit Ausnahme der beim Transport beschädigten Zweige, gar nicht geschnitten. Auch jetzt wurde wieder eine kleine Anzahl Bäume in Betreff des Schnittes in der gewöhnlichen Weise behandelt; die stärkeren Wurzeln blieben circa 1 Fuss lang, die schwächeren, falls sie beim Aus- heben nicht verletzt worden waren, auch noch länger, die gut erhalten gebliebenen Faserwurzeln wurden gar nicht beschnitten und ihnen bestmöglichst die natürliche Lage gegeben. Eingeschlemmt oder be- gossen konnten die Bäume nicht werden. Ende Mai, ungefähr 6 Wochen nach der Pflanzung, wollten wir uns von dem Verhalten der unterirdischen Theile unserer Pfleglinge überzeugen; an den oberirdi- schen war die Tkätigkeit, mit geringen Ausnahmen eine ziemlich gleiche. Zu die- sem Zwecke wurde die Erde sorgfältig entfernt, und wo es nöthig war, auch noch mit Wasser nachgeholfen, um genaue Ein- sicht zu den Wurzeln zu erhalten. Das Resultat dieser Untersuchungen war über alle Erwartung befriedigend, besonders bei den drei- und vierjäbrigen Pyramiden. Die jungen Wurzeln erschienen an den kurz geschnittenen Wurzeln fast an deren ganzer Länge, ebenso auch an den Wul- sten der Schnittflächen sich gebildeten und in einer nicht geahnten Menge am Wur- zelhalse. An den Bäumen mit, unter Be- lassung der Faserwurzeln, länger geschnit- tener Wurzel, war die Schnittfläche nur gut vernarbt, an den Hauptwurzeln er- schienen nur einige junge Wurzeln, die Faserwurzeln aber waren mit einer Menge kleiner jungen, Nadelspitzen ähnlichen Wurzeln bedeckt. Hier waren unstreitig die Faserwurzeln, welche wir bei dem Pflanzen dieser Bäume als unentbehrlich erachteten, die ersten Ernährer der Pflanze. Im zweiten Jahre nach der Pflanzung war der Unterschied am deutlichsten wahr- nehmbar. Die Mehrzahl der versuchsweise ausgehoben. Diejenigen mit kurz beschnit- tenen Wurzeln waren mit ganzen Büscheln III. Literatur. solcher in Stärke von 1/; Zoll versehen, welche ihrer ganzen Länge nach mit fei- nen borstenartigen Wurzeln besetzt waren. Die nach der alten Wurzelschnittmethode behandelten Bäume dagegen hatten höch- stens den fünften Theil so viel Wurzeln als jene. Dass mit dem Verhältniss der Wurzeln auch das der Krone und Zweige im Einklange stand, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Aus dem Gesagten geht wohl überzeu- gend hervor, dass Bäume mit kurz ge- schnittenen Wurzeln und bei gänzlicher Entfernung der Saugwurzeln eben so gut, wenn nicht sogar besser gedeihen als sol- che mit lang geschnittenen Wurzeln unter Belassung der Faserwurzeln. Ueberhaupt haben die Faserwurzeln und Wurzelbüschel nur eine beschränkte Dauer und sind nach einigen Jahren ganz verschwunden. Es wäre thöricht und könnte verderb- lich werden, wollte man die Lehre: »je kürzer man die Wurzel schneidet, desto mehr junge Wurzeln werden erzielt«, ohne Weiteres verbreiten; vielmehr wird es Sache erfahrener und verständiger Prakti- ker sein, dieses Verfahren weiter prüfend zu verfolgen, dern je nach der Baumart, und selbst nach dem Alter des Baumes, wird der Schnitt der Wurzeln Modifica- tionen unterworfen sein müssen. Vortheile verschiedener Art werden sich beim Wur- zelschnitt unzweifelhaft herausstellen. Recht zahlreiche und vorsichtige Versuche, zu denen wir aufmuntern möchten, können in dieser Sache entscheiden *). 6) Das Pflanzen der Obstwild- lingein den Obstbaumschulen von J. Jettinger. Die von mir angenom- *) In Baumschulen ist dieses Verfahren sehr zu empfehlen, schon deshalb, weil der Baum beim Ausheben, um ihn an seinen künftigen Standort zu verpflanzen, dann leichter mit unbeschädigten Wurzeln aus- zuheben ist. Bei älteren Bäumen ist es aber entschieden vortheilhafter, mit mög- lichst unverletzten Wurzeln zu pflanzen. (E. R.) 157 mene Methode besteht einfach darin, dass ich statt des Spatens das Pflanzholz an- wende. Im Jahre 1867 machte ich bei Auspflanzung von circa 14000 Stück Wild- lisgen, darunter einjährige Kirschen-, Pflau- men- und mehrjährige Apfel- und Birn- Wildlinge, den ersten Versuch, er gelang vollständig, so dass ich seitdem gern dabei verblieb. Mehrjährige Versuche und Er- fahrung haben mich gelehrt, dass das gänz- liche Entfernen aller Seiten- und Faser- wurzeln an den jungen Baumpflanzen nicht im geringsten deren weiteres Wachsthum stört, demgemäss behandle ich dieselben auch so. Die Wurzeln werden an der ganzen Länge der auf 8 bis 10 Zoll ein- gekürzten Hauptwurzel und des Wurzel- halses so dieht weggeschnitten, als dies mit einer guten Scheere möglich ist. Von den Zweigen und der Krone wird je nach ihrer Stärke 1/; bis die Hälfte weggenom- men; nur einjährige Kirschwildlinge wer- den beim Pflanzen an ihrem Triebe gar nicht geschnitten, denn ist der Sommer günstig, so erhält man aus der Gipfel- knospe einen prächtigen Trieb. Sollte diese aber dennoch durch Blattläuse leiden, so holt ein Rückschnitt bis handhoch über der Erde das Versäumte im nächsten Som- mer wieder nach und werden die Triebe in gutem Boden nicht selten 5 bis 6 Fuss hoch. Tief gelockertes und gut gegrabenes Land ist bei dieser Pflanzmethode ein wesentliches Erfordernis, um mit dem Pflanzholz leicht in jede benöthigte Tiefe gelangen zu können. Hat man es mit ei- ner schweren Bodenart zu thun, so ist die Bestellung, d. h. das Umgraben derselben im Herbst nicht nur rathsam, sondern auch nothwendig, Gehörig durch den Winterfrost zer- setzt, wird dann das Pflanzen auf die an- gegebene Weise sich auch leicht machen lassen. Pflanzt man früh genug, sobald das Land einigermassen von der Winter- feuchtigkeit abgetrocknet ist, so wird ein Begiessen oder Einschlämmen der Pflänz- linge nicht nothwendig und ihr Gedeihen ein gesichertes sein. 158 6) Einiges zur Cultur der Tetra- gonia expansa L. (Neuseeländischer Spinat). Von Kunstgärtner Grunert in Gross-Pankow. Im Allgemeinen geschieht die Anzucht der Pflanzen des Neuseeländischen Spinats im Warmbeet, von wo sie dann, stark ge- nug, im Mai, wenn keine Nachtfröste mehr zu fürchten sind, ausgepflanzt werden. Mein Culturverfahren ist ein hiervon und in mancher anderen Beziehung abweichen- des. Im Herbst, so spät als möglich, No- vember oder December, richte ich mir in recht gutem Boden und in geschützter Lage des Gartens ein Beet in beliebiger Länge her, ziehe auf demselben drei 2 Zoll tiefe Furchen und lege den Samen hinein, bedecke ihn mit derselben Erde und dann das ganze Beet 3 Zoll hoch mit kurzem Dünger. In diesem Zustande bleibt das Beet, je nach der Witterung bis Mitte oder Ende April liegen, wo dann der Dünger entfernt und das Beet aufgelockert wird. Im Mai, wenn die Erde schon von der Sonne gehörig durchwärmt ist, laufen die Pflanzen schön auf und werden, wenn sie gehörig erstarkt sind, da, wo sie zu dicht stehen, theils ausgezogen und erforder- lichen Falls weiter verpflanzt. Früher, als zu der oben angegebenen Zeit ausgesäet, keimt der Same zu zeitig, und die jungen Pflanzen gehen im Frühjahr dann zu Grunde. Sollten noch späte Nachtfröste zu befürchten sein, so ist es rathsam, die jungen Pflanzen durch Stroh oder Decken zu schützen. 7) Kunstgärtner H. Wagner in Breslau empfiehlt Quassialauge als bestes Mittel gegen die Blatt- läuse und sagt darüber Folgendes: Die meisten Baumzüchter begehen den Fehler, zur Anwendung dieses Mittels, weil die Arbeit eben keine anstrengende ist, nur schwache, unzuverlässige Kräfte, Kinder oder Arbeitsfrauen zu benutzen, sie wird daher nicht, so wie geschehen soll, ausgeführt, deshalb aber auch der damit beabsichtigte Zweck in den meisten Fällen gar nicht, oder doch nur sehr unvollständig erreicht, Für solche, welche jenes Mittel doch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. vielleicht noch nicht kennen sollten, will ich zunächst dessen Zubereitung angeben. Von den Spänen des Quassiaholzes, welche in jeder Apotheke oder Droguenhandlung für geringen Preis käuflich sind, bringt man, je nach Bedürfniss, mehr oder weni- ger in einen Topf, giesst soviel Wasser darauf, dass auf 1 Pfund dieser Späne etwa 3 Quart Wasser kommen, deckt den Topf zu und lässt das Ganze eine Stunde kochen, das hierbei geringer gewordene Quantum Wasser wird sodann durch Hin- zugiessen heissen Wassers ersetzt und die erhaltene braune, etwas übelriechende Brühe, nachdem sie abgekühlt ist, abge- seihet. Die einmal gebrauchten Späne können mit einem Theil frischer Späne auch ein zweites Mal gebraucht werden. Dieser Brühe setze ich eine solche Quan- tität grüner, sogenannter Schmier- oder Tönnchenseife zu, dass mittelst einiger zu- sammengebundenen Reiser ein ziemlich starker Schaum geschlagen werden kann, giesse die Mischung in eine Blechkanne, welche der grösseren Bequemlichkeit we- gen mittelst eines Riemens oder Schnur wie eine Tasche umgehangen wird, und operire dann in folgender Weise: Da die Blattläuse ihre Brut auch an den Stämm- chen absetzen, so bestreiche ich mit dem Schaum der Brühe die Bäumchen sorgfäl- tig von unten herauf bis in die äussersten Zweigspitzen und Blätter. Bei jüngeren Zweigen und Blättern muss man sich je- doch nicht mit dem blossen Bestreichen genügen lassen, sondern es müssen diesel- ben solange eirgeschäumt werden, bis je- der einzelne Theil gehörig angefeuchtet ist. Rathsam ist es, dies Geschäft nur an hellen, sonnigen Tagen, am wenigsten aber dann vorzunehmen, wenn Regen in Aus- sicht steht, weil solcher, wenn auch nur schwach, gehabte Kosten und Arbeit ver- geblich machen würde. Durch das auf die beschriebene Art geschehene Bestreichen der Bäumchen er- halten die Blätter und jungen Zweige zwar ein schmutzig gelbes Ansehen, dadurch ist aber die Vegetation durchaus nicht ge- schädigt, vielmehr ist es ein Zeichen, dass Be. III. Literatur. die Operation nicht erfolglos war. Kommt binnen 3 bis 4 Tagen ein Regen, so ver- liert dies schlechte Aussehen sich von selbst, andernfalls ist es leicht zu beseiti- gen, wenn die Bäumchen nach dem 4. oder 5. Tage durch eine Handspritze tüch- tig mit reinem Wasser nachgespritzt wer- den, wonach sie ein ganz gesundes Aus- sehen erhalten und das junge Holz voll- ständig ausreift. Nun muss man sich aber nicht der Meinung überlassen, jene einmalige Proce- dur müsse schon vollständig geholfen ha- ben. Es ist vielmehr nothwendig, seine Pfleglinge nach Verlauf einiger Wochen wieder zu untersuchen; findet man dann, dass auf einzelnen Blättern oder Zweigen die Blattläuse sich dennoch wieder zeigen, so muss auf gleiche Weise wie vorher und mit ganz besonderer Sorgfalt verfahren werden, jedoch nur an den befallenen ein- zelnen Theilen. 2) Die Obstbenutzung. Eine ge- meinfassliche Anleitung zur wirth- schaftlichen Verwendung des Obstes. Von Dr. Ed. Lucas. Zweite Auflage, mit zahlreichen in den Text gedruck- ten Holzschnitten. Ravensburg, 1872. Verlag von Eugen Ulmer. (Correferat). Etwas spät kommen wir dazu, dieses schon im vorigen Sommer erschienene Buch zu besprechen. Unser Urtheil kann und wird in diesem Falle kurz sein. Die Obstbenutzung von Lucas war schon in erster Auflage das vollkommenste und voll- ständige, ja einzige Buch über Obstbe- nutzung und ist nun vielfach vermehrt und verbessert, natürlich noch viel werthvoller geworden. Die Kenntniss der Obstbenutz- ung ist sicher eine der Hauptbedingung zur Ausbreitung des Obstbaues im Grossen, denn je besser, leichter und höher das 159 Obst zu verwerthen ist, desto mehr wächst die Neigung zu Anpflanzungen. Beson- ders hoch schätzen wir den Abschnitt über das Trocknen des Obstes, da dies eine all- gemein nützliche Verwerthung und Con- servirung ist, während der Apfelwein sich schwerlich als Nationalgetränk über die Grenzen der jetzt davon eingenommenen Gegenden verbreiten wird. Ueber das Darren oder Trocknen des Obstes macht der Verfasser in seinem eigenen Obstbaum- gute reiche Erfahrung, und denkt stets über die besten Einrichtungen nach. Ein solcher Erfolg aus neuer Zeit war die Er- findung der auch in diesem Buche beschriebe- nen und abgebildeten, transportablen Obst- Dieselbe ist ungemein einfach, bil- lig und leistungsfähig, dabei leicht zu zer- legen und von einem Orte nach dem an- dern zu transportiren. Schliesslich geben wir noch eine Uebersicht des Hauptin- haltes, mit Hinweglassung der Unterabtheil- ungen. Abth. I. Bestandtheile des Obstes, die wichtigsten Obstsorten für ökonomische Zwecke, die Obsternte, die Aufbewahrung des Winterobstes, Verpackung der Ver- sandtfrüchte. Abth. II, Trocknen oder Dörren des Obstes (mit Beschreibung und Abbildung von 5 Obstdarren). Aufbewahr- ung des getrockneten Obstes. gen. darre. Berechnun- Abth. III. Bereitung von Muss von verschiedenen Obstarten. Abth. IV. Obst- weinbereitung und Darstellung anderer weinartiger Getränke, Essigbereitung und Branntweingewinnung (Aepfel- und Birn- most, Johannisbeer- und Stachelbeerwein, Himbeerwein, Zwetschenwein, Kirschen- wein, Branntwein aus Kernobst und Ab- fällen desselben, Branntwein aus Kir- schen (Kirschwasser), Zwetschenbranntwein), Abth. V. Benutzung der Obstabfälle zur Oelgewinnung und als Brennmaterial. (G.) 160 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. IV. Personalnotizen und Neuestes. 1) Friedrich Dautwitz, K.K. Hof- bau-Controleur in Schönbrunnen, besitzt gegenwärtig eine der reichsten Sammlun- gen von Cacteen in schönen Exemplaren. Der Pilocereus Dautwitzi, von dem wir kürzlich sprachen, ist nach diesem Freunde der Familie der Cacteen benannt. Liebha- ber und Freunde der Familie der Cacteen macher wir darauf aufmerksam, dass wäh- rend der Wiener Ausstellung die Cacteen- Sammlung des Herrn Dautwitz im Lust- schlosse von Schönbrunnen aufgestellt ist und dass der Besitzer auch gern bereit “ ist, Tauschverbindungen zur Vervollständig- ung seiner Sammlung einzugehen. (E. R.) 2) + August Gens aus Mansfeld, 81 Jahre alt, starb am 18. März dieses Jahres zu Alexandria im Kiewschen Gouverne- ment. Derselbe war durch 3 Generationen seit 1315 als Obergärtner auf den Gütern des Grafen Braniczki angestellt. Sein ö0jähriges Dienstjubiläum hatte der allge- meinen Achtung und Liebe, deren er von | Freunden und Gärtnern in der Weise Aus- | ten-Etablissements von J. Linden in Gent. dass ihm im Garten, wo | druck gegeben, er so lange gewirkt hatte, ein gusseisernes Denkmal mit Aufschrift: »Zum Andenken an das 50 jährige Dienstjubiläum des Herrn Aug. Gens von seinen Freunden errichtet,« gestellt wor- den ist. (Nebeski). 8) Dr. Richard Schomburgk in Adelaide erhielt von der Regierung der Colonie Victoria den Antrag, die Stelle als | Director, an einem in Melbourne neu zu gründenden öffentlichen Garten mit 600 Liv. Strgl. Gehalt anzunehmen. Herr R. Schomburgk hat dieses Anerbieten ausge- schlagen und votiren wir ihm damit un- sern warmen Dank und Verehrung, — ein- mal, dass er trotz der so vortheilhaften Be- dingungen einem Institute treu geblieben, das von ihm mit warmer Liebe auf die Höhe seines jetzigen Standpunktes gehoben wor- den ist, — dann aber auch besonders noch deshalb, dass er nicht in den Dienst eines Gouvernements getreten, welches die hohen Verdienste unseres berühmten Landsman- nes des Dr. Ferd. Müller mit so schnö- dem Undanke vergilt. (E. R.) 4) Internationale Ausstellung in Gent, vom 30. März bis 6. April 1873. — Prinz P. Trubetzkoi war zum Prä- sidenten des Allg. Preisgerichtes ernannt worden. Die höchsten Preise für neu eingeführte Pflanzen erhielt Herr James Veitch und Söhne und Herr Glones, Director des Gar- Genauere Nachrichten lassen wir fol- gen. ei) 5) Herr Edmund Göze hat seine Stelle am Botanischen Garten in Coimbra aufgegeben und ist von der Portugisischen Regierung beauftragt, in Lissabon einen | Botanischen Garten für die dortige Poly- technische Schule zu gründen und dessen Direction zu übernehmen. (E. R.) . Originalabhaundlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Korolkowia Sewerzowi Rgl. (Siehe Taf. 760.) Liliaceae. Korolkowia. Perigonium corolli- num deciduum infundibuliformi - campa- nulatum, hexaphyllum; foliola subae- qualia, a basi ad medium unguiformia in tubumque conniventia, in latere in- teriore a basi ad tubi apicem fovea nec- tarilera elongala excavala, apice patentia v. recurvo-patenta. Stamina 6, perigonii foliolis basi adnata tria exteriora, lon- giora tria, interiora breviora. Antherae biloculares, basifixae, lineari-oblongae ; loculis oppositis, rima longitudinali dehiscentibus. Ovarium triloculare, ob- longum; ovula in loculis plurima, bise- riata, horizontalia, in angulo centrali affıxa. Stylus terminalis, filiformis, sig- male iruncalo indiviso. Capsula ignota. — Genus novum, quasi inter Rhinope- talum et Fritillariam intermedium, peri- gonio infundibuliformi- campanulato ab ambobus, stigmate iruncato indiviso a posteriore, — phyllis perigonii subae- qualibus, superiore in unguis latere ex- teriore paullo magis carinato (nec sac- calo) a priore facile dignoscitur. K. Sewerzowi Rgl. Glaberrima; VI, 1873. glauco-viridis.—Bulbus solitarius, bulbo- so-tuberosus, apice tantum squamis caulis basin cingentibus vestitus, e basi propagulas filiformas, squamosas apice foliolis filiformibus vestitas emittens. Cau- lis erecius spithamaeus usque sesqui- pedalis, teres, a basi ad medium nu- dus, vel infra medium nudus. Folia alterna v. subopposita, semiamplecten- tia et ad medium inlernodii alato decur- renlia; inferiora saepissime late ovata (speeiminum in loco natali lectorum) v. ovata, v. ovalo-lanceolata (speciminis eulti), superiora decrescenti-angustiora; suprema flores fulcraniia, lineari - lan- ceolata, sessilia (nec decurrentia). Flo- res in axillis foliorum supremorum so- solitarii, breviter pedunculati, subnutan- tes; inleriores foliis floralibus 2—Aplo breviores; supremi iis paullo breviores. Perigonii phylla e basi cuneato-oblonga erecta carinaia el extus purpurascente in laminam patientem v. patente recur- vam undulatam ovalo-oblongam acutam flavo - viresceniem (vel speciminum in loco natali lectorum purpurascentem v, il 162 viridi-purpurascentem) excurrentia. Sta- mina 6, perigonii limbum circiter ae- quantia, filamentis rectis v. subrectis purpurascentibus; antheris e viridi- virescentibus. Germen cylindrico-sub- irigonum, stylo filiiormi quam stamina breviore coronatum. Habitat in Turkestania. — Fritillaria Sewerzowi Rgl. in enum. pl. in regio- nibus cis- et transiliensibus a Semeno- vio et Sewerzowio lectis (1869) Nr. 1057. Wir haben die beistehend abgebil- dete neue Gattung der Liliaceen, früher, in unserer Aufzählung der Pflanzen der Soongarei und Turkestan’s als Fritillaria Sewerzowi, nach einigen wenigen Ex- emplaren beschrieben, die Sewerzow im Kokanischen Koratau gesammelt hatte. Seildem erhielten wir sowohl getrock- nete Exemplare, wie auch einige Zwie- beln im lebenden Zustande, welche der Oberst Korolkow in den Gebirgen in der Nähe von Boroldai bei 3 — 6000’ Höhe überm Meere, sowie andere Ex- emplare, welche Sewerzow in der Ge- gend von Bugun im Gebiete Turkestan’s gesammelt halte, Die jetzt vor uns stehende in vol- ler Blüthe befindliche Pflanze, ward von Koroikow eingesendet und weicht durch | die Form der Blumenkrone, deren Blätt- chen vom Grunde zur Miite in eine Röhre zusammen neigen und dann ei- nen flach oder zurückgebogen abstehen- den etwas über einen Zoll im Durch- messer haltenden Saum besitzen, sofort auffallend von Fritillaria ab. Die Form der Biüthe ist daher fast die eines Li- lium. Die wenigen getrockneten Ex- empiare, welche mir bei meiner ersten Untersuchung vorlagen, zeigten offen- bar, weil die Blumen noch nicht ge- uügend entwickelt waren, vom Grunde bis zur Spitze auirechte Blüthenblätter, | m \ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Botanischen Garten später von Sewer- zow und Korolkow aus Turkeslan ein- gesendet wurden, lassen aber die gleiche Blüthenform erkennen, wie solche un- sere abgebidete Pflanze besitzi. Ein anderer Charakter der unsere _Gatlung auszeichnet, ist die durchaus einfache Narbe, welche die Spitze des fädlichen Griffels krönt, ein Charakter, den auch die nahe stehende Gattung Rhinopetalum besitzt. Endlich ist noch die einer Zwiebelknolle ähnliche Zwiebel merk- würdig, welche nur aul ihrer Spitze die den Siengelgrund umgebenden Schuppen irägt, aus ihrem Grunde aber fädliche Sprossen eniwickelt, die lax mit Schuppen besetzt sind, während auf der Spiize der Sprosse dieselben von linearer Form und daselbst schop!- arlig zusammen gedrängt sind. Wir nannten diese neue ausgezeich- netc Galtung nach dem Herrn Oberst „Korolkow“* der dem hiesigen Kais. Bot. Garten viele interassante Pflanzen Turkestan’s, theils in trockenen, theils Samen und Zwiebeln eingesendei hat. Unsere Korolkowia Sewerzowi ist ein schönes, im freien Lande ohne Deckung ausdauerndes Zwiebelgewächs, das sich schnell durch Sprossenbildung mit Brutzwiebeln auf deren Spitze zu vermehren verspricht. Der Stengel wird (I—1!/ Fuss hoch, ist wie die ganze Pflanze durchaus kahl und gleich den Blättern blaugrün. Das unterste Driti- theil oder die Hälfte des Stengels ist stielrund und von kleinen Blättern be- setzt. Die Stengel-Blätter gehen von der breit ovalen Form bis zur länglich- lanzeltlichen Form über, stehen abwech- selnd oder fast gegenüber und laufen mit dem halbumfassenden .Blaligrund bis zur Hälfie des Zwischengliedes flü- gellörmig am Stengel herab. Bei allen andere trockene ‚Exemplare, die dem !wild gesammelten Exemplaren sind die I. Originalabhandlungen. Blätter bedeutend breiter, ja bei eini- gen Exemplaren fast rundlich-oval und ausserdem viel dichter zusammenge- drängt als bei unserem cultivirten Ex- emplare. Die untersten Blätter sind bei allen Exemplaren die breitesten und die oberen werden allmälig schmäler, bis endlich diese in die linear-lanzeltlichen obersten Blätter übergehen, welche mit dem sitzenden Grunde am Stengel nicht herablaufen und in deren Achsel je eine fast nickende oder wagerecht ab- stehende Blume auf kurzem Blüthenstiel steht. Die Blumen sind stets kürzer als die zu solchen gehörigen Blätter, doch erreichen die obersien Blumen fast die Länge der Blätter, während die untersten Blumen 2—4mal kürzer als diese. Bei unserem cultivirten Exemp- lare sind die Blumen grünlich-gelb, mit von aussen grünpurpur angelaufe- ner Röhre und ebenfalls innen im Schlunde bräunlich purpur angehaucht. Bei den wild gesammelten Exemplaren sind die Blumen meist stärker mali purpur angehaucht, ja bei einigen Ex- emplaren besitzen sie eine mail braun- purpurne Farbe; was darauf hindeutet, dass diese Pflanze auch in Culiur leicht Abarten in Bezug auf Färbung der Blume bilden dürlie. Die 6 Staubfäden 163 sind nebst den länglichen Antheren un- gefähr so lang als die Blumenblätter und zwar sind die 3 nach aussen stehen- den Staubläden, stets länger als die innern. Die fädlichen Träger der Staub- fäden sind stets purpur, die Antheren aber grünlich-gelb. Auffallend ist es, dass wenigstens bei unseren in Blüthe befindlichen Ex- emplaren nur die untersten sich zuerst entwickelnden Blumen einen vollkom- men ausgebildeten Fruchtknoten nebst Griffel besitzen, bei den oberen Blumen Fruchiknoten und Griffel aber verküm- mert sind. Auch bei den von mir un- tersuchten wild gesammelten Exemp- laren fand ein ähnliches Verhalten statt. — Neues schönes Zwiebelgewächs. Blühete im März im Kalthause und im Mai im freien Lande. (E. R.) Erklärung der Abbildung. a. Die Pflanze in natürlicher Grösse. b. Die Zwiebel. c. Blumenblatt mit Staubfaden, schwach vergrössert. d. Blu- menblatl, von der inneren Seite, natür- liche Grösse. e.e. Staubfaden mit An- iheren schwach vergrössert. f. Frucht- knoten mit Griffel, schwach vergrössert. g. Querdurchschnitt durch den Frucht- knoten, stärker vergrössert. b) Der neue Stadtpark in St. Petersburg. (Siehe Tafel 761.) Die Gartenflora hat Jahrgang 1872 | p. 320 Nachrichten über Anlage eines neuen Stadiparks in der nordischen Kaiserstadt gebracht, ein Park der im Cenirum der Stadt liegend, von den grossarligsien Gebäuden, wie vom Win- terpalais, dem Generalstab, der Isaaks- kirche, dem Senaisgebäude, dem Ad- miralilätsgebäude umgeben ist, in den die 3 bedeutendsten Communications- strassen, welche die Stadi divergirend durchscheiden, (Newski - Perspeklive, Erbseastrasse, Wossnesensky-Perspek- live) münden, während der grossarlige 11° “r 164 Newastrom mit seinen klaren blauen Fluthen auf der Nordseite des Admi- ralitätsgebäudes und des ebenfalls zum Parke fallenden Petersplaizes, dem nahen Meerbusen zuströmt. Wir entsprechen dem mehrfach uns geäusserten Wunsche, indem wir bei- stehend den Plan dieses Stadiparkes mittheilen, sowie derselbe theils schon ausgeführt, theils noch in der Ausführ- ung begriffen ist. Kleine Abänderun- gen kann dieser Plan noch bei der Ausführung erleiden, wesentlich werden solche aber nicht sein. Nachdem wir früher diesen Garten schon besprochen, beschränken wir uns heuie auf die Erklärung des Planes und einige erläuternde Bemerkungen. A. A. A. ist das Admiralitätsge- bäude. B. B. ist die Facade einer Reihe von grossarligen Gebäuden, wel- che hier in den nächsten Jahren erbaut werden. C. C. ist der in der Ent- stehung begriffene neue Quai längs der Newa, der die direcle Fortsetzung des grossen Quais vom Winterpalais nach der Nicolai-Brücke bilden wird. D. D. ist der schon bestehende Boule- vard, welcher die Ostseite des Admi- ralitälsgebäudes umgibt und dem ge- genüber die Westlacade des Winterpa- E. E. ist der lais liegt, und F. F. Aumiralitäisgebäudes. Letzierem liegt jenseits des Peterplatzes, die Ostfagade des Senatsgebäudes gegenüber. G. ge- genüber mündet die Newski - Perspek- tive. H. gegenüber die Erbsenstrasse. I. gegenüber die Wossnesenski - Per- speklive, und endlich K. gegenüber liegt das grossartigsie Gebäude Petersburgs, die Isaakskirche. Endlich der stumpfen Ecke L. gegenüber breitet sich das mächtige Gebäude des Admiralstabes bereits be- | stehende Boulevard auf der Südseite, | der auf der Westseite des | Ba RS N Pr, RT ? ’ TTV PR EN a 2 gr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im grossen Halbkreis aus, dem gegen- über die Südfagade des Winterpalais liegt und auf der Mitte dieses grossen zwischen beiden Palästen sich ausbrei- tenden Platzes steht die hoch sich er- hebende Alexandersäule, ein Monument, wie es in seiner Grossarligkeit in Eu- ropa kein zweites gibt. Die bedeutende Grösse des ganzen Platzes wird am ehesten in die Augen springen, wenn man bedenkt, dass die durch den Garten geführlen Wege, überall die Breite von mindestens 21 Fuss haben. Der auf der Südseite des Admira- litätsgebäudes, vor E. E. liegende Theil des Gartens, ist lang und verhältniss- mässig schmal und liegt ganz von Ge- bäuden eingeschlossen. Ein durchaus regelmässiger Styl, entsprechend dem Boulevard, dem des Admiralitätsgebäu- des und den umgebenden Häusern, würde diese Anlage eintönig und lang- weilig gemacht haben. Es ward daher hier der regelmässige Styl mit dem unregelmässigen verbuuden, indem an ein in der Mitte des Platzes, gegenüber der Erbsenstrasse liegendes Bassin mil Springbrunnen (a) beiderseits gleichar- tig gruppirie unregelmässige Parlhien um 2 der Newski- und Wossnesenski- Perspektive gegenüber liegende Bassins angeschlossen wurden. Die Umpflanz- ung schliesst auf diesem schmalen Theil ı des Platzes, die Aussicht auf die um- liegenden Gebäude aus und ist nach den umgebenden Strassen möglichst dicht gehalten, um den Garten vor Windzug und Staub zu schützen. Die Einzelpflanzung der Bäume auf den Rasenplätzen gestattet sieis nur den Blick auf eine der 3 Fontainen, da die ursprünglich beabsichtigte Durchsicht über die ganze Länge des Platzes und auf alle 3 Fontainen, bei der grossen I, Originalabhandlungen, Länge des Platzes zu schmal geworden wäre und die ganze Anlage des Platzes, durch partielles Schliessen und Oeffnen der Aussicht eine grössere Mannig- faltigkeit erhalten hat. Die Oberfläche der Rasenplätze ist in sanfter Wölbung gehoben und gesenkt. Bei der Bepflanzung dieses Theiles des Gartens ist die Umpflanzung mit Laubgehölzen ausgeführt. Die Vor- pflanzungen bestehen dagegen grossen- theils, aber durchaus nicht ausschliess- lich, aus Nadelhölzern, den einzigen immergrünen Bäumen, die im Peters- burger Klima noch aushalten. In die- sen Theil des Gartens wird sich vor- zugsweise im Spätherbst und Frühjahre, wenn die Laubgehölze kahl stehen, der Strom der Spaziergänger ergiessen, da zu diesen Jahreszeiten die hohe Aristo- kratie und die begüterten Klassen der Einwohner in Petersburg weilen und noch nicht in die Sommersitze überge- siedelt oder von denselben schon zu- rückgekehrt sind. Deshalb hat dieser Theil des Gartens durch seine Vor- pflanzungen vorzugsweise den Charak- ter eines immergrünen Gartens erhalten. Vor der Wesifront des Admirali- tätsgebäudes (von F. F.) breitet sich der Petersplatz aus, der ebenfalls ganz zum Parke gezogen ist. Bei C. liegt auf demselben das durch seine gross- artige Einfachheit wunderbar schöne Monument Peter’s des Grossen. K. ge- genüber, liegt, wie wir schon früher be- merkten, die Isaakskirche, welche ebenso sehr durch ihre sehr bedeutenden Di- mensionen, die durch das Ehbenmass aller Verhältnisse in der Nähe gar nicht so hervortreten, — wie durch die gross- arligen Säulenreihen von polirtem Gra- nit, — aufihren 4 Facaden einen über- raschend majestätischen Eindruck macht. Obgleich der Platz zwischen dem Gar- 165 ten und der Isaakskirche noch eine Breite von ungefähr 180 Fuss besitzt, genügt diese Breite doch nicht, um einen vollkommenen Ueberblick über dieses majestätische Gebäude zu ge- winnen. Hier hat daher der Park keine Umpflanzung und der mächtige bei K. liegende Rasenplatz wird gar keine Be- pflanzung erhalten, so dass die Isaaks- kirche in ihrem grossartigen wunder- baren Ebenmass ihrer Formen, beider- seits von den Umpflanzungen einge- rahmt über den grünen Rasenplatz des Gartens hin, zu ihrer vollsten Geltung kommen wird. — Die Anlage des Par- kes auf dem Petersplatz ist im Uebrigen mehr im landschaftlichen sommerlichen Styl gehalten. Nadelhölzer werden hier nur zur Contrasibildung angewendet und die Bepflanzung gewährt dem Spa- ziergänger soviel als möglich Schatten, ohne die landschaftliche Schönheit zu beeinträchtigen. Die roih bezeichneten Plätze sind Spielpläize für die Jugend. Der Platz d. ist etwas gehoben und ge- währt die Aussicht nach der Isaaks- kirche und dem Monument Peter’s des Grossen. Der Platz e liegt auf der Spitze eines Hügels, mit dem Blick auf den Newa-Strom, nach der Isaakskirche und dem Monumente. Hier sollen auch Felsenparthien, bepflanzt mit den Rho- dodendren des Caucasus und Sibiriens und anderen schönen Pflanzen der Hoch- gebirge gebildet werden. Der Blick auf das Petersdenkmal ist ausserdem von 2 Seiten der umgebenden Strasse frei- gelassen. Wir glauben hiermit allen denen, die sich für diesen Park interessiren, der Details genügende gegeben zu ha- ben. Bemerken wollen wir nur noch schliesslich, dass die Bepflanzung von L bis J des Admiralitätsplatzes im Herbste 1872 und im Frühjahr 1873 166 beendet wurde. Im Sommer 1873 wer- den die Erdarbeiten auf dem Petersplatze beendigt und im Herbsie soll auch die ganze Bepflanzung vollendet wer- den. Die bis jetzt gepflanzten grossen Bäume wurden im Winter mit Frost- ballen gesetzt, und wurden die schwer- sten (bis 120 Ctr. schwere Bäume) mit einer vom Herrn Akademiker Scheles- now construirten einfacheii gehoben, welche zu dieser Arbeit sich als sehr praktisch erwies. Es sind nun aber auch im Laufe dieses Frühjahres die Verpfllanzungen grosser Bäume nach dem ursprünglich Maschine | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. englischen, von Fürst Pückler-Muskau in Deutschland zuerst im grössern Maas- stabe angewendeten Systeme vorgenom- men werden. Während wir dieses zum Drucken absenden, haben alle im Winter mit Fros.ballen versetzien Bäume bereits gut ausgeirieben, — aber auch die nach Pücklerschen-Systeme theils vor’m Triebe, theils schon im Triebe ver- pflanzten Bäume, stehen vorzüglich gut. Welche Verpflanzmethode schliesslich die besten Resultate liefern wird, dar über werden wir später berichten. (E. R.) c) Der Garten des Grafen A. S. Uwarow in Poretschje. (Hierzu Taf. 762, Abies excelsa D. C. 8. Uwarowi). Im Innern Russlands befinden sich eine Menge hervorragender Gartenan- lagen und Gewächshäuser, die längst schon eine weit grössere Berühmtheit erlangt haben würden, wenn sie nicht allzu abgelegen vor den Hauptverkehrs- strassen sich befänden. Sind auch manche derselben in letzterer Zeit durch die vielen neuen Schienenwege dem grössern Publikum näher gerückt, so haben leider anderntheils die grossen volkswirthschaftlichen Umwälzungen des letzten Decenniums ungünstig auf die Pflege der höheren Gartenkunst ge- wirkt und viele grossartige Anlagen sind heute verfallen, in ihren Ueber- bleibseln noch von der einstigen Pracht und von den reichen Mitteln» ihrer Be- sitzer Zeugniss ablegend.. Um so er- freulicher ist der Umstand, dass ein- zelne hervorragende Gärten auch heute noch, nicht allein in ihrer früheren Grösse und Bedeutung unterhalten wer- den, sondern im Gegentheil sehr viel an ihrer Verschönerung und Umge- staltung im Sinne der Neuzeit, gelhan wird, Der Garten Sr. Erlaucht des Gralen A.S. Uwarow in Porelschje nimmt un- ter der Zahl der letzteren eine über das gewöhnliche Niveau erhabene Bedeut- ung ein und erfreut sich mit dem voll- sten Rechte einer über die Grenzen Russ- lands hinausgehenden Berühmtheit. — Ich konnte mir deshalb während eines kurzen Aufenthalts in Moskau, gelegent- lich der polytechnischen Ausstellung, das Vergnügen nicht versagen, mich augenscheinlich von dem Umfange die- ser Anlagen zu überzeugen; mein Wunsch gelangte um so leichter zur Ausführung, als der früher nicht ganz I. Originalabhandlungen. einladende, bei ungünstigem Wetter oft schwer zu passirende Weg, jetzt durch die von Moskau nach Smolensk führende Bahn, welche man bis zur Station Uwaroflskaja benutzi, bedeutend abge- kürzt und erleichtert ist. Die Besitzung Poreischje liegt 135 Werst (fast 20 deutsche Meilen) von Moskau, dicht an der Grenze des Gou- vernements Smolensk; die Reise dort- hin wurde mir zu einer höchst ange- nehmen durch die Gesellschaft meines Freundes Tittelbach, welcher seit einer langen Reihe von Jahren die dortigen grossarligen Anlagen leitet. Ich traf denselben in Moskau und seine Anwe- senheit bestärkte mich noch mehr in meinem Vorsatze, einen längst geheg- ien Wunsch zu realisiren. Nachdem man die Station „Uwaroffskaja® verlas- sen hat, fährt man per Achse einen Landweg von mehr als 20 Werst, wel- cher in seiner Beschaffenheit Manches zu wünschen übrig lässt, der mich aber durch seine Construciion und seine Wirkungen auf die Gliedmassen lebhaft an längst vergangene Tage erinnerte, wo ich, im tief innern Russland lebend, an derartigen Wegen eiwas Auffälliges zu finden mich ganz entwöhnt hatte. — Graf L. K. Rasumowski, welcher ein Meister war in der Kunst, sich für seine ländlichen Wohnsitze malerische Plätze auszusuchen, liess den Park von Po- veischje zu Anfange dieses Jahrhunderts nach den Plänen des Gärtners Rasch im englischen Style in einer Ausdehn- ung von 6 Desjalisen (1 Desjaiine = ungefähr 4 Preuss. Morgen) anlegen; seine Vergrösserung geschah allmälig und augenblicklich nimmt er mit Ein- schluss eines 6 Desjatinen grossen Obst- und Gemüsegartens einen Flächenraum von nahe 71 Desjatinen ein. Eine Reihe von Hügeln, durch- 167 schnitten von verschiedenen Thal- schluchten und Hohlwegen, verläuft sanft bis zum Ufer des Flüsschens Inoga, welches die Süd- und Westgrenze des Parkes bildet; stellenweise bildet je- doch das Flussufer steile Abhänge, welche die romantische Mannigfaltig- keit in hohem Grade vergrössern, An der Nord- und Ostgrenze haben diese Erhöhungen das gleiche Niveau mit den daran grenzenden Ländereien und sind durch Erdwälle, lebende Zäune oder theils durch Eisengitter von diesen ge- schieden. Das Palais steht auf der Höhe des Terrains an der Nordgrenze des Parkes und ist im griechischen Style erbaut. Zur Zeit’ meines Aufent- haltes wurde an demselben ein grös- serer Umbau vollzogen, welcher mich sowohl verhinderte, die reiche in dem- selben enthaltene Bibliothek, als auch die werihvollen Sammlungen von Ge- genständen der Kunst in Augenschein zu nehmen; es that mir dies um so mehr leid, als ich erfuhr, dass Graf Aleksej Sergejewitsch zu den geachtel- sien Kunstkennern seines Vaterlandes gehört und in seinen Sammlungen man- che Perle vereint hat, welche jedem Mu- seum einer Residenzstadt zum Schmucke gereichen würde. — Gleichfalls in Folge des Umbaues war natürlich auch in der nächsten Umgebung des Palais nichts zur Ausschmückung gethan, da die | besten Plätze durch Schutt und Bau- material occupirt waren. Von der Südseite des Schlosses er- öffnet sich dem Auge eine reizende Aussicht auf einen grossen, bis hinun- ter zum Flussufer allmälig abfallenden Rasenplatz; hier bildet der Fluss eine mächtige seeartige Verbreiterung von mindestens 51/, Desjalinen, welche in ihrer Mitte durch eine dicht mit gros- sen Bäumen bewachsene, 2 Desjatinen 168 grosse Insel angenehm unterbrochen is. — Rechts wird der Hintergrund durch eine ununterbrochene Linie dunk- len Nadelwaldes begrenzt, während sich links dem Auge die Aussicht auf eine Reihe mit Laubwald bewachsener Hügel bietet. Den Mittelpunkt der prachtvol- len Perspektive bildet die malerische, einige Werst weit entfernte Kirche des Dorfes Nikolskoje, dem Auge gleich- sam als Ruhepunkt dienend; ebenso tragen einige nähergelegene Fabrikge- bäude zur grösseren Belebung des herr- lichen Bildes bei. Vom Schlosse aus gelangt man durch eine Allee in süd- östlicher Richtung an einen hübschen aus Holz und Eisen erbauten, mit gros- sen Bäumen umgebenen Speise-Pavillon vorüber zu einem grösseren, bewohn- baren hölzernen Pavillon, welcher von drei Seiten dicht mit den schönsten Ahorn, Birken, Linden und Eschen um- schlossen ist, dessen vordere Seite aber einen prachtvollen Blick auf die weite Fläche des See’s bietet; hier gibt auch die Insel ein sehr schönes Bild. Der Pavillon ist rings von Schlingpflanzen umrankt und seine nächste Umgebung mit Blumengruppen geschmackvoll de- corirt. Weiter nach Osten führt eine von uralten Linden umgebene Brücke über eine schmale Schlucht und diese Richtung verfolgend, gelangt man zu einem Marmor -Denkmal, rechts vom Wege auf einer kleinen Anhöhe gele- gen; dieses Denkmal ist dem Dichter Skukowski, welcher dem gräflichen Hause eng befreundet war, errichtet und ist mit einen geschmackvollen ei- sernen Gitter umgeben. Am südlichen Abhange dieser Anhöhe stehen wahre Baumriesen: Ulmen, Linden, Lärchen und Eichen, von denen sich besonders eine der letzteren durch ihre Dimensionen auszeichnet. Ueber ein in der Nähe Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gelegenes Thal von etwa 30 Schritt Breite führt eine kunstvolle, mit Statuen und Blumenvasen geschmückte Brücke zu der am Rande des Parkes gelegenen Kirche. Im südöstlicher Richtung, einem am Ufer des Sce’s hinlaufenden, von mäch- tigen Silberweiden beschaltenen Weg verfolgend, vorüber, am Fusse der An- höhe, auf welcher sich das Denkmal befindet, gelangt man zu einer Quelle, welche einen der schönsten Punkte des Parkes bildet; an dieser Stelle herrscht eine weihevolle Stille, nur leise unter- brochen von dem Geplätscher des kry- stallklaren Wassers, welches aus einer Nische in ein Cement-Bassin fliesst; die Nische ist in ihrer concaven Seite mit Metallplatten bekleidet, welche auf Gold- srund das Bild des Heilandes zeigen; die convexe und seitliche Bekleidung der Nische ist auf Grund besonderer Zeichnungen aus Terra Coita verferligt. Das Bassin ist von Marmorbänken um- geben und die Zugänge werden durch mit wildem Weine bepflanzte Colonna- den vermittelt. Das Arrangement die- ses herrlichen Schmuckes von Poret- schje ist nach den speciellen Plänen des Grafen ausgeführt und macht dem künstlerisch-edlen Geschmacke Sr. Er- laucht die grösste Ehre; überhaupt ver- dankt der Park die vielen Verschöner- ungen der Neuzeit der Initialive des Besitzers, welcher keine Mittei scheul, seinen Anlagen den Stempel möglich- ster Vollendung zu geben. Eine der werthvollsten Zierden dürfte jedoch die Fontaine werden, welche ihren Platz auf dem grossen Rasenplatze vor dem Schlosse erhalten wird und die eine genaue Nachbildung in Zinkguss von der berühmten Fontaine Barberini in Rom darstelll, welche zu den Kunst- werken ersten Ranges zählt; diese Nach- _ I. Originalabhandlungen, bildung wurde eigens für diesen Zweck angefertigt und ihr Besitzer kann mit Recht auf diese seltene Zierde stolz sein. Von der Quelle den nach westlicher Richtung führenden Weg einschlagend, so dass der See links liegen bleibt, er- öffnet sich dem Auge das steile Fluss- ufer, dessen Höhe bewaldet ist, und zwar vorherrschend mit Nadelholz; wei- ter führt dieser Weg über eine kleine Halbinzel zu dem auf dem jenseitigen Uler des Flusses belegenen Thiergar- ten; in dieser Gegend macht die Inoga eine plötzliche Wendung nach rechts; an dem mit dieser Wendung parallel führenden Wege, an einer Stelle, wo das Ufer am steilsten ist, sieht ein auf leichten Säulen ruhender Pavillon, wel- cher eine interessante Aussicht gewährt, wenn dieselbe auch ein Bild geringeren Umfanges umrahmt. Am Fusse des gleichen steilen Abhanges steht das Gebäude für die Dampfmaschine, welche die Gewächshäuser und den Garten ver- mittelst einer gegen 1300 Fuss langen Röhrenleitung mit Flusswasser versorgt. In diesem Theile des Parkes befindet sich auch eine interessante Abart der gewöhnlichen Fichte (Abies excelsa D. C. Picea excelsa und vulgaris Lk.), welche Graf Aleksej Sergejewitsch vor mehreren Jahren in einem seiner Wäl- der entdeckte und in seinen Garten ver- pflanzen liess. Der Bearbeiter der Flora von Moskau, Professor Kaufmann führt diese Abart auf Seite 605 seiner Flora als Picea vulgaris Lk. $. Uwa- rowi auf, — Der Baıfn, von dem wir auf Taf. 762 eine Abbildung geben, macht durch seine dünnen, langen, rundum mit verhältnissmässig kurzen Nadeln dicht besetzten, wenig verästel- ten Zweigen einen eigenthümlichen Eindruck. Die Form unterscheidet sich 169 aber ausserdem noch durch die Gestalt der Zapfenschuppen, welche vielmehr abgestumpft als bei der Stammart sind und am oberen Rande entweder ganz- randig sind oder ganz unmerkliche Ein- kerbungen zeigen, während diejenigen der gewöhnlichen Fichte eine oft sehr langgestreckte Spitze zeigen und ge- wöhnlich an’derselben ziemlich tief ein- geschnitten sind. — Später wurde an einer anderen Stelle des Waldes ein zweites grösseres Exemplar der glei- chen Form gefunden; leider zu gross, um das Verpflanzen in den Garten zu vertragen. — Die Gegend des Parkes, in welcher sich obengenannte Fichte befindet, ist zu einem Pinelum auser- sehen und bereits mit der Mehrzahl der das Klima ertragenden Coniferen be- pflanzt; so sahen wir unter Anderen schöne junge Exemplare von Abies alba; A. balsamea; A. nigra; A. sibirica; Pinus Strobus; P. Cembra; P. Mughus; Thuja plicata var. Warreana und die Pflanze, die in den Moskauer Gärlen als Juniperus Tom Thumb verbreitet und die jedenfalls diejenige Pflanze darstellt, welche Carriere Retinospora juniperoides nennt und von der er glaubt, dass sie aus Japan stamme. Der Umstand jedoch, dass die Pflanze die harten russischen Winter ohne Be- deckung im Freien aushält, lässt mich die Ansicht derjenigen für die richtigere halten, welche sie für eine Ferm, viel- leicht für Bastard von Thuja oceidenla- lis halten; in neuerer Zeit kam die Pflanze unter dem Namen Thuja ElIl- wangeriana in den Handel. Auf dem Rückwege zum Schlosse berühren wir noch eine geschmackvoll arrangirte Felsparthie von ziemlichem Umfange, besetzt mit einer Menge sel- tener Gebirgspflanzen, welche man nicht erwartet, im Innern Russlands in einem 170 Garten zu finden; hier Namen zu nen- nen, halte ich für überflüssig. — Nicht weit davon entfernt, befinde: sich im Grunde eine Gruppe hybrider Alpenro- sen, welche im Winter mit einem klei- nen transportablen Gewächshause über- deckt wird, dessen Wände einen dicken Laubumschlag erhalten; so überwintert, blühen diese Rhododendron alljährlich sehr reich. — Die gesammten Wege des Gartens haben eine Länge von fast einer deutschen Meile und werden in musterhalter Ordnung unterhalten; der Boden im Parke ist lehmig und die Bäume haben ohne Ausnahme einen kräftigen Wuchs. Obgleich eine über- wiegende Mehrzahl derselben aus den gewöhnlicheren Waldbäumen: Linden, Birken, Ulmen, Eichen, Kiefern u. s. w. besteht, so fehlen doch auch nicht sel- tenere Arten in starken Exemplaren, z. B. Quercus coccinea, über 20 Fuss hoch; Tilia americana alba, ein herr- licher Baum von mehr als 30 Fuss Höhe mit einer Krone von fast gleichem Durchmesser; eine Gruppe von Thuja occeidentalis, aus mehreren über 20 Fuss hohen Exemplaren gebildet; ein gros- ses Exemplar Aristolochia Sipho und dergleichen mehr. Als Beispiel für die Stärke verschiedener Baumarten will ich erwähnen, dass sich im Parke Ei- chen von 101/, Fuss, Kiefern von 11 Fuss, Linden von 103/, Fuss, Ulmen und Silberpappeln und Espen von 101/, Fuss, Weiden von 10 Fuss und Birken von 8 Fuss Umfang des Stammes be- finden. Bei der Unmöglichkeit, in einem Tage alle die Senenswürdigkeiten einer so umfangreichen Anlage derart in Au- genschein zu nehmen, dass sich alle Einzelnheiten dem Gedächtnisse einprä- gen, will ich nur noch einige allge- meine Bemerkungen hier anknüpfen, Gartenfora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die sich mir auf meiner Wanderung aufgedrängi haben. Jeder Schritt im Parke legt Zeugniss ab für die Meister- hand des Künstlers, welcher die An- lage leiieie, noch mehr aber für den künstlerischen Blick des jetzigen Be- sitzers sowohl, welcher es sich in hohem Grade zum Ziel setzte, der Schöpfung die zu Grunde liegende ein- heitliche Idee zu erhalten, als auch des Gärtners, welcher auf eine so intelli- gente Weise in die Intentionen seines Herrn einzugehen und dieselben so sachgemäss zu verwirklichen versteht. Ich stelle das Verdienst, einen gut an- gelegten Park eine längere Reihe von Jahren in der gebührenden Weise zu erhalten, eben so hoch, als die Anlage selbst; höher noch sogar in den Fällen, wo vielleicht bei der Anlage aus man- gelhafter Kenntniss des Marterials Feh- ler gemacht wurden, die später oft nur mit grosser Mühe zu verbessern sind. Wenn der Park von Poretschje in der jetzigen Weise erhalten bleibt, so bil- det er eine Musteranlage, welche ob- gleich in hohem Grade von der Natur begünstigt, dennoch eine Zierde der Landschaftlichen Gartenkunst bildet. Nicht minder grossartig als der Park sind die zahlreichen, grossentheils nach den eigenen Plänen des Grafen erbauten Gewächshäuser; dieselben lie- gen in der Nähe des Schlosses an der nördlichen Grenze des Parkes, und die Haupilinie derselben hat eine Länge von circa 250 Fuss; die mittlere Abtheil- ung dieser Linie erhebt sich in einer Höhe von 56 Fuss und hat ein Sattel- dach mit Neigung nach Ost und West; nach beiden Seiten hin verringert sich die Höhe der angrenzenden Abtheilun- gen, so dass die lange Reihe ein sym- metrisches Ganzes bildet. Jede Abtheil- ung ist an ihrem Ende mil einer guss- I. Originalabhandlungen, eisernen Vase gekrönt, die zugleich als Schornsteine dienen. Mit Ausnahme der Mittelabtheilung haben alle übrigen eine nach Süden gerichtete einseitige Fensterlage. Die Vorderwand des Haupttheiles ist aus stehenden Fenstern gebildet, die übrigen 5 Wände, welche zusammen einen Flächenraum von last 4tausend Quadratfuss umschliessen, ha- ben in einer Höhe von 28 Fuss 6 halb- runde Fenster. Das Dach wird im In- nern durch 8 hübsche gusseiserne Co- ‘lonnen gestützt, welche eine Höhe von 42 Fuss haben und in 2 Reihen ge- stellt sind. In der Höhe der halbrun- den Fenster führt eine leicht construirie eiserne Gallerie, welche an jeder Co- lonne eine korbartige Ausbiegung hat, welche geschmackvoll mit Blumen de- corirt wird; an der Hinterwand erwei- tert sich diese Gallerie zu einem Bal- kon, welcher in Verbindung mit eini- gen auf der Rückseite des Gebäudes befindlichen Wohnzimmern des Grafen steht. Da während meines Besuches die Holztheile dieses Baues erneuert wurden, so konnte ich natürlich nichts von der Aufstellung der Pflanzen darin sehen, da dieselben theils im Freien, theils in andern Räumen untergebracht waren; nichis destoweniger konnte ich die Prachtexemplare bewundern, welche diesen Raum schmücken. Unter ihnen nimmt die Sammlung der Araucarien die hervorragendste Stelle ein; sie be- steht aus so grossen und dabei so musterhaft gehaltenen Exemplaren, wie ich dieselben noch nie beisammen ge- sehen habe und die dazu angethan sind, den Stolz jeder Sammlung zu Billlen: die nennenswerthen Pflanzen haben fol- gende Grössen: Araucaria excelsa (32 Fuss hoch, 18 Fuss Durchmesser); A brusiliensne (35 Fuss und 14 Fuss); A brasiliensis gracilis (7 F. und 11!/, FR) 71 ein wunderbar schönes Exemplar; A. Cooki (13 F. und 6 F.); A. Bidwilli (14 F. und 14 F.); A. Cunninghami (13 F. und 91/, F.). Unter den übri- gen sich durch Grösse der Exemplare auszeichnenden Arten will ich noch nennen: Magnolia grandiflora, Arbutus Unedo, Clethra arborea (mit einer Krone von fast 30 Fuss Umfang bei einer Höhe von 14 F.); Taxodium sempervi- rens, Cunninghamia sinensis, Prunus Laurocerasus, Laurus nobilis und ver- schiedene Citrus. — Zur Ausschmück- ung werden, je nach der Jahreszeit, verschiedene Florblumen benutzt. Wen- det man sich von der Mitte nach dem östlichen Flügel, so betritt man zuerst das Palmenhaus, welches durch die von Gesundheit strotzenden Pflanzen, die es beherbergt, einen imposanten Eindruck auf den Beschauer macht; ist auch die Zahl der vorhandenen Arten hier nicht gross, so sind doch die Hauptformen der Familie vertreten. Unter den Fä- cherpalmen zeichnen sich Livistona australis, L. chinensis und Sabal Black- burneana durch ihre Dimensionen aus; die gefiederten Palmen sind durch ver- schiedene Cocos, Areca, Phoenix, Ca- ryota etc. ver!reten. Alle diese Pflan- zen sind auf eine Art gepflanzt, welche mein besonderes Interesse in Anspruch genommen hat. — Sie stehen nämlich mit ihren Wurzelballen über dem Ni- veau des Bodens, sind aber anstatt der Kübel mit geschmackvoll aus Tuflstein construirten Felswänden umgeben, so dass sie gleichsam erhöhte Beete bil- den, die hinreichend Platz für nahrhaf- ten Boden gewähren. Alle derartig ge- pflanzten Palmen zeigen ein gleich üp- piges Wachsthum, als ständen sie im freien Grunde; eine solche Pflanzweise verhindert, dass die Wurzeln erkältet werden und befördert den Luftzutritt 172 ® zu denselben, verdient deshalb Nach- ahmung. Ferner verdienen in diesem Hause einige jährlich Früchte tragende tropische Bäume, z. B. verschiedene Arten Psidium, sowie Eugenia Micheli, alle von bedeutender Höhe, Erwähnung. Eine Menge kleinerer Decorationspflan- zen aus den Familien der Aroideen, Marantaceen, Filices etc. bilden die ge- schmackvolle Ausstatiung dieses Hau- ses, an dessen Sparren sich verschie- dene rankende Pflanzen, besonders Dios- coreen hinziehen. In der Mitte befin- det sich ein Aquarium nebst Fontaine. Ausser den gebräuchlichen Wasser- pflanzen ist dasselbe von Schildkröten, Salamandern und verschiedenen Fischen bewohnt. Von den sich anschliessenden bei- den Abtheilungen ist die erste für Ro- sen und Fuchsien, die zweite, den Schluss auf dieser Seite bildend, zur Weintreiberei bestimmt. Zurückgekehrt zur Mitte, betritt man den westlichen Flügel und kommt zuerst in ein Haus mit hohen Neuholländern, unter denen sich viele Exemplare durch ihre Grösse auszeichnen; sie namentlich aufzufüh- ten, würde meinem- Berichte eine zu grosse Ausdehnung geben: die höchsten hier placirten Exemplare erreichen mehr als 20 Fuss Höhe. Die folgende Ab- theilung enthält die Sammlungen Ca- mellien, Azaleen und Rhododendron. Besonders die ersteren sind in schönen grossen Exemplaren vorhanden, die theils als Spaliere, theils als Kronen- bäume gezogen sind; die Sammlung enthält ungefähr 100 Sorten, von de- nen einige sehr schöne, wie z. B. Blanche de Holm und La belle Russe im Garten selbst in früherer Zeit aus Samen erzogen wurden. Jetzt folgt ein hohes Warmhaus mit den verschiedensten Blattpflanzen aus Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den Gattungen Coccoloba, Bombax, Dil- lenia, Sciadophyllum, Carolinen, Ptero- spermum. Aus der Abtheilung der Monocolyledonen sind hier besonders bemerkenswerth: Lomatophyllum bor- bonicum, Agave vivipara, Musa zebrina, sowie verschiedene Cycadeen, Panda- neen und Strelitzia. Unter den grös- sern Pflanzen ist die genannte Agave mit einem Umfange von mehr als 40 Fuss und mit nahe an 100 Blättern wohl das Bemerkenswertheste. Aeus- serst interessant sind auch die ver- schiedenen Schlingpflanzen als: Passi- flora, Aristolochia, Ipomoea und Dios- coren; Ipomoea gossypifolia hat eine Knolle von mehr als 35 Pfund Gewicht. Die folgende niedrigere Abtheilung ent- hält die zarieren Warmhauspflanzen, wie Orchideen, Aroideen mit bunten Blättern, Maranten, Bromeliaceen, bunte Farne; Higginsien; besonders reich sind die jetzt in den Gärten ziemlich selten gewordenen Anoecochilen, diese zarten Orchideen mit den herrlich gefärbten Blättern. Zwei Pflanzen haben mich besonders er[reut; zuerst ein Exemp- lar der Dichorisandra musaica in der grössten Culturvollkommenheit und ein die ganze Giebelwand bedeckendes rie- | siges Exemplar der metallglänzenden | Selaginella Willdenowii (S. caesia ar- borea der Gärten). — Die nächste Ab- theilung enthält kleine Exemplare von Pflanzen des Warmhauses, z. B. Jas- minum, Gardenia, Ardisia, Clerodendron, Euphorbia etc., ebensowohl einige Zwie- belgewächse als Crinum, Clivia, Pan- cralium, die neueren Dracaenen, so wie auch zartere Schlingpflanzen, z.B. Hexa- centris mysorensis, Stephanotis flori- bunda u. s. w. Den Schluss dieses Flü- gels ein Haus für krautige Pflanzen. Hier werden die verschiedenen Flor- | blumen, Cinerarien, Calceolarien, Chry- 1. Originalabhandlungen. anthemum, so wie auch eine Collec- tion von Cacteen cultivirt. Die Hinter- seite des ganzen Gebäudes dient mit Ausnahme der im Centrum belegenen Zimmer für den Grafen zu Wohnungen für den Obergärtner und das übrige Personal, ebenso wie auch zur Unter- bringung von verschiedenen Materialien und Geräthschaften. Etwas entfernt, befindet sich ein Vermehrungshaus und ein kleines Häuschen zur Ueberwinter- ung von Nelken u. dergl. Sachen, ‚In etwas grösserer Entfernung stehen die Fruchthäuser ; sie bilden eine in 3 Abtheilungen geschiedene Linie von 140 Fuss Länge; in denselben stehen an der Hinterwand am Spalier eine Reihe Pfirsich, während längs der Fenster eine Reihe Pflaumen als Kro- nenbäume stehen; während die Ernie der ersteren fast beendet war, hingen letztere so voller Früchte, dass sie fast gestützt werden mussien. Alle Bäume ohne Ausnahme sind im besten Zu- stande; eine Kirschen-Anpflanzung von gleicher Länge, welche im Winter ge- deckt wird, (ein sogenannter Gruniowoi Sarai) gibt auch alljährlich reiche Ernie. Eine Gurkentreiberei und ein Ananas- haus, sowie gegen 400 Fenster Mist- beete machen den Beschluss der gross- arligen Culturräume, Schliesslich will ich noch der rei- chen Baumschule erwähnen, welche die Mehrzahl der das mittelrussische Klima im Freien ausdauernder Bäume und Sträucher enthält. Es finden sich dar- unter auch manche seltenere Arten in reichlicher; Vermehrung; Freund Tittel- bach ist noch stets bemüht, die Sammlung zu vervollständigen, und wenn erst ein- mal viele der jetzt nur in kleinen Ex- emplaren vorhandenen Arten soweit herangewachsen sind, dass sie zur Aus- schmückung des Parkes verwandt wer- 173 den können, so wird demselben reiche Abwechselung geboten sein. Am zweiten Tage meines Aufent- haltes in Poretschje besuchte ich den zu dieser Besilzung gehörigen Wald, um die mit Nadelholz bepflanzien Flä- chen in Augenschein zu nehmen; bis jetzt sind mehr als 3000 Morgen, theils abgeholzte Flächen, theils bisher ganz | baumlose Ländereien, welche in vie- len Fällen gänzlich unbenutzt lagen, in den schönsten jungen Wald umge- wandelt; zur Anpflanzung sind haupt- sächlich Fichten und Kiefern, in gerin- gerer Anzahl auch Lärchen verwandt, die ältesten der gepflanzten Bestände bedürfen bereits der ersten Durchforst- ung. (Unter den gepflanzten Fichten befindet sich ein Exemplar mit gelb- panachirten Zweigen). Die Ehre der Einführung einer regelmässigen Wald- cultur gebührt Herrn Thürmer, einem tüchtigen deutschen Forsimanne, wel- chem jetzt die Verwaltung der ganzen Besitzung obliegt, während ihm für das speciell Forstliche ein jüngerer Gehülfe zur Seite gegeben ist. Der Besitzer von Poreischje aber darf sich rühmen, einem nachahmungswerthen Werke Vorschub geleistet zu haben, welches ihm noch oft den Dank seiner Nachkommen ein- tragen wird. Bei der unverantwortlichen Verwüstung der Wälder, wie sie in Russ- land getrieben wird und bei dem Mangel jedweden Verständnisses für die Erselz- ung nach forstlichen Principien hat das Beispiel eine weittragende national- ökonomische Bedeutung; dies erken- nend, unternahm der in Moskau, wäh- reud der Polytechnischen Ausstellung tagende Congress russischer Forst- wirthe eine Excursion nach Poretschje zur Besichtigung der dortigen Pflanz- ungen. Hier meinen Bericht schliessend, ist 174 es meine Pflicht, meinem lieben Freunde Emil Tittelbach, der schon seit mehr als 15 Jahren den grossartigen Anla- gen mit aufopfernder Liebe und gröss- ter Sachkenntniss vorsieht, ein Wori der aufrichiigsten Erkenntlichkeit für Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. seine Führerschaft während meines Be- suches, zuzurufen. E. Ender. Erklärung der Abbildung von Abies excelsa Uwarowi, a. Habitus des Bau- mes, b. ein älterer, c. ein junger Za- pfen, d. eine Zweigspilze. 2) Internationale Pfianzen - Ausstellung in Gent. Herr Krelage schreibt uns: „Die Ausstellung war sehr schön, besser als die vor 5 Jahren. Im Garten war noch ein bedeutendes Gebäude aufgeführt zur Aufstellung der blühenden Azalea, welche in wunderbarer Schönheit und Vollkommenheit der Cultur verlreten waren. Herr Krelage selbst erhielt für 150 der schönsten Sorten blühender Hyaeinthen die goldene Medaille von Ihrer Majestät der Königin. Die Jury war in viel kleinere, weniger zahlreiche Sectionen eingelheili und vollendete deshalb ihre Aufgabe viel schneller. Das Wetter war während der Aus- stellung sehr schön und milde, und der Besuch aus andern Ländern sehr zahl- reich. Während der Ausstellung hat der Burgmester von Gent, der Graf von 3) Ueber die Gattung Be Es ist gewiss auffallend, dass die Arten der Gattung Bergenia, welche schon auf den ersten Blick von den übrigen Saxifragen abweicht, so zähe bei der Gattung Saxilraga festgehalten werden konnte und auch Beniham und Hooker in ihren Genera plantarum d’v- selbe noch zu Saxifraga ziehen, rg | | | | | dern. Kerchove, seine neugebauten Wintergar- ten, der einen Raum von 1100 Quadrat- meier einnimmt und aus Holz und Ei- sen construirt ist, dem Publikum ge- öffnet. Die Einrichtung und Decoration in diesem Wintergarten ward ganz all- gemein bewundert. Für weitere Mittheilungen über diese Ausstellung, die des Neuen und Schö- nen jedenlalls sehr viel entbielt, wer- den wir Fachmännern und Gartenfreun- den dankbar sein, da die mannigiach- sten Arbeiten den Referenten leider. verhinderten, bei dieser Gelegenheit seine vielen lieben Freunde zu begrüs- sen und die Fortschritte des Garten- baues in der Wiege desselben auf dem Continenle, — in Belgien zu bewun- (E. R.) genia Moench. (Engler). Der ausgezeichnete Monograph der Gattung Saxifraga Dr. Engler sagt unter Anderm über die Begründung der Annahme des Genus Bergenia: „Die wichtigste, weil in der Lebensgeschichte begründcie Eigenthümlichkeit scheint mir jede ufalis die, dass die Staubblätter stets gleichlang von Anfang an kürzer I. Originalabhandlungen. als das Pistill sind und sich nicht be- wegen. Nimmt man dazu die vollstän- dig freien Fruchiknoten mit den langen Griffeln und pilzförmigen Narben, so- wie den abweichenden Habitus, so kann man das Genus Bergenia Moench nur [ür ein natürliches erklären“ *). Bezüglich der Gattung Saxifraga heisst es von demselben Botaniker in seiner Monographie über die Begrenz- ung der Gattung Saxifraga Journ. em. L.: „Besonders ist die Gatiung Saxifraga eine so natürliche, dass nur in wenigen Fällen die Entscheidung schwer fällt, ob eine Pflanze mit zu unserer Gattung zu rechnen sei oder in einer anderen geeigneter unlerge- bracht werde.“ In Beireff der Arien, der Gatiung Bergenia Folgendes: Allgemein bekannt sind die aus dem Altai stammenden, unter den Namen Saxilraga crassifolia und S. cordifolia verbreiteten Pflanzen, welche sich durch die starken, verholzenden Rhizome, die grossen fleischigen Blätter und die gros- sen glockenförmigen in Doldenrispen stehenden Blüthen von röthlicher Fär- bung auszeichnen. Ebenso bekannt ist deren Verwendung zu kleinen Gruppen in Rasenflächen, Felsparthien und zu Einfassungen von Strauchgruppen. Werthvoller indessen ist Bergenia (Saxifraga Wall.) ligulata Engl. als immergrüne Topfpflanze besonders we- gen ihrer grossen und schönen milch- weisen Blüthen, die sich gegen Ende der Blüthezeit roth färben. Dieselbe gedeiht gut und blüht wil- lig in etwas weiten Gefässen mit lock- erer Laub- oder Haideerde, untermischt mit Sand, und wird in frostfreien Kästen oder im Kalthause durchwintert; im *) Botanische Zeitung 1868 n,49. p. 839 175 im Sommer behagt derselben ein eiwas schaitiger Standort im Freien, sowie reichliches Begiessen bei trockner Wit- terung; Bergenia ligulata ist ausser ihrer Verwerthung für den Wintergar- ten noch besonders als Blalipflanze für Zimmer zu verwenden und wegen ihres leichten Blühens und der schönen weis- sen Blüthen, welche oft schon im Ja- nuar zum Vorschein kommen, sehr für Bouquetlabrikation zu empfehlen. Die Vermehrung geschieht durch Theilung der fleischigen Stengel, wel- che sich leicht bewurzeln, und durch Samen, ‘den die Pflanze gerne hervor- bringt, wenn sie künstlich befruchtet worden ist. Zur besseren Orientirung folgen hier die zur Gailung Bergenia gehörigen bis jetzt bekannten Arten mit ihren Va- rietäten. Bergenia Moench Engler Bot. Zeitg.. 1868. 1) B. bifolia Moench meth. 664. Engler Bot. Zeitg. 1868, p. 840. Synon. Saxilraga crassifolia L. Geryonia crassifolia Schrank. Megasea crassifolia Haw. Altai. Bergenia bifolia Moench $, Ha- worthiana Seringe. Syn. Saxilraga cordifolia Haw. Megasea media et cordifolia Haw. Geryonia cordifolia Schrauk. B. bifolia Moench y, aemula Engl. Saxifraga aemula Tausch Flora 1842 p. 285. 2) B. iigulata Engler, Bot. Zeitg. 1868 p. 840. Saxifraga ligulata Wall. e Saxilraga Pacumbis Buchan. Megasea ciliata Haw. Himalaya. B. ligulata $, ciliata Engl., Bot. Zeilg. 1868 p. 841, meih. 664! 176 Saxilraga ciliata Royle illustr. fl. Himal. p. 226. Saxilraga thysanodes Lindl. Bot. Regist. 1846. Himalaya. 3) B. purpurascens Engl., Bot. Zeitg. 1868 p. 841. Saxifraga purpurascens Hook. fil. et Thoms. Himalaya. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) B. Stracheyi Engl, Bot. Zeig. 1868 p. 842. Saxilraga Stracheyi Hook. fil. et Thoms. Himalaya. Die beiden letzteren Arten sind möglicherweise nur Varietäten von B. ligulata. C. Ss. 4) Cyelamen europaeum als Landpflanze. Es ist eine eigenthümliche Erschein- ung, dass eine Blume, welche in Ver- hältnissen wild wächst, die sich leicht in der Cultur nachahmen lassen, den- noch im Culturzustande nirgends auch nur annähernd die Schönheit der wil- den Pflanze erreicht. So ist mit Cyclamen europaeum, Und noch selt- samer ist es, dass eine ganz nalurwid- rige Behandlung, die Cultur in Töpfen im Zimmer die allergünstigsten Resul- tate zur Folge hat. Ich habe wieder- es nn holt unsere Alpen-Cyclamen im Garten | den mit be- gezogen, aber immer ohne wünschten Erfolg. Auf Beete sonders zubereiteter Erde gepflanzt, er- ge- hielten sich zwar die Knollen, allein sie blühten zu dürftig und hatten so wenig Blätter, dass man sich genölhigt sah, andere kleine Blumen zur Füllung dazwischen zu pflanzen. Hierdurch war nalürlich das Schicksal der Cyela- men besiegelt: sie verloren sich nach und nach. Meine Niederschrift ist, wie man bemerken wird, nicht sowohl eine An- weisung zur Cultur, als eine Klage und Frage. Vielleicht hat ein Leser dir Gartenflora bessere Erfahrungen ge- | macht, vielleicht kann sogar unser ver- ehrter Freund Herr Dr. Regel, welcher so lange in Gegenden gelebt hat, wo Cyclamen wild wächst, günstigere Mit- theilungen machen *). Nach meiner Ueberzeugung kann man von unserm Cyclamen im Garten nur dadurch Gewinn ziehen, wenn man bei der Cultur ganz die Bedingungen nachahmt, unier welchen es im wilden Zustande vorkommt, also, indem man es förmlich verwildern lässt. Im Al- pengebiet ist Cyclamen so viel ich erfahren habe, nur in den Kalk- und Nagellluhgebirgen allgemein verbreitet, besonders auf Nagelfluh in den Thälern zwischen Alpenkalk und in den Vor- bergen und Ebenen, mit Nagelfluh und ähnlichen - Conglomeratfelsen, jedoch nur 2—3 Meilen vom Fusse der eigent- lichen Alpen. Tieler im Gebirge fand ich diese Pflanze seltener, z. B. schon *) Cyclamen europaeum wird am be- sten in Gruppen zwischen Rhododendron und Azaleen im freien Lande ausgepflanzt, — oder auf schattige Beete vor Bosque- ten in Mischung aus Laub- und Haideerde. (E. R.) \ hy REN TONNOSUN\ YOLSDAN Allan NIIT g Rararouı Amp ” I. Originalabhandlungen. im Unterinnihale in Tirol nur aus- nahmsweise, obschon die Nordwest- seite desselben von Alpenkalk gebildet wird. Am allgemeinsten verbreitet fand ich es in Oberösterreich und im Salz- burger Lande, und vereinzelt und nie so vollkommen in Unterösterreich. Wer im August jene Gegenden besucht, wird von der Furcht, weiche auch ich früher hegte, diese liebliche Alpenpilanze könnte durch das massenhalte Ausgra- ben vertilgt oder wenigstens selten werden, vollständig befreit. An der Traun beginnen die Cyclamen schon an der Walser Haide bei Lambach. Dori stehen sie nicht nur in dem kurzen Ra- sen der Flussufer und Thaleinschnitte, sondern auch meilenweit ununterbro- chen im Moose der Fichtenwälder, wo diese nicht zu dicht sind, sogar an den Böschungen der Eisenbahn, wohin sie mit der angeworfenen Erde gekommen sind. Der ganze Wald zeigt Millionen rother Blumen. Dieselben sind im tie- fen Schatten besonders langsüelig, und lassen sich daher leicht zu Sträusschen binden, die denn auch überall von Kin- dern und Frauen dem Fremden ange- boten werden, in Bad Ischl sogar Korb- weise aul dem Markt gebracht und zu mächtigen Kränzen gebunden werden. Die Masse der Cyclamen ist so gross, dass sogar an dem täglich von vielen Menschen besuchten Wege vom An- haltspunkte der Eisenbahn zum Traun- fall keine Abnahme der Blüthenmenge zu bemerken ist, Aber noch lieblicher tritt uns diese reizende, dufiende Blume in den Vor- und Zwischengebirgen der Hochalpen entgegen, So bei Gmünden, Ischl, Sankt Gilgen, Salzburg, wo alle Grasgärten, lichten Wäldchen und Ge- büsche, schattige Heckenwege und ähn- liche Oertlichkeiten damit bedeckt sind, VI. 1873, 177 In Salzburg wachsen sie, so zu sagen, förmlich in. der Stadt, denn der be- kannte Mönchsberg ist als ein Stadt- park zu betrachten, fası von Häusern umgeben, und dort wird man, trotzdem stündlich Blumen gepflückt werden, sel- ten in Verlegenheit sein, keine zu fin- den. Diese Standorte liegen sämmt- lich im Gebiet der Nagelfluhbildung und ähnlichen Molassbildungen (Conglo- merate). Da nun diese Conglomerate zum grossen Theil aus Kalktrümmern und kalkigen Bindestoffen bestehen, so ist kaum zu bezweileln, dass dieser Boden Einfluss auf das Gedeihen der Cyclamen hat und Kalk eine unentbehr- liche Bedingung ist. Die zweite, viel- leicht noch wesentlichere isi Humus und zwar sich stels erneuernder, frischer Humus. Hierzu kommt endlich schat- tige oder halbschatlige Lage und durch- lassender Boden. Die in jenen Gegen- den massenhafien feuchten Niederschlä- ge sind durch Giessen zu ersetzen. Mein Vorschlag zu einer verwilder- ten Einbürgerung den Cyclamen in Landschaftsgärten mit geeigneten Lagen ist nun folgender. Man beziehe eine grosse Menge von Knollen aus jenen Gegenden, pflanze sie dichi in ein Hai- deerdebeeti, bis sie sich neu bewurzelt und geblüht haben, dann aber an einen nördlichen Abhang, an welchem man den Boden 6 Zoll hoch mit 2 Theilen Laub - oder Nadelerde, 1 Theil Kalk- stücken und Kalksand, sowie 1 Theil noch unverwesier Blätter oder Fichten- nadeln zubereitet hat. Hier pflanze wan im Herbst die Knollen etwa 4— 6“ tief truppweise, bedecke sie im Winter mit Moos, und überlasse sie ihren Schicksale, sorge aber dafür, dass das Gras nicht hoch werde, und dass sich wuchernde Unkräuter verbreiten. 12 - » 178 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. * Von Zeit zu Zeit breite man alie Säge- ! Düngung über die ganze Fläche. späne oder halbverwestes Laub als J. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. mit länglich lanzettlichen' spitzen Blättern von 6—8 Zoll Länge und 2—3 Zoll Breite. Die Oberfläche des Blattes besitzt eine a) Abgebildet im Cataloge von Ja- mes Veitch. 1) Croton lacteum. Eine schöne Form Croton Jacteum, II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. glänzende Färbung und die Mittelrippe und Venen sind mit einem ziemlich brei- ten Streifen von milchweisser oder gelblich weisser Färbung gezeichnet. Eine sehr schöne Decorationspflanze fürs niedrige Warmhaus, die von den Süd- seeinseln durch James Veitch undSöhne (Royal Exotic Nursery, Kingsroad, Chelsea, London) eingeführt und verbreitet wurde. Gehört zu den vielen schönen Formen von Codiaeum pietum. Die Abbildung ver- danken wir den Herrn James Veitch and Sons. b) In F. C. Heinemann’s Catalog mit Illustration empfohlen. 2) Delphinium nudicaule Torr. et Gray. Wir haben schon im Jahrgange 1870 p. 245 diese schöne perennirende Pflanze aus Ca- lifornien einlässlich besprochen. Im Jahr 1833 von Douglas entdeckt, ward diese durch die zinnoberrothe prächtig brillirende Farbe der Blumen ausgezeichnete Art, erst 1869 in Englische Gärten und seitdem in grosser Menge durch Roezl auch in deutsche Gärten eingeführt. Dasselbe be- sitzt ein niedriges Wachsthum (von 1—11/a Fuss Höhe) und bildet bei der Cultur 'im freien Lande so dichte Büsche, wie das die von Herrn Heinemann uns mitgetheilte Abbildung zeigt, während die zinnober- rothen Blumen die Grösse der einzeln dar- gestellten Blume zeigt. Im Topfe sahen wir diese schöne Pflanze schon vor 2 Jah- Delphinium nudicanle. 179 Delphinium nudicaule (Blüthe). ren auf der Ausstellung in London in Ex- emplaren in Blüthe, die freilich keine so dichten Büsche bildeten, wie unsere Ab- bildung zeigt. Ein kräftiges Exemplar im Topfe und Kalthaus erzogen. blühete auch im April im hiesigen Botanischen Garten. So dichte Büsche, wie unsere Abbildung zeigt, entwickelt diese schöne Pflanze aber nur bei Cultur im freien Lande, — so sahen wir dieselbe z. B. in Gärten Bel- giens.. Wie dieselbe das rauhere Klima Deutschlands und das Petersburgs im freien Lande erträgt, ist uns noch nicht bekannt, da von den wenigen Exemplaren die wir besitzen, noch keines ins freie Land ge- pflanzt wurde. Die Pflanzen Californiens verhalten sich in dieser Beziehung bei uns sehr verschieden. Während z. B. Aquile- gia Skinneri bei uns gut aushält, erfriert die Mehrzahl der Pentstemon-Arten bei uns fast jährlich im freien Lande. — Wie sich D. nudicaule im freien Lande in Deutschland verhält, ist uns unbekannt und bitten wir unsere Leser um freundliche Berichte in dieser Beziehung, — denn es ist das eine jener schönen und brillirenden perennirenden Pflanzen, welche mit der Zeit in alle Gärten wandern müsste, wenn sie sich unseren Culturen im freien Lande gut anschliessen würde. Ein im Unter- grunde durchaus trockener Boden und eine humöse lehmige Erde und sonniger Stand- ort, dürften die geeignetesten Culturbe- dingungen sein, Die vielen Gartenfreunde, welche von irgend einer der zahlreichen Samenhandlungen Samen bezogen haben sollten, machen wir darauf aufmerksam, dass der Same gemeiniglich erst ein Jahr Ir 180 nach der Aussaat, also die im Frühjahr 1873 ausgesäeten Samen, erst im Früh- jahre 1874 aufgehen werden. Man stelle Töpfe, in denen diese Samen ausgesäet und noch nicht aufgegangen, im Sommer, Herbst und Anfang Winter an irgend ei- nen unbenutzten, selbst dunkeln Platz, wo solche nur von Zeit zu Zeit begossen wer- den und selbst im Winter Frost bekom- men können. Anfang Februar werden dann die Töpfe ins Kalthaus oder Fenster gestellt, die Erde wieder gleichmässig feucht gehalten, und wenn Samen oben auf liegen sollte, wird auch wieder mit Erde bedeckt. Dies ist überhaupt das Verfahren, das man bei allen den Pflanzenarten, deren Samen ein Jahr vor dem Keimen in der Erde ruhen müssen, einschlagen muss. So verhalten sich vieleLilien und überhaupt Liliaceen, Ro- | saceen ete., besonders wenn solcheerst spät im Frühjahr ausgesäet wur- den oder die Samen weite Reisen, als aus dem Vaterland direct im- portirt, gemacht haben. So kei- men selbst geerntete und im Herbst aus- gesäete Acer-Samen im folgenden Früh- jahre, importirte Samen dagegen erst ein Jahr nach der Aussaat ung. — Zu unserm Delphinium zurückkehrend, kann solehes in Samen und Pflanzen von F. C. Heinemann in Erfurt und auch von anderu dortigen Handelsgärtnereien bezo- gen werden. (E. R.) c) Einige Pflanzen mitHolzstöcken aus dem Cataloge von Platz und Sohn, Samen- und Pflanzerhand- lung in Erfurt. 3) Brombeere, Wilsons early. Eine schöne neue schwarzfrüchtige Sorte, wel- oder Einschicht- | che Herr Platz und Sohn ın Erfurt em- | ı 3Sgr. bis zu 5 Rthlr., wobei natürlich die pfiehlt, sowie uns derselbe auch die üben- stehende Abbildung mitgetheilt hat. Be- sitzt einen besonders schönen Wuchs und ist sehr ergiebig. Die sehr grossen Früchte | von vorzüglichem Geschmacke, und sobald sie sich schwarz färben vollkommen reif. Die Amerikaner sind uns mit der Cultur der Brombeeren im Garten vorausgegangen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Als ähnliche sehr frühe und ergiebige Sorte empfehlen Herren Platz und Sohn Kittaninny, ferner als andere gute Sorten: »Lawton oder New Rochelle, Neu- mann's Thornless und Sable Queen«, weiche das genannte Geschäft vorräthig hat. — 4) Livistona chinensis Mart. (Latania borbonica). Vor nicht langer Zeit befand sich die schöne Fächerpalme China’s und der Insel Bourbon, im ausschliesslichen Be- sitz von grösseren öffentlichen Gärten und Privatsammlungen. In den Catalogen der ‚Handelsgärtner wurden höchstens als Sel- tenheit einzelne Exemplare zu hohen Prei- sen angeboten. So z. B. 1850 von Van Houtte zu 50 bis 400 Fr. pr. Stück. 1855 vom gleichen Geschäft zu .15 — 200 Fr. 1857 schon zu 5 bis 1500 Fr. Wer hatte da wohl daran gedacht, dass die Zeit kommen würde, dass diese stolze Palme, nicht blos in allen Warmhäusern, sondern ebensowohl in den Zimmern, als eine der beliebtesten und was noch mehr ist, auch als eine der dauerhaftesten Zim- merpflanzen sich einbürgern würde Mit der massenhaften Einführung der Samen, sind aber auch junge jährige Pflanzen die- ser stolzen Palme beispiellos billig gewor- ı den, während schöne grosse Exemplare noch seltener und darum auch noch jetzt hohe Preise behaupten, ja sogar in Folge der Verwendung der Blätter für Leichen, sogar im Preise noch gestiegen sind. So bieten Haage und Schmidt in Erfurt und Friedrich Adolph Haage in Erfurt und An- dere das Pfund frischer keimfähiger Sa- men, zu ungefähr 400 Korn zu 3 Rthlr. an. Ferner verkaufen die Herren Platz und Sohn und Haage und Schmidt in Erfurt dıe lebenden Pflanzen je nach Stärke von billigen einjährigen Exemplare nur in grös- seren Parthien zu so niedrigen Preisen ab- gegeben werden. Das ist der Einfluss des erleichterten und schnellen Transports, mittelst dessen der Same dieser schönen Pflanze jetzt jährlich zu vielen Centnern in die einzelnen grösseren Samenhandlun- II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 181 Brombeere, Wilsons carly. gen eingeführt und von da verbreitet wird. Als Zimmerpflanze gehört die Fächer- palme der Insel 'Bourbon zu den werthvoll- sten, denn sie gedeiht bei einer Tempera- tur von 6—150 R., verträgt Luftheizung und Gaserleuchtung und gedeiht auch noch auf den den Fenstern gegenüberliegenden Wänden, die aber doch stets direkt ein- fallendes Licht besitzen müssen. Häufiges Abstauben der Blätter, sowie ein gehöriges Durchgiessen des Ballens, so dass das Was- ser im Untersatz stehen bleibt, sind Cul- turbedingungen im Zimmer. Stärkere Exemplare in schöne Vasen gepflanzt und auf Säulen gestellt, gehören zu den ‚ausgezeichnetesten Decorations- pflanzen für Salons, grossartige Treppen- aufgänge etc. 5) Tropaeolum majus L. nanum. (Tr. nanum h. Platz). Unter dem Gartennamen Tropaeolum nanum begreifen die Handels- gärtnereien jetzt die schon sehr bedeutende Zahl von Mischformen des Tr. majus mit Tr. minus und Lobbianum, welche den niedrigen Wuchs der beistehenden Abbild- ’ 182 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Tropaeolum majus nanum. ung zeigen, dichte nach allen Seiten nie- derliegende Büsche bilden, die sich mit Blumen überdecken und daher ebensowohl als ganze Gruppen, wie als Bordüren um Florblumen höheren Wuchses, einen wun- derbaren Effect machen. Die Samen die- ser schönen einjährigen Pflanzen können in Deutschland von Mitte April bis An- fang Mai, in Petersburg aber erst mit An- fang Mai ins freie Land an Ort und Stelle ausgesäet werden, werden dann aber erst später im Jahre zur vollen Entwickelung kommen. Im März in Töpfe .ausgesäete und dann bald zu 1—5 Stück in Töpfe verpflanzte und später mit Ballen ausge- | pflanzte Exemplare blühen dagegen den ganzen Sommer hindurch und machen ei- nen durch ihre leuchtenden Farben wun- derbar schönen Effect, der sich besonders gegen den Abend hin steigert. An war- men schönen Sommerabenden beobachtet man bei den leuchtendsten Farben das ei- senthümliche Blitzen der Blumen, das man Phosphoresciren genannt hat, uns aber nur der Effect der leuchtenden Farbe zu sein scheint, der wie so viele andere ähnliche Erscheinungen dem Auge nur blitzartig und zwar nie bei voller Dunkelheit, son- dern eben nur im Dämmerlicht erscheint. Von besonders bekannten und beliebten Spielarten des Tr. majus, nanum, führt der Catalog von Platz und Sohn, z. B. Tr, Golden King, Thom Thumb in mehreren Farben, King of Thom Thumb etc. an. Von allen Sorten hat die letztere die feu- rigste rothe Färbung. (E. R.) d) Empfohlen von Gardener’s Chro- nicle. 6) Philageria Veitchh Masters. Die Pflanze, welche Gardener’s Chronicle 1872 pag. 358 darstellt, ist der Bastard zwischen Lapageria rosea und Philesia buxifolia, also eins der merkwürdigen Beispiele eines Bastardes zwischen 2 Gattungen, welcher in dem Etablissement des Herrn James Veitch erzogen wurde Wir haben früher schon Beispiele von Bastarden zwischen gut verschiedenen Gattungen von Ges- neriaceen gegeben, so zwischen Tydaea und Sciadocalyx. Die Philageria hält ge- rade die Mitte zwischen beiden Gattungen, und wird von Dr. Masters charakterisirt durch »Perianthium duplex, coloratum, carnosulum, cylindricum, vix infundibuli- forme. Sepala petalis dimidio breviora. Stamina 6, biserialia, subhypogyna, ad, ba- sin libera, petalis parum breviora.. An- therae versatiles, biloculares, lineari - ob- longae. Ovarium liberum, wuniloculare. Ovula anatropa, horizöntalia placentis tri- bus parietalibus affıza. Stylus columaaris, demum exsertus. Stigma triangulari - capi- tatum. — Ein rankender kahler immer- I. No 1) Phylloxera. In Betreff der Phyl- loxera, welche in Frankreich namentlich und auch in Oesterreich u. a. O. schädlich aufgetreten, und welche die Aufmerksam- keit der Regierungen, der wissenschaft- lichen und landwirthschaftlichen Institute auf sich gezogen und sogar beträchtliche Preise ausgesetzt worden (darunter das IL. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 183 grüner Strauch, mit immergrünen ab- wechselnd gestellten länglichen spitzen Blättern. Blattstiel kürzer als die Platte, in der Mitte gegliedert. Blüthenstiel ein- blumig, achselständig, ungefähr so lang als Blattstiel. Blumen hängend und mit rosa-purpurnen Blumen. Kelchblätter 1 Zoll lang, halb so lang als die sich ge- genseitig umwickelnden Blumenblätter. Vorzüglich schöne Schlingpflanze fürs Kalthaus. 7) Maranta Seemanm Masters. Eine der besten neuen Blattpflanzen für das Warmhaus, die in neuester Zeit in Cultur eingeführt wurden. Dieselbe ward noch von dem verstorbenen Dr. Seemann in Central-Amerika entdeckt und Herrn W. Bull eingesendet. Geblüht hat diese Art noch nicht, deshalb dürfte sie wahrschein- lich einer der mit Maranta verwandten Gattungen angehören. Die Tracht besitzt sie mehr von einer Heliconia jedoch von niedrigem Wuchse, wie dies die pag. 323 des Gardener’s Chronicle 1872 dargestellte Figur zeigt. Blätter länglich-oval, zuge- spitzt, ungefähr 1 Fuss lang und 6 Zoll breit, von schönem glänzendem Grün im jungen Zustand, später dunkler grün, mit weisslicher Mittelrippe und wenig heller gefärbten Seitennerven. Besonders guten Kflfeet macht diese Pflanze durch den schönen Seidenglanz, der die Oberseite der Blätter schmückt, sowie durch die tief rothe Färbung der Unterseite der Blätter. (E. R.) | tizen. franz. Institut mit 20000 Frances) um ein Mittel zur Vertilgung derselben zu ent- decken — finden wir in einer Mailänder Zeitung (la Voce del populo dd. 27, Febr. 1873) einen Aufsatz von hoher Wichtiekeit. Nachdem hunderte und hunderte Mittel vorgeschlagen wurden, um dieses Insect zu vertilgen, worunter auch die Schwefelung ® 184 wie bei der früheren Traubenkrankheit, wobei sich jedoch zeigte, dass das Insect noch mehr an Kraft gewinne, dann die Ueberschwemmung der Weingärten, wo- durch jedoch ein zweites Uebel herhorge- rufen wurde und ausserdem bei den in höheren Lagen situirten nicht angewendet werden konnte, scheint es, dass endlich ein sicheres Mittel gefunden worden sei, und zwar in der Erde der Solfatara von Pozuoli, und dieses ist den gründlichen Studien und Versuchen des Professors v. Luca in Neapel zu verdanken. — Diese Solfatara-Erde besteht aus Kalk, Salmiak, Salzen und in nur geringen Mengen aus Arsenik, genügend jedoch um jeden ani- malischen Körper zu tödten. — Versuche in Weingärten nächst Neapel bestätigten v. Luca’s Ansicht; in diesen waren meh- rere Rebstöcke krank, von welchen einige abgestorben waren, die Traubenbeeren wa- ren zusammengeschrumpft und die dem Boden zunächst hängenden waren faul; die besagte Erde am Fusse der Rebe an- gebracht, brachte fast augenblicklichen Er- folge. — Die Reben wurden gesund und erlangten ihre frühere Kraft; die Trauben jedoch blieben sich gleich, da wendete man die in geeigneter Pulverform berei- tete Erde an, so wie bei der Schwefelung und siehe! die Trauben wurden frisch, das Verfaulen hielt inne und selbe erlangten ihre vollkommene Reife. Das Problem ist also gelöst! — die Solfatara-Erde von Pozzuoli dient zur Ver- tilgung der Phylloxera, gleichzeitig auch zur Vertilgung des Oidiums und ausserdem auch als vortrefflicher Dünger — wir wer- den diese bei der Wiener Weltausstellung | sehen. Sicilien hat durch 30 Jahre das Mittel gegen die Traubenkrankheit gelie- fert, nun wird Neapel ein solches gegen | die Phylloxera und nebstbei auch gegen | das ÖOidium liefern. Es hat sich auch | | | | schon diese Erde im Handel Bahn gebro- | chen und wir finden sie bei Hrn. Joachim Curti (Riviera di Chiaja N. 267 in Neapel) verkäuflich. Der vom französischen Institut ausge- setzte Preis von 20000 Francs dürfte wohl N % ” ae EN FON» Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. . dem Professor Luca mit Recht übergeben werden! (S—r.) 2) Obstaufbewahrung. Eine sehr zweckmässige Art das Obst auf längere Zeit aufzubewahren, wird in der von Rus- coni in Florenz herausgegebenen „Rivista di agricoltura‘ etc. angegeben, nämlich Pfirsiche, Apricosen, Melonen und sonstige gleichartige Früchte werden zur Zeit der Reife in bleierne Gefässe gegeben, herme- lisch geschlossen und am Grund eines nicht frierenden Baches gelegt und da bis zur Zeit des Bedarfes gelassen. (S—r.) 3) Opuntia ficus indica und Op. Amyelaea finden sich in Sicilien gänzlich eingebürgert und verwildert; beide Arten haben sich einen andern Theil der Insel zu ihrem speciellen Standpunkt gewählt, die erstere lebt im nördlichen Theile (Um- gebungen von Palermo und auf dem nahen Monte Pellegrino), die zweite im südlichen Theile bis auf die höchsten Felsen des Aetna hinauf. Ausserdem werden beide wegen ihrer vortrefflichen geschmackvol- len Früchte cultivirt und zwar Op. ficus indiga in Obstgärten um Palermo und Op. Amyclaea auch wegen ihrer dicht besäten, sehr spitzen langen Dornen zu Felderum- fassungen um dem ‚Menschen und Thieren den Eintritt zu verwehren. Eine dritte Art Op. Dilleni — findet sich in der alleinigen Provinz Messina; namentlich wird sie an der Meeresküste vom Capo Milazzo bis gegen Taormina hin in langen dichten Reihen angepflanzt, um das weitere Eindringen des Meeres- sandes in das Land zu verhindern, so auch zu lebenden Zäunen wegen ihrer dichten, starken sehr spitzen gelblichen Dornen und da diese Art in Vergleich zu den zwei früheren Arten von fast zwerghafter Form ist, so werden kleine Mauern aufgeführt und zwischen den Steinen gesetzt. Die Früchte der Op. Dillenii sind nicht so ge- | schmackvoll wie die der andern zwei Ar- ten, werden aber doch zu Zeit der Theuer- ung von der ärmeren Bevölkerung geges- sen, hauptsächlich dienen sie zur Fütter- II. Notizen. ung der Schweine, zu welchem Behufe sie in so weit übers Feuer gehalten werden, um die von Natur holzigen Stacheln zu consumiren, wobei keineswegs selbe an ihren nahrhaften Eigenschaften verlieren. (Inzenga Ann. di agrie. sicil. 1872). (S—r.) 4) Flaschenkürbis, essbarer. In den Gärten um Palermo wird eine vor- trefliche Varietät von Lagenaria vulgaris eultivirt, welche von den Zuckerbäckern als lIulepp berzsitet, unter dem Zuccata oder Cucuzzata einen ausgedehnten Handelsartikel bildet. Diese Kürbisart wird gleichweise 'cultivirt wie der Spargel, es wird nämlich eine 73 Cent. tiefe Grube gegraben, in diese eine 20 Cent. dicke Schicht guter Stalldünger gegeben, gut ge- treten und darauf die vorher herausgenom- mene Erde gegeben und in der Mitte die- ser Grube der Same eingelegt; besonders muss geachtet werden, dass in der ganzen nahen Umgebung keine andere Varietät Lagenaria cultivirt werde, um jedwede Bastardirung zu verhüten. Die weitere Behandlung folgt wie bei Melonen, Gurken u. a. dgl., starke Bewässerung, Anhäuflung u. 8. £.— Auf solche Art erlangt man cy- lindrische keilartige Kürbisse von 10—16 Kil. an Gewicht, von vortrefflichem Ge- schmack und vortrefflich geeignet zu Ju- lepp. Bei gewöhnlicher einfacher Cultur er- langt man dünne ungestalte bittere Kür- bisse, die zu keinem Gebrauch verwend- bar sind (l. c.). . 5) Bambusen in Palermo. Im bo- tanischen Garten zu Palermo finden sich grossartige Gesträuche von Bambusa, welche aber nicht genau bestimmt werden konnten, weil sie nicht zur Blüthe kom- men. Die Stämme sind fest, stark, gegen 10 Meter hoch, dann biegen sie sich ab- | wärts in Folge der Schwere der Zweige, Belaubung und werden von den Winden hin- und herbewegt; dieselben haben im Allgemeinen einen Umfang bis zu 10 Cent.; ein Internodium ist bis zum andern 24 — 35 Cent. Entfernung und Gesammthöhe bis auf 16 Met. Prof. Inzenga (l. c.) em- Namen ' 185 pfiehlt die Verbreitung dieser Graminacee in Sieilien an den Ufern der Flüsse, Seen, an den Mühlen und Bewässerungskana- len etc,, allwo dieselbe ohne irgend eine Anlage oder sonstige Mühe sehr leicht an- gepflanzt werden könnte und ohne Zweifel grössere Vortheile bringen dürfte als der Papyrus, die Arundo Phragmites u, a. Pflan- zenarten. (S—r.) 6) Mittel gegen Ameisen. Zur Abhaltung der Ameisen von Obstbäumen hat K. Stagno Cambo in Messina eine sehr zweckmässige einfache Vorrichtung, welche auch auf der Wiener Weltausstellung re- präsentirt sein wird. Der Stamm des Baumes wird mit einem Zinkbleche umgeben, unter welcher jedoch eine Schicht Watte gelegt sein muss; ein dünner Spagat befestigt diese Metallplatte am oberen Theile an den Baum und ein Ende desselben taucht in das Petroleum- gefäss, am unteren Ende wird selbe mit einer Baumwollschnur umgeben, welche das etwaige herabtröpfelnde Petroleum aufzu- fangen hat. Dieser Apparat soll sich mit bestem Erfolge bewährt haben und schor allgemeine Benützun& finden, um so mehr, da die Auslagen sehr gering sind; eine solche Platte wird vom Erzeuger um 25, 40 Cent. verkauft je nach der Grösse, (S—r.) 7) Für die Landwirthe, welche die Wiener Weltausstellung be- suchen, wird der auf dem Gute Gutenhof nächst Wien angelegte 1 Hectar grosse Studiengarten von besonderem Interesse sein; auf demselben werden die verschie- denen Methoden der Benützung des Was- sers zur Ansicht gebracht. Man wird die Stauwässerung finden, den Hang- und Rückenbau, (Rieselwiesen), die Wiesenan- lage nach Peterson, das Bewässerungs- system nach Kennedy, die verschiedenen Drainirmethoden (durch Faschinen, Steine, Röhren) u. 8. w.; ferner Anbauversuche mit Getreide (breitwürfig, gedrillt, gewip- pelt ete.), dann Handelsgras u. a. Pflanzen- culturen bei verschiedenen Düngungen etc. (S—r.) 186 8) Die Cultur des Loranthus euro- paeus und anderer Parasiten von Dr. Moore, Director des Botanischen Gartens zu Glasnevin bei Dublin. Alle Samen des Loranthus europaeus, welche aussen auf der Rinde von Eichen und anderer Bäume angeheftet wurden, kamen nicht zum Keimen. Dagegen ent- wickelten sich 2 Samen, welche in das In- nere einer Knospe vom vergangenen Jahre, nachdem solche mit der grössten Vorsicht geöffnet war, gebracht wurden und zwar der eine Same in einer solchen Knospe von Quercus pedunculata, der andere in der von Q. Cerris. Nachdem diese Samen auf diese Weise im Februar 1870 ausgesäet waren, bedeck- ten sie sich mit einer dünnen gallertartigen Schicht und später keimte das Pflänzchen und entwickelte einige Blättchen. Im Jahr 1872 entwickelten sich viel zahlreichere Blätter, welche bis zum Blattfall im Herbste in voller Gesundheit vegetirten, dagegen hatte sich noch keine Ast- oder Stamm- bildung des Schmarotzerpflänzchens gezeigt. Von anderen Schmarotzerpflanzen sagt Dr. Moore, dass er Orobanche Hederae cul- tivirte, indem man Wurzeln von Hedera Helix, auf denen die Orobanhe schmarotzte auf culivirte Exemplare pfropfte *). Lathraea squamaria ward in der Weise im Garten eingebürgert, indem man ganze Nester dieser Pflanze über den Wur- *) Die Cultur der Orobanche - Arten gelingt stets leicht im Garten, wenn man den Samen derselben auf entblösste Wurzeln der Nahrpflanzen nahe dem Topf- rande aussäet, und dann wieder !/, bis 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Im ersten Jahre keimen die Pflänzchen, bleiben aber als kleine zwiebelartige mit der Mutter- pflanze verbundene Gebilde noch unter der Erde, um dann im nächsten Jahre sich erst über die Erde zu erheben. Von einjähri- gen Arten, wie Örobanche ramosa, O. cae- rulea und andern, säet man die Samen et- was nach denen der Nahrpflanzen aus: Das gleiche Verfahren wird bei der Cultur der Cuscuta-Arten beobachtet. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (E.R.) | zeln von Bäumen einpflanzte, auf denen diese Pflanze lebt *). 9) Neue Gattungen für Austra- lien. Hr. F. Müller hat in den neuesten Heften seiner Fragmenta die Gattungen Epipogium, Goodyera, Georchis, Eulophia, Amomum, Elettaria und Alpinia auch für Neuholland nachgewiesen. (r.) 10) Chaux-de-Fonds hat bekanntlich ein rauhes Klima, da es hoch über dem Meere im Jura liegt. Im letzten Winter, der in ganz Europa ausserordentlich mild war, fiel aber das Thermometer nicht un- ter — 120 R. Der Präsident der Gartenbaugesellschaft in Chaux de Fonds schreibt, dass die Cul- tur der »@Gartenanemonen im dortigen Klima ausserordentlich gute Resultate ge- liefert habe, wenn die Knollen erst Ende Mai oder Anfang Juni ins freie Land, in gut präparirte Beete in sonniger Lage und geschützt vorm Nordwind gepflanzt wur- den. Im September befanden sich diese Blumenbeete im vollen Flor und blüheten bis zum Eintritt der härteren Fröste. (E. R.) 11) Iris germanica um Verona. Auf den Hügeln, welche terrassenförmig sich um Verona erheben, wird die Cultur der Iris germanica **) wohl in ausgedehnter Weise, aber nicht mit der nöthigen Sorg- falt betrieben — man pflanzt kleine Stücke der Rhizome einige Centimeter von einan- der entfernt, nach drei Jahren im August nimmt man die Wurzeln aus der Erde, reinigt, wäscht, trocknet und bringt sie im Herbst nach Tregnago und Illasi auf den Markt, wo sie von meist Veroneser Han- delsleuten ***) gekauft werden (im v, Jahre *) Im hiesigen Botanischen Garten haben wir wiederholt dieses Verfahren angewen- det, aber keinen Erfolg gehabt. (E. R.) **) In Toscana wird die Iris florentina eultivirt. *=) Handelshäuser in Verona sind: Giu- seppe de Stefanie figlio, — Scerinzi e Men- | goni, — Gius. Camis; Ant. Gius. Zini u, m. &. II. 1872 100 Kilogr. zu 100 — 110 Francs). Es werden 4 Sorten in Handel gebracht. 1) Radice d’Ireos dritto — sehr schöne weisse reine, wohlriechende Stücke, die namentlich nach Deutsch- land ausgeführt werden, um da zu den s. g. Veilchenzahnwurzeln für Kinder verwendet zu werden, Radice d’Ireos groppo — kurze, dicke, knorrige, ästige Stücke, aus welchen kleine Kügelchen gedrech- selt werden, die dann zum Offen- halten der Fontanellen verwendet werden. 9) Radice d’Ireos scarto — dünne, zusammengeschrumpfte, dunkelfarbi- ge, wenig aromatisch riechend. 4) Radice d’Ireos naturale in sorti — allerhand Stücke unterein- ander vermengt. Die besseren Sorten werde alle, die 1. ausgenommen, zu Parfümerien, Zahn-, cos- metischen u. a. wohlriechenden Pulvern bereitet, wohl auch dem Schnupftabak 2) Notizen, 187 minderer Qualität, in Italien, mehr noch in Oesterreich, und in der Schweiz, beige- mengt; dann zu pharmaceutischen Präpara- ten verwendet etc. *). Der Saft der Blumenblätter gibt mit etwas Alaun beigesetzt eine schöne grüne Farbe, welche jener aus Rhamnus cathartica bereiteten, vorzuziehen sein soll. Bei der heuer in Wien stattfindenden Weltausstellung wird diese Iris unter den landwirthschaftlichen Objeeten der Verone- ser Section repräsentirt sein. (Ref. de Stefani. Produzione e commerico della radice dell’ Iride germanica nella pro- vincia di Verona. 1873). *) Im Boden der unteren Kreide ge- pflanzte Iris geben überaus weisse Rhi- zom, während ein Boden mit Eisenoxyd in der unteren Kreide vorherrschend, ein mehr oder weniger gefärbtes Rhizom lie- fern. IV Literatur. 1) E. Lucas, Auswahl werthvoller Obst- sorten, nebst kurzer Angaben ihrer Merkmale und Cultur. Ravensburg bei Eugen Ulmer 1872. II. Band, die besten Steinobstfrüchte für die Tafel und IV, Band, Wirthschaftsobst- sorten. In jedem dieser beiden Bände gibt un- ser geehrter Freund (dessen Name ja schon einen so unbedingt guten Klang hat, dass wir den beiden angezeigten Werkchen aber nur den Namen des Autors als Empfehl- ung für deren Trefflichkeit mit auf den Weg zu geben brauchen), eine Auswahl von 100 der besten und am meisten zum Anbau zu empfehlenden Sorten. Diese Sorten nebst Abbildung, sind dem grossen Handbuch des gleichen Verfassers entnom- men. Was in diesen beiden Schriften als besonderer Vorzug anerkannt werden muss, das ist die kurze vortreffliche allgemeine Anleitung zur Cultur, welche jeder Abtheil- ung von Kirschen, Pflaumen etc. vorausge- sendet wird, — sowie ins Besondere den trefflichen Bemerkungen über Eigenschaf- ten der einzelnen speciellen Sorten und die geeigneteste Verwendung deren Früchte. Mit voller VUeberzeugung empfehlen wir deshalb diese beiden nützlichen Schriften zur allgemeinen Anschaffung. (E. R.) 2) Schlagintweit’s Reisen in In- dien und Hochasien. Die deut- sche Bearbeitung der in den Jahren 1854— 1858 von den Gebrüdern Schlag- intweit ausgeführten wissenschaftli- 188 Mission liegt jetzt in drei Bänden fast vollständig vor und verdient we- gen der zahlreichen die Pflanzenwelt betreffenden Angaben auch in diesen Blättern eine Besprechung. Der erste Band, bereits im Jahre 1869 erschienen, behandelt Indien und schildert in den ersten Capiteln die Ueberlandreise von England nach Bombay und die auf dem Wege dorthin in Aegypten, auf dem Rothen und Arabischen Meere gemachten Beobachtungen. Von Pflanzen war auf der Reise durch die Wüste wenig zu beobch- ten, denn wenn sie auch nicht gänzlich dort fehlen, so sind sie ‚doch so spärlich vertheilt und so verkümmert, dass sie dem Blicke meist entgehen und sind auch nur starkfaserige trockene Gewächse, ohne Werth als Futter für Lastthiere. Um so ergrei- fender wirkte der Eindruck der tropischen Vegetation, der sich den Reisenden bei ihrem Aufenthalt auf der Insel Bombay darbot und ist daher dem Charakter dieser Vegetation und der Landschaft ein beson- deres Capitel gewidmet, dem wir Folgen- des entnehmen: »Unter den Vegetations- bildungen der Tropen sind es die Palmen, welche als wesentlich verschieden von der Gestalt europäischer Bäume vor allem den Charakter der Landschaft bezeichnen. Ganz im Allgemeinen mit europäischen Pflanzen verglichen, lässt sich von den Palmen sa- gen, dass sie in der Blüthenbildung mehr mit den Liliaceen sich vergleichen lassen; im Habitus, in der ganzen Gestalt, lassen sie als baumartig gebildete Binsen oder Gräser sich denken. Der schönste Palm- baum ist die Cocusnusspalme, Cocos nuci- fera, ausgezeichnt durch die grossen und doch zart gegliederten Blätter und die weiche malerische Linie des Stammes. Ihre Höhe beträgt häufig an 30 Fuss; einzelne Stämme erreichen auch etwas über 100 Fuss. Von der Gattung Phoenix gibt es in Indien sehr verschiedene Arten, die theils baumartig, theils strauchartig sind. Zu dieser Gattung gehört auch die eigentliche Dattelpalme, Phoenix datylifera, im Hind- sotanischen Khurma; sie ist eine Cultur- “ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. pflanze, aus Arabien eingeführt. Viel ver- breiteter als diese ist die Phoenix sylvestis, Khajur, die ebenfalls essbare Früchte lie- fert; sie erreicht 30 bis 40 Fuss Höhe. Von beiden Arten ist der Stamm knorrig und die Blätter sind spitz und etwas ge- radlinig in den Formen. Die Dattelpal- men erfordern zum Reifen guter Früchte intensive Sommerwärme; das Gedeihen der Cocuspalme ist von milden Temperaturen, auch der kühlen Jahreszeit abhängig; für jede derselben wird daher die Verbreitung etwas beschränkt. Unter den niederen Palmengesträuchen, die zur Gattung Phoenix gehören, ist noch für die Bombay-Präsidentschaft der Phoenix farinifera zu erwähnen, die flach am Bo- den, kaum 3 Fuss sich erhebend, fächer- artig sich ausbreitet. Auch diese liefert eine kleine essbare Dattelfrucht. Wichti- ger aber ist sie dadurch, dass sie im Dek- har in trockenen, steinigen Lagen wächst und dort in Zeiten schlechter Getreideern- ten ein dem Sago ähnliches Nahrungsmit- tel liefert, das übrigens etwas schwer aus dem ziemlich dichtfaserigen Stamm zu tren- nen ist und dabei noch einen bitteren Ge- schmack hat. (Auch das Mark mancher Fächerpalmen, so der Corypha umbraculi- fera, wird ähnlich benützt). Die‘ Dattel- palmen kommen auch in solchen Gegenden Indiens vor, welche während eines Theiles des Jahres sehr trocken sind. Am Ausgedehntesten ist das Terrain des Borassus flabelliformis, einer Fächerpalme; Hindostani heisst sie der Tar; die Englän- der haben für dieselbe den romanischen Namen der portugiesischen Vorgänger, Pal- myra, beibehalten. Diese Fächerpalme fin- det sich in Indien bis zu 300N. Br.; nach Süden soll sie auch bis zu 100 8. Br. vor- kommen. Sie erreicht 70 bis 80 Fuss Höhe; ihr Stamm, an der Basis 5 bis 6 Fuss im Umfange, verjüngt sich gegen die Blätter- krone auf 21/, bis 3 Fuss Umfang; sie ist die am Wenigsten gekrümmte unter den hohen Palmen, dessen ungeachtet ist, ge- nau betrachtet, der Stamm stets als etwas gebogen zu erkennen oder doch als schief. Es hat dies unter den Indiern zu dem nai- IV. Literatur. ven Sprüchworte Veranlassung gegeben, welches sagt: »es ist eben so schwer einen ganz geraden Tar zu finden, als einen ganz ehrlichen Menschen.« Unter den anderen grossen fächerförmigen Palmen sind ausser der Borassuspalme auch noch die Corypha- Palmen anzuführen,; die Corpha taliera ist in Bengalen heimisch, die Corypha umbra- eulifera, eine besonders hohe, ist weiter gegen Süden, auch in Ceylon sehr verbrei- tet. Auf Java vertreten ihre Stelle zu- nächst die beiden sehr ähnlich gestalteten Arten: C. Gebanga und C. sylvestris. Ebenfalls weit verbreitet, aber nicht in so grosser Zahl auftretend als die genaun- ten Palmengattungen, findet sich die Be- telnusspalme, die Areca Catechu. Im Hind- ostani ist sie Supari, auch Gua in Benga- len; auf den Inseln Penang genannt, ein Name bekannter als geographischer Name, weil er auch der Eingebornen Name für die Prince of Wales-Insel ist; sie heisst Penang-Insel wegen der Aehnlichkeit der Gestalt mit der Form der Betelnuss. Für den Betelnussbaum ist bezeichnend, dass die Blattscheiden den Stamm schön um- klammern, und dass unterhalb der Aus- breitung der Blätter bereits eine grüne Hülle knospenartig sich zeigt, aus welcher die Blätter sich entfalten. Sehr verschieden in Grösse und Gestalt ist die Caryota-Sagoplalme, Caryota urens, Hindostani Madi, und einige Cycas - Arten, welche ebenfalls Nahrungsstoffe, dem Sago ähnlich, kefern; im Süden von Indien und auf den Inseln des Archipels kommt unter diesen die Cycas circinalis am häufigsten vor. Die Caryota hatte Schl. Gelegenheit am zahlreichsten in den östlichen Thei- len von Bengalen und in Assam zu beob- achten. Die Cocusnuss-, Dattel- und Fächerpal- men liefern eine sehr grosse und verschie- denartige Reihe höchst werthvoller Pro- ducte für diese Gegenden. In Beziehung auf Früchte sind die beiden ersteren die wichtigsten; weniger allgemein dürfte be- kannt sein, dass auch von der Fächerpalme die Früchte theils roh, theils geröstet ge- nossen werden. Im Süden von Indien ist 189 diese geröstete Frucht ein sehr verbreite- tes Nahrungsmittel, auch die einige Monate nur alten Sprossen, Kelingus genannt, wer- den theils frisch, theils gekocht gegessen. Viele Palmen liefern noch, ausser den Früchten, durch den Saft, der aus ihnen gewonnen wird, neuen Nahrungsstoff. Aus den Phoenix- Arten wird der Saft durch tiefes Einschneiden in den Stamm zum Ausfliessen gebracht; die Schnitte werden an der Blattkrone gemacht; in den aufeinander folgenden Jahren werden die Löcher diametral gegenüber gestellt. Das Einschneiden wird bei zehnjährigen Stäm- men angefangen und kann an 20 Jahr lang fortgesetzt werden; bald nachdem dieses Saftentziehen begonnen hat, krümmt sich der Stamm und wird verkrüppelt. Als die Gebrüder Schl. nach Bombay kamen, in der Mitte der kühlen Jahreszeit, war das Sammeln des Palmensaftes eben am Ver- breitetesten; es beginnt im October und währt bis zum Ende der kühlen Jahreszeit. Wenn ganz frisch, schmeckt der ausgelau- fene Saft ähnlich der Milch der Cocusnuss. Wenn der Einschnitt zu rinnen aufhört, wird wieder etwas gewartet, ehe er aufs Neue erweitert und zum Fliessen gebracht wird. Die Menge des Saftes wird für die ganze Saison auf 120 bis 130 Pfund von einem Baume geschätzt; wenn gegohren, wird er als Palmenwein getrunken, später als Essig benützt; eingekocht liefert er Zucker, 7-8 Pfund vom Safte einer Phoe- nixpalme. Die Bereitung von Palmenzucker sieht man vorzüglich in der Madras-Präsi- dentschaft und in Ceylon. Auch von der Borassuspalme wird sehr allgemein Saft zum Ausfliessen gebracht und gesammelt, aber hier mit Zerstörung der Früchte; es werden nämlich die weib- lichen Blumenkolben abgeschnitten und an das untere Ende derselben werden Krüge, die den Saft aufzunehmen haben, ange- hängt. Der Saft der Fächerpalme wird ebenfalls theils frisch genossen, theils zu Wein, Essig und Zucker verwandt; aber noch wichtiger ist sein Gebrauch als syrup- artiges Nahrungsmittel durch Einkochen; als solches wird er im südlichsten Theile ‚190 von Indien sehr allgemein angewandt. Auch hier muss von Zeit zu Zeit eine neue Fläche durch Wiederholen des Abschnei- dens am Blumenkolben entblösst werden, um das Fliessen des Saftes zu fördern. Palmensaft liefert ferner ausser den Dattelpalmenarten und der Borassuspalme die Cocusnusspalme durch Abschneiden der Blüthenstiele und die Sagopalme, Caryota urens. Der indische Name für den Palmen- saft ist Tari, Tadi, auch dialectisch Toddı. Wenn gegohren, ist er sehr berauschend, angenehm süss, aber auch wie Most von Wein sehr häufig etwas moderig schmeckend. Das Besteigen der Palmen, besonders der Fächerpalmen, ist nicht so leicht, nicht nur wegen der Höhe des Baumes, sondern auch desshalb, weil die Dicke des Stammes das Umspannen mit den Armen nur sehr unvollkommen ausführen liesse; und das öftere feste Andrücken der ohnehin unbe- kleideten Beine und Arme der Kulis würde an der rauhen Rinde bald Verletzungen der Haut veranlassen. Es wird desshalb ein ganz anderes Verfahren des Beklet- terns angewandt, ein gebogenes Rohr oder ein steifer Strick wird um den Baum ge- schlungen und vom Kletterer auf der der Krümmung entgegengesetzten Seite mit beiden Händen erfasst. Das Gesicht ist dem Baum zugewandt, der nur mit dem Striek oder Rohr und mit den Fusssohlen berührt wird; der Körper ist bedeutend nach rückwärts gelehnt. Während die rauhe Rinde Reibung oder Vorsprünge bie- tet, schwingt der Kletterer den ‚Körper et- was vor zu heben, den er dann sogleich fest an- zieht. So steigt er schneller, als es durch einfaches Klettern der Fall wäre, empor. Ausser den Früchten und dem Safte bieten auch die Blätter und die Stämme der Palmenbäume für die Bewohner der Tropen höchst Wichtiges. Zu Häuserbe- dachung, zu Matten, Körben und den ver- schiedenartigsten kleineren Haus- und Feld- geräthen werden die Blätter all der gros- und sucht dabei rasch den Reif Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ung findet das Blatt der Corypha umbra- culifera, einer Fächerpalme, die nicht zum Saftausfliessen benützt wird. Es wird näm- lich dieses Blatt in kleine Streifen von 1 bis 11/, Fuss Länge und etwa 1 Zoll Breite zerschnitten und unmittelbar statt Papier zum Schreiben benützt. Die äusseren wei- chen Schichten lassen sich leicht mit einem spitzen Metallstift so einkratzen, dass die Buchstaben deutlich hervortreten; überdies wird mit schwarzer Farbe durch Einreiber die Schrift noch deutlicher gemacht, da diese ölige Kohlenschmiere auf der unver- letzten glatten Blattoberfläche nicht haftet. Das Holz der Palmen ist verhältnissmässig etwas weniger brauchbar, wie bei allen monocotyledonen Pflanzen hat es seine dichte Seite aussen und ist im Innern mehr oder weniger lose faserig, besonders in den unteren Theilen, wo der Umfang am gröss- ten ist. Von den in Indien vorkommenden Palmen könnte man z. B. nicht Bretter schneiden, welche in ihrem mittleren Theile noch hinlänglich fest wären, wenn ihre Breite dem Durchmesser des Stammes nahezu gleich zu kommen hat. Doch wenn die ganzen Stämme zu Bauten verwandt werden müssen, kann man sie sehr gut be- nützen; sie sind dann durch die äusseren Schichten fest genug, und überdies ist ihr etwas geringeres Gewicht ganz günstig; auch lässt sich für viele Zwecke eine feste und dennoch genügende dicke Lage seg- mentartig abschneiden. Von anderen ungewöhnlichen Vegeta- tionsformen treten besonders hervor: die Mangobäume, die verschiedenen Ficus-Ar- ten, die gegen 40 Arten zählende Gattung ı Dalbergia aus der Familie der Papilionaceae sen Palmenarten in gleichem Maasse an- | gewandt. Eine ganz besondere Verwend- und die von der Westküste von Afrika eingeführte Adansonia digitata, der 8. g. Baobab-Baum. Am Schlusse dieses 2. Capitel macht Schlagintweit noch auf die grossen Unter- schiede aufmerksam, die in den einzelnen indischen Provinzen in Beziehung auf Klima und Vegetation herrschen und findet die Ursachen hiezu einmal in der eigenthüm- lichen geographischen Lage und besonders in den Wirkungen periodisch andauernder IV. Literatur. Monsune, die sehr verschieden in ihrer Richtung und Vertheilung mit dem Wär- meeffecte einer tropischen Sonne auftreten. Im 3. Kapitel behandelt Schlagintweit das Querprofil der indischen Halbinsel von Bombay nach Madras und beschreibt darin die westliche Ghatkette und ihre Umgebungen, das südöstliche Dekhan und Maissur, ihren Aufenthalt in Madras und die geologischen Verhältnisse dieses Theils der indischen Halbinsel. Beim Ueberschreiten der Ghatkette er- innerten ihn die Mangobäume, die hier ge- rade sehr zahlreich und frisch belaubt wa- ren, durch ihre Formen und ihr gruppen- weises Auftreten an die essbare Kastanie, dazu kamen noch die spiegelnde Fläche des Wassers, sowie die dunkelen Profile mässig hoher Berge, welche an die Vor- berge an der Südseite der Alpen erin- nerten. Beim Aufenthalte in Madras machte sich der Einfluss des Bodens auf die Entwicke- lung der Vegetation bemerklich, denn wäh- rend Bombay und Ceylon üppige Vegeta- tion zeigen bis herab zur gut markirten Grenze der Meeresfluth ist an der sandigen Koromandelküste bei Madras ungeachtet der feuchten Atmosphäre die tropische Ve- getation nicht in gleichem Grade ent- wickelt. Das 4. Cap. enthält eine Beschreibung der östlichen Gebiete von Central- Indien, d. h. von Bandelkand, von den Gondvana- Plateaux, von Maloa und Berar. Sehr ei- genthümliche Verhältnisse hat die Vegeta- tion auf den Gondvana-Plateaux, welche Schlagintweit fast nur mit verschiedenen Arten hoher Gramineen bedeckt fand, die zuweilen eine Höhe von 7 englischen Fuss erreichten und Bäume gänzlich ver- drängten; auf den Abfällen der Plateaux fanden sich auch grosse Bäume sehr üppig gedeihend, aber nur an Stellen, wo sie durch Cultur gegen die zu dichte Ausbreit- ung der Grasarten und Schlingpflanzen ge- schützt waren. In Maloa erschien die Vegetation auf den s, g. Schwarzerde-Becken besonders erwähnenswerth: der Boden ist hier der 191 fruchtbarste und zugleich derjenige, wel- cher am Wenigsten vom tropischen Charak- ter zeigt, zum Theil weil die Cultur nichts unbenützt lässt, und weil desshalb schöne freie Gruppen üppiger Vegetation fehlen, und dann, weil der Boden selbst (durch Trockenheit) viele der speciell tropischen Gewächse von der Cultur ausschliesst. So ist Zuckerrohr, auch Reis, nur spärlich in diesem Gebiete vertheilt, dagegen ist die Haupternte jene von Waizen und von Hirse; die hier gebaute Hirseart, im Marathi Ja- vari, in Indien im Allgemeinen Joar ge- nannt, ist der Holcus Sorghum; der Stamm ist schilfartig und wird 8 bis 12 Fuss hoch. Es gibt sehr verschiedene Varietäten: die niedrigere, auch Bauna (der Zwerg) ge- nannt, wird ihrer Frucht wegen am Mei- sten geschätzt. Häufig ist ferner auf der Schwarzerde die Cultur von Oelpflanzen, deren Erträgnisse zur Ausfuhr von Bombay wesentlich beitragen. Die Ricinuspflanze mit hohem Stamme, grossen und breiten Blättern von zarter blaugrüner Farbe macht sich darunter als verschieden von europäi- schen (Culturpflanzen am meisten be- merkbar, In Berar, in der Nähe grosser Wasser- becken, wie des Naagong-band, der 24 Meilen im Umfang hat, traten auch wieder Palmen, namentlich schöne Palmyrapalmen, in grösserer Anzahl auf, sowie auch schöne Banyan-Bäume (Ficus indica), mit denen, wie Schlagintweit mit Recht erwähnt, keine europäische Vegetationsbildung an Aus- dehnung und Pracht der Form sich ver- gleichen lässt. Der Hauptstamm eines un- gewöhnlich schönen Banyan-Baumes, dessen 'Schlagintweit 45 Meilen südöstlich von Chanda Erwähnung thut, zeigte sich zwar fast abgestorben, aber die seitliche Aus- breitung war in voller Ueppigkeit ent- wickelt. Diese grosse seitliche Ausbreitung war durch zahlreiche, vertical gegen den Bo.len gerichtete Luftwurzeln gestützt, die nun zu neuen Stämmen entwickelt waren. Adolph v. Schlagintweit’s Zelte und die sämmtlichen Pferde seines Zuges waren unter den Schatten der Verzweigungen die- ses Baumes gestellt. 192 Im 5. Cap. beschreibt Schlagintweit das südliche Indien und Ceylon. Bei der Be- schreibung der Nilgiris und ihrer Neben- gebirge erwähnt Schlagintweit auch der Kaffee- und Chinacultur, für welche die unteren Abhänge dieser Berge empfohlen werden. Für die indischen Versuche ist es, nach den von Hasskarl auf Java ge- machten Erfahrungen, zu berücksichtigen, dass manche Species dieser Pflanzengattung sehr arm an dem wirksamen Chinin - Alka- loide sind, und dass z. B. die holländische Regierung desshalb eine solche Art, die Cinchona cucumaefolia, die sich zugleich rasch vermehrte, ganz von der weiteren Cultur ausgeschlossen hat. Die beste Spe- cies ist die Cinchona Calisaya. Bei der Schilderung der Insel Ceylon berücksichtigt Schlagintweit auch die Bäume, die den Umgebungen bewohnter Orte zur | nen, das in der nördlichen Hälfte von Cey- besonderen Zierde gereichen; darunter sind | die Mangos, die Ficusarten, häufig auch | sehr schöne Tamarindenhaine zu nennen; grosse Jackbäume, Artocarpus integrifolia, mit ihren riesigen hier oft 40 Pf. schweren | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Früchten sind ebenfalls sehr häufig, auch der eigentliche Brodfruchtbaum, Artocar- pus ineisa, kömmt vor. In Beziehung auf die ungewöhnliche Zahl und Grösse der Biüthen ist als Zierpflanze noch der Tul- penbaum, Thespesia populnea, zu nennen, Unter den. Gartenfrüchten ist noch hervor- zuheben die Rambutan-Frucht, Nephelium lappaceum und die Mangostin-Frucht, Gar- einia Mangostana. Das Vorkommen des Nephelium’s ist für Ceylon und den indi- schen Archipel bezeichnend, die Mangosties dagegen sind nach Ceylon erst seit 20 Jah- ren eingeführt. Dagegen ist der Teck-Baum, Tectonia grandis, in Ceylon nicht ein- heimisch, statt desselben ist hier das s. g. | »Satinawod«, von dem Baume Chloroxylon Swietenia, als Bauholz im Gebrauche; als feinstes Tischlerholz ist vor Allem das Ebenholz des Diospyrus ebenum' zu nen- lon in besonders grosser Menge und üppi- ger Entwickelung vorkömmt. (F. v. H.) mepers nal n ot ein 1) Die Frühjahrsausstellung der Kaiser- | A. Thunbergi, lichen Russischen Gartenbaugesellschaft in St. Petersburg fand Ende April und An- fang Mai (alt. St.) in dem Exerzierhause gegenüber dem Winter-Palais statt. Rho- dodendron, Azaleen, Neuholländer Palmen, Cycadeen und Decorationspflanzen des Warmhauses waren gut vertreten. Rosen, Cinerarien und andere Florblumen sehr schwach vertreten. Die seltensten Sachen waren unter den Stauden des freien Lan- des von Seiten des K. Botanischen Gartens vom Hrn. Höltzer eingesendet, dabei Arum albispathum und A. longispathum, Roman- zoffia sitehensis, Asarum albivenium und und Neuestes. Erythronium grandiflorum, Korolkowi Rgl. Letztere, eine der schönsten Neuheiten wird im Augustheft abgebildet, ebenso Erythronium grandifiorum. Die anderen Pflanzen sind früher schon besprochen worden. Unter den Orchideen sind vorzüglich Cypripediumjbarbatum (ein mit einer Menge von offenen Blumen geschmücktes Exemp- lar) und das schöne Saccolabium ampulla- ceum des Botanischen Gartens, sowie eben- falls ein Prachtexemplar des gleichen In- stitutes von Anthurium Scherzeria- num zu erwähnen. (E. R.) und Iris I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Oncidium leucochilum Batem. $. speciosum. (Siehe Taf. 763.) Orchideae. O0. leucochilum Batem. Batem. Orch. tab. 1. a. typicum; sepalis petalisque lan- ceolatis, acutis, undulatis, flavo- viridibus fuscoque maculatis; la- bello initio albo, deinde flavescente, basi alisque columnae roseis. — Önc. leucochilum Batem. |, c. — Paxt. Mag. of Bot. VII. pag. 241 cum icone. — Cyriochilum leu- eochilum Pl. in Fl. d. serr. tab. 522. ß. speciosum; petalis sepalisque subellipticis, acutiusculis, minus undulatis, flavescentibus fusco-pur- pureo maculatis; labello candido, basi alisque columnae roseis. Die beistehende abgebildete Form des schönen O, leucochilum erhielt der hiesige Garten aus der reichen Orchi- deensammlung des Herrn Hugh Low and Comp, (Clapton nursery, London) als Odontoglossum species. Die brei- teren Blättchen der Blumenkrone, die weniger slark wellig, unterscheiden VI 1873. diese schöne Form sofort von der Stammart. Da aber alle andern Kenn- zeichen, inclusive der für O. leucochi- lum so charakterischen Schwiele am Lippengrunde, die aus 3 längeren und 2 kurzen hornförmigen Zähnen besteht, mit der Stammart übereinstimmen, so zweileln wir nicht daran, dass wir un- seren Lesern nur eine sehr schöne und zur allgemeinen Cultur empfehlenswerthe Abart des O,. leucochilum vorführen. Wir sagen allgemein empfehlenswerth, weil O. leucochilum zu denjenigen epi- phylisch wachsenden Orchideen gehört, die auch in jedem Warmhause, sowie im Terrarium des Wohnzimmers leicht gedeiht. Blühet jährlich im Winter und Frühjahr reichlich, die Blüthezeit dauert fast 2 Monat und die Blumen, welche in verästelten Trauben stehen, besitzen einen schwachen Wohlgeruch, Eigen- schaften, welche alle diese schöne von den Gebirgen Mexikos bis Guatemala und Venezuela verbreitete Orchidee sehr empfehlen, (E. R.) 13 194 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Hibbertia perfoliata Hügel var. fl. pleno. (Siehe Tafel 764.) Dilleniaceae. Hibbertia perfoliata Endl. in Hügel enum. 3.— Bot. Reg. 1843 tab. 64. — Benth. et Müll. fl. austr. I. 38. Unsere Tafel stellt diesmal eine ge- fülllblumige Abart eines Halbsirauches aus Neuholland vor, die wie es scheint, in Europa zufällig in der Cultur ent- standen ist, Die H. perfoliata bildet einen 1—2 Fuss hohen Strauch mit aufsteigenden hin- und hergebogenen fast windenden Zweigen, die wie die ganze Pflanze durchaus kahl sind. Die blaugrünen ovalen oder länglich ovalen Blätter sind spitz, 1—2 Zoll lang, am Rande mit sehr kleinen, entfernt ge- stellten Zähnen und mit dem herzför- förmig-speerförmigen Grunde den Sten- gel eniweder halb umfassend oder auch ganz umfassend, so dass der Blattgrund vom Stengel durchbohrt erscheint. Blüthenstiele 1-blumig, achselständig, so lang oder etwas länger als das Blatt. Kelchblätter oval-lanzettlich, spitz, 4— 5 Linien lang. Blumenblätter gross, ver- kehrt-oval, goldgelb. Früchtchen kahl, zu 3—5 im Mittelpunkt der‘ Blume. Wir erhielten die gefülltblumige Ab- art aus Gärten Englands als Hibbertia perfoliata, ohne Bezeichnung, dass es eine Abart sei, können also über de- ren Entstehen nichis sagen. Ein schö- ner Blüthbenstrauch fürs niedrige Kalt- haus, der seine Blumen von Mai bis Juli entwickelt. Gehört zu den leicht gedeihenden Sträuchern Neuhollands, der in eine Mischung aus 2 Theil Hai- deerde, 1 Theil Rasenerde und etwas Sand gepflanzt wird. Vermehrt sich ziemlich leicht aus Stecklingen. (E. R.) Erklärung der Abbildung. a. Die gefülltblumige Abart. b. Eine Blume der gewöhnlichen einfach blühen- den Form. e) Die ächten Vitis-Arten Nordamerikas und des Ostens und Südens Asiens, welche im nördlichen Deutschland im freien Lande aushalten. (Hierzu Tafel 765.) Ampelideae. Miquel, Bentham und nach ihnen | die Gattungen Cissus und Ampelopsis auch C. Koch in dem ersten Theile sei- ner vorirefflichen Dendrologie, haben wieder mit Vitis vereint. Wir glauben aber, dass wir es hier mit 2 guten I. Originalabhandlungen. nalürlichen Gattungen zu ihun haben, nämlich mit Ampelopsis Michaux (Asa Gray Gen.) welche zusammenge- seizie, mit auf gemeinsamen Blattstiel fingerförmig gestellten Blättchen besitzt, und wo ferner der Fruchtknoten am Grunde von keinem ringförmigen lap- pigen Nectarium umgeben ist, — und mit Vitis Tournef. oder den ächten Reben. Die letzteren haben einfache, gelappte oder fiederförmig zertheilte, aber niemals fingerförmig gestellte Blät- ter und der Fruchtknoten ist am Grunde von einem ringförmigen lappigen Nec- tarium umgeben. Unter den Vitis- Arten ist Vitis vinifera L. oder unsere ächte Wein- rebe am bekanntesten. Wie von so mancher seit Jahrtausenden der Cultur unterworfenen Pflanze, kann man aber auch von unserer Weinrebe das Vater- land mit Sicherheit nicht nachweisen. Allerdings findet man dieselbe im Cau- casus, im Oriente, auf den Inseln des Griechischen Archipelagus etc. in ver- wildertem Zustande, ähnlich wie auch unser Apfelbaum als Flüchtling der Cultur in unsere Waldungen überge- gangen ist. Wirklich wild hat man aber steis nur verwandte Arten, wie die von uns Jahrgang 1861 Tafel 339 der Gartenflora abgebildete V. (vini- fera) amurensis, gefunden. Nach un- serer Ansicht ist unsere ächte Wein- rebe das Product der mindestens 6000 Jahre zurück reichenden Cultur, ent- standen durch Vermischung der For- men einiger Arten, die auch jetzt noch wild nachgewiesen werden können, und zu denen der eben erwähnte V. amu- rensis gehört. Wir haben die in Russland und Deutschland cultivirten ächten Vitis- Arten, vereint mit den in der reichen 195 Gartens an. in Asien und Nordamerika wild 'gesammelten Exemplaren ver- glichen, und sind da zu dem Schluss gekommen, dass Nordamerika und der Osten Asiens verhältnissmässig nur we- nige gute Vilis-Arten besitzt, die aber wiederum in zahlreichen Formen vor- kommen. Bevor wir zur Betrachtung dieser Vitis-Arten übergehen, wollen wir vor- aussenden, dass diese nach Ausschluss der Gatiung Ampelopsis, wieder in 2 natürliche Gruppen zerfällt. Die erste dieser Gruppen trägt ihre Blume in dichotomisch verästelten fla- chen Trugdolden und die Blumenblätter ireten beim Oeffnen der Blumen von der Spitze aus sich lösend auseinander. Dieses sind die früher zu Cissus ge- rechneten Arten, Die zweite Gruppe, zu der auch unser gewöhnlicher Weinstock gehört, trägt die Blumen in rispenförmigen Sträussen, welche aber bei kümmerlich blühenden Exemplaren bis zur einfachen oder am Grunde verästelten Traube, in der die Biumen meist häufchenweise zusammensiehen, herabsinken kann. Die Blumenblätter sind bei dieser Gruppe mützenförmig verwachsen und lösen sich beim Oeffnen der Blumen am Grunde und fallen sofort ab. Die zu dieser leizien Gruppe gehörenden Ar- ten bilden die Gattung Vitis im enge- ren Sinne. Dieses vorausgeschickt, geben wir zunächst die Uebersicht der beireffen- den Arten nnd Abarten }). A. Blumen in Trugdolden. Blumen- 1) Conspectus specierum generis Vitis regiones Americae borealis, Chinae borea- lis et Japoniae habitantium. A. Inflorescentia cymosa. Petala sub Sammlung des Herbariums des K. Bot. | anthesi patentia, mox deeidua. 15* 196 blätter zur Zeit der Blüthe abstehend, bald abfallend. a. Trugdolden stehen dem Blatt ge- genüber und entspringen aus den Aesten des gleichen Jahres. * Blätter ein bis mehrmals gefiedert. 1) Vitis arborea L. ** Untere Blätter 3-lappig, obere 3-blätterig. 2) Vitis ineisa Nutt. *** Blätter ungetheilt oder handför- mig gelapp!. 3) Vitis heterophylla Thbrg. b. Trugdolden entspringen aus den Aesten des letzten Jahres. 4) Vitis inconstans Mig. B. Blumen in rispenförmigen Sträus- sen oder Trauben. Blumenblätter mützen- förmig verwachsen, beim Aufblühen am Grunde sich lösend und abfallend. a. Blätter auf der untern Seite längs der Venen kurz behaart, seltener ganz kahl. 5) Vitis vulpina L. b. Blätter entweder alle, — oder nur a. Cymae oppositifoliae, e ramis hornoti- nis egredientes. AN) - - | * Folia pinnata v. pinnatim composita. | 1) Vitis arborea L. »* Folia inferiora trifoliata. 2) Vitis incisa Nutt. Folia integra v. palmato-lobata. 3) Vitis heterophylla Thbre. b. Cymae e ramis anni praeteriti egre- dientes. 4) Vitis inconstans Mig. B. Inflorescentia tbyrsoideo - paniculata v. rarius racemosa. Petala calyptratim co- haerentia, sub anthesi basi soluta simul se- cedentia. a. Folia infra ad venas plus minus hir- tula v. rarissime omnino glabra. 5) Vitis vulpina L. b. Folia nunc omnia, nunc juniora tan- triloba, superiora SEK Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die jungen in der Entwickelung begriffenen auf der untern Seite dicht filzig. 6) Vitis LabruscaLL. (2) 1. Vitis arboreaL. Baum- artige Rebe. Zweige aufrecht, nicht rankend. Blätter 1- oder 2- oder 3-fach gefie- dert, mit ovalen oder rundlichen grob- gezähnten kahlen Blätichen. — Stammt aus den südlichen und mittleren Staaten Nordamerikas und erfordert eine gute Laubdeckung behufs glücklicher Ueber- winterung, — Blumen in Trugdolden, Blumenblätter abstehend und bald ab- fallend. (8) 2. Vitisheterophylla Thbrg. Verschiedenblätterige Rebe. tam in pagina inferiore dense to- mentosa. 6) Vitis Labrusca L. (2) Vitis arborea L.; ramis erectis; foliis pinnatis v. pinnatim eompositis, gla- bris; foliolis ovatis v. subrotundis, grosse dentatis; cymis oppositifoliis; petalis sub anthesi patentibus, mox deciduis. — V. arborea L. spec. ed. I. 203. — C. Koch dendr. I. 558. — Jacq. h. Schönnbr. tom. IV. tab. 428. — Willd. spec. pl. I. pag. 1183. — Vitis bipinnata Torr. et Gray Fl. of North Am. I. 243. — Ampelopsis bi- pinnata Michaux fl. bor. am. I pag. 160. — D. C. prodr. I. pag. 633. — Vitis pinnata Vahl. symb. III. p. 43. — Ampelopsis pinnata D. C. prodr. I, pag. 633. — (Cissus stans Pers. syn. I. pag. 143. — C. bipinnata Ell. sk. I. pag. 304. — Virginia, Georgia, Arkansas. (3) Vitis heterophylla Thbrg.; ramis scandentibus; foliis cordatis, integris v.3—0-lobis, grosse dentatis, subtus inpri- mis ad venas nervosque hirtulis, rarius sub- glabris; cymis oppositifoliis, ramis horno- tinis insidentibus; petalis 5, sub anthesi patentibus, mox deciduis; baccis pallide caeruleis sapore injucundo. — Habitat in America boreali-occidentali, in Mandschu- I. Originalabhandlungen. Zweige rankend. Blätter einfach oder handförmig A—5-lappig, grob ge- zähnt, auf der Unterfläche vorzugsweise längs der Venen und Nerven kurz be- haart, seliner fast kahl. Trugdolden stehen dem Blatte gegenüber, sind bald so lang, — bald kürzer als das Blatt, und entspringen aus den Trieben des gleichen Jahres. Blumenblättchen 5, kurz nach dem Oeffnen der Blumen abstehend, bald abfallend. Griffel so lang oder länger als der Fruchtknoten zur Zeit der Blüthe. Beeren von Erb- sengrösse, hellblau, wegen des unan- genehmen Geschmackes ungeniesshar. a. cordata; Blätter herzförmig, un- geiheilt oder kurz dreilappig, Spitze und Lappen zugespitzt und mit spiizem Winkel zwischen den Lap- pen. In den südlichen und westlichen Staaten Nordamerikas, in Asien, in der Mandschurei am Ussuri, in Ja- pan bei Hakodate und auch Nippon. Gehört zu den härteren hochwach- ria et Japonia. — V. heterophylla Thbrg. fl. jap. pag. 103.:— Mig. ann. Musei Lug- duno Batavi I. pag. 92. — Ampelopsis he- terophylla Sieb. et Zucc. in Abh. der Math. Phys. Cl. zu München 1846 pag. 197. a. cordata; foliis cordatis, acuminatis, indivisis v. breviter trilobis, lobis apice acuminatis basi-sinu acuto. — V. he- terophylla «. et $. Thunbrg. ic. fi. jap. ined.—Vitis cordata C. Koch, dendr. I. pag. 554. — V. indivisa Willd. Berl. Baumz. Aufl. 2 pag. 538. — Torr. et Gray fl. of N. Am. p. 243. — Ampelopsis cordata Mx. fl. bor. am.1. 159. — D. C. pr. I. 683. — Cissus Ampelopsis Pers. syn. I. 142, — Cis- sus humulifolia Bunge pl. chin. pag. 86. — Regel. fl. uss. pag. 34. tab. II. fig. 1 et 2. — Cissus brevipedunculata Maxim, prim, fl. amur. pag. 68. — Am. borealis. Mandschuria, Japonia. 197 senden Schlingpflanzen und hält im Winter niedergelegt und mit Laub bedeckt noch in Petersburg gut aus. ß. Maximowiczi; Blätter herzförmig, rundlich, meist tief 5-lappig, selte- ner flach 3-lappig oder selbst ein- zeine Blätter fast ungetheilt, mit gemeiniglich breit ausgebuchtetem Wickel zwischen den Lappen. Lap- pen meist zugespitzt, grob gezähnt und zuweilen abermals buchtig fie- derlappig. — Kommt auf den glei- chen Standorten mit der vorher- gehenden auf Jezo und Nippon vor, wo Hr. C. Maximowicz sowohl zahl- reiche trockene Exemplare sam- melte, sowie diese Form auch aus von demselben gesammelten Samen im hiesigen Garten erzogen wurde. Kann als eine schöne eigenthüm- liche Schlingpflanze für unsere Gär- ten kräfligst empfohlen werden. Wir haben auf unserer beigege- benen Tafel Fig. 2 speciell diese Form in typischer Ausbildung ab- gebildet. Im Norden der Mand- schurei von Tatarinow gesammelte Exemplare, die aber nur flach 3- lappig, hielten wir früher irrthüm- lich für Bunges Cissus bryonifolia und bildeten solche auch Tafel IM. Fig. 3 unserer Flora ussuriensis unter diesem Namen ab. y. elegans; es isi das die wahr- ß. Maximowiczi; foliis cordato -subro- tundis, saepissime profunde quinquelo- bis, rarius breviter trilobis, lobis apice saepissime acuminatis, grosse dentatis v. subinde sinuato-pinnatifidis, sinu in- ter lobos excavato-sinuato, Cfr. tab. nostra fig. 2. — V. hetero- phylla y. Thunb. ic. jap. ined. — C. bry- onifolia Rgl. fl. uss. tab. III. fig. 3 nec., Bunge. — Mandschuria, Japonia. y. elegans; foliis integris v. 8—9-lobis 198 scheinlich aus Gärten Japans in Cultur eingeführte Gartenform, mit bald ungetheilten, bald 3—5 lappi- gen Blältern, mit bald spitzen, bald ausgebuchtetem Winkel zwischen der Lappen. Die Lappen zugespitzt oder stumpf und die Blätter grün, weiss und rosabunt gefärbt. Wie alle buntblätterigen Gartenformen von bedeutend schwächlicherem Wachsthume als die Stammformen und auch gegen Einfluss der Kälte viel empfindlicher. (4)3. Vitis incisa Nutt. Schlitz- blätterige Rebe, Blätter ziemlich dick und fleischig, kahl die untersten herzförmig oder 3- lappig, die oberen 3blätterig, die Blätt- chen zuweilen 2—3lappig, oder gezähnt; Blumen 4zählig, in einen Corymbus gestellt; Beeren erbsengross, schwarz. Wächst in Texas und Arkansas. Wir haben diese Art weder in leben- den, noch in trockenen Exemplaren gesehen. (5) 4. Vitis inconstans Migq. Veränderliche Rebe, argenteo roseoque variegatis. Forma hortensis. — V. heterophylla C. Koch. dendr.-I. 555. — Cissus elegans C. Koch ind. sem. h. berol. 1855 p. 6.— Cissus elegans et Vitis heterophylla elegans hort. (4) Vitis incisa Nutt; folüs sub- coriaceis, glabris, inferioribus cordatis v. 2— 3-lobis, superioribus trifoliatis, foliolis dentatis v. 2—3-lobis; floribus tetrameris, in corymbum dispositis; baceis nigris.. — Texas. Arkansas. V. incisa Nutt. in Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 243. (5) Vitis inconstans Mig., Planta sterilis: caulibus tenuibus scandenti ra- dicantibus; foliis minoribus, subglabris, nune late-cordatis antice cuspidato-trilobu- latis, grosse-acuteque dentatis, — nunc Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die jungen noch sterilen Pflanzen mit dünnen Zweigen und entweder mit breit herzförmigen grossgezähnten vorn kurz ölappigen oder 2 bis 3 blätterigen Blättern, Blättchen grob.gezähnt, das mittlere oval, die seitlichen ungleich- seitig. Die fruchtbaren Pflanzen mit herzförmigen, vorn 3lappigen und aus- serdem gezähnten Blättern, die unter- halb nur längs der Nerven behaart; Lappen kurz zugespitzt; Trugdolden kurz gestielt, stark gespreizt, aus dem Holze des vergangenen Jahres entsprin- gend. Blumenblätter von der Spitze an auseinandertretend, bald abfallend. Beeren schwarz. — Rankt ähnlich wie Epheu, aus den Stengeln Haftwurzeln entsendend, an Mauern und Bäumen empor, diese mit freudigem Grün be- deckend. In Japan und im Himalaya heimisch, aber wie es scheint in Eu- ropa noch nicht in Cultur. — Die Bee- ren enthalten 2—4 Samen und nicht blos 2, wie Miquel angibt. (6) 5. Vitis vulpina L. Fuchs- rebe. 2—3-foliatis; foliolis grosse dentatis, inter- medio ovato, lateralibus inaequilateris. Planta fertilis: foliis cordatis, glabris v. subtus ad nervos hirtulis, antice cuspi- dato-trilobulatis grosse acuteque dentatis; cymis breviter petiolatis v. subsessilibus, e ramis lignosis anni praeteriti egredientibus, divaricato-dichotomis; floribus pentameris, petalis initio vix patentibus, mox deci- duis; bacca pisi magnitudine, nigra, 2—4 sperma. — Japonia. Himalaya. — Vitis inconstans Mig. Ann. Mus. Lugduno-Batavi I. pag. 91. — Cissus Thunbergi Sieb. 'et Zucc. in Abh. des Ac. zu München 1846 pag. 195 (pl. sterilis). — Ampelopsis tri- cuspidata Sieb. et Zuce. 1. c. pag. 196 (pl. fertilis). (6) Vitis vulpinal.; ramis scanden- tibus; foliis cordatis, integris v. palmato I. Originalabhandlungen. 199 Zweige rankend. Blälter herzför- mig, ungetheilt oder handförmig 3—5- lappig, mehr oder weniger tief gezähnt, auf der obern Seite kahl, auf der un- tern längs der Nerven kurzhaarig oder selten ganz kahl. Der Blüthenstand steht dem Blatte gegenüber an den Zweigen des gleichen Jahres und bil- det eine straussförmige Rispe oder sel- tener eine einfache oder am Grunde verästelte Traube. Die gracil gestielten Blumen stehen büschelweise zusammen, 5zählig; Blumenblätter mützenförmig verwachsen und am Grunde sich beim Oeffnen der Blume ablösend und sofort abfallend. Ist im Osten des mittleren und süd- lichen Asien heimisch und kommt gleich V. heterophylla in zahlreichen Formen vor, deren Hauptiiypen als Arten be- schrieben worden sind. Hierzu ge- hören: co. rotundifolia; Blätter meist rund- 3—5-lobis, grosse v. inciso-dentatis, supra glabris, infra ad nervos hirtulis v. rarius glabris ; panicula thyrsoidea v. racemo sim- plici v. basi ramoso oppositifolio; floribus gracile pedicellatis, glomerulatis, pentame- ris; petalis calyptratim cohaerentibus, basi solutis simulque secedentibus. — Mand- schuria, Japonia, Himalaya, America bo- realis. e. rotundifolia; foliis saepissime cor- dato-suborbieulatis, utrinque v. subtus tantum nitidis, — Folia saepissime cordato-suborbiculata v. rarius cordata, antice plus minus acuminata, grosse mucronato-dentata, saepissime integra v. rarius subtriloba, utrinque glabra v. subtus ad nervos breviter pilosula. Baccae magnae sapore amoeno. Occur- runt specimina foliis cordatis utringue nitentibus aliaque foliis cordato-subor- biculatis utringue opacis. — Vitis vul- pina L. teste Torr. et Gray. Fl. of N. Am. I. 345. — Vitis rotundifolia lich-herzförmig und beiderseits oder unterhalb glänzend, Beeren gross, wohlschmeckend. Ist die Form der südlichern Staaten Nordamerikas und macht in dem typischen For- men mit den fast kreisrunden am Grunde herzförmigen, gross gezähn- ten, vorn abgerundeten und beider- seits glänzenden kalılen Blättern durchaus den Eindruck einer guten Art, um so mehr als diese Form in der Cultur zarter als die folgenden. Es gibt aber zahlreiche Uebergangs- formen nach den folgenden Abar- ten. So gibt es Formen mit aus der abgerundeten Spitze kurz zu- gespitzien und selbst mehr läng- lich-herzförmigen Blätiern, mit un- getheilten und schwach 3-theiligen Blättern, mit beiderseits ganz kahlen Blättern und solchen die auf der Unterseite an den Venen eine kurze Behaarung tragen. Dann sind fer- ner die Blätter entweder auf beiden Seiten glänzend, oder nur auf der unteren Seite, ja wir besitzen in unserem Herbarium Exemplare mit fast rundem kreisförmigem unge- theiltem Blatte, die auf beiden Sei- ten matigrün. In Amerika heisst diese Rebe die Fuchsrebe der süd- lichen Staaten, oder Bullet-grape, auch Bull-grape. Die Beeren be- schreiben Torrey und Gray als gross und wohlschmeckend.. Dagegen scheint es von €. Koch (Dendr. I, pag. 554) eine Verwechslung zu sein, wenn er sagt, die Trauben müssten erst einen Frost erhalten, um wohlschmeckend zu werden, weshalb die Amerikaner solche Win- Mx. fl. bor. am. DI. pag. 251. — D.C. prodr. I. 635. 200 ter- und Frosttraube nennen. Die- ses letztere gilt von unsern Abar- ien $. und e. ß. cordifolia; Blätter herzförmig, zugespitzi, mit grossen in einen kurzen Mucro ausgehenden Zähnen, ungetheilt oder fast dreilappig, bei- derseits nicht glänzend. — Beeren schwarz, sind anfangs herb und er- halten erst, nachdem sie Frost er- halten haben, einen angenehmen Geschmack, weshalb solche in Amerika Wintertraube und Frost- traube genannt werden. Auf der unteren Seite sind die Blätter längs der Haupinerven mehr oder weni- gar kurzhaarig. Eine schöne und selbst noch im Petersburger Klima harte Schling- pflanze. Von Canada bis Florida und Arkansas verbreitet, in Japan selten. y. parvifolia; diese Rebe ist in Japan und in den Gebirgen des südlichen Asiens heimisch und ist kaum von der vorhergehenden Form durch meist kleinere Blätter und ferner durch den oft eine einfache ß. cordifolia; foliis cordatis, acumina- tis grosse mucronato-dentatis, indivisis v. subtrilobis, utringue opacis. — Fo- lia subtus ad nervos plus minus hir- tulae. Baccae nigrae. — Canada, Flo- rida, Arkansas. — V. cordifolia Mx. fl. am. bor. II. pag. 231. — Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 244. — D.C. pradr. I. pag. 634. — V. vulpina Torr. fl. am. I. pag. 264, y. parvifolia; foliis minoribus saepis- sime indivisis v. a praecedente diversa. — Japonia et in montibus editioribus Asiae australis. — V. parvifolia Roxb. fl. ind. I. pag. 663. — V. flexuosa Thbrg. in Trans. Linn. soc. III. 332. Sieb. et Zucz. l. c. pag. 179. — Thbrg. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Traube oder am Grunde schwach verästelte Traube bildenden Blüthen- stand zu unterscheiden. Auf die in der Anmerkung gegebene Syno- nymie verweisend, bemerken wir, dass wir von Miquel aus Java uns als V. flexuosa gesendete Exemp- lare besitzen, welche nicht mit der Pflanze Japans vereinigt werden können. Letztere liegt uns in zahl- reichen von C. Maximowicz ge- sammelten Exemplaren vor. Die Pflanze Javas unterscheidet sich durch einen grossen stark verästel- ten rispenförmigen Blüthenstand mit sehr kurz gestielten, fast kopf- förmig vereinigten Blüthen, sowie durch die im Zustande der Ent- wickelung mit dichtem Filze beklei- deten jüngsten Zweige und Unier- seite der Blätter. Blume hat diese Art als V. sylvestris beschrieben. Ausserdem ist zu bemerken, dass Thunbergs Abbildung von V. flexuosa in dem nicht herausgegebenen Ma- nuscript derselben, das sich im Be- sitze des K. Bot. Garten in Peters- burg befindet, vollständig mit den von C. Maximowicz gesammelten Exemplaren übereinstimmt. amurensis; Blätter herzförmig, ic. plant. japon. ined. — D. C. prodr. I. 634. — Mig. Ann. Mus. Lugd. Bat. I. 92 excel. speciminibus javanieis. — V, indica Thbrg. fl. jap. pag. 103. — V. succisa Hance in Walp. ann. II. 231. amurensis; foliis cordatis, 3—9-lo- bis v. rarius indivisis, lobis antice ro- tundato-acutis v. breviter acuminatis, mucronato-dentatis; baccis atrocaeru- leis, sapore amoeno. — Folia subtus in retenervorum breviter hirtula, sinu interlobos acuto v. obtuso. — Mand- L, Originalabhandlungen, 3—5-lappig oder seltener einzelne ungetheilt; die Lappen vorn abge- rundet spitz oder seltener kurz zu- gespitzt, mit in kurzen Mucro aus- gehenden Zähnen. Beeren schwarz- blau, von angenehmen Geschmacke, — Auf der untern Blatiseite findet sich eine kurze rauhliche Behaarung. Diese im Amurgebiete und dem Ussurigebiete häufige Rebe haben wir früher als Vitis vinifera amu- rensis (Grifl. 1. c.) abgebildet. Die- selbe ist auch eine der Stammfor- men unserer gewöhnlichen Wein- rebe, worüber bei der letzteren das weitere besprochen wird. Dieselbe hält noch im Petersburger Klima, im Winter niedergelegt und mit Laub bedeckt, ganz gut aus und gehört deshalb zu den besten Schlingpflanzen zur Deckung von Laubengängen u. s. f., sie blühet auch bei uns jährlich, setzte aber noch nie Früchte an, da alle unsere Exemplare constant nur mit männ- lichen Blumen blüheten. Eine Form derselben, welche im Herbste vorm Laubfall schön blutroth gefärbte Blätter besitzt, bildeten wir tab. 424 der Garienflora als V. Thun- bergi ab, unter welchem Namen wir dieselbe aus Samen erzogen, die aber wahrscheinlich nicht aus Japan, sondern aus der Gegend shuria in regione amurensi et ussu- riensi. — Vitis amurensis Rupr. in pl. Maak. pag. 524. — Maxim. prim. fl. jap. pag. 69. — C. Koch. dendr. I, pag. 548. — V. vinifera 8. amurensis Rgl. tent. fl. us. pag. 36. — Rgl. Grtfl. 1861 tab. 339. — Mig. in Ann. Mus. Lugd. Bat. I. pag. 9. — V. Thunbergi Rgl. Grtfl. tab. 424 (forma fol. aetate sanguineis). | 201 des Olga-Hafens an der Russisch mandschurischen Küste stammten. Wegen der schönen Färbung des Laubes im Herbste ist diese letz- tere Form für die Cultur eine der schönsten. Die V. amurensis näh- ert sich wegen der an den jungen Blättern über das ganze Adernetz der untern Blatiseite verbreiteten kurzen Behaarung der V. aeslivalis, doch fehlt derselben die dichte filzige Behaarung der jüngsten Zweige, welche für letztere Form charakteristisch. Dennoch bildet V. amurensis gleichsam eine Ueber- gangsform von V. vulpina nach V. Labrusca, so dass eine Vereinigung beider durchaus nicht unbegründet erscheinen würde. Unter den zahl- reichen von C. Maximowicz in Ja- pan gesammelten Vitis- Arten fin- det sich kein Exemplar der V. amurensis. . riparia; Blätter herzförmig, 3—5- lappig, gross- oder selbst einge- schnitten-gezähnt, Lappen und Zähne stark zugespitzt, Beeren von der gelblichen Färbung bis zur tief purpurnen übergehend. In Nord- amerika von Canada bis Virginien . riparia; foliis cordatis, 3—5-lobis grosse v. inciso-dentatis, lobis denti- busque valde acuminatis; baccis fHaves- centibus vel purpurascentibus. America borealis a Canadu ad Vir- giniam et Arkansas. — V. riparia Mx. fl. am. bor. II. 231. — Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 244. — D. C. prodr. I. 685. — V. odoratissima Donn. cat. pl. hort, Canatabr. 66. — V. palmata Vahl. symb. III. pag. 42. — V. virgi- niana Poir. diet. VII. 608. — D.C. prodr. I. 635. — V. ineisa Jacq. hort. Schönbr. tab. 427. — V. Solonis hort. — V. dentata herb. Nees. 202 und westlich bis Arkansas. In Amerika wird diese Form, die sich _ der Form $. anschliessend, haupt- sächlich durch stärker gelappte und oft tief eingeschnittene, gezähnte Blätter, so wie stark zugespitzte Lappen und Zähne unterscheidet, gleichfalls „Winterrebe“ genannt, Aus Asien sahen wir diese Form nicht. — Bei den wild gesammel- ten Exemplaren reichen die Lappen gemeiniglich bis zu Y,, seltener bis fast zur Hälfte der Blattfläche und der Winkel zwischen den Blatt- lappen ist spitz. In Cultur kommt eine Form vor, deren Lappen bis über die Mitte der Blattfläche, ja zuweilen fast bis zum Blattgrund reichen, und wo der Winkel zwi- schen den Blattlappen häufig stumpf ausgebuchtet ist. Diese Form mit so tief geschnittenen Blättern ist es, welche sich als V. palmata und V. dentata in den Gärten findet. — Als von sehr üppigem Wachsthum und ebenso hart als var. d., als schöne Schlingpflanze zu empfehlen. (7) 6. Vitis Labrusca L. bella-Rebe. Gleichfalls, wie V. vulpina in Nord- amerika und im Osten des mittleren und südlichen Asien heimisch und in zahlreichen Formen auftretend, welche sich von V. vulpina nur durch die dichte filzige Behaarung unterscheiden, welche letztere stets die untere Seite der jüngsten Blätter und die in der Isa- (7) Vitis Labrusca L., ramis nas- centibus foliisque in pagina inferiore dense tomentosis. — Caetera ut V. vulpi- nae. — America borealis, Japonia, Hi- malaya. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Entwickelung begriffenen jüngsten Triebe deckt. Unter den Formen unterscheiden wir nach der dichteren oder loseren Behaarung der Blätter zunächst drei Formen und von den beiden ersten wieder je nach der Blatttheilung, je 4 mit einander parallel gehende Unter- formen. a. typica; Blätter oberhalb fast kahl, unterhalb mit dichtem stehenblei- bendem weisslichem oder rostbrau- nem Filze bekleide. — In Nord- amerika und Japan. Es ist das im engeren Sinne die Vitis Labrusca L. Nordamerikas und die V. Thunbergi Japans. Torrey und Gray unterscheiden unter an- deren V. Labrusca auch dadurch von V. aestivalis, dass sie die er- stere, als mit weisslichem, die an- deren mit rosibraunem Filze be- kleidet, beschreiben. Das ist aber von Seiten dieser sonst ausseror- dentlich exacten Beobachter ein Fehler, denn die ächte V. Labrusca, kommt häufiger mit rostbraunem Filze, als mit weisslichem Filze be- kleidet vor. Als Unterformen in Bezug auf Blattform sind aufzu- führen: a. grandifolia. Blätter ziemlich a. typica; foliis supra subglabris, sub- tus tomento denso persistente albido v. ferrugineo vestitis, America borealis, Japonia. — V. Labrusca L. spec. 293. — D. C. prodr. I. 634. — Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 244. — Jacg. hort. Schönbr. V. tab. 426. — Thbreg. fl. jap. pag. 103. — V. Thunbergi Sieb. et Zuce. in Abh. d. Ac. d. Wiss. in Münch. 1846 pag. 198. — Ludit: a. grandifolia; foliis maximis, late cordatis, indivisis v. angulato-sublo- bati. — V. Labrusca Jacq. l.c. — 1, Originalabhandlungen. gross, breit-herzförmig, ungetheilt oder schwach eckig-gelappt. Es ist das die Form, welche Jac- quin Tafel 425 des Hortus Schönbrun- nensis abbildet, und welche gleichzeitig sowohl von Amerika aus als Catawba- und Isabella-Rebe in den Gärten häufig verbreitet ist, — sowie wir durchaus die gleiche Form als V. Thunbergii aus Japan sowohl aus Samen erzogen, so- wie in zahlreichen von Hrn. C. Maxi- mowicz gesammelten Exemplaren vor uns zu liegen haben. Die Farbe der Beeren ist bei den Pflanzen Japans und Nordamerikas eine tief-blaue. Alle in Japan wachsende Formen von V. La- brusca, welche Hr. Maximowicz beob- achtete, hatten Beeren von der Grösse einer grossen Erbse oder kleinen Ha- selnuss und besassen einen sauren Ge- schmack. Das gleiche scheint bei den in Nordamerika wild wachsenden For- men von Y. Labrusca der Fall zu sein und die aus Nordamerika nach Europa übersiedelen Catawba- und Isa- bella-Rebe, welche durchaus den Habitus, Wuchs, Blattform von der in Rede stehenden Form «. a. theilen, sind schon Producte der wilden Vitis Labrusca in Folge der Cultur im Gar- ten, wo solche die Form mit grössern Beeren, von angenehmem süssem mus- kirtem Geschmack gebildet haben. Im Garten gehört unbedingt die V. Labrusca «. lypica a, grandifolia zu den imponirendsten und besten Schlingpflan- zen, indem solche dicht stehende bis 1 Fuss im Durchmesser haltende herz- förmige Blätter bildet, die unterhalb OS ua BoN a 7 ame Prem ee een nn nenn nnnueungeen V. caribaea Wright herb. — V. Hey- neana R. et S. syst. V. 318. — Jacq. voyage IV. 32 tab. 36. — Am. bor, et Japonia., 203 mit einem meist schwach rostbraunen oder weissgrauen Filze bekleidet sind, wodurch der Effect der dunkelgrünen Farbe der Oberseite des Blattes noch erhöhet wird. Dazu ist gerade diese Form, wie es scheint, eine der härte- sten für ein rauhes Klima, indem sie im hiesigen Botanischen Garten schon eine Reihe von Jahren leicht im freien Lande überwintert und einen noch üp- pigeren Wuchs als V. vulpina amuren- sis besitzt, deshalb also zur Bekleid- ung von Veranden, Bildung von Festons, für den rauhen Norden unersetzlich ist. Freilich verlangt auch diese Rebe bei uns im Winter einen Schutz durch Laubdeckung der niedergelegten Re- ben. In Nordamerika geht diese Form von Canada bis nach den südlichen und westlichen Staaten und in Japan kommt solche nicht blos auf Nippon und Jeso vor, sondern ist selbst noch auf Sac- chalin zu Hause. b. lobata; Blätter 3 — 5 - lappig, Winkel zwischen den Lappen spitz, Gleichfalls in Japan und Nord- amerika heimisch. Blätter sind ge- meiniglich kleiner. c. ficifolia; Blätter bis zu !/ oder b. lobata; foliis 3—5 -lobis, angulo in- ter lobos acuto. — Am, bor. et Ja- ponia. — V. Labrusca «. Thbre. ic. fl. jap. ined. e. ficifolia; foliis ad tertiam v. di- midiam partem laminae 3—5-lobis, angulo inter lobos sinuato. — Am. borealis, Japonia', China borealis. — V. candicans Engelm. in Smithson contr. III. 5. 32. — C. Koch. dendr. l. 550. — V. mustangensis Buckl. in proc. of ac. Phil. 1861 451. — VW. coriacea Schuttlew. pl. Riegel. exs. — V. ficifolia Bunge in Mem. Petr. II. 86. — Koch. dendr. I. 549. 204 8. aestivalis; folis bis zur Hälfte der Blattfläche 3— 5-lappig, der Winkel zwischen den Lappen stumpf ausgebuchtet. — Japan und Nordamerika. d. sinuata; Blätter tief handförmig 3—5-lappig, mit breit ausgebuch- tetem Winkel zwischen den Lap- pen; die Lappen spitz oder stumpf, oftmals buchtig - fiederlappig. Nur aus Japan und China gesehen. Schon Thunberg bildet in dem, im Besitz der Bibliothek des K. Bot. Gartens befindlichen Theile seiner nicht herausgegebenen Ab- bildungen diese zierliche Form, als eine Form von V.Labrusca ab. Unsere Tafel Fig. 1 gibt eine Dar- stellung derselben. Die Blätter al- ler von uns gesehenen Exemplare sind unter den Formen der VW. Labrusca die kleinsten und im Blattschnitt denen der V. hetero- phylla Maximowiczi ähnlich. In Cultur ist diese zierliche Schling- pflanze nur im Kais. Bot. Garten in Petersburg. ß. aestivalis; Blätter oberhalb fast kahl; die jungen in der Entwicke- lung begriffenen Zweige, sowie die jungen sich entwickelnden Blätter d. sinuata; foliis profunde 3—5-lobis, angulo inter lobos late-sinuato, lobis obtusis v. acutis, saepe sinuato-pin- natifidis. — Japonia, China. — V. Labrusca 3. Thunb. ic. pl. jap. ined. supra subglabris ramis nascentibus foliisque junioribus in pagina inferiore dense tomentosis, deinde laxe tomentosis. America borealis. Japonia. — V. aestivalis Mx. fl. bor. am. II. 230. — D.C. prodr. I. 634. — Torr. et Gray fl. of N. Am. I. 244. — V. vinifera americana Marsch. | arb. pag. 165.— V. intermedia Mühlbre. cat. pag. 26. ! I a b. . grandifolia; b. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auf der Unterseite dicht rostfarben oder graulichweiss filzig; bei den älteren Blättern wird der Filz all- mählich immer dünner und durch- sichtiger. — Die tief blauen Beeren besitzen auch von der wilden Pflanze einen angenehmen Geschmack, rei- fen im October und werden in Ame- rika „Sommertraube* genannt. — Diese zweite Unterform stellt die V. aestivalis Mx. dar und bewegt sich in den der var. &. durchaus ähn- lichen Unterformen. lobata; c. ficifo- lia; d. sinuata. — Alle diese Unter- formen sind in Nordamerika in Con- necticut, Florida und Arkansas hei- misch, — aus Asien sahen wir von b. nur ein Exemplar aus Nippon und von Form d. Exemplare aus dem Norden Chinas. Die dünnere durchsichtig filzige Behaarung der Unterseite der älteren Blätter und der dichte Filz vorzugs- weise an den jüngsten Zweigen un- terscheiden diese Unterformen, von denen der var. «. grandifolia; foliis magnis, late cordatis, indivisis v. anguluto-sublo- batis. — Am, bor. — V. vulpina Jacg. h. Schönbr. V. tab. 425. lobata; foliis 3—5-lobis, angulo in- ter lobos acuto. — Am. borealis, Ja- ponia., fieifolia; foliis ad tertiam v. di- midiam partem laminae 3—5-lobis, angulo intra lobos sinuatoe. — V. aestivalis 8. sinuata Mx. l.c. — D. BITr- . sinuata; foliis profunde 3—5-lobis, angulo inter lobos late sinuato. — Mandschuria. — Cissus bryonifolia Bunge in Mem. Petr. II. pag. 85 (nec. Rgl. fl. uss.). I. Orginalabhandlungen. y. lanata; Blätter oberhalb mit spin- newebearligem, später meist ver- schwindendem Filze bekleidet, unter- halb wie die jüngsten Triebe mil dichtem meist rostbraunem, selten graulichem Filze. — Die grossen Blätter sind herzförmig, entweder ganz ungetheilt oder undeutlich ge- lappt. — Im Himalaya heimisch. D Vitis vinifera L. Aechte Weinrebe. ‘Die ächte Weinrebe kommt im Cau- casus, “auf den Inseln des griechischen Archipelagus, im Oriente eic., im ver- wilderten Zustande vor. Das eigent- liche Vaterland derselben ist unbekannt. Die Zahl der Formen der ächten Wein- rebe ist sehr gross. Schon Decandolle sagt, dass im Garten des Luxembourg zu Paris über 1400 Spielarten dersel- ben cultivirtt würden. Darunter sind Formen mit unterhalb filzigem , Scawa- | cher behaartem und solche mit beider- seits kahlem Blatt. Ferner solche mit blauen, röthlichen, gelben und grünen Beeren. Ferner Formen auf herzlörmi- gem, ungetheiltem, handförmig flach- und tiefgetheiltem Blatt, ja selbst wie bei der bekannten Petersilienrebe mit viel- fach zertheiltem Blatte. Die Form der Beeren kugelrund und länglich, der Ge- schmack süss oder muskirt, oder bei einigen Sorten auch sauer. Bedenken wir nun, dass die Wein- rebe nachweisbar schon über 6000 Jah- re in Cultur befindlich ist, dass die- selbe | vom Süden Asiens und dem Orient sich über alle Theile unseres Erdballs als Culturpflanze ausgebreitet, y. lanata; foliis supra arachnoideo -to- mentosis, infra dense tomentosis. — Himalaya. — V. lanata Roxb, fl, ind. I, 661. — Folia cordata, indivisa v. vix lobata, mucronato-dentata, 205 wo deren Cultur noch möglich, — so kommen wir um so mehr zum Schluss, dass V. vulpina und V. Labrusca als die beiden Stammariten der ächten Wein- rebe zu betrachten sind, als a) Vilis vinifera die Charaktere und den For- menkreis beider Arten in sich vereini- get und mit Ausnahme des Geschmackes der Beeren kein Charakter existirt, durch welchen sich V. vinifera von den Formen von V. vulpina und V. Labrusca unterscheidet, b) Es aus der vorausgehenden Zusammenstellung der wilden Formen von Vitis Labrusca und Vitis vulpina sich ergibt, dass beide Arten im Osten des mittleren Asien, in der Mandschurei, in China und in den Gebirgen Oslindiens heimisch sind, also von dort aus, um so mehr von den ältesten Culiurvölkern in Cultur genommen werden mussien, als es auch unter den wirklich wilden Formen bei- ER rien solche mit. wohlschmecken- den Früchten gibt. c) Es wäre mithin V. vinifera L. keine ursprüngliche Art, sondern das Mischungsproduct von Jahrtausende langer Cultur von V. vul- pina und V. Labrusca. Beim Apfelbaum haben wir schon wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass Pyrus prunifolia, P. Sieversi und P. elaeagrifolia wahrscheinlich die Stammart unseres cultivirten Apfelbaums (P. Malus) sind, — dass die Peiunien, Fuchsien, Verbenen, Erdbeeren etc., Beispiele von Culturpflanzen sind, deren unter sich verschiedene Stammarten erst in neuerer Zeit in unseren Gärten eingeführt wurden und durch gegensei- tige Befruchtung Bastarde lieferten, welche die Stammeltern der jetzigen Culturragen sind, die in ihrem bedeu- tenden Formenkreis nicht blos die ur- sprünglichen Arten mit einander ver- binden, sondern durch Absonderung En 206 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und Auswahl einzelne Eigenthümlich- | türlicher Grösse. a. Blüthenknospe, wel- keiten in Bezug auf Blüthenfarbe, Blü- | che sich zu öffnen beginnt. b. Die ab- thengrösse, Geschmack und Grösse der | gefallene Blumenkrone. c. Die Blüthe Frucht ausgebildet haben, wie solche | nach dem Abfallen der Blumenkrone. bei den ursprünglichen Stammarten | d.: senkrechter Durchschnitt durch die vergeblich gesucht werden. Ueberhaupt | Blüthenknospe und den Fruchtknoten. ist es mehr als wahrscheinlich, dass | e. Senkrechter Durchschnitt durch die fast alle unsere wichtigsten Culiurpflan- | junge Frucht. f. Senkrechier Durch- zen, die in einer endlosen Menge von | schnitt durch den reifen Samen, im Formen sich bewegen, nicht aus einer | Grunde des grossen +»Eiweisskörpers ursprünglich wilden, sondern aus der | sieht man die Keimpflanze liegen. Die Vermischung mehrerer ursprünglich | Figuren a bis f sind vergrössert. wilder Stammarten hervorgegangen 2) Vitis heterophylla Thbrg. sind. ß. Maximowiczi, blühender Zweig (E. R.) in natürlicher Grösse. g. Die im Oeff- nen begriffene Blüthenknospe, vergrös- Erklärung der Abbildung. | sert. h. Kelch, Nectarium und Frucht- 1) Vitis Labrusca L. «. typica, | Knoten, nach dem Abfalien der Blumen- d. sinuata, blühender Zweig in na- | Krone und der Staubläden vergrössert. 2) Blumen-, Obst- und Gemüse-Ausstellung*) in Wien. Die Frühjahrs- Ausstellung — An- | die blühende Franeiscea aus Brasilien u. fangs Mai — erfreute sich einer gros- | s. f., ausserdem waren zahlreich ver- sen Theilnahme — reichlich waren die | treten die Palmen, Cycadeen, Baumfar- Einsendungen — prachivoll waren ein- | ne, Coniferen, die Cantua dependens zelne Gruppen — die blühenden Or- | u. s. f. — Aus dem herzogl. Braun- chideen aus Abel’s Etablissement er- | schweig’schen Garten (in Hietzing bei regten die Verwunderung der zahlrei- | Wien) sah man zwei riesige Dracaena chen Besucher — Oneidien, Cypripe- | Draco, dann Aralia Sieboldi, Clianthus dien, Uropedien, Phajen u. m. a. stan- | Dampieri, Areca sapida u. m. a — den in vollster Blüthe, das sonderbare , Hr. Linden sendete eine werthvolle Nidularium splendens mit brauner Blüthe, | Suite von Coniferen, darunter Araucaria Bidvilli, Cycadeen, Farne, worunter sn Se N mächtiges Exemplar von Todea africana, auch zierliche Varietäten von Acer pal- | l sellschaft, in welcher für gewöhnlich die 2% Blumenausstellungen stattfanden, zu Con- makınn Mes Ri; Bu yoNe Be N; certen und Restauration hergerichtet wurde, | '" allen möglichen Farben; schöne Col- so finden sich selbe unter einem eigenen | leclion von Calceolarien; — eine Samm- lung von Alpenpflanzen, worunter ein Zelte (eine für Wien neue Form von Aus- | Rubus arcticus aus Grönland in Blüthe, stellungsraum) in der Weltausstellung. I. Originalabhandlungen, — In der Mitte des Zeltes prangten zwei Gruppen Azaleen, sinnig zusam- mengestellt von dem mit roihen Flam- menzungen gesprenkelten Milchweiss zum violetigesättigten Tone der Azalea concinna oder zu dem Purpurroih einer anderen Varietät. Nebenan ist ein grossartiges Pal- menhaus als Ausstellungsobjec. — Im Freien gepflanzt, finden wir auch mehrere Coniferen u. a. Pflanzen von Smith, Rodeck, Linden, Bach- raty u. A. eingesendet: — Araucaria imbricata, Wellingtonia gigantea, Cha- maecyparis nulkaensis var., Cham. pisi- fera plumosa, Cephalotaxus Fortunei, Thuya compacta, Juniperus tamarisci- folius, Abies Nordmanniana, Cedrus Deodora, Cantua dependens, Clianthus magnificus, baumhohe Camellien u. s. f. Weiters finden wir die neuesten Culturmethoden von Obsibäumen, dar- gestellt vonDurand, Ballet, Rosen- thal, dem gräfl. Zichy’schen pomolo- gischen Etablissement, u. z. Apfel, Birnen u. a. in Pyramide-, Kelch-, Stern u. m.a. Formen. — Nebenan hat der botanische Garten von Athen eine Parthie Pflanzen, die aber alle in Folge der kalten Tage sehr viel gelitten ha- ben und wohl erst bei wärmerer Wit- terung sich vielleicht erholen dürften. Im Gärtchen der Japanesen waren auch mehrere Pflanzenarten ihres Lan- 207 des, aber auch da hat die anhaltende Kälte mehreren den Tod gegeben; nur eine Thuya pygmea sieht man noch vegetirend. In Bezug auf die Obstausstellung fand sich wohl sehr vieles, was man auf den grösseren Wiener Märkten täg- lich sehen kann, manche aber erregien allgemeines Staunen wegen der unbe- schreiblich guten Erhaltung, wie z. B, die Birnen aus dem Stifte von Krems- münster, die Reinette Apfel aus der württemb. landwirthschaftlichen Central- stelle, Weintrauben aus Triest u. m, a.; kostbar waren die frischen Erdbeeren aus Heiligenstadt und München. Unter den Gemüsen fand sich eben- falls wenig seltenes; Erwähnung ver- dienen die riesigen saftigen Spargel aus Bozen, die mächtigen Sellerie und Meerretige aus Wien u. m. a. — von besonderem Interesse waren die Bata- tasknollen und die Cajanusbohnen *) aus Egypten — letztere wurden aus Indien in Egypien eingeführt, akklima- tisirt' und finden allgemeine Verwend- ung als nahrhafte und schmackvolle Speise, namentlich die Bohnen von Ca- janus bicolor. (S—T.) *) Diese Bohnen finden wir auch in der Egyptischen Abtheilung vielfältig reprä- sentirt. 208 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Holzsammlungen auf der Wiener Weltausstellung finden wir in fast allen Abtheilungen in mehr oder weniger Anzahl, welche die in den betreffenden Ländern vor- kommenden Baumarten repräsentiren; wegen der eigenen Methode der Aus- stellung jedoch verdient allen Vorrang die Griechenland. In den meisten Sammlungen wird der innere Bau des Holzes gewöhnlich durch zwei Schnitte, einen Längs- und einen Querschnitt dargestellt, ersterer soll die Länge und die Richtung der Holzfasern, letzterer die Dichtigkeit und die Zwischenräume andeuten, hiezu sind jedoch zwei Prä- parate nöthig, währendem auf den von Professor Orphanides aufgestellten Exemplaren diese zwei Schnitte an ei- nem und demselben Holzstücke darge- stellt sind, indem er so horizontal als verlical die äussersten Schichten eines Stammstückes abtrug, wodurch dem Ganzen eine schönere äussere Gestalt gegeben wird und die Präparate daher in den Museen nur die Hälfte des früh- eren Raumes einnehmen. Bei jedem Holzstücke ist an der in schöner Form ausgestatieten Etiquette Blatt und Blüthe beigegeben, so wie auch die betreffenden Früchte beiliegen. (S—r.) m — — — — — — — 4) Pflanzenfasern auf der Wiener Weltausstellung. Unter den in verschiedenen Länder- | Abtheitungen ausgestellten Pflanzenla- sern wollen wir vorläufig nur folgende aufführen: In der Abtheilung von Egypten fin- den wir eine grosse Anzahl von Fa- sern, welche alle zu mehr oder we- “niger schönen und festen Geweben Ver- wendung finden, so namentlich wegen ihres seidenartigen Glanzes die Fasern von Asclepias gigantea und von Gom- phocarpus fruticosus, dann von Musa Ensete, paradisiaca und sinensis, von Agave vivipara und americana, von Ricinus sanguineus, Cyperus dives, Hi- biscus cannabinus esculentus und mu- tabilis, Phoenix dactylifera, Urtica te- nacissima, Fourcroya gigantea, und erklärlich von Gossypium vitifolium us. W. | und doch fest), In der Abtheilung von Algier finden wir das Espartogras (Slipa lenacissima), welches zu Korbflechtereien, Tauen, Pa- piererzeugung und das vegetabilische Rosshaar von der Chamaerops humilis als Ersatzmwiltel für echtes Rosshaar (in Wien unter dem Namen „Afrik* bekannt). Aus der Abtheilung der Niederlän- dischen Colonien erwähnen wir das Chinagras, die seidenartigen Fasern der Urtica nivea, der Ramepflanze, der Cocosnuss (in Oesterreich zur Teppich- Erzeugung verwendet), der Ananassa ı sativa (fest und glänzend), der Agave cantala (die sog. Waroäfaser, leicht des Brodfruchbaumes (zur Decoration der Ausstellungskästen verwendet), die baumwollartigen Fa- sern aus den Samenhaaren von Erio- Taf 76: ee Arts Zabruseu Le typio Zunute 2 Tibas huterophyda AR 5 Mazinewii I. Originalabhandlungen. dendrum anfrectuosum als Polstermate- rial, die Gomultifaser vom Stamme der 209 Arenga sacharifera (als Rosshaar ver- wendet etc.). (S—T.) 5) Zweite temporäre Ausstellung des Gartenbaues in Wien; 15. — 25. Juni 1873. Diese Ausstellung war eben so glänzend und reichhaltig wie die erste, nur mit dem Unterschiede, dass dies- mal die Blaitpflanzen, namentlich der Tropen vorwaltend waren; diese Aus- stellung erregte wohl mehr das Inter- esse des Wissensrhaftsmannes, welchem manch neues und seltenes vorgeführt wurde, jedoch auch der Laie fand man- che Pflanze, die er nur durch ihre im Haushalte gebräuchliche Frucht kennt. — Der Catalog weist über 1000 Nummern aul,-wozu noch gegen 100 zuzuzählen sind, die im Parke hie und da zer- streut sind, die aus Grassamen gezo- genen Rasen sind auch als Ausstell- ungs-Objecte zu betrachten. Im Nachstehenden wollen wir eine Schilderung dieser Ausstellung geben und mit Belgien beginnen, da dieses Land die, man kann wohl sagen, in je- der Richtung reichlichsten und vorzüg- lichsten Leistungen bot. — Die be- deutendste Firma der Welt J. Linden, welcher nicht allein die Horticultur ihre schönsten wundervollsien Erscheinun- gen verdankt, sondern wohl auch die Wissenschalt — Botanik und Geogra- phie — wurden über ganz neue im Linden’s Reisenden durchforschte Län- der in Kenniniss gesetzt. Wir ;haben vor Augen eine Sammlung von selte- nen und neuen Pflanzen — vor allen wundervolle Orchideen, darunter als Noviläten die zum ersten Male blühen- den Epidendron Friderici Guilielmi, Epid. VIoL 1873, vitellinum, 'Masdevallia Harryana, Odon- toglossum naevia u. m. a., — dann mehrere zum ersten Male auf Ausstell- ungen erscheinende Varietäten von Dieffenbachia (Dieff. imperialis, Dieff, antioquensis u. a.), Philodendron pari- mense, dann Philodendron Lindeni mit seinen prächtig gesireiften Blättern, ferner das netzförmig gezeichnete An- thurium erystallinum, Agapanihus um- bellatus im vollsten Blüthenschmucke u. s. f. Hervorragend waren ebenfalls die Palmen (Acantorhiza Warsewiezii, Pritschardia Gaudichaudiana, Pritsch. Martiana, Welfia regia, Verschaffeltia melanochaetes etc... Von besonderem Interesse waren ferner: die Collectionen von Handespflanzen, tropischen Frucht- bäumen, Farbhölzern u. s. w. wie Thee, Kaffee, Zimmet, Ingwer, Pfeffer, Mus- calnussbaum, Upas, Tonkabohne, Caje- put, Quassia, China, Sassaparilla, Coca u. s. w. — welche alle in kraltvollster Vegetation waren. — Unter den son- stigen hervorragenden Ausstellern ver- dienen Erwähnung: Frau Legrelle d’Hanis von Antwerpen mit Anthurium regale, Philodendron crassipes und be- sonders mit der Vriesia glaziouana, — J. Verschaffelti mit prachtvollen Agaven, Cacteen, Yucca, Cycadeen — wie Agave Kherkovei, Ag. Verschaf- feli, Ag. Regeli macrodontha, Ag. Whilakei u. a.; Bonapartea glauca, gra- eilis, Dasylirion Harivegianum, glaucum viridifolium, Yucca californica, cornuta, 14 Gartenflora Deutschlands, 210 pieta, Cycas Rumphia, Escheveria atro- purpurea, Echinocactus anfractuosus, und ein prachtvoller Pilocereus senilis. -- Al. Dalliere in Gent mit tropischen Pflanzen von besonderer üppiger Ent- ‘ wicklung, worunter wahre Prachistücke von Latania borbonica, Pandanus utilis, Anthurium Scherzerianum, Todia su- perba, Cypripedium caudatum, Elichry- sum grandiflorum, Nidularium splendens in vollster Blüthe u. s. w. — deSmet von Gent brachte verschiedene Varie- täten von Phormum und Eicheverien, welche sich besonders als Teppichpflan- zen eignen dürften. — Ch. Boelens von Gent gab eine Suite von pracht- voll blükenden weissroth gestreiften Amaryllissämlingen. — Van Ghelli- nik ebenfalls aus Gent, ausnehmend schöngezogene Selaginella und Maran- ta-Arten; — Van Geert (Gent) meh- rere Baumfarrn, unter welchen ein Ba- lantium anlarcticum von ansehnlicher Höhe; — A. Stelzner (Gent) eine reichliche Sammlung von Farrnen, wor- unter besonders die Gold- und die Sil- berfarne beachtenswerth, so wie die Hybriden von Gymnogramme Cheilanthes vom Aussteller erzeugt. Oesterreich war in jeder Richtung glänzend vertreten; der K. K. Univer- sitäts-Garten haite u. m. a. Farrnen ein wunderbares riesiges Balanlium antar- | ticum gebracht, prachtvolle Cycas cir- einalis, riesige Angioptleris evecla u.m.a. — E. Roddek (Wien) vorzüglich cul- Russlands und der Schweiz. \ivirteBlattpflanzen Dieffenbachia, Croton, Ficus etc. — W. v. Ritter in Görz sendete reichliche Sammlung von Ca- ladien in üppiger Schönheit und Fri- sche, worunter ein grossarlig ent- wickeltes Cal. melallicun. — A. Stö- ger von Schönborn, eine von Gloxinien die zu den schönsten der Ausstellung zu zählen waren, eine Collection | Suite von Begonien und Erica, worun- ter manch vorzügliches. — Aus dem Herzog von Braunschweig’schen Garten in Hietzing kam eine grossarlige Areca sapida mit einem Blüthentrieb der trau- benartig aus dem Schafte herauswächst, für unser Klima eine Seltenheit; dann ein riesiges Cybotium ‚princeps, Cyb. Schiedeii, Balantium antarcticum u. a. beachtenswerthe Pflanzen; eine Gruppe Rosen und englische Pelargonien waren auch anziehend. — Ferner sind zu er- wähnen, die Palmen und Erica von R. Abel u. C. in Hietzing, — die Cala- dien, Begonien, besonders eine Aloca- sia metallica aus dem Graf Breuner’- schen Garten zu Grafenegg, wobei auch eine Collection von abgeschniltenen Blüthen von Clematis japonica in be- achtensweriher Grösse und Fülle und mannichlaltiger Farbe; — Fuchsien und Hortensien von besonderer Grösse, ge- füllte Pelargonien u. a. von G. Steck in Wien; abgeschniltene Blüthen der Viola tricolor maxima von A. Toccano und im freien Lande eine Gruppe von Viola cornuta per. — zu erwähnen kommt ferner, eine Sammlung von blüheanden Alpen- und Feldpflanzen, ein Gnaphalium lanatum als Kronbäumchen von 3 Fuss Höhe und 4 Fuss Durch- messer gezogen, dann Blumenbouqueis und Blumenkränze u. s. w. Deutschland war wohl mit we- nigen aber wahrhaft imposanten Ex- emplaren vertreten — da raglen vor allen anderen Balantium Selloianum — 2 Meter hoch, Chamaerops humilis 31/, Meter, Dracaena Ehrenbergii 31/, Meter hoch u. m. a. von OÖ. Liebmann in Dresden; H. Wrede in Lüneburg brachte abgeschnittene Blüihen von gros- sen Sammtveilchen, worunter einige von seltener Schönheit von Farbe, schwarz- blau, braun mit goldbronce, Purpur 1. Originalabhandlungen. mit gelben Rand, marmorirt dunkel u. S. w. Aus Italien und namentlich aus Verona eine kleine Parthie Nelken, wo- runter nur wenige von den dort nicht so selten cultivirten doppeligefüllten Varietäten, Direct aus Florida sendete J. A. Warren von New-York eine Gruppe Tillandsia und Epidendron, einige da- von auch auf den Stammfragmenten ihres ursprünglichen Standortes. Obst- und Gemüse-Aussiell- ung. Als eine Seltenheit prangte die Frucht einer Vanilla lutescens mit Zweig und Abbildung des Blüthenstandes aus dem Garten des SenatorsJenisch in Floit- beck bei Hamburg. — Hier darf ich nicht unterlassen zu bemerken, dass die hier von einigen Personen geäusserte Mein- ung Vanilschoten seien zum ersten Male in Europa erlangt worden, irrig ist, denn schon vor circa 30 Jahren hat eine Vanillepflanze im botanischen Gar- ten zu Padua reife Früchte gebracht, wie wir schon bei der Notiz über den verstorbenen Clementi erwähnt! haben. — Prof. Orphanides aus Athen brachie eine reichhaltige Collection von Agru- men, Orangen und Cilronen aus Grie- chenland, von der Grösse einer Wälsch- nuss (neapolitanische Limonelli) bis zu derjenigen eines Kinderkopfs (Pompel- musen, Citrus bigaradia, macrocarpa etc.) — auch die Sammlung Agrumen von Gardasee verdient ehrenvolle Erwähn- ung. — Aus dem Garten des Grafen Szecheny in Horpacs reife Pfirsiche, Melonen, Erdbeeren, worunter die neuen Sorten: König von Ungarn, und Köni- gin von Ungarn; Erdbeeren (Wonder- full, Marguerite, Prinz Albert) auch von R. Abel; wieder andere (Goliath, Kai- serin Eugenie, duc de Malakoff) von L, Bachraty in Wien mit Kirschen, 211 Weichseln und grosslrüchtigen Stachel- beeren in Töpfen gezogen; — eine Seltenheit waren die frühreifen Trauben (Chasselas, Napoleon, Espagnol u. a.) in prachtvollen Exemplaren eingesendet von J. Charmeux zu Thomery; wel- cher in Topf eultivirte Vaccinium macro- carpa mit Früchten und deren Gelee, so wie Kirschen im Topf ausgestellt hatte, auch de Goes von Brüssel hatte neue Trauben schon eingesendet. — Baltet freres halten Veredelungsmethoden ein- gesendei zur Erläuterung des Werkes: „lart de greffer par Ch. Baltei“ Paris 1869; so auch Musier von Coniferen zur Winterbeholzung der Champagne, fernere Rhamnus utilis (Lo-za) aus China u. m. a. — Rosenthal in Wien brachte diverse einjahrige Gehölzver- edlungen neuer Einführung in Töpfen, sowie auch finden sich von ihm in der permanenten Ausstellung Obstbäume als hochstämmige, Pyramiden, Palmeie etc. In Bezug auf Gemüse: es fand sich wohl manch vorzügliches, wenn man aufrichtig gestehen soll, sehr wenig Weltausstellungsmässiges — aus dem Garten Graf Breuner in Grafenegg Gurken, besonders neue Hybride durch Kreuzung mit Rollison’s Telegraph und Prinz Albert Gurke, dann Carviol, Kohl- rabi, Erbsen, Salat; — riesige ‚Spargel vom landwirthschaftlichen Vereine von Eibenschuiz in Mähren, die aber in Grösse übertroffen wurden von jenen die Fr. Zoulaly aus Miltschau einge- sendet hatte; — da waren dann Kren- wurzein von Klempf in Wien, dann | Artischoken und Blumenkohl in Töpfen gezogen von Steck (Wien), dann wieder Salat, Kohl, Gurken, Erdäpfel u. S. W. Von Interesse waren einige Spe- cialitäten aus Verona — Fenchel, Kür- bisse (längliche kleine), Bohnen u, a. 14 * 212 welche von dorliger Bevölkerung sehr gerne genossen werden, bei uns aber noch eine unbekannte Speise bilden. In nächster Nähe des Zeltes erhebt sich ein prachtvolles Palmenhaus von Eisen und Glas aus Wagner’s Eisen- giesserei in Wien mit allen nöthigen Apparaten zur Wärme Veriheilung, in welchem Abel eine reichliche Anzahl von schönen Palmen eingerichtet hat. So eben wird der Stamm einer Arau- caria brasiliensis aufgestellt, der eine Höhe von 110 Fuss erlangt; er be- steht aus 21 einzelnen Stücken, von eirca 41/, Schuh, da es wohl nicht mög- lich war, den Baum in seiner Gänze aus Brasilien leichter zu transportiren. Schliesslich muss ich noch bemer- ken, dass vor kurzem neuerdings eine Sendung frischer Aepfel aus Australien angelangt sind. Wien, 26. Juni 1873. S—1r, Das Fürstenthum Monaco hat ein eigenes Gebäude sammt Gärtchen errich- tet, um seine Weine, Oele, Parfümerien, Seide, Majolicagefässe, so wie einen Theil seiner Vegetation zur Anschau- ung zu bringen. Wir finden unter letz- terer riesige Agaven, von welchen zwei vor kurzem erst angekommen sind, bereits ihren Blumenschalt in enorme Höhe emporgetrieben haben, so dass wir wohl baldigst die Freude haben dürften, selbe in für uns selte- nem Blütheschmuck zu bewundern; — ferner, blühende Aloe corniculatum und tigrinum, Acanthus spinosus und molle ebenfalls in Blüthe, Cactus Opuntia mit Blüthen und Frucht, welche so wie in Sicilien auch von den Einwohnern in Monaco genossen wird, ierner, Ficus elatsica, Eriobotrya japonica u. m. a. Eucalyptus globulus ist ebenfalls in einem kleinen Stämmchen repräsentirt, Gartenflora Deutschlands, Russlands sad der Schweiz. welcher jedoch im Monaco jährlich wohl 3 Meier hoch wachsen soll, von diesem Eucalyptus werden Weine, Sy- rup und Pulver gezeigt, welche besonders für Lungenkranke anempfohlen werden. In der Agriculturhalle Italiens sind Gespinnste von Spartium junceum aus- gestellt durch den Ingenieur Mannini in Florenz, nach dessen Aeusserung soll die Erzeugung derselben viel vortheil- hafter sein, als jene des Leines. In den Umgebungen von Salerno wächst diese Sparlium in reichlichster Menge auf trockenem kalkigen Boden und wird allda zu verschiedenen Gegenständen verarbeitet, besonders zu Tauen für Fischerbarken, zu Netzen, namentlich zum Thonfischlang, zu Matten, zu Um- hüllung von Glassgefässen etc. — Auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Wien im Jahre 1866 waren auch derlei Gespinnstproben (und auch von Agave) aus Dalmatien; sie fanden aber wenig Beachtung. — Oelkuchen aus Baumwollsamen als Dünger mit 4,500, Sticksteff die in Sieilien in Verwendung kommen. Beachtenswerth ist eine Collection der vorzüglichsten Obstsor- ten Italiens von Gallier Vallett der Natur treu ausgeführt, — erwähnungs- werh ist noch ein Manuscript, in wel- chem die Wein- und Tafeltrauben der Provinz Treviso prachtvoll abgebildet sind, mit Beschreibung der Rebe und der Traube, des Blattes, der Cultur und des Bodens der bezüglichen Reb- sorte, der Gehalt an Alcohol der be- 'reffenden Traube, ferner Angabe der Feinde der Rebe u. s. w. wahrlich ein Werk, welches vollste Anerkennung und Nachahmung verdient. Dieses Werk wurde im Jahre 1869 ven dem Ackerbau- Comit& in Concyliano geschrieben und führt den Titel: „Ampelografia generale della provincia di Treviso,“ (S—T.) I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 1. a) Eingesendet von J.H.Krelage in frischen Blumen. 1) Calochortus Gunnisoni Watson B. Krelagi Rgl. (Liliaceae). Caule paueciflora (bifloro); bracteis herbaceis, lineari-subula- tis, pedunculum superantibus; petalis ex- terioribus lineari-lanceolatis, quam interio- res brevioribus, omnino calvis, flavescenti- bus, striis viriscentibus v. nigrescentibus pictis; interioribus cuneato-obovatis, albi- dis, extus calvis basi virescentibus, intus infra medium setis glanduliferis citrinie basi purpureis dense barbatis; glandula transversa ad barbae basin dense breviter flavo papilloso-pilosa; antheris lineari-lan- ceolatis, acutis, flavescentibus, filamenta paullo dilatata vix aequantibus; ovario trigono, stigmatibus tribus complicato-com- pressis paullo recurvatis coronato. Variat. «. typica; petalis interioribus apice rotundatis, basi atro- purpureis, ß. Krelagi; petalis interioribus apice truncatis, basi albidis, Die oben beschriebene neue Abart von Calochortus Gunnisoni Wats., sendete B. Roezl in lebenden Exemplaren aus dem Felsengebirge und dem Colorado -Territo- rium Nordwestamerikas als C, venustus an Hrn. Ortgies ein. Die bekannte Zwiebel- handlung von Hrn, J.H. Krelage und Sohn in Harlem kaufte sämmtliche Zwiebeln an und ein blühendes Exemplar schickte der- selbe uns Ende Juni dieses Jahres zur Be- stimmung ein, mit der Bemerkung, dass diese Pflanze mit C. venustus Benth. nicht übereinstimme. Dies ist auch in so hohem Grade der Fall, dass unsere Pflanze zu Cyclobothra oder den Calochortus-Arten, deren äussere Blumenblätter kürzer als die innern gehören würde, während C. venus- tus, dessen äussere Blumenblätter länger als die innern, einen ächten Calochortus darstellen würde. Ausserdem weicht aber C. venustus durch die inneren Blumenblät- | 213 Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. ter die breiter als lang und am Grunde und Spitze mit purpurnem Fleck ab, durch Barthaare ohne Drüsen etc. Die Vergleichung zeigte, dass die vun Roezl gesammelte Pflanze zu C. Gunnisoni Wats. gehört, von dieser aber noch durch am Grunde weisse innere Petalen abweicht, Die C. Gunnisoni ist ein zierliches schönes Zwiebelgewächs fürs freie Land. — Die grossen weissen Blumen halten unge- fähr 21/, Zoll im Durchmesser. Die inneren Blumenblätter sind aus keilförmigem Grunde verkehrt-oval, waren abgestutzt oder abge- rundet, unterhalb der Mitte auf der in- neren Fläche tragen dieselben eine gelbe Zone besetzt mit steifen gelben drüsentra- genden Haaren und unterhalb derselben sitzt ein queerdurchlaufendes Kissen kleiner sehr dicht gestellter gelber papillenartiger Haare. Bei dem von Watson beschriebenen C. Gunnisoni ist die Basis der inneren Pe- talen purpur, bei unserer Abart aber weiss. (E. R.) b) Eingesendet in frischen Blumen von Haage und Schmidt in Erfurt. 2) Gefüllte Cinerarien. Alles wird durch die Cultur vollkommner und schö- ner, so sagt der Gartenfreund, wenn wie- derum neue Formen mit gefüllten Blumen auftreten, welche der Botaniker als Ent- artung oder Monstrosität bezeichnet, Be- sonders häufig bilden sich diejenigen Com- positen, welche Blüthenköpfe mit röhrigen kurzen Scheibenblumen und bandförmigen langen Randblumen besitzen, zu sogenann- ten gefüllten Blumen um, indem auch de- ren kurze röhrenförmige Scheibenblumen in ein längeres verschiedenartig gestaltetes Blumenblatt auswachsen. Die Chinesischen Astern, die Dahlien, Bellis, Senecio elegans Calendula, sind Beispiele älteren Datums, — die schönen gefüllten Zinnien, Sanvitalia, 214 Zinnia Haageana, Pyrethrum roseum, — sind derartige Beispiele neueren Datums. Anfang Juli dieses Jahres erhielt der Referent vom Hrn. »Haage und Schmidt« in Erfurt eine Blechschachtel mit gefüllten Blumen von Senecio (Cineraria) hybridus in verschiedenen die blaue und rothe Farbe durchlaufenden schönen Formen. Im Jahre 1865 Tafel 394, publieirten wir eine vom Hrn. Höltzer erzogene dunkelblaue Form mit proliferirenden gefüllten Blüthenköpfer, welche es aber nicht gelang aus Samen zu fixiren. Die Herren Haage und Schmidt haben sich seit 3 Jahren mit der Racebild- ung gefüllter Cinerarien beschäftigt und sind durch sorgfältige Auswahl aus Tau- senden jährlich erzogener Pflanzen, nun endlich soweit gekommen, das Senecio (Cineraria) hybridus in eben so schönen und constanten Formen erzeugt zu haben, wie solche, dessen nah verwandter und altbekanntes Senecio elegans besitzt. Eine schöne Abbildung lässt Herr Haage und " Schmidt von dieser Pflanze für die Gar- tenflora präpariren. (E. R.) c) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 3) Zamvoculcas Boivini Dne. (Aroi- deae). Eine neue, mit Z. Loddigesi ver- wandte Art, welcher Dr. Kirk, Vice-Consul in Zanzibar an den Garten in Kew sandte. Rhizom faserig, ausgebreitet. Blatt wur- zelständig, zusammen mit dem Blüthen- stiele durch eine oder zwei kurze, stroh- farbige Scheiden umgeben, zwei bis drei Fusslang. Blattscheibe dreikantig-eiförmig, dreifach gefiedert; Blattstiel von der Dicke eines kleinen Fingers, in der Mitte mit einen angeschwollenen Knie; derselbe ist ebenso wie die Spindel und der Blüthen- schaft grün und mit durch braune Striche gebildeten unregelmässigen Bändern durch- zogen. Fiedern gegenüberstehend, sitzend oder kurz gestielt, eiförmig-lanzettlich, zu- gespitzt, häutig, ‚schwachgenervt. Blü- thenschäfte zu beiden Seiten des Blattstie- | les, kürzer und dünner als dieselben, cy- lindrisch. Scheide 6 Zoll lang, eiförmig- | lanzettlich, von einem kurzen die weib- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lichen Blumen umschliessenden Theile, in eine lang zugespitzte Scheibe auslaufend; dieselbe ist zurückgekrümmt, innerlich gold- gelb, dunkel grünlich gelb auf der Aus- senseite. Kolben von gleicher Länge. Weiblicher Theil 1 Zoll lang, halbkugelig. Männlicher Theil cylindrisch, gelb, stiel- rund. (Taf. 6026.) 4) Sedum dasyphyllum Guss. var. glan- duliferum (Crassulaceae). — S. dasyphyllum Guss. Flor. Sie. Prodr. I. p. 519. — Tenore Fl. Neapol. Syll. p. 226 et Fl. Nap. IV. p. 251 t. 232 f. 2. — Boiss. Voy. Esp. p. 226. — 8. corsicum Duby Bot. gall. I. p. 292. — D. C. Prodr. II. p. 406. Tenore FI. Nap. IV. p. 252. — S. dasyph. $. glandu- duliferum Moris Fl. Sardoa, II. p. 125. — Eine kleine, niedrige Pflanze, die im süd- lichen Spanien und in Marocco vorkommt. Die im Kew-Garten zur Blüthe gelangten, wurden durch die Herren Dr. Hooker und Man im Jahre 1871 auf dem grossen At- las gesammelt. In der spanischen Sierra Nevada wächst die Pflanze bis zu einer Höhe von 7000 Fuss. Rasenbildend, grau- grün, drüsig-weichbehaart. Stengel nieder- liegend und aufsteigend; 1—3 Zoll lang, die blüthenlosen kurz, dicht bedeckt mit dachziegelförmig gestellten Blättern, eine keulenförmige Masse bildend. Blätter 1, — 1/; Zoll lang, sitzend, eiförmig oder ellip- tisch, stumpf, stielrund, saftig; diejenigen an den blüthentragenden Stengel weitläu- fig, oft grösser und mehr verkehrt-eiförmig oder spatelförmig. Blüthenstand 5—38 blu- mig. Blumen sehr kurz gestielt, Ys Zoll im Durchmesser, weiss mit rosafarbenen Spitzen und Kielen auf den Rücken der Petalen. (Taf. 6027.) 5) Freycinetia Banksi Cunningh. (Pan- daneae). — Caunningh. in Hook. Comp. Bot. Mag. II. pag. 377”. — Hook fil. Flora Noy. zeal. I. p. 257 t. 54. 55. — Handbook of the New Zeeland Flora, p. 275. — Diese schon längere Zeit bekannte neu-seeländische Pandanee blühte im Pal- menhause zu Kew in zwei Exemplaren, welche Dr, Hector, der Director des Geo- II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. logical Survey in Neu-Seeland, an den botanischen Garten gesandt hatte. Zuerst blühte die 3 Fuss hohe männliche Pflanze, später die 5 Fuss hohe weibliche. Im Vaterlande wird die Pflanze Kie-Kie ge- nannt und die fleischigen Bracteen, die den Namen Tawhara führen, werden von den Eingeborenen gegessen; die Colonisten kochen einen wiederlich süss schmeckenden Saft daraus. Eine kletternde Pflanze, die grossen Bäume bis zu 100 Fuss und höher bedeckend. Stamm wurzelnd, dünn, fast einen Zoll im Durchmesser, Blätter bei einer Breite von 1 Zoll 2— 5 Fuss lang, länglich-linear pfriemig, abstehend und zu- rückgebogen, fein dornig gezähnt, kielig, concav, an der Spitze dreikantig, grün mit blasser Linie zwischen Mittelrippe und Rand. Blüthenstand zweihäufig, im Cen- trum der Zweigspitzen, umgeben von 3—6 Zoll langen Bracteen, welche eine ovale, sehr fleischige Basis und eine pfri&menför- mige Spitze haben. Die Farbe der Brac- teen ist bei der männlichen Pflanze rein- weiss, bei der weiblichen blasslila.. Kolben gedrängt, aufrecht, kurzgestielt, die männ- lichen 3—5 Zoll lang, bei einem Durch- messer von 4; Zoll, bis zur stumpfen Spitze allmählich verschmälert, hellgelb. Blüthen dichtgedrängt, jede 8—12 Staubfäden ent- haltend, — Weiblicher Kolben kürzer als der männliche, länglich, eylindrisch, am Ende abgerundet. Frucktkolben grün, 5 Zoll lang. (Taf. 6028.) 6) Odontoglossum tripudians Rehb. fil. (Orchideae). Wurde bereits wiederholt in der Gartenflora besprochen (S. 1854 p. 332 und 1858 p. 286), (Taf. 6029.) 7) Chamaedorea Tepejilote Liebm. (Pal- mae.) Liebm. in Mart. Hist. Palm. II. p. 308. — Stephanostachys Tepejilote Oerst. Palmae Centro americanae p. 28. — Eine mit Ch. Wendlandiana sehr nahe verwandte, vielleicht identische Art. Stamm aufrecht. 10 Fuss hoch, dicht gegliedert, Glieder nach Oben geschwollen, die untersten wur- zelnd. — Blätter 3—4 Fuss lang, abstehend, gefiedert, Fiedern in 12—20 Paaren, 1— 215 l1/, Fuss lang, 1—2 Zoll breit, leicht ge- krümmt, schmal lanzettlich, zugespitzt , 7- nervig. — Männliche Kolben auf einem langen, aufrechten, scheidigen Stiele ober- halb der Scheiden gebogen und verzweigt. Scheiden gegen 7, locker, sehr rauh und lederartig, grün, 6—10 Zolllang, die letzte in einen langen Schnabel endigend; Zweige 20—30, hängend, 6—10 Zoll lang, cylind- risch, dicht mit goldgelben Blumen be- deckt. Weiblicher Kolben aufrecht mit 6—10 kurzen, steif abstehenden Zweigen. (Taf. 6030,) 8) Crocus Olwieri J. Gay. (Irideae) J. Gay in Ferussac Bull. Sc, nat. XV. p. 219 (Januar 1832) Körn. in Flora 1856 p. 470. — C. Aucheri Boiss. Diagn. pl, Orient. XIII. p. 13 (1867) Walp. Ann. VI, p. 52.— Auf der Insel Scio durch den französischen Orientreisenden und Botaniker Olivier ent- deckt, dessen Pflanzen von J. Gay in Pa- ris beschrieben wurden. Später durch Aucher Eloi in Kleinasien gefunden, nennt Boissier die Pflanze C. Aucheri; später sammelten sie Prof. Orphanides in der Abiesregion auf dem Attica in einer Höhe von 1—3500 Fuss. Zunächst verwandt mit C. maesiacus @awl. (Bot. M. t. 1111.) (C. luteus Lam., C. lageniflorus. Salsb. — C. aureus Sm. etc.) Zwiebeln von der Grösse einer Haselnuss, kugelig, mit einer glän- zenden, parallelfaserigen Scheide bedeckt, welche glänzend ist. Blätter, die Blumen überragend, fast einen Achtelzoll breit, spitz, grün, am Rande nicht gekrümmt, ganz glatt, unterseits graugrün, mit einem sehr deutlich gewimperten Kiele,. Corolle goldorange, Röhre 5—4 Zoll lang, Scheibe fast 2 Zoll im Durchmesser. (Taf. 6031.) 9) Phajus Blumei Ldl. var. Berneysi Rehb. fl. mss. (Orchideae). — Ph. Blumei Läl. Gen. et sp. Orch. p. 127. — Vriese Ill. Orch. Ind. or. Nederl. cum Ic. — Bl. Coll. Orchid, Arch. Ind. et Jap. p.2 t.1.— Limodorum Incarvillei, Bl. Byd. p. 374. — Var. Barneysi Rchb. fil. mss. Ph. Berneysi Rowl. mss, — Rehb. fil. in Gard. Chron. 216 1873 p. 361. — Stammt aus Australien (Queensland) blühende Exemplare erhielt Dr. Hooker aus dem Etablissement der Herren Veitch; Dr. Rowland nannte die Pflanze zu Ehren eines der hervorragend- sten Mitglieder der Akklimatisations-Ge- sellschaft zu Queensland, A. Bernays. Esq.— Blätter 11/,—2 Fuss lang, ähnlich wie die- jenigen von Ph. grandifolius. Blüthenschaft fast 3 Fuss hoch, vielblumig, Blumen ge- drängt, 4 Zoll im Durchmesser, äusserlich fast weiss, innen schwefelgelb. Sepalen und Petalen lanzettlich, zugespitzt. Lippe fast so lang als die Petalen, schwefelgelb, weiss gerandet, Sporn konisch, 1/, von der Länge der Lippe. (Taf. 6032.) 14) Xiphion Histrio J. D. Hook. (Iri- deae). Iris Histrio Rehb. fil. in Bot. Zeit. 1872 p. 488. I. Libani Reuter mss. Diese schöne Art wurde von Mr. Gaillar- dot auf dem Libanon entdeckt und an Boissier gesandt. Dr. Hooker erhielt blüh- ende Exemplare von Mr. Berberey in La Ferriere bei Genf. Steht zunächst dem X, (Iris) reticulatum, blüht aber 6 Wochen früher rasenartige Büsche bildend. Zwiebel eiförmig bedeckt mit blassen, ein wenig netzaderigen Scheiden. — Stengelscheiden und innere Blätter 3—5 Zoll lang, weiss sehr häutig, stumpf, ganzrandig. Blätter einen Fuss lang, 1/; Zoll im Durchmesser, linear-pfriemenförmig, spitz, scharf 4kantig. Schaft sehr dünn, mit Scheiden bedeckt. Blumen 3 Zoll im Durchmesser, — Peri- anthalröhre 3—4 Zoll lang, sehr dünn, blau, äussere Segmente verkehrteiförmig- spathulat, abstehend, aber nicht zurückge- bogen, purpurner Rippe und Adern; Scheibe dun- kelpurpur mit goldgelbem Discus, welcher mit purpurfarbenen Adern und Punkten be- deckt ist. Innere Segmente kürzer, blas- ser und mehr graublau, aufrecht, lanzett- lich-spathulat, ganzrandig. (Taf. 6033. 11) Acranthus aracknitis Ldl. (Orchi- deae). Ldl. Bot. Reg. sub t. 817. — Den- drobium arachnitis Pet.-Th. Hist. Orch. Klaue schmal, blau mit dunkel- ! | mende Art. — Zwiebelknollen bedeckt mit. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Iles austr. d’Afrique t. 88. — Eine Van- deae von Mauritius, welche schon seit län- gerer Zeit in Kew cultivirt wird. — Blät- ter reitend, 5—8 Zoll lang, 3/4 Zoll breit, nicht wellig, eiförmig, gekielt, an der Spitze stumpf, ungleich zweitheilig. Blü- thenstiel 6 Zoll lang, sehr dünn, an der Spitze 1—2 Blumen tragend. Diese sind fast 2 Zoll im Durchmesser. Sepalen spitz, geschwänzt. — Ganze Blume gelblich grün; mehr interessant als schön. (Taf. 6034.) 12) Hypozxis longifolia Baker mss. (Hy- poxideae). Eine neue Art, welche Mr. Cooper, der Sammler von W. Wilson Saun- ders, Esq. in der Algoa Bay fand, und wel- che im August 1871 in Kew zuerst blühte. Blätter zahlreich, die äusseren 2Fuss lang, am Grunde abstehend. Scheiden breit, häutig 2—4 Zoll lang. Schaft seitenständig, viel kürzer als die Blätter, unterer Theil glatt, oberer eben so wie die Blumen, behaart. Dolde 4 — 5 blumig, Bracteen sehr dünn, fadenförmig. Perianthium 1!/, Zoll im Durchmesser, goldgelb. (Taf. 6035.) 13) Crocus Sieberi Gay. (Irideae) Gay in Bull. Feruss. XXXV. p. 220 (1831). C. nivalis Bory et Chaub. Voyage de la Moree (1832) Herb. in Bot. Reg. 1847 t. 4. fig. 1 et Hist. sp. Crocus in Journ. Hort. Soe. II. p. 274 (1847). Klatt in Linnaea XXXIV. p. 632. — C. sublimis Herb. in Bot. Reg. 1545 p. 73. — C. vernus Sibth. et Sm. Prodr. Fl. graec. I. p. 24 excl. syn. Eine in Giechenland, Bosnien, der Her- zegeowina und auf Creta häufig vorkom- einer festen der Länge nach netzaderigen, braunen Tunica. Blätter 4—7, mit den Blu- men gleichzeitig erscheinend, kürzer als der Schaft. Perianthallappen elliptisch- oblong, stumpf, blass oder dunkelblau, oder auch weiss mit blassvioletten Strichen. Blume 2—21/, Zoll im Durchmesser. (Taf. 6036.) (Ender.) II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, d) Empfehlenswerthe Pflanzen mit den vom Herrn (C, Platz und Sohn, (Samen- und Pflanzenhandlung in Erfurt) eingesendeten Abbild- ungen. 14) Datura fastuosa L. var. Huberiana fl. pleno. Solanaceae. Egypten. Eine schon lange in unsere Gärten eingeführte einjäh- rige Pflanze, die in Deutschland ähnlich wie der Hahnenkamm im warmen Mistbeet angezogen wird, um solche dann schon als ziemlich erwachsene Pflanze auf einen warmen sonnigen Standort in lockere, kräf- tige Erde ins freie Land zu setzen, Das | nl OS a: 1 Me 217 niedrige Wachsthum dieser Pflanzen, die grossen 8/, Fuss langen trompetenförmigen wohlriechenden Blumen, die bei entspre- chender Cultur den Sommer hindurch reichlich erscheinen, haben dieser Pflanze schon seit dem letzten Jahrhundert einen Ehrenplatz in unsern Gärten gesichert. In neuerer Zeit hat Herr Ch, Haber in Hye- res eine zahlreiche Collection schöner ge- füllter Abarten in weisser Färbung, gelb- licher Färbung, blauer und kupferrother, fast karminrother Färbung und mit schön gefüllten Blumen erzogen, wıe dies die vom Hrn. Platz und Sohn mitgetheilte Abbild- G, — _ Datura fastuosa L. 218 ung zeigt. Diese Herren bieten eine Col- lection von 14 verschiedenen Abarten in ihrem reichen Cataloge an. Die Hauptbe- dingung guter und reicher Blüthenent- wickelung ist möglichst zeitige Aussaat im warmen Mistbeete und Vorzucht der Pflan- zen im Topfe in gleicher Lokalität. 15) Delphinium Consolida L. 8. cande- labrum. Eine reizende Abart des Lev- kojenrittersporns, die sich durch den vom Grunde aus verästelten Stengel, so dass die Pflanze zur Blüthezeit eine breite Py- ramide bildet, auszeichnet. Herr Platz und Sohn bietet in seinem Catalog ein Sorti- ment von 6 verschiedenen Sorten mit schön Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gefüllten Blumen an und theilte uns die beistehende Zeichnung, welche die Tracht der Pflanze wiedergibt, mit. Natürlich werden sehr gedrängt und dicht stehende Pflanzen diese Tracht nicht zeigen, son- dern nur bei freistehenden kräftigen Pflan- zen kann diese sich vollkommen entwickeln. Dass die Samen von den annuellen Ritter- spornarten (D. Ajacis und D. Consolida), wenn die Pflanzen schön werden sollen, entweder schon im Herbste, oder doch so- fort nach dem Aufgehen des Bodens im Frühjahre, sogleich ins freie Land gesäet werden müssen, ist eine allgemein bekannte Sache. Delphinium Consolida L. #. candelabrum. 16) Althaea rosea Cav. fl. pleno. (Schot- | tische Wintermalve). Es ist wohl zeitge- mäss, dass durch die uns gleichfalls vom Herrn Platz und Sohn mitgetheilte und übenstehend reproducirte Abbildung, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf eine ebenfalls schon lang bekannte, aber jetzt besonders vervollkommnete alte beliebte Pflanze zu lenken. Wohlhaben wir in der neueren Zeit grüner und grossblätteriger Decorationspflanzen genugsam in unsere Gärten eingeführt erhalten, — wohl ist die Dahlie zur höchsten Vollkommenheit in Füllung der Blume und Tracht gebracht worden , so dass die grossen Blumen hoch erhaben über dem Kraute sich gefällig präsentiren, — aber eine Pflanze, welche in Bezug auf ihren weithin wirkenden Ef- I. Neue Althaea rosea Cav. fl. pleno. fect im Blumengarten oder im Landschafts- garten, — die gefüllte Stockrose ersetzen könnte, besitzen wir nicht. Neben allen den anderen Neuigkeiten, sollten daher die oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 219 ihren ruthenartigen 5—10 Fuss hohen Sten- geln, an der Spitze mehrere Fuss lang dicht besetzt mit den grossen dicht gefüll- ten Blumen in Weiss, Gelb und Roth bis zum tiefsten Schwarzbraun, macht glück- lich angebracht noch im grossartigen Landschaftgarten, wo Blumenbeete wie Spielerei erscheinen, einen bedeutenden Effect. Herr Platz und Sohn bieten in ihrem Samen-Catalog, von der anerkannt besten Race dieser Pflanze, von den Schot- tischen gefüllten Stockrosen ein Sortiment in 20 verschiedenen gut gefüllten Farben an. Die Stockrosen sind 2—3jährig, und sie blühen erst im zweiten Jahre nach der Aussaat und gehen im 3. Jahre gemeinig- lich ein. Benützt man aber die nach der Blüthe im Herbste an alten Pflanzen aus dem Wurzelhals hervorbrechenden Blatt- triebe zur Vermehrung mittelst Stecklingen oder Theilung, dann kann man von der Stockrose auch wie von anderen mehrjähri- gen Pflanzen die schönsten Formen unge- schlechtlich fortpflanzen. Die gleiche Eigenschaft in Bezug auf Vermehrung und Fortpflanzung, haben noch viele andere zwei- bis mehrjährige Pflan- zen. So z. B. gehen alte buschige Pflan- zen von Myosotis alpestris, Lychnis fulgens, grandiflora, Haageana etc., Monarda di- dyma, Primula farinosa u. s. f. im folgen- den Winter leicht ein, während wenn man diese Büsche Ende Sommers oder Anfangs des Herbstes theilt, — die jungen getheil- ten Pflanzen gut durchwintern. gefüllten Stockrosen in keinen Garten feh- (E. R.) len. Eine Gruppe mit Stockrosen, mit I. Notizen. l) Respiration der Pflanzen. | insolirte Blätter von Landpflanzen in einer Professor Böhm sprach in der März- Sitzung der Kais. Akademie der Wissen- schaften in Wien über »die Respiration der Landpflanzen.«e — Bei Versuchen über die Zerlegung der Kohlensäure durch grüne | Mischung von Kohlensäure und Wasserstoff fand der Vortragende, dass die Menge des aufgetretenen Sauerstoffs stets grösser war als das Volumen der verschwundenen Koh- lensäure. Bei Untersuchung der in Gewe- 220 ben lebender Pflanzen enthaltenen Luft fand sich, dass das aus Blättern und Zwei- gen reichlich entwickelte Gas nur fast aus Kohlensäure bestand. Lebende Gewebe von Landpflanzen in eine Sauerstoff freie Atmosphäre gebracht, entbinden sofort Kohlensäure, solange sie leben, grüne Blät- ter bei 200 C. gegen 48 Stunden, — Wer- den grüne Blätter von Landpflanzen im Wasserstoffgas insolirt, so erfolgt nur eine geringe Vergrösserung des Gasvolumens, in welchem etwas Sauerstoff sich vorfindet; es reichen nämlich nur Spuren von diesem Gase hin, um bei chlorophylihaltigen Pflan- zen im Sonnenlicht die normale Respira- tion zu erhalten. Bei grünen Blättern 3— 4 Stunden bei Lichtabschluss und bei einer Temperatur von circa 200 C. in Wasser- stoffgas eingeschlossen und dann insolirt, findet man oft 1—2 CC. Sauerstoff; Blät- ter länger als 12—15 Stunden bei Lichtab- schluss im Dunkeln in Wasserstoffgas ein- geschlossen, erzeugen auch dann im Son- nenlichte Kohlensäure; sie sind nicht fähig, aus Kohlensäure den zur normalen Respi- ration nöthigen Sauerstoff zu erzeugen. — Atmosphärische Luft, in welcher Juglans Blätter im Sonnenlichte eingeschlossen wur- den, blieb bei 300 C. ungeändert in quan- titativer und qualitativer Beziehung; bei einer Temperatur von 39—400C. einerseits und von 6—100C. andererseits wurde durch den Respirationsprocess mehr Kohlensäure gebildet als zerlegt. (8.—r.) 2) @rosse Tanne. Auf dem Prenten- joch-Berge im Forstbezirke Kufstein, ist ein Tanne, deren Abbildung für würdig erachtet wurde, in der Weltausstellung ex- ponirt zu werden. Diese abnorme Tanne hat hinsichtlich ihres Wuchses Aehnlich- keit mit der Legföhre. Der Mutterstamm ist liegend, jedoch ohne die Erde zu be- rühren. Längs des Mutterstammes zeigen sich anstatt der Aeste 11 aufrecht stehende, vollkommen mit Krone und Seitenverzweig- ung aufgewachsene Stämmchen von 21/, bis 17 Wiener Fuss Höhe. Der Haupt- stamm misst 26 Wiener Fuss und 7 Zoll Stock-Durchmesser,. Die absolute Höhen- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lage beträgt 4500 Wiener Fuss bei nord- östlicher Abdachung auf Alpenkalk-Unter- grund. Bei der Unmöglichkeit, diese merk- würdige Tanne nach Wien zu bringen, wurde Herr Anton Karg, Photograph in Kufstein, von der k. k. Försterei angegan-. gen, die photographische Aufnahme der Tanne vorzunehmen, welche in Bildern von Quartformat ausgeführt wurde und sehr glücklich ausfiel. (Tagespresse.) 3) Musa Ensete hat heuer zum er- sten Male im Freien, im botanischen Gar- ten zu Palermo Früchte gebracht, so dass es nun möglich sein wird im Lande durch Samen diese Baumart vervielfältigen zu können, ohne gezwungen zu sein, sich junge Bäumchen aus Pflanzen-Etablissements oder aus Algier, wo diese Musa ebenfalls im Freien reife Früchte bringt, um hohen Preis zu verschaffen. Die Blüthe dieser Musa Ensete begann im Frühjahr des verflossenen 1872 und hat den ganzen Winter hindurch ohne Unter- brechung fortgedauert, wie in ihrem ei- genen Vaterlande; der Fruchtstand hat eine Länge von 2,12 Meter erreicht und 12 vollkommene reife Früchte gegeben, deren Samen allsogleich unter Glas und bei hoher Temperatur zur Keimung gebracht wurden. (Ann. d’agric. sicil.). (S$-r.) 4) Aufbewahrung von Kernobst. Zur längeren Aufbewahrung von Aepfeln, Birnen etc. wird von der »Ill., deutsch. americ. Farmzeit.rayug TIPP ur USFaNWIOTPSAIIASIEJIDIPOLIDA U9I8A9 IQ (OL 239 Originalabhandlungen. Ik "Ua -10441MEH WOUTD YorU 'y 0% + 10q mw uogpwrq uodsouy -EIT IP "MY osI + TEq YDıs uopuyo uoNmIg UOISIO OL "UOS9L -J0471AOH weUD Yaru "0% + 104 me usypeıq uodsoug eg Ip "U 04 + Pq YaIs uspuyo USUMIT URISI9 OL : 4uor + 194 me uoypeıq uodsouy -YeIg op “U 08 + Toq yaıs uoppuyo UOUIT USISI9 IT "Yor + .1q me uoyperqg uodsouy eg Op “y 04 + Tg als us99uyg uOUMIT US4SI9 OT "T 08 + rq me uoypeıq uodsouy -PEITOIp "YosT + TPq DIS uspupo uayumIg UsISI0 OL UYor + 1q me usypeıq uodsouy -YeIg Op “Y 08+ Toq yaıs u9JPuUyo UAUIAIT U9ISIO HIT U0r + 1q me uoypeiqg uodsouy Meg op "I or + T0q yaIs uoPuFE UOUINIT UOJSIO OL 215 ‘SI tem ‘OL 18% IE goiE N PER ZN '6I Su 9 udy '8Z wm IE | _emoL vn Tr :6T mıdy '8Z mmdy 33 teW "18 tem '8 tet 6 mudy '9g ndy '6I rem 18 tem 8 em F ‘6I mady '92 indyY '33 TE CI tem ‘OL teN te — 731 R e mmdy '82 tem ’3I ten ‘Fr tem ‘I mıdy '0€ udy 33 mady '61 eEnNsS |ı PN mdy 9 mmdy 95. | Imdy '2g zIeM '<3 mady eN 7 mmdy '7g Sen mady 61 wdy 68 2 tem ‘I mady '6T mudy 'e zIeM ‘78 ren te OL mıdy '8g udy ındy mudy mmdy "j umoedo.Ana wmaesy "T elejeg ODejıssnr, yes "mM erejnandd SLI] "T wnı]oJ -uJojfe wntuapdsosAuyg jsıjeju9LIo snyyumeÄg "IABO) JOJ091S.I9A SNIOII "ası] -eS SN.IOJJOBUISE] SNIOLZ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 240 "a 001 + ıq me uoypeıq uadsouy -JreILOTP "A008 + 104 yaıs uopugo uayymi Us4sI0 od 9uuos op ur 0EI + pım uoyyeypg wr "y 00T + Toq ne uoyoeıq uodsouyyyeig ap “Y 0gT + Teq uaqnnys nz uouuw3og UOUDZIEY SLCT MON Ar Toq Jne usygoerq uodsouyyyerg op “00T + 194 uoqneys nz uouuesog UOUDZIEY IA 0,7 Str Toq ne uoypeıq uodsouygyergl ap “yooT + Toq uoqungs nz uouuesag uoyazyey] TA "08 + roq ne uomderg uodsouy el op "oOT + Toq ypıs usJouyo uoyMIg UISIO OL u 08 + rq jne uoypeıg uodsouy -perg oIp “YoOL + 104 Yaıs uogouyo uOYNIT UO4SI9 OL ERER -I97IM9L) WEUTD YoBu "0, + Toq me uoypeIq uodsouy -YeIorp "YoOT + 104 ypıs uspupyo OUT US4SIO 91 "OSSTUITEUIOASFUNIINNLM pun -ınyerodws]J, tem "31 mmdy '08 Tem _'ZI mady '08 rem 8 "98 tepW a2 “urosjunTglo A SOUTWOSILV HULIWOSILY puıs uoyynIg |\uopıoa opuw4s uogsIo OL] -UOUMIT Id say uagey XO9eIg] OTcE -ougyeld Id a Su ar teN = An ‘Yaeıpojnsnöue sırepAaog tem = Tem ne er ren = 9a sıpuma a = an er udy 5 | em n "MA elejnuns ir = ar 7 udy n en e "MA esounnjd snujy re = ar n rs te = a = o DV SOpıoj]ros grumyydsng em | mus | mer | | | aan "NOZOUMIT up SINE ne aeren Kon ak a 19p ypeu yosL3oJouoıgd ‘uozuegg Ip uoureN HE NR, EN ER en, a } Pe no 241 Originalabhandlungen. I. HULOS 20p ur ‘y „IT + pun uoy ren 18 ve S1 re "6 rm | _RNN A -epg um 'y .6 + 74 YpIS 0 9 mdy 22 Mo mmdy pg | SOpropndunue.a E UOPUNO UOULMIT UOISIO HT + dsoay | run oe Te ’9 = og Far uoTdRIg uodsouy munf "SI NER re 's als ep 'PF A « -PRILOIP "U 008 + 104 YaIS ww 72 "N 9 mudy 2 mady '9z "N SI mudy 'z8 TI esoJomau UOPUFO UOLMTET UOISIO HOLT ; + dsoug 02 ent '6 T9q me usyderq uodsouy ; Tem "OL s 2 tem '8 12 wm 'F Er -gegt op “og + maus "Ni may gg | Imdyız | Indy og N | Imdyzz | oIoyepueiqouoweuy uoPUFO ULM UOISIO OL, i g : = an a toq me uoyperq uodsouy ey 8 tem '0I ent '6 tem ‘8 als te '9 : 7 eig ep "U 008 + T9Q UYOIS FT adv udy ° dv Er Tuudw ° ws ep1[fos to ou uhr, 6 mmdy gg | TMiV 3a | mdy 'og 61 mmdy 72 # = OT : Toq me uoypeıq uodsouy ar Te ‘SI nel en '6 IE ten 9 |, -yeIg Ip "U. + Tq wiıs N ST "N 9 "N I udy 32 en ‘6I Indy "72 s19d B.IOJLOU0] x usjoupo USUNMIT UOISIO OL : } 104 ne uorowiq uodsouy ur SI Ton RG TeW OL "I8 EN I « MEI aIp “YogL + Toq yaıs ar N | mine EN | mauzz | ea engen uoPUNO UOUMIT UISIO ALT YUUog Top ur 'y 08T + pım u | rem "95 ‚em OL ren _'S reW_' ww © rweN_'9 ‘sIad -Jeyag mm goOT + Toq ypıs zig] mdy sg | mdy 9a | wmdy cz : mdy 77 | vueijjeyosıen S uoJUFo UOUMIT UO4SI9 HOLT = Ss n en coL - t04 ne uorperg uodsoug u is tem 'OL tem '6 em 8 "18 em 9 | = Er -PIITOIP "Y 008 + Toq ypıs a °6L tudy '8z mady 'ız mudy '9g N ‘6 may zz [Steareresnoeig sqepÄ10) = uoUFO UOTE WEISIDO OLCL Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 242 "uodaı | -194)1M9H wour yoeu yo) | . + Toq ne uoypeıg uodsouy '8z "33 em 08 tem ‘OL Te "TIL nennen Eger orp. “uo3oy mono qaeu | N oo] en mudy '87 mdy '62 N RL "U. + Tq wıs uHPUYO UOLIMTEL UOISIO OL zp ur y.Il+ Air aeg np "s ren 78 ren SI a, wem „IE eW7 jnyog ewrum . 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Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Eremurus robustus Rgl. (Siehe Taf. 769.) Liliaceae. 5. Eremurus robusitus; caule maximo usque 2 m. alto, foliisque glau- eis glaberrimis; foliis lineari-lanceola- lis, carinatis, margine scabris, usque 6 c.m. latis ei 60 c. m. longis; racemo maximo, denso, 40—60 c. m. longo; pedicellis filiformibus, continuis, patulis, bracteas membranaceas villoso - ciliatas lineari-filiformes circiter duplo superan- tibus; perigonii rosei foliolis patulis, omnibus uninerviis, post florescentiam rectis; capsulis laevibus; seminibus. Species magnifica, flores rosei 4 c.m. in diametro. Henningia robusta Rgl. pl. Semenov. in Bull. de Mosc. 1868 n. 1092, Hab. in Alatau transiliensi alt. 2— 3000° leg. Semenow, in Turkestania Sarawschansk Bassin 10,000° leg. ©. Fedjenko, in mont. Karamkul leg. Krause. Die Prachtpflanze, welche unsere Abbildung darstellt, ward ursprünglich von dem jetzigen Präsidenten der K. Geographischen Gesellschaft, Herrn P., P. Semenow im Alatau transiliensis in IX, 1873, einer Höhe von 2—3000° überm Meere gesammelt und vom Referenten in der „Enumeratio plantarum a Cl. Semenovio collectarum“ (Bull. de Moscou) als Hen- ningia robusta beschrieben. Später sammelte Frau Olga Fedjenko diese Pflanze im Sarawschansker Bassin in Turkestan in einer Höhe von 10,000° überm Meere und sendete Knollen der- selben an den Botanischen Garten in Moskau, wo diese Pflanze schon im Sommer 1871 zur Blüthe kam. Im letzten Jahre erhielt der hiesige Bota- nische Garten mehrere Exemplare der- selben vom Herrn Korolkow aus Tur- kestan eingesendet, von denen eins im Garten des Hrn. M. Leichtlin in Carls- ruhe und eins im Petersburger Botani- schen Garten im Frühjahre 1873 zur Blüthe kam. Inzwischen hatte Hr. Pro- fessor Tschistiakow in Moskau im Win- ter 1872—73 dem Unterzeichneten auch eine schöne Abbildung dieser Pflanze für die Gartenflora miigetheilt, welche nach dem Exemplar gemacht worden 17 artenflora Deuts RE / war, welches im Botanischen Garien zu Moskau zur Blüthe gekommen war. Der Referent wollte damals auch sofort dieselbe publiciren, da aber bei der Untersuchung der trockenen Exemplare von den Gattungen Henningia, Ammo- lirion und Eremurus, es demselben nichi möglich war, deren Unterscheidungs- merkmale festzustellen, entschloss sich derselbe bis zur Blüthe unserer eigenen Pflanzen mit der Publication der Ab- bildung zuzuwarten. Die Untersuchung der lebenden Pflanze ergab auch das Resultat, dass alle die zur Unterscheidung dieser 3 Gattungen gebrauchten Merkmale sich als ganz ungeeignet zur Begründung von Gattungen erwiesen. Als solche Charaktere nennen wir die Blumenkrone, welche bei Eremurus und Henningia sechsblätterig, — bei Ammolirion nur 6-theilig sein soll, in Wahrheit aber bei allen nur 6-theilig und bei den un- befruchteten Blumen aller 3 Gattungen als am Grunde verwachsene Blumen- krone abfällt, bei den beiruchteten Blu- men aber stehen bleibt. Bei Eremurus altaicus ist sogar die Blumenkrone am Grunde in einen stiellörmigen Fortsaiz verwachsen, wodurch der Blüthenstiel, unterhalb der Spitze articulirt erscheint. Ferner werden diese Gallungen durch in der Knospe eingelegte oder stets gerade Staubfäden unterschieden. In Wahrheit sind aber bei allen 3 Gattun- gen die Slaubfäden in der jungen Knospe aufrecht, nur unmiilelbar vorm Oeffnen verlängern sich dieselben und gegen die noch geschlossene Spilze der Blumen- krone drückend, biegen sie sich etwas und richten sich aber beim Aufblühen wiederum auf. Ebenso unbeständig und ohne Werth sind die von den Anthe- ren, der Richtung des Griffels und den Samen genommenen Charaktere, wor- auf wir in einer Botanischen A lung über die bis jetzt bekannten ten der Gattungen Eremurus und Selo- nia in den Trudi des K. Bot. Gartens näher eintreten. Das Resultat dieser Untersuchungen war, dass Ammolirion und Henningia wieder mit Eremurus vereinigt werden mussten. Wir geben am Schlusse die- ses Arlikels die kurzen Unterscheid- ungsmerkmale von den nahe verwandten Gattungen Eremurus, Selonia, Asphode- lus und Asphodeline, — sowie eben- falls die Aufzählung der Arten von Eremurus nach analylischer Methode und verweisen im Uebrigen auf die oben eitirie Abhandlung. Ueber unsern abgebildeten Eremu- rus robustus bemerken wir, dass Pflanzen desselben im Botanischen Gar- ten in Moskau und auch in den Baum- schulen des Referenten in St. Peters- burg im freien Lande ausgehalten ha- ben, dass wir also mithin diese Pflanze in die Reihe der schönsten und impo- sanlesten perennirenden Gewächse un- serer Gärten stellen können. Wenn unsere Leser einen Blick auf die Abbildung werlen, so ist Fig, a eine Ymal verkleinerte blühende Pflanze, welche wir nach der uns vom Herrn Prof. Tschistiakow in Moskau milge- theillen Abbildung machen liessen. Die bläugrünen gekielten, am Rande schar- fen Blätter, werden 5—8 Cm. breit und 60 Cm. lang. Der Blüthenschaft nebst Blüthentraube ist ungelähr 2 Meter hoch und die rosarolhen Blumen blühen von unten nach oben sich allmählich ent- wickelnd, lange andauernd in der 60— 70 Cm, langen dichten Blüthentraube. — Fig. b ist der obere Theil eines Blat- tes in natürlicher Grösse. — Fig. c ein Stück des Blüthenstandes. — Fig. d eine einzelne geöffnete Blume und Fig, e Sean) KL N Se) SE he Hr ö cf IT ” I. Originalabhandlungen. ein einzelnes Blumenblatt, alle in na- türlicher Grösse. — Fig. f ist ein Staub- faden mit Anthere unmittelbar nach dem Oeffnen der Blumen, vergrössert. — Fig. g ein Staubfaden mit Anthere kurz nach dem Oeffnen der Blumen in na- türlicher Grösse. Noch später krüm- men sich die Antheren spiralig ein- wärls. Die Gruppe der Henningien unter- scheidet sich noch von den ächten Ere- murus-Arien (zu denen auch Ammoli- rion gehört), durch die stets nur ein- nervigen Blumenblätter, während bei Ere- murus die 3 äusseren am Grunde 9—5 dicht zusammengedrängte Nerven tra- gen. Als Scheidungsgrund für die Galt- ung schien uns aber auch dieser Cha- rakter zu geringfügig, um so mehr als die natürliche Tracht der Eremurus- Arten, die gleiche wie die der Hen- ningia-Arten ist. Von den im Nach- folgenden aufgeführten Eremurus-Arten haben wir im hiesigen Garten Nr. 1, 5 und 8 in Cultur. Aufzählung der verwandten Gattungen und der Arten der Gattung Eremurus. rFilamenta basi fornicato-di- latata. AsphodelusL,., perigonio ad basin 6-partito. — Folia omnia radicalia. Asphodeline Rchb., perigonio 6-partito, basi tubo brevissimo. — Caulis foliatus. +rFilamenta filiformia. EremurusM.B., perigonii ad basin 6-partiti foliolis inter se similibus. Selonia Rgl., perigonii ad basin 6-partiti foliolis 3 exterioribus tex- tura solidiore sepaloideis, 3 interi- oribus texlura tenuiore petaloideis. I. EremurusM. B, Perigonium inferum corollinum, ad basin 6-parlilum, inferum; florum foe- 259 cundatorum persisiens, florum non foe- cundalorum mox deciduum; foliola in- ter se similia, erecio-patentia v. pa- tentia v. incurvo patenlia, basi inter se connala. Stamina 6, hypogyna; fila- menta filiformia, initio adscendentia, mox recta v. rectiuscula, elongata, pe- rigonium circiter aequantia v. deinde superantia; antherae biloculares, oblon- gae, supra basin bifidam fixae, secun- dum longitudinem interne dehiscentes, initio reclae, mox horizontales plus minusve curvalae v. subspiraliter tor- tae. Ovarium triloculare. Ovula in lo- eulis 2— 4, collateralia, amphitropa. Stylus filiformis, initlio erectus, post foecundationem subreflexus, deinde rec- tus; stigma simplex, puncliforme. Cap- sula membranacea, subglobosa, trilocu- laris, loculocide -trivalvis. Semina in loculis 2—4, triquetra, ad angulos sub- nuda v. ala membranacea angusla v. latiore v. irregulari instrucia. Herbae perennes; radice e fibris crassis fasciculala; foliis omnibus radi- calibus, linearibus v. e basi latiore lan- ceolato-linearibus, carinatis (an sem- per?); caule nudo; florum racemo- elongato. jConspecius specierum. A. Sepala exteriora basi nervis in- termediis 3— 5 approximatis instructa, apice uninervia, interiora uninervia. — (Eremurus et Ammolirion), a. Pedicelli continui. *Capsula plicis venisque Iransversis rugosa. 1. E. spectabilis M. B. **Capsula laevis v. laevius- cula. 2. E. inderiensis Rgl.; pedicel- lis aequalibus erecto-patentibus, sepa- lis post anthesin erectis apice tanium paullo involulis, 17% > 260° Gartenflora Deutschlands, Russla ds und der 3. E. turkestanicusRgl.; pedi- \ cellis a basi supra medium erectis, api- | ter aequantibus. — Folia basi circ. cem versus subclavato-incrassatis recur- | 21/, c. m. lata. = voque patentibus, sepalis post anthesin *#*Bracteae margine piloso-ci- supra medium involutis. liatulae. b. Pedicelli infra apicem ar- 7. E.anisopterusRegl.; racemo ticulati. laxo; bracteis quam pedicelli 3 — Aplo 4. E. altaicus Stev. brevioribus. — Folia linearia, angusta. B. Sepala omnia nervo unico in- ***Bracteae glabrae. termedio crasso apice subexcurrente. — 8 E. Olgae Rgl.; bracteis quam (Perigonium corollinum, subcampanula- | pedicelli 2—3plo brevioribus. tum, foliolis tenuissimis incurvato - pa- b. Folia utrinque hirtula. tentibus). — (Henningia). 9. E. persicus Boiss; bracteis a. Folia glabra. lanceolatis minute ciliolatis pedicello *Bractieae margine villoso- | brevioribus. — Folia utrinque hirtula, ciliatae, racemus laxus. 5. E. robustus Rgl.; racemo 10. E. Kaufmanni Rgl.; brac- elongato denso, bracteis quam pedicelli | teis lineari-filiformibus, villoso-ciliatis, vix duplo brevioribus. — Folia basi | pedicellos aequantibus. — Folia utrin- usque 5 c. m. lata. que cano-hirtula, racemus densus. 6. E. Aucherianus Boiss.; ra- (E. R.) b) Allium Murrayanum h. Edinb. et A. Mac Nabianum h. Edinb. (Siehe Tafel 770). Liliaceae. A. Murrayanum h. Edinb. (Siehe | tis exterioribus basin versus paullo di- Taf. 770 Fig. 1) Glabrum; caule tereli, | latatis, interioribus subfiliformibus. pedali et ultra, basi 2--3 phyllo; foliis Wir haben das hübsche Allium, das planis, linearibus, attenuato-aculis, cau- | unsere Figur darstellt, vom Hrn, Max lem subaequantibus, margine laevibus; | Leichtlin in Carlsruhe erhalten und von umbella corymbosa, pluriflora (15—20 | demselben erfahren, dass dasselbe aus flora); spathae membranaceae bifidae | dem Botanischen Garten in Edinburg phyllis ovatis, acuminatis, pedicellos | stammt. Wahrscheinlich ist es eine exteriores circiter aequanlibus; peri- | aus Nordamerika eingeführte Art, die gonii phyllis patentibus, ovatis acutis, mit Al. oreophilum, das auf der glei- lilacinis, in latere exteriore nervo in- | chen Tafel dargestellt ist, sowie be- termedio viridi subcarinatis; staminibus | sonders mit Al. acuminatum Hook, ver- aequalibus, quam perigonii phylla paullo | wandt ist. Die grossen lilafarbenen brevioribus; filamentis simplicibus, basi | Blumen, die in einer oben flachen Dolde inter se connalis, perigonio basi adna- | stehen, stellen diese schöne Pflanze in 2 ya N a I. Originalabhandlungen, 261 die Reihe der schönen im freien Lande | Cultur gerade jetzt zur Moderichtung ausdauernden Zwiebelgewächse, deren gehört. (E. R.) c) Alium Mac Nabianum h. Edinb. (Siehe Taf. 770. Fig. 2—3.) Die Abbildung erhielten wir mit der von A. Murrayanum vom Hrn. Max Leicht- lin, angefertigt nach einer in dessen Garten blühenden Pflanze. Scheint gleichfalls eine Art Nordamerika’s zu sein, die mit A. acuminatum Hook. nahe verwandt ist, aber mit dieser nicht vereinigt werden kann. Wir haben so- wohl Hooker’s Beschreibung als wild gesammelte Exemplare verglichen, dar- nach besitzt A. acuminatum dünnere Blüthenrschafte und dünnere Blüthen- stiele, 2 länglich-ovale zugespitzte Blätt- chen der die Blüthendolde stützenden Scheide und viel länger zugespitzte Blättchen der Blume, welche zuweilen (aber nicht immer) unter der Lupe ge- zähnelt erscheinen. Wir können daher das A. Mac Nabianum h. Edinb. nicht mit A. acuminatum vereinen und geben die folgende Diagnose zu demselben: A.Mac Nabianum; acaule; scapo robusto, tereti, crasso, foliis radicalibus paucis, linearibus, atlenuato - aculis, scapo brevioribus; umbella pluriflora; pedunculis crassis; spatha scariosa, bi- fida, phyllis ovata-subrotundis, paullo acuminatis, pedunculos subaequantibus; perigonii saturate rosei foliolis margine integerrimis, tribus exterioribus ovalis aculis, tribus interioribus minoribus, ovato-oblongis aculis; staminibus peri- anthio circiter duplo brevioribus, lan- ceolato-subulatis, edentulis. Aus dem reichen Garten-Etablisse- ment des Herrn Haage und Schmidt erhielten wir dieses schöne Allium als A. acuminalum. Empfehlenswerth als schön blühendes Zwiebelgewächs für unsere Blumenparterres. Erklärung der Abbildung. Fig. 2 ein Biumenschaft mit den Blu- | men, Fig. 3. eine einzelne geöffnete Blume. (E. R.) d) Cureuligo recurvata Dryand. (Siehe Tafel 771.) Hypexideae. C. recurvata Dryand. in hort. Kew. ed. II. tom. II. pag. 253. — Bot. Reg. tab. 770. eine Abbildung derselben, weil solche zu den empfehlenswerthesten dauerhaf- testen Decorationspflanzen fürs warme Eine lang bekannte Pflanze aus dem , Zimmer gehört. östlichen Bengalen. Wir geben hier Blätter sämmtlich wurzelständig; n1 \ “ Stärke des Exemplars 1—3 Fuss lang und trägt die gestreckt lanzettliche,, in den Blattstiel verschmälerte und an der Spitze lang zugespitzte Blatifläche, die der Länge nach stark gefaltet, glän- zend grün und gleichfalls je nach der Stärke des Exemplars 1 bis 31/, Fuss lang und bis über 7 Zoll breit wird. Die gelben 6-theiligen Blumen stehen Gartenflora Deutschlands, der gehöhlte Blattstiel wird je nach der | | mit 3 Narben. digen Blüthenstielen gestützt sind und nicken. Jede Blume von einer behaar- ten Bractee gestützt, die ungefähr so lang als die Blume. Blumenkrone 6 theilig, mit lanzettlichen abstehenden, ausserhalb behaarten und innerhalb kah- len Lappen. Staubfäden 6. Ein Griffel (E. R.) 2) Bericht über die II. temporäre Ausstellung von Garten-Produeten auf der Wiener Welt- Ausstellung vom 15.— 25. Juni 1873. Von der deutschen Reichs-Ausstell- ungs-Commission mit dem Auftrage ei- nes Jurors der Il. temporären Garten- bau- Ausstellung bestimmt, gebe ich einen kurzen Bericht über die Be- schickung dieser Ausstellung. Wenn wir in den verschiedenen Industrie- Ausstellungen der letzten 20 Jahre Ge- legenheit hatten, uns von den Fort- schritten der Industrie zu überzeugen, so wird auch bezüglich der Blumen-, Garten-Producten - Ausstellung, welche in den letzten 10 Jahren in grösseren Städten stattfanden, jeder Fachmann und Gartenfreund bekennen; müssen, dass gerade der gesammte Gartenbau sehr bedeutende Fortschritte aufzuweisen hat. Dem schlichtesten Beobachter kann es bei dem Besuche der verschiedenen Blumen-, Gemüse- und Obst-Märkte nicht entgehen, dass in allen Zweigen die Qualilätsfrage mehr in den Vordergrund trilt. Ich hatte bis jetzt Gelegenheit, die hervorragendsten Ausstellungen der letz- ten 10 Jahre auf dem Festlande zu sehen, und ich muss gestehen, dass mich die Wiener Ausstellung in hohem Grade befriedigt hat, und wenn in der politischen Tagespresse Klage geführt wurde, dass die Aufnahmsvorrichtun- gen der I. temporären Gartenbau-Aus- stellung (welche ich nicht gesehen habe) nicht genügten, und es an heizbaren Räumen fehlte, so war doch durch die bestehenden nahe zu 200 Meter langen und abwechselnd 10 und 5 Meter brei- ten Leinwandzelte, welche nach oben an der Rückseite mit Glasverschluss versehen waren, die grösste Vorsorge getroffen. Gerade diese Vorrichtung ist nach meiner Anschauung, bezüglich der Beleuchtung und Conservirung als die beste zu bezeichnen. Die erste temporäre Ausstell- ung zählte folgende Theilnehmer: Oesterreich 66 Deutschland 40 Italien 26 Belgien 6 Niederlande 3 Griechenland 2 Frankreich 1 Die II. temporäre Ausstellung zählte re, EEE a EZ ‚ ir 7 ” 4 k gr ” - u TI, Originalabhandlungen. 91 Aussteller, die sich wieder auf fol- gende Länder vertheilten: Oesterreich und Ungarn 74 Deutschland 10 Belgien 11 Frankreich f( Niederlande 3 Griechenland 2 England 2 Italien 1 Monaco 1 Um nun bei meiner Berichterstatt- ung vor Allem der neuen Einführungen zu gedenken, muss ich constatiren, dass Linden aus Brüssel, wie in Allem, so auch in dieser Beziehung das Vorzüg- lichste geleistet hat; seine Sammlungen von Neuheiten und Nutzpflanzen aller Art waren so schön und in so vorireff- licher Cultur, dass er zu denen gezählt werden darf, welche am meisten zur Bereicherung dieser Ausstellung beige- tragen haben. Linden hatte bei der ersten temporären Ausstellung durch die plötzlich eingetretene Kälte grossen Verlust zu beklagen, wesshalb sein zweitmaliges Erscheinen um so freudi- ger begrüsst, und ihm allseitig der Dank hiefür ausgesprochen wurde. Unter den Novitäten, die uns Linden vorführt, nennen wir in erster Reihe: Anthurium cristallinum, Curmeria pieturata, Phyllothaemion Lindeni, Til- landsia mosaica, sämmtlich aus Colum- bien. Als eine hervorragende Pflanze muss auch die Maranta hieroglyphica aus Neu-Granada bezeichnet werden, welche sich der so schönen und daher auch verbreitetsten Maranta zebrina wür- dig zur Seite stellen darf, ein Grund, warum ich nicht zweifle, dass sich die- selbe, wie die genannte allenthalben in Kürze einbürgern wird. Die Gattung Dieffenbachia wurde durch die Dieffenbachia lalimaculata 263 (Lind. et Andre) in einer vorzüglichen Weise bereichert, und auch dieselbe darf im Voraus zu den Lieblingen un- serer Warmhäuser gezählt werden, Die Mannigfaltigkeit der Dracaena- Arten ist durch die soeben in den Han- del gekommene Darcaena gloriosa und D. lutescens vermehrt worden. Dioscorea chrysophylla, D. Meleag- ris und D. prismatica sind höchst zier- liche Pflanzen, die wiederum als eine höchst erfreuliche Bereicherung bezeich- net werden dürfen. Bei der Collection neuer Palmen des Warmhauses ist die Wahl schwer, denn die Mehrzahl der ausgestellten Pflanzen kann als wirkliche Bereicherung unse- rer Gewächshäuser bezeichnet werden. Die Sammlung bestand aus folgen- den: Acanthorhiza Warscewiezii, Calamus species Menado, Calyptrogyne elata, Daemonorops accidens, Glazioua insig- nis, Pritchardia Martiana, Verschaffeltia melanochaeies, Calamus tenuis. Orchideen waren folgende vorhan- den, wobei zu bemerken ist, dass sie alle in schönster Blüthe standen: Aerides Fieldingi, A. Larpentae, A. Lindleyanum, A. odoratum. Caltleya Mossiae Manley Hall. Brassia ocanen- sis. Cypripedium barbatum superb., C. superbiens. Epidendrum Friederici Guillielmi, E. Vitellinum. Masdevallia Harryana. Laelia purpurata. Odonto- glossum cordaium, O0. cristatum, ©. Alexandrae, O. naevium, OÖ. sceptrum, Oncidium incurvum. Palumbina can- dida. Miltonia Warscewiezi. Die Nutz - Pflanzen - Sammlung in Gruppen, d. h. je nach ihrer Verwen- dungsweise für Pharmacie - Industrie vereinigt, ist als eine der vollständig- sten zu nennen, welche bis jetzt auf ar bei ich namentlich die vortreffliche Cul- tur hervorheben muss. Es würde zu weit führen, dieselben näher zu be- schreiben, und da allen Pflanzenbe- sitzern, namentlich den Interessenten von Linden’s Etablissement auch dessen Verzeichnisse bekannt sind, genügt wohl diese kurze Bemerkung. Unmittelbar am westlichen Eingang hatte ‚Herr Linden ein höchst interes- santes, mehrere Jahrhundert altes Pracht- exemplar eine Todea barbara ausgestellt. Der Kaufspreis dieser auf seinem 3—4' hohen Wurzelstock und prächti- gen Wedeln sich entfaltenden Pflanze beträgt 3600 fl. Ein grösseres Exem- plar wurde bis zur Stunde noch nicht imporlirt. Von den übrigen belgischen Aus- stellern die, nebenbei gesagt, in 10 Waggons per Extrazug ihre Ausstell- ungs-Objecte beförderten, hatte der Genter botanische Garten eine Collec- lion von 25, meistens ganz schwachen und gemeinen Nutzpflanzen ausgestellt. Das allen Pflanzenfreunden bekannte Etablissement der D’Hanis in Antwerpen halte eine Sammlung von 20 verschie- denen vorirefflich cultivirten Pflanzen ausgestellt, worunter sich durch ihr schönes Wachsthum besonders nennens- werth machten: Agave filifera minor, Dracaena porphyrophylla, Vriesia Glaziouana und mehrere Philodendron-Arten. Herr Handelsgärtner Stelzner in Gent, der sich mit der Farnen-Culiur ganz besonders befasst und hierin Grosses geleistet hat, hatte 4 grosse Farnen- Gruppen ausgestellt; nämlich eine Col- lection von 124 Farnen für das freie Land. Auch hier ist den Gartenfreunden der reiche Catalog dieser Pflanzen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwei einer Ausstellung gesehen wurde, wo- | vom Herrn Stelzner zur Einsicht SER empfehlen. x Die zweiie Gruppe zählt 21 den von Gymnogrammen und Cheilan- thes, welche vom Aussteller erzeugt wurden, und worunter sich höchst werth- volle Pflanzen befinden. Die von dem Herrn Boelens und Sohn in Gent eingesandten Amaryllis hatten leider auf dem Transport der Art gelitten, dass eine Beurtheilung derselben nicht mehr möglich war. Handelsgärtner Desmeti von Gent hatte mehrere Varietäten von Phormium tenax und eine reichhaltige Echeverien- Sammlung ausgestellt, worunter Eche- veria Van Celsii, E. Saundersi, und E. carinala besonders hervorzuheben sind. Von Handelsgärtner Dalliere in Gent mehrere neuere Einführungen, ferner eine gemischte Pflanzengruppe. Bezüglich der ersteren nenne ich das schöne in der Gruppe von Linden bereits erwähnte Anthurium ceristalli- num, Curmeria picturata, Ficus lanceo- lata, Macrozamia corallipes, Tillandsia tessellata, Nidularium spectabile, Ma- ranta tubispatha und M. hieroglyphica. Aus dem Garten des Präsidenten der Genter Gartenbau - Gesellschaft, Herrn Ghellinck de Walle waren ausgestellt: I. eine Sammlung von Selaginella und II. eine andere von Maranta, die, wenn auch bekannt, doch wohl selten in einem so vortrefflichen Culturzustande zu finden sein dürften, und desshalb auch allgemeines Inseresse erregten. Herr Jean Verschaffelt in Gent hatte seine reichhaltigen Collectionen von Aga- ven, Yucca, Dasylirien et Bonapartien vereinigt, ferner 12 Cacteen und eine Cycadeen- Sammlung, worunter Zamia corallipes, Lepidozamia Perofskiana, Za- mia Vroomi, insbesondere allgemeine Bewunderung verdienen. Hybri- TR A Ban ur 3 A I. Orginalabhandlungen. Was die österreichische Ausstellung betrifft, so muss vor Allem das Ericen- Sortiment des Herrn Handelsgärtners Abel von Hitzing bei Wien genannt werden, welches in Anbetracht der schwierigen Cultur durch Reichhaltig- keit und Schönheit der Exemplare auch ganz besondere Anerkennung fand; von einigen Arten wie Erica ventiricosa und Erica vestita waren Exemplare von 2 und 3’ Durchmesser vorhanden, und ich glaube schwerlich, dass zur Stunde viele Garten-Etablissements existiren, welche eine so reiche Ericen-Sammlung auf- zuweisen haben. Eine Palmen- und Cycadeen-Gruppe von nahzu 80 verschiedenen Palmen, — Cycadeen- und Zamien-Arten von dem- selben Aussteller gehört zu den her- vorragendsien Leistungen eines Handels- Etablissements. Auch hier konnte man sich wieder an der vortrefflichen Cultur dieser Pflan- zen erfreuen. Aus dem Garten des Grafen Breuner in Grafenegg (Ober- gäriner Hirsch), erregte ein Caladien- Sortiment durch Reichhaltigkeit, sowie durch vorireffliche Cultur einzelner Pflanzen (— es waren meisienst Ex- emplare von 2’ Durchmesser, und dar- über in ziemlich kleinen Gefässen) all- gemeines Aufsehen. Der berühmte Caladien - Züchter in Paris, M. Bleu häite sicherlich Freude gehabt, diese der seinen ebenbürtige Sammlung zu sehen! In der Abtheil- ung der Gemüse sehen wir von dem- selben Aussteller ein reichhaltiges Ge- müse-Sortiment, worunter insbesondere die Gurken: als Rollison’s Gurke, ferner eine neue in diesem Garten gezüchtete Gurke, welche durch Kreuzung mit Rollison’s Telegraf und der Prince Al- bert Gurke erzielt wurde. Bezüglich der letzten, bleibt insbe- 265 sondere zu wünschen, dass sie bald Verbreitung finden möge. Wiens botanischer Garten brachte eine grosse Anzahl Pflanzen, nament- lich Farne zur Ausstellung, von denen ich insbesondere hervorhebe: Dicksonia antarctica und Angiopteris evecta, in Exemplaren, welche ohne Zweifel zu den grössten des Conlinents gezählt werden dürften. Die Wedel der letzteren Pflanze sind 14—15 lang und die Pflanze selbst aus Sporen in dem dortigen botanischen Garten gezogen; wir haben hier sicher- lich das grösste Exemplar dieser Gatl- ung vor Augen, welche, in dieser Weise cultivirt, zu den imposantesten aller Farne gezählt werden muss. Ferner sind aus den k. k. botani- schen Garten ausgestellle Pflanzen zu rennen: Die Bromeliaceen, Marantaceen, Aroi- deen, Palmen und verschiedene in dem Ausstellungsraume vertheilte Pflanzen, welche ein schönes Zeugniss von der Cultur des Herrn Obergärtners Benseler geben. Es wird sich ohne Zweifel noch ein andermal Gelegenheit finden, über verschiedene Pflanzen des Wiener bot. Gartens zu sprechen, der sich durch viele seltene und gut cultivirte Pflan- zen auszeichnet. Aus dem Garten des Herrn Rodek (Obergärtner Fiedler) waren reichhal- tige Sammlungen von Croton, Dieffen- bachien, Peperomien und Philodendron in schön eultivirten Exemplaren ausge- stellt, worunter die Croton-Sammlung in ziemlich niedrigen Töpfen cultivirt, in den Vordergrund trat, während gleich- falls einige Theophrasta besondere Auf- merksamkeit verdienten. Obergärtner Ernest Fischer hatte aus dem Garten des Herrn Ritter von Görz ein roichhalfiges Caladien - Som ınent zur Ausstellung gebracht. Eine grosse Anzahl von Pflanzen- Sammlungen aus verschiedenen Gärten im kleineren Massstabe will ich des beschränkten Raumes halber aufzufüh- ren unterlassen. Dankbare und sonst auch in und um Wien mit Vorliebe gezogene Pflan- zen waren nicht besonders stark ver- treten; vom denselben hatte Handelsgärt- ner Kläring eirca 100 Exemplare in 8 Sorten nebst 50 Fuchsien in schön blühenden Exemplaren ausgestellt, wie denn auch von anderen Handelsgärt- nern eine gleiche Anzahl englischer Pelargonien mit Reseda ameliorata um- säumt ausgestellt zu sehen war. Eine vom Handelsgärtner Steck in Wien ausgestellte Collektion von Fuch- sien, Petunien, Caladien, Gloxinien und anderen Marktblumen ist mehr nach Anzahl und Schönheit der einzelnen Exemplare besonders erwähnenswerth. Auch begegnen wir in dieser Ab- theilung wiederum einem vorzüglichen Ericen-Züchter in der Ausstellung des Herrn Obergärtners Stöger, der ein reich- haltiges Sortiment ausgestellt hatte, an das sich eine Sammlung von Maher- nien anschloss. Unter den Mahernien, welchen man nicht gerade so häufig begeonet, die in der M. retusa, M. incisa und als die schönste von allen die Mahernia Diana. Ich erinnere mich nicht die Gattung Mahernia je in so schön und gut culli- virlen Exemplaren gesehen zu haben. Was die Gemüse- und Früchte-Aus- stellung betrifft, so ist vor Allem deren Reichhaltigkeit hervorzuheben; es ist die Behauptung, dass die Wiener Kü- | chen besser als die von Berlin und an- und | That mehr Berücksichtigung | verdienen, nenne ich Mahernia glabrata, | deren grossen Städten mit Gemüsen versehen werden, wahrlich keine Ue- * bertreibung. Die Gemüse - Ausstellung der hr delsgärtner ist des grossen Sortiments halber, in welchem auch die bekannten Wiener Treib-Kohlraben, die gewöhn- lichen Treib-Gurken, Treib -Endivien- Salat, gelber Sommer-Salat, gespreng- ter Sommer, Gold-Rüben und rothe Rüben - Salat, ein schönes Zwiebel- und Rettig - Sortiment, weisse und blaue Kohlraben, Frühkraut, Karviol und verschiedene Küchenkräuter waren, ver- dient die grösste Aufmerksamkeit un- serer Fachmänner. Spargel war auf dieser Ausstellung von solcher Schön- heit und Stärke vorhanden, wie ihn die bekannten Spargel-Züchter von Argen- teuil bei Paris (die bekanntlich als die besten Spargelzüchter gelten) nicht aus- gewählter, auf die Pariser Ausstellung geliefert halten; der Durchmesser eini- ger Exemplare war 4 Centimeter. Das Hervorragendste hat in dieser Beziehung der Gärtner Zufalz aus Milt- schen geleistet; es waren indess auch die aus Siebenbürgen eingesandten Spar- gel nicht minder schön. Aus Ungarn kamen verschiedene Gemüse, Erdbeeren, Aprikosen, Meionen, wie sie für die Jahreszeit nicht schöner gesehen wer- den könnten. Begreiflicher Weise ha- ben diese Producte durch den Trans- port, noch mehr aber durch die zur Zeit herrschende Hitze gelitten, und da- durch an der Schönheit für das Auge eine nicht unerhebliche Einbusse er- litten. Der Obergehilfe des k. k. Hofgar- tens in Schönbrunn halte ausser einem schönen Tafel-Aufsatz aus frischen Blu- men von derzeitigen in der Umgebung Wiens vorkommenden Gefässpflanzen, zu welchem ein genaues Verzeichniss 1. Originalabhandlungen. beigelegt war, ein Herbarium der in der Nähe von Wien wildwachsenden oder im Grossen gebauten Medicinal- Pflanzen (nach Neilreich’s Flora syste- matisch geordnet), so wie einige hei- mische Erd-Orchideen in Töpfen culti- virt, ausgestellt. Der freiherrlich von Dollhof’sche Schlossgärtner stellle eine Gloxinien- Gruppe, meistens diesjährige Sämlinge, welche sich durch Farbenreichthum aus- zeichneten, aus. Der Handelsgärtner Stumpf in Wien ein schönes Bouquet von frischen und getrockneten Blumen. Der Handelsgärtner Baumgärtner in Wien ein Sortiment englischer Levko- jen in allen Farben. Auch die Alpenpflanzen fanden ihre Vertretung in einer niedlichen auf ei- nem Tische vereinigten Sammlung, welche von Woche zu Woche erneuert ; i wird, aus dem Privatgarten des Herrn’ Platz. Die berühmte Rosenthal’sche Baum- schule führte uns diverse einjährige Gehölz-Veredelungen neuer Einführung vor, welche für den Fachmann von In- teresse waren; eine gleiche Sammlung hat Handelsgärtner Abel aus Hitzing ausgestellt. Beide Sammlungen zeich- neien sich durch vorireifliche Etiquet- lirung aus. Das aus Ungarn ausgestellte Gemüse, so wie die Früchte, namentlich aber die Kirschen waren der Art schön, dass dem Beschauer die Lust anwandeln musste, dieses schöne Land einmal zu sehen! — Auf einige aus Ungarn ausgestellte Obstbäume werde ich bei einer andern Gelegenheit zurückkommen. Herr Ober- gärtner Kramer aus Hamburg halte prächtige Vanillafrüchte, (Vanilla lutes- 267 cens) nebst einigen Zweigen und Ab- bildungen der Blüthenstände ausgestellt. Handelsgärtnr Liebmann aus Dres- den ein Balanlium Sellovianum 2 Me- ter hoch, Chamaerops humilis, Dracaena Ehrenbergi (eine wundervolle Pflanze), beide 31/,‘ hoch, welche nicht wenig zur Ausschmückung des Ausstellungs- Raumes beitrugen. Das Meiste von den deutschen Aus- stellern hat wohl das Jürgens’sche Eta- blissement in Ottensen bei Hamburg ge- leistet. Dasselbe hat unter der speci- ellen Leitung des Herrn Jürgens junior einen grossen Theil der unmittelbaren Umgebung des Ausstellungsraumes in einen Garten verwandelt, und hierbei sehr gefällige Terrainbewegungen ange- bracht, wie auch der Geschmack der An- pflanzung hervorgehoben werden muss. Hrn. Jürgens verdankt die Ausstellung zunächst das schönste und reichhalligsie Coniferen-Sortiment, welches dem ge- nannten Elablissement alle Ehre macht. Aus derselben Gärtnerei sind ferner noch eine grosse Anzahl verschiedener Solitair- und Trauerbäume, grosse Rho- dodendron, diverse hochsämmige Obst- bäume in allen Formen allenthalben zu sehen, die sich nicht minder durch vortreffliche Cultur auszeichnen. Die Handelsgärtnerei von Peter Smith ei C. hat eine gleichgrosse Samm- lung von Coniferen ausgestellt, die bei den Freunden der Nadelhölzer Interesse und Freude erregte. Die Ohlendorl’sche Handelsgärtnerei in Ham bei Hamburg, in den Garten- Anlagen ausser einem Sortiment von Coniferen verschiedener Laub -Bäume für Parkanlagen auch Trauerbäume, die wie die Obigen in dem Parke vertheilt waren. J. Buitterbrod in Hildesheim stellte 12 St. hochstämmige Kirschbäume auf eo 3 DI I eartendora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. IR | ERS 4 Jahre alten Sämlingen der Norddeut- schen Waldkirsche veredelt aus. Handelsgärtner Harms von Eimsbüt- tel bei Hamburg mehrere Rosengrup- pen mit hochstämmig und niederig ver- edelten Remontant-Bourbon- und Thee- Rosen, welche zur Zeit in üppigster Blüthe standen. Ueber die ausgepflanzten Gladiolen von Verdier aus Paris, die von den Ja- panesen mitgebrachten und in ihrem Garten ausgepflanzten zahlreichen Li- lien, sowie über die zur Zeit (Ende Juni) nicht ganz vollendete Gartenanlage, wollen wir bei der demnächst sich bie- tenden Gelegenheit sprechen. Aus Griechenland hat der ungemein thälige Professor Orphanides, der auch die Industrie-Ausstellung mit einer äus- serst reichhaltigen Holz- und Frucht- Sammlung bereicherte, ein grosses Sor- timent von Pomeranzen und Citronen ausgestellt, ferner mehrere getrocknete Pflanzen, die nach seiner Beschreibung auch in unserer Gegend Verbreitung verdienen und ohne Schwierigkeit cul- tivirt werden können, und die wir aus diesem Grunde aulzählen: Colchicum lingulatum, Boiss. Cotchicum Variegatum (verum), L. Colchicum Bivonae, Guss. Colchicum Cupani, Goss. Fritillaria graeca, Boiss. Fritillaria tristis, Boiss. und Heldr. Fritillaria Erharti, Orph. Rhamnus Alaternus Var. integrifolia Orph. Seseli Crithmifolium, Boiss. Origanum pulchrum, Boiss. und Heldr. Origanum Scabrum, Boiss. und Heldr. | Origanum Tournefortii. Origanum Tournefortii var. glabrum. Sideritis Fraseri, Boiss. und Heldr. Sideritis Florida, Boiss- und Heldr. Sideritis Syriaca, L. Celsia Cyllenia, Boiss. und Heldr. Celsia Denzeri, Boiss. und Chaub. Celsia acaulis, Boiss. und Chaub. Mattia graeca, Boiss. und Heldr. Haberlea Heldreichii, Boiss. Astragalus Drupaceus, Orph. Astragalus Agraniotis, Orph. Ranunculus Ficarioides, Bory u. Chaub. Acer Heldreichii, Orph. Viscaria Sartorii, Boiss. Senecio Eubaeus, Boiss. und Heldr. Neue Pflanzen noch nicht im Handel. Colchicum Eubaeum, Orph. Colchicum polymorphum, Orph. Colchicum polymorphum var. obtusi- lobum. Colchicum polymorphum var. acuti- lobum. Colchieum Boissieri, Orph. Colchicum Taygeteum, Orph. Fritillaria Rhodocanakis, Orph. Fritillaria Cyllenea, Orph. Acer ricinifolium, Orph. Rhamus oleoides, Var. Aquilegia Taygetea, Ordh. Centaurea Armorgina, Boiss. u. Orph, Helichrysum Armorginum, Boiss. und Orph. Origanum hybridum. Origanum scabrum, Boiss. und Heldr. Origanum hirtum, Link. species nova. Athamanta Taygetea, Boiss. u. Orph. Abies Sinae, Orph. species nova. Ferner eine grosse Anzahl von ver- schiedenen Bäumen und Sträuchern in den Obstbaum-Plantagen ausgepflanzt. Die ausgestellten Obstbäume konnte man zur Zeit, in Folge des hohen Was- serstandes der Donau, welche Alles überfluthete, nicht eingehend besichtigen. I. Originalabhandlungen. Während meines Aufenthaltes war man eben damit beschäftigt, die ver- schiedenen Sammlungen von Obstbäu- men aller Arl an einen mehr gesicher- ten Platz zu bringen. Wir finden in dieser Abtheilung die berühmtesten Firmen als Rosenthal aus 269 Wien, Durand und Baltet aus Frankreich, der pomologische Verein in Booskop (Holland) Jürgens aus Hamburg hier- über, wie wir überhaupt über die Aus- stellung im Parke ein andermal berich- ten werden. Max Kolb. 3) Der Leichtlin’sche Garten in Baden - Baden, Herr Max Leichtlin in der Garten- welt als gewiegter Kenner und Züch- ter der Liliaceen, insbesondere der Li- lien bekannt und hochgeachtet, hatte schon vor mehreren Jahren in Carls- ruhe eine Gärtnerei gegründet, deren grösserer Theil neben anderen inter- essantien und seltenen Pflanzen der Cultur dieser Pflanzenfamilie gewid- mei war, Herr Max Leichtlin hat seine Gärt- nerei seit vorigem Jahre auf sein Land- gut nach Baden-Baden verlegt und das Gebäude etc. entsprechend dazu herge- richtet — wie — werden wir weiter unten sehen. Bevor wir jedoch näher auf unseren Gegenstand übergehen, scheint es uns angemessen, auf die Eigenthümlichkei- ten dieser Gärtnerei, auf die in selte- nem Grade so glücklich vereinigten Umstände hinzuweisen, welche zusam- menwirken, um ein Ganzes hervorzu- bringen, wie es freilich, was Ausdehn- ung anbelangt, von anderen derarligen Gärten vielfach übertroffen wird, sofern es sich aber um inneren Werth und Gehalt handelt, der sich hier jedem Kenner in überzeugendster Weise vor Augen stellt, eine hervorragende, be- neidenswerthe Stelle einnimmt, — Herr Max Leichtlin, früher employ£ in der Gärtnerei von L. van Houtte in Gent, von wo aus derselbe unter An- derem im Interesse der Gärtnerei eine Reise nach Brasilien ausführte, jetzt Theilhaber eines der bedeutendsten Handelsgeschäfte in Carlsruhe, hat auf der Höhe des Geschäftlebens die Ju- gendliebe zu seinem früheren Berufe sich bewahrt. Dessen Hingebung zu letzterem, seine Kenntnisse und ausge- dehnie Verbindungen, und fügen wir noch hinzu, die nöthigen Mittel, so ha- ben wir wohl in wenigen Worten die Hauptmomente berührt, welche den Grundstein zu einem Werke zu legen Veranlassung waren, welches, wenn es in gleicher Weise wie bisher als Aug- apfel eines von Glück und Natur gleich günstig ausgestalteten Menschenkindes behandelt wird, in naher Zukunft als Muster eines Gartens betrachtet werden dürfte, zumal eines solchen, der nicht allein dem Vergnügen, sondern insbe- sondere der Wissenschaft mit seltener Fülle zu dienen berufen erscheint, Der Garten und Villa Leichtlin lie- gen auf einem nach Süden gewendeten Abhang, der nach oder in die Stadt Baden selbst abfallenden Vorhügel des Schlossbergs, der russischen Kapelle Gartenflora Deutschlands, gerade gegenüber getrennt durch das Thal. Oestlich wenig höher gelegen und nur einige hundert Schritte entfernt, das „neue Schloss“, im Hintergrund der hochansteigende Schwarzwald, im Norden die prächtigen „badener Berge* mit dem alten Schloss, westlich die Thalöffnung mit der Aussicht in die Rheinebene, mit einem durch die Voge- sen begränzien Horizont; zu Füssen Baden-Baden mit all seinen Herrlich- keiten! Das Terrain ist also ein ziemlich rasch und steil abfallendes, wesshalb dasselbe durch 2 starke ziemlich hohe Mauern terrassenarlig in 3 Theile ge- theilt ist, der unterste östliche Theil ist ein kleines Wiesenthal, begränzt durch ein rauschendes Bächlein mit üppiger natürlicher Uferpflanzung. Der Thal- hang ist bestimmt für Coniferen und finden sich daselbst, Iheilweise in un- gewöhnlicher Stärke und Schönheit: Abies nobilis v. glauca, Ab. Nordman- niana, Ab. lasiocarpa, Sciadopylis verli- eillata, Pseudolarix Kaempferiund andere. Der unterste westliche Theil, beinahe un- mittelbar in rascher Senkung sich an die Stadt anschliessend, wird grossen- theils durch junge Obstpflanzung, iheils als Spalier und Pyramiden, theils als Hochstämme eingenommen. Es ver- spricht auch dieser Zweig der Gärt- nerei, der in dieser Gegend noch viel zu häufig vorkommenden Mittelmässig- keit entgegentreien zu wollen. Der mittlere Theil der Terrasse trägt ins- besondere die Specialitäten und bildet somit wohl den intessantesten Theil des Leichtlin’schen Gartens. Dieser Theil ist mit besonderer Sorgfalt den verschie- denen Anforderungen der Pflanzencultur angepasst. Mit Steinplatten eingefasste Heidenerdbeete, Frühbeete den manch- fachsten Zwecken dienend und danach Russlands und der Schweiz. | SIERT eingerichtet, 2 zum Ueberwiniern der nicht ausdauerenden Gewächse und zur Vermehrung etc. besiimmte Gewächs- häuser, die mit Hochdruckwasserheizung und mit Regenwasserreservoirs ver- sehen sind, welch letztere auch im äusseren Garien angebracht werden, Be- schattungsvorrichtungen, passende Par- Ihien für Stein- und Felspflanzen etc. sprechen deutlich für das Verständniss und die Sorgfalt, mit welcher den ver- schiedenen ihrer Heimath entrückten Insassen dieses Gartens auf fremdem Boden eine neue Stätte des Gedeihens geschaffen werden soll und auch ge- schaffen wird. Die westliche Ecke dieser Terrasse nimmi eine kleine Felsgruppe ein, die an eine nach dem oberen Gartentheil führende Steinireppe angelehnt und mit allerhand hübschen, hiezu passenden Pflanzen bekleidet ist. Wir erwähnen hier in erster Linie eines Originalexemplars des Pilocereus senilis, der bei einer Höhe von etwa 12 bis 14 Zoll mit 6 bis 7 Zoll langen, silberweissen Haaren dicht bekleidet ist, ausserdem macht sich hier ein Prachtexemplar des äusserst decorati- ven Phormium tenax fol. var. beson- ders bemerklich. Auf Rabatten mit gewöhnlicher Gar- tenerde stehen einige Exemplare des Amorphophallus Rivierii Durieu mit Schäften, die über der Erde nahezu 2 Zoll Durchmesser haben. Es scheint uns diese Aroidee, die in vollkomme- ner Ruhe unsere Winter an frostfreien Orten als Knolle leicht durchmacht, als Einzelpflanze auf Rasen etc. insbeson- dere da, wo der Sommer ein intensi- ver ist, eine Rolle zu spielen berufen zu sein. Eine andere Rabatte ist mit der noch wenig verbreileten, sehr gross 0 PR 2 PA A a a FE A Zur Iran od BL ER NEE ' J I. Originalabhandlungen. blassrosa blühenden Iberis gibraltarica eingefasst. Das schöne Rheum palmatum, wel- ches in unsern Gärten nur noch äus- serst selten zu finden war, und welches das in der Heilkunde so häufig ver- wendete Rhabarber liefert, findet sich in einigen stattlichen Exemplaren, die den Blick eines jeden Kenners auf sich ziehen. Herr Leichtlin hält diese Pflanze nach ihrer Vegetationsperiode, d. h. nachdem dieselbe zu treiben aufgehört hat, trocken und schülzt sie sogar vor starken Niederschlägen, welche Behand- lungsweise nach dem Resultate zu schliessen, die richtige zu sein scheint. Starke Exemplare, der erst in neuerer Zeit von den Gebirgen Marocco’s ein- geführten Bellis rotundifolia Boiss. et R. stehen in vollster Blülhe und bilden für den Beschauer dieses „blauen“ Maasliebchens einen besonderen Reiz, Ferula Asa foelida L. (schon früher in diesen Blättern als hervorragende Pflanze des Leichtlinschen Gartens erwähnt) aus Persien stammend, liefert das in der Heilkunde unter obigem Namen be- kannte Medicament. Diese Pflanze ist hier in ziemlich schwerem Boden zu ausserordentlicher Ueppigkeit gediehen. Die feingetheilten etwa 3° langen und wohl eben so breiten dunkelgrünen, glänzenden, festen, zahlreichen Blätter lassen diese Pflanze in solchem Cultur- zustande als Decorationspflanze ersten Ranges erscheinen. Nertera depressa Banks ei Sol. zu den Rubiaceen gehö- rig, eine Perle unter den Alpenpflanzen, ist in zahlreichen Exemplaren vorhan- den, in einer Schönheit, wie wir uns dieselbe kaum grösser auf ihrem hei- mailhlichen Boden denken können. Sie bewohnt die rauhesten Gebirge der gan- zen südlichen Hemisphäre. Sie ent- faltet ihre grössten Reize im Zustand 271 des Fruchttragens durch ihre zu hun- derten erscheinenden, lebhaft orange- gelben Früchte, die die Grösse einer kleinen Erbse erreichen und zwischen und dicht über den kleinen rundiich- ovalen, lebhaft grünen, einen Minialur- rasen bildenden Blätichen stehen. Herr Leichtlin setzt dieses Kleinod vor und während der Blüthe unbekümmert der Sonne aus, bei deren Einwirkung die Blätichen eine beinahe braune Färbung annehmen, aber ein reichlicher Früchte- ansalz bewirkt wird. Erst nach dieser Periode wird die Pflanze schattiger ge- stelll, wo dieselbe rasch ihre lebhaft grüne Farbe erhält, die so wesentlich zur Schönheit der Pflanze beiträgt. Die noch sehr seltene 1846 im Felsenge- birge entdeckte Fremontia californica Torrey, ein zu den Malvaceen gehö- riger, ohne Zweifel im Klima Süd- deutschlands ausdauerender Strauch mit 3—7 lappigen Blältern zeichnet sich durch zahlreich erscheinende, grosse, gelbe Blumen aus. Dieselbe ist in ei- nem sehr hübschen Exemplare vor- handen. Eine unseres Wissens noch unbeschriebene, wie es scheint, 1jährige ÖOenothera aus Californien stammend, mit zahlreichen, grossen, schneeweis- sen Blülhen und niederem Habitus, wird sicherlich bald zur Ausschmückung der Blumenbeele sich die verdiente Geltung verschaffen. Die noch wenig bekannte und verbreitete Omphalodes Luziliae, aul den Gebirgen Kleinasiens heimisch und hier bis zu einer Höhe von 8000’ ansteigend, isi eine Pflanze mit nieder- liegenden Zweigen und relativ sehr grossen hellblauen Blumen. sie erfreut sich hier eines sichtbaren Wohlseins. Ganze Beete der, in der That wunder- bar gelärbtien Varietäten der Iris Kaemp- feri in üppigster Gesundheit überraschen Kenner und Laien, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der ‚Schweiz. © Herrn Max Leichtlin verdanken wir bei der Cultur dieser Pflanze die Beob- achtung, dass dieselbe zu ihren Ge- deihen durchaus der Heidenerde bedarf. Gleichfalls sehr zahlreich und in ebenso erfreulichem Zusiand haben wir die hübsche Iris iberica gefunden. Die blüthenreiche Seubertia Jaxa ist in ei- ner dunkelblauen sehr hübschen Varie- tät vorhanden, der, wie es scheint, auch ein robusterer Habitus eigen ist. Eine sowohl durch ihre Neuheit als imposante Schönheit ausgezeichnete Pflanze ist Eremurus robustus Rgl. eine von den Gebirgen Turkestans in Central-Asien stammende, den Aspho- delusarten. zunächst verwandte perenni- rende Pflanze. Der Leichtlin’sche Gar- ten, der glückliche Besitzer dieser Neu- heit, wird dieselbe von hier aus ihren Einzug in die Gärten halten lassen. Der Habitus der Pflanze in nicht blühen- dem Zustande erinnert an ein Ornitho- galum mit riesigen Dimensionen. Der Blüthenstand ist eine walzenförmige Aehre, die über 3° Länge misst, der ganze Blüthensiengel erhebt sich bis zu Höhe von 8‘, derselbe trägt zahllose, dichtstehende Blüthen von äusserst zar- ter rosa Färbung, dieselben haben 7—8 Linien im Durchmesser. Wir hatten das Vergnügen, diese schöne Pflanze ausser in blühendem Zu- stand auch mit zahlreichen vielver- sprechenden Samenkapseln zu sehen, so dass wir uns der Hoffnung hingeben können, dass diese Zierde auch bald in andern Gärten zu finden sein wird, zu- mal ja der Leichtlin’sche Garten ausser seinen sonstigen Zwecken die Verbreit- ung neuer, seltener, schöner und in- teressanter Pflanzen sich zur Aufgabe macht, und wie auch bisher mit be- kanntem Erfolg gemacht hat. Der Schwerpunkt dieser Gärtnerei, RS d. h. der mit ganz besonderer Vorliebe und Nachdruck gepflegte Theil bildet die Sammlung der Liliaceen, insbeson- dere das genus Lilium. Wir können wohl sagen, dass kaum ein zweiter eu- ropäischer Garten eine bedeutendere Sammlung davon aufzuweisen hat, zu- mal wenn wir in’s Auge fassen, — dass von einem grossen Theil der schönsten und seltensten Specien Vermehrung vorhanden ist, die nach Hunderten und Tausenden zählt. Die Leichtlin’sche Liliensammlung, wie auch Einzelheiten daraus sind in diesen Blättern schon mehrfach berührt und besprochen worden, wesshalb wir, um Wiederholungen zu vermeiden, dar- auf verweisen. Nicht versagen kön- nen wir uns jedoch, auf das prächtige, zur Martagon - Gruppe gehörige Li- lium Hansonii Leichtlin aus Japan stammend, besonders aufmerksam zu machen. Dessen Habitus ist robust, das Laubwerk üppig dunkelgrün, ähn- lich wie bei Lil. Martagon angeordnei. Der Blülhenstand ist vielblumig, das Perigon stark zurückgerollt, dick flei- schig, orangegelb. Wir halten diese Species für die schönste der in der Neuzeit importirten Lilien. Ebenso können wir nicht mit Stillschweigen übergehen das durch seine prächtige Färbung und Blüthenreichihum ausge- zeichnete Lilium Martagon var. Catanei, ferner Lilium puberulum, das farben- reiche Lil. Michauxii, das zarte Lil, Leichtlini und Lil. Wilsoni. Zum Schluss nennen wir noch Lilium aura- tum, das in vielen Exemplaren und mehreren Varietäten bis zu einer Höhe von 8° vorhanden war. — Noch haben wir als obersten Theil des Besitzihums die 3. Terrasse mit der weinumrankten, die herrliche Ge- gend beherrschende Villa tragend, zu m 7 AM I. Originalabhandlungen. nennen, um unsere Schilderung wür- dig zu schliessen. — Wem das Vergnügen vergönnt war, diese aussergewöhnlichen Leistungen auf verhältnissmässig beschränktem Rau- me zu sehen, und diese zu schätzen und zu verstehen weiss, wem vergönnt war, einen Blick auf die bezaubernde 275 nächste und fernere Gegend von dem beschriebenen Standpunkt aus zu werfen, wem gleichzeitig ein glücklicher Stern den liebenswürdigen Besitzer dieser Herrlichkeiten in die Hände führte, der wird nur mit der höchsten Befriedigung und mit Freude dieses Genusses sich erinnern. E. M. 4) Beiträge zur Blumentreiberei. a) Blumenzwiebeln. Obschon wir bereits geraume Zeit alljährlich in die Lage kommen, die na- menreichen holländischen Blumenzwie- belverzeichnisse zu durchmustern, so müssen wir doch gestehen, dass uns bei etwaiger Bestellung schon manch wunderbarer Name, dessen Träger wir zu kennen noch nicht so glücklich wa- ren, ein gewisses Misstrauen eingeflösst hat, manchmal freilich mit Unrecht, manchmal aber leider auch mit Recht, Wir sind desshalb auch stets Jeder- mann herzlich dankbar gewesen, der uns einen Fingerzeig über eine oder die andere erprobte Sorte gegeben hat, und so wollen auch wir hoffen, dass trotz der gewöhnlich „abschreck- end“ wirkenden Namenliste, die wir aber gewissenhaft auf’s Aeusserste zu reduciren uns bemühten, wenigstens unser guter Wille beachtet werde, mit dem wir bestrebt waren, neben man- chen bekannten, auch einige wenig oder gar verkannte Schöne in Erinnerung zu bringen und letztere an das wohl- verdiente Tageslicht zu fördern und so den Weg zeigen zu helfen aus den alljährlich sich vergrösserenden Na- mensverzeichnissen der holländischen Blumenzwiebeln, insbesondere der Hya- IX. 1873. | einthen. Erwähnen wir kurz das Ver- fahren, das wir seit Jahren beobachte- ten und noch beobachten zur Erlang- ung eines günstigen Resullats in dieser Richtung. Jede uns zugehende noch nicht hinreichend erprobte Sorte wird verzeichnet und am Schluss der Saison mit entsprechender Note versehen. So sind wir nach einer Reihe von Jahren in die Lage gekommen, die guten von den geringen scheiden zu können, und wird auf diese Weise unser Verzeich- niss alljährlich um ein und die andere erprobie Sorte erweitert. Ausserdem haben wir uns bei der Blumenausstell- ung in Amsterdam im April 1865 die Mühe genommen, die naturgemäss (die Nähe von Haarlem!) ausserordentlich zahlreich vorhandenen Blumenziebel- sammlungen nach der Reihe zu mustern und diejenigen als „gut“ zu noliren, die in allen oder doch der Mehrzahl der vorhandenen Sammlungen in Farbe, Blüthenreichtbum ete. gleich oder doch nahezu gleich wiederkehrten. Selbstverständlich schliesst die ein- fache Kenniniss der bewährten Sorten nicht aus, dass gar manchmal die ge- hegten Hoffnungen getäuscht wurden. Es mag in diesem Falle die Behandlung der Zwiebeln vor oder während des 18 Treibens, eine unverantworllich geringe Qualität derselben, wohl auch zu spä- tes Legen oder zu frühes Anireiben Ursache eines Misserfolgs sein. Ebenso selbstverständlich müssen wir bei un- sern nachfolgenden Angaben voraus- Gefüllt roth: | Gefüllt rosa: setzen, dass die Sorten wenigstens keiner schlechten Qualität sind, welche Voraussetzung aber, Gott sei’s geklagt, _ gar manchmal nur frommer Wunsch bleibt! Koh-i-Noor, prächtige Farbe, vielblumige Aehre, aber iheuer! Bouquet tendre reichblüthig, sehr dankbar. Lord Wellington sehr grossblumig, guter Blüthenstand. Laurens Koster, schöne Farbe, reichblühend. Gef. dunkelblau: Oihello, prächtige Farbe aber wenig Blumen. Prinz von Sachsen-Weimar, sehr früh und dankbar. Gefüllt weiss: La Tour d’Auvergne, die beste der gelüllten weissen und sehr früh. Baron v. Humboldt, der besten eine. Einf. schwarzblau: Mimosa, sehr dankbar und schön. Prinz Wilhelm I., eine der dankbarsten. Uncle Tom, fast schwarz. Einf. dunkelbiau: Baron v. Thuyl, sehr früh und gewöhnlich dankbar. Couronne de Celle, sehr dankbar. Einf. hellblau (porzellanblau): Grande Vedetie, eine der schönsten und besten Hyacinthen. Einf. roth: Solfalare, brillante Farbe. Fiancde royale, sehr dankbar. Miss Becher Stove, sehr schöner Blüthenstand. Reine des Jacinthes, gute Benennung! Einf. rosa: Gigantea, sehr dankbar. Einf. weiss: Mdme. van der Hoop, prächtig weiss aber gewöhnlich wenig blumig. Grande Vedelte, gross aber nicht sehr reichblumig. Einf. gelb: Ida, wohl die beste unter den Gelben. Alida Jacoba. Einf. violet: Haydn, sehr dankbar. L’honneur d’Overveen, prächtige Farbe, sehr dankbar. L’unique, eine der frühesten und gewöhnlich dankbar (orchisroth). Tulpen. Obschon es nur unsere Absicht ist, I einige bewährte gute Sorten zum Zweck | des Treibens namhalt zu machen, so wollen wir doch nicht unterlassen, ganz besonders hervorzuheben, dass zur Er- zielung eines günstigen Resultats beim Treiben der Tulpen das frühe Le- gen derselben eine Hauptbedingung ist. Duc van Tholl, einfach, sind alle sehr früh und leicht zu treiben; beson- ders zu empfehlen sind: D. v. Th. scharlach und Duc v. Th. gelb, welch letztere wohl die früheste Tulpe zum Treiben ist. Braut v. Haarlem, reizende Farben und sehr früh, einfach. Canarienvogel, grösser als die gelbe Duc v. Tholl, wohlriechend, sehr früh, einfach. Couleur cardinal, prächtige Farbe; von Mitte Januar an zu treiben, einfach, I. Originalabhandlungen. La previeuse, weiss und rosa, einfach, auch besonders für Beete im Freien geeignet. Queen Victoria, blass rosa, beinahe weiss, von Mitte Januar an zu treiben, einfach. Rosine, halbgefüllt, weiss und rosa, von Anlang Januar an zu treiben. Tournesol gefüllt, leicht zu treiben, Effectblume. Tazetten. Marseiller, die frühesten. Grand soleil d’or, einfach gelb, von Ende December an zu treiben. Bouquet triumphant, einfach weiss, ziem- lich reichblühend aber sicher erst von Mitte Februar an zu treiben. Ferner tragen nicht unwesentlich als Frühlingsflor zum Schmuck der Ge- wächshäuser bei, finden aber nicht sehr häufig Anwendung: die gewöhnlichen Schneeglöckchen (Galanihus nivalis L.). Dieselben werden im Spätjahr in klei- nen Klumpen in Töpie gepflanzt und ins kalte Haus verbracht, wo sie zur Blüthe gelangen. Noch weniger Verwendung als Früh- lingsblume in den Gewächshäusern fin- dei Leucojum vernum, das grossblu- mige Schneeglöckchen. Die Zwiebel- chen werden aus dem freien Lande, nachdem dieselben ausgereift, aber noch vollkommen in Ruhe sind, etwa Anfang Juli herausgenommen, sofort zu 5 oder 6 in entsprechende Töpfe gelegt, und alsdann wieder in die Erde eingegra- ben. Vor dem Zufrieren des Bodens werden die Töpie herausgenommen, in ein kaltes Beet gebracht und die eiwa 1" hohen jungen Triebe mit Moos leicht zugedeckt. Gegen Frühjahr können die Pflanzen ins kalte Haus verbracht wer- den, wo dieselben etwa Anfang März ihre Blüthen entwickeln. Ein eigent- 275 liches Treiben bei erhöhter, künstlicher Wärme ist sowohl bei Galanthus, als Leucojum durchaus erfolglos, dagegen wirken Luit und Sonne ausserordentlich [ördernd auf die Entwickelung der Blüthen. Eine ähnliche Bemerknng in Beziehung des Treibens gilt bekannı- lich auch bei den Crocus. b) EinigezumTreiben verwend- bare Blüthensträucher und Stauden. Wie bei den Blumenzwiebeln wol- len wir auch hiebei uns nur auf eine kleine Zahl beschränken, da wir füglich vorausseizen können, dass bei dem zu obigem Zwecke spärlicher vorhandenen Material die Auswahl von jeher leichter zu treffen war, als bei ersteren und vielleicht auch in Folge des Bedürfnis- ses sorgsamer gehandhabt wurde. Un- ter den zur Frühtreiberei noch weniger verwendeten Gesträuchen etc. sind zu nennen: Forsyihia suspensa, die ungleich dank- barer blüht als Fors. viridissima. Spiraea Reevesiana und Spiraea Thun- bergii, weiche beide einen ausser- ordentlich reichen Fior entwickeln, zumal wenn es thunlich ist, mit etwas Luft treiben zu können. Die peren- nirende Spiraea japonica, (Hoteja japonica) unschätzbar zur Verwend- ung auf Blumentischen, zu Binder- eien etc. In Hinsicht des Treibens gilt dasselbe, wie bei den beiden vorhergehenden, Viburnum Opulus sterile lässt sich sehr leicht ireiben und entwickelt bei ei- niger Sorgfalt kaum weniger zahl- reiche und vollkommene Blumen, als im Freien. Derselbe ist übrigens während und auch nach dem Treiben gegen directe Lüftung sehr empfind- lich, ebenso gegen directe Sonne, 15 * Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pirus spectabilis fl. pl. sollte, um ein günstiges Resultat beim Treiben zu liefern, mindestens 1 Jahr vor der Verwendung in Töpfe gepflanzt und mit diesen wieder eingesenkt wer- den, so dass beim Treiben nur gut bewurzelte Exemplare zur Verwend- ung kommen. Dasselbe gilt von Pi- rus floribunda (Malus floribunda) der übrigens auch ohne diese Vorsicht gute Resultate liefert, wenn schon nicht in so hohem Grade wie bei ersterer Annahme. Spariocytisus albus auf Cytisus Labur- num als Halbstämmchen veredelt, ge- währt im März eine der prächtigsten Zierden des Kalthauses. Cylisus purpureus, gleichfalls als Halb- stämmchen behandelt, ist vorzüglich zu verwenden. Robinia hispida auf R. Pseud- Acacia als Halbstamm gepfropft, lässt sich gleichfalls leicht treiben und eignet sich sowohl durch ihre zarte Belaub- ung, als hübschen Blüthen vortrefflich zur Ausschmückung der Blumen- häuser. Rosa alpina, allerdings eine sehr alte Bekannte oder besser Verkannte wird bei weitem nicht nach Verdienst ge- würdigt! Deren lange Zweige wer- den vor dem Treiben umgebogen und an die unteren stärkeren Zweige be- festigt, was Veranlassung wird, dass mehr Augen zur Entwickelung kom- men, als ohne diese Manipulation — in Folge dessen natürlich auch mehr Blumen. Diese letzteren, die bei starken Exemplaren sehr zahlreich erscheinen, sind vollkommen ent- wickelt von geringem Reiz, in Knos- pen aber ist kaum ein zarteres, duf- tigeres Geschöpf zu denken, als eine solche Rosa alpina. Prunus triloba (Amygdalopsis) ist sehr früh und leicht zu treiben. Wir wollen das Vorstehende ab- schliessen mit einer wenig oder doch nicht genugsam beachteten Regel bei der Wahl der zu treibenden Blü- thensträucher. Es sollten nämlich zu diesem Zwecke womöglich frei oder doch am Rande einer Pflanzung steh- ende, der Sonne ausgeselzt gewe- sene Exemplare verwendet werden, nicht aber solche, die im Schluss oder im Schatten gestanden haben, wenn schon solche Exemplare ihres gewöhn- lich üppigeren Wuchses wegen taug- licher zu sein scheinen. E.M. 5) Abutilon Darwinii J. D. Hook. Aus dem botanischen Garten zu Freiburg i. B. erhielt der Garten zu Karlsruhe durch Herrn Professor Hilde- brand vergangenes Jahr obige Pflanze mit der Benennung Ab. Hildebrandii Fnzl. Durch Herrn Fritz Müller in St. | | | | | Garten zu Freiburg herangezogen wor- den. Wir haben die Pflanze als das von J. D. Hooker beschriebene und im Bolanical Magazine Vol. XXVI. 3. ser. tab. 5917 abgebildete Abutilon Darwi- nii erkannt, welcher gleichfalls durch Catharina (Südbrasilien) war der Saame | Herrn Fritz Müller nach England in den dieser Pflanze an Herrn Professor Hil- debrand gesendet, und im botanischen | Garten zu Kew durch Vermittelung des Herrn Darwin gekommen war, — Da f. Originalabhandlungen, 277 uns nun eine frühere Beschreibung als | mend). Die Pflanze blüht im Warm- Abutilon Hildebrandii nicht bekannt ist | hause schon als junges Exemplar in und wir demnach dem A. Darwinii J. | ungewöhnlicher Fülle. Dieselbe ver- D.Hook. das Prioritätsrecht zusprechen | mehrt sich leicht aus Stecklingen und müssen, so wollen wir die Pflanze hie- | aus Saamen, der übrigens ziemlich spär- mit unter dem ersteren Namen der Aul- | lich zu vollkommener Entwickelung ge- merksamkeit der Pflanzen- und Blumen- | langt. Einzeln stehend im Rasen etc. freunde empfohlen haben. wird die Pflanze eine hübsche, nicht Ab. Darwinii bildet in der Cultur | gewöhnliche Erscheinung sein, zumal einen niederen Strauch, dessen Blätter | dieselbe sich von unseren bisher häu- und Stengelorgane mit weichen Haaren | fig cultivirien Ab. venosum nebst Va- bekleidet sind. Die Blätter sind 3—5 | rietäten durch ungleich reichere Belaub- lappig. Die Blüthen von 1— 2” Durch- | ung und Verastung vortheilhaft aus- messer erscheinen einzeln, gewöhnlich | zeichnet. Durch ihren aussergewöhn- aber zu 2—3 in den Blattachseln, sind | lichen Blüthenreichthum aber, durch gestielt, nickend, orangeroth mit dunke- | dessen Fortdauer den ganzen Win- leren Nerven durchzogen. (Die Abbild- | ter hindurch wird sie sich bald al- ung in oben citirtem Werke ist, was | lerwärtis eingebürgert haben, insbeson- die Farbe der Blumen anbelangt, mit | dere aber sich der Aufmerksamkeit der unseren Exemplaren nicht übereinstim- | Handelsgärtner erfreuen. E.M. 6) Mittheilungen über den Gartenbau am südlichen Ural vom Herrn E. Burmester. ganzen nördlichen Europa seine übeln Folgen zurückgelassen hat, war aber- mals ohne viel Schnee, und im Februar geiror das Quecksilber. Die Kälte tödtete diesmal alles Fruchtholz an jun- gen, schon tragbar gewordenen Aepfel- bäumen. Abermals waren also alle Hoffnungen verloren und die wenigen Blüthenknospen, die verschont geblie- ben, wurden im Mai vom Spätfrost ver- nichtet. In allen Gärten wurden neue Obstquartiere neu gepflanzt, und jetzt warten wir auf günstigere Jahrgänge. Selten findet sich in diesem oder jenem Garten ein sehr geschütztes Quartier, wo noch gesunde Aepfelbäume vorhan- den sind, es sind das solche, in de- nen der Sturm den Schnee ablagert, Als ich im Frühling 1870, also im Winter von 1869—70 in Uralsk ankam, waren die Klagen der Gartenbesitzer gross. Der Winter war schneelos ge- wesen, zeitweis hatte Regen und hef- tiger darauffolgender Frost gewechselt, und als im März der Schnee wegging, fanden alle Gartenliebhaber ihre Bäume zur Hälfte dürr. Die ältesten 20—80 Jahre alten Aepfelstämme waren an der einen Seite grün, an der andern dürr bis zum Marke. An allen älteren Bäu- men waren mehr dürre Reste als grüne. Das Jahr 1869 soll ein sehr ergie- biges Jahr gewesen sein. Jüngere An- pflanzungen, 6—8jähriger und jüngerer Bäume waren verschont geblieben. Der Winter von 1870—71, der im EEE TE EEE Gartenflora Deutschlands, Russlands und dies ist nur da der Fall, wo Ge- bäude oder Gehölzpflanzungen Schutz gewähren, während sonst der Schnee, wenn er nicht massenhaft fällt, vom Sturme auf weite Strecken in die Step- pen fortgetrieben wird. Solcher Obstquartiere finden sich auch 2 im hiesigen Kronsgarten, und blühten die Bäume noch im Jahre 1872 in Mai, um abermals durch einen Spät- frost ihre Blüthen zu verlieren. So ist hier in den letzten Jahren der Obsibau bedeutend zurückgegangen, während früher eine lange Reihe von Jahren hindurch die Apfelbäume jährlich reich- liche Ernten lieferten. Ich schätze die Zahl der in den drei Wintern zu Grunde gegangene Aepfelbäume auf circa 50,000 tragbare Stämme. Die Aepfelbänme werden hieher meist von der Morowinen gebracht, wie z. B. rother Anis, Anis, Tschernoe derewo (Schwarzbaum) und dergl. Sorten, die hier sehr gut fortkommen. So kost- spielig auch das Begiessen der Bäume, was im Laufe des trockenen Sommers 3—4Mal im Sommer geschehen muss, so dass das Wasser mehrere Fuss tief in die Erde eindringt, so sollen doch die Kosten in guten Jahrgängen reich- lich gedeckt werden. Weit besser stehen die Aepfelbäume in Gurien; die Gärten sind hier viel kleiner, die Bäume sehr dicht auf 15 Fuss Entfernung gepflanzt und waclsen sehr üppig, denn starke Fröste sind hier selten. bäyme ist der Sonnenbrand im März, wenn des Nachts 15—20 Gr. Kälte und | am Tag ebensoviel Grad Wärme lolgen. Dann erlriert die Rinde und das junge | diese Ein sehr schlimmer Feind der Obst- | Holz junger Bäume, auf der der Sonne zugekehrten Seite. Deshalb sind viele Obstbäume an der Südseite des Stam- mes krebsig. Ich gebrauche hier als Mittel gegen diesen schädlichen Einfluss Lehman- strich und umwickele mit Schilf, Stroh oder Heu den Stamm. Ueber Insecten, wie Raupen etc. scheint man hier selten zu klagen zu haben. Im April und Mai, wenn nach 2 oder 3 Wochen andauernde Hitze und Dürre die Erdflöhe auf den Kohlbeeten ihr ' Wesen treiben, wenn Schmetterlinge in grosser Zahl schwärmen, dann bricht ı plötzlich 3—10 lägiger Sturm los, bald mit Schnee, mitunter mit Regen *), am meisten ganz trocken, die unabsehbare Steppe in einen mächtigen Staubmantel hüllend, und tödtet ganze Generationen von Schmetterlingen und Ungeziefer, woher es kommen mag, dass dieses hier nicht überhand nimmt. War es beim Sturme regnerisch, so folgt meist starker Nachtfrost. Dann muss gedeckt werden was nur geschehen kann, und die Kosacken die ihre Steppengurken schon Anfangs oder Mitie April aus- säen, schleppen Heu auf die Beete, machen auch auf dem Felde Schilffeuer an, so dass der Dampf in den Morgen- ı stunden über das Feld getrieben, eini- germassen ihre Saaten schützt. Ein solcher Sturm tobte in diesem Jahre im Juni und verdarb mir den Fruchtansatz der Melonen, obgleich um Jahreszeit auf die Stürme kein Frost folgt. *) Schnee im Mai selten, im April je- | doch sehr leicht zu erwarten. II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 279 I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Abgebildet in Florist and Po- mologist. August 1873. 1) Masdevallia Veitchiana, ignea, Lin- deni, Harryana, tovarensis. Ein Bouquet der schönsten Masdevallia-Arten, jener schö- nen Orchideen der höheren Gebirge des tropischen Amerika, deren Einführung im lebenden Zustande ausserordentlich schwie- rig, indem sie meistens todt in Europa ankommen und in Cultur nur dann gut gedeihen, wenn sie im Sommer kühl und luftig und im Winter ebenfalls bei keinen hohen Temperaturgraden (bei 6 —8° R.) gehalten werden. Hält man diese Beding- ungen ein und lässt denselben feuchte Luft und einen Standort nahe dem Glase zu- kommen, dann gedeihen solche nicht gar schwierig, ja wie es scheint, noch besser und leichter als viele andere Orchideen. So ist es wenigstens mit den Arten, wel- che der Petersburger Botanische Garten bis jetzt cultivirt. Unsere Leser wollen, das Jahrgang 1872 pag. 246 Gesagte, sowie den dazu gehöri- gen Holzstock vergleichen. Dort haben wir Masdevallia Veitchiana und M. tova- rensis abgebildet. Eine ähnliche Form und Grösse der Blüthe zeigen alle die oben er- wähnten und von H. G. Reichenbach an verschiedenen Orten beschriebenen Masde- vallia-Arten. Davon hat M. Veitchiana die grössten schön scharlachrothen Blumen, die der Länge nach auf den 3 schwanzför- mig zugespitzten Blumenblättern häufig Purpurstreifen tragen. M. igneaRchb., besitzt weniger lang zugespitzte Blumenblätter von orange Färb- ung und mit etwas tieferer rother Streifung gegen die Spitze hin. M.Lindenikchb,, ähnlich der vorhergehenden, aber violett- purpur gefärbte Blumen. M. Harryana Rchb., gleichfalls die Blüthenform von M. ignea, aber purpurrosa oder bei der Form M. Denisoni genannt, noch mehr eine brillant rothe Färbung zeigend. M. tovarensisRchb., besitzt etwas kleinere Blumen, mit schwanzförmig zugespitzten Blumenblättern, wie dies Fig. B, der zu Seite 246 des letzten Jahrganges gehörige Abbildung zeigt. Die Blumen dieser letz- teren Art sind rein weiss mit grünlichen Spitzen der Blumenblätter, 2) Cyathea Burkei Hook. Ein wunder- bar schöner Farnbaum, den W, Bull aus den Gebirgen von Port Natal eingeführt hat. Die Stämme erreichen 7—10 Fuss Höhe, werden ziemlich dick und tragen auf ihrer Spitze die schöne Krone der mächti- gen gracil herabgebeugten Wedel, welche doppelt gefiedert, mit dunkelen am Grunde stark spreuschuppigen Wedelstielen. Die Fiederblättehen sind von breit länglicher Form, mit stumpfer Spitze und ungezähn- tem Rande. Die vom becherförmigen In- dusium umhüllten Fruchthäufchen erschei- nen sparsam am Grunde der Fiederblätt- chen aus der gabeligen Vertheilung der Seitennerven. Dieser neue prächtige Farn- baum wird im temperirten Gewächshause eultivirt. 3) Philadelphus coronarius L. primuli- florus. Eine Form unseres gewöhnlichen Philadelphus mit dicht gefüllten Blumen, (E. R.) b) Empfohlen und abgebildet im Cataloge derSamen- und Pflanzen- Handlung von Platz und Sohn in Erfurt. 4) Humea elegans Sm. Compositae. Früher als Calomeria amarantoides in den Gärten verbreitet. Eine zweijährige Pflanze, die in Neuholland heimisch ist, und wegen der eleganten leichten Tracht, der eracil überhängenden Blüthenrispen, die sich bis 4 Fuss Höhe erheben, jetzt als schöne De- corationspflanze in Blumenparterres als Ein- zelpflanze, vielfach angewendet wird. Stammt aus Neuholland und erträgt unsere Winter nicht im freien Laude. Man erzieht diese Pflanze aus Samen, überwintert die jungen Pflanzen im Kalt- hause und pflanzt sie dann im folgenden Jahre, sobald keine Fröste mehr zu besor- gen, ins freie Land in eine lockere Garten- erde auf sonnigen Standort. Es gibt For- Humea 5) Rhodanthe maculata Drummond. Diese schöne Immortelle ward zu Ende der ö0ger Jahre aus Neuholland in die Gärten Europas eingeführt. solche als Abart von Rh. Manglesii Lindl., welche gleich der in Rede stehenden Art, im westlichen Australien heimisch ist. Un- sere beistehende Abbildung, die wir Hrn. Platz und Sohn verdanken, stellt eine Blume und eine Blüthenknospe von der R. macu- lata in Lebensgrösse dar. Die zahlreichen Hooker betrachtet | men ie hbraine md anders. mit röthlichen Blüthenköpfchen. sind weitaus die gerade diese rothblumigeren Formen als Humea elegans purpurea empfehlen, auch die Blätter eine schönere dunkler grüne Färbung. elegans. ' abstehenden Blättehen des geöffneten Blü- | leuchtend thenkopfes, sind nicht etwa Blumenblätter, sondern die innersten sehr langen Blätt- chen des Hüllkelchs und besitzen eine rosarothe Färbung. Als von trockener pergamentartiger Consistenz, be- ‚ halten diese auch beim Abschneiden der ı Blüthenköpfe-Gestalt und Farbe und gehö- ren daher zu den schönsten Immortellen. Die eigentlichen Blumen der Scheibe sind klein und unbedeutend und von gelblicher Die letzteren Kr die effectvolleren Formen und besitzen nach Herrn Platz und Sohn, Br II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 1 ! 281 Rhodanthe maculata. Färbung. Die schönen Arten oder Formen der Gattung Rhodanthe gehören zu unse- ren beliebtesten annuellen Pflanzen, wollen aber nicht allenthalben gut gedeihen, denn sie lieben kalkfreien Boden und Wasser, keine Düngung des Bodens, sondern eine lockere lehmige, reichlich mit Laub- oder Walderde gemischte Erde. Man säet die- selben zeitig im Frühjahre in Töpfe oder Näpfe im Kalthause oder im sonnigen Zim- merfenster aus, und pflanzt, sobald keine Fröste mehr zu besorgen, auf einen sonni- gen und nicht feuchten Standort im freien Lande aus. Auch als Topfgewächs gezo- gen, sind die Rhodanthen schön zur Ver- zierung sonniger Stellagen, Balkone etc. 6) Lilium auratum Lindl, Der bei- stehende von Herrn Platz und Sohn mit- getheilte Stock gibt uns die Veranlassung, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die schönste der schönen Lilien zu richten. Alles vereinigt dieselbe in sich, was man von einer Lilie verlangen kann. Die weissen, zart gelb gefleckten und ge- tupften Blumen, sind die grössten ihres Geschlechts, da sie fast bis 1 Fuss Durchmesser bei kräftigen Pflanzen errei- chen. Dazu besitzen dieselben den feinen starken lieblichen Lilien-Geruch und end- lich tragen starke gut cultivirte Zwiebeln bis 15 der grossen Blumen. Im Jahre 1861 führte F. J. G. Veitch, während sei- ner Reise nach Japan, zum ersten Male eine grössere Quantität Zwiebeln in Ruropa ein. Schon vorher hatte Herr C. Maximo- wicz dieselbe gesammelt und einige Zwie- beln dem Botanischen Garten in Peters- burg eingesendet. Die grösste Zahl der von C. Maximowicz gesammelten Lilien war leider verloren gegangen. Herr Maxi- mowicz hatte nämlich mehrere Hundert Zwiebeln gesammelt und sammeln lassen und diese in seinem Garten in Jukohama eingeschlagen, um solche zur Ruhezeit nach St. Petersburg zu senden. In Folge der Lilium auratum. zu jener Zeit stattfindenden Aufreizungen der Eingebornen, namentlich von Seiten der Daimigos, musste Herr Maximowiez sich plötzlich an die Küste Chinas flüchten, und als er zurückkehrte und die Lilien versenden wollte, waren inzwischen die Schweine in den Garten eingedrungen und hatten alle Zwiebeln verzehrt. Jetzt wer- den jährlich Tausende von Zwiebeln die- ser Lilie durch Herrn Kramer *) einge- führt der in Jukohama eine Handelsgärt- nerei gegründet hat, die sich die Ein- führung japanischer Pflanzen nach Europa zur Aufgabe macht. Das L. auratum ist in Japan eine der gemeinsten Pflanzen, die in lichten Wald- ungen schon in der Nähe der Küste in grossen Massen wächst. Die Japaner cul- tiviren solche als gemeine wild wachsende *) Sohn des Hrn. Kramer, eines unserer tüchtigsten Gärtner in Deutschland, bei Frau Senator Jenisch in Hamburg. Pflanze nicht in den Gärten, und da alle durch Siebold und die Holländer vermit- telten, in früherer Zeit in Europa aus Ja- pan importirten Pflanzen, ausschliesslich von Handels-Gärtnereien aufgekaufte Pflan- zen waren, so ward gerade diese schönste und zugleich gemeinste Lilie Japans erst in neuester Zeit in Europa eingeführt. Aus gleicher Ursache war früher nur eine Gartenform mit gelb getupften Blättern von Aucuba japonica, nur die Gartenform mit gefüllten Blumen von Kerria japo- nica ete., in Europäischen Gärten einge- führt worden, während die Einführung der Stammarten der neueren Zeit aufbewahrt blieb. Lilium auratum gedeiht in jedem lockern Gartenboden, ähnlich den andera Lilium- Arten, in ganz sonniger und in halb be- schatteter Lage, überwintert im freien Lande und ist ebenso sehr empfehlenswerth als Topfgewächs. II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, Zu letzterem Zwecke werden die Zwie- beln im Herbste in nicht grosse Töpfe ein- gepflanzt, frostfrei durchwintert und dann mit dem Beginn des Wachsthums der Zwie- bel ins Kalthaus oder Zimmerfenster ge- stellt. Wenn der Stengel einige Zoll hoch, verpflanzt man in grössere Töpfe, jedoch so, dass die Zwiebel nun bedeutend tiefer in die Erde kommt und der unterste Theil des Stengels mit Erde umgeben wird. Aus dem Stengelgrunde ertwickeln sich nun auch Wurzeln und die Pflanze wird schö- ner, kräftiger und reichblumiger. Versäumt man dies, so wird die Zwiebel von dem sich entwickelnden Stengel fast ganz aufgezehrt, so dass von derselben zuweilen gar nichts übrig bleibt. 7) Gladiolus gandavensis Van Houtte. Herr Platz} und Sohn, indem uns die- selben die beistehende Abbildung für die Gartenflora einsendeten, trugen unserer jetzigen Zeit und Moderichtung genügende Rücksicht, Die schönen Gladiolus waren zwar nie- mals aus den Gärten verbannt, aber doch werden gerade jetzt, wo jährlich Massen von neuen Formen auftauchen, dieselben N 283 wieder mit der Liebhaberei erzogen, wel- che solche in Wahrheit verdienen. Der Ursprung der meisten Formen, welche jetzt unter besonderen Namen in den Verzeich- nissen aufgeführt werden, stammen von Gl. gandavensis ab. Wie zahlreich diese schönen Formen sind, mag daraus hervor- gehen, dass Platz und Sohn in ihrem Ca- taloge 196 verschiedene derartige Formen aufführen. Gruppen solcher Gladiolus sind im August und September die reizendste Zierde unserer Gärten. Die Cultur der- selben ist sehr leicht und einfach, indem man die Zwiebeln frostfrei in trocknen Sand eingeschichtet überwintert und im Frühjahr auf sonnige gut umgearbeitete Beete ungefähr spannenweit von einander legt. In Bezug auf den Boden sind diese Gladiolus gar nicht empfindlich, denn sie kommen in jedem gut gelockerten und kräftigen, ja selbst in frisch gedüngten Gartenboden gut fort. Unsere Figur zeigt in der Mitte eine Zwiebel, dann eine Blume in natürlicher Grösse, und endlich ein reichblühendes Ex- emplar verkleinert. Setzen wir noch hinzu, dass die schönen Formen in der rothen Farbenreihe vom blassrosa bis zum feuri- > M I Gladiolus gandavensis, gen Scharlach abändern, und diese Töne theils einfarbig, theils auf weissem oder lichtrothem Grunde vorkommen, dann hat man die Idee eines reichblühenden Gla- diolus-Beetes. Wie bei uns im Norden alles schwieri- ger ist, so müssen wir auch hier in Peters- burg die Gladiolus-Zwiebeln im März in kleine Töpfe pflanzen, und nun, nachdem solche ausgetrieben, an einen lichten frost- freien Ort stellen, bis wir dieselben, wenn keine Fröste mehr zu besorgen sind, auf das für dieselben bestimmte Beet auspflan- zen können. Pflanzen wir diese Gladiolus- Zwiebeln im ruhenden Zustande ins freie Land, dann werden dieselben nur in be- sonders günstigen Sommern zur Blüthe kommen. Fragen wir nun endlich, woher denn eigentlich Gl. gandavensis, die alle diese schönen Formen geliefert hat, stammt, — dann haben wir es durchaus mit keiner wild wachsenden Pflanze, sondern mit dem Product der Cultur zu thun. Der Alt- meister in der neueren Blumenzucht, der Mann der das erste grossartige Institut für Gartenbau auf dem Continente gründete, — unser verehrter Freund Louis Van Houtte, der ist es, welcher diese Pflanze als Bast- ard zwischen Gl. psittacinus und Gl. flori- bundus erzog. 8) Gynerium argenteum Nees. Das Pam- pasgras, von dem die beistehende Figur das Bild einer blühenden Pflanze in sehr verkleinertem Maasstabe gibt, ist schon seit 20 Jahren als schöne Docorationspflanze des freien Landes im westlichen Europa verbreitet. Frei in den Rasen gepflanzt, zur Zeit, wenn die federburschartigen 2—8 Meter hohen Blüthenstände, die nach allen Seiten gracil überhängenden Blätter überra | gen, macht diese Pflanze einen wahrhaft im- | ec) Abgebildet in »L’Illustriation posanten Effect. Wie wenige, wenn sie diese Pflanze bewundern, denken daran, dass dieses Gras es vornehmlich ist, welches die fast undurchdringbaren Graswildnisse (Sa- vannen) der Plateaux der La Plata Staaten und anderer Gebiete des südlichen Ameri- ka bildet. Trete man näher heran, streife ı Ne op an Z Gynerium argenteum. man vorsichtig mit dem Finger rückwärts längs des Randes der Blätter, und man wird sich überzeugen, dass der Blattrand gleich einer feiner Säge Wunden schneiden kann und das Durchdringen solcher Gras- dickigte fast unmöglich macht. In den milderen Gegenden Deutschlands hält dieses Gras noch im freien Lande aus, in Petersburg und den rauhern Gegenden Deutschlands pflanzt man dasselbe in grosse Töpfe oder Kübel, überwintert es im Kalt- hause und im Sommer gräbt man dasselbe mit dem Kübel ein oder stellt noch besser den Kübel auf einen sonnigen Rasenplatz und garnirt den Kübel mit Pflanzen oder Tuffsteinen. Auf diese letztere Weise ent- wickelt das G. argenteum auch in Peters- burg jährlich im Herbste seine mächtigen Blüthenstände. (E. R.) horticole.« 9) Gunnera brephogea Lind. et Andre (Gunneraceae).. Keimte im Linden’schen Etablissement zufällig auf Orchideenbulben, welche aus Neugranada eingeführt waren, welcher Umstand zu dem Namen »Findel- kind« Veranlassung gab. Das einzige vor- handene Exemplar ist ein weibliches, die grossen rauhen Blätter mit blasiger Ober- fläche sind Handförmig gelappt; Blattstiele und Nerven purpurroth. Die jungen un- entwickelten Blätter haben eine violette Färbung. Weibliche Blüthen bilden eine aufrechte, conische Rispe. Uebertrifft, wie es scheint, an Schönheit alle bis jetzt be- kannten Gunnera-Arten. Wüächst in den kältesten Regionen Neugranadas. (Taf. 111.) 10) Dieffenbachia latimaculata Lind. et Andre (Aroideae). Wurde von dem un- glücklichen Baraquin am Ufer des Ama- zonenstromes entdeckt und 1869 nach Eu- ropa geschickt. Es ist eine der vielen bunten Formen von sehr zweifelhaftem spe- cifischen Werth, die bei näherer Unter- suchung zum grossen Theil auf alte grün- blätterige Arten zurückgeführt werden kön- nen. So ist z. B. die schöne D. Wallisi nichts als eine bunte Form von D. robusta. da sie bei üppiger Cultur sehr bald die bunte Färbung verliert, wie dies auch viele unserer schönen buntblätterigen Maranta- ceen thun. — Stamm aufrecht, grün. Blatt- stiele lang, abgerundet rinnenförmig. an den oberen Kanten rauh, Blattscheibe per- gamentartig, eiförmig-länglich lanzettlich, lang zugespitzt; dunkelgrün, zwischen Rand- und Mittelrippe unregelmässig mit. hell- grüner und gelblicher Panachirung be- deckt. (Taf. 212.) 11) Philodendron daguense Lind. et Andre (Aroideae). Diese. Art war schon einmal abgebildet (Ill. hort. t. 79), aber ohne Blüthe. Jetzt hat diese Pflanze im Linden’chen Etablissement geblüht und wird die Blüthe folgendermassen beschrie- ben: Blüthenstiel lang, cylindrisch, behaart, braun, Scheide aufrecht, eiförmig-länglich, fleischig, vom Grunde bis zur Mitte ge- schlossen, obere Hälfte offenhaubenförmig, zugespitzt, 5 Zoll lang, von aussen rosa und grünlich-braun behaart, innerhalb vom Grunde bis zur Mitte lebhaft roth, ober- halb weiss. Kolben fast so lang als die Scheide, ceylindrisch, weis. (Taf. 114.) II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 285 12) Yucca baccata Torrey (Liliaceae) ‚ Torr. in Agricult. report on North-America pag. 418. — Eine schöne neue Art, die in Neumexico, Utah und Arizona wildwach- send gefunden wird, deren Bewohner die- selbe wegen der Aehnliehkeit ihrer Früchte mit denen von Musa chinensis Banane nen- nen, Auch werden dieselben ähnlich ge- braucht. Sie werden theils frisch gegessen, theils zum Wintergebrauch getrocknet und haben einen süssen Geschmack, sowie eine stark purgative Wirkung. Aus den Blät- tern präparirt man einen dauerhaften Fa- serstoff. — Die Pflanze wächst auf dem magersten Boden. Stamm aufrecht, rauh, Fuss hoch oder höher, Blätter am Rande mit weissen oder rostfarbenen Fasern be- deckt, welche steif abstehen, wie wir dies auch bei Y. albo-spica und Y. filamentosa finden. Die Form der Blätter, welche steif aufgerichtet sind, ist kurz schwertförmig mit scharfer, dorniger Spitze. Blumen in einer endständigen Rispe. Perigonium 6blätterig, tulpenförmig;; Frucht cylindrisch, gekrümmt. (Taf. 115.) 13) Masdevallia chimaera Rchb. fil. (Or- chideae). Wurde bereits nach der Be- schreibung in Gardeners Chronicle bespro- chen (8. Gartenfl. XXI. pag. 279). Die Pflanze ist eine Einführung des unermüd- lichen Roezl aus Neugranada. (Taf. 117—118.) 14) Camellia Don Carlos Ferdinando. Eine grosse in Portugal gezüchtete Sorte, mit regelmässig dachziegelförmigen Blumen von schöner kirschrother Farbe. Einige Petalen haben in der Mitte einen bis an die Hälfte herunterreichenden, breiten, weis- sen, unregelmässigen Streifen. (Taf. 119.) 15) Cattleya chocoensis Lind. et Andre (Orchideae). Von Wallis und Roezl aus Neu-Granada eingeführte Art, zur Section »Labiatae« gehörig und in der Farbe der Lippe sehr variirend. Scheinknollen länglich keulenförmig, Blätter länglich, am Grunde zusammengezogen. Scheiden ge- färbt. Blumen’ sehr gross. halbglockenför- mig; Sepalen lanzettlich; Petalen breit ei- förmig, wellig gefaltet, von sehr zarter Textur, weiss. Lippe kappenförmig, von sehr verschiedener Färbung: weiss mit gelbrosa, braun, ‚chocoladenfarbig etc. Stammt aus der Provinz Choco, vom Ufer des Rio atrato. (Taf. 120.) 16) Curmeria pieta Lind. et Andre (Aroi- deae).”— Eine prätige Aroidee, von Roezl aus Neu-Granada eingeführt und den Ty- pus einer neuen Gattung abgebend, welche M. Andre zu Ehren von Henri-Leon Cur- mer, welcher verschiedene naturwissen- schaftliche Werke schrieb und am 20. Januar 1870 zu Paris verstarb, benannte. Diese Gattung ist zunächst verwandt mit der ostindischen Gattung Homalonema, unter- scheidet sich aber nach Andr& durch die Abwesenheit der rudimentären Befrucht- ungsorgane, durch das vierfächerige Ova- rium und durch den discoidalen Stempel; Hand in Hand damit gehend, aber auch durch den stengellosen Wuchs (die ostin- dischen Homalonema sind alle mit einem Stamme versehen. — Mit Recht glaubt Herr Andre, von H. Wendland aufmerk- sam gemacht, dass auch Homalonema Wend- landi Schott zu seiner Curmeria gehöre und ersucht deshalb diese Leser in Zukunft von dem Namen Curmeria Wendlandi Ge- brauch zu machen. Ich möchte die Zuge- hörigkeit zu der neuen Gattung noch für eine andere Pflanze beanspruchen, nämlich für Homalonema crinita unserer Sammlung, welche der K. Botanische Garten als An- thurium cerinitum vor mehreren Jahren aus Belgien erhielt, und welche wegen der un- "gemeinen Aehnlichkeit mit H. Wendlandi provisorisch als Homalonema bezeichnet i wurde. Die Gattung Curmeria würde also jetzt aus folgenden 3 Arten bestehen: C. pieturata, C. Wendlandi und C, crinita; sämmtlich amerikanischen Ursprunges. Die Blattstiele von €. pieturata sind 15 — 20 Centim. lang, robust, eylindrisch, scheidig, hellgrün, dunkel gestreift, und an der Ba- sis röthlich violett gerandet, Blattscheibe 30—40 Centim. lang, 25 Centim. breit, stumpf, elliptisch, am Grunde geöhrt, ohne jedoch ausgebuchtet zu sein. Die Mittel- rippe ist hellgrün, daran reiht sich von beiden Seiten ein weisser und ein breiterer hellgrüner Streif, — Unterseite einförmig blassgrün. Scheide kurzgestielt. Kolben in die Scheide eingeschlossen. (Taf. 121.) 17) Calathea (Maranta) hieroglyphica Lind. et Andre (Marantaceae). Aus Neu- Granada im Jahre 1372 im Etablissement des Hrn. J. Linden eingeführt und in die Nähe von C, regalis und C. ornata gehö- rend. Die Blätter sind oberseits dunkel- grün, glänzend, unregelmässig mit schma- len, weissen Strichen durchzogen. Unter- seits rosa. (Taf. 122—123.) 18) Echeveria rosacea Lind. et Andre (Crassulaceae). Eine mexicanische Art, die einen provisorischen Namen erhielt, da sie noch nicht geblüht hat. Die rosettenför- mig gestellten Blätter erinnern sehr an Ech. secunda, vielleicht ist es auch nur -eine robustere Form derselben. (Taf. 124.) (Ender). m. Literatmr 1) Jahresbericht von Gartenbau- vereinen, Der dreizehnte Jahresbericht desErz- gebirgischen Gartenbau - Vereins zu Chemnitz enthält nur wissenschaft- liche Abhandlungen in Form von populä- ren Vorträgen. Sehr anziehend und in- haltreich ist der Vortrag über Palmen, III. Literatur. ihre Verbreitung, Einfluss auf die Land- schaft, Nutzen, inneren Bau u. 3. w. von Dr. O0. ER. Zimmermann. Mehr hu- moristisch und mit Sagen geschmückt, ist der Artikel über den Einfluss des Mondes auf die Vegetation vom Dr. Pabst, worin ausgesprochen wird, dass der Einfluss nur durch Vermittelung der vom Mond (?) be- wirkten Wetterverhältnisse, nicht aber di- rect stattfinde, also alles, was man dar- über hie und da noch glaube, Aberglau- ben sei. J. 2) Das »Deutsche Jahrbuch<« von Dr. Max Wirth (erster Band von Otto Dammer) eine Fortsetzung der »Geschichte der Gegenwart« enthält in seinem II. Bande eine Uebersicht der wichtigsten Ereignisse und Fortschritte im Bereich des gesammten Gartenbaues aus der Feder unsers Mitar- beiters H. Jäger in Eisenach. 3) Licopoli G.Sulla struttura del fusto della Wisteria chinen- sis DC. e del Cissus acida L. Napoli 1872, Der Stamm der Wisteria chinensis ist Anfangs regelmässig geformt, verliert dann seine runde Form und auf der Rinde zei- gen sich hie und da strangförmig mehrere Erhöhungen von holziger Natur, die nach und nach sich vermehren und vereinigen. Mit der Zeit zeigen sich die dickeren Stränge gegen die Mitte zu von weisslicher Farbe; — der holzige Körper enthält Mark, Markscheide, holzige Zonen, Markstrahlen. — Der Verfasser ist der Ansicht, dass diese Pflanze, obschon eine Leguminose, doch zur Gruppe der anomalen Stämme der Sapindaceen gehöre, da der Stamm der Wisteria, der Serjania Dombyana und der Paulinia pinnata gleich sei. Licopoli eitirt die Autoren, welche über die Natur dieser Stränge gehandelt haben; erläutert seine eigenen Ansichten über dieselbe und ne 287 bemerkt, dass da die peripherischen holzi- gen Stränge der Wisteria ihren Ursprung in der Rinde haben und namentlich an den Stellen, an welchen sich die Rinde- strahlen in grösserer Anzahl und voll Nahr- „ungssaft vorfinden, im reiferen Alter der Pflanze sich Mittelpunkte neuer Bildungen feststellen können, aus denen sich besagte holzige Stränge entwickeln. In Bezug auf die Holzstructur der Cis- sus acida, nähert sich selbe an jene der Monoeotyledonen, und L. neigt sich zur Ansicht, dass der Stamm dieser Pflanze eine Structurform zwischen den Stämmen der Monocotyledonen und der Dicotyledonen habe. (S—t.) 4) Die Taxation der hochstämmi- genObstbäumean Strassen, auf Feldern, in Obstgärten von Dr. E. Lucas füllt das ganze Il. Heft des III. Bandes von Dr. Karl Birn- baum’s »Georgika«, und wird als besonders wichtig wohl auch separat erscheinen und zu kaufen sein. Ueber diesen Gegenstand waren wir lange Zeit völlig rathlos und ohne jeden Anhalt bis Dochnahl eine auf empiri- schem Wege gefundene Anleitung in einer besondern kleinen Schrift mit gleichem Titel berausgab, worin auch noch zwei an- dere preisgekrönte Abhandlungen über den- selben Gegenstand enthalten sind. Die Abhandlung unsers Freundes Lucas entzieht sich seiner Natur nach einer gründlichen Besprechung, und wir haben alle Ursache seinen Inhalt auf Treu und Glauben anzu- erkennen uud alle Anleitung so lange für richtig zu halten, als wir nicht das Ge- gentheil selbst erfahren haben. Obschon eine Tabelle die Benützung erleichtert, so möchten wir doch sehr rathen, den Inhalt der kleinen Schrift aufmerksam zu lesen, der dies Vertrauen auf die Sicherheit der Tabelle zur Folge hat, d. ee W. Personalnotizen und Neuestes. 1) Eine Blumen-, Obst- und Ge- müse-Ausstellung wird in Mailand im December (5.— 8.) 1. J. stattfinden. Die grosse Anzahl von goldenen, silbernen und anderen Medaillen, so wie von Geld- | preisen, Diplomen u. s. w. dürfte anregend sein, diese Ausstellung eben so glänzend zu erlangen, wie jene im verflossenen Mai 1. J., bei welcher in hervorragender Schön- heit prangten Dracaena magnifica und Jun- gii, ein Croton maximum, Anthurium Scher- zerianum in vollster Blüthe, Dieffenbachia Wallisii, Nidularium fulgens, prachtvolle Azalea indica mit den neuen Varietäten: Valeria, latisolia, Rebossin, Isoline, Gera- nium zonale ebenfalls mit den neuen For- men: Ferdinand Lesseps, Victoire de Lyon, Docteur Moret, Arlequin, Houtteja japonica, Rhododendron, Verbena, Petunia etc. Da war auch ein Pelargonium zonale flore pleno albo, welches im v. J. von Bouchar- lat sen. zu Cuire mit grossem Lärm in Handel gebracht wurde und auch von man- chem Mailänder um 32 L. angekauft, sich aber so armselig zeigte, dass es kaum ei- nen Werth von 30 Cent. hatte. Unter dem Obste zeichneten sich Dr. Nicaise und na- mentlich die British Queen aus (die am meisten der Feuchtigkeit widerstehen), Me- lonen , welche aber in Folge ungünstiger Witterung noch nicht völlig reif waren u. s. w. Von besonderem Interesse war aber eine Parthie abgeschnittene Rosen von Hrn. Zeno in Venedig. Es waren ganz neue Varietäten durch Pfropfen und einer weiteren bis jetzt noch geheim gehaltenen Cultur, die Zen jedoch versprochen hat der wissenschaftlichen Commission, welche beim Propfen gegenwärtig war, seiner Zeit mittheilen zu wollen. Die ausgestellten Rosen waren: Rosa Luigia Codemo Gerstenbrandt erzeugt von der Rosa Colonel foissy ; — Colonel foissy erzeugt von der vor- hergehenden Varietät; — Zenone Zen erzeugt von der Rosa Cardinal Patrizi; — Cardinal Patrizi; — Giusta Zen erzeugt von Enfant du Mont Carmel; — Enfant du Mont Carmel. Das Pfropfen wurde in Gegenwart des Professors v. Visiani und Zanardini vorgenommen, da aber durch dasselbe sich gleichartige Formen erzeugen, die oben angegeben, sich durch grössere kräftigere Form der Blüthen und mannigfaltigere, lebhaftere Farben auszeichnen, so besteht wohl die Haupteultur als Geheimniss, wel- ches in Interesse der Floricultur wohl bald veröffentlich werden sollte. (Giardini.) (S—r.) 2) Die Auction von Fourceroya Agave und Beschorneria, der be- rühmten Sammlung von de Jonge van Ellemet findet Mitte September in Oast- kapell bei Middelbourg, Provinz Seland in den Niederlanden statt. Es enthält diese Sammlung ausser den allgemein be- kannteren Arten in Prachtexemplaren, auch noch viele Neuheiten, welche theils in der Wochenschrift, theils in Belgique horticole von Jacobi beschrieben worden sind. .) ES SET EN IN 5 = . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Piteairnia lepidota Rgl. (Siehe Taf. 772.) Bromeliaceae. Caespitosa; foliis lineari-lanceolalis, omnino inermibus inlegerrimis, margine undulalis, basi vaginata scapum amplec- tentibus, recurvato-dependentibus, sca- pum inflorescentiamque longe superan- tibus, lepidibus orbicularibus subtus dense supra laxe vestitis; bracteis lan- ceolatis, acuminatis, inferioribus pedun- culum erecium superantibus, superiori- bus eum subaequantibus, pedunculis caly- cibusque viridibus lepidibus piloso-laci- nialis pulveraceo-pilosulis vestilis; ca- lyce tripartito, sepalis lanceolalis, acu- minatis, adpressis, obtuse carinalis, quam corolla circiter triplo brevioribus; pelalis erectis, in tubum convolutis, apice vix erecio-patenlibus et in apice ipso rotundato paullo apiculalo aculis, a basi supra medium aurantiacis, apice aureis, glaberrimis, stamina superanli- bus, basi nudis; ovario trigono, glaber- rimo. — Folia primordialia patentia, margine omnino integerrima. Folia 4050 c. m, longa, medio 25-40 m, m, lata. Scapus cireiter I1 c, m, lon- X, 1873, gus, nudus v. folio unico minore ves- titus. Racemus initio 10, deinde usque 16 c. m. longus. Pedunculi cireiter 1 c. m. longi. Calyx 20—25 m. m. lon- gus. Corolla eireiter 7 c. m. longa. Semina misit B. Roezl e montibus altioribus Venezuelae. P. flammea Lindl., cui plania nostra proxima, facile dignoseitur: caule spu- rio infra fuscescente, foliis supra glab- ris sublns albido-furfuraceis, scapo gla- berrimo, pedicellis calycibusque gla- berrimis coccineis. Die schöne noch neue unbeschrie- bene Bromeliacee, welche wir nach einem blühenden Exemplare des Kais. Botanischen Gartens in St. Petersburg darstellen, erzogen wir aus Samen, den _ uns Herr B, Roezl aus den Gebirgen Columbiens eingesendet hat. Dieselbe entwickelte ihre schönen Blüthentrauben im Monat Juni und Juli und steht der P. flammea Lindl. zunächst. Die durchaus ungezähnten Blätter und Vorblälter, welche gleich dem 19 Nez ER Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blüthenschaft, der viel kürzer als die Blätter auf der Unterseite dicht, auf der Oberseite lose mit abwischbaren kreis- runden silberfarbenen Schülferschuppen bekleidet sind, zeichnen diese Art von allen anderen zur Gruppe der „Inermes“ gehörenden Arten solort aus. An den grünen Blüthenstielen, Bracteen und Kelchen sind diese Schülferschuppen in kleine Härchen zerschlitzt und stel- len kleine unregelmässige Sternhärchen dar. Die sehr lange Blumenkrone ist vom Grunde bis oberhalb der Mitte schön orangenroth, am oberen Drilt- theil aber goldgelb, eine ebenso schöne als seltene Färbung bei den Pitcairnien. S I a Wir rechnen diese Art zu den schönsten Einführungen des ebenso thäligen als unermüdlichen Durchfor- schers Amerikas, unseres geehrten Freun- des B. Roezl. Theilt die Cultur mit der andern in Cultur durchaus nicht schwierigen Pit- cairnien, nämlich im Warmhause so- wohl, im Topfe in lockerer Humuserde eullivirt, wie den Ballen von Moos um- geben, an Baumslämme angeheftet. Als einen grossen Vorzug dieser Art, he- ben wir hervor, dass dieselbe sehr leicht und zwar schon als kleine Pflanze blühet. (E. R.) Ds I b) Tulipa Greigi Rgl. (Siehe Tafel 773). Liliaceae., T. Greigi Rgl.; bulbi tunieis apice inlus strigoso pilosis; caule 3—4 phyllo, unifloro; foliis inferioribus ova- tis v. ovalo-lanceolalis, superioribus anguslioribus, omnibus undulatis, exi- mie carlilagineo-marginalis; pedunculo puberulo-hirto; perianthio explanato- campanulalo; sepalis ovalis v. cuneato- obovatis, breviter acuminalis v. oblusis v. ex apice rotundato apiculalis, basi macula oblonga nigrescente notatis, in- terioribus staminibusque basi glabris; stigmate breviter trilobo. Species pulcherrima. Caulis 6—20 c. m. altus. Folia glabra v. margine ciliolatula v. superiora minute puberula, caulem saepissime superantia, in planla viva maculis fuscis oblongis vestila. Sepala purpurca v, coceinea v. rarius \ f I I | I l L flava, 31/,—8 c. m. longa, 21/,—4 c. m. lata, extus glabra v. minulissime pu- berula. Filamenia anltheras lineares subaequanlia. Hab. in Turkestania. — T. altaica $. karatavica Rgl. pl. cis- et transilienses n. 1043. Wir können die beistehend abgebil- dete Tulpe als die Königin der Tulpen begrüssen. Nicht blos steht dieselbe in Bezug auf Schönheit der Blume keiner der stolzesten Arten dieses an Schön- heiten so ausserordenllich reichen Ge- schlechtes nach, sondern sie besitzt auch was sich bei keiner andern Tulpe findet, schöne decoralive braun gefleckte Bläiter. In unserer Aufzählung der von Semenow im Jligebiet gesammelten Pflanzen, beschrieben wir diese ausge- zeichnete Art nach einigen von Sewer- ee ee Zu N Kar, ec re 3 I. Originalabhandlungen, zow in Turkestan gesammelten Exem- plaren, als T. altaica var. karatavica. Seitdem haben wir aber zahlreiche ge- trocknete Pflanzen von ©. Fedschenko, Krause und Korolkow aus Turkestan erhalten, ja von letzterem erhielten wir sogar einige lebende Zwiebeln. Diese letzteren wurden im Herbst 1872 theils im hiesigen Botanischen Garten in Töpfe, theils in den Baumschulen des Referen- ten ins freie Land gepflanzt. Von den in Töpfe gepflanzten kam kein Exemplar, von den ins freie Land gepflanzten, welche im Winter nicht bedeckt wur- den, trieben aber 2 kräftige Pflanzen aus und nach ihnen ist die Abbildung ge- macht, welche dieser Prachtpflanze kei- neswegs schmeichelt, sondern Schönheit nicht einmal erreicht. Eine einlässliche Untersuchung. und Vergleichung dieser schönen Pflanze zeigte uns, dass es eine durchaus neue, von T. altaica gut geschiedene Art, der wir als einer der prächtigsten Pflan- zen der Flora des Russischen Reichs den Namen des um die Hebung des Gartenbaues in Russland hochverdienten Mannes, des Präsidenten des Kais. Rus- sischen Gartenbauvereins Generaladju- tanlen elc. $. A. Greig, unseres hoch- verehrten Gönners und Freundes bei- legen. Die Gattung Tulipa enthält nur schön- blühende Arten und kommt ausschliess- lich in Mittel- und Südeuropa, im Ori- ente und in Sibirien bis zum Altai und in Mittelasien den Gebieten bis zur östlichen Gränze Chinas vor. Das Her- barium des K. Bot, Gartens ist ziemlich reich an Tulpen, und da diese in den Annalen des Gartenbaues eine so wich- tige Rolle spielende Gattung seit Kunth’s enumeraltio keinen Bearbeiter gefunden hat, so unternahmen wir es bei dieser Gelegenheit eine Monographie der Tul- deren 291 pen, in den Trudi des K. Bot. Gartens zu publiciren. Wir geben als Anhang unseren Lesern eine kurze Uebersicht dieser interessanten Gattung, von der noch manche Arten in unsere Gärten einzuführen sind. In Betreff der Zuverlässigkeit der Charaktere, welche wir zur Unterscheid-. ung benülzten und von anderen benulzt worden sind, haben wir dieser Ueber- sicht das Folgende voraus zu senden. Eine der besten von den meisten Autoren aber vernachlässigten Charak- tere gibt die Zwiebel ab, — ob näm- lich die Zwiebelschuppen auf ihrer gan- zen inneren Seite kahl, oder ebenfalls innerhalb nur nach der Spitze zu und dann oft auch am Grunde angedrückt behaart, ausserdem aber kahl, oder ob solche endlich auf der ganzen inneren Seite verschiedentlich behaart. Die Blälter wechseln in Richtung “und Gestalt bei der gleichen Art, so dass die hiervon genommenen Charak- tere nur in gewissen Gränzen zur Un- terscheidung von Arien benutzt werden können. Bei einigen Arten ist die durchsichtig krorpelige Berandung des Blattrandes ein gutes Unterscheidungs- merkmal. Die Behaarung des Blüthenstiels, wo solche vorhanden, gehört zu den guten Unterscheidungsmerkmalen, während Be- haarung am Blattrande oder auf den Blattflächen mehr wechselt. Die Gestalt der Blumenkrone wech- selt theils nach den verschiedenen Sta- dien der Blüthe, theils ist solche nur bei den lebenden Pflanzen leicht er- kennbar, so dass dieser Charakter selt- ner benulzt werden konnte. Die Form der Blättchen der Blumenkrone, wech- selt vielfach bei sicher zusammen ge- hörigen Arten, so dass auch hier nur die auffallendensten Charaktere in allge- 19* 292 meinem Umriss als trennende Charak- tere benutzt werden konnten. Ob die Blättchen der Blumenkrone an der Spitze behaart oder kahl, das wird durch sehr kurze kaum bemerkbare Behaarung übergeführt und ist von untergeordneter Wichtigkeit, dagegen bildet einen der wichtigsten Unterscheidungscharaklere das Dasein oder Fehlen der Behaarung am Grunde der 3 inneren Blumenblät- ter und besonders am Grunde der Staub- fäden. Ebenso ist die Zeichnung der Blumenblätter an ihrem Grunde von Wichtigkeit, ob sie da an der inneren Seite ein dunkles, oft hell umsäumtes und häufig elliptisches Augenfleck Ira- gen, oder ob dieses fehlt. Die Länge und Gestalt der Aniheren und Verhältniss der Länge derselben zu den Trägern, — sowie das Verhält- niss der Länge der Staubfäden zum Fruchtknoten, ist wie bei den meisten Pflanzenarten je nach dem der Periode der Blüthe ein verschiedenes, und auch die Gestalt der Antheren ist bei man- chen Arten sehr wechselnd, wie z. B. bei T. silvestris, wo oft sogar in der gleichen Blume länglich-lineare und länglich-elliptische vorkommen. Uebersicht der Arten der Gall- ung Tulipa. A. Innere Blumenblätter und Staubfäden am Grunde behaart. * Blätter linear oder linien-lanzeltlich oder schmal lanzettlich. a. Zwiebelschuppen innerhalb nach der Spitze und zuweilen auch am Grunde angedrückt behaart. 1) Tulipa silvestris L. spec, 438. Blüthenstiel kahl, 1 oder seltener 2—4-blumig. Blumen vor dem Auf- blühen nickend, während der Blülhe aulrecht. Blumenkrone glockig oder Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. RE GE ARE 3 k . \ RR IBE ER ? EI NER lich oder oval-lanzettlich, spitz oder zugespitzt. Eine in vielen Formen vor- kommende, sehr weit verbreitete Art, von der wir die folgenden Formen un- terscheiden. | @. typica; Blumen gelb. Staub- fäden am Grunde wollig behaart. — Blätter schmal-lanzettlich oder linear- lanzeltlich ziemlich flach. Antheren meist linear und ungefähr so lang als Träger. Blumenblätter bis A.c. m. lang. Wächst in Mittel- und Südeuropa und wird 20—40 c. m. hoch. T. silvestris L. und der meisten Au- toren. — Bot. Mag. tab. 202. — Curt. London IV. tab. 19. — Fl. danica tab. 315. — Red. Lil. IN. tab. 165. — Dietr. fl. bor. IX. tab. 587. — Rchb. ic. fl. germ. X. tab. 446. — Grenier und Godron in ihrer Flore de France beschreiben als „T. silvestris* die Form mit glockiger Blumenkrone und ungleichen äussern und innern Blumenblättchen und als „T. gallica Lois. (Lois. gall. I. pag. 241.— Herb. am. tab. 160), die Form mit nach dem Grunde zu stärker verschmäler- ter Blumenkrone und unter sich glei- chen Blumenblältern. Endlich gehört auch noch zur typischen Form von T. silvestris die von Jordan als T. acrocarpa vertheilte Pflanze und die in Sweel’s Flow. gard. ser. I. tab. 186 als T. turcica abgebildete Pflanze, die fälschlich von fast allen Autoren bei T. tureica cilirt wird. ß. Biebersteiniana; Blumen gelb, ausserlialb auf dem Rücken der Blumenblälter grünlich oder ins purpur- farbige überspielend. — Die Staubfäden am Grunde weichliaarig. -- Stengel 1- oder seltener 2-mehrblumig, gleich den Blumen kleiner als bei var. «. mit der im übrigen diese Form die andern Cha- später absieherd, Blumenblätter lanzelt- | raktere theill. — Ist im millleren und _ pens Fischer in Knth. enum. IV. 224. — Sweet fl. gard. ser. II. tab. 9. — T. Ä I, Orginalabhandlungen. 293 südlichen Russland, in der Krim, in Po- d. crelica; niedrige Pflanze mit dolien, Griechenland, dem Caucasus und | rosenrother oder blassrosarother Blume, in Turkestan zu Hause. — Synonyme | Staubfäden am Grunde weichhaarig. — sind T. Biebersteiniana Roem. et Schult. | Stengel nur, 6—9 c. m, hoch, 2—3 syst. VII. 382 et auct. — T. silvestris | blätterig, einblumig,, kürzer als Blätter. M. B. fl. taur. cauc. I. 270. — T. sil- | Blätter gleich var, y. wechselnd in Ge- vestris 8. minor Ledb. fl. ross. IV. | stalt, Richtung etc. — Ist in den höhe- 136. — T. Celsiana Henning in Mem. | ren Gebirgen Cretas, sowie auch im de Mosc. VI. 70. — T. Thirkeana C. | Caucasus heimisch. — T. cretica Boiss. Koch in Linnaea XXI. 226. — T. Clu- | et Heldr. in Boiss. diagn. XI. 19. siana Orph. pl. exs. Graec. — T. re- &. pulchella; niedrige 8&—12 c.m. hohe Pflanze mit purpurrothen schwarz- purpur punktirten Blumen. Staubfäden am Grunde weichhaarig. — Der ein- blumige Stengel trägt 3—4 linien - lan- zeitliche aufrechte oder zurückgekrümmt- abstehende Blätter, welche die Blume meist überragen. — Von Kotschy in Kleinasien in Taurus gesammelt. — T. pulchella Fenzl. in pl. exs. Kotschyanis. t. Orphanidea; unterscheidet sich einzig durch safrangelbe purpur nüancirte Blumen von var. «. — In den Gebirgen Griechenlands. — T. Or- phanidea Boiss. cfr. Grifl. 1862 p. 309. tab. 373 fig. 1. 2.— T. Minervae Orph. et T. atheniensis Orph. in pl. exsicc. Graeciae. — T. Haageri Heldr. in herb. Orph. n. turkestanica; gleicht durch- aus einer schmalblätterigen niedrigen T. silvestris Biebersteiniana, die Schei- den der Zwiebel sind aber innerhalb der Spitze und am Grunde weicher und länger behaart, ausserdem kahl. In Turkestan ziemlich häufig. b. Zwiebelschuppen auf der ganzen inneren Seite spinnewebeartig- wollig. 2) Tulipa biflora L. Eine nied- Celsiana $. Knth. enum. IV. 2235. — Endlich gehören hierher auch zum Theil die von Sieber als T. saxatilis aus- gegebenen Pflanzen, sowie T. saxatilis Sieb., wie solche Roem. und Schulthess und Kunth beschreiben und Reichen- bach (ic. fl. germ. tab. 396) abbilden. y. tricolor; Ledb. (Fl. ross. IV. 136). — Blumenblätter innerhalb weiss und am Grunde gelb, auf dem Rücken gründlich oder trüb purpur. Staubfä- den am Grunde weichhaarig. — Sten- gel 8—30 c. m. hoch. Blätter von der linearen bis zur linien-lanzettlichen Ge- stalt wechselnd, aufrecht oder zurück- gekrümmt, flach oder wellig, so lang oder auch länger als die Blumen. An- theren sind länglich oder elliplisch, 2—3mal kürzer als die Staubfäden. — Eine ächt russische Tulpe, die im süd- lichen Russland, von den Steppen der Wolga und des Caspischen Meeres bis zum Ural und Altai, nach der Soongo- rei, dem Ili-Gebiet und Turkestan ver- breitet ist. — Synonym sind: T. trico- lor Ledb. fl. alt. II. pag. 33 et auct. — Ledb. ic. fl. ross. tab. 135. — Bot. mag. tab. 3887. — T. patens Agardh | rige oder auch bis 11/, Fuss hoch wer- in Roem. et Schult. syst. VII. 385 et | dende Pflanze mit meist zweiblumigem, auct. — T. biflora Bot. reg. tab. 535. — | seltner 1- oder mehrblumigem 2—3 T. humilis Herb. in Bot. reg. XVII. | blätterigem Stengel. Blätter linear oder misc, 30. n. 39, | | schmal linien-lanzettlich, meist zurück- REES EEE EEE EEE EEE Zt 294 Blüthenstiele kahl. Blume anfangs glockenförmig, später mit abstehenden Blättchen. Blumenblätter spitz, weiss oder hellgelb, auf dem Rücken grünlich oder röthlich. — Sehr ähnlich der T. silvestris y. tricolor und von dieser durch den meist 2 blumigen Stengel und die wollige Behaarung der inneren Fläche der Zwiebelschuppen 'verschie- den. — Ist vom südlichen Russland durch die caspischen, soogonrischen und aralschen Steppen bis nach Turkestan, dem Caucasus und Persien verbreitet. — T. biflora L. suppl. 196 et auch, — Rehb. ic. crit. tab. 395. — Grifl. tab. 239. — T. silvestris d. biflora Ledb. fl. ross. IV. 136. — T. turcomanica Karel. pl. exs. turcom. — Orithyia bi- flora Knth. enum. IV. 227. — T. Buh- seana Boiss. Diagn. ser. II. fasc. IV- p. 98. a. typica; Blumenblätter weiss auf dem Rücken grünlich. ß. Buhseana; Blumenblätter hell- gelb, auf dem Rücken röthlich. — T. Buhseana Boiss. |. ce. c. Zwiebelschuppen innerhalb kahl. 3) Tulipa Celsiana Redoute; durchaus kahl, gleicht diese Art im Wuchs und Eigenschaften der T. syl- vestris 8#. Die Blumenblälter gelb und rolh gerandet oder weiss und auf dem Rücken roth. Die innerhalb kahlen Zwiebelschuppen unterscheiden diese Art. — Wächst im südwestlichen | Europa. — T. Celsiana Redoute Lil. | tab. 38 et auct. — Rchb. ic. fl. germ. | X. tab. 447. — T. Breyniana bot. mag. tab. 717. — T. australis Lk. in Schrad. | Journ. 1799. IV. 317. — T. transtagana Brot. Lus. I. 519. — T. maculata Roth novae pl. spec. pag. 196 (?). Roth sah seine T. maculata nur in cultivirten 7 Gartendora Deutschlands, Russlands und der Se re gekrümmt-abstehend, seltener aufrecht. | durchaus | . N = niker diese Pflanze beobachtet. Zwie- 2 beln sind unbekannt, weshalb Roth’s Pflanze auch zu T. silvestris als Form ‚gehören könnte. == Dje unteren Blätter oval oder läng- lich-oval. | 4) Tulipa saxatilis Sieber (nec auct.). Sieber hat am Cap Maleca aul Crela 2 verschiedene Tulpen gesam- melt und als T. saxalilis vertheilt. Die eine kleinere schmalblätterige derselben, nach welcher die verschiedenen Auto- ren die T. saxatilis beschrieben haben, gehört zu T. syivestris 8. Die andere steht der T. sylvestris &. naher; unter- scheidet sich von dieser aber durch die bedeutend breitern Blätter, durch am Grunde braun, wollig behaarte Staub- fäden und durch tiefer getheilte 3-lap- pige Narbe. Dieser letzteren haben wir den Namen T. saxatilis gelassen, um so mehr als die Zwiebel derselben noch unbekannt, und die wie es scheint, gelblichen Blumenblätier am Grunde dunkel gelärbt sind. Möglich aber, dass auch sie zu den Formen von T. syl- vestris gestellt werden muss. B. Die inneren Blumenblätter und die Staubläden am Grunde kahl, oder die letzteren bei einer Art (bei T. Sib- thorpiana) gänglich weichhaarig und die ersteren bei einer Art (T. soog- diana) am Grunde gewimper!t, * Blumenblätter am Grunde mit einem schwärzlichen oder schwarzblauen Flecke gezeichnet. (Bei einer Form von - T, montana findet sich kleines dunkles Fleck). a. Blumenblätter oval oder elliplisch- lanzetllich, stumpf oder kurz zu- gespitzt. + Blüthenstiel kahl. ein a. a. Untere Blätter oval oder oval- Exemplaren. Nach ihm hat kein Bota- | lanzettlich oder lanzeltiich oder li- Br fleck. I. Originalabhandlungen. near - lanzetllich, obere Blätter schmaler. 5) Tulipa Oculus solis St. Amand. Zwiebelschuppen innerhalb wollig; Blätter nicht berandet. Blumen- blälter am Grunde mit grossem dunkelm Fleck. Narbe schwach, 3-lappig. — T. Oculus solis St. Amand in rec. soc. d’agric. d’Agen I. 75. — Wächst in Frankreich, der Schweiz, Italien und im Öriente. a. typica; Blumenkrone glockig- trichterförmig; Blumenblätter kurz zu- gespitzt und an der Spitze undeutlich weichharig. — Wird 20—40 ce. m. hoch. Blätter wellig. Blumenkrone innerhalb scharlach, ausserhalb heller. Blumen- blätter innen oberhalb des Grundes mit grossem länglich ovalem schwärzlichem Augenfleck, das von einer gelben Zone umgeben ist, gezeichnet. — T. Oculns solis St. Amand und der folgenden Au- toren. —-Redoute Lil. IV. tab. 219. — Rehb. ic. fl. germ. X. tab, 448. — Bot. reg. tab. 204. — Sweet fl. gard. ser. I. tab. 102. — T. acutiflora Poir. dict. VI. p. 134. — T. agenensis Redoute Lil. tab. 60. ß.maleolens; Blumenkrone glockig, die äusseren Blumenblätter kurz zuge- spitzt, die inneren stumpf. — Die un- teren Blätter lanzettlich, meist am Rande gewimpert. Blumenblätter purpur oder seltner gelb gescheckt, an der Spitze wenig gebartet, mit oft ausgerandetem schwärzlichem gelb umsäumtem Basal- T. maleolens Reboul non spec. Tul. 9 et auct. — Bot. reg. XXV. tab. 66. — Sweet fl. gard. ser. II. tab. 153. — Rchb. ie. fl. germ. X. tab. 450. — T. praecox Gr. et Godr. fl. de Fr. III. pag. 176. — Jordan obs. 1846. tab. 5 fig. C. y. praecox; Blumenkrone glockig, Blumenblätter alle kurz zugespilzt an 295 der Spitze gebartet. — Blumenblätter orangenroth oder purpur, alles andere gleich var. 6. — T. praecox Ten. fl. neap. I. 170 tab. 157. — Rchb. ic. fl. germ. X. tab. 449. — Sweet fl. gard. ser. I. tab. 157. — T. Raddii Reboul Tul. 5.— T. Foxiana Reboul selecta 2, d. Strangwaysi; Blumenkrone ovalglockig, Blumenblätter alle stumpf. — Blätter lanzettlich. Blumenblätter purpur, mit undeutlich gelb umsäumtem Basalfleck. — T. Oculus solis praecox Strangw. in bot. reg. tab. 1419. 6) Tulipa Didieri Jord.; Zwie- belschuppen innerhalb gegen die Spitze hin angedrückt behaart, Blätter nicht berandet, Narbe gross dreilappig, brei- ter als der Durchmesser des Frucht- knotens. — Blätter blaugrün, am Rande meist gewimpert. Blumenblätter kurz gespitzt, purpur oder rothgelb oder gelb, an der Spitze undeutlich kurz- haarig. — Wächst in Frankreich und in Persien und steht den Formen von der vorhergehenden Art sehr nahe. T. Didieri Jordan obs. I. pag. 34 tab. 5 fig. A. —T. Oculus solis persica Lindl. in bot. reg. tab. 1143. — T. praecox d. persica Knth. enum. IV. 223. 7) Tulipa Borszczowi Rgl.; Zwiebelschuppen innerhalb dicht mit langen dünnen braunen seidenartigen Haaren bekleidet. Blätter durchsichtig knorpelig gerandet. Narbe schwach 3- lappig. — Stengel 20—40 c. m. hoch, ö—4-blätterig, 1-blumig, meist bis zur Mitte oder noch höher herauf, mit den abgestorhenen Blattscheiden des ver- gangenen Jahres umgeben. -Blätter blau- grün, kahl, stark wellig. Blumenblätter keilförmig- verkehrt oval, stumpf oder aus dem stumpfen Vorderstück plötzlich gespitzt, gelb oder orangenrolh, am Grunde mit schwarzblauem Fleck. — Steppen des Aralsces, Turkestan. — T, 296 Borszczowi Rgl. enum. pl. eis- et trans- iliens n. 1042. — T. glaucophylla Fisch. herb. ex parte. 8) Tulipa Julia C. Koch; Zwie- belschuppen wie bei vorhergehender. Blätter nicht berandet. Narbe schwach 5-lappig. — Durchaus kahl. Stengel 6—10 c. m. hoch, 3—4blätterig, 1 blu- mig. Blätter lanzettlich oder schmal- lanzetllich, die oberen schmäler, meist wellig. Blume breit - glockenförmig. Blumenblätter keilförmig-verkehrt-oval, stumpf oder ausgerandet oder plötzlich kurz gespitzt, purpur, am Grunde mit schwarzblauem Fleck, ausserdem oft mit vielen dunkleren Punkten gezeichnet. — Caucasus, Turkestan. T. Julia C. Koch in Linnaea XXII pag. 225. b. b. Blätter linear. 9) TulipaBoissieri Rgl.; Sten- gel 3blätterig, einblumig. Blätter auf- recht, gewimpert, länger als Blume. Blume purpur. Blumenblälter am Grunde mit schwarzblauem Fleck; äussere oval kurz zugespilzt; innere keilförmig-ver- kehrt-oval, vorn abgerundet mit aufge- selztem Spitzchen. Palaestina. Ah pulchella Boiss. in pl. exsicc. Dr. Roth collectis. jr Blüthenstiel mehr oder weniger behaart. 10) Tulipa GreigiRgl. gangs besprochen. b. Blumenblätter oval, die äusseren schwanzlörmig zugespitzt. 11) Tulipa Eunanthiae Orph,; Zwiebelschuppen innerhalb an der Spitze angedrückt behaart. Stengel 3-blätte- ring, einblumig. Untere Blätter oval- lanzetllich oder lanzeltlich, alle wellig und kaum berandet. Blüthenstiel. kurz behaart. Blume purpur. Blumenblätter oval, am Grunde mit länglichem schwärz- lichem Fleck, die inneren kurz zuge- spitzt. — Griechenland. — T. Eunan- Ist Ein- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. = | im Oriente wild. thiae Orph. in Boiss. diagn. ser. N. fasc. IV. pag. 100. c. Blumenblätter lanzettlich, die äus- seren in eine Spitze vorschmaleeN 12) Tulipa aleppensis Boiss.; Blüthenstiel kahl. — Stengel 3—4blät- terig, einblumig. Blätter flach, nicht berandet, die unteren lanzettlich oder schmal lanzettlich. Blume purpur. Blu- menblätter beiderseits verschmälert, vorn meist zugespilzt, am Grunde mit länglich-linearem schwärzlichem Fleck. — Syrien bei Aleppo. — T. aleppen- sis Boiss. in pl. Hauskn. 13) Tulipa baeotica Boiss. et Heldr.; Blüthenstiel kurz behaart. — Der vorhergehenden sehr ähnlich, un- terscheidet sich diese Art durch wellige Blätter, behaarten Blüthensliel, vorn bartige Blumenblätter etc. — Griechen- land. — T. strangulata Heldr. pl. exs.— T. baeotica Boiss. et. Heldr. diagn. pl. or. ser. Il. fasc. IV. pag. 99. ** Blumenblätter tragen am Grunde kein schwärzliches Augenfleck. a. Blumenblätter stumpf oder kurz zugespitzt. + Blüthenstiel kahl. Blumen auf- recht. a.a. Blätter nicht gerandet, die un- teren oval oder oval-lanzettlich oder lanzettlich, die oberen schinä- ie 0 Zwiebelschuppen innerhalb kahl. 14) Tulipa Gesneriana L.; die bekannte Gartenlulpe, d. h. die Multer- pflanze der sogenannten späten oder Landtulpen. Kommt in einer Unmasse von Formen, mit rothen und gelben und bunten Blumen, mit einfachen und ge- füllten Blumen, mit geschlitzten Blumen- blättern (den sogenannten Papageitul- pen) vor. Wächst im südlichen Europa und T. Gesneriana L. Ih Originalabhandlungen, spec. 438. — Bot. mag. tab. 1135. — Bot. reg. tab. 380. — Fl. des serres tab. 1990. — T. serotina Reboul Tul. p- 6. 00 Zwiebelschuppen innerhalb nach der Spitze zu angedrückt behaart. 15) T. Schrenki Rgl.; durchaus kahl, spannenhoch bis 25 c. m. hoch werdend. Stengel 3—4blätterig, 1blu- mig. Blätter wellig. Blume etwas kleiner als die der gemeinen Tulpe, breit glockenförmig. Blumenblätter stumpf oder kurz gespitzt, an der Spitze schwach gebarlet, gelb oder noch häu- figer purpur gefärbt. — Wächst in den Steppen der Soongorei, im Ili-Flussge- biet und in Turkestan. — T. Gesneri- ana Bunge reliq. Lehm. n. 1390. b.b. Blätter durchsichtig knorpelig gerandet, die unteren länglich- lanzeitlich, die oberen schmäler. 16) Tulipa Lehmanniana Merckl.; Zwiebel unbekannt. Stengel 4blätterig, einblumig. Blätter stark wel- lig-.‚kraus, zurückgebogen abstehend. Blumenkrone glockig, gelb. Blumen- blätter länglich-elliptisch, spitzlich oder kurz zugespitzt, vorn kurz gebartet. — In den Steppen um Buchara. T. Lehmanniana Merckl. in Bunge reliq. Lehm. n. 1392. — Der vorhergehenden nahe verwandt. c. c. Blätter nieht berandet, die un- teren linear-lanzettlich, die oberen linear, oder auch alle Blätter linear. 17) Tulipa soogdiana Bunge; Zwiebelschuppen innerhalb dicht zottig. Blätter zurückgekrümmt-abstehend, am Rande flach. — Aehnlich der T. biflora. Wird 8—12 c. m. hoch. Stengel 2 blälterig, einblumig. Blumenkrone ab- stehend-glockig, wie es scheint gelb- lich, Blumenblätter länglich-elliptisch, stumpf oder spitz, vorn sehr kurz be- haart, die inneren am Grunde gewim- — 297 pert. — In den Steppen um Buchara. — T. soogdiana, Bunge in reliq. Lehm, n. 1395. — Unterscheidet sich von der nah verwandten T. biflora durch die am Grunde durchaus kahlen Staubfäden, 18) Tulipa armena Boiss,; Zwiebelschuppen innerhalb dicht mit steilen langen Haaren besetzt. — Sten- gel fast Ablätterig, einblumig. Blätter zurückgekrümmt abstehend, am Rande wellig. Blumenkrone gelb. Blumen- blätter verkehrt-oval, stumpf oder die äusseren mil aufgesetztem Spitzchen. — Wird 8— 10 Zoll hoch und wächst in Armenien. — T. armena Boiss. diagn. ser. II. fasc. IV. pag. 99. 19) Tulipa Clusiana Vent,.; Zwiebelschuppen innerhalb wollig. Blät- ter aufrecht abstehend, am Rande flach. Durchaus kahl, 20 —40 c. m. hoch. Stengel 3—Öblätterig, einblumig. Blu- menkrone fast trichterförmig - glockig. Blumenblätter lanzettlich, nach dem Grunde zu verschmälert; die äusseren spilz, innen weiss, aussen auf dem Rücken oder nur nach der Spitze zu violett; die inneren stumpf, weiss. — Südeuropa. Nordafrika. Orient. @. typica; äussere Blumenblätter auf dem Rücken violett. — T. Clusi- ana Vent. in Redoute Lil, tab. 37 et auct. — Bot. mag. tab. 1390. — Sibth. fl. graeca tab. 329. — T. rubro-alba Brot. Lus. I. 520. stellata; äussere Blumenblätter nur an der Spitze vielett. — T. stellata Hook. bot. mag. tab. 2762 et aucl. 20) Tulipa montana Lindl.; Zwiebelschuppen innerhalb wollig. Blät- ter zurückgekrümmt abstehend, am Rande wellig. Durchaus kahl, niedrig oder bis spannenhoch. Stengel 3—4 blätterig, 1blumig. Blumenkrone glockig oder abstehend glockig. Blumenblätter Gartenflora Deutschlands, Rus: ‘oval oder elliptisch-lanzettlich. Wächst in Persien. Aendert ab. &. typica; Blumenkrone pupur. Blu- menblätter alle oval, spitz und am Grunde gelblich. T. montana Lindl. bot. reg. tab. 1106 et auct. ß. maculata; Blumenkrone purpur. Blumenblätter am Grunde des Na- gels mit kleinem schwärzlichem Flecke, äussere kurz zugespitzt, in- nere stumpf. chrysantha; Blumenkrone ‚gelb. Aeussere Blumenblätter spitz- lich, innere stumpf. — T. chry- santha Boiss. in Kolschy pl. exsicc. Pers. bor. T. montana var. chrysantha Boiss. diagn. fasc. XIH. 19. +7 Blüthenstiel kahl. Blumen nickend. 21) Tulipa Sibthorpiana Sm,; Staubfäden der ganzen Länge nach be- haart. — Stengel 2blätterig, {blumig. Blätter aufrecht, flach, nicht gerandet, die unteren elliplisch lanzettlich. Blumen- krone glockig, gelb. Blumenblätter läng- lich spathelförmig,, stumpflich. — Grie- chenland. — T.Sibthorpiana Sm. fl. graeca IV. tab. 330. — Bis jetzt nur aus Sib- gold- = — thorp’s Abbildung bekannt und vielleicht | gar nicht zu Tulipa, sondern zu Orithyia | gehörig. +77 Blüthenstiel kurz behaart. 22) Tulipa suaveolens Roth.; Blätter nicht berandet. Blumenkrone abstehend glockig. — Aeussere Zwiebel- schuppen innerhalb an der Spitze an- gedrückt, behaart, innere ganz kahl. Stengel spannenlang bis fusshoch, 3— 6blätterig, einblumig. Blätter aufrecht, nicht berandet, ziemlich flach, die un- teren elliptisch-lanzettlich. Blume auf- recht. Blumenblätter von der verkehrt- ovalen bis zur lanzettlichen Gestalt übergehend, siumpf oder kurz gespitzt, meist purpur und goldgelb gerandet; dert in dem Gärten mit gefüllten und einfachen Blumen, höherem und niedri- gerem Stengel ab. — T. suaveolens Roth. cat. bot. I. 45 et auct. — Bot. mag. tab. 839 und 2388. — T. hortu- lanorum Wendr. in Olto et Dietr. Allg. Griztg. VI. 41. — T. odoratissima Vis. l’orto bot. Pad. 149. — T. Bonarotiana Sweei fl. gard. ser. II. tab. 116. 25) Tulipa strangulata Re- boul; Blätter nicht berandet. Blumen- krone glockig und unterhalb der Spitze urnenlörmig eingezogen. — Aendert ab mit gelben, purpurfarbenen und ver- schiedenartig gezeichneten Blumen, mit kahlen und behaarten }Blättern. Al- les andere gleich T. suaveolens. — Ita- lien. — T. strangulata Reboul Tul. n. 6 el auct. — T, scabriscapa Strangw. in bot. reg. tab. 1990. — T. pubescens Sweet fl. gard. ser. I. tab. 78. — T. suaveolens Redoute Lil. II. tab. 111. — T. Bonarotiana, T. vario-pieta et T. neglecta Reboul. I. ce. — Diese und die vorhergehende Art sind die Stammältern der zahlreichen frühen oder Treibtulpen unserer Gärlen, so der Duc de Thol etc. 24) Tulipa altaica Pall.; Blät- ter knorpelig durchsichtig gerandet. Blumenkrone abstehend - glockenförmig. Die Zwiebelschuppen innerhalb an der Spitze angedrückt behaart. Spannen- hoch bis fusshoch. Stengel 2—3blät- terig, I blumig. Blätter blaugrün, auf- recht oder zurückgebogen, kurz be- haart oder kahl, am Rande kraus, die unteren länglich-oval oder länglich-lan- zeitlich. Blumenblätter länglich - ellip- tisch, kurz zugespitzt, oder spitz, oder stumpf mit aufgesetztem Spitzchen, gelb und auf dem Rücken grünlich oder licht purpur. — Altai, Steppen der Soongorei, lligebiet, Turkestan. — T. altaica Pall. inSprgl. syst. I. 63 et auct, I. Originalabhandlungen. b. Blumenblätter in eine lange, schwanzlörmige Spitze ausgehend. 15) Tulipa turcica Roth.; Blü- thenstiel kahl. — Zwiebelschuppen in- nerhalb mit langen, braunen, zoltigen, seidenglänzenden Haaren besetzt. Der 1—1!/, Fuss hohe Stengel 3—5 blät- terig, 1blumig. Blätter aufrecht, nicht gerandet, ziemlich flach, linien-lanzett- lich. Blumenkrone aufrecht, breit- glockig. Blumenblätter schmal-lanzelt- lich, fang schwanzförmig zugespitzt. In Persien und in der Türkei. @.typica; Blumenblätier an der Spitze bartig, licht purpur, weiss oder gelb- lich gezeichnet. — T. turcica Roth cat, bot. pag. 45 et auct. — T. acu- minata Vahl in Hornm. .h, Hafn. I. 328. — T, cornuta Redoule Lil, tab. 299 445, — Bolt, reg. tab. 127. — T. stenopetala Mord. Del. bon. jard. 1813 pag. 69. — Herb. am. tab. 171. — T. pumila Mönch meth. 301. ß. media; Blumenblälter an der Spitze kahl, — Blume tief scharlach, aus- sen weiss gescheckl. — T. media Ag. in’Roem. et Schult. syst. VII. 319 et auct. 26) Tulipa undulatifolia Boiss.; Blüthenstiel kurz behaart. — Stengel mehrblätterig, einblumig. Blätter lan- zeitlich , zurückgebogen, wellig-kraus. Blumenkrone abstehend glockig. Blu- menblätter oval, lang zugespitzt, an der Spitze kurzhaarig. — Bei Smyrna. — T. undulatifolia Boiss. diagn. ser. I. fase. V. pag. 57.— Weder trocken noch lebend gesehen. (E. R.) c) Mesembhrianthemum abyssinicum Rgl. (Siehe Tafel 774.) Ficoideae. M. abyssinicum;_ suffruticosum; caule ramisque decumbenti-adscenden- tibus; foliis linearibus, semicylindricis, basi connatis, in latere superiore planis v, subcanaliculatis, apice obtusiusculis, peduneulis calycibusque papillis minulis erystallino - micantibus dense vestitis; floribus purpureis, axillaribus, pedun- eulatis; calycis laciniis cylindraceis, valde inaequalibus, unica minima, dua- bus longioribus, duabus longissimis ce- teras plus duplo superantibus. Caulis ramique carnoso-lignosi, ju- niores micantes virides, seniores glabri, defoliati, foliorum rudimenti subspinu- lescentes nulli. Folia opposila, initio conferta, deinde magis remola interno- dium autem semper superanlia, 3 —8 c. m. longa, A4—7 m. m. in diametro. Flores initio terminales, deinde axillares v. alares, pedunculo circiter 3 c. m. longo suffulti. Calyx turbinatus, quinquefidus. Pe- tala pluriserialia, emarginato-obtusa. Steht unter den bekannten Arten dem M. grossum Haw. zunächst, Diese letztere Art irägt aber an den älteren Stengeln die fast dornförmigen Rudi- mente der Blätter, besitzt einen am Grunde verdickten Stengel, unterschei- det sich ferner durch die Kelchlappen, von denen zwei nur wenig länger als die andern und endlich durch die Blumen- blätter, welche blassroth und alle spitz» Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Samen unserer neuen Art er- hielten wir aus Abyssinien von Schim- per. A. Richard sah unter den Pflan- zen Abyssiniens 2 Arten, (Rich. Ten- 'tamen Fl. Abyss. in Lefebvre Voyage en Abyss. IV. pag. 316), welche aber im getrockneten Zustande nicht be- stimmbar waren. Von diesem scheint nach den wenigen von Richard über jene Arten gegebenen Bemerkungen, je- doch keine von beiden, mit unserer Art indentisch zu sein, denn die eine der- selben soll mit M. densum verwandt sein und keine Papillen tragen. Unsere Zeit hat die Agaven unter TR den Feltpflanzen plötzlich zur _Mode- pflanze gemacht, vielleicht, dass die Zeit nicht fern ist, wo die unberechen- bare Mode in Bezug auf Lielhaberei, auch die anderen Feltpflanzen und unter ihnen die schön und dankbar blühenden vielgestalligen Mesembrianthemum auch wieder zur Geltung bringt. Vollblühende in voller Sonne stehende Büsche man- cher Mesembrianthemum, so z. B. von M. splendens, violaceum etc. gehören wirklich zu den schönsten niedrigen Blüthesträuchern, welche man während . der Sommermonate unter unseren Pflan- zen des Kalthauses besitzt. (E. R.) 2) Betrachtungen über das Entwerfen und freie Abstecken von Land- schaftsgärten, Vor einigen Jahren entstand ein li- terarischer Streit über die Art und Weise, wie neue Wege in Landschafts- gärten, welche erst angelegt werden sollen (nicht in schon bestehenden) zu zeichnen und auf dem Terrain abzu- stecken seien, Ein Zögling des Pomo- logischen Instituts in Reutlingen hatte in dem „Taschenbuche für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde* vom Jahre 1868 (Verlag von Eugen Ulmer in ‘ Ravensburg) einen kurzen Arlikel un- ter dem Titel: „Das Zeichnen von Gar- tenanlagen in der Natur“ veröffentlicht, welcher in Neuberts „Deutschem Ma- gazin für Garten- und Blumenkunde“ pag. 374 des Jahrganges 1869 kritisirt wurde. Wenn man sich die Mühe ge- ben will, solche Schülerarbeiten zu kri- tisiren, so gab die betreffende Anleit- ung allerdings Veranlassung dazu, denn sie war im hohen Grade schülerhaft. Die Hauptausstellung machte der Verf. der Kritik an der Angabe, dass die Weglinien beim Zeichnen des Gartens auf dem Terrain zuletzt an die Reihe kommen sollen. Er nannte dies einen „neuen Satz in der Lehre der Land- schaftsgärtnerei.* Das war nun falsch, denn es steht bereits gedruckt in Sckell’s „Beiträgen zur bildenden Gar- tenkunst,* bekanntlich kein neues Buch, sowie in allen andern Büchern über Landschaftgärtnerei, deren Verfasser sich an Sckell’s Werk anlehnten in der Meinung, dieser geniale Landschafts- gärtner sei unfehlbar, wie ich es einst selbst glaubte *), oder welche nicht —— *) In meinem ersten Buche: »Ideen- magazin für Hausgärten,< welches Buch ich, als meinen jetzigen Anschauun- gen und Kenntnissen nicht mehr entspre- chend, unterdrückt habe, um gleichsam als 1. Originalabhandlungen. den Muth hatten, ihre eigene nicht mit Sckell’s Ansicht übereinstimmende Ue- berzeugung auszusprechen. Beiläufig sei bemerkt, dass Sckell, obschon der erste und eigentlich einzige Landschalfts- gärtner damaliger Zeit in Deutsch- land, ebenfalls nicht vorurtheilsfrei war, dass er Manches seinem Buche einver- leibt, was er aus dem vorigen Jahr- hundert aufgeerbt, vielleicht gegen seine innere Uebereinstimmung. Ich werde auf die Nachtheile des Autoritätsglau- bens am Schlusse dieser Zeilen zurück- kommen, und will nun von dem klei- nen Ahwege auf mein eigentliches Ziel wieder einlenken. Diese Kritik rief von anderer Seite *) eine ziemlich eingehende Gegenrede hervor, worin der Satz, dass die Weg- linien später als die Umrisse der Pflanz- ungen auf dem Terrain zu zeichnen seien, abermals warm vertheidigt wur- den. Da auch ich in meinem nun ver- gessenen „Ideenmagazin“ als Autorität für diese Ansicht genannt wurde, so wollte ich schon damals meine Ansicht aussprechen und die beiden enigegen- gesetzten klären und zu vereinigen suchen; allein ich fürchtete der Partei- nahme schuldig erkannt und erklärt zu werden, liess den Gedanken fallen und vergass die Sache, bis mir vor einigen Tagen zulällig die zu einer Entgegnung beim Lesen jener Schriftstücke gemach- neue Auflage den »Hausgarten< (Weimar 1867) an seine Stelle zu setzen, nahm ich diesen überwundenen Standpunkt noch ein. Jäger. *) Ich kann diese Entgegnung leider in keiner Zeitschrift auffinden, und mich nur auf die zu einer Erläuterung und Ver- gleichung bestimmten Notizen verlassen, kann daher auch nicht den Verfasser nennen, 801 ten Notizen in die Hände fielen. Ich fand von neuem, dass die Sache eine ausführliche Besprechung sehr wohl verdiene. Indem ich sie aber aufnehme, betrachte ich die beireffenden Gegner als mir unbekannte Personen, erwähne auch den schon verjährten Streit nur, um meine eigenen Ansichten in dieser Sache auszusprechen. Ich bemerke ausdrücklich, dass ich hier keine An- leitung zum Abstecken geben will, son- dern nur Bemerkungen, sowie, dass ich diesmal auf eine logische Entwickelung des Stofls verzichte. Ferner bemerke ich, dass der als Beweis für die An- sicht citirte Satz aus meinem Buche sich nicht auf das Abstecken im Freien, sondern auf das Entwerfen der Zeichnung bezieht. Beim Abstecken auf dem Terrain sind lediglich prakti- sche Rücksichten massgebend, und meistens ist es ganz einerlei, ob man zuerst die Wege oder andere Formen absteckt, Der junge Mann, welcher durch seine Schulerinnerungen schon zwei Nachschriften und nun eine dritte veran- lasst hat, bemerkt unter anderen: dass nur von Gärten die Rede sei, welche keine vorherige Aulzeichnung auf dem Papiere erfordern, sondern „gleich nach kurzem Bedenken“ auf den Bo- den aufgezeichnet werden könnten. Es muss dies entschieden als falsch er- klärt werden. Ohne Plan arbeiten, heisst planlos arbeiten, was bekannt- lich die schlechteste Manier bei jeder Sache ist. Ein Plan muss zu jeder Anlage, welche wirklich ausgeführt werden soll, (nicht blos zu Schüler- übungen und Einritzen von „Schön= heitslinien® dient), gezeichnet werden, sei es auch noch so flüchtig, denn ohne denselben werden die richligen Ver- hältnisse oft verfehlt, ganz abgesehen V. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der nah Br davon, dass Terrainhindernisse selbst | des Ganzen im Kopfe hat, aber einem bei kleinen Anlagen ein sorglälliges Abmessen, also nicht nur „kurzes Be- denken* erfordern. Zwei vorhandene Bäume, eine einspringende Grenze, ein Brunnen, ein Eingang u. s. w. können auf die Biegung der Wege etc. schon weit entfernt massgehend werden. Da hilft kein Sckell’scher Kunstischritt mit idealen Augen vorwärts, sondern es muss die ganze Fläche berechnet wer- den, was daraus zu machen, vor allem, was unumgänglich nöthig ist. Aller- dings wird der Plan-am besten, oder eigentlich nur dann gut, wenn die Idee dazu schon bei Ansicht des Garten- platzes sich ziemlich fertig gebildet hat. Das Zeichnen ist dann nur Klei- nigkeit und geht dem Geübten schnell und ohne Schwierigkeit von der Hand. Aber die Zeichnung ist des richtigen Verhältnisses wegen nölhig. Wer die Ausführung selbst übernimmt, wird sich natürlich nicht streng an den Plan kehren, wird verändern, wo es zweckmässig er- scheint. Ich habe aber auch Gärtner ge- | kannt, welche nur aus dem Grunde nicht von dem ihnen von einem Besitzer vorgelegten und von demselben geneh- migten Plane abgingen, weil sie glaub- ten, sich eine Blösse zu geben, dass ihre Ansicht nicht fester sei. Ich denke aber, es ist vernünftiger, noch im letz- ten Augenblicke eine Sache zu ändern, wenn man einen bessern Gedanken be- kommt. Also mil dem Sckell’schen Einritzen der Hauptlinien ohne vorherigen Plan ist es nichts. Es mag einem geübten Praktiker in der Landschaftsgärtnerei hin und wieder gelingen, eine Weg- linie, Pflanzungscontouren, besonders aber Wasserläufe auf Gradewohl mit dem sechslfüssigen Zeichnenstilte ein- zuzeichnen, wenn er bereils den Plan | ben. Schüler und selbst angehenden bereits geübten Landschaftsgärtner kann und darf dies Verfahren nicht empfohlen werden. Sckell hat es sicher nicht allgemein angewendet, weil es nicht anwendbar ist. Nicht nur, dass Ter- rainschwierigkeiten das Gehen, ohne auf den Weg zu sehen (was Vorschrift und Nothwendigkeit ist, weil das Auge die ideale Linie verfolgen muss), auf dem meist nicht glatten Zeichengrunde sein Bedenkliches hat, und dass die be- gangene Linie häufig keine Spuren hinterlässt, sondern der gehend Zeich- nende verliert auch leicht die gewollte Richtung, und findet kein Zeichen, wo er gewesen ist. Meine derarligen Ver- suche sind wohl zuweilen geglückt, elwa, wenn ich einer Thalsohle an den tiefsten Stellen folgte, um Ufer und Wasserläufe anzugeben, weil hier der Boden ein fasf“sicherer Führer ist und hierbei ein abgemessenes Ausstecken nur gekünstelte Linien hervorbringt, oder beim Bestimmen einer kräftigen Pflanzungscontour an einem Abhange; aber im allgemeinen halte ich Miss- erfolge. Ich habe manchmal selbst lachen müssen über die wunderlichen Linien und Richtungen, welche entstan- den, wenn ich „der Nase nach“ ging, den „idealen Blick,* welcher die Linie bestimmt, in die Lult gerichtet. Man glaubt z. B. in der Hauptrichtung sich von Süd nach Norden zu bewegen und kommt ganz unvermerkt bei dem Su- clen der „Schönheitslinien® in eine ganz andere Himmelsrichtung. Von der Form und dem muthmasslichen Eindruck der idealen Linien hat man meist keinen Begriff, weil selbst, wenn sofort abgesteckt wird, wenige Pfähle und Stangen das Bild nicht hervorhe- Nur Wege lassen sich übersehen und leicht corrigiren. Anders ist es natürlich, wenn ich nach einem Plane, welcher an Ort und Stelle ganz dem Terrain angepasst ist, aus freier Hand abstecke. Und dabei sind dennoch vor- her festgeseizie Marken nothwendig. Wenn ich z. B. eine Aussicht offen lassen will, so sehe ich beim Gehen und Abstecken nicht, wie weit ich mit den Pflanzungen vorgelien darf, wenn nicht .eine vorher ausgesteckte Stange die äusserste Grenze anzeig!l. So viel vom Einritzen nach Sckell’s Anleitung. Ich bin überzeugt, dass dieser erfahrene Landschaftsgärtner und Künstler, welcher mit der Feder nicht so gut umzugehen wusste, wie mit dem Zeichnenstifte, nicht die Absicht gehabt hat, seine zuweilen geüble Manier als Vorschrift hinzustellen, sondern nur als bequemes praktisches Abkürzungsmittel, der Absteckarbeiten für geübte Prakti- ker. Ich selbst zeichne auf glattem nicht bewachsenem Terrain ebenfalls Linien durch Einritzen in den Boden, besonders übersehbare Gehölzgruppen, deren künftige Form man so schnell und in schönen Linien bildet, aber nicht mit dem Stab unter dem Arm die Au- gen vorwärts, sondern hübsch auf den Boden und die Linie gerichtet. In der- selben Weise bezeichne ich auch nach vollendeter Pflanzung die Grenzlinie zwischen Pflanzung und Rasen durch Einriizen auf dem vorher. eiwas ge- glälteten Boden, worauf diese Andeut- ung mit kleinen Stöcken fixirt wird, Im Grunde kommt zwar wenig darauf an, ob diese Linie so scharf gelrennt ist, aber schön geschwungene Umrisse geben der Anlage, so lange das Ge- büsch den Boden noch nicht deckt, ein Ansehen von Ordnung und Ferligkeit, während ungewisse Grenzen lange das Ganze unfertig erscheinen lassen, Der I. Originalabhandlungen, u—— 0000202000000 303 Zeichenstab (ein beliebiger spilzer Pfahl) wird auch bei diesem Einritzen vorwärts, nicht unter dem Arme gehalten. Auf solchem zum Einritzen geeigneten Ter- rain kann man allenfalls Weglinien mit dem Stock unter dem Arm, die Augen vorwärts, hinter sich einrilzen, muss sich aber gefasst machen, dass die Li- nie eben so ofi verfehlt wie gelungen ist. Zu solchem Einzeichnen mit dem -Stabe gehört aber eine grössere Fläche, als sie auf einem Schüler - Uebungs- platze geboten werden kann, und es ist bei der Anlage kleiner Gärten ganz verwerflich. Ein Anlegen der Schnur, wie bei den Reutlinger Uebungen, ist unnöthig, die Schnur überhaupt hierbei - ein Hilfsmittel von zweifelhaftem Werth, während sie allerdings bei der Ausführ- ung durch Arbeiter zur scharfen Mar- kirung nölhig wird. Jeder ausführende Landschaftsgärt- ner, welcher grössere Anlagen abzu- stecken hat, wird ähnlich verfahren wie Sckell, doch nur im Prineip. Er würde ja, wollte er jeden einzusteckendeu Stab ängstlich abmessen und immer rück- wärts blicken, nichts fertig bringen und kaum einen schönen Schwung in die Linien bekommen. Ich lasse, wenn es längere Linien abzustecken gibt, den Arbeiter mit den Stäben seilwärts hin- ier mir gehen, so dass ich nur die Hand hinter mir auszustrecken brauche, um den Stab zu fassen, und stecke ihn in den Boden, ohne hinzusehen, da der Blick stets die im Geiste vorgezeich- nete Richtung verfolgt, mache aber ein Zeichen, wie weit die Bogen nach den Seiten ausgedehnt werden können, wenn die Biegung nicht durch das Terrain schon bedingt wird. Der Endpunkt des Weges wird so auffallend wie möglich bezeichnet. Am Ziele angelangt, wird rückwärts gegangen, wobei grosse Ab- 304 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der sa \ weichungen corrigirt werden. Dann wird dieselbe Linie nochmals von der andern Seite begangen, wobei oft Bieg- ungen hässlich erscheinen, welche von der andern Seite für gut gehalten wur- den. In den meisten Fällen kann der geübte Landschaftsgärtner — voraus- geselzt, dass er nicht durch müssige Zuschauer und Einreden gestört wird — darauf rechnen, dass die abgesteckte Linie gut ist. Es kommen aber auch zuweilen wunderliche Weglinien zum Vorschein, deren Aenderung dann meist nicht leicht ist. Es ist überhaupt eine -jedem Landschaftsgärtner vorkommende Thatsache, dass bei Aenderungen die zuerst gesteckte Linie meist die bessere war, und dass die Plähle, wenn man auch mit der zweiten Richtung unzu- frieden ist, bei abermaliger Aenderung oft in das alte Loch kommen, obschon der von fern Commandirende nichts davon weiss. Bei Wegen ist es noth- wendig, dass die Pfähle gleiche Höhe haben und auf einer Strecke von an- nähernd gleichem Bogen dieselbe Ent- fernung bekommen. Durch Uebung lernt man, die Schritte zählend, leicht die Entiernung, in welcher ein neuer Pfahl einzustecken ist, so dass kein Nachmessen nöthig ist, wenn die Pfähle nicht etwa zugleich ein Zeichen für Accordarbeit abgeben sollen. Nur bei gleichmässiger Entiernung der Pfähle auf einer Strecke mit ähnlichen Bogen- linien gelingt eine schöne Schwingung, indem man die Linien später einvisirt, weil eine schöne Biegung nur dann erreicht wird, wenn die 2 Endpfähle von dem miltleren haben. Bei schwa- chen Biegungen werden die Pfähle weiter, bei starken (kurzeu Wendun- gen) enger gesteckt. Bei Uebergängen von einer Biegung in die andere kom- | men stets 3 Pfähle in eine gerade Li- nie, was zwar bei gebogenen Linien fehlerhaft ist, aber bei der Ausführung verschwindet, weil die Bogen zwischen den Pfählen sich fortsetzen, wodurch der Uebergang unmerklich wird *). Ich komme nun zu der Streitfrage, ob beim Entwerfen der Anlage zuerst die Wege, wie es der Kritiker in Neu- bert’s Deutschen Magazin will, oder die Umrisse der Pflanzungen, Wasserlinien u. s. w. gezeichnet werden sollen. Ich bemerke nochmals, dass hier nur vom Zeichnen, nicht von ‘der Ausführung die Rede sein kann. Nach meiner Er- fahrung ist bald das Eine, bald das An- *) Bei dieser Gelegenheit erwähne ich, dass in dem neuen Park zu Liverpool (Seftonpark), von dem (jedenfalls überschätz- ten) Franzosen EduardAndre, (welcher auch den Wiener Prater & la Paris zu- stutzte), und Lewis Hornblower ange- legt, gleichmässige Bögen (also Circel) von 1500 Fuss Länge vorkommen, welche 2), der ganzen Länge des Parks einnehmen. Mehrere Wege bilden vollkommene Ellip- sen. Wenn auch in einem Volksgarten die Wege, namentlich Fahrwege sich nur wenig biegen dürfen, so sind doch solche Kreiswege zu sehr abweichend vom Ge- brauch in Landschaftsgärten seit nun fast 200 Jahren, als dass man diese Erschein- ung nicht erwähnen sollte. Das ganze Wegnetz sieht aus, als hätte man eine auf- gegangene Rolle von Draht oder Uhrstahl- federn durcheinander auf den Tisch gewor- fen. Seltsamerweise gibt es in diesem Parke (wenigstens auf dem Plane) viele Grasplätze im Innern von Pflanzungen, welche man nicht sehen kann, die also en ie ra Ppeihlenfeleichen PAbstand | zwecklos sind. Wären dieselben nicht so © z | häufig, so könnte man annehmen, dass es | Spiel- und Gesellschaftsplätze wären, in- dem bekanntlich in den britischen öffent- lichen Gärten das Betreten der Grasplätze allgemein erlaubt ist, und sogar vom Gehen gebildete Wege geduldei werden, Be Ha I. Originalabhandlungen. dere vorzuziehen oder vielmehr gebo- ten. In kleineren Gärten, sind die Wege unbedingt das Erste nach der Einzeichnuug oder Bestimmung des Wohngebäudes und des umgeben- den Platzes. Wer Gärten anlegt, kann darüber nicht im Zweifel sein, und wer zweifelt, dem fehlt es an Erfahrung. Von Meinungen und theoretischen An- sichten kann hierbei nicht die Rede sein. Die erste Bedingung der Anlage ‚ist, den kleinen Raum so auszunulzen, dass er Gelegenheit gibt, sich darin zu bewegen und Abwechselung zu finden. Wege und Plätze muss man haben, muss erstere so führen können, dass sie dem modernen Geschmack entsprechen, an- genehm führen und möglichst ausge- dehnt erscheinen, endlich dass ihre Führung keine Terrainschwierigkeiten hat. Alles Andere kann nach Bedürf- niss und Geschmack eingerichtet wer- den, wobei die Schönheit der Bekleid- ung der Wege (Bepflanzung etc.) und die Abwechselung an Licht und Schat- ten mit der Ansicht vom Wohnhause und von andern Punkten in Einklang zu bringen ist. Die Schatlenmassen der Pflanzungen wirken dann zugleich als Beschattung des Weges, sowie land- schaftlich. Beides ist sehr wohl zu vereinigen. Eine Ausnahme von der durch die Nothwendigkeit gebotenen Regel ist zu machen, wenn Terrainveränderungen (Auffüllungen, Abtragungen) zu machen sind, aber der Weg kann doch annäh- ernd richtig darüber hin angegeben werden. Nicht selten bedingt auf hü- geligem Terrain die schiefe Ebene und Biegung des Weges die Form des Ab- hanges. Man bilde sich nicht ein, dass man Hügelbildungen, wenn Wege dar- über führen müssen, ganz frei ge- Stalten könne, wie es die Schönheit | bäude bestimmend, X. 1873, 305 verlangt. Was dann unschön erscheint, kann durch Pflanzungen verborgen wer- ‘den. Man erkennt hieraus, dass solche Wege zuerst auf dem Plane bestimmt werden müssen. Es versteht sich na- türlich von seibst, dass beim Entwerfen der Wege jede Terrainschwierigkeit beachtet wird, dass man ‘diesen aus- weicht, wo es ohne Schädigung der Schönheit möglich ist, oder wo nicht schwieriges Terrain, z. B. die Spitze einer Anhöhe das Ziel eines Weges ist. Wie die Linien in solchen Fällen auf der Zeichnung aussehen, darf uns nicht kümmern, denn es sehen oft die interessantesten Gärten auf dem Plane schlecht aus. Gärtner, welche die so- genannte Schönheitslinie immer als Richtschnur nehmen wollen, sind und bleiben Stümper in der Landschafts- gärtnerei. Anders kann und muss beim Ent- werfen grösserer Parkanlagen verfahren werden. Hier kommt es zunächst auf die Vertheilung der Licht- und Schat- tenmassen, der offenen Flächen und Pflanzungen an. Sind bereits grössere Gehölzmassen vorhanden, so sind zu- nächst diese massgebend und zu erhal- ten, wenn es irgend möglich ist, aber auch zu durchbrechen, wenn sie Schö- neres verbergen. Es kommt auf Land- gütern nicht selten vor, dass nahe am Hause ein schmaler Streifen von Holz die nahen schönen Wiesengründe ver- birgt. Dieser muss dann ganz oder iheilweise fallen, was schon vor dem Entwerfen des Planes bestimmt sein muss. An die vorhandenen blei- benden Gehölzmassen werden die neuen Pflanzungen angeschlossen und Lichtmassen (offene Flächen) in ge- höriger Breite dazwischen geschoben. Hierbei ist die Ansicht vom Wohnge- Gelingt es, von 20 =; iS 306. dort aus eine schöne landschaftliche. Ansicht zu schaffen, so findet sich al- les Uebrige von selbst, denn die Natur ist in ihren Einzelnheiten so unerschöpf- lich an Abwechselung, dass es keiner in das Einzelne gehenden Berechnung bedarf. Es versteht sich von selbst, dass trotz alledem noch vieles zu berück- sichtigen ist. Aber das gehört nicht hierher. Sollen Wasseranlagen gemacht wer- den, seien es Bäche oder stehende grössere Wasserflächen, so sind diese ebenfalls vor den Wegen zu entwerfen, indem sie meistens nicht willkürlich gelegt werden können. Dasselbe gilt von allen übrigen nothwendigen, nicht willkürlich zu verlheilenden Dingen. Erst dann kommen die Wege an die Reihe. Eine Ausnahme macht jedoch der Haupizugang zu einem J,andhause oder Schlosse, besonders, wenn dieser ein Fahrweg ist. An denselben wenn nicht zuvor, doch zugleich mit den vorerwähnten Anlagen gedacht werden, da er nicht willkürlich ge- führt werden kann und an Anhöhen oft das ganze Terrain mit Rücksicht auf die Anfahrt gestaltet werden muss. Was das Abstecken und Ausführen | muss, | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 1} betrifft, so kommt es gar nicht darauf | an, was früher angefangen wird, denn es ist lediglich Sache der Zweckmäs- sigkeit. Wird nicht die ganze Anlage auf einmal abgesteckt, so empfiehlt es sich oft, einige Haupiwege zuerst vor- zunehmen, theils um die Communica- tion in der Anlage zu erleichtern, Iheils um die beim Rigolen ausgelesenen oder bei Neubauten abfallenden Steine in der Nähe unterzubringen. Nachdem ich nun diese Sache er- schöpfend besprochen zu haben glaube, wobei manche nützliche Nebendinge E eingeschlossen sind, komme ich noch- mals auf die Autorität Sckell’s zurück. Ich habe die Bemerkung gemacht, dass die meisten Gäriner, welche nicht ihren eignen Weg in der Landschaltsgarten- ‘kunst gegangen sind und sich in bester Absicht den grossen Meister zum Mu- ster nahmen, hauptsächlich zwei Regein des genialen Künstlers angenommen haben: erstens das freie Zeichnen mit dem Zeichnenstab unter dem Arm, wel- ches eben zum Ueberfluss erörtert wor- den ist, zweitens das Pflanzen und Vereinigen grosser Gehölzmassen von einer Art von Gehölzen. Die letziere Lehre, welche Sckell übrigens nur im Englischen Garten in München und hier nicht streng! befolgt hat, ist Veranlass- ung von zahlreichen verfehlten Anla- gen geworden, welche die höchste Langeweile verursachen, weil diese Lehre -falsch verstanden und auch auf die Gesträuche angewendet worden ist. Ich habe Anlagen gesehen, sogar an schmalen, wenig buschreichen Stadian- lagen, wo die eine Gruppe aus Syringa, die folgende aus Cornus alba, eine dritte und vierte aus Viburnum Opulus oder Lantana, wieder andere aus Sym- phoricarpus, Philadelphus u. a. m. be- standen. Das ist bequem, denn man pflanzt einfach, was man gerade zur Hand hat, massenhaft zusammen, aber es ist höchst langweilig und unschön. Solche vereinigte Gehölzmassen sind nur angewendet, weın in grosser Ferne eine Farbenwirkung erzielt werden soll. Ich kann auf diesen Gegenstand nicht näher eingehen und verweise auf ' Fürst Pückler’s, Petzold’s, G. Meyer’s Werke über Landschaltsgärtnerei, sowie auf meine eigenen Arbeiten in ver- schiedenen Büchern, besonders in „Ver- wendung der Pflanzen in der Garlen- knnst (erste Auflag. Gotha 1858, jelzt I. Originalabhandlungen. in neuer Ausgabe. Leipzig bei J. T. Wöller), sowie in „Katechismus der Ziergärtnerei“ (dritte Auflage. Leipzig 1871). Wir stimmen in dieser wichti- gen Lehre fast ganz überein, obschon jeder seinen eignen Weg gegangen ist. Die alten Gärtner, welche diese Sckell’- sche Irrlehre oder vielmehr falsch ver- standene Lehre in der Praxis einführ- ten, sind meistens todt, aber sie spukt noch jetzt in vielen Köpfen, da Sckell’s _ Werk noch von Vielen als Bibel der höheren Gartenkunst betrachtet wird. So sah ich noch vor wenigen Jahren in Bayern neue Anlagen in der gedach- ten Sckell’schen Nachahmung. Es ist daher dem jetzigen Vorstand der kö- niglichen Gärten in Bayern. Herrn Hof- garteninspector Effner nicht hoch ge- nug anzurechnen, dass er in seinen neuen Anlagen an der Isar und bei Tutzing am Starnberger See mit den Sckell’schen Ueberlieferungen bei Pflanz- ungen gebrochen hat. Möge er aber nicht in das Gegentheil verfallen und 307 durch rechtzeitige Beseitigung des auf augenblickliche Wirkung berechneten Ueberflusses an vereinzelten Bäumen und Gesträuchen den schönen Anlagen den Stempel der Meisterschaft geben, Ein Missverständniss der Sckell’- schen Lehre zu beseiligen, war der Zweck dieser Schlusszeilen. Wenn nachtheilige Lehren von einer grossen Autorität ausgehen, so wirken sie um so schädlicher, je mehr Anerkennung dieselbe hat, je berühmter die Persön- lichkeit. Und darum ist es nothwendig, dagegen aufzulreten. Aber ich ver- wahre mich ausdrücklich gegen den Vorwurf, als wolle ich dadurch Sckell’s Verdienste herunterziehen und zweifel- haft machen. Ich habe von dem gros- sen ältesten Meister der Gartenkunst viel gelernt, verehre ihn so hoch wie Einer, bin aber dennoch der Meinung, dass sein Buch nur denjenigen Gärtnern nützt, welche genug Erfahrung haben, um ihm unbedingt zu folgen. J. | 3) Die Gefüllten Cinerarien von Haage und Schmidt, Unsere beliebten Cinerarien, als Ci- neraria hybrida in den Gärten und Ca- talogen bekannt, welche bereits in Far- ben und der Forın so vollkommen wa- ren, haben abermals eine Formenbe- reicherung erfahren; sie sind ge- füllt geworden, indem sich, wie bei allen sogenannten gefüllten Blüthen der Familie der Compositen, die Strah- lenblümchen der Mitte in Zungenblüth- chen, wie sie bei der einfachen Cine- raria nur am Rande stehen, verwandelt haben. Man möchte fast glauben, dass die Natur eine Methode in der Fort- bildung verfolgt und sich den Wün- schen der Gärtner entgegenkommend beweist. Erst erreicht die Blume in der Grösse, Form und Farbe ein Voll- kommenheit, welche für unübertrefllich gehalten wird, danri, wenn in dieser Hinsicht alle Anstrengungen der Na- turkraft erschöpft scheinen und nach dieser Seite es wirklich wohl sind, er- zeugt sie gefüllte Blumen oder tritt in 20 * >. Formen auf, welche eine Pflanze dem | lichen Cinerarien ‚breiten, sternförmig Gärtner und Blumenfreunde viel werth- | stehenden Blumenblälter (Standblüm- voller machen. chen) sind bei den gefüllten schmal und Die neuen Cinerarien von Haage und | zungenförmig geworden. Schmidt in Erfurt, welche ich leider Man kaiın über die grössere Schön- erst zu sehen Gelegenheit hatte, nach- | heit der gefüllten Cinerarien verschie- dem die Hauptblüthe vorüber war, schei- | dener Meinung sein und die einfachen nen einen eben so grossen Farbenreich- | für eben so schön oder schöner hal- thum zu haben, wie die einfachen, und | ten: gewiss ist es aber, dass diese sind jedenfalls noch zu grösserer Voll- | Wandlung ein grosser Fortschritt in kommenheit und Mannichfaltigkeit be- | der Vollkommenheit ist. Die genannte rufen. Ich sah von der Sammlung noch | Gärtnerei erzog diese neuen Formen 8 Farben: dunkel- und hellviolett, in- | aus Samen und zwar schon vor einigen digoblau, dunkel- und hellcarmoisin, | Jahren, und hat bereits die Erfahrung purpur und hellpurpur, lila-rosa. Die | gemacht, dass sie aus Samen constant Füllung ist so stark, dass sich die Form | sind, d. h. sich zum grossen Theil der Blumen verändern und in eine Halb- | ächt aus Samen erzeugen. Der nächste kugel verwandeln musste. Am meisten | Catalog von Haage und Schmidt wird haben diese neuen Sorten Achnlichkeit | diese Novität enthalten. Am willkom- mit den stark gefüllten grossen Blumen | mensten werden die neuen Cinerarien von Senecio elegans. Die bei gewöhn- | den Bouquetmachern sein. I. 4) Beitrag zur Winterveredelung der Rosen. Auf mein Anralhen wurden in der Die Erlolge dieser Methode sind Rosengärtnerei des Hrn. Joh. Wesselhölt | nun durch wiederholte Versuche fest- in Langensalza, (dessen vortrelfliches | gestellt, sprechen aber nicht zu Gun- Buch „der Rosenfreund* eben in dritter | sten derselben. Wohl sind die oben Auflage erschienen ist), eine Anzahl Wild- | genannten Vorzüge beobachlet worden, linge nicht in Töpfe gepflanzt, sondern | aber das Verlahren ist dennoch un- die Wurzeln nur mit Moos umwickelt | praklisch. Man bringt so auf einem und so dicht aneinandergestellt ange- | kleinen Raume eine Masse von Rosen trieben und veredelt. Ich hatte dies | unter, und die Bewurzelung fand viel Verfahren irgendwo als sehr praktisch | schneller, als in Erde statt, aber den- rühmen hören. Besonders wurde her- | noch wurde kaum ein schon im Früh- vorgehoben, dass sich die Rosen in | jahre brauchbares Exemplar so erzogen. diesen Moosballen sehr schnell bewur- | Das Nachtheilige dieses Verfahrens liegt zeln, zweitens, dass sie wenig Platz | im Folgenden. Sobald die Edelreiser wegnehmen und übereinander gehäuft, | treiben, müssen die Pflanzen weitläufti- leicht fünfmal mehr Rosen im Treib- | ger gestellt werden. Dabei treten nicht hause untergebracht werden, als mit | nur Beschädigungen ein, sondern es Töpfen, ' leiden auch die um diese Zeit meist IT. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. durch den Moosballen gedrungenen Wurzelspitzen durch Abbrechen und Vertrocknen. Man muss nun unbedingt einen grösseren Raum lür die Veredel- ungen haben, der Gewinn an Raum be- schränkt sich daher auf einige Wochen. Dies wäre bei beschränktem Raume in- dessen immer noch ein Vortheil. Aber das Unpraktische dieser Methode zeigt sich erst recht beim Auspflanzen in das Land. Ein allmähliches Abhärten, wie ‘ es bei Topfrosen möglich ist, kann nicht statlfinden. Es tritt ein Zeitpunkt 309 meist zurück, und man hat von Glück zu sagen, wenn unten ein Auge gut bleibt. Nur wenn man die Rosen in das Erdbeet eines Glashauses pflanzen kann, wo sie beschaltet, bespritzt und in geschlossener Luft gehalten werden können, ist diese Methode von gutem Erfolg. | Besser ist das Verfahren, die Rosen mil Anwendung von Moos in Töpfe zu pflanzen, weil sie sich schneller be- wurzeln, als in Erde. Nachdem dies geschehen, giesst man sie wiederholt ein, wo die Rosen in dasLand müssen. | mit dickem Lehmwasser, um dem Ist es nun gerade rauh, windig oder | Ballen Consistenz und mineralische heiss, so gehen die jungen Triebe | Nahrung zu verschaffen. Ar I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Beschrieben und abgebildet in Gardeners Chronicle. 1) Brassia chlorops Endr. et Rchb. fil. (Orchideae). — Eine neue, von Mr. Endres in Costa Rica entdeckte Species in der Art, wie B. glumacea, aber mit schmaler Lippe. Blumen grün, schwarzbraun ge- fleckt. Lippe heller. Wurde unlängst le- bend im Etablissement Veitch eingeführt. (1873. pag. 542.) 2) Laelia harpophylla Rchb. fill. (Or- chideae),. Eine der Laelia cinnabarina ähnliche, aber stengellose Pflanze, welche möglicherweise einen Bastard zwischen die- ser und einer Brassavola darstellt; sie trägt ein einzelnes zugespitztes Blatt und hat viel schmälere und steifere Blüthentheile. (1873. pag. 542.) 3) Oypripedium Argus Rehb. fil. (Orchi- deae). Eine durch Wallis von den Philip- pinen eingeführte Art, die im April 1873 zuerst im Etablissement Veitch blühte. Aehnelt C. barbatum, aber ist blasser in schwarzbraune Striche auf den weissen, gefranzten Petalen. Die oberen Sepalen gleichen denen von C. purpuratum, wäh- rend die übrigen Blüthentheile ganz die Form von C. barbatum besitzen. (1873. pag. 608.) 4) Cattleya fausta Rchb. fil. (Orchideae). Ein im Etablissement des Herren Veitch in Chelsea gezüchteter Bastard zwischen C. Loddigesi 2 und C. exoniensis 9"; die Blüthen sind schön lila; die Lippe ist weiss und hat einen grossen gelben Mittelflecken. Bei einer Varietät (var. radicans) ist die Lippe auf ihrem oberen Theile mit zahl- reichen dunkelpurpurnen Strichen und Adern bedeckt. Dieser Bastard hat um so mehr Werth, als er Ende November blüht, zu einer Zeit, wo die ÖOrchideenblumen schon rar werden. (1873. pag. 289. fig. 57.) . 5) Epidendron physodes Rchb. fil. (Or- chideae). Eine Art von ausschliesslich bo- tanischem Werthe, mit schmutzig weiss- der Farbe und hat zahlreiche dunkele, | lichbraunen Blumen; ist mit E. polygona- _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. _ tum verwandt und wurde im Etablisse- ment der Herren Veitch durch Hrn. Zahn aus Costa Rica eingeführt. ; (1873, pag. 289.) 6) Selenipedium longifolium Warsez. et Echb. fil. var. coloratum. Eine Abart mit breiteren Blättern und purpurnen Petalen und schön purpur-geaderten Sepalen. Blühte bei J. Day, Esqu. (1873. pag. 289.) 7) Odontoglossum mulus Rchb. fil. (Or- chideae). Rchb. fil. Xenia II. t. 160). Eine prachtvolle Art mit sehr schöner gelber Grundfarbe der Blumen und zimmtbrauner Zeichnung und einer hieroglyphenartigen Linie am Grunde der Petalen. Blühte bei John S. Bocket, Esqu. in Muswell Hill. (1873. pap. 432.) 8) Oncidium ornithorhynchum H. B. Kth. var. albiflorum. Eine weissblühende Abart dieser allgemein bekannten niedlichen Or- chidee. (1873, pag, 503.) | 9) Batemannia Burtü Endr. et Rchb. | fil. var. Wallisi (Orchideae). Von Wallis in Neu-Granada entdeckt und bei Linden | in Brüssel eingeführt, unterscheidet sich | diese Form durch grössere, deutlich zuge- spitzte Blumen. (1873. pag. 575.) 10) Pescatorea Dayana Rcehb. fil. var. splendens. (Orchideae). Eine prächtige Ab- art mit dunkel violetten Flecken an der Spitze der Sepalen und Petalen und einer tief violetten Lippe; der Grund des Säul- chens ist sehr stark behaart. (1873. pag. 575.) 11) Anemone Hepatica L. var. marmo- | rata (Ranunculaceae). Eine durch einen englischen Blumisten, Mr. John Gay in | Ashridge Park vor sechs Jahren gezüch- tete Form, deren Blätter mit grossen grau- grünen Flecken bedeckt sind; dieselben erinnern einigermassen an diejenigen von Cyclamen. (1873. p. 645 fig. 124.) 12) Asplenium Gardneri Baker. (Filices) | (A. macrophylium Thw. Enum. p. 334 non | Sm.). In den südlichen Provinzen Ceylons | | viel später publicirt ist. | imposanter wachsend und von Gardner, Well und Thwaites gesammelt, von letzterem lebend in Kew eingeführt. Wurzelstock kurz, kriechend; Blätter einfach gefiedert, lan- zettlich, fast lederartig, auf beiden Seiten glatt. Fiedern 9—12 paarig, 3—4 Zoll lang, lanzettlich, zugespitzt. 5—6 Frucht- häufchen auf jeder Seite der Mittelrippe. Blätter oberhalb dunkelgrün, unterseits blas- ser. (1873. pag. 712.) 13) Oyathea insignis Eat. (Filices) Eat. Mem. Amer. Ac. Sc. New Series VII. pag. 215. Moore Ind. Fil. p. 270. — Hook. et Bak. Syn. Fil. p. 17. Cibotium princeps h. Lind. — Cyathea princeps J. Smith, Ferns Brit. and foreign p. 291. C. Bour- gaei Fourn. Fil. Mex. p. 135. Es ist dies die als Cibotium princeps-allgemein in den Gärten verbreitete Pflanze, die von Linden im Jahre 1863 in die Gärten eingeführt wurde. — Der excellente Kenner der Farne, Herr J. Smith fand sehr bald, dass diese Pflanze zur Gattung Cyathea gehört und Herr E. Mayer, der dasselbe fand, wird auf seine Autorschaft (S. Gartenfl. 1868 ' p. 10) verzichten müssen, da seine Arbeit Die Pflanze hat einen grossen Verbreitungsbezirk und im Kewer Herbarium befinden sich Exemplare aus Ost-Cuba (C. Wright) aus Jamaica (Wilson) Mexico (Bourgeau) und Guate- mala (Salvin und Godman). (1873. pag. 776.) (Ender). 14) Pandanus Veitchi h. Veitch. Wir haben des Pandanus Veitchi wieder- | holt als des schönsten aller Pandanus- Ar- ten erwähnt. Breitblätterig, prächtiger Wuchs und scharfe weisse Panachirung der Blätter zeichnen densel- ı ben aus, wie das die übenstehende Figur verkleinert zeigt, welche wir der Güte des Hrn. James Veitch, Kingsroad, Chelsea, London. verdanken. Dieser schöne Pandanus ist noch eine der vielen wichtigen Entdeckungen des für den Gartenbau zu früh verstorbenen J.G. Veitch auf den Südsee-Inseln. Wie- der ein neues Monument an das Andenken Ban 11 mu 3 DAR A a 5 EP ce Ka SF: we nt ee \ at 4 : II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 311 Bis jetzt ist diese neue Prachtpflanze nur bei J. Veitch and Sons für 63 Sh. zu haben. (E, R.) an diesen unermüdlich thätigen und intel- ligenten Reisenden, der noch nachträglich den Strapatzen seiner Reisen als Opfer fiel. e1Z, II. 1) Die Förderung der landwirth- schaftlichen Thierzucht, ein Vortrag des Herrn Professors May von Weihenste- phan, gehalten im Gartenbauverein zu Bam- berg. — Der Vortragende wendet sich in seiner Rede vorzugsweise an Gutsbesitzer und Bauern, zeigt was in der Umgegend von Bamberg zur Verbesserung der Thier- racen und des Futterbaues zu thun sei und geht dann schliesslich auf die Behandlung des Düngers ein. Da dies ein Gegenstand ist, der für Gemüsebau, Grasland und Obstbau im Garten von grösster Wichtig- eit ist, so führen wir das vom Vortragen- den hierüber Gesagte wörtlich an: »Um aber die Bodenkraft zu bekommen, mittelst welcher der erweiterte künstliche Futterbau, und damit selbst eine gesteigerte Pflanzenproduction erzielt werden kann, wird eg hier nun absolut nothwendig, zwei Missstände zu beseitigen, welche heissen: schlechteBehandlungdesDüngers, und nicht gehörige Beachtung der Jauche, Wir haben bei der Bereisung der Be- zirke mehrere Hofräume und Orte getrof- fen, in denen zweckmässig angelegte Dün- gerstätten vorhanden sind und die Dünger- behandlung als befriedigend bezeichnet werden kann. In der grösseren Mehrheit der Orte jedoch sind die Düngerstätten nicht tief genug, wesshalb die Jauche gröss- tentheils abfliesst und der Dünger ausge- trocknet da liegt. Wenn nun dazu be- dacht wird, dass häufig wenig Stroh, dafür | aber Waldstreu als Streumaterial zur Ver- wendung gelangt, die an und für sich trocken ist und schwer in Verwesung über- geht, dann wird es klar, dass blos wenig | guter Dünger auf die Felder gebracht wer- den kann. So ist es denn kein Wunder, dass auch bei aller Sorgfalt in der Bestell- ung der Felder dieselben doch verarmen und beispielsweise statt drei Schäffel Korn, blos dritthalb zur Ernte gelangen, welche | Notizen. schreitet. Liebig hat diese Bodenerschöpf- ung schlagend nachgewiesen, und Belege dafür lassen sich selbst auf den ausgezeich- netsten Bodenarten in Bayern etc. auffinden. Zwei Fehler machen sich in der An- lange der Düngerstätten wahrnehm- bar: entweder, und zwar am öftesten, sind die Gruben zu seicht, wesshalb die Jauche abfliesst und der Dünger austrock- net; oder sie sind geräumig und tief, es fliessen aber die Dachtraufen der sämmtlichen Gebäulichkeiten und manchmal auch der Abfluss des Brunnens hinein, wodurch die Jauche zu sehr verdünnt wird und überlaufen muss, so dass die düngenden Bestandtheile abfliessen und das blosse Stroh oder die Waldstreu in der Grube zurückbleiben. So führen Sie schliesslich keinen wirklichen Dünger, sondern nur Stroh, Laub, Moos oder Aestelstreu auf das Feld, welche dem Boden die durch die genommenen Ernten ver- loren gegangenen, die Pflanzen nährenden Bestandtheile nicht wieder ersetzen können. Wir haben Orte getroffen, welche auf mich in dieser Beziehung einen schlechten Eindruck machten, und auch auf Andere keinen besseren hervorbringen werden, weil dieser Umstand allein schon zeigt, dass die Bewohner derselben kein richtiges land- wirthschaftliches Verständniss besitzen und die landwirthschaftlichen Sätze noch nicht kennen: »Des Bauern Mistgrube ist seine Goldgrube«, sowie »Mit Mist kann man Alles!« Wie nun der Dünger nicht überall zweckmässig behandelt wird, der immer gehörig feucht, jedoch nicht zu feucht, wie auch nicht zu trocken gehalten werden darf, so wird der Urin und die Jauche nicht sorgfältig genug gesammelt und verwendet. Weil in vielen Oeko- nomien keine Cysternen in oder an den Stallungen vorhanden sind, und wie schon gesagt, viele Düngerstätten keine entspre- Erschöpfung an Bodenkraft allmälig fort- | chende Tiefe haben, fliesst der Urin und III. Notizen. die Mistjauche in vielen Dörfern und Ein- zelhöfen hinaus in die Strassengräben oder in den Bach, welcher das Dorf durchströmt. Wir haben Orte getroffen, in denen die Mistjauche in den breiten Strassengräben angestaut war und die Luft verdarb. In ‘ dem Urin und der Mistjauche ist aber die Quintessenz aller düngenden Bestandtheile, der organischen wie unorganischen, enthal- ten, und diese lassen Sie in die Strassen- gräben oder in den Ortsbach fliessen. Warum aber behandeln Sie den Dünger so schlecht und lassen den Urin und die Mistjauche grossentheils abfliessen? Weil Sie bisher den hohen Werth des Mistes und der Jauche nicht recht gekannt haben, aus welchem Grunde ich Ihnen darüber einige rechnerische Auseinandersetzungen machen will. Es ist Wahrheit und keine blosse theoretische Annahme, dass der Urin von einer grossen Kuh oder einem Ochsen im Jahre einen Geldwerth von 39 fl., von einem Pferde von 16 fl., von einem Schafe von 21/,, und von einem Schweine von 11/, Gulden entziffert, wesshalb man sogar in sorgfältig geleiteten Oekonomien heut zu Tage den Urin nicht in die Mistgrube, sondern durch eigene Rinnen in die dafür bestimmten Behälter leitet, um denselben nach dem vorhandenen rechten Bedürfniss verwenden zu können. Der Eimer mittel- mässig concentirter Mistjauche aber wird nach Geldwerth auf 35 Kreuzer geschätzt, die viele.Bauern seit den ältesten Zeiten grossentheils unbenützt aus ihren Gehöften laufen lassen. Ueber diese Art von Ver- schwendung braucht kein weiteres Wort mehr gesprochen zu werden, und man wird es ferner sicherlich, nachdem der Werth der Mistjauche bekannt geworden ist, für eine Schmach in der Gemeinde ansehen, wenn die Jauche die Strassengräben an- füllt und dadurch die Luft verdirbt. Da nun wahrhaft die Mistgrube des Bauern Goldgrube ist, und sich in dem Oekonomiebetriebe Alles um viel und gu- ten Dünger dreht, so wird es auch auf den Punkt anzukommen haben, dass der Dünger möglichst billig zu stehen kommt, weil erst durch die Herstellung billigen 313 Düngers die Ackerwirthschaft eine ent- sprechend hohe Rente gewähren kann. Gleichwohl aber wissen viele Bauern nicht einmal, wie hoch sich die Herstellungsko- sten eines Oentners Düngers entziffern, was sie eigentlich der Dünger kostet? womit auch die Basis für alle Berechnung in der Acker- und Viehwirthschaft fehlt. Befolgen Sie desshalb meinen Rath auch in der Angelegenheit der Düngerbehand- lung, um zunächst Ihre Stallungen und Höfe reinlicher und gesunder zu machen, und weiter hinaus Ihre Felder mehr mit Pflanzen nährenden Stoffen bereichern zu können, die Sie niemals in zu grosser Menge aufführen werden. Kaufen Sie sich weiters einen kleinen Vorrath von Gyps und streuen Sie davon wöchentlich zwei- oder dreimal in Ihre Stallungen, so wie Sie den weissen Sand in die Stuben streuen, wodurch Sie das Ammoniak des Mistes, das so übel riecht und in der Nase beisst, binden und auf den Acker führen können, weil dasselbe ungemein düngt, das, ohne Anwendung des Gypses sich in die Luft verflüchtigt. Will man das Ammoniak kaufen, so sind für das Pfund beiläufig siebenzehn Kreuzer zu bezahlen, daher man eifrigst bestrebt sein muss, dasselbe im Dünger zu erhalten. Wenn der Dünger auf der Düngerstätte gleichmässig ausgebreitet wurde, ist es räthlich, ihn wöchentlich ein- oder zwei- mal mit etwas Erde, trockener Schlamm- erde oder ebenfalls wieder mit Gyps zu be- streuen, auf welche Weise man ausseror- dentlich guten Dünger erhält. Ist es zeit- weise sehr trocken, dann übergiesse man die ganze Düngermasse in der Woche ei- nigemal mit Mistjauche, so dass der Mist immer etwas feucht ist und nach und nach speckig werden kann. Die übrig bleibende Jauche, welche in der Jauchecisterne oder in der Düngerstätte angesammelt wird, führt man nun bei feuchter Zeit auf die Wiesen, auf die Luzerne-, Klee- oder Espar- setteschläge, wodurch dieselben ein freu- diges, starkes Wachsthum bekommen. Bleibt immer noch Jauche übrig, so kann sie auch auf die Brach- oder Rübenfelder gebracht 314 werden, wo sie gleich gut wie der Dünger wirkt. Kurz, es kann Jauche überall hin gebraucht werden, da sie als flüssiger Guano anzusehen ist. Lassen Sie niemals Ihren Dünger zu trocken werden und aus- brennen, und ebensowenig die Jauchegru- ben überfliessen, weil Sie dadurch das kost- barste Düngermaterial verlieren, das Sie ungemein nothwendig brauchen.« — 2) DerBotanischeGarten inMel- bourne. Wir lesen im Telegraph Neu- hollands: . >In Europa wird man mit Bedauern vernehmen, das der Baron F. Müller, des- sen Namen seit 20 Jahren mit dem des Botanischen Gartens in Melbourne ver- knüpft ist, und dessen Arbeiten in allen Theilen des Erdballs hinlänglich bekannt sind, nun definitive vom Directorat dieses Gartens zurückgetreten ist. Der eigent- liche Grund davon ist der, dass dieser Garten für die Zukunft seiner wissenschaft- lichen Zwecke sich entkleidet hat, ferner nicht mehr als Centrum für die botani- schen Bestrebungen und Versuche in Neu- holland dienen wird, sondern zu einem de- corativen Landschaftsgarten bestimmt ist, in welchem dem Herrn Gouverneur ein Wohnsitz erbaut wird. Wir haben auch unsere Ayrtons in Victoria! Immerhin ist es zu hoffen, dass die unschätzbaren Ver- dienste und Arbeiten des Baron von Mül- ler seinem adoptirten Lande nicht verloren | gehen werden, und dass’derselbe in ehren- voller Privatthätigkeit seine Studien und Arbeiten fortsetzen werde, durch welche derselbe so nützlich geworden ist. Herr Baron von Müller tritt von seinem Amte zurück, ihm folgt aber die allgemeine Hoch- achtung aller derer, welche im Stande sind, seine hohen Verdienste zu würdigen.« Für die wissenschaftlichen Institute Eu- ropa’s ist das ein grosser Verlust, denn Müller stand mit allen in einem regen Tauschverkehr und ihm verdanken Europa’s Gärten die Einführung einer Menge schö- | ner und interessanter Pflanzen Neuhollands. Gartenflora Deutschlands ‚ Russlands "und der Schweiz, Ueberschätzen wir auch nicht den gereiz- | ten Ton der obigen Anzeige in dem Tele- : - dessen Adresse für graph, so steht doch so viel fest, dass un- ser hochgeehrter lieber Freund, unter ob- waltenden Umständen, — obgleich demsel- - ben von dem Gouvernement in loyaler an- zuerkennender Weise bei der Aufhebung des Botanischen Gartens in Melbourne als Botanischer Garten der volle Gehalt und Entschädigung für Quartier belassen wor- den ist, — mit tiefer Wehmuth von einem Institute zurücktreten wird, das derselbe unter früheren günstigeren Auspicien für die Wissenschaft gegründet, und das nun, wenn gleich es als öffentlicher Volksgarten bestehen bleibt, doch den ursprünglichen wissenschaftlichen Zwecken entzogen wird! Sowie uns berichtet wird, hat F. Mül- ler, der stets als wahrer Enthusiast im ganzen Gebiete der Botanik gearbeitet und geschafft hat, sich entschlossen als Privat- mann in Melbourne zu bleiben, dort seine begonnenen wissenschaftlichen Arbeiten fortzusetzen und das gegründete Botani- sche Museum und Bibliothek zu verwalten. Möchte demsslben für dieses uneigennützige Fortwirken für die Kenntniss der Flora Australiens auch alle die Anerkennung und Achtung von seinen jetzigen Lands- leuten entgegengetragen werden, die der- selbe jn so hohem Grade verdient, Den zahlreichen Freunden und Verehrern des Hrn. F. von Müller zeigen wir an, dass die Folge einfach »Baron von Müller in Melbourne, Colonie Victoria in Australien« ist. (E. R.) 3) Agronomische Versuche in Italien. Das Königl. italienische Acker- bau-Ministerium hat den landwirthschaft- lichen Versuchs-Stationen den Auftrag er- theilt, im Laufe des Jahres 1873 eine An- zahl von Untersuchungen vorzunehmen und zwar über die chemische Beschaffenheit des Weinmostes je nach der verschiedenen Traubenreife, über die gewöhnlicheren Krankheiten italienischer Weine, über den Rost des Reises; ferner, Puccinia graminis auf Berberis vulgaris einzuimpfen um zu constatiren, dass die Sporen derselben auf den Blättern des Sauerdorns zur Keimung gebracht, dass Aecidium berberidis hervor- IV. Literatur. bringen, und dass die Sporen dieses letz- teren auf das Getreide gebracht, den Uredo linearis hervorbringen; fernere morpholo- gische Studien zu machen, weil Pleospora herbarum und Fumago salieina, mit dem Zwecke, um zu ersehen, ob selbe auf Sub- stanzen unter verschiedenen Verhältnissen des Lichtes, der Temperatur u. s. w. ge- bracht, sich Microphilen von verschiedenen Formen erzeugen; schliesslich bei Seiden- raupen Fütterungsversuche vorzunehmen mit Maulbeerbaumblättern, die künstlich mit oben erwähnten Pilzen Pleospora her- barum und Fumago salieina infieirt wur- den und ersehen, welche Krankheiten diese am Seidenwurm hervorbringen, und ob die krankhaften Producte der Seidenraupe die 315 Reproductionskeime dieser nämlichen Pa- rasiten seien. (Italia agric.). (S—r.) 4) Monaco-Garten. Im Raume der Weltausstellung in Wien blühten im Monat Juli und zwar im Garten am Pavillon von Monaco: Yucca aloefolia, Amaryllis aurata, Gladiolus Ophir, Glad. Princesse Marie de Cambridge, Echeveria metallica, mehrere Aloe, Erythrina ete. — Die Agave ameri- cana hat ihre Blüthen noch nicht (8. Aug.) entfaltet. — Neu angelangt sind: Amor- phophalus Rivieri, Tritoma Uvaria, Erio- botrya japonica, Eucalyptus globulus (eben- | falls junge Exemplare), Geranium in ver- , schiedenen Varietäten etc. (S—r.) IV. Literatur 2) Karl Koch, Dendrologie, Bäume, Sträucher und Halbsträucher, welche in Mittel- und Nord-Europa im Freien cultivirt werden. Zweiter Theil, I. Abtheilung, enthaltend die Mono- und Apetalen mit Ausnahme der Cu- puliferen. — Erlangen 1872 bei Fer- dinand Enke. Wir freuen uns die Fortsetzung dieses wichtigen Werkes im Gebiete der Garten- literatur anzeigen zu können, welches als Epoche machend, in der Literatur über unsere im Freien ausdauernde Holzpflan- zen, betrachtet werden muss. Von Herzen wünschen wir unserm geehrten Freund und Mitarbeiter im Gebiete des Gartenbaues die Zeit und Ausdauer, dieses Werk zu be- enden, an dem ein Lebensalter vorgearbei- tet worden ist. Es ist das ein Buch, das jeder gebildete Gärtner sich anschaffen muss. Der Referent, schon seit längerer Zeit mit der Bearbeitung einer Russischen Den- drologie beschäftiget, — die auch schon theilweise in Russischer Sprache erschie- nen ist, hat die beste Gelegenheit gehabt, seines geehrten Freundes Arbeit zu prüfen. Wir haben schon früher unsern unbe- dingten Dank für Uebernahme der Mühe und grossen Arbeit ausgesprochen, gerade diese für unsere Gärten im Freien so wichtige Dendrologie zu bearbeiten, so dass unsere Ausstellungen eben nur als die Bemerkun- gen eines Mannes zu betrachten sind, der eine andere Weise der Bearbeitung dieses reichen Materiales gewünscht hätte. Unser geehrter Freund kennt ungemein gut seine Bäume und Sträucher, — ver- lässt sich in dieser Beziehung aber auch öfters zu viel auf sein gutes Gedächtniss. Ueber die Art der Annahme der Arten haben wir uns schon früher ausgesprochen. C. Koch huldigt der Ansicht Darwin’s, dass die Arten noch in steter Veränderung be- griffen seien, ob also Art oder Form, da komme es nicht darauf an. Wir glauben auch, dass die Ansicht, ob Art oder Form, je nach dem Standpunkt des Beobachters, je nach dem vorliegen- dem Material, je nach der Art der Anstell- ung der Beobachtung und Untersuchung eine durchaus verschiedene sein kann. Da- gegen zeigt uns gerade die Cultur, dass die grosse Mehrzahl der Pflanzenarten, wenn deren Beständigkeit der Charaktere nicht durch Bastardirung mit andern ver- wandten Arten erschüttert wird, — nach hunderten von Generationen, sich gleich geblieben ist und nur in besonderen unter- geordneten Charakteren, als Höhe des Wachsthums, Behaarung, Farbe der Blu- men,.Grösse und Geschmack der Frucht etec., einige Veränderungen eingetreten ist, — ja dass selbst diese Veränderungen durch Einfluss der Cultur, viel geringer sind, als man im Allgemeinen anzunehmen geneigt ist, wenn nicht durch Entstehung frucht- barer Bastarde der Misch-Formen und Ragenbildung Thor und Thür geöffnet ist. Ueberzeugung bilden muss, was er für gute Stammarten, was er für Formen hält. Einen solchen klaren Blick über das bear- beitete Material kann man aber nur dann erhalten, wenn man die entscheidenden Charaktere dazu benutzt, um alle Arten einer Gattung in übersichtlicher Weise nach der analytischen Methode zusammen- zustellen und damit dem, der das Buch benützen will, auch die Möglichkeit der schnelleren und sicheren Bestimmung zu erleichtern. — Dies ist aber von C. Koch nicht geschehen. Ein anderer Punkt, mit dem wir nicht übereinstimmen, ist das Zurückgehen auf den ältesten Artennamen. Wohl von einer Naturforscher - Versammlung als Princip angenommen worden. Dieses Prin- cip vermehrt aber unsere Synonymie auf entsetzliche Art, stellt an die Stelle von Pflanzenarten, die allgemein unter bestimm- ten Namen bekannt waren, wieder ganz andere, wie z. B. Cotoneaster integerrima für C. vulgaris, Aristolochia macrophylla für A. Sipho*), — oder wer weiss z. B. *) In beiden Fällen hat allerdings der von Koch gewählte Name das Recht der a gegenwärtig noch, wenn man von Pinus Picea und Pinus Abies spricht, welche Art damit gemeint ist, seitdem diese Begriffe gerade umgekehrt worden sind! Ferner ist Cotoneaster Fontauesi Spach der älteste Name in Verbindung mit der Gattung. Desfontaine publieirte etwas früher Mespilus racemiflora.. Es scheint uns falsch in solchem Falle auf den älte- sten Artennamen zurückzugreifen und die Art Cotoneaster racemiflora zu nennen. Ferner machen wir dem Verfasser einen Vorwurf daraus, dass er ihm zur Disposi- tion stehende Werke einfach aus dem Ge- dächtniss und dann falsch citirt oder gar nicht vergleicht. So sagt derselbe z. B. im ersten Bande, dass der Referent eine Berberis amurensis aufgestellt habe, was | aber nur eine Abart der B. vulgaris sei. Wir halten es daher für geboten, dass | jeder Autor sich selbst seine persönliche | Nun ist aber B. amurensis von Ruprecht aufgestellt und von mir im Tentamen Florae ist das | ussuriensis als Form zu B. vulgaris gezo- gen worden. Bei Rhododendron caucasicum Pall., dieser nach unserer Ansicht für deutsche und russische Gärten wichtigsten Alpenrose, da solche im Winter geschützt noch in Petersburg den Winter ohne jede Schädigung im freien Lande überdauert, nur 2 Fuss hoch wird, ein ausgebreitetes Wachsthum besitzt und im Frühjahre, so wie zum zweiten Male im August seine grossen schönen Blumendolden in reicher Fülle entwickelt, — also alles Eigenschaf- ten, die dieser Pflanze einen ausserordent- lich hohen Werth geben, — hat C. Koch die Abbildung und den betreffenden Arti- kel in der Gartenflora (Grtfl. XVI. p. 322 tab. 560), jedenfalls nicht verglichen, denn er kennt die von uns daselbst beschriebene Form (R. caucasicum flavidum) nicht. Priorität, aber bei Cotoneaster ist es der Collectivname, den Medicus für die schwarz- und die rotbfrüchtige Art gab und bei Aristolochia ist allerdings A. Sipho Lam. um ein Jahr älter nach der Zahreszahl des Werkes, aber doch wahrscheinlich spä- | ter als der von L’Heritier publicirt. IV. Literatur. Die Abbildungen, welche als Rh. pul- cherrimum und Nobleanum des Bot. Maga- zine von CO. Koch zu Rh. caucasicum eitirt werden, sind schon Gartenformen mit röth- lichen und hellrothen Blumen. Wenn der Referent gut unterrichtet ist über die wilde Stammart der Rh. cau- - casicum flavidum, so ist solche durchaus übereinstimmend mit unserem Rh. cauca- sicum flavidum, nur dass die Blumen weiss mit röthlichen Anhauch , — dagegen scheint ebenso häufig 'Rh. caucasicum fla- vidum wild zu sein. Das Rh. caucasicum wächst in einer Höhe von 10—12000 Fuss im Caucasus, wohin Reisende selten kom- men, und wenn solche dahin kommen, hat das Rhododendron meist schon abgeblühet. Wir hoffen aber bald wieder Pflanzen in Blüthe zu bekommen, die aus Samen er- wachsen sind, welche in den hohen Al- pen des Caucasus gesammelt wurden, so dass wir die Frage der Farbe der Blumen, ob solche stets ein blasses Gelb oder weiss mit rosa Schein, — endgültig entscheiden können. Endlich müssen wir uns noch in Be- treff einer andern Angabe über diese Pflanze gegen unseren geehrten Freund erklären, da diese Angabe leicht eine ganz irrige Idee von Rh. caucasicum geben könnte, C. Koch sagt nämlich, dass dieselbe, weil die Wurzel krieche, sehr grosse Strecken einnehme, Die Wurzel von Rh. caucasicum verhält sich aber ganz wie bei anderen Rhododen- dron-Arten, dieselbe kriecht weder, noch macht sie Wurzelausläufer. Wohl aber tritt gleich unseren heimischen Alpenrosen (Rh. ferrugineum und Rh. hirsutum), auch R. caucasicum gesellschaftlich auf, strecken- weise die Abhänge der Hochgebirge deck- end und mit ihren nach allen Seiten aus- gebreiteten Aesten ein dichtes niedriges 1—2 Fuss hohes Gebüsch bildend. Ueber Rh. brachycarpum G. Don, was Hrn. C. Koch noch unbekannt ist, können wir nähere Auskunft geben. Dasselbe ist von C, Maximowicz durch Samen aus Ja- pan in den K. Bot. Garten in St. Peters- burg in Menge eingeführt und Anfangs 317 fälschlich als Rh. Metternichi (einer nah verwandten Art), später aber unter dem richtigen Namen vielfach in die Gärten Europas vertheilt worden. Dasselbe ist in De Candolle’s Prodr. VII. 723 aufgeführt, ebenso von Asa Gray »On the bot. of Jap. p. 400 und endlich von Maximowiez in »Rhododendreae Asiae orientalis« in Mem. Ac. Petr. 1870 Nr. 7. — Es ist eine Gebirgspflanze Japans, die in den höchsten Gebirgen des mittleren Japan wächst und bis zum Norden Japans bei Hakodate geht. Im hiesigen Botanischen Garten und ebenso im Garten des Präsidenten des Gartenbau- vereins »S, A. Greig« hielt diese Alpen- rose Japans ebenso gut wie Rh. caucasi- cum aus. Im Garten des letzteren blühete dasselbe schon, während im hiesigen Gar- ten die stärkeren blühbaren Exemplare von einem jener gewissenlosen Liebhaber des Gartenbaues gestohlen wurden, und da- her bei uns noch keine Pflanze blühete. Was endlich C,Koch als »Rh. Metternichi« aufführt, dürfte nach dem was wir voraus gesendet, alles zu Rh. brachycarpum ge- hören, soweit das nämlich die in Gärten befindlichen Exemplare betrifft. Unsere Leser mögen aus der einläss- lichen Besprechung dieses Werkes und der Aufführung einzelner Punkte, wo wir nicht einverstanden, das hohe Interesse entneh- men, das wir diesem Werke zollen. Wohl könnten wir noch viele Beispiele auffüh- ren, wo unsere Ansichten und die des ge- ehrten Verfassers differiren, — aber ein- mal liegt das in der überhaupt jedem Au- tor eigenen verschiedenartigen Auflass- ung, — anderentheils haben wir den Vor- theil, dass wir wenigstens einen Theil der Arbeit von C. Koch bei unserer Arbeit be- nützen konxten, und da hat es der, welcher folgt, leichter als der, welcher die erste Arbeit geliefert hat. Unsere Russische Dendrologie war nämlich beendet von den Apetalen bis zu Ende der Monopetalen ehe C. Koch’s Il. Theil der Dendrologie erschien, welcher einen Theil der von uns schon bearbeiteten Pflanzen enthielt und ge- genwärtig ist diese Arbeit auch schon fast bis zu Ende der Monopetalen gedruckt, Wenn die Russische Ausgabe beendet, dann werden wir unsere Russ. Dendrologie auch in deutscher Sprache erscheinen las- sen und es werden sich darin eine Menge von Berichtigungen in Bezug auf Russische und asiatische Pflanzen naturgemäss finden müssen, weil uns in dieser Beziehung viel reicheres Material als unserm hochgeehrten Freunde vorliegt. Wir schliessen diese Kritik, um dem Hrn. C. Koch den Dank aller Fachgenos- sen und Freunde des Gartenbaues zu sa- gen, dass er sich entschliessen konnte, am Abende seines Lebens noch diese bedeu- tende und mühevolle Arbeit zu überneh- men und durchzuführen, wodurch ein Jahr- zehentelanges Studium eines Mannes ab- geschlossen wird, den wir alle als den aus- gezeichnetesten und besten Kenner unserer ausdauernden Holzgewächse verehren. (E. R.) 2) Terraciano N. ÖOsservazioni sullavegetazionedei dintorni di Caserta pergli anni 1867 — 71. Caserta 1872. ; Es werden Beispiele von besonderen Vegetationsverhältnissen in der Umgebung von Caserta gegeben; so beobachtete der Verf. einen Cerasus communis, welcher An- fangs October blühte und im darauffolgen- den März reife Früchte brachte; im später folgenden Frühjahre aber der betreffende Ast abgestorben sei. — Einige Varietäten von Pyrus communis blühten in der ersten | Hälfte August zum zweiten Male, während | gleichzeitig sich am Baume Früchte vor- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. fanden; mehrere Blüthen brachten Anfangs | Januar Früchte. — Ein bejahrter Aesculus Hippocastanum brachte Anfangs Januar Blät- ter, der Baum starb im August; über die- sen Fall bemerkt Terraciano, dass diese Belaubung als eine Folge der letzten Le- benskraft zu betrachten sei, so auch sei diess der Fall bei obenwähnter anomaler Vegetation des Cerasus. (S—r.) 83) Edmond Boissier, Flora orienta- lis. petalae) Genevyae et Basiliae apud H. Georg. 1872, ohne Index. Darunter ist die Gattung | Astragalus allein mit 757 Arten ver- treten. a Ein Werk von grosser Wichtigkeit, in welchem ein Mann wie »Edmond Bois- sier«, der seit fast einem mittleren Men- schenalter theils selbst die Ländergebiete des Mittelländischen Meeres bereist hat, theils auf seine eigenen Kosten Reisende nach dem Oriente gesendet oder doch solche grossentheils unterhalten hat, eben- falls seine Arbeiten, die er sich als Le- bensaufgabe gestellt hat und damit der Nachwelt dieses Werk als Monument sei- ner unausgesetzten Thätigkeit übergibt. Wie bei C. Koch hoffen wir, dass Gott auch diesem rastlos arbeitenden Manne die Gesundheit und Kraft geben möge, dieses umfangreiche Werk zu Ende zu führen, in welchem alle die in vielen ver- schiedenen von Boissier selbst beschrie- benen Pflanzen, sowie die von zahlreichen anderen Botanikern zerstreut publicirten Pflanzen der Gebiete von Griechenland und Aegypten durch den Caucasus, Syrien, Palästina, Persien etc. bis zu den Gränzen Östindiens zusammen gestellt sind. Den in zahlreichern Arten vertretenen Gattungen ist eine schematische Uebersicht zur leichteren Bestimmung vorausgesendet und zu den Arten sind gute Beschreibun- gen, Standorte und Synonymie gegeben. (E. R.) 4) Bulletin de la Societe de bo- tanique de Belgique. Tome,dou- zieme. N. 1. Bruxelles. 1873. Enthält unter andern eine Aufzählung und Beschreibung der in Belgien wild wachsenden ÖOrchiden von Armand Thielens. 5) Le eultivateur de la region Lyonnaise. Es ist das ein monatliches Journal, das von der »Societe Regionale de viticulture ' et du cercle horticole Lyonnais«, seit Juni Volumen I, (Calyciflorae, Poly- | Dieser zweite Theil enthält 1093 Seiten dieses Jahres herausgegeben wird und von dem monatlich ein Heft erscheint und zwar unter der Direction von P. Duplat. Die- ses Journal beschäftigt sich vorzugsweise mit dem Weinbau, V. Personalnotizen und Neuestes. Die Reben haben bekanntlich in den letzten kalten Wintern in Frankreich stark gelitten. Man rechnet daher auf kaum eine halbe Ernte und die Preise des Wei- nes sind im beständigen Steigen begriffen. Ausserdem richtet die Phylloxzera vastatrix, jene an den Wurzeln des Weinstockes lebende Wolllaus, arge Ver- heerungen an und vernichtet ganze Pflanz- ungen oder bringt solche doch zum Siech- thum, so dass keine Aufsicht auf Ernte ist. Zwei Mittel werden jetzt gegen die- selbe vorgeschlagen. Davon ist das erstere gründliche Bewässerung der Weinberge, wodurch ganze Pflauzungen bereits wieder hergestellt und zu erneutem, kräftigem Ge- deihen gebracht worden sind. Das andere Mittel besteht in einem De- coct von Anis, der mit Wasser vermischt zum Begiessen der Rebstöcke angewendet, die Phylloxera vertreiben soll. Hierüber liegt aber bis jetzt nur ein Versuch im Kleinen vor. Lyon ist die Stadt, welche gegenwärtig Vv. Personalneotiz 1) Der Russische Naturforscher Mic- lucha Maclay hatte sich bekanntlich vor mehr als einem Jahre, begleitet von einem einzigen Diener in Neu-Guinea an das Land setzen lassen, um die Thier- und Pflanzenwelt jenes noch werig bekannten Landes zu studiren und zu sammeln. Die Entbehrungen und die Unbilden des ge- fährlichen Klimas konnte derselbe aber nicht überwinden, ward vom Fieber befal- len und kam kürzlich noch fieberkrank in Java an. Dort hat sich derselbe jetzt nach Buitenzorg begeben, um sein gesammeltes Material zu ordnen und zu bestimmen, und dann später wieder nach Neu-Guinea zu- | rück zu kehren, (E. R.) 2) Herr Hofgärtner Maurer in Jena | 319 auch für Gartenbau ungemein viel thut und mit Paris in dieser Beziehung in Con- currenz tritt. Kaum ist die obengenannte Gesellschaft gegründet, und schon gibt solche ein sehr gut geleitetes Journal her- aus. Ausserdem wird vom »Cercle horti- cole Lyonnais« in diesem nächsten Septem- ber auch eine grosse Gartenbauausstellung in Lyon veranstaltet werden. (E. R.) 6) J. Duval-Jouve, particulari- tes de Zostera marina_L. et Z. nana Roth. Paris 1873. Das Seegras ist massenhaft im Ge- brauch als Füllungsmittel für Matrazen und viele andere Zwecke. Wenige haben dasselbe in Blüthe und Frucht gesehen, und so ist die obige Schrift, welche die Entwickelungsgeschichte beider Arten und deren Blüthen und Früchte einlässlich be- rücksichtiget, ein schätzbarer Beitrag zur besseren Kenntniss dieser lang bekannten Pflanzen. (E. R.) en und Neuestes bemerkt uns brieflich berichtigend zu dem Bericht über die 2. Wiener Ausstellung vom Herrn A. Senoner: Dort ist 8. 211 gesagt: »J. Charmeux in Thomery, wel- cher einen Topf cultivirte Vaccinium ma- crocarpum mit Früchten und Gelee ete. aus- gestellt hatte.« Das ist unrichtig, da die- ser Topf mit Früchten ete, vom Herrn H. Maurer ausgestellt war. Dürfen wir bei dieser Gelegenheit un- sern geehrten Freund fragen, was ist aus der grossen Anpflanzung von Vacceinium macrocarpum geworden, hat solche auch schon Früchte getragen, mit andern Wor- ten, ist einige Hoffaung vorhanden, diese Beerenpflanze für unsere Culturen zu ge- winnen, ohne dass die Ausgaben für diese Cultur bedeutend höher als die Einnahmen 320 zu stehen kommen würden? Wir stellen diese Frage, weil Herr Maurer der einzige ist, der bis jetzt Versuche in grösseren Maasstabe mit V. macrocarpum gemacht hat. Im hiesigen Botanischen Garten und auch in den Baumschulen des Referentem gedeiht diese Pflanze ganz gut, trug bis jetzt aber keine einzige Frucht. (E. R.) 3) Herrn J. Linden’s Etablisse- ment in Brüssel wird aufgelöst. Herr J. Linden hat bekanntlich vor einigen Jah- ren das Etablissement von Ambroise Ver- schaffalt in Gent angekauft. Gegenwärtig ist derselbe im Begriff, wegen grösserer Concentration des ganzen grossartigen Ge- schäftes, — dann aber auch um von den seltenen weniger currenten Artikeln einen Theil aufzugeben, wie von Orchideen, of- fieinellen und tropischen Nutzpflanzen etec., von denen wie esscheint in Gent nur noch eine kleinere Auswahl cultivirt werden sol- len. Die ganzen grossartigen und an sel- tenen Pflanzen ausserordentlich reichen _ Sammlungen Linden’s sollen daher an die Meistbietenden verkauft werden, und zwar den 8. und 9. September die Orchideen, den 10. u. 11. September die Palmen, den 12. u. 13. Sept. die officinellen Pflanzen, die tropischen Obst- bäume und neuen Ein- führungen, den 15. u. 16. Sept. die Warmhauspflanzen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Es freut uns aber mittheilen zu kö en, ie dass J. Linden viel zu sehr enthusiasti- scher Freund des Gartenbaues und zugleich Botaniker ist, als dass derselbe es aufge- ben sollte, seine Reisenden zur Einführ- ung neuer Pflanzen noch nach den ver- schiedenen weniger bekannten Länderge- bieten auszusenden. Eine Auswahl, gerade der seltensten Sachen, ist schon vor dem Beginn des Verkaufes nach Gent übergesiedelt und wird nun das dortige Etablissement Lin- den’s nicht blos gangbare Markt- und Mo- depflanzen in reichster Auswahl halten, sondern nach wie vor jährlich neue Ein- führungen schöner Pflanzen vermitteln. (E. R)) 4) EduardSell, gewesener Obergärt- ner des ehemaligen Blass’schen Gartens zu Elberfeld, nachheriger Chef des Linden’- schen Etablissements in Brüssel, vor Jah- ren in der Absicht Pflanzen zu importiren nach Central-Amerika ausgewandert und seit lange, trotz manchfacher Bemühungen dessen Aufenthaltsort zu erfahren, für ung spurlos verschwunden, gibt uns kürzlich aus St. Ramon in Central-Amerika ein Le- benszeichen, wonach derselbe sich wohl befindet und in Bälde mit einem Trans- port seltener Pflanzen nach Europa zu kommen beabsichtigt. (E. M,) I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Allium oreophilum C. A. M. (Siehe Taf. 775. Fig. 1. 2.) Liliaceae. A. oreophilum C. A. M., bulbo suborbiculato; caule lereti, adscendente, basi 2 —Bphyllo; foliis linearibus v. lato-linearibus, glaucis, supra canalicu- latis, subtus convexis, nervis prominen- tibus longitudinalibus percursis, (ex- siccatis planis), glabris, margine sub lente punciulis elevalis vix scabriuscu- lis, caulem plerumque superantibus; umbella subfastigiata v. hemisphaerica pluri-multiflora (6—10 flora C. A.M.); spatha 2— Afida, membranacea, pedi- cellos circiter aequante v, superanle, foliolis v. lobis ovatis acutis; perigonii foliolis ellipticis, aculis, stamina plus duplo superantibus; filamenlis simplici- bus, liberis, exterioribus e basi lata deltoideis, interioribus brevioribus sub- linearibus. — Perigonii purpurei foliolis nervo intermedio saturalione. A. oreophilum C. A. M. ind. cauc. pag. 37. — Knth. enum. IV. 453. — Ledb. fl. ross. IV. 188. — Rgl. pl. Semenov. n. 1089. — A, platystemon | ZI, 1873, Kar. et Kir. enum. pl. Soong. n. 827. — Knth. enum. IV. 690. Das wahrhaft schöne Allium, was wir beistehend abbilden, erhielt der hiesige Garten in lebenden Zwiebeln vom Oberst Korolkow aus den Gebir- gen des Akt-Tau in Turkestan. Diese Art scheint aber eine grosse Verbreit- ung zu besitzen, indem dieselbe zuerst ‚in einer armblumigen Form von C. A. Meyer im östlichen Caucasus gesam- melt wurde. Die reichblumige Form, wie wir solche nach unsern lebenden Pflanzen abbilden, sammelten Karelin und Kirilow im südlichen Altai uud im Alatau der Soongorei und beschrieben solche als A. platystemon. Später sam- melte Semenow die gleiche Pflanze im Alatau transiliensis bei einer Höhe von 6— 7000 Fuss und Sewerzow, Fed- schenko und Korolkow in den Gebir- gen Turkestans, die grossen purpur- rothen Blumen, die in einer flachem Halbkugel in der Dolde beisammen stehen 2l und die Gestalt der einfachen Staub- fäden, von denen die 3 äusseren (nicht die inneren wie Ledebour das be- schreibt) breit und triangelförmig sind, zeichnen diese in die Gruppe von A. Moly gehörige Art sehr aus. Wird wahrscheinlich ohne Deckung im freien Lande aushalten (worüber die Beobachtung uns noch fehlt) und zu den schöneren Zwiebelgewächsen unserer Gärten einen werthvollen Bei- trag liefern. Die Schafle werden kaum Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. spannenhoch und steigen auf oder lie- gen auch nieder, die Blüthendolde wen- det sich aber steis nach oben. Im Kalthause überwintert und im Topfe erzogen, blühete dasselbe Ende Mai. .(E. R.) Erklärung der Abbildung: Fig. 1. Die ganze Pflanze in natür- licher Grösse. Fig. 2. Eine einzelne Blume mit den Staubfäden, vergrössert. b) Ixiolirion Pallasii Fisch. Mey. (Siehe Tafel 775. Fig. 3. 4.) Amaryllideae. Ixiolirion Pallasii Mey., caule foliato, 2-plurifloro; foliis buliformi-campanulati laciniis apice re- curvo-patenlibus; antheris reclis. — |. Pallasii Fisch. et Mey. in Kar. et Kir. | enum. pl. alt. n. 840 (1841). — Ledeb. fl. ross. IV. 116. — I. montanum Knth. enum. V. 817. — I. tataricum Schult. syst. VII. 1. p. 752. — Amaryllis ta- tarica Pall. it. III. p. 521. — Perigo- nium pallide caeruleum, laciniis nervis tribus caeruleis piclis. Dieses schöne, in unseren Gärlen bis jetzt nicht eingeführte Zwiebelge- wächs wächst in den Steppen des süd- lichen Russland bis zum Caucasus und südlichen Allai und von da bis nach Turkestan. Die uns zahlreich vorlie- genden wild gesammelten Exemplare | sind theils sehr reichblumig, schwache ı nach dem Abblühen Fisch. et | Zwiebeln, die wir im letzten Jahre aus | Turkestan erhielten, haben bei Topfeul- p | linearibus; perigonii 6 partiti infundi- tur bis jetzt nur 2 Blumen entwickelt; in unseren Baumschulen, wo diese schöne Pflanze im freien Lande durch- wintert wurde, ohne dass Deckung im Winter angewendet worden war, hat dieselbe aber schon so reichlich ge- blühet, wie das die Abbildung zeigt. Die zahlreichen aus Samen erwach- senen jungen Pflanzen werden diese schöne Zwiebel bald verbreiten und ihr eine würdige Stelle in unseren Gärlen anweisen. Nah verwandt, aber noch nicht in Cultur, ist I. Ledebouri Fisch. (I. tataricum Knth.), welches sich durch mehr abstehende Blumenblätter und spriralig aufge- rollte Staubbeutel kaum specifisch un- terscheidet. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 323 c) Glaucium Serpieri Heldr. (Siehe Tafel 776.) Papaveraceae. Gegen Ende April d. J. besuchte ich auf einige Tage das Laureotische Gebiet, um die Vegetation dieses Thei- les der Attica und besonders der so berühmt gewordenen Halden („Ekbola- den“) und Schlackenlager der alten hellenischen Silberbergwerke einer ge- naueren Untersuchung zu unterziehen. Schon im Jahre 1866 waren mir bei einer flüchtigen Herborisation mehrere Pflanzen aufgefallen, die meine Vor- gänger und unter diesen insbesondere mein Freund Herr Sartori, der wieder- holt im Laurion-Gebiete bolanisirte, nicht aufgefunden halten und die an- derwärts in Altica nicht vorkommen. Hervorzuheben sind, namentlich Teu- crium brevifolium Schreb., bis- her nur von den Inseln Creta, Melos und Asiypalaea bekannt; Goniolimon SartoriiBoiss., von Sarlori auf der Insel Myconos entdeckt; Endoptera dichotomaBoiss. et Bal., eine von Balansa bei Smyrna entdeckte Pflanze und Silene Juvenalis Delil. Diese letztere ist in Kleinasien einheimisch, (Vid. Boissier, Flora Oriental. I. p. 579), wurde aber bekanntlich zuerst bei Mont- pellier am „Pont Juvenal“ entdeckt, wo sie mit Wolle aus dem Orient ein- geschleppt worden war. Im Jahre 1866 fand ich sie in wenigen Exemplaren bei den Bleihütten von Ergastiria ange- siedelt: in diesem Jahre nun fand ich die Pflanze in- grosser Masse, nicht nur bei Ergastiria, sondern auch bei Pascha-Limuni und auf den höher im Laurion-Gebirge gelegenen Localitäten Kamariza und Sinlerini die alten Hal- den und Schlackenlager buchstäblich bedeckend und mit ihren schönen hoch- rothen Blüthen einen herrlichen Anblick gewährend. Es verdient diese Silene als Zierpflanze cultivirt zu werden. Eine einjährige Art zur Gruppe von Silene conica Lin. gehörend, zeichnet sie sich durch zahlreiche grosse Blü- then mit schwach ausgerandeten Peta- len aus. Sie hat einige Achnlichkeit mit Silene integripetala Bory et Chaub., aber durch grössere und schönere Blu- men empfiehlt sie sich noch mehr als diese zur Gartenzierde. Der beachtenswertheste Fund mei- ner diessjährigen Excursion war indess ein Glaucium, wovon eine beträcht- liche Anzahl in voller Blüthe stehender Individuen auf der Lagerstätte des al- ten Schlackenhaufens von „Kyprianos* angesiedelt war. Dieses alte Schlacken- lager befand sich auf der schmalen Landzunge, die als niederer Hügel den Halen von Thoricos von dem südlicher gelegenen Hafen von Ergastiria trennt, Die alten Schlacken lagen hier zum Theil bis zu einer Höhe von 3 Meler über der Oberfläche aufgeschichtet, ein Areal von nahezu 50,000 Quadratmeler einnehmend, und sind nun seit elwa 3 Jahren ganz abgeräumt und zur Ver- hüttung und Gewinnung des darin von den Alten zurückgelassenen silberhalti- gen Bleies nach den Bleihütten von Ergastiria gebracht worden, so dass jetzt die alte Bodenoberfläche nackt zu Tage liegt. Auf diesem Areal haben 2158 sich bis jetzt nur sehr spärlich wenige annuelle Pflanzen angesiedelt, in gros- ser Menge jedoch das erwähnte Glau- cium, Die kräftigen I—3 Fuss hohen vielverzweigten Stauden mit den gros- sen Crocusgelben Blüthen, deren Blu- menblätter mit einem dunkelviolelten Flecke an der Basis gezeichnet sind, gewährten einen prachtvollen Anblick. Die Blüthen dieser Ari sind grösser als _ jene des gewöhnlichen Glaucium luleum Scop. und die blaugrünen dicht mit krausen weisslichen Haaren beselzten Blätter sind doppelfiederig getheilt (lo- lia glauca profunde bipinnatipartita) mit kleinen Endlappen. Die Blume gleicht der von G. grandiflorum Boiss. et Huet. (Boiss. Flor. Orient. I. p. 121), einer kleinasialischen und persischen Pflanze, deren Blätter jedoch sehr verschieden sind; ich halte daher die laureotische Art für unbekannt uud stelle sie bis aul Weiteres als neu unler dem Namen Glaucium Serpieri auf, zu Ehren des Herrn J. B. Serpieri, des bekanulen Grüuders der Bleihülten von Laurion, dein Hellas den in letzter Zeil so leb- halieu Aulschwung Dal — des Bergwesens zu verdanken Unter der - Zahl von Individuen mil normalen ein- Bluten land nicht geringen Erstaunen Pflanze ınit stark geiüllten Blüthen grossın lachen sich zu meinem auch eine bedeckt, nicht unähnlich den gelüllten | Mohnblütuen (Papaver somuilerum fl. plen.) oder der Garienranunkel (Ranun- culus Asialicus fl. pl.), in Grösse zwi- schen beiden die Mitte haltend. Nur die äusseren Petalen sind breit und ab- gerundet, nach innen werden sie schmal und der obere Rand ist gekräuselt; der | AJph. De Candolle Geographie botanique vw. II. p. 624, dunkelviolette Fleck an der Basis der- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Rr- selben verschwindet meist ganz in der gefüllten Blume. Die beifolgende Ab- bildung gibt einen schwachen Begriff von der überraschenden Schönheit die- ser prachivollen Blüthenköpfe, beson- ders ist der Glanz der intensiv rein crocus- gelben Farbe nit dem Pinsel nicht wiederzugeben. Ich bin der An- sicht, dass dieses gefüllte Glaucium ei- nen Platz unter den Zierpflanzen ersten Ranges beanspruchen kann und hoffe, dass es bald als gefeierle Neuigkeit in die Blumengärten eingeführt werde, zumal die Cultur desselben gewiss keine grosse Schwierigkeit bieten dürfte. Was schliesslich das plötzliche Auf- treten von Glaucium Serpieri und S$i- lene Juvenalis auf den alten Schlacken- lagern von Laurion betrifft, so lässt diese Erscheinung die Vermuthung auf- kommen, dass die Saamen dieser Pflan- 1500, ja vielleicht seit 2000 Jahren im Schoosse der Erde unter den Schlacken rulten, ohne ihre Keimkraft zu verlieren, um erst jetzt wieder zu neuem Leben zu erwachen *). Athen, den 9, Mai 1873. Theodor von Heldreich. zen Seil Erklärung der Abbildung: A. Glaucium Serpieri Heldr, Blüthen- zweig der Varie.ät flore pleno. a. Wur- zelblait (halb ausgelührt). b.c.d. Pe- talen der gelüllter Blüthe. e. Einfache Biüthe von G. Serpieri Heldr. f. Knospe einfachen Blüthe. g. Pistill der- selben. Alle Abbildungen in natür- licher Grösse. der *) Ueber analoge Erscheinungen vgl. I. Originalabhandlungen. 325 d) Gaultheria glabra D. C. £. caracasana Rgl. (Siehe Tafel 777.) Ericaceae. G.glabra; tota fere omnino glabra; ramulis angulatis; foliis breviter pelio- latis, ovalibus, basi subaculis, apice in mucronem glanduliferum productis, serrato-dentatis, ulrinque nervoso - re- ticulatis, sublus nigro-punctalis; race- mis ad apices ramorum confertis, lolia ‚superanüibus; rhachi angulata pedicellis- que. hinc inde setulosis; bracteis ob- longo-lanceolatis, vix ciliatis; bracieo- lis linearibus ad basin pedicelli; caly- cis lobis acuminalis glabris; corolla extus glabra, intus puberula; ovario Sericeo-villosissimo. -- In Peruvia. — D. ©. prod. VII. pag. 596. ß. caracasana; ramulis terelibus ; foliis ovalis v. saepissime ovalo- lanceolatis, sublus vix punclatis; folii denibus setula mox decidua terminalis; bracteis oblongis, pe- .dicellum. aequantibus, minute ci- lialis; peduneulo pedicellisque mi- nute puberulis. G. Lindeniana h. Wierczb. et hort. Specimina sicca cl. Mvritz in Columbiae mon- tibus altioribus collegit.— G. Lin- deniana Pl. (Flore des serres V. pag. 501 cum :ie. xyl.) differre videlur: „racemis 6— 10-floris !o- lia vix aequantibus, bracteis pedi- cellorum dimidium superantibus. Der beistchend abgebildete kleine Strauch, der mit einem strauchigen Vac- ‘einium viele Aehnlichkeit hat, befindet sich in unseren Gärien unier dem Na- men von Gaultheria Lindeaniana. Wir haben im Obigen auf die Unterschiede unserer Pflanze von G. Lindeniana Pl. hingewiesen, — möglich aber, dass Planchon ein ganz unvollkommen ent- wickeltes Exemplar der gleichen Pflanze, welche wir vor uns haben, beschrie- ben hat. Unsere Pflanze stimmt vollständig mit von Moritz in den Gebirgen Colum- biens gesammelten Exemplaren überein, die sich in unserem Herbarium befin- den und vom Bearbeiter der Ericaceen der Flora Brasiliens als G. glabra var. bestimmt worden sind. Wir haben da- her dieselbe als Form zu G. glabra gestellt und die eigentlich nur gering- - fügigen Unterschiede im Obigen fesi- gestellt, Die Borsten, in welche die Blatt- zähne ausgehen, finden sich nur an den Blättern junger sich entwickelnder Zweige und sind an den Zweigen der blühenden Pflanze gemeiniglich alle ab- gefallen, so dass solche bei Herbarium- Exemplaren gewöhnlich gar nicht vor- kommen. Die schwarze Punktirung au! der untern Blaltseite ist an den fri- schen Blältern „ur angedeutet und dürfte sich in Folge des Trocknens erst mehr oder weniger ausbilden. Alle anderen Unterschiede sind unbedeutend. Ein hübscher /usshoher Kalihaus- sirauch, der in eier Erdmischung aus Heide- und lehmiger Rasenerde gut gedeihet und im Mai und im Juni seine zierlichen Blüthentrauben in reichlicher Menge entwickelt. (E. R.) weissen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, DR 2) Dritte Blumen-, Obst- und Gemüse-Ausstellung in Wien. Diese Ende August stattgefundene Ausstellung hat in mancher Beziehung die zwei ersteren um Vieles überragt, diese verdient um so grösseres Lob, da sie mit wenigen Ausnahmen nur von eigenen inländischen Gartenfreunden und Gärtnern beschickt worden war; — vorherrschend waren die Blatipflanzen; — eigentliche Blumen gab es wenige. Der Vorrang gebührt Herrn E. Ro- deck in Wien (Obergärtner Fidler), welcher wahre Schätze zur Schau brachte — manch seltene Art — alle in prachtvollen Exemplaren; — beson- ders zu erwähnen: Orbignia dubia, Dracaena cannaefolia, Areca Verschaf- feli, Croton Weissmanni und Hookeri, Ledenbergia rosea, Nepenthes Raffle- siana, Tillandsia Lindenii (letztere drei mit Blüthen) u. s. 1. Von hohem Interesse waren die Aroideen von L. Kellermann, lauter neue durch künst- liche Befruchtung erzeugte Formen; es waren die Formen der mülterlichen und der väterlichen Eltern beigegeben *), *, Die I. Form hervorgegangen aus Phi- lodendron speciosum Schott gekreuzt mit Phil. bipinnatifidum Schott; II. Form aus Phil. Simsii Kuth, X mit Phil. bipinna- tiidum; III. Form aus Phil. bipinnatifi- dum X mit Phil. Selloum Knth.; IV. Form aus Phil. Wendlandi Schott X mit Phil. Selloum; V. Form aus Phil. adve- num Schott X mit Phil. rubens Schott; VI. Form aus Phil. disparile Schott X mit Phil. curvilobum Schott; VII. Form aus Phil. tenue Koch. X mit Phil. gra- eile Schott; VIII. Form aus Phil. pedatum Koch. X mit Phil. tenue; IX. Form aus Phil. pterotum Koch. X mit Phil. nue; X. Form aus Spatiphyllum longirostre Schott X mit Spatiph. blandum Schott; te- | woraus zu ersehen, wie sich die For- men der Kreuzung verändern und fort- bilden. Der herzogl. braunschweig. Garten (Hofgärtner Lesemann) in Hietzing brachte eine kleine aber ausgezeichnete Parthie Pflanzen: ein prachtvolles gros- ses Exemplar von Dracaena regina, eine Maranta Lindeni, Anthurium regale und magnificum ele. — Der Handels- gärtner Rudolf Abel brachte ebenfalls eine stattliche Collectton von Aroideen, Araliaceen, Bromeliaceen, Palmen, Dracänen u. s. f.; besondere Erwähn- ung verdienen Artocarpus grandis, Pin- cenectitia tuberculata, Ficus lanceolala, Dracaena Abeli (neu), Aralia Veitchii, Anthurium Scherzerianum, Curmeria pieturata und Curcuma Roscoeana (diese 4 in Blüthe), Dichorisandra mosaica, Disa grandiflora, Pavetta borbonica, Phi- lodendron Selloi u. s. f., ferner als neue Züchlungen des Etablissements: Croton Abeli, dann die Coleus, Kaiserin Elisabelh, Kaiser Franz Joseph, Erz- herzog Rainer, Erzherzog Karl Ludwig, Baron Schwarz, L’exposition interna- tionale. Auch der Bruder Ludwig Abel betheiligte sich mit mancher Sel- tenheit; eine Lillaea serrata mit Blüthen- schaft (weibliche Blülhen), eine colos- sale Musa Ensete, grosse Exemplare XI. Form aus Xanthosmra Maximilianum | Schott X mit Xanth. robustum Schott; XII. ' Form aus Alocasia Lowii X mit Alocas. macrorhizon Schott; XIII. Form aus Mons- | tera crassifolia X mit Monst. Millierana; XIV.Form aus Anthurium leuconeurum X mit Anth. pedatoradiatum Schott; XV. Form aus Anth. polytomum X mit Anth. intermedium Knth. BIRE IN an a a ER 5 9 DA FAT 2, ZRRS 5 1. Originalabhandlungen. im Cyathaea dealbata, ein schönes Phi- lodendron Selloum, die Beaucarnia tu- berculata mit ihrer merkwürdig zwie- belartigen Stammbildung, eine Coccoleba pubescens mit ihren breiten Schirm- blättern, eine Vallota purpurea in Blüthe, und der dritte Bruder Eduard Abel, ebenfalls Handelsgärtner, brachte eine reichliche Collection von Caladien, Pal- men, Baumfarnen, dann neue Scarlet- Pelargonien wie Charles Lyell, Asa Gray, album plenum; Aline Sisley ete. Aus dem Matzeneder’schen Handels- Garten waren Calladien in grösster Uep- pigkeit in Körben cultivirt, dann Säm- linge von Latania borbonica *. — JS. Klempf brachte 3 grosse 30-jährige Felsen-Cactus **). — O. Liebemann aus Dresden sendete eine Collection von Latania borbonica, dann Draecaena Ehrenbergi, Balantium Selloum, Cha- maerops humilis u. s. f£ — Unter den aus dem gräfl. Egger’schen Garten (Obergärtner Miltschinsky) eingebrach- ten Pflanzen prangte ein Philodendron pertusum (Monstera deliciosa) in Blüthe, — A. Lagler in Teplitz sendete ei- nige Exemplare von Curculigo recur- vala fol. var. — Das Kiaben-Rellungs- haus von St. Veit bei Wien brachte unter mehreren anderen. Pflauzen- Parthien eine Acheiranthes aureo reti- culata und eine Iresine Lindeni, beide als Kronbäumchen. Linden aus Brüssel mehrere Orchideen nnd eine riesige Todea barbara. — In den letz- ten Tagen gab auch der k. k. Hofgar- ten in einem Glaskasten eine pracht- volle Suite von blühenden Orchideen. — Besondere Bewunderung erregten die von den Japanesen in blauen Töpfen *) Vorräthig 40,000 Stück, das 100 zu 6f. **) Verkäuflich zu 50—70 fl. 327 ausgestellten Lilien, welche an Grösse und Farbenpracht wohl alle bisher be- kannten überragten; auch ein Miniatur- garten mil Pflanzen in sonderbarster Zwergform, dann ein Herbarium mit japanesischen Pflanzen und ein Buch mit Abbildungen von japanesischen Li- lien war beigegeben *). Abgeschnitiene Blumen von Viola tricolor maxima und von Astern brachte Wrede aus Lüneburg, von Gladiolus brachten Verdier aus Paris und Schei- decker aus München, und von Ery- thrina der Graf Breuner’sche Garlen — alle ausgezeichnet an Reichhaltigkeit und Farbenpracht. Bouquete, Blumenkörbchen ı sätze, Kränze aus verschiedenen Dlumen (aus Edelweiss, Strohblumen etc. ic.) brachten zierlich und geschmackvoll zusammengestellt die bekannten Frauen Bermann, Alt und Flaschlmeier. aus Wien. Die Obstausstellung brachte wohl nichts Seltenes, aber doch manch Schönes, besonders zeichneten sich aus *) In Bezug auf die Lilien, sehen wir diese auch zahlreich in dem Gärtchen, welches neben den japanesischen Marktbu- den angebracht ist; sie stehen unter einem Dache aus Bambusstäbchen in grösstem Blüthenschmucke und werden mit der al- lergrössten Sorgfalt gepflegt, so dass man schliessen muss, dass die Lilie den Japa- nesen die liebste und wichtigste Blume sei — es ist aber auch eine Freude, diese grossen weissen, roth punctirten und roth gestreiften Blüthen zu sehen, diese zart rosenroth gefärbten, gelbgestreiften, diese rothbraun gesprenkelten u. s. f£ Um diese Farbennuancen zu erlangen, glaubte das Publicum, dass der Gärtner, wenn er mit dem Pinsel den zarteu Pollen abnimmt und in einem Glase abklopft, mit demselben auf die weissen Blumenblätter die ver- schiedenen Farben bringe, = N 328 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Pfirsiche, Trauben, Aepfel, Birnen, | gelbe Kartoffeln; — aus dem Baron Zucker- und Wassermelonen aus Trient | Suttner’schen Garten (Schlossgärtner und Verona, dann die Ananasse aus | Skebra) sahen wir mehrere neue Ge- dem Herzogl. Modenesischen Garten | müsesorten, so einen Hibiscus Abel- von Chlumitz, die Zuckermelonen aus | moschus, welcher in der Türkei allge- dem gräfl. Szecheny’schen Garten von | mein verspeist wird, eine Zuckerme- Horpacs u. s. f. Ferner verdienen eh- | lone — Melone des Cantonniers — aus renvolle Erwähnung die in Töpfen ge- | Algier, weisse Himalayagurken, algie- zogenen Obstbäumchen mit ihren reich- | rische Erbsen und Bohnen u. m. a. — lich behangenen Früchten; so auch die | Russ gab eine Einmachgurke aus der von H. Goegginger in Riga einge- | Ukraine, etwas mehr als Eiergross, sendeten aus Samen gezogenen birn- | braun, netzarlige Schale; — ferner: förmigen Johannisbeeren. Riesenkürbisse, Krenwurzeln, Weiss- Hieher gehört auch das von J. | kraut, Reltige, Salate etc. - = Rölke aus Dresden eingesendete Baum- Auf dem s. g. Floraplatze, vor dem wachs zum Kaltpfropfen und zum Heilen | Blumenzelte fanden wir auch manch der Narben an Bäumen. Neues, so eine Parthie Rosenbäumchen In Bezug auf die Gemüseaus- | in schönster Blüthe, Erythrinen in stellung verdient vor allem lobens- | Baumform, Obstbäume in verschiedenen werthe Erwähnung die grossartige Col- | Formen, eine über 500 Arten zählende lection der Frankfurter Gartenbau-Ge- | Baumschule von Director Petzold in sellschaft, worunter prachtvolle Stücke | Muskau eingesendet u. s. f. von Weisskraut, von festem Wirsing, Mit vollstem Rechte dürfen wir be- von Kartoffeln u. s. [.; dann aus dem | zeugen, dass dieser drilten Ausstellung gräfl. Szecheny’schen Garten (Obergärt- | ein ehrenvollster Platz gebührt, und dass ner Schilhan) die kleinen Igelkürbis, | diese allen Gartenfreunden in angenehm- die Momordica Charanlia, die 5 Fuss | ster Erinnerung verbleiben wird. langen Schlangengurken, eine 3jährige Schliesslich ist auch zu erwälnen, Wurzel und Pflanze von Cucurbita pe- | dass die Rasenplätze der Parkanlagen rennis, behaarte Kürbisse u. m. a.; — in dem Weltausstellungsrayon durch von Adler in Köln 80 Sorten Kartoffel, | bewegliche auf kleinen Rädern ruhen- worunter einige neue wie: Californiens | den Röhren, die einen Staubregen er- Marmor, Californiens Stolz, Bullerkar- | zeugen, bespritzt werden; diese neue toffel und Aracauna blanca aus Chili, | Methode zeig! sich für Garten- und Wie- Nieren-Rosen-Kartoflel, Iranzösische Nie- senbewässerung ganz lauglich. ren u. s. f., dann schwarze, blaue, Sr. ua dl I. Orginalabhandlungen. 329 3) Pfianzen-, Obst- und Gemüse-Ausstellung im September 1873 zu Wien. Diese A. Ausstellung bot ebenfalls Gelegenheit, den Schönheitssinn und die wissenschaftlichen Leistungen der Theil- nehmer anzuerkennen. Diesmal war das Obst und das Ge- 'müse vorherrschend und die Pflanzen dienten wohl mehr als Decoration; es fanden sich aber unter denselben wohl auch mehrere werthvolle Novitäten, und namentlich verdient Erwähnung die Collection des k. k. botanischen Gar- tens, welche manch Neues an Cacteen, Crassulaceen, Agaven, Alöe, Mesem- bryanihemum, Euphrobiaceen u. m. a. in kräftigen schönen Exemplaren um- fasste. Ferner ist der herzogl. braun- schweig. Garten zu Hietzing bei Wien zu erwähnen, welcher u.m, a. Begonia diversifolia, Stanhopea tigrina, und ocu- lata, Crowea saligna, Erythrina Humei, Acacia oleifolia, Ericaceen u. .m. a., in schön blühenden Exemplaren brachte; eine Bonaparlea juncea mit entwickel- tem Blumenschafte aus dem Schloss- garten Lubostron in Posen, ein Aspa- ragus arboreus relrofraclus aus Fünf- kirchen; dann eine Collection (50 Ex.) verschiedener Camellien mit Knospen, eingesendet von Gärtner Neumann aus Erfurt. Handelsgärtner Rudolf Abel von Wien brachte ebenfalls eine sehr namhafte Sammlung von Araliaceen, Dracaenen (unter welchen die neue Dracaena Abelii), Crotoneen (worunter als neue Züchtung: Croton_ Abelii), Ficoiden (mit u. a. Ficus lanceolala neu), Pandaneen, Palmen etc, — Unter den aus dem Graf Breuner’schen Garten von Grafenegg eingesendeten Pflanzen verdienen Erwähnung die Begonia-Säm- linge eigener Zucht durch Befruchtung der Begonia Pearcei und boliviensis auf Begonia Sedenii, dann Erythrina Humei, Desmodium penduliferum racemosum, Lasiandra macrantha, Hydrangea japo- nica paniculata (in der Beziehung von nicht wenigem Werthe, da diese den Winter im Freien gut aushält) u. m. a. in vollster Blüthe. — In der aus dem fürstl. Lichtenstein’schen Garten vor- findliichen Sammlung von Blaltpflanzen, Begonien, Dracaenen u. a. war bemer- kenswerih ein 10 Fuss hohes Bryo- phyllum proliferum. — Auch diesmal war die Rodek’sche Collection in je- der Richtung glänzend. Prachivoll war die Sammlung von abgeschnitienen Gladiolen, lauter Säm- linge von Gladivlus natalensis mil vie- len neuen Hybriden aus dem Garten Hoibrenk’s in Hietzing; dann jene von ebenfalls abgeschnittenen Astern und Georginen, reich an Farben-Varietälten; jene von Viola tricolor etc. Von hohem instructivem Interesse waren die carpologischen Sammlungen von den Gebrüdern Rovelli in Pal- lanza (am Lago maggiore) und von Gärtner K. Tschernigl in Schönbrunn; in ersterer waren die Coniferen zahl- reich (100 Spec.) vertreten; letztere war nicht so nahmhalt (20 Spec.), aber seltene Species und mit beigegebenen Erläuterungen (Adansonia digitata, Pi- nus Lamberiiana, Encephalartos cal- fer etc.) An Blumen - Bouquets und Kränzen war kein Mangel, da gab es von aller- hand Formen und Grössen; von den schon bekannten Frauen Alt, Bermann u. a., so auch vom Handelsgärtner A. Maron in Triest, der Bouquets fri- 330 scher Blumen (namentlich in Winter) in weiteste Entfernungen versendei. Die Obstausstellung war in jeder _ Richtung lobenswerth, und mit Freude bemerkten wir, dass in Oesterreich ein Fortschritt im Obstbau unverkennbar ist. Hervorragend war das Sortiment Früchte vom Garlenbau - Vereine in Bozen — glänzend war die Suite Aepfel (Calville, Rosenäpfel, Streiflings-, Spitz- und Plattapfel, Reinetten u. s. f.), glän- zend die Suile Birnen (Bergamott-, Lang - und Flaschenbirnen, Bulter- birnen u. s. w.), Melonen, Pfr- siche etc. — aber auch die Früchte der Landwirthschaftlichen Vereine von Trient und Roveredo und Verona ver- dienen in jeder Richtung rühmliche Er- wähnung. — Als Beleg der Hooi- brenk’schen Cultur verdiente alle Auf- merksamkeit ein alter Weinstock mit hunderten von Trauben; — besonders merkwürdig war eine Traube mit zwei- farbigen Beeren, darunter die meisten wasserhell aus Gross-Marosz (der Stock soll panachirte Blätter haben). — Sehr reichhaltig war auch die Obst - Collec- tion (170 Birnen-, 126 Trauben-, 66 Aecpfel, 27 Pfirsich-Sorten in schönen Exemplaren von Desmouilles aus Tou- louse. Gemüse. Von auswärtigen Aus- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stellern war der Bamberger Garten- Verein mit zahlreichen Sorten von Möh- ren, Zwiebeln, Kohl, Bohnen, Erb- sen etce.; — Bestehorn aus Bebitz mit seinen Zuckerrüben (mil carmoi- sinenrothen Blattslielen) und seiner Gerste; — dann O. Knopff aus Er- furt mit besonders Mangoldrüben. Von hohem Interesse war die Gemüse-Col- lection von Baron Suttner— da wa- ren monströse Paradisäpfel mit rosa Früchlen (neu), der neuc americanische [rüheste Trophy-Paradisapfel, die Och- senhorn-Zwiebel, der neue werthvolle red. Wethersfield; unter den Erbs en sind zu erwähnen Laxtons prolific, earlylong- pod, Laxtons alpha, Ruhm von Cassel u. a.; unter den Bohnen: die neue fran- zösische Mont d’or bemerkenswerih we- gen ihrer Tragbarkeit und Zartheit, das Schlachtschwert mit 12 —14 Zoll lan- gen Schoten, die neue Riesenzucker- Brechbohne mit wachsgelben Schoten u. m. a.; ferner sind zu erwähnen die Bohnensorten, welche dem Baron Sutt- ner behufs versuchsweiser Cultur über- geben worden waren, wie die carmoi- | sinrolhe Kugelhohne (sehr ertragreich), die ebenfalls sehr ertragreiche pana- chirte Kugelbohne, Hibiscus Abelmo- schus, deren Schoten essbar sind etc, 4) Trauben- und Obstausstellung Anfangs October. Diese bot wahrlich einen Reich- thum und Vollkommenheit an Früchten, die nicht sobald übertroffen werden kann. In Terra cotia Vasen, in Körben und sonsiig geschmackvoll gruppirt, lag eine Auswahl von Obst verschiedener Zonen, blaue und weisse und rothe Trauben, Feigen und Granatäpfel, Pfir- siche und Melonen, Aepfel und Birnen, Mispeln und Nüsse und vieles andere erfreute das Auge und erregte die Be- gierde als Jurymitglied functioniren zu dürfen. Unter den österreichischen Ausstel- I. Originalabhandlungen. lern nahm wohl der Gartenbau - Verein von Bozen den ersten Rang ein, wel- chem sich die Ackerbau- Gesellschaft von Roveredo rühmlichst anschloss. Er- sterer brachle tadellos schöne Früchte, manch Neues und Seltenes; — unter den 191 Aepfelsorten prangten: der weisse Rosmarin, der Reinette gros d’ Angle- terre, der Böhmer von Kaltern, der grüne Fürstenapfel, der rothe Quitten- ‚apfel u. m. a., unter den 240 Birnen- sorten der grosse Mogul, die Schalz- birne, das Königsgeschenk von Neapel, der rothe Hasenkopf u. m. a., alle we- gen ihrer Grösse und Schönheit; ferner fanden sich 30 aus Samen gezogene Bozner Muscateller und Nagor-Pfirsiche, 145 schöne safliige Trauben, dann Fei- gen, Melonen, Haselnüsse, Azarol- äpfe!, Mandeln, Wallnüsse, Castanien, Granatäpfel u. m. a., heimisches und auswärliges edles Obst. — Roveredo war ebenfalls also glänzend repräsen- tirt und wahrlich es war ein Vergnü- gen diese zwei Collectionen zu schen, welch Mannigfaltigkeit und Reichthum das südliche Tirol an Früchten besitzt. — Die Ausstellung von Früchten aus dem F. Gerold’schen Garten in Neuwaldegg bei Wien gab Beweise‘, welche Erfolge man von einer rationellen sorgsamen Cul- tur erlangen könne, wenn auch Lage und Klima nicht am günstigsten seien; er- stere ist ganz vom Walde umgeben, kalte Nächte, Spät- und Frühjahrsfröste sind fast alljährlich, und doch ist das aus belgischen und französischen Sorten gezogene Öbst in jeder Beziehung werthvoll. Das Stilt St. Florian (Oberösterreich) brachte u. a. die neuen Sämlinge: Chorherr Oberlaber und Prinz Carl, welche Aepfelsorten sehr tragbar sind. — Die Weltausstellungs-Commis- sion in Marburg brachte eine reich- liche Collection (1025 Sorten) von 331 Früchten aus verschiedenen Gegenden der Steiermark; u. a. sahen wir eine mehrere Klalter lange Ruthe eines mit Kali gedüngten Königgutedel, um die erfolgreiche Wirkung dieses Düngers zu beweisen. Von besonderem In- teresse war die Parthie Aepfel (Win- ter-Parmene, rothe und Wachsreinette u. a.) in schönen Exemplaren, gezogen auf Hochstämmen in ungeschützter Lage in Lemberg. im 50° n. Br. — Dass die Ausstellung der Klosterneuburger Obst- und Weinbauschule alle Beacht- ung verdient, ist ohne Zweifel — die Traubensammlung ist in jeder Bezieh- ung von hohem Werthe, so wegen der Mannigfaltigkeit der Sorten, wie der Cultur; reichlich war die Zahl der Ge- räthe, da waren Weinwärmungsapparate nach Pasteur, Gährspunden aus Glas und Porcellan, Weinsäuremesser nach Babo und Mollenkoff, Kapselver- schlussmaschinen, Flaschenreiniger, Fla- schenfüllmesser, Handweinpressen, Trau- benquetscher, Weinpumpen, Verkork- ungsmaschinen u. m. a. Ungarn, stolz auf seinen Reichthum edier Traubensorten, hatte eine höchst reichhaltige Collection aller in diesem Lande cultivirten Sorten; den Werth für den Oenologen abgerechnet, war es wahrlich eine Augenweide, diese glänzende Exposition zu sehen; es würde wohl allzu viel Raum einnehmen, alle die unter der Tricolore auf zier- lich weissen Tafeln aufgelegten Trau- ben aufzuzählen — aber man konnte wohl aus diesen die feurigen Ungar- weine erkennen. Erwähnenswerth sind hiebei auch einige junge kräftige Obst- baumseizlinge vom Obergärtner Janau- schek in Banat Komlos ausgesetzt, welche in einem Jahre angebaut, im krautarligen Zustande piquirt und ver- | edelt, jetzt in zweijähriger Veredlung we N FE 2 (vergl. „die Reform der Obstbaumzucht* von J. W. Jelinek); so wie ferner mehrere in Töpfen eultivirle Trauben. Belgien hat den ersten Rang in der Repräsentalion der Flora und nun auch in jener der Pomona behauptet. Wun- dervoll waren die vom Cercle und von der Societe centrale d’arbri- culture exponirten, wahren Elite- Exemplare von Birnen und Aepfeln — es war eine der reichsten Sammlungen, die je gesehen wurde; — da war eine Suite ornamentaler Birnen in Pracht- stücken (Parade-Birnen), eine Suile der besten Sorten für hochslämmige Bäume, eine Collection für Tafelobst, von anderen an jährigen Cordons gezogen, von andern in Bel- gien bevorzugten Sorten zur Bepflanz- ung der Accker und Wiesen; wegen ihrer seltenen verdienen Er- wähnung unter den Aepfeln : St. Barbe, Belle fleur de France, Rombourg To- wer of Glammer, Praesident Dumonceau Grösse _ Gartenflora Deutschlands, eine Höhe von 8 Schuh erlangt haben, von Aepleln "u. a., unter den Birnen: Double Philipp, Calabasse, Belle angerine u. s. w.; aus- ser diesen waren noch Pfirsiche, Pflau- men, Mispeln, Granatäpfel etc. Aus Frankreich hatten die Gebrüder Baltet in Troyes ebenfalls eine Samm- lung von 210 Sorten Aepfeln sendel; — dann Amblard in Lory einge- eine Suite Trauben, Pfirsiche und Nüsse; | von besonderem Interesse waren einige kleine Muster-Kisichen mit Trau- ben, die auf Ansuchen des Generaldi- rectors Baron v. Schwarz aus Paris eingesendet wurden, um die zweck- mässigste Verpackungsmethode zu sehen; es sind kleine niederige leichte Kist- chen, am Boden mit Papierschnitzchen belegt und darauf 3—4 Trauben dicht an einander gelegt. Von besonderem Interesse war die Obstausstellung aus dem Norden, . Dänemark und Schweden. Die Fülle und Mächtigkeit der Exemplare über- . stieg alle Erwartung — alles Obst kann mit jedem in anderen südlichen Län- dern gezogenem concurriren. Höchst reichlich war die Collection von Ae- pfeln, Birnen und Trauben aus Kopen- hagen, Gloria mundi, Bischofapfel, How- Ihorndon, Royal Vinegard, Frankendler Trauben u. m. a. waren wahrlich Be- weise ralionellster Cultur. Kommen wir schliesslich zu Deutsch- land, so fanden wir auch da manch reichliche und schöne Collection, wie die sächsische Collectiv- Ausstellung, in welcher bemerkenswerih eine neue Culturpflanze aus Amerika eingeführt, nämlich „Vaccinium macrocarpum“ sammt Früchten vom Hofg. Maurer; dann die Sammlung des Danziger Gar- tenbauvereins, des Meiningen’schen, des Bremer Gartenvereins, die hochstämmigen veredelten Stachelbeeren auf Ribes aure- um vonR.Riedel von Löwenburg u. s. f. Unter den vielen Gemüsen, die als Nebensache bei dieser Obstausstellung sich vorfanden, erregten alle Bewun- derung die prachtvollen Exemplare von Carviol, Kraut u. a. eingesendet vom Gärtner E. Gratscheff aus St. Pe- tersburg — sie übertrafen wohl viele anderer exponirten aus südlicheren Ge- genden! — Auch die Gemüse aus Ko- penhagen erregten besonderes Interesse wegen ihrer Schönheit. — Rollison’s Telegraph - Gurken, Riesenschlacht- schwert - Bohnen, Kohlrabi, Zwiebel und Lauch, und eine reiche Suite von Erdäpfeln u. a, waren wahrlich in je- der Beziehung schön. Der Graf Breuner’sche Garten lie- (ferte wie gewöhnlich manch Schönes und Neues. An Gartengeräthen und Werkzeugen I. Originalabhandlungen. hatte Wobornik’s Fabrik grosse Aus- wahl exponirt; selbe sind von gediege- ner Arbeit und von billigen Preisen. Vor dem Zelte am s. g. Floraplatze, prangte in volister Blülhe eine glän- zende Rosenflora, manniglaltigfarbige Georginen, Gladiolen etc. Schliesslich kommt noch zu er- wähnen, dass im Garten des Fürsien- ihums Monaco an den verblühten Aga- ven sich bereits die Samenkapseln ge- bildet haben, sie sind 11/, Zoll lang, 333 von doldenförmiger Gestalt, fallen aber alle ab, da der Same hier nicht zur Reife kommt; weiters hat eine Tritoma Uvaria ihre rothen Blüthen entfaltet, so auch blüht Solanum pyracanthum und an einem kleinen Orangenbaum entfal- ten sich neben den ausgereiflen Früch- ten zahlreiche wohlriechende Blülhen. E:wähnen muss ich noch, dass im Stadtparke und auch in den Alleen zahl- reiche Kastanienbäume in zweiter Blüthe stehen, mit üppiger Belaubung. Sr. 5) Ein Wert zur Erinnerung an manche schöne der Cuitur werthe Pflanze. Bei der jetzigen Geschmacksrichtung, welche den sogenannten Teppichbeeten eine so grosse Rolle in unseren Gär- ten einräumt, möchte es wohl am Platze sein, an manche schöne Pflanze zu erinnern, welche, sonst als unum- gängliich nöllig zur Ausschmückung der Gärten betrachtet, jetzt fast gänz- lich in den Hintergrund gedrängt ist. Wie schön sind die Beete, bepflanzt nach guter alter Art, wie viel inter- essanier und lehrreicher ein Gang durch einen solchen Garten, wo noch nicht die Teppichbeete vorherrschen! Wahr- lich, man braucht nicht speciell botani- scher Gärtner zu sein, um zu wün- schen, dass so mancher schönen Pflanze mehr Rechnung getragen werde wie bisher. Gewiss wird, was die Teppichbeete betrifft, oft Vortreifliches geleistet, schöne Beelformen und die geschmackvollste Zusammenstellung der Farben erfreuen das Auge, und liefern dem Garten ei- nen lange dauernden herrlichen Schmuck. Es sei ferne von mir, einseitig dar- über abzuurtheilen, aber abgesehen da- von, dass auch im Betreff der Formen- und Farbenzusammenstellung entsetzlich gesündigt wird, muss doch ein Garten, in welchem die Teppichbeete alles an- dere Schöne verdrängen, langweilig ge- nannt werden, Isi auch die Auswahl der hierzu passenden Pflanzen noch so reich, so wiederholen sich doch in den Zusam- menstellungen die Farben immer wie- der, zumal wenn, wie man oft sehen kann, nur Pflanzen, die durch ihre Blät- ter wirken, ohne blühende Pflanzen bei den Zusammenstellungen mit zu be- nulzen, angewendet werden. Eine solche Ausschmückung erlor- dert eine Menge Pflanzen von einer Gattung. Die Folge davon ist, dass Häuser, Kästen, Vorrathsgärten damit angefüllt werden und so den Platz ein- nehmen, den manche interessante, lehr- reiche Pflanzensammlung würdiger be- kleiden würde, 334 Wo die Mittel eine musterhafte Un- terhaltung erlauben, mögen schöne Tep- pichbeete, gleichsam im feingehaltenen Rasen eingewebt, ihren Platz finden, zumal wo sie von oben übersehen wer- ‘den können. Dies schliesst aber doch nicht aus, auch eine Auswahl von reich und dankbar blühenden Stauden, deren wir so viele aufzuweisen haben, zum Schmuck des Gartens zu verwenden! Da gibt es Sachen, welche einzeln auf Rasen stehend, entweder durch schöne Blätter oder Blüthen wirkend, von grossem Effect sind, und nachdem sie verblüht, leicht durch einjährige oder Topfpflanzen ersetzt werden können. Grosse Beete, Rabalten, vorsprin- gende Spitzen vor Gehölzgruppen sind mil Blumen zu besetzen, oder ein re- gelmässig eingetheilter Blumengarten soll das ganze Jahr Blumen liefern, da | sind die Stauden an ihrem Platz. Hier können Pflanzen in jeder Höhe Verwendung finden, die Zwischenräume | werden mit einjährigen Pflanzen aus- gefüllt, dies erhöht die Manniglaltigkeit und wir haben bei richtiger Auswahl vom Erwachen der Vegetation bis zum Frost den herrlichsten Flor und zu- gleich ist auf verhältnissmässig kleinem Raume eine interessante Pflanzensamm- lung vereinigt, welche schön und lehr- reich zugleich einen jeden Beschauer erfreuen muss. Der- Blumenreichthum gestaltet uns die schönsten Sträusse zu pflücken, ohne dass wir es unseren Blumenbee- ten anmerken, dass sie beraubt. Wahrlich mancher Gartenbesitzer, dem nicht die Mittel zu Gebote stehen, Teppichbeete schön zu erhalten, würde eine ungleich grössere Freude an seinem Garten haben, wenn er denselben zum grösseren Theil wie oben angeführt - Gartenflora Deutschlands, Russland RE, male | Schwere mitzumachen, den halben Sommer man- gelhaft garnirte Beete vor Augen zu haben und schliesslich nach kurzem Genuss die zarten Pflanzen dem ersten Reif verfallen zu sehen. Das reiche Material, welches uns zu Gebote steht, gestattet uns die schön- sten mannigfaltigsten Zusammenstellun- gen. Es würde zu weit führen, hier die reichen Staudensammlungen genau durchzugehen und jede einzelne Pflanze zu besprechen, nur eine Auswahl der schönsten Sachen sei mir gestaltet, hier anzuführen. Da ist die schöne Anemone japon. alba (Honorine Jobert) welche in star- ken Exemplaren bis 4° hoch werdend, einzeln auf Rasen gestellt, wie in Grup- pen verwendet, mit ihren rein weissen Blumen einen herrlichen Effect macht. Leider zu selten begegnet man in den Gärten den schönen Aquilegien wie: A. formosa, glandulosa mit Varietäten, der schönen A. Skinneri ınit ihren herr- lichen Blüthen, scharlach mit gelb. Ferner Asclepias Iuberosa, welche 11/s Fuss hoch werdend mit ihren orange- gelben, wohlriechenden Blumen eine so herrliche Zierde ist. Die Staudenastern sind es wieder, welche uns bis in den November hin- ein, wo jedes Blümchen so freudig be- ' grüsst wird, Blumen liefern, und nenne ‚ich besonders Aster ericoides (äusserst zierlich), A. Tradescanti, A. grandi- florus, A. monstrosus, A. Novae An- gliae und A. Nov. Angliae roseus, wei- ter hier anschliessend auch Erigeron speciosum (Senactis), Alyssum saxatile gibt uns eine gelbe Einfassungspflanze. Noch hübscher ist A. saxatile compac- tum und A. saxalile fol. varieg. aller- liebst. Astilbe rivularis und A. rivul. rubra wie herrlich decoraliv sind sie ausschmückte, anstatt um die Mode | mit schöner Belaubung und den zier- 7% et TER? EITRNE US, a Pi ae ii Aa N. >>," I. Originalabhandlungen. lichen Blüthenrispen. Baptisia australis, mit blauen Schmelterlingsblumen ist schon deshalb werthvoll, weil die blaue Farbe ohnedies gegen die übrigen we- niger vertrelen ist. Betonica grandiflora ist eine schöne Labiate mit grossen purpurnen Blumen. Von den zahl- reichen Glockenblumen ist zu nennen Campanula Leutweini mit aufrechten zahlreichen bläulichen Blumen als recht schön, ebenso C. nobilis, grandis, la- tifolia, macraniha, grandiflora (Platyco- don) und wie niedlich zu Einfassungen und Felsparlieen sind C. carpathica, pulla, pusilla und pusilla fl. albo. Centaurea dealbata und C. pulcher- rima unter einer Laubdecke unsere strengsten Winter überdauernd, sind sehr zierend als Einzelnpflanzen mit ihren schön geschnittenen unterseits silberweissen Blättern. Chelone barbata wie C. barbat. Tor- reyi erfreuen uns mit schönen rothen, leicht überhängenden Blumen. Clematis erecia, integrifolia, tubu- losa (mongolica) Viorna, Hendersoni, wie lange schmücken sie unsere Gär- ten, ebensoDictamnusFraxinella alba und purpurea mit aromatischem Geruch, schö- nen Blumen und zierenden Samenkapseln. Deiphinium formosum und D. gran- diflorum und viele andere schöne Sor- ten liefern uns das herrlichste Blau für unsere Beete. Dianthus barbatus Du- netti mit dunkelpurpurnen Blumen, wie der süssduftende D. plumarius fl. pl. sei nicht vergessen, wie auch Eupatorium ageratoides mit feinen weissen Blumen. Crucianella stylosa mit zarten rosa Blümchen auf dem Boden hinkriechend ist zu Einfassungen recht hübsch. Do- decatheon Meadia und Variet., D. inte- grifolium mit dunkelrothen Blüthen und das schöne D, Jeffrayanum mit hohem Blüthenschaft und purpurrosa grossen 335 Blumen, wie zierlich sind sie und doch, wie selten werden sie cultivirt. Ferner Epimedium macranthum, violaceum und andere so passend für Felspartieen. Dann Erythronium Dens canis nebst Abarten, zeigen uns schon im April und Mai ihre niedlichen Blumen. Echi- nops dahuricus mit stahlblauen Blumen- köpfen, wie Eryngium giganteum, pla- num, amethystinum, sind eigenthümlich und interessant, Von den schönen Funkien sei F, subcordata, (grandiflora) mit grossen weissen liliendultenden Blumen, F. mar- ginatla, F. Sieboldii mit blaugrünem Blatt und die zierliche F,. undulata fol. variegalis, alle wegen ihrer schönen Belaubung und letztere besonders als schöne Einfassung empfohlen. Gypsophila paniculata, ebenso Statice latifolia, beide frei auf Rasen gleich- sam grosse durchsichtige Bälle bildend, werden jedem Garten zur grössten Zierde gereichen. Hedysarum coronarium, elongatum und sibiricum mit schönen rolhen in Trauben stehenden Schmetterlingsblu- men verdienen besondere Beachtung. Hesperis matronalis fl. albo pl. verlangt einen leichten, fetten Sandboden, um schön zu werden, gehört aber dann auch mit ihren süssduftenden Blumen zu den schönsten Stauden und wird besonders gehoben, wenn sie mit der hübschen Lychnis Viscaria fl. pl. zu- sammen gestellt wird. Zu den frühblühendsten reizendsten Sachen gehören Hepatica angulosa und H. triloba fl. coeruleo und rubro pl. und anderen Variet. Hemerocallis disti- cha fl. pl., H. Kwanso fl. pl., wie auch die länger bekannten H. flava, fulva, graminea, sind an Bassins wie an Ufern ihrer schönen Blätter wie Blüthen we- gen nicht genug zu schätzen, 2 ee erlsnilon De Lespedeza bicolor eine unserer rei- zendsten Stauden mit ihren zahlreichen carminpurpurnen Blumen, sollte in kei- nem Garten fehlen. Lathyrus grandiflorus, wie L. lati- folius und L. latifl. fl. albo sind als zierliche Spaliere wie als Pyramiden gezogen, gleich brillant und dankbar. Nennen wir nun weiter noch Lych- nis fulgens, Haageana, Sieboldi, chalce- donica et fl. pl. und Agrostemma coronaria, die hübsche gewürzig duf- tende Monarda didyma, Oenothera Fra- seri, die grossblumige O. missouriensis und die beiden niedlichen Papilionaceen Orobus vernus und lathyroides. Onopordon tauricum ist als Ein- zelnpflanze auf Rasen von schönstem Effect. Polemonium coeruleum fol. varieg. darf wohl als eine der niedlichsten, conslantesten bunten Sachen genannt werden, welche als Einlassung einen reizenden Anblick gewährt. Wie schön ist ferner ein Sorli- ment von Phlox decussata, wo die Far- ben von den zarlesten bis zu den bren- nendsten vertreien sind, dann die im ersten Frühling blühenden kriechenden, gleichsam rasenbildenden Sorlen wie Ph. setacea, nivalis (setacea fl. albo), pilosa amoena, replians verna und der schöne hellblau blühende Phlox divari- cala. Die dichten, weiss gefüllten Blumen der Ptarmica vulgaris fl. pl. wie Ptarın. Clavennae, sind zu Sträussen und Krän- | zen besonders willkommen. Von Pyrethrum roseum existiren herrlich lebhafte Farben und gefüllte Blumen aufweisende Sorten und dürften ihres dankbaren Blühens wegen recht | warm empfohlen werden; bekanntlich liefert diese Pflanze das persische In- sectenpulver, chlands, Russlands fi Rhaponticum pulchrum muss se schön geschnittenen, unierseits weissen Blattes wegen geschätzt werden, ebenso Acanlhus mollis und der leider etwas empfindlichere A. latifolius (lusitanicus), welche sich alle drei, sowohl frei auf Rasen stehend, als gegen einen Fels- block anlehnend, oder zwischen im Garten aufgestellten Antiken ange- bracht, höchst vortheilhaft ausnehmen, Rudbeckia speciosa sei als äusserst dankbar blühend, bestens empfohlen. Spigelia marylandica, diese niedliche Gentianee mil aufrechistehenden rothen Blüthenröhren und guldgelbem Schlund gehört zu den reizendsten Stauden, welche unter Decke unsere Winter recht gut ertragen. Spiraea Filipendula fl. pl. wie Sp. Ulmaria fol. varieg. sind _beide aller- liebst und Sp. lobata, Sp. lobata ve- nusla mit ihren leichten rothen Blumen. sind vorzüglich schön. Thalictrum anemoniflorum fl. pl. und Th. aquilegilolium atropurp., gereichen mit ihren zarten Blumen und schönem Blatt zur grössten Zierde, Uvularia grandiflora zeigt schon im Mai hübsche gelbe hängende Blumen. Zu den schönsten reichblühendsten Stauden müssen auch die Veronica, wie V.elegans, grandis, incana, inc. glauca, maritima gezählt werden. Bocconia japonica, frei auf Rasen (womöglich Halbschatien) gestellt mit schön wellig ausgeschnittenem Blatt gehört zu den decoralivsien Stauden. Genannte Pflanzen bilden nur eine kleine Auswahl der der Cultur würdi- gen Stauden, Bedenkt man nun, wie einfach und mit wenig Kosten verknüpft, die Cultur derselben ist, so wird sich jeder Gar- tenbesitzer den Genuss einer so schö- Fa" Thehrrigh ÄntBEn ar Pa ale sa drin By ra Be ie a Bü CB apa Te a a en nie £ Fa a IR: _ al wien I. Originalabhandlungen. nen Pflanzensammlung zu verschaffen suchen. Ein guter nahrhafter, nicht zu schwerer Gartenboden genügt, die Beete werden circa 2 Fuss tief -damit ange- füllt, gut verrotteter Dünger unterge- graben und nun die Pflanzen nach Höhe, Farbe und Blülhezeit wohl geordnet darauf nicht zu dicht ausgepflanzt. Die Pflege im Sommer beschränkt sich auf rechtzeitiges Anbinden, Giessen, Aus- schneiden der verblühlen Blumen, von welchen man keinen Samen wünscht, Sobald der Frost die Blumen zerstört hat, räumt man die Beete ab und ent- fern! die dürren Stengel, jedoch em- pfiehlt sich bei empfindlicheren Sachen dieselben nicht abzuschneiden, weil starker Frost sonst tiefer eindringt. Als Decke für die meisten Sachen genügt last durchgängig eine nicht zu starke, trockene Laubschicht mit Fich- tenreisig beschwert, wobei man mög- lichst Nuss- und Eichenlaub, um die Mäuse nicht anzuziehen, vermeidet. Als noch trockenere, lockerere Deck- ung, besonders für gegen Nässe em- findliche Sachen, seien dürre Kielern- Nadeln bestens empfohlen. Im Frühjahr wird gut verrotteter Dünger oder Kompost leicht unterge- graben, ein und die andere zu sehr wuchernde Pflanze wird durch Beste- chen oder Theilung in Zucht gehalten und bei solcher Behandlung wird erst nach Jahren ein gründliches Umpflan- zen oder Neubepflanzen nöthig sein. Einzelne Pflanzen erfordern allerdings ein Ööfteres Umpflanzen, wie z. B. Phlox decussata und Variet., wenn sie ge- drungen und reichblühend bleiben sol- len. Polemonium coeruleum fol. varieg. will jedes Jahr frisch umgepflanzt sein. Einfassungen werden lückenhaft und bedürfen der Ausbesserung. Delphi- Il. 1873, 397 nium, besonders D. formosumm, zieht man öfter frisch aus Samen, um stets kräf- tige, junge Pflanzen zu haben, welche reicher blühen und grössere Blumen liefern. Andere Sachen wieder sind in grös- seren Exemplaren empfindlich gegen das Verpflanzen, wie z. B. Gypsophila paniculata und Statice lalifolia, das erste Jahr nach dem Verpflanzen blei- ben sie meist mager und entwickeln erst später wieder ihre volle Ueppigkeit. Beobachtungen werden hier Jeicht solche Bedürfnisse zeigen, und man hilft durch Umsetzen, Theilung oder neue Aussaat nach. Möge nun diese Erinnerung an äl- tere und neuere schöne Pflanzen dazu beitragen, den so arg Vernach- lässigten wieder mehr Eingang in un- sere Gärten zu verschaffen. L. Beissner, Holgärtiner in Garetshausen bei Tutzing am Starenber- ger See. Nachschrift von E. Regel. Durch und durch mit dem oben Ge- sagten übereinstimmend, werden wir bald Gelegenheit haben, darauf zurück zu kommen. Heute nur nachträglich, dass der geehrte Verfasser manches des schönsten Staudengeschlechtes un- serer Gärten übergangen, — so die neuesien zu den Zwiebelgewächsen ge- hörigen, — wie Lilien, Amaryllis, Leucojum, Galanthus, Corydalis, Pusch- kinia, Corcus etc., welche, wenn sie mehrere Jahre gleich Stauden unge- stört im Lande stehen bleiben, ge- rade den besten Effect machen. Dann von anderen die Paeonien, im Gar- ten von bedeutendem Effect und in ei- ner Masse von gefülltblumigen Formen vorhanden, die schönen Iris-Sorten, 22 sachalinense, cuspidatum, alpinum, — gleich den Heracleum- Arien als schöne Decorationspflanzen zu verwen- den, unsere Bellis, Lupinus poly- | sm Gartenflora Deutschlands, Russlands und der ce das Immergrün (Vinca), Polygonum | phyllus mit Abarten, die Sedum, Saxi- F fraga und viele andere, die zu den schönsten Flor- und Decorationspflan- zen des freien Grundes gehören. 6) Ein Beispiel von Artenfabrication. Die Artenfabrication mancher Sysie- matiker wird oft unbegreiflich, wenn man die sogenannten Arten derselben entweder lebend oder in Herbarium- Exemplaren bei einander vor sich hal und vergleichen kann; es stellt sich dann häufig heraus, dass solche Arten nicht einmal gut als Varieläten be- trachtet werden können. Dergleichen Systematiker erinnern unwillkürlich an manchen kleinlichen Blumenzüchter, welcher seine Producte — olt in einer unbedeutenden Abweichung der Muiter- pflanze bestehend — mit bombastischen oder auch wohlklingenden Namen als Enitagsfliegen in die Welt sendet. Ein eclatantes Beispiel bietet An- giopteris evecta. Die zur nalür- lichen Familie der Marattiaceen, einer Unterfamilie der grossen Familie der Farne, gehörige Gattung Angiopteris | besteht streng genommen aus der ein- zigen Art: A. evecta Hoffın. Der Prager Botaniker Presl theilt diese Gattung in zwei Untergattungen | (Euangiopteris und Pseudangiopteris) ein, erstere mit 5, letztere mit 7 Arten und scheidet noch Psilodochia salicifo- lia als eigne Gattung von denselben. De Vriese (7 1863) in Leyden adop- |! tirte in seiner Monographie der Marat- tiaceen diese Eintheilung, spaltet da- gegen Euangiopteris in 33, Pseudan- giopteris in 27 Arten und zieht hinge- gen die Gattung Psilodochia Prsl. als unhalibar ein. Ist schon die Unterscheidung von Euangiopleris und Pseudangiopleris un- genügend, da sich oft an einem und demselben Blalte, ja sogar an dersel- ben Fieder,. die von De Vriese beton- ten Verhältnisse nachweisen lassen, so ist aus dem Wirrsal der De Vriese’- schen Arten gar nicht herauszukommen. Ein Blick genügt, wie Lürssen, der lüchtige Bearbeiter der von Gräffe auf den Viti-Samoa- und Tonga-Kıseln ge- sammelten Farne, sagt, um die grosse Variabilität der einzigen Art, welche anerkannt werden kann, darzuthun, Auch die Cultur bestätigt die Biegsam- keit der Formen in der Verschieden- heit der Blätter der von einem einzigen Exemplare abstammenden Pflanzen, Wollte man, sagt ferner Lürssen, die manchfachen Formen gruppiren, so könnten zunächst zwei Reihen, die eine mit unterseils bläulich bereiften, die andere mit unterseits grünen Fieder- chen unterschieden werden; in jeder dieser Reiheı würden sich dann wie- derum die Formen unterscheiden nach der Gestalt der Fiederchen, Anzahl und Stellung der Sori u. dgl., doch lassen | sich auch hier nicht gut Grenzen ziehen, Die Wachsausscheidung, welche die eine Formenreihe charakterisiren soll, tritt erst auf einer gewissen Entwick- - a ee a A ER Re Fr PA er a ii lungssiufe der Fiedern auf, so, dass jüngere in ihrer Form völlig ausgebil- dele Fiedern den Reif der Unterseite nicht zeigen. Von den Arten der Gal- tung Marattia gilt grossentheils das- selbe wie von Angiopteris evecta. Die Familie der Marattiaceen ent- hält vier Galtungen, deren Arten meist einen dieken knolligen Stamm und sehr grosse Blätter besitzen; die Sori ent- halten eine bestimmte Zahl von Sporan- gien, die keinen Ring besitzen; sie sind entweder frei und springen auf der Innenseite longitudinal auf (An- giopteris Hoffm.), oder unter sich ver- wachsen, einen mehrfächerigen Sorus bildend, dessen Loculamente sich durch Poren (Kaullussia Blme., Danaea Sm.) oder durch einen Riss (Maratlia Sw.) öffnen. Zum Schlusse folge eine Uebersicht der verbreitelsten Namen der in Cultur und in Herbarien befindlichen Angiop- teris-Arten, welche als Synonyme zu- sammenzuziehen sind. Angiopteris Hoffn. (von aggeion ‚ein Gefäss, ein Farn). evecta Hoffin. (nicht erecla, wie man öfter irrthümlich auch geschrieben findet). Polypodium Forst. Clementea palmiformis Cav. Lomaria pedunculata Goldm. Diplazium heterophyllum Blme. Callipteris heterophylla Moore. Psilodochia salicifolia Prsl. A. angustata Miqu. A. crassipes Wall. A. logifolia Hook, et Grev. und pteris Originalabhandlungen. 339 A. Thwaitesii Kltzsch, A. Hügelii und pruinosa Kze. A. javanica und macrocephala Prsl. A. caudala, Dregeana, gigantea, Hart- wegiana, hypoleuca, Loddigesiana, Miqueliana, Presliana, pteroides, sa- licifolia, Tejsmaniana, Willinckii De Vriese und noch andere. Verbreitung: Madagascar, Vorderin- dien, Ceylon, Japan, China, Sundain- seln, Philippinen, Neuholland, Polyne- sien, Viti-Samoa- und Tonga- Inseln. Bekannt ist die Vermehrung der Marattiaceen aus Stammstücken, welche sich leicht zu selbstständigea Pflanzen entwickeln, wenn die Bedingungen hiezu, Wärme und Feuchtigkeit in ge- schlossenem Raum gegeben sind. CS. Danaea ist benannt nach einem Pro- fessor der Botanik in Turin »Gio- vanni Pietro Dana.« Kaulfussia nach dem Professor der Naturgeschichte in Halle »Georg Friedrich Kaulfuss« 7 9. Decem- ber 1830. Marattia nach dem Prof, d. Botanik in Rom »Giovanni Maratti« r 1777®). Francesco *), Wir gehen .damit einig, dass die meisten Angiopteris, die oben besprochen, nur Formen der A, evecta sind, und haben solche im hiesigen Bot. Garten einfach mit A. evecta vereinigt. Dagegen scheint uns A. pruinosa, mit unterhalb weisslich be- reiften Blättern, eine gut verschiedene Art zu sein. (E. R.) 22 * Gartenflora Deutschlands, Russlands adden Shrez, ’ % Hi ara ” 29 PR: 7) Zur Charakteristik der Ziergärten im grossen Style. Der bekannte Gartenkünstler Baril- let hat in der Revue horlicole seine Ansichten über die Deutschen Ziergär- ten grossen Siyls (Parke und Pracht- gärten) ausgesprochen, welche unsere Aufmerksamkeit, aber auch Widerleg- ung beanspruchen. Wir könnten mit dem Urtheile Barillet’s über die Deut- schen Gärten sehr zufrieden sein, wenn es wahr wäre, denn er ertheilt ihnen ein ausgezeichnetes Lob und schliesst daraus — seltsamer Weise auf den Volkscharakter, indem er ungefähr sagt: ich begreife nun die Deutschen erst, nachdem ich ihre Gärten gesehen. Barillet sagt von den Französischen Gärten: „Unsere Gärten sind symmetrisch, immer mit geraden Linien, Alleen von unabsehbarer Länge, gekünstelten Bos- quets; die Formen der Bäume sind der Scheere unterworfen; mit Cascaden, Va- sen, Statuen, Lauben etc. ausge- sckmückt. Alles harmonirt mil einan- der, wie die verschiedenen Theile ei- nes Gemäldes.“ Die Englischen Gärten schildert er mit Gehölzen, Seen, Felsen, Wiesen: alles ohne Ordnung zusammengehäult, dazwischen Abgründe, wilde Wasser- fälle, Thäler, „als wäre ein Theil der | Natur von elastischer Beschaffenheit aul einem kleinen Raume zusammenge- presst.“ Die Deutschen Gärten stellt er in die Mitte zwischen beide Extreme und empfiehlt sie als Muster. Das Falsche dieser Auffassung liegt in der Verwechselung der historischen Gärten mit den Gärten der Gegenwart und in den Folgerungen auf den Cha- | rakter der Völker, Wahr istl’s aller- | | dings, dass die Deutschen schon vom Anlange des neuen Englischen oder landschaftlichen Siyls an sich von den Extremen fern gehalten haben, dass die bedeutendsten Schriftsteller von Hirsch- feld bis auf Sckell für Beibehaltung symmelrischer Theile bestehender alt- [ranzösischer Gärten, besonders von Alleen und in der unmillelbaren Nähe von Gebäuden u. s. w. sich ausgespro- chen und thalsächlich gewirkt haben, eine Ansicht, welche auch die späteren Künstler und Kunstkritiker angenom- men und verfochten haben. Wahr ist’s ferner, dass in der letzten Zeit bei uns eine grössere Neigung zur Anwendung symmelrischer Linien in den Gärten, als seit 100 Jahren vorhanden ist, und be- sonders durch die neue Berlin-Polsda- mer „Schule* seit Lenne’s letzien Jahren begünstigt wird. Aber das ha- ben wir Deutsche nicht allein gelhan. Derselbe Fa!l hat sich bei allen euro- päisch gebildeten Völkern wiederholt. Es ist diese Verschmelzung sogar in neuerer Zeit in Grossbritannien, der Heimallh des regellosen Garlensiyls zum Durchbruch gekommen und auch in be- deutenden Gärten Frankreichs — Irotz Barillet, ja vielleicht unter dessen Mit- wirkung — angewendet worden. Es ist dieses ein ganz nalürlicher Vorgang der Völkerentwickelung. Alle Völker von gleicher Bildungsart und annähernd gleichen Sitten nehmen das Schöne gemeinsam an. Von Siyl kann unter ihnen gar nicht mehr die Rede sein, eben so wenig wie in den Klei- dermoden und in der bürgerlichen Bau- art. Es gibt nur noch einen hi- storischenStyl, dessen Benenn- I. Originalabhandlungen, ung fast nichts mehr mit den Völkern zu thun hat. Der lItalieni- sche Styl, welcher den Anfang machte, weil in Italien zuerst Gärten nach ge- wissen Regeln ausgeführt wurden, war eine Erneuerung des unlergegangenen Römischen Siyis, also ein eigentlicher Renaissance - Styl, welcher diese Be- nennung eben so verdiente. wie in der Baukunst, mit welcher er ja Hand in Hand ging. Der Französische Styl war eine weitere Ausbildung des Italieni- schen, während der Holländische fast als Ausartung zu betrachten ist. Im heuligen Frankreich und Holland wer- den keine Gärten mehr angelegt, wie sie Barillet beschreibt, sondern nur in einigen Ueberresten nothdürftig erhal- ten. Ebenso in Holland. England aber legt nicht mehr ausschliesslich Parke an, welche die oben genannten Eigen- schaften haben. Diese gebräuchlieh gewordenen Bezeichnungen des Siyls auf heutige Völker anwenden zu wol- len, ist eben so sinnlos, als wenn man beim „romanischen“ Baustiyl an die jetzt als romanische Völkerreste be- zeichneten Einwohner von Graubündten, Südtirol u. a. m., oder beim „gothi- schen“ Styl an das Herzogihum Gotha denken wollte. Dass die Beziehungen der Volks- charaktere zu den Gärten, welche Ba- rillete bei den Deutschen hat finden wollen, aus der Luft gegriffen sind, b:auclit nach dem Vorhergehenden kaum angedeuiet zu werden. Der alte fran- zösische Gärten ist in seinen steilen, fast nicht abwechselnden Formen lang- weilig, steif, Sind es eiwa die Frau- zosen? Oder hat sich überhaupt das französische Volk (ausser der hohen Aristokratie) jemals an jenen Gärten betheiligt? Der sogenaunte Englische Garten wird von Barillet als völlig “Kreisen bestehen. 341 regellos geschildert. Wollte man dar- aus auf den Volkscharakter der Eng- länder schliessen, so würde man sehr fehl schiessen. Für beide Völker wäre der Vergleich fast beleidigend. Ich kann diese Niederschrift nicht schliessen, ohne noch einen kritischen Blick auf den gegenwärtigen Stand der Gartenkunst in Frankreich zu thun. Der Eindruck desselben ist derartig, dass er nur bestäligt, was ich schon im vorigen Jahrgange d. Gartenfl. in dem Artikel über die Folgen des Deutsch- französischen Kriegs ausgesprochen habe: nämlich, dass es für die Garten- kunst ein Glück gewesen, dass der französische Einfluss in Europa auch nach dieser Seite hin gebrochen wor- den ist. Ich erwähnte schon damals, dass das Beispiel von Paris, wo Mil- lionen an Gartenanlagen oft wunder- licher Art verschwendet wurden, sogar die Engländer und Deutschen veran- lasste, französische Künstler kommen zu lassen. Derselbe Herr Andre *), welcher vor einigen Jahren auch in Wiens Prater seine Unnatur aufpflanzte, legte zur Zeit des höchsten Pariser Ruhms einen Volkspark in Liverpool (Borough - of- Liverpool) an, dessen sämmtliche Wege nur aus Ellipsen und Das ist für den Zeichner allerdings sehr bequem. Der Plan sieht aus, als habe man eine Rolle Draht aufgedreht, locker hingeworfen. Kreuzwege, welche vielen Deutschen Landschaftsgär'uern ein solcher Greuel sind, dass sie Jieseiben ganz vermei- *, Herrn Eduard Andr&’s Pläne erhiel- ten unter 29 Mitbewerbern der Concurrenz- ausschreibung den Vorzug. Bevorzugter Mitbewerber und ausführender Künstler war Herr Lewis Hornblower in Liverpool, ein Schüler weiland Sir Joseph Paxton’s.' den, sind dort Regel. Nun bin ich zwar ganz und gar nicht gegen Kreuzungen, welche nicht zu umgehen und durchaus praktisch sind. Aber in der angedeu- telen Weise sind sie doch nicht zu billigen. Cirkelrunde Wegebogen von mehr als 1000 Schritte Länge, welche mit diesem einen Bogen endigen, sind in Liverpooler Park ganz gewöhnlich. In einem der neuesten Werke über französische Gärten: „Parcs et Jardins des environs de Paris* von Victor Pe- tii kommt kaum ein Weg mit mehr als einer Biegung vor. Man sieht nur Cirkel. Da sämmtliche Pläne ausge- führte Gärten darstellen, so kann man annehmen, dass sie den modernen fran- | zösischen Styl vertreten. WUebrigens können wir aus dieser Ausarlung der Wegelinie doch etwas lernen, nämlich, dass die Mehrzahl unserer Landschafts- | gärtner die Bogenlinien zu oft wech- selt, zu sehr ins kommt. [französischen Plänen lichen Wasserstücke. Zeit die Siebeck’schen ange- nommen zu haben, was bei Mangel an bessern Vorlagen und der grossen Ver- breitung dieser sehr in das Auge lal- sind die künst- Man scheint s. Formen Schlangenlörmige | Wahrhaft jammervoll auf den | lenden Pläne leicht. möglich ist. Teiche und Seen haben entweder die Form einer Magenwurst oder eines Bounensamens, einer Niere. Auch ab- gerundete Dreiecke sind häufig. Rund sind sie alle, und tiefe Buchten, wie in Sckell’schen, Pückler’schen, Lenne’- schen und anderen Deutschen Muster- formen kommen nie vor, J. Proscript. Mit unserem hochge- ehrten Freunde im Allgemeinen einig gehend, möchten wir ein Wort für die lang gestreckten Bogenlinien einlegen, — welche in der Natur, d. h. bei der Ausführung stels dem Auge angeneh- mer als gebrochene oder doppelte Bogenlinien, wo nämlich letztere Brech- ungen ete. nicht durch einfallende an- dere Wege geboten sind. In der Zeich- nung auf dem Papier ist das anders, da übersieht man das ganze Bild auf einmal. Bei der Ausführung im Freien, da geht man dem Bogen des Weges nach, die bei Brechungen oder Dop- pelbogen hervortretenden Verkürzungen Ihun dem Auge welı und man vermei- det dann bei der Ausführung die Brech- ung des lang gestreckten Bogens. (E. R.) [ZZ — {m —— m a — — ——— I. a) Empfohlen in Catalogen. 1) Rhodantke Manglesi flore pleno. Form mit gefüllten Blüthenköpfen dieser schönen rosenrothen Immortelle, welche in der be- kannten Firma »Martin Grashoff« Quedlinburg gezüchtet worden ist. das eine hervorragende Neuigkeit, welche der Züchter »Fürst Bismarck« getauft hat. in 2) Begonia Chelsoni h. Veitch. Der Neue oder empfehlenswertihe Zierpflanzen. | übenstehende Holzstock zeigt den schönen Es ist | | ist dicht. Bastard zwischen B. boliviensis und B. Sedeni, erzogen in dem berühmten Eta- blissement von »James Veitch und Söhne« in Chelsea, London, von wo uns auch die Abbildung mitgetheilt wurde. Die Blumen sind scharlach, der Wuchs des dicht ver- ästelten 1—2 Fuss hohen Halbstrauches Blübet in das freie Land ge- pflanzt, oder auch im Topfe gehalten und En Er a EN ARE ER A ET lo hen äh RR He Er 343 Begonia Chelsoni. in einem stark gelüfteten Kalthause oder im Zimmerfenster oder auf Blumenstellagen aufgestellt, den ganzen Sommer hindurch. B. boliviensis, welcher vorzugsweise diese schöne neue Form ähnelt, bildet kleine Knollen in der Erde, wird den Winter über auf einem frostfreien Platze, sei es in den Töpfen, — sei es schon nach dem Abtrocknen aus denselben herausge- nommen und von aller Erde entkleidet in Sand eingeschlagen, durchaus trocken bei + 3—60 R. übeırwinter. Ende Februar oder Anfang März pflanzt man die Knöll- chen ein und lässt sie nun im temperirten | Gewächshause oder im Zimmerfenster aus- treiben, um solche als schon erwachsene Pflanze, so bald keine Fröste mehr zu be- sorgen, auf ein Blumenbeet in geschützter Lage auszupflanzen. So behandelt blühet B. boliviensis selbst im Petersburger Klima noch den ganzen Sommer hindurch. Viel reichlicher blühen aber B. Sedeni und B. Chelsoni, von der wir eben sprachen, sowie viele andere neue Formen, deren wir nächstens gedenken wollen. 3) Gladiolus gandavensis Van Houtte. Die beistehende Abbildung, von denen die links eine Pflanze in Blüthe verkleinert darstellt, während die Figur rechts die Blume in Lebensgrösse vorführt, — und zwischen beiden die Knolle in Lebensgrösse dargestellt ist, verdanken wir der Samen- und Pflänzenhandlung des Hrn. Platz und Sohn in Erfurt, in deren Catalog ein Sor- timent von 136 Sorten dieser schönen Zier- pflanzen aufgeführt ist. Früher waren die Gladiolus wohl nur Pflanzen zur Zierde der Gärten der freunde. Das hat sich aber sehr geändert, zu Hunderttausenden werden die schönen Gladiolus, die in keinem Garten mehr feh- len sollten, von den Handelsgärtnereien angezogen. Während man früher dieselben Gartenflora Deutschlands, Russlands und der wohlhabenderen Garten- | wo nur auf Beeten in geringer Anzahl zum Verkaufe cultivirt fand, sieht man jetzt um Erfurt, um Gent ete., dieselben grosse Strecken deckend, im grossartigsten Maass- stabe angebaut und zur Blüthezeit einen überaus prächtigen Anblick darbietend. Diese massenhafte Production bedingt es auch, dass, wer nicht gerade die neuesten Sorter ankaufen will, eine schöne Melange der mannichfachsten Sorten in guten blüh- baren Zwiebeln zu 3—4 Thalern ankaufen kann, sich also auch das Vergnügen gön- nen kann, im August und September ein Beet des eigenen Gartens mit den reich- blühenden Exemplaren dieser Gladiolus mit intensiv rothen, roth und weissen, roth weiss und gelben Blumen im Flor zu haben. Gladiolus gandavensis ist der von L. Van Houtte erzogene Bastard zwischen Gladiolus psittacinus und Gladiolus flori- bundas und ist unter fortgesetzter Kreuz- befruchtung mit noch anderen Arten die Stammart für die mannichfachen hybriden Gladiolus geworden, die man gemeiniglich als Formen von Gladiolus gandavensis be- zeichnet. Vermehrt werden die Sorten der Gla- Gladiolus gandavensis, II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. diolus durch Brutzwiebeln. Ausserdem wird aber die Anzucht aus Samen in fast noch grösserem Maassstabe betrieben. Tau- sende und aber Tausende werden von den Handelsgärtnereien auf dem letzteren Wege erzogen. Wenn solche zur Blüthe kom- men, dann sucht man einzelne wenige der schönsten etwas abweichenden Formen fürs Sortiment heraus und legt diesen irgend einen Namen eines Gottes, Fürsten, Gar- tenfreundes, einer schönen Dame etc. bei ‚ und cultivirt sie nun beim Sortimente. Die Massen der anderen mit bekannten For- men mehr übereinkommenden bilden dann aber einen Theil des sogenannten Rum- mels, der zu den angegebenen billigen Preisen jetzt verkauft wird. Hier im kurzen Sommer des Petersbur- ger Klimas pflanzen wir die Gladiolus im März in Töpfe, stellen solche im Kalthause oder Zimmer, selbst an vom Lichte weit entfernten Stellen auf, lassen sie hier aus- treiben, bringen sie daun erst an einen geschützten Ort ins Freie, wo solche vor Nachfrösten geschützt werden können und pflanzen sie, so bald keine Fröste mehr zu besorgen, auf Beete im freien Lande, wo sie im August und September bis in den October blühen. Mitte October werden die Zwiebeln gleichzeitig mit denen der Dahlien aus dem Lande genommen, man lässt solche abtrocknen und überwintert sie frostfrei bei + 1— 30 R., im Keller oder ähnlichen Localitäten. In dem milderen Klima Deutschlands und der Schweiz, werden die Zwiebeln von diesen Gladiolus im April direct ins freie Land gepflanzt und kommen dennoch im August und September zur Blüthe. (E. R.) b) Beschrieben in Gardeners Chro- nicle. 3) Adiantum Moorei Baker. (Filices). Ad. amabile Moore in Gard. Chron. 1868 pag. 1090 non Liebm.). Dieses hübsche Frauenhaar wurde von Pearce in Peru ent- deckt und durch denselben an das Etablis- sement von J. Veitch und Söhne in Chel- 345 sea gesandt. Nach einem dort cultivirten Pracht-Exemplare wurde ein Holzschnitt im Florist und Pomologist 1872 pag. 278 gegeben. Der sehr passende Name kann der Pflanze aber nicht bleiben, weil schon im Jahre 1849 Liebmann in seinen Mexicos Bregner (Mexicanische Farne) pag. 113 eine gute Art aus der Verwandschaft von A. glaucophyllum Hook. unter dem Namen A. amabile beschrieb. — Stengel dünn, glänzend schwarz, glatt. Wedel überhän- gend, doppelt gefiedert. Fiederchen hell- grün, nierenförmig. (1873. p. 811.) 4) Oypripedium Orossianum h. Veitch (Orchideae). Ein Bastard zwischen C., ve- nustum und CO. imsigne, gezogen von Mr. Cross, Gärtner der Lady Ashburton in Mel- chet Court, und angekauft vom Etablisse- ment Veitch. Blätter graugrün, unten blassgrün, am Grunde mit einigen schwarz- purpurnen Flecken, oberhalb lauchgrün mit dunkelgrünen hieroglyphischen Figuren. Im Blatt ähnelt es also mehr dem (. ve- nustum als dem C. insigne. Stengel dun- kelpurpur, dicht behaart. Bracteen lauch- grün mit schwarzvioletten Punkten. Ova- rium schwarzpurpur. Oberes Sepalum breit eiförmig, spitz. Am Rande weiss, in der Mitte mit dungelgrünen diametralen Ner- ven durchzogen, deren Zwischenräume blass- grün gefärbt sind. Unteres Sepalum schmä- ler als das Labellum, oblong, weisslich und grün, mit 13 Adern, Petalen stumpf, zungenförmig, braun mit schwärzlichen Flecken auf der unteren Hälfte. Lippe bräunlichgelb, mit grünlichen Adern. Sta- minodien gelb. Die Abstammung von den Eltern ist leicht zu erkennen. Wie schon gesagt, ähneln die Blätter mehr dem C. venustum. Die Stengel sind die von C. in- signe. Das obere Sepalum ist dasjenige von C. venustum, dem der rothe Rücken des C. insigne fehlt, aber einige dunkle Punkte an den basilaren Enden der Nerven hat. Das untere Sepalum ist ganz wie bei C. venustum. Die Petalen haben die Form und die Undulation von C. insigne, aber die Kupferfarbe, die Randborsten und die grossen dunklen Flecken von C. venustum, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Lippe ist mehr diejenige von C. ve- nustum, aber die Längsnerven sind zahl- reicher und die grossen Warzen, die so deutlich auf der innern Randseite sind, sind hier nicht entwickelt. (1873. p. 877.) 5) Oncidium tetracopis Rchb. fl. (Or- chideae). Von Senor Baldeviama in Neu- Granada entdeckt und bei W. Bull in Chel- sea eingeführt. Sepalen nussbraun, das obere mit gelbem Rande. Petalen hell- gelb, mit runden braunen Flecken. Lippe gelb. Die Blumen haben die Grösse eines gut entwickelten O. superbiens. (Gehört in die Abtheilung Cyrtochila auriculata). (1873. p. 915.) 6) Oncidium Baldeviamae KRehb. fi. (Orchideae). In die gleiche Abtheilung und von demselben Sammler eingeführt. Hat prächtige grosse braune Blumen; das obere Sepalum hat gelbe Flecken am Rande; die Petalen sind weisslichgelb mit zahlreichen runden braunen Flecken. (1873. p. 915.) Rchb. fl. Eine sehr curiose Art mit 7) Oncidium plagianthum (Orchideae). braunen Blumen, aus der Abtheilung »Cyr- | tochila exauriculata« und dem Ö, dentila- brum nahe verwandt, es hat die grössten Blumen in dieser Abtheilung und gehört ebenfalls zu den Einführungen Baldevia- mas, (1873. p. 915.) 8) Escallonia Philippiana Mast. (Saxi- fragaceae). — E. virgata v. Philippiana Engl. in Linnaea 1870 p. 571 et in Mast. Fl. bras. Esc. p. 145. E. angustifolia Phil. in Linnaea XXX. p. 85. Eine Art mit Blättern, welche dem Arbutus Uva-ursi ähnelt und mit weissen Blumen. Philippi beschrieb diese Art zuerst, gab ihr aber einen schon von Presl gebrauchten Namen. Von E. virgata (E. strieta Gay), zu wel- | cher sie Engler als Varität zieht, unter- scheidet sie sich durch die grösseren und mehr lederartigen Blätter durch die ganz- randigen, nicht gezähnten Kelchlappen, und durch die sitzenden Petalen, welche | (Orchideae). | Seitenlappen. der Blume pokalförmiges Ansehen geben. Zweige glatt. Blätter fast sitzend. Blu- men kurz gestielt, fast einen halben Zoll im Durchmsser, weiss. Wurde bei M. Veitch in Chelsea durch Pearce aus Val- divia eingeführt, (1873. p. 947.) 9) Escallonia montana Philippi (Saxi- fragaceae) Phil. in Linnaea XXXIH. p. 87. Engl. ]l. e. 141). Eine andere Art aus den Gebirgen von Valdivia und ebenfalls bei Mr. Veitch in Cultur. Zweige glatt. Blät- ter lanzettlich, an beiden Enden spitz, 1 Zoll lang, 1/, Zoll breit, ungleich ge- sägt, glatt, mit Ausnahme der Mittelrippe, welche behaart ist. Blumen in kleinen Träubchen an den Enden der Zweige roth. Am nächsten mit E. rubra verwandt, (1873. p. 947.) 10) Maxillaria porphyrostele Rchb. fil. Eine kleine Pflanze in der Art von M. gracilis Lodd. Bulben glän- zend grün, 11/, Zoll lang, eiförmig, stumpf, vielrippig. Blätter gestielt, linear, spitz. Blumen gelblich-weiss von Aussen, gelb von innen. Petalen haben einen purpur- nen Strich an ihrer Basis. Die Lippe ist weisslich-gelb und purpur geadert an den Säulchen purpur. Stammt aus Rio grande do Sul in Brasilien und blühte im Februar 1873 bei W. Bull. (1873. p. 978.) 11) Oncidium rotundatum Roechb. fil. (Orchideae). Blumen klein, braun mit grünlich-gelben Spitzen an Sepalen, Peta- len und Lippe, am Grunde der Lippe gelb. Blüthenrispe 9—12 Fuss lang. Befindet sich in den Sammlungen von Dowson und Day. (1873. p. 978.) 12) Oncidium leucochilum var Dawsoni- anum Roechb. fil. (Orchideae). Eine gross- blumige Form von O. (Cyrtochilum) leuco- | chilum, die sich im Besitze von Mr. Daw- son befindet. Sepalen und Petalen grünlich- gelb mit schönen dunkelbraunen Flecken. Lippe gelblich-weiss, mit purpurviolett ge- zeichnet. (1873. p. 978.) II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 13) Elaeagnus longipes A. Gray. (Elae- agneae). — A. Gr. Mem. Amer. Acad. VI. (1859) p. 405. — Maxim. Diagn. brev. plantar. nov. Japoniae et Mandeh. decas octava 1870. pag. 560. Ein Japanischer Strauch mit rostfarben beschuppten Zwei- gen, welcher sich von E. umbellata Thbg. hauptsächlich durch die langgestielten länglichen oder ovalen Früchte und das über dem Ovarium zusammengeschnürte Perigonium unterscheidet. Blätter perga- mentig, länglich-oval, mit stumpfer Spitze, oberhalb glatt (in der Jugend mit abfal- lenden feinen Schüppchen bedeckt, unter- halb silbergrau. Blüthenstiele 11’, Zoll lang, vielmal länger als die Blume. Peri- gonium mit dem Blüthenstiel nicht articu- lirt. Beeren orangefarben, hängend. (1873. p. 1015. fig. 206.) 14) Veronica Traversi Hook. fil. (Scro- phularineae). Hook. fil. Handb. Flora of New Zealand p. — Ein kleiner glatter Strauch mit eylindrischen Zweigen von den Chatam-Inseln und bei Mr. Veitch in Cul- tur. Blätter abstehend, sitzend 3/,—1 Zoll lang, 1/6—1/3 Zoll breit, verkehrt-eiförmig, oder linear-oblong, ganzrandig, spitz oder stumpf, mit dicker Mittelrippe. Rispe länger als die Blätter, vielblumig; Blumen weisslich. (1873. p. 1046.) 15) Tacsonia insignis Mast. (Passiflo- reae). Eine prächtige neue Art, welche Mr. Anderson, der Gärtner des Hrn. Daw- son in Sowerby House Hull, aus Samen erzog, die er von Mr. Yarborough Greame aus Peru erhalten hatte. Blätter gross, ei-lanzettförmig, glänzend grün, auf der Oberseite rauh oder blasig, unterhalb mit röthlichem Flaume besetzt. Stipeln ähn- | 347 lich wie bei T. pinnatistipula aber tiefer getheilt. Röhre cylindrisch flaumig, Se- palen gewöhnlich lang gehörnt; innerlich ebenso wie die Petalen rosa-violett; der Schlund der Röhre ist mit kurzen, blau und weiss gefärbten Staubfäden geziert. Wenn man den Herren Triana u. Plan- chon folgend, die Gattung Tacsonia mit Passiflora vereinigt, so gehört T. insignis _ in die Abtheilung Poggendorffia. (1873. p. 1113. fig. 239.) 16) Lilium philippinense Baker. (Lilia- ceae). Ist im Besitze der Herren J. Veitch und Söhne und wurde von Wallis auf den Philippinen ontdeckt. Zwiebel eiförmig, perennirend; Stengel dünn, 1— 11/, Fuss hoch, glatt grün oder purpur gescheckt, einblumig. Blätter 30—40, schmal-linear, von der Basis bis zur Blume regelmässig vertheilt, gekrümmt abstehend, 3—4 Zoll lang, 11/,—2 Lin. breit. Blume horizon- tal abstehend, 7—8 Zoll lang, rein-weiss. Parianthalabschnitte verkehrt-lanzettlich an der Spitze zurückgebogen. Staubfäden grünlich. Pollen gelb. Griffel grün. Es ist dies die erste Lilie von dieser In- selgruppe und steht dem L. longiflorum und L. Wallichianum zunächst. Der Ge- ruch der Blumen ist ausgezeichnet. (1873. p. 1140. fig. 243.) 17) Oncidium plieigerum Rehb. fil. (Or- chideae). Eine neue Art mit braunen Blu- men. Grund der Lippe purpurbraun. Stammt aus Ecuador und blühte im Gar- ten des Herrn W. Bull. (1873. p. 1141.) (Ender.) IE Literatur 1) H. Karsten, die Fäulniss und Ansteckung. Schaffhausen 1872, Verlag von Carl Baader. Der geehrte Verfasser bespricht den Gährungs- und Fäulniss-Process, zeigt, dass zwischen beiden nur relative Unterschiede bestehen und genau genommen, beide Pro- cesse, Assimilationsprocesse seien, indem beiden die Assimilationsthätigkeit gewisser einfachster Organismen als die Ursache des chemischen Processes, welche beide Pro- cesse begleitet, anzusehen seien. Der Verfasser geht nun tiefer auf das Wesen von Gährung und Fäulniss ein und geht schliesslich auf die von ihm schon mehrfach besprochene und vertretene An- sicht über, nach der auch alle ansteckendeu Krankheiten bei Pflanzen und Thieren und Menscher, kleinste Organismen seien, wel- che von den Vertretern dieser Theorie Micrococcen, Microzymen, Bacterien, Vi- brionen ete. benannt worden sind. — Der Verfasser anerkennt, dass der Ansteckungs- stoff vieler der gerade ansteckendsten Krankheiten noch nicht bekannt sei, dass man aber immer die Ansteckurg werde auf bestimmte kleinste Organismen, oder | auf abgelöste Zellen der Schleimhäute etc., oder selbst auf ausgehauchte Gase zurück- führen können. — Wiedergeben lässt sich Karsten’s Arbeit nicht, wir verweisen da auf das Original, dem eine Schilderung der Erlebnisse Karsten’s als Professor der Bo- tanik an der Wiener-Universität ange- hängt ist. Karsten hat bekanntlich schon seit ei- niger Zeit seine Stelle in Wien aufgegeben, weil er einmal von der Facultät, nicht wie sich es gehörte, in Schutz genommen und | von den Studenten, die er zu examiniren hatte, verschiedentlich insultirt wurde. Auch diese Leidensgeschichte, in der ein guter Theil Antipathie gegen einen Berli- ner fals Professor an der Oesterreichischen | Hochschule, der grössere Strenge bei dem | | | Examen einführen und damit den alten Schlendrian beseitigen wollte, eine Haupt- rolle zu spielen scheint, — werden unsere Leser besser im Originale nachlesen. Her- vorgehoben muss es aber noch werden, dass Professor Karsten dem loyalen ge- rechten Verfahren der Oesterreichischen Regierung ihm gegenüber volle Anerkenn- ung zollt. (E. R.) 2) H. Gaerdt u. E. Neide, Wredow’s Gartenfreund. Dreizehnte Auflage. Berlin 1873 bei R. Gärtner. Dieses Buch hat seine 13. Auflage er- lebt, der beste Beweis für seine Zweck- mässigkeit und Nützlichkeit. Kurz und gedrängt werden die Organe der Pflanze, der Einfluss von Boden, Dün- ger, Wasser, die Vermehrung der Pflanzen, Baulichkeiten im Garten besprochen und dann allgemeine praktische Regeln für die Cultur der Pfianzen gegeben. Hierauf folgt die alphabetische Auf- zählung der wichtigsten Culturpflanzen. Die getroffene Auswahl ist grossentheils zweckmässig. Die Pflanzennamen sind cor- vect geschrieben, mit Autor, Vaterland und kurzer Beschreibung versehen, oft ist auch noch eine Abbildung eitir. Den Bäumen und Sträuchern, den Gemüspflanzen, der Baumschule und dem Obstgarten, sind be- sondere Abschnitte gewidmet. Wir geben daher dieser Auflage die gleiche kräftige Empfehlung mit auf den Weg, wie den vorgehenden. In gedrängter Kürze erhält der Gartenfreund ein Bild des Gartenbaues, ein Buch zum Nachschlagen, in dem der- selbe allerdings manches nicht finden wird, — aber doch zur allgemeinen Orientirung genug erhält. (E. R.) 3) Eduard Müller, Abbildurgen von Modellen künstlicher Obstbaumfor- men. Nördlingen in der C.H. Beck’- schen Buchhandlung. Für 1 Mark (10 Sgr.) erhält hier der IV. Personalnotizen und Neuestes. Obstbaumfreund auf 10 Seiten gross Quart, gleichsam eine tabellarische Uebersicht aller der Formen, zu denen man die Obst- bäume jetzt erzieht. Die Figuren sind gut, jede trägt eine Nummer und nach diesen IV. Personalnotiz 1) Die Wiener-Weltausstellung ist nun geschlossen und mit ihr die 'Gar- tenabtheilungen mehrerer Länder, so z. B. der stets sehr gut unterhaltene Garten der Preussischen Abtheilung. Dieser letztere war vom Hrn. Jühlke angelegt und ward von dem Pr. Hofgärtner Herrn Walter, während der Dauer der Ausstellung unter- halten. Die daselbst aufgestellten schönen Lorbeerbäume hatte Hr. Booth geliefert und sollen dieselben beim Schluss der Aus- stellung gut verkauft sein. Die zahlrei- chen schönen Coniferen dieser Abtheilung stammten aus der Landesbaumschule zu Potsdam. Das Deficit der Wiener-Weltausstellung stellt sich zwischen 15—20 Millionen Gul- den. Wahrlich keine Ermuthigung noch fernere Weltausstellungen zu veranlassen, — Arbeit, Mühe und enormer pecuniärer Ver- lust können dazu kaum ermuthigen. 2) Der Garten zu Frauenberg bei Budweis in Böhmen, der dem Für- sten Schwarzenberg gehört, ist einer der best unterhaltenen und an Pflanzen reich- sten Privatgärten der Oesterreichischen Monarchie. Gartenfreunde, die da vorbei kommen, werden mit grossem Genuss den- selben besehen. 3) Congress der Gartenfreunde im August in Wien. Derselbo soll ziemlich zwecklos verlaufen sein. Was kann man auch von einem Congress von Specialisten auf einer Welt-Ausstellung ver- langen, wo die Interessen so mannichfach | | 349 Nummern sind die Namen der speciellen Formen beigedruckt. Im Ganzen ist die Darstellung von 75 verschiedenen Obst- baumformen gegeben. (E. R.) en und Neuestes. getheilt!! Verliefen doch die temporären Blumen- und Fruchtausstellungen während der Weltausstellung in ganz ähnlicher Weise, d. h. durchaus nicht so, dass die- selben nur einigermassen in den Vorder- grund traten. Wurden doch da von An- fang an, die heftigsten Klagen laut wegen unzweckmässiger Localitäten, wegen der (bei einer Weltausstellung natürlich resultiren- den) ungewohnten, durchaus ungastlichen Aufnahme von Experten und Ausstellern, wie das in ähnlicher nicht achten- der Weise auf keiner Ausstellung bis jetzt vorgekommen. Man denke sich aber die wenigen Ver- treter des Gartenbaues, vom Präsidenten des Gartenbauvereines und den Mitgliedern des Comites bis zu den einzelnen Mitglie- dern herab , ganz ausgebrannt, abgehetzt und abgestumpft, wie das auch die ener- gischeste Kraft bei solchen Gelegenheiten wird. So ohne Ruhe und Rast den gan- zen sonst der Erholung geweiheten Som- mer hindurch, auch noch mit der Leitung eines Congresses betraut, was kann da da- raus werden. Drum nur ja bei Internatio- nalen Allgemeinen Ausstellungen, keine Gartenbanausstellung mehr, sondern diese besonders, — aber auch nicht häufiger als alle 2 Jahr eine mit Congress. (E. R.) 4) + A. P. Fedschenko, der Erfor- scher Turkestans, geboren am 7. Februar 1844 in Irkutzk, erfror den 15. September bei der Erforschung des »Col du Geants am Mont Blanc, schändlich verlassen von 350 ‚seinen feigen Führern. Eine genaue Bio- graphie desselben geben wir im Januarheft 1874 nebst dem Portrait. (E. R,) 5) Zweite Gartenbau- Ausstell- ung iin Halle a/S. Die allseitige Aner- kennung, welche die im September v. J. von dem Hallischen Gartenbau-Verein ver- anstaltete Ausstellung von Erzeugnissen des Gartenbaus gefunden, haben den hie- sigen Gartenbau-Verein zu dem Entschlusse geleitet, abermals im Frühjahr künftigen Jahres eine Ausstellung zu veranstalten. Dieselbe wird vom 25. bis 28. April in dem grossen unteren Saale des neuerbauten Stadt-Schützenhauses stattfinden. Mit der Ausstellung wird auch eine Prämiirung be- sonders hervorragender Leistungen auf dem | Gebiete des Gartenbaus verbunden sein. Bedingung für die zu prämiirenden Pflanzen ist, dass sie mindestens 6 Monate vom Aussteller selbst cultivirt sind. Das unterzeichnete Ausstellungscomit& wendet sich an alle Gärtner und Garten- liebhaber mit der Bitte um rege Betheilig- ung. Anmeldungen, welche zugleich die Angabe der Anzahl und Art der auszu- | wie der Grösse | stellenden Gegenstände, Gartenflora Deutschlands, Einseikik aanl der Schweiz. des beanspruchten Raumes enthalten müs- | Mitglied Bürgermeister v. Helldorff, Kirch- thor 1, zu richten. Die eingelieferten Ge- benen Etiquetten versehen und denselben zwei Exemplare eines nach Stückzahl und Arten genauen Verzeichnisses beigefügt werden, von denen eines dem Aussteller quittirt zurückgegeben wird. bis zum Schlusse der Ausstellung im Aus- stellungslocale verbleiben. Die Kosten des Transports trägt der Aussteller; den Trans- port vom hiesigen Bahnhofe bis zum Aus- stellungslocale und zurück übernimmt das Comit& auf Kosten des Vereins. Prämien, deren Höhe einer späteren Bekanntmachung vorbehalten bleiben, sind für folgende Gegenstände in Aussicht ge- nommen: 1) Warmhauspflanzen, 2) Kalt- hauspflanzen, 3) Zimmerpflanzen, 4) Dra- sen, sind bis zum 1. April an das Comite- | e!n Alle ausgestellten Gegenstände müssen | Pflanzen. — cänen, 5) Maranten, 6) Rhododendron und Azaleen, a) eine Gruppe gut cultivirter Ex., b) ein gutes Sortiment, 7) Cyelamen, 8) Ci- nerarien, 9) Calceolarien, 10) Primeln, 11) Pelargonien, 12) Fuchsien, 13) Ranun- keln, 14) Anemonen, 15) Gloxinien, 16) Pen- sees, 17) Winterleveoyen und Lack, 18) Buntblätterige Pflanzen, 19) Blumen- zwiebeln (in Blüthe), 20) Rosen, 21) ge- triebene Gehölze, 22) Coniferen, 23) Soli- tärpflanzen, 24) Schlingpflanzen, 25) Tep- pichbeete, 26) getriebene Gemüse, 27) ge- triebenes Beerenobst, 28) Trockensachen, 29) Gebundene Sachen. Das Ausstellungs-Comite des Gartenbau-Vereins in Halle a/S. Dr. Ule. v. Helldorff. Rosch. Spindler. Kayser. 6) Meinen Wohnsitz von Landsberg a/W. habe ich nach dem einige Meilen entfern- ten Schwiebus an der Märk, Posener Ei- senbahn verlegt. Alb. Käding, Fabrik von Frühbeet- u. Gewächs” hausfenstern. 7) Im Mai 1874 wird in Florenz internationaler botanischer Congress stattfinden mit gleich- zeitiger Gartenbau-Ausstellung. genstände müssen mit deutlich geschrie- | Unter den verschiedenen Themata, welche zur Besprechung gelangen werden, erwäh- nen wir folgende: Ueber die Dauer des latenten Lebens der Pflanzen und der Be- dingung selbe zu erwecken. — Ueber die Natur und die Function der Haare bei den Ueber die Ursachen der au- tomatischen Bewegung der Blätter, na- mentlich von Hedysarum gyrans. — Ueber die Symmetrie der Staubfäden. — Ueber die Veränderungen der Blätter in Bezug auf das Alter der Pflanzen u. s. w. Präsident der General-Commission des botanischen Congresses ist Professor Parla- tore, Secretär ist Professor Targioni Tez- zetti. Es werden botanische Excursionen in die Umgegend von Florenz unternommen, En IV. Personalnotizen und Neuestes. die hauptsächlichsten Gärten der Stadt be- sucht und der botanische Garten in Pisa. Die Blumen-, Obst- und Gemüse - Aus- stellung wird am 11. Mai beginnen und bis am 25. Mai 1874 dauern; die k. Gar- tenbaugesellschaft hat als Preise 100 gol- dene, 221 silberne und 131 Medaillen aus Bronce bestimmt, ausserdem steht jedoch der Jury noch eine Anzahl solcher Medail- len zur Verfügung, um Objecte mit Prei- sen zu betheilen die-nicht im Programme stehen; dann bestehen noch mehrere grosse ‚ Ehrenpreise in grossen goldenen Medaillen, bestimmt von Sr. Maj. dem König von Italien, dem Ackerbau - Ministerium, der Provinz und der Stadt Florenz, dem Für- sten Demidoff, demProf. Parlatore etc. — Präsident ist ebenfalls Prof. Parlatore, Secretär C. d’Ancona. (S-—r.) 8) Professor Böhm hielt in der Sitz- ung der Kais. Akademie der Wissenschaf- ten in Wien am 17. October 1873 einen Vortrag über die Einwirkung des Leuchtgases auf die Pflanzen und gibt die Resultate seiner durch fast zwei Jahre durchgeführten Versuche, welche beweisen, dass das Leuchtgas nicht in erster Linie die Pflanzen tödte, sondern den Boden vergifte. Die Keimwurzeln von in mit Leuchtgas geschwängerter Erde gebauten Pflanzen blieben kurz und verfaulten bald; und hiemit schliesst Böhm die Controverse über die Frage der Schädlichkeit des Leuchtgases. Schliesslich bemerkt der Vor- tragende, dass das von Jürgens anempfoh- lene Mittel das zweckmässigste zum Schutze der Pflanzen zu betrachten sei, nämlich die Gasleitungsröhren bei Pflanzungen in ziemlich weite nach aussen mündende Röh- ren zu legen, wie sie Hoibrenk ver- suchsweise bei einzelnen Bäumen auf der Ringstrasse angelegt hat. (S—r.) 9) Nikita in der Krim, Ende Oc- tober. Während sich bei Ihnen der Win- ter schon fühlbar macht, sind wir noch mitten im Sommer. Das Wetter ist warm, still und hell; im Schatten 16— 17° R.; liebliche, sonnige Tage. Die Gärten sind 351 noch in voller Pracht, die durch die ver- schiedenen Herbstschattirungen unendlich an Reiz gewinnt. Phlox, Lobelien, Pelar- gonien, Verbenen, Heliotrop, Antirrhinum, Petunien, Georginen, Fuchsien, Delphinium etc. sind in voller Blüthe; dazu kommen die verschiedenen buntblätterigen Pflanzen als Achyranthes, Iresine, Ageratum, Ci-- neraria maritima, Gnaphalium, die jetzt in vollster Entwickelung prangen. Ricinus- Gruppen haben eine Höhe von mehr als 2 Arschinen und machen mit ihrem gros- sen dunkelgrünen Laube, aus dem die ro- then Blüthenkolben hervorleuchten, einen fast tropischen Effect. Zu ihnen gesellen sich mächtige Büsche von Gynerium mit bis 50 theils rosa, theils weissgrau schim- mernden seidenartigen Aehren, deren Höhe der des Ricinus kaum nachsteht. Die Canna-Gruppen sind in vollster Flor; aus dem üppigen, hellen Grün heben sich schlank die Blumenähren bis zu 5 und 6 Arschinen Höhe (14 Fuss) hervor, und schwanken anmuthig beim leisesten Luft- zug. Viele Bourbon-, Remontant- und Thee- Rosen sind in Blüthe und die Reseda fängt: von Neuen an zu blühen und zu duften, nachdem sie während der grossen Sonnen- hitze eine lange Ruhezeit genossen. Zarte Ranken von Boussipgaultia hängen graciös an den Geländern und verbreiten beson- ders des Abends einen lieblichen, fast be- rauschenden Duft, zu dem sich der köst- -liche Geruch der in voller Blüthe stehen- den Olea fragrans mischt. Datura arbo- rea ist mit Blüthen bedeckt und erscheint von Weitem wie mit weissem Tuch behan- gen; Wigandien in staunenswerther Ent- wicklung bilden den saftig grünen Hinter- grund für die Menge der Blumen. Bego- nia semperflorens, die während der stärk- sten Hitze, der brennenden Sonne ausge- setzt, keinen Augenblck aufhörte zu blühen, scheint sich jetzt noch wohler zu fühlen und aus dem dunkeln glänzenden Laube blicken Tausende der weissen Blümlein leuchtend hervor. Die immergrünen Bäume und Sträucher sind in vollster Pracht, und unter ihnen sind die schönsten jetzt die Arbutus Unede _ und die Magnolien; erstere sind mit Blüthen übersäet, doch ihre beste Zierde sind die reizenden,, jetzt reifenden Früchte, die in leuchtendem Scharlach und reinem Citron- gelb aus dem dunkelgrünen, glänzenden Laube hervorschimmern und aus dem Gan- zen eine unendlich liebliche Erscheinung machen; letztere sind mit den grossen röthlich-gelben Zapfen geschmückt, aus denen eine Fülle von rothen Samen gleich Corallen hervortreten, so dass man wirk- lich nicht weiss, was man schöner finden soll, den Baum mit seinen edlen, weissen Blumen oder denselben Baum mit seinen glühend rothen Früchten. Zu der etwas steifen Form der Magnolien bilden Cha- maerops, die noch in vollem Triebe sind, einen angenehmen Gegensatz; ihre ge- schlitzten schirmartigen Blätter zittern bei jeder Luftbewegung, während dabei die glänzende Oberfläche gleich Spiegeln die Sonnenstrahlen zurückwirft. Arum odorum und Caladium stehen noch im Freien und machen mit Gruppen aus Artndo Donax, schen Eindruck. Die herrlichen Coniferen, an denen der hiesige Garten so reich, prangen im schönsten Grün des eben vol- lendeten Triebes; die runden Kuppeln der | hellgrünen Pinus Pinea, dıe schlanken Säulen der dunkeln Pyramiden -Cypresse, die feinblätterigen Cedern, und die saftig- grünen Thuja treten reizend aus den gel- ı schuh lief. ben und braunen Herbstschattirungen Laubbäume hervor, zu denen sich noch Prunus lusitanica, Viburnum Tinus, Pru- nus Lauro-Öerasus und Laurus nobilis in üppigster Fülle gesellen; kurz das Ganze bildet einen so bezaubernden Anblick, dass man nur bedauert genöthigt zu sein, die Blumengruppen und zarteren Gewächse zu stören, um sie gegen einen plötzlichen Ueberfall des verrätherischen Nachtsfrostes bei Zeiten zu sichern, denn wie sehr die Umgebung einen auch in sichere Ruhe einschlummern möchte, so darf man doch nicht vergessen, dass man immer in Russ- land ist. (Claussen.) 9) St. Petersburg Mitte Novem- ber. Petersburg hatte einen ausserordent- lich milden Herbst. Bis zum 29. Oct./10, Nov. n. St. nur 2 leichte Fröste, sonst aber ein verhältnissmässig mildes Wetter bei + 4 — + 8° R. Nachttemperatur. ı Crocus speciosus, Pensees, gefüllte Bellis, | Astern, auch einzelne Rosen blüheten bis Carex pendula etc. einen wirklich tropi- | zu diesem Datum noch im Freien und die Rasenplätze zeigten das frische Grün des Frühjahrs. Am 29, October stellte sich Frost ein und bald fiel die T’emperatur Nachts auf — 12° R., so dass schon am 4./16. November die Newa sich mit den Eisschollen des Ladogasees bedeckte und auf den Teichen Jung und Alt Schlitt- (E. R.) 1 a RS ne Ben ut L Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Geranium Backhousianum Rgl. (Siehe Taf. 778.) Geraniaceae, Perenne, caule erecto, dichotomo- ramoso, obtuse telragono, ramis peli- olisque pilis erecte adpressis veslilis; foliis cordato-subrotundis, palmato- 3—7-fidis, utrinque pilis eglandulosis patentibus mollibus; lobis cuneato-ova- tis trifidis, incisis, grosse acuteque dentalis; foliis radicalibus longe pelio- latis, 5— 7 - fidis: lobis exterioribns inaequilateris, in latere exteriore pro- fundius incisis; foliis caulinis oppositis, decrescentibus, inferioribus brevis pe- tiolatis 5-fidis, supremis brevissime petiolatis trifidis; stipulis lanceolalis, acuminalis, integerrimis, rubescentibus; pedunculis billoris calycibusque pilis patentibus glanduliferis molliter pilosis; sepalis ellipticis, apice in mucronem elongalum excurreniibus, plurinerviis, exterioribus subimmarginalis, interiori- bus hyalino-marginalis;"petalis calycem eirciter duplo superantibus, pro genere maximis, e basi cuneata obovato-subro- tundis, apice rotundalis integerrimis, XI. 1873, purpureis, basi altris venisque alris pic- lis, ad unguis basin barbalis; slamini- bus ad basin dilatatam pubescente-ciliatis caeterum filiformibus atris recurvalis, siylorum columnam glanduloso-hirsutam circiter aequantibus. Flores maximi, speciosi, circ. 4 Cm, in diamelro. Der hiesige Garten erhielt das schöne in Rede stehende Geranium aus dem an perenirenden Pflanzen reichsten Etab- lissement in Europa, nämlich von „Back- house“ in York als G. Lambertianum eingesendet. Diese lelztere Art bildet Sweet in dem Prachiwerke „Geraniaceae* IV, tab. 338 ab und beschreibt solche auch daselbst. Merkwürdiger Weise ist diese letztere Art, mit der unser G. Back- housianum zunächst verwandt ist, von allen späleren Auloren ganz übersehen worden, Dasselbe unterscheidet sich durch einen knielörmig verästelten Sten- gel, der wie die Aeste und Blattstiele 23 " Cartenfora Deutschlands N Russlands und der Sch mit abstehenden Haaren besetzt ist, durch weniger tief getheilte und stumpf gezähnte Blätter und durch lilafarbene nicht gezeichnete Blumen. Wahrscheinlich stammt auch die zu Ehren des Hrn. Backhouse genannte Prachtipflanze aus Nepal, wo auch G. Lambertianum zu Hause ist, und dürfte unsere Winter gleich anderen von dort stammenden Stauden im freien Lande aushalten. Unsere Abbildung macht mit d e- sem schönsten aller bis jetzt bekann- ten Geranium-Arten unsere Leser hin- länglich bekannt. Denke man sich dazu, dass dasselbe bis 2 Fuss hohe breite mit Blumen überdeckte Büsche bildet und wir brauchen zu der Em- pfehlung dieser wahrhaft Pflanze nichts weiter hinzu zu selzen. (E. R.) b) Iris reticulata M. B. «. typica et £. Krelagi. (Siehe Tafel 779.) Irideae. I. reticulata, radice bulbi tunieis reticulatis, foliis inaequa- liter telragonis scapo unifloro saepe longioribus, perigonii lubo germini plu- ries longiora, perisonii laciniis subae- quilongis, exlerioribus nudis apice pa- tentibus, interioribus ereclis, sligmali- bus bifidis _ perigonii foliola quantibus. a. typica; solido; bulborum rete flore atrocaeruleo specioso modo | Violae odoratae fragrante, tubo spatham semper superante, nervis lateralibus unguis phyllorum ex- teriorum lenuibus vix conspieuis ante marginem cvanidis. — ]. re- ticulata M. B. cent. pl. rar. ross. I. tab. 11. — Cachetia, Iberia, Pa- laeslina, 8. Krelagi; bulborum rete tenui; flore violaceo - purpurascente ino- doro, tubo spatham circiler ae- quante, nervis lateralibus unguis phyllorum exteriorum sate conspi- subae- | bulbosa, | cuis marginem subatlingentibus. — Caucasus, Transcaucasia et Persia. — |. reliculata Bot. Cab. tab. 1829. — Sweet Brit. Fl. Gard. ser. Il. tab. 189. — Journ. Hort. Soc. II. pag. 166 cum ic. — Regel Grifl, tab. 452. Die schöne Iris reliculata ward von uns schon im Jahrgange 1864 der Gar- tenflora besprochen. Seitdem ist die- selbe in vielen Tausenden von Zwie- beln aus dem Caucasus in die Gärten Europas eingewandert und erfreut den Pflanzenfreund als eine der ersten Blu- men des Frühjahrs, welche gleichzeitig mit den Crocus und den Schneeglöck- chen blühet, und die fast in jedem Bo- den auf sonnigem Standort fortkommt und gegen Frost ganz unempfindlich ist, Mitte März des letzten Jahres hatte Hr. Krelage, der Chef der bekannten Samen- und Zwiebelhandlung in Har- lem, die Freundlichkeit mir frische Blu- men zweier Iris zuzusenden, die der- schönen _ I. Originalabhandlungen. selbe beide als Iris reticulata cultivirt, die unter einander aber so abweichen, dass solche gleich gauz verschiedene Arten erscheinen. Die eine Form mit purpurvioletten Blumen ohne Geruch, deutlichen dunkler gefärbten Seitenadern auf dem blasseren Grunde des Nageis der äusseren Blumenblätter und derb- faserigen Netze der äusseren Zwie- belhäute, — und die andere mit dunkelarzurblauen Blumen, die ganz den Geruch der Veilchen besitzen und ohne Seitenaderung auf dem Nagel der äusseren Blumenblätter. Ausser- dem ragt die fädliche Blumenröhre bei der letzteren Form auch stets län- ger über die den Blüthenschaft um- schliessenden Scheidenblätichen hervor und die äusseren Scheiden der Zwie- bel stellen ein Neiz aus sehr feinen Fasern vor. Unsere Tafel stellt beide Sorten neben einander dar. Die erste, welche wir als &@. iypica bezeichneten, ist unbedingt wegen der tief blauen Färb- ung der Blumen, gehoben durch den tief gelben breiten Streifen, der vom Grunde an bis zur Mitte des oberen abstehenden Theils die Achse der äus- seren Blumenblätter durchzieht, — so- wie ferner wegen des köstlichen Ge- ruchs nach Veilchen, die werthvollere beider Formen, Herr Krelage schreibt uns, dass er diese Form in zahlreichen Exemplaren besitze, während alle von uns bis jetzt aus dem Caucasus bezo- genen Pflanzen, die im hiesigen Garten zur Blüthe kamen, die zweite Form mit violeit purpurnen Blumen ohne Ge- ruch darstellten, welche wir als £. Krelagi bezeichneten, weil Hrn. Kre- lage das Verdienst gebührt, diese von der ersteren Form unterschieden zu haben. Wir haben nun nach einer einläss- 355 lichen Untersuchung und Vergleichung der Quellen uns überzeugt, dass 'lris reliculala typica, oder die dunkelblaue wohlriechende Form nur allein Mar- schall von Bieberstein bekannt war, denn er bildet gerade diese Form ab und gibt die entsprechende Beschreib- ung dazu. Im wilden Zustande ist diese erstere Form aber seltener und wir besitzen solche in unserem reichen Herbarium nur von 5 Standorten. Die zweite Form, nämlich I. reticu- lata Kreiagi mit purpurvioletlen ge- ruchlosen Blumen, ist gegenwärtig die in den Gärten am meisien verbreitete und auch die im Caucasus und dem Öriente häufigste Form, sie ist auch die, welche alle Autoren nach Bieber- stein vor Augen hatten und abbildeten. Die dunkler gefärbten auffallend stär- keren Seitenadern des Nagels der Blu- menblätier machen solche auf den Ab- bildungen sofort kenntlich. Wir waren anlangs zweifelhaft, ob wir nicht beide Formen als getrennte Arten aulstellen sollten, und wollten der ersten Form den Namen Iris re- ticulata, als der von Bieberstein be- schriebenen Stammform lassen, die zweite dagegen I. Krelagi nach un- serem um den Gartenbau viel verdien- ten Freund nennen, Nach den Grundsätzen, nach denen gewöhnlich Arten aufgeslellt werden, nach dem sehr verschiedenartigen Aus- sehen beider Sorten, endlich nach dem Geruch der einen und der Geruchlosig- keit der anderen Sorte, würde das auch wohl gerechtfertigt sein, und in den Gärten mögen beide Formen im- merhin für die Folge die Namen I. re- ticulata und I. Krelagi tragen. Vom Standpunkte der Wissenschaft betrach- tet, kommen aber bei vielen Pflanzen- arten geruchlose und wohlriechende 25 * BEN 356. _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. \ Formen vor und die Färbung bildet | unterscheiden würden, Charaktere, die ferner gar keinen zulässigen Artencha- | bei sonstiger Uebereinstiimmung der an- rakter. Es bleibt mithin nur das etwas | deren Organe, nach unserer Ansicht, längere Hervorragen der Blumenröhre | zur specifischen Trennung einer Iris- aus der Scheide und das Fehlen der | Art nicht hinreichen. ‚tiefer gefärbten seitlichen Adern (wel- Im Gartenbau werden aber beide che vorhanden und beim Halten gegen | Formen, als zu unseren schönsten das Licht erkannt werden, wenn gleich | Frühlingsblumen des freien Landes ge- sie vorm Rande verlöschen), welche bo- ! hörig für die Folge eine immer wich- tanisch die erste Form von der zweiten | tige Rolle spielen. (E. R.) c) Draba bruniifolia Stev. (Siehe Tafel 780.) Cruciferae. Dr. bruniifolia; multiceps; | Petersburg ein. Gehört zu den sehr scapo aphyllo racemoque villosis; foliis | beachtenswerlhen niedlichen Alpenpflan- lineari-oblongis, rigidis, apice reclis | zen, da sie im freien Lande in einer sita coronalis, margine pectinato-cilia- | Steinpartbie überwintert, einen sehr tis; staminibus pelalorum dimidium ae- ' kräftigen Wuchs zeigt und im Juni und quantibus: siliculis lato-elliptieis, stylo Juli reichlich ihre hübschen goldgelben 5—6-plo longioribus, hirsutis; calyci- Blumen entwickelte. Ist mit Dr. aizoi- bus pilosis; pelalis calycem superanti- | des und D. cuspidala nahe verwandt, bus, luteis. — Radix valida, multiceps, | ist aber nach unseren bis jeizt ge- caules breves caespiles formanles pro- | machten Erfahrungen in Cultur viel trudens. Folia rosulata. — Stev. in | weniger zärtlich und bildet schnell Mem. de Mosc. Il. 268. — Ledb. fl. | dichte Rasen ihrer zierlichen in Roset- ross. I. 145. — D. C. prodr. I. 167. | ten gestellten gewimperten steifen Blät- Die kleine zierliche Alpenpflanze | ter. Auf unserer Abbildung stellt Fig. 1 des östlichen Caucasus, welche unsere | eine ganze blühende Pflanze, 2 eine Tafel darstellt, war bis jetzt nicht in | Blume, 4 ein Blatt, — alle in natür- Cultur. Der Director des Caucasischen | licher Grösse dar. Fig. 3 ist eine ver- Museums, Herr G. Radde, sammelte auf | grösserle Blume, von der die Blumen- einer Reise auf den Araral, in einer | blätter entiernt, so dass man die Staub- Höhe von 8000° Samen derselben, und | fäden und den Fruchtknoten mit dem sendete solche dem K. Bot. Garten in kurzen Griffel erblickt. (E. R.) 1. Originalabhandlungen. 357 2) Khiva, dessen Lage und Culturen. Der Feldzug der Russen nach Khiva, die Einnahme Khiva’s nach glücklicher Besiegung der fast unglaublichen Hin- dernisse, welchen die zu durchziehen- den Wüsten diesem Feldzuge entge- genstellten, hat die Aufmerksamkeit ganz Europa’s auf Khiva, dieser vom Amu-Darja bewässerten, im Süden des Aral-Sees und westlich von Turkestan gelegenen Oase in Central-Asien, ge- lenkt. Die unendlichen Schwierigkeiten, welche der Marsch durch die Wüsten Centralasiens bietet, werden noch da- durch gehoben, dass wenn z, B. un- sere Leser von den Märschen der ver- schiedenen Heeresabtheilungen von Brunnen zu Brunnen gelesen haben, — einmal die Menge Wassers, welches ein solcher Brunnen gewährt, eine sehr begränzte ist, — und andrerseits die- ses Wasser stets salzig und brockig ist, so dass es kaum zu Irinken ist und den Durst nicht stillt. Khiva hat gleich fast allen in Cen- iralasien gelegenen Ländergebieten, wohl im Sommer in Folge seiner süd- lichen Lage bedeutende anhaltende Hitze, im Winter aber auch Temperaturen, die bedeutend unter O sinken und — 15 bis — 200 R. sind gar nicht selten *). Der Frühling beginnt Mitte Februar, doch fallen bis Ende März noch Fröste, so dass die zartern in den Gärten cul- tivirien Gewächse, als Feigen, Wein, Granaten etc., die im Winter durch Deckung mit Stroh oder Erde ge- schützt werden, erst Anfang April auf- *°, Man fabelt in manchen Zeitungen unrichtiger Weise von ausserordentlichen strengen, Sibirien ähnlichen Wintern. | gedeckt werden. Im März belauben sich die Bäume und in den April fällt die Baumblüthe. Mitte oder Ende April beginnt die warme Jahreszeit und den Sommer hindurch herrscht ein fast stets heiteres Wetter und die Hitze erreicht sehr bedeutende Grade. Schon Ende Juni oder Anfangs Juli reift der Wai- zen, frühe Weintrauben, Pflaumen, Apri- kosen, Melonen, Wassermelonen. Durchschnittlich im Ocivober fallen die ersten Nachtfröste wieder ein, der eigentliche Winter beginnt ‘aber erst im December und dauert bis Ende Januar. Während es Nachts dann fast jährlich so kalt wird, dass der Amu-Darja zu- friert und eine bis fussdicke Eiskrusie bildet, welche zur Passage dient, fällt durchschnittlich nur wenig Schnee, der dann auch meist bald wieder thauet. Nur von October bis März regnet und schneit es, wenn gleich selten stark, von April bis März herrscht dann ein heiterer Himmel, der selten Wolken zeigt und nur ausnahmsweise regnet es im Sommer. Khiva ist eine Cultur- Oase, die ringsum von wasser- und baumlosen Steppen umgeben ist, wodurch theils die Trockenheit und Hitze des Sommers und die für die südliche Lage bedeu- tende Kälte des Winters bedingt wird. Nach Norden reichen die den Aralsee rings umgebenden Steppen bis Oren- burg, nach Osten bis an die Gränzen Buchara’s, im Westen bis zum Caspi- schen Meere und im Süden bis zum Elborus. Nur 3—400 Fuss hohe Hügel und Sanddünen machen Khiva uneben, Die Fruchtbarkeit des Landes wird le- diglich durch den Amu- Darja - Strom Gartenflora Deutschlands, Russlands und der 8 hwei bedingt, ein Strom, der in Khiva bis 2900 Fuss breit ist, nach seinem Aus- fluss in den Aralsee aber immer was- serärmer wird und stellenweise auf eine Breile von 400 Fuss herabsinkt. Es ist bekannt, dass der Amu-Darja, der den alten Griechen als Oxus be- kannt war, in früheren Jahrhunderten seinen bedeuiendsten Abfluss nach dem Caspischen Meere hatte. Dieses, jetzt ganz trocken liegende ehemalige Belt des Amu-Darja ist in der neuesten Zeit vom Oberst Stebnitzki untersucht und jetzt schon auf eine Länge von 200 Werst von dem früheren Einfluss des Amu-Darja in den Balchinischen Meerbusen des Caspischen Meeres un- tersucht und fest gestellt worden. Die ganze Länge dieses jetzt trocken lie- genden Bettes bis zu seiner Vereinig- ung mit dem jetzigen Belte dieses Flus- ses beträgt aber 700 Werst. Der Amu-,Darja allein bedingt die Fruchtbarkeit des Chanats Khiva. Durch Wasser sich geleitet, welche das dieses Stromes vertheilen und stellen- weise zu kleinen Seen ausbreiten. Unterhaltung dieser für die Productions- kraft der Oase unbedingt nolhwendigen 'Kanäle wird von jedem Einwohner eine Landsteuer in 12 Arbeitstagen erhoben. Durch diese zahlreichen Kanäle, wel- che alle zur Bewässerung dienen und so reichlich Wasser liefern, dass selbst der Reis angebaut werden kann, wird dem Strom eine grosse Wassermasse entzogen, so dass derselbe in Folge dessen und der überhaupt bedeutenden Verdunstung nach seinem jetzigen Aus- fuss in den Aralsee zu immer was- serärmer wird, — doch aber haben es die neuesten Untersuchungen der ver- schiedenen Arme, in die sich der Strom gestelll, — dass derselbe noch bis zum Aralsee selbst für Dampfschiffe ‚ schiffbar ist. Da nun in Folge des letzten Krieges die Ländergebiete längs des ganzen rechten Ufers des Amu- Darja an Russland gefallen, so wird für die Folge die Aralsee-Flotille die Communication mit Khiva den Sommer hindurch unterhalten können und damit eine engere Verbindung mit diesem bis jetzt abgeschlossenen Gebiete Central- asiens unterhalten werden können. Allerdings ist auch der Aralsee ringsum von wüsten Steppen und dann aul der Westseite unmittelbar der von HochebeneUrtjust umgeben, die auf viele Tagereisen *) eben wie ein Tisch und auf der im Sommer nicht ein grünes Kräullein zu erblicken ist. Diese Hoch- ebene fällt erst unmiltelbar an den Ufern des Aralsees 600 Fuss tief in ziemlich steilen Abhängen in den See ab. Gegen den Einfluss der Arme des ‚ Amu-Darja hin ist dieser Abhang wild die ganze Oase sind mächtige Kanäle | zerrissen und malerisch schön. Schon Humboldt hat die Vermuthung ausge- sprochen, dass der Aralsee und das Zur | , einander Caspische Meer in früheren Zeiten mit verbunden waren. Nachge- wiesen ist es, dass bei beiden in ge- schichtlicher Zeit der Wasserspiegel immer mehr gesunken ist, oder dass mit anderen Worten die Verdunstung deren Wasserfläche bedeutender als der Zufluss. Der Einfluss, den in dieser Be- ziehung die Cullur ausübt, durch Ab- leitung des Wassers von den Strömen zu Bewässerungseinrichtungen, ist al- lerdings hierbei mit in Anschlag zu bringen. Das Wasser des Aralsees ist *) Dieselbe bildet die Wasserscheide zwischen dem Caspischen Meere und dem Aralsee und erstreckt sich vom 71 -—76 vo: seinem Ausfluss vertheilt, heraus- | Längegrad und von 411/,—481/, n. Breite. I. Originalabhandlungen, salzig und also gleich dem des Caspi- schen Meeres nicht Irinkbar. Gehen wir nun auf die Vegelation der Steppen, sowie der Hochebene Ust- jurt über, so sind alle diese weiten Strecken, welche die Karavanen auf monalelanger Reise von Khiva nach den andern Culturzonen zu überschrei- ten haben, im Sommer absolut dürr und verbrannt. Nur da wo Wasser zu Tage tritt, zeigt sich eine ärmliche Vegetation und von Holzgewächsen kommen in diesen öden Gebieten nur einige strauch- oder baumartige Cheno- podiaceen vor, unter denen der Saxaul (Anabasis Ammodendron) der wich- ligste baumarlige Strauch, der theils in einzelnen Exemplaren und sehr selten in kleinen Waldungen auftritt. Dieser Saxaul besitzt kleine graugrüne, dem Stengel angedrückte Blätichen, ähnlich unserem Heidekraut aber in ganz unscheinbarer Färbung, ferner ei- nen eigenthümtichen Holzkörper, der nur an den jüngsten Zweigen ganz ge- schlossen, dann aber sich immer mehr verästelnd strangförmig und sich win- dend den alten Holzkörper überziehend, bis zur Wurzel hinabsteigt. Das Holz ist sehr fest, dabei aber so brüchig, dass durch starken Druck dicke Aeste abgebrochen werden können. Das Aus- sehen des Baumes gleicht daher mehr dem blattlosen Gerippe einer unserer Laubbäume, als einem in Vegetation stehendem Baume. Basiner fand auf seiner Reise nach Khiva an der Süd- seite des Laudan-Sees (eine Ausbucht- ung eines der Arme des Amu - Darja vor dessen Einfluss in den Aralsee) einen mehrere Werst langen Wald von ungefähr 15 — 20 Fuss hohen und 8 Zoll Stammdurchmesser haltenden Bäu- men. Trotzdem Basiner diesen Wald grünend und blühend fand, so sagt er 359 doch, dass derselbe nur den Eindruck eines blattlosen Gebüsches gemacht habe. Ausserdem treten besonders auf dem lehmigen Bodun der Hochebene Ustjert auch andere strauchige Chenopodiaceen, so Anabasis aphylla, Salsola arbuscula, Brachylepis salsa ete. sparsam und zer- streut aul. Grössere Strecken des Lehm- bodens überzieht stellenweis ein auch in unsere Gärten schon eingewander- ter, kleiner Sirauch aus der Familie der Polygoneen, die Atraphaxis spi- nosa, mit ovalen oder länglichen klei- nen Blättern und röthlichen Blumen, Aber auch dieser Strauch ist an die- sen Localitäten so trocken, dass er frisch abgeschnitten, ein ausgezeich- netes gleich trocknem Reisig brennen- des Feuermaterial den Karavanen lie- fert, Auf Sandhügeln, besonders wo der Boden eine geringe Bodenfeuchtigkeit hat, treten die Tamarix- Arten an die Stelle der obigen Holzgewächse. Im Frühjahr unmittelbar nach dem Weggang des Schnees und unter Ein- fluss der im ersten Frühjahre noch stattfindenden Regenfälle, — da beleben sich diese öden Gebiete für kurze Zeit mit einer iheilweise schönen Vegetation. Da blühen die zahlreichen verschiedenen Allium, die Formen von Tulipa syl- vestris, T. biflora und T. Gesneriana, die Ixiolirion und zahlreiche andere Zwiebelgewächse. An Gräsern sind es besonders einige Triticum, Elymus are- narius u. a. wenige, welche hier die Hitze und Trockenheit des Sommers überdauern, dann im Frühjahre aufs neue für kurze Zeit treiben, schnell blühen und wieder absterben, um 10 Monate auf das Stillleben des Ruhezu- standes beschränkt, auf die erneute 360 kurze Vegetationsperiode gleich den Zwiebelgewächsen zu harren. Unter den einjährigen Pflanzen, da gibt es schon zahlreichere Arten, wel- che in kurzer Zeit keimen, blühen und Frucht tragen und jährlich wieder er- scheinen, so auch unsere Poa annua, dann überall auf Sandboden verbreitet und bis in den Sommer hineinvegeli- rend Ceratocarpus arenarius. - Sehr mannichfach und zahlreich sind die Arten der Salzpflanzen aus der Fa- milie der Chenopodiaceen, welche auf schwach feuchten Stellen des Salzbo- dens vegetiren. Alle aber haben je- nes missfarbene grauliche Grün, wel- ches dieselben dem Auge nicht ange- nehm macht. Die eigentliche Cultur - Oase Khiva ist ausserordentlich fruchtbar, scheint aber an derselben eigenthümlichen Pflan- zen sehr arm zu sein. Alles ist hier Cultur. Die Kanäle leiten das Wasser bis zu den Feldern und wo der Wasser- stand so niedrig, dass Ueberrieselung nicht möglich, wird das Wasser künst- lich durch Wasserräder in die Felder | vertheilt. Was die Culturgewächse Khiva’s anbetrifft, so gibt eine Uebersicht der Naturalabgaben, welche der Chan jähr- lich bezieht, am besten die Ausdehn- ung und Wichtigkeit der Culturen selbst an. Diese Zusammenslellung ward vom Herrn „Alexander Kuhn“, der sich jetzt noch in Khiva aufhält, in der Turkesta- nischen Zeitung gegeben. Darnach bezieht der Chan an Na- luralabgaben: Waizen 24,158 Batmen. (Ein Bat- men ungefähr 40 Pf. Zollgewicht) Dschungara (Sorghum.) 20,773 Batmen Hirse 6,535 „ Gaxtenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kundschut (Sesam) Erbsen 1,0702 3 Baumwolle 82025 Gerste 860-752 Hanfsamen 100255 Leinsamen 345 Mohn 60 „ Luzernklee 10,000 Bündel. Die gesammten Einnahmen der Re- gierung betragen ungefähr 400,000 Thlr. an Werth. Schon unter diesen oben aufgeführ- ten Culturpflanzen der grossen Cultur figuriren die Baumwolle und der Sesam, 2 einjährige tropische Pflanzen, _ wel- che in Folge der hohen Sommerwärme sich den dortigen Culturen noch voll- kommen gut anschliessen, während aus- dauernde Pflanzen der warmen Zone als tropische Fruchtbäume, ja selbst die Orangen dort nicht mehr gedeihen. Dann ist noch zu bemerken, dass eben nur da Vegetation ist, wo Was- ser hingebracht wird, wo dieses fehlt, fehlt auch jede Vegetation. In den na- türlich trocken liegenden Gegenden ist daher das angebaute Land ringsum mit Erdwällen umgeben, damit nichts von dem künstlich aufgebrachten Wasser verloren gehe. Ausser den oben angegebenen Pflan- zen der grossen Cultur sind als Nutz- pflanzen Khiva’s noch zu erwähnen: Reis. (Schale). Oryza saliva. Hirse, (Tare). Hiervon wird Pani- cum miliaceum und Panicum italicum angebaut. Sorgho. dem Waizen Dschungara ist nach für Khiva die wichtigste Cultur. Die Samen benützt man als Pferdefutter, ausserdem aber auch zu Mehl gemahlten und mit Waizenmehl vermischt zur Brodbereitung. Vor- zugsweise wird Sorghum cernuum an- ı gebaut. OR 1,441 Batmen | I, Originalabhandlungen. Mays. (Zea Mays). Wird wenig und zwar vorzugsweise von den Turk- menen angebaut. An Hülsenfrüchten baut man ausser unserer Erbse zwei Bohnensorten (Da- lichos Lubia Forsk. und Phaseolus Max L.) an, ferner auch selten Linsen (Ervum Lens L.). An Früchten und Gemüsen werden vorzugsweise angebaut: Wein, Pfirsiche, Aprikosen, Pflau- men, Quitten, Aepfel, Birnen, Feigen, Granaten, Maulbeeren (Morus alba und nigra), Wallnüsse. In grosser Masse ferner Wassermelonen (Arbusen. Cueurbita Citrullus), Melonen, Eierpflan- zen (Solanum Melongena), Kartoffeln, Spanischer Pfeffer (Capsicum annuum), Zwiebeln, Runkelrüben, Möhren, Salat. Coriander, Fenchel, Anis, Senf, Mohn, Schwarzkümmel (Nigella sativa). Dass der Wein, Granalen und Fei- gen im Winter des Schutzes bedürfen, sagten wir schon oben. In Gärten werden als Zierpflanzen viele unserer gemeinsten annuellen 361 Zierpflanzen cultivirt, wie das aus den neuerdings und früher dort gesammel- ten Pflanzen hervorgeht. So die Stock- rose (Althaea rosea), Basilicum (Oci- mum Basilicum), Tagetes erecta, Chi- nesische Astern, Mirabilis, Hahnenkamm, Gomphrena, Flaschenkürbis und ähn- _ liche Pflanzen, welche auch in den Gärten Chinas häufig angebaut werden. Unter den in Gärten befindlichen Bäumen sind die Pyramidenpappel, fer- ner die Silberpappel, die Schwarzpap- pel und die jener Gegenden besonders eigene Populus euphratica Oliv., her- vorzuheben, ferner mehrere Weiden, unter denen einige Formen der Salix purpurea, dann Salix alba, S, fragilis und $. acıtifolia vertreten zu sein scheinen. Ein anderer beliebter Baum der Gärten ist Elaeagnus angustifolia L., der auch zum Befestigen der Kanal- dämme dient und dessen Früchte ge- gessen werden.. (E. R. mit Benutzung der neueren Nachrichten und der Reise von Basiner). 3) Die Verwüstungen der Weinpflanznngen Frankreichs durch die Phylloxera vastatrix, Die kleinsten Gebilde der Pflanzen- und Thierwelt werden in immer grös- serem und grösserem Maasstabe unseren Culturen gefährlich. Der Kartoffel- und Weinpilz haben ihre Wanderung durch Europa vollendet. Der erstere hat sich gleich mancher epidemischen Krankheit bei uns eingebürgert und richtet jähr- lich je nach dem Verlauf der Witter- ung, beträchtlichen oder unbedeuten- den Schaden in den Kartoffelfeldern an. Der andere ist durch das Schwe- feln, wenn auch nicht ganz vertilgt, doch unschädlicher geworden und scheint überhaupt auch, da wo er noch auftritt, nicht mehr so empfindlichen Schaden wie früher anzurichten, wo durch denselben der Weinbau in einem Maasstabe beeinträchliget ward, dass von einer Weinernte eine Reihe von Jahren überhaupt in vielen Weinländern nicht mehr die Rede war, so in Madeira, Griechenland, Südtirol etc. Den kleinen Schmarotzerpilzen pa- „ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rallel gehen die Schädigungen unserer Culturen durch kleine Insekten ver- schiedener Art. Unter diesen thun sich in neuerer Zeit die Pflanzenläuse durch enorme Schädigung unserer Culturpflanzen her- vor. Wir erinnern da an die Aepfel- blattllaus, die in den letzten Jahren ganze Baumschulen verheert hat, an die Blutlaus (Schizoneura), welche die An- pflanzungen von Aepfelbäumen im wes!- lichen Deutschland jetzt verheert und endlich an die kleine Pflanzenlaus, die sich erst in der neueren Zeit an den Wurzeln des Weinstockes eingebürgert hat, die Phylloxera vastatrix Pl. Wir haben schon wiederholt von dem enormen Schaden gesprochen, wel- chen dieselbe in den lelzten Jahren in den Weinpflanzungen Frankreichs an- gerichtet hat. Die weite Verbreitung derselben und der Schaden, den solche gegenwärlig in Frankreich anrichtet, mag aber noch klarer aus einem Be- richt hervorgehen, den wir dem Octo- berheft des „Journal de la Sociele cen- trale de France“ entnehmen. Dort schreibt Herr Delavall&ee: ‚Um den Schaden, den die Phylloxera anrichtet, zu constatiren, machte ich eine Reise nach dem südlichen Frankreich.“ Das Departement de la Dröme be- sitzt keinen Weinbau mehr. Die be- rühmten Weinberge von Donzere und Roussas sind vernichtet. Von Croi- sieres bis Nyons, auf einer Länge von mehr als 40 Kilometer, welche früher mit schönen Weinpflanzungen bedeckt war, ist nichts geblieben, Von 30,000 Hectaren schöner Reb- Pape, von Caumont, von Gadange, von Violes, von Gigondas existiren nicht mehr. Von Orange Avignon, von Orange bis Carpentras, in Vaisons, wo sich die Weinpflanzungen von Camaret, Rasteau undRouaix befinden, sind alle Reben todt. Auf dem Wege von Vaisons bis zu den Bädern von Propiac befanden sich aus- gedehnte schöne Rebpflanzungen, wel- che sich durch ihren üppigen Wuchs und reichen Erlrag auszeichneten, so- wohl auf steinigen Boden als an Ab- hängen angelegt und auch von diesen sind nur vertrocknete Reben übrig ge- blieben. Der für andere Culturen un- taugliche Boden ist von den Besitzern verlassen und wird zu wüsten Plätzen, Die Gegend von Le Gard ist erst von Vaucluse angesteckt worden, und sind auch die Reben noch nicht ganz todt, so sind sie doch auch schon von den Besitzern gänzlich aufgegeben wor- den. Ebenso sind die grossen Reb- pflanzungen an den Rhonemündungen bei Crau ganz vernichtet. In Camargue, d’Arles a Aigues Mortes, von da bis Lunel, von Lunel bis Frontignan sind die meisten Reben schon vertrocknet. Die Gegend von Alais, Lozere und Haut-Loire hat die Krankheit bis jetzt noch verschont. Die Krankheit bietet einzelne son- derbare Daten. So sind manche Wein- sorten zuerst ergriffen worden, dann sind Weinreben, die an Bäumen em- porranken, von der Krankheit verschont geblieben, während alle anderen Reben ringsum todt sind. In einer Gemeinde sind von einem Weinberge, der einen pflanzungen, welche das Deparlement | Vaucluse besass, sind kaum 2000 Hec- taren geblieben, und diese sind auch schon angegriffen. Die ausgebreiteten Weinpflanzungen von Chäteauneuf-du- jährlichen Ertrag von 50,000 Fr. lie- ferte, keine 70 Reben übrig geblieben und in der gleichen Gemeinde ist von einer Weinpflanzung, durch die ein Fahrweg hindurch führt, die eine Seite der Pflanzung vernichtet, - während die I. Originalabhandlungen. auf der anderen Seite des Weges gros- sentheils gut geblieben ist. Die Krankheit fängt stets auf ein- zelnen Stellen an und verbreitet sich dann in concentrischen Kreisen immer weiter in den Weinbergen. Eine andere Eigenthümlichkeit ist die, dass die Rebberge an den Ufern der Rhone, der Aigue und Louveze todt sind, während die an den Ufern ‚der Aigue-Marse, der Durance wohl erhalten sind. Die Durance tritt jähr- lich über und setzt einen an Salzen und Magnesia reichen Schlamm ab, hal das vielleicht die Weinpflanzungen er- halten. Herr. Delavallöe empfiehlt schliess- lich alle todten und angegriffenen Wein- pflanzungen auszureuten, den Boden mit Luzerne und Esparsette 3—4 Jahre zu bebauen und dann neue Weinpflanz- ungen auf solchen zu machen. Soweit Herr Delavallee. Unsere Leser sehen, welche ausge- dehnten Verwüstungen die Phylloxera in den durch ausgezeichnete Weine seit langer Zeit berühmten Pflanzungen Frankreichs schon angerichtet und noch ist dem Uebel nicht gesteuert, sondern es droht sich immer weiter auszubrei- ten, um endlich, wie so manche ähn- liche Plage zu uns zu kommen. Neh- men wir daher bei Zeiten unsere Mass- nahmen, folgen wir dem was in Frank- reich dagegen gethan wird, und studi- ren wir die Entwicklungsgeschichte der Phylloxera, über die man bis jelzt noch wenig weiss. Aus dem was über die- selbe in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht worden, gehört solche zu den kleinsten Pflanzenläusen, kommt wie andere Pflanzenläuse in geflügelten und ungeflügelten Individuen vor und wird von anderen Autoren einfach zu Aphis gerechnet. 363 gegelbe Farbe und soll an den befal- lenen Pflanzen vom Wurzelhals aus all- mählich den Wurzeln nach hinab bis zu den kleineren Wurzeln steigen. Hier sitzt sie colonienweise und saug! den Saft der Wurzeln, welche in Folge dessen allmählich absterben, so dass die befallenen Reben geieiniglich im zweiten Jahre ganz absterben. Ihre Ent- wickelung geht wahrscheinlich der der Aphis-Arten parallel. Eine Generation, welche in Folge vurausgegangener Be- fruchtung Eier legt, — dann mehrere Generationen Ammen, welche lebendige Junge gebären, so dass ein Individuum im Laufe des Jahres bis 1 Million Nach- kommen haben kann. Dass diese kleine Pflanzenlaus von oben nach unten steigt, ist allerdings das Wahrscheinlichste, denn einen an- deren Weg als den den Wurzeln nach, um allmählich hinab zu steigen, kann sie kaum wählen. Wahrscheinlich müssen nun die eier- legenden Individuen auch wieder empor- steigen und zu den noch nicht befal- lenen Nachbarstöcken kriechen und flie- gen, um hier ihre Eier an deren Wur- zelhals abzulegen. Dadurch würde sich die allmählich in concentrischen Kreisen fortschreitende Ausbreitung der Krank- heit erklären, ebenso, dass ein Weg, wenn auch nur auf kurze Zeit die Aus- breitung abgränzen kann. Aus einer anderen der angeführten Thatsachen geht hervor, dass Ueber- fluthung eines Wassers, das Schlamm absetzt, der Verbreitung der Krankheit entgegenwirkt, wahrscheinlich weil das Auf- und Absteigen der Insekten an den Wurzeln durch den dicht um die Reben sich setzenden Schlamm, ver- hindert wird. Wir haben schon früher mitgetheilt, Dieselbe besitzt eine oran- | dass in Frankreich sehr veschiedenar- tige Decocte und Filtrate benutzt wer- den, um die befallenen Weinstöcke da- mit zu begiessen, indem man mittelst gemachter Löcher dieselben in die Tiefe leitet. Es ist aber im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass durch ein der- artiges Mittel der Krankheit Einhalt ge- than werden kann, einmal weil eine derartige Operation bei der Cultur im Grossen mehr kosten würde, als die ganze Ernte werth is!, und auf der an- deren Seite der unterirdische kleine Feind doch wohl nur theilweise gelödet werden kann. Alles was nach unserer Ansicht da .gethan werden kann, besteht nicht in Vertilgungs-, sondern in Vorbeugungs- mitteln. Diese leizteren können um so leichter angewendet werden, als dieses Insekt sich nicht schnell auf weite Strecken, — sondern nur auf die Nähe ausbreitet und dann wieder sprung- weise auf anderen Verbreitungscentren aufıritt. Solcher den sein: a) Durchaus keine Rebpflanzen oder selbst Stockholz aus Gegenden zu be- ziehen, wo die Krankheit herrscht. Darauf sollte sogar von den Behörden ein wachsames Auge gehalten werden und unsere Herren Handels - Gäriner und Rebzüchter Deutschlands sollten sich im sanz allgemeinen Interesse ganz he- sonders hüten, infiecirte Waare, (da solche, welche aus inficirien Gegenden stammt) in Deutschland einzuführen. Vorbeugungsmittel wür- Gartenflora Deutschlands, Russlands und:der Schweiz. En a HB BE a a SET ne A SB nn nn - .b) Stimmen wir, wenn es sich darum handelt, der Verbreitung der Krankheit, da wo solche einmal ausgebrochen, vor- zubeugen, vollständig und aus innerster Ueberzeugung, der vom Herrn Dela- vallee vorgeschlagenen Radicalkur bei, nämlich alle todten und angesteckten Weinberge auszureuten, und eine Reihe von Jahren mit andern Pflanzen zu be- setzen, bevor man wieder Wein pflanz. Wir würden aber noch weiter gehen und überall, wo sich die Krank- heit in Weinpflanzungen zeigt, nicht blos die stark und leicht befallenen Re- ben sofort auf 2 Fuss unter dem Bo- den abhauen, sondern dem gleichen Experiment auch den nächsten Kreis der anscheinend noch gesunden Pflan- zen unterwerfen und diese Pflanzen so- fort an Ort und Stelle durch Feuer vollständig verlilgen. Den dann fol- genden Kreis von Pflanzen aber durch Antreten der Erde an den Stamm und Umstreuen mit Asche und Schwefel etc. vor den Angriffen der etwa noch wan- dernden lebenden Insekten schützen. Gegenseilige Versicherungsgesell- schalten der Weinbergbesitzer, ähnlich wie das bei gegenseiligen Versicher- ungen gegen Viehseuchen geschieht, müssten dazu beitragen helfen, dass nicht falsch verstandene Sparsamkeit, das theils oder vielleicht auch nur fraglich inficirte, conservirt, wodurch die Krankheit immer weiter ausgebrei- tet werden würde. (E. R.) I. Orginalabhandlungen. 365 4) Oxalis Acetosella als Gartenpfianze. Im dunkeln Hochwalde schimmern zuweilen lichtgrüne Oasen zwischen braungrünem Moos und braunem Laub- oder Nadelboden so lichtvoll und schön, dass wir uns verleiten lassen, vom Wege abzugehen, um die Lichtstellen kennen zu lernen. Sie bestehen aus Oxalis ‚Acelosella, in Deutschland Sauerklee und Hasenklee genannt. Die leicht lang geslielten viertheiligen Blätter haben den ganzen Sommer bis in den Winter eine so lebhaft maigrüne Farbe, dass ich keine ähnliche Pflanze kenne, sind daher nicht nur im Park und Parkgar- ten als Bodendecke reizend, sondern bilden auch höchst wirkungsvolle Tep- pichbeete, welche durch ihren Gegen- ‚satz der Farbe ungemein contrastiren. An schattigen Plätzen gibt es keine schönere Zusammenstellung als Oxalis mit Epheu oder Asarum. Die schon im April erscheinenden, bis Juni dauer- den Blüthen sind gross, kurzgeslielt und von weisser Farbe, zuweilen mit röthlichem Anflug. Da diese Oxalis perennirend ist und sich durch Stolonen sehr schnell ausbreitet, so ist die An- pflanzung und Füllung der Beete leicht zu bewirken. Im Parkwald pflanze man sie abwechselnd mit Asarum europaeum, Vinca, Epheu und andern dunklern Pflanzen, besonders als Umgebung von Farnkraut. Hierzu braucht der Boden nur dann zubereitet zu werden, wenn es ihm an frischem Humus fehlt, wel- cher unentbehrlich für diese Pflanze zu sein scheint. Zu Beeten nimmt man Laub- oder Holzerde mit Rasenerde oder Lehm, ) 5) Hoteia japonica als Zierpflanze bringt zwar nur wenige Blüthen, wenig- stens im Verhältniss zu der grossen Blättermasse, aber die ausgebildeten Blätter sind sehr decoraliv und liefern ein lange anhaltendes schönes Material als manschetienartlige Umgebung von Tellerbouquets. Da gewöhnlich die ar- men Farnkräuler des Warmhauses zu diesem Zwecke benuizi werden und so stets in einen unlertigen krankhalten Zustand kommen, so empfiehlt sich das Frühtreiben von Hoteia zum Ab- scheiden ganz besonders. Die Hoteia verlangt sandige Humuserde. Man stelle sie nicht vor Neujahr warm, kann aber vorher die Vegeta- tion im Kalthause anregen. Nachdem die Blätter ausgebildet sind, werden die Pflanzen kühl gestellt. Die Blätter müssen vor dem gedachten Gebrauche vollständig erhärtet sein. Die hübschen weissen Blülhen sind ebenfalls im Bou- quet zu benutzen. J. (Wird in Petersburg zu Tausenden zu solchem Zwecke angezogen. (E. R.) _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 6) Welches ist der richtige Name der als Oxalis tropaeoloides in den Gärten verbreiteten Pflanze? Als Oxalis tropaeoloides in die Gär- ten kam, erkannten Personen, welche gewöhnt sind, nach richtigen Namen zu forschen, darunter ich selbst, schon bei der ersten Erwähnung dieser Pflanze in der Gartenflora dieselbe als eine Ab- art von dem vielverbreiteten Gartenun- kraute O0. corniculata. Und noch jetzt findet man in allen Büchern und Catalogen, welche sich um Correctheit der Namen bemühen, Oxalis Iropaea- loides als Varietät von 0. corniculata> also ©. corniculata var. alropurpurea aufgeführt. Ich selbst bin aber in mei- ner Ansicht zweilelhaft geworden. Oxa- lis corniculata bildet beblätterte Sten- gel, O. tropaecoloides niemals, dagegen Stolonen, durch welche es sich in kur- zer Zeit weit verbreitet, vermehrt, er- hält und bei genügender Schnee- oder Bodendecke den Winter über erhält, in Topfe aber warın stehend, immer wachsend erhalten werden kann. — Dagegen ist OÖ. corniculata entschieden eine einjährige Pflanze. Indem ich mich über diese und andere Oxalis zu un- terrichten suchte, fand ich zufällig in der kleinen Schrift: ‚Die decorativen Pflanzen des Blumengartens“ von Schrö- ter unser OÖ, Iropaeoloides unter dem Namen O. purpurea mit dem Autor Jacq., was jedenfalls unrichtig ist, da dieses eine capische Art mit purpur- rothen Blüthen ist. Ich halte nun un- sere Pflanze für eine Form von 0, stricta L., die ich zwar nicht kenne, deren Beschreibung in W.D. J. Koch’s „Synopsis der Deutschen und Schwei- zer Flora‘‘ aber vollkommen passt, na- mentlich die Art zu wachsen. Sie soll aus Amerika stammen und ist in Ge- müsegärten verwildert. Koch nennt sie zweijährig, weil der oberirdische Trieb eines Jahres abstirbt und nur die Sto- Ionen lebend blieben. Dies ist wohl nicht ganz richtig, oder es müssten dann auch Zwiebel- und Knollenpflan- zen, deren Zwiebeln oder Knollen nach der Blüthe absterben, während sich da- neben oder darüber neue bilden, als zweijährig betrachtet werden, ebenso Minzenarten (Mentha) und ähnliche Pflan- zen, welche sich durch Ausläufer ver- jüngen und nach der Blüthe absterben. Es ist zu wünschen, dass Botaniker den richtigen Namen von Oxalis tro- paeoloides feststellen, und dies zu ver- anlassen, war der Zweck dieser Zeilen. J.*) *), Ist wohl nur Form von OÖ. cornieu- lata. Die Oxalis strieta besitzt aufrechte Stengel und unterirdische Stolonen. O. cor- nieulata niederliegende Stengel, welche Wurzeln treiben. Wir werden diess Pflanze im nächsten Jahre von Neuem beobachten, (E. R.) “ n II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 1. a) Empfohlen und abgebildet in W. Bull’s Catalog (London, Kings- road, Chelsea). l) Maranta Mackoyana. Jetzt schon ziemlich verbreitet und von uns schon nach den bei F. A. Haage in Erfurt gleich- zeitig eingeführten Pflanzen erwähnt. 2) Hibiscus rosa sinensis fulgidus. Von den Südseeinseln eingeführt. Blatt derb, fest, glänzend und gross. Blumen einfach bis 5 Zoll im Durchmesser, carminroth und im Grunde mit dunkelm grossem Augenfleck. Ist in Frankreich und Deutschland schon lange verbreitet und eine alte Cultur- pflanze. 3) Hibiscus rosa sinensis puniceus. Eine andere Form mit gefüllten, leuchtend ro- then Blumen von ungefähr 3 Zoli Durch- messer, die gleichfalls von den Südseein- seln eingeführt sein soll. Beide Formen sind jedenfalls sehr schön und der Cultur werth, nur macht auch diese den Ein- druck eines alten Bürgers unserer Ge- wächshäuser., 4) Dieffenbachia mobilis. Eingeführt aus Südamerika. Eine sehr schöne bunt- blätterige Decorationspflanze fürs Warm- haus. Blattstiele 1 Fuss lang. Blätter länglich-oval, 20 Zoll lang und 9 Zoll breit, dunkelgrün, schön gezeichnet mit grossen weissen unregelmässigen Flecken, die zwi- schen den stärkeren Seitennerven von der Mittelrippe nach dem Blattrande zu ver- laufen, - 5) Dracaena Shepferdi. Neue Sorte von robustem Wuchs aus der Gruppe von Dr. Jacquini von den Südseeinseln. Junge Blätter grün mit helleren Streifen. Letz- tere erhalten bei den älteren Blättern eine broncene, orange Färbung. Ausgezeichnete Neuheit, die der von Linden ausgegebenen Dr, gloriosa nahe zu stehen scheint. 367 Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 6) Dracaena imperialis. Blätter grün und später rosa gezeichnet. 7) Carica aurantiaca. Aus Bogota. Tracht der Carica Papaya. Frucht kugelig, 3 Zoll im Durchmesser, orangenfarben. 8) Alpinia vittata. Eine reizende Neu- heit von den Südsee-Inseln. Das Rhizom treibt zahlreiche Stengel, besetzt mit ellip- tischen lanzettlichen 6—8 Zoll langen Blät- tern, welche letztere auf dem hellgrünen Grunde zahlreiche dunkelgrüne und weisse Streifen tragen. 9) Aristolochia galeata. Schlingpflanze aus Bogota. Blätter herzförmig. Blumen milchfarben und braunpurpur geadert, Blu- menröhre aufgeschwollen, der Blumensaum 7 Zoll lang, bestehend aus 2 zusammenge- legten sichelförmigen Lippen. 10) Alocasia illustris und A. Marshall. Sollen beide aus Ostindien stammen und sind beides Formen, die der bekannten schönen A. Jenningsi nahe stehen, erstere besitzt aber einen herzförmig -speerförmi- gen Blattgrund, letztere ein schildförmiges am Grunde nur sehr schwach ausgebuch- tetes Blatt. 11) Oroton limbatum. Abermals eine buntblätterige Form von den Südsee-Inseln. Blätter länglich -lanzettlich, 7 Zoll lang, tief grün mit hell orangegelber Mittelrippe, Randung und punktartigen einzelnen Flecken. 12) Dioscorea illustrata. — Knollige Schlingpflanze vom Rio Grande, wahr- scheinlich eine der Formen von D. disco- lor. Blätter pfeilförmig-herzförmig, oli- vengrün mit breiten silberfarbenem Mittel- streifen und einzelnen Flecken. 13) Corynostylis hybanthus. Halbschlin- gender Strauch aus der Familie der Vio- laceen vom Amazonenstrom, Blätter oval, 368 Blumen weiss, von vorn von der Form einer grossen Viola, in einen 2 Zoll lan- gen trompetenförmigen Sporn ausgehend, wodurch die Blume an ein Tropaeolum er- innert, weiss. (E. R.) 14) Narcissus (lusii Dunal. Eine Narzisse, welche in Algerien, in den höher gelegenen Gegenden, in Wäldern, die aus Pinus halepensis bestehen, so am Boghar, am Teniet el Haad, ferner auch in Oran und in der Ebene von Senia wild wächst. Im Sommer zur trockenen Jahreszeit ruht diese Art, wenn aber die Herbstregen be- ginnen, dann treibt jedes Blatt ein linien- pfriemliches Blatt und entwickelt seine weisse, einem N. Pseudo-Nareissus ähn- liche Blume im December und Januar, wes- halb sich diese Art zur Treiberei sehr wohi eignen dürfte. Der 11/, Zoll lange Blüthen- schaft trägt je eine fast wagerecht ab- stehende, 2 Zoll im Durchmesser haltende Blume. Professor Fenzl gibt von dieser in den Gärten bis jetzt unbekannten Narzisse pag. 69 des Gartenfreunds, herausgegeben von der K. K. Gartenbaugesellschaft in Wien, einen guten Holzschnitt und sagt, dass Corbularia monophylla Durieu de Maiss. (Duchartre Revue bot. II. p. 425) mit N. | Clusii identisch sei. Dunal legte der Al- gierischen Pflanze den Namen N. Clusii bei, weil er glaubte, dass die in Spanien wach- sende, von Clusius als Pseudonareissus jun- cifolius albus beschriebene Pflanze damit identisch sei. Nach Professor Fenzl ist das nicht der Fall, weshalb Fenzl die Spa- nische Pflanze, welche früher in den Gär- ten sich befand, jetzt aber wieder verloren gegangen ist, mit De Candolle N. canta- bricus nennt und vorschlägt, für N. Clusii den von Durieu de Maissoneuve gegebenen | Namen N. monophyllus anzunehmen. Letztere Art ist dieses Jahr von der Zwie- belhandlung Barnart’s in Vogelzang bei Haarlem verbreitet worden, kann aber auch vom Herrn Durando, (Alger, rue Rene Caill& 6) das Hundert Zwiebeln zu 25 Fr. bezogen werden. (E. R.) 15)Mainzer Frühzwetsche. Es ist | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a E dieses nach Oberdieck (Illustr. Monatsh. £ Porn. 1873 pag. 170), von allen bis jetzt bekannten Zwetschen-Sorten die früheste. Dieselbe gleicht der gewöhnlichen Haus- Zwetsche, verlangt einen tiefen humusrei- chen sandigen und nicht zu trockenen Bo- den und reift schon Mitte August. Das Fleisch löst ganz vom Stein und besitzt einen sehr angenehmen süsssäuerlichen Ge- schmack. Soll schon seit 1819 in Mainz eultivirt werden, ursprünglich aus Frank- reich eingeführt sein, hat sich aber erst in neuester Zeit angefangen zu verbreiten. (r.) 16) Todea Wilkesiana Brackenridge. Unter den mit Recht so beliebten Farn mit durchsichtigen Blättern nimmt neben der schönen Leptopteris superba, die von uns bei- stehend, nach einem uns vom Hrn. James Veitch (Royal Exotic Nursery, Chelsea, Lon- don) mitgetheilten Clich6 abgebildete Todea Wilkesiana den ersten Platz ein. Dieselbe wächst in feuchten Waldungen der Fiji- Inseln. Dieselbe ward von Veitch in Cul- tur eingeführt und bildet eine der reizend- sten Zierden seines als Felsengrotte auf- gebauten Farnhauses, vorzugsweise be- stimmt zur Cultur der Trichomanes und Hymenophyllum-Arten, sowie für die Arten mit durchsichtigen Blättern von Todea, Lep- topteris u. s. f. Hooker beschreibt diesen lieblichen Miniaturfarnbaum als Form von T.Fraseri. Bildet einen 18—20 Zoll hohen und 1—11/, Zoll dicken Stamm, aus dem die Pflanze einzelne Luftwurzeln in die Erde aussendet. Eine reiche Krone ab- stehender bis 2 Fuss langer Wedel von el- liptisch-lanzettlichem Umfange, die doppelt | fiederschnittig, wie das unsere Abbildung zeigt, kahl und die durchsichtig-olivengrüne Färbung der Trichomanes- Arten, überragt den Stamm. Verlangt gleich den meisten Tricho- manes- und Hymenophyllum - Arten einen Standort im feuchten, niederigen, temperirt kalten Hause, wo das ganze Jahr hindurch | eine gesunde reine Luft und im Winter eine Temperatur von + 5—6° R. erhalten wird. Wird dieses eingehalten, so ist die - Taf 380 SD Grunufolin Il. Cultur der zierlichen Farn mit durchsich- tigen Blättern gar nicht schwierig, und wenn dieselben, wie die Engländer sagen, erst einmal etablirt (in der Cultur akkli- "matisirt), dann wachsen sie so freudig und üppig wie andere Farnkräuter. (E. R.*) *, Wir erhielten kürzlich aus England Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. BESTEN FALLEN ELEUR >ESSTEH NIT TLAED 369 ein Kistehen mit Trichomanes- ‘und Hyme- nophyllum ‚bei — 60 R. Dieselben kamen im gefrorenen Zustande an, thaueten in der geschlossenen Kiste allmählich auf nnd hatten von der niedrigen Temperatur gar nicht gelitten. ER I D SED DNt FE Nr EUTTTTEEL DM) 4 N N TH, Todea Wilkesiana, IL 1873. I. 1) Neues Mittel zur Vertilgung der Feldmäuse. Durch in die unterir- dischen Gänge eingetriebenen dichten Rauch werden bekanntlich die Feldmäuse getö- det. Professor Nessler in Karlsruhe hat eine Sorte von Patronen von qualmenden leichtbrennenden Substanzen fertigen las- sen, welche in die Gänge eingeschoben und angebrannt werden. Natürlich müs- sen alle Oeffnungen, wo Rauch her- aus kommt, sofort zugetreten werden, wenn das Mittel helfen solle. Man nimmt dazu eine faserige Substanz, als welche sich die Jute als besonders geeignet er- wies, tränkt diese mit concentrirter Salpe- terlösung (Kalisalpeter), trocknet darauf gut, dann wird getheert und im halbtrock- nem Zustande des Theeres Schwefelblumen aufgestreut. Nach vollständigem Abtrock- nen werden die Fasern in dünne Zöpfe geflochten und diese behufs der Verwend- ung in kleine pillenartige Stücke geschnit- ten und in der Weise verwendet, dass sie angezündet, in die Mäuselöcher schoben und letztere sofort mit Erde ge- schlossen werden. (Pomolog. Blätter). 2) Die zittergrasartige Segge — Carex brizoides — verdient die Aufmerk- samkeit der Oeconomen, da sie in vollstem Maasse dasRosshaar und das Seegras(Zostera marina) ersetzt, in Waldungen reichlich vorkommt, einen schätzbaren Handelsar- tikel bietet, bildet, ja sogar auch eigens cultivirt — in feuchtem , humosem, lehmigem Sandboden bei feuchter, warmer Frübjahrswitterung und gemässigtem Klima bietet sie noch im- mer grosse Vortheile. In den Waldungen (5000 Hectaren) des badischen Rheinthales gab der Handel mit besagter Segge im verflossenen Jahre 1872 einen Reinertrag von gegen 6000 fl. Freiburg bezog im ver- flossenen Jahre 1872 aus seinen Waldun- gen (814 Hectaren) 13853 fl,, ein Ertrag, einge- | und das Sammeln derselben | einen Nahrungszweig für die ärmere Classe Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Notizen. der, wenn nicht über, jedoch gleich dem Werthe der Holzproduction ist. Ende Juni wird das Gras ausgerupft, an der Sonne getrocknet, in den Magazinen mittelst Ma- schinen in Zöpfe geflochten und so in Han- del gebracht. (S—r.) 3) Gefärbtes Glas. Durch längere i Zeit fand man in den Journalen die Mit- theilung, dass General Plesanton in Phi- ladelphia das Wachsthum der Pflanzen auf das Unglaublichste befördern konnte, in- dem er selbe unter Glas violetter Farbe gab. — Nun aber entnehmen wir aus dem Bulletin de la Societe Linneenne de Amiens (N.5 de 1872/35), dass nach neueren mehr- ı fälligen Versuchen des Hrn. Baudrimont und Bert besagte Farbe den Pflanzen nicht allein nicht günstig, sondern sogar schäd- lich sei. Baudrimont stellte Pflanzen unter Glas von verschiedener Farbe und fand, dass die violette Farbe und auch die grüne denselben schädlich sei, letztere Farbe sei so schädlich wie Dunkelheit. (S—r.) 4) Welwitschia. In der Agrieultur- halle der Wiener Weltausstellung von Por- tugal fanden sich einige Exemplare ver- schiedener Grösse der Welwitschia mirabi- lis — und wahrlich es ist ein höchst wun- derbarer Baum. Ein umgekehrt kegelför- miger Stamm, mit brauner rauher Rinde (am grösseren Exemplare von gegen 2 Fuss Dicke) bildet an seinem oberen Theile eine grosse runde Platte mit wulstigem, erhob- | enem, zerrissenem Rande von circa 6 Fuss im Durchmesser, welche durch einen Spalt quer durchschnitten ist, der in die Holz- masse durch mehrere Zoll eindringt; — der untere Theil des Stammes geht in eine wenig verästelte Pfahlwurzel über. Neben diesem Baume liegen ein Paar mehrere Fuss lange Blätter, welche nach Welwitsch an jeder Seite unter dem äusseren Rande der Platte entspringen und III. Notizen. sich in gerader Linie über den Boden brei- ten — diese zwei Blätter, lederartig, pa- rallelnervig, zerschlitzt sind die einzigen, welche der Baum in seiner ganzen Lebens- dauer hervortreibt; sie sind die Keimblät- ter, welche die Ernährung des Stammes fortsetzen — fallen diese ab, so stirbt der Baum ab. Eine Zeichnung — eine weit ausge- dehnte Sandwüste mit in weiter Ferne sich erhebenden Gebirgen — gibt uns das Bild der Gegend, in welcher dieser »Tumbo« vorkommt — es ist Benguela — allwo Welwitsch reichliche Schätze gesammelt hatte und unter diesen obbenannten son- derbaren Baum entdeckte, (S—r.) 5) Aucuba japonica. In allen Gar- tenwerken von Förster, L. Schröter, Jä- ger.etc, etc. und in der Praxis wird die vorstehend aufgeführte Pflanze durch Steck- linge vermehrt. In Rücksicht nun darauf, dass dieselbe buntblätterig und wegen ihrer sonstigen guten Eigenschaften als Stubenpflanze sehr geschätzt ist, auch sonst aber im Freien unter Bedeckung aus- hält, theile ich mit, dass es mir gelungen, diese Pflanze aus dem Blatte heranzuziehen und gelingt die Vermehrung, indem man den mit Auge vom Aste abgeschnittenen Stiel bis ans Blatt in mit Sand vermischte Lauberde steckt, ganz vorzüglich leicht und ohne Schwierigkeiten. Die von mir im Stettiner Gartenbau- Verein ausgestellte Pflanze war in dieser Art herangezogen und dürfte die Vermehr- ung für die Herren Gärtner in dieser Art leichter und von lohnendem Nutzen dadurch sein, dass die Mutterpflanze geschont wird. Kaufmann G. A, Kaselow in Stettin. 6) Zum Grassamenhandel. »Die diesjährige Grassamenernte aus den Wald- ungen von x soll am xten d. M. öffentlich versteigert werden.« So oder ähnlich gefasst, lasen wir eine Reihe von Anzeigen in verschiedenen Blät- tern der Provinz Starkenburg, wo die Gras- samengewinnung im Walde umfangreich betrieben wird. Wollen wir auch den Be- 371 sitzern der Wälder eine derartige Neben- nutzung nicht missgönnen, so können wir doch die Befürchtung nicht unterdrücken, dass diese Grassamengewinnung nicht mit derjenigen Sorgfalt betrieben werden könne, welche die Käufer von Grassamen voraus- setzen müssen. Nehmen wir auch an, dass die Sammler des Samens im Interesse des Verkaufs der Samen die einzelnen Gras- sorten, obgleich dieselben von Natur durch- einander stehen, möglichst rein gewinnen, so müssen wir uns doch sagen, dass die im Walde wild wachsenden Gräser vielfach ganz anderen Arten angehören, als unsere Feld- und Wiesengräser, und dass es bei der schweren Unterscheidbarkeit vieler Grassamen für die Meisten ganz unmöglich ist, gewisse falsche Grassamen, welche auf solche Weise in den Handel kommen, von den echten zu unterscheiden, die sie kau- fen möchten. Sollte man es bei der Ausdehnung, welche der Grassamenhandel hier erlangt hat, nicht vorziehen, von der Grassamen- gewinnung im Walde allgemeiner, als seither üblich, zum Grassamenbau im Felde überzugehen? Wie gross gerade im Gras- samenhandel für den Landwirth die Gefahr ist, geht aus den jüngsten Veröffentlichun- gen der Controleanstalt für landwirthschaft- liche Handelssämereien in Tharand hervor. Darin heisst es u, A.: Um die Zeit der letztjährigen Herbst- bestellung wurden uns u. A. von einer Seite 32 Proben Grassämereien (Verkaufs- waare) zur Untersuchung ihrer Reinheit und Keimfähigkeit eingesandt. Die Send- ung stammte von einer im Samenhandel angesehenen Firma, anderen Geneigt- heit, das Bestmögliche auf den Markt zu stellen, kein Zweifel erlaubt ist. Behufs der Untersuchung wurde zuerst der Pro- centsatz fremder Bestandtheile (Unkraut- samen, Trümmer vegetabilischen und mi- neralischen Ursprungs etc.) mittelst Aus- lesens einer richtig gezogenen Durch- schnittsprobe ermittelt und die Echtheit der Etiquetten untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dass die Verunreinigungen im Durchschnitt sämmtlicher 32 Proben 24 * 372 30:9 Procent betrugen, und dass 4 dersel- ben einen falschen Namen führten. Es war nämlich bezeichnet: Rother Schwingel als »Schafschwingel«, Riesen- schwingel als »Waldschwingel«, Draht- schmiele als »Rosenschmieles, Waldzwenke als »Strandhafer«. Bezüglich der hier un- ter solchem Namen auftretenten Schmiele, eines auf Waldlichtungen massenhaft wild wachsenden Grases, müssen wir bemerken, dass man diesem unwerthen und meist im geringen Procentsatze keimkräftigen Samen im Handel durchgehend unter dem Namen »Goldhafer« begegnet, eines als Untergras schätzbaren Bestandelements, dessen Same dem der Drahtschmiele in Farbe, Grösse und Gestalt sehr ähnelt, obschon beide nach botanischen Merkmalen hinreichend unterschieden sind. Noch auf einen anderen Umstand müs- sen wir aufmerksam machen. Wenn man die Verunreinigungen dieses Pseudo-»Gold- hafers« näher untersucht, so wird man fin- den, dass dieselben in der Regel bestehen aus halbverwesten Rindenschüppchen von Nadelhölzern, aus Fruchthüllen und Samen der Heinsimse, Samen des Mauerlattichs, Blattstückchen des Berg -Johanniskrautes, des Waldkrautes. — Alles von Pflanzen, welche auf gemeinsamem Standort mit der Drahtschmiele von selbst kommen und den Beweis liefern, dass diese Samen (von Wei- bern und Kindern) zusammengerafft wor- den sind. Dergleichen Betrügereien, wie solche sind, kann nur die wissenschaftliche Untersuchung bei verkäuflichen Samen fest- stellen. Von den auf obige Art ausgele- senen echten Samen wurden sodann 200 Stück ohne Auswahl abgezählt, und nach 24- bis 48stündiger Einquellung. theils in einem besonderen Keimapparat (aus ge- branntem, nicht glasirten Thon bestehend, | der angefeuchtet, die nöthige Feuchtigkeit an den Samen abgibt), theils in guter Gar- tenerde zum Keimen angesetzt und einer covstanten Einwirkung von 15 bis 16° R. ausgesetzt. Das Resultat der Keimversuche, sowie der Untersuchung auf die Verunreinigungen ergab, dass hundert Pfund käuflicher Gras- enden, Deutschlands, Russlands und der Schweiz. untaugliches Material. samen im Durchschnitte nur 12 bis 15 Pfund brauchbare Elemente enthielten, während die übrigen 85 bis 88 Pfund theils Unkrautsamen waren, zum Theile absolut Es ist nur hinzu- zufügen, dass diese Ergebnisse nicht etwa Ausnahmen darbieten. Gestützt auf Hun- derte von analogen Versuchsreihen müssen wir als Ergebniss zweijähriger Untersuch- ungen aussprechen, dass obige Tabelle nur den Charakter eines Beispieles trägt, dass sie lediglich ein Repräsentant der Durchschnittsverhältnisse im Handel mit Grassämereien ist. Wer etwa glauben sollte, ein mit Sy- stem betriebener Schwindel im Samenge- schäft sei nur in England zu Hause, nicht aber im guten Deutschiand, der könnte sich leicht eines Anderen belehren durch Revision unserer schon ganz ststtlichen Sammlung der gebräuchlichen Verdünn- ungsmittel käuflicher Sämereien. Solche Verdünnungsmittel sind für Rothklee der spitze Wegerich, der Gelbklee; für Saat- lein der gezahnte Dotter, ebenso kommt der Ackerfuchsschwanz darunter vor. (Es scheinen uns das weniger Verdünnungs- mittel, als zufällig beigemischte Unkraut- samen (E. R.). Das originellste Verdünn- ungsmittel bilden aber entschieden Quarz- steinchen, welche, von der Firma M. H. in der A.-Strasse in Hamburg bezogen, zentnerweise den Handel gebracht werden. Von diesen Quarzsteinchen sind uns bis jetzt zwei Sorten bekannt geworden, die eine Sorte in Naturfarbe, in jenem ei- genthümlichen Grau mit unbestimmtem Schein ins Violette, wie es manche Roth- kleesamen haben und zugleich durch sorg- fältige Siebung mit genannter Samenart in der Grösse vollständig übereinstimmend; die andere kleinere Sorte, so kunst- reich schwefelgelb gefärbt, wie der schönste in | Weissklee, dass auch dem erfahrenen Sa- menkenner bei unbefangener Prüfung nicht leicht der Verdacht entstehen wird, dass hier eitel Stein und Kies beigemengt ist. Da die von Staats- und Polizeiwegen gegen derartige Missstände zu ergreifenden Mass- a 7 N A A ie, 2 ee an | Dur Eh, IV. Literatur, regeln mehr oder weniger illusorisch blei- ben, wenn nicht das consumirende Publi- kum selbst in seiner Gesammtheit ener- gisch in gleicher Richtung wirkt, so ver- dient dieser Gegenstand iu hohem Grade die Aufmerksamkeit der landwirthschaft- lichen Kreise. Die landwirthschaftliche Versuchs- und Auskunftstation für das Grossherzogthum | Hessen hat u. A. auch die Controle des landwirthschaftlichen Samenhandels in ihr | 373 Programm aufgenommen. Wie wichtig dieselbe ist, geht aus den vorstehenden Mittheilurgen hervor. Für Hessen ist sie doppelt wichtig wegen der auf die Aus- fuhr berechneten starken Gewinnung von Waldgrassamen. Von Erfolg kann aber eine solche Station nur werden, wenn sie auch von den Landwirthen benützt wird, Peter Nik. Feuser. Aus der »Bohemia« (Prager Zeitung.) IV. Literatur 1) Die Pflanzenwelt Norwegens. Ein Beitrag zur Natur- und Cultur- geschichte Nord-Europas von Dr. F. C.Schübeler. (Allgemeiner Theil). Mit 15 Karten und Illustrationen, Christiania 1873. 4. und Pflanzen- geographische Karte über das Königreich Norwegen von F., C. Schübeler. Christiania 1873. Der Verfasser des im Jahre 1862 er- schienen rühmlichst bekannten Werkes: Die Culturpflanzen Norwegens schildert in dem vorliegenden allgemeinen Theile die klimatologischen und Vegeta- tionsverhältnisse Norwegens. Einleitungs- weise bespricht er die eigenthümlichen oro- graphischen und hydrographischen Verhält- nisse des Landes, indem er dieselben gleich- zeitig durch Holzschnitt Illustration der interessantesten Parthien veranschaulicht, wie des Romsdalshornes und der Troldtin- den, des Noranger Fjords im Romsdals- Amte, des Torghatten, der Insel Tränen, des Rastsundes in Lofoten, des Nordcaps und des Pasvigflusses in Süd- Varanger (p. 1-10). Auf p. 12—19 behandelt Sch. die klimatologischen Verhältnisse Norwe- gens, in dem er die in einer Tabelle über- sichtlich mitgetheilten Resultate der Ar- beiten des meteorologischen Instituts in Christiania von 38 Stationen über die Tem- peratur der Luft und von 9 Stationen über die Temperatur der Meeresoberfläche an der Küste Norwegens bespricht, woran sich eine Tabelle über die Temperatur des Mee- res minus der Temperatur der Luft von 9 Stationen und 2 Tabeilen über die Ther- mischen Anomalien in den Monaten Ja- nuar und Juli von 36 (35) Stationen an- schliessen. Auf p. 20—30 wird die Feuch- tigkeit der Luft und zwar a der Druck der Wasserdämpfe und b die relative Feuch- tigkeit von 19 Stationen, der Luftdruck von 14 Stationen, die Winde von 21 Sta- tionen, die Bewölkung von 14 Stationen, die Niederschläge (Regen, Schnee, Nebel) von 17 Stationen, die Hagelschläge und die Gewitter erörtert. Der folgende Abschnitt von p. 30— 383 enthält eine Besprechung des für die Norwegische Küste so wichti- gen Golfstromes und eine Darstellung der Meeresisothermen in den Monaten Februar bis März und im Monate August auf 2 von Prof. H. Mohn ausgeführten Karten. — Schübeler bemerkt hierüber (l. e.): »Die Ursache, dass Norwegen, als cultivir- tes Land, den Platz einnehmen kann, den es behauptet, liegt allein im Golfstrome. Ohne Golfstrom würde der grösste Theil Scandinaviens höchst wahrscheinlich nur ein zweites unter Schnee und Gletschern | begrabenes Grönland darbieten, und der übrige Theil nicht besser gestellt sein als 374 I:abrador; mit Hülfe des Golfstromes ist dieses Land bis zur äussersten Spitze von eivilisirten Menschen bewohnt, indem die grosse Reichthumsquelle, das Meer, nicht zufriert, ja nicht einmal im tiefsten Win- ter, wenn die Sonne Monate lang ihre er- wärmenden Strahlen der Erde entwendet.« Daran schliessen sich von p. 39 — 76 Zusammenstellungen der Blüthezeiten einer grossen Reihe von Pflanzen und der Cul- turversuche der wichtigsten aus südlichen Klimaten stammenden Nutzpflanzen bei Christiania und von 7 unter verschiedenen Breitegraden vom Throndhjems bis zum -‚Varanger-Fjord gelegenen Localitäten an. Wir theilen anliegend auszugsweise eine vergleichende Uebersicht der von Schübe- ler seit 20 Jahren bei Christiania beobach- teten Pflanzen mit, indem wir gleichzeitig die Resultate unserer eigenen l6jährigen Beobachtungen bei St. Petersburg daneben gruppirten und zugleich aus Schübeler’s prächtiger pflanzengeographischer Karte über das Königreich Norwegen die bis jetzt bekannten Polargränzen der einzelnen Pflan- zen hinzulügten. Wir theilen hiebei Sch’s. auf p. 35 ausgesprochene Meinung über die in neuester Zeit auf verschiedene Weise gemachten Versuche die wichtigsten Fac- toren, welche das Gedeihen einer Pflanze bedingen, zu combiniren, um daraus ein Allgemeingesetz zu erzielen, indem es uns bis jetzt ebensowenig wie Sch. gelungen ist, ein brauchbares Resultat zu erzielen. Sehr interessant nicht nur für den Zoo- logen ist auch das von R. Collett zusam- mengestellte und auf p. 46—51 mitgetheilte Verzeichniss über die gewöhnliche Ankunft der Zugvögel bei Christiania, indem da- durch das Bild des Frühlingserwachens bei Christiania vervollständigt wird. Am Schlusse seiner » Vegetationsbilder« stellt Sch. Vergleiche zwischen den auf Halsnö unter dem 59° 47° N. Br. und bei Strand am Kväfjord unter dem 68° 46’ N. Br. gemachten Culturversuche an, wobei sich ergibt, dass die gewöhnliche vierzeilige Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gerste (Hordeum vulgare L.) auf Halsno durchschnittlich 19 und der Sommer-Rog- gen (Secale cereale aestivum L.) 23 Tage länger zur Entwickelung braucht als am Kväfjord; obwohl dieser Ort, bei weit niedrigerer Temperatur und bei viel grös- serer Bewölkung, neun Breitegrade nörd- licher liegt als Halsnö. Aehnliche Resul- tate erhält man bei der Vergleichung des Hafers-, Roggens- und Pferdebohnenbaues zwischen Bodö unter 67° 17‘ N. Br. und Skibotten unter 69° 28° N. Br. Zum Schlusse resumirt Sch. seine An- sichten über die Vegetationserscheinungen folgendermassen: 1) Werden in Scandinavien Getraide- | arten, nach und nach von Ebenen in Ge- birgsgegenden gebracht, können dieselben ı daran gewöhnt werden, sich nicht nur zu entwickeln in derselben, ja in sogar kür- zerer Zeit wie früher, sondern auch bei einer niedrigeren Mitteltemperatur. Wenn dieselben Getraidearten dann, mehrere Jahre hindurch, in jenen Gebirgsgegenden gebaut, wieder in die Muttererde ver- pflanzt wurden, reiften sie anfangs früher als dieselben Varietäten, die vorher unun- terbrochen in der Ebene cultivirt waren. 2) Auf dieselbe Weise verhalten sich Getraidearten u. 8. w., die nach und nach von Süden nach Norden gebracht werden. 3) Der Same nimmt an Grösse und Ge- wicht zu und ab nach der Verpflanzung ı von Süden nach Norden, und umgekehrt. 4) Die Ursache dieser Erscheinung spielt dieselbe Rolle mit Bezug auf Pig- ment. 5) Der Wechsel des Aroms und die Veränderung der Zuckermenge schliesst die | Reihe der Beobachtungen. Dem Werke sind 15 von Prof. Mohn ausgeführte Karten beigegeben, die sich auf den klimatologischen Theil desselben | beziehen, und von denen 11 die Tempera- tur-, die anderen Barometer- und Feuchtig- keitsverhältnisse wiedergeben. IV. Literatur. 375 Bis jetzt bekannte Polar- grenze in Norwegen. Namen der Pflanzen. j Blüthezeit bei | Christiania. N: Br. 0: L. Acer platanoides L. 66° 18° 31° 32° „ tartaricum L. 59° 54 28° 23° Achillea Millefolium L. 712..54.422. 39 en Ptarmica L. Actaea spicata L. 70° 2° 40° 36‘ Adonis vernalis L. 599 54° 28° 23° Adoxa Moschatellina L. 70° 22° 48° 50° Aesculns Hippocastanum L. 65° 58° 29° 55° Agrostis vulgaris With, Alchemilla vulgaris L. 71°.7° 43° 28° Alisma Plantago L. 64° 30° 29° 45° Alnus glutinosa W. 63° 47° 29° 10° „» Incana W. 70° 30° 47° 20° „ . viridis DC, Alopecurus geniculatus L. 59° 54° 28° 23° 5 pratensis L. 69° 11° 35° 38° Amelanchier Botryapium DC. 59° 54° 28° 23° Amygdalus nana L. 63° 26° 28° 4° Andromeda polifolia L. A 1m AB 28. Anemone nemorosa L. - 69° 40° 36° 38° 5 ranunculoides L. 682.594 37° 20% Antennaria dioica Gärtn, Anthemis tinctoria L, Anthoxanthum odoratum I. 119: 7% 432 28° Anthriscus sylvestris Hoffm, 1122 4.432 28, Aquilegia vulgaris L, 65° 54° 30° 5° Arctostaphylus Uva ursi Spr. 70° 20° 43° 24° Arenaria serpyllifolia L. r campestris L. Artemisia vulgaris L, 70° 0° 40° 58° Asarum europaeum L. Asperula odorata L, 66° 59° 31° 45° Avena pubescens L. Berberis vulgaris L, 642.214°.292410° Betula alba L. “2702 50% 4052584 » fruticosa Pall. 59° 54. 28° 23° Bidens tripartita L. | Briza media L. 642° 1%. 292°10° Bunias orientalis L, 59° 54° 28° 23° Butomus umbellatus L. Calluna vulgaris Salisb. Caltha palustris L,, IS U A922 Campanula glomerata L. n rotundifolia L. 5 Trachelium L. Capsella bursa pastoris Mönch. 12 170439227. 14.—18. 10.—14. 16.—20. 2.— 6. 25.— 30. 6.—10, 21.—25. 1.— 4. 4.— 8. 17.—22. 6.—10. 6.—10. 6.—10. 26.— 30. 1,— 4. 4.— 8. 20.—24. 12.—16. 26.— 30. 1.— 5. 14.—18. 24.—30. 16.—20. 18.—24. 2.— 6. 4. 8, 17.—22. 20.—24. 26.— 90. 20.—24. 10.—14. 206.— 30. 20.—24. 4.— 8. 14.—18. 20.—24. 12.—16, 1.— 4. 8.—12, 6.—10. 26.— 380. 18.—22. 24.—28. 12.—16. 4.— 8. 16.—20. | Blüthezeit bei St. Petersburg. 26, 23. Mai Juni 6. Juli uk, 15. Juli Juni 4, Juni 21. 12, 25. 30. 29. 30. 26. 19. 25. Mai Juni Juni Mai Juni April April Mai Juni 4. Juni 3l. Mai 7. Juni 5. Juni 6. Mai 16. Mai 4, Juni 8. Juli 12. Juni 5. Juni 8. Juni 7. Juni 30. Juni 14. August 29, Juli 6. Juni 13. 25. 17 22. 23. 31. 28. 11. Juni Juni Juni Mai Mai Juli Juni Juni 4, Juli 24. 20. 21. Juli Mai Juni 3. Juli 80. 13. Juni Mai Namen der Pflanzen. Bis jetzt bekannte Polar- | Blüthezeit bei | Blüth ezeit bei grenze in Norwegen. Christiania. St. Petersburg. N. Br. O0. L. { \ Caragana arborescens Lam. 292..02.402 58. 2.— 6. Juni 9. Juni ES frutescens DC. 59° 54° 28° 25° 2.2.6.5 19.2, u Cardamine amara L. 1.—6. „ 10,5; pratensis L. Zoe 72 439.27, 28. Mai—2 „ a Carum Carvi L. 69° 52° 47° 52° 8.—12. „ 102, 408 Centaurea Cyanus L. 202.0. 402 58 10.—14. Juli | 28. Cerastium arvense L. 26.—31. Mai | 31. Mai Chelidonium majus L. 62° 40° 259° 7° 1.— 4, Juni 6. Juni Chrysosplenium alternifol. L. 1.— 4. Mai 9. Mai Cirsium arvense Scop. 1.— 4. Juni | 12, Juli 3 heterophyllum All, 6.—10. „ EN 3 lanceolatum Scop. 16.—20. „ en N palustre Scop. 1.— 4, 8, Da Convallaria majalis L. 64° 48° 28° 55° 24.30. Mai | 29, Mai Cornus alba L. 69° 40° 36° 38° 1.— 4. Juni | 12. Juni Corydalis nobilis Pers. 10.—14. Mai | 21. Mai Corylus Avellana L. 672 56/7 322 40/ 6.—10. Aprili 2. Mai Cotonaester vulgaris Lindl. 64° 30° 29° 45. 18.—24. Mai 9. Juni Crataegus coccinea L. ar er 12.—16. Juni | 17, „ u nigra W. et K. 599 54° 980 99. 6.—10. „ 22.0, n sanguinea Pall. | 702202 409% 58 4.—8. „ , Crocus vernus L. | 109°.07= 402758 8.—12. April 27. April Cytisus ratisbonnensis Schaeff. 5990 54° 980 99. 4.— 8. Juni | 13. Juni Dactylis glomerata L. | 69° 40° 36° 38° | 16.—20. „ 23.» Dianthus deltoides L. 4.— 8. Juli 8. Juli n plumarius L. 20.—24. Juni , Dielytra spectabilis DC. 69° 40° 36° 38 26.—30. Mai 4. Juni Dodecatheon Meadia L. 24.—80. „ 23.» Draba alpina L. 12.—16. „ 17. Mai Drosera longifolia L. | 70° 25° 44° 1% 8.—12. Juli 5. Juli »„ rotundifolia L. | 70° 28° 46° 0 8-20 5 Dryas octopetala L. | 710 7° 430 28% 1.— 4.Juni | 15. Juni Epilobium angustifolium L. | 71° 7° 43° 9g AN 10. Juli Equisetum arvense L. | 710° 7° 490 98. | 5.—10. Mai 5. Mai Erigeron acris L. | 24.—30. „ 27. Juni Eriophorum angustifol. Roth. 1.— 5. Juni 8. Mai Evonymus europaeus L. | 64° 12° 299 58% 12.—16. „ 5. Juli = latıfolius Mill. | 59° 54: 989 93. 1.— 4 „ 11. Juni x verrucosus Scop. | 590 544 9289 994 | 12.—16. „ DIRT Ficaria ranunculoides DC. | 67° 4 31° 45 10.—16. Mai 5. Mai Fragaria vesca L. | 70° 17° 41° 10 18.—18. 5, 9. Juni Fraxinus excelsior L. | 63° 40° 280 90. | 1.— 4. Juni | 30. Mai Fritillaria pallida Schrenk. | ı 18.—22. Mai | 28. Mai Galium boreale L. | 20.— 24. Juni 28. Juni Genista tinctoria L. 630 59 280 56° 4.—8. Juli 7. Juli 4 Gentiana cruciata L. 16.—20. 22, „ er) ] IV. Literatur. 377 Bis jetzt bekannte Polar- | Blüthezeit bei | Blüthezeit bei Namen der Pflanzen. grenze in Norwegen. | Christiania. St. Petersburg. N. Br. 0: L. | | Gentiana Pneumonanthe L, I 18.—22. Juli | 25. Juli Geranium sylvaticum L. 112% 1 A839 23. 2.— 6. Juni 14. Juni Geum rivale L. Tl 01 A398“ 20.—24. Mai ENRE: „» urbanum L. 682. 122.322.°04 8— 12. Juni 20,0 Glechoma hederacea L. 64° 30°. 29° 45° 12.—16. Mai | 27. Mai Gnaphalium sylvaticum L 6.—10. Juni | 10. Juli Gymnadenia conopsea R. Br. 70° 20° 43° 14° 12.—16. „ 30. Juni Hepatica triloba DC. 64° 12° 29° 58 24.Mz.—10.Ap.. 3. Mai Heracleum villosum Fisch. 24.—28, Juni 8. Juli Hesperis matronalis L. 202 4 479 97. 1.— 4. Juni | 13. Juni Hieracium umbellatum L. 24.—28. Juli | 25. Juli - Hierochloa borealis Roem. et Sch. 70° 22° 48° 40° 20.—24, Mai 10. Juni Hyacinthus orientalis L. 63° 26° 28° 4° 1.—.6,2.% 12. Mai Hyoscyamus niger L. 63° 35° 28° 20° 8—12. Juli 18. Juni Hypericum perforatum L. 67° 31° 32° 28° 4.—8 „ 14. Juli > quadrangulum L. 68° 13° 30° 48° 4.UB. 0 132.05 Impatiens Noli me tangere L. 67° 5° 330 15 6.— 10, „ Das Inula Helenium L. 59° 51° 28° 9 16.— 20. , 10.058 Lamium album L. 10. —16. Juni 5. Juni Lappa tomentosa All. 63° 52° 280 56° 8.—12. Juli | 22. Juli Larix sibirica Ledeb. 66° 57 300 3 20.—24. Mai | 13. Mai Lathyrus pratensis L. 69° 40° 36° 38% 12.—16. Juni 6. Juli Ledum palustre L. 70° 10° 420 35 LA 12. Juni Lepidium ruderale L. 25.31. Mai 2.2800, Ligustrum vulgare L. 65° 54° 309° 5 4,— 8, Juli 20. Linaria vulgaris Mill. 67° 49° 320 36 vi, 16. Juli Linnaea borealis L. 70° 49° 47° @ 12.—16. Juni | 23. Juni Linum usitatissimum L. 70° 3 380 38. 14,—18. Juli v. Juli Lonicera alpigena L. 70° 0° 40° 58° 26.—30. Mai 10. Juni 5 Caprifolium L, 64° 17 29° 10° 16.—20. Juni | 24. „ » Chrysantha Turcz. 590 54° 28° 98° id, altes, ss coerulea L. 63° 59. 98° 56° 24,—28. Mai 23. Mai 5 nigra L. 63° 40° 28° 20° 24.— 28 s 13. Juni > Perielymenum L. 63? 51° 27° 30 22.—-26. Juni | 20. Juli „ tartarica L. 70° 0° 40° 58 4,.— 8. » 15. Juni nn Xylosteum L. 64° 17 999 10° 1.— 4 „ ET Lupinus polyphyllus Lindl. 68° 7° 310 39% 12.16.75, 21. Luzula campestris DC. 71° 7° 490 98. 24.—50. Mai 6. „ » Pilosa W. 12.—18. „ 21. Mai Lychnis Flos cuculi L, 12.—14. Juni | 21. Juni » Viscaria L. 4.—8, „ 24... Lysimachia Nummularia L. ao 5. Juli 3 vulgaris L. 16.—20. Juli 12. „ Lythrum Salicaria L. 2.—6 „ Dalzas Mahonia Aquifolium Nutt, 69° 40° 36° 38° 1.— 4. Juni | 1. Juni Namen der Pflanzen. N. Majanthemum bifolium DC. Matricaria Chamomilla L. Melampyrum pratense L. Melica nutans L. Melilotus officinalis L. Menyanthes trifoliata L. Moneses grandiflora Salsb. Nuphar luteum Sm. Orchis maculata L. Orobus vernus L. Oxalis Acetosella L. Paris quadrifolia L. Parnassia palustris L. Pastinaca sativa L. Pedicularis palustris L. Philadelphus coronarius L. Phleum pratense L. Pinus sylvestris L. Plantago major L. a4 media L. Platanthera bifolia Rich. Polemonium coeruleum L. Polygala amara L. Polygonum Bistorta L. „ viviparum L. Potentilla anserina L. e fruticosa L, Hi norvegica L. ;, Tormentilla Schrank. 5 verna L. Primula cortusoides L, Prunus Cerasus L. fi. pl. », Chamaecerasus L. » Padus L. „ Vvirginiana L. Pyrola rotundifolia L. »„ secunda L. Pyrus cerasifera Tausch. „ Malus L. Quercus pedunculata Ehrh. Ranunculus acris L. 5 auricomus L. ” repens L. S sceleratus L. Rhamnus cathartica L. Frangula L. 70° 61° 70° 70° 59° AS 70° 67° al 66° 69° 70? 2le 68° 70° 64° 68° 70° 70° 70° 70° 22 {a 70° 70° 212 69° 59° 70? c 59° 712 IDEE: 59° 69° 65° : 712 60° 64° 7: 15° 30° 28° 54 30‘ | Bis jetzt bekannte Polar- grenze in Norwegen. Br. O0. L. 58° 50° 10° 57 23’ 28° 38° 15° 28° 30‘ 38° 14’ 28° 15° 20° 28° 56’ 14° 38° 11‘ 9 28° 23’ 58° 14 28° 56‘ 23‘ 80° 23‘ 28° 40° 23‘ 28° 20‘ 29° 10‘ 28° 53° 54‘ Blüthezeit bei | Blüthezeit bei St. Petersburg. Christiania; 4.— 8. Juni 12.—16. ” 1.— 4. Juli 20.—24. Juni 4.— 8. Juli 1-— 4, Juni 24.—28. „ 28.Mai—2. Juni 80.5 83:5, 15.—20. Mai 20.—24. Juni 18.—22. „ 20.—24, „ 23.—27. Mai 24.—29. „ 24.—30. „ 26.—30. „ 12.—18. „ 1.— 6. Juni 8.—12. „ 8—12. „ 8—12. » 12. 13. 5. 13. 9. 11. 8. 13. 18, 13. 23. 17. 25. Juni „ ü Juli Juni . Juli . Juni Mai Juni n „ IV. Literatur. Bis jetzt bekannte Polar- 379 Blüthezeit bei | Blüthezeit bei Namen der Pflanzen, grenze in Norwegen. Christiania. |St. Petersburg. N“Br.) 05%. Rhamnus tinctoria W. et K 590 54’ 280 23° 4.— 8. Juni | 16. Juni Ribes alpinum L. 660 12° 300 40° 18.—22. Mai | 24. Mai „ aureum Pursh. 7200 0° -400 58° 20.—24. ,„ 6. Juni „ euneatum Kar, et Kir. 590 54° 280 23° 16.—20. „ 29. Mai „ Diacantha Pall. 590 54° 280 23° 16.202 I „ foridum I’Herit. 590 54° 280 23° 4.— 8. Juni | 12, Juni „ Grossularia L. 680 13° 320 15° 12.—16. Mai | 29. Mai „ heterotrichum C. A.Mey 590 54° 280 23° 24.—28. Mai 6. Juni „ higrum L. 690 30° 470 51° 12.—16,. „ an ‚ Ppetraeum Wulf. 590 54° 280 23° 18.—22. „ 25. Mai „ rubrum L. 700 10° 460 20° 12.—46. „ 2. Juni Rosa cinnamomea L. 700 0° 450 46° 22.—26, Juni | 91. „ „ Pimpinellifolia L. 590 47° 230 10° .ı 26.80. „ a, Rubus arcticus L. 700 10° 420 35‘ 20.—25. Mai 6.2, ‚„ Chamaemorus L. 710 74 430 28° 1l— 4Jumi| 4 „ „ Idaeus L, 700° 2° 380 54° 8.—12. „ Un 5; „ odoratus L. 2.— 6. Juli 9, Juli Rumex Acetosa L. 210. 74. 430983 4,— 8. Juni 6. Juni Salix Caprea L. 700 27° 420 50° 22.—30. April 6, Mai Sambucus Ebulus L. 590 54° 280 29° 4.— 8. Juli | 97. Juli 5, nigra L. 660 5° 300° 3 nt, Oi 55 racemosa L. 630 52° 280 56° 26.—30. Mai | 31. Mai Saponaria officinalis L. 590 54° 280 28° 26.— 80. Juli | 31, Juli Saxifraga crassifolia L. 8.—12. Mai | 17, Mai Scorzonera humilis L. 590 12° 280 36’ 16.—20. Juni | 17. Juni Scutellaria galericulata L. 4.— 8. Juli | 30, 5 Seilla cernua Lk. 610 20° 220 30° 16.—20 April | 97, April Sedum acre L. 16.—20. Juni | 96. Juni » Telephium L, | 1.— 4.Aug. | 4. Juli Silene inflata Sm. 700 0° 400 58 18.—22. Juni | 7, Juli Sisymbrium Sophia L. 12.—46. „ A Solanum persicum W. 4.— 8. Juli | 26. Jumi 5 tuberosum L. 710 7° 430 28 16.20. ,, 7. Juli Solidago Virgaurea L. 710 7° 430 28 20.—24. Jani|. 29, Sorbus Aucuparia L. 700 0° 400 58 2..—6. „ 10. Juni Spiraea Aruncus L. 680 7° 310 32° 20.—24. „ 20. „ „ eallosa Thunb, 630 26° 280 4‘ 20.—24. Juli | 25. Juli „, earpinifolia W. 590 54° 280 23° 10.—14, „ 5:25 „ chamaedryfolia L. 590 54’ 280 23° 1.— 4. Juni | 10. Juni » Douglasii Hook. 630 52° 280 56° 8.—12. Juli 5. August „ laevigata L. 630 52° 280 56° 26.—30. Mai 8. Juni „ media Schmidt 630 52° 280 56‘ 24.—238. „ 6.35 „ obovata W, et K. 590 54° 280 23° 29.Mai—2. Juni] 20. „ „ opulifolia L. 640 12° 290 58° 26.—30. Juni 3. Juli „ Pallasii Rgl. 16.—20. Juli | 17, „ „ salicifolia L. 700 22° 480 50° 12.—16. Juni | 26. Juni | 380 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | Ds Bis jetzt bekannte Polar- | Blüthezeit bei| Blüthezeit bei grenze in Norwegen. Christiania. |St. Petersburg. N. 0. L. Namen der Pflanzen. Spiraea sorbifolia L. 400 58° 4,—8. Juli 9. Juli „ triloba L. 630 52° 280 56° 16.—20. Juni | 26. Juni „ Ulmaria L. 710 7° 450 28° 24.—30. „ 6. Juli Stellaria graminea L. 16.—20. „ 19. Juni 5 media L. 710 7° 430 28° 18.—22. „ Ga Symphoria racemosa Pursh. 640 12° 290 58° 26.—30. „ 17. Juli Syringa chinensis L. 640° 1‘ 290 10° 10.—14. „ 20. Juni „ Josikaea Jacg. fil. 630 52° 280 56° 18.—22. „ 24. „ H vulgaris L. 680 32° 420 41’ 2.—6 „ 10ams Tanacetum vulgare L. 700 2° 380 54‘ 6.—10. „ 9. Juli Taraxacum officinale Wigg. 710° 7: . 430 28’ 4.— 8. Mai | 20. Mai Thalictrum aquilegifolium L, 16.—20. Juni | 10. Juli cr flavum L. 22.—26. „ 16. Juni Tilia europaeaL. 660 5° 8300 3 8.—12. Juli | 24. Juli Trientalis europaea L. 710 7° 430 28° 24.—30. Mai 7, Juni Trifolium montanum L,. 12.—16. Juni | 21, „ 5 pratense L. 690 20° 950 42° 16.—20. „ 195 b% repens L. 700 57° 450 0° 12.—16. „ 21.2 Trollius asiaticus L. 25.—30.' Mai Se $ europaeus L. 710 7° 430 28° 4.5 Tulipa sylvestris L. 23. Mai Turritis glabra L. 5. Juni‘ Tussilago Farfara L. 700 37° 410 22° 21. April Ulmus campestris L. 630 26° 280 4’ 19, Mai Urtiea dioica L. | 710 7° 430 28° 8.—12. Juni | 24. Juni Vaccinium Myrtillus L. 710 7° 430 28° 26.—30. Mai | 10. „ » Oxyeoccos L. 700 45° 430 19° 4.— 8.Juni | 23. „ r uliginosum L. 710 7° 430 28° 26.—30. Mai 19:05 » Vitis Idaea L. 710 7° 430 28° 26.—30. „ 17. Juli Valeriana officinalis L. | 110=27772430728% 16.—20. Juni Be Veronica Chamaedrys L. 24.—28. Mai = Juni » offieinalis L. 700 25° 410 16‘ 1.— 5. Juni 28 7 Viburnum Lantana L. 640 12° 290 58° 1.— 4 „ ua 5, R Opulus L. | 670 0° 320 10 14.18 11895: Mons Vicia Cracca L. 21022727 4307287 18.—22. „ 1. Juli „ sepium L. | 680 45° 330 56’ 26.—30. Mai | 14. Juni „ sylvatica L. | 670 56° 320 40° 16.—20. Juni 3. Juli Viola canina L. | 18.—22. Mai 6. Juni „ mirabilis L. | 12-0 | en Mai ‚„, Palustris L. 24.—80. ,„ .. „ tricolor L. 700 4° 400 52° 6.—10. „ | 1. Juni F . v. Herder. V. Personalnotizen und Neuestes. V. Personalnotizen l) An unsere Leser. Die Garten- flora hat zum 23. Male ihre Jahreswander- ung mit diesem Hefte vollendet. In diesem Zeitraume hat die Buchhand- lung trotz der bedeutenden Auslagen für Herstellung der Tafeln, sowie für Druck, Papier und Honorare, — dennoch den von Anfang an sehr niedrig gegriffenen Preis beibehalten. Bei den stets steigenden Prei- sen für Papier, für Druck und Arbeitslöhne einerseits, — sowie bei der Nothwendigkeit in Berücksichtigung der gesteigerten Preise in allen Beziehungen, auch eine gleich- mässigere Honorirung aller der Gartenflora zugehenden Beiträge eintreten zu lassen, — hat die Buchhandlung sich nur ungern ent- schliessen müssen, auch den Preis der Gar- tenflora etwas zu erhöhen. Um unsern Lesern dafür eine Entschä- digung zu gewähren, wird die Buchhand- lung für verbesserte vollkommene Herstellung der Tafeln und gute äussere Ausstattung Sorge ‘tragen, — die Redaction hofft aber auf vermehrte Zusendung von Bei- trägen zum Text der Gartenflora und bit- tet da die Herren Mitarbeiter um ver- mehrte Beiträge, und zwar ganz besonders über ihre Erfahrungen in Betreff der Cul- tur der Pflanzen, — und die geehrten Le- ser um Entgegnungen in allen den Fällen, wo ihre Erfahrungen nicht mit den in der Gartenflora ausgesprochenen Ansichten übereinstimmen sollten, Unsere jungen Freunde, die jungen mit rastloser Energie arbeitenden und zugleich beobachtenden jüngeren Gärtner, die noch nicht ihre Beobachtungen und Erfolge in den verschiedenen Culturen nieder zu- schreiben sich gewöhnt haben, — bitten wir dringend, dies in ihrem eigenen Inter- esse, sowie in dem der Leser zu thun und uns derartige kurze Artikel für die Gartenflora mitzutheilen. Wir er- lauben uns dabei darauf hinzuweisen, — 381 und Neuestes dasg einerseits die einfache schlichte Schil- derung wie verfahren worden ist, welche Erfolge erzielt worden sind, — weitaus schönen Redensarten und Floskeln vorzu- ziehen ist, — ebenso dass das Betreten von Gebieten, die dem Autor nicht genugsam bekannt, sorgsam zu vermeiden ist, sowie dass andrerseits die Gartenflora jährlich beim Schluss des Decemberheftes ihre Jah- resrechnung macht und die Buchhandlung dann den Herren Autoren die Ihnen zu- kommenden Honorare auszahlt, begleitet von einem vom Redactor eigenhändig ge- schriebenem Auszuge der betreffenden Ar- tikel. Autoren, welche diese Zahlung für einzelne Artikel vor Jahresschlusss zu er- halten wünschen, haben dies dem Unter- zeichneten einfach anzuzeigen. Für die Gartenflora bestimmte Beiträge, können ebensowohl direct an den Unter- zeichneten oder auch an die Verlags-Buch- handlung eingesendet werden, welche der- artige Zusendungen jeden Monat einmal an den Unterzeichneten expedirt. Artikel, welche zur Aufnahme nicht geeignet er- scheinen sollten, werden den Herren Au- toren unter Verdankung zur Disposition gestellt. St. Petersburg im December 1873. E. Regel. 2) Adelaide, Der Bot. Garten in Adelaide ist um ein Areal von 83 Acker Landes vergrössert und zu dessen Anlage die Summe von 6000 Lv. Sterl. bestimmt worden. Der verdiente Director dieses Gartens Hr. R. Schomburgk feierte am 9, October seinen 63. Geburtstag. 3) Melbourne. Baron Ferd. v. Müller ist zum Professor der Botanik an der Uni- versität zu Melbourne ernannt. Zum Vor- steher des früheren Botanischen Gartens ist Herr Guilfoyl, Sohn des bekannten Handelsgärtners in Sidney ernannt worden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Angezeigte Pflanzenausstell- ungen. Vom 14. bis 15. Februar 1874. Aus- stellung von Camellien, Ericen etc. zu Nantes. Im Mai 1874. Allgemeine Pflanzen- Ausstellung zu Nantes. In der zweiten Hälfte Mai. Ausstellung der Societe centrale d’Horticulture de "France in Paris. 20. bis 23. August. Pflanzenausstellung zu Üaen. 5) Internationale Ausstellung der Königlichen Toscanischen Gar- tenbaugesellschaft vom 11. bis 25. Mai 1874 zu Florenz. Eine kurze An- zeige dieser ersten Internationalen Aus- stellung von Gegenständen des Garten- baues, verbunden mit einem Botanischen Congress in Florenz, hat die Gartenflora schon gegeben. Ausführliche Programme für Ausstellung und Congress sind schon versendet und »l) vom Bureau der K. Tos- canischen Gartenbaugesellschaft, 2) der Allgemeinen Commission der Internationa- | len Ausstellung, 3) dem Verwaltungsaus- | ben der Pflanzen oder Beschädigung an- schuss (Comite ex&cutif) für die Ausstell- ung und 4) der Allgemeinen Commission für den Botanischen Congress, unterzeichnet. Von den Comites 1, 2 und 4 ist Professor Parlatore, Director des Botanischen Gartens und Museums zu Florenz, der Präsident. Der Verwaltungsausschuss für die Aus- stellung, an den die Eingaben gerichtet sein müssen (Comit& executif de l’Exposi- tion internationale d’horticulture & Flo- rence), besteht aus folgenden Personen. Präsident: Mr. Uraldo Peruzzi, Maire de la ville de Florence. Secretaire: Mr. Marquis Bardo Corsi- Salviati. Mitglieder: Mr. Cesar Bardi, Avocat. Mr. Cesar d’Ancona, Professeur. >» Emanuel Horace Fenzi. » Joseph Poggi, Architecte. » Attilius Pucci, Jardinier en chef de la ville de Florence. >» Jacques Roster, Ingenieur. 1) Anmeldungen zur Ausstellung müs- sen vor dem 31. Januar 1874 dem Comit6 gemacht werden, und zwar muss in den- selben angezeigt sein: a) Die Coucurrenz, an welcher der Aus- steller Theil nehmen will. - b) Die Liste der Pflanzen oder der an- deren Gegenstände, welche je zu einer speciellen Concurrenz eingesendet wer- den sollen. c) Die Angabe des ungefähr nothwendi- gen Raumes. 2) Die Pflanzen und andern Gegenstände müssen zwischen dem 2. und 10. Mai auf- gestellt werden. 3) Die Kosten des Transports bis Flo- renz fallen dem Aussteller zur Last, doch wird sich das Comit€E bemühen, bei den verschiedenen Eisenbahn- und Dampfschiff- fahrts-Gesellschaften Ermässigung der Preise zu erhalten, wovon die Aussteller recht- zeitig in Kenntniss gesetzt werden. 4) Das Comite übernimmt den Empfang der Gegenstände am Bahnhofe, sowie de- ren Aufstellung und Rücksendung, soweit ı nämlich kein besonders Bevollmächtigter dies besorgt. Dagegen übernimmt das Co- mite keine Verantwortlichkeit für Abster- derer Gegenstände. 5) Jede Pflanze oder anderweitiger Ge- genstand muss mit gut leserlichem Na- men versehen sein. Zum Verkauf be- stimmte Pflanzen müssen ausserdem mit dem Preis bezeichnet sein, 6) Jeder Gegenstand kann nur bei ei- ner Concurrenz zugelassen werden. Als Preise sind ausgestellt: Von der Königlich Toscani- schen Gartenbaugesellschaft 100 goldene Medaillen, 221 silberne Medaillen, 131 broncene Medaillen. Ausserdem erhält die Jury noch eine entsprechende Anzahl von goldenen, silber- nen und broncenen Medaillen zur freien Verfügung für nicht im Programme ent- haltene Gegenstände. Ferner sind 5 grosse goldene Medail- len ausgestellt von Sr. Majestät dem Könige, dem Ministeriumdes Acker- V. Personalnotizen und Neuestes. 83 baues, demDamen-Comit&, von der ProvinzFlorenz und von derStadt Florenz. Fürst P. Demidoff hat zwei goldene Medaillen, jede im Werth von 500 Fr. für die beste Rosensammlung von 100 Sorten und den schönsten nach der Hamburger Ausstellung aus Samen erzogenen Rosen ausgestellt. Eine goldene Medaille hat der Präsi- dent der Gesellschaft, Prof. Parlatore für die beste Sammlung von Nepenthes ausgestellt. Das specielle Programm enthält 248 ‘ verschiedene Concurrenzpunkte und wird dasselbe Jedem, der sich deshalb an das Comite wendet, sofort zu- gesendet. Das Programm für den Botanischen Congress ist auf sehr breiter Basis aufge- baut und lässt Jeden Theil nehmen, der sich mit Botanik beschäftigt und Interesse an den Verhandlungen hat. Jeder Theilnehmer wendet sich an den Präsidenten, den Professor Parlatore, und erhält durch denselben ein auf seinen Na- men ausgestelltes Billet. Diese Anmeldun- gen müssen vor dem 1. März 1874 dem Präsidenten eingesendet werden. Die Gesellschaft hat bei den verschie- denen Eisenbahn - und Dampfschifffarths- Gesellschaften die einleitenden Schritte ge- than, um für die Mitglieder des Congres- ses die gewohnten Tarifermässigungen zu erhalten. Der Präsident der K. Toscanischen Gar- tenbau-Gesellschaft eröffnet den Congress und macht die Namen der vom Bureau bezeichneten Vicepräsidenten bekannt. Die Mitglieder des Congresses erwählen die Sekretaire und aus der Zahl der Viceprä- sidenten, den Präsidenten für jede einzelne Sitzung des Congresses. Die Italienische Sprache ist die offici- elle Sprache des Congresses, — jedem Mit- gliede steht es aber frei, sich seiner Mut- tersprache zu bedienen. Die Theilnehmer am Congress, welche Vorträge halten, sind gebeten, sich der möglichsten Kürze zu befleissigen, ee Te Geschriebene Abhandlungen werden dem Bureau übergeben und wird daraus dem Congress ein Auszug mitgetheilt. Während der Dauer des Üongresses werden Excursionen in die Umgegend, in die Gärten der Stadt und der Umgegend und eine Excursion nach Pisa, in das dor- tige Museum und den Botanischen Garten veranstaltet. Als Gegenstände der Besprechung des Congresses werden vorgeschlagen : 1) Ueber die Dauer des latenten Le- bens der Pflanzen und die Mittel dasselbe wieder zu erwecken. 2) Ueber die Circulation des Zellensaf- tes und dessen Ursachen. 3) Welchen Nutzen haben die Milch- säfte in den Pflanzen. 4) Ueber die Natur und die Functionen der Haare der Pflanzen. 5) Die Ursachen der automatischen Be- wegung der Blätter mit besonderer Berück- sichtigung von Iledysarum gyrans. 6) Die Ursachen, welche die Richtung des Würzelchens und des Stengelchens der keimenden Pflanze bestimmen. ?) Die Ursachen, welche die Richtung der Zweige, besonders bei den Trauerbäu- men bestimmen. 8) Die Akklimatisation der perenniren- den Pflanzen und über die Altersstufe (l’äge) wo eine jede Pflanzenart den nied- rigsten Temperaturen wiederstehen kann. 9) Ueber die Analogien der Fortpflanz- ungsorgane der Phanerogamen und Cryp- togamen. 10) Ist die zweigeschlechtliche_ Be- fruchtung allgemein oder nicht, und wie verhält sich die Dauer der Befruchtungs- fähigkeit des Pollens? 11) Ueber den Zweck der gestreiften Membran der Embryo-Bläschen und der gegenständigen Bläschen des Embryosackes. 12) Die Natur und der Zweck der Goni- dien der Flechten, 13) Die Natur der eryptogamischen Pa- rasiten des Menschen. 14) Die Natur und der Ursprung der Bacterien. 15) Ueber den Antheil, welchen die 384 Pflanzen an der Gährung, den Miasmen und Contagien haben oder haben können. 16) Die Abänderungen, welche die Blät- ter je nach der Altersstufe der Pflanzen zeigen. 17) Die Symmetrie der Staubfäden. 18) Kann man Regeln feststellen, in Betreff der rationellen Unterscheidung der- jenigen Pflanzengruppen, welche man als Art, Rage und Abart bezeichnet, und zwar in Hinblick auf die Gränzen, welche hier dem speciellen Phytographen zu setzen sind. 19) Ueber den Werth der Bestimmung der fossilen Pflanzen und speciell über den Werth der Blattcharaktere für solche Be- stimmungen. 20) Der Charakter und der Ursprung der Insel-Floren. 21) Der Charakter und Ursprung der Alpenflora und speciell über die Ursachen, welche deren Ausbreitung begränzt haben. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5 22) Ueber die Verfahrungsart, um eine | genaue Schätzung der Mikroskopischen Vergrösserungen zu erhalten, Unsere Leser sehen, dass die projectirte Internationale Ausstellung und Congress in | solche dort bereits in den weitesten Krei- sen Interesse und Mithülfe gefunden, sowie unter den günstigsten Auspicien ins Leben gerufen wird, — »denn der Wunsch, den wunderbar schönen Norden Italiens zu durchwandern, seinen Wohnsitz für kurze Zeit in der Stadt aufzuschlagen, die an und für sich auch ohne Ausstellung schon als Blumenstadt bezeichnet wird, — den Reiz der Vegetation des wärmern Klimas gerade zur Zeit der üppigsten und schön- sten Entwickelung zu bewundern und da- Florenz auf breiter Grundlage liegt, dass | gesammelt. mit die Annehmlichkeit zu vereinen, die aus allen andern Ländern Europas zusam- mengeströmten Schätze der Pflanzenwelt zu bewunrdern, die Freunde aus alten Zei- ten wieder zu sehen, mit den Männern be- | kannnt zu werden, deren Namen uns schon lange einen guten Klang hatte und endlich die freundliche, zuvorkommende Aufnahme in Florenz zu geniessen, welche das Pro- gramm in Aussicht stellt, — wird Ausstel- ler, Congress- Mitglieder und die vielen Freunde und Förderer des Gartenbaues je- denfalls zahlreich in Florenz versammeln. Was den Congress betrifft, so fürchten wir, dass die wunderbar schöne Natur Viele den Sitzungen desselben entfremden wird, wie auch die zur Besprechung vorgeschla- genen 22 Punkte einen monatelangen Con- gress verlangen würden, wenn sie nur einiger Massen gründlich besprochen wer- den sollten. (E. R.) 6) Hildebrand. Der Gärtner und Botaniker Hr. Hildebrand, früher im Botanischen Garten zu Schöneberg in Ber- lin beschäftigt, hat seit Ende letzten Jah- res seine Reise nach Zanzibar angetreten. Derselbe ging von Berlin aus über Egypten, und hat bereits in Egypten und Abyssinien Im Juni ist derselbe in Zan- zibar angekommen. Aus Egypten und Abyssinien sendete derselbe schon von ihm gesammelte Samen und trockene Pflanzen, durch Vermittelung seines Commissionärs, des Herrn C. Rensch in Berlin ein. Er sammelte theils mit dem Revolver in der Hand, da die Araber das so schon spärliche Futter für die Kamele gutwillig nicht sammeln lassen wollten. In Abyssinien litt Hildebrand am Fieber, so dass er dort am Sammeln sehr gehindert (E. R.) war. heoister, 1) Abbildungen. Adiantum amabile Moore. pag. 117, Allium Mac Nabianum h. Edinb. Taf. 770 Fig. 2. 3. — Murrayanum h. Edinb. Taf. 770 Fige.1. — oreophilum C. A. M. Taf. 775 Fig. 1.2. Althaea rosea Cav. fl. pleno. pag. 219. Andromeda campanulata Mig. Taf. 747, Aster scorzonerifolius Rgl. Taf. 746. Begonia Chelsoni pag. 349. — intermedia h. Veitch. pag. 148. — scandens Sw. Taf. 758. Brodiaea multiflora Benth. Taf. 752 Fig. a. Brombeere, Wilsons early. pag. 181. Calanthe Veitchi Hook. Taf. 751 Fig. 1—4. — vestita Lindl. 8. bicolor Taf. 751 Fig. >. Campanula Medium L. pag. 116, Colchicum byzantinum Gawl. Taf. 755. Crinum ornatum Herb. 8. Herbertianum Knth. Taf. 745. Croton Johannis h. Veitch. pag. -252. — lacteum pag. 178. — Weismanni h, Veitch. pag. 149, Curculigo recurvata Dryand. Taf. 771. Cypripedium Roezli Rgl. Taf. 754. var, calycantha Daemonorops melanochaetes Blume pag. 25. Datura fastuosa L. var. Huberiana Al. pleno. pag. 217. Delphinium Ajacis L. var. imperiale pag. 50. 51. — ConsolidaL. 8. candelabrum. pag. 218. — nudicaule pag. 179. Dieffenbachia Bausei h. Chisw. pag. 49. 50. Draba bruniifolia Stev. Taf. 780. Dracaena Weismanni pag. 92. — Youngii pag. 93. Eremurus robustus Rgl. Taf. 769, Erythronium grandiflorum Pursh y. albi- florum Hook. Taf. 767 Fig. 1—4. Eupatorium vernale Vatke et Kurtz. Taf. 750. Euphorbia plumerioides Tejsm. Taf. 767 Fig. 5. @aultheria glabra DC. $. caracasana Rgl. Dat. Geranium Backhousianum Regel. Taf. 778, Gladiolus gandavensis pag. 283, 344, Glaucium Serpieri Heldr. Taf, 776. Gynerium argenteum pag. 284. Hibbertia perfoliata Hügel var. flore pleno Taf. 764. Humea elegans pag. 2830, Kris Korolkowi Rgl. Taf, 766. — retieulata M. B. «. typica et 8. Kre- lagi Taf. 779, 25 386 Ixiolirion Pallasii Fisch. Mey. Taf. 775. Fig. 3. 4. Korolkowia Sewerzowi Rgl. Taf. 760. Libertia caerulesceens Knth. et Bouche. Taf. 759. Lilium auratum pag. 282. Livistona chinensis Mart. pag. 182. Mesembrianthemum abyssinicum Rgl. Taf. 774, Milla uniflora Grah. var. conspicua Taf. 749. Fig. a. — uniflora Grah. var. violacea Taf. 749. Fig. b Mimulus cupreus Brillant. pag. 150. Musa superba Roxb. pag. 26. Odontoglossum Insleayi Lindl. Taf. 757. Oneidium leucochilum Batem. 8. speciosum Taf. 763. Pandanus utilis Bory de St. Vincent pag. 48. Veitchi h. Veitch. pag. 310. Paullinia thalictrifolia Juss. pag. 27. Pfirsiche aus dem Oriente Taf. 768. Picea excelsa Lk. 8. Uwarowi Kaufm. Taf. 762. Pilocereus Dautwitzi Seitz. pag. 115. Register. Pitcairnia lepidota Rgl. Taf. 772. Portulaca hybrida flore pleno pag. 251. Rhodanthe maculata pag. 281. Rhododendron Brookeanum Low. flavum h. Veitch. pag. 29. Romanzoffia sitchensis Cham. var. grandi- flora Taf. 748. Fig. b. sitchensis Chamis. var. Taf. 748. Fig. a. parviflora Saururus Loureiri Dne. Taf. 756. Scharali-Pfirsich Taf. 768. Fig. 1. 2. Stadtpark, der neue, in St. Petersburg. Taf. 761, Tarali-Pfirsich Taf. 768. Fig. 3-5. Teppichgärten des »Palmengartens« Frankfurt a. M. Taf. 753. Todea Wilkesiana pag. 369. Tropaeolum majus L. nanum, pag. 182. Tulipa Greigi Rgl. Taf. 773. zu Veitchia Canterburyana H. Wendl. pag.118. Viola umbrosa Fries Taf. 752. Fig. b. e. Vitis heterophylla Thbrg. 8. Maximowiezi Taf. 765. Fig. 2. Labrusca L. «a. Taf. 765. Fig. 1. typica d. sinuata 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Abies concolor Engelm. 23. excelsa DC. 3. Uwarowi 166. Abutilon Darwinii J. D. Hook. 276. Hildebrandii Fnzl. 276. Acranthus arachnitis Ldl. 216. Acrostichum Prestoni Baker. 91. Ada aurantiaca Lindl. 153. Adiantum amabile Moore 116, Moore non Liebm. 345. Moorei Baker 345. Aerides Houlletianus Rchb. fil. 90. Ageratum album Hort. 36. | Ageratum glaucum Hort. 36. | Allium acuminatum Haage et Sch. 261. caeruleum Strohegl. (nee Pall.) 236. Mac Nabianum h. Edinb. 261. Murrayanum h. Edinb. 260. oreophilum C. A. M. 321. platystemon Kar. et Kir. 321. urceolatum Rgl. 236. Alloplectus zamorensis Lind. et Andr, 153, Alocasia illustris 367. Marshalli 367. Marshalliana hort,. Bull. 88. | | er Register. Alpinia vittata 367. Alsomitra sarcophylla Hook. fil. 150. Alsophila Seottiana Baker. 38. Althaea rosea Cav. fl. pleno 218. Amaryllis tatarica Pall. 322. Amorphophallus Chatty Ed. Andr. 153. Ampelopsis bipinnata Michaux. 196. cordata Mx. 197. heterophylla Sieb. et Zucc. 197. pinnata DC. 196. tricuspidata Sieb. et Zucc. 198. Andromeda campanulata Migq. 8. Andryala mogadorensis Öoss. 119. Anemone Hepatica L. var. marmorata 310. Angiopteris evecta Hoffm. 338. Anoectochilus Ortgiesi Flor. aud Pom. 248, Antirrhinum aparinoides W. 250. majus fl. pleno. 250. multicaule Ten. 250. strietum Sm. et Sibth. 250. Areca pumila Bl. 152. triandra Roxb. var. pumila Mig. 152. Arisarum vulgare Targ. 152, Aristolochia galeata 367. Arpophyllum spicatum Llav. et Lex 152. Arum Arisarum L. 152. Asparagus aethiopicus var. ternifolius Baker. 91. Asplenium Gardneri Baker. 310. macrophyllum Thw. non Sm. 310. Aster scorzonerifolius Rgl. 1. Aucuba japonica 370. Bambusa viridi-striata Siebold 153. Batemannia Burtii Endres et Rechb. Ai. 93. 9. — Burtii Endr. et Rchb. fil. var. Wal- lisi 310. — meleagris var. Burtii Rchb. fil, in litt. 90. Begonia attenuata Mast. 249, Chelsoni h. Veitch. 342. elliptica Knth. 130. glabra Aubl. 129. herbacea Vellozo. 249. intermedia h. Veitch. 147. lueida OÖ. et D. 130, Moritziana Knth. et Bche. 130. scandens Sw. 129. semperflorens 101. 387 Bellis rotundifolia Boiss. et Reut. 148. Bergenia Moench. 174, Bowenia spectabilis Hook. 119. Brachyotum confertum Naud. 150. Brassia chlorops Endr. et Rchb. fil. 309, Brodiaea multiflora Benth. 66. Brombeere, Wilsons early 180. Brownea Birscheli J. D. Hook. 52. Calamus farinosus hort. Lind. 153. Calanthe Veitchi Hook. 65. vestita Lindl. var. bicolor 65. Calathea (Maranta) hieroglyphica Lind. et Andre 286. Mackoyana 115. Calochortus Gunnisoni Watson ß. Krelagi Rgl. 213. Gunnisoni Watson «a. typica 212. venustus Rözl. 213. Calomeria amarantoides 279. Camellia Don Carlos Fernando 285. Campanula Medium L. var. calycantha 115. Carex brizoides 370, Carica aurantiaca 367. Cattleya choco@nsis Lind. et Andre 285. fausta Rchb. fil. 249. 309. Celosia cristata variegata 24, Chaetogastra conferta DC. 150. Chamaedorea Tepejilote Liebm. 215. Chrysanthemum Mawi J. D. Hook. 52. Cibotium princeps h. Lind. 310. Cin-rarien, gefüllte 215. Cissus Ampelopsis Pers, 197, bipinnata Eli. 196. brevipedunculata Maxim. 197. bryonifolia Bunge. 204. Rgl. 197. elegans C. Koch. 198. hort. 198. humulifolia Bunge. 197. stans Pers. 196. Thunbergi Sieb. et Zucc. 198, Clerodendron Thomsonae Balf. 8. specio- sum. 250, Colehicum byzantinum Gawl. 98. floribundum Laws. 98. orientale Friw. 98. Conoclinium grandiflorum Hort. 36, Corbularia monophylla Dur. 368, Corynostylis hybanthus 367. 25 * 388. Cotyledon filieaulis Eckl. et Zeyh. 151. wamillaris L. fil. 151. Crinum ornatum Herb. $. Herbertianum Knth. 1. scabrum Haage et Schmidt. 1. Crocus Aucheri Boiss. 215. nivalis Bory et Chaub. 216. Olivieri J. Gay. 215. Salzmanni Gay. 52. Sieberi Gay. 216. sublimis Herb. 216. tingitanus Herb. 53. vernus Sibth. et Sm. 216. Croton Johannis h. Veitch. 251. | lacteum 178. | limbatum 367. Weismanni h. Veiteh. 147. Cureuligo recurvata Dryaud. 261. Curmeria picta Lind, et Andre 286, Cyathea Bourgaei Fourn. 310. Burkei Hook. 279. insignis Eat. 310. prieceps J. Smith. 310. Cyclamen europaeum 170, Cypripedium Argus Rchb. fil. 309, Crossianum h. Veitch. 345. Roezli Rgl. 97. Cyrtochilum insculptum 839. Daemonorops melanochaetes Blume. 24. Datura fastuosa L. var. Huberiana fl. pleno | 217. | Delphinium Ajacis L. var. imperiale 50. Consolida L. 3. candelabrum 218. imperiale fl. pleno 114. nudicaule Torr. et Gray. 179, Dendrobium arachnitis Pet.-Th. 216. chrysocrepis Parish Rehb. il. | mss. 54. chrysotis Rchb. fil. 147. Hookerianum Läl. 147. Dieffenbachia Bausei h. Chisw. 49. latimaculata Lind. et Andre 285. nobilis 367. Digitalis laevigata Waldst. et Kit. 52. Dioscorea illastrata 367. Draba bruniifolia Stev. 356. Dracaena Shepferdi 367. Weismanni 91. Youngü 92. == et Register, Echeveria rosacea Lind. et Andre 286. ‚Elaeagnus longipes A. Gray. 347, Elleanthus xauthocomus Rchb. fil. 149. Epidendron physodes Rchb. fil. 249. 309. Epiphyllum truneatum Haw. 56. Erdbeere, Docteur Morere 24. Eremurus altaicus Stev. 260. anisopterus Rgl. 260. Aucherianus Boiss. 260, inderiensis Reg]. 259. Kaufmanni Rgl. 260. Ölgae Rgl. 260, persicus Boiss. 260. robustus Rgl. 257. 260, turkestanicus Rgl. 260. Eria Berringtoniana Rehb. fil. 87. Erythronium giganteum Lindl. 227. h. Leicht. 227. grandiflorum Lindl. 227. Pursh 227. y. albiflorum Hook. 227. 8. giganteum Hook. 227. e. minor Hook. 227. d. Smithi Hook. 227. revolutum Sm. 227. Escallonia augustifolia Phil, 346, montana Philippi 346. Philippiana Mast. 346. virgata v. Philippiana Engl. 346. Eupatorium album Hort. 36. biceps Klotzsch. 35. glabellum Otto 36. glabratum Hort. 36, glabrum Hort. 36. glaucum Huegel. 36. iodopappum Sch. bip. 36. ligustrinum DC. 35. Morisii hort. (non Vis,) 36. myriadenium Schauer. 35. odoratissimum Hort. 36. odoratum Hort. 36. riparium Sch. bip. 36. roseum Hort 386. vernale Vatke et Kurtz. 5b. Weinmannianum Rgl. et Körn, 36. Euphorbia plumerioides Tejsm. 228. Eurybia parviflora h. Veitch. 90. Freycinetia Banksi Cunngh. 214. Funkia albo-marginata Hook. 256, Register. Funkia lancifolia Sprgl. 236. — laneifolia y. albo-marginata 236. a. angustifolia. 236. d. bracteata. 236. ß. latifolia. 236. e. undulata 236. y. univittata 236. — marginata Siebold. 235. — ovata Sprgl. 235. d. aureo-variegata 2536. y. Intermedia Baker. 235. 8. marginata 235. a. typica 235. — Sieboldiana Hook. 235. ß. discolor 235. — subcordata Sprgl. 235. — undulata 0. et Dr. 256. _— — D Gaultheria glabra DC. $. caracasana Rgl. 325. — Lindeniana hort. 325. Pl. 325. Geranium Backhousianum Rgl. 353. Gladiolus gandavensis Van Houtte 285, 344, Glaucium Serpieri Heldr. 323. Gloxinia hybrida crassifolia 114, Greyia Sutherlandi Hook. et Harv. 250. Gunnera brephogea Lind. et Andre 284. Gymnogramme decomposita Baker 91. Gynerium argenteum Nees, 284, Eäenningia robusta Rgl. 257. Hibbertia perfoliata Hügel var. fl. pleno 193. Hibiscus rosa sinensis fulgidus 367. — — — puniceus 367. Hoteia japonica 365. Humea elezans Sm. 279. Hypoxis longifolia Baker mss. 216. Iris germanica 186. — Histrio Rchb, fil. 216. — Kaempferi hort. 229. — Korolkowi Rgl. 225. — laevigata Fisch. 229. — reticulata MB. 354. — Pß. Krelagi 354. — e. typiea 354, Ixiolirion montanum Knth. 322. — Pallasii Fisch. Mey. 322. — tataricum Schult. 322. 389 Kefersteinia lactea 90. Korolkowia Sewerzowi Rgl. 161. Zaelia harpophylla Rchl. fil, 309. — Jonghiana Kehb. Ail. et Lib. 249. Laportea pustulata Wedd. 237. Latania borbonica 180. Laxton’s Omega-Erbse 115. — superlative-Erbse 115, Libertia caerulescens Knth et Bouch& 131. Lilium auratum Lindl. 281. — concolor Salsb. var. sinicum 54, — Coridion 253. — Partheneyon 253. — philippinense Baker, 347. — sinicum Ldl, 54. Limodorum Incarvillei Bl. 215. Linaria aparinoides Chav. 250. — heterophylla Desf. 250. — reticeulata Rchb. 250. — strieta Guss. 250. Listrostachys cephalotes Rchb. fil. 91. Livistona chinensis Mart. 180. | Lockhartia amoena Rchb. fil. et Endres 37. | Loranthus europaeus 184. Maranta Mackoyana 367. — Seemanni Masters. 183. Masdevallia chimaera Rchb. fil. 285. — coriacea Ldl. 90. — Harriana 279. — ignea 279. — ignea Rchb. fil. 87. — Lindeni 279. — macrodactyla Rchb, fil. 87. — tovarensis 279. — Veitchiana 279, Maxillaria porphyrostele Rchb. fil. 346. Melastoma grandiflora Aubl. 120. Merendera Aitchisoni J. D. Hook. 120, Mesembrianthemum abyssinicum Rgl. 299. Mesospinidium vulcanicum Rchb. fil. 53. Milla uniflora Grah. var. conspieua 34. Grah. var. violacea 34. Mimulus cupreus Brillant 147. Musa Ensete 220. — superba Roxbrg. 25. Mutisia auriculata Less. 119, — Gayana Remy 119. — ilieifolia Cav. 119. 390 Mutisia latifolia Don. 119. — Lechleri Schult. Bip. 119. Narcissus Clusii Dunal 368. Nephrolepis davallioides Kze. var. furcans. 248. : Nidularium spectabile Th. Moore 152. Octomeria tricolor Rchb. fil. 89. Odontoglossum Coradinei Rchb. fil. 90. grande Läl. var. splendens W. Insleayi Lindl. 129. mulus Rchb. fil. 310. purum Rchb. fil. 90. ringens Rchb. fil. 89. Ruckerianum Rchb. fil. 248. spilotanthum Livd. et Rehb. fil. 88, tripudians Rchb. fil. 215. ulopterum Lind. et Rehb. fil. 88. vexillarium Rchb. fil. 249. Olearia Haastii Hook, 90. Oncidium Baldeviamae Rehb. fil. 346. erispum Lodd. var. sublaeve. 90, dasystyle Rchb. fil. 249. insculptum Rchb. fil. 89. Insleayi Barker 129. leucochilum var. Dawsonianum Rchb- fil. 346. leucochilum Batem. 3. speciosum 193, Batem. «. typicum. 193. ornithorhynchum H. B. K. 310. plagianthum Rchb. fil. 346, plieigerum Rchb. fil. 347. rotundatum Rchb. fil. 346. ’ tetracopis Rchb. fil. 346. Opuntia Amyclaea 184, Dillenii 184. fieus indica 184, Orithyia biflora Knth. 294. Osbeckia Aubletiana Spr. 120. Oxalis Acetosella 365. tropaeoloides 366. | Pandanus utilis Bory de St. Vincent. 48. Veitchi h. Veitch. 310. Paullinia thalictrifolia Juss. 27, Pelargonium oblongatum E. Meyer 51. | Pentstemon Menziesi Hook. var. Robinsoni | Th. Moore 89. Persea gratissima Gärtn. 29. Register. Pescatorea Dayana Rchb. fil. var. splendens 310. B Phajus Blumei Ldl. var. Berneysi Rchb. fil. 215. Phalaenopsis Veitchiana Rchb. fil. 88. Philadelphus coronarius L. primuliflorus 279. Philageria Veitchi Masters, 183. Philodendron daguense Lind. et Andre 285. rubens Schott. 151. Physurus decorus Rchb. fil. 248, nobilis Rchb. fil. 248. Ortgiesi Rchb. fil. 248, Picea excelsa Lk. 8. Uwarowi 166. Pilocereus Dautwitzi Seitz. 115. Pitcairnıa lepidota Rgl. 289. Platyloma beillum Th. Moore 248, hbrachypterum Th. Moore. 248. Pleurothallis lateritia Endr. et Rehb. Ail. 88. Portulaca hybrida flore pleno 251. Potentilla ambigua Camb. 250. Primula chinensis 55. Pritzelia deflexa Kl. 129. glabra Kl. 129, lucida Rl. 129. montana KR]. 129. Pyrethrum Mawi 52. Rhexia conferta Bonpl. 150, grandiflora Bonpl. 120. Rhodanthe maculata Drummond. 280. Manglesi flore pleno. 342, | Rhododendron Brookeanum Low. flavum h. Veitch. 28. Rhynchanthera grandiflora DC. 120. monodynama DC, 120. Romanzoffia sitchensis Cham. 33. Rosa alba 84. alpina 83. arvensis 85. Banksiae 85. bracteata 85. Centifolia 83. Centifolia muscosa bifera 86. damascena 83. 85. gallica 84. hybrida bifera remontante 86. indiea 86. lutea 84. microphylla 85. \ Register. Rosa moschata 85. 87. multiflora 85. perpetuelle 86. rubifolia 85. rubiginosa 84. semperflorens 86. sempervirens 85. spinosissima 83. bifera 86. sulphurea 83. Salvia dichroa J. D. Hook. 54. Sarcanthus mucrodon Rchb. fil. 91. Sarcostemma Brunonianum Wight et Arn. 53. Saururus Loureiri Dne. 100. Sedum corsicum Duby. 214. dasyphyllum Guss. 214. Guss, var. glandulife- rum Mocris. 214. | Selenipedium longifolium Rechb. fil. var. coloratum 310. Stelis canaliculata Rchb. fil. 91. Stephanostachys Tepejilote Oerst. 215. Tacsonia insignis Mast. 347, Tetragonia expansa L. 158. Todea Wilkesiana Brakenridge 368. Trichoglottis fasciata Relıb. fil. 88. Trichopilia rostrata Rchb. fil. 88. Triteleia uniflora Lindl. 34. Tropaeolum majus L. nanum 181. nanum h. Platz, 181. Tulipa acrocarpa Jord. 292. acuminata Vahl. 299, acutiflora Poir. 295. agenensis Redoute. 295. aleppensis Boiss. 296. altaica Pall. 298. ß- karatavica Rgl. 290. armena Boiss, 297. atheniensis Orph. 293. australis Lk. 294, baeotica Boiss. et Hldr. 296, Biebersteiniana Roem. et Schult. 293. biflora Bot. Reg. 293, L. 293, L. 8. Buhseana 294. a. typica 294, Boissieri Rgl. 296, 391 Tulipa Bonarotiana Sweet. 298. Borszezowi Rgl. 295. Breyniana Bot, Mag. 294. Buhseana Bois2. 294. Celsiana Henning. 293. Redout& 294. chrysantha Boiss. 298. Clusiana Orph. 293. Vent. 297. ß. stellata 297. e. typica 297. cornuta hedoute 299. cretica Boiss. et Hidr. 293. Didieri Jord. 295. Eunanthiae Orpb, 296. Foxiana Reboul. 295. gallica Lois. 292. Gesneriana Bunge 297. L. 296. glaucophylla Fisch. 296. Greigi Rgl. 290, Haageri Heldr. 293, hortulanorum Wendr. 298. humilis Herb. 293. Julia ©. Koch. 296, Lebmanniana Merckl. 297. maculata Roth. 294. maleolens Reboul. 295. media Ag. 299, Minervae Orph. 293. montana Lindl. 297. y. chrysantha 298. var. chrysantha Boiss, 298. g. maculata 298. a. typiea 298, neglecta Reboul. 298. Oculus solis St. Amand. 295. — 8. maleolens 295. — persica Lindl. 295. — y. praecox 29. — praecox Strangw. 295. — d. Strangwaysi 295, — a. typica 295. odoratissima Vis. 298. Orphanidea Boiss. 293. patens Agardh 293, praecox Gr, et Godr, 295. Ten. 295. d. persica Knth. 295. pubescens Sweet. 298, 392 Tulipa pulchella Fenzl, 293. — pumila Mönch. 299. — Raddii Reboul. 295. — repens Fisch. 293. — rubro-alba Brot. 297. — saxatilis Sieb. 293. 294. — scabriscapa Strangw. 298. — Schrenki Rgl. 297. — Sibthorpiana Sm. 298. — silvestris L. 292. . biflora Ledb. 294. . cretica 292, . minor Ledb. 293. . Orphanidea 293. . pulchella 293. . turkestanica 293. . typica 292. M. B. 293. — soogdiana Bunge 297. — stellata Hook. 297. — stenopetala Mord. 299. — strangulata Heldr. 296. Reboul 298. — suaveolens Redoute 298, Roth. 298. — Thirkeana C. Koch. 293. — transtagana Brot. 294. — tricolor Ledb. 293. — turcica Roth. 299. ß- media 299. «. typica 299. Sweet. 292. — turcomanica Karel. 294, — undulatifolia Boiss. 299, — vario-picta Reboul 298. | | RIND ST Uvaria Kirki Oliver. 54. . Biebersteiniana 292, . trieolor Ledb. 293. Register. Vitis amurensis Rupr. 201. Vanda Denisoniana Bens. et Rehb. Ail. 153. = Veitchia Canterburyara H. Wendl. 118. Veronica Traversi Hook. fil. 347. Viola lutea var. grandifiora 234. var. splendens 234. | — tricolor maxima var. Kaiser Wil- | — helm 114, — umbrosa Fries 67. Vitis aestivalis Mx. 204, ß. sinuata Mx. 204. | arborea L. 196. bipinnata Torr. et Gray. 196. candicans Engelm. 203. caribaea Wright 203. cordata C. Koch. 197. cordifolia Mx. 200, coriacea Schuttlew. 203. dentata herb. Nees, 201. ficifolia Bunge 203. flexuosa Thbrg. 200. heterophylla C. Koch. 198. r Thbrg. 196. — a. cordata. 197. _ y. elegans. 197. 198. _ 8. Maximowiczi 197. Heyneana R. et S. 203. ineisa Jacq. 201. — Nutt. 198. inconstans Miq. 198. indica Thbrg. 200. indivisa W. 197. intermedia Mühlbrg. 204. Labrusca Jacgq. 202, i — L. 202. — B. aestivalis 204. c. fieifolia 204. a. grandifolia 204, b. lobata 204. d. sinuata 204, — y. lanata 205. — e. typica c. fieifolia 203. a. grandifolia 202, b. lobata 203. d. sinuata 204. lanata Roxb. 205. mustangensis Buckl. 203. odoratissima Donn. 201. palmata Vahl. 201. parvifolia, Roxb. 200. pinnata Vahl. 196. riparia Mx. 201. rotundifolia Mx, 199. Solonis hort. 201. suceisa Hance 200. Thunbergi Rgl. 201. _ Sieb. et Zucc. 202. vinifera L. 205. — americana Marsch. 204. — 8. amurensis Rgl. 201, Register. 393 Vitis virginiana Poir. 201. Welwitschia mirabilis 370. — vulpina Jacq. 204. . hat 2 L. RI Xiphion Histrio J. D. Hook. 216. de amurensis 200. Yucca angustifolia 23. = — 8. eordifolia 200. — baccata Torrey 285. —_ — y. parvifolia 200, —_ — e. riparia 201. Zamioculcas Boivini Dne. 214. — — e. rotundifolia 199. Zanonia sarcophylla Hook. fil. 150. _ — Torr. 200, Zingiber Parishi J. D. Hook. 151. Vriesia brachystachys Rgl. 147, Zygopetalum lacteum Rchb. fil 90. 3) Sachregister. Abstecken von Landschaftsgärten, Betracht- | Begonia semperflorens als Pflanze des ungen über das Entwerfen 300. Agrieulturchemie als Gegenstand des Un- terrichts in Gartenbauschulen nnd in Gartenbüchern 42. Agronomische Versuche in Italien 314. Analogie zwischen Pflanzen und Thieren 253. Artenfabrication, ein Beispiel von 3938, Auction von Avave, Fourcroya 288. Aufbewahrung von Kernobst 220, Ausstellung der Bayerischen Gartenbau- Gesellschaft 96. —, Blumen-, Obst- und Gemüse-, in Mailand 288. —, Biumen-, Obst- und Gemüse-, in Wien 326. 329, — in Florenz 32. = — , Frühlings-, des Bremischen Garten- o bauvereines 31. — , Frühjahrs-, in St. Petersburg 192. — , internationale, in Gent 160. 174. —_, —, der k. Toscavischen Gar- tenbaugesellschaft zu Florenz 382, — , Trauben- und Obst- 350. — , Wiener Welt- 31. — , zweite temporäre, des Gartenbaues in Wien 209, 262. Autoren, Ergänzungen zum Verzeichniss der botanischen. Beilageheft 1873. Avogadopflaume 28. Bambusen in Palermo 185. Befruchtung, künstliche, der Obstbäume 58, freien Landes in der Krim 101. Bewaldungsversuche in der Umgegend von Tiflis 21. Bienen als Gartenfeinde 41. Blattläuse in Baumschulen 20. Blumen-, Obst- und Gemüseausstellung in Wien 206. Blumentreiberei, Beiträge zur 273. Blutbuche, Beobachtungen und Mittheilun- gen über die Färbung des Holzes 231. Botanischer Garten in Adelaide 381. in Melbourne 314. in St. Petersburg, Ge- schichte desselben 132. Buntblätterige Abarten 234. Buntlaubigkeit, Beobachtungen über, bei dem rundblätterigen Pelargonium 41, Charakteristik der Ziergärten im grossen Style 340, Chaux-de-Fonds 186. Cinerarien, gefüllte 213. 307. Congress der Gartenfreunde in Wien 349. —, internationaler botanischer in Flo- renz 900. Cultur der Iris laevigata Fisch. 229. des Loranthus europaeus und an- derer Parasiten 186, — der Orobanche-Arten 186. — der Primula chinensis 59. — der Tetragonia expansa L. 158. 394 Beeren Cultur, Vermehrung und Veredelung von | Kartoffelzwiebel 4. Epiphyllum truncatum Haw. 56. Kernobst, Aufbewahrung desselben 220. Cyclamen europaeum als Landpflanze 176. | Khiva, dessen Lage und Culturen 357. Erdbeertreiberei 126. Land- und Gartenbau zu Baku am Caspi- Etablissement von J. Linden in Brüssel 320. schen Meere 102. Eupatoria, drei nicht gehörig bekannte der | Landschaftsgärten, Betrachtungen über das Gärten 35. Entwerfen und freie Abstecken der- Expedition in das Innere Australiens 95. selben 300. 253. Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim 32. 63. Leuchtgas, Einwirkung desselben auf die Pflanzen 351. Farnhaus, das neue, und die Farnsammlung des Kaiserlichen Botanischen Gar- tens in St. Petersburg 109. Flaschenkürbis, essbarer 185. Missbildungen 9. rühzwetsche, Mainzer 368, Mittel gegen Ameisen 185. Funkia-Arten der Gärten 235. _ — die Blattläuse 158. — — _— Obstmaden 159. Garten zu Frauenberg bei Budweis in Böh- — zur Vertilgung der Feldmäuse 370. men 549, — des Grafen A. S. Uwarow in Po- | Nachricht an die Leser 381. retschje 166. Neuseeländer Spinat 158. —, der Leichtlin’sche, in Baden-Baden | Nikita in der Krim 351. 269. Gärten Egyptens 57. Obstaufbewahrung 184. — des südlichen Australien 37. | Obstbäume, Pflanzen derselben 154. Gartenbau am südlichen Ural, Mittheilun- | —-, über das Zurückschneiden der Wur- gen über denselben 277. | zeln beim Pflanzen derselben 155. — -Ausstellung in Halle a/S. 350. Obsteultur, kann die feinere, zugleich von Gattung Bergenia Mönch. 174. | dem Blumen- und Parkgärtner be- Gattungen, neue, für Australien 186, sorgt werden? 5. Gefülitblühende Antirrbinum 250. Obstwildlinge, das Pflanzen derselben in Gegend zwischen Uralsk im südlichen Ural den Obstbaumschulen 157. und Guriew am Caspischen Meere | Oxalis Acetosella als Gartenpflanze 365. 107. — tropaeoloides, welches ist der rich- Gehölze der Tifliser Gärten 22. tire Name? 366. Gemüseculturen 154. ji Gespinnstpflanze, eine neue 237. Pelorienbildungen 58. Glas, gefärbtes 370. | Periodieitätserscheinungen, die ersten, in Grassamenhandel 371. der Entwickelung der Freilandpflan- zen bei St. Petersburg 238. Herbst 1872. 29. Püanzen Australiens 254. Holzsammlungen auf der Wiener Weltaus- —, ausdauernde, in Baku 22, stellung 208, —, Ein Wort zur Erinnerung an man- Hoteia japonica als Zierpflanze 365. che schöne der Cultur werthe 333. Pflanzenausstellungen 382. Iris germanica um Veröna 186. Pflanzenfasern auf der Wiener Weltaus- Jubiläum, das 50jährige, und Geschichte stellung 208. des Kaiserlichen Botanischen Gar- Phylloxera 183. tens in St. Petersburg 131. — vastatrix 361. Register, Phylloxera vastatrix in Oesterreich 58. Quassialauge als Mittel gegen die Blatt- läuse 158, Reisende des Kais. Bot. Gartens in St. Pe- tersburg 139. Respiration der Pflanzen 219. Rosen, Beitrag zur Winterveredlung 308. —, Einiges über 75. ‚Sammlungen von Welwitsch 224. Schimper, Dr. in Abyssinien 44, Schnitt und Sorten von Zwergobstbäumen 125. Schriften, welehe von Seiten des Peters- burger Bot. Gartens publicirt wur- den 145. Segge, zittergrasartige 370. Stadtpark. der neue, in St. Petersburg 163. Tanne, grosse 220. Teppichgärten des »Palmengartens« zu Frankfurt a. M. und ihre Bepflanz- ung im Jahre 1872. 68. 395 Thierzucht, Beförderung der landwirth- schaftlichen 312. Verwendbarkeit der Mähmaschinen 230. Verzeichniss der botanischen Autoren, Er- gänzungen. Beilageheft 13873. Vitis-Arten, die ächten, Nordamerikas und des Ostens und Südens Asiens, wel- che im nördlichen Deutschland im freien Lande aushalten 194, Weinpflanzungen Frankreichs, Verwüstun- gen derselben durch die Phylloxera vastatrix 361. Weltausstellung, Wiener 185. 349. Winter 1872—73. 126. Witterung 31. in St. Petersburg 352. Witterungsverhältnisse in Oesterreich 95. Ziergärten im grossen Style, zur Charak- teristik 340. Zwergobstbäume, Schnitt und Sorten 125. 4) Literaturberichte. Bericht über die Thätigkeit der St. Galli- schen naturwissenschaftlichen Ge- sellschaft 1869—1871. 30. Bianca, G. Monografia del Mandorlo com- mune 222. Boissier, Edm. Flora orientalis. 318. Botanisk Tidsskrift, Kopenhagen 1872. 30. Bulletin de la Societ& Imperiale des Na- turalistes de Moscou 120. Vol. LI. Cultivateur de la region Lyonnaise 318. Duval-Jouve, particularit6s de Zostera ma- rina L. et Z. nana Roth. 319. Hogg, Robert, the Gardener’s Year-book. 62. Jahresbericht von Gartenbauvereinen 286. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 30. 154. Jühlke, F. Die Königliche Landesbaum- { schule und Gärtner-Lehranstalt in Potsdam 124. Karsten, H. die Fäulniss und Ansteckung 348, Koch, Karl, Dendrologie, Bäume, Sträu- cher und Halbsträucher, welche in Mittel- und Nord-Europa im Freien eultivirt werden. Il. 1. — 315. Koeppen, Wladimir. Wärme- und Pflan- zenwachsthum 120. Kohler, J. M. Der Weinstock und der Wein 122. Licopoli, G. Sulla struttura del fusto della Wisteria chinensis DC. e del Cissus acida L. 287. 396 Lucas, E. Auswahl werthvoller Obstsorten, nebst kurzen Angaben ihrer Merk- male und Cultur 187. —, Dr. E. Die Obstbenutzung 60, 159. —, E. Die Taxation der hochstämmi- gen Obstbäume an Strassen, auf Fel- dern, in Obstgärten 2837. —, Dr. E. und Dr. Friedrich Medicus. Die Lehre vom Obstbau 221. Magenau, Jnlius. Steigerung der Erträge des nutzbaren Eisenbahnareals 221. Manganotti, Antonio. Di alcune analogie di struttura e funzioni fra gli ani- mali e le piante 63. Müller, Eduard. Abbildungen von Model- len künstlicher Obstbaumformen 348, —, F., Beitrag zur Klimatologie Ost- Sibiriens 121. Russow, Dr. Edmund. Vergleichende Un- tersuchungen, ologie der vegetativen und sporen- betreffend die Histi- | Register. bildenden Organe und die Entwickel- ung der Sporen der Leitbündel Cryptogamen mit Berücksichtigung der Histiologie der Phanerogamen, ausgehend von der Betrachtung der Marsiliaceen 62. Schlagintweit’s Reisen in Indien und Hoch- asien 187. Schmidlin’s Blumenzucht im Zimmer 59, Schübeler, Dr. F. C. Die Pflanzenwelt Nor- wegens 373. Terraciano, N. Osservazioni sulla vegeta- zione dei dintorni di Caserta 318. Tomaschek. Umbildung des Pollens 121. Watson, Sereno. Botany of the United States 62. Wiedersheim, A. Der Weinbau 61. Wirth, Max. Deutsches Jahrbuch 287. Wredow’s Gartenfreund, von H. Gaerdt und E. Neide 348. 5) Personalnotizen. Basiner, F. J. 143. Baumann, Franz Sebastian 10. Beccari, Dr. E. 95. 224. Becker, A. K. 143. Beer, Josef Georg 128. Clementi, Prof. Joseph 224. Dautwitz, Friedrich 160. Delpino, Prof. 95. Fedschenko A. P. 349. Gens, August 160. Göze, Edmund 160. Guilfoyl 381. Hildebrand 384. Jäger, B. P. 143, Karwinsky, Baron 143. Klaus, K. F. 143. Kolenati, Friedrich 142. Langsdorff, G. J. 140. Liebig, Justus von 222. Maurer 96. Maximowicz, K. J. 142, 254. Miclucha Maclay 319. Mori, A. 32. Moschkowitz u. Comp. 64. Müller, Baron Ferd. v. 3581. Notaris, de 32. 9. Pomorzoff, Peter Gregoriewitsch 140. Prantl, Dr. Carl 64. Prschewalsky N. M. 144. Radde, G. J. 143. Rieder, J. G. 143. Roelich, Carl August 64. Roezl, B. 143. Schimper, Dr. 44. Schomburgk, Dr. R. 128. 160. 381. Schrenk, A. J. 141. Sell, Eduard 320. Sewerzow, N. A. 144, Stewardt 140. Szovits, Johann Nepomuk 140, Turczaninow, N. S. 141. ; Wagner, C. H. 64. Welwitsch 32. | Wrangel, F. P. 140. E 6 en Ar nl N vl, u Bl. \ ; 2 er: Rn RN aa " ZRANE I Y LU Pi sr Be I Ki MEN Ball N Fee ” f N '£7 1% Abs nal “ N ie BEINE un . ar Ks a wu c < cc +} — z fe} F p=] =: FE [2] zZ z < z ° [7] pe = = [72] IN Il III | 3 9088 01486 5273