» Wi x 3 Droning. 9 N zahme + 4 * Se N) E 9* —F K —4 Po ; SR Die neunte Gattung Au r Felis. Ke unge i hen. In beyden Kinnladen befinden ſich Ir gleiche ſpitzige a Eu — Die Eckzaͤhne ſind einzeln, lang und A F Auf jeder Seite ſtehen drey zackige Backen zaͤhne. Mn ben Morberfügen Kefnbin neh Fünf am den Hinterfüßen vier Zehen, welche mit krummen fpißigen, zu ihrem Raube dienlichen Krallen bewaffnet find, die ee: 2 Scheiden liegen, um durch dag beftändige Gehen nicht abgenußt werden; ihre Fährte _ it daher rund, und bey ihrem natürlichen Gange ge: ſchraͤnkt, d. d. die Fußtapfen liegen in einer krummen Linie, wie ein Zickzack Hinter einander; der Dinterinß tritt aber allzeit. i in die ana: Der Kopf if rund, die Schnauze kurz und bie Zunge rauh, mit zücmwärts gefehrten Spisen, Die Nafenlöcher find klein. Die untere Lippe kürzer als die obere. Der Mund iſt mit ſteifen Varthaaren > * ans, a beieht 648 4 Soͤugethiere Deutſchlands. Bar befegt 9 Die Augen bligen im Dunfeln und — einzelne lange Haare zur Seite. Die Ohren find zuge⸗ ſpitzt. Der Schwanz iſt bey den meiſten lang, bey we; mus fur —* Die Ihiere diefer Gattung find meift alfe grau: fame leifchfreffende Kaubthiere, die vorzüglich vom Fang des lebendigen EN * * Die Weibchen baten acht a 2 brin⸗ mehrere Junge, welche ſich erſt im zweyten Jahre der ſienen Es giebt bey uns nur zwey Arten. *) Mit langen Schwanz. (12) 16, Die gemeine Kate, ‚. Felis Catus. Gmelin Lin. 1. ı. p. 80. n. 6. Kenn— *) An dieſe endigen ſich die Nerven von den Unteraugen⸗ hoͤhlen und die Thiere welche dieſe Kuurr - oder Schnurr⸗ bartshaare haben, erhalten dadurch ein ſehr feines Gefuͤhl. Un Thieren, welchen dieſe Haare fehlen, die aber eine lange Schnauze haben, neht der Srurde bloß zu den Hautwarzen des Ruͤſſels. D. Wiedemann in Voigts Magasin der Naturkunde: I. 3: 1798. ©. 19. — } LERU r SER = 2. Ordnung. 9. Gattung. zahme Katze. 649 4— — | Kennzeihen der Art. . Mit langen geringelten Schwanze, der Länge nad), und Zurzen etwas zugefpisten Ohren. Die zahme Katze hat einen gegen die Spike zu verduͤnnten Schwanz! und kuͤrzere Haare, als die wilde, welche einen faft gleich diefen, fehwarzgeringelten Schwanz, eine granfiche Grundfarbe, ſchwarze Streifen und dergleichen Unterfüße bat. Geſtalt und Sitten des männliden und weibliden Geſchlechts. Der Kopf dieſer Thiere iſt rund, das Geſicht platt.) die Schnauze kurz und abgerundet; das Maul Heinz die Nafe vorne, wo fie kahl ift, dreyesig, in der Mitte durch eine fenkrechte Furche getheilt. Um die Lippen ſtehen fünfReihen Baarthaare, um das Maut empfindlich zumaz chen, es vor Verlekung zu bewahren, wenn fieaufihren Raub zufahren, oder durch enge Löcher fchlüpfen, und um die Biſſe der Ratten und Wiefeln abzuhalten. In jeder Kinn— lade find fechs fpißige Vorderzähne, wovon die untern kleiner als die obern find, anf jeder Seite in beyden Kinnleden ein fpißiger Eckzahn, und drey ſpitzige faſt fegelfürmige Badenzähne. Die Ohren find zugefpitzt, inwendig kahl, aufgerichtet, gerade vorwärts geöffnet, und vor: und ruͤckwaͤrts beweglich. "Die Augen fichen weit vor; der Augenſtern iſt gruͤnlichgelb; die Pupifle u ſteht perpendifulär, fihmälert fi) in der Kellung ſehr, und erweitert fih, ihren Beduͤrfniſſen gemäß, nur in | ©s 5 der 650 A Saͤugethiere Deutſhlando. der Dunkelheit, wo er wie Feuer blitzt und ihnen bey ihrem Rauben vielleicht den Weg erhellet. Wahrſchein, licherweiſe verurſacht dieß eine elektriſche Materie die im Auge befindfich iſt. Die Baden find die. Der Hals ftarf und rund. Der Körper lang und etwas gemölbt, wird aber im Springen, fo wie der-lange Schwanz aus: geſtreckt. Der Schwanz iſt kürzer als der Leib, gegen - die Spitze hin etwas dünner, mit großer Federkraft zum Springen verfehen, und ſteht gewöhnlich gest. SD Fuͤße find kurz und ſtark. | Der Balg hat verſchiedene Haarnaͤthe: eine von dem innern Winkel jedes Auges nach der aͤußern Spitze der Naſe; eine ungepaarte queer über die Naſe hinüber; eine ungepaarte über die Mitte, der. Bruft und den Bauch längs hinunter, welche von einer andern zwifchen den Vorderbeinen übers Kreuz durchſchnitten ‚wird ei⸗ ne auf jedem Vorderbeine vom Ellbogen bis an den Fuß, und eine von der Ferſe an bis zum Auftritte. In ihren Handlungen zeigen ſie Klugheit und verrichten fie alle mit einer beſondern Leichtigkeit. Sie unterfcheis den fich in ihrem natürlichen und freyen Zuftande durch ihren dien Schwanz und durch die langen Streifen, die ihnen queer über den Rüden gerade und nach den Seiten zu gewunden, laufen, | Das Weibchen iſt allzeit fchlanker, hat eine ‚fpisigere Schnauze und nicht die ‚dicken Baden des Maͤnnchens. Dieſe u 2. Ordnung. 9. Öattung. zahme Kae. 651 Diefe Thiere haben die Gewohnheit ihren ſtinken⸗ den Koth einzuſcharren. Ihr Mauen, Schnurren, Schreyen und Ziſchen kennt jedermann. &ıs mauen, wenn ſie etwas verlangen, ſchnurren ), wenn fie ruhen, ziſchen, wenn ſie zornig ſind, und die Affekten, welche bey der Brunſt abwechſeln, druͤcken ſie durch alle die obigen und noch andere uͤbellautende Toͤne aus. Sie koͤnnen ein Alter von 10 bis 18 Jahren erreichen. Wir kennen zwey Raſſen; * * a) Die zahme Katze. ve Namen, Schriften und Abbildungen. Hauskatze; Maͤnnchen, Kater; Weibchen, Kitze. Felis Catus domesticus, Gmelin Lin.1|, e. B. Le Chat domestique. Buffon hist, nat. VI. p. 1. T.2. Ed. de Deuxp, I. — He berf. von Martini233. 11. Taf. 38. "The domestic Cat. Pennant, hist, of Quadr. I, 295. Meine Ueberf.I. 304. v. Schrebers Gäugeth. III. 397. Taf. 107, 8. Ie v. 3im *) Dieß Schnurren oder Spinnen, weldes zu ihren Cigens heiten gehört, wird vurd ein Paar befondere, zarte, ge- fpannte Haͤutchen in ihrem Kehlknopfe bewirkt, 652 _ Gäugerbiere — *—* 1. v. BERN geogr. 3 Ih Goezye % Sauna. 197. Donndorfs zool. Beytr. J. 4435" Verſuch einer Katzengeſchichte. Frankf. u. zig 1772. Die Hauskatze ſtammt aus der Wildniß, und iſt, wie der Hund, durch die Häusliche Erziehung, den ger wohnten Umgang mit Menfchen zahm und ein Haus; thier geworden. Sie ift jetzt beynahe auf. der ganzen Erde, die fälteften Zonen ausgenommen, verbreitet *), Shre Größe ift verfchieden, je nachdem ihre Nah— zung und Wartung verfchieden iſt. Gewoͤhnlich if ihre ganze Größe, ı 3/4 Fuß, ihr Schwanz ı 1/2 Fuß lang ühre Höhe faft ein Fuß *. { Die Farbe ift, wie bey den meisten Hausthieren, verfhieden. Es giebt weiße, ſchwarze, braune, aſch— graue, gelbe, grangeftreifte und fchädige Katzen. Die jenigen, welche auf hellgrauem Grunde ſchwarze Seiten und Küdenftreifen haben fehen den wilden am ähnliche fien und find die gewöhnlichften; find die Öeitenftreifen abgebrochen, fo fehen fie vorzüglich fchön aus. Derjes nige Kater, der drey verfchiedene Farben hat, wird für vor; *) Nach Amerika wurde fie erft durd die Spanier gebracht. #=) Var. ME. Körper ı ı [2 ZuB; Schwanz 1Fuß 3304; Hühe 9Zoll 6 Linien. } 2. Ordnung. 9 . Gattung: — Katze. 6 53 vorzuͤglich ſchoͤn geatten, und iſt eine Settenpei, fo wie der ganz blaue. Bey uns ſind folgende National und —— varietaͤten merkwuͤrdig: | Ya) Die Angorifihe — F, C. And gorensis, m Schrebers, Säugethiere a. a. D. Taf. 107. BR. 8.%. Sie Hat lange, feidenartige, glänzende, weiße, gelbli— che oder graue Haare. Um den Hals herum ift das Saat vorzüglich fang und bildet eine Art von Hals— Eraufe. Sie koͤmmt wie mehrere weich und langhaarige zahme Thiere aus Angora in Syrien, wird in Pers fien häufig, in Europa aber nur felten als Hausthier gefunden. Sie weicht in ihren Sitten etwas von der gemeinen Hausfäße ab, indem fie oft tn der Stellung der Hunde ruht, fih gern leckt u. w. Bey uns aus tet fie fih gern aus. \ b) Die Spaniſche —— Br nicus, Düffons Ueberſ. von Martinill 235% Taf. 39. $.2. Sie hat einen weichen, gewöhnlich orangerothen, mit weißen und fchwarzen Flecken befesten Balg. c) Die — 6 54 | Säugethiere Deutſchlands. e) Die Kartheuſer⸗-⸗Hauskatze. F. C. coe- ruleus, hi 2 Büfons Ueberſ. von Martinill. 236. Taf.ge Fr. | | Sie iſt dunto oder graulichſchwarz mit fei nen wellenförmigen Haaren d) Die Cyper-⸗-Hauskatze. F. C.s triatus. v. Schrebers Saͤugeth. III. 399. Mit ſchwarzen Streifen auf hellem Grunde, die auf dem Ruͤcken gerade, auf den Schenkeln aber ge kruͤmmt find. Zergliederung. 9 Magen und Sedärme find —J Dierk würdig ift der Lterus, in welchen die Jungen liegen. Er beſteht aus vier big fünf hautigen Kugeln, die durch einen Kanal mit einander verbunden find, aberan einem gemeinfchaftlichen Strange ſitzen, ſo daß das zweyte und” dritte Junge durch eben den Konal zur Welt gelangen kann, durch welche das erſtere in denſelben eingetretiſt. Se mehr die jungen Kaͤtzchen wachſen, deſto ſtaͤrker wyr⸗ den dieſe Kugeln aͤußerlich geſpannt, daß man fie öfter, nicht eindrücden kann. Die Eingeweide find auch mitt viel Würmern beſetzt. | Merk BE % * } ı- * Ordnung. 9. Gattung, zahme Katze. 655 Merkwuͤrdige Eigenſchaften Ihrer Beſtimmung nach ſollte die Katze des Tas ges ſchlafen, und des Nachts wachen, allein in der menföhlichen Geſellſchaft wird ihr diefe *rönung geſtoͤhrt. Sie ruher fißend auf den Hinterfuͤße und fchlägt den Schwanz um die vordern, oder Tiegend auf allen vieren, - und biegt die Vorderfüße ein. Ihr Schlaf iſt feife und kurz. Gefiht und Gehör, iſt, wie befannt, an ihr ſehr fein, und fie mußte diefe Eigenfchaften Haben, wenn fie: den Endzweck des Schöpfers erfüllen, und in den duns feliten Winkeln, unfere und ihre Feinde, die Mäufe und Hatten ausfpähen und vertilgen follte. Defto fchlechter aber ift ihr Geruch, durch welchen fie ihren Raub nicht, wie andere Naubthiere, ausfpüren kann. Ihr Gang ift fehr Teife, und gefchieht mit eingezogenen Krallen. Flieht fie vor etwas, fo kehrt fie die Augen herabwäarts. Im Laufen und Springen ift fie ſchnell und seicht, worzu ihr der lange Schwanz fehr dienlich iſt; kann aber nicht lange ausdauern. Sie kann ſehr geſchickt Flets ‚tern, fpringt von einem Baume zum andern, und geht über die fchmälften Latten und Stangen, Stürzt fie, indem fie unvorfichtig einen Raub erhafchen will, von einem hohen Baum oder Haus, oder wird fie leichtferz tig * hohen Orten herabgefihleudert, fo fallt fie fich fern tod, fondern fteht, da fie während dem Fallen mit „ogenem Nücken beftändig einen halben Cirkel in der suft Befchreibt, wenn fie auf die Erde koͤmmt, auf allen vier vorgehaltenen Beinen, fchüttele fich einigemal, und läuft mehrentheils unbefhädigt davon. Der Schwanz koͤmmt “ 65 6 Säugerbiere Deutſchlands. - Kömmt ihr hierbey fehr zu flatten, ſteht gerade in die Hoͤhe und vertritt Die Stelle des Ruders. ' Ihre fchöne Geftalt, Keintichteit und fihmeichelndes ofen macht, daß man fie als Hausthier liebt, ob fie gleih die Treuherzigkeit und Gelehrigfeit des Hundes nicht beißt. Ihr Naturell, das fich oft in Falfchheit, Tuͤcke und Genäfchigfeit äußert, bleibt immer daffelbe, und zeigt fih, wenn fie von ohngefähr indie Wildnig kommt, wieder in feiner ganzen Stärke. Mit dem Kunde lebt fi e in angebohener, zum Spruͤchwort gewordener, Antipathie, und nur Gemwöhr nung und Erziehung ift im Stande, diefe Feindſchaft zu verhindern; woher es denn freylich fommt, daß man ‚Stubenhunde und Stubenfagen zumeilen mit einander aus einer Schuͤſſel freſſen ſiehtt. Wenn die Kae gut iſt, fo widerfteht fie mit ihren fiharfen Krallen dem größs sen Fleiſcher- und Jagdhunde. Ein merkwuͤrdiges Phaͤnomen zeigt ſich bey ihr mehr, als an andern Saͤugethieren. Wenn man ihr im Dunkeln mit der trocknen Hand vom Schwanz nach dem Kopfe zu über den Ruͤcken hinfaͤhrt, fo fahren viele Fun fen mit einem Kniftern aus ihren Haaren *) Sie | pflegt .#) Aus diefen eleftriihen Ausduͤnſtungen laͤßt ſich auch wohl die Antipaihie mancher Perſonen mit diefen Thieren erklären, die oft, wenn fie ihnen nahe find, Aengſtlichkeit und Ohnmacht befonmen, ohne fie au ſehen. | Man P} 2. Ordnung. 9. Gattung. Zahme Katze. 6 57 pflegt ſich auch, wenn ſie ſich verunreinigt hat, mit ihren Vorderpfoten zu kaͤmmen und zu waſchen, welches von manchen Perſonen für ein Zeiten der Veränderung des Wetters gehalten wird. Aufenthalt. Ob die zahmen Kagen gleich zu den Hausthieren gezählt werden, fo find fie es im Grunde nur halb. Denn fie halten fih nur zu denjenigen Herren, und in denjenigen Käufern auf, wo es ihnen aͤm beften gefällt, und die meiſten gewöhnen füch mehr an ein oder mehrere Käufer, als an die Bewohner derfelben, Zu bewundern ift, daß man diefe Thiere eine bis zwey Meilen weit von fich entfernen kann, und demohnerachter finden fie ihren alten Wohnort wieder auf, mo fie ſich wohl ber fanden, | Nah: Man hat in neuern Zeiten fogar eine entgegenge: feßte Elektricität an den Katzen bemerft, von denen der Hauptfik der einen am Kopfe, der andern hinten auf dem Bürzel if. Sie zeigt ſich vorzüglich, wenn das Thier auf einen mit Haaren gepoliterten und mit wollenem Zeud) überzogenen Stuhl liegt, wodurch es ziemlich gut ifolire iſt. Man kann daher abwechfelnd aus der Naſe und dem " Bürzel Funken entloden, allein nie gefchieht es ben mie- derholter Berührung deffelben Theil, bis der entgegen- geſetzte beruͤhrt worden ıfl. fr Voigts Magazin der Naturkunde. 1798. 13. ©. 80. Bechſt. gem. N. G. I. Bo St 658 Säugethiere Deutſchlands. 9 Nahrung. Da es fleiſchfreſſende Thiere ſind, ſo iſt ihre liebſte Nahrung Fleiſch, doch genießen ſie auch ſonſtige Men— ſchenkoſt. Wegen ihrer kurzen und ſchlecht geordneten Zaͤhne ſuchen fie gerne die zarteſte Fleiſchnahrung auf, Zu ihrem Tranke mögen fie gern Milch, und fanfen fehr »ft, mit der Zunge lecfend, wie die Hunde „Wegen ihrer großen Feindſchaft, die fie gegen das Maͤuſege— ſchlecht haben, kann man fie beynahe in feiner Haus hal⸗ tung entbehren. Den Gaͤrten werden ſie nuͤtzlich, weil ſie den großen und kleinen Feldmaͤuſen und Maulwuͤrfen auflauern. Da ſie aber die Natur mit Leichtigkeit und ſcharfen Klauen verſehen hat, ſo koͤnnen ſie auch die Baͤume beſteigen, nehmen da den unſchuldigen Voͤgeln die Neſter aus, und die Taubenſchlaͤge muͤſſen vor ihnen wohl verwahrt werden. Den Schneidenweg (Schneuß⸗ weg), den fie einmal mit Vortheil gegangen find, verleinen fie fo leicht nicht wieder. | Sie jagen aud junge Hafen; daher an manchen Orten das Sagdgefe noch gültig if, daß den. Katzen die Ohren entweder geftußt oder geſchlitzt werden müllen, weil fie die Näffe des Graſes und Gebüfches, welche ihnen ihre empfindliche Ohren befeuchtet, und ein Kitzeln darinn verurfacht, von diefer Jagd zurächält. So fehr fie auch das Waffer fiheuen, fo gehen fie doch den Ki: fhen und Froͤſchen an feihten Däcdyen nad. Ihren Raub feftzuhalten, kommt ihnen ihre rauhe Zunge ſehr zu flatten. Bey großem Hunger (hiervon hat man Bey⸗ / j N | 2. Ordnung. 9. Gattung. Zahme Katze. 659 | Beyfpiele) fallen fie unwehrſame Kinder und Leis chen am. = Die Art, ihre Beute zu erlangen, ift befannt oe nug; fie fehleichen nämlich an diefelbe mit niedergebogez nem, geſtrecktem Leibe, liegen dann ftill, wedeln mit dem Schwanze, zielen und fuchen fie durch einen Sprung mit ihren Klauen zn erhafchen. Gelingt der Sprung nicht, fo ift die Maus oder das verfolgte Thier von ihrem Vers folgen befreyet. | Sie fauen langfam und fohmwer, und fchütteln den Kopf, fo oft fie etwas feuchtes nehmen. Den Geruch einiger Kräuter, ale der Kattz en⸗ münze(Nepeta Calaria), des Baldrians Valeriana aflicinalis), und vorzüglih des Marumverums(Teu- crium Marum) lieben fie fo fehr, daß fie ſich vor Vers gnügen auf denfelben wälzen, fie zerbeißen und ausſchar— ren. Hingegen verabfiheuen fie den Serud) der Raute (Ruta graveolens) fo fehr, daß fie nichts freffen, was damit befirichen ifi, und auch dadurch von Taubenfchläs gen und andern Orten, wo fie Schaden verurſachen, abs gehalten werden können. Sie freffen auch zur Reinigung ihres Magens, wie die Hunde, Gras, welches ich mehrmals bemerkt habe, rs Sort 660 » Säugetiere Deutſchlands. | Sortpfanzung. Gy der Begattung (dem — welches hoͤchſt ſelten vor menſchlichen Augen geſchieht *), ſind ſie ſehr hitzig, und verrichten fie in. verſchiedener Lage auf dem Ruͤcken und Bauch, wobey der Kater die Kitze oft in. den Naden beißt. Den Anfang machen fie zu Ende des Hornungs und beyde Gefchlechter geben ihre Begierden durch ein fürchterliches, dem Weinen der Eleinen Kinder ähnliches, Gefchrey zu erkennen. in Kater belegt oft mehrere Kigen. Dieſe verfammeln fich alle in einen Kreis um ihn herum, wedeln mit ihren Schwänzen und ſtimmen das unangenehme Concert an, das man jin Winternächten fo oft hört. Er dirigiet mit feiner groͤ— bern Stimme das Concert, wird aber, wenn er ihnen nad) Endigung diefer Muſik nicht immer zu Willen iſt, mit fürchterlichen Biffen fortgejagt, Er iſt zu dieſer Zeit, welche bey der erften Begattung zwey bis drey Wochen dauert, halb wüthend, und fchweift weit umber feinen Gefchlechtstrieb zu befriedigen, fömmt aber auch) oft in Kämpfen mit feines Gleichen ſtark verwundet nad) Haufe. Die zahmen Katzen begatten fi) des Jahrs gewoͤhnlich zweymal, und wo fie Gelsendeit haben, auch mit *) Sch habe fie nur ein einzigesmal gefehen, und zwar bep ſolchen Yieblingsfaßen, die faft nicht aus der Stube Fa- men und wo Männcen und Weichen zufammen aufgez0« gen :waren. Es gefchah wie bey andern Thieren, der - Karer hielt die Kitze mit feinen Vorderfüßen vorzüglich in dem dünnen Leibe fehr feſt 2. Ordnung 9. Gattung. Zahme Kase. 661 mit den wilden. - Die Mutter trägt neunthalb Wochen oder gewöhnlich 55 Tage, und wählt, wenn fie werfen will, den erften beften Platz, wo fie weich liegen kann, legt da drey bis zwölf blinde Junge hin, trägt fie, wenn fie Menfchen und Thiere bey ihnen bemerkt, und befonders vor ihrem Gatten, der zuweilen den graufamen Appetit befommt, feine Kinder zu freffen, am Halſe von einem Drte zum andern, fäugt fie eine lange aber unbeftimmte Zeit, und vertheidigt fie. mit Heldenmuth gegen die größz ten Feinde, die fih ihrem Lager nähern. Der größte Hund wagt ſich dann nicht an ſie. Wenn ſie Mißge— burten zur Welt bringt, ſo frißt ſie ſie gewoͤhnlich gleich auf. Die jungen ſind neun Tage blind, und in ihrer Jugend poſſierliche und luſtige Thierchen, lernen aller— hand Kuͤnſte, als aufwarten, tanzen, durch den Reif ſpringen u. ſ. w. und koͤnnen im erſten Jahre ſchon wieder ihres Gleichen zeugen. Sie werden von der Mutter durch Vortragung lebendiger Maͤuſe in dieſem Fang unterrichtet. Zur Zucht wählt man gern die Mays tagen, weil fie einen fchönen großen Wuchs erhalten, und diejenigen, welche ſchwarze Pfoten haben. Sie find ehngefähr im achtzehnten Monate ausgewachfen. Krankheiten. Da die Katzen als Hausthiere nicht allemal die Speifen genießen, die ihrer Natur angemeflen find, fo find fie auch vielerley Krankheiten ausgeſetzt. Im Winter 1797 bis 1798 und im Sommer 1798 war in Sachfen, dem nördlichen Deutfchland, auch in - Tt3 Schwe⸗ 662 Siugethiere Deutfchlands, Schweden, Daͤnemark, der Lombardey u. ſ. mw. eine Seuche unter den Katzen, daß faſt alle ſtarben. van nennt fie die Katzen peſt. Sie hat die größte Aehns Tichkeit mit dee Staupe der Kunde, fängt mit Efel, Erbrechen und Traurigkeit an, und endigt mit der Auss zehrung. Die Katzen entledigen ſich ihres Unraths mit großen Schmerzen und man findet, wie bey der Staupe, in Magen und Därmen eine gelbe Feuchtigkeit, und entzindete Stellen. Bieleicht daß man fie wie die Staupe heilen kann. Auch ſoll gegebenes Schießpulver helfen. Man hat dieſe Krankheit der merkwuͤrdigen ſtarken Bewegung und Wirkung der elektriſchen Kraft in jenen Jahren zugeſchrieben *). Andere nennen dieſe Krankheit ein mit Dumpfſinn verbundenes Nerven⸗ fie ber, und haben ſie dadurch geheilt, daß ſie den kran— ken Katzen taͤglich viermal eine halbe Unze Ciperwein, zumal in Verbindung mit einem Scrupel gepuͤlverter Baldrianwurzel eingoſſen. Sie brauchten auch Aloe und Knoblauchsſaft in einem guͤnſtigen Vehikel und außerdem auch Eſſigdaͤmpfe. Sie bekommen auch die Kraͤtze. Dieſe zieht ſich gern nach den Augen, wovon ſie blind werden. Man laxirt fie dabey, wie die Hunde, Auch *) Schwedifhe Annalen der Mediein und Naturgefchichte von Rudolphi. Berlin und Stralſund 1799. I. 1. Abh. XVI. ZUR | J ge Ordnung 9. Gattung. Zahme Katze. 663 Auch an der Mundfänle flerben fie und. diefe Krankheit wird epidemifch. Man wäfcht ihnen den Mund mit Salveter aus. Wird die Zungenfpike brandig oder frebsartis, fo fihneider man das Stückchen ab. Ihre fürchterliche Krankheit ift aber die Tolfheit, mit welcher fie eben fo, wie die Hunde, zuweilen befallen werden, vielleicht aber bloß durch Anſteckung. Feinde Die Feinde der Katzen find die Hunde, bie Flöhe, und fetten: und zarfengliedrige, Fugelgliedrige und liniirte Bandwuͤrmer, welde fie fehr plagen. Nutz en. Aus der Nahrung der Katzen ſieht man, daß eine gute Mauſekatze ein vorzüglich nügliches Thier im - einer Kaushaltung ifi *). Sie tödten aber nicht allein Ttz Hausa * Wie nothwendig die Kate in der Defonomie, und zur Erhaltung des Gleichgewichts in der Natur it, ergiebt fi, aus folgender Anekdote. Vor ohngefähr vierzig Jah- ren gab der König von Neapel auf der Inſel Placida den Befehl, daß alle Katzen abgefhaftt würden, um die Faſanerey in beffern und fihern Stand zu erhalten. Zwey Sabre Fang bemerfte man feinen großen Nachtheil diefes Befehls; allein nach dieſer Zeit nabmen die Maͤuſe vor aller Art fo überhand, daß fih die Einwohner ihrer gar nicht erwehren Eonnten, indem fie ihnen alle Nahrungs- mittel aufzehrsen, die Orgeln zernagten, und Die Leichen und Kinder in den Wiegen nicht ficher liegen Fonnten. Der Befehl mußte alfo wieder zuruͤckgenommen werden. 664 Säugethiere Deutſchlands. Hausmaͤuſe und Ratten, ſondern auch Wieſeln, Feld— maͤuſe, Wafferratten und Maulwuͤrfe, und find befon; ders auf den Schiffen ganz unentbehrlich. Sn Ame rika giebt es am Dronocofluf die großen blutfaus genden Fledermäufe, Vampirs (Vespertilio Spec- trum), welche. Menfchen und Thieren das Blut bis zum Sterben ausfaugen. Auf diefe richtet man die Kaben ab, daß fie von einem Stuͤck Vieh aufs andere fpringen, und fie wegfangen. Sie freflen auch ‚schädliche Raupen. und Schmetterlinge, | Bey den Aegyptiern, Römern und Muha— medanern waren die Kaken ihres Nußens halber ‚in hohem Werth. Die erftern verehrten fie göttlich und beteten fie in ihrer natürlichen Geftalt, oder auch unter der Figur eines Menfchen mit einem Katzenkopfe an. ſ. Kruͤnitz Eneyclop. XXXVL Sig. 2004. a. b. Bey den Muhamedanern fiehen fie fo in Eh— ven, daß ein Hausvater beym Brennen des Kaufes erſt nad) feiner Kate greift, ehe er etwas anderes rettet. Es giebt fogar KHofpitäler für diefe Thiere. Wahrſcheinlich hat dieſe Verehrung ihren Grund in der Fabel, daß ſich Mohamed, um die Nuͤtzlichkeit der Katzen zu empfeh— len, den Ermel, auf welchen feine Katze ſchlief, abſchnei— den ließ, um ſie nicht zu ſtoͤhren, da er ploͤtzlich von ſei⸗ nem Studierſtuhl aufſteigen und in den Tempel gehen mußte. Zu Rom, wo man ſehr viele Katzen haͤlt, füttert man fie auf folgende fonderbare Art. Gewiſſe Leute kaufen 2. Ordnung, 9. Gattung. Zahme Hase. 665 kaufen das Fleiſch verftorbener Thiere und tragen die Stucken an Stangen in der Stadt herum. Auf ein gegebenes Zeichen fommen die Katzen alle aus den Hau: fern und jede befommt ihre Portion. Es wird monats ih dafür ein gewifles Suttergeld bezahlt. Das Katzenfle iſch ift eßbar, und foll fo füß wie Kaninchenfleiſch ſchmecken, nur darf das Gehirn nicht gegeflen werden, welches giftig if. Sin Spanien, Tranfreih, Holland, Irland, China und auf der Goldkuͤſte foll das Kasenfleifch als ſchmackhaft ‚gegeffen werden. Man hängt es erft an die Luft, dag _ es muͤrbe wird. | Der Balg iſt gut zu Unterlagen, bey Gefchwülften und man braucht ihn. auch, befonders ſchwarz, zu Aufr fehlägen der Kleider, fonft als Futter, zu Wintermüßen für die Landleute und zu Müffen. Bey den Chinefern ift er ein vorzügliches Pelzwerk, welches fie von den Ruſſen kaufen. Die elektriſche Kraft der Katzenbaͤlge hat man in neuern Zeiten ſehr gut anzuwenden gewußt, ins dem man diefelben cylinderförmig auffpannt, und an der Elektriſirmaſchine fatt des Glascylinders oder der Glas: ſcheibe braucht, oder auch einen Cylinder von Slanell damit reiben läßt. | Das, Fett wird von den Wundärzten als zerthei: lend gerühmt, fonft braucht man eben nichts mehr von ihnen in. der Medirin. = 5 Malen ©; 666 Suaͤugethiere Deutfhlende. Shre Därme geben Saiten zu muſikaliſchen Sm firumenten. | ' Schaden. So nüglich die Kagen in einem Haufe find, fo - fchädlich werden fie, wenn man fie verwöhnt oder ihrer zu viel hält. Sie verunreinigen mit ihrem übelviechen: den Harn das ganze Haus und zerfraken mit ihren fharfen Krallen, wenn fie fid) dehnen, vder diefelben fhärfen wollen, die Stühle und anderes weiches Haus ‚geräthe. Sie legen fi, da fie die Wärme lieben, gern auf den Feuerheerd und in den Ofen, bangen leicht glühende Kohlen an fih, und tragen fieran fenerfans gende Derter; ja fie gehen fogar nach brennenden Talgs Vichtern. Wenn man fie einfperrt, fo fangen fie nicht nur feine Mäufe, fondern werden auch oft, wenn fi) kleine ſchlafende Kinder an ſolchen Orten befinden, das _ Durch Mörder, daß fie ſich denfelben auf den warmen Hals legen und fie erſticken H, oder fie durd) ihren Biß tödten, wenigftens ihnen die Augen leicht auskratzen, und fie fo, wie auch alte fchlafende Perfonen, übel zus richten können, Aus den Schlafzimmern wären fie alfo sorzüglich zu verbannen, und wenn fie auch nur zur Traͤgheit und Nachlaͤßigkeit im Mänfefangen verwöhnt würden. Sie blos zum Zeitvertreid und Spielen zu ge: | brans * Wochenblatt für den gemeinen Mann. Leipzig 1777. 2ter Sahrg. ©- 47- Deutſche Zeitung. 1786. Erfted Quart. S. 46. * 2. Ordnung. "9. Gattung. Zahme Kate, 667 Brauchen, iſt auch gefährlich, da man Beyſpiele hat, dag fie auch beym Scherz fo erzuͤrnt wurden, daß fie die befannteften Perfonen biffen, und durch ihren, in der Wuth zu Gift werdenden, Speichel tödtlich verwunde— ten ). Sie werden auch wie die Hunde toll, und find ‚ dann fo fehr als diefe zu fürchten. Sie mit zu Bette zu nehmen, ift nicht nur aus obigen Gründen nachtheis Tig, fondern auch deswegen, weil ihr Athem und ihre Ausdünftung der Lunge fo fchädlich feyn fol, daß man fagt, die Schwindfucht entftünde daraus, Man hat auch Urfache, fie bey ſchweren Gewittern von ſich zu entfernen, weil fie in einem Kaufe, welches der Blitzſtrahl trifft, fehr leicht durch Anziehung der Bligmaterie fchädlich werden koͤnnen, daher ihre Un— ruhe und Aengftlichkeit bey fiarken und nahen Ge wittern. Man H In der Kirche zu Nom, S. Maria del Popala findet ſich beym Cingange an der dritten Säule linfer Hand das Grab eines Spaniers, der vom Biß feiner Katze ftarb, mit der Inſchrift auf Marmor: Hospes! disce novum mortis genus. Improba felis, dam trahitur, dıgi tum mordet, etintereo,. Franciscus Tovar Valk- „‚ soletanus. I, U.D. Filio dilecto. „Wanderer! ferne bier eine neue Todesart Fennen. Die untreue Katze beißt ‚ mid im Finger, da idy mit ihr fYiele, und ich muß fters ben.” Mehr Benfpiele fiche in Goeze's Zaun a. a. D. ©. 234. u. f. w. 668 Säugethiere Deutfchlands, tan befchuldigt fie auch, daß fie die Peſt aus einem Haufe ing andere trügen. In der Dresdner Peſtverordnung 1711 wurde daher bey funfzig Thaler Strafe verboten, feine Katze auf die Straße zu jagen. > un ; Rn / Daß man die Speifefammern und Küchen vor diefen naͤſchigen Ihieren, fo. wie die Kaninchen fiälle, Taubenfchläge und Fifchbehälter, fehe wohl verwahren muß, verfteht fich von ſelbſt. Jerthaͤmer und Vorurtheile. 1) Die Alten hatten den medicinifhen Nuss zen der Katzen in ein Verschen gebracht: Bon fhwarzen if die Nachgeburt, das Dlut, Das Fell, das Fett, der Kopf und Koth zu- vielen gut. , Aufgelegtes Kagenfleif ch zieht Pfeile und em ter aus dem Leibe. Weißer —— mit Wein eingenommen vertreibt die Kolik. Dieſe letztere Kur habe ich ſelbſt einmal ausuͤben ſehen, und das von einem Manne, dem ich beſſere Einſicht zugetrauet hätte, So feſt halten Vorurtheile! Milch, 2. Ordnung, 9. Gattung. Zahme Katze. 669 EN Mitch, ‚worinn eine Katze gewafchen und wovon fie getrunfen bat, vertreibt das Tertianfieber. 2) Ein Preußifcher Wundarzt will die Fortpflan: zung mit einem Kater und Häfinnen bewirkt has ben. Die eine blieb beym Werfen und da er fie auf ſchnitt, fand er bey ihr zwey ee, und ein Haͤschen! 3) In einer Muͤhle ſoll eine Rabe neun Enten ausgebrüter haben, indem fie fich darauf feßte, da die Alte einmal von den Eyern gieng; diefe jungen Ents hen hatten dann ganz natürlich das Naturell der Stief— mutter erhalten, und jagten Mäufe wie die Kaken; letz⸗ tere führte fie auch, und wenn fie ins Waffer giengen, fo that fie am Ufer ſo ängftlich, wie eine RUHR die Enten führt. 4) Wenn der Kater während der Traͤchtigkeit der ia — wird, ſo verwirft letztere. 5) Sn den alten Hexengeſchichten ſpielen be fanntlich die Kasen die wichtigften Rollen. Nicht blog zur Brockenreiſe, fondern auch zu allen teufelifchen Verrichtungen verwandeln fich alle rothäugige Damen in ſchwarze Kaßen. In den aufgeklärteften Gegenden Deutfihlands giebt es noch Leute (gewöhnlich haben fie aber einen fihlechten Pfarrer, und noch einen fihlechtern Schulmeifter), die die ſchwarzen Katzen ald Hexen fürdhs ten. Auf einem Kreuzwege darf man ein ſolches Müts | terchen e ra m Säugetbiere Deutſchlands. terchen vollends gar nicht antreffen, da iſt es ohne Zwei⸗ fel eine Here. " 65) Bey den vielen Spuckgeſchichten, mit den Erzählungen, womit man fi, in den Winterabenden auf den Dörfern noch unterhält, liegt auch oft die Katze zum Grunde. Wer Eann in der Mitternachtsftunde leichter an ein Fenſter Elopfen, wer die Menfchenftimme natürlicher nachmachen u. ſ. w. b) Die wilde Kase, — Literatur und Abbildungen. Felis Catus ferus, Gmelin Lin. J. c. «) Le Chat sauvage, Buffor c«. tab, rt. Veberf. Taf. 39. The wild Cat. Pennant 1. c. Goze’s Fauna. 0. a. O. 247. v. Schrebers Saͤugeth. Taf. 107. An. Aa, Ridingers wilde Thiere. Taf. 24. Geſtalt, 2% Ordnung. “. Gattung. Milde Katze. 671 Geſtalt, Farbe und Sitten des maͤnnlichen ‚und weiblichen Geſchlechts. Im Thuͤringerwalde trifft man dieſe Art Raub— thiere einzeln an, ſonſt bewohnen ſie ganz Europa (die kaͤlteſten Gegenden ausgenommen) und das noͤrdliche Aſien und Afrika. Charakter und Naturell haben ſie voͤllig mit den zahmen Katzen, da fie die Stammel— tern derſelben ſind, gemein, und laſſen ſich daher auch leicht, und wenn ſie auch alt ſind, zaͤhmen. Ein etwas weniger plattgedruͤckter Kopf, laͤngeret Hals, uͤberall gleich dicker Schwanz, ſehr feines langes Haar mit einzelnen ſteifen Haaren vermiſcht, ſteifere Ohren, um ein Drittheil kuͤrzere Gedaͤrme, und vorzuͤg⸗ lich Größe und Farbe machen zwiſchen beyden Raſſen den auffallendſten Unterſchied. Sie find oft noch einmal fo groß und drüber, als jene. Sch fah eine fehr große, die folgendes Maas hatte. Die Länge von der Spike des Mauls bis hinter die Ohren betrug 61/2 Zoll, von den Ohren bis zu den Schufterblättern 3 1/2 Zoll, von da bis zum Schwanze > Fuß, und die Länge des Schwanzes war ı Fuß z 1/2 Zoll. Folglich enthielt die Länge derſelben ohngefähr 3 Fuß, ihre Köhe ı ıfa Fuß *) und ihre Schwere 16 Pfund. | Um das Maul herum war eine fchwärzlihe Eins faffung, die Barthaare waren gelbröthlih. Ueber der ' Mafe *) Par. Ms. Körper zıfa Fuß; Schwanz faft 1 Fuß; Kühe ı Suß 2 304. 672 : Säugethiere Deutfchlands, Nafe bis zur Hälfte der Stirn war fie bräunlich, dee Kopf grau, mit zwey fchwargen "Streifen, einem vor und einem hinter den Ohten. “Eben fo der Hals. Der Ruͤcken Hatte geldgrauen Grund mit ſchwarzen Streifen, die an den Seiten bläffer wurden, und fich nach und nach am Unterleibe fchlängelnd verlohren. Auf dem Halſe und Rüden floffen die ſchwarzen Streifen sufammen, fo daß über dem Oberleib ein ſchwarzes Band hin zu laufen fihien. Zwiſchen Bruft und Hals war ein ſchmuzig weißer Flecken. Die Seitenhaare waren weißlich mit gelblichen Spisen, fo wie der Bauch. „Der dicke ſtum— pfe roͤthlichgraue Schwanz hatte drey fcharf ausgezeichs nete, ſchwarze Ringe und eine ſchwaͤrzliche Spige. ‚Die Beine waren gelblichgrau, mit ſchwarz melirt. und ens digten fich in ſchwaͤrzliche Pfoten. Ale Männchen und befonders die Weibchen ha: ben nicht die nämliche Größe. Und auch die Farbe iſt verfchieden, fo daß einige ſtatt röthlichen Grund, graus lichen haben und ftatt der fchwarzen Streifen, ſchwarze Flecken; fonderlich find die Weibchen mehrentheils von Farbe grau; doch fcheinen mir die hellgrauen und die bloß ſchwarz geflecften mehr verwilderte, als wilde Katzen. Dadurch unterſcheiden ſie ſich von den zahmen auch merklich, daß die Haare zwey bis drey Zoll lang und die Pfoten inwendig allezeit ganz ſchwarz ſind. Am Schwanze haben fie in einer Druͤſe eine ftins kende öhlige Feuchtigkeit. Geſicht * en, \ Fe 2. Ordnung. 9: Öattung, Wilde Kabe, 673 Geſicht und Gehör find vorzüglich ſcharf. Bey der Zergliederung iſt bloß merkwuͤrdig, die oben angegebene Kuͤrze ihrer Daͤrme, und daß man in denſelben eine Menge Mittelrundwärmer und den liniirten Bandwurm antrifft. Aufenthalt. Sie bewohnen gern die dicken Waͤlder, Felſenritzen, hohlen Eichen und ſuchen die leeren Dachs- und Fuchs: baue: zu ihren Winterguartieren auf. Mean finder fie auch nicht felten im Winter in Teichen, die zugefroren find, im Rohr, oder in Löchern unter dem fer, Nahrung. An dem Federwildpret thun diefe Kagen in einen Forfte großen Schaden, Sunge und alte Voͤgel, ſon⸗ derlich Faſanen, Auerhuͤhner, Birkhaͤhner, Haſelhuͤhner, Rebhuͤhner muͤſſen unter ihren Krallen ſterben, ja ſie wiſſen die Voͤgel ſogar aus den Baumhoͤhlen zu ziehen. Bon einem Baume herab, welchen fie mit der größten Leichtigkeit und Gefchwindigkeit befteigen, erhafihen fie - _ Durch einen Sprung eine vorbeywandernde Maus. Sie erlegen junge ehe, Hafen, Kaninchen, und find in diefer Nückficht allemal fchädlicher als die Fuͤchſe. Sm moraſtigen Orten, an großen Seen, Teichen und Fluͤſſen gehen fie im Schilfe nicht allein der Brut der Waſſer— vögel, Enten und Taucher nad, fondern ſuchen auch die Fiſche auf, die bey Ablaffung ſolcher Gewaͤſſer fich Bechſt. gem. N. G. J. B. Un verſchla⸗ 674 x Säugetbiere Deutſchlands. verſchlagen. Sie fangen mit großer Behendigkeit Ham⸗ ſter, Maulwuͤrfe und Feldmaͤuſe. Im Winter beſuchen ſie die Doͤrfer, um Huͤhner, Tauben und dergl. zu rauben. Fortpftanzung. Ihre Begattung (Rammeln) geſchieht zu Ende des Jaͤnners und im Februar mit eben dem Mauen und auf die naͤmliche Weiſe, wie von den zahmen Katzen; aber an ihnen will man vorzuͤglich bemerkt haben, daß der Kater (Baumrutter) die Katze in dem Nacken mit den Zaͤhnen feſtpacke, dieſe ſich dann unter ihm herum mit dem Ruͤcken auf die Erde drehe und fo befruchten Taffe, Merkwärdig ifi, dag fie ihm beym Loslaſſen mit einer Pfote ins Geſicht ſchlaͤgt 9. "Sie geht neun Wochen. dick, und bringt vier, fünf bis ſechs blinde Sjungen in hohlen Bäumen, Selfenkläften, oder wo es feyn kann, in alten Fuchs- und Dachshöhlen zur Welt, So lange die Jungen noch nicht gefhwind genug die Bäume er⸗ klettern koͤnnen, werden ſie von der Mutter mit Voͤgeln, Maͤuſen und Maulwuͤrfen ſorgfaͤltig ernaͤhrt, wovon die puren in Skeletten vor den Hoͤhlen, worinn ſie liegen, gefunden werden. Wenn fie auslaufen koͤnnen, fo fpier len fie zufammen auf den Bäumen herum, und machen _ allerley poffierliche Sprünge, und hören fie alsdann nur SR das ’ *) Solche Auftritte ſieht man auch bey fehr vielen Voͤ— geln. ‚2. Ordnung. 9. Gattung. "Wilde Kage. 675 das geringſte Geraͤuſch, gleich liegen ſie auf den Aeſten der Laͤnge nach hingeſtreckt, lauſchen und glauben ſich ſo verborgen genug. Eben fo die Alten, Es verwildern auch zuweilen zahme Kaken wieder, und begatten fid) in Wäldern mit den wilden, daher ſich die Verfchiedenheit in der Farbe der wilden Katzen ers klaͤren läßt, da man nicht allein roͤthliche, ſondern auch ſchwarzgraue und graugeſprengte antrifft. Jagd. | \ Idhre Fährte (Taf, XXI. Fig. 3.) iſt der zahmen Katzenfaͤhrte gleich, nur etwas größer und ein weitläus figes Zickzack (geſchraͤnkt, wenn fie nicht Springen. Vom Fuͤchstritt ift fie durch ihre Runde zu unterfcheiden. Wenn fie auf einem Baum bemerkt werden, fo find fie leicht herab zu fehießen. Die Hunde, wenn ſie auf die Fährte kommen, verbellen fie unter dem Baum. ie liegen gewöhnlich auf einem Aſt hingeftreckt ffile. Doc muß der Jaͤger gut ſchießen koͤnnen, weil man Benfpieie bat, daß fie ihm bey einem Fehlſchuß oder einer leichten Verwundung auf den Kopf gefprungen er und. ihn fhändlich zugerichtet haben. Ebem fo Eömmt beym Heben fein Hund chne blutenden Kopf oder hinkende Beine von ihnen weg, und auch nur gute Hunde gehen fie an. Uu 2 Befin; 676 - Saͤugethiere Deutfhlande. - Befinden fie ſich in hohlen Baͤumen, ſo haut man ſie entweder aus, oder beſtellt die Oeffnung und den Ab— ſprung, wo moͤglich, mit Eiſen. Auch vor andern Hoͤh⸗ | fen, in denem- fie fich aufhalten, legt man Tellereifen, oder ſtellt Haſennetze auf, und räuchert fie heraus. Wenn fie fih in Erdhöhlen befinden, fo läßt man fie durch einen Dachs hund herausjagen, und da fie ſich ſogleich auf die Baͤume begeben (baͤumen), ſo kann man ſie leicht ſchießen. * Im Winter kann man ſie auch bey hingelegtem friſchen Aas, nad) welchem fie bey hohem Schnee und großer Kälte gehen, erlegen. — F Nuntz en. Auch als Raubthiere Haben die wilden Katzen einie gen Nutzen, da ſie die Maͤuſe und Maulwuͤrfe, Schlangen und andere ſchaͤdlichen Thiere vermindern, denn ſie finden ein Vergnuͤgen daran, alle ſchwachen Thiere zu toͤdten, ob ſie ſie gleich nicht genießen. Ihr dicker Balg giebt gutes Unterfutter, Muͤtzen⸗ gebraͤme, ſchwarz gefaͤrbt auch Muͤffe, und nutzt wegen ſeiner großen Elektricitaͤt beym Elektrophor und der Elektriſirmaſchine. Als Unterfutter zu Bruſttuͤchern von feiſten Perſonen getragen, ſoll er zehren, und in gichte⸗ riſchen Zufaͤllen, bey Geſchwulſt und Fluͤſſen angelegt, heilend ſeyn. Er koͤmmt beſonders aus Polen, Trank reich, Moskau, Spanien und Holland. Ihr * 2, Ordnung. 9. Gattung. Wilde Katze. 6 77: | Ihr Fett, das roh einen unangenehmen und durchs dringenden Geruch hat,, foll eine zertheilende Kraft in der Sicht, bey Verrenkungen und Stockungen in den Junkturen bey Menſchen und Vieh beſitzen, auch zur Heilung der Wunden dienen. Am beſten benutzt man es, wenn man es ſchmilzt, und als Oehl in Lampen verbrennt, da es alsdann Eeinen übeln Geruch mehr har, länger und heller als Lein : oder Ruͤboͤhl brennt. Eine einzige Kae giebt oft drey Kannen Fett. Das Fleiſch foll auch gefund und wohlſchmeckend ſeyn, und wird beſonders in Afien und Afrika gegeſſen. Aus den Knochen der Beine (Läufte) macht man Wachtelpfeifen. S ch aden. Dieß Thier ſchadet der Wildbahn gar ſehr, indem es die jungen Rehe, Hafen, und alles Federwildpret er⸗ ſchleicht, toͤdtet und verzehrt. Uns ** Mit 575 Suaͤugethiere Deutfhlande. *x Mit kurzem Schwanze. (13) 17. Der Rothluchs. Namen, Literatur und Abbildungen. Diefer Luchs heißt auch in Deutfchland, gemeiner Luchs, Luchskage, Hirfchluchs, Hirfchwolf, weil er der _ Hirſche größter Feind ift, und die Säger nehmen zwey Abänderungen an: ı) Kabenluchfe oder Luchsfagen. Diefe ſollen einen weichen, gelinden, lichtgelden Balg ‚mit vorhen Flecken und weißem Bauche haben, niedrüs ger, kurz und dick feyn, und fih in gebirgigen und fel— fenreichen Gegenden aufhalten. 2) Kälberludfe. Diefe follen nicht fchön, und reichhaarig, fondern wie neugebohrne Kälber falbig, ziegelroth, mit weißen Flek— fen, groß, fchlanf und Hochbeinig "feyn, und fich in ebe nen Wäldern aufhalten. Die Kürfchner hingegen nen: nen unfern Luchs, Kalbluchs, zum Unterfchiede von dem Perſiſchen, den fie Kabenluchs heißen, weil ex kleiner und ſchoͤner ift, indem er einen weißen Balg mit ſchwarzen Flecken hat. Felis rufa. Gmelin Lin. I. 1. p. 82. n. 19. | Bay Lynx or Bay-Cat. Pennanthist. of Qua- drup. 1. 303. Tab. LX. Meine Ueberf. J. 3130. Taf. 34: Sg. 2. v. Schro⸗ 33 Ordnung. 9, Gattung. Rothluchs. 679 v. Schrebers Saͤugeth. III, 412. Sf, 00. B. Be an Figur.) v. Zimmermanns geogr. Zool. I. 286» Goeze“s Fauna. I. 252. i Buͤffons Ueberſ. von Martini, VL 3:7, Donndsrfe zool. Beytr. 1. ER; n, 19. Niding ers jagdbare Thiere, Taf. 10. Deflen eine Thiere. Taf. 65. 66. Deffen wilde Thiere. Taf. 22. Folgende Schriften geben die Naturge fhichte des Thiers gehörig an, allein ob aud) der, der Geſtalt und Farbenachbefchriebeneges meine Luchs (Felis Lynx), daſſelbe Thier ſey, iſt mie noch nicht gewiß: Felis Lynx. Gmelin Lin. J. c. p. 83. n. 7. Lynx. Buffon hist, nat. IX, 231. T. 21. Ed. de Deusp. 111, T. 8. f. 2. T. 9. f. 4. 2 Lynx Pennant hist, of Quadr. J. zor. Mei— ne Ueberſ. I. 311. | Schrebers Saͤugeth. III. 408. Taf. 109. v. Wildungens Tafchend. für Forſt- und Jagd freunde aufs Sahr 1800. ©. 1. Taf. 1. Vug Don 680 Siugethiere Deutſchlands. Donndorfs zool. Beytr. I. 245. n. * (Taf. VL Fig. 2.) Reungeigen der Art. dit kurzen fchwarzgeftreiften Schwanze, gebüfchels ten Ohren, hellrothbrauner Grundfarbe, die undeutliche ſchwarze Flecken, etliche krumme Queerſtreifen auf den Backen, und zwey ſchwarze Queerſtreifen auf der inwen⸗ digen Seite der Vorderbeine hat. Geſtalt, Farbe und Sitten des männlihen und weiblichen Geſchlechts. Dieß fuͤrchterliche Fühne und einzige getiegerte Saͤu— gethier, das in der Falten Zone aller drey Welttheile lebt, pflanzt ſich itzo nur noch felten in. Dentfchland fort *), fondern ftreicht vielmehr wie ein Zugthier zur Zeit feiner Begattung herum und koͤmmt aus benachbar⸗ ten füdlichen und noͤrdlichen Wildniffen in die großen und dichten Walder Boͤhmens im Berauner, Keurimer, Rako— nitzer *) Man trifft ſie noch am haͤufigſten in den Oberſchleſiſchen Waͤldern, in Niederoͤſterreich und Steyermark an. Im Winter 1789 wurden zwey Luchſe auf dem Tbuͤringerwalde Gothaiſchen Antheils geſchoſſen und verfolgt, und die Jaͤger vermutheten nicht unwahrſcheinlich aus dem großen Wild- mangel, gefundenen Wildaaſe und den häufigen Faͤhrten, daß ſich ein Paar das ganze Jahr hindurch in einer Selfen- kluft aufgehaften, und Junge dafelbit gebracht habe. Im Winter 1793 und 1796 find abermals dafelbft zwey -erlegt, . noch mehrere aber gefpürt und in andern Gegenden des Thuͤ⸗ ringerwaldes geſchoſſen worden. I 2, Drdnung. 9 Gattung. Rothluchs. 681 nitzer und Budweiſer Kreiſe, nach dem Harze und Ihüs ringerwalde, und verweilet hier des guten Raubes halber fo, lange, als es vor den Nachftellungen der Jaͤger ficher ift. Sein äußerliches Anfehen hat mit der Katze fehr vier les gemein, nur daß es-größer, ftärker, hochbeiniger und Eurzfchwänziger if. Die Größe vom Kopfe bis zum Schwanze beträgt drey und einen halben Fuß; der Schwanz hat neuntehalb Zoll; die Hoͤhe iſt drittehalb Fuß *). Der Kopf, der auf dem Halſe breit aufſitzt, ift ei: nem Kagenkopfe fehr ähnlich; nur ift die Schuauge, die fonft die, ſchwarz mit einem Schnurbarte verfehen ift, gefirecfter, welches auch befonders der nähere Stand der Augen nach den Ohren zu verurſcht. Er iſt 7 Zolllangs Die Zunge ift ſtachlich. Sn beyden Kinnladen befinden fid) fech8 Fleine VBorderzähne, wovon die vier innern Paar⸗ weife ſtehen, und kleiner ſind, als die beyden aͤußerſten; einzelne anderthalb Zoll lange Eckzaͤhne (Faͤnge), und auf jeder Seite drey große ſo ſcharf gezackte und ausge— ſchnittene Backenzaͤhne, daß die Zacken und Einſchnitte oben und unten genau in einander paſſen. Die Augen ſind rund, enthalten beynahe einen Zoll im Durchſchnitt, und haben eine hochgewoͤlbte gruͤngelbe Hornhaut, der rothe Folie untergelegt zu ſeyn ſcheint, und zur Seiten an den Schlaͤfen, und ſtatt der Augenbraunen einige groͤ⸗ Gere und kleinere weiße Borſtenhaare. Des Nachts bliz: Uus gen *) Bar. ME. : Körper 3 Fuß 2 Zoll; Schwanz 7 Zoll; His he 2 Suß 2 Zoll, 682 Saͤugethiere Deutſchlands. zen ſie wie Feuer, und ihr Blick uͤberhaupt iſt ſehr ſcharf und ſchalkhaft freundlich, fo wie die ganze Geſichtsbil— dung. Die Ohren find weit, mittelmäßig lang, dreyek— kig, zugefpist, wie Sammt glänzend, und an den Spizr zen mit einem, in die Höhe ftehenden, zwey Zoll langen Buͤſchel ſteifer Haare beſetzt, die das Thier von allen an⸗— dern unterſcheiden. Der Hals iſt ſtark; der Leib dick und laͤuft geradde aus; der Schwanz (Ruthe) kurz, abge— ſtumpft, gleich dick, und wird etwas in die Höhe ges kruͤmmt getragen, Die Beine (Läufte) find hoch, ſtark; die Pfoten plump, viertehalb Zoll breit, mit großen ans derthalb Zoll langen, — weißen Krallen (Waffen) bewaffnet. * ganze Balg uͤberhaupt iſt langhaarig, dicht, gelinde, und ſeidenartig anzufühlen; doch hat det Unters- leib beſonders feine Haare, die zwey und einen halben Zoll lang ſind. Das Haar iſt im Geſichte braun, und nach dem Halſe laufen auf dem Oberkopfe kaum merkliche ſchwarzbraune Streifen hin, Die Backen find hellkafta; nienbraun, Die Schnanze ift ſchwarz, und die langen ftarfen Barthaare, welche an der Oberlippe hin auf drey Reihen fhwarzer Waͤrzchen fißen, find weiß. Das uns tere Augenlied ift weiß, fo wie das obere nach dem gras Ben Augenwintel zu, und beyde find fchwarz gerändet. Drey glänzend ſchwarze Streifen, wovon der obere vom aͤußern Augenwinkel und der untere vom Winkel der Oberlippe anfaͤngt, laufen in ſchraͤger Richtung, wie ein flaches lateiniſches S über Die Backen bis unter die Oh⸗ ren, wo fie fih in einem großen ſchwarzen Flecken vereis nigen, 2. Ordnung. 9. Gattung. Rothluchs. 683 nigen, und mit den uͤber ihm ſtehenden braunen und den unter ihm ſtehenden weißgelben langen Haaren einen — großen Backenbart bilden, der bis zum Kinn reicht, und dem Thiere, da er das ganze Geficht in horizontaler, Las ge einfaßt, ein ganz eignes Anfehen giebt. Die Ohren find in der Mitte weißgrau, mit einem breiten glänzend ſchwarzen Rande, der hochbraun kantirt ifi, und die an: derthalb Zoll langen Haarbüfchel derfelben beſtehen aus ſchwarzen Stachelhaaren, die mit einigen weißen vermifcht find, und fich oben etwas fpreigen. Vom Kopfe bis zur Haͤlfte des Schwanzes ift der ganze Oberleib heil roth⸗ braun, der obere Ruͤckenſtreif am dunkelften, weil bier der Lange nach abgebrochene, ſchmale, ſchwaͤrzliche Streis fen laufen, Die Stachelhaare, die anf dem ganzen Ober: leibe ausgejireut find, haben weiße oder fhwarze Spigen. leibe fchlängeln, wie bey-den wilden Katzen. Die gleich: gefärbten Weichen und Hinterfchenfel haben reihenweife fdwarzbraune Punkte; das übrige Hinterbein aber ift ‚roch mit weiß überlaufen, Die Vorderbeine find fuchs— roͤthlich ebenfalls mit weiß überlaufen, und haben unors dentliche geftellte fhwarzbraune Punkte, die nach den Ze; hen zu immer Fleiner werden. Die Kehle ift weißgelb, Die Bruſt und Unterbeine find weiß und geld, gewaͤſ— fert, mit ſchwarzen Flecken, welche fih an den Vorderbeis nen in der Gegend des Ellenbogens und der Kniefehle in glänzend fhwarze Streifen verwandeln. Der: übrige Unterleib iſt weiß. mit großen fchwarzbraunen Flecken. Der Nach den Seiten herab verlauft ſich die vothbräunliche Nüdenfarbe in Weiß, und Draun und Weiß bilden un: deutliche Flecken und Streifen, die fi nach. dem Unters - 654 Saͤugethiere Deutfchlands. N Der Schwang mit rothgelblichem Grunde, hat undeut— liche rothbraune Ringel, und die viertehalb Zoll lange Schwanzfpige iſt glänzend ſchwarz Y. Die Naͤthe des — - Balz *) Sach diefer Befchreibung eines Deutfchen Luchſes ift, deucht mir, bis zur groͤßten Wahrſcheinlichkeit, klar, daß der Rothl uchs (Felis rufa) des ſel Profeſſor Guͤldenſtedts in Petersburg, (ſ. Nov. Comment. Acad, Perrop, xx. p. 449.) und des Herrn Pennants Baycat a. a. O. mels cher in dem Innern der Provinz Neujorf in Amerika wohnt, dieſelbe Luchsart fey. Wir finden hier an unferm Eremplas re das Hauprunterfcheidungsmerfmal, das diefe Minner an⸗ gegeben, die ſchwarzen Badenftreifen, und die Binden an den Vorderbeinen, und die ganze Befchreibung paßt fait wörtlich aufdie des Rothluchfes, werm wir die Fleine Ver-. fchiedenheit in der Sarbe des Schwanzes annehmen, wo ſich am Rothluchs diefer Theil nur in einer breiten ſchwarzen Binde endigt. Wer aber weiß, wie viel Elima und befon- ders das Alter ıc. zur Sarbe der Thiere beyträgt, (fe Bes Schreibung des Fuchſes, der wilden Kate, des Dachſes), der wird deshalb gewiß diefe beyden Thiere nicht als Arten rennen. Unſere Befchreibung ift von einem alten Luchfe genommen, der im Jahre 1773 im Gothaifchen Antheile des Shüringerwaldes auf dem Tambacher Sorfte gefchoffen jurde, wo er fich ein ganzes Jahr hindurch aufhielte, und feine Wohnung in einer Selfenkluft aufgeſchlagen hatte Zwey andere, die.im December 1788 und 1796 in ebender⸗ felben Gegend eingefreißt wurden, hatten. ebendiefelbe Bildung und Zeidinung, und. derjenige, der im Februar 1789 erlegt wurde, wich nur darin, weil er noch jung mar, von obiger Befchreibung ab, daß die unordentlich zerftreue- ven braunen Flecken in der Seite deutlicher, die ſchwarzen Backenſtreifen undeutlicher, und das Braune und Weiße im den Seiten nicht fo ſchoͤn vertrieben war. Von Jägern, Die mehrere gefehen haben, bin ich verſichert worden, daß der * — — — Ordn. 9. Gattung. Rothluchs. 685 Balges find: Eine von dem hintern Ohrenwinkel nach der Schulter, eine andere von dem After nach der Fer⸗ ſe, und eine doppelte von da nach der Fußſohle hinunter. Das Weibchen unterfcheidet fih vom Maͤnnchen durch) einen ſchmaͤlern Kopf, kleinern Körper, weniger ſchalkhaftes Geficht, weniger ſchoͤnen und bleichern Balg, indem die weinen Stachelhaare nicht fo fihtbar und die Flecken und Streifen nicht fo ausgezeichnet, fondern mehe * ig 9 ver⸗ der Oberleib zuweilen auch ganz braunroth und der Unter leib roͤthlichgelb ſey ohne alle Flecken, nur finde man an der inwendigen Seite der Vorderfühe die deutlichen oder uns deutlichen ſchwarzen Streifen, eben fo auf den Baden. . Gewöhnlich wird die Farbe des gemeinen Luchſes . CFelis Lynx) fo. befchrieben, daß fein fanfter.und langhag- riger Pelz eine algcau hraͤunlichgelbe oder aſchgrau roͤth⸗ lich überzogene Sarbe habe, und mir dunfeln Flecken gezeich- net fen, die mehr oder weniger bey den verfchiedenen Sins dividuen fichrbar wären. In Siberien, weſtlich von Irbiſch giebts weiße Lüchfe, Die mit feinen ſchwarzen Sieden ge- ziert find. Sie heißen reis und ihr Pelzwerk ıft Eoftbar. Aus dem Allen erheller, daß wir in Thüringen entiweder den von Pennant befchriebenen Amerkaniſchen Rothlüchs ebenfalls haben, oder daß beyde, der- gemei— ne oder der Rothluchs eine und ebendiefelbe Art aus machen, und nur aldVarietären verfhieden find. Ich kann hier nicht voͤllig entſcheiden, da ich noch keinen lebendigen. gemeinen Luchs von der Schreberſchen und Buͤf— fonſchen Abbildung geſehen habe, um aus den ganzen Anſehen CHabitus) beurtheilen zu koͤnnen, ob fie zu tren- nen, oder zu vereinigen find: Meine Behauptung 'beiti: tigen noch Ridingers Abbildungen und Herrn v. Schre⸗ bers Befhreibung des Kopfs (All. ©. 409). = I) 656 ' Säugethiere Deutſchlands. # vertrieben find, und in einander laufen, endlich noch * die acht ROBERT: ; { Die Stimme diefer Thiere iſt ſcharfklingend und heulend, wie ein Hund. | Ihr fcharfes Geſicht iſt zum Sprichwort gewordenz Augenwie ein Luchs. Auch ihr Geruch zeichnet fi vor den andern zur Kakengattung gehörigen Thie⸗ ren aus. Ihr anverkurztes Lebensziel ſoll bis funfzehn Jah— re dauern. Aufenthalt. Ihren Aufenthalt (Lager) haben der Luchs und die Luchſin, die in ihrer Heimath beftändig zufammen leben, in den dickſten einſamſten Waldern. Sie ſuchen gern die Steinkluͤfte und Felfenrigen, noch lieder aber die Bruͤ⸗ che, die hohes Gras und Schilf haben, ;u ihrer Woh— nung auf. Am Tage fegen fie fih, wo fie fiher find, auf die Felfenfpigen oder adgefiumpfte Baumftamme bin und fünnen fih. Nur bey der heftigften Verfolgung und bey ihren Spielen befteigen fie rauhe und ſchiefſtehende Bäume, und können fi) der Länge nad), wie die Kaz— zen, auf einen Aft hinlegen, daß man fie faum bemerft. Zu uns fommen fie in den legten Wintermonaten, durch fireifen von Oſten nach Weften zu unfere düftern waldi— gen Gegenden, und wohnen in Felſenritzen, alten Berge werfeftollen, und Fuchs; und Dachsbauen. Nur felten ' koͤn⸗ N 2 — 9 Gattung, Kotfluce. 687 — fie des Esörlineh6; wegen den allgemeinen Ver folgungen, denen fie ausgefegt find, über mehr bey une Bleiben. Nahrung. : Der Wildbahn thun diefe graufamen Thiere großen Schaden. Ihre eigentliche Nahrung befteht aus dem Haube (Riß) des Rothwildprets. Sie gehen des Abends und Morgens in der Dämmerung demſelben nach, und der Fang gefchieht gerade, wie bey der Katze. Sie lau fihen entweder auf dem niedrigen Strunfe eines Baus mes, oder hinter einem Bufche, oder in Roͤhrig und ho⸗ hem Graſe auf dem Bauche liegend, wie ſchlafend, uns ter dem Winde an den Wildgängen (Wechfeln) *), die fie genau ausjpüren, und fpringen, wenn fie fich einem jungen Hirſche, Elenthiere, oder Rehe, das vorbeygeht, nahe genug glauben, durd) drey bis vier Sprünge, des ren jeder ı2 bis 14 Fuß mißt, nach demfelben hin, fafs fen es im Genicke, halten ſich mit den tief eingefchlagenen Krallen in dem Rücken feft, und zerbeißen ihm mit ihren fharfen Zähnen die Halsflechfen, daß das Thier in eini— gen Minuten todt zur Erde niederſtuͤrzt. Erreichen fie ihren Raub mit diefen Paar Sprüngen nicht, fo verfol— gen fie ihn nicht weiter, fondern legen fih abermals auf die Lauer, oder fchleichen ftill an den Wildwechfeln her— um, und fuchen mit dem Fange eines andern Ihieres glück *) Sonſt fagte man, daß der Luchs von einem Baume herab, auf das vorübergehende Wild fege, allein dieß widerlegen die neuern fichern Bevdadytungen. Wenigſtens thus dieß unſer Rothluchs nicht. 638 Säugethiere Deutſchlands. gluͤcklicher zu ſeyn. Haben ſie ihn aber gluͤcklich ergriffen und getoͤdtet, ſo tragen ſie ihn entweder an einen ſichern / Ort, oder ſaugen ihm, wenn ihnen die Mordſtaͤtte ſicher genug ſcheint, auf der Stelle das Blut aus, freſſen chns gefaͤhr 3 dis 4 Pfund zu ihrer Sättigung von den eds fern Eingeweiden *), dem Halfe, Dünnen und den Keus ien, als den fchmachafteften Theilen, und bedecken oder verſcharren das übrige Aas. Wenn der Luchs den fok , genden Tag fein neues Thier erlauern Eann, fo kehrt er wieder zurücd, und zehrt von dem, was er übrig gelajjen hat. Allein felten ift ihm diefes Fleifch länger, als drey Tage, frifch genug, es müßte denn in den härteften Wins termonaten, und beym größten Mangel an Wild ſeyn; fonft thut er lieber weite Reifen, um neue Beute zu mas hen. Im Thüringerwalde kennt er, fo weit als man ihn bat beobachten Fönnen, kein anderes Nahrungsmitz tel unter den wilden Ihieren, als Nochwildpret, Hafen, Birkhuͤhner, Auerhähner und Hafelhühner; an andern Orten foll er aber auch wilde Schweine fangen, und letz⸗ £ere follen fich zuweilen ihres Mörders dadurch entledie gen, daß fie mit ihm durch dichte Gebuͤſche rennen, und ihn vom Rüden abfireifen. Im Nothfall muß er au mie Eichhörnchen und Maͤuſen vorlieb nehmen. Cr fällt auch) zuweilen die Heerden an, und raubt Schafe **), s j zies *) Daß fie den Hirnſchaͤdel Sffneten, und das Gehirn augfrk- Ben, ift ungegründet- **) Der Luchs, welcher fich im Jahr 1772 auf dem Thüringer: walde aufbielt, foW einmal in einer Rache etliche zo Stüde Scha. AR ; R 2. Ordnung. 9. Gattung. Rothluchs. 689 Ziegen und Kaͤlber. Im Winter ſoll er oft gar ſo dreiſte ſeyn, daß er in Walddoͤrfern die Staͤlle untergraͤbt, und das kleinere Hausvieh erwuͤrget. — Es folgen ihm gern 1 die kleinen Raubthiere, als Fuͤchſe, Marder u. d. gl. nach, weil ſie immer von ſeinem Raube noch etwas finden. Fortpflanzung. Die Begattung (Ranzen, Brunften, Begehren) die: fer Raubthiere gefhieht zu Ende des Jaͤnners und Anfang des Hornungs. Die Luͤchſin bringt dann nach drittehalb Monaten zu Ende des Aprils oder Anfang des Mayes am liebſten in einer Felſenkluft, ſonſt auch in einer ſelbſtgegra⸗ benen oder gefundenen Hoͤhle, oder hinter einem dicken mit Moos und hohem Heidegras bewachfenen Gebuͤſche auf einem, mit Laub, Moos und Geniſte, mweichgemadys tem Lager ihre zwey bis drey, felten vier Zunge. Diefe find 9 Tage blind und anfangs weiß von Farbe, Sie fptelen, wie die jungen Katzen vor dem Lager, und die” Mutter lehrt ſie am lebendigen Raube, der itzo Pa aus Geflügel beftedt, rauben und tödten. In der Tatarey zieht man die Jungen des ſchoͤnen n und ſchwarzgefleckten Luchſes mie Milch und Fleiſch auf, und richtet ſie zur Jagd ab, wie die Hunde. SSR Schaafe in einer Heerde gewürgt haben. Der Schäfer gab dieſe That einem großen Hunde Schuld, wofür er des Nachts den Luchs angefehen hatte: alleın die Jäger wollen den Mörder bald hernach ausgeſpuͤrt haben, Bechſt. gem. M. G. J. B. 53 696 Säugethiere Deutfhlande. = —J ag d. | * Der Luchs verraͤth dem Jaͤger ſein Daſeyn auf ver⸗ ſchiedene Art. Wenn Schnee liegt, fo ſpuͤrt er ihn an feiner Fährte (Taf. XXI. Fig. 4.), die ohne ſichtbare Krallen (Waffen), der Kagenfährte ähnlich, nur von dik: tern Ballen, runder und größer ift, indem fie gewöhnlich viertehald Zoll Breite, oder die Größe einer Jagdhunds⸗ fährte hat. Er feßt fie im Gehen (Trabe) in Zickzack (ſchraͤnkt), in der Flucht aber auseinander, wie alles Wild, Meiter kann er ihn dadurch vermuihen, wenn das Roth— wild auf feinem Forſte ganz ſcheu ift, daß es etliche hun⸗ dert Schritte vor ihm flüchtig wird, und immer unftäte if, Endlich verrathen ihn auch) die Jagdhunde, wenn fie vergrabenes Nothwildpret finden. Wenn er. fih) einmal an einem beſtimmten Orte aufhalt (ſteckt), ſo iſt er auch beſſer zu kreiſen, d. i. zu umziehen, als der Wolf, weil er eher und feſter hält, und wird mit dem kleinen Sagdzeuche, als halben Tuͤchern, Wolfs; und Rehgarnen eingeſtellt. Er läßt fich alddann entweder, wenn die Treider mit Ges ſchrey und Trommeln Lerm machen, in die aufgeflellten Netze treiben, oder befteigt, wenn ihm die Hunde zu nahe tommen, einen Baum (bäumt), von welchem er leicht ges fehoffen worden kann. Die Hunde, die ihm angehetzet werden, richtet er oft fchändlich zu, und die Wunden von feinen Zähnen und Krallen heilen ſchwer. Man legt ihm auch etliche verdeckte, an Ketten befes figte, Tellereifen ohne Körrung und Witterung, denn er achtet Beine, da er befler fiedt als — um den friſch⸗ ge⸗ u Zu “2, Ordnung, 9, Gattung. Rothluchs. 691 gefangenen Naub, den er vergraben ‚hat, herum, weil er mehtentheils den folgenden Tag diefe Ueberbleibſel noch einmal befucht, und etmas davon genießet. Der Fang in den großen Luchsfalle, welches eine Art von hoͤtzerner Schnellfalle if, an deren Zunge ein Stluͤck friſches Fleifh gebunden wird, iſt truͤglich. Eben ſo wenig darf ihn der Jaͤger mit der Flinte wegen ſeines ſcharfen Geſichts und ſeiner TÜRE zu hinterſchleichen . hoffen. Daß erdem Pfeifen der Droßeln, oderdem Schreyen des Hafen, weiche Töne der Jaͤger nachahmet, (dem Rek zen) nachgienge, wodurch er leicht gefiboffen werden koͤnn⸗ te, davon hat man in Thüringen keine Erfahrung machen koͤnnen. Oft si er in der Wuth den Säger, der ihn in ſtark verwundet hatte, angegriffen. ' Nutzen. Das Fleiſ ch des Luchſes wird in einigen noͤrdlichen Gegenden gegeiien. Nah Fifher (Naturgeſchichte von Livland. 52,) von den Letten, Der Balagehört unter die vorzuͤglich ſchoͤnen und koſtbaren Pelzwerke. Er koͤmmt aus Natolien, Spas nien, Dolen, Shweden, Grönland, und vorzügs ich aus Arhangel und wird zu Müffen, Kleiderfutter, und Berbrämungen der Winterkleiber gebraucht, Das XxF 2 Stuͤck * 692 | ee Deuts, Sie koſtet 10 bis 15 Kehle. ; ; er ift befonders (ehr weich, und warm, hat aber den Tehter, daß die Haare fpröde und brüchig find. Sn der Türkey koſtet eine, mit dieſem Pelz⸗ werke gefuͤtterte, Weſte oft 300 Rthlr. I Er ſoll auch Eichhoͤrnchen, Wieſeln, Mar⸗ der, und wilde Katzen töbten. Schaden. Der Luchs ift das fchädlichfte Thier für die Wildbahn des Rothwilds, und fängt auch Hafen, Schweine, und Fe derwildpret. Die Schafe fällt er auf dem Felde in den Horden an, und der Hunger foll ihn oft fo dreifte machen, dag er die Hühner und Gaͤnſe von den Bauerhöfen weg; Holt, und ſich, wie der Wolf, durch Graben einen Weg in die Ställe nach den Ziegen, Kälbern und Schafen zu vers ſchaffen ſucht. | Sm Preufifchen und Polen, wo die Kühe im Walde. weiden, fehleicht er ſich an diefelben und veißt ihnen den Euter, feinen Leckerbiſſ ſen, ab. Irrthuͤmer und —— 1. Die Alten brauchten die Krallen in der Medi— cin gegen die fallende Sucht, Liegen fie in Gold und Sit: ber einfaffen, und hiengen fie gegen den Krampf an den Hals, und glaubten fogar, fein Urin, den er forgfältig vers ſcharre, verwandle fi) in einen Stein, den fie Lynkur nannten *), und fey das beſte Mittel wider die Steinkrank⸗ RK ARE *) Plinii hist,-nat. VIII. c. 38. XXVIII. c. VII, Ovidii Metamorph. XV. 413. Victa racemifero Lyncas dedit India Bache: E qui- heit, gegen welche fie auch noch das Fett und die ſteinarti⸗ ge Maſſe, die man zuweilen in In Blaſe findet’ brauchten. | 2. Der Luchs foll deswegen feinen vergrabenen Haub - nie zum ziweytenmale aufſcharren, weil er wegen ſeines un⸗ ter allen Thieren kuͤrzeſten Gedaͤchtniſſes gleich vergeſſe, wo er ihn hingegraben habe. 3. Mit feinem ſcharfen Geſichte ſoll er undurch⸗ ſichtige Dinge durchſchauen. E quibus Cut memorant)) quicquid vefiea remifie Vertitur in Lapides et congelat are tacto, zu Deutſch: Indien, von Lyaͤus befiegt, erzeugte die Luchſe. Was der Blafe entquiltt, fo lauter die Sage, Mandelt in Steine fid) um, und haͤrtet an Außerer Luft ſich Ers De 694 Saͤugethiere Deutſchlands. Buch Die schnte Gattung. # B aͤ r. Ursus. Kenn zeichen. In beyden Kinnladen ſind ſechs Vorderzaͤhne, wovon die beyden aͤußerſten groͤßer ſind als die mittlern; in der untern liegen die beyden mittlern mit der Wur— zel mehr einwaͤrts, als die mittelſten und aͤußerſten. Die Eckzaͤhmne find kegelfoͤrmig und ſtehen einzeln. Der Barkenzähne find oben und unten vier und fle find ſtumpf gezadt; oben find noch zwey und unten noch drey ſehr Kleine beygefuͤgt. — Die Vorders und Hinterfuͤße haben fünf Zehen, und die Daumenzehe ift nicht abgefondert. Beym Gehen treten fie mit den Hinterfüßen auf die ganze Serfe auf, daher die Fährte dem Säger fehr Eenntlich wird, EN Nee Die Augen haben eine Nickhaut und die Zunge ift glatt. Die Thiere diefer Gattung wohnen im Trocknen, und nähren fih aus dem Thier- und 'Pflangenreiche zugleich. Sie haben einen einfachen Magen. Sie 2, Ordn. 10, Gatt. Bär. 695 Sie pflanzen fich erft im dritten Jahre fort, und bringen wenig, eins bis drey Junge. An jeder Seite des Leibes fiehen drey Saͤug warzen. x 18. Der Landbär, Namen, Schriften und Abbildungen. Baͤr, gemeiner Baͤr, Europaͤiſcher Baͤr, gemeiner Europaͤiſcher Baͤr; Steinbaͤr, Schlagbaͤr, Haupt— baͤr, Fiſchbaͤr, Immenbaͤr, Bienenbaͤr, Obſtbaͤr; Ringelbaͤr, wenn er die jugendlichen weißen Ringe behaͤlt; Zeidelbaͤr, wenn er noch klein iſt; der ſchwarze Bär heißt auch Gras: und Ameifen: bär, und der braune Pferde: und Honigbär. Ursus Arctos. Gmelin Lin. I. 1. p, 100. n. T. Ours. Buffon hist. nat, VII. 248. T. Zr. XIII, 258. T. 32, Ed, de Deuxp. I, T.2, & 1.2. Veberf. von Martini V. 91. 94. Brown Bear. Pennant. hist, of Quadr, I, vw Meine Ueberf. II. p. 323. v. Schrebers Saͤugeth. II. 502, 505. Taf. 139. 140. v. Zimmermanns geogr. Zool. I. 209. Goeze's Sauna, I, 345. Er4 D. Bork 6960 GSäugethiere Deutfchlands, a D. Borfhaufens Deutfche Fauna. I. — Donndorfs zool. Beytr. I. 316. n. 1. Ridingers wilde Thiere Taf. 32. Deffen Bi ten. Taf. 1.2. 4 Kennzeichen der Art._ Mit diem Kopfe; abgeftumpfter Schnauze; Fur gem Halfe und Schwanze, und gleicy hohen Beinen. Seftalt und Farbe des männlidhen und weiblihen Geſchlechts. Die Größe ife nach den Gegenden und der Lebens; art verfihieden; die mittlern ohngefähr fechs Fuß *) und die Schwere derfelben von 200 bis 250 Pfund. Mor etlichen zwanzig Sahren wurde zu Inſterburg in Preußen ein Bär von ıo Fuß Länge gutödtet, und der Bär in dem Bärenzimmer zu Brandenburg, den Churfürft Johann Siegismund ı60r im Din gerwalde fchoß, wog 1024 Pfund **), Der Kopf hat in feiner Bildung und in der fchräs gen Lage der Eleinen Augen etwas Aehnlichkeit mit dem Kopf des Wolfes, ift länglich und hinten die, Der Scheitelift platt, zwifchen den Augen etwas abhängig, wo fich die fegelförmige, vorne aufgeworfene, Schnauze ans fängt. Die Ohren find Elein und zugerundet. Die un tere *) Par. Mans ohnaefähr 5 1/2 Fuß lang. *) Docs Naturgeſch. von Preuffen IV. 52. 2. Ordnung. 10. Gattung. Landbaͤr. 697 tere Kinnlade ift kürzer als die obere; die Unterlippe mit Zacken befranzt, an der Zahl 18. Die 6 Vorderfähne oben und unten haben alle der Länge nach eine flache Furche. . Von den fiarken und langen Seitenzähnen find die untern ein wenig hinteriwärts gebogen. In jeder Kinnlade ftehen fünf Paar Badenzähne. Die Hintern drey breiten haben eine Krone von verfihiedenen Hoͤckern, und alle werden nad) vorne zu Eleiner, fo daß der vorde— re fehr £lein ift. Die vordern Eleinen fallen den alter Ihieren aus, fo dag man gewöhnlich, fiat 36 Zähnen nur 30 findet. Der Hals ift kurz und die. Der Leib dick mit gewoͤlbtem gegen die Schultern zu geſenkten Ruͤk— ken. Der Schwanz kurz. Die Beine mittelmaͤßig, die vordern etwas einwaͤrts gebogen und wenig kuͤrzer als die hintern, mit fuͤnf parallelſtehenden Zehen, woran die Kraulen der vordern länger find. Die Srundwolle fowohl als das Zottenhaar ift line, und letzteres hart und glänzend, fo weit es über jenes vorragt. Um Geſicht, Bauch und Hinten an den Beinen ift das Haar länger, auf der Schnauze hingegen kuͤrzer, als an andern Stellen. | Die Farbe it ſchwarz, braun und fuchsroth mit noch einigen farbigen Abänderungen. Da man in neuern Zeiten diefe Bären der Farbe und Lebensart nach ale befondere Arten betrachtet *), fo will ich wenigftens ihre Befchreibung ganz getrennt liefern, und es dem weitern Hachforfchen der Naturfor; fcher in Bärengegenden überlaffen, ob wirklich die vers fihiedenen Chara Etere der Art haltbar find. Merk IE 215 wärs *) ſ. D. Borkyanfens Deutſche Sauna. a. a. O. . * 608 Stugeifiere Deutſchlands. wuͤrdig iſt freylich, daß diefe Bären oft an ein und eben: demſelben Orte wohnen, und doch fo verfchieden find. A. Der ſchwarze Landbär oder der Amei⸗ fenbär. EN Uıfus Arctos niger. Gmelin Lin.].c. «) v. Schrebers Saͤugeth. II. 505. Taf. 140, Mit dickem Kopfe, abgeſtumpfter Schnam - ze, kurzem Halfe und Schwanze und ſchwar— zer Farbe Er hält ſich nur in nördlichen Ländern 'und in der. rauhen und großen Waldungen der Schweiz auf. Der längere Kopf, die längern Ohren, das längere, zärtere, tiefſchwarze und feidensrtig glänzende Haar und die klei—⸗ nere Geſtalt unterfcheiden ihn äußerlich) von dem gemei— ‚nen braunen Bäre, von dem er auch im Naturell, in der Lebensart undder Begattungszeit abweicht. Sein Naturellift fanfterz; feine Nahrung nimmt er vorzüglich aus dem Pflanzenreiche, und es befteht fol: che vorzüglich in Beeren von mancherley Stauden‘ und Sträuchern. Wurzeln, jungem Graſe und andern Vege— tabilien. Nur felten frißt er Fifche und Inſecten, und nur dann, wann er fo ohne Mühe dazu kommt, Fleisch. Er begattet fih zu Ende Septembers und Anfang Octobers, und das Weibchen bringt feine Jungen im März oder zu Anfange Aprils, wo der Bär, in nordis fihen Gegenden föwohl als den Algen, noch nicht aus der Winterruhe hervorgegangen ift, und fäugt fie, od er gleich zu diefer Zeit feine Nahrung zu ſich nimmt, Don diefer Art iſt folgende Varietaͤt: a) Der 2. Ordn. 10, Gattung. Randbär. 699 a) Der fleine weiße oder der Silben Bär. U. A. albus, Gmelin Lin.]. c. »). Ours blanc terrestre, Buffon, XII. 258. ar Diefer Finder fi fih in Rußland, in dem daran gräns 5 — Polen, in Schweden und Norwegen, desgleichen auf Island. Seine ſchwarzen Haare haben alle ſchneeweiße Spitzen, welches, je nachdem die Spitzen in groͤßerer oder geringerer Laͤnge weiß ſind, eine weiße oder mehr ins Grauliche fallende Silberfarbe hervorbringt. B. Der braune Landbaͤr oder Honigbär. Ursus Arctos fuscus. Gmelin Lin. |, c. ß). Ours brun des Alpes. Buffon, 1, c. T. 3r. v. Schrebers Säugethiere ia. a. D. ©. 502. Taf. 139. | Mit dickem Kopfe, abgeftumpfter oder diferer Schnauze als am vorhergehenden, furgem Halfe und Schwanze, und braunen Sraungrauen, nicht felten fhwarzbraunen Körper. | Diefer geht uns eigentlich an. Es iſt die gemein: fte Art, weldye fich noch jeßt in Deutfchland und zwar in Miederöfterreich, Tyrol, Steyermarf, Kärnthen, Crain, in den aroßen Wäldern des Herzogthums Kruman *), | | in *) Der Fuͤrſt von Schwarzenberg, dem diefe Wälder gehören, hält daher noch jährlich eine Bäreniagd und die Tagen der gehegten Bären kommen auf kaiſerliche Tafel. Ueberhaupt ift der Bär in dem Gefilde, dem hoͤchſteu Theil des Böhmers waldes nicht felten. 700 Sauͤugethiere Deutſchlands. in Pommern und hoͤchſt ſelten in Schleſien **) in einſa⸗ men MWaldungen, desgleichen in den ſchweizeriſchen Alpe en findet. Sein Naturell iſt fanfter, als bey der folgenden Art. Er naͤhrt fich von jungem Korn, Gras, allerhand Beeren, befonders Erdbeeren und andern Stauden: und Strauchfrüchten, Haidekorn, Kaftanien, Trauben, Inſec⸗ ten, befonders Ameifen, denen er fehr begierig nachgeht, und, wenn er es ohne Mühe Haben fann, von Sleifch, macht aber nicht fo ordentliche Jagd auf Thiere, wie die folgende Art. Er lebt in Monogamie, begattet fich zu Ende des Sunius und Anfang des Sulius, und bringt ” feine Zungen nad) 9 Monaten, während der andern Bären eigenen Winterruhe. eg C. Der rothe Landbär. | U. A. rufus, | Mit abgeftumpfter, aber nebfi dem Kop- fe fhmälerer Schnauze alsbey den beyden vorhergehenden Arten, mit furgem Halfe und Schwanze und braun oder fuchsrothem Körpern Hoͤpf ners Magazin für die Naturkunde Heloe⸗ tiens II. 134. A ? Er **) Herr Börner in feinem Prodromus des Scylefifchen Fau⸗ na führt den Bären noch als einen Bewohner Schleſiens auf; allein gültige Beobachter in jener Gegend haben mich vom Gegentheif verfichert: und geben Faum zu, daß er von Polen aus noch nad) der Schlefifchen Bränge ftreife- 4 —* 3 \ \ R 2, Ordn. 10. Gatt. Landbaͤr. 701 Me N Er fi ndet fich in den Schweizerifchen und Tyros liſchen Alpen, wahrſcheinlich auch in mehreren Gegen⸗ den, wo der braune Bär wohnt. Er iſt Heiner als je ner, hat ein milderes Naturell, raubt Vieh, welchem beſtaͤndig nachzuſtellen und aufzulauren, ſein taͤgliches Geſchaͤfte iſt; ja er iſt ſo muthig, daß er in Gegenwart von Menſchen ein Stuͤck Vieh anfällt, und zerreißt. Auch jagt er das Vieh, bis es ermattet und ihm leichter zur Beute wird, welches jener nie thut. Dieſes ganz beſondere Naturell, und der eigene Bau des Kopfes, welcher nach den Bemerkungen des Herrn von Salis einem Schweinskopfe ziemlich aͤhnlich iſt, charakteriſiren ihn offenbar als eine beſondere Art. Er geht auch dem Honig gerne nach. Er begattet ſich im er oder September, und das Weibchen trägt 6 Mor nate. Sind diefe dreyerley Bären wirklich verfchiede: ne Arten, fo kann ich nicht mit Gewißheit beftimmen, zu welcher eigentlich. folgende Varietäten gehören. 2. Der weiße Landbär, Er iſt ganz weiß oder gelblichweiß, und hält ſich in der Chinefifchen Tatarey und in Derfien auf, b Der ſchwarz und weißgefhädte Sands bär. U. A, variegatus, Gmelin Lin, I, ec. %) Dallas Reife durd Rußland. II. 691, Sn 702 Suaoͤugethiere Deutfhlands, In Sibirien um Abakans, auch in Island. Vielleicht beydes Varietaͤten vom braunen Land⸗ 6 ä r. c. Der Baftartbär. Der Bär war das Männchen und der Hund das Weibchen. Er wurde in Livland aufgezogen. Er hatte. einen Baͤrenkopf, keinen Schwanz, war fehr zottig und beilte und brummte zugleich. Diefer Baftart belief ſich mit ‚einer Hündin, welche fih aber wahrfcheinlich mit noch mehrern Hunden belaufen hatte, denn fie befam 16 unge, von welchen aber nur fechs dem Baftartbären ähnlich fahen ©). R Das Weibchen der Bären foll einen etwas ſchmaͤ lern Kopf und Rücken haben; an der Bruſt fiehen vier und am Dauche zwey Säugemwarzen. Zergliederung. 1. Der Hirnſchaͤdel (Cranium) ift kleiner und ſchwaͤcher als am Löwen, daher kann er auch nicht viel, am Kovfe vertragen und verwahrt ihn forgfältig beym Herabfallen von den Bäumen. 2. Seinen feinen Geruch zu befördern ift die innes ve Dafenflähe ungemein ausgedehnt, Man zählt vier Heiden Endcherner Schichten an denfelben, welche durch drey fenkrechte Blättchen von” einander gefchieden find und 7 H Fiſchers Naturgeſchichte von Livfand. ©- 55. 2 Ordnung. Lo, Gattung. Landbaͤr. 703 und wodurch die Flaͤche bis zum Erſtaunen vervielfaͤltigt wird, um deſto groͤßern und ſtaͤrkern Eindruck von riech⸗ baren 3 aufzufaſſen. — Das Baͤren-Gerippe iſt dem menſchlichen ähnlich, Kopf und Bruſtbein ausgenommen; daher fie auch fo leicht aufrecht fiehen koͤnnen. 4. Der Magen ift Elein und in zwey Kammern getheilt, inwendig mit einigen Erhöhungen wie bey den wiederfäuenden Ihieren. Wie beym Vielfrag fo ma hen auch hier die Därme nur einen einzigen Canal, ‚aber von 10 Fuß Laͤnge aus *). Merkwuͤrdige Eigenſchaften. Geſicht, Gehör, und Gefuͤhl iſt beym Bären ſehr voll; kommen und ſein Geruch iſt vielleicht feiner, als bey ir gend einem andern Ihiere, weil die innere Naſenflaͤche weit ausgedehnt iſt. Ohngeachtet feines plumpen Anfes hens ift er nichts weniger als träge. Er geht gefchickt und aufrecht auf den Kinterbeinen (macht Männchen), läuft fohnell in Ebenen und bergan, fteiget. behend den Bäumen hinauf und rückwärts wieder heruater, und kann über ein Waſſer fehr leicht fchwimmen, wenn es nicht lan: ge dauert. Seine Waffen find die vordern Füße, (Taz—⸗ zer, Branten), mit welchen er feinen Feind, wie eine Kate fchlägt, oder mit Umarmungen tödtet. Den Mens ſchen fällt er nur an, wenn er gereizt wird. Er iſt jaͤh⸗ * Perrault, Charras und Doddart Abhandl. zur Naturgeſch, 1. 95. Anatomie von zwey Bären. Taf. X. 1 304 ——— Deutſchlands. zaͤhzornig, eigenſinnig und im Alter keine⸗ Zwanges — Zucht * faͤhig. Sein Laut iſt ein Brummen, Schnauben und gros bes Murmeln, welches, wenn er in Zorn geräth, mit Zaͤhnknirſchen begleitet if. Er lebt zwanzig bis mehrere Sahre, pflegt aber im Alter gern blind zu werden. 2 Verbreitung und Aufenthalt. Der Landbär ift in ganz Europa ausgebreitet, und wohnt noch in alle den Wäldern, wo män ihn nicht des - Schadens halber ausgerottet hat. Man finder ihn hauptfächlich noch in Norden von Europa umd Afien, doch geht er in legtern auch bis Ceylon herab. Auch in der Barbarey foll er feyn. Der ſchwarze Bär in Amerika aber foll’eine eigene Art auswachen *). Der wilde Bär führt ein einfames Leben, und mer . det alle Geſellſchaft. Er haͤlt fh gern in und um Brüder, Sümpfe, Steinhaufen und Selfenflippen auf, wohin er auf befondern Steigen zu gehen pflegt. Im Herbftwird er, ehe er fein Winterguartier bezieht, über; aus fett. Den. Winter bringt er zwar nicht fihlafend oder erftarrt, aber doch in einer ununterbrochenen Ruhe zu. Große und alte Bären bleiben unter freyem Hin mel, * Dernanta cd: D. \ > 2, Ordnung, 10. Gattung. Landbär, 705 mel, junge hingegen begeben fih unter den Schuß einer hervorragenden Klippe, oder fuchen fi) Höhlen in den Bergen aus, oder graben Löcher unter Baumwurzeln, worinn fie fih ihr Winterlager machen. Diefes bereiten fie aus Schwarzhoßz, das fie abbrechen, Laub, Grasftenz geln und Moos. Diefe Materialien tragen fie zwifchen den Bordertagen, indem fie aufgerichtet auf den beyden Hinterbeinen gehen, nach ihrer Wohnung. Das Lager (tod), Lug) bauen fie rund, wie eine Mulde, unten mit Reiſig, oben drauf das Moos, und der Eingang wird mit Neifig, foviel als möglich, verwahrt, Mit einfak lendem Schnee legen fie fich nieder, und bleiben fo lange liegen, bis der Schnee wieder gänzlich geſchmolzen ift, fo daß nach verfchiedenen Zonen ihre Winterruhe kurz oder lange dauert. Sie nehmen alsdann weder Nah— rung’ zu fich, noch leeren fie den Leib aus, und follen bloß zum Zeitvertreib an ihren Tagen faugen. Werden fie aufgejagt, fo tanzen fie Hurtig hervor. Um Matthik häuten fich ihre Fußfohlen; dann können fie kaum etliche Schritte gehen, ohne fi) blutränftig zu machen. Wenn fie aus dem Lager gehen, fo genießen fie zuerft Ameifen oder die Wurzeln der Calle (Calla palustris, Lin.), um den Leib zu öffnen, alsdann junges hervorfproffendes Espenlaub. 5 Nahrung. Der braune Bär naͤhrt fich vornehmlih vom Sleifche allerhand großer Thiere, als Pferden, Rind Schaf: und andern Vieh, aud) Rothwild, und verachter auch das Aas nicht. Er vergräbt, wie der Fuchs, ſei— Bechſt. gem. N. G. J. Bd. DH» nen \ 786, 1! Saͤugethiere Deuchlando. —— nen Raub. Ameiſen, Honig von Bienen und Hum⸗ meln, und Forellen *) find feine Leckerbiſſen. Erſters laͤßt er auf die Zunge kriechen und verſchluckt ſie. Er nimmt aber auch Nahrung aus dem Pflanzenreiche zu ſich, frißt vorzuͤglich gern Erdbeeren, thut in Frankreich und der Schweiz jährlich vielen Schaden-an den Kaſta⸗ nien und Weinbergen, und laͤßt fih auch in der Gefan⸗ genfchaft mit bloßem Brod und Früchten unterhalten. Die ſchwarzen Bären hingegen nähren fi +faft bloß allein von alleriey Wurzeln und Beeren, Heiz delbeeren, Preißelbeeren, Himbeeren, Eberefhen, wik dem Obfte, reifem Setraide, Baumblättern, Gras, Pflan⸗ zen *X) u. fe w. und beißen bloß den Sifchen die Rd pfe ab. ! Im Fruͤhjahre nähren fih beyde faft allein von der Saat und fettem Graſe. Sm Sommer ziehen fie ſich in die Höhe, und nähren fih aus dem Pflanzenz und Thierreiche, und im Herbſte geheni fie den Früchten. in * den * Man weiß in Thuͤringen, daB. in den forellenreichen Waldbaͤchen zur Zeit, da diefe Thiere noch dafelbft wohn ten, faft Feine Forelle zu finden war, und daß die Bären in der Dämmerung und hellen Nädien bis in die Dörfer auf diefen Fiſchfang ausgiengen. 2 **) Inter letztern follen fie vorzüglich. lieben, die blaue San- diftel CSonehus alpinus), die gemeine Engelwurz (Angeli- ca archangelica) und die ——— nd (Caın» panula latifolia). gr 2. Ordnung, 10. Gattung. Landbaͤr. 707 "sen Thälern nad. Mais und Weinbeeren geniefen fie alsdann vorzüglich gern, wo fie es haben Eönnen. Um Beute aus dem Thierreich zu erlangen, find fie vorfihtig genug. Sie fpähen zuerſt von einer Anhöhe oder Baum das Land aus, wobey ihnen aber ihr Geruch und Gehör mehr, als ihr Geficht, nüßlich ift. Bey Anz bruch der Pracht treten fie ihre Streifereyen an, und . Warten, wenn fie nicht des Nachts an das Vieh koms men können, in einem Hinterhalte ab, bis es ausgetries ben wird. Sie befallen das Vieh von hinten, fpringen | ihm auf den Rücken, fihlagen ihre Krallen tief ein, fo das das Thier bald entkräfter zur Erde ſinkt. Sit es ihnen zu flark, fo jagen fie es entweder müde, oder auf einen gefährlichen Daß, wo es fich todt oder wund fällt, » Befonders ift die Schnelligkeit merkwürdig, mit welcher fie, nach dem Berichte der Kamtſchadalen, das fehr fehnelle Nennthier fanger Die Rennthiere halten fich in ‚zahlreichen Haufen beyfammen, weiden insgemetn in den niedern Gegenden, und nähren ſich von dem Grafe, das am Faße der Felſen und fteilen Anz höhen waͤchſt. Wenn der Bär fie erblickt, wählt er ſich einen Platz, der höher liegt, als der Ort, wo fie grafen, nähert ſich ihnen mit Vorficht, und verſteckt fich, je näher er kommt, zwifihen, den Selfen. Wenn er nun gerade über ihnen tft, und nahe genug fein Verfahren auszus . führen, fo fängt er an mit feinen Tasen Felfenftüce loszureißen und fie auf die Nennthiere herab zu waͤlzen. Gleich darauf verfolgt er fie nicht, "fondern wartet fü VYy 2 lange #708 x Saͤugethiere Deutſchlands. lange, bis er eins von der Heerde getroffen hat, dann faͤllt er über feine Beute her, und iſt bey feinem Ans griffe glücklich oder nicht glücklich, je nachdem das Nenns thier mehr oder weniger verwundet ift. | Die Ziegen und Schafe lieben fie vorzüglich; die Pferde aber widerftehen ihnen oft. Doc) hat der Bär feine Zeit, wenn er muthiger und wenn er furchtfamer ift. Das Männchen ift 3. DB. zu Ende des Sommers und Anfang des Herbfies am furchtbarften, hingegen am Ende des Herbfies ohne Muth. Das Weibchen ift im Frühjahr furchtbar, und bleibt es, * lange es Jun⸗ ge hat. Sm Trinken haben die Bären dieß befondere, daß fie das Waſſer biffenweife zu ſich — faſt wie die Hunde. Sortpflanzung, Die Bären leben in der Monogamie; Männchen und Weibchen befümmern ſich aber demohngeachtet nicht eher um einander, als bis fie hitzig werden (bären). Aller Wahrfcheinlichkeit nach begatten fih die braunen Bären um SGohanni, und die ſchwarzen erft um Bartholomäi, und faft den ganzen September Hindurch, Das Weibchen foll fich bey der Begattung auf den Drücken legen, trägt fechs Monate, und wirft auf ihrem vers bor⸗ 2 Ordnung. 10. Gattung. Landbaͤr. 709 borgenen Winterlager, wenn ſie jung iſt, eins, und wenn ſie älter wird, bis drey Junge. Dieſe kommen nicht fo unfoͤrm⸗ lich, wie die Alten dichteten, zur Welt, ſondern die neus gebohrnen Braunen find braunlichgelb und acht Zoll lang. Sie liegen fehs bis neun Tage *) blind, Die Mutter ſaͤugt fie fehs Monate lang. Sie ift fehr forgfam für fie, und behält fie, wenn fie nicht trächtig wird, zwey Bis drey Sommer immer bey fich, und nimmt fie mit in ihre Winterlager. So lange fie die Zungen fäugt, iſt fie am ſchrecklichſten, unerfchrocenfien und blutdürftig: ‚fen. Sie Laßt fie, wenn fie Nahrung ſucht, in der Höhle. Führe fie fie zum Spiel ins Grüne, fo ift fie immer nahe, und ift Gefahr da, fo hat fie fie fchon gelehrt auf die Bäume zu flüchten. Wenn fie aber uns terdeſſen trächtig wird, fo müffen die Jungen im Winter weichen, begleiten fie aber im Sommer wieder. Daher teiffe man nicht felten vier bis fünf-Bären bey einander an, Im zweyten Sjahre verwachfen die Bären die weil fen Ringe, und nur felten behalten fie fie immer. Seßt fangen fie aud) an die Zähne zu verwechfeln. Ste wach: fen bis ins zwanzigfte Jahr, und in dem vierten fangen fie an fich zu begatten. Die jungen Bären werden bey ausgebadenem Brod und Waffer mit Honig oder Bier vermifcht groß gezogen und gezaͤhmt. Man Iehrt fie in Polen tanzen, Trom⸗ melfchlagen, Allmofen mit dem Hute einfammeln, fi überfchlagen und dergleichen Künfte mehr. Wenn man Yy3 glaubt, *) Einige behaupten vier Wochen. x Re Saͤugethiere Deutſchlands. glaubt, daß ſie den Klang der Saſtrumente und den Taet der Muſik unterſcheiden koͤnnten, ſo traut man ihnen zu viel BON! zu. | ——— 2 un Man finder Slafenwärmer in ihnen. Gie werden auch zuweilen von einer Gefellfhaft hungriger Wölfe und vom Vielfraß angefallen und die. Ders meline follen fi ihnen in die Ohren beißen, daß fle wüthend werden ınd fich todt laufen. [4 Krankheiten. | + Sie follen leicht blind werden, befonders wenn fie Jange in tiefen Höhlen liegen, und nad) der fangen Fin—⸗ fterniß nachher befonders in das blendende Schneelicht Zommen. ' Sie follen fich aber damit curiren, daß fie fich an den Bienenſtoͤcken von den Bienen den Ruͤſſel ſo zer⸗ ſtechen laſſen, daß er ſtark blutet. Gags und Fang. Der Säger fpürt den Bären leicht an feiner F abe; te (Zof. XXIII. Sig. 3.), die den Fußftapfen eines Menfchen, der mit bloßen Füßer geht, ahnlich ift. Er gehört zur Hohen Jagd und wird theils auf dem Anftande, theils im Treibjagen gefchoffen, theils mit Selbſtſchuͤſſen erlegt, und theils mit Fallen und mit andern Vorrichtungen gefangen. Gewoͤhn⸗ a Ordnung. "10% Oastungs andbir, 711 Gewöhnlich wird er in. Seuben, die glatt ausge⸗ ſchaͤlt, und leicht bedeckt ſind, gefangen. Oben ſtellt man einen Topf mit Honig hin, der ihn verführt. Wil man ihn lebendig haben, fo läßt man ihn in einen Kaſten gehen, den man auf die Grube HAMA und den Baͤ⸗ senfaften nennt. | " Die am wenigften gefährliche Art, ſich feiner zu bes | ‚mäthtigen, ift, ihn duch Brandemwein, den man auf Honig in den Baumſtaͤmmen gieft, zu berauſchen. Er laͤßt fih dann leicht durch einen Schlag auf feinen ſehr empfindlichen Kopf toͤdten. Die Bauern an der Lena, und dem Ilim in Si— berien legen an einer Anhoͤhe an ſeinen Weg Wechſeh Schlingen, davon jede mit einem Stricke an einem fehe fchweren Klotze hängt. Sobald der Bär die Schlin? ge um den Hals hat, und im Fortgehen bemerkt, daß ihn der Klotz hindert und zurüchält, ergrimmt er über denfelden, hebt ihn auf, und wirft ihn mit der größten Gewalt den Berg hinunter, wird aber zugleich durch das andere Ende, welches an feinem Halfe befeftiget iſt, mit herunter geriſſen, und faͤllt ſich todt. Geſchieht dieß nicht gleich zum erſtenmal, ſo traͤgt er den Klotz ſo lange auf den Berg und wirft ihn herab, bis er liegen bleibt. In Kamtſchatka befeſtiget man viele und mit Widerhaken verſehene Eiſen in ein dickes, ſtarkes, zwey Fuß breites Bret, und legt es dem Baͤren ſo in den Weg, dsß er drein treten muß. Sobald er mit dem BF 95 4 einen 712 Shigeiier Deutſchlando. einen Fuß in den Angeln haͤngen bleibt, ſucht er ſich mit den uͤbrigen loszuhelfen, macht ſich aber auch — * mit dieſen feſt, und iſt ſo gefangen. J Die Tatariſchen Einwohner des Uraliſchen Ge⸗— buͤrges hängen auf den Bäumen, wo fie ihre Dienens ftöcke haben, an den von diefen am meiften entfernten - Zweigen mit langen Stricken ein Brett wagerecht fo auf,. daß es: vor das Honiggehäufe gebracht und mit einem Baftfiricke feft an den Stamm gebunden werden kann. Der Bar findet diefen Siß bequem, um den Bienenſtock öffnen zu können. Seine erfie Arbeit ift, den Baſtſtrick, welcher das Bret an den Stamm hält, loszureißen; alsbald aber entfernt fich diefes, und ſchwebt mit dem Bären in der Luft. Fällt der Bär nicht in der erften Beftürzung herab, fo muß er entweder einen ge: fährlichen Sprung machen, oder geduldig auf dem Brette fisen bleiben. Auf beyde erftern Fälle find unter den Bäumen fpisige Pfähle angebracht, im letztern aber wird er mit Pfeilen oder Kugeln erlegt. ‚Die Lappländer, weldhe, fo wie mande Schweiz ger, ein Mährchen erzählen, daß ein Bär eine Frau ent: führt und eine Zeitlang, bis er getödtet worden, zu feiner Gattin gehabt Habe *), fehießen ihn mit gezogenen Büchfen, und verfiopfen auch feine Winterhöhle, daß ——— *) In Jaͤgerbuͤchern, z. B. Flemmings vollkommnen deut: ſchen Jaͤger finden ſich auch ſolcher Fabeln, F ſich in Sachſen zugetragen haben ſollen. 2. Ordnung.» zo, Gattung. Landbär. 713 er nur mit dem Kopf herausgucken kann, auf welchen er mit einer Art gefchlagen wird, daß er todt in der Höhle hinſtuͤrzt. Sie halten den Sieg über einen Bären für eine ihrer größten Kelienthaten &). — Sonſt lauert man auch auf die Bären von den Bäumen herab, bey einbrechender Kälte, entweder bey den Vichheerden, die fie beunruhigen, oder bey einem Aas, oder man hebt fie mit großen Hunden, Bullen; und Bärenbeißern, und ers legt fie mit Spießen oder Gefchoß. Das Pfeifen foll fie auch aufmerkfam und bes ſtuͤrzt machen, fo daß fie ſich auf die Hinterbeine ftill hin— fesen, und fo gefchoflen werden können, Durch Trommeln und das Fahren mit einer Schiebkarre foll man fie vertreiben Finnen. Nutzen. 1) Das Fleifch des Bären wird ohngeachtet ſei— nes unangenehmen Geruchs, von den Lappen, Polen, Schweizern, Nuffen, Nordamerifanern, und den Siberi— fhen Nationen gegeflen; ‚die Schinken, Zunge und der 99 6 Kopf *) Die Lappen halten den Baͤren aus Aberglauben ſo hoch, daß fie ihn den Hund Gottes nennen; denn fie trauen ihm die Stärfe von zehn Menfchen und den Derftand von zwölfen zu. Sie wagen esnie, ihn bey feinen rechten Namen, Gnouzhia, zu nennen, aus Furcht vor feiner Rache gegen ihre Heerden, fondern fie nennen ihn allezeit Mondasaigia oder der alte Mann im Pelskleide. 14 Gäugetbiere Deutſchlands. ! | Kopf aber werden alfenthalden geſchaͤtzt und die Tatzen werden auf den Tafeln der Großen von Europa für eine Delikateſſe gehalten. Das Fleifch gleicht dem Nindfleifch, wenn ihm durch ein zwey Tage langes Einwäflern in. kaltes Borat ber, wwildfüßliche Beſchmack genoms SR“ men ch Men 2) Das Bärenfett (Feiſt), deſſen fie fehr viel Haben, it weiß, angenehm und gefund, und hat außer— dem den Vorzug, dag es nicht leicht ranzig wird. Es wird theils an Speifen, theils als Arzeney gebraucht. Die Kamtfchadalen und Neugeorgier brauchen es flatt des Oehls beym Salat; die Louiſianer ziehen. es in der Kuͤche dem Schweinefhmalz vor; die Finnmaͤrkiſchen Bauern bewahren es in Baͤrendaͤrmen und beſchmieren ſich ſchmerzhafte Theile ihres Koͤrpers damit, und die Wilden in Nordamerika ſalben ſich damit, und verdanken demſelben ihre Geſchmeidigkeit. Es ſoll auch das Wachs⸗ thum der Haare befoͤrdern. a 3) Die Bärenhaut iſt in den nördlichen Ge genden eines der vorzüglichften Pelzwerke. Die Soldas ' ten brauchen fie im Felde zu Matrazen und Satteldecken; die Kuͤrſchner und Sattler häufig zu Muͤtzen, Huſaren⸗ muͤtzen, Muͤffen, Pelzen, Fußboͤden in Kutſchen, Pfer⸗ dedecken, Handſchuhen und dergleichen, wenn ſie rauhgar gemacht iſt. Sie dient auch zu Ueberzuͤgen uͤber die Koffer und in Polen, Moskau und faſt in ganz Nord— amerika 9 Kruüͤnitz Encyclopaͤd. UL 431. 2. Ordnung: 10. Gattung. Landbaͤr. 715. amerika als Bett. Die alten Deutfehen kannten ihren legtern Gebrauch auch, und man vermuthet, daß daher der Name Bärenhäuter, für Br unthätige Mens BI entftanden fey. H Die Bärenhaare geben, mit pulverifirter Kreide und etwas ſtarkem Bier vermifcht, eine ſehr gute Ofenkitte. 5) Aus den Daͤrmen machen die Koſaken Fenſter, die faſt ſo hell wie Glas ſind, und die Kamtſchadalinnen ſchaͤlen ſie ab, und bekleiſtern ſich in den Monaten, wenn ihnen die von Schnee ſtark zuruͤckprallende Sonne dag a Geſicht ſchwaͤrzt, damit, wodurch daſſelbe weiß und fein erhalten. 6) Die Bären befrenen die Norweger von den fhädlihen Lemmings, einer Mäufeart, die dafeldft eine große Dlage ift. 7) Viele -Dolafen ernähren fich von gezähmten Bären, deren Künfte fie ſehen laffen. Schaden 4 Nur in der aͤußerſten Hungersnoth, und wenn er gereizt wird, fällt der Bär Menfhenan. Gonft aber ift er der Vieh: und Fiſchzucht ſchaͤdlich, und it ein großer Liebhaber von Weintrauben, Kaftas nien, wilden Honig u.f, w. | AIrr⸗ 716 + Gäugethiere Deutſchlands. Irthuͤmer und Vorurtheile, ı) Der Bär foll fo gefellig Ieben, daß man Heerden von achtzig Stück beyfammen antreffe =) Dieß iſt nach den meiſten Erfahrungen ungegruͤndet, und ſelbſt der ſonſtigen Natur großer Raubthiere zuwider. Doch behauptet man, der ſchwarze Baͤr in Kamtſchatka mache darinn eine Ausnahme, und ſchweife heerdenweiſe in den age herum **). ’ 2) Er foll das Fett den Winter über aus dem Tagen faugen, und fih fo erhalten. Büffon fand fogar die Kleinen warzigen Drüschen darzy. Da er die : Tagen immer ledt, fo mag daraus jene Behauptung x - entfianden ſeyn. 3) Die Kamtfhadalifchen Bären, fo wie die Norwegiſchen follen vorgüglih artig gegen die Frauenzimmer feyn und ihnen nie etwas zu Leide thun. In Norwegen darf ihnen eine Dame nur den entblößten Hintern zeigen, fo laufen fie jo weit fie koͤn⸗ nen, und in Kamtſchatka eſſen ſie mit ihnen gepfluͤckte Beeren aus einem Koͤrbchen ***). 4) In *) Hallens Thiere ©. 545- ”), Stellers SKamtfchatfa. 113- en Montoppidans N. ©. von Norwegen. TI 26. Srafheninifom Belhr. von Kamtſch. ©. 121. / 2, Ordnung. zo, Gattung, Landbär, 717 4) Sin andern Gegenden find fie defto graufamer, ! - ftellen vorzüglich fo lange die Fütterung ihrer Jungen dauert den Schwangern Weibern nad, und die männliche Feucht ift ihr größter Leckerbiſſen. 5) Der Bär foll allegeit aus der Heerde die Kuh ausfuchen, welche die Klode trägt, und fie breit drüden, daß fie nicht lerme — den Jaͤger die Flinte nehmen und fie abfeuern — wenn mehrere Jäger beyfammen find, einen fangen und vor fich halten, damit die andern nicht nach ihn fchießen Können. Er foll fogat die Heerde viele Jahre begleitet, den Wolf verjagt, und fich allezeit beym Ende des Sommers eine Ziege vder Schaf zur Beloh— nung ausgebeten haben *). 6) Daß fie unfdrmlihe Sleifhflumpen zur MWeic brachten, fie dann zur ordentlichen Geſtalt leckten, ift ſchon erwähnt. 7) Zu den medicinifhen VBorurtheilen gehört, das Blut, die Galle, das Dehl, das redte Auge und mehrere Theile diefes Thieres, welche man fonft als Heilend brauchte, | =) Nontoppidan a. a. O. 1% Der 718; Säugetiere Deutſchlands. 19. Der Vielfraß. | Namen, realer und mi hmeitenn der Abbildung. | n Vielfreßbaͤr, Vielfreßmarder, Roſomack und Jaͤrf. Ursus Gulo. Gmelin Lin. I. 1. p. Io4.n. 3 ‘ Glutton, Buffon. hist. nat, XI, 278. Suppl. III. 240. t' 48. Ed. de Deuxp. IX, T. 7 fig. 1, Ueberſ. v. Otto XV. 120. mit 2 Fig. Glutton. Pennant hist, of Quadr. IL, 10, Meis | ne. Veberf. II. p. 333. e 2; 5, Zimmermanns geogr. Zool. E 280, v. Schrebers Säugeth. IM — Taf. 144 0 Schwedische Abhandl. SRRY. 1773. S. 201 — 220, Go ezes hit I. 371.2 (Zaf. VIII) Kennzeichen der Art. Mit diem Kopfe, ftumpfer Nafe, ftarken "Stieds mafen, kurzem geraden Schwanze, fünf Zehen an jedem Buße, und einem glänzenden Ruͤckenflecke. Ä Se * 2. Ord nung. 10. Gattung. Vielfraß. —— Beſtalt und Farbe des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Dieſes Raubthier wird jetzt gar ſelten in Deutſch⸗ land, und zwar nur in Ober⸗ und Niederſachſen ange⸗ troffen, wohin es noch zuweilen aus Litthauen koͤmmt. Man hat ein ſolches bey Frauenſtein in Sachſen, und ein anderes bey Helmſtaͤdt geſchoſſen, welches letztere noch — im daſigen Naturalienkabinette aufbewahrt wird. Am Groͤße gleicht es ‚einem mittelmaͤßigen Hunde. Die Laͤn⸗ ge feines Körpers betraͤgt zwey Fuß, vier bis ſechs Zoll”), und der Schwanz noch acht Zoll; am letztern reichen oft die Haare fechs Zoll über das Schwanzende, ON * Der ganze Bau des Thiers iſt eine ſonderbare Mi⸗ ſchung vom Baͤr, Hunde und Dachſe, doch hat es mit dem Baͤren die groͤßte Aehnlichkeit, weshalb es auch im Syſteme die ſchicklichſte Stelle hier hat. Der Kopf iſt rund und dick; die Schnauze etwas geſtreckt, allein nicht ſo lang und ſchmal als am Hunde; die Naſe klein; die Backen etwas eingedruͤckt; die Oberlippe mit vier Reihen langer ſchwarzer Bartborſten beſetzt. Von den Vorder⸗ zaͤhnen der obern Kinnlade ſind die aͤußerſten groͤßer, als die uͤbrigen; die in der untern aber alle gleich lang. Oben ſtehen auf jeder Seite vier Backenzaͤhne, wovon zwey groͤßer ſind, als die uͤbrigen; unten eben ſo viel, wovon einer viel groͤßer iſt, als die andern; die vordern ſind ſpitzig, die hintern zackig. Die Augen ſind klein, und der Stern blau; die Ohren kurz und abgerundet, von H Par Ms: Körper etwas uͤber 2 Suß; Schwanz6 ıR 300: —— 720 Saͤugethiere Deutſchlands. von den Kopfhaaren faſt bedeckt, gewoͤhnlich aufgerichtet, ſeltener vorwaͤrts gekehrt. Ueber den Augen ſtehen fünf ſtarke Borſten und eine auf den Backen. Der Hals iſt kurz; der Leib dick; der Ruͤcken breit und ſehr gewoͤlbt, wenn das Thier in Bewegung iſt. Die Deine find kurz, sehn. Zol Hoch, ſtark und ſtaͤmmig; die hintern etwas laͤn⸗ ger als die vordern; die Füße in fünf Zehen getheilt, welche mit langen krummen Klauen bewaffnet ſind *), und deren vordere ſich im Gehen weit auseinander bege— ben. Die beyden naͤchſten Klauen an den innerſten ſind größer, als die ͤbrigen. Der Schwanz iſt kurz, ſteht gerade aus und iſt buſchig. Das Haar der Schnauze, und des Kopfs bis zu den Augen iſt kurz und glaͤnzend ſchwarzbraun. Hinter den Augen bis an die Ohren iſt es weißlich mit braun vermiſcht; auf den Ohren kurz und grau. Von da an wird es nach und nach laͤnger und kaſtanienbraun; an den Seiten und Schultern heller, zwiſchen welchen letz⸗ tern die dunklere Farbe einen fihmälern Naum einnimmt. . Mitten auf dem Rüden ift ein ſchwarzbrauner, faft herz förmiger Fleck (Spiegel), der vorne am breiteften iſt, | und gegen den Schwanz hin fih zufpist. Von den Schuß tern geht an jeder Seite ein gelblicher oder rother, in die angrängende Farbe vertriebener, Streif Hin, der ſich auf der Mitte des Schwanzes verliert. Bruft, Bauch, und die inwendige Seite der Schenfel find ſchwarzbraun. Un “, Sn den Schmedifhen Abhandl. wird gefagt: Hinten an den Taten befinde ſich Feine Klaue, ſondern I deren ein Feiner horniger Knoten. Pr, ww 2. Set 10 , Gattung. Vielfraß. Br Unter dem Kinne und zwifchen den Vorderbeinen befin⸗ den ſich kleine weiße Flecken. Die Schenkel ſind ſehr langhaarig, und mit den Beinen, Fuͤßen, und der letz⸗ ten Haͤlfte des Schwanzes von dunkel ſchwarzbrauner Farbe. Das Haar hat uͤberhaupt einen ſchoͤnen Glanz, und bisweilen ſtehen einzelne ſi berfarbene Haare, beſon⸗ ders auf dem Spiegel, hervor, wodurch der Balg, wie gewällert ausfieht. Es ift fo elekerifch, daß es die Elek— tricitaͤt mittheilt. a Das Thier muß in Hinſicht der Farbe fehr varik ven, denn a).das in den Shwedifhen Abhandlungen beſchriebene ift ganz mit fleifen ſchwarzen Haaren bedeckt, die in der Mitte des Ruͤckens ſchwaͤrzer find, und wo ſich unter denſelben einige ſilberweiße befinden. b) Das Pennantſch a. a, O. hat auf dem Ruͤk⸗ ken der Laͤnge nach einen gelbbraunen Streifen, und iſt uͤbrigens ſchwarz, ſehr ſchoͤn gewaͤſſert und wie — glaͤnzend. ce) Sn Kamtfcha tka giebt es eine weiße und gelbliche Varietaͤt. Wenn Pavius nah Bartholins Bericht Mist. Cent. IV, 30.) nicht eine Hyaͤne, ſondern wirklich einen Vielfraß zergliedert hat. (Er ſagt von ſeinem Thiere, daß es die Leichen aus den Graͤbern hole), ſo wird er vorzuͤglich durch dreyerley merkwuͤrdig. 1) Es iſt feine Nabelſchnur da. 3) Die Leber if Bechſt. gem. N. G. I, Bd. —5 wie 722 Gäugetbiere Deutſchlandbcs. wie beym Menſchen durch ein ſtarkes Ligament mit dem Diophragma verbunden. 3) Der Blinddarm fehlt. Das Thier kann ſich alſo durch bloßes Zuſammenpreſſen des Unterleibes ausleeren: Nach Tee PalasBüfe fons N. ©. von Otto XV. 175.) hat das Weibchen. 4) ſechs Saugwarjen, zwey zwiſchen den Lenden und vier am Bauche. s) Der Magen nimmt beynabe den ganz zen linken Theil‘ der Bauchhöhle ein, da die Leber ſich kaum uͤber den Magenmund erſtreckt. 6) Die Sa lew blafe ift von mittlerer Größe. 7) Die Sedärme ha; ben feine Abteilung vom Dförtner big zum After. 8) Die Nieren find den Hundenieren ähnlich, und nicht wie beym Bären und dem Flußotter gelappt. 9) Man findet 16 Paar Rippen. 10) Die Schlüf ſelbeine find Hein. 11) Die Zunge iſt fehr Rumpf, mit Eleinen fpiigen ruͤckwaͤrts übereinander liegenden Bänden, die kaum rauh anzufuͤhlen ſind, beſetzt. * Mer kwuͤrdigkeiten. Der Vielfraß iſt eins der gefraͤßigſten Haubthiere, aufferordentlich wild und ſtark. Man fagr, er fey feldft ein Screen des Bären und des Wolfs, und daher läßt leßterer felbft den todten Vielfraß unberührt, da er doch faft alles Aas frißt. Er hängt den Kopf nieder wie ein Bär, und tritt im Gehen auf die Ferfen auf, Fommt alſo im Laufen andern Naubthieren nicht gleich; klettert aber defto geſchickter. Sein Auswurf ift dünn und übelrier chend; er felbft aber giebt keinen unangenehmen Geruch von ſich, und haͤlt ſich reinlich. Er geht auch ins Waſſer. Sm Zorn giebt er eine knurrende Stimme, wie die Kas gen 2 Drdn. 10. Gattung. Vielfraß. 723 | in; von fich, und hat, in Verhältniß feiner Größe, eine J erſtaunende Staͤrke, womit er ſeinen Gegnern re groß biete: * Aufenthatt. Der Vielfraß hat ſeine Heimath in Sibirien, Schweden, Norwegen, Lappland, felten in Poh— len und Eurland und bewohnt alfo vorzüglich die nördlichen Länder von Europa und Aften, und zwar die gebirgigen Gegenden, welde große Waldungen und Wildnife haben. Er wohnt in Felfenklüften, hohlen Bäumen, verlaffenen Dachshoͤhlen; baut aber niemals eine eigene Höhle oder irgend eine Art won beftändiger Wohnung. Da er nicht fo ſchnell ie andere Naubthiere laufen ann, und wie der Bär-etwas tölpifches und plumpes in feinem Gange hat, fo vettet es ſich bey Verfolgungen auf die höchften Klippen, wohin ihm feine Feinde nicht folgen. fönnen, Nahrung. Seine Nahrung befteht in frifhem Fleiſche und in Has von Rennthieren, Elennen, Hafen, Maͤuſen, gror sen und Heinen Vögeln, und im Sommer auc) in allers . hand Beeren. Er frißt des Nachts und macht auf alle Thiere, die er bezwingen kann, Jagd; doch fchränft er ſich bloß auf eine gewiffe Gegend ein und ftreift nicht weit umher feiner Nahrung nach. Dem fchnellen Kenn; ’ ‚3%a thiere — — * x — / R Br 724 Sugar Deutſchlands. 9 thiere lauert er im Sina den Baͤ Bäumen auf: i Winter aber, wenn es feine Mahlzeit unter dem Sa hervorfucht, oder fchläft, fpringt er auf den Mücken und tödtet es im Racken. "Er fängt die Schneehüner unter dem Schnee; fpürt die Wögel von weitem and erwifcht fie nicht felten, Er geht in Sefellfchaft des. Suchfes su den Sallen und Gruben, die den Elennen aufgeftellt find, und nimmt die Beute aus, Was er von feinem Raube nicht verzehrt, vergräbt er, oder verbirgt es in Klippen und Höhlen. Er geht auch andern Naubthieren nach und frißt, was diefe Tiegen laffen. : Den Lappen, plündert er oft die Vorrathskammern von Fleifh, Butter, Käfe, Fiſchen u. d. gl. aus, und bahnt ſich den Weg dazu mit feis nen Klauen und Zähnen durch Dächer und Thuͤren, wo wg Werkzeuge nur haften, Daß er gefräßiger, als andere Haubthiere, fey, den größten Raub auf einmal aufzehre, und dann ſeinem aus— geſpannten Leib dadurch Luft verſchaffe, daß er ſich zwi⸗ ſchen zwey nahe ſtehende Baͤume durchdraͤnge, echdri zu den Fabeln. d Im Alter foll er die Zähne verlieren, und fih daher meift von rothen Ameifen, deren Haufen er aufgräbt, erhalten müflen, wovon fein Balg ſchlecht wird. Er lesft das Waſſer wie ein Hund, Fortpflanzung. Er begattet ſich im Jaͤnner und —— im May in oa \ dickſten Wäldern oder in tiefen unzugaͤngli⸗ chen — 2. Ordn. 10. Gattung. Vielfraß. 725 chen Hoͤhlen zwey bis vier Junge. Dieſe werden auch deswegen ſehr ſelten gefunden; ſollen bald nach der Ge— burt graulich, und ſchon im erſten Jahre ausgewachſen ſeyn. Sie vermiſchen ſich nicht mit den Fuͤchſen, wie man vorgiebt. Wenn man einen Vielfraß jung faͤngt, und aufzieht, ſo wird er leicht zahm, und man kann ihn mit allerhand rohen Fleiſchwerk, Fiſchen, Knochen, auch gekochten, nur nicht gern mit Speiſen aus dem Pflanzenreiche unterhalten. Er ſchlaͤft auch in der Gefangenſchaft mehr am Tage als bey der Nacht, legt ſich dabey wie eine Kugel zuſammen, und bedeckt den Kopf mit dem Schwanze, oder ſtreckt die Beine von ſich. Er iſt faſt in ſteter Bewegung, klettert, graͤbt, kratzt, waͤlzt ſich, und laͤuft bekannten Leuten wie ein Hund nach.“ Bey bevorſtehender ſchlechter Witterung wird er muͤrriſch und launiſch. In zunehmenden Alter wird er wiederum wild, ſehnt ſich nach der Frehheit und müß an die Kette gelegt werden, weil er oft, wenn er. ein wenig hungern muß, ganz unbäandig wird. dit ei: nem Stocke gereizt, knurrt er, wie ein böfer Hund, haut mit den Pfoten gefhwind zu, und packt den Stock zwi— ſchen die Vorderbeine. Kunde, ob fie ihn gleich an Groͤ⸗ Ge weit übertreffen, fällt er an, und bedient fih im Kam— pfe des Sebifles und der fiharfen Klauen zugleich. Wenn er aber zu verlieren glaubt, fo verfchencht er feine Feinde durch einen Strahl von übelriechenden Unrathe, den er von fich fprüßet, womit er fich auch Luft verfchafft, wenn — ihn allzu boͤſe macht. 353 Fein—⸗ "226 | Ewetziene Deutſchlands. | Feinde Ne; Hi N Die Bären und Bl fe a ſich nwellen an ip BEE: er Rt \ Die abenniienee. und Blafenwärmer mar hen ka einige Befchwerden. > Jagd. Die Faͤhrte dieſer Thiere iſt wegen ihrer langen Hinterfuͤße, den ausgeſperrten Zehen der Vorderfuͤße, und da fi e mit den Ferfen den Boden berühren, kenntlich ges nug. Sm nördlichen Schideden verfolgt man fie mit. Schneefhuhen, und erlegt fie mit Spießen, oder legt ihnen ſtarke Tellereifen. Um ihren ſchoͤnen Balg zu ſchonen, ſchießt man ſie end mit hölzernen Pfloͤcke und Pfeilen. ; Die Oſtjacken fangen fie in Fangklammern, und ſelbſt fhießenden Bogen; fonft werden fie wie anderes Wild gefchoffen. Nuttz en. Ihr brauner, oder ſchwarzer, wie Atlas glaͤnzender, Balg giebt ein koſtbares Pelzwerk, welches die Kuͤrſch— ner zu Muͤffen für Mannsperſonen verarbeiten, ob es gleich einen etwas unangenehmen Geruch hat. Die Chineſer kaufen es von den Ruſſen, das Stuͤck fuͤr drey bis vier Rubel. Die Kamtſchadalen ſchaͤtzen es x 9 N, % ⸗ —— F 2. Ordn. 10, Gattung. Vielfraß. 727 es vor allen hoch, kennen keine praͤchtigere Kleidung ‚und fagen fogar Gott im Simmel trage lauter r ſolche Kleider. x ‚Sie feoffen auch, auffer andern Thieren, Mäufe, Schaden. ; | ‚Sie fihaden durch ihre Nahrung‘ faft durchgängig der Wildbahn, und follen fogar bey den Samojeden die Leichname ausfcharren, und an der Lena die Pfer— de angreifen. Den Lappen leeren fie die Vorraths— ‚ tammeın und jagen ihnen ihre koſtbaren Nenn thiere. Irrhuͤmer und Vorurtheile. 1. Der Name Vielfraß kommt nicht von viel freſſen ber, wonach er ſich zwiſchen Bäumen gedrängt ausleeren ſoll, ſondern von Fiaͤllfraß, welches Berg⸗ fraß heißt. 2. An eine Mauer gebunden ſoll er Kalk und Steine freſſen. Dieß thut er ‚wohl um ſich loszu⸗ freſſen. 3. In Norwegen glaubt der gemeine Mann, daß der Baͤr von drey Jungen nur zwey auffuͤttere, daß dritte wuͤrde ein Vielfraß. 4. Er ſoll inen Raub mit den Fuͤchſen gee meinfchaftlich und vecht verträglich verzehren *). 334 ‚Die m Berchd Schwediſches Magazin. I. 242. 728 Soͤugethiere Deutſchlands. J Die eilfte Gattung. D a ch s. Meles Die Vorder⸗ und Eckzaͤhne find wie beym Bären | + Badenzähne find oben fünf, unten RN die vordern fehr Klein. Born und hinten Befinden fih an den Süßen fünf Zehen; und an den vordern find lange: grade Klauen. &s wird auf der ganzen Sohle gegangen. Die Augen haben eine Nickhaut und die Zunge iſt glatt. Zwiſchen dem Schwange und After iſt eine Queer— Öffnung, welche eine fehmierige Feuchtigkeit abfondert. Der Kopf ift baͤrenartig; allein die Schnauze ſpiz⸗ ziger. Der Körperift fhwer, plump, fehnig und mit. Iocferer um ihn herum hängender Haut bekleidet. Sie leben in Höhlen, die fie ſich ſelbſt graben; neh; men ihre Nahrung aus dem Thier- und Gewächsreis he und pflangen ſich im erften Jahre noch fort. Das Weibchen hat acht Saͤugwarzen. l (14) 26, 2, Ordnung, 17, Gattung, Gemeiner Dachs. 729 8 £ } (14) 20, Der gemeine Dachs. Namen, Schriften und Abbildungen. Dachs, Tachs, Dachsbaͤr, Gräving, Grefing und Halbfuchs mit dem kurzen Schwanze. Meles Taxus, Ursus Meles. Gmelin Lin. .1.p, 102. m. 2 ‚Hier wird er, wie von mehrern Schriftfiellern uns .» ter die Bären gerechnet. Blaireau. Buffon hist. nat. VII. 104. T. 7. 8. Ed. de Deuxp. IL F, 5. £ 5. Ueberſ. von Martini. IV. 59. 123. i _ Common Badger. Pennant hist, of Quadr, I. 14, Meine Ueberf. II. p- 338. 9. Simmermanns geogr. Zool, I. 293. v. Schrebers Säugeth. II. 516. Taf. 143. Goeye’s Fauna I, 393. Donndorfs zool. Beytr. I. 327. m. % Ridingers jagdb. Thiere. Taf. 17. 333 Kenn 35 : Gäugerhiere Deutſchlands. a Kennzeichen der Art. Mit oben ſchmuͤtzig weißen und ſchwarz melirten und unten ſchwarzen Haaren, am Kovfe wechſelsweis ſchwarz und weißen der Länge nad) hin laufenden breiten 5— und — Füßen. Seftatt und Farbe des männlichen und. weibliden Geſchlechts. 0, Der Dachs kann demjäußerlichen Anfehen nach mit. verfihiedenen Thieren verglichen werden. Sein langes borftenartiges Haar, fein dicker und ſtark in einander gedrungener Körper giebt ihm beynahe die Geſtalt eines Kleinen Bären, Schweines oder Igels; fein Kopf iſt dein Suchstopfe, und ‚feine Schätze der Hundeſchnauze Ahnlie). Die Länge, feines Körpers vom — bis zum Schwanze beträgt zwey Fuß, acht bis zehn Zoll, des- Schwanzes (Muthe) fechs Zoll und die Höhe ift ein Fuß vier ZH N. Sein Kopf iſt oben breit, und läuft wie sin gleichfchenkliches Dreyer, in eine dünne Schnau: je aus, Die Naſe, fein fchwächftes Glied, aber ſein ſchaͤrfſtes Sinneswerkzeug, iſt ſchwarz, feucht und etwas ingebogen. Sein Gebiß beſteht aus ſechs Vorderzähs nen oben und unten, wovon die obern merklich groͤßer und , *) Par. Ms. Körper über 2 Fuß; Schwanz szol afinien re 1Fuß 1300. | 2. Ordnung. 17, Gattung. Gemeine Dachs. 731. ‚und breiter find, und in gerader Linie fiehen. Von den untern ſtehen die zwey zunaͤchſt an. den mittelften befindlichen etwas weiter hinauswärts, find aud etwas _ größer als diefe, und die aͤußerſten find fehief abgeftußt. - Alle -Vorderzähne Haben auswendig der Länge nach eine flache Furche. Die zwey obern Eckzaͤhne (Fänge) find grade und die untern hinterwärts gebogen. Auf jeder Eeite befinden ſich oben fünf und unten fechs zackige Backenzaͤhne. Don den obern ift der erfte außerft Elein, und geht im Alter oft verlohren, die folgenden werden fiufenweife größer und der hinterfte iſt der groͤßte, breit und flach, doch uneben. Don den untern ift der etfie wiederum überaus Elein, und faͤllt oft im Alter aus, die drey. folgenden fpißig und die beyden letzten breit und. flach; doch iſt der vorletzte länger, ſchmaͤler und zackiger, als der allerlegte, welcher Kleiner und flaͤcher iſt. Zuſammen 34 Zähne. An dem Gerippe eines Dachskopfs bemerkt man, daf die Köpfe der unterm Kinnlade fo in die Raͤnder der Pfannen eingefchloffen find, daß fich diefelbe nur auf und nieder und zu beyr den Seiten, aber nie vorwärts bewegen, oder herauszie⸗ hen kann. Die Zunge ift lang und glatt. Die Aus gen, welche eine große faſt zufchliefende Nickhaut har ben, find Elein, tiefliegend und fehwarzbraun; die Ohren kurz, unten din Haaren faſt ganz verfteckt und länglich rund. Er zat einen furzen Hals, welcher mit dem’ Kopf einerlev Die hat, einen etwas erhabenen Rüden, , dicken Leib und befonders ftarfe Keulen, fo daß er von der Spige der Schnauze bis zu Ende des Hinterleibs immer breiter und dicer wird. Der Schwanz (die | ; Ruthe) 432 + Sängethiere Deutſchlands. | Ruthe) iſt kurz, dick, ſtumpf, unten platt, und mit ſtraubigen Haaren beſetzt. Die Beine Caͤufte) find kurz, und wegen der langen Haare am Leibe, die fie verbergen, fiheint der Bauch faſt auf der Erde aufzulies gen. Seine Füße überhaupt find mit fünf Fingern verfehen, die eben deshalb zum Graben fehr geſchickte Vorderbeine aber beſonders ſtark und an denbreiten Fügen mit fehr langen Erummen Nägeln (Klauen) bewaffnet. Seine dicke Haut (Schwarte) ift mit borftenartis gen, fettigen, unfanbern Haaren befeßt. Die Grunde farbe des Kopfes iſt weiß. An jeder Seite der Schnauze fängt hinter der Nafe ein ſchwarzer Streifen: an, welcher gleih beym Anfang ſich etwas nach dem Munde zu einbiegt, alsdann durch. Augen und Ohren wegläuft, und ſich am obern Theil des Halfes verliert. Um die Naſe, Lippen, Spitzen der Ohren und den Hals ift er gelblich. Die Farbe des Nüdens ift grau, weiß oder gelblich und ſchwarz melirt, weil jedes Borſtenhaar im Grunde gelblich, in der Mitte ſchwarz und am der Spige weißgrau ft, doch fticht die ſchwarze Farbe am meiften vor, und es. ziehen fich nur drey weißliche Streiz fen auf demfelben hin. Kinn, Kehle, Bruft und Bauch find mehrentheils [hwarz, und nur an den Seiten des! Leibeg verliert fih die Farbe ins bräunlihe. Der Schwanz, die wollige Gegend des Afters und die Beine find gelblich, die Pfoten aber ſchwarz Gleich über dem. After (Meideloch) hat er einen großen, 1 Zoll tiefen, inwendig haarigen queergeoͤffneten Beutel, weicher eine weißliche, ſchmierige, uͤbelriechende Feuchtigkeit in ſich enthaͤlt, 2. Ordnung. Tr. Gattung. Gemeiner Dachs. 733 —* enthält, und auswendig dicht mit Kleinen Drüschen beſetzt iſt. | nYÜr Das Weibchen iſt Eleiner, ſchmaͤler, und heller von Farbe, indem naͤmlich die unterſten Wollenhaare weißlich, und nicht, wie bey dem Maͤnnchen, roͤthlich durchſchimmern, und hat acht Saͤugwarzen, vier an der Bruſt und vier am Bauche. Karistäter: 1) Der weiße Dade. M.T. albus, | £ Er iſt oben weiß und unten weißgelblih. Eine in Deuttlone feltene Varietaͤt. 2) Der bunte Dachs. MT. maculatus, Er ift weiß, röthlich und Faftanienbraun gefleckt. Ridingers allerley Ihiere, Taf. 24. Ferner werden die Dachfe von Fägern und Schrift⸗ ſtellern in zwey verſchiedenen Raſſen oder gar Arten getheilt: 3) In Hundedachſe, die auch — — graue duͤchſe heißen, und in Schweinedachſe. Allein ich halte dieſe Eintheilung nach vielen Er⸗ fahrungen fuͤr eine bloße Grille. en — ne ». Gäugedfiene Deutſchlands. In Thüringen follen befonders beyde Arten haußs angetroffen werden; allein weder in Thüringen noch Franken, noch Sachſen, noch am Rheinſtrohm, iſt mir mehr als eine Art cc die der Hundedahs « ge⸗ nannt wird. KR Schon die Verfihiedenheit der Angabe der Merks anale und Kennzeichen, wodurd fi) beyde Arten von sinander unterfcheiden follen, erregt Verdacht-gegen diefe Behauptung. Sie kamen aus dem Munde und den Büchern folcher Jäger, die micht mußten, welche Kenn: zeichen und Merkmale an den Thieren veell und welche zufällig waren, in die Lehrbücher der Naturgeſchichte. Wir wollen hier einige ſolcher Merkmale und Widers ſpruͤche anführen. Einige Säger fagen, die Hundedachfe wären mit fpigigern Schnauzen verſehen, und die Schweinedachſe mit ſtuͤmpfern; andere keheen es um. Wiederum wollen einige behaupten, die Schwei⸗ nedachſe waͤren groͤßer, als die Hundedachſe, und an⸗ dere, ſie waͤren kleiner. Dann geben einige als Kennzeichen des Schwei⸗ nedachſes hohe Beine, andere ſehr niedrige an; ein nige die fchmärzere Farbe des Rüdens; andere die weiße Farbe der Wangen; wieder andere gelbliche - ftatt weißer Kopffireifen mit einer. gelblichen Kehle, und noch andere einen fehwarzen Flecken in der Mitte des Kopfes. BR 2: Ordnung, 11, Gattung. Gemeiner Dachs. 735 >. Ferner nennen einige ſehr feiſte Dachſe, die 30 bis 40 Pfund wiegen muͤſſen, Schweinedachſe. Weiter ſuchen andere die Verſchiedenheiten in den Zaͤhnen, und behaupten, der Schweinedachs habe krumme, den Ke ulern Ahnfiche, Fangzaͤhne, da hinges gen der Hundedachs grade Hundehue habe. | Noch andere finden fogar den Unterſchied in der Verfertigung der Baue, und andern. unbedeutenden und aͤcherlichen Dingen. Der Schweinedachs fol nach die fen froftiger feyn, und daher feinen Bau nur in ſan⸗ digen Boden und zwar fo flach graben, daß er die Som nenwärme in’ demfelben empfinden kann. Dabey foll er feine Lofung niemals anders, als im Löcher, die er mit der Schnauze aufwähle, werfen, und nicht weit von ſei— ner Wohnung auf den Raub ausgehen. Da hingegen der Hundedachs bloß in harten und felfigem Erdreich fi anbauen, feine Lofung weit von feiner Wohnung unverſcharrt hinlegen, und dabey boͤsartiger, uͤbelriechen⸗ der und ‚den Hunden mehr zuwider ſeyn foll, als jener. Auch feßen andere verfihredene diefer angeführs ten Merkmale, ® B. frumme Zähne, gelbliche Kehle; fumpfe Schnauze und großen Körper, zufammen, und machen fich daraus. einen Schweinedachs. Endlich fo behaupten einige Säger, es gäbe mehr Schweinedachfe, als Hundedachfe, andere im ——— es wuͤrden mehr Hundedachſe als Schwei— nedachſe 06 Eäugethiere Deutfchlands. nedachfe angetroffen,- und letztere wären nut hoͤchſt ſel⸗ ten. | | id Aus diefer Verwirrung der Kennzeichen und ihrer Unzulänglichkeit läßt fih nun ſchon zum voraus fchließen, daß es unter den Daͤchſen nicht einmal verfchiedene Kaffen, gefihweige denn verfchiedene Arten gebe, Doc) wir wollen auch) einige diefer angegebenen Kennzeichen durchgehen und ‚zeigen, daß fie alle vom Hundedachſe gelten, und daß fie nur in einigen zufälligen Abweir - chungen beftehen, die nicht nur bey dem Dachfe, fonz dern bey jeder wilden Thierart ſtatt haben, So viel geben die einfichtsvolfeften Säger in Ihüs - ringen zu, daß Hundes und Schweinedachfe in einem ‚Bau angetroffen werden, und daß fie fi) zufammen bes gatten. Dieß beweißt bey ihnen und überhaupt bey Thieren, die in der Frepheit Ieben, fchon hinlaͤnglich, daß fie nicht als Arten zu trennen find. | Uebrigens meynen diejenigen, welche fagen, dee Schweinedachs habe ſchwaͤrzere Haare, als der Hundes dache, entweder einen jungen Hundedachs, der oft eine fchwärzere und mehr ins blaue fallende Farbe hat, als ein alter; oder einen alten, deffen dunfelere Farbe einmal aus verborgenen Urfachen, die in der urfprüng: lichen Anlage des Ihiers in Mutterleibe, in beſondern Nahrungsmitteln und dem Aufenthalte zu ſuchen find, eine Ausnahme macht. | Dieje 2 Ordn. 11. Gatt. Gemeiner Dachs. 737 Diejenigen, welche große, an der Kehle gelblich gezeichnete, ſtumpfnaſige Dachſe fuͤr Schweinedachfe ans fehen, halten fehr alte Dachſe dafür, die diefe Bildung des Kopfs und diefe Farbe durchs Alter erlangen. Andere, welche fagen,, das Gebiß des Schweine dachfes enthalte Erimmere Eezähne, haben entweder nicht bemerkt, daß bey allen Dachfen, die untern Eck— zaͤhne etwas gekruͤmmt find, oder daB das Alter zumweis len dergleichen bilder. | Wiederum andere, welche die hervorftechende weiße Farbe, oder den fhwarzen Flecken auf dem Kopfe für Unterfiheidungszeichen annehmen, machen im erſten Fall das Weibchen, und im zweyten einen Hundedachs, an welchem die Natur geſpielt hat, zu einem Schweine⸗ dachſe. Es giebt ja, wie wir wiſſen, ſogar gefleckte, die eine weiße Grundfarbe und gelbe und braune Flecken haben. Daß diejenigen, welche den Unterſchied ſogat im Anlegung des Baues und Verſcharrung der Exkre⸗ menten finden, keiner Wiederlegung beduͤrfen, verſteht ſich wohl von ſelbſt; denn der Dachs macht ſeinen Bau in allerhand Boden, und allenthalben hin, wo er genug Nahrungsmittel zu finden, und ſich ſicher genug glaubt; und die Loſung verſcharrt auch der Hundedachs zuwei— len, wie die meiſten Thiere dieſer ganzen Claſſe. Aus dem allen ergiebt ſich, deucht mir, Klar, daß wenigſtens in Ihäringen, das doch nebft Alten Bhf. gem. N. G. I. B. Yan Bug‘) 33. Siugerhiere Deutfhlande. u burg *)das eigentliche Vaterland der Schweinedachfe feyn foll, und wo "die Zäger immer Dachfe jagen und fangen, die fie für Schweinedachſe nach ihren angenommenen Kennzeichen, ausgeben, dieſe Art nicht zu finden iſt. Ich glaube, die Veranlaſſung zu dieſem Unterſchiede hat der bloße Zufall, wie beym Igel, gegeben. Es ſahe je— mand, daß der Dachs in Anſehung ſeines Koͤrperbaues viel Aehnlichkeit mit einem Schweine hatte, und nennte ſeinen, zum Unterſchlede von einem Dachſe, den ein anderer ge; fehen, und vorzüglih die Hundeſchnauze am ihm bemerkt hatte, einen Schweinedachs. Solche zufaͤllige Dinge koͤn⸗ nen ſich dann Jahrhunderte hindurch in den Büchern fort; pflanzen, und vorzüglich in der Naturgefhichte, wenn fie nur auf der Stube ſtudirt und vom bloßen Hörenfagen bearbeitet wird. Pliniws lieh feinen Hirſch ſchon die Naſe durch eine Schlange reinigen, und dieß laſſen ihn dann auch noch zw unfern Zeiten mandje — und Na⸗ turkundige thun. Zergliederung. Unter der Schwarte iſt der Dachs faſt wie ein Schwein mit einer Fettſchicht beſetzt. Das Neg if ein bloßed Gewebe von Fettfiriemen, und die Därme find ganz in Fett gewickelt. Der Magen gleicht dem menſchli— den. Die Därme find fehr dünn und ber Blind: darm fehlt. Die Leber Hat fechs Lappen. Die Mur R ters *, Hier foll es, wie die Täger fagen, beynahe lauter Schwei— nedachſe geben; es find aber, wie ich gewiß weiß, nichts ala Hundedachſe. r i * e ——— 11. Gatt. ———— Dachs. 739 tertompeten bey dem Weibchen teichen bis an die 5 Nieren. Goeze a. a. O. andere — Eigenſchaften. Der Dachs iſt ein einſiedleriſches, traͤges, froſtiges, boshaftes, mißtrauiſches und furchtſames Thier, das bey hellem Mondſchein vor ſeinem eignen Schatten flieht. Er giebt einen ſuͤßlichwidrigen Geruch von ſich, den auch die Hunde verabſcheuen. Seine Stimme iſt hell, und dem lauten Shwelnes gefchrey ähnlich. Er lebt über zwölf Jahre, und fol, nach vielen Ey fahrungen im Alter blind werden. Das Seficht iſt fein ſchwaͤchſter Sinn, das Seht aber fein fchärffter. Fein iſt auch fein Geruch, Verbreitung und Aufenthatt, Die Dachſe bewohnen ganz Europa bis Norwe— gen hinauf, und das ganze nördliche Afien big nach China hinab. Sie find aber allenthalden nur einzeln. Ihren Aufenthalt Haben fie in Wäldern unter der Erz de, und bewohnen gern die Vorhoͤlzer, won denen die Feldfluren nicht weit entfernt find, Sie graben mit vie ler Geſchicklichkeit und Leichtigkeit mit ihren ſtark bewaff neten Vorderpfoten, vermittelt weichen fie kreuzweiß den Boden auffcharten, und den Schutt hinter ſich auswerfen, Aaa 2 wie 9 y EN 740. Soͤugethiere Deutſchlands. wie die Fuͤchſe, Hoͤhlen (Baue) in die Erde und- ziar, wo moͤglich, gegen die Mittagsſeite zu, damit die Sonne die Eingänge (Geſchleife, Einfahrten, Roͤhren) deſto laͤn⸗ ger beſcheinen koͤnne. Dieſe Eingaͤnge, deren wenigſtens zwey ſind, und die oft dreyßig Schritte von einander ent⸗ ferne liegen, führen zu einem geräumigen Orte, welchen man den Keſſel nennt, der nad) Beſchaffenheit des Das dens, vier, auch fünf Fuß tief unter der Erde befind⸗ lich, und mit langem Graſe, Farrenkraut, Blattern und Moos ausgefuͤttert iſt. Die Jaͤger ſagen, das Weibchen trage dieſe Materialien zwiſchen den Hinterfuͤßen zu einer Roͤhre, und ſchiebe, wenn es einen gewiſſen Vorrath das von zuſammen gebracht habe, dieſelben mit angeflemms ten Kopfe und Vorderfüßen in die Höhle bis zum Keffel. - Diefer fo zußereitete Platz im Dachsbau iſt nun die ges woͤhnliche Schlafftätte dieſes trägen und froſtigen Thieres, und ſonderlich das Wochenbett der Dachſin. In einem Heinen Bezirke legen oft mehrere Paare ihre Wohnungen“ an, doch ſo, daß jedes einzelne Paar, ja jedes einzelne Thier wenigſtens ſeinen eignen Keſſel hat. Uebrigens iſt dieſer ganze Bau dem Fuchsbaue ähnlich, nur daß er | nicht fo weitlaͤuftig iſt und fo viele Abtheilungen ent⸗ haͤlt. Der ſchlaue Fuchs, der daher eine ſolche mit Fleiß gemachte Wohnung für ſich gar bequem findet, ſoll dieſen - Zünftligen Baumeiſter durch Lift, da er ſich zu ohnmaͤch⸗ tig fühlt, diefe Eroberung mit Gewalt durchzufegen, aus. derfelden zu vertreiben füchen, indem er ihm, wenn diefer feinee Nahrung halber ausgegangen ift, allerhand Unords | nungen in derfelden macht, ihn ſtets darin beunruhiget und hecet, und den Eingang mit ſeinem ſtinkenden Harn | und 2: — Il Gatt. Gemeiner Dachs. 74 und Koth beſudelt, deren Geruch er nicht leiden kann. Seine Baukunſt ſoll daher in Gegenden, wo er viele Fuͤch— ſe zu Nachbaren hat, ſtets geuͤbt werden. In einer mir ſehr nahen Gegend im Thuͤringerwalde finde ich aber dieß alls gemeine Vorgeben nicht beftätiat. Hier wohnen Fuͤchſe und Dachſe, ohne ſich zu ſtoͤhren, nahe beyſammen, und da es eine ſteinige Gegend iſt, wo ſich ſchwer graben laͤßt, ſo wohnen in einem Baue, ſo gar, daß ſeit vielen Jahren her ein Fuchs durch eine gemeinſchaftliche Roͤhre mit dem Dachſe eingeht, und nur der Fuchs den rechten und der Dachs den linken Keſſel bewohnt. Wenn man vor dieſe Roͤhre ein Tellereiſen legt, fo fängt man wohl einen Dachs, aber nie einen Fuchs, der entiweder das Eifen zu Überfprin: gen ſucht, oder fo lange in der Röhre hungert, bis es weg: genommen iſt. Diefe Beobachtung habe ich nicht etwa vom Hoͤrenſagen, ſondern als Augenzeuge gemacht, da ich nicht nur die Fuchs⸗ und Dachs faͤhrte in vorgefchüttetem Sande bemerkt, fondern auch auf dem Anftande ſelbſt des Morgens den Fuchs und eine Weile nad) ihm den Dachs in ihre Wohnungen bucch diefen gemeinfchaftlichen Eingang Habe nah Haufe kehren fehen, So unreinlich der Dachs fonft tft, fo reinlich Hält er feinen Bau, und hat daher in demfelben feitwärts vom Keſſel einen Abtritt, wo er alle Excremente hinverſcharret. Ja in großen oder Hauptbauen findet man ſogar eigene Roͤhren die gerade aufgehen und eigentliche Luftzuͤge ſind, damit im heißen Sommer die boͤſen Duͤnſte verfliegen, und die friſche Luft in demſelben cirkuliren koͤnne. | Aaaz Nah— - 144 Soͤugethiere Deufdlands © Nahrung. — Da der Dachs nicht fluͤchtig genug iſt, um den Nachſtellungen der Menſchen und ſeiner Feinde zu ent⸗ gehen, fo entfernt er ſich auch, bey Aufſuchung feiner Nahrung, nicht weit von feiner Wohnung. Die größte teife darnach ift eine Halbe Stunde. Er ift ein nächte. liches Thter, und fihleicht (trabet), wenn er fich nicht des Sommers im hohen Setraide verbergen kann, nur erft des Abends in diefer Abficht aus derfelden hervor. Den ganzen Tag, und auch noch einen Theil der Nacht bringt er fchlafend zu. Seine Nahrung (Weide) befteht im Frühling und Sommer vorzuͤglich aus Wurzeln, als Kümmel: Tormentills und Birkenwurzeln, fonft in Eis cheln und Bucheckern, die unter dem alten Laube ver— borgen liegen, in Truͤffeln, in allerhand Inſekten, als Roß- und Maykaͤfern und Heuſchrecken, in Gewuͤrmen, als Schnecken, und Regenwuͤrmern, und wie man aus der Raubſucht der gezaͤhmten Dachſe muthmaßt, aus 14 | Dogeleyern und jungen Vögeln, die auf der Erde liegen, aus jungen Hafen, aus Feldmänfen, Froͤſchen, Schlan: gen und Eidechfen. Im Herbſte mäftet er fid vom Feld: und Gartenobſt, Aepfeln, Birnen, Pflaumen u. fi w. von Bucheckern, Eicheln, Weinbeeren, weißen und gel ben Rüben. Liegen gelbe Möhrenäcer in dem Gebiete, das er feiner Nahrung halber umkraiſet, fo erndtet er die Früchte derfelben in Eurger Zeit, alle in feine Woh— nung ein... © — 2. Ordn. 11. Gatt. Gemeiner Dachs. 743 Er geht auch in Hungersnoth nach dem Aas *), — von Schweinen. — dem Honig der — ſoll er nadoen ben, und die Weintrauben lieben. In Walddoͤrfern beſchuldigt man den dummen und furchtſamen Dachs ſogar, daß er es wage, wie der kuͤhne und liſtige Fuchs, auf die Hoͤfe zu ſchleichen, um das junge Hausgefluͤgel, Gaͤnſe und Enten zu rauben. Wenn er nach Wurzeln graͤbt (ſticht), ſo hat es das Anſehen, als wenn ein Menſch mit einem ſpitzigen Holze Furchen in die Erde gemacht haͤtte. Im Herbſte, um Martini, iſt ev am vollkommen⸗ fien, und wie ein Speckſchwein mit Fett überzogen. Für den Winter braucht er feinen Vorrat einzu tragen, da et, ſobald es zugewintert iſt, mit der Schlafs ſucht befallen wird. Er zehrt alsdann auf eine bewun: Yaaı derns⸗ * Aas freſſen alle Thiere in der aͤußerſten Noth, auch ſogar Hirſche und Rehe Vor etlichen Jahren wurde in unſerer Gegend ein Dachs im Winter, in einem Eiſen, das fuͤr einen Fuchs mit Aas belegt war, auf dem Schnee gefan— gen. In eben dem Jahre wurde im ſpaͤten Herbſte des Abends ein Fuchs angeſchoſſen, der ſich in einen Dachsbau fluͤchtete. Den folgenden Tag, als man ihn ausgraben wollte, fand man ihn von dem Dachfe, der den Bau be- wohnte, über die Hälfte verzehrt. TARA - Säugetiere Deufstands 1% — —— dernswuͤrdige Weiſe den dick —————— Sheet wieder vom Leibe ab, indem er zu diefer Adficht feine Schnauze“ — bis zu den Augen, mit dem Kopfe zwiſchen den Hinter⸗ beinen weg, in feinen Afterbeutel ſteckt, und ſchlafend durch das Fett, das ſich hier ſammelt, feine Lebenskraͤfte erhaͤlt. Schon um Martini herum geht er nicht alle Nächte mehr aus, aber fobald.es gänzlich zugefroren iſt, gar nicht mehr. Doch liegt er nicht, „wie der Hamfter, die ganzen Wintermonate hindurch in einer fäten feften Betaͤubung vergraben, fondern er geht zumeilen des Nachts, befonders bey Thauwetter und minder Falten Nächten, zum Waffer, um zu trinken *), ja er fticht fogar im Sinner und Hornung, bey warmer anhaltender‘ Witterung nad Wurzeln, und ſucht Eicheln und Buch⸗ eckern, die unter dem abgefallenem Laube verborgen lie; gen, hervor. ’. Fortpflanzung. Außer der Begattungszeit (Hangeit, Roll⸗ zeit) findet man das Männchen ſelten in Geſellſchaft des Weibchens. Jeder Dachs liebt nur eine Dachſin. Zu Ausgange des Novembers und Anfang des Decembers aber, wenn er am fetteſten iſt, regt ſich der Zeugungs⸗ trieb in ihm, und er beſucht alsdann die Wohnung: feiz ner Gattin, und wenn er fie einige Tage befucht Hat, fo gefieht die Degattung des Nachts vor ihrer Wohnung. ah Die. +) Diefe Bemerkung kann man faft alle Winter machen. Man findet nämlih im Schnee die Kährte, welche vom Bau aus zum Waſſer, und von da wieder zurück führe. 2 P2 ® 2. Ordn. am Gatt. Gemeiner Dachs. 743 | \ j ; ‚Die Mutter gebiert nach zehn bis zwölf Wochen, gewoͤhn⸗ lich im Februar in dem Keſſel ihres Baues, den fie befon: - ders dazu eingerichtet hat, drey bis fünf Glinde Zunge *). Sie fäugt fie, und trägt ihnen fo lange Vogeleyer, Ins ſekten, Gewürme und Wurzeln herbey, bis fie ihre Nah⸗ ‚zung felöft fuchen Eönnen, Wenn die jungen Dachſe drey Wochen alt, und an fihern Orten gebohren find, fo legen fie fich mit ihrer Mutter im Sonnenfchein vor _ ihren, Bau und fpielen. Sie bleiben bey derfelben bis dm Herbft, alsdann muß ſich entweder jedes einen eignen ‘ Bau — oder wenn fie ſich in einem Hauptbau bes \ Ananas, finden, HEinige Jäger And Naturforfcher behaupten, die Dachſe begatteten fich, mie die Züchfe, erft im Februar; allein ich bin dur eigene und. vieler giaubhaften Jaͤger Erfahruns gen vom Begentheil unterrichtet worden. Noch kuͤrzlich } holte ein Dachshund vier Tebendige junge, noch blinde, Dachfe, welche durd) einen Zufall: von der Mutter ver laſſen worden waren, und erft etliche Tage alt ſeyn Eonn- ten, im Hornung aus ihrer Höhle. Daß fich nicht bey zungen Dacfen, die bey aufbrechender Witterung noch unter dem Laube gute Eichel» und Buͤchelnahrung finden, einmal der Gefchlechtstrieb zu einer ungewöhnlichen Zeit, 3- B. im Sebruarsund März zeigen follte, kann wohl nicht ° geleugnet werden, da dergleichen Anomalien bey allen wil- den Thieren Statt haben. So fahe ich vor etlichen Jah⸗ zen im November eine Hirſchkuh öffnen, Die ein Kalb trug, das um Weyhnachten zeitig ſeyn mußte Man findet auch - vft gelte Dachſinnen, denen es vielleicht der in unferm rauhen Thüringen zu bald eingetretene Winter unmöglich machte, fich befruchten zu laſſen; auch bey diefen kann zuweilen dieſer Trieb noch nad) Endianng ihres Binter- ſchlafs erwachen. — 6. t Säugethiere Deutſchlands. — N * finden, einen eignen Keſſel verfertigen, wenn nicht ver— laflene da find. | N F x Sm zweyten Sabre haben fie ihre gehörige Größe, und Vollkommenheit erlangt. Man kann fie zaͤhmen, und fie verlieren wirklich in menfchlicher Gefellfchaft mehr von ihrer Wildheit, als die gezähmten Füchfe. Sie freſſen rohes Fleiſch, Eyer, Kaͤſe, Butter, Fiſche, Brod, Ruͤben, Wurzeln, Nuͤſſe und zubereitete Speiſen. Sie ſpielen mit den kleinen Hunden, mit den Katzen, und folgen denjenigen Perſonen, die fie füttern, und ſich mit ihnen abgeben, wie die Hunde nad. Sie lieben die Wärme fo fehr, daß fie fich auf den Feuerftädten oft der / Gefahr ausfegen, die Pfoten zu verbrennen. Mai fagt, fie reinigten die Käufer von Mänfen, giengen aber auch, wenn ihnen nicht binlänglid Nahrung gereicht würde, Eleine Ferkel und junges Federvieh an; und nad diefer Bemerkung hat man fid) denn berechtigt geglaubt, die Dachfe unter die Raubthiere rechnen zu dürfen. Sehr feiten fallen weiße Dachſe aus. Krankheiten. Die Dachſe, fonderlich die Weibchen, werden im Frähling und Sommer gern raͤudig; dod) glauben die Säger fälfhlih, daß fie der räudige Fuchs, welcher, wenn fie des Nachts ausgegangen wären, in ihren Bau £rieche, mit: diefer Krankheit anſtecke. Sie werden auch toll. Sm Sahr 1795 wurde bey Dresden eine Holzfrau von einem Dachfe gebiffen, und. wurde f 2. Ordn. ‚11 Gatt. Gemeiner Dachs. 747 wurde in etlihen Tagen mit der Wuth befallen. Biel: Leicht war der Dachs von einem: tollen Hunde erft ges biffen worden. Feinde, Ihre natürlichen Feinde find die Bunde, fonders Ich die Schäfer ; und Dahshunde. Außerdem werden fie von einer Art Läufe (Acarus), wie die Schafzecken, von. bräunlichen Erdmilben, von den Palifaden mwürmern(Strongylus), Egelwürmern und Rund— würmern (Ascaris) gar fehr geplagt. * Jagd. Die Fährte des Dachſes iſt der Dachshundsfaͤhrte faft gleich, nur fiehen die vier Zehen mit ihren langen Nägeln hervor. Gehend formt (fchränkt) er ein Zickzack, flüchtig aber faft ein Dreyer. (Taf. XXIII. Fig. 10.) ‚Der Dachs, der blos in feinem Bau der Gefahr, die feinem Leben drohet, Trog bieten, und außer demfels ben ſich weder durch die Flucht, noch große Tapferkeit beſchützen kann, iſt leicht zu jagen und zu —— Man hat davon verſchiedene Arten. Man bemaͤchtigt fich feiner entweder des Nachts, wenn man den Dit, wo er feiner Nahrung nachgeht, bemerkt hat, und ihn dafelbft mit abgerichteten Schäfer und Sagdhunden an het, und diefen mit Gabeln und Prügeln zu Hülfe eilt; oder man treibt ihn mic Dachg: hunden aus feinem Dan in eine Schlinge von gegluͤ— hetem 7A8 3 Säugetiere Deucſchlands. hetem Drethe, die man vor eine Rohre — Sat; o der im einen daſelbſt befeftigten von ſtarken Bindfaden geſtrickten Sad, Dahshaube genannt, welchen man an einen Pfloc auf diefe Art feſt fchlingt, daß er fih an einer Leine, wenn der Dachs hinein iſt von ſelbſt zus ziehet. Oder man graͤbt ihn (ſ. Fuchs), indem man durch das Anſchlagen der Dachshunde den Ort, wo er ſich in feinem Bau hin verfügt, genau bemerkt hat, wie den Suchs aus. Er fücht ſich hier, wenn. er die nahe Gefahr bemerkt, durch Verfehanzungen zu retten, (er verklüftet, verliert fich) und Tiege dabey fo fill, daß ihm Jaͤger und Hunde oft mit Mühe wieder auffpüren können, Man faßt ihn. mit einer darzu dienlichen Zange an und tödtet ihn entweder durch einen Schlag an feiner empfindlichen Safe, oder legt ihn, wenn er lebendig bleiben foll, einen - Maulkorb an, und verwahrt ihn in einem, Sacke. An manchen Orten hat man auc) die granfame Gewohnheit, dag er mit einem Kräger, den man ihn in den Leib ſchraubt, aus ſeiner Berihaupung Deransgezogen wird, Man fängt ihn aud), indem man die oben befchries bene Haube in die Roͤhre legt, und an den Eingang der Roͤhre ſolchergeſtalt befeſtiget, daß man ſie mit einer Seine, die ſich bis Hinter einen Buſch oder Baum er—⸗ ſtreckt, wenn der Dachs hinein iſt, zuzichen kann. Dig ſer Fang kann nur bey duͤſtern Naͤchten ſtatt haben, wenn man gewiß weiß, daß der Dachs ſeiner Nahrung halber ausgegangen iſt. Man laͤßt ihn alsdann durch Hunde = 02, 9rdm Wi 1, Gott, Gemeiner Dachs. 749 Hunde aufftöbern, wo et fich über Hals und Kopf nad) feinem Bau begiebt, und gefangen wird. In das Ende der Haube näht man gewöhnlich einen Ring von Eifer, in welchen der Kopf des Dachſes bis zu den Augen paßt, damit er nicht in der Hitze das Des durchreiße, wenn er ſich gefangen fuͤhlt. — - Außer bieſem werden die Dachſe durch Schlag: Bäume oder Schneller (Wipperbalken), wie die Marder und Wiefeln, gefangen. Man ftellt fie dergeſtalt vor den Eingang’ des Baues, daß, wenn der Dachs heraus: gehet, er den Schneller berühren muß, da denn der Schlagbaum auf ihn fallt, und ihn zu Boden drüdt, Ein folder Schlagbaum wird fEufenweife vor dem Eine gang angebracht, damit das Thier denfelben allmählich kennen lerne, und ſich deswegen nicht ſcheue aus; und einzugeben. Sie werden auch, und zwar am gemwöhnlichften, mit Tellereifen gefangen. Es werden nämlich, wenn der Jaͤger durch die Anzeige der Fährten weiß, daß der Dachs im Bau liegt, alle Eingänge eines Baues big auf einen verftopft, vor welchen man die Falle der Erde gleich eingräßt, an einer Kette befeftiget, und mit blofem Haſellaub oder Tannenreißern abrteibt. Er geraͤth ge: meiniglich den erſten Tag gleich id Aus; oder Ein⸗ gehen im dieſelbe. Endlich ſchießt man fie auch, und zwar auf fol: gende Art. Der Jäger ſetzt fich ein ober zwey Stunden | vor — — * 750 Saͤugethiere Deutſchlands. vor Tages Anbruch auf einen Baum in der Gegend des Baues und wartet bis der Dachs vom Felde nach Hauſe koͤmmt. Er muß aber um die Zeit, da er kommt, welche man beſtimmt willen fann, z. B. im September um 5 Uhr, fertig feyn, denn fo wie er zwanzig bis dreyßig Schritte vom Ban iſt, fängt er ſcharf an zu laufen, fo langſam er auch bis dahin gegangen war. So bemaͤchtigt man ſich der meiſten in Thuͤringen. Mit den lebendig gefangenen Dachſen werden auch oft grauſame Luſſthetzen auf ebenen Wieſen angeſtellt. Man hetzt ihnen naͤmlich Dachs- und Jagdhunde an, gegen welche ſie ſich mit wunderbaren Wendungen (uͤber welche gelacht wird) auf den Ruͤcken liegend mit ihrem ſcharfen Gebiß, mit welchen ſie ihrem Feinde immer nach der empfindlichen Naſe fahren, und mit ihren ſcharfen Klauen bis in ihren Tod, als Helden tapfer wehren. \ Mutzen. 1) Das Dachsfle iſch hat einen ſuͤßern Geſchmack als das Schweinefleiſch. Dieſer ekelhafte ſuͤße Ge— ſchmack wird ihm durch Salz und gute Gewürze benom⸗ men. Sn Frankreich wird eine Dachsfeule mit Blumen: kohl, und in der Schweiz mit gefochten Birnen für eine befondere Delikateffe gehalten. Die Steindachſe, welche auf hohen Sebirgen wohnen, follen vor den anz dern im Gefchmad einen Vorzug haben. Die Megger in China bringen fie oft in die Fleifchbude, da fie die Chinefen gern effen *). 2) Dahss *) Bell’s twavels, IL, 83. 2. Ordn. 11, Gatt. Gemeiner Dachs. 751 2) Dach sfett, oder Schmalz, welches ihnen im Herbſt oft drey Finger hoch uͤber den ganzen Ruͤcken liegt, und fuͤnf bis ſieben Pfund wiegt, wird von den Aerzten und Wundaͤrzten zu Heilung innerlicher und aͤußerlicher Schäden gebraucht. Die Heilung der Beinz bruͤche foll es außerordentlich befördern. Aeußerlich warm aufgeftrichen, oder in einem Kiyftier beygebracht, wird es wider den Stein gerühmt. Es dient auch den Lab; men, Schwachen und Podagriften, fonderlich mit Fuchs: oder wilden Katzenſchmalz vermifcht, ingleichen für ge: fihrundene Brüfte und im bißigen Fieber. Eben fo fol es in Nervenfrankheiten, mit Schweinefett verfeßt, von außerordentlicher Wirkung feyn. Ingleichen fol eg gleich dem Bärenfchmalze die Haare der Thiere und | Menfhen wachfend madhen. Auch wird es als eine Pferdeſchminke gebraucht; indem man nämlich den Pfer⸗ den die Haare ausrauft, und diefe unbehaarten Stellen mit halb Dachsfert und halb ungeläuterten Honig bez ftreicht, fo wachen weiße Haare darnach. Die Jaͤger, welche es nicht in den Apotheken verkaufen koͤnnen, bren: nen es in den Lampen, wo es fo ſchoͤn und ohne Rauch rennt, wie das Baumdhl, aber beym Ausloͤſchen der Lampe eine üblen Geruch verurſacht. 3) Die Haut Gchwarte), die nicht, wie einige Naturforſcher behaupten, zu allen Sahrszeiten *), ſon⸗ der I Man glaube fälfchlich, daß fih die Dachſe nicht haͤre— ten. Sie verliehren beynahe den ganzen Sommer hin durch Haare, eben deshalb, und wegen der Näude und des E j% . N Lee | — * 752 Sauaͤͤugethiere Deutſchlands. — dern erſt nad Michaeli gut iſt, gehoͤrt unter das 2 ‚meine Pelzwerk, und ift fo feft und dauerhaft, daß wes der Näffe noch Regen Öurchdringen kann. Die Sattler machen daher, rauhgahr, Ranzen, Fußſaͤcke, Sägertas fchen, KHundehalsbinden und Veberzüge über Koffer, Kum— te und Gewehrfchlöffer daraus, und die, Säger fihägen eine Jagdtaſche von einem jungen Dachfe, deſſen Haare ffatt der ſchwarzen Farbe eines alten, ins blaͤuliche fala len, ſehr hoch. — 4) Die Haare werden zu Mahlers und Vergol—⸗ derpinſeln und zu Bürften verarbeitet, Die ausläns. diſchen Dachsfelle kommen vorzüglich aus Polei. 5) Der Dachs vertilgt auch manche fchädlichen Inſekten und Gewürme, als Mayfäfer ud Schnek— ten, und foll ſogar Feldmaͤuſe freffen. Schaden. Der Dachs ſchadet den Waldwieſen, ſowohl durch feine Nahrung, die aus den beſten Kraͤuterwurzeln, z. B. von Kümmel und Tormentill befteht, als auch durch fein Graben nach diefen Wurzeln, Er befucht auch die weißen und gelben Ruͤbenaͤcker, raubt den — Voͤgeln, des Ungeziefers, womit ihre Schwarte mehrentheils zu dieſer Jahrszeit behaftet, und wodurch ſie unbrauchbar gemacht wird, faͤngt und jagt man fie auch erſt nach Michaeli. 2 ER IL. Gate Gemeiner aba 753 Vögeln, die auf die Erde niften, ihre Eyer, * ſoll junge Voͤgel, junge Haſen, ja ſogar auf den Bauerhoͤfen am Walde junge Gaͤnſe und Enten ſtehlen. Irrthuͤmer und Vorurtheile. Erſtere find ſchon meiſt geruͤgt worden, daß es naͤm⸗ lich verſchiedene Arten von Hundes und Schweine dach ſen gebe, der Dachs vom raͤudigen Fuds im Bau angeſteckt werde, ſich nicht haͤaͤre u. ſ. w. Die alten Aerzte brauchten den zu Aſche gebrannten Dachs, ſein Blut, Fett, Gehirn, Leber und Galle in der Medi— cin, und manche Jaͤger wiſſen noch immer mit manchen Theilen deſſelben, beſonders mit dem Fette, Wunderkus ren zu verrichten. Bechſt. gem. N. G. J. Bd. 555 Die | 754 Ki) Säugethiere Deutfchlands, | Die zwoͤlfte Gattung. Wiefel. Mustela, Kennzeiche n In der obern Kinnlade ſtehen ſechs aufrechte, ſpitzige, abgeſonderte Vorderzaͤhne; in der untern aber ſechs ſtumpfe, dicht an einander ſtehende, von wel: Lin zwey einwärts gekehrt find. Eckzaͤhne an jeder Seite einer, — *— eckig. Backenzaͤhne oben vier bis fuͤnf, unten fuͤnf bis ſechs. Zehen an jedem Fuße fuͤnf, mit unbeweglichen ſpiz⸗ zigen Klauen, und ohne Schwimmhaut. — Die Zunge iſt glatt, bey manchen warzig. Die Thiere dieſer Gattung haben einen kleinen, platten Kopf, leben im Trocknen, klettern gut, ſchluͤpfen durch enge Wege, wohnen in Hoͤhlen, naͤhren ſich von friſchen Fleiſche, Eyern und Obſtfruͤchten, die ſie des Nachts aufſuchen, pflanzen ſich jaͤhrlich gewöhnlich nur einmal fort und haben auf jeder Seite vier bis fuͤnf Saͤugwarzen. Die Zungen find noch! im erſten Jahre mannbar. | | | (15) 21. 2. Ordn. 12, Gattung. Steinmarder. 55 " * (15) 21. Der Steinmarder. Namen, Schriften und Abbildungen. Marder oder Marte fchlechthin, Haus; und Dad: marder, fälfhlih Feld; und Buchmarder. | Mustela Foina. Gmelin Lin, I. 1. p. 95. n, 14. Y Fouine, Buffon. hist, nat, VII, ı61. T. 18. Ed. de Deuxp. U. T. 6. IE 2. Bj von MartinilV, 146, Taf. 61. a. . Martin. Pennant hist. of Quadr. II. Ar, Meis ne Ueberf, II, p. 365. Tom v Zimmermanng geogr. Zool. I. 267. v. Schrebers Säugeth. III. 475. Taf. 129. Goezes Fauna I. 263. v. Wildungens Taſchenbuch fürs Jahr 1800, S. 24. Taf. 3. Donndorfs z00l, Beytr. L 288. Nr. 14 Ridingers Meine Thiere. Taf. 85. Bbb2 Renn: 756“ -Säugetbiere Deutſchlands. Kennzeichen der Art Mit dunkelbraunem Körner, auf welchem bie roͤthlich⸗ ofhgraue Grundfarbe ſtark durchſchimmert, und weißer Kehle, ee und — Geſtalt und Farbe des —— und weiblichen Geſchlechts. Man koͤnnte den Steinmarder in Anſehung ſeiner Zeichnung an der Kehle und Halſe, feines ſittlichen Betra⸗ gens, Nahrung, Aufenthalts, und feines üblen Geruchs halber, den feine Biſamdruͤschen und Ausdünflungen vers urfachen, mit Recht das größte Wiefel nennen. An Groͤ⸗ ge gleicht er einer mittelmäßigen Kage. Seine gewöhne liche Länge von der Schnauze bis zum Schwanze it näms - ich ein Fuß und acht bis neun Zollz der Schwanz hält zehn bis zwölf Zoll; die Höhe iſt neun Zoll * und die Schwere fünf bis ſieben Pfund. Der Kopf iſt hinten rund, oben etwas platt, kurz, kegelfoͤrmig zugefpigt, dem Kopfe eines kurzſchnauzigen Spishundes ähnlih. Die ſchwarze feuchte Nafe ragt eis was über der Lippe hervor. Er hat ein ſcharfes Hunde⸗ gebiß. In der obern Kinnlade befinden ſich ſechs zugerun⸗ dete Vorderzaͤhne, wovon der erſte auf jeder Seite etwas laͤnger iſt; dann folgt, nach einem kleinen Zwiſchenraume, ein langer etwas gekruͤmmter, inwendig eckiger Eckzahn, und zuletzt fuͤnf Backenzaͤhne, wovon der erſte ſehr klein | und H Var . Me.: Mörper x Fuß 7 Zoll; Schwanz 10 Zoll; Höhe 8 Zoll. | 2. Ordn. 12. Gatt. Steinmarder. 737 und ſtumpf iſt, die zwey folgenden größer und dreyeckig ſind, der dritte drey Zacken hat, und der letzte ein eigent⸗ licher runder, eingekerbter Backenzahn iſt. In der untern Kinnlade ſtehen vorne ſechs kleinere, breite, oben einge⸗ kerbte Vorderzaͤhne, von welchen der zwiſchen den Aus ßerſten und mittelſten ſich befindliche etwas einwaͤrts liegt, dann ein Eckzahn, der kleiner iſt, als die obern, und zuletzt ſechs Backenzaͤhne auf jeder Seite, von welchen die zwey letztern wahre Backenzaͤhne ſind, der vorletzte als der groͤßte drey Zacken und einen runden Anſatz hat, der erſte ſehr klein und ſtumpf und die andern dreyeckig und ſpitzig ſind. Die Zunge iſt lang und mit glatten zuruͤck⸗ ſtehenden Warzen beſetzt. Das Maul hat von ſteifen ſchwarzen Haaren einen Bart, wie die Katzen. Die blaw lichen Augen fiehen weit von einander, ſchief, näher nad der Schnauze ale nach den Ohren zu, bligen im Finftern und haben etliche fteife ſchwarze Haare am obern Augen: liede. Die Ohren find Eurz, Breit, zugerunder, Sein, Hals iſt im Verhältnis des langen Leides kurz und beyna⸗ he von der Dicke des Kopfs. Der Leib iſt ſchmaͤler als an einer Kase, ſchlank und mit doppelten Haaren, kuͤr⸗ zern, molligen, nnd laͤngern fleifen überzogen. Der Schwanz tft zottig und gerade ausgeſtreckt. Die Beine find niedrig und die vordern Füße länger und größer als die Hintern. Sie enthalten fünf Zehen, welche mit einer behanrten Haut Halb verwachfen und mit Furzen fiharfen Klauen befegt find. An jeder Seite des aͤußerſten Maft: darms, am Rande des Afters, öffnen ſich zwey eyrunde Blaͤschen oder Drüsen, die eine uͤbelrtechende, gelbliche Bbb3 ſchmie⸗ 758 | Saͤugethiere Deutſchlands. eh h fühmtetige, mit einem weißen Säuren umgebene Feuch⸗ uigkeit in ſich enthalten. 14 Was ſeine Farbe betrifft, ſo iſt er — grau⸗ roͤthlich ins ſchwarze auslaufend, und weiß an Kehle, Unterhalſe und Oberbruſt. Sonſt ſind, die Theile ein⸗ zeln betrachtet, die ſteifen, kurzen Haare am Kopfe roͤth⸗ lich aſchrau, die Grundwolle und die Wurzeln der Sta⸗ chelhaare am Halſe, auf dem Ruͤcken und an den Seiten weißlich, die Mitte der leßtern aber röthlih aſchgrau, und die Spige ins aſchgraue fich ziehend, ſchwarzbraun „ oder fchwärzlih, Das Ende des Ruͤckens, der Schwanz, und die Deine find völlig fhwarzbraun oder ſchwaͤrzlich, da auf dem Rücken, wegen der dünner ſtehenden ſteifen Haare, die weißliche Farbe der Wolfe ftarf durchſchim— mert. Der Baud) hat eine hell aſchgraue Grundfarbe, aber die Spigen der Haare find mehr braun als ſchwarz. Die weiße Kehle iſt nicht immer rein, ſondern zuweilen mit einem oder einem doppelten roͤthlichen Flecken ge— zeichnet. Im Sommer iſt die Farbe im allgemeinen heller, daher vöthlihbraun, im Winter aber: dunkler,‘ mehr dunkelbraun. | Eine deutliche Nath Tiegt in der Haut von dem Schaambeine an, vorwärts, und ein. Weniger deutlis he befindet fih Hinten an jedem Vorderbeine. Das Weibchen ift ſchlanker und niedriger gebaut, ald das Männchen, und Bat vier Säugwarzen, die am Bauche liegen. Varie— Barierät, Der Weide kat M. RR. alba. Er iſt entweder tein weiß, oder graulich weiß. Sie find ſelten. ir —* Eiſtere ſollen ſogar * Augen, wie die weißen Sas ninchen haben. Allein alsdann glaube ich kaum, daß fie fih ſelbſt nähren fönnen. Man muf fie alfo blog im Neſte entdeckt haben. Zergliederung . m Die Hienifchanle diefes Thiers hat viel aͤhn— liches mit der eines Suchfes; eben fo der Gehörgang. 2) Die Schulterblätter find ziemlich breit. 3) Die Gedärme find gteihweit, aber ohne Blinddarm, 4) Die Milz iſt fehr Flein. 5) Die line Niere ſteht niedriger als die rechte, Andere merkwürdige Eigenfhaften. Der Marder iſt ein munteres, liſtiges, geſchicktes und fehr flüchtiges Thier. Sein Gang ift beynahe ein beftändiges leichtes Springen mit erhabenem Ruͤk— Een und Schwanze. Er ſchluͤpft, vermöge feiner bieg— famen Sliedmaafen und feines ſchlanken Körpers, dur die engften Löcher, geht über die ſchmaͤlſten Stangen and Hotzer— erklettert die ſteilſten Daͤcher, ia iſt vor Bba4 moͤ⸗ 60 Saͤugethiere Deutſchlands. moͤgend an einer geraden Wand, wenn ſie nur ein wenig rauh iſt, wie an einem Baume in die Hoͤhe zu laufen. Seine halbverwachſenen Zehen machen ihn zu einem ſehr gefihicften Schwimmer. Die Naſe und die Augen find feine vorzäglichften Sinneswerkzeuge, daher er aud) in einer großen Entfernung fehon feinen Raub bemerft. Wenn er aus Furcht oder Verfolgung genoͤthigt ift,von einer großen Anhöhe, herabzufpringen, fo flürzt er fi niemäls todt, fondern ſteht wie eine Katze, gleich auf allen vier Bienen, fchüttelt fih, als wenn er dadurd) feine erfchütterten Ölieder wieder in vorigen Stand fegen wollte, und läuft unbefchädigt davon, Die elektrifche Ma; | terie Hat bey ſtarken Gewittern einen fo mächtigen Eins flug auf ihn, -daß er wie vafend herum läuft, und ſich an ſolchen Orten, wo er häufig ift, aus Angſt in Gefells Schaft zufammen zieht, und ein großes RN vers urſacht. N Durch feine wohlriechenden Exeremente era Wird er nicht Bloß fein eigner Verräther, fondern er wit— tert dadurch feinen eignen Gang wieder, und gehe nicht Wieder dahimwo sc findet, daß fie weggeſchafft iſt. Des⸗ wegen ſagen die Jaͤger, ein rechter ſchlauer Marder, nehme das erſtemal das Ey nicht von der ihm aufgeſtell⸗ ten Falle, ſondern lege ſeine Loſung daneben, finde er dieſe des andern Abends noch unberuͤhrt dabey liegen, ſo gehe er erſt, weil er ſich ſicher glaube, daran, und fange fich dann gewoͤhnlich. Sei 2 Ordn. 12. Gatt. Steinmarder. | 76: Seine Stimme, ie er in dor Noth, oder im Spiel mit feines Gleichen, Hören läßt, ift ein [helles, kurz abs gebrochenes Gefchrey, und zur Begattungszeit darneben noch) ein dumpfes Murkfen oder Mayen: Au, Au, Gaͤck, Bär! ! Seine Schade fol fi a ng über zwölf Sahre , erſtrecken. Verbreitung und Aufenthalt. Die Heymath der Steinmarder ſind die meiſten Gegenden von Europa, die Fälteften Zonen ausgenom?⸗ wen, diewärmern Gegenden von Rußland, auh Per fien. Se Deutfhland überhaupt, fo wie in u singen find fie befannt genug. Sie wählen zu ihrem Aufenthalte Höhlen, und fonft verborgene Derter. Sie wohnen daher in Felfen: Hüften, Steinrigen, und befonders- in alten Stadtmau— ern, woher auch ihr Name entfprungen, in alten Thürs men, alten Kirchen und alten ſteinernen Gebäuden, uns ter den Dächern, in Holzſtoͤßen, in Winkeln und Kluͤf— ten, auf den Henböden, in den Ställen und Scheunen, zwifchen Käufern and. andern ‚Gebäuden. : Am Tage lauſchen fie kaum aus ihrem düftern Hinterhalte hervor, weil fie das Licht, und wie ihrer boͤſen Thaten bewußt, das Angeficht der Menfchen fiheuen, Wenn fie ſchlafen, fo bededen fie ihre koſtbaren Augen mit: ihrem dicken Schwanze. Sie gehen im Winter gewöhnlich von 9 | Bhbz5 bis WE Saͤugethiere Deutſchlands. bis 10 und von 3 3 4 Uhr des Nachts auf sen ‚Raub aus, i Mäßeuns. Der Hausmarder ift ein a und a ein blutduͤrſtiges Raubthier. Er richtet in den Taubens und Hühnerhäufern, in welche er des Nachts fehr Liftig zu kommen weiß, die größten Niederlagen an, erwürgt alles, was er „findet, und verurfacht durch ‚feine ftinfen; ‚ den Ausdünftungen und bifamartig, viechenden Excre— menten, ‚die er allzeit zurückläßt, daß, ohne. eine befon: dere. ‚Reinigung und Ausraͤucherung, Feine Taube und Henne ihre Wohnung wieder bezieht, Das junge Haus: geflügel, Enten, Gaͤnſe, Hühner: u. fü fo trägt er all zeit fort in einem Winkel, rupft es und zehrt es gaͤnz⸗ lich auf, dem alten aber beißt er im Sommer, wenn er dahrung im Ueberfluß hat, gemeiniglich nur die Koͤpſe ab, frißt dieſe, ſaugt dem uͤbrigen Koͤrper blos das Blut aus, und laͤßt ihn liegen; im Winter und Fruͤhjahr aber nimmt er auch die ganzen Voͤgel mit ſich in ſeine Hoͤhle. Er raubt auch den Huͤhnern und Voͤgeln die Eyer weg. Sn Särten ſucht er auf den Bäumen und in den Hecken die Vogelneſter auf, nimmt fie aus und erlauſcht die als ten Vögel im Schlaf. Auch die jungen Enten, die ſich mitten auf einem Teiche in ihrem Häuschen ficher glauz ben, ſchuͤtzt ihr fluͤſiges Element, daß faſt jedem andern vierfüßigen Raubthiere den Weg zu diefer ruhigen Woh— nung abfchneidet, für feiner Raubſucht nicht. Sobald ihm fein guter Geruch diefelden verrärh, fo rudert er > bey 2. Ordn. 12. Gatt. Steinmatder. [763 bey Mondenſchein mit vieler Geſchicklichkeit dahin, me zelt alles, was Leben’ hat, darnieder und trägt es eins zeln durch das; Waffer im Munde nach) feiner Höhle. Allein nicht immer kann er fich mit folchen koͤſtlichen Nahrungsmitteln fättigen, fondern muß fih im Sommer mit Hamſtern, Feldmäufen und Heckenfroͤſchen, und im Winter vorzüglich. mit Feld: und Hausmänfen und Rats ten, die er in Haͤuſern und Gärten fängt, begnügen laffen *), Sauerkirfchen, Herzkirfchen, Pflaumen und Vogel⸗ beeren ſind ſeine Leckerbiſſen. Fortpflanzung, - han Zur Zeit. der Begattung, welche in den Kornung fällt, pflegen fie durch ihr Kämpfen und Schreyen, in der Gegend, wo fie fich aufhalten, fehr viel Geräufchtzi machen. Man fi eht daher in diefem Monate oft meh) tere Männchen auf einem Dachforſte oder einer Mauer beym Mondenſchein mit graͤßlichen Schreyen und Beißen hinter einem Weibchen herjagen. Die Mutter gebiert nach neun Wochen, gewoͤhnlich im April drey, vier, und nur hoͤchſt ſelten fuͤnf Junge, wozu ſie in eine Kluft ein Lager von Heu, Federn und ihren eignen Haaren vers fertigt hat, Sie wirft auch. des Jahrs zweymal, wenn fie fruͤh ihre erften Jungen einbuͤßet. Da man zu allen Zeiz ten im Sommer J Junge antrifft, fo fcheint ihr Begattungss trieb *) Er geht fogar im Winter in Dörfern, wie ein Hund, un- - ter die Fenſter und trägt die weggemworfenen Knochen äu- fammen. ”64 Säugetiere Deutſchlands. trieb auf feine: eigne Zeit eingefchränft. Die Jungen find 14 Tage blind, und werden von ihr fo lange gefäus get und ernähret, Bis fie fich ihren Unterhalt felbft ver— fehaffen können. Dieß letztere gefchicht gewöhnlich erſt nach drey Monaten. Wenn fie aber einen Monat alt find, fo gehen fü fie ſchon aus ihrem Lager hervor und mas chen, wo fie ficher find, im Sonnenfcheine, foiche poſſir⸗ The Sprünge, Wendungen und Gebeerden, als ein ans deres junges wildes Thier thut. Die Mütter better fih quch mit ihren Jungen, wenn ſie ſich unſicher glaubt, weiter. Die — Marder laſſen ſich zahmen, und man ernaͤhrt ſie anfangs mit Milch und Brod, dann mit Brod und Fleiſch, und bricht ihnen zur Verhuͤtung des Schadens die Zaͤhne aus. Sie lernen faſt alles freſſen, was man ihnen vorlegt; nur verabſcheuen ſie Sallat und andere Kraͤuter. Honig freſſen fie, fo wie den Hanf— faamen, fehr gern. ‚Sie find im zweyten Jahre voll⸗ kommen ausgewachſen. Feinde. ; —— Die — ſind ihre Erbfeinde — findet man in den Nieren zuweilen Spulwuͤrmer, wie beym Wolfe, und in den Eingeweiden Bandwuͤm er, Zwirnwuͤrmer (Gordii), und Madenwuͤrm er — — mad) EEE 2, Ordn. 12. Gatt. Steinmarder. 765 eh . Jag d. Die Spur (Taf, XXII. Fig, 6.) des Marders hat die Größe der Kasenfpur, nur if fie wegen der längs lichen Ballen, und längern Mittelzehen etwas länger. Da der Marder faft jederzeit hüpft, fo findet man fie nur felten gangmäßig hinter einander, fondern das meiz ſtemal zwei) und zwey zufammen gefeßt, fo daß nur Nie Spur des rechten Vorder: und Hinterfußes etwas vor⸗ ſteht. Er ſetzt naͤmlich hinten, wie vorne auf, und da er mit den Hinterfuͤßen allzeit in die Vorderfaͤhrte tritt, ſo ſcheinen auch alle vier Fuͤße nur die Spur von zweyen auszudruͤcken. Seinen Aufenthalt und den Weg, auf welchem er einmal fiher und glücklich Beute gemacht hat, ändert er nicht leicht. Daher findet er auch hier mehrentheils feinen Tod. Der Säger ftellt nämlich auf diefem befannten Wege, den das Thier durch feine Fährte, die esim Winter im Schnee mad, felbft verräth, und zwar, wenn es feyn ann, an den Ausgang oder unter den Abfprung eines Win: kels, den es durchwandern muß, eineTellerfalle, die forgs fältig durch Kräuter von aller Menfchenwitterung gereinige it, auf, und es kommt hier mehrentheils, wenn es nicht fo Tange Zeit hat, feine gefangene Pfote abzubeißen, in feiz ne Hände, Wenn er aber fein Dafeyn nur durch ſein Rauben bemerkt, und feinen gewöhnlichen Weg nicht weiß, fo belegt er diefe Falle mit gebackenem Obſt, das in Honig abgefoch tift, oder mit einer Witterung, die ans ungeſalzener Butter, oder Sänfefert, Allfvankenfihaalen, Lilien be: \ 108 NT ! J 766 * Saͤugethiere Deutſchlands. ER Fenchel- Marumverums Baldriankraut und Campher beſteht; und der Geruch dieſer Lockſpeiſen treibt ihn blindlings in F Falle. Oder man nehme folgende Witterung: ı Loth SH br ‚nerfett, über gelindem. Feuer in einem Löffel ausgelaſſen; und wenn: cs abgekühlt ift, wird ein halb Loth Anisöhl, 8 Gran Umbra, 8 Gran Bifam, 8 Gran Bibergeil und 4 Gran Campher, Elein gemacht, hinzugethan. Diefe Maffe erhält fich in einer fieinernen Buͤchſe mit Blafe verbunden etliche Jahre gut.‘ An einen bequemen Plaß fchättet man eine Hand hoch Sand, damit das Eifen der deckt werden fann ; dazu ein Papierchen unten auf dem Boden mit etwas Witterung beftrichen, und ein Ey das ebenfalls etwas. beftrichen ift, ftecft man halb hinein; der Marder wird das Ey gleich wegnehmen; alsdann nehme man einen Schwanenhals, befeftige ein Ey daran und lege es hin. Es fihläge nicht fehl, Ein Tellereifen iſt wegen des Kakenfangen nicht gut, dieſe gehen aber nicht an den Schwanenhals, weil das Ey abgezogen werden muß. Mit Papier muß man Schloß und Gewerbe bele; gen, damit kein Sand ins Eifen fommt *). | Sonſt wird er aud) durch Jagdhunde, durch Klos pfen und Lärmen mit Trommeln und Stoͤcken aus den Sebäuden, wo er gefpärt worden ift, ‚getrieben, und ent: weder auf den Dächern oder auf nahe ftehenden Bäumen, wo er hinflüchtet, erfhoffen. Der Säger ftellt ihm, . feines vortreflihen Balges halber, befonders im Wins ter nad. Ä | | Nuz— *) Reichsanzeiger 1797. Nr. 210. 2: Ordn. 12. Gatt. Steinmarder 767 N uBe m | Durch diefen Balg, der ein Eoftbares Pelzwerk iſt, zu Mannsmuͤffen, Muͤtzen und Kleiderbeſatz, kaſta⸗ nienbraun gefaͤrbt oder ſchwarz gebaizt, angewendet wird, und haͤufig und gut vorzuͤglich aus Schweden und Rußland kommt, wird er den Menſchen auch nuͤtzlich; denn ſein Fleiſ ch, das an manchen Orten gegeſſen wird, wird in Thuͤringen, als Aas, weggeworfen. Der nach Biſam riechende Koth, der feinen Ge: ruch von der, in den zwey Afterdruͤſen ſich abſondernden Feuchtigkeit, erhaͤlt, wird zur Verfaͤlſchung des Biſams und als Raͤucherwerk gebraucht. Der ſeelige Paſtor Goe— ze hat ihn 12 Jahre und drüber in einer Serpentinbuͤch⸗ fe aufbewahrt, und er hatte noch immer feinen Bifam: geruch. Der Nutzen, den diefe Marder in der Schöpfung ſtiften follen, Befteht wohl in der Verminderung des Lebers fluſſes der ſo ſtark ſich vermehrenden ſchaͤdlichen M aͤſu⸗ ſearten. Sie vertilgen nicht nur Feldmaͤuſe, ſon-⸗ dern auch Hausratten *). | | Der Hausmarder ftellt vorzüglich dem zahmen Fe: derviehe, und deffen Eyern nah. Dem fleinen wilden Seflügel ift er ebenfalls nachtheilig, und leerer auch mans | e ER * Schriften der Berlin, Geſellſch. naturforfihender Sreunde. VI ©, 427: ET Saͤugethiere Deutſchlands. “ he Obſtbaͤume ab. Es follte daher jedem Hausvater er⸗ laubt feyn, ſich dieſer Thiere, fo wie der Sltiffe und Wieſeln durch Fallen: Legen zu bemaͤchtigen. Was vers fangt werden koͤnnte, wäre Dieß, daß er den Balg an er Revierförfter ausliefern müßte. Irrhuͤmer und Vorurtheile. 1) Der Galle ſchreiben die alten Aerzte, in Fen⸗ chelwaſſer aufgelößt, befondere Keilkräfte zu, die Augens flecken zu vertreiben u. f. w. 2) Die wohltiechende Loſung wurde ebenfalls im der Medicin zur Erweichung verhärteter Drüfen rn ee Auflöfung ftocdender Säfte gebraucht, 3) Die auf dem Dachforſte wandernden oder gar ſich beißenden Marder hat der Aberglaube fchon oft für Hexen oder gar für Tenfel ausgeſchrieen. (16) 22, 3. Ordn. 12, Gatt. Baummarder, 769 (16) 22, Der Baummarder, Namen, Siteratur und Abbildungen. \ Edelmarder, wegen feines guten Balges, fonft: Gold⸗ Wald: Bud: Büchen: Bufdh: Fichten: Kiefer: Tannen: Birken; Espens Vieh: Licht: und $eldmarder. - Mit diefer leßten Benennung wollen einige Säger noch eine ‚befondere Art bezeichnen, die fie auch den Wildmarder nennen. Er foll merklich größer, dun— felbrauner am Körper und gelber an der Bruft feyn. Dabey foll er ganz allein und abgefondert in den Felds hoͤlzern leben, fehr wild und fchen feyn, ſich in hohlen Bäumen und Höhlen in der Erde aufhalten, und einen ganz vorzüglich fhönen Balg haben. Es ift klar, dag hier ein alter Baummarder befchrieben wird, dem fein fiiherer und ungewöhnlicher Aufenthalt diefe Eigenfchaf; ten verſchafft hat. Mustela Martes. Gmelin Lin. I. 1. pag, 8. n, 6. Marte, Buffon hist, nat, VII, 186. T. 22. Ed, de Deuxp. II. T. 6. £, 3. Weberf. von Mars tini IV. 156, Taf. 61, b. Pine. Pennant hist, of Quadr, II,42, Meine Heberf. II. pag. 366, Bechſt. gem. N. G. J. Bd. Ce⸗ v. Schre⸗ y ” ER A 770 Sauhuugethiere Deutſchlands. v. Schrebers Saͤugeth. III. 475. Taf, 130, v. Zimmermanns geogr. Zool. I, 267. Goeze's Fauna. I. 179, Donndorfs zool. Beytr. I. 287. Wildungens Taſchenbuch fuͤrs Jahr 1800. S. 24. Taf. 3% Ridingers Eleine Thiere. Taf. 86: reine getreue Abbildungen naturhiſtoriſcher \ Gegenſtaͤnde. Nuͤrnberg 1793. 18 Hundert. Fe — ii $ 4 Er ? Kennzeichen en rt. . Mit gelber Kehle und untern Theil des Halſes, und glänzendem fihön Faftanienbraunem Haare. Seftalt, Sarbe und Sitten deg männlichen und weibligen Geſchlechts. * Der Baummarder if dem Steinmarder beynahe vollfommen gleich, doch unterfcheidet er ſich vera in folgenden Stuͤcken: 1) Er iſt merklich größer, Die Länge feines Koͤr⸗ pers beträgt nämlich zwey, und des Schwanzes ein N. y 2) Sein 5 Par: Ms. goͤrver 1 Fuß 8 Zoll; Schwanz 11 Zoll. 2, Ibn. 12. Gatt. Baummarder. 77 T 2) Sein Kopf ift kuͤrzer und ftärker. Daher er auch eim wilderes Anfehen Hat, als der Steinmarder. Dabey find die Ohren fehr kurz und abgerundet, die Augen funfelnd und weit hervorſtehend. > 3) Die Beine find höher. Seine Höhe beträgt das der zehn Zoll. Ä Ye 4) Die Kehle ift dottergelb, nnd der übrige Körper, - außer den ſchwarzen Deinen und Schwanze, von ſchoͤn Faftaniendrauner Farbe. Die Haare find auch glänzen der, länger, feiner, weicher, zärter und dichter, und fallen nicht fo leicht aus, als am Hausmarder, und der _ Schwanz ift viel zottiger. Sonſt iſt die nähere Befchreis bung der Farbe folgende: Der Kopf ift an der Schnauze dunkelbraun, wird um die Naſe herum-faßter, und ver; Hiert fich gegen die Stirn und Backen hin ins bräunfiche. Ein gleichfarbiger ſchmaler Streif läuft unter den Ohren weg, die auswendig braun, inwendig weiß, fo wie auch weiß eingefaumt find. Auf der Oberlippe unter dem Mundwinkel, vor und über den Augen, ſtehen viele duns fele lange Barthaare. Die Kehle und der Unterhals bis zwifchen die Vorderbeine ift gelb, bey den alten matt, bey den jungen hoch. Die Wollhaare des Nuͤckens ba; ben vorn eine weißgraue, hinten und an den Öeiten " eine gelbliche Farbe, die Stachelhaare aber machen ihn fhön kaſtanienbraun. Der Bauch iſt etwas matter, als der Ruͤcken, und zwifchen den Hinterbeinen fteht beym Maͤnnchen ein brandgelber mit dunkelbraun umgebener Fleck. Sch habe auch sinen gefehen, der von der dotter— | Cec2 | gelben 772 ° Gäugetbiere Deutſchlands. N gelben Kehle an einen fehmußiggelben mit den kaſtanien⸗ braunen Stachelhaaten, braungemifchten Streif bis zum After hatte; an diefem waren auch nur die Vorderfüße fhwärzlich, die Hinterfüße und der Schwanz aber mit dem Ruͤcken einfarbig. Der Schwanz und die Beine find bey dem gewöhnlichen Baummarder faft dunfelbraun ins Schwarze auslaufend. Der fchöntief kaftanienbraune Rücken des Maͤnnchens, iſt beym Weibchen blaͤſſer. Endlich 5) ſo iſt er auch in Anſehung ſeiner Triebe von jenem unterſchieden. Er lebt bloß im dichten Walde auf den Bäumen und geht faſt gar nicht in die Haͤuſer. Er beläuft fi deynahe einen Monat früher, ob er gleich, mehr der üblen Witterung ausgefekt üft, als der Stein⸗ marder, und fucht füh freye Wohnungen auf den Baͤu⸗ men auf, da hingegen jener ſich bloß in finſtern Winkeln aufhält, und das Tageslicht ſcheuet. Zuletzt iſt er auch wil⸗ der, fluͤchtiger und grauſamer in Verfolgung ſeines Raubes. Dieß ſind die Kennzeichen, die dieſe beyden Thiere von einander unterſcheiden )Y. Sonſt kommen fie in Ans | *) Nach diefen fo unbedeutend fcheinenden Unterſcheidungs— merfmalen möchte man vielleicht diefe benden Thiere, nicht als Arten, fondern als bloße Raſſen unterfcheiden wollen. Allem zu gefchweigen, daß nur bloß die Zähmung und. das verfchiedene Klima von einerley beftimmten Thierarten eigentliche Raſſen bilder, fo ift es wohl fo gut, als aus— gemacht, daß ſich diefe beyden Thierarten niemals unter einander begatten, ob fie gleich noch fu nahe zufammen Seben. Erfahrungen müßten hier entfcheiden, allein diefe entfcheiden noch bis jeßt für unfere Meynung. Nach viel- jährigen Beobachtungen, die an Orten gemacht werden, wo in EM Bezirke von 1000 Schritten, Stein- und Baum: 2, Ordn. 12, Gatt. Baummarder. 773 Anfehung ihres äußern und innern Körperbaues, in der Anzahl und Figur der Zähne, in ihren Gebeerden, Stel: lungen. und Gang, in der Natur des Haares, und in dem Geruch der Erfremente völlig mit einander überein. Verbreitung und Aufenthalt. Das Vaterland dieſer Marder ift ganz Europa, Boch nicht bis zu den allernördlichften, Theilen herauf, der. Norden von Afien und Amerika. Auf Kamtſchatka und in Nordamerika wird er fehr häufig angetroffen, einzelner in Deutfihland, wo man feinenguten Balg fo ſehr nachſtrebt, und ihm den Schaden, den er am Waldgeflügel thut, fo Hoch anrechnet. Sie Halten fi in Eihen: Buchen- und in finftern Tannen: und Fichtenwäldern auf. Da am häufigften, wo es viele hohle Bäume giebt. Sie bewoh— nen immer die hohlen Bäume, oder die wilden Tauben: Haben: Kaubvögel: und Eichhörnchensnefter, welche fie erweitern, oder die Ritzen in felfigen Bergen. Sie be: veiten fih mehr als eine Wohnung und wechfeln mit ders ſelben, fobald fie fih nur im geringſten unficher glauben. Nahrung. Die vorzüglichtte Nahrung des Baummarders iſt, wie bey dem Hausmarder, ebenfalls Maͤuſe, als Waffer: ece3 | vatten Baummarder zufammen wohnen, hat man noch nicht ein- mal bemerkt, daß in der Begattungszeit, da doc) diefe Thiere fehr geil find, und zu diefer Zeit Die Ganze Mar— derrepublif in Aufrupr und Krieg geräth, fie fid) einander nur nachgelaufen wären, viel weniger Zunge mit einander - gezeugt hätten. 4 774 | . Säugethiere Deutſchlands. ratten u andere rhäbliche Feldmaͤuſe, welchen lettern er auch, wie der Iltis am Waſſer, wenn ſie trinken, J nachgeht. Außerdem iſt er ein geſchworner Feind der - Eichhörnchen. Dieſe verfolgt er, wie im Fluge, von einem Baum zum andern, bis fie ermübet ſich ihm erge— ben muͤſſen. Eben dieſer Verfolgung iſt die liſtige und ſchnelle Haſelmaus von ihm ausgeſetzt. Sonſt fuht er . die großen und Kleinen Vogelnefier auf den Bäumen und Erdboden im Walde auf und trägt Eyer und Junge bar ‚von, Er erſchleicht auch die alten Auerhuͤhner, Birkhuͤhner, Haſelhuͤhner, Rebhuͤhner, Faſanen und andere große und kleine Voͤgel auf der Erde und auf den Baͤumen, wenn fie ſchlafſen. Eben fo erlauſcht er junge Haſen im Schlaf. Wenn er den Weg zur Schneide (Schneuß) erſt einmal ausgemacht und fie glücklich ausgeplündert Hat, fo plündert er fie täglich. Einen Vogelbeerbaum koͤnnen etliche in kurzer Zeit ableeren, und wenn fie diefe Nahrung haben, vergeflen fie ganz, daß fie Raubthiere find, fo gut ſchmeckt fie ihnen. Sie trachten aud) dem Honig fehr nach, und graben daher die Dummelnefter auf. Bon dem häufigen Genuß deſſelben foll ihr Balg Flecken befommen, die vom Säger und Kürfchner mit den Namen der Honigflecken belegt werben. Außerdem fol auch Hanfſaamen eine Delikateffe für fie feyn. Sortpflanzung. Die Mutter gebiert mehrentheils in einem Bohlen Baume, felten in einem erweiterten und mit: Moos weich ——— —— oder wilden Taubenneſte, oder — Ordn. 12. Gatt. Baummarder. 775 oder in Felfeurigen ihre drey bis vier Junge. Sie wird in der letzten Haͤlfte des Jaͤnners oder der erſten Haͤlfte des Hornungs belegt, und trägt neun Wochen, alſo big zu Endedes Märzes oder Anfang des Aprils. Mütter: lich forgt fie für ihre Zungen, und raubt, aus Beſorgniß entdeckt zu werden, wie der Fuchs, nicht leicht nahe in der Gegend, wo fie liegen, Diefe machen fich nach ſechs | Wochen ſchon durch poffterliche Sprünge und Neckereyen auf den Daumen luftig, und find vorzüglich diejenigen Marder, welche die Jäger wegen ihres muntern Tem: peraments zähmen. Sie find auch feichter zu erziehen, als die Hausmarder, da ihnen das Kriechen in den Wins | keln der Käufer nicht wie jenen angebohren if. Sie find unermüder in Spielen mit Hunden und Katzen, werden nicht leicht böfe, wenn man fie nur ruhig freffen und fehlafen läßt, und find unter allen wilden Thieren, \ die man zum Vergnügen zaͤhmt, die artigften und ange nehmſten. Sie ſind im Stande zuweilen einen ganzen Tag hindurch zu ſchlafen, und ein andermal auch wieder eben ſo lange zu wachen. Im Schlafe legen ſie ſich, wie die Hunde, kugelrund zuſa mmen. Sn Sardinien werden viele zahm gemachte Baummarder als angenehme Geſchenke verſchenkt *). Jagb. Dieſen Thieren wird wegen ihres koſtbaren Balges beſonders im Winter von den Jaͤgern nachgeſtellt, und f H Cetti Naturgeſchichte von Sardinien⸗ Cec4 „fe — J 776 | Säugetiere Deutſchlands. fie verrathen ſich durch ihre Fährte im Schnee, uns durch die mit den Klauen beym Klettern ‚abgefrasten Flechten, auf welhem Baume, oder in welcher Gegend fie fich aufhalten. Sie liegen dann meiftentheils in einem Neſte auf einem Baume, und wenn der Sjäger, ohne daß fie ihn von weiten gewahr werden, nahe zu ihnen koͤmmt, ſo bleiben ſie in demſelben ganz ruhig lie⸗ gen. Wenn er keine Flinte bey ſich hat, und nur ein Kleidungsſtuͤck auf einen Stock neben den Baum ſtellt, ſo kann er ſicher nach Hauſe gehen, das Gewehr holen, und bey ſeiner Ruͤckkunft werden ſie noch eben ſo ſtille, mit unverwendetem Blicke nach dem Stocke mit der Kleidung ſehend, liegen, und erfchoffen werden koͤnnen. Wenn man fie mit einer Eleinen Kugel erlegen kann, fo ſchießt man fie nicht gern mit Schroten, die den vortreffs lichen Balg zerlöhern. Wenn fie Hunde hören, die ih: nen nachfeßen, wenn fie fih auf der Erde befinden, fo. gehen fie ungeftöhre weiter fort, und fliehen nicht eher, bis diefe ihnen ganz nahe find, da fie dann erft auf einen Baum fpringen, ſich auf einen Aft legen, und u vorüber laufen fehen. Außerdem werden fie mit Schwanenhälfen *) und Tellerfallen, die man mit gebadenen Pflaumen, . oder *) Die Schwanenhälfe legt man im einen hohlen Baum oder unter einen mit der Wurzel ausgeriffenen Windbrucd und beftreicht das Eifen mit der oben beym Steinmarder anges gegebenen Witterung. Schlagbäume aber fangen noch beffer, ‚wenn Een N 2. Ordn. 12. Gatt. Baummarder. 777 oder einem Stuͤck Fleiſch von einer gebratenen Katze, das ſi e von weitem herbeylockt, belegt, oder in Schlag: baͤumen, die man in ihre Gaͤnge, entweder in die Hoͤhe zwiſchen Baͤume, oder auf den Erdboden aufſtellt, und an deren Stellholz man einen Vogel bindet, gefan⸗ gen, Sie in ein Garn, womit man eine Gegend um— fielit, zu jagen, ift mißlich, und macht zu viel Mühe. Nutzen. Der Balg dieſes Marders iſt eines der ſchoͤnſten Rauchwerke, das gefärbt und ungefaͤrbt zu Frauenzims mermüffen, Palatinen, und andern Gebraͤmen gebraucht | wird; Schade, daß er zumeilen blofe Flecken hat, welche die Säger, wie fchon oben erwähnt worden ift, dem Ho— niglecken zufchreiben. Der Eleinfte Theil des Felles, welcher fi) längs dem Rücken bis zum Schwanzende erſtreckt, wird für fehr koſtbar gehalten. Auf den Gebirgen um Zobelberg in Mittelkrain giebt es fehr viele Marder, deren Selle man dem ach gleich Hält. Sm Brittifhen Amerika werden oft jährlich 4000 Baͤlge ausgeführt. Ecez Die wenn man dabey ſich dieſer Witterung bedient, und den untern Baum, den Vogel an der Stellzunge und das Geſchleppe damit beſtreicht. s 78 Säugetiere Deutfhlande. Die fhönften Marder foll es bey Ufa und in im Gebitgen des Caucaſus geben. Nach Hr. Pallas Reiſe Il. 20. II. a ver Handeln die Ruſſen diefe Bälge, fo wie die Pfoten, Säde aus zufammengenäheten Marderkehlen und Schwänze an die Chinefen. Ri Sin Nordamerika und Bremer foll man } * das Fleiſch eſſen. Der Banrnmarder wird ferner den Waldern nüßs fich, daß er die dem Saamen und jungen Holzungen fo ſchaͤdlichen Eihhörnhen, Hafelmäufe, und gras Ge und kleine Feldmaͤuſe in Menge vertilgt. Meiter f. Nußen des Steinmarders. Scha de — Er toͤdtet Auerhuͤhner, Birkhuͤhner und andere nuͤtzliche Voͤgel, pluͤndert ihre Neſter, und erſchleicht die jungen Waldhaͤſen. Beſonders wird er den Schneu⸗ Gen fehädlich, die man nicht anders vor ihm fichern kann, wenn er einmal den Weg weiß, als daß man auf feinen Gang in die Höhe zwiſchen etlichen Bäumen einen Schlagbaum oder eine Schnellfalle mit einem angebung denen Vogel aufftellt. Vorurtheile. Wie beym Steinmarder ſchreibt man der Galle des Baummarders mit Fenchelwaſſer ‚ver miſcht, | 2. Drön 12: Gatt. Gemeiner Iltis. 779 miſcht, bie — Wirkung zu, daß ſie anf die Augen gelegt, die Flecken derſelben vertreibe. — J (17) 23. Der gemeine Iltis. Namen, Schriften und Abbildungen. Iltis, Iltniß, Eltis, IE, Eyer: Sie, Ulk, Elske, Ellthier, Ellenkatze, Stinkthier, Nas, Staͤnker⸗ ratz, Stinkwieſel, Teufelskind, Hausunke, Illing, Buntſing, Noͤlling, Iltismarder und Iltiswieſel. Mustela Putorius. Gmelin — I, 1. P. 99. n. 7. | > Putois. Buffon hist, nat. VII. 199. T. 23, Ed, de Deuxp. II T,6. £4 Ueberſ. yon Ma rtini IV. 169, Taf. 63, Fitchet. Pennant hie‘, of Quadr. II. 357. Mei ne Keen. II, p. 352, v. Zimmermanns geogr. Zool. II. 304. v. Schrebers Saͤugeth. IH. 385. Taf. 13%, Goeze's Fauna, I. 285. Donndorfs zool. Beytr. I. 297. n. 7; Ridin —— Thiere. Taf. 87. Kenm F 780 Saͤugethiere Deutſchlands. Keunzeichen der Art. Der Schwanz iſt laͤnger als am Baummarder; die Grundwolle des Balges hellgelb; das längere Haar ka⸗—⸗ ſtanienbraun; der Mund und der Rand der Ohren find - weiß. Seftalt und Farbe des mannliden und weiblihen Geſchlechts. Diefes Raubthier, welches in Thüringen nicht felten ift,. .ift hier unter, dem Namen Nase ber kannt. Sn feinen Sitten und in feiner Bildung iſt es dem Marder ähnlich, nur Kleiner, hat. einen proportionirtern Kopf mit einer fpißigen Schnauze, ei: nen kuͤrzern Schwanz, dünnere, dunkelfaftanienbraune Stachelhaare mit gelblihem Grund, und ganz gefpaltene Süße. Seine Länge ift bis zum Schwanze ı Fuß und 6 bis 8 Zoll; der Schwanz, mißt 7 Zoll und die Höhe beträgt 5 Zoll *). Der Kopf hat fat die Geftalt des Fuchskopfes, und die Breite deflelben zwifchen den Dh: ven Bildet mit der Schnauzenfpize ein regelmäßiges gleichfeitiges Dreyeck. Die fchwärzliche und trodene Naſe und die Iafenlöcher find vom Fuchs, fo wie fein Geſicht ganz das Hiftige Anfehen deffelben Bat. Der Mund hat äußerlich einen ſchwarzbraunen Katzenbart, und innerlich ein fcharfes Hundegebiß. In der obern Kinnlade befinden füch fechs rund und kurz zugefpiste Vorderzähne, von welchen der vordere auf jeder Seite der 9) Par. Ms. Körper ı Fuß 5 Zoll; Schwanz 6 Zoll. 2. Ordn. 12. Gatt. Gemeiner Iltis. 78: der größte ift; dann folgt ein großer gekruͤmmter und abgeftumpfter Eckzahn, und zuleßt vier Vackenzaͤhne, davon der vordere kaum merklich, und einzackig, der zweyte groͤßer und einzackig, der dritte der groͤßte, breit und zweyzackig und der vierte ein geriefter wahrer Baks kenzahn iſt. In der untern Kinnlade findet man ſechs ſtumpfe vormärtsliegende, Vorderzähne, einen. fürzern und frümmern Eckzahn, „als oben, und fünf Badenz zähne, wovon der vordere fehr Elein und ſtumpf, vie zwey folgenden dreyerfig und einfpißig, der vierte zwey⸗ ſpitzig mit einem ſtumpfen Anſatze, und der fuͤnfte ſehr klein und rund iſt. Zuſammen 343 alſo zwey Zähne weniger, als der Steinmarder. Die Zunge iſt lang mit hinterwaͤrts gekehrten Waͤrzchen. Die Augen ſind groß, hervorſtehend, dunkelbraun, und ſcharfſehend, und die Ohren kurz, breit und abgerundet. Der Hals iſt ſtark und lang, und der Nuͤcken breit und etwas einge: druckt. Es hat kurze Füße und getrennte Zehen, die mit fiharfen weisen Nägeln bewaffnet find. - Der Schwanz iſt dickbehaart, buͤſchlich, und ausge⸗ ſtreckt. Der ganze Leib iſt mit einem feinen Pelz von dop⸗ pelten Haaren überzogen. Die kurzen Haare find dicht, wollig und-weiß: oder lichtgelb, und die einzelnen läns gern an der Wurzel graulich, und an der Spitze aus dem kaſtanienbraunen ins glänzendfchwarze auslaufend. Bon weiten fcheint er alfo im Winter auf dem ganzen Rüden ſchwarz zu feyn, im Sommer aber, wenn die längern Haare abgeftoßen find und ausfallen, und der: geldliche A AP - 2% % \ — | Säugigine Deurfäfande gelbliche Grand mehr vorfchimmert, einen geſleckten Bals zu haben. Sonſt iſt — die Theile einzeln betrachtet — der Mund, das Kinn, und der Rand der Ohren weiß oder weißgelb, und über den Augen bis zum Ohren läuft, der Breite nach, bis zum Basen herab ein weißer Streif. Der uͤbrige Kopf hat bis zum Schenkel borftenz artige Haare und iſt rothgran. Am Oberhals fcheinen die gelbfichen Wollhaare mehr durch, als auf dem Ruͤk— ten, wo die fachlichen dunkel kaſtanienbraunen Haare nach dem Schwanze zu immer dichter ſtehen. Der Unrerhals, die Bruft, die Füße und der Schwanz find ganz ſchwarz und unter dem Bauch läuft ein roſtbraͤun⸗ licher undeutlicher Streifen nach dem After hin. Unter dem Schwanze hat das Thier zwey Drüschen, welche eine Feuchtigkeit in ſich enthalten. die einen efelfüßen Honiggeruch von ſich giebt, Das Weibchen fieht dem Maͤnnchen voͤllig gleich, Ausgenommen, daß Mund und Ohren ganz weiß find, und hat am Bauche vier Säugwarzen, DBarietäten: Es fallen. auch‘ zuweilen weiß liche Spielarten aus, In P. — Zergliederung. | Su Am Sanzen wie bey den Diardern und Wie feln. Doch iſt das Fell weit dicker und dehnbarer, fhlottert gleichfam nur auf dem Körper herum, und ift mit ſtarken ziehbaren muskuloͤſen Theilen auf der Dberjläche des Körpers verwwachfen. Daher beißen und | zerren 2. Ordn. | 12, Öatt, Gemeiner Iltis. 753 zerren die Hunde ſo ſehr an den Iltis, ohne ihn etwas anzuhaben. | Die Gedärme find dicht und. drüfig. Merkfwärdige Eigenfhaften. Sein gewöhnlicher Gang iſt fpringend; er ift fehe dehende, immer im Bewegung und durchſucht alles. Sein Geruch und Geſicht iſt ſehr fein, und in Aufſuchung und Erfehleichung feines Raubes ift er liſtig. Gegen alles Geklirre und Wesen mit eifernen Inſtrumenten hat er einen natürlichen Abſcheu. In der Begattungszeit iſt ſein Laut ein Knurren, und in der Gefangenſchaft und zum Zorn gereigt a Kneffen, wie ein junger Hund. Er fol zehn Jahre leben. Verbreitung und Aufenthalt,: Sn Europa geht der Iltis nicht höher. als Schwe— den hinauf, fonft bewohnt er das gemäßigte aftatifche Rußland Sn Deutfohland gehört er unter die - gemeinen Naubthiere, ohngeachtet ihn immer nachge— ſtellt wird. Er wohnt in Waͤldern, Feldern und Haͤuſern. In Haͤuſern hat er ſeinen Aufenthalt auf niedrigen Boͤden, in Scheunen, und beſonders gern in Holzhaufen. In den Waͤldern wohnt er in hohlen Baͤumen, und in der Erde ur \ 784 | Saͤugethiere Deutſchlands. RN Erde in alten Fuchsbauen, unter den Wurzeln der Bau: me, in Löchern, die er findet, oder fich felbft gräbt, oder unter zufammengefallenen Kolzhaufen. Si: Feldern fucht er an Teichen und Flüffen die hölzernen Verſchlaͤge der Ufer auf und verbirgt ſich dahinter, oder graͤbt felbft Höhlen in die Daͤmme, und hier Hält er ſich ſeiner Nah: zung halber vorzüglich gern auf. Sonſt trifft man ihn auch in dicken Hecken und Dornbuͤſchen zwiſchen den Wurzeln und alten Stoͤcken eingegraben, und in verlaffe: nen und folhen Hamſterbauen an, die er den Hamſtern abjagt. Er untergeäbt auch oftmals die Scheunen, Stälfe und Keller, und wirft große Haufen, wie ein Hamſter auf, wovon fein Name Hausunk herruͤhrt. An folgen Orten verräth er fein Dafeyn durch den üblen Geruch, den fein Harn und feine Erkremente von fi geben. Im Winter zieht. er ſich meift nach den Städten und Dörfern und befonders nach den Feldmählen. Er klettert nicht mit fo viel Geſchick und Geſchwindigkeit auf die Gebaͤude, wie der Marder, und beſteigt nur ſelten die Bäume (baͤumt). Nahrung. Der Iltis iſt beynahe eben fo gefraͤßig und raͤube⸗ riſch, aber nicht ſo kuͤhn, wie der Marder. Er geht eben ſo, wie dieſer, vorzuͤglich des Nachts auf den Raub aus, und wuͤrgt junge Gaͤnſe, alte und junge Enten, Hühner und Tauben, trägt fie fort und verzehrt fie ganz. Kömmt er in ein Hühner: oder Taubenhaus, fo mordet er nicht, ‚wie der graufamere Marder, alles darnieder ſondern ergreift den erften beiten Einwohner, wuͤrgt ihn, packt J 2. Ordn. 12. Gatt. Gemeiner Iltis. 735 packt ihn im Genicke an, und eilt mit ihm nach feinem Schlupfwinkel hin.- Kühners und andere Vogeleyer trägt er unbefchädigt zu ganzen Kaufen in feine Woh— nung zuſammen. Maͤuſefleiſch ift fein Hauptnahrungs⸗ mittel und er macht daher Sommer und Winter Jagd auf Maulwuͤrfe, Hamſter, Hausratten, Wanderratten, Dafferratten, Felde und Hausmäufe; haſcht auch Fröfche, und fammelt jih davon einen großen Vorrath in feiner Höhle, wie man beym Nachgraben findet. Er frißt auch Gartenſchnecken und Heufchreden. Sm Sommer fireife er in den Feldern und Hoͤlzern umher, um die Nefter ‚der Vögel, die auf der Erde niften, als der Lerchen, wile den Enten, Wachteln, Safanen, Auerhühner, Birkhuͤh⸗ ner, Kafelhühner und Rebhuͤhner aufzufuchen und zu plündern, Er gräbt fih auch in die Ställe und erwuͤrgt die Kaninchen, durchnagt die Bienenſtoͤcke oder wirft ſie um, um den Honig zu genießen. Er geht auch fifchen, befonders im Winter. Oft entfernt er fich dabey eine halbe Stunde weit von feiner Wohnung, und eriauere an den Baͤchen auf dem Eife und unter dem Eife, wie der Fifchotter, die Fische, fonderlich die Forellen. Ge wöhnlih aber muß er mit blofen Mäufen, die unter dem Ufer wohnen, oder dahin Fommen, um zu trinken, vorlieb nehmen. | Fortpflanzung Der Trieb zur Begattung tritt bey diefen Thieren in der zwepten Hälfte des Kebruars ein, und bricht bey den Männchen, deren zuweilen etliche bey einem Weibs chen zufammentreffen, in einem fürchterlichen Schreyen Vechſt. gem. N. G. J. B. Ddd und | 756 ; Saͤugethiere Deutſchlands. und Beißen aus. Das Weibchen traͤgt zwey Monate und wirft im April in ſeiner Hoͤhle, am liebſten aber in Holz: und Reißighaufen in einem Neſte von Stroh, Heu, oder Moos gewöhnliih vier, höchft felfen. ſechs blins de junge, die es forgfältig fäugt, ernährt und beſchuͤtzt. Es ift oft dreifte genug bey einem ungewöhnlichen Ges raͤuſch vor feinem Schlupfwinkel, wo die Zungen liegen, hervorzugehen, und fid) gegen feinen vn zur Wehre zu ſtellen. Um nicht entdeckt zu werden, trägt: die Mutter die Loſung ihrer Jungen weit von ihrem Lager weg, ſo wie auch die Alten ſelbſt, wo moͤglich, ſich ihres graͤulich ſtin⸗ kenden Unraths nicht in der Naͤhe — gewoͤhnlichen Aufenthalts entledigen. Die Zungen laſſen ſich zahm machen, und went man ihnen die Eczähne raubt, und immer hinlängliche Nahrung reicht, thun fie am ai online feinen Scha⸗ den *), | © U. 8einde 7 ; } 9 Ein Sranenzimmer in unferer Gegend, durch die fhöne Sarbe und das artige Berraaen der kleinen jungen Sitiffe gereist, deren fie vier in einem Reißighaufen fand, nahm zwey Junge von denfelben, und legte fie ihrer jäugenden Katze an. Diefe ſaͤugte und ernährte fie forgfältig. Sie wuchſen und liefen mit ihrer Pflegemutter lange Zeit, ohne Schaden zu thun, umher. Nach Verfluß ‚eines halben Jahres aber wirkte ihr mörberifcher Naturtrieb auf einmal fo ſtark in ihnen, daß fie in einer Nacht aus Scherz das ganze ⸗ 2. Ordn. 12. Gatt, Gemeine Su 787 Feinde. | Man findet Bandwürmer, Blafenwärmer und ende (Fasciola) in ihnen. Die Funde find ſehr auf fie erpicht. \ Fang - Man fängt die Sttiffe in Tellerfallen, die man in ibre Gänge legt, und da fie nicht fo vorfichtig, wie. die Marder find, nicht den feinen Geruch haben und duch alle Löcher und Risen Friechen, fo fängt man fie: auch um defto leichter. Hierinn beißen fie fich gern dag gefangene Bein ab, und zwar ohngefcheut, daß man zus - fehen kann, oder verfcharren fich, wo fie können, mit der ganzen Falle, unter die Erde. Sn Feldern und Wäldern geht man ihrer Fährte nad) (Taf. XXII. Fig. 7.), welche ſich entweder in zwey Paar Spuren neben einander ausdrückt, oder in einem Paar, das vorne und neben einander ſteht, und zwey einzelne Nachtritte von den Hinterfüßen hat, und eine ähnliche Figur mit der Hafenfährte macht. Diefe Fährte führt gewöhnlich zu ihrem Aufenthalte, aus welchem Ddd 2 man ganze Hühnerhaus fehlachteten. Die unſchuldigen Iltiſſe denn man hätte ihnen nur die Zähne ausbrechen und fie nicht fo fren herumlaufen laffen follen) wurden gleich den andern Morgen, da ihr Verbrechen bekannt wurde, beym Fruͤhſtuͤcke zum Tode verurtheilt und erfänft. ‚758 h hugerfire Deus man fie, wenn er erhaben ift, jagt und erſchießt, Is, wenn er in der Erde iſt, graͤbt. Hier trifft man fie vft, mit einem Kranze von todten Fröfchen’ umlegt, an, welches einen ſonderbaren Anblick gewaͤhret. Die gewoͤhnlichen Iltis fall en werden aus Dres tern gemacht. Man ſchlaͤgt drey Breter, wie einen Ka⸗ ſten viereckig zuſammen, ſo daß eins der Boden wird und die zwey uͤbrigen die Seitenbreter abgeben. Hoͤhe and Breite derſelben iſt ein Fuß. Oben wird eine Leis ſte, drey Zoll breit, quer heruͤber genagelt, welche die Seitenbreter zuſammenhaͤlt, und woran die Deckbreter ſtoßen, die auf beyden Seiten, ſo lang, als der Kaſten iſt, reihen muͤſſen. Dieſe find entweder oben auf der Leiſte durch Riemen befeftiget, oder an den Seitenbre— tern mit Zapfen fo eingepaßt, daß fie fi leicht auf und nieder bewegen, und vorne find die VBorfallbreter winkel recht an ihnen befeftiget, die den Kaſten fchließen, wenn inwendig die Zunge, welche wit Hühnereingeweiden, eis nem Eye, oder Vogel belegt, und mit zwey Leinen, die durch die Fallderfel gezogen und am Stellholze befeftigee find, wie eine Mäufefalle aufgeftellt ift, beruͤhrt ‚wird. Eine ſolche Falle fegt man auf ihre gewöhnlichen Gaͤn⸗ ge hin. Sie werden auch in Schlagbaͤumen, wie die Marder, und in Drathſchleifen, zwiſchen welchen an einem Gaͤbelchen ein Vogel hängt, gefangen. Man umftellt auch ihre Höhfen, die man durch die Sährte im Schnee bemerkt, mit einem Iltisgarne, das ‚2. Ordn. 12. Gatt. Öemeiner Iltis. 799 das die Seftalt des Hafennekeg mit engern Mafhen hat: Man fucht fie alsdenn durch verfchiedene Mittel, durd Hunde und dergleichen aus diefen Höhlen in das Garn zu flöbern, und tode zu fihlagen. — Endlich, da man bemerft hat, daß diefe Raubthie⸗ “ze einen natuͤrlichen Abſcheu gegen das Wetzzen eifer ner Inſtrumente auf Steinen haben, und auf ſolche Perſonen, die in der Gegend ihres Aufenthalts ei⸗ ne ſolche Handlung vornehmen, mit einem Katzenbuckel, funkelnden Augen, fletſchenden Zaͤhnen und graͤßlichen Ziſchen und Knurren in voller Wuth losgehen, ſo kann man ſich derſelben auch auf dieſe Art bemaͤchtigen, daß man ſie durch Wetzen eines Meſſers auf einem Steine aus ihren Winkeln herauslockt, und erſchießet oder todts ſchlaͤget. Wenn ſie von Hunden angefallen werden, ſo ſuchen ſie ſich gegen dieſe Feinde nicht nur durch heftiges Bei— fen mit graͤßlichem Geſchrey, ſondern auch durch We: piffen ing Geficht zu vertheidigen. Nutzen. 1) As nuͤtzliche Raubthiere vertilgen fie die ‚ häufigen Feld: Kauss und Waflermäufe, Schnecken und Heufchreden. 2) She Fleifch, ob es gleich den Geſchmack des Schwarzwildprets haben foll, und von dem Tſchuwa— ſchen gegeffen wird, ift nur für den Liebhaber eßbar, und die Hunde verachten es fogar. 4 Ddd3 3) Der a. + 790 Säugerbiere Deutſchlands. 3) Der Balg verſchafft, vier Wochen vor und nach Weihnachten, ein gutes Pelzwerk, indem ſich die Haare nicht fo leicht abtragen, wie der Fuͤchſe und Marder ih? re, und auch fein Leder dicker if. Doch wird er wegen feines uͤblen Geruchs, den er lange behält, wenn das Thier erzuͤrnt oder in der Begattungszeit gefihoffen oder gefangen wird, feiner Güte ohngeachtet, nur als ſchlech⸗ tes Gebraͤme an die Muͤtzen, Handſchuhe und Muͤffe der Landleute, und felten ale Zobel ſchwarz gefärbt zu Pala— tinen und Kleiderfutter gebraucht. Ein Haſenbalg iſt jetzt theurer, als ein Iltisbalg. 4) Die ſchwarzen langen Haare, ſonderlich des Schwanzes geben die beſten Mahlerpinſel. s) Der gezaͤhmte Iltis wird, wie das Frett— hen, auch gebraudt, die Kaninchen aus ihren Bauen zu jagen. We ich i Schaden. Der Schaden, den dieß Thier anrichtet, iſt oben an⸗ gegeben. Es iſt ein gefährlicher Feind des Hausgeflügels. Die Kaninchen tödtet eg, die Bienenſtoͤcke ruinirt es, und in den Forellenbaͤchen fiſcht es. - Aug den Wohnungen der Menſchen iſt es alſo zu verbannen; nicht fo aus der freyen Natur, da es im Haushalte derfelben durch Vertilgung fo vieler schädlichen Säugethiere für den Landınann fo vortheilhaft wirkt. Borurtheile, In der Mediein brauchte man font das pulverifirte: Blut, als ein fchweißtreibendes Mittel, dag Fett in gichterifihen Anfallen und Steinfchmerzen, und das Sleifch wider den Schlangenbiß. (18) 24 2.Ordn. 12. Öatt, Frett. 791 (18) 24 Das Frett oder der Kaninchen-Sleis, Namen, Schriften und Abbildungen. Furett, Frettele, Frettchen, wildes Wieſel, weißes Wieſel, Kaninchenwieſel, Kaninchenjaͤger, Frettmarder, J Waldwieſel, gelbes Wieſel, wildes Iltiswieſel. Mustela Furo. Gmelin Lin. I, 1. p. 97. n. 8. Furet ou Furet-putois Buffon. hist. nat. VII. 209. T. 25. 26, Ed. de Deusp. II. t. 7. £ 1 2, Uederf, v. Martini IV. 173. 180. Taf. 64. 65. Ferret. Pennant hist. of Quadr. II. 40. Mei— ne Ueberf. I. ©. 364. v. Zimmermanns geogr. Zool. LI. 305. ». Schrebers Säugeth. III. 438. Taf. 133, Goeze's Fauna. J. 298. Donndorfs zool. Beytr. I. 301. n, 8 | (Taf. V,) Kennzeiden der Art. Der Kopf iſt ſchmal und lauft ſpitzig zu: der Leib iſt lang und ſchlank; die Haare find weißlichgelb, und der Stern im Auge vorh. Dada Ge — „8 Säugetiere Deutſchlands. BSepatt und Farbe iu männtichen — weibligen Geſchlechts. Dieſes Thier wird in Deutſchland, und auch in Thuͤringen wegen feines Nutzens, als ein zahmes Haus⸗ thier, erzogen. Seine Größe beträgt einen Fuß, vier Zoll, und der Schwanz ift erwas über die Hälfte des Leibes lang *). Die größte Aehnlichkeit hat es mit dem Iltis, außer daß der Leid etwas geftreckter, fchlanfer, der Kopf etwas fchmäler, und die Schnauze etwas fpißiger if. Mir fcheint es daher nach Geftalt, Verhältnig ak ler Theile, Bewegung des Körpers, Fortpflanzung u. d gl. zu urtheilen, mehr eine weißliche Varietaͤt des gemeinen Iltis zu ſeyn, die ſich in ihren gezaͤhmten Zuſtande und Farbe ſo fortpflanzt, wie die weißen zah—⸗ men Kaninchen mit rothen Augen. Der fo fange unter: haltene gezähmte Zuftand haben die kleinen Abweichuns gen in Geftalt, Farbe und Betragen zumwege "gebracht. Wenn freylid Daubentons Beobachtung gegründet wäre, daß der Iltis nur vierzehn Nippen, das Frett aber fünfzehn Habe, welches auch der feelige Goeze fo ges funden haben will, und daß im Bruſtbeine des letztern auch ein Knochen mehr fey, fo wären dieß wefentliche Verſchiedenheiten, die die Wahrſcheinlichkeit meiner obis gen- Behauptung gar fehr einſchraͤnkten. ‚Er hat, wie der Sltis, 34 Zaͤhue. Die Augen find groß, trübe, und blaß- ‘oder hellroth; die Ohren weit, und aufrecht; die Füße niedrig, und mit weißen Krallen verfehen, Die *) Par. Ms.: Körper 1 Fuß 2 Zoll; Schwanz 7 Zoll. —⸗ 9% Ordn. 12. Gatt. Frett. 793° Die Farbe iſt i im Grunde blaßgelb, und oben mit weiß uaͤberlaufen; doch leidet fie auch Abaͤnderungen, ſo wie bey den andern Hausthieren, und es foll aud) 1): $rette, befonders männliche geben, deren länges ve Ruͤckenhaare, wie am Iltis, an den Spisen fa: ffanienbraun find, und die am Kopfe weiße Be 0 haben, auch | 2) fhädige. Das Weibchen iſt merklich kleiner, als das Maͤnnchen. | Merktwürdige Eigenfhaften. Es iſt ein gelehriges, aber zorniges Thier, hat ein feuriges Auge, große Leichtigkeit in ſeinen Bewegungen, viele Staͤrke, lernt aber ſeinen Herrn ſchwer kennen, ſchlaͤft oft und tief, und riecht, beſonders im Affecte, ſtark nach Biſam, und murrt. Wo ſich dieſe Thiere nicht viel Bewegung machen koͤnnen, da ſind ſie ſchlaͤfrig und traͤge; wo ſie aber einen groͤßern Spielraum haben, da ſind ſie munter, necken ſich, beißen und zanken um einen lebendig hingeworfenen Raub, und da zeigen denn ihre Sitten, daß ſie mit dem gemeinen Iltis ſehr nahe verwandt ſind. Wenn fie gut gewartet werden, ſo leben fie 12 bis 14 Sabre. Ddd5 Auf 794 Saͤugethiere Deutſchlands. — Aufenthatt. Rn Ihr — Vaterland ſoll Afrika tem, ws man fie Nimſe heißt *). Don da find fie nah Spa: nien und dann in das übrige Europa gebracht worden; denn fiewerden jest in allen gemäßigten Ländern deſſelben, wo es wilde Kaninchen giebt, gefunden. Man hält fie paarweife in Tonnen, Kiften und Gittern, worin man ihnen ein Lager von Heu, Stroh oder Werch bereitet. Hat man mehrere, fo giebt man ihnen ein Zimmer ein, in welches man einzelne Kleine Berfchläge macht, worin die Weibchen ihre Sjungen zur Welt Bringen. Da fie bloße Hausthiere find, fo fönnen fie im Winter nicht in ‚der freyen Luft aushalten und müllen daher. in gemäßigt gewärmte Stuben gebracht werden. | Nahrung, Man füttert dieß zahme Thier gewöhnlich mit Sem⸗ mel, Brod, Kleye und Milch, und es frißt fehr viel; denn es fihläft entweder oder frißt. Won diefer Hütte: rungsart aber follen die häufigen Klagen kommen, daß ſi ſie ſo ſchwer fortzubringen ſind, denn ſie bekommen ſehr oft den Durchfall und ſterben. Um dieß zu vermeiden und ſie beſonders raubbegieriger zu machen, giebt man ihnen denn lieber Fleiſch von Tauben, und andern Voͤgeln, von Kaninchen und auch Kalbfleiſch. Um die Jagdluſt bey denſelben zu unterhalten, laßt man zuweilen ein Kanin: chen oder einen Vogel zuihnen, welchen fie jagen, fangen und dem fie das Blut ausfaugen. M erkwuͤrdig iſt, daß ſie *) Shaws Reiſen. S. 173: auf den Guß von Blut gleich feht böfe werden, und man fih alsdann vor ihnen in Acht zu nehmen hat. Wie erpicht fie auf Kaninchen find, fann man daraus. fehen,. daß fie fih, wenn man fie im Schlafe aufwerkt, gar nicht , nach einen vorgehaltenen Vogel ‚umfehen, dahingenen nach einem Kaninchen mit halbverfihloffenen Augen greis fen und daſſelbe gleich würgen. | In der Wildniß follen fie Eleine vierfüßige Thiere, - Fiſche, Vögel, Schlangen und Honig, verzehren. Im gezähmten Zuftande fchadet ihnen der Honig, und fie ſterben fogar davon. Sie fallen ihren-Naub, befonders die Kaninchen, gewöhnlich beym Halſe, feltener bey der Naſe, und wiffen ihnen das Blut ſehr gefchickt aus zu⸗ ſaugen. Fortpflanzung. Das Frett begattet ſich bey uns zweymal im Jahre. Das Weibchen ſucht in der Brunſt ſehr begierig die Ge— ſellſchafft des Maͤnnchens, traͤgt 6 Wochen, und bringt gewöhnlich 5 und 6, doch auch 7 bis 9 blinde Jun— ‚ge zur Welt, die es zuweilen gleich wieder verzehrt. Das trächtige Weibchen wird von den andern fo wie zur Seßzeit von dem Männchen abgefondert, und in einen der oben erwähnten DVerfchläge geſteckt, der mit Heu ausgefüttert ifi. Die ungen öffnen die Augen - nah 14 Tagen, auch wohl erfi nach 3 bis 6 Wochen. Man kann fie vier Wochen bey der Mutter laffen, als dann aber wegnehmen mit Serumeln und Milch auffür: tern 796 Säugethiere Deutſchlands. } teen, und fie dann von der fechften Woche an Fleiſchnaht | zung gewöhnen. Hat man mehrere, fo läßt man fie ſechs Wochen lang bey der Mutter im Verſchlage, alsdann thut man ſie wieder heraus zur andern Geſellſchaft, wo ſie ſich von ſelbſt an der Alten gewoͤhnliches Futter gewoͤhnen. Es ſoll ſich auch mit dem Iltis vermiſchen, und eine braunhaͤaͤrtge Baſtartart hervorbringen, die beſon⸗ ders die Englaͤnder ſehr lieben. In Deutſchland liebt man dieſe Baſtartzucht nicht; denn ſie werden nicht ſo zahm und frettiren nicht ſo gut. Vielleicht liegt der Grund von beyden in der verfchtedenen Behandlungsart. Krankheiten. Ste befommen den Durchfall oft fo flark, daß er in eine Art von Ruhr ausartet. Ich weiß keine Curart dafür, Wielleicht daß die Mittel, welche ich oben beym Durhfal der Hunde angegeben Habe, Helfen. Nur muß man, wie es fi id) von ſelbſt verſteht, eine geringere Portion nehmen. Sie ſterben auch zuweilen an der Auszehrung. Feinde. Auf dem Balge findet man zuweilen gelbe Erd⸗ Milben (Acarus.) Nutz en. Bey uns ſchraͤnkt ſich der Nutzen dieſer Thiere bloß auf die Kaninchenjagd oder auf dad Frettiren ein, !' da x RW “ 2. Ordn. 12. Gatt. Frett. 797 da man fie in den Ban dfefer ungerterdifchen Bewohner mit einem Schellchen am Kaffe, um diefen eine. deflo groͤ⸗ Fere Furcht einzujagen, ſchicket, und letztere in vorgeſtellte Netze, die mon Hauben nennt, laufen läßt. Sie find die natuͤrlichen Feinde derſelben, und dieſe werden daher auch bey ihrem nahen Anblicke mit einer ſolchen Furcht befallen, daß ſie ſich Bu. ohne * Rettung zu ergeben. Man verſieht auch Diejenigen, von welhen man wei, daß fie die Kaninchen gern in ihren Höhlen freffen, mie | Maulkoͤrben, die vorn eine ſcharfe Spitze Haben, ducch des Ä ten Berührung jene Thiere vor ihnen hinfliehen. . Den Gebrauch mit diefen Thieren zu frettiven, war ſchon den Alten bekannt *). In Frankreich hat man fie gewöhnt, die Vogels nefer mis ihnen ausnehmen zu können. Schaden. Si⸗ — nuͤtzliche Thiere und *— ih⸗ uen das Blut aus. Y *) Plinius hist, nat. Lib, VII. $. 81. (Heberf. von @rofie Il, 343.) ' (19) 25. 798 Saugethiere Deutſchlands. —— (19) 25. Das große Wieſel. Namen, Schriften und Abbildungen. Rothes, braunes, graues, Felds und Waldwieſel, Wieſel mit ſchwarzer Schwanzſpitzze; in feiner noͤrd⸗ lichen Winterkleidung: Hermelin, Hermelinwieſel, Koͤnigswieſel, und weißes Wieſel mit ſchwarzer Schwanzſpitze. — Mustela Erminea. Gmelin Lin. La. pag. 9% | n, Io. ne 'et Hermine. Buffon Ah nat. vH, 270. t. 31. 1. 1:29. £&£ 2. Ed. de Deuxp, 1T8£3 T. 7. £ 4 Ueber. von —— IV. 196. Taf. 67. Stoat. Pennant hist. of Quadr, II, 35. Mei ne Ueberſ. II. p- 559. | v. Zimme rmanns geogr. Zool. I. 243. 245. v. Screbers Site: III. “0 Taf. 137. NN ‚A B; | ! | Goeze's — I. 306. Donndorfs zool. Beytr. I. 305. Nidingers jagdb. Thiere, Taf. 19. Renm 2. Ordn. 12 Gatt. Großes Wieſel. 799 * * ‚on Kennzeichen ber Art. Die Farbe ift braunroth ; in Ealten Gegenden im Winter weiß; die Schwanzſpitze aber jederzeit. ſchwatz. Geſtalt und Zarbe des männlichen und — weiblichen Geſchlechts. Der Bau dieſes ſchaͤdlichen Thieres iſt geſchmeidig und ſchlank; der dicke Fopf und lange Hals verunftaltet aber feine übrige: Schönheit. Sein Geſicht hat außer: ordentlich muntere Züge, fo wie. fein ganzes Betragen munter und keck iſt. Die groͤßte Groͤße des Koͤ pers be⸗ trägt ı Fuß und 2 Zoll, des Buche 6 Zell, und die Höhe 2 0 Zoll *). Der zwey Zoll lange Kopf ift fo dick, ale der deis, und läuft erft kurz vor dem Mund fpisig zu. Der obere Kiefer ragt über den untern hervor. Die Nafe if ftumpf und gefurcht; der Mund weit offen und mit eis nem nach der Seite herabhängenden Knebelbarte beſetzt. In beyden Kinnladen ftehen vorne ſechs Vorderzähne, wovon die obern £eilförmig, die untern aber breite Scneidezähne find, deren zweyter ganz inwendig außer der Reihe liegt. Vier Eckzaͤhne, wovon die untern zwey befonders fehr lang und eingefrümmt find. Oben vier Backenzaͤhne auf jeder Seite. Die vordern zwey find ia klein, einfpikig und dreyeckig, der zweyte iſt groß und *) Par. Maas: Länge des Sörpers etwas über 1 Fuß; Schwanz 5 Zoll. / iR | AR RN AR : Ö soo Bäugerhiere Deutfchlande und bildet eine lange ſcharfe Wand, und der vierte ift ein Eleiner runder wahrer Backenzahn. In der untern Kinnlade ſtehen fünf Badenzähne, wovon die zwey vor⸗ dern klein find und vorwärts liegen, det dritte gerade und fpisig, der vierte lang und fiharffantig, u und der fünfte ein wahrer Badenzahn if. Die Zunge iſt glatt und gefurcht. Die Augen find Elein, ſchwarz, funkelnd, ſtehen weit vorne im Geſicht, und ſind ſowohl vor dem innern Augenwinkel, als uͤber dem obern Augenliede mit langen Barkborſten verſehen. Die faſt glatten Ohr lappen find kurz, breit, abgerundet, durch eine auswaͤrts⸗ liegende Falte gleichfam verdoppelt und feft am Kopf ans / liegend. Die Ohren, deren innere Höhle fehr weit, und mit einigen fehr merklichen Hervorragungen verfehen iſt, ſtehen weit von den Augen ab und etwas niedriger. Der ‚Hals ift lang, proporsionirter im Verhältnig gegen den Körper, als am Marder, kaum dünner, als der Kopf und Leib, und erhebt.fich- vorwärts unmerklich. Der Leib ift von einerley Dicke, läuft gerade aus, und fieht nur bey den Hinterfchenfeln etwas erhabener. Dur dieß Verhaͤltniß des Körpers gegen den Kopf ift das Thier im Stande dar) alle Klüfte und Risen zu ſchluͤ⸗ pfen, durd) welche es den Kopf. durchpreflen Kann. Den abgellumpften Schwanz trägt es, wenn es ruhig geht, gerade aus, in der Flucht aber auswärts gewölbt. Die Deine find kurz, die Fuͤße fünfzehig, fiharfnägelig, und der Daumen an den Hinterfüßen ift Eurz und verſteckt. Die unter dem After liegende Biſamdruͤschen verbreiten ihren unangenehmen Geruch fehr weit. Die 2, Ordn. 12. Gatt. Großes Wiefel, 801 Die Haare des Körpers find kuͤrzer, als beym Marder und Sltis, und nur der Schwanz endigt fich in einen langen Haarbuͤſchel. Die Farbe ift bey diefem Wiefel fehr verfchieden. Die gewöhnlichfte der obern Fläche des Körpers bis zu den Füßen iſt die dunkel gelbbraune, graubraune, leberfarbene oder Farmelete, die fich in den drey Somr mermonaten, wenn fich die Stachelhaare verlieren, und die Haarſpitzen abgefloßen find, ins ſchmutzig geldrothe oder fuchsrothe verwandelt. Der Grund ift immer roͤthlichweiß. Der Unterleib iſt gelb oder weiß; die vordern Fußzehen und das Kinn ſind allezeit weiß; die Ohrkanten und Hinterfuͤße aber nicht immer. Beynahe die ganze aͤußerſte Hälfte des Schwanzes iſt ſchwarz. Der Kopf hat immer eine dunklere Farbe, als der Ruͤk⸗ fen, die Schnauze ift fchwärzlich, und der Bart gelb, weiß und fihwarz. Eine andere große Derfchiedenheit in der Farbe macht das- weiße große Wiefel. Es wird Sommer und Winter ohne merfliche Veränderung, wenn wir nicht das gelblihe des abgenußten Balges in den heifeften Sommertagen fo nennen wollen, fehneeweiß gefunden, hat nur die ſchwarze Schwanzfpige und ift zuweilen am Kopfe, Bruſt und Schnauze mit einem ſchwaͤrzlichen Strich oder Punkt gezeichner. Diefe beyden Ha uptvarietaͤten, welche in nichts, als in der Farbe, von einander abweichen, begat— Bechſt. gem. N. G. J. Bd. Eve ten - 362 Sauͤugethiere Deutſchlands. ten ſich nun unter einander, und daher entſteht dann die große M annichfaltigkeit in Ruͤckſicht der Farbe der Wies fein, Man findet nämlich Wiefeln, die außer einem braunen Streifen über dem Ruͤcken und der fihwarzen Schwanzſpitze ganz weiß ſind (ſ. Taf. VL); andere, de⸗ ven Rüden hellfuchsroth, und der ganze Unterleib, die Kehle zuweilen ausgenommen, hochſchwefelgelb iſt; wie⸗ der andere, deren dunkler Oberleib von dem hellen Unter⸗ leibe durch einen ſchwefelgelben Streifen geſchieden iſt; noch andere, welche am Kopfe etliche ſchwaͤrzliche oder braune Striche in Geſtalt eines Kreuzes, und am Ende des Ruͤckens einen Streifen von eben der Farbe Baben, and fonft weiß find; und zuletzt auch gefchäcte *). * Man *) Die Farbe iſt wie bey unſern Eichhorn ver— ſchieden. Man merke hier wohl, daß dieß Sommer— und Winterfarbe des Wieſels iſt, und daß wenigſtens in Thuͤringen die große Verwandelung der Farbe aus dem braunen ins weiße, wenn man fie in Norden gewahr wird, fo wie bey allen hiefigen Thieren, alfo auch bey den Wie- fein im Winter der Regel nach nicht ſtatt findet. Die ſchwar⸗ ‚gen Eichhoͤrnchen ſind Sommer und Winter ſchwarz, und Die fuchsrothen Sommer und Winter fuchsroth, und eben fo find zu allen Gahrszeiten die braunen Wiefeln braun und die weißen weiß, wenn man die Eleinen Abweichun⸗ gen, die in der Haͤͤrung vor ſich gehen, abrechnet. Da Diefe Thiere vor dem Thüringermalde nicht felten find, fo kann man diefe Beobachtungen beftindig machen. Es ift bey uns nichts ungewöhnliches, daß die Ackerleute im Frühe jahre und Sommer ganze Nefter. von. weißen jungen Wie— feln, wenn fie weiße Eltern —1 und von gemiſchter Sar- \ 4 1 2. Ordn. 12. Gatt. Großes Wiefel, 803 Man hat auch ein afchgrames auf der Elbin— giſchen Hoͤhe in Preußen entdeckt. Auch Hallen Maturgeſchichte ır Thl. ©. 462.) beſchreibt ein ver Eehrtes Hermelin. Es if durchgehends ſchwarz ‚mit einem weißen Shwanje. Gerade umgekehrt, als beym Hermelin, I Die Weibchen fiheinen einen etwas ſchlankern Koͤrperbau, duͤnnern, ſpitzigern Kopf zu haben, und ſind auf jeder Seite des Bauches mit fuͤnf Saugwarzen ver⸗ ſehen. Bergliederung. | Die Leber if blaß, mit fieben Lappen. Die Sallenblafe fehr Klein. Die Gebärmutter faft wie bey einer Katze. An beyden Seiten vierzehn Rips pen. Das Ruͤckgrad hat 16 Wirbel, daher die große Selenkigkeit und Biegſamkeit. Merfwärdige Eigenfhaften. Das Naturel diefer Thiere ift munter, furchtſam und graufam. Alle ihre Handlungen verrichten fie mit Ere 2 unge Farbe, wenn die Eltern von verſchiedener Couleur find, ausackern, und es begegnen dem, der im Thüringerwalde .., an den Waldbächen, die fid) durch Wiefen fchlängeln, hin- geht, Sommer und Winter rothe, braune, weiße und nach den oben angegebenen Karben gezeichnete Wiefeln, 504 Saugethiere Deutſchlands. ungemeiner Schnelligkeit und Gewandiheits Sie erfteir gen die Bäume fo gefchickt, wie die Eichhörnchen, und fönnen an geraden Wänden hinauf laufen. Durch alle Ritzen, welche ihrem Kopfe nicht zu enge find, koͤnnen fie riechen, Sie fhwimmen mit großer Leichtigkeit über Bäche und Stüffe, die ihnen auf ihren Wegen aufftoßen. "Sie fpielen gern entweder allein mit lebendigem Raube, indem fie ihn loslaffen und wieder fangen, oder mit ih: tes Gleichen, indem fie fih aus-einer Höhle in die ans dere, oder von einem niedrigen Baume, 3, B. Weiden: | baume, zum andern jagen, und machen Männchen, wie die Haſen. Mit den Raben leben fie in Antipathie, und werden von ihnen, wenn fie fich ſehen laffen, mit großem Gefihrey verfolgt. Sig quickfen faft wie die Spismänfe. Shr Leben folf nicht länger als ſechs Jahre dauern. Verbreitung und Aufenthalt. Die Wieſeln halten ſich in Waͤldern und Feldern auf. In Wäldern findet man fie ohne Unterſchied der Holzart in den Gegenden, wo Flüffe und Bäche durch: laufen, und. Wiefen oder leere Haiden in der Nähe find *). Sie mohnen da in den trocknen Ufern, in hohe len Bäumen, in Felfens Stein: und Erdflüften, und auf den Wiefen und Haiden in Maulwurfsbauen. Im Selde findet man fie ebenfalls mehr an den Ufern der Fluͤſſe. Sie lieben vorzüglich die Ufer, welche mit hoh— | — ik dä ”) Dod vorzüglich in Birkenwaͤldern. 2 2. Oron. 12, Gatt. Großes Wiefel, 805 len Weidenbaͤumen beſetzt ſind, und ſchlagen in jenen ſowohl, als in dieſen ihre Wohnung auf. Doch findet man fie auch in den Wiefen und Nainen der Aecker, wo fie die Maulwürfe und Erdwölfe aus ihren Höhlen vertreiben, und fich diefelben nach ihrer Bequemlichkeit erweitert und einrichten, Eine ſolche Wohnung hat denn wenige fiens vier Eingänge, die in der Mitte zu einem erweis terten. Platze führen, der mit Moos, Gras und anderm Genifte ausgefüttert, und das Schlafgemadh if, Man triffe fie auch in alten Mauern, Steinhaufen, und in den hohlen Stämmen und Aeften der einzelnen Feldobfts baͤume an. Sm Winter befuchen fie zuweilen die Wohnungen der Menfchen, und halten fi) in Scheunen, Ställen und Kellern auf, feltmer aber im Sommer, die Se bäude müßten denn alt feyn und einzeln im Felde und Walde liegen. Wenn fie in Hühner: und andern Ställen, in Kel; lern u. f. w. zuweilen Haufen Erde aufwerfen, fo hält fie der abergläubifhe Landmann für Hausunfen, Sie gehen aber alsdann gewöhnlich den Hühnern und dergl. nad). Nahrung. Diefe Thiere naͤhren ſich vorzüglich von den ver fchiedenen großen und kleinen Mäufearten. Die Waſſer— vatten, der Maulwurf und die Wanderratte haben einen großen Feind an ihnen; fie fuchen nicht allein ihre Ne— Eeez3 fier ® ne ‚806 S Saͤngethiere Deutſchlands. ji x — ſter auf und ei die ungen, fondern fangen auch die Alten. Sie find grobe Liebhaber von Eyern, und faufen fie daher den Haus: Auer: Dirk: Hafeb und Rebhuͤh— nern, Fafanen, Tauben und vielen andern Dögeln aus. Sie erkiettern in diefer Abficht die Vogelnefter auf den Haumen und Sträuchern und koͤnnen fehr geſchickt von einen zum andern fpringen. Die Eyer tragen fie unter dem Sinne weg. Allein fie begnügen fich nicht allein mit, den Eyern, fondern rauben auch die Jungen, ja fie erfihleichen die alten Vögel, als Hühner, Tauben, Rebs Hühner, Wachteln, Lerchen, Auerhuͤhner, Birkhuͤhner a dgl. im Schlaf, faſſen und toͤdten fie im Genicke und faugen ihnen das Blut aus, Junge und alte Hafen und Kaninchen, ja fogar junge Rehe werden von ihnen im Schlaf angefallen. Sie beißen fih im Genicke ein, das Thier laͤuft wie wuͤthend mit ihnen davon, bis es ermuͤdet hinſinken muß; dev kleine Feind durchfrißt ihm die Halsflechfen und tödtet es auf diefe- Art H.: Die Beute, die ihnen nit zu ſchwer iſt, tragen fie in ihre Wohnung. Sie freſſen auch Fiſche und Pilze, aber keine andern Gewaͤchſe. An ſtillen einſamen Orten gehen fie am Tage, ſo wie des Nachts ihrem Raube nach; an unſichern aber vorzuͤglich in der Abend- und Morgendaͤmmerung, und bey Mondenſchein die ganze Nacht hindurch. Sort *) Bor erliben Jahren fahe ein Foͤrſter auf dem Thhringers - mwalde- einen foichen befondern Auftritt mit einem jungen- Rebe: — ” x 8 Ordn. 12, Gatt. Großes Wieſel. 807 Fortpflanzung. Es ſcheint, als wenn ſie, wider die Gewohnheit der Naubthiere, paarweife lebten, denn man findet in einem gewiffen Diftrikte faft nur immer ein Männchen und ein. Weibchen. Die Zeit der Begattung (Ranzen, Laufen) iſt im Maͤrz. Die Mutter trägt ohngefähr fünf Wos hen, und. bringe im April und Anfang des Mayes drey bis acht Zunge zur Welt. Sie bereitet fih in einem hohlen Baume, in einer leeren Maulwurfs + oder Waffers, rattenwohnung, oder in einer andern Kluft ein Mochens bert von Wolle, Federn, Moos und Gras. Die Jun— gen find neun Tage blind und die Mutter verläßt fie unter vier Monaten nicht. Sie trägt diefelben bey ber merkter Gefahr von einem Orte zum andern, und lehrt fie an lebendigen kleinen Ihieren, welches mehrentheils Maͤuſe find, ihren Raub fangen und tödten, Die Sun: gen vertreiben fich Tange die Zeit mit einer lebendigen Maus, die ihnen ihre Mutter gebracht hat, ehe fie ihr den tödtlichen Biß verfeßen, und man finder faft immer _ eine der etliche Mänfe, wenn man ein Neft mit jungen Wieſeln zerftöhrt, welche noch leben und ihre Freyheit wieder erlangen. Wenn fie den Stöhrungen der Mens fhen, Hunde oder Katzen nicht ausgefeßt find, und z. B. in den hohlen Aeſten eines alten Baumes Tiegen, fo laſſen ſie ſich die Wartung ihrer Mutter ſo lange gefallen, bis ſie ihr faſt an Groͤße gleich ſind, und nehmen nur zuweilen kleine Spatziergaͤnge und Spiele auf ihrem Baume oder in ihrer Nachbarfıhaft vor. Eee 4 | Sie 508 Säugethiere Deutfchlands. Sie laſſen fih zähmen. Mein Freund, ber Sr. D. Vognetz zu Waltershaufen, zähmte einmal ein weißes Wieſel auf folgende Art. Er fperrte es anfangs in eine Kammer ein, allein es fraß nicht nur nichts, fondern blieb auch fo wild wie vorher. Er verfuchte allerhand Mittel, allein keins wollte anfchlagen ; bis er endlich auf den Einfall kam, ihm die Zahnfpigen ‚abzufeilen, fo daß e8 gar nicht beißen konnte. Sobald dieß geſchehen war, verließ es feine Wildheit, fraß, und fraß fogar zuletzt Bloß Weizenkleyen und Milch, womit auch eine Ningels natter gefüttert wurde. Es war fo zahm, daß er e8 mit in den Garten und fpaßieren nahm und laufen ließ. Sobald er es rief, Fam es wieder zu ihm, ließ fich nehs men, er ſteckte es in die Tafıhe und es verfuchte nie wieder herauszugeben, Gegen Fremde aber bezeigte es - fid) eben fo wild, wie fonft. Es blieb Sommer und Winter weiß, härte fich aber, wie gewöhnlich. Feinde. Ihre groͤßten Verfolger ſind die wilde und zahme Katze und unter den Hunden vorzüglich der Spiß. Fang. Ein Hauswirth kann diefe unangenehmen Gäfte, die zuweilen im Winter feinen Taubenfchlag und Huͤh— nerhaus befuchen, an der Fährte fpüren (Taf, XXIL Fig. 5, a), welche fich in der Flucht in zwey und zwey Fußftapfen neben einander, wie beym Marder, oder in ihrem fpringenden Gange in drey fichtbaren Spuren . a us⸗ 2. Ordn. 12. Öatt. Großes Wiefel, 309 ‚ ausdrückt, wovon eine faft ir der Mitte nachftehet, und mit den vordern zweyen gleichfam ein Dreyeck bildet. Die Hunde entdecken ihren Aufenthalt leicht wegen ihres und ihrer Exkremente Biſamgeruch. Man hetzt ihnen auch dieſelben an; allein es muͤſſen gute Hunde ſeyn, die fie angehen ſollen, fo heftig beißen fie um fih. | | Bor ihre Schlupfwinkel legt man ihnen Fa len und Schlingen. Die Tellerfallen körnt man mit ges » welftem Obſt, das in Honig gekocht ift, und die Schnell: fallen mit einem Ey oder Vogel. Wenn man den Ort ihres Aufenthalts weiß, fo fönnen fie auch mit der Flinte, befonders zur Zeit der Begattung, wo fie bes ftändig vor ihren Höhlen fpielen, erlegt werden. Wenn man ihnen wie eine Maus vor der Höhle pfeift, fo kommen fie eiligft hervor, und man kann fle fo am leichteften erlegen. Will man ihre Vertilgung blos ihrer Schädlichkeit halber, fo darf man nur ein Ey nehmen, daflelbe mit Gift, als Queskffilberfublimat füllen, und an den Ort legen, wo man fie gefpürt hat, oder man verftopft auch, wenn man ihren Erdbau weiß, alle Ein : und Ausgänge außer einen, der am böchften. liegt, und erfäuft fie mit Wafler, das man hineinfshätter. | Eees Nutzen. sto Saͤugethiere Deutfchlands, EN! rg Nutzen. 1) In der Natur tragen fie als Raubthiere fehe vieles bey, das. Öleihgewicht unter den Maͤuſen und : — daulwuͤrfen, die eine ſo ſtarke Vermehrung haben, zu erhaͤlten. In Norwegen ſollen ſie den ſchlafenden Baͤren | in die Ohren kriechen, und fid) fo feft einbeißen, daß fie nicht abgeworfen werden fünnen; diefe fangen alsdanı an, wie wüthend herum zu laufen, umd ſtuͤrzen zuletzt abges mattet und ſchwach zur Erde Hin, und ſterben. 2) Der Balg der rothbraunen wird kaum zu Un: terfutter benußt, deſto koſtbarer aber ift der Balg der weißen. Allein von den Thüringifchen und Deutſchen weißen Wieſeln befommt ihn der Kuͤrſchner nur felten zu feiner Bearbeitung als Pelzwerk, indem er von den Lands leuten zur Vertreibung des Geſchwulſtes beſonders an den Eutern der Kuͤhe, und bey ſchwindenden Gliedern, wie man fagt, mit dem beften Erfolg gebraucht wird. Die mehreften und beften Hermelinfelle fommen aus Rußland, Sibirien, Norwegen, Lappland, und dein Hinterften Litthauen, und der Zimmer Eoftet 24 bis 30 Thaler. - Se größer, weißer, Dichter von Haaren und färker von Leder fie find, deſto höher iſt ihr Werth. ‚Die Engländer und Holländer treiben in Europa den ſtaͤrkſten Handel damit. Sie werden zu Lnterfutter, Palatins, Handſchuhen, Müffen, Aufſchlaͤgen und Del; zen verarbeitet, und unter lektern find die koſtbarſten —— welche aus Hermelinſchwaͤnzen zuſammenge— ſetzt 2. Ordn. 12. Gatt. Großes Wiefel, 811 fetzt ſind. Es iſt dieß eine fuͤrſtliche Tracht. Schade, daß dieß Pelzwerk mit der Zeit ins gelbliche verſchießt. 3) Das Fett gebrauchen die Thüringer Waldber wohner zur Erweichung der Geſchwuͤre und SE des Geſchwulſtes. Schaden. Dieſer ergiebt ſich aus ihrer Nahrung. Irrthuͤmer und Borurtheite. 2) Die Alten glaubten nah Plinius Erzählung, daß dieß Wieſel täglich fein Neft — und die uns gen weiter trage. =) Das Anhauchen ber Biefeln ſoll für Mens ſchen und ‚Ihiere giftig feyn und Entzündungen, Ge: ſchwulſt und andere böße Zufälle verurſachen. 3)Ein ſonderbares ſympathetiſches Arzeneymittel ſind dieſe weißen Felle den Tataren um Uſt-Kemtſchuk wider alle Krankheiten. Der Kam oder Priefter trägt ein folches Fell, das metallene Augen hat, bey dem Kranz fen um den Hals und trommelt dabey beftändig ſehr heftig. Dieß allein hält man ſchon für hinlänglich den Kranken zu heilen. * J (20) 26 — Saͤugethiere Deutſchlands. } ’ 5 4 ‚@0) 26. Daß Feine Wieſel. Namen, Schriften und Abbildungen. Gemeines Wiefel, Eleines gemeines Wiefel, Haus: und Speicherwiefel, lichtbraunes, rörhliches Wieſel, Heer: _ männden und Wiefelmarder; im Norden, wo es im Win⸗ ter weiß wird: Schneewiefel, Kleines weißes Wiefel, Her⸗ melinchen und Haͤrmlein. Mustela vulgaris. Gmelin Lin. I. 1. pag. 99. n. II. | Ä N Belette. Buffon hist. nat. VII, 225. T. 29. £ ı. Ed. de Deuxp. II. T. 8. f, 2, Weberf. von Martini IV, 186, Taf. 66. Common Weefel. ——— hist. of Quadr. 33. Meine Ueberf. II. p. 357- v. Zimmermanns geogr. ZoolJl. 243. v. Schrebers Saͤugeth. III. 498. Taf. 138. Goeze's Famal. 316. Donndorfs zool. Beytr. I. 308, Pr. 11. Kibiguche kleine Thiere. Taf. 89. Meine getreuen Abbildung, naturh, Gegenfl. 38 Hundert. Taf. 42. Kenn 2; Ordn, 12, Gatt. Kleines Wiefel, 813 — Kennzeihen der Art. Dir Schwanz ift mit dem gelbroͤthlich braunen Ober⸗ leibe, der im Winter im falten Norden weig wird, net big und ohne Kaarbäfhel, | Sefatt und Farbe des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Dieſes Thier unterſcheidet ſich von jenem bloß in An⸗ | fehung der Größe, und in der Form und Kürze des Schwan: zes merklich. Seine Länge beträgt fieden Zoll. Der Schwanz hält einen und drey aan z0l und die Hoͤhe anderthalb Zoll *). Der Halbe Zoll lange Kopf hat mit dem Halfe und Leibe faft einerley Dicke und tft etwas platt gedruckt, Der Mund Hat daſſelbe ſcharfe Gebiß, wie das vorhergehende Wieſel. Die Ohren, welche kurz, breit, abgerundet, nach außen zu am Rande umgebogen, und nach unten zu mit einer vertieften Falte verſehen find, ſtehen tief, in der Mitte des Kopfes und weit entfernt von den Eleinen fchief; liegenden ſchwarzbraunen glänzenden Augen. Der Hals ift lang und die, und fieht mehr in die Höhe, als bey dem großen Wieſel. Der Leib läuft gerade aus, Der Schwanz tft kurz, und wird von der Wurzel an immer ſpize⸗ ziger ohne einen merklichen Haarbuͤſchel. Die Beine ſind ſehr kurz, duͤnne, und die Fuͤßchen zart mit ſcharfen Naͤ— geln bewaffnet. Unter dem After befinden ſi ich zwey Druͤs⸗ chen, *) Par. Ms. Körper 6 Zoll 3 Linien; Schwanz ı ae 7 Linien; Höhe ı Zoll 5 Linien. 2 814 Sadaͤugethiere Deutfhlande, | A Sen, die keinen fo unangenehmen, aber einen viel ſtaͤrkern Biſamgeruch von ſich * als bey dem großen Wieſel. Der ganze Oberleib mit den Beinen und Füßen hat eine gelbrothbraune Farbe, manchmal etwas dunkler, ins Graue fich stehend, manchmal etwas heller 5; im Sommer iſt ſie allezeit heller, ſchmutzig fuchsroth, zuweilen roth— gelb. Der Grund iſt roͤthlich aſchgrau. Vom Rande des Oberklefers an bis zu den Hinterſchenkeln iſt der Unterleib ſchneeweiß, und zwar an dem Halſe und der Bruſt breiter, als am Bauche. Hinter jedem Mundwinkel fteht ein klei— ner eyrunder Flecken im weißen, der die Farbe des Ruͤk— Pens hat, und dergleichen Punkte finden fih auch oft am Bauche. Die Barthaare, die am Rande der obern Kinn; lade und vor und über den Augen fliehen, find gemiſcht weiß und braun *. Das) Weibchen ſcheint durch nichts merklich vom Mannchen unterſchleden zu * Es hat acht Säugwarzen. Beſondere Eigenſchaften. Dieſe Thierchen ſind ſehr munter und fluͤchtig. FR | ihrem ſchnellen Laufe iſt der Kopf beſtaͤndig im Bewegung nach allen Seiten hin. Sie klettern ſo geſchickt wie die Eichhoͤrner und ſchwimmen auch gut, durchkriechen und dußchſlagen alles, alle Winkel und Loͤcher, die ihnen aufftos. fen. *) Ganz weiße Heermaͤnnchen find meines Wiſſens niemals in Thüringen angetroffen worden. Im Norden wird Dieb Wieſel im Winter fhneeweiß, Daher der Name Schneemwiefel (Mustela nivalis, Lin,) ' 2 Ordn. 12, Gatt. Kleines Wieſel. 815 ßen. In der Angft laſſen ſie einen heiſern, — Ton von ſich hoͤren. "ER: Ste follen das Alter der ——— Art erreichen. Verbreitung und: — Auf j Sie bewohnen die meiften Theile von Europa, ges Y Sen in Aſten bis nach Kamtſchatka hinauf und bis nach Perſten herab, in Amerika trifft man fie bis Hudſonsbay an, und auch in der Barbarey ſind fie zu Kaufe j Sie hatten fih mehr und lieber. in Gebäuden vr als die großen: Wiefeln. Man findet fie daher mehren: - | theils in den Ktäften ber alten Mauern, auf den Boͤden zwifchen den Wöälden, in Kellern, Scheunen und Ställen,- Doch werden: ſie auch nahe an Dörfern und Städten in Hecken, Steinhaufen, Steinbrücen, unter hohlen Ufern," unter hohlliegenden Baumwurzeln, in hohlen —— men, und in den — angetroffen. Sm Wigter begeben fi n efi 5, mehrentheils alle nach den Wohnungen der Menſchen, und es; iſt merkwuͤrdig, daß fie alsdann gern die Abzüge der Haͤuſer beziehen, viel ' leicht, weil ſie ſich hier am ſaernen fuͤhlen. Nahrung. Diefes Elsine Wiefſel iſt faſt eben fo. raubfüchtig,. als , das große. Es ift ein vorzäglich gefährlicher Feind fürs die alten und jungen Tauben und die Kuͤchlein, Die juns ı i - gen 4 81 — Saͤugethiere Deutſchlands. gen Tauben, Huͤhner und andere Voͤgel traͤgt es mit ſi ch ‚fort, wenn es dieſelben todtgebiſſen hat, den alten ſaugt es mehrentheils nur bloß das hal aus, und läßt fie alsdann liegen. Es ſcheint, als wenn dieß Raubthier die große Hals⸗ ſchlagader ſehr genau zu treffen wuͤßte, denn man findet an einer von ihm gerödteten Taube weder Quetſchung noch, Wunde, außer den vier Löchelhen von den Eckzaͤhnen, die faum merklich find. Es fäuft nicht allein den Hühnern und Tauben, fondern auch allen Vögeln, zu deren Neſte es gelangen kann, die Eyer aus. Die kleinern traͤgt es einzeln unter dem Kinne fort in feine Hoͤhle, und von den größern fättiget es fih auf der Stelle. Haus- Wald: und Feldmäufe, Waflerratten, Maulwürfe, Wander ; und! Hausrattenköpfe find feine vorzüglichften Speifen. Die Mautwürfe und Waſſerratten fucht es, vermöge feines fei⸗ nen Geruchs, in ihren Löchern auf und tödter fie; daher es auch oft in den aufgeftellten Maufwurfsfallen gefangen wird. Es fol aud) dte Bruchſchlangen (Blindfchletichen), Eidehfen und Fröfche gern freien. Es geht mehr des Nachts als am Tage feinem Raube nach, und fängt das her die kleinen Vögel, dte ſich ſicher auf ihrem —* ne ben, im — — ati nzung. Ste begatten ſich in der letzten Haͤlfte des Maͤrzmo⸗ nates. Die Wieſelmutter traͤgt ohngefaͤhr 5 Wochen, und bringt auf einem Bette, das ſie ſich aus Heu, Laub, Moos und andern weichen Materialien verfertiget, In einem un: FIT + # 2, rn. 12, Gatt, Kleines Wiefel, 819 - zugänglichen Winkel *), in einem hohlen Baume u. f. w. ihre blinden Zungen zur Welt, deren mehrentheils fünfe find: Sie trägt diefelden am Halſe, wenn fie Ge; fahr ahndet, aus einem Winkel in den andern, fängt fie. lange, und ernährt fie alsdann noch etliche Monate mit Haus: Wald: und Seldmäufen, die fie ihnen leben⸗ dig bringt. - Sie fehen mehr gram, als roth aus, und koͤnnen gezähmt werden. Feinde. Die Katzeen und Hunde verfolgen diefe Thieres auc mehrere Naubvögelunddieweißen Stoͤrche gehören zu ihren Feinden. , Fang. 3 Ihre Faͤhrte (Taf. XXII. Fig. 5. b.) machen fie der vorhergehenden Art vollkommen gleich, nur kleiner. Man fängt fie in den Kleinen eifernen Maͤuſefal— len mit Diegeln, an weldye man eine Maus, einen Box gel, oder eine abgefochtergeweltte Pflaume heftet. Sie find auf ihren Raub fo erbittert, daß man fie oft mit eis ner Maus im Munde fängt, welche ſie ohngeachtet ih— res Schmerzes nicht fahren laflen, fondern bis in Tode. fefthalten. | Ds *) Ein Bauer fand einmal drey Zunge in den hohlen Wart- ſte eines an einem Baume aufgehangenen Wolfes, der ſchon in Faͤulniß uͤbergegangen war. Bechſt. gem N. G. J. Bd. Fff gig. | Säugetiere Deutſchlands. Da ſie außer ihrer Fortpflanzungszeit ſelten am Tas ge ausgehen, fo kann man fie auch nur während derſel⸗ ben mit der Flinte erlauern. Cr “ \ Ruben | Den größten —— leiſten ſie in —— der verſchiedenen Maͤuſearten und der Maulwuͤrfe. Außerdem wird nur ihr Fleiſch von den Mexicanern genoſſen, und den Balg benutzt kaum der Kuͤrſchner bey uns zu Unterfutter, die Rufen aber verkaufen ihn an die Chinefen; fonft wird nichts. von ihnen gebraudt. Schaden. Ä Den — welchen ſie ſtiften, fieht man aus ihren Nahrungsmitteln, die ſie brauchen; doch uͤber⸗ wiegt ihn ihr Nutzen, der eben daraus erkannt wird, ſehr weit. So viel iſt gewiß, daß ſie bloß in Haͤuſern, wo ſie am Federviehe Schaden thun, ſollten getoͤdtet, im Felde und Walde aber gehegt werden. Wenn wir alle diejenigen Thiere ausrotten, welche zur Vertilgung der ſchaͤdlichen Nagethiere beſtimmt ſind, ſo duͤrfen wir uns auch nicht uͤber den Schaden, den dieſe thun, beklagen, oder muͤſſen ernſtlicher auf Mittel denken, wodurch wir das Gleichgewicht, das jene erhalten ſollen, ſelbſt wieder rk fönnen *). | Um *) Sch will bier noch mit wenig Worten die Säardinifche Wieſel, melde Boccomel e heißt, einſchalten, weil ich in Gotha einmal eine Wieſel auf einem Weidenbaume —— n 2. Ordn. 12. Gatt. Kleines Wiefel, 819 Um fie von den Sühnerneftern und den Eyern abzuhalten, empfiehlt man Raute um diefelben zu legen. Sff2 - Sie ſen habe, die in allen Stuͤcken mit ihr uͤbereinkommt, au⸗ Ber daß die ſchwarze Schwanzſpitze kaum merklich, und das Haar auf dem Öberleibe heil fuchsgroth war. Ich hielt fie damals für eine Baftardtart vom großen und Eieiner Wieſel nad) der Größe und den vermiſchten Kennzeichen zu urtheilen. Aufmerkſame Tiger wollen fie in ebenen Ge— genden mehr bemerft haben: n Die Boccamele. Mustela Boccomela, M. cauda inediocri Apice nis gta linea dorsalr nigra: | Eesti Naturgefchichte von Sardinien. 1. 2ır. Taf. 5. Der Körperbau ift wie beym großen und kleinen Wie: fel, nur find die Hinterbeine etwas höher; von beyden. Chieren hat fie auch die gemifchten Kennzeichen, obgleich mit letztern mehr Aehnlichkeit als mit erſtern. Der Ober: leib if rorhbraun mit einem fchmalen ſchwarzen Streifen über den Ruͤcken hin; der Unterleib weiß, mit zwey brau— nen Punkten an jedem Mundwinfel; die Schwanzfpige ſchwarz; das Haar an alfen Theilen länger als am E£leinen MWiefel; die Länge vom Kopfe bis zum Schwanze eilftehald Zoll; des Schwanzes drey und drep Viertel 301. In feinen Sitten ift vieß Thier von jenen beyden ſehr verſchieden. Es wird gleich, wenn man es faͤngt, ſo zahm wie ein Schooßhuͤndchen, laͤuft nach und laͤßt ſich herum⸗ tragen. Er geht dem Honig ſehr nach; ſtinkt nicht, ver- abſcheuet ftinfendes Sleifcy u. f. w. Inder Wildniß, wo es fih in Sardinien vorzüglid in Mauern aufhält, lebt es von Vögeln und vorzüglich von Maͤuſen — I 820 Säugethiere Deutfhlande u u \ Sie folfen auch die Kühe in die Enter beißen, . und dadurch einen. — Geſchwulſt an dieſen Theilen verurſachen. Irthuͤmer und Vorurtheile. 1) Die Alten ſagten, die Muͤtter gebaͤhrten die Jungen aus dem Munde, weil man ſie zur Heckzeit am Tage gewöhnlich mit einem Jungen oder ci ser Maus herumlaufen ſieht. | 2) Sie follen Pferde, Hühner und Kühlen am Hauchen und dadurch) aufſchwellend machen. 3) Sie folfen bloß vom Schrecken liegen bleiben, wenn man auch bloß mit Pulger ſchießt. 4) Manche Hauswirthe rechnen fie zu den —— bringenden Thieren. Man darf aber dann keine Eyer und Tauben haben. 4 Die 2. Ordn. 12. Gatt. Otter. 821 Die dreyzehnte Gattung. Otter. Lutra. a Kennzeichen. Oben und unten fechs Vorderzaͤhne, bie obern laͤnger als! die untern, wovon zwey etwas hinter wärts Broasen find, E«ézaͤhne an jeder Seite einen, gekruͤmmt und — eckig. — e oben und unten a fpißig und zackig. Die Zunge mit weichen — beſetzt. Füße mit fünf Zehen, die mit einer Schwimm— haut verbunden find, und unbewegliche Krallen haben. Ueberhaupt unterſcheiden die Lebensart, Nah— rung, welche aus Fiſchen beſteht, beſonders die Schwimm⸗ fuͤße und Falte des Weibchens unter dem Geſchlechtsglie— de, die Arten dieſer Gattung hinlaͤnglich von den Ihier ren der vorhergehenden, ob fie gleich einerley Gebiß wit ihnen haben. Sie leben am Waſſer, ſchwimmen auch unter demſelben, koͤnnen aber nar kurze Zeit des Athems halber darinn aushalten. Ihre Faͤhrten werden wer gen der Schwimmhaut zwiſchen den Zehen ſehr merklich. ff: (21) 2% ⸗ 822 Sdaͤͤugethiere Deutſchlands. F x 21) 27. Der ——— Lutra vulgaris. | Namen, Scriften und Abbildungen. Otter, Fiſchotter, gemeiner Fiſchotter, Landotter, großer Otter, Fiſchdieb und Fiſchottermarder. * Mustela Lutra. Gmelin Lin, I. r, p. 93.n.2 Hier wird er, wie von mehrern Schriftſtellern, we⸗ gen feines ähnlichen Gebiſſes unter die Wiefels gattung gezählt. Loutre. Buffon hist. nat, VIT. 134. T. rı. XII, 323. T. 45. Ed. de Deuxp. IL T. 6 Ei, J —— Otter. — hist. of Quad 1 1.77, Meine Ueberf. IL Pp. 40% Fiſchotter. v. Shrebers Säugeth. I. 457, ‚ Zafı 126, A, B. v. Zimmermanns geogr. Zool. J. 276. BGoeze's Fauna, I. 325. v. Wildungens Nenahregeſchent am Ei 1798. &, 4% Taf. 2. Donndorfs zool, Beytr. I, 280, Midingers wilde Thiere. Tafı 28. | I Kenn 2. Ordn. 13, Gatt. Flußotter. 823 Sennzeihen der Art. h eit-undehaarten Zehen der Vorderfüße, fpikig zu: laufendem Schwanze, der um die Hälfte kuͤrzer als der Leib ift, dunkelbraunem Oberleibe und graulihem Un: tetleibe. i " SOPRALG und Farbe des männlichen und weiblichen Geſchlechts. Die ganze Groͤße des Flußotters betraͤgt zwey Fuß acht Zoll, des Schwanzes ein Fuß vier Zoll und die Hoͤ⸗ he ein Fuß zwey Zoll *). Der Kopf ift Elein, Breit und flach. Die Schnauze breit und kurz; die Deffnung des Mauls Elein; die Lippen dick, mit ftarfen Muskeln, bes fiimmt, das Mauf beym Untertauchen feft zu verfchließen; der untere Kinnbacken fchmäler und kürzer als der obere; die Nafe ftumpf, breit, nicht an die Spike der Schnaus ze veichend, und das Gebiß dem Marder ähnlich. Es Befinden fich nämlich ſechs Vorderzähne in beyden Kinn: backen, wovon derjenige, der zwifchen dem mitteliten und Außerften auf jeder Seite in der untern Kinnlade ſteht, weiter einwärts liegt; dann folgen zwey längere gekruͤmm⸗ te und nad) innen zu edige Eckzaͤhne und fünf ſpitzige Backenzaͤhne in beyden Kinnladen auf jeder Seite, von denen die vordern drey im der obern Kinnlade einfach und Elein find, der lange und breite vierte an der aus— | wendigen Seite ungleiche Zacken hat, und der fünfte ee: | Fff4 was ) Par. Ms.: Körper 2 Fuß 3 Zoll; Schwanz Hälfte des Koͤrpers; Höhe ı Fuß ıfa Zoll, 924 | Saͤugethiere Deutſchlands. was kleiner, breit, in der Mitte vertieft und mit vier Ecken verfeden iſt. Die drey vordern in der untern Kinns lade find ebenfalls einfach, aber größer als die, welche ihnen in der obern entfprechen; der vierte iſt lang, Breit, in drey äußere und eine innere Zacke getheilt, und der letztere merklich Fleiner und oben faft platt. Es ift merk würdig, daß die Ränder der Pfannen, in welchen ſich die Köpfe der untern Kinnlade bewegen, dieſe fo ein: . schließen, daß fich die Kinnlade nicht vorwärts heraus⸗ bewegt, und als Skelet herausfallen, fondern nur auf und nieder und nach den Seiten bewegt werden kann.» Der Mund ift mit ſtarken drey Zoll langen grauen Bart⸗ Borften befeßt, Die Augen find Elein, kaſtanienbraun und nahe an die, Een des: Mundes geſtellt, auch mit einzelnen Fuͤhlhaaren verſehen. Die Ohren ſind kurz, zugerundet und ſtehen niedriger, als die Augen. Den‘ Kopf frägt es niedergeſenkt. Der Hals ift kurz und fo ſtark, daß er einen Theil des Kopfes auszumachen ſcheint; | der Leih langgefireeft und die, wie bey einem Dachſe und der Schwanz, (Ruthe) welchen es fchief nach füch zieht, iſt am Leibe dick und läuft allmählich fpigiger aus. Die dicken, kurzen Beine haben fünf. fiharf bewaffnete, mit einer Schwimmhaut eingefoßte, gleihe Zehen ohne Daunen? von denen die an den Borderfüßen unbehaart find. Die Klauen find an den Vorderfüßen länger und ſpitziger, an den Hinterfüßen aber kürzer und flumpfer: Die Beine find locker mit den Körper verbunden, ſo daß fie ſehr leicht mit demfelben in eine Linie gebracht wers ben koͤnnen und die Stelle der Floſſen bey Fiſchen vers freien, 6 | | Die 2. Ordn. 13. Gattung. Flußotter. 825 Die Haare ſind theils kurz und fo weich, wie Geis de, theils lang und harſch. Sie find im Grunde grau, und weiß, und auf dem Oberleibe an den Spitzen Eaftas nien- oder dunkelbraun, an den Beinen lichtkaffeebraun, an dem Unterleibe oder an der Kehle, Bruft und Bau⸗ che bleiben fie graulich. Sm Winter wird die Farbe dunkler als ſie im Sommer if, und im Alter gelblicher und der Kopf grau. An jeder Seite der Naſe befindet, fih ein Eleiner lichter, zuweilen weißer Flecken, ſo wie ein anderer unter dem Kinne. Außerdem ſtehen die Haare dichte, glänzen, nehmen nur bey Verwundungen und dem Todte des Thieres Waffer an, und ſitzen in eis ner. Haut, die ſo feft ift, daß auch: kein Hund, wenn er gleich das Fleiſch und die Knochen: des: Thieres mit ſei⸗ nen Zähnen zermalmet hat, einen Riß in dieſelbe zu) bei⸗ fen im Stande iſt. Der Balg iſt ohne beſondere Naͤ— the, außer daß von dem Haarwirbel auf der Spitze der Naſe eine Theilung nach der Mitte der Stirn, und ei— ne auf jeder Seite von da nach den Augen hinlaͤuft. Seine Efectricität ift "außerordentlich, und uͤber⸗ trifft fait den Balg der Katze. Daher auch die Jäger. das Thier, wenn es des Nachts duch das Maffer fchwimmt, an feinem leuchtenden Körper entdecken Fön: nen. Es iſt nicht anders, als wenn ein feuriger Strei⸗ fen durchs Waſſer fahre we — Fff5 Das Lichtenberg und Voigts Magazin für das; Neueſte Aus ter Phyſik ꝛc. V. 4. © 157. als wenn dieß bloß. Altersverfchiedenheiten wären. | 926 e Saͤugethiere Deutſchlands. Das Weibchen unterſcheidet ſich vom Maͤnnchen durch den ſchlankern Bau und die hellere Farbe, hat vier Bruͤſte am Unterleibe und unter dem Geſchlechtsgliede eine Falte, welche die Geſtalt eines Sacks * Ich habe auch eine weißliche eine hell gelbe roͤthliche Varietaͤt (Lutra vulgaris alba et ful- va) gefehen. Eben fo fagen andere, daß es eine grös Bere und kleinere Spielart gebe... Es fiheint aber, — I Zergliederung. Außer dem fchon oben angegebenen eigenem Baue ber Kinnbackenknochen und der Dide und Feftigs keit des Fells if bee Magen von Geftalt und Form dem menfchlichen ahnlich und aus ftarken Fiebern gebaut, 2) Die Nieren beftehen aus zwölf bis dreyzehn abgefonderten Stuͤcken, in deren jedes ein Aft der -auss führenden Gefäße eingeründer if. DieNeb ennieren find fo groß und roth wie — 3) Am Ende des Maftdarme heſnden ſ ſich zwey liche Bläschen mit einer ſtinkenden oͤhligen Feuchtig⸗— keit, die anfangs wie fauler Kaͤſe riecht, aber an der Luft getrocknet einen Biſamgeruch annimmt, woher eini⸗ ge glauben, daß dadurch die Fiſche herbeygelockt wuͤrden. Vielleicht werden die Haare gegen die Naͤſſe damit ger ſchuͤtzt. 4) Daß 2, Ordn. 13. Gatt. Flußotter. ‚827 4) Daß fie fo lange unter dem Waſſer aushalten. fönnen, davon liegt der Grund in den vier fleinen ovalen Deffnungen des Herzens *), die aber ſowohl gefhloffen find, daß man fie nicht eher zu Geficht bekommt, als bis man aus der rechten Herzkammer die linke aufblaͤßt, da ſich die erſte kleine zeigt. Zwey andere liegen am Ende der obern Hohlader, und die vierte am Oberrande bes rechten Herzens, dicht am Enz de der untern Hohlader. Es iſt dieß der Anfang einer Höhle, die einen Viertel Zoll weit if, worin fih alle Kronadern der rechten Herzfammer ausleeren. Denn wenn diefe Höhle aufgeblafen wird, fo dringt die Luft in das linke Ohr. Dadurch erklärt fihs, warum Die Flußottern fo lange unter dem Waſſer aushalten. Ä Merk 5) Nicht bloß die Amphibien "haben die ovale Def nung des Herzens (Foramen ovale) da das Blur, wenn es nicht mehr durch die Lungen neben fann, aus der linken Herzkammer in die.rechte übertritt, und das Thier deshalb doch ohne durch die Lungen Athem zu fchöpfen, unter dem Waſſer leben kann, fondern aud der Menſch im Murterleibe, weil fein Foͤtus durch die Lungen Athem heit. Diefe Oeffnung verwaͤchſt aber gewöhnlich, da die mehrften Menfchen nicht and Untertauchen gewoͤhnt werden. Halloren und Taucher aber, die gleich ans Untertauchen gewöhnt werden, behalten fie als eine Wohl that gegen das Erfaufen. Es feit fih eine Wulft um die- felbe herum, der fie verfchlieft, und fid) öffnet, fo oft ein foiher Menſch genörhigt ift, unter dem Waſſer zu bleiben, Goeze a. a. O. ©. 529. Perrault, Charas und Dodarrs Abhandl. aus der Naturgeſch. I: 180. Hier wird dem Flußotter das eyrunde Loch abgefprocden, Man har aber wohl die Herzkammern nicht aufgeblafen- 823 Suaͤugethiere Deutſchlands. Merkwuͤrd igkeite WA Mai Ztufotter A ‚vor allen andern Thieren ſehr menſchenſcheu, indem er ſchon in einer Entfernung von taufend Schritten, wenn er jemanden mit feinem ſchar⸗ ſen Geſicht und Geruch bemerkt, mit der groͤßten Schnel⸗ AUigkeit in feine Höhle ſchlupft; ‚Übrigens iſt er wild boshaft und liftig und. es vertheidigt fi fi) kein Thier mit mehr Herzhaft gteit/ es hat aber auch keins einen fihärs fern und fchädfichern Biß, als, der Flußotter. Er kann auch außerhalb des Waſſers ſchnel genug laufen. Hack Segenhn Jahre ſoll ſein hoͤchſtes Alter ſeyn. eco und Aufenthalt. Den Europa, das nördliche und nordäfts liche Afien und Nordamerika find das Vaterland diefer Thiere. In Deutfhland, auch in Thürin: gen, trifft man fie alfenthalben, aber nicht häufig an, da ihnen fo fehr, wie den Mardern, nachgeftellt wird. Ihre Wohnungen fehlagen bie Fifchottern unter der Erde an,den Ufern der Flüffe und zwar gern an Forellens baͤchen in felfigen Gegenden auf. Sie graben ſich ihre Höhlen (Bau, Burg) nicht feldft, fondern erweitern und bauen nur natürliche, vom Waſſer ausgeſchwemmte Loͤ⸗ cher unter den Ufern oder unter den Wurzeln der Baͤume aus. Beſonders halten fie ſich gern unter den ausges mauerten Fluthbetten auf. Diefe Wohnung machen fie fih duch Wühlen und Abbeißen der Wurzeln, wo 08 noͤthig if, unter dem Waſſer nach der Oberfläche der Eide 2. Ordn. 13. Gatt. Flußotter, 829 Erde zu, um trocden Tiegen zu koͤnnen, mit, oder ohne Luftloch, bequem. Ein ſolcher Bau ift niemals über vier bis fuͤnf Fuß tief, und da ſie ſich bald in dieſer, bald in jener Gegend aufhalten, je nachdem ſie einen großen oder kleinen Vorrath von Fiſchen antreffen, ſo haben ſie auch allenthalben Wohnungen, wo ſie ſchlafen koͤnnen. An Teichen wohnen fie, wenn fie nicht einen weiten Umfang haben, felten, um nicht entdeckt zu wers den, und in Eleinen Gewäflern halten fie ſich nicht lange auf, weil ſie bald aufgezehrt haben. Leben fie in Ges ‚genden, wo es leere Dachs- und Fuchshöhlen giebt, fo ſuchen und wählen fie diefelben zu ihrem Aufenthalte, und follten fie 600 Schritte weit vom Water entferne feyn. Der Drt ihres Aufenthalts riecht widi:g nach den Ueberbleibſeln von * die ſie nicht verzehren koͤnnen. — im Fruͤhjahre die Eisſchollen gehen, fo retig. riren fie fih auf die nahe flehenden Bäume, da ihnen . unter dem Waſſer fo lange zu bleiben die Luft fehlen würde, Nahrıng. * Die Flußottern naͤhren ſich vom Waſſerraube, von Fiſchen, Krebſen, Froͤſchen und Waſſermaͤuſen, und man behauptet wohl ohne Grund, daß ſie auch im Nothfall Baumrinde und Gras fraͤßen. Vielleicht freſſen fie letz⸗ teres, wie mehrere Raubthiere, blos aus Muthwillen oder als Arzneymittel zur Reinigung ihres Magens und um | 30° Saͤugethiere Deutſchlands. | um bie mit verſchluckten Graͤten in daffelbe einzuwickeln, *—* damit dieſelben die Gedaͤrme nicht verletzen. Sie ſchwimmeun (fiſchen) dem Strom ober Wind entgegen, und bleiben fo lange unter dem Waſſer, als ihr Athem dauert, worauf fie fich mit dem Kopfe wieder uͤbers Waſſer erheben, um neuen Athem zu fchöpfen, und die Witterung von Menfchen und ihren Feinden, den Hunden zu vernehmen. ‚Ste durchfiſchen Wohl drey Stunden weit von ihre Wohnung einen Fluß firomaufwärts, und befuchen in dem Umfang einer Meite alle Fluͤſſe und Teiche, indem ſie den Zu: und Abfläffen deffelden nachgehen, und has ben hier unter ven Ufern im Nothfall ihre gewiffe Ne tirade. Einen Teich, fonderlich einen Satzteich, können fie in kurzer Zeit gaͤnzlich ausleeren. Forellen und Krebfe find ihre liebſte Speife. Daß die Krebfe einen großen Feind an ihnen haben, fieht man an ihrem Unrath (Los fung), der immer Krebsfchaien enthält. Sie entledigen fich deſſelben außerhalb des Waffers, weil fi vermuth— lich die Fifche, durch den Geruch defjelben gereizt, vor ihren Feinden verbergen würden, und er wird Alfo von ihnen auf die, Aus dem Waſſer hervorragende, Stoͤcke und Steine gelegt: Hier lauern fie auch oft den Fifchen auf und Tauchen Alsdann, wenn fie einen bemerken, fo gefchtwinde, wie die Enten Ins Waſſer. Sie können ſich auf der Oberfläche des Waffers fies gend erhalten, und ſteigen nur in die Tiefe, wenn fie ide ven . 2. Oedm 13. Gatt. Zlußotter. 831 ren n Raub gewahr werden. Sobald die Fifche ihren Feind bemerfen,. fliehen fie foglzich unter das Ufer oder unter einen Stein, welches fle eben thun follen; denn went fie nicht von felbft dahin fliehen, wenn fie diefe Raub⸗ thiere erblicken, ſo noͤthigen ſie dieſelben darzu, indem ſie mit ihrem dicken Schwanz etlichemal ins Waſſer ſchla⸗ gen, daß die Fiſche dieſe Zufluchtsoͤrter ſuchen und ihnen zu Theil werden muͤſſen. Die kleinen Fiſche verzehren fie im Waſſer mit herausgeſtrecktem Köpfe ganz, die großen aber faffen fie mit ihrem fcharfen Gebiß bey der Druft und tragen fie aufs fefte Land, freffen nur dag Fleiſch, und laſſen den Kopf und das Rückgrat liegen. Man will bemerkt haben, daß fie die Fifche mit verfchloffenen Augen freffen, wodurch alfo der Jäger ihnen am erfteit fhußrecht beykommen kann. Deffnen fie bie Augen eins mal und hören auf zu freffen, fo muß er ſtille fiehen und fo lange warten, Bis fie fie wieder ſchließen *). Den Winter über fuchen fie auf dem Eiß die aufs geeißten Löcher auf, ſchwimmen unter demfelben ihrer Nahrung nad und wien fehr gut das folgende Eißloch, wenn e8 nicht über taufend Schritte weit entferht iſt, oder dasjenige, wo \ DNemärganget find, wieder zu treffen. Sie gehen an ſolche Orte; wo felten Menfchen hinz kommen, bey Tag und Nacht auf den Fang aus, an andern . *) Leems Nachrichten von den Lappen. S. 11% 832 | Saͤugethiere Deutfchlande, | andern Orten aber vorzüglich des Nachts beym Mon denſchein ). ri J \ Fortpflanzung Die Begattungszeit (Nanzzeit) fällt gewöhnlich in den Hornung, wo ein Gatte den andern des Nachts durch) einen geraden ſtarken anhaltenden Ton, det dem lauten Pfeifen eines Menfchen gleicht, zu fich lockt (pfeift). Das Weibchen trägt neun Wochen und Bringt im May zwey bis vier Junge, gemeiniglid) in einem Bau am Ufer des Waffers unter alten Bäumen oder ftarten Wurzeln. / | Die Jungen find neun Tage blind, und werden ‚ vor acht Wochen nicht zum Fifchfang von der Mutter ausgeführt. Sie find in zwey Jahren völlig ausgewach: fen und zur Fortpflanzung tüchtig. Ihre Farbe ift in der Jugend beynahe ganz ſchwarz, und wird von Jahren zu Jahren Heller. S Sie. find nicht leicht aufzubringen, find aber ihrer Wildheit ohngeachtet einer folchen Zähmung fähig, daß man fie zue Fifchjagd adrichten kann; hier kann man ihre wunderbare Wendungen bey ihren Räubereyen in einem großen Kübel oder Waffertroge, worein man etliche Sis Tche fest, und ihnen die Jagd derfelben lehrt, beobach⸗ | | | ten, *) Daß fie bey Fifchmangel Laͤmmer auf der Weide angehen folten, gehört vieleicht au den Naturfabeln. 2. Ordn. 13. Gatt. Flußotter. 833 ten *). Man giebt ihnen Milch und Brod, Zugemuͤſe und Fiſche zur Speiſe bey ihrer Zaͤhmung, und fie ge: wöhnen ſich alles zu freffen, was der Menfch genieft. Sch habe gefehen, daß”eine arme Dirne einige junge Sifchottern an ihren Brüften mit Muttermilch aufzog. Sie wurden vorzüglich groß, und befanden ſich außer— ordentlich wohl. Sch habe aud) die Bemerkung gemacht, daß, wenn man nicht ihren Appetit nach Fifchen unters _ hält, ihnen zulekt dafür efelt. | Feinde, Außer Menfhen und Hunden fiheint er keine zu haben, da ich Feine Inſecten auf feinem Balge und feine Würmer in feinen Eingeweiden gefunden habe. Sagd. Der Säger fpürt diefe NRaubthiere im Sommer durch ihre Lofung, die gerade wie Fifche riecht, und durch das Ueberbleibfel ihres Fraßes am Ufer, und im Winter durch die Lofung und Fährte (Taf. XXII. Sig. 8.) zugleich. Letztere ift dee Dachsfährte in Anfehung der Größe und Geftalt beynahe völlig gleich, nur daß die Ballen nicht fo ſtark zu fehen find. Man Fann fie fehr feicht von allen andern unterfcheiden, da der Fuß wie ein *) In Schweden ift es nichts ungemähnliches, fich von Sifchottern die Fifche fangen und ins Netz treiben zu laſſen. Low in den Schwed. Abh. 14. B. ©. 147. Bechſt. gem. N. G. 1.2. — 534 Säugetbiere Deutſchlands. ein Gaͤnſefuß geſtaltet iſt, indem die Klauen mit einer ſtarken Haut verbunden find. Sie ſetzen zwey und zwey Tritte etwas ſchief neben einander und ſchleppen in etwas tiefen Schnee den Schwanz nach. Sie werden erlauſcht und erlegt, wenn ſie ſich auf Staͤmme, die uͤbers Waſſer haͤngen, oder auf Stoͤcke, Steine und Sandbaͤnke, die in demſelben ſtehen, in die Sonne legen, indem ſich der Schuͤtze ſo mit ſeinem Gewehr anſtellt, daß ihm der Wind von ihnen entgegen wehet. Auch werden ſie an den Eißloͤchern geſchoſſen. Man faͤngt ſie aber vorzuͤglich mit ſtarken Teller⸗ eiſen, welche man vor ihrem Bau, oder an den Orten, wo fie auss und einſteigen, entweder unter das Waſſer oder unter Schnee und Sand verbirgt und an einer Kette befeftigt, die an einem Baum gebunden oder mit einem Gewichte von zo bis 6o Pfund befchwert wird, und ins Waſſer reicher, damit fie fich gleich, nachdem fie ſich ges fangen haben, ins Waſſer ftürgen und erfaufen, und die Eifen nicht befehädigen oder ſich losbeißen. Sn der letz— ten Abſicht fellt man auch gern zwey Eifen neben ein: ander, damit fie nämlich, wenn fie fich in dem einen fangen und fich losbeigen wollen, darüber in das andere gerathen. . Man kann die Eiſen mit wilder Kabenmünze, Baldrianwurzel, Bibergeil u. dergl. Calg Witterung) beftreichen. | Außerdem bemaͤchtigt man fich derſelben noch mit einem, beſonders dazu geſtreckten, facförmigen Garn, das man in das Waſſer legt, an denjenigen Ort, wo man weiß, | 2, Ordn. 13. Gatt. Flußotter. 835 weiß, daß ſich einer befindet, Man ftellt daffelde auf, ſo daß es eine Perfon an einer Leine hält, Der Dtter wird alsdann durch einen Dtterhund aus feinem Bau oder aus dem Waſſer hineingetrieben, und wenn er in wen Sad fümmt, durch die Leine heransgezogen und todtgejchlagen, ü Man umftelt auch ihren Bau mit dem Fifhots terneße. f. Einleitung ©. 163. Man gräbt fie auh aus und fangt fie mit Zangen, indem man ihren Eingang im Waller vers _ ftopft. je — In kleinen Waſſern und Baͤchen kann man ſie leicht todtſchlagen und ſchießen, wenn fie die Hunde aufjagen, Den Hunden machen fie wegen ihres fcharfen Gebiffes und dicken Balges viel zu- fchaffen, und ein ſehr hitzig verfolgter Fiſchotter greift fogar Mens fhen an. Nutzen. An großen fiſchreichen Fluͤſſen uͤberwiegt der Scha: den, den ſie an Fiſchen thun, den Nutzen, daß ſie zu— weilen auch eine Waſſerratte fangen, ſehr weit. Es iſt auch deshalb in einigen Laͤndern den Beſitzern der Teiche erlaubt, ſelbſt Eiſen auf ſie zu legen, nur müffen fie es beym Forſtamte oder dem Revierfoͤrſter ans zeigen, und nad) Befinden der Umftände auch den Balg ausliefern. In alten Zeiten, wo der alte Weidſpruch gg 2 noch De; x 336 Saͤugethiere Deutſchlands. “noch galt: Otter und Biber haben keine Heege, durfte jedermann diefe Thiere fangen und bei fam nod) eine Belohnung dazu. ES Ihr Fleiſch iſt unſchmackhaft, zaͤhe, und ſchwer zu verdauen. Man muß es erſt durch gute Zubereitung ſchmackhaft machen, es wird alſo auch nur in Paſteten und kleingehackt genoſſen. Dieß geſchieht beſonders von den Katholiken in der Faſtenzeit, wo es, da ſich dieſe Thiere von Fiſchen naͤhren, ſtatt Fiſche geſpeiſt werden darf. Die Carthaͤuſermoͤnche, welche nach ihrem Ge— luͤbde gar kein anderes Fleiſch, als Fiſche eſſen duͤrfen, bezahlen es ſehr theuer, das Pfund für 3 und 4 Gro— fhen, Sie wiegen oft 40 Pfund fehwer. — Der Balg, der Sommer und Winter ſeine Guͤte behaͤlt, da fie ſich nur im Herbſte unmerklich haͤren, iſt wegen ſeines ſchoͤnen Glanzes, der lange dauert, und ſich durch keine Witterung wegwiſchen laͤßt, ein ſehr koſtba— res Rauchwerk. Die Kuͤrſchner machen Schlafdecken, Muͤffe, Struͤmpfe und Schuhe daraus und verbrauchen ihn auch zu Muͤtzengebraͤmen, zu Aufſchlaͤgen und ſonſt zu vielerley Verbraͤmungen. Die feinen Haare geben Huͤthe, die für beſ— fer gehalten werden, als die Kaftorhäte, Aus den Schwanzhaaren werden Pinfel verfertiget. In Thüringen wird ein gewöhnlicher Balg mit - zwölf Reichsthalern und ein großer mit ſechzehn Reichs— thalern bezahlt. Die Baͤlge der Fiſchottern, wel : che 2. Ordn. 13. Gatt. Flußotter. 837 che an kleinen Fluͤſſen ſich aufhalten, ſollen einen großen Vorzug vor denjenigen haben, welche an großen Flüfen und Seen wohnen. Aus. Bir ginien und Canada kommen die beften, und heißen wegen ihres fihönen Glanzes Spiegel: dttern. | | Sie werden auch zur Fifhotterjagd abgerichter, Ein Polnifcher Edelmann hatte einen zahmen Flufotter, der wie ein Hund fein Geräthfchaftshaus, Magen und Pfer: de bewachte, auf ein gegebenes Zeichen fid) ins Waffer begab, feinem Herrn Fifihe zubrachte, auch mit dem Hunde auf die Jagd zog und die über dem Wafler ger ſchoſſenen wilden Enten herbeyholte. Goeze a. a. O. * 337. * Schaden. Für die Sasteihe und Foreifensäge ift die Flußotter ein ſchaͤdliches Thier. Irrhuͤmer und Vorurtheile. 1) Nah Ariſtoteles (hist. nat. VIII. c. 5.) h foll er ein fo übernatürliches Gebiß haben, daß „er auch den Menfchen beiße und nicht eher ablaffe, bis er gehört _ habe, daß Knochen zerbrochen wären.” Dieß nämliche fagt Plinius vom Biber, Beybde beißen aber nicht fo fücchterlih. Plinii hist, nat, VIII c, 47. (Ueberf. von Große. II. ©. 296.) 99 3 2) SM 238 Saͤugethiere Deutfchlands, 2) Sn der Argeney wird jegt weder ihr Balg noch ihr Blut, Fett, Lunge, Leber und Teſtikeln mehr zu Wunderfuren — wie ſonſt. 28. Der Sumpfortr Lutra minor, (Taf. Namen, Schriften ER Ashitdungen. Noͤrz, kleine Otter, kleine Flußotter, Krebsotter, Waſſerwieſel, Noͤrzwieſelein, Modermarder, Menk, Minx, Schuppotter und Steinhund. Mustela Lutreola, — Lin, I. 1. pag. 4 i > a Lesser Otter. Pennant hist. of Quadr. II, 80, Zafı 67. Meine Ueberf. Il. p. 404. Der Nörz von Schrebers Saͤugeth. IH. 462: Taf. 127. v. Zimmermanns geogr. Zool. J. 278. Buͤffons Thiere duch Ott o. XVI. 59 mit e. Figur. v. Wildungens Neujahrsgeſch. 1799. ©. — Taf. 2, | Spr 2, Ordn 13. Gatt. Sumpfotter. 339 Goezeꝰs ER 1. 341. —— Lepechins Zageb. feiner Reif. durch das Ruſſ. Reich 1. 176. Taf... 12. Donndorfs zool. Beytr. I. 254. *) Kennzeichen der Art, | Mit gleichlangen, hinten und vorn mit einer raus. hen Schwimmhaut verbundenen Zehen, einem rauhhaa⸗ rigen Schwanze, der halb fo lang, als der Leib iſt, ſchwaͤrzlichem Leide und weißer Schnauze. Geftalt, Farbe und Bitten des männlichen und weiblihen Geſchlechts. Diefes kleine Waſſerthier hat ohngefähr die Größe des Iltis und die Geftaft des Flufotters. Die Laͤnge des Koͤrpers betraͤgt 4 bis 8 Zoll und der Schwanz iſt faſt halb ſo lang **). Der Kopf iſt wieſelartig; die Stirn flach; d Schnauze laͤnglich, hundsartig, an der Naſe nackt, * einen Streifen getheilt und ſchwarz; um den Mund herum ſtehen fuͤnf Reihen ſchwarzer Barthaare, eben ſo Ggg 4 ſtehen *) Der Nordamerikaniſche Mint, und der Viſon ſchei nen zu eben dieſen Thieren zu gehoͤren. vergk. Pennant 0. 4. D. **) Par. Maaß: Länge 14 bis 18 Zoh, * 340 - Säugethiere Deutſchlands. ſtehen fuͤnf ſolche Haare an den Augenbraunen und zwey am Kinne. Vorderzaͤhne, wie bey der vorigen Art; Backen⸗ zaͤhne oben vier, unten fünf auf jeder Seite. Die Aus gen find Elein, laͤnglichrund, haben einen dunfelgelben Stern und fißen näher nach der Naſe alsnach den Ohr ren zu. Die Ohren find meondförmig, inwendig grau: zottig, ſtehen kaum mit dem ſtumpfen Rande vor, liegen am Kopfe an, und ſind beynahe von dem Felle bedeckt. Der Hals iſt lang und ſo dick als der Kopf. Der ſchmale Leib wird nach dem Ende zu immer dicker. Der Schwanz iſt hinterwaͤrts zugeſpitzt. Die Beine (Laͤufte) find kurz, dünn, die Schenkel koͤnnen ganz ins Fell vers ftec£t werden, und die vordern Beine find länger als die hintern. Die Schwimmfüße find haarig und breit. Im Ganzen ift die Farbe der des Flußotters gleich. Der Umfang des Mauls, das Kinn und die halbe Naſe ift weiß; der Scheitel zuweilen mit weißen Haaren untermengt, wie bereift, fonft braungeld; die Ohren find ſchwarz; der übrige Leib im Grunde wollig und braun: grau, mit längeren dunkelbraunen Enftanienbraunen oder Ihwärzlichen Kanaren bedeckt, am Unterleibe, wo das Wollhaar am ftärkften if, mehr verlofchen; unter dem Halfe ein Eleiner weißer Strich ; die Beine und der Schwanz fhwärzer; an lekterm die Haare etwas länger als die übrigen. Das Weibchen ift feiner als das Männchen, und feine Säugwarzen fißen alle am Bauche, drey an der vechten und vier an der linken Seite, die beyden leßten | | ftehen 2. Ordn. 13. Gatt. Sumpfotter. 841 ſtehen einander gegenüber, die übrigen aber abwechſelnd. So war das Weibchen, welches Dallas *) beichreibe, wenigſtens beſchaffen. Es kann aber ſeyn, daß eine Saͤugwarze fehlte und das Thier acht derſelben hat. Der Noͤrz giebt, wenn er gereizt wird, einen uner⸗ träglichen Geftanf von ſich, der wahrfheinlich aus den zwey Öhlhaltigen ‚Drüshen am Ende des Maſtderme kommt. Er iſt in ſtaͤter Bewegung, durchkriecht alle gun und Schlupfwinkel, fhwimmt fehr gut, läuft aber ſchlecht und fpringt nicht. Er iſt ſo liſtig und gefraͤßig, wie der Flußotter. Augen und Geruch ſcheinen feine vorzüglich: ften Sinneswerkzeuge zu feyn. Hr. Dallas hat die eyrunde Deffnung in feinem Herzen bemerkt, wodurch ihm das Untertauchen erleichtert wird. Die Leber hat fünf Lappen und in die Gallenblaſe gieng der Gallengang gleich beym Halſe derfelben ein. Der Magen it Fehr groß und IRERR und die Därme find lang. Derbreitung und Aufenthalt, Sein Vaterland ift das nordöftlihe Europa, vor: züglih Polen, Finnland, Rußland, das nördliche Afien, und die mittleren Provinzen von Nordames rifa. Sn Deutfhland hat man ihn erft feit einis 699 5 gen *") Spicil. Zoolog. IV. 3.8 1, s42 Eauugethiere Deurfchlands, gen Jahren, wo man ſich mehr mit Naturgefchichte abs eießt, entdeckt, und ob er gleich immer unter die ſpar⸗ fanen Thiere gehört, fo trifft man ihn doc, in der Prignis im Brandenburgiſchen nicht felten an, und eben. fo hat mar ihn in Schwedifh:Pomz mern, in Mecklenburg undim Hanndverſchen gefunden. | | Er wohnt, wie der Flußotter, an den Ufern der Gewäfler, unter Baumwurzeln, in felbft gemachten 2ör chern oder Bohlen Bäumen, und liebt befonders fihilfs, reiche, buſchreiche und quellenreiche Gegenden, wo das Waſſer im Winter nicht gaͤnzlich zufriert. Am haͤufigſten trifft man ihn an ruhigen Fluͤſſen, an alten fillen $ Gra: ben und Moräften an, Wenn das Eis geht, fü ſteigt er auf die Weidens baum Nahrung. Er nährt fih von Fiſchen, Froͤſchen, Schnecken, Maflerfäfern, Schildfröteneyern, frißt die Krebſe vor: züglich gern, und foll in Amerika den Hausratten ſehr nachſtellen. Auf den Zeichen und Flüffen und außer denfelden foll er den Enten, Gänfen und andern Voͤgeln nachgehen, und fich fogar des Nachts in die nahen Hühnerhäufer, wie der gemeine Iltis, ſchlei— chen, die Hühner todtbeißen und ihnen bloß das Blut ansfangen. i Fort T * 2. Ordn. 13. Gatt. Sumpfotter. 843 Fortpflanzung. Wie bey der vorigen Art. Die Begattungszeit (Ranz- oder Rollzeit) iſt im Februar und Maͤrz; im April und May finder man alsdann an erhabenen trok— kenen Orten in den Bruͤchen, unter Baumwurzeln oder in eigenen Roͤhren ſechs bis ſieben blindgebohrne Jun⸗ ge. Das naͤhere iſt aber noch nicht bekannt. Er kann zahm und zu einem Hausthiere gemacht werden. Say \ Nie bey dem andern Fifchotter, Sonſt fänge man ihn auch unter aufgeftellten Fallbalken, an wel ‚che man Fifche, Krebfe, Eleine Voͤgel oder steif zur Aetze anmacht. | Nußen Die Feinheit des Balges ift ein wenig gerins ger als Zobel, und er wird zu Gebrämen an Müßen, zu Auffihlägen und zu MUeberzügen über Werften ges braucht. Er koͤmmt vornämlich aus Polen und Dirs ginien und das Zimmer Foftet vierzig bis funfzig Ihas les. Bon den in Deutfchland gefihoflenen Eoftet der Balg gewöhnlich zwölf Groſchen. Der 544 Säugethiere Deutſchlands. Die Hausratten felen © einen großen Seind an ihm haben. — N Lig! a Ergiebt fich aus der Nahrung. Außerdem unters bag er die Waͤlle und Dämme der Fluͤſſe * * Zwey⸗ 2, Ordn. 14. Gatt. Maulwurf. \ . Zweyter Abſchnitt. Schrotthiere. Rosores. Dieſe Thiere nuͤtzen im Haushalte der Natur and fürden Menſchen durch Vertilgung der ſchaͤdlichen nagen: den Snfectenlarven und Würmer. Die viersehnte Gattung, Maulwurf. Talpa- Kennzeiden Dben find ſechs ungleiche große Vorderzähne, und unten achte. Auf jeder Seite ift ein langer Eckzahn, auf wel chen oben drey und unten zwey Fleine Eckzaͤhne folgen. Backenzaͤhne ſind auf jeder Seite vier, die obern mit drey, die untern mit fuͤnf Spitzen. Die Vorderfuͤße find groß und breit. Eben diefe ſtarken mit langen Krallen bewaffneten DVorderfüße machen die Thiere diefer Gattung, die alle unter der Erde wohnen, zum Graben vorzüglich ges ſchickt, Yu ; 846 Säugetiere Deutſchlands. ſchickt, worzu ihnen auch der lange bewegliche Ruͤſſel, der | Mangel großer hervorliegender Augen, und der aͤußern Ohren beförderlich if. | Der Magen ift einfach, und die Nahrung beftcht vorzüglich aus Regenwuͤrmern. ! Am Weibchen findet man fechs Säugwarzen und die Sungen pflanzen fid) noch im erften Jahre fort. Die Vermehrung ift ſtark, indem fie mehr als einmal „des Jahrs Junge Oxingem: (22) 29. Der gemeine Maufwurf, (Taf. IR. Fig. 2) Namen, Schriften und Abbildungen, Maulwurf, Moll, Europäifcher, gemeiner Europäis ſcher, ſchwarzer Europäifcher Maulwurf, ſchwarzfahler daulwurf, Scharrmaus, Schaͤr und Schaͤrmaus. Talpa europaea, Gmelin. Lin. I. 1, ps 110. n,.-I. Taupe. Buffon hist. nat. VII 81. T. 12. Ed. de Deusp, 1. T. 9. f. & Ueberf, von Martini V. 33. m. e. Sig: European Mole, Pennant. hist, of Quadr. IT, 229. Meine Ueberſ. IL p. 344.! Dels 2. Ordn. 14: Gatt. Gem. Maulwurf. 947 De la Saile Verſuch uͤber die Naturgeſchichte ee Maulwurfs. Aus dem Franzoͤſiſchen von SD. E. Frankf. und — 1778... K. v. Zimmermanns geogr. Boot, Mr 388... v. Schrebers Säugeth. II. 558. Taf. 156% | Goeze's Fauna. 433. 7 Donndorfszool. Beytr. J. 357. Nr. 1. S Kennzeihen der Ark. Mit kurzem, den fünften Theil des Körpers Tan: gen, fhuppigen, und haarigen Schwanze und fünfzehigen Füßen. Geftalt und Farbe des männlihen und weiblihen Geſchlechts. ‚Der Maulwurf wohnet in Feldern und Wäldern und ift ein nügliches und fchädliches Thier nach, Defchafz fenheit feines Aufenthaltes. Benm erften Anblicke würs de man ihn für eine Maͤuſeart halten, wenn er nicht bey genauerer Betrachtung durch die Struktur feines Eurzen zufammengedrungenen „Körpers, feines Gebiffes, und durch fein fonftiges Betragen fo merklich von jener Thiers gattung unterfchieden wäre. Seine ganze Länge von der Schnauze bis zum Schwanze beträgt ſechstehalb Zoll und die Hoͤhe zwey Zoll *). Der Schwanz iſt kurz, rund, ſchup⸗ *) Par. Ms.: Körper 5 Zoll; Höhe x Zul 10 Linien; Schwanz ı 30ll. 548 Suaͤugethiere Deutſchlands. ſchuppig, ein wenig krauſe und Hätte einen zoll und swey Linien. Der —— Zoll lange Kopf iſt dick, cauft in einer walzenfoͤrmigen Schnauze ſpitzig zu, und iſt hinten ohne einen bemerkbaren Hals mit dem Leibe verbunden. Die Naſe iſt aufgeworfen, und wie der abgeſtumpfte Ruͤſſel hager. Die obere Lefze iſt doppelt. Es ſondert ſich von derſelben in der Gegend der erſten Backenzaͤhne ein haͤutiges Blaͤttchen ad, welches bis zur untern Lefze hevabfteht, fid) um die Zahrte legt, und das Maul vor dem Finfallen der Erde, wenn das Thier wühlt, bewahrt. - Die Dart: und Augenborften find Eur; und fein. Das Gebiß ift fpismausartig; namlich oben befinden fi) ſechs | ungleich große Schneidezähne und unten acht derfelben. Hierauf folgen oden zu jeder Seite ein gefrüämmter Eis zahn, nebſt noch vier Eleinern GSeitenzähnen, und unten fünf derfelden; oben auf jeder Seite vier dreymal ge— fpißte, und unten drey viermgl gefpikte, Backenzaͤhne. Die Augen find klein, wie 9 koͤrnchen, ſ ſchwarz, mit einer wenig merklichen ſchwarzen Haut umgeben und ha⸗ ben alle Feuchtigkeiten der andern Thieraugen; fie find uͤbrigens unter einem Haarringe verborgen, und liegen zwiſchen der Spitze der Naſe, und den Ohren in der Mitte. Sie ſcheinen gar nicht dem uͤbrigen Koͤrpermaa⸗ fe angemeſſen zu ſeyn, laſſen ſich auch kaum mit den bloßen Augen unter den Haaren vorfinden, und die na— tuͤrliche Bewegung und Oeffnung derſelben kann man nicht eher und beſſer bemerken, als wenn man ihn durch einen Nadelſtich in ſeinen empfindlichſten Theil, die Na— ſe, ‚2. Ordn. 14. Öatt, Gem: Maulwurf. 849 ‘fe, (der kürzefte Tode!) tödtet, mo er bey den legten Zuk—⸗ ungen, die Haare, welche die Augen umgeben, etliches mal wegbewegt, daß man fie in ihrer natürlichen Lage - und mit ihrer natürlichen Deffnung liegen fehen kann. Er ſcheint ſeine Augen blos deswegen zu haben, damit er weiß, wenn er ſich außer feinem finftern Elemente ber - findet. Die Gehörgänge find ohne Ohrlappen, Liegen ' verborgen, und machen ſich nur durch einen etwas erhas - denen Rand um die faft vierecfige Deffnung derſelben merklich ; demohngeachtet ift fein Gehör in dem dichten Elemente ganz vortrefflich, fo daß ihm das geringfte Ger räufch nicht entgeht. Weit fchärfer aber ift fein. Geruch vermöge feiner langen beweglichen Naie, und groß iſt fein Gefühl durch dieſelbe. Seine Schenkel find fehe kurz; und die vorderm, die unter dem Hals in der Haut verborgen liegen, find kaum merklich, fo dicht ftehen die Füße am Leibe an. Die Füße feldft, wovon die vordern- ‘groß, ftark, faft nackt, die hintern aber ſchwarz und Eleis ner find, haben fünf ungleiche, parallel liegende Finger, Die Sohle der Vorderpfoten, womit er vorzüglich fchanz jet, iſt wie eine flahe Menſchenhand geftafter, mit foharfen Nägeln, befonders an den erften Fingern, bes waffnet, und auswärts gerichtet. Sein mustulöfee Körper ift mit fchwärzlichen, im - Grunde afchgrauen, dichten, fammtweichen Haaren bes Heidet, die beym Streichen einen weißlichen glänzens den Widerfchein geben. | Das Weibchen iſt etwas fehlanfer gebaut, und hat ſechs Saͤugwarzen. Bechſt. gem. N. G. J. B. Hhh Far⸗ ' 859 | Säugetbiere Deutſchlands. ‚Farben: Varietäten: 5) Der weiße gemel— ne Maulwurf. ‚T. e, alba. Diieſe Spielart findet man felten in Ihüringen; ‚mehr. im Hannöverfihen und Holland. 2) Der geſchaͤckte (oder-marmorfarbene oſtfrieſiſche) gemeine Maulwurf. T. e. variegata. Diefer ift, etwas Länget, als der gemeine, blos in Anſehung feines ſchwarz⸗ und weißſchaͤckigen Felles der Farbe nach von ihm unterſchieden, und — in Oſt⸗ fries land an den Landſtraßen. — 3) Der graue gemeine Maulwurf. T. e. cinerea. Hat einen kuͤrzern Kopf als der gemeine, und eine fchöne glänzend graue Farbe, die unter dem Bauch in einen graugelden breiten Streifen abläuft. ‚Er ift fehe von Huͤbſſch Naturforſcher III. 98. 4) Der gelbe gemeine Maulwurf. Te Hava. (Taf. IX. Fig. 2.) f j Er iſt bey uns fehr felten, und hat eine hochz oder blaßerbsgelbe, auch nach dem fuchsrothen fich ziehende gelbe Farbe, Nach dem Tode fihießt die Farbe fehr ab. Bew 2, Ordn. 14. Gatt. Gem, Maulwurf. 851 Zergliederung. Außerdem, was ſchon in der Geſchichte dieſes Thiers erwaͤhnt worden, und gelegentlich noch erwaͤhnt werden wird, if der Magen nad) Verhaͤltniß des Körpers ſehr groß. Eben fo die Leber, welche den größten Theil der Bauchhoͤhle füllt, Die Milz gleicht der der Huns de, und die Nieren fehen den menfchlichen ähnlich, find aber ſehr klein. Die Lungen find mit einer ſchwammigen Materie bedeckt, und das Herz ift vollkom— men fegelförmig. Sn den Därmen finden fi viele Würmer, Andere Merkwürdigkeiten. Sn der Begattungszeit (Ranzzeit), mo diefe Thiere beym Mondfchein aus ihren Höhlen achen, und die Männden hitzig um die Weibchen kämpfen, laffen fie, wie zuweilen, wenn man ſie peiniget, einen ziſchenden und quickſenden Ton von ſich hoͤren. Das Alter iſt, da ſie ſo verborgen vor menſchlichen Augen leben, unbekannt; doch muͤſſen ſie alt werden, da man zuweilen welche findet, die vor Alter grau ſind, und Zaͤhne verlohren haben. Verbreitung und Aufenthalt. Die Heymath des Maulwurfs iſt ganz Europa, das noͤrdliche Aſien, Afrika und vielleicht auch das noͤrdliche Amerika. 5: .@ x 852 | Soaͤugethiere Deutſchlands. Er lebt faſt immer unter der Erde, und zwar gern an ſolchen Orten, wo der Boden locker und trocken it *). Ob er gleich geſchickt fhwimmen kann, fo verab— ſcheut er doch ohne Noth alle Naͤſſe, den Regen, ſo wie die ſtarke Luft und das Sonnenlicht, und es koͤmmt ihm daher ſelten die Luft an, ſich aus feinem Elemente zu bes geben. Wenn er in feinem Baue mit feinen Vorder— pföten wühlt, fo ift er gewöhnlich mit 5 bis 6 Zoff dicker Erde bedeckt. In Aufſuchung feiner: Nahrung dringt er nur mit der Schnauze durch den Boden, und bringt mit den Vorderpfoten die Erde neben ſich; wenn er aber einen gehörigen Gang verfertigen will, fo wirft er den Schutt mit feiner Schnauze über fich, und treibt ihn big zu einem Haufen vor die Höhle hin. Zu diefem Ger fchäffte, das er befonders des Morgens, Mittags und Abends treibt, kommt ihın fein wunderbares Brufibein, das den Vögeln ihren ähnckt, fehr gut zu ſtatten. Der Drt, wo er feinen eigentlihen Bau hat, iſt mit vielen Gängen durchſchnitten, die eine fo leichte Verbindung mit einander haben, daß er allenthaiben Gelegenheit gewinnt, feinen Rückweg zu nehmen, und nach Gefallen die zahlreihen Abwege feines Labyrinthg duchwandern kann. Bis zu einer Tiefe von fünf Schu: hen ſenkt er fich, befonders im Winter, ein. Das Aufs Werfen der angel und fein Wühlen verrichtet er nicht um *) Die Oekonomen fehließen daher richtig vom Aufenthalte des Maulwurfs auf die Güte des Bodens. !- 2. Ordn. 14. Gatt. Gem. Maulwurf. 553 um zu athmen, ſondern aus Aufforderung des Hungers, der Liebe und der Bequemlichkeit. Er iſt auch nicht zu allen Zeiten gleich ſehr beſchaͤfftiget in Huͤgelaufthuͤrmen, ſondern nur vorzuͤglich bey gemaͤßigter Witterung. Der kalte Winter und der Sommer von der Mitte des Mayes an, wo die Hauptwohnung fertig iſt, ſind fuͤr ihn meh⸗ rentheils Zeiten der Unthaͤtigkeit und Ruhe. Dann graͤbt er nur der Nothdurft halber. Findet man ihn in heißen Sommertagen thaͤtig, ſo iſt ers nur an kuͤhlen, ſchattigen Orten, und an Waſſergraͤben, eine kurze Zeit des Morgens und Abends. Die eigentliche Wohnung, in welcher er mit ſeinen Weibchen allein lebt, iſt ein kuͤnſtlich tapezirtes rundes Gewölbe von Moos, Miſt, Stroh, Laub, Gras und zar— ten Wurzeln, das ohngefaͤhr ı Bis ı 1/2 Schuh im Durchmeſſer hält, Es ift mit vieler Kunft und Ordnung gebauet, und mehrentheils in dem Innern eines Huͤgels angelegt. Die Dede und Seitenwände find durch bie Kunft der Mutter fehr feſt zufammengedrädt und ger glättet. Diefe Wohnung liegt mebrentheils erhaben, und gegen kleine Ueberſchwemmungen ſicher. In feuch: ten Gegenden ſuchen dieſe Amphibien die Aufwuͤrfe der Graͤben auf, bauen ſich hier an, und werden dadurch un— merklich. Auf trocknen Wieſen kann man ihre Woh— nung leicht entdecken, da ſie ſich mehrentheils in dem naͤchſten Bezirk eines großen Maulwurfshuͤgels, der mit mehrern kleinen umgeben iſt, die alle durch dieſen Bau entſtanden ſind, befindet. Zu derſelben fuͤhren etliche, durch den oͤftern Durchweg ſehr glatt und feſt gewordene, Hhh 3 Gaͤnge, 1 Saͤugethlere Deutfchlands, * Gaͤnge, durch welche ſie ihrer Nahrung nachfchlüpfen: Ueberſchwemmungen, die zu diefem Aufenthalte dringen, erfäufen diefe Ihiere. Dabey iſt mam auf die VBermus thung gefallen, daß fie zu gewiffen Zeiten meilenweite Reiſen unter der Erde anftellen müßten, weil man nad) folchen tödtenden Weberfchwenmungen in kurzer Zeit wiederum die abgetrocknete Flur mit neuen Hügeln bes fest fiehtz denn daß fie unterdeffen auf Bäume flüchten foliten, fiheint ungegruͤndet, und daß fie alle Zugänge fo feit verdämmen fünnten, unwahrſcheinlich zu feyn. Ja, was noch) mehr, man bemerkt fie auch noch im Frühe jahre in einer fo außerordentlichen Gefchäfftigkeit, daß fie unter tiefen Mauern und Fluͤſſen wegwählen, und fich aus einer Gegend, die fie vorher ganz verwuͤſtet hatten, plöglich völlig verlieren *). ; Daß der Maulwurf, wie der Hamfter, den Winter hindurch mit der Schlaffuht befallen würde, widerlegt fi) wohl dadurch, daß er bey mäßiger Witterung in Fel⸗ dern, Gärten und auf den Wiefen, und bey der kaͤlteſten in Laubhoͤlzern, wo der Froft die Erde, wegen des dic ‚aufliegenden Laubes, nicht verfieinern fann, unter dem MP hee große Hügel auftwirft, und felbft Gänge durch den Schnee macht. Durch einen blinden Trieb gereizt, graͤbt er fich vielmehr im Herbſte unzählige Kanäle in feinem Reviere, damit erim Winter, wenn er die obere Erdrinde nicht durchzubohren vermag, in der Tiefe den Pup⸗ *) Doch kann dieß letztere auch der Begattungstrieb und Mangel an Nahrung verurſachen. 2. Ordn. 14 Gatt. Gem. Maulwurf, ass, Puppen, Larven und Wuͤrmern, die fih dahin ziehen, ungehindert nachgraben, uud den dadurch entfiehenden Schutt einftweilen in diefen Höhlen aufbewahren kann. Sim Frühjahr findet man ihn daher immer neuen Schutt aus den alten Maulwurfshügeln aufwerfen. Daraus. laſſen fich die großen und vielen Hügel von einem einziger Maulwurf im Herbſte, im gelinden Fruͤhwinter und ine Fruͤhſahre erklären. Nahrung. Die Nahrung des Maulmurfs befteht in Würmern, Inſekten, Erdfchneden und Wurzeln, Die Regenwuͤr— mer, Maykäfer, Miftfäfer, Maulwurfögrillen, und die meiften Inſektenlarven, die in der Erde fi aufhalten, find freylich feine eigentliche und liebſte Nahrung, allein er muß oft mit bloßen Kräuterwurzeln, ja oft mit Baum— wurzeln vorlieb nehmen. Unter den Kräutern ſchmecken ihm noch die Wurzeln der Huͤlfenfruͤchte und die Seller riewurzeln am beften. Derjenige unter ihnen, welcher an den hohen Ufern und Fluͤſſen wohnt, wo Krebfe in feine Höhle flüchten, fängt diefe Leckerbiffen und verzehre fi. Er foll auch Kröten und Froͤſche freifen *). Da er der natürliche Feind der Regenwuͤrmer iſt, fo komm r diefe ſchlanken Thierchen, wenn fie ſein Wuͤhlen hlen, mit der groͤßten Schnelligkeit aus der Erde hervorgekrochen, um ihm zu entfliehen. Ja man ſieht ſie ſchon dieſem Naturtriebe gemaͤß leben, wenn man Hhh 4 eis \ *) Sifhers N. G. von Livland. ©- 38 Ä 856 GSäugetbiere Deutſchlands. ein in bie Erde geftochenes Grabſcheid hin und Ber bes wegt, dafs der Boden erfchüttert wird. Inſekten und'ihre Larven ftoßen ihm nicht allein beym Steben auf, fondern fallen auch in feine Höhlen, oder er fängt fie, wenn er fie an den Wänden feiner vielen Gänge, die vorzüglich der Veichtern Fangung feiner Nahrungsmittel halber gegras ben find, firh fehen oder durch Graben merken faflen, Sp reinlich das Thier ausfieht, fo reinlich fpeift es auch, Erhaſcht es z. DB. einen Negenwurm, fo faßt es ihn zwifchen die beyden Vorderfüße, zieht ihn mit dem Ruͤſſel durch diefelden, daß der Unrath herausgedruckt wird, und genießt ihn dann erft. Fortpflanzung. In einer folchen vorbinbefhriebenen Wohnung, bie freylich nicht immer jene Vollkommenheit hat, fondern welche allegeit erft als Wochenbett von der Mutter fo fchön ausgepußt wird, begattem fich vermuthlich dieſe brüns ftigen unterivdifchen Bewohner, und zwar im Märy oder zu Anfange des Aprils. Zu diefem Gefhäffte war dem Männchen vielleicht in feinem niedrigen Schlafzimmer - ‚feine außerordentlich Tange Ruthe nothwendig. Männs chen und Weibchen fuchen ſich zu dieſer Zeit wieder auf, denn alsdann fieht man fie des Abends immer frey außer der Höhle herumlaufen. Gewoͤhnlich im May gebiert (wirft) die Mutter drey bis fünf-blinde, nackte Junge, und fängt fie forgs fältig. Ihre muͤtterliche Zärtlichkeit bemerkt der Acker— mann er Ordn. 14 Gatt. Gem. Maulwurf. 857 mann zuweilen, der ein ſolches Lager aufpfluͤget. Sie ſcheut feine Gefahr, und traͤgt ſchleunigſt unter den Aus gen des Zuſchauers ihre Jungen in eine Hoͤhle, oder in einen nahen Miſthaufen. Die Eltern fuͤhren ſie einige Zeit an, ihre Nahrung zu ſuchen, und diefe find ſehr ger ſchwind, wenn jene einen Regenwurm gefangen I thn wegzufchleppen *), J Nicht immer ift die Wohnung tief angelegt, fons dern zuweilen und zwar da, wo fie in der Tiefe Waſſer zu befürchten haben, oder wenn das zweyte Wochenbett gemacht wird, Tiegt fie oben nur fchlechtweg unter der Dberfläche eines großen Huͤgels, befteht aus fehr klar gebiſſenem Gras und Wurzeln und iſt ſo groß wie ein Huͤhnerneſt, und fein in einander gewirkt. Es gehen von da gewoͤhnlich zwey Roͤhren in die Erde zu der Hauptwohnung. dan bemerkt junge Maulwuͤrfe vom May an bis in Auguſt, woraus man ſchließen muß, daß ſich die At; ten verfihiedenemal, wenigftene zweymal des Jahrs ber gatten Perl Die ejunaeh find mehr gran als ſchwarz, und uns terfcheiden fi) in ihren Verrichtungen gar fehr von den — | Shhs Alten, *) Nach angeftellten Berfuchen freffen weder Zunge nody Alte die Wurzeln der Zeitlofen (Colchicum autumnale, L.) Sie find alfo wohl nicht die erfie Nehrung der Jungen, und nur das Ohngefähr bringt fie zuweilen in ihre Hök- fen, wenn fie fie bey Verfertigung derfelben im Wege Anden, und abftoßen. ass. Saͤuget hiere Deutſchlands. Alten, indem ſie ohne alle Ordnung unter der Oberfläche - Ber Erde nur fo flach wegftreichen, daß fie faum von ders feiben bededt werden. Sie fpieten, neden und balgen ſich gern auf der Oberfläche, und nehmen dabey alleys Hand laͤcherliche Stellungen an. » Feinde. ’ Die Maulwuͤrfe find bey ihrem Wählen den Nachs ftellungen dev Sühfe, Marder, gel, Hunde, Kasen und Wiefeln, der Eulen, Buflarte, Störhe, Kolkraben und Rabenkraͤhen ausges febt; die Kingelnatter holt die Sungen aus den Höhlen, und man richtet Spishunde ordentlich auf fie ob. Man finder auch Bandwärmer, Madenwärs mer, und Cappenwuͤrmer (Cucnlanus) in ihnen. | Vertilgung. Die Menſchen fangen fie mit in ihren Höhlen aufs geftellten Hölgernen Nattenfallen, oder mit eiger gen böflgernen Maulwurfsfallen, die wie ein Cylinder geftaltet find, 1 Schuh in der Länge und 2 Zoll im Durchſchnitt haben, deren Deffnung vorne weit und hinten enge iſt, und die mit einem Deckel, der, wenn der Maulwurf hinein ift, zufchließt, verfehen find, \ . Don erguetfcht fie auch mit eifernen Fangklam— mern (Maulwurfsfcheeren), an deren locker aufgeftelltes Blech fie ſtoßen (f. unten Wafferratte), oder erlauert fie im Graben, und ſchneidet ihnen durch einen Spaden 2, Ordn. 14, Gatt. Gem, Maulwurf, 359 Spaden den Ruckwes ab, oder hart fie im er Ton aus, Ein vorzůgliches Mittel if, man gräbt unter einem ihrer Hauptgaͤnge einen glaßurten Topf ein, in welchen fie auf ihren Maͤrſchen ſtuͤrzen, ohne wieder hers ausfteigen zu koͤnnen. Einige locken fie mit lebendigen Krebfen dahin. Man legt ihnen auch füße Siftfugeln, Apfel⸗ ſchnittchen mit Arſenik beſtreut, oder das gruͤne Kraut, oder eine Handvoll des reifen Saamens vom Koriander, in ihre Höhlen. | Im April, wenn fie ſich begatten, wird ebenfalls mie gutem Erfolg ein großer glaßurter Topf, der oben etwas eng ift, mit Speck ausgefchmiert, fo in die Erde gefeßt, daß diefe eine Hand breit drüber geht, und die Maul: würfe Bineinfpringen Finnen. Darein fest man des Abends einen tebendigen Maulwurf, der des Nachts durch fein Geſchrey mehrere zu ihrem Untergange herbeylockt. Noch ein vorzuͤgliches Mittel iſt folgendes: Man nimmt fpisige Glasſt uͤckchen von zerbrochenen Sen: fierfcheiben, oder Abgänge bey den Glafern und ftecft fig in ihren Gaͤngen perpendikülär in die Erde. Da fie mit Gewalt die Erde durchwählen, fo rigen fie ſich dadurch die Nafe auf und bfuten fich todt, weil eine jede Wunde, nach welcher Blut fließt, für fie toͤdtlich iſt. Andere lea gen Zweige von Dornbuͤſchen, oder andere mit Stadeln von 560 . Gäugerhiere Deutſchlands. verſehene Gewaͤchſe an den Ort, wo das Thier Haufen aufgeworfen hat, — Bey allen diefen Bertilgungsarten koͤmmt es hauptfächlich darauf an, daß man ihre Haupt⸗ gaͤnge auffindet. Dieß kann aber leicht geſchehen. Man tritt nur ihre Gaͤnge etlichemal zu, oder verſtopft ſie, und wenn fie dreymal von ihnen wieder geöffnet worden find, fo kann man ficher fehließen, daß diefes Haupt: wege find, die die Eigenthuͤmer beftändig durchwandern werden. Das allerprobatſte Mittel, das ich kenne, iſt aber dieſes. Man nimmt gebrannte Lederkalchſteine, legt ſie an die Luft und Sonne und laͤßt ſie da, doch ohne der Feuchtigkeit ausgeſetzt zu ſeyn, in Mehl zerfallen. Wenn man alsdann im Fruͤhjahr oder ſonſt die Maulwurfss haufen zerſtreut hat, und bemerkt, wo dieſe Thiere wie— der aufſtoßen, da thut man einen kleinen Loͤffel voll die— ſes klaren Kalchs in das Loch und tritt es zu. Sobald der Maulwurf aufſtoͤßt, ſo koͤmmt ihm der Kalch vermuth⸗ lich in die Naſe oder in den Hals und er ſtirbt an der Auszehrung. Nach ſechs Wochen ſieht man keinen Maulwurfshaufen auf einer ſolchen Wieſe mehr. Ich babe ein ganzes Gut fo von Mauimärfen kenlam fehen, Will man fie im Frühjahr mit Maffer — ſo muß man vorher die Huͤgel umſcharren, damit das Waſ—⸗ ſer deſto beſſer eindringe *). Nırzs 9 Man hat noch unzählige Vertifgungsmittel erfunden, allein fe beiwirfen mehrentheils nichts. So fol fie 5. B- die 2, Orden 14. Gatt. ‚Gem. Nautwuf 861 Nu & en. Ihr — den ſie den Wiefen, wo ſie nicht zu haͤufig ſind, verſchaffen, ſcheint erheblicher zu ſeyn, wenn naͤmlich ihre Huͤgel im Herbſt und Fruͤhling gehörig zer⸗ ſtreuet werden, als ihr Schaden. Sie machen den Erde boden durch ihr Wuͤhlen locker, verurſachen dadurch, — daß der Regen denſelben beſſer durchfeuchten kann, und die aufgeworfene und zerſtreute Erde duͤnget und er frifchet die Wurzeln der Gräfer. Sie reinigen dabey die Erde. von Regenwärmern und fihädlichen Sinfektenlarven, welche allezeit da, wo fie wählen, in großer Menge anges troffen werden, und welche fowohl als Naupen die Wur— zeln der Gewächfe benagen, und auf feine andere Art vertilgt werden können, als. auch nach ihrer vollkommnen Entwicelung die Kräuter, Stauden und Bäume entblaͤt⸗ tern und unfeuchtbar machen. 3. B.. führe ich nur die fo Häufige Maykäferlarve an, die fich vier Sjahre in der ‚Erde aufhält, und woraus dergemeine Maykaͤfer (Scarabaeus melolontha, L.) entfieht und die fihäde liche Maulwurfsgrille (Grylius gryliotalpa, L,), Denen Wäldern, welche ſchon erwachfenes Hol; haben, leiften fie auch durch ihre Wühlen den größten Nutzen, weil dadurch den. feften Boden derfelben EN und Fenchtigkeit verſchafft wird. Ihr Fleiſch wird in Europa nicht gegeſſen, ob es gleich die Araber für eine Delikateſſe halten follen, | Den. die Anpfansung des Wunderbaums (Ricinus com- munis, L.), deffen Witterung fie nicht vertragen koͤnnen, von den Gärten abhalten, und veriagen. 862 Slugetbiete Deutſchlands Den Balg könnte man als ein ſchoͤnes fanftes Pelzwerk zu Futter und Einfaffung der Kleider und zu anz dern Dingen mehr verbraudyen; er wird aber nur bey, uns Als eine befonders gute Fütterung zu Blasröhren und zu Geld» und Tabacksbeuteln angewendet. Bey den Blasroͤhren bringt man das vordere Theil des Felles nad) der Mündung zu, und dadurch befümmt die Kugel, welche durchgeſchoſſen wird, einen vorzüglich fcharfen Zug. Von - Sohannistag bis zum Winter kann man fie als Pely werk fammeln, Die Chinefer kaufen von den Ruſſen genähte Saͤcke ) von Maufwurfsfellen zu zwey bis drey "guten Grofhen RL Aus ihrem Wühlen will man das Wetter von ausfagen; denn fie follen Kurz vor dem Regen ſehr emſig fiharren, und bey trockner Witterung tief in Die Erde hinabfieigen. Ki; Schäden In den Gärten find fie allemal, und auch auf den Wiefen, wo fie zu Häufig find, ſehr fehädfiche Thiere, Sie erfhweren nicht nur das Abmähen des Graſes durch ihre Hügel, fondern verringern auch den Wuchs und die Menge deffelben merklich, und verur— jachen, daß die Kräuter, unter welchen fie weggraben, ob fie gleich nur felten die Wurzeln derfeiben abbeigen, um: füllen und verdorrem. Zuwei⸗ *) Ein Sad hält 60 Stuͤctk. £ 1 \ l 2, Ordn. 14. Gatt. Gem. Maulwurf. 563 * * Zuweilen werden ſie auch die Urſache von Er dfaͤl— len, indem ihre Hoͤhlen dem Waſſer den Weg ziweiſen— die Erde zu unterminiten V Ixthuͤmer und Vorurtheile, 1) Sie wurden von den Alten für ſtumm und Blind ausgegeben... 2) Wenn man einen lebendigen Maulwurf auf der flachen Hand ſterben laͤßt, fo verläße | einem nicht bloß das Fieber, fondern man wird auch ein \ befonderes Gluͤckskind, das bloß durch Auflegen der Hand Krebsfhäden, Brühe und Kröpfe heilen kann. Ä Sn dem Dorfe Bankau bey Danzig ift einmal ein Maulwurf einer fihlafenden Weibsperfon durch ven Mund,in den Magen gekrochen und hat funfzehn ag in ihr herum rumort **), 3) Man that fonft mit Herz, Lunge, Leber, int, dett und Sell Wunderkuren. * Plinius und Varro erzählen dar von dem Berfinfen zweyer von Maulmürfen untergrabenen Staͤdte in Spa— nien und Theflalien. ae) Miscell, phys. med. 1678. P: 250, Die 3864 Gäugethiere Deutfchlands. | Die funfzehnte Gattung. Spismaus Sorex. Kennzeichen. In der obern Kinnlade befinden ſich zwey lange Vorderzaͤhne; in der untern vier oder auch nur zwey, in jenem Fall ſind die mittlern kuͤrzer. An den Seiten ſtehen mehrere Eckzaͤhne. Backenzaͤhne ſind verſchiedene, mit ſpitzigen Zacken. | An den Borders und Hinterfuͤßen befinden fich fünf Die Thiere diefer Gattung haben einen geftreckten Kopf, der fi in einen fpigigen Nüffel endiget. Die Angen find Elein und die Ohren kurz Die Geftalt des Körpers ähnelt den Mäufen und die Bildung des Kopfs den Maulwärfen. Sie können vermittelt ihres Ruͤſſels geichieft graben. Das Weibchen hat auf jeder Seite des Bauchs fehs Saͤugwarzen, und pflanzt ſich in einem Sahre mehreremale fort. Die ungen find im erften Ssahre manndar. Der Magen iff einfach und fie nehmen Nahrung ausdem Ihiers und Gewächss veich zugleich. Es giebt in Thüringen nur drey Arten. s (23)3% « 2, Ordn. 15. Gatt. Gen, Spismaus, 86 / — 3660 Die gemeine Spitzmaus. N | Namen, Schriften und Abbildungen. Spitzmaus, Bifammaus, Muͤtzer, Muͤger, Zismaus, Angelmaus, Reutmaus und Haſelmaus. Sorex araneus. Gmelin Lin. I, 1. pP. 114, n,5, ! Musaraigne. Buffon hist. nat, VIII, 57. T, 1o, f, 1. Ed. de Deuxp, 1. T. 9, £ 4. Ueberf, vor Martini IV. 263. Taf. 74: d . Foetid Shrew -mouse. Pennant hist, of Qua- drup. II. 224. Meine Ueberſ. II. p. 538, v. Zimm ermanns geogr. Zool. II. 14. v. Schrebers Saͤugeth. II. 573. Taf. 160, Goez e's Fauna, J. 465. | | Donndorfs zool. Beytr. I, 375,0, 5% Kennzeichen der Ark, Die Ihren ragen faum etwas unter den Haaren hervor; der Schwanz ift Halb fo Tang ala der Leib, und der Unterleib gelblichweiß. Bechſt. gem. N. G. J. BB. Yit Geſtalt 862 Säugetiere Deufhlane, Geſtalt und Farbe des männlichen und. weiblihen Geſchlechts. Dieſe Spitzmaus iſt etwas Heiner und ſchlantet, als die Hausmaus. Sie iſt vom Ruͤſſel His zum Schwan ze 3 Zoll fang; lehzterer hält nur ı 1/2 Zoll und die Hoͤhe if. ı a 2 Linien 9 Die a iſt duͤnn, geſtreckt, mit Vorthorſten verſehen, die ruͤckwaͤrts ſtehen, und von der Spitze des Ruͤſſels an nach hinten zu nach und nach immer laͤnger werden. Die ſpitzige Naſe, die weit laͤnger als die Kinnlade iſt, ſteht wert über dem Unterkiefer hervor. Im jeder Kinnlade Befinden fich zwey weiße fpigige Vorders zähne, wovon die in der obern eingeferbt, nad) der Seite gekrümmt find, und weit von einander ftehen, damit die untern längern, und etwas vorwärts gebögenen, in die: fen Zwiſchenraum einpaffen Finnen. Weiter befinden fih im obern Kiefer. auf jeder Seite drey fpißige kurze Edzähne, und im untern zwey. Zackige Backenzaͤhne fichen oben auf jeder Seite vier, und unten drey. Die Anzahl aller Zaͤhne iſt alfo 28. Die Zunge ift glatt und lang. Die Augen liegen tief, ſud fehr Klein und ſchwarz. Die Ohren ragen kaum unter den Haaren hervor, find kahl und abgerundetund haben wie alle Spikmäufe, die nicht ins Waſſer gehen, feine Dhrklappe, die den Gehörs gang verſchließt. Der Hals it Er and der Leib gleich ‚dick +) Bar. Maas: auf Zoll; Schwanz ı Zul 4 einienzs are 1 Zoll. 2, Ordn. 15. Gatt. Gem. Spismaus, 363 dick und rund. Die fehr kurzen Worderfüße find ftärker als die etwas Fingern Kinterfüße, und haben meift lange Mägel: beydes, weil fie graben müffen. Der Schwanz iſt geringelt, im ganzen kurz behaart und nur mit einzeln längern fleifen fi ausfpreigenden Haaren hin und wies der beſetzt. ' Was die Farbe betrifft, fo iſt gewöhnlich der Ober: leib vörhlichbraun mit durchfcheinendem grau, oder mit einem Worte fhmugig voftbraun. Der ganze Unterleib vom Rande des Oberkiefers ift gelblichweiß, felten ſchmuz⸗ zig weiß ing graue fallend. Die kurzen Füßchen find ‚völlig weiß, und beynahe ganz kahl. Der Schwanz hat, oben die Farbe des Oberleibes und unten die Farbe des Unterleides. Zwiſchen Maͤnnchen und — iſt kein merk⸗ licher Unterſchied; außer daß letzteres zwoͤlf Saͤugwar⸗ zen hat. Farbenverſchiedenheiten: 1) Die aſchgraue gemeine Spitzmaus mit. weißem Unterleibe. 8. a. cinereus, 2) Die röthlihe gemeine Spitzmaus, mit grauem Unterleibe. Sorex Russulus. Hermanni. So werden fie mehrentheils im Alter. 3) Die weiße gemeine Spitzmaus. S, a. can« didus. Sie tft entweder rein weiß oder gelblich weiß, und Hat rothe Augen. Man findet fie öfter ser als die weiße Hausmaus. Sit Merb⸗ 868 Säugetiere Deutfhlande. Merkwürdige Eigenfhaften. Diefe Thiere zeichnen fi beſonders duch ihee; Ge⸗ ſchicklichkeit im Graben, Geſchwindigkeit im Laufen und durch ihre Luſtigkeit aus. Sie geben vorzuͤglich zur Zeit der Begattung einen hoͤchſtwidrigen Knoblauchs- oder vielmehr Biſamgeruch von ſich, und eine einzige, die man einſperrt, kann in etlichen Stunden ein großes Zimmer uͤbelriechend machen. Sie laſſen immer einen hellen pfeifenden und zwitſchernden Ton von ſich hoͤren, und Sollen ein Alter von 7 bis 3 Jahren erreichen. J Verbreitung und Aufenthalt. Dieſe Thiere haben ganz Europa und das nörd: fi che Aſien bis ans Caspiſche Meer herab zu ih— rem Vaterlande. Sie halten ſich im Felde, im Walde, beſonders in Laubhoͤlzern, in hohen Felſengebirgen und in Haͤuſern auf. Im Felde füchen fie die Wieſen, Zaͤune, Daͤmme und Steinhaufen auf und im Walde die alten Eichſtoͤcke und wurzelreichen Gebuͤſche, graben fich, da fie die Nas tue mit einem Sraberüflel, wie den Maulwurf, verfehen hat, unter denfelben und unter dem Moofe ihre, Wods nung und viele Gänge, halten fich in Sefellfchaft zuſam⸗ men, und vertreiben ſich Abends, Morgens und Mit— tags durch Spielen, indem fie ſich zu einer Höhle hin: ein und zur andern wieder herausjagen, die Zeit. In Gebäuden aber wohnen fie einzeln in Ställen, Scheunen, Kel: at WO. 2, 6 15: Gatt. Gem Spismaus. 869 | Kellern, Abtritten, Miſtgruben und alten Mauern und allenthalben in Winkeln, wo e8 feucht ift. Sm Freyen machen fie im fpäten Herbſte unter den Wurzeln der Bäume und Sträucher ein weiches Lager von Hargebiffenen Srashalmen, und halten fih in demfelben in den rauheften und Eälteften Wintertagen auf, ohne in eine Erſtarrung, wie der Hamſter, zu verfallen. Dieje— nigen aber von ihnen, die in Haͤuſern an warmen Orten wohnen, ſind nicht nur den ganzen Winter hindurch wach, ſondern pflanzen ſich auch ſogar zu dieſer Jahrs— zeit fort. Eben ſo ſieht man diejenigen, die an ſumpfi— gen oder feuchten, ſchaurig liegenden Stellen, in Hek— Een, Zaͤunen und Büfchen wohnen, den ganzen Winter unter der Oberfläche die Gras: und Baumdecke AR: len und ihre Nahrung ſuchen. \ Nahrung. Sie fuhen in Käufern Getraide, Mehl, Fleiſch, Brod und allerhand Eßwaaren zu ihrer Nahrung auf, und lieben befonders alle Kettigfeiten, daß fie fogar das. Oehl aus den Lampen trinken. , Im Felde und Walde aber gehen fie des Abends und Morgens auf die Negens wiürmerjagd, die zur Zeit der Begattung, nad) Gewit— tern und warmen Regen aus der Erde hervorfriechen, graben ihnen, und den Ssnfeftenlarven und Duppen auch unter dem Mooſe, Raſen und aften abgefallenen Laube nach, fangen große und kleine Käfer und andere Inſek⸗ ten, wo ſie ihnen aufſto ßen, 179, fuchen das Has auf, Sum \ und 870 Säugetiere Deutſchlards. — und benagen die Wurzeln der) Weinſtdcke, Eichen, Bu⸗ hen, Wachholder: und Obſtbaͤume. Im Winter nah— ren fie ſich beſonders von den Inſecten, die ſich unter das Moos oder abgefallene Laub in Winterſchlaf bege⸗ ben haben, daher man an Zaͤunen, auf mooſigen Wieſen und an andern Orten, wenn der Schnee ſchmilzt, ganze Gegenden umwuͤhlt findet. Daß ſie auch im Felde den jungen Vögeln, die auf der Erde ausgebruͤtet find, nach— gehen, wird dadurch überaus wahrfcheinlich, weil fie die Stubenvoͤgel, Rothkehlchen ꝛc. todtbeißen, in ihre Hoͤh— len ſchleppen und freſſen *). | Fortpflanzung. Sie begatten fi) des Jahrs mehrmalen, und zwar an Orten, wo fie der ftäten Wärme genießen, ohne Unter⸗ ſchied der: Jahrszeiten; im Freyen aber im April oder May das erftemal. Das Weibchen gebiert nach drey Wochen in einer Kluft, in dem Mifte, oder im Strafe unverfteeft auf einem von allerhand Elargebiffenen Gent; fie, Stroh und Grashalmen verfertiten runden Nefte fünf bis zehn nackende Zunge, die fie drey Wochen (ang forgfältig fäuget, alsdann aber auf die Inſektenjagd um ihre Wohnung herum ausführet. Sie fehen jung töth: lichgrau aus. i | Feinde und Vertilgung, Ihre Feinde find die Raben, Fühfe, Eulen und andere NRaubvögel. Sonderbar iſt es, daß fie | dieſe Dieß ift eine ſichere Erfahrung. ) i * Ordn. 15. Gatt. Gem. Spitzmaus. 871 dleſe nur todt beißen, aber nicht verzehren, und man hat daraus geſchloſſen, daß fie giftig waͤren. Allein die Ur— ſache ihres Abſcheues mag wohl der ſtarke Biſamgeruch und der aͤtzende Urin ſeyn, welches beydes dem Fleiſche einen unangenehmen Geſchmack giebt. Die Fuͤchſe, bez ſonders die Jungen, ſpielen mit ihnen, ſchnellen ſie mit dem Munde in die. Höhe und fangen fie wieder auf. In ihrem Balge — eine Menge gelber Erd mil— Ken.’ ni; i * Man faͤngt fie in Haͤuſern, wie die andern Mäu: fe, in den fo verfchiedenen und bekannten Mäufefal len; befonders gehen fie dem Mehle nach, das man alfo mit ARME ne kann, um n ſi e gleich zu toͤdten. — dan hat noch bis jetzt keinen vorzuͤglichen Nutzen, den fie im Zuſammenhange der Dinge, geſchweige denn dem Menfchen Teifteten, entdeckt, da es gewiß ift, daß ihr Fleiſch auch die hungrigſten Raubthiere und Naubs vögel verabfcheuen; man müßte dent diefes in Anſchlag bringen, daß fie, wohl manche. fihädlichen Käfer und. Wurm freffen mögen. Schaden Diefe Maus ift für die Scheunen, Kornboͤden, Mehlkaſten, Fleiſchkammern, Weinfiöce, Frucht: und Waldbaͤume, und vielleicht für die jungen Vögel, die auf der Erde flücf werden, ein fehädliches Thier. | 2 RER SDaß 372 — Deuſcierde. Daß fie aber giftig ſey, den Pferden in den krieche, den Kuͤhen in die Euter beiße und fie giftig vers _ wunde, iſt Irrthum— und Vorurtheil, wenn die Al⸗ ten eine zu Aſche verbrannte EN große Seile Eräfte zuſchrieben. (24) 31, Die Mafferfpismaus, (Taf. X. Fig. 1.) Namen, Schriften und Abbildungen. Seine Waffermaus, ſchwarze Waſſermans, kleiner Maul⸗ wurf und Gräber. | Se, Sorex fodiens. mein Lin. I. 1. p. 5.0 7. Musaraigne d’ eau. .Buffon. bist, nat, VII. 64. t. 11. Ed. de Deuxp. II. T. 9. £.'5. Ueberſ. von Martini IV. 267. 268. m. e. Fig. Dau- benton Mem. de l’Academie de Paris 1758, BR 211, I. 2 - ‚Water-Shrew mouse. Pennant hist, of Qua« | drup. II, 225. Meine lieberf, II. p. 539. v. Simmermannsgeoar. Zool. IL 15. u‘ Schrebers Saͤugeth. IH, 571. Taf. 168. Goezes Fauna. I. 477. Donndorfs zool. Beytr. J. 373. Hr. !r Kenw - a .. Drn 1 5: Gatt, rt ag 873 Kenngeichen der Art. Der Schwanz iſt faſt fo laug, als der Leib; die Ze— hen find mit Schwimmhaaren verfehen, und der Oberleib iſt glaͤnzend ſchwarz. Geſtalt, ar und Sitten des ae den und weiblihen Geſchlechts. Diefe Spitzmaus, welche in dem gemäßigtern Thei⸗ Te von Europa und in Sibirien wohnet, iſt in Thoͤ— ringen nicht fo Häufig, als die Wafferratte, doch ziem⸗ lich gemein. Sie ift etwas größer, als die gemeine Spik: maus. Der Körper ift vier, der Schwanz zwey Zollneun Linien lang, und die Hoͤhe iſt ein Zoll ſechs Linien *). Die Schnauze, weiche ſlach iſt und fpisig zuläuft, iſt bis zu den Augen fieben SEE lang, alsdann wird der Kopf auf einmal rund, das Thier nimmt bey feinen Eur: zen Halfe immer mehr zu, iſt rund und fett. Die Hinz ‚ terbeine find länger als die Vorderbeine, welche zur Geis te der Bruſt am Leibe feft anfigen, und weit über dem Knie auf eine ungewöhnliche Weife faft kahl oder nur furz behaart, Sie haben fünf Zehen und der erſte und fünfte an ven Vorders und KHinterfüßen hat bis lan die Ferſe äußerlich eine Reihe langer, fteifer, wie ein Pfeil zu geſpitzter, Haͤaͤrchen, wie ein Kamm geftaltet; die übrigen Zehen aber haben kuͤrzere. Die Nägel find fcharf und fleifchfarden. Der Schwanz tft klar gefchuppe und viereckig, und unter demfelben läuft ein Streif laͤn⸗ Steg gerer *) Par. Ms: Koͤrper 3 au 7 Linien; Schwanz 2 Zell a "' Linien, 874 Sauͤugethiere Deutſchlands. gerer Stachelhaare weg, die ſich an der Spitze in einen Pinſel endigen. Der Ruͤſſel iſt ohne Knorpel, bloß, und hat an der Seite ſtehende runde Naſenloͤcher. Der Mund liegt, zur Bequemlichkeit bey Auffuhung ihrer Nahrung, weit unten, ift aber am obern Theile bis zur Schnauzenſpitze geſpalten. Der Oberkiefer iſt zur Sei⸗ te bis zu den Augen mit immer länger werdenden, rück ‚wärts fiehenden Barthaaren beſetzt. Im Obers oder Unterkiefer find, wie bey den Nagethieren, zwey Vor—⸗ berzähne mit braunen S Spitzen, doc find die obern länger und einwärts gebogen, da die -untern vorwärts liegen. - Dann folgen oben vier ftumpfe, fehr kleine Edzähne und drey in Zickzack gereihte ſtarke Backenzaͤhne; im Unterkiefer aber zwey vorwärts liegende ſcharfe Eckzaͤh— ne, und drey mit fpißigen Zacken verſehene Baden: zähne *). Die Augen find äußerlich unfichtbar, liegen ſehr tief unter den Haaren in einer: Höhle verborgen, find fchwarz und fo groß, wie ein Hirfenkorn. Die Oh⸗ ‚ren find denen der gemeinen Spitzmaus ähnlich, und rar gen nicht unter den Haaren hervor. Die obere Deffs nung bildet einen breiten Nigen an den Seiten des Kopfes und die vorwärts liegenden Obrlappen legen ſich in zwey Salten, fihließen feft an, und deefen den tiefer liegenden zunden Gehörgang. Der ganze Dberleib ift von der Spise der Schnauz ze am ſchwarz, wie ein Maulwurf, und fehimmert an — der >) Man ſieht hieraus, daß dieſes Thier eine ſchickliche Anz bettung an die Nagethiere und zwar an die Gattung der a macht: 2. Ordn. 15. Gatt. Waſſerſpitzmaus. 875 der Sonne ins kupferfarbene *), beſonders iſt der Ruͤcken von den Vorderſchenkeln an bis zu den Hinterſchenkeln — abſtechend glaͤnzend ſchwarz; der Unterleib aber iſt au— fer einem fhwarzbraunen Punkt an der Kehle oder-einer dergleichen Binde um diefelbe, einem gleichfarbigen Flek⸗ ken, der zwiſchen den Vorderfuͤßen ſich anfaͤngt und in der Mitte des Bauchs ſich ſpitzig endiget, und einem ſchwarzen After, gelblich weiß. Die Fuͤße und der Schwanz ſind dunkelaſchgrau. Das ganze Thier iſt, wie der Maulwurf, mit ſammtweichen Haaren bedeckt. Getoͤdtet nehmen die Haare gleich Waſſer an, le— bendig aber laſſen es die ganz feinen Haarfſpitzen, wenn fie in ihrer gehörigen Ordnung liegen, nicht zu. Idhr Fleiſch und ihre Eingeweide riechen wie ein aufgebrochener Fiſch, welches von ihrer Nahrung herräher. Das Weibihen ift etwas flarfer und Fürzer, als das Männchen, hat auf jeder Seite des Dauches fechs Säugwarzen, und ein. fehe großes Geburtsglied, das mit dem After in einer Kalte eingefchloffen liegt. Sm Sommer 1796 habe ich in meinem Wieſenba⸗ che auch eine von einem Raubvogel oder Raubthiere ge— toͤdtete weiße Varietaͤt entdeckt. Sie war ſchneeweiß. —J albus. | “ Bey der Degattung und bey ihren Spielen laſſen fie beftändig ein helles Zifchen von ſich hören. i “ Ihr *) Rothbraune habe ich niemals angetroffen. RE ML 20 Y EN‘ 1 f f = * 76 - Stugerhier Deutfhtants, : She Alter en noch unbetannt. Aufenthalt, Diefe Wafferfpismäufe find mehr eigentliche Waſ⸗ ferthiere, als die fogenannten Waſſerratten (Mus amphibius). Sie leben ſonderlich gern in hellen Kieſel—⸗ baͤchen der Berge und in Quellwaſſern in Geſellſchaft der Sorellen. Wenn man fie ſucht, formuß man fie über: - haupt mehr in Baͤchen oder Flüffen ſuchen. Wenigſtens iſt es in Thüringen fo. Der Schöpfer, der ihnen tn diefem Elemente die Schwimmhaut verfagte, entfihädigte - fie. dafür durch ihre>haarigen Füße, (Franzenfuͤße) mit welchen fie, da fic) diefe Haare, wie eine Schwimmhaut, ausbreiten, ungemein fertig fhwimmen tinnen. Ihre eigentliche Wohnungen find ausgeſchwemmte Höhlen, im Ufer unter den Steinen und Gebäfchen, die fie fih nad) ihrer Bequemlichkeit erweitern und einrichten. Darin halten fie ſich die meifte Zeit auf, fonderlich wenn fie den Stöhrungen der Menfchen und Thiere ausgefekt find. Wo fie dieß aber nicht zu befürchten haben, da rudern ſie oft, befonders in den warmen Mittagsftunden über das Wafler, und die ganze Gefellfchaft eines Baches koͤmmt eine Viertelmeile weit an einem gewiffen Orte zus fammen, und vertreibet fih durch. Neden und Sagen aus einer Uferkluft in die andere, und durch Hinz und Herſchwimmen über das Waffer unter beftändigem Zifihen, die Zeit. Sie befuchen aber auch die Ställe und Scheunen, die in der Nähe der Bäche liegen, und Halten fih, wenn fie Nahrung haben, lange Zeit das ſelbſt auf ©). Nah⸗ Io BR fie in Ställen angetroffen, die eine ziemliche Stiefs 1? 2. Ordn. x 5. Gatt. Waſſerſpitzmaus. 877 Nahrung. Ihrer Nahrung gehen ſie an unruhigen Orten in der Dämmerung des Abends und Morgens nach; an ſtil— len aber zu allen Zeiten, wenn ſie hungert. Sie beſteht vorzüglich in Inſektenlarven, die ſich im Waſſer ausbil⸗ den, als Mücken; Schnaafen: und Libellenlarven, bez fonders aber der eingehülfeten Frühfingsfliegenlatven (Phryganea L.); doch frefien fie auch Eleine Wafferz fihneeen, Forellen: und andern Fifchroggen, und die Heinen weißen und rothen Waſſerwuͤrmchen. Man fiehe fie daher, wenn fie ſich füttern wollen, alle SKiefelfteine, | die im Waffer Liegen, durchfuchen. Im Nothfall neh: men fie auch -ihre Nahrung aus dem PDflanzenreiche, Im Winter fihlafen fie nicht fo lange als die Spitzmaus, fondern’gehen ebenfalld unter dem. Eife, ihrer Nahrung im Waſſer nach. Sie gehen auch ans Land wie Wafı ferratten, fchlüpfen an niedrigen Ufern durch das Schilf und Ufergras, laufen in feuchten Wieſen im Graſe her⸗ - um, ſpielen darin und ſchnappen Inſecten weg, oder freffen Gras oder faftige Kräuter, Fortpflanzung. | Sitee begatten fih im April und zu Anfange des Mays in-feichten Waffern, und die Weibchen tragen drey Wochen; alsdann gebähren fie im Ufer an einer trof kenen Stelle auf die bloße Erde, oder auf etwas weni— ges Gras und Geniſt ſechs bis acht blinde Junge, die etliche Strecke vom Waſſer lagen, und wo fie mit den Kaninchen Klee fraßen. 878 Gäugethiere Deutſchlands. etliche Wochen der Muttermilch beduͤrfen, ehe ſie ge den Inſectenraub ausſchwimmen koͤnnen nr Die jungen fiub oben fchwarzblau, an den Seiten und Schwanze röthlidy und unten weiß, und fpielen den ganzen Tag auf dem Waffer und üben fi im Schwimmen. Feinde, Außer den bei) der gemeinen Spitzmaus angegebenen Feinden verfolgt fie auch der Iltis; die ungen findet man aud) zuweilen in einem Hechtmagen bearaben. Jagd und Fang. Man kann. diefe Thiere nicht Beffer bekommen, als wenn man fie im Sommer am heißen Mittage oder des Abende 7 Uhr erlanert, und mit Vogeldunft, wenn fie durchs Waſſer ſchwimmen, erleget. Nur felten fan: gen fü fie fih in Heinen Tellerfallen, die man vor ihre Höhlen ganz oder aufſtellt. Nutzen. Die Menſchen haben noch keinen wichtigen Se brauch von ihnen zu machen gewußt, ob fie gleich (ih: rem Geruch nach zu urtheilen, und da fie Fiſchroggen und die Nahrung der Fiſche genießen) nicht uͤbel ſchmecken moͤgen; auch ihr Balg muͤßte zu nutzen ſeyn, wenn db ſich häufiger fortpflanzten. ẽ Sie *) Man kann ihr Nef fehr leicht finden, wenn man nur den Ort bemerkt, wo fid) ein Paar (da fie in der Monogamie , feben) immer fehen läßt, und die Köhle, wo es immer A einfhlüpft. 2, Ordn. 15. Gatt. Grabende Spitzmaus. 879 Sie freſſen die. Larven vieler befchwerlihen Su; fetten. Schade n. ß Sie waͤren vielleicht ganz unfchädfiche Thiere, wenn ſie ſich nicht an der koſtbaren Forellenbrut vergriffen. She Urin und Blut iſt an rothen oder —— Aalen aͤtzend. | (25) 32. Die grabende Spigmaus. ; Sorex cunicularius. (Taf, X. Fig. 53 (Schwarze Angelmaus.) Sorex Eremita. Meine getreuen Abbildung. nar turhiſtoriſcher Gegenftände. 28 Hundert, ©. 22. Taf. 14. ! RFUNSETWen der Art. Die Ohren ſind ganz unter den Haaren verſteckt die Schnauze iſt im Verhaͤltniß kuͤrzer und dicker, und die Augen groͤßer, und der ganze Oberleib ſchwarz. Geſtalt und Farbe des maͤnnlichen umd. | weiblihen Geſchlechts. k Dieſe Spitzmaus, die ih noch nirgends beſchrieben gefunden habe, hält in Anſehung der Größe das Mittel zwi: 889 GSaoͤugethiere Deutſchlands. zwiſchen der gemeinen und Waſſerſpitzmaus. Det Koͤr— per) ift drey Zol acht Linien, der Schwanz zwey und einen halben Zoll lang *), und die. Höhe des Thiers einen. Zoll und fünf Linien. \ Der Kopf ift ganz im Halſe verfterft, und diefer faſt init dem runden Leibe von einerley Dicke; die Füße find kurz, die Zehen , mittelmäßig und die Nägel lang und Scharf. Wenn man den langen Schwanz wegnimmt, fü fiedt fie aus wie ein Eleiner Maulwurf, doch. läuft die Schnauze allmähliger fpisig zus Wenn man ihre, Schnauze mit der von der gemeinen oder der Waſſerſpitz⸗ maus vergleicht, fo iſt fie ftärfer und Eürzer, bis zu den Augen fünf Linien lang, und verliert fich nur allmaͤhlig in einen ſpitzigen Winkel; auch die ſchwarzen Augen ſind groͤßer. Oben und unten liegen vorne im Munde zwey ſpitzige, gelbliche Vorderzaͤhne, wovon die obern kurz und breit, die untern aber ſpitzig und lang ſind; hierauf folgen in der obern Kinnlade drey dreyeckige eingebogene Eckzaͤhne, wovon der vordere kaum merklich iſt, und un: ten zwey rundere und flärfere; dann oben vier und unter drey gezackte Backenzaͤhne. Die Ohren find fo unter | den Saaren-verfterft, dag man auch nicht einmal einen Wulf gewahr wird. Der Schwanz ift ziemlich behaart, - mit einzelnen firäußigen Borſtenhaaren befeßt, gleich dirk und nur am Ende plöglich zugefpißt, Der x) Bar. ME. : A des Aber? 3 4 und de Edwans zes 21/4 304 2. Ordn. 15. Gatt. Grabende Spitzmaus. 881 Der ganze Oberleib mit den Fuͤßen und dem Schwan⸗ ze iſt ſchwarz, aber nicht fo glänzend, wie beym Mauls wurf. Die Einfaffung des Oberfiefers und ein fchmaler Streifen längs dem Unterfeibe, vom Kinn bis zum Af: ter, find fhmußigroftgrau; die Nägel und Spigen der am Oberfiefer bis zum Augen fpiswinklich ſtehenden und allmählig größer werdenden Baarthaare find weiß. Aufenthalt. Diefe Spitzmaus Habe ich noch nie anders als unter der Erde angetroffen. Bie grabt wie der Maul wurf, obgleich nicht in folcher Tiefe, doch immer tiefer als die gemeine Spitzmaus, ein bis anderthalb Fuß ums ter der Erde weg, und durchreutet nicht bloß die Ober fläche, wie jene. Ich habe ihr daher den Namen gras _ bende Spismaus vorzugsmeife geben muͤſſen. Am Tage muß fie wenig oder. gar nicht ans Fichte kommen, wohl aber des Nachts, weil ich fie mehrmals in den Magen der Eulen gefunden habe. * | | Sn Thüringen if fie auf den Waldwieſen un in Gärten feine Seltenheit, und ich habe fie nicht nur ſelbſt mehrmalen in den für Maulmwürfe eingegrabe nen Töpfen gefangen (zumeilen die ganze Familie in einem Topfe), fondern auch, andere Derfonen haben fie " mir gebracht, und flatt der Maulwuͤrfe in den Toͤpfen— - Tallen. gefunden. Beh. gem. N. G. J. B. get In 882 Saingethire Deutſchlands. In die Hauſer geht ſie OR: ‚wie die gemeine Spitzmaus. RAR: Diefe beſteht, wie die des Maulwurfs, aus In⸗ ſecten, Juſectenlarven, Wuͤrmern, Wurzeln, Gras und Kräutern. — 9 Fortpflanzung. Man hat mir auch ihr. Neft mit Jungen und Al ten gebracht, das man bey ilmgrabung eines Gartens beets entdeckt hatte. Es beftand aus zerbiffenem Mift: ſtroh und enthielt vier ſchwarze Junge, die noch Hi fehen konnten. 339. Die weißzähnige Spitzmaus. Sorex Leucodon. Hermann. Der Weifzahn. v. Zimmermanns geogr. Zool. 1l.-382,104.328. v. Schrebers Säugeth. Taf. 159.D, DS Da ſchreibung. White-toothed Shrew-mouse, Pennant hist, of Quadrup. Il. 228, Meine Veberf. I. P. 349. Kenn 2, Ordn. 15. Gar, Weißzäpn. Spitzmaus. 383 Kenzeichen der Art. Oben ſchwaͤrzlich aſchgrau, unten weiß, weiße Schnei⸗ dezaͤhne und ein runder behaarter Schwanz. Beſchreibung— Die Ohren ſind ziemlich groß und oval; die Vor— — derzaͤhne weiß; der Oberleib iſt bis zur Hälfte der Seiten herab ſchwaͤrzlich afchgrau oder ſchwarzbraun; der Unterleib weiß; der Schwanz ohnngefähr halb fo lang als der Körper, dünn, flärker behaart, als gewöhnlich, oben wie der Oberleib, unten wie der. Unterleib. Sie riecht ſtark nach der Wurzel des Haar eſt range (Peucedanium ofünale) und bewohnt Elſas. 34. Die Spigmaus mit dem vierfeitigen | Schwanze. Sorex tetragonurus. Hermann. v. Zimmermanns geogr. Zool. II, 383. n. 312; ». Schrebers Säugeth. Taf. 159. B, ohne Text. Square-tailed Shrew - mouse. Pennant hist, of Qnadrup, U. 228, Meine Ueberf. IL. P. 543. 4 Ref Kenn 834 Säugethiere Deutſchlands. ; „Kennzeichen der Ar J Koͤrper oben ſchwaͤrzlichgrau, unten blaͤſſer; Schwanz faſt vierſeitig; braͤunliche Schneidezaͤhne. | ) Befgreißung. Die Ohren find mehr verdeckt; der en iſt grau. Iſt ohne Geruch und wo an nt eienfalt, D wie die folgende, im Elfas. Dieß ift wohl meine grabende Spitzmaus. 35: Die verkehrtſchwaͤnzige Spigmaus, Sorex constrictus. Hermann. N v. Zimmermanns geogr. Zool. II. 383. n.313. v. Schrebers Saͤugeth. Taf. 159. C. ohne Texte: 2 \ Unicolor Shrew-mouse. Pennant hist. af Quadr. I. 228. Meine Ueberſ. II. p. 544. Kennzeihen der Art. Sie iſt fchwärzlich aſchgrau; der Schwanz iſt zus naͤchſt am Leibe ungewöhnlich — und bald weiter hin dicker. Befhren — iz Ordn. 15. Gatt. Gefurchte |. 835 & Befgreibung. - Die en ſtehen nicht deutlich —— Der Schwanz iſt behaart. — Im Elſas. Sie hat keinen Geruch. Ich sta, fie — zur grabenden Spismans. > ' — Here Hermann hat fie nur jung Beobachtet, und glaubt, fie erreiche die Größe des Mauwurfs. # a6 Die gefurdte Spigmaus, Sorex ee Hermann, Carinated Shrew - mouse. Pennant hist, of - Quadr, I. 128. Meine Ueberſ. II. p. 543. Kennzeihen der Art. Der Schwang iff unten ausgefurdt; hinter jedem Auge befindet fich ein weißer Fleck. Beſchreibung. Der Oberleib iſt ſchwaͤrzlich ——— der Bauch weißlich; die Vorderzaͤhne ſind braun; der Schwanz iſt duͤnn, laͤuft ſpitzig zu und iſt unten haarig und ge— furcht. | Kkk 3 Im 536 - Säugetbiere Deutſchlands. Sm Elſas. Iſt wohl eine Waſſer⸗Spitzmaus ). *) Die vier letzten, hier beſchriebenen Thiere, welche Hr. Prof. Hermann in Straßburg für verfibiedene Ar- ten hält, finden fich alle auch in Thüringen, und id, koͤnnte fie nody mit zwen Arten verniehren: a Spitzmaus, deren Schwanz faft fo lang als der Leib iſt, und. b) deren Schwanz am Ende einen Haarbüfchel hat- Allein ich halte nach langer Beobachtung und Erfahrung dieſe Abweichun— gen für ‚weiter nichts, als für Veränderungen einer und eben derfelben Art, der gemeinen Spitzmaus, Die Haͤrung, Alter, Jahrszeit und Lebensart verurfacen. Sunge Spismäufe, wovon ich jeßt zu Ende des Januars ein Eremplar, das ich im Thäringerwalde fieng, vor mir habe, und das Faum noch ermas größer als ein Maypkaͤfer ift, weil es vieleicht zu Ende des Octobers jung wurde, und deffen Schwanz faft gleihe Länge mit dem Körper hat, haben meift weiße Zähne, einen ganz behaar-' ten Schwanz mit. und ohne Stachelhaare, mit Haaren um- gebene Krallen, oft kaum und; oft gar nicht aus den Haaren hervorftehenden Ohren. An allen Spismäu- fen it der Schwanz am Ende des Körpers dünner, als weiter hin; nur an einen Exemplare mehr, an andern mweniger. . Eben fo ift fait bey allen die untere Schwanz⸗ feite edig, nur bey den Jungen mehr, bey den Alten weniger bemerflich- Alte diefe Abänderungen habe ich bey Hauss und Waldfpigmäufen, bey grabenden u. f. w. und oft alle in einer Gefellfchaft gefunden, fo daß ich diefe Thiere unmöglich ohne genauere Angaben ihrer Geftalt und Lebensart als befondere Arten trennen kann. ———— rem 19 8* 122 16, Gatt. Igel. 887 Die fechzehnte ng” ' Day rt Brei Kennzeiden Dben find zwey walzenfürmige von einander fies bende, und unten zwey * an einander liegende Vorderzaͤhne. Oben fuͤnf und unten drey Eckzaͤhne *). Backenzaͤhme auf jeder Seite vier mit vier Eur zen Spitzen. Der Zehen find fünfe. Der Körper ift mit Stacheln und an den fiachels freyen Stellen mit Borften bededt. Die TIhiere diefer Gattung Haben immer einen fer | gelförmigen Kop f, der ni in einen abgefiumpften Ran endiget. SEE A Ihre *) Hr. Blu menbach ſagt in feinem Handbuche der N. G. ©: 84: Er habe oben und unten ſechs Bordersähne; oben drey und unten einen Eckzahn. Dben wären ſo viel Borderzähne im os intermaxillare, dem merfwürdigen "Knochen, der bey den meiften Säugethieren vorn zwifchen den Dberkiefern gleichſam eingekfeilt iR, und die untern paßten auf jene. | | 8 gzs Säugetiere Deurhionse, x $ Ihre Nahrungsmittel find Infekten, a ine, Baumfrüchte und andere Begetabilien. ‚Der Das. gen ift vierfach. Die Fortpflanzung gefihieht von Zungen nad) dem erfien Sabre Das, weiblihe Ges fehlecht hat zehn Saͤugwarzen. | (2 6) 37. Der gemeine gel, Kamen, Schriften und Abbildungen. Erdigel, Europäifcher Igel. Die Jaͤger nennen dies jenigen Sgel, welche ſich in Wäldern aufhalten, wilde, und die um die Käufer und in Gärten. wohnen, einhe imiſche gel. Erinaceus europaeus. Gmelin Lin, J. 1. pag, 115. n.L Herisson. .Buffon hist. nat. VIIT, 28. T. 6, Ed, de Deuxp. I. T. 11. 5. Ueberſ. v. Martint V. 16. m. e. Sig. Common Hedge - Hog, Pennanthist.of Qua- - drup. II. 234, Meine N II. p. 549. v. Schrebers Säugeth. IN, san, Taf. 162. v. Zimmermanng geogr. Zool, Il. 21, Goegze's Fauna. I, 418. | Donndorfs zool. Beytr. J. 382. n. 7. Kenn: 2. Ordn. 16. Gatt. Gemeiner Igel. 859 Kennzeichen der Art. - —* Aus jedem Nafenloche ragt der ungebogerte Rand wie ein Kamm hervor, und die Ohren find kurz und ab⸗ gerundet. Geſtalt und Farbe des maͤnnlichen und weibliden Geſchlechts. Den Igel macht fein fachlicher Ruͤcken vor allen andern Ihieren Deutfihlands hinlänglich kenntlich. In der Entfernung hält man ihn, wenn man ihn ruhig fisend antrifft, für eine abgerundete Erdfchoffe, Er hat in der Seftalt, und verfihiedenen Eigenfchaften vieles mit dem Dachfe gemein. Von der Schnauze bis zum Schwanz beträgt feine Länge ı Schuh, die Länge des Schwanzes ı Zoll und die Höhe beynahe 5 Zoll *. Der Kopf iſt Eegelförmig und endiget fich in eine abgeftumpfte eingeferbte ſchwarze Schnauze (Ruͤſſel), weiche der Hundefchnauze ähnlich ift. Die Naſenloͤcher liegen zur Seite, find länglih, und auf der untern oder äußern Seite ragt der umgebogene Rand, als ein kurzer hautartiger gefalteter Kamm hervor. Der Oberkicfer enthält zwey lange walzenfoͤrmige von innen nach) außen chief zugeſchaͤrfte Vorderzaͤhne, welche weit von einanz der fichen, damit die zwey kurzen dicht zuſammengefuͤg⸗ Ste; ten, * Bar. Ms.: Körper Jo Zoll 7 Linien; Schwanz faſt 1 But; Hoͤhe 4 Zoll 6 Linien. 890 . Saͤugethiere Deutfchlands: ten, fchräg vorwaͤrtsliegenden Vorderzähne im Unterfies fer in diefe Spalte einpaſſen können. Dann folgen oben auf beyden Seiten fünf zufammengeferbte uͤbergebogene ſtumpfe Eckzaͤhne, deren zwey und drey zuſammen ſtehen, und deren letzterer zwey Zacken hat, und ganz wie ein Backenzahn geſtaltet, nur nicht ſo groß iſt, nebſt vier Backenzaͤhnen, wovon der letzte, gerade wie beym Haſen, ſehr klein iſt, und nur zwey Zacken hat, da die vordern deren vier haben. In dem Unterkiefer befinden ſich drey vorwaͤrtsgeſtreckte beynahe horizontalliegende Eckzaͤhne, deren dritter wiederum den Backzaͤhnen ähnelt, und vier Backenzaͤhne, von welchen der erfie drey, der zweyte fünf, der dritte vier und det vierte nur einen Zaden hat. Zufammen befteht alfo das Gebiß des Sgels aus 36 Zaͤh⸗ nen. Die Augen ſind klein, und ſtehen weit hervor, der Stern iſt ſchwarzbraun, und die Augenwinkel ſind blau. Die Ohren find breit, kurz, aufgerichtet, abges rundet, dünn behaart, und liegen unter den Stacheln verborgen. Der Hals ift wegen der Stacheln, die von der Stirn anfangen, unmerkbar und der Körper Käufe dann, wenn der gel ausgeſtreckt it, bis zum kurzen, duͤnnen, faft kahlen herabhängenden flumpfen Schwanze in einer Linie und Diefe fort. Die kurzen Beine haben an jedem. Fuße fünf getrennte dicke Zehen mit fangen fcharfen ſchwarzen Nägeln.“ Die Daumenzehe it kuͤr⸗ ser als die übrigen. Die Vorderfüße find ftärfer als die hintern, welche ſchmaͤler und länger find, aud län > gere Naͤgel haben. Er geht auf der ganzen Ferfe. Der ganze obere Theil des Körpers iſt mit hornar⸗ tigen, einen Zeil langen, Stacheln, die aus dem Fette des 2. Ordn. 16. Gatt. Gemeiner gel. 591 des Thiers herausgewachfen find, befeßt. Sie find oben und unten fpigig — weiß, braun und fchwärzlich ge: ringelt. Der Kopf ift von der fhwarzen glatten Naſe an bis zur Mitte der Stirn mit harfchen graugelden Haaren, die nach der Stirn zu Lichter werden, beſetzt An der Seite. dejelben zieht fich ein fchwarzer Streifen bin, welcher die Augen wie ein ſchwarzer Ming einfaßt. Die Deine find rothgelb und die Füße fchwarz. Der ganze Unterleib: hat wollige Haare, die außer einem thwärzlichen Flecken an der Bruft und am After weiß; gelb find. - Die Seitenhaare aber find fachlich und roths geld, und die einzelnen — oben ſchwarz und unten rothgelb. Das Weibchen iſt vom Maͤnnchen wenig unter: fehieden; doch hat es einen fpigigern Kopf, einen ſtaͤr⸗ kern Leib und ift heller oder grauer ald das Männchen, Es Hat zehn ſchwarze Saͤugwarzen, fechs an der Bruſt ünd vier am Bauche. | Barietäten: Man nimmt gewöhnlic) in Thüringen zweyer⸗ ley Arten oder Raſſen an: a) den Hundeigel mit der Hundeſchnauze, wel⸗ chher kleiner und ſchwaͤrzer iſt, und 5 den Schweineigel, Sauigel mit dem Schweins— ruͤſſel, der grauer und nach einigen größer, nach andern aber kleiner iſt, als der Hundeigel. fein x 892 Saͤugethiere Deitfhlande, Allein dieſe Angabe iſt eben‘ fo, wie bey dem Dachſe *), ungegründet Es giebt nicht mehr als eine Art, nämlich die oben beſchriebene, oder den ſogenannten Hundeigel, Diejenigen gel, welche mar Schweine igel nennt, find entweder die Weibchen, oder die Jungen der Hundeigel. Das Weibchen nämlich iſt, wie oben fehon bemerkt wurde, "etwas größer, lichter von Farbe und hat eine längere und fpißigere Schnauze, als das Maͤnnchen, welches eines Theils daher koͤmmt, daß wirklich der Kopf des Maͤnnchens etwas kuͤrzer oder zuſam⸗ mengedruckter iſt; andern Theils aber auch daher, daß bey dem Maͤnnchen die Stacheln weiter in die . reichen, als bey dem Weibchen. Ze, . Diejenigen, | welche kleinere Igel für Schweineigel ausgeben, nehmen ‚Die jungen Hundeigel, welche im ers fien Sahre noch nicht ausgewachfen find, dafür an. Diefe haben ebenfalls fpißigere. Koͤpfe und seine — Farbe als ihre Vaͤter. Eine ſchoͤne aber ſeltene Varietaͤt iſt 2) der U gemeine Igel (E. europ. albus) Ich habe einen gefehen, der" von meinem Sagdhunde gefangen murde. Er war über. den ganzen Leib weiß, und hatte ein aller⸗ Siebftes Anfehen. Sch hätte ihn gern lebendig erhalten, wenn ihn der Hund nicht tode gebiffen hätte, Einen andern befigt Kr. Leutenant von Schaut oth in Meis ningen und Hr. Forſteommiſſarius Ho fma nn. im Georgenthal. Noch *) Es ſcheint eine von der andern ie Urſprung zu haben. 4 RR Ordn. 16. Gatt. Gemeiner Igel. 893 Noch ſeltner iſt b) der gefl eckte Igel CE eu- "op. maculatus). Er iſt weißgefledt; d. b. einige Stel: fen des Körpers find ganz mit aan Stacheln beſetzt. a xl, $ig. 1.) n Zergliederung #), ⸗ 1) Beym Zergliedern findet man den Grund, var: um ſich das Thier wie eine Kugel zuſammenrollen kann. Das ohnehin ſchon bogenfoͤrmig gebaute Ruͤckgrat hat viele kurze Wirbel, und unter der Haut iſt eine ſtarke Muskel, damit das Fleiſch auf eine verhaͤltnißmaͤ— ßige Art dem Zuſammenziehen der Wirbel folge. > 2) Das Auge des Igels hat weder die waͤßrige noch glasartige, ſondern bloß die Kryſtall feuch— tigkeit, an welcher die Netzhaut unmittelbar fi fißt. Das Thier fcheint auch wegen feiner Kurzfichtigkeit, da es bloß anf dem Boden im Dunkeln heramfucht, nicht mehr zu brauchen. Die Nafe ift dafür defto beffer, mit der felben fchnüffelt es im Gehen immer auf dem Boden hin, um feine Nahrung zu ſuchen. Daß es ſchlecht fieht, erkennt man auc) daran, daß der gel einem zumweilen auf den Anftand, wo man ganz ſtille ift, vor den Füßen herum läuft, und füh nicht eher in eine Hecke reterirt, als ER *) Derrauft, Charras und Dodart’d Abh. aus der N. G. Taf. 43. Riegel, Philos. animalium Fasc, I. de Erinaceo, tradens Ri huius digestionis instrumenta etc. Havniae 1799, * 594, Gäugerpiere Deutfejlande. als bis er mit der Nafe an den Fuß fößt, wo er dann wittert, daß hier eben Fein Freund für ihn ſteht. Mk Andere merkwürdige Eigenfhaften. Der. gel iſt ein dummes, furchtfames und träges Thier, das bey dem geringften Geräufch fich in eine flach: uche Kugel verwandelt, und in diefem Zuftande abwar: tet, od feine Furcht gegründet oder ungegründet war. Er riecht gerade wie ein Hund, geifert fiets helles Waffer aus Mund und Nafe, um fic) vielleicht wegen feines ſchlechten Geſichts den Weg zu bezeichnen, und beriecht alle Gegenſtaͤnde, die ihm aufſtoßen, mit ſtaͤtem Naſen⸗ zucken. — Der Laut, den die Igel bey ihren Spielen in abge— fallenem Laube, wo fie fid) jagen, verftecken und neden, | in der Begattungsfeit und in der Noth, Hören laſſen, | ift ein helles Schnalgen, rufflendes Murmeln und beis feres Quaͤckſen. | Sie zeigen eine bepnahe unglaubliche Gefühllofig: keit bey Schmerz. Wenn ſie Zergliederer lebendig auf⸗ genagelt und fo allmählig aufgefchnitten haben, fo haben fie kaum einen ängftlichen oder Flagenden Ton von ſich hören laflen. Sie follen acht bis zehn Jahr alt werden. DBerbreitung und Aufenthalt, Die gel bewohnen Europa und Madagaskar, find in Rußland gemein, werden aber nicht in Sibi— rien gefehen. | Sie 2. Orbm 16. Gatt. Gemeiner Igel. 895 Sie halten ſich im Sommer in Laubhoͤlzern, in faulen an der Wurzel ausgehoͤhlten Bäumen und unter den Buͤſchen, in Gärten in den’ Hecken, in zufammens geharkten Mift: und Laubhaufen, in den Löchern der Gartenmauern, und auf dem Felde im Getraide auf, Ro fie feine natürliche Höhle finden, graben fie fich eine mit ihrem Ruͤſſel und ihren ſcharfen Klauen ohngefaͤhr einen Fuß tief, und machen fie mit Laub und Stroh und . altem Graſe weih. Ein folches Lager hat allezeit zwey Definungen, gewöhnlich eine gegen, Mittag, und die an— dere gegen Mitternacht, welche fie aber auch zumeilen nad) dem Zug der Luft verändern. In der hohen Frucht machen fie fih auch wohl nur ein bloßes ‚Meft von Halmen. Sie graben fih auch für den Winter, doc) jedes Geſchlecht fuͤr ſich, eine eigene Grube unter die Wurzeln der Baͤume, oder in dicke Geſtraͤuche und Hecken, oder unter die Gartenhaͤuſer und Gartenmauern, tragen ſich im Herbſte einen großen Haufen Materialien an Stroh, Heu, Laub und Moos zuſammen, fuͤttern ſich ihr Lager damit aus, verſcharren ſich beym erſten ſtarken Froſt tief in daſſelbe, und liegen bis zum warmen Fruͤhling in einer beſtaͤndigen Betaͤu— bung darin begraben, Das Zeugungsglied des Maͤnn⸗ chens liegt, wie befannt, in der Mitte des Bauches, und nicht nur beym Zufammenziehen, fondern auch den ganz zen Winterfchlaf hindurch, Liegt allemal die Schnauze auf der Definung der Scheide, und das Weibchen legt die ihrige auf die Deffnung des Geburtsgliedes. Sin und vor ihrem Sommerlager, worein fich Männchen und Weibchen zu diefer Jahrszeit beyfams nen 896 Suugether Deutſchlands. Be . men aufhaften, fpielen fie am Tage, und fchleichen — des Abends * ihrer, Nahrung hal; Ber aus. » / —— 4 Sie bewohnen ihre Nefter viele Jahre hinter. ein? ander, wenn fie nicht verfcheucht werden. rahrung. Der furchtfame Igel fchleicht nur bey der größten Stille des Tages nac) feiner Nahrung, fonft thut er es lieber des Nachts, Er ift ſowohl in Abfiht der Nabe rungsmittel ſelbſt, die er zu feiner Sättigung braucht, als auch der Art der Auffuchung derfelben, dem Dachſe fehr ähnlich, doch entfernt er fich weiter- von feiner Rohr nung ins-freye Feld, als jener, und der Jaͤger wird oft, wenn er des Morgens auf dem Anftande fieht, und dieſer wieder zu Holze oder Hede geht, von ihm eg indem er ihn für einen Hafen hält. Die Maulwürfe, welche im Herbſt und Seühjahe- aus ihren Löchern hervorfommen, fo wie die großen und kleinen Feldmänfe, weiß er ſehr ſchlau zu fangen; auch hafcht er Fröfche und Kröten. Seine gewöhnliche Nah: rung ift in den Gärten abgefallenes: Obſt, Aepfel und "Birnen, und in den Feldern Getraide und Würzelfrüchs fe, als gelbe Rüben und Paftinafen. Schnecken, Re— genwuͤrmer, Miſtkaͤfer, Maykaͤfer und andere Inſekten ſpeißt er ebenfalls, und die ſpaniſchen Fliegen (Meloe vesicatorius), die andern Thieren Zuckungen und in Menge genoſſen, den Todt verurſachen, ſind ihm eine angenehme und zutraͤgliche Speiſe. Auch die Wein— ſtoͤcke Bd, Ordn. 16. Gatt. Gemeiner Igel. 897 ſtoͤcke beſucht er und dabey giebt man ihm dieſen kuͤnſtli— chen Diebſtahl, ob mit Recht oder Unrecht, kann ich nicht aus eigner Erfahrung behaupten — Schuld, daß er naͤmlich die Trauben abreiß e, die Beeren zerſtreue, und ſich mit ſeinem Ruͤcken ſo lange auf denſelben herumwaͤl⸗ ze, bis ſie an den Stacheln haͤngen blieben, dann, ſo be⸗ laden, in feine Wohnung eile, die Beeren wieder abfchüts tele, und fich auf diefe Art einen Vorrath von diefer koft: baren Speiſe fammle. So viel ift gewiß, wie mir ein glaubwürdiger Augenzeuge verfichert hat, daß er unter den Bäumen die Fleinen Birnen jufammen anden Stamm trägt, und fih alsdann auf beyden Seiten darauf legt, daß fie an den Stacheln hängen bleiben und fo in feine Wohnung eilt. Dan hat gefehen, daß ihn zwölf Birs nen an den Stacheln find hängen geblieben. Durch dies fe Art Diebitahl kommt mancher ehrlicher Menſch zuwei⸗ len in Verdacht. Im Winter bedarf er keiner Nahrung, weil er in ſeinem langen und feſten Schlafe zu dieſer Jahrszeit von ſeinem Fette, das er ſich im Herbſte geſammelt hat, zeh⸗ ven kann. Fortpflanzung. Die Begattung der Igel fällt in die Mitte des Aprils und in den May; fie gefhieht wegen ihres fach lichen Ruͤckens ftehend oder liegend, Das Weibchen wirft nach ſieben Wochen im Julius und Anfange des Auguſts vier bis ſechs Junge, und zwar Bechſt. gem. N G. I. 8. ei am 598 Säugetiere Deutſchlands. 2 Be am liebſten in Gärten in Miftz Laub: oder Mooshaus - fen, doch auch ins Geſtraͤuche, dicke Zäune und ins Ger traide, und füttert allzeit ihr Lager mit klar gebiffenen _ dürrem Grafe vorhers aus. Es fängt die Jungen, die anfangs weiß, auf ihrer Haut nur mit Spuren von Stacheln und mit hängenden Ohren verſehen ſind, vier Wochen, und traͤgt ihnen Schnecken, Regenwuͤrmer, Meintrauben und abgefallenes Obſt zu ihrer Nahrung herbey. Man fann die ungen, die erjt im zweyten Jahre ausgewachſen, und zur Degattung tüchtig find, fo wie die Alten, in den Häufern, wie die Kasen zu Wegfangung der Mäufe, mit Milch uud Brod erhalten, und wenn man fie fatt der Milch mit Wein tränft, fo machen jie wunderliche Gebeerden und Sprünge. Feinde. Sn Thüringen dat er feinen größern Feind als den Fuchs, der befonders im Winter feine Wohnung aus; wittert und ihn als eine Delikatelle verzehrt. Nur fehr gute Hunde gehen ihn an, und zerreißen ihn; alleaber bellen ihn fehr grimmig an und ſcheinen eine natürliche Feindſchaft gegen ihn zu hegen. Auch Baͤren und Woͤl⸗ fe ſollen ihn freſſen. Durch eine Art gelber Erd mil— ben, durch die Holzböde (Acarus Ricinus), die ſich in Menge an ihn einfaugen, und durch die Bandwär: mer wird er fehr geplagt. se Fang. S Der Igel macht feine Fährte (Taf. XXI, Fig. 11,) der Dahsfährte, wenn man die Größe abrechnet, | völlig 7 — Ordn. 16. Gatt. Gemeiner Igel. 899 | völlig ‚gleich, Er fpreizt die Zehen eben fo weit von eins ander und hat eben den fehleichenden Gang, tie der Dachs. Seine Spur formt ein Zickzack (er ſchraͤnkt) und die der Vorderfüße ift größer und breiter, als die der Hinterfüße, welche ſchmaͤler, aber länger if. Man fann ihn, wenn man ihn zur Vertilgung der Mäufe brauchen will, fehr leicht fangen. Da er fih den Som: mer über vorzüglich in Hecken aufhält, fo darf man nur in folchen Gegenden, wo diefe Thiere find bemerkt wors den, in der Abenddämmerung, oder beym Mondenfihein an denfelben laufchen, an den Stellen, wo man ein Ge räufch bemerkt, mit dem Stode anfchlagen, und man wird gewiß beym Nachfuchen einen zufammengerofiten Sigel finden, den man in ein Schnupftuc) hüllen und nach Hauſe tragen kann. Nur ſehr gute Hunde gehen dieſes Stachelthier an und ſcheuen die Stacheln nicht. Da ſie ſich eher zerreißen, als mit Gewalt zur Aufwik— kelung bringen laſſen, ſo bedienen ſich die Menſchen um dieß zu bewirken, des Beſchuͤttens mit Waſſer oder des Eintauchens in daſſelbe, welches ihnen das Athemholen hemmt, und ſie zur Entwickelung zwingt, und der liſtige Fuchs braucht zu dieſer Abſicht ſeinen ſtinkenden Harn. Nutzen. Die Igel find natuͤrliche und beſtimmte Feinde der Feldmäufe, und mancher ſchaͤdlicher In— ſekten 9* —A Man 9 In Senegambien befreyt er die Einwohner von den ſchaͤdlichen Schaben (Blara). Adanfons Reife 247. 900 a. Säugethiere Deutſchlands. Wi: Man Fan ihr Fleiſch eſſen, beſonders ſind ſie im ſehr fett, und wenn fie ſich vom Obſte ge⸗ naͤhrt haben, am wohlſchmeckendſten. In Senegam: bien vechnet man fie daher zu diefer Sahrszeit unter, die beften Gerichte. Auch in Spanien ift man fie zur Faftenzeit, weil man fagt, fie lebten bloß von Kraͤu⸗ tern, und daher koͤnnte Br: auch die N als fein steif effen. | Ihr Fett, das unter. der Haut wie Eee fett anfest, ift in der Medicin ein gutes ermweichendes Mittel, das an Menfihen und Vieh gebraudt wird., Seine Haut mit den Stadeln wurde ſonſt ſtatt einer Hechel oder Buͤrſte gebraucht, um den Hanf zu reinigen. tan kann ihn auch ſtatt einer Katze in den Scheu— nen, Ställen und auf den Kornböden zu Wegfangung der Mäufe nußen; dann darf man ihm nur bloßes Wal: fer oder Milch zu Löfchung feines Durftes hinfeßen, wenn man glaubt, daß ihn die Maͤuſe hinlaͤnglich näh: ven können. Bey den Kalmuden ift er deshalb ein Hausthier geworden. Er mache fih aber in Käufern durch feine Unreinlichkeit, feinen unangenehmen, faft bi: famartigen Geruch, und durch das, Seräufch, das fein Bang verurfacht, und wodurch er Stöhrer der nächtli: chen Ruhe der Menfchen wird, nicht beliebt. - Mi | Sch“ 2. Drdn, 16. Gatt. Gemeiner Igel. 901 Schaden. Wenn man ihn in Häufern hält, fo ſoll er die jun: gen Kuͤchelchen und Eyer wegtragen. f Irrthuͤmer und Vorurtheile. 1) Der oben angegebene faͤlſchliche Unterſchied a ſchen Schweine? und Hundedachſe. 2) Sie follen den Kühen die Euter ausfaugen. 3) Sonft brauchten die alten Aerzte den zu Afche gedrannten ganzen Sigel, Leber, Milz, Galle, Blut, Koth und das innere Magenhäutchen gegen vielerley Kranfheiten, “a Drit- 902 Säugetiere Deutſchlands. ’ % Dritter Abſchnitt. Nagethieren Glires. | Die meiften hieher gehörigen Thiere find klein, und nur wenige haben eine mittlere Größe, wie z. B. der Haſe. Ihre Beine ſind kurz und die Fuͤße lang, und ſie gehen mit den Hinterbeinen, welche allzeit groͤßer und ſtaͤrker ſind, als die vordern, auf der ganzen Ferſe. Ihr Gang iſt ſpringend, und ihre Faͤhrte bekoͤmmt daher eine eigne, aber fehr auszeichnend Fenntliche Geſtalt. Die fiebenzehnte: Gattung, Halbkaninchen. Cavia, Kennzeichen. In der obern Kinnlade befinden ſich zwey Eeil: foͤrmige, getrennte und zugeſpitzte Vorder zaͤhne, und unten zwey oder vier, die an einander ſtehen. —⸗ An den Vorderfuͤßen find vier und an den Hinterfüßen mehrentheils drey Zehen. —Der Schwanz fehlt oder ift nur kurz und kahl. Ihr we 2. FR 17. Gatt. Meaſchueinchen. 903 “Tsd Sarg iſt hůpfend und langſam. Sie AN in hohlen Bäumen und unter der Erde. Alle find ur; fprünglih in Amerika zu Kaufe, und nur das Meerſchweinchen if bey uns einheimifch worden, und wird als ein zahmes Thier erzogen. (27) 35. Das Meerſchweinchen oder ge- meine HalbFaninchen, (Taf. IX. Sig. 2.) Namen, Schriften und Abbildungen. Meerſchweinchen, Meerferkel, Meerfaͤrdel, und Neerſaͤulein heißen fie, weil fie, wie die Schweine grun⸗ zen, und übers Meer, befonders von den Holländern zu uns gekommen find; Afterhafe, Afterkaninchen, - Ferkel: maus, der Cobaya. Cavia Cobaya. Gmelin Lin. 1.1. p, 222.n,5, Cochon d’Inde, Buffon. hist. nat. VIII, pr. t. 2. Ed.de Deuxp. V. T. 14. 1. Ueberſ. von Martini V. 7. m. e. Sig. Reſtleſs Cavy. Pennant hist, of Quadr. Il. 89, Meine Ueberf, IL p, 410. v. Zimmermanns geogr. Zool. IE 327, v. Schrebers Säugeth. IV. 617. Taf. 173 A a Ge: 904 Säugetiere Deutſchlands. Gore’ s Fauna, I. — Donndorfs Beytr. J. 409. D. 5. Kennzeigen der Ark Iſt ungeſchwaͤnzt; hat kurze zugerundete Ohren, und die Farbe des Leibes iſt theils weiß, theils mit ſchwarz oder braun gefleckt. Geſtalt und Farbe des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Die Größe des Thiers iſt eilf Zoll, und die Höhe vier Zoll. Der Kopf ift dick, oben etwas platt, die Schnauze ftumpf, die Oberlippe gefpalten, aber gefchlofs fen; Vorderzähne vier, Eeilförmig und ſchneeweiß und eben ſo viel Backenzaͤhne auf jeder Seite der beyden Kinnladen mit tiefen Einſchnitten an den Seiten; zus fammen zwanzig Zähne. Lange Bartborſten um die Lips pen und über den Augen, Die Augen find groß, braun, hervorftiehend; die Ohren breit, kurz, am Rande etwas ausgeſchweift, auswendig kahl, und inwendig mit einzel— nen Haaren beſetzt. Der Hals iſt kurz; der Leib dick und hinten abgerundet. Der Schwanz fehlt gänzlich. Die Deine find mittelmäßig; an den Hintern Füßen drey und an den vordernvier Zehen mit einem ſtumpfen Dau: menanfage, und an den Zehen lange runde Nägel. Das Haar ift hart, und auf dem Naden und Hals fe etwas länger, als auf dem übrigen Körper. Die Farbe e. | iſt Par. Ms.: Gegen 11 Zoll. 2, Ordn. 17 Gatt. Meerfhweinden. 905 iſt mannigfaltig und mehrentheils gefleckt, ſelbſt an de: | nen, die in der Wildniß leben. Es giebt daher imeiße, ſchwarze, gelbe, braune, erbsfarbene und bunte von allen dieſen Farben. Das Weibchen iſt etwas kleiner, ſchlanker, als das Maͤnnchen und hat zwiſchen den Hinterfuͤßen zwey Zitzen. Zergliederung H. Der innere Koͤrperbau hat mit dem Haſen ſeinen viel Aehnlichkeit. Der Blinddarm iſt weit groͤßer als der Magen. Wenn ſie wiederkaͤuen, wie man vorgiebt, ſo traͤgt dieß wohl etwas dazu bey. Die meiſten vierfuͤßigen Thiere, beſonders die, wel: He mit hangenden Köpfen grafen, als Pferde; Ochfen, Schafe, Schweine haben außer den fehs Augenmus— keln noch einen fiebenten, welcher aus zwey bis vier andere zufammen gefeßt ift, damit das Auge nicht zu weit hervortrete. Diefem finder man auch beym Meer ſchweinchen. | T I, Die Blutgefäße des Magens ftatt daf fie bey andern Thieren der Länge nach laufen: oder baumför: mig ausgebreitet find, bilden ein in lauter Eleine Vier— ecken fich vereinigendes Netz, welches mit rothen Wachs ausgefprißt einen fehr artigen Anblick gewährt. MER Unde * D. Tyſon's Anatomie des Meerſchweinſchens. ©. 89. 96 | Säugerhiere Deutſchlands. | N | Andere Merkwuͤrdigkeiten. * Das Meerſchweinchen iſt zaͤrtlich und feoftig, und muß daher im Winter wohl in Acht genommen werden. Es fchläft oft, aber Furz, und zwar fisend mit gekruͤmm⸗ ten Rücken, und mit nicht ganz verfchloffenen Augen. Männchen und Weibchen fchlafen nicht zu gleicher Zeit, fordern wenn das eine fchläft, wacht das andere, und fieht jenes an; doc wohl aus feinem andern Grunde, als bey Gefahr den, Gatten, da fie fich zaͤrtlich lieben, wesen zu können. Shr Lauf ift ziemlich hurtig; fie ma— chen ihn gern an den Wänden hin, und das geringfte Geraͤuſch Kann ihm unterbrechen, um aufzuhorchen. ‚Sie wafchen, fammen, und pußen fich oft, wie die Katzen, 2 \ ſelbſt unter einander. So fromm und fanftmäthig fie zu ſeyn feheinen, fo werden fie doch oft uneinig zur Zeit der Degattung und bey ihrer Mahlzeit, Enirfchen mit den Zähnen, ſtampfen mit den Kinterfüßen, kämpfen, . beißen und treten einander. Sie trauen auch niemanden, außer ihrem Fuͤtterer. Immer murmeln fie, beym Huns ger aber grunzen fie, und beym Schmerz ſchreyen fie gar ſehr. Sie bleiben acht Jahre am geben: Verbreitung und Aufenthalt. Das Vaterland ift eigentlich das warme Brafilien. Sie werden aber zum Vergnügen in den meiften Läns dern von Europa, und in Deutſchland und Thuͤ— ringen im Sommer in Gärten, und im Winter in ger heitz⸗ ’ 2. Ordn. 1 . Gatt. Meerſchweinchen. 907 heitzten Stuͤben gehalten. Vorzuͤglich wollen ſie trocken, warm und in reiner Luft wohnen; verlangen einen weit⸗ laͤuftigen Ort, und immer Geo Heu zu einem paen Lager. Nahrung. Ihr Futter iſt das naͤmliche, das man den zahmen Kaninchen reicht. Sie freſſen Brod, Gerſte, Hafer, Gras, Salat, Kohl, Land, Obſt, Ruͤben und beſonders gern Kohlrüben. Sie genießen ‚die Speifen, wie die Hausmäufe, auf den, Hinterbeinen figend. Sie lecken, wie die Kunde ihren Trank, und koͤnnen auch ohne Waſ⸗ fer und Milch, wenn fie zuweilen feuchte Speifen bekom⸗ men, leben. Sie freſſen beftändig, und auch allzeit vors her, wenn fie ſchlafen wollen. Einerley Speifen wer: den fie bald überdrüßig. f Fortpflanzung. Sie können alle zwey Monate Zunge bringen. Das Männchen kämpft oft um ein Weibchen, und letzteres trägt drey Bis vier Wochen, und bringt ein big vier Sun ge jehend und mit Haaren zur Welt. Diefe werden zwoͤlf bis vierzehn Tage von ihr gefäuget, laufen zwölf Stun: den nach der Geburt ſchon Hurtig davon, und freffen, und die Mutter läßt gleich, nachdem fie geworfen hat, das Männchen wieder zu. Der Bater frift die Zuns gen gern, fo wie das Kaninchenmänuchen. Nach dem zweyten Monate find die Zungen ſchon zur Begattung fähig. | Krank 908 -Göugetbiere Deutſchlands. u Krankheiten und N * Eine große Art Milben, die een fans (Pediculus vieleicht beffer Ricinus Porcelli) | plagt fiegar fehr, und dem Durchfall und der Aus zehrung find fie oft unterworfen. ——— Nutzen. "Ihr unſchmackhaftes Fleiſch wird ſelten gegeſſen, und —* Balg fteht als Pelzwerk in gar keinem Wers ehe. In Brafilich fol das Fleifh Fieber verurs fachen *, Demohngeachtet werden fie doch Hochgefchäßt, —7— die Eingebohrnen wiſſen einen Landpfleger oder Mifftonär Fein größeres Geſchenk zn machen, als daß fie ihm ! zum Willtommen einen Euy, wie fie das Thier nennen, geben. Die NAMEN und Wanzen offen vor — weichen. Schaden. Sie zerna gen, beſonders die traͤchtigen Weibchen, faſt alles, was ihnen vorkommt, als Ho ir Kleider, und befonders Lederwaaren. Serthümer und Borurtheile. v) Das Männchen foll bey der. Geburt des Weib: chens die Stelle der Hebamme vertreten. "27 m *) Keifen einiger . Miffionarien in Amerika von Murr. ©. 198. 2. Ordn. 18. Gatt. Biber. . 909 2) In feinem Vaterlande legt man Fett vom Cuy auf, wenn man ſich einen Splitter oder: Doen ſo tief in, den Fuß getreten hat, daß man ihn nicht mehr heraus; | Bringen kann, und er holt fich von feldft heraus. 3) Man Eanın auch dafeldft aus den Geberden und der Stimme, die man ſorgfaͤltig beobachtet, eine Men: ‚ge Eünftiger Zufälle vorherfagen *. EIER RER rn Die achtzehnte Gattung. D’rmen Gaston / Kennzeichen. Zwey Vorderzaͤhne oben und unten, keil— foͤrmig zugeſchaͤrft, die obern hinter der Schaͤrfe etwas ausgehoͤhlt. Backenzaͤhne vier auf Er — ſeltner uns ten fuͤnf. An den Fuͤßen fuͤnf Zehen; die hintern ſind Schwimmfuͤße. Der Schwanz iſt platt und ſchuppig. Mit MUT aD: 918 / Säugethiere Deurkhlande. | M dit Recht bewundert man den Kunſttrieb diefer ‚Zhiere, wenigftens des gemeinen Bibers, Sie haben einen einfachen Magen und nähren fih aus dem Thier⸗ und Gewaͤchsreiche zugleich. Die Fortpflan— zung iſt nicht ſehr ſtark, da die Jungen erſt im zweyten und dritten Jahre ausgewachſen ſind. Das Weibchen hat ander Bruſt vier Saͤugwarzen. 39. Der gemeine Biber, Namen, Schriften und Abbildungen. Gemeiner Biber, Caftor, Erd⸗ oder Landbiber. Castor Fiber. Gmelin Lin, J. 1. p. 124. n. 1. Castor ou Bievre, Buffon, hist. nat. VII, 282. t. 36, Suppl, VIII, 300. Meberf. von Martini und Dtto V. 339. m. einer Fig. "AAL 10; Castor, Pennant hist, of Quadr, I. 114, II. Ze Meine Ueberſetz. II. p. 433. v. Schrebers Saͤugeth. IV. 623. Taf, 166.175 Soeze’s Fauna IL. 14. | : Donndorfs zool. Beyer. I. ©. 415. n. 1. Ell is Reiſe nach Hudfonsbay. 166. Kalm’s Amerika III, 28. 606. Gott 2. Ordn. ‚28, Gatt. Gemeiner Biber, 911 BGottwalds phyſikaliſch-anatomiſche Bemerkuns gen über den Biber. Nürnberg 1787. m. 7 K. Ridingers eine Thiere. Taf. 34. Kennzeihen der Art, ‚ Der länglich eyrunde, platte, in der; Mitte erhabes ne Schwanz ift ein Viertel vom Leibe an gerechnet haa— tig, dann mit Schuppen bedeckt, zwifchen welchen kurze fteife Haare ftehen. Seftalt und Farbe des männlichen und weiblichen Geſchlechts. Er Diefes Thier, das nur noch) felten in Deutfchland an der Elbe, Dder, Donau, Lippe und an einiz gen Flüffen der Mark Brandenburg *) angetroffen wird, iſt drittehalb Fuß lang, und fein Schwanz hält - über eilf Zoll Länge und fünf Zoll Breite #9). Der Kopf ift kurz, etwas zufammen gedrückt, die Schnauze did und ſtumpf; die unterfien gelben Vorder— zähne find ein Zoll und die obern zehn Linien lang. Bak fenzähne fiehen auf jeder Seite oben und unten vier. Die Augen find klein; die Ohren kurz, zugerundet, und im Delze verſteckt: der Hals kurz und dick; der Rücken gewölbt; der ION zunächft am Leibe den vierten Theil *) In dem furſllichen Garten Hellbron, eine Stunde weit von Salzburg giebt es Teiche für fie. a Par. Ms.: Länge 2 Fuß 4 Zoll; Schwanz 11 Zoll fang und 3 bis 4 30H breit. 912 Saͤugethiere Deutfchlands, Theil behaart, weiterhin länglich oval, glatt, in der Mit: te der Länge nach erhaben, und fehuppig, mit darzwifchen ftehenden einzelnen fteifen Haaren. Das TIhier' trägt ihn horizontal; die Schuppen deffelben find fiſchaͤhnlich, wie Pergament, ein Achtelzoll dick, ſechseckig, und von blaulich blaßblauer Farbe. Die Beine find kurz; die Füße fFehen etwas einwärts. Die Vorderfuͤße haben fünf gettennte Zehen, und die Hinterfüße fünf weit Län gere mit einer Schwimmhaut verbundene, ‚deren vierte dem Anfchein nach zwey Nägel hat. Nahe am After, und der Harnröhre ſammlet fih in gewiffen Beutelchen aus befondern Drüfen ein gelbliches zehes und ſchmieri— ges, nach dem Austrocnen - dunfelbraunes bröckliches MWefen, von einem unangenehmen ftarfen Geruch, und eckelhaft bittern Gefchmacf, das unter dem Namen Bir bergeil befannt if. Er bedient fich vielleicht diefer Materie, um fein Haar damit fett zu machen, damit es dem Waffer wiederfteht. Das Haar auf dem Kopfe iſt firuppig, verdeckt die Bildung deffelben, und die Augen zum Theil; am Leibe, ift das längere und färfere dunkelkaſtanienbraun und glaͤnzend; das fürzere und weichere aber gelbbraun. Doch) wechfelt die Farbe nach der Gegend, in welcher das Thier wohnet; denn je weiter nordwärts es wohnet, defto dunf fer wird fie, und fällt oft ganz fihwarz aus. Farben; Varietäten. ı) Der ganz weiße Biber G,FE, albus, 2) Der 2. Ordn. 18. Gatt. Öemeiner Biber, 913 25 Der roͤthliche Biber, C. F. lulvus. Er iſt weiß mit untergemiſchten rothen Haaren. 3) Der bunte Biber. C. F. variegatus. Er ift weiß mit grauen Flecken. Alle drey find felten. ‚ Merfwürdige Eigenfhaften. Der Biber kann, wenn er jung gefangen wird, leicht gezaͤhmt werden, und ift alsdann ein fanftmüthiges, vus higes, trauriges und gleichgültiges Thier, und zeigt, gar nicht die fcharfen Sinne und Fähigkeiten, die es in der Freyheit verräth. Es ift ganz ohne alle Leidenfchaften, und legt feine Wildheit fo weit ab, daß man es im Hofe herumlaufen laſſen kann, ja daß es feinem Fütterer nach: läuft, und Waffer, das ihm in der Freyheit zu feinem Aufenthalte fo unentbehrlich fcheint, ift ihm nicht noth— wendig. Ein Erwachfener wird nie zahm, und fürchtet den Menfihen gar fehr. Wenn er nicht ausweichen kann, fo richtet er fih in die Höhe, finet mit zufammengelegr ten Vorderfüßen auf den Hinterfüßen, und fol dabey Thraͤnen vergießen. Er geht auf dem Lande langfam und lahm, ſchwimmt aber hurtig, und taucht ſchnell, aber nicht lange, unter. Er geht auf den bloßen Hin— terfuͤßen, wenn er in den vordern etwas traͤgt. Er hat vortreffliche Sinne, und der Geruch iſt außerordentlich fein. Unreinlichkeit kann er gar nicht vertragen. Er ſchlaͤft feſt, und liegt dabey ſelten, wie die andern Thie— ve, auf der Seite, ſondern mehrentheils auf dem Baus Bechſt. gem. N. G. 1,20, Nmm che SR ur | gt ; \ 914 Säugethiere Deutſchlands. ZEN he ober Racken. Daß ſich dieſe Thiere vor allen uͤbri⸗ gen durch Klugheit und Induſtrie auszeichnen, beweifen ihre Gebäude, und ihre Schilöwachen, die fie immer aus: ftellen, um jeder Gefahr ausweichen zu können. | / J Bey der Begattung geben ſie einen ſchmatzenden, aber ſtaͤrkern Ton, wie die Eichhoͤrnchen, von ſich. Bey ihren Kaͤmpfen aber ſchreyen ſie, wie ein heiſeres Schwein, und rufen immer: Karr, karr! Sie ſollen funfzehn bis zwanzig Jahre leben. Verbreitung und Aufenthalt. Den Biber trifft man in allen gemäßigten Ländern von Europa, Afien und befonders in Amerika an. Sn Nordamerika ift er in großer Anzahl, wie wohl er fi) auch ſchon da bey zunehmender Bevölkerung von den Küften weg in die innern wüften Gegenden zuruͤckge— zogen hat. In allen betwohnten Gegenden lebt er zer: freut, flüchtig, oder in Erdhöhlen verborgen, und da er auf diefe Art feine Gefellfchaft formiren fann, fo hat man noc) feinen Bau von ihm gefehen. In wuͤſten, einfamen, ftillen, dichtbewaldeten und wafferreichen Ge: genden hingegen wohnt er in großen Republifen von mehr ale 100 bis 200 diefer Thiere in einer Gefellfhaft, und da bemerkt man erſt feinen Inſtinkt zur Arbeit und ſei— nen Kunfttrieb. Die Europäifchen Biber find daher meiſt nur einfame Srubenbewohner, welche einen fhmußigen und an der Erde abgeriebenen Balg haben, und an den Ufern der Seen, Bine 1 und anderer Gewäfler wohnen. Hier ma: 2. Ordn. 18. Gatt. Gemeiner Biber, ‚915 machen fie ſich Gruben in die Erde, wie die Fifehottern, und zuweilen auch einen Graben etliche Fuß tief, um ei: nen Eleinen See zu bilden, der bis in die Deffnung ihrer Höhle dringt, welche fich in ıder. Länge bisweilen über 100 Fuß erftrect, und immer weiter nach und nach in. die Höhe geführt iſt. Hierdurch koͤnnen fie fid) ben Ueberſchwemmungen fichern *). N tmmz2 Die *) An der Elbe bey Kähmert, des Hrn. Minifter von Schulenburg zu Berlin Landgure giebt ed viel Biber, die nody Daͤmme an alte Eibarme, die ſtilles Waffer haben, madyen. Sie werden gewöhnlich beym Kisgang, wo fie fih auf Weidenbäume retiriren, gefchoffen. Fünf und mehr auf einmal. Auc bey Wittenberg hat man meh« rere gefchoffen, die fi) auf Bäume gefliichter hatten, und auch da füllen fie noch Daͤmme in Gefellfchaft bauen. Weiter giebt Herr Serben n Meyers Magazin zur Naturgefchichte 2c. I. 2. ©. 76. auch Nachricht von Bibern an der Lippe, die ordentliche Baue verfertigen. Er fagt: „In der Lippe halten ſich viel Biber auf; für Deutfchland immer eine naturhiftorifche Seltenheit. Die meiften fol man bey dem Coͤllniſch-Weſtphaͤliſchen Dorfe Hellinghaufen, etwa anderthalb Stunden von hier finden. Doc) trifft man fie audy nahe bey Ddiefer Stadt und höher hinauf im Paderborniihen Hochflifte, beym Dorfe Deddinghaufen bis Boͤke an. Man befomme fie felten zu fehen, mweıl fie immer ſolche einfame Stellen zu ihrem Aufenthalte wählen, wo das Flußufer fumpfig und mit niedrigen Gefträuche dicht bewachfen ift, und weil fie einen großen Theil ihres Lebens unter dem Waffer zu brin- gen. Ungeachtet die Biber in den hiefigen Gegenden nicht in fo großen Gefellfdyaften leben, als in einigen Nordame- rikaniſchen Sandfchaften : ſo magen fie es doch, jenen den \ Ror- % 4 Ex 916. Säugethiere Deutſchlands. F Die in Geſellſchaft lebenden Biber aber vereinigen ſich im Junius und Julius in Truppen von 100 big 300 an dem Ufer eines Fluſſes oder Sees, um hier ihre Käufer (Burg) anzulegen. Sn Anlegung derfelben wäh: len fie in einer Ebene befchattetes, ſeichtes, langſam flier bende⸗ Waſſer, in welchen ſie bequem arbeiten koͤnnen. dar Etwas Vorzug ihrer bemunderten Baukunft, fireitig zu machen. Wie ſie, faͤllen dieſe mit ihren ſcharfen Schneidezaͤhnen Baͤume von anſehnlicher Dicke, welche an den Ufern der Lippe wachſen, vorzuͤglich Weiden und Pappeln, ziehen ſie in den Fluß hinein und bauen ſodann mit gleicher Geſchick— - Yichfeit, eben fo Eunfivolle, dauerhafte Wohnungen, als je⸗ ne nur immer thun mögen. Allein Die Größe derſelben koͤmmt der Groͤße jener nicht gleich. Die Eigenthuͤmer der Lippe-Ufer, ſehen fie außerſt ungern, und verfolgen ſie daher allenthalben, wo ſie nur koͤnnen. Die Biber untergraben die Ufer und ſtuͤrzen fie ein, wodurch ſchon mander einen betraͤchtlichen Schaden erlitt. Auch wurde mancher ſchoͤne Baum ein Opfer ihres hier verhaßten Kunſttriebes. Ihren Aufenthaltsort erkennt man an den Stuͤmpfen der Baͤume, welche ſie nahe uͤber der Wurzel glatt abbeißen. Ein kuͤrzlich verſtorbener hieſiger Schäfer beſaß viele Geſchicklichkeit, ſie zu fangen. Er fieng jaͤhrlich öfters zehn und mehrere Stuͤcke. Das Bibergeil verkaufte er an die hiefigen Aporhefer und Ma— terialiften, welche es mir vielem Vortheil auswärts, bes Tonders nah Holland verfchidten. Auch die Zelle verkauf: te er theuer. Alles übrige wurde weggeworfen und es mar mir nicht moͤglich, fo wenig ein ganzes Skelet, alg einen Theil deffelben zu befommen. — Noch jest fol fich ein Jäger etwas mit dem Biberfange befchäftigen. Bon den Bibern, welde im Herzogthum Gacfen- Lauenburg, bey der Stadt Lauenburg, auf einigen Elbins fein leben ‚ ift diefer Kunfttrieb nicht befannt. ' 2. Ordn. 18. Gatt. Gemeiner Biber. 917 Etwas tiefe Buchten in den Fluͤſſen find ihnen darzu die bequemften Pläge, Damit ihnen das Wafler nicht zu niedrig werden kann, fo führen fie zuwörderft unterhalb der anzulegenden Wohnung einen Damm von hinreichen: der Länge fenkrecht von dem Ufer ab, den fie mit erſtaun⸗ licher Kunſt verfertigen. Der Grund dazu befteht aus Stüden von Baumflämmen, an welchen Pfähle einge: fioßen find, und zwar fo, daß die gegen das Waſſer gez richteten fchräge ſtehen. Hierauf wird der Damm vier bis fuͤnf Ellen dick von Zweigen und dazwiſchen geknete— ter Erde ſo dicht aufgefuͤhret, daß er eine ſehr lange Dauer hat, und oben ſehr artig mit Raſen bedeckt. Die Wohnungen liegen zuweilen einzeln, zuweilen 10, 12, und noch mehrere beyſammen. Sie find von verfchiedener Größe; Heine, in denen nur ı bis 2, und größere, in weldhen 5 bis 6 Paar beyfanmen wohnen. Der Umfang derfelben ift oval oder rund, und beträgt bis 30 Fuß, fo wie bie Höhe 8 und. mehrere Fuß hat. Der Grund wird wiederum von Stücden gefällter Baus me fehr ordentlich gelegt, die Wände werden fenfrecht darauf aufgeführt, worauf ein rundes Dach gewoͤlbt, und alles mit Erde dicht ausgefnetet und die überzogen wird. Die mehreften haben drey. Gefchoffe, eines unter Seite, deren einer vom Ufer, der andere vom Grunde des Waſſers aus hineinführet und tiefer ift, als im Wins ter die Dicke des Eifes beträgt. Solche große Wohnuns gen werden von ganzen Bibergefellfchaften gemeinschaft N mm.3 lich R > dem Waſſer, das andere mit dem Waſſer gleich, das drit te über der Waflerfläche, Zwey Zugänge find an jeder —* 918 Saͤugethiere Deutſchlands. lich verfertiget, wobey ein jedes Individuum, ſein eiger nes angewieſenes Geſchaͤffte hat. Einige faͤllen Baͤume und zernagen ſie; andere waͤlzen die zernagten Stuͤcke in Geſtalt der Balken oder Pfeiler nach dem Waſſer; ein dritter Theil ſcharrt Loͤcher in den Grund; ein vierter rammelt die Pfaͤhle ein; ein fuͤnfter ſchafft Zweige her— bey, und verflicht die Pfaͤhle; ein ſechſter ſchleppt Erde, Steine und Ton herbey; ein ſiebenter bringt dieß an ei⸗ gene Plaͤtze; andere verkleben und vermauern es. Sie ſcheinen auch bey ihren Bauen einen oberſten Baudirek⸗ tor zu haben, deſſen Befehl alle gehorchen muͤſſen, und hierin den Bienen aͤhnlich zu feyn. Die Bäume, wels che dem Biber die Baumaterialien zu feinem Hausbaue liefern, find harte Arten von Laubholz, Eichen, Eichen u. dgl. wovon ihm die ſtarkſten Schwellenbäume nicht zu groß find. Die weichen Holzarten, die er fället, "gez braucht er nur zur Nahrung. Er geht bey diefer Ar beit vorfichtig zu Werke, um nicht von dem fallenden Baume getroffen zu werden. Deswegen kerbt er den Stamm an der Seite, wohin er fallen fol, unten ein, und nagt ihn alsdann an der andern Seite, und fo rings herum ab, Die dabey abgehenden Späne räumt er mit den DVorderfüßen aus dem Wege. Wenn der Baum liegt, fo beißt er die Aefte fo glatt ab, und entzwey, als wenn fie wit der Art gehauen wären; dann zertheilt er den Stamm in Ellen lange, oder kuͤrzere, auch wohl längere Stüden, je nachdem er ftark if. Von den dik— ten Stämmen, die fich wegen ihrer Stärke und Entlegens heit nicht gut fortfchaffen laffen, nimmt er nur die Aeſte. Die zu dieſen Verrichtungen erforderliche Zeit ſtehet nas tür aD: 2, Ordn. 15. Gatt. Öemeiner Biber. 919 tuͤrlicherweiſe mit der Haͤrte und Dicke des Stammes im Verhaͤltniß. Einen weichen Stamm, von einer Vier: telelle im Durchmeffer, foll ein Biber in einer Stunde fällen können. Mit harten ftarkern Stämmen hingegen bringt er, wie man fagt, nad und nach drey Monate auch wohl länger zu. Zuweilen wird diefe Arbeit von mehren Bibern zugleich verrichtet, welche in wenig Mis nuten mit Durchnagung eines Baums fertig werden kön: nen. Das fo zurecht gemachte Holz fchaffet er ſodann fort. Dieß thut er mit den VBorderfüßen, womit er das Holz umflaftere, und theils zieht, theils vor fich her fchiedet. Zu diefem Behufe legt er Wege an, die er von allem Strauchwerfe reiniget, und fo führet, daf fie end⸗ lich alle in einer einzigen Straße zufammen laufen. Die Erde, deren er zum Damme und Holzbaue benöthigt if, ballet er mit den Vorderfüßen, faßt fie zwiſchen felbige und dem Kopfe, und trägt oder fihiebt fie bis an den Dre ihrer Beftimmung. Durch den Abfall derfelben wird der Weg immer gebahnter und glätter. Wenn diefe Dinge zu Wafler fortgefchafft werden müffen, fo hält er ſie auf die erwähnte Art, und ſchwimmt mit den Hinter fügen und dem Schwanze auch gegen den Strom ohne Schwierigkeit. Nahe bey der fo künftlich erbauten Wohnung pflegt der Biber in das Ufer Nöhren zu graben, die ihm theils zum Aufenthalte, theils zur Communication mit benachs barten Wäldern dienen. Er führt fie fchräge aufwärts und wenn fie den leßtgemeldeten Gebrauch haben follen, gern an einem Waſſer oder Sumpfe wieder heraus, da mm 4 fie 7 928, Esirgien: Deutftande. fie dann nie eine Länge von mehr als Hundert Schritten erlangen. Dieß thun aber nicht alle Biber -fondern nur-einige, die man in Canada Castors ter- ‚ziers nennt. Die untere Deffnung einer folhen Höhle ift, wie der untere Eingang eines Biberhaufes, fo tief unter dem Waffer, daß fie nicht vom Eiße verftopft wer— den kann. Etwa fünf bis ſechs Fuß lang geht fie enge fort, erweitert fie fodann drey Bis vier Fuß ins Gevierte, um einen Eleinen Teich zu bilden, und geht fodann wies derum enge in die Köhe, bisweilen uüe tauſend Fuß weit *). Alle dieſe Arbeiten verrichtet der Biber des Nachts, Am Tage ruhet er den Sommer hindurch in feiner Woh⸗ nung *) In The Journey from Prince of Wales Fort in Hudsons- - bay to the Northern Ocean untertaken in the Years 1769, _ 70, sr and 72 by Samuel Hearne, 1795. London. 4. (Heberf. von Forfter im Jaten Bande des Magazins don merkwürdigen neuen Neifebefchreibungen aus fremden Sprachen überfegt und mit erläuternden Anmerfungen be- gleitet. Berlin bey Bof. 1797. Nr. 1.) wird gefagt, daß die Biber nicht fo roundervolle Wohnungen machen, wie man fie gewöhnlich angiebt- Hiernach kann der Biber feinen Pfoſten oder Pfahl einrammeln, oder gerade be— feftinen. Seine Käufer beftehen nur aus auf einander gelegtem Holzwerke mit Steinen und Erde vermifcht. Eben fo wenig Eönnen die Biber mit ihrem Schwanze etwas fortfchaffen. Ihre Arbeiten verrichten fie nur des Nachts. Ihre Häufer haben auch nicht zwey Ausgänge an der Land- und Wafferfeite. Bey den erfen würden fie in der größ: ten Gefahr wegen ihrer Seinde der Amerifanifhen Wolfsbären (Quikhach: Ursus Luscus) ſeyn. S * 2, Ordn. 18. Gatt. Gemeine: Biber, 921 nung auf einem von allerley Gräfern, fonderlich der Bla⸗ enegge (Cavex vesicaria, L.) bereiteten. Lager om Rande des Waſſers. Er ſoͤnnet ſich auch zuweilen in dem obern Eingange oder außer ſeiner Wohnung. Bey veraͤndertem Waſſerſtande begiebt er ſich in das hoͤhere oder tiefere Geſchoß, wohin er zugleich ſein Lager mits nimmt. | ; Will ihn das Waſſer zu niedrig werden, ſo erhoͤhet er den Damm, in welchen er bey allzu hohem Waſſer eine Oeffnung zum Ablauf des Ueberfluſſes zu machen, und auch dieſelbe wieder zu verſtopfen weiß. Kommen große Ueberſchwemmungen und beſchaͤdigen den Bau, ſo vereinigen ſich alle die beſondern Geſellſchaften und ‚geben an die Ausbefferung. ; Sm Winter Ballen fü ch die Biber vorzüglich ih den gedachten, Röhren auf, die fie im Herbfie bezichen, und zu Anfang des Fruͤhjahrs wieder verlaffen. Sie foms men in diefer Jahrszeit nur felten zum Vorfchein, um frische Nahrung zu fuchen. Ihr Lager in denfelben bez reiten fie aus lauter, von dem gefällten Holze abgenags ten, feinen Spänen, die den Drechsler: Spänen gleichen, In ihren Hütten herrſcht ſtaͤte Eintracht und Frieden. Sie wechſeln ihren Aufenthalt darinne und im Waſſer ab, in welchss fie auch in ihren Wohnungen beftändig den Schwanz und die Hinterfüße eintauchen. Wenn - ihten die Säger nachftellen, und ihren Damm und Wohs nung zerftören, fo zertheilen fie fich ins Feld, graben fich Löcher in die Erde und at eine lange Zeit ihren Kunſttrieb. Mmmis Nah: 922 ° Gäugethiere Deutſchlands. | Nahrung. Die Nahrung des] Bibers if die Rinde von Pap⸗ peln, Espen, Birken, und allerley Arten Weiden; in Amerika ſind der Biberbaum (Magnelia glauca, L.), die dortige Efche (Fraxinus americana, L.), der Stos raxbaum (Liquidambar styracifluum, L.), Saffafraß, und die füßen Gummiarten feine Lieblingsfpeifen. Sm Sommer füttert er fich von Feldobft und alleriey Wurzels wert, das er von Calmus, den Seerofen, Schilf, Scaftheu u. f. w nimmt, bisweilen auch von Krabben, Krebfen. und Fifchen. Zu Anfang des Winters fammelt er von den erfigenannten Baumarten Zweige, und trägt fie in die Röhren dahin, wo fie weder frieren, noch verz welken Eönnen. Die ftärkern Weidenfträucher ſenkt er, nachdem er vorher die Ruthen abgebiffen und eingetragen hat, um die Burg herum unter dem Wafler in die Erde. Non diefem Strauchwerf nagt er im Winter die Rinde zu feiner Nahrung ab. Dafi er auch Fiſche, Krabben und Krebſe genießt, iſt daher wahrſcheinlich, weil er ſi ch auch zu andern Fleiſchſpeiſen gewoͤhnen laͤßt. Er frißt, wie die Eichhoͤrnchen, auf den Hinterfuͤßen ſitzend, und bringt das Futter mit den Vorderfuͤßen zum Mund. Seines Unraths entledigt er ſich außerhalb feiner Woh— nung, in welcher er feine Unveinigkeiten duldet. Fortpflanzung Der Biber und die Biberin leben in Monogamie, begatten fih im Winter und zwar in aufrechter Stel; tung, Die Mutter foll vier Monate trächtig feyn, und | bringt 2. Ordn. 13. Gatt. Gemeiner Biber. 923 bringt in einer Röhre auf dem eben befchriebenen Lager im März zwey bis drey blinde Junge, welche: fie allein erzieht. Das Männchen entfernt fih alsdann und bes fucht nur zuweilen die Wohnung. Nach vier Wochen bringt die Mutter den Zungen fihon Zweige zum Nagen, und nach fehs Wochen gehen fie mit ihr aus. Wenn fie erwachfen find, übergeben fie ihnen ihr Haus, und bauen fich, wo möglich ein anderes darneben. Im erften Sahre geben die Zungen fchon Zeichen der Mannbarkeit von fich, ob fie gleich im dritten erft völlig ausgewachfen und zur Zeugung geſchickt feyn follen. Sie laffen fich leicht zähmen. i Feinde f Die Biber haben große Feinde an dem Vielfraß, der Welverene (Ursus Luscus), die daher in Amer vita auch Biberfrefler heißt, und dem Fifchotter; doch ift ihm die Nachftellung des leßtern eben nicht ° fücchterlich, weil ein Biber wohl drey Fifchottern auf fich nehmen fann; und mo .fie diefe Feinde merfen, fu: chen fie fie auszurotten. Sonſt haben fie von den Nach— ftellungen anderer Thiere wenig zu befürchten, ‚weit fie ſich auf ihr fehr feharfes Gebiß und ihre Behutſamkeit verlaffen können. Denn auf dem Lande, wo ihnen flär: kere Raubthiere gefährlich werden koͤnnten, trifft man fie felten zwanzig Schritte weit von ihrer Wohnung ent fernt an, und wenn fie ihrer Nahrung nachziehen, fo gehen fie in Geſellſchaft mit Wache aus, welche ihnen die Gefahr meldet, worauf fie ſich ins Waffer flüchten. Sin 924 Saͤugethiere Deutſchlands. In den Eingeweiden DR man Nundwärmer (Ascaris) gefunden, | Say. Der Biber gehört zu, den Negalien der Fuͤrſten. Der Säger fpürt ihn an feiner Fährte, die’ der Fifchs, otterfährte nicht unähnlich ifi, nur daß die Vorderfüße ſich ohne Schwimmhaut ausdruͤcken, und an den geſchaͤl⸗ ten und gefaͤllten Staͤmmen und Baͤumen. Man fängt ihn mit einem Tellereifen, weldes wie ein Fuchseifen zwey gute Federn hat. Dieß legt man nahe an feine Wohnung, wo er ausfteigt, bededt es, wo möglich, mit Laub, und befeftigt es. Auch fängt man ihn in einem Nettze von ftarfen Leinen, eines Fins gers dick. Dieß ſtellt man nur des Nachts auf das Rand, wo fein Ein: und Ausgang ift, läßt ihn durch Kunz de aus der Gegend, wo er ſchaͤlt, weg⸗ und hineinjagen und ſchlaͤgt ihn todt; oder man legt es ins Waffer im Geftalt eines Sades vor die Definung, fihieft einen Stöberhund in den Ban, und läßt den Biber ins Nes treiben. | - | dan fange ihn auch mit einer Wathe. Man’ macht nämlich eine Wathe von 15 bis 18 Ellen, wie eine ‚gemeine Fiſcherwathe, mit einem langen Küttel, und mit Geſenke und Bley. Dieſe legt man fehr behut: fam vor ‚die Deffnung der Biberwohnung ins Wafler, fchiekt einen Dahshund in den Bau, der ihn heraus ftöbert. Wenn er nun in die Wathe führt, fo wird Pina dieſe 4,8. — 18. Gate. Gemeiner Bis, 92 ; dieſe ſchnell aufgehoben, er liegt, wie ein Fiſch, drinnen, und kann durch einem Schlag auf den Kopf, da er einen dünnen Scheitel hat, leicht todtgefchlagen werden. Sn in Reuſen zu fangen iſt mißlich. Ruben 1) Das Wildpret des Bibers ift von doppeltem Geſchmacke; denn das Fleifch der vordern Theile bis zu den Nieren hat faft den Geſchmack des Dachſes; das uͤbrige aber von den Schenkeln und Schwanze hat den Geruch und Geſchmack des Fiſches. Man ißt den Biber in Kloͤſtern zur Faſtenzeit, und in Cartheuſerkloͤſtern wohlzugerichtet zu allen Zeiten gern. Der Schwanz, der oft drey bis vier Pfund ſchwer ift, und die Hin: terpfoten find ein befonderer Leckerbiſſen. Die Bil: den an der Hudſonsbay, in Canada, und überhaupt in "Nordamerika, und die Kalmucken fihäßen das en ſehr hoch. 2) Der reine Balg iſt ein vortreffliches Pelzwerk zu Muͤffen, Muͤtzen und andern Verbraͤmungen; die ſchwarzen (ſchwarzbraunen) werden am meiſten ge— ſchaͤtzt und die weißen ſind die ſeltenſten. Ein gutes ſchwarzes Winterbiberfell Fofter neun bis zwoͤlf Thaler, in Amerika auf der Stelle unter Bruͤdern einen halben Carolin. Zwoͤlf ſolcher Felle gehoͤren we— nigſtens zu einem guten Pelze. Das Haar auf denſel— ben iſt von zweyerley Art: die eine iſt fang, faſt glaͤn⸗ * * und wird zu feinen Struͤmpfen, Tuͤchern, Hands ſchuhen — 926 Gäugerhiere Deutſchlands. ſchuhen verarbeitet; die andern kurz, wollig und ſeiden⸗ artig, und wird vom Hutmacher zu den ſogenannten Ca— fiorhüten geſucht. Ein erwachfener Biber hat nicht über anderthalb Pfund Haare, und man bezahlt das Pfund mit acht bis zehn Thaler, Die Kaufleute geben den Fellen noch eine bribfäche Benennung, nämlich friſche, getrodnete und fette Biber. Die friſchen Biber, auch Winterbiz ber oder Moskomwitifche Biber genannt, find diejenigen, die im Winter gefangen werden, und, die fihönften zu Unterfutter, da fie noch feine Haare verlohren haben. Die getrodneten oder magern Biber werden im Sommer gefangen, haben durch die Haͤaͤrung eine Men: 7 ge Haare verlohren, und werden daher auch haarlofe oder Sommerbiber genannt. Diefe braucht man in Hut— 1 fabriken. Die fetten Biber find diejenigen, die von den Wilden in Nordamerika eine Zeitlang getragen, und als Bettdecken gebraucht werden, wodurch fie gleichz fam eingeöhlt find. Sie werden Bloß zu Küten vers arbeitet. Aus einem Pfund Biberhaare fünnen wohl zwölf Hüte gemacht werden. Man kauft aber jeßt viele Hüte aus Kaninchen: und Kafenhaaren ſtatt Caftors hüten. 3) Das Leder wird vom Sattler zu Beſchlaͤgen der Koffer und Reiſekaſten, vom Schuſter zu Pantoffeln, und vom Siebmacher zu Sieben verbraucht. 4) Der harten fchneidenden Vo r derzaͤ h ne be dient man ſich zum Verguͤlden und Glätten, und die Wilden brauchen fie ſtatt der Meffer und Meifel. | 5) Das 2 Han. 18 Gatt. RER Biber, 927 5) Das Shan hate Fett brauchen die Aerzte, wie andere Fettigfeiten, in ——— Kraͤmpfen, Gliederreißen u, f. w. 6) Das Bibe rgeil Re wird als eine der wirkfamften Arzeneyen in der Apotheke verkauft, we: gen feiner nervenftärkenden, frampfs und fchmerzftillen: ‚ den und übrigen Kräfte, und wird auch von Sägern als eine fehr gute Witterung bey den Naubthieren benußt. Das befte ift das Ruffifhe, welchem man das Preußiſche an die Seite ſetzt. Drey Biber liefern etwa zufammen ein Dfund. Schaden. Diefe TIhiere find den Waldungen und Wafferbauen fchädlich, weil fie viele Bäume umbauen und die Damme verwuͤſten. Irrthuͤmer und Vorurtheile. 1) Man hat der Biber-Republik eine ordentliche Policey und Regierungs form zugeſchrieben. So ſollen ſie z. B. durchreiſende fremde Biber erhalten und zwingen, Erde, Holz u. ſ. w. mit herbeyzuſchaffen, ſich immer in ungleicher Zahl verſammeln, damit in ih— tem Collegio immer eine entſcheidende Stimme wäre. 2) Den Bibergeil hielt man für die mann: lichen Soden, daher fchon Plinius die Fabel bat, E73 | Siugeriere Deutfhtande. hat *) — ſich das Maͤnnchen bey der nel der Sjäger diefe Theile. abbeiße und von fich werfe, weil es alsdann vor Verfolaungen fiher fye > - 3) Gottwald fagta. a. D., daß der Biber den MR Heutel, worin das Bibergeil ſich befindet, deswegen. Babe, um wie die Deutelthiere feine jungen darin zu tragen. 4) Der Wallfifch foll das Sibergeif nicht riechen koͤnnen und dadurd) ganz wüthend werden, Wenn das her ein Fremder durch den Norwegiſchen Meerdufen reift, fo warnen ihn die Einwohner Fein Bibergeil bey fich zu | ſtecken, damit ihn das Doot nicht umgeworfen würde. >) In Sibirien hängen die Weibsperfonen ein Amulet von dem Knieknochen an, wenn fie Schmerzen in den Füßen haben. . *) Plinii hist, nat, VII c. 30. — von —— IT. 297. 3 m > x \ > / 2. Ordn. 19. Gatt. Maus. 929 x J Die neunzehnte Gattung. Maus, Mus. Kennzeichen. Oben und unten find zwey Vorderzaͤhne, von denen die obern, zuweilen auch die untern — mig zugeſpitzt ſind. An den Vorderfuͤßen (mehrentheils) vier, und an den Hinterfuͤßen fünf Zehen. Der Schwanz iſt ſehr duͤnn und zugeſpitzt, nackt oder mit einzelnen Haaren beſetzt, aber von verſchiedener Länge. | Vollkommene Schlüffelbeine Die hierher gehörigen Thiere leben metentheite unter der Erde in Höhlen und Schlupfwinfeln, wo fie fih im Winter ein weiches und warmes Lager bereis ten, einige wenige davon in und an dem Waſſer. Faft — alle haben einen laͤnglichen Kopf, eine ſpitzige Schnaus ze, an welcher die untere Kinnlade merklich kürzer iſt, als die obere, gelbe oder braune. Borderzähne, einen laanggeſtreckten Körper, wenn fie. fi ausdehnen, und - einen gewölbten Rüden, wenn fie ftille fisen. Ihr Ges hör, Geſchmack, Geruch und Gefühl find fehr fein. Die Bechſt. gem. N. G. J. Bo, Nun Hin⸗ 930 Slagechiete Deutſchlands. Hinte ef üße find ftets höher, als die Vorderfuͤße, wot durch ſie im Stande ſind, ſich deſto leichter Hoͤhlen zu graben, und wodurch ſie, da ſie huͤpfen, eine Faͤrt he (Taf. XIV. Fig. 13.) machen, in welcher zwey und zwey Spuren neben einander, oder gewöhnlicher nur zwey nes ben einander und zwey einzelne nachftehen. Sie treten mit dem ganzen Hinterfuß auf, laufen gefihwind, klet—⸗ gern und fhwimmen. „Sie find furchtſam und lichtſcheu, and gehen daher mehrentheils nur des Nachts aus. Ihre Nahrung nehmen fie vorzüglich aus dem Pflanzens zeiche, doch auch aus dem Thierreiche. Sie lieben die Sefellfhaft ihres Gleichen, und machen fich immer ets was zu thun, fpielen, pußen fih, machen wunderliche Stellungen, und benagen aus Durſt, Muthwillen und zum Zeitvertreib, was nur benagbar iſt. Ihre Vermehs zung iſt fehr ftark, da fie fi des Jahrs mehr als eins mal fortpflanzen; ihre Feinde find aber auch zahls zeich, wenn fie der Menſch nicht in ihren ı von der Natur aufgetragenen Geſchaͤfften Röhre. Die Zungen wer— den blind gebohren. Da die Anzahl der Thare, die zu diefer Gattung gerechnet werden, fo groß tft, fo. hat man fie, um fie defto Leichter unterfheiden zu Eönnen, in gewiſſe Familien getheilt 9. Folgende Familien und Arten find in Deutichland befindlich, Er ſte Pallas Novae Species Quadrupedum e glirium ordine, Erlangae. 1778: 4. Mir Kupferm = Ordn. 19 Gatt. Hausratte. 931 Pi Erfte Familie, Rattenſchwaͤnzige Mäufe Mures myosuri. Kennzeichen. Die Vorderzaͤhne find ſcharf, die untern ber ſonders fpißig; Die Ohren im Verhaͤltniß des Kopfes ziemlich groß; der Schwanz lang, ſo duͤnnhaarig, daß er faſt nackt erſcheint, und in ſchuppige Ringe abgetheilt. Hierher gehoͤren fuͤnf Arten. (28) 40. Die Hausratte oder große Haus« maus. Namen, Schriften und Abbildungen. Hatte, Nabe, Hausrake, Nattenmaus, gewöhnliche Ratte und fhwarze Hausratze. Mus Rattus. Gmelin Lin. I, ı. P. 127. n. ı2, Rat. Buffon. hist, nat VII. 278, T. 36. Ed, de Deuxp. II. T. 8, & 3, Ueberſ. v. Marz tint IV. 221. Black Rat, Pennant hist. of Quadr. II. 176. deine Ueberf. II. p. 493. PVnnza v. Zim⸗ J u. 932‘ % SAugethiere Deutſchlands. | v. Zimmermanns geogr. Zool. I. 237. v. Schrebers Saͤugeth. IV. 647: Taf, 179. Goeze's Rauna IV, 47. | | | Donndorfs zool. Beyer. I. 428. n. 12, Keunzelchen der Ark, Der Schwany iſt länger, als der oben mit ſchwaͤrz⸗ lichen und unten mit grauen Haaren beſetzte Leib, und die Daummarze der Vorderfüge hat einen platten Nagel. / Geſtalt und Barbe des männlichen und. weiblihen G®efhlehte. Dieß ſchaͤdliche Thler, das feit zweyen Jahrhander⸗ ten auf dem ganzen Erdboden, die allerkaͤlteſten Gegen— den ausgenommen, beſonders durch die Schiffahrt *) verbreitet worden iſt, wird in all dan, ſehr Häufig gefunden. Der Körper deffelben wird oft bey gutem" Futter acht Zoll lang, der Schwanz ift fafl immer um den drits ten Theil länger als jener, und die Höhe tft beynahe drey Zoll *). Der Kopf it lang, faſt eyrund, die Na— ſe etwas erhaben, die Schnauze ſpitzig, und im Munde befinden ſich oben zwey kurze Schneidezaͤhne, unten zwey laͤn⸗ Nach Amerika iſt es dadurch aus Europa gebracht wor⸗ FR N Das urſprüngliche Vaterland iſt nicht zu beſtimmen. ) Yarı Mor: Körper 7 Zoll 3 Linien. * 2, Ordn. 19. Gatt. Hausratte. 2: 998 EBEN ſpitzige Bordetjäßne und in beyden Kinnladen auf jeder Seite drey viergefige gereifte Backenzaͤhne. Zuſammen nur ſechzehn Zähne. ” Die Zunge iſt lang und glatt." Der Mund hat lange rücdwärtsftehende Darts haare, die länger als der Kopf find. Die Augen find. groß, rund, hervorliegend und ſchwarz, den Ohren nis her als der. Nafenfpike; und jedes mit einer Eurzen und langen Borſte. Die Ohren von halber Kopfslänge, her: vorfiehend, faft kahl, durchfichtig, und eyrund. Der Hals hat faft Kopfsdicke, und von da wird der Leib big zum Schwanze immer breiter. Die kleinen Vorderfüße haben, neben den vier vollfontmenen Zehen, noch einen Daumenanfaß mit einem ftumpfen plarten Nagel, der manchen Mänfearten fehlt, und die größern Hinterfüße haben fünf Zehen. Der lange Schwanz hat viele *) Ninge mit Eleinen Schuppen, zwifchen welchen kurze ſtei— fe, ſchwarze Haare hervorfommen, und diefer Theil iſt es, welcher dem fonft nicht übelgeftaltetem Thiere ein fo unangenehmes und eckles Anfehen giebt. Die gewöhnliche Farbe ift blauſchwarz, am Kopfe am dunfelften und nad) dem Unterleibe bläßer oder afchs grau auslaufend; doch giebt es auch kohlſchwarze. Die Ohren haben eine mit afchgrau vermengte Fleiſchfarbe. Die Pfoten find weiß und kahl! Im October ziehen fie wie alle Mäufearten ihr dichteres Winterkleid an, und im März wieder aus, Das Weibchen hat einen etwas fpisigern Kopf, aber breisern Leib, und zehn Säugwarzen, Nnunz Far⸗ *) Man zaͤhlt ihrer 250. 034 Soͤugethiere Deutſchlands. Farbenvarietaͤten: y Die weiße Hausratte. M. R. albus. Sie ift rein weiß oder oeblccwei mit rothen Augen. | 2) Die aſchgraue Hausratte. M. Rs cinereus. Sie iſt dunkel oder — 8. Die gefleckte ht: M. RB. ma+ enlanı, PN Sie ift ara und weiß 3 Um die Wolga herum, in den Steppen des un⸗ tern Theils (denn den obern haben ſie noch nicht erreicht) giebt es eine ſehr kleine Varietaͤt, die kaum ſieben Drachmen wiegt. Zergliederung. | 1) Das Bruftbein ift vorzüglich ſtark. 2) Sin der Harnblafe findet man Steine vor Seftalt wie Kirfchkerne, Hanffanmen und Roggenkoͤrner u. f. mw. deren Grundlage gewöhnlich ein eckiges Blaͤtt⸗ chen wie Frauenglas iſt, an welchen ſich zu beyden Seis ten fandige Theilchen, wie Nadeln anſetzen. 3) In Leber: und Därmen giebt es Einges weidewuͤrmer. Ande⸗ 2. Orb‘ ı 9. Gate, Hausratte. 935 —Merkwürdige Eigenſchaft en. ’ Es find diefe Matten, wilde, zornige fund beifige Thiere, Wo fie in Gefellfchaft leben, vafen fie Tag und Nacht auf den Böden und Dächern herum, jagen, zans fen und beißen fi), und werden dadurch oft Störer der nächtlichen Ruhe der Menfchen. Sin der Sefangenichafe und Verfolgung fpringen fie den Menfchen nad) den Haͤn⸗ den und dem Gefichte, und beißen heftig, Dagegen will man aber auch diefe gute Eigenfchafft an ihnen bes merkt haben, daß die jüngern die alten fraftlofen und blinden Ratten bis an ihren Tod in ihren Winkeln der | Ruhe genießen ließen, und fie dafelbft reichlich mit Fut⸗ ter verforgten, warteten und pflegten. Von ſolchen bes jahrten Ratten fage man, daß fi ihrer zumeilen fechg, acht und mehrere, die in ihren Wohnungen das Sterbes ſtuͤndlein abwarteten, mit ihren Schwänzen in einander verwickelten, und fo den berüchtigten Rattenkoͤnig Bil« deten *): | | Nnun4 Sie. *) Ich habe Gelegenheit gehabt, verfchiedene Jahre große Geſellſchaften von Natten genau zu beobachten, habe aber weder die große Liebe der jungen Ratten gegen die alten, noch einen fogenannten Nattenkönie bemerkt. Man finder zwar ort lahme, blinde, und auf andere Art verſtuͤmmelte Thiere diefer Art in Winkeln, wo Zutter liegt, allein das ſchleppen die andern nidyt aus Mitleid zur Nahrung fie Diefe Elenden dahin, fondern für fih. Sie leben such ge- wöhnlich nicht fange, fondern werden entweder von dem geſunden tödtgebiffen, wenn fie in deren Gegenwart von dem eingetragenem Borrathe jchren, oder fierben für Hun⸗ ger, wenn nicht immer Vorrath genug da if: Zodte Rat⸗ 936 Säugethiere Deutfhland. Ste haben eine hellfchreyende Stimme, bie man Hört, wenn fie in Geſellſchaft — ober ſich zur Zeit der Begattung beißen. Sie ſollen acht Jahre leben. A ae > Aufenthalt. Ihre Wohnung ſchlagen die Hausratten —— ben Leim⸗ und Holzwaͤnden der Pferd+ und Kühftälle, ' FJ der Ratten, die Gift gefreſſen hatten, und die zuſammengelau— fen waren, wie wenn ſie ſich ihr Ungluͤck und ihren Schmerz haͤtten klagen wollen, habe ich oft haufenweiſe in Winkeln gefunden, aber niemals regelmaͤßig mit ihren Schwaͤnzen in einander verwickelt. Lebende habe ich auch oft ſehen in einem Kreiſe herum laufen, und mit ihren Schwaͤnzen fielen, aber niemals habe ich fie sufammen hängend, auch nur einen Augenblif wahrgenommen. Ic müßte auch fdylechterdings nicht, wie die langen fteifen Schwänze, oh- nie daß man Gewalt braucht, zufammen zu Enüpfen wären, und braucht man Gewalt, fo gehen die Schwanzmwirbel in Stüden. Auf eine natürliche Art ſcheint ed mir alſo un- möglich Nattenfönige zu geben. Die Rattenkoͤnige trifft man gewöhnlich in Mühlen an, und da knuͤpfen denn wohl luſtige Mühlburfhe eine Menge Ratten an den Schwaͤn · zen zuſammen und machen Rattenkoͤnige, um die Maͤdchen damit fuͤrchten zu machen. Doch dieß ſind nur meine Er⸗ fahrungen ! - Die Rattenkoͤnige werden beftärigt in fofgenden. Schrif- ten: Goe ze a. a. O. S. 65. Wittenbergiſches Wocen- blatt. 1774 © ar. Hallens Thiere. ©: 427. 430. Breßlauer Sammlungen der. Narır und Kunft, 1726. Ch IV. &. 405. mit 2 Kupfern. Valentini Muf. Mufeor, U. 151. In Blumenbachs Handbuh der N. ©. ate Aufl. wird ©. 65 die Sache auch beftärigt, alleın in der sten Aufl. ift die Stelle ausgelaſſen. 2. Ordn. 19. . Gatt. Hausratte. 937 der Scheunen, Fußboͤden, ‚oder unter den- Dielen und breternen Fußböden der Dachböden und St: ichtkammern, oder in Kellern, Holzſtoͤßen, alten Dachrinnen und Ab; tritten, in verfallenen Gebaͤuden, und in den Kluͤften und Hohlkehlen zwiſchen den Gebäuden auf. Hoͤchſt ſel⸗ ten trifft man eine bey uns im Felde in alten hohlen En an. Sie nagen ſich durch die Wände Gänge von einem Gebäude zum andern, und verfchaffen fich dadurch Spas giergänge durch die Käufer ganzer Straßen. Da fie den Menfchen überall nachziehen, fo findet man fie fogar in den tiefften Schadhten. "Wenn Schiffe ankommen und ausgeladen werden, ſo fhwimmen fie unterdeffen ans Land, | Nahrung. Es find äußert gefräßige Thiere, die fogar. die Scorpione angehen. Shre Nahrung befieht beynahe in alledem, was der Menſch genießt. Sie freffen Fleiſch, Speck, Butter, Käfe, Obſt, Wurzel: und Knollengewächs = fe u. f- f., aber vorzüglich lieben fie Mitchfpeifen und Getraide. Auf Getraideböden kann daher eine kleite Gefellfchaft in kurzer Zeit einige Malter Körner, fons derlich Hafer aushöhlen, und in den Ruͤckenhaaren ihs res dichten Balges, das fie auffiräupen und feft zufams mendräcken können, in ihre Schlupfwinkel tragen, und alfo wichtigen Schaden verurfachen. Außerdem rauben fie den Tauben und andern Kleinen Vögeln, die unter Nnnz5 den 938 ° Säugetpiere Deutſchlands. | den Dächern niften, ihre Eyer und Zungen, und wage ſich fogar an junge Kaninchen. In Hungersnot) zers nagen fie Kleider, Leder, Koljgeräthe, gehen andere Mäufe an, und freffen-fih unter einander felbft auf. Letzteres thun fie befonders alsdann, wenn ihrer mehrere in Gefangenfchaft gerathen, und ohne Futter find. Im Hinter trinken fie fehr wenig, und lecken Schnee, im Eommer aber ift ihre Durft wegen ihrer hitzigen Natur, oft brennend, und man fieht fie zuweilen heerdenweiſe nach dem Waffer wandern, um zu trinken und zu baden, An Orten, wo fie alsdann fein Wafler finden, nagen fie- an feften Körpern, um den Mund feucht zu erhalten, und thun aus diefer Urſache in Bibliotheken großen Schas den. Um fie alſo hier unfchädlich zu machen, darf man ihnen nur alle Tage ein flaches Gefäß mit Waſſer hinſtel⸗ Ten, und um fie zu vertilgen, dürfte man es nur vers giften; allein man hat die Bemerkung gemadt, daß dies fen liftigen Thieren der Tod einiger vergifteten abfchreckt, von dieſen toͤdtlichen Waffer zu trinken. Wo-fie Gele genheit haben, fuchen fie auch fehr gern die Mitchtöpfe zu öffnen, um fih an diefem Tranke zu laben, faufen Othllampen aus, freſſen Talglichte u. ſ. w. Ihrer Nahe rung gehen ſie gewoͤhnlich im Finſtern nach, doch auch am Tage an ſolchen Orten, wo ſie die Katze nicht zu fuͤrchten haben, ja hier werden ſie oft ſo dreiſte, daß ſie auch die nische des Menfchen nicht fcheuen. Fortpflanzung. Da die Ratten fehr verliebte Gefchöpfe find, fe vermehren fie fih auch fehr ſtark. Ihre erſte Begattung 0 gefchieht. N 2. Ordn. 19, Gatt. Hausratte. 938 gefchieht im Frühjahr, im Maͤrz und April, und ihr folgt gewoͤhnlich eine zweyte, ja wohl gar eine dritte. Sitzen fie warm, wie unter Stubenboͤden und zwiſchen Stu— benwaͤnden, oder in Pferde: und Kuhftällen, fo pflanzen » fie fich unaufhörlich, auch im Winter fort. Das Weibs hen trägt beynahe vier Wochen, und bringt in einen verborgenen Winkel auf einem von Heu, Stroh, und andern weichen Materialien verfertigten Lager, das fie, ‚wenn fie davon geht, zumölbt, vier bis ſieben nak ‚Eende, blinde Junge zur Welt. Sie bleiben zehn Ta: ge blind, die Mutter hegt die zärtlichfte Liebe gegen diefelben „ und vertheidiget fie mit Lebensgefahr ges ‚gen ihren mächtigen Feind, und jedesmaligen Sieger, die Kase. Sie fehen jung blau aus. Wegen der vies len Gefchwifter, die fie befonimen, (nehmen diefe Thiere in manchen Käufern, befonders auf Kornboͤden fo übers hand, und werden fo dreifte, daß fie öffentlich herumlaus fen und unter menfchlichen Augen rauben. Krankheiten. Sie werben im Alter gern blind; und find fehe oft mit dem Steinfohmerzen behaftet von Steinen, deren man viele in der Blaſe und den Harnwegen findet. Feinde, Ihre größten Feinde find die Katzen und Wie feln. Sonft werden fie auch) von Hunden, Stein mardern und großen Eulen verfolgt. Außerdem ‚plagen fie die Bandwuͤrmer, Blafenwürmer, Egelwuͤrmer, Kratzerwürmer (Echinorynchus), Haar⸗ 048 - Shugetfir Deurfätante. Haarwuͤrmer ——— und Madenwür mer, und diefe Dinge hat fie faft mit alien 9 zauſearten gemein a x Fang und — J—— *, Ihre Fährte Bilder gewöhnlich ein Dreyeck, weil eine von den Spuren der Vorderfuͤße in einer von den neben einanderſtehenden Hinterfuͤßen ſteht Aund die ans dere nur einzeln nachgeſetzt ift. Sn Gebäuden, wo fein Getraide liegt, Fann man fie mit den befannten hölzernen und eifernen Maͤuſefallen durch Lockſpeiſen von Speck oder in Fett geroͤſtetem Brode leicht vertilgen. Oder man ſetzt ihnen klargeſtoßenen ungeloͤſchten Kalch, mit Malz vermiſcht hin, und daneben ein Gefaͤß mit Maffer. Je⸗ ne Nahrung reitzt ſie zum Trinken, und dieß wird die Urſache ihres Todes. Arſenik, mit Mehl oder Malz vermiſcht, ihnen vorzuſetzen, oder Giftkuͤgelchen hin zuſtreuen, iſt aus vielen Urſachen nicht rathſam, befons ders in Getraidekammern und auf Kornböden. An letz⸗ tern Orten helfen ohnehin, außer einigen guten Katzen, alle zuvor genannten Mittel, nicht viel, weil fie ſich, "wo fie Gew.aide haben, nicht leicht durch jene künftlichen Lockſpeiſen verführen laffen. Man vertreibt fie auch durd) einen Teig aus Mehl: und Eifenfpänen mit gebras - tenem Speck vermiſcht. Als * Hleruͤber vergleiche man, ſo wie uͤber den Fong und * Vertilgung aller in der Oekonomie ſchaͤdlichen Thiere: Ro— bert Smiths Handbuch zur Vertreibung der ſchaͤdlichen vierfüßigen und gefltuͤgelten Thiere. Aus d. Engl. uͤberſ. Mw. 8 K. Hannover. 1800. ©. 83. x 2. Ordn. 19. Gatt. Hausratte. 948 Als ein vorzůͤgliches Mittel wird folgendes ange⸗ prieſen: Man ſtellt etliche hoͤlzerne Fallen eines Abends zugleich an verſchiedenen Orten auf, um die Ratten fes bendig zu fangen. Die Gefangenen laͤßt man des Wor— gens in einen Sack laufen. In demſelben fucht man ſie beym Kopfe m’; der Hand zu fangen, ſtreift den Sack über die Band her, daß der Leib bloß wird, und taucht fie bis an den Kopf in, mit altem Fiſchthran verdünng ten, Wagentheer, So gefalbet läßt man fie lebendig wieder los. Die Angft und der Edel von dem ihnen anklebenden Theer jagt fie durch alle ihre Gänge, bis fie fierben, und diefer Geftank, den die Ratten nicht aus— ſtehen £önnen, vertreibt fie alle. Der nächfte Nachbar muß fich freylich der Ankoͤmmlinge auf die Art — entles digen fuchen. Eins der beften Mittel ift dieſes, welches gegen alle Hausmaͤuſearten gilt: vier Gran Mofchus oder Bifam werden in einen reingefcbeuerten meflingenen Mörfer mit etwas Zucker fein gerieben, alsdann mit 8 Loth frifchen Schweineſchmalz vermiſcht; dieß thut man in eine fteis nerne Büchfe, welche aber nicht weit über halb voll wers den muß, um das Gemifche bequem darin umrühren zu können, und mifcht mit einem Hoͤlzchen 2 Loth geftoßenen Arfenit hinzu. Von diefer Salbe fchmiert man ganz dünne auf Speckſchwarten, wo „sh etwas Spe fißt, ſchneidet folche in Streifen und nagslt fie auf Breter Man muß es aber vor andern Thieren und Menfchen verſtecken. Andere ruͤhmen folgendes Mittel als das beſte: Man nimmt ein ziemlich großes Faß, richtet es auf dem Boden — 942 Säugethiere Deutſchlands. — Boden in die Hoͤhe, umwickelt es mit alten Tuͤchern, fuͤllt es halb mit Waſſer, legt einen Stein hinein, deſſen Spitze uͤber das Waſſer hervorragt, und uͤberſpannt die obere Oeffnung mit einem ſteif angezogenen weißgegerb⸗ ten Schaffelle, welches in der Mitte Übers Kreuz etliche Einſchnitte hat, wodurch es hier ſchlaffer wird, und eine unfichtbare Deffnung erhält. Dieß Fell beftreue man am Nande mit Hafer, und auf den Stein feßt man eine lebende Ratte, die duch ihr Winfeln, da fie fih mit Waſſer umgeben und ohne Nahrung ſieht, ihre übrigen Kammeraden zur Huͤlfe herbey lockt, welche dann, wenn fie auf die fchlaffen Einfchnitte des Felles laufen, unver⸗ Sehens in das Waffer flürzen und erfaufen. N Nutzen. r Was en Tuben diefer Thiere anlangt, fo fcheint es beynahe als wenn fie gar feinen leifteten; allein bey einigem Nachdenken fehen wir doch, daß fie nicht nur ein Glied in der großen Kette der Gefchöpfe ausmachen, fondern auch wirklich nügen follen. Sie dienen nämlich einigen Raudthieren zur Nahrung, ihr Fleiſch wird in manchen Weltgegenden, 3: B. auf den Inſeln Jamai⸗ Ta und Martinique, in Sibirien und Niederäthiopien ‚von den Menfihen gefveift, hat ſchon manchem Seefahe ver in Hungersnoth kas Leben erhalten, und ihr Dalg koͤnnte auch wohl als Pelzwerk genutzt werden, fo wie’ ihn Die Ruffifchen Lappländer zum Rand an dem untern Theile ihrer Müsen, und zur Einfaflung ihrer Unters. kleider brauchen. Sch a⸗ 2, Ordn. 19, Gatt. Hausratte. 943 Schade n. Der große —— den dieſe Thiere in den Wohs nungen der Meufchen ftiften, ergiebt fich aus ihrer Nahr tung, da fie nicht allein alle mögliche Getraidenrten, und alle Nahrungsmittel, die die Menfihen genießen, angehen, fondern auch Papier, Bücher, Kleidungsſtuͤcke, Wände u. f. w. zernagen und befchädigen. Zerthamer und Voru rtheile. —* Man glaubte ſonſt der eckle Si fey giftig. 2) Man RR Blut, Bu und Koth in der Medicin. Der Koth wurde fonft in den Apotheken unter. den Namen Muscerda oder Stercus nigrum ge gen vielerley Krankheiten an Menfhen und Vieh, die vorzüglid von Beherung herruͤhrten, gebraucht. 3) Die magifhe Nattenpfeife machen die Pattenfänger aus dem Ruͤckgrate eines Rattenkoͤnigs. Durch dieſelbe laſſen fih die Ratten hinführen, wohin man will, (29) 41 944 Säugetiere Deutſchlands. N | % # = a) 41. Die Wanderratfe ober Wanden (Taf. X. Gig, 1. Namen, Schriften und Abbildungen. f : * j Große Ratte, große Waldratte, wilde Ratte, Spring vatte, fuchsbraune Erd: oder Wanderrabe, hüpfende Hatte, Suͤrmuͤlot, Erdratte, große Wafferratte, Felds ratte; die hannöverfche und Norwegifhe Maus; fie wird aber in fo falten Ländern, wie Norwegen ift, jo viel ich weiß, nicht angetroffen. i Mus decumanus. Gmelin Lin. I. 1. pag. 1270 n. 6, Surmulot. Buffon hist, nat. VIII. 206. Ed. de Deusp, IL. T. 1. & 1. Ueberſ. von Martini IV, 290. Taf, 7% Brown Rat. Pennant hist, of Quadr. IL, 178. Meine Ueberf. II. p. 496. v. © hrebers Säugeth, IV, 645. Taf. 178. v. Zi mann geogr. Zool. II, 12. Goeze's Fauna. II. 33. * Donndorfs zool. Vehtr. j; 436. Ds 6 Bin, Kenn Iron, 19 Gate. Wanderratte. 945. REIRULREN der Art Sie hat einen ſehr langen ———— Schwanz; der roͤthlichgraue Oberleib iſt mit ſchwarzen Stachelhaa— ren beſetzt, und der Unterleib iſt weißlich. Die Dau— menwarze hat einen kaum merklichen Nagel. Geſtalt, Farbe und Sitten des männli: hen und weiblichen Sefhledts. x - Die Wanderratte ift eben fo boshaft, raubfüchtig und fchädlich, ja in gewiſſer Ruͤckſicht noch fchädlicher, ale die Hausratte, und faſt von gleicher Geſtalt. Ihre Laͤnge vom Kopf bis zum Schwanze — 10 Zoll und druͤber, die Laͤnge des Schwanzes 8 Zoll *), und die Hoͤhe 3 ı/2 Zoll **x). Der Kopf ifi 2 ıf2 3 Zoll lang und an dem breitern Theil zwifchen dem Ohren 11/2 Zoll breit. Er läuft von der Stirn bis zum Mund eyfürmig in einer dünnen Schnauze aus. Einen halben Zoll unter der Naſenſpitze ift die Mundöffnung, welche mit einem großen Barte verfehen ift, wovon die längern obern RRMeL 3 Zoll haben, weiß, und die fürs zern .*) Bar. Mi.: Körper 9 Zoll; Schwanz über 7 Zoll. *) Das vor mir lisgende Männchen, das h, da es uber . einen Bach ſchwamm, mit einem Stode todtſchlug, hat einen 21 Zoll und 3 Linien langen Körper und eineng ıf2 Zoll langen Schwanz, und das Weibchen, das ich in einer Feld— mühle fieng, einen 10 Zoll langen ung und 8 2 Sof langen Schwanz. . Bechft. gem. N. G. L B. ALT fi n A HE DERTZ, ° 946 | Saͤugethiere Deutſchlands. zern untern Ecwatz finde Die si ae find braun⸗ gelb, und die zwey ſpitzigen untern 3fa Zoll fang. In jeder Kinnlade befinden ſich auf jeder Seite drey viers eckige gereifte Baeenzähne, wovon der vordere der brei⸗ tefte ift. Die Zunge ift lang, dick und glatt.‘ Die Aus gen find groß und ſchwarz und über und neben denfelben ſtehen ebenfalls 2 Zoll lange borftenartige Haare. Die Ohren find kuͤrzer als an der Hausratte, doch hervorra⸗ gend, kahl, oval, und der Gehoͤrgang ſchmal. Der Hals iſt 3/4 Zoll lang und erhaben. Von der Stirn lauft der Körper immer breiter zu, Bis zu den Hinterſchenkeln, wo er 21/2 Zoll breit wird. Von da nimmt er einen Zoll lang wieder fpißig ab, und der Balg, der daſelbſt gleichfam Hohl zu feyn ſcheint, umſchließt oben ein Stück Schwanz, und unten beym Männchen die großen Tefti; fein und den After. Der Schwanz ift klar beſchuppt *), läuft ſpitzig zu, und hat zwifchen jeder Schuppe ſchwarze Heine ‚Borfien. Die Vorderfüße find von der mittlern Zehe an bis zum Leib 23/4 Zeil lang, und haben vier mit kurzen Nägeln verfehene Zehen, und einen unmerk— lichen Daumenanfas mit einem noch unmerklichern flumpfen Nagel; die Hinterfüße aber find bis zum Leibe vier Zoll lang mit fünf gewöhnlichen Mäufezehen. Alle vier Füße find, faft kahl, ſtark und dick, wie geſchwollen, und haben an der Wurzel zwifchen jedem Zehen eine drey Linien lange Membrane, die ihnen — beym Schwimmen nuͤtzlich iſt. Der H Er hat ohngefaͤhr 200 ſchuppige Hauptringe 1 2. Ordn. 19. Gate, Wanderratte. 947 i ER : Der Balg ift wegen der: vielen langen ſchwarzen ſtarken Haare viel rauher anzufühlen, als bey der Haus; ratte und den übrigen Mäufearten. - 1 x Der ‚Kopf ift vom Mund bis zur Stirn aſchgrau, von da bis zum Ende des Ruͤckens vöthlichgrau, weiche I . Farbe die rörhlihen Spigen der kuͤrzern Haare, und die langen fhwarzen Stachelhaare verurfachen. Von den weißen Grundhaaren und den ſchwarzen fleifen Haaren | ı befommen die Seiten und die Schenfel der Vorder » und Hinterfüße eine graue Farbe... Kehle, Bruſt, Bauch und Füße find fhmusig weiß. Das Weibchen ficht mehr grau, als roͤthlich auf dem Ruͤcken aus, ift weißer am Anterleibe, hat etwas längere und weiter. auseinander fiehende Ohren, halb fo kurze Schneidezähne, einen beynahe ganz weißen Schwanz, fechs Säugmwarzen an der Bruft, und fechs am Kinters bauche, und der Balg ift weicher anzufühlen, Diefe Ihiere ſchwimmen fehr fihnell und tauchen auch unter, wozu ihnen nicht allein die Eleine Zwifchen: baut der Hinterfüße, fondern auch ihr weites Fell, wels ches verurfacht, daß fie fehr viel Luft einpumpen Finnen, beförderlich ift. Ihre Stimme ift Hellpfeifend; ihr Al⸗ ter aber unbekannt. Verbreitung und Aufenthalt. Oſtindien und Perſien ſollen das urſpruͤngliche Vaterland dieſer Thiere ſeyn. In Europa find fie erſt 062 ſeit — 948 Sauͤugethiere Deutſchlands. ſeit dieſem Jahrhunderte bekannt, und durch O ſtim d i⸗ ſche Schiffe dahin gebracht worden. Vor dreyßig Jah⸗ ren hatte ich in Thuͤringen noch keine geſehen. Jetzt ſind ſie aber an den Wehren der Fluſſe in M ühlen, Haͤuſern und auf den Feldern in ziemlicher Anzahl vor. handen. Eben fo Haben fie fi) nun auf der ganzen Erde verbreitet, — Sie halten ſich im Sommer im Felde, in den hohen Ufern der Fluͤſſe, in den hoͤlzernen und ſteinernen Ein; faſſangen der Baͤche in Staͤdten und Doͤrfern, unter Wehren, und vorzuͤglich in den Muͤhlbetten und Nade— ſtuben auf, im Winter aber ſchluͤpfen ſie, oder graben ſich vorzuͤglich gern in die Muͤhlen, und in die Haͤuſer, weiche nahe an Fluͤſſen liegen, als Gerbereyen u. a. m., und wohnen da gern ın den Abzuͤgen, befonders in de; ‚nen, die zu den Kellern führen: Ihre Wohnungen find alfo entweder ſchon aufgefündene Höhlen, die ihnen das Waſſer ausgefhwennmt und die Hamſter und Maulwuͤrfe ausgegraben haben, oder folche, die fie fich felbft in den Ufern der Teiche und Fläffe und in den Haͤuſern graben. Nahrung. Alles, was die Hausratten als Nahrungẽmittel zu fih nehmen, genießen auch die Wanderratten; doc) lies ben fie wirflid die Speifen aus dem Thierreiche mehr, als die aus dem. Pilanzenreiche. An einem Drte, wo ihnen ihr feiner Geruch Sleifchfpeifen verräth, laſſen fie alle Getraidearten unberührt, und gehen jener Nahrung ‚nach. Sie fallen in Sifchfäften die größten Karpfen an, tödten 2 Ordn. 79. Gatt. Wanderratte. 949 toͤdten ſie, ſchleppen ſie heraus, und freſſen ſie ganz oder zum Theil auf. Ja ſie toͤdten junge Tauben, Huͤh— ner, Enten und Gaͤnſe *), wagen ſich ſogar an die alten Thiere von diefen Arten, fuchen fie in Gefellfchaft zu übertwältigen, und freflen die fetten Schweine an. Der felige Goeze fagt (a. O. ©. 89), daß fie in einem Halberftädtifchen Amte die jungen Laͤmmer in den Ställen aufgefrefien, und einem Pferde den Schwanz bis auf den Rücken abgenagt hätten. Auf den Feldern beißen fie die Aehren ab, in Gärten höhlen fie die Knol⸗ fengewächfe aus, und in Wäldern verheeren fie die Eichel: und Bucheckerſaat. In Gerbereyen nagen fie große Löcher in die gegerbten und ungegerbten Felle, und in den Mühlen freffen fie das Fett aus‘ den Pfannen, in welchen die Räder und Mühleifen laufen, befteigen die Mehlkäften, ducchfreflen die Getraideſaͤcke. Vorzüglich merkwürdig if, daß fie den Käfe fo fehr Lieben, daß fie oft weite Gange unter der Erde hingraben und große Haufen aufwerfen, um in einem Keller zu diefen Lecker biffen, den fie von weiten riechen müffen, zu gelangen. Sm Winter, wo fie fi mehrentheils in die Gebäude ber geben, nähren fie fich befonders von den Erfrementen der Menfchen in den Adtritten, von Getraide in den Scheunen und auf den. Boͤden. 200.3: 5% Fort +) Sch Habe eine unter den jungen Enten, die an einem Teiche faßen, wie ein Marder würgen, und da fie verfolgt wurde, fih ind Waſſer ſtuͤrzen und auf dem Boden fo geſchickt meglaufen fehen, wie eıne Waflerratte. 9 so | Saͤugethiere Deutſchlands. | Sortpflangung N. R Sie pflanzen fic zu eben der Zeit und auf eben die Art, wie die Hausratten, fort. Die Mütter bringen auf einem weichen Bette, das fie fich in einer von ihren oben befchriebenen Wohnungen bereiten, des Jahrs zwey— und dreymal, gewöhnlich 12, doch aud) 18 big zı Zunge zur Welt, die in ihrer Jugend grau find. Die Alten vertheidigen diefelben grimmig, Sie begatten fich auch zuweilen, wenn fie nicht ihres Gleichen finden koͤnnen, mit den Hausratten, und die Baftarten davon haben verfehiedene Eigenschaften von beyderley Eltern gemein *). Feinde. i Dur gute Katzen, Uhue und das große und kleine Wiefel wagen fich an diefe beifigen Thiere. Sen der Leber findet man —— einen großkoͤpfi— gen Bandwurm. ang. Man faͤngt ſie, wie die Ratten, in a und. eifernen Fallen, welche man ihnen mit in Fett gebras — J 4 ) Ich habe fo eben eine folhe Baſt ar tart vor mir, weiche Größe, Kopf und Leib von der Wanderratte, Oh: ren und Züfe von der Hausratte, und die Farbe von beyden vermifcht- hat. Sie ift 11 ZoU lang, bat einen \_ Schwanz; von 9 Zoll, der an der Wurzel wie ein Finger dick if. Der Oberleib hat bey ſchwaͤrzlichem Grunde fans ge rörhlicy graue und ſchwarze Stachelhaare, die den Balg fehr rauh machen; der Unterleib ift ganz dun kelaſchgrau, wie ben der gewöhnlichen Hausratte. \ + 2, Ordn. 19. Gatt. Wanderratte. 951 gebratenem Fleiſch und im Winter mit friſchein Men⸗ ſchenkoth ankoͤrret. Auch die Frettchen laſſen ſich auf ſie abrichten. Folgendes find zwey Mittel, welche man mit gutem - Erfolg gegen fie anwenden kann. Man legt auf Kornz böden um die ganz frey liegenden Getraidehaufen Leins . wandlappen, die etwa einen Duadratfuß groß und mit. Vogelleim Gefirichen find. In dieſe wickeln ſich vie Hatten, wie in Windeln ein, und werden dann fchnel und leicht gefangen. Dder man legt überall, in Pott: aſchenlauge abgefottene Wallnußkerne für fie hin, die fie ‚gern und in Menge freffen, an denen fie fich aber zu todte purgiven. Beyde Methoden find weniger gefährlich, als der Sebrauch der Giftkugeln oder des Futters, das mit Gift gemifcht ift. N Nutzen. Man kennt keinen Nutzen von ihnen, als daß ſie den Katzen und Uhuen zur Speiſe dienen; denn daß fie aus Scheunen und Staͤllen die Hausratten vertrieben, feheint noch nicht gang ausgemacht zu ſeyn, ob es gleich Buͤffon, Pennant und Goeze behaups ten. Ich habe in meinem Hauſe mehrmalen Hausratten und Wanderratten zugleich gehabt, und kenne Haͤuſer in meiner Nachbarſchaft, wo es eben fo iſt. Die Haus—⸗ ratten halten fih auch gewöhnlich auf den Böden auf, - und die Wanderratten in Falein, Ställen und Abs zuͤgen. Ooo 4 Scha⸗ 952 Säugethiere Deutſchlands. — Scchaden. Der Schaden iſt ſehr groß, den ſie in Haͤuſern, Gaͤrten und Feldern verurſachen, und ſie ſind die ſchaͤdlichſten Maͤuſe, die wir kennen. Sie koͤnnten, wenn ſie ſich fernerhin ſo ſtark vermehrten, wie die andern Maͤuſearten, eine Landplage werden, (f. Nahrung.) (30) 42. Die Fleine oder gemeine Hause mau | A | Namen, Schriften und Abbildungen, ° Sie heißt auch Maus, Hausmaus, und gemeine Haus: mans. Mus Musculus. Gmelin Lin. 1. I. pag. 128. 2,19, Souris. Buffon hist. nat. VI. 309, — 5% Suppl. III. 181. T. 30. Ed. de Deuxp, II. T. 9. £ 1. Ueberf. von Martini IV. 235. Taf. 70. Mouse, Pennant hist. of Quadrnp, II. 184, Meine Ueberſetz. IL p. 502. v. Schrebers Säugeth. IV. 647. Taf. 179. v. Zimmermanng geogr. Zool. I. 237. 80% 2 Ordn. 19. Gatt. Gemeine Hausmaus. 953. Goeze’s Fauna Il. 104. Donndorfs zool. Et. 433, FR der Art. N Sie hat einen fehr langen Schwanz, ift kunkelände | gran, und ihr fiumpfer Daumenanfas der Vorderfuͤße Lin feinen Nagel. Gefatt und Farbe des männlichen und weiblichen Gefchledhts. Die Hausmans ift ein artigeg, munteres, aber: auch ſehr gefräßiges und fehädliches TIhierchen, welches in Ruͤckſicht auf Geftalf und Aufenthalt fehr vieles mit der Hausratte gemein hat. Die Länge des Körpers beträgt 3 Zoll 3 Linien, die Länge des Schwanzes 3 Zoll, und die Höhe ı Zoll 9 Linien %. Der Kopf läuft oben ey⸗ Ooo 5 rund Man findet zuweilen alte Maͤuſe dieſer Art von außer- ordentlicher Groͤße und Farbe in Haͤuſern und in Waͤl— dern, die man deswegen nicht fuͤr verſchiedene Arten halten muß. Ich habe zuweilen ſolche Maͤuſe gefangen, deren Koͤrper 4 Zoll 3 Linien und der Schwanz 4 Zoll hielt. Der Kopf und Vordertheil des Leibes war ſchwarz⸗ grau; der Ruͤcken dunkelgrau mit durchſchimmerndem gelb; der Schwanz ſchwarzgrau; der Unterleib hellgrau mit einem großen ſchneeweißen Flecken auf der Mitte des Bauchs; der After hochgelb eingefaßt; die Zehen der Hinterfuͤße ſchneeweiß. Dar. Ms.: Körper 3 Zoll; Schwanz faſt die naͤmliche Fänge. 954 Säugerhiere Deutfhlande, > rund ab, die Nafe ift fpißig und Hinter derſelben verdickt fi) die Schnange durch die vielen großen ſchwarzen Barthaare. Die Augen find groß, ſchwarz und heil; die Ohren eyrund, groß, dünn, beynahe kahl, ſchwarz geraͤndelt und weit offen. Nebſt den zwey langen blaß⸗ gelben ſpitzigen Vorderzaͤhnen beſinden ſich im Unterfier fer drey ſtumpfzackige Backenzaͤhne auf jeder Seite, de— ren erſter ſechs, der zweyte vier, und der dritte drey Zak⸗ ken hat, und im Oberkiefer außer den zwey gelblichen Schneidezaͤhnen auf jeder Seite drey mit Punkten erhas bene Backenzaͤhne, deren erfter fehr groß if. Der Hals ift kurz, und ber Hintertheil des Körpers läuft ſtumpfer zu, als bey den andern Mäufen. Die Vorderfüße ba: ben vier Zehen, an welchen der Daumennagel'der Haus⸗ ratte fehlt, und die Hinterfuͤße fuͤnf derſelben. Der Schwanz iſt ſehr klar geſchuppt, beynahe ganz kahl, und — nur ſehr einzeln] mit kurzen ſteifen Haaren beſetzt, die oben ſchwaͤrzlich und unten weißlich find. Die Farbe des Kopfs, Ruͤckens und der Beine iſt blaͤſſer, als bey der Ratte, und daher fahl, jedoch zuwei⸗ len auch dunkel- und hellaſchgrau, und voͤllig grau, je nachdem die gelblichen Spitzen der kuͤrzern Haare lang oder kurz gezeichnet ſind. Der Untertheil des Halfes, der Bruſt und des Bauchs iſt blaͤſſer, oder ins gelbliche ſpielend, Und verliert ſich zwiſchen den Hinterbeinen ges woͤhnlich in einen roͤthlichgelben After. Zuweilen ſind alle vier Fuͤßchen, zuweilen nur zwey weiß, auch iſt oft mitten unter dem Bauch ein weißer Fleck. * Jar feet. 2, Drdn. ı 9 Gatt. Gemeine Hausmaus, 9 Farbenvarietaͤten. en 7). Die weiße kleine Hausmaus. M,M, albus. Sie ift rein weiß oder gebtihtweig mit — Augen. | &ie pflanzen ſich wie die andern Teicht fort, und es giebt Leute, die fie aufziehen und verfaufen. Damit fie ein recht fremdes Anfehen befommen, fo fchneiden ihnen einige die Schwänze glatt am Rumpfe ab. 2) Die gelbe Eleine Sansmaug, M, M flavus. | Sie ift erbsgelb oder hellgelb. 3) Die gefledte Eleine Hausmaus. M. M. maculatus. Sie ift weiß und gran, oder na und ſchwarz ger 4) Die ſchwarze fleine Hausmaus. MM, niget. Sie iſt kohlſchwarz. Sehr felten. Zergliederung. 1) Am Bruſtbein it ein Anhang. 2) Der 956... Säugerbiere Deurfchlande. 2) Der Magen iſt nierenförmig und immer mit ' einem abi Brey anaerül: | * Die — ſind ſehr lang, faſt ra aus laufend und ſehr zart. Der Maftdarm hat paters nofterförmige Abtheilungen, in welchem ſich der foͤrmige HRLAED befindet. he 9) Die Leber iſt ſehr groß, RN in * große und zwey kleine Lappen getheilt, wovon die letzten bis zu den Nieren reichen. ta Yan viele Blaſenbande wuͤrmer. 5) Der Uterus iſt paternoſterfoͤrmig, worin die Jungen in abgetheilten Zellen liegen. 6) Die Eingeweide ſi voller —— wuͤrmer aller Art. + I 7) Unter allen Ihieren haben fie das wärmfte Blut; denn feine Wärme geht fogor mitten im Wins ter auf 107 bis 109 Grad des fahrenheitiſchen Waͤrme⸗ meſſers *). Merkwuͤrdige Eigenſchaften. Dieſe Thiere find ſchnell, liſtig, aber ſchuͤchtern, und furchtſam. Sie ſcheinen große Liebhaber der Muſik zu ſeyn, denn fie ziehen fith nicht nur an ſolche Orte hin, wo immer muſicirt wird, fondern laufen auch am hellen wage dabey herum, und vergeflen, von Vergnügen be taͤubt, 9 Ballas novae re Quadr, e glirium ordine, p, 95- 2. Ordn. 19, Cart. Gemeine Hausmaus. 957, täubt, ihre angebohrne: Furchtſamkeit. Wenn fie in Zimmer fommen, wo Klaviere ſtehen, ſo ſuchen ſi fie alles | zeit dieſe Inſtrumente zuerſt auf, und ergoͤtzen ſich an dem Klimpern, das ihr ſchaͤdliches ‚Hinz und Herlaufen auf den Saiten verurſacht. — Nur eine heiſere Stimme hoͤrt man in der Todesnoth von ihnen, Mat hat. Haus⸗ mäufe feche Jahre lang gefüttert, ſi fie koͤnnen alſo in der Freyheit noch älter werden, — Zwiſchen Männchen und. Beiden habe ich keinen Unterſchied bemerken koͤnnen, als Sa letzteres sehn Säugwarzen Bat. Berbreitung und Aufentpatt, * Sie bewohnen alle Welttheile, die Arktiſchen Kreiſe ausgenommen. Ihr Vaterland ſcheint das mittlere Ew: ropa und Afien’zu ſeyn. Kalm*) aber behauptet, dag fie Amerikanifchen Vefprungs wären; denn er hat fie da an oͤden Orten ann ie Se von’ EBENE Woh⸗ neun Ü { Ihren Afehthate haben fie bey ung bloß in Si fern. Es iſt eine große Seltenheit, wenn man eine in einem. Garten oder Wald in Zählen Stoͤcken oder Baͤu⸗ men fieht. Hier graben fie fi Nager indie. Erde, leben unter den Fußböden, in den Kluͤften und Rigen der Ge bäude, und unterfiheiden fich dadurch merklich von der großen Kausımaus, daß fie ihr Quartier nicht leicht eher verwechſein, als Bis fie durch RN une Gefahr — gen werden. | Nah 2 Deffen Reife I. 46. * J 988 Saͤugethiere Deutſchlands. a Nahrung. Die Hausmaͤuſe fcheinen an gar feine beftimmten Nahrungsmittel gebunden zu feyn, da. fie beynahe alles, was ihnen vorkommt, genießen, ja felbſt das Bley nicht unbeuagt laſſen. Doch naͤhren fie ſich von fetten Sachen und Getraide am. fiebften; daher man. fie auch am haͤu⸗ figſten auf Korndöden, in Mehl: und Speifefammern, in Küchen und K Kellern findet. Ihr Geruch ift fo fein, daß fie auch durch die Leim: und Breterwände ihre Lecke⸗ reyen riechen, und ſich vermittelſt ihrer ſcharfen Zaͤhne Zugänge dahin zu verſchaffen ſuchen. Um ſich mit ges räucherterm Fleiſch und Würften zu fättigen, Elettern fie an rauhen Wänden in die Schornſteine hinauf, und großen gemaͤſteten Schweinen freſſen ſie Loͤcher in den Speck. Außerdem genießen ſie Brod, Butter⸗ Kaͤſe, Oehl, Kraut, Ruͤben, Ober: und Unterfohlrüben, Kartoffeln, und beynahealle Arten von Wurzelgewaͤchſen. Sie gehen vorzüge lich des Nachts, oder wenn es ganz ſtill iſt, ihrer Nahrung nach, und entfernen fich nicht weit von ihren Höhlen, damit fie beym geringſten Geräufch entfliehen fönnen. Sie wählen. daher auch jedesmal ihren. Aufenthalt, an ſolchen Orten, wor ſie ihrs Nahrung in der Naͤhe finden, und ſind daher genoͤthigt, ihn immer zu verändern, Da fie: noch mehr, als die Hatten, Kleider, Bücher und alles, was ihnen im. Wege ſteht, oder liegt, benagen, und dieß befonders bey, heftigem Durſt thun follen, fo-ftellt man ihnen. eben. ſo, wie, jenen, Theeſchaalen mit Waſſer an dergleichen Orte, wo fie ſchaͤdlich werden koͤnnen, hin⸗ Wo ſie ſchmackhafte Speiſen fuͤr ſich finden, tragen — und 2, Ordn. 29. Gatt. Gemeine Hausmaus. 959 "und. verbergen fie fih dieſelben in ihren Schlupf ‚winfeln, . nn. ‚Fortpflanzung. a Sie —— — ſich, wie die andern Maͤuſe, des Jahrs mehr als einmal, und begatten ſich im April und day gewoͤhnlich das erſtemal; diejenigen aber unter ih— nen, welche an warmen Orten, unter den Fußboͤden und zwiſchen den Waͤnden der Zimmer ihre Wohnungen auf— geſchlagen haben, pflanzen ſich auch den Winter uͤber fort. Das Weibchen trägt ohngefähr drey Wochen, und da diefe Thiere die Geſellſchaft ihres Gleichen lieben, fo findet man. oft. in einem Winkel mehrere Neſter von zer⸗ biſſenem Stroh, Papier, Heu, von Federn und aller— hand kleinen weichen Materialien, die in der. Naͤhe ge⸗ funden werden, in deren jedem vier bis acht blinde nak— kende junge Maͤuſe liegen. In der Wahl des Orts ſind ſie nicht ſorgfaͤltig genug. Sie niſten daher in Betten, in hohle Kohlruͤben, Kohlkoͤpfe, Peruͤcken, Taſchen, Maͤu— ſefallen, und fkeletirte Todtenkoͤpfe, allemal aber machen ſie eine weiche ——— | Die Mutter liebt ihre Kinher N yäitic,. daß ſie auch den Menſchen, der ſich ihrem Wochenbette nahet, nicht ſcheut, ſondern aͤngſtlich um ihn herumlaͤuft, wie wenn ſie ihn zum Mitleiden bewegen wollte, ſie nicht wegzunehmen. In vierzehn Tagen koͤnnen die Jungen ſehen und ſchon die Mutter verlaſſen. Wegen ihrer laͤcherlichen Poſituren ziehen manche Perſonen auch juns ge, fonderlich weiße Mäufe auf, und fie werden fo zahm, - daB ud | Säugethiere Deutſchlands. daß ſie ihnen das Futter aus * Haͤnden nehmen, und auf einen gewiſſen Ton oder Ruf herbeykommen. Ja es giebt Alte, die, wo ſie keine Verfolgung befuͤrchten, oft ſo dreiſte werden, daß ſie am hellen Tage in die Zim⸗ mer kommen, und ihre Nahrung ſuchen, die ſich an ges wiffe Zeiten gewöhnen laffen, wenn fie kommen müffen, um ihren Tifch gedeckt zu finden, alsdann ſich ſattfreſſen, und das Ansage in ihre Höhlen tragen. — Feinde. — Katzen, Wieſeln, Marder, Steife, Igel und Enten find ihre Verfolger. Auf dem Balz ge findet man den Kleinen hellbraunen Miftflof. Sn Leber, Magen und Därmen findet man eine Menge Hinfenwürmer, Rundwuͤrmer, langgliedri ge Bandwürmer, Kraßerwüemer und Haatz wärmer. | ’ sang und DERSITINR Up Henn man im Schnee oder Sand eine fehr kleine Spur fieht, wo alle vier Füße in zwey Spuren fte hen, die wie im Zickzack —— ſo 4 — e AN von einer Hausmaus. Man vertreibt dieſe ſchaͤdlichen Säfte in Käufer: vorzuͤglich durch gute Katzen, durch Gift, und vers ſchiedene bekannte Arten von hoͤlzernen und eiſernen Maͤuſefallen. Giftkuͤgelchen findet man in jeder Apotheke. Auch vermiſcht man jener Weizenmehl und, Zuder 2, Ordn. 19. Bart, Gemeine Hausmaus, g6L Zucker mit Arſenik und feßt es ihnen hin. Sn die Mäufefallen lot man fie mit in Oehl ——— Brod oder gebratenem Speck. Die ſogenannten Doktor Luthers Fallen, oder die mit Ziegelſtuͤcken und Backſteinen, welche man mit drey ſchwachen Hoͤlzchen, an deren eines man die Lockſpeiſe heftet, aufſtellt, die bey der geringſten Beruͤhrung zuſam— menfallen, und die nagende Maus erquetſchen, find die wohlfeilften und beften. Ein unfchädliches und bewährtes Mittel für dieſe und der Hausmaͤuſe ift auch folgendes: Man brät ein Stuͤck Wiſchſchwamm in Dehl oder Fett, preft es dann recht derb zufammen, fchneidet es in Eleine Wuͤr— felchen und ſtreut diefe dahin, wo man Mäufe fpürt, So— bald dieſer Fraß im Magen kommt, quillt er auf, und die Maus ftirht. Nutzen. Außer daß dieſe Thiere in der Natur den Nutzen ſchaffen, daß ſie den Katzen, Iltiſſen, Mardern, Wie— ſeln, Igeln und andern Naubvögeln zur Nahrung dienen, fo effen auch die Menfchen in manchen Gegen: den, als die Tungufen, und Bewohner der Inſel Mars tinique ihr Fleifch ohne Ekel, und in der Mebdicin brauchte man fonft ihr warmes Blut zur Zertheilung des Gefhwulftes der Mandeln, ihren Koth als Purgiermits ‘ tel, und. eine gebratene Maus als Brechmittel. Bechſt. gem. N. G. I. B. Ppp Die * 962 | Siugeikine Deutſchiande. Die Japaneſer zaͤhmen ſie, lehren fie alle Hand Künfte, und ernähren ſich auf diefe Art. Die Perſer glauben, daß eine aufgeriffene Maus, auf. einen. ae gelegt, dag Sift ausziehe. Schaden. Der Schaden, den dieſe unangenehmen Gaͤſte auf den Fruchtboͤden, in den Vorraths- und Speiſekammern ſtiften, iſt aus ihre Nahrung bekannt. Außerdem verderben ſie auch noch durch ihr Nagen und ihren Urin Bücher, Papier, vieles Hausgeraͤthe und die Kleis dungen der Menfchen. Die Saiten auf den mufifalis hen Snftrumenten, ald Flügeln und Klavieren fpringen, wenn fie mit ihrem fiharfen Harn benest werden. Irrthuͤmer und Vorurtheile. 1) Viele gemeine Leute halten den Schwanz fuͤr giftig. 2) Ihr Koth, Fleiſch, und ſie ſelbſt gebraten heilt manche ſchwere Krankheit. ſ. auch Nutzzen. 3) Der Teufel braucht ſie als Larve und rechte Hexenmeiſter koͤnnen Maͤuſe machen *). ) Goeze“s Natur, Menſchenleben und Vorſehung. 1, 66, 68,.70, 72, 75tes Stuͤck. 9 621)44 · 2, Ordn. 19. Gatt. Feldmaus, 963 (31) 43, Die Feldmaus. Namen, Schriften und Abbildungen. Waldmaus, große Feldmaus, gelbbraune Feldmaus, Waldratte, Heermaus, braune Maus, Muͤlot, Baum: raße, Mielmaus, Haumaus, und bey vielen Sjägern, denen fie die Beeren in der Schneuß abfrißt, Kleine Aa: felmaus. Mus sylvaticus. Gmelin Em. 1; Pag. 129. n. 17. ’ Mulot. Buffon hist. nat. VII, 325. T, 41. Ed, de Deusp. I, T. 9. £2. Ueberſ. von Mars 2 tint IV. 245. T. 71. | Field Rat. Pennant hist, of RR I. 184. Meine Ueberf. II. p. 302. v. Schrebers Säugeth. IV. 651. Taf. 180. v. Zimmermanng geogr, Zool. II. ı5. Goeze's Fauna. IL 135. Donndorfs zool, Beytr. I. 437. n. 17. Dpp a Ren I) 964 Säugetbiere Deutfchlands, Kennzeigen der Art. J Mit langen ſchuppigen Schwanze, graubraͤunli⸗ chen, im Sommer hellern, im Winter dunklern Obers leibe, und weißen, wie abgefihnittenen Unterfeibe. Geſtalt, Farbe und Sitten des männliden und weiblichen Geſchlechts. Dieſe Maus iſt in Thuͤringen eine der ſchaͤdlichſten wegen ihrer großen Fruchtbarkeit. Die Laͤnge ihres Körpers beträgt 4 Zoll *), die Höhe aber ı Zoll 6 Li⸗ nien, und der Schwanz hat ebenfalls faft die u des Körpers, Ihr Kopf ift verhältnifmäßig größer als am der Hausmaus, dick, eyrund, die Naſe etwas erhaben, und die Schnauze flumpf. Der Mund ift fehr Elein und enthält vier braune Worderzähne, und zwölf fiumpfe Baekenzähne, wovon die in der obern Kinnlade auf der Dberfläche ſtumpfwinklich eingefihnitten find, und die in der untern Kinnlade aus lauter erhabenen Punkten be: ſtehen. Aeußerlich ift er mit fehr langen Fuͤhlhaaren befeßt, die an der Wurzel fchwarz und Übrigens weiß find. Die Zunge ift dick und glatt. Die Augen find fehr groß, hervorftehend und ſchwarz, jedes oberhalb mit einer feinen Borſte; die Ohren hervorragend, eyrund, pergamentartig, beynahe Kahl und ſchwaͤrzlich. Die | —J Fuͤße *) Dar. Ms.: Laͤnge des Körpers, fo wie des Schwanzes, faſt 4 300. Fuͤße haben vorne, ohne den Daumenanſatz mit einem ftumpfen Nagel, vier und hinten fünf Zehen, und find fehr zart, Die Schnauze ift afchgran, um den Mund herum weiß. Der Rüden und die Seiten haben wegen der roftfarbenen Haarſpitzen eine vöthliche Farbe ; "Ar 992 Säugetiere Deutflande. | — Sie —— daher den Gaͤrten, die in der Nihe liegen, den groͤßten Schaden, und nur ein ſehr harter | inter kann fie an Flüffen, die flache Ufer haben, ver: mindern, wo man alsdann viele von ihnen erſtarrt in ihren Hoͤhlen findet. — Die Jungen ſehen bis zum fuͤnften Monate am Oberleibe, an den Fuͤßen und am Schwanze ſchwarz aus, am Unterleibe aber dunkelaſchgrau, und erſt nach dieſer Zeit nehmen ſie die Farbe der Alten an. Die Mutter fuͤhrt ſie nach drey Wochen heraus aus ihrer Hoͤhle und ſie bleiben öffentlich auf einem Beete fißen und freffen, unterdeſſen ihre Mutter ihre Speife, z. B. junge aufge⸗ ſproßte Erbſen abbeißt, und nach Hauſe traͤgt. Wenn ‚fie anfangen zu graben, welches zu eben der Zeit ge ſchieht, werden fie den Gärten, Aeckern und al fehr male. ! Feinde, Beihte, wilde Katzen, Fühfe, Marder, befonders die Wiefeln und mittleren Obreulen, find ihre Feinde. Letztere nähren fich in unfern Gegens ben beynahe allein von ihnen *). In ihrem Balge hau: ſet eine Art ſchuppige Milben**) undin der Leber findet man einen Blafenbandwüurm. e { Gang * Ich habe Beet in dem Magen diefer — fuͤnf bis ſechs Gerippe von ſolchen Maͤuſen akein gefunden. * Pallas novae Spec. Quadr. e glir. ord. Pp. 82. I e 2, Ordn. 19 Gatt. Waſſermaus. 993 ‚Fang und Vertilgung. Nur hoͤchſt ſelten ſpuͤrt man die Fähr-te diefer Thiere im Frühjahr im Schnee als ein Dreyeck, da fie faft niemals, wenn Schnee liegt, die Pranane bes rühren. Da fie fo fhädliche Thiere find, fo haben die Men: fhen auf vielerley Mittel gedacht, ihrer großen Vermeh—⸗ rung Graͤnzen zu ſetzen. Dieſe Mittel aber find, als gegen Amphibien gerichtet, von verfchiedener Art. In ihrem flüffigen Elemente werden fie am beften in Fifhreußen gefangen. Man ſchließt die große Deffnung derfelden an das Ufer fo an, daß fie etliche gangbare Röhren einfaßt, Den mittlern Theil der Reußen verbirgt man gänzlich unter dem Waffer, bedeckt | ihn mit ſchweren Steinen, und das Hintertheil verftopft man fehr gut mit Gras. Um allen Entwifchen vorzns beugen, kann man um diefelben auch noch einen Zaun von Weiden flehten. Hierein ſchluͤpfen fie nun, wenn fie ins Waſſer wollen, fönnen nicht wieder zurück und erfaufen, da fie nicht lange in diefem Elemente, ohne Luft zu fchöpfen, ausdanern fünnen. Es giebt Gegens den in Thüringen (4. B. um Erfurt herum), wo in einem Sjahre viele Ben auf diefe Art en werben. 4 \ Sn ihrem, trocenen Elemente find fie fhwerer zu fangen, als die Maulwuͤrfe. Doch fängt man fie zumeis len in einer Fangklammer (Maulwurfstlammer), Vechſt. gem. N. G. J. Pd. Rrr welche 994 Ssuͤugethiere Deutfchlands, welche aus einem fchmalen, gleich lang zufammengebogez , nen federartigen Stüc Stahl befteht, an deſſen vordern Enden zwey Klammern angebracht find, die ihre Spitzen einwaͤrts kehren. Dieß Eiſen iſt ohngefaͤhr einen halben Schuh lang und wird in der Mitte mit einem runden Blech, das an einen Kettchen haͤngt, in ihre Gaͤnge auf— geſtellt. Bey der geringſten Beruͤhrung dieſes Blechs greifen die beyden Klammern zuſammen, und zerquet— ſchen die Maus. Allein, da fie auch dieſe Fallen ver⸗ meiden, wenn fie nicht eben auf einem Wege aufgeftellt find, wo fie einer ihrer Lieblingsfveifen, z. B. den Zuk⸗ kererbſen nachgehen, fo ift das beſte Mittel fie zu vertilgen diefes, daß man ihre eigentlihe Wohnung auszufpären fucht, deren Eingang, der befiändig zugedaͤmmt iſt, Öff? net, fich mit einem geladenen Gewehr davor ftellt, und fie, da fie feine frifche Luft in derfelden vertragen koͤn⸗ nen, wenn fie kommen, diefe Deffnung wieder zu vers fließen, welches gewöhnlich kaum etfihe Minuten, dauert, todtſchießt. | — Eben ſo koͤnnen ſie, wenn ſie zu beſtimmten Stunden verborgen, ihrer Nahrung nachgehen, ausg e⸗ hackt, oder wenn ſie es la tdun, erfhofen “werben. ' j Auch ein Selbſtſchuß in die Gänge geftellt, thue gute Dienfte. Man muß aber die Stoßſcheibe feft mas chen, weil fie, wenn fie auf etiwas unerwartetes fommen, nicht wie die Maulwürfe immer weiter vor ſich hinſtoßen, fondern rücwärts ziehen und ausweichen. Wenn alfo a eine 2, Ordn. 19. Gatt. Waffermaus, 995 veine ſolche Scheibe locker ift, fo fuchen fie fie abzureißen, und neden dem Drath hinzufchläpfen. Iſt fie aber feſt, ſo fangen ſie endlich an zu ziehen und zu ſtohen und erſchießen ſich. | Man fängt fie auch in vor ihre &öcher ——— Telle vfallen. Ruben - Shr Nußen, den fie in Deutfchland leiſten, fchränft fich Bloß darauf ein, dag fich verſchiedene Raubthiere und Raubvoͤgel von ihnen nähren. Befonders fheinen fie die einzige Nahrung der mittlern Ohreulen (Strix Orus) zu feyn, In Frankreich follen die Bauern * uͤbelriechendes Sleifch als Faſtenſpeiſe genießen. Die Jakuten eſſen ſie gebraten als eine große Delikateſſe. An den Obertheilen des Obffluſſes werden“ fie von den Huns - den, die man zum Zuge braucht, gefreflen ®). An andern Orten werden ihre dichten Bälge als Pelzwerk genutzt. So fommen fie z. B. unter den ‚Handlungsartifein von Rußland und befonders von. - Kijachta vor, wofeldft ein Sad für vier bis zehn Rubel verkauft wird, Die Kalmucken fangen fie bey ihren Wanderungen häufig und machen ſich —— von ihren Baͤlgen. Re - Der Schaden, den diefe Thiere anrichten, ergiebt ‚fih aus ihrem Aufenthalte und aus ihrer Nah— rung. * Krra . Su, 9 Dallas Neifen. M. 19. 996 ° Saͤugethiere Deutſchlands. Zu den Vorurtheilen gehoͤrt, daß eine gebrann⸗ te und mit Haut und Haar zu Pulver geſtoßene Waſſer⸗ maus, die Waſſerſucht furire *). £ (34) 47 . Die Ackermaus. Namen, Schriften und Abbildungen | Kieine Feldmaus, Feldmaus, Heermaus, Heerden⸗ maus, Stoßmaus, kleine Stoßmaus, Reutmaus, kleine Reutmaus, Kampagnol, Erdzeißel, Erdzeiſt, Erdmaus, Nuͤllmaus, Wuͤhlmaus, Schnorrmaus, Scharrmaus, Schoͤrmaus, Stockmaus und Erdfahren. Man findet zuweilen von dieſer Art Junge und Einjaͤhrige, welche rothgelb oder rothbraun mit etwas grau uͤberlaufen ausſehen. Und dieß iſt wahrſcheinlich die fogenannte rothe Maus (Mus rutilus, Lin.), welhe man in Deutfchland als eine eigene Art ans treffen will. Wenn aber in öfonomifchen Schriften von der rothen Feldmaus die Rede iſt, fo ift die feine andere, als die Feld; oder Waldmaus ae syl- vaticus, Lin.). Mus arvalis. Gmelin Lin. 1, ı. pag. 184, 46 Mus gregarius Lin, syst. nat. ed, 12. I. p.85. Campagnol. Buffon hist, nat. VII. 360. UT AT, Ed. de Deuxp. II. T, 9.63, Ueberſ. v. Mar— tini IV. 256, Taf. 73. Meadow Rat. Pennant hist, of Quadr. II. 205. Meine Veberf. IL, p. 522, Ure- *, Echwedifche Abhandl. XXIX. 306. 2. Ordn. 19. Gatt. Adermaus, 997 Gregorious Rat. Pennant IL. c. n.410, Meine; Ueberſ. U. p. 523, v. Zimmermanné geogr, Zool. I. Ri. v. Schrebers Säugeth. IV, 680. Taf. 191. ( I Y Goeze's Fauna. II, 140. Wolf über die Seldmäufe, infonderheit in Nor— derdithmarſen. Hamburg 1786. Donndorfs zool. Beytr. 1454 m. 16, t Kennzeihen der Art. lit kurzem Schwanze, etwas aus den Haaren hervorragenden Ohren, kaum merklichem Daumen an den DBorderfüßen, und rothgrauen Körper. Geftalt, Farbe und Sitten des männli hen und WERDITOEN Geſchlechts. Dieſe Maus vermehrt ſich im Thuͤringiſchen Boden zuweilen ganz ungeheuer. Sie ift gerade die Waſſer—⸗ ratte oder der Erdwolf im Kleinen, an Geſtalt und Far: be. Der Körper ift bis zum Schwanze vier Zoll, und der dünne Schwanz einen Zoll drey Linien lang *). Die Höhe ift beynahe anderthalb Zoll, | Der Kopf ift eyrund, dick und die Schnauze ſtumpf. Die vier Schneidezähne find —— und die Barkens zähne *) Dar. Me.: Länge 3 Zoll; Schwanz ı Zoll. 998 IN Saͤugethiere Deutſchland zaͤhne Ans, tie bey der Waſſerratte, oben ‚größere und —unten Heinere Dreyede im Zickzack. Die Augen find Fein und blaufchwarz, Tiegen näher nach dem Mund als Ohren zu, und nahe zuſammen; die Ohren fury, etwas, hervorragend, und inwendig behaart; der Hals kurz; der Leib dick und rund; die Vorderfüße fehr kurz mit vier Zehen, und einem Eleinen Daumen, der einen ſpitzigern Nagel hat, als bey den übrigen Mäufen; die laͤngern Hinterſuͤße fünfzehig. nn at Bon der Schnauze bis zum Schwanzende iſt der’ Dberleib rothgrau, weil der Balg aus geiblichen und ſchwarzen Haaren beſteht; der Unterleib weißgelb, an | der Seite ins braunliche fallend; die Füße BIER, und die Zehen aſchgrau. * Das Weibchen iſt unmerklich vom ne. unterfihieden und hat vier Saͤugwarzen zwifchen den Vordersiund vier zwifchen den Hinterfuͤßen. Ich habe auch eine weiße Varietät von dieſer Maus gefunden. (M. arv, albus), Es iſt die ſchnellſte, im Graben bie nn Maus, auch ein guter Schwimmer; doch fhwimmt fie nur, wenn fie dazu gezwungen if. Im Sitzen ballt ſie ſich zuſammen, und ſteckt den Kopf ſo tief in die Bruſt, daß man feinen Hals fiedt. Ihre Stimme iſt zur Zeit der Begattung und in der Noth ein helles Quickſen; ihr Alter aber unbekannt. Sie ſtirbt mehrenthei s Feines natuͤrlichen Todes. N Ber 2: Ordn. 19, Gatt. Ackermaus. 999 Verbkeitung und Aufenthalt. Die Heymath diefer Thiere iſt ganz Europa und J das noͤrdliche Aſien. Sie leben allenthalben in Wäldern und Feldern; in Wäldern mehr in Laubs als — und in Feldern mehr auf den Aeckern als Wieſen. In Feldern verandern ſie ihren Wohnplatz nach den Jahrszeiten. Im Herbſte ziehen ſie den Schnittern nach, und halten ſich, fo lange die Erndte der Winterfrucht dauert, im Win: terfelde auf, und wandern, wenn diefe vorbey it, nach der Sommerfrucht, und befonders nad) den Haferädern. Wenn hier der Wind viel Hafer ausgefchlagen Hat, wo⸗ von fie im Winter zehren Fönnen, fo bleiben fie in dies fen Selde und ſchlagen ihre Winterwohnung daſelbſt auf; wo nicht, ſo ziehen ſie in großen Maͤrſchen uͤber und unter der Erde nach der Winterſaat, und graben ſich da ihre Winterwohnung. Hier bleiben ſie theils bis zum folgenden Herbſt, theils zerſtreuen fie ſich im ganz zen Selde herum. Sehr gern wohnen fie in den Feld: rainen oder unter den Feldbüfchen.. Zwey Röhren, ein Eingang und ein Ausgang, führen gewöhnlich zu ihrem Bau; Schlafgemach, Vorrathskammer und Aötritt ha; ben ihre befondern, Abtheilungen in demfelben, und er⸗ ſteres füttern fie mit in dev Nähe wachfenden, Flat zer— malmten Gewächfen aus, damit fie weich und warm lies gen. Eben fo iſt das, Wochenbett des Meibchens bes fihaffen. In Wäldern graben fie fich unter den Bäumen, Büfchen und Steinen ein. Sie machen ebenfalls, doch nicht fo Häufig, wie die Erdwölfe, flache Gewoͤlbe über Nrrg der } / 1000 Säugethiere Deutfchlands. der Erde, wenn fie threr Nahrung nachgehen, oder von einem Drte zum andern wandern. Nahrung. | Bis zur Neife des Getraides beſteht die Nahruna diefer Mäufe vom Frühjahr an aus zarten Kräuter; und Grasteimen, und deren Wurzeln in Feldern, Wäldern, Wie— fen und Gärten. Alsdann aber laufen fieim Felde von allen Orten zufammen und begeben ſich auf die reifenden Aek— £er, beißen die Halmen ab, und tragen die Achren im ‚ihre Höhlen. Hierauf folgen fie in der Erndte den Schnittern vom Winter: zum Sommerfelde auf dem Fuße nad), und nahren fih von. den ausgefallenen Kör nern und verlohrnen Aehren. Allein aud) die Krauts felder laſſen fie nicht unbefucht, und benagen alle Früchte derfelben, fie mögen über oder unter der Erde wachen. Den größten Schaden aber richten fie auf der Winters ſaat an, wohin fie fi) begeben, wenn fie die eingeernd; teten Felder ausgezehrt haben. Wenn auf einen warmen trockenen Sommer ein Ealter fchneereicher Winter folgt, ſo findet man im Frühjahr die Aecker des Winterfeldes von Kreuzgängen unter dem Schnee ganz durchfchnitten, und die grüne Saat abgefreſſen, wodurd) bey ſchlechter Fruͤhjahrswitterung, wenn die Saat nicht ſchnell nach— wachſen kann, Mißwachſe entſtehen. Wenn ſie in Stoppeln bleiben, fo legen fie ſich ein Magazin von alfer: band trockenen Nahrungsmitteln, {befonders von Hafer und Quecenwurzeln an *). In Laubhoͤtzern nähren fie | fd e) In queckenreichen Gegenden habe ich daher oft noch im Frühjahr Behaͤltniſſe von vier Zoll im Durchmeffer und drey 2. Ordn. 19. Gatt. Adermaus, r1001 fi) von Kernen und Saamen der Bäume und Stauden, und tragen im Winter abgefalfene Hagebutten, Mad: holderbeeren und vielerley Sämereyen und Kerne 'zufams men in ihr Winterquartier. Auf den Wiefen fur. hen fie, die beiten Grass und Kräuterarten, befon: ders Klee aus. Wenn es im Winter wenig fehneyet, viel regnet, und zuweilen ſtark friert, die Wins teriaat kurz iſt, und alfo die Nahrung fehlt, fo wird der Landmann gewöhnlich von diefen Naubthieren befreyet, und fie werden in Menge verhungert und, erfroren im Fruͤhjahr gefunden. | Fortpflanzung. Maͤnnchen und Weibchen fchlafen Son ner und, Winter mehrentheils, fo wie ich es bemerkt habe, auf einem gemeinfchaftlihen, aus zerbiffenem Gras, Moog, oder Stroh beftehenden Bette, und ihre Begattung rich tet fich daher um deſto mehr nad) der bald oder fpät ein; | tretenden warmen Frühlingswitterung. Im April giebt es fchon Zunge. In Wieſen, befonders auf folchen,. die fo liegen, daß fie gewäflert werden fünnen, machen fie- mitten ins Gras große ballförmige Neſter von fehr klar zerbiffenem Gras, und haben da noch zu Ende des Sep: terabers, Zunge. Gewöhnlich ſtehen zwey folcher Nefter - nahe beyfammen, wovon das eine von vorigem Wochen: bette ift. Man findet diefe Nefter in großer Menge auf den Wieſen. Das Weibchen traͤgt drey Wochen, und gebiert faſt alle 9 Wochen, bis zum ſpaͤten Herbſt, da die Rrr 5 Kaͤlte drey Fuß lang gefunden, die dicht mit Queckenwurzeln voll geſtopft waren. ‚1002 Sdougethiere Deutſchlands. = Kälte die Vermehrung ftöhrt, fünf bis acht * auch wohl zwoͤlf Junge, welche gleich Anfangs die Farbe der Eltern haben, außer daß ihr Schwanz Saal ift. ' Die Mutter muß fie treulich warten und pflegen, da man dieſe Thiere in trockenen Sommern in ſo außer⸗ ordentlicher Menge antrifft, daß fie. eine wahre Lands plage, werden. „Denn es giebt Jahre, in welchen der Wanderer kaum etliche Schritte thun kann, wo ihm nicht einige. dieſer Feldmaͤuſe uͤber den Weg laufen. Nur naſſe und kalte Sommer koͤnnen dieſer großen Vermeh⸗ rung Graͤnzen ſetzen, weil die Naͤſſe und Kaͤlte nicht nur die Begattung der Alten ſtoͤhrt, ſondern auch dadurch ſe hr vier Junge erfrieren und erſaufen. Eben dieß bes wirken vegenhafte inter. - Feinde, | ‚Feinde find die meisten Raubthiere und viele Raubs vögel, Hunde, Fühfe, Katzen, Marder, Iltiſſe, Wiefeln, Hamfer, Igel, Dachſe, Buffarte, Eulen und andere Naubvögel, Naben, Kraͤhen, Stöche, Neuntödter, Aelftern und Ringel nattern und andere Schlangen, auch Hechte und andere Naubfifche, wenn fie ins Waſſer gerathen. Dieſen Thieren ſind ſie beſonders zur Winternahrung vom Schoͤpfer Sie Die Schweine, welche im Gebt auf die —— ager getrieben werden, wittern ihre Neſter, wo ſie ihre NN Fruͤchte "N Gewoͤhnlich acht Zunge. er I hi 2. Dom. I 9. Gatt. Adermaus, 1003 Fruͤchte fuͤr den Winter aufbewahrt haben, wühlen. fie auf und: freſſen nicht nur das Getraide, ſondern auch die Maͤuſe ſelbſt, wenn ſie ſie antreffen. Im Balge wohnen gelbe Erdmilben und in den Eingeweiden Band—⸗ wärmer *). = 24 * Bertilgung*®. | . Auf dem Schnee ſieht man ihre kleine Fährte zwey und zwey Füße zufammen in einem Zickzack fort laufen. Man kann fie durch adgefchälte Wall: und Ha felnüffe, durch) Erbſen und andere Getraidekörner, die in Schierlingsfraut abgekocht werden, indem man in jedes‘ Loch etwas von diefer vergifteten Speiſe ſteckt, vertilgen; beffer aber, wenn man ein Maas’ Gerftenmehl mit einem Pfund weißer Nießwurz, und acht Loth Länfekraut, welr ches gepülvert und durch ein Haarſieb geichlagen ifi„ ver: mifcht, nimmt, und diefes mit einem halben Pfund Kos nig und einem halben Pfund Milch zu einem: Teig ver— wandelt; hiervon Kügelchen in der Größe einer Erbſe macht, und diefe in die Mäufelöcher oder auf dem Felde verloren hinwirft. Sie freſſen diefe Syeife mit Bes gierde, werden davon blind und echen Re Ein erprobtes Mitte gegen alle Arten von m aͤuſen iſt nochidiefeg; Man kocht Eichenholzaſche mit Waſſer zu *) Taenia einphalgdes, Naturforſcher. XVII. 34. Taf. 4 ORT ga—d. *5) Huͤbſch oͤkonomiſche Vorſchlaͤge die ſchodlichen Licker | mäufe zu vertilgen.: Koͤln 1768. Fr) Dieſes Necept iſt probat, und Eoftet ohngefaͤhr 8 Gr, 1004 Gäugethiere Deutſchlands. zu einer guten Lauge; wenn ſich die Aſche zu Boden gefeht Hat, fo ſchuͤtret man die Lauge ab, und weicht darein Roggen, Waizen oder Gerſte 24 Stunden lang. Wo fih nun in den Feldern Mäufe aufhalten, freut mar die fo gebeizie Frucht in die Löcher. Auf diefe Art prär parirte Wallnußkerne dienen gleichfalls auf den Frucht bövden gegen die Dausratten und in Garten gegen Die back | | Ein Anderes Nerminderungsmittel if diefes, daß man. auf einen Acker, wo ſie zu haͤufig ſind, beym erſten Schnee, Baumäfte hinlegt, oder Stangen mit Queerſtoͤcken binftellt, auf welche fich die Krähen und Raben feken, und fie, wenn fie aus ihren Löchern - fchlüpfen, auffangen. Sn Gärten foll fie der Geruch von einigen Knob— | lauchspflanzen, der ihnen zuwider iſt, verſcheuchen. Man YYanzt daher einige diefer — en wo man fie wegwänfht. | — Nutzen. Ihr bekannter Naturnutzen beſteht darin, daß ſie ihren Feinden zur Nahrung dienen. Dieſer iſt zu manchen Zeiten unbeſchreiblich groß, wie man aus ihrer Nahrung und Fortpflanzung ſieht. Iſt er aufs hoͤchſte geſtiegen, ſo vertilgt ſie gewoͤhnlich die naſſe kalte Witterung im Fruͤhjahr und Winter. Sie fangen 2 —J—— FERN) ’ . Mi 2, Ordn. 19. Gatt. Gemeiner Hamſter. 1005 fangen auch an raͤudig zu werden, fangen an zu Fran; keln und die gefunden verzehren dann die franfen in Menge. So verlieren fie ſich nach und — Man | fagt auch, daß fie wandern. Die dritte Familie Hamflermänfe mit Backentaſchen. Mures buceati. Kennzeichen. Die beyden Vorderzaͤhne der obern Kinnlade ſind breit. Sie haben einen kurzen Koͤrper, kurze Fuͤße, einen ſehr kurzen Schwan z, dicken, doch zugeſpitzten Kopf; innerhalb der Baden geräumige Taſchen, wors in fie ihre Nahrung in ihre Baue, die fie unter der Er: de graben, eintragen; fie erſtarren ind firenger “Kälte. Mir kennen nur eine Art. (35) 48 Der gemeine Hamfter, Namen, Schriften und Abbildungen, Hamfter, Amfter, Hamſtermaus, große Feldmaus, Strasburgiſches und deutſches Murmelthier, Korn— hamſter, Kornferkel, Grentſch, DENT Krietſch und Erdwolf. Mus 1000 Saͤugethiere Deutſchlands. Mus Cricetus. Gmelin Lin. J. KB. 137.0. 9, Ä Hamster, Buffon. hist. "nat. .KIl, 117, u 14. — Ed. de Deuxp. VI. T. 5. £& 3. Ueberf. von “Htto.XIV, 5.m. e. Sid. Hamster Rat. Pennant hist. of Quadr. II. 206% T. 84, Meine Ueberf. I. p. 323.1 Sulzers Verſuch einer Naturgefchichte des Ham— fiers. Gotha 1773. v. Schrebers Sängeth. IV. 695, Taf. 198. A. v. Zool. U, ro, | I Speze’s Fauna U. 177. i | ; Donndorfs zool, Beytr. I. 463. — Kenzeichen der Art. Mit zugerundeten Ohren, kurzen Schwanze, und zwey Vorſtenflecken an beyden Seiten des Ruͤckens. Geſtalt und Farbe des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Dieß Thier, wird in Thuͤringen in großer Menge angetroffen, und thut in Gaͤrten und Feldern großen Schaden. Sein unproportionirter Koͤrperbau verdirbt das gute Anſehen, welches ihm ſein ſeingezeichneter Balg geben wuͤrde. * Er 2, Ordn, 19. Gate, Gemeiner Hamſter. 1007 * Er, hat einen dicken, kurzen, ſtumpfen Kopf, kur⸗ zen Hals, langgeſtreckten dicken Körper, einen kurzen, “halb nacten, nur mit einzelnen langen Haaren befeßten Schwanz, und niedrige ſtaͤmmige Füße. Die Größe ei nes völlig erwachfenen Hamſters beträgt einen Schuh zwey Zoll, wovon der Schwanz ein und drey Viertel Zoll lang ift *), und feine Hoͤhe ift drey und einen halden Zul. Die Dberlippe ift fehr gefpalten,: wodurch der Mund fiets geöffnet if, und die vier, hervorſtehende Echneidezähne fihtbar werden. Die untern zwey find länger, fhwächer, und mehr gebogen als die obern. Auf jeder Seite befinden fi oben und unten drey Backen— zaͤhne. Die Kinnladen find mit einer weiten Haut über: zogen, die inwendig zu beyden Seiten, die ihnen fo nuͤtzliche und bequeme Backenblaſen (Backentaſchen) Bil det. Es find dieß zwey haͤutige, laͤnglich eyrunde Saͤk⸗ ke, die meiſt drey Zoll lang, und anderthalb Zoll breit ſind, deren aͤußere Flaͤche glaͤnzend glatt, und deren inne— re mit ſchleimigen Druͤschen beſetzt iſt, welche die einge⸗ preßten harten und ſpitzigen Koͤrner anfeuchten, damit fie nicht in die Haut einſtechen, oder dieſelbe ritzen moͤ— gen. Zu beyden Seiten des Mundes ſtehen Barthaare davon die kleinern weiß, und die groͤßern ſchwarz ſind. Dergleichen ungleiche ſchwarze Borſten ſtehen auch drey über jedem Auge, und eine auf jedem Baden. Die Au— gen find ein, rund, hervorfiehend und ſchwarzbraun, in der Mitte zwiſchen der Naſe und den Ohren; die Oh⸗ ven ſelbſt find ziemlich groß, zugerundet, duͤnn und faſt nak⸗ Par. Mi: Koͤrper 10 bis xa Zoll; Schwanz faſt 2 — 1% i 1008 Säugethiere Deutfihlands, nadend. Die anderthalb Zolf langen Mocberfü haben -sier Zehen mit einem tief fiehenden faum bemerfbaren Daumen, der eine ſtumpfe Kralle hat; die etwas hoͤ—⸗ hern Hinterfüße aber haben fünf Zehen, woran die bey den äußern tief und gegen einander über ſtehen; die Fuß? fohlen find mit vielen Schwuͤlen Wuͤlſten) befest, und die Nägel find lang, ſcharf und fleifcehfarben. Der Nas bel ift kahl, und hat in der Mitte eine haarige Röhre, worin eine unfchlittartige Feuchtigkeit fi ſich befindet. Am Ende des Ruͤckens hinter der Gegend der Nieren läuft an jeder Seite ein langer haarloſer, nur mit kurzen, ſchmutzig braunen Borſten beſetzter Flecken mit dem Ruͤck—⸗ grade parallel. Die gewoͤhnlichen Hamſter haben einen bunten Pelz, der einen dunkel aſchgrauen Grund hat, und mit weißen, gelben, rothbraunen und ſchwarzen Haaren ber ſetzt iſt. Der Mund iſt nämlich weiß eingefaßt; vonder Mitte des Kopfes bis zu demjenigen Theile des Ruͤk— eng, der den Dinterfchenfeln gleich if, hat er eine has fengraue Farbe, indem die weichen, fürzern, lichtgrauen Haare mit längern einzelnen ſchwarzen Stachelhaaren vermifcht find; die Augen und Ohren find mit fuchsros then Haaren umgeben, und die inwendigen Ohren, die Seiten, der äußere Theil des Nückeng, die auswendigem Schenkel und der Schwanz haben eben diefe Farbe; die Kehle, Füße und Schwanzfpige find weiß, unter dem äußern Ohrwinkel ſteht ein großer weißer Punft, und die Seiten find mit drey Weißen oder lichtgelben länglich runden Flecken befegt: die Bruft, der Bauch und die ins nern 2. Ordn. 19. Gatt. Gemeiner Hamſter. 1009 nern Schenkel ſind ſchoͤn ſchwarz. Die Haare ſtehen dicht und feſt und machen einen guten Balg. Das Weibchen hat acht Säugwarzen, vier an Rs | der Bruft und vier am Bauche, iſt immer etwas’ Eleiner, und die hellen Farben des Balges find immer bläßer. Sarbenvarietäten: 1) Der ſchwarze Kamfter, M. C. niger. Sulzer a.a. O. Titelblatt. v. Schreber a. a. O. Taf. 198. B, Lepechins Tagebuch feiner Reife durch) das Ruſ⸗ fifche Reich. I. 195. Taf. 15. Er iſt ganz ſchwarz, zuweilen an * und du⸗ ßen weiß. Man trifft ihn einzeln im Gothaiſchen an; * fg aber im Kaſan iſchen. 2) Der geſchaͤckte Hamfter, M, C. PERS Lepechin a. a. 9. | Er iſt entweder ſchwarz, mit großen weißen Flecken auf dem Nücken, oder weiß mit ſchwarzen Flecken. Auch in Thüringen, fo wie im uralifchen Sa biete. | 3) Der weiße Hamfter, M, C. albus, Lepechin a. a. O. Bechſt. gem. N. G. J. B. Sss Lich⸗ * 1010 u Saͤugethiere Deutſchlands. EN: Lichtenbergs Magazin für das Neneſte aus De : Phyſik. II. 4. ©. 214... . Ganz. weiß oder ———— mit Ba Tugen ſterne. Bi Thüringen und im —— 4) Der RT Hamfter! M. C, Eulvus. Er iſt blaßgelb oder erbsgelb, mit oder: ohne rothen Augen. Auch, Ana I in. Zhirtngen. Zergliederung. 3) Vonden Backentaſchen, welche aus einer zaͤ hen, pergamentartigen Haut beſtehen und hinten, wo ſie zuſammenſtoßen mit einem beſondern Muskel zur Ders hinderung des Vorfallens befeſtigt ſind, iſt ſchon oben ge⸗ redet worden. weiß. 3) Die Leber Hat drey über einander Tiegende Kappen und die Gallendlafe liegt zwifchen dem unteren und mittelften Lappen. 4) € fcheint, wie wenn ber Hamſter zwey Maͤgen haͤtte, der eine iſt weiß und rundlich, und der zweyte laͤngliche haͤngt daran. Beyde ſind mit einen achen mehlartigen Brey angefuͤllt. J 5) Der 2) Die Lunge beſteht auswier Rappen und ift fee x 2. Ordn. 18. Gatt. Gomeiner Hamſter. zorı 5) Der Eyerftoc iſt von der Größe ‚einer Haſel⸗ auf und wie Fifchroggen gekoͤrnet. * hen iſt pas n ternofterförmig. 6) In den Eingeweiden findet man den ſtohhab migen Bandwurm. Goeze m a. O. Eigenſchaften. Beyde Geſchlechter laſſen einen kreiſchenden durch— dringenden Ton bey ihren Kaͤmpfen und ſchmerzhaften Empfindungen, ein dumpfiges Pfauchen aber bey Ge— fahr und Verfolgung im Zorne von ſich hͤren. Die herrfchende Leidenfchaft des Hamſters iſt der Zorn. Er laͤßt ihm bey Zuſammenkuͤnften mit ſeines Gleichen, nicht nur ſo weit die Oberhand, daß bey dem jederzeit entſtehenden Zweykampf der Tod des einen Kaͤmpfers, wenn er nicht die Flucht ergreift, allzeit er⸗ folgt, und die Speife feines Ueberwinders wird, fondern er wird auch fogar ein graufamer Peiniger, ja oft der Mörder feiner Gattin. Gegen alles, was ihm nicht ausmweicht, oder ihn ergreift, ſetzt er ſich zur Gegenwehr, und große und kleine Feldmäufe, die ſich erfrechen, mie ihm anzubinden, und nicht plößlich die Flucht ergr fen ‚erden ihm immer zur Beute. Vor Hunden und Pfers den erfchrickt er nicht, Wird ihm ein Hund angehetzt, fo wegt er durch Aneinanderreiben die Zähne, blaßt ſeit ne weiten Baden auf, murret zornig, fest fih auf .die Hinterfüße, und empfängt fo mit grimmigen Beißen ſeit nen Gegner, der oft furchtſam und ſchwach genug if, zu 552 wei⸗ 1012 Säugetiere Deutfchlande. NER weichen, und ihm den Sieg zu laffen. Auch das Pferd iſt ihm nicht zu groß, es anzufallen, wenn ihn der Reu⸗ ser gereizt hat. Nicht weniger kuͤhn wiederſetzt er ſich auch den Menfchen, die ihm mit dem Stocke — oder mit dem Spaten ausgraben wollen. Er — uͤber acht dehre alt een Verbreitung und ——õ—S — Das Vaterland dieſes Thiers ſind mehrere —— von Deutſchland, Polen, die Ukraine, alle ſuͤdlichen und gemäßigten Theile von Rußlend, Sibirien, fogar die Gegend um den Jernſey, aber nicht weiter gegen Dften. — Da des Hamſters vorzuͤgliche Nahrungsmittel Kir: ner ſind, und er nur unterirdiſche Wohnungen zu ſeinem Aufenthalte waͤhlt, ſo findet man ihn an feſten, ſteinigen, thonigen und ſandigen Orten, in Wieſen, Wäldern, Ge: birgen und Suͤmpfen, und eben deshalb in vielen Gegens den Deutfchlands faft gar nicht, da hingegen er in ans bern 3. B. einigen thüringifchen Gegenden, wo guter, feuchtbarer, aus Thon und Sand gemifchter, nicht zu Leichter und nicht zu fefter Boden iſt, fehr häufig anges troffen wird. | Seine Wohnung tft eine Grube (Ban) unter der Erde, in einer Tiefe von drey bis vier, und im Winter vom fünf bis zehn Schuhen angelegt. Wenigftens zwey Deffuungen Moͤhren) führen zu derſelben, wovon die eine m 2 ar 2. Ordn. 19. Gatt. Öemeiner Hamſter. 2013 eine ſchreg, und die andere ſenkrecht hinunter geht. es ne wird der Auslauf genannt, weil er. von hieraus gewöhnlich ins Freye geht, und durch dieſelbe ſcharrt er. mit feinen Pfoten oder trägt in feinen Backentaſchen die Erde und andere Unreinigkeiten weg, welches ein großer aufgeworfener Haufe zu erkennen giebt; diefe aber heißt das Falloch, ift immer. nur ein oder zwey Fuß von jener entfernt, und dient dazu, daß, wenn er mit Bente beladen nach Haufe kehrt, von. Menfchen oder Kunden verfoigt wird, oder fonft von weiten etwas für fih unvortheilhaftes bemerkt, ‚er ſich hineinftürzen kann. Died iſt auch die Deffnung, durch welche er in der Erndtezeit, oder fonft, wenn das Feld laut wird, den Kopf herausſteckt, und fi vorhero, ehe er feiner Nah: rung nachgehet, umfiehet, ob es um ihn herum fiher iſt, um alsdann durch dieandere Deffnung ruhig feinem Ger Nchäfte nachgehen zu Eönnen. Zwiſchen bdiefen beyden Dffnungen befinden fich verfchiedene Kammern von dee Größe einer Rindsblaſe und drüber, die alle ſchoͤn ausges glätret find, und worunter eine zur eigentlihen Wohnung, eine andere für den Unrath, und die übrigen größern zu Vorrathskammern erbauet find. Der Vorrathstammern find drey, vier und fünf, je nachdem die Grube ein als ter oder junger Hamſter verfertigt hat. Beyde Gefchlechs ter leben außer der Zeit der Degattung getrennt, und man findet auch einen Unterfchied in ihren Wohnun— gen. Das Weibchen hat nämlich gewöhnlih in dem Baus, in welchem es niederfommen will, neben feiner Neſtkammer, die einen Fuß und drüber im Durchſchnitt dat, und mis weichen Stroh- und Grashalmen ansges | Ses3 fuͤt⸗ -z0r4 Sauugethiere Deutſchlands. 0 fuͤttert ift, nicht mehr als eine Nebenkammer, weil es zur Zeit feinen Schwangerfehaft und Niederkunft Eeine Früchte einträge, und die Famille, wenn die Jungen groß find, auseinander geht, diefe Wohnung alsdanın entweder leer bleibt, oder von einem Jungen eingenoms men, oder von der Mutter für den Winter behalten wird, und es dann noch Zeit genug iſt, mehrere Vor⸗ rathskammern anjulegen. Da das Hamflerweibchen eis ne Mutter vieler Kinder wird, fo hat es auch die Natur gelehrt, zw feiner Wohnung mehr Fallöcher zu machen, 3 nicht ſowohl um im Gefahr den Jungen deſto eher zw! Huͤlfe eilen zu koͤnnen, als vielmehr ſich ſelbſt mit dieſen Jungen ein leichtes Rettungsmittel vor den Feinden durch die Flucht zu verſchaffen. Sm Gaͤrten ſucht der Ham— ſter ſeine Wohnung gern tief unter den Wurzeln der Baͤume, und in Weinbergen unter alten — — und — — Die Erſtarrung dieſer Thiere in dieſen Wohnungen, die ſich beym erſten Schnee ereignet, und bis zur Entblöz fung der Erde in den wärmern Tagen des Märzes dauert, iſt von der Erftarrung der andern Winterfchläfer verfchtes den. Da die legtern die bloße Kälte dazu veiget, ihren langen Schlaf zu beginnen, fo bedürfen die erftern außer’ dem gehörigen Grad von Kälte auch noch die gänzliche Entfernung der frischen Luft. Denn man hat die Vers ſuche gemacht, bat Hamfter in Kaften, die ‚mit! Stroh auggefüttert waren, der größten Kälte ausgefebt, und fie find nicht eher eingefchlafen, bis man diefe Kaften in die Erde NORDEN, und. vor dem Zufluß der frepen Luft 2. Ordn. 19. bare! Gemeiter Hamſter. 1015 Luft verwahrt hat; und eben fo find fie de der größten Kälte nad) und nad) aufgewacht, fo bald fi e nur von der Luft berührt wurden. Licht und Finfternif tragen bier zu nichts bey. Was die Lage eines betäubten Hamfters Betrifft, fo liegt er auf der Seite, hatdie Augen verſchloſ— fen, ven Kopf, welchen die Vorderfüße umfaffen, unter den Bauch gezogen, und die Hinterfüge vor dem Mun— de, Er if in diefem Zuftande kalt, und man bemerkt Auferlich weder Athemholen, noch die fehr langfame Ber wegung feines Herzens. Bey feinem Erwachen giebt es allerhand fehr artige Auftritte. Anfangs entwickelt fid) die zufammen geprefte Lage feiner Ölieder, und er dehnt fie aus. Bald darauf fpürt man deutlich fein Athemho— Ien, er öffnee den Mund, gähnt, und giebt ſolche ver druͤßliche, knurrende Toͤne von ſich, wie wenn es ihm gar nicht angenehm ſey, daß er erwacht wäre. Hierauf oͤff⸗ "net er blinzelnd die Augen, und verfucht fih zu ſetzen, welches ihm aber erft nach einigen DVerfuchen, bey wel; chen er taumelnd bald auf die rechte, bald auf die linke Seite fällt, gelingt. Nun wagt er es auch, ſich aufzus richte n, und auf feine vier Beine hinzuſtellen; es gelingt ihm, und er dehnt fi, und holt fauer, fauer Athem. Endlich faͤngt er auch an erſtlich herum zu wandern, dann herum zu laufen, und zrletzt ſich gu putzen, zu ſtreichen und ſeine Nahrung zu fuchen, und iſt ſo, in etlichen Stunden und weniger, ganz der boͤſe und thaͤtige Ham— ſter wieder, der er vorher war, ehe er einſchlief. Nahrung. Die Hamſter verachten keine Koſt. Sie freſſen Stile, Gras, Wurzeln, Saamen, Getreide, fihalige Ss84 und ’ 1016, . Säugethiere Deutſchlands. — und fleiſchige Baumfruͤchte; beſonders naͤhren fie ſich im Fruͤhjahr von Wurzeln, Kräutern, grüner und ausgeſaͤe⸗ ter Saat, und im Herbſte von allerley Arten von Körs nern. Sie gehen am Tage und in der Nacht, vorzüge lich in der Abends und Morgendämmerung ihrer Nah rung nach. Im Herbfte pflegen fie eine anfehnliche Mens _ ge Nahrungsmittel in ihre Vorrathskammer einzuttas gen, Dieß gefchieht in ihren Backentaſchen, welche fie durch die. Vorderpfoten fo gedrängt voll ftopfen, daß man oft Alten begegnet, die zwey KHändevoll Körner in diefen ‚Süden tragen, Am fie auszuleeren, brücen fie mit den Vorderfuͤßen an das hintere Ende jeder Blafe, und fireis chen die Früchte fo vorwärts heraus, In diefem Zuftanz de, da fie die Backen voll haben, können fie weder ger ſchwind laufen, noch. ihr Gebif brauchen, und man kann fie jeßt, wenn fie nicht Zeit. gewinnen, ihre Baden leer zu machen, ohne Schaden mit den Händen fangen, Iſt man aber nicht hurtig genug, fo ſuchen fie dieß Hinders niß wegzuräumen, feßen ſich auf die Hinterfuͤße, fletſchen die Zaͤhne, ziſchen und murren, ſpringen nach Geſicht und Händen und wehren ſich tapfer durch ihr ſcharfes Ger biß. Der Vorrath, den fie in ihre Winterfammer eins ſammeln, if verfchieden, je nachdem die Früchte in der. Gegend, die fie bewohnen, verfchieden find, Bewohnen fie Gärten, fo tragen fie Stuͤcken Wurzeln, Mohnkap⸗ feln, Bohnen, Erbſen, Obſt ze, ein; bewohnen fie aber Felder, fo ſammlen fie fir) einen Vorrath von Roggen, Waizen, Gerſten, Wirken, Linſen, Leinfnoten, Hafer, Kartoffeln ac. ein, Die Liebe zur Drdnung und- Reins lichkeit, die man dieſen Thieren in fo hohem Grade zus ges "2% Ordn. | 29 Gatt. Gemeiner Hamſier. — ⸗ geichtieben: hat, iſt nicht ſo groß, beſonders bey ben jung gen. Dieß lehrt die Erfahrung bey den Gartenhams fern, bie alles, wie fie es antreffen, gemengt nach Haus fe in ihre Kammern tragen. Trifft man bey alten Feld: hamftern zuweilen diefe Ordnung an, daß alle Getrais dearten in abgefonderten Zellen liegen, fo koͤmmt dieß daher, weil ſie von den verſchiedenen Getraidefeldern, fo fie fie reif und von den Menfchen eingeerndtet werden, nach und nad) ihren Vorrath eintragen. &ie fügen den: felben dicht zufammen, preflen auch die weich gemorder nen Mohnköpfe dicht in einander, und beißen die Keime, die etwa an den Getraidearten ausfproffen möchten, ab. Diefe eingefanmleten Früchte gehen fie nicht leicht eben an, alsbis ihnen das weite Feld ihr Futter -verfagt, genier ‚sen fie dann -fo lange, bis fie ihre feſter Winters ſchlaf Überfälle, und das, was übrig bleibt, — pe bey ihrem Erwachen vollends auf Wenn fie ihre Speifen genießen tollen, fo OR 3 e ſich mehrentheils auf die Hinterfuͤße, bringen ſie mit den Vorderfuͤßen zum Munde, wie die Eichhoͤrnchen, und huͤlſen die Koͤrner vorhero kuͤnſtlich aus. Sie trinken wenig, ſind aber oft, wenn der Vin ſo heftig wird, ſo unekel, ſich ſelbſt auszuſaufen. Der ſeelige Gpeze(f. Fauna a. a. O. ©, 199 N fagt, daß fie auch die Speifen aus dem Thierreiche nicht verfhmähten, und Ratten, Mäufe, un Hafen, Ra ninchen, Nebhuͤhner, Wachteln, Lerchen u. ſ. w. vergehus ten. Man trifft auch in ihren Magen die — Betr ©8395 von \ 1018 Sdoͤugethiere Deutſchlands. il | von Inſecten von Roßkaͤfern, Goldkaͤfern, — auch Stuͤcken von Froͤſchen an. In der G efangenfgaft feiße der Hoemfeer tohes und gefochtes Sleifch, Brod ıc. Wenni man eine Haugrats \ ge zu ihm thut, fo hat er fie bald unter. ‚lich, beißt ‚fie todt und verzehrt ſie bls aufs Fell. Eben ſo macht er es mit andern kleinen Thieren, und Bögen, die man, ihn vorwirft. J | . Sortpflanzung. A Die Samfr begatten fi öfters: des * zwey / mat, und zwar das‘ erfiemal zu Anfang des Frühlings am; Ende des Märzes, und den ganzen April durch, und zum zweytenmal zu Ende des Junius. Da bisher Maͤnnchen (Ramler) und Weibchen (Bose) von einander abgefondert gelebt haben, ſo beſuchen fie fih nun wechfelsweis fe, lieben ſich zärtlich, ja vertheidigen ſich einander, da fie außer diefer Zeit graufam_genug find, einander zu miß⸗ Handeln, ja gar zu tödten. Sie begegnen fi) entweder nur vor ihren Höhlen, pflegen der Liebe, und trennen fi; wiederum, oder halten fich auch einige Tage zuſam⸗ men in einer Hoͤhle auf. Das Maͤnnchen beſucht oft zwey Weibchen oder zwey Weibchen beſuchen ein Maͤnn⸗ chen, allein zwey Maͤnnchen duͤrfen nicht bey einem Weibchen zuſammen treffen, denn geſchieht dieß, fo ent ſtehen blutige Gefechte, die ſich nicht anders, als mit der Flucht, oder dem Tode des — — Theils ar | gen koͤnnen. * So⸗ * NP SR DREIER. 7” Sobald ſich das Weibchen — fuͤhlt, ſo ger Schicht die Trennung wiederum, und zwar mehrentheils im Zank, und fo oft ſich nachher beyde Gatten einander ‚ begegnen, fo betragen fie fich eben fo feindfelig, als wenn fie ſich immer fremd und feind geweſen wären. Die Zeit der Schwangerfchaft dauert faft fünf Wochen, und ein altes Weibchen gebiert ſechs bis zwanzig Sjunge, und ein Junges drey bis ſechs, die nadend, blind, und mit Zähnen zur Welt kommen. Die Mutter fäugt und er— naͤhrt fie nicht länger als drey Wochen, und liebt fie nicht fo zärtlich, wie andere Mütter, denn wenn ‚ihre ungen, in Gefahr gerathen, fo ftellt fie ſich nicht fo verwegen, wie fonft, zur Wehre, fondern fucht fih, fo bald ihr de - Feind zu ſtark ſcheint, entweder durch die Flucht zu vet; ten, oder vergraͤbt ſich in ihre Hoͤhle, verſtopft den. Ein⸗ gang, fo wie fie ſich weiter verkriecht, und verläßt auf die⸗ ſe Art ſtiefmuͤtterlich ihre Kinder *). Nach den erſten vierzehn Tagen fangen die Jungen ſchon um den ſchiefen Eingang ihrer muͤtterlichen Wohl nung an fo viel Löcher, als. ihrer find, zu graben, nach drey Wochen aber werden fie völlig ausgeftoßen, müffen allein für ihren tlnterhaft forgen, und fih eigne Woh⸗ nungen bauen. Die Kinder aus dem erſten Wochenbet⸗ ke begatten fich noch in demfelben Sabre, und bringen während der Erndte ihre Jungen. Wegen dieſer gros vom, 2) Diek iſt ein Zug in der Geſchichte diefes Thieres, der und in Verbindung mi: der Dermehrung, dem Nußen und Schaden deſſelben zu wancen Betrachtungen über die Weisheit des Schöpfers der Natur Anlaß geben Fan 1020 . Öäugetpiere Deutfhlande. = sen und ſchnellen Vermehrung darf man ſich nicht wum dern, wenn zuweilen im Gothaiſchen Lande, deſſen drit⸗ rer Theil doch kaum von dieſen ſchaͤdlichen Thieren heim⸗ geſucht wird, in einem Jahre etliche dreyßig tauſend ſind gefangen, und dieſer Abgang das —2— Jahr doch kaum iſt geſpuͤrt worden. | 4 | PR Die ungen laſſen ſi ch zähmen, wiewohl ſchwet weil ſie ihre unbaͤndige Leidenſchaft, der Zorn, niemals verläßt. Auch fhaden fie gezaͤhmt, indem fie alles bes nagen, was ihnen vorkommt, Sonſt machen fie lächers liche Gebärden, figen immer auf. den Sinterfüßen, puze zen und kaͤmmen ſich ud. al, ‚ In Gegenden, wo fie unbefannt r nd, werben im wie die Murmelthiere, für Geld gejeigt. | : Feinde, f ‚ Sie find ben Verfolgungen der Wiefe R ‚Mars der, Iltiſſe, Fuͤch ſe, Katzen, Eulen Buffars teund Wenhen ausgefeßt, und eine Art großer M ib, ben zerbeißt fie zuweilen fo fehr, daß fie raͤudig werden; und fterben. Auh wohnen Bandwürmer in-ihnen, Fang und Bertilgung. | Die gewöhnliche und nüßliche Art fie auszurotten, Üt das Ausgraben, welhes im Herbfte von den foges nannten Hamftergräbern, bie eine Zeitlang ihre Nahrung davon haben, gefchieht. Der Hamſter verfucht dabey verſchiedene Kunftgriffe feinem. Derfolger ” entgehen. r So⸗ EN Ordn. 19. Gatt. Gemeiner Hamſter. 1021 Sobald der Gräber dem Wohnzimmer nahe kowmt, fö dreht er fich anfangs bloß in demfelden herum, und währt alle Zugänge zu, und da ift der fehicklichfte Zeitpunkt ihn todt zu ſchlagen; läßt er ihm aber Zeit und öffnet die Grube, wo er fid) aufhält, ficher, fo koͤmmt er unverfes hens hervor, fpringt ihm nach Geficht und Händen, und wo er einbeißt, hängt er fich fo feft ein, daß er fich Tier ber todtfchlagen als fahren laͤßt, oder gräbt ſich in einer Zeit von 5 Minuten 3 bis 4 Ellen weiter in der Erde von feiner eigentlichen Wohnung, und verftopft dern Bang fo gut, daß er ſchwer zu entdecken ift. Die Kanıs fergräber befommen ihre Mühe reichlich belohnt, da fie nicht nur oft einen Vorrath gutes und fehönes Getraide von einen Centner und drüber finden,fondern auch den Balg, und wenn fie wollen, auch das Fleifch nuͤtzen Finnen *). Man hat noch verfihiedene Methoden diefes ſchad⸗ liche Thier zu vertilgen. Vor der Erndte, ehe ſie ihre Nahrung häufig fins den, fann man fie leicht in Töpfen fangen, die mat etliche Schritte von ihrem Baue entfernt in die Erde graͤbt, auf welche eine ſchwere ſteinerne Platte einge— paßt iſt. Man nimmt ein Holz, wie eine Gabel geſtal—⸗ tet, und ftellt den &tein mit diefer Gabel, an deren fpißiges Ende man ein Stuͤckchen Brod geftedt hat, fo auf, wie man Mäufefallen aufzuftellen pflegt, daß naͤm⸗ lich *) Die Obrigkeit hart noͤthig auf die Hamſtergraͤber ein wachſames Auge zu haben, indem fie oft nur das Gerraide wegnehmen und die fchädlichen Hamſter laufen laſſen, um das folgende Jahr wieder erndten zu Können, wo fie nicht gefäer haben. \ % * —— | Ehugerfiere Beutfhlandd; lich bey Berührung des Brods die Platte den sa und den Hamſter verſchließt. Dieſen zu locken, kann man | don feinen Roͤhren bis zum Topf etliche Stůuͤckchen Brod ſtreuen. Dieſe Gallen fangen fehr leicht und gewiß. , Da fie im Srühjaht, wenn fie fi paaren, häufig aus ihren Löchern kommen, fo fann mar fie auch fo fans gen, daß man vor diefelden Töpfe in die Erde grabt, in welche man etwas Getraide thur und welche man mit Stroh bedeckt; Fe riechen das Getraide, fpringen hinein and fünnen nicht wieder heraus, | | Han hat auch eine Drafchimeerfunden, welche aus einem fiarken Blafebalg beſteht, in deifen Röhre eine Rapfel von durchlöchertem Eifenblech angebracht iſt. In Diefe werden kleine deinene Laͤppchen, die in Schwefel getaucht find, gelegt und angezuͤndet. Hierauf wird die: Roͤhre des Blaſebalges in den Bau gefteckt, und der Schwefeldampf in alle Gänge deffelden verbreitet. So— bald der Bau mit Rauch angefällt iſt, wird die Maſchine aus der Oeffnung genommen, und dieſe mit Erde feſt verſtopft. Der Hamſter muß in dieſem Dampfe en ſticken. Auf Aeckern, wo das Waſſer nicht weit herbey zu holen iſt, kann man ihn noch leichter vertilgen. Man verſtopft die Fallloͤcher, und gießt durch den ſchiefen Ein⸗ gang ſo viel Eimer Waſſer in die Grube, daß er, durch das Waſſer verjagt, herausgekrochen koͤmmt, wo man ihn leicht tödten kann. Hierbey ift zu beobachten, dab man nicht 2. Ordn. 19. Gatt. Gemeiner Hamſter. 1023 nicht nachlaſſen darf, einzugießen, wenn gleich anfangs die Hoͤhle gefuͤllt zu ſeyn ſcheint; denn ſobald er Waſſer ſpuͤrt, macht er einen Damm vor den Eingang, welcher aber ‚leicht eingeſchwemmt wird, wenn man fortfaͤhrt einzugießen. Nur zuweilen gelingt. es ihm der Flush zu entgehen, indem er fih naͤmlich fenfrecht und dans, wieder wagerecht in der Erde fortgräbt, den Gang feſt verfiopft, und. dadurch verurfacht, „daß wegen des Wins kels das Waffer ftehen bleibt, und ihn nicht erreicht. Noch eine andere Art, diefe Thiere auszurotten, if, wenn man Kügelhen aus fohönem weißen Wai— zenmehl und pulverifirten weißen Nieswurzblättern mit Honig vermijcht, Bereitet, trocknet, und in die Löcher wirft. Nach etlichen Tagen kann man die Höhlen zus fharren, und man wird bemerken, daß fie nie wieder aufgefcharrt werden, und alfo die Bewohner getödtes find. Eben diefe Wirkung thun Brod: und Ruͤben— würfelchen mit Arſenik befiveut, in ihre Höhlen gm worfen. Ferner im Fruͤhjahr für etliche Groſchen Mercu- rium sublimatum gekauft, zerdruͤckt und im Waſſer eine halbe Stunde gekocht, alsdann Gerſte hinzu gethan, ſo viel, daß ſie voͤllig bedeckt wird; des andern Tages in jedes Hamſterloch einen Theeloͤffel voll gelegt, fo werden die Bewohner deflelben in etlichen Stunden todt ſeyn. Die Natur Hilfe auch gewoͤhnlich alsdann ſelbſt, wenn ihre Vermehrung fo ſtark iſt, daß fie eine Bonds Mans Pr 1024 ° Siügethiere Deutſchlands. plage werden koͤnnten. Eine trodne und kurze Exndte, wo fie das Einfammeln verfäumen, oder nicht genug eins fammeln fünnen, und ein anhaltender, langer, abwech⸗ felnder, befonders feuchter Winter macht, daß Di in ih⸗ ven Löchern Hungers ſterben muͤſſen. Nutzen. | nr‘ Der Schaden, den fie an Feld⸗ und Sartenfrüchten thun, fcheint ihren bekannten Nußen weit zu Aber wiegen. -Sie dienen ben Wiefeln, Iltiſſen, Mardern, Füchs fen, Eulen und Habichten zur Speife, und koͤnnen Auch von Menfchen gegeffen werden; doc) fagt man, daß Hamſtergraͤber, die ihrer viel gegeſſen hätten, mit einer Art Ausfag wären befallen worden. Wielleicht hat aber dieß eine andere Urfache. Dieſe Leute füttern auch ihre Schweine damit, braten das Fett aus und brennen es in Lampen, Sie verzehren auch manche ſchadliche F eldmans und dergleichen Inſecten. She Balg. könnte ale Petzwert weit mehr benutzt werden, als bisher geſchehen iſt. Die Felle, welche im Fruͤhjahre, wenn fie nach ihrem Winterſchlaf wieder auss gehen, ihre vorzägliche Güte haben, find fihön und dauers haft, Das Stück fofter aber doch nicht mehr, als drey und vier Pfennige.. Der Kürfchner wirft den unterften werden allezeit fechzig Selle zaſammengenaͤht, und zwey Schock u‘ Theil des Bauchs bis auf einen kleinen ſchwarzen Strei⸗ fen an jeder Seite des Ruͤckens als unnuͤtz weg. Es Bi Ordn. J Gatt. Gemeiner Hamſter. 1025 Schock werden unter dem Namen eines Sackes fuͤr drey bis vier Reichsthaler von ihm verkauft, Schaden. Die Hamſter fihaden den ET ern unter allen TIhieren am meiften. Man findet oft in ei: nem Hamſterloche einen Centner Früchte an Exbfen, Wien, -Gerfte, Hafer, Waizen, Roggen, Leinfnoten u. dergl., und von diefen Getraidearten fuchen fie allezeit das befte aus, und tragen es ein. Auch die grüne Saar ehren fie sad: Man berechne hieraus. den Schaden, wenn in einem Eleinen Bezirf um Gotha herum zumei: len in einem Herbfte 30000 Hamfter find ausgegraben und getödtet worden! Auch im Amte Weißenfels hat ein Hamfterfänger jährlich 12000 Hamſter gefangen. | Idhre zornigen, geifernden Biſſe verurfachen auch) oft ſchwer zu heilende Wunden; daher man fagt, daß die Hamſter giftig wären. Irrthuͤmer und Borurstheife. 1) Es follen mehr Männden als SR gebohren werden. 2) Er foll die Kornähren wiegen und die ſchwerſten ausfuchen, 3) Die auferordentlihe Ordnung und Des fimmtheit feiner Kammern, 4) Der erfie Donner foll ihn aus dem Winter: Schlaf erwecken. 5) Buͤffon fags fogar, daß er feinen Winterfchlaf habe, Bechſt. gem. N. G. J. B. Ttt Die \ Haß | Saͤugethiere Deutſchlands. Die zwanzigſte Gattung. — Murmelthier. Arctomys. Kennzeichen In jeder Kinnlade | find zwey große keilfoͤrmige Vorderzaͤhne. Oben fuͤnf und unten vier Backenzaͤhne auf jeder Seite. An den Vorderfaͤ ßen vier Zehen und ein kurzer Daumen, an den Hinterfuͤßen fünf Zehen. 3 DW äußern Ohren Elein oder ſcheinen ganz zu fehlen. | Der Schwanz ift mit Haaren bededt und von mittler Länge, bey einigen fehr kurz. Die Schlüffelbeine vollfommen. Ihr Körper iſt groß und dick; der Kopf ſtumpf und groß. Sie wohnen unter der Erde, graben, klettern, naͤhren ſich von Wurzeln und Koͤrnern, pflanzen ſich nicht ſo haͤufig, wie die Maͤuſearten fort, da ſie des Jahrs gewoͤhnlich nur einmal Junge bringen, verrichten ihre Geſchaͤffte am Tage und erſtarren im Winter. Zwey Arten. 49. Das > — TE | N ; | — BR * 2. Ordn. 20, Gatt. Alpen-Murmelthier. 1027 4% Dos Alpen- Murmelthier. (Taf. XIII. Sig. 1.) Namen, Schriften und Abbildungen. Muurmelthier, rechtes oder eigentliches Murmel— thier, Bergmaus, Murmelmaus, Murmeutle, Miſt⸗ bellerle, Alpenmaus, Alpenratze, Bergratze, Murzerchen und Bergdachs. Arctomys Marmota, Gmelin Lin. J. x. p. x4r. n. Ir ö Mus Marmota. Lin. Syst,.nat, ed, 12.1, 8rı. Marmotte. Buffon. hist. nat, VII. arg, T. 28, Ed. de Deuxp. II. T. x. £ 2. Ueberf. von Martini IV. 296. Taf. 80. Alpine Marmot, Pennant hist, nat, II. 128, Meine Ueberj. II. p. 446. v. Schrebers Säugeth. IV. 722. Taf. 207. v. Zimmermanns geogr. Zool. J. 291x. Goeze's Fauna, II. 223. Lichtenbergs und Voigts Magazin für das Neueſte aus der Dhyf, IV. 2. ©. ı7, Donudorfs zool. Beytr. I, 476. n, 1. Stra Kenne 1028 Säugethiere Deutfchlands, i Kennzeichen der Art. Ohren und Schwanz find kurz und langhaarig; der Koͤrper oben braun, unten roͤthlich. | Geftalt und Farbe des männlihen und weiblihen Geſchlechts. Das Murmelthier trifft man in Oeſtreich und Tyrol an, und die Länge feines Körpers iſt gegen ı Fuß 8 Zoll, des Schwanzes 6 3/4 Zoll *), ohne das Haar an der Spitze deſſelben, und es wiegt 6 bis 9 Pfund. Der Kopf ift dick und wird von dem figenden Thiere oͤfters etwas aufwaͤrts getragen. Die Schnauze iſt dick und ſtumpf; die Oberlippe geſpalten, und bis an die Naſe aufwaͤrts gefurcht. Die Vorderzaͤhne ſind mit einer abgerundeten Spitze verſehen, und pommeranzen⸗ farbig. Die Augen ſind von maͤßiger Groͤße und ſtehen in der Mitte zwiſchen Naſe und Ohren, doch dieſen ein wenig naͤher. Auf jedem Auge und Backen ſteht eine Warze mit laͤngern und kuͤrzern Borſten. Die Ohren ſind kurz, rund, haarig, und in den Haaren verſteckt. Das Haar auf und hinter den Backen iſt vorzuͤglich lang, daher die dicken Backen. Der Koͤrper iſt kurz, dick, mit flachem breiten Ruͤcken, und einer ſchlaffen Haut umge— ben, die ſackfoͤrmig nach den Fuͤßen herunter laͤuft. Eine Haarnath laͤuft von der Kehle uͤber die untere Seite des Leibes bis an den After. Der Schwanz ſteht gerade aus, * Par. Ms 18 Zoll; Schwanz 6 Zoll. 2. Ordn. 20, Gatt. Alpen - „Durmeleie 1029 aus, und ift lähghanrigi Die Füße find kurz und haben lange kahle Fußſohlen, weil das Thier auf den Ferfen - geht. Der Daumen an den Borderfüßen iſt fegelför: mig, und mit einem rundlichen undeutlichen Nagel ver: fehen. Die Klauen der übrigen Zehen find ziemlich lang, gebogen, fpißig, oben- einigermaßen flah; diean . den Kinterfüßen kürzer, als die vordern.. Der Kopf ift auf dem flachen Scheitel mit ange: drückten ſchwarzen und darzwifchen durchfiechenden weiß: grauen Haaren bededt. Die Spitze der Schnauze iſt gelblich weißggrau; die Bartborſten ſchwarz. Die Ohren haben graue und weiße Haare, und hinterwaͤrts kurze ſchwaͤrzliche Buͤrſtchen. Der Hals und Ruͤcken find oben weißgrau, ſchwarz und weißgad melirtz die Seiten deg Halſes und Leibes hinter den Vorderfuͤßen braͤunlich gelb; etwas dunkler das Ende des Leibes hinter den Hinterfuͤßen; noch dunkler Kehle, Bruſt und Bauch; die Vorderbeine aͤußerlich, wie die Mitte des Ruͤckens; die Hinterbeine, wie die Seiten des Halſes; die Fuͤße oben auf ſchmutzig weißgelblich; der Schwanz lichtbraun mit ſchwarzbraun melirt und ander Spitze ganz ſchwarz⸗ braun. Varietaͤten. 1) Erſt neulich hat man bey Pultawa eine eigne Darietät mit einem wie ein Tiger geflecten Balge (A. M. tigrina) entdeckt. Sonſt giebt es auch: 2113 N 2) weiße » J N 1030.“ Saͤugethiere Deutfhlandd 2) weiße und 3). fhwarze Apenmurmel thiere (A, M. alba et nigra) EN | „gerglieberung x”, Gleich beym Einfehnitt in den Unterleib jeigch fih zwey große Blätter von weißen, dichten, fingerss dicken Fett, die zwifihen den Haͤuten eingefchloffen find. Ein jedes ift fünf Zoll lang und vier Zolf breit. Es hängt an der ganzen Segen der Lappen, erfireckt fich bie an das heilige Bein und bedeckt die Leber mit den Där; men. Diefe Blätter find gleichfam zwey abgefonderte Netze, die eine Menge Blut; und Schlagadern haben, Unter diefen beyden Blättern ift wieder ein anderes Meß, (wie dieß bey den wilden Thieren ift, welche viel laufen und fpringen,) worein der Magen und der größte Theil der Daͤrme eingefchloffen if. Zwifchen der Leber und dem Zwerchfell ift noch ein anderes und zwar dag ‚vierte Mes, wovon die ganze Leber bededt wird. Der Magen ifi fehr Fein, nur zwey Zoll lang, und dem menfihlihen ähnlich. Dergroße Blinddarm tft mit ringförmigen Klaps pen verfehen, um den geringen Vorrath von Unreinigs N £eiten, die fih im Winter -fammeln, de aufzube⸗ wahren. | Am 9 Ppallas neue nordiſche Beytr. 11. 343. ) Perraults, Charras und Dodarts Abh- aus der R. ©: Il; 205, Anatomifhe Befchreib. u. Abbild. Taf. 67, 68. 2. Ordn. 20. Gatt. Alpen» Murmelchier. "103 r Am äufetften Ende des Maftdarms befinden fich drey leere Saͤcke, faft wie die Fleinen Blinddarme bey einigen Vögeln. Die Leber beſteht aus fünf Lappen. hi Die Milz ift fehr groß. Die Gekroͤßdruͤße if wypelt wie bey den Hunden. Die Lunge * — aus fünf Lappen, die in der Bruſ⸗ auf eine ee Art vertheilt find. Das Herz ie Malen fdrmia und läuft nicht fpige _ sig aus. Don Cingeweidewärmern wird * er⸗ waͤhnt. Andere merkwürdige Eigenfhaften. Diefe Murmelthiere leben in großen Gefellfchaften, um fih, da fie unbewehrt find, bey Gefahr zu füchern, und lieben den Sonnenfchein fehr, fo daß fie fih fiundenlang fünnen. Ehe fie ſich legen, und auch wenn fie weiden wollen, richten fie fich allegeit auf den Hinterz Beinen in die Höhe, und fhauen fih um; das erfte, das jemanden erblickt, giebt der ganzen Sefellfehaft ein wars nendes Zeichen mit einem -durchdringenden ſcharfen Diffe, die andern antworten alle durch das nämliche Zeichen, und alle nehmen flille alsdann die Flucht. Aus der. Anzahl der auf einander folgenden Pfiffe willen die Ttt 4 Jaͤger, 1032 Sauͤugethiere Deutſchlands. * 3.8 Sjäger, wie groß die Anzahl diefer Thiere in einer Ges. gend ift. Eben wegen ihrer großen Wachſamkeit find fie, wo. viele beyfammen find, nicht ‚leicht zu erfchleichem, denn da wacht immer das eine oder das andere und zwar auf einer gewiſſen Anhöhe. Sie muͤſſen ein überaus“ fcharfes Geſicht Haben. um Sie erzeigen ſich gegen kein Thier feindſelig; wenn ſie verfolgt werden, ſo fliehen ſie, und aͤndern, um ſicher zu leben, wohl gar ihren Wohnort, ſo daß ganze Fami— lien von einem Berge zum andern ziehen. In die Enge getrieben, ſetzen ſie ſich aber gegen Menſchen und Thiere zur Gegenwehr, und beißen und fragen gewaltig. Rn fie fpielen murren fie wie junge Hunde, hr Leben fol fih auf neun bis sehn Sahre er; ſtrecken. Verbreitung und Aufenthalt. Das Vaterland diefer Thiere find die hohen. Alpen Europens und Aſtens. Sie bewohnen nur die hoͤchſten Gebirge von Sa— voyen, der Schweiz, Tyrol und von den Pyre— näen, wo fein Holz mehr waͤchſt, und wo gewöhnlich weder Menfchen, noch Heerden zahmes Vieh hinkom— men, Vorzuͤglich wählen fie durch ſteile Felfen abge⸗ fhnittene freye Plaͤtze und die Fleinen engen Thaler, welche die ſteilen Gebirge und nadelförmigen Felſen— fpisen zwifchen ſich laffen, zu ihrem Aufenthalte, Sie ziehen — m 2. Ordn. 20, Gatt. Alpın- Murmelthier. 1033 2 ziehen durchaus die weftliche und füdliche Seite, die der. h Sonnenwaͤrme am meiften genießen, den andern vor, und vermeiden mit Sorgfalt alle feuchten Pläße, ob fie gleich eine frifche Duelle in der Nähe fehr lieben. Es halten fih, wie ſchon oben angemerkt worden, von diefen Thieren allezeit eine Menge zufammen, welche . eine einzige Familie ausmachen. In der Gegend ihres Aufenthalts ficht man zwar allemal viele Löcher und Hoͤh— Ten, beſonders unter Steinen und kleinen Erdhöhlen, deffen Gänge gegen den Berg gerichtet, bald gerade Hinz ein, bald wieder Abwärts gehen, befonders, wo der Bos den nicht fehr ſteil ift, Bald fich wieder aufwärts ziehen, oft Hin und herlaufen, und fi zuweilen auf beyden Seiten vertheilen. Sn einer ziemlich weitläuftigen Ges gend aber, und meiftens in dem ganzen Bezirke ihres Aufenthalts ift nur eine einzige Höhle, die eigentliche - Winterwohnung, welche mehrentheils nur aus einer ein: zigen Röhre, und aus der eigentlichen Höhle befteht, die wie ein Backofen ausfieht, welche die Landleute vor ihren Käufern haben. Darin liegen die Thierchen, fo - viel ihrer find, ringsherum, eins an dem andern, und jedes zufammengerollt, Die Höhle ift fehr glatt, und man finder nicht viel Erde vor der Mündung derfelben aufgeworfen; denn fie verftehen die Kunft, die logge: fraßte Erde mit ihren vordern breiten Pfoten nicht nur hinter fih- zu werfen, fondern in dem Baue gleichmäßig zu vertheilen, und feft zu fchlagen, Diefe Winterhöhle iſt außer dem Zugange gänzlich verfchloffen, und die Slushtgänge, wenn fih welche finden, find nur was zus Ttt 3 fälliges, EOS 8 Saͤugethiere Deutſchlands. faͤlliges, nichts nothwendiges und entſtehen wohl AR während dem Nachgraben der Menfchen, wenn einige Thiere wach werden, und fich zu retten fügen. Einen eignen Abtritt haben fie gewöhnlich nicht neben ihrer Winterbehaufung, weil fie ihn nicht nöthig haben, da fie nichts mehr freflen, ‘wenn fie das Winterguartier bes | ziehen; jedoch mögen fie ihn vielleicht alsdann nöthig haben, wenn fie im Frühjahr bey noch liegendem Schnee aufbrechen, und die Sommerhöhlen voch nicht beziehen innen, Die andern Röhren find nur fogenannte Soms - merröhren, theils auch Kleine Fluchtloͤcher, wo man das Ende mit dem Arm oder Stock erreichen kann. Doch ziehen ſich einige Sommerhoͤhlen auch ſehr weit hinein, ſind aber inwendig nicht breiter, als die Zugaͤnge ſelbſt, deren oft mehrere find. Zu Fluchtroͤhren brau—⸗ chen ſie auch Kluͤfte unter Felſenſtuͤcken und Steinen. In den Sommerhoͤhlen findet man niemals Heu, und ſie ſind ſchon aͤußerlich von den Winterwohnungen ſehr leicht zu unterſcheiden. Man findet naͤmlich in dieſen Sommerwohnungen viel Erde aufgeworfen, welche jaͤhr⸗ lich, ſo wie die anwachſende Familie mehrere Kammern noͤthig macht, zunimmt. In einigen dieſer Kammern liegt auch viel Koth, und es ſcheint, daß ſie dieſelben zu bloßen Abtritten brauchen. Auch findet man im Auguſt und September vor den Eingängen der Winterwohnun—⸗ gen etwas Heu liegen, von welchen fi vor den andern Höhlen nie eine Spur zeiget, und zu Anfang des Dctoz Hers find die Mündungen derfelben feft verfchloffen, wel ches ein ficheres Zeichen iſt, daß fich die Thiere nun wirklich einquartirt haben. Die Weite der Mündungen und M 2, Ordn. 20. Gatt. Alpen ·Murmelthier. 1035 und Möhren ift kaum fo groß, daß eine Fauſt eindringt, I und es ift faum begreiflich, wie die Thiere hindurch Eöns nen. Sie graben ſehr fihnell und weichen aufſtoßenden Hinderniffen, als Felſen und Steinen gefchieft aus. Die Mündung des Hauptganges ift zwey bis fehs Schuh hinein feft von innen mit Erde, Steinen, Sand, Leimen und Gras ausgemauert, worunter fich oft einen Fuß lange Steine befinden. DieLänge diefer Röhre iſt nicht immer gleich; oft muß man zwey bis fünf Klaftern weit hinein eine halbe bis zwey SKlaftern tief_graben, che man zu ihrem Bette komme; oft geht es weder weit noch tief hinein. Das Winterlager feldft iff eine runde oder eyrunde drey bis ſieben Fuß im Durchmefler habende Höhle, größer und kleiner nach dem Bedürfniß ihrer Familie und nad) Zulaffung des Bodens eingerichtet. In diefer liege dürres aber rothes Heu in Menge, und die TIhierchen hart an einander, mit dem Kopf gegen den Hintern gekehrt, und man fagt, mit der Naſe im After, oben auf dem Heu, ganz kalt, und in ſolcher Erftarrung und Erkältung des Bluts, daß fie ohne Leben und Athem zu feyn feinen. Man findet zwey bis vierzehn, am öfterfien aber fünf bis neun zufanımen. Sonſt hat man auch wohl in eben derfelden Höhle zwey Nefter und zwey Familien angetroffen. Das Heu tragen ſie im Munde in die Hoͤhle, faſſen es ſo, daß es wie ein Knebelbart ausſieht, und ſtreichen das, was loder iſt, mit den Vor— derpfoten forgfältig ab; fie laden es alfo einander nicht auf den Bauch, und laſſen fi auf dem Rücken zur Höhle fihleppen, und ſcharren es auch nicht bloß allein vor der Mündung ihrer Behaufung zufammen, wie man ſonſt 1036, Säaͤugethiere Deutfhlande. fonft geglaubt hat, Die fieht man auch daher, weil die zahmen, wenn fie fid) ein Winterlager bereiten wo len, fich mit allen, was fie finden, mit Tuͤchern, Lum⸗ ven, Laub, Stroh te, den Mund boll ſtopfen, und es zus fammen fihleppen. Dieß Heumachen geſchieht in den ſchoͤnſten Tagen des Augufts, und fie verwechfeln es vers muthlich alle Sahre mit neuem, weil man viel Heu um: ter dem Auswurfe des Baues findet, der ſich jährlich vergroͤſſert. Von demfelben freffen fie aber im Winter nichts. | | | Sie beziehen ihre Winterquartiere nad der, Derfchiedenheit der Gegenden und der Witterung vom. September an bis zu Ende des Dctobers, und fommen eben fo zu Ende des Maͤrzes oder im April wieder ber: vor. Sie liegen alfo gewöhnlich fechs bis fieben Mona— te in Erſtarrung )Y. Es darf, wie beym Hamſter, kei— ne äußere Luft zu ihnen dringen, wenn fie einfchlafen follen; das fiehbt man aus der genauen Verftopfung des Eingangs, welche fie von innen nad) aufen zu verrichten, Dey ihrem Auszuge flogen fie auch den Dfropf nicht nach | außen ”) Herr Hofratd Blumenbach fagt CHandbuch der N. ®. ste Aufl. ©. 78.) daß man die Murmelthiere auf der Allee blanche in Savoyen theild auf ifolirten Klippen fin⸗ de, die wie Inſeln aus diefem Eismeer hervorragen, etlis de Stunden weit von allem unbeeißten Erdreidye ent- ferni, und im ganzen Jahre nur etwa 6 Wochen lang von Schnee entblößt find; fo daß es fcheine, die dafigen Mur- melthiere durchfchliefen wenigſtens 10 Monate im Jahre und brächten nur einen Außerft Eleinen Theil ihrer Exiſtenz wachend äu. *4 m Y Bi 2. Ordn. 20, Gaͤtt. Alpen⸗ Murmelthier. 1037 außen heraus, welches auch nicht moͤglich ſeyn wuͤrde, ſondern ſie nehmen nach und nach die Erde, Steine, das Heu u. d. gl., woraus. er beſteht, von der Seite hinweg. Wennman fiean die Wärme oder Sonne bringt, fo fangen fie nach wenig Minuten an zu ſchnarchen, und bewegewfich ‚taumelnd hin und der. In warmen Zimmern foll man fie den ganzen Winter über wachend erhalten Eönnen; doch wollen fie dazu, und zum Steffen, wenn fie erſt aus der Erftarrung kommen, gezwungen feyn. Herr Girtanner behauptet zwar (Richten: bergs und Voigts Magazin a, a. D.) daß die gezaͤhm— ten Murmelthierenie in den Winterfchlaf verfielen, ob fie gleich im Herbfte alles zufammen fchleppten, um fich ein Neſt zu bauen. Allein des Grafen Mattuſchka (Schriften der Berl. Geſellſchaft naturforfchender Freun: de VI. 401.) Erfahrungen an feinem zahmen Murmel thiere, das fich in der Bedientenftube hinter dem Ofen in der Mitte des Septembers eingrub und zu Anfange des Aprils erſt wieder erwachte, beweifen das Gegen: theil; vielleicht, daß verſchiedene Umflände, die eine oder die andere Wirkung hervorbringen; vielleicht erhält fie zur Zeit, wenn diefer Naturtrieb zum Erftarren erwacht eine fehr warme Stube wachend, und eine fühle oder uns geheiste macht, daß die Natur wie in der Freyheit wir⸗ ken kann. Nach ihrem Erwachen im Fruͤhlinge begeben ſie ſich in die mittlere Gegend der Gebirge, um daſelbſt ihre Nahrung zu ſuchen; aber bey herannahenden Sommer ſtei⸗ FR ' AR F 1038 ° Säugetiere Deutſchlands. PN feeigen fü fie wieder in bie ——— um der Einſamkeit au ger nießen. Im Herbſte, ehe ſie einſchlafen, ſind ſie ſehr fett, und im Frühjahr, wenn fie erwachen, gewöhnlich fehr mager. | 4 | Sm Sommer: fliehen fie bey Ungewitter, Regen oder Gefahr allegeit in ihre Höhlen, und verlaffen fie nur an fihönen Tagen, ohne fich jedoch weit davon zu entfernen. NE Nahrung. Ihre Nahrung beſteht aus Kräutern und Wurzeln, und aus dem zärteften und Eräftigften Graſe. Sie follen befonders den fräftigen Alpen : Wafferfendel | (Phellandrium Mutellina L.), Yfpenwegrich(Plan- tago alpina. L. Alpen-Baͤrenklau, (Heracliumal- pinum), biſamduftende SchafgarbeilAchillea moschata Lin.), Alpen⸗Afterchemille (Alchemil- la alpina), zweymweibige Srindwurz (Rumex digynus), Alvenlöwenmaul _(Antirrhinum alpi- num), Alpenftee (Trifolium alpinum) und = en ſternblume (Äster alpinus) lieben. Die gezähmten aber genießen allerhand Speifen, Fleiſch, Obſt, Brod, Wurzeln, Milch und Butter, befons ders Mandeln, Nußkerne, rohe Kaftanien, Rofinen, ge trocknete Zwetſchen u. d. gl. Sm Fruhjahr, w wenn noch Schnee liegt, muͤſſen fir ihr Futter weit ſuchen. Mit der Morgendämmerung ge hen ER Be 3 2. Ordn. 20. Gatt. Alpen · Murmelthier. 1039 hen die alten Murmelthiere aus ihren Löchern und fan: gen nad) Aufgang der Sonne an zu weiden, und weiter hin laſſen fie auch die Jungen heraus gehen. Diefe fpringen dann nach alfen Seiten herum, jagen einander, feßen fich auf die Hinterfüße und bleiben ‚in diefer Stel: dung gegen die Sonne gerichtet, mit der Miene eines außerordentlichen Wohlbehagens, lange Zeit fisen. Alle, jung und alt, feßen fich, ehe fie anfangen das Gras zu ihrer Nahrung abzumachen, auf ihre Hinterfchenkel im einen Kreis herum, und drehen ihre Köpfe nad) allen Seiten. Sn der heißeften Sahrszeit, und ehe fie den Winterfchlaf beginnen, fieht man fie um die nahen Quel— len, und die Sjäger wollen fie auch an den Salzlecken be⸗ merkt haben. Sie ſaufen nur hoͤchſt ſelten, und wenn ſie es thun, ſo recken ſie den Kopf in die Hoͤhe, wie die Gaͤnſe, wenn ſie ſaufen, und drehen ſich ſogleich aus Furcht nach allen Seiten um. Ihr Magen und ihre Gedaͤrme find im Winter ganz leer, wie ausgewefchen. Dieß findet man fehon, ehe fie fich fchlafen legen; denn fie follen wirklich, fobald fie den erften Froſt emfinden, fo viel und lange Waffer trin: fen, bis es Elar und vein wieder von ihnen abgeht. Der Magen ift daher zu diefer Zeit fehr Hein und wie zuſam— men gefhrumpft. Fortpflanzung. Sobald fie erwachen, find fie munter, fcherzhaft, luftig, und fangen an fih zu begatten, welches alfo ges wöhnlich im April und May gefihieht. Sie tragen ohn— / ges 1040 Suͤugethiere Deutſchlands. gefaͤhr vier bis ſechs Wochen, und bringen nur einmal des Jahrs zwey bis vier Zunge in den weichen Winter; höhlen zur Welt, die im Sunius fchon gefunden werden, _ und im Julius ſchon ziemlich hurtig herum. laufen koͤn⸗ nen. Die Mutter bewacht fie fleißig. | | Sie laffen ſich jung zähmen, lernen allerley poſſir— liche Stellungen, tanzen, und auf dem Wink ihrer Heren gehorchen. Sie fallen die größten Kunde an, wenn fie gereißt werden und beißen fie; freffen in aufrechter Stel: lung; Elettern auf Bäume; fleigen an nahe ftehenden Mauern hinauf, und die Savojarden richten fie ab, an einem Stocke zu gehen, und in den Schornfteinen hins auf zu fleigen. 5 Jagd und Fang. Wenn die Murmelthiere zahm gemacht werden ſol⸗ len, ſo werden ſie ganz jung gehaſcht, wenn ſie von den Muͤttern aus der Hoͤhle gefuͤhrt werden. | Geſchoſſen fönnen fie nur werden, wenn man fich vor Tagesanbruch vor ihnen insg Gebüfche, oder hin: ter eine trocfene Mauer, die man von Steinen zu diefer Abſicht erbauet, den Wind entgegen, verfteeft hat. Man muß aber die Schildwache zu erlegen fuchen, fonft pfeift diefe den andern und man wartet vergeblich auf ihre Wiederkunft. Der Fang durch das Ausgraben iſt aber der an— genehmſte und nuͤtzlichſte, wenn er zur rechten Zeit ge— ſche⸗ 4 5 . Ka ji F hi m 2. Ordn. 20. Gatt. Alpen-Murmelthier. 1041 ſchehen kann. Hierbey ſondirt man von Zeit zu Zeit mit einem Stocke den Gang der Roͤhre zur Winterwoh⸗ nung, welche man ſich ſchon fruͤhe bemerkt und beſteckt hat. Man graͤbt ſie gemeiniglich auf St. Gallustag, und man kann fie, wenn ſie drey Wochen oder einen Mos nat. ſchon gelegen haben, Leicht wegnehmen, da fie als: dann alle auf ihrem Dette erſtarrt liegen. Koͤmmt man aber zu früh, ebe fie ganz fihlafen, fo verfehlt man meift feinen Zweck, indem fie ſich während des Grabens auf der andern Seite Ausgänge verfihaffen, oder fich verſtecken. Hier wird den Gräbern. auch oft ein Arm voll Heu zur Beute, worait fie Lämmer und Siegen fuͤt⸗ tern koͤnnen. Man ſtellt auch Steinplatten, welche man mit Sprenghoͤlzern, wie die Maͤuſefallen, aufſtellt, vor die Muͤndung ihrer Sommerhoͤhle, bedeckt die Fluchtloͤcher, und fie werden von dem Steine, wenn fie an das Stell: holz ſtoßen, erfihlagen. In einigen Gegenden werden fie von den Landleuten, die Liebhaber der Jagd find, mit Hunden aufgeſucht, und in Fallen oder Schlin— gen, die man vor ihren Hoͤhlen anbringt, gefangen. Nutzen. 1) Das Fleiſch iſt Bart und ſchwer zu verbauen; doch effen es die Schweizer gekocht und gebraten mit . Kohl fehr gem. Es foll wie Schweinefleifh ausfehen und fchmerfen, und ihm fein befonderer Geruch durch ſtar⸗ te Gewürze leicht benommen werden fünnen. Gegenden Bechſt. gem. N. G. 1.20. Yun Win: 1042 Säugetiere Deutſchlande. a Winter ift es ſehr fett. Aus den Keulen macht man eingepoͤkelt und geraͤuchert kleine ante Schinken. 2) Der Balg if ein guter Futterpelz, und ee roh oder ſchwarz gefaͤrbt Muͤffe und r Sehnen, | - 3) Das Fett dient flatt des Oels in Lampen, und die Bergbewohner bedienen ſich deſſelben zu einer Arzeney wider viele Krankheiten. 4) Sie follen Werken an; und durch ihr Pfeifen die Veränderungen des Wetters anzeis gen. Wenn fie die. Bewohner der fehweizerifchen, tyz rolifchen und italiänifchen Alpen, nicht auf den Bergen herumfpielen fehen, fo halten fie.dieß für ein Zeichen, dag es den folgenden Tag regnen wird. Sa fie follen fogar duch Auswerfung ihres ER Erzgänge vers rathen. 5) Viele arme Savojarden naͤhren ſich durch fie, indem fie ſie herumtragen, tanzen und allerhand Küns ‚ fie machen laflen. R Shaden Die zahmen werden oft durch Nagen an Hausge— räthe und andern Dingen fehädlich. < Irrthuͤmer und Vorurtheile. 1) Das oben angegebene Fuhrwert auf dem Rüden. Martini Ueberſ. von Büffen IV. 313. ur. 2) Das = m 2. Orden. 20. Gatt. Zieſel. 1043 2) Das Fleiſch mit Ruͤben oder weißen Kohl ge kocht iſt ein Mittel wider Mutterbeſchwerden. 3) Der aufgelegte Magen ſtillt die Kolik 4) Das Fett ſoll gegen Lähmungen und contracte Glieder ein vortrefliches Mittel feyn. Hieruͤber Hat Becher folgendes fihöne Verschen: Das Murmelthier ift auch ein rechter Nattenart, Das Schmalz davon wird für die Nerven wohl bewahrt 50. Der Ziefel oder das Orlofe Murmel- thier. (Taf. XIII. Sig. 2.) Namen, Schriften und Abbildungen. Kleines Murmelthier, Ziefelmaus, Zeifel, Zifel, Erds zeifel, Erdzeifelchen, Ziefelratte, lange fehmächtige Ziefelratte,. polnifhe Maus, Bilgmaus, » große Hafelmaus, Sustie, Kritſch, orientalifcher Hamſter Arctomys Citellus. Gmelin. Lin. I. 1. p. 144, n, 6, ‚Mus Citellus, Zin. Syst. nat, ed, ı2. I, p. 80 Zisel ou Souslik. Buffon hist. nat. XV. 139. 144. 195. Suppl. III. ıgı, T. 3ı. Ed. de Deuxp. VIII. T. 9. £& 4. MEET, von Mars tini. XIV. 37. Unuz Ear- ' ot Säugethiere Deutſchlands. x Earleß Marmos. Pennant hist. of Quadr. 1. 155. Meine Ueberf. I. p. 452. v. Zimmermanns geogr. Zool. IL 9, a Shwebere! Säugeth. IV. 748. Taf. 217 A. B. er Goezes Fauna. II. 238. * Pallas Nov. Quadr. spec. e Glirium ordine, ııg. Tab. VI, 156. IX. . 6— 10. Anatome, Donndorfs zool. Beytr. I. 783. Kennzeichen der Art. Statt des deutlichen äußern Ohrs ift ein dicker bes haarter Wulft; der geringelte Schwanz zu beyden Sets — ten mit langen Haaren beſetzt; die Fuͤße ſind kurz und fuͤnfzehig. Geſtalt und Farbe des männlichen und weiblichen Geſchlechts. Daer Zieſel iſt ein ſehr artiges Thier, welches zwi; schen dem Murmelthier und Hamſter in der Mitte ſteht. Mit jenem hat es Farbe, äußere Geftalt und Sitten ges | mein, und diefem aleicht es an Größe, innern Körper: bau, Badentafhen m f. f. Die Größe ift neun Bis zwölf Zoll und die Lange des Schwanzes vier Zoll *). Der *) Dar. MS: Shine 7 bis 10 Zoll; Schwanz 3 30. 2, Ordn. 20, Gatt. Ziefel. 1045 ‚Der Kopf ift dick; die Naſe ſchwaͤrzlich, oben mit feinen Haͤaͤrchen beſetzt. Die Schnauze iſt faſt kegelfoͤr— mig; Stirn und Scheitel platt. Die Oberlippe geſpal— ten, die Unterlippe fehr kurz; zur Seiten ſchwarze Bart: borſten, die kuͤrzer als der Kopf find. Vier kürzere Borften ſtehen Über jedem Auge und vier auf jedem Bak⸗ ten. Die obern Vorderzähne find gelblich, die unten weißlich. Der vorderfie Backenzahn in der obern Kinn: lade iſt etwas Fleiner, als die übrigen, und fonifch, und ‚die hinterften find oben und unten die größten. Alle größern Backenzaͤhne find faft, wie bey den Raubthieren, ſpitzzackig. Die fchlaffen Barden haben Taſchen. Die braunen oder fchwarzen Augen find groß und hervorfter hend. Alle Theile des aͤußern Ohrs find da, doc, flach am Kopfe angedruͤckt und unter den Haaren verborgen, I, daß man ſtatt der äußern Ohren nur einen dicken be; haarten Wulſt ſieht, der das Anſehen hat, als ob die vor⸗ her abgeſchnittenen aͤußern Ohren, ſich wieder vernarbt hätten *). Der Körper iſt lang, oben vorwärts ausgehoͤhlt, Hinterwärts gewölbt,; unten weniger bauchig, als beym Murmelthier. An der Daumenwarze ift eine Eonifche, ziemlich hervorragende Kralle; die Übrigen Zehen der Border: und Hinterfuͤße find groß, ſchwarz und ſpitzig. Der etwas geringelte Schwanz ift gewöhnlich kuͤrzer, als die Hinterfüße, und befonders zu beyden Seiten mit lan? gen Haaren beſetzt, die das Thier, wie das Eichhörnchen, - ausbreiten kann. Uuuz3 Die 9— Daß ſie alſo, wie der Maulwurf, gar Feine aͤußerliche Oh⸗ ren haͤtten, iſt ungegruͤndet. 7 h N \ 1046 Säugethiere Deutfilands: » Die Kaare find weich, glatt, faſt einen halben Zoll lang, am Kopfe etwas ſtaͤrker, und haben zwiſchen ſich noch ein anderes wolliges Haar, welches auf dem Ruͤcken weiß und am Bauche braͤunlich iſt. Die Farbe iſt ge: wöhnlich oben afchgrau und unten ziegelfarbig, doch fin⸗ den ſich ſehr viele Spielarten, worunter folgende drey beſonders merkwuͤrdig ſind: a) Der gewaͤſſerte Zieſel, A. C. undulatuis- (Taf. XIII. $ig. 2 Er ift oben weißlichgrau mit braun oder 'gelb wel— fenförmig gemifcht. Der Scheitel ift gleichfarbig oder dunkler grau; der übrige Kopf, Hals und Füße roͤth⸗ lichgelb, um die Naſe und Augen dunkler. Die untere Seite des Körpers iſt blaßgelblich. Er iſt groß, und hat einen längern ftarf behaarten und braun und grau gefärbten Schwanz: Er fömmt Hauptfählih an der Samara vor. a -b) Der geperlte oder getiegerte Ziefel. A. C. leucopictus. | Er iſt graubraun mit weißen Flecken, — der Ruͤcken ziemlich gleichförmig beſaͤet iſ. Die untere Seis te und Fläche des Kopfs und Körpers ift weißgelblich; die Gegend zwifchen der Nafe und den Augen aber, fo wie die Hinterfüße, hinterwärts gelbbräunlich, Die Augen find weiß umfaßt. Der Schwanz iſt kuͤrzer, gelb: bräunlich, und weniger behaart. Die Größe ift mittel mäßig. Sie wohnt um den Don in Cafanifchen, und an der Lena. | N | c) Die — er — * 2. Ordn. 20. Gatt. Zieſel. 1047 c) Der gelbliche Zief el. A. C. flavicans. Er iſt graubraun, entweder gleichfarbig, oder ein wenig gewaͤſſert oder geſleckt, unten ſchmutzig weiß, und am Kopfe dazwiſchen braͤunlich. Der Schwanz iſt ge⸗ woͤhnlich kurz und gleichfarbig. Er wohnt beſonders in warmen Gegenden *). Auch in der Größe find diefe Thiere brain, fo daß man fie von der Größe eines Alpen: Murmek thiers bis zur Kleinheit einer Waſſerratte antrifft. Andere merkwürdige Eig enſchaften. Die Zieſel laufen huͤpfend, ſchluͤpfen durch alle Oeff⸗ nungen, wo nur der Kopf durchkommen kann, richten ſich zuweilen auf den Hinterfuͤßen auf, um ſich um zu ſehen, ſpielen mit einander im Sonnenſchein vor den Hoͤhlen u. ſ. w. Sie ſchlafen mit zuſammengeballten Koͤrper, auf den Hinterfuͤßen ſitzend, nicht nur die ganze Nacht, ſondern auch bey Tage bey ſtuͤrmiſchem Wetter und vols lem Magen, fehr feft. Der Laut des Männchens ift pfeifend und fcharf, die Weibchen aber, die fich öfterer ı hören laſſen, geben einen klaͤglichern und fihwächern Ton von fi). Verbreitung und Aufenthalt, Dieſe Thiere find jegt in Defterreid, Schle fien und Böhmen nur noch fehr felten anzutreffen. Uuug Sonſt *) Alter und Jahrszeit ſcheint mir an der Verſchiedenheit der Farbe dieſer Thierart, ſo wie bey allen Maͤuſen, ſehr viel Antheil zu haben. * 1 Be Säugethiere | Deutſchlands. Sonſt bewohnen ſie in Europa Polen und Ungarn, gehen von der Wolga an bis nad Indien und Per: fien herab, verbreiten fih durch ganz Sibirien und - die große Tatarey bisnah Kamtſchatka und ‚gehen von einigen dazwifchen liegenden Inſeln 3. D. Kadjak bis aufs fefte Land von Amerika. Statt daß der Hamfter fettes Erdreich Tiebt, fo baut der Ziefel im freyen Felde in trockene, erhabene und gebaute Gegenden.in rafigen oder leimigen Boden, nimmt auch ſogar mit einem dürren, feuchten, falzigen, fandis ‚gen und felfigen Grunde vorlieb. Nur Wälder und Sümpfe vermeidet er. Jedes diefer Thiere bewohnt feine eigene, felbft ges - | grabene oder von andern verlaffene Höhle, und man fins det in der Heckzeit die Weibchen oft anderthalb Klaftern tief unter der Erde. Die Hoͤhlen ſelbſt haben ohngefaͤhr einen Schuh im Durchmeſſer, ſind gewoͤlbt, laͤnglich rund und mit trocknem Graſe ausgefüttert. Nach dem Alter des Thieres hat es mehr oder weniger Gänge, 19 von aber nur einer geöffnet iſt, die Übrigen aber fo mit Erde verfchloffen find, daß man fie Faum bemerkt. Der offne, enge, im Graſe verborgene Gang dient ihm des Sommers zum Ein: und Ausgange. Im, September, wenn es am fetteften ift, verfihüttet eg ihn aber mit Er: de, gräßt fi) anderwärts einen neuen aus der Höhle bis an den Nafen hindurch, und verfchläft dann den Winter betäubt in feiner Höhle. Durch die Wärme des Srühlings, wenn der Schnee gefihmolgen iſt, erweckt, Y bricht \ #7 i 2, Ordn. 20, Gatt. Ziefel, 1049 bricht e8 dann den neuen Gang vollends durch, koͤmmt ſehr mager hervor, und macht dieſen zu feinem Aus: und Eingang den Sommer über. An den verfchütteten, nahe zufammenliegenden Gängen kann man erkennen, wie viel Jahre das Ihier diefe Höhle bewohnt hat. Es fcheut das Waffer, und bleibet auch beym Regen in feiner Höhle, ; Nahrung. Die Ziefelnähren fich von Noggen, Weizen, Hafer, Erbe fen, Leinfaamen, Hanf; von zärtern Kräutern, als Klee, Vogelwegtritt, Ruflifchen Linfenbaum (Cytisus voigen- sis L,) firauchartiger Robinie (Kobinia fruticosa L.), Eriechender Naufchbeere (Empetrum procumbens L.), Bärenbeerfirauch (Arcutus Uva ursi. L.), und allerley Wurzeln. Auch) freffen fie Mäufe und Vögel. Die zahmen genießen gern Fleifh und Milch, und GSetraide, Obft und Brod. Sie trinken wenig und lek— fend; Milch trinken fie im Uebermaaß, den Schnee aber leıken fie nit. Die Eleinern Speifen nehmen fie, wie - „faft alle Mäufe mit dem Munde, die größeren aber mit den Vorderpfoten auf. Nah der Mahlzeit kaͤmmen und pußen fie ſich fehr artig mit den abgeleckten Border: pfoten. Sie follen fih im Herbſte einen Vorrath für ‚den Winter ſammlen, befonders von Wurzeln und dem Kraute des Lömwenzahns (Leontodon Taraxa- cum.) r ? YMuns Fort 205 ® Sauugethiere Deutſchlands. Fortpflanzung. | Sie begatten fich im März oder April und in den kaltern Gegenden im May. Nach 25 bis 30 Tagen ger biert das Weibchen 3 bis 8 blinde, nackte, weißliche und ziemlich unfoͤrmliche Jungen, welche in einem Monate ſchon halb ſo groß als die Muͤtter ſind, aber erſt im Sommer dieſelben verlaſſen. Sie vermehren ſich ſehr ſtark. Die Jungen werden, fo wie die alten, die Weibs hen ausgenommen, welche immer Beißig und wild bfeis ben, in einem Tage fo zahm, daß fie das Kettchen, und die Geſellſchaft der Aal ‚gewohnt find. Feinde. Die Sltiffe, Marder, große und kleine Wie ſel, verfohiedene Falken und die Kräben feßen ihr, rer großen Vermehrung einigermaaßen Schranken. ⸗ Fang. Sie werden in Schlingen und Fallen gefangen, oder ausgegraben, oder durch Waſſer, das ſie gar nicht leiden koͤnnen, aus ihren Hoͤhlen gejagt. Nutzen. Ihr Fleiſ ch iſt einigen ſibiriſchen, den ungariſchen Bauervoͤlkern beſonders im Herbſt, wenn ſie fett ſind, eine ſehr angenehme Speiſe, und ſelbſt die vornehmen Kalmucken, die ſie mit ihren M ilchbranntwein zuberei⸗ ten, und ihnen dadurch den Geſchmack der Ferkel zu ver⸗ ſchaffen wiſſen, genießen ſie gern. Die — — y r —9 2. Ordn. 20. Gatt. Zieſel. 1051 Die Felle dieſer Thiere werden als Pelzwerk zu Unterfutter, Muͤtzen u. d. gl. genutzt, und find wegen ihrer Leichtigkeit und Wärme in großem Werthe. Die ungarifchen Bauern machen Geld: und Tabaksbentel aus denfelben. N : Schaden. Sie nehmen die jungen Vögel aus den Neſtern, die fie auf der Erde antreffen, und follen, wie die Hamſter, Getraide in ihre Höhlen ſammlen. Irrthuͤmer und Vorurtheite. ı) Das Weibchen foll während fie den Trieb zur Fortpflanzung fühlt, Blutzeich en von ſich geben. 2) Die warmen Eingeweide eines Ziefels follen den Dferden den Dampf; und Keuchhuften curiren, 3) Sn Sibirien follen fie den ganzen Win ter durch auf den Koenböden nach Nahrung ausgehen. Iſt wohl eine andere Art Maͤuſe. Die / 1052 Saͤugethiere Deutſchlands. Die, ein und zwanzigſte Gattung. Schlaͤfer. Myoxus.. Kennzeihen. Die zwey Border sähne in der obern Kinnlade find Feilförmig, die zwey untern fchmäler und fpisiger. | Backenzaͤhne find ohen und unten vier auf jeder Seite. Die Faͤße find von gleicher Länge. Die Vor— derfü üße haben vier Zehen nebft einem Daumenanfak, die hintern fünf Zehen. Ein langer Schnurrbart. Der Schwanz ift ang, platt, am 1 Ende dicker und ſtark behaart. Es ſind zaͤrtliche Thiere, die in allen ihren Bewe⸗— yungen, vorzüglich im Klettern und Sprüngen auf den Bäumen fehr geſchickt find. Ihre Nahrung befteht hauptſaͤchlich in Früchten und Kernen. Sie pflanzen fi nicht haͤufig fort. Sie erfiarren in der Kälte und fchlafen den ganzen Winter hindurch. ur Der 2, Ordn. 121. Gatt. Siebenfläfer. 10 53 51. Der Siebenſchlaͤfer. (Taf. XIV. Fig. r.) Namen, Schriften und Abbildungen. Rellmaus, Mauseihhorn, Billich, Schlafratte, Has, Schlafratz, Waldratze, Gebirgsmaus, Schrot maus, graues fihläfriges Eichhorn, Preußiſcher Iags fchläfer, Greuͤl, Grauwerk, Naffelmaus, SKrainifch NPouh. Myoxus Glis. Gmelin Lin. I. 1. P. 155. n;'T; Sciurus Glis. Lin, syst. nat, ed. 12,1. p. 87. Loir. Buffon hist. nat. VII. 158. t, 24, Ed. de Deuxp. II, T. 12. £. 1. Ueberſ. v. Martini IV, 270, Taf. 76. Fat Dormouse. Pennant hist, of Quadr, II, 158. Meine Ueberſ. 1. p. 477. v. Schrebers Saͤugeth. IV. 825, Taf. 225, v. Zimmermann geogr. 3001. II, 351. Goeze’s Fauna II. 292. Donndorfs zool. Beytr. I, 519. nu, 7. Kenn 1054 ——— Deutſchlands. | i Kennzeichen der Art. vo Se: Schwanz iſt lang und dick behaart; der Koͤr⸗ per oben aſchgrau, unten weiß; die Ku find groß und dünn. \ a * FE Seftalt, Farbe und el des ae hen und weiblichen Geſchlechts. Dieß Thier iſt der Glis der alten Roͤmer, weh hen fie auf eine eigene Art *) mäfteten, und als eine große Delikateſſe verſpeiſeten. Der Koͤrper it 63/4 Zoll und der Schwanz 23/4 Zoll lang **x). Der Kopf ift länglich eyrund; die ſchwarzen Bartborſten laͤnger als der Kopf. Die zwey obern Vorderzaͤhne ſtehen ſenkrecht, die untern etwas nach oben eingebogen, alle vier ſind pome⸗ ranzenfarbig; auf jeder Seite in beyden Kinnbacken vier Backenzaͤhne; zuſammen zwanzig Zaͤhne. Die Augen find groß, hervorſtehend und mit einem ſchwarzbraunen ‚Ming umgeben; die Obren abgerundet, dünn und nadt; der Körper flärker, als beym gemeinen Eichhorn; der Schwanz daumenbreit und etwas zottig. Die Vorder⸗ füge find, wie beym Eichhorn, aber ſtark, und ‚haben vier Zehen, die Hintern haben fünf Zehen und fechs STEIGERN Der valg iſt ungemein weich und ſchoͤn, faſt wie Grauwerk. Die Backen ſind weiß; der Oberleib grau —B — * In EN Glirariis. i *, Bar. Mi: Körper 6 Bol; ; Schwanz gıf Zoll. N mie ſchwarz und ſilberweiß vermiſcht, daher ſehr ſchoͤn aſchgrauz der Unterleib weiß mit einem Silberglanz; der Her DR # Das Woib chen hat vier SEgurenen an ber Bruſt m: ſechs am Bauche. Er Hat viel Muth, vertheidigt fih aufs. äußerte gegen feine Feinde, und beißt gewaltig um ih. — Er lebt uͤber ſechs Jahre. Bergliederung %), Die Leber liegt unter dem Magen ganz in dem rechten Seitentheile der falſchen Ribben, und die Gab lenblaſe haͤngt von außen an dem hoͤckrigen Theil derſelben. Der Schlund geht mitten in den Magen hinein, und die Daͤrme an eben dem Orte heraus. Die erſten Daͤrme, welche ſonſt die zaͤrteſten ſind, | find bier die fFärffien. Der Blinddarm fehlt. Berbreitung und Aufenthalt. Sein Vaterland. ift der gemäßigfte Theil von Eis ropa und Afien, wo er fih in waldigen Gegenden, beſonders in weniger gebirgigen Eichen: und Buchen— | waͤldern H Perrault, Charras und Dodarts Abb. aus der N. ©. U. ©. 203. Taf. 67. 68, . 1056 Gäugethiere Deutſchlands. | waͤldern aufhält, In Deutſchland trifft man ihn in Niederfahfen, Böhmen, Oeſterreich, Steyew mark, Kaͤrnthen, Krain, vielleicht auch noch in andern Gegenden, die mir nicht bekannt ſi ind, einzeln an. u Er klettert auf die Baͤume, und pungt vermittelſt ſeines zottigen Schwanzes von einem zum andern, wie das Eichhorn, nur nicht mit der großen Geſchicklichkeit und Leichtigkeit, da er nicht ſo lange Beine, und dafuͤr einen dickern Bauch hat und fetter iſt. Den ganzen Winter bringt er in einer Erſtarrung und Betaͤubung zu, welche von Erkaͤltung des Bluts herruͤhrt. Er ſucht alsdann trockene Hoͤhlen in Kluͤften, Felſen und Baͤumen auf, graͤbt ſich auch ſelbſt tiefe Loͤcher in die Erde, fuͤt⸗ "tert fie mit weichem Mooſe aus, und kommt ſelten vor ‚Ende des Aprils wieder zum Vorfcheine, es müßte denn ſehr warme anhaltende Witterung im Fruͤhjahr ein fallen Ne Naͤh— H Es iſt bekannt, daß die Wärme des Menſchen, und faſt aller Saͤugethiere zu allen Zeiten uͤber dreyßig Grade des Gefrierpunktes ſteigt. Man Hat aber den Verſuch ge- macht und die Kugel eines Eleinen Waͤrmemeſſers in den Leib des Siehenfchläfers, der großen und Eleinen Hafel- ‚maus geſenkt, und die Wärme niemals ſtaͤrker, als bis zum zehnten Grade gefunden. Wenn alſo dieſer geringe Vorrath von innerer Wärme nichtmehr durch Die aͤußere warme Luft unterhalten wird, und wenn das Thermometer nicht Höher als sehn oder eilf Grade über dem Gefrier—⸗ punkte fieht, fo. müffen diefe Thiere erflarren. Diefe Er- fiarrung kann aber aud nicht Me dauern, als die Urſache, f} \ / 2, Ordm 21. Gatt. Gartenſchlaͤfer. 1057 Nahrung. - , Beine Nahrung beſteht in Bucheckern, Hafelnüffen, Obſt, Kaftanien und andern wilden Früchten, und er bringt fi fie mit den Vorderpfoten fisend zum Munde. Er bes fhleicht aber auch die Vogelnefter, und frißt die Eyer und Vögel aus denfelben. Fortpflanzung. Er begattet fich nach) feinem Erwachen aus dem MWinterfchlafe fogleich und wirft im Sunius in einem hohlen Baume oder in einer Erdhoͤhle drey bisfechs Zunge, _ die fich nicht leicht zähmen laſſen, fondern fiets ihre Wild— heit beybehalten. Da er fich vorzüglich in Buchecer: wäldern aufhält, fo richtet fich feine Vermehrung nach der Fruchtbarkeit der Rothbuchen; giebt es viele Buch— eckern, fo giebt-es auch) viele Siebenſchlaͤfer und fo umgekehrt. Gerade wie bey unferm Eichhorn, wenn es viel oder wenig Fichtenfaamen giebt. Feinde, Urſache, melde fie hervorbrachte. Daher erftarren fie an hinlänglihen warmen Orten gar nicht, oder [eben aud) wohl gar im Winter oder Frühjahr im Greven auf, wenn das Thermometer etlihe Tage zwölf bis vierzehn Grade fieht. Daraus darf man aber nicht folgern, daß dieß Verhältnis der Wärme bey allen Arten der Winterfchlä- fer einerley fen, welches auch der Erfahrung widerſprechen würde, da die verfchiedenen Winterfchläfer zu verfchiedenen j Zeiten fchlafen gehen und wieder aufwaden. Def. gem. N. G. J. Bd. Xxx 1055 Gäugethiere Deutſchlands. Feinde \ | r Der I ummardek, die wilde Katze und bir Uhu find feine gefährlichften Feinde. ) — Fang. * In Italien macht man Gruben in den Waͤldern, die man inwendig mit Moos beſtreut, nachher wieder mit Stroh bedeckt, auf welches Bucheckern geworfen werden. Hierzu wählt man einen trocknen Ort gegen Mittag unter dem Abhange eines Felfen. Hier verfams meln fich die Siebenfchläfer in großer Anzahl, machen fih fehr fett, und werden gegen das Ende des Herbſtes in ihrer Erftarrung angetroffen und weggenommen. Sn Unterfrain (bey Lichtenwald) giebt es der ten, wenn die Bucheckern gerathen, eine unzähliche Menge, und die Einwohner fangen fie in der Mitte des. Dctobers, oder fobald es Falt wird, vor ihren Erdloͤ— ern, die fie willen, ‚in eignen hößernen Schnell fallen. Mancher Landmann fängt deren zwey- bis vierhundert Stüc, Nutzen. Ihr Fleifch foll in Geſchmack viel Aehnlichkeit mit dem Fleiſche des Meerſchweinchens haben. Sie werden im Herbſte beſonders fett und wohlſchmeckend. Sn Unterfrain werden fie noch jeßt auf den Zifchen der Reichen und Armen als eine Delikateſſe vers fpeift, worauf befonders ein Trunk gut ſchmeckt. | Das = 2. Ordn. 21. Gatt. Gartenfchläfer, 1059 Y/ 14 Das Fett, womit fie im Herbſt fo überzogen find, dag man fein Gerippe fühlt, dient dem Landmann im Winter zum Schmelzen der Speifen, und hat einen befs ‚fern Geſchmack als Butter. Es hat noch die merkwürs dige Eigenfchaft, daß. es bey der größten Kälte flüßig bleibt, und wird daher als ein bewährtes Mittel gegen. erfrorne Füße gebraucht. Ein fetter Siebenfchläfer wird im Lande für zwey und drey Kreuzer verkauft, würde aber, wenn jemand damit eine Speculation nad) großen ‚Städten, z. B. nah Wien machen wollte, um zwanzig „bis dreyßig Kreuzer verkauft werden können *), Ihr Fell ift ein brauchbares Pelzwerk, und wird ‚von den Kürfchnern mit Kalk gewöhnlich fchwarzfledig , gepeizt. F Schaden. Die Bucheckern, Haſelnuͤſſe und Kaſtanien mag man wohl ihnen goͤnnen, aber dadurch bekommen ſie doch den Namen ſchaͤdlicher Thiere, daß ſie die Neſter der Voͤgel beſchleichen, und was ſie darin antreffen, freſſen. | ”, Anzeiger 1791. Nr. 142. Kır2 (36) 52; % ‚ » nd L / * 1076 Sauͤugethiere Deutſchlands. (36) 52. Der Gartenſchlaͤfer oder die große Haſelmaus. | | (Taf. XIY, Fig. 2.) Namen, Schriften und Ab bildung en. Hafelmaus, Eichelmans, Schlafratte, Cihenmaus, weiße Ratte, Holzmaus und Eichelrage. Myoxus Nitella. Gmelin Lin. J. x. pag. 156. n. 3, m F Mus quercinus, Lin. syst, nat, ed, 12. I. p,84. Lerot. Buffon hist. nat. VII, 181. t. 25, Ed. de! Deuxp. II, t. 12. f. 2. Ueberf, v. Mars tini IV. 28 Taf. 77: ; Garden - Dormouse, Pernant hist: of Quadr, 11, 159. Meine Ueberſ. IL, p. 479. vo. Schrebers Saͤugeth. IV. 833. Taf. ER v. Zimmermanns geogr. Zoot, II. 21. Goeze's Sauna. II, 275. Donndorfs zool. Beytr. I. 522, 2, 5. Kenn. | er 2. Ordn. 21. Gatt. Gartenſchlaͤfer. 1061 Kennzeichen der Art. Der Schwanz ift lang und büchehanrig: — die . Augen geht ein ſchweruer len Befhreibung. Diefer Schläfer wird in Thüringen nicht felten angetroffen. Die Länge des Thiers ift 6 Zoll, des Schwanzes 4 ıf2 Zoll *), und die Höhe 2 1/4 Zoll. Der Kopf ift anderthalb Zoll groß, wie bey einer Natte geftaltet, doc in eine etwas fpigigere Schnauze auslauz fend. Die obern breiten Schneidesähne find kurz und braun, und die untern längern, fehr fpißigen Vorder— zähne weißgelb. In der obern und untern Kinnlade befinden fih auf jeder Seite vier am Rande eingeferbte, und in der Mitte vertiefte Backenzaͤhne, oben der Heiz nere und fpißigere hinten, und unten vorne. Die Zun ge iſt dick und glatt. Die Augen ſind groß, hervorlies gend, ſchwarz ins bräunliche fallend; die Ohren 3/4 Zoll lang, eyrund und kahl. Bon der Mundfpise bis zur Schwanzwurzel läuft das Thier immer nad und nach mit unmerklichem Halſe ftärker zu: Die kurzen Vorder füße Haben vier Zehen, einen kurzen Daumen, der tief fist und einen Kleinen Page! hat, und die Hinterfüße fünf Zehen. Die Nägel find fcharf und weiß. Der Schwanz ift dick behaart, breit, befonders beym Maͤnn— chen, und Hat nur mehrentiheils die obem angegebene Länge; denn man finder nicht felten Hafelmäufe, deren Er 3 Schwanz ) Bar, Mi.: Körper fat sıf Zoll; Schwanz 4 Zoll: 1062 Saͤugethiere Deutſchlands. | Schwanz faft die Länge des —— at. & wird su rade ausgetragen. Die Farbe des Thieres iſt folgende: Der Obertheil des Kopfs iſt von der Schnauze an bis zur Stirn fuchs— roth. Am Ende der langen, ſchwarz und weiß gezeichs neten Darthaare über der Nafe Läuft durch die Augen und unter den Ohren weg ein ſchwarzer glänzender Streifen, der unter den Ohren nad) dem Halſe zu, mo er ſich endiget, ftärker wird. Hinter den Ohren befindet fih ein fchwarzer Punkt, und diefe Theile feldft find „fleifchfarben. Bon dem Halſe bis zur Mitte des Schwanz zes iſt der Oberleib ſchmutzig rothbraun, wegen der herz vorftehenden ſchwarzen Stachelhaare, Die Seiten fallen von dem Nöthlichen ins Afchgraue ab, und der ganze Unterleib ift von der Naſenſpitze an gelblichweiß. Vom Schulterblatt bis zum Fußgelenke laͤuft ein ſchwarzer ab⸗ nehmender Streifen herab; eben ſo befindet ſich an den Hinterſchenkeln ein ſchwarzer Streifen, der bis an die Ferſen reicht. Vorder- und Hinterpfoten und Unter⸗ ſchwanz find weiß. Die lebte Hälfte des Schwanzes iſt ſchwarz und endigt ſich in einen weißen Pinſel. Die ganze Maus bekommt von dieſen verſchiedenen Farben und beſonders von dem ſchoͤn gezeichneten Kopfe ein vors treffliches Anfehen. | Das Weibchen unterfcheidet fi ch vom Männchen durch einen fpißigern Kopf, duͤnnern Leib und an und hat acht Säugwarzen. Merk: 2. Ordn. 21. Gatt. Gartenfchläfer. 1063 Merkwuͤrdige Eigenſchaften. Dieſe Thiere koͤnnen ſehr geſchickt klettern, und laufen und ſpringen daher von einem Baume zum ans bern, wie die Eichhörnchen, Sie leben nur für den Sommer; denn im Winter liegen fie in unthätiger Betäubung. Die Kälte ihres Bluts, deffen Wärme niemals die Temperatur der Luft übertrifft, ja oft noch geringer ift, verurfacht ihren Winterfchlaf, der jedoch nicht fo feft if, und fo ununterz brochen fortdauert, wie beym Hamſter. Denn nicht nur jede warme Witterung im Winter weckt fie, fondern auch bey jeder Kleinen Wunde, die ihnen im fefteften Schlaf gemacht wird, laſſen fie Zuckungen fehen, und ein dums pfes Sefchrey hören. Wenn man ihre Entwickelung zum neuen Leben beobachten will, fo darf man fie ja nicht plöglich zu nahe ans Feuer bringen, denn fonft erfticfen fie, oder es zerfpringen ihre zarten Blutgefäße und toͤd— ten fie, ohne daß fie fich bewegen. Uebrigens find es boshafte, zaͤnkiſche und Beifige Thiere. Ihre Stimme iſt ziſchend, und wird nur in den Leidenschaften des Zorns und der Liebe gehört. Ihr Alter fol fh nur auf fehs Jahre ers ſtrecken. Xxx 4 Den 1064 GSäugetbiere Deutſchlands, Verbreitung und Aufenthalt. Das füdliche und gemäßigte Europa und das füdlihe Rußland find das Vaterland diefer Thiere. In Deutſchland ſind ſie nicht ſelten. Was ihren Aufenthalt anbetrifft, fo leben fie for wohl in Eleinen buſchigen Feldhoͤlzern, als auch in großen Tannens Eichen: und Buchenwälbern, und in den Gaͤr⸗ ten, welche an die Waldungen Igränzgen. Sm Sommer Halten fie ſich meiftens, wenn fie nicht ihre Nahrung auf der Erde fuchen müffen, auf den Bäumen auf, die fie mit Huͤlfe ihrer fcharfen Nägel fehr gefchiekt zu befteigen | wiſſen. Sm Herbfte aber kommen fie herab, und füchen eine Höhle in einem hohlen Baum, in einer alten Mauer, Dder in einem Felfen auf, jagen auch nicht felten die Maulwürfe und Wafferratten aus ihren Wohnungen, legen ihr Wintermagazin daſelbſt an, und erftarren, in eine | Kugel zufammengerollt, beym erften. harten Winterfroft and fallenden Schnee. Diejenigen, die in Gegenden ſich aufhalten, wo nahe Gebäude Tiegen, ſchleichen ſich fehr gern beym Anfang des Winters in diefelben, und bringen da in Scheunen, Staällen, und auf alten Boͤ— den, in abwechfelnder Beräubung, den Winter zu. Sie sehen auch wohl in Kammern und legen fih in die Betten. Wenn fie im Bette liegen, fo nagen fie an dem | Parchent oben die Haare ab, und machen fo die. Höhle‘ um fih herum zu. Nahrüng. Sn Wäldern nähren fie ſich von Haſelnuͤſſen (daher ihr Name Hafelmans), von Bucheckern, Fichten: und Tannen: — —— u Si Mn 2, Ordn. 21. Gatt Gartenſchlaͤfer. 106 3 ZTannenfaamen, von allerhand Beeren und Beerkernen, auch, wo Gelder in der Nähe find, von Hafer und Wai— zen. Sie befteigen die Vogelbeerbäume, wenn die Bee⸗ ren reif find, und thun auch in Schneußen, wo fie dies felden abfreffen, großen Schaden. In Gärten zernagen fie das füße Obſt, um die Kerne herauszubrinigen, und ftellen befonders den Pfirſchen- Aprikoſen⸗ Wallnuß⸗ und Pflaumenkernen ſehr nach. Sie durchſuchen auch in ihrem Bezirke emfig alle Bäume und Sträucher, um junge Eichhörnchen, junge Vögel und Vogeleyer zu fins den. Ihre vorzägliche Sommernahrung befteht aber aus Miftkäfern, daher man fie auch an den Orten in Wäldern, wo Viehhallen find, am häufigften antrifft *). Sie find jederzeit gut bey Leibe, vorzüglich aber des Herbfies, wo fie das Fett den Winter über nöthig Haben, um den Abgang der Ausdünftungen erfegen zu koͤnnen. Sie fammeln fih aua zuweilen im Herbfte einen Vorrath entweder in ihrer Winterwohnung, wo fie die Betäubung erwarten, oder in einem eigenen Mas gazine, und gehen ihn beym Erwachen in warmen Wins Kir 5 ters *) Dieß fcheint etwas parador zu Elingen; allein man oͤffne nur den Magen folder Thiere im Julius und Auguft, und man wird ihn das meiftemal mit nichts, als Stüden von Roßkaͤfern vollgeſtopft ſinden. Ich habe auch bemerkt, daß ſie in Haͤuſern, die im Walde lagen, oder in welche ſie mit den Holzwellen gefahren wurden, die Taubenhaͤu— ſer und Schwalbenneſter beſuchten und nach und nach allen tungen Schwalben und Tauben die Köpfe abfraßen. i 1066 | Säugerbiere Deutſchlands. tertagen oder zu Anfang des Fruͤhjahrs an. Wenn ſie ihre Nahrung genießen, ſo ſtellen ſie ſich meiſt auf die Hinterfuͤße, und bringen ſie mit den Vorderfuͤßen zum Munde mit allerhand laͤcherlichen Gebeerden, wie die Eich— Hörnchen. > Fortpflanzung. Der Trieb zur Fortpflanzung erwacht bey dieſen Thieren im May, und fie begatten fih auf der ;Erde, nachdem ein oder mehrere Männchen das Weibchen mit beftändigem Zifchen und Dfauchen verfehiedenemal Daum auf und ab gejagt Haben. Die Mutter trägt drey und eine halbe Woche und gebiert fünf, felten vier oder ſechs Sunge in einem Nefte auf einem Baume, das einem Eichhörnchen, Raben, einer Droffel, Amfel x. gehört, und daß fie entweder von diefen Thieren verlaffen findet, oder ihnen abjagt. Bisweilen aber, wenn fie diefe Dez quemlichkeit nicht haben Fann, ift fie auch genöthigt, feldft in einem dichten Fichtenbäumchen oder in einem zuſammenge— legten Scheidholz und Reißighaufen, etliche Neißer, etwas Moos und Haare zufammen zur tragen, und fih ein Wochen: bett mit einer-Decfe zu bereiten, das aber allezeit von wenig Geſchick in der Baukunſt zeuget. Die Jungen faugen lange, und verlaffen die mütterliche. Wohnung nicht vor fehs Wochen. Die Mutter trägt ihnen einftweilen ge: nug Nahrung. zu, und fie felbft gehen zuweilen in der » Gegend ihres Neftes auf den Raub aus. Nach diefer Zeit haben fie fhon beynahe die Größe ihrer Mutter ers langt; und dieß ift die Urfache, warum diefe höchftens nur zweymal des Jahrs unge zur Welt bringt. i Die J 2. Ordn. 21. Gatt. Gartenſchlaͤfer. 1067 Die Zungen ſehen auf dem Oberleibe aſchgrau, und am Unterleibe weiß aus, doch haben fie die fchwars‘ zen Streifen am Kopf, an den Beinen, und eine weiße Schwanzfpise; und diefe Farbe behalten fie bis zum folgenden Jahre *). Wenn ein Menfch einem folchen Nefte zu nahe kommt, fo pfaucht die Alte, wenn fie eben zu Haufe ift, mit glühenden Augen und fletfchenden Zähnen auf ihn zu, und fpringt ihm, wenn er fich nicht ‚vorfieht, oder es unvorfichtig wagt, fie oder ihre Jun⸗ gen zu beleidigen, nach Geficht und Händen, und beift fehr ſchmerzlich. So fihön das Thier ausfieht, und fo veinlich es feinen Körper hält, fo unreinlich hält es das- Neſt, worin die Jungen liegen, weil es den Unrath nicht, wie die andern Thiere, wegträgt. Der Geftanf davon, der einen weiten Bezirk anfüllt, mag wohl einige feiner Feinde, den Marder und die wilde Kage, von feis nen ungen verfeheuchen, verrät) fie aber dagegen dem Jaͤger und den Hunden. Fein ”) Sc glaube daher, daß man Unrecht hat, wenn man die Haſelmaͤuſe in afchgraue-und braunrothe eintheilt, oder aſchgrau für ihre Hauptfarbe annimmt. Es ift wahr, man fängt und fieht im Herbfte oft mehr aſchgraue als braun- rothe, die die Größe der Alten haben; allein diefe alfe haben noch. ihr TugendEleid an, das fie erft im folgenden Sommer nad) der erftien Begattung ablegen. Eben foldhe aſchgraue Haſelmaͤuſe ſind wohl die Siebenſchlaͤfer (Myoxus Glis), die auch in unſern Gegenden gefunden werden follen. Ich habe weniaftens den wahren Sieben: ſchlaͤfer in Thüringen nie angetroffen. 1068 Re — — — Feind e. Ihre Verfolger find die wilden Kagen, Sie marder, Wiefel und die Uh ue, aber fie unterliegen diefen Mördern nur nach einem harten Kampfe. Mertilgung. Man vertilgt fie vorzüglich ducch das Schiefge wehr. Es wird aber eine befondere Gefchwindigkeit dazu erfordert, fie zu erlegen, da fie bey Erblickung eines Menſchen ſich pfeilſchnell in den Gipfel des Baums, auf welchem fie fich ‚befinden, verfügen, und von da von einem Daum zum andern mis Dülfe .. hi a fpringen. In Käufern, oder. in ihren fonftigen befantten Schlupfwinfeln fängt man fie in eifernen Tellew fallen, die man mit Käfe belegt, welchen fie beſonders lieben, und um bay zu gelangen oft Iaache Breter durchs nagen. Im Herbſte fangen ſich fehr viele inder Schneuß in den für die Vögel aufgefteflten Schlingen, und man befommt fie, wenn fie nicht Zeit haben, fich loszubeißen. auf dieſe Art ſehr oft in ſeine Gewalt. Nutzen. Weder ihr Fleiſch wird gegeſſen, noch ihr Balg benutzt, ob man gleich beydes koͤnnte. | Schaden. 2. San 21, Gatt. Sahne. 1069 | j | S ch ad e n. Sie ſchaden in ı Wäbdern, Gärten und Säufen durch Aufſuchung ihrer a In der Säneuß freffen fie die Beeren ab, und jerbeißen die Vogelbaͤnder. (37) 53. Der Haſelſchlaͤfer oder die Kleine ' Haſelmaus. (Taf. XV, Sign.) Namen, Schriften und Abbildungen Hafelmaus, Schlafratte, kleine Schlafratze, Nu: beißer, rothe Waldmaus, auch Siebenſchlaͤfer. Myoxus muscardinus. Gmelin Lin. I. ı. pag. Ba RR Mus avellanarius. Lin, Syst, nat. ed, 12. I, p- 83, Muscardin, Buffon hist. nat, VIII. 195, T. 26. Ed. de Deuxp. I. 271. T.9. £7. Weberf. v. Martint IV, 285. Taf. 78. Common Dormouse. Pennant hist. of Quadr, I, 16%. Meine Ueberſ. I. p. 480. v. Schre⸗ 10709 Säugetfiere Deufstande | vaSchrebers Saͤugeth. IV. 835. m. 4. ER v. Zimmermanns geogr, äh I. 355. Goeze's Fauna. 11. 385, 3 Donndorfs zool. Beytr. I. — 4. Kennzeichen der Art. Der Koͤrper iſt rothgelb oder braunroth, die Kehle weißlich; die innere Zehe der hintern Fuͤße kaum halb ſo lang, als die andern und ohne Nagel. Geſtalt, Farbe und Sitten des maͤnnlichen uud weiblihen Geſchlechts. Dieß fchöne, muntere Thierchen iſt in Thuͤringen weit ſeltener als die vorige Art. Die Laͤnge des Koͤr⸗ pers betraͤgt drey, und des Schwanzes drey Zoll drey Linien *); es hat alſo die Größe der Hausmaus, iſt aber dicker, und der Schwanz wird befonders von der Mitte bis zum Ende breit und diehaarig. Der Kopf ift die und breit; die Schnauze laͤuft ſtumpf zu. An derfelben ſtehen auf jeder Seite zwanzig Waͤrzchen mit eben ſo viel ſchwarzen langen Barthaaren die weiße Spitzen haben. Die Augen find groß, ſchwarz, blitzend, und ſtehen näher nad) den Ohren als nach der Schnauze zu. Ueber und neben denfelben ſtehen auf jeder Seite einzelne Bart haare. *) Par. Mi: Körper, wie Schwanz, faft drey Zoll. 2, Ordn. 21 Gatt. Hafelfchläfe. 107: haare. Die Ohren find kurz, abgerundet, fehr dünn, auswendig und inwendig kurz behaart, und liegen breit, am Kopfan. Das Gebiß.ift, wie das bey der vorher⸗ gehenden Haſelmaus, und eben fo find die Füße, aufer 4 daß an den Hintern der Daumen ohne ‚Nagel ift. Der Körper ift oben Bald hellfuchsroth, bald braun roth, bald rothgeld glänzend, und läuft nach dem Bauch weißgelb, und nach der Bruſt und Kehle zu weißlich ab. Im Winter iſt der Balg mit fhwärzlichen Stachelhaa— ten überlaufen, die befonders an der letzten Hälfte des Schwanzes fehr merklich werden. Der Schwanz hat etliche weiße Haare an der Spike. Es übertrifft in feinem Betragen alle Mäufearten, und ift an Artigkeit, Poflierlichkeit und Munterkeit, fo wie an Schnelligkeit, die Bäume und Stauden zu erfteis gen, dem Eichhörnchen fehr ähnlich, Es giebt in Ges fahr einen quickſenden und zifchenden hellen Ton von fih, und foll über fehs Sahre leben. Verbreitung und Aufenthalt, Dies Thierchen, das im neuern und gemäfigten Europa einheimifh, und in Stalien fehr häufig ift, verdient eigentlich den Namen Hafelmaus, da man es felten anderswo, als im Hafelgefträuch antrifft, und zwar an fchattigen Orten, hinter alten Mauern, -Selfen, und Steindbrühen. Es erftarrt noch leichter alg die vorige Art, im Winter auch in temporirten Zimmern, and wenn es im Freyen in der Mitte des Octobers fpürt, a daß J 1072 Säugethiere Deurfchlands, daß fein langer fefter Winterfhlaf herannahet, fo huͤllt es ſich in einen Steinritzen, unter den. Wurzeln eines Baums oder Buſches, unter dem Laube auf der bloßen Erde in eine Huͤlſe, die es von Tannennadeln, Moos, Laub und Geniſt, zuweilen auch aus Eichen oder Buchenlaub allein bereitet, und ſchlaͤft bis in die Mitte des Aprils ununter: brochen fort. Wenn es erwacht, iſt es noch eben ſo dick mit Fett aͤberzogen, als da es ſich ſchlafen legte. Nahrung Die Nahrung diefer kleinen Haſelmaͤuſe sth vor? zügfich in Hafelnäffen, welche fie fehr geſchickt öffnen, fönnen, in DBuchedern, Eicheln und Daumfämereyen, Baums und Staudenfnospen, und in Kernen von allerhand Beeren und Obſt. Sm Herbfie legen fie fih unter das Laub, in Ritzen und Kluͤfte von dieſen Nahrungsmitteln ein kleines Magazin an, das ſie im Fruͤhjahr aufſuchen und auszehren. Sie freſſen gezaͤhmt auch Getraide und bringen, wie die Eichhoͤrnchen, alle ihre Speiſen mit den Vorderpfoͤtchen zum Munde mit allerhand artigen Bewegungen und Mienen, im Freyen aber brechen ſie die Haſelnuͤſſe nicht ab, ſondern oͤffnen ſie am Buſche haͤngend, und nur die abgefallenen oͤffnen ſie, indem ſie ſie zwiſchen die Vorderpfoten faſſen. Fortpflanzung. Die Mutter bauet in einer ſchattigen Gegend, zwi⸗ ſchen etlichen dichten Aeſten einer Haſelnußſtaude, oder einer Fichte, ein Eleines, fehönes Neſt von Laub, Moos, Gras und Farrenkraut, umwickelt es mit etlichen langen Gras⸗ a Ordn. 21, art Safelfääfer, vor3 ehem. fo‘ u es wie ein Ball ausſieht, und laͤßt zur Seite eine einzige Oeffnung; hat alſo mit dem Eichs hoͤrnchen einerley Kunfttrieb. - In demſelben bringt ſie | im Auguft gewöhnlich vier blinde Zunge zur Welt, die fie über einen Monat lang fäugt. Diefe fchlüpfen im September oft aus diefem Nefte, fpielen auf den nahen _ Nußſtraͤuchern herum, pfluͤcken Nüffe, und laufen beym - geringften Geräufch wieder hinein. Sie fehen gi. azend fuchsroth aus, und man zieht fie wegen ihres luſtigen Betragens in Vogelkaͤfigen auf. Feinde Ihre Verfolger find wilde Kaßen, Baumman der und Wieſeln. Fang. Wenn man nicht ein Neſt ausſpuͤrt, ſo kann man ihrer ſelten habhaft werden. Nicht leicht fangen ſie ſich in den Fallen, die man ihnen mit gewelktem Obſt auf ihre Buͤſche ſtellt. Nußen. Den uns bekannten Nußen Haben bis jego noch | bloß ihre Feinde, denen fie zur Speife dienen, — Schaden. Ihr unbetraͤchtlicher Schaden ergiebt ſich aus ihrer Nahrung, den fie zuweilen in Gärten thun. Dechſt. gem. N. G. J. B. Dyy Die 1074 h Säugethiere Deutſchlands. Die zwey und zwanzigſte Gattung. Eichhorn. 8 ciurus. Kennzeihen. Dben befinden ſich zwey feilförmige Borderzäh: ne, und unten eben fo * ſchmaͤlere und ſpitzigere. Die vordern Süße haben (meift) vier Zehen mit einer Spur von Daumen, und die Hintern fünf Zehen. Vollkommene Schlüffelbeine. Lange Bartborften. Der gottige Schwanz, ben biefe Thiere haben, und wovon die längften Haare zu beyden Seiten hinaus ſtehen, unterſcheidet ſie von allen andern. Ihre kurzen Beine und langen Plolen machen ſie zum Klettern ſehr geſchickt. Ihre Nahrung nehmen ſie aus dem Pflanzenreiche, und zwar von Fruͤchten, Nuͤſſen und andern Geſaͤme. Sie pflanzen ſich bey uͤberfluͤſſigen Nahrungsmitteln des Jahrs zweymal fort, und ihre Vermehrung iſt dann ſehr bemerklich. Die, sungen find noch zu Ende des erften Jahres mannbar. (38) 54. BR. 2 7 —9 ———— 2. Ordn. 22, Gatt. Gemeines Eichhorn. 1075 (38) 54. Das gemeine Eichhorn. (Taf. XV. Fig. 2.) Namen, Schriften und Abbildungen. Eichhorn, Eichhoͤrnlein, Eichhörnchen, gemeines Eich: — hoͤrnchen, gemeines Europaͤiſches Eichhorn, Eeker: chen, Eichhermelin, Springfuß, Eichkaͤtzchen, Eichkatzle. Sciurus vulgaris. Gmelin Lin. I. ı. pag. 145. n. IL — Ecureuil. Buffon hist. nat. VII. 258. t. 32. Ed. de Deuxp. 1. T.8, & 2. Ueberſ. v. Mar, tini IV. 208. Taf. 68. ir Common Squirrel. Pennant hist. of Quadr, 1I, 1358, Meine Ueberf. II. 455. v. Schreb ers Saͤugeth. IV. 757. Taf. 213, v. Zimmerma n n$ geogr. Zool. J. 230, Goeze's Fauna. II. 302. —— zool. Beytr. I, 488. Ridingers jagdb. Thiere. Taf. 20. J nee Re ve ; SEN FÄRBEN, 2 J 1076 Saͤugethiere Deutſchlands. Kenzeichen der Art. An den Spitzen der Ohren iſt ein Haarbuͤſchel *; Ruͤcken und Schwanz ſind gleichfarbig. Sefatt und Farbe Des maͤnnlichen und 2.0... weibligen Geſchlechts. “Das Eichhorn wird im Thüringer Wald in großer Anzahl gefunden. Im Klettern und Springen ift dieß TIhier dem Marder und an Größe dem Wiefel ähnlich, doch ift es fchöner gebaut. Es hat einen platten faft vierefigen, dien, fpisig auslaufenden Kopf. Die Maſe fteht Hoch. Die Oberlippe ift Überragend, und die untere merklich kürzer. In jeder Kinnlade befinden fid) zwey Schneidezähne; die obern find feilfürmig, die uns tern zuſammengedruͤckt, ſchmaͤler, länger, ſpitziger, und beweglich zur Beförderung des Benagens fehr harter. Speifen **). Auf jeder Seite fliehen vier große geveifte Barkenzähne, und vor diefen noch zwey Eleinere: zufams mer 22 Zähne. Die Lippen find mit kurzen, fteifen, weißen Haaren befebt. Zur Seite der Naſe fiehen fünf Reihen fehwarzer langer. Bartborſten, und über den Augen und auf den Barden drey folcher Barthaare. | Die Augen And groß, rund, Sebi hervorftehend, . und 5) Nah der Härung im Srühlahr- fehlt er, und be den Sungen findet man ihm vor Winters felten. ' **) Diefe Beweglichkeit kann man nur an febendigen, und an todten, fo lange fie noc warm find, "bemerken, außer» dem fiten fie fo feft im Zahnfleifch, wie bie andern. — J 2. Ordn. 22. Gatt. Gemeines Eichhorn, 1077 und ftehen etwas näher nach den Ohren, als nach der ; Schnauze zu. Der Hinterkopf ift erhaben. Die Ohren | find lang und aufgerichtet, mit fträupigen langen Haaren an den Spigen bewachfen. Der Hals ift kurz; der Ruͤcken immer gewöldt. Die ganze Größe des Körpers som Kopf bis zum Schwanz ift neun Zoll; die Höhe vier Zoll und die Länge des Schwanzes acht Zoll, und bis zur Spitze der Haare gehn ZN N. Das Haar fieht in die Höhe und iſt etwas zuruͤckgebogen. Der Schwanz, des Thieres größte Zierde, iſt zottig; die längften Haare deffelben fiehen zur. Seite hin, und geben ihm das Ans - fehen einer Schwungfeder; fißend liegt er auf dem Rük fen, laufend aber iſt er ausgeſtreckt. Die, Eleinen aber ſtarken Schenkel find mit großen Füßen und dicken Zehen verfehen. Die Vorderfüße enthalten vier mit ſcharfen ‚grauen Nägeln befeßte Finger, und ftatt des Daumens - einen ſtumpfen Nagel. Die Hinterfuͤße haben fuͤnf Zehen. Das Eichhorn beruͤhrt, wie alle Nagethiere, die Erde mit ſeinen langen Ferſen, weswegen es auch aufrecht ſitzen Fann. i — Die gewöhnlichfte Farbe des Eichhorns iſt fuchsroth oder braunroth, und verliert fich an der Kehle und am Bauch) fanft in einen breiten weißlichen Strei— fen. Der Grund iſt immer afchgrau, und an dem’ Schwanze afchgrau und weiß gemifht, Schnauze und Augenlieder find weißgeld. Das zweyjährige zieht im November einen Winterpel; an, wovon die hervorftehen: ers den ») Dar. Ms.: Körper 8 Zoll; Schwanz 9 Zoll. 1078 | Saͤugethiere Deutſchlands. den ſtachlichen Haare, beſonders an den Seiten, aſch⸗ grau, roth und weiß ſind, und ihm ein graugeſprenkeltes Anſehen geben. Sim Alter behält es immer dieſe graus rothe Farbe, doch mit rothem Schwanz, Füßen und Ohr ⸗ Büfcheln. Im Norden verwandelt fich die fuchs : oder braunrothe Farbe im Winter allezeit in ein fchön melirtes Stau, welches das fogenannte Sraumwert (petit- gris) giebt (Sc, v. varius). Eine zweyte Hauptvarietät in der Farbe, welche wir im Freyen faft eben fo häufig als jene finden, machen die ſchwarzen Eichhörner aus. Sie haben ges wöhnlich weiße Kehle und Bauch, und werden im Win: ter, wenn fie alt find, mit einigen weißen Stachelhaaren überftreut, welches ihnen ein ſchwach bereiftes Anſehen giebt (Sc. v. niger). Außerdem find noch J—— Varie taͤten bey uns zu finden. 7.9) Das braunſchwarze gemeine Eichhorn, mit fuchsrothem Bauch. | b) Das afhgraue gemeine & ihhorn, mit weißer Bruft und Bauch, und vöthlicher Einfalung. des Unterleibes. O) Das hellgraue gemeine Eichhorn, mit ſchmutzig weißer Bruſt und Bauch, und rothen Strich über den Ruͤcken. Dieſe drey Varietäten find die ſchoͤn⸗ fien und fiheinen aus der Vermifchung der fuchsrothen und ſchwarzen zu entftehen. Sie find aber nicht häufig. d) Das 2, Drdn. ‚22, Gatt. Gemeines Eichhorn. 2079 d) Das weiße gemeine Eihhorn, mit ro⸗ u; Ange (Sc, v. albus) Ps Se Das gelbe gemeitte Einhorn. Entweder blaßgelb oder rothgelb. f) Das roth und weiß ER ENE gemeine Eichhorn. g) Das ſchwarz und weiß serhädte ge "meine Eichhorn. h) Das fudhsrothe gemeine — 5 Ai weißen ERBEN. i) Das ſchwarze Eihhorn mit ganz oder Halb weißem Schwanze. 'k) Das fuchsrothe Eichhorn mit weißem Schwanze Dieb fhöne TIhierchen fah ich den 14ten September 1797 bey Reinhardtsbrunn (Taf. 15. Sig. ! .). Wenn diefe fo verfchieden gezeichneten Spiek arten unter einander Sunge zeugen, fo bekommen ihre Haare oft eine aus ihrer elterlichen Sarbe zufammenges feßte Schattirung. Das Weibchen ift Eleiner als das Männchen, und fein Schwanz ift nicht mit fo langen und dichten „Haaren ‚Defekt. \ Yyya Merk 7 I — Suaͤugethiere Deutſchlands. Merkwuͤrdige Eigenfpaften. Geſicht und Geruch find die fchärfften Biene. biefer Eiahötner, außerdem aber iſt ihr feines Gefühl bey der Yenderung des Wetters zu bewundern. Shre Stimme ift in der Fröhlichkeit und Begat— ‚tungszeit ein Pfeifen, bey Freude und Furcht ein Klats fen, und im Zorn, Schmerz nnd in der Gefangen; an ein Knurren und Ziſchen. Sie jöben fechs bis — Zahree wenn man ſ e zahm macht. Das ——— dieſer ſo vortheilhaft gebildeten Ge⸗ ſchoͤpfe zeichnet eine ins Poſſierliche fallende Unruhe aus. Henn fie fi) auf der Erde befinden, und einen Mens fehen oder Hund gewahr werden, fo fuchen fie geſchwind einen Baum zu erreichen, laufen auf der entgegenge ſetz⸗ ten Seite deſſelben hinauf, machen zuweilen Halt und fihielen unvermerft an der Seite des Baums hervor nad ihrem vermepnten Feinde, Elatfchen und ziſchen einiges mal, und fobald diefer die Augen von ihnen weggewendet bat, fo willen fie ihm mit der größten Lift zu entwifchen, indem fie fehr geſchwind und unbemerkt den Gipfel des Baums zu erreichen ſuchen, und dann ſo leiſe als mögs lich von einem Gipfel zum andern ſpringen. Sie ſind im Stande mit Huͤlfe ihres zottigen Schwanzes zwoͤlf Fuß weit entfernte Bäume zu erfliegen. Zum bloßen Gehen und langfamen Schreiten fiheinen fie zu leicht gebaut, daher-fie immer Keine Sprünge mit abweihfeln: ‚ den Focal Ah y ER « NR Na 2. Ordn. 22. Gatt. Gemeines Eichhorn. rosı = den ‚großen. thun. Sie halten ſich gerne reinlich und. trocken, und fisen daher immer auf ihren Hinterfüßen, yußen und leden fih. Sie fliehen die Sonnenhige und „Lieben den Schatten. Sn der Brunft: und Heckzeit find fie ſehr boshaft und leiden feinen von ihren Kammeras den indem Umfreife, von welchem fie einmal Beſitz ger nommen haben, fondern verjagen ihn mit grimmigen Biſſen. In der äuferften Verfolgung können fie fehr ges ſchickt über einen Fluß oder. Teich ſchwimmen, und braw ‚hen wenigftens in Thüringen Feines Bretchens, wie man ‚vorgiebt, ja fie fpringen lieber bey Verfuchen vom Bret— chen ab, und fhwimmen mit eingetauchtem Rüden und. Schwanze. Verbreitung und Aufenthalt. Die gemeinen Eichhoͤrner wohnen in Waͤldern und in Gaͤrten, die in ihrer Naͤhe liegen. Man trifft ſie in ganz Europa, in den noͤrdlichen und gemaͤßigten Theile von Afien und wahrſcheinlich bis nach Ceylan hin⸗ ab an. Sie bauen ſich viele Neſter, und zwar in Schwarz: wäldern von dünnen Neifern und Moos, und in Laub— hölgern von Neifern mit, Blättern, oder duͤrren Neifern und dürren Blättern. Sie find alle mit einer flach Fe gelförmigen Haube, wie die Aelfternefter, verfehen, in welcher-fih ein Eingang, der dem Winde entgegen, oder ⸗ > gewöhnlich nach Morgen zu angebracht ift, befindet. Auf, der andern Seite am Stamme des Baums, da diefe Nes * meiſt in der Mitte des. Baums am Stamme anges Bi NN 1082 Säugethiere Deutſchlands. — bracht ſind, iſt noch uͤberdieß eine Heine Deffnung "gel fen, ducch welche fie im Nothfall vor ihrem Seinde ent⸗ fchläpfen können. Jedes Paar hat deren wenigftens vier, und zwey davon find befonders groß, und ihre Hauptwohnungen. Auch beziehen fie die leeren Nabens und Aelſterneſter und richten fie nad), ihren Beduͤrſ⸗ niſſen ein. Sie ſind Wetterpropheten, verrathen den Sturm durch ihr Pfeifen und Klatſchen, und verſtopfen den Eins gang ihrer Wohnung an derjenigen Seite, wo der Wind herffürmen wird. Bey fürdhterlichen Gewittern, ſtar— fen Regengüffen und heftigen Winden —— ſie ſich ganz in dieſelbe. Nahrung. Sie ſuchen ihre Nahrung meiſt in Gärten und Waͤl— dern, deren Ertrag durch) fie gefchmälert wird. Sie fref fen Obftkerne, Nüffe, Eiheln; Roth: und Weißbuchens ſaamen, Ahorn: und Mafholderfaamen: Tannen: und Sichtenfaamen, Beerferne, Baumfnospen, Heidels und Mehlbeerblätter, und? Schwaͤmme. Ein Pärchen kann leicht in etlichen Tagen alle Birnen eines Suͤßbirnbaums zernagen, und die Kerne herausfreflen. Die Srüchte der Wallnugbaume fönnen fie eben ſo bald abnehmen; und man muß ihre große Gefciclichfeit bewundern, wenn fie einen folhen Baum auskundfchaften., Tages lang pflücen. fie ununterbrochen Nüffe, und tragen fie fort. Sie machen weite Wege und zwar auf der Erde weg, um fich diefe angenehme Koft zu verfchaffen. Sm Win; * 2. Ordn. 22. Gatt. Gemeines Eichhorn. 1083 Winter uud Fruͤhjahr freſſen fie abgefallene Nuͤſſe, Eicheln, Bucheckern, Beerkerne, Laubknospen, Baumrinde und vors züglich Tannen: undFichtenſaamen, deren Zapfen ſie zu Mehl zermalmen, um dieſe Koͤrner heraus zu holen; im Sommer und Herbſte aber ſpeiſen ſie Obſtkerne und Nuͤſſe. Von Nuͤſ⸗ ſen und Eyerſchwaͤmmen legen ſie ſich ein Magazin in einem Neſte, oder in einem hohlen Baume, oder auch in einem ſelbſt gegrabenen Loche unter einem Buſche oder Steine, an, deſſen Vorrath ſie aber nicht bis zum Winter ſpa— ren, ſondern in regenhaften Herbſttagen ſchon angreifen und verzehren. Pfirſchen-und Aprikoſenkerne find ih— nen Gift. Wenn ſie freſſen, ſitzen ſie auf den Hinterpfoten, bringen mit den vordern, als mit Haͤnden, die Speiſe zum Munde, und man ſieht oft an ihren freundlichen und laͤcherlichen Mienen, wie gut ihnen eine Nuß ſchmeckt. Im Winter lecken fie ſtatt des Waſſers den Schnee gern. ; Fortpflanzung. In Maͤrz find diefe Ihierchen zum erftenmal hiz— zig Cläufifch), und es entfteht zu diefer Jahrszeit da, wo fie häufig find, ein allgemeiner Krieg unter ihnen. Man fiedt zuweilen zehn- bis zwölf auf einem Baume im blu: tigen Kampfe um Gatten und Gattinnen ftreiten, Die Barbe macht in der Liebe feinen LUnterfchied, fondern eg begatten fid) fhwarze und rothe zufammen und zeugen Zunge. Das Männchen hat ein großes Zeugungsglied, und iſt beſonders fehr: geil. | Das | 1084 | Stugeiee Deufland: — Das Weibchen traͤgt behnahe vier Wochen und bringt im April oder May drey bis ſieben blinde Junge in einem von ihren Neſtern, das ſonderlich gut mit Moos _ a Laub ausgefütlt ifk, zur Welt. Den Jungen find Augen acht Tage verfchloffen, und fi fie werben von der — drey bis vier Wochen gefänget, alsdann beklettern ſie ſchon die Baͤume, ſpielen unter fi, und mit dem Obſt und andern Nahrungsmitteln, die ihnen die Alten her⸗ bey tragen. Während den erften vier Wochen muß man alfo ihre Nefter erfteigen, und die Zungen herausnehmen, wenn man fie zähmen will. Allein hierbey muß man — dieſe Vorſichtsregel beobachten, daß man ſie gleich zum erſtenmal wegnimmt, weil ſie die Eltern, wenn ſie die Witterung von Menſchenhaͤnden durch ihren ſcharfen Ges euch bey dem Wochenbette bemerken, in ein anderes Neft, das oft mehr als 1000 Schritte von diefem entfernt ift, tragen, und man fie alsdann nur mit der größten Mühe wieder finden kann. "Man finder oft in einem Neſte ſchwarze und rothbraune beyfammen, wenn die Eltern, die fie zeugten, von verfchiedener Farbe waren, ja es fals ten auch, obgleich beyde Eltern rothbraun find, ſchwar⸗ ze aus * | he Man ernährt fie anfängtich mit Mile und weißem Brode, alsdann freſſen fie Nuͤſſe, Mandeln und Back: werk. So wild fie in der Freyheit find, fo zahm werden ſie in menſchlicher Geſellſchaft. Ihre poſſierliche Stel⸗ lungen machen den Liebhaber, obgleich ihr Harn ſehr un⸗ angenehm riecht, viel Vergnuͤgen; nur muß man ihnen | $ *) Diefe Bemerkung habe ich oft gemacht. die z. Ordn. 19. Gate. Gemeines Eichhorn. 1085 die Vorderzaͤhne ausbrechen, und ſie in ein eigen Haͤus— hen anfetten, damit fie durd) ihren Biß und ihr re > nicht ſchaden konnen. Sie begatten fih mehrentheils noc) einmalim Jahr; allein diefe zweyte Begattung iſt mit feinem Kriege ver bunden, wie die erfte, Die. ungen verlaffen die Alten ſchon nach dem zweyten Monate und ſuchen ſich ihre Nahrung ſelbſt auf. Diejenigen aus dem erſten Wochenbette ſind ſchon um Michaelis beynahe zu ihrer vollſtaͤndigen Groͤße AR angewachfen. er u 4 Frankheten In ſehr harten Wintern ſterben ſie, wenn der Fichten- und Tannenſaamen mangelt und der Schnee zu tief und zu lange Tiegt, daß fie nicht auf der Erde ihre Nahrung in abgefallenen Nüffen und Kernfruͤchten fu: chen können, Hungers und erfrieren. Man fin det fie alsdann in ihren Neſtern todt liegen, und in ih: ven Magen haben fig nichts als ein Bischen unverdauli⸗ she zernagte Holzrinde und Zweige *). Sein. *) Zu Anfange.des Winters 1782 gab es eine folhe Menge Eichhörnchen in Thüringen, daß dem Wanderer im Wals . be beynahe jede dreyßig Schritte ein ſolches Thierchen auf- ſtieß. Den Eommenden Frühling fah man fie nurnoch) fehr einzeln. Diele glaubten, fie wären wegen Mangel des ‘Zannenfanmens, ihres Hanptnahrungsmittelö auöge- wan- \ “ | 1086 | Slueihie Dechiame Seinde. * Nur ſelten erſchleicht J Fuchs ein Eichhoͤrnchen, das ſich auf der Erde befindet, deſto mehrere aber faͤngt der Baummarder, deſſen Hauptnahrung ſie ſind. Er jagt ſie ſo lange von einem Baume zum andern, bis ſie unter ſtaͤtem Angſtgeſchrey ermuͤdet ſich ihrem grauſamen Feinde ergeben muͤſſen. Die Jungen ſucht er in ihren Neſtern auf und trägt fie feinen ungen zu. Auch die große Hafelmaus deichleicht die Nefter der Eichhörn: chen, und fchleppt die Zungen als Raub weg. DerMir lan, verfchiedene große Eulen und der gemeine Buſſart fehleppen fie zur Heckzeit ihren ungen zu. Bon Flöhen, und von Zangenläufen (Acarus) werden fie, fo wie von Bandwürmern fehr geplagt. Sasd. Die Fährte der Eichhörnchen ift wegen ihrer lan: gen Ferfen he kenntlich (Taf XXIV. Fig. 14.) Sie jez: wandert; allein bey genauerer Unterfuchung fand man, daß fie alle noch da waren, abe» entweder erſtarrt in ih- ren Neftern oder unter dem Schnee vergraben lagen. Die Jagdhunde, die diefe Leichname ausfpürten, machten dieſe Entdeckung zuerft, und fanden das ganze Fruͤhjahr hindurd) eine Menge derfeiben- Anders verhält es fih in Sibirien, wo, Hr. Yal- las. (Reife II. 660. ihre Wanderungen zwifchen dem Ob und Tamm bemerkt Hat- Sie gefchehen der Nahrung halber und fie ſchwimmen dann über die Ströme, kommen fo gar in die Städte, und halten fi in den wuͤſten Gebaͤu⸗ den und Thürmen auf- x h 2. Ordn, 22. Gatt. Gemeines Eichhorn. 1087 ſetzen mehrentheils alle vier Fuͤße, je zwey und zwey, kurz hinter einander, oder auch wohl alle vier zuſammen, ſo daß die hintern in den Spuren der vordern ſtehen, und die Zehen ſtehen ſehr weit von einander. Ihre Fuͤße muͤſſen, da ſie ſchaͤdliche Thiere ſind, der Obrigkeit von den Jaͤgern ausgeliefert werden. | . Man fängt fie in Schlingen, die man in ihte Gänge aufftellt, und auf Bäumen in Fallen, die aus zwey Bretern beftehen, woran das oberfte auf leicht auf: geſtellten Hölzern beweglich ruht, fo daß es bey Berüb: rung der, an den Eleinen Hölzern befeftigten, Lockſpeiſe, die aus Nüffen beftehen kann, niederfaͤllt und fie ers ſchlaͤgt. Gewöhnlich aber werden fie mit der Flinte oder dem Blasrohre erlegt. Man muß fie fehr vor: ) | fühtig greifen, wenn fie nicht gänzlich getödtet find, da fie mit einem einzigen Biffe ihrer fiharfen und langen Zähne die ganze Hand durchbeißen koͤnnen. Nutzen. Ihr Fleiſch iſt, da ſie aus dem Pflauzenreiche ſehr gute Speiſen genießen, eßbar. Ein gebratenes Eichhorn hat faſt den guten Geſchmack einer gebratenen Henne, und die ſchwarzen ſollen die wohlſchmeckendſten ſeyn. Ich eſſe ſie ſehr gern, und alle diejenigen, welche vorurtheils⸗ frey ſind, finden ſie recht wohlſchmeckend. Die Baͤlge der deutſchen Eichhoͤrnchen werden nicht genug genutzt, ob fie gleich ein brauchbares Pelzs ‚werk zu Müsen und Handſchuhen abgeben. Diejenigen Win 10885 — Sangethirr Deutſchlands. Winterbaͤlge — die unter dem Namen Sranwert oder Vehe (petit- gris) bekannt find, werden vorzügs Ulich gefhäst. Aus Sibirien kommen die beften, und werden häufig zu Futter, Ausfhlag und Muͤffen verars Heitet-- Nach China gehen die groten grauen — Baͤlge aus der Gegend des Obi Men % Die Kirfchner nennen die hellen, weißes Graw wert, und die dunflern, ſchwarzes, obgleich weder die erftern ganz weiß, noch die letztern ganz ſchwarz ſind. Der Ruͤcken, welcher im vorzuͤglichſten Verſtande dem Namen Grauwerk hat, wird eigentlich zu Unterfut— ter für Mannss und Weibskleider, die Behwammen (Vehbam) oder die Bäuche, welche weiß und fihwarz find, aber zu den anfehnfichften Futtern, zu Auffchlägen und Müffen, und die Ohren fiatt der Hermelinfchwänze zu Auszierung der Unterfutter gebraucht. Aus den Schwanzhaaren verfertigt man Mah— lerpinſel. Die Eichhoͤrner ſind lebendige —— und empfinden die ſtuͤrmiſche Witterung einen halben Tag vorher. Man ſieht ſie dann, wie raſend auf den Baͤumen herum ſpringen, hoͤrt ſie verſchiedene Toͤne von ſich geben, und findet bey der Unterſuchung ihrer Neſter, daß ſie den Eingang, wenn er auf der Seite war, wo der Sturm herkommen ſollte, verftopft, und die andere Seite des Neftes geöffnet haben. Mord N Die "Müllers Sammlungen Ruf. Geſch. VI 124. - 2. rom. 22, Gatt. Gemeines Eihhorn. 1089 Die große Munterkeit, Lebhaftigkeit, Leichtigkeit und Behendigkeit, mit welcher ſie alle ihre Handlungen verrichten, und ihre Gelehrigkeit und Reinlichkeit hat ſie auch in die ——— der — ge⸗ a Schaden. Den größten Schaden thun diefe Thiere in Geſell⸗ fchaft der Mäufe an der Eichel: Roth: und Weißbuchens faat, indem fie den ausgeftreuten Saamen aus der Erde wieder hervorſcharren und freffen. Außerdem beißen fie die Spitzen der Fichtens und. Zannenzweige ab, und freflen die Knospen derfelben, fo wie die Baumfnospen von verfchiedenen Bäumen und Sträuchern. Sie zernagen die Tannen- und Fichtenzapfen, die füßen Birnen und Xepfel. Wallnuͤſſe und Hafelnäffe tragen fie in Menge weg. Sin den Gärten find fie daher nicht zu leiden, in Wäldern aber werden fie nur da, wo der Saamen gebraucht wird, ‚und fie in die Saaten gerothen, bey zu großer Menge ſchaͤdlich. Man follte fie im Herbſt wie die Hafen ſchießen und benußen, da wirklich ihe Fleifch einen recht angenehmen Geſchmack Bat. Nur-unter der granfamen Bedingung, daß ihnen die Zähne ausgebrochen werden, koͤnnen fie zum Ber: gnuͤgen der Liebhaber gezähmt werden, außerdem werden Bechft. gem. N, 8.1.2. 3; fie, * — Säugethiere Deuhlands, ‘ ſie durch Nagen am Hausgeraͤthe und | (un — giftartigen Biß Ihadlich 9), — Ferehaner und Vorurtheile. 1) Buͤffon glaubt, daß unſer Grauwerk von dem grauen Amerikaniſchen Eichhorn herkomme. 2) Sie follen einen Winterfchlaf Haben, 3) Sie ſollen fich abfichtlih auf Baumrinde der, ein Brettchen feßen, wenn fie über ein Waſſer ſchwimmen wollen. 4) Die alten Aerzte Seaucten Steif ch, Fett und Gehirn als kräftige Arzeneymittel, und der Aberglau— be unter den Landleuten fehreibt noch immer einem in einen neuen Topf zu Pulver verbrannten maͤnn— lihen Eihhorn in Krankheiten der Hengſte, und einen weiblichen für franfe Stuten Wunderfräfte zu. Gauffer und Seiltänzer nehmen gegen den Schwin— ‘del das pulverifirte Gehirn ein, um auch fo ohne Schaden Elettern und fpringen zu können, wie die Eich⸗ hoͤrner. *) Das zahmſte Eichhorn fühlt oft den Trieb nach feiner verlohenen Freyheit in fich, befonders im Srühjahr zur Zeit der Begattung feiner freyen Brüder, es wird wild und beißt unverfehens jeden, der fich ihm nur nähert, in diefem Parorismus. Uns find drey Benfpiele feit kurzem befannt, mo fehr zahme und artige Eichhörnchen, die ihren Gebieterinnen fonft auf den Winf folgten, diefelben, ohne vorhergegangene Beleidigung, durch ihren Biß fo ſtark verwundeten, daß das Gift deſſelben nicht geheilt werden konnte, ſondern die Finger abgeloͤſt werden mußten. em ur \ a DT: \ı \ * * Die drey und wanpigſte Gattung. & Kennzeichen In beyden Kinnladen findet man zwey gefurchte Vorderzaͤhne, doch ſind die obern doppelt, ſo daß Hinter den äußern groͤßern noch.zwey kleinere liegen, _ Backenz äh ne find auf jeder Seite ſechs. An den Borderfüßen find fünf, und an den Hinterfüßen vier Zehen, und die Fußfohlen find be: | haart. Der Schwanz iſt kurz oder fehlt ganz. Megen der langen Hinterfuͤße Eönnen diefe Thiere befonders bergan fehr gefchickt und ſchnell laufen. Sie nähren ſich bloß aus dem Gewächsreih, und zeu— gen eine zahlreiche Nachkommenfchaft, die fich jährlich mehrmalen fortpflanzget und ſehr fruͤh mannbar wird. 4 Han fagt gewöhnlich von den Thieren dieſer Gat tung, daß fie einen natürlichen Uebergang von den na⸗— genden zu.den wiederfäuenden machten, meil man ihnen ein Wiederfäuen zufchreibt, ob fie gleich nur einen einfachen Magen haben. 333,2 (39) 55+ 2, 0r0n. 23. Gatt. Haſe. 1091 ° * 1092 Suͤugethiere Deutſchlands. “ | ; (39) 55+ Der gemeine Hafe. Namen, Schriften und Abbildungen. ‚Kafe, Seldhafe, AIWENe und gemeiner Europäifcher Haſe. Lepus timidus. Gmelin Lin. I. ı. pag, 160. a ae Liövre. Buffon hist. nat. VI. 246. t. 38. Ed, de Deuxp. U. T. 4. £& 1. Ueberſ. v. Mau tini III. 147. Taf. 50. 51. Common Hare. 'Pennant hist. of Quadr. II, 98, Meine Ueberf, IL p. 419. v. Schrebers Saͤugeth. IV. 863. Taf. 233.A.B. v. Zimmermanns geogr. sool. I. 214. Goeze' s Fauna. II. 329. v. Mellins Anweifung zu Anlıg. ver Bitdbahs „nen 36. 180. v. Wildungens Reujaprögefient auf das Jahr 1798. ©. r..8or, 1,8 Donndorfs — Beytr. J. 537. n. I. Kidingers jagdb. Thiere. Taf. 23. Kenn 2, Ordn. 23. Gatt. Gemeiner Hafe 1093 ) Kennzeichen der Art. Die Ohren find Tänger als der Kopf und an der Spitze ſchwarz; der kurze Schwanz hat eine ſhwarie Oberſeite. Geſtalt und Farbe des maͤnnlichen und weiblihen Geſchlechts. Der gemeine Haſe ift in Dentfchland und befons ders in den Thuͤringiſchen Feldern und Waͤldern ſehr haͤufig zu finden. Seine Laͤnge iſt ein Fuß zehn Zoll, die Höhe zehn Zoll und der Schwanz (die Blume, Fe⸗ derlein) mißt drey Zoll H. Der Kopf ift Tänglich, herunterwärts gebogen, nach der Spiße zu fchmal und vom Munde bis zu den Ohren abgerundet. Die Schnauze ift dick und groß, mit lans gen Barthaaren befeßt; beſonders ift der innere Theil der Lefzen mit Haaren bebrämt. Er Hat oben vier Vorderzähne, nämlich zwey vorne, die durch einen Eins fchnitt getheilt zu feyn fcheinen, und zwey hinter dens felben, welches bloße Stifte find; unten befinden fich nur zwey Schneidezähne; oben an jeder Seite ſechs und unten fünf female Barenzähne; zufammen 22 Zähne. Die Nafenlöcher fehen wie ein zweyter Mund aus, welche Täufchung die Vertiefung der Nafenfcheides wand verurfacht. Man nennt eine folhe Vertiefung eine Hafenfcharte. Die Augen ftehen zur Seite, find | groß, weit hervorragend, arten mit ſchwarzen Streifen 3343 und *) Mar Ms.: Körper ı Fuß 8 Zoll; Schwanz 23/4 Zoll. 1094 F | Säugethiere Deutſchlands. 2 und bloͤde. Die Ohren (Loͤffel) ſind lang, an der Spitze ſchwarz, und ſcheinen ſich an ihrem Urſprunge zu beruͤh— ren. Die Natur verſagte ihm ein ſcharfſehendes Auge, gab! ihm aber dafür ein ſcharfhoͤrendes Ohr und eine feine Naſe. Er bat einen ftarken Hals, eine enge fleiz ſchige Bruſt, einen langgeftreeften und überall gleichdicken Leib. Die. Vorderfüße (Vorderlänfte) find kurz, dünne und mit fünf Fingern verfehen, und die Hinterfuͤße (Sprünge) find laͤnger, ohngefaͤhr halb fo lang als der Körper und haben vier Zehen. Beyde haben fchwarze lange, ſpitzige und ausgehöhlte Nägel, und fogar die Fußſohlen find mit Haaren dicht befest. Er geht auf dem ganzen Hinterfuß bis zur Ferſe. | Die Farbe feines Balges, der mit wolligen Haaren (mit Wolle) und einzelnen Stachelhaaren dicht befest ift, iſt oben gelb und ſchwarz gefprengt, oder hafengrau, au der Seite weg und an der Bruft röthlicher, oft hochfuchsroth und unten gelb und weiß oder gelblichweiß. Der kurze Schwanz ſteht in die Hoͤhe gekruͤmmt, und iſt oben ſchwarz und unten und zur Seite weiß. Beyde Geſchlechter, der Hafe (Ramler) und die Hafin (der Setzhaſe, Mutterhaſe) haben noch beſon— dere Kennzeichen, wodurch man fie von einander unters, fcheiden kann. Der Ramler ift kürzer gebaut, hat breis tere Senden, einen ftärfern, rundern, wolligern Kopf, einen längern und flärfern Bart, fürzere und breitere Dhren, ift röther auf den Schultern und Vorderblättern als die Häfin, und mit breitern und weißlichen Dhren, die cr oben nahe zufammen und Über dem Rücken neben einander "2. Ordn. 23. Gatt. Öemeiner Hofe. 1095 — hinhaͤlt, verſehen. Der Setz haſe hingegen iſt langgeſtreckter als der Ramler. Die Wolle iſt auf dem Ruͤcken grau und faͤllt ins ſchwaͤrzliche; die Seitenfarbe | Lichter; die Blume länger und nicht fo weiß, und breit, al bey jenem, und er fperrt die Ohren weiter von eins ander, und legt fie an den Seiten Bin. Abweihungen und Barletäten. Die Jaͤger theilen die Hafen in Feldhafen, in Berg: Wald: Holz: oder Bufhhafen, und in Sumpfhbafen ein. Es find dieß nur verfchiedene. Benennungen, die den Ort, wo fich der von ung beſchrie— bene Haſe gewöhnlich aufzuhalten pflegt, bezeichnen. Freylich hat die Lebensart in fo verfchiedenen Gegenden auch einigen Einfluß auf das Naturel, und befonders auf das Wahsthum diefes Thiers, allein dieß ändert die Kennzeichen feiner Art nicht ab. a) Der Berghafe ift größer, dicker, Hat ein dichteres, Bräuneres und fehwärzeres Haar, und ift mehr weiß unter dem Halſe als- der Seldhafe.. Da er im Walde nicht den großen Verfolgungen ausgeſetzt ift, wie jener, alfo ein höheres Alter erreicht, und im Herbſte und Winter gute Nahrung von Eicheln und Bucheckern bat, fo findet man ihn oft von einer großen Schwere, tan hat in den Hinterbergen des Thuͤringerwaldes Berghaſen achtzehn Pfund ſchwer geſchoſſen. b) Der Sumpfhaſe unterſcheidet ſich vom Feld: a in nichts, als in Anfehung feines Aufenthalts, weil 333 2 ev 1096 Suaͤugethiere Deutfchlands. : — er immer in moraſtigen und ſumpfigen Gegenden und im Schilfe iſt. Sein Fleiſch iſt weißlich, unſchmackhaft und ungefund. Man hat bemerkt, daß es mehrentheils Ram⸗ | ler find, die diefen Aufenthalt wählen. c) Merkwuͤrdig tft, daß man auch Hafen gefunden haben will, aus deren Stirnfnochen ein Paar £leine Geweihe, wie Nehgehörn, gewachfen waren, gehörnte Hafen. Es ift dieß aber vermuthlic ein durch Kunſt aufgefeßtes Rehgehoͤrn. So waren die, wenigftens, wel che ich gefehen habe. f. Gesners Thierbuh ©. 173. Museum resium Hafniae nr, 48, t. IV. Ich Halte diefe Hafenhörner nad) den bis jekt bekannten Erfahrungen für Nehhörner, die ausgebälgs ten Hafen sunter der Haut eingefest worden. find. Sie haben vielleicht ihren Urfprung bloß einem Spaͤschen zu⸗ verdanken. Weiter giebt es folgende Farbenvarietaͤten: d) Der weiße gemeime KHafe Lt. albus, | | AND —— 2 gelbw erh v nr ge Ale 23.2159 WU nn * dh. e) Der Be a —— t. favus. Er iſt rothgelb oder erbsgelb. f) Dee 2. Ordn. 23. Gatt. Gemeiner Hafe. 1097 A) H De ſchwarze gemeine Hafe. L. t. niger. HEIL: Es iſt rußſchwarz oder grauſchwarz. Im vorigen Jahre ſchoß ich auch einen, der vier ihm naͤmlich bis auf den Grund aufgeſchlitzt. Ueber⸗ haupt findet man in Haſenneſtern mancherley monſtroͤſe Junge, z. B. Doppelhaſen, die zuſammengewachſen ſind u. ſ. w. Auch machen ſich Schaͤfer und Hirten, die ſie jung finden, ein Vergnuͤgen daraus, ſie zu verunſtal— ten, ſchneiden ihnen die Ohren ab u. ſ. w. Zergliederung. Um das leiſe Hoͤren zu befoͤrdern hat der Haſe in dem Gange des Ohrs, der in das felſenfoͤrmige Bein (os petrosum) führt, noch eine beſondere beinerne Roͤhre, die ihre Richtung hintertwärts, wie ein natürz liches Schallloch nimmt, damit auch der geringfte und entferntefte Laut zu den Gehörwerkzeugen dringen kann. Der Magen ift groß und einfah. Der Blind darm ift ebenfalls fehr groß. Die Leber ift oft eine ordentliche Würmerwelt; und die Blafen, die fih an ihr und andern Theilen befinden, find feine Hitz⸗ oder Stanzofenblattern, twie fie die Jaͤger nennen, fondern Behältniffe der Blafenbandwürmer. Die Eingeweide überhaupt find mit! vielerley Arten von Würmern befeßt. | Die Seftalt der Gebärmutter made, daß man dem Kafen eine Ueberfruchtung zufchreibt. Die Mutter 335 5 ſcheide J 4 er uf, EAU Br Ohren zu haben fihien. Seine beyden Ohren waren / 1098 Sauugethiere Deutſchlands. ſcheide und die Mutter ſelbſt * in einem fort, A man findet. . "und no) Hals, fondern die Mutters 4 hörner oder _. ., ‘en haben jedes eine Deffnung, _ welche bis: in die Mutterfcheide geht, und fich bey der. Geburt ausdehnt. Dieſe beyden Hörner ftellen alſo gleichfam zwey Gebärmütter vor, wodurch aljo der Hafe geſchickt feyn foll mit-der einen zu empfangen und aus der andern-zu feßen *). Andere merkwürdige Eigenſchaften— Der Haſe hat die Augen ſtets offen und ſchlaͤft ſo⸗ gar mit ganz oder halb offenen Augen, weil ſie ſeine kurzen, gleichſam abgeſchnittenen Augenlieder nicht bes decken koͤnnen, und ihm die Augenwimpern fehlen. Er ſitzt immer auf den Hinterfuͤßen, welches man ein Maͤnnchenmachen nennt, und ſpielt oft mit ſich ſelbſt, mit Feldmaͤuſen, und mit feines Gleichen. Seine län: gern Hinterfüße verwandeln feinen Gang in ein ſtetes Huͤpfen; und er iſt auch aus dieſem Grunde ſchneller, wenn er Berge beſteigt, als wenn er herunter laͤuft. Seine Stimme iſt zur Zeit der Begattung ein dumpfes Murkſen, und in der Noth und Todesftunde ein lautes aͤngſtliches Gefchrey, wie es die ganz Kleinen Kinder hören laffen. Sein Lebensziel hat er in acht Bis zehn Jahren erreicht. i | ders ſ. Goeze a. a. O. ©. 343 —348. J 2. Orrn. 21. Gatt. Gemeiner Haſe. 1099 EEE und Aufenthalt. Der Hofe bewohnt alle Theile von Europa, die meiftenvon Afien, Japan, Ceylon, auch in Afrika Aegypten und die Barbaren. Man trifft ihn in Feldern und auf niedern Anhöhen am meiften an. Don Natur ift er furchtfam und ſchreckhaft, fo daß ihm das geringfte Geräufch, das zuweilen Froͤſche, Ei: dechfen und Schlangen verurfachen, aus feinem Lager vertreiben fann. In Gegenden, wo er ſich Sommer und Winter im Felde aufhalten muß, graͤbt er dafelbft niehrentheils auf die Mittelfurche -des Ackers in Geftalt- eines länglichen Ovals, fo lang als er ſelbſt iſt, und fo tief, daß fein Ruͤcken noch etwas hervorfieht, und zwar im Sommer in folhen Gegenden, wo er die Nordluft, und im Winter, wo er die Sonne genießen kann, im Winter alſo nad) Süden und im Sommer nach Norden zu. Er liegt darinnen wie ein Knauel, zufammengedrücft, die Vorderfüße dicht am Kopf angezogen, und die Hinter: füße unter den Leib verkürzt, und man hält ihn ohne die gehörige Kenntniß und Hebung für eine Erdfeholle. So lange als das Öetraide noch auf dem Halm ſteht, geht er nicht aus demſelben, und bis zum Winter bleibt er in den Stoppeln. Alsdann aber ſucht er in Gegenden, wo er Waͤlder und Feldhoͤlzer in der Naͤhe hat, dieſelben zu ſeinem Aufenthalte auf. Er ſteht nicht gern Regen, Hagel, Schnee, ſtuͤrmiſche und kalte Winde, große Kaͤlte s und außerordentliche Hitze aus, und meidet beſonders alle Gegenden, wo ihn im Winter die ſcharfen Oft: und x | Nord⸗ 1100 Säugetiere Deutſchlands. Nordwinde treffen koͤnnen, und wo er im Sommer der Genreden Sonnenhitze ausgeſett waͤre. Um in feinem Wohnſitze vor * Feinden, bes ſonders den Hunden ſicher zu ſeyn, hat ihn die Natur gelehrt, ihnen die Spur durch Wiedergaͤnge und Ab⸗ ſpruͤnge zu verwirren, daß fie ihn weder durch den Ger ruch noch durch die Verfolgung des Weges, den er ge nommen hat, finden fünnen. Wenn er nämlich aus dem Felde in das Holz nach feinen Lager zurückkehrt, wels ches man im Winter fehr deutlich an der Fährte bemers ten kann, fo geht er in einiger Entfernung in gerader Linie eine ganze Strecke vor feinem Lager vorbey, wen: det fih dann auf dem nämlichen Wege wieder zurück, thut, wenn er ein wenig gegangen iſt, nach der Seite, wo ſein Lager ſich befindet, etliche Spruͤnge, geht wieder etliche Schritte, und ſpringt wieder nach der Seite des Lagers ab, und dieß thut er noch etlichemal, bis er ſei— nem Lager gerade gegenüber koͤmmt, wo er wiederum etliche Sprünge zur Seite thut, und dann mit einem großen Sprunge fich in dafjelbe ftürzt. Wenn man zuweilen durch das Getraide ganzer Flu— ren fchmale, fhöne Wege von einem Fuß Breite findet, die die aberglänbifchen Leute den Bilfenmähern *) zur ſchrei⸗ * Bilſenmaͤher ſollen Hexen ſeyn, die durch die Flur gehen, mit der Sichel dieſe Wege ſchneiden, und das Ge— traide nach Hauſe tragen, eat denn ihr Patron der Teufel - 2. Ordn. 23. Gatt. Gemeiner Haſe. | 1101 ſchreiben, fo find es SHafenftraßen, die fogenannten Hexenſtiege, auf welchen fie ihrer Nahrung und den‘ Gefihäfften der Liebe nachgehen. F Nahrung. Die Haſen naͤhren ſich von Getraide, 2 von Hafer, Kohl, Krautblaͤttern und Krautfruͤchten, von Wurzeln, Gras und Heu, und lieben beſonders die Pflan⸗ zen, deren Saft milchartig iſt. Im Winter thun ſie der unter dem Schnee verborgenen Saat, welche ſie durch Aufſcharren entbloͤßen und abfreſſen, großen Schaden, nagen die Rinde aller jungen Baͤume, der Linden: und Erlenbäume ausgenommen, und die Spisen des jungen Schlagholzes, und befonders des Schwarzdorns ab. Sjunge Gerftenfaat *), Pappeltinde und Laub, Espar⸗ fette und Kadischen, welche fie aus der Erde graben, find ihre Lieblingsfveifen, In fehr harten Wintern wer— den fie von den Jaͤgern mit Heu und Erbſenſtroh ges füttert. Der Teufel fo fegnet, dab in den wenigen Garben fo viel "Körner ſtecken, als fie das ganze Jahr zur Leibes mehtung und Nothdurft nöthig haben. ”) Befonders die junge handhohe Saat der vierzeiligen Gerfte. Wenn man diefe fidhern will, fo ftedft man alfe zwanzig Schritt ein Hoͤlzchen, in welches man oben einen. Ritz macht, worein ein Läppchen, eingetaucht in Franuzo— fenöhl, geftedft, und mir einer Eperfchanle gegen den Re- gen bededt wird; dieß erfrifcht man nach vierzehn Tagen, fo iſt man vor Hafen und Reben fiher, ‚102 m Säugethiere Deutfhlands. Der * nach gehen fi ie nur mit einbrechender Nacht ihrer Nahenng (Aefung) nad) ; in den längften Sommertagen aber verlaffen fie ſchon fechs Uhr ihr La: ger, und im Winter, wenn zu tiefer Schnee liegt, und ihre Nahrung fparfam iſt, gehen fie den ganzen Tag auf. die Aefung. Auch die Haͤſinnen, welche Junge fängen, die fie adzehren, fleigen am Mittage uf und befriedigen | ihren Hunger ungefiheut. Da diefe Thiere ihre Oberlefze ftets betvegen, indem fie alles beriechen, fo ſagt man, aber vielleicht ohne Grund, fie käueten wieder *). . Fortpflanzung, Die Hafen begatten fich (laufen, rammeln) bey warmem Wetter fhon im Sinner und Hornung, im Maͤrz aber ſind ſie am hitzigſten. Der Ramler iſt zu dieſer Zeit fluͤchtig, ſchwaͤrmt allenthalben herum, wo es Haͤſinnen giebt, und ſpuͤrt ihnen durch feinen guten Ges such auf der Erde, wie die Hunde, nach, wenn er fie verkiert. Es folgen einer Haͤſin bey der.erften Begats - "tung zuweilen drey bis vier Hafen mit einem ſteten Knurren nach, und kaͤmpfen ſehr heftig um ſie, indem ſie ſich auf die Hinterbeine ſtellen, und mit den Vorderbei⸗ nen nach einander ſchlagen und be ißen. Dem Sieger, oder demjenigen, welcher ihr am beſten gefaͤlt, ergiebt ſie ſich, und dieſer haͤlt ſich denn mehrentheils den ganzen | ei: Som: — 3 Buch Moſ. 1, 5m fi 2, Ordn, 23. Öatt, Gemeiner Haſe. 1103 Sommer bindurd) allein zu ihr, und begleitet fie während ‚ihrer Schwangerſchaft allenthalben hin. Nach 30 oder 31 Tagen fest fie das erſtemal eins bis zwey, dann aber gewöhnlich drey Bisvier Zunge im Felde, entweder in ein flachgegrabenes und zuweilen mit ihren Haaren ausgefüttern tes Neſt, oder in einen Miſthaufen, und im Walde in Moos zwiſchen junge Tannen, oder Sträucher, in abge— fallenes Laub oder Hohes Haidegras. Die Jungen wer; den mit offenen’ Augen gehöhren. Wenn fie zus weilen fünf Zunge zur Welt bringt, fo erzieht fie doch meiſt nicht mehr als drey, und läßt die übrigen umdoms men. Sie begattet fih den fechften Tag, nachdem fie gebohren hat, fihon wieder, und faugt die ungen nur zwanzig Tage, verläßt fie alsdann, und diefe müffen ſich ſelbſt ihre Nahrung ſuchen. Wenn fie die Mutter fäuz gen will, fo lockt fie diefelben um fich' herum, indem fie die langen Löffel zufammenfihlägt, welches ein Klapnern verurfacht, j Das Weibchen laͤßt das Männchen bis im Sulius und länger zu, und Eann in einem. Sahre, wenn das Frühjahr ofne Schnee und der Sommer trocken iſt, ſehr viele Junge gebaͤhren, woher die ungemein ſtarke Ver— mehrung der Hafen entſteht. Der erfte Satz geſchieht im Maͤrz; der zweyte im May; der dritte im Inlius, und zuweilen ein vierter noch im. Sep— tember. | Tan glaubt, daß die Häfin wegen des oben anger BE fonderbaren Baues ihrer Seburtsglieder über; ſchwaͤn⸗ 1104 Gäugethiere Deutſchlands. ſchwaͤngert werden koͤnnte und daraus erklaͤren die Jaͤ⸗ ger die Mißgeburten, die man nicht ſelten unter dem, jungen Hafen im Nefte antrifft. - Die Zungen find an der Stirn meiftentheifs mit einem weißen fiernförmigen Fleck bezeichnet, den fie oft ein ganzes Jahr behalten, und find ein ganzes Jahr durch auf dem Rücken heller grau, und an den Seiten nicht roftroth, fondern roſtgelb. Sie verlaffen die Gegend richt, wo fie gebohren worden find, leben aber einfam, und. jedes macht fich fein befonderes Lager. Man kann ſie mit Milch aufziehen, und ſich an ihren Trommeln mit den Vorderfuͤßen, welches eine Art ihrer Vertheidi— gung iſt, wodurch fie ſich nicht allein gezaͤhmt Kunden und Katzen, fondern auch in der Freyheit ihren fonftigen Seinden entgegen fiellen, und an andern lächerlichen Poſſen, und ihren Schmeicheleyen vergnügen. Ihr volls kommener Wuchs ift in funfzehn Monaten vollendet, und fie begatten fih noch in demfelben Jahre, da fie gebohren find. | Ä ’ ie zeugen mit den Kaninchen nad) vielen Verfu: chen keine Baftarten. Krankheiten.“ In der Begattungszeit, und wenn fie zu fehr gehetzt werden, befommen die Hafen wegen der’ übermäßigen Hitze an der Lunge, Leber, dem Herzen, Ruͤcken und den Geburtsgliedern zuweilen Blattern, dDrüfenartige Gefhwüre und verhärtete Beulen, die auch unter dem Namen Pocken, Finnen und Franzofen bes kannt find, und ihr Fleiſch im Sommer efelhaft machen. i Sie 2. Ordn. 23. Gatt. Gemeiner Hafe. 110 B Sie muͤſſen ſehr wohl von den oben angegebenen Behäls tern "der Blafenwürmer unterſchieden wechen Wenn viele Mehlthaue fallen, ——— fiediete berfaͤule, und im Jahre 1789 fand man faſt nicht eis / nen, der nicht eine verdorbene Leber gehabt hätte. Seinde, Sie find der gemeinfte Raub der Raubthiere und Raubvoͤgel; Wölfe, Luchfe, Fuͤchſe, Hunde, Wie feln, Uhue, Habichte und Raben find ihre Ver: folger und Mörder. Die Raben: Kräben floßen nur auf junge Hafen. Bon den Flöhen haben fie im Sommer viele Pla: ge auszuftehen. Auch machen ihnen die Bandwür: ‚mer, die BDlafenwürmer, die man in der Leber und im Uterus findet, die Trihuriden, und die Zwirm ‚(Filaria) und Egelwärmer viele Unannehmlichkeiten. Sagd An diefen Thieren machen Jaͤger und Jagdhunde die erften Verfuche. Der junge Märzhafe wird, ſchon als ein Lerfergericht im Sulius und Auguft auf dem Ans ſtande gefchoffen; die eigentliche Haſenjagd aber fängt fih in der Mitte des Septembers an, und dauert bis zum Februar, oder bis zu der Zeit, wenn ſich der Kafe wiederum begattet. ! Die Fährte aller vier Süße ift, da er ſtets, Tangs ſam und gefhwinde, gallopirt, wie ein Dreyeck geſtaltet, Bechſt. gem. N. G. J. B. Yaaa woran L «A 1106 | _ Shugeiere Deufstane woran die Grundlinie, u die Seite, wo die beyden Faͤhrten gerade gegeneinander aͤber ſtehen, dahin weifet, wohin er gelaufen iſt, und woran die zwey Spuren, die hinter einander ſtehen, die Spitze des Dreyecks bilden. Die zwey vordern gegen einander uͤberſtehenden Spuren find aber nicht von den vordern Füßen abgedruckt, fonz dern von den hintern, und die zwey Vorderfüße machen die Spuren, die nachfiehen. Er hebt alfo, wie die meh— reſten Thiere, die auf der ganzen Ferſe geben, -die zwey NHinterfüße zu gleicher Zeit auf, und fchnellt fie über die vordern weg. Je gefehwinder er gallopirt, defto weiter fiehen die Spuren und en (Taf. XXIII. Sig. ı2. a. b,) Er wird im Herbfte im Felde durch g agdhunde aufgejagt und geſchoſſen. — Man best ihn mit Windhunden, denen er oft durch feine Dueerfprünge und geſchickten Wendungen, entkoͤmmt, und hierbey bemerkt man, daß ihm die Natur den Mangel ſeiner Vertheidi⸗ gungswaffen durch ſeine langen Hinterlaͤufte erſetzt hat, mit welchen er große Sprünge zu machen und beſonders bergan fehr fchneli zu laufen im Stande it. Er fieht im Saufen oft ftill, fieht ſich aufgerichtet nach feinem Feinde um, und thut beym Stillſtehn allgeit mit einem von feinen Kinterfüßen einen Schlag auf die Erde. Markt ihn fein Gegner, fo ſchnickt und fehreyt er bloß, ohne andere Gegenwehr. Man erlegt ihn auf dem Anſtande des Abends an Feldhoͤlzern, aus welchen er in der Daͤmmerung, F | ne Nahrung im Selde zu füchen, koͤmmt. Im N 2. Ordm 23. Gatt. Gemeiner Haſe. 1107 + Im Winter wird er vermittelfi des Treibjageng | im Felde und vermittelfi des Klapperjagens im Walde gefchoffen. Hierbey muß der Jaͤger in Nückficht auf die Witterung gewiffe Negeln beobachten. Denn da der Haſe ein Wetterprophet ift, und fihon 24 Stunden vorhero das Wetter fühlt, fo wählt er auch darnach fer nen Aufenthalt. Wenn es daher am Tage regnet, fo findet man ihn auf trosfnen und erhabenen Drten, in Steinbrüchen, an Orten, wo es viele hohe Difteioäfche giebt, in Eleinen Haiden, und allezeit unter dem Winde: in Falten Nächten, bey Schnee: und Froſtwetter hinge— gegen muß man ihn im diefen Geſtraͤuche auffuchen. Dan fangt ihn-auch, wiewohl nicht weidegerecht, in Schlingen, welde aus ausgeglüheten dünnen Drath, wie eine Haarfchlinge, gemacht, und in feinen gewöhnlichen Gang, wo er durch eineHecke oder unter einen Bufch wegkries hen mufaufgeftellt werden, In feinem Lager erſchießt man ihn, indem man ihnumgeht. Es gefchieht dieß, wenn - - man, bey feiner Erblickung im Lager, fo lange immer engere Kreiſe gehend um ihn befchreibt, bis man ihm fo nahe fommt, daß er erlegt werden kann. Er wird dadurch, da er den Zäger immer auf allen Seiten fieht und wit; tert, fo verwirrt, daß er nicht weiß, an welchem Ende er entfliehen fol, und alfo liegen bleibt, Er wird auch in H a ſennetze getrieben, und wo er felten iſt eingela ppt. — Bey großem Schnee kann man ihn mit abgekochtem Kohl, den er fehr weit riecht, hinlocken, wohin man will, Yaaaz ‘ An 1108 Säugetbiere Deutſchlands. An der Nafe-und hinter den Ohren ift er am ems pfindlichften, und er fann am diefen Orten durch einen, leichten Schlag getödtet werden. Nugen Das Fleifd (Wildpret) des jungen Hafen iſt zart, leicht verdaulich und nahrhaft, und auch der alte Haſe giebt gute Braten und Gerichte, Will man das Alter eines Hafen erkennen, fo zieht man ihn die Ohren von einander; giebt das Fell nach, fo ift er jung, hält es aber feft, fo ift er alt; eben fo find die Glieder eines alten Hafen an den Vorderfüßen größer und ftärfer als an eir nem Sungen, Auc) an der Farbe ifterzu unterfcheiden. In Rußland ist man das Fleifch nicht, und die Ha: fen werden nur der Felle halber: getödtet. Man fihäßt, daß jährlic) in Rußland überhaupt mehr als eine halbe Million Hafen gefangen werden, welde dem Neiche 50000 Rubel einbringen. | = | Der Winterbalg Eann gefärbt werden, und dient zu allerhand Pelzwerk. Aus den Haaren werden fehöne Hüte, und gefpon: nen — Beinkleider, Handfchuhe, Muͤtzen, Strümpfe und Zeuge verfertigt. Die Bälge ftehen dahero jeßt in einem ſehr hohen Preife, und unfere Hutmacher bezah— len das Pfund Haare mit einem Dusaten, In Boͤh— men werden die fihönften Hüte aus Hafenhaaren ge: macht, wozu jährlich 40000 Hafenbälge verbraucht wer: den, 2. Ordn. 23. Gatt, Gemeiner Haſe. 1109 den. Jedes boͤhmiſche Cammerguth lieferte ſonſt jaͤhr— lich 1300 bis 1400 Stuͤck; wovon das TR 20 hie 24 eamben koſtete. J — Bälge werden für gut befunden, wenn fie an diejenigen Theile des Körpers angelegt werden, wo Flüf - fe find, und verhindern auch das Wundliegenin langwierigen Krankheiten als Unterlagen, Auch die Flöhe ziehen fih nach dem Haſenfelle gar gerne. Dieß weiß man in Dalerne in Schweden, wo es ſehr viele Flöhe geben foll, fehr gut zu benußen, um fie auf eine leichte Art zu fangen. Man bindet näms ih ein Stuͤckchen Hafenfell auf die Bruſt, die Flöhe ziehen fich den Tag Über vom ganzen Körper dahin, und des Abends fucht man. beym Schlafengehen das Stück chen Fell ab. Be Die abgehaarten Haſenfelle nußt der Beutler, Schuhmacher, Siebmacher und Leimkocher. Die Abgänge bey den Gerbern und Hutmachern geben einen guten Duͤnger. Die Hinterfuͤße gebrauchen die Goldſchmiede zu Glaͤttung des Silbers, die Buchbinder um das Leder mit der Beize und dem Eyweiß zu uͤberſtreichen, die Phyſiker, wie den Fuchsſchwanz, um den Elektropher das mit zu reiben, und jedermann als einen Eleinen Beſen, ‘ um Kleinigfeiten damit abzufehren, Yaaaz Den - i ih * "Säugetiere Deucſchlands. 9 Den Haſenſprung, das lange — oben mit einem Wirbel verſehene Knoͤchelchen aus den Hin— terfuͤßen braucht man zu einem Ba als Ans le u. ſ. w. Man bediente ſich ſonſt aller Theile von Kafen-in der Medicin, und noch jetzo erkennt man das Blut (den Schweiß) als ein wirkſames Mittel bey den Blut— fluͤſſen der Frauenzimmer. Es wird ein reines Stuͤck Leinewand in das friſche Blut getaucht, und getrocknet, alsdann ein Stuͤckchen, wie ein halber Laubthaler groß, in ein Glas weißen Wein gethan, und wenn es den Wein roth gefaͤrbt hat, ſo wird er getrunken. | Das Fett brauchtman um Schpären und Sefchwüs te zu erweichen und auffreifen zu laffen, und zur Vertrei⸗ | ei großer Geſchwulſte. Die Perſer, bey denen noch viele Theile vom Haſen als Arzeney gebraucht werden, glauben, ein Narr befame durch den Genuß der Haſenleber — des Haſenfleiſches feinen Verſtand wieder. Schaden und Mittel a ch Der Hafe fhadet dert jungen Saat, dem rei fen Getraide, den Kohlfeldern, und den jum gen Bäumen, deren Schale er abnaget. Wenn man- um die Pflanzſchulen herum Reife einftecft, deren untes ve Seite alle 14 Tage mit Schweinefett und Schiefpußs ver befirichen wird, fo werden fie da, wo fie nicht eine kange ruhige Hegung genießen, verſcheucht. | | Sur x 2. Ordn. 23. Gatt. Gemeiner Hofe 1111 Irthuͤmer und Voruͤrtheile. Von den ſogenannten Franzoſen, von den Bil: ſenmaͤhe ru und vom Wied erfänen iſt ſchon oben geredet worden. Die Haare unter blutſtillende Salben gemiſcht, hemmen alle, Arten von Blutfluͤſſen. Den Hafenfprung zu Pulver geftoßen und einge: nommen dient wieder die Kolif, den Stein und das Sei— tenſtechen. Wenn man ihn in den Trinkeymer der Pfers de wirft, fo verfangen ſich diefe nicht on der Erhisung. Haſenblut uͤber die Haut geftrichen, vertreibt die Sommerfleden und ftillt getrocknet und pulverifirt den Durchlauf; warm in ein Tuch aufgelegt hilfe für die Hofe. Mit dem Gehirne das Zahnfleifch der Kinder be; firichen befördert den Durchbruch der Zähne; dient wis der das Zittern der Glieder, und mit Wein vermifcht, hilft es denen, die das Waffer nicht halten Fünnen, Kopf, Augen, Herz, Lunge, Leber, Galle, - Nieren, Seilen, Uterus, Koth, Haare, Laab und der ganze zu Pulver getrocknete Haſe wurden fonft in. der Medicin als heilſam gebraucht. Es iſt eine alte Jaͤgerbehauptung, daß es viel Zwit— ter unter den Hafen gebe, daß die Ramler zuweilen feßs | Aaaaq4 | ten, aıı2 Süäugerhiere Deutfhlande. ten, und daß es Seßhafen gebe, welche rammelten, ja daf fie fogar das Sefchlecht ‚weränderten., Die Urſach davon liegt darin, daß die Ramler in der Jugend keine ſichtbaren Teſtikeln haben, die Schaam von beyden Ge⸗ ſchlechtern faſt nicht ſichtbar, und die Eichel der weibli— chen Ruthe ſo ſtark, als die der maͤnnlichen iſt *). 1 56. Der veraͤnderliche Haſe. (Taf. XVI. Fig. 1.) Namen, Schriften und Abbildungen, . Weiße Haſe, Alpenhaſe, noͤrdlicher Haſe, Steinhaſe, Sandhaſe, weißer Steinhaſe, Berghaſe, Schweizeriſcher Berghaſe. Lepus variabilis. Gmelin Lin. I. 1. p. 161. n. 6. | oo Pallas novae Quadr, spec, e Glir, ordine, T. 1. A Iy. T, Io Varying are Pennant hist, of — II. 100. t. 69. £, 1, Meine Ueberſ. U. p. 422. v. Schre— *) ſ. v. Heppe wohlredender Tiger. S. 158. Dieſer will ſogar einen Haſen geſehen haben, der ein ſtarker Ram— ler war, auf dem Kopfe zwey feſte Hörnchen zwiſchen den Loͤffeln fehen, und beym Auswerfen 4 junge Hafen in fic) hatte, die in 8 Tagen gefeht werden mußten. 2. Ordn. 23. Gatt. Veränderliher Haſe. 1113 v. Schrebers Saͤugeth. IV. 885. Taf. 235. B. v. Zimmermannd geogr. 3001. I, 335. f — zool. Beytr. I. 543. n. 6. Jettze von den weißen Hafen in Liefland. Luͤbeck, 1749. Büffons vierf. Thiere von Martini. II 166. Kennzeichen der Art. Die Ohren find fürzer als der Kopf und an den Spisen ſchwarz; die Farbe ift veränderlich, im Winter ganz weiß; der Schwanz kurz und im Winter flodig. > - Seftalt, Farbe und Sitten des männlichen und weiblihen Geſchlechts. Einige Naturforfcher halten diefen Hafen für eine DVarietät des Climas vom gemeinen Hafen, allein nicht nur die fo fehr verfchiedene Geftalt, die fürzern Ohren, fürzern und dünnern Gliedmaßen, und der Fürzere, aus weniger Wirbeln beftehende Schwanz, fondern auch der Umftand, daß man ihn mit dem gemeinen Hafen zuſam⸗ men in einer Gegend antrifft, ſetzen es außer Zweifel, daß er eine beſondere Art ausmacht. Denn beyde Ha— ſen find in Sibirien, an den Ufern der Wolga und in der Stadthalterfihaft Drenburg gemein. Der eine ändert feine Farbe nie, der andere aber wird allezeit im Winter fihneeweiß; uud dieſe Veränderung geht nicht bloß in freyer Luft und im Stande der Freyheit vor i Aaans ſich, | 1114 * Saͤugethiere Deutſchlands. ME ſich, ſondern auch wenn er zahm iſt und ſich im Winter in geheizten Stuben oder andern vehatniſen aufhaͤlt. Einige geben feine Länge um * Zoll groͤßer, an⸗ dere um zwey Zoll geringer an *); welches vielleicht feis nen andern Grund als bey unſern Hafen auch hat, wo man größere und kleinere antrifft; gewöhnlich fagt man, er ſtehe in der Größe zwifchen dem gemeinen Hafen und dem Kaninchen mitten inne; das — fol fieentes halb Pfund und drüber betragen. Das weiche feine Haar ift im Sommer grau, et: was ſchwarz und gelbbraun gemifchtz der Kopf röthlich: gran; der Nacken braungrau; die Ohren an den Raͤn— dern und Spitzen ſchwarz; die Seiten nach und nad) weißgrau; der Bauch graumweiß; der Schwanz ganz weiß, fogar im Sommer; die Füße fehr dicht und warm gefuttert. Im Winter wird das Thier fihneeweiß, aus; genommen an den Rändern und Spißen der Ohren ‚die ſchwarz bleiben, Sn Sibirien find dann aud die Sußfohlen geld und noch einmal fo dicht gefüttert. Der Anzug des Winterkleides geht im September vor ſich, und des Sommerkleids im April. Doc) bleibt er in- Grönland das, ganze Jahr hindurch weiß, und in Lappland iſt er nur die zwey heißeften Sommermona; te falb, übrigens weiß, fo daß ſich der Farbenwechfel nad) dem verfchiedenem Clima richtet, und entweder ein Kleid länger oder kuͤrzer getragen wird. | Varie— 5) Bar. Ms.: Länge x Fuß 6 Zoll oder ı Fuß 10 Zoll. 2. Ordn. 23. Gatt. Veraͤnderlicher Haſe. 1115 Varietaͤten. * p: a) Der or UTARUERTTME. Rue L . V. niger. \ Glaͤnzend ſchwarz oder auch btag dunkelbraun. In Sibirien. Er ändert feine Farbe im Winter nicht. Vielleicht gar eine Bartetät vom gemeinen. b) Der graue veränderlihe Hafe oder Ruſſak. L. v. hybridus. Er hält das Mittel zwiſchen dem gemeinen und ver; änderlichen Hafen, und verliert nur im Winter zum Theil feine Sommerfarbe, denn nur die Seiten und äußern Theile der Ohren und Beine werden weiß und die ans dern Theile behalten ihre Haſenfarbe. Man trifft dieſe Raſſe in den füdlichen und weftlichen Provinzen von Nußlandan. Die Rufen fangen fie in Menge in Sechlingen und ſchicken ihre Bälge nach England und in andere Gegenden in Hutfabrifen. So fchnelf als der gemeine Haſe kann der veränderr liche nicht laufen, und er fucht gleich Zuflucht in Felſen— Elüften, wenn er verfolgt wird. Das Auffallendfte in feinen Sitten if, daß er gefellfhaftlih und zwar in Heerden beyfammen lebt. | x Man kann hn leicht zähmen, und dann ift er fehr kurzweilig, geniept aus dem Pflanzenreiche was man ihm -vorhält, auch Brod und Käfe, liebt den Honig, und frißt vor Ankunft eines Sturms feinen eigenen Mift, Dev 1116 . Säugetiere Deutſchlands. Verbreitung und Aufenthalt. Dtefer, Hafe bewohnt die kälteften und gewoͤhnlich auch die hoͤchſten Gegenden von Europa, Aſien und Amerika, Norwegen, Lappland, Rußland, I Tand, Sibirien, Kamtſchaka, die Ufer der Won sa und Hudfonsbay, Canada, Neufeeland, die Schaan. chen, Schweizerifden, Tyroli⸗ ſchen und Salzburgiſchen Alpen In Sibirien verlaſſen ſie die hohen Gebirge, welche die ſuͤdliche Graͤnze des Landes ausmachen, ver— ſammlen ſich in unzaͤhlbare Heere, und ziehen in frucht— baren Ebenen und waldige noͤrdlichen Gegenden. Ne— ben der Tungueska hat man naͤmlich Heerden von bis 600 Stuͤck ſchneeweiße Haſen angetroffen, die ſich in wandernden Zuſtande befanden; alle Fruͤhjahr ziehen ſie in noch groͤßern Heerden gegen Suͤden, und wenn die Tunguesfa zugefroren iſt, fo wandern ſie zuruͤck ger | gen Norden, Bon den Deutfchen veränderlichen Hafen weiß man weder, daß fie in Sefellfchaft beyfammen leben, noch daß fie wandern. Die Gefchichte diefer Thiere, die den Augen der Deutfchen Naturforſcher fo ſehr entrück find, ift überhaupt noch nicht fo vollftändig, als man fie wohl wünfchen möchte. & Nahrung. Davon ift ebenfalls noch wenig bekannt. Sie be: fieht aus Alpengräfern und Kräutern; in Grönland von 2. Ordn. 23. Gatt, Veraͤnderlicher Haſe. 5111 von dem daſelbſt wachfenden weißen Moofe; im Winter faft allenthalben von Birkenknospen u. ſ. f. Fortpflanzung. Man ſagt, fie ſetzten des Jahrs nur einmal zwey Junge. Jagd. In Deuſchland ſchießt man fie auf dem Anftan; de und wenn man fie fonft bey gutem Balge im Herbſt und Winter antrifft. Sin andern Gegenden ſchießt und fängt man fie auf verfchiedene Weife. Sn Lappland werden fie in auf der Erde ausgefpannten Netzen gefangen, indem fie fich, - wenn fie in den Gebuͤſchen herumftreifen, darin vers wieeln. Nußen. Das Fleisch ift unfchmackhaft, befonders im Win; terbalge; doch effen es die Grönländer gefocht, und das im Magen befindliche Sutter roh. Ihr Unrath giebt ihnen Dächte für die Lampen, und der weiche wars me Pelz Kleider für ihre Kinder. Die weigen Winterbälgefind wiebefannt, auch in unfern Gegenden eins der beiten Pelzwerke, mit welchen die Ruſſen allenthalben hin, felbfi nah China großen Handel treiben. Man macht Säcke „ans Hafen: baͤu⸗ 1718 Säugetbiere Deutſchlands. baͤuchen und Ruͤcken, dergleichen quch aus den grauen Fellen, aus den gegerbten weißen Haſenohren mit ſchwar⸗ zen Spitzen, welche dem Hermelin ähneln, Sie wer⸗ den vorzuͤglich zu Gebraͤmen benutzt, und die grauen zu Huͤthen. 60) 57. Das Kaninchen. Lepus Cuniculus, Gmelin Lin. I. u p. 163, n, 2. | | Kennzeichen der Art. Die Ohren find meift unbehaart; der Schwanz mit dem Körpersgleichfarbig;, die Hinterfüße Fürzer, als der Rumpf. Beſchreibung. Das Kaninchen, welches dem Haſen an Geſtalt und Betragen ſehr aͤhnlich iſt, unterſcheidet ſich von demſel— ben vorzüglich dadurch, daß es Kleiner if, ſehr dünndes haarte Ohren, und kürzere Hinterfüße hat. Bey der ‚Zergliederung findet man an den Hinterfüßen bey der Kruͤmme des Schenfels einen fiarfen Muskel, der dem Hafen fehlt, und womit. vermuthlich das Klatfchen oder Niederſchlagen auf den Boden, wenn es boͤſe wird, oder in Gefahr iſt, bewerkſtelliget wird. Es ſcheint auch aus Beduͤrfniß mit mehr Naturtrieben begabt zu ſeyn, als der 2. Ordn. 23. Gatt. Kaninchen. 1119 der Haſe, indem es zu ſeiner Bequemlichkeit und Sicher⸗ heit tiefe Hoͤhlen in die Erde zu graben pflegt. Es hat eben das Gebiß, eben die Seftalt des Kopfs, Lage der Augen» und Ohren, (doch) find leßtere mehr vorwärts: ges legt) eben den kurzen Schwanz und die behaatten Fuß Fohlen, aber der Körper iſt mit fanftern und nicht fo : langen Stachelhaaren befeßt. Es bedient fich eben der Nahrungsmitteln, wie der Hafe, ‚vermehrt fih aber ſtaͤr⸗ fer. Die Länge des Körpers beträgt ohngefaͤhr einen Fuß fieden Zoll, des Schwanzes deittehald Zoll*), und ‚die Höhe fiebenhalb Zoll, und des Weibchen ift allzeit etwas arößer und ftärker als das Männchen. | Wir kennen in Thüringen das zahm e und wilde Kaninchen. Es machen beyde nur eine Art aus, welche jetzt die zwey verſchiedenn Raſſſen bey ung gebil— det haben. Das einfarbige wilde Kaninchen iſt der Staumvater und durch die Zaͤhmung iſt das vielfarbige zahme entſtanden, indem ſich durch die Nahrung, die eingeſchraͤnkte Lebensart und den Auffenthalt, wie bey allen zahmen Thieren, die Farbe veraͤndert hat. Mit den Haſen, mit denen dieſe Thiere doch ſo nahe verwandt, und dia ihnen fogar ähnlich find, begatten fie ſich nach vielfältig angeftellten Verſuchen nicht, gefihweige denn mit den Katzen, wie man vorgegeben hat. Nur in Ge fahr laſſen ſie eine hellkreiſchende Stimme hoͤren. Sie werden zehn Jahr alt. RR ’ I Das ) Par. Me. Koͤrper ı Sußs Zoll; Schwanz 2 30. 1120 . Gäugethiere Deutſchlands. A) Das wilde Kaninchen, Namen, Schriften und Abbildungen, Luͤllen, Kanickel, Murtayen, Kaninchenhaſe, und das Maͤnnchen Ramler und, Bock. 3 Lepus Cuniculus. — — Lin. l. cr Lepin sauvage. Buffon hist, nat. VI, 303. T. 505,81: Ed, de Deuxp, KT, 4: £. 2 Ueberſ. v. Martini III206. Taf. 52. Rabbet, Pennant hist, of Quadr. II. 1095. Meis ne Ueberf. II. p. 425. Ä v. Schrebers Saͤugeth. IV. 7891. 12436, v. Zimmermanns geogr. Zool. J. 214. v. Mellins Anweiſung zu Anleg: d. Wildbad, 188. m. e. Fig. Goeze's Europ, Fauna. II. 366. Donndorfs zool. Beytr. I. 548. n. 2. Geftält. und Farbe des männlihen und weiblihen Geſchlechts. Das wilde Kaninchen, das aus den gemäßigten und warmen Strichen von Europa und in den mwäÄrmern Theilen von Afien lebt. Von Spanien fol es nad Star ‚2. DOrdn. 23, Gatt. Wildes Kaninchen, 1121 Stalien und Frankreich und von da nach Deutſch— #4 Hand gekommen feyn, wo es ſich in manchen Gegenden“ 27 noch häufig finder. Sn Südamerika hat es ſich, von RR ER, Europa dahin gebraiht, aanz außerordentlich vermehrt. “% — In den Gegenden unſers Thüringens wird es nur da ans getroffen, wo es nicht ausgerottet worden it Es ter * day. -wohnet nur einige Fable Untergebürge des Thuͤringer— ; waldes und die gebirgigen Gegenden um Sena und Ev: furt herum, ob es gleich fonft in Deutfchland nicht felten ift 3 Seine Unterfcheidungszeichen von-dem zahmen BB 7, dieſe, daß es fhwarze Ohrſpitzen hat, ——“ und ſchlanker und von Farbe gewoͤhnlich roͤth— tihgranif, Da nämlid die mwollige Unterlage der Haare ſchmutzig weiß iſt, und die ſteifen darzwiſchen ſte— henden Haare roͤthlich, ſchwarz und weiß gefleckt find, 104, — — giebt dieſe Zuſammenſetzung eben dieſe ———46 Farbe.* — Der Augenſtetn iſt nicht roth, ſondern gra ulich.“ ige 7 Kaͤltere Gegenden als unfer Deutſchland kann es il BL der freyen Luft nicht aushalten, und unterscheidet fi — alſo darin von dem Haſen, welcher auch unter rauhem 7 Himmelsſtriche —— —— Wi / 2 — * — R Aufent alt. ehem; qelder A guy ’ — — — Kaninchen halten ſich in Geſellſchaft zufams Anl men, und graben fi) mit ihren weißen langen —— u Nägeln an den Zehen der Vorderfüße tiefe, winklich, wie Bechſt. gem. N. G. I. Bo. Bobb ein 2 bs — —— 1122 Siugeire Deueſchlende. * ein Ellenbogen, laufende Hoͤhlen GBaue) mit verfchie denen Ausgängen (Höhren) in felfigen, am liebſten aber in ſandigen Boden *), und jedes Paar, da fie in Mor nogamie leben, bewohnt feine eigene Wohnung, und macht ſich dieſelbe ſo bequem ‚als moͤglich. In derſelben bes findet ſich allezeit am Ende eine Kammer, deren Ein: gang fo enge ift, daß ihnen der Fuchs, ihr Erbfeind, nicht nachkriechen ann, obgleich die vordern Röhren, durch das häufige Eins und Ausgehen oft weit genug find, er durch diefelben fchlüpfen Fann. In einem folchen sie gräbt fi) auch das Weibchen eine eigene geräumis ge Kammer, wo es feine Jungen gebiert (ſetzt). Wenn fie ausgehen, fo bedecken fie oft die Röhren mit Sand, daß. ihre Wohnungen nicht entdeckt werden follen, und wenn fie an einem Orte Gefahr merken, fo verlaffen fie denfelben; und wenn eine Familie auszuwandern ans fängt, fo folgen die andern alle nad). — Nahrung Die Nahrungsmittel find die naͤmlichen, die der Ha⸗ ſe zu ſeiner Saͤttigung bedarf. Sie freſſen (aͤſen) Laub, Gras, Kraͤuter, Kohl, gruͤnes und reifes Getratde und Ruͤben von aller Art, denen fie nachgraben. Im Wins ter ſcharren fie die grüne Sant auf, muͤſſen aber auch bey hohem Schnee und fiarfen Froft mit Knospen von | Geſtraͤuchen, mit der Schale des jungen Holzes und ie, verdorrtem Graſe vorlieb nehmen. | Sort ) Daher fie in großer Anzahl auf den fandigen Hügeln der Meeresufer, wie in Holland, gefunden werden. | 2. Ordn. 23. Gatt. Wildes Kaninchen. ı 128 Sortpſlanzung. | — Mutter wird, wie Haſin, im Hornung oder Maͤrz von dem Vater befruchtet (ſie rammelt), geht vier Wochen tragend, und bringt alsdann auf einem Betz, te, welches fie fih von Grashalmen, und ihren eigenen ausgerupften Haaren bereitet hat, vier bisacht Zunge zur ‚Welt. Diefe bleiben neun Tage blind und vierzehn Tas ge in ihrer Höhle; mach welcher Zeit fie mit der Mutter auslaufen, und ihre Nahrung zu fuchen anfangen, Hoch in den erften vierzehn Tagen nach der Geburt wird‘ die Mutter wiederum befchwängert, und läßt fich alfo nicht überfchwängern, wie man von der Häfin glaubt, ob fie gleich eine eben fo geftaltete Mutter hat, wie jene. Sie vermehrt ſich mehrentheils viermal des Jahrs, wenn fie die eintretende alte und feuchte Witterung nicht daran hindert. Sn England foll fie fih, wieDennant fagt,zmal des Jahrs fortpflangen. Da ſie ihre Kinder fehr forgfältig ‚ernähret und befchüßet, fie nicht früher als vier Wochen, wo‘ fie ausdauern können, fic) felbft überläßt, fo ift fieim Stan; de in einigen Sahren eine Bevölkerung von etlichen Tau: fenden zu beierkftelligen. Da in warmen Ländern ihre Vermehrung weit ftärfer ift, als in andern, und fie fich alfo des Jahrs fiebenmal mit acht Jungen vermehren, und diefe fich ſchon in fünften Monate wieder fortzus pflanzen gefchickt find, fo kann ein einziges Paar in vier jahren eine Population von 1274,840 Kaninchen hervorbeingen. Man fiehet daher auch oft in Deutſch— land mit großem Nachheil, da jedes Paar zu ſeinem Aufenthalte ſich ſeine eigene Wohnung mit vielen Aus— Bbbb 2 und | 1124 Säugerfier Deitkätihre, und Eingängen aushoͤhlt, daß ſich eine Steele von vier bis fehs Stüden, denen man ein Kleines Gebiet anwieß, in etlichen Sahren durch ihr beftändiges Fort wählen. meilenweit ausgebreitet hat, und ihre Vermeh⸗ rung alsdann nur mit Mühe durch die Jagd in — ran. eingefchränkt werden kann. | Die Zungen find ſchon im achten Monate zur Fortpflanzung tuͤchtig und im BInpätte völlig auswach⸗ fen. F einde. Die Fuͤch ſe, Marder, Iltiſſe, Dadfe, Wiefeln, Koltraben, Rabenkraͤhen, N ebels kraͤh en, und Raubvoͤgel ſind ihre Feinde, und ſchraͤn⸗ ken ihre Vermehrung an manchen Orten ſehr ein. Gelbe Milben und zwar oft in Menge finden fich auf ihrem Balge. In den Eingeweiden finder fi eis ne Art J Bandwuͤrmer. Wenn ſich ein Fuchs in eine Hoͤhle draͤnget, und Zeit hat, den Eingang zur letzten Kammer zu erweitern, ſo iſt die ganze Familie ohne Rettung verlohren. Dieſe oder eine aͤhnliche drohende Gefahr geben ſie ſich einander durch das Aufſchlagen mit den Hinterfuͤßen zu erkennen, auf welches Zeichen, die in der it ſich befindenden ſogleich die Flucht ergreifen. Jagd. Ihre Fährte iſt der Haſenfaͤhrte ähnlich, nur klei⸗ ner. Ob ſie gleich nn die Flüchtigfeit des .. has ben, 2, Ordn. 23. Gatt. Wildes Kaninchen. 1125 ben, ſo machen ſi ſie doch alerhand rumme Sprünge, um ihren DBerfolger, den Hund su verwirren, und feiner tordfucht zu entgehen. Wegen ihres feinen Gehoͤrs und Geruch (Witterung) kann man ihnen mit der Flins te nicht leicht beyfommen, indem fie gleich nach ihrer Grube fahren; allein fie werden durch Kleine Dad) ss Hunde und befonders duch Frettchen, die man dazu aufzieht und abrichtet, aus derfelben herausgeholet. Das Srettiren if eine Hauptjagd bey diefen Thieren. Man umftellt nämlich mit dem Hafengarne die Gegend des Baues, oder bedeckt mit einem, wie ein Sad geftaltes ten, Netze (Haube) eine Deffunng der Grube, läßt das. Frettchen mit einer kleinen Schelle am KHalsbande, und mit durch ein Kettchen verfchloffenem Munde zur Verhuͤ— tung der Mordfucht, hinein, und verftopfe die übrigen Sänge, und die Kaninchen flüchten gleich, wenn fie ih— ren Feind duch ihr Gehör, oder ihren guten Geruch bes merken, heraus, rennen in das aufgeftellte Garn, und man fchießt oder fchlägt fie in demfelben todt, oder fängt fie lebendig. Eben fo verfährt man auch bey der Jagd mit dem Dahshunde, wo die Höhlen weit genug find, Sie werden auch in eifernen Fallen und Schlingen, die man vor hee Wohnungen legt, ge fangen. Man giebt auch noch eine fonderbare Art, fich ihrer zu bemächtigen, an. Man fol nämlich in jede Höhle einen großen Krebs ſtecken und den Fingang mit obi— gem Netze beiegen. Der Krebs, fagt man, fchlich fih BEN Bbobbz3 FERN 1136 Saͤugethiere Deutfchlands. - in das Wohnzimmer. der Kaninchen,> kneipe fie, fie floͤ⸗ hen vor dem unbekannten Gaft und würden in den vor⸗ gelegten Neben gefangen. ko; Nutzen. Ihr Fleiſch, (Wildpret) das ſuͤß, wie Huͤhnerfleiſch ſchmeckt, wird als gut gegeſſen, und giebt, da ſie bey guter Nahrung fetter als die Haſen werden, trocken kei— ne gute Braten, aber mit ſaurer ba ein } defto beffer Effen. Shr Balg wird ale Delsmert befonders zu Unters futter, da er eine längere Dauer, als der Fuchsbalg hat, verbraucht. Die Haare geben feine Hüte und mit Seide verfeßt, ſchoͤne Strümpfe und Handſchuhe. (ſ. weis- ter Nußen des zahmen Kaninchens.) Schaden. Sie richten in fruchtbaren ‚Feldern nicht nur durch ihr Wühlen, fondern auch durch Auffuchung ih: ter Nahrung, wo fie häufig find, großen Schaden an, und werden daher an manchen Orten, wo man ihre Ber mehrung nicht einfchränft, für den Landmann eine wah: re Plage. Auch in Weinbergen werden fie auf diefe Are ſchaͤdlich. Es ift deshalb in folden Gegenden auf ihre Verminderung, wo man ihre Ohren einliefert, aps yartes Schießgeld, wie für Raubzeug gefebt. In Altern Zeiten waren fie aufden Balearifchen Snfen Majorfa und Minorfa fo zahlreich gewors den, 2. Ordn, i 23. Öatt, Wildes Kaninchen. 1127 den, daß ſich die Einwohner genoͤhigt ſahen, eine Ge - . fandfchaft an den Kaifer Augufs zu ſchicken, um ihn durch militarifche Huͤlfe gegen dieſe laͤſtigen Creaturen beyzuſtehen. Da ſich einmal in Frankreich die Kaninchen ganz ungeheuer vermehrt hatten, fo fiel man darauf zu berech; nen, daß ein Kaninchen, daß ohngefähr auf 12 Sous zu fchäßen fey, durch den Schaden, den man an Wühlen und Aefung auf den Feldern und in Weingaͤrten erlitte, wenigftens ı Louisd’Dr zur Unterhaltung koſte, und dag fie den Beſitzern einträglicher Grundftüce noch theurer fämen: Der Prinz von Conde' ließ fie alſo in feiner Provinz alle ausrotten, denn er hatte berechnet, daß die Menge diefer Thiere die Einkünfte feiner Ländereyen um die Hälfte vermindert hatte. Kraͤnitz oͤkon. Encyclo— paͤdie. XXIV. 154. Vorurtheile. J Durch das Gehirn eines Kaninchens verliert men das Gedaͤchtniß und mit dem Fette Bere man Wun— derfuren. Einige haben fogar die Bälge für das aus Ruß⸗ land fommende Graumerf oder Vehbam gehalten. - Bbbba B) Das ur a1 128 Säugethiere Deutſchlands. B) Das zahme Kaninchen. Namen, Schriften und Abbildungen. Kaninchen, zahme Hafen, Stallhafen, Kanickelchen, Kanuͤtzchen, Karnügchen, Lullen und Hafenfühlein. Lepus Cuniculus domesticus. Gmelin Lin. I. c. A Lepin domestique. Buffon 1, c. Taf. 51. 52. Ed. de Deuxp. J. c. £ 4. Martini Pa 2 2 a v. Schrebers Säugeth. a. a. O. zf 236. B. u. f. w. Geſtalt und Farbe des — —— und weiblichen Geſchlechts. Die zahmen Kaninchen find ein wenig' größer als die wilden, fonft haben fie beynahe eben diefelden Eigen: ſchaften und Merkmale. Man finder fie von allen Farben. Es giebt weiße, “ gelbe, rothe, braune, fihwarze, graue, blaue, afchfarbes ne, fchimmelfarbene, und mit allen diefen Farben vers fchieden gefleckte. Die Augen der hellfarbenen find blut: roth, und die der dunkelfarbenen bald grau, bald. gelb, bald braun, bald Blau *), die bunten aber, die aus der Vers I) Das filberfarbene Kaninden (L. C. argenteus) welches man zu einer ganz beſondern Varietaͤt macht, und wel- 2, Ordn. 23. Gatt. Zahmes Kaninchen. 11 29 \ I i \ 3 ' Vermiſchung von heil: und dunkelfarbenen Eltern abs ſtammen, haben Augen bald von dem Vater bald von der Mutter. Sie find mit einer Nickhaut verfehen. Ihre dünnen Ohren find auf der inwendigen Seite beynahe ganz Eahl, und auf der auswärtigen mit kurzen fanften Haaren beſetzt. Sie werden gewöhnlich zum "Vergnügen gehalten, weil fie wunderliche Sprünge machen, oft auf den Hin⸗ terfüßen gehen, mit den Vorderfüßen mit ihren Gefell fchaftern, fonderlich, wenn fie noch jung find, fpielen, fich mit diefen Füßen, wie die Katzen pußen, als Männchen ' und Weibchen fehr zärtlich mit einander umgehen, und fonft artige, ja auch nügliche Thierchen find. Sie wer: den fo zahm, daß fie auf einem gewiffen Ruf oder Pfiff aus ihren Köhlen hervorkommen, ihr Futter aus den Händen bekannter Perfonen nehmen, und fich vor ihnen fauern und ftreicheln Taffen. Doch fragen und beißen ſie auch, ohngeachtet ihrer Zahmheit, bey Beleidigungen heftig. Aufenthalt. Fl v kan weiſet ihnen gewöhnlich ihren Aufenthalt in den Ställen bey dem Nindvieh, det Pferden, Ziegen . und Schafen an, damit fie fih von dem Ueberfluß dies fer Thiere, und von dem Futter, daß diefe umkommen Bbobb lafs welches blaulich grau ift, wird in Thüringen fehr häufig gefunden. Allein es Zeichner fich durch nichts befondere aus. Le Riche. Buffon . u, 52. u. ſ. f | 1130 Säugethiere Deutſchlands. laſſen, ernähren moͤgen. Allein: hier muß die gehörige Vorſicht gebraucht werden, daß fie nicht zur Krippe und Kaufe kommen können, welches fiesimmer durch. ihr Klettern, wenn fie nur irgendwo mit ihren fiharfen Kral— len einhäceln können, und durch ihr Springen, möglich su. machen fuhen. Sie verunreinigen dann das Futter der Thiere nicht allein mit ihrem Unrathe, fondern auch mit ihren Haaren. Dieß verurfacht oft unerklärbare - Krankheiten, ja felbft den Tod des Viehes. Auch richten fie durch ihr Graben an folchen Orten allerhand verdruͤß⸗ — liche Unordnungen an. Es iſt daher allerdings rathſam, um dieſe ſchaͤdlichen Folgen zu vermeiden, die Kannin— chen aus den Viehſtaͤllen zu verbannen. Man giebt ih: nen lieber aut ausgefchälte leere Schweinskoͤben, oder andere ausgemanerte oder ausgepflafterte leere Ställe ein, panzt zwey Fuß hoch Stroh in diefelden, und ver fertigt ihnen hölzerne ſchmale, röhrenförmige Behältnif fe mit einzelnen Zwifchenbretern und Eingängen, die den Fächern der Taubenfchläge ähneln, beſetzt damit alle Wän: de der Ställe, und verftattet ihnen fo ihren Trieben ge mäß zu leben, weil fie es dann ohne Schaden thun füns nen. Die Reichen bauen auch) in ihren Thiergärten Ka— ninchenberge, die fie mit Mauern oder Waffer umgeben, - in welchen fie fo wie die wilden, Sommer und Winter in felbſtgebauten Höhlen wohnen und fich fortpflanzen. Nahrung: * Sie begnuͤgen ſich mit allerhand Gras, Laub, Heu und Spreu, und die Blaͤtter des Kopfskraut und ſeine Struͤn⸗ 2. Ordn. 23. Gatt. Zahmes Kaninchen. ı 131 Strünke, Kohl und alle Arten von Ruͤben lieben fi e vor⸗ alslie. Mit Hafer gemäftet ‚werben, fi fie fehr fett. RE Sin einem engen Stalle bedarf man zu fechs bis . - acht Weibchen nur eines Männchens (Ramlers), weldes fie alle gehörig befruchten fann. Seine Eiferfucht wird auch nicht mehrere Nebenbuhler leiden, wenn ſie ihm nicht an Alter und Staͤrke ganz gleich ſind; denn ein juͤngeres und ſchwaͤcheres maͤnnliches Kaninchen findet hier faſt allezeit ſeinen Tod; wobey dieſe merkwuͤrdige Grauſamkeit ſich äußert, daß der Mörder feine Nebenbuh— ler zuerft nach den Hoden beifet, und ihm diefelbe ab: zureißen fucht *). Auch die Weibchen werden zornig und beijen nach ihren Gefellfchafterinnen, wenn fie fih vor — ihren Augen mit dem gemeinfchaftlihden Männchen bes gatten wollen. Das Weibchen trägt dreißig Tage, und gebiert in einem befonders dazu verfertigten und mit. als lerhand weichen Materialien, diees in dem Munde ber: bey trägt, und mit feinen Haaren ausgefüttertem Loche vier bis eilf Zunge **), welche neun Tage blind ſind, und erſt nach vierzehn Tagen hervor gehen. Es ſaͤuget ſie ſechszehn bis ein und zwanzig Tage und verſtopft, wenn es dieſelben, um ſeine Nahrung zu ſuchen, verlaſſen muß, ſorgfaͤltig den Eingang vor ſeinem Gatten und Schwe— ſtern, welchen oft die Luſt ankoͤmmt, ſie zu ee? ie *) Eine Bemerkung, die ich ferr.. oft gemacht habe. *) Im Jahr 1794 hatte ich ein. weißes Weibchen, das zwey⸗ mal 11 unge hinter einander warf, die auch alle —R kamen. / / hi 32 ’ Säugetiere Deufihlande. —* | Die Mutter laͤßt ſ ich in den erſten acht Tagen wie⸗ der belegen, und heckt ſechs bis ſiebenmal des Jahres im Sommer, und im Winter, wenn der Stall warm iſt. Im ſiebenten Monate ſind die Jungen ſchon mann bar, und zur Fortpflanzung ihres Gleichen geſchickt. Er N) — ra , Krankheiten. Die jungen Kaninchen befommen von allzufetten, und durch Ihau befhyädigten Srafe oft den Durchfall, welcher, wenn er nicht durd) gutes Heu und Hafer, uns ter welchen man geftoßenes Malz mifcht, gehemmet wird, in die Ruhr ausartet, wodurch die ganze Gefellfchaft angeftecft wird und zu Grunde gehet. Sie befommen auch die Raude oder Kräße, die man ihnen durch Einreibung ungefalzener Butter oft. heilen kann. Seinde. Die Hunde, Kagen, Marder, Ilt iſſe, Wie fel und Ratten find vorzüglich Feinde der jungen Ka: ninchen, und die Band wuͤrmer ſind ihnen beſchwerlich. Nutzen. Das Fleiſch der mit Hafer gemaͤſteten Kaninchen iſt ſchmackhaft, und eine Delikateſſe, wenn man ſie vor— hero verſchneidet und dann gehoͤrig zurichtet. Die Baͤlge der weißen, blauen und ſchwarzen ſind ein gutes Pelzwerk, und werden zu Muͤtzengebraͤmen, Aufſchlaͤgen, Fußdecken, Bettdecken, Muͤffen und Pelzen ge⸗ 2 Ordn. 23. Gatt. Zafmes Karinchen 1133 gebraucht, und der bunten ihre werden mehrentheils ſchwarz gefaͤrbt, oder ihre Haare werden vom Huth⸗ macher zu guten Huͤten, und in Fabriken zu Struͤmpfen und Zeuchen verarbeitet. Die ſchoͤnſten und mehrſten Felle kommen aus England, Moskau, Pohlen und Flan— dern; und unter den englifihen werden befonders die. ſchwarzen hochgefihägt. Unſere Autmacher bezahlen das Pfund Haare für 3 Rthlr. 8. Sr. * Ihr Miſt duͤngt auch ſo gut als Ziegenmiſt. Man hat ohnlaͤngſt den jaͤhrlichen Gewinn von ei— nem Morgen des duͤrrſten Sandlandes, zu einem Kaninz chenberge benußt, auf goo bis 1000 Rthlr. berechnet; welches aber gewiß ſehr uͤbertrieben iſt. Man kann die zahmen Kaninchen zu wilden um— ſchaffen, wenn man ſie in der Wildniß anſetzt, oder wenn fie ſich ſelbſt aus den Dörfern, die in gebirgigen Gegens den liegen, entfernen, und fortpflanzen. Die ungen verwandeln nach etlichen Generationen durch ihren Aufs enthalt und Nahrung völlig ihre Farbe, bekommen die söthliche ‚oder graue Farbe der wilden, und werden wirk lich in jene wilde Raſſe umgefchaffen, Schaden. Diefe Hausthiere verunreinigen in Vichftällen das Futter des Viehs mit ihrem Unrathe und Hanren, und untergraben und durchbohren die Ställe. | Eine 1134 Säugethiere Deutſchlands. — — Eine Hauptvarietaͤt davon if: 5 0 a) Das Angorifche Kaninchen. Namen, Schriften und Abbildungen, SR Seidenhaſe, Engliſcher Haſe, Rupfhaſe, Koͤnigs haſe, Haſenkoͤnig, Ungariſches, Moskowitiſches Kanin⸗ chen und Seidenkaninchen. | \ / . Lepus Cuniculus — — L. 5 C.y Lepin d’Angora. Buffon ]. c. Taf. 53. 54. Ed. "= deDemp.l.c. £ 5. Martini. © Taf. 55. 586. | » Angora Rabbet, Pennant. 1. c. Var. A. v. Schrebers Säugerh. IV. Taf. 236. C.u.f. w. Mayers Anweif. zur Angorifchen oder Englifchen Kaninchenzucht. Dresden 1789. Die veredelte Kaninchenerey durch Seidenkaninchen : Männchen als zter Theil zu Mayers Anweifung zur An: gorifchen Kaninchenzucht, Fergeſerr von Riem: Dresden 1792. # D. Baͤhrens Unterricht über die Cuftur der An: gorifchen Kaninchen, ihren Krankheiten und die beften Methoden fie zu benugen. Dortmund 1796. Meine Spaßiergänge VI und VII. Theit, Bm fhweig. 1792. Ge; \ 2, Hron. 23% Sort. Angorifches Kaninchen. 113 5 Geſtalt und Farbe des männlichen und # weiblihen Geſchlechts. Diefe Kaninchen, die ſich durch den großen Nutzen, den ihre Haare leiſten, ſo ſehr empfehlen, ſind auch jetzt in Thuͤringen hinlaͤnglich bekannt. Sie ſtammen, wieder Nas me ſchon beſagt, eigentlich von der Inſel Angora. We— gen-ihrer Haaren wurden fie von da nah England, und: ohngefähr vor zwölf Sahren von daraus nad) Deutſchland befonders in die Fränfifchen Gegenden ‚gebracht. Ein gewiffer Herr von Mayers bach ver⸗ pflanzte fie durch ein einziges Paar dahin. In zwey Jahren wurden fie faft allgemein, und alsdann nach als len Gegenden, felbft von da ausnah Holland verbrei: tet. — Sie ſind etwas groͤßer, als die gewoͤhnlichen zahmen, haben einen runden und dickern Kopf und kuͤrzere Ohren. ſie ſind ſo verſchieden an Farbe, wie die zahmen, und ihre ſeidenartigen Haare, welche oft fuͤnf Zoll lang ſind, ſind etwas lockig. Man ſchaͤtzt die blaͤulich grauen und rein weißen vorzuͤglich. Das Naturel und die uͤbrigen Eigenſchaften haben fie mit den zahmen Kaninchen, von welchen fie eine Raf— fe oder Spielart ausmachen, gemein, und ſcheinen nicht über acht Jahre alt zu werden. Gewöhnlich werden fie blind, verlichren die Zähne, ſchwellen auf und fterben. Aufenthalt. Ihre Wohnung muß ein Platz ſeyn, der mit Hol ausgelegt, und, da fie die Näffe nicht vertragen können, | trok⸗ N 11 36 ° Gäugetbiere Deutſchlands. trocken iſt, weswegen man ihnen auch Stroh einſtreuen muß. Sonſt koͤnnen ſie auch auf dem Speicher und in Kammern gehalten werden, und man macht ihnen eben. folhe Verfchläge, wie den gemeinen Kaninchen. Ja ibs te Haare werden Überhaupt feiner und flärfer, wenn fie mehr oben als ‚unten Togirt werden. Für die Zungen müffen fie fchlechterdings einen Kaſten oder seine Art von Höhlen haben, und jede Familie muß befonders wohnen, fonft tödtet der Vater, und wenn diefer erft den Anfang gemacht hat, auch die Mutter die Zungen und freffen fie. Wegen der Länge und Breite ihrer Süße, Länge und Härte ihrer Nägel find fie die größten Minirer und an in Ställen und Scheunen Schaden. | a Sn den Fälteften Tagen des Winters, wenn ihr Aufenthalt nicht gegen die Ötrenge deflelben geſchuͤtzt iſt, wurde ihnen in unter Gegend fonft etwas eingeheizt; alz lein dieß ift nicht nöthig, und ich habe gefunden, daß diejenigen, welche nicht fo zärtlich gewöhnt find, weit Dauers hafter, größer und ftärfer werden, auch beffere und reich: lichere Haare tragen, als die, welche man zu warm und zu eingefchloffen hält. Nahrung. Ma So wie ihr Aufenthalt nicht fehr von dem Aufens halte der gemeinen Kaninchen verfchieden ift, fo. tft auch die übrige Verpflegung faft diefelbige und fie fordern, ob fie gleich Abkömmlinge aus wärmern Gegenden find, aud) nicht mehr. Aufmerkfamkeit. Ihre Erhaltung iſt auch ans 2. Ordn. 23, Gatt. Angoriſches Kaninchen. 1137 nicht Eofifpielig, da ſie feuchtes und trocknes Futter, als Klee, Gras, Kohlblaͤtter, Heu, Abfaͤlle von Gemuͤßen, eingeweichte Kleye, und Ueberbleibſel von gekochten Speiſen verzehren. Das Gras und die Blaͤtter, welche ſie im Sommer bekommen, dürfen niemals naß ſeyn, und ſie beduͤrfen uͤberhaupt ſo wenig des Waſſers zur Loͤſchung des Durſtes als die Haſen. Erdkohlrüben, rothe Rs ben, Linſen, Wicken und andere Koͤrner, auch Brod lie— ben ſie ſonderlich, und nehmen es aus der Hand. Bey einem Gemiſche von Hafer, Kleye und Waſſer befinden ſie ſich vorzuͤglich wohl. Das Gras und Heu giebt man ihnen gern auf kleinen aha und füttert fie des, Tas ges dreymal. | Wenn man fie De Nachtheil bey beim Viche z. B. in Pferdeftällen halten Tann, wo fie das Ueberbleibſel verzehren, fo bringen fie den meiften Vortheil; und auf diefe Art find fie dem gemeinen Mann zu empfehlen, der fie alsdann ftatt der andern BED, die mes niger eindringen, halten kann. Fortpflanzung. Wenn man unge haben will, fo läßt man dag Weibchen an einem befondern Orte zum Männchen. tan hat nicht mehr als ein Männchen nöthig, und wenn man mehrere hat, fo dürfen fie doch weder unter einan— der, noch mit den Weibchen eher zufammen gelaffen wer: den, als bis dieſe belegt werden ſollen. Sie ſind in kur— zer Zeit belegt, und beyde Geſchlechter trennen ſich von ſelbſt wieder. Bechſt. gem. N. G. J. Bd. Ceee Die 1138. "Siugethiere Deutſchands. x | F Die Mutter bringt nach vier Kochen ſechs und mehrere Junge, und man kann ſie nach acht Tagen wie— der zum Maͤnnchen laſſen. In einem Jahre bekoͤmmt man von ihr zwanzig bis acht und zwanzig Junge. Dieſe bekommen den ſechſten Tag ihre Haare und bleiben big zum neunten blind. Das erſtemal kommen die Jungen ohne beſondere Aufſicht nicht leicht davon; auch ſterben ſie leicht nach den drey erſten Monaten, wenn ihnen nicht zu dieſer Zeit die Haare genommen werden, die ſich als⸗ dann verfilgen und ihnen toͤdtlich werden. Wenn bey der Brut mehrere Männchen find, fo muß man fie nad) dem zweyten Rupfen verfihneiden, oder beffer, wie die Bocklaͤmmer der Schafe vermittelt des Unterbindens cafteiren, weil fie alsdann mehrere und beffere Wolle tragen. Krankheiten. Eine gewöhnliche Krankheit, das Aufſchwellen, das mehrentheils die Jungen befällt, deren Unterleib bey fortdauernder Eßluſt allmählich dicker wird, und wo fie in kurzer Zeit dahin fterben, ſchraͤnkt ihre Ver; mehrung, wenn man ihr nicht entgegen arbeitet, gar fehr ein. Die Leber ift, wenn man fie öffnet, größer, als gewöhnlich, verhärret, und enthält harte Körner. Verwahrung gegen einen feuchten Wohnort und naſſes Futter, und uͤberhaupt obige Behandlungsart in Ruͤck⸗ ſicht auf Aufenthalt und Nahrung, baut dieſem Uebel gewöhnlich vor. Ä Sie werden auch frank, wenn fe zu enge eingefpertt find, und nicht reinlich genug gehalten werden, Sie | werden =, Ordn. 23. Cart, Angoriſches Kaninchen. 1 139 werden vorzuͤglich im vierten Monate krank, wenn der zweyte Haarwuchs eintritt, Der erſte Haarwuchs muß ihnen zu der Zeit abgenommen werden, ſonſt wird die Ausduͤnſtung vermindert und der Wuchs der Knochen gehemmt. Geſchieht es nun dabey, daß ſie faule, naſſe, von Thau und Regen durchnaͤßte Nahrungsmittel erhal ten, fo befommen fowohl Zunge als Alte die Waffen ſucht. Der Kopf fhwillt auf und das Thier wird dick. Wenn die Lunge dabey angeht, fo ift dieß eine Folge der Waſſerſucht. Sobald man diefe Krankheit fpürt, muß das Franke Kaninchen abgefondert werden und nichts als trockene Waizenkleyen erhalten, die e8 gewiß wieder - herftellt, wenn das Uebel nicht ſchon zu weit eingeriffen iſt. Bey den inländifchen Kaninchen rührt diefe Kranky heit von zu naſſen und fetten Nahrungsmitteln her, wel— che fie gar nicht vertragen koͤnnen. Die Gefhwäre an den hintern Schen— keln können fih nur in folchen Ställen zeigen, wo diefe Thiere naß und unveinlich gehalten werden. Feinde Diefe haben fie mit den andern zahmen Kanihchen gemein. Nutzen. Dieſe Thiere verdienen einen vorzuͤglichen Pag unter den nüßlichen Hausthieren, und es wäre der Mühe ‚werth, fie an unfer Fälteres Klima mehr zu — Cerca | nad) y - \ AR AUN arao GSäugerbiere Deurfchlands, nach und nach gemeiner und ganz einheimifch zu machen. Außer daß ihr Fleisch eßbar, obgleich etwas edel, ift, fo find ihre weichen, feidenähnlichen Wollenhaare, die alle vierzehn Tage mit einem Friſirkamm ausgekaͤmmt und alle zwoͤlf Wochen ausgerupft (denn abſcheeren darf man fie nicht) werden koͤnnen, von entſchiedenem Wer; the *). Die Thiere, denen die dicken Haare eine Laſt find, laſſen ſie ſich gern abnehmen. Die allerfeinſten findet man in den Neſtern, die.man alfo wegnehmen muß, fobald die ungen auslaufen. Sie geben das feinfte Garn zu Strümpfen, Mügen und Handfchuhen, das vortrefflichfte Gewebe mit Spanifcher Wolle, Seide, Baumwolle, auch Werg und Flachs vermifcht, und die fhönften Hüte. Wenn die Haare allein, oder in Ver mi⸗ ) Man nimmt fie am gewöhnlichften mit dem Friſirkamm ab. Allein wer diefe Thiere ſelbſt befigt, wirb wiffen, daß dieß nicht nur eine langweilige, fondern auch unnüge Arbeit it. Denn wenn man die Kaninchen reinlicd und ordentlich Hält, fo nimmt der enofte Fäufefamm die Haare nicht gehörig weg, und die größten bleiben ftehen. Sch Habe zwey Ställe voll und made es fo. Alle vierzehn Tage kaͤmme icy fie, um die Haare in Ordnung und vor dem Verfilzen zu erhalten, und aller zehn bis zwölf Wo— chen rupfe ich fie, faſſe erft die laͤngſten Haare an den Spiten an und rupfe fie aus, alddann, wenn id) herum bin, greife ich immer tiefer, fo bleibt zuletzt das Fürzefte Haar am Leibe, wie dünne Wolle egal ftehen, und das Shier wird nicht entblößt und nicht gefchunden. Auf diefe Art find meine Seidenhafen zweyrupfig, das heißt, ich nehme allezeit das ‚alte Haar, und das noch nicht reife bleibt Dis zur folgenden Rupfung fiehen u. f- m. 2. Ordn. 21. Öatt, Angorifches Kaninchen. 1141 miſchung mit einem Drittel Schaf⸗ oder Baumwolle kar⸗ taͤtſcht und geſponnen find, koͤnnen daraus leichte und warme Zeuche und beſonders alle Arten von Strumpf: weberwaaren verfertigt werden. Auch find der Abfall ‚und die kurzen Haare zu feinen Hüten brauchbar, ‚Die Strümpfe und Handſchuhe haben wirklic den Preiß dee feidenen, und die Tücher werden den beften Englifchen - gleich geſchaͤtzt. Es werden auch wirklich die feinften Englifchen Tücher. daraus verfertigt, wie z. B. im Weis mariſchen. Die Bälge werden auch als ——— benutzt, worin ſie alles andere uͤbertreffen, und die Feſtigkeit der Winterhaare iſt beſonders groß. Haare von allen niög: lichen Farben unter einander gemengt geben das vor— trefflichſte Biberhaar, welches feine natürliche Farbe nie aͤndert, ſondern durch den Gebrauch verſchoͤnert wird. Ein großer Vorzug vor andern gefaͤrbten. Ein gut gepflegtes Kaninchen wiegt acht bis zwoͤlf Pfund, und giebt in einem Jahre ſechs bis acht Unzen Haare. Welcher Vortheil, beſonders wenn man auf ihre Pflege und Nahrung, in andern Viehſtaͤllen, nicht beſonders zu achten hat! _ Schaden Nur durch ihr Graben, worin fie den wilden nichts nachgeben, werden fie in den Käufern fchädlich. ren Ccecc3 Dritte J Dritte Ordnung. Thiere mit Siughäuten. — Chiroptera. * Dieſe Thiere nuͤtzen im Haushalte der Natur bloß durch ihre Nahrungsmittel, da fie viele ſchaͤdliche In—⸗ festen verzehren. ; Die vier und zwanzigſte Gattung. Fledermaus. Vespertilio, Kennzeichen. In beyden. Kinnladen fiehen Vorderzaͤhne, und in der untern mehr als in der obern, und zwifchen letz— tern ift eine Zahnluͤcke. Mehrere Eckzaͤhme, der erfie aber ausgezeichnet groß. N A, Oben. 3. Ordn. 24. Gatt. Langoͤhr. Fledermaus. 1143 ah. Dben vier und unten ſechs Vorderzähne, (41) 35. Die langöbrige Fledermaus. Namen, Schriften und Abbildungen. Langohr, Großohr, ohrige, großoͤhrige, gehoͤrnte Fle— dermaus, kleine gemeine Fledermaus. Vespertilio auritus, Gmelin Lin, I. 1. p. 47: 38,3. Oreillar. Buffon hist. nat. VII. 118, T. ı7. f. 1. Ed. de Deuxp, II, T. 10. f. 2. Ueberf. von Martini V. 38. m. e. Fig. Longeared Bat: Pennant hist. of Quadr. II, 320. Meine Ueberſ. I. p. 633. Zu v. Schrebers Säugeth. I. 163. Taf. so, v. Zimmermanns geogr. Zool. Il, 41%, Goeze's Fauna. I. 53. . Dohndorfs z00l. Beytr. I. 70. n. 5. Friſch Voͤgel Deutſchlands. Taf. 103. —— der Art. Die Often und der Schwanz find faft fo lang als der Leib; die Nafe it einfach; der Ohrdeckel lanzet⸗ foͤrmig. Ceecc 4 Se + ( 1144 Säugetiere Deutſchlands. Geftalt, Farbe und Sitten des männligen und weibliden ERDE. Diefe Fledermaus, welche in Deutſchland hin und wieder lebt, und in Thüringen nicht felten iſt, unter: ſcheidet ſich von den andern befonders dadurch, daß ihre Dhren doppelt belappt und weit größer find, als der Kopf. Shre Größe vom Kopf bis zum Schwanz bes trägt 2 Zoll 3 Linien und der Schwanz iſt 2 Zoll lang. Die ausgefpannten Flügel Elaftern 11 ı/2 Zoll *), 1005 von die Breite des Körpers ı 1/2 Zoll ausmacht. Der Kopf ift Klein, 9 Linien und die Ohren find ı Zoll 6 Li⸗ nien lang. Sie bat eine einfache, breite, eingedruckte Naſe; die Schnauze ift lang und in der Mitte von den weit aufgetriebenen Baden erhaben. Die Eleinen Na: fenlöcher fangen ſich auf einem erhöheten Rande an der Seite mit einer Riße an, und endigen ſich in einer hori: zontalliegender runden Definung oben auf der Schnause. Der Mund fteht weit bis zu den Ohren offen. In der oberg Kinnlade ſtehen vorne auf jeder Seite, ‚weit von einander entfernt, zwey Worderzähne, davon der erſte lang ift, mit einer Kleinen Nebenſpitze und der zweyte | kaum größer als die Nebenfpige des erftern if; darauf folgt ein langer eingebogener Eckzahn mit einem fpißi: gen Anfag, und zulest drey Backenzaͤhne, jeder mit drey ; großen und zwen Fleinen Spißen. In der untern Kinns lade finder man ſechs geriefte, finmpfe Vorderzähne, N dann *) Bar. Ms.: Körper 2 Zoll Schwanz ı Soll 9 Linien; Breite 10 Zoll 3 Linien. 3. Ordn. 2 4. Gatt, Langdhr. Fledermaus. 1145 dann zwey Eckzaͤhne auf jeder Seite, der erfte hervor; ftehend mit zwey Nebenſpitzen, der zweyte allein, end: lich drey Backenzaͤhne mit einer großen und drey Fleinen Spisen. Die Augen find mittelmäßig, Tänglich, ſchwarz, und liegen zwifchen zwey dicken Augenliedern. Leber denfelben liegt eine Erhöhung, wie eine Blafe, die, fo - wie die Augenlieder, mit ſchwarzen, ſteifen Haaren be; fest ift. Die Ohren find pergamentartig, durchfichtig, eyrund, tief gewölbt, an der inwendigen Seite mit einem Rande verfehen, der fich oberhalb auswärts, und nahe am Kopfe wieder fchnecdenförmig einwärts kruͤmmt, und hier an der Stirne eine fpisige Vorragung macht. Bor dem Gehörgange, welcher drey Horizontale Be: deckungen Hat, fieht ein halb Zoll langes, perpendiku— läres, langettenförmiges Blättchen, welches ein eigentlis cher Ohrendeckel ift, und doppelte Ohren zu bilden fheint. Sie trägt die Ohren im Fluge und im Gehen gerade und vorwärts; fisend aber in Falten gelegt, und an der Spiße fo nah dem Rüden zu gefrümmt, daß fie die Geftalt der Widderhörner bekommen; hierbey aber find die zwey Ohrendeckel und zwey Vorragungen wie vier Hörner Horizontal vorwärts gekehrt. Sobald fie etwas hören will, fo fchlägt fie die großen Ohren vors wärts und'die Ohrendedel zuruͤck. Diefe Gehörwerk zeuge find bey allen Arten, fo wie die Schnauze, was hend in fieter Bewegung. Der Kopf verliert fich im Seide, welcher, außer daß er Fürzer, dem Leibe einer Maus nicht unähnlich if. Die Bruft ift breit und mus; Eulös, und der linterleib um die Lenden eingezogen. Die Hände laufen außer dem Daumen, der ſenkrecht in die Cecc Hoͤhe | 1746: | Stugetfiere Deutſchlands. Hoͤhe ficht, drey Sinien fang, nach Verhaͤltniß — | als bey den übrigen Arten iſt, und einen fcharfen Nagel, hat, in vier lange umwebte Finger, deren mittelfter der Tängfte ift, ohne Nägel aus, und die Flughaut hat an der Spitze des zweyten und dritten Fingers eine Kerbe. Die Hinterfuͤße haben fuͤnf parallelſtehende Zehen, an deren aͤußerſtem die Flughaut unmittelbar befeſtigt iſt, mit ſcharfen weißen Naͤgeln. Sie braucht ſie, um ſich an andere Koͤrper anzuhaͤkeln und dadurch auszuruhen. Auf der Handwurzel der langen Vorderarme, deren Haut ſich in eine doppelte Falte dicht zuſammen legt, und auf den Hinterfuͤßen, der Bruſt und dem Bauch ſitzt ſie, und rutſcht darauf fort, indem ſie die Hinterfuͤße wider— ſtaͤmmt, und die Vorderarme auf einmal vorwaͤrts hebt. Sie kann ſehr geſchwind laufen, und noch geſchwinder blettern. Da fie auf den Vorderarmen, welche den größten Theil ihrer Flughaut einnehmen, fit, fo fann fie nicht mit Leichtigkeit. von der Erde auffliegen, fie täuft daher gewöhnlich ſchnell nah einer Wand, häfelt fich mit ihren Hinterfüßen. ein, läßt fih, wenn fie hoch genug geklettert ift, 108, die Luft fängt ſich im Hallen. unter ihren Flügeln, und fo flattert fie denn ſchwankend in der Luft fort. Sie bedient fich des Schwanzes als Ruder, um ihrem Fluge die nöthige Richtung zu geben. Ihre Flügel beftehen aus einer doppelten dünnen Per: gamenthaut, zwifchen welcher die -Arme, und der gelens tige Schwanz, deffen Spitze etwas vorvagt, mit den ge: hörigen Muskeln, Sehnen und’ Adern liegen. Diefe Sfügel find fett, bleiben daher immer gefchmeidig, neh; men fein Waſſer an, find zuſammengelegt dem Kopfe A gleich, — ‚3, Ordn. 24. Gatt. Langoͤhr. Fledermaus. 1147 gleich, und die einzelnen Stuͤcke derſelben f ind am Rande allezeit — *), Die Farbe der Ohren und Fluͤgel iſt hell aſchgrau, der Backen und Schnauze ſchwaͤrzlich. Die Grundfarbe der Leibhaare iſt ſchwarz, in der Mitte werden fie gelb: lichweiß, und fo bleiben fie auch am gangen Unterleibe; auf dem Ruͤcken aber endigen fie fih in rauchfarbene - Spißen, daher der DOberleib vauchfahl oder ſchwarzgrau ausfieht. Die Ruthe ift beym Männchen bloß und her: vorhangend, und das Weibchen unterfcheider fich noch dadurch von ihm, daß es nicht fo langgeſtreckt iſt. Im Affeete geben dieſe Thiere einen hellpfeifenden Ton von fih, wie die Spikmänfe. Ihr Alter if unbekannt. Man kann fie auch, wie alle einheimifche Arten, zähmen. Verbreitung und Aufenthalt. Europa ift das Vaterland diefer Fledermäufe. Shre Wohnung fchlagen fie in Städten und Dör: fern in den Risen und Klüften der alten fteinernen und hölzernen Gebäude, zwifchen den Breterverfchlägen, hin— ter den Fenfterladen, unter den Dächern, in Schwalbens neftern *) Diefe Beſchreibung gilt, im Ganzen genommen, von allen einheimifchen Arten von Ziedermäufen. Die Ab- weichungen werden bey jeder Ar‘ befonders —— werden: 1148 © \ Saͤugethiere Deutſchlands. neſtern und am liebſten in den Kluͤften der Lehmwaͤnde auf. Im Freyen aber, als in Gebuͤrgen und Gaͤrten, ſuchen ſie die Felſenritzen und hohlen Baͤume auf. Die— jenigen, die in Gebauden wohnen, haͤngen ſich bey heißen Mittagen im Sommer an die erwaͤrmten Dachziegeln, und erquicken ſich an der Waͤrme, die ſie ſehr lieben, ſchwaͤrmen auch, wenn die Boͤden dunkel ſind, herum und ſpielen mit einander; andere aber, die dieß nicht haben koͤnnen, ruhen zu dieſer Zeit in ihren Höhlen ebenfalls eingehäfelt, meift paarweife aus, Dunkle Kluͤfte und Höhlen find auch die Derter, worin fie ihren abwechfelnden Winterſchlaf abwarten. Wenn er fie ‚ergreift, Hüllen fie fih ganz in ihre Flughaut, wie in einen Mantel ein, fo daß nur die Spike der Schnauze zwifchen einer Ritze, welche die vorne zufammengelege ten Flügel laffen, durchſieht, und hängen fich in einer ur an den Kinterfüßen feſt ein (vergl. Taf Fig. 2.) Sie erfiarren bey der erfien ftarfen Kälte, — aber und fliegen herum, ſobald warme Witterung eins tritt, welches oft im Sänner und Februar gefchieht. Sie begeben fich bey wieder einfallender Kälte abermals zur Ruhe, und nur die anhaltende warme Frühlingswittes rung’ erhält fie erft fortdauernd wach. Wenn im Früh: jahr ein fehr warmer Tag einfällt, der fie aus ihrem Winterſchlafe plößlich weckt, fo fieht man fie gewöhnlich auch am Tage, wie taumelnd, herumfliegen, Sie find gerne luſtig und gefellfchaftlich (und zwar faft alle inlän: diſche Arten unter einander) ; denn fie necken fich nicht nur einander in ihren Höhlen, in welchen oft, wenn fie Raum haben, etliche Hundert —— wohnen, ſon⸗ dern 3. Ordn. 24. Saft. Langoͤhr. Fledermaus. 1149 dern vergnuͤgen ſich auch im Ausſliegen, indem ſie ſich durch allerhand ſonderbare Schwenkungen und Wendun— gen einander jagen. Dieſe Art kömmt des Abends fpäter aus ihrem Aufenthalte hervor, als die übrigen, and wenn man in dunkler Nacht noch Fledermäufe herum flattern fieht, fo find fie gewöhnlich von diefer Art. Nahrung. Da diefe Fledermaus, wie alle inländifche Arten, dichtfcheu, und darzu beſtimmt iſt, den Weberfluß der Asendinfekten zu vermindern, fo geht fie auch in der Abenddämmerung, und nur im Nothfall in der Morgens dammerung ihrer Nahrung nah. Dieſe befteht aus Kaͤfern, Muͤcken ), Schaben, Stiegen und befonders kleinen Nachtfhmetterlingen. Sie findet diefe immer fo häufig, daß fie in einer halben Stunde fich auf 24 Stunden und länger völlig fättigen kann. Die Fliegen, die ſich an Gebäuden angefest haben, weiß fie beſonders ſehr gefchickt wegzufangen, westvegen man fie des Abends fo oft an die Wände flattern fieht. Sie bricht allen Inſekten die Fluͤgel erft ab, ehe fie fie verzehrt. She Revier, mo fie jagt, erſtreckt ſich gewoͤhnlich nicht über etliche hundert Schritte, wo fie beftändig hin und her Eat und die zu ihrer Nahrung angewiefenen Inſekten | H Deshalb fieht man fie auch fehr häufig über den Zeichen ſchweben. IL so Sugerbiere Deutfälande, Inſekten wegfängt; welches fie mit. allen neigen Thieren diefer Gattung gemein hat. - x. Sie kann, wie alle Fledermäufe, lange — denn ſie muß nicht nur ihre Nahrung den ganzen Winter hindurch, ſondern auch etliche Tage im Fruͤhjahr, wenn kalte, windige, und im Sommer, wenn haſte Tage einfallen, entbehren *). Fortpflanzung. Dieſe Thiere, ſo wie alle Arten der Fledermaͤuſe, le⸗ ben in Monogamie. Die Begattung geſchieht zu Ende des Aprils oder Anfang des Mayes, und zwar ſo, daß ſich das Weibchen irgendwo an einer Dachſparre oder Ziegel mit den Hinterfuͤßen anhaͤngt, den Schwanz mit feiner Flughaut ſehr weit zuruͤckſchlaͤgt, das Maͤnnchen ſich etwas druͤber an dem naͤmlichen Orte einhaͤkelt und ſich mit dem Weibchen, indem dieſes den Hintertheil des Leibes nach ihm zu kruͤmmt, begattet. Beyde fallen denn gewoͤhnlich mit einander bis beynahe auf die Erde in der Betaͤubung herab **). Die befruchtete Mutter trägt vier Wochen ***), die fegt legt alsdann ihre zwey Jungen in eine Ritze, die fie ent⸗ *) Wenn man kleine Steinchen des Abends, wenn fie her- umfliegen, in die Luft wirft, fo fliegen fie darnach, meil fie fie für Inſecten halten, und machen daben fehr artige Schwenkungen. Dieſe Beobachtung kann man in einzeln liegenden Se Ben alten Gebäuden, die hohe Böden mit Klüften haben, in den heißen Mittagsftunden immer macyen. #**, So [ange verſtrich bis id die Jungen bemerkte, feit der chen Begattung, die aber beynahe acht Tage lang immer mwieder- | 3+ Stdn. 24: art, Langoͤhr. Fledermaus. 1 3151 entweder ſchon zubereitet findet, oder ſich in Gebäuden mit ihrem feharfen Gebiß in Lehmen oder Kalch naget, bloß hin. Diefe Hängen ſich gleich nach der Geburt mie ihren fcharfen Daumennägeln an, und werden von der Mutter, wenn fie in ihrem Bette geftört wird, fliegend, - an ihren Brüften Elebend, von einem Drte zum andern getragen und etliche Wochen geſaͤugtt. Zur Begatturgszeit kaͤmpfen die Männchen fo fehr, daß fie oft in der Hitze aus der Luft —— und die Erde berühren *). \ Seinde ‘ Die Eulen vermindern ihre mäßige Fruchtbarkeit, und die Katzen freflen fie auch fehr ger. Außerdem werden fie von einer Art Milde, Sledermausmilbe genannt (Acarus Vespertilionis), die fi in den Fluͤt gelfalten aufhält, von Blafenwürmern (Vesica- zia) und Egelwürmern (Fasciola) geplagt, Vertilgung. Da dieſe Fledermaͤuſe in unſern Gegenden, ſo viel man weiß, ganz unſchaͤdlich, ja im Haushalte der Natur wiederholt wurde, unterdeſſen ein immerwaͤhrendes Ziſchen der beyden Gatten, die hinter einer Fenſterlade wohnten, Tag und Nacht gehört murde. #) Es iſt dieß alſo nicht ihre Begattungsart, wie man ge. woͤhnlich glaubt. JJ Saͤugethiere Deutſchlands. | in | fo gar nuͤtzlich find, fo Hat man nicht fo große Urfache auf ihre Verminderung zu denken, wie in wärmern-Rändern, wo andere größere Arten diefer Gattung ſich fo ftark fort pflanzen, daß fie ganze Wolfen in der Luft. bilden, fund auf verfchiedene Art fo fchädlich werden, daß man fie für eine Landplage anfieht. — Auf den Böden, wo man ih; ve Höhlen weiß, kann man fie am Tage mit einer Ruthe aus denfelben jagen, und dann, wenn fie wieder hineins fliegen wollen, mit. einem breiten Beſen en zu Boden a a Sie fliegen in "den Fühlen Abenden zu Ende des Auguſts und im September, wenn fie Mangel an Nah; zung leiden, bey offnen Fenftern auch gern in die Haͤu— fer, wo man fie alsdann leicht fangen kann. 1, Mit der Flinte, die mit Flaren Schroten (Dunft) geladen ift, kann man fie aus der Luft fihießen, und fie brauchen kaum berührt zu werden, fo fallen fie und find todt. Allein wozu dieß alles ? Sowohl ein fehr Falter als zu fihnell in der Witte: rung abwechfelnder Winter ift ihnen: tödtlich, befonders, wenn fie fo unvorfichtig gewefen find, ihre nicht gehörig verwahrte Wohnung der rauhen Morgenluft anszufegen. Nutzen. Den größten Nusen hat die. Eule und duch Zu: fall die Katze von ihnen. Außerdem tödten fie viele Nachtſchmetterlinge und Kaͤfer, deren Raupen den Ge— waͤchſen ſchaden. Sch a⸗ 3, Ordn. 24: Gatt. Langoͤhr. Fledermaus, 11 53 Schaden. Sie nagen Loͤcher in die Waͤnde, aber nur an ſol— chen Orten, wo vorher eine Kluft iſt, in welcher ſie ſich verbergen koͤnnen. Irrthuͤmer und Vorurtheile. Glitftig find dieſe fo wie alle Fledermaͤuſe ganz und gar nicht; ihr Urin und Blut iſt nicht einmal fo ſcharf, daß er an verwundeten Orten Entzündungen verurfachte, wie man vorgiebt. Die verbrannte Fledermaus galt fonft wir ‚der das Podagra, und das ſcharfe Blut wider die Glatze auf dem Kopfe. Nur ein ſehr alter ungebildeter Jaͤger mußte es ſeyn, der das Herz bey Gießung der Flinten- und Buͤchſenkugeln brauchte, um allezeit gewiß zu treffen. Sonſt ſchrieb man dieſer Fledermaus doppelte Ohren zu. Bechſt. gem. NGi.B. Od od -(42) 59 154 “0 Saͤugethiere Deutſchlands. (42) 59. Die rattenartige Fledermaus. Vespertilio Myotis. wi \ Namen und Asbildungen, Großes Maufeohr, Nachtſchatten, große gemeine Fledermaus, Hexe, Geſpenſt, eh — und Flederratze. Das große Moaͤuſeohr. Meine N. G. Deutſch. I. Vorige Ausg. 169. noch als Varietät aufs geführt, la | | Goͤtze“s Europäifche Fauna. I. 36. Nach mir als Art getrennt. Eben fo: Borkhauſens deutfche Fauna. 1. 80. Friſch Voͤgel Deutſchlands. Taf. 102. Weibchen. Kennzeichen der Art. Mit langer, breiter Naſe, dicker Schnauze mit haͤn⸗ genden Oberlippen, Ohren faſt von der Laͤnge des Kopfs, lanzetfoͤrmigen Ohrdeckeln, bis an die Stirn nacktem Geſichte uͤnd langen aus der —J— vorragendem Schwanze. | N Gefatt, und Farbe. des männlichen und weiblihen Geſchlechts. Ich habe diefe und die folgende Fleder— maus in der vorigen Ausgabe meiner Naturgefchichs | EA Na: te N Js 2 N IE A — 3. Ordn. 24. Gatt. Rattenart. Fledermaus. 1155 te Deutſchlands als bloße Varie taͤten der geineinen Sledermaus (Vespertilio murinus) aufgeführt, weil ich in Aufftellung neuer Arten zu vorfühtig bin, da oft zu wenig gemachte Beobachtungen und Erfahrungen dem Naturforſcher leicht irre fuͤhren, und die auffallendſten Verſchiedenheiten zuweilen in einer zufälligen Urſache ih: ren Grund haben innen. Wenn man daher zu Kenne zeihen der Art: Ohren fat fo lang als der Kopf und Schwanz faft fo lang als-der Leib annimmt; fo paf: fen fie freyfich auf beyde, auf diefe und die fofgende. Al⸗ lein nach genauer Pruͤfung haben ſich weſentliche Kennzeichen entdeckt, wonach ſich dieſe Thiere als verſchiedene Arten erkennen laſſen. aa Sc fagte in der vorigen Ausgabe ©. 164. „Von diefer Art finden fi) fehr große, und kleine Fleder— mäufe, die, ob fie gleich obige Kennzeichen der Art voͤl⸗ fig mit einander gemein haben, doch in Anfedung der Größe gar fehr von einander unterfihieden find. Ich wage es noch nicht, ſie weder als Raſſen, noch als be— ſondere Arten zu trennen, ob ich gleich faſt gaͤnzlich uͤber— zeugt bin, daß ſie nicht ein und eben dieſelbe Art ausma— chen. Denn wie bekannt, ſo pflanzen ſich die wilden Thiere und alſo auch die Fledermaͤuſe nur erſt alsdann fort, wenn man ſie fuͤr ausgewachſen halten kann; allein ich habe hier von der merklich kleinern Art ſowohl als von der groͤßern Junge gefunden. Ferner giebt es auch im Fruͤhjahre, ſo wie zu allen Jahrszeiten, dieſe kleinern Fledermäuſe, daß ſie alſo weder Junge von der groͤßern Art, da zu dieſer Jahrszeit noch keine vor— | Dddd: hans 115 J Siugethiere Deutſchlands. handen ſi nd, noch Unausgewachfene, da fie nur ein hal⸗ bes Jahr zur Erreichung ihres vollkommnen Wuchſes noͤthig haben, ſeyn koͤnnen. Die übrigen Unterſchei— dungsmerkmale, in Anſehung ihres Koͤrperbaues und ih, rer Lebensart, werden in folgender getrennten Befchreis Hung bemerklich:“ Die rattenartige Fledermaus ift die größte Fleder— maus in Thüringen und nicht gar felten. Die Länge ihres Körpers beträgt 3 Zoll 8 Linien, des Schwanzes 2 1/2 Zoll, und die Breite der ausges ſpannten Flügel 1 Fuß 7 Zoll *), wovon der Koͤrper 2 Zoll einnimmt. Der Kopf ift 1 Zoll 3 Linien; die Ohren find 10 Linien lang. | Der Kopf ift lang, breit; die Schnauze dicf, lang, ‚breit; die Nafe breit mit halbmondfoͤrmigen Eleinen Ma: fenlöchern. Zur Seite der Nafenlöcher werden die Backen fehr dick, wie aufgeblafen und durch einen Riefen der Länge nad), wie getheilt. Der Mund öffnet ſich weit, bis hinter die Augen. Die Lippen find dick; die Mundecken weit, faltig, und fenfen fih etwas herab, wie beym Bullenbeißer. Bis zur Stirn ift das Geſicht faſt ganz nackend, und nur auf einigen ſchwarzen Waͤrz— chen an der Ober, und Unterlippe und auf den Barfen fiehen einzelne ſchwarze Barthaare. Das *) Mar. Ms.: Körper 3 Zoll 3 Linien; Schwanz 2 Zoll 3 Linien; Breite 1 Fuß 4 Zoll 11 Linien. > 3. Ordn. 23. Gatt. Rattenart. Fledermaus. 1157 Das Gebiß iſt ſehr ſcharf und ſtark. In der obern Kinnlade iſt vorne eine kleine Leere; dann folgen zu bey— — Ed den Seiten zwey ‚verbundene Eleine runde ftumpfe Vor— derzähne, jeder mit einem kleinen Nebenzaͤckchen; hier auf in einiger Entfernung drey gerade Hundezaͤhne, wos. von der mittlere ſehr Flein, die beyden aͤußern aber Tang und ftark find; zuletzt drey fpißige Backenzaͤhne, die in ‚einem ſcharfen Zickzack an einander hängen, und wovon Der letztere kleiner und ftumpfer ift, als die übrigen. Sn | der unten Kinnlade fiehen fechs Kleine oben eingeferbte Schneidezähne; darauf drey Eckzaͤhne, wovon der erftere ſich vorwärts an die Vorderzähne anlegt und ſtumpf iſt, der mittlere, der eine duͤnne Nebenſpitze von gleicher Hoͤhe zur Seite hat, kleiner, ſpitziger und gerade iſt; zuletzt drey Backenzaͤhne, die mit den großen Eckzaͤhnen gleiche Hoͤhe und fuͤnf Spitzen haben. Die Zunge iſt groß, glatt und die, Die Augen find groß, ſchwarz⸗ blau, liegen in dicken Augenliedern, und in der Mitte zwifchen Nafen und Ohren, Die Ohren find eyrund, oben abgerundet, auswärts gebogen, mit einem fihmalen lanzettenförmigen Blättchen, den dritten Theil der Oh— ren lang, verfehen. Bey zufammengelegten Flügeln, welche nach Verhältniß breiter find, als an den Übrigen ” Arten, fieht die Handwurzel der Schnauze gleich ). Arme, Deine und Zehen find fehr ftark, und die Nägel Ddddz lang, * Das Zufammenlegen der Flügel und andere Kennzeichen und Eigenſchaften fiehe bey der erftern Art, weil fie darinne alle übereinftimmen. a aa. a8 s "Säugethiere" Deutfplands. -yang, weiß und ſehr ſcharf. Der ſtarke — N. an & | der Wurzel dick behaart. u 3 Was die Farbe betrifft, fo if fer Be rothlich | die Achſeln find ſchwaͤrzlich; der Grund des übrigen Reibes blaulich, oben heller, als unten; die Spigen der Haare | aber oben hell maufefahl, und unten weiß; daher.der Oberleib Hell maufefahl oder weißgtau, und der Linter; leib weiß ausfieht. Das Männchen unterfcheidet fih nicht nur durch fein großes, hervorhangendes, Eahles Zeugungsglied vom Weibche 1, ſondern auch durch die Farbe, indem bey jenem das Mauſefahle des Oberleibes etwas ins Roͤth— le fpielt. Zergliederung. Alle Fledermänfe find fih in ihrem innern Bau ähnlich, Die innern Theile find bey diefer Fledermans meift wie bey einer andern Maus befchaffen. Doch hat der Üterus zwey Hörner und einen doppelten Eyers \ fiod. Gehirn und Herz find groß; die Därme Zurz, wie bey grasfrefienden Thieren und der Blind darm fehlt. Sn den Eingeweiden findet man .wenig - Wuͤrmer; bloß den Kleinen langgliedeigen Maͤuſſe— bandwurm Die Sungen find im Mutterleibe ertig in ihre zarten Slügelmäntel gehällt und ſchwarz— blaͤulich von Farbe, da hingegen alle Europäifhe Saͤu— gethiere im Mutterleide fchneeweiß. ausfehen. Goeze 0.0.0. ©, 38. . Andere } . — 2 PR 2, DOrdn.\23. Gatt. Rattenart. Fledermaus. 1159 . ‘Andere merkwürdige Eig enſchaften. Dieſe Art Fledermaͤuſe iſt ſehr beißig und zornig. Sie verfolgt nicht nur die kleinen Fledermaͤuſe, und beißt ſie oft ſo ſehr, daß ſie zur Erde niederfallen, wenn ſie ſich in ihr Revier, das ſie alle Abend durchfliegt, begeben, oder ihr gar einen Kaͤfer, auf welchen ſie Jagd macht, wegzuſchnappen wagen, ſondern wehrt ſich auch grimmig gegen Hunde und Katzen, und zernagt alles, was ihr vorgehalten wird, unter beſtaͤndigem Zifchen und abges brochenen dumpfen Tönen. Wenn fie herumfliegt läßt - fie oft einen Elatfchenden Ton von fich hören, wie man ihn mit der Zunge machen kann. } Sie riecht fo frarf und angenehm nach Bifam, wie ein Baummarder, welches vermuthlich von ihrer Nah— rung herrührt. Sie fliegt fchwer, aber mit mannichfal: tigen Schwenfungen, daß man ihr gern zuſieht. Shr Alter ift unbekannt. — Verbreitung und u Dieſe Fledermäufe wohnen in Europa au, nas mentlich in Deutſchland. Sie lieben die Geſellſchaft nicht ſo ſehr, wie die uͤbrigen Arten, und man findet ſie daher immer nur paarweiſe unter den Breterverſchlaͤgen alter einzeln lie— gender Gebäude, in Gärten in hohlen Birns und Apfeldäumen, und in Wäldern in hohlen Eichenbäumen, Dydd 4 Sn 1160 Sdougethiere Deutſchlands. J In Gebaͤuden kann man ihre Wohnung —— wegen des ſtarken Biſamgeruchs ausfpüren. She Winterfchlaf iſt unterbrochen). hi Nah⸗ 2) Den erſten Weihnachtstag 1794, wo es eine auferordent- lite Kälte war, flog mitten unter der Predigt ın der Mittagsfircbe zwiſchen ı und 2 Uhr eine folde Fledermaus - in der Waltershäufer Kirche eine halbe Stunde herum. Sch würde dieß fo erklären, daß fie gerade Hinter einer Fenſterſcheibe gelegen hätte, durdy melde die Sonne auf fie hätte ſcheinen Eönnen, da eben einige Sonnenblicke ge- ſchahen, wenn nicht ein Paar Tage vorher auch eine, wo die Kälte noch ſtaͤrker war, in einer Schlaffanmer bey einem meiner Sreunde herum geflogen wäre. In diefe Eonnte feine Sonne fcheinen, da fie gegen Mirternadyt lag, auch war es nicht warm in derſelben, denn die Fen— ſter und andere Sachen waren ſehr ſtark gefroren, und die Kaͤlte noch ſtaͤrker als den erſten Weihnachtsfeyertag. Auf Neujahr 1795 flogen bey noch groͤßerer Kaͤlte in der Fruͤhkirche, ohne daß die Sonne an die Fenſter ſcheinen konnte, zwey dergleichen Fledermaͤuſe herum. Es iſt mir dieß eine auffallende Erſcheinung. Dieſe Fledermaͤuſe flogen ſo regulaͤr und ſchoͤn von einer Emporkirche zur andern, wie wenn es mitten im Sommer in einer Abend⸗ daͤmmerung waͤre. Sollte etwa eine gar zu große Kaͤlte auf die Erwachung der Fledermaͤuſe eben die Wirkung thun, wie marmer Sonnenſchein? Wenn man fagen wollte, die Wärme der Ausdünfung von den Kirdyleuten hätte fie aufgemedt, fo kann dieß nicht der Grund ſeyn, Da man von dergleichen wärmender Ausdünitung auf der” obern Emporfirche nichts fpürte, auch bey der großen | Kälte zu wenig Leute in ber Kirche waren, ald daß eine ſolche : 3. Ordn. 24, Gatt. Nattenart, Fledermaus, 1161 N Nahrung. Sie nähren ſich vorzüglich von Maikäfern, Aaskaͤ⸗ fern, Roßkaͤfern und Daͤmmerungsſchmetterlingen; im Mai und Junius von Maikaͤfern; im Julius und Auz guſt aber faſt allein von dem großen Weidenſchwaͤr⸗ mer *), daher vielleicht auch ihr Bifamgeruh. Verzehr ren fie einen Mais oder Miftkäfer, wenn fie über oder neben einem hinfliegen, fo hört man das Kniftern vom Herbeißen der harten Fluͤgeldecken ſehr deutlich. Fortpflanzung. Sie bringen mehrentheils nur ein Junges zur Welt, das in vier Wochen ſchon die Groͤße der folgenden Art hat. | Feinde. Die Fledermausm ilbe (Acarus Vesperti= honis), eine eigene braungelbe FSledermauslaus(Pe- Dddd5 dicu- ſolche Wirfung hätte hervorgebracht werden fFünnen. Menn es Feine täufhende Beobachtung if, fo wollte jemand am Neujahrsmorgen in der Dämmerung in der Stadt eine Fledermans herumfliegen gefehen haben. Das Thermometer ftand die Tage über, da die Fledermäufe flogen, auf 27 bis 3ı Grad unter o, und im Walde fand ih Schwanzmaiſen und im Felde Häinflinge, Nabenfrähen und Dohlen erfroren. 2*) Sphinx Convolvuli, Lin. Bifamvogel, Windig, Ligufter, welcher bifamartig riecht: 1162 Saͤugethiere Deutſchlands. — diculus Vespertilionis), eine Art gelber Floͤhe, die, außer daß ſie wicht ſpringen koͤnnen, an Groͤße und Ge— ſtalt den gemeinen Floͤhen gleich ſind, die gewoͤhnliche Erd: oder Käfemilbe (Acarus Caleoptratorum), die Holyböce (Acarus Ricinus) find diejenigen In— feften, die fie plagen, und ſich von ihnen ernähren. Die erfte naͤhrt fich von dem Fette ihrer Flügel, in deren Fals ten fie leben, die andern genießen ihr Blut und andere Säfte. Sn den Eingeweiden lebt eine Art Bands - wurm. Gore a. a. O. ©. 45. ⸗— Fang. Mit Vogeldunft kann man fie leicht, wenn man fie nöthig Hat, aus der Luft fchießen, und in ihrer Wohnung laffen fie fih am Tage mit Vorficht fangen. Nutzen. | Sie verzehren viele fchädliche Inſekten. Schaden Nach gemachten Verfuchen fliegen fie nur im hoͤch— fien Nothfall, bey Fühler Witterung, wenn ihnen ihre eigentlihe Nahrung fehlt, nad) Fettigkeiten. 1 (43) 60. nn len J * Er 3, Drdn. 24. Gatt. Maͤuſeart. Flederm. 1163 — (43) 60. Die maͤuſeartige Fledermaus, Namen, Schriften und Abbildungen. Gemeine Fledermaus, Maͤuſeohr, kleines Maͤuſeohr, kleine Fledermaus, kleines gemeines Mausohr, und Schockmaus. Vespertilio murinus. Gmelin Lin. L. I. ak n.. 6. N Chauve-souris._ Buffon hist, nat, VIIL 113, t. 16. Ed, de Deuxp, II. T, 10. £ 1. Ueber. von Martini V. 76: Common Bat. — hist, of Quadr. II, 319. Meine Ueberf. I. p. 632. v. Zimmermanns geogr. Zool. IL. 412. v. S chrebers Saͤugeth. J. 165. Taf. 51. Goeze's Europ. Fauna. 1. = Borkhauſens deutfche Fauna. I. 81. Donndorfs zool. Beytr. I. 72. n. 6. Kennzeichen der Art. Mit langer, breiter und ſtumpfer Schnauze, Oh: ven-faft von der Länge des Kopfs, Kleinen. fpigigen Ohr⸗ 1164 Saͤugethiere Deutſchlands. Ohrdeckel, und ganz in die Flughaut eingewebtem Schwanze. | N. j% | sel Geſtalt, Farbe und Sitten des männl“ hen und weiblihen Geſchlechts. Dieß ift diejenige Fledermaus, welche einzeln faft in ganz Europa, undin Thüringen fehr zahfreich ans ‚getroffen wird, und unter allen am gefchickteften und gefehwindeften fliegen kann. I Ihr Körper ift von der Mundſpitze bis zur S Schwanz: wurzel 2 Zoll 8 Linien, der Schwanz ı Zoll 9 Linien lang, und die ausgefpannten Flügel find ı Fuß 2 Zoll *) breit, wovon der Körper ı Zoll 4 Linien einnimmt, Der Kopf ift 6, die Ohren find 5 Linien lang. Die Schnauze it lang, breit, abgeftumpft, und die Nafe breit, Der Mund, welcher fih bis zu den Ohren öffnet, ift oben vorne leer; dann folgen zu beyden Seiten, zwey einge kruͤmmte lange, ſpitzige, von einander getrennte Vorder— zaͤhne; hierauf in einer kleinen Entfernung ein merklich größerer fpisiger Eckzahn mit einer kleinen Nebenfpise und endlich vier Backenzaͤhne, wovon der erſte zwey, die zwey folgenden vier, und der vierte, etwas abſtehende, nur drey Spitzen hat. Die aͤußerſten Spitzen, die im Zickzack an einander haͤngen, ſind groͤßer, als die innern, In der untern Kinnlade ſtehen vorne ſechs kleine breite, geriefte, *) Dar. Maas: Körper 2 308 5 Linien; Schwam 1 Zoll ⁊ Linien; Breite ız ıf2 Zoll. geriefte, ſtumpfe Vorderzähne; dann auf jeder Seite ein auswärts gefehrter fpißiger Eckzahn, nebſt zwey dreyeckigen Seitenzaͤhnen; zuletzt auf jeder Seite drey breite Backenzaͤhne mit fünf ungleichen Spitzen. Die Augen ſind ſehr klein, ſchwarz, liegen bloß und erhaben, nahe an den Ohren. Die Ohren find kahl, Häutig, eyförmig, nad) der Außenfeite bis zur Mund: Öffnung übergefrämmt, und vor der Gehöröffnung mit einem über zwey Linien langen, ſchmalen, fpisigen Blätts chen oder Dedel verfehen. Die zufammengelegten Arme fiehen dem Kopfe gleich. Der Schwanz ift oberhalb big in die Mitte mit Haaren defekt und ganz in die Flug— haut verwebt. Die Farbe des Thieres — iſt hellaſchgrau oder mauſefahl. Sie wechſelt aber folgendermaßen am Koͤrper ab. Schnauze, Ohren, Fuͤße und Flughaut ſind ſchwaͤrzlich, und die ſcharfen Naͤgel der Finger weiß. Die Haare des uͤbrigen Oberleibes ſind im Grunde rauchfarben und an den Spitzen weißgelb, und am gan— zen Unterleibe haben fie, obige Grundfarbe und DR Spitzen. Beyde Geſchlechter unterſcheiden ſich merklich von einander. Das Maͤnnchen iſt etwas laͤnger und ſchlan— ker als das Weibchen, da hingegen das Weibchen brei— ter ift, und immer etwas längere Ohren hat. Weiter ift das Weibchen allezeit auf dem Rücken dunkler afchs grau ins fchwärzliche fallend und das Männchen heller ins bräunliche jpielend. Man * 166 Soͤugethiere Deutſchlands. Man entdeckt den Aufenthalt dieſer Thiere ſehr leicht, weil ſie unablaͤßig, wo ſie in Geſellſchaft wohnen, einen zifchenden Ton von fich gebens | Sm Sommer Dane N fie einen widcigen Bl. geruch. Ihr Alter iſt unbekannt. NR — Aufenthalt. Sie wohnen ebenfalls in den Ritzen alter Gebaͤude, und vorzuͤglich da, wo zwey Waͤnde, die zuſammenſtoßen, eine Kluft laſſen. Im Walde ſuchen ſie die hohlen Bäume, hohlen Wurzeln, verfallene Bergwerksſtollen, und andere Erdkluͤfte auf. Es leben viele Familien zufammen verträglich an einem Orte, und vertreiben fi am Tage, wenn fie nicht ſchlafen, die Zeit, indem ſie mit einander ſpielen, ſich necken, jagen, oder ein ziſchendes Concert halten. Sie liegen eben fo wenig, wie die vorige Art, den ganzen Winter hindurch, dem Hamſter gleich, in einer ununterbrochenen Betäubung, ſondern erwachen auch in den Wintermonaten, ſobald warme Tage eintreten. Nahrung. Da der Winterſchlaf dieſer Fledermaͤuſe noc unter brochener ift, als bey den rattenartigen, indem fie je,e gelins de Witterung aufweckt, ſo iſt es nöthig zu diefer Jahrszeit, wo es gewöhnlich noch fehr wenige Snfeften giebt, von: | welchen 4 3. Ordn, 24: Ga! Maͤuſeart. Fledermaus. 1167 weichen fie fih nähren önnfen, an Orten, wo fie ſich aufhalten, die Speifefammern zuzuhalten, weil fie fehr leicht das fette Sleifch durch ihren feharfen Geruch aus, wittern, Löcher in den Speck und die Schinken freffen, und wohl gar ihren Rinterfihlaf, wenn fie die Kaͤlte auf | ihrem Raube ergreift, in dieſen fetten Hoͤhlen vollends endigen. Sie lieben alle Fettigkeiten, und beſuchen da— her zuweilen ſolche Oerter, wo Talg, Schmeer, Butter, Del, Käfe u. dergl. aufbewahrt wird. . Man hat fogar Beyfpiele, dad die Mütter Löcher in den Speck gefteflen, ‚ und ihre Jungen darin zur Welt gebracht haben. Sie find beſonders diejenigen Sledermäufe, die im May fo - große Niederlagen unter den Maykäfern anrichten, und viele Tracht: und Dammerungsfalter wegfangen, Sonft befteht ihre gewöhnliche Nahrung aus Fliegen, die fie, wie faft alle Arten, an den Wänden der Käufer wegs fangen. 36 Fortpflanzung. Sie begatten fich zu Ende des Aprils oder Anfang des Maies, und das Weibchen legt nach drey Wochen auf ein unzubereitetes hartes Lager ihre zwey Jungen hin, die fie drey Mochen faugt, und alsdann allein aus: flartern und ihrer Nahrung nachjagen läßt. Die Yun: gen haben das erfte Jahr eine dunkiere Farbe als die . ‚ Alten. Diefe Art begattet fich des Sahrs zweymal. Feinde | Shre Feinde find die Eulen, Katzen und Vie feln, Bon der Sledermausmilbe, und von einer Art 1168 Gäugethiere Deutſchlands. Art gelber Flöhe, werden fie fehr geplagt; ja die Menge der letztern Inſekten verurfacht ihnen oft den Todt. — —— a Dertilgung. | Dieſe Art ift eben fo leicht zu fangen, wie die vos rige. Da fie fehr gern nach dem Licht fliegt, fo kann man fie an folchen Orten, wo fie fich aufhält, durch die Helligkeit eines Lichts, das man in ein Fenſter ftellt, in ein geöffnetes Zimmer locken. | Sie läßt ſich auch beym Mondenfchein mit einer mit Dunft geladenen Flinte Teicht aus der Luft ſchießen. Sollte fich ein ungebetener Gaft von ihnen in einen Schornftein oder in eine Speifefammer wagen, fo darf "man ihm nur an die Fleifchftangen ftatt des Fleifches mit Mehl bepuderte Kletten hängen. Diefe fieht er für Schmetterlinge an, fliegt lieber nach ihnen, als nad) dem Fleifch und bleibt an den Stacheln derjelben hängen, Das bekannte giftige Vertilgungsmittel, wo man eine Spedfchwarte mit Arfenik beftreut, oder mit in Del aufgelöftem Arfenif beftreicht, und an folche Drte hHinhängt, wo man diefe Fledermaus des Abends am öfterften herumfliegen ficht, ift verwerflich, ‚weil diefe Thiere mit ihrem giftigen Speichel den Sped in Schorn: feinen und Fleiſchkammern, wenn fie fich gleich nach der vergifteten Mahlzeit dahin begeben. follten, ſchaͤdlich machen Eönnen, | Nuz s — £ ABIT ———— —* — 3, Ordn. 24 Gatt. Maͤuſeart. Fledermaus. 1169 \ «MuBße n. tan laͤßt dieſe, ro wie überhaupt alle Arten von Sledermäufen in unferer Gegend, gern eben, wenn man fie nicht zue Erweiterung feiner Kenntniſſe in der Na; turgefhichte noͤthig hat, denn ihr Nusen in der Natur iſt ſehr groß, indem fie nicht allein einigen Raubthieren und Kaubvdgeln zur Speife dienen, fondern au viele fchädliche Käfer und Nachtſchmetterlinge vertilgen, Wenn fie ſich zuweilen im Winter in Kellern fehen laſſen, ſo kann man nach ſi chern Beobachtungen den Schluß machen, daß es kalter werde; denn bey der Ab— nahme der Waͤrme der aͤußern Luft, nimmt die Waͤrme in den Kellern zu, und macht, daß das kalte Blut dieſer Thiere erwaͤrmt wird, und geſchwinder fließt. Eden fo.’ fohen fie fhönes Wetter anzeigen, wenn fie des Abends häufig herumfliegen. Schaden. Ihr Schaden, den fie zufälligerweife in Schornfteis nen und Fleifchfammern thun, ift nur zufällig, kann leicht verhindert werden, und kommt gar nicht in Bez tracht gegen den großen Nutzen, den fie leiften. | Bechſt. gem. N. G. I. Bo. Eree 61. Die \o [1 170 Sauaͤugethiere Deutfchlands, ch £ 61. Die blaffe Fledermaus. a —* Caẽ. vIl. —*— - , * Namen, Schriften und Abbildungen. F Sie heißt auch Spätling, Vespertilio Serotinus. Gmelin Lin. I. 1. p.48. n. 11. Ne ‚Serotine. Ruffon hist, nat. VIII, 129. T. 18. £. 2. Ed. de Deuxp, II, T. 10, £.5. Ueberſ. von Martini V. 82. m. e. Fig. Serotine Bat. Pennant I of Quadr, II. 317. Meine leberf. II. p. 631. v. Schrebers Saͤugeth. 1. 176. Taf, 53. v. Zimmermanns geogr. 3001. IE 413. Goeze's Fauna. 1. 65. Donndorfs zool. Beytr. I, 75. n. ın Kennzeihen der Art. Die kurzen breiten und ausgerandeten Ohren haben einen kleinen rundlichen Ohrdeckel. | — 3. Ordn. Re Defhreibung. Diefe Fledermaus, welche in Fankreich zuerft entdeckt worden ift, in den Selfenhöhlen am Fluß Ars gum, jenfeits des Sees Baikal wohnt, wird auch hin und wieder in Deutſchland angetroffen. 24. Gatt. Blaffe Fledermaus, 1771 Shre Schnauze ift laͤnglich, und der Mund enthaͤlt oben vier Vorderzaͤhne, und unten ſechs. Die Ohren ſind kurz und breit mit einem kleinen Ausſchnitte aus— wendig unterhalb der Abrundung. Der Ohrdeckel iſt klein und rundlich. Der Ruͤcken hat eine lichtbraͤunliche Farbe, und iſt mit rothfahl uͤberlaufen. Der Bauch ſpielt aus dem hellgrauen ins gelbliche. Die Flughaut iſt ſchwaͤrzlich. Die Länge des Körrers iſt faft drey ‚300, und der Schwanz halb fo lang s der Leib. Aufenthalt, Fortpflanzung, Nahrung u. fe f. ift noch nicht ‚bekannt genug. Sie lebt gefellfchaftlich in Höhlen z. B. Felſen— hoͤhlen. Eeet2 69 * ER 1172 ä Saͤugethiere Deutſchlands. Kr B, Dben zwey und unten ſechs | Vorderzaͤhne. (44) 62. Die Speck⸗ Fledermaus. Namen, Schriften und Abbitdunge en. Speckmaus, große Speckmaus, nächtliche Fleder⸗ maus, große Fledermaus, Fledermaus mit dem Maͤuſe— kopfe, und Naͤchtling. Vespertilio Noctula. Gmelin Lin. 1.1... 48. n. 10. Noctule. Buffon hist. nat, VIII, 128. T, 18, f. 1. Ed.de Deuxp. U. T. 10. f. 4, Ueberſ. von Martini. V. 81. Noctule Bat, Pennant hist. of Quadr. II, 317. Meine Ueber. II. p. 630. | v. Schrebers Saͤugeth. J. 166. Taf. 52. v. Zimmermanns geogr. Zool. VI. 412. Goeze's Fauna I. 60. Donndorfs zool. Beytr. L75. n. 10, Kennzeichen der Art. Die Ohren ſind kuͤrzer als der Kopf, mit einem kleinen ovalen Ohrdeckel. Ge⸗ 3. Ordn. 24. Gatt. Speck⸗ Fledermaus. 1173 Sepats, Farbe und Sitten des männlihen und weiblichen Geſchlechts. Dieſe große Eiranäliche Fledermaus iſt in Thuͤrin⸗ | gen eben keine Seltenheit. Die Lärige ihres Körpers: beträgt drey Zoll, des Schwanzes zwey Zoll und die Breite der ausgeſpannten Fluͤgel einen Schuh vier Zoll *), wovon der Körper an? derthalb Zoll einnimmt. Der Kopf ife ein Zoll und die Ohren find acht Linien lang.. & Der Kopf ift breit und: flach; die Schriauge dicker, kuͤrzer und breiter, und die Stirn weniger erhaben, als on der vorigen Art. Die halbmondförmigen Nafenlös cher liegen auf einer Erhabenheit, und neben denſelben wird die Schnauze fo dick, daß fie aufgeblafen. fcheint. Diele ift auch bis zu den Ohren, das Kinn mit einges ſchloſſen, kahl, mit einzelnen ſchwarzen und braunen Borz ſtenhaaren befeßt, von denen einige längere an der Stir⸗ ne weg auf zehn Waͤrzchen ſtehen. Die Unterlippe hat in der Mitte eine kleine Furche. Im Oberkiefer liegen ‚in einiger Entfernung vier Vorderzähne, auf jeder Seite ein großer gebogener mit einem fehr viel Eleinern (eis ‚gentlich zwey Vorderzähne, jeder mit einer großen und Heinen Nebenfpige) ;. dann ein großer einwärts geboger ner Eckzahn, der inwendig platt iſt; und endlich drey im Zickzack liegende, weniger gezackte Backenzaͤhne. Im Eeee3 Un⸗ *) Par. Ms: Körper z Zoll 8 Linien; Schwanz ı Zoll 9 Linien; Breite ı Fuß 2 304 3 Linien. — [3 TR F ) 1174 | _ Siugeniere Deutſchlands. N I —— vorne ſechs kleine breite hinter einander ge: -fchobene Schneidezähne ; dann ‚ein Eckzahn, der kürzer und fiumpfer, als der obere ift, und fünf Badenzähne, wovon die zwey vordern einfpißig, und eigentliche, Sei: tenzähne, die übrigen aber ſcharf gezackt und groͤßer ſind, als die obern. Der Mund öffnet ſich weit, doch aber nicht bis zu den Ohren, wie bey den andern Fledermaͤu⸗ ſen. Die Zunge iſt lang, dick und glatt. Die Augen find mittelmäßig, ſchwarz, liegen in einer Vertiefung hin⸗ ter der aufgeblafenen Oberlippe in. dicken Augenliedern, und fiehen weit von einander. Die Ohren find kurz, breit, ‚oben abgerundet, nach außen umgebogen, halb durchfichtig und mit einem zwey Linien langen Ohrendek⸗ kel verſehen, der gewoͤhnlich oben breit, halbmondfoͤrmig abgerundet iſt, zuweilen aber auch etwas ſpitziger zu läuft N) Am untern Theil des innern Randes, nahe bey *) Dieß letztere gerade mie bey der folgenden Art. Id) fand nämlich in einem Scheitholghaufen ein Männchen mit abge: rundeten, und ein Weibchen mit etwas fpisigerh Ohren- dedel zuſammenſitzend, und ſchloß daher auf diefe Abaͤnde⸗ rung, weil dieſe Art gewoͤhnlich nur paarweiſe lebt. Dieſes Weibchen, das ich noch ausgeſtopft beſitze, hat faſt ganz die naͤmlichen Ohren der folgenden Art, und iſt alſo nur von jener durch die hier angegebene Groͤße verſchieden. Daher Ri ‚Benennung große Speckmaus. Wenn mir die gar zuauffallen- de Berfchiedenheitder Größe zwiſchen diefer und der folgen- den Art nicht im Wege ftünde, ſo wuͤrde ich dieß Weibs hen für eine Baflartart, die aus der Vermiſchung beyder Arten entftanden fen, halten. Vielleicht iftes eine ganz be- fondere Art, die ich aber. noch nicht genauer an⸗ zugeben vermag, da ich Feine Gefegenheit gehabt habe, fie genauer nach Geſtalt und Lebensart au beobachten. 3. Ordn. 24. Gatt. Speck⸗ Fledermaus. 1175 bey dem Auge befindet fich eine Eleine Ausfchweifung, wie ein abgerundetes Laͤppchen; der äußere Ohrlappe aber - hat feine gehörige Bildung und läuft bis zum Mundwin kel herab. _ Der Hals ift viel deutlicher zu bemerken, als an den übrigen Arten, und der längliche Körper hat mehr die Form einer Maus. Arme, Schwanz und Beis ne find ſtark, und leßtere kuͤrzer, als an der rattenartigen | Fledermaus, daher auch die Flügel fhmäler find. Die Schwanzſpitze ragt ein Elein wenig vor der Flughaut her⸗ vor, welche inwendig und auswendig bis zum erſten Ges lenke behaart ift. Bey zufammengelegten Flügeln ſteht das Handgelenke der Schnauze gleich. Der Pelz iſt ſchmutzig braun, graubraun oder heit: umbrafardig, oben dunkler als unten, ohne eine andere Grundfarbe. Schnauze, Kinn, Flughaut, Beine und _ Füße find glängend ſchwarz — die Ohren etwas heller — die Naͤgel weiß. Das Maͤnnchen hat eine ſehr lange faſt kahle Rus the, und ift fchlanker gebaut, als das Weibchen. Sie haben einen unangenehmen füßlichen Geruch). Shre Stimme ift ftarfpfeifend — ihr Alter unbekannt, Verbreitung und Aufenthalt. Außer Europa bewohnen diefe Fledermänfe die großen Ruffifchen Steppen in Menge. Sie ſcheinen nicht fo gefellig, als die Übrigen Fler dermäufe zu feyn. Sie halten fih mehrenheils nur “ Re Paar ı ne \ Stugetsiire Deupstune. — - Paar und Paar in einer Hohle allein auf, und wäten ‚dazu nicht ſowohl Klüfte in Felfen und Gebäuden, als . vielmehr zufammengelente Holzhaufen in Wäldern, Höhr fen in Feld⸗ und Waldbäumen, und zwar da, wo ne in der Nähe me - 5 „0 En Englans will man fie in der Dachrinne eines. alten Gebäudes des Queen College zu Cambridge doch in Gefellfchaft zu zweyhunderten angetroffen haben *). Sie fcheinen einen feftern Winterfchlaf zu haben, als die vorigen Arten, da man fie felten eher, als in den warmen Frühlingstagen herumflattern fieht. Nahrung. Shre een Nahrung machen Mücken, Brem⸗ ſen, Schnaaken, Käfer, Nachts und Dämmerungsfalter aus, Man fieht fie, um erftere zu befommen, beſtaͤndig um den Teichen ſchweben. Sonft fliegen fie gewöhnlich Hoch in der Luft, und nicht ſo nahe uͤber der Erde weg, wie die andern Arten. | Nur das Ohngefaͤhr macht a ie in Speifefammern durch Das Benagen fetter Sachen ſchaͤdlich. Fortpflanzung. Sie pflanzen ſich eben ſo, wie die uͤbrigen Arten, fort, Die Zungen haben im erſten Jahre eine dunklere Sarbe, und einen diefern Kopf, als wenn fie älter werden, Sein *) ©. Vennanta ad. | 3. Ordn. 24. Gatt. Sms gledermaus. — Feinde. IR — Der Uhu allein wagt ſi ſich an diefe beißigen Thie⸗ ve. - Sie find überall mit kleinen weißen durchfichtigen Läufen, wie Bücherläufe groß und gefaltet, befäet. Bertilgung. Man muß fie mit Vogeldunſt aus der Luft fhießen. Außerdem befommt man fie nur durchs Ohngefähr in feine Gewalt, indem man fie am Tage irgendwo anges hängt und ſchlafend findet. Nasen Diefe Fledermaus ift ein ſehr nuͤtzliches Thier, da fie fehr viele Nachts und Dämmerungsfalter, die als Raupen den Gewächfen in Wäldern und Gärten ſchaͤdlich find, und viele Mücken, die Menſchen und Vieh plagen, vers tilget. Sqgaden. — Sie iſt faſt ganz unfhädtid: denn nur ie Zufall macht, daß fie zuweilen in Feldmuͤhlen an Fettigkeiten ſich vergreift. —— (45.) 63. — 1178 Sauahͤugethiere Deutſchlands. 8 \ # y : F i (45) 63. Die Zwerg- Fledermaus N) Namen, Schriften und Absitvungen. | Zwerg, Heine Spesmaus und Eleine ey Vespertilio Pipistrellus. Gmelin Lin. J. T. p- 48 n. 12 | * Belle. Buffon hist, nat. VIIL.. ı29. T. 19, £,1. Ed, de Deuxp,.Il. T. 10.66, Ueberſ. von Martini V.83. m. e. Sig. Pipistrelle Bat. Penriant hist, of Quadr. I, 318. Meine Ueber. IL p. 637. v. Zim mermanns geogr. Zool, II, 413. | v. Schrebers a I 167. BG 54 Goeze' s Fauna. L 65. Donndorfs zool. Beytr. 1. I7y. Kennzeichen der Art. Die Ohren find fo lang als der Kopf, eyförmig und ansgerandet, und der Ohrdeckel fchmal, oben abgerundet, - faft bis in die Mitte des Ohrs reichend. Geftalt H Auch dieſe Fledermaus hat fat alle Kennzeichen der Art, und den ganzen Körperbau, die Größe und Sarbe ausge: nommen, mit der Sped- Sledermans gemein. 3 Ordn. 24. Gatt. Sped· Fledermaus. 1179 Geſtalt und Farbe des maͤnnlichen und — —weiblichen Geſchlechts. Dieſe Fledermaus wird in Frankreich, im Ca⸗ ſa niſchen und ſehr haͤufig in Thuͤringen angetrof⸗ ‚fen. Ihre Laͤnge beträgt beynahe ı Zoll 10 Linien, des Sqwanꝛet 1.30 7 Linien, und die Breite 9 Soll a Der Kopf iſt klein; die Schnauze furz, und mit einzelnen längern und kuͤrzern weichen Barthaaren bes feßt. Die längern ſtehen in die Hoͤhe gerichtet über der > Nafe an der Stirn bin. Die Nafe iff breit und die halbmondförmigen Nafenlöcher ftehen- auf erhabenen Raͤndern. Die Oberlippe ift an den Seiten big zu den Augen dick aufgeworfen. Das Gebiß ift faft das der rattenartigen Fledermaus. In der obern Kinnlade iſt vorne ein leerer Raum, zu deſſen Seiten zwey ſpitzige Vorder— zaͤhne, oder vielmehr nur einer mit einer Nebenſpitze ſtehen. Dann folgen auf jeder Seite ein einwaͤrts ge— bogener großer Eckzahn und drey Backenzaͤhne, wovon jeder auswaͤrts zwey ſcharfe Spitzen, und inwendig tiefer zwey ſtumpfere hat. In der untern Kinnlade ſtehen vorne ſechs Schneidezaͤhne, auf jeder Seite ein kurzer auswärts gebogener ſcharfer Eckzahn, und drey Backenzaͤhne, die fuͤnfſpitzig ſind. Die Zunge iſt rund und dick. Die Augen find klein, ſchwarz, liegen in dik— fen Augenliedern, und unter den diefen Stirnhaaren, wie ) Par. Ms.: 1 Zul 8 Finien: Schwanz 1 Zoll 6 kinien; Breite 8 ao 2 Linien. ED J— 7 50 Suaͤugethiere Deutfchlands, wie bey der gemeinen Spitzmaus, verborgen. Die Oheen ſind faſt fo fang, als der Kopf, nämlich vier Linien, oval, aus⸗ wendig in der Mitte merklich ausgeſchweift, gegen uͤber, auf der inwendigen Seite in einer abgerundeten Ecke etwas ausgebogen, haben drey Naͤthe, und einen ſchma⸗ len, oben abgerundeten Ohrendeckel, der faſt bis in die Mitte des Ohrs, an den Anfang der Ausſchweifung reicht. Beine und Zehen ſind kurz. Die Flughaut laͤßt die duͤnne Schwanzſpitze unbedeckt, und iſt am Schwanze bis den Fußzehen gegen uͤber oben und unten mit Haaren bewachſen. Die Ruthe des Maͤnnchens iſt haarig. Die Farbe iſt dunkel. Der Grund ſchwarz. Maͤnn⸗ chen und Weibchen unterſcheiden ſich aber ſehr merk lich in diefer Ruͤckſicht von einander. Das Männchen nämlich ift auf dem Rücken bräunlic) fchwarz, fait Eaffes braun, und das Weibchen blaulich ſchwarz. Am Unter: Leibe find beyde Geſchlechter etwas bläffer, als auf dem Rüden. Die undurchfichtigen Ohren, Schnauze, Beine und Flughaut find fehr dunkel ſchwarzbraun und glaͤn⸗ send, die zuſammengelegte ſlughaut kohlſchwarz. | Sie fliegen ſehr geſchwind und niedrig, und geben sinen leifen heifern Ton von ſich. Man kann fie auch zaͤhmen. | Aufenthalt. 3 Sie halten ſich vorzüglich in Wäldern in Bohlen Bäumen, und in Gebäuden, die dafeldft, und im Felde einzeln .— x 3 Ordn. 24. Gatt. Zwerg⸗Fledermaus. LISE einzeln liegen, zwifchen den Breterverſchlaͤgen paar⸗ weiſe auf. Ihr Winterſchlaf dauert nicht ſo lange, als bey den andern Arten, und ſie koͤnnen auch mehr Kaͤlte und Re— gen vertragen; daher man ſie oft, wenn die andern zu ſchlafen gezwungen ſind, herum flattern ſieht. el Nahrung Idhre Nahrung befteht aus Fleinen Käferh und Schmetterlingen, die des Abends herum fliegen, und aus Muͤcken. Fortpflanzung Sie pflanzen fich, wie die andern Arten fort. Feinde Die Eulen fiellen ihnen nad). : Vertilgung. Man erlegt ſie des Abends mit der Vogelflinte und Dunſt. Es iſt wegen der ſchnellen Bewegungen ein kuͤnſtlicher Schuß. Nu tzen. Sie toͤdten ſchaͤdliche Inſekten, und zeigen im Auguſt und September, wenn fie des Abends häufig Herum ſchwaͤrmen, ſchoͤnes Wetter an. Sch a⸗ ı182 Gäugetbiere Deutfchlande, © ch 'a-d € n. € Sie find ganz unfihädlich, wenn man das Zernagen alter morfcher Breter in ihrem Aufenthalte ausnimmt. (46) 64. Die rauhfluͤgliche Fledermaus, Ä Namen, Scıriften und Abbildungen. : Rauhfluͤgel, rothe oder fuchsrothe Fledermaus, und ‚Fledermaus mit behaarten Fittigen, a Vespertilio lasiopterus. Gmelin Lin, ]. ı. P. 50. n. 22. - v. Schrebers Säugeth. I. Taf, 58. B. Meine getreuen Abbildungen naturhift. Gegens ftände. 25 Hundert. ©. 35. Taf. 22. „ Kennzeichen der Art. Schnauze und Ohren find kurz, der Ohrdeckel iſt klein und nierenfoͤrmig und von der Schulter bis an den Daumen läuft inwendig an den Flügeln ein deut— licher Streifen von gelbbraunen Haaren bin. Geftalt und Farbe des männliden und weibtihen Geſchlechts. Bey der Herausgabe des.eriten Bandes der vorigen Auflage Eannte ich diefe fihöne Fledermans noch nicht, oder Er Ordn. 24: Gatt. Raubfl. Fledermaus, ı153 oder hielt fie vielmehr, da fie im äußern Anfehen fo viel ähnliches mit der Speck⸗Fledermaus, die ich zus weilen unter den Flügeln (Befonders i in der jugend) auch "etwas haarig gefunden Habe, hat, für eine Varietaͤt derſelben, bis ich durch wiederholte Beobachtungen und — 4— durch Vergleichung mit der Abbildung im Herrn von Schrebers Werke uͤber die Saͤugethiere in der Folge uͤberzeugt wurde, daß ſie eine beſondere Art ausmache. Als dieſe habe ic, fie auch. alsdann im dritten Dans de diefer Naturgefihichte — S. 742 im An— hange befchrieben. Sch babe fie nicht felten in den Thaͤringiſchen Schwarzwaͤldern, beſonders in den tiefern gebirgigen Gegenden derſelben angetroffen, auch in großen Gebaͤu— den. Sie wohnt auch in den obern Gegenden Deutſch— lands, z. B. am Rhein. An Groͤße gleicht ſie einer Hausmaus, an Geſtalt aber der Speck-Fledermaus, und gehoͤrt alſo zu den großen Sledermäufen. Die Länge von der Mundfpike bis an die Schwanzwurzel iſt drey Zoll und zehn Fir nien; der Schwanz mißt zwey Zoll vier Linien, und die Fluͤgel klaftern einen Fuß, fünf bis fehs Zoll *). Der Kopf ift zehn Linien lang, die Ohren fieben und einen Mundfpalte fieben, das Achſelgelenke neun Linien, das Ellen⸗ Par. Ms.: Körper 3 ı/2 Zoll lang; Schwanz 2 Zul, und Breite der Fluͤgel ı Suß 21% Zoll. — halben, der kleine nierenfoͤrmige Ohrdeckel zwey, die ‚1184 | Saͤugethiere Deutſchlands. Ellenbogengelenke aber an den vier Linien langen Dau⸗ men zwey Zoll, drey Linien, und der erſte Finger bis an die Fluͤgelſpitze drey Zoll, zehn Linien. Das Bein mißt bis an das Fußblatt zehn Linien, der Fuß bis an die Ferſe vier Linien und die gleich langen Zehen vier Linien. Die Schnauze iſt kurz und dick, die Naſenloͤcher find aufgeblafen und haben zur Seite eine runde Deffz nung; noch aufgeblafener find die Baden; fowohl auf dem Mundrande als auf den Backen ſtehen einzelne feine röthliche Haare. In der obern Kinnlade iſt vorne ein leerer Raum, Hierauf fölgen auf jeder Seite ein einzel: ner fpißiger DVorderzahn, auf diefen ein großer ſpitziger Eckzahn und darauf drey fcharffchneidige im Zickzack laufen; de nach vorn zu in die Höhe gefpiste Backenzaͤhne; die untere Kinnlade enthält vorne ſechs kurze, ſtumpfe, dicht in einander gefchichtete Vorderzaͤhne, darauf auf jeder Seite einen breitern und ſchaͤrfern Eckzahn als in der obern Kinnlade, der an alten Thieren eine Nebenſpitze nach vorne hat, und in den Zwiſchenraum der obern vordern Zaͤhne und des Eckzahns eingreift, alsdann vier dreyzackige ſcharfgeſpitzte Backenzaͤhne. Die ganze Schnauze ift fehwarz, bey jungen ſchwarzbraun. Die Ohren find ebenfalls ſchwarz und ſtumpf kegelfoͤrmig ges ſtaltet, oben ſehr abgerundet, haben unten auf der Auf fern Seite einen weit eingebogenen Rand, und ein nie renförmiges, oben ſtark abgerundetes Ohrendeckelchen. Die Fluͤgel ſind zuſammengelegt ſchwarz, ausgebreitet, wegen ihrer Durchſichtigkeit heller. Von den Schultern bis 3, Ordn. 24 Gatt. Rauhfl. Fledermaus. ‚I185 bis an den Daumen läuft inwendig ein halb Zoll breiter Streifen von braungelben Haaren hin; auch’ find die Seiten der Flügel neben dem Bauche drey Viertel Zoll weit damit dicht befeßt. Neben den Deinen, die mehr zur Seite ſchief herausftehen, als bey andern Fleders mäufen, läuft auch ein, aber wenig bemerklicher, Haar⸗ fireifen hin; fonft ift der Schwanz fahl und die Spige fieht eine Linie weit uneingefaßt vor. Die Nägel find weiß, die des Vorderde amens nicht wie gewöhnlich ſcharf, die der Füße aber ehr fpisig und fcharf. nn Der ganze Balg ift oben und unten gelöbraun oder ſchmutzig fuchsrorh, kurz und feinhaarig. Er feicht fehr ſchoͤn gegen die ſchwarze Gliederfarbe ab. \ Das Weibchen ift etwas Eleinier als das Männ; hen, auc etwas fchmußiger von Farbe. Man muß aber beyde Gefchlechter beyfammen haben, wenn man diefen Unterfchied gewahr werden foll. Die Zungen fehen das erfie Jahr über fchmugig gelbbraun aus. Ihre Farbe nimmt ſich daher nicht 1 aut aus, wie die der Alten, Aufenthatt. Diefe Fledermaus. hat eigentlich ihren Aufent: halt in waldigen Gegenden. Hier wohnt fie in alten hohlen Bäumen, und vorzüglich zwifchen dem aufgeklaf;. terten Scheitholge. Auch befucht fie alte Stollen, und Schachte, große und alte Gebäude, Sie hält einen uns Bechſt. gem. N. G. J. B. Sfr ters — J ‚1186 Saͤugethiere Deusfhlande. > terbrochenen Winterfehlaf. Sie fliege deshalb, wenn > die größte Kälte ift, zuweilen des Winters in den Kirchen herum. So hieng ‚den vierten Advents; Sonntag 1796 eine in der Waltershäufer Kirche an dem Kanzelvorhang, und fing an zu zwitfchern, wie die Kanzel geöffnet wurde. Es ift die abgebildete. Nahrung | Ihre Nahrung beſteht in allerhand Kaͤfern ns befonders Abend s und Nadhtjaltern; “fie wird daher durch DVertilgung des fehädlichen Fichtenfchwärmers, der | Nonne, des Fichten: und Kiefernfpinners, der Borkens kaͤfer u. ſ. w. ſehr nuͤtzlich, und verdient unfere Scho⸗ nung auf eine vorzuͤgliche Weiſe. Fortpflanzung. Sie bringt im Mai zwey Junge zur Welt; kann ſich aber deshalb nicht ſonderlich vermehren (denn ſie bleibt immer, ſelten), weil ihre Brut und fie fo oft zer ſtoͤhrt und vertilgt werden. Denn fie Elebt mehrentheils mit den Jungen an der Bruſt in den Holzhaufen, wenn dieſe alsdann nach Haufe gefahren werden, fo wird ſie gewöhnlich von den Holzmachern oder Fuhrleuten mit und ohne Vorſatz getoͤdtet. Mutzzen. Da ich fie vorzuͤglich in Nadelwaͤldern ange troffen habe, fo iſt fie fuͤr dieſe durch Vertilgung mans cher ſchaͤdlicher Schmetterlinge ſehr nuͤtzlich, wie ich ſchon oben angefuͤhrt habe. REDEN CE, ie. "ng, Ordn. 25, Gatt. Flugmaus. 1187 Die fuͤnf und zwanzigſte Gattung. Flugmaus. Noctilio. In der obern Kinnlade ſtehen keine, in der untern ‚aber vier Vorderzaͤhne. (47). 65. Die große Hufeiſen-Flugmaus. Noctilio ferum equinum. | Diefe fogenannte Fledermaus mit der Huf eifennafe, von welcher man in Deutſchland eine große und eine kleine kennt, trenne ich wegen der merflichen Abweichung in der Geftalt, fo wie bey der gemeinen Fledermaus(Vespertilio murinus) in zwey verfchiedene Arten; und befchreibe daher erft die große Aufeifen; Slugmaus. Namen, Schriften und Abbildungen. Hufeiſen, Hufeiſennaſe, große HAufeifennafe, große Fledermaus mit der Hufeifennafe, Wundernafe und Naske. Vespertilio ferrum equinum, maior, Gmelin Lin. J. I. P- 50, Ds 20, 4 v. Schrebers Säugeth. I. 174, Taf. 6. öben, sfffa | Goe⸗ 1188 Säugethiere gie $ | Go eze's Fauna. 1. 66. A VBorthaufens — Daun: ven Schriften fuͤr dieſe und die figende Yıt: Fer ä Cheval. Buffon VI. ı3r. T. 17... 2 152. T. 20. Ed. de Deuxp. IL T. 10.f2 8. Ueberf. von Martini V. 87, Daubenton Mem, de l’Acad, de Paris 1759. p. 382. Rn Horse-Shoe Bat. Pennant hist. ot Quadr. II. 316, Meine Ueberf. II. P.629 v. Zimmermannsg geogr. Zool. Il. 417. — zool. Beytr. 3 Kennzeichen der Art. / Mit einer hufeifenähnlichen Nafe, vier Saͤugwar⸗ zen, und herauer Farbe. —— und Farbe des — ————— und weiblichen Geſchlechts. Dieſe Fledermaus, welche in Frankreich am * Caspiſchen Meere und in Deutſchland wohnt, und in Thuͤringen ſehr gemein iſt, bekommt, wegen ihrer wunderbar gebildeten Naſe, ein gar eignes An⸗ Die | 3. Ordn. 25. Gatt. Gr. Hufeiſen Flugm. 1189 ' »Die Länge des Körpers iſt 2 Zoll, des Schwanzes ı Zoll 2 Linien; die Breite der ausgeſpannten Flügel 11 Zoll ”), davon der Körper 1 1/4 Zoll beträgt; der Kopf ift 9 Linien, und die Ohren find 8 Linien lang. Der Mund hat in der Obers und Unterlippe-eine Kleine Kerbe, Öffnet fich fehr weit, und enthält in der obern Kinnlade vorne einen leeren Raum, dann zur, Seite - einen großen fpisigen Eckzahn mit einem Eleinern neben fih, und vier Badenzähne, wovon jeder drey Spisen Hat, die nach innen zu einen hohlen Schneckengang bil: den. In der untern Kinnlade liegen vorne fechs Heine Vorderzähne dicht an einander ; zu deren Seite fiehen drey Eckzaͤhne, wovon der mittlere kleiner ift, und dann drey Backenzaͤhne, jeder mit vier Spisken. Die Zunge iſt fleiſchig und Fund. Die obere Kinnlade hat Außers ‚lich eine horizontale Lage bis zu den. Augen. Die Nafe bildet gleich über dem Munde ein häutiges Kufeifen, deffen Deffnung rückwärts ift, oder wenn man lieber will, zwey halbe Monde, die vorne an der Mundfpize in einer Kerbe zuſammen fioßen. In der Deffnung diefes Huf; eifens liegen die 'eyrunden kleinen Nafenlöcher; hinter denfelben eine Eleine Mufchel horizontal ; hierauf erhebt fi) an des Aufeifens Ende ein Fleiner zuſammengedruͤck⸗ ter Sattel oder Huͤhnerkamm, deffen hinteres Ende wie: der etwas einwaͤrts gebogen herunter geht, zu beyden Seiten eine Hoͤhle bildet, wovon die obern Enden wies der in einer fcharfliegenden Stirnbinde zufammenlaufen; 63 und ) Par. Mi.: Körper 1 Zoll 11 Linien; Schwanz ı Zou | ı £inie; Breite 9 Zoll 10 Linien. d S 1190. ° Gängethiere Deutſchlandoe. und endlich ſteht über diefer in der Mitte zwiſchen den Ohren noch eine dreyedige Pyramide. Die halben Monde, oder die zwey Theile des Hufeiſens fcheihen in der Mitte durch eine Nath geheilt, die Spitzen derfel ben fenfen ſich etwas, und fchließen an das hintere Ende des Satteld mit einer Eleinen Ausbeugung an. „Alles diefes befteht aus einer hellaſchgrauen, mit fehr einzelnen langen, weißen Haaren befegten, dünnen Haut. Die fer wunderbare Nafenbau, womit die Natur diefe Fler dermaus ausgezeichnet, hat vermuthlich noch einen gan, eignen Zweck, der aber nicht befannt iſt. Um den auf fern Rand des Hufeifens herum ftehen auf zehn Warzen einzelne lange, weiße Barthaare, und am Rande der untern Lippe auf vier Wärzchen ebenfalls. Die kleinen ſchwarzen Augen liegen zur Seite der Stirnbinde, und ihre Nugenlieder haben dicke weiße Nänder. Wenn das Thier das untere Augenlied in die Höhe zieht, fo ers fcheint ein Ritz mit einer dünnen Haut, durch welche man das Auge erkennen kann *). Am innern Augenwintel ‚geht eine Kleine Höhlung in den Kopf, und am äußern. öffnen fich die Ohren. Diefe find kahl, haͤutig, weit offen, laufen am Ende fpißig aus, und haben unten zur ©eite ») Vielleicht verdunfelt ſich diefe Fledermaus, die mehr als die andern Arten am Tage auf den Böden herumfliegt, das Tageslicht dadurch, daß fie das untere Augenlied in die Höhe hebt, und durch die dünne Haut derfelben fieht. Wenn das Auge gefchloffen ift, fo glaubt man, fie Hätte auf jeder Seite zwey Augen, weil man zwey Ritzen bemerkt. 3.Ordn. 25, Gatt. Gr. Hufeiſen⸗ Flugm. 1191 Seite einen Einſchnitt, der den untern Theil gleichſam in einen Ohrdeckel verwandgft, der dieſer Art ſonſt feh— len würde. Die Hinterfüße haben, wie gewöhnlich, fünf _ | Zehen, die gleich lang find, einzelne harte Hääcchen, und fehr ſcharfe, glänzende, weiße Krallen Haben; vermittelft ‚derfelben Eönnen fie fih nicht nur an die innern Dachzie⸗ gel, fondern aud) an die glattefte Wand anhängen. Das Achſelgelenke der zufammengelegten Flügel ragt über den Kopf hervor. Der Schwanz endigt fih mit der — und iſt ſehr duͤnne und kahl. Die Farbe der Fuͤße und Fluͤgel iſt ſchwaͤrzlich, der Naſe und Ohren aber hellaſchgrau, doch an den Spitzen der letztern braͤunlich. Im Grunde ſind die Haare am ganzen Leibe weißlich, und endigen ſich am Oberleibe in rothgraue, oder hellbraͤunliche, am Unterleibe aber in ſchmutzig gelbweiße Spitzen; daher die Ruͤckenfarbe rothgrau oder hellbraͤunlich, und die Bauchfarbe gelblich weiß iſt. Die hervorragende Ruthe des Maͤnnchens iſt nicht kahl, wie an den uͤbrigen Arten, und das Geburtsglied des Weibchens iſt wegen ſeiner dreyeckigen Geſtalt merk— wuͤrdig. Das Weibchen hat dem Anſchein nach vier Saͤug⸗ warzen, zwey an der Brnuſt, und zwey vor dem Geburts; gliede am Bauche *). Ffff4 We⸗ *) Diefe zwey untern habe ich allezeit ſo welk und kahl ges funden, als wenn die Jungen an denſelben, wie an den obern, geſogen haͤtten. 98 Saͤugethiere Deutſchlands. Wegen ihrer langen Fluͤgel kann dieſe Fledermaus ſehr ſchnell fliegen, und leichter als die uͤbrigen vom Bo⸗ den ſich in die Hoͤhe ſchwingen, indem ſie ihre lange Fin⸗ ger. von ſich ſtreckt, dadurch die Flughaut ausfpannt, ſich auf die Füße richtet, und auf diefe Art ſich in die Luft ſchwinget. x 1 Sie giebt bey ihren Spielen, und wenn fie in Noth iſt, einen hellzifchenden Laut von fih. — Wie alt fie wird, weiß man nicht. Aufenthalt. * Sie liebt die Gefellfihaft der langöhrigen und der mäufeartigen Fledermaus, und wird noch häufiger, wie jene zwey Arten, bey ung und in diefer Ges felffchaft angetroffen, aber in Thüringen felten im Wal de und Gärten, denn fie schlägt ihre Wohnung lieber in Gebäuden Hinter Breterverfchlägen und zwifchen den Kluͤften der Lehmmwände auf. | Ihr Winterſchlaf iſt ſehr unterbrochen, und man ſieht ſie daher im Winter bey gelinder Witterung herum⸗ flattern, und ſich luſtig machen, wenn die andern gleich noch) völlig todt find. Im Frühjahr ift fie zuerfi wach, und ſcheut die Kaͤlte nicht ſo ſehr, wie die andern Arten. nn Nahrung. Da ihr Gebiß ſich von den andern Arten unterſchei⸗ det, ihr Winterſchlaf nicht ſo feſt, und — Geruch auch ſehr 3.Ordn. 25. Gatt. Gr. Hufeiſen⸗Flugm. ı 193 ſehr fein zu feyn fiheint, fo mögen ihnen wohl auch, außer der gewöhnlichen Fledermaͤuſekoſt, noch andere Nahrung: mittel von der weifen Natur angewiefen feyn, die aber. | noch nicht voͤllig bekannt ſind. So viel iſt gewiß, daß ſie REIT auffuchen, ſtet uͤber den Teichen ſchweben, wie die Schwalben, mit dem Kopfe ins Waſſer tauchen und die Larven der Muͤcken und des Uferaaſes wegfangen *), niemals aber in Feuers mauern am Specke angetroffen werden. Fortpflanzung. | Die Begattung gefehieht auf eben die Art, und zu eben der Zeit, wie bey. den übrigen Fledermaͤuſen. Die Mutter gebiert nach drey wochenlanger Schwangerſchaft gewoͤhnlich zwey Jungen, die fie in einer Ritzen, befons ders in einer Lehmwand hinlegt. Diefe koͤnnen ſich gleich nach der Geburt anhängen, weswegen auch die Ber: tiefung, wo fie liegen, oft ſehr flach iſt. Feinde. Den Eulen, Wieſeln und Katzen dienen ſie zur Speiſe, uud letztern find fie eine beſondere Delika— teffe. Große and kleine Holzböcke (Acarus Ricinus) plagen fie gar fehr, und halten an El en Vertilgung. Man faͤngt ſie, wie die langoͤhrige Fledermaus, und zwar noch leichter. Man darf nur auf einem Boden, — auf *) Vielleicht iſt zu dieſem Sintauchen des Kopfs ihnen ihr wunderbarer Naſenbau nothwendig. 1194 Säugetiere Deutſchlands. anf welchem Fledermäufe verfpürt ‚werden, in warmen Tagen an den niedrigen Dachziegeln fuchen, wo beſonders die Maͤnnchen faſt den ganzen Tag haͤngen und ſchlafen; bey einer geringen Beruͤhrung mit einem Beſen fallen ſie zut Erde und ſind todt. Sie laſſen ſich auch des Abende ci * Nutzen. Sie vertilgen manche ſchaͤdliche Infekten. Schaden. | Sie nagen Löcher in die alten Lehmwaͤnde; allein deswegen ift ihre Vertilgung nicht notwendig. (48) 66. Die Eleine Hufeifen- Flugmaus. Noctilio Hipp osideros. Namen, Schriften und Abbildungen. Die kleine Hufeiſenfledermaus, das kleine Hufeiſen, und die kleine Hufeiſennaſe. Vespertilio ſerrum equinum minor. Gme- lin Lin. l,c. ß. x v. Schrebers Säugeth. J. 174. Taf. 62. untere Sig. Ser 3. Ordn. 24 Gatt. Kl. Hufeifen "Slugm. 1195 e” Samen die bey der vorigen Art im ı allgemeinen e wanahn⸗ Schriften. ORTEN Br Keunzeichen der Art. | M ‘ - Bl Mit einer hufeiſenaͤhnlichen Nafe, nur zwey Saug⸗ warzen an der Bruſt, a Rüden und — zig weißem Bauche. Geftalt, Farbe und Lebensart des männlichen und weibliden Geſchlechts. Die Länge des Körpers beträgt einen Zoll acht Li— nien; des Schwanzes einen Zoll; die ausgefpannten Flü- gel Elaftern neun Zoll ). r Die Grundfarbe der Haare ift weißlich, und Ohren Kopf und Rüden fehen bellafihgrau, der Bauch aber ſchmutzigweiß aus. \ Dem Weibchen fehlen über dem Geburtsgliede alfezeit die zwey Säugmarzen, die man an der vorigen Art bemerkt. Vebrigens koͤmmt diefe Art, die horizontalere Lage der Hintern häutigen Theile der Nafe ausgenommen, in allen Stuͤcken mit der vorigen überein, Sie liebt eben den Aufenthalt, wird Häufig in jener Sefellfchaft angetroffen, pflanzyt fich eben fo fort, : doch *) Par. Mi.: Körper 1 Zoll 7 Linien; Schwanz zr Linien; ‚Breite 8 Zoll ı Linie. \ 1196 ° Säugetiere Deutfglinde, doch alleeit mit ihres Gleichen, und nicht: nit der er Gern Art gepaart, und genießt vielleicht auch eben die _ Nahrungmittel. Sie hat einerley Nuͤtzlichkeit und einerley Feinde. Sie kann außerordentlich fchnell fliegen und giebt beftändig einen zifchenden Laut von fih. Man fieht fie an dunfeln Orten, auf Böden, Gewölben ꝛc. gern oben gerade an der Decke herabhaͤngen; da andere ee lieber eine Seitenwand ſuchen. * Vier⸗ er * * N * M * Vierte Ordnung. Thiere mit Floſſenfüßen Palmate: Ebrſter Abſchnitt. e Mit Zehenabtheilungen; "Lobata, Sie find fiſch- und £räuterfreffend, und nügen vor⸗ züglich durch ihr Fell und‘ Fett. | Die ſechs und zwanzigſte Gattung. ; Robbe, Phoca. Kennzeichen. Spibige Borderzähne find in derobern Kinn— - Lade fechs, die ungleich weit. flehen und wovon die, Aus Gern fiufenweiße länger und breiter als die innern findy in der untern. vier, wovon die beyden äußern die mitts fern an Größe um etwas übertreffen, Ben BE ſich eine kleine Luͤcke befindet. Die Eckzaͤhne ſtehen einzeln, abgeſondert, merk lich gekrümmt, ſpitzig, find hngefähr noch einmal fo lang als die Borderzähne; die zwey untern gehen ſchief aus⸗ warts. Die — RAN ET —— a a NT — — — — . Pr ; 1198 Säugetiere Deutſchlands. Die Backenzaͤhne ſind — = bis ichs an der Zahl, 5 Die Ahle iſt — ER Die äußern Ohren fehlen meiſt. | Die kurzen, Füße haben, fünf Sehen mit einer Schwimmhaut, und die Hintern find fo verwachfen, daß fie einem horizotalem Fiſchſchwanze ähnlich fehen, daher der Gang dieſer -Thiere fihleppend, doch “ziemlich ges a ift. Der Leib * an der — 9 dick, und verduͤnnt ſich nach und nach gegen den Schwanz zu. unter dem Waſſer koͤnnen ſie nicht lange aushalten, entfernen ſich auch nicht weit vom Lande. Sie woh— nen faſt in allen Meeren, naͤhren ſich beſonders von Fiſchen, leben in der Polygamie, und das Weibchen ges biert eins, ſelten zwey Junge. / "67. Der Kalbörobbe oder gemeine Geehund, (Taf. XVIIL Fig. 2 | a Nauen, Schriften und ne, un Seehund, Seefalb, Meerkalb, Hundsrobbe, Rob— be, gemeine Robbe, Roppe, Suͤhlhund, auch Saalhund, Seewolf, Dickkopf und Brauner. Phaca 4. Ordn. 26. Gatt. Kalbsrobbe. 1199 Phoca Yitulina;; Gmelin Lin: 1.1. p. 22,3, _ -Phoque. Buffon hist;.nat. XI. 333, #. 45. Ed. de Deuxp. VL:T, 12. f, a Ueberſ. von Otto. XVI. 184. m. e. Fig. Common Sn Pennant hist. ‚of Quadr, U, 270. Meine Ueberf. II. p. 581. _ Der gefprenkelte Seehund Fabricius in den Schriften (der naturforfeh. — a —— hagen. J. 2. S. 91. Der gemeine Seehund v. & hrebers Stu. III. 303. Taf. 84, v. Zimmermanns geogr. Zol I, 248. Perrault, Char” s und Dodarts Abh. aus der N. G. J. 219. Anatomiſche Beſchr. * 28. 294 Donndorfs zool. Beytr. I, 137. Nr, 3. L oo 8ennzeigender Art. Der Kopf ift glatt, die äuferh Ohren fehlen gam⸗ 4 lich; der Leib iſt ſchwarz und weißlich gefprengt. Geftaltund Farbedes maͤnnlichen und weiblichen Gefdhledts. ‚Diefer Robbe wird nicht felten in der Oſtſee gefun⸗ den, und an den Küften von Dentichland, der. Inſel Ruͤ— gen 1200 ‚Säugethiere Deutſchlands. Bi gen etc. gefangen; daher wir ihn mit Recht unter die Deutſchen Saͤugethiere rechnen. Er erreicht eine Groͤße von ſechs bis ſieben Fuß, und ſcheint im dritten Jahre —— zu ſeyn. | Der Kopf ift oben fa — an der — rund, dann dick und mittelmaͤßig groß der aͤußern Geſtalt nach dem Kopfe eines kurzſchnauzigen Budels nicht uns aͤhnlich; daher auch ſein Name. Das Maul iſt aufge; worfen, der Gaumen ſcharf runzlich, die Zunge ein we⸗ nig geſpalten. Die Zaͤhne ſind ſo gereihet, daß die — zehn obern gerade in die Fugen der ſechszehn untern eins ſchließen, und fo fpigig und fcharf, daß er einen arms diefen Stock ohne Mühe in Stücken beißen kann. Von den obern fechs Vorderzähnen find die mittelften vier die kleinſten, Eegelförmig, fcharf und etwas nach innen ges kruͤmmt, die beyden an den a Seiten länger und etwas nach außen gebogen die vier innern Vorderzaͤhne find fürzer und fiumpfer, ftehen zwey und zwey an jeder Sei; te, und laflen-in der Mitte einen leeren ſtaum; die vier Eckzaͤhne find lang, krumm und fpißig; von den zwanzig Backenzaͤhnen ſind die zehen in der obern Kinnlade mit zwey, und die uͤbrigen zehn in der untern mit drey Spiz— zen verſehen und breiter. Die Augen ſind groß, ſchwarz, nicht hervorragend, aber im Waſſer funkelnd. Die aͤu⸗ fern Ohrlappen fehlen gänzlich, und der Gehoͤrgang iſt bloß mit einer Klappe verſchloſſen. Um die Naſe herum fiehen lange ftarfe flach gedrückte, an den fcharfen Seiten gewellte Bartborſten, und ſo auch uͤber den Augen faſt immer vier. Der Hals iſt mäßig lang, ziemlich ſchlank, auf; ⸗ 4. Ordn. 26. Gatt. Kalbsrobbe. 1201 aufgeſchwollen, voll Runzeln, und er kann ihn lang aus⸗ ſtrecken, und wieder einziehen. Sm Nacken, wo der er— - fie Halswirbel anfängt, iſt er durch eine niedrige Grube ‚ etwas eingedrückt, daher der Kopf Höher als der Hals fist. Der Leib ift länglich, die, rund, faft wie ein Ke⸗ gel geftaltet, um die Bruft ftark, über den Schultern et⸗ was hochruͤckig, und nach hinten zu ablaufend duͤnner. Die beyden Vorderfuͤße ſitzen gleich hinten am Kopfe, ſind kurz, weil die Arme mit den Ellenbogen unter der “Haut liegen, haben fünf Zehen von ungleicher Laͤnge, ‚mit drey Öelenfen, und langen ſchwarzen rinnenförmigen- ‚Klauen, die auf der Haut liegen, welche nach denfelben im Rande eingefchnitten find. Die vorderfte Zehe iſt der längfte, die folgenden nehmen fiufenmweife ab, und die hinterſte ift die kuͤrzeſte. Die Hinterfüße machen mit den furzen und platten Schwanze ein Stück aus, haben fünf lange Sehen, von denen die beyden äuferften - länger als die mittlern, und unter diefen die mittelfte, die Heinfte iſt. Alle. vier find mit einer lederartigen, Haarigen Haut verbunden, oder Schwimmfüße. Der ganze Leib ift mit Furzen, ſtarken glaͤnzenden Haaren beſetzt. Die Farbe iſt uͤberall ſchwarz und weiß geſprengt, auf dem Ruͤcken hat die ſchwarze, und am Bauche die weißliche Farbe die Oberhand. Die Einjaͤh— rigen haben eine ſchoͤne ſchwarze Farbe, welche den groͤß— ten Theil des Ruͤckens einnimmt, mit kleinen weißen Flecken eingeſprengt und einem ganz weißen Bauche, die halbjaͤhrigen ſind mehr fahl, ſo daß die weißen Flecken weniger hervorſtehen. Man findet auch lichtgelbe mit, Bechſt. gem, N. G. J. Bd. Ss ſchwar 1202 Sauaͤugethiere Deutſchlands. ſchwarzen, groͤßern oder kleinern Flecken in der Oſtſee, ganz ſchwarze oder weiße aber niemals; obgleich die al⸗ ten immer heller erſt dunkelbraun und weiß geſprengt und zuletzt ganz weißgraulich werden. Varietaͤten. Diejenigen, welche am See Baikal, alſo im ſuͤßen Waſſer wohnen, ſind kleiner, aber ſehr fett, beſonders im Herbſt ſo fett, daß ſie ein bloßer ungeſtalteter Fleiſch— klumpen werden. Ihre Farbe iſt ſilberweiß, doch trifft man auch gelbliche an, die einen großen dunkel— braunen Fleck auf dem Hintertheile des Ruͤckens haben, | der fi... den dritten Theil des Körpers einnimmt (Ph. v. Sibirica.) Wahrfcheinlich ift dieß eine befondere Art und vielleicht die haafenhaarige Robbe (Phoca- IRRE), In dem ae. Meere werden fie in unges heurer Menge angetroffen, fie variiven aber gar fehr in der Farbe. Einige find ganz weiß; andere ſchwarz; noch andere gelblihweiß: wiederandere mäufe farben, und fo gar einige wie ein Leopard geflecft (Ph. vV. caspica). " Dielleicht find dieg auch verſchiedene Arten. | 9 Bey der Zergliederung— dieſes Robben hat Hr. Hofrath Blumenbach 9* einen ſehr merk— | wär S. deſſen Handbud der Naturgefchichte ste Ausgabe ©. 92. Nota 5 oder beffer; Commentationes’sociefat. scıent, Goetting. Vol VIT. 4. Ordn. 26, Gatt. Kalbsrobbe. J—— würdigen Augenbau bemerkt, wodurch er im Stande iſt die Are des Auges nad) Willführ zu verlängern oder zu verkürzen, um im Waffer eben fo gut als ‚in der Luft fes hen zu können. Die wird durch den Druck der übers aus ſtarken Augenmusfeln auf dieäußere Haut des Augs apfels bewirkt, welche leßtere an verfchiedenen Stellen von verfchiedener Dicke ift. Die durchfichtige Hornhaut nämlich ift dünn und nachgiebig; von der harten wei: Ben Haut hingegen ift der zunächjt an die Hornhaut an: fioßende Theil, fo wie auch der Hintergrund dick und fnorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünn und gefehmeidig; fo dag wenn das Thier durch die Luft fer hen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hintergrund deffelben etwas flach ‚drückt, mithin der Eryftalllinfe näher bringt ꝛc. wie es die ſtarke Brechung der Lichtfirahlen erfordert, die dann aus der dünnen Luft in das dichte Auge gehen. - Linter dem Wafler hingegen laffen die Augenmuskeln nach, damit die Augenaxe wieder verlängert werde. Andere merkwürdige Eigenfchaften, Der Seehund ift ein neugieriges und beherztes Thier. Aus Neugierde firedt er den Kopf immer aus dem Waffer, um zu fehen, was neben ihm vorgeht. Ja er ſchwimmt und fpielt fogar um die Schiffe und Boote "herum, und zeigt feine Furcht *), Andere hingegen far gen, daß er furchſam und vorfichtig fey und den Men; \ 69992 ſchen *) Dieß hat vielleicht zur Entſtehung der Gabel von den Seeiungfern oder Sprenen Anlaß gegeben. 7204 Stugesiere rag m schen fcheue, 13; man ihn daher felten. auf 4 Sk hingeſtreckt Tiegen fehe, fondern daß er ſtets mit in die Hoͤhe gehobenen Kopfe ſchwimme, den er vor und ruͤck⸗ waͤrts drehe, um ſich um zu fehauen. Dann gleicht: er ei nem fihwimmenden Hunde. Wenn er wieder ins Waſſer geht, fo fchießt er vorn über und läßt den Rüden fehen. Gewoͤhnlich ſchwimmt er einzeln, denn im Waſſer famm: Tet er fih nicht gern in Haufen zufammen, auf dem Ei: fe oder Sande "hingegen liegen oft mehrere beyeinander. Er foll den Blitz und Donner fo fehr lieben, daß er bey Gewittern ans Land gehet. Durch Gefchrey, oder den unvermutheten Anblick eines Menſchen erſchrickt er und ergreift die Flucht. Unterwegens ſpeyt er beſtaͤndig Wal; fer aus dem Munde, um ſich den Weg ſchluͤpfrig zu ma: en, und wirft mit den Hinterfüßen nach Befchaffenheit des Bodens Sand, Steine, Schlamm ꝛc. hinter fid, ja fprißt fogar Hey harter Verfolgung einen fehr übelriechens den, geiben ilnrath von fid. In die Enge getrieben, feßt fic) das Männchen zuweilen zur Gegenwehr, fperret den Nachen auf und beißt und fchlägt um fih. Dies foll es aud) in der Begattungszeit thun. Das Weibchen ift furchtfamer und rührt fih nicht einmal, wenn ihm das Zunge genommen wird. Sie fireiten auch unter eins ander, mit heftigen Brüllen um die Weibchen, und um die bequemſten Nuhepläge auf den Steinen und Eisſchol— len. Hier muß der ſchwaͤchere allezeit dem ſtaͤrkern wei⸗ chen, und daher rühren die Narben, die man zuweilen in ihren Sellen.antrifft. Ihre Schwimmfüße machen fie mehr zum Schwimmen ald Gehen gefickt, daher ihr Sarg auch mehr eine Art von gefchlängeltem Kriechen iſt, ob 4. Ordn. 26, Gatt. Kalbsrobbe. 1205 ob fie gleich in der Flucht faft- fo: gefhwind als ein . Menſch zu laufen im Stande find. Wenn ſie ſich auf die Vorderfuͤße hingeſtellt haben, ſo machen ſie von vorn angeſehen eben feine unangenehme. Figur, dahingegen - Jaufend, fie eben nicht den angenehmften Anblick gewähren. Die. Stimme der Alten ift ein heiferes Bellen; und die Zungen mauen, wie die Kagen. Bey. Beraubung der Jungen oder in der Gefangenfchaft follen fie Häufig ' Spränen vergießen. In ihrem Elemente find ii immer. Wut x Ihr Alter ift unbefännt, Verbreitung und Aufenthalt. Die Kalbsrobben bewohnen faft alle vier. Welttheis le; aber in der größten Menge gegen Norden und? Suͤ— den, nahe am Arktifhen Kreife.und in den untern Theilen von Südamerika. in beyden Weltmeeren, nas he am füdlihen Theile von. Terra del Fuego, auf, fogar unten unter den Eisflöffen. Man trifft ſie auch > im: Caspifhen Meere, in dem See Aral, Bai— tal und Oron an. Hier in dieſe füße Waffer.müffen- fie eniweder durch eine revolutionäre Veränderung def Erdballd oder durch andere außerordentliche und feltene Zufälle gefommen feyn; denn gewöhnlich verfteigen. ſich ke Thiere nicht weit vom Ocean in die Fluͤſſe *)- ©9993 nV allas Reiſe 111. 290; Vielleicht daB es auch verfhiedene Arten find, denn die Unterſuchung ift noch nicht genau genug gemacht worden, 1206 “ Sangethire Deutſchlands. Sie halten ſich an den Küften der Meere, an den Muͤndungen der großen Fläße und Bayen auf. Im Sommer find fie gern auf dem Laude, oder in den Eiß—⸗ meeren auf dem Eif, und bringen den größten Theil der Zeit auf den Klippen, die aus dem Waſſer hervorragen, oder auf den Eißſchollen mit Schlafen.an der Sonne zu. Die Nafe ift allemal nach der "See hinaus gerichtet. Ihr Schlaf ift fehr feit, fie wachen aber oft auf, und fes _ hen ſich mit aufgerichten Halfe um. Dieß bemerft man oft am Strande der Oſtſee, wo ihrer 300 Schritte vom Lande oft eine folche Menge auf den ‚hervorragenden Steinen liegen, und ſich ſoͤnnen, dag nicht für alle Platz genug da ift. Man hat fie auch fern vom Lande in der See fhwimmend fhlafen gefehen. Im Winter find fie ‚mehr in der See, und da fie in der Scheidewand des ‚Herzens zwifchen beyden Herzfammern das eyrunde Loch der Amphibien haben, welches andern Säugethieren, die im Waffer leben, z. B. dem Fifchotter mangelt, fo fönnen fie fehr gut unter dem Waffer aushälten, Wenn fie fhwinimen, tragen fie den Kopf meift über dem Waffer empor. Da fie unter dem Eiße, ohne Luftlöcher zum Arhemhohlen und zum Durchgang zu haben, nicht leben koͤnnen, fo machen fie ſich dergleichen nach einigen, durch ihren warmen Athen, und nad) andern, durd) ihre fcharz fe Krallen; und zwar jene unten weit,. oben aber ganz enge, fo daß fie nur den Kopf oder auch bloß die Nafe herausſtecken können, diejenigen aber, durch welche fie aussund eingehen, weiter. Cie find im Stande ſolche Löcher von unten hinauf durch das dichte Eiß zu machen, nicht aber von oben hinunter und wenn es auch noch ſo duͤnn 4. Ordn. 26, Gatt. Kalbsrobbe. 1207 duͤnn iſt. Sie halten ſich auch gern in den Hoͤhlen an den Kuͤſten auf, in welche die See hineingeht, und be⸗ geben ſich oft ihrer Nahrung halber auf den Fluͤßen land: einwärts. So hat man vor nicht gar langer Zeit einen aus der Nordfee gefommenen in der Elbe gefangen. 9 \ Sn der Dftfee will man bemerkt haben, daß fie im Fruͤhjahr dem Eife nachzuziehen pflegten, um fich- das ausfallende Haar daran zu reiben. Sie kegeben fich auch des Nachts bey ftillem Wetter aufs trockne Land, doch nicht weit von der Ser. Nahrung. Sie naͤhren fi) von mittelmäßigen und kleinen Fis fhen, von Salmen (Salmo Carpio) und feinen Bars ſchen (Perca Norvegica) und verfolgen befonders die Heringszůge. Man findet auch Seeinſekten in ihrem Magen. Die Möwen jagen ihnen oft ihren Raub ab. Sie follen aber auch allerley Arten von Meergraß freßen, und man will auch fingerlange Würmer, wie Spulwürs mer in ihren Magen, als ein Nahrungsmittel angetrof: fen haben, Fortpflanzung. Die Begattung ift an Feine gewifle Zeit'gebunden, doch foll fie am gewöhnlichften im April gefchehen, und die Zungen folen alsdann im Herbft fallen. Man trifft aber auch) im Winter und im Frühjahräjunge an. Im Grönland follen fie fish im September begatten und alss 69994 dann 1208: _ Säugethiere Deutſchlands. dann follen die Jungen im Sunius fallen. Die Begattung “wird auf dem Strande oder Eif vollbracht und das Weibchen liegt auf. dem Rüden. Ein Männchen hat feine gewiſſe Weibchen zwey oder mehrere, und leßtere bringen auf einem Steine oder dem Eife, am liebften in einer unbewohn: ten Gegend am Ufer eins höchft felten zwey ungen zur Welt. Diefe werden ohngefähr fieben Wochen lang auf Felſen, oder in Höhlen oder auf den ‚Eife fißend, oder wie man bemerkt haben will, in der See fiehend, an den nach Gefallen zum Einzund Ausziehen angerichteten Saͤugwarzen an der Bruſt geſaͤuget und von der Mutter von allen andern ſehr genau unterſchieden. Sie ſollen lange wollige weiße oder ſehr gelbliche Haare haben wenn fie gebohren werden. Dieſe muͤſſen aber in den ers ften Wochen zuerft auf dem Kopfe und an den Hinterbei; nen ausfallen, und fi) in die oben befchriebene Farbe verwandeln, weil man fie gleich ſchwarz antrifft. Sie laſſen ſich zähmen und folgen. ihren Heren, wie Hunde, / auf den Ruf. . Sie zeigen dann viel Gelehrigfeit und ein janftes Naturell. Man hat Beyfpiele, daß fie fo hm gemacht find, daß fie alle Winke ihrer Heren ber . folgt haben, und aus den Kübel gegangen find, wenn e8 ihnen befohlen wurde, fehrien wenn man es wollte, fich fireichen ließen, ja die Leute kuͤßten, und ſogar Worte nachgeſprochen haben ſollen z. B. Mamma, Papa u. ſ. w. Feinde. Der kleinaͤugige Kachelot (Physiter Mi- crops), der Hunds hay (Squalus Cacharias) vers fie 4 — 26, Gatt. aalberobbe. 1209 folgen fie, und ſie ſollen ſich Ran; wenntes möglich if, aufs Land zu flüchten. Hier paßt den Kleinen und Jun—⸗ ‚gen der Fifch: Adler (Falco Albicilla) auf. Der Eis: baͤr (Ursus maritimus) ift aber ihr größter und rg: fier Feind. | Fang. Der Robbenfang geſchieht auf verſchiedene Art. Es gehen alle Jahre etliche Schiffe von Zolland und Hamburg im April und März darauf aus. Die Rob; benfchläger ſuchen fie bey Spisbergen auf dem Eife, wo fie in ganzen Heerden liegen und fhlafen, zu umrin: gen, erfihreefen fie.mit Schreyen, und wenn fie die Koͤ— pfe hervorrecken, und bellen, geben fie ihnen mit einen ‚mit Eifen befhlagenen Stock einen derben Schlag ° auf die Nafe, daß fie hinſtuͤrzen. Auf diefe Art Eönnen auch die ungluͤcklichen Walfifchfänger ihre ARTE, mit NEERINNUE NER, und Fellen beladen, Die Nordländer fangen fiefmit Harpunen, oder Wurfpfeilen, in Gruben oder Regen, die fie um die Steine fiellen, auf weldhen fie liegen, oder vor die Buchten und Meerengen, welche fie zu befuchen pflegen. Die Fsländer follen in einem Tage 60 bis 200 Seehun— de fangen können. Sn der Oftfee paßt man ihn mit Kugelbüchfen auf, wenn fie auf den Klippenam Ufer liegen, und erfchießt fie, und fonft gieng an manchen Orten ein Mann, mit ei: nem weißen Hemde bekleidet, ſo tief in die See hinein, Gg885 und 1210 Säugetiere Deutſ chlands. und ſo bh an denauf einer Klippe liegenden Seehund, als er nur konnte, und warf alsdann eine Harpune nach demfelden, Kieß die Schnur fo gefchwind als möge _ lich nah, und. wartete bis er ſich todt verblutet Ware um ihn nach ſich zu — | Nase n. Das Fleiſch der Seehunde iſt die vornehmſte und liebſte Speiſe der Einwohner der noͤrdlichen Laͤnder, und ſonſt wurde es auch in Norwegen und England ſelbſt auf den Tafeln der Vornehmen gegeſſen. Die Seereiſenden muͤſſen es oft eſſen. Das alte iſt ſchwarz und zaͤhe, das junge aber ſchmeckt gut. Der Speck wird ſowohl zur Speiſe als zum Thranbrennen gebraucht. Ein fetter Seehund giebt 50 bis 60 Pfund. Den von alten braucht man zum Brenz nen in Sampen und in Gerbereyen; der von jungen ift fo gut, wie Baumöl auf dem Salat. Die Milch ift. weiß, fett, ſchmeckt thranig und wird gekocht zu Käfe. Die Bauern in Island haͤn⸗ gen die mit Milch gefuͤllten Magen der Jungen in den | Schornftein, wo fie fih in Dehl verwandeln foll, das man in Lampen brennen kann. Die Nordlaͤnder brauchen faſt alles von ihnen, Ma— gen, Daͤrme, Knochen, Sehnen, zu Wertzeuchen, Kleidung u. d. 9, und fie find ihnen nüßlicher als ung die Schafe, | Aus 4 Deine Gie ee. _ ans AB dem Blute machen dieſOſtboͤthnier —* wi und die Groͤnlaͤnder Suppen. Die rauf gahrgemachten Se (Lewerden von 0 Rürfee nern zu Jagdmuͤffen, Neifekleidern, Pferdedecden, Tabaks— beuteln, für Podagriften zu Stiefeln und Dantoffeln, von den Sattlern zum Ueberziehen der Koffer und zu Reiſeta⸗ ſchen gebraucht, und die Engländer überziehen mit dem feinhaarigen Fell der ungen Tobacksdoſen, Uhrgehäufe und Mefferheftes Auch bereitet man aus den Hätten eis ne zu Schuhen und Stiefeln taugliche: Art Saffian. Die Grönländer machen Kleider, Stiefeln u. f. w. davon und mit den älteften — ſie inwendig; He Zelte. Aus den Fellen der Zungen, ganz abgeftreift, macht man au Robben:Dlafen, an welchen durch) ein Seil die Harpune, womit man die Robben wirft, befeftigt ift, und die fie nicht weit hinabzuziehen im Stande find. h Die Eckzaͤhne koͤnnen zu ſchoͤner Drechsler⸗ und eingelegter Arbeit gebraucht werden. Wenn die Seehunde oft aus dem Waſſer hervor⸗ ſehen, fo ſoll es Ungewitter anzeigen. Schaden. Sie verzehren eine große Menge Fiſche, verder— ben die Fiſchernetze, worin ſie auch oft in der Oſt⸗ ſee gefangen werden, zerreißen die Angelſchnuͤre, um ſich IBIR: . Säugetiere Deutſchlands. fich der hängenden Pomuſcheln, welche ſie * Kopfe abbeißen, zu bemaͤchtigen: und in Island — nd * dem Lachs fange fehr Kaplan: Y rd 68. Der graue Robbe *). (Bothniſcher Seehund, wahrſcheinlich auch die rau⸗ be Robbe, Buchten⸗Robbe oder der Buchten: Seehund), - Phoca cinerea. Phoca vitulina botnica. Gmelin Lin.].c,s. Neue Schwedif. Abd. V. 1784. 18 Biertelj. ©. 82. (Ein Auffag von Dedmann über die Seehun⸗ de der Dftfee.) Sinne‘ hat diefen Seehund als eine Spielart vom gemeinen betrachtet, allein er iſt nicht nur in der *) Hr. Fabricius macht es in den Schriften der natur- forſchenden Gefellfchaft zu Copenhagen 1. 2. p. 89. wahr: fcheinfich, daß dießder Bucht en-Ro bbe Phoca hispida. Gmelin. Lin. |, 1. p, 64. n.7:0. Schrebers Saͤu—⸗ geth. 11. 312. Taf. 86. fey. Hiernach würde er ben Grön- land häufig angetroffen, .mo er ſich am liebften in großen und tiefen Meerbufen aufhält, wo ſich das Eiß länger und fefter anlegt. Die Grönländer benußen Fleiſch, Sped, Eingemeide und Selle wie von den Seehunden, theild zu Speiſen, theils zu Kleidungen und Hausgeraͤthe. —* — — Art zu betrachten. 8 — iA ar Ordn. 26. Git Grauer Robbe 1213 ‚der Lebensart von jenem vecftedenk und alfo he ‘eine RR der ER Der Kopf ift glatt; die äußern Ohren fehlen; die” Maſe iſt breiter und länger als an dem Kalbsrobben; Lie Farbe grau. Befchreibung. Im Ganzen ift diefer Robbe der Geſtalt den vorher: gehenden gleich; doch hat er eine breitere Nafe und längere Klauen alsjener. eine Farbe ift meift dunfelgrau, zuweilen, vorzüglich in der Jugend gelblih. Seine Größe foll nach einigen die der vorigen - Art übertröffen, nach andern merklich kleiner feyn *) Der Unterfchied der Größe, wo er nach Oedmann fo groß als ein Schwedifcher Ochfe werden foll, Tiegt wohl im Alter, Er wohnt in der DOftfee, aber nicht. an eitterlen Stellen mit dem vorZergehenden. Seine Begattung fällt um Johannistag, und das Weibchen wirft zu Ende des Hornungs auf dem Eife im Bottnifhen Mesrbufen ein Junges. Diefes iſt 3 Tage nad) der Geburt ganz weiß oder gelblih; nach 8 die: *) So war der, welder im Winter 1739 ben Greifswai- de gefangen wurde Eleiner, und nit viel gröffer als der Fleine (geoͤhrte) Robbe (Phasa Pusilla, Gmelin Lin, 12 1 RE N Säugethiere Deutſchlands. dieſem fallen die Haare aus, und zwar zuerft auf dem Kopf und den Vorderfüßen, die helle Farbe. verdunfelt und es entfiehen größere oder Kleinere Flammen oder Ä Flecken, und nad) und nach werden fie ganz fhwarzgrau. So lange die Jungen noch klein find, wagen fie ſich nicht ins Waffer, fondern tufen, wenn fie hungern, die Muss ter durch Blöcken unter dem Eif hervor. Gegen Ende des Maͤrzes, wenn die Sungen ihre Nahrung fehon feldft fuchen können, zieht er aus dem Bottnifchen Meerbufen in: die. DOftfee ‚herunter. Er nimmt feinen Weg gerade gegen Süden, und pflegt feis ner Randfpige oder Klippe auszumeichen, fondern bamiper tpeggmgebelt. Er hat gleiche Feinde mit den vorhergehenden, vorzuͤglich iſt er den AN des Fiſchadlers ausgeſetzt. Das Fleiſch deſſelben hat einen ranzigern Ges ſchmack als vom gemeinen. Die Felle find wie bey dem vorhergehenden zu Brauchen *). — Oe dmann giebt am angezogeuen Orte noch vier Ar— ten von Robben aus der Oſtſee an; die ſich auch an den Deutſchen Kuͤſten ſehen laſſen. Ihre Beſchreibung iſt aber noch zu unvollkommen, als daß ſich etwas Be _ ſtimmtes darüber fagen ließe, ob es gleid fo gut als ausgemacht zu feyn ſcheint, daß fie keine Varietäten des Kalbs robben find. Am meine- Lefer das, was bis . jest davon bekannt ift, —— — ich fol⸗ gendes: a) Ber X 4. Ordn 26 Gatt. Grauer cobbe. ——— Aa) Der Staätsrobbe, | Er wird weiß gebohren, und behalt diefe Farbe fo unveraͤnderlich, daß ſie höchſtens ins perlfarbige faͤllt, wenn er vollig ausgewachſen iſt. Er wird nicht fo groß als der graue Robbe, und iſt ſcheuer und vorſichtiger. d) Der graue Strandrobbe. Er bringt graue Junge zur Welt. A oO) Der ſchwarze Strandrobbe, Er hedt bloß ſchwarze Junge. Dieſe beyden Arten von Strandrob— ben unterſcheiden ſich von den bereits angefuͤhrten da— durch, daß ſie ans Land kriechen, um zu ſchlafen, da— hingegen die andern, welche gemeiniglich Seerobben ge— nannt werden, aufrecht im Waſſer ſtehen, mit dem Kop— fe über der Oberflache des Waſſers und fo hart ſchlafen, daß man fich ihnen fiher fo fehr nahern kann, um fie mit dem Nobbeneifen zu todten. Sie nahren fih vorzüglih von einer Art Stachelbaͤrſchen, die fie im Herbjte bis in die feihten Meerbufen verfolgen, wo— hin diefe Fifche alsdann zu Millionen kommen. Nie mals ſieht man den Seerobben an diefen Fifchen Antheil nehmen. Die Gtrandrobben find auch allezeit fetter, fhwimmen oft, wenn fie todtgefchlagen find, oben, wel- ches man bey den Geerobben niemals fieht. Cie gehen ins Neb, das man zu ihrem Fange auslegt. H Der Morunge:Robbe ijt eine Fleinere Robbenart, welche ſchaͤckig, und mit Flecken getiegert ift. Die größ- ten Nobbenjäger verfichern, daß diefe Art faft ganzlich ausgerottet wäre. — Wie id neulid) aus einem Schreiben aus Gireifs- wald erfuhr, fo ift ohnlangft ein Robbe an dem Ufer der Ditfee gefunden worden, der der Befchreibung nach wohl Pennants ſchaͤckiger Robbe (Pied Seal. Pennant kist, of Quad, Il, 273. Meine Yeberf, IL ' Dergl. 1216 Saͤugethiere Deutſchlanda. RS Vergl. auch Phogue a ventre blanc. Bu fon hist. nar. Suppl. V. 310. Taf. 44. Ueberſ. duch Dtto XVi. 133. m. 2 Fig.) feyn möchte. Allein da die Beſchreibung zu unvollfommen war, fo will id) dieß Thier, da es noch ungewiß ift, ob es unter die Deutfchen zu zählen oder. nicht zu zahlen ift, hier nicht ‚naher _befchreiben. Mit der Zeit werden wir * hieruͤber mehrere Aufſchluͤſſe erDplkeN- EN Zwey⸗ —9 4. Ordn. 27. Gatt. Narwalh 5 Zweyter Abſchnitt. Ohne Zehenabtheilungen. Cetacea. | Fiſch und wurmfreſſend. Sie nuͤtzen vorzuͤglich durch ihr Fett, das zu Thran geſchmolzen wird. 5 Die Thiere diefer Ordnung fehlen meiftentheils in Deutfchland, weil fie das große Weltmeer, befonders um den Nord: und Südpol herum bewohnen. Unter ih— nen werden die größten Ihierd des Erdbodens angetrof fen. Die wenigen, welche für ung Deutſche interef- fant find, und fih den Deut ſchen Käften und Fluͤſ— fen nähern, find folgende. Die ſieben und zwanzigſte Gattung. Narwall. Monodon. Kennzeichen. In der obern Kinnlade befinden ſich zwey gerade, ſehr lang aus dem Munde hervorſtehende, meiſt fairal förmig gewundene Zähne. Bechſt. gem. N.G. JI B. Hd Die 1218 2 Säugethiere Deutſchlands. Die Spritzxohren ai im vordern und RR Theil des Schaͤdels. | Der Kopf iſt klein und an dem großen Sure anmertlich unterſchieden. * 69. Der gemeine Narwall 9 [0 Namen, Schriften und Abbildungen. Er Heißt auch: Narwal, Narwhal, Narhual, Einhorn, Einhornfifh, Seceinhorn und Meereinhorn. Monodon Monoceros, Gmelin Lin, I. ı. pag. 222. 0.1. 3 tanz. Le Narvhal. Engl. Unicorn- fish or Narwal. v. Schrebers Saugeth. Taf. 330. Egede Beſchr. von Grönland. 99. Taf. 5. Schneiders zool. Beytr. BETEN Donndorfs zool. Beytr. I. 755. m. I. “Kenn ") Narwal oder Naarhual Heißteigentlih Walfi ſch⸗ ans, yon Naar eine Leiche und Hual der Walfiſch. A Ordn. 37. Cait, Gemeine Narwall. 1219. "Rennzeigen der Art. | Mit einem weißen Bauch, oft ſchwatzgeflecktem Nuͤcken, keiner Ruͤckenfinne, aber zwey kleinen Bruſt⸗ finnen. Geſtalt, Farbe und Sitten des maͤnnli— chen und weiblichen Geſchlechts. Man beſchreibt von dieſer Gattung nur eine ein: zige Art, ob man gleich Narwalle mit gewundenen und ‚ glatten, und noch) andere Verfihtedenheiten zeigenden Zaͤh— nen antrifft; allein die Gefchichte diefer und der meiften Sesthiere liegt fo fehr im Dunkeln, als daß man mit Gewißheit etwas angeben könnte, Das ganze Thier findet man von. 20 bis 60 Fuß Länge *) und 8 bis ız Fuß Breite. Der Kopf ift Elein und fpißig; der Mund flein und weit unten fißend; die Unterlippe dünn und: kurz; die Zunge breit; der inwendige Mund ohne Zähs ne; nur bloß der Rand deffelben rauch und hart: Aus beyden Seiten ‚des Unterkiefers gehen durch die Ober: lippe zwey 6 bis. 8 Fuß lange, zweyfach fchraubenförmig gewundene, weiße, hinten oft armsdicke, vorn fpigig zulaufende, mit dem Körper gerade und gleich ausftchen: de Zähne, wovon gewöhnlich einer fehlt, der entweder im Kampfe mit andern Thieren oder beym Durchbrecheft des Eifes, oder auf andere Art abgebrochen wird, Oft fin det man einen Stumpf davon, oft auch feinen, doch fißt h 66 2 a *) Dar, Maaß fat eben für 1220 Säugetiere Deurfhlands. | N der andere Zahn allezeit auf einer Seite und nit auf: der Mitte, daB man ſieht es fehlt einer. In der Ju— S gend findet man aud) gewöhnlich beyde Zähne noch an Ye Thiere, obgleich nicht von einerley Größe, auch wohl noch einen in der Zahnzelle des Oberkiefers verfteckt, da nicht allezeit beyde zugleih zum Durchbruch kommen. Es erhellet aber daraus doch hinlänglich, daß die Mey: mung derer, welche glauben, fie würfen die Zähne jaͤhr— lich ab, wie der Hirfch fein Geweyh, ungegrändet fey. Die Materie der Zähne ift dicht und feft und inwendig ' find fie hohl. Vorn auf dem Kopfe befindet ſich eine doppelte Spritzrͤhre, die gleichſam mit Fleiſch ausge— fuͤttert und mit einer Klappe verſehen iſt, die geoͤffnet und geſchloſſen werden kann. Die Augen ſtehen nie— de u. find klein und mit einer Art von Augenliedern vers fehen. Der Körper ift oval, mehr dick als länglich und hat mit dem Stöhre einige Aehnlichkeit. Die zwey Sinnen oder Flofenfüße auf der Brust find Elein. Der Schwanz liegt horizontal und ift in der Mitte etwas auss gefchnitten. Die Haut iſt glatt, entweder ſchwaͤrzlich oder olivengrau, auch weiß mit vielen ſchwarzen Ruͤcken⸗ flecken, am Bauche aber allezeit weiß. Der in der Elbe geſtrandete war weiß mit kleinen braͤunlichen Flecken. RM ganze Leib iſt mit Speck uͤberzogen. Das Weibchen hat eben. ſowohl Zähne als das ‚Männchen, Der Narwal ſchwimmt mit — Schnel—⸗ ligkeit, wozu ihm vorzuͤglich ſein Schwanz, ſo wie die Bruſtfinnen, die ſtatt des Steuerruders dienen, befoͤrder— — & — } \ * — Wh N > * 4. Ordn. 27. Gatt. Gemeiner Narwall. 1221 ich ſind. Wenn fie nicht ſchaarenweiſe zoͤgen, wuͤrde man daher ſelten einen fangen oder ſchießen koͤnnen; ſo | aber verfperren fie fich oft felöft, wenn fie duch Verfol— gung ins Gedränge kommen, mit den Zaͤhnen den Weg, und koͤnnen weder geſchwind genug nach den Grund zu gehen oder ſonſt entfliehen. Gewoͤhnlich legt auch, wenn fie zu dichte fommen, einer den andern feinen Zahn auf ‚den Rüden, dadurch werden die hintern in der Flucht gehindert und gefangen oder gefchoffen. r Verbreitung und Aufenthalt. Die eigentliche Heymath diefer fifchartigen Säuges thiere ift Der nördliche Ocean von Europa und Amer rika. Man will fie auch in den Indiſchen Gewäf fern gefehen Haben. Bey Island und am Norwe— giſchen Strande finder man die Zähne häufig, ſieht aber das Thier felten. Sie nähern fich auch zuweilen unfern Deutfchen Küften, und werden dann durch hohe Fluthen in dieglüfe verfchlagen. So fErandete einerim Der cember 1736 bey Hamburg in der Elbe nach erfolgter Ebbe *). Seine Länge. betrug 11 Fuß, 8 Zoll; der Zahn war 6 Fuß, jede Floſſe 9 Zoll lang und der Schwanz 3 Fuß 2 ı/2 Zoll breit **). In der Davisfiraße verfammeln fie ſich haufenweife um die Luftlöcher in dem Eisfeldern. Da er aus einer Gegend in die andere zieht, und alfo ein Zugthier zu feyn fiheint, fa fehen die Hhhh 3 Groͤn—⸗ ) Hamburgiſches Magazin. XVI. 178. .*) Eine Abbildung von demfelben f. in Blumenbachs Abbildungen naturhift: Segenftände. sts Heft Taf. 44- * 1222 ————— Deuſchando. — Grönländer wis bie Wallſiſchfahrer in FR Seh | den feine Ankunft als einen Vorboten der Walfifche an, und machen fich zur Jagd auf diefe fertig 0° > Nahrung. Man 'fagt, fe lebten bloß von Sholen und aroßen Seeqgvallen (Actiniis) So viel ift gewiß, daß fie ihre Nahrungsmittel zumeilen auf den Meeres— boden holen müffen, weit ihre Zähne beftändig mit Ser gräfern und mit andern Unreinigfeiten bedeckt find, Fortpftanzung. Hiervon iſt nichts naͤheres bekannt. Nutzen. Man erlegt den Narwal ſeines Sp ecks und ſeiner Zaͤhne wegen. Er liefert zwar nur wenig Speck, allein der. Thran daraus iſt dünn und nicht fo uͤbelrie⸗ chend, als vom Wallfiſch. Das Fleifch wird aud von den Gröntändern gegeflen. Den Zahn, welden man, Bis die Grönländifihe Sifcherey auffam, für das Horn des fabelhaften oder ſchlecht beſchriebenen Einhorne hielt, und dem man, wie allen unbe kanns ©) Das Reem (Bie7) der Bibel (4 3. Mofe Cap. 23, 22. Cap. 24, 9. 5 3. Mofe 33, ı7. Pfalm 22, 22. 29, 6. 92, ır. Diob 39, 12 —ı5. Jeſaias 3, 7 iſt wahrſcheinlich nichts anders, als dag einbörnige Nass i "4. Ordn. 27. Öatt, Öemeiner Narwall. 1223 kannten und feltenen Naturproducten, geheime Kräfte zufchrieb, bezahlte man fonft mit 1000 Rthl. Jetzt ko: ftet aber das Pfund nicht mehr als ein Paar Gulden und der ganze Zahn 8 bis 20 Rthl. Da er eine ſchoͤne Meife, größere Schwere und Härte und. ein feineres Gewebe, als das Elfenbein hat, fo wird er auch eben fo, wie diefes zu allerhand Kunftfachen verarbeitet. | In einigen Apotheken wird er auch nod) wie das Eifendbein oder Hirfchhorn zubereitet, Die Grönländer brauchten die Zähne fonft in Ermangelung des Holzes zu Sparren unter ihre Hütten. Nashorn (Rhinoceros unicornis). Auf dieß paffen alle angegebene Eigenfchaften. Man darf Feine genaue na- » turhiftorifche Befchreibungen von den Alten erwarten,‘ ge- fchmweige denn von Poeten, wie alle die Verfaſſer find, die feiner erwähnen. Beym Plinius Chist. nat. VII. 2r.), Ariftoteles (hist, an, U. c. 1.) und Yelian Chist. anim. XVI. 20.) wird entweder unter den Namen Monoceros, Nyscoon oder fera monoceros eben daffelbe Thier nach der Tradi- tion gemeynt, man fabelte ihm eine andere Geftale und Iandere Eigenfchaften noch bey, daher es der In diſche Efel mir den Hörnern wurde u. ſ. w. Siehe meitläuf- tig über diefen Gegenftand. Meyers zool. Archiv I. - , ©. 75— 254, wo aber ein anderes unbekanntes Thier das für ausgegeben wird, welcher Meynung ich nicht beytreten fann. Mehrere Schriften find angegeben in Donndorfs 3901. Beptr. 1. 760. 5 . Die genannt. 1224 | Säugethiere Deutſchlands. Die acht und swansiafte Gattung. Wall fiſch y. Balaena, * Die Zähne fehlen in beyden Kinnladen; ſtatt de— ven liegen in der obern hornartige Blätter, Baarten Auf dem — ſind zwey Sue. - Die folgenden Thiere find nicht bloß für ung Deutfche deswegen merkwürdig, weil wir fo gut wie andere nördliche Voͤlker auf den Wallfiſchfang ausgehen, ſondern auch deswegen, weil man ſie an den Deutſchen Kuͤſten, ja ſogar Junge an den Muͤndungen der Deut— ſchen Fluͤſſe, z. B. der Elbe und Oder gefangen hat. *) Walfifc) kommt her von dem Nordiſchen, oben ſchon angegebenen Hual, welches die Norwegen auch Qual ausſprechen. Es follte alfo eigentlih Hualfifch gefchrie- ben werden. Im Altdeurfchen ift noch die Spur des Ur- - forungs in Gualfifh. Andere leiten es von Wal, der erften Silbe des lateiniſchen Balaena ab. 1" Schnei- ders zool Abh. ©. 177. i 4 Ordn. 28 · Gatt. Gemriner Wallfiſch. 1225 70. Der gemeine Wallfiſch. | Caf. XX. Fig. 1.) — Namen, Schriften und Abbildungen. - Wallfiſch, Groͤnlaͤndiſcher Waͤllfiſch, eigentlicher oder | rechter Wallfiſch, großer Wallfiſch, gemeiner Srönländifcher Wallfiſch, und rechter oder eigent: licher Grönländifcher Wallfiſch. | Balaena Mysticetus. Gmelin Lin. I, r. p. 2:3, Re a E Ä Fran}. Balein de Groenland. Engi. Greenland Whale. v. Schrebers Saͤugeth. ——— Schneid ers zool. Abhandl. ©, 193. Egede Beſchreib. yon Grönland. 48. Fig. Martens Spißberg. Reife. 98. Taf. Q, F. a.b, ‚Eranz Ziſtor. von Grönland. 141. Donndorfs zool, Beytr. J. 762, n. 1. Abbildungen der Wallfifche bey Homanns Erben, in Landehartenformat Fig. 1. 2. - Kenn 1226 Saͤugethiere Deutſchlands. Kennzeichen der rt, ae Mitten auf dem Vorderkopf befinden ſich zwey wie ein lateiniſches S gebogene Spritzroͤhren, und der Ruͤcken iſt glatt ohne Finne. Geſtalt Farbe des — —— und weiblihen Geſchlechts. | : Es iſt wahrfcheinlich das größte alfer- befannten Thiere; denn fonft, che der Wallfifchfang fo ſtark betries ben wurde, traf man daffelbe von 120 Fuß an, jekt aber, 3 da es felten fein volllommenes Wachsthum erreicht, hat es nur noch 50 bis 80 Fuß Laͤnge und 40 bis 50 Fuß Dicke. Sein groͤßtes Gewicht ſchaͤtzt man auf 100,000 Pfund. Der Kopf iſt ungeheuer und macht faſt den dritten Theil ſeiner Laͤnge aus. Er iſt oben etwas flach, und die Spritzroͤhren liegen auf einer Erhöhung. Der Rachen ift groß und lang, und lauft in Form eines lateini⸗ ſchen 8 gebogen bis unter die Augen. Oben und unten ſitzen an den Kinnladen ſchwarze kurze Haare, die in ein— ander greifen, wenn ſich das Maul ſchließt; die untere Kinnlade ift am breiteften, befonders in der Mitte. Im Dberkiefer fisen auf beyden Seiten die Baarten, welche fih etwas ſchief unterwärts in die Unterlippe als in eine Scheide ſenken und die Zunge von beyden Seiten um: faffen. Auf ihrer fcharfen Seite find fie mit Zotten, Faſern und Haaren verſehen, welche Zunge und Lippe vor dem Einſchneiden und Verlegen ſichern und die ein: geſchluckten und zwifchen den. Baarten zerquetfihten Wür: mer ale ein Netz Antigua und anhalten, bie fie zum Ders * Er ; 44 J Ne f * \ ‚4. Ordn. 28. Gatt. Gemeiner Wallfiſch. 1227 Verſchlingen tuͤchtig find. Sie ſitzen auf beyden Seiten in Geſtalt der Orgelpfeifen, vorn und hinten die Heinen und in der Mitte die größten von ro bis 20 Fuß Länge * und beſtehen aus ſichelfoͤrmigen, wie Reife gekruͤmmten Bogen, die mit den Flaͤchen uͤber einander liegen, mit der breiten Seite nach außen, mit der ſcharfen nach ins nen zu gekehrt find, und mit. der Breiten Wurzel in eis nem weißen Knorpel ſtecken. An großen Fiſchen wiegen fie fämmtlich 800 bis 1000 Pfund. Pan zählt ihrer gewöhnlich 700, allein soo haben nur die erforderliche Länge und geben das befannte Fifchbein. Ihre Farbe ift ſchwarz, braun, auch geld und weiß, und bey den Ssungen bläulich. In der untern Kinnlade befinden fi zwey große Knochen, welche das Zermalmen der Baar—⸗ ten befoͤrdern. In derſelben ſitzt auch die Zunge, als ein großes weiches, weißes, an den Seiten ſchwarzge— ftecktes Stuͤck Speck; das 6 bis 20 Pfund Thran giebt. Sie iſt eine fehr angenehme Speife der Schwerdfifche, weshalb diefe die Wallfifche fehr verfolgen. Die Augen find nicht größer als Ochfenaugen, ſtehen fehr niedrig faſt am Ende der Kiefern und Anfang der Sloffen, ha⸗ Sen bewegliche Augenlieder, auch Augenbraunen, und die Eryftallfeuchtigkeit hat die Größe einer Erde, iſt Sehr heil, ducchfichtig und weiß. Das Gehör iſt fiharf, ob man gleich weder Äußeres Ohr noch Deffnung gewahr- wird. Statt deren finden fich aber, wenn die obere Haut weggenommen wird, hinter den Augen zwey Kleine Roͤhren, welches Gehoͤrwerkzeuge find, die jo dick wie Schreibfedern ſind und vier Fuß tief hinab gehen. Durch ſelbige ſtoßen die Schiffsleute mit einem Bootshaken bis anf w & 7 \ . 1 NT - y _ * — N 2228. i Säugetbiere Deutſchlands. — ‚auf einen befondern Gehoͤrtnochen, der das Wallſchoht heißt, und ziehen denſelben heraus. Mitten auf dem Kopfe ſtehen die zwey Spritzroͤhren dicht heben einander, und haben eine jchlangenförmig gebogene I 1fa Fuß breite Oeffnung. Sie dienen ſtatt der Naſenloͤcher und der Wallfiſch ſtoͤßt aus denſelben mit gewaltigem Brau⸗ ſen, das faſt eine Meile weit zu hoͤren iſt, große Fontainen hoch in die Luft. Die Floſſen an der Bruſt haben fünf gegliederte Singer und ordentliche Hand: und Armenknochen, die in einigen Reihen mit Muskeln und Sehnen umzogen, mit einer dicken Haut aͤberkleidet, aber ohne Spur von Nägeln find. Dan zeigt-fie in Kabinetren unter dem Namen von Meermenfchenhänden. Sie find 5 bis 8 Fuß lang, und ſchwarz mit weißen - Streifen, wie marmorirt. Der Rüden ift ohne Sinne, | nad) dem Schwanze zu ſcharf, nach dem Kopfe zu aber rund. Der Schwanz ift etwas gabelförmig, 3 bis 4 Kiaftern breit, Liegt horizontal und iſt auf beyden Seiten " etwas aufgefrümmt. Wenn der Wallfiſch auf der Seite liegt, ſo kann er ſo damit ſchlagen, daß das ſtaͤrkſte Boot zertruͤmmert wird. Er rudert damit, ſeiner ungeheuern Groͤße ohngeachtet, ſehr ſchnell fort, und bedient ſich auch der Bruſtſloſſen zum Umwenden. Im Schwimmen hins terlaͤßt er einen Streifen mit vielen Wirbeln im Meer, und tobt und fchlägt damit vor einem Ungewitter, daß es ſtaͤlbt. Die Haut iſt glatt, nur hin und wieder dünn behaart, von Farbe fihwarz, am Bauche weiß. Doch trifft man aud) ganz weiße, ſchwarz und gelb ge: flelkte und ganz ſammetſchwarze Wallfiſche an. Die Oberhaut iſt duͤnn wie Pergament; unter derſelben liegt eine 4. Ordn. 28. Gatt. Gemeiner Wallfiſch. 122 eine fingerdide Schwarte, und unter dieſer ſitzt der Speck, der gemeiniglich 6 bis 12 Zoll dick und ſchoͤn gelb Ak. Wenn man die Kant abzieht, welches ſich Teiche thun läßt, wenn fih der Wallfiſch erhist hat, und fie gegen die Sonne hält, fo wird man die Schweislöcher gewahr. Auf der Kant fisen meift Seepflanzen, Schnek⸗ fen, Mufcheln und Corallen. Das Ftleifch ift mager und von hochrother Farbe. Die Knochen find hart und feſt wie an großen Landthieren, loͤcherig wie ein Schwamm und mit Mark und Thran angefuͤllt. Das Zeugungs— glied des Maͤnnchens iſt 6 bis 8 Fuß lang, hinten 7 bis 8 Zoll die, und nach vorn zu fo zugeſpitzt, daß es einen J haͤlt. Es zieht ſich in den Leib, wie in eine Scheide in, und die Oeffnung iſt mit Muskeln feſt verſchloſſen, > damit es im Meeresgrunde nicht verlegt wird. Das Geburtsglied des Weibchens ift wie bey den Landthieren befchaffen und ebenfalls feft verfchloffen. An jeder Seite deſſelben fißt ein Euter, das gewöhnlich feft anliegt, allein zur Säugezeit für die ungen 6 big 8 Zoll in die Länge, und 10 bis 12 Zoll in die Nundung von der Mut⸗ ter herausgedraͤngt werden kann, weiß der an ſchwarz und blau gefleckt iſt. Das Weibchen iſt größer als das Mannchen. Um die Verhaͤltniſſe und Theile eines Wallfifcheg fennen zu lernen, will ich noch die Ausmeſſungen des— jenigen, herfeßen, welcher im Jahr 1763 nah Olaf: fens Angabe an das Ufer von Seltiärmenes auf Südisland getrieben wurde *). | Die ") Dlaffens Teland I. 287. Schneider a. aD. Or Re Säugethiere Deutfchlande, | Die Laͤ nge war s6 Fuß, und die Dicke in der Mitte 41 Fuß 8.300. Die unterſte Kinnlade - maß 13 Fuf. Baarten faßen an einer Seite 368 Stüf, wovon 4ı fehr groß waren. Der Schlund war vom Halſe bis in den Magen 8 Fuß lang und 7 Zoll weit. Die Länge der Eingeweide vom Ma: genende bis sum After 354 Fuß und dieı Weite derfel: ben 6 Zoll. Die Luftroͤhre vom Halſe an, bis zur Theilung 3 Fuß fang, und dicht unter dem Kehldeckel 12 Zoll weit. Der Ruͤckgrats wirbel waren 63, und an den 14 hinterſten fehlte, fo wie an den drey erften, der Fortfak (processus dorsalis). Die AugenBöhle war ı0 Zoll lang und 71/2 Zoll breit. Verbreitung und Aufenthatt. Der gemeine Wallfifh wohnt am häufigften um den Nordpol herum, befondersum Grönland ud Spik: bergen, Rovazembla u. f. f., und man trifft daher felten einen, der verfchlagen worden iſt, an den Deutfchen Küften der Oft: und Nordfee an. Gemöhnlid) find dieß Zunge. Außerdem finder er fih auh im Atlanı tifhen Dcean, und im flillen Meere, wo er von den alten Peruanern angebetet wurde. In der Höhe von 77 bis 79 Graden finden ſich die Wallfiſche, die ge: fellfhaftlich leben, von vorzüglicher Menge, fo daß fie von ferne. wegen der Waſſerſtrahlen, die fie aus ihren Sprigröhren ftoßen, einer Stadt mit rauchenden Schorn: fteinen ähnlich fehen. Sie thun große Reifen, gehen | | De am A 4 Ordn. 28. Gatt. Gemeiner Wallfiſch. 1231 Na . : N) am Ende des; Jahres weſtwaͤrts, und im Frühjahr oſtwaͤrts. | | Nahrung. Dieſe befteht aus weichen Seethieren, Polypen, Seefternen, Medufentöpfen, Eleinen Inſekten, vorzüglich | Krebien, alferley Seewürmer, $. B. dem Wallfifchaas, das fo groß wie Erbfen und ſchwarz von Farbe ift, in‘ Heringen, und andern Eleinen Fiſchen, die ihnen aufſto— fen. Sie fchlürfen ihren Frag mit einem ftarfen Athem⸗ "zuge ein, und geben das eindringende Waſſer zwifchen. den Baarten und durch die Spritzroͤhren wieder von ſich. Ihr Auswurf ſieht zinnoberroth aus. Fortpflanzung Bon diefer weiß man wenig Gewiſſes. Die Grön: Landsfahrer fagen, daß fich bey der Begattung beyde Geſchlechter auf ihre breite Schwänze fenften, mit gera— de aufgerichteten Körpern gegen einander rüdten, mit den Bruftfinnen fid aneinander fchlöffen und gleichfam umarmten, und fo fiehend ſich begatteten. Hingegen andere fagen, daß das Weibchen fih auf den Rüden werfe, das Männchen fich auf daflelbe lege und mit den Stoffen von jenen angehalten werde, Alle zwey Jahre fol die Fortpflanzung vor fich gehen, die Mutter 10 Monate tragen und im April ein Junges felten zwey werfen. Die Jungen find gegen zwanzig Fuß lang, fhwarz oder grau marmorirt. Um die Deckzeit ift die Mutter am fetteften, zur Saͤugezeit am magerfien, wo aledann das unge ſehr 1232 | Säugetiere Deutchlands. ſehr fett, fo fett ift, dag es 50 Säffer Thran giebt. Wenn die Frucht 17 Zoll lang iſt, jo ſoll ſie ſchon völlig ausges- bildet ſeyn, die Jungen ſollen ein ganzes Jahr lang ſaugen und die Mutter ſoll ſich dazu auf die Seite werfen. tan ruͤhmt die außerordentliche Sorgfalt, toelche | feßtere gegen die ungen heget. Wenn es verfolgt wird, fo foll fie daffelde zwifchen die Stoffen nehmen und fo mit ſich fortſchleppen, und wenn ſie ſich auf den Grund bs giebt, fo kommt fie, ohne Gefahr zu ſcheuen, doch um deg Ssungen willen bald wieder herauf, da dieß nicht fo lan: ge ohne Athem zu holen, unter dem, Waffer ausdauern ann. Sie verläßt daffelde nie, und man ſticht auf dem Fange erft das Kalb an, tödter eg aber. nicht eher als bis fie in Sicherheit gebracht if, fonft würde fie fo wüthend werden, daß man ihr nichts anhaben fünnte. \ Feinde. * Ihre vorzuͤglichſten Feinde ſind der Saͤgefiſch (Squalus pistris), der dicke Delphin (Delphinus Orca), welche ſie truppenweiſe anfallen, auf den Strand jagen, ihnen große Stuͤcken aus dem Leibe reißen, und fie töds ten, Erfterer geht vorzüglich den Jungen nach. Auf dem Leibe plagt ihnen die fogenannte Walfifhlaus (Oniscus Ceti), welche fih vorzüglich an den Bruftfins nen, Ohren, Nabel und um die Zeugungsglieder aufhält, und fich fo feſt einhäfelt, * ſie ohne RINDE En los⸗ zureißen li d Fang 4. Ordn. 28. Gatt. Gemeiner Wallfiſch. 1233 8a n9- Den Walfifhfang begannen im Anfange des vos rigen Sahrhunderts die Biscajer und Norweger denen hierauf die Holländer, Engländer, Schotg länder, Spanier, Franzoſen, Dänen, Schwe— den, Ruſſen, von den Deutfchen die Hambur—⸗ ‚ger, Bremer, !übeder und Emder folgten, und Schiffe zu diefem Fange ausſchickten. Die Gefellfchaft, welche Schiffe zu diefem Fange ausrüfteten, biegen Srön: landfahrer. Die Schiffe, welche nach Groͤnland ge hen,. laufen im April, diejenigen aber, welche nad ber Davisftraße beftimme find, fhon im März aus. ‘ Der Fang ift vom Mai bis Sulius am beften. Um Spitzbergen findet man alsdenn 200 bis 360 Schiffe von allen Nationen, die an 2000 Wallfifche fangen, und wo; von der größte 6000 Rthlr. werth if. Man nimmt zu diefem Fange große und flarfe Schiffe, deren jedes 5 bis 6 Schaluppen hat. Don diefen werden zwey bis drey mit beherzten Matrofen abgefchieft, fobald man in der Ferne einen Wallfifch erblickt. Man rudert dem Fifihe fo nahe als möglich, und in einer Weite von ohngefähr 30 Fuß wirft der Harpunierer demfelben eine fehr ſpiz— zige Harpune (Pfeil mit zwey ſtarken Widerhafen) von fünf bis fechs Fuß Länge in den Leib. An diefer ift ein Hundert Klaftern langes Geil befeftigt, das fich von eis ner *) Tramplers Beſchreibung des Groͤnlaͤndiſchen Wall⸗ fiſchfanges. Leipzig ar Schneiders zool. Abh. © 259- Bechſt. gem N.G.LB. Ihii 1334 Ssaͤugethiere Deutſchlands. aM Winde löfet, wenn der verwundete Wallfiſch ſehr ſchnell in die Tiefe eilet. Da das Seil oft nicht lang ge⸗ nug iſt, ſo iſt oben ein leerer und wohlverſtopfter Kuͤr⸗ biß oder ein anderer ſchwimmender Koͤrper angemacht, zum Zeichen, wo der Wallfiſch iſt. Dieſer wird alsdann ſo lange verfolgt und mit Harpunen geworfen, bis er ſich verblutet und matt wird; alsdann wird er mit Lanzen vollends getoͤdtet. Todt ſchwimmt er mit dem Bauche oben, und wird mit Stricken am Schwanze zum großer Schiffe gezogen. Es befieigen ihn dann Leute mit Spors nen, hauen den Speck, der bey einem großen an man: chen Stellen drey Viertel Ellen dick ift, und wie bey dem Schweine zwifchen Haut und Fleisch fteht, und die Baar: ten aus dem Nachen aus, und laſſen das Gerippe den Seevoͤgeln und Eisbären übrig. | Die eingebohrnen Amerikaner, die ihn von der Strafe Davis an bis zur aͤußerſten Spike des füdlichen Amerika, bey den Falklandsinſeln aufſu— chen, fangen ihn auf folgende Art: Einer fpringt aus der Barke den Fifch auf den Kopf, und ſchlaͤgt ihm ei nen hölgernen Pfloc in das eine Dlafeloch, worauf der Fiſch mit ihm unter das Waſſer geht, aber gleic) wieder hervorkömmt, um Luft zu fihöpfen. Sobald er das Waſſer aus der andern Röhre ausgefprigt hat, ſchlaͤgt er auch in dieſe einen Pflock, wodurch der Fiſch nothwendig erſticken muß. Die Elutaren fangen nad Steller *) die Wall fifche in Negen, welhe aus Wallroßhaͤuten verfertigt 3 find,- m *) Defen Kamtſchatka. ©. 104. ig 4 Ordn. 28. Gatt. Gemeiner Wallfiſch. 1235 find. Diefe fegen fie gegen die Mündung der Meerbu⸗ fen und beſchweren das eine Ende mit ‚großen Steinen, In dieſen Neben verwickeln fie fi mit dem Schwanze, ermatten und fferben, worauf man fie herauhott und zerſtuͤckelt. Nutzen. Den Kamtſchadalen und nordweſtlichen Amerikanern find dieſe Thiere für ihre mehreſten Bedürfniffe von aufßerordentliher Wichtigkeit: die Eu— ropüer aber benugen nur vorzügli den Speck und die Baarten. | Da man bis jetzt nicht mehr fo große Wallfiſche wie fonft antrifft, fo vechnet man auch auf zwey bis’ drey nicht mehr als hundert Tonnen Speck, welche neunzig Tonnen oder hundert und dreyßig Quartelen Thran ges ben. Ein Duartel hält fechs Anker und anderthalb Oh—⸗ men, und koſtet 40 Gulden und drüber. Sonſt bekam man von Einem hundert Tonnen Thran und drüber. Derjenige Thran, welcher von feldft aus dem Specke fliege, ift der beſte und theuerfte, hat eine hellgelbe Farbe, iſt Elar, und wird weißer © Sranoder Kronthran genannt, und an Weißgerber und Carduanbeteiter vers Kauft, Der ausgekochte oder ausgebrannte ik ſchlechter und hat eine braune Farbe. Mean braucht ihn in Lob gerbereyen, in Lampen, zu Einſchmierung der Lederwaa— ‚en, zur Vorbereitung der Baumwolle, wenn fie foll Tuͤrkiſchroth gefärbt werden und die Eskimos auch zur Speiſe. Man brennt ihn gewöhnlich in Keffeln aus; Siiia die 1236 | Säugethiere Deutſchlands. die Ramtfchadalen aber verrichten es in erhißten Gruben. Die beym Schmelzen zurücgebliebenen Hefen werden von den Seifenfiedern gebraucht. Es find Stier ven, die die Japaner auch zu effen pflegen. Die mittlern Baarten, welche auch Maafbaarten heis Gen, liefern das fogenannte Fifchbein. Bey uns benukßen es, wenn es in eignen Sabriken zerriffen ift, die Schneider befonders in Frauenzimmerkleidungen u. f. w. Es wird auch zu chirurgifchen Snfirumenten, zu Meflerfchaalen, Schachteln und Spaßierftöcen verbraucht, und Hrn. de Lies neuere Hpgrometer werden von fehr dünnen Streifen Fifchbein verfertigt. Aus fchmalen Streifen machen die Srönlander Stricke zum Fifchfange, und die Kamtfchadalen Fifchernege, Fuchsfallen und Eie mer; auch dient er ihnen zur Verfuͤgung ihrer Schiffe. Die Japaner machen davon kleine Geld- und Silber— gewichte. Die getrocknete Ruthe laͤßt ſich auch wie ee - fpalten, und eben fo Denußen. Das Fleiſch wird von vielen nördlichen Voltern als Groͤnlaͤndern, Islaͤndern, Samojeden, Kamtſchadalen, auch von den Japanern gegeflen. Es iſt grob, hart, roth und trocken und ſoll dem Rind— fleiſche aͤhnlich ſeyn. Man ſchaͤtzt vorzuͤglich das Fleiſch der Jungen, der Zunge und des Schwanzes, welches letztere nicht fo trocken iſt, und ſich weich kochen laßt. Die Is— Länder bringen es erft in faure Milch, die Japaner. ſalzen es ein, und die Kamtfchadalen trocknen es. \ Aus F4 Ordn. 28. Gatt. Gemeiner Wallfiſch. 1237 Yus dem Schwanze und den Finnen wird Reim gekocht. Die Haut wird von den Japanern eingeſalzen und gegeſſen, von den Karaͤken und Kamtſchadalen aber im Rauche getrocknet, geſchlagen und zu Lederar— beiten, vorzuͤglich zu Sohlen und Riemen gebraucht, die fo ſtark find, daß fie ſehr lange Zeit halten. Die J apaner brauchen die zartern Enorpelartigen Knoch en frifch gekocht zue Speife und gefchabt zum Nindviehfutter. Die vom Unterkiefer werben nach abgefonderten Thrane in Holland und Grönland zu Thorwegen und zu Brücken und Kirchflühlen gebraucht. Die Kamts ſchadalen madhen- Schlittenkufen, Meflerhefte, allers hand Ringe und Riegel zu ihrem Hundegefchirre daraus. Die Ssländer nehmen Ribben oder andere Knochen zu dem Kiel ihrer Boote und die Tſchuktſchen verbren: nen fie ald Holz. Der Ruͤckenwirbel bebienen nd die Kamtſchadalen als Mörfer. | Die Eingeweide werden von den Japanern eingefalzen und. gegeflen. Die Tfhuftfhen und Kamtſchadalen madhen aus den Gedarmen Schläus che und allerley Gefäße, jene auch Hemden. | Lestere Brauchen die Sehnen zu Schnüren und fratt des Bindfadens, die Japaner zu den Saiten für die Fachbögen zur Bearbeitung der Baumwolle. Die Sröm ı1238° Säugethiere Deutſchlands. Srönfä nber brauchen fie zum Nähen, und man Nlicht auch Peitſchen daraus. Die yinnoberrothen Ex Freinente, welche von einigen aus ‘den Gedaͤrmen genommen und gepülvert werden, ſollen zum Rothrärden der Leinewand gebraucht we koͤnnen. 2 Als eine Varietaͤt wird hierher gerechnet: Der Eiswallfiſch. | na Balaena Mysticetus islandica, Gmelin Lin. 1.08. 9 — Balaena glacialis. Klein miss. pisc, I, p. 12 Er wird auch Nordkaper genannt, und kommt mehr als die andern Arten in der Dftfee, wo er den Dorfen nachgeht, vor. SILRRIR in den Schriften der Berliner Ge fellfeh, naturforfch. Freunde. V. 463. | — ae y . Er iſt dem vorigen fehr ähnlich«- Kopf und Leib ‚find fchmäler und Heiner. Der Kiefer iſt rundlich z die Haut weißlih; die Baarten Eleiner, - and der Speck ſchlechter und nicht fo ſtark Man trifft ihn am häufigften am Nordfa p, dem noͤrdlichſten Vorgebirge in Nor w es en, zwiſchen Pens fees 4. Ordn. 29, Gatt. Eiswallfiſch. 1239 feeland und Island an; auch an den Kuͤſten von ’ Afrika und den — Inſeln wird er ge⸗ funden. gr Seine vorzüglichfte —— beſteht —— gen, fliegenden Fiſchen; er jagt die Kabeljaue und Schell⸗ fiſche nach dem Hollandifchen Strande und geht in der Oſt ſee nach den Dorſchen. Die Heeringe ſoll er mit ſeinem Schwanze zuſammentreiben und tonnenweiſe in feinen Rachen hineinziehen. Da er weit ſchneller, lebhafter, immer in einer uns ruhigen Bewegung ift, und lauter krumme Sprünge macht, fo ift er nicht bloß befchwerlicher, fondern auch gefährlicher zu fangen, als der obige Wallfiſch. Er muß. % daher aus einer weiten Entfernung harpunirt, und durch einen tief eindringenden Widerhaaken feftgehalten wer; den. Die Islaͤnder fangen ihn, wenn er bey Ver: folgung der Heeringe q an untiefe Stellen oder Baͤnke geht. Thran und Fiſchbein wird eben fo, wie von dem obigen benutzt. / Siig Die 1 1240 Saͤugethiere Deutſchlands. ng Die neun und zwanzigſte Gattung. | Kachelot. Physiter. Kennzeiden. Bloß in der untern Kinnlade ſtehen Zähne. Die Sprisröhre ift nur einfach, und ſteht ent weder weiter hinter oder weiter vor auf dem Kopfe. Fleiſchfreſſend. Es koͤnnen wohl mehrere fiſchartige Saͤugethiere aus dieſer Gattung an die Deutſchen Kuͤſten kommen, als der folgende, allein von dieſem iſt es mir nur bekannt. 71. Der kleinaͤugige Kachelot. WECaf. X FL) - Namen, Schriften und Abbildungen. Kleinauge, dritter Pottfiſch, kleinaͤugiger Kaſchelot, und krummzaͤhniger kleinaͤugiger Kachelot. Physiter Microps. Gmelin Lin. I. 1. p. 228. ng | ä Franz. 4. Ordn. 29. Gatt. Kleinaͤug. Kachelot. 1241 Franz. Cachelot a dents en faucilles, & Engt. Crooked vonkıed Whale. | v. Schrebers Säugeth. Taf. 339- Anderfons Nachrichten von Island. 248. Schneiders Abhandl. zur Zool. 225. Donndorfs zool. Beytr. I. 778. Ne, 3. — 1 Sennzeigen be Yet. Der Kopf ift fehr groß; der DOberkiefer etwas län; ger als der Unterkiefer; auf dem Kan ſteht eine fcharf ‚sugefpiäte Sinne. Sefatt, und Farbe des männliden und | weibliden Geſchlechts. Die Lange diefes Kachelots.beträgt 40 bis 7o Fuß; die Höhe ift alsdann ein Viertel der Länge und der Ums fang drey Viertel. Der Kopf if fehr groß, faft halb fo lang als der ganze Leib ohne Schwanz, und dicker als der Leib; die untere Kinnlade etwas länger als die obere und fo wie die obere unter oder über ein Fuß breit; in der untern Kinnlade ftehen 24 bis 42 und mehr runde, etwas zufammengedrückte, "lange und fichelförmig ges frümmte Zähne, welche unten an der Wurzel dünne, in der Mitte dicker: find, nach oben wieder dünne und. nach und nad) fpisig werden; fie find gewöhnlich 7 Zoll lang. und drüber, 2 Pfund fchwer, am untern Ende 7 Zoll in der. — [i Saͤugethiere Deutſchlauds. —J der — und geben ber Kinnlade ein. fägenförmi: \ ges Anfehen. Einige Haben nebſt diefen Vorder ; und. ©eitenzähnen auch noch 5 Zoll fange e Backenzaͤhne, die in der Mitte 5 Zoll im Umfang und oben mehrere Spiz⸗ zen haben. Andere haben vorne auf- der Schnauze au) nur einen einzelnen Zahn und alsdann auf jeder Seite 25 Zähne. In der-Dberkinnlade find eben fo viel Vers tiefungen, als unten Zaͤhne find, in weiche dieſe ben. Schließung - des: Mundes paſſen; doch will man aud Backenzaͤhne gefunden haben, Die Augen find Eiciner, als am Wallfiſch und gelb; die anderthalb Fuß breite Sprisröhre ſteht wicht ganz in der Mitte des Scheitelg nach vorn zu. Die zwey Floffen vorn an der Bruſt ſind 4 Fuß lang und drüber und r ı/2 Fuß breit; der Hoͤcker oder die zugeſpitzte, dornaxtig auslaufende Ruͤckenfinne, iſt 4 Fuß lang und. ı 1f2 Fuß hoch; der etwas mondförmig ausgefchnittene Schwanz ift 12 Fuß breit und drüber. Die Länge des männlichen Gliedes ift 5 bis 6 Fuß, die Dicke 1 1/2 Fuß und es liegt 3 Fuß vor "dem After, welcher 14 bis 16 Fuß vom Schwanz ent: fernt if. Die Zunge ift rund und zugefpigt. Der Schlund groß und weit. Die Haut glatt, fingersdick und braunfchwarz. Der Speck did und fo weiß, wie Schweineſpeck. Ber | Berbreitungiund Aufenthalt. Der nördliche Ocean ift die Heymath diefer Thies re. Sie gehen aber beym Verfolgen ihres Raubes weit herunter, ſo daß ee an die Ofts und Nordfee komme | fx ; | Nah: 4 Dion: 3 Oh Keinäug, Kachelot, 2243 Nahrung. | | Er iſt ein furchtbares Naubthier, das große: und Heine Fifche, 3. B. Hayfiſche verfchluekt, und befonders den ſtumpfſchnauzigen Delphin fo fehr vers folgt, daß diefer bis ans Land getrieben wird. Auch wehrern Robbenarten geht er nad. ; ) Fortpflanzung. ae | Hlerson iſt nichts bekannt, - Fang. Wie der Wallfiſch. Er wird auch gefhoffen. NMNutzen. Der Speck, welchen man von dieſem Thiere er haͤlt, liefert 40 bis 50 Tonnen Thran, welcher heller, feſter und beſſer iſt, als vom Wallfiſch, dem man auch ohne Geſtank und Dampf in Lampen brennen kann. Man bekommt auch vier bis fünf Tonnen Wall—⸗ rath (Sperma Oeti) aus ihn, welcher in Geftalt eines milchweißen Dehls, theilsim Speck, theils aber in befon: dern Canälen im Kopfe neben dem Gehirn gefunden wird, nicht aber das Gehirn ſelbſt if, wie man fonft wohl glaubte %. Im der Luft-erhärtet er zu einem a > halb: ) f. Campens Zergliederung eines Kopfes vom Fang- föpfigen Kadefot (Physiter maerocephalus), welcher den meiften Wallrath giebt, in den Schritten der Ber: liner 1244 —— Deutſchlando. - | halbdurchſi ichtfaen Zalge,. und wenn er. aufs re ge⸗ ſchuͤttet wird, ſo gerinnt und Läuft er mie Käfe 38 men. Er wird von den Groͤnlandsfahrern roh mitge⸗ bracht und in Holland, Lübeck und an andern Orten gereinigt. Wenn er glaͤnzendweiß, durchſcheinend, von milden Geſchmack und ohne Thrangeruch ift, fo hat er feine gehörige Güte. Wenn er ranzig iſt, fo fann man ihn durch Lange. nieder gut machen. Man braucht ihn vorzüglich zu Lichtern, Pomade und Schminke, auch . giebt er mit Laugenfalzen eine Seife. Aus den fehnigen Theilen, die nach Abko— hung des Thrans zurücbleiben, fiedet man einen guten Leim, hi ki | Das Fleiſch wird nur von nördlihen Völkern wohlſchmeckend gefunden. Es ift hart und feft. Die Zähne Finnen von Drehern und Meffers fhmieden zu — verarbeltet werden. Von dieſem Kachelot giebt man als Var ua fol; gende an, die aber eine befondere Art zu feyn ſcheint: Der liner Geſellſchaft naturforſchender Freunde. 11.396. Vom Wallrath ſ. ferner: Schneiders zoolog. Abhandl. ©. 237 4 f. - 4. Ordn. 29, Gatt. Kletnäug. Kachelot. 1245 :Der geradzähnige Eleinäugige Kachelot. ’ , - — Physiter Vlicrops, Gmelin Lin.]. c. £. Stanz. Cachelot a dents pointues. Anderfon a. a, D. 246. Er wird 70 bis 100 Fuß lang. Der Kopf ift fuͤrch⸗ terlich groß; die viel kürzere Unterfinnlade hat 52 große gerade in die Höhe fiehende und fpißig zulaufende Zähne, die wie die Zaͤhne einer Säge fliehen, und in die Höhlen der obern Kinnlade paffen. Oben auf dem Ruͤcken fteht ‚ein. hoher Hoͤcker und in geringer Entfernung vom Schwanze ein anderer in Geftalt einer Sinne. Die Haut ft hart und feft, oben dunkelgrau, am Bauche weißlich; fie ift nur an einigen, Stellen, 3. B. hinter den Floſſen mit der Harpune zu durchdringen, Er hat mit dem vorhergehenden einerley Aufent halt und Nutzbarkeit. Die 1246 Suͤugethiere Deutfhlande, Ka . Die dreyßigſte Gattung. Delphin Delphinus. Kennzeichen. ' Sn beyden Kinnladen find fpißige zahne vorhanden. Oben auf dem Kopfe iſt eine —— — roͤhre. | Der Körper iſt geſtreckt und fchuppenlos, mit. vier Stoffen beſetzt, zwey an der rs eine auf dem Ruͤk⸗ ken und Schwanze. Das Maͤnnchen hat ein J— und das Weibchen zwey Saͤugwarzen. &, find fleiſchfreſſende Thiere, die “ in ganzen Eeſellſchaften erſcheinen. 72. Der ſtumpfſchnauzige Delphin. Namen, Schriften und Abbildungen. Braunfiſch, Meerſchwein, kleines Meerſchwein, Heiz ner” Delphin; Taumler und Tummler bey den Fiſchern; Nife, Nifer, und Springer, weil er bey Ankunft eines Sturms aus dem Waſſer ſpringt. N Dek \ ‚ 4 4. Den, 30. Gatt Stumpfihn. Delphin. 1247 iR Delphinus Phocaena, Gmelin Lin, I, 1. pag. 229. 0. I» | Franz. Marsouin. . I a RE Pan Engl. Porpes. Porpoisse. Klein Miss. pis. I. 24. II. 26. T. 2. A, B. 3. B. Slocs Fiſche Deutſchlands. U, 119. Zaf. 92. i Anderfons Nachricht von Ssland. 253. v. Schrebers Saͤugeth. Taf. 242 Donndorfs zool. Beytr. L 281. n, ı Ken nzeichen der Art, Der Körper iſt faft kegelfoͤrmig; der Ruͤcken breit; der Ruͤſſel etwas — Geſtalt, ER und Sitten des männliden und weiblichen Geſchlechts. | Diefer Delphin wird 6 big 9. Fuß lang *). Der Kopf ift vorne abfcehüffie, plump und ſtumpf. Die Schnauze ragt hervor und- ift einem Saurüffel ähnlich. Die Kiefer find oben und unten mit 46 kleinen, ſcharfen und ſpitzigen Zaͤhnen bewaffnet. Die Augen ſitzen ohn⸗ weit der Ba RE AN find klein, rund, und ihr ſchwar⸗ zer H Par. Maaß: 5 bis 8 Fuß: 1248 Saͤugethiere Deutſchlands. zer Stern ſteht in einem weißen Ringe. Vor denſelben ohnweit der Schnauze ſtehen die kleinen Naſenloͤcher, und hinter denſelben iſt die Gehoͤroͤffnung, als ein rundes Loch. Oben auf dem Kopfe zwiſchen den Augen ſteht das mondfoͤrmige Spritzloch, deſſen Ausſchnitt nach vorne zu gekehrt iſt, das die Haut umher ziemlich ver⸗ ſchließt, und welches etwa ſo weit iſt, daß man einen Finger hineinſtecken kann. Der Koͤrper iſt kurz, dick, nach dem Schwanze zu ſchmal. Faſt in der Mitte des Ruͤckens ſteht eine große dicke Floſſe, welche nach dem Schwanze zu wie ein halber Mond ausgehöhlt iſt. Un⸗ ten nicht weit vom Kopfe Tiegen zwey fleifchige, mit einer fchwarzen Haut bedecfte Floffen, welche durch Kno— hen gegliedert find. Die Schwanzfloffe fteht, wie bey andern SFifchen, fenkrecht, und befteht gleihfam aus zwey nebeneinander liegenden großen Floffen. An dem Band) ift ein Eleines Nabelloch, und weiter hinten eine Spalte, ‚in welcher beym Männchen das Zeugungswerk; zeug verborgen iſt, und weiter nach hinten der After, Die Haut ift aa, dünn, lederartig, oben ſchwaͤrz⸗ lichblau, an den Seiten braun, und unten weiß. Er ſchwimmt mit großer Schnelligkeit, auch ſogar gegen den Wind, und beugt dabey den Kopf und | Schwanz immer nach) unterwärts; daher man auf der Dberflihe des Waſſers den Rüden nur allein fieht. Sobald er aber todt ift, bekommt er eine gerade Nichs tung. Schlafend foll er den Kopf aus dem Wajler hal ten und fihnarchen. Gefangen giebt er einen fiöhnenden Laut von fih, und bleibe ſechs bis acht Stunden auper dem 4. Ordn. 30. Gatt. Stumpfſchn. Delphin, 1249 dem Waſſer am Leben. Manchmal waͤlzt er ſich uͤber dem Waſſer herum, ſcheint alsdann eine dreyeckige Ger ſtalt zu haben, und kann in dieſem Zuſtande leicht ers ſchoſſen werden. 4J Verbreitung und Aufenthalt. Man trifft dieſen Delphin in den Europaͤiſchen Meeren an. Er iſt nicht ſelten in der Oſtſee und an den Kuͤſten Deutſchlands, beſonders der Inſel Huhan. In letzter Gegend ſieht man ihn nicht nur oft, fondern fängt ihn auch lebendig oder er wird vom Sturm und Eis todt an den Strand geworfen. Er iſt überall in feiner eigentlichen Heimath in Menge zu fehen, fonderlich bey ſtarkem Winde, wo er fi) Haufenweife um die Schiffe verfammelt. Nahrung. Er lebt vom Haube anderer Fifche, und jagt und verfolgt die Heeringe in die Bayen und Meerbufen. Fortpflanzung. Die Begattung gefchieht im Auguft, Es folgen gewöhnlich zehn Bis fünfzehn Männden einem. Weib chen, gevathen dabey oft auf den Strand und koͤnnen -Teicht gefangen werden. Das Weibihen trägt neun big zehn Monate, und bringt im Junius gewöhnlich ein Sjunges, das, fo lange es fängt, der Mutter beftändig folgt. : | Bechſt. gem. N. G. J. B. KEtt Fang as Säugetiere Deutſchlands. * Sons. "s ha mr Da er nad Anderfone Angabe im Sommer durch Vorwachſung eines Haͤutchens vor die Augen blind ſeyn ſoll, ſo ſcheuchen und treiben zu der Zeit die Is— länder eine große Menge derfelben auf den Strand, und fangen fie. Sie £önnen ſechs bis acht Stunden außer Bafler leben. | Wenn er die Heeringe verfolgt, und in die Bayen und Meerbufen. treibt, fo ftellt may unten her Garne. vor, und fängt ihn und die Heeringe zugleich. — Nutzen. Das Fleiſch der Zungen von ſechs bis ſieben Pfunden iſt befonders gut. Die Alten find grob und zähe, von unangenehmen Geſchmacke/ und werden von den nordifchen Völkern eingefalzen und geraͤuchert, fi find. aber ſchwer verdaulich. | Der zwey bis drey Finger dicke Speck giebt guten. und vielen Thran. ; Das Blut, das bey Verwundungen warm und in großer Menge — ſoll wider den —— * dienen. 72. Der 4 Own. 30. Öatt, — — 1251 Br 3 Der gemeine oder- langſchnaugige Del- Be, phin. MNamen, Schriften und Abbildungen Tuͤmler, Tummler, ‚Delphin, eigentlicher Delphin, deerſchwein, Saufiſch, Springer und Servarten. \ Delphinus Delphis, Gmelin Lin. L,.1 p. 2. I, ge van; Dauphin. Engt. Dolphyn. Kleimmis. pisc. 1.24. T.3.A - En fons Nachricht von Island. 254, v. Schrebers Säugeth. af 38323 7° Bocks Naturgefhichte von Preußen. IV, 252. Donndorfs zool. Beytr. L 784. 14 2, Kennzeichen der Art. dit. länglichen, faft runden Körper, und verlaͤngern⸗ ter ſpitzig zulaufender Schnauze. h_ Geftalt, Farbe und Sitten des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Die Schnauze ſteht mehr hervor als am vorher⸗ gehenden, iſt ſchnabelartig, vorne dick, hinten ſchmal. REertz Die 1232 — Deuande. — Die Oeffnung des Mauls iſt und geht bis an den ” Kücen. Die Kiefer haben oben und unten Eeine ſcharfe, fpisige und firahlenförmig zufanımenlanfende Zähne.. Lieber die Schnauze geht eine breite Binde oder Dueerfirich. Er hat zwey Sprißlöcher, die oben durch eine einfache, mondformige Deffnung über der Stirn zufammengehen, und aus welcher nur ein großer, hos' her Strahl mit einem Pfeifen herausgeftoßen wird. ‚Seine Ränge hat 10 bis ı2 Fuß *), der Durchſchnitt der Die an 21/2 Fuß; der Schwanz it 2 1/2 Fuß breit; die Rüdenfinne 13/4 Fuß lang und 13 bis 14 Zoll breit; die zwey Seitenfloßfedern 16 bis 18 Sol lang und 10 bis ı2 breit. Er ifi größer als der vorher gehende und Eleiner als der folgende. | Die Haut ift ganz ala, auf dem Kr ſchwarz⸗ am Bauche weiß. — Bey der Zergliederung eines weiblichen Dels pyhins dieſer Art fand man, daß die Eingeweide der Bruft gerade wie bey den Landthieren waren, alfo auch die nämliche Art des Athemholens ftatt hatte. Das Herz lag zwifchen den beyden Lungen, die bis zum Swerchfell reichen, an welches die Leber von unten her anftöpt. Der große Magen war ſtumpf kegelfoͤrmig; oberhalb deſſelben war die Gekroͤßdruͤſe und unter— halb zu beyden Seiten eine aus Drüfen zuſammengeſetzte große Niere, Die Eyerftöcde waren Elein, ı Zoll lang und eines Federkiels dick. | | | | h Dieß *) Par. Maaß: 9 bis 10 Fuß: 4,00. 30 Gatt. Gemeiner Delphin. 1233 Dieß it derjenige Delphin, den ſchon die Alten nah - Plinius *), Aelian ** und Arifioteles **% kannten. J Er zeigt ſich oft uͤber dem Meer, ſchwimmt mit großer Geſchwindigkeit, und ſpringt bey bevorſtehendem ungeſtuͤmen Wetter. Verbreitung und Aufenthalt. | ner ihn in den a Meeren, auch im ffillen Meere an. ; In der Dftfee befam man zu Anfang diefes Jahr— hunderts im Pusiger Winfel, 1734 im Kuri— ſchen Hafen, 1738 auf dem Strande bey Fifhhaw fen einen, von den Fifchern fogenannten, Tümler. Er laͤßt fih-aber nicht bloß an den Preußifchen, fondern aud an den Deutfhen Küften der DOftfee fehen. Sn feiner eigentlichen Heimath geht er haufenmweife, und die Zungen gehen voran. Er geht um die Schiffe herum. | | Nahrung. Er verfolgt die Fifche, und fest unter dem Tropif den fliegenden nad). Er wagt ſich fogar an die Walfifche. Kkkk 3 Fort F \ *) Plınii hist. nat, IX, cs 7.8, 'ete, SmD-Alianus and. c'18, etc. **%) Aristoteles hist, anim. I. c. 5. etc, 1254. Sauaͤugethiere Deutſchlands. Fortpflanzung. * Das Weibchen trägt zehn Monate und gebiert eins bis zwey Junge. vo + A ® " ! 5 an g. Wie beym vorhergehenden. Zu Tabago faͤngt man ihn mit Angeln. 5 en —* — | Nutzen. Speck und Thran find gut zu brauchen. Das Fleifceh fol aud ſchmackhaft fen Er kommt ganz nahe an die Schiffe, und verkün? Bist den Schiffen Sturm und Wind, wenn er fih hey ſtillem Wetter ſehen laͤßt. 74. Der dicke Delphin. Namen, Schriften und Abbildungen. Gradfinniger dicker Delphin, Butzkopf, Nordkaper, Speckhauer, Pottfiſch, Buttkopf und Sturmfiſch. Delphinus Orca. Gmelin Lin, J. 1. pag. 231, ° n, 3, Franz. Epaulard. Engl. Grampus. Flein 4 Ordn. 30. Gatt. Dicker — 1255 se; pisc, II. 22. if 1 £ L E Anderfons Nachricht von Island. 252. | j- Bocks Naturgeſch. von Preußen. IV, 250 Schneiders zool. Abhandl. S. 247. | — v. Schrebers Saͤugeth. Taf. 340. roh & N Abbildungen der Wallfifche * Homanns Erben, Taf. 3+ r Donndorfs zool. Beytr. J. 786. Kennzeichen der Art, | | ir laͤngern Unterkiefer und aufwaͤrts gerichteter Schnauze, in der Mitte ſehr dickem Leibe und langer Ruͤckenfinne. Farbe und Sitten des maͤnnlichen und weiblihben Gefhlehts und Aufenthalt. Auch dieſer Bewohner des nordiſchen Oceans, and Norwegiſchen Meers erſcheint zuweilen, wie⸗ wohl hoͤchſt ſelten, in der Oſtſee, und es wurde im Pautzzker Winkel einer aufgebracht, deſſen Hirnſchaͤ⸗ del auf der Danziger Rathsbibliothek aufbewahrt wird, Der Kopf ift ftumpf, und die Oberlippe geht in eine aufgeworfene Spige aus. - Beyde Kinniaden haben Kkkk4 ſtumpfe 1256 Saͤugethiere Deutfchlands, frumpfe Vorderzaͤhne, und in jeder befinden ſich 40 der: selben. Sie find breit. Die Augen find Klein. Im Nacken iſt ‚eine Sprigröhre, die flach und durch eine Scheidewand getheilt ift, und wodurch er das Wafler fo hoch, wie der Wallfifch, ausiprigt. Nicht weit vom Schwanze befinder fih oben und unten eine kleine läng: liche Sinne. Die gerade, dornartige Ruͤckenfinne ift 3 bis 6 Fuß lang. Der Leib, der oben braun und unten weiß ift, hat eine Länge von 24 bis 25. Fuß und eine Breite von 12 bis 13 Fuß. Nahrung. —* Er naͤhrt ſich faſt bloß von Heeringen, die er ton— nenweiſe verſchluckt, indem er a mit dem Schwanze im einen Wirbel zufammentreibt. Man fagt auch, daß er, in Sefellfcyaft die Wallfifche ie in einem beftändis gen Kriege mit den Robben Lebe und diefe mit Schläs gen feines Schwanzes und der Ruͤckenfinne von den Klip⸗ pen werfe. Er toͤdtet und frißt auch die größten S Schol⸗ len (Pleuronectes), | seng ! Wie die vorigen Arten. Die Norweger treiben die ungen mit ihren Eleinen Sifcherfchiffen eu den Strand und erſchlagen fie. Nuben 9 Er giebt funfzehn und mehr Tonnen Spet zu Thran, welcher feiner und flüffiger, als der von den Wallfifcharten: ift. Man \ *) Par. M8.: Länge2o-22 Fuß; Breite 10 — ıı Fuß. E 4. Ordn. 30. Gatt. Dider Delphin. 1257 Man giebt von diefer Art noch eine Varietaͤt an, welches aber ER wohl eine verfhiedene Art ſeyn kann. Der ſaͤbelfinnige dicke Delphin. Saͤgedelphin, Schwerdfiſch, Saͤgefiſch, Säbelfifch, Speckhauer, Wallfifchtödter, Mörder, Killer. Delphinus Serra. | 2 Delphinus Orca. Giiklin Bin? 1.’C. 6 Stanz. Epee de mer. Engl. Saw-Fish. " Anderfons Nachricht von Ssland. 255. Die 4 bis 5 Fuß hohe Finne ift oben ſaͤbelfoͤrnaig gekruͤmmt, aber dick und ſtumpf. Sie iſt weich Lınd ö befteht aus lauter Fett. Der Delphin wird 20 big. 30 Fuß (ang und 10 Bis 15 Fuß dick, und iſt ein abgefa gter Feind der Wallfifche, die er in Gefellfhaft mit feinem Gebiß anfällt. Der Wallfiſch thut ſehr ängftlih, wenn ‚er diefe Delphine erblickt. Sie haben viel Speck, der auten Tyhran giebt. R | KEEE Ss | Schluß⸗ azss Sdggethiere Deutſchlande· r. Sölußanmerkung | | Aus diefen — ergiebt Ka, NR in Deutſchland, fo viel als mir bekannt ift, 74 Säuges thiere gefunden werden. Unter diefen 74 Arten werden 47 gewöhnlich und Häufig angetroffen; 13.feß ten, 10 davon find wild, nämlich die Gems, der Wolf, Rothluchs, Landbär, Biber, das Aipen⸗Murmel⸗ thier, der veraͤnderliche Haſe, die blaſſe Fledermaus, der graue und Kaͤlberrobbe, und 3 zahm, naͤmlich der Buͤffel, das Frettchen und Meerſchweinchen; 10 ſehr ſelten, naͤmlich der Steinbock, Vielſraß, die Ruͤſſel⸗ maus, das ohrloſe Murmelthier, der Narwall, der Woallfiſch, kleinaͤugige Kachelot, der ſtumpfſchnauzige, langſchnauzige und dicke Delphin, und 4 find unge wiß, nämlich die weißzähnige, geftreifte, verkehrifhmäns . zige und Spigmaus mit dem vierfeitigen Schwanze. Wie groß die Anzahl derſelben in Thuͤringen, und wie viel derſelben, gewoͤhnlich, felten und ſehr fetten find, wird aus obigem und den Veſchreibungen {eipf fehr leicht erſehen werden konnen. x a RD ah Erfter Anhang. Säugerhierfalender, Worin nicht nur der veränderliche Aufenthalt und die Fort: pflanzung der Thiere diefer Elaffe, fondern auch einige - befondere Bemerkungen für Säger und Oekonomen nach den Monaten Fürzlich angegeben werden. Sanuer Aufenthalt. Der Wolf fireift zuweilen durch den Thüringer; wald, | Der Fuchs ſchleicht jetzo mehrentheils ſeiner Nah— \ rung halber des Nachts um den Dörfern herum, weil der Schnee hier nicht fo tief if, als auf dem Hochwald. Er liegt dann gewöhnlich) am Tage in. Vorhoͤlzern und, Diefungen. Bey Sturm und Wind aber ift er beftäns dig im Dan. i Die wilde Rage ziehe fi ſich gern nach den zuge: frornen Teichen und hält ſich im Schilf oder unter den hohlen Ufern auf, beſucht auch zuweilen die Doͤrfer um Huͤhner und Tauben zu ſtehlen. Der Haſe macht fein Lager nach der Sommerſeite, d. i. gegen Mittag hin, wo er die Sonnenwärme genie, Gen kann. Doch wechfelt er nach dem Falten Winds ſtrich. Einige 1260 Suͤugethierkalender. Januar. Einige Feld maͤuſe ziehen ſich noch nach der Wins terfaat, die andern bfeiben auf den eingeerndeten Hafer: Adern. Der Hirſch, das Reh und Schwein ſuchen in Geſellſchaft in tiefen Gebuͤrgen die Dickige auf, wo ſie vor Schnee, Eiß, Kälte und Stürmen üer es Fortpflanzung. r a) Begattung der Alten. Große Hunde; alte Wölfe; Vielfraße. Erfte Hälfte des Monats: wilde Schweine, Zweyte Haͤlfte: wilde Katzen; Luchſe; Baum— marder; Hafen bey warmer Witterung. b) Geburt der Zungen. Der Bär feßt frine Jungen; zahme Sonia und Mäufe, die warm. wohnen, bringen ebenfalls unge. Nahrung *). Beſon—⸗ { *) Diefe Nubrif bleibt noch bis jet leer. Dasjenige, mas bis hieher von der Nahrung der Thiere nach den größern. Deränderungen der Jahrszeiten befannt ifi, findet man bey der Befhreibung jedes Thieres angegeben. Da das Ver: jeichniß derjenigen Nahrungsmittel, die jede Thierart in -' kleinern Zeiträumen des Jahrs oder in jedem Monate zu fi nimmt, noch zu unvollkommen ift, ich daffelbe aber für eine hoͤchſt wichtige Sache halte, weil nidyt nur die ’ Naturgefchichte an ſich dadurch fehr vervolffommer, fon: dern auch überhaupt ein großes Ficht über die weiſe Deko- nomie der Natur verbreitet werden Fönnte u. f. m, fü möchte ıch die Ausfüllung diefer Rubrik den Jaͤgern befon- ders Säugerhierfalender. Januar. 1261 Befondere Bemerkungen für Jäger, N Die großen Kunde müflen belegt werden. Die Fährten ver — wilden Katzen, Wieſeln, Marder, Iltiſſe, $: fhortern werz den aufgefucht und da ie Baͤlge diefer Thiere jeßt gut find, fo werden fie gefangen und gefchoffen. Die Hafenjagd ‚wird nefchloffen, wenn warme ‚ MRitterung einfällt, weil ſich dann dieſe Thiere ſchon be; gatten. Das Rothwild wird mit Heu und Gerſtenſtroh und das von der Brunſt abgemattete Schwarzwild mit Feldobſt, Eckern, Bucheckern, Abgaͤngen von Kraut, Kohl und Rüben, und der Haſe mit Pe oder Erbſenſtroh ae AR Star: ders zur Aufgabe machen, da fie diejenigen Perfonen find, melche allein und fo leicht der Naturgeichichte diefe Bollfommenheit verfhafen, und fo wichtige Bewegungs- gründe zur Verherrlicung des Schöpfers der Natur durch tiefere Blicke in die weile Einrichtung und Regierung ders felden an die Hand geben koͤnnen. Ich meines Theilg werde mein möglichfies zu diefer wichtigen Sache beptra-. gen, bitte zugleich meine Freunde und andere Perfonen aug diefem Stande ein Gleiches zu thun, und mir ihre Bemer- kungen mitzutheilen. Dieß koͤnnte dann vielleicht einen wichtigen Beytrag zu einem nuͤtzlichen und vollſtaͤndigen Thierkalender abgeben. Einen einzigen aber fchönen Beytrag hiezu hat feit der erften Ausgabe Hr. Zorftmeifter vonBordderinder von mir herausgegebenen Diana oder Zeitichfift zur Ermwei- terung und Berichtigung der Natur= Forft: und Gagdkun- de. 1.© 65 - 73. von der Nahruna des Rehes ges geben, wofür ich ihm hier nochmals öffentlich danfe, 4 5 . war an, 1262 SäugefSierfaleneer, Januar. | Starke Baden, Rehboͤ EB auch gelte Tin ve N Rieken kann man noc) ſchießen. Beſondere — für Ne Um feines eigenen Nutzens halber mäffen die S ch a⸗ fe auch in diefem Monate gut, d. 5. nicht mit bloßem Syroh gefüttert werden. — Ihrer Gefundheit halber ber fprengt man das Futter zuweilen mit Salzwafler. — Wenn man ihnen jetzt bitteres Erlenlaub vorfegt, und, fie huſten darauf oder laſſen e8 gar unberührt liegen, ſo has ben fie einen innetlichen. Fehler und find mehrentheils ı mit der Lungenfucht behaftet. — Auch in den Schaf fä em muͤſſen die Dunfifchornfteine geöffnet werben, damit die Schafe, die ihnen zur Gefundheit und guten Wolle fo noͤthige frifche Luft nicht entbehren; allein fie dürfen auch wicht zu kalt fliehen, wie einige neuere Oeko— nomen, die Extreme lieben, wollen, weil dieß nicht bloß der Gefundheit, fondern auch und vorzüglich den Wollen; wuchs nachtheilig if. Dieträhtigen Stuten muͤſſen gut EN | und gefüttert, auch bey gelinder Witterung einen Tag um den andern ausgeführt werden. Die Dferde, die fih zu Ende diefes Monats häären, muͤſſen fehr reinlich gehalten, und fleißig gefiriegelt werden. Das Maftvieh, deſſen Fleiſch eingepoͤkelt, und geraͤuchert in den Sommermonaten verbraucht werden ſoll, wird meiſt in dieſem Monate geſchlachtet. Man fit auch noch Schweine zur Maſt auf. 2 ge 7 — Saͤugethierkalender. Februar, 12 6 Sehr oa Aufenthalt. unter den Sledermäufen fieht man ſchon die Ion g⸗ dhrige, gemeine und rauhfluͤglige, aus dem Winterſchlafe erwacht, bey gelinder Witterung, auch wohl Als ein noch nicht völlig erklärbares Phaͤnomen bey der allerſtrengſten Kälte herumfliegen. | ' Der Wolf, Fuchs und die übrigen Hanks thiere find noch immer unftät. Die Bärin bleibt noch im Winterlager, oögleich die jungen bey gelindem Wetter und Sonnenſchein vor der Höhle fpielen. Der Dachs erwacht aus feiner Betäubung und gehe bey Thauwetter, obgleich Schnee kiegt, Häufig aus. Die Hirſche ziehen.bey einbrechendem Ihauwetter wieder in höhere Gebirge und lagern fih an die Som merfeite, um warm zu liegen, Das. Reh behält feinen Aufenthalt, fo wie das . wilde en RER ON a) Begattung der Alten. Kleine Hunde; Fifchottern; Hafen. " Erfie Hälfte: Junge Wölfe, wilde, Katzen; Suchfe; Baummarder. Kr Zweyte Hälfte: Zahme Katzen; Steinmarder; Iltiſſe; wilde Kaninchen * b) Ge⸗ — #% Die zahmen Kanin ae begatten fih, wo fie warm wohnen, au allen Jahrszeiten. * — 1264 Saͤugethierkalender. Februar. .b) Geburt der Jungen. Dachſe; gemeine Seehunde; Kaͤlber; Ferkel. Zweyte 6 Graue Robben; Laͤmmer; Zuͤllen. ne RG Nahrung. | Befondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Die kleinen Hunde werden belegt. Die Bälge der Raubthiere hören mit BRAe? Monate auf gut zu feyn. „ Wölfe, Füchfe, Luchfe und Wiefeln verfolgen die Hehe, die in ihrem Laufe durch den mit einer Eisrinde überzogenen Schnee aufgehalten werden, und tödten fie. Das Wild muß bey Falter Witterung und hohem Schnee gefüttert werden. Die ſtaͤrkſten und beſten Hirfche werfen das (Behörn ab, und die Rehboͤcke — das ihrige wieder vollkommen aufgeſetzt. Die Mittel- und niedere — iſt —— und uͤberhaupt auch alles Buͤrſchen und Schießen des Hoch: und Schwarzwildes lieber einzuftellen. — Auch ’, muͤſſen die Nahmaftfhweine ausgenommen werden. Befondere Bemerkungen für Defonomen, Die Schafe müflen befonders-vor und nach der Lammzeit gut gefüttert werden und man hört mit, diefem Monate auf, fie anf die Saat zu treiben, Die > Säugethierfalender. Februar. 1261 Man fängt an das Vieh gegen die Pflüge: und Kalbzeit beffer zu füttern; nur darf man den Ealbenden Kuͤhen nicht Kieye und Träber allein geben, weldyes die dilch vermindert, fondern muß es mit Kleeheu vermens gen und brähen, woraus das milchreichfte Futter entfteht. \ N Shnen vor den Kalben Roggen und Linfen gefocht verz mehrt die Mich, ungemein und erweitert die Milchadern. Haferfiroh ift allen milchtragenden Vieh fchädlich. Die Ochſenkaͤlber der fleifchreichen und milchar— Ni > men Kühe bindet man zu Zugochſen und die Ruhfäls ber der magern und milchreichen Kühe zu Zuchtfühen an. Die Ferkel müllen fehr warm gehalten werden. Die Mäftung des Viehes dauert noch fort; aber die legten Speckſchweine werden geſchlachtet, und das legte Fleifh für den Sommer eingepöfelt und ges räuchert, Die Befhälerpferde mäffen gut gehalten wer; den, damit fie muthig zum Springen werden, die Stu— ten.aber, die befprungen werden follen, darf man nicht überfüttern. — Auf diejenigen, denen das Eiter zu ‚ wachfen anfängt, muß man fleißig Acht haben, weit fie - $ Ri Die Lungenfucht der Schafe bricht deutlich aus. bald fohlen. Vier und zwanzig Stunden vor der Fohl⸗ zeit tritt eine zähe geldliche Materie aus den Saͤugwar⸗ zen, die fich, fo oft man fie wegnimmt, wieder an der Deffnung fammlet. Behft. gem. N. G. I. B. LI Marz. 1266 Saͤugethierkalender. Mir | MNiry | Aufenthalt. Der Wolf und die übrigen Raubthiere fu chen ihren gewöhnlichen Aufenthalt wieder. Befonders haͤlt ſich der Fuchs wegen Abgang des Schnees in dicken Hoͤlzern auf, um dafelbft zu maufen. Die meiſten Wiefeln verlaffen die Gebäude und ziehen ins Feld oder Holz. . ‚Der Bär verläßt feine Höhle, und fihleppt feinen Jungen lebendigen Raub in dieſelbe. Sie grauen Seehunde kommen in der Oſt— ſee an. | Der gel geht aus feinem ER Die Hafen begeben fich ins Feld in die Sturzaͤk— £er, nicht weit von der grünen Saat, Die großen und Eleinen Feldmänfe fangen an ſich zu vertheilen. Der Hamfter befucht die Oberfläche der Erde RER Der Hirfch und das Reh begeben fich in ihre alten Stände, und die Dammbirfche befonders fu chen die Dickige auf. | Die wilden Schweine fhweifen in einem. gewiſſen Bezirke bis zu ihrer Setzzeit ihrer fparfamen Nahrung halber alienthalben herum, Fortpflanzug. a) Begattung der Alten. RN: Zahme N ohrloſe Murmelthiere; Hafen, be fonders \ r A ! u * Saͤugethierkalender. Maͤrz. 1267 ſonders diejenigen, welche ſich zum erſtenmal begattenz Kaninchen; Eichhoͤrnchen. Erſte Haͤlfte: Wieſeln; Iltiſſe. Zweyte Hälfte: Maulwuͤtfe; Igel; Hausratz ten; Wanderratten; Hausmaͤuſe; kleine Feldmaͤuſe, und Hamſter *); Pferde; zahme Schweine. b) Geburt der Jungen. Hunde; Woͤlfe von alten Eltern; Biber; Haſen; Ziegen; Laͤmmer; Kälber, > Zweyte Hälfte; Baummarder; wilde Karin, chen; Steinbörfe. — Nahrung. Beſondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Die jungen Hunde muͤſſen mit — vor der Kaͤlte geſchuͤtzt werden. Die jagdbaren Hirſche werfen das Gehoͤrn ab, und die verlohrnen Stangen werden aufgeſucht. Den erſten Maͤrz wird alle Jagd geſchloſſen, und die Salzlecken werden friſch geſchlagen. Beſondere Bemerkungen für Oekonomen. Die Maulwurfshaufen muͤſſen zerſtreut, und “wo möglich alsdann die Wieſen mit Waſſer überfchwemmt werden, damit biefe Thiere erfaufen. Außerdem mäffen fie jet auf. eine andere Weife vertiige werden; denn. zu 2.1113 ge⸗ x) Die meiſten Maͤuſearten begatten ſich bis zum September, und wo ſie der Waͤrme nicht J wen N IA das ganze Jahr hindurch. | 1268 . Sangethitkalender Min. eſchweigen, daß jetzt ihr Balg gebraucht werden kann, fo steht die Vertilgung eines einzigen im März mit der Vertilgung von fechfen in den Monaten Junius und us lius im Gleichgewicht. Die Zugſchornſteine und ——— muͤſſen auch der Laͤmmer wegen jetzt Tag und Nacht offen feyn. 0 Der Schäfer muß die Schafe unterfudhen, ob fie den Ausschlag haben, und fie davon heilen. — Sowohl die jungen Stöhrlämmer, die gefchlachtet werden ſol⸗ len, als auch die einjährigen Bodlämmer, die man als Hammel halten will, und diealten Schaf: boͤcke, welche nicht mehr zur Fortpflanzung tüchtig ges funden werden, hammelt man. — Wenn es das Wetter leidet, daß die Schafe ausgeführt werden koͤnnen, fo müffen fie forgfältig von fumpfigen und feuchten Orten abgehalten werden, Man ſucht unter den zweyjährigen Och ſenkaͤl— bern die beſten zu Bullen aus, und kaſtrirt die uͤbrigen. Die dreyjaͤhrigen Fohlen, welche im Stalle gefüttert ſind, werden gewallacht. — Auf die traͤch ti— gen Stuten muß man Tag und Nacht achten. Ypril — Aufenthalt. Die Fledermaͤuſe verlaſſen alle ihre Schlupf: winkel, in welchen fie den Winterſchlaf abwarteten, und flattern des Abends herum. Der Hirſch tritt wegen ſeines wachſenden zarten Ge⸗ Saͤugethierbalender. April. i2 69 Gehorns in niedrige Gehaͤue, und geht des Nachts weit nach Quellfräutern, und nach der Saat. _ / Die Gemſe gehen wieder auf er DOaIEen Ges AR: ; Die Sau fucht fich ein ficheres Lager in duſtern Gebuͤſchen zum Setzen auf. Fortpflanzung. a) Begattung der Alten. Maulwuͤrfe; gemeine Seehunde; Waldmaͤuſe; Brandmaͤuſe; Waſſermaͤuſe; Hamſter; Alpen: ohrloſe Murmelthiere; Pferde. Zweyte Hälfte: Fledermaͤuſe; Waſſerſpitzmaͤu⸗ ſe; Kuͤhe; Schweine. / b) Geburt der Sungen. Von jungen Wölfen ; wilden Rasen; Wiefeln; Has fen; Kaninchen; Ziegen; Füllen; Efel; Ferkel der wil⸗ den Sauen. Erſte Hälfte: von großen Kunden; Baum: . marder. L Zweyte Hälfte: von kleinen Hunden; Stein: marder; Sltifen; Hausratten; Wanderratten; Eichs i hoͤrnchen; Gemfen. Nahrung. Defondere Bemerkungen für Jaͤger. Den Hirten muß aufgelegt werden, die Hunde an Strisfen zu führen, damit fie Feine jungen Hafen fangen. ! | Wenn \ 1270 Säugetbierkalenber. April, | Wenn das Laub ausfehlägt, müffen bie Sntyiet fen zurecht gemadht werden. Die gemeinen Hirfchemwerfen dns Geweih ab. — Wo viele Hirſche find, werden einzelne Kolben hir— ſche fuͤr die Kuͤche und Apotheke gebuͤrſchet. Das Wild verliert die Engerlinge. Befondere Bemerkungen für Oekonomen. Auf die Maulwuͤrfe A noch a Jas⸗ gemacht werden, Die Schafe und Kühe werden auf bie Kite ge: ’ trieben; der Schäfer und Hirte aber muß jeßt befons ders auf die Witterung Acht haben. Vorzüglich werden die großen Nebel dem Vieh ſchaͤdlich; wenn es zu früh ausgeführt wird. — Man fängt auch an manchen Drs ten an, die Kühe in der Mitte diefes Monats dreymal zu melten, fo wie am Ende deffelben die Winterwolle der Schafe abzufheeren. — Das Rindvieh, das fih nun haret, muß man gut warten und reinlich halten. Die Schweine werden ausgetrieben, wenn fie vorhero gewafchen, und mit Spießglas und weißer Nies; wurz purgirt worden find. Nam Aufenthalt. ; Die alte Fühfin ſucht ihr voriges Sommer: quartier wieder auf, und die junge ein neues an einem Drte, wo fie beſonders genugfame Nahrung für die Jungen in einer nicht zu weiten Entfernung finden kann. Die — Saͤagethierkalender. Mar 2278 ‚Die Hireſchkuͤhe und Hehe begeben re. an ſtil⸗ — und ſi chere Oerter zum Setzen. Fortpflanzung. a) Begattung der Alten. Spitzmaͤuſe; Igel; Alpen- und ohrloſe Murmel— thiere; Hafen; Kaninchen; Eichhörnchen; Kühe; Pfer— de; Eſel. en | Erfte Hälfte; — Waſſerſpitzmaͤuſe; große Ha ſelmaͤuſe. b) Geburt der Jungen. Luchfe; Fifchottern; Maulwürfe; Hafen; SKanins hen; Eichhörnchen; Maͤuſe; Kälber von alten Hirſch⸗ fühen, von Rehen; Ejelfüllen; Ferkel, Erſte Haͤlfte: Fuͤchſe; zahme Kagen; Gemfe. Zweyte Hälfte: Fledermaͤuſe; Spismäufe; Waſſerſpitzmaͤuſe. Nahrung. — Beſondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Ob es gleich gewoͤhnlich iſt, in dieſem Monate ſchon mit den Leithunden zu ziehen, ſo darf es doch nicht geſchehen, weil das Wildpret noch faͤrbt, und von ſeinen Haaren an den Hecken hängen läßt, wodurch dieſe Kunz de für die Fährte verdr werden. Man führt fie aber dafür in den jungen Saamen, den fie gern genießen, der ihnen fehr gefund iſt, und wie die Sjäger * ſtatt einer Purganz dienet. ge 1lla Die 1 F 1272 | Saͤugethierkalenser. May Die jungen Fuͤch ſe werden gegraben. Das Wildpret muß von jetzt an, wegen der Seh: zeit gehegt werden; deswegen wird den Holzmachern der Wald Walburgistag verboten und den Eigenthümern der Bauernhunde in Waldörtern befohlen, diefelben anı _ zulegen, damit fie die jungen ekih und Rehkaͤlber nicht i beunrubhigen, - Eben deshalb darf auch das weidende Sp den jum gen, Schlägen nicht zu nahe fommen. Die geringen Hirſche werfen endlich das Ger hörn ab. — Die jagdbaren pflegen en gebuͤrſcht zu werden. Die Rehe haͤren ab und farben roth. Die Salzlecken, welche jetzt fleißig befucht wer⸗ den, friſchet man wieder auf, weil das Salz das Wild jetzt beym Verfaͤrben auf den sangen: Sommer bin gut erhält und verbeffert. Beſonderr Bemerfungen für Dekonomen, Die Maulwürfe und Wafermäufe muß man zu vertilgen fuchen, in Gaͤrten und auf Wiefen. Das Schafvieh bleibt in Horden auf dem Felde. Die Kühe dürfen nicht eher auf die Weide geführt werden, bis die Sonne den Thau abgetrocknet hat, und müffen zur Vorficht vor dem Austreiben ein Schnitt Brod mit Theer und Salz bekommen. Die Kuh milch ifijest wegen der jungen May; Eränter fehr gefund und die gute Maybutter wird bey ſchoͤnem, heiten Wetter eingefalyen und eingedruckt. * | | Die Soͤugethierkalender. Junius. 1273 u: die⸗ en werden — Die Stuten. sand Füllen werden auf die Weide geführt, weil ſich im der Hälfte diefes Monats die Befchälzeit endigt. \ J— Junius. Aufenthalt. Der Wolf und Fuchs ſchweifen weit um ihrem Wohnſitze herum, ihren Jungen Raub zu verſchaffen. 4 Fortpflanzung. a) Degattung der Alten. Baͤre; Spitzmaͤuſe; Hafen; Mäufe; Efel. Erfie Hälfte: zahme Kagen zum weytenmal; Kühe, | b) Geburt der Sungen. | Spismäufe; Waſſerſpitzmaͤuſe; Siebenfchläfer ; große Haſelmaͤuſe; Hamfter; Hafen; Kaninchen; von jungen Hirſchkuͤhen; Dammhirſche; Rehkaͤlber; Kaͤlber; Delphine. Nahrung. Beſondere Bemerkungen für Jaͤger. \ Die Arteit mit den Leithunden nimmt ihren - Anfang. Der Jaͤger befucht die Fu hHoba ue ſeines Reviers, und ſieht zu, ob die Faͤhrten von zungen Fuͤchſen, die jeßt vor denfelben fpielen und fich in die Sonne legen, zu fpüren find, und gräbt fie aus. SIE s Die — * 1274 Saͤugethierkalender. Julius. * Die hohe Jagd geht fuͤr die Vaſallen den erſten Trinitatis auf, und man ſchießt ſchon fuͤr die Re | junge Rehe und Hafen. Der Hirfch verfärbt fih, und ſchlagt das Daft von feinem reifen Gehoͤrn an Bäumen und Stauden ab. Befondere Bemerkungen für Defongmen, Die Wolfhur der einſchuͤrigen Schafe faͤllt in Thuͤringen in dieſen Monat. li iR Aufenthalt, Der Hafe fucht die Brachaͤcker auf. Der Hirſch tritt des Abends zeitig mit feinem vollen Gehörne in die Felder; hält ſich gern in dichten Feldhoͤlzern, ja oft in der hohen Winterfrucht auf, um vor dem Ungeziefer fiher zu feyn. Fortpflanzung. a) Begattung der Alten. Spitzmaͤuſe; Kleine Hafelmäufe; Hafen; Kaninchen. \b) Geburt der Jungen. Spitzmaͤuſe; Igel; Haſen; Kaninchen. Nahrung. F — Beſondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Die jungen Maͤrzhaſen werden aufgefucht und geſchoſſen. Das Säugethierfalender. Auguſt. Das Holz geht mit dem 9 dieſes Monats, oder gewöhnlich mit Maria Heimſuchung auf, d. h. wird nicht mehr geheeget, weil das junge Wild ſchon ziemlich erwachfen ift. | | Befondere Bemerkungen für Defonomen, Schäfer und Hirte müffen bey heißem Sonnen: ſchein im Schatten Mittag halten, um verſchiedene Krankheiten des Rind- und Schafviches zu verhuͤten, und die Schweine müffen von Flachsfeldern zurück gehals ten werden, weil ihnen dieß Kraut tödtlic) ift. 9 Dem Rindvieh darf man fein neues Heu, Stroh - gder Setraide vorlegen, und es nicht in folhen Gegenden werden laffen, wo der Melilotenklee häufig wächft, weil diefer faft den ganzen Monat — mit Mehlthau befallen iſt. Schweine und Pferde muͤſſen oft —— werden. Die Fuͤllen werden aus-, aber ehe ver Heiße dittag eintritt, wieder eingetrieben. Aug ⸗ Aufenthalt. Die Hirſche bedienen ſich verſchiedener Staͤnde und Wechſel. Fortpflanzung. a) Begattung der Alten, Delphine, by) Ge⸗ —— Sugeierfalender. Hugufle 'b) — rt der Zungen! Haſen; Kaninchen; kleine Haſelmaͤuſe; Ferkel. . Erfte Hälfte: zahme Katzen; Igel. Nahrung. Beſondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Die jungen Raubthiere ziehen ihr wollenes Jugendkleid aus, und einen neuen guten Pelz an. Die jungen Baͤre behalten aber einen weißen Ring um, den Hals, welcher fich erſt fpäter verliert. Zu Ende diefes Monats wird angefangen die Da N fe zu graben. L fit der. zweyten Hälfte geht die Sirfhfeiße an, den 24ften geht die hohe Jagd auf, und es tritt - die rechte Zeit ein, wo die Hirfche mit den Leithund aufgefucht, gejagt und gefchoffen werden. est werden 2 auch die, Hanptjagden- angefellt. ‚Der Säger muß aufmerkffam feyn, wenn Rothwild in dieſem Monate faͤllt, ob die Knotenkrankheit die Urſache iſt, um die gehoͤrigen Maaßregeln dagegen ‚treffen zu koͤnnen. Der junge Rehbock befchlägt die Rieke aus Geil: heit, doch ohne Befruchtung.) Defondere Bemerkungen für Oekonomen. Man fängt an die ſchaͤdlichen Hamfter durch Aus graben zu vertilgen. % Sep Sugethierkalender. September, 1277 September Kufenthatt. > Die Wölfe und Fuͤchſe, und viele der groͤſ— zu verfihaffen fuchen. Der Dachs entfernt fich weit von feiner Wohnung in die Felder der Ruͤben und in die Gärten des abgefalles nen Dbftes halber. Die Feldmaͤuſe ziehen, wo möglich, aus dem Felde in den Wald. Die Hafen find bey — Wetter in den Ha— ferſtoppeln, bey feuchtem aber in den Hecken und Sträus chern. fern Thiere, die ſich nur einmal im Jahre fortpflan⸗ zen, jagen.die Sungen von fih, und dieſe muͤſſen ſich ‚einen neuen Aufenthalt wählen, oder neue Wohnungen 4 Das hin und wieder — Hirſchwild zieht ſich wegen der Brunft zuſammen, und begiebt ſich in große Waͤlder und Gehaͤge, und jedes Stuͤck ſucht ſeinen gewoͤhnlichen Brunftplatz auf. Fortpflanzung. a) Begattung der Alten. Waſſermaͤuſe (Erdwoͤlfe); Ackermaͤuſe, und diejeni; gen Maͤuſe, welche in den Haͤuſern warm wohnen. Der ſtarke feiſte Hirſch tritt pthend J die Brunft. Zweyte Haͤlfte: Schafe. b) Geburt der Jungen. Maͤuſe. Nah 1278 Gäugethierfalender. September: N Nahrung. Befondere Bemerkungen für Jaͤger. Da der Dachs in die Felder und Gärten geht, fo ift ihm am beften des Nachts mit. Hunden beyzufommen. Die Mittels und niedere Jagd geht den erften Sep tember auf %. Die Dammfchaufler erlangen ihre gehörige Volltommendeit, und noch bis in die Mitte des Septembers werden die Brunfthirfche geſchoſſen; die Schmalthiere und Kaͤlber aber laͤnger. Den Schaf- und Rindviehhirten werden die Ma ſt— hoͤlzer verboten. Beſondere Bemerkungen fuͤr Oekonomen. Man nimmt den Schafen, die man gemolken hat, die Milch nicht mehr, und in der erſten Haͤlfte des Monats iſt die Schurzeit der zweyſchuͤrigen Schafe. Man hoͤrt auf die Kuͤhe dreymal des Tags zu melken. J —— Aufenthalt. Die Woͤlfe begeben ſich, da das Feld leer und lichte iſt, in dichte Waͤlder, Bruͤche und Moraͤſte. Die *) Die Jagderlaubniß der Jaͤger wird im allgemeinen nach folgenden Tagen beſtimmt: Hafen von Sacobi bis Matthaͤi; Fuͤch ſe von Michaeli bis Lichtmeß; Dachſe von Laurentii bis St. Thomaͤ. S ãaͤugelhierkalender. Oetober. 1279 Die jungen Fuͤchſe und Dach ſe fangen an ſich Baue zu graben. Die Haſen gehen auf die — und Räbenaͤcker. Die Haſelmaus ſucht ſich eine Weohnung zu ih⸗ rem Winterſchlaf aus. 2 Sortpflanzung. a) BDegattung der Alten | Sunge Hirſche; Dammhirſche; Gemfe; Stein; - boͤcke; Ziegen; Schafe; zahme Schweine. b) Geburt der Jungen. MWafferratten ; Kleine Feld: und andere Mäufe, die in Haͤuſern vor der Kälte geſchuͤtzt find. | Nahrung, ⸗⸗ Beſondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Die Baͤrenjagd faͤngt an, weil beſonders die Jungen jetzt fett ſind und gute Baͤlge haben. Die Hirſchlecken muͤſſen, nachdem das Laub ab⸗— gefallen iſt, erneuert werden. Die wilden Sauen werden geſchoſſen. — Sie ziehen nach den Bucheckern und Eicheln. Beſondere Bemerkungen fuͤr Oekonomen. Die Schafe ſchlafen nicht mehr des Nachts auf dem Felde in Horden, ſondern werden alle Abend nach Hauſe getrieben. Der 12350 Saͤugethierkaiender. November. Der böfen Nebel halber muß das Auss und Ein⸗ treiben des Bieh es mit Vorſicht gefchehen. Man wallacht die af der Weide erzogenen Fohlen. Die Maſtſchweine werden in die — ge⸗ ſchlagen, und es wird der Anfang gemacht, die Speck, ſchweine zur Maſt einzuſtecken, indem man ihnen ans fangs nüchtern ein halb Loth Spießglas (antimonium crudum) in faurer Milch giebt, welches die Finnen vers tilgen und die Maſt befördern foll. ' November. Aufenthalt. Die Fledermaͤuſe verbergen ſich in ihre Schlupf⸗ winkel, und kommen nur zuweilen noch bey warmen Abenden zum Vorſchein. Die Füchfe gehen weit ins Feld auf die Mäufe: jagd. et Die Wiefel fuchen die Gebäude auf. Der Dachs fängt an, nicht alle Tage mehr auszu⸗ gehen. Der Igel graͤbt ſich ein Loch, worin er ſeinen Winterſchlaf abwarten will. Der Hafe zieht * den — und Se buͤſchen. Die kleine Feld maus begiebt ſich auf die gruͤne Saat. Der Hamſter verſcharrt ſich in ſeine Winterwoh⸗ nung und beginnt den langen Winterſchlaf. Das Saͤugethierkalender. November, 1281 Das Hirfchwild trennt ſich wieder. Die Rehe gehen paarweife ge große Haiden und in die großen Waͤlder. Die Gemſe verlaſſen die hen Berggipfel und ſuchen niedrige und dichte — zu ihrem Winter⸗ aufenthalte auf. Das wilde Schwein Bleibe im ae Fortpflanzung. a) Begattung der Alten. Ziegen; Dachſe; Nehe. Zweyte Hälfte: wilde Schweine. b) Geburt der Zungen. Kaninchen und Mäufe, die warm wohnen. Nahrung. — — Beſondere Bemerkungen fuͤr Jaͤger. Alle wilde Raubthiere, Fuͤchſe, Ottern, Mar⸗ der, Iltiſſe ſind nun gut behaart und koͤnnen gefangen und geſchoſſen werden, und die Klapperjagd nimmt bey Froſtwetter ihren Anfang. | Sept ift die rechte Zeit zur Hafenjagd au | Schweinshetze. Der Rehbock wirft fein Gehoͤrn ab, und wird eſchoſſen, weil die Rieke ſich allezeit einen-andern holt. Bechſt. gem. N. G. J. Bd. Nim mumDer I 282 Soͤugethierkalender. December. / Der abgemattete Hirſch ſucht die Ameifenfaufen | auf, zerſcharrt fie, und ſcheint fi) durch den geiftigen. Geruch derfelden zu ftärfen. Für die Vafallen endigt ſich die hohe Jagd mit dem letzten November. Beſondere Bemerkungen fuͤr Oekonomen. Es werden immerfort Maſtſchweine aufgeſtellt. December. — Aufenthalt. Der euchs ſtreift zuweilen Bug. den un gerwald, Der Iltiß zieht ſich nach den Gebäuden, beſon⸗ ders nach denen, welche im Felde oder Walde liegen. Der Flußotter faͤngt an allenthalben herum zu ſtreifen und die Baͤche und Teiche auszufiſchen. Der Baͤr baut ſich ſein Winterlager. Der Dachs liegt feſt in feinem Bau. ‚ Die Wand erratte zieht in die Käufer. Der Zug der Feldmäufe nad) der ———— und den Hoͤlzern dauert noch fort. | Der Hafe macht fein Lager gegen Mittag der Sonne halber. | l Fortpflanzung. a) Begattung der Alten. Rehe. Er ſte 4 — Saͤugethierkalender. Decemben 1 283 Erſte Hälfte: wilde Schweine, by Geburt der Jungen, Kanincheh und Mänfe, die warm wohnen. Nahrung. — — Beſondere Bemerkungen für Jaͤger. Die Baͤlge der Raubthiere und Hafen find am beften. - Mit diefem Monate endiget fich a das Buͤrſchen der, Schmalthiere und Kälber, die Schweinemaſt geht zu Ende und die Nahmaft fängt an, wenn die Bucheckern und Eichein nicht ganz aufgezehrt find. Sie richtet fich allezeit nach) der günftis gen oder ungünftigen Winterwitterung.. Defondere Bemerkungen für Defonomen, Man ftellt noch Schweine zur Maft auf. Zu Ende diefes Monats wird fchon Fleifc für den Sommer eingepöcfelt und geräuchert. Die Schafe werden bey flachen Froſte auf die ſtark gewachſene Saat getrieben, Mmmm a Zwey⸗ | 7284 Kurze Anleitung zum Gebrauch y je Y ; i - ; | Sweyter Anhang Kurze Anleitung für Diejenigen, welche dieß Bud zum Unterricht bey Kindern braudyen wollen, nebſt einem Beyſpiele. Men fängt gewöhnlich der Unterricht der Naturger fehhichte mit der Eintheilung in die drey Reiche, in das Thier: Pflanzen: und Steinreich an. Von jedem dies fer drey Reiche giebt man dann weiter die verfchiedenen Glaffen, Ordnungen, Sattungen und Arten an. Hier— bey geht man alfo den Weg der ſynt hetiſchen Me; thode, d, 5. man beftimmt für die Claſſen ſowohl, als für die Ordnungen, Gattungen und Arten gewiſſe Kenns zeichen und Merfmahle, und dann zählt man dem Schuͤ⸗— ter 3. DB. alle die Thiere der Reihe nach auf, welde die fefigefegten Kennzeichen an ſich tragen, und. alfo zu einer Claſſe, zu einer Ordnung, zu einer Gattung, und zu einer Art gehören. © lernt z. B. der Schüler den Iltis alsdann erſt Fennen, wenn er weiß, wodurch ſich die drey Naturreiche von einander unterfcheiden, was Säugerbiere, Bögel u. ſ. w. find; wie viel Ordnungen unter den Säugethieren vorkommen; wie viel derfelben zur erfien, zweyten Ordnung gehören; wodurch fich die Thiere dieſer Drdnung nad) ihren Gattungstennzeichen and Charatiern der Art unterfcheiden, und nur alsdann erſt, dieſes Buchs zum Unterricht. 1285 erſt, wenn die Reihe an die zweyte Ordnung der Saͤuge⸗ thiere, an die Raubthiere, und in dieſer an die Gattung darder fommt, fo erfährt der Schüler die Gefchichte des Iltis (ſ. Ueberſicht der Saͤugethiere nach ihren en nungen und Öattungen.) So brauchbar diefe Methode immer an fich feyn mag, fo hat doch die Erfahrung gelehrt, daß beym Ele: mentarunterrichte der Kinder die analytifhe aller: dings den Vorzug verdiene. Sie befteht darin, daß man den Kindern zuerfi aus allen drey Reichen der Nas tur mebrere Gegenſtaͤnde vorzeigt, fie auf die verfihies denen, am meiften in die Augen fallenden Kennzeichen und Unterfiheidungsmerfmahle aufmerkſam macht, und ‚ihnen die ganze Gefihichte der einzelnen Naturalien: in fo weit erzählt, als fie ihrer Faſſungskraft und andern. WVerhaͤltniſſen angemeffen if. Wenn fie fich hierdurch ſchon einen anfehnlichen Vorrath von naturhifterifihen Kenntniffen anfhaulich gefammelt, fihon mehrere einzelne | Thiere finnlich Eennen gelernt haben, welche lebendige —Junge zur Welt bringen, vier Füße und Brüfte haben, an welchen fie diefelben fäugen können; wenn fie ſchon mehrere Thiere aus der Erfahrung kennen, welchen die Natur einen Schnabeh, Federn und zwey Füße gab; wenn fie aus eigner, vorhergegangener Beobachtung wiffen, was ein haatenförmiger, und was ein kegelfoͤr— miger Schnabel iſt; was Füße und Zehen mit einer - Schwimmhaut verbunden, und was Fifchfloffen find; was die Ihiere für ein Gebiß haben, die Fleifch freffen, und wie das Gebiß derjenigen befchaffen iſt, die fich von Immmza Gras "1286 Sure Anleitung zum Gebrauch Ba. Gras und Kräntern nähren; wenn fie ſchon mehrere ' Gewähfe und Mineralien geſehen haben u. ſ. w.; dann macht man ihnen erft die verfchiedenen Haupt: und : Nebenabtheilungen bekannt, und führt fie nun an, die Nacturalien zu claffifieiren und zu ordnen. “Die Anwendung diefer Methode foll jeßt an einem . Benfpiele gezeigt werden, wo der Lehrer nun den Anfang macht, feine Schüler mit der Cfaffification bekannt zu “machen, inden er ihnen die Geſchichte eines Thiers er⸗ zahle. Ich werde die fuͤr den Lehrer hierbey nöchigen re in Klammern einfchlichen, Wißt the fon, Kinder, wie dag Thier Heißt, das e hier feht ? (Ein Lehrer, der pädagogifche Tolente hat, wird Bier im Stande feyn, immer etwas neues zu erfinden, um die Aufmerkſamkeit der Kinder zu fpannen, und fie rathen zu laflen, wie das Thier heiße 2 K. Nein! 8. So will ih es euch fagen, gebt Achtung, und merkt es. Es heißt Iltiß, oder in Thüringen der Ra: Be (f. ©. 779.) Bey Gelegenheit diefes Thieres, will ich euch denn heute auch wieder etwas neues lehren. Beſinnt ihr euch noch, wie man alle Koͤrper, die fih auf unferer Erde, und in derfelben befinden, eintheitt ? Alle. O ja! in Naturalien und Artefacten. Man ſehe hier nach ©. 3. wo, wie ich glaube, dieß ‚alles deutlich auseinander geſetzt iff,) 8. Was find denn Naturalien? | K No diefes Buchs beym Unterriht. _ 1237 K. Naturalien find Koͤrper u. ſ. w. (ſ. die angezogene Stelle.) — L. Aber ſolche Körper ꝛtc. werdet or wohl neh nicht geſehen haben? K. (Einige) O ja, ſehr viele: Hunde, Tannen, Sandſteine. (Andere) Es gehören ja dahin alle Thiere, alle Pflanzen, und alle rohen Steine. | 2. Habt ihe denn auch wohl ein Hauptunter fheidungsmerfmahl bemerkt, wenn ihe Thiere, Pflanzen und Steine mit einander vergliden, oder von einander unterfhieden habt, wodurd) ) ihr das Thier von der Pflanze und dem Steine, die Pflans zen vom Steine und vom Ihiere u. f. w. unterjcheiden koͤnnet? (Kinder, die vernuͤnftig unterrichtet worden ſind, werden hier verſchiedene Merkmahle angeben, die theils ganz, theils nur zur Haͤlfte paſſen; man kann ohngefaͤhr folgenden Hauptunterſchied gel— "ten laſſen.) K. Die Thiere wachſen, wenn ſie ihre Nahrung durch den Mund zu ſich nehmen, die Pflanzen durch die Wurzeln, und die Steine haben keinen Mund und keine - Wurzeln, ſondern wachſen und werden größer, wenn ſich von außen immer Theilchen anfegen und anhängen. 8. Gut! Es giebt noch verfchiedene Hauptmerkmah— le, wodurch füch die Ihiere, Pflanzen und. Mineralien son einander unterfcheiden; aber diefes ift ſchon hinlaͤng⸗ ich. Faßt alfo den Unterſchied fo: Die Thiere nähremfih und wachfen dadurch, — ſie Nahrungsmittel duch eine eiuzige Oeffnung, Mmmmq4 den 7 v 1288 Kurze Unleitung zum Gebrauch | den Mund, zu fih nehmen; die Pflanzen nähren fich durch viele folder Deffnungen, duch die Wur⸗ zeln und die Mineralien naͤhren ſich durch keine ſolcher Oeffnungen, ſondern wachſen dadurch, daß ſich Theilchen von außen anhaͤufen. Da es nun, wie ihr wißt, ſehr viele Thiere, Pflanzen und Mineralien giebt, ſo hat man ſie, um ſie leichter zu uͤberſehen, ge— ordnet, und überhaupt erſt in das Thierreich, Pflans ı zenre ich und Mineralreich abgetheilt, fo, daß alle Thiere zum Thierreih, alle Pflanzen zum Pflanzenreich, und alle Mineralien zum Mineralveich gezahlt werden. Wohin wird alfo nun der Ilt iß gehören ? K. Ins Thierreich. L. Ihr habt Recht x. Sind — alle Thiere Se | tiffe? (Eben jo, wenn fie der Lehrer die Eintheilung des Pflanzen: und Mineralveichs Eennen lehrt.) K. (lahen) D nein. Da müßtees auch Sttiffe mit Soden geben, welche Eyer legten — denn die V oͤ⸗ gel ſind doch auch Thiere! L. Alſo ein zweybeiniger Vogel wäre ganz etwas an⸗ ders als dieſer vierfuͤßige Iltis. Und fo werden wohl auch die Geſchoͤpfe mit Floßfedern und Schuppen — K. (Einige) D die Fiſch e, die Fiſche ſind auch keine Iltiſſe — (Andere) haben keine vier Fuͤße — (Andere) Sind aber auch keine Voͤgel. L. Und außer dieſen, duͤnkt mich, kennt ihr ja — Thiere, die davon den Namen haben, daß ſie auf der Erde und im Waſſer zugleich leben koͤnnen. K. Die dieſes Buchs zum Unterricht. 1289 * 8 Die ——— diefe find wieder etwas an: ders, als Fiſche, Vögel und vierfüßige Thiere. 02 8 Der Frofch 4. B. Dann habt ihr ja auch Käfer, Schmetterlinge, und andere Thierchen, die, nicht mehr vier, fondern fechs und wohl noch mehrere Füße haben, dieſen Sommer genug gefangen? und dag waren feine Amphibien, feine — $ (Ale) Das waren — 8. Recht! Und nun wären noch übrig? K. Die Würmer, 2. Wer weiß mir einen Wurm zu nennen? 3 K. (Einige) Der Regenwurm. Andere) Die Schnecken, der Spulwurm. L. Seht, Kinder, diefe fechs verfchiedene Arten . von Thieren, in welche alle befannten Ihiere abgetheilt "werden, heißt man Claffen, Es giebt alfo eine Clafs fe der Vögel, eine Claſſe der Fiſche u. 1. f. (f. Elaffification der Ihiere, wo man auch ein Ey ’ läuterungserempel finden wird. Andere werden jedem Lehrer leicht von feldft beyfallen.) Wohin wird aber nun der Iltiß zu rechnen ſeyn? Unter die Voͤgel u. f. f? K. Unter die vierfuͤßigen Thiere. L. Wo der Froſch z. B. hingehoͤrt? K. Nein; der legt ja Eyer und iſt eine Amphibie. Der Iltiß gehört unter die Claſſe der Ka thiere. 8, Gut! Was nennft du denn aber ein Säugethier? ? K. Ein Fhier das vier Fuͤße hat und ledendige — Junge zur Welt bringt — | Mmmms L. Wel⸗ 1 290 Kurze Anleitung bey dem Gebrauch | ®. Welche Zungen die Mutter an ihren Bruͤſten eine Zeitlang ernährt; woher eben das Wort Sängethier entſtanden ift, | Rn | Der Ihtiß iſt alfo ein Säugerhier. Wenn ihr nun dieß alles recht gefaßt habt, ſo wellen wir einige Schritte weiter gehen. (Bier iſt eine kleine Pauſe noͤthig, um die Kinder das eben gelehrte erſt durch eine Menge Fragen und Exempel recht einzupraͤgen, und alsdenn erſt auf das folgende aufmerkſam zu machen.) L. Was bemerkt ihr denn aber an den Süßen? R. (Alle) Zehen. 8. Gar recht. Der Iltis hat Zehen, und feinen Huf, wie die Pferde oder Kühe. K. Dder Schafe und Ziegen. - 8% Eben fo. Allein ſehet nun aber jest einmal dag Gebiß des Iltis recht an! ſeht wie er die Zähne fleticht! "was wird er wohl freffen ? K. (Alte) Fleiſch, Fleifh! (Einer) Bin er hat ja ein fo fiharfes Gebiß, wie ein Marder. (Hier Eönnte nun die Rubrik von Nahrung einges fchaftet werden; allein um die Kinder in feiner gewiffen Ordnung bey Befchreibung der Thiere zu erhalten, verfpare ich fie bis weiter unten.) 8. Sollte es auch wohl Säugethiere geben, die fein Fleiſch, fondern irgend etwas anders 3. B. Gras und Kraͤuter fraͤßen? R, Den Ochſen, das Schaf. Dieſe Thiere haben | fein fo feharfes Gebiß, als diefer Iltis, denn es fehlen | 6; yhali rede dieſes Buchs beym Unterricht 1 291 ihnen ja die obern Vorderzähne. Ein anderes: Sie dar Bi . ben ja aud) Hufe, oder gefpaltene Klauen. 2 — L. Recht gut! — Werden denn der Ochs und das Schaf die Nahrungsmittel, die ſie zu ſich nehmen, auch wohl fo klar und fein kauen können, wie bier dieſer Il⸗ tis, der. ein fo ſcharfes Gebiß hat? K.O nein! Jene muͤſſen das Gras und Heu, das ſie verſchluckt haben, noch einmal kauen. L. Und wie heißt man ſie denn eben dieſer Eigens | ſchaft wegen ? K. Sie heißen wiederfäuende Thiere. Des _ wegen haben fie ja auch vier Mägen, in welchen die Spei: fen, die fie mitden Zähnen nicht genug zermalmen können, immer nach und nach Eleiner gemacht, und verdauet wer; den, wie fie uns neulich an der gefchlachteten Kuh zeigten. L. Richtig. Nun zähle mir aber doch einmal die VBorderzähne an dem Iltis. j 8. Er hat oben und unten fehs Vorderzah— ne und injeder Kinnlade zwey ſpitzige, ei! wie ſpitzige Eckzaͤhne. kr 8. Halt —, und wohl aufgemerkt! Alle Thiere, die fechs Vorderzaͤhne oben und unten haben, nennt man Naubthiere Und weswegen wohl? | K. Doch wohl deswegen, weil fie andere Thiere rauben und frefien. 2 8. Ta, weil fie andere Tebendige Thiere fangen und verzehren. Das Kennzeichen der Raubthiere ift $ alfo ? 8. Sch: Vorderzähne in beyden Kinnladen. % — % Rich: EN , SEHON iR : i 1292 Kurze Anleitung zum Gebrauch ges Alſo feht ihr, lieben Kinder, (und ich on ‚daß ihr dieß recht wohl behalten möge!) daß die rt nicht "bloß nach ihren Fuͤßen u. f. w., fons dern auch in Ruͤck ſicht — — an den find, | Es giebt Säuaerhiere, dte gie an den Fuͤ— ßen ſtatt der Hufen, und ein ſehr ſcharfes Gebiß, ſechs Vorderzaͤhne in der obern Kinnlade, und ſechs in der untern haben. Der Iltis iſt alſo ‚ein Saͤugethier, das deutliche Zehen und ſechs Vorder zähne oben und unten im Munde hat, oder nun beſtimm⸗ ter und beſſer: Der Iltis gehört unterdie Ela fe der Saugethiere, und zwar unter denfelben in die Ordnung der Thiere mit Zehenz denn die Adtheilungen, die man wieder der - Deutlichkeit und Ord— nung halber unter den Säugethieren macht, nennt man Ordnungen. Könnt ihr denn wohl fihon mehrere Ord— nungen unter den Säugethieren als die Raudthiere ? K. O ja die Thieremit Hufen. 8. Gut! Da es aber nun viele Thiere mit Zehen giebt, fo werden die Menge derfelden wieder nach der. Geſtalt und Anzahl der Zähne abgetheitt. Und eine ſolche Abtheilung nennt man einen Abfchnitt, Der Il—⸗ tis gehört alfo unter die Drdnung der Thiere mit Zehen und in den Abſchnitt der Raub— thiere. Kennt ihr denn auch mehrere ſolcher Thiere, die man unter die Raubthiere rechnen könnte? K. Doch wohl die Katze? L. Rich— / / dieſes Buchs Dee Unterricht, 1293 2. Richtig. Wie * Vorderzaͤhne wuͤrden wir al⸗ ſo an dieſer, wenn wir ſie fiengen, und ihr | trachteten, finden, K. (Alle) Sechs oben und ſechs unten, 8, Setrofjen! (Sp viel zum erfienmal, damit man ja die Kinder nicht überlade. In der Folge lehrt man fie auh die andern Ordnungen und Abfihnitte Fennen, „age ihnen Kennzeichen derfelben und macht ih: nen fo die ganze Claſſifikation nach und nach be⸗ kannt.) | L. Nun befchreibt mir aber den Sltis einmal! (Der Lehrer läßt ſich nun das Thier nach der Anlei⸗ | tung im Duche felbft befchreiben, und verbeſſert nad) demfelben die. Fehler der Kinder.) 8. Ob er wohl auch eine Stimme hat ?.was meynt ihr? | K. (Einige) Sa. L. Allerdings. Zu manchen Zeiten Enurrt er, und wenn man ihn gefangen hat, oder wenn er böfe ift, ſe knefft er, wie ein junger Hund. — Wo haͤlt er ſich denn aber wohl auf? Im Kalte, ‚oder auf dem Felde, oder in Haufern ? K. (Einige) Auf dem Felde; (andere) in Käufern. 2. Er hält fih auf dem Felde, ın Käufern und im Walde auf; in Sceunen, in Holzhaufen, unter den Wurzeln der Bäume, hinter den hölzernen Verfchlägen der 1294 Kurze Anleitung zum Gebrauch je und Teiche, in dicken Hecken und Buͤſchen. fer in den Käufern ſich auch vergräßt, und in Kellern und Sceunen zuweilen große Haufen, wie ein M aul⸗ wurf, aufwirft, ſo heißt er an manchen Orten Haus⸗ unk. — Wo wird er ſich wohl im Winter hinmachen ? | K. Syn die Dörfer. L. Ja er zieht aus dem Walde EN Felde mehr in die Städte und Dörfer, vorzüglich in die einzeln im Felde liegenden Mühlen. Warum thut er wohl das? was glaubt ihr? | * K. Weil es im Winter kalt ie. L. Und weil er im Winter im Walde und auf dem Selde nicht- viel zu freflen findet. Was wird er wohl freffen ? K. Einige) Huͤhner, Manko h je L. Er lebt vom Fleifch der Voͤgel. Sm Sommer geht er, und zwar bloß des Nachts, in Feldern und Hoͤl— zern umher, und fucht die Lerchen, wilden Enten, Wach— tel; und Nebhühnernefier auf, frißt die jungen Vögel, "und trägt die Eher in feine Wohnung. Im Winter hefucht er die Hühner: und Taubenhäufer, und frißt da, was er antrifit; beißt Hühner, Tauden, aud) wohl Gaͤnſe todt, und fihleppt fie in feine Höhle. "Wenn er aber nun feine ‚Vögel befommen kann, und es hungert ihn doch, was wird er wohl da machen? K. Da frißt er etwas anders. L. Was frißt er aber wohl noh? Was leben denn noch für Thiere in Feldern und Wäldern, die er fangen kann? Hafen, Rehe, Hirfche, nicht wahr? da wird er wohl manchmal einen Hirſch verzehren? 8. Nein, beym Unterricht. diefes Bude, | 1295 K. Nein, den ann er nicht bezwingen. L. Nun was giebt es denn fuͤr kleinere Thiere im Felde? Wie heißen denn die Thierchen, die meiſt in der Erde leben? ? die auf den W W Wieſen ſo große Haufen aufwerfen? Eier K. (Affe) Maufwürfe, Maufwürfe, (und auch eis ige) Waflermäufe, | \ N * L. Seht, die frißt er auch noch. Er fängt Ham⸗ fer, Maͤuſe, Natten, und in Commer aud) Fröfche, welche ihm vorzüglich gut ſchmecken, und wovon er fich ä oft einen großen Vorrath in feiner Höhle fammelt. Man trifft ihm oft an, daß er in feiner Höhle einen ganzen Kranz Fröfche um fich herum gelegt hat. Auch Kanins den, Gartenſchnecken und Heufchreefen frißt er; und endlich noch‘ Thiere, die im Waffer leben? 8. (Alle) Fifche. L. Und zwar Forellen. — Worunter wollt ihr nun wohl * Iltiß zählen, unter die nuͤtzlichen, oder ſchaͤd⸗ lichen Thiere? K. Unter die fhädlichen. Er tödtet ja fo viele Vögel. 8. Sft er denn aber bloß ſchaͤdlich? gar I nüsßlich ? 8. O ja! Er fängt ja Maulworfe, catien, Sam , fier und andere Maͤuſe weg. n | " Und Er * 1296 Kurze Anleitung zum Gera und ſein Balg der wird wohl weggemorfen 4? Po nein! L. Nein, den brauchen die Kürfchner. Aus dem langen Haaren feines Schwanzes macht man fehr gute Malerpinſel. Auch läßt er fih zur Kaninchenjagd abs richten. Einige Leute eſſen auch das Fleiſch. Sm ges meinen Leben aber wird er doch unter die fhädlichen en gerechnet. — Ob es wohl viel Iltiſſe giebt ? K. Nein! denn wir haben ja ſchon lange einen zur Lehrſtunde beſtellt gehabt, und keinen bekommen koͤnnen· L. Du haft Recht. Sie vermehren ſich nicht ſehr. Das Weibchen het des Jahrs nur einmal, und nicht mehr als vier, .felten fechs Zunge. Die Deckzeit iſt im April, und die Zungen find anfangs blind. Ihr Neft macht die Mutter von Stroh, Heu und Moos, und zwar am liebften in Holzs und Reißighaufen. Die Jun— gen Taffen ſich zahm machen. ER Hier kann das Geſchichtchen, das in der Note uns. ter der Rubrik: Fortpflanzung S. 786. ange führt if, erzählt werden, das befonders zur Ers haltung der Aufmerkſamkeit fehr geſgiet ſeyn wird.) Da aber ſchon ein Iltiß vielen Schaden thun kann, ſo ſtellt man ihnen auch noch auf allerhand Weiſe nach, und ſucht ihre Anzahl immer wieder zu vermins dern, Wie wird man dieß wohl machen? K. Dan | diefes Buchs beym Unterricht, 1297 . K. Man fiellt Fallen auf. R. Man fängt fie in eifernen und hölzernen allen, ftellt vor ihre Höhlen Netze, fucht fie in ihren Wohnun: gen auf, erfchießt und erfihläge fie. Wenn fie fich nur ‚mit einem Deine in einer eifernen Falle gefangen haben, - und dann erfchießt oder erſchlaͤgt man ſie. ſo beißen fie ſich ſolches ab, und laufen daron. Noch eine ganz eigne Art fie zu tödten hat man: Sie koͤnnen das Wetzen eiferner Inſtrumente auf Steinen nicht ver } 2* tragen; man immt daher ein Meſſer, wetzt es auf ei⸗ nem Stein vor ihrer Hoͤhle, die Iltiſſe kommen hervor, cat E — K. Das iſt doch ſonderbar. L. Wie weiß man denn aber, wo man die Fallen hinlegen fol? ' K. Dis wird man ja wohl an ihrer Fährte ea 2. Richtig. Wenn man im Winter, wo ſie ſich doch nur mehrentheils in die Haͤuſer ſchlhen und Scha: den thun, eine foldye Spur, wie diejenige, welche ich dahin zeichne, fiedt, die fo ziemlich einer Haſenfaͤhrte, die ihr doch alle kennt, gleichkoͤmmt, nur daß ſie etwas kleiner iſt, ſo geht man derſelben nach, und ſtellt die Falle in den Winkel, wo das Thier hinein gekrochen iſt. (Da ich bemerkt habe, daß die Kenntniß der Faͤhr— ten den Kindern auf Spatziergaͤngen große Freu— de, und vorzüglich Luft zur Naturgeſchichte ges Bechſt. gem. N. G. 1, B. Nunn macht . 5 1298 Kurze Anleitung sum Gebrauch > N — hat, ſo ſcheint es mir nöchig, Kap; der! Scheer fi) Diefelben nach Anleitung der Zeichnun⸗ gen bekannt mache, welches er fuͤr ſich ſehr leicht im Stande iſt, und worin ihm auch jeder Lieb⸗ El Ssas gd nachhelfen Fann.) Wenn nun der Lehrer fo weit mit der Gefchichte zu Ende ift, fo kann er ein anderes Thier nehmen, und die Kinder beyde mit einander vergleichen und von eins ander unterfiheiden laffen, kann fie die Eigenfchafr ten und Fertigkeiten auffuchen und fie davon etwas ans | fihreiben und auswendig herfagen, oder fie auch einen Deuts fhen, Lateinifshen und Franzoͤſiſchen Auffas im Zufam: menhange nach) den. oben in den Beſchreibungen angeges benen Nubrifen ausfertigen laffen, welches ich für das | nüßlichite halte u. ſ. w. = Dieß, glaube ich, wird genug feyn, um den Lehrer einen Wink zu geben, wie er, nach meinen Einfichten, die Naturgefpichte mit feinen Schülern am nuͤtzlichſten treiben könne; und ich habe weiter nichts hinzu zu feßen, als daß ich bey diefer Lektion Kinder von fechs bis acht Jahren vor Augen habe; daher ich, was Fortpflanzung und Fang betrifft, nur ganz Furz und im Vorbeygehen “berührt, und Begattungszeit ganz übergangen habe. Sind die Kinder erft erwadyfener, dann fann man auch davon weirläuftiger fprechen, und die Fallen durch Zeichs nungen ihnen verfiändlich machen. Dann muß man aber. ‚auch, um ihnen vecht deutliche Begriffe Davon zu machen, die k * dieſes Buchs beym Unterricht. 1299 die gewoͤhnlichſten Fellen in Natur haben, und nen ‚zeigen, wie ſolche gebraucht werden. F Eben fo fcheint es mir auch nicht nothmwendig, daß man bey Kindern von diefem Alter das Längenmaaf und andere Dinge fo genau, wie fie in der Befchreibung befindlich find, anzugeben nöthig habe. Die -Vergleis hung mit dem Fuchs Fann der Lehrer eben fo wenig brauchen, wenn feine Zöglinge noch feinen Fuchs gefehen Baben, Nunna. Sites 1300. l Softematiſches Regiſter der Deutſchen Saͤugelhiere. Ordnung J. | Säugetbiere mit Hufen. A. Einhufige. Gattung. Nr. Art. Ye Seite: 1, Pferd. 1. Gemeines ⸗ 226 a. wildes ng ER b. zahmes ⸗ ⸗230 a. Arabiſches ⸗ 2306 — — a. wilder ⸗ ur 3598 b. zahmer s 2.284 a. Maufthier RER b. Maulefel ⸗ 2890 B. Zweyhufige. a. Mit Hoͤrnern. a. Mit bleibenden Hoͤrnern. II. Ochs. 3. Buͤffelochſe ⸗ Kr. 20 4. Gemeiner 1 —— a. Wilder (Auerochs) 2305 b. zahmer- 4 ". 305 III Schaf. Soſtematiſches Regiſter. 1301 Gattung. Nr. Art wu Seite Ih. Schaf. 5. Gemeines : PER BR n. a Be b. zahmes ar). a. Spaniſches 2 363 ver b. Engliſches ꝛc. 364 IV. Ziege. 6. Alpenziege et ae 077% Gemeine : s 408 ”- a. wilde (Bezoarziege) # 409 b. zahme + 4009 a. Angoriſche 4424 V. Antilope. 8. Selen: 429 6. Mit abfallenden Hoͤrnern. * Mit ſchaufelfoͤrmigen Geweyhe. VL Hirſch. 9. Damhirſch 445 a. Weißer — 2.1448 b, ſchwarzer 448 3 c. gefleikter 1. 2448 — runden Geweyhe. Roth hhirſch ⸗ 453 a. weißer ⸗ 4 b, Blaͤßwildpret ———— c. geſchaͤcktes — 458 d. filberfarbnes 2 459 J RE eh EN A | a. ſchwarzes ⸗ — b, dunkelbraunes I GE 1502 der Deutfchen Säugethiere, | “ Sarttung Nr, TR —— Be Seite. c. geſchaͤcktes 491 d. weißes ⸗ 491 e. Baſtartreh —— b. Ohne Hoͤrner. — — ©. Mit Vorderzehen in der bern Kinnlade, vo. Schwein, 12. —— t s 7 505 a. wildes ⸗ 528 b, zahmes ⸗ 82 00% a. Ungarifches 2.510 b. ftachelhaäriges 4.510 e. einhufiges ꝛc. 8 sıe Ordnung. I. Saͤugethiere mit Zehen. A. Raubthiere. VII. Hund. 13. Gemeine > E Wong ur a. Kaushund 550 a. Pommer ——— b. Haidehund — —651 c. Wolfshund — — d d. Fuchsſpitz ES, e. Sibirifher Sund 3 552 f. Islaͤndiſcher⸗ 552 g. Schaͤferhund 552 Bul—⸗ S;ftemathifches Regiſter. | 1303. | ß » i ; # / | Gattung. ‚I. 5 Art, u EEE l b. Bullenbeißer | 1954 a. Mir Shwimmfüßen 555 b. Rundkopf | SIR SSS c. Enslifher Hund 31:5 d. Mesgers » 556 e. Saufinder — f. Sauruͤden — g. Mops | Lt MM h. Baſtardmops 6 i. Alikantiſches Huͤndehen 559 k. Artoiſtiſcher Hund c. Jagdhund a. Leithund b. Schweißhund c. Huͤhnerhund 559 561 563 564 ⸗ ⸗ e. Parforce⸗Hund » ..566 ⸗ ⸗ ⸗ d. Wafferhund 4 >66 | f. Stöberhund s67 . 2 d. Budel s 568 2 a. Eleiner 568 e, Seidenhund ⸗ 569 a. kleiner 2569 b. Bouffe 3 "570 E c. kurzhaariger Bologne; ſerhund 570 d. Pyrame ⸗ 570 e. langhaͤaͤriger Bolog— neſerhund ⸗ 571 322° 1304 der Deutſchen Saͤugethiere. a Gattung. Ne: Art, N 8 FI Seite, f- Löwenkändden - #2. 572 k. Großer dänifcher Hund - 572 a. Harlekin 3 a g. Neufoundländifcher Sund 573 h. Gemeiner Windhbund 5 574 ‚ Kleines Winpdfpiel 576 bo» u =) d. narfter Hund RER fr 4 e. Tuͤrkiſches Windfpiel + 578 i. Dachshund ı 578 a. Erummbeiniger 4.145879 b. geradbeiniger 580 Co gBitiger.. “NR d. Hündihen von Burgos 580 14. Gemeiner Wolf s. 608 a. weißer . - ⸗ ⸗ 612 b. ſchwarzer 1 612 c. Hauswolf ⸗ EN 4 ‘15. Gemeiner Fuchs 6424 a4. Brands 627 b. Rreuzs SH 2 1..628 c. weißer RR et d. gelber 628 e. ſchwarzer 8 ⸗6428 £. grauer s 6428 * Irlaͤndiſcher Windhund 576 c. Curshund ⸗ — “ ’ Gattung. Nr. Arte IX. Rage. + Mit langem Schwarze — 16. Sn a. wilde ß — b. zahme ER a. Angorifhe 4 ’ b. Spanifche ⸗ s c. Kartheufer : ⸗ d. Cyper Rupie * * Mit kurzem Schwanze 17. Rothluchs N a. Semeiner Luchs ? ! x. Bär, 18. Landbaͤr ; s a. fchwarzer s b. brauner ⸗ c. rother ⸗ ⸗ d. weißer ⸗ ; e. gefchäckter 4 ⸗ f. Baſtardbaͤr ⸗ 19. Vielfraß #6 ⸗ a. ſchwarzer ⸗ b. gelbbrauner ⸗ c. weißer J 8 XI. Dachs. 20. Gemeiner J N a, weißer s 4 b. bunter, ⸗ XII Syſtematiſches Regiſter 729 733 733 Wie⸗ iz 1306 der Deutfchen Säugethiere, Gattung. Tec EEE Seite, , XI. Wieſel. 21. Steinmarder ⸗ 75 a. weißer. — 759 ‚22. Baummarder. 2769 23. Gemeiner Iltis — 779 A NR: a. weißer 2.782 * 24. Kaninchen⸗Iltis a: a. fojtanienbrauner ra b. ſchaͤckiger ⸗ ———— 25. Großes Wieſel s 798 a. weißes 7 1 Mer b. geflecftes : 802 c. aſchgraues ⸗ 3.803 j d. verfehrtes ⸗ 2.903 ? 26. Kleine? Wieſel g s 812 T Boccamele? 819 XIII. Otter. 27. Flußotter 1): (838 a, weißer ⸗ 826 b. gelber ⸗ Me 28. Sumpfotter J—— B. Schrotthiere. XIV. Maulwurf . 29. Gemeiner 346 a. weißer — — a b. geſchackter a — c. grauer Na 8856 d. gelber ng ı 8509 ah XV. Spitz⸗ 4 az A Gattung. | Ir. Sc Ark, XV. Spitzmaus. 30, Gemeine. 4 a. aſchgraue ⸗ b. roͤthliche ⸗ c. weiße ⸗ 31. Waſſerſpitzmaus a. weiße 2. Grabende 33. Weißzähnige ESyſtematiſches Regiſter — 34. Mit dem vierſ. Schwanze 883 35. Verkehrtſchwaͤnzige 36, Gefurchte ; XVI. Igel. 37. Gemeiner PL a. weißer A ©. Nagethiere. XVM. Halbkaninchen. 38. Gemeines XVIII. Biber. 39. Gemeiner + a. weißer⸗ b. roͤthlicher c. bunter ⸗ ” XIX. Maus, * Rattenfhwänzige 40. Hausratte s a. weiße $ b. afchgraue- c. gefledte — 41. Wanderratte a. Daftard, x 1307 Seite, 861 2... 863 ı 863 — 863 ⸗ 872: ; 875 #879 » 882 884 : 885 2888 88 —83 —6 2:08 #983 2,1983 8 LTE ;» 934 : 93% — 3244 2:..95Q 1308. | der Deutſchen Säugetiere, - Gattung. a Seite. * Gemeine Hausmaus 952 a. weiße, En — J —66 c. gefleckte J 955 chhazzee6 43. Feldmaus — a weißen 4 Pe E: b. bunte 5 2,966 c. mit weißem Kopfe 966 d. ſchwarze 8 966 44. Brandmaus 4 972 a. weiß geftteifte 4.4975 b. gefledte 5 4.3, 978 45. Rüffelmaus I:..,978 * Haarſchwaͤnzige. 46. Waſſermaus Ley Ban a. Schwarze ⸗ 984 b. geſleckte a... c. weiße s Kg 985° d. weißgraue 1 47, Ackermaus ⸗ 996 a. weiße ⸗ 998 x Me Backentaſchen. 48. Semeiner Hamſter 1005 a. ſchwatzer ⸗ 1009 b, geſchaͤckter 1009 Yan c. weißer | Syſtematiſches Regiſter ‚130% Gattung. a 1 - BE 210: 03 . 4 ce. 'meißer 8 200g ne gelber." ELOLO.. xX. Murmel- thier. 249. Alpen: Murmelthie 1027 ‚a. getiegertes 8.1029 b. ſchwarzes s 1030 c. weißes s 3 . 1050 50. Ohrloſes ⸗ ewaͤſſertrtrtre 1046 B. geperltes 1046 c. gelbliches — XXI. Schlaͤfer. 51. Siebenſchlaͤfer s 1053 Wr 52. Gartenſchlaͤfer ; 1060 53. Hafelfchläfer ; ‚1069 XXII. 1. Eichhorn, 54. Öemeines« 4 1075 a. ſchwarz 2.1078 b. braun! ſct Warzes 2-.1078 ©. afjgranes —— d. hellgraues 1078 e. weißes ⸗ — f. gelbes s } 1079 8: geflesftes : 1079 h. geſchaͤcktes ? 1979 i. mit weißen Füßen 1079 k. mit weißem Schwanze 1079 AXIL Haſe. - 55. Genteine + : 1092 a. weißer 3 1096 b, gel; - | \ — us i a 1310 der Deutfhen Sängethiere { Gattung. ° ge Kit. — Seite b. gelber c. ſchwarzer 1096 16097 ⸗ ⸗ 56. veraͤnderlicher $- 1112 a. ſchwarzer s 1115 B. grauer Se DE 57. Kaninchen e1118 a. wildes $ ı120 b. zahmes & 7728 a. angorifhesi. 8 1134 \ Or dnung IL Saͤugeth iere mit Flughaͤuten. * Oben vier, unten ſechs Vorderzaͤhne. XXIV. Fleder⸗ A a maus, 58. Langoͤhrige s 1143 59. Nattenartige s 1154 60. Mäufeartiie _ 8 1163 61. Blaſſe -f $: 2170 I a * ** Oben zwey/, unten ſechs Vorderzähne, 62. Sped:Fledermaus ⸗1172 63. Zwerg: Fledermaus s 1178 _ 64. Rauhfluͤgl. Fledermaus 2192 _ XXV. Syitematifhes Regiſte 1312 | Gattung. N Art. MR Seite. XXV.Flugmaus 65. Große Hufeiſen-Flug— * maunus — 66. Kleine Hufeiſen- Flug: } maus 4 .s 1193 Drdnung IV. Säugetbiere mit Floſſen füßen. A, Mit Zehenabtheilungen. XXVI. Robbe. 67. Kalbsrobbe | s 1198 a weiße). 7.3 202 b. geldlı Jer ı 1202 c. grauer % y 1203 d. gefleckter “ s 1202 63. Grauer ⸗ 1212 B. Ohne Zehenabtheilungen. XXVII. Narwall. 69. Gemeiner— ⸗ — XXVIII. Wall⸗ iR fi). 70. Gemeine | sr 8 a225 a. Eiswalfifch ? s 1238 1312 der Deutfchen Säugethiere, Gattung. | RW Art. Seite. | \ XXX, UNE 71, Rleinäugigeet 8 1240 a, Geradzaͤhniger? —— XXX. ——— 2. — 1246 73. Langſchnauziger —J————— ALDI 7 025 ⸗ 1254 a. ſaͤbelfinniger? * Regiſter F Alphabetiſches Negifter der, vornehmſten Namen und Sachen. — A Seite baͤnderungen 176 Abſchnitte 776 Ackermaus 972.996 Adamsapfel am Halle 127 Adern 123 — zurücführende 123 Affe 198 Afterhafe 905 Afterkaninchen 903 Afterkriechen 576 Afterzehe 87 Afrikaner IE A > 208 Albinos 197 Apenbod 400 Alpenhafe t 712 Apenmaus 1027 Alpenratze 1027 Alpenziege 400 Alter der Saͤugethiere 155 Ambos im Ohr 96 Ameiſenbaͤr 695. 698 Ameiſenfreſſer, großer 209 Amerikaner 193 Ammon 357. 632 Amphibien 47 Analytiſche Methode 1285 Bechſt. gem. N. G. 4. B. — Seit Ane 282 Angelmaus 861 Anleitung für Lehrer der Naturgeſchichte 1284 Anodoniia 208 Antilope Rupicapra 429 Antilope 185 Felfens 429 Apophufe “107 Arctoınys 1026 — Gitellus 1043 — Marmota 1026 Argali 357 Aries 555 Ariftoteles 45« 177 Art 176 Artefakten 4 Arterien 123 Aftaten 193 Als 282 Auerochfen 222. 305 Aufenthalt der Säuge: thiere 155 Augen, äußere 73 — böfe der Hunde 597 — innere 91 Augenbraunen 73 2009 Augen; 1334 FR Seite Augenbutter 153 Augendecke, innere 74 Augentryftall 93 Augenlieder 73 Augenftern 73,92 Zlugenwimpern 73 Ausduͤnſtung 37 Ausſtopfen 171 Avellanarius 1169 Aves 47 Mache s28 Bacentafchen 78 Darkenzähne 109 Badger, common 7:29 Baͤr 694. 699 Baͤr, ſchwarzer in Ame— rika 702 Balaena glacialis 1238 Balaena Mystieetus 122 ‚Balein de Groenland 1225 Bärenbeißer 554 Baͤrenhund 554 Baͤrenjagd 167 Bardeau 292 Barbet 568 Bart 40 Baſtarten 26 Baſtartbaͤr 491 Baſtartmops 558 Baſtartreh 491 Baſtartziege 427 Bat longeared 1143 — common . 1163 Bedeckung der Saͤuge— thiere | Band) Alphabetifches Regiſter. Baudfll 119 Daummarder 769 Baumratze 963 Bay-⸗ cat 678 Bear, black 698 — brown 695 Beaver 414 Degattung 133 Beguts 235 Behaͤngzeit 200 Beine 85 Beinhaut 109 Belette 812 Belier 355 Belluae 179 Derghafe ı112 Berghirſch 561. 584 Bergratze Ban Beſtaͤtigungsjagd 166 Beulen der Schweine 767 Beutelthier, Molucki— ſches 202 Betze 543. 624 Bewegung, willkuͤhrli— de 36.39 - Bezoarziege 409 Biber 909 — gemeiner 910 — fette, friſche, ger trocknete 913 Bibergeil 918 Biche 454 Bilgmaus - 1043 Billich 1053, Dilfenmäher 535 Bimanus' 193 Birſchhund 563 Birkfuchs 624 Alphabetiſches Regie SIR Seite Biſammaus 861 Biſamthier, Tibetiſches 180 Biſon — Bisulca 297. 183 Blaireau 729 Blaͤßwildpret 458 Blattern der Schafe 387 Blinddarm 118 Blaͤmenbachs Syſtem 180 Blut und deſſen Umlauf 141 Blutader >j23 Blutgeſpenſt 212 Blutpiffen der Kühe 340 — der Pferde 270 — der Schafe 385 Bock | 408 Boccamele 818 Bockhirſch 584 Bodenhund 564 Boeuf . 304 Bologneſer, Tanghaari; ger 569. 571 — furzhaariger 570 Bologneſerhuͤndchen 571 Donafus 305 Borke des Gehirns 100 Borften 69 Bos 297 — Bubalus 299 — Taurus 304 Botanik 8 Bouffe 570 Bouc 408 Bouquet 531 Bouquetin 400 Bradypoda 207 Bradypus tridacty- lus 308 15393 - s Seite — Hunde 214 — der Schweine 520 Brandfuchs 627 Brandhirſch 458 Brandmaus 972 Braunfiſch 1246 Brebis 355- Draft 83... Bruſtbein BE Bruͤſte Anzahl, Lage 66 Bruta 179 Bud, (Magen) 66 Buchmarder 755.769 Budel, großer 568 — fleiner 568 Buffle 299 Buffalo 299 Buffon 156 Buͤffelochſe 298 Bull 205 Bullenbeifer 54 5 — mit der Hafen: fiharte 555 Buntfing 779 Dufchmarder 769 Duttfopf 1254 Butzkopf Cachelot à dents en faucilles 1241 — pointus 1245 Camelopardalis Gi- raffa 134 Camelus Dromedari- us ‚186 Camera obscura 53 Campagnol 469 Oo oo 2 Canis ) Seite Canis 143 — Alopex 627 — aureus 546 — crucigera 250 — ee | 544 — Lupus 608 — Lycaon 612 — Vulpes 624 Capra 400 — Äegagrus 409 — Hircus 46068 — bex 400 Cartheuſerkatze 654 Castor 909 — Fiber 910 Castoreum 318 Cat domestic 651 — Wild 670 Catus 647 Cavia 902 — Cobaya | 904 Cavia restlels 403 Cerht 454 Cervus Dama 440 — Gapreolus 487 — Elephas 454. Cetacea 180.216. 1217 Chamois 430 Chat domestique 651 Cheval 226 Chevre 408 — d’Angora 424 Chevreuil - 487 Chevrette 487 Chien 540 Chiroptera 210, 1142 Ehriftwurz 657 143 Circulation des Bluts Alphabetiſches Regiſter. | Eeite Gitellus 500 Claſſen der Thiere 474176 Claffification der Eau: getbiere 175 Olassis ‚176 Coati 203 Cobaya 903 Cochon 506 — lait 506 — d’Inde ‚903 Curshund 577 Cyperkatze 654 Dachmarder 597 Dachs 728 Dachsbaͤr 729 Dachfinder 578 Dachshund 578 Dachöfriecher 578 Dachöfchleifer 578 Dachswürger 578 ; Damdirfih 445 Dain 445 Daman — 206 Daͤniſche Tuͤcher 113 Daͤrme u Darm, krummer 318 — leerer 118 Darmfell 119 Darmgicht der Pferde 268 — des Rindviehs 347 9 Daffelbeulen der Kühe 700 Dasypustricinctus 20$ Dauphin 125€, Delphin ‚1246 — Dicker 1254. — gemeiner 125790 — langfehnaugiger 1251 — fiumpf — Alpbabetifches Regiſter. 1337 Seite Seite — fumpffihnauziger 1246 Eckerchen 408 Delphinus Delphis 1251 Ecureuil OT | — Orca 1254 &delmarder 769 — Phocaena 1247 Eichelmaus ‚ 1060 — Serra 1257 Eichhorn , 1074 Deer, Fallow 445 — afhfarbenes 1079 Diaphragma 67 — gemeines 46 Dickkopf 1198 — graues 1079 Didelphis Opossum 202 — ſchaͤckiges 1079 Digitata 191 — ſchwarzes 1079 Diſſemination 16 — weißes 1079 Dog 556 Eichfäschen 1075 Dog faith£ull 544 Einhorn 1218 Dolphyn 1251 Einhornfiſch 1218 Dondos 197 Einhorn der Bibel 189 | Dormouse commonı069 Kiswallfifch 1238 — fat 1053 Eintheilungen der Thies Dormouse Garden- 1060 te, verfchiedene 177 Drehkrankheit d. Schas Elbthier 779 fe 389 Elenthier 222 — der Ziegen 623 Elephant 190 Druſe 263 Elephas maximus 190 Druͤſe, große 120 Ellenkatze er Drüfen, Defihaffenbeit, Elske 779 Nutzen 128 Eltis 779 Druͤſenſaͤfte 138 Empfindung der Thiere —* Dunſtſchornſteine 372 Durchfall der Hunde 595 . Englifiren | ie — der Kaninhen 1182 Entzündung 271. 341 — der Pferde 269 Epaulard 1254 — des Nindviehs 341 'Epeede mer 1257 — der Schafe ı 390 Epigenefie - — — der Schweine 521 Epiphyſe 107 Durſt 115 Equus Asinus 282 Dypus Iaculus 206 Equus As. Hinnus 292 Equus As Mulus 292 Eser ;06 EquusCaballus 226 Eckzaͤhne 109 Erbsmaus le 20003 Erd; 1338 J Seite Erdfahren 996 Erdratte — —94 Erdſchluͤffel 980 Erdwolf 980 Erdzeiſe 996 Erhitzung der Schafe 386 Erinaceus 887 Ernährung der Thiere 37 Erweiterung des Her zens — Erxleben 193 Erzeugung, zufällige 11 Efel 282 — wilder 283 Eskimos 193 Espenmarder 769 Evolution 13 Europaͤer — Euſtachianiſche Roͤhre Eyerſtock * Eyrunde Fenſter im Ohr Fahrten 157 Fallow Deer 445 Faltenmagen 113 Familiae 176 Familien — Faon de Cerf 454 Fat-squirrel, 1053 Faulthier 208 Federlappen 158 Feivel der Pferde 271 Feldfuchs 624 Feldgeis 640 Feldhaſe 1092 Feldmaus, gelbbraune 963 — große 963. 880. 1005 — fleine 996 Arlphabetiſches Regiſter. — Seite Feldmarder 769 Feldratte 944 Feldratze = Feldwiefel 812 Felis Gatus 648 | — Lynx 679. 685° — rufa 678: 684 Selfenantilope” er Felſengeis Fenſter, eyrunde im ohr — runde 07 Fer a cheval 1188 Ferae 180.200 Serfelmaug 905 Ferret 791 Fett 149 Feuer des Rindviehs 340 — der Pferde 271 — der Schafe 386 Feuchtigfeiten des Auges 93 — gläferne .93 — kryſtallene 93 — waͤſſerige 93 Fichtenmarder 769 Sieber der Hunde 586 Field Rat 963 Filaria 344 Finnen der Schweine 521 Fiſchdieb 822 Fiſche 4 48 Fiſchotter 822 — kleiner 822 Fiſchottermarder 822 Fiſchotternetz 163 Fitchet 79 Fir * Flatterthier 213 Fledermaus. 213. 1142 Ser | Alphabetifches Regie. Rh Seite Fledermaus, blaffe 1170 — gemeine 1154. 1163 — große 1154. 1172 — „amaaehrige, gehörn: 1143 — * 1178 — langoͤhrige 1143 — maͤuſeartige 1163 — mit dem Maͤuſekopf 1154. 1163. 1172 — naͤchtliche 1172 — mit der Hufeiſen— naſe 1187 — rattenartige 1154 — raubflügliche 1182 — rothe 1182 — Speck⸗ 1172 — weiße 1154 — Zwerg⸗ 1178 Flederratze 1154 Fleiſch 26 Fleiſcherhund 156 Fließwaſſer 141 Flugfuͤße 88 Flugmaus 213, 1187 — große Aufeifens 1187 — fleine 1189 Slußotter 822 Slußpferd 189 Foina 762 Foine 755 Fortpflanzung 1531 Foſſilien 10 Fox, 624 Franzoſen des Rindviehs 342 Frauenzimmerpferd 237 Frett 791 1339 Seite Frettchen 791 Frettele 791 Frettmarder 791 Friſchling 528 Frucht 134 Fuchs, gemeiner 624 Fuchsnetz 1603 Fuchsſpitz 551 Fuͤchſe 624 Füße 86 Furo 791 Furet Putois 91 Fußkrankheit der Kuͤhe 336 Gais 408 Galle 117. 140 Gallſucht der Schweine 513 Gangfuͤße 88 Garden - squirrel 1076 Sartenmaus 972 Gartenſchlaͤfer FRE Sattung \ 176 Gazelle 185. Gebärmutter 132 Gedaͤrme 117 Gefuͤhl 100 Gehirn 150 Gehoͤr 95 Gehoͤrgang 95 Gehoͤrnerve 97 Gekroͤſe 120 Gekroͤsdruͤſenſaft 140 Gelbſucht der — 390 Gelenke 180 Gelenkſchmiere 180 Gelſen 506 Gemfe 429 20004 Ge= 1346 , . | ! Seite Genus 176 Geruch 98 Geſchlecht 176 Geſchmack *99 — 99 Geſchwulſt am Euter der Kuͤhe 342 Geſicht A 91 Geipenft 212, 1154 Geftüte | 250 Sewächsreich 8 Geweihe 444 Gicht der Hunde 687 Siraffe 184 Gliedmaßen, aͤußere 85 Glires 179 204 Glis 999 Gluton 718 Gnouzhia 718 Goat Angora 424 — domestic 408 — wild 409 Goldmarder 769 Goldwolf 546 Grabfuͤße 88 Graͤber 872 Graͤving 729 Grampus 1254 Graſebaͤr 695 Srarthier 420.439 Grauwerk 1053. 1127 Grentſch 1005 Greuͤl 1053 ° Grimmdarm 118 Groͤße der Menſchen 993 Großohr 1145 1005 Grutſchel Alphabetiſches RR | Brite Gürtelthier mit dreh 9% Sure, — Gurgel ENTE Haare, elektrifche 69 — Farbe, Veränderung — — Verſchiedenheit 69 Haarſchwaͤnzige Maͤuſe 980 Hallen, Syſtem 178 Hare, common 1092 — varying 1112 Haͤnde 89 Haͤngſeil u 562 Halbfuchs mit kurzem Schwanze“ 72 HalbEaninchen 902 — gemeines 903 Hals OR Hammer im Ohr 998 Hamiter, gemeiner 1005 — orientalifcher 1043 Kamftermaus 1005 Hamſtermaͤuſe 1005 Harlekin 573 Harn 154 Harnblafe 130 Hafe, gemeiner 1092 — gebörnter 1096 — nördlicher 1096 — veränderlicher 1112 — weißer 1096, 1112 Hafelmaus, große 1066 — fleine ‚1069 Hafen, englifche 7134 Hafenfönige 1134 Hafenfühlein 1128 Hafen: — — Alphabetiſches Regiſter. Seite. Haſennetze 103 Haube 66 Haumaus 694. 983 Hauptjagd 164 Hauseſel 282 Haushund 550 Hausmarder 755 KHausmaus, gemeine | 952 — Varietäten 955 Hausmäufe, große“ 941 — fleine 952 Hausratten 931 Hausratzen eb. Hausunke 779 Hauswolf 612 Hauswieſel 812 Hausziege 409 Haut 50 — farbige des Auges 91 — harte eb. — ſchwarze eb. Hedge-hogcommon 888 Heerdenmaus 996 Heermaͤnnchen 812 Heermaus 973. 996 Haidemaus 551 Hengſt 226 Herisson 888 Hermann 400 KHermelinmırder 798 Hermelinwiefel 798 Hermine 798 Herz 121 Herzbeutel 122. Herzblut des Rindviehs 339 e- — linke, rech⸗ 123 — des Rindviehs 340 1341 Seite. Herzohr, linkes, rechtes 123 Hetzhund 575 Hexe 1154 Hinnus 754 Hipolithos 271 Hippopotamns am- phibius 189 — terrestris 190 Hircus 616 Hirſch 444 — gemeiner 453 Hirſchbezoar 476 Hirſchnetze 162 Hirſchluchs 678 Hoden 129. 131 Hodenſack *2 Hoͤren 76. 47 Hörner 79 Hofhund 544 Hog wild 528 — common 505 Hohlader, große ae, Honigbär 699 Holzmaus 1076 Hordenfuͤtterung 358 Hornhaut 92 Horſe generous 226 Horſe-ſhoe Bat 1118 Hornviehſeuche 331 Huf 89 Hufeiſennaſe, große 1187 — kleine 1194 Hund 543 — angoriſcher 570 — Artoiſiſcher 559 — eigentlicher 544 — englifcher 556 — gemeiner 555 9000 Hund, ‚1342 1, 20 2) MOREEN, — großer dänifcher 572 — Sssländifcher 552_ — Eleiner 552 — Neufoundlandifiher 473 — nadter 577 — Gibirifcher 552 — türfifher nackter 553 — wilder 445 Hundsrobbe 1198 Hundedachs 733 Hundeigel 891 Hundeſeuche 589 Hundezaͤhne 1I10 Huͤfte 86 Huͤndchen, Alikantiſches5359 —1/Branifihes wid, — von Burgos 586 Huͤnerhund 564 Hunger 115 Hyaͤne, geſtreifte 201 Hyaena striata 201 Hystrix cristata 205 Jagd, verſchiedene Ar⸗ ten der niit — hohe 167 — mittlere * — niedere — Jagdhund 595 — Ddeutfcher 560 — englifcher 560 — franzöfifcher — — polniſcher — Jagdpferd 239 Jagdzeuch 164 Jaͤrf 718 lbex 4.00 Igel 887 Alphabetiſches Regiſter ·⸗ A Seite. — gemeiner 88 Ste — Illing zz Iltis, gemeiner .779 Iltismarder 779 Individuum 176 Inſekten 48 Irrgang 95 Suften 349... Sjumare 249 Individuum 176 | Kachelot Eleinäugiger‘ 1240 Kackerlacken 197 Kaͤlberluchs 678 Kaͤmeelgarn 427 Kalbsrobbe 1198 Kalender (Magen) 113 Kameel, einbuckliges 186 Kameelgarn 427 Kameelparder 184 Kammerhund 556 Kammern 164 Kampagnol 996 Kanäle, halbeirkelförmi; | ge im Ohr RR Kanidelden 1120. 1128 Kaninchen 1118. 1128 — angorifches 1134 — mosfowitifches — — ungariſches — — wildes - 1120 — zahmes - 1128 Kaninchenhafe 1128 _ SKaninchenjäger 798 Kaninchen: Sltiis , 791 SKaninchenwiefel 7914 Karnuͤtzchen ee Katze Alphabetiſches Regiſter. Seite. Katze —64 — Angoriſche 653 ⸗Cyper 654 — Kartheuſer 654 — ſpaniſche 651 — wilde 670 — zahme 651 note 678 Kehldeckel g2 Kehle 32 Kennzeichen 177 Keſſeljagd 166 Keuler 528 Kiefermarder 769 Killer 1257 Sinn _ 79 SKinnladen 7 — Klein, Syſtem 178 Klauen 86. 84 Kletterfuͤße 88 Klopfjagd 162 Klapperjagd — Knochen 103 — aͤußerer, innerer Bau 105 Knoͤchelchen, rundliche im Ohr 96 Knorpel 105 Knotenkrankheit der Hir⸗ fihe 451 /— der Kühe 310 — der Rehe 490 Köchlani 232 Königshafen 1134 Körper, Eünftliche 3 — natürliche 3 Koller 270 ‚Kopf, deſſen Theile 2 Koppeljagd 167 3343 Seite. Kornferkel 1105 Kornhamſter 1005 Kornmaus 972 Krebs der Hunde 592 Krebsotter 838 Kreislauf des Bluts 143 Kreuzfuchs 628 Kriegspferd 240 Kretſch 1005 Kritſch 1043 Kroͤpfe 127 Kroͤte des Rindviehs 340 Kuͤllen 1120 Kuh 304 Kulan 283 Kutfchenpferd 240. Kryſtallinſe Labyrinthi im Ohr 95 Landbaͤr 695 — rother 700 — ſchwarzer 698 — brauner 699 — weißer 701 — geſchaͤckter 701 Landhirſch 446 Landotter 822 Langohr 1143 Lapin 1120 Lappen 165 Lauf 165 Laufhund 566 Laufjagd * Leber Leberfaͤule der Schafe 1 Lehre der allmähligen Dildung — Entwicelung 1344 ESie — Verwandſchaft 16 — der beyden Prinzi: pien 20 — vom Bildungstriebe 22 Leithund 561 Lemur Mongoz 200 - genden ı 86 Lendenblut des Rind— viehs 339 Lendenblut der Schafe 385 Lepus 1091 — Öuniculus | 1118 — timidus 1092 - variabilis 1112 Lerot 1076 Fichtmarder 769 . Liebe der Alten gegen die Jungen 137 Lievre 1092 Ligamente 66 Linne‘ 46 Linneifches Syſtem 279 Lippen | 27° Loͤßerdoͤrre 332 Loͤwen huͤndchen 572 Lobata ala Loir 1053 Loup 608 Loup - Cervier 629 Loutre 822 Luchs 679 Luchskatze 678 Luftroͤhre 126 Lu ftroͤhrenknopf 127 Lunge 125 Lungenblutader 124 Lungenfaͤule der Schafe 385 Lungenpulsader 124 Alphabetiſches Regiſter. sh Seite. in bes Rinde viehs 335 Lupus 680 Lutra 821 — minor 838 — vulgaris 322. Lymphe 142 Lynkur 631 LMx 679 Maͤhne 70 Magen 113 — 239 Maltheſerhuͤndchen 571 Mager 150 Maki 199 Mammalia Sa Mammalogie so‘ Manati 215 Mannichfalt Magen) 115 Manis macroura 209 Maccassin 528 Mark, 152 Markſaft — Marder 755 Marmot alpine 1027 — earleſs 1044 — german 1009 Marmotte 1027 Marsouin 1247 Marte. 769 Martin 755 Maske 1187 Maftdarm 119 Mauleſel 292 Maulſucht des Rind— viehs 338 Maulſucht der Schafe 386 Maul \ Alphabetiſches Kegiiter, | | Seite Maulthier 292 Maulwurf 846 — gelber 850 — gefleckter 850 — gemeiner 846 — grauer 850 — kleiner 861 — weißer 850 Maulwurfsgrillen zu vertreiben 861 daus 29 — amphibifche 988 — braune 944 — gemeine 952 — norwegiſche 944 — polniſche 1043 — rothe 963 Mauseichhorn 1053 Maufeohr großes 1154 — fleines 1162 Meadow Rat 996. Meereinhorn 1218 Meerfärdel 903 Meerferkel 903 Meerkalb 1198 Meerfänlein 903 Meerfchwein 1246 Meerschweinchen 903 deerſchweinslaus 908 Meles Taxus 739 Menk 838 Menſch 191 Menſchenraſſen 195 Methode 177 Mescherhund 556 Milhadern 121 Milchbehaͤltniß 121 Milchbruſtgang 141 1345 Seite. Milchſaft 141 Milz 115 dineralien NUR} Mineralogie 8 Mineralreich Ya tin? 538 diſtbellerle 1027 Mißgeburten 24 Mitjagd 167 Mitteltuͤcher 164 Modermarder 838 Mole european 846 Moll 846 Monda s aigia 341 Monodon Monöce- ros 1218 Mongus 200 Mops Morunge-Robbe 1215 Mofchus molchife- rus 136 Moufe 952 Mufflons 257 Muͤhlzaͤhne 110 Mule 292 Mulet — — petit - Mulot 963 Multungula 158 Mulus 292 dund Muͤger | —— Muͤtze (Magen) 113 Muͤtzer 861 Mures 929 -- buceati 1005 -- cunicularii 979 = myosuri 980 Mur 134€ / Alphobetiſches Kegiter RE Seite. a Saite. Murmelmaus 1027 Mustela nivalis = 814 Murmelifier 1004 ° -- Putorius 779 — deutſchhe 1000 . -- vulgaris gı2 — ftraßburgifhes 1005 Myoxus 1053 — ohrloſes 1043 | -- Glis 1059 Murmeutle 1027 -- Nitela 1060 ı Mus agrarius 173 — muscardinüs 1079 -- amphibius 980 — na en gajuba- -- arvalis 0996 209 -- avellanarius 1069 R -- citellus 1049 Marken 091 -- cricetus 1006 Naächtling 1172 -- decumanus 944 Nachtſchatten 1154 -- Daubentonii 394 Näthe NE. -- fodiens 594 Nagende Thiere 179 204. -- Glis 506 902 gtegarius 996 Nagethiere 902 -- marmotta 1027 Nahrungsbrey 142 musculus 952 Nahrungsſaft 142 -- palutosus 980 Narwall, gemeiner 1218 .== Porcellus 411 Naſe, äußere —J—— quercinus 1060 — innere 98 -- Rattus 931 Mafenlöcher 78 — rutilus © 973 Nafenfchleim 98. 153 -- sorocinus 978 Nashorn 188 -- sylvaticus 963 ı Natur | Ar: -- terrestris 980 Naturalien Sg Musaraigne 861 Naturalienkabinet 17E SR - d’eau 872 Matürlihe Köorper - 3 Muscardin 1069 Naturgefchichte, was fie . Muskel 51 ſey? 5 Mustela 754 Nebenhoden 13? -- Boccomela 818 Mebennieren 130 -- Erminea 698 Merven 41 -- Foina 755 Nervenhaut des Auges 91 -- Furo 791 Nervenwaͤrzchen 91 dutreola 558 Netze, verſchiedene Ar⸗ Martes — im" 162 Netz Alphabetiſches Regiſter. Seite Ne. 119 Netzhaut 92 Nickhaut 74 Nielmaus 963. 996 Nieren 129 Nießwurz * Niſe 1246 Nisus formativus 22 Noctilio ferrum equi- num 1187 — hipposideros 1194 Noͤlling 779 Noͤrz 838 Nordkaper 1254 Nordlaͤnder 193 Nußbeißer 1069 Nuten der Saͤugethiere 168 Nycteris 273 Nyctimene 213 Diss | 297 Ochſen, Böhmifhe _ 309 — Dänifche . 307 — Fraͤnkiſche 308 — Frieslaͤndiſche 308 — gemeine 304 — Polniſche 307 — Schweizeriſche 308 — Thuͤringiſche 309 — Ungariſche 307 Ohr, aͤußeres 75 — inneres 138 Ohrendruͤſen 139 Ohrenſchmalz 153 Opoſſum 202 Ordnung 176 Ordo 176 Oreillar 1143 1347 Seite. Drganifirte Koͤrper, was fie find? 5.14 — Entſtehung IT — Ernährung 27 — Fortpflanzung 32 — Leben \ 7 — Structur 6 — Tod 34 — Baker Ornithorhyngus pa- radoxus 203 Dfteologie 104 Dftindianer 195 Ötter 821 — sreater 332 — lesser Ovis Ammon 3:7 — Aries 355 Ours 605 Ox 297 Palmata 214 Panzerthier 208 Panſen (Magen) 113 Parforcehund 566 Parforcejagd 166 Parforcepferd 239 Patogonen 193 Pauke im Ohr 95 Pecora 179. Pennantfches Spfiem 18x Petit - gris 1075 Dferd - 225 Arabiſches 282 - --- Barbarifihes 233 --- Dünifches 234 --- Deutiches 226 “-- Englifhes 234 Pferd, 338. 1348 * Alphabetiſches Regiſter er 2: — | Seite / Seite Dferd, Sriesländifches 234 Primaten ten --- gemeines 7 226 Primates 179 -- Hollfteinifhegs 235. Prachtpferd 240 --- Sständifches 236 Prellnetze 1605 ı --- Meklenburgifches 236 Pſalter (Magen) 113 — Meapolitanifches 235 Preropus 9724 --- Dolnifches - 235 Dürfchen 157 --- Nuffitches 235 Puͤrſchhund 562 --- Öpanifches 233. Dulsader 123 Thuͤringiſches 237 — große 124 Tuͤrkiſches 235 Pulsſchlag — Ungariſches 235 Pupille 92 wildes 230 Putois 779 fuͤr einen Oekono⸗ Putorius | a men 240 Pyrame 5790 | Pferdebaͤr 694 Pferdehirſch 453 Quadrumana REIHE Prlanzenreih Queerfell 115 Phoca caspica 1202 — cinerea 1212 — his pida 1212 Rabbet 1120 — leporina 7202 Naflelmaus 109053 — pusilla 1213 Raſſen 177 — sibirica 1202 Hat - 931 — vyitulina 1109. ızız — black. „931.3 Phoque a. ventre — brown 931 blanc | 1216 — dau 980 Phoque 1199 — greganous 997 Physiter microps 1340 rustic 973,3 Pine - Martin 769 Ratte, afchgraue 937 Pipistrelle “1178 ⸗ gejchäckte 934 Pisces 48 — große, wilde, huͤpfen Pocken der Schafe 387 de 9311 Polecat — —— weiße 934 Pommer 551 Ratten 937 Porpes 1247 Rattenmaͤuſe 931 Pottfiſch 1254 Rattenſchwaͤnzige Maͤu⸗ Poul 1053 fe 938] Alphabetiſches Regiſtet. 1349 a - Seite Ratz 779. 1053 --- brauner 779 Nabe 731 Naudthiere 180.200. 542 Raude der Hunde 588 »-- Kayinchen 1131 Pferde 271 Schafe 391 Nauhkfluͤgel 1182 Reem 189. 1222 Regnum anımale 8 minerale 8 --- vegitabile 8 Reh 487 Rehbock 487 Rehe der Pferde 269 Rehnetze 163 Reifen, beinerne 112 Neifpferd 340 Renard 624 Rellmaus 1053 Rennjagd 166 Reproductionskraft 30 Retẽkne 93 Reutmaus 861.980.995 n kleine 996 Rhinoceros unicor- nis 188 Ringelbär 710 Ringkrankheit 389 Ritter (Hund) 547 Robbe 1197. 1198 --- Buchten 1218 -.. GCaspifcher 1102 --- hafenhaarigeer 1020 --- Tieiner 1213 --- rauder 1212 -.- Schacfiger 1216 Bechſt. gem. N. G. J. B. Seite Robbe, Sibiriſcher 1202 hoe 487 Rohm— 114 dohrkolben 462 Rolltuch 165 Roquet 558 Rosaret 748 Roſenack a ER Rosmarus 274 Kosores 304. 843 Rothfuchs 62; Rothhirſch 453 Rothluchs 678. 684 Rotz 263 duͤcken 82 Ruͤckenmark 151 Ruͤckgrat 151 Ruͤſſelmaus 978 Ruhr der Rehe 490 Rumpf 82 Runzeln 150 Rundkopf 555 Rupfhaſen 1134 Rupicapra 429 Ruſſak 1112 Ruthe (Magen) 113 Ruthe, männliche 131 Saalhund 1198 Saamen, männlicher 138 Saamenthierchen 13 Sammelbeutel d. Milch 121 Sammelkaſten 121 Saͤbelfiſch 12577 \- Saͤgedelphin 1257 Saͤgefiſch 1257 Bäugethiere 47.50 pp pP Sin: 13 50— Alphabetiſches Regiſter. Seite Saͤugethiere mit Fin— gern oder Zehen 191,542 mit Slugbäuten 210. 3 : 1142 »-- mit Sloffenfüßen 214. i 1197 — Thüringifche. 222 E äunetdierfalender 1259 Eau, wilde 528 Eaubelier 557 Sanglier 528 Satteldruͤckung 271 Saufinder 553.557 Saufiſch 1251 Saunetze 162 Sauruͤden 557 ‚Saw «lish 1257 Schaden der Säuge _ thiere no Schaf 355 — Engliſches 364 — gemeines 385 — Spaniſches 363 — wildes 357 Schafreh 365 Schafegel 391 Schaͤferhund 553 Schaͤrmaus 846 Scharrmaus 846. 980. 996 Scheermaus 980 Scheidewand des Her— zens 121 Schenkel 86 Schlafen 101 Schlafratte 1003. 1060. 1069 Schlafratz 1053 ° Schlag des Herzens 145 3 Seite Schlagadern — Schlagbaͤume 3 Schlaͤfer 1052 Schleim, neßförmiger 182 N Y R 7— 9 —3 * Schlund 412: Schmiervieh 388 Schnabelthier 203 / Schnee im Ohr 0‘ Scneewiefel 814 Schneidezuhne — Schnucken 356 Schoͤrmauss 980 Schooshuͤndchen 571 Schrotthiere 204. 845 Schulterblatt 88 Schuppenthier 209 Schuppotter 838 Schußpferd 239 Schwangerſchaft 88 Schwanenhaͤlſe 196 Schwanz 84 — Beſchaffenheit 84 — Nutzen 85 Schwarzwild 528 Schweif 22 Schwein 504 — gemeine 505 — wilde RL 525, — zahme 506 Schweinedachfe 733 Schweineigel SL Schweishund 63. Schweiß 153 Schwielen 156 Schwimmfuͤße 88 Schwindſucht d. Schwer — ne 560 Schwungmaus 2131 N CE TU i hi Albhabetiſches Reli. — 351 F alt — Seite RE x ee S ciurus 1074 Ser, ‚constrictus » 834 — Glis 1053 — cunicularius 879 — vulgaris 1075 — Eremita 6 Seal common II9g9 — — Leucödon 882 Sectiones 176 — Russulus 863 Seeinhorn 1218 — tetragonurus‘ 883 Seehund, Bothniſcher Souris . Nesgs . ı212 Souslie 1043 — gemeiner 1198 Spätling- ı1l7&" — gefprenfelter 1199 Species ’76 — grauer ı212 Speckhauer 1254 — fleiner,geöhrter 1213 Speckmaus, große -Tı72 Seejungfer 1203 — fleine ‚1178 Seefalb 1188 Speichel 139 Seethiere, fängende 180 &peicherwiefll . 812 Seewolf 1198 Speiferöhre Eı2r Eichen 94 Spielarten 24. 176 . Sehnen 98 Spiegelzeuch 165 ©chnerven 94 Spitz .. 55E Seidenbudel 9 — Wißbader 551 Seidenhaſen 1134 Spitzmaus 860 Seiden hund 569 — gefurchte 885 Seitenzaͤhne 109 — gemeine 861 Serotine 1170 — grabende 879 Serum 142 — weißzähnige 882 Sheep common 356 — mit dem vierfeitigen Sheep hornless 355 Schwanze 883 Shermann 981 — verkehrefhwänzige 854 Shrew - mouse 861 Spitzzaͤhne 109 Siebenſchlaͤfer 1059 Springer 206. 1246 ‚ Eilberbär 699 Schwungfüße 89 Simia Cynomolgus 199 Springratte 206 . Sinne bey den Zungen 132 Spuͤrhund 561 Skelette 172 Squirrel common 1075 - Solidungula 182.225 ©taatsrobbe 1215 Sorex 864 Stammvater der Men — araneus 861 fhen 191 - carinatus 885 Stacheln 94 Pppp2 Sta; 352 | cs Seite Stachelſchwein 205 Stachelthier 205 Staͤnker 779 taͤnkerratz 779 Stag 454 Etallfütterung 314 Staupe 591 Stegreif im Ohr 75 Steigbuͤgel rs Steinbock 00 Stellung der Saͤuge— thiere 172 Steindogge 558 GSieineſel 282 Steingeiß 409 Sſteinhaſe 1112 Steinhund 838 Steinmarder 755 — weißer 759 Steinziege 29 &tier 305 Stimme 127 Stimmritze 127 Stinkthier 202. 770 Stoat 798 töberhund 57 Stockmaus 996 Stockzaͤhne 109 Stoßmaus 989. 996 — kleine 996 Strandrobbe, graue 1215 — ſchwarze 1215 Streifjagd 6 Streifmaus 972 Strengel 268 Stute a 00 Etuemfifh 154 Suͤhlhund 198 Alphabetiſches Regiſter. Seite Sumpfmaus 6980 Sumpfotter 838 Sumpfottermarder 838 Sumpfratte 980 Surmulot 944 Sus 504 "— sacrofa domesti- cus 506 a Sublic 1043 Symmetrie 95 Synthetiſche Methodera 285 Syrman 1203 Syſtem es, — ber Natur 178 F rafchläfer fi zasnichläfer, Preußi— fiher 1053 Talpa 845 — europaea 846 Tannenmarder 769 Tannhirſch 445 Tapir 189 Tatarn 297 Taupe 846 Taumler 1246 Taurus 297 Tellereiſen 166 Tellerfallen 167 Teufelskind 779 Theorisa epigeneseos 12 -— evolutionis 13 — disseminationis , 16 — panspermiae 16 Thiere 5 -- Anzahl 48 einhufige 182,225 | — menfhenähnliche re Thiere Alphabetifches Regiſter. A fine Seite, Thiere mit einem Pfer⸗ degebiß 179 — mit Hufen 225.182 -- mit vier Händen 198 -- harmloſe 207 -- ohne Schneidezaͤhne 179 --- vielhufige 188 \ == wiederfäuende 114. 179. 183 -- mit Sloffenfüßen 214. 1197 -r zahnlofe 208 -- zwephufige 183.297 Thierreich 8 -- Veberfiche 45 Thraͤnen 152 — 152 Thraͤnenhoͤhle 74 Thraͤnenpunkte 152 Toliheit der Hunde 591 Tollwurm 22 Traubenhaut des Auges 9: Träume 102 Treibjagd 162 Trichechus Rosma. rus 214 Triffelſucher 553 Trigene der Pferde 271 Trommelfell im Ober 95 Tücher, Dänifche 164 Tücher, hohe 164 Tuͤcherlappen 158 Tuͤmmler 1246. 1251 Ur 779 Umlauf des Bluts 20 Ungulata 225.182 1218 Unieorn - fish 1353. N ——— “Ye: 2779 Unorganiſirte Körper To -- Aufenthalt 155 -- Entfiehung DU 7; -- Ernährung 30 -- Ötructur 32 Wachsthum 31 Unterleib — Urchin 368 Urin ‚154. Ursus 694 Ursus Ärctos 694 -- Gulo 718 -- Meles 729 Varietäten 176 Varrat ' 536 Vegetabilien Be Vehe 1127 Venen 1128 Verfangen der Schwei— ne 523 Vermes 48 Dernageln 271 Verſtopfung der Hunde 590 Vespertilio 213. 1142 -- auritus 1143 -- Mpyotis 1154 -- murinus 1155.1163 -- Noctula 1172 -- serotinus. 1170 -- spectrum 212 Vielfraß 18 Vielfraßbaͤr 718 Vielfraßmarder 718 Viehmarder 769 Viſon 839 Viverra nasua 203 Pro» 3 Voll⸗ 1354 | Seite. Bolötärigreit ber Sant 399 Vorderzaͤhne 139 Vorjagd 107 Voͤgel Vulpes Hi Wachen 101 Wachtelhund 6564 Engliſcher 571 Spaniſcher 569 =>, tleiner 569 Wachthund 554 Waͤhrwrlf 622 Waldfuchs 624 Waldhaſe 1092 Waldmarder 769 Waldmaus 963 — rothe 1069 Waldratte 963 =: große 944 Waldratz 1053 Waldthier 429 Waldwieſel 791 Wallach 226.258 Wallfiſchtoͤdtee 1251 Waulifiſch, gemeiner 1225 Wallroß 214 Wampe 113 Wandermaus 944 — 944. Wanſt 944 Wonſtkolik der Schafe Warzen an den Kuͤhen 342 Waſſerhund 566.568 Waſſerjagd 157 Waſſermaus 980 -- große 944 y: > AN BRERHOERAUNEN: ARE Seite Wafferrake - 880 Waflerfpismaus 863 Waflerfucht der Schafe 390 Wafferwiefell- 838 Water-Rat 980 Water - shrew 863. Weesel common _8ı2 Meichen in Weißzahn 882 Whale groenland 1225 Wiederkaͤuende Thiere 179 Wickelſchwanz 85 Wieſel, großes 798 -- afchgraues 803 -- großes verkehrtes 803 -- Eleines 812 - Gardinifches 818 -- weißes 798 -- wildes 791 Wild 454 Wildmarder 300 Windhund -574 - Seländifcher 5706 — £leiner 576 -- sottiger _ 575 Windſpiel 576 -- ZTürfifches 578 Winterſchlaf 103 Winterſchlaͤfer 1096 Witterung 106 Wolf 608 Wolfshund 551.608 Wolfsnetze 162 Wolle Wolverene 718 Wunden der Hunde 597 Wundernaſe 1187 | Wurm lbhabetiſches Kgier Wurn der: Pferde Würmer 266 8 Wurmfoͤrmige Bew gung Wurzeln der Zähne Wuth der Hunde Mſchen u) Geyß⸗ —— Zehen Zeidelbaͤr Zeiſel Zeugungswerkzeuge Ziege Angoriſche -- afıhgraue Ziefel Ziefelmardar Zieſelmaus -- gelbliche 13 55 | Seite - geperlte 1046 — getiegerte 1046 gewaͤſſerte 1045 Zirbeldrüfe 157 Zismaus _ 1144 Zißen- ZN Zoologie 8 Zucdhthensgft > 252 Zuchtfiute 2 Zunge 78. Zungenkrebs des Rind— viehs 337 -- der Schafe 389 -- der Schweine 524 Zufammenziehen desHer— Zwölffingerdarm zens 2% Zwerchfell RR Zwerd) 1178 Zwergfledermans 1178 Zwergpudel 518 Zwitter 131 118 Nachricht für va Bucbinder, Die Rufertafeln, — die Faͤhrten ſtehen, wer | den am Ende zum Kerausfchlagen eingebunden. Verbeſſerungen. S. 213. 3. 14. ft. Noctitio [. Noctilio 559. — 24. ft. Braqre I. Brague — - 718. fi. Taf. VIII. I. Taf. VI. Fig. 1. IT ea 729. ift Taf. VI. Fig. 2. ausgelaffen: Der Dad 701. ft, ar Ve. 1. Baf. VUL SIE! 802, fi. Taf, VI. L. Taf, VII. Fig 2. 838. ft. Taf. Vils. Taf. IX! Sig. r. 921. 3. 2. fi. Cavex I. Carex 944. 3. ” fallt Saf. X. Fig. 1. weg 1027. 3.5. fl. Murmrutl l. Murmeutl 1120, — 2 ft. Lullen I. Küllen 1120. — 6. ft. Lepin I, Lapin 1128. — 6. al 1170, ft. Taf. 1. Taf. XV. 2182. ift Taf. gvi Fig. 2. ausgelaffen. 1187. 3. 6. ft. ferum [, ferram — 17. Rate I, anne 1194. ift Taf. XV. Fig. 2. ausgelaſſen. 1199. 3. 1. Phaca I. Phoca 1218. — XX. ausgelaſſen. 1240, 3. 12..ft. Fig. I. [. Sig: 2. 1246, iſt —* XVI. Fig. ausgelaſſen. \ bunte — R RS 8* N IS {39} * SS N In & = Ä $ = Ss 8 F >58 „Aa A i » un Kr — FR 2 — V — — —— Rn x * Ph dl 7, Gemeines Ifer?. 2. Gemeiner Ochs. a En — NN * > — Apanifehes Arte. —* Ge 03. 17 Er B 27 - 4% N 7: Aeinbock . 2. Wildes Schwein . v . z ee a a rt — — Sr * — 7 — — er ne A ee A a B . ee; { i } ü ci Dr 0 r | 2 — J sr - ” E27 J * J * “2 — — 5 Re ? E ’ e 4 * > h * 3 “ * — J z; - * „ { “ . » * — a 5 P > / R % i > 5 { 2 , ; x ä z \ 2 — — N 7 — * Y f ! : * * © ⸗ ’ » . p ’ « v nr e F { . . ; ’ i % \ = r - £ * J — N — — — EL — — —— — pp Gapieun IA.nfe 2: 1. Damtirfeh Anden. PIE Damkirfeh Weibchen e + s - vi Br j ⸗ * Da F be - ww w ” R — DE a TR re ra Ede er — ie Sa as a ee a 1 $ eg Zee ö « E) & er cr e Me r . — — e * * x N r r * * jr > “ 3 er “ \ ; f B * * J * > « & - * Ss Er, G = d - - # x x - BE Mr . t e ; ? * 3* F = - ” ” J — — 7; N 5 =) Fe, * n H . pi ß = ’ - ; H + E 1. Wolf. 2. Roth buchs. “ 2 " A a Gapieux — BE 2. Grofses Wiefel Gapieux Buafı 1800 7. um, sfotter. Rs Gemeiner Mautwurf : 7? — —— 2 4 fe 800 I. Wafser Jpitzgmaus. d; Grabende Spitzmaus. nt — — PUR 72 ARE WW, r Z — — — Gemeiner — Meerfet weinchen . NDS + fe-!800. Daysıeur er J Brandmaus. 2 Rüfse Ima us. 1 Ds 1. Ab ee... — Merl Alert r Ohrlofes Murmelthier. Gapıeur — — * ie — — * f = =, 4 ds Gajrieur 9. afe 1800 1. Sie benfchtäfer. 2. Gartenjchlafer. no. : d wis RE i 3 —* — He fi ' * * Gaysıeur-Ief-4 fe. ’t00 Er FHafeljehla er. OL. Gemeines ichhori : — — - rrneerR darnagre on —— er . 5 Fa en a — * — — + 2 ! } > ; — r B 5 > i . Iavin % A 2 > i . \ | I4 H } 2: 5 i: ’ f $ f 2 1 .Veränderlicher FHafe. 2. Rauch flügelige Fdermaus. — — 2* * a TE — if . j Er + % — ri 2 a f 1 iv ® r ’ —* = J - « , J 4 — 4 — r 4 FR: - * ur “ 3 4 J RN Pi % r e . ä ur * * * r —9* RE — de % — — i „ x y x + is v Dr . A j SER 4 5* — * J A) wre “ * N J vi . J * x u IP — 4 F h # u . ’ . 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