Gift of Estate of Dr. Herman Knoche California Academy of Sciences Library By action of the Board of Trustees of the Leland Stanford Junior University on June 14, 1974, this book has been placed on deposit with the California Academy of Sciences Library. AIR. \R UM rt). N Ki % Y | Kl Di} N N) UN DD FF ös> :|@k@k|#«x;.:.:„mm Digitized by the Internet Archive | in 2012 with funding from California Academy of Sciences Library http://www. archive.org/details/geographieu ndges00rmer Er 7 n— an Geographie und Geschichte der Pflanzen von M. Römer, köonigl. Landrichter in Aub. »®» Aus des Verfassers Handbuche der allgemeinen Botanik besonders abgedruckt. München 184l. Bei Ernst August Fleischmann. Ü j “ au PE PT, Geographie und Geschichte der Pflanzen. $. 4 Zahl der Pflanzen. Wenn von der Zahl der Pflanzen die Rede ist, so kann begreiflicher Weise nicht die Zahl der Pflanzen - Indivi- duen, sondern nur die der Pflanzen-Formen, Species oder Gattungen, darunter verstanden werden. Diese Zahl kann aber wieder in doppelter Beziehung aufgefasst werden — einmal die Zahl der wirklich be- kannten, dann die Zahl aller auf unserer Erde vorhan- denen Pflanzen-Formen. Letztere wird zwar niemals mit voller arithmetischer Gewissheit angegeben werden kön- nen, sie lässt sich aber, in Hinblick auf den Umfang, wel- chen die botanischen Entdeckungen im Verhältnisse zu den geographischen allmählig gewonnen haben, annähe- rungsweise berechnen. Aber auch die Zahl der bekannten Pflanzenformen ist immer nur eine approximative, und eine genaue jedes- mal nur für den Augenblick richtig, weil sich dieselbe mit jedem Tage, so zu sagen mit jeder Stunde durch neue Entdeckungen vergrössert. Desswegen haben wir auch bei den einzelnen Familien niemals die genaue, sondern nur immer eine der Wirklichkeit nahe kommende runde Zahl der dazu gehörigen Formen angegeben. Linnäus kannte und bestimmte nur ungefähr 8000 Pflanzen - Gattungen; aus der Zusammenstellung der von 2 uns angegebenen Zahlen ergiebt sich die Gesammtsumme von nahe an 75,000 bis jetzt bekannten Gattungen, so dass sich in einem halben Jahrhunderte die Zahl der bekann- ten Gewächse verzehnfacht hat. Von diesen 75,000 Formen sind 25 oder 50,000 Di- cotyledonen, etwa 12,000 Monocotyledonen und 13,060 Zellenpflanzen. Unter den Dicotyledonen sind wieder 8000 Thalami- floren, 25,000 Galycifloren, 10,000 Corollifloren, 6000 Pe- rianthufloren und 10,000 Squamifloren. — Unter den Mo- nocotyledonen zählen wir etwa 300 Kolbenblüthige, 4000 Deckenblüthige, 800 Nacktblüthige, 1500 Scheidenblüthige und 6000 Spelzenblüthige. Von 13,000 Zellenpflanzen fal- len etwa 5000 auf die Pseudocotyledonen, 3000 auf die Acotyledonen und 5000 auf die Agamen. Unter den Pseu- docotyledonen nehmen wieder die eigentlichen Farne (No- topterides) den ersten Platz ein, indem sich ihre Zahl auf nahe an 4000 beläuft; nach ihnen kommen die Sta- chyopteriden mit etwa 500, die Lomatopteriden mit 200, die Gonopteriden mit 100, die Rhizopteriden mit viel- leicht 50 Gattungen. Von 3000 Acotyledonen sind & oder 2500 Laub- und # oder 500 Lebermoose. Die Agamen zerfallen in zwei ziemlich gleiche Hälften, Erd- Agamen oder Flechten und Wasser-Agamen oder Algen. Eine annähernde Berechnung der Zahl aller wirklich auf unserer Erde vorhandenen Pflanzenformen lässt sich nur aus der Vergleichung der bereits wirklich vollkoöm- men bekannten und durchforschten Ländern und der Zahl ihrer Pflanzen mit dem Umfange der noch wenig oder ganz unbekannten Regionen ziehen. Nur ein sehr kleiner Theil der Erde, nämlich der grösste Theil von Europa (Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Scandinavien, Polen und Ungarn) und der östliche und südliche Theil der nordamerikanischen Freistaaten ist in botanischer Hin- sicht ganz durchforscht, und doch werden auch in diesen Ländern noch jährlich emzelne neue Entdeckungen, be- sonders im Gebiete der Cryptogamen, gemacht. Das ganze Litforal des Mittelmeeres, die pyrenäische, italische und 3 thracisch - griechische Halbinsel, die Kiistenländer des schwarzen Meeres, Syrien, Aegypten und Nordafrika sind zwar — wir reden hier immer nur auf den Standpunkte unserer Wissenschaft, — ziemlich genau bekannt; wir dür- fen aber nur auf Marschall v. Bieberstein’s Flora tauri- co-caucasica, auf Presl’s Flora sicula, auf Desfontaines Flora atlantica, u. a. verweisen, um darzuthun, dass in diesen reichen Ländern noch vieles Unbekannte verbor- gen ist, und die Annahme wird nicht gewagt erscheinen, dass wır ım Allgemeinen höchstens drei Viertheile dieser Flora kennen. Dasselbe Verhältniss dürfte etwa auch von dem nordöstlichen Europa und dem nördlichen Asien gel- ten, welche weite, pflanzenarme Regionen Gmelin, Pal- las, Fischer u. a. hinreichend untersucht, in denen aber gleichwohl Meyer und Bunge (Ledebour Flora altaica) noch zahlreiche neue Formen aufgefunden haben. Wer- fen wir nun einen Blick auf diejenigen aussereuropäischen Länder, die wir geographisch genauer keunen — das Cap und die Mascarenen, den grössern Theil von Ostindien mit einigen dazu gehörigen Inseln, wie Geylan, Java, Lu- con und die kleinern Moluken, die Kiistenstriche von China und Neusiidwallis, die westlichen Theile der nord- amerikanischen Freistaaten, Westindien und Mexiko, Co- lumbien und Neugranada, Peru und Chile und die Kü- stenstriche von Brasilien und Buenos - Aires — so miissen wir aus den mit reissender Schnelligkeit zunehmenden Ent- deckungen, mit welchen jeder wissenschaftliche Reisende die Schätze der Botanik’ bereichert, den Schluss ziehen, dass uns zur Zeit höchstens die Hälfte der fast unerschöpf- lichen Formenzahl dieser iiberreichen Floren bekannt und wenigstens eine gleiche Zahl noch zu entdecken ist. Wir erinnern, um diese Behauptung zu rechtfertigen, nur ei- niger Beispiele zu erwähnen, an die staunungswürdige Zahl neuer Pflanzen Gattungen, welche v. Humboldt, Bonpland, v. Martius, St. Hilaire und viele andere in Siidamerika, Nuttall und Douglas in den innern Theilen Nordamerika’s, Ecklon und Zeyher am Cap, Aubert du Petit- Thouars und Bory de St. Vincent auf den Mas- 1* 4 carenen. Wallich, Hamilton, FYalker und Arnott in Östindien, Blume auf Java,. Robert Brown in Neuhol- land entdeckt haben, — und welch einen verhältnissmäs- sig kleinen Theil der von ihnen bereisten Länder konn- ten diese Gelehrten so durchforschen, wie es eine er- schöpfende Kenmniniss ihres Pflanzenreichthums erforderte. Beinahe die Hälfte des festen Landes der Erdoberfläche ist aber in geographischer, wie in botanischer Beziehung noch eine terra incognita. Ein grosser Theil des innern Asıens, insbesondere das Hochland um den Weltriicken des Himalaya, in welches die Naturforscher erst seit ge- stern gedrungen sind, das innere China und fast das ganze japanische Inselreich, der grösste Theil der indischen Halb- insel jenseits des Ganges, die grossen Inseln Borneo und Celebes und die Kette feenhafter Eilande bis an Polyne- siens Marken, die meisten Siidsee-Inseln, wenigstens # des räthselhaften Continents von Neuholland, der grösste Theil von Neuseeland, die brennenden Kiisten der beiden Guinea’s, das ganze innere Afrika, das besonders im Sü- den noch grosse naturwissenschaftliche Schätze zu ber- gen scheint, und die ganze Ostküste dieses Welttheils mit Einschluss des geheimnissvollen Habesch und der allem Anscheine nach ganz eigenthiimlichen Schöpfung Mada- gascar’s, das innere Südamerika von den Quellen des la Plata längs der Andenkette, in den schauerlichen Gebirgs- regionen des Huallaga und Ucayale, in welche uns erst in neuester Zeit Pöppig eingeführt hat, ostwärts bis an die Gränzen der brasilianischen Bergwerksdistrikte und nordwärts über die Gewässer des Amazonenstroms hin- aus bis an die fabelhaften Quellen des Gassiquiare und Orenoko, wo die Mährenwelt der ältern Reisebeschrei- ber an die Kisten des Goldsee’s Parima ein Eldorado setzt, — jenseits Mexiko’s Hauptstadt die Regionen der alten Azteken und weit gedehnte Länder, die man Neu- mexiko nennt, aber nicht kennt, längs der Rocky Moun- tains bis an den Columbia-Strom, und von dort bis an die unerforschten Kisten des Polarmeeres, in einem wei- ten Bogen von der Halbinsel Alaschka bis an Labrodor 5 und zur Baffinsbai hinauf, — alles das ist uns so gut wie unbekannt. Gewiss ist es das Höchste, indem wir +5 al- ler vegetabilischen Formen dieser unermesslichen Länder- gebiete als bekannt annehmen; denn alles, was wir aus denselben kennen, sind nur höchst mangelhafte Fragmente. Da nun gerade diejenigen Länder, in welchen noch am meisten zu entdecken ist, im Durchschnitte am reich- haltigsten sind, so wird es nicht befremden, wenn wir behaupten, dass sich die Zahl aller auf der Erde vor- handenen vegetabilischen Formen wenigstens auf das Drei- fache der bis jetzt bekannten Pflanzen, nämlich auf 250,000 bis 300,000 belaufen dürfte. Eine erstaunliche Zahl! Und doch bleibt sie wahr- ‚scheinlich noch weit hinter der Wahrheit zurück! Und doch ist sie eine Rleinigkeit gegen die Manchfaltigkeit der animalischen Formen, die sich nach ähnlichen Be- rechnungen auf Millionen beläuft! IRRE, g. 2. Vertheilung der Pflanzen auf der Erdoberfläche, Die Vertheilung der Pflanzen auf der Erdoberfläche hat erst in neuerer Zeit die nähere Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich zu ziehen begonnen. Sic lässt sich aber aus einem doppelten Gesichtspunkte betrachten, ein- mal als topographische oder vielmehr geognostische Ver- theilung, bedingt durch die Einflüsse der allgemeinen Agen- tien, welche das Pflanzenleben beherrschen, ohne Riick- sicht auf die klimatische Beschaffenheit der Region, in welcher das vegetabilische Einzelnwesen existirt, dann als geographische Vertheilung, nach welcher bestimmte Grup- pirungen grösserer Formenkreise oder Familien auf einem gegebenen geographischen: Raume iiberwiegen und diesem einen eigenthünmlichen, typischen Ausdruck geben. Wenn wir nun die Vertheilung der Pflanzen nach den auf ihr Leben einwirkenden Agentien betrachten, so wer- den wir auch in dieser Beziehung auf Gruppirungen, hin- 6 gewiesen, die jedoch zu allgemein und umfassend sind, als dass sie auf das Epithet geographischer Verbreitungs- gruppen Anspruch machen könnten. ' Wärme und Licht, Wasser und Erde, Luft und atmosphärische Phänomene, selbst in einem gewissen Grade die Nähe anderer Pflan- zen, sogar des Menschen, üben in manchfaltigen Rich- tungen einen Einfluss auf die Pflanzenwelt aus, der auch ein Vertheilungs-System auf solchen Grundlagen andeutet und zulässt. Die Wärme oder die Temperatur der Luft wirkt ei- nerseits auf das innere Pflanzenleben, welches durch sie bedingt wird, andererseits als rein physische Kraft auf die flüssigen und festen Theile der Pflanze. Die flüssigen Theile der Pflanze, der Nahrungssaft, können in ihrem Umlaufe gehemmt werden, wenn entweder strenge Kälte, negative Wärme, sie verdichtet und erstarren, gefrieren macht, oder zu grosse und anhaltende Hitze den Boden, in dem sie wurzelt, austrocknet und den Zufluss der wäs- serigen Theile in die Gefässe der Pflanze aufhebt. Nur wenige Pflanzen widerstehen diesen ungünstigen äusseren Temperaturverhältnissen — daher sind die Regionen um den Nordpol, wo ein ewiger Winter alle Lebenskräfte er- stickt und den Keim der höhern organischen Eniwicke- lung niederdrickt, arm an höhern Pflanzen; nur Gewächse der tiefsten Bildungsstufen, Algen, Flechten und Moose, gedeihen dort, nur wenige kleine und kiimmerliche Mo- nocotyledonen kommen auf und noch wenigere Dicoty- ledonen, insgesammt kleine, niedrige Kräuter, selbst die holzigen Gewächse, einige Birken und Weiden, auf krie- chende Staudenform\redueirt, — entwickeln kleine und unansehnliche, dürftige Blüthen. Dort gedeiht keine ed- lere Frucht, und eine Himbeerart, Rubus arcticus, Ist die köstlichste Spende des Nordens. — Eben so arm sind aber auch die brennenden Sandwiisten des innern Afri- ka’s und Arabiens, wo der glühende Strahl der ewig senk- recht wirkerden Sonne den letzten Nahrungssaft aus dem diirren Boden aufgesaugt hat, und nur hin und wieder um eine mit Palmen bekränzte Quelle eine dürftige Ve- > \ 7 getation emporschiesst, und in der weiten, trostlosen Oede grünende Oasen schafft. Aber auch die festen Theile der Pflanze unterliegen den Einfliissen der Temperatur, jedoch um so weniger, je weniger sie mit flüssigen Theilen erfüllt sind. In der Regel widerstehen daher junge und zarte oder safti- ge Pflanzen der Kälte weniger, als erwachsene, zähe und trockene, und die Bäume insbesondere leisten einer rauhen und ungünstigen Temperatur um so leichtern Wi- derstand, je zahlreicher und dichter ihre Holz- und Rin- denlagen sind und je mehr sie harzige Säfte enthalten. Denn der Kohlenstoffgehalt dieser letzern neutralisirt die Einwirkung des Frostes, und vervielfältigte Holz- und Rin- denlagen erhalten die innere Lebenswärme des Baumes, die immer höher ist als die der umgebenden Luft. Daher gedeihen die harzreichen Nadelhölzer und unter den Laub- hölzern die mit zahlreichen Rindenschichten. bekleideten Birken noch im höchsten Norden; daher sind auch die zarten, einjährigen oder Sommergewächse mehr in süd- lichen, die ausdauernden mehr in nördlichen Ländern zu Hause. Und von allen Gewächsen siüdlicherer Klimate be- guemen sich die mit steifen, lederartigen Blättern und dichtem, zähem Holzgewebe am leichtesten den rauhen Wintern unserer Breiten an. Weit grösser, als man gewöhnlich glaubt, ist der Ein- fluss des Lichts auf das Leben der Pflanze. Selbst der alltäglichen Beobachtung kann es nicht entgehen, wenn eine ganze Schaar dem Schoosse der Erde. enikeimender junger Pflänzchen, wie durch eine geheime Zauberkraft bewegt, in einer Richtung der Sonnenseite ‚sich zuwen- det, wie der Stengeliheil des Saamen-Embryos, im Dun- kel der Erde verborgen, aus beträchtlichen Tiefen sich emporarbeitet zum Lichte und, um dieses zu geniessen, mit unwiderstehlicher Kraft verhältnissmässig unüberwind- lich scheinende Hindernisse besiegt. So wie aber die ma- gische Wirkung des Lichtes Ursache der Aufzehrung des Pflanzensaftes, der Zersetzung der Kohlensäure und so- hin der Bindung des Kohlenstoffes ist, so bestimmt sie 8 auch die Färbung der Pflanze, ruft das frische, wohl. thuende Grin der Blätter ins Leben, und bestimmt den Grad der Consistenz und die Richtung der Organe, Nie- drige Pflanzen, die, im Dunkel undurchdringlicher Wäl- der oder in Felsenkliften verborgen, in welche kein Son- nenstrahl fällt, dennoch eine griine Farbe zur Schau tra- gen, wie die Moose und viele Farne, sind nur eine Aus- nahme von dem allgemeinen Gesetze; in der Regel haben dergleichen Pflanzen ein bleiches, kränkelndes Ansehen; Gewächse, die man des Winters im Zimmer zu halten ge- nöthigt ist, nehmen in kurzer Zeit eine ganz eigene, lang- gedehnte und schwache, blasse und krankhafte Form an, bis sie beim Stralil der wiederkehrenden Friihlingssonne ‚sich verjiingen und mit freudiger Kraft fast sichtbar sich . erholen und an dem himmlischen Lebenslichte die höchste Wonne ihres Daseyns feiern. — Auch nach der Einwir- kung dieser himmlischen Gabe könnte man die Pflanzen in mehrere, um die Erde laufende Gürtel bildende Grup- pen theilen, an denen sich der Einfluss des direct oder in mehr oder weniger schiefer Richtung einfallenden Son- nenlichtes nachweisen liesse. Unter den Polarkreisen, wo die Nacht drei Viertheile des Jahres beherrscht und selbst in dem kurzen Sommer die Strahlen des Tagsgestirn nur schief auf die Erdoberfläche fallen — kleine, niedrige, auch in ihrer Organisation meist tiefstehende Gewächse, ohne äusserlich sich verrathendes Leben, mit unschein- baren, mattgefärbten Blüthen. In dem Maasse, wie man sich dem Aequator nähert, zieht die Spannung des immer mehr der senkrechten Richtung sich nähernden Lichtstrahls die Pflanzen höher und höher, die Farben der Blumen werden lebhafter, ıhre Säfte verdicken sich zu Harzen oder verfliichtigen sich zu aromatischen Düften. In der heissen Zone endlich, wo der belebende Einfluss der Sonne fast ununterbrochen in voller Thätigkeit wirkt und nur auf kurze Zeit den tropischen Regen weicht, welche die lechzende Erde mit neuer Lebenskraft schwängern, dort entfaltet sich die ganze Herrlichkeit der vegetabıli- schen Schöpfung, der Palmen hohe und edle Gestalt, die 9 glänzende Farbenpracht des Tropenhimmels; dort duften die köstlichsten Gewürze aus den zahllosen Formen einer unerschöpflichen Pflanzenwelt, und die schmackhaftesten Friichte laden zum’ Genusse ein und wecken die süssen Erinnerungen und Sagen einer mythischen Zeit. Und so wie schon auf unsern Alpengeländen und Bergregionen, wo eine reinere Luft weht und ein ungetrübteres Licht wallet, die Blumen mit höherem Farbenglanze geschmückt sind, freudiger wachsen und frischer gedeihen, im Tief- lande aber in der Sehnsucht nach einem schönern Daseyn schmachten und verkiimmern, *), — so entfalten sie unter den Wendekreisen die höchste, für den vegetabilischen Organismus mögliche Lebensäusserung, dort treten die interessanten Phänomene des Pflanzenschlafs und der Sen- sibilität hervor und die Pflanze gewinnt dort fir den re- ‘flektirenden Verstand und das fühlende Herz eine höhere Bedeutung. Ist sie in den nördlichen Ländern ein Bild des willigsten Gehorsams, so wird sie unter dem tropi- schen Himmel das Symbol der Sehnsucht nach dem Hö- hern, von dem Strahle des iberirdischen Lichtes zu wun- dersamer Lebensthätigkeit angeregt. In Beziehung auf den Einfluss des FYassers giebt es zwei Reihen von Pflanzen. Die einen wachsen im Trock- nen, haben ein dichtes Gewebe, verhältnissmässig kleine, behaarte Blätter mit wenigen Spaltöffnungen, wenige Wur- *) Es ist fast unmöglich, reine Gebirgspflanzen ım Flachlande, ın botanischen Gärten zu ziehen. Noch ist es keinem Gärt- ner gelungen, Alpenröschen und Soldaneilen zur Blüthe zu bringen. Sterben sie doch schon gleichsam ab, so wie man mit ihnen in die tiefern Regionen herabsteigt! Auf den luftigen Höhen, im Bereiche des reinern Lichtes ist ihre Heimath. Wie der gefühlvolle, unverdorbene Mensch, der einmal im Gebirge gelebt, die Sehnsucht darnach nie aus seinem Herzen verliert, so die ewig schuldlose Pflanze. Ihres eigenen Lebens unbewusst ist sie gleichwohl, ihrem einsamen Daseyn entrückt, das ergreifendste Bild leidender, wehmüthiger Sehnsucht. Wahrlich, die geheimen Faden des Zusammenhangs der körperlichen mit der Geisterwelt be-. gegnen uns hier wieder in unbegreiflicher Ahnung, und die Pflanzenschöpfung liegt unserm übermüthigem Geiste vielleicht näher, als wir vermuthen. 10 zeln und enthalten viele, gummige, harzige oder ölige eigne Säfte, sie wachsen langsam und werden durch Feuch- tigkeit schnell verändert, selbst zerstört. Die andern wach- sen im Wasser oder an feuchten Stellen, haben ein lo- ckeres und schwammiges Gewebe, weiche,-grosse und mit vielen Spaltöffnungen versehene, selten und wenig behaarte Blätter und ein schnelles Wachsthum. Nach die- sen Beziehungen wiirden die Pflanzen in zwei Haupt- gruppen, Wasser- und Erdpflanzen zerfallen, die aber durch manchfaltige Zwischen- und Uebergangsgruppen un- merklich in einander verfliessen. Ueber beiden steht eine Gruppe von Pflanzen, die, bis auf einen gewissen Grad unabhängig von den Einflüssen der Erde und des Was- sers, ihre Nahrung hauptsächlich aus der sie umgebenden Luft zu ziehen scheint, und daher den Namen Luftpflan- zen verdient. Hieher zählen wir die sogenannten Saft- pflanzen, die auf einem dürren, sterilen Boden fleischige und saftreiche Blätter und grosse, lebhaft gefärbte, zum Theil herrliche Blumen entwickeln, und deren wenig zahl- reiche, kleine Wurzeln keinen andern Zweck, als die Be- festigung der Pflanze im boden zu haben scheinen. Die meisten Grassulaceen, Ficoideen und Cacteen gehören hie- her und wir haben Beispiele der Art an unserer Haus- wurz und dem Mauerpfeffer, oder an riesenmässigen Cac- tus- Arten unserer Gartenhäuser, die, Jahre lang unbe- gegossen, in kleinen Töpfen fröhlich gedeihen. Die Erde, oder vielmehr der Boden, auf welchem die Pflanzen wachsen, ist eine fernere Hauptbedingung ihrer Existenz. Der Boden begriindet die Eintheilung der Pflanzen nach ihrem Standorte, Statio, der, unabhängig von dem Wohnorte, dem Vaterlande der Pflanze, in jeder Zone und in jedem Klima Bedingung, ohne die nicht, ih- rer Existenz ist. Einige Pflanzen wachsen bloss in der Dammerde, dem Humus, andere lieben sandigen, thoni- gen oder kalkartigen Boden, wieder andere wachsen in Simpfen und Morästen, oder auf Gebirgen und Felsen; es giebt auch Pflanzen, die auf andern Gewächsen schma- votzen, und tiefere Formen, die sogar auf Steinen, Mauern 11 oder Brettern, selbst in oder auf künstlichen Fabrikaten, sogar auf lebenden oder todten Thieren wachsen. Die nähere Ausführung dieser Verhältnisse ist im nächstfol- genden Paragraphe enthalten. Die chemische Zusammensetzung der atmosphärischen Luft aus Sauerstoff und Stickstoff ist so ziemlich in alien Theilen der Erde und in allen Höhen dieselbe, nicht diese Zusammensetzung ist es also, was den verschiedenen Ein- fluss der Luft auf die pflanzlichen Organismen und ihre Vertheilung auf der Erdoberfläche hervorbringt, obwohl diese chemische Bestandtheile es sind, welche das vege- tabilische und animalische Leben auf unsern Planeten über- haupt möglich machen. Wohl aber erzeugen die Beschaf- fenheit der in dem Dunstkreise aufgelösten Agentien, be- sonders ihr höherer oder tieferer Grad von Feuchtigkeit, die Dichtigkeit, Verdünnung oder der ungleiche Druck der Luft, ihre Beweglichkeit zur Ausbildung der Winde oder Stürme, oder ihre Stagnation, und vorzüglich der Grad ihrer Electricität und die in dem Maasse derselben vorhandene Disponibilität zu Gewittern oder andern elek- tischen Entladungen — manchfaltige Richtungen der ve- getabilischen Entwickelung und gehören also wesentlich mit zu den Grundursachen der Vertheilung der Pflanzen- formen über die Erdoberfläche und der damit zusammen- hängenden Erscheinungen. Wie sehr elektrische Entladun- gen das Wachsthum und Gedeihen der Pflanzen beför- dern, kann man nach jedem Gewitter fast augenscheinlich wahrnehmen; denselben wohlthätigen Einfluss äussern die Winde, indem nach angestellten Versuchen und gemach- ten Erfahrungen die Bäume in tiefen Niederungen, deren Dunstkreis seltner von Winden erschüttert wird, in einer gegebenen Zeit weniger fortwachsen, als in hochliegen- den Gegenden. Dort aber, wo ewige Winde herrschen und die Pflanzen immerwährend von Stiirmen gepeitscht werden, können nur niedrige Pflanzen aufkommen, da hochwachsende zu sehr der Gefahr der Entwurzelung aus- gesetzt sind. | Nur zufällig und individuell wirken andere Lufter- 13 scheinungen auf das Leben der Pflanzen. Mit Ausnahme des Regens und Schnees, die als flüssige oder krystalli- sirte Wasserentbindungen aus dem Luftkreise in das Ge- biet der durch Feuchtigkeit bedingten Einflüsse gehören, haben z. B. Reif und Hagel und ähnliche zerstörende Phä- nomene keinen Einfluss auf die Gattung, sie treffen nur Individuen, und spielen als Leiter des Pflanzenlebens eine höchst untergeordnete Rolle. Endlich wirkt selbst die Nähe anderer Pflanzen und - die des Menschen auf das Hervortreten gewisser Pflan- zenformen. Die Waldpflanzen z, B. sind an das Leben der sie umgebenden Bäume und Gebüsche gebunden, und wir haben die Waldhähnchen (.Anemone nemorosa und ranunculoides), die in einem kleinen Gehäge zahllos und freudig wucherten, nach wenigen Sommern gänzlich ver- schwinden sehen, als das Gebüsch ausgerodet war, ob- gleich mit dem Boden keine andere Veränderung vorging, folglich die perennirenden Wurzeln jener Gewächse un- verletzt blieben. Klatschrosen (Papaver Rhoeas) und Kornblumen (Cyanus segetum) wachsen nur in Getreid- feldern, und verschwinden, wenn diese zu einer andern Kulturart benutzt werden. Viele Pflanzen, z. B. Veilchen, Rosen, Nesseln u. a. wachsen nur ın der Nähe mensch- licher Wohnungen, und ohne dass sich ein anderer Grund der sonderbaren Erscheinung errathen liesse, als das Be- dürfniss der Nähe des Menschen, verschwinden sıe all- mählig, wenn dieser ihre bisherige Heimath verlässt. „Wo sie wachsen, da ist oder war der Mensch.“ *). Alle diese manchfaltigen Einflüsse auf das pflanzliche Leben, insbesondere der Boden, ın welchem das Pflan- zen Individuum wächst, und die Gesellschaft anderer or- ganischer Wesen, welche es sucht, bedingen den Stand- ort, Statio, der Pflanzen Gattung. Jede Gattung hat aber auch ıhren, von den allgemeinern und tiefer wir- kenden Einflüssen der Temperatur, der Wärme und des Lichts, abhängigen Verbreitungsbezirk; es giebt für jede *) Nees v. Esenbek II, S. 507. 13 Species einen geographischen Mittelpunkt auf der Erdober- fläche, wo sie am häufigsten vorkommt, ohne Zuthun des Menschen oder wild wächst, allmählig abnimmt, je weiter sie sich von diesem Mittelpunkte entiernt, und zuletzt gänz- lich verschwindet. Diess ıst das Vaterland oder der Wohn-. ort, Habitatio, der Pflanze. So ist z. B. das mittlere und südliche Europa der Wohnort des gemeinen Schilfrohres; stehende Wasser, Teiche und Gräben, sind sein Standort. Aber auch hinsichtlich des Standortes oder Vorkom- mens sind die Verbreitungsbezirke der Pflanzen in einem und demselben Vaterlande sehr verschieden. Pflanzen, die in jedem Boden fortkommen und ohne Schwierigkeit je- der Erdart sich anbequemen, verbreiten sich auch über grosse 'Strecken ihres Vaterlandes: ihr Standort ist unbe- stimmt, z. B. bei den meisten Gräsern. Pflanzen aber, die eines bestimmten Maasses von Feuchtigkeit, Licht und Wärme bedürfen, gedeihen: nur auf einem Boden, der mit ihrem Bau und den Vorbedingungen ihrer Existenz im Einklange steht, sie wachsen daher nur auf bestimmten Plätzen, sie haben einen beschränkten Standort, wo sie aber auch so sehr sich vermehren, dass sie andere Pflan- zen häufig ganz davon verdrängen. Je nachdem nun sol- che Pflanzen ein grösseres oder geringeres Maas von Le- benskraft besitzen, je nachdem sie sich leichter oder schwe- rer fortpflanzen, ıhr Saamen häufiger oder sparsamer, schwerer oder leichter sind, je nachdem endlich ihre Exi- stenz und ihr Gedeihen weniger oder mehr von äussern Nebenumständen auf dem nämlichen Boden abhängt, wer- den sich dieselben auch mehr oder weniger anhäufen. So entsteht der Gegensatz zwischen geselligen Pflanzen, Plan- tae gregariae, sociales, welche mit Ausschluss fast aller andern Vegetation ganze Landstrecken einnehmen, z. B. Haiden, Nadelhölzer , und zerstreuten Pflanzen, Plantae sparsae, solitariae, die immer nur einzeln oder, unter günstigern Umständen, in kleinen Partien vorkommen, oder wenn ein besonderer Zusammenfluss von Bedingungen zu ihrem Gedeihen erforderlich ist, selten, rarae, werden, z. B. Eschen, Vogelbeerhaum. Es giebt Pflanzen, die über- 14 all gedeihen, überall häufig, aber doch nie im eigentli- chen Sinne des Wortes gesellig sind, z. B. Disteln, Maass- lieben, Löwenzahn. | Die Gesetze, welche die geographische Verbreitung der Pflanzen auf der Erdoberfläche, ihrem Wohnort, re- geln, sind noch nicht hinlänglich erforscht. Jede Zone, jedes grössere Gebiet, hat seine eigenthiimlichen Formen, die aber an den Gränzen der anliegenden Gebiete allmäh- lig in die Formen dieser letztern iibergehen, wenn nicht unüberwindliche geologische, im Bau des Erdkörpers be- griindete Hindernisse entgegenstehen. Einige Sippen oder Familien, wenn auch zahlreich an Gattungen, sind auf verhältnissmässig kleine Gebiete beschränkt, z. B. die Pe- largonien, die Aloen und Stapelien auf das Cap, die Epa- crideen auf Neuholland, die Aurantiaceen auf Ostindien und Ghina, und nur manchmal kommen einzelne Gattun- gen solcher Gruppen auch in andern Vegetationsbezir- ken vor, z. B. ein Paar Pelargonien auf Tristan d’Acunha, eine Stapelia (Caralluma) in Ostindien, einzelne Schwer- tel, Gladioli, ım Gebiete des mittelländischen Meeres. Diese Gruppen nennt Decandolle endemische, Andere Fa- milien oder Sippen sind auf eine Zone beschränkt, in dieser aber auf mehrere weit von einander entfernte Ländergebiete vertheilt. So kommen die Proteaceen, mit Ausnahme einiger weniger tropischer Gattungen, bloss in der südlichen gemässigten Zone vor, sind 'aber in drei grosse geographische Gruppen vertheilt, zwei rei- che und zahlreiche auf Neuholland und van Diemens- land und am Cap, die dritte kleinere auf der Südspitze von Amerika. Die Coniferen und Cupuliferen gehören fast grösstentheils der nördlichen gemässigten Zone an. Am reichsten an ausschliesslichen Familien sind die Tro- penländer, wie Melastomaceen, Malpighiaceen, Guttiferen, Myrtaceen, Palınen und viele andere. Diese sind aber auch wieder bald iiher alle Tropenländer der alten und neuen Welt verbreitet, bald auf einzelne Theile der Tro- penwelt beschränkt, z. B. die Loaseen, Lecythidieen und Passifloreen auf Südamerika, die Aurantiaceen, Diptero- 15 carpeen, Scitamineen und Cucurbitaceen auf das tropische Asien. Gattungenreiche Familien dieser Art, die über die ganze Welt unter den Wendezirkeln verbreitet sind, las- sen sich aber immer in mehrere, durch eigenthümlichen Typus sich auszeichnende Unterfamilien theilen, deren jede wieder in einem kleinern Theile der heissen Zone ausschliessend oder vorherrschend vorkommt. Wir ver- weisen in dieser Beziehung beispielweise auf die Unter- familien oder Zünfte der Rutaceen, der Terekinthaceen , der. Rubiaceen, der Acanthaceen. Die grössten und an Sippen und Gattungen zahlreichsten Familien sind gewöhn- lich über die ganze Erdoberfläche verbreitet, wie Legu- minosen, Rubiaceen, Synanthereen, Labiaten, Cyperaceen, Gräser. Aber auch diese sind dennoch wieder so ver- theilt, dass entweder die ganze Familie, in einem bestimm- ten Vegetationsbezirke die zahlreichsten Repräsentanten hat, wie die Labiaten in der mittelländischen Flora, die Rubiaceen und Cyperaceen unter den Wendezirkeln, oder dass einzelne, typisch ausgeprägte Formengruppen ‚einer Familie in einem gegebenen geographischen Gebiete ent- weder vorherrschen oder ihm ganz eigenthiimlich sind, so zZ. B. unter den Rubiaceen die Sternblüthigen, Stella- tae, in Europa, die Anthospermeen am Cap, die Oper- cularieen in Neuholland; unter den Synanthereen die Nas- sauvieen und Mutisieen in Siidamerika, die strahlenbliüthi- gen Gruppen, Radiatae, in Südamerika und am Cap, die Cichoraceen in Europa und dem Becken des mittelländi- schen Meeres; unter den Gräsern die Andropogoneen und Bambuseen in der heissen Zone u. d. gl. Endlich giebt es, jedoch verhältnissmässig nur äusserst wenige, einzelne Gattungen, Species, die sich über Jie ganze oder den . grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet haben, be- sonders einige Algen und Flechten, und einzelne höhere, besonders ‘Wasserpflanzen, z. B. Scirpus maritimus, Si- symbrium, Nasturtium, Alisma Plantago. Bei einzelnen Gattungen, die zweien oder mehrern weit von einander entlegenen oder selbst klimatisch sehr verschiedenen Län- -dern gemeinschaftlich sind, ist jedoch stets die höchste 16 Behutsamkeit nöthig, da man nur zu häufig nahe ver- wandte Gattungen für identisch genommen hat. So .hat man, z. B. viele europäische Gattungen in Nordamerika wieder zu finden geglaubt; bei genauerer Untersuchung aber hat sich gezeigt, dass es zwar höchst ähnliche und verwandte, aber gleichwohl specifische verschiedene Pflan-: zen seyen. | Man kann in der Regel annehmen, dass jede‘ wild wachsende Pflanze dem Verbreitungsbezirke, in welchem sie vorkommt, auch ursprünglich angehöre. Zwar besi- tzen viele Pflanzen das Vermögen, sich unter günstigen Umständen über ihr eigentliches Vaterland hinaus zu ver-' breiten und selbstständig fortzupflanzen, und auf diesem Wege mögen wohl manche Pflanzen sich so weit ausge- breitet haben, dass ihre ursprüngliche Heimath mit Ge- wissheit nicht mehr ausgemittelt werden kann. Diess sind jedoch nur Ausnahmen von der allgemeinen Regel; denn theils scheint die Natur selbst jeder Pflanze nach zur Zeit noch unbekannten Gesetzen ıhr unter keinen Bedingungen zu iiberschreitendes, oft höchst beschränktes Vaterland angewiesen zu haben, theils stehen einer solchen allge- meinen Verbreitung unüberwindliche physische Hinder- nisse entgegen. Unter diesen sind die vorzüglichsten: 1) Das Klima, und die damit in Verbindung stehen- den Beschaffenheiten des Bodens und der Witterungsver- hältnisse. Die meisten Pflanzen erfordern zu ihrem Ge- deihen ein bestimmtes Minimum von Licht und Wärme und kommen, wo dieses nicht mehr vorhanden ist, auch nicht mehr fort, Dietropischen Pflanzen werden sich da- her ewig nie in die gemässigten Zonen verbreiten kön- nen, denn der erste Frosthauch des Winters würde sie tödten, Eben so wenig werden die. arctischen Pflanzen jemals in den wärmern Ländern gedeihen. Die Pflanzen der gemässigten Zonen acclimatisiren sich zwar am leich- testen ausser ihrem Vaterlande; gleichwohl giebt es auch für sie ein Maximum der Kälte und der Wärme, das sie ertragen können, und wo dieses überschritten wird, ge- 17 hen sie zu Grunde. Die zahlreichen eigenthümlichen Pflan- zen, welche das Cap und Neuholland hervorbringen, schei- nen sich unter allen am schwersten fremden Himmelsge- gegenden anzugewöhnen; freilich kommen auch an der Südspitze von Afrika und auf jener paradoxen Inselwelt, von welcher Neuholland den grössten Theil ausmacht, Ver- hältnisse der Witterung, des Bodens und des Klimas in Combinationen vor, die sich anderwo nicht leicht wieder finden. Die grossen Verbreitungsbezirke der Pflanzen wer- den sich demnach abgeschlossen erhalten. 2. Das Meer trennt in zum Theil unermesslichen Aus- dehnungen die Continente und macht theils dadurch, theils durch die zerstörende Kraft, welche sein salziges Wasser auf die Saamen ausübt, die Fortpflanzung der Gattungen von einem Festlande zum andern ohne Zuthun des Men- schen unmöglich. Die Thatsache, dass nahe liegende In- seln dieselbe Vegetation haben, wie das nächste Festland, oder dass auf grössern Inselgruppen, deren Theile nicht zu weit von einander entfernt sind, dieselben Pflanzen- formen in ihren Hauptumrissen- wiederkehren, wie z. B. auf den Südsce-Inseln, oder auf Madagascar und den. Mascarenen, lässt sich auf doppelte Weise erklären. Ent- weder sind diese Inseln Theile eines grössern Continents, der durch .die furchibaren Umwälzungen der Urzeit zer- rissen wurde, und die schon vorhandene Vegetation pflanzte sich auf seinen einzelnen Theilen fort, oder die Saamen besitzen die Fähigkeit, auf kleinere Entfernungen den zer- störenden Einflüssen des Meerwassers zu widerstehen. Wenn einzelne Pflanzengättungen. jetzt in durch weite Meere von ihrer ursprünglichen Heimath getrennten Län- dern heimisch geworden sind, wie z. B. Erigeron cana- densis ın Europa, so geschah diess wohl nicht ohne, viel- leicht unfreiwilliges Zuthun des Menschen. 3. Hohe Bergketten verhindern die weitere Verbrei- tung der Pflanzen, weil ihre ewig beschneiten Gipfel ge- wöhnlich die Klimate scheiden, und die von ihnen her- abströmenden Flüsse nach entgegen gesetzen Richtungen 2 18 laufen. Sie bilden also häufig die Gränzmarken grösserer Vegetationsgebiele: die Alpen scheiden die europäische von der mittelländischen, der Himalaya die ostindische von der hochasiatischen Flora. Nur höchst unvollständig und theilweise ist eine Fortpflanzung durch die Engpässe und Schluchten solcher Gebirge möglich. Dagegen hat die Vegetation der höhern Regionen aller Gebirge an den verschiedensten und weit entlegenen Theilen der Erde wegen der allen gemeinschaftlichen eigenthiimlichen Bo- dens-, Temperatur - und Witterungsverhältnisse einen in seinen Hauptzügen wundersam gleichförmigen Ausdruck: die Gentianen und Saxifragen der Alpen und Pyrenäen finden sich auf dem Himalaya und den Anden wieder. 4. Grosse Wüsten und Steppen machen wegen ihres sterilen, dürren Bodens ebenfalls die Verbreitung der Ve- getationsformen aus einer Region in die andere unmög- lich. Die Sahara scheidet die mittelländische Flora von der des mittlern Afrika’s und diese.von jener der afrika- nischen Osikiüste. Die grosse Sandwüste Gobi scheint die Gränzmarke zwischen der hochasiatischen Steppenflora und der chinesisch -japanischen Flora zu bilden. In den trostlosen Oeden dieser Sandmeere wird jeder Keim des vegetabilischen Lebens erstickt. Diesen Hindernissen der Verbreitung halten die Um- stände, welche die Verbreitung begünstigen, keineswegs das Gleichgewicht. Grösstentheils rein zufällig vermögen sie die Pflanzen nicht weiter aus ihrer ursprünglichen Heimath zu entfernen, als so weit Klima und Boden ıh- nen zusagen, und diess ist bei den meisten Gewächsen ein sehr beschränkter geographischer Raum. Dahin ge- hören 1. Die Strömung der Fliisse und Bäche. Sie führen die Saamen der an ihrem Ursprunge oder an ihren Ufern wachsenden Pflanzen oft in weite Fernen mit sich fort, setzen sie am Rande ab und bringen auf diese Weise mit- unter an ihren Mündungen eine Vegetation hervor, die an ihren Quellen einheimisch ist. So kommen an den. Ufern . %« 19 der Gebirgsbäche noch Alpenpflanzen vor, wo sie schon längst die Ebene betreten haben, und in der Gegend von München, das gegen 10 Meilen von dem Vorgebirge der Alpen entfernt ist, kommen Pflanzen vor, die den Hoch- gebirgen Tyrols angehören. Die Fluthen der Isar haben ihre Saamen so weit forigetragen. So nähren die Inseln der Mindungen des Orinoko Pflanzen der Anden und in dem Delta der Ganges- und Bramaputra-Miindungen fin- den sich einzelne Pflanzen aus dem Weltrücken des Hi- malaya. 2. Atmosphärische Bewegungen, Winde und Stürme, tragen leichte, besonders mit Flügeln und Haarkronen ver- sehene Saamen oft in weite Fernen und werden auf diese Weise mächtige Vehikel der Pflanzenverbreitung. Auf diese Art lässt sich das plötzliche Aufkeimen von Vege- tationsformen in Gegenden erklären, wo man sie früher nicht kannte, vielleicht auch das Verschwinden einzelner Pflanzen an Orten, wo sie sonst häufig waren. 3. Das Verbreiten der Pflanzen durch Thiere ‚, be- sonders Vögel, kann nur in sehr beschränktem Maasse stattfinden. Wenn gleich viele Vögel Beeren oder andere Früchte fressen, und die Saamen unverdaut wieder von sich geben, so zeigt sich doch gerade bei dieser Rlasse von Thieren, die das Vermögen, sich iiberall hin zu ver- breiten, im höchsten Grade besitzt, das geheime, aber ewige und unveränderliche Naturgesetz, vermöge dessen jeder erschaffenen Form ihr bestimmter Wohnort ange- wiesen ist, am auffallendsten. Darin liegt eines der Al- machtworte des Schöpfers. Die kalte Combination des zergliedernden Versiandes, der Systeme und Methoden schafft, hat hier ein Ende, und mit unwiderstehlicher Gewalt dringt sich der Glaube an ein höheres, in anbe- tungswürdiger Erhabenheit waltendes und schaffendes We- ‚sen anf. '4. Am meisten hat aber der Mensch dazu heigetra- gen, zahlreiche Pflanzen aus ihrem eigentlichen Vaterlande zu entfernen und ın fernen Ländern einheimisch zu ma- 2% 20 chen. Wir wollen hier nıcht von jenen Fällen sprechen, wo der Mensch, obne Absicht, Veranlassung und Träger solcher Erscheinungen wurde, wie z. B. die Artischoke an die Kisten von Montevideo gekommen ist, Veilchen, Chenopodien und Alsiueen, die überall hin dem Menschen folgen, als ächte KRosmopoliten, unter den Wendezirkeln, am Cap und ın Neuholland hervortreten, wir wollen bloss auf die Ausbeute aufmerksam machen, die der Mensch aus allem zu ziehen gewusst hat, was seinen Zwecken förderlich ist. Wir meinen die Kulturpflanzen. Die Begierde des Menschen, sich die Gaben der Na- tur, die das Pflanzenreich im reichlichsten Maasse spen- det, die aber nicht unter jedem Himmelstriche gedeihen, anzueignen und seiner unmittelbaren Verfügung zinsbar zu machen, hat fast alle Pflanzen von allgemeinem, weit- verbreiteten Nutzen ihrem eigentlichen Vaterlande ent- rückt. Und viele derselben sind so ganz und gar in den Kulturzustand übergegangen, dass man ihre ursprüngliche Heimath mit Gewissheit nicht mehr anzugeben vermag. Der Art sind unsere meisten Cerealien, unsere Obsbäu- me und selbst viele Rüchengewächse. Selbst Pflanzen der heissen Zone hat der Fleiss und Scharfsinn des Menschen den gemässigten Klımaten unter gewissen Beschränkungen und Vorsichtsmassregeln anzubequemen gewusst; so sind der Tabak und die Kartoffeln amerikanische, Gurken, Me- lonen und Bohnen südasiatische Pflanzen. Von so allge- meinem Gebrauche diese Pflanzen auch sind, so müssen sie doch gegen Kälte und Nachtfröste sicher gestellt wer- den; sie verläugnen die zarte Empfindlichkeit von Ge- wächsen nicht, die nur unter.dem Tropenhimmel gedei- hen. Selbst ıhr Anbau ist, bei allen Präservativen, nur bis zu einer gewissen geographischen Breite möglich. So gedeihen in Europa der Oel- und Citronenbaum, Feigen und Granatäpfel nur in den südlichsten Theilen, jenseits der Alpen und im Becken des Mittelmeeres, die Wein- rebe und der Kastanienbaum bis zum 48°, die edlern Ce- realien und die gewöhnlichen Obstbäume bis zum 64° nörd- licher Breite, und jenseits desselben nur mehr Gerste und 21 von Bäumen Birken, Weiden und Nadelhölzer. Aehnliche Abstufungen der Vegetation von den ediern zu den we- niger zarten Gewächsen lassen sich bei den Gebirgen auf verschiedenen Höhen über der Meeresfläche nachweisen. Leichter ist die Verbreitung der Pflanzen durch Kultur in den Tropenländern, wo eine überall fast gleichartige Temperatur keine andern Rücksichten, als auf die Be- schaffenheit des Bodens gebietet. Der Kaffeebaum und das Zuckerrohr sind durch ausgedehnten Anbau auf den Antillen und in Südamerika einheimisch geworden; über- all vertritt der Reis dıe Stelle unserer Getreidarten, Ba- taten, Maniok und Yamswurzeln die Stelle unserer Kar- toffeln; die köstlichsten Südfrüchte, Bananen, Cujaven,. Avogatobirnen, Mango’s und hundert andere, haben sich durch Kultur über alle Länder der Tropenwelt verbreitet. Tausend andere Gewächse, bald wegen der Schön- heit ihrer Blumen, bald wegen der seltsamen Form ein- zelner ihrer Theile oder wegen aufallender und unge- wöhnlicher Eigenschaften, hat der Luxus des Menschen, fern von ihrem WVaterlande, in Treib- und Gewächshäu- sern oder unter freiem Himmel in Gärten, freilich nur auf sehr beschränkte Art, einheimisch zu machen gesucht. Eine edle Wissbegierde und der überall lebendig erwachte Forschungstrieb haben diesen Sammlungen in der neuern Zeit eine ungleich grössere Ausdehnung gegeben, und die ärmsten der heutigen botanischen Gärten enthalten jetzt so viele Tausende von Pflanzenformen, als sonst in den reichsten Hunderte zu finden waren. Man kann zwar diese künstliche Pflege nicht als secundäre Veränderung der geographischen Verbreitungsverhältnisse der Pflanzenwelt ‚betrachten, gleichwohl sind auch auf diesem Wege schon einzelne Pflanzen, wo sie ein ihnen zuträgliches Klima und entsprechende Terrainsbeschaffenheit fanden, weit von ihrem wahren Vaterlande einheimisch geworden. Wir wollen nun den Standort der Pflanzen -Indivi- duen und den Wohnort der Pflanzengattungen und Fami- lien etwas näher betrachten. 22 610; Standort der Pflanzen.‘ Der Standort, Statio, der Pflanzengattung oder des Individuums begründet, unabhängig von dem Klima und der geographischen Breite des Vaterlandes der Pflanzen, eine sporadische und unterbrochene Verbreitung dersel- ben. Nur selten, z. B. im Meere oder auf weitgedehnten Gebirgsrücken, fällt auch die geographische Verbreitung, das Vaterland, mit dem Standorte zusammen. Der Stand- ort hängt nicht von der geographischen Ausdehnung des Verbreitungsbezirkes ab, sondern ist hauptsächlich durch die Beschaffenheit des Bodens, und nur secundär durch den Einfluss der Luft und des Lichtes, bedingt. Sumpf- pflanzen wachsen z. B. eben sowohl unter den Polarkrei- sen, als unter dem Aequator. Sie sind niemals auf das ganze Gebiet des Verbreitungsbezirkes, dem sie angehö- ren, ausgedehnt, sondern immer auf kleinere oder grös- sere Theile desselben beschränkt, wo der Boden. und die sonstigen Verhältnisse ihnen giinstig sind. Die Kornblu- me oder Cyane z.B. ist im ganzen mittlern und südlichen Europa einheimisch, wächst aber nicht überall und ohne Unterschied in diesem weiten Ländergebiete, sondern nur auf bebauten Getraidfeldern. Der Standort der Pflanzen lässt sich aus einem vier- fachen Gesichtspunkte betrachten. I. Nach dem Einflusse des Lichtes sind die Pflanzen 1) Licht- oder Sonnenpflanzen, plantae apricae, die der beständigen, unmittelbaren Einwirkung des Son- nenlichtes zu ihrem Gedeihen bedürfen, bei weitem die meisten Pflanzen, von denen jedoch diejenigen Sonnen- pflanzen im engern Sinne genannt werden können, die ın hochliegenden, trocknen und dem Sonnenlichte standhaft ausgeseizten Gegenden wachsen, — die meisten Hügel- pflanzen, Plantae collinae, z. B. Kicchenschelle, Pulsa- tilla vulgaris, — Bergpflanzen, Pl. montanae, z. B. Gen- tiana asclepiadea, — Voralpenpflanzen, Pl. subalpinae, 23 z. B. viele unserer Orchideen, und die Pflanzen der Hoch- gebirge oder Alpenpflanzen, Pl. alpinae, z. B. Alprös- chen, Rhododendron, Drattelblume, Soldanella, die, in verkleinerten und verkümmerten Formen, die Gränzen des ewigen Schnees erreichen, Pl. nivales, nubicolae, z. B. Draba nivalis, mehrere Saxifragen und Gentianen. Bei den Pflanzen der Hochgebirge ist auch die reine Ge- birgsluft, das Ueberwiegen des Sauerstoffes in dem sie umgebenden atmosphärischen Medium, Lebensbedingung, daher die Schwierigkeit ihrer Erziehung im Tieflande, 2. Schattenpflanzen, Pl. umbrosae, die an schatti- gen, dem unmittelbaren Einflusse des Sonnenlichtes ent- rückten Stellen gedeihen, — meistens kleine und niedri- ge oder kriechende Gewächse, die meisten Waldpflanzen, Z.. B. Sinngrün, Vinca minor, Maiblümchen, Convalla- ria majalis, die meisten Moose und Flechten. 3. Unterirdische, dem Lichte gänzlich entzogene Pflan- zen, Pl. subterraneae, nur sehr wenige, den tiefsten ve- getabilischen Formenkreisen angehörige Pflanzen, die un- ter der Erde, unter Baumrinden, hypophloeodes, oder in Höhlen und Schachten, Pl. speluncarum, fodinales, wachsen, einige Flechten und Algen, sehr wenige Laub- und Lebermoose. Zum Theil gehören hieher auch einige Leguminosen, die am Lichte und an der Luft wachsen und blühen, aber unter der Erde ihre Frucht ausbilden und reifen, Pl. hypogaeae, die Sippen der Erdnuss, Ara- chis und Voandzeia. ' ae 11. Hinsichtlich der Gesellschaft anderer Pflanzen, in deren Nähe sie allein gedeihen und mit denen sie vor- kommen, theilen sie sich in zwei Hauptreihen. 1. Sie wachsen auf unangebautem Boden, Pl. silve- stres, wilde Pflanzen im engern Sinne, und zwar 1) auf freiem, nicht von Bäumen und Gesträuchen bedeckten Boden. -Hieher gehören a) Feldpflanzen, Pl. campestres, auf unangebauten Feldern von unentschiedenem Boden, z. B. Feldkummel, Carum Carvi, die meisten Umbelliferen, Disteln, b) Piesenpflanzen, Pl. pratenses, auf künstlich angelegten oder natürlichen Wiesen Begleiterinnen der Gräser, z. B. 24 Wissenkresse, Cardamine prateneis, Wiesenklee, Trifolium "pratense. C) Haidepflanzen, Pl. ericetorum, die trockne, unfruchtbare Ebe- nen oft ın weiten Strecken und meistens gesellig beklei- den, welche Haiden, Ericeta, heissen, z. B. Haiderös- chen, Erica vulgaris. d) Füsten- und Steppenpflanzen, Pl. desertorum, die in den sandigen, zum Theil mit Salz geschwängerten Wüsten und Steppen Asiens und Afrika’s gedeihen, z.B. meh- rere Chenopodia, Salsolae, Salicorniae u, dgl. e) Wegpflanzen, Plantde triviales, die nur an betretenen We- gen fortkommen und dort desto besser zu gedeihen schei- nen, je mehr und öfter der Fuss des Menschen über sie weggeht, z. B. Wegerich, Plantago major, Wegtritt, Po- !ygonum aviculare, Poa trivialis. 2) auf mit Bäumen und Gesträuchen bedecktem Boden, und zwar, a) Heckenpflanzen, Pl, dumetorum, die ın Hecken und niedri- gen Gebüschen vorkommen, oft kriechend, z.B. Poly- gorum dumetorum, Pulmonaria oficinalis, dıe meisten Sträu- cher selbst, welche die Hecken bilden helfen, Zaun- winde, Calystegia sepium, b) FFaldpflanzen, Pl. silvaticae und Hainpflanzen, Pl. nemorosae, je nachdem sie entweder ım tiefen Dunkel und Schat- ten der Wälder, wie Orobus niger, Monotropa, oder ın kleinen, lichtern Wäldchen oder Hainen vorkommen, z. B. Anemone nemorosa. Die Hecken- und Waldpflanzen gehen zum Theil unmerklich in einander über; die Bäu- me oder Sträucher selbst aber, welche den Wald bilden, können nicht als Waldpflanzen in dem hier geltenden Sinne, sondern nur als gesellige Pflanzen betrachtet wer- den, welche die Nachbarschaft gleichartiger Vegetabilien suchen, und so stetige Wälder oft von ungeheurer Aus- dehnung bilden. 2. Sie wachsen auf angebautem Boden, die sogenann- ten Unkräuter, und zwar wir 4) auf angebauten und bearbeiteten Feldern oder 4eczern, Pk, arvenses, agrestes, segetales, — Feldunkräuter, bald unter Ge- traide, z. B. Kornblume, Cyanus segetum, Hlatschrose, Pa- paver Rhoeas, bald unter andern Feldfrüchten, z. B. Flachs- seide, Cuscutd europaea, auf Leinäckern, 2) in Gärten, — Gartenunkräuter, Pl. hortenses, silvestres, zum Unterschiede von dem künstlich angebauten Gartengewäch- sen, z. B. Gänsedistel, Sonchus, Hirtentäschcehen, Capsella, Hühnerdarm, Alsine media, rothe Taubnessel, Zamium pur- pureum u. a. III. Nach ihrer Befestigung auf ihrer Unterlage, ih- rem Boden, theilen sich dıe Pflanzen in 1. unbefestigte oder schwimmende, Pl. natantes, \ ” 25 die frei auf der Oberfläche des Wassers schwimmen, z.B. Wasserlinse, Lemna ; 2. befestigte, Pl. fixae, affixae, radicatae, die mit- tels emer Wurzel oder auf andere Art mit andern Kör- pern zusammenhängen. Sie sind befestigt 1) an den Boden oder die Erdoberfläche, Erapflanzen, Landpflan- zen, Pl. terrestres, epigaeae, im weitesten Sinne. Sie sind wieder sehr verschieden: a) nach der ehemischen Beschaftenheit des Bodens, indem sie eine Erdart vor der andern mehr lieben, zum Theil nur in ihr gedeihen, — hieher gehören die reinen Erdpflan- zen, die in der Dammerde, dem Humus, gedeihen, die zahlreichsten unter allen;. Kieselpflanzen, dıe einen kie- seligen Boden lieben, z. B. Herniaria glabra; Kalk-, HKreide-, Gypspflanzen, 2. B. Sessleria , Gypsophila; Salzpflanzen, Pl. salsae, salinae, dıe einen mit Salztheilen geschwängerten Boden lieben, daher gerne an Salzquellen, Salzseen, in den ädiätischen Steppen wachsen, und selbst wieder sal- zige Substanzen, Halı, Pottäsche: Soda liefern, wie dıe Gattungen des I Salsola, des Gasshmalzes, ‚Salicornia, überhaupt viele Chenopodeen; — Thon- oder "Lehmpflanzen,, Pl, argillaceae, die in ihonigem, schweren Boden gedeihen, z. B. Kuhwaizen, Melampyrum arvense, Euphrasia Odontites;, — Torfpflanzen, Pl. uliginosae, die in Torfmooren wachsen und deren Wurzeln und übrige Theile den Torf mit bilden helfen, z. B. Wollgras, Erios phorum, Sumpfbeere, Yaccinium Ozycoccos, Post, Ledum palustre u. a. b) nach der geognostischen Beschaffenheit des Bodens. Die Standorter der .Fflanzen:nach diesem Gesichtspunkte sind noch wenig ermittelt, werden'sich aber, wenn genauere Beobachtungen angestellt sind, nach den Gebirgsarten eintheilen lassen. Es gibt z. B. Pflanzen, die vulkani- schen Boden lieben, PZ. vuleanicae, andere, die auf gra- nit- und basaltartigem Gesteine wachsen; nach Bory de St. Vincent kommen auf dem galmeihaltigen Boden der Umgezgend von Spaa nur einige wenige Pflanzen, z. B. Cucubalus Behen, Euphrasia officinalis u. a. fort. ec) nach der Feuchtigkeit des Bodens lieben die einen trock- nen; andere gedeihen nur in einem stets feuchten und nassen Boden — Bruchpflanzen, die einen sogenannten sauren Boden, schlechte Wiesen, verrathen, z. B. Woll- gras, Friophorum, Primula farinosa; Schlammpflanzen, Pl. limosae, Z. B. Limosella; Sumpfpflanzen, Pl. paludosae, pa- lustres, z. B. Einblatt, Parnassia palustris, Hottonia pa- lustris. d) Nach dem Zusammenhange des Bodens unterscheidet man Felsenpflanzen, Pl. rupestres, die auf zusammenhängenden Felsenmassen vorkommen, z. B. Sedum rupestre, I und Hiespflanzen, Pl, eazatiles, die auf grössern, z. B. 26 . Thlaspi saratilis, oder kleinern abgelösten Felsenstücken, z. B. Sarifraga rivularis, Sandpflanzen, Pl, arenariae, sabu- losae, die aufgänzlich verwitterten und zu Sand gewor- _ denen Rieselgeschieben wachsen und zum Theil den Flugsand durch ihre Wurzeln binden, z. B. Elymus are- narius, Arundo arenaria. 2) an andern Körpern, und zwar a) organische, — parasitische, Schmarotzerpflanzen, Pl.parasiticae, ım weitesten Sinne, Sıe wachsen i a) auf andern lebenden Pflanzen, aus denen sie entweder ihre Nahrung ziehen oder die ihnen bloss als Boden die- nen, ohne dass sie ihnen zugleich ihre Säfte rauben. Jene, die Schmarotzerpflanzen im engsten Sinne, z. B. Flachsseide, Cuscuta, Mistel, Yiseum, viele Orchideen, sind dem Leben und Gedeihen der Pflanze hinder- lich und nachtheilig; diese, die undeiten Schmarotzer, Pl. pseudoparasiticae, z. B. Moose, Flechten, deuten zwar auch auf einen kränkelnden Zustand der Pflanze, sind aber nicht Ursache, sondern Wirkung der Krank- heit, und überziehen daher am häufigsten alte, selbst ganz abgestorbene Baumstämme. 6) an TAieren, nur wenige der tiefsten vegetabilischen Or- ganismen, z. B. Algen auf Muschelschaalen, oder auf thierischen Erkrementen, Plantes des decombres De- cand., z. B. einige Chenopodeen, Xanthium strumarium, b) unorganische: | a) auf Mauern, — Mauerpflanzen, Pl. murales, z. B. Mauer- pfeffer, Sedum acre; b) auf Dächern, — Dachpflanzen, z. B. Hauslaub, Semper- vivum tectorum; e) auf Brettern, Planken, an Zäunen, mehrere Flechten, z. B. Parmelia parietina. ad) auf Schutt, — Schuttpflanzen, Pl. ruderales, z. B. Lepi- dium ruderale, Silybum marianum ; e) auf Kunstprodukten, z. B. auf Glas, Leder, in Infusio- nen und künstlich erzeugten Flüssigkeiten — mehrere der am tiefsten stehenden vegetabilischen Organismen, z. B. einige Conferven, Hygrocroeis, Leptomitus. IV. Nach dem Medium, von welchem sie umgeben sind, sind bei weiten die meisten Pflanzen 4. Luftpflanzen, Plantae aöreae, alle Landpflanzeh, die, mit Ausnahme der in der Erde befestigten Wurzel, von Luft und Licht umgeben sind. | 2. Wasserpflanzen, Pl. aquaticae, hygrophilae, Ay: drophytae, die im Wasser wachsen, höchstens „; aller bekannten Pflanzen, theilen sich wieder in drei Rlassen. \ 27 4) Untergetauckte Wasserpflanzen, Pl. submersae, die sich ganz unter der Wasserfläche befinden, unter derselben bluhen und Frucht bringen, z. B. viele Algen, die Bag und Iso&etideen, mehrere Najaden. 2) Uneigentliche, aufgetauchte Wasserpflanzen, Pl. emersae, die zwar unter der Wasserfläche wurzeln, über ihre Blätter oder wenigstens ihre Blüthen uber die Wasserfläche erheben, Sie Bla sich, wie die untergetauchten Wasserpflanzen, auf folgende Weise eintheilen: a) Pflanzen des salzigen Wassers, Meerpflanzen, PI. marinae, Thalassiophytae, z. D. Tang;,. Fueus, Zostera, Caulinia, b Pflanzen des süssen \Vassers PI, aquaticae im eneern Sinne ’ 7 > und zwar a) Pflanzen der stehenden sussen Gewässer, Seen und Tei- che, Pl. lacustres, z. B. Sceröse, Nymphaea ; 6) Pflanzen der fliessenden sussen WVasser, Flüsse und Bä- che, Pl. fluviatiles, rivulares, z. B. Laichkraut, Pota- mogeton, Wasserhahnenfuss, Ranunculus aquatilis ; e) KmalLonpfunzen, Pl. fontanae, z. B. Montia fontana, Vero- nica Anagallis, die Lebermoose der Brunnen und Cı- sternen. c) Pflanzen der warmen N Pl. thermales, die in Mine- ralquellen von 20 bis 48° Wärme vorkommen, — nur einige Conferven. 3, Beidlebige Pflanzen, Pl, amphibiae, die sowohl auf dem Lande als im Wasser vorkommen, z. B. Brun- venkresse, Nasturtium amphibium, Juncus bufonicus. Hieher gehören auch die Meerstrandspflanzen, Pl. ma- ritimae, der Seeküsten, deren Gedeihen von einem salz- haltigen Boden wenigstens zum Theil abhängt, z. B. Glaux, Cakile, Suriana maritima. 4. Mit den unterirdischen Pflanzen, deren Medium die reine Erde, ohne Luft, Licht und Wasser ist, schliesst sich die Betrachtung des Standortes wieder an den Ein- fluss des Lichtes an, von welchem wir ausgegangen sind. Je vollkommener die Pflanzen sind, desto ausgebrei- teter, je tiefer sie stehen, desto beschränkter ist ihr Stand- ort. Die Luft- und Lichtpflanzen sind daher am weite- sten verbreitet, die Wasser- und unterirdischen Pflanzen aber, für die ein bestimmtes Vorkommen Lebensbedin- gung ist, sind an sehr kleine Räume gebunden. 28 N $. 4. Geographische Verbreitung, Wohnort der Pflanzen. Die geographische Verbreitung der Pflanzen lässt sich wieder aus, einem dreifachen Gesichtspunkte auffassen: 1.) nach der geographischen Breite, von Osten nach Westen sich verlängernd, mit nördlicher und südlicher Begränzung, — Breitenzone der Pflanzen. So haben z.B. die Coniferen, welche die nördliche, die Proteaceen, wel- che die südliche gemässigte Zone einnehmen, eine ent- schiedene Breitenzone; 2) nach der geographischen Länge, von Siiden nach Norden sich erstreckend, mit östlicher und westlicher Be- gränzung, — Längenzone der Pflanzen, z. B. die Sippe Erica, welche sich vom Cap nordwärts durch Afrika bis in die mittelländische Flora und das nördliche Europa erstreckt. 3) nach der Höhe über der Meeresfläche — Region der Pflanzen, begränzt durch die niedere und obere, den Fuss und den Gipfel der Gebirge. Der Verbreitungsbezirk einer Pflanzengattung oder Familie ist entweder stetig oder unterbrochen, je nach- dem er einen zusammdenhängenden Theil der Erdober- fläche einnimmt, z. B. die Epacrideen ın Neuholland, die Pelargonien am Cap, oder durch grössere oder kleinere Gebiete unterbrochen wird, in denen dieselbe Gattung, Sippe oder Familie gänzlich fehlt. Die Coniferen z. B. haben einen unterbrochenen Verbreitungsbezirk, da ein Theil derselben in der nördlichen, der andere kleinere in der südlichen gemässigten Zone vorkommt, während sie in der heissen Zone fehlen. Der Verbreitungsbezirk - der Proteaceen auf Neuholland, am Cap und an der Süd- spitze von Amerika ist durch die dazwischen liegenden Meere unterbrochen, würde aber vermuthlich ein stetiger seyn, wenn diese Continente zusammenhiengen. Die Re- gionen der Pflanzen oder ilır Vorkommen auf einer ge- 29 wissen Höhe über der Meeresfläche begründen immer unterbrochene Verbreitungsbezirke — viele Saxitragen und Gentianen z. B. kommen auf den Alpen, den Pyrenäen, dem Himalaya und den Anden vor, während sie in den dazwischen liegenden Ländern fehlen, oder erst in Kli- maten wiederkehren, die der Temperatur der Hochge- birgsregionen entsprechen. Nie ist jedoch ein Verbrei- tungsbezirk durch scharfe und unveränderliche Gränzli- nien vollständig geschlossen, ımmer gehen die vegetabili- schen Formen eines Verbreitungsbezirkes sanft in jene der angränzenden Bezirke über, bis sie sich allmählig gänzlich verlieren. Das Maximum der Formen einer be- stimmten Sippe oder Familie in einem bestimmten Län- dergebiete bedingt daher auch ıhren Verbreitungsbezirk, z. B. die Labiaten in der mittelländischen Flora, die Au- rantiaceen in Ostindien u. s. w. Die Gränzen der vegetabilischen Verbreitungsbezirke sind daher: immer Wellenlinien, und wo ihr Vorkommen einen gewissen Wärmegrad voraussetzt, wird sich ihre Verbreitung auch nach den Gesetzen der Isothermen rich- ten, Die klimatischen Regionen hängen nämlich nicht al- lein von der geographischen Länge und Breite ab, son- dern lassen sich durch Wellen- oder Bogenlinien beschrei- ben, die an der Westküste Amerika’s ihre tiefste Senkung gegen Siiden haben, zum Theil n&&h auf dem Festlande von Amerika sich etwas mehr gegen Süden beugen, ge- gen die Ostküste dieses Welttheils aber plötzlich aufwärts gegen Norden steigen, am westlichen Ende von Europa den Gulminationspunkt ihres Bogens erreichen, und sich von dort wieder sanft und gleichmässig abwärts senken, bis sie am östlichen Ende Asiens so ziemlich wieder die- selbe geographische Breite erreichen, von welcher sie an der Westküste von Amerika ausgegangen sind. Je mehr sich indess diese Isothermen dem Aequator nähern, de- sto mehr nımmt ihre nördliche Ausbeugung in der Mitte ab, desto mehr nehmen sie eine gerade Richtung an. — Auf der südlichen Halbkugel scheinen die Isothermen die- selbe ‚Richtung zu verlolgen, mit dem Unterschiede je- 39 doch, dasg sie in dem Grade, wie sie sich von dem Aequator entfernen, in einem Bogen in der Mitte süd- wärts sich senken, so dass sie an der Südspitze von Afri- ka ihre tiefste südliche Ausbeugung erreichen und dort ungefähr dasselbe Klima herrscht, wie in Südamerika oder Neuholland unter dem Wendekreise des Steinbocks, Da aber auf dieser Erdhälfte nur wenig Land ist und. un- ermessliche Meere die verhältnissmässig kleinen Theile der Continente scheiden, deren südliche Spitzen in diese Hemisphäre reichen, so lässt sich auch die Richtung der Isothermen nicht mit solcher Genauigkeit bestimmen, wie auf der nördlichen Halbkugel. Die Grösse des Verbreitungsbezirkes der Pflanzen ist sehr verschieden. Es giebt Formen, welche nur auf einen einzelnen Punkt der Erdoberfläche, auf eine kleine Insel, beschränkt sind, z. B. Phylica arborea, Pelargo- nium acugnaticum auf Tristan da Cunha, es giebt an- dere, welche iiber die ganze Erde verbreitet sind. Diese Extreme sind jedoch nur seltene Ausnahmen; die meisten Pflanzen sind auf. einen bestimmten Bezirk beschränkt. Da jedoch das Klima in einer gegebenen geographischen oder isothermischen Breite sich gleich bleibt, so müssen auch die Breitenzonen eine geringere Ausdehnung haben, als die Längenzonen, und alle Verbreitungsbezirke Gür- tel bilden, die mit dem Aequator und den Isothermen: parallel laufen. Am deutlichsten ist dieses Gesetz bei den grössern Familien der Tropenwelt, z. B. den Palmen, den Melastomaceen, zu erkennen. i Am veränderlichsten in den räumlich kleinsten Ver- hreitungsbezirken ist die Region der Pflanzen, ihre Ver- theilung nach der Höhe über der Meeresfläche. Auch hier lassen sich wieder Isothermen eonstruiren, die unter dem Aequator die grösste vertikale Höhe erreichen und immer tiefer herabgehen, je näher sie den Polen kom- men. An jedem hohen Gebirge lassen sich 4, wenigstens 3 deutlich unterschiedene Regionen erkennen, die mit der Verbreitung der Pflanzen auf dem ebenen Lande nach der geographischen Breite in bewunderungswürdiger Har- 31 monie stehen, jedoch im umgekehrten räumlichen Ver- hältnisse. Wo in der Ebene, nach der geographischen Breite, die Vegetation erst in Zwischenräumen von 10 bis 15 Breitegraden sich wesentlich ändert, geschieht die- ses in vertikaler Höhe schon in Intervallen von einigen tausend Fuss. | Wenn man nun die klimatischen Hauptzonen der Pflan- zengeogräphie bestimmen will, so lassen sich 7 um die Erde laufende Gürtel annehmen, innerhalb deren äusser- ster Nord- und Südgränze irgend eine bestimmte typische Hauptvegetationsform ihr Maximun entwickelt, nämlich: 41) Die arctische Polarzone, von 75 bis 60° nördlı- cher Breite, ausgezeichnet durch Moose, zwergartige Laub- und etwas grössere Nadelhölzer und Beerensträucher, als der höchsten ihr möglichen Form der Fruchtentwickelung, unansehnliche, kleinblüthige Kräuter. Diese Zone tritt auf den Gipfeln der höchsten Gebirge südlicherer Länder wieder hervor, und begränzt dort, in verschiedenen Hö- hen, je nach der grössern oder geringern Entfernung vom Aequator, die Region des ewigen Schnees. 2) Die nördliche milde Zone, von 60 bis 45° nördl. Breite, die Region der europäischen Getreidarten und Obstbäume und /der nordischen Waldbäume, besonders der Cupuliferen, Betulineen und Coniferen, entsprechend der mittlern Region der nordischen ®ınd der höhern Re- gıon der siidländischen Hochgebirge. ; 3) Die Zone der Südfrüchte, von 45° bis 25 ° nördl. Breite, ausgezeichnet durch eigentbiimliche, siidliche Ge- treidarten, Mais, Hirse und Reis, die unter dem Namen Siidfriichte (z. B. Feigen, Granatäpfel, Orangen, Citro- nen) bekannten Obstarten und, insbesondere in der neuen Welt, durch Bäume von ausserordentlicher Schönheit, z. B. Platanen, Magnolien, Tulpenbäume, Batalpen u. s. w. Dieselben Gewächse erstrecken sich in den Stidländern ungefähr bis an die Mitte der Hochgebirge. | 4) Die tropische Zone, von 25° nördlicher bis 25° südlicher Breite, mit Palmen, baumartigen Gräsern und Faren, den köstlichsten Friichten (Bananen, Brodfrucht, 2 32 Datteln, Kokosnüssen), Gewürzen (Gewürznelken, Zimmt, Pfeffer, Ingwer, Muskatnüsse), und Wurzelgewächsen (Maniok, Jamswurzeln, Bataten), Urwäldern und Lianen, entsprechend der tiefsten Region der tropischen Hoch- gebirge. 5) Die Zone der immergrünen Bäume und Sträu- cher, von 25 bis 40° südlicher Breite, ohne einheimische köstlichere Früchte, die durch eingeführte ersetzt’ wer- den, grösstentheils noch mit siidländischen Getraidarten, reich an Anipflankbn. Zwiebelgewächsen und haideartigen Formen. 6) Die südliche, milde Zone, von 40 bis 48° südl. Breite, ausgezeichnet durch Proteaceen und blaitlose Acacien. 7) Die antarctische Zone, von 48% bis 64° südlicher Breite, mit Moosen und Faren, und sparsamen holzigen und saftlosen Gewächsen; arme Vegetationsoasen in den siidlichsten Theilen des Oceans zerstreut, bis an die ewi- gen Eis- und Schneeregionen des südlichen Polarkreises. Die allgemeinen Gesetze, von welchen die geogra- phische Verbreitung der Pflanzen abhängt, sind noch nicht vollkommen ermittelt, da dıe Wissenschaft der botanischen "Geographie erstim Werden ist; doch lassen sich folgende: Grundsätze als allgemein geltend aufstellen: 1) Die Vegetatißn nimmt von den Polen gegen den Aequator an /Manchfaltigkeit und Masse, die durch die Grösse und Zahl der Individuen bedingt wird; zu; an wirklicher Zahl der Individuen vielleicht ab. Die nörd- lichsten Länder der Erde sind noch mit Moosen, Flech- ten und Gräsern in unendlicher Indıviduenzahl bedeckt, aber eine ermüdende. Gleichförmigkeit und Eintönigkeit beherrscht diese Formen; so verhält sich die Zahl der Pflanzenformen der Polarländer gegen die der Tropen- länder in der alten Welt wıe 1:65, in Amerika —= 1:90, 2) Die Pflanzenformen sind desto. geselliger, je wei- ter sie gegen Norden vorschreiten; gegen Süden nimmt ihre Geselligkeit ab, und, je näher dem Aequator, desto: bünter und manchfaltiger sind die Formen durch einander‘ 33 semengt. Im hohen Norden sind grosse Länderstrecken (die Tundras der Samojeden) mit Moos und dürftigen Sunmpfgräsern, oder mit Flechten und niedrigem Strauch- werk bekleidet: weiter südwärts breiten sich Grasflächen (Wiesen, Savannen, Steppen), Haidestrecken und Nadel- oder Laubholzwälder aus, dıe oft'in grossen Strecken aus einer und derselben Pflanzen- oder Baumform bestehen, In den Tropenländern sind kleine Wälder von einer und derselben Baumgattung, z. B, Palmen oder Araucarien, selten, Wiesen und Grasflächen fehlen, Schlingpflanzen von der manchfaltigsten Gestaltung vertreten ihre Stelle und in den Urwäldern entfaltet sich ein vegetabilisches Leben von ıimendlieher Zahl und Verschiedenheit ‘der Formen. 3) Die Vegetation nimmt von den Polen gegen den Aegwator an Höhe der Ausbildung zu. Daher'sind die Cryptogamen in den nördlichen, die Phanerogamen in den tropischen Ländern vorherrschend. Unter und nahe an den Polarkreisen zahlreiche Individuen und Gattungen der tiefsten Stufen, Algen, Flechten und Moose; in der angränzenden Zone überwiegen monocotyledonische Grä- ‚ser und Cyperaceen und die tiefern Familien der Dicoty- ‘ Tedonen, die Amentaceen - Familien und die Coniferen; je näher dem Aequator, desto zahlreichere und vollkomm- nere Dicotyledonen. Diess Gesetz "gilt jedoch nur von der Gesammimasse der Vegetation; einzelne hochgestellte dieotyledonische Familien, Ranuneulaceen, Rosaceen, Po- maceen, Umbeliferen, Labiaten, Synanthereen, entwiek eln ihr Maximum in den gemässigten Zonen. 4) Die Vegetation der Meere und süssen Gewässer und die der Hochgebirge ist in ihren Hauptumrissen und Grundtypen gleichförmig über alle Länder und Zonen verbreitet. Die auf dem Boden des Meeres und der Ge- wässer und auf, der geographischen Breite entsprechen- den, Höhen der Gebirge herrschende mehr gleichförmige Temperatur ist die Ursache dieser Erscheinung. Diese Gleichförmigkeit des allgemeinen Ausdruckes, schliesst je- " doch specifische, selbst generische Verschiedenheit der ) 34 Formen keineswegs aus. In allen Erdtheilen hat man Nym; phäaceen, Alismaceen, Najadeen, Hydrophyten gefunden; aber die Gattungen, zum Theil auch die Sippen sind ver- schieden. Alle Hochgebirge, die Pyrenäen wie der Hi- malaya,.die Alpen wıe der Kaukasus und die, Anden, tra- gen Saxifrageen, Gentianeen und Ericineen, aber in manch- facher Form, in deutlich geschiedener, bald mehr, bald weniger verbreiteten Gattungen. 5) Die Verbreitungsbezirke. der niedrigern Pflanzen sind von grösserer räumlicher Ausdehnung, die der hö- hern beschränkter. Algen, Flechten, Moose, Farn, Grä- ser, sind über die ganze Erde verbreitet; die edlern Pal. men, Bananen, Guttiferen, Therebinthaceen u. s. w. sind nur auf die Tropenländer beschränkt, und die höchsten von allen, Annonaceen, Magnoliaceen, Dilleniaceen u. a. nehmen selbst in ihren angewiesenen Verbreitungsbezir- ken. beschränkte Räume ein. Selbst die am weitesten ver- breiteten Gruppen edlerer Art, wie die Leguminosen, feh- len gänzlich in dem hohen Norden, | 6) Die extensive Ausdehnung der Pflanzen - Indivi- duen und die intensiven Jiräfte der Pflanzen - Gattungen nehmen ebenfalls von den Polen gegen den Aequator zu. Wenn innerhalb der Polarkreise staudenartige Weiden und Birken: die grössten Pflanzen sind, so erheben sich in den gemässigten Zonen schlanke Fichten und Tannen und mächtige Eichen. zu ansehnlicher Höhe und in den Tropenländern entwickeln sich einzelne Bäume, z.B. Adan- sonia, bombax, Araucaria,. mehrere Palmen u. a. zu schwindelnden Höhen oder zu einem ungeheuern Umfange des Stammes. Selbst Formen aus Pflanzenfamilien, die sonst überall niedrig und krautartig bleiben, streben hier, unter ‘dem ewig gleichen Einflusse der Sonnenwärme und der geheimnissvollen Spannung des Lichtes, zur Riesen- grösse auf: die Bambuseen unter den Gräsern. und die Farnbäume können als Beispiele dieser, gewaltigen Ent- wicklung dienen. Dort sind auch die kräftigsten Arzneı- mittel, die edelsten Gewirze, die köstlichsten Früchte heimisch, während sich im höchsten Norden die Heilkraft 33 einiger Gewächse auf antiskorbutische Wirkungen, das Arom auf bittern und scharfen Geschmack, die Frucht- bildung auf Beeren reducirt. In der vertikalen Verbrei- tung der Gewächse, nach Höhen, scheint indessen bis auf einen gewissen Grad ein umgekehrtes Verhältniss statt zu finden: auf ımsern höhern Gebirgen wenigstens wach- sen die heilsamsten und gewürzhaftesten Kräuter, die im Flachlande gänzlich fehlen. 7) Bei Formengruppen, die auf zwei oder mehrere weit von einander entfernte Länder vertheilt sind, kön- nen die Sippen gleich seyn, die Gattungen aber sind, wo nicht die Hand des Menschen ım Spiele ist, immer ver- schieden. Wir erinnern hier an die sich einander so nahe verwandten Floren von Europa und Nordamerika, und an die beiden Species der Platane, wovon die eine im Orient, die andere in Westindien zu Hause ist. 8) Inseln sind ärmer an Pflanzen, als das feste Land, und, zwar um so mehr, je weiter sie von dem festen Lande entfernt sind. Von diesem Gesetze machen jedoch solche Inseln, welche sehr nahe am Festlande liegen, und von diesem offenbar nur durch Erdumwälzungen abgerissen worden sind, eine Ausnahme. Diese sind oft reicher und üppiger an Pflanzenformen, als selbst der Continent, z. B. Sicilien, Java 9) Zunehmende warme Feuchtigkeit der Atmosphäre, ' Manchfaltigkeit der Standorte unter derselben geographi- schen Breite auf verschiedenen Höhen über der Meeres- fläche, Grösse der Länder und Annäherung an die Con- tinente, Leichtigkeit der Saamenvertheilung, befördern den absoluten Pflanzenreichthum, die entgegen gesetzten Zustände sind ihm hinderlich. Je mehrere der bezeich- neten Beförderungsmittel daher auf einem gegebenen Be- zivke zusammenwirken, desto grösser wird der Pflanzen- reichthum seyn. Amerika hat daher unter allen Conti- nenten den grössten Reichthum an Pflanzenformen, weil sein von Norden nach Süden streichender Gebirgsrücken, seine reiche Bewässerung, sein aus dem natürlichen Ur- zustande hervorgegangener jungfräulicher Boden der Vc- -— % > 36 getation unter derselben klimatischen Zone die manchfal- tigsten Standorte, and ‚die verschiedensten Höhen über dem Meeresspiegel darbieten. Das innere Nordafrika da- gegen, mit seinen ausgebrannten Wüsten, ohne Gebirge und ohne Ströme, eine. eintönige wasserleere Ebene, hat unter allen Regionen der Erde von gleichem Areal die ärmste und dürftigste Flora. Mir) Ausser diesen allgemeinen Regeln, welche die quan- titative und qualitative Verbreitung der Pflanzen anf der Erdoberfläche bedingen, gibt es noch besondere für die, Vertheilung einzelner Pflanzenformen — Familien, Sip- pen und Gattungen. Diese sind aber so manchfaltig ‚und. complcirt, dass sich der Ausdruck ihres Gesammtresulta- tes sehen und fiihilen, aber nicht wohl. beschreiben lässt. Die einzelnen Gattungen einer bestimmten Sippe, oder die einzelnen Sippen einer gegebenen Familie können z, B. in ihrem Verbreitungsbezirke mit einander, gemischt, vor- kommen, Distributio promiscua, ihre besondern Verbrei-, tungzsbezirke sind in einander verschlungen, es kommen 7. DB. alle Gattungen von Medicago, die fast ausschliess- lich in der itelniinchen Flora zu Hause sind, in. den meisten zu dieser Flora gehörigen Ländern vor. Oder sie schliessen sich gegenseitig aus, und die Gegend, wo eine Gattung oder Sippe fehlt, wird von einer andern bewohnt, 7. B. die Sippe der Fichte, Pinus, und die Coniferen überhaupt. Diess ist die getrennte Vertheilungsweise, .Di- siributio separata. Es ist hier der Ort nicht, in alle die zahlreichen und höchst interessanten Vergleichungen, welche die geogra- phische Vertheilung der Pflanzen nach allen möglichen Rücksichter auf Klima und Temperatur, elementarische und zufällige Einfliisse, geographische Länge und Breite, und Höhe über der Meerfläche darbietet, einzugehen. Alle diese äussern Erscheinungen in ihrer Gesammtheit verleihen dem vegetabilischen Leben einen, nach verschie- denen grössern oder kleinern geographischen Regionen verschiedenen Gesammtausdruck, der der Landschaft auch wieder ihren eigenthümlichen, in der Hauptsache immer 577 von der Pflanzen-Masse abhängigen Anstrich gieht. Voı«- herrschende Familien sind es hauptsächlich, ‘die diese Ty- pus hervorbringen. Schouw hat anfänglich *) 12, spä- ter **) 25 pflanzengeographische Reiche oder Vegetations- bezirke aufgestellt, in denen sich der Gesammtausdruck der ‘vegetabilischen Sehöpfung durch bestimmte Charak- tere bezeichnen und unterscheiden lässt, Wir haben bei unsern skizzirten Angaben iiber die geographische Ver- “theilung der einzelnen Pflanzenfämilien schon im Allge- ineinen mehrere‘ grosse Vegetationsbezirke angedeutet, in ‘denen der bei weitem grösste Theil der ihnen eigenthiüm- lichen Formen ausschliesslich vorkommt, zugleich aber ‘mehrere kleinere Formenkreise nachgewiesen werden kön- nen, die, indem die vorherrschenden Gruppen in- den- selben ihr Maximum erreichen , zugleich die Uebergänge von einem dieser kleinern Kreise in den andern vermit- teln. "Wir nennen die grössern Vegetationsbezirke Reiche, -die kleinern Floren. Indem wir nın von diesen grössern und kleinern Vegetationsgebieten eine gedrängte Ueber- ‚sicht geben, legen wir auf diese Arbeit keinen grössern Werth, als den eines Versuches, dem es jedoch keines- 'wegs an wahren und ttriuinstösslichen Grundlagen zu feh- ‘len’ scheint, Wir glauben 9 grosse Vegetationsregionen oder Rei- che annehmen zu dürfen: das nordische, inittelländische, südasiatische, ostindische, oceanische, afrikanische, mit- telamerikanische, siidamerikanis ‚che und antarctische Reich. R 6. 5 I. Das nordische Reich. Das nordische Reich ist das grösste von allen; denn ‚es: umfasst den ganzen Norden der alten und neuen Welt *) Grundzüge einer ‚allgemeinen‘ Pflanzen -Geographie. Berlin, 1823. **) Momente zu einer Vorlesung über die pflanzengeographi- schen Reiche in Linnäa, 1835. S. 625 u. ff. 33 und erstreckt sich in Amerika bis zum 36° nördl, Breite herab; in Europa bilden die Cevennen, die Alpen, die Karpathen und der Balkan, in Asien der Kaukasus, .der Himalaya und seine. östlichen Verzweigungen bis an: das stille Weltmeer seine südlichen Gränzen. Die Vegetation dieser Gebirge und selbst einiger ausserhalb seiner Sid- gränze liegenden Reiten, zZ. B. der Pyrenäen, gehört eben- falls noch in sein Gebiet. Der Charakter dieses Vegetationsreiches im Allge- meinen ist einförmige, ruhige, milde Haltung, im höhern Norden bis zur ermüdenden Eintönigkeit gesteigert, ım Süden allmählig in den bunten Wechsel von Farben und Gestalten,. Kräften und Gerichen übergehend, der die dem Aequator näher liegenden.Floren, auszeichnet. — Im Norden bedecken Moose und Flechten, in dem grössern siidlichen Theile niedrige’ Gräser grosse Landstrecken und bilden Tundras, Wiesen und Steppen, oder, in feuchten Gegenden mit Cyperaceen, grösstentheils aus der Unter- familie der Cariceen, Juncaceen und Juncagineen vermischt, Torfmoore und Sumpfländer. Die Blüthenflora der ‚zu diesem Reiche gehörigen Länder besteht hauptsächlich aus Umbelliferen, Cruciferen, Synanthereen (besonders. Cj- choraceen und Anthemideen), Labiaten, Scrophularineen, ‚Boragineen, auf den Gebirgen Primulaceen, Gentianeen, Saxifrageen, — alle krautartig, die Blumen haupisächlich von weissen und gelben, seltner rothen und blauen Far- ben, nie von der imponirenden Grösse und glänzenden Farbenpracht der Tropenländer. Gesellige Bäume aus den Familien der Beiulineen, Cupuliferen und Coniferen bil- den ausgedehnte (Laub- und Nadelholz-) Wälder; andere aus den Familien der Acerineen, Tiliaceen, Ulmaceen, Salieineen u. s. w. prägen mehr vereinzelt durch ihren : Baumschlag dem Norden der Erde die feste Haltung sei- Pflanzenschöpfung auf. Die Fruchtbildung entwickelt sich selten iiber die Beere, ein oder mehrkernige Steinfrucht — daher Mangel au edlerem einheimischem Obste. | Die Kultur dehnt sich auf den Anbau der nordischen Cerealien, Haber, Gerste, Roggen, Dinkel, Waizen, ei- 39 niger Futterkräuter und Hiülsengewächse aus der Familie der Leguminosen (Erbsen, Wicken, Linsen, Bohnen), dann Oelgewächse (Reps, Mohn, Leindotter) auf weitge- streckten Feldern und Ackerländern, und Kichengewäch- sen (grösstentheils Cruciferen und Umbelliferen) in den Gärten aus. Amygdaleen und Pomaceen sind in zahllosen Varietäten Eigenthum der wärmern Breitengrade gewor- den; denn alle unsere Obstsorten, Stemobst (Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Pürschen) und Kernobst ( Aepfel, Birnen und. Quitien) haben einen südlichern Ursprung, meistens aus dem mittelländischen Heiche. Die Hand des Menschen hat den grössten Theil der Erdoberfläche ver- ändert; Aecker und‘ Wiesen, Baumländer und Gärten, von dem Fleisse des Menschen geschaffen, lassen verhält- nissmässig nur wenig Raum, mehr für die Schöpfungen der Natur, und das ganze Reich ist ein zum grossen Theile künstlich hervorgebrachtes. | " Die charakterischstien Pflanzenformen dieses Erdsür- tels haben einen entschiedenen Hang zum geselligen Le- ben. Die Gräser der Wiesen und Almen, die Laubhöl- zer der Wälder auf Ebenen und die Nadelhölzer der so- genannten Schwarzwälder auf Gebirgen, die gemeine Hai- de, welche ganze von ihr benannte Landstrecken über- zieht, die Wollgräser der Sumpfflächen, die Alpröschen der Hochgebirge und das grosse Landstriche einnehmende Sinngrin kleinerer Wäldchen sind in dieser Beziehung, nebst vielen andern, vorzugsweise zu bemerken. Sie sind es, welche den nordischen Landschaften hauptsächlich ihren eigenthimlichen Ausdruck geben. Selbst viele Was- serpflanzen leben gesellig in grossen Massen beisammen, so z. B. Ranunculus aquatilis, Equisetum fluviatile, Typha u. s. w. | Die Blätter der Pflanzen des nordischen Reiches sind, im Durchschnitte, verhälinissmässig klein, häutig, seltner steif und lederartig, meistens matt und glanzlos. Mit Aus- nahme der meisten Nadelhölzer und einiger anderer Pflan- zen, z. B. Stechpalinen, fällt das Laub der holzigen Ge- wächse im Winter ab und die ganze Natur ist in dieser 49 Jahreszeit erstorben — nur das diistere Grün der Schwarz» wälder weckt ‚die Erivnerung an das zurückgetretene Le- ben. Mit dem Beginne des Frühlings aber tritt gewöhn- lich vor oder wenigstens mit den Blättern der ganze Bliüi- thenreichthum der Sträucher und Bäume hervor, und er- füllt die Luft mit Wohlgerüchen. Später blühen die Kräu- ter und bedecken Wiesen ‘und Felder mit manchfäaltigen, doch selten reinen und lebhaften Farben. ‚Die rar auch dieser letztern hat ausdauernde Wurzeln, In diesem Reiche herrschen regelmässig 4 un ‘ten, doch ist der Winter hinsichtlich seiner Dauer selbst noch in den südlichern Regionen vorherrschend. Die mitt- lere Wärme ist — 15° (in den Polarländern) bis — 10 und 2°, -- 4 bis 4 12°. R, vor Wir theilen dieses Reich in 7 Floren, ERABR 1. Die arctische Flora, Schouw’s Reich der Moose und Saxifragen, arctaseh: alpinisches Reich, FR berg's Reich, ‚Umfasst den nördlichsten Theil der Erde cn oder zunächst der. Polarkreise, Island, die Färoer und Lappland mit Finnmarken, das Land der Samojeden mit Nowaja Semlja, Sibiviens Nordküste an den Mündungen des Ob, des Jenisei und der Lena, das Land der Tschuk- tschen, Ramtschatka mit: den Aleuten und Kurilen, Polar- amerika um das Polarmeer und die Baflins- und Hudsons- bai, Labrador und Grönland, Spitzbergen und die einzel. nen zersireuten Inseln des Eismeeres. Reicht vom Nord- pol. bis zum 70° (in Lappland), 68° (in Äsien und Nord- amerika), 60° (Island und Grönland) und 58° der nördl. Breite. (in Kamtschaika und Labrador) herab, — Mittlere Temperatur — 15° = —4°R. N Drei Viertheile Winter und eine fast ewige "Nacht beherrschen diese von Eis und Schnee starrenden, unauf- hörlich von Stürmen gepeitschten Regionen. Kümmerlich zerstreute Nomadenvölker haben der dürftigen Natur noch keine Gewalt angethan; sie ist noch unumschränkte Ge- bieterin jener traurigen, öden hyperboräischen Flächen, z 41 Pygmäenartig, wie: der Mensch, ist ‚dort die thierische, noch: mehr die vegelabilische Schöpfung. An der Gränze der aretischen Flora hören die Bäume auf;...die holzigen Pflanzen sind dort auf niedrige, küimmerliche, zum Theil kriechende Stauden zurückgeführt, werden selbst zu Kräu- tern. Jährige Pflanzen, die zu'ihrer Ausbildung; 'eines,, wenn auch ‚nur kurze Zeit, andauernden Wärmegrades bedürfen, fehlen dort gänzlich ; (dagegen gedeihen iippig und in zahlreichen Formen: Moose und Flechten, die durch ihren Nutzen zum Theil den Mangel: der edlern Pflanzen erseizen, wie das Rennthiermoos: (Cenomyce rangiferina) und die isländische ‚Flechte ( Cetraricislandica); diese bilden ganze Flächen und theilen ‚sich gleichsam ‚mit: nie- drigen Gräsern und Cariceen im die Herrschaft des: Lan- des. Arm und. dürftig an. Zahl und Gestalt, schwach an Grösse und. Krait ist dort.die Pflanzenwelt; doch sind die Blumen verhälinissmässig, von ziemlicher Grösse und rei- nen Farben. | Von den in der aretischen Flora vorkommenden Pflan- zenformen;, ‘vielleicht 1509 an der’ Zahl, sind 2 Flechten, Moose und Algen, 3 höhere Gewächse. Uhter den letz- tern sind Kreuzblüthige, die unter allen dicotyledonischen Pflanzen am höchsten gegen 'die Pölarregionen hinaufrei- ehen, am zahlreichsten, etwa 75, und darunter mehrere eigenthümliche Sıppen: Oreas,' Platypetalum, Neurolo- ma, Parrya, ued mehrere Drabae an den unwirthbaren Mündungen der Lena. Nach ihnen folgen Cyperaceen von der Zunft der Cariceen, etwa 50;'Synantihereen etwa 45 (meist Eupatorinen und Strablenblüthige), ziemlich eben so viele Ranunculaceen ‘(hauptsächlich aus den Sippen Ranuneulus und Aconitum, mit:der eigenthimlichen Sippe Coptis), und Rosaceen (grösstentheils Potentillae ‘und die eigenthümliche Sippe Dryas *), Rhinathaceen, ungefähr \ *) Wir wollen bei den einzelnen Floren die jeder derselben eigenthümlichen Sippen namentlich angeben und diese Namen, der Abkurzung halber, nach den Namen der Familien, zu denen sie gehören, in Parenthesen beifügen, ‘Bei/den reı- chern tropischen Floren jedoch, wo diese eigenthümlichen 42 40, ausgezeichnet durch die eigenen Sippen der Nordost- spitze Asiens, Gymnandra und Lagolis; Gräser, Caryo- phylieen, Leguminosen (vielleicht 40, ım Verhältniss zur Gattungenzahl dieser grossen Familie nur sehr wenig, und diese an der Südgränze der Flora, worunter Gülden- städtia),.Saxifrageen (Romanzowia), Gentianeen, Pri. mulaceen (Douglasia), Ericineen, Juncaceen, einige Or- chideen und Farne. Keine dieser letzterwähnten, im Gan- zen so zahlreichen Familien zählt jedoch mehr als 15 bis 20, höchstens 30 Repräsentanten in dieser Flora, und diese sind nur die tiefsten Formen ihrer entsprechenden Reihe. Von essbaren Früchten kommen kaum einige Beeren (Ru- bus arclicus, Chamaemorus) vor und die Strauchgewäch- se der arctischen Flora beschränken sich auf etwa 30 Sa- licineen, Betulineen und Coniferen, von denen die er- stern zum Theil bis an die äussersten bekannten Polar- gränzen reichen (Salix polaris), dıe beiden andern aber die Baumgränze gegen die europäische Flora vermitteln. Von den meisten übrigen Familien, welche in den an- gränzenden Floren des nordischen Reiches vorkommen, hat die Polarflora einzelne Repräsentanten; doch verdient bemerkt zu werden, dass eine Familie, die dort ihr Ma- ximum erreicht, die der Chenopodeen, hier gänzlich fehlt. Von mehrern in dem mittelländischen Reiche vorherr- schenden Gruppen treten hier sparsam die letzten Formen auf, z. B. einige Fumariaceen, Umbelliferen und Labia- ten; aber keine tropische Gestaltung dringt auch nur in der leisesten Andeutung in die Zonen der ewigen Kälte ein. Verhältnissmässig unter allen am zahlreichsten sind, in Folge eines schon berührten allgemeinen Gesetzes, in den arctischen Meeren die Algen (Halidrys, Himantha- lia, Orygia, Scylonema, Gastridium, Porphyra, Gom- phonema) und auf dem Festlande Flechten und Laub- moose (Aplodon, Hemisynapsium, Paludella). Als eine von dem Hauptkörper in theilweisen Stiicken Sippen äusserst zahlreich werden, können wir nur die cha- rakteristischern anfuhren. 43 abgerissene Provinz der aretischen Flora kann die Alpen- flora betrachtet werden. Es ist diess die Vegetation der Gebirge siidlicherer Länder, die auf einer gewissen Höhe über .der Meerfläche beginnt und bis an.die Gränze des ewigen Schnee’s reicht. Ihre untere Gränze ist, demnach die Baum-, ihre obere die Schneegränze. Die Höhe die- ser beiden Gränzen über dem Meere ist nach Schouw- im nördlichen Scandinavien 1500 — 3000, ım südlichen 3500 — 5200, auf den Karpathen 4500 — 8000, auf den Alpen 5500 — 8200 und (auf der Südseite) 6500,— 8600, auf den Pyrenäen 6500 — 7800 und (auf, der Südseite) 6900 — 8600, auf den Apenninen 6000 bıs 9009, am Kau- kasus 5500 — 10,000, am OR 6000 — 7000 Pariserfuss, die mittlere Temperatur —5 = — 2° RR, Diese höchst unterbr rim und zerrissene Flora hat in ihren allgemeinen ‘Zigen auffallende Aehnlichkeit mit der arctischen Flora, doch sind an ihren untern Gränzen Gewächse mit schönern und lebhafter gefärbten Blumen vorherrschend. Auf den Alpen und Pyrenäen sind ausser den der arctischen Flora angehörigen Flechten, Moosen und Cruciferen, Primulaceen (besonders die schönen Sıppen Aretia, Androsace, Soldanella), Campanulaceen (besonders Campanula und Phyteuma), Caryophylieen, besonders aus den Sippen Arenaria, Silene, Cer astium, Gentianeen und Saxifragen, dann einige Rhododendra mit andern Ericineen charakteristisch. Zu ihnen gesellen sich einzelne Valerianeen, Rubiaceen aus der Zunft der Stellaten, Plantagineen, Violarieen, Umbelliferen, beson- ders Bupleura, Astrantiae, Saniculae, Hanunculaceen, Potentilleen, Alchemillae,, Personatae, wie Pedicularis, dann den Gebirgen vorziglich eigne Synanthereen aus den Sippen Hieracium, Arnica, Filago, Leontopodium, Py- rethrum, Achillea. Selbst aus der Familie der Legumi- nosen scheint ie Sippe Phaca ausschliesslich der arcti- schen und Adpenflora anzugehören. Am Kaukasus werden die Carysphylleen, Leguminosen, Synanthereen, Potentil- leen, Kanunculaceen und Scrophularinen zahlreicher und zu ifinen kommen auch noch einzelne Rosaceen, Labiaten, 44 CGrassulaceen und selbst Euphorbiaceen. ‘Die Stranehwelt der Hochgebirge zählt zwergartige Formen der Weiden, Birken und Erlen, Wachholder, Rauschbeere (Empetrum) und mehrere’ Ericineen (ausser Rhododendron noch &i- nige Vaccinia, Azalea, Arbutus). Doch überall nähern sich nur wenige höhere Pflanzen der Gränze des ewigen Schnees, Draba nivalis, Gentiana nivalis, Silene acau- lis, Myosotis nana, Achillea nana, und einige andere, Am südlichen Fusse der Pyrenäen, der Alpen und des Kaukasus geht das nordische Reich in das mittellän- ' dische über, und wenn man aus den. Ebenen der Lom- bardei die Alpen besteigt, kann man in wenigen Tagen aus dem Vegetationsbereiche des italienischen Himmels in die Regionen der arctischen Pflanzenwelt gelangen. 2 Die mitteleuropäische Flora, Schouw’s Reich. der Umbellaten und Cruciaten, nordeuropäisch-nordasia- tisches oder Linnee’s Reich. Diese Flora umfasst den grössten Theil von Europa, von der Sidgränze der arcetischen Flora bis an die nörd- lichen Gränzen des mittelländischen Reiches, von we chen sie durch die Sevennen und den Jura, die Alpen und den Balkan geschieden wird. Westwärts ist ihre Gränze das atlantische 'Weltmeer, ostwärts. die in das schwarze und asowsche Meer mündenden Ströme und die ‚grossen Step- pen um den Don und die ‚Wolga. Mittlere Wärme — 2° bis 4 11° R. en | Was wir von dem Charakter des nordischen Reiches im Allgemeinen gesagt haben, gilt vorziiglich und in’'sei- nem höchsten Ausdrucke von der europäischen Flora. 'Ge- sellige Gräser in iippigen Wiesen, mit Cerealien angebaute weitgedehnte Felder, seltner Haidestreeken und Torfmoore, und ausgebreitete Wälder, bald von geselligen- oder ge- mischten Laubholzbäumen, deren Laub im "Winter mit sehr wenigen Ausnahmen abfällt ‚ bald von immergrünen, stets geselligen Nadelhölzern, auch niedrige Gebüsche von manchfaltigen Straucharten, die Blüthen selten von ansehn- licher Grösse,’ doch dafür desto zahlreicher, von sel- 45 ten hervorstechenden oder ganz ungetrübten Farben, die Friichte Kapseln oder Saamenbälge und. Schliessfrüchte; häufig, auch Beeren und weniger. ausgebildete Steinfrüchte, seltner Nüsse: oder Flügelfrichte, nie bis zur Apfel-, He- speriden - oder Rürbisfrucht ausgebildet — das. sind die allgemeinen charakteristischen Züge der europäischen Pflan- zenwelt, | N Von. den durch Kultur einheimisch gewordenen Ge- wächsen gedeihen die tiefern Cerealien. (Haber und ‚Ger- ste); bis, zu den Gränzen der arclischen Flora, die edlern (Roggen, Waizen, Dinkel) nur bis zum 62,und 64, Hırse und Mais bis zum 50 und 55°; der Weinstock bis 48 und 50°, die gewöhnlichen bei uns fortkommenden, Obstsor- ten bis.59.und höchstens 64° nördlicher Breite. | „Alle grossen, der nördlichen gemässigten Zone eige- nen. oder iiber die ganze Erde verbreiteten Familien ha- ben in diesem Vegetationsgebiete zahlreiche Repräsentan- ten. So zählen wir über 500 Synanthereen, ‚grösstentheils Cichoraceen und Cynarocephalen, weniger ‚Strahlenbli- ihige, und noch weniger Eupatorineen (eigne Sippen: " Saublume, Taraxacum, Rainkohl, Lapsana, Rlette, Arc- tium, Rhapontice, Hedypnois, Helminthia, Olanthus, Corvisartia), gegen 300 Gräser, etwa. 150 Caryophyl- laceen (Cucubalus, Githago, Melandrium, Larbrea, Banffia), über 200 Ranunculaceen (Ficaria), etwa 250 Leguminosen ( Ulex), an 200 Cyperaceen, grösstentheils Carices, iiber 150 Labiaten (Galeobdolon, Galeopsis, Bal- lota), gegen 150 Rosaceen und Potentilleen ( Comarum, Tormentilla). Die Rubiaceen, Gentianeen, Primulaceen, Scrofularineen,. Campanulaceen, WViolarieen, Liliaceen und Amaryllideen, Juncaceen, Euphorbiaceen, Saxifrageen, Fihinantheen (Melampyrum), Veroniceen, Boragineen, Orchideen (Gymnadenia, Platanthera, Nigritella, Her- minium, Chamaerepes, Cephalanthera), die Chenopo- deen, Polygoneen und Farne zählen jede von 59 bis zu 100, die Onagreen, Sedeen, Ericineen, Pomaceen, Spi- räaceen, Orobancheen (Laihraea), Geraniaceen, Hype- rieineen, Dipsaceen,, Najaden, Plantagineen ( Littorella‘) 46 jede 20 bis 50 Repräsentanten. Viele dem mittelländischen Reiche angehörigen Gruppen streifen mit einzelnen For- men in das Gebiet dieser Flora herein, so einige Capri- foliaceen, Lineen, Plumbagineen, Asphodeleen, Cisteen, Malvaceen, Resedeen, Fumariaceen, Polygaleen, — und selbst Familien, die ıhr entschiedenes Maximum in der heissen Zone haben, treten hier schon mit einzelnen Re- präsentanten auf, z. B. Santalaceen, Balsamineen, Sola- naceen, Urticeen u. a. Die Familien aber, die ın dieser Flora ihr, im Ver- hältnisse zu ihrer Gesammtzahl und Verbreitung in andern Reichen und Floren, entschiedenes Maximum haben, sind die Umbelliferen mit mehr als 200 und die Cruciferen (Neslia, Myagrum, Subularia) mit nahe an 300 Gattun- gen. Ihnen zunächst stehen die Kätzchenbäume, beson- ders Salicineen (Weiden und Pappeln), weniger Betuli- neen und Cupuliferen, zusammen gegen 200, und Coni- feren oder Nadelhölzer, gegen 20 Gattungen. Obwohl diese letzern wesentlich zum allgemeinen Ausdrucke der Landschaft beitragen, so können sie gleichwohl nicht als “die Haupttypen dieses Gesammtausdrucks betrachtet wer- den, da ihr Verbreitungsmaximum sich über das ganze nordische Reich erstreckt. Wenn wir sagen, dass die europäische Flora gegen 200 Lebermoose, an 1000 Laubmoose und eben so viele Flechten, und nicht viel weniger Algen zähle, so wollen wir damit keineswegs ein Ueberwiegen dieser tiefern Pflan- zenformen in derselben ausdrücken, weil wir nicht ver- kennen, dass ein allseitiges, durch den höchsten Grad der wissenschafilichen Ausbildung, der in dem Gebiete dieser Flora herrscht, begünstigtes Studium der Natur uns mit allen ihren Schätzen bekannt gemacht hat, und dass diese Flora nur desswegen die reichste an allen sey, weil sie die bekannteste und am grindlichsten erforschte ist. Gleich- wohl deutet ihr Reichthum an Laubmoosen und Flechten auf ihre grosse Verwandschaft mit der arctischen Flora zurück, und die nicht unbedeutende Anzahl ihrer Leber- bermoose bildet auf dieser Stufe des vegetabilischen Le- 47 bens den Uebergang in die südlichern Vegetationshezirke, wo dieselben vorherrschen. 3. Die sibirische Flora, von Schouw zu seinem nord- europäisch-nordasiatischen Reiche gezählt, nach dem von ihm eingeführten Gebrauch etwa Pallas’s Reich zu nen- nen, umfasst das südliche Sıbirien bis an die Hochgebirge des mittlern Asiens, gränzt durch das Gebirgsland Dauu- rien an die alpinisch-aretische Flora, und vermittelt Ueber- gänge in die taurisch- kaukasische, die hochasiatische und chinesisch - Japanische Flora- Verhältnissmässig arm an eigenthimlichen Gattungen, indem sie viele mit der europäischen Flora gemein hat, zeichnet sie sich demungeachtet durch mehrere auffallende Erscheinungen aus. Die Umbelliferen und Gruciferen herr- schen nicht mehr vor, obwohl sie, besonders die letztern, noch ziemlich zahlreich; dagegen erreichen mehrere, süd- lichern Breiten angehörige Familien hier, nicht ihr ab- solutes, sondern ihr, in Beziehung auf die nordischen Regionen, relatives Maximum. So zählt man in Sibirien über 100 Ranunculaceen, gegen 100 Leguminosen (Sphae- rophysa, Halimodendron), an 70 bis 80 Rosaceen und Potentilleen, gegen 40 Boragineen (Craniospermum), eben so viele Labiaten, 30 — 40 Chenopodeen (Axyris, Obione) und Polygoneen, 10 — 12 Plumbagineen, Siidlichere For- men, die in der europäischen Flora gänzlich fehlen oder nur in höchst vereinzelten Pflanzen auftreten, kommen hier häufiger vor, so 15 — 20 Irideen, 8 — 10 Grossu- larieen, 3 Polemoniaceen, mehrere Tamariscineen, Ruta- ceen, Amaryllideen und Urticeen, selbst Menispermaceen und Frankeniaceen. Mediterraneische und selbst tropische Formen haben demnach am Nordrande der hochasiatischen Gebirge ihre nördliche Gränze weit überschritten. Aber nicht bloss die Anwesenheit fremdart iger, SON- dern auch der Mangel oder die sichtliche Verminderung angehöriger Formen unterscheidet die sibirische Flora we- sentlich von der europäischen. Von etwa 450 Synanthe- reen, welche Sibirien zählt, ist beinahe 3 Cynaroceph:- \ 48 len und 3 Eupätorinen; Cichoraceen und Strahlenbliithige theilen sich so ziemlich in das letzte Drittel; dazu gesellt sich aber noch eine der sibirischen Flora eigenthümliche Sippe (JAnandria,) aus der der europäischen Flora gänz- lich fremden Zunft, der Perdicieen.‘ Die Coniferen halten ziemlich. das Gleichgewicht mit den einem reichern Bo- den entsprossenen der europäischen Flora ,, doch sind strauchartige Formen in ‚Sibirien. zahlreicher; aber ‚die Amentaceen *) nehmen auffallend 'ab, indem. sich die Zahl der eigenthiimlichen Gattungen kaum auf 20 beläuft. Auch die Zahl der niedrigern Vegetabilien, Gräser und Cryp- togamen, scheint sehr. bedeutend geringer zu seyn. Charakteristisch ist ‚aber: für die sibirische Flora, dass dort nicht‘ Familien, wohl aber Sippen: ihr Verbreitungs- maximum zu;erreichen scheinen, und ihr so,einen eigen- ihüumlichen Typus aufdrücken. So etwa 20: Aconita und 15 Thalictra aus der Familie der Ranuncnlaceen, gegen 30 Pediculares aus der Familie der Serophularineen, ge- gen 50 Astragali aus der. ‚Familie der Leguminosen, 30 bis 40 Artemisiae und 20 Saussureae aus der Familie der Synanthereen. Phytologisch könnte man demnach diese Flora das Reich der Astragalen, Artemisien und Pedien- laren nennen. 4. Die Steppenflora ist ein mehr durch den Stand- ort, als durch die‘geographische Länge und Breite be- dingter Verbreitungsbezirk und umfasst die westliche Hälfte des südlichen Theils des russischen Reiches von der Med- wjediza bis. an das Aralmeer und an der untern Wolga um das kaspische Meer, ungeheure trockne Ebenen oder Steppen, meist ohne süsses Wasser, dagegen mit zahlrei- chen Salzflüssen und Salzseen, der Boden sandig, oder salzig — unstreitig das Becken eines Binnenmeeres der *) Wir bemerken hier ein für allemal, dass wir uns, obwohl * "wir ‘die Amentaceen nıcht als eine Famtlie betrachten, son- dern ‚mehrere, die Salicineen, Cupuliferen und Betulineen, darunter begreifen, gleichwohl der Kürze wegen dieser Be- zeichnung bedienen wollen. 49 Urzeit, von welchem die beiden genannten Meere nnd un- zählige kleinere Seen gesalzenen Wassers die Ueberbleib- sel sind. Sandflächen wechseln mit sumpfigen Niederun- gen, thonigen und kalkartigen Strecken, nirgends unter- bricht ein Wald die einförmige ‚Ebene, die jedoch hin und wieder reiche und fette Waiden gewährt. Die vor- ziglichsten dieser Steppen sind die donische, die kuma- nische, kalmickische, kirgisische, barabinzische und no- gaische Steppe. So wie der Mensch in diesen unermesslichen Flächen von Anbeginn ein Nomadenleben geführt, so scheinen auch die Pflanzen dieselben gleichsam nur zu durchwandern. Sparsame Repräsentanten einzelner Familien, die auch den benachbarten Floren angehören, haben sich gleichsam nur in diese Einöden verirrt, und kaum auf 100 beläuft sich sich die Anzahl der denselben eigenen Formen. Sie bil- den gewissermassen die Uebergänge von der sıbirischen zur mittelländischen und zur europäischen Flora. Gräser, doch von sehr geringer Specienzahl, bedecken zwar gros- se Flächen; doch nur sehr wenige Bäume und Sträucher, eine Weide, eine Ulme, eine Rose und ein Paar Tama- risken, unterbrechen die einförmige Oede hier und da. Eiwa 20 Leguminosen, grösstentheils Astragalen und Ro- binien, 10 bis 12 Synanthereen, einige Cruciferen und Boragineen bilden den grössten Theil der Steppenflora; etwa 20 andere Familien des nordischen und mittelländi- schen Reiches sind durch einen, höchstens 2 Repräsen- tanten vertreien. Eine Familie nur, die der salzliebenden ' Chenopodeen erreicht hier relativ ihr Maximum: Lede- bour, Meyer und Bunge zählen deren über 70 Gattun- gen, worunter mehrere neue und eigene Sippen: Bra- chylepis, Halogeton, Halimocnemis, Schanginia, Scho- beria. — So ist die Steppenflora, nach ihrem vegetabılı- schen Typus, das Reich der Chenopodeen. 5. Die hochasiatische oder tartarische Flora. Oestlich vom kaspischen Meere zieht sich eine unge- heure Hochebene, die grösste der Erde, nördlich von 4 50 dem Uhr und Altai, südlich von dem Himalaya begränzt, im Westen mit Steppenseen und Steppenflüssen erfüllt, im Osten vom Amur und seinen Quellarmen durchströmt, in steil abfallenden Terassen bis an die Küsten des gros- sen oder süllen Oceans, von 35 bis 48° nördl. Brei- te. Dieses gewaltige Hochland hat zum grossen Theile noch Steppennatur (die Tartarei im Westen, die Wüste Gobi im Osten) und Steppen-Vegetation, das Wiegenland der Menschheit, hat es von Zeit zu Zeit seine unermess- lichen Völkerfluthen über das westliche Asıen und Eu- ropa ausgegossen, und von dort scheinen sich auch die Cerealien und andere allgemein nützliche Gewächse, de- ren Vaterland man heut zu Tage nicht mehr mit Gewiss- heit kennt, iiber die Erde verbreitet zu haben. Die Flora dieses ungeheuren Gebietes ist, wie das Land selbst, wenig bekannt; sie scheint aber, wegen der‘ Natur desselben, arm und wenig zahlreich .an eigenthiim- lichen Formen zu seyn. Im Norden geht sie in die sibi- rische, im Westen in die Steppenflora über; ım Süden und Siidosten aber ım das siidasiatische Reich. Mehrere unserer Ostsorten, Amygdaleen und Pomaceen, auch der Granatapfel, wachsen dort wild, auch giebt es Rosaceen und mehrere Liliaceen und Asphodeleen. Gegen 40 Le- guminosen. und etwa 50 Synanthereen tragen noch den Charakter der sibirischen und Steppenflora; jene gröss- tentheils Astragalen und Caraganen, diese Artemisien und Cichoraceen, auch einige europäische Radiaten, Crucife- ren gehören noch zu den zahlreicheren Formen; die Rätz- | chenbäume und Nadelhölzer dagegen nehmen sehr ab. Als eine aus der ostindischen Flora heriberziehende und hier allmählig erlöschende Famile gilt die der Balsamineen mit wenigen Gattungen. Von sparsamen Umbelliferen ist der kostbare Ginseng, Panax quinquefolius, bemerkenswerth, dessen Wurzel sonst von den Chinesen mit Gold aufge- wogen wurde. Vorherrschend scheinen die Familien der Chenopodeen ımd Polygoneen, von welchen letzern die Sippe der Rhabarber, Rheum, dieser Flora ausschliess- lich angehört. 31 6. Die taurisch -kaukasische Flora. Eine Uebergangsflora zwischen dem nordischen und miitelländischen Reiche, vielleicht füglicher dem letztern beizuzählen. Sie umfasst den siidlichsten Theil des euro- päischen Russlands mit der taurischen Halbinsel, Bessara- bien und einen Theil der Moldau und Bulgariens bis an die Donaumündungen, das kaukasische Gebiet, Armenien und das nördliche Persien am Südrande des kaspischen Meeres, ‚ Die tiefern arctischen Formen, Cryptogamen, Gräser (etwa 60) und Cyperaceen (vielleicht 20) nehmen ab; die in der europäischen Flora vorherrschenden Gruppen, Cruciaten (vielleicht 150, worunter Sobolewskia, Gold- bachia, Sterigma, Euclidium, Schiwerekia, Makropo= dium), und Umbellaten (80) halten noch das Gleichge- wicht, die mittelläindischen Formen, Synanthereen, über 300, besonders Cynareen ( Heterotrichum) und Cichora- ceen (Myoseris, Rölpinia), Garyophyllaceen (gegen 100) und Labiaten (gegen 90), werden überwiegend. Die Le- guminosen, über 200 an der Zahl, neigen entschieden zu mediterwaneischen Formen, Medicago, Trigonella, Ono- brychis, Trifolium, Vicia, PR zeichnen sich aber noch immer durch eine grosse Anzahl Astragali aus, die fast die Hälfte aller Leguminosen ausmachen. Zahlreiche (60) Rosaceen und Potentilleen, weniger Ranunculaceen (35) und Campanulaceen (30), Boragineen (an 50), Sero- - fularineen (30), Veroniceen (20) und Rubiaceen ( Stel- latae, gegen 20), Dipsaceen, Valerianeen, Primulaceen, Geraniaceen, Sedeen, Rhinantheen, von jeder Familie 10 bis 20, helfen diese Flora mitbilden. Die Amentaceen mindern sich auf etwa 15, worunter 5 Celtideen und Ul maceen, dagegen treten Platanen und Juglandeen auf; die Nadelhölzer nehmen sehr ab, und bestehen, mit Ausnah- me von ein Paar baumartigen Formen, fast nur aus strauch- arligen Jünipereen. Von Monochlamideen sind noch die Chenopodeen (an 50) und Polygoneen (gegen 20) über- wiegend. Von wonocotyledonischen Gewächsen treten 4* 52 prachtvoll blühende Irideen, Liliaceen, Amaryllideen und Asphodeleen (FEremurus) in grösserer Zahl, über 80 Gat- tungen, swf, und selbst die siidlichern Klimaten angehö- rigen Gruppen, Orchideen (20), Plumbagineen (15 aus der Sippe Statice), finden sich in verhältnissmässig ZU- nehmender Anzahl. Endlich deuten einzelne CippaBEEcH (3 Cleome) und Cucurbitaceen die äusserste Nordgränze der tropischen Flora an, 7. Die nordamerikanische Flora, Schouw’s Reich der Asterarten und Solidaginen oder Michaux’s Reich. Umfasst Nordamerika von der Siüdgränze der arcti- schen Flora bis zum 36° nördl. Breite. Mittlere Wärme —_ 10°= +412° BR. Ungeachtet zahlreicher eigenthiimlicher Formen hat diese reiche Flora doch in ihrem Gesammtausdrucke eine anffallende Achnlichkeit mit der europäischen Flora. Viele einzelne Pflanzengattungen hat sie mit Europa gemein, und fast alle peremnirenden und holzigen Gewächse der- selben kommen bei uns im Freien fort und akklimatisiren sich mit Leichtigkeit. An baum- und strauchartigen Pflanzen, welche jeder Flora ihren eigenthimlichen Typus aufdriücken, finden wir hier vor allem gegen 200 Amentaceen (im weitesten Sinne des Wortes) ın dem bemerkenswerthen Verhältnisse, dass, wie in Europa die Salicineen, hier die Cupuliferen (zahl- reiche Eichen insbesondere) und Betulineen (Birken und Erlen) vorherrschen, wozu noch die Juglandeen als ei- genthiimliche Gruppen kommen. Nadelhölzer oder Coni- feren hat sie gegen 50, alle, wie die Lanbhölzer, von denselben Sippen, wie in Europa, aber verschiedene Gat- tungen. Nur Carya und Hicorius aus der Familie der Juglandeen und Comptonia sind eigene Sippen. Ausser- dem bilden die nordamerikanischen Wälder noch Fraxi- neen (gegen 20), Tiliaceen (6 Linden), etwa 15 Aceri- neen, (Negundo), und die mit Ausnahme einer*einzigen Gattung eigenthimlichen Hippocastaneen (Aesculus, Pa- via), 7 — S an der Zahl. Ahhamneen (IVemopanthus), 53 Caprifoliaceen ( Diervilla) , Corneen und Viburneen, und die in Nordamerika ihr Maximum erreichenden Grossu- larieen, von jeder dieser Familien 20 bis 30 an der Zahl, dann 12 bis 15 Reben oder Ampelideen (Ampelopsis) und eben so viele Spiräaceen (Gillenia), zahlreiche (über 20) Rubus-Arten bilden das niedrige Gesträuch von eu- ropäischem Charakter. Auch die Amygdaleen und Poma- ceen sind dort durch etwa 50 Galtungen von Prunus, Ce- rasus, Padus und Crataegus (Amygdalus und Persica fehlen) und 12 bis 15 Gattungen von Pyrus, Mespilus und Sorbus vertreten. Von den krautartigen Dicotyledonen nehmen diejeni- gen, welche in der europäischen und mittelländischen Flora ihr Maximum erreichen, entweder auffallend ab oder werden durch andere Sıppen vertreten. So finden sich dort ungefähr 100 Labiaten (Monarda, .Collinsoria, Phryma, Synandra, Pycnanthemum, Isanthus), 90 Ra- nunculaceen (Aanthorrhiza, Hydrastis), 80 Petentllleen und Rosaceen, letztere sehr abnehmend, 50 Cruciferen, ohne bestimmtes Gepräge, doch meistens Arabis und Car- damine, ziemlich so viele Garyophyllaceen (Micropeta- lum) und Umbelliferen (Erigenia, Thaspium, Urcsper- mum), .an 30 Boragineen (Purshia), Gentianeen (Bar- tonia, Mitreola), Saxifrageen, (Heuchera, Tiarella, Mi- tella) und Primulaceen (Dodecatheon). Von Chenopo- deen (Acnida) und Polygoneen kommen allenfalls je 25 bis 30 Gattungen vor, grösstentheils europäische Formen. Die in der mittelländischen Fiora iiberwiegenden Familien der Hypericineen und Cisteen zählen, jene gegen 30 (Sa- rothra), diese höchstens 10 Gatiungen (Hudsonia). Etwa 30 Violarieen, fast alle von der Sippe Viola, an 20 Rhi- nantheen (Euchroma) und 8 Nymphäaceen, an 40 Scro- "phularineen (Schwalbea, Seymeria), und über 100 Legu- minosen, ohne charakteristisches Gepräge, die Astragalen fast verschwindend, wenig eigne Sıppen (Gymnocladus, Lespedezia, Amphicarpae). Merkwürdig ist das Verhält- niss der nordamerikanischen Synanthereen, ım Ganzen gegen 500; die in Europa so häufigen Cynareen verschwin- 34 den fast gänzlich, etwa 10 kommen noch vor; etwas hin- figer sind Cichoraceen, vielleicht 50 (Krigia), und Eupa- torineen, gegen 400 (Polypteris); alle übrige sind Strah- lenblüthige, mit vielen eigenen Formen (Erechthites, Acti- nomeris, Boltonia, Teiragonotheca, Chrysogonum, Sil- pkium) und ungeheurem Uebergewichte einzelner Sip- pen, besonders Aster (an 120) und Solidago (60 Speciep), dann Rudbeckia, Coreopsis, Helianthus. Alle Synanthe- reen sind jedoch noch krautartig, die meisten perennirend, viele von ausgezeichneter Schönheit der Blumen, | Die in ihrem Maximum dem Aequator sich nähern- den Familien sind fast alle in Nordamerika repräsentirt: vor allem die Ericineen mit etwa 100 Gattungen und meh- rern eignen Sippen (Itea, Rhodora, Ialmia, Leiophyl-. lum, viele Andromedae und Pyrolae), 60 Asparagineen (Medeola, Trillium, Smilacina, Streptopus), 50 Ona- green, besonders Oenotherae, die hier ıhr relatives Ma- ximum erreichen, 20 Polemoniaceen (Phlox, Ipomeria, Collomia), eben so viele Euphorbiaceen (Pachysandra), Corneen und Therebinthaceen (Lobadium), nur wenige (10 — i5) Verbenaceen, Convolvulaceen, Solaneen; die in Europa so häufigen Campanulaceen verschwinden fast gänzlich, nur mehr 4 — 5 Pflanzen dieser Familie finden sich vor. Dagegen sind einige kleinere Pflanzenfamilien dieser Flora ausschliesslich eigen: die Hydrophylieen, Podophylleen, Monotropeen (mit einer einzigen Ausnah- me) und Saurureen. Gräser sind noch zahlreich und bilden, gesellig, grosse mit reichem Blumenschmelz bedeckte Wiesen — Savannen und Prairien. Unter mehr als 200 Gattungen mehrere eigene Formen (Eriocoma, Oryzopsis, Drachyelylrum, Mühlenbergia, Gymnopogon, Uralepis, Lepturus, Pleu- raphis, VVindsoria, Corycarpus). Im Gegensatze zu den europäischen‘ Floren sınd aber die Halbgräser überwie- gend: man zählt gegen 200 Cyperaceen (Dulichium, Tri- chophorum), worunter über 100 ECarices, etwa 50 Jun- caceen (Helonias, Xerophyllum) und selbst schon eini- ge, aus der südlichen gemässigten Zone vorgeschrittens 1] Restiaceen. Die Orchideen sind verhältnissmässig nicht zahlreich, 50 — 60, aber viele eigene Sippen ( Calopo- gon, Arethusa, Pogonia, Triphora, Microstylis). Die grossblumigen, mit Knollen- oder Zwiebelwurzeln verse- henen Monocotyledonen sind, wie im nordischen Reiche überhaupt, wenig zahlreich: kaum 50 Gattungen, meist Liliaceen (Aletris), Amaryllideen und Hemerocallideen, wenige Asphodeleen und Hämodoraceen (Lophiola). Re- latıv zahlreich und eigenthümlich sind die Hydrochari- deen (Leptanthus, Proserpinaca, Brasenia); sparsam die Aroideen ( Orontium, Symplocarpus). Ungeachtet der kältern Temperatur dringen die tro- pischen Familien in Nordamerika viel weiter gegen Nor- den vor, als in Europa. So finden wir gegen 30 Ascle- piadeen (.Enslenia), 20 Urticeen, 10 — 12 Lobeliaceen, 10 Magnoliaceen (Liriodendron), 7 — 8 Malvaceen, Sa- licarieen und Amarantaceen, 6 Apocyneen (Amsonia), 5 Sapoteen, Bignoniaceen und Arisiolochieen, 4 Oxalı- deen und Cacteen, 3 Menispermaceen, Melastomaceen und Laurineen, und einige wenige Rutaceen, Acanthaceen, Thymeläaceen (Dirca), Lorantheen, Berberideen ( Cau- lophyllum), Aristolochieen, Bignoniaceen (Gelsemium) u.a. Die Verbreitung der Cryptogamen ist, hänfig mit ei- genihümlichen, häufig auch mit gemeinschaftlichen Gat- tungen, im Allgemeinen dieselbe wie in Europa. Etwa 50 Farne (Onoclea, Cryptogramma), ein Paar Rhizop- terıden, einige Ophioglosseen, Osmundaceen und Gleı- chenieen (Cteisium.), 8 — 9 Equiseteen, gegen 20 Ly- copodiaceen, vielleicht 30 Lebermoose (Porella), und 200 Laubmoose, gegen 100 Flechten, aber verhältnissmäs- sig sehr wenige Algen, etwa 20 (Acanthophora), — das sind die bis jetzt bekannten eigenthümlichen Cryptogamen dieser Flora. Die Kultur reicht bis zum 55° nördl, Breite. Südlich von dieser Gränze ist sie dieselbe, wie in Europa. Doch herrscht die Maiskultur vor; auch Tabak wird häufig an- - gebaut. 56 6 II. Mittellaändisches Reich. Schouw bezeichnet dieses Reich als das Reich der Caryophylleen und Labiaten, Decandolle’s Reich. Es umfasst die Länder, welche" das Mittelmeer um- geben, in drei Welttheilen, die pyrenäische Halbinsel, das südliche Frankreich, Ztalien, Illyrien, den südlichen Theil von Ungarn, die Türkei und Griechenland in Eu- ropa, Kleinasien, Syrien und das nördliche Arabien in Asien, Egypten und die Nordkiiste von Afrika. Die Ce- vennen und der Jura, die Alpen, die Karpathen und der Balkan bilden seine nördliche, der Taurus’und der Eu- phrat seine östliche, der Atlas und das nordafrikanische Sandmeer seine südliche Gränze, — Die mittlere Wärme ist —- 10° = 4 18°, Dieses Reich, von einem ewigen Frühling und Som- mer beherrscht, in welchem selbst der Winter die Vege- tation nur wenig hemmt, das Reich der Südfriichte und der immergriinen Bäume und Sträucher, ist eines der aus- gezeichnetsten und ippigsten. Mehrere grosse Familien haben hier ihr entschiedenes Maximum, und nehmen aus- serhalb seiner südlichen und nördlichen Gränze und selbst in andern Ländern unter gleicher Breite sehr auffallend ab, oder verschwinden gänzlich, so die Caryophylleen, Cistineen, Labiaten, Boragineen. Diejenigen grössern Grup- pen, welche vom Pol gegen den Aequator abnehmen und im nordischen Reiche ihr Maximum haben, sind hier noch immer zahlreich: Cruciferen, Umbelliferen. Andere Fa- milien, die vom Aequator gegen den Pol hin abnehmen, sind ber weiten zahlreicher als im nordischen Reiche. Rein tropische Formen, z. B. Laaurineen und Palmen, er- reichen hier ihre nördlichste Gränze. Der Graswuchs ist weniger üppig, als im nördlichen Europa, Wiesen wer- den seltner und sind weniger ausgedehnt, aber die ganze Pflanzenwelt, besonders zahlreiche Labiaten und Caryo- phylleen, athmen Gewürz und Wohlgeruch. Bäume und Sträucher mit wohlriechenden Blättern und Blumen, Flie- 37 der, Jasmin, Myrten, Orangen und Cypressen und hun- dert andere, erfiillen die Lüfte mıt aromatischem Lebens- hauch,. Zu gleicher Zeit tragen die Bäume Blüthen, halb- reife und ganz reife Früchte und in allen Jahreszeiten entfaltet die Natur neue Schönheiten und Reichthimer. Die meisten holzartigen Gewächse behalten das ganze Jahr hindurch ihre meist glänzenden, festen und lederartigen Blätter. Diese Consistenz des Laubes ist vorherrschend in den Regionen des mittelländischen Reiches. Die Blu- menentwicklung hält das Mittel zwischen der sanften Hal- tung des Nordens und der glänzenden Farbenpracht der. Tropenwelt. Die Fruchtbildung erreicht ihren höchsten Grad — der Granatapfel und die Hesperidenfrucht sird die köstlichsten Friichte des europäischen Siidens und in der Feige fällt die Blüthe mit der Frucht unmerklich zu- sammen. — Die Wälder bestehen grösstentheils noch aus Amentaceen und Coniferen, doch von edlern und höhern Gattungen, als im nordischen Reiche; die Eichel, wel- che im Norden das Futter für Schweine abgiebt, wird hier zur süssen Frucht, die Buche zur Rastanie. Myrta- ceen, Ericineen, Terebinthaceen,, Jasmineen n. a. tragen mit zur Bildung der Wälder bei und gesellen sich zu an- muihigen, Lust und Liebe erregenden Hainen und Ge- büschen. Ausser den nordischen Cerealien werden auch Reis, Sorgho und Hirse gebaut. Ueberall gedeiht der Wein- stock und ausser unsern Obstsorten werden Feigen, Man- deln, Granatäpfel, Pistacien, Orangen und Citronen, und der Oelbaum, eine der köstlichsten Spenden des Sü- dens, gezogen. "Selbst die Küchengewächse liefern edlere, schmackhafte Gewürze; Safran, Fenchel, Anis und Ro- riander werden im Grossen gebaut. Die Hand des Men- schen hat, im Bunde mit einer reichen und üppigen, ewig schöpferischen Natur, das ganze ungeheure Littoral des Mittelmeeres in ein Elysium umgeschaffen. Schouw hat das mittelländische Reich in mehrere Pro- vinzen getheilt. So sind nach ihm 'auf der pyrenäischen Halbinsel Cistineen,, auf den westlichen Inseln Sempervi- 38 ven, ın Siidfrankreich und Italien Salvien und Scabiosen, in Griechenland strauchartige Labiaten vorherrschend u. s. w. Wir halten diese Differenzen weder für bedeutend noch entschieden genug, um darauf eigene Provinzen oder Floren griinden zu können, und betrachten das ganze Reich auch als eine Flora. In der That sind die Cistineen auf den griechischen Inseln so häufig als in Spanien, und strauchartige Labiaten kommen im südlichen Frankreich so gut, wie in Griechenland vor. Dem ganzen Vegeta- lionsgebiet ist ein unwandelbarer Typus aufgedrückt: ein- zelne Gattungen, Sippen und selbst Familien begründen keine Flora. | Die Familien, welche ım mittelländischen Gebiete ihr Maximum erreichen, sind: 4) Die Caryophylleen, gegen 300 an der Zahl. Sa- ponaria, Drypis, Velezia, Loeflingia, Minuartia sind eigenthiimliche Sippen, ausser. ihnen zählen Arenaria, Gypsophila, Dianihus, Silene und Lychnis zahlreiche Gattungen. 2) Cistineen, gegen 150, sind mit wenigen Ausnah- men auf diese Flora allein beschränkt. 3) Von den Synanthereen die Cynarocephalen (Cy- nara, Carlina, Acarna, Serratula, Staehelina, Onobro- ma, Onopordon, Carduncellus, Cardopatum, Lacellia, Zoögea, Galaclites, Atractylis, Gundelia, Echinops), insbesondere CGentaureen, und Cichoraceen (Lagoseris, Lepicaune, Picridium, Borkhausia, Rolhia, Chondrilla, Rodigia, Robertia, Seriola, Urospermum, Geropogon, Hyoseris, Hedypnois, Tolpis, Zazyntha, Cichorium, Ca- tananche, Scolymus , Soldevilla, Rhagadiolus), von je- der dieser Gruppen beiläufig 300 Gattungeu, und besonders die Cichoraceen fast ausschlies send. 4) Boragineen, gegen 200 (Moltkea, Echiochilon, Nonea, Borago, Omphalodes, Colsmannia, Dioclea), fast aus allen Sippen, besonders Echium, Anchusa, Cy-- noglossum, Lithospermum, Onosma. 59 5) Labiaten, über 500 (Rosmarinus, Melissa, Pra- sium, Cleonia, Thymbra, Lavandula, Phlomis), fast grösstentheils wohlriechende Pflanzen, die auch als Ge- würze benützt werden, Melissen, Thymian, Lavendel, Ros- marin, Salbei, Isop, Saturei oder Pfefferkraut, Münzen, Majoran. Die zahlreichsten Sippen sind Salvia, Thymus, Teucrium, Sideritis, Origanum, Nepeta, Stachys. Wenn diese Familien, besonders die Gynareen, Ci- choraceen und Labiaten den eigentlichen Ausdruck der mittelländischen ‚Flora hervorbringen, so giebt es noch mehrere kleinere, die dort ausschliessend vorkommen oder das Centrum ihrer Verbreitung haben. Dahin gehören die Dipsaceen mit etwa 70, die Plumbagineen (durch die Sippen Armeria und Statice) mit 50; die Lineen mit 40, die Frankeniaceen mit 10, die Orobancheen mit 20 (An- blatum), die Resedeen mit 20, die Agrimoniaceen mit 15, die Hypericineen mit-40 (Androsaemum), die Ru- scineen mit 5, die Papaveraceen mit 15, die Globula- rinen mit 8, die Campanulaceen mit etwa 90 (Jasione, Cervicina), die Plantagineen mit 50 Gattungen. Aber auch Gruppen, die im nordischen Reiche als überwie- gend bezeichnet wurden, erreichen erst hier ihr Maxi- mum und können bloss desswegen nicht als Typen der Flora betrachtet werden, weil sie gegen Norden nicht in gleich schnellem Maasse abnehmen, wie die genannten Gruppen, und erst dort ihre Präponderanz iiber andere Formen gleichsam zur Schau tragen. So finden wir hier gegen 500 Cruciferen (Calepina, Anchonium, Ochtho- dium, Succowia, Bunias, Cordylocarpus, Clypeola, Isa- tis, Biscutella, Peltaria, Lunaria, Ricotia, Petrocallis, Iberis, Anastalica, Eunomia, Bivonaea, Aethionema, Vella, Carrichtera, Farsetia, Berteroa, Savignia, Psy- chine, Pleroneuron, Eruca, Hirschfeldia, Moricandia), worunter die schönsten Repräsentanten der Familie zu unsern gewöhnlichsten Zierpflanzen gehören, wie Gold- lack, Levkojen, Nachtviolen; — über 300 Umbelliferen (Exoacantha, Echinophora, Hasselquistia, Daucus, /W'y- lia, Cuminum, Thapsia), 70 — 30 Amentaccen (Abe- so licea), worunter die edle Kastanie (Castanea vesca), Eichen mit essbaren Friichten und der Korkbaum, so wie die Eichen, welche Galläpfel und Scharlachbeeren liefern; gegen 30 Coniferen oder Nadelhölzer, deren gefliigelte Friichtchen sich hier ın schmackhafte Nüsse — Piniolen und Zirbelnüsse — verwandeln, oder deren Stämme köst- liche Harze, — Terpentin und Weihrauch, die Thränen der Phaetontiaden — oder herrliches Bauholz liefern, wie die Ihibanotische Ceder, Cedrus Libani, die uns an Salo- mo’s Tempel erinnert. Noch gieht es in der mediterra- neischen Flora einzelne Saxifrageen, iiber 60 Rosaceen (Spallanzania), Potentilleen und verwandte Formen, 40 Primulaceen (Coris, Cyclamen), etwa 30 Pomaceen und 160 Ranuneulaccen (Garidella, Nigella, Ceratocephalus). Die Zahl der tiefern im Norden vorherrschenden Formengruppen ist in der mittelländischen Flora bereits sichtbar im Abnehmen. Zwar finden wir noch an 300 Grä- ser (degilops), besonders aus den Sippen Punicum, Sti- pa, Phalaris, Triticum, Avena, Festuca, Bromus — es ist gleichsam die Gränzmarke der nordischen und der tro- pischen Gräser, wo jene aufhören, diese beginnen; aber auffallend ist das Verhältniss der eigenen mediterraneischen Cryptogamen zu den nordeuropäischen: Rhizopteriden und Equisetaceen noch gleich, aber weniger Farne und noch weniger, etwa 20, Laub- und Lebermoose ( Lunularia, Grimaldia, Corsinia), kaum 100 Flechten (Polystroma), dagegen doch an 200 Algen (Liagora, Rhodonema, Myr- sidium, Halimeda). ' | { Jene Gruppen, deren Artenzahl vom Pol gegen den Aequator hin zunimmt, sind hier bedentend zahlreicher, als im nordischen Reiche. Die Leguminosen insbesondere, gegen 700 an der Zahl, zeichnen sich durch mehrere, dieser Flora eigenthiimlich gehörige Sippen aus: Medi- cago, Falcatula, Hymenocarpus, Biserrula, Hippocre- pis, Ornithopus, Scorpiurus, Tetragonolobus, Ochrus, Dorycnium, Cicer, Stauracanihus, Sparlium, während mehrere andere hier ihr entschiedenes. Maximum haben, z. B. Ononis, Genista, Cytisus, Trifolium, Melilotus, \ 61 Lathyrus, Vicia, Lotus, Coronilla und Astragalus, wel- cher letztern Sippe geographische Verbreitung um des- willen merkwürdig ist, weil sie gleichsam 3 gesonderte Verbreitungsmaxima hat: Sibirien, Nordamerika und das mittelländische Littoral. Ferner finden wir hier, um nur die grössern Familien anzudeuten, gegen 40 Valerianeen (Centranthus), an 20 Jasmineen und Oleineen ( Phylli- rea), 40 Veroniceen, 10 Salicarieen (Suffrenia), 15 Te- rebinthaceen (Cotinus, Pistacia), 40 Convolvulaceen (Cer- via) an 100 Rubiaceen, grösstentheils noch die dem Nor- den angehörigen Stellat«e, ohne Interpetiolar - Afterblät- ter, an 30 Thymeläaceen, besonders Daphne und Passe- rina, 20 Gentianeen (Disandra), 20 Solaneen (Lycoper- sicum ), beinahe 200 Scrophularineen ( Triguera, Anar- rhinum, Celsia), besonders zahlreiche Verbasca, Scro- phulariae, Digitales, Linariae; 29 Evieineen, und dar- unter die nördlichsten Repräsentanten der capschen Sippe Erica, 20 Rhamneen, eben so viele Asclepiadeen, doch nur 4 Apocyneen, 15 Aristolochieen, ein Paar Cytineen (Cytinus), gegen 50 Sedeen, 24 Rutaceen (Ruta), 10 Aizoideen (Reaumuria), 30 Bihinantheen ( Rhinanthus, Trixago, Lafuentea), 50 Geraniaceen, besonders Ero- dium, 70 Malvaceen (Malope, Lavatera), 12 — 15 Fu- marljaceen (Sarcocapnos), 20 Polygaleen, von röhrenblii- thigen Synanthereen, Sprengels Eupatorinen, an 120 (Long-- champia, Lonas, Santolina, Lasiospermum, Carpesium, Micropus), von strahlenblüthigen an 300 (Apatanthus, Rhanterium, Bellium, Centrospermum); ausser diesen eigenen Sippen haben Inula, Senecio, Chrysanihemum, Pyrethrum, Anthemis, Achillea hier ihre zahlreichsten Formen. Von monochlamydischen Dicotyledonen finden wir schon an 100 Euphorbiaceen (besonders Euphorbiag und der baumartige Buchs, Buxus sempervirens), gegen 20 Urticeen, worunter der gemeine und Maulbeerfeigen- baum Ficus Carica und Sycomorus, 70 Chenopodeen (Thelygonum), 30 Amarantaceen (Cornulaca, Traga- num), 40 Polygoneen (Emex), besonders Ampfer, Ru- mex und Knöterich, Polygonum, einige Phytolaceen u. a. 63 Von.den nicht schon angeführten monocotyledoni- schen Familien erwähnen wir noch derjenigen, welche der mittelländischen Flora durch den Wohlgeruch oder die Schönheit ihrer Blumen ihren eigenthiimlichen Reiz mit verleihen helfen. Etwa 20 Irideen, gegen 200 Nareis- seen (Hermione, Queltia, Ajax, Lapiedra), besonders die zum Theil sehr nützlichen Gattungen des Lauches, (Allium), des Safrans, (Crocus), und selbst einige cap’sche Formen, wie Gladiolus, 70 — 80 Liliaceen ( Tulipa, Hyacinthus, Muscari, viele Scillae, Lilia, Fritillariae) und Hemerocallideen (Hemerocallis), 30 — 40 Colchica- ceen und Juncagineen (Colchicum, Merendera, Aphyl.- lanthes) verbreiten einen Reichthum vou Biumenschmelz iiber jene Fluren, den wir uns durch künstliche Pflege auch im höhern Norden anzueignen gesucht haben, Die Asphodeleen, die der südlichen Hemisphäre angehören, sind noch wenig zahlreich, etwa 25 — 30; auch Aspa- ragineen und Smilaceen kommen nur wenige, und Aroi- deen (Arisarum) 45 vor. Die nordischen Halbgräser, Junceen und Cariceen, verschwinden allmählig, und ma- chen den siidländischen ächten Cyperaceen Platz, von de- nen hier schon gegen 50 auftreten. | Endlich müssen wır noch die Thatsache berühren, dass in der mittelländischen Flora die ersten Repräsentan- ten mehrerer Pflanzengruppen erscheinen, die ausschliess- lich dem Tropenhimmel angehören. Unter diesen sind 14 Myrtacee, die Myrthe, Myrtus communis, 1 Laurinee, der Lorber, Laurus nobilis, und 2 Palmen, ein zwerg- artiger Chamaerops im südlichen Europa, und die baum- artige Dattelpalme, Phoenix dactylifera, am Sidrande des Reiches, die vorzüglichsien und edelsten. Ausserdem noch inzelne Lorarthaceen (Arceuthobion), Santalaceeen, Lo- ©... Paronychieen ( Corrigiola, Telephium, Que- ria), Portulaceen, Droseraceen (Aldrovunda, Drosophyl- lum), Berberideecn, Capparideen, Crassulaceen, Styraceen, Tiliaceen, Cucurbitaceen, Meliaceen, Verbeneen, Acan- thaceen, Balanophoreen (Cynomorium.). . Eine Nebenflora des mittelländischen Reiches bildet 63 die Flora der Azoren, Madeira= und Canarischen In- seln., Etwa 70 Synanthereen, grösstentheils Strahlenblü- thige (Bethencourtia) und Cichoraceen, an 30 Farne (Ba- lantium, (20 Leguminosen, besonders Spartium, Cyli- sus und ein Paar Cassiae), 16 bis 48 Labiaten, besonders Bystropogon, ebenso viele Boragineen, besonders Echia, und Sedeen, vorzüglich Semperviva, die auf den cana- rischen Inseln unstreitig ihr Verbreitungsmaximum errei- chen (daher Provinz der Semperviven bei Schouw), 10 bis 12 Rubiaceen (Barilingia, Plocama, Phyllis), Con- volvuleen, Euphorbiaceen, Cisteen und Cruciferen, 6 bis 8 Rhamneen, Solanaceen, Scrophularineen, Ranunculaceen, Caryophylleen, Umbelliferen (Drusa), Malvaceen, Hype- ‚zieineen, Gräser, Laubmoose (Astrodontium) und Flech- ‚ten bilden hauptsächlich diese Inselflora. Dass sich aber dieselbe der tropischen Flora Afrika’s nähere, geht dar- aus hervor, dass ausser zahlreicherer (4) Laurineen auch noch die Repräsentanten tropischer Familien auftreien, die in den übrigen Theilen des mittelländischen Reiches nicht vorkommen: Myrsineen und Pittosporeen. Als ei- gene Sippen dieser sporadischen Flora sind noch anzu- führen Chamüaemeles, Visnea, Canarina, Campylanthus aus den Familien der Pomaceen, Onagreen, Campanula- . ceen und Acanthaceen, Carlowizia der Cynarocephalen. Die einsame Insel Ascension scheint ebenfalls Aehn- lichkeit mit der mittelländischen Flora zu haben, enthält aber ausser ein Paar Gräsern und Flechten wenig Eigen- thitmliches. Die Capverdischen und Guinea - Inseln gehö- ren offenbar zur tropisch - afrikanischen Flora. Weithin im äthiopischen Ocean aber trägt der berühmte Felsen von St. Helena noch mediterraneische Formen. Einige Synanihereen aus der Gruppe der Röhrenblüthigen (Pe- irobium), darunter ein Paar Solidagines, die an Nord- amerika mahnen. 2 Cruciferen und eine Frankeniacce (Beatsonia), einige Farne, Moose, Leebermoose und ei- gene Flechten ( Usnea monumenti) aus dem nordisch- mittelländischen Reiche; einzelne Phyliceen und Pentape- teen aus dem vwäher liegenden, aber klimatisch doch fer- 64 neren Continent von. Afrika sind die emzigen Pflanzen, die das verlassene Grab des grossen V.erbannten umblühen. ll III. Sudasiatisches Reich. An den siidlichen Gränzen des nordischen Reiches hat auch Asıen seine mittelländische Flora. Diese um- fasst Arabien und Persien, die Hochländer Centralasiens, Kaschmir, Nepal, Butan und Thibet nebst den Quellge- bieten der ostindischen Ströme, China und das japanische Inselreich. Der allgemeine Charakter dieses Pflanzenreiches ist dem der mittelländischen Flora ähnlich. Doch sind die Gräser noch mehr ım Abnehmen, Wiesen noch seltener. Die Bäume und Sträucher entlauben sich zum Theil, die grössere Zahl ist immergrin. Die Blumen tragen zum grossen Theile noch europäischen Ausdruck, nähern sich aber im Siiden und Osten mehr und mehr der tropischen Manchfaltigkeit und Farbenpracht. Die Fruchtentwicke- lung steht auf der Stufe der mittelländischen Flora, doch gedeihen schon mehr rein tropische Apfel- und Melonen- früchte, Carica, Jambosa, Musa u. a. Die im nordischen und mittelländischen Gebiete vor- herrschenden Familien, Cruciferen und Umbelliferen, La- biaten, Caryophylleen, Boragineen, Ranunculaceen, Amen- taceen und Coniferen, kommen auch hier in verhältniss- mässig bedeutender, doch absolut sehr verminderter Zahl vor; zum Theil treten andere verwandte, aber edlere For- men, Capparideen, Araliaceen, Acanthaceen, Magnolia- . ceen, Dilleniaceen, an ihre Stelle. Im Verhältniss zu ih- rer eigenen Zahl und zum Gaitungen-Reichthum der Flora können Rhamneen, Celastrineen und Caprifoliaceen als vorherrschende Familien betrachtet werden. Obgleich gros- sentheils noch wenig bekannt, kann doch als feststehende Thatsache angenommen werden, dass diese Flora bedeu- tend ärmer an Gattungen ist, als die miitelländische. 65 Nebst den europäischen Cerealien und Obstarten wer- den, in grösserem Maasse, Reis, Mais und Sorgho, dann köstliche Tropenfrüchte, Bananen, Jambusen, Melonen- bäume, und mehrere tropische Knollengewächse, Cala- dium esculentum, Convolvulus edulis, angebaut. Die ungeheuren Gebirgsknoten des innern Asiens scheiden das Land und die Vegetation in drei wesentlich verschiedene Gebiete und Floren; ın der Mitte Hochebe- nen mit gewaltigen Gebirgsrücken, von denen grosse Strö- me nach allen Weltgegenden herabrauschen, östlıch und westlich terassenförmig abfallendes und zum Theil ın gros- sen Ebenen bis an die Küsten zweier Oceane sich fort- ziehendes, hin und wieder von niedrigern Bergketten un- terbrochenes Flachland. Unmittelbar an das mittelländi- sche Reich schliesst sich an 1. Die arabisch-persische Flora — Schou’ws Reich der Balsambäume, Arabisches Reich, Forskals Reich, Umfasst dıe arabische Halbinsel und „die des Sınal, dann das westliche und südliche Persien (Iran und Afgha- nistan) bis an den Sind und dessen Nebenströme, süd- wärts von dem indischen Ocean und seinen Busen, nord- wärts vom Taurus und den Steppen und Wiisten um das kaspische Meer begränzt. Eine noch wenig bekannte Flora, welche im Südwe- sten Arabiens in die Flora der gegeniberliegenden Küste von Afrika und von Habesch überzugehen scheint, um den Euphrat und Tigris den Formen des mittelländischen Reiches sich nähert und ım Norden Steppen-Vegetation enthält. ' Diese Flora zählt sehr wenige, kaum 10, eigene Grä- ser (Schima) und etwas mehr (ächte) Cyperaceen. Nur wenige Umbelliferen (Oliveria), aber noch ziemlich zahl- reiche (gegen 40) Cruciferen, an die sich schon gegen 20 Capparideen (Sodada, Maerua) anschliessen. Mit etwa 30 Labiaten, besonders Ocimum, Plectranthus, Phlomis, Leucas, streiten ziemlich eben so viele der tropischen Acanthaceen, besonders Ruellien und Barlerien, und eı- nige Verbenaceen (Charachera) um den Vorrang. Etwa 5 66 10 Caryophylleen (Buffonia) und eben so viele Boragi- neen wechseln mit ziemlich zahlreichen Saftpflanzen, Ai- zoideen, Sedeen, Portulaceen (Rocama, Papularia, Ory- gia) und Crassulaceen. Die Leguminosen und Synanthe- reen halten indifferente Zahlen ein: jene ungefähr 50 (Ca- dia), diese gegen 30, grösstentheils Röhren- und Strah- lenblüthige, nur sehr wenige Cynareen, und fast keine Cichoraceen mehr. Noch zählen die Ampelideen (Sae- lanthus), die Convolvuleen, die Asclepiadeen und Apo- eyneen, die Tiliaceen ( Antichorus, Ghadara, Glossoste- mum), die Rosaceen, Hiutaceen, Ranuncnlaceen, Hype- ricineen, Euphorbiaceen (Eraclissa), die Urticeen (Ko- saria), Liliaceen und Farne je 5 — 12 Gattungen. Wenn Schouw die Terebinthaceen und zwar die Zunft der Amy- rideen, Balsambäume, als vorragende Form dieser Flora bezeichnet, so versteht sich dieses nur von eineur kleinen Theile derselben ım Südwesten Arabiens, wo etwa 5 bis 6 Gattungen won Balsamodendron, besonders B. Opo- balsamum, Kataf und gileadense, köstliche Balsame lie- fern, — doch sind sie zu wenig zahlreich, um einer so ausgedehnten Flora ein entschiedenes Gepräge aufzudrü- cken. Eine Salıcinee, die auch in unsern Anpflanzungen bekannte Trauerweide, Salix babylonica, und eine My- ricee, Nageia arabica, sind die einzigen bekannten Amen- taceen, eine Fichte, Pinus arabica, die einzige Conifere dieser dürftigen Flora. Fast alle nicht genannten Fami- lien des mittelländischen Reiches sind hier durch einzelne oder 2 — 5 Repräsentanten vertreten; auch kommen ein- zelne Formen von tropischen Familien vor, die dort noch nicht hervortreten; so Menispermaceen (Cebatha), Sa- poteen, Malpighiaceen (Caucanthus), Ochnaceen, Me- hiaceen (Elcaja), Sterculiaceen ( Cuthamia), CGommeli- neen. Algen scheinen besonders im rothen Meere in zahl- reichen Gattungen (gegen 40 bekannt) vorzukommen. Fernere Entdeckungen und genauere Erforschung die- ser Länder müssen entscheiden, ob diese Flora eine selbst- ständige für sich bilde oder einer oder mehrern andern zugetheilt werden müsse, 67 2. Die Flora von Nepal und Tibet, Schouw’s Emo- disches Reich oder Wallich’s Reich. Das gewaltigste Hochland der Erde, an den Terras- sen des Himalaya bis zu einer Höhe von 10,000 Fuss und darüber mit Pflanzen bekleidet. Mittlere Temperatur -15=-4+?% RR Ein Gebirgsland, wie Kaschmir, Nepal, Butan und Tibet, muss auch hauptsächlich Gebirgsformen hervor- bringen. Daher finden wir hier auch eine auffallende Aehnlichkeit der Sippen®und Familien mit den europäi- schen, besonders der Gebirgsländer, doch sind die Gat- tungen ohne Ausnahme von den europäischen verschie- den. Aus der arctischen Region finden sich gegen 50 Laub- ‚moose (L,yellia, Brachymenium), doch nur äusserst we- nige Liebermoose und Flechten, gegen:20 Saxifrageen (Astilbe, Megasea), und nur einzelne Cruciferen. Eigne Gräser fehlen fast gänzlich, und auch Halbgräser giebt es nur wenige, etwa 30 Cyperaceen, grösstentheils Cariceae. Zahlreich sind dagegen die ausgezeichnetsten euro- päischen Formen. Gegen 30 Amentaceen (Salicineen, Cu- puliferen und Betulineen) und 12 — 15 Coniferen von allen Gruppen bilden den Baumschlag des emodischen ‚Reiches; zu ihnen gesellen sich, verhältnissmässig beson- ders zahlreich, Caprifoliaceen, Corneen, Rhamneen, Ce- lastrineen, zusammen gegen 50, welche die charakteri- stischen Formen dieser Flora zu seyn scheinen, so wie einige Acerineen (Dobinaea), Jasmineen, Grossularieen, Terebinthaceen , Berberideen und Pomaceen, fast lauter neue Gattungen unserer Stein- und Kernobst-Sippen, — im Wesentlichen dennoch eine ganz europäische Baum- und Strauchbildung. Die ausgebreitetsten europäischen Fa- milien krautartiger-Pflanzen finden sich hier wieder; doch in verminderter Anzahl: Umbelliferen etwa 20, Caryo- phylleen 12 — 15 (Brachystemma), Labiaten gegen 50 (Stenarrhena, Craniotome, Leucosceptrum, Colghunia). Die Leguminosen nehmen ab und sind grösstentheils tro- pische Formen, wie Crotolaria, Indigofera, Hedysarum, im Ganzen 50 — 60 (Parochetus, Dumasia). Dasselbe 5%# 68 ist der Fall mit den Synanthereen, deren Zahl sich auf etwa 70 beläuft: grösstentheils Strahlen- und Röhrenblü- thige (Leucomeris, Adenostemma); die Cynarocepha- len und Cichoraceen verschwinden allmählig, obwohl ih- nen Klima und Temperatur zusagen müssten: der Masse derselben ist die europäisch-mittelländische Flora zur un- widerruflichen Heimath angewiesen. Von etwa 40 Rubia- ceen ist ein Theil noch den europäischen Stellaten ange- hörig; die grössere Hälfte hat tropische Charaktere (Hy- menopogon, Leicesteria). No®h erwähnen wir von Fa- milien, die ın der nördlichen gemässigten Zone ihr Ver- breitungsmaximum erreichen, die Primulaceen mit 20, Cam- panulaceen mit 12 (Glossogomia), Rosaceen, Potentilleen und Dryadeen mit 30, Spiräaceen (Neillia) mit 5, Ranun- enlaceen mit 25, Ericineen mit 15, Gentianeen mit 10, Polygoneen mit 30 Gattungen, denen noch die verwand- ten Begoniaceen anzureihen sind, während Chenopodeen und Amentaceen fast gänzlich fehlen, Während diese Formen eine unwidersprechliche Ver- wandtschaft mit dem europäisch-mittelländischen Formen- kreise andeuten, wobei wir alle kleinern europäischen Fa- milien, die hier auch Alle einzelne Repräsentanten haben, weglassen, deuten andere Erscheinungen auf die Thatsa- che hin, dass hier auch der Knoten sei, aus welchem die tropische, wie die nordische Vegetation emanirt, dass diese beiden Hauptpole der Pflanzenwelt, in ihrer äus- sern Erschemung, hier gleichsam mit einander im Kam- pfe sind. Von grossen Familien, "die. gegen den Aequa- tor hin an Zahl zunehmen, nennen wir vor allem die Farne und die Orchideen. Von jenen kennt man gegen- wärtig in dieser Flora gegen 80 (Feptostegia, Neuronia, Peranema), von diesen über 70 mit vielen eigenen Sıp- pen, (Paragnathis, Gastrochilus, Pholidota, Ptilocnema, Pleione, Anisopetalum, Empusa, Dienia). Jene tropi- sche Familien, welche wir in den bisher abgehandelten -Floren in einzelnen Formen auftreten sahen, nehmen hier ‚schon bedeutend zu: so zählen wir Acanthaceen, Verbe- neen (Asaphes, Hemiphragma), Loranthaceen, Myrsi- 69 neen, Solanaceen (.Anisodus), Liobeliaceen, Balsamineen, Menispermaceen (Hollböllia), Scrofularıneen ( Cybban- thera, Sopubia), Euphorbiaceen, Urticeen, 'Lanrineen, Aroideen, Commelineen (Cyanotis), Asparagineen (Di- sporum, Compsanthus) zu 10 — 15 von jeder Familie. Ausser diesen dringen aber auch noch andere Gruppen, unter den bisher betrachteten . Vegetationsbezirken. hier zum erstenmale, freilich unter gleicher Breite mit den südlichen Gränzen des mittelländischen Reiches, bis zu dieser Höhe über dem Meere vor; Pentapeteen (Jackia), Passifloreen, Ternströmiaceen, Dilleniaceen, Bignoniaceen ( Trichosporum), Sapoteen, CGombretaceen, Melastomeen, Magnoliaceen, Burmanniaceen, Piperaceen und, in zien- licher Anzahl, Scıtamineen, besonders von den Sippen Hedychium und Costus.. Lilienartige Gewächse, mit Zwie- bel- und Knollenwurzeln scheinen nur sparsam vorzu- kommen. 3. Die chinesisch-japanische Flora, Schouw’s Reich der Camellien und Celastrineen oder HKümpfer’s Reich. Umfasst das nördliche China bis zum 25° nördlicher Breite herab, Korea, das japanische Inselreich und die Lieukieu-Inseln. Die mittlere Wärme ist -- 10 = - 16°R. Diese im Ganzen noch wenig bekannte, aber höchst eigenthiimlich ausgeprägte Flora zeichnet sich unter: allen aussertropischen Formenkreisen durch Pracht und Reich- thum der Blumen aus, welche jedoch meistens. geruchlos sind. Ihre Sippen nähern sich im Wesentlichen noch sehr der europäischen, doch sind die Gattungen verschieden; im Süden ein schneller Uebergang zu tropischen :Gestal- ten. Die meisten japanischen Bäume und Sträucher ins- besondere halten in Europa im Freien aus. Gräser treten hier minder zahlreich hervor, als ın der Flora von Nepal, etwa 50 Gattungen, doch ohne aus- gezeichnete Bildungen. Die Cyperaceen und Juncaceen nehmen dagegen bedeutend ab; man kennt bis. jetzt nur ungefähr 20 Gattungen. Moose, Lebermoose und. Flech- ten aus dieser Flora sind noch fast gar nicht bekannt. «o Von etwa 20 Kätzchenbäumen sind Eichen am häu- figsten; sie sind, mit Ausnahme von Salisburia, wie ge- gen 15 Coniferen (Belis) europäischen Sippen angehörig, doch in abnehmender Zahl und abweichender Gestalt. Ausser diesen Bäumen kommen noch ziemlich zahlreiche baum- und strauchartige Rosaceen, Dryadeen und Poten- tilleen (Kerria) etwa 40, Pomaceen, ungefähr 20, und Spiräaceen, etwa 10, ferner Jasmineen (Forsythia), Aceri- neen, Terebinthaceen, Ampelideen und Berberideen (Nan- dina) vor, welche an die europäische Vegetation mah- nen. — Die vorherrschenden Familien des südasiatischen Reiches begegnen uns aber auch hier wieder: über 50 Rhamneen, Celastrineen und Ilicineen ( Aglaia, Skim- mia, Othera, Orixa, Hovenia, Bumalda), an 20 Cor- neen (Aucuba), besonders Fiburnum, mehrere Capri- foliaceen. Hiezu gesellen sich noch veihältnissmässig zahl- reiche, aus dem ostindischen Reiche heriüberstreifende Aurantiaceen (20), Magnoliaceen (20) und Annona- ceen (10 — 12), und zwei kleine Strauchfamilien, die dieser Flora ausschliesslich angehören oder daselbst ihre srösste Zahl erreichen, — die Camelliaceen, wozu der Theestrauch gehört (Camellia, Thea) mit ungefähr 10, und die Chlorantheen (Chloranthus, Nigrina, Creodus) mit 5 — 6 Gattungen. Die grossen iiber die ganze Erde verbreiteten Fami- lien der Legtminosen, Synanthereen und Orchideen schei- nen in dieser Flora nur wenig vertreten zu seyn, Die Zahl der Leguminosen belauft sich auf etwa 80 ( Rhin- chosia, Phyllolobium), der Synanthereen vielleicht auf 100 (Grangea, Callistema, unsre Gartenaster), der Or- chideen auf 40 (Glossaspis, Coelogyne). Dolichos- der Leguminosen; Prenanthes der Synanthereen, Cymbidium der Orchideen sind, nach den bisherigen Kenntnissen, die überwiegenden Sippen. Die in der nordischen und mittelländischen Flora vor- herrschenden Formen nehmen an dieser östlichen Gränze der Welt sehr ab. Es finden sich nur einzelne Saxifra- geen, grösstentheils einer von der europäischen. sehr ab-. . ei weichenden Gruppe (Hydrangea, Hortensia) angehörig, 30 — 40 Ranunculaceen, besonders grossblumige Clema- tides und Päonien, eben so viele Labiaten ( Dentidia), besonders Ocimum, vielleicht 20 — 30 Cruciferen, wo- von wir den chinesischen Oelrettig erwähnen, Umbellife- ren (Zuckerwurzel, Sium Sisarum und Ninsi) und Po- lygoneen, 5 — 10 Caryophylleen, Fumariaceen, Hyperie cineen, Campanulaceen, Gentianeen, Boragineen, Primu- laceen (Doraena), Ericineen (Melodora, Enkyanthus), Chenopodeen u. d. gl. Unter 50 — 00 monoeotyledoni- schen Knollen- und Zwiebelgewächsen ragen besonders zahlreiche Lilien, dann eigenthümliche Hemerocallideen (Pollia, Funkia) hervor. Dagegen werden hier jene Familien, die unter den Wendezirkeln ihr Maximum haben, überwiegend. Von Rubiaceen (Adina, Vangueria, Stylocoryna), Verbena- ceen (Xenopoma, FVeigelia, und verhältnissmässig zahl- reiche Gattungen von Vitex und Clerodendron), Euphor- biaceen (Elaeococcus, Vernicia, Firnissbaum, Tricaryum)’ und Urticeen (Vanieria) finden sich 25 — 40 Gattungen von jeder Familie; von Malvaceen, Ternströmiaceen, Myrtaceen, Cucurbitaceen, Araliaceen,: Rutaceen, Meni- spermaceen, Meliaceen (Kölreutera), Melastomaceen, Ona- green ( Goniocarpus), Santalaceen, Styraceen, Thymeläa- ceen, Myrsineen (Bladhia), Apocyneen (Dissolena), So- lanaceen (Dartus), Acanthaceen, Laurineen, worunter: der KRampherbaum, Cinnamomum Camphora, vorzüg- lich bemerkenswerth ist, Amarantaceen (Polychroa), Com- ınelineen, Asparagineen, Scitamineen, Aroideen (Rohdea),' Piperaceen, — 5 — 2% Specien aus jeder Gruppe. We- niger zahlreich sind Sapindeen, Sterenliaceen, Hippocra- teaceen, Philadelpheen ( Deutzia), Myristiceen, Bomba- ceen, Samydeen, Malpighiaceen, Calycantheen (Chimo- nanthus), Musaceen, — vereinzelt stehen eine Palme (Rhapis flabelliformis), ein Pandanus, eine Cycadee. Die Farne (etwa 50) gehören grösstentheils noch dem nordischen Typus an. China und Japan bilden die Flora der Prachtblumen «2 — unsere Camellien, Hortensien, Päonien, Astern, Cor- choreen, Hibiscus Rosa sinensis, und Chrysanthemum indicum mit seinen zahllosen Spielarten sind die vorzüg- lichsten Repräsentanten derselben in unsern Gärten und Gewächshäusern. Ku, IP. Ostindisches Reich. Das ostindische Reich umfasst die beiden Halbinseln diesseits und jenseits des Ganges und die zahllosen gros- sen (CGeylon, Sunda-Inseln, Molukken und Philippinen) und kleinen Inseln, welche osiwärts von derselben zu bei- den Seiten des Aequators über den indischen und stillen Ocean ausgesäet sind. Mittlere Temperatur: — 15° = + 23° B. Die Gräser werden seltner, das lachende Grün un- serer Fluren verschwindet, Wiesen giebt es nicht. Da- gegen werden strauch- und baumartige Gewächse häufi- ger, und selbst krautartige Pflanzen erheben sich öfters zuv Hohe und Grösse von Bäumen (Musa, ARicinus). Die Bäume ‚sind immergrün und verlieren niemals ihr Laub; die Blätter sind meistens glänzend und oft von un- geheurer Grösse. Gesellige Pflanzen sind selten; eine un- endliche Anzahl von Formen ist im bunten Wechsel durch- einander gemengt; parasitische und Schlingpflanzen wer- den häufiger. Die Blumen zeichnen sich eben so sehr durch Grösse und edle Gestalt, als durch die Pracht ih- rer glänzenden lebhaften Farben und durch Wohlgeruch aus. Die Fruchtbildung erreicht ihre höchste Entwicke- Jung; ungeheure und köstliche Aepfel- und Kürbisfrüchte hängen an niedrigen Pflanzen (Cucurbitaceen) wie an ho- hen und majestätischen Bäumen (Carica, Durio, Arto- carpus u. A.). Was aber das ostindische Reich vor allen auszeich- net, ist die Araft, die seiner Pflanzenwelt inwohnt. Wie der Diamant von Golconda härter, reiner und edler ist, 73 als der brasilische, wie Ostindien in seinen Elephanten, Rhinoceroten und menschenähnlichen, aufrecht gehenden Affen eine höher ausgebildete Thierwelt besitzt, als Ame- rika, so trägt es auch in seiner Vegetation das Gepräge eines höhern, kräftigern Alters, denn die alte Welt, wel- cher es angehört, ıst nicht bloss historisch, sie ıst auch geognostisch älter, in allen ihren Formen gediegener, kräftiger und edler. Ostindien mit seinen Inseln ist die Heimath der köstlichsten Gewirze (Zimmt, Ingwer, Ge- wirznelken, Muskatnüsse, Pfeffer und viele andere), der wirksamsten Arzneimittel, der edelsten Frichte (Gujaven, Jambusen, Durio, Mangostanen, Orangenfrüchte, Bana- nen, Kokosniüsse u. s. w.). Dort kommen die vorzüglich- sten Holzarten (Ebenholz, Adlerholz, Kalambak, Thik- und Sandelholz, Eisenholz), die feinsten Harze und Gummi- arten, aber auch die fürchterlichsten Gifte, besonders aus den Familien der Apocymeen und Strychneen, vor. Dort bliihen die herrlichsten Blumen der Erde, ausgezeichnet durch prachtvolle Gestalt und Farbe und süssen Wohlge- ruch, z. B. Uvaria, Calophyllum, Astrapaca, Amhor- stia, Gardenia, Neesia, und tausend andere. Die Kultur des ostindischen Reiches hat unsere euro- päischen Cerealien verlassen: dafür werden Reis, Hirse, Sorghogras und Coracan (Eleusine Coracana) gebaut; an die Stelle der Kartoffeln treten Jamswurzeln (Diosco- rea) und Erdniüsse (Arachis hypogaea) und auf. den Süd- see-Inseln einige Aroideen, besonders der Taro (Cala- dium esculentum); eigenthiimliche Hülsenfrüchte, beson- ders Bohnen, Faseln ( Dolichos) und Soja, und statt un- serer Obstsorten die oben genannten tropischen Früchte. Das europäische Colonisationssystem hat sich der Kultur jener Gewächse bemächtigt, die als Gewürze oder Nah- zungsmittel (Kaffee, Zucker, die oben genannten Arome), als Färbematerialien (Indigo, Gelbwurz) oder als Stoff zur Bekleidung (Baumwolle) der Gegenstand eines aus- gedehnten Handels geworden sind. 5 In dem ostindischen Reiche unterscheiden wir vor- läufig 5 Vegetationsgebiete, welche indessen, da die hin- 74 terindische Halbinsel noch wenig bekannt ist, in der Folge mit noch einigen weitern Provinzen oder Floren vermehrt werden dürften. 1. Die Flora des ostindischen Continents, bei Schouw das Reich der Scitamineen, indisches oder Roxburgh’s Reich. Die beiden ostindischen Halbinseln diess- und jen- seits des Ganges, die Insel Ceylan und die den Kiisten zunächst liegenden kleinern Inseln, nebst den Malediven, Lakediven, Andamanen und Nicobaren, und das südliche Chinz. Ein ungeheures Gebiet, das zu ausgedehnt ist, um nur einer Flora’ anzugehören, das aber doch in seinen Hauptumrissen überein zu stimmen scheint. Der grösste Theil der jenseitigen Halbinsel ist noch wenig, im Innern völlig unbekannt; Cambodja, Laos, Cochinchina, Tunkın und das siidliche China mit Hainan bilden vielleicht eine eigne, zwischen der ostindischen und chinesisch - japanı- schen das Mittel haltende Flora. Die Quellgebiete der hin- terindischen Ströme, Sileth, Assam und die Gränzländer der chinesischen Provinz Yün-nan, haben Gebirgscharak- ter und nähern sich der hochasiatischen Flora. | Die nordischen Formen verschwinden: hier allmäh- lig; nur 6 bis 7 Kreuzblüthige finden sich noch vor, ein einziger Zapfenbaum und einige wenige Amentaceen (Mo- rella); die mittelländischen Formen sind sehr im Abneh- men: doch noch iiber 100 Labiaten (Lumnitzera, Coleus, Colebrookia, Leucas), gegen 30 Gentianeen ‚(Pladera, Canscora), und Boragineen, besonders Heliotropia, je 10 — 12 Caryophylleen, Ranunculaceen, Canipanulaceen und Chenopodeen, einzelne Primulaceen (Hornemannia) und noch. ein Paar Umbelliferen (Trisanthus), so wie ei- nige wenige Rosaceen und Pomaceen (Carallia). Die über die ganze Erde verbreite:en grossen Fami- lien kommen auch hier in zahlreichen Formen und zum Theil eigenthümlichen Sippen vor: über 400 Legumino- sen (Aloöxylon, Guilundina, Adenanthera, Baryxylon, 76 Butea, Galedupa, Flemingia, Carpopogon, Pueraria, Sarcodum, Malocchia, Hardwickia, Tumarindus, Cya- mopsis, Citta, Dicerma, Lourea, Jonesia, Entada, Nep- tunia), worunter zahlreiche Bäume und Sträucher, am häufigsten Crotalaria, Indigofera, Cassia, Dolichos, Pha- seolus, Tephrosia, Glycine; doch kaum 100 Synanthe- reen, grösstentheils Eupatorinen (Placus) und Strahlen- blüthige (Enydra), aber nur äusserst wenige Cynareen und Cichoraceen, die hier allmählig verschwinden. Die Gräser sind an Gattungen zahlreich, aber sie wachsen nicht mehr gesellig, sondern, wo sie nicht angebaut sınd, zerstreut, mit mehrern eigenthimlichen Sippen (Orope- tium, Diaphora, Stegosia, Cymbachne, Peltophorus, Trachys, Pommereulla, Elytrophorus, und Reis, Oryza), dann baumartigen Riesenformen (Bambusa), im Ganzen gegen 300 Gattungen. Verhältnissmässig zahlreicher (über 300 Specien) sind die Cyperaceen im engern Sinne und Restiaceen, besonders aus den PEN Cyperus, Scirpus, Fimbristylis. Die niedrigern und kleinern Strauchgewächse der nor- dischen Floren sind hier gleichfalls im Abnehmen: nur noch wenige Ericineen (Acosta) und Thymeläaceen (Oc- tarillum), und höchst vereinzelte Caprifolioceen (Aidia), Corneen, Tamariscineen und Acerineen. Dagegen sind die Rhamneen und Celastrineen, die in Mittelasien und Chi- na ihr Maximum zu erreichen scheinen, sehr zahlreich, über 60 Gattungen (Septa, Opilia, Tralliana, Nerija, Senacia, Hydnocarpus). Im Allgemeinen sind strauch- und baumartige Ge- wächse in Ostindien zahlreicher als Kräuter. Unter jenen holzartigen Pflanzen, die in den Tropenländern häufiger sind oder denselben ganz angehören, bemerken wir als eigenthiimliche, für Ostindien, wo sie ihr Maximum er- reichen, charakteristische Familien die der Dilleniaceen mit 15 — 18, Aurantiaceen mit eiwa 25 (Triphasia, Fe- ronia, Aulacia, Bergera), Jasmineen mit ungefähr 40 Gattungen, dann die kleinen Gruppen der Pentapeteen (Pentapetes, Pterospermum, Kydia, Eriochlaena), mit 76 10, der Millingtoniaceen mit 4 —5 Gattungen, und der (ungeheuren Bäume) Dipterocarpeen und Alangieen. Von andern gegen den Aequator an Zahl zunehmenden Fami- lien sind die bemerkenswerthesien: gegen 200 Rubiaceen; grösstentheils rein tropische Formen, wie Nauclea, Mo- randa, Gardenia, Mussaenda , und mehrere eigenthiüm- liche (Zuccarinia, FYebera, Stigmatanthus, Urophyl- lum), an 150 Acanthaceen (Dilivaria, Harrachia, Phay- lopsis, Lepidagathis, Adenosma), je 40 — 70 Cappari- deen (Aanthophyllum, Arsis, Shorea, Gynocardia), Am- pelideen, Tiliaceen (Brownlowia, Berria, Espera), Myr- taceen (Pygeum, Opa, Careya), Apocyneen ( Peltanthe- ra, Holarrhena, Cryptolepis, Beaumontia, FVrightia, Lygodysodea, Oncinus), und Verbenaceen (Porphyra, Congea, Streptium, Holmskjoldia, Siphonanthus, Wall- rothia, Gmelina); je 20 — 40 Annonaceen (Artabotrys, Melodorum), Loranthaceen, Menispermaceen (Tiliacora, Limacia, Coscinium, Fibraurea, Nephroia, Pselium, Braunea), Sapindeen (Euphoria, Nephelium, Allophyl- lus, Aporetica, Usubis), Stereuliaceen (Heritiera, South- wellia), Bignoniaceen, Myrsineen (Pyrgus, Athrophyl- Zum), Laurineen (Tomex, Hexanthus) mit den kostbar- sten gewürzhaften Binden, Zimmt und Cassia, und Pal- men (Nipa, Elate, Taliera, VVallichia); je 10 — 20 Te- rebintaceen (Rumphia, Euthemis, Syndesmis, Harpul- lia, Garuga, Buchanania, Tetradium, Pimela), Hip- pocrateaceen (Salacia, Triceros), Sapoteen (Helicia, Hun- teria, Bassia), Meliaceen (Amoora), Ochnaceen, Mal- pighiaceen (Ventilago , Vitmannia, Niota), Bütineria- ceen, Rutaceen (Sarothra, Jambolifera), Hermaniaceen, Styracineen (Cyrtae), Melastomaceen, Samydeen und Gutti- feren (Cambogia, Oxycarpus, Mesua, Xanthochymus); je 5 — 10 Olacineen (Johnia), Flacourtianeen (Cali- spermum, Stigmarota), Eläocarpeen (Adenodus, ‚Craspe- dum, Vateria), Connaraceen (Omphalobium), Bomba- ceen, Myristiceen ( nema), Memecyleen und die aben- theuerlich gestalteten Pandaneen und Rhizophoreen. Aus der südlichen Hemisphäre streifen schon einzelne Protea- 77 ceen, aus der chinesisch- japanischen Flora Camelliaceen herüber. Unter den krautartigen tropischen Familien sind für Ostindien charakteristisch und erreichen dort ihr entschie- denes Maximum die Balsamineen mit 25 — 30 (Hydro- ces‘a, Tithonia), die Cucurbitaceen ( Muricia) mit mehr als 50 Gattungen, besonders durch dıe Grösse, Gestalt oder den Nutzen ıhrer Früchte ausgezeichnet, und vor allem die Scitamineen, über 100 an der Zahl, mit mei- stens grossen, glatten und glänzenden, ganzrandigen Blät- tern und gewöhnlich knolligen, häufig gewürzhaften (Ing- wer, Zitwer) und lebhafs gefärbten Wurzeln. Sie erhe- ben sich in den nahe verwandten, noch einer grossen Sichtung benöthigten Musaceen oder Bananen, mit unge- heuren Blättern und köstlichen Friichten, 15 — 20 an der Zahl, zu edlen baumartigen Formen. Auch die sudame- rikanische Gruppe der Canneen zählt hier 15 — 20 Re- präsentanten. Ausserdem sind hier noch durch zahlreiche Formen, theils baum - und strauchartig, theils Kräuter, die Euphorbiaceen, gegen 200 (Emblia, Nymphanthus, Cathetus, Bridelia, Microstachys, Hexadica, Codiaeum, Commia, Claoxylon, Cometes, Gelonium, Homonoia, Rhytis, /Funderbaum, Ricinus), die Malvaceen mit un- gefähr 120, besonders Hibiscus und Sida, die Convol- vulaceen mit 100, (Erycibe, Argyreia, Rotula, Neuro- peltis, Grammica) und die Urticeen mit 80 — 00 Gat- tungen, besonders Feigen, vertreten. Nächst diesen sind zahlreich: mit je 40 — 70 Gattungen die Asclepiadeen, (Hemidesmus, Cryptostegia, Sarcolobus), die Solana- ceen (Dartus, Cerium), Scrophularineen (Limnophila, Achimenes, Diceros, Razumowia), die Rhinanthaceen (Henckelia, Curanga) und Paronychieen; mit 20 — 40 Formen, die Salicarieen (Adambea), Onagreen ( Cubo- spermum), Amaryllideen, Asphodeleen, Asparagineen (Le- debouria, Oncus, Peliosanthes, Flagellaria, Roxbur- ghia), Aroideen (Lasia) und Piperaceen (besonders schwar- zer Pfeffer, Cubeben urd Betel), die Commelineen (Gar- eiana). Orchideen kommen ım Verhältnisse zu ıhrer Ge- 75 sammtzahl nur wenige, etwa 40 — 50, vor. Auch die meisten kleinern Familien haben in Ostindien ihre Reprä- sentanten, zum Theil in eigenthimlichen Sippen: Nycta- gineen (Axia), Santalaceen (Sirium, Lagenula) , Viola- rieen (Pentaloba), Aızoideen (Rapinia), Sedeen ( Gise- kia), Oxalideen (Averrhoa), Orobancheen ( Aeginetia), Aristolochieen (Bragantia), Hydrocharideen (Physcium), Najaden (Hydrogeton) u. s, w. Wenig zahlreich sind die Cryptogamen: etwa 100 Far- ne, je 15 — 20 Gleicheniaceen (Ellobocarpus), und Ly- copodiaceen, einzelne eigenthümliche Laub- und Leber: moose und Flechten, 40 — 50 Algen etc. Diese allgemeinen Umrisse gelten so ziemlich von al- len Floren des ostindischen Reiches; wir werden. dem- nach, um Wiederholungen zu vermeiden, bei den ihri- gen Floren desselben nur das anführen, was sie vor die- sem Vegetationsgebiete auszeichnet. f 2. Die Flora der Sunda-Inseln (Sumatra, Java, Bor- neo und Celebes, nebst den benachbarten kleinern Inseln), bildet mit der folgenden Flora bei Schouw das Polynesi- sche oder Reinwardt’s Reich, dessen mittlere Tempera- tur zu — 15° = 4 23° BR. angegeben wird. Diese Flora hat noch den Charakter einer Continen- tal-, mit den Eigenthümlichkeiten der Insularflora ver- mischt. Auffallend gering ist die Zahl eigenthümlicher Gräser (Homoplitis) und Cyperaceen. Die charakteristi- schen Formen der ostindischen Festlandflora treten auch hier noch, doch in verminderter Zahl, hervor; unter ıh- nen zeichnen sich die Aurantiaceen, 25 — 30, durch meh- rere eigenthiimliche Sippen, (Clausena, Sclerostylis, Mi- cromelum) aus. Vorherrschend sind aber auf den Sunda- Inseln Annonaceen, gegen 50 (Orophea, Sarcocarpon, Sphaerostemma), Magnoliaceen, gegen 20 (Manglietia, Aromadendron), und ganz vorzüglich Meliaceen, unge- fahr 60, mit zahlreichen eigenen Sippen (Sandoricum, Lansium, Aphanamixis, Epicharis, Aglaia, Chisochae- ton, Didymocheton, Dysoxylon, Goniocheton, Cipa- 9 dessa, Calpandria, Carapa). Ganz eigenthümlich sind dieser Flora die Gruppen der Cyrtandraceen (Cyrtan- dra, Didymocarpus, Loxonia, Aeschynanthus) mit et- wa 30, und der riesenblumigen, schmarotzenden Raffle- siaceen mit 4 — 5 Gattungen (Rafflesia, Brugmansia). Die nordischen Formen, Cruciferen, CGaryophyllaceen, Umbelliferen, Boragineen, u. a. verschwinden allmählig ganz; dagegen enthält insbesondere die üppige Vegetation der vulkanischen Insel Java fast von jeder grössern tro- pischen Familie eigenthimliche Sippen: so die Dillenia- ceen (Capellia), die Menispermaceen (Gynostemma, Clipea, Meniscosta, Jodes), die Nymphäaceen ( Casta- lia), die Bixineen (Echinocarpus, Trichospermum), Po- lygaleen (Soulamea), Dombeyaceen (Visenia, Maran- thes), Tiliaceen ( Diplophractum, Porpa, Neesia), Eläo- carpeen (Acronodia), Ternströmiaceen (Geeria, Schima, Blumia, Haemocharis), Hypericineen (Eratoxylon), Gut- tiferen (Apoterium, Gynotroches), Sapindaceen (Irina, Erioglossum, Aphania, Mischocarpus, Lepisanthes), Am- pelideen (Pterisanthes), Rutaceen (Picrosma), Simaru- been (JNiota), Celastrineen (Crypteronia), Aquifoliaceen (Lepionurus), Rhamneen (Eurycoma, Actegeton, Daph- niphyllum, Illigera, Strombosia), Terebinthaceen ( Phi- lagonia, Coniogeton, Bischoffia, Leucoxylon), Legumi- nosen (Pongamia, Andira, Rieseria), deren Zahl jedoch verhältnissmässig sehr gering ist, Amygdaleen ( Polydon- tia), Rioosaceen (Pyrenaria, Adenilema, Rhinanthera, Euphronia), Myrtaceen (Glaphyria), Rubiaceen ( Meta- bolus, Litosanthes, Gynopachys, Spiradiclis, Gynoch- todes, Lasianthus, Helospora, Lecananthus, Psilobium), Caprifoliaceen (Mastixia, Diacicarpium, Polyosma), Synanthereen, deren Zahl übrigens sehr gering zu seyn scheint (Phyllocephalum, Tetractis, Asteromoea, Rhyn- chospermum), Ericineen (Diplycosia, Vireya, Prosthe- sta, Hymenanthes), Oleineen (Pachyderma, Myxopy- rum), Strychneen (Picrophloeus, Cyrtophyllum), Apo- eyneen (Leuconotis, Hydnophytum, Hedycarpus, Or- chipeda, Kopfia, Helygia, Chilocarpus), Asclepiadeen 80 (Phylianthera, Leposma, Leptostemma, Conchophyl. lum), Gentianeen (Enicostema, Tripterospermum), Bi- gnoniaceen (Calosanthes, Trommsdorffia, Agalmyla, Tiuhlia, Rhynchotechum, Centronia), Convolvulaceen ( Lepistemon), Solanaceen (Cotylanthera), die sehr we- nigen Labiaten (Dysophylla, Achyrospermum), Verbe- naceen (Geunsia), Acanthaceen (Asystasia, Nomaphila, Strobilantihes), Primulaceen (Epithema), Nyctagineen (Epi- lithes), Amarantaceen (Psilotrichum, Tryphera), Thy- . meläaceen (Eriosolena), Santalaceen ( Platea, Stemonu- rus), die besonders zahlreichen Euphorbiaceen *) (Ade- nocrepis, Actephila, Leiocarpus, Sceposma, Glochidi- onopsis, Melanthera, Sauropus, Cyclostemon, Tricho- stemon, Iyparosa, Baliospermum, Erythrocarpus, Spa- thiostemon, Cheilosa, Ostodes, Elateriospermum, Clei- dion, Erythrochilus, Pachystemon, Cnesmosa), Urticeen (Brongniartia, Gynocephalum, Conocephalus, Epicar- ‚purus, Aporosa, Sciaphila), Cupuliferen (Lithocarpus), Plataneen (Engelhardtia), Coniferen (Altingia), Seita- mineen (Cenolophon, Donacodes, Diracodes), und vor allem die Orchideen, von denen Blume allein 80 der ja- vanischen Flora angehörige neue Sippen aufgestellt hat, deren Aufzählung hier zu weit führen würde. — Einzelne Proteaceen und neuholländische Myrtaceen, Melaleuca, Metrosideros, deuten den allmähligen Uebergang zum au- stralischen Reiche an. Farne und Lebermoose, besonders Jungermanniaceen, sind häufiger als auf dem Festlande, doch scheinen nur wenige eigenthümliche Algen vorzu- kommen. Die grössten bekannten Laubmoose der Erde spriessen in dem brennenden Klima von Java hervor. Schouw betrachtet die Gebirgsflora von Java, über 5000 Fuss Meereshöhe, als ein eigenes Reich, das er das hochjavanische oder Blume’s Reich nennt. Zwar treten hier nordische Formen, zahlreiche Cupuliferen, Eichen insbesondere, in ganzen Wäldern, und fremdartige Goni- *) Blume hat auf Java allein über 70 neue Gattungen Fieus entieckt. s1 feren, Podocarpus, Agathis, auf und bilden unter dem Aequator eine emodische Vegetations-Oase, denn der Pflan- zenschöpfung des Himalaya - Weltrückens ist diese Flora zunächst verwandt. Auch europäische Kräutersippen, je- doch von eigenthümlichen Gattungen, Veronica, Lysima- chia, Viola, Gentiana, Bellis, Galium, kommen hier wieder zum Vorschein; doch sind diese sparsamen Reprä- sentanten einer fernern Heimath auf einen zu engen Raum beschränkt, und zu sehr mit überwiegenden tropischen Formen vermischt, als dass die Annahme eines eigenen Reiches nöthig oder auch nur räthlich erschiene. Wir be- trachten dieses Gebiet als eine der unter allen Zonen wie- derkehrenden Abweichungen von dem Typus des entspre- chenden Reiches, welche von einer gewissen Höhe über dem Meere bedingt werden. 3. Die Flora der ostindischen Inseln, Schouw’s Ocea- nisches Reich zum Theil, umfasst das mit zahllosen Ei- landen bedeckte Meer zwischen Hinterindien und Neuhol- land, die Molukken und die lange Reihe grösserer Inseln von Java’s Ostküste bis Neuguinea, wie es scheint, mit Inbegriff dieser grossen und fast noch ganz unbekannten Insel. Der Charakter dieser Flora ist in seinen Hauptzigen derselbe, wie der der vorhergehenden. Er zeichnet sich aber durch zunehmende Anzahl von parasitischen Orchideen und Farnen und durch einen grössern Reichthum an Pal- men aus, von denen gegen 30 gezählt werden. Unter die- sen sind Gomutus, Nipa, Lodoicea und Licuala eigen- thümliche Formen und die kleine Palmengruppe der Ca- lameen (Calamus, Zalacca, Daemonorops), mit stach- lichten und borstigen Strünken von ungeheurer Länge, er- reicht auf den Molukken ihr Maximum an Gattungenzahl und Verbreitung und hilft der Flora dieser Inseln einen eigenthümlichen Ausdruck verleihen, von welchem man sie wohl die Flora der Rotange zu nennen berechtigt wäre. Andere diesem Archipelagus eigenthümliche und ausgezeichnete Sippen bilden der Muskatbaum (Myrısti- 6 82 ceen, Myristica moschata) und Gewürznelkenbaum (Ca- ryophyllus aromatica, Myrtaceen), von welchen die klei- nern Molukken, auf denen sie gebaut werden, auch den Namen der Gewürzinseln fiihren; der Brodfruchtbaum, Artocarpus (ÜUrticeen), der wegen des grossen Nutzens, den seine Frucht gewährt, weithin auf die Inseln der Süd- see sich verbreitet hat, hier aber einheimisch zu seyn scheint, und der köstliche Durio (Durio zibetinus, Bom- baceen) mit seiner ungeheuren Kirbis- oder Apfelfrucht, zwischen denen beiden sie das Mittel hält. Auch pracht- volle Amaryllideen, besonders Crina und Pancralia (Pro- iphys) kommen auf den Molukken vor, und die Panda- neen erreichen hier ihr Maximum. . Die Sapoteen ( Ino- carpus), Bittneriaceen (Rleinhovia), Guttiferen (Brin- donia), Myrtaceen (Barringtonia), Laurineen (Glabra- ria), Euphorbiaceen (Galurus, Aleurites), Aroideen (Tu- pisira) und andere Familien haben hier eigenthimliche Sippen. Die Rubiaceen (Polyphragmon) sind zahlreich; die Leguminosen zählen durch Färbung ıhrer Saamen aus- gezeichnete Specien, z. B. die Paternosterbohne, Abrus precatorius, andere mit herrlichem Blumenreichthum, wie Erythrina; die Synanthereen aber scheinen nur in sehr kleiner Zahl vorhanden zu seyn, und ausser einigen Gat- tungen von Conyza wenig eigenthiimliche Gestalten dar- zubieten. Proteaceen aus der am weitesten gegen Nor- den vordringenden Sippe Rhopala und einzelne Goode- nieen bilden einen immer näher rückenden Ugbergang zur neuholländischen Vegetation, auf welchen auch eine Ca- suarina deutet, währeAd die nordischen Familien, Cru- ciferen, Saxifrageen u. a. gänzlich verschwunden sind. 4. Die Flora der Südsee-Inseln, Schouw’s Oceani- sches oder Chamisso’s Reich. Dieses Vegetations-Gebiet umfasst die zahllosen In- selgruppen der Südsee, welche sich innerhalb der Wen- dekreise in zwei grossen Hauptreihen von den Philippi- nen und von Neuguinea ostwärls gegen Südamerika's Kü- sten hinziehen. 83 Ihre mittlere Temperatur ist + 18 = -+ 22° R. Obgleich nicht reich an eigenthümlichen Formen ist diese Flora gleichwohl in mancher Beziehung merkwür- dig. Nordische Pflanzen, die, wie wir gesehen haben, in den iibrigen Floren des ostindischen‘Reiches gänzlich verschwunden, treten hier in einzelnen Repräsentanten wieder auf: so treffen wir auf diesen Inseln einige CGru- ciferen, Umbelliferen, Caryophyllaceen (Schiedea), Labia- ten, Boragineen, Gentianeen, Zapfenbäume von ausser- ordentlicher Höhe, und verhältnissmässig zahlreichere Grä- ser und Cyperaceen, als auf dem Festlande -Ostindiens. Anderer Seits deuten einzelne Epacrideen, Erieineen (Ar- gophyllum), Casuarineen und Proteaceen ( Cybele) eine Annäherung zur neuholländischen Vegetation an. Verhält- nissmässig zahlreich sind Leguminosen (Callacysihus, Stre- blorrhiza) und Rubiaceen; eigenthümliche Formen haben hier die Menispermaceen (Epibaterium), Sapindeen (Di- plopetalon, Pourelia), Salicarieen ( Pemphis), Onagreen (Codia), Cunoniaceen ( Geissois), Tiliaceen ( Microsem- ma, Mallococca), Myrtaceen ( Decaspermum), Guttife- ren (Xylosma), Samideen (Melistaurum), Dilleniaceen (Euryandra), Marcgraviaceen (Aniholoma), Pentapeteen (Crossostylis), Apocyncen (Melodinus), Styraceen (Phel- line), Bignoniaceen (Oncoma), Synanthereen ( Monente- les), die übrigens sehr sparsam vorkommen, Araliaceen (Botryodendron), Asclepiadeen (Hybanthera), Sterculia- ceen (Ungeria), Gapparideen (Busbeckia), Cucurbitaceen (Zehneria), Balanophoreen (Balanophora), Chlorantheen (Ascarina), Euphorbiaceen ( Baloghia, Glochidion), Ur- ticeen (Elatostemma, Solenostigma), Hemerocallideen (Brodiaea), Asphodeleen ( Geitonoplesium), Orchideen (Plexaure, Titania, Thelychiton) und eine Palme (Pty- chosperma). Zahlreich sind auch die Lycopodiaceen (Tme- sipteris), auch mehrere eigenthimliche Laub- und Leber- moose (Monoclea) kommen vor. Was aber diese Flora am meisten auszeichnet, sind die äusserst manchfaltigen Farne, besonders aus den Sippen Davallia, Asplenium und Aspidium, zum Theil auch eigenthümliche Formen 6* 84 (Angiopteris, Sadleria, Humata), im Ganzen gegen 200 Gattungen. 5. Die Flora der Philippinen und der benachbarten kleinern Inselgruppen bildet den Uebergang von der ost- indischen zur chinesisch -Jjapanischen Flora. Chinesische Pflanzen sind hier mit ostindischen vermischt, \doch herr- schen die letztern vor und zahlreiche (gegen 20) Lyco- podiaceen und (über 100) Farne (Oleandra) scheinen sie vor beiden auszuzeichnen. Sie ist indessen noch wenig | ‚bekannt, und scheint nicht reich an eigenthümlichen For- men zu seyn. Wir können sie daher auch nur als eine ausgezeichnete Uebergangsflora mehr andeuten, als näher darstellen. $. 9. V. Das Oceanische Reich. So nennen wir die Vegetation des räthselhaften Con- tinents von Australien, Neuholland, und der demselben nahe liegenden grössern und kleinern Inseln, insbeson- dere van Diemensland und Neuseeland. Schouw bezeich- net das extratropische Neuholland und van Diemensland als das Reich der Eucalypten und Epacriden oder R. Brown’s Reich und giebt die mittlere Temperatur dessel- ben zu 9=- 18°R. an. Auf jenem fernen Continente ist alles neu, eigen-- thümlich und abweichend, und wenn nicht einzelne tro- pische und europäische Formen der alten Welt hier wie- der'zum Vorscheine kämen, so möchte man glauben, ein fremder Weltkörper sei hier mit seinen fremden Pflanzen und Thieren auf die Erde gestürzt und habe sich im Grunde des Weltmeeres festgesetzt; denn die Pflanzen- und Thier- welt der nächstgelegenen Inseln der Südsee hat mit die- ser paradoxen Schöpfung keine Aehnlichkeit mehr. Die Flora Neuhollands ist reich an Gattungen und eigenthümlichen Formen, aber sie gewährt einen trauri- 85 gen, düstern Anblick. Nur selten sammeln sich die übri- gens zahlreichen Gräser zu grünen und freudigen Wiesen; das Laub der Bäume und Sträucher ist düster und glanz- los, die Farbenpracht und den Wohlgeruch der tropi- schen Blumen sucht man vergebens, und die Blumen und Gewächse ziehen mehr durch die Sonderbarkeit ihrer For- men, als durch Schönheit und lebendige Färbung die Auf- merksamkeit auf sich. Alle höhere Fruchtausbildung er- löscht; die köstlichen Früchte des benachbarten ostin-, dischen Reiches spriessen nicht auf diesem Boden; der Apfel, die Kürbis- und Hesperidenfrucht kommen hier nicht zur Entwickelung, und alles, was man von Obst und Südfrüchten antrifft, ist fremden Rlımaten entlehnt. Auch an Kraft und innerem Gehalte steht die neuhollän- dische Pflanzenwelt weit hinter jeder andern Flora zu- rück; weder Arzneimittel, noch Gewürze oder Harze und Färbestoffe von ausgezeichneter Qualität liefert dieselbe. Schlingpflanzen sind selten; aber mehrere Bäume, beson- ders Eucalyptus, leben gesellig, bilden grosse Wälder und erreichen zum Theil auch ‘eine ungeheure Grösse. Der nördliche Theil von Neuholland, welcher inner- halb der Wendekreise liegt, ist noch fast ganz unbekannt; er bildet ohne allen Zweifel eine‘ Uebergangsflora zwi- schen dem ostindischen und oceanischen Reiche. Der be- kanntere Theil dieses Vegetationsgebietes, von welchem gleichwohl noch kaum der zehnte Theil erforscht ist, lässt sich in drei Floren theilen. 1. Die neuholländische Flora — das eigentliche Fest- land von Australien ausserhalb der Wendekreise oder nur wenig innerhalb derselben. Als ausgezeichnete und charakteristische Gruppen, die dieser Flora entweder ganz angehören oder ın ihr vor- herrschend sind und ihr das eigenthümliche Gepräge auf- drücken, bemerken wir hier vor allem die Proteaceen, über :300 an der Zahl, mit höchst eigenthümlichen For- men (Petrophila, Isopogon, Persoonia, Conospermum, Grevillea, Hakea, Lomatia, Banksia, Dryandra und / 86 viele andere), die Epacrideen, welche hier die Stelle der Ericineen vertreten, denen sie in ihrem äussern Ha- bitus ähnlich sehen, etwa 150 (Epacris, Dracophyllum, Styphelia, Leucopogon u. a.), die Goodenovien, etwa 4120, durch Form der Blumen nnd Bau der Narbe aus- gezeichnet (Goodenia, Velleja, Euthales, Dampiera u. s. w.), die Myrtaceen, besonders aus der Zunft der Lep- tospermeen, vielleicht über 500, besonders Eucalyptus, deren zahlreiche Gattungen fast allein die Wälder Neu- hollands bilden, Metrosideros, Leptospermum, Fabricia, Melaleuca, Calothamnus, Beaufortia u. s. f.; die Neu- holland eigenthiimlichen Leguminosenformen aus den Zünf- ten der Sophoreen und Genisteen, über 300, z. B. Po- dolobium, Oxylobium, Gompholobium, Gastrolobium, Pultenaea, Dillwynia, Platylobium, Bossiaea, Swain- sonia, Mennedya etc., und die blattlosen Acacien mit blattförmig erweiterten Aesten und Zweigen, die Dille- niaceen, über 60 (Adrastea, Pachynema, Pleurandra, Hemistemma, Hibbertia, Candollea); die Asphodeleen, gegen 100, zum Theil baumartige Formen (.Arthropo- dium, Eustrephus, Caesia, Thysanotus, Xanthorrhoea, Stypandra, Laxmannia, Baumgartenia, Tricoryne); und die Casuarineen, zwar gering an Gattungenzahl, aber ausgezeichnet durch ihre Form, gleichsam riesenmässige, baumartige Schachtelhalme. Kleinere, der neuholländischen Vegetation angehörige oder in derselben überwiegende Gruppen sind die Olacineen (Anthobolus, Spermaxyrum, Pseudanihus), die Lasiopetaleen, (Lasiopetalum, Gui- chenotia, Gaya, Thomasia, Reraudrenia), Pittosporeen (Billarderia, Bursaria), Myoporineen (Myoporum, Pho- lidia, Stenochilus, Eremophila), Pedalineen (Josephi- nia), Brunoniaceen (Brunonia), Santalaceen (Santalum, Fusanus, Exocarpus, Leptomeria, Choretrum), Hae- modoraceen (Haemodorum, Conostylis, Anigozanthus, Phlebocarya), und Stylidieen mit mehr als 50 Gattungen (Stylidium, Leuwenhoekia); die Tremandreen, Loga- nien, Stackhousieen, Philydreen u. a. Aber auch andere Pflanzenfamilien, dıe eine grössere # 87 geographische Verbreitung haben, sind in Neuholland durch abweichende Formen vertreten, deren vorzüglichste wir hier mit Angabe der beiläufigen Specienzahl, welche die betreffende Familie in Neuholland aufzuweisen hat, anfüh- ren wollen. 2 Magnoliaceen (Tasmannia), gegen 20 Po- Iygaleen (Comesperma), 10 Mälvaceen (Gyrostemon), 10 Droseraceen (Byblis), 15 Onagreen und Hygrobien (Baekea, Gonocarpus, Haloragis), 20 Tihamneen (Po- matoderris, Portenschlagia), einige Terebintaceen ( He- terodendron, Siylobasium), vielleicht an 30 Umbelliferen . (Eriocallia, Trachymene), eine eigene Gruppe der Ru- biaceen mit 10 — 12 Gattungen (Opercularia, Crypto- spermum), 75 — 80 Diosmeen (Zieria, Boronia, Poran- thera, Correa, Eriostemon, Phebalium, Crowea, Diplo- chlaena, Philotheca), eben so viele Synanthereen, gröss- tentheils aus den Gruppen der Röhrenblüthigen (Ozotham- nus, Cassinia, Podosperma, Styloncerus, JIxodia, dm- mobium, Humea) und Strahlenblüthigen (Podolepis, Ca- lotis); gegen 30 Scrofularineen ( Uvedalia, Centranthe- ra), eben so viele Verbenaceen (Premna, FPityroidia, Chloanthes), und Gentianeen (Mitrasacme, Orthostemon, Xanthosia); an 50 CGonvulvulaceen (Breweria, Polyme- ria), gegen 10 Primulaceen (Euparea), je 20 — 30 Apo- eyneen (Parsonsia, Lyonsia, Balfouria, Alyxia) und Asclepiadeen (Gymnanthera, Tylophora, Marsdenia), 10 Styracineen (Cargillia); 30 Thymeläaceen (Pimelia), 15 Laurineen (Endiandra); ein Paar Plumbagineen (Taxan- thema, Aegialitis), je 30 — 40 Chenopodeen (Dyspha- nia, Threlkeldia, Anisacantha, Nyssanthes) und Ama- rantaceen ( Trichinium, Piilotus, Aylmeria, Rhagodia); einzelne Euphorbiaceen ( Röperia, Micrantheum), etwa 10 Irideen (Patersonia, Diplarrhena, Liberiia), 20 — 30 scheideblumige Monocotyledonen ( Sowerbaea, Blandfor- dia, Calostemma), selbst von Baumwuchs (Doryanihes), 10 — 12 Asparagineen (Johnsonia, Burchardia, Schell- hammera, Ripogonum), an 150 Orchideen (in mehr als 20 neuen Sippen), 3 Pandaneen (Arthrodactylis), etli- che Palmen (Livistonia, Seaforthea), 70 bis 80 Restia- 83 ceen (Aphelia, Centrolepis, Desvauxia, Alepyrum, Lep- tocarpus, Hypolaena, Lepyrodia, Calorophus, Anar- thria, Diplocrum), über 200 Cyperaceen ( Chondrach- ne, Chorizandra, Lepidotosperma, Carpha, Caustis, Ar- throstylis, Evandra) und gegen 300 Gräser (Amphipo- gon, Diplopogon, Anisopogon, Echinopogon, Diarrhe- na, Eriachne, Dimeria, Ectrosi@, Coelachne, Hemar- thria, Xerochloa, Triraphis, Chamaeraphis, Gahnia, Lampocarya, Leptaspis, Tetrarrhena, Microlaena, Po- tamophila). Von nordischen und mittelländischen Formen treten hier wieder einige (10 — 12) Cruciferen (Stenopetalum), über 60 Labiaten (Chilodia, Prostanthera, Cryphia, He- miandra, Westringia, Microchorys, Hemigenia), an 20 Heliotropieen und Boragineen, gegen 30 Lentibularien, und 12 — 15 Rhinanthaceen (Duboisia, Diplanthera), einzelne Ranunculaceen, Polygoneen u. d. gl. auf; dage- gen scheinen die Caryophylleen und Saxifrageen gänzlich zu fehlen. Neuholland zählt an 100 bekannte Farne im weitern Sınne des Worts (Doddia, Platyzoma), 40 — 50 Laub- moose (Dicnemon, Dawsonia, Leptotheca), aber ‚wenige Lebermoose und Flechten (Delisaea), dagegen aber zahl- reiche (gegen 100) Algen (Osmundaria, Claudea). Es verdieut bemerkt zu werden, dass die charakteri- stischen Gruppen des benachbarten ostindischen Reiches, Scitamineen, Aurantiaceen, Cucurbitaceen, hier gänzlich verschwinden; dagegen diese Flora in einigen Zügen auf- fallende Aehnlichkeit mit jener des Vorgebirgs der guten Hoffnung hat. Die Proteaceen, Ericineen, hier die ver- wandten Epacrideen und Asphodeleen sind für beide Flo- ren bezeichnend und charakteristisch. Im Gegentheile feh- len aber auch einige ausgezeichnete Gruppen, die am Cap vorherrschen, hier gänzlich, wie. die Pelargonien, Saft- und Feitpflanzen, und umgekehrt fehlen am Cap mehrere jener Formen, die in Neuholland vorherrschen, wie die Myrtaceen, Goodenovien und Casuarineen. 89 2. Die Flora von van Diemensland, einer grossen, am Süidende von Neuholland liegenden Insel, stimmt in ihren wesentlichen Umrissen mit der neuholländischen Ve- getation überein. Die Hauptcharakterformen treten auch hier wieder, jedoch in verminderter Zahl, auf: gegen 20 Proteaceen (Cenarrhenes, Agastachys, Bellendena, Ori- tes, Telopea), 40 Epacrideen (Cystanthe, Richea, Pen- tachondra, Cyathodes, Lissanthe, Trochocarpa, Deca- spora), 10 — 12 Goodenovien, eben so viele Asphode- leen (Campinema) und einige mit denselben verwandte Juncaceen und Asparagineen (Drymophila). Auch die neuholländischen Leguminosenformen, gegen 20 (Goodia) und Orchideen, gegen 30 (Galadenia), so wie einige Sty- lidieen, treten noch hervor. Dagegen nehmen die Myr- taceen, besonders Eucalypten und die blattlosen Acacien, sehr ab, Gräser kommen etwa 40 (Pentapogson), Cype- raceen 30 ( Oreobolus), Restiaceen 15 — 20 eigenthümli- che Gattungen vor. Wır bemerken noch, dass auch die- se, wie fast alle Insularfloren, durch zahlreiche (gegen 50) Farne (Stegania) und verhältnissmässig häufige Ly- podiaceen, Laub- und Lebermoose sich auszeichnet. 3. Die neuseeländische Flora, bei Schouw Neuzee- ländisches oder Forsters Reich. Umfasst die beiden Inseln von Neuseeland und ist, wenn auch streng genommen keine selbstsändige, doch eine der merkwiirdigsten Uebergangsfloren. Hier sind neu- holländische Formen mit den vegetabilischen Bildungen des fernsten Continents, Europa, vermischt, und die letz- tern beinahe überwiegend. Von jenen finden wir noch 1 eigenthümliche Proteacee (Knightia), 4 — 5 Epacri- deen, ein Paar Goodenovien, 7 — 8 Santalaceen, 5 bis 6 Asphodeleen, worunter der merkwirdige neuseeländi- sche Flachs, Phormium tenax, einzelne neuholländische Leguminosen (Carmichaelia), doch keine Acacien mehr, und eine eigenthimliche Sippe der Stylidieen, Forstera, dann mehrere Gattungen der diesem Reiche angehörigen Thymeläaceen-Sippe Pimelea, so wie einige Myopori- 90 neen. Europäische Formen aber sind ausser mehrern Grä- sern und Gyperaceen des Nordens, z. B. Agrostis, Poa, Carex, einige Ranunculaceen, Gentianeen, Boragineen, ‘ Umbelliferen (10 — 12), Cruciferen, Caryophylleen und ein Paar Coniferen (Dacrydium, Thalamia), Die ziem- lich zahlreichen (40 — 50) Synanthereen aber tragen noch mehr das tropische Gepräge: es sind grösstentheils Röh- renblüthige (Craspedia) und Strahlenblüthige (Brachyglot- tis), die sich zum Theil, wie Gnaphalium, Elichrysum, der cap’schen Vegetation annähern, auf welche auch ein- zelne Saftpflanzen, z. B. Teiragonia, hindeuten. Als die- ser Flora ausschliessend angehörige Sippen bemerken wir Entelea, Dicera (Tiliaceen), Plagianthus (Bombaceen), Skinnera, Cercodia (Onagreen), Melisope ( Butaceen), Carpodetus (Rhamneen), Melicytus, Pennantia (Terebin- taceen), Schefflera (Araliaceen), Griselinia. ( Caprifo- liaceen), Coprosma (Rubiaceen), Mniarum (Chenopo- deen), Genosiris (Irideen). Es kommen gegen 30 Farne (Sphaeropteris) vor, zahlreiche Laubmoose, gegen 50 ( Trachyloma, Codonoblepharum, Cryptopodium), und ziemlich eben so viele Lebermoose (Jungermannien) ver- rathen ein nordisches Gepräge, während andere Formen, z. B. Ancisirum, auf einen Zusammenhang mit der ant- arctischen Flora hindeuten. $. 10. VI. Das afrikanische Reich. So wie der Welttheil Afrıka, so ist auch seine Flora wenig bekannt. Mit Ausnahme Aegyptens, eines Theiles der Westkiste und der Südspitze ist das ganze übrige unermessliche Gebiet kaum halb gekannt oder.eine völ- lige Terra incognita. Im Ganzen scheint .die Vegetation, mit Ausnahme der Südspitze, nirgends reich und üppig, auch nicht ausgezeichnet durch überwiegende Formen. Grosse und dichte Wälder gibt es nicht; doch bilden an der Westküste die Gummibäume einzelne Waldungen- ge- 91 gen die Gränzen der Sahara. Die Bäume und Sträucher entlauben sich nicht. Die Blumeu sind manchfaltig urd durch Farbe, Gestalt und Grösse ausgezeichnet. Unter den Fruchtbildungen scheint die Kürbisfrucht in diesem glühenden Klima die höchste Ausbildung zu erreichen: Adansonia, Joliffia, Benincasa. Die europäischen Obst- arten verschwinden und treten erst auf der Siüdspitze, im Wege der Kultur, wieder hervor. Sie werden durch köst- liche Südfriüchte ersetzt, unter denen im Norden die Dat- tel eine Hauptrolle spielt. An der Westküste sind Leguminosen, Rubiaeeen und Cyperaceen, im Süden Fettpflanzen, Saftgewächse, Eri- cineen und Restiaceen vorherrschend. Die Zahl der Pal- men ist gering; aber die nützlichsten und schätzbarsten dureh ihre Gaben sind in Afrika zu Hause: die Dattel-, die Wein- und die Oelpalme. Die meisten Synanthereen sind Strahlenblüthige. Im Süden sind grossblumige und höchst manchfaltige Knollen- und Zwiebelgewächse die Zierde der Fluren, die jedoch überall des erquickenden Griüns unserer Wiesen entbehren. Schlingpflanzen sind im Allgemeinen selten und die Cryptogamen scheinen in diesem Reiche, die überall gleichförmig verbreiteten Al- gen etwa ausgenommen, das Minimum ihrer geographi- schen Verbreitung zu erreichen. Angebaut werden Waizen und Gerste, vorzüglich aber Reis, Mais, Sorgho (Sorghum vulsare, caffrorum, sac- charatum) und einige Hirse-Arten, Jamswurzeln, Ma- niok und Bataten, Bananen, Orangen, Ananas und man- cherlei tropische Früchte; Baumwolle, Indigo, Zucker- rohr, Pfeffer und andere Gewürze; im Süden auch Wein und europäische Obstarten und Küchengewächse, aber ausser der Erdnuss (Yoandzeia, Arachis) überall nur wenige Hilsenfriichte. Die mittlere Temperatur des afrikanischen Reiches ist L10—- + 24°R Wir nehmen einstweilen 4 kleinere Vegetationsgebiete oder Floren dieses Reiches an, obwohl zuverlässig bei dereinstiger genauerer Keiätiien desselben einzelne Re- 92 gionen, wie Habesch, der Congo und das innere Süd- afrika, eigene Floren werden bilden müssen. 1. Die Flora des innern Hochafrika, ım Norden durch den Atlas von dem mittelländischen Reiche geschie- den, im Osten an die arabische Flora gränzend, im Sü- den von unbekannter Ausdehnung, ım Westen allmählig in die Küstenländer der.beiden Guinea’s abfallend. Ueber- all glühendes Tropenklima, dessen mittlere Temperatur 4 18 = -+ 24° R. ist, die Beschaffenheit des Bodens sehr verschieden. Im Norden (bei Schouw FFüsten-Reich oder Delile's Reich, ein ödes unfruchtbares Sandmeer ohne Flüsse und Ströme, mit sparsamen Vegetationsinseln oder Oasen, ın denen sich um eine Quelle Haine von Dattelpalmen mit Gras und dürftigem Buschwerke sam- meln — eine höchst arme Flora, in welcher die Dattel- palme, Phoenix dactylifera, die einzige charakteristische Form ist. Im Siiden der geheimnissvolle Sudan mit gros- sen Strömen und Seen, ein gewaltiges Hochland, aus wel- chem die bedeutendsten Flüsse des Welttheils nach We- sten: (Senegal und Gambia), Süden und Südosten zur Küste des Weltmeeres hinabrauschen. Im Osten ein ho- .hes Gebirgsland (Habesch), aus welchem die Quellarme des Nils herabkommen und, in einem grossen Strom ver- einigt, Nubien und Oberägypten bewässern, während an seinen beiden Ufern die Wüsten -Natur herrscht. Nieder- ägypten und Gyrenaica bilden den Uebergang zum mittel- ländischen Reiche. Ä | Ausser zweien Palmen (Phoenix dactylifera, Hy- phaene crinata) sind in dieser Flora Synanihereen (ge- gen 100), Cervana, worunter noch etwa 20 Cichoraceen und Cynarocephalen), Leguminosen (über 60), besonders die Gummibäume ( Acacia Senegal, arabica, nilotica, gummifera), die am Siidrande der Sahara Wälder gestal- ten, und das historisch berühmte Manna ( Alhagi Mau- rorum DC.), Cruciferen (40 — 50, Morettia, Oudneya), Boragineen (etwa 30, Dioclea), Umbelliferen (15 — 2%, Has selguistia) und Labiaten (20 — 30) vorherrschend. 93 Verhältnissmässig zahlreich sind auch noch die Cappari- deen mit 12 — 15, Caryophyllaceen mit 10 — 12, Zygo- phylleen mit 8 — 10, Paronychieen mit 8 — 10 (Traga- num, Cornulaca), Gonvolvulaceen und Solanaceen mit je 10 — 12, Polygoneen mit 12 — 15, Chenopodeen mit 15 — 20 (besonders in den mit Salz und Natron geschwän- gerten Regionen der libyschen und thebaischen Wüste) und Gräser mit 40 — 50 Gattungen. Ausser den schon erwähnten sind noch eigene Sippen Brayera (Hosaceen), Lancretia (Hypericineen), Gymnocarpus (Portulaceen), Ochradenus (Resedeen), Balanites, Brucea, (Terebinta- ceen) und Hagenia von unbestimmter Familie. Crypto- gamen sind sehr selten. Im Allgemeinen hat demnach diese Flora Aehnlich- keit mit der mittelländischen, mit tropischen Formen ver- mengt, die im Süden vorherrschend zu werden scheinen, während das unbekannte Gebirgsland Habesch, dessen Flo- ra wohl eine eigene seyn wird, die äusserste Gränze zu seyn scheint, bis zu welcher einzelne capische Formen, eine Protea, eine Virgilia, eine Albuca, eine Musacea (Ensete) vordringen. 2. Die Flora der afrikanischen /Festküste, Schouw’s tropisch-afrikanisches oder Adanson’s Reich, umfasst die ganze Westkiiste vom 15° nördl. Breite bis zum Wende- kreise des Steinbocks, Senegambien, Sierra Leone, Gui- nea, die Küste Benin, Congo, Angola und Benquela, von unbekannter innerer Ausdehnung, wahrscheinlich bis an die Wasserscheiden reichend, welche das Stromgebiet der grössern und kleinern Küstenflüsse gegen das innere Hoch- land begränzen, Unter dem glühendsten Himmel unsers Planeten, der kaum an der Küste einigermassen durch Seewinde gemil- dert wird, nur von wenigen Flüssen grösstentheils kur- zen Laufes bewässert, nicht von höhern Gebirgen durch- schnitten, bietet diese Flora keine grosse Manchfaltigkeit, weder an eigenthümlichen Gattungen überhaupt, noch an charakteristischen Formen dar. Unter letztere scheinen — 94 denn von kathegorischen Behauptungen kann in einem Ländergebiete nicht die Rede seyn, von welchem man kaum den zehnten Theil genauer kennt, — die Legumi- nosen mit etwa 100 (Baphia, Afzelia, Anthonotha, Par- kia, Ormocarpum, Detarium), Rubiaceen mit 20 — 30 (Rytidea, Cuviera, Ancylanihus, Oxyanthus), Cappa- rideen mit 15 — 20 (Podoria), Sapindaceen mit 10 bis 42 (Blighia), Convolvulaceen und Solanaceen mit je 15 bis 20, die Acanthaceen mit 20 — 30, und die Cypera- ceen mit 50 — 60 Gattungen vorzuherrschen. Im Ver- hältnisse zu ıhrer Gesammitzahl sparsam treten. Synanthe- reen (Cryphiospermum, Sclerocarpus), Orchideen (Tri- brachia, Megaclinium) und Gräser hier auf, Fast alle tropische und mehrere nordische Familien, z. B. Bora- gineen, Labiaten, Campanulaceen, sind durch einzelne Tiepräsentanten vertreten; aber keine derselben hat zahl- reiche Gattungen aufzuweisen, und die eigentlichen eu- ropäischen Typen, Umbelliferen, Caryophyllaceen, Saxi- frageen, Cruciferen, fehlen ganz. Die im ostindischen Reiche charakteristischen Familien, Aurantiaceen, Cucur- bitaceen und besonders Scıtamineen, haben an diesen RKü- sten gleichfalls noch einzelne Vertreter; aber gering ist ihre Zahl und Pflanzen aus dem südafrikanischen Formen- kreise treten allmählig an ihre Stelle. Unter einigen Pal- men sind die Oelpalme, Elais guineensis, die Weinpal- me, Raphia vinifera, und eine Gattung aus der Gruppe der Calameen für diese Flora charakteristisch, so wie der grösste aller bekannten Bäume, der Baobab oder Affen- brodbaum, Adansonia digitata, aus der Familie der Bom- baceen, der ein Alter von mehrern tausend Jahren er- reicht und von welchem ein Individuum für sich einen kleinen Wald bildet. Die Zahl der von dieser Küste bekannten Cryptoga- men, besonders Fechten, ist bedeutend, scheint jedoch in einer bloss zufälligen Liebhaberei der Naturforscher, welche diese Gegenden besuchten, ihren Grund zu ha- ben. Uebrigens sind ausser den bereits genannten Sippen nur wenige dieser Flora eigenthümlich, wie Cer anthera 95 Violarieen), Icacina (Rhamneen), Guiera ( Combreta- ccen), Omphalocarpus (Sapoteen), Cienfuegia (Malva- ceen), Culcasia (Aroideen), Napoleona (Napoleoneen), Pancovia, Lophira, Ventenatia von ungewisser Familie, 3. Die Flora der ostafrikanischen Inseln, Madagas- car und der Mascarenen (Bourbon und Isle de France) umfasst auch noch die weiter entfernten Inselgruppen der Comorren, Sechellen und Amiranten und vielleicht, was sich aus den dirftigen Bruchstücken unserer Kenntnisse davon nicht mit Sicherheit bestimmen lässt, die Ostküste von Afrika. \ Diese Flora ist eine der reichsten und eigenthimlich- sten Inselfloren und enthält von beinahe allen tropischen Familien verbältnissmässig' zahlreiche Formen. Ausser ei- nigen kleinen Familien, die diesen Inseln ausschliessend oder fast ausschliessend angehören, wie die Chlänaceen, Erythrospermaceen, Monimieen, ( Monimia, Mithrida- tea), herrschen folgende auf denselben vor: Malvaceen (40 — 50), Dombeyaceen (25 — 30, Assonia, Dom- beya, Trochetia, Astrapaea, Ruizia), Myrtaceen (20 bis 25), Meliaceen (an 20, Quivisia, Macharisia, Por- tesia), Terebintaceen (Scopolia, Toddalia, Baraultia, Poupartia) und Rhamneen (Dicoryphe, Rubentia, Po- lycardia, Retinaria) je 15 — 2%, Rubiaceen (Antirhea, Myonima, Carphalea, Fernelia, Danais, Canephora, Psathyra) gegen 40, Euphorbiaceen ( Securinega, Heca- tea, Leptonema) 40 — 50, die wunderlich geformten „ Pandaneen, an 20, über 100 Orchideen von den selten- sten und eigenthümlichsten Gestalten (Cynorchis, Am-: phorchis, Diplectrum, Aerobion, Aeranthus, Crypto- pus, deonia, Bolbophyllum, Centrosis, Dryopeia), Cy- peraceen, gegeu 50, und vor allem Farne, über 200, zum "Theil von ausgezeichneter Schönheit (Callipteris, Darea). ‚Diese überwiegenden Formen verbreiten iiber die Mas- carenen einen unendlichen Wechsel von sonderbaren und auffallenden Pflanzengestalten (Pandaneen, Monimieen, Or- chideen) und Gewächsen von wundersamer Schönheit % 96 (Dombeyaceen, Rhodochlaena, viele Malvaceen), zu de- nen sich noch unter den Baumformen 10 — 12 Palmen (Lodoicea, Latania), Bananengewächse ( Urania), Sa- pindaceen (12 — 15, Cossignia), je 8 — 10 Ochnaceen und Guttiferen (Brexia, Chrysopia, Ochrocarpus), ein- zelne Aurantiaceen und Laurineen, Annonaceen (Maren- teria), Magnoliaceen, Dilleniaceen, Bixineen (Ludia), Ti- liaceen, Erythroxyleen, Malpighiaceen (Zymum), Mela- stomaceen ( Tristemma), Styraceen und Sapoteen, und einige Coniferen, selbst eine Casuarina, gesellen. Einige Asphodeleen, einzelne Fettpflanzen (Miltus, Bryophyl. Zum) und eigenthümliche Ericineen (Cavinium, Salaxis) scheinen auf die Nähe der capischen Flora hinzuweisen, während selbst die nordischen Haupigruppen hier einzelne Repräsentanten haben: so 4 — 5 Cruciferen, gegen je 10 Boragineen, Umbelliferen, Labiaten (Pycnostachys), Hypericineen (Haemocarpus) und Rosaceen ( Grangeria, Blackwellia), einzelne Caryophyllaceen, Valerianeen, Plan- tagineen u. s. w. Die Leguminosen sind verhältnissmäs- sig nicht zahlreich, etwa 40 — 50 (Gagnebina, Cordy- la, Bremontiera), auch nicht die Synanthereen, 50 — 60, die, wie in allen tropischen Regionen, grösstentheils den Gruppen der Eupatorinen und Strahlenblüthigen (Psiadia, Hubertia) angehören.. Die Gräser, gegen 30 — 40 ei- genthümliche Formen, erheben sich zum Theil zur, baum- ähnlichen Riesengrösse (Nastus, Stemmatospermum) und die zahlreichen Lycopodiaceen, Moose und Flechten zeich- nen sich durch Grösse und Schönheit vor den europäi- schen aus. Wir kennen keine Flora der Welt, in welcher auf einem so kleinen Raume eine solche Manchfaltigkeit von Formen zusammengedrängt wäre. Noch die meisten an- dern Pflanzenfarniiien haben hier ihre Ebenbilder; wir führen nur noch die diesen Inseln ausschliesslich angehö- rigen Sippen an: Calypso (Hippocrateaceen),: Botrya, (Ampelideen), Othrys (Capparideen), : Alsodea (Vıola- rieen), Aubertia (Rutaceen), Joliffia (Cucurbitaceen), Dei- damia, Paropsia (Passifloreen), Ochrosia (Apocyneen), 97 Stephanotis (Asclepiadeen), Campyleia, Nuxia (Rhinan- theen), Humbertia, Bonamia (Gonvolvulaceen), Hydro- geton (Alismaceen), Xerophyta (Asparagineen), Calpi- dia (Nyctagineen) und zahlreiche Sippen, deren Stelle im natürlichen Systeme noch zweifelhaft ist. 4. Die südafrikanische oder capische Flora, Schouw’s Reich der Stapelien und Mesembrianthemen oder Thun- bergs Reich, verbreitet sich über die Sidspitze Afrika’s, das Vorgebirge der guten Hoffnung, das Capland und die Kaffernländer, von unbekannter nördlicher Ausdehnung, wahrscheinlich bis an den Wendekreis des Steinbocks und über denselben hinaus, in einzelnen Formen Habesch und den Sudan erreichend, mittels anderer (z. B. Erica, Gla- diolus) in ausgedehnter Breiten- bei sehr beschränkter Längenausdehnung bis in das Herz des nordischen Rei- ches hineinstreifend, und hat eine mittlere Wärme von — 10° bis + 18° R. Ohne grosse Wälder, in einzelnen Gruppen oder selbst Individuen zerstreut ist diese Vegetation gleichwohl vielleicht an Gattungen die reichste. Keine andere Region enthält eine so grosse: Anzahl eigenthiümlicher Sippen, die die zugleich so reich an Gattungen wären. Wir erwäh- nen hier nur vorläufig der Sippen Pelargonium, Mesem- brianthemum *), Erica, deren jede mehrere hundert Gat- tungen zählt, obwohl ihre Anzahl noch keineswegs er- schöpft ist. Solcher formenreicher Sippen zählt aber die capische Flora, wie wir sehen werden, gar viele. Die nordischen Formen, die wir in den Tropenlän- dern ganz.oder grösstentheils verschwinden sahen, treten hier wieder zahlreicher, wenn auch nicht so häufig als in ihrer eigenthümlichen Heimath, und grösstentheils in eigenthümlichen Sippen auf, So finden wir 12 — 15 Ra- nunculaceen (Knowltonia), 70 — 80 Cruciferen (Cha- ’) Von ueonußpia, meridies, — Mittagsblume, die nur in der ' Mittagsglut des Sonnenstrahls sich öffnet, Die Schreibart Meosembryanthemum ist daher unrichtig. 7 98 | mira und die heimische Gruppe der Heliophileen: 'Car-. ponema, Leptormus, Ormiseus, Selenocarpaea, Helio- phila, Pachystylum, Carpopodium) grösstentheils mit blauer Farbe der Blüthen, die bei den nordischen Cruci- feren so selten ist; gegen 30 Caryophyllaceen (Pharna- ceum, Adenogramma), an 60 Umbelliferen ( Arctopus, Alepidea, Hermas, Capnophyllum); 30 — 40 Sanguisor- been, welche Zahl fast allein die eigenthiimliche Sippe Cliffortia umfasst; 15 — 20 Dipsaceen, etwa 30 Labia- ten (Germanea); 20 — 25 Gentianeen (Chironia), je 30 bis 40 Primulaceen (Manulea), Campanulaceen (Rodlla) und Boragineen (Stomatechium), worunter die Echia be- sonders zahlreich sind. Die Chenopodeen (Caroxylon, Chenolaea, Galenia), Polygoneen und Plantagineen sind dagegen sehr im Abnehmen. Von europäischen Baum- formen kommen nur einige Weiden und 4 — 5 Conife- ren, ein Juniperus, Podocarpus, eine Thuja und eine Schubertia, vor; an ihre Stelle treten verhältnissmässig zahlreiche (4) Myriceen und (8 — 9) Cycadeen. Die grossen über die ganze Erde verbreiteten Fami- lien haben hier sehr zahlreiche Repräsentanten, in gröss- tentheils eigenthiümlichen, an Gattungen reichen Sippen: über 400 Leguminosen (Schotia, Melanosticta, Podali- ria, Cyclopia, Omphalobium, Amphinomia, Oedman- nia, Borbonia, Aspalathus, allein mit 80 — 90 Specien, Dichilos, Viborgia, Lebeckia, Otoptera, Vascoa, Rafnia, Sarcophyllum, Loddigesia, Sutherlandia, Lessertia, Li- paria, Priestleya) sind grösstentheils Sträucher. Von nahe ‚an 1000 Synanthereen, wovon ebenfalls ein grosser Theil strauchartig ist, sind noch ungefähr 25 Cichoraceen und Cynarocephalen (Syncarpha, Stobaea) und einzelne süd- amerikanische Perdicieen (Perdicium), unter 400 Eupa- torinen zeichnen sich besonders die dem Cap eigenthüm- lichen Sippen mit lebhaft gefärbten Hiillen von stroharti- ger Consistenz. aus, die man Stroh- und wegen ihrer lan- gen Dauer Ewigkeitsblumen nennt, und von denen viele auch zu den Strahlenblüthigen gehören, insbesondere zahl-. reiche Gnaphalia, Aihanasia, Elichrysum, Osmites u. 99 s. wi (Pteronia, Stoebe, Seriphium, Petrobium, Tar- chonanthus, Lachnospermum, Pentzia, Astelma, Me- talasia, Anaxeton, Denekia, Lapeyrousia); überwiegend sind aber vorzüglich die strahlenblüthigen Synanthereen, zum grossen Theil von ausgezeichneter Schönheit, und zu unsern beliebtesten Zierdeblumen gezählt ( Agathaea, Doria, Leysera, Athrixia, HKaulfussia, Thelythamnos, Zeyheria, Oedera, Gerbera, Rosenia, Lidbeckia, Lan- cisia, Cenia, Nestlera, Mataxa, Relhania, Arctotheca, Cryptostemma, Gazania, Gorteria, Berkheya, Apuleja, Cuspidia, Rohria, Cullumia, Ursinia, Sphenogyne, Di- celta, Eriocephalus, Othonna, Osteospermum, Arctotis, und die Ringelblume, Calendula, von welcher sich ein- zelne Gattungen bis in den Norden verbreiten). Die cap- schen Orchideen, gegen 100 (Bonatea, Bartholina, Sa- tyrium, Dipera, Disa, Pterygodium, Corycium, Lisso- chilos) gehören grösstentheils zu der terrestrischen (nicht schmarotzenden) Gruppe der Ophrydeen. Die Gräser, ge- gen 80 — 90 eigne Gattungen, gehören grösstentheils eu- ‘ropäischen Sippen an: nur einige sechsmännige Sippen (Ehrharta, Trochera) sind auf das südliche Afrika be- schränkt. Die meisten Pflanzenfamilien, welche innerhalb der Wendekreise ihr Maximum erreichen, sind am Cap durch mehr oder weniger zahlreiche, häufig eigenthimliche und ausgezeichnete Formen repräsentirt. Einige dieser Fami- lien nehmen im afrikanischen Reiche, vom Aequator an, gegen das südliche Afrika hin, an Zahl der Gattungen zu, andere ab, zum Theil in einem höchst auffallenden Ver- hältnisse, Zu den erstern zählen wir die Terebintaceen | (gegen 50, worunter Boscia, Kiggelaria eigenthimlich), die Rhamneen (60 — 70, Phylica, Linconia, Euclea), die Celastrineen (iiber 70, worunter Asterocarpus, Scy- tophyllum, Lauridia, Mystroxylon, Crocoxylon, Oli- nia, Schrebera, Hartogia), die Portulaceen (gegen 20, Limeum, Portulacaria), die Verbenaceen (25 — 30, Chi- lianthus, Hebenstreitia, Spielmannia), die Scrofulari- neen (30 —.40, INemesia, Diascia, Melasma, Teedia, ZR 100 Halleria) und Orobancheen (Hyobanche, Alectra), die Santalaceen (25 — 30), Plumbagineen (12 — 15, Voge- lia), Euphorbiaceen (gegen 70, besonders fleischige, Trei- sia, Medusea, Dactiylanthes), Musaceen (10, Strelitzia) und Cyperaceen (gegen 80 Gattungen). Zu den letztern gehören die Gapparideen (noch 15 — 20, Polanisia, Schep- peria), Rutaceen (10), Meliaceen (2 — 3, worunter Eke- bergia), Rubiaceen (noch gegen 40, Burchellia, Galo- pina, Anthospermum und Ambraria oder die Untergrup- ‚pe der Anthospermeen), Tiliaceen (5 — 6, Sparrman- nia), Malvaceen (gegen 40), Loranthaceen (etwa 5), Cu- curbitaceen (gegen 20, grösstentheils Bryoniae), Myrta- ceen, die hier fast ganz verschwinden, da nur ein ein- ziger Metrosideros vorkommt, die Sapoteen (Sersalisia, nur einige Specien), Jasmineen (6), Convolvulaceen (20 bis 30, Retzia, Lonchostoma, Falkia), Myvsineen (4 bis 5), Solanaceen (an 20), Apocyneen (nur einzelne, wäh- rend die so nahe verwandten Asclepiadeen zu den vor- herrschenden Familien gehören), Acanthaceen (an 20) und Bignoniaceen (nur ein Paar), die Asparaginen (5 — 6, Myrsiphyllum, Testudinaria), Palmen, von denen nur noch eine einzige, Phoenix reclinata, angetroffen wird, wogegen die Cicadeen aufreten, Piperaceen und Urticeen (je 5 — 10). Völlig sind die Scitamineen verschwunden. Musaceen treten an ihre Stelle. Gross ist die Anzahl von Pflanzengruppen, die in Südafrika ihr Verbreitungsmaximum erreichen und dadurch der Vegetation ihr typisches Gepräge aufdrücken. Meh- rere kleinere Familien, Bruniaceen, Penäaceen, Stilbi- neen, Selagineen, sind ausschliessend auf diese Flora be- schränkt. Das Uebergewicht in dieselben aber haben die Polygaleen mit mehr als 80 (Mundia, Muraltia), Oxa- lideen mit über 100, die Geraniaceen mit wenigstens 400 (Pelargonium, Hoarea, Dimacria, Phymatanthus, Cam- pylia, Jenkinsonia, Otidia, Polyactium, Ligularııı Cho- risma, Myrrhidium, Peristera, Ciconium, Isopetalum, Cortusina, Eumorpha, Sarcocaulon, Monsonia, Grie- lum) gvösstentheils staudenartigen Gattungen, eimer ge- 101 wöhnlichen Zierde unserer Gewächshäuser, die Herrman- niaceen mit fast 100 (Herrmannia, "Mahernia), die Dios- maceen mit etwa 150 (Empleurum, Diosma, Macrosty- lis, Euchaetis, Acmadenia, Coleonema, Ayenandra, Ba- rosma, Agathosma, Calodendron), die Erigineen mit über 500 (Erica, Sympieza, Blairia), die Thymeläaceen mit 80 — 90 Gattungen (Struthiola, Gnidia, Lachnaza, Grubbia, zahlreiche Passerinae, Stellerae ete.) Zeichügn sich diese fast durchgängig staudenartigen, immergrünen Gewächse mehr durch zierliche und zartgebaute, meist nur durch ihre Ansammlung in die Augen fallende, als durch grosse nnd prachtvolle Blumen aus, so imponiren die meist auf den trocknen Hochebenen des innern Lan- des, den sogenannten Karrofeldern, wachsenden Saft- und Fettpflanzen, Crassulaceen (über 200, Crassula, Septas, Globulea, Curtogyne, Grammanthes, Larochea, Coty- ledon), Ficoideen (iiber 400, insbesondere Zaserblumen, Mesembrianthemum, Hymenogyne, Tetragonia), und Portulaceen (gegen 40, Anacampseros, Ginginsia) eben sowohl durch ihre meist lebhaft gefärbten, gleichsam in die Sonnengluth, der sie ewig ausgesetzt sind, getauch- ten Blüthen, als dureh ihre fleischigen und saftigen, oft wunderlich geformten Blätter oder ihren sonderbaren, un- gewöhnlichen Wuchs, wie die kugeligen Mesembrianthe- men. Durch ungewöhnliche Gestaltung ihrer einzelnen Theile und durch Blumenpracht zeichnen sich auch die Asclepiadeen, über 150, insbesondere die abentheuerlich gestalteten Stapelien (Stapelia, Duvalia, Orbea, Tromo- triche, Podanthes, Obesia, Gonosiemma, Caruncularia, Piavanthus, Heurnia, Brachystelma, Xysmalobium, Eustegia), die mit der neuholländischen Flora, deren Aehnlichkeit mit der capischen wir oben angedeutet ha- ben, um den Vorrang streitenden Silberbäume oder Pro- teaceen, gegen 150 (Julax, Leucodendron, Gissonia, Euryspermum, Chasme, Protea, Erodendron, Pleuran- the, Leucospermum, Diastella, Mimetes, Serruria, Ni- venia, Paranomus, Sorocephalus, Soranthe, Spatalla, Brabejum) und zum Theil die Lobeliaceen, über 70 Gat- 102 tungen (Moquinia, 'Cyphia, Lightfootia) aus. . Durch Grösse und Farbehpr acht der Blumen endlich heben sich vor allen die gleichfalls i in dieser reichen Flora ihr Maxi- mum erreiclizäden knollen- und zwiebelwurzeligen Mono- cotyledoner,'die Irideen, nahe an 500 (Vieusseuxia, Fer- raria, ‘Sisyrinchium, Ovieda, Anomatheca, Hesperan- ika, @eissorrhiza, Trichonemia, Sparaxia, Watsonia, TP-Tonia, Montbretia, Babiana, Diasia, Antholyza, Ari- stea, Melasphaerula, Ixia, Gladiolus) die Dilatrideen und Haemodoraceen, gegen 20 ( Dilatris, Lanaria), die Hypoxideen, ungefähr 30, die Amaryllideen, über 100 (Vallota, Ammocharis, Imhofia, Boophane, Nerine, Brunsvigia, Haemanthus, Strumaria, Cyrtanthus), die Hemerocallideen,, iiber 200 (Haworthia, Apicra, Gaste- ria, Rhipidodendron, Pachydendron, Aloe, Tritoman- the, Veltheimia, Bowiea, Tulbaghia), deren Mehrzahl, die Aloen, auch noch durch besondern Bau des holzigen Stammes und der fleischigen oder knorpeligen Blätter sich bemerkbar macht, die Liliaceen mit den verwandten Aspho- deleen und Alliaceen, an 150 (Drimia, Eucomis, Erio- spermum, Lachenalia, Zuccagnia, Cyanella, Gethyllis, Bulbine, Cymation), und die Melanthiaceen, gegen 40 Gattungen (Kolbea, Ornithoglossum, Wurmbea, Andro- | cymbium). Auch die Restiaceen mit etwa 60 Gattungen (Thamnochortus, FVilldenowia, Elegia) herrschen am Cap vor. Als Repräsentanten anderer kleinerer Familien ver- dienen noch bemerkt zu werden: Discicapnos und Cysti- capnos (Fumariaceen), Roridula (Droseraceen), Nothria (Frankeniaceen), Montinia, Vahlia (Onagreen), Cusso- nia (Araliaceen), Royena (Styraceen), Aphyteia und Hydnora (Cytineen), gleichsam in Blättern sich entwi- ckelnde Pilze, welche an die javanischen Rafflesiaceen erinnern, die schönen Halbgräser der Palmite, Palmita (Juncaceen) und der Goldborsten, Chrysithrix (Cypera- ceen), und von unbestimmter Familie der Honigbaum, Melianthus, Hypolepis, Azima, Curlisia, Laurophyllus, —_ _— — 103 Moldenhauera, Lichtensteinia, Codon, dugea, Acharia, Trichocladus. Die Zahl der Cryptogamen des Caps scheint dem Reichthume der phanerogamischen Flora nicht zu entspre: chen. Doch beläuft sich die Zahl der bekannten Farne (im weitern Sinne) auf ungefähr 100, die der Laubmoose (Glyphocarpa, Glyphomitrion) auf etwa 70, der Leber- moose und Flechten auf je 50, der eigenen Algen (Cham- pia) aufi.etwa 40. | -ı»ı' Bemerkenswerth ist, dass sich auf den 24 Grade west- lich vom Cap einsam in dem Weltmeere liegenden Inseln Tristan d’Acunha noch rein capische Formen (Phylica arborea, Pelargonium acugnaticum) finden und dort an- tarctischen Pflanzen begegnen. 6.14, VII. Das mittelamerikanische Reich. Dieses Reich, das mittelländische der neu&n Welt, enthält den südlichen Theil von Nordamerika vom 30° nördl. Breite an, den nördlichen Theil und das Hochland von Mexico und die westindischen Inseln, Die mittlere Temperatur desselben ist +2°=+a°R. | Es zeichnet sich durch prachtvolle Bäume mit grossen, häufig glänzenden Blättern und herrlichen Blumen aus, die theils durch ihre Grösse, theils durch ihren Reich- thum in die Augen fallen. In den nördlichen Gegenden fallen die Blätter ab, in den südlichen bleiben sie das ganze Jahr hindurch. Laubholz hat entschiedenes Ueber- gewicht; die Nadelhölzer wechseln mit einzelnen Palmen und palmenartigen Gewächsen, z. B. Yucca, Zamia. Die Ericineen werden breitblättrig, während sie in der alten Welt kleine und schmale, aber desto zahlreichere Blätter haben. Noch viele europäische Sippen kommen hier vor, aber die Gattungen sind fast ohne Ausnahme verschieden. Die Fruchtbildung nimmt häufig andere Blüthentheile in 104 sich auf und es entstehen zusammengesetzte oder vermehrte Früchte. Kürbis- und Aepfelfrüchte sind selten. Die Bäu- me sind meistens gesellig und bilden, besonders im Nor- den, Wälder von ungeheurer Ausdehnung. Der aromati- sche Hauch, welcher der mittelländischen Flora eigen- thümlich ist, fehlt, oder ist nur in sehr vermindertem Grade vorhanden. Im nördlichen Theile, am Mississippi und Missouri; in Florida und Lousiana wechseln mit Wäldern ungeheure, mit reichem Blumenschmuck gezierte Grasflächen ( Prai- rien, Savannen) und ausgedehnte Sümpfe, in denen 'Alli- gatoren hausen, und ungeheure rohrartige Gräser und zahlreiche Sumpfpflanzen wuchern. Im Süden .Hochebe- nen (Mexiko) und zahlreiche :Inseln mit überwiegender tropischer Vegetation, mit Wäldern von gemischten For- men und abnehmender Wiesenbildung. Eigenthiimliche ve- getabilische Gruppen drücken hier der Flora einen be- sondern Typus auf: die fleischigen und wunderlich ge- stalteten, grösstentheils mit prachtvollen Blumen bedeck- ten Cacteen mahnen an die capschen Saftpflanzen, die Can- neen mit ihren grossen und ungetheilten glänzenden Blät- tern an die ostindischen Scitamineen. Ausser ihnen wer- ‚den tropische (mit Interpetiolar-Afterblättern versehene) Rubiaceen und Euphorbiaceen überwiegend. Ausser den europäischen Cerealien und Obstarten werden im südlichen Theile auch noch Reis, Mais, Hirse, Bananen, Ananas, Orangenfrüchte, Mangobäume, Cujaven, Avogatobirnen (Persea gratissima), Flaschenbäume (An- nona) und andere tropische Früchte, Maniok, Jamswur- zeln und Bataten, und auf den westindischen Inseln ins- besondere das Zuckerrohr und der Kaffeebaum, Cacao, Indigo, Tabak und Baumwolle gebaut. In diesem Reiche lassen sich 3 deutlich ausgeprägte Floren unterscheiden. 1) Die Flora von Louisiana und Florida umfasst ausser diesen genannten Ländern auch noch die übrigen südlichen Vereinstaaten von Nordamerika, Süd - Carolina, 105 Georgien, Missouri, Arkansas u. s. w., die Bahama - In- seln, und: die nördlichsten mexikanischen Staaten bis an das stille Weltmeer, mit Californien, vom 30° bis zum 59° nördlicher Breite. Sie entspricht dem Gebiete, welches Schouw als das Reich der Magnolien, sidliches nordamerikanisches Reich oder Pursh’s Reich bezeichnet, und steht mit der mittel- ländischen und chinesisch -japanischen Flora in Parallele. Die europäischen und mittelländischen Gruppen sind zwar hier noch vertreten, doch bei weitem nicht mehr so zahlreich, als in:der nordamerikanischen Flora. Man trifft nur noch einige wenige Cruciferen, Caryophyllaceen (Stipulicida, Polypremum, Spergulastrum) und Saxifra- geen, je 20 — 30 Ranuneculaceen (Horkelia), Uimbellife- ren (Crantzia) und Hypericineen, worunter die merk- wiürdige Fliegenfalle, Dionaea Muscipula, von andern zu den Droseraceen gezählt, ein Paar Borazineen, 15 — 20 Gentianeen (Andrewsia), etwa 10 Primulaceen ( Mi- cranthemum), gegen 30 Labiaten (Collinsonia, Macbri- dea), auch einige Rosaceen und Pomaceen. Unter etwa 200 Synanthereen ist beiläufig die Hälfte Strahlenblüthige, zum Theil von ausgezeichneter Grösse und Schönheit, wie Silphium, Rudbeckia u. a. (Gynema, Galardia, Bra- chyagyris,. Starkea, Mnesitheon, Calliopsis, Helioph- thalmum, Leptopoda), # Eupatorinen und der Ueberrest europäische Cichoraceen ( Troximon) und Cynarocepha- len (Onopyxis, Stockesia). Auch die Leguminosen, ge- gen 120 an der Zahl, und darunter mehrere baumartige, Acacia, Bobinia, Gleditschia, nähern sich mehr den tro- pischen, als den nordischen Formen (Baptisia, Aiphan- thus, Bradburia, Diplonyx, Amorpha, Petalostemon, Kuhnistera). Chenopodeen und Plantagineen gieht es nur wenige; zahlreicher sind die Polygoneen, 20 — 30 (Brün- nichia, Eriogonum). Unter etwa 100 Gräsern sind viele Panica und Paspala, und mehrere eigenthiimliche Sippen (Tosagris, Cyrtopogon, Tripsacum, Ceratochloa, Oxya- denia). 106 Der Baumschlag, der immer über den Charakter ei- ner Landschaft hauptsächlich entscheidet, ist europäisch, mit eigenthiimlichen und tropischen Formen gemischt. Zahl- reiche (gegen 30) Eichen und andere Cupuliferen, Pla- tanen und Juglandeen wechseln ‚mit den dichtbelaubten Hippocastaneen, den prachtvollen Magnoliaceen (9 — 10; Illicium), deren grosse glänzende Blätter, herrliche und ungeheure Blumen und,an langen Schnüren herabhängende ‚rothe Saamen den Wäldern dieser Regionen einen feen- haften Anstrich geben, und (etwa 10) Annonaceen (Asi- mina), deren schmackhafte Friichte in ihrer Form das Mittel zwischen Ananas und Tannzapfen halten, dann mit (ungefähr 20, Euosmus) Laurineen, die zum Theil köst- liche Harze und Holzarten (Benzoin, Sassafras) liefern. Die Zapfenbäume oder Nadelhölzer, Coniferen, sind im Abnehmen; es finden sich deren noch 10 — 12, aus den Sippen Pins und 'Schubertia, an ihre Stelle treten zum Theil schon, jedoch noch niedrige und zwergartige Pal- men (5 — 6, Chamaerops, Sabal), einige Cycadeen und . gegen 20 Liliaceen der Sippe Yucca mit baumartigen Stäm- men und langen, schmalen, starren und stechenden leder- artigen Blättern. Das übrige Gebüsch und Unterholz bilden And jehie Stauden, Sträucher und zum Theil noch Bäume aus nach- folgenden, schon mehr der tropischen Vegetation sich annähernden Familien: einzelne Acerineen und Sapinda- ceen, 8 — 10 Caprifoliaceen und Corneen, ein Paar Lo- rantheen, gegen 20 Rhamneen, aher höchst sparsame Te- rebintaceen, einzelne Philadelpheen , Jasmineen (Borrya) und Bignoniaceen, 8 — 0 Sapoteen, besonders Prinos, gegen 10 Styracineen (Halesia, Hopea), und gegen 40 Erieineen, besonders aus den Sippen Vaccinium, Andro- meda, Kalmia, Clethra und mehrern eigenthümlichen (Elliottia, Lyonia, Cliftonia, Lepuropetalum) aber keine Erica. Unter den (wenigstens nach der Mehrheit ihrer Gat- iungen) krautartigen Familien bezeichnen wir vor allen als vorherrschend die Onagreen, besonders Ludwigia, 107 Isnardia, Oenothera, mit 40 — 50, die Polemoniaceen, besonders Phlox, mit etwa 20, und die mit dem nördli- chern Amerika gemeinschaftliche kleine Gruppe der Hy- drophylleen mit 10 — 12 Gattungen. Ausser diesen fin- den wir einzelne Podphylleen, Nymphäaceen und Papa- veraceen, 15 — 20 Malvaceen (Callirrho&), einige Gor- doniaceen (Franklinia), 10 — 15 Rubiaceen (Pinkneya), gegen 30 Scrofularineen, 5 — 6 Rhinantheen (Orthocar- pus) und Orobancheen, je 10 — 12 Acanthaceen und Verbenaceen, ebenso viele Convolvulaceen, ein Paar Hy- droleaceen, einige Apocyneen, je 25 — 30 Asclepiadeen (JSnantherix, Acerates, Podostigma), Euphorbiaceen (Friesia), je 10 — 15 Urticeen (Maduria), Aristolo- chieen (Ananthopus) und Orchideen. Die Solanaceen kommen höchst sparsam vor. Verhält- nissmässig gering ist die Anzahl grossblumiger Monoco- tyledonen mit knolliger oder Zwiebelwurzel: Alliaceen, Liliaceen, Irideen, Hämodoraceen (Lachnanthus), Aspho- deleen (Pleea) u. a. Zahlreicher werden aber Commelı- neen (an 10), Asparagineen (gegen 20) und besonders Colchicaceen, Juncagineen und Juncaceen (Cephaloxis, Calochortus, Nolina), an welche sich, in allmähligen Uebergängen, einige Restiaceen und 50 — 60 Cyperaceen anschliessen. Aber auch die rein tropischen Gewächse, die in Süd- amerika das Maximum ihrer geographischen Verbreitung haben, beginnen schon hier in einzelnen Gattungen. ‚So treffen wir mehrere Capparideen (Peritoma), Menisper- maceen (Androphylax), Guttiferen, Passifloreen, Mela- stomaceen, Loaseen (Bartonia), Cacteen, Nyctagineen, Bromeliaceen und Burmanniaceen R Ganneeni Piperaceen u. Ss. w. Die Zahl der Cryptogamen, namentlich der Farne, scheint geringe zu seyn; doch lässt der Mangel genauerer Kunde dieses in seinem Innern noch wenig durchforsch- ten Ländergebietes hierüber kaum eine auch nur annähe- rungsweise sichere Schätzung. zu. | alu 108 2) Die mexicanische Flora — bei Schouw Reich des mexicanischen Hochlandes oder Bonplands Reich, umfasst das nördliche und mittlere Mexiko, nebst der Ge- birgskette des Halses der sidamerikanischen Halbinsel bis an die Landenge von Darien, wo sie sich an die Anden- Flora anschliesst. | Die mittlere Temperatur steigt bis zu — 21° BR. Ein Gebirgsland mit gegen das Antillen-Meer einer und das grosse Weltmeer anderer Seits abfallenden Ab- hängen, hohen, zum grossen Theile vulkanischen Kuppen und grossen Hochebenen. Die nordischen Formengruppen treten immer mehr zuriick, und die tropischen erlangen allmählig das Ueber- gewicht. Doch sind von jenen noch die Kätzchenbäume über 5000 Frıss Meereshöhe, besonders die Cupuliferen und unter diesen vorziglich die Eichen, deren es gegen 40 Gattungen giebt, sehr häufig, auch kommen noch ei- nige Nadelhölzer vor. Die Cruciferen, (4 — 5), Caryo- phyllaceen (12-— 15, Hymenella) und Hypericineen (8) nehmen sehr ab; etwas häufiger sind verhältnissmässig Rosaceen (Vauquelinia, Lindleya, Cercocarpus, Cowa- nia), Umbelliferen (gegeu 30, besonders Eryngia), Va- lerianeen, Boragineen (etwa 20), Gentianeen (10 — 15, Menodora) und besonders Labiaten (gegen 70), vorzüg- lich von der Sippe Salvia. Die Chenopodeen, Plantagi- neen und Polygoneen (Podopterus), je 10 — 15 Gaitun- gen, beobachten ein untergeordnetes Verhältniss. Die herrlichen Magnoliaceen und Annonaceen hat diese Flora grösstentheils mit der vorgehenden gemein; doch scheinen die letztern iiber die erstern das Ueberge- wicht zu behaupten. Ihnen schliessen sich als Baum- und Strauchgewächse an: je 4 — 5 Dilleniaceen (Recchia) und Tiliaceen (Alegria), einzelne Pomaceen, Myrtaceen, 10 — 15 Bombaceen, worunter die prachtvollen dieser Flora eigenthümlichen Sippen Chirostemon und. Monie- zumia, ein Paar Sierculiaceen, 8 — 10 Hippocrateaceen (Lacepedea), 10 — 12 Caprifoliaceen ( Schöpfia), meh- 109 rere Meliaceen und Sapindeen, je 10 — 15 Terebintaceen (Cyrtocarpa), Rhamneen und Grossularieen, welche letz- tere im Verhältniss zu ihrer Gesammtzahl hier vorherr- schend genannt werden können, einige Sapoteen, 10 — 12 Erieineen und Melastomaceen, gegen 40 Verbenaceen, besonders von den Sıppen Verbena und Lippia, je 10 — 15 Acanthaceen und Bignoniaceen, denen letztern sich die kleine Mexiko eigenthümliche Gruppe der Cobäaceen an- schliesst, einige Laurineen und 5 — 6 Palmen von den mehr nordwärts sich verbreitenden Sippen Chamaerops und Corypha. Unter etwa 120 Leguminosen sind vielleicht 20 Aca- cien und Ingen, grösstentheils baum- oder strauchartig; im Allgemeinen zählt die ungeheure Familie in dieser Flo- ra wenig Eigenthümliches (Amphymenium, Eysenhard- tia, Brongniartia, viele Daleae). Die Synanthereen hin- gegen spielen eine ausgezeichnete Rolle: die Zahl der be- kannten Gattungen belauft sich iiber 300, von denen die kleinere Hälfte röhrige (Thymophylla, Platypteris, Ste- via, Pulafoxia, Atomia, Lagascea, Piqueria), die grös- sere Strahlenbliithen hat und besonders viele jährige Ge- wächse von vorzüglicher Schönheit, Tagetes, Zinnia, He- Tianthus, überhaupt viele eigenthiimliche Sippen zählt (Dys- sodia, Böbera, Ptilostephium, Achyropappus, Schkuh- ria, Eriophyllum, Gutierrezia, Ferdinanda, Xanthoco- ma, Ximenesia, Georgina, Eriocoma, Cosmea, Titho- nia, Alcina, Millera, Baltimora, Guardiola). Ein Paar Cynareen deuten noch auf die Synantherenbildung des ‘Nordens und des mittelländischen Reiches zurück, woge- gen ein Paar Perdicieen (Microspermum) den Ueber- gang zu den siidamerikanischen Nassauvieen und Mutisieen vorbereiten. Die in der vorausgehenden Flora vorherrschenden kleinern Gruppen haben auch hier noch verhältnissmässig zahlreiche Gattungen, so die Onagreen gegen 20 (Lope- zia), die Polemoniaceen 12 — 15 (Hoitzia, Löselia, Cal- dasia); biezu kommen noch die Salicarieen mit 15 — 18, - 110 die Hydroleaceen mit 5— 6 (Namä) und vorzüglich die Solanaceen (Androcera, Nectouxia) und Convolvula- ceen mit je 50 — 00 Gattungen. Wir bemerken ausser- dem noch die Menispermaceen mit 5 — 6 (Agdestis), die Capparideen mit 8 — 10, die Malvaceen mit mehr als 50 (Pteriptera) einige Rutaceen (Pentanome, Choisya), 18 — 20 Polygaleen, 5 — 6 Cucurbitaceen ( Gronovia), gegen 20 Cacteen, die in auffallenden und wunderlichen Gestalten, grösstentheils dicht mit Stacheln bedeckt, gross- blumig und prächtig, nackte Felsen bekleiden, und von denen eine Gattung, Cactus cochenillifer, zur Zucht der Cochenille ın künstlichen Gehägen gebaut wird; 12 — 15 Oxalideen, einige Sedeen und Portulaceen, die kleine Fa- milıe der Fouquieraceen, über 40, grossentheils holzige Fiubiaceen (Bouvardia), gegen 20 Lobeliaceen (Selliera), 15 — 20 Rhinanthaceen, 50 — 60 Serofularineen (Russe- lia, FWillichia, Leucophyllum, Maurandia), einige Apo- cyneen und iber 30 Asclepiadeen, 10 — 15 Chenopodeen, an 20 Urticeen, über 00 Euphorbiaceen (Loureira, Ani- sophyllum, viele Gattungen von Croton, Acalypha). Die Orchideen sind wenig zahlreich (Alamannia), wie die Monoeotyledonen überhaupt, unter denen wir nur je 10 bis 15 Commelineen, Bromeliaceen, Amaryllideen, Lilia- ceen (Millea), von welchen jedoch die ungeheuren Aga- ven, Agave, Fourcroya, durch die Masse ihrer Riesen- formen den Mangel an Zahl der Gattungen wieder erse- tzen und mit zu den charakteristischen Formen der Flora gehören, und Juncaceen bemerken, während die Aspara- gineen und Asphodeleen fast gänzlich zurücktreten. Cy- peraceen kommen etwa 20, und Gräser gegen 100 vor, worunter mehrere eigenthiimliche Sippen (Sireptachne, Lycurus, Hymenothecium, Chondrosium, Triaena, Pen- taraphis, Hilaria, Triodia). Unter etwa 50 eigenthiüm- lichen Farnen (Llavea) treten schon einige baumartige Formen auf, die der sidamerikanischen Vegetation ihren reichen Charakter mit verleihen. ' Die Familien, welche unter dem Aequator ihr Maxi- mum erreichen, treten hier schon in zahlreichern Bildun- 111 gen auf. Unter ihnen können die Nyctagineen, obwohl nur mit etwa 10 Gattungen aus den Sippen Mirabilis, Oxy- baphus, Boldoa, hier als vorherrschend angenommen wer- den, da ihre Typen in dieser Flora vorkommen. Die Bütt- neriaceen zählen 8 — 10, die Malpighiaceen (Aspicarpa?), Melastomaceen, Passifloreen je 10 — 15, die Ternströ- miaceen (FFittelsbachia) 5, die Flacourtianeen, Myrsi- neen, Begoniaceen, Samideen, Erythroxyleen u. a. ein- zelne Repräsentanten. Die Pıperaceen aber fangen an häu- figer zu werden, und die antarctisch - siidamerikanischen Tropäoleen, so wie die capschen Herrmanniaceen schei- nen hier, in vereinzelten Formen, die nördlichste Gränze ihrer Verbreitung zu erreichen. 3. Die westindische Flora, bei Schouw Westindi- sches Reich oder Swartz’s Reich,, verbreitet sich über das Inselmeer des mexikanischen Meerbusens, bekannt un- ter dem Namen der grossen und kleinen Antillen oder Westindiens im engern Sinne. Die mittlere Temperatur ist zwischen + 12 und + 21° R. Hier wird das Ueberwiegen der tropischen Vegeta- tion entschiedener, die nordischen Gruppen treten zu- rück, oder werden durch zwar ähnliche, aber gleichwohl wesentlich verschiedene Formen ersetzt. Statt der Kätz- chenbäume, von denen nur noch ein Paar Juniperus vor- kommen, die verwandten Gattungen von Hedyosmon, Broussonetia, statt der Coniferen Cycadeen (5 — 6 Za- miae). Von den im nördlichen und mittlern Europa und Asien vorherrschenden Familien kommen nur noch äusserst wenige Repräsentanten vor, je 3 — 4 Ranunculaceen und Cruciferen, einige Amygdaleen (Plinia), 8 — 10 Umbel- liferen , grösstentheils von der südländischen Gruppe der Hydrocotylineen, 12 — 15 Poientilleen und Fragariaceen nebst verwandten Formeu (Trilix, Suriana). Etwas zahl- reicher sind die kleinern neutralen Familien, die in allen Regionen ziemlich gleichförmig vertheilt sind; wir treffen 10 — 12 Valerianeen, aus der Sippe Boerhaavia, gegen 20 Gentianeen, je 12 — 15 Polygoneen von der Sippe 112 Coccoloba und Chenopodeen (Lithophila, Microtea, Pe- tiveria). Mit Ausnahme der Caryophyllaceen, von denen kaum noch 10 vorkommen, haben jedoch die mittelländi- schen Gruppen zahireichere Repräsentanten: es giebt an 100 Boragineen, grösstentheils von den tropischen Sippen Messerschmidia, Tournefortia, Cordia, Ehretia, Var- ronia, und gegen 50 Labiaten, besonders Salvia und Hyp- tis. Von nahe an 500 Leguminosen ist mehr als die Hälfte baum- und strauchartig,, mitunter zu den schönsten ihrer Gruppe gehörig: Cassia, Caesalpina, Acacia, Inga, Ery- ihrina, Geoffroia, unter den krautartigen Crotalaria, Do- lichos, Phaseolus, Hedysarum, und mehrere eigene Sip- pen (Sabinea, Rudolphia, Bönninghausia, Corynilis, Pictetia, Zoophthalmum, Poitea, Turpinia). Unter den verhältnissmässig nicht zahlreichen (etwas iiber 200) Syn- anthereen sind die mit lauter röhrigen Blüthen, die Eu- patorinen, vorherrschend, sie machen mehr als die Hälfte aus (Neurochlaena, Melananthera, Isocarpha, Stru- chium, Noccea, Tetranthus), ihnen folgen die Strahlen- bliithigen mit etwa 80 Gattungen (Lorentea, Starkea, Diomedea, Collaea), dann die Chenanthophoreen (Spren- gcl’s Perdicieen, Cassini’s Nassauvieen und Mutisieen) mit etwa 10 — 12 Gattungen, was ein deutliches Zunehmen dieser interessanten südamerikanischen Gruppe gegen die siidliche Hemisphäre der neuen Welt hin ‚verräth. Eine ziemliche Anzahl von Pflanzengruppen erreicht auf den westindischen Inseln ihr relatives Verbreitungs- maximum oder ein entschiedenes Uebergewicht über die andern, auf denselben vorkommenden Formen. So zäh- len die Malvaceen gegen 100, besonders Sida und Hi- biscus, die Passifloreen (Feuillaea) und Cacteen je ge- gen 50, letztere besonders schlangenförmige Bildungen (Cereus, Rhipsalis), die Rubiaceen, gegen 200, darun- ter mehrere der prachtvollsten (Siderodendron), Scolo- santhus, Dunalia, Bellonia, Bractearia, Chimarrkis, Portlandia, Laugieria, Hamelia, Stevensia, Hillia), die Gesneriaceen gegen 30, die Euphorbiaceen über 200 (Ri- cheria, Hedwigia, Omphalea, Alchornea, Epistylum, 113 Hippomane, Tricera, Savia, Hiiingera, Drypetes),: die Urticeen 70 —:'80 \(Brosimum,' Caturus), die Canneen, Stellvertreter ' der‘ ostindischen Scitamineen, gegen 20 (Ge- thyra), die Bromeliaceen, zum‘'Theil palmenartige »&e- bilde in verjüngtem Maafsstabe, ausgezeichnet durch lange und ‘schmale, häufig randstachliehtewund mit grauem>oder silberfarbigem Mehl: oder Schuppenstaub bereifte Blätter, gegen 50, ’die Orchideen gegen‘ 150 Gattungen, mit'vie= lenseigenthümlichen Sıppen ( Cranichis,' Ponthieva, My- robroma, Cybelion;.'Jantha,Physänthera, Trizeuxis, Lepanthes, Isochiloss‘Ornithidium, Camaridium; Ciyp- tarrhena),; Ornithocephalus,' Brassavolea). ‘ Vor.allem Zeichnen sich diese Inseln durch ‘ihren 'aüsserordentlichen Reichthum 'an Farnen aus, deren (man über 400 ; aus: fast allen Sippen, am häufigsten jedoch. Polypodium, Asple= Htims,)©Aspidium; Adiantum, und’ darunter mehrere ei- gene>Sippen (Hemiönitis, ‚Cincinalis, Cochlidium) und äuch bawmartige Formen;zi Bi: Cyathea'arborea ‚zählt: ManKann annehmen, 'dass der 'vierte- Theil. aller bekahhı} ten’Färne’ dieser'Inselgrüuppe angehöre, ‘und man könnte sie daher in Schouw's DE Se Pan agagiuge das er er Färne nennen. no". .g1 voaseun -I0Wt Während die’ nofallerikhfischen Mienoliseön. en äe ‘ostindischen Dilleniaceen sehrjabnehmen und fast’werz schwinden‘, ‘erreichen die-Annonaceen 'mit‘25 ==>30'Gat- tungen" (Monodora) ‘hier: so ziemlich ihr Maximum. Im Allgemeinen’ ist die‘ Zahlvder!holaigen :Gewächse , Bäume hd: Sträucher, ‚sehr überwiegend), und \alle: Familien, die grösstentheils aus’Holzpflanzen ‚bestehen ‚haben hier ver- hältnissmässig zahlreiche : Repräsentänten.0:So: finden wir gegen 30 Tiliaceen 'und''Eläocarpeen' (Sloanea,, Legno- tis), je“'5\— 6, Bixineen;,:!Ternströmiäaceen: ( Eroteum) und Büttneriaceen,' gegen‘ 20 ‘Herrinanniaceen und ein! zelne Sterculiaceen;''je:‘10=—=:12’ Bombaceen, ‚Ochnäceen, Simarubeen (Simaruba) und Erythroxyleen, einzelne Fla: courtianeen (Ryania, Rumea) und gegen 20 Guttiferen (Antherylium, Rheedia, der schöne Mammei,) Marmmea, mit köstlichen Früchten, und der'stammblumige | Grüas), 8 114 an» 30: Samideen, je.6© — 70. Malpighiaceen ( Vargasia, Triopteris) und Myrtaceen: (Greggia) , ungefähr 20 Me- liaceen (Guarea, Hedwigia) und 50.Sapindaceen (Valen- tinia , Hypelate,, Trigonis; Ephielis), über 100 Melasto+ maceen (Matuba, :Meriania, Petaloma), je 15 — 30 Am- pelideen und Loranthaceen, 30 —:40 Fihamneen (Schaef- fera, Rhacoma, Turpinia, Picramniä, Castela) und Te- rebintaceen (Comöocladia, Spathelia), 5 — 0 Caprifo- liaceen (Schöpfia, Schradera) und Styracineen ‚einige Jasmineen, gegen 20 Myrsineen, über: 30 Bignoniaceen, je 50 — 60 Acanthaceen (Blechum;, \Aphelandra) und Verbenaceen (Tamonea, Bontia), über 40 Sapoteen (Bu- melia), 12: — 15.Erieineen, an 20 Laurineen, je 8 —.9 Thymeläaceen (Lagetta) und. Santalaceen (Aimenia), ein- zelne Myristiceen und 8. — 10 Palmen ( Thrinax). Von krautartigen Gewächsen, ‚die sich gleichwohl z zum Theil auch noch zur niedrigerm' Staudenform ‚erheben, treffen wir einige Menispermaceen,-an 40 Capparideen (Morrisonia), 12 —:15 Polygaleen (Badiera), an 30.Ru- taceen, je 6 — 8 Turneraceen, Onagreen und ‚Araliaceen, 15 — 18 Salicarieen ( Melanium, Ginoria), 8 — 10 Por- tulaceen (Cypselea), 1% — 15 Cucnrbitaceen ( Ceratosan- thes ,. Irsiola, Sechium, Melothria), gegen 100: CGonvol- vulaceen (aus den ‚Sippen Convolvulus und, Ipomoea), Solanaceen (Aguartia), je 25 — 40 Apocyneen (Forste- ronia) und Ak clebishehn (Metastelma), je 20 — 35, Rhi- Sera feltrimeän C TREE gegen 20 Labgliacaen s.40 Nyctagineen, und eben so viele na 30 —:40 Ama- rantaceen, je 20. °— 25 Aristolochieen und Aroideen, ge- gen 50 Asparagineen, an 20 Amaryllideen, ‚während die Asphodeleen, Liliaceen: und! Irideen ( Cipura) fast gänz- lich fehlen, 10:— :12:Gommelineen ( Callisia), 50:— 60 Piperaceen, gegen 100 Cyperaceen und.etwa.200 Gräser (Diestomis; Tr auch ETERRERNN „Anthophor Gr ie giles). | air die ‚tefbfn raten Her in: dam, dien zahlzeieh. Ausser etwa 30 Lycopodiaceen kennt man ge- 115 gen 100 Laub- und Lebermoose, itber 100 Flechten (Ne- matora, Astrothelium) und an 40 Algen ( Dictyopteris, Galaxaura), die ihr eigenthümlich angehören. Der überwiegende Reichthum an tropischen Formen bereitet in dieser Flora den nächsten Uebergang zu dem folgenden Reiche vor. | $.12. VIII. Das sudamerikanische Reich. Siidamerika bis zum 40° siidlicher Breite bietet unter allen Theilen der Erde die reichste und iippigste Vegeta- tion dar. Im Westen von einem ungeheuren, mit zahl- reichen Vulkanen versehenen Gebirgsriicken, der Anden- ‚kette, durchzogen, die nur einen schmalen Raum zwischen ihrem Fusse und dem Strande des grossen Oceans lässt, hat es hier nur Küstenflüsse von kurzem Laufe, während ostwärts die grössten Ströme der Erde, der Orenoko, der Maranhon oder Amazonenstrom, und der la Plata in meer- busenähnlichen Mündungen dem atlantischen Ocean an- heimfallen. Im Norden dieses ungeheuren Ländergebietes verbinden sich die Ströme selbst netzförmig mit einander, bilden grosse Binneninseln und überschwemmen in der Regenzeit das ganze Land in einen See, so weit das Auge reicht. Denn von der Nordküste bis an die Miüindungen ‚des Orenoko herab und landeinwärts bis an das Gebirge von Merida dehnt sich eine unermessliche, fast horizon- tal, nur hin und wieder von einzelnen angeflötzten Er- höhungen — Mesas — unterbrochene Ebene, im Allge- meinen die Llannos genannt, und nach ihren verschie- denen Lagen mit verschiedenen Beinamen bezeichnet. Mit Ausnahme der Flussufer und der Zeit der Ueberschwem- mungen sind diese Llannos meist sandig und ohne Pflan- zen — ein weniger schreckliches Bild der afrikanischen Sahara, doch sind einzelne Theile derselben auch mit Graswuchs und dichten Wäldern bedeckt. In dem gebir- gigen Feenlande Brasilien treten an die Stelle dieser ame- g* 116 rikanıschen Steppen Hochebenen mit wenig Dammerde mit Gräsern bekleidet, aber von vielen Schluchten zerris- ‘sen und nur dürftiges Strauchwerk ernährend, die soge- nannten Campos. Unermessliche Urwälder, die nie der Fuss‘eines Menschen : betreten, worin man sich jeden Schritt mit der Axt Bahn brechen muss, ‘von zahllosen und den manchfaltigsten Schlingpflanzen durchflochten, be- | decken den grössten Theil des innern Siidamerika bis an die Andenkette und die Quellen des Huallaga und Ucayale mit einer, schweigenden Wildniss, deren schauerliche Oede nur durch das Gebrüll wilder. Thiere und das Geschrei fremdartiger Vögel unterbrochen wird. Zwischen den Ge- birgsketten dehner sich auch dort mächtige Ebenen, 'die Pampas, .aus, die zur Regenzeit treffliche Waiden abge- ben, einen grossen Reichthum an Kräutern und Bäumen nähren und ostwärts, um den la Platastrom und besonders , siidwärts von demselben, gegen Patagonien hin, salzigen Boden mit Steppenseen und Flüssen haben. sl Die Llannos, .Campos und Pampas vertreten in Süd- amerika die Stelle unserer Wiesen, ‘doch sind sie'nur in der Regenzeit fruchtbar und ausser Gräsern auch mit Pflanzen der manchfaltigsten Art bedeckt. In den undurch- dringlichen Urwäldern sind die Bäume und Sträucher mur in. einzelnen kleinen‘ Partien gesellig, wo die -örtlichen Verhältnisse es begünstigen; im Allgemeinen aber herrscht ein Gemisch von unendlicher Manchfaltigkeit, in welchem prachtvolle Bauhinien und Banisterien mit zahlreichen Me- lastomaceen eine Hauptrolle spielen. Gegen die Gränzen des geheimnissvollen Guiana hin, in welchem die Wun- derliebe der Vorzeit ein el Dorado mit dem Goldsee Pa- rima träumte, bilden aber auch die geselligen Catinga’s mit ihren Hesperidenfrüchten selbstständige Wälder, die sich in der trocknen Jahreszeit entlauben. Sieht man noch über- diess. die. Luft wimmeln von zahllosen und prachtvollen Schmetterlingen, an ‘den’ zarten honigsangenden Kolibri’s (Trochiliden und Nectariniaden) die glänzende Farben. pracht :des Goldes und der Edelsteine prangen, (die dun‘ klen Tropennächte 'von grossen leuchtenden Räfern und 117. Fulgoren magisch erhellt, und die tiefen Schachte der Gebirge mit Silber: und Gold, die sandigen Ufer der bra- silischen Gebirgsbäche mit Diamanten erfüllt — so: finden: wır sin Südamerika. in allen Naturreichen das Land. .der Wunder, das Gebiet unerschöpflicher Manchfaltigkeit, das noch Jahrhunderte lang den Naturforschern ein unbegränz- tes Feld ihrer: Forschungen bleiben wird. "Wenn die südamerikanische Vegetation der tropisch-' asiatischen an Zahl der Gattungen und Manchfaltigkeit‘der Formen unstreitig sehr überlegen ist, so steht sie ihr eben so unzweifelhaft an Intensität der Ausbildung und' der Kräfte nach. ‘Die Fruchtbildung steht im Allgemeinen weit hinter der’asiatischen zurick," und köstliche Haie, edle Gewürze und kräftige Arzneimittel sind in Amerika viel seltner als in Östindien. ; ‘Ausser den im vorigen Reiche aufgefiihrten tropi- Be Kulturgewächsen werden im siidlichen Theile die- ses Reiches auch Wein und die europäischen Cerealien und 'Obstarten angebaut. "© Es ist anzunehmen, dass Siidamerika bei genauerer Kenntniss seiner Vegetation wenigstens in 10 Floren (Neu- granada, des Orenoko, Guiana, Brasilien, Buenos Ayres, des Huallaga tind Ucayale, Chili, Peru, der Anden und des Isthmus) wird getheilt werden müssen. Vorläufig stel- len wir jedoch nur 4 grössere Vegetationsbezirke auf. .“.4) Die Flora der Terra firma umfasst das südliche Mexiko, Columbia mit Caraccas und Venezuela, Guiana und das innere Südamerika bis an den Amazonenstrom, dası Gebiet der Llannos, und entspricht Schouw’s Reiche der Cactus und. Fiperaceen oder Jacquin’s Reiche. Die mittlere Wärme ist + 10° = 4 233° R. nr Die Kätzchenbäume verschwinden hier gänzlich und von nordischen und mittelländischen Gruppen finden sich nur noch. einzelne Formen, je 5 — 10 Ranunculaceen, Cruciferen, Caryophyllaceen, Rosaceen, Pomaceen, Um- belliferen und Valerianeen; etwas häufiger, je 20 — 30 Verbenaceen (Zapania) und Chenopodeen (Crucita, Ancı- 118 strocarpus). Selbst die Synanthereen sind verhältnissmäs- sig wenig zahlreich, es kommen etwa 150 Gattungen vor und zwar vorherrschend (gegen 80) Eupatorinen (Seris, Wikströmia, Jrmania, Isocarpha, Gyneteria, Nauen- burgia), 50 — 00 Radiaten (Allocarpus, Viborgia, Mo- nactis, Tilesia, Centrospermum), dann einzelne Chenan- thophoreen, Cichoraceen und Cynareen (Haynea), wozu noch abweichende eigenthümliche Sippen (Spiracantha, Odontaloma, Delilia) gehören. ; Eine grosse Anzahl tropischer Familien sind aber in diesem Gebiete theils ausschliessend oder fast ausschlies- send heimisch, wie die kleinen Gruppen der Chailletia- ceen (Chailletia), Homalineen ( Racoubea, Napimoga), Rhizobolen (Caryocar, Ruyshia), Marcgraviaceen (Norantea), Cusparieen, Lecythideen (Lecythis, Cou- roupita, Couratari), Turneraceen (Piriquetia) und Cy- clantheen (Cyclanthus); theils im Verhältnisse zur Ge- sammtzahl ihrer Gattungen überhaupt, oder zur Gattun- genzahl anderer Familien in dieser Flora vorherrschend. Solche überwiegende Gruppen, welche der Vegetation dieses Gebietes ihren eigenthiimlichen Typus aufdrücken, sind die Guttiferen (gegen 30, Pouroubea, Adenaria, Micranthera, Mahourea, Quapoya, Sterbeckia, Singa- na, Ablania, Tovomita, Marialvea, Symphonie, Mo- ronobea); die Leguminosen, über 300, grösstentheils baum- und strauchartige Sippen (Outea, Panzera, Hae- matoxylon, Coulteria, Bowdichia, Tachigalia, Touchi- roa, Myrospermum, Ormosia, Apalatoa, Possira, Tou- natea, Rittera, Machaerium, Coumarouna, Dipteryx, Drepanocarpus, Moutouchi, Lonchocarpus, Deguelia, Daubentonia, Dimorpha); die Rubiaceen, über 200 an der Zahl, grösstentheils strauchartig, mit vielen eigenen Sippen ( Tontanea, Euosmia, Sipanea, Bertiera, Sime- ra, Palicourea, Mapouria, Tapogomea, Carapichea, Patabea, Ourouparea, Retiniphyllum, Colladonia, Po- soqueria, Solana, Tocoyena, Genipa, Isertia, Couta- rea); die Myrtaceen mit 60 — 70 (KHlaprothia, Robin- sonia, Touroulia, Gustavia, Pirigara, und vor allem 119 die Wälder bildende Catinga mit orangen- und citronen- artigen Früchten); die Malpighiaceen mit nahe an 100 (Byrsonima, Mascagnia), die Sapindaceen mit 50 — 00 (Mataiba, Vouwarana, Urvillea, Ponaea); die: Bigno- niaceen mit 70 — 80 (Sickingia, Platycarpum); die Ver- benaceen mit 50 — 60 (Buchia, Manabeau, Rouhamon, Ghinia, Pyrostoma, Taligalea); die Capparideen mit 40 — 50, die Violarieen mit etwa 40 (Corynostylis, Co- nohoria, Passoura, Riana, Rinorea, Piparea, Salma- sia), die Passifloreen mit 30 — 40, die Cacteen, die hier so zahlreich, manchfaltig und zum Theil so aben- theuerlich gestaltet sind, wie die Mesembrianthema. am Cap; die Convolvulaceen mit nahe an 100 (Murucoa, Menais, Reinwardtia, Sagonea); die Solanaceen mit mehr als 200 (Lamarckia, Brugmansia, Bassovia, Cap- sicum); die Euphorbiaceen mit etwa 150 (Hermesia, Mabea, Siphonia, welche das Federharz oder Gaout- choue liefert, Pedilanthus, Garcia, Conceveibum, dma- noa, Ditaxis); die Aroideen und‘ Cyclaniheen: mit 40 bis 50 X(Dracontiumy, Ludovia), endlich die Piperaceen mit mehr als 100 Gattungen, unansehnliche Kräuter ‚oder Sträuchlein mit'grössientheils fleischigen Stengeln und Blät- tern, die in Verbindung mit den Cacteen die Saftpflanzen des' Caps in’ veränderten Gestaltungen wiederholen. " Ausser den Bäumen und Sträuchern, welche in die- sen vorherrschenden Familien enthalten sind, haben auch alle übrigen tropischen holzartigen Pflanzenfamilien hier noch zum Theil zahlreiche Repräsentanten. Während die herrlichen Magnolien bis auf eine oder zwei Gattungen gänzlich verschwunden sind, treten, besonders in den heissen Sumpfgegenden der Küsten von Cayenne und Su- rınam, zahlreiche (gegen 40) Annonaceen (Aberemoa), die hier gleichfalls ihr Verbreitungsmaximum zu erreichen scheinen, und (gegen 20) Dilleniaceen (Doliocarpus, ıCa- linea, Soramia, Curatella,; Tigarea) auf. Zu ‘ihnen ge- sellen sich gegen 30 Tiliaceen und Eläocarpeen (:Cassi- pourea, Vallea, Aubletia), 15 — 20 Ochnaceen. und Simarubeen (Ouratea, Arubay:Simaba),;je 5:— 10 Bi- 120 xineen (Bixa, der den bekannten Färbestöff Oxrlean’ lie- fert, Hasseltia) und Ternströmiaceen ( Taonaba), 15 bis 20 Herrmanniaceen (Mougeotia) und eben so viele pracht- volle und majestätische Bombaceen (‚Chorisia ,, Quarari- bea, Päachira), 12 — 15 Büttneriaceen (Cryptostomum, Moutabea) und Sterculiaceen (Ivira), 10 — 12 Hippo- crateaceen, 30 — 40 schmarotzende Loranthaceen, je 15 bis’20 Ampeliden und Araliaceen, 5 — 4 Cariceen (Pa- payabäume mit Melonenfrüchten), einige CGonnaraceen, 30° — 40 Terebintaceen- (Rhinocarpus, Icica, Margari- taria, Joncquetia, Tapirira, Robergia), gegen 20. Rham- neen ( Mayepea, ‚Glossama, Macoucoua, Camax,: Ro- bourea,. Glossopetalum), aber nur wenige Meliaceen (Ca: rapa), und Myrobalaneen (Pamea, Tanibouca), 8 — 10 Erythroxyleen, gegen 100° Melastomaceen ( Tibouchina, Mouriri,: Topobea), einige Vochysieen, 40 — 50 Acan- thaceen und Viticeen (Sciuris, Pagamea), gegen 20 Myr- sineen .(Icacorea, Rayanea), eben »so: viele -Ericineen, einzelne Sapoteen, Styraceineen (Ciponima), und Thyme- läaceen (Licania), gegen 30 Laurineen:(Nectandra, ‚Oco+ tea). In: zahlreichen (40 — 50), zum Theil-eigenthümli- chen Formen (Gynestum,,: Acrocomia, @reodoxa , ‚Mar- tinezia,' Manicaria.) treten die Palmen:auf; und helfen mit einigen aus der südlichen Hemisphäre ; herüberstrei- fenden Proteaceen (Euplassa, Punopsis) «die Baum- und Strauchwelt dieses Wunderlandes vollenden.» Unter den krautartigen Familien, -deren sich ERER wohl noch viele Gattungen zur Grösse und Consistenz von Sträuchern erheben, erwähnen wir: 10° — 12 Meni+ spermaceen (Abuta), 70 — 80 Malvaceen: (Redoutea, Ba- stardia), gegen 20 Hypericineen, etwa 30: Polygaleen. (Bredemeyera), einige Flacourtianeen (Patrisia), etwa 15 Ruutaceen, 10 Portulaceen, gegen 20 'Salicarieen (Cre- nea),,41%1— 15) Onagreen (Dodecas?) , einige Combreta- ‚ceen (‘Cacöüucia, Schousbaea), ein Paar Gucurbitaceen, gegen 20: Lobeliaceen, über 60 Apocyneen: (Päcourea, Ambelania), 30 — 40 Asclepiadeen ( Matelea, Lachno- stoma,-Philibertia,, Oxypelalum, Gothofreda), gegen "x 121 60.Boragineen,; hauptsächlich :yon:der: Gruppe der Cor- diaceen, 8 Gesnerieen, 40 — 50 Serofularineen :und Rhi- nantheen (Schwenkia, Matourea, Peripea, Browallia, Angelonia), gegen 60 Gentianeen, doch ohne Ausnahme von den iröpischen Formen, die wahrscheinlich von den arctisch -alpinischen Genossen getrennt werden müssen (Coutoubea)'Myrmecia, Pouteria, Tachia, Vohiria, dna- Bata, Poräqueiba, Coumea), einige Hydroleaceen (Pi- gandia), etwa 10 Lentibularien und 30 — 40 Amaranta- ceen, an 20 Polygoneen, selbst von baumartiger Grösse (Triplaris), eben ’so viele Begoniaceen, je 10 — 15 Hy- drocharideen (Udora, Limnocharis), Nyctagineen (Bou- gainvilles) , Aristolochieen und ‚Bromeliaceen,' gegen 50 Urticeen (Clibadium),, aber. wenige (kaum 50) Orchideen (‚Odontoglossum). Asphodeleen fehlen gänzlich, und Li- liaceen gibt ‚es nur wenige (Litiaea): häufiger sind da- gegen Amaryllideen, 30 — 40 (Mnasium, Sprekelia,. Eu- crosia), Dilatrideen,. 15 — 20 (Cipura, Xiphidium), Aspa- ragineen, gegen 40, und ziemlich eben so viele, Comme- lineen (Campelia). Die. Cannen, sind weniger häufig als auf den westindischen Inseln, etwa 30 (Myrosma);, da- gegen kommen einzelne Scitamineen vor, die dort fehlen. Von grasartigen ‚Monocotyledonen treffen wir,.20 Junca- ceen (Hydromistria) und.Bestiaceen:mit Xyrideen (Abol- boda), gegen, 100: Cyperaceen. (Mapania, Diplasia, Hy- phydra) und an:150 eigene, Gräser ‚(Echinolaena, Thra- sya, Streptostachys, Gynerium , Pharus, Pariana. Die Farne sind auch nicht mehr so häufig ‚als auf den westindischen Inseln: doch finden sich noch. über 100 Specien (‚Parkeria,,Chnoophora, Hymenostachys, Feea). Die ‚süudamerikanischen ‚Laub- und Lebermoose sind noch: wenig; bekannt, und wie'es scheint, ‚nicht zahl- reich; aber eine eigene Bildungsreihe von Rindenflechten mit zahlreichen und sehr. niedlichen: Formen, ;zum Theil von eigenthümlichen Sippen,.;( Leucogramme,. Ascidium, Ophthalmidium, Craspedon, Parmentaria, Fissurina, Asterisea ;„ Cincinaria, Myriotremma) , sehon.jetzt über 300) Gattungen bekannt, ‚zeichnet ‚das. ‚üppige Beich..des 122 siidamerikanischen Continents auch in dem tiefern Gebiete der Cryptogamen aus. 2) Die Flora von Brasilien und Buenos Ayres er- streckt sich vom Amazonenstrom im Innern und längs der Ostküste ‚bis über die Mündung des la Plata hinab, um- fasst demnach Brasilien, Paraguay, die argentinische Re- publick und Buenos Ayres bis an die Andenkette, Schouw theilt sie in zwei Vegetationsgebiete, wovon er das nörd- liche als das Reich der Palmen und Melastomeen oder Martius Reich, das südliche als das Reich der holzarti- gen Synanthereen cder St. Hilaire’s Reich bezeichnet. Die mittlere Temperatur ist + 12° =’ 23° R. Die brasilische Flora, in der neuesten Zeit von meh- reren Reisenden, insbesondere von unserm beriihmten Landsmanne, Ritter von Martius, durchforscht, ist eine der reichsten, vielleicht unter allen die reichste der Welt, In ihren Hauptzügen stimmt sie mit der PIoR der Terra firma überein, | Europäische Formen werden immer seltner und tre- ten erst im südlichen Gebiete, von Buenos Ayres, in spar- samen und vereinzelien, zum Theil ziemlich abweichen- den Gattungen wieder auf. Keine Saxifrageen, nur sehr wenige, je 2 —6, Caryophylleen, Rosaceen und Amyg- daleen, Hypericineen, Valerianeen und Gampanulaceen ; ‘zahlreicher sind die Cruciferen: (12 — 15), die Boragi- neen, gegen 20 (Preslea, Rhabdia), Ranunculaceen, ge- gen 20 (Casalea, Aphanostemma), Labiaten, gegen 30 (Glechon, Marsypianthus), und Umbelliferen, ebenfalls gegen 30, grösstentheils von ‘den Sippen Eryngium und Hydrocotyle. Die Plantagineen, Polygoneen und Cheno- podeen sind wenig zahlreich: von jeder dieser Familien kommenetwa 5 — 10 Gattungen vor. Die nordischen Kätzchenbäume und Cöniferen scheinen gänzlich zu feh- len: einzelne Myriceen, Geltideen, eine Colymbea vertre- ten ihre Stelle, " Die grösstentheils baumartigen Leguminosen sind ver- hältnissmässig wenig''zahlreich:" man kennt etwa 200 Gat- 123 tungen (Dimorphandra, Dolichonema, Heterostemon, Macroceratides) aber die zartfühlenden, schamhaften Mi- mosen und Aeschynomenen, deren feiner und vollende- ter Blattbau keine Berührung erlaubt, sind hier zu Hause. Auf etwa 300 mag sich die Zahl der Synanthereen belau- fen, und merkwürdig ist es, dass sie, besonders im Sü- den, grösstentheils strauchartig sind. Mehr als die Hälfte derselben sind Eupatorinen (Albertinia, Jaumea, Gün- theria, Lychnophora, Cephalopappus, Selloa, Carpho- bolus), etwa % Strahlenblüthige ( Galophthalmum, Mo- cinna); bedeutend, auf 30 — 40, wächst die Zahl der Chenanthophoreen (Augusta, Flotovia, Stifftia), und ei- nige wenige Cynareen (Hololepis, Heterocoma) deuten im Süden auf eine Wiederannäherung zu nordischen Vegeta- tionsbildungen hin. Zunächst an die Synanthereen schliessen sich die seltsamen Calycereen (Boopis, Acicarpha), die, wenn gleich gering an Zahl, für die südamerikanischen ex- tratropischen Regionen bedeutsam sind, und im südlichen Theile der brasilischen Flora ihren Anfang nehmen. Die in der vorhergehenden Flora aufgeführten vor- herrschenden Familien sind grösstentheils auch in Brasi- lien noch zahlreich repräsentirt; doch erreichen hier wie- der andere, und zwar bedeutsamere und imposantere Grup- pen das Uebergewicht. Wir erwähnen als solche die zar- ten Violarieen, über 50, mit besonders eigenthümlichen Blüthentheilen (Pombalia, Glossarrhen, Amphirrox, Lu- xemburgia), die ihnen so nahe verwandten Droseraceen, 30 — 40 (Lavradia), die Oxalideen mit mehr als 100 *), die Salicarieen mit 50 — 60 (Diplusodon), die Hippo- crateaceen mit 25 — 30 (Anthodon), die Malpighiaceen mit 40 — 50 ( Thryallis, Camarea), besonders durch zahlreiche Banisterien eine Zierde der Urwälder, die Me- lastomaceen, mit schön gerippten, oft sternförmig. bor- stigen Blättern und reichen, prachtvollen Blumensträus- sen, vielleicht über 500 Gattungen (Bertolonia, Lavoi- *) Die zahlreichen Gattungen der Sippe Ozalis scheinen sich‘ 5 PP in das Cap und Brasilien zu theilen. 124 siera, Truncaria, Cambessedesia, Chaetostoma, Salpin-: ga, Meisneria, Comolia, Spennera, Microlicia, Siphan- thera, Pachyloma, Marcetia, Trembleya, Diplostegium, Leandra, Myriaspora, Calophysa, Huberia, Phyllopus, Oxymeris), die Rutaceen und damit verwandten Grup- pen, 30.— 00, in den zierlichsten, und zum. Theil: herrlichen Formen ( Lasiostemon, Erythrochiton, Ra- via, Diglottis, Galipea, Terpnanthus, Almeidea, Hor- tia, Metrodorea, Dictyoloma, Larrea), die stattliche, Brasilien ganz eigenthümliche Baumgruppe der Vochy- sieen mit. paradoxem Bau der Blumen, 40 — 50 Gattun-. gen (Cucullaria, Callisthene, Amphilochia, Salvertia), die zwergpalmenförmigen und lilienblumigen Haemodo- raceen und Burmanniaceen, gegen 40 (‚Hagenbachia, Barbacenia, Vellosia), die zierlichen Amarantaceen mit lebhaft gefärbten, strohartig vertrockneten Spreublüthen,. gegen 80, ‚besonders zahlreiche Gomphrenae und meh-, rere eigne Sinpen (Bucholzia, Hebanthe, Pfaffia, Bran- desia , Sertürnera, Mogiphanes), die Begoniaceen mit 30 — 40, 'und vor allem die majestätischen Palmen, die hier in den manchfaltigsten ünd schönsten Formen, in un-' bekannter Zahl (man kennt bereits iiber 160, jedoch zum Theil noch nicht hinlänglich bekannte Gattungen), bald, durch die schwindelnde Höhe ihrer Stämme, bald durch ihren: stattlichen Laub- und: Blüthenreichthum die ganze; Vegetation beherrschen (Astrocaryon, Lepidocaryon, Leo- poldinia, Hyospathe, Gulielma, Syagrus, Maximiliana, Diplothemium, Desmoncus, Bactris). In wunderbarer Mischung der Formen finden wir hier fast alle Gruppen des natürlichen Systems. bald in zahlreichern, bald in sparsamern und vereinzelten Gat-. tungen darstellt. Indem wir die kleinern ‚Familien und. jene, welche in Brasilien. nur höchst isoliert vorkommen,, z.B. Sapoteen, Anurantiaceen ‚(Helleria), und ‚Thymeläa-, ceen, übergehen, erwähnen wir unter.den durchaus. oder. grösstentheils baum- und strauchartigen Familien, welche als, ‚solche. den. Charakter ‚einer Flora entscheiden, Zol- gende: Si Annonaceen.(Bocagea, -Rollinia),: wäh- 125 rend: die Magnoliaceen fast verschwinden, an 20 Dille- niaceen (Empedoclea, Davilla, Othlis, Dasynema), 15 bis 20 Capparideen (Physostemon, Keithia), einige Ber- berideen, 30 — 40 Ochnaceen, gegen 20 Gruttiferen (Kiel- meyera, Asera), einige Bixineen, je 10 — 12 Tiliaceen und Ternströmiaceen (Caraipa), je 15 — 20 Büttneria- ceen, Herrmaniaceen (Asteropus) und Bombaceen: (Erio- ‚dendron), die prachtvolle Sippe Göthea aus der Gruppe ‚der Pentapeteen, einzelne Samideen und Loranthaceen, über 40 Myrtaceen (worunter der Nelkenpfeffer, M, Pi- menta, vorzugsweise Erwähnung verdient) und Leeythi- deen, je 15 — 230 Terebinthaceen, Myrobalaneen, Rham- neen (Condalia, Crumenaria) und Sapindaceen (Phaeo- ‚carpus), über 150, zum Theil krautartige Rubiaceen (Psyl- locarpus, Alseis), und unter ihnen insbesondere die durch ihre Brechen erregende Arzneikraft berühmten Ipecacua- 'nha Wurzeln von mehreren Gattungen von Psychotria und Callicocca, etliche Gordoniaceen (Haemocharis) und ‚Cüsparieen (Sciuris), gegen 130 Erieineen, aber wenige Myrsineen. Die didynamischen Strauchgewächse scheinen besonders zahlreich zu seyn; iiber 30 Bignoniaceen (Ester- hazia, Zeyheria, Holoregmia), an 50 Acanthaceen und noch mehrere Verbenaceen (Aloysia, Casselia, Aeollan- thus) beurkunden dieses. Die Laurineen, von denen wir aus dieser Flora etwa 20 Gattungen kennen, scheinen noch nicht gehörig bestimmt, und ein Paar Proteaceen vermit- teln den allmähligen ‚Uebergang zur Vegetation der süd- lichen Halbkugel, in welche Buenos Ayres ganz, Brasi- lien schon zum Theil fällt. "Wir könnten unter den mehr krautartigen Vegeta- tiopsgruppen mehrere interessante Eigenthümlichkeiten der brasilischen Flora, z. B. besondere Balanophoreen (Langs- dörffia), die Lacistemeen, das Hinüberstreifen der rein mediterraneischen Familie der Cistineen, u. d. gl. berüh- ren, wenn wir nicht zu weitläufig zu werden befürchte- ten, und die geographische Verbreitung der Pflanzen nicht zum‘ Objecte einer besondern, selbstständigen Arbeit ge- wählt hätten. ‘Wenn aber in dem südamerikanischen Rei- 126 che überhaupt und 'in der brasilischen Flora insbesondere die dieotyledonischen Pflanzen über die monocotyledoni- schen in einem mit ihrer präsumtiven Gesammtzahl nicht harmonirenden Verhältnisse vorherrschen, und die Mo- nocotyledonen wieder gerade in den höchsten und vol- lendetsten Formen, Palmen, baumartigen Farnen, Riesen- gräsern und den prächtigsten Zwiegelgewächsen hier den Culminationspunkt ihrer Entwicklungsfähigkeit erreichen, so scheint ein Gesetz der historischen und geographischen Vegetationspotenz, das sich vor der Hand nur ahnen lässt, hier einen Anhaltspunkt zu finden. Wir treffen hier je gegen 20 Menispermaceen und Polygaleen (Vrolikia), ei- nige Marcgraviaceen, vielleicht 10 Turneraceen, einzelne Linaceen, Geraniaceen, Cucurbitaceen, 10 — 12 Cacteen, die in dem südlichern Theile der Flora ganz verschwin- den, eben so viele Passifloreen und Onagreen, 40 — 50 Malvaceen (Lebretonia, Lopimia) und Gentianeen (De- janira, Schultesia, Prepusa, Irlbachia, Schübleria), ge- gen 30 Convolvulaceen (Cortesia) und doppelt so viele Solanaceen (Petunia, Jaborosa), 30 — 40 Gesneriaceen (Sinningia) und Rhinanthaceen, an 30 Scrofularineen (Schelveria), an 40 Apocyneen (Aspidosperma, Hancor- ria) und gegen 30 Asclepiadeen (Schubertia, Ditassa, Physianthus), je 8 — 10 Hydrocharideen (Hydrocleis) und. Nyctagineen (Reichenbachia, Tricycla, Torreya), ungefähr 20 Aristolochieen, 40 — 50 Urticeen, und wohl 100 Euphorbiaceen (Sebastiana, Gussonia, Anda, Cne- midostachys, Caperonia, Peridium. Die Zahl der Pi- peraceen nimmt bedeutend ab. Die Stelle vieler Brasilien eigenthümlichen Sippen im natürlichen Systeme ist noch nicht sicher bestimmt, wie Agardhia, Bolivaria, Otto- nia, Traitinickia, PWolfia, dstronium, Ehrenbergia, Sweetia, Hornschuchia, Elvasia, Locara, Diclidanthera, Mniopsis, Matthissonia, Euphronia, Humirium, Spi- xia, Acosmia, Exostyles, Caulstretus, Melanoxylon. Von Monocotyledonen finden wir gegen 50 Orchideen (Cattleya), etwa 20 CGanneen, je 10 — 12 Bromeliaceen, Commelineen (Dichorisandra) und Irideen, gegen 40 der 127 schönsten ‚Amaryllideen (Coburgia, Griffina, Habran- thus), aber. fast gar keine Liliaceen und Asphodeleen, auch nur, wenige Asparagineen, 10 — 12 Aroideen, einige Juncaceen, 8 — 10 Restiaceen, 30 — 40 Cyperaceen und gegen 100 eigene Gräser, darunter auch baumartige Bam- buseen (Raddia, Thalasium, Merostachys,, Caryochloa, Melinis, Goldbachia, Chascolyirum), Unter den Cryptogamen fällt die für ein Festland un- gewöhnlich‘ grosse Zahl: von Farnen auf. Man kennt ih- ver über‘ 300 Gattungen,» woninter gegen 40. Gleichenia- ceen und viele baumartige Formen, die wenn auch nicht an Grösse, doch an Schönheit und Zierlichkeit ihrer We- ‘del: mit den Palmen wetteifern (Rumohra, Cassebeeria, Saccolomä; Trichopteris).: Auch andere Cryptogamen scheinen zahlreich: so finden ‘wir ım 1. Bande der Flora Brasiliensis unter 70 Lebermoosen 35, unter 170 Flech- ten 05 (ohne: .die zahlreichen Arten und: Varietäten), un- ter 80 Algen :17 eigene Gattungen.: Unstreitig werden uns die folgenden Bände dieses klassischen Werkes noch ei- nen ungeahnten Reichthum IE CB Schätze aus die- ser ru öffnen, ) 3) Die Flora ge Kinder umfasst die Gebirgskette gleichen Namens (Cordillera de los Andes) vom 5° nördl. bis 20° südlicher Breite und ‚die derselben zunächst lie- genden Gebirgsländer des innern und westlichen Südame- rika's, Neugranada, Quito, Guayaquil, Neu-Andalusien, Jaen de Bracamoros, Tunja u. a. Die mittlere . Wärme steigt. von. + 1° bis zu + 16° R. Schouw theilt sie in zwei Reihe: das Reich der Cinchonen oder Humboldt’s ‚Reich, von.5. — 0000,. und das Reich der Escallonien und Calceolarien oder .. Ruiz und Pavon’s Reich über 9000 Fuss "Höhe. Diese ‚Reiche stehen aber mit einander in analogem Ver hältnisse, wie allenfalls in Europa die Ve- getation der Vor- und Hochgebirge; sie gehen allmäh- lig und. fast unmerklich in einander über. In. dieser südamerikanischen Gebirgsflora werden die nordischen und mittelländischen Formen; doch fast:ohne 128 Ausnahme in eigenthümlichen Sippen 'und Gättungen, 'wie- der häufiger; gegen'20 Kätzenbäume, Salieineen (Weiden), Betulineen und Cupuliferen, besonders’ 'Eichen, 'bilden, mit vereinzelten Coniferen,'Cycadeen und Pandäneen ver- mischt,’ Wälder und Haine''an’diesen Riesengebirgen und erregen in dem Europäer «die Rückerinherung an 'seine ferne Heimath. Die 'niedere 'Kräutervegetatiou- auf den Anden zählt 10 — 12 Ranünculaceen,’eben:so viele Crüu- eiferen (Ewdema) und: Potentilleen! oder. Alchemilleen (Kageneckia), ‚einzelne Pomaceen»(Osteomeles) «und Sa- xifrageen‘, gegen 40 Umbellifereni (Pozoa, »Fragosa, Pec- tophytum, ‘Ottoa) , :über:30:'Vialerianeen,, ‚einige :CGampa- nulaceen ;' jJe.40 '— 50 .Boragineen und Gehtianeen;, über 60 Labiaten, besonders:'Salviae,; je 10 — 1% Plantagineen und Chenopodeen (Boussingaultia), denen'sich:8-— 10 Begoniaceen beigesellen. Die: Leguminosen, etwa. 100 an der ‚Zahl, sind: verhältnissmässig: nicht zahlreich; es’sind ‚grösstentheils noch Cassieen:'und Mimoseen ;; und wenig eigenthümliche Sippensisachl ayayı A molimonlot ib ‘ Vorherrschend sind: in: ‚dieserl Floiis :vor\sallem die Synanthereen, über 300 an der Zahl, und!izwar gröss- tentheils, mehr als die Hälfte, Eupatorinen (Amphere- phis, Pollalesta), gegen 100 Radiaten (Andromächia, 'Werneria, Cacosmia, Espeletia), 25 — 30 Chenantho- phoreen (Homoianthus, 'Barnadesia), das übrige ‚Cicho- raceen und Cynareen (Dasyphylium, Joannea, Pacou- zina) und Trichospireen (Trichospir d, Diatesta);, beson- ders zahlreich an Gattungen sind‘ die Siıppen Eupätörium, Cacalia, Baccharis, Culcitium:, "Nach diesen "sind als‘ “vor- 'herrschend und charakteristisch zu betr achten eine 'beson- dere Gruppe der Polygaleen (Mönnina, Hebeandra), mit 30 — 40, die Hypericineen. (Brathys, Vismia), mit 35 ‚bis 30, die Passifloreen, mit 56 - — 40, die Araliaceen (Sciodaphyllum) mit 20 — LH die 'Solanaceen. mit 50 bis 00 (Dierbachia, Wither inkia),. die Scröfularirleen mit 60 — 70, besonders Calceolaria (Escobedia), die’ Escal. lonieen' mit 50. 60 (Tkibaudia, ’Befaria), welche hier die“Stelle' der Ericineen vertreten, die ‘Piperaceen mit 129 mehr als 100 Gattungen. Fast alle überwiegenden For- ınen bestehen demnach aus kleinen Staudengewächsen. Die übrigen strauch- und baumartigen Gewächse der Anden-Flora erreichen in der Hegel keine bedeutende Höhe über der Meeresfläche; doch steigen mehrere noch iiber 5 — 6000 Fuss hoch an; der glühende Hımmel un- ter dem Aequator neutralisirt bis zu diesem Grade die Er- höhung über dem Meere. Wir finden gegen 20 Cappari- deen, 10 — 12 Tiliaceen, $ — 10 Guttiferen (Havetia, Adenaria), einige Bixineen (Fiuhlia), je 8 — 10 Anno- naceen und Ternströmiaceen, etwa 20 — 25 Loranthaceen, 45 — 0 Rhamneen ( Perrottetia, Dulongia), doch nur wenige Terebinthaceen, 6 — 8 Büttneriaceen, ein Paar Herrmanniaceen, S — 10 Bombaceen (Matisia, Cavanil- lesia), 10 — 15 Sapindaceen, einzelne Hippocrateaceen, über 100 Rubiaceen (Declieuxia, Gumozia, Machaonia, Cassupa, Dicrobotryum), und darunter besonders viele strauch- und baumartige Formen, wie die Fieberrinden- bäume (Cinchona), deren zahlreiche Specien ganze Wäl- der bilden und deren Rinden mit niedlichen und eigen- thümlichen Flechten bekleidet sind, gegen 50 Melastoma- ceen ( Miconia, Bucquetia, Ernestia), 20 — 30 Myrta- ceen-(Campomanesia), einige Sapoteen, je 8 — 10 Mal- pighiaceen, Myrsineen, Styracineen (.Alstonia) und Bi- gnoniaceen, 15 — 20 Acanthaceen und Gesnerieen, 30 bis 40 Verbenaceen (Aragoa), 15 — 20 Laurineen, 10 bis 12 aus der südlichen Halbkugel hereinstreifende Pro- teaceen (Oreocallis), besonders hohe Bäume der Sippe Rhopala, und noch etwa 15 Palmen, darunter die höch- ste von allen, Ceroxylon andicola, mit 180 Fuss hohem Stamme, die bis zu einer Höhe von 8000 Fuss über dem Meere emporsteigt, nebst andern eigenthümlichen For- men (HAunthia, Alphonsia). Von niedrigern, grösstentheils krautartigen Familien erwähnen wir 5 — 6 Menispermaceen (Batschia), 10 bis 12 Violarieen, noch gegen 20 Oxalideen, 12 — 15 Gera- niaceen, darunter die eigenthümliche Sippe Rhynchotheca den Typus einer eiguen kleinen Gruppe zu bilden scheint, 9 : 130 etwa 30 — 40 Malvaceen, ungefähr 18 — 20 Cacteen, die hier so ziemlich die siidliche Gränze ihrer geographischen Verbreitung erreichen, je 8 — 10 Salicarieen (Calyplec- tus) und Portulaceen (Calandrinia), 30 — 40 Convolvu- laceen (Cladostyles), etwa 40 Lobeliaceen (Lysopoma), 25 — 30 Apocyneen (Dicaryum) und 15 — 20 Ascle- piadeen, einige Lentibularieen, 60 — 70 Euphorbiaceen (Styloceras, Pera), 40 — 50 Urticeen, gegen 20 Ama- rantaceen (Guilleminia), je 4 — 5 Nyetagineen und Na- 'jaden (Lilaea). Von Monocotyledonen scheinen die Bro- meliaceen, Amaryllideen und Liliaceen, die Asparagineen, CGommelineen und Irideen seltner zu seyn, als in den an- gränzenden Floren: keine dieser Familien hat über 10 eigne Formen in den Anden aufzuweisen: dagegen neh- men die Orchideen an Zahl (gegen 100) und eigenthüm- lichen Sippen (Altensteinia, Epistephium, Jonopsis, Mas- devallia, Cyrtochilos, Trichoceras, Thelypogon, Steno- glossum, Restrepia) bedeutend zu. Aroiden finden sich etwa 10 (Salmia), Restiaceen und Juncaceen je 8 — 10, Cyperaceen gegen 30 und Gräser über 100 eigene Gat- tungen vor (Cabrera, Ichnanthus, Elionurus, Polyodon, und eine baumartige Bambusensippe,. Chusquea). Die Farne sind weniger zahlreich, als in Brasilien, doch kommen noch gegen 100 Gattungen vor; die Laub- moose und Lycopodiaceen scheinen aber abzunehmen, doch lassen sich diessfalls noch keine sichern Resultate angeben. Nordisch wird die Vegetation unter den Tropen erst an der Gränze des ewigen Schnees, noch bis zu ei- ner Höhe von 10,000 Fuss ist sie mit tropischen Formen gemischt, 4) Die Flora von Peru und Chili begreift den ver- hältnissmässig schmalen westlichen Küstensaum Siidameri- ka’s zwischen dem Fusse der Anden und dem grossen Weltmeer oder die Länder Peru, Bolivia und Chili bis ungefähr zum 40° südl. Breite, Sie wurde von Schouw zum Theil zu den beiden unter der vorgeschriebenen Flora angeführten Reichen gezählt, zum Theil ungeachtet ihres 131 ‚sehr ausgeprägten Charakters als selbstständige Flora ganz übergangen. | io Vereinzelte Kätzenbäume, wie eine Weide, mehrere Myriceen und verwandte Gattungen (Clarisia, Tafalla) zeigen sich in Chili, wo auch eigenthiimliche Nadelhölzer, Araucaria, ein Podocarpus, ganze. Wälder bilden und.an, europäische Schwarzwälder mahnen. Andere nordländi- sche Formen, die, je weiter gegen Siiden, desto häufiger werden, sind 10 — 12 Ranunculaceen, gegen 20 Crucife- ren (Cremolobus, Menonvillea, Schizopetalon), einige Caryophylleen und Linaceen, wenige Campanulaceen, 3 bis 4 Pomaceen (Osteomeles). Häufiger sind Alchemil- leen und Sanguisorbeen, von besondern Bildungen, be= sonders Acaena, zusammen gegen. 50 Gattungen (Mar- gyricarpus, Polylepis), Umbelliferen , besonders Hydro- cotyle und die eigenthümliche, durch gedrängten, kuge- ligen Wuchs sich auszeichende Bowlesia, gegen 40, Va- lerianeen etwa 30, Boragineen 40 — 50 (Cerdana), La- biaten, besonders Salbei Arten (Phytoxys), über 60 Gat- tungen, dann je 10 — 15 Gattungen von Plantagineen, Po- Iygoneen und Chenopodeen (Anredera). Von Legumi- nosen, die nicht zahlreich zu seyn scheinen, kennt man 70 — 80 (Zuccagnia), von Synanthereen an 300 Gattun- gen, und zwar ein,Paar Cichoraceen ( Mosigia), einige Cynareen (Joannea), etwa 150 Eupatorinen (Grahamia, Cephalophora, Podanthus, Molina, Gyneteria, Soliva), 80 — 90 Sitrahlenblüthige (Munnozia, Bahia, Leontoph- thalmum, Madia, Sobrya, Villanova) und gegen 50 Nas- sauvieen und Mutisieen (Platzia, Bacazia, Mutisia, Du- merilia, Triptilion), welche, wie die kleine Gruppe der Calycereen oder Boopideen (Voigtia, Calycera, Ogiera) in diesem Theile der Erde vorherrschen. Einige kleine Pflanzengruppen, die Ouillajeen (Ouil- laja), die Francoaceen (Francoa, Tetilla), die Tro- päoleen (Tropaeolum, Magallana), die Gilliesieen (Gil- liesia, Miersia), jede nur mit wenigen Gattungen, ‚ge- hören dieser und der antaretischen Flora ausschliesslich an; mehrere grössere sind in derselben vorherrschend. 9* 132 Zu dieser gehören die schönen Ternströmiaceen mit viel- leicht 20 (Lettsomia, Palava, Laplacea, Apatelia) und Loaseen mit etwa 30 Gattungen (Loasa); die Lorantha- ceen mit 40 — 50, die Solanaceen mit ungefähr 150 (Leh- mannia, Nolana, Ulloa, Saracha, Desfontainia), die Scrofularinen mit über 100 (Sarmienta, Sanchezia, Schi- zanthus, Jovellana, Auarezia, Alonsoa, Calytriplex) und besonders die zahlreichen und schönen Formen der Schuhblnme, (Calceolaria), die Escallonieen mit 30 — 40 (Stereoxylon, Ceratostemma, Cuellaria, Acunna), die zierlichen Bromeliaceen mit 40 — 50 (Aechmea, Bona- partea, viele Pitcairniae und Tillandsiae), die Piperaceen mit 75 — 80, besonders Peperomia, endlich die pracht- vollsten Amaryllideen mit 45 — 50 (Stenomesson, Chli- danthus, Carpodetes, Leperiza, Phycella) und Liliaceen mit 50 — 60 Gattungen, besonders Alströmeria. Auch tre- ten die mit denselben verwandten Asphodeleen ( Herre- ria) und Asparagineen (Lapageria), zwar nicht 'vorherr- schend, doch zahlreicher als im übrigen Südamerika, je mit 10 — 12 Gattungen, hier wieder auf, Das südliche Peru und das nördliche Chili scheinen die südliche Gränze der rein tropischen Familien zu seyn, über welche hinaus nur noch wenige ihrer Formen strei- fen. Die Magnoliaceen mit 2 — 3 (Temus) und die An- nonaceen mit 9 — 10 Gattungen (Porcelia) verlieren sich hier allmählig. In gleichem Falle befinden sich die Cap- parideen, Tiliaceen (Aristotelia, Tricuspis, Abatia), Bi- xineen (Azara), Guttiferen (Godoya, Chloromyron, Beau- harnoisia), Samideen (Chaetocrater),. Meliaceen ( Tova- ria, Strigilia), Malpighiaceen, Araliaceen ( Gilibertio), Polygaleen, Rutaceen (Villarezia, Porliera), Büttneria- ceen, Sapoteen (Izquierda, Leonia), Myrobalaneen (Chun- coa, Gimbernatia), Styracineen ( Thuraria) und Lauri- neen (Galvezia), deren jede noch 5 — 10 Gattungen zählt. Dagegen haben die Sapindaceen hier noch gegen 20 (Acla- dodea, Amirola, Llagunoa, Semarillaria), die Melasto- maceen gegen 100 (Valdesia, Axinaea, Centronia, He- teronoma), die Rubiaceen gegen 150 (Riqueria, Gonza- 133 lea,,O-higginsia, Cosmibuena, Hipotis, und besonders viele Cinchona und. Exostemma), die Bignoniaceen 15 bis 20 (Eccremocarpus, Salpiglossis, Tourettia), die Acan- thaceen 25 — 30, die.Verbenaceen 30 — 40 (Mendocia), die Palmen 12 — 15 Gattungen (Iunezharia, Morenia, Jubaea)., Andere Familien aber, die sich weiter ausser- ‚ halb der Wendezirkel verbreiten, haben, im Verhältniss zu ihrer ‚Gesammtzahl, noch mehrere Repräsentanten; so die Berberideen 10 — 12, die Khamneen über 30 (Pal- toria, Sacellium, Hänkea, Maytenus, Hwuertea), die Terebinthaceen gegen 20 (Brunelia), die Ampelideen und Grossularieen je 8 — 10, die Myrsineen 12 — 15 (Ca- balleria), die Thymeläaceen 3 — 4 (Cervantesia, Myo» schilos), die neuholländisch-capschen Proteaceen 10 bis 42 (Guevina). Die kleine Familie der Coriarieen hat so- gar hier ihr Verbreitungsmaximum, da mehr als die Hälfte ihrer Gattungen dieser Flora angehört. Ein ähnliches Verhältniss findet hinsichtlich der mehr krautartigen Pflanzen statt. Die tropischen Familien neh- men an Zahl der Gattungen ab, die extratropischen sind formenreicher, ohne desswegen gerade, mit Ausnahme der schon: genannten vorherrschenden Gruppen, verhältniss- mässig, besonders zahlreich zu seyn, Wiır finden 5 — 6 Menispermaceen (Chondrodendron, Lardizabala), ein- zelne Papaveraceen, 15 — 18 Violarieen ( Gynopleura), einige Geraniaceen, gegen 20 Oxalideen (Ledocarpon), je 6 — 10 Portulaceen, Passıfloreen und Salicarieen, et- wa:30 Onagreen (INeaea), und darunter 12 — 15 schöne, strauchartige Gattungen von Fuchsia, an 50 Malvaceen (Palavia, Cristaria), noch einzelne Cacteen, 20 — 25 Lo- beliaceen, 40 — 50. Convolvuleen (Fabiana, Navarretia, 12 — 15 Polemoniaceen (Cantua), 15 — 20 Apocyneen (Lygodysodea), aber nur einige Asclepiadeen (Araujia), 5.— 6 Lentibularien, je 4 — 5 Gesneriaceen (Collumel- lia) und Rhinanthaceen (Gomaria), 8 — 10 Nyctagineen (Oxybaphus), eben so viele Amarantaceen, je 25 — 30 Euphorbiaceen und Urticeen ( Peumus, Olmedia), je 5 bis 8 Cannen und Scitamineen, 40 — 50 Orchideen (An- 134 guloa, Fernandesia, Sobralia), je 5 — 10 Aroideen (Car- ludovica), Irideen und Commelineen , 20 — 30 Cypera- ceen und 30 — 40 Gräser (Ceresia, Jarava , Clomena, Luziola), Ausserdem bemerken wir noch den abenteuer- lichen Phytelephas aus der Gruppe der Pandaneen, Lau- relia der Monimieen, Pineda der Homalineen und meh- rern Sippen von zweifelhafter Stellung: Sessea, Alzatea, Gumillea, Sassia, Plegorrhiza, Mauria, Adenostemon, Smegmaria, Baitaria, Eucryphia, Crinodendron, Unter den noch wenig bekannten Cryptogamen be- merken wir nur 20 — 30 Lycopodiaceen und gegen 100 Farne. Die Flechten scheint diese Flora grösstentheils mit Brasilien und den Anden gemein zu haben. 6.18. IX. Das antarctische Reich. Das antarctische Reich oder, nach Schouw, Urville’s Reich umfasst den südlichsten Theil von Chili mit den Chiloe-Inseln, Patagonien und Feuerland, die Falklands- Inseln, Südgeorgien, Neuholland, die Neusüdschetlands- Inseln, wahrscheinlich auch Tristan d’Acunha und Ker- guelens Land. Es ist das beschränkteste und dürftigste Reich, ent- hält wie es scheint, auch nur eine Flora und hat eine mittlere Wärme von +4 — 4 7° R. ‘ Die unwirthbaren, fast oder ganz unbewohnten Kü- sten dieser Regionen sind arm an Pflanzen wie an Thie- ren. Dort hat der Handelsgeist und die Habsucht der Eu- ropäer noch keine Niederlassungen gegründet, und, ohne Kultur, befindet sich die Vegetation in ihrem ursprüng- lichen Naturzustande. An der siidlichen: Gränze der la Plata-Gegenden und von Chili streifen noch einzelne tro- pische Formen in das antarctische Gebiet, machen aber bald nordischen Bildungen Platz, welche dem südwestli- chen Patagonien, den Feuerlands- und Falklands-Inseln ein nordeuropäisches Vegetationsgepräge aufdrücken. Auf 135 den zerstreuten Inseln an der Gränze des südlichen Po- larmeeres aber, auf Neugeorgien, Staatenland, Sandwichs- land, den Neusiidschetlands-Inseln und den Australorka- den herrscht, von ewigem Eise umstarrt, ein immerwäh- render Winter; in schrecklicher Abgerissenheit ragen die Berggipfel ihrer schauerlichen Gestade, in deren grau- senerregende, fürchterliche Oede sich kaum noch ein schwacher Hauch von Erhabenheit mischt, zu den Wol- ken empor und tragen nur hin und wieder dürftige Grä- ser oder küimmerliche Wintermoose, als letzte Spuren ve- getabilischen Lebens. Ungefähr zwei Drittel ihrer Pflanzen hat diese Flora mit den nordischen Regionen gemein; in dem übrigen Drittel sind arctische Gruppen, überall nur mit sparsa- men Gattungen, aın zahlreichsten; 10 — 12 Ranuncula- ceen (Hamadryas) und Cruciferen, einige Caryophylla- ceen und Saxifrageen (Donatia), 8 — 10 Umbelliferen (Huanaea, und die Specien des dichtrasigen, kugelig ge- drängten Bolax), einzelne Valerianeen, Veroniceen, und Primulaceen selbst, jedoch nur an der Gränze des siid- amerikanischen Reiches, Labiaten (Rizoa) und Boragi- neen (Patagonula), Leguminosen kommen sehr wenige vor, und diese sind durchgängig krautartig. Vorherrschende Familien, die in diesen wilden, ver- wahrlosten Reichen ihr Verbreitungsmaximum hatten, giebt es nicht: doch haben einige Gruppen hier eine grössere Anzahl eigenthümlicher Gattungen, so dass man sie be- ziehungsweise überwiegend nennen kann. Hieher gehö- ren die Berberideen mit 8 — 10, die Sanguisorbeen mit 6 — 8 (Acaena, Ancistrum), die Serofularineen mit 15 bis 20 (Dichroma, Mitraria), die Juncaceen mit. 10 bis 42 Gattungen (Tetroncium, Rostkovia, Marsipposper- murm). Und unter 30 — 40 Synanthereen treten noch die Nassauvieen mit 15 — 20 Formen (Clariona, Nassau- via, Mestigophorus) als vorherrschende Gruppe hervor, zu denen sich je 8 — 10 Eupatorineen (Oligosporus) und Radiaten und einzelne Cichpraceen und Cynarcen gesellen. Sparsam, wie in allen rauhen, winterlichen Ländern 136 sind die baum- und strauchartigen Gewächse. Noch eine Magnoliacee (Drimys Ffinteri), eine Spiraea, ein Ribes, eine Terebinthacee (Cassine), 5 — 6 Ericineen (Per- nettia), eine Thymeläacee (Drapetes), eine Empetree und eine Proteacee ( Embothrium coccineum) bilden mit ei- nigen Rätzchenbäumen (Salix magellanica, Betula ant- arctica, Fagus antarctica) fast die ganze Strauchflora dieses Reiches. . Etwas häufiger sind die krautartigen Pflanzen: 4 Vio- larieen, 3 Oxalıdeen, ein Paar Rubiaceen (Norteria), ei- nige Onagreen, meistens Fuchsia, einzelne 'Ceratophyl- leen und Lentibularien, 5 — 6 Dryadeen, Plantagineen und Urticeen (Misandra), einzelne Irideen und Aspara- gineen (Philesia, Callixene), 10 — 12 Cyperaceen und etwa 20 Gräser, besonders Agrostis, Dactylis und Fe- stuca,. Eine Tillaea, eine FFitsenia, ein Gladiolus deu- ten einen entfernten Zusammenhang mit der capischen, eine Stylidiee (Forstera magellanica) mit der neuseelän- dischen Flora an. Beziehungsweise zahlreich sind die Cryptogamen des antarctischen Reiches. Die mehr tropischen Lycopodia- ceen nehmen ab; aber Farne kommen noch 30 — 40, be- sonders aus der Abtheilung der Lomatopteriden (Hyme- nophylleen), Laubmoose 20 — 30, Lebermoose 15 — 20, Flechten 12 — 15, Algen 10 — 12 eigenthiimliche Gat- tungen vor, | Mit dem antaretischen Reiche schliesst sich die Geo- graphie der Pflanzen, gegen den Siüdpol hin ab. Dort‘ erreicht sie schneller ihr Ende als am Nordpol. Denn während Spitzbergen, zunächst an dem einem Pole un- sers Planeten, noch kleine Sträuchlein (Salix, Betula), hervorbringt, erstirbt die Vegetation von Neusüdschetland, das noch ausserhalb des südlichen Polarkreises liegt, in kiimmerlichen Moosgestalten. Die Ursachen dieser auffal- lenden Erscheinung, mit der so manche in Wechselbe- zıehung stehen, zu erklären, gehört nicht hieher. Unum- stössliche Thatsache aber ist es, dass die Vegetation der nördlichen Hemisphäre wenigstens um 10 Breitengrade 137 in gleicher Potenz hoher in den Norden hinaufreicht, als auf der südlichen in umgekehrter Richtung. Dass diesel- ben Hauptgruppen vegetabilischer Organismen auf den nach Klima und Temperatur gleichartigen, wenn auch noch so entfernten Zonen der Erde wiederkehren, glau- ben wir anschaulich gemacht zu haben. Es ist auch hier ein immer in sich selbst zurückkehrender Cyklus nachzu- weisen, und das Symbol, in welchem die Alten die Ewig- keit und den Kreislauf der Dinge zu versinnlichen ge- sucht, hat in der unendlichen Kette menschlicher Geistes- äusserungen vielleicht die tiefste Bedeutung. ‘Womit wir ım hohen Norden begonnen, das finden wir im: tiefen Süden wieder, und zahlreiche Uebergangsformen verbin- den auch die geographische Vertheilung der Pflanzen zu einem schönen harmonischen Ganzen. $. 14. Geschichte der Pflanzen. Wir haben an mehrern Stellen unsers Werkes Gele- genheit gefunden zu bemerken, dass eine allmählıge Ent- wickelung, ein successives Fortschreiten von dem Niedri- gen zum Höhern, wie in der ganzen organischen Schö- pfung, so auch in der Pflanzenwelt unverkennbar sey. Dieses Fortschreiten, welches mit den verschiedenen Le- bensperioden unsers Erdkörpers gleichen Schritt hält, nen- nen wir Geschichte der Pflanzen. | Da jedoch diese historische Entwickelung der vege- tabilischen Organisation in das Gebiet der Geognosie ge- hört, so können wir uns hier nur auf die Andeutung ei- niger Hauptmomente beschränken und verweisen den Le- ser, der ın dieses ‚höchst interessante Studium tiefer ein- zudringen wünscht, auf die Schriften eines Brongniart *), Grafen v. Sternberg **), Bronn ***) u. a. *) Prodrame de Ühistoire des Vegdtaus fossiles und Histoire des Pü- gdtaus fossiles, *) Versuch einer geognostisch botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt. _*) Lethaeg geognostica, 138 Wenn, wie nicht zu bezweifeln, die Agamen die tief- sten vegetabilischen Organismen sind und. auf sie die Pseu- docotyledonen und Monocotyledonen folgen, in den Di- cotyledonen aber sich das Pflanzenleben zur höchsten bis jetzt erreichten Stufe seiner ibm möglichen Ausbildung entwickelt hat, so wird auch angenommen werden mis- sen, dass das Pflanzenleben mit Agamen, mit den ein- fachsten Algen, begonnen habe. ‚Leider sind diese wei- chen und zarten, zum Theil noch halbflüssigen Gebilde .zu leicht zerstorbar, als dass sich dieser historische Bil- dungsgang in vegetabilischen Ueberresten der ältesten Ge- birgsformationen sollte nachweisen lassen. Denn die Fu- coideen der ersten Bildungsperiode gehören schon einer höhern Stufe an, wo sich die weiche und fleischige Con- sistenz zur zähen und lederartigen, und daher weniger zerstörbaren, ausgebildet hatte. Dass aber diese noch im- mer sehr tief stehenden Vegetabilien in den ältesten Ge- birgsformationen auftreten, spricht für unsere Ansicht. Die Calamiten der ältesten Steinkohlen- und Grau- wacke - Formation mögen als übriggebliebene Stämme rie- senmässiger Equisetaceen oder, wie Brongniart anzuneh- men geneigt ist, Lycopodiaceen betrachtet werden, so ist dadurch nachgewiesen, dass die Entstehung der Pseudo- cotyledonen nach jener der Agamen, vielleicht gleichzei- tig mit ihnen, stattfand. Dass diess der geschichtliche Gang der vegetabilischen Entwickelung war, wird durch die zahlreichen Farne der Steinkohlenformation, welche die Hälfte aller fossilen Pflanzenüberreste der ersten Pe- riode ausmachen, noch deutlicher, Häufig sind die baum- artigen Farne in der Vorwelt gewesen, und haben ganze Wälder gebildet; doch, wie alles sich zum Riesenmässi- gen erhob, mit mächtigen Stämmen, aber kleinern, dafür jedoch desto zahlreichern Wedeln. Gleichsam aber, als habe sich die Farnevegetation jener fernen Zeit noch nieht zu jener selbstständigen Fructificationsentwickelung zu er- heben vermocht, die in unserer Schöpfungsperiode die Ophioglosseen, Osmundaceen, Hymenophylleen hervorge- bracht hat, gehören alle Farne dieser vorweltlichen Epo- 139 che zur Reihe der Polypodiaceen. Wenn die versteinerten Strünke der Steinkohlenformation, welche die Geognosten Sigillaria, Rhytidolepis, Alveolaria, Syringodendron, Catenaria nennen, Farnen angehört haben, so muss es deren gegeben haben, die Stämme von 70 — 80 Fuss Länge und mehrern Schuhen Dicke gehabt haben, Noch erstaunlicher sind aber die gleichgrossen Stämme mehre- ver Gattungen von Lepidodendron und Stigmuria, die nach Brongniart’s Ansicht ungeheuren Ly ehndliherem und Isoetideen angehörten. Alle deutlich erkennbaren vegeta- bilischen Ueberreste der ersten und bekannten Bildungs- periode stammen demnach von Pseudocotyledonen. Die Existenz von Monocotyledonen in jener Periode ist zwar, nach einzelnen Fragmenten zu vermuthen, doch noch kei- neswegs sicher nachgewiesen, und für die Existenz von Dieotyledonen fehlt es durchaus an unbestreitbaren That- sachen. Jedenfalls ıst, da sich die Ueberreste holzartiger Pflanzen höherer Ordnungen eben so gut hätten erhalten müssen, ein entschiedenes Vorherrschen der Pseudocoty- ledonen in der ersten Min ie als ausgemachte Wahrheit anzunehmen. Auf die unwidersprechlichste beice wird diese An- sicht durch den Charakter der Vegetation der zweiten Periode, jener des bunten Sandsteins, des Muschelkalks und Keupers, bestätigt. Eine Gruppe, die noch heut zu Tage in ihren lebenden Formen den Uebergang von den Pseudocotyledonen einer Seits zu den Mono-, anderer Seits zu den Dicotyledonen vermittelt, wird jetzt entschie- den vorherrschend; an die Stelle der viel sparsamern, kleinern und selten oder gar nicht mehr baumförmigen Farnen treten ungeheure Equiseteen, Cycadeen ( Nilsso- nia, Pterophyllum, Maxtellia) und Coniferen (Voltzia), nebst einigen, den tiefern Monocotyledonen der Jetziwelt analogen Bildungen (Pulaeoxyris, Echinostachys, Aectho- phyllum), und einer lilienartigen Sippe (Convallarites). Dicotyledonische Formen fehlen noch immer. In der dritten Periode, der des Oolith-Gebirges neh- men die Farne immer mehr ab, und dıe baumartigen ver- 140 schwinden gänzlich; dagegen mehren sich, neben häufi- gen Algen, die Gycadeen (Zamia, Zamites, Cycadites), ‘und die Coniferen (Thruytes, Taxites, Brachyphyllum), auch treten deutlich erkennbare Ueberreste von Palmen (Flabellaria) und Liliaceen (Bucklandia) auf. In der vierten Periode, welche der Kreideformation entspricht, und bis an unsere geschichtlichen Ueberschwem- mungen reicht, nahm die Vegetation plötzlich ‚einen ver- änderten Charakter an. Wenn in den vorhergehenden Epo» chen Farne, Cycadeen, Equisetaceen und Lycopodiaceen von Riesengrösse den Erdhall bedeckten, die Palmen weit in die nördliche gemässigte Zone hineinreichten, und Mo- nocotyledonen, wo nicht die höchste, doch die bei wei- tem überwiegende vegetahilische Bildungsstufe ausmach- ten, so treten dieselben in dieser Epoche auffallend zu- rück. Die Palmen, die Cycadeen und baumartigen Farne, an Zahl ausserordentlich vermindert, ziehen sich 'inner- halb der Wendekreise zurück; die Monocotyledonen ma- chen den Dieotyledonen Platz. Die Thatsache, dass man in den geognostischen Formationen dieser Epoche, den sogenannten tertiären Gebilden, selbst nur wenige Ueber- bleibhsel von Dicotyledonen, besonders Kätzchenbäumen (Carpinus macroptera, Betula Dryadum, Comptonia), Juglandeen, Acerineen antrifit, stellt es ausser Zweifel, dass sich die ganze vegetabilische Schöpfung noch jetzt in dem Zustande dieser Bildungsepoche befindet, und dass, wenn dereinst eine grosse Totalumwälzung des Erdkör- pers demselben eine neue Gestalt giebt, und eine neue Schöpfung hervorruft, die Gebirgsarten .der fünften Pe- riode eben so reich an Ueberresten dicotyledonischer Pflan- ‚zen seyn werden, als es die ältern Formationen an Mo- no- und Pseudocotyledonen sind, Ob aber alsdann an die Stelle der Dicotyledonen, vielleicht nach mehrern ge- waltigen Revolutionen, noch höhere vegetabilische Ge- bilde treten, ob die Monocotyledonen, die Farne und Ly- copodiaceen gänzlich verschwinden werden, oder ob die Pflanze im dicotyledonischen Bau die höchste Stufe der ihr möglichen Entwicklung erreicht hat, dazu mangelt es 141 der Berechnung der menschlichen Intelligenz an Anhalts- punkten und Daten, das liegt ım Schoosse der Zukunft verborgen. Mit dieser durch die vegetabilischen Ueberreste in den Gebirgsformationen der verschiedenen Perioden des E.rdenlebens nachzuweisenden geschichtlichen Entwicke- Jung des Pflanzenreiches steht auch die Vertheilung der grossen Hauptentwickelungsreihen desselben auf der Erd- oberfläche in innigem Zusammenhange. Wären Dicotyle- donen in der Urwelt vorhanden gewesen, so wiirden sich ihre Ueberreste eben so gut erhalten haben, wie die der Monocotyledonen. Wenigstens gilt dieses von den baum- und strauchartigen Formen. Da nun in der Vorwelt alle Bildungen, Thiere sowohl als Pflanzen, in ungeheuren Dimensionen, in Riesenformen auftraten, — wir erinnern an die ungeheuren Pachydermen, gegen welche der Ele- phant zum Zwerge herabsinkt, an die Rieseneidechsen und Drachen von 60 — 80 Fuss Länge und darüber, an die baumhohen Lycopodien, an Equisetaceen, höher als die Tannen unserer Wälder, an die Riesenschilfe und Farnenbäume, — so müssten auch die Dicotyledonen in gleichen Dimensionen vorhanden gewesen seyn, was aber ihrer Entwickelungsstufe bis auf einen gewissen Grad wi- derspricht. Denn nicht in der räumlichen Grösse liegt die höchste Vollkommenheit, sondern in der gleichmässigen, harmonischen Entwickelung aller Fähigkeiten, Kräfte und Organe zu einem schönen, selbstthätigen Ganzen. Anstatt von ungeheurer Grösse bedingt zu seyn, ist diese der Entwickelung zur höchsten Vollkommenheit vielmehr hin- derlich. In der thierischen Schöpfung hat der mit allen Fähigkeiten und intelligenten Kräften ausgeriüstete Mensch nur eine mässige Grösse, und unter allen Insekten scheint die kleine Biene den höchsten Grad zu besitzen. Unter den Pflanzen giebt es zwar dicotyledonische Bäume von erstaunlicher Grösse, z. B. die Bombaceen, Dipterocar- pen, Alangien. Aber im Allgemeinen haben die Mono- cotyledonen und die denselben nahe stehenden Coniferen noch in der Jetztwelt eine überwiegende Neigung, sich 142 zu bedeutenden Höhen und körperlichem Umfange zu ent- wickeln; wir führen als Beispiele bloss die ungeheuren Gewächse mit Lilienblumen, Agave, Doryanthes, die 180 Fuss hohe Wachspalme der Anden, Ceroxylon an- dicola, die .kolossalen Gräser der Tropenwelt, aus der Gruppe der Bambuseen, an. — Im Verhältnisse zu diesen gewaltigen Pflanzen sind die vollkommensten Dieotyledo- nen, die baumartigen Annonaceen, Magnoliaceen, Legu- minosen, Hosaceen u. Ss. w., nur mässige Bäume oder Sträucher, und die in gewisser Beziehung am höchsten stehenden Ranunculaceen sind fast ohne Ausnahme kraut- artig. Es scheint also keinem Zweifel unterworfen, dass die Natur, die sich im Anfang der Dinge im Riesenfor- men ausprägte, allmählıg zu vollkommnern, zartern und edlern, eben desswegen aber auch kleinern Gebilden fort- schreitet, und das Vollkommenste in dem möglich klein- sten Raume darzustellen sucht. | Denseiben Bildungsgang, wie auf dem ganzen Erd- körper ım Allgemeinen, verfolgt die Natur auch in den einzelnen Theilen desselben. Die sogenannte alte Welt scheint nicht bloss hinsichtlich der Zeit, seit welcher sie ‚uns bekannt geworden, sondern auch hinsichtlich ihrer physischen Entstehung, ihrer Erhebung aus den Tiefen des chaotischen Gewässers der Urzeit, diesen Namen zu verdienen. Sie ist desswegen auch ungleich ärmer an je- nen vegetabilischen Formen, welche aus der Vorwelt in unsere Schöpfung heriherreichen. Sie hat nur wenige Palmen und Farne, und unter diesen fast gar keine baum- artigen, — diese urweltlichen Formen scheinen in dem Grade je mehr und mehr zu verschwinden, in welchem sich die Schöpfung auch zeitlich von der Periode ent- fernt, in welcher sie vorherrschten.' Amerika ıst nach al- len Andeutungen jüngerer Entstehung, dort verräth sich in den gewaltigen vulkanischen Eruptionen und andern Umwälzungen, die weit häufiger als in der alten Welt die Grundfesten der Erde erschüttern, ein jugendlicheres Le- ben, — und noch einmal, jedoch in sehr verjüngtem Mass- stabe, scheint sich das historische Fortschreiten der ve- 143 getabilischen Bildung hier zu wiederholen. Palmen, baum- artige und niedrige Farne, CGycadeen und Coniferen und andere Monocotyledonen, die durch ihren ganzen Habi- tus an vorweltliche Gestalten erinnern, wie Yucca, Bro- meliaceen, Burrmanniaceen, treten zahlreicher auf, doch nicht mehr vorherrschend, wie ın jener fernen, selbst unserer Sagengeschichte entrückten Zeit. Sollte, wie. meh- rere zu glauben geneigt sind, Neuholland der jüngste Con- tinent seyn, so wiirde diess unsere: Ansicht noch mehr be- stätigen. Hier wären die Baumformen der Uizeit, Pal- men, Cycadeen, Coniferen und Farnebäume, fast: gänz- lich verschwunden, zum Theil noch durch die Casuari- nen und einige baumartige Asphodeleen und Liliaceen, Doryanthes, Xanthorhoea, vertreten; dagegen durch Wälder dicotyledonischer Bäume von ganz anderer Bil- dung, wie in der alten Welt, Myrtaceen (Eucalyptus, Fabricia, Melaleuca, Metrosideros, Leptospermum) und Proteaceen, verdrängt. Wenn nun gleich diesen Muthmassungen kein höhe- rer als der Werth blosser Hypothesen beigelegt werden kann, so ist es doch eine unumstössliche Thatsache, dass die Entwickelung der Pflanzenwelt von den Pseudo- und Monocotyledonen zu den Dicotyledonen fortgeschritten und noch im Fortschreiten begriffen ist. Jahrtausende sind ver- gangen, ehe sich die vegetabilische Bildung zur dicoty- ledonischen Gestaltung, das angewachsene Blatt zum ein- gelenkten, die Blüthenhülle zur gesonderten Kelch- und Kronenentfaltung, der Saamenbalg und die Nuss zur Apfel- und Hesperidenfrucht erhob, und Jahrtausende werden vergehen, wiederholte Katastrophen werden die Gestalt der Erde verjüngen, ehe die Monocotyledonen und die noch tiefer stehenden Pflanzen gänzlich von unserm Pla- neten verschwinden. Aber, wenn gleich langsam, und stu- fenweise, doch sicher, rückt die Schöpfung, unter der Leitung eines unendlichen uad unbegreiflichen Höchsten, ihrer Vollendung entgegen. Und wie das menschliche Ge- schlecht, nach seiner höhern Bestimmung, aller Hinder- nisse ungeachtet, die ihm mögliche Vollkommenheit end- 144 lich erreichen wird, so geht auch die Thier- und Pflan- zenwelt, unabhängig von der menschlichen Einwirkung, wenn gleich scheinbar an ihren Händen, zur höchst möghi- chen Entwickelung, anstrebend, ihren unaufhaltsamen Gang. Die Welt: wird nur wmtergehen, um einer edlern und voll- kommnern zu weichen; eine ewige und unwiderrufliche Aufhebung alles Erschaffenen würde die Idee des Schö- pfers selbst zerstören. In‘einem allmähligen, nach be- stimmten Naturgesetzen ‚geregelten Fortschreiten und Ent- wickeln aber liegt: die höchste Gewähr der göttlichen Vollendung, ‘Ende. To avoid fine, this book should be returned on or before the date last stamped below 10M—6-48 nn nn nn To avoid fine, this book should be returned on or before the date last stamped below 10M—6-48 TER \ ner ri ER e, f a) # / 5 RY | | [||] 3 1853 00050 603 IF ACAD OF SCIENCES LIBRA vw 5 } sur. N N IN - u) ww