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GERMANIA.

VIERTELJAHRSSCHRIFT

fOb

DEUTSCHE ALTERTHUMSKUNDE.

BEGRÜNDET VON FRANZ PFEIFFER

HEBAUSQEGEBEN VON

KARL BARTSCH.

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VIERUNDZWANZIGSTEB JAHROANO. NKUE REIHE ZWÖLFTER JAHRaANO.

THE

HILDEBRA.ND UBEARY.

WIEN.

VEBLAG VON CABL GEBOLD'S SOHN.

1879.

R. -^M^^^.

DIE BEIDEN LITERARHISTORISCHEN STELLEN

BEI RUDOLF VON EMS.

Die literarischen Stellen im Wilhelm und Alexander haben wegen ihrer Wichtigkeit und der sich daran knüpfenden Folgerungen die For- schung immer wieder aufs neue beschäftigt. Zuletzt hat Johannes Schmidt in den Beiträgen von Paul und Braune 3, 140 181 die Frage wieder aufgenommen, ob der. Wilhelm oder der Alexander das frtther verfaßte Gedicht sei.

Man hat sich gewöhnt davon auszugehen, daÜ, als Rudolf den Wil- helm dichtete, die dort erwähnten Dichter mit Ausnahme des TürheimerS) Hesses und Fasolts sämmtlich gestorben waren. Aber wo steht denn das? Rudolf sagt nichts weiter, als daß zu der Zeit, wo die im voraufgehenden genannten Dichter die von Rudolf aufgeftlhrten Werke verfaß ten^ die Aventiure von Wilhelm noch 'in welsch verborgen' war; specicU was den Stricker betrifft, als derselbe seinen Daniel von Blumental schrieb. Daß dieser eine Jugendarbeit des Dichters ist; darüber sind alle wohl einig; denn er bedient sich darin noch gewisser sprachlicher und metrischer Freiheiten, die er sich später nicht mehr gestattete. Aber daß der Stricker zur Zeit der Abfassung dos Wilhelm gestorben war, sagt Rudolf durch- aus nicht. Und die Art und Weise, wie er von Albrecht von Keme- naten redet, der genannt wird der wise mauj der meisterliche tihten kan, deutet entschieden auf einen noch lebenden Dichter. Denn w^ennSchmidt dem gegenüber bemerkt (S. 160), daß man auch von den Leistungen eines verstorbenen Dichters das Präsens anwenden kann, so ist das wohl im allgemeinen ganz richtig, aber hier ist zu erwidern : bei allen Dichtern, von denen wir mit Bestimmtheit wissen, daß sie zur Zeit der Abfassung des Wilhelm gestorben waren, braucht Rudolf das Präteritum; und ferner nennt er unmittelbar nach Albrecht von Keme- naten denjenigen Dichter, von dem es eben so sicher ist, daß er zur Abfassungszeit des Wilhelm noch gelebt hat, Ulrich von TteVÄ^sEl^ von diesem braucht er das Präsens und 2.^w ^«etvöÄ ^\^'«^^Jö^ ^ ^"^^

GERMANIA. Neae Reihe. XII. (XXIV. Jahrg.) ^

2 K. BARTSCH

dung : der wol guotiu nuiere ze meistei'schefte tihten kan. Die Ge- schmacklosigkeit und Ungeschicklichkeit, den ganz gleichen Ausdruck in einem Athem von einem verstorbenen und einem lebenden anzu- wenden, traue ich zwar Herrn Schmidt 'der diese auffallende Über- einstimmung gar nicht bemerkt oder, wenn bemerkt, absichtlich ver- schwiegen hat aber nicht dem gewandten Rudolf von Ems zu.

Das zweite Bedenken gegen die Annahme ^ Rudolf rede bis zu den Worten der Frau Aventiure nur von verstorbenen Dichtem, liegt in Gottfried von Ilohenlohe. Mit dem stolzen Gefühle eines Mannes, der alle Schwierigkeiten spielend aus dem Wege räumt, sucht Hr. S. den Nachweis zu führen, daß der von Rudolf erwähnte Gottfried nicht der im J. 1254 oder 1255 gestorbene sein könne, sondern dessen Vater sein müsse, der 1219 oder frühestens Ende 1218 gestorben sei. Es soll der in einer Urkunde Friedrichs H. vorkommende Gottfried von Hohenlohe der Dichter sein. Wir wollen einmal annehmen, diese mit der größten Keckheit vorgetragene Behauptung sei richtig, so entstehen dadurch erhebliche Schwierigkeiten für die chronologische Ordnung der Dichter bei Rudolf, welche Hr. S. doch verficht. Der im Jahre 1218 gestorbene Dichter, der fünf erwachsene Söhne hinterließ, wird das von Rudolf erwähnte Gedicht doch schwerlich immittelbar vor seinem Tode gedichtet haben« Wir sind vielmehr berechtigt, dann die Dichtung sicherlich ins erste Jahrzehnt des 13. Jahrhs. hinaufzurücken. Dann geht also dem Gottfried voraus der Stricker, der nach 1236 noch ge- dichtet hat, also frühestens gegen 1240 gestorben ist; es folgt ein um 1219 gestorbener Dichter, dessen Thätigkcit bald nach 1200 fallen würde, dann wieder einer, der um 1230 dichtete. Soll das chronologische Ordnung sein?

Aber die Urkunde von 1218 ist unecht, und damit ist S. einfach der Boden unter den Ftlßen weggezogen. Ich verweise auf die ausführliche Begründung der Uncchtheit durch E. von Wattenwyl, Geschichte der Stadt und Landschaft Bern I (1867), 353 ff. Der Gottfried von Hohenlohe, der der Dichter sein soll, ist urkundlich überhaupt gar nicht belegbar, und der seit 1220 auftretende ist der- selbe, der im J. 1254 oder 1255 gestorben ist, der also erwiescner- massen zur Zeit wo der Wilhelm verfaßt wurde, noch gelebt hat.

Dadurch wird selbstverständlich auch für Albrecht von Keme- naten dargethan, was schon in den Worten Rudolfs liegt, daß auch er zur Abfassungszeit des Wilhelm noch ein Lebender war. Nur die durchaus unnöthige Annahme, daß alle die dem Türheimer voraus- £rehenden Dichter gestorben waren, macht Rudolf zu einem *" unlogischen

DIE BEIDEN LITERARHISTORISCHEN STELLEN BEI RUDOLF V. EMS. 3

Scbwätzer\ Wie hätte auch Rudolf von allen den genannten Dichtem, die zum Theil seine unmittelbaren Zeitgenossen waren, mit Sicherheit behaupten können, daß sie alle verstorben waren? Von den großen Meistern am Ende des zwölften und am Anfang des 13. Jahrhs. konnte er es natürlich wissen, wie aber z. B. vom Stricker, der im fernen Osterreich wohnte und von dessen Tode schwerlich rasch eine Kunde zu Rudolf gedrungen ist? Freilich wenn er die Sicherheit der Behaup- tungen von Herrn S. gehabt hätte, so konnte er recht gut die Leute auch etliche Jahre früher sterben lassen.

Worin besteht denn nun aber der Unterschied zwischen jener Dichterreihe und dem allein stehenden Türheimcr? Auch bei diesem wird zunächst auf seine bisherige dichterische Thätigkeit hingewiesen, auf seinen Clies. Dieser muß, nach dem Gedankengange Rudolfs zu schließen, gedichtet sein, nachdem die welsche Quelle Rudolf zugäng- lich geworden und Rudolf bereits das Gedicht begonnen hatte, wäh- rend die Werke der vorausgehenden Dichter sämmtlich vor diesen Zeitpunkt fallen. Warum aber kommt die Aventiure bei dem Tür- heimer noch nicht an? Offenbar weil er jetzt mit einem andern Ge- dichte beschäftigt ist, und unter diesem werden wir zunächst die Fort- setzung des Tristan zu verstehen haben, da die des Willehalm ent- schieden zu spät ist.

Der Einwand, den Frau Aventiure erhebt, ist also der: zu der Zeit, als die von Dir (Rudolf) genannten Dichter ihre von Dir ge- nannten Werke verfiaßten, war ich noch in Wälsch verborgen. Sie alle dichten jetzt keine epischen Gedichte mehr, sie sind theils ver- storbene^ theils haben sie ihre dichterische Thätigkeit eingestellt. Nun macht Rudolf eine Einwendung mit dem Hinweis auf einen Dichter, der in unmittelbarer Gegenwart auf dem Gebiete erzählender Dichtung thätig ist. Aber auch bei ihm kann die Aventiure nicht ankommen, weil er eben gerade mit einem anderen Werke beschäftigt ist. Wir haben uns zu erinnern, daß es in jener Zeit keineswegs allgemein war, daß jemand sein ganzes Leben dem dichterischen Berufe widmete. Wir wissen von einer Menge von Dichtern , die eben nur ein einziges Werk geliefert und damit ihre dichterische Thätigkeit abschlössen. Die Annahme, daß von gar manchen uns eben nur ein Werk erhalten^ das übrige aber verloren gegangen, wäre durchaus unberechtigt; denn gerade die beiden Dichterverzeichnisse lehren uns, daß von den meisten Dichtem, von denen überhaupt etwas auf uns gekommen, wir diejenigen Werke besitzen, welche Rudolf namhaft mächt. Und so k.o\u[i\j^^ ^^\>s^ auch Rudolf, was gar nicht zu erweisen iat, von gat ttt»sid!öÄ\si^^s^öNÄX

4 K. BARTSCH

wußte, daß er nocb am Leben war, er ihn recht wohl in Reiche Linie mit den Terstorbenen älteren Meistern stellen, weil er literarisch todt war, oder, wie der Stricker, sich einer ganz anderen Biehtong zuge- wendet hatte.

Veranschaulichen wir es uns durch ein modernes Beispiel. Ge- setzt, um das Jahr 1840 wäre aus einer damals aufgefundenen alt- firanzdsischen Dichtung ein wunderschöner Bomanzenstoff nach Deutsch- land gekommen, und ein junger Dichter hätte ihn zur Bearbeitung ge- wählt, dabei aber im Zweifel an seinen eigenen Kräften ähnlich wie Budolf die Muse an ältere Dichter gewiesen. Er hätte Uhland genannt, und namentlich Terwandte ühlandsche Bomanzen angefbhrt, die ge- raume Zeit Torher gedichtet waren. Wenn darauf die Muse, ähnlich wie bei Budolf erwiedert hätte: ja damals war ich noch in Wälsch verborgen würde daraus zu schließen sein, daß Uhland im Jahre 1840 bereits todt war?

Ich sehe in diesem Gedankengange nichts unlogisches. Und end- lich, wenn Budolf jene Dichter als yerstorben hätte bezeichnen wollen, wfirde er nicht gesagt haben frt ir tagen, bei ihren Lebzeiten? Er sagt bi den tagen, in jener Zeit, als sie die genannten Dichtungen verfaßten.

Damit fallen aber auch die Einwände, welche S. 168 f. bezüglich des Strickers vorgebracht werden. Denn sie stützen sich auf die, wie wir gesehen haben, unrichtige Behauptung, er sei zur Abfassungszeit des Wilhelm gestorben gewesen. Die auf S. 168 als 'natürlich' be. zeichnete Folgerung, es sei unnöthig gewesen, da die maere des Strickers, als der Alexander gedichtet wurde, noch allen frisch im Gedächtniss waren, dieselben namentlich zu nennen, während sie zur Zeit, wo der Wilhelm geschrieben ward, durch die späteren anders- artigen Dichtungen des Strickers in den Hintergrund gedrängt waren diese Folgerung scheint mir im Gegentheil wenig natürlich. Das erstere setzt voraus, daß der Daniel überhaupt zu irgend einer Zeit einmal eine bedeutende Bolle beim Publicum gespielt habe, worauf doch nichts hinweist.

Weiter kommt dann S. auf das von mir Wetzel beigelegte Mar- garetengedicht. Er weist auf die Beliebtheit der Legende in jener Zeit, auf die Menge von Bearbeitungen, die damals sicherlich von ihr existierten, hin. Welche Zeit meint er denn? Spricht er allgemein vom deutschen Mittelalter oder von der Zeit Budolfs? Für das Mittelalter darf es zugegeben werden, und Hr. S. hätte bei einiger Umsicht sogar ni>ch Büf einige andere theils noch nicht edierte, theils erst seit meiner

DIE BEIDEN LITERARHISTORISCHEN STELLEN BEI RUDOLF V. EMS. 5

Abhandlung überhaupt bekannt gewordene Bearbeitungen verweisen können, von denen F. Vogt bei Paul-Braune I, 263 ff. handelt. Aber von diesen Legenden gehört keine der Blüthezeit unserer mhd. Poesie an, sie fallen entweder vor die Blüthezeit (ins 12. Jahrh.) oder nach derselben, 14. und 15., vielleicht noch Ausgang des 13. Jahrhs. Daß aber die von mir aufgefundenen Fragmente der guten Zeit höfischer Dichtung angehören wird durch den ganzen Stil und noch sicherer durch die historischen Beziehungen erwiesen. Wie steht es denn nun mit der Legendendichtung überhaupt in diesem Zeitraum, der hier in Betracht kommt, von 1220 1250? Wir haben Rudolfs Legenden, und dazu Reinbots Georg. Also im Ganzen vier Legenden!*) Deutet das etwa auf Beliebtheit der Legendendichtung? Nun wird eine fbnfte (resp. siebente) aufgefunden, die durch ihre localen Beziehungen auf dieselbe Zeit und Gegend passt, in welcher Wetzeis von Rudolf erwähnte Margarete entstanden ist sind wir da nicht berechtigt eine Identität dieser namenlos aufgefundenen und der verlornen Wetzeischen anzu- nehmen ? Ist es wohl irgend wahrscheinlich nach der damaligen Lite- raturrichtung, bei der spärlichen Pflege der Legendendichtung in jenen Jahren, daß in derselben Zeit und derselben Gegend zwei Dichter dieselbe Legende sollten behandelt haben? Natürlich ein mathematischer Beweis fbr die Identität ist nicht zu liefern; aber in wie vielen Fällen sind wir dazu überhaupt auf dem Gebiete der altdeutschen Literatur im Stande? Also mit einer blossen 'Kritik des Kopfschütteins', um mit Altmeister Diez zu reden, ist es da nicht abgethan. Herr S. zeige mit Gründen die Unwahrscheinlichkeit meiner Ansicht, sonst ist sein Negieren eine müssige Zweifelsucht, über die wir ruhig zur Tagesord- nung übergeben können.

Wenn auch nicht mit voller Sicherheit behauptet werden kann, daß Wetzeis Margarete nicht bei Lebzeiten Bertholds von Zäringen (f 1218) gedichtet sein könne, so steht doch auch durchaus nichts im Wege sie nach 1235 zu setzen. Denn daß dementia nicht freigegeben worden sei, daß sie nicht auch nachher noch einen Dichter freigebig unter- stützen konnte, läßt sich nicht behaupten. Schöpflin sagt doch nichts weiter als: es ist nicht gewiß, ob der Verfügung Friedrichs 11., de- mentia freizugeben und in ihr Witthum wieder einzusetzen, Folge ge- leistet wurde. Die Behauptung von Hm. S., es sei das Folgeleisten

*) Rechnen wir noch Konrad von Heimesfurt mit seinen beiden zwar nicht Le- genden, aber doch biblische Stofto behandelnden Dichtungen dazu, so sind es sechs. Aber nach der Stellung, die dieser Dichter in Rudolfs VvYie;\cXwv\TO wcvwVkvovX.^ ^«t^wsv wir ihn eher rar 1220 eu setzen haben.

6 K. BARTSCH

ZU bezweifeln^ ist ebenso^ als wenn man das Gegentheil mit Sicherheit behaupten wollte. Und wenn 'Friedrich 1235 besonders Ursache hatte, sich nicht so mächtige Fürsten zu Feinden zu machen', weil er ihre Hülfe brauchte warum, muß man fragen, erließ er dann überhaupt jene Verftlgung bez. Clementias? Wenn er nachher in freundlichem Verhältniss zu den Grafen von Urach stand, so kann das ebensogut 80 erklärt werden, daß die Grafen der Verfügung des Königs nach- kamen und in Folge dessen jeder Anlaß zu einem unfreundlichen Verhältniss weggeräumt war? Also von einem Beweise seitens des Hm. S. , von einem Urostossen meiner Annahme, die Margarete sei nach 1235 gedichtet, kann gar nicht die Rede sein. Nun wird aber von einer zweiten Ehe Clementias mit einem Grafen Eberhard von Kirch- berg, dem sie gegen 1500 Mark Silbers Burgdorf und Rheinfelden, von dem Herzoge von Zähringen^morgengabsweise herrührend, abgetreten, be- richtet. Diese Ehe, wenn sie mit Sicherheit festzustellen ist (vgl. Watten- wyl a. a. O. I, 26), würde allerdings den Beweis liefern, daß dementia freigegeben ward und in den Besitz ihres Witthums kam.

Die Zeit nach 1235 paßt übrigens auch viel besser in die von S. angenommene chronologische Reihenfolge als die Zeit vor 1218. Es folgen im Alexander aufeinander: Albrecht von Kemenaten, um 1230, dann, wenn wir von dem unbestimmbaren Heinrich von Linouwe absehen, der Stricker, um dieselbe Zeit und noch 1236, dann Wetzel, dann Ulrich von Türheim, zwischen 1230 1240. Ein Dichter, der vor 1218 bereits dichtete, unterbricht diese Reihe in die unmittelbare Ge- genwart reichender Dichter sicherlich störender, als einer, der nach meiner Annahme zwischen 1235 40 dichtete.

Und noch ein weiteres. Stellen wir uns einmal auf den Stand- punkt, daß die im Wilhelm dem Türheimer gegenüber gestellten Dichter wirklich verstorbene waren, warum dann nannte er nicht auch Wetzel, wenn dieser schon vor 1218 als Dichter auftrat? mochte er nun zur Zeit der Abfassung des Wilhelm *ein noch Lebender sein, neben dem Türheimer, und, war er gestorben, unter der Reihe der Verstor- benen? Rudolf ist mit Freundeslob nicht karg; was hätte ihn veran- lassen sollen, hier einem früher (im Alexander) genannten Freunde die Kränkung des Verschweigens anzuthun? Man halte nicht entgegen, daß es mit zwei anderen Freunden ähnlich stehen würde, wenn man die Reihenfolge Wilhelm Alexander annimmt. Denn die Hülfe dieser beiden, Hesses und Fasolts, erbittet Rudolf nicht insofern sie Dichter, sondern insofern sie Kritiker sind, und darum nennt er sie in dem späteren Alexander nicht, ireil er hier überhaupt nur von dichterischer, nicht

DIE BEIDEN LITERARHISTORISCHEN STELLEN BEI RUDOLF V. EMS. 7

auch von kritischer Thätigkeit redet. War aber Wetzel zur Zeit, wo der Wilhelm gedichtet wurde, noch nicht als Dichter aufgetreten^ son- dern erst als er den Alexander schrieb, dann erklärt sich alles ganz natürlich. Darum nennt er Wetzel hier neben dem Türheimer. Weit entfernt also davon, die Abfassung der Margarete vor 1218 fUr wahr- scheinlich zu halten, erblicke ich vielmehr in der aus Betrachtung der Rudolfschen Stellen sich ergebenden Wahrscheinlichkeit, daß sie nach 1235 fiült, eine Stütze des durch historische Quellen nicht zu erwei- senden Factums, daß dementia wirklich 1235 freigegeben wurde und das geraubte Witthuni zurückerhielt. Ich mache damit nur dasselbe Recht geltend, welches S. für sich bezüglich Gottfrieds von Hohenlohe (freilich wie wir sahen ^ sehr mit Unrecht) in Anspruch nimmt: ein literarisches Zeugniss für die Geschichte zu verwerthen.

Wenn S. es auffallend findet, daß an der Stelle des Alexander, wo Rudolf seine früheren Werke erwähnt, er nicht auch des Wilhelm gedenkt, wenn derselbe vor dem Alexander entstand, und aus diesem Nichterwähnen schließt^ der Wilhelm sei eben nach dem Alexander gedichtet, so kann man umgekehrt fragen: wenn der Alexander vor dem Wilhelm gedichtet war, wie kommt es, daß er dann in letzterem nicht neben den früheren Werken erwähnt wird? Und weiter. Im Alexander wird erwähnt das Gedicht vom heiligen Eustachius, nach dem Barlaam. War der Alexander vor dem Wilhelm gedichtet, dann war es der Eustachius erst recht, und dann ist wieder auffallend, daß im Wilhelm auch der Eustachius nicht genannt wird. Bei der schlechten Überlieferung des Alexander, die an dieser ganzen Stelle auf einer einzigen jungen Handschrift beruht^ ist es gar nicht so undenkbar, wie es S. hinstellen möchte (S. 164), daß wenn auch nicht eine Ent- stellung bezüglich des Eustachius, wohl aber eine Lücke anzunehmen ist (vor oder nach dem Eustachius), in welcher des Wilhelm gedacht war. Aber wenn man sich auch zu einer solchen Annahme nicht ent- schließen will, so heben sich WÜhelm und Alexander durch ihre gegen- seitige Nichterwähnung auf, d. h. aus ihr ist nichts fUr die Chronologie zu schliessen. Dagegen spricht die Erwähnung des Eustachius im Alexander, aber nicht im Wilhelm, dafür, daß der Alexander nach dem Wilhelm gedichtet ist. Wenn man den Wilhelm und den Alexander in Bezug auf ihren dichterischen Werth mit einander vergleicht, wird man ersterem unbedingt den Vorzug geben. Der Alexander ist breiter, geschwätziger, nüchterner; und dieso Eigenschaften treten in Rudolfs entschieden jüngstem Werke, der Weltchrouik^ am \iTk«ccv^<Kvv^\SÄ\fc\v hervor. Auch die d/chterische Entwickelvmg «\äo x«vä.ä\V. ^^^ '^^^^

8 K. BAHT8CH, DIE BEIDEN LlTERARUiSTOBISCHEN STELLEN ete.

Wilhelm Alexander Weltchronik viel wahrscheinlicher als die an- dere Alexander Wilhelm Weltchronik. Und die beiden literarischen Stellen selbst unterstützen^ mit einander vei^Iichen, jene Reihenfolge. Die Stelle im Willehalm, wenngleich anch sie anf Nachahmung bemht, ist entschieden dichterisch gehobener; die des Alexander fidlt dagegen ab. Hier hat Rudolf sich selbst nachgeahmt, und blieb er schon bei der Nachahmung seines ersten Vorbildes weit hinter diesem zurQck, so wiederum noch mehr in der zweiten, in der er zugleich sich selbst copierte.

Daß Rudolf von Ems von niemand ausser ihm selbst und von seinem Fortsetzer erw&hnt werde (S. 164) durfte jetzt nicht mehr be- hauptet werden (vgl. Germania 12, 478 f.).

Wie steht es nun mit der scharfen und schlagenden Widerlegung, deren Herr S. sich rühmt (S. 160)? Ich vermag in seinem ganzen langen Aufsatz nichts von hallbaren positiven AufsteUungen zu ent- decken. Das einzige, was sich hören läßt, die Conjectur Alsolon statt cdto Ion im Alexander wird durch einen dabei zu Tage tretenden Mangel an kritischer Methode wieder herabgedrückt. Schon Paul (S. 181) hat auf das bedenkliche hingewiesen, gegenüber der gut überlieferten Lesung Abialon oder Absolon im Wilhelm die Lesung Alsolon^ die auf einem offenbaren Mißverständniss der jungen Alexanderhandschrift beruht, zu bevorzugen. Mit flrgötzen wird man die Versuche auf S. 154 lesen, in AUolon den Namen eines Ortes zu entdecken. Bequem ist es frei- lich, das Auffinden dieses Ortes anderen zu überlassen. Die Möglich- keit, welche Paul am Schlüsse andeutet, ??iin friwit auf den folgenden Albrecht von Kemenaten zu beziehen, will mir nicht einleuchten. Ich halte daher min friunt Absoldn ftlr die richtige Lesart, und theile, was die Erklärung des nicht zu ändernden oder von Ahsalone im Wilhelm betrifft, die Meinung Pauls, daß das von an den Nachsatz, nicht an den Vordersatz angeknüpft ist Daß Rudolf den Dichter an beiden Stellen nur mit dem Vornamen nennt, hat seine Analogie im Wilhelm in Fasolt, im Alexander in Wetzel. Bei einem häufigem Namen als Absalon, Wetzel, Fasolt würde die kurze Nennung des Vornamens auch ftlr die nähern Bekannten und den Kreis Rudolfs mehrdeutig gewesen sein. Das überlieferte ^n hebele ist freilich nicht zu brauchen, aber der Vorschlag Schmidts, statt sin zu lesen sinty ebensowenig ; denn ein solches 'später oder ^seitdem' als Übergang zu einem andern Dichter hat durchaus keine Analogie in den beiden Dichterverzeichnissen Rudolb. Ich lese mit Verändernnjr eines einzigen Buchstabens sin tlebetey 'seinen

10 R. BECHSTEIN

Es handelt sich um die Verse 15246, 47 (M. 383, 8, 9):

da von wänd'er ontsete

von sinem neven äne sin.

Sprenger vermißt eine Erklärung bei mir*). Ich habe keine ge- geben, weil ich mir sagte, daÜ ein Leser, der bis zu diesem Verse gelangt ist, wohl die Erklärung dieser an sich gar nicht schwierigen Stelle selbst finden würde, nachdem äne c. gen. schon öfters da war und auch erklärt wurde. Nach der Einrichtung dieser Ausgaben soll doch nicht immer und immer wieder dasselbe gesagt und erklärt wer- den. Ausdrücklich habe ich mich auch darüber in der Einleitung aus- gesprochen**). Hätte Sprenger im Wörterverzeichnisse nachgesehen, so wäre er unter äne adj. c. gen. verwiesen worden zunächst auf V. 1490 : des üetmzes unde min mit eren ledec und äne sin mit der Erklärung: „äne erscheint in solchen Wendungen als unflect. Adjectiv und Syno- nym von 2edtc, frei, los [los und ledig]." Femer verzeichnet das Wör- terbuch in der 2. Auflage V. 4368: sus mtioz ich äne vater s7n, ztceier väter^ die ich geumnnen hän\ dazu die Erklärung: „<$7ie vaJler^ scheinbar äne praep. mit acc; der folgende als Apposition stehende Genetiv zweier väter beweist, daß äne hier adj. mit gen. ist, wenn es auch dem Subst. vorangeht; vgl. 5158. 8662. 15278 und zu 1490." Hier sind also noch drei Citate gegeben, die allesammt, namentlich aber 5158, die fragliche spätere Stelle erklären konnten. Es ist rein zufällig, daß sie nicht auch als Citat der Anmerkung zu 4368 hinzugefiigt worden ist« Daß nntcBte der zu äne gehörige Genetiv ist, war auch unschwer zu erkennen. Und das andere macht sich dann von selbst. Natürlich muß der Leser sorgi^tig jedes Wort erwägen, wenn er nicht weiter kann, und namentlich muß er richtig construiereu.

Sprenger hat also die in der Ausgabe gebotenen Hilfsmittel nicht ausgenutzt, wohl aber hat er versucht, durch eigene Bemühung der ihm schwierig scheinenden Stelle Herr zu werden. Er theilt zunächst den Text mit, ändert auch gleich, um von vornherein ein besseres Ver- ständniss zu erzielen, die von mir gegebene Interpunction; er ändert

*) Ein Erklärer ist sich öfters der Schwierigkeit einer Stolle g,ir nicht bewußt; er denkt, weil er si« verstehe, müßten sie auch andere verstehen. So wurde mir ein- mal von einem Freunde, einem hochgelehrten Fachgenossen, brieflich die Frage vor- gelegt, wie y. 4680 zu erklären sei: daz edele herze iht lache cUiv. In der zweiten Auflage setzte ich deshalb: edeU herze = ein edelez h.

**) Hier ist ein recht eclatanter Fall, der beweist, daß diese Ausgaben gar nicht so bequem eingerichtet sind und das eigene Studium so entbehrlich machen, wie es '^'^HMch nnä öfters in wenig frenndlicher Weise behauptet worden ist.

zu GOTTFRIEDS TRISTAN 15246 fg. U

aber auch stillschweigend ein Wort, ohne daß er dann darüber das geringste verlauten läßt. Ich muß zunächst seinen Text wiederholen.

15241 (383, 3)

sin zwivel unde sin arcwän^

die er e haete gar verlän,

ze den so was er aber geweten: (Maßmann u. Bechstein Komma)

wan er den estrich unbetreten

vor dem bette funden hsete, (M. u. 6. Semicolon)

dsk von wand' er unteete

von sinem neven äne sin ;

Die Interpunction Sprenger's ist genauer, aber hier macht die verschiedene Interpunction keinen wesentlichen Unterschied. Aber äne sin? Wie kommt das auf einmal in den Text? Maßmann und ich schreiben doch stn (: künigln). Da über diese Abweichung nichts gesagt ist, war ich anfangs geneigt, Druckfehler anzunehmen; aber aus der folgenden Erklärung Sprenger's, die weder äne sin noch äne sm mit heranzieht , darf doch geschlossen werden , daß äne sin mit Ab- sicht steht. Ist es wegen des reimenden Femininums formal mög- lich? Ja, es ist möglich. Denn, wenn auch Gottfried neben der zwei- silbigen Femininbildung auf ^inne die einsilbige mit langem Vocal weit- aus bevorzugt, so begegnet doch auch einmal -in: kUnigin (: hin) 10879. Aber was soll äne sin heißen? Ohne Sinn, sinnlos? Es würde sich an neven anschließen, also eine Bezeichnung für Tristan sein. Würde das gerade in dieser Situation, in der Marke geneigt ist, seinen Neflfen zu entschuldigen, angemessen sein ?

Sprenger lobt die Übersetzung von Hermann Kurz, weil sie ihm den Sinn trefflich wiederzugeben scheine. Allerdings, die Übersetzung ist sinnentsprecheud , aber doch sehr frei und darum flir die philolo- gische Erklärung des Einzelnen ungeeignet. (Auch Simrock ist frei, femer auch Wilhelm Hertz). Sprenger fährt dann fort: t^Diq Schwie- rigkeit liegt in der Erklärung von V. 15246. Was heißt: da von wand' er untsete von sinem neven? Wenn wir untät in der gewöhn- lichen Bedeutung von übele That, Missethat nehmen , so würden wir gerade das Qegentheil von dem erhalten, was der Sinn verlangt : *Des- halb, weil er den Estrich unbetreten fai^ vermuthete er das Verbrechen von seinem Neffen . Mir scheint hier untät in einer ungewöhnlichen Be- deutung zu nehmen, nämlich als Negation der That überhaupt, nicht als Negation der guten That. In dem Adj. iintaitxc \\t!s.W^v n^V noch diese Bedeutung erhalten."

12 R. BECHSTEIM, ZU GOTTFRIED S TRISTAN 15246 fg.

Um zonäcbst bei der letzten Erklärung von uniät stehen za blei- ben, 80 ist die gefundene Bedeutung allerdings sehr ungewöhnlich, ja noch mehr: sie ist unerhört. Mir ist weder aus alter noch aus neuer Zeit irgend eine SteUe bekannt, die utität als das Hauptwort zu un- serem untaetig erscheinen ließe. Dieses ttniaetig in der heutigen Bedeu- tung = nicht thätigy unfleißig, ist ganz neuen Ursprungs; früher ist wnUdie das Adjectiv zn uniät und heißt ausschließlich: ttbelthätig, ver- brecherisch; in neuerer Zeit dagegen ist untcdig die Negation von taiigy welches im Mhd. als einfaches Wort kaum vorkommt.

Aber sollte Gottfried, der sou veraine Gottfried, nicht vom Ge- wöhnlichen abgewichen sein, und hat er nicht vielleicht untdt in seiner originellen, in seiner geistreich spielenden Weise doch als das Gegen- theil von tat genommen? Die Stellen, in denen er sonst das Wort ge- braucht, sprechen nicht dafür, der zwivel unde der arcwän, den er zem neven solte hän , der töte in z^allen stunden , und in oueh uner- funden und unervaren haete an aller slahte untcäe 13726. daz er. . . die küniginne mitalle unschuldic hsste vor aller slahte unttete 14232. Eben mit diesen Stellen, namentlich mit der ersten, correspondiert augenscheinlich die später kommende, mit der wir uns beschäftigen.

Somit sind wir durch Sprenger's Erklärung nicht befriedigt Auf seine Frage: „Was heißt: da von wand' er untsete von sinem neven?'' antworte ich : Das heißt gar niclits. Lassen wir doch den Dichter aus- reden, es konmit ja noch etwas : äne sin.

Habe ich auch Eingangs meine Erklärung eigentlich schon ge- geben, so will ich zur größeren Deutlichkeit doch noch genauer Con- stmction und Übersetzung hinzufügen:

Da von = darum, deshalb; wand* er, wähnte er, glaubte er; äne shi, ledig, los, überhoben zu sein; untcete, der oder einer Unthat, Missethat; von einem neven, Genetivbegriff: seines Neffen oder von Seite seines Neffen. Oder freier : deshalb glaubte er sich einer Unthat Seitens seines Neffen nicht zu versehen; deshalb hielt er seinen Neffen fbr schuldlos.

ROSTOCK. REINHOLD BECHSTEIN.

K. KÖHUSR, ÜBER EIK HEI8TKHLIBD VON DEM ROTHEN KAISER. 13

ÜBER EIN MEISTERLIED VON DEM ROTHEN

KAISER.

Oben 23; 51 f. ist ein leider nicht vollständig erhaltenes Meister- lied*) mitgetheilt worden von folgendem Inhalt: Zu Rom lebte ein Kaiser, genannt der rothe Kaiser, der immer bei seinem Bart schwur und das wie einen Eid hielt. Auf Veranlassung des Papstes zog der Kaiser mit einem großen Heere gegen die Heiden. Der Papst aber, der den Kaiser haßte y schrieb heimlich den Heiden , sie sollten sich recht zur Wehr setzen und den Kaiser, wenn sie Friede von ihm haben wollten, tödten. Die Heiden besiegten den Elaiser und sein Heer und nahmen den Kaiser gefangen. Der Herrscher der Heiden zeigte dem Kaiser den Brief des Papstes und erbot sich^ ihn frei zu lassen, wenn er den Papst den Heiden schicken wolle. Der Kaiser schwört dies bei seinem Bart und kehrt nach Rom zurück. Alsbald flieht der Papst in seine Geburtsstadt Venedig, die der Kaiser mit einem neuen grossen Heer belagert. Nach einem Jahr imd zwei Monaten knüpft der Rath mit dem Kaiser Friedensunterhandlungen an, aber der Kaiser er- klärt, sie müßten ihm den Papst herausgeben oder alle sterben.

Hiermit bricht das Lied ab, und wir wissen also nicht, ob der Kaiser den Heiden seinen Schwur hat halten können. Wie der weitere Verlauf des Liedes aber auch gewesen sein mag, wir haben jedenfalls in ihm eine eigenthümliche Variante einer Sage von Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander HI., der ich in mehreren deutschen und italienischen Fassungen begegnet bin. Deutsch habe ich sie am ausführlichsten erzählt gefunden in dem von F. Pfeiffer in Haupts Zeitschrift V, 250 ff., neu herausgegebenen alten Volksbüchleiii von Kaiser

'^) Dasselbe ist doch, wie ich nachträglich gefundeD, vollständig erhalten, nur mit etwas anderem Anfange *£in keyser war zu Rom bekaut', in einem Nürnberger Dmck von Hans Guldeumundt (4 Bl. 8); vgl. Weilers Annalen 1, 212; Goedekes Gnmd- riß S. 231, Nr. 13. Aber wo findet sich ein Exemplar des Druckes? Wenn Goedeke beifügt, es habe noch andere Meisterlieder auf Kaiser Friedrich gegeben und sich dabei auf das von ihm unter Nr. 94 angeführte beruft, das 'im thon wie man keyser Friderioh oder den Ritter auß Steiermarck singt', so bemerke ich, daß darunter keineswegs ein Lied von Kaiser Friedrich dem Rothbart, sondern das Lied von Hersog Ernst su ver- stehen ist, welches beginnt 'Es war ein herr was erentrejch geheyssen kayser Fride- reich' ; denn auch der Ritter aus Steiermark ist in H. Emsts Ton.

14 K. KÖHLEK

Friedrich Barbarossa *). Hicrnacb (Haupts Z. V, 259-66) hatte Papst Alexander, als der Kaiser Im gelobten Lande war, ihn heimlich ab- malen lassen und das Bild dem König Soldan von Babiloni geschickt nebst einem Briefe worin er den König bat^ den Kaiser zu fangen. I>arauf ließ der König dem auf der Heimkehr begriffenen Ejiiser in Annenion nachstellen^ und als der Kaiser eines Tages sich mit sei- nem Kaplan in einem Fluß baden wollte, wurden beide heimlich von den Soldanischen überfallen, gefangen genommen und zum Soldan ge- bracht. Der Kaiser gab sich anfangs fttr seinen Thürhütcr aus, aber Aar Holdan ließ sein Bild bringen und den Brief des Papstes lesen. Nach ein(*m Jnlir wurde dor Kaiser freigelassen , mußte aber ver- sprecheni nach seiner Heimkehr 100.000 Ducaten Lösegeld zu schicken, und dafdr eine consecricrte lIoHtio und den Kaplan als Pfand zurück- lassen. Als der Kaiser nach seiner Heimkehr mit einem Heer nach Rom zog , floh der Papst nach Venedig , welches der Kaiser hierauf belagerte, bis endlich der Friede zu Stande kam.

Fast das ganze Volksbüchicin vom Kaiser Friedrieh hat Johannes Adelphus (Adolfus) in sein Buch über Barbarossa aufgenommen, und so iindet sich darin auch obige Sage '*"'*'). Kürzer ist sie erzählt in der Schrift 'Bapsttrow Hndriani iiij. vnd Alexanders III. gegen Keyser Frideriehon Barbarossa geübt. Aus der Historia zusamcn gezogen nütz- lich zuleson. Mit einer Vorrhedo Dr. Mar. Luthers', Wittemberg 1545, 4", S. (}^ - - llij, und mit ein paar Zeilen gedenkt ihrer Caspar Hedio in dor von Pfeiffer a. a. O. S. 2(57 mitgetlieilten Stelle seiner ^Chronica aller ohristlichen Kirclien\

Italienisch ist mir die Sage vorgekommen in der 49. Novelle des MHSuocio von Salorno, der in der zweiton Hftifte des 15. Jahrhunderts lebte, und in oinoni italienischen Volks^cdicht, betitelt 'Istoria di Papa Alosaandro 111. o di Federico Barbarossa Imperatore*, von welchem A. F. Ozannm, Lob poetos franciscains en Italic au treizi&me siecle, Paris 185:;, S. 18 ff., einen Auszug gegeben hat.

In Masucoio*s Novelle besohlioli»t Federico Barbarossa insgeheim als Pilger das heilige lirah zu besuchen , aber der Papst Alessandro

*^ Vfrl« ilnrilhor mieh riilHudü Schriften xnr (ioschichte der DiclituD^ and SR)»«» K 4t)9 rt\ und Vll. MU t\, O. Voijrt in der Historisehen Zeitschrift XXM, 163 f. und K. Weller. Uepertorium typopr«phiciiui. Die dentsehe Literatur im ersten Viertel de» seoh lehnten Jiihrhunderts. Nr. \\\^0

••> In der mir rorliefrenden Ausgehe des ' HjurbÄTOSsa', Strasburg, Johannes GrBeni- );er, tS^V (M . S. l.Vr - 1A\ - Thomas hat in Rflsehiugrs Wöchentlichen Nachrichten IF. t4<^ tf. Miflheihin^n mi< deü Adelphn^ B.^rhAro^Sx'« CTomacht. ilininter anch nnsere 8age.

ÜBER EIN MEISTERLIED VON DEM ROTHEN KAISER. 15

'quarto^ (!) erfährt dies, und schickt dem Sultan von Babilonia ein Bildnis des Kaisers. Der Kaiser wird mit seinen zwei Begleitern vom Sultan gefangen, erfährt von ihm den Verrath des Papstes und wird alsbald wieder freigelassen ^ wogegen er dem Sultan 500.000 Ducaten zu schicken versprechen muß , und dafür eine geweihte Hostie ver- pfändet. Nach seiner Rückkehr verjagte er den Papst aus Rom und ließ ihn in Siena im Hospital arm und elend sterben.

In dem Gedicht ist die Sage im päpstlichen Sinne umgeändert. Nicht der Papst ist es^ der den im heiligen Lande als Pilger verkleidet weilenden Kaiser dem Sultan verräth^ sondern ein Cardinal schreibt im Namen und mit dem Siegel des Papstes^ aber ohne sein Wissen, einen Brief an den Sultan, worin er ihm den Kaiser genau abschil- dert. Dadurch wird der verkleidete Kaiser erkannt und festgenommen. Er gesteht zu, daß er der Kaiser sei, bittet aber den Sultan, ihm zu sagen, wie er ihn entdeckt habe. Der Sultan thut dies und bietet ihm nach einigen Tagen die Freiheit an, wenn er ihm so viel Gold als er wiege schicken wolle und als Pfand eine geweihte Hostie zurücklasse. Vor dem zurückgekehrten Kaiser flieht der unschuldige Papst aus Rom, erst nach Spoleto, dann nach Frankreich, zuletzt nach Venedig, wo er unerkannt und ganz verschollen 14 Jahre in einem Kloster lebt. Endlich wird er erkannt und von den Venetianern hoch geehrt. Kaiser Friedrich verlangt die Auslieferung des Papstes, welche von Venedig verweigert wird. Es wird nun ein Seekrieg zwischen dem Kaiser und Venedig geführt, worin letzteres siegreich ist. Endlich kömmt es zum Frieden und zur Versöhnung*).

Schließlich sei noch erwähnt, daß nach einer Andeutung im Schimpf und Ernst von Johannes Pauli (Cap. 511) auch der bekannte Felix Hemmerlin unsere Sage von Kaiser Barbarossa erzählt zu haben scheint. Vielleicht im Viridarium Imperatorum (s. B. Reber, Felix Hem- merlin, S. 356)?

WEIMAR, September 1878. KEINHOLD KÖHLER.

*) Das Gedicht gehört zu den italienischen Volksbüchern, und es scheinen nur moderne Drucke bekannt zu sein. Ozanam citiert einen Dnick aus Todi von 1812, ich besitze einen aus Lucca ohne Jahr, aber wohl auch aus unserem Jahrhundert Das Gedicht mag ursprünglich im 16., wenn nicht gi^r schon im 15. Jahrhundert ver- faßt sein.

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16 K. BARTSCH

EIN ALTES BÜCHERVERZEICHNISS.

Im Serapeum 21 (1860), 299 ff. theilte E. G. Vogel ein 'Ver- zeichniss von Büchern, ehemals in der Schloßkapelle zu Wittenberg befindlich' mit, welches die Beachtung, die es verdient, nicht gefunden zu haben scheint. Es ist aus einer Handschrift des kdnigl. sächsischen Hauptstaatsarchivs copiert. Ich wiederhole es hier und ftige am Schlüsse einige Bemerkungen bei.

Librorum ordo in Wittenberg (1434 feria IV post Simonis et Judae).

In cista sicud intratur cappellae'^) ad manum dexteram infra scripti continentur libri.

1. Primb magnus liber qui incipit, Ich sage dir lob ihu crist etc. Et finitur, Dy nymant ane dich und ane got zcu gebin hat, Cum notifl

2. Item liber magnus qui incipit, Alpha et O. Gpt reyne etc. El finitur, Vnd weren synes trostes gerende etc. Cum notis

3. Item alius liber, qui incipit, Ir Cristen alle schreyet etc. El finitur, wann du verloren werc etc. Et est dictamen Hermann von der Dhame, Cum notis

4. Item alius über mangnus, qui incipit, Do ere ires houes erst be- gan etc. Et finitur, Sus leret Herman von der Dhame, Cum notis

5. Item alius liber mangnus, qui incipit, Salich man etc. Et est psalterium wlgarc. Et finitur, wir bitcn dich mildeclichen roere etc.

6. Item alius liber mangnus qui incipit, wir wollen nu schriben von den Sachsen etc. Et finitur, von gotz burt, ubir MCC vnd XXIX yare.

7. Item alius liber Ritter Johann, des grosen lantferers, qui inci- pit, Ich Otto von Dymeringen etc. Et finitur. Do habe ich von ge- schriben do ich von Hispanieu lande sprach.

8. Item alius liber, qui incipit, In den gecziten karls des ko- niges etc. Et finitur, Do gebot Gerhard den Doyen etc.

9. Item alius liber, qui incipit, Is ist ein dingk, das wol ge- czympt etc. Et finitur, Ein wunder wird in allen lande etc. Et vocatui disß buch heiset Truwere.

10. Item alius liber qui incipit, dyne wesinde gotheit, so stad etc. Et finitur, wann der Jude beiden keczczer ist etc. Cum notis

11. Item alius liber qui incipit, vcrnemit alle ich wil uch sagen etc. Et finitur, dem waren wigand, Et est dictamen Tristran.

*) omniam sanctonim.

£:iN ALTES bOcherverzeichniss. 17

12. Item alius liber qui incipit, Ein man san sunder lagch etc. Et finitm*; Min dangken hat er auch verschalt etc. Et est dietamen Rudolffi Brinkind.

13. Item alius liber qui incipit, Dat dis hemelische vater etc. Et finitur^ Das ist stete an alle missewant

Secunda cista. Item in alia cista ex opposito hostij infra scripti continentur libri.

14. Primo liber mangnus, qui incipit, 0 starcker got Adonaij etc. Et finitur, do wolde ich wesin in dir lesin, Et est passionale simctam (sanctorum ?)

15. Item alius liber mangnus, qui iocipit^ do troija dis merc etc. Et finitur, das were ein teil zu früe. Et est historia troijana.

16. Item alius liber qui incipit ^ Nu vememit alle gemeyne etc. Et finitur, disser herren orloug und ere etc. Et est Cronica.

kerstanus kune dixit bunc librum quondam domine ducisse obtu- lisse dummodo f'uit schosserus in Wittenberg.

1 7. Item alius liber mangnus^ qui incipit, Hir begijnnet der herren geburt von dem lande etc. Et finitur , wer zcu allen dingen gerne sprichet recht etc. Et est speculum Saxonicum.

18. Item alius liber, qui incipit, Richer got herre, voit hymelischer herschaft etc. Et finitur, In iherusalem, nach wünsche gar, Et est biblia in wulgari.

19. Item alius liber, qui incipit, vber alle dink hastu gewalt etc. Et finitur. Als mich got gelart, Et est liber Regis Alexandri.

20. Item alius liber, qui incipit, was der synne kan Ingegissen etc. Et finitur, kind tustu das dir mag misselingen etc. Et est vita sancti Wenczeslai.

21. Item alius liber qui incipit, dy bete mynnen is benan etc. Elt /finitur, Hetten e's nit gut seilen iegin wind etc.

22. Item alius liber qui incipit, Ein gülden vaß gecziret, Et finitur, Hit vnser sele müsse riehen etc.

23. Item alius liber qui incipit. In nomine patris et filii et spiritus sancti amen, wir sollen disses buches begynne etc. Et finitur, das er das wider thun wolle, so hat er etc.

24. Item alius liber qui incipit, Nu vememit mir alle besundem etc. Et finitur, Synnet was er wunders begünnet etc.

25. Item alius liber, qui incipit auwe, der leiden mere etc. Et finitur, Regni autem nostri nono decimo, Et est historia Soldani de strage commissa in anackers in christianos.

OEHMANIA Neo<» Reihfi XIl. (XXIV.) Jahrg. ^

18 K. BARTSCH

26. Item alius über qui incipit. Also der summer grünet etc. Et finitur, zcu dem fronen hymmelrich. Et intitalatur der Rosengarte

27. Item alius libellus qui incipit Also Ichs nu vemomen han Et finitur, Du vil reyne magetn, Et intitulatur Wygoleis

28. Item alius libellus qui incipit, fugetus, der andere was ge- bom etc. Et finitur Clemens der fünfte was gebom etc.

29. Item aUus libellus qui incipit mit Angsst vnd mit jame'r etc. Et finitur des abindes nach etc.

30. Item alius libellus qui incipit, diss buch ist von hübschen synnen etc. Et finitur, Sy kernen auch wol an dy wybe. Et habet co- operturam auream

31. Item alius libellus, qui incipit, Wann iis sich wol fueget, vnd nutcze ist etc. Et finitur verretheniß irslagen vnd tut auch czeichen etc.

Das Verzeichniss unterscheidet sich dadurch von allen bekannt gewordenen, daß Anfang und Schluß der einzelnen Handschriften an- gegeben ist. Dadurch erlaubt es uns, den Inhalt genauer zu be- stimmen als sonst möglich wftre.

Nr. 1 ist ein Minnesängercodex gewesen, wie schon der Beisatz am Schlüsse *cum notis', d. h. mit Musiknoten ergibt Das den Anfang bildende Lied ist mir unbekannt ; die Handschrift schloß mit Walthers Leich, dessen letzte Zeile angefahrt wird, und zwar in einer Lesart, die mit keiner der erhaltenen Handschriften ganz übereinstimmt. Da die Handschrift als ^M agnus Über' bezeichnet ist, so war es eine Lieder- handschrift von beträclitlichem Umfange. Auch der *liber magnus* Nr. 2, gleichfalls * cum notis' war eine Liederhandschrift; das Anfangs- und Schlußcitat zu ermitteln ist mir nicht gelungen.

Nr. 3. 4 enthielten Lieder von Hermann dem Damen, oder wie er hier heißt Hermann von der Dame. Durch diese Bezeichnung wird erwiesen, daß der Dichter in der That seinen Namen von dem Fluße Dame fahrt (vgl. MSH. 4, 742). Das Nr. 3 eröfihende Gedicht war der allein in der Jenaer Hs. stehende Leich; die Hs. muß aber mehr enthalten haben als die Jenaer, wenn nämlich die Angabe des Ver- zeichnisses genau ist und sich Hermanns Name auf die ganze Ha., und nicht bloß auf das erste Stück bezieht. Nr. 4 ist ebenfalls eine Liederhandschrift mit Noten; da sie als 'über magnus' bezeichnet ist, so haben wir kaum anzunehmen, daß sie nur Lieder Hermanns ent- hielt, was auch der Schluß der Angabe nicht besagt, denn es ist der Schluß von Hermanns Leich (MSH. 3, 162* sus leret Herman der Damen, amen, amen, amen!). Das Anfangscitat ist mir unbekannt.

Nr. 6 ist wohl eine Handschrift der repgow* eben Chronik.

EIN ALTES BÜCUERVERZEICHNISH. 19

Nr. 7 ist die Übersetzung von Johannes von Maundevilles Reise- beschreibung durch Otto von Diemringen; die Hs. wav durch ihr Alter (vor 1434) von Interesse.

Nr. 8 scheint ein Prosaroman aus dem kärlingischen Sagenkrebe gewesen zu sein.

Nr. 9 mit dem Titel Truwere" weiß ich nicht zu bestimmen; es scheint nach dem citierten Anfang und Schlüsse zu urtheilen eine Dich- tung gewesen zu sein.

Nr. 10, wieder mit der Bezeichnung *cum notis' ist also wohl eine Liederhandschrift gewesen, deren Anfang und Schluß ich jedoch nicht zu verificieren vermag.

Nr. 11 ist von besonderem Interesse; es war offenbar eine Hand- schrift des Eilhartschen Tristrant Das Schlußcitat 'dem waren wigand' stimmt mit dem Schlüsse der Heidelberger Hs. überein, in welcher der letzte Vers lautet* dem kunen wyganden\ Diese Obereinstimmung macht wahrscheinlich, daß H gegen D wie so oft Recht hat; Lichtensteins Text folgt D. War nun diese Handschrift ein anderer Text der Be- arbeitung X, oder war es der ursprüngliche Text? Gegen erstere An* nähme spricht der abweichende Anftmg; es fehlte nämlich der Witten- berger Hs, der Eingang V. 1—46, und sie begann erst mit V. 47 (Vor- nemet recht als ich üch sage). Freilich ist auch denkbar, daß eine Hand- schrift der Bearbeitung X den Eingang wegließ, was bei erzählenden Dichtungen bekanntlich nicht selten vorkommt War es eine Hand- schrift des alten Textes, so folgt noch keineswegs, daß die Verse 1 46 ein Zusatz des Überarbeiters sind ; es konnte ebensogut ein Abschreiber des alten Textes den Eingang weglassen wie einer des überarbeiteten. In jedem Falle aber stellt sich dieser Text mehr auf Seite von H als auf die von D, und das Vertrauen der Kritik auf H gewinnt Die sprachliche Färbung der Hs. war mitteldeutsch.

Nr. 12 nennt einen Dichter Rudolf Brinkind als Verfasser; er ist gänzlich unbekannt

Nr. 13 ist zu unbestimmt bezeichnet, als daß man eine Vermu- thung aussprechen könnte; nach dem Schlußcitat möchte man auf eine Dichtung schließen.

Nr. 14 war eine Handschrift des dritten Buches des Passionais; sie schloß mit dem strophischen Epilog, von dessen letzter Strophe das Verzeichniss den Anfang citicrt.

Nr. 15 war wohl ein Prosatext des trojanischen Krieges.

Nr. 16 ist die Repgowische Chronik mit der gbi^Vn^u N ^Tt^^.

20 K BARTSCH, EIN ALTES BÜCHERVERZBICHNISS.

Nr. 18 eue Handschrift der fiadolfischen Weltchronik.

Nr. 19 ist keine der bekannten Alexanderdichtnngen.

Nr. 20 scheint, nach dem citierten Anfang and Schloß zu urtheilen, ein poetisches Leben des h. Wenceslaos gewesen zu sein; von einem solchen, und überhaupt von einer deutschen Legende, die vermuthlich auf latein. Quelle fußte^ ist mir nichts bekannt.

Nr. 21 war eine niederdeutsche Handschrift, wahrscheinlich eines Gedichtes; in dem Schlußcitat ist zu lesen het en es. Das Anfangscitat ist unklar.

Nr. 22, eine mir ebenfalls unbekannte Dichtung.

Nr. 23, wohl ein Prosawerk.

Nr. 24 kann recht wohl eine Handschrift des Herzog £m8t ge- wesen sein; die Bearbeitung B beginnt fS&st wörtlich ebenso *Nu ver- nemet alle besunder . Freilich sind derartige Anfange üblich, aber ich habe keinen so übereinstimmend gefunden. Und noch eins ftLhrt darauf und zwar auf eine Handschrift des Textes A: das Schlußcitat Offen- war war die Vorlage wie Prosa geschrieben , die letzte Zeile des im Verzeichniss abgeschriebenen Textes lautete sinnet waz er wunders beginnet, was der Abschreiber ftir äine Zeile nahm.

Nr. 25 enthielt den besonders ausgehobenen Abschnitt über Accons Fall aus der Reimchronik Ottackers, der auch in anderen Einzelhand- schriften sich findet und in einer solchen Handschrift Püterich bekannt war (Strophe 110).

War Nr. 26 wirklich eine Handschrift des Rosengarten, dann wohl eine jener Bearbeitung, von weicher W. Ghrimm 1859 zuerst Bruchstücke herausgab (vgL Germania 8, 196 ff.), denn diese trfigt am meisten den höfischen Charakter, den man nach dem Anfangs- und Schlußcitat diesem verlorenen Texte zutrauen möchte.

Nr. 27, eine Handschrift des Wigalois, war am Anfang unvoU- stftndig und begann erst mit 9, 36. Den abweichenden Schluß erkläre ich mir so, daß die Hs. ein paar Schreiberverse am Ende hatte.

Nr. 28, ein Verzeichniss von Päpsten.

Nr. 29, ein nicht näher zu bestimmendes Prosawerk.

Nr. 30 scheint ein lehrhaftes Werk in Prosa zu sein ; und Prosa war unzweifelhaft auch die Nr. 31.

Von den Schätzen, die in diesen 31 Bänden enthalten waren, scheint nichts erhalten zu sein. Eine an Herrn Director Rhode in Wittenberg gerichtete Anfrage hat zu keinem Resultate geführt. Was mag allein in den Liederhandschriften gesteckt haben! Und wenn

F. LIEBRECHT, DIE KRACHENDE BETTSTATT. 21

diese 31 Bände schon so vieles enthalten, was uns unbekannt ist, so dflrfen wir einen Schluß machen^ wie viel überhaupt untergegangen und verloren ist, das nicht in einem so sorgfältigen Verzeichniss wenigstens eine Spur seines Daseins hinterlassen hat.

HEIDELBERG, 23. October 1878. K. BARTSCH.

DIE KRACHENDE BETTSTATT.

Ein Sprachschwank.

Das in Erlach^s Volksliedern 1 , 80 ff. mitgetheilte Hochzeitslied

von Peter Denaisius (1561 1610) schließt mit der Strophe:

„That Mund mit Mond beschließen,

Wie Muscheln an der Bach,

Mit Armen und mit Fußen

Thut's grSnem Epheu nach,

Laßt Bettstatt wacker krachen,

Kein Musik besser laut,

Und wer's wollt anders machen.

Der bleib nur ohne Braut. **

Dieses fescenninische Krachen der Bettstatt findet sich in viel- fachen Volksliedern und andern Dichtungen wieder, wovon ich im Fol- genden einige Beispiele zusammenstelle.

In einem Volkslied von der Mosel , mitgetheilt von Hocker,

Zeitschr. f. d. Mythologie 1, 92, wo der als Jungfrau verkleidete junge

Markgraf bei der Königstochter schläft, heißt es :

„Des Nachts wohl um die halbe Nacht Das Bett fing an zu krachen. Und dies vernahm ein Küchenjung, Der fing wohl an zu lachen."

Ebenso bei Simrock Nr. 178 ^Ausrede", wo zwei Liebende die

Nacht bei einander zubringen:

,,Des Nachts wohl um die halbe Nacht Das Bettchen fieng an und kracht« Die Mutter, die thät rufen. Wer ist denn bei dir da?"*

In der Erzählung „von dem Mulner** (Erzählungen aus altd.

Handschriften ges. durch A. von Keller. 35. Publ. des litter. Vereins)

läßt sich ein Pfafie statt des vom Wagen gefallenen trunkenen Müllers

KU dessen schönem Weibe bringen, die ihn ohne den Ittüiwxa -t^äätät

nehmen, in ihr Bett legen beißt und (S. 262, 21 ff.^

22 ^"' UEBBECHT

,Nye ein wort er gesprach.

Er het mit ir gut gemach,

Wann das das bet wart krachen.

Von herczen wart sie lachen."

Auch im Englischen findet eich bei gleicher Gelegenheit der ent- sprechende Ausdruck to crack. Von seiner Liebsten, Namens Jinnye (Jenny) ^ die zum Verkauf braut und bäckt, singt ein lustiger Bruder:

nffoll oft I haue beene her man,

her markett for to make; & after I haue rjdden

a lonmey for her sake, Her pannel I cold take,

& gallopp all amaine; Ide make both bedsides craeke.

That Jynnye were here again!*

Bishop Percy's Folio Manuscript Lond. 1867 vol. IV (Loose and faumorous Songs) p. 69: „When as I doe reccord".

Der lat Ausdruck fUr dieses Krachen ist ingemere; so in den

Priapeia 83, wo Albius Tibullus über die Pflichtvergessenheit seines

„Ebenalten^ klagt und ihm Strafe androht:

«Sceleste penis, o meam malom grave! Gravi plaque lege noxiam Ines, Licet querare: nee tibi tener poer Patebit nllos, ingemente qni toro Juvante verset arte mobilem natem cet.

Für diesen ingemens torus steht bei Juven. 9^ 78 „lecti sonus*',

bei CatuU 6, 10 „tremuli quassa lecti argutatio^,^während Ovid

Amor. 14, 26 daftlr nur die „schütternde Bettstatt^ nennt:

«Spondaque lasciva mobilitate tremat.' Auf das Knarren hingegen weist wieder ein neugriechisches Lied bei Passow Tgayovdm Pmiiatxd Nr. 473 ,, To Magio^^ wo eine Mutter durch das Knarren des Bettes ihrer Tochter auf den Gedanken kommt, daß der Liebste bei ihr liege:

^Magio iiov xi i% ^ nUvt^ öov xal rgl^n öäv xalafii;" und ebenda Nr. 472 j^O ayovgog^ fragt eine Schwester die andere, welche heimlich den Geliebten bei sich hat, warum denn das Bett so knarre:

^MiOQ'^y öäv X ^x 4 xA^'^^ <foVy xi oAo xgi^oxoxiBxat;* während in einem verwandten Liede bei Chasiotis Uvlloy^ etc. Athen 1866^ p. 136, Nr. 7 „%) ^ivog xal 17 xoQfi^ es wieder die Mutter ist, welche die Tochter fragt warum denn ihr Bett so schüttere:

„xoQij fioVy rd XQißßavi öov xi öeiexat xi Xv{y)ixai\'^

DIE KRACHENDE BETTSTATT. 23

Auf dieses Schüttern oder ErscliUttem der Bettstatt spielt auch der Prior Fulco in seinem Trostscbrciben an Abälard an^ worin er nftmlich sagt: y,Hoc quoque magni aestimare debes quod nulli suspectus ab omni hospite hospes tutissime recipiaris. Maritus uxoris violationem ex te vel lectuli concussionem minime formidabit." Oeuvres d' Abö- lard. Paris 1616, p. 217. Diese Erschütterung wird in einem kreten- sischen Volksliede bei Jeannaraki "Ae^iaxa Kgr^uxci. Leipzig 1876, p. 124 jj'O igxo^os tov ayaxrjTixov*^ als so stark geschildert, daß ein Brautpaar dabei in einer Nacht sechs Betten entzweibricht:

yTp/ia ötQcinata gaiceav mq vi xaga^ iq '[ligay KC aXka xgCa gatöavs äözs va ßyrj 6 ^Kiog.**

Um das in Rede stehende Krachen noch deutlicher und vernehm- licher zu machen ; geschah es ehedem in England^ daß Spaßvögel bei Hochzeiten unter das Brautbett eine Schelle befestigtan; s. Brand's Pop. Antiqu. etc. ed. Hazlitt Lond. 1870. 11^ 114^ wo es heißt: It ap- pears to have been a waggish custom at weddings to hang a bell under the party's bed. See Fletcher's Night Walker act. I.* Ähnliches scheint auch anderwärts stattgefunden zu haben; denn in Bolza's Canzoni Pop. Comasche, Sitzungsber. der phil.-hist. Classe der Wiener Akad.Bd.LIII, p.667 ^11 Pellegrino^ sagt der Pilger zu einem Mädchen, dem er die Heirath verspricht:

„Pol faremo d*un bei letto

Coi lenzuoll tütt de Ud, E faremo ana coperta

Tütta piena de baciocchin *). Nel voltarsi e rivoltarsi

Bacioccbin faran din-din. Qui che p&ssan per la strada

Sentirän stö fracassin; Crederim che sieno i firati

A sonar el malutin "

Die Bettdecke des Brautbettes soll also ringsum mit Schellen besetzt sein, damit diese beim Hin- und Herdrehen der darunter Lie- genden erklingen und die Vortlbergehenden diesen Schall vernehmen.

LÜmCH. FELIX LIEBRECHT.

*) i, e. souagli.

24 O. BEHAOUEL

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX

I. VertauBchung von Genetiv, Dativ, Accusativ beim per- sönlichen Pronomen.

Scfaerer hat „ein sicheres Zeugniss flir die Schriftsprache'' ent- deckt, und zwar bereits ftir das elfte Jahrhundert., Ztschft. f. dtsch. Altth. 22, 321. Er findet, daß der Schreiber der Leydener Handschrift des Williram sich als Berliner gebahre, wenn er mir und dir ftir mich und dich der oberdeutschen Vorlage verwendet und umgekehrt mich und dich setzt da , wo wir den Dativ erwarten. Nach der Ansicht Scherer's hätte der Schreiber jenes Codex ursprünglich mi und di ftir Dativ wie Accusativ gesprochen, sei aber durch den Einfluß der hochdeutschen Schriftsprache veranlaßt worden, mir und mich anzu- wenden, deren unrichtigen Gebrauch er sich so zu eigen machte, daß er sie auch im oberdeutschen Original einftlhrte.

Das wäre immerhin ein seltsamer Einfluß der Schriftsprache : sie soll bewirken, daß derjenige, der ihr zustrebt, das richtige Hochdeutsch seiner Vorlage verfälscht. Man ist daher einigermaßen berechtigt, sich zu fragen, ob jene Erscheinungen keiner anderen Erklärung fähig sind, auf welche Scherer sich stützt. Man darf es um so mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, daß jenes vermeintliche Berlinerthum auf Ge- bieten erscheint und in Fällen sich zeigt , wo Schcrer's Erklärung schlechterdings ausgeschlossen ist.

Accusativ für Dativ liegt vor im dän. und schwed. mig und dig, die sowohl mihi und tibi als me und U bedeuten; femer in nhd. euch = vobis und vos.

Dativ für Accusativ erscheint in as. mi und thiy ags. me und the neben mik und thic, mec und thec, sowie in afries. mi und thi; ferner in mhd. uns gegenüber ahd. unsih.

Gehen wir über das Deutsche hinaus, so finden wir im Lateini- schen die Ablativformen me und te auch für den Accusativ verwendet. Im Neugriechischen sind nhifidvu, öl-ieiva^ r^liccg-iidgy cäg-iaag sowohl Accusativ^ als Dativ (Mullach, Gramm, d. griech. Vulgärspr. p. 332, 11).

Dadurch ist die Möglichkeit einer anderen AuflPassung ftir die fraglichen Stellen der Leidener Handschrift sichergestellt: sie müssen nicht nothwendig aus der Einwirkung der hochdeutschen Schriftsprache hervorgegangen sein, sie können auf ^rirklicher syntactischer Vertau- Bchung beruhen und der dem Schreiber angeborenen Mundart an- gehören.

BEITRÄGE ZUB DEUTSCHEN SYNTAX, 26

Indessen Möglichkeit ist nicht Wahrscheinlichkeit.

Wenn von zwei Formen die eine durch die andere verdrängt wird; so sind zwei Möglichkeiten denkbar. Entweder erobert die eine Form das Gebiet der andern^ ohne selbst jemals in ihrem Besitz durch die ändere gestört zu werden ^ oder die Sache liegt so: während die Form A in Fällen erscheint, wo ursprünglich die Form B berechtigt war, wird gleichzeitig B auch Air A verwendet, und es tritt eine Zeit ein, wo A und B unterschiedlos gebraucht werden. Aber auf die Dauer ist dieser letztere Zustand unhaltbar. Rtlckkehr in die alten Verhält- nisse ist unmöglich; es bleibt daher nur ein Weg: eine der beiden Formen wird von der Sprache aufgegeben. Wir müssen also, wenn wir jene Casusvertauschungen der Mundart des Schreibers beilegen, in späterer Zeit irgendwo eine Mundart nachweisen, wo die eine der beiden Formen mir und dir oder mich und dich zur ausschließ- lichen Geltung gekommen. Seherer selbst hat schon an Veldeke's Servaes erinnert, wo mich und dich auch für den Dativ steht. Und zwar stelle ich fest, daß dies nahezu ausnahmslos geschieht; einige wenige mtund di begegnen noch: II, v. 1958, 2398, 2715, aber kein Tnir oder dir. Diese Sachlage ist nicht dazu angetlian, Scherer's Auf- fassung zu stützen. Wenn das Hochdeutsche eingewirkt haben soll, so müssen wir fragen, warum mir und dir gänzlich verschmäht worden sind. Und femer möchte man fragen, weshalb nicht auch sonst sich hochdeutscher Einfluß im Servaes geltend mache. Ich könnte gleich hier durch eine Reihe von Beispielen darthun, daß auch andere Lite- raturdenkmäler sich gerade so verhalten, wie der Servaes^ allein wie gewöhnlich kennen wir nicht genau Ort und Zeit der Abfassung, beziehungsweise der Niederschrift , und schließlich könnte man noeh irgend einen scharfsinnigen Ausweg finden , um den hochdeutschen Einfloß zu retten. Ich appelliere daher an Zeugen^ welche von allen diesen Übelständen frei sind: an die heutigen Dialekte. Dort finden wir auf niederfränkischem Gebiete einen ganzen großen Bezirk, in welchem für Dativ und Accusativ nur mich und dich gilt. Wir könnten diesen Bezirk das Mich-Land nennen, nach dem Vorgange der Brabanter, welche den östlichen Theil von Brabant als Et Mich Kwattier bezeichnen. (Firmenich, Anhang zu Gcr- maniens Völkerstimmen, p. 650, a.)

Ich beginne mit meinen Beispielen im Norden des Gebietes. '' , ! gei jagt sc mech (Firmenich, Völkerstimroen I, 598, a ; Mundart der Stadt Meurs). Loot mech mar ena (398, ^V J'S ja, dat wohr mech en Börschken (398, b"). "NVm 'S.««! ^^ ^Äiw^^t,

26 O. BEHAGHEL

as woU et mech fas breken (399 b). -— Well ech dech wat seggen (408 a; Mundart von Krefeld). well ech dech gär behölplich Seen (409, a). ech schwemm möt dech an't angere Ufter (409, a). wat batt mech all mi Goud oa Geld (409, b). ech lov mech vor alles et Baureiäven (410, b). De hatt' mech nigen Dutzend Kasten- schlöt bestault {besUlU ; 415, a; Mundart von Velbert). Dat donn du mftr, die steit dech jut (423, a; Mundart von Wttlfrath im Kreise Elberfeld). nu sag ech dech vor allen Dengen (423, a). jo, Frau, ech sal mech alles merken. de Sack sali ech dech da wall faulen (423, b). Biärt, riepen Hetz, wat fällt dech enn. dutt mech de led*ge Sack mär beer. O Litschen, leew Litschen, säie meck; wie doht meck setten de Galtrock min? (427, a; Mundart von Elberfeld und Umgegend). du best meck verdorwen den Galtrock min (427, a). Roop meck den Käarl geschwend hervor! Dat, scheent meck, es 'nen Flocken (427, a). de Koschte Broat de göff meck nit (427, b). eck seng deck, wie de Kuckuck sengt (427, b). lot ne Frau meck eenen Schoppen Kiänschabbau vam Mönsterlänger holen (427, b). Du bosz mech äwer de räite Vugel (431, b; Mundart von Ratingen). Wells de mech woll mi Gäd beschlage? (433, a; Mundart von Düsseldorf). drom well ech dech wat vorschlage on met dech 'ne Akkort mache (433, a). zehn Johr breng ech dech dat Geld alle Dags (433, a). ewwer esch mosz de mech noch 'ne Gefalle donn (433, b). gäf mech min Hankschrefty dann lot ech dech herus (434, a). lop du mar, du löps mech noch lang jot , en der Tid kös mech de Wuesch anbrenne (Xu, 510, a; Mundart von München-Gladbach). wenn mech nur mar de Kruuk net üverlöpt! (510, b). de Wuesch kös doch äwel dech ver- brenne (510, b). dann nömms de dech jet te eäte möt (511, a). Loope se dech ? (512, b). waröm has de mech dat och net geseit? (513, a). Et wor mich su goot, et woor mich su licht öm et Herz (484, a; Mundart von Jülich). et wor mich, ich weesz selfs net wie (484, b). jez gevilt mich kenn Blom (485, a). ich wönsch mich al mi Lebdag maar, da'ch emmer sage kann etc. (484, b). -— [on denks bei dich : ich han (485, b)]. Äves onger desera Kolle es mech och jet bei gefalle (487, a; Mundart in der Gegend von Heinsberg und Dremmen). Nohm ich mich en der Sen, ze geh, noch ih ich kühm no Hus, noh Märubeldeke hen (488, a; Mund- art von Aachen). schwig stell doch, du mags dich märr selver bang (488, b). der Ohm (Athem) geeht mich us (488, b). ühr halt mich Hus en Jade rcng (489, a). loss dich de Ögelcher weische

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(489, a). helpt mich, dat ich hörn ens wed quitt (489, b). M'haat m'g van Auertitts decker vertaut (496, b; Mundart vonEupen). mäy saat h'dou, wat felld d'g? mftrr änne? wat ess d'g? wat Ädd d'g? (497, a). dat glöyv m'g (497, a). verteil m'g d'Leyd! D'weys jo, dat ig d'g t*faäUepe weyt (497, b). och, schwyg m'g dervanne (497, b). T'es mich lieet (leid)^ da ich httm ni entweifel s-chübbe gegeven hob (Anhang p. 642, b; Mundart von St. Truyen). Eh wel, as ge mich oere beste pand geft, dan aal ich oech äser bringen vor seve joor lange te werken (645, a; Mundart von Hoegaar- den). gef mich 'ne kur een van oer bore (645, b). [die neve mich sat, 648 a; Mundart von Diest]. 'T is dan noe bepoold dat ich mich vandoog e neui pak moot lote make (701, a; Mun dart von Maa- 8 triebt). de President van 't tribenool, ene grappege keel, mer dee mich nog neet 't geringste proces besorg hat (701, b). do ig noch so veul neet oon verdeene kon , öm mich e miserabel rökske te lote make (701, b). de ganssen doog spektakel mit diin vrouw, de dich verwitinge deit (701, b). ger moot mich ins segge (702, a). as ger mich de woorheit neet sekt (702 b). nömp 'et mich neet koelik (702, b). wat vor ein coleur van lake dinkste dat ich mich sou oetsöke? (703, b). [Dou bes mer eine swetser, mit tig wil ich neet meer wirke 707, a; Mundart von Roermonde]. Sogst mich op, boum tou jankst of kriest; ich hölp dich want ich kan (708, a; Mundart von Weert).

Dazu noch einige Beispiele, welche zur Anschauung bringen, daß nicht nur in Lauten und Formen, sondern auch bei syntactischen Din- gen allmählige Uebergänge von einem Sprachgebiet zum andern stattfinden. In den Sprachproben aus der Umgegend Altendorfs bei Hattingen an der Ruhr (Firm. I , p. 366 ff.) erscheinen fast durch- gängig die Formen mi und di f[lr Dativ wie Accusativ; ich zähle 17 Beispiele. Daneben findet sich aber doch ein Beispiel, in dem mich und zwar als Dativ begegnet: nain Grulden soll er mich noch in Koap ffibben (367, a). In der Mundart von Neviges (416 ff.) heißt der Accu- sativ fhich, der Dativ mir ; vom letzteren erscheinen in den mitgetheilten Proben 16 Belege; daneben dreimal der Dativ mich: kei Weder makt mech hcmg (418, b); du make mech bang (419, a) und da ealVt deeh nit schaden^ wann du an Düwel on Oespengster gläufa (420, a). Aus dem Nordwesten des Gebiets finden wir diese Erscheinung in der Mundart des Ländchens Kessel , oberhalb Venloo am linken Maasufer (Mone, Quellen und Forschungen zur Geschichte der teutschen Literatnx >\w^ Sprache I, p. 477 ff.): einerseits den Dativ mich*. g«f wicK, ^<id«r^ V*

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deä van het got^ dat mich gehurt (a. a. O. p. 478), anderseits den Dativ mei: en gei hebt mei nait enen bück gegeven.

Nach dem Aufgeführten ergibt sieh etwa folgende Linie als die Umgrenzung des Mich-Landes: Meurs- Velbert-Elberfeld (Duis- burg, Mühlheim an der Ruhr, Schwelm haben schon mi und di ftbr beide Casus). Düsseldorf- Mtlnchen - Gladbach - Jülich- Aachen (Düren scheidet mir und mtcA) Eupen von da nach Westen an der französischen Sprachgrenze; im Westen ist die Linie nicht genau zu bestimmen, doch geht sie wohl über Tirle- mont-Diest, von da jedenfalls nach Weert und Venloo.

Damit ist nicht nur ein interessantes syntactisches Phänomen in seiner Verbreitung festgestellt, sondern auch ein nicht unwichtiges Hfllfs- mittel gewonnen, um die Gegend zu bestimmen, wo gewisse Uterarische Denkmäler abgefasst oder geschrieben wurden. Man darf freilich nicht sagen: jedes Schriftstück, das in dem von mir eben umgrenzten Ge* biete geschrieben warde, muü mich und dich aufweisen flir den Dativ Sgl. der persönlichen Pronomina, denn wir wissen ja nicht, ob besagte Erscheinung sich gleichzeitig auf dem ganzen Gebiete entwickelt hat; es ist nicht einmal wahrscheinlich. Aber das Umgekehrte steht nach dem pg. 25 Gesagten wohl sicher: ein Denkmal, das jene Vertauschung aufweist, muß innerhalb dieses Gebietes geschrieben sein.

Danach gehören folgende Literaturdenkmäler ihrer Abfassung oder ihrer Niederschrift nach in das bezeichnete Territorinm.

L Wahrscheinlich die Leydener Handschrift des Williram; eine Berücksichtigung der Lautverhältnisse würde hier zu weit führen, auch vorderhand kaum möglich sein.

II. Das Marienleben , dessen Fragmente im deutschen Museum (Leipzig, in der Weygand'schen Buchhandlung) 1788, I, p. 72 ff. und 112 ff. veröffentlicht sind. Zwar nicht das Original , denn im ersten Fragmente reimt der Dativ dt auf hi v. 22, und im zweiten v. 178 der Dativ fni auf ai. Dagegen die Handschrift scheint die Verallgemeine- rung des Accusativs zu zeigen. Einige Male nämlich erscheint noch die Form mi oder dii I, 27; II, 133, 134, 180; dazu die beiden Reim- stellen. Sonst steht im Drucke durchaus mie bezw. diei I, 110, 112, 113, 114, 121, 137, 140, 147, 149, 165, 171, 175, 178. II, 61, 135, 137, 174, 176, sowohl Dative als Accusative.

Da nun in den beiden Fragmenten zusammen 396 Verse nur zwei anderweitige Beispiele von ie ftlr £ begegnen, so liegt der Verdacht ausserordentlich nahe, daü, sei es in der abgedruckten Handschrift selbst, sei es in deren Vorlage, statt dieses mie und die mic und die gestan-

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den habe; besonders wenn man bedenkt, daß die gutturale Tenuis in dem Stücke fast durchweg mit c bezeichnet wird, und wenn man I, 138 vroghedie fllr vroghedic liest.

III. Der Minneleich vom Niederrhein , Zs, f. dtseh. Alterth. lU^ 218 ff. Mir und dir stehen an ihrer alten Stelle v. 1^ 2, 3, 6, 7; 18, 21, 27, 49, 67, 76, 97, 103, 122, 129, 130, 137, also 17 mal. Zweimal steht daftir die Accusativform :

V. 44. Ihr tuegeut die sint menichfalt,

6od huet si mich voer lejde. V. 91. Vyl sorghen swachet mich der scyn, der US haer oghen blicket

Zweimal ersetzt der Dativ den Accusativ:

V. 97. ob got mir des ghewerte,

dan weer so groys min vreuden teyl, das mir vur alle sorgen wol ernerte.

IV. Adolf von Nassau, Zs. f. dtsch. Alterth. III, 1 ff. Er bietet ein Beispiel für Accusativ statt Dativ :

v. 83: Hey bescheit an gerethe (gerihte) hey sine wort, die mich sagen, wey eyn ritter hait gedeynit vil

auf 22 Behge, wo mir und dir die ursprüngliche Stellung behauptet haben: vv. 18, 47, 52, 54, 62, 71, 115, 168, 172, 184, 237, 267, 369, 387, 388, 389, 465, 466, 483, 488, 493, 564.

V. Das angeblich mittelniederländische Osterspiel , das Zacher Zs. f. dtsch. Alterth. II, 302 50 veröffentlicht hat, das aber bekannt- lich nicht niederländisch ist (Braune, Ztschft. f. dtsch. Phil. IV, p. 251 ; Heinzel, Gesch. d. Niederfränkischen Geschäftssprache p. 255). Hier kam die Vertauschung schon dem Originale zu:

407 y,din lof ende din ere

musze immer irmeren sich^.

„siet willeküme, ir heren, mig.^ [627 Such (1. sich), die godis dime ben ich,

heilich engel, inde an mich

volge (= vol ge) die susze boitschaf din] 816 dar umbe rade ich ug alle,

dat ir willet volgen mich.

ig sal ug machen vrouden rieh. 1139 Dat uperstentinisse ben ich,

des Salt du gelouven mich.

90 O. BEUAGUEL

Demgemäß findet sich außerhalb des Reims eine erhebliche Zahl von Belegen:

411 dat sult ir mig, ir heren, sagen. 431 nu wille wir dig och dun achin. 456 dat sult ir mich sagen. 462 wir brengen dig gaven. 471 inde mig dise ere hait bekant 500 inde dich geen (gd>en) ze lone mine guldine crone. 512 du hais mich wale gera- den. — 545 want dus wale Ionen mait minen kende ende mich, des biddich live here dich. 565 des insteit mich nit (ziemt mir) zu in- beme. 601 dat he gesalvet werde ze knnincge up die erde. 650 dar umbe ganc vort ende du, des ich dich han gesprochen zu. 689 die engel kumen dich gereit 691 dat dich die steine riiren inmugen hende nog vusse. 702. Wat soude mig dine richeit? 862 Maria, du sais dat min zale dich nit bevalle wale. 866 went dich nit inis bekant got. 899 zait mig up die truwe din, al dat mich mag wesen guet 930 got deit mig sine genade schin. 948 du hais mig decke gedaen leide. 1012 nu sage mig, Simon, sunder wanken. 1028 og is dich me (I. ie?) virgeszen des kussens van dinen munde. 1043 diese hait mig in allenthalven mine vuze gesalvet wale. 1064 meister, wat soude dig dat gedaen? 1079 so mich got bhuet dat leven. 1081 ich säen dich eine nuwe mere. 1082 dich entbident ende dun kunt 1085 si sendent dig disen brijf inde entbident dich dar inne hören dinst ende bore minne.

1195 ich danc dich sunderliche aller genaden, der du mig deis.

[1198 dat ich van dich ben gehört 1207 dat ich van dig ben gesant. ] 1364 dat mich soude vrumen, dat is mich benumen. 1460 dar umbe so muz du den doit liden, de dich zal geschin. 1467 dan sal dich nit wesen leit

Aber noch weitaus größer ist die Zahl der Stellen, wo der Dativ mir und dir lautet: v. 18. 20. 48. 52. 61. 68. 71. 72. 85. 89. 111. 127. 134. 162. 194. 201. 277. 359. 375. 404. 419. 422. 439. 522. 548. 626. 640. 641. (647). 699. 710. (713). (726). (735). 742. 751. (763). 764. 772. 805. 851. 888. 8%. 897. (900). 939. 994. 995. 997. 1014. 1015. (1021). (1038). 1046. (1070). 1071. 1073 1077. 1078. 1119. (1133). 1154. 1174. 1175. 1190. 1217. 1244. (1247). 1248. 1260. (1273). 1319. 1342. 1345. 1352. 1355. 1371. (1400). 1408. (1420). 1433. 1444. 1456! (1468). (1500).

Also 35 mal der Dativ = mich, dich, 69 mal == mir. dir.

Wie früher bei der Aufiiihrung der modernen dialektischen Bei- spiele, habe ich hier bei der Zählung die Beispiele^ wo der Casus von einer Präposition begleitet ist . nicht berücksichtigt. Denn in diesen

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 31

Fällen beschränkt sich die Vertauschung nicht auf die Pronomina; sie erscheint allgemein^ auch bei Substantiven. Hier geht sie offenbar aus von den Präpositionen^ die sowohl Dativ als Accusativ regieren, dehnt sich dann nach und nach mit der Zeit so ziemlich auf alle Präposi- tionen aus*).

Neben der Verwendung der Pronomina in ursprünglicher alter Weise, neben der Setzung des Accusativs für den Datiy erscheinen im Osterspiel auch einzelne Fälle von Dativ fUr Accusativ: V. 134 de name van diner gotheit

an mir is gervet ende gegeven. V. 140 [herumbe setz ich den rat an dir,

want it unmugelich duchte mir]. V. 386 so gebiden ich dir,

dat du si kumen dus vor mir. V. 866 ich wil dirs machen gewis.

VI. Die Handschrift von Veldeke's Servatins; ich habe schon vorhin bemerkt, da(S hier mich und dich auch fUr den Dativ zur Regel geworden.

Leider genügen die vorliegenden Thatsachen nicht, um die Ein- zelnheiten der Elntwickelung za verfolgen, da wir nicht die Gewißheit haben, daß die vorliegenden Denkmäler aus einer und derselben Ge- gend stammen; vielmehr ist es ziemlich sicher, daß I und II einem nördlicheren Gebiete angehören als III, IV und V (s. Heinzel, Gesch. cL nfr. Geschäftsspr. p. 202 u. 286).

Das niederfränkische Gebiet , von dem bis jetzt die Rede war, ist nicht das einzige, dem der Name des „Mich - Kwattier^ gebührt; es gibt noch einen zweiten solchen Bezirk von nicht geringerer Aus- dehnung. Ich verzeichne wieder die Belege aus Firmenich: Tu, Alster, du kannst mick hilpen (I, 157, a; Mundart von Osterweddingen bei Magdeburg). verehre mick dinen Rock! (159, b). an Flaijen un Brotkroim soll't dick nich fahlen, un Water will ick dick alle Dage hensetten; ick hale dick'ne jroine Raue und stellese dick opp't Schränk (161 , a). morjen frei brink mick davoor'n Roth- kähllen in mien Huus (161, b). denn soll't dick jut Jahn (161, b). Sau ohk de Engel tau dick komm'n un währ'n dick bewahren, datt dick nischt kann wedder&hren (168, a; Mundarten der Magde-

^ Bnuine ist im Irrtham, wenn er Zs. f. dtsch. Phil. IV, p. 289 meint, mit mit dam Accoflatiy sei Veldeke fremd, of. z. B. 476 met ein deil lüte daunen für. Ferner Serr. I, 534 990. 2119.

32 O. BEHAOHEL

burger Börde im Kreise Kalbe an der Saale). verehr mick dienen Rock (162, b). sau mahkte hei mick'ne Pipe (165, a). ick sähr, hec solle mick ohk eine geb'n (165, a). wistu bichten, sau mnstu mick näher kommen, dat ick dick hören kann, wat du mich hiebst (165, b). hahle mick stantepeh an half Punt Quellenborger, Bchmieht mick abber den Buddel nich inzwei (169, b). Wu sit mick, wu steitmick de Paltrock mieu? (170, a; Mundart in der Gegend von Aschersleben). hebb' ick dick versnedden den Paltrock dien, sau hebb' ick 'ne snedden hie Mandenschien (170^ a). dann wiU ick dick aber dat Fell vullslan (170, b). Nu segget meck, wer sau cn Difiii^ erdenket (171^ a; Mundart in der Gegend von Halberstadt). Du köndest fan dem groben smu bat wyn ar {al$) ik dik köpen (175, a; Mundart Braunschweigs und des Bezir- kes Wolfenbüttel). nu schänke mick en stopen fan düssem kostein wyne guud (157, a). haalt mik den Joden fan Spindler (176, a). in düssen feertein dagen hat hei mik nog nig emaal 'ne oorbatse geven (180, b). dat kan se mik tein maal säggen, un ik dou' it dog nig (180, b). ik hävve dagt, dat Sei mik dat nagtmaal man midde geiven (181, a). Dat harte host du mek droopen, du schöäne, böäse kind (183, b; Mundart in den FürstenthQmern Grubenhagen und Göttingen). Eksk hebb 'n blanken Daler, den will eck geben deck (184, a; Mundart von Hildesheim). eck will deck wat up dat Lickebrett leggen (185, a). Kein Kahlenbar- ger deint deck jo (188, b; Mundart im Deister Gebirge zwischen Springe und Rodenberg). wenn eck Rosenknobben finne un se deck tom Kranze binnc, denk eck an dihn blank Gesicht (190, a). will eck deck meck eiwig wihn (190, a). stth eis, wo deck doch de Brailsse (Bier) schühmt (190, b). Brauer, fülle meck de ganze Stanne (191, a). doch dihne Leiwe gift meck Frist (192, b). versprohkst meck duhseud Lust (193, a). Eck will deck jek da ganze Sahk erklären (201, b; Mundart der Stadt Hannover*). merke deck man den breien dort (201, a). - hei is deck doch bekannt (202, a)? dat war meck ohk da Rechte (202, b). eck will ehrlich sien und meck mien Gewissen nich verpacken (203, b). hei stait deck dichte vor der Nasen (204, a). Grüsze nich weer, wenn dik guten avend eboen wart (203, b; Mundart in der Gegend von Celle), nu du mik guten avend sagt hast, kann ik ruen (206, b). Hast du

*) Ich bemerke aiudrücklich , daß in dieser Miuidart kein mir, dir l&r den Accusativ erscheint, sie also nicht wip die Berliner zu heurtheilen ist.

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 33

nich en swart schap? dat gif mik (206, b). Do woren dich Mohl Menschen, kein Appel kunne zur Aerde (II, 217, a; Mundart in der Gegend um Schloß Falkenstein am Unterharze an den Gren- zen Anhalts und des Mansfelder Gebirgskreises). hestau dich au raecht orndlich unsen Eenig ahngesihn (217, a)? das ha ich erseht neilich gesihn, wu e mich an Schribens uhs en Justizammete beantworten seile (218, a). met daen kann mich einer von Liwe bliben (218, a). Abber des ha ich mich vorgenomme (218, a; Mund- art der Gegend um Bernburg im Anhaltischen). und ich sade: seik mich treu (218, a). höörste du, ich saa es dich (218, a). is mich gleich an Steen vom Herzen (218, b). o^ ich weesz dich noch den Tak (219, a). 's war mich eenerlee (219, a). Se ward mich nich for ebbel nehmen (229, a; Mundart in der Gegend von Dessau).

sie hat mich och nischt jethan (229, a). hott mich oh ä Jläschen Schnapps an (229, a). se wards mich denn oh jeloben (229, b). dasz Se sich noch wohl befinget, is mich von Harzen lieb (230, a). ich weisz, wie's mich um's Harze wHr (230, a).

Auch hier wenigstens zwei Beispiele von Übergangsdialekten: das eine ist die Mundart von Limmer bei Hannover (I, 193 ff.). Der Dativ ist meck, deck: doch dat gefull meck ook nich (195, b). meck ward nielich noch verteilt (198, a). Esels- Arbeit un Zieschen-Futter worren jy meck woU geven (198, b). he hadde et meck gern af- disputeert (190, b). dttsse was meck damals ook eben upsettig (199, a).

se heft meck de Eyer afschneden (199, b). awerst deck hanne- bauken Runks will eck up den Sonndag de Predig lesen (199, b). Der Dativ ist mi, di: awerst dat gefull my nich, dat he katholisch was (195, b). wenn se em reden hören, un to my seget (196, b). wenn dat nich alles na öhrem Koppe günge, so paue se my de Ohren sau vull (197, a). sull se my den Kragen ummaken (197, a) etc. Das zweite ist die Mundart in der Gegend von Minden (255, äff.): segg he mol, o segg, wo kann hei mik wat vorquarren (255, a). dagegen: ik loo den Buren mie (255^ a). most woll spreken, daz hei di tweimal Dagestiet bütt (256, b). dienen Bref hebbe ick richdig kregen un mi sehr darebber frieet, dat et di sau gaud gehd ; dat du awer sau gehrn in de Stadt zien machst, well mi awerst nich sau recht anstahn (258, a).

Die Grenze des Gebietes ist also etwa folgende: im Stlden die Sprachgrenze zwischen ober- und niederdeutsch, östlich die Elbe von Dessau bis Magdeburg, westlich die Weser von der Sprachgrenze bis Minden, nördlich eiu^LiWv^ nq\i Minden nach Hannover, Celle, Magde\>UTg. 0>ö öcä ^\ääx

QWaumA. Nene Reihe XII. (IXIY. Jahig.) %

34 O. BEHAGHEL

Magdeburg selbst noch zu dem Gebiete gehört, kann ich wegen Mangels an hinlänglicIiem'Material nicht entscheiden. Ausgenommen werden muß derOberharz^ der regeh'echt sein mir und mich besitzt und der sich als eine oberdeutsche Sprachinsel in niederdeutschem Gebiete darstelll Auch in dieses Gebiet fallen einige literarische Denkmäler. Zu- nächst die Werke Bertholds von Holle, der, wie wir wissen, im Hildes- heimischen zu Hause war. Richtig bieten sie^ wie nicht anders zu er- warten, unsere Vertauschung dar. Schon Bartsch hat einige Beispiele verzeichnet in der Anmerkung zu Crane 176, darunter eines, wo der Gebrauch von mich als Dativ durch den Reim erwiesen wird. Im Demantin finden sich, wenn ich Nichts übersehen, zehn solche Reim- belege:

V. 157 daz ir si woldet gebin mich (: ich).

V. 1175 wolt ir des siges bekennen mich (: rieh).

V. 1392 ez sal mir allez wol behagen,

daz ir bSten wollin mich (: ich).

V. 1958 daz sal werdin al getan,

daz ir gebiten, herre, mich (: rieh).

V. 1988 ja so gebot di werde mich.

V. 6279 heiz min wäphen bringen mich (: rieh).

V. 6343 men woldiz roisseredin mich (: rieh).

V. 7258 her koning, ir solt geloubin mich (: ich).

V. 8178 der gewunte sprach: mir is leit^

daz ir die gulde bidet mich (: ich).

V. 9973 und werben als i riten mich (: ich). Für mir, dir als Accusative erscheinen keine Reimbelege, wenn man von präpositionalen Verbindungen absieht; es wäre Bindung mit ir (Dat. Sgl., Gen. PL) möglich gewesen (obir mir : ir v. 10619). Ausser dem Reim dagegen finden sich derartige Beispiele, cf. Bartsch a. a. O., ob sie dem Dichter angehören, läßt sich nicht entscheiden; das Fehlen der Reimbelege spricht entschieden dagegen.

Femer fallen in unser Gebiet die Braunschweiger Chroniken (Die Chroniken der deutschen Städte Bd. VI). Beispiele des Pronomen personale der ersten Person in den obliquen Casus des Singular sind mir nur im Briefe des Braunschweigers Bertram von dem Damme an den Rath von Braunschweig begegnet: sie bieten unsere Vertauschung: also bidde ek gik, dat gi den meynen Rad berichten unde gik sulven mede, unde gheven mek de ghulde, de mek myn vader heffi geervet (p. 407, 25). wante et mek is vorentholden wedder god, wedder rechte wedder eyde, wedder ere (407, 28). ok wetet, dat ek gik vele hebbe breve

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 35

Sandy unde gy mek ny neyn antworde wedder enboden (407, 32). Es stammt dieser Brief aus den achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts.

Ebenfalls ganz wenige Beispiele finde ich in der Magdeburger Schöppenchronik (Chroniken deutscher Städte Bd. VII): wat schal dik dat schone golt an dem hungergem halse? (p. 12, 11 Variante). [mi heft to dek gesand Irinfrid din knecht p. 16, 13). se sint dusses godes huses Magdeborch medehulpcre und hebben mek wol geholpen (87, 18). Sonst heißt der Dativ und Accusativ wii, di, s. 7, 8; 12^ 11, 14, 15,26; 14,20,21 etc. Ich erinnere daran, daß Magdeburg auf der äussersten Grenze des Gebietes liegt

Bei den drei genannten Denkmälern, bezw. Gruppen von Denk- mälern ist die Heimath aus literarischen Gründen bekannt; sie legen Zeugniss ab dafür, daß unsere Vertauschung bereits im 13. und 14. Jahr- hundert zur Geltung gekommen ist. Umgekehrt können wir auf Grund der vorkommenden Vertauschung ein weiteres Denkmal dem Bezirke zuweisen, nämlich die Jenaer Liederhandschrift. In den ersten 800 Versen begegnen 10 Belege flir Accusativ statt Dativ: daz mich ein zage triuget, der mich so manigen schaden birt (Bruder Werner 8, 3).

von arerout die bi dir ist ich wille dich machen sorgen buz (9, 91).

ich han mich des irwegen, wie ez mich darumme muge irgen (p. 6, 56), nu gebe her mich so steten mut (p. 7, 9). des helfe myr de rejne und vuge mich des ich da ger, daz mich die hoeste vreude sy gemeyne (p. 7, 18). ich künde dich, herre, mine klage (p. 7, 22). wan daz ir mich in judas truwen bieten uwer helsen (p. 11, 99), so irkenn ich manigen ' herren , lichte vundich eynen, der mich durch singen lieber gebe wen durch weynen (p. 12, 91). die myr helfen baz, denne mich die ungetruwen gunden (p. 14, 68). Daneben 3 Fälle von Dativ für Accusativ: troume hant mir vil gelogen unz her alle myne tage unde in slafe mir betrogen (p. 2, 86). got der sol myr an dem an dir rechen (p. 9, 91). daz ich ym syn syngerlin beneme gar unrehte, hat er myr gezigen an den dingen (p. 16, 86*). Es ist natürlich, daß eine tiberwiegende Anzahl von Dativen und Accusativen ans der Vorlage an ihrer ursprünglichen Stelle stehen geblieben sind.

Bei dem Pronomen der ersten und zweiten Person war das Er- gebniss der Entwickelung das, daß an die Stelle des Dativs der Accu- sativ trat. Beim Pronomen der dritten Person und dem Pron. demon- strativum macht sich auf verschiedenen Gebieten eine entgegengesetzte Strömung geltend: es dringt die Form des Dativs in den Accusativ:

*) Ich eitlere nich Mjller, v. d. Hagen hat offenbar meViiia^ ^«^Sov^c^

36 O. BEHAGHEL

So im Dänischen: Schwed.: Engl.:

dai, u. acc. sgL ni. n. bam oder hannem 1 honom \ him (n. it) dat. u. acc. pl. m.fn. dem oder dennem | j

dat. u. acc. sgl. fem. hende benne her.

(Möbias, Dänisch. Forml. p. 83). Im Nenniederländischen: djot. Sgl. masc. u. neutr.y acc. masc. hem dat. pbir. masc. neutr. hun

acc. plur. masc. neutr. hen

dat. sgL acc. sgl. fem. haar.

haar im Dat. Acc. pl. fem. kann Übertragung aus dem Singular sein, wahrscheinlicher ist mir aber eine andere Auffassung, auf die ich nachher noch kommen muß. Daß hen, die Form des Acc. Plur. m. n. n., ursprünglich Dativ ist^ ist zweifellos, weniger zweifellos das Verhält- niss von hen zu hun. hen scheint die unter dem Einfluß der Betont- heit^ hun die bei Tonlosigkeit entwickelte Form zu sein.

Auch das Niederdeutsche und das Niederfränkische nimmt in ein» zelnen Formen Antheil an dieser Verschiebung. Der Plural kommt nicht in Betracht; er bietet eine andere eigenthümliche Erscheinung. Im Singular ist im in seinen verschiedenen mundartlichen Entwicke- lungen nicht nur Dativ sondern auch Accusativ des Masculins; im Fe- mininum ist der Dativ ir auch Accusativ, daneben kommt aber, soweit ich sehen kann, stets noch der alte Accusativ sie vor.

Ich gebe zunächst Beispiele von im für den Accusativ: 'T dwingt um, dat he no eemal henglupen mot (Firm. I, 27, b; Mundart der Herrschaft Jever). waar he Um toeerst funnen harr (27, b). Hest du em man erst am Haaken, schecrst du em ook wol dat Laken (34, a; Mundart Bremens'). [Hier glöw ik doch an hem 42, b; Mandart Kiels]. Den Gott bruukn will, weet he allerwehgn to findn un schickt cm hierhen uu daarhcn (47, a; Mund- art des Dithmarschen Gebietes). da word he aber van fraamem handn anhooln, de em op den prehdigtstool in St. Ansgariikark settn (47, a). syn fründn wulln em nich laatn (47, b). De Doktcr kreeg em na^n Krankenhoff un da weer dat slünig mit em vörbi; kccn Minsch kunn em retten (60, b; Mundart Hamburgs und der Umgegend), knum hör ik em de beiden Namens nennen (61, a). un leet em ruhig in den Aarm mi haaken (61. a). Fäer miene truu*n deenste saszt du mi eenen bunfn rock mit klokken dran geben, em aewer so lang ver- waaren, bett ik emm förrer (68, a; Mundart Schwerins und der Umgegend). so fraeg disser emm, opp he ook ruig slaapn harr

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 37

(68, a). wil hei äwerst noch nich vull föftoihn Johr olt was , höllen sei em to't Regieren noch nich rip (Reuter, Sämmtliche Werke Wismar, Rostock, Ludwigslust Bd. 12. Siebte Auflage, p. 10). hadden sei em bi den Wickel, . . . me führten em äwer de preuszsch Grenz (p. 13). wenn hei abslut frigen wiU, ik pleg em (p. 18). So mttst Jochen och erfahren, dat man in de iesten Jahren em as Deenstbar nich veschon (Firm. I, p. 77, b; Mundart in der Umgegend von Rostock). sach he Jochen, hört em klagen (78, b). Harr em heeten, he soll man sing'n as de Ann'en all (80, a; Mundart des Landvolks zwischen Rostock, Wismar und Parchim). Dat Vöägling lag in'n Schnee nn farft em mit sin blödig Weh (85, a; MundartNeu- Vorpommerns).

I wat, foahrt der em bassig an (80, a; Mundart der Insel Rügen).

Nu gung dat ful Haun hen un söcht'n Pott, wo em Voate Hähnk verstäken hadd un att em schlicht af (91, a; Mundart des Binnen- landes Hinterpommerns). fratt'n Pott ut un stülpt em um (91, b). Stoppnoadel batt em (99, a). Wi bruken em ok hi (95, b; Mundart Danzigs). eck sach emm man det Ogenbleck (95, b). kam de Dod, en löt em starwen (97, b). Ei watt, öck Iaht emm wachte (102, b; Mundart Königsbergs). Un lehre em: Gott un den König leew du (106,a; Mundart Tilsits und der Umgegend). Dann freu ik mi nu seh am gäm (132, a; Mundart der Priegnitz). dät mackt am klohk (132, a). wi sehn am nich (132, b). Dem was, as wenn de Blitz am schlög (134, a; Mundart der Altmark). un glick hat am ook up de Stell de Schlag geröhrt derbi (138, a). Dann bracht'n wi ftm awsiet man blos (142, a; Mundart der Gegend zwischen Bran- denburg, Nauen und Rathenow). Da wollt' ick ihm blosz perschwaddir'n (146, a; Mundart Berlins). wenn man ihm aus die freie Wildniss nach Europa bringt (149, a). ek frahge ehm (156, a; Mundart Magdeburgs). nu frahge eck ehm widder (156, b). Als St&hr späderhenn störv, käumen väile Minschen uut däi Ümmgegend, dfti ämm kennt harren, touhopen, ümm ämm tou begraben (207, a; Mundart der Amter Winsen, Fallingbostel und Bergen in der Lüneburger Haide). Aber se fUnnen em doch nich (213, a; Ge- gend von Littensen im Amte Zeven). Do häfft se em doot- schatcn (219, b; Thedinghausen). Ja, ik schlaa em, as en Junge (223, a; Butjadingerland in Oldenburg). Em raakt nich Küll, nich rusig Wehr (229, b; Gegend von Oldenburg). heet se em man erst Professer (229, b). (Er) muste em wier hen bringen, woer he em kriegen harre (247, a; aus dem Osnabrückschen). Soglik Däggen einige düchtige Jungens ut, ümroe em to halexv (^%4^^?i.\^^Oe.-

38 O. BEHA6HEL

lenburg). De Dorwake, de em nich kennede, lait em forte hin (290, a; Münster und Umgegend). nu lait em de baise Find kinn Auge au enander dohn (291, b). See sollen em niet hebben, denn allden Vaader RhiD, so lange wee noch leven on em noch können sien (374, a; Wesel). 'Ne Swaan, den trock em fort (378, b; Kleve)- nou häbb ick öm, Oodd sei danck (378, b). Bäjden öm arme Lüg am Brod, so liet hei se in et Lock Schmitten (389, a; Dins- laken). — Lidleck kreege se'm beij Venloo un brachten öm hierher (391, a; Rhein berg). se satten öm hier in et achterste Look (391, a). Da stört öm gen Hahn noch Huhn (395^ a; Mundart des Landvolks des ehemaligen Fürstenthums Meurs). Ens hot s'em weer döchtig uutgeschougen (408, a; Kempen). schmät öm dröm weer en de Graf (409, a; Krefeld). Do kömt sin Frau bi öm on däht öm froge (433, b; Düsseldorf). Vruh leef ich vot on wold em en e Körfche setze (484, b; Jülich). Maria, die höm schlöffe let (487, b; Aachen). Dann haut s' 'm getämpelt (498, b; Eupen). De Düvel mögt em nit hoalen (Anhang 645, b; Hoegaardorf).

Auf dem Gebiet dieser Beispiele begegnen ganz vereinzelt auch Belege, wo ftir den Accusativ die Accusativform steht: he holt den Jungen wol in den Arm, he fatet en seker, he holt en warm (Firm. I, 33, a; Bremen). Mien Swesta har den Fisch goot kaakt, se har en mit frisch Botta mäkt (82, b; Mecklenburg^Strelitz). Da ward he en findn (90, a; Rügen). Da ligg eck en Ehrforcht der Hoheit tu Föte un bedd enn, mien Läwc met Huld tu vorseete (106, b; Tilsit und Umgegend). Ne, vatauscht ha ich ön (115, a; Mundart zwischen Preussisch Holland und der Passarge). öch micht dänö Wallach nich ane Wek öffnehmö, wenn äch ön fuok (115, a).

Ich bin nicht von allen diesen Beispielen überzeugt, daß sie wirk- lich getreu die Mundart wiedergeben; besonders das Bremener und Tilsiter Beispiel entstammen Dialektproben, deren absolute Volksthüm- lichkeit sehr verdächtig ist. Die beiden Beispiele aus der Gegend zwischen Preussisch Holland und der Passarge gehören einer ost- preussischen Mundart an, die gar nicht niederdeutsch ist. Ich möchte dies hier im Vorbeigehen besonders nachdrücklich hervo rheben, da man vielfach zu glauben scheint, es würde in Ostpreussen nur niederdeutsch gesprochen.

Das Gebiet, auf welchem wie wir sehen, so gut wie ausnahms- los — der Accusativ des Singular vom Pronomen der dritten Person im Masculinum em statt en lautet, fällt nach den gesammelten Belegen im Wesentlichen mit dem niederfränkischen und niederdeutschen Ge-

BEITB&GE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 39

biet zoBammen. Auf niederfiränkischem Boden erstreckt sich die Er- Bcheinung so weit, als die Bezeichnung des Dativs durch mich und dkh. Auch hier wieder die Übergangsdialekte : da Lüh heitet en den Horkensteen (367, b; Mundart der Umgegend Alten dorfs bei Hattingen an derBuhr), aber: satten em in den swatten Thom (368, a). da Baüwers greppen em (368; b), aus demselben Dialekt. Femer die Mundart von Elberfeld und Umgegend: he satt en aan (427, b). se sollen en nit kriegen (428, a). do woulen en de Borger tedönigen ähren (428, a). Dagegen: so kohm he ok an de Buur on firogten em (429, a). Vom niederdeutschen Gebiet ist zunächst das südliche Westphalen auszunehmen. Die Proben folgender Dialekte zeigen den alten Stand von im für den Dativ und in fULr den Accusativ : die Mundart in der Oegend von Limburg an der Lenne (363), die Mundart von Attendorn (351), Arnsberg (352), Unna (351), Ruthen und Mülheim im Möhnethal (340), Brilon (335), Paderborn und Um- gegend (303 ff.).

Paderborn bildet schon den Übergang zu einem andern Gebiet, das zwar auch nicht im fUr tn, das aber imigekehrt die Form des AccusativB flir den Dativ, in dir im verwendet. Dieses Gebiet um- faßt auf niederdeutschem Boden hauptsächlich den Bezirk des zweiten, p. 33 umschriebenen Mich-Kwattier, reicht aber weiter nach Westen als dieses und dringt ausserdem erheblich in hochdeutsches Gebiet ein. Schon in den Proben aus Paderborn findet sich neben gewöhn- lichem im Air den Accusativ ein ihm en Deif biddede den Scharp- richterknecht, of iene ni na de Bidde gewährt wären künne (309, b). Weitere Belege sind: De soppe smekede önne recht gaut (311, b; Mundart von Herstelle im Kreise Höxter). Se wuosken en un tüögen en een nigget witt Hiemd an un gäben en Jäten un Drinken (273, a; Mundart der Umgegend von Bielefeld). Dat dure nich lange sau is'n dei Düwel upp'n Hakken (259, a: Mundart im Schau mb ur- gischen). schast'n mal Honnig ünnern Bart stricken (260, a). Dieser Dialekt ist Grenzdialekt, denn neben dem Dat. en erscheint auch emi So, scggt de Düwel, un lacht em dabi gratl in^t Gesichte (259, b). Dar kümmt'n mit eenen Male so'n wunderlik Kehrel entgegen gähn (256, a; Gegend von Minden). Sau fbordc wier, un et modde öön ein, de harre dat eine bein up de schulder elcgt (182, b ; Mundart in den Fürstenthümem Grubenhagen und Göttingen). Dat hat hei denn ohk'n Jidweden sau honnerecket, da hat ohne denn ohk'n Jeder wat rinder stoaken (172, b; Mundart in der Gegend von Halberstadt). De hellen Thränen laiipi'iai^ ^^^^x^\. "i^'^väöNfö

40 O. BEHAGUEL

(161, a; OBterweddingen bei Magdeburg). A jede Schrift setst er gleich auf, weil's ühn mit Spasz gelong (II. 152yb; Themar im Hennebergischen). Jezz bot sich dös Engele hie geschlichen an hot'n a groszmächtigs Eiälä gegäm (156, a; Hildburghaasen). Un Mancher hat halt lauter Glück, as fliest en nar so zu (164, a; Gom- bertsbausen im Herzogthum Hildburghausen). Er is ball zahm gewom, un das Harz is ne 'nei die Husen gefallen (169, a; Mundart der Landleute im Koburgischen). Da kömmt anne schluaz- schleierwisze Fra un wenkten (175, b; Blanke nburg im Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt). Ech suUt gieh zum Doctor in de Stnadt, ech sullt ehn ehre Uebel all verzähle (178, a; Ingersleben bei Er- furt). — Heb stopt es met Gewalt hennien, daß ehn die Auen laufen (190, b; Sondershausen). Min Mächen sall'n klich änne Schlippen foU Habber brenge (201, b; Mundart von Nordhausen und der Grafschaft Hohnstein). Es Harz hotne denn doch oder gepuckert^ wiere d'r Fahrt nauf schteigt (210, a; Mundart des Oberharzes). Wurrum hest'n au nich glihch anne Subbelike in de Ha^d gegähn? (217, b; Falkenstein am Unterharze). Da nimmt de Mutter Kris^änichen uff un schnitt en de Armchen un de Beunchen ab (226, b; Gegend um Bern bürg). Un doch storrt ehn ver Frust sei Höllenblut (248, a; Dobraschütz im Altenburgischen). Mei Fraa, die gob'n zu rechter Zeit noch enne Horbel nei (251, a; Obererzgebirge). 'I goab *ne Au'ra Pfahrpulver ei (253, a; Mund- art im Erzgebirge). Da sahte Karline: „Pfi^, un gab'n ä Nasen- fipps (259, a; Gegend von Leipzig). Worira ha nischt frassen dutt? en merr gaan en nischt (267, b; Gegend von Görlitz). Wenn er niht schweigt, suh kobn ich ihn niht flir die Foling stöih (390, a; Nürn- berg). — es könnt'n trecki göih (390, a). Mancher denkt oft hih und her, es will ihn halt nichts g'Iingn (398, a; Fürth). He, glaubs 'n nit, der ligt di o! (411, a; Gegend von Würzburg).

Zur Einschränkung des p. 39 über die Ausdehnung des Gebietes Bemerkten muß ich noch constatieren, daß die Grenze im Norden nicht so weit geht als die des „Mich-Kwattier" : die Proben der Mundart im Deister Gebirge zwischen Springe und Rodenberg und von Li mm er bei Hannover bieten kein en für den Dativ, sie stellen viel- mehr einen Übergang zu dem Gebiete dar, wo em auch fiir den Accu- sativ gilt: Dei krehg ölin bih de Wulle (I, 191, b). hei grep den armen Düwel, bund öhn an den Galgen vaste (191, b). da hadde öhn syn Vader schon wakker angeföhrt (194, a). so hett öhn doch nich atholen kunt (195, b). Aber: dei hör öhm jaulen (191, b). eck

BEITRÄGE ZÜB DEUTSCHEN SYNTAX. 41

bring 'ez öhm nich dohr (192, b). da tog he em ganz stram in de Höchte (196, a). eck hebbe em schon kennt (197, a).

Nach den verzeichneten Beispielen ergibt sich als Gebiet, in welchem die Form des Accusativs auch flir den Dativ steht, etwa fol- gender Coroplex: Braunschweig, Thüringen, Oberfranken, Königreich Sachsen, Anhalt, der südwestliche Theil der Provinz Sachsen.

Für die Geschichte der zuletzt besprochenen Erscheinungen sei nur das Eine bemerkt, daß in den altniederfränkbchen Psalmen kein Accusativ ina vorkommt, sondern der Accusativ stets imo heißt, cf. Heyne, Kl. altndtsch. Denkm. s. v. imo („da der Acc. ina ihn, der Mundart der Psalmen abgeht, so vertritt diese Form der Dativ imo'^, eine etwas seltsame Ausdrucksweise).

Von der Vertretung des Accusativ Sgl. des Pronomens im Feminin stehen mir nur wenige Beispiele zu Gebote: De minschen weem twu- maal duun, se reetn de fru to ehr, pettn ehr mit de fööt, stööten ehr uutn krink henuut (I, 53, a; Di th mar sehen). Denn haar he aberst jümmers Eenen faat un snack ehr wedder weg (60, b; Hamburg und Umgegend}. ich wull ehr nich verlaaten (60, b). ick aberst leet ehr gans geruhig schellen (61, b). laat ehr man gähn, denn hett se mal Vergnügen (61, b). Frog em indringlich, wat hei ehr un sine ganze Nahkamenschaft unglücklich maken wull (Reuter, Bd. XH, p. 10). wenn ok nich 'ne ihrwürdige Aebtissin mit all de Nonnen ehr küßten un Btrackten (p. 19). Am Fewer ligt se still to Bedd, wiel't ehr nich Dag noch Nacht verlett (90, a; Rügen). jetzt is se wählig as een Piert, so schön het ehr de Zwetsch kurirt (90, b). Nu hungert ehr (91, a; Mundart Hinterpommerns). hei namm d'Gans ehr Gösale un ik schal ehr räche (92, a). Se wart mich nich verachten, dafär kenn eck Öhr vül to got (99, a; Mundart bei Dan zig). Slog se blund un blae, dat ehr friümde Lüde nach Hus hen brengen moszten (292, a; Münster und Umgegend). Du stond hei op en köszten öör (379, a; Kleve). Auf demselben Gebiet findet sich aber auch derAcc. Sgl. «t«: weer nich de heele Welt man Boom un Gras un Sand, wenn nich de Handwarksmann se eerst harr sett in Stand (58, a; Hamburg und Umgegend). Een Ministe, de sin Gardero- jungfe vefrien mösz, wörr mit den Stallknecht eenig, dat de s' nähmen woll (80, a; Gegend zwischen Rostock, Wismar und Parchim). Nu kämm d*Hoawk, namm se un drägt se wig in syn Huus (91, b; Hinterpommern). as Voate Hähnk dat hört, leit hei se upsitte (92, a). He befall, dat se se begrawen sollen (292, a; Münster und Umgegend).

42 O. BEHAGHEL

Einen Fall habe ich verzeichnet , wo der Accusativ sie filr den Dativ Singular des Feminina steht: Wi^ an siene Matter dachte, jonke sachte an de hellen Thränen laip'nne ewer't Jesichte, vorr Freude, datte se hite Brot verschaffen könne (161; a; Oster weddingen bei Magdeburg). Nicht häufiger sind mir Fälle begegnet, wo im Plural auf niederdeutschem Gebiete Vertauschung zwischen Dativ und Accusativ stattfindet. Dativ für Accusativ zeigt sich : he kleed jem (jem, die Leute) warm un nett in Tüüg von Kopp to Foot (I, 58, b; Hamburg und Umgegend). Accusativ für Dativ: bald darupp föng dat gespenst werrer an, se to tarmj oppschoons he se nix to leeden deer (ßS^a; Schwerin und Umgegend).

Zum Schluß dieses Abschnitts sei noch die Behandlung der hö- fischen Anrede durch Sie erwähnt Der echten Mundart kommt das „Siezeo^ nicht zu; wenn also der mundartlich Sprechende doch zu der vornehmen Anrede greift, so tritt er aus der eigentlichen organischen Sprachentwickelung heraus. Es ist daher klar, daß, wenn hier eine Vertauschung eintritt, sie nicht noth wendig ebenso zu betrachten ist, wie die bisher aufgeftihrten. Leider fehlt es mir hier sehr an Belegen; so weit meine persönliche Erfahrung reicht, wird für Dativ und Accu- sativ stets nur eine Form angewendet, sei es nun die des Accusativs oder die des Dativs. In meiner Heimath (Karlsruhe) z. B. ist das Letztere der Fall; man sagt: ich haw Ihne jo gar net kennt. Ebenso in Tilsit und Um- gegend : Dorchlauchtigster Kronprinz, eck bedd Enn gar sehr (1, 106, a). da ligg eck en Ehrforcht der Hoheit tu Föte un bedd Enn, mien Läwe met Huld tu vcrseete (106, b). önstens als König häbb jeder so lehf em VaderlandEnne, als de, ze dit schrehf(107,b). Umgekehrt wird Sie auch für den Dativ gebraucht in Meklenburg: Man to! Se kann dat goa nich fehlen (I, 83, b). alle Minschen sünd Se goot (83, b). ne rechte schöne Kell, de will ick Se veian (verehren) (83, 6). Se gew ick gian sön'n lütten Stock (83, b). -- ick wünsch Se, as ick wünschen kann, von Herzen Glück un Segen an (83, b).

Endlich komme ich zum Genitiv. Denn auch dieser hat, beim Pronomen, über sein ursprüngliches Gebiet hinausgegriffen, während sonst in den deutschen Sprachen die Entwickelung dahin geht, daß der Genitiv immer mehr verdrängt wird. Am merkwürdigsten ist die Erscheinung, daß die Genitive min und din auch für den Accusativ und den Dativ verwendet werden. Sie beschränkt sich übrigens auf einen ganz kleinen Bezirk: die Strecke Xanten-Cleve. Hier die Belege: Ac cusativ: as gei minn losz lott, dann will ick ou alles geve, wer gi minn mar öm frogt (I, 377, b). segt tegen et fiszke, dat et

BEITBÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 43

minn ta könnigin meckt (378, a). wat geht det andre minn aan (378, b). du kom van Wilder op minn aan ne kerl van echte dicke soort (381, a). gei sollt minn so sü(it niet klappe, lot minn marr en paar trei gOntop gon (381, a). dann mot ek minn es bedenke (386, a). loot min mer los (388, a). dat ek min ganz an Ou ouwergefen hebb (388, b). hu dock dwingt min de Liefde (388, b). lott min die Bttte Gedanke eenen Ogenbleck noodenke (388, b). min Hart ver- Bchmellt in Troone, as Gei min niet so lief hett (388, b). schwor soll et förr min sinn, as ek min van Ca scheie mosz, wenn ek fend min op gerne Art glöcklegger (388, b). dat gei min treu en oprichtig lief hebt (388, b).

Dativ: minne schollmester hädd minn ömmer geseit (378, a). noa segt minn doch endlik es (379, a). och, nönneke, willt gei mit minn gon (380, a). nou segt minn es, menheer (381, a). min Vader hett et min dock verteilt (387, a). dann sali min de Mostertpott ge- wasse werde (387, b). ou sali de Düwel hale, as gei min noch es de Mostertpott aanrtthrt (387, b). gei legt min in min Hart begrafe (388, a). alles op te Wäreid is min tegen Ou necks (388, b). seg et min openbärtig, seg et min (388^ b). wie wett et, of Gei min well treu blifft (388, b).

Auch beim Pronomen der dritten Person ist eine ähnliche Er- scheinung zu verzeichnen. Ob der niederländische Dat. und Acc. Plur. des Feminins haar hierher gehört oder ob er eine Übertragung aus dem Singular ist^ läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Dagegen entstammt entschieden dem Genitiv der auf niederdeutschem und nieder- fränkischem Gebiet auftretende Dativ Plural eer fdr alle Geschlechter. Die Belege sind nicht übermässig zahlreich:

de een van hör is kugelrund (Firm. I, 20. Ost friesische Mund- art). — dat kumt äär düür to stan (24, a; Mundart der Herrschaft Jever). (Es) wöörn veer von den Dräges un Feiges liekenblasz, keen Minsch wüsz abers, wat ehr fohl (44, b; Eutin und Umgegend). Se reetn de fru to ehr (53, a; Dithmarschen). Wenn use hellje Kracke ne me im Springe goahn, dann giw ehr öwemNacke(94, a). De beiden Burmeisters un de vir Rathsherrn kernen, un Dorchleuchten säd ehr sine sonderbare Intention (Reuter, Bd. XII, p. 9). min eigen Groß- vader un sin Brauder sünd mit knappe Noth ehr ut de Fingern kämm (p. 13). hei let sin Schaülers ok tauwilen up de Vigelin speien un wat ehr vor Allen Spaß maken ded, ok Pauken slagen (p. 29). Auk müglik, dat se nich sau denket; un dann eß't licht, ehr to vorgiewen^ um dat et glieks doch leid ehr dööt (^245, a*, OöTxiv\>TV\^Vi. \^^\i\v

44 O. BEHAGHEL

gaf ick dann up miner Reesen wual oenen Scbnüofken uat miner Dösen an wünskede eer daarbi veel Glücke (251, a). De frttndliken Wich- terkes nehmet ank geren^ wat ehr bringet de onglükske arigen Heren (254^ b; Börninghausen und Umgegend). Wat kiekt us de Stämkes so fröndlik an; wat möcht ik gäm spielen met är; moder, könn ik men kuemen to är (289b; Münster und Umgegend). Grenen sine Kinder viör Hunger; he gaff er dat letzte^ wat he badde (292, a). Du heb wy ör geschlagen de Arms un Beene kort (376, bi Ding den bei Bocholt). Sacht bei to öhr, sej sollen all in de Schüer gobn (389, a; Dinslaken). Jann Alm koom öhr Ommer derdör, wenn se öm ook hadden (391, a; Rheinberg). (Dann) sinn' se an de Offesiers gegohn; ers nehmen se öhr et Geld on de Kleer (393, b; Orsoy).

Ganz vereinzelt dringt dieses er auch noch in den Accusativ ein: so fürchterlich heel ehr de mordgeist besehtn (53, b). Na, Mäkens schmuck in öähren Stoat sind wie de Pupppen up'n Droaht bi uns, un weähÜg ook mankhear (141, b; Gegend zwischen Bran- denburg, Nauen und Rathenow). Wy ftlrt er all in Stricken, wann se uns kommt te Last (376, b; Dingden bei Bocholt). Fruch^s märgens trauden öör de pastoor (378, b; Kleve).

Suchen wir nunmehr nach einer Erklärung fdr alle die bespro- chenen Erscheinungen, so werden wir von vornherein darauf bedacht sein müssen, daß dieselbe so allgemein als möglich sei, so viel als mög- lich die Gesammtheit der Thatsachen verständlich mache. Zunächst muß eine Art der Erklärung abgewiesen werden. Es handelt sich nicht um den Zusammenfall von Dativ und Accusativ überhaupt. Man darf nicht darauf hinweisen, daß die Sprache inmier mehr nach Ver- einfachung der grammatischen Formen strebe^ daß sie von zwei in der Function sich nahestehenden Gebilden die eine gern entfernt ; man darf auch nicht davon ausgehen, daß es eine Reihe von Constructionen gibt, in denen Dativ imd Accusativ indifferent gebraucht werden. Denn beim Nomen tritt im Germanischen nirgends völliger Zusammenfall der beiden Casus ein. Es fUUt damit aucb die Nöthigung hinweg, durch die für das Deutsche zu gebende Erklärung auch das Neugriechische zu umfassen: hier erscheint überhaupt fUr Dativ und Accusativ nur eine Form. An sich wäre es auch möglich anzunehmen, daß bloß beim Pronomen ein solcher Zusamraenfall von Dativ und Accusativ, eine Indifferenzierung der beiden Casus stattgefunden hätte. Allein auch dagegen sprechen die Thatsachen, denn es finden sich ja Gebiete, wo zwar beim-Pronomen der dritten Person, aber nicht bei dem der ersten

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. 45

und zweiten und umgekehrt, wo bei der ersten und zweiten, aber nicht bei der dritten Person der Zusammenfall stattfindet. Trotzdem scheint ja doch ein Zusammenhang zwischen den Thatsachen bei der ersten und zweiten Person einerseits und der dritten anderseits zu bestehen, da räumlich ganz getrennte Gebiete, die nordischen Sprachen und ein erheblicher Theil des Deutschen im engem Sinn, im Zusammengehen der beiden Pronominalreihen übereinstimmen. Man ist daher berech- tigt eine besondere Erklärung zu suchen ftlr das eine größere Ge- bietf wo dieses Zusammengehen nicht stattfindet, wo beim Pronomen der dritten Person Dativ und Accusativ durch die Form des Accusativs bezeichnet werden, während bei der ersten und zweiten Person beide Formen getrennt sind. Die Sache hat hier offenbar folgenden Verlauf genommen. Auf dem ganzen Gebiet herrscht im Dativ Singular des Masculins und des Neutrums die schwache Flexion beim Adjectiv min- destens äusserlich betrachtet. Ob diese Erscheinung das Product eines rein syntactischen Vorgangs oder ob ein lautlicher Zusammenfall der starken und schwachen Flexion mit hereinspielt, kann hier unerörtert bleiben. Diese schwache Form des Adjectivs hat nun, wie im Nieder- ländischen, auf den Artikel eingewirkt, so daß dieser flir Dativ wie Accusativ den lautet. Und von hier aus, denke ich mir, ist die Gleich- machuDg von em und en ausgegangen.

Etwas anders war die Entwickelung auf den andern Gebieten, wo die Pronomina aller drei Personen zusammengehen. Eine gemein- same Ursache fdr alle drei Personen kann nicht angenommen werden, denn die Entwickelung ist nicht bei allen gleichzeitig Vielmehr geht entschieden die erste und zweite Person voran: Beweis das Altsäch- sische und Angelsächsische. Wenn also doch ein Zusammenhang be- stehen soll, so muß der Zusammenfall bei den einen Formen die Ursache für den Zusammenfall bei den andern sein. Durch diese Betrachtung werden wir auf den richtigen Ausgangspunkt fUr die ganze Entwickelung geführt.

Im Germanischen fallen Dativ und Accusativ Plural beim Pro- nomen der ersten und zweiten Person zusammen. Wie dieser Zusam- menfall zu erklären, ob er ein lautlicher oder ein syntaktischer ist, ob er etwa gar aus einer Zeit stammt, wo Dativ und Accusativ nicht ge- schieden waren, das weiß ich nicht. Auf dem Gebiet des niederfrän- kischen „Mich-Kwattier^ war es sogar nur ein Ausgangspunkt, nur der Plural des Pronomens der ersten Person bei dem Dativ und Accusativ übereinstimmte, denn iu und iuch waren ursprünglich geschieden. Frei- lich ftHh genug fielen sie durch den Einfluß der et^V^xi ^^t^qti üm-

46 A. EDZARDI

sammen; wir kennen kein niederfränkisches Denkmal^ das noch die beiden Casus hier unterschiede.

Der Zusammenfall des Pronomens erster und zweiter Person im Plural nun bewirkte den gleichen Vorgang im Singular, und Singular und Plural vereint wirkten dann weiter auf das Pronomen der dritten Person.

Dadurch wird freilich nicJit erklärt, warum der ahd. Accusativ unsih im mhd. zu uns wird. Aber auch hier läßt sich doch nicht die p. 44 zurückgewiesene Erklärung anwenden, ein syntactischer Zusam* menfall mit dem Dativ uns annehmen. Denn es wäre sonst zu merk- würdig, weshalb nicht auch iu und iuch in einer Person zusammen getroffen. Man wird also wohl vermuthen mtlssen, daß tms lautlich aus unsih hervorgegangen unter dem Einfluß der Tonlosigkeit

Dagegen läßt sich sehr gut mit unserer Erklärung vereinigen, weshalb Dativ und Accusativ Plural der höfischen Anrede (= Sie bezw. Ihnen) zusammenfallen: einfach weil euch Dativ und Accusativ ist.

Eine Frage indes bleibt mir ungelöst und mit diesem Bekennt- niss schliesse ich : weshalb ist in dem einen Fall die Form des Dativs, in einem andern die des Accusativs die maßgebende gewesen?

HEIDELBERG» Angnst 1878. O. BRHAGHEL.

KLEINE BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER

IV.

12. Zar Voluspä und Vegfamskvidii.

Es lag in meiner Absicht eine längere Abhandlung über die VoIuspa zu veröffentlichen; über Entstehung und Alter, Anordnung und Verhältniss dieses Liedes zur Gylfaginning. Da aber von ver- schiedenen Seiten Abhandlungen zu erwarten sind, die sich gegen Bugges Auffassung wenden werden, und auch über das Verb^tniss zur Gylf. von noch anderer Seite eine Untersuchung vorbereitet wird, so beschränke ich mich für jetzt auf die Besprechung einzelner Stellen und auf einige kurze allgemeinere Bemerkungen.

Unter allen bisher aufgestellten Erklärungen halte ich die Bugges immer noch im wesentlichen ftlr die beste, wenn ich auch manches

BETTRiOE ZUR GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER. 47

Bedenken*) dagegen nicht unterdrücken kann. Über einzelne Punkte bin ich indessen anderer Ansicht; namentlich halte ich die Umstellung von Str. 23 R = Hild. 1 an den Anfang des Liedes nicht für gerecht- fertigt. Mir scheint diese Schilderung flir die Volva, die dem höchsten der Götter das Schicksal aller Zeiten in feierlichem Liede verkündigen soll, wenig zu passen, und ich meine daher, daß wir nicht berechtigt sind, die Strophe aus ihrem überlieferten Zusammenhange herauszu- reissen gegen das Zeugniss beider Hss. R und II. Daß die Strophe dort schwer verständlich ist, berechtigt uns nicht dazu, denn die ganze Stelle y in deren Zusammenhange sie steht, ist noch immer ziemlich dunkel und vielleicht unvollständig überliefert.

Wenn ich mich hier auf die Übereinstimmung von R und H be- rufe, so will ich damit nicht sagen, daß ich wie Möbius Z. Z. I, 408 f. will diese .Übereinstimmung ftlr ein sicheres Zeichen rich- tiger Ajiordnung halte. Vielmehr glaube ich mit Bugge, daß auch R = H mehrfach in ihrer Anordnung nicht das ursprüngliche bieten. Das Verhältniss beider Überlieferungen zu einander und zu dem an Buggcs sich anschliessenden Texte Hildebrands wird sich am besten veranschaulichen lassen, wenn ich, von Hildebrands Strophen- Zählung ausgehend > die Reihenfolge in R und H nebeneinanderstelle. In [ ] setze ich Strophen da, wo sie nach meiner Ansicht nicht an richtiger Stelle stehen.

R = H

4—23

(nach 28)

- ( n 40)

29. 30. 25] 41. 42]?**)

26. 1. 27. 28

29. 30. 25 2 4- 24, 3—8. 31—34

36, 1—4

(nach 23)

fehlen (durch Abirren?)***)

35, 1—4 (Varianten?)

36, 5—8

[37. 38

39. 40]

fehlt

41. 42

43-44 (nach 38) | [39 - 40]

fehlt (8. u. p. 53)

(nach 44) 40' (fehlt Hild.) = 31 H, Refrainstr.

(nach 25)

♦) 8. u. p. 65 ff. **) Str. 42 schließt vü, 4r erm e. kc. Derselbe Refrain geht in R nnd in H der Str. 41 vorher.

***) Str. 25 nnd 34 schließen mit dem gleichen Verse: «ieud 6* «na eda Vsooll

48 A. EDZARDI

45-48 (nach 52) 49

50—52

49 i (nach 48)

53—54 fehlt?*) 55 (Befrainstr.) 56 57 (Varianten?)

58—66 fehlt I 67, 1—4 68

Wenn wir hier von dem leicbtbegreiflichen Ausfall von Strophen*^ in H und R abaehen und von Str. 37 40, die nach meiner unten zu begründenden Anaicht weder in R nocb in H an ricbtiger Stelle stehen und in einer gemeinsamen Vorlage flberhaupt gefehlt haben können, so sind in gleicher Reibenfolge überliefert: Str. 4 23; 36. 1. 27. 28; 2. 24, 3—8. 3. 31—36; 43-48; 50-52; 53—68. Za erkl&ren blieben dann nur die Umstellungen von 29— 30-|~2Ö9 von 41—42 und von 49.

Dabei verdient die auffallende Erscheinung Beachtung, daß in den ersten 20 Strophen gar keine und in den letzten 16 oder wenn wir von der Umstellung von Str. 49 absehen sogar den letaten 26 Strophen nur wenige, nicht schwer wiegende Bedenken gegen eine gemeinsame schriftliche Quelle sprechen; und man darf andererseits wohl sagen, daß die nahe Verwandtschaft '^*) der Texte in R und II gegen- über Sn. £. (vgl. Bugge p. XXUI f., Möbius Z. Z. I, 408) geradezu für eine solche spricht Diese Erwägung dtlrfte die Vermuthung nahe legen, daß den Uss. R und H eine und dieselbe in der Mitte zufällig lückenhafte Niederschrift zu Grunde gelegen haben könnte, so daß in der Mitte beide Schreiber aus dem Gedächtnisse ergänzt hätten.

So könnten sich die Abweichungen der Strophen folge gerade in der Mitte erklären. Aber selbst wenn man diese Möglichkeit fbr zu unwahrscheinlich halten sollte, braucht man eine gemeinsame schrift- liche Vorlage doch noch nicht fQr unmöglicli zu erklären. Die Ab-

*) Vgl. HUdebrand za Str. 55. **) Der Ausfall von 2. 24, 3-8. 3. 31—34 in II läßt sich darch Abirren er- klären (s. ob. 47***); 2 mal (40' nnd 55) fehlt in R die Befrainstrophe ; die in R fehlende Str. 67, 1—4 ist nicht zweifellos echt (ich meinerseits halte sie allerdings fSr echt). Wenn wir in 35, 1—4 11 neben 36, 1—4 R nnd in 56 R neben 57 11 nicht Varianten der Oberlieferang zu sehen haben, wQrden auch diese Fälle hinzokommen. ***) Besonders beachtenswcrth sind die gemeinsamen Fehler, die Bagge p. XXIV zusammenstellt.

BETTBlGE ZUB GESCHICHTE UND ERKLABUNQ DER EDDALIEDEB. 49

weichoDgen werden z. Th. mit dem Refrain zasammenhängen, z. B. kehrt in den Strophen 26 30 zweimal die Refrainstrophe pd gengu regin oU etc. wieder^ sie könnte auch vor 26 in der gemeinsamen Vor- lage gestanden haben; daraus würden sich die Abweichungen in H's Anordnung dieser Strophen erklären *). Übrigens aber muß man be- denken, daß bei der bekannten Selbständigkeit der isländischen Ab- schreiber**) der Umstand von Einfluß sein konnte, daß ihnen die Strophen der Vsp. z. Th. in anderer Anordnung oder mit abweichendem Texte noch in der Erinnerung sein mochten, so daß solche ihnen in Ge- danken vorschwebenden Varianten der Überlieferung absichtlich oder unabsichtlich bei der Abschrift sich eindrängen konnten. Unter Berück- sichtigung dieser Umstände läßt sich bei der leichten Möglichkeit des Abirrens wegen der oft wiederkehrenden Refrains eine weniger sorg- fidtige und genaue Abschrift gerade bei einem Liede wie die Vsp. leicht erklären. Und daß dergl. in der That vorkam ^ beweist z. B. für die Prosa die verschiedene Anordnung der Hss. rW und U der Sn. E., während doch beide auf ^inen Archetypus zurückgehen müssen; für die Dichtung darf ich auf die ganz ähnlichen Abweichungen in An- ordnung und Vollständigkeit der Fafhismäl hinweisen, die nach meinen Ausführungen***) 23, 315—18 zwischen R und der in VS. benutzten Hb. der Liedersammlung bestanden f).

Selbst wenn man eine gemeinsame schriftliche Quelle trotz dieser meiner Ausführungen für unmöglich halten sollte, ist nach Bugges Be- merkungen in Aarb. 1869, p. 245 f. die Unursprünglichkeit mancher in R und H übereinstimmenden Strophenfolge nicht unmöglich.

Von diesem Gesichtspunkte aus kann ich nicht umhin, in den Strophen 7— 9ff) und 11 21 trotz der Übereinstimmung von R und H Störungen der ursprünglichen Anordnung zu vermuthen.

*) Über die Stellung von 41-42 vgl. ob. p. 39, Anm. * und 61, Anm.**«. **) Diese erklärt sich wohl dadurch, daß die alten isländischen Schreiber mit vollem Yerständniss und lebhaftem Interesse abschrieben, und soweit es sich um auf Island gelbst gefertigte Abschriften handelt meist nicht, um für andere eine möglichst getreue Copie eines Literaturwerkes zu liefern, sondern sich selbst zu Nuts und Freude weshalb sie vor Änderungen verschiedener Art sich nicht scheuten. '***) Wenigstens in einigen Punkten dürften dieselben der Zustimmung der Faehgenossen sicher sein.

f ) K und A, die sicher auf die gleiche Vorlage zurückgehen, zeigen doch in der Beihenfolge und Zahl der Lieder bekanntlich bedeutende Abweichungen (vgL be- aondera Bngge p. XXI, Z. 7 ff. v. u.).

ff) Ich eitlere nunmehr wieder nur nach Hildebfand. GBBMAHU, Vne Smhe. HL (1117, Jahrg.) 4

50 A. EDZARDI

Str. 7—9: 'Ehe Bors Söhne, die Schöpfer Midgards, die Erd- flächen*) erhoben (jfpduy doch wohl aas dem Meere),

861 skein snonan ))& var gruDd gr6ion

k aalar steina, groennm lanki.

Das sollte man nicht vor dem, sondern nach dem erwarten: Tmis Blat, das Meer, hatte alles Land überschwemmt, so daß alle Riesen ausser Bergelmi, der sich auf seinem lüdr rettete ertranken. Aus dieser Flut erhoben Burs Söhne die Erde; da erst, aber nicht vorher, konnte die Sonne auf flutumspülte (vgl. 17, 6) oder der Flut entstiegene Steine **) scheinen und diese in Folge der Sonnenwärme sich mit Grün bekleiden. Diese Einwirkung der Sonne sollten wir aber wiederum nicht erwarten, während die Sonne noclT unstäten Ganges von Süden her zur rechten Seite an der Hiromelskante dahin wandelte ***), sondern erst, nachdem die Sonne wie die übrigen Gestirne feste Bahnen erhalten hatten. Ich vermuthe also, daß schon früher in der münd- lichen oder schriftlichen Überlieferung ein Abirren stattfand von Söl varp [hvarffj gunnan 8, 1 zu Söl skein sunnan 7, 5, mit andern Worten, daß 8, 1—4 die zweite Halbstrophe zu 7, 1 4 bildete, ehe die Halbstrophe 7, 5—8, die ursprünglich nach der Ordnung der Bahnen der Gestirne stand, aus Veranlassung des gleichklingenden Anfangsverses dazwischen gerieth. 8, 5—10 ist eine am (Anfang oder^ Ende unvollständige Strophe. Nach 9, 1 4 fehlt der sonst überall (12, 5. 27, 5. 29, 5) nach dieser Refrainstrophe wiederkehrende Frage- satz mit hverr hvdrt etc., y,wie man den Gestirnen feste Bahnen schaffen soUe^. Die Ausführung des Götterbeschlusses wird in einer Strophe geschildert gewesen sein, deren zweite Hälfte uns in 7, 5 8 erhalten

*) Fr. Hammerich, Nordens sldste digt (1876), p. 49 f., der bjodttm Uest, fibeneUt noch Werdens-klodeme', d. L 'die Weltkugeln, Sonne, Mond u. s. w. Mag man non biodum oder biodum, lesen, so kann man doch nicht anders als *£rdflScben', die Fl&chen der Erde, übersetsen, wie C-V., Gödecke n. A. (vgl. Eg. Hofndl. 2, 4 d Smgla bjod),

**) VgL OnmdtYig, Stern. Edda ^ 186 f., der ancb auf Sn. E. p. 17. 9 {hHm- tieina, er taUir väru) hinweist.

^^*) Die seltsam gezwungene Erklämng des überlieferten Textes kann nicht befriedigen. Ich denke, man maß hvarf sititt varp lesen (vgl. Vaf}>r. 23, 4 f.: Am<fi hverfa pau [Sonne und Mond] »kulu hverjan dag) und vor hendi ein d ergänzen, wel- ches nach mdna (marma a) leicht ausfallen konnte (über h<md = *Seite' Tgl. C.-V. 310* unter II). «imtum, nämlich aus Muspellshelm (vgl. Gylf. 18, 12) tiur ok gneitta pd 6r lauair fdru ok hattad hafdi er Muspells ?ieimi, finni mana fasse ich *al8 Ge- fährtin des Mondes*, d. h. beide, die in der geordneten Welt getrennt wandeln, wan- delten noch zusammen (vgl. 8, 6-8), rechts herum später links herum.

BETRAGE ZUB GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER. 51

sein mag. Vor 9, 5 10 fehlen sichtlich 2 Verse. Ich vermuthe also, daß die ursprüngliche Anordnung der Strophen 7 9 etwa folgende war: 7, 1—4 + 8, 1—4; 8, 5—10 + 2 fehl. Verse; 9, 1—4 + 4 fehl. Verse {hverr, hvdrt skyldi . . . etc.); 4 fehl. Verse + 7, 5 8; 2 fehlende Verse -f* 5 10. Wenn also in einer großen Lücke von 14 Versen nur die vier Verse 7, 5 8 zwischen 9, 4 und 5 er- halten waren, so begreift man, wie sie zu den ebenfalls mit Söl anlau- tenden Halbstrophen 8, 1 ff. und 8^ 5 ff. gezogen werden konnten.

Str. 13 19: Daß dies im Geschmack der nafna})ulur des Biarne Kolbeinsson*) gehaltene sogen. Mvergatal' nicht ursprünglich der Vsp. angehört haben kann obwohl Gylf. p. 22, 30—24, 15, besonders 22, 34 und 23, 13 es schon als Theil der Vsp. kannte das wird wohl niemand mehr läugnen wollen. Die Frage ist nur, ob Str. 13 dazu zu rechnen ist oder nicht. Dagegen spricht, daß sonst die Ausführung des nach Str. 12 gefaßten Götterbeschlusses fehlen würde ; dafür aber könnte die künstliche Anlage des dvergatal sprechen: es sind nämlich mit Str. 13 zwei sich genau entsprechende Reihen von je 3 Strophen, 13 15 und 17—19, in denen je die erste durchweg Worte des Dichters (Sammlers) enthält, je die zweite (14. 18) durchweg Zwergnamen, je die dritte (15. 19) von der ersten Hälfte Zwergnamen, in der zweiten Worte des Sammlers. Zwischen beiden Reihen steht eine Str. (16), die durchweg Zwergnamen enthält.

Str. 11 f. and 20 f.: 11, 1—4 wird die Fröhlichkeit der Götter geschildert,

11, 5 8 nnz ])ri4r kv&mn 4m4tkar miok

}>or8a me3rjar 6r iotunheimom.

In diesen Riesenmädchen sieht man mit Recht die Nomen. Wes- halb aber die Fröhlichkeit der Götter mit deren Ankunft aufhören muß, dafär hat man nur ziemlich gezwungene Erklärungen**) finden können. Vielleicht bietet sich auch hier die richtige Erklärung, wenn man ein Abirren der Überlieferung von der gleich anlautenden Halbstrophe

20^ 1 4 nnz prir ky4mn oflgir ok ^stkir

6r ])W lidi sesir at hdsi (6si?)

*) Daß Bjarne der Verf. derselben ist, hat Bngge is Aarb. 1876, 219-244 sehr wahrscheinlich gemacht.

**) S. darüber jetzt auch Fr. Hammerich a. a. O. p. b*^ i.

52 A. EDZARDI

ZU den jetzt auf 11, 4 folgenden Versen 11, 5 8 annimmt, die ur- sprünglich anderswohin gehörten*). Das wird auch dadurch wahr- scheinlich, daß die Strophe 20, wo sie jetzt steht, nach dem dvergatal, ausser allem Zusammenhange mit dem Vorhergehenden steht und pvi lidi im Vorhergehenden durchaus keine Beziehung findet**) man müßte denn annehmen, daß vor Einschub des dvergatal die in Str. 12 erwähnte Götterversanmilung gemeint gewesen sei. Hinter 11^ 4 würde er sich auf die in IdavoUr versanmielten Götter (10, 1 11, 4) beziehen. Die ursprtlnglich auf 11, 4 folgenden Strophen 20 21 wären dann übersprungen***), und als man sich derselben später doch noch erinnerte, hinter Str. 19 (bezw. 12 und 13) eingeschoben worden f). Man könnte sich also hier die ursprüngliche Reihenfolge so denken : 11, 1-4 + 20, 1—4; 20, 5-8 + 21, 1—4; - 21, 5-8 + 11, 5—8; 12 (—13?) [14—19]; 22; - 23. Dabei blieben aber noch zwei Schwierigkeiten: 1. das Auftreten der Nomen sollte man nach 26, 8 erwarten ff) ; 2. sollte man vor der Menschenschöpfung den Refrain pd gengu regin oll etc. erwarten (vgl. über Hammerich oben Anm. **).

Auch diese Schwierigkeiten Hessen sich beseitigen, wenn wir zwischen 20, 8 und 21, 1 die Verse 11, 5-8 und dann eine Refrain- strophe ausgefallen denken und ein zweimaliges Abirren der Überlie- ferung (gleichzeitig oder nacheinander) annehmen, das erste Mal ver- anlaßt durch Abirren von 20, 1 f. zu 11, 5 f. eine Umstellung, welche

*) Derselbe Gedanke liegt auch Bergmanns Anordnung (Pommes isl. 188) za Grande. Wie leicht übrigens solches Abirren möglich war, zeigt die Thatsache. daß II in Str. 20, 1 f. irrthflmlich die Verse 11, 5 f. fast wörtlich wiederholt: um pri&r IcAmu pui9a hrüdir (st meyjar), [prjdr hat anch R statt JMr. Weist dieser gemeinsame Fehler nicht auf ^ine und dieselbe schriftliche Quelle hin?]

**) Hammerich a. a. O. p. 53 vermathet daher, daß vor Str. 20 die Refrain- strophe pd gengu r. o. verloren sei.

***) Gylf. £uid vielleicht in ihrer Niederschrift der Vsp. die Strophen 20 and 21 gar nicht, da sie die Menschenschöpfung an anderer Stelle und abweichend be- richtet, also wohl nach anderer Quelle. [Lagen vielleicht zwei verlorene Strophen der Vaf})r. zu Grunde, die auf die vorher benutzte Str. 21 der VafJ)r. folgten; 22, 4 Abirren von hvadan menn um komu (Sn. E. 19, 15) zu hwiäan mdni um komf Die Quelle von Gylf. 19, 20 f. könnte gelautet haben: Atk ok Emblu, | ok 6lu»k padan \\ um Midgard marmkindir.] Vgl. p. 53, Anm. *; 61, Anm. *♦.

t) Vgl. u. p. 61 au VafJ)r. 35, 1—3 (29, 1-3). ff) Nach örloglausa; die Nornen hatten ihnen das Schicksal zu verleihen, Str. 23, 9'— 12. Da 23, 5 8 sehr wohl echt sein können , so könnte man sich die Verse 9 12 dieser Strophe 23 als ursprünglich hinter Str. 11, 5—8 gestanden denken: 11, 1—4 -f 20, 1—4; 20, 5- 8 + 21, 1—4; - [4 fehl Verse -f-] 21, 6-8; 11, 6-8 1+ 23, 9— 12J.

BETTBiGE ZUR GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER 53

der Gylf. vorgelegen haben müßte; zum zweiten Mal durch Abirren von einer Refrainstrophe zur andern was auch in der Quelle der Gylf. sich schon gefunden haben dürfte, jedoch ohne den später an unrechter Stelle (hinter 19, bezw. 12/13) erfolgten Einschub der Strophen 20 und 21*). Man könnte sich also die ursprüngliche Anordnung so denken: 11, 1-4 4- *20, 1—4; 20, 5—8 -f *11, 5—8; **pd gengu r. o. etc. (fehlende Refrainstrophe); 21, 1 8; ** 12 (J)d gengu r. o.); 13 ( 19?). 22 f. Durch Abirren von * zu * und von ** zu ** könnte die jetzige Strophenfolge 11 13 ( 19?) entstanden sein**) und später die ausgelassenen Strophen theile ohne die Refrainstrophe als Str. 20 und 21 nachgetragen sein. Diese Erklärungsversuche, die ich mit allem Vorbehalt und in aller Bescheidenheit hiermit angedeutet haben möchte, wollen nicht mehr als die Möglichkeit oder eine gewisse Wahrschein- lichkeit für sich in Anspruch nehmen.

Str. 31 40: Überliefert sind in II Str. 39 und 40, und zwar nach Str. 44; in Gylf. 39, 1—8; 40, 1—4 . . 40, 7—8, ferner Prosaauf- lösung von 38 = p. 67, 33—68, 2***), 39—40 = 68, 3—7; die Halb- strophe 37 ist nur in R und, wie es scheint, an unrichtiger Stelle über- liefert: sie muß, denke ich, vor 40 stehen:

A fellr austan Sh'dr heitir sü.

um eitrdaia ))ar skuluf) vada

soxum ok sverdum, })UDga strauma etc.

vgl. Gylf. 68, 5 f. ok ormahofud oll vitu inn i hüsit, ok bldsa citri

(= Str. 39, 5 8), svd at eptir salnum renna eitrdr, ok vada pcer dr

eidrofar etc. ff). Ich ordne also mit Petersen, Ann. 1840 41, p. 84.

89 f. [Bugge, Tillseg p. 389], Maurer (Bekehr. II, 35 f.) u. A. so:

38fff). 39. 37 -j- 40. Diese ganze Gruppe aber kann, wie ebenfalls

*) Weni^tens erzählt Gylf. die Menschenschöpfiing yor der Zwergschöpfang, aber auch vor der Wiedergabe von Str. 10 ff. (vgl. p. 62, Anm. *♦*) ; andererseits aber ist p. 22, 14 24, 15 eine genaue Wiedergabe von Vsp. 10—19 in gleicher Reihen- folge; auch unmittelbar darauf wird Yggdrasil (vgl. Str. 22 ff.) besprochen.

**) So z. B. scheint ein Strophencomplex durch Abirren von einer Refrain« Strophe, die Oylf. 45, 24 vielleicht noch kannte, zu Str. 29 = Gylf. 46, 8 ausgefallen zo sein.

***) Die Umschreibung von Str. 66 (Giml^) geht unmittelbar vorher, t) So mit Sn. E. wohl besser als {t^r II) hon par RH; vgl. 66, 5.

ff) Vgl. noch Regm. 4: hverr er d amtan lygr muß Vadgelmi vada. Ähnlich Sigrdr. 23.

fff ) So nach Maurers Auffassung. Gehört aber die Strophe mit 9tSd (nicht sd hon ttanda) wirklich hierher oder ist sie irrthümlich (übrigens schon in der Quelle der Gylf.) von anderswoher hierher gerathen? Vgl. Fr. Hammerich p. 84 f. und Aars, Tidskr. I, 333, Anm. 11.

54 A. EDZARDI

Maurer, Petersen, Mannhardt (Germ. Mythen 321 5) angenommen und begründet haben , nicht dahin gehören, wo R sie hat; ebenso wenig aber dahin, wo H sie hat, sondern zusammen mit der verwandten Strophe 66 an den Schluß des Liedes. Gegen diese Annahme hat sieh Aars (Tidskr. f. Fil. I, 326 ff.) in einem langem Artikel gewandt, ohne doch meiner Ansicht nach die Gründe der genannten Gelehrten ent- kräftet zu haben. Neuerdings hat sich femer Fr. Hammerich (Nordens aeldste digt p. 64 f.) dagegen ausgesprochen, während sein Bruder Martin Hanmierich (Om Ragnaröksmythen [1836], p. 25, Anm. 94) sich dafür ausgesprochen hatte.

Die Gründe, welche mir gegen die Stellung in R und fbr die Verbindung mit Str. 66 am Schlüsse des Gedichtes zu sprechen schei- nen, sind diese:

1. Str. 38 handelt jedenfalls nicht von Strafen, sondern nach Maurers Auflassung von den ewigen Freuden der Zwerge und Riesen*). (Vgl. übrigens p. 53, Anm. fft).

2. Der Anfang von Str. 39 ist ganz analog dem von Str. 66 und bildet so einen wirksamen Gegensatz (vgl. Fr. Hammerich p. 81), in- dem hier die Schilderuug der ewigen Strafen^ dort die der ewigen Freuden beginnt (Mannhardt p. 323).

3. Die Strophengruppe paßt sehr gut an den Schluß des G^ dichtS; nicht aber dahin, wo sie R hat [Fr. Hammerich freilich findet in Lokes Strafe das Vorbild der Bestrafung menschlicher Verbrecher, p. 67].

4. Snorre (Crylf.) scheint die Strophen noch an dieser Stelle, jedenfalls Str. 66 und 38 40 zusammen gekannt zu haben.

5. R und H haben die Strophengruppe (H nur 2 Strophen) an verschiedenen Stellen, und an beiden Stellen läßt es sich erklären, wie sie dahin gekommen sind. Über R s. ob. unter 3., in H Anlehnung an at solum Heljarf (so Mannhardt).

6. Strafen nach dem Tode sind sonst in nordisch-mythologischen Quellen schwerlich nachweisbar^; wohl aber konnten ewige Strafen in der wahrscheinlich unter indirecten***) christlichen Einflüssen ent- standenen jtlngeren Anschauung von einer neuen bessern Weltordnung sich finden. Vgl. Fr. Hammerich p. 66 f.

*) Über eine andere Auffassung s. Fr. Hammerich p. 85. *^) Eegm. 4 und Sigrdr. 23 können von Vsp. abhängig sein. ***) Einfluß christlichen Glaubens auf die Umbildung des Mjthos in heidnischer Zeit gibt auch Fr. Hammerich zu, p. 96 f. 10].

BEITRÄGE Z UK GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER. 55

7. Str. 68 scheint nur verständlich zu werden, wenn Str. 40 vor- hergebt, wie ich gleich zeigen werde.

Ich glaube also mit Maurer Str. 66 und [38?]. 39. 37. 40 in dieser Reihenfolge verbinden und darin die ewigen Freuden und Qualen der neuen Weltordnung spät - heidnischer Vorstellung sehen zu müssen, welche in der unter Einfluß der christlichen Lehre aus den altheid- nischen Anschauungen herausgewachsenen Weltemeuerungslehre nichts befremdliches haben. Wenn die Halbstrophe 67, die in R fehlt, echt ist was ich fELr wahrscheinlich halte so wird sie mit diesen Strophen 37—40 -f 66 im Zusammenhang stehen, und zwar wird die Herab- kunft des mächtigen Allwalters zum Gericht der Schilderung der ewigen Freuden und Qualen vorangegangen sein. Die Annahme, daß H die ohnehin unvollständige Strophe an unrichtiger Stelle eingeschoben habe, hat durchaus nichts bedenkliches. Wenn man nun ordnete 67. 66. [38?]. 39. 37 +40, so schlösse sich Str. 68 mit der Erwähnung Nid- hoggs, den die Seherin im Geiste vor Augen sieht, recht gut an Str. 40, in der von der Qual der Todten durch Nidhogg die Rede ist (par kvelr (Sn. E., süg R, saug H) Niähoggr ndi framgengna 40, 7 f. ; berr 9€r i ßoSArum . . . Nißkoggr ndi 68, 5 S.). Eine andere Ansicht, daß nämlich Str. 67 und 68 zusammengehören {dreki etc., Gegensatz inn riki u. s. w.) stellte Petersen p. 90 flF. auf.

Ich komme nun noch kurz auf meine Bedenken gegen Bugges Auffassung, die ich nicht unterdrflcken kann. Es muß denke ich jedem unwillkürlich sich die Frage aufdrängen, wie es denn kommt, daß Odin sich nach Bugges Auffassung nicht nur verkünden läßt, was kommen wird, sondern auch die Vergangenheit und Gegen- wart, Dinge, die er sicher wissen mußte (z. B. Str. 22 f.) und wobei er selbst betheiligt war (z. B. Str. 7; 10 f; 20 f.; 24; 28). Das kann aber nicht ursprünglich die Meinung gewesen sein. Denn es handelt sich hier nicht um einen Wettkampf im Wissen*): der höchste Gott kommt rathbedttrftig zur Volva. Auch kann man nicht sagen, die Volva erkenne Odin nicht und berichte ihm daher auch was er selbst gethan: denn nach Bugges Auffassung erkennt sie ihn und spricht das in Str. 2, 7 f. aus.

Nun ist es aber unverkennbar, daß der zweite Haupttheil von 41 (bezw. 43) ab in Ton und Stil**) wesentlich so wie auch sonst in

♦) Wie in Vaf^r., Vegtkv. **) Vgl. u. p. 56, Anm. *** das über die Zahl and den Grand der kenningar in den einzelnen Tb eilen des Liedes Gesagte.

56 A. EDZARDI

mancher Hinsicht vom ersten Haupttheil abweicht. Sollte nicht dieser zweite Theil einmal ein Lied fUr sich gewesen sein, ein erzählendes*) Lied von ragnarok? Und könnte nicht dieses Lied durch die Strophen von der Weltemeuerung (und von Baldrs Tode) erweitert und in dieser Gestalt als Prophezeiimg an Odin gerichtet gewesen sein? Hier könnte Odin in ähnlicher Weise wie in Vcgtamskvida eine todte Volva ans feuchter Grabestiefe durch seinen allmächtigen Runenzauber heraufbe- schworen haben; daher am Schlüsse: nii man hon sokkvask. Bei Bagges Auffassung stehen diese Schlußworte in kaum lösbarem Widerspruche mit 2, 1 ff. ein saJt hön tUi, pd er inn aldni kam Yggjungr dsa and namentlich mit der Schilderung in Str. 1. Bugge nimmt p. 392 an, daß die Strophen, welche die epische Einkleidung bilden, spftterer Entstehung sind als viele von denen, die der Welt Schicksal schildem aber auch als der Abschnitt von der Welterneuerung?**) Zu diesem aber gehört nach meiner Auffassung (s. ob. p. 55) die letzte Strophe.

Ich meinerseits vermuthe, daß unsere jetzige Gestalt der Vsp«, wie sie im wesentlichen schon Snorre kannte, durch die Einfilgnng jenes jüngeren***) Ragnarok-Liedes und der Fragmente eines viel älteren f) kosmogonischen Liedes (6 12. 20 21), welches rein er-

*) In dcD Stroplien 43 48 und 50—60 findet sich, ausser in den Refrain- Strophen, nichts, was darauf hindeutet, daß die Strophen ursprünglich von der Volra gesprochen gedacht werden. Die Strophen 4*2 und 49 schließen mit vitud 4r eiim edok hvatf Aber gerade diese Strophen 41—42 und 49 stehen in R und U an ▼erschiedemr Stelle. Es herrscht in diesem Abschnitte, ausser in 43 44 durchaus das Priaens mit Futorbedeutung [dagegen in Str. 6—21; 23, 9—12; 2ö~30; 31-34 herrscht das Perfeet].

**) In diesen Strophen tritt durchaus die prophezeiende Volya herror: «^ kirn. 61, 1; 66, 1. vUud 4r t, e. hv. 64, 8; 65, 8. Nu man hon tökkvatk 68, 8 [mt (ad R) A<fn 39, \\ wt ir e. e. hv. 40, 10]. Daneben Präsens: 61, 4. 6; 62; 65; »7 [37; 39 4. 6 ifaüa U Sn. E.); 40, 7 ff. (Sn. £.)]; Futurum: 63; 64; 66, 5 [40, 1 (Sn. £.)].

***) FOr jüngeres Alter - ich denke an den Anfang des 10. Jhs. sprechen ausser manchen anderen Gründen die häufigen und argen (mit ** und * bexeichneten) kenningar: es sind in Str. 43—60 ungefähr 19- 22 (nämlich **6 : *7 : 6—9); während sich iii Str. 1—13 + 20—30 etwa 7—9 «♦»— : »2 -3:5 6) und in Str. 31—42 + 61 bis 68 etwa 9 12 (**3 : *ö— 7 : 1—2) finden, in allen übrigen 44 Strophen also ca. 16 21 (**3 : *7 10 : 6 8). Auch scheinen ^ich Beziehungen auf den vulkanischen Loke-Mjthos (der in Str. 36 deutlich vorliegt) in Str. 48 und 52 zu finden. Das vnlkaniifche dieses Mythos aber bin ich geneigt mit Jessen p. 37 für speciell isländisch SU halten.

t) In den Strophen 6 12 und 20—21 findet sich ausser Bur9 tynir keine kenning. über die Übereinstimmungen mit dem Wessobrunner Gebet vgL jetzt auch Fr. Hammerich p. 4 f.

BETTRiGE ZUB GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALTODER. 57

zählend*) gehalten war, in ein längeres, einer Yolva in den Mund gelegtes mythologisches Lehrgedicht (im besseren Sinne des Wortes) eben unsere Voluspa oder eine ältere Gestalt derselben ohne manche Zusätze und Interpolationen entstanden ist '*'''').

Der alte epische Eingang des zweiten Haupttheils, des meiner VermuthuDg nach einmal selbständigen Ragnarok- Liedes, könnte bei dieser Gelegenheit ausgefallen sein. Wenn man nun bedenkt, wie sehr die Einleitungsstrophen der Vegtamskvida in ihrem alterthümlichen, kräftigen Ton abstechen von dem eigentlichen, recht dürftigen Inhalt dieses Liedes***), einem mythologischen Gespräch, ähnlich wie Vaf- thrudnismal ; wenn man femer bedenkt, wie zu den 9 Strophen des Gespräches die fünf Strophen lange epische Einleitung in gar keinem Verhältniss steht, d. h. viel zu lang und feierlich ist so wird man die Vermuthung nicht allzukühn finden, daß die bei Auinahme des Bagnarok-Liedes ausgeschiedene epische Einleitung in unserer Vegtkv. [1 oder richtiger wohl] 2 5 benutzt, vielleicht sogar größtentheils er- halten sein und so der Grundstock der Vegtkv. geworden sein könnte, indem ein späterer Skald das Gespräch im Tone der Vaf})r. hinzu- dichtete oder die alten Strophen wenigstens benutzte«

In dieser Hinsicht ist es auch nicht gleichgültig, daß das ganze Gespräch nur eine, späterem Geschmacke entsprechende Umschreibung von Vsp. 32 34 istf ), also gerade von dem Stück der Vsp., dem die Einleitung, wenn meine Vermuthung das rechte treffen sollte, in dem Ragnarok - Liede vorangegangen sein würde. Es ist nämlich Vgt Str. 6—7 = Vsp. 32, 1—4; Str. 8—9 = Vsp. 32, 5—33, 4; Str. 10 bis 11 = 33, 5—34, 4; Str. 12 =34, 5— 7 ff); dann folgt die Erkennung (Str. 13) und die Schlußstrophe mit der höhnischen Hinweisung der Volva auf den Untergang der Götter.

Daß die Verse 11, 3-8, die wörtlich gleich Vsp. 33, 7—34, 4 sind, aus Vsp. entlehnt sind, daran kann im Ernst wohl kein Zweifel bestehen.

*) In Str. 6—12. 20-21 (übrigens auch in 22—23. 26—30) findet sich keine Andeutung, daß sie ursprünglich von der Volva gesprochen wurden.

**) Ich stelle diese Ansicht (welche der von Weinhold vertretenen am näch- sten steht) hier zunächst ohne weitere Begründung auf. Sollte die Frage durch die SU erwartenden Abhandlungen nicht erledigt werden in demselben Sinne oder in entgegengesetztem, so doch, daß ich von der Unhaltbarkeit meiner Ansicht überzeugt würde so werde ich später darauf eingehender zurückkommen.

**•) Vgl. auch Jessen p. 76 f. t) Das hat Jessen a. a. O. p. 76 gezeigt

ff) Ich halte an dieser schwierigen Stelle die von Jessen gegebene Deutung für die am ehesten wahrscheinliche.

58 A. EDZARDI

Doch darf man die zehn zeilige Strophe 11 dafür nicht (wie Jessen p. 76) geltend machen. Der Schlußrefrain der Volva luivdug sagdak, mun ek pegja steht nämlich ausserhalb der Strophe, wie schon Grundtvig^ mit Recht angenommen hat Es folgt das nämlich aus der Beobachtung, daß die kviduhdttr Strophen durchweg, soweit die Überlieferung nicht gestört ist, in zwei durch die stärkste Interpunction innerhalb der Strophe zu trennende Halbstrophen zerfällt **) ein Ge- setz, welches bekanntlich in den aus dem kviduhdttr entwickelten Vers- massen, lj6dah^ttr einerseits und dröttkvsett so wie runhenda anderer- seits , in einer scharf durchgeführten Theilung in zwei , oft ganz selbständige Halbstrophen sich erhalten (bezw. weitergebildet) hat Demnach können wir in Str. 11 nicht nach Vers 6, sondern nur nach Vers 4 theilen. Ebenso aber steht in Str. 9 die stärkste Interpunction nach Vers 2, nach Vers 4 aber kann man nicht theilen. Es fehlen also 2 Verse der ersten Halbstrophe, wahrscheinlich zwischen Vers 2 und 3. Auch in Str. 7 zeigt schon die Schwierigkeit mit dem erhal- tenen Text einen genügenden Sinn zu verbinden, daß der Zusammen- hang durch Ausfall eines Verspaares vor Vers 5 gestört ist.

Str. 1 der Vegtkv., Vers 1 6 ist =: trymskv. 13, 1—6. Die an den bekannten Refrain der Vsp. sich anschließende Strophe scheint aus I^rkv. entlehnt zu sein, denn es kommt der gleiche Anfang dort noch in Str. 21 {Senn vdru hafrar) bei gleichem Rhythmus, nicht aber in Vegtkv., und ok an Stelle der ersten Hebung {ok dsynjur) in trkv. noch 9, 7; 10, 2; 12, 2; 15, 7; 19, 7; 24, 3, also 6 Mal, in Vegtkv. aber sonst nicht vor. Ausserdem aber zeigt die Prkv. auch sonst (ebensowohl wie Vegtkv.) Kenntniss der Vsp.: trkv. 6, 1 f. ist aus Vsp. 49, 1 f entlehnt Daß Sn. E. 58, 17 die Erzählung von Baldrs Tode einleitet mit den Worten: pat er upphaf Pessar sogu, at Baldr hinn göda ireymdi drauma störa ok hcettiliga um lif süt. En er hann sagdi Äsunum draumana, pd hdru peir saman rddein etc. beweist zwar nicht; könnte aber dafür geltend gemacht werden, daßSnorre unser Lied, und zwar schon mit Str. 1 am Anfange kannte. In der Erzählung selbst folgt er freilich einer anderen Quelle; daß der Inhalt unseres Liedes von Snorre nicht benutzt ist^ auch wenn er es kannte, ist leicht erklärlich; vgl. auch Jessen p. 75 f.

*) Siem. Edda ' 191 f. Diese Ansicht scheint bisher nicht die verdiente Be- achtang und Zostimmong gefunden zu haben, weshalb ich sie hier ausführlicher su beg^ründen suche.

♦*) Vgl. auch ob. p. 169, Anm. * [P.-B. Beitr. ö, 676. 583].

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER. 59

13. Zu den Vafl>nidnisiiiäl.

Es ist unverkennbar, daß der Text dieses Liedes in unserer Überlieferung arg entstellt ist. Die Fragen Odins sind auffallender- weise viel zahlreicher als die Vafthrudnis; erstere zerfallen aber zu- nächst in zwei grössere Gruppen: 1. solche kosmogonischen Inhalts (von der Weltschöpfung und den Reifthursen) Str. 20—21. 28—35; 2. solche eschatologischen Inhalts (vom Weltuntergang und der Welt- erneuerung) Str. 44—47. 50—53 [54—55]. Zu 1. kommen aber nach der Recapitulation'*') in Str. 42 (frd iotna rünum ok allra goda segir it sannaata) noch (1.^) die Strophen, in denen von den einzelnen Göttern die Rede war (Refrain: aus tiva rok oll Vafpruinir vitir)\ erhalten sind davon nur 38 41 [und 48 49?]. Ausserdem finden sich nun noch 3. eine Reihe von Einzelfragen über den Bestand der Dinge, nämlich: woher kommt Sonne und Mond (22 f.), Tag und Nacht (24 f.), Winter und Sommer (26 f.), der Wind (36 f.). Diese Fragen sind inhaltlich sehr ähnlich denen^ die Vafthrudni thut; und man könnte vermutheu; daß ursprünglich auch sie Vafthrudni that. Denn was Odin fragt ist in Str. 42 (s. ob.) genau angegeben; die in Rede ste- henden Fragen aber scheinen darin nicht mit inbegriffen zu sein'*''*').

Die Strophen 24/25 (von Tag und Nacht) sollten denen von Skin- fazi und Hrimfaxi (11/12 und 13/14) vorangeben. So steht ihr Inhalt verbunden in Gylf. 20, 3 14, an einer Stelle, wo offenbar die Vaf}>r. benutzt sind. An dieser Stelle folgt aber (20, 15 ff.) die Geschichte von Mundilfosri, dem Vater von Sonne und Mond. Da diese Dar- stellung in nur schlecht verhülltem Widerspruche mit Gylf. 18^ 12 ff. steht, wo wohl Voluspa die Quelle war, so muß hier der abweichende Bericht auf unsere Vaf))r. zurückgehen, und es ist das wahrschein- lichste, daß Snorre hier darauf kam^ weil in der Gestalt der Vaf]>r., die er kannte, Str. 22/23 auf Str. 24/25 + 11—14 folgten. Daran aber schließt sich in Gylf. unmittelbar die Erwähnung des Arvakr und Alsvidr; die hier benutzte***) Strophe steht aber nicht in Vaf})r., son- dern in den Grimnismdl 37. Diese Strophe nimmt sich aber mit ihrer nächsten Umgebung (37 40) in Grimn., deren Überlieferung ebenso entstellt ist wie die der Vaf})r. , sehr fremdartig ausf). Str. 38 han-

*) Darnach wird zu 2. (Refrain Fiold ek f6r u. 8. w.) übergegangen. ♦♦) Vgl. aber unten p. 61, Anm. **. ***) Vgl. tn i sumum kvcßdum er pat kdUat Uamkol, waa Grimn. 37, 6 der FaU ist

t) [^?1> J®^2^ Auch Symons, Grimnismal, Taalk. Bi}dT, li«\

60 A. EDZARDI

delt von dem Sonnenschilde Svalinny Str. 39 von den Wölfen, welche die Sonne und den Mond verfolgen. Gerade denselben Gegenstand aber behandelt auch Gylf (20, 33 ff.) unmittelbar nach Sonne und Mond und ihren Rossen. Gylf. hatte also hier Str. 39 auf Str. 37 (und 38?) folgend vor sich. Vielleicht sind auch sonst noch Strophen der Vaf)>r. in die Grimn. gerathen, z. B. Str. 43 aus 1.**, vgl. Vaf J>r. 38 (?).

Aber auch die inFäfn. interpolierten Strophen 12—15 gehörten wohl ursprünglich den Vaf })r. an, wie ich schon oben 23, 314, Anm. ** andeutete. Der Refrain ist fast ganz derselbe wie in 1*, Str. 26 28. [24 30. 32. 34]. Die Frage nach den Nomen (11/12) würde sich m Vaf]>r. 48/49 stellen; die Frage nach dem Kampfplätze Surts und der Äsen (14/15) erscheint als Variante zu Fafn. 17/18. Letztere ist in Gylf. 64, 19. 22 f benutzt und 67, 21 ff. citiert. Fafa. 15, 4—6 aber ist fast wörtlich benutzt in Gjlf. 222^ 4 ff., besonders 22, 4 f. Diese Schilderung von Bifrost schließt sich wiederum an die (mit der Schil- derung der Vsp. 40 f. combinierte) Wiedergabe der Strophe von den Sonnen- [und Mond-]Wölfen (21, p. 2 6) an, folgte also vielleicht in Snorres Quelle darauf.

Es ist mir nach dem Gesagten wahrscheinlich, daß Snorre eine ältere und bessere'.Gestalt der Vaf ])r. kannte, in welcher die später in Fifh. und Grimn. hineingerathenen Strophen noch vorhanden waren und in mancher Hinsicht noch eine richtigere Anordnimg der Strophen bestand. Insbesondere vermuthe ich, daß als Fragen Vaf]>r's. und Ant- worten Odins folgende Strophen sich aneinander reihten : 24/25. 11/12. 13/14. 22/23. Frage + Grimn. 37 (Frage + Grimn. 38?). Frage + Grimn. 39*). Ob auch in Str. 16/17 und 18/19 (Fifa. 14/15?) ursprüng- lich Vafthrudni fragte kann zweifelhaft sein ; dagegen in den Strophen von den Nomen (48/49 und Fäfa. 12/13) wird wohl Odin der Fragende gewesen sein**).

Zu den Strophen von den Urriesen und der Weltschöpfnng stellen sich noch die Strophen 40 und 41 der Grinm. Str. 40 ist nur eine Variante zu Vafjjr. 21***), Str. 41 ist eine Erweiterung derselben. Diese Strophen werden einer älteren Gestalt der Vaf]>r. oder einem

*) Vor 26/27 scheint nach rW (V weicht hier gänzlich ab) bei Jonss. 28, 22 bis 29, 11 das Strophenpaar 36/37 zu gehören. Standen sie in dieser Reihenfolge arsprünglich nach Grimn. 39?

**) Aber kaum in 2. (wie in R), sondern in 1.^ [so auch Ornndtrig, Saem. Edda », 206].

*•*) Van)r. Vers 1—2 = Grimn. 1-2, V. 3 = Gr. 4, V. 4 = Gr. 6, V. 6 fehlt in Gr., dafür iocfinr dr hdri.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER. 61

anderen nahe verwandten Liede angehört haben*). Die in VafJ)r. selbst überlieferten Strophen dieses Inhaltes werden auch wohl ur- sprünglich anders geordnet gewesen sein: 6ylf. scheint folgende An- ordnung gekannt zu haben: 30/31 = p. 16, 6 10. 20 30; 32/33 = p. 17, 1—3; 34/35 = p. 17, 23—32; 20/21 = p. 18, 1-4. 9. 28/29 ist in Gylf. nicht benutzt ; jedenfalls aber gehören 28 31 in dieser Reihen- folge zusammen. Der in Gylf. benutzte Text war also vielleicht so geordnet: [28—29]. 30^35. 20—21**). Indessen kann auch das nicht die ursprtlnglichste Anordnung gewesen sein, denn die Frage hvat fyrst um mant [eda fremst um veizt\f (34, 4 f.) und die Antwort pat ek fyrst um man (er Bergelmir var d lüSr um lagiär) haben keinen Sinn, nachdem vorher (Str. 28 33) von älterem, von Ymis Entstehung und der Fortpflanzung seines Geschlechtes, die Rede war. Wir sollten also Str. 34/35 vor Str. 28/33 erwarten. Die Veranlassung zur Um- stellung ist vielleicht in der Gleichheit der Anfangsverse 29, 1—3 und und 35, 1 3 zu suchen. Statt des Verspaares 34/35 mag irrthümlich das folgende Verspaar 28/29, in dem die Antwort mit der gleichen Halbstrophe begann, und nach ihm die ihm folgenden Verspaare 30/31. 32/33 geschrieben worden und dann das ausgelassene Verspaar 34/35 an unrechter Stelle nachgetragen worden sein***). Wenn dies richtig ist, würde diese Umstellung schon in der Quelle der Gylf. sich ge- funden haben.

Str. 42—43. Die zwölfte Frage, die durch 42, 1—3 eingeleitet wird, fehlt f). Statt dessen steht die Strophe, in der Odin den ersten

*) In Gylf. 18, 1-4. 9 liegt eine Gestalt der Strophe zu Grunde, die weder yaf)>r. 21 noch Grfmn. 40 yoUkommen entsprochen su haben scheint: lautete die fünfte Versseile wd 6r iaxUm'^ (vgl. p. 18, 3 f.).

**) Zwar steht 20/21 anscheinend (vgl. 20, 4 mit 22, 4; 24, 4; 26, 4; 36, 4) in Znsammenhang mit den oben p. 69 besprochenen Strophen [s. auch Grondtrig, Ssem. Edda \ 205 f.]; aber 11, 4 und 13, 4 leiten die Frage anders ein, und anderer- seits findet sich die Frageform htxidan . . , kömr auch 30, 4; 38, 4; 46, 4; es könnte gerade die gleiche Frageform für die Anordnung unserer Überliefenmg maßgebend gewesen sein. Eine Verbindung der Strophengruppe von den Urriesen mit 22 bis 26 u. s. w. würde mit meiner oben p. 59 aasgesprochenen Ansicht sich nicht ver- tragen; man müßte denn die 20/21. von den Strophen 28 35 trennen wollen. [Vgl. noch ob. p. 52, Anm. **^ über ein folgendes Stropheopaar, das Gylf. 19, 15 21 benutzte.] ***) Vgl. oben p. 52, Anm. f- f ) Daß die z w ö l f t e Frage eben die gewesen sei , wie der jotun zu seiner Weisheit komme, scheint mir nicht recht glaublich, schon weil dadurch der Paralle- lismus im Bau der Strophen zerstört würde. Wenn man hvi (st. alU) fQr richtig hält, läßt sich doch noch eine andere Erklärung als diese Grundtrigs finden^ «, d, folgd. Anm.

62 A. EDZARDI

Theil Beiner Fragen abschließt, aber auch diese ist lückenhaft : erhalten ist nämlich Vers 1 3 und 6*). Ich vermuthe, daß zwischen Vers 6 und 7 unserer Überlieferung der Übergang zu den Fragen Nr. 2 fehlt: 'sage mir auch, was du von der Zukunft weist' oder dgl. Der Ant- wort auf diese Übergangsstrophe gehört 43, 1 3 an, die Verse 4—5 fehlen (entsprechend der Lücke zwischen 42, 6 und 7} ; 43, 4 5 ver- binde ich zu Einern Verse^ dem sechsten der Strophe. 43, 6 8 kann nicht wohl hierhergehören''^): es ist, denke ich, der Schluß der Antwort Vafthrudnis auf die verlorene zwölfte Frage, der dem Schreiber hier wegen des ähnlichen Sinnes und Wortlautes einfiel. Der Inhalt dieser Frage dtlrfte also gewesen sein: hvemig deyja 6r hdju haUrf Ich denke also Str. 42 43 sind so zu ordnen: 42, 1^3 (mit alls statt hvi in Vers 2) + 3 fehl. Verse; 3 fehl Verse + 43, 6—8; 42, 4—6 + 2 fehl. Verse + 42, 7; 43, 1—3 + 2 fehl. Verse + 43, 4/5 (im Vers). Oder wenn man in theilweisem Anschlüsse an Gtrundt- yig die unten angedeutete Aufifassung vorzieht: 42, 1 + 5 fehl. Verse; 3 fehl. Verse + 43, 6-8; 1 fehl. Vers + 42, 2—6; 43, 1—3 + 2 fehl. Verse + 43, 4/5 {&u Vers). Vgl. Gylf. 14, 27 f.

Nachträge.

1. Nachdem meine Bemerkungen zur Volundarkvida (Bd. 23, p. 169 174) gedruckt aber noch nicht veröffentlicht waren, hat Zupitza im Anz. f. d. A. IV, 146 149 ebenfalls einige Stellen dieses Liedes besprochen. Soweit meine Ansichten mit den seinigen in Widerspruch stehen, habe ich auch jetzt keinen Grund gefunden dieselben zu ändern^ im Gegen theil möchte ich darauf hinweisen, daß seine Einwendungen gegen Bugges Auffassung von Str. 16 dadurch hinfällig werden, daß hyrr zunächst nicht 'froh*, sondern 'geheuer* ist (C.-V. 304**; 661**), daher gtilti roddu^ daher der Rath, den Volund unschädlich zu machen (kold eru mer räd pin 31, 6). Übrigens würde, selbst wenn man Ayrr mit 'froh' zu ilbersetzen hätte, in den Worten eher Schadenfireude als Mitleid liegen.

*) Oder Vers 7 ist Zusatz. Dann konnte man mit Gnmdtvig u. A. annehmen, daß hvi richtig sei, und könnte denken, daß der Schreiber von Segäu pal . . . , dU» p& KU Segäu pat . . . , koi abirrte, so daß also von der der zwölften Frage Vers 1, yon der Obergangsstrophe Vers 2 6 erhalten, 7 aber Zusatz wäre.

**) Hildebrand will Vers 4—6 aasscheiden, aber welcher Zusammenhang besteht zwischen 13, 1 3 und 13, 6—8, namentlich Vers 8?

HEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND ERKLÄRUNG DER EDDALIEDER. 63

2. Bei meiner gelegentlichen Besprechung eines Theiles der Hüs- dräpa (d. Zschr. 23, 426 flF.) war es mir entgangen, daß Gisle Bryn- julfsson'*') in seinem Aufsatze 'Brage den gamles kvad om Ragnar Lodbrogs Skjold' (Ann. 1860, p. 1 13, auf den auch 23, 431, Anm. ** hätte verwiesen werden sollen) auch die dem Brage zugeschriebenen, von mir zur Hüsdräpa gezogenen Strophen als einen Abschnitt der Ragoarsdrdpa zusammengestellt hat, wobei er auch noch 3 andere, von mir an genannter Stelle nicht aufgenommene Strophen Brages hinzu- zieht. Die eine (AM. I. 318, 6 = Jönss. 106, 13) bezieht sich freilich auf Thor, enthält aber nichts^ was auf den Fang der Midgardsschlange deutete; wohl aber enthalten die beiden anderen Beziehungen darauf. Diese würden sich in folgender Weise meiner Zusammenstellung ein- fügen lassen:

vorl.**) J)at erumk synt, at snemma Gylf. U (II, 286, 27): J)6rr. . . SBtIar

sonr-aldafo^rs vildi at hitta midgarttsorminn {fehlt t\N)

afis vid üri-{)(Bf(tan- ok kom til jotuns nokkurs, er imir

jardar-reist of freista. er nefhdr. en um morgininn biöst iotunn

1. Sin bj6 Sii^ar nini etc. at fara til fiskjar. ))6rr vill fara med honum. . .

vor 2. ***) Vildi-t vrODgum" ofra 287, 2: ok bad J)& eigi r6a lengra

v&gs-hyrsendir oegi' {fehlt pW) })örr l^zt vildu enn miklu

bion's ]iij6tygil-in4va- lengra r6a. Tmir kvad }>at hatt vid

mo3rar skar fyr ))6ri. midgardsorminn.

2. })iokkvoxnum kvazk ))ykkja etc, 287, 15: hj6 vid bordinu vad rörs.

[Sollte auch die Halbstrophe ohne Verfassemamen I. 500, 1 flF. =: II. 174, 1 flf., welche ein auf empörter See befindliches SchiflT schildert, hierher (etwa zwischen 11. und 12.) gehören? Vgl. er sosrinn feU üt ok inn of nokkvann und dazu Hym. 24, 1 4.]

Obige zwei Halbstrophen bieten in 1. -j- 3.: 2 reimlose Verse und 2 skoth., in 2. -j- 4. : 3 skoth. und 1 adalh.; sie entsprechen also wenig der Kuimtechnik der Hdsdr. Sollen wir nun doch zwei Parallellieder des Brage und des Ulf annehmen, deren merkwürdigerweise! sich zu Einern Gedichte ergänzende Strophen Gylf. neben einander benutzt hätte? Die Reirotechnik kann indessen hier nicht den Ausschlag geben, da wie 23, 432 bemerkt gerade die vom Fange der Welt- schlange handelnden anderen Strophen, die Brägen zugeschrieben wer- den, nicht seiner, sondern Ulfs Reimtechnik entsprechen. Sollten etwa

*) Desselben Verfs. Zosammenstellung und Übersetzung der Strophen der Hüsdr. in 'Nord og Syd' 1858^ 164 ff. (?) war mir leider nicht zugänglich. <*) AM. I. 242 = II. 306, 19: Bragi. *♦*) AM. I. 604: Bragi.

64 K. MAURER

die ungenauer reimenden Strophen der Hibdr. gerade deshalb dem Brage zugeschrieben sein? Ahnliches ward 23, 432 vermuthet Übrigens findet sich II. 326 unten noch eine genau reimende Halbstrophe anter Brages Namen, die I. 418, 10 dem Berti zugeschrieben wird. Für Ulfs Reimtechnik kommt noch in Betracht eine Strophe in Fms. U, 203, Bisk. I, 13. Vgl. P.B., Beitr. V, 577 f. [Lies 426: 1, 4 hroera; 6, 1 arfa.]

LEIPZIG, im JuU 1878. A. EDZARDL

ZUM ALTEN SCHWEDISCHEN HOFRECHTE.

Schon vor reichlich drei Jahrzehnten hat P. A. Munch von dar Entdeckung einer Reihe von Überresten der altnordischen Literatur Mittheilimg gemacht, die im norwegischen Reichsarchive gemacht wurde (im ersten Bande von Chr. Lange's „Norsk Tidsskrift for Vi- denskab og Literatur**, S. 25—52, 1847; jetzt auch in den, von G. Storm herausgegebenen „Samlede Afhandlinger** Munch's I, S. 273 95). Seitdem sind in jenem Archive noch manche weitere, ähnliche Frag- mente aufgekommen, und ein solches, das hier folgende Stück des älteren schwedischen Hofrechtes enthaltendes, theilt mir soeben mein verehrter Freund, Professor Dr. Gustav Storm in Christiania, mit

Die Handschrift stanmit nach diesem meinem Gewährsmann on- ge&hr aus dem Jahre 1400. Das Fragment gehört der oberen Hälfte einer Blattseite an ; es ist sowohl an der (vom Beschauer) linken Seite als unten beschnitten, auf der Rückseite aber unbeschrieben. Die cursiv gedruckten Buchstaben sind von Prof. Storm ergänzt

Der Text lautet:

1) eigh taken« oc wites honö thsen gmigh. thogh. oc dyll fore tha djle mc toM msen af gaardenö radhe halfua nasmpd hwaar thera.

2) fTwa sum thaen annan wntsighr. tha ryma mins hrra gaard oc koma

aldrigh

/öre hns 6ghon meer oc haftie Bns vwinscap.

3) fTwa sum nsempär wserdr tili at waka oc wakar hn eigh rsetligha.

tha sculo Bns Ans hafuor bjtadz. findz hn sofuande tha skseradz eet stjkk af

hns klsedha til vitne vm morghonen oc bytadz lins hafuor. om thaet ser hyrdh

drseng tha

ZUM ALTEN SCHWEDISCHEN HOFRECHTE. 65

arte j stokken VII. nsetr widh watn oc br6dh. vm aen ihser sker

eingen mer sk&dhe af 4) B. se 8cal oc wäre, (diese Zeile ist quer durchschnitten, so daß nur

die obere Hälfte der Buchstaben erhalten ist).

So kurz das Fragment ist, so interessante Schlüsse erlaubt das- selbe doch. Vergleiche ich dessen einzelne Stücke, deren Nummern von mir beigefügt wurden, mit den 3 von Klemming herausgegebenen Texten, welche ich der Kürze halber mit Sw. I, A, Sw. I, B und Sw. n bezeichnen will, so ergibt sich, daß Fragm. 1 mit dem Schlüsse von Sw. I, A, §. 12, und mehr noch I, B, §. 12, stimmt, während Sw. n, §. 12 wieder etwas weiter abliegt: ebenso entspricht Fragm. 2 zunächst Sw. I, B, §. 14, weniger I, A, §. 14, und noch weniger 11, §. 19. Dagegen findet Fragm. 3 nur in Sw. II, §. 18 ein Analogen aber freilich bei völlig anderer Wortfassung, während Sw. I, A und B gar keine analoge Bestimmung kennen; aus Fragm. 4 aber weiß ich vollends Nichts zu machen, was einigermassen äusseren Anhaltspunkt böte. Wir haben demnach in unserem Fragment einen Überrest eines schwedischen Textes, dessen Gestaltung zwischen Sw. I und II in der Mitte stand; da überdies die in Fragm. 3, und wenn auch in anderer Fassung, auch in Sw. II, §. 18 vorkommende Bestimmung auch in den dänischen Texten des Hofrechtes, und selbst im norwegischen Burg- mannenrechte sich widerfindet, und im letzteren sogar in einer Gestalt, die sich näher mit Fragm. 3 als mit Sw. II, §. 18, oder den dänischen Texten berührt, wäre sogar recht wohl möglich, daß wir in diesem Bruchstücke ein Überbleibsel einer älteren Textesgestaltung hätten, welche hinter Sw. I und II, dann den verschiedenen dänischen Texten zurückläge, dagegen den norwegischen coordiniert stünde, des Textes X etwa, wenn ich an die Handschriftentafel anknüpfen darf, welche ich in meiner Festschrift „Das älteste Hofrecht des Nordens*', S. 142, Anm. 2, entworfen habe. Ein völlig sicheres Ergebniss läßt sich frei- lich bei dem geringen Umfange des Fragmentes nicht gewinnen.

HÜNCHEN, den 6. November 1878. K. MAURER.

OEKMANIA. Nene Ueihe lU. ßUV.) Jahrg.

66

C. M. BLAAS

NIEDERÖSTERREICHISCHE KINDERSPRÜCHE

UND REIME.

VON

C. M. BLAAS.

I. Amznenscherze.

1. Während das Kind auf den Armen gehalten, gehutscht and schließlich in einem Winkel, zunächst der Thur, auf den Boden gelegt wird, singt man:

Müller, Muller Sackl! ist der Müller nicht zu Hans; Schloß vor, Rigl vor, werf ma's Sackl hinters [unters

Thor. (Wien.;

2. Man fährt mit dem Zeigefinger auf der innern Handfläche des Rindes herum, läßt es dann rasch eine Faust machen und wieder öffnen, und sagt:

Ich rühr^ ich rühr ein Brein

und leg ein Stücker] Zucker drein.

Machs fest zu! 0 jetzt ist es

verschwunden ; das hat gewiß das

Mauserl gefressen. (Wien.)

3. Des Kindes Hals wird als Mause- loch gedacht :

Es lauft a Mauserl

ibers Hauserl !

Wo Solls rkstn?

in N. . . sain Rästn. (Wien.)

4. Man stößt mit der eigenen an des Kindes Stirne und sagt:

Bockerl steß ! (Wien. Stockerau.)

5. Die Hände des Rindes zusammen- f^chtagend singt man:

Patsch Handerl zsamm, patsch Han-

derl zsamm, was wird der Vater bringen? Paar schöne Schuh , Paar schöne

Schuh und rothe Mascherln drinnen.

(Wien.)

6. Man berührt dem Rinde die ein- zelnen Theile des Angesichts and sagt dabei:

Das ist der Altar (Stime), Das sind die zwei Lichterin ( Angen), Das sind die zwei Polsterln (Wan- gen), Da geht der geistliche Herr hin- ein (Mond), und macht ging -ging -ging! (an

der Nase). (Wien.)

7. Fingerb ezeichnnng. Beim kleinen Finger angefangen.

Rianer Finger, goldens Ringerl,

länga Hans, Tellerlecka, Lansteta.

(Stockerau.)

8. Beira Daumen angefnngen.

Hoar, Frau, Rnccht, Diam, Wu- zerl, Wnzerl in der Wiagn. (Stockerau. Hof am Leithageb. Rorneuburg.)

9. Das ist der Hear, das ist d'Frau, Das ist der Rnecht,d&8 ist di Diam, Das ist das klani Wuzerl in der

Wiagn. (Litschan.)

10. D^s ist der Bauer, dha ist di Bairiu , dhs ist der Rnecht, dks ist di Diam, das ist dks Wuzerl- Wuzerl in der Wiagn. (Wien.)

11. VKta , Muata , Rnecht, Diam, Wuzarl-Wuzarl in da Wiagn.

(Wien.)

12. Dear ist in Brunn [Bä.ch] gfkllu, dear hkt *n außerzogn, dear hkt 'n ainiträgn, dear hkt *n ins Bett glegt, dear hat 'n zuadeckt. (Stockerau. Hof am Leithageb.

Rorneuburg.)

NIEDERÖSTERRElCHlßOHE KINDERSPRÜCHE UND REIME.

67

13,

14.

Da Väta 18 in Brunn gfälln, d'Miiata hat *n aoßazogn, da Kneht liät 'n hoam tr&gn, de Diarn IWit 'u ins Bett glegt und 's kloani Wu- zarl in da Wiegn h&t 'n zuadcckt. (Langen lois. Schiltern.) Dear hlit an Häsn gfängt, dear hkt 'n harn trägn, dear hat *n bächn,

dear hkt 'n gcssn und das klani Wuzerl [in da Wiagn] will a wk« davo [hkbn].

(Stockerau. Hof am Leithageb.) 15. Dear gßt in Wkld und fkngt Ve- gerln, dear rupfts, dear spickte, dear brkts, denr ißts.

(Wien. Litschau.)

II. Verkehr mit der Natur und Nachahmungen.

16. Wenn die Sonne untergeht, sagen die Kinder dreimal:

Sunn, Snnn, schain auf, mkch dai goldas Tiarl auf.

(Pettendorf.)

Beim Regen.

17. Regna, regna, tropfn, Buabma muaß ma klopfn, d'Madln lign in Federbett, d'Buabma lign in Saudreck.

(Wien.) 1 8. Wenn es im Mai zum erstenmalc regnet, stellen sich dieKindcr hin- aus und rufen: Mairegn, Mairegn, mäch mai Hoar läng und ebu.

(Litschau.)

1 9. Beim Pfeifenklopfen sagen die Knaben :

PfifarlPfaifarl, Felba, da Hälda is da Stella, d'Häldrin is di Budahex, ziagt da Kätzn d'Haud aus, iban Kränz, iban Schwänz; wiad mai Pfifarl-Pfaifarl wTda ganz. (Roseidorf bei Reschitz.)

20. Pfaifarl, Pfaifarl, gß, sunst wiaf i di in Schnee, sunst wiaf i di in Schintagräbn, so fressn di älli Hund und Schäbn. Wann i will in Himml staign,

so brauch i längi Loata; längi Loata bricht mar ä, maini BoanI fklln is Schintahaus, Schinta mäch ma Pfaifarl draus. (Hnrmannsdorf bei Korneuburg.)

21. Felbapfaifarl, gö,

sunst wiaf i di in Schnee,

sunst wiaf i di in Schintasgrabn, daß di älli Mais vaz&n.

(Klosterneuburg.)

22. Zum Frauenkäferchen (coccinella) sagen die Kinder:

Jungfraukeferl , fliag auf d'Woad,

bring unser liabn Frau a goldas

Kload. (Groß-Mugl.)

23. Liab Fraunkeferl, fliag in Brunn, bring ma moaring a recht a scheni

Sunn. (Waldreichs bei Groß-Siegharts.)

24. Jungfraukeferl , fliag auf Maria- brunn, bring uns haid oder moargn

a scheni Sunn. (Groß-Mugl.)

25. Fraunkeferl, fliag nach Hollabrunn, bring uns a schene Sann, a gelbe

Sunn, a rote Sunn, a goldene Sunn, a sil- berne Sunn. (Ober-Hautzenthal.)

26. Snnnkeferl, Sunnkeferl, floig in

goldern Brunn,

bring haid und moargn a recht a

scheni Sunn. (Hatzenbach.)

27. Liab- Fraunkeferl, Liab - Fraunke-

ferl, fliag in golden Brunn, bring haid und moring a scheni

Sunn. (Göpfritz.) Diesen Spruch sagen die Kinder, indem sie das Käferchen auf der Hand halten, dreimal, und glauben, wenn dasselbe beim dritten Male fortfliege, so komme schönes Wet- ter ; wenn es aber sitzen bleibe, so trete das Gegentheil ein.

28. Die Kinder fangen den Johannis- käfer, welcher in Niederösterreicb (Lilienfeld xxxid lR.%.\i\f^ö^T^ \\si ^^-

7x%

68

C. M. BLAAS

richtsbez. Hainfeld) Sunnawend- käfer genannt wird und lassen ihn wieder ans mit den Worten: Snnnawendkcfer, fliag, fliag, fliag

nach Hailigenbrunn und bring uns a scheni Sunn.

(Lilienfeld.)

29. Zum Maikäfer sagen die Knaben^ wenn er hoch fliegt, damit er her- unter kommen soll:

Maikefa, Maikefa^ sum, sum^ sum!

fliag in d*Niada;

daini Briada

san älli in da Niada.

(Langenlois.)

30. Zur Schnecke sagen die Kinder: Schneck, Schneck, komm heraus, Vater und Mutter sind nicht zu

Haus. (Stockerau.)

31. Schneck, Schueck, komm heraus, sonst wiarf i di ins Schintcrhaus.

(Emstbrunn.)

32. Schneck; Schneck, drä di aus^ bis zum Hjtldahaus.

(Harmannsdorf bei Komeuburg.)

33. Beim Fortfliegen singt die Schwalbe :

AlleKistn undKästn solln yoI) sain, wknn i widakumm is alles lär.

(Stockerau.)

34. Die Wachtel sagt wenn sie schreit : Wau- wauwau! findst mi net, hintern Bett bin i net,

hkb i a weng fiaragschaut, h&st mi brav aufighaut.

(Langenlois.) 35« Wau-wau-wau ! findst mi net, hintan Bett bin i net,

fiara g% tua-r i net,

und a 80 findst mi net. l^Wien.)

36. Guckerlu-wau-wau ! findst mi net, hintern Trad bin i net.

(Deinzendorff)

37. Der Fink sagt:

Fink, Fink ! da Baua hkt si *8 Knia

kghaut, sia, sia, wiana bliat.

(Oberzögersdorf*)

38. Die Spatzen sagen:

Diab, Diab ! (Langenlois. Schiltern.)

39. Hahn, Tauber und Ziege.

Der Hahn sagt: Christus ist ge- boren! Der Tauber: Wo, wo? Die Ziege: Zu Bethlehem.

(Jetzeladorf.)

40. Der Hahn und die Kinder. Hahn: Kickeriki!

Kinder: Wear hat da wiis t&? Hahn: In Schuasta sai Bua dear gibt ma kan Rua, *n Schuasta sai Madl die gibt ma ka Bradl. (Grafendorf bei Stockerau. Spil- lern. Jetzelsdorf.)

41. Kinder: Kikerihä,

wear hat da w4s tA?

Hahn. In Schuasta sai Boa

dea lk0t [gibt] ma ka Rua.

(Wien.)

4 2 . Nachahmung des Klopfens beim Faß- bin der.

Da Binda, da Binda

dea schlägt saini Kinda*).

(Langenlois.)

III. Allerlei Sprüche und Reime.

43, Schooßtied.

Hopp; hopp, hopp,

moargn foam ma in d^Stidt,

um a Saitarl Wai und a Kipfarl drai; dks wiard guat sai.

(Grafendorf bei Stockerau.)

♦) Andere hiehergehQrige und von mir f;esammelte Sprüche, «. Germania N. R. Vir, S. 67-72; VIII, 349-356; IX, 411—416.

NIEDEKÖSTERREICHISCUE KINDERSPRÜCHE UND REIICE.

69

44. Schlaflied.

0 du schwoarz Mauserl; Du sollst mai Mauscrl sain; o du schwoarz Mauser!, du ghcarst

sehe mai. 66 i in Goartn, links und rechts, unt und obn hear i mai Mauserl iberkll lohn.

(Wien.)

45. Wenn sich die Kinder weh ge- than haben, so sagen sie:

Haila, haila Scgn,

drai T&g Regn,

drai Tag Schnee,

wänns hält tuats nimma wd.

(Stockerau.)

46. Wenn ein Kind einem wehen Finger hat, oder sich an diesem verletzte, so sagt die Mutter, der Dienstbote oder das Kind selbst:

Biba, bäba, schwoaza K&da, gstutzta Hund

mkch den Finga wida gsund^). (Spillem. Grafendorf bei Stockerau. Pettendorf. Laa an der Thaya.)

47. Wenn die Kinder die Strauchn (Schnupfen) haben, so sagen die- selben y deren Mütter , oder die Dienstboten :

Wks gdt durchn Rauchn i schenk da mai Strauchn.

(Stockerau.)

48. Wenn ein Kind etwas yerloren hat, so sagt es:

Daifl, Daifl, tua dui Bratzarl weg,

sunst kimmt da Engl und haut

das weg. (Langcnlois. Schiltcm.)

49. Wenn von den Kindern eines etwas verschenkt hat und fordert es wieder zurück^ so sagen sie:

Schenka, Schenka nimmagebn, Daifi Hand und Fuaß vabrcnna.

(Langenlois.)

50. Wenn die Kinder etwas gefun- den haben, sagen sie: Gfundn, gfundn widergebn ; gfundn nimmagebn stein aufghengt.

(Hof am Leithageb.)

51. Ermahnung zum Schneuzen. Schnopfauf

ziach d'Uar auf. (Wien.)

52. Auf die Frage „WasV" Was?

klts Faß;

sitzn drai Waiber drinn, wissn net was; ani tuat strickn, ani tuat nän, d*&ndri tuat 'n Hund 's Scbwaferl ausdrän. (Komeuburg. Grafeudorf bei Sto- ckerau. Spillem.)

53. Was?

an älts F&ß,

sitzn drai Waiba drinn,

wissn net wks;

wänns regnt weams n^,

wänns schnaibt weams waiß,

wknn d'Sunn schaint weams trucka.

[w&nns gfriail; wearns Ais.]

(Langenlois u. Schiltem. Stockerau.)

54. Wenn ein Kind fragt, was man ihm schenken, oder bringen werde, sagt man:

A goldas Nixarl

in an silbam Bixarl. (Wien.)

55. Beim Essen. Amäl i, amM du,

amäl der Schuastabua; hkm ma alle drai gnua.

(Stockerau.)

56. latzt wear i enk wks dazelln: vo der l&ngn Elln,

vo der kurzn Wocha,

wo mai V&da hkt a Fadl igstocha,

*) Diesen Spruch sagt man übrigens auch, wenn sich ein Kind anderswo ver- letzt hat, oder auch, wenn es krank ist, dabei wird in der letzten Zelle der b^tt«^«^^^ leidende Theil, oder der Name des Kinde.s genannt.

70

C. M. BLAA8

diar a Warst, den a Warst, mir an brätna llksn und den a Batzl af «rN&sn. (Grafendorf bei Stockerau. Spillem. Laa an der Thaya.)

57. Wenn Geschichten erzählt werden und eine zu Ende ist:

Di Geschieht is aus;

ibas Haus

rennt a Maus.

hkt a röts Kidarl a.

Wem gßts ä?

enk g^ts a. Schmida.

58. Beim Guglbapfspiel.

Guglhupf km Dkch, wear schmuzt und wear lacht, muaß Pfanderl hear gebn.

(Grafendorf bei Stockerau.)

59. Beim PfeDnigeiDgeben - oder Ein- streichenspiel.

I gib dir an Pfenning, sag nct

ja, net na, ntt schwoarz. nct

waiß, net Nkdl, net Zwiaru und

baiß in klun Kind *n Kopf net a.

(Grafendorf bei Stockerau.)

60. Beim Plumpsackcinstreicben. Schauts enk net um,

Da Plumps&ck get um! (Wien.)

61. Schuistabuiy

flick ma in Schui!

Gib in Drkt ar dazui;

gibst in Dr&t nit dazui,

so bist koa brav^ Schuistabui.

[pfiart di Gott Schuistabui.]

(Jetzelfidorf.)

62. Charakteristik der Schulkinder. Erste Clabse: Katzen, zweite Classc: Fratzen, dritte Classe: junge Herren, vierte Classe: alte Bären. (Horu.)

63. a b c d,

der Stock, der tuat am we.

(Korneuburg.)

64. i u e o a,

mai ßruada lernt mas a.

(Korneuburg.)

65. Klani Kinda kinnan ka Ktndskoch kochn. (Grafendorf bei Stockerau.)

66. Hintas Hklda Hans! Hundshittn hengan hundat Hksnhaidl hintn.

(Wien.)

67. Wir Wiener Weiber wollen weiße Wäsche waschen^ wenn wir wnß* ten, wo warmes Wasser wäre.

(Hippersdorf.)

68. Moargn um di Zeit nimmt da Baua 's Schalt, wirfts unta d'Lait, dXait unta d*Hund d^Hand unta d'Kätzn, d'K&tzn unta d'Rätzn, d*Rktzn unta d'Mais. d'Mais unta d'Lais, dXais unta dTlS,

d'Flo hupfn alle in d*He.

(Korneuburg.)

69. Abendgebet.

Gottes Namen leg ich mich schlafen^ in Gottes Uand, in Gottes Hand, in Gottes Blut,

daß mir der böse Feind nichts thut. Leg ich mich zwischen das Bene-

dicta»krenz; neunmal g*segn*t, g* wandelt und

g' weicht. Jesulein, schließe mich ein, laß micb dir befohlen sein.

(Stockerau.)

70. Abendgebet zu St, Veit.

Heiliger St. Veit, weck mich auf zu rechter Zeit, nicht zu früh und nicht zu spat, bis der Hammer 6 Uhr schlägt.

(Stockerau.)

71. Zu St. Nicolaus.

Heiliger Niklo, frommer Mann, du kommst vom goldnen Himmels- thron und bringst uns gar schöne Sachen, die schlimmen Kinder fromm zu

machen. Heiliger Niklo, kehr bei mir ein, will recht fromm und g'horsam sein.

(Wien.)

NIEDERÖSTERREICHISCUE KINDERSPRÜCHE UND REIME.

71

IV. Abzälil

72. An dau dua, Bchiffi racka bua; schifH racka weni tacka,

woia vvumms. (Jetzelsdorf.)

73. An dan dantimns, frisch goi pampinns, auiH ricka dacka,

woia wumms. (Jetzelsdorf.)

7'i. An dan dinus

sacka racka minus,

sacka racka,

dicka dacka,

eile relle wom.

12 3,

du bist frei. (Laa an der Thaya.)

75. An dan dcti man, wisi gubian; silberracka, dicka dacka,

buff nußkern

außi, draußt bist du. (Stockcrau.)

76. An dan dati man, wisi gubian, dicka dacka

bu£f nußkern,

Hußi, draußt bist du. (Langenlois.)

77. Anige danige dickn dackn, petriscbnackn,

zengn zengn Bethlehem;

schnurri burri,

nuß buff knoll;

du bist draußt. iStockerau.)

78. Anige banige, sirige, sairige, ripete pipete knoll. (Wien.)

79. Angl pangl I^ das sign, nkchn Roß g^t da Wlign, n&ch Wagn g^t da Stiar, wcar a Geld hkt braut a Biar; und wear ans hjtt bächt a Brot, und wear kans hkt is maustot.

(Korneuburg.) 80 Anige banige schlkg mi net, Kraut und Ruabn des mag i net, klani Fischarl i gearn, kks nct hkm vo mainen Heani.

8T0CKERAU in Niederösterreich, am

Sprüche.

[Draußt ^m Kuchlbrett stet a Kkdl Yolla M^t; trinks aus, schnapps aus, groba Rizl, du bist draußt.]

(Langenlois. Tulln.)

81. Ini ani k, kapidani dk, zittrcwelle zittrewelle,

trink trank tra. (Spillern.)

82. Ini ani u, kapidani du, zittrawellc biti' baff buff, draußt bist du. (Großweikersdorf.)

83. Ini daini dinud, sauaracka dinus, sauarackatas,

alla molla wump. (Großweikersdorf.)

84. Engate pcngate zukadme, awer pawer domine,

eis pels inter nos,

wia waia won. (Stockerau.)

85. Egede, begede zuckerdeme, afi, dafi domine.

wix, wux.

außi bist du gstutzt. (Altenworth.)

86. Asl wasl domasglasl,

witz wutz [wips wups] außigstutzt.

(Pettendorf. Langenlois.)

87. Asl masl domasglasl, witz wutz

außi dkni gstutzt.

(Hof am Leithageb.)

88. 1—9,

Wirt schenk ein,

Gast trink aus,

du bist draußt. (Langenlois.)

89. 1 9,

Bua schenk ein,

Bua schenk aus,

dai Joar is aus. (Neuaigen.)

weißen Sonntag IBTB.

72 A. BAIEB, ÜBEB HABTHANNS TOM AUE HEIHATH UND KBEÜZZOGE.

ÜBER HARTMANNS VON AUE HEIMATH UND

KREUZZÜGE.

Die richtige Betonung eines einzigen Wortes erlöst uns vielleicht von dem Streite über Hartmanns Heimath und Kreuzzug. In dem Ereuzlied nämlich, welches anhebt mit den Worten: „Ich var mit iuwem hulden^^ lese ich an der vielbesprochenen Saladinsstelle niemer (kein zweites Mal mehr) statt der bisher üblichen Lesart niemer (nie in aller Zukunft). Ich bin der Ansicht: Hartmann hat nicht bloß an einem sondern an zwei Ereuzzügen Theil genommen. Auf den ersten Ejreua- zug des Dichters, den von 1189 1192, bezieht sich das Ereuslied ,,Dem kriuze zimt wol reiner muot^ ; auf diesen gegen Saladin gerich- teten Ereuzzug zurück beziehen sich in dem andern, unmittelbar vor dem zweiten Ereuzzug gedichteten Liede die Worte:

und lebte min her Salatin und al sin her,

die 'n brachten mich von Vranken niemer einen vuoz.

Seinen ersten Ereuzzug hatte demnach Hartmann von Franken aus unternommen. Aus den unmittelbar vorhergehenden Worten:

seht wie s' mich üz roiner zungen ziuhet über mer

geht hervor; daß Hartmann beim Beginn seines zweiten Ereuzzuges (1197) sich in seiner Heimath befand. Aber folgt aus dem Ganzen auch; daß Franken die Heimath des Dichters ist? Bei der Lesart niemer allerdings; aber nicht nothwendig auch bei der Lesart niemer. Da vielmehr die Schwabenheimath Hartmanns gut bezeugt ist und auch sonst beachtonswerthe Gründe fUr dieselbe vorgebracht worden sind, so erkläre ich mir unsere Stelle so: Wenn die Verhältnisse noch die- selben wären wie beim ersten Ereuzzug des Dichters, wenn jener Saladin^ den Hartmaun damals als einen beinahe unbesiegbaren und doch zugleich so hochherzigen Feind kennen gelernt hatte noch mit seinem gewaltigen Heere Palästina verthcidigte, so würde es unserem Dichter nicht zum zweiten Male in den Sinn kommen, ins hl. Land zu ziehen, selbst wenn er noch in dem fremden Franken weilte (vgl. auch die Äusserung des jungen Gregorius: ich 'n wart nie mit gedanke ein Beicr noch ein Vranke); jetzt aber zieht er sogar von seinem Heimathlande (Schwaben) weg nach Palästina.

Und warum? Gewiß nicht; wie man allgemein glaubt, aus reli- giöser Begeisterung. Das zeigt schon die Art, wie Hartmann von

A. BIRLINGER, BAIBISCHE BESEGNUNQEN. 73

Saladin spricht; so kann nur ein Dichter reden ^ der vom Olaubens- fanatismus nüchtern geworden ist; und der den Gegner fürchtet; ja wohl gar hochachtet; oder genauer gesagt, der den Gegner noch fUrchten würde ; wenn derselbe noch lebte. Und in der That hat denn auch das ganze zweite Ereuzlied; meines ErachtenS; einen vom ersten grundverschiedenen Charakter. Nur das frühere Lied ist ein Lied voll hoher Gottesminne; in dem späteren redet Hartmann nicht mehr von himmlischer; sondern von irdischer Liebe. Er hat vor dem Kreuzzug einer von ihm verehrten Dame sein Wort gegeben; daß er sich dem Zuge anschliessen werde:

mich vienc diu minne und lie mich vam fif mine Sicherheit;

beim Beginn des Ereuzzuges erinnert sie den Dichter an sein Ver- sprechen :

hat si (diu minne) mir enboten bt ir liebe daz ich var;

was der Haß gegen Saladin, den Wiedereroberer von Jerusalem; früher bewirkte; aber nun nicht mehr zu Stande brachte (die 'n brachten mich etc.)^ das Iiat jetzt die Liebe bereits erwirkt: Hartmann ist durch seinen Eid verpflichtet, am Zuge Theil zu nehmen:

ez ist unwendeC; ich muoz endelichen dar:

wie küme ich briche mtne triuwe und mtnen eit!

ADALBERT BAIER

BA IRISCHE BESEGNUNGEN.

Aus einer Papierhandschrift 15. Jhd. Pflanzenbuch; ehemals Hasslers

Bibl. in Ulm.

1. Wer verstellen welle daz plut aus der nasen: laß das plut rinnen in ein ayrschall vnd wirffs in ein prinnuntz fewr vnd prenn das so verstet es auch oder nymb das pluett vnd schreyb da- mit an das hiem das wort consumatum est. S. 126 ff.

2. Gegen Zahnweh: wil du aber des zand wee schier puessen so schreib an das wang, do dir we ist: des vaters und suns vnd des heyligen geisieS; so wirt dir pass. S. 73.

Für den zand wee: last ein mess sprechen in der heyligen kinthaitt eren vnd unsers Herrn Jesu Kristi des nagsten mitichen dar- nach, 80 man euchs gelernt hat vnd vast auch deu&elb^u TiiVC\äci^\i \s£^.

74 A. BIRLINOER

wasser und prott und stet selbs bey der messe vnd opffert ain opffer in den eren der heyligeu drivaltikaitt vnd stcckcht zu der mess auf drew Hecht in den ern der heyligen dreyen kttnig vnd last in der mess ain collecten sprechen in der eren der heben Junkfrawen sand Appol- lonia. S. 95.

3. Wenn das weyb zw notten mit ainem chindt get: so leg diesen brieflF auflF ihren leyb: de viro vir virgo de virgine vivat leo de tribu Juda, Maria (hs. Martha) virgo pepcrit Xristum. Elizabeth sterilis peperit Johannem Waptistara. Adjuro te infans per patrem et filium et spiritum sauctum, sive sis masculus sive femina ut exeas de ventre isto exmamte exmamte (?) also dann das chind geboren worden, so sol man den brieff schier abnemen. S. 264.

4. Gegen die vallundt sucht: so sol man nemen die schbalben auf dem nest, ee das sy auf das erdrich komen vnd prech in dye haupp herab vnd vach das pluett in ein messein pekch vnd nem weiss weyroch vnd stoss das vnd geuss das pluett darauffvnd mach chugel davon vnd gib sy dem menschen in nomine Patris, et Filii et Spirituü Sancti vnd schreyb zu derselbm sucht die vcrs vnd auch die namen der heyligen dreyen künig Caspar ^ Balthasar, Melichior an: hec si quis secum portaverit nomina regnum , solvitur a morbo domini pietate caduca. Die vers sol man schreybni an ein briefel und sol ains an den hals haben, ee das dy Suun auffgee der den siechtumb hat. S. 118.

5. Item ein bebärte erzney für potigra. Lass dir das al- muesen einen bitten durch unsers herren marter vnd seines heyligen plut willen vnd sol nicht nemen noch sagen wem das sey vnd auch nur gelt vnd nichtz anders nemen noch bitten vnzt du hast auf XXXII d. beraitt gelt vnd nicht mer. lass dir aus den XVI d. machen ein ringerl, das trag albeg statt bey dir vnd gib die XVI d. dem goldschmid zu Ion und sprich täglich die weil du lebst : V pater noster vnd V ave Maria unsers herren marter vnd dem heiligen pluet vnd ist bewärt. S. 123 ff.

6. Von der purd. Das sol man schreybm auf pergamen vnd leg es der frauen auf die prust so genist sy schir vnd bekumbt der gepurdt senftiklich: de viro vir virgo de virgine Maria, virgo peperit Kristum; Elizabeth sterilis peperit Johannem Waptistam, vicit Leo de Tribu Juda; adjuro te infans per patrem et filium et spiritum sanctum sive sis masculus, sive femella, ut excns de vuIva ista exmamte (?) exi> nanice fiat^ fiat! S. 129 iF.

BAIRISCHE BESEGNUNGEN. 75

7. Zue dem schlaff von Verbena. Welcher mensch verbenam pey im hat vnd beruert ein andern menschen damit der mus im hold sein der bedorff zaubrey(en) nit fürchten vnd der verr woll reytten oder geen, der pindt verbenam dem ross an den hals, so wirt es nicht müen, wenn auch der alp treugt vaucht man es mit verbenam, im gewirrt nicht man will auch das verbena als vil tugent hab, als vil sambs vnd pleter sy hab. S. 137.

8. Für den herze wurm den ain yeder mensch hat und ma- nigs kachling daran stirbt, so news drey zehen von alnem knob- Icich an dem heiligen Ostertag des morgens nüchter , doch nach dem Gotzdienst ee dw anders ichz ist, so stirbt der wurm zu hantt. S. 140.

9. Wen ain windiger hundt peisst oder ain wolff, der sol an dyselbig stat nydersitzen do er gepissen ist oder wirtt vnd sol peichtig wem vnd sol Gotsleichnam emphachen, so gewirrt im vor dem tod nicht. S. 128.

10. Das erst gesiebt. Ir solt nemen das hiernn von ainem Bwarzen hundt vnd auch seins hars vnd mischt es woll zusamen, damit salbt ain tisch vnd wer dorumb sitzt bey dem liecht, so meint jedes, 80 es den andern ansiecht es hab ain eselhaupt, vnd wellet ir das wenden so chert dem tisch das vnder über sich oder wascht in.

Das ander gesiebt (unwichtig).

Das dritt gesiebt. Kcmbt ains huntz haupt vnd aines hasen haupt (prennen, pulver newes wags, cherzeu anzünden bei der nacht) so maint yederuiann es lauffen hunt und hasen in der stuben u. s. w.

11. Item in allen frischen wunden also: ir solt ncmen die pain von dem osterlamp vnd solt sy zu pulver prennen in einem newen haffen und darnach klein stossen in einem morser vnd seyber- lich durch ein sib gefad vnd also sawber behalten piss man sein be- dnrffe; es ist auch gut das pain von einem jeden lamp doch das ge- segent ist das peste. S. 159.

12. Zu den prüchen: ncmbt gesegents speckch, der zu den Ostern geweicht worden ist vnd altes schmer, das von einem farch sey u. s. w. S. 163.

13. Von der Verbena. Von demselbm kraut schreybt uns Marco der hoch arzt: sie hab grosse krafft an ir; wer sy nymbt mit wurezen mittall vnd behalt sey in der handt vnd gce zu siechen^ das der siech der wurezen nit inne werde vnd sprech zu im: wie verstest du dich zu dem leben oder wie gehabst du dich? Spricht er: ich ge- hab mich wol er genist. Spricht er: ich gehab mich übel, so stirbt er des geligers. Spricht er aber: ich mag m\d[v '?^cJÄ. ^^iiv^^\^

76 W. L008E, SCHWABENSTREICH.

oder paß: ich gehabet mich gern wol mocht ich nuer, so genist er. Er mnes aber vU leyden in demselbigen geliger. D. Mythol. 2, 1011. 3, 355.

14. Wermut Item wer mit dem safft pücher schreibt vnd das sewty die essen dye meiss nicht; man tut sy auch gern in dye laug für die milben. S. 110. A. BmLINGER.

SCHWABENSTREICH.

Zu Oermania 13, 76.

Ein swabe hett ein frosch gefangen, den fraget ein ander swabe : Losa*), wanna**) gastha?***) Ich gang aus dem haga. Was hasch gefangen? Ein fegele. Wie sind im die ougcn als root? Da hatz vil ge- wonet Wie sind \m die fieß als broaytt? Da hatz nye kein schuch angeloaytt Wie ist es am beuch als gell? Do istz ein eytel schmor, Wirffs ouff, laß fliegen! Got noain, ich wils unter eim krut versieda.

Aus dem Hausbuch des Kaufmanns Hans Braun v. J. 1472. Nürn- berger Stadtbibliothek. Schwarz 611 (22). Vgl. Alemannia H, 254 ff. und Birlinger-Crecelius Ausgabe von des Knaben Wunderhom 2, 410 ff.

DÖBELN. W. LOOSE.

ZUM COTTONIANUS DES HELIAND.

Herr E. M. Thompson hat mit bekannter Liebenswürdigkeit die Abweichungen der Lesangen Bartsch's (Germ. XXIII, 403 ff.) von meinem Texte des Cottonianus auf meine Bitte noch einmal nachge- prüft Hiernach bestätigen sich die Angaben von Bartsch zu V. 301. 313. 505. 513. 795. 804. 823. 2240. 2511. 3211. 3830. 4065; die Rich- tigkeit der Angaben zu 72. 603. 679. 2695. 4388 ergibt sich bereits durch meine erste Collation. Zu V. 1396 höh'"* holmclibu bemerkt Thompson ^It looks more like cen (d. h. in der Art wie man heutzutage etwa in Dänemark die cn zu schreiben pflegt, indem man den letzten

*) losä, imperat. v. losen, horchen. *^) woher, ahd. hwanftn, hwanana, mhd. wannen. ***) So bei Hans Sachs: „Der fragt mich, wann ich ^icng. Ich sagt: von Nürn- berg her". Schmeller II ^ 916.

E. SIEVERS, ZUM COTTONIANUS DES HELIAND. 77

absteigenden Zug des a mitten durch a-Schleife zieht), but is yery badlj written. It was first written over the holm, then smudged with the finger and written over the höh, Not the same band as text; so badij written, that I should not like to name a date, but it is a good deal later than text'. Ich glaube mich zu erinnern, daß mir das über- gesetzte Wort den Eindruck eines ganz modernen Zusatzes, etwa aus dem XVIL oder XVIII. Jahrhundert machte und ich habe deshalb wohl keine Bemerkung in meine Collation eingetragen. Die von Thomp- son angegebene Form des ersten Buchstabens bestätigt diese Auffassung. Übersehen kann ich das Wort nicht haben, da in meiner Collation das von Heyne per conjecturam ergänzte [an] ausdrücklich getilgt ist. Zu V. 1808 wo Bartsch /flw^^BTO las, während ich anmerkte, daß fastaro mit Correctur des letzten a aus o stehe, bemerkt Thompson: 'I think he first wrote an o and then altered it to the ugly thing you see below (folgt Abbildung, die ganz zu derjenigen stimmt die in meiner Collation eingetragen ist). I suspect he means it for a/ Zu V. 1566 läßt ß. mit Bl. 45* eine neue Hand beginnen, während Th. sie für dieselbe hält wie die frühere : *A new quire begins and the writing is rather larger, but the same band no doubt*. Übereinstimmend mit mir liest femer Thompson V. 162 ala \ luvgan ('a long i*), und 2534 8ted\ nach seiner Facsimilezeichnung erklärt sich Bartsch's Lesung stced leicht, indem t und e 80 zusammengeschrieben sind daß eine «-ähnliche Form ent- steht. V. 879 hat die Hs. wirklich ginahid, 2242 Sdd mit Accent, 1699 steht gihulicon (gehuHcon Bartsch, gihuilicon Sievers). Endlich sind 5044 die Worte handcrafti thie viann fan is nicht in der Hs. wiederholt; Schmeller selbst hat seine Angabe bereits II, VI col. 3 zu 154, 1 zum Theil widerrufen. Der Fehler erklärt sich, wie mir Thompson bemerkt, aus der Stellung der Wörter in der Hs.

endi fan is handcrafti Thie mann fan is megine That etc.

An einigen Stellen berichtigt Bartsch Versehen meines Textes, die von mir selbst bereits corrigiert waren; so hdbda 1028 S. 541, Z. 5; 36* V. 1236, S. 542 unter 'Druckfehler*, wohin die Berichtigung gehörte; die Blattbezeichnung 76* in V. 2713 steht in der Collation S. 541, Z. 10 V. u., und die Varianten zu 5644 sagen ganz dasselbe aus wie Bartsch*s Anmerkung.

Auch in den kritischen Bemerkungen wendet sich Bartsch einige Male ohne Grund gegen mich, da wir beide übereinstimmen. Bei V.1600 deutet ja das Kreuz in M nach meiner Angabe S. 542 ausdrücklich an, daß ich die Ursprünglichkeit von Pater noster bezweifle. 1750 ist

78 LITTERATUR: H. OSTHOFF, DAS VERBUH ete.

That in C nach Bartsch unzweifelhaft das richtige; ebenso sagt meine Anmerkung zu dem Verse S. 517 'ihat C ist vorzuziehen, s. Behagbel, Germ. XXI, 145 f.'. Ebenso deckt sich die Bemerkung Bartsch's zu V. 2612 inhaltlich mit meiner Anmerkung auf S. 521, wo auch der Punkt in der Hs. erwähnt ist

Zum Schlüsse erwähne ich noch, daß alle Bemerkungen Bartsch'» tlber Zeilenschlüsse und Schreibungen der Hs., die sich nicht auf wirk- liche Differenzen von mindestens einem Buchstaben beziehen, mit meinen eigenen Notaten sich decken, so daß wir also nun hoffen dtLrfen eine ziemlich definitiv gesicherte Lesung der Handschrift zu besitzen.

JENA, 7. December 1878. E. SIEVERS.

LITTERATUR.

Oithoff. Das Verbam in der Nominal-Composition im deatschcD, griechischen, slavischen und romanischen. Jena, 1878. XVI. 372.

Im vorliegenden Werke stellt der Verfasser sich die Aufgabe, die Zusam- mensetzungen der im Titel genannten indogerm. Sprachen, in deren ersten Theilen man bisher meist Verba zu sehen gewohnt war, aufs neue zu untersuchen. £• sind das solche Coropositionen, wie Bethaus, tpsgi-xagnogy vruto-glaTii, porte- feuillc, in deren vorderen Gliedern fiir unser Sprachgefühl etwas Verbales steckt, sei es nun als unbestimmter Begriff des Zeitwortes , sei es als partiei- piales nomen agens, sei es endlich ab Imperativ gedacht, wie verschiedene Forscher annahmen. Durch seine Untersuchung, der ein reichhaltiges Material der einschlagenden Bildungen zu Grunde liegt, und die dieses in historischer und vergleichender Methode durchforscht, kommt der Vf. zu dem Ergebnits, daß in allen genannten Sprachen von ursprünglicher Zusammensetzung mit ver- balen Vordergliedem keine Rede sein kann, und daß, wenn im historischen Verlauf die Sprache wirklich Verbalstämme zur Bildung von Zusammensetzungen verwendet, dies als eine Verirrung vom eigentlichen Wege zu betrachten, zu- gleich aber als ein bequemes Mittel zur Scha£[ung neuer einheitlicher Aus- drucke für zwei Begriffe den Sprachen von großem Gewinn ist

Wie weit es dem Vf. gelungen ist, den Leser von der Wahrscheinlich- keit seiner Ansicht auch in Betreff der anderen Sprachen zu überzeugen, hat infofern fiir die Besprechung seines Werkes in dieser Zeitschrift keine Beden* tung, als mit einer spater zu erwähnenden Ausnahme die behandelten Com- Positionen nicht in proethnische Zeit hinaufragen, der Beweis also für die Rich- tigkeit seiner Ansicht in Hinsicht der Composition einer Sprache durchaus nichts beweisendes für die Annahme einer gleichartigen Entstehung der ent- sprechenden Zusammensetzungen in einer anderen Sprache hat. So können wir hier den ersten Abschnitt des Werkes einer gesonderten Betrachtung unter-

LITTERATÜR: H, 09TH0FP, DAS VERBÜM etc. 79

ziehen, der die deutschen Nominalcomposita mit verbalem ersten Qliede von Seite 10—136 bebandelt.

Nach einigen Vorbemerkungen fii^irt uns der Vf. historisch durch die einzelnen deutschen Dialekte durch und behandelt dann in zwei gesonderten Abschnitten das Vorkommen von Verben in Compositionen mit den ursprüng- lichen Nominibus bar, haft u. s. w. und die sogenannten Imperativnamen. In den ersteren Abschnitten bandelt es sich um Bildungen wie Bet- haus, Schreib- feder, also um mich der Terminologie L. Schröders zu bedienen um Komposita immutata, während, wie wir sehen werden, die zuletzt besprochenen Imperativnamen zu den mutatis zu rechnen sind. In Betreff der ersteren nun hat 0. zur Evidenz nachgewiesen, daß diese Art der Bildung relativ sehr jung ist, gotisch noch gar nicht vorkommt und erst nach und nach den Umfang er- reicht hat; den sie heute einnimmt. Im Gotischen sind es zwei Wörter, die in den Verdacht kommen konnten, ein verbales Element in ihren ersten Glie- dern zu enthalten , nämlich thiuthi-qissa- und vinthi-skaurön-, in denen man die Verba thiuthjan und *vinthjan vermuthen könnte, aber ebensoviel Anspruch darauf, erster Bestandtheil dieser Wörter zu sein, haben vorauszusetzende Sub- stantive *thiuthi- oder *thiuthja- und *vinthi- oder *vinthja- nach der Analo- gie von mati-balgi- und naudi-bandjä-, die wir mit 0. lieber mit mati- und uaudi- uns zusammengesetzt denken, als mit dem Stamme von matjan und nauth- jan. Wären wir aber gezwungen, in vinthi- und thiuthi- die Stämme der Verba vinthjan und thiuthjan anzunehmen, so hätten wir in ihnen schon den jbesten Beweis, der freilich aus dem ahd. Material mit mehr Sicherheit zu führen ist, wie die Sprache dazu kam, verbale Stämme als Vorderglieder von Zusammen- setzungen zu gebrauchen. Die formale Gleichheit solcher Stämme, wie einer- seits der Substantive mats, nautlis, andererseits der Verba matjan, nauthjan, verführte das Sprachgefühl, „Neubildungen zu wagen, bei denen unmittelbar' ein verbaler Stamm als erstes Glied einer Nominalcomposition verwendet ward". Das wird aus den anderen Dialekten klar, die ein größeres Material zur Be- urtheilung bieten. Nach des Vf.s Ausführung verbieten uns die noch voll er- haltenen Ableitungsvocale ö und e der schw. Verba auf ön und Sn, in ahd. Wörtern wie beta-hüs, spila-hüs oder wie fasta-tac, klebe-tuoch die ersten Glie- der von den Verben beton, spildn^ fasten und kleben zu sehen, statt deßen bieten sich ganz ungezwungen Substantive, wie beta, spil, festa, kleb zur Er- klärung, die lautlich und begrifflich nichts zu wünschen übrig läßt. Nur die Frage kann ich hier nicht unterdrücken, warum die Verba auf ön oder en in der Composition durchaus die langen Vocale ö und e hätten zeigen muß en? Die Ableitungen got. vratodu , ahd. dionost, got. libaini- beweisen nichts da- gegen, daß in der Zusammensetzung, die doch ihre eigenen Gesetze hat, jene langen Vocale verkürzt werden konnten ; z. B. got. qinön- wird in der Com- position zu qina-. Trotz der zu schw. Verben auf jan gehörigen altgermani- schen Abstractbildungen auf ini- (Osth. S. 31), die durch die Vergleiche mit lat. und gr. verwandten Ableitungen an Bedeutsamkeit gewinnen, zeigt das Ver- balthema dieser Verba, sobald es im ersten Theile von Zusammensetzungen steht, kurzen Vocal, warum sollte also auch den Verben auf du und §n eine Verkürzung nicht erlaubt gewesen sein? Wir müßen uns begnügen mit dem Eingeständniss, nicht zu wißen, wie etwa von der Sprache die Verbalstämme

80 LITTERATUR: H. OSTHOFF, DAS VERBUM etc.

von Verben auf 6n und Sn behandelt w&ren, wenn sie schon das Bedfirfiu« gefühlt hätte, sie xor Bildung Ton Compositen verwenden.

Der Umstand y daß jene Compositionen sich ohne Zwang als in ihrem ersten Gliede aus Substantiven bestehend auffaßen laßen ; verbanden mit der Thatsache, daß das Gotische, die oben erwähnten xweifelhaften Fälle abge- rechnet, die Zusammensetsug mit verbalen Stämmen nicht kennt, genügt schon, Wörter wie beta-hüs außer allem Zusammenhang mit dem Verbalstamm von beton zu laßen.

O. führt dann die ahd. Zusammensetsungen auf, die wie die got. mati- balgi- , nauthi - bandjft- eine zweifache Möglichkeit der Erklärung gewähren, indem ihr erster Theil der Bedeutung nach entweder das Thema eines Substantives der i-, ja-, ja- (od. i-) decl. oder eines Verbums auf jan seiii kann. Daran schließen sich, im Verhältniss zu dem vorhergehenden in geringerer Zahl vorhanden, die Wörter, die nur die Zusammensetzung mit dem Verb er- lauben, da zugehörige Substantiva fehlen, und im Gegensatz dazu diqfenigen, die nur eine Erklärung durch Annahme eines Substantivs als ersten Gliedes finden. Offenbar sind diese die ursprunglichen Bildungen, jene mit verbalem Vordertheil die nachgebildeten. Von S. 66 an folgt dann die Betrachtung der Wörter, in deren erstem Theile unser Sprachgefühl st. Verbabtämme sehen möchte [wie scelt-wort]; die genauere Prüfung ergibt dann aber, daß in den allermeisten Fällen das erste Glied seine Erklärung auch durch einen Sab- stantivstamm finden kann, und diese Erklärung ist vom historischen Standpunkte aus die einzige richtige. Sind der ahd. Zusammensetzungen nur erst wenige, deren Erklärung mit Nothwendigkeit einen Verbalstamm als ihren ersten Be« standtheil erheischte, so nimmt im mhd. (S. 86) und nhd. (S. 9i) die Zahl solcher Composita überhand, da der Wegfall des zwischen den Vocalen des Stammauslauts der Anfangsglieder früher herrschenden Unterschiedes die Mög- lichkeit gewährte, jetzt lautlich mit Nominalstämmen übereinstimmende Verbal- stämme zur Nachbildung der schon vorliegenden Compositionen heransoziehen. So sehr überhand nehmen die mit verbalem ersten Tb eil zusammengesetzten Wörter im nhd., daß trotz der Möglichkeit, das erste Glied substantivisch anf- zu&ßen , unser Sprachgefühl vorwiegend den Thätigkeitsbegriff in ihnen sa sehen meint; unterstützt wird dies Gefühl durch das Absterben und Veralten mancher Substantive, oder durch ihr Ausweichen in andere Declinationsweisen, wodurch ihre Form von der in der Composition erscheinenden sich entfernte*

In gleicher Weise geht 0. der Reihe nach das as. ags. und an. durch, um zu zeigen, wie auch in diesen Dialekten erst durch das völlige lautliche Zusammenfallen von Nominal- und Verbalstämmen den letzteren der Weg ge- bahnt wurde, zunächst sich als erste Glieder von Compositionen im Sprachge- fühle festzusetzen, dann weiterschreitend selbständig solche Zusammensetzungen zu bilden.

Der sich daran schließende Abschnitt (S- 112) zeigt uns, wie in ähn- licher Weise an die Stelle von Substantiven Verbalstämme treten konnten, nachdem die ursprünglich selbständig als zweite Glieder in Nominalzusammen- setzungen auftretenden Nomina -bar, -haft, -lieh, -los, -sam zu suffixartigen Silben sich abgeschwächt hatten. Der lautliche Zusanmienfall vom Nomen dank mit dem Verbalstamm dank ermöglichte neben und nach der Analogie einer Bildung wie dank-baere eine Composition hel-baere, in der nun wegen des

UTTERATÜR: H. OSTHOFF, DAS VEBBUH etc. 81

rerbalen ersten Theils das urspr. nominale baere zn der Bolle eines primären Wortbildongselementes herabsank. Gleicher Weise verläuft die Entwickelung der anderen genannten, für unser Sprachgefühl nar noch als primäre Bildungs- silben existierenden, ursprünglich als zweite Compositionsglieder verwendeten No- mina. An dem lat. Suffix do- wie in lücido-, das aus der Wurzel dd seinen Ursprung haben soll, versucht 0. im Anschluß an das Vorhergehende eine ähnliche Entwickelung au zeigen; da sei erst an Nominalstämme, wie in morbi- do- an morbo-, in frigi-do- an frigor-, in candi-do- an candör- getreten^ und da neben diesen meistentheils Yerba auf dre lagen, aus denen das Sprachgefühl, für welches die Herkunft des da schon dunkel geworden wäre^ jene Bildungen auf do- auch vermittels eines primären Suffixes hätte herleiten können, so sei endlich wirklich das vollwichtige da zur einfachen Bedeutung eines primären Bildungsmittels herabgesunken^ mit dem z. B. vali-do- aus dem Verbum valdre direct abgeleitet sei.

Der letzte den deutschen Zusammensetzungen gewidmete Abschnitt be- schäftigt sich mit den sog. Imperativnamen, beßer Satznamen genannt, da diese Namen mit dem Imperativ ursprünglich gar nichts zu thun haben. Es sind zum Theil Appellativa wie Wendehals, Wagehals, theils Eigennamen wie Schlichte- groU, Suchenwirt. Osthoff bringt diese Kategorie von Zusammensetzungen in engste Verbindung mit den zuvor behandelten wie Bethaus. Er sieht in Bil- dungen wie Wendehals nicht ursprüngliche Bahu-vrihis^ sondern Karmadhärayas, aus denen erst durch metaphorische Anwendung possessive Compositionen ent- standen. Wendehals ist ihm ursprünglich ein 'Hals zum Wenden' wie an. hengi- kjöptr ein Hängekiefer. Aus ihnen entstanden dann die Bezeichnungen für Personen: Wendehals = jemand, der einen Hals zum Wenden hat, also Bahu- vrlhizusammensetzung. Die Sprache ging dann noch weiter, indem sie den ersten Theil solcher Zusammensetzungen Imperativisch auffaßte und nun ganz den griechischen Bildungen wie ^BQixuQjcog ; 'OQ6tko%oq entsprechende Namen schuf: Suchenwirt, Fürchtegott , die sich als umgekehrte Tatpurushas zeigen, indem das zweite Glied sich immer als Object zum ersten verhält. Zuletzt traten an die Stelle dieser Objecto auch adverbiale Bestimmungen wie in Kehr- wieder, Springinsfeld, und Zusammensetzungen ganz jungen Ursprungs wie Ver- gißmeinnicht haben dann dieser ganzen Klaße den Namen Imperativnamen zu- gezogen.

Hierbei mochte ich aber doch verschiedenes bemerken, das Osthoffs Er- klärung als weniger gesichert erscheinen laßen dürfte. Entschieden geht 0. zu wdt^ wenn er alle Bahuvrihis (auch die anderer Sprachen) auf Metaphern be- ruhen läßt. Er entkleidet sie dadurch ganz und gar ihres adjectivischen Charak- ters, den sie doch im altiodischen, griech. u. s. w. überall aufs deutlichste zur Schau tragen. Während man sonst die Bahuvrihis als die ältesten und eigen- thümlichsten indogerm. Compositionen betrachtet, läßt 0. sie aus substantivi- schen Karmadhärayas entstehen, indem sie nach seiner Meinung appositiooell, nicht attributiv, zu anderen Substantiven traten. Er übersetzt demnach das gr. %QV66^QOVog"HQfi mit: der Goldthron, Hera; TgandÖBg ßadiixoknoi die tiefen Busen, die Troerinnen. Dann müßte auch ^Ad^vr^ TtoXvßovkog heißen: Athene, die vielen Räthe; während hier doch gar nicht zu verkennen ist, daß aus ßovJii^ in Verbindung mit noXv-, trotz des daucbenstehenden AdTiVri und troti des weiblichen Geschlechtes von /SovAi], die Fcmmvu^xidaii^^ N^\«OKai^^\A-k

emCANU. Nm# Ssihe. IIJ. (JJIV. J^hrg.) ^

82 LTTTERATÜB: H. OSTHOFF, DAS VERBUH ete.

ein Adjectiv auf og geworden ist. Für die Formen nokvßovXoSf JiBVXcilBVOg mit männlichen Endungen reicht znr Erklärung die Berufung auf die Analogie Ton ßa^xoXxog schwerlich aus. Auch die ältesten deutschen Bahurrihis sind deutliche Adjectiye: hauh-hairts, arma-hairts, denen man sonst ja lieber die schwache Grundform des Substantivs hätte laßen können: hauh-hairto; und wie will 0. das Adjectiv tvalib-vintrus, zwölQährig, übersetzen? Tarth tra- libylntrus (Luc. 2, 42)^ er wurde ein Zwölfwinter? Nein, die Bahuyrfhis bleiben adjectivische Zusammensetzungen, wie sie es von Anfang an waren ; und laßen einige wie hengi-kjöptr oder Wendehals eine Umdeutung aus einer Kanna- dh&raya- in eine Bahuvrihizusammensetzung durch Metapher möglich erscheinen , so doch nicht die von 0. selbst erwähnten Fürchtegott u. s. w. (S. 134 oben), ^auf welche die bahuvrihische Auffaßung nun nicht mehr verwendbar ist^. Da- mit erklärt sie 0. durchweg für Nachbildungen. Wenn auch diese Art der Zusam- mensetzung, in der das erste Glied als nomen agens, das zweite als daTon ab- hängiges Object erscheint , in der Literatur nicht sehr früh anzatreffeo ist diese Namen gehörten wohl immer dem niederen Volksleben an so scheinen sie doch altgermanisches Sprachgut zu sein ; oder sollte Shakespeare und andere englische Namen der Art auf französische wie Taillefer zuruekza- fuhren sein? An Bedeutung gewinnen sie noch durch die griechischen paral- lelen Bildungen wie tpsgi-xagnog oder OQ6i'ko%og. Spuren dieser „umge- kehrten Tatpurushas** finden sich ja auch im altindischen; es scheint mir dar- um räthlicher, sie von den übrigen von 0. behandelten „immutatis^ (nach Schroeders Terminologie) zu trennen und in ihrem ersten Theile nomina agen- tis zu suchen. Wie lange die Sprache sich, trotz solcher abgeirrter Bildungen wie Vergissmeinnicht, noch sträubte, im ersten Theile Imperative zu sehen, zeigt das von 0. (S. 136) erwähnte friätte-g6m.

Über einzelne Punkte ließe sich noch streiten, so z. B. über die Her- leitung von liche-steini Polierstein, und lichdn aus *lichi = an. l^ki, species, forma, figura (S. 21); vielleicht gehört dies Yerbum zu lat. Idvi-, vgL ahd. zeihhur, ags. täcor zu lat. Idviro* ; bei got. hulistra- (S. 30) ist doch das ohne Umlaut gebildete ags. heolstor, nhd. holster, zu berücksichtigen, wodurch das got. i an Bedeutung verliert. Das S. 35 erwähnte adj. spuri-halz kann, da es von Pferden gebraucht wird, nicht gut |,zum spüren lahm'' heißen; spur muß etwa Tritt bedeutet haben, vgl. got. spaurdi-, von einer deutschen Wurzel *spar, treten. Auf S. 54 ff. wird in einer Anmerkung das lateinische pecu mit seinen Nebenstämmen besprochen. Aus einem masc. *pecus hat sich nach O.'s Mei- nung mit Rücksicht auf das Geschlecht von ovis ein fem. pecüs entwickelt, und um sich einer femininen Declination auf -us anzuschließen, entschied es sich für die Analogie von laus, frans mit dem genitiven laudis, frandis, statt wie man erwarten könnte für die von palus oder virtus, wegen der Quan- titätsverschiedenheit. Ist denn die Verschiedenheit der Quantität zwischen pecua und fraus geringer, als zwischen pecus und palus? oder erkannte das schlaue pecus in dem Diphthong au ab zweiten Theii ein li ? Aber warum blieb pecus nicht in der u- Declination, wo es doch auch Feminina wie manus gab? Hier scheint mir denn doch das Streben, vorderhand unerklärbare Formen durch Anlehnung oder Association zu erklären, zu weit getrieben. Begnügen wir uns doch mit dem Nebeneiuanderliegen zweier Stämme pecu- und pecud-, von denen

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letiterer eine größere Beachtung verdient; als ihn so ohne Zwang als Nenbil- dnng aafznfaßen.

Zn S. 65. Ein altgermanisches salja- anzusetsen, erlauben trotz des lat. solio- und des von Fick III^ 320 angef&hrten an. gpl. selja die as. an. u. ahd. Formen, die auf ein sali- hinweisen, nicht. Die schon vorhin erwähnte Ansicht über das Su£Pix do- in lücido- u. s. w. halte ich für nicht sehr ein- leuchtend; die angeführten Sanskritcomposita wie artha-da-, jala-da- u. s. w. enthalten in ihrer Bedeutung freigebig , wassergebend u. s. w. wirklieh einen Reflex des zweiten Gliedes; außerdem liebt das Sanskrit solche Zusammen- setzungen mit der reinen Wurzel wie jala-p! u. s. w., die das Latein gar nicht kennt Wo ist aber in lucidus, morbidus, solidns, eine Spur, daß in dem do- einst eine lebendige Wurzel gesteckt haben könnte? Da scheint mir die Be- rufung auf die durch häufigen Gebrauch abgegriffene Münze und auf das aus biri entstandene deutsche bar nicht auszureichen, um die lateinischen Wörter von ihren Verben loszureißen^ so ansprechend sonst die Parallele zwischen jenen deutschen zu Suffixen verblaßten bar, haß u. s. w. und einem lat. aus Wurzel da entstandenem Suffix do- wäre.

Doch genug! Wie das eben gesagte zeigt, enthält die Arbeit Osthofis mancherlei neue und interessante^ aber nicht unmittelbar zu dem Gegenstande in Beziehung stehende Gedanken ; es wird dadurch die Ausführung des eigeni- liehen Themas noch mehr, als es schon durch die allzu behagliche Breite des Stils geschieht, zu ermüdender Länge ausgedehnt; gewiß nicht zum Vortheil des sonst sehr klar geschriebenen Werkes, das sich durch Correctheit des Druckes, sowie genaue Indices zu allen Theilen in angenehmer Weise aus- zeichnet

DORPAT, 9. Min 1878. W. SCHLÜTER.

Die Zeitfolge der abhängigen Rede im Deutschen von Dr. 0. Behaghel. Paderborn^ Druck und Verlag von F. Schöningh 1878.

Der VerfEtfser spricht im Eingang von dem Erwachen der syntaktischen Studien, zu welchen er schon in seiner Schrift „Die Modi im Heiland* Pader- born 1876, einen tüchtigen Beitrag geliefert hat, und zeichnet in kurzen Zügen richtig die Methode, nach welcher die Vorarbeiten zu einer historischen deut- sehen Syntax anzulegen sind. Er selbst will in der vorliegenden Schrift ge- schichtlich die Art und Weise darstellen, wie der Conjunctiv des Präsens und Präteritum in der abhängigen Rede verwendet werden, wobei er den letzteren Begriff etwas weiter als im gewöhnlichen Sinne nimmt, so daß auch Object- sätscy die von Verba sentiendi abhangen, und Adverbialsätze in den Bereich der Darstellung hineingezogen werden. Diese Erweiterung des Begriffes ab- hängiger Rede ist vielleicht formell nicht ganz zu rechtfertigen, wohl aber materiell, da ein Gesetz der Zeitfolge, wenn es überhaupt existiert, an Unter- schieden von jener Art keine Gränze finden kann. Zunächst hält sich aber der Verf. an den gewöhnlichen engem Begriff, wenn er (p. 6 18) sprach- vergleichend die allmähliche Entstehung der oratio obliqua aus der directa durch das Mittelglied einer Redeweise zu erklären sucht, in welcher nur Vec- der Person, noch nicht des Modus stattfand, mdeni d«t ^^t^^vs^^^

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die Aussage eines Andern nicht als solche, sondern nach seiner eigenen Auf- fassung berichtete. Diese ganze Untersnchong war far die Hauptfrage nicht gerade nothwendig, aber sie hat ihr eigenes Interesse and ist jedeofalb ge- eignet, in das Gebiet der indirecten Hede einzuführen. Daß die dgentliche oratio obliqua nicht in die Periode der europäischen Sprachgemeinschaft (wenn eine solche überhaupt anzunehmen wäre) und daß auch die Übergangsform nicht in die indogermanische Periode hinauf reiche, läßt sich naturlich nicht nachweisen, aber es ist auf Grundlage anderer Betrachtungen mit ziemlicher Sicherheit zu Termuthen. Übrigens bemerkt der Verf. (p. 18 unten) sehr rich- tig, daß sich nicht jede Gattung indirecter Rede unmittelbar auf die snbjcctiT berichtende Mittelform zurückfuhren lasse; das ist ebenso unmöglich als die Zuruckfuhrung aller Modusfunctionen in Nebensätzen auf die in Hauptsätzen noch vorkommenden: es muß hier dem fruchtbaren Princip erweiternder Analogie offener Spielraum gelassen werden (vgl. p. 21).

Näher rücken wir der Hauptsache mit der Frage nach der Entstehung der Modusverschiebung, welche ja von der Tempusverschiebung nicht nur be- grifflich getrennt werden kann, sondern ihr auch geschichtlich vorausgegangen sein wird und vielleicht mit modaler Verwendung des Präteritum, auch im In- dicativ, wie sie im Griechischen und Franzosischen vorkommt, angefangen hat. Von dem Unterschied zwischen Conjunctiv und Optativ kann für die germa- nischen Sprachen aus bekannten Gründen abgesehen und es kann daher unbe- denklich für die ursprünglich Optativen Formen der Name Conjunctiv gebrancht werden, der ja eigentlich für Nebensätze berechnet ist, während eher beim eigentlichen Optativ die Frage erhoben werden kann, wie er in den Nebensatz, also auch in die orat. obl. gekommen sei. Er konnte dies offenbar nur ver- möge seiner ursprünglich allgemein potentialen Bedeutung, von wdcher auch die Optative nur eine Function ist, und der Unterschied von Frage und zweifel- hafter Behauptung kommt dabei allerdings nicht In Betracht. Wenn aber der Verf. (p. 21 oben) mit Erdmann (Sjnt. Otfrids I, 74) annimmt, frageiy hwal n heisse ursprünglich: er fragt; etwas ist doch wohl! so muß ich dies be- zweifeln, da die indefinite Bedeutung des Pronomens doch erst aus der wirklich fragenden geflossen sein wird: er fragt: was mag wohl sein? Hin wider muß ich Erdmann gegenüber dem Verf. Recht geben, wenn dieser (p. 21 Mitte) meint, beim Wahrnehmen und Erkennen verhalte sich das Subject nicht aetiv, sondern passiv; die neuere Psychologie lehrt wirklich eher das Gkgentheil; doch ist diese allgemein philosophische Frage hier ohne Belang. Auch der p. 81 unten ausgesprochene Satz: , heutzutage gibt es in unserer Sprache kanm ein Verbum, nach dem wir nicht den Conjunctiv setzen könnten", wäre eher in das Gegentheil zu verwandeln, da der Conjunctiv in der neuem Sprache zu- sehends abnimmt und zwar nicht bloß im Nordischen und Niederländischen, wie der Verf. p. 53 bemerkt (vgl. Bock, über einige Fälle des Conjunctiviis im Mittelhochdeutschen, Straßburg 1878) und es in der That nur auf die jeweilige Auffassung ankommt; aber auch diese Frage schlägt hier nicht unmit- telbar ein, sondern die eigentliche Arbeit des Verf. beginnt erst p. 22 mit der Verschiebung der Zeiten.

Hier stößt der Verf. auf die nicht zu umgehende Frage, ob es im Deut- schen jemals einen wirklichen Potcntialis des Präteritum gegeben habe. Dabei hätte er aber von der Vergleich ung mit dem griechischen Aorist ganz absehen

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oder jedenfalls von dort aus nicht „a priori*' auf das Deutsche schliessen sollen; denn das germanische Präteritum ist seiner Bildung nach bekanntlich nieht ein Aorist^ sondern ein Perfectom (was der Verf. spätet p. 37 £P. für eine andere Frage ganz richtig in Anschlag bringt), so daß nach Analogie des Griechischen, wo ein Optativ des Perfectum wirklich vorkommt, derselbe auch for das Deutsche wenigstens als möglich einzuräumen wäre; aber entscheiden kann ja freilich nur der Befund von Thatsachen« Hier nun muß dem Verf., gegenüber Erdmann, zugegeben werden, daß sichere Beispiele eines potentialen Optativ des Präteritum in Hauptsätzen bei Otfrid nicht nachzuweisen sind, be- sonders weil die Reimnoth diesen Dichter allzu oft beherrscht und darum über- haupt unfähig macht, in zweifelhaften Fällen als echte Quelle und Autorität altdeutschen Sprachgebrauches zu gelten. Was der Verf. hierüber schon in seiner früheren Schrift (Die Modi im Heiland p. 7) gesagt hat und in der vorliegenden p. 26 noch begründet, habe ich ebenfalls schön früher ab meine Ansicht ausgesprochen. Zum Beweis aber, daß ich dieses kritische Princip nicht übertreiben und gegen Otfrid möglichst gerecht sein möchte, will ich hier beifügen, daß von den p. 25 (unten) angeführten Stellen wenigstens zwei von der Art sind, daß der Conjunctiv des Präteritum nicht aus Reimnotii erklärt SU werden braucht. Otfr. 1, 11, 39 steht jene Form in einem Relativsatz von allgemeiner Bedeutung, wie das beigefügte (freilich oft bedeutungslose, und nur zu Füllung des Metrums dienende) io andeuten hilft, und von der Stelle 1, 6, 13 gibt der Verf. selbst eine nothdürftige Erklärung. In der That findet sich der Conjunctiv in Relativsätzen, welche eine ganz aUgemeine oder eine ganz bestimmte Beschaffenheit als eine Art von Postulat aussprechen, auch im Mittel- hochdeutschen nicht selten (ähnlich im Neufranzösischen nach Superlativ, Ne* gation und seul). Vielleicht kann auch Otfr. 2, 6, 39 durch Vergleichung der vom Verf. p. 30 angeführten Stelle aus Isidor (47, 8) gestützt werden, wenn man erklären darf: was konnte er damit gewinnen?

p. 27—28 werden die merkwürdigen Stellen aus dem Parzival angeführt, welche der Form nach Conjunctive des Prät. zu sein scheinen, während sie doch dem Sinne nach nur Indicative sein können (ausgenommen 166, 7, wenn man neuhochdeutschen Gebrauch annehmen dürfte: Solltet ihr etwa früh gewesen sein?). Der Verf. erklärt die fraglichen Formen aus Einfluß des Niederdeut- schen, wo Indicativ und Conjunctiv des Plural Prät. starker Verba fast durch« weg zusammenfielen. Aber da gerade die Conjugation, der die betreffenden Verba angehören, davon ausgenommen ist, so wird die Wahrscheinlichkeit jenes Hergangs verringert; und wie soll der niederdeutsche Einfluß auf Wolfram vermittelt werden? etwa durch dessen Aufenthalt in Thüringen? Vermischung zwischen Indicativ und Conjunctiv des Prät. war durch die Gestalt der zweiten Penon Sing, des Indicativ immer nahe gelegt ; daß sie aber bei den fraglichen Verben wirklich Platz grifft welche besonders häufig gebraucht wer- den, möchte ich daraus erklären, daß unter denselben tcete sich befindet, bei dem auch der Singular {iSte) sich nahe mit der des Conjunctiv berührte und zum Theil wirklich vermischte, sodann daraus, daß bei haben^ ebenfalls einem Verbum häufigsten Gebrauches, die beiden Modusforroen des Prät ebenfalls, und zwar hier mit Becht, zusammenfielen. Das ce von taste und hate konnte sich dann den übrigen Verben mittheilen; daß es bei jenen beiden sehr fest BAß), zogen die in der volksmässigen Poesie bis auf n^u^c« *L«v\. V^^v^^

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fortdauernden Formen tkät and käU als indicative Prat. Wenn der Verf. tchließ- lieh (p. 30) erwähnt, daß hentzotage anch in andern Gegenden als Nieder* dentschland der Conjunctiv des PriLt Flur. fSr den IndieatiT gebraucht werde, 80 mag hier beigefügt werden, daß nach Kehrein (Gramm, der nhd. Sprache n, 2y §. 108) umgekehrt einige süddeatsche Mundarten das Imperfectum des Indicativ nur als Conditionalis brauchen; indessen lassen die dortigen Citate aus Schmeller (Die Mundarten Baiems) Termuthen, daß es sich dabei nur um ▼erkürxte Imperfecta des Conjunctiv handle, welche den Umlaut nicht angenommen hatten. Schließlich findet der Verf. allerdings im Gh>tischen und Althochdeut- schen einige Beispiele eines unzweifelhaften Potentialis des Präteritam und swar in Fragesätzen, wo er ihn auch am ehesten erwartete; aber er versagt sich diesen Gkwinn, weil solche Fragesätze nicht eigentliche, sondern nur rhetorische seien, weil in denselben nicht eine reale Möglichkeit, sondern vielmehr Irre- alis ausgesprochen werde. Aber hören sie darum auf, Fragesätze zu sein? Und was geht jener logische oder praktische Werthunterschied die innere Sprach- form an? Auch dss Prät Conj. in conditionalen Haupt- und Nebensätzen von vergangenen Fällen bleibt ein unbestreitbarer Potentialis des Präteritum. Davon muß freilich dieselbe Form als Aasdiuck der Irrealität für Gegenwart und Zukunft unterschieden werden. Diesen Gebrauch zu erklären lag nicht in der Aufgabe des Verf.; die Erklärung liegt aber in der von ihm ausgesprochenen Ansicht, daß der Conj. Prät überhaupt Irrealität, für alle drei Zeitsphären, aus- drücken konnte. Den Gebrauch desselben in abhängigen Sätzen nach einem Prät. Indic. im Hauptsatze erklärt der Verf. ans einer Zusammenwirkung und Ausgleichung zwischen dem Conj. Präs. und dem Indic. Prät., indem der erstere den Modus, der letztere das Tempus für die neue Construction ergab; dabei muß aber festgehalten werden, daß trotz jener temporalen Indifferenz, welche das Prät. Conj. ausdrücken konnte, das temporale Element in demselben nie ganz erloschen war; denn wie wäre sonst: tageta^ thai ufori müglich gewesen für den Fall, daß die Aussage nnbezweifelt und richtig war?

Was nun den factischen Gebrauch betrifft, so ist die p. 37 aufgestellte Begel, daß auf ein Präteritum des Hauptsatzes dasselbe Tempus im Nebensatz folgte, für die alt- und mittelhochdeutsche Zeit nicht leicht zu bestreiten, ab- gesehen von den Ausnahmen, die der Verf. besonders für das Althoehdeatsehe beibringt; daß im Mittelhochdeutschen die frühere Freiheit gänzlich eiiosehen sei, wie p. 41 und 50 unten behauptet wird, möchte ich doch nicht so ganz bestimmt versichern, obwohl mir kein Beispiel von Präsens naeh Präteritum lu Gebote steht, wogegen Prät. nach Präs. Ruther 1673 und wohl noch öfter vorkonmit. Ich halte überhaupt dafür, daß eine Regel der conseeutio tem- porum, wie sie in der lateinischen Grammatik (freilich auch nicht ohne Aus- nahmen) gelehrt wird, für die deutsche Sprache nie bestanden, sondern daß diese von je her einer ähnlichen Freiheit der jedesmaligen Auffusnng und Dar- stellung sich erfreut habe wie die griechische, und zwar nicht bloß für den Hauptsatz, dessen Präteritum ab Perf. Präs. oder als Aorist aufgefaßt werden konnte (p. 41 unten), sondern anch für den abhängigen Satz, z. B. in HUlen wie Otfr. 5, 20, 23 (p. 38) und der p. 44 unten angefahrte (p. 43 sind die Zahlen 4 und 9 für das Verhältniss der Präsentia und Präterita verweehselt). In der Stelle Otfr. 1, 1, 115 läßt sich vielleicht Otfrid wieder gegen die An- nahme blossen Reimzwanges (p. 48) in Schutz nehmen, da tungi als Perf. Prie.

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anige&Ot werden kann: daß Niemand in ihrer Sprache Gottea Lob gesangen habe. Anch 3, 6, 18 kann von Zwang nicht die Rede sein, da der Reim ja einsilbig sein durfte wie ▼• 22^ wo umgekehrt nach Prät das Präsens steht. In der SteHe Parz. 180, 9 kann das Präteritum damit gerechtfertigt werden, daß Sprichwörter eigentlich nicht erst nachträglich durch Thatsachen sich be- währen, sondern auf wirklich vorgekommenen Fällen beruhen, daher auch das Griechische dergleichen allgemeine Sätze im Aorist anführt. Otfr. 4, 20, 17 ist wohl die Meinung, Jesus habe sich (tchon früher) Konig genannt und gebe sich nun (neuesteni) auch als Christ (Messias) aus. 2, 19, 2 ist das Präsens nicht aus Übergang in die directe Rede zu erklären (p. 51), sondern einfach daraus, daß einem solchen Gebote oder Verbote nach der Natur der Sache Gültigkeit für alle Zeit, resp. beständige Gegenwart zukommt. Wenn der Verf. schließlich Bedenken trägt, zwei Stellen aus Predigten des 13. Jahrhunderts, welche Präsens nach Präteritum zeigen, als Vorläufer des neueren Gebrauches za betrachten und lieber Verderbniss des Textes annehmen will, so muß ich mich zu der entgegengesetzten Ansicht bekennen und ich zweifle nicht, daß gerade die genauere Erforschung mittelhochdeutscher Prosa, wo die Sprache weniger stereotyp war als in der Poesie, noch mehr Beispiele liefern würde, welche die Contfnnität des SpTachgebrauches auch in diesem Punkte einigermassen her- zustellen TermSchten. Das HauptFerdienst der vorliegenden Arbeit, einen Wendepunkt nachgewiesen zu haben, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts eintrat (p. 52 ß,), würde dadurch nicht wesentlich verkümmert werden. Der Nachweis jenes allmählichen Umschwunges ist mit aller Sorgfolt und Gewissen- haftigkeit geführt, obschon man sich ja immer gestehen muß, daß bei statisti- schen Beobachtungen dieser Art, wenn sie nicht auf noch breiterer Lectnre beruhen, dem Zufall noch ein weites Feld offen bleibt. Man muß dem Verf. für seine fleissige Sammlung von Stellen jedenfalls dankbar sein , wenn anch einzelne nicht ganz das beweisen, wofür er sie zunächst beigebracht hat. So ist zum Beispiel das Piäsens in der p. 55 angeführten Stelle aus S. Franks Chronika 220** neben dem Präteritum nicht gleichgültige Abwechslung, sondern begründet in der zeitlosen Allgemeinheit des betreffenden Satzes. Eben das- selbe gilt von der Stelle p. 60 oben, wegen pflegen.

Der Verf. schließt seine genaueren Angaben mit Wieland (Don Sylvio) und sagt über die neuere Zeit p. 67, daß die Entwicklung noch nicht zu einem festen Abschluß gediehen sei. Wie wahr dies ist, würden Sammlungen aus Lessing, Lichtenberg, Gröthe und Schiller beweisen, der Epigonen zu gescbweigen. Solehe Sammlungen stehen mir nun wieder nicht zu Gebot und sind nicht in der Eile herzustellen; ich habe aber schon bei einer nur flüchtigen Umschau die Bemeiirang gemacht, daß das Präteritum weniger selten ist als der Verf. anzunehmen scheint, und jedenfalls ebenso „correct und der gebildeten Sprache angemessen^ wie das Präsens. Nach Kehrein a. a. 0. p. 60 ist in Süddeutsch- land das Präsens häufiger, im Norden das Präteritum, und diese Angabe stimmt sowohl mit meinen eigenen Beobachtungen als mit dem was der Verf. p. 70 über den Unterschied der nord- und mitteldeutschen Mundarten von den süd- deutschen (mit Ausnahme der österreichischen) mittheilt. Daß er überhaupt die Dialekte beigezogen hat, verdient Anerkennung, nur hätte er, statt ans i^ meniehs Völkerstimmen, eher aus Frommanns Deutschen Mundarten schöpfen sollen. Als Ursachen des seit dem 15. Jahrhundert aacViw^\%\i%x«ci Qcf^^tvo^^«»

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des Präsens nach Prateritom betrachtet der Verf. (p. 75 £P.) zunächst das in dieselbe Zeit fallende Aufkommen des historischen Präsens ^ und der ge- nauere Nachweis darüber (p. 79 ff.) gehört ohne Zweifel zu den interessantesten Partien der yorliegenden Schrift Ein zweiter Anstoß war der wiederum im 15. Jahrhundert begonnene (in den süddeutschen Mundarten herrschend ge- wordene) Gebrauch des umschriebenen Perfectum statt des einfachen Präteritum in der Erzählung (p. 76, 83 84). Ich glaube aber noch einen dritten Factor annehmen zu müssen, nämlich die Zweideutigkeit, welche dem Prät. Conj. wegen seiner conditionalen Bedeutung anhängt; diese Zweideutigkeit zu Termeiden griff man in manchen Fällen lieber zum Präsens, während freilich umgekehrt die Pluralformen desselben wegen ihres Gleichlautes mit dem Indicatiy durch das Präteritum ersetzt werden mußten. Beides ist ein Beweis, daß die Syntax gelegentlich durch Motive der Formbildang bestimmt wird, aber auch daß über- haupt consequente Durchführung eines Princips auf diesem Gebiete nicht zu finden ist, da Rücksichten auf äussere Zweckmässigkeit mitspielen. Endlich muß ich bemerken, daß die Frage nach einer Regel der Zeitfolge, resp« nach dem Gebrauche des Prät. Conj., nicht erschöpfend beantwortet werden kann, wenn man nicht die modalen Functionen jener Form, also besonders die con- ditionale und die finale, vorher untersucht hat oder gleichzeitig in die Unter- suchung hineinzieht. Der Verf. scheint dies an mehreren Orten gefühlt zu haben, aber diese Seite der Frage lag nun einmal ausserhalb seines Vorhabens und es wäre ungerecht, ihm daraus einen Vorwurf zu machen, da wir ihm für das wirklich geleistete zu lebhaftem Danke verpflichtet sind; vielleicht wird er die Arbeit an jenem Punkte wieder aufnehmen.

Ich habe in dem bisher Gesagten fast nur Punkte berührt, an welchen ich etwas berichtigen oder ergänzen zu müssen glaubte, und es bleibt mir weder Baum noch Zeit, eine Reihe anderer anzuführen, besonders auch Auslassungen über allgemein sprachwissenschaftliche Fragen, in welchen ich dem Verf. mei- stens beistimme. Ich scheide daher dies Mal von ihm mit der Erwartung, daß er uns bald weitere Früchte seiner Studien darbieten werde.

ZOBICH, Mai 1878. LUDWIG TOBLER

Zur Topographie Islands.

Einen nicht unbedeutenden Theil der altnordischen Literatur bilden be- kanntlich schon ihrem Umfange nach die Islendinga sögur und ihrem in- neren Gehalte nach sicherlich nicht den mindest lehrreichen. Sie gestatten uns, zumal im Zusammenhalte mit den Rechtsdenkmälem , welche uns aus der Zeit des isländischen Freistaates erhalten sind, einen so genauen und so sehr ins Einzelne gehenden Einblick in die Zustände einer weit zurückliegenden Vergangenheit, wie uns ein solcher für gleich alterthümliche Zeiten anderwärts nur selten, und auf nordgermanischem Gebiete schlechthin nirgends geboten wird. Aber gerade darum, weil sie so sehr in das Einzelne des ortiichen und des Familienlebens eingehen, verlangen diese Quellen, um gehörig ausgenützt werden zu können, ein Maß von Local- und Personalkenntniss , welches für den Nichteingeborenen nur schwer zu erreichen ist. Wer jemab in der Lage

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war zn bestimmten wisseDSchaftlichen Zwecken seine Notizen über isländiscbe Crenealogie aus den Registern und Stammbäumen in hundert Terscbiedenen Werken, und seine Notizen über isländische Topographie aus Björn 6unn- laugsson's Karte, den verschiedenen Werken über Grandkataster (Jardamat) und Pfarrkataster (Braudaroat), endlich Dutzenden von älteren und neueren Reisebeschreibungen sich zusammensuchen zu müssen, der wird darüber nicht in Zweifel sein können, daß jetzt, nachdem durch Sveinbjörn Egilsson, Job. Fritzner und Gudbrandr Vigfiisson in lexicographischer Beziehung gesorgt ist, kein erwünschteres Hülfsmittel für das Studium des genannten Quellenkreises geboten werden könnte, als einerseits ein möglichst erschöpfendes und zugleich möglichst kritisch bearbeitetes Handbuch der isländischen Topographie, und andererseits eine mit den gleichen Eigenschaften ausgestattete Sammlung is- ländischer Stammtafeln.

Nicht zwar dem letzteren, aber doch dem ersteren Bedürfnisse hat nun die Commission für das arnamagnaeanische Legat abzuhelfen gesucht. Vor mir liegt ein stattlicher Band mit dem Titel „Bidrag til en historisk- topografisk Beskrivelse af Island ved P. E. Kristian Kälund« L Syd- og Vest-Fjflerdingeme. Med 9 litograferede Kort Udgivet af Korn- misnonen for det Amamagnseanske Legat. Kjöbenhavn, Gyldendabke Bog- handel 1877^, XU und 638 SS. in 8^ welcher die Topographie der einen, und wie man unbedenklich beifügen darf^ der wichtigeren Hälfte der Insel in eingehender Darstellung behandelt; ein zweiter Band soll sodann die andere Hälfte des Landes besprechen und zugleich die einleitenden Erörterungen , sowie das Register über das ganze Werk bringen. Die hervorragende Bedeu- tung dieser Arbeit für ein gedeihliches Studium der älteren isländischen Ge- schichtsqnellen scheint deren eingehendere Besprechung an dieser Stelle zu rechtfertigen und ich halte meinen persönlichen Beruf zu solcher Besprechung in der doppelten Thatsache begründet, daß ich nicht nur seit reichlich drei Jahrzehnten mit dem Studium des Rechts und der Geschichte Islands mich befaßt habe, sondern auch Land und Leute der Insel aus eigener Anschauung kenne, also gerade in topographischer Hinsicht mehr als Andere zu einem Ur- theile mich befähigt halten mag.

Die Aufgabe, welche der Verfasser sich gesetzt hat, bestimmt er im Allgemeinen dahin, daß er theils eine anschauliche topographische Schilderung der einzelnen Gegenden Islands geben, theils aber insbesondere durch die Er- klärung der in den Sagen erwähnten Ortsnamen und topographischen Verhält- nisse das Verständniss der Sagenliteratnr fördern will; Erläuterungen über die historischen und antiquarischen Verhältnisse der Insel und th eil weise auch über deren gegenwärtige Zustände sollen gelegentlich in die topographische Be- schreibung eingeflochten werden. Ist hiemach die zu erfüllende Aufgabe zweifellos richtig gestellt, so war auch Kllund sicherlich der richtige Mann za deren Losung. Schon eine Abhandlung desselben, welche die Aarböger for nordisk Oldkjmdighed og Histotie 1870, S. 269—381, unter dem Titel: „Fa- milielivet pll Island i den forste sagaperiode*' brachten, gibt von der Gründ- lichkeit seiner Bekanntschaft mit der Sagenliteratur und von seiner Umsicht bei deren Benützung sehr befriedigendes Zeugniss; ein zweijährige Aufenthalt auf Island in den Jahren 1872 74 verscha£fte ihm die Möglichkeit, das ganze

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Land zn bereiscD, und damit die nothige eigene Anschaoung sich zu erwerben; daß er endlich auch die vielfachen bandflchriftlichen Behelfe zu benütien Ter- stand, welche die verschiedenen Archive und Bibliotheken Kopenhagens bieten, zeigen bereits die dieserhalb im Vorworte zum vorliegenden Bande mitgeth^lten Nachweise. So ist denn das gegenwärtige Werk in der That eine ganz vor- treffliche Arbeit, an welcher zwar der Natur der Sache nach im Einzelnen Manches zu vervollständigen, Einiges zu berichtigen, nicht Weniges zu be- zweifeln bleiben mag, welche aber im Grossen und Ganzen einen erstaunlichen Reichthum an kritisch gesichtetem ^ übersichtlich geordnetem und anschauKch dargestelltem Material enthält, in aUen Beziehungen weit über die Erwartungen hinausgebend , welche man bei billiger Erwägung der ungeheueren Schwierig- keiten des Unternehmens von derselben zu hegen berechtigt war. Man mag ja allenfalls bedauern, daß die mitgetheilten Karten sehr schlecht gedruckt und dadurch vielfach schwer lesbar geworden sind; daß neben den, sehr erwünschten, Plänen von Reykjavik und von Pingvellir nicht noch einige weitere solche beigegeben wurden, was zu grosser Erleichterung des Verständnisses so man- cher Localschilderungen beitragen würde; daß bei im Übrigen sehr gefälligem Drucke eine übergrosse Menge von Druckfehlern vorliegt, die nur su einon verschwindend kleinen Theile am Schlüsse des Bandes berichtigt werden. Man mag femer auch wohl mit dem Verf. darüber rechten, daß er isländische Orta- und Personennamen in einer dänisch zugestutzten, statt iu ihrer reinen islän- dischen Gestalt gibt, ein Verfahren, das zwar den dänischen Landslenten des- selben mundgerecht, aber den Isländern sowohl als allen Fremden anstoasig sein wird u. dgl. m. Aber diese und ähnliche Einwendungen betreffen eben doch nur Äusserlichkeiten ; geht man auf die Sache selbst ein, so wird man nur äusserst selten entschiedenen Verstössen begegnen, deren der Verf. sieh schuldig gemacht hätte. Ich bemerke, um einiges dieser Art zu veraeiehnen, daß derselbe, S. 166, den deutschen Missionär Dankbrand unversehens som Bischöfe befordert, daß er, S. 346 47, Anm. , unter Anführung der Baoda- manna saga von höhnenden Worten Uspaks spricht, während doch in Wahr- heit Egill Skülason von Borg der Spotter gewesen war; daß er, S. 366, Anm. 1, eine Bemerkung J6n Snorrason's mißverstehend, die von diesem im Bezug ge- nommene Belegstelle nicht finden zu können eiUärt, während doch angen- Bcheinlich Sturlünga, Vm, cap. 20, S. 168 (ältere Ausg.) von ihm gemeint ist; daß er die Worte der Gull)>6ris saga, cap. 15, 68: „miUi )>eirra ))6riB* für einer Ergänzung bedürftig hält, S. 508, Anm. 2, während doch der ell^ tische (Gebrauch des Pronomens, auf welchem allein deren richtiges Versttndniss beruht, im Isländischen gar nicht selten ist u. dgL m. Was wollen aber ein- zelne derartige Flüchtigkeiten bei einem Werke bedeuten, welches auf tauaendea von einzeln zusammenzutragenden und einzeln zu prüfenden QueUensteUen und Beobachtungen beruht? Sie mögen erwähnt werden, um bei einer etwaigen zweiten Ausgabe des Bandes berichtigt zu werden, fallen aber in keiner Weise in die Wagschale, wenn es gilt, den Werth oder Unwerth dieses letzteren sa be- stimmen. — So mag femer auch gleich hier gesagt werden, daß der Verf^ uns in einigen wenigen Fällen im Stiche läßt, in welchen wir Aufklärung von ihm wünschen möchten. Widerholt finden wir z. B. bei ihm des Namens Dimon Erwähnung gethan (3. 157, Anm. 1; 256; 490; 628, Anm.), und aiieh wohl bewerkt^ daß derselbe regelmässig kleine, freistehende Berge oder Felsen be-

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zeichne; aber onenräfant bleibt, daß derselbe Name, welcher sich übrigens auf Island noch öfter findet, als ihn der Verf. nachweist, auch auf den Fseröem seine BoUe spielt. Gustaf Storm hat gelegentlich (Minder fra en Islandsfserd S. 19) ausgesprochen, daß der Name als keltisch betrachtet werde, und als eine gemeinsame Bezeichnung zweier runder Berge gebraucht stehe; ich weiß nicht, worauf diese Angabe sich stützt, und vermag auch keinen entsprechenden Ortsnamen auf den britischen Inseln nachzuweisen, aber möglich wäre die Sache immeriiin, da das Wort aus der nordischen Sprache sich nicht erklärt, und wäre solchenfalls, da der Name schon der ETrbjggia und Landn4ma, dann der Farejinga saga und der Olafs saga ens helga bekannt ist, an die Beziehungen der ersten Einwanderer zu Irland und den Hebuden zu denken. Wiederholt kommt femer der Name Kumbaravogr vor (S. 178, Anm. 1; 431; 491 bis 93, Anm.; 537), und der Verf. theilt die ihm y,von kundiger Seite^ aus- gesprochene Vermuthong mit, daß dabei an die »Kumrar'', d. h. Bewohner Ton Cumberland zu denken sein möge. Indessen ist doch zu beachten, daß TOD Beziehungen Islands zu Cumberland nirgends die Rede ist; es dürfte demnach immerhin der Mühe werth sein , den Yon J6n Ämason (Islenzkar )>j6dsogur og 8Bfint]hi I, S. 136) hingeworfenen Gedanken näher zu prüfen, ob nicht der Name ebenso, wie dies bei dem Namen Kumbrtjöm der Fall ist, auf den knmbr oder nykr, d. h. das Wasserpferd, zurückzuführen sei. In den älteren Quellen kommt der Name meines Wissens nicht vor, und die Inseln groß und klein Kumbray an der Westküste von Schottland, Grafschaft Bnte, welche in der H4konar saga gamla als Kumreyjar genannt werden^ wird man kanm hierher ziehen dürfen. Was der Verf. S. 495 96, Anm., über die völ- nndarhüs, d. h. LabTrinthe beibringt, will auch nicht recht genügen. Man findet hin und wider Zeichnungen von solchen in jener eigenthümlichen Art ▼on Handschriften, welche, auf Island weit verbreitet, die verschiedensten Notiaen über Hausmedicin, Aderlaß, Chiromantie und anderweitige Zauberkünste, mancherlei Kunststücke, Stein- und Pflanzenkunde u. dgl. zu vereinigen pflegt; wenn aber dergleichen als blosse Spielerei gelten mag, bleibt immerhin auf- fiUlig, daß derartige Entwürfe zuweilen so zu sagen baulich ausgeführt vor- kommen. Unser Verf. läßt uns auch in diesem Punkte ohne Aufschluß; in- dessen würde es uns sohlecht anstehen in solchen Fällen mit ihm hierüber zu rechten^ während es uns doch selbst ebensowenig gelingen will, die erwünschte Anfklämng zu verschaffen, und wir werden uns, wohl oder übel^ dabei beruhigen müssen, daß manche Zweifel eben vorläufig ihre Lösung noch nicht finden können.

Ungleich häufiger als die bisher besprochenen sind, der Natur der Sache BM/chy jene anderen Fälle, in welchen man den Angaben des Verfassers, ohne sie gerade widerlegen zu können, mit einem Mißtrauen begegnen wird, welches sieh übrigens, um dies gleich von Vornherein zu bemerken, nicht gegen ihn selbst y sondern immer nur gegen die ihm zugegangenen Nachrichten richtet* Der Verf. hat selbst sehr richtig erkannt und hervorgehoben (vgl. zumal S. 9 bia 10, Anm. 2, aber auch S. 590 und öfter), wie unendlich schwer es gerade aaf Island hält, ächte und unächte Volksüberlieferungen von einander zu unter- scheiden, weil die beständige Beschäftigung mit den älteren Literaturwerken und die fortwährenden Versuche, die in diesen erwähnten Örtlichkeiten, Grab- faogel, Tempel, Dingstättan n. dgL in der eigenen Umge^bun^ iiM^%aii€tt«ci%

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dem VolkBmuDde so zu sagen auf gelehrtem Wege stets neuen Stoff snfuhren. Er verhalt sich anch keineswegs unbedingt gläubig gegen die einielnen ihm zu- gegangenen ächten Überlieferungen, ist sich vielmehr des Unterschiedes wohl bewußt, welcher zwischen der, wenn auch vollkommen volksmässigen, Sage und der beglaubigten Geschichte besteht; er beanstandet z. B. die Ächtheit der angeblich von Hra&a-Flöki und seinen Genossen herrührenden Runeninsehriften, S. 28 29^ Anm.y und erkennt die Unächtheit des angeblichen Grabsteinee Kjartan Olafsson's unumwunden an, S. 375 76, wie er denn überhaupt sehr wohl beachtet, daß die isländischen Runeninschriften sammt und sonders ver* gleichsweise neuer Entstehung sind, S. 32 33, Anm. 2, er erzählt gele- gentlich ergötzliche Beispiele von nachweisbar falschen Volksüberlieferungeni wie etwa der auf das Flekkuleidi bezüglichen S. 31, Anm. 1, oder umgekehrt von ächten Überresten der Vorzeit, welche die Volkssage grundfiüsch gedeutet hat, wie etwa die Grabhügel bei Hafrbjamarstadir, S. 34 36^ Anm. 2 u. dgL m. Den Vorwurf einer kritiklosen Benützung der Volkssage wird hiernach zieherlieh Niemand gegen den Verf. erheben dürfen; aber doch kann man binsiehtlieh des Masses von Skepsis verschiedener Ansicht sein, mit welcher dieser in jedem einzelnen Falle zu begegnen ist, und ich kann nicht leugnen, daß ich geneigt bin in dieser Beziehung erheblich weiter zu gehen ^ als unser Verf. dies tiint oder doch zu thun scheint. Einigermassen eingehende Beaehäfügung mit den isländischen Volkssagen einerseits und mit der isländischen Literatur des 16. und 17« Jahrhunderts andererseits hat mich nämlich zu der Überzeugung ge- bracht, daß auf Island im 15. und 16. Jahrhundert die Überlieferungen aoa der älteren Zeit so gut wie völlig erloschen waren, und daß andererseits, als vom Auslande her am Ende des 16. und am Anfang des 17. Jahrhunderts das Interesse für die nordische Urzeit wider geweckt wurde, sehr rasch Hy- pothesen über die Zustände des Alterthums in Hülle und Fülle aufoehossen, welche zufolge des Ansehens der Männer, welche sie aufstellten, bald im Lande selbst die Geltung geschichtlicher Überlieferungen gewannen. Die vieifiichen Anfragen, welche in älterer Zeit einzelne Männer, wie Ole Worm, Ami Magn- dsson A. m«, in neuerer Zeit aber zumal die Nordisk Oldskriffc-Selskab und das B6kmentaf&lag an Leute jedes Standes über geschiehtliehey archaeo- logisehe, topographische Punkte richteten^ erhielten nicht nur im Allganeinen das Interesse für die einschlägigen Studien wach; sondern gaben anch sahi- reichen Einzelnen Veranlassung, sich bestimmte Meinungen über bestimmte Punkte zu bilden ; auch derartige Meinungen kamen und kommen bald unter das Volk, und wurden von diesem weitergetragen, anfangs vielleicht als die Ainsicht dieses oder jenes Mannes, bald aber ab überkommene Überlieferung, deren Entstehung bereits vergessen ist. Unser Verf. theilt nun^ mit vollem Rechte, eine Menge derartiger Überlieferungen mit, und wenn er sieh zwar ihnen gegenüber keineswegs unkritisch verhält, so dürfte in gar manchen Fällen aneh daim noch ein kritischer Zweifel an deren Verlässigkeit sich zeigen, wenn der Verf. selbst einem solchen nicht Raum gegeben hat. Es mag ja sein, daß derselbe nur darum manchmal die ihm selbst aufsteigenden Bedenken unaus- gesprochen ließ, weil es ihm zuwider wurde, immer und immer wider dieselben Verwahrungen zu widerholen ; mag sein auch, daß die allgemeinen Bemerkungen, welche derselbe sich für seinen zweiten Band zurückgelegt hat, in dieser Bezie- hung noch weitere Aufklärungen bringen werden. Immerhin aber scheint es nicht

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nniweckmassig , bereits jetzt darauf aufmerksam zu machen , wie sehr strenge Kritik in dieser Richtung am Platze ist. Ein paar Beispiele mögen das Ge- sagte zugleich belegen und des Näheren erläutern. Die grössere Menge z. B. ▼on angeblichen Tempelüberresten (hoftoptir)^ welche man auf Island zeigt, and Ton denen auch der Verf. eine lange Reihe verzeichnety mochte ich, nach den von mir selbst gesehenen Exemplaren zu urtheilen, ohne Weiteres ab apokryph betrachten. Regelmässig handelt es sich dabei nur um mehr oder nünder deutliche Reste von sei es nun viereckigen oder kreisförmigen Bauwerken, welche, nach isländischem Brauche aus abwechselnden Lagen von Rasenstreifen und Rollsteinen aufgeführt, und ohne jede Spur einer früheren Bedachung, ganz ebensogut wirthschaftlichen als Cultuszwecken gedient haben können. Unaer Verf. weist S. 503, Anm. 2 gelegentlich selbst darauf hin, daß in Grön- land bei alten Höfen Überreste kreisförmiger Schafpferche sich vorfinden, und daß bei einzelnen isländischen Tempelruinen der Gedanke an Pferdehage nahe liege; ich möchte bezweifeln, ob auch nur in einem einzigen Falle mit Sicher- heit dargethan werden könne, daß das, was man als Tempelruine zeigt, auch wiriüieh eine solche sei. Ahnlich bedenklich scheint es mir ferner auch be- BÜglieh der Opfersteine (b lötstein ar) zu stehen, welche man hin und wider sehen bekommt. Zum Theil zeigt man ab solche viereckige Steinblöcke mit einer schfisselförmigen Vertiefung, wie unser Verf. solche von Olfusvatn, Ülfljötavatn^ )>ingvellir, pyiill nachweist (S. 89; 147; 289); er vermuthet mit Recht, daß es sich insoweit um Weihbrunnkessel aus der katholischen Zeit handle, wie man solche zumal am Eingange von Kirchen zu haben pflegte^ und wie man einen solchen auf Flatey noch zu sehen bekommt (S. 540 41), also um das, was in einem alten Kirkjum41dagi (Diplom. Island. I, nr. 107, S. 408) als vatnssteinn bezeichnet wird. Anderer Art muß dagegen jener Opferstein am ))6r8ne88))inge gewesen sein, von welchem die Ejrbyggja cap. 10, S. 12 und die Landn4ma II, cap. 12, S. 98 sprechen^ da an ihm den Leuten, welche ge- opfert werden sollten, der Rücken gebrochen wurde; aber wenn der Verf. S. 443. 44, die Anthenticität des Steines anerkennen will, welchen man auf einer Wiese südlich des ))fngvallavogr jetzt als solchen zeigt, so muß ich dem gegenüber widerholen, was ich bereits vor Jahren im Bande X dieser Zeit- schrift, 8. 492 y ausgesprochen habe: als ich vor 20 Jahren mit Gudbrandr Vigfüsson zusammen den Stein untersuchte, stellte sich uns beiden ganz gleich- massig die Überzeugung fest^ daß dieser Stein niemals als Opferstein gedient haben konnte. Ähnlicher Bescha£Penheit wie der blötsteinn am ])6rsnes8))inge wird wohl auch der andere gewesen sein, welcher bis*'in die neueste Zeit herab am Amess|)inge zu sehen war (S. 197), wogegen von den Opfersteinen zu handTj LsBkjarbugr, dann auf Heidnarey (S. 311; 389, Anm. 1; 539), jede Beschreibung fehlt, und somit sich auch nicht bestimmen läßt, ob sie der eisten oder der zweiten Classe von solchen angehören. Ich bemerke noch, daß auch einmal von einer, und zwar sehr grossen, schüsseiförmigen Vertiefung die Bede ist^ welche sich bei Amarstapi in der Myrasysla in den Fels gehauen findet (S. 387, Anm. 1), und von einer in derselben Weise gearbeiteten auf Hrisej in demselben Bezirke (S. 390, Anm.); beidemale wird nicht von Opfer- ■teinen gesprochen, vielmehr eher an wirthschaftliche Verwendung der betre£Penden Arbeiten gedacht, ganz wie dies bei dem Steine der Fall ist, dessen die Hrafns aaga Ssreinlijamarsonar cap. 2, S. 640 gedenkt. Di»«er wax %o \5tf)>^^ ^&S^ Voxv

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4 Männer kaum zu heben vermochten; dennoch aber trag ihn HrafiM Bmder, Markus, allein nach Ejiri im Amar^ordr. Vier Schüssehi (koppar) waren in ihm eingehauen, nnd er warde als Waschstein ())v4tt8teinn) gebranchi. Ich er- wähne aber dieser letzteren Steine, weil sie mit jener ersteren Claase angeb- licher Opfersteine eine gewisse Ähnlichkeit haben, und darum wohl aaeh ge- legentlich mit ihnen zusammengeworfen werden mögen. Endlich habe ich anch meine Bedenken bezuglich der Gkrichtsringe (d6mhrfngar), welche an nicht wenigen Orten auf der losel nachgewiesen werden wollen. Es ist ja richtig, daß in den geschriebenen Quellen der freistaatlichen Zeit gelegentlich von dem Gerichtsringe Erwähnung gethan wird. Nach der Kgsbök §. 47, S. 82 sollen im fünften Gerichte die 12 Männer, welche für den einzelnen Fall von den Partheien recusiert werden, „risa 6r dominom, ok sitja i dömhring innan. m^an um sök pk er dömt". Nach dem jüngeren Texte der Bandamanna saga, S. 17, hatten anch die Viertebgericbte am Alldinge je ihren Gerichtsring, and be- durfte derjenige einer besonderen Erlaubniss, der ihn während der Gerichts- sitzungen betreten wollte, ohne bei den betre£Penden Rechtssachen betheiligt ma sein; der ältere Text, S. 8, enthält freilich die Bezeichnung nicht, aber hier- aus ist Nichts zu schliessen, da eben nur der Ausdruck ein anderer ist. Beide Stellen Hessen freilich allenfalls auch die Deutung zu, daß anter dem Gkrichlv» ringe eben nur die kreisförmig sich abschliessende Versammlong der Richter selbst zu verstehen wäre, und wenn zwar die ältere Ausgabe der Storldnga I, cap. 18, S. 31, von einem Niedersetzen der Richter ,f dömsteinam" spricht, so fordert uns doch auch diese Angabe nicht, da der ältere und bessere Text dafSr ,f dömstadnum^ liest; aber doch spricht die Eyrbyggja, cap. 10, S. 18, von einem alten Gerichtsringe am |)6rsnes|)inge, welcher noch zu sehen sei, and auch die LandnAma II, cap. 12, S. 98 erwähnt des daselbst befindliehen Gerichtsringes, so daß man immerhin wird annehmen müssen, daß unter diesem irgend eine bleibend erkennbare Einrichtung verstandok werden wolle, welche den Ort der Gerichtssitzungen als solche bezeichne, möge man dieee non, wie Gudbrandr Vigfiisson, s. v. dömhringr will, in einer kunstlich angebmehten Gerichtsschranke suchen, oder wie unser Verf. S. 206, Anm», in bkibeiid an* gebrachten Sitzen für die Mitglieder des Gerichtes. Aber wenn man mm darauf hin an aUeu und jeden Orten, an welchen Ding gehalten wurde, oder von welchen man doch annahm, daß an denselben Ding gehalten worde, €k- richtsringe gezeigt bekommt, so wird man gut thun solchen Angaben mit dem äussersten Mistraueu zu begegen. Unser Verf. selbst hält dafür, daß der am Ämess|)fnge gezeigte dömhringr ebensowohl auch eine fjärborg, d. h. Zufloehts- stätte für Schafvieh sein könne S. 195 96, und erzählt, daß man besfiglieh eines an der älteren Dingstätte des )>6rBnes))inges noch theilweise sichtbaren Kreises darüber streite, ob solcher ein alter Gerichtsring, oder die Unununnang eines ehemaligen Tempels (hofgardr) sei, S. 437, Anm. 2; was will man mit derartigen Bauresten und UberUeferungen anfangen?

Die letzten Bemerkungen führen nun allerdings zu einem Bedenken hin- über, welches ungleich tiefer in die ganze Anlage des vorliegenden Werkes einzagreifen scheint. Schon in der Vorrede wird nämlich bemerkt^ daß dieses wesentlich darauf berechnet sei zum besseren Verständnisse der Sagenliteratnr beizutragen, und weiterhin überdies ausgesprochen, daß Vollständigkeit nor bezüglich der in den älteren Sagen erwähnten Ortsnamen erstrebt worden sd,

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wogegen bereits die SturlÜDga uod die Mehrzahl der Biskupa sogur nicht mehr mit derselben Aufmerksamkeit behandelt worden sei, weil diese Sagen spätere Verhältnisse betreffen. Die Selbstbeschränknng, welche der Verf. sich damit auferlegt hat^ äussert nun zunächst die Wirkung, daß dessen Werk keineswegs eine erschöpfende Topographie Islands bildet. Schon für die Erklärung der Sturldnga will dasselbe keineswegs genügen, wie denn z. B. über die in Sturl. 11^ cap. 23, S. 78, und wider in Str. 29 der Skfdarima genannte Asölfsgata in ihm Nichts zu finden ist; über die vielfachen Gefechte aber, welche mit han- sischen und englischen, hin und wider auch mit spanischen Kaufleuten oder Seeräubern da und dort ausgefochten wurden, und über so mancherlei andere Vorkommnisse, von denen J6n Egilsson^s BiskupsaunAlar oder andere ältere Jahrbücher berichten, geht der Verf. vollends zumeist stillschweigend hinweg, nnd von den berühmtesten Persönlichkeiten der späteren Zeit, wie z. B. Björn Einarsson und VatnsQardar-Kristin, Björn rorleifsson und Olöf hin rika, Dadi Gndmnndsson, Hannes Eggertsson und seinen Nachkommen u. dgl. m. wird theüs gar nicht, theils wenigstens nur in sehr ungenügender Weise Notiz ge- nonmien, obwohl auch ihr Name an manche Ortlichkeiten auf der Insel sich geknfipft hat. Da nun aber der Verf., wie er selbst anerkennt, an die von ihm beliebte Grenze sich doch nicht consequent bindet, kommt zweitens in seine Arbeit eine gewisse Unbestimmtheit hinein, welche störend wirkt, so dankbar man ihm auch für jede über seine eigentliche Aufgabe hinausreichende Mit- theilung sein wird; man kann ebensowohl Aufklärungen in seinem Buche suchen ohne sie zu finden, ab man umgekehrt in demselben Nachweise findet, welche man nimmermehr in ihm gesucht haben würde. Ganz besonders bedenklich wird aber das eingehaltene Verfahren durch die eigenthümliche Beschaffenheit sowohl der älteren Islendinga sögur als der neueren Volksüberlieferungen auf der Insel. Jene Sagen behandeln bekanntlich vorzugsweise nur die ersten anderthalb Jahrhunderte nach dem Beginne der nordischen Einwanderung auf Island, welche Zeit man ja eben darum als die söguöld zu bezeichnen pflegt, und doch kann als feststehende Thatsache bezeichnet werden, daß man mit der Aufiieichnung dieser Sagen erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts begann, und daß die uns vorliegenden Texte zumeist erst im 13., ja gutentheils erst im 14. Jahrhundert verfaßt wurden. Zwischen der Zeit, auf welche die betreffenden Sagen sich beziehen, und der Zeit ihrer Aufzeichnung liegt demnach eine lange Frist in Mitte, während deren ihr Stoff lediglich der mündlichen Überlieferung fiberlassen geblieben war, und wiederholte Überarbeitungen, durch welche die uns überlieferten Texte vielfach hindurch gegangen sind, mögen ebenfalls viel- fach die historische Treue derselben beeinträchtigt haben. Andererseits reicht die derzeitige mündliche Überlieferung auf Island, soweit sie acht und nicht erst aus unserer Schriftgelehrsamkeit entsprungen ist, wie oben schon bemerkt, nur sehr ausnahmsweise über das 15. Jahrhundert hinauf, wogegen sie über die späteren Zeiten ziemlich viel zu berichten weiß, und sie pflegt dabei zwi- schen den verschiedenen Zeiten so gut wie gar nicht zu unterscheiden, vielmehr unbedenklich auf die Landnamezeit zurückzubeziehen , was doch erst der Zeit der norwegischen, oder gar der dänischen Herrschaft angehört. Schon in älteren Sagen, zumal sofeme deren Bearbeitung erst der Zeit der Königsherrschaft an- gehört^ kommen von hier aus vielfach sehr wunderliche Irrthümer vor. Unser Verf. selbst hat für eine lange Reihe von Fällen dargethan, wie ^coVi^ V^t-

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Btosse gegen die Topographie einzelne Sagen, wie z. B. die Njtia oder die fsfirdinga saga sich zu Schulden kommen lieasen, weil deren Überarbeiter mit den Localyerhältnissen der Gegend , in welcher sie spielen, nicht gehörig ver- traut waren, und ich zähle seine desfallsigen Ausfuhrungen zu den verdienst- lichsten Leistungen , welche wir ihm zu verdanken haben; unter einen ganz verwandten Gesichtspunkt fallt aber auch, wenn wir in derartigen Sagen hin und wider Angaben über Zustände und Gebräuche gemacht finden, welche zwar der Zeit ihres Bearbeiters, aber nicht jener anderen Zeit entsprechen , in wel- cher die Erzählung selbst spielt« Gudbrandr Vigfiisson hat bereits darauf auf- merksam gemacht, daß in einigen Quellen verkehrter Weise der norwegische Amtstitel des „lögmadr" statt des altisländischen „lögsögumadr^ gebraneht wird, und was noch schlimmer ist, in der Isfirdinga saga, cap. 1, S. 2, dann cap. 3, S. 7 8 sowohl als in der Svarfdala cap. 10, S. 137 38 und cap. 18, S. 144 werden logmenn für einzelne Theile der Insel erwähnt, an deren Wohnort Ding gehalten und von denen in streitigen Fällen ein „örskurdr* geordert wird, ganz wie dies in der norwegischen Zeit der Brauch war. In der Grettis saga cap. 82, S. 163 wird von einer „logr^tta* am Hegranes pinge gesprochen, während doch eine solche nach der Verfassung des Freistaates nur am Alldinge vorkommen konnte. Die Nj4Ia läßt cap. 2, S. 5 in einem Ehever» trage einen ])ridjiingsauki ausbedingen, welcher doch erst mit den norwegischen Gesetzbüchern ins Land kam, und sie läßt, was näher hieher gehört, schon im Jahre 1011 am Alldinge eine Zahlung „i biianda kirkjugardi^ machen, cap. 128, S. 637, was zwar dem späteren Rechte des Freistaates vollkommen entspricht, aber für eine Zeit wenig paßt, in welcher die um etwa ein Jahrzehnt später auf des heil. Olafs Betrieb gebaute Alldingskirche noch nicht vorhanden war u. dgl. m. Die mündlichen Überlieferungen der Gegenwart voUends wim- meln von derartigen Verstössen, und mag es genügen, auf ein köstliches Bei- spiel eines solchen hinzuweisen, welches unser Verf. selbst S. 568, Ajum. 1 mitiheilt Im Jahre 1213 wurde Hrafn Sveinbjamarsson auf seinem Hofe zu Hrafnsejri von )>orvaldr Snorrason fiberfallen und getödtet. Der Mann war Inhaber eines godords, und ein sehr angesehener Häuptling gewesen ; auf dem Hofe aber zeigt man jetzt noch die „skrifstofa Hrafns% wie wenn es sieh um das Qontor eines modernen Sysselmannes handeln würde. Es begreift sich, daß es unter solchen Umständen sehr schwierig, aber auch von der höchsten Wichtigkeit ist, sorgsam zu unterscheiden, welcher Zeit jede einzelne, sei es nun sohriftliche oder mündliche, Überlieferung wirklich angehöre. Um dies zu können, wird es schlechterdings nothwendig sein, daß man seinen Ausgangs- punkt von historisch bestimmt fixierbaren Quellen nehme, welche, wie dies etwa von den Biskupasögur und der Sturldnga, von der Arons saga HjörleifB- sonar oder der Hrafns saga Sveinbjamarsonar gilt, mit den von ihnen behan- delten Vorgängen ziemlich gleichzeitig, oder doch nur wenig später aufgezeich- net wurden; nothwendig sein femer, daß man sich über die geschichtlich fest- stellbaren Veränderungen in den Zuständen des Landes auch hinsichtlich der späteren Zeiten genügend orientiere, um von hier aus übersehen zu können, was etwa aus den Zuständen dieser späteren Zeiten in die Überlieferungen über die weiter zurückliegende Vorzeit unbefugter Weise zurückgetragen worden sei. Auch nach dieser Seite hin erlaube ich mir wider, durch ein paar ein- zelne Beispiele klar zu machen, was ich auf dem Herzen habe, und man wird

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mir verzeihen, wenn ich dieac Beispiele dem rechtsgeschichtlichen Gebiete ab dem mir sunächst liegenden entlehne.

Allerwärts im Lande zeigt man heutzutage lögröttur (8. 20, Anm. 1; 182; 254, Anm. 1; 298; 319; 383, Anm. 1; 485; 526; 568; 574; vgl. femer anch iögröttugardar S. 253 und die iöggardar, dann lögröttubiidir 8. 580). Selbstrerständlich können hierunter, soweit die Bezeichnung überhaupt eine ge- schichtlich begründete ist, nur die Überreste von Dinghäusem aus neuerer Zeit Terstanden werden, wie solche nicht nur am Alldinge, sondern auch ander* wärts vielfach errichtet wurden; spricht doch bereits die Verordnung vom 15. Juli 1294, in ihrem §. 46 von der ))inghdssgerd, während andererseits ein Erkenntniss der logmenn aus dem Jahre 1682 zeigt, daß man die iögröttumenn auch an den Bezirksgerichten zu verwenden pflegte*), und ein Rescript vom 24. März 1705 sogar die Ernennung von lögröttumenn nach Maßgabe des norwegischen Gesetzbuches für Island vorschreibt, woraus sich beiderseits die Übertragung der Bezeichnung lögr^ttnmenn auf die Urtheilsfinder an den Unter- gerichten (vgl. Sveinu Sölvason, Tyro juris S. 206, ed. 1, oder S. 245, ed. 2), und der Bezeichnung lögrötta auf deren Gebäude erklärt. An einzelnen Orten zeigt man auch wohl Höhlen, welche als Dinghäuser gebraucht wurden, oder noch gebraucht werden (S. 268; 274); die Vorzeigung aber einer auch durch ihr Aussehen schon bedenklichen lögrötta an der Dingstätte des ))or8kaQardar- pingB (S. 525 26) läßt bereits dem Verdachte Raum, daß dabei in ähnlicher Weise wie bei der oben besprochenen Erwähnung einer lögr^tta am Hegraness- )>fnge in der Grettla ein rechtsgeschichtliches Mißverständniss in Mitte liege, und wenn man vollends bei Tzta Grund im SkagaQördr eine Ozurar lögrötta befitzen will (Vfkverji, 11. Jahrgang, nr. 10, S. 150), welche nach jenem aus der bördar saga hredu, S. 28 46 (ed. Haidörr Fridrikssonj bekannten Goden Ozurr Amgrfmsson benannt ist, so reiht sich diese Überlieferung würdig an das oben von der Schreibstube Hrafn Sveinbjamarson's Erzählte an. Andere Male scheinen vollends die unter dem Namen von lögröttur vorgezeigten Überreste mit Dingstätten gar Nichts zu thun haben, sondern ähnlich wie dies bezüglich der hoftoptir bereits erwähnt wurde, nur Überbleibsel früherer Pferche zu sein, und in diesen letzteren Fällen mag dann immerhin, wie ich dies früher einmal vermnthungsweise angedeutet habe (Island ^ S. 193), eine Verwechslung der lögrötta mit der Idgr^tt, d. h. dem gesetsmässig eigerichteten Pferche, dem Mißverständniss zu Grunde liegen. Ich kann nur bedauern, daß die über- triebene Kürze, mit welcher ich an jenem Orte die verschiedenen Möglich- keiten der Entstehung derartiger Irrthümer zusammengedrängt habe, den Verf., S. 22, Anm., zu einer irrigen Auffassung meiner Meinung, und damit zn einer, seine Deutung meiner Worte als richtig angenommen, vollkommen begründeten Polemik gegen mich veranlaßt hat. Sorgsame Scheidung des den verschiedenen Zeiten Angehörigen dürfte femer auch bezüglich der Leidvellir am Platze ■ein, welche man da und dort auf Island zeigt. Der Leidvöllr und die Leid- hamrar auf Kjalames (S. 59 60) mögen zwar um ihrer Belegenheit willen mit

*) Angefahrt bei John Erichson, Historisk Indledning til den gamle og nye Islaiidske Bsettergang. S. 471 ; mir liegt der Test des Erkenntnisses handschriftlich in einer Dömabök vcr, die früher im Besitze des Lögmannes Sveinn Sölvason (f 1782} gewesen war und welche ich der Güte des quiescierten Justitiarius Hrn. {'ördr Jonas- ■OB verdanke.

eSRHAMU. Nene Bsihe lU, (XIIY, Jähtg.) ^

98 UTTERA.TUR: ZUR TOPOGRAPHIE ISLANDS.

dem alten Kjalamesa plage in VerbindoDg gebracht werden, und der Leidar- h6ll in der LeirirsTeit im BorgarQordr (S. 2869 Anm, 1), dann der Leidar- b6Imr in der Dalasj^sla (S. 463 64) mögen, da sie in der Hölmveija aaga, Kormakfl saga und Stnrlünga bereits erwähnt werden, ebenfalb noch der frei- staatlichen Zeit angehören, welche ja, wenn anch die gemeinsame Haltong der leid darch die 3. sam)>ingisgodar an der herkömmlichen Dingttätte ihres Frfih* lingsdinges die gesetzliche Regel bildete, doch ausnahmsweise Abweichungen ▼on dieser Regel kannte und zuließ (Kgsbök, §. 61, S. 111; TgL LjdsYetninga saga, cap. 2, S. 7); aber wenn sich anch noch ein LeidTÖUr im Medallande der Skaptafellssysla findet, so möchte dieser wenigstens doch wohl eher aof das leidar)>{ng der späteren Zeit zu beziehen sein, welches ja nach dem Zeugnisse Pill Vidalin's (Skjnngar, S. 326) bis gegen den Schluß des 17. Jahrhunderts hin und wider abgehalten wurde. Bezüglich der in der Bandamanna saga ge- nannten Hvammsleid Yollends ergibt sich in ganz anderer Richtung ein ZweifeL In der Ausgabe Haldör Fridriksson's, S. 41, heißt es zwar: «)>etta haust hit sama safhar Hermundr lidi, ok ferr üt til Hyammsleidar'' ; aber CedersehiÖlds Ausgabe, welche doch einem älteren und besseren Texte folgt, liest dafür S. 17: «Lidr af Tetrinn, ok er vora tekr ferr Hermundr til Hvamms leidar**, und bei dieser Fassung ihrer Worte kann somit die Angabe nicht, wie unser Verf. S. 361 will, auf das Herbstding bezogen werden. Überdies sind auch die folgenden Worte derselben Ausgabe: „ok er bann »tladi ütan, pk segir hann, at peil munu snua ofan til Borgar^, welche in dem jüngeren Texte ToUig fehlen, durchaus uuTerständlich, da von einem „»tla ütan*, d. h. ins Ausland reisen wollen, denn doch bei einem Manne nicht die Rede sein kann, welcher ▼ielmehr beabsichtigt, von einer nur zum Scheine verfolgten Strasse abbiegend einen in der nächsten Nachbarschaft wohnenden Feind zu überfsUen. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt hier eine Textesverderbniss vor, und hatte die Sage ursprünglich erzählt, wie Hermundr, vorgebend ausser Lande gehen an wollen (at hann etladi ütan), den Weg (leid) nach Hvammur einschlug, wobei dahingestellt bleiben mag, ob darunter der Hof dieses Namens im Nordrirdalr oder der gleichnamige Hof in der Hvitärsida zu verstehen sei, welchen die neueren Hofregister zwischen Gilsbakki und S&mstadir aufführen, und daß er erst, dort angekommen, seinen Begleitern erklärte, von der Strasse ablenken und in weitem Bogen nach Borg reiten zu wollen, um dort den Egill zu ftbw- fallen. Ich verzichte darauf, durch irgendeine Conjectur diesen Sinn in die handschriftlich überlieferten Worte hineinzucorrigieren ; eine unbefsngene Fer- gleicbung der beiden veröffentlichten Texte dürfte indessen jedenfrüls seigea, daß der jüngere den älteren durchaus willkürlich corrigiert hat, und die Schwie- rigkeit, an einem Orte ein Herbstding ansetzen zu müssen, an welchem eine Dingstätte sonst in der freistaatlichen Zeit nicht nachgewiesen ist und anch im Hinblicke auf dessen Entlegenheit nicht wohl angenommen werden kann, dürfte damit beseitigt sein. Schwierigkeiten hinsichtlich ihrer geschichtlichen Bedeu- tung ergeben sich auch sonst in Bezug auf die zahlreichen Dingstätten im Lande, von welchen man Überreste zeigt, oder auf welche doch bestimmte Loeal- namen hinweisen. Zum Theil handelt es sich dabei allerdings um Dingstätten, welche bereits in der freistaatlichen Zeit genannt werden. So besprieht der Verf. ausführlich die Örtlichkeit, an welcher das AUding gehalten wurde (8. 95 bis 160); femer das )>{ngskäla- oder Räng4r)>{ng, S. 218^20, daa ijnes|>ing,

LITTERATUB: ZUR TOPOGRAPHIE ISLANDS. 99

S. 194 97, Tgl. S. 205 6, and das Kja1anie8s))fiigy S* 59 60; ferner das pükgatM' und pver^rpiog, S. 803 5^ das )>6r8iies8))mg , S. 436 38, dann 8. 440 44, und das )>orskaf)ardar)>ingy S. 524 27 , also die 8 Dingstätten einerseits des Südlandes nnd andererseits des Westlandes, welche in der J4m- sfda und J6nsb6k als solche genannt, nnd anch bereits in der freistaatlichen Zeit in gleicher Eigenschaft nachweisbar sind ; endlich anch die Dingstatte on- dur Valfelli, S. 867 70, welche nach der Eigia nnd der Gnnnlaags saga orms- tdngn in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von den Leuten im Borgar- Qdrdr benutzt wurde, das StraumsQardar ping, S. 408, von welchem die Ejrbyggja berichtet, endlich das Hvalseyrar- oder yal8e7rar))ing, ping* eynrping oder D]hniQardar}>ing, S. 573 74 und 576 77, you welchen einer- seits die Gfsla saga Siirssonar, und andererseits die Hrafns saga Sveinbjam- arsonar und die Sturlünga Zeugniss geben. Zahlreiche Localbezeichnungen wie )>ingTellir, }>ingTallaborg, pingvallavogr Q)6rsness])ing), )>ingh611 (|>£ng8k41a- )>(ng, nndir Valfelli) oder pfnghölar (Amespfng), ))ingbrekka (undir Valfelli), piaghoh (Ames)>fng), oder weiter abstehend und mehr auf das Reisen zum Ding deutend plngmanna ij6dr, )>fngmannah611, ))iogmannagötur ())or8kaQardar- piüg)j halten die Erinnerung an solche Dingstätten fest, und es fehlt auch nieht an Gerichtsringen, die an ihnen gezeigt werden (Ame88))ing, ))6r8neB8)>ing, D^aQardar ping), oder selbst an einem angeblichen Opfersteine , wie jenem pdiBteinn am^)>6rsness)>fnge, von welchem oben bereits die Rede war. Aber doch ergeben sich bereits bei diesen Dingstätten mancherlei Schwierigkeiten. Dieselben sind rielfach bis in die neuere Zeit herab in Gebrauch geblieben, wie denn der Verf. z. B. bezüglich des )>fngskAla)>fnges bemerkt, daß dessen Dingstätte noch im rorigen Jahrhunderte benutzt worden sei; von hier aus erklärt sich, daß vielfältig Richtstätten an oder in der Nähe solcher Dingstätten gezeigt werden (Kyalakrökr, porska^ardar ping ; gilgi, gilgaklettar, gilgasteinar, Kjalames8)>ing, Amesspfng, ))6rsne88)>ing ; aftökusteinn , aftökugil, pjöfapollr, )>ingskäla)>ing), wie denn zumal auch zu pfngvellir die Stätten zu sehen sind, an welchen Weiber ertränkt, Hexen yerbrannt, Diebe gehängt und andere Ver- brecher geköpft wurden (S. 148 49; ygl. S. 124). Das Recht des Freistaates wußte Nichts ron irgendwelchen Todesstrafen; erst in weit späterer Zeit sind solche aollgekonunen, und alle auf sie bezüglichen Überlieferungen können dem- nach erst dieser letzteren angehören. Aber welche Gewähr haben wir dem gegenüber dafür, daß die übrigen Angaben über die Localitäten der einzelnen Dingstätten auf die Zeit des Freistaates sich beziehen? Bezüglich der Dingstätte des Alldinges zu pingvellir hat der Verf. in der That zu beweisen yersucht, daß ziemlich alle Überlieferungen über die einzelnen maßgebenden Ortlichkeiten, so bestimmt sie auch auftreten, geschichtlich unhaltbar seien, und dieses nega- tire Ergebniss wenigstens seiner Beweisführung wird unbedingt anerkannt wer- den müssen, wenn man auch hinsichtlich der positiven Aufstellungen, welche derselbe an die Stelle der einheimischen Tradition setzen will, seine Zweifel haben mag; ich wenigstens gestehe, daß mir eigene Anschauung yon der Ding- stfttte und eingehendes Studium der Quellen längst die Überzeugung beigebracht hat, daß Alles was num heutzutage auf jener als lögberg, lögrötta, Ding- baden n. dgl. zeigt, für die freistaatliche Zeit unmöglich als beglaubigt ange- sehen werden kann. Ähnlich aber mag es auch mit den Dingstätten der ein« aelaen Frühlingsdinge stehen , nur daß wir bezüglich ihrer lÄftViX. Vn ^«t \jai^

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100 LITTERATUR: ZUR TOPOGRAPHIE IBLAHOa

lind gleich bündigen Beweis fahren so können, sofeme es iu der alten Litteratur gar sehr an genaueren Nachrichten über die betreffenden Ortlichkeiten fehlt Schlimmer noch steht die Sache begreiflich in den Fällen, da uns Ding- stätten genannt werden, welche in den älteren Quellen überhaupt nicht erwähnt sind. Wir hören von einem pingholt bei Reykjavik (S. 20, Anm. 1), von einer Dingstätte bei Ellidavatn, bei welcher ein pingnes und ein G^erichtsring gezeigt werden (S. 19 20), von einer Dingstätte zu Kopavogr, bei welcher ein )>inggerdi und eine lögr^tta zu sehen ist (S. 27, Anm.); «in pingaeu sammt einem g&lgaklettur findet sich bei Hagi in der Amessysla (S. 198, Anm. 2), ein l)fngh6Il zu l)j6d61fBhagi im Holtamanna hreppur der R4ng4r- Tallasj^sla (S. 212, Anm. 2), ein solcher mit einem g&lgaklettar bei Störölfs- hvoll (S. 230, Anm. 1), bei LeirA im BorgarQördr (S. 296, Anm. 3), bei Galtarholt im Borgarhreppr (S. 372, Anm. 2), und bei Smidjah611 ebenda (S. 383, Anm. 1), ein ebensolches sammt einem )>inghamarr an Lang^* brekka (S. 417^ Anm.), ein pinghöll femer auf den Svefneyjar (S. 544, S. l) und bei Vadall (S. 552, Anm. 1). Wiederum ist von einem ^fngskAlanes die Rede bei Saurar in der Helgafellssveit (S. 445), und von einem }>ing- eyri bei Fagridalr im Saurbsjarhreppr (S. 495), dann von einer Ding- stätte und einem D6maradalr bei Hagi , in den Odungen an der Hekla (S. 216, Anm. 1); ein D6marahvammur wird bei Vattames im SkAlmarigÖrdr gezeigt (S. 537), und dömhringar wollen nachgewiesen werden bei Lsskjarbugr im Hraunhreppr (S. 389), bei Höfdi im Dyrafjördr (S. 577), im Unadadalr auf den SnsB^allaströnd (S. 606, Anm. 1), bei Sseb^l im Onundari^^'^'^» ^^^ zwar hier zugleich mit löggardar und einem gAlgafors (S. 580). Wiederholt wird ferner von einem )>riggja hreppa ))ingstadr gesprochen (S. 198, Anm.; 287; 389, Anm. 1); in allen diesen Fällen aber bieten die älteren Quellen keinen Anhaltspunkt für die Annahme, daß bereits in der freistaatliehen Zeit an den betreffenden Orten Ding gehalten worden sei. In derartigen Fällen eröffnet sich nun, wie dies auch unser Verf.^ S. 20, bemerkt, eine lange Reihe von Möglichkeiten. Es ist denkbar, daß die betreffende Dingstätte wirklich bereits zur Zeit des Freistaates bestand, sei es nun, daß ein älteres Ding zeiten- weise seine Dingstätte wechselte, wie etwa im BorgarQördr zuerst zu ^ingnes, dann, wie es scheint, undir Valfelli, und noch später zu Stafholtsey an der l>verA Ding gehalten wurde , oder wie das })6rsne8s))ing nach kurzem Bestände von Hofstadir weg nach seiner späteren Dingstätte verlegt wurde, oder daß aus Zweckmässigkeitsrücksichten ein Dingverband sich getheilt hatte, wie etwa das D^rafjardarping aus derartigen Gründen vom porsk^arda^inge sieh abgezweigt zu haben scheint oder daß in Folge persönlicher Zerwürfnisse ein einzelnes Godord aus seinem bisherigen Dingverband ausschied und sich seine eigene Dingstätte wählte, wie die Raudmelingar wegen ihrer Streitigkeiten mit Snorri godi sich vom }>örsness))inge trennten und ihr eigenes StraumsQardaif>ing er- richteten — oder endlich, daß auf Grund der flmtardomslög ein neues Godord entstand, welches, weil keinem der bestehenden Dingverbände zngetheilt, noth- wendig ein Ding für sich begründen mußte. Es ist aber eben so gut denkbar, daß die einzelne Dingstätte erst einer späteren, vielleicht sogar erst einer sehr neuen Zeit angehört, und denkbar auch, daß die Annahme einer solchen und der auf deren Existenz hinweisende Localname überhaupt nicht gesehichtlich bcjgrfindet, vielmehr lediglich der Conjectur irgend eines älteren Geeebichts*

LTTTERATUR: ZUB TOPOGRAPHIE ISLANDS. 101

freundes lo verdanken ist. Nach dieser letzteren Seite hin würde man lu völliger Klarheit nur gelangen können, wenn die Qeschichto der isländischen Bezirksverfassung auch für die spätere Zeit und bis in die Gegenwart herunter quellenmässig verfolgt und festgestellt wäre« Dies ist nun aber lur Zeit noch ganz und gar nicht der Fall, und auch, so lange das Diplomatarium islaudicuin nicht über die freistaatliche Zeit herabreicht, nur auf Qrund umfassender archivalischer Forschungen erreichbar; man wird demnach zwar ernsthaft be- dauern müssen, daß nach dieser Seite hin die vorliegende Schrift eine empfind- liehe Lücke zeigt, aber deren Verf. keinen Vorwurf daraus machen dUrfen, daß er sie zu füllen nicht im Stande war«

Überhaupt möchte ich dafür halten, daß die rechtsgeschichtliche Seite dos vorliegenden Werkes die schwächste desselben sei. Die schwierige Frage nach der Grenze, welche das Südland vom Westland trennte, wird durch die sehr eingehende Erörterung, welche der Verf., S. 331 37, ihr widmet, keineswegs erledigt, und zwar wesentlich darum, weil die für die spätere Zeit verfügbaren Quellen wesentlich unbenutzt bleiben. Die Besprechung der territorialen oder aber nur persönlichen Bedeutung der Godorde und der Dingverbände auf S. 69 bis 72 ist eine durchaus unpräcise, zumal weil der Verf. die AnhalUpuokto, welche die Sturlünga und die mit ihr verwandten Sagen für die Annahme eine« späteren Überganges von deren rein persönlicher zu einer localen Geltung bieten, unbeachtet gelassen hat. Hinsichtlich der Besetzung der fj6rdüngsd6mar äussert er sich, S. 110, nicht bestimmt, will indessen, S. 114, Anm. 1, an der Hand einer für die Entscheidung der Frage besonders wichtigen Stelle, Nj41a, cap. 27, S. 501 2, der neuen Ausgabe, auf Grund des von Konr4d Gislason consti- tnierten Textes sich eher für die Zahl von 9 Richtern entscheiden. Aber dabei ist abersehen, daß dieser Text, wie aus den beigegebenen Varianten zu ent- nehmen ist, nur auf dem Zeugnisse einer einzigen Membrane beruht, welche »femar tylftir" liest, wogegen alle anderen vorhandenen Membranen, 7 an der ZaUy übereinstimmend „preüüsn** lesen. Über die Entstehungszeit und den WerUi der 8 Hss. gibt die dürftige Vorrede der neuen Ausgabe allerdings keinen Aufschluß, aber Dr. Gudbrandr Vigfiisson, welcher die Güte hatte auf Gntnd einer im vorigen Sommer von ihm selber genommenen Copie mir eine Abeduift der SteUe nach allen 8 Membranen zukommen zu lassen, bemerkt mir, daß das in AM. 162 aufbewahrte Hs.-Fragment, welchem Konr4d Gisla* mm Mgt, ungefähr der Mitte des 14. Jahrhunderts angehöre, als eine schlechte Hs. xa bezeichnen sei, und daß dasselbe an der hier fraglichen Stelle selbst jtdenhJÜM zwei entschiedene Fehler zeige, indem es „femar^ zweimal setze und die von Skapti gesprochenen Worte dem Nj4ll in den Mond lege, wogegen die 7 fibrigen Hss. mit Ausnahme einer einzigen, dem 15. Jahrhundert angebdrigen^ eämmtKch ans dem Anfange oder aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammen, md znmal AM. 132 foL und AM. 468 in 4*^ sicherlich bis in die Lebenszeit ▼OB Lfenten hinanireichen, welche die letzten Zeiten des Freistaates noch seibet criebi hatten. Es ist demnach klar, daß die Reconstructioo des Textes in der •cacB Ansgabe ganz ond gar nicht im Hinblicke auf den bandsehriftliehen Be* immd erfolgt» sondern dorch die vorgefaßte Meinung beeinflußt ist, daß der Bicbler 36 fnr jedes Landesviertel gewesen sein konnten. Bexiglieb der seheiBt mir vollkommen onrichtig, weim der Verf., 8. 117 18, daß dieselbe ebenso in 4 Abtheilnagen zcr&Oca sei, wie das AUd\^^^

102 LITTERATUB: H. PETERSEN, OH N0RDB0ERNE8 0UDEDTBKEL8E etc.

geriebt in 4 Q6rdiingrd6inar rieb theilte. Wenn in der Kgib6k, §.116, 8. 909, gesagt wird : „6r peirre lögr^tto, er lögsögomadr er tekinn, skolo menn g4nga til lögbergB*! so bezeicbnet der Ansdmek lögrtoa dabei keioeswegs eine Ab- theilong der gesetsgebenden Versammlang^ sondern eine einzehie Sitrang der- selben, nnd genan dasselbe gilt anch yon §. 117, S. 214, wo^ nachdem der Strafe gedacht wurde, welche den Gknlen treffen soll, der seinen Plati in der lögrötta nicht einnehmen will, wenn es zn einer rddning derselben kommt, fort- gefahren wird: „)>at yardar ok allt sh'kt hit sama ))eim mönnom öllnm, er lögr^tto seto eigo, at gegna at lögr^tto )>eirre sem pk skjlda log til*. In der That wäre apch kanm begreiflich, wie eine gesetzgebende Versammlung ohne gemeinsame Versanmilangen dorchkommen sollte, nnd schlechthin nnerklärlich, warum man die gesetzgebende Function von der richtenden abzutrennen sich veranlaßt gesehen haben sollte, wenn nicht gerade die Nothwendigkeit für die erstere die Einheit der maßgebenden Versammlung festzuhalten, als das Gkricht sich in 4 Abtheilungen spaltete , hiezu gezwungen hätte u. dgl. m. -~- Manche der hier henrorgehobenen Mängel werden übrigens möglicherweise durch die für den zweiten Band in Aussicht gestellten allgemeinen Bemerkungen ergänzt werden, und andererseits wäre es unbillig zu yerlangen, daß in einem Werke, welches die mannigfaltigsten Gebiete, wie Topographie, Culturgeschichte , Sagenkunde, Volkswirthschaft u. dgl. m. ganz gleicbmässig berührt, jedes einzelne Gebiet mit derselben Sicherheit und Sauberkeit behandelt werde, wie man sie von einem Specialisten allenfalls zu beanspruchen berechtigt wäre. Ich wenigstens fühle mich trotz aller Bedenken, die ich bezüglich einzelner Punkte zu erheben, und trotz aller Wünsche, die ich in manchen Beziehungen auszusprechen hatte, doch in erster Linie gedrungen, meiner freudigen Anerkennung für das gewal- tige Maß des Geleisteten Ausdruck zu geben ^ und zugleich meinem wärmsten Danke gegen den Verfiisser nicht nur, sondern auch gegen die amamagnsniaehe Commission Luft zu machen, welche in liberaler Auffassung ihrer Aufgabe uns in dem vorliegenden Werke eines der wichtigsten Hülfsmittel für das Ventimd- niss des isländischen Alterthumes geliefert hat. Möchte der zweite Band recht bald dem ersten folgen.

BfÜNCHEN, den 2. Jum^l878. KONRAD MAUSER

Henry Petenen,'C)m Nordboemes Gudedjrkelse og Gudetro i Hedenold. Kjbhm. C. A. Reitzels Forlag 1876.

Während unsere deutsche Mythologie nur zum allergeringsten Theil ans Dichtungen oder sonstigen Berichten aus heidnischer Zeit schöpfen kann, steht es im Norden bekanntlich ganz anders , wo die verhältnissmäßig reichen Schätze altheidnischer Göttergeschichten in den beiden Edden den GHanben der Nordleute fast wie in einem Compendinm skandinavischer Beligionslehre uns vor Augen zu stellen scheinen. Mit großem und mit geringem Geschick hat man im Süden und Norden immer wieder die in genialer Unvollständigkeit zusam- mengestellten Nachrichten zu vervollständigen , in Systeme zu bringen gesucht, in geschichtliche (Odin !) oder Naturvorgänge umgesetzt. Daß hiebei schöne und sichere Resultate gewonnen wurden, wird man, und will auch Ref. nicht laug- neu, aber gar zu oft hat man aus dem Auge gelassen, daß Poesie und Mytho- logie nicht Religion ist. Der alte Rühs hat bekanntlich seiner Zeit heftigen

LITTERATÜB : H. PETEBSEN, OH NORDBOEBNES GUDEDTBKEL8E eto. 103

ü^denpnich (P. £. Müller) und wenig Beifall gefunden. Seit man über die Entstehnngszeit der Edden etwas klarer nnd nüchterner zu seben angefangen hat, findet man auch bcMere Gründe dagegen, daß die Eddalieder reiner Auf- druck des religiösen Glaubens spätestens des 6. 9. Jhd. seien. Sichtige Auf- ^ABSung der nordischen Mythologie und Religion ist nur möglich , wenn man sich gewöhnt, die Edda Torzugsweise als litterarisches Denkmal zu betrachten und ihren Inhalt zur Ergänzung , Erklärung anderweitiger Ueberlieferung zu rerwenden, anstatt umgekehrt, sie durchweg zu Grunde zu legen. Einen guten Schritt zum Besseren scheint obige Schrift gethan zu haben. ^Der Nordleute Götterverehrung und Götterglanben in der Heidenzeit. ^ Der YerfiEMser Henry Petersen ist natürlich nicht mit dem bekannten N. M. Petersen, dem Verfasser der nordischen Mythologie zu Terwechseln. Ende 1876 erschienen , hat sein Buch, wie mir scheint, in Deutschland bb jetzt zu wenig Beachtung gefunden ; wie ich höre, bt in Dänemark^ Petersen's Heimat, dasselbe der Fall. Es bietet nicht, was der Titel eigentlich sagt; es werden nicht alle Götter behandelt und nicht alle Seiten des Cultus und Glaubens erschöpfend dargestellt, wohl aber sind die wichtigsten und entscheidenden Fragen ausführlich erörtert. In drei vngleiehen Theilen wird pag. 1 20 über den Cultus, pag. 21 32 über die Tempel, pag. 38 137 über den Götterglauben, die eigentliche Mythologie, gesprochen. •— Aus der ersten Abtheilung, die sich zunächst mit der Stellung der weltlichen Herrscher zum Cultus befaßt, möchte ich die Bemerkungen über das Vorkommen des Godennamens auf dänischen Bunensteinen (Saulva-Kupi, Nura-Ku)>i, Tgl. übrigens auch K. Maurer, Island pag. 45) pag. 8 und Anm., sowie daa Folgende über die Centralcultusstätten des Nordens hervorheben ; be- sonders die ausführliche Auseinandersetzung über Lethra (Lejre), die wohl an- geihan ist, die bisherige Meinung über dessen Bedeutung für Dänemark, wie sie nach Thietmar ron Merseburg sich bildete, umzustoßen ; ob freilich der Be- weü, daß Ringsted die dominierende Rolle gespielt habe, wirklich erbracht sei, möchte ich nicht für sicher halten. Mehr Interesse für dänische Geschichte ab für nordische Mythologie und Religionskunde hat die Untersuchung über die Belegenheit der Hauptdingstätte Isöre pag. 18 £F. Anstoß erregten mir im ersten Theile einige scheinbar unwichtige Ungenauigkeiten. Seite 5 heißt es einmal, der Besitz des Gk>dordes (auf Island) war an das Geschlecht geknüpft und in ihm erblich ; es könnte diese Bemerkung zu Mißverständnissen über die priesterliche SteUung des Goden führen; ein inneres Band zwbchen Geschlecht und Grodord besteht nicht; bloß der Besitz knüpft Godenwürde und Godenrechte an das Geschlecht und an das ganze eigentlich nur, wenn das Godord getheilt wurde; an etwas wie 8tammguts(6dal-)eigenschaft des Godord ist nicht zu denken. Vgl. K. Maurer, Island pag. 42, 99 f. Eine weitere Unklarheit in Bezug auf die Bedeutung und Geschichte jener isländischen Institution enthält pag. 6, wo es heißt: der Tempel wurde auf Island in der Nähe der Dingstätte errichtet; der Hergang ist, wenn überhaupt eine Regel ausgesprochen werden darf, um- gekehrt gewesen.

Der zweite Theil handelt von der Anlage der Tempelhäuser (Lang- hlnser mit Apsis oder Rundbauten!), von ihrer Ausschmückung, von dem Gkng und der Zeit der Opferfeste. Für das midsumarsbl6t bei Snorri kann ich übrigens jetzt auf pag. 55 f. der eingehenden Abhandlung von Björn Magn- isfoo oben in den Aarbög. t 0. 1878, 1 ff. verweisen«

104 LITTERiLTUB: H. PETERSEN, OM N0RDB0EBNE8 6ÜDEDTSKEL8E etc.

Am wiehtigtten seheint mir der dritte Tbeil; er hat sich kein gerin* geres Ziel gesteckt, als Odin sn entthronen und Thor an die Spitze des nor- dischen 01/mp SU stellen. Theoretisch ist man ja aoch bei uns schon aof ähn- liche Resultate gekommen, ygl. Simrock^ Myth. \ pag. 232 f. H. Petersen hat eine eigenthümliche f meines Eracbtens völlig berechtigte Methode einge- schlagen. Ich will hier die Hanptmomente seiner Darstellung herrorheben. Vor- erst sondert er ans der Gesammtheit der Göttertjpen drei ans: Thor, Frey nnd Odin. Ihre Bilder sind es, die in der Regel in den Tempeln allein oder ▼ereinigt zu finden waren (z. B. in Upsala), sie sind es^ mit denen die Nord- lente durch ihre Namen in Verbindung zu stehen suchten (pag. 33 41); doch Thor tritt auch hier schon in den Vordergrund, sein Bild findet sich am häu- figsten, mit seinem Namen sind bei weitem die meisten Männer- und Frauen- namen zusammengesetst ()>6Hüfi>, ^6ralldr etc. etc.) pag. 41 ff. Bei den Orts- namen ist der Abstand nicht mehr so groß; H. Petersen hat zu wenig beachtet, daß gerade mit „Odin" zusammengesetzte Ortsnamen verhältnissmäßig zahl- reich sind (pag. 47^ Anm. 1) ; zur Verbindung mit Personennamen konnte Odin recht wohl zu heilig und, so zu sagen, zu aristokratisch sein; die Ortsnamen beweisen, daß es an Verehrung desselben nicht fehlte. Richtig ist allerding«, und hiefur spricht die ganze Person Thors, daß dieser dem einzelnen Bauern viel näher stand und sympathischer war, also auch wohl häufiger oder lieber zum Gegenstand des Cnltus gemacht worden ist. Ein weiteres Argument bildet das Vorkommen des Hammerzeichens auf Runensteinen (pag. 50 ff., dazu die Abbildungen Fig. 1 4), als Schmuck (pag. 73 ff., dazu Fig. 6 10), endlich, dem späteren Kreuzeszeichen entsprechend und oft von ihm abgelöst, als symbolische Bewegung der Hand. Nicht recht gesichert, aber interessant zu lesen ist was pag. 115 ff. (Fig. 14 16) von dem dreiarmigen ELreuz (,,Hagekors") gesagt wird. Femer wird Thors Bevorzugung bei Festen und festlichen Gelegenheiten dargelegt, wie sie sich in der Anwendung des Ham- mers bei der Namengebnng, bei Hochzeiten^ Begräbnissen ausspricht (pag. 56 ff.). Die Bedeutung Thors beim Julfest hat Petersen überschätzt|; die Deutung des Bragarfull als „Großthatsbecher* läßt sich hören^ daß aber der s6nargoltr dem Donnergott geweiht gewesen, hat der Ver&sser mir nicht überseugeod genug dargethan. Mit Rechtj wird dagegen Gewicht darauf gelegt, daß der Donnerstag bei weitaus den meisten Dingversammlungen des Nordens als An- fiangstermin galt (pag. 66 70), wozu allen^lls noch bemerkt werden kann, daß in Island auch der Sommer immer mit einem Donnerstag begann, wohl deshalbi weil derselbe überhaupt als erster Wochentag galt. Soviel von Thors Stellung im Cultus und im Volksleben. Auch die Edda widerstreitet den bis- herigen Ergebnissen nicht (pag. 98 ff.). Odins Übergewicht beruht hier bekanntlich zum guten Theil auf der Fuhrung der Helden in Walhall. Petersen weist nun nach, daß die Idee der Versammlung der Helden um Odin neueren Ur- sprungs, daß anfilnglich Hei gemeinsamer Aufenthalt aller Gestorbenen gewesen sei, daß also nicht die Verstärkung von Odins Heer Ziel und Aufgabe der tüch- tigsten Männer im Volk war. Von Thor handeln zudem die meisten Mythen; er spielt die Hauptrolle, er wird von den Äsen in kritischen Fällen zu Hälfe gerufen, nicht Odin (p. lOO). Weiter sind Beweise von ganz anderer Seite beigezogen. Thor erweist sich schon als Donnergott als uralter Gegenstand des Cultus und der Mythe und bietet in weit ausgedehnterem Maße Anhalts-

LITTERATUR: B. DÖRING, BEMERKUNGEN ÜBER STIL etc. 105

punkte zur Vergleichung mit deu Gottheiten anderer Indogermanen (pag. 125 f.)., Iq keiner uns zugänglichen Zeit hat das Ansehen Thors, auch nur vorüber-, gehend, einen Stoß erlitten. Abgesehen von der Geltung desselben bei dea Südgermanen, die uns auf den Zustand vor dem „Sonderleben^ der Nord- und Südgermanen schließen läßt, ist zu beachten (pag. 101), daß es Thor ist, den in früher Zeit die Finnen von den Skandinaviern entlehnen, den die Vikinger in England, in der Normandie, in Rußland vor allem ehren. Die Resultate über Thor sind an verschiedenen Orten ausgesprochen pag. 94, 107; ich brauche sie hier nicht zu wiederholen. Auf Odin ist der Tendenz der Schrift gemäß nicht näher eingegangen; wir müssen es bedauern; was geboten wird, leidet zwar etwas unter der Bestimmung, des Gottes Unterordnung zu documentieren^ enthält aber des Beachtenswcrthen nicht wenig; ich verweise auf die Bemerkungen über den Einfluß klassischer Göttervorstellungcn (pag. 94), über das Ansehen der Kriegstüchtigkeit bei den Skandinaviern (108); über das Alter der Odin- dichtong (130 f.); die Frage, ob diese einer Art Hofreligion entsprach (131 f.); es liesse sich mancherlei gegen die hier ausgesprochenen Ansichten vorbringen, zumal auch gegen den Schluß, daß die Mythen über Odin zwar rein nordisch ausgeprägt seien, ihren Ursprung aber bei den Südgermanen hätten.

Doch meine Anzeige ist schon zu lang geworden. Es bleibt mir nur Qbrig, Petersens Buch zu fleiasigem Studium ernstlich zu empfehlen. Niemand wird es ohne reiche Belehrung und Anregung aus der Hand legen.

MÜNCHEN, Ende JuU 1878. OSCAR BRENNER

Dr. Bernhard Döring , Bemerkungen über Stil und Typus der isländischen Saga. Osterprogramm des Nikolaigymnasiums zu Leipzig 1877. 44 S. 4.

Zwar ist der Umfang des Programmes nur ein geringer, doch halte ich die Arbeit für eine in hervorragender Weise verdienstliche. Seit Koppens litte- rarischer Einleitung in die nordische Mythologie hat keine deutsche Schrift ausführlicher das Wesen der isländischen Saga behandelt, und Bemerkungen, wie sie Vigfusson in der Einleitung der Eyrbyggjasaga und der Fomsögur^ Maurer in der Gnll-xorissaga und sonstigen Schriften und Möbius an ver- schiedenen Stellen machten, sind immer nur Eigenthum der Fachgelehrten ge* blieben. Wie kümmerlich es mit der Kenntniss der Sagalitteratnr in Deutsch - huid noch immer bestellt ist, zeigen diu betreffenden Abschnitte der verbreite- ten allgemeinen Litteraturgeschichtcn (von Scherr n. a.), welche die ungeheuer- Hehsten Dinge über die Sagas berichten. Dörings Arbeit erreicht den Zweck, den sie sich vorgesetzt hat : in wissenschaftlich populärer Weise dem deutschen Volke ein Bild von dem Wesen der isländischen Saga zu entrollen. Man könnte mit dem Verfaßer vielleicht rechten wegen der Auswahl der Sagas, die er für seinen Zweck benutzt hat (es sind Nj41a, Gunnlaugssaga ormstungu ok Skald- Hraina. Gull-JPörissaga, Egilssaga, Hallfredarsaga , Eyrbyggjasaga , Vatnsdsela- saga, Flöamannasaga und die rorsteiossaga Sidu-Hallssonar mit Vergleichung Ton Islendingabök). Es werden darunter einige charakteristische Formen der Saga ▼ermißt, während andere, spätere, weniger eigenartige Formen, wie die F16a- mannasaga, berücksichtigt sind; doch treten diese Bedenken zurück gegenüber der Erwägmig, daß doch endlich einmal von berufener Seite eVn ^Oca:\\x ^-

106 UTTBRATUB: W. HERTZ, TRISTAN UUD WOLDK

thtti ist, um den isULnduchen Sagas aucb in Deutschland größeren Antheil sn erwecken. Besonders angemessen sind die Abschnitte über Begriff nnd Wesen der Saga, Entstehung und Fortpflanzung Ton Erzählungen, Behandlung des Stoffes, Selbständigkeit des Schriftstellers und über die Form der Darstellung. Die Abschnitte über die Abfassungszeit der Saga, die vermuthlichen Aufzeichaer der Sagas, über die Strophen sind etwas knapp dem Umfang nach, diejenigen über die Abweichungen tou der ursprünglichen Ueberlieferung und über Ton, Sprache und Satzban nicht adäquat abgegrenzt. Die in den Sagas häufige meta- phorische Ausdrucksweise hätte Erwähnung finden können, ebenso die nicht seltene Uebertreibung, die besonders in der Charakteristik von Personen in eigenartiger Form auftritt (vgL B. in Njala 95 , 20 , wo es von Hildigunnr hdßt: h6n rar skörungr mikill ok kvenna fridust synum. h6n rar sy& hög, at f4r konur T&ru jafiihagar. h6n var allra krenna grimmust ok skaphordast enn drengr g6dr )>ar sem Tel skjldi yera, oder die Berichte über Porir in der Porsk- firdingasaga u. t. a.), auch manche andere den Sagas eigenthümliche rheto* rische Form hätte besprochen werden können; indeßen ist doch zu erwägen, daß der YerfEJWr auf geringen Raum beschrilnkt war und zudem rersprochen hat, in einem zweiten Theile, in welchem auch LaxdsBla und Gretla Berück- sichtigung finden sollen, eine Fortsetzung über Qenealogieni Charakteriatikenf Träume u. s. w. zu geben. Hoffentlich ist dieses Versprechen schon erfüllt, wenn die Recension gedruckt sein wird *). Was der yorliegende erste Theil biete^ ist vortrefflich geeignet, der isländischen Saga Freunde zu gewinnen. In seiner litterarbistorischen Skizze hat, bei aller Selbständigkeit und Sorgfalt der For- schung, der Verfaßer nicht die allgemeinen Gesichtspunkte aus dem Auge rerioren.

ALTONA, im Man 1878. P. PIPER.

Triatan und Isolde von (3k>ttfried von Straßburg. Neu bearbeitet und naeh den altfranzösischen Tristanfragmenten des Trouvere Thomas ergänzt von 1/imhehn Hertz. Stuttgart Gebrüder Kröner. 1877. kL 8. VHL nnd 644 S.

mcht lange naeh Erscheinen einer dritten Auflage von Hermann Kurzena „Tristan und Isolde'' (Stuttgart, Cotta, 1877) kam die vorliegende Bearbeitung von Wilhelm Hertz, über deren literarische und künstlerische Seite ich an einem anderen Orte zu handeln gedenke ^^ die ich aber doch auch in der Gkrmania aas verschiedenen Ghünden erwähnen und besprechen möchte, weil das Buch auch ein gelehrtes Interesse in Anspruch nimmt. Ist hier auch keine Über- setzung dargeboten y wie sie vorher Kurz und Simroek lieferten , indem diese neue Bearbeitung manches aus Gottfried's Werke einfrich ausscheidet, anderes kürzt, anderes auch stilistisch ändert, so haben wir dennoch im Großen und Ganzen eine Übersetzung vor uns, die dem Original sich möglichst ansusoUießen sucht. Es ist hier der Versuch gemachty zwischen einer wörtlichen Übersetzung und einer dichterisch völlig freien Neubearbeitung einen Mittelweg zu finden.

*) Diese Fortsetsong ist im diesjährigen Osterprogramm des Nikolaigymnasinms noch nicht ersefaieoen, Bondem statt deren von demselben Verfssser : Eine altisländische Brandlegung. Episode aas der Ersahlang vom Leben des NjsL Ans dem Urtexte übertragen. Leipzig 1878. 20 8. 4.

^) Ist geschehen in den Blättern für Ut Unterhaltung 1878, Nr. 88.

UnnULTUR: W. HEBI% TRI8TAH ÜHD SMILIffi. 107

und insofern erscheint mir das Bach von Hertz in der Geschichte der Über- tragungen ans dem Mittelhochdentschen eine bedentongsToUe Stelle einsnnehmen. Aber nicht bloß hinsichtlich seines Gesammt-Charakters hat dieser eigenartige ÜbersetznngsTersnch seine besondere historische Wichtigkeit^ sondern auch wegen seiner poetischen Form. Herts nämlich legt sich eine Strenge in der Technik des Reims- und Versgebranchs auf, wie sie Tor ihm in Übertragungen der Knnstepen großem Umfange niemals su finden ist. Auf diese Weise wird der grasiose Charakter des Originals gewahrt, andererseits der modernen Gewöh- nung ein Zugeständniss gemacht. Aber der Dichter treibt das Princip der Regelmäßigkeit im Verse nicht auf die Spitze; er wechselt zwischen jambischem und trochäischem Rhythmus und vermeidet dadurch die klappernde Monotonie, an denen unsere Epen seit Opitz zu leiden pflegen. Während Kurs und Simrock sich für ihre Fortsetzungen den Sto£f selbst zurechtlegten, rerschiedene Quellen zugleich benutzten, folgt Hertz den kurzen Fragmenten des französischen Thomas. Diese Wahl hat insofern auch eine philologische Tendenz, als hier für den SdUlnß eme Quelle zur Geltung kommt, die der von Gottfried genommenen mdäquat ist, wenigstens im Großen und Ganzen.

Vor allem aber ist diese belletristische G«be deshalb der besonderen Be- aclitong der deutsch-philologischen Kreise werth, weil ihr ,, Anmerkungen* bei- gefSgt sind, die nicht allein dem den mittelalterlichen Studien ferne stehenden Leser Erläuterungen, sondern in der That auch dem Kundigen nicht unwill- kommene Beiträge zum Tristan-Commentare bieten.

In diesen ,,Anmerkungen^, die nicht in der sonst üblichen lakonischen Form auftreten, sondern für die der VerfEÜSer mit Rücksicht auf einen weiteren Leserkreis mehr den Stil der Abhandlung gewählt hat, ist ein großer Schatz ▼on Gelehrsamkeit niedergelegt, und im Einzelnen erfreuen feine geistroUe Deu- tungen. Die im Gedichte auftretenden Namen sind hier genau erörtert, ein- sebie Wörter, namentlich Fremdwörter werden erklärt und nach ihrem Gebrauche daigelegty über die Sagengestaltungen belehrt derVerfaßer fleißig und eingehend ; gmns besondere Beachtung ist auch der Erklärung der kulturhistorischen Mo- mente geschenkt, wobei auch, wenn sich die Gelegenheit bietet, der Gebräuche, die sich ans alter Zeit bis in unsere Tage gerettet oder die in der G^en- wart eine andere Geistalt angenommen haben, gedacht wird. Solche Hinweisungen auf Alterthümlichkeiten der Sitte halte ich für sehr gewinnbringend, und daß sie auch anziehend sind und oft mehr als Litteratur und Grammatik inter- eesiren, habe ich im lebendigen Verkehr mit den Mitgliedern meines Seminars aar Gknüge erfahren. Darum habe ich auch in meiner Ausgabe des Heinrich TOB Freiberg noch etwas mehr als in meiner Gottfried - Ausgabe auf kultur- historische Züge Bedacht genommen und, soweit ich es Termochte, die erhal- tenen Reste oder die Veränderungen des alten Brauches berührt in der Hoff- ning^ auch die Leser für solche Dinge an interessiren. Ich habe freilich in Er&hmng bringen müßen, daß es auch trockene Seelen gibt, die für die Äuße- rungen des Volkslebens keinen Sinn besitzen und denen gelegentliche Hindeu- tongen auf die heutige Zeit ^wunderlich erscheinen (ride Kiuzel, Zeitschr. f. d. Ph* 9. B., S. 240 unten). Für solche Leute sind auch numche der von Hertz ge- gebenen Belehrungen natürlich ohne Interesse, dagegen werden ihm alle die- jenigen dankbar sein, die in einer Dichtung nicht bloß ein individuelles Kunst- werkf sondern anch ein lebensrolles Zeognisi des Volke- und "L^XdiB^AJiNAa ^<

106 LTTTEBATÜR: W. HERTZ, TRISTAN UND ISOLDE.

blicken , und die zugleich ein Geföhl haben für die traditionellen Ziuammen- hänge der Gegenwart mit unserem Alterthum.

Außer dem eigentlichen Commentar hat Hertz auch hie und da ästhetische Fingerzeige gegeben, einmal wird auch eine kritische Frage berührt.

Wie sehr mir gerade diese Beiträge zum Tristan- Commentar willkommen waren, möchte ich nun dadurch erweisen, daß ich im Einzelnen diejenigen speciell philologischen Erklärungen von Hettz hervorhebe i welche die von mir in meinen Anmerkungen zu Gottfried gegebenen corrigieren, verbessern und ergänzen. Daß ich sie auch für eine etwaige neue Auflage verwerthen und ent- lehnen würde, brauche ich kaum zu sagen. Für die ausgeführten Belehrungen würde natürlich bei der Anlage meines Commentars nur der Autor kurz eitiert werden können.

S. 550 tumieren (V. 2107) erklärte ich mit: wenden; bei HerU steht bezeichnender: schwenken, die Volte reiten. S. 551 smirlia (V. 2203) in der Ausgabe allgemein mit , Lerchenfalke* erklärt, Hertz berichtigend und ge- nauer: „der Zwergfalke, der kleine Lerchenstößer, nicht mit dem Lerchenfalken zu verwechseln", worauf Notizen aus der Naturgeschichte und Jägerei folgen. S. 551 hcLbeche(mikasre und ouch in rdien vederen) (2204 fg.). Hertz widerspricht auf Grund naturgeschichtlicher Thatsachen mit Recht meiner Auffassung, daß diese Worte, die ich in Klammem schloß^ sich auf alle vorher genannten Vogelnamea beziehen; sie gehören nur zu habeche. ^ S. 553. 555 biäs Triitant; biät ami» (2395. 2679). Hier würde von mir nachzutragen sein, daß bida auch = lieb ist wie Mchmne in V. 3534 (doch hat Hertz dies schiene in der Übersetzung mit: „edel" gegeben). S. 558 lumbelen-^ unteren {timberen) (2941). Hertzens Erklärungen sind bestimmt > während ich mit Vorbehalt und fragend erklärte« /. = Nierenbraten, z, = die Hoden, das Kleinwildbret Letztere Erklärung mit Verweis auf Paul's Aufsatz Germ. 17, 398, Aiimerkung (Zamcke). S. 561 von minem kern Gurüne (3524) und S. 562 GrdUtnde* des sehcBnen (3585). Die erste Stelle wußte ich nicht zu erklären, dagegen wies ich im Namenverzeichniss unter dem Namen GrdUmt auf die Novelle hin, |,vermuth- lich des Inhaltes, daß Or. gemordet und seiner Geliebten zum Essen vorgesetst wird^. Hertz belehrt uns, daß das Gurunslied eine der zahlreichen Varianten der sogenannten Herzmähre behandelte, und daß dann wohl in dem Gralands- lied ein anderer Inhalt gesucht werden müsse, und zwar erscheine ein G^raland als Held eines Feenmärchens. S. 563 566 Symphonien ^ rotten j liren^ soi»- biüt (3674 ff.). Ich konnte nur kurze und unbestimmte Erklärungen geben. Was Hertz aus der Geschichte der musikalischen Instrumente beibringt, ist überaus lehrreich. Es ist nur schade, daß man die Werke, auf die hin- weist, wie Lacroix^ Lee arte au moyen-dge (Paris 1871) nicht leicht zur Hand haben kann. S. 580 diu kuppe (H. übers, die Haube) (7056). leh würde nach H.'s Vorgang eine materiell genauere Erklärung des Wortes zu geben haben. Ich habe überhaupt die Bemerkung machen müssen, daß unter denen, die Altdeutsch treiben y eine große Unkenntniss der mittelalterlichen Tracht und Bewafiuung herrscht, daß aber andererseits ein großes Interesse für solche Gegenstände sich zeigt, sobald nur die Anregung dazu gegeben wird. -^ S. 586 »chevelier damoieele (9169). Ich würde nachzutragen haben, daß damoisUe der Genetiv ist. Meine Erklärung von V. 5580 habe ich längst aufg^egeben. S. 595 In einem tage er s* dder Heu (15121). Trotz Herrn BLinsel würde

LITTERATÜR: W. HERTZ, TRISTAN UND ISOLDE. 109

ieh die kaltorbistorlscbe ÄDmerkuDg ron H. entlehnen: ^ Im Mittelalter pflegten Hoch nnd Nieder wenigstens einmal im Jahr^ im Frübling, zur Ader zn lassen, ein Brauch, der sich beim Landvolk in rielen Gegenden bis heute erhalten bat*. S. 595 gotes reht (15310) H.: „das kanonische Recbt^. Wurde nachzu- tragen sein« S. 604 ix)r CorinHa jdren (16695). Im Namenyerzeichniss sagte ich: „rielleicbt Qnirinus nach Bech^ kaum mit Groote Chronos". Diese Erklärung ist aufzugeben. Hertz weist in einer ausführlichen Darstellung naoh^ daß hier der aus der trojanischen Sage stammende Riese Korin'du9 gemeint sei. S. 610 der galander (16895). Nach dem Vorgang der gebräuchlichen lexicalischen Hnlfsmittel erklärte ich galander mit ^ Haubenlerche '^. Nach H. ist das ein Irrthum, der galander ist rielmehr die große Lerche, Ringlerche, alauda calandra lAnniy auch alauda Sibiricaj während unsere heimische Hau- benlerche alauda erUtaia ist. S. 626 li firaina (18714). Ich setzte zur Erklärung: ans franau ein Fragezeichen. H. bestätigt diese Erklärung, indem er sagt: „K firairUf offenbar entstellt aus li fran»y der Freie, der Edle, francus, eines der gebräuchlichsten Epitheta in der altfranzösischen Dichtung^« S. 6S7 Oco^ (18736). Ebenso bestätigt H. meine Erklärung, oee^ = Oeean, doch sieht er nicht, wie ich that, im Worte eine bestimmte Ortlich- keit im Sinne des Dichters, sondern direct den atlantischen Ocean, der im mit- telalterlichen Latein auch occeanu» heiße.

In einem Falle schwanke ich noch, ob ich die von H. gegebene Erklä- rung annehmen solle oder nicht. S. 583 erklärt er zur Stelle ^die Sonne komme Ton Mjcene*^ = daz sunne van Myeene gi 8278, der Dichter verwech- sele hier Sparta, wo Helena geboren wurde, die Stadt des Menelaus, mit der Stadt seines Binders Agamemnon, Myeene. Das ist möglich, denn solche Ver- wechselungen sind in der mittelalterlichen Poesie nicht selten« Aber ich glaube^ daß meine auf eine rhetorische Formel (par» pro toto) zurückgeführte Erklärung aueh Bestand haben könne.

Auch eine andere Erklärung scheint mir nicht sicher. S. 612 ist zu den Worten: ^Sie war, wie ich euch eben las*^ = ei wa»y aU ich ieeuo da las 16982 bemerkt: „der Dichter denkt sich seinem Publicum gegenüber als Vor- leser*^. Allerdings, wenn das Wort loa im Nhd. beibehalten wird, kann es nur in der gedachten Weise erklärt werden ; allein im Mhd. ist la» nicht immer = 1ms Tor, sondern auch allgemein: erzählte, trug vor; vgl. zu 6. Tr. 134. 2650. S. 503 ist in der Anmerkung Kurvenäl gesetzt, um das a im Namen, der •ODSl im Text natürlich nur als Kumeval erscheint, als lang zu bezeichnen. Ich habe auch in Heinrich's Tristan das a im Nominativ mit allem Bedacht •la kurz genommen und werde mich später darüber aussprechen.

SchUeßlich komme ich nun auf jene von Hertz (S. 543) berührte kri* tische Frage. Gegenüber der in allen neueren Ausgaben stehenden Lesart in etne» herxen Itisten aweben ist H. auf die der handschriftlichen Überlieferung eotsprecheude Lesart der älteren Ausgaben vonMyller und Groote zurückgegangen: in s. A. lüften^ und übersetzte demgemäß „Im Sturme seines Herzens schweben'. Daß jüngere Schreiber mit aller Absicht lüften gesetzt haben werden, bezweifle ieh keinen Augenblick. Ob aber in den älteren Hss. wirlich lüften statt lußen stehen soll, wird sich bei der großen Ähnlichkeit, ja Gleichheit von fl und ft nicht leicht entscheiden lassen. Es müssen daher andere Entscheidungsgründe gesucht werden. Ich habe lange zwischen haften mid lüften ^eac\x^«SLVx \k\A

110 LITTER4TUR: H. KÜRZ, TRISTAN UND ISOLDE.

doeh du letitere gewählt und zwmr ans GMnden der Poesie und des Stib. Die Ton H. adoptierte Wendong ist ein Bild, ein rolbtändiges Bild und noeh daia ein reeht drastisches. Stünde es far sieh allein^ so würden wir es, wenn aaeh sonst die Lüfte des Herxens nicht Yorkommen, dem bilderreichen Gh>tt- fried wohl sntraaen dürfen. Aber wie stark würde dieser erhabenen Ansdraeks- weise gegenüber die folgende, eng angeschlossene Zeile 262 ab£dlen: und m- loaii fidcA dnetn willen Ubenl Erst Lüfte, Sturm des Hertens und dann das Abstractom Wille! das würde gar nicht Gk>ttfiiediseh sein. Eben wegen wüle ist der Torhergehende Aosdrock auch abstraet, er ist nnr dnrch das bildliche moeben gehoben, in sCnet Asrsen hüten ist gleich in vrOuden^ tu umnnen. Die Wendung ist der Ton neueren Dichtem auch gebrauchten ähnlich : in Freuden, in Wonne schwimmen. Gk>ttfned gebraucht auch kurz nachher in V. 30S als Variation seines ersten Ausdrucks tii der lebenden stfese eweben. Dies die Ghrfinde, weshalb ich die Metonjmie der Metapher vorsog und heute noch voniehe.

Jeder, der sich eingehender mit Qottfried beschäftigt, wird diese Anmer- kungen Ton Herts nicht entbehren können.

Zum Schlüsse noch ein Wunsch. Herti hat su den Anmerkungen ein Register beigefugt, welches sehr willkommen ist. Aber die Anmerkungen yer- weisen nicht auf die Zahl der Seite im Gedichte. Das erschwert die Benutzung gar sehr; man muß su lange suchen, ehe man die betreffsnde Zeile ausfindig gemacht hat. Möchte in einer neuen Auflage, die diesem schönen und herror- ragenden Werke hoffentlich und Yoraussichilich nicht fehlen wird, die praktische Einrichtung getroffen werden, wie wir sie in Kurzens Tristan und Isolde finden.

ROSTOCK, im Mai 1878. REINHOLD BECH8TEIN.

Triittn und Isolde , Gedicht tou €k>ttfried von Straßburg. Übertragen und beschlossen tou Hermann Kurz. Dritte rermehrte Auflage. Stuttgart 1877.

Kon'. Übenetenog hat nmeh seinem Tode eine neue AniUge erfohr«. Es ist Pflicht der Pietät, bei seinem erneuten Erseheinen dankbar das Werk des Mannes zu begrüssen, welcher dem grossen Dichter so waimes Veratibid- niss entgegengebracht y der so eifrige und eindringliche Arbeit ihm gewidmet hat. Wir haben nicht nöthig, die Vorzüge seiner Übertragung zu rühmen; sie sind allbekannt und werden auch durch die Arbeit von Herts nieht in den Schatten gestellt; seine Schlußdichtung ist der Hertz'schen entsehieden über- l^en. Dagegen muß erwähnt werden, inwiefern die neue Auflage eine ver- mehrte zu nennen ist. Hinzugefügt ist das Bruchstück einer neuen, freien Be- arbeitung von Tristan und Isolde, welche Kurz 1864 in L. Seeger*s deutschem Dichterbuch veröffentlicht hat und die einem grösseren Kreise kaum bduumt geworden ist. Selbst Bechstein (Tristan und Isolt in deutschen Dichtungen der Neuzeit) scheint sie entgangen zu sein. Und doch ist sie von hoher Schönheit; sie athmet Gottfrieds Geist und steht doch ganz modern da; mit glücklichem Griffe versteht sie bedenkliche Klippen zu umschiffiBn. Nur eine Probe:

Ihr Mund, der machte ihn freudehaft,

Ihr Mund, der brachte ihm eine Kraft,

daß er das königliche Weib

an seinen todeswunden Leib

LFTTEBATUB: A. JEITTELE8, ALTDEUTSCHE PREDIGTEN. Hl

in heiMem G^enktuse schloß,

seine Seele in ihre Seele goß.

Fürwahr ein Wunder da geschah:

Leben nnd Tod, die kämpften da

auf Tod und Leben um den Sieg;

das Leben dem Tode bot den Krieg,

es stieg hinab in seine Nacht,

hat der Minne Funken drin angefacht,

durch dessen Kraft es den Feind beswang,

daß neues Leben aus Tod entsprang. Weiter ist hinzugetreten das Märchen: der Kampf mit dem Dra- chen, Kun's Polemik oder rielleicht besser seine Satire auf Oswald Marbach's Beeension ron Kun*s Tristanübersetsung: irisch und mannhaft^ klar und deut- lieb tritt er dem Widersacher gegenüber, aber trotsdem bleibt er fein und liebenswürdig; seine Pfeile tre£Fen sicher^ aber sie sind nicht vergiftet.

Gern hätten wir in dem Bande auch noch Kurses Aufuits: Zum Leben Gottfirieds yon Straßburg (Germ. XV) aufgenommen gesehen: obwohl sich seit seiner Abfassung der Baddaritu in einen Ziddariue verwandelt hat*), gehört er doch unstreitig zum Besten, was Kurz geschrieben. Die Aufnahme wäre um so Wünschenswerther gewesen, als die Einleitung zum Tristan nicht den gün- stigsten Eindruck macht und die unter dem Einfluß von Böth stehende Sagen- deutnng besonders beim Laien ganz dazu geeignet ist, Mißtrauen gegen Kun's Forsehungsweise und nebenbei gegen alle Mythenforschung überhaupt zu er- wecken ; wenn dem Leser z. B. folgender salto mortale zugemnthet wird (p. XYI) : 9 Zwischen dieser ältesten Thatsache (der Mischung semitischer und indog^er- manischer Völker) ist eine dunkle Lücke in der Geschichte der westlichen und nördlichen Hälfte von Europa. Wir können sie unbedenklich mit der Vor- steUimg von einem beständigen Hin- und Herfluthen der Völker ausfüllen, worin Sagen und religiöse Überlieferungen durcheinander gerüttelt wurden, iriUi- rend die einzelnen Völker doch abgeschlossen und ursprünglich genug waren, um das Empfangene selbständig auszubilden".

HEmELBEBG, den 19. Mai 1878. OTTO BEHA6HEL.

Altdratielie Predigten aus dem Benedictinerstifte St. Paul in Kärnten. Her- ausgegeben von Adalbert Jeitteles. 8. (XLm, 188 S.) Innsbruck 1878. Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung.

Sckmidt, JolLann, Priester Konrad's deutsches Predigtbnch. 8. (1 Bl. 11, 20 S.) Wien 1878. Verlag des Verfassers.

Die zuerst in den altdeutschen Blättern 11, 159 erwähnten Predigten von St» Paol verdienten aus sprachlichen wie sachlichen Gründen herausgegeben zu werden« Jeitteles hat es an Fleiß und Mühe nicht fehlen lassen, um sie wis- seDsehaltlich zu verwerthen. Ausser Bemerkungen über den Charakter der

^) Es ist eigentlich merkwürdig, daß man in dem Qodofredus Bodelarius de Argentina jemals einen Gottfried von Straßbarg, Notar, hat finden können, denn die Woftstdiung wäre dann so, als wenn sich etwa A. v. Keller Adelbert Professor von Keller nennen würde.

112 UTTERATUR: A. JEITTELES, ALTDEUTSCHE PREDIGTEN.

Predigten und ihre Stellang innerhalb der deutschen Predigt enthält die Ein- leitnng eine ausfahrliche Darstellang der sprachlichen Eigenthümlichkeiten der Hs., wozu die Anmerknngen noch manche Ergänzung geben. Diese sind dazu bestimmt schwierige Stellen zu besprechen und auf Verwandtes in Hinsicht der Sprache und der Gedanken zu verweisen. Das beigegebene Glossar stellt das für den mhd. Wortschatz bemerkenswerthe zusammen.

Die nachfolgenden Bemerkungen haben nur den Zweck^ dem Herausgeber zu beweisen, daß ich seinem Buche die Aufmerksamkeit geschenkt, die sein Fleiß verdient. S. XII wird unter den Beispielen von % für e auch hivilde 54^ 2 aufgeführt, mit Unrecht, denn wir haben es hier mit betontem % {pifilde Nib. 1064,4) zu thun. 2, 25 wird besser trdtsun als comp, geschrieben; denn ir lieben trüi sun^ wobei (rüt als unflect adject aufgefaßt werden müßte, hat wenig fiir sich; ebenso noch 4^ 5, und vielleicht auch trülmuoter 5, 7, wiewohl hier nach dem Gebrauche der Hs. trüt auch fiir trüte stehen könnte. Sicherlich aber ist trütmuoter comp. 33, 11. 3, 19 versuenetj ebenso 4, 28 und durch^mgig schreibt J. ue statt des in unsem Ausgaben üblichen Ue\ die Bezeichnung der Hs. (versvnet) kann hier nicht maßgebend sein. 3, 24 1. adimpUre. 6, 5 das doppelte da ist nicht verwerflich, das zweite dient wir Verstärkung des ersten. 6, 6 Stephdnus; warum d? Der geistliche Ver- fasser hat doch sicher St^cmua gesprochen, wie auch der Dichter des Pas- sionals (Köpke S. 37 ff.) durchaus betont Danach flült auch die Berichti- gnng SU 26, 10. 15. 6, 10 In der Anm. zu dieser Stelle sind die beiden Wörter ^H ^Stachef und ^ort^Grarten mit einander vermischt; letzteres kommt 79, 21 vor, aber man kann nicht behaupten, daß es dort stark gebraucht sei, denn der gart kann nach dem Brauche der Hs. für der garte stehen. 6, 20 da, besser wohl dd] auch 31 steht falschlich da für do in der Hs. 6, 29 kann man nicht eigentlich ein plural. subject annehmen ; denn subj. ist mami^ #tts^<, wozu menech erklärend hinzutritt. 7, 7 ist gesunden irrig aufgefaßt als (moralisch) gesund bleiben ; es ist vielmehr = gesunden^ von der Zeit an wo wir Recht und Unrecht zu unterscheiden vermochten. 10, 27 ist mioeken gewiß als conj. zu nehmen, denn dieser ist nach aüe im Altdeutschen das Ge- wöhnliche. Derselbe Fall 123^ 6, vgl. Anm. 13, 11 tiumme als scbw. masc aufzu^Eissen geht nicht an, da es beim plur. stummen lauten mußte. 16, 27 genennet als prät. Form wäre allerdings auffallend; es ist aber Präsens, das bei einer Berufung auf einen gottlichen Ausspruch sehr wohl am Platie ist. -— 22, 10 bedeckt wird durch vergessen wiedergegeben, es liegt viehnebr die Vor- stellung von dem bedeckenden, schützenden Mantel Mariae an Grunde. 25, 2 irdüeker konnte allerdings beibehalten werden; vgl. 41, 8 wir toUen «in am gaUemj mdes und hazsee, und Jeitteles' Anm. 29, 21 das = dos's an nehmen ist nicht nöthig, da nach e6 statt eines Satzes mit d€Ui ut mhd. gana gewöhn- lich das Relativum steht. So häufig bei Wolfram der^ wo Lachmann mit nn- nöthiger Pedanterie dir schreibt. Der gleiche Fall begegnet 108, 15^ vgl. Jeitteles' Anm. 33, 13 ist un» sicherlich nicht als Acc. , sondern alt Dat. zu fassen; am einfachsten ist aus gebetes den acc. gebet als Object zu Mii^ai herauszunehmen. 38, 28 ff. gehuldet als 'geehrt aufnifassen scheint mir nicht passend: es ist vielmehr = holt machen, und ein paralleler Ansdruek zu dem folgenden vergeten des tomes. 40, 6 xtant in daz zu verändern ver- bietet die Wortstellung. 44, IG ist Uucden keine Nebenform für Hüefen,

LITTERATUR: J. SCHMIDT, PRIESTER KONRADS PREDIGTBÜCH. 113

sondern eine Ableitnog von hluot, ^Blüte'; es steht für Uuoten, wie 44, 14 biuode. 47, 5 fehlt kein Object üs, sondern niht 'Nichts' ist das Object. 48, 19 steht untriw nicht für untriUf sondern für untritoej die Abwerf ung des e ist hier nm so weniger anfTällig, als und folgt. 49, 24 die Länge gtnch im imper. ist sehr unwahrscheinlich and schwerlich zn billigen. 54, 24 böse ist nicht abgeschwächte Form für bosiu^ sondern unflectierte. 55, 25 doch wohl für unschuldich'^ 58, 14 ist frum shi keineswegs sicher mit acc. con- stmiert; denn in gehört nur zu gehdfen und zu frum sin ist aus in ein im herauBsunehmen, 59, 20 du heizest'^ wir hätten die invertierte Wortfolge erwartet'; warum? Wir sagen auch: du gebietest und es geschieht. 68, 9 die für verdienen hier angenommene Bedeutung sich verdient machen' ist mir sehr unwahrscheinlich; vielmehr ist nach vasten ein Komma zu setzen, und alles folgende bis 68, 14 ein einziger Satz, der in eiuen mit d6 übergeht (statt mit d€u) wegen des Vordersatzes, der 68^ 9 beginnt. Ein Satz mit daz in Konrads Predigtbuch 9, 31. 103, 9 ich glaube nicht, daß hinter daz etwas ansgefaUen ist, sondern beziehe daz auf ^ur. 122, 22 f. ist smach ab Sub- ject herauszunehmen. 136, 3 f. ist kein Object zu ergänzen , sondern man tfant besser vor Idzen kein Komma zu setzen.

Sprachlich noch interessanter als die St. Pauler Predigten sind die Predigten des Priesters Konrad, aus welchen J. Schmidt einige Bruchstücke mittheilt. Konrad hat naeh Schmidt in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts in der Gegend des Bodensees gewirkt und geschrieben. Seine Predigten finden sich mit seinem Namen nur in der noch dem 13. Jahrh. angehörenden Hs. 2684* der Wiener Hofbi(>liothek; ohne Namen finden sich einige derselben in der Münchener Hs. cgm. 74 und in den von K. Roth in seinen deutschen Predigten herausge- gebenen Regensburger Bruchstücken aus dem 12. Jahrhundert. Konrad nennt seinen Namen in der lateinischen von Schmidt am Eingange seiner Auszüge nutgetheilten Vorrede, in welcher er sich als *Cuonradus presbyter licet indi- gnna bezeichnet Schmidt hat für ein paar der ausgehobenen Stücke den Text ▼on Roth herangezogen, und auch in den nur in W erhaltenen Predigten die Sehreibung nach Maßgabe der Regensburger Bruchstücke geregelt, was ganz so billigen ist. Die Fehler des Wiener Textes sind meist geschickt und glück- Kdi gebessert, die abweichenden Lesarten genau angegeben. Nicht verständ- fieh sind jedoch einige Lesarten: besitzen 5, 30, denn ebenso steht im Texte; Sf B sine muß wohl 6, 5 heissen; 8, 26 werlf^ 10, 21 frowen (soll wohl /rcmiüefi heisaen?); 12, 19 himiUsken, soll wohl himUischen bei den Lesarten heissen? Unrichtig ist die durchgängige Schreibung iwangSlia statt iwangelia; und warum apöealipsis 18, 7. Patmös 18, 4. 15? hantheiz 5, 25 durfte der fehlerhafte An- Imnt h (für antheiz) unbedenklich als Schreibfehler beseitigt werden; auch ^t- mäe 7, 32 war in himü zu verändern. 10, 12 ist hctben als conj. ganz riditig nach dem negativen Satze. 10, 15 statt vor ist wohl van zu schreiben. 11, 2 lies Unser frowen statt TJnde frowen\ vgl. 11, 9. 12, 21 ist frum-

als ^n Wort zu schreiben. 18, 19 ist statt unde vielleicht wände zu

Schließlich notiere ich einige unbelegte Worte: von*eise 7, 8. 11, 2. etn- gmßaeUdien 8, 37 (bisher war nur eingenSte belegt). Jieimladunge 10, 9. 12. ttmgetiirage IS, 84. Auch überkiren ist in dem Sinne wie es 15, 26 gebraucht ist^ noeh nicht belegt

efiUfAmA. H«ii0 B$Die 1/7. (XX17.) Jahrg. %

114 mSCELLEN.

Die Predigten verdienen eine vollsU&ndige Ausgabe unter Benntituig aSmmtlicher vorhandener Quellen. Herr Schmidt , der sich mit der deatscheo Predigt des Mittelalters eingehend beschäftigt hat, scheint mir dam wohl vor- bereitet und könnte sich durch eine solche Edition ein Verdienst erwerben.

HEIDELBERG, 18. September 1878. K. BARTSCH.

MISCELLEN.

Bericht

über die Verhandlungen der deutsch -romanischen Abtheilung der XXXIII. Ver- sammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Gkra 1878.

Die Section constituierte sich am 20. September Mittags 12 Uhr nach Schluss der ersten allgemeinen Sitzung unter dem Präsidium von Professor Dr. Ed. Sievers aus Jena. Derselbe eröffnete die Versammlung mit einer kuraea Begrüßung der Anwesenden; zum zweiten Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Sachs aus Brandenburg, zu Schriftführern Privatdocent Dr. Neu mann aus Heidelberg und Gymnasiallehrer Dr. Ph. Wegen er aus Magdeburg ernannt. Die hierauf folgende Einzeichnung in das Album der Section und damit verbundene Zah- luDg eines kleinen Beitrages zur Deckung der etwa entstehenden Kosten^ sowie die Ankündigung der folgenden Sitzungen füllte die übrige Zeit aus.

Als Mitglieder zeichneten sich ein folgende 36 Herren: Bech Fedor, Dr., Professor in Zeitz; Benecke Alb., Director in Berlin; Deuticke, Dr., Gynmasiallehrer in Berlin; Döring Bemh., Dr., Gymnasiallehrer in Leipzig; Dunger H., Dr. in Dresden; Dtintzer, Dr., Professor in Coln a. Rh.; Eck- leben Selmar^ stud. phil. in Halle a. S.; Fischer H., Dr. in GreiCnrald; Grube, Dr., Oberlehrer in Berlin; Hobbing J., Lehrer an der höheren Bürgerschule in Nienburg a. W. ; Hoefer, Dr., Gymnasiallehrer in Seehausen; Hofmeister Ad., Dr., Gustos der Universitätsbibliothek in Rostock; Hol- feld, Dr., Oberlehrer in Guben; Hummel F., Dr., Reallehrer in Weimar; Kluge H., Dr.y Professor in Altenburg; Koch, Dr., Professor in Grimma; Koehler Reioh. , Dr., Bibliothekar in Weimar; Mahn, Dr., Profettor in Steglitz bei Berlin; Neu mann F., Dr., Privatdocent in Heidelberg; Opitz, Dr., Gymnasial- Oberlehrer in Naumburg a. S.; Ost hoff, Dr., Professor in Heidel- berg; Paul H., Dr., Professor in Freiburg i. Br. ; Pfundheller, Dr., Ober- lehrer in Tamowitz; Regel E., Dr., Reallehrer in Gera; Sachs, Dr., Pro- fessor in Brandenburg; Schmager, Reallehrer in Gera; Schneider Rob«, Reallehrer in Halberstadt; Sievers Ed., Dr., Professor in Jena; Sprenger R«, Dr., Reallehrer in Northeim; Stier G. ^ Dr., Gymnasialdirector in Zerbst; Stratmann F. H., Dr. in Krefeld; Weber H., Dr., Professor in Weimar ; W e g e n e r Ph. , Dr. , Gymnasiallehrer in Magdeburg ; Weist en- born H., Dr., Professor in Erfurt; Wentrup H., Dr., Rector in Eottleben; W Sicher E., Dr., Archivar in Weimar.

MI8CELLGN. 115

Die zweite Sitxang haid statt am 1. October früh 8 Uhr.

Prof. Paul sprach über das Vocalsystem des Germaoischen auf Grund- lage der neuesten Forschungen, indem er ausführte, daß das nach Bfaßgabe des Sanskritvocalismns entworfene indogermanische Vocalschema a i u mit den Steigerungen ä, at, au einer Reform dringend bedürftig sei. Die i- und ti-Beihen sind fiberflüßig; man hat vielmehr zwei Reihen von a - Vocalen anzunehmen, für die nach dem Vorgänge Osthoff's die Bezeichnung a und Ä gewählt wird. Jede dieser Reihen geht auf einen Grundvocal zurück , der sich bereits in der indogermanischen Grundsprache in Folge der verschiedenen Accentuation drei- &ch gespalten hat, in eine starke Stufe (o^ und Aq\ eine mittlere (a, und Ä^) und eine schwache (gänzliche Ausstoßung des Vocals). Den Vocalen Oj und Oj entsprechen in europäischen Sprachen e und o, während das Ä auch in diesen den reinen a - Laut beibehält. Die Kürzen , i sowohl als u, sind nicht etwa Qmndvocale, die zu einem at, oi etc., gesteigert werden, sondern sie sind aus Abschwächung dieser Diphthonge durch Wegfall des a hervorgegangen, so daß nun die ursprünglich nicht silbenbildenden Componenden i und u die Stelle des Vocals ausfüllen mußten. Sie verhalten sich also zu den einfachen a- und ii- Vocalen gerade so wie die Lautgruppen cd, am^ an^ ar etc., indem auch hier die Sonorlaute 2 , m , n , r beim Ausfall des Vocales seine Rolle über- nehmen. Sind solche Laute in der betreffenden Silbe nicht vorhanden, so kann natürlich nach dem Wegfalle des Vocals nichts weiter daraus werden und das Wort wird um eine Silbe verkürzt.

Der Grund der Schwächung jener Diphthonge zu kurzen Vocalen liegt in den Accentyerhältnissen ; eben darauf geht aber auch die Scheidung der a-Beihe in e und o und der gänzliche Wegfall des Vocals zurück, wie schon vorher erwähnt wurde. So haben wir demnach entsprechend den haüpttonigen, nebentonigen und unbetonten Silben eine starke, mittlere und schwache Vocal- stnfe« Diese ist bei der^einfachen a-Reihe:

o e ,

bei der Hinzunahme von t und u

oi ei i y ou eu u , mit rj ly fOy n aber

or er r y ol el l ,

om em m, on en fiy

wobei in der sehwachen Stufe dann die übriggebliebenen r, ^, m, n als Silben- büdner auftreten. - Die il-Reihe ergiebt ä, ä, . Scheinbar steht dem enl- gegmoL , daß der Hauptaccent häufig auf der mittleren , nicht auf der ersten Stafe steht, wodurch die dreifache Abstufung zu einer nur zweifachen wird. Deshalb bleibt es immer noch eine sehr wichtige Aufgabe , diesen uralten Voeal- und Accentverschiebungen nachzuspüren. Beide Vocalreihen, die mit a oad die mit Ä als Grundvocal, laufen einander völlig parallel. Auf Grundlage dieeee neuen Vocalsystems entwickelt nun Redner den Vocalismus der germa- nifdien Sprachen. Besonders weist er nach, daß sich die verschiedenen Stufen, namentlich in den ablautenden Formen des Verbums deutlich erhalten haben. Die Hanpteigenthfimlichkeit des Germanischen sind der Rückgang des alten o sa a, ein Umstand , den auch das gotische Lehnwort cdev = oleum zeigt oad die Erweiterung von silbenbildendem r, 2, m, n zu tir, ti/, um^ tm, die •ogar in die mittlere Stufe hinübergreift und er, e2, eia, m «VicsD&i&a v^ mit^

116 MISCELLEN.

tUj um, un umwandelt, woza die nachfolgende Liquida die Veranlassung giebt, weshalb wir z. B. im gotischen gihans die mittlere Stufe rein erhalten finden, während sie in stuUmSy numans die Modification erlitten hat. Die Beduplication und die mit ihr Terbundene Yocalabstufung ist nur im Gk>tischen rein er- halten ; die übrigen germanischen Sprachen haben nur zusammengesogene For- men dafür, aber wahrscheinlich ist die einfache Form ebenso ursprünglich.

Nachdem diese Abstufung in derselben Weise ^ wie sie für die Wurzel- silben durchgeführt war , auch für die Ableitungssilben an einer Reihe von Einzelbeispielen ihre Darlegung gefunden hatte, legte Prof. Osthoff in der daran anknüpfenden Debatte kurz seine etwas abweichende Ansicht dar. £Ir hält tine Dreitheilung des Vocalsystems in eine a-, t- und o-Beihe für empfeh- lenswerther und meint, daß ausserdem auch die Längen untergebracht werden müßten, behält sich jedoch die nähere Begründung auf eine andere Zeit vor, da er gerade mit einer Abhandlung über dieses Thema beschäftigt sei* Prof. Sievers erklärte sich dagegen mit der Anschauung des Vortragenden eiuTer- standen , doch ließ die vorgerückte Zeit eine weitere Ausdehnung der Dis- cuBsion nicht zu. Die Sitzung schloß um lOy^ Uhr.

Die dritte Sitzung wurde am 2. October Morgens 8 Uhr Tom Vorsitzen- den mit der Vorlage der Tagesordnung und der Büttheilung eroffiaet, daß zum nächsten Versammlungsort Trier ausersehen sei. Als Präsidium f&r nächstes Jahr wurden vorgeschlagen und erwählt die Professoren Wilh. Wilmanns und Wendelin Förster in Bonn.

Darauf widmete Prof. lyr» Sachs dem im Laufe des Jahres verstorbenen Charles Grandgagnage einen Nachruf, dem er einen Nekrolog der seit der letzten Versammlung dahingeschiedenen Philologen und Forscher auf dem G^ biete der neueren Sprachen, wie Creizenach, Leo, Weigand, Brjant, Aleardo, Lanfrej und anderer vorausschickte. Büt warmen Worten gedachte er der Ver- dienste des Verstorbenen um die wissenschaftliche Bearbeitung der walloniBchen Sprache und erwähnte zuletzt, daß die Herausgabe der binterlassenen Papiere August Scheler in Brüssel übernommen habe.

Sodann kam zur Berathung, ob es nicht besser sei, die Vormittagssitiong etwas abzukürzen, um den Mitgliedern den Besuch der allgemeinen Sitzung zu ermöglichen, da einer der für diesen Tag angesetzten Vorträge (Prof. Osthoff sprach über das physiologische und psychologische Moment in der Formen- bildung und ihr gegenseitiges Verhältniss) lebhaftes Interesse erregte. Zur Be* wältigung der Tagesordnung sollte dann noch eine Nachmittagssitznng abge- halten werden. Vorläufig wurde jedoch beschlossen, erst den folgenden Vortrag abzuwarten, und dann nöthigenfalls von neuem über den Antrag zu berathea. Archivar Dr. E. Wülcker theilte mit, daß er jetzt die Redaction des bisher von L. Diefenbach und ihm gemeinschaftlich berausgegebenen hodi- und niederdeutschen Wörterbuches der mittleren und neueren Zeit (Frankfurt a. M. 1874, Winter) allein übernommen habe, und daß er nun eine raschere Vollendung in Aussicht stellen könne, und geht dann über zu einem Vortrage über die Entstehung der kursächsischen Kanzleisprache.

Luther hat in dem 69. Capitel der Tischreden den bekannten Aus- spruch gethan: „Ich habe keine gewisse, sonderliche Sprache im Deutaehen, sondern brauche der gemeinen deutschen Sprache, daß mich beide Ober* und Niederländer verstehen mögen. Ich rede nach der sächsischen Canieley, welcher

MISCELLEN. 117

nachfolgen alle Fürsten nnd Könige in Dentschland. Alle Reichsstädte, Für- stenhofe schreiben nach der sächsischen nnd unseres Fürsten Canzelej, darum ists auch die gemeinste deutsche Sprache. Kaiser Maximilian und Kurfürst Friedrich I Herzog zu Sachsen etc. haben im römischen Reiche die deutschen Sprachen also in eine gewisse Sprache gezogen.^ Der erste Theil dieses Aus- sprachea ist leicht verständlich; am zweiten Theile hat man sich bis heute ziemlich vergeblich versucht. Die Erklärung dafür kann aber auch nur an der Hand eines reichen Urkundenmateriales gefunden werden. So wird es denn, fthrt Redner fort, einem Archivar der Weimarer Archive am ersten zustehen, an diese Frage heranzutreten und mit Hilfe der Hinterlassenschaft der großen Emestiner des 16. Jahrhunderts die Erklärung jener dunklen Worte zu ver- suchen. Wer da aber glaubt, eine Sprache zu finden, die gleich der heutigen in Orthographie und Dialekt strengen Regeln folgt, wird sich sehr enttäuscht sehen. Zum Wesen einer Kanzleisprache aber ist es auch gar nicht nötbig, daß derartige strenge Gesetze festgehalten werden. Jede Sprache, welche sich vom gesprochenen Dialekte unterscheidet, von den Kanzleischreibern cultiviert wird und traditionell geworden ist, kann eine Kanzleisprache genannt werden. Und wenn alsdann die Fürsten, denen jene Kanzlei zusteht, es sich angelegen sein lassen, alle in ihrem Namen verfaßten Urkunden in dieser so entstandenen Schreibweise ausgehen zu lassen, so können wir auch hier schon von einer fürstlichen Kanzlei- sprache reden. Wenn wir also die Sprache der kursächsisclien Herrscher untersuchen, so haben wir nach jenen Richtungen die betreffenden literarischen Ueberbleibsel zu erforschen. Unter den letzteren sind es aber nur die Urkunden, welche die Aufinerksamkeit auf sich ziehen, denn es ergiebt sich, daß wenigstens in der älteren Zeit nur diese in einer feierlicheren Sprache ausgestellt wurden , daß dagegen die Actenstücke und Briefe dem Dialekt stets näher blieben. In den Urkunden selbst sind es aber auch nur der Vocalismus und Consonantismus, der für uns wichtig wird Syntax und Lexicon unterliegen der altherge- brachten Formel. Bevor wir auf die Besprechung der kursäcbsischen Kanzlei- sprache selbst eingehen , gilt es einen Blick zu werfen auf die Sprache der benachbarten kaiserlichen Kanzlei , denn von dort aus sind wesentliche Ein- flüsse nicht zu leugnen. Die Sprache der Urkunden der deutschen Kaiser ist in bei weitem überwiegendem Maße bis auf die Tage Ludwig des Baiern die lateinische gewesen; erst seit diesem Fürsten beginnen deutsche Urkunden in größerer Menge aufzutreten. Fragen wir nach dem Grunde dieser Aenderung, so ergiebt sich uns , daß die herzoglich bairische Kanzlei schon seit langer Zeit das Deutsche cnltivierte, daß also Ludwig bei seiner Thronbesteigung ein* fach den Gebräuchen, denen er als Herzog gefolgt, auch als König und Kaiser treu blieb. Der Vorgang in der Hauptkanzlei Deutschlands fand allerwärts Nachahmung und besonders in Mitteldeutschland werden die Urkunden etwa seit dem dritten Jahrzehent des 14. Jahrhunderts in überwiegendem Maße deutsch verfasst. Die in Ludwigs Namen ausgestellten Urkunden sind aber in gar verschiedenem Dialekte geschrieben. Wir finden streng bairische , dann Urkunden in fremdem und endlich solche in gemischtem Dialekte. Der Wechsel läßt sich unschwer erklären. In der Kanzlei selbst mögen einerseits neben Baiem auch Nichtbaiem angestellt gewesen sein. Weiterhin werden gelegent- lieh der Reisen des Herrschers Notare in den Städten, wo er sich gerade be- fand, zur Ausstellung der Urkunden requiriert. Endlich ist auch nachzuweisen^ daß die Petenten selber die Coneepte für die zu veT£8A«eTi^«\^T\L}sxi^^ ^\)X.^<^A<&^

118 MI6CELLEN.

uod eingesandt haben. Die gemischten Dialekte rühren von Leuten her, die die kaiserliche Schreibart nachzuahmen versachten, ohne genügend mit ihr ver- traut zu sein. Unter den luxemburgischen Herrschern hat sich auch keine wi^liche Schriftsprache ausgebildet , vielmehr wird in ihren Urkunden jener Dialekt wiedergegeben , der auf hochdeutscher Grundlage beruhend dem Bin- nendeutschen ungemein nahe steht, aber wir finden doch eine gewisse Auswahl der Formen innerhalb des Dialekts selbst, die Schreibung indeß ist nicht aus dem Dialekt herausgetreten. Wenzel übeminmit die Kanzlei des Vaters , Sieg- mund und Albrecht schließen sich , wenn auch nicht ganz , so doch in der Hauptsache der Schreibung der Prager Kanzlei an, und die hier entwickelte Schreibweise gewinnt allerseits in Deutschland den Ruf, die specielle Sprache des Kaisers zu sein. Wir sehen dies einerseits daraus, daß immer mehr auch die in ferneren Gegenden im Namen des Kaisers ausgestellten Urkunden die pragische Schreibweise wiedergeben, wir erkennen es aber wohl am schlagend- sten daraus y daß Friedrich III. , da er auf den Kaiserthron gelangt, die süd- deutschen Eigenthümlichkeiten allmählich aufgibt und im Gegensatze zur Schreibart, die ihm als Herzog geläufiger war, die bisher gebräuchliche Kaiser- sprache annimmt. In seinen späteren Jahren sind auch alle Urkunden, mögen sie in Nord- oder Süddeutschland ausgestellt sein, in gleicher Schreibung ver- faßt. Maximilian endlich übernimmt des Vaters Kanzlei und führt deren Sprache auch in seinen niederländischen Provinzen durchaus als officielle Sprache ein. Während des 15. Jahrhunderts ist in Sachsen, Meissen und Thüringen anfangs der Volksdialekt der in den Urkunden durchaus herrschende gewesen. Wir erkennen nicht , daß sich die Schreibart eines Friedrichs des Sanfbnüthigen, eines Wilhelm des Tapferen von der gemeinen Mundart abhübe; aber während diese Verhältnisse in Thüringen bis zum Tode Wilhelms (1482) die gleichen bleiben, tritt nach Friedrichs des Sanftmüthigen Tode (1464) in der anderen Linie der Wettiner eine wichtige Aenderung ein. Friedrichs Sohne, Ernst und Albrecht, residierten vorzugsweise in Dresden bis 1485; und in dieser Zdt hat die Urkundensprache eine große Veränderung er&hren. Sie ist nämlich der kaiserlichen ELanzleisprache aogeähnelt worden, indem bei Schwankungen des Dialekts die Formen bevorzugt wurden , welche mit der kaiserlichen Sprache übereinstimmten , weiterhin aber auch geradezu einige Elemente der kaiser- lichen Kanzleisprache neu eingeführt wurden. Nach dem Tode Wilhelms verlor die binnendeutsch schreibende Kanzlei zu Weimar , die bisher den Ton für Thüringen angegeben, ihre Bedeutung; an ihre Stelle trat alsbald die Tor^ gauische, denn nach der Theilung 1485 wurde Torgau die Residenz des Kur- fürsten Ernst. Gleich nach Wilhelms Tode hatte sich schon in den kurfürst- lichen und herzoglichen Urkunden, welche in Thüringen entstanden, im Gegen- satze zu den Zeiten Wilhelms die neue Kanzleisprache eingebürgert und sie gewann auch in Kursachsen, wo bisher in den Schriften auch Binnendeutsch geherrscht, die Oberhand. Ein Jahr nach der Theilung starb Kurfürst Ernst. Seine Söhne Friedrich und Johann traten an seine Stelle und hielten die Grund- sätze des Vaters in Bezug auf die Kanzlei fest. Friedrich hat sich viel um letztere bekümmert; wir besitzen auch eine Kanzleiordnung, die er 1499 auf- stellte, und er galt dem späteren Geschlechte, da Ernst in Thüringen nie po- pulär geworden, als der £i finder der Kanzleisprache. Diese Kanzleisprache aber ist, ausser in den Urkunden der Fürsten, anfangs nirgends wieder zu ent-

MISCELLEN. 119

deekeD alle nicht urkundlichen Schriften, alle Concepte, alle privaten Cor- respondenzen der Fürsten sind im Dialekte geschrieben. Auch die Urkunden der PriTaÜeute tragen noch einige Zeit den Dialekt zur Schau, und so hat der heranwachsende Luther zwei geschriebene Sprachen vorgefunden. Dadurch, daß er sich in seinen Werken für die Sprache der Kanzlei entschied, hat er ein Beträchtliches mitgeholfen, den Dialekt aus der Schrift zu verdrängen.

Nach Schluß der Debatte, in welcher noch mehrere Beispiele angeführt wurden von dem Einflasse, den die höherstehende Kanzlei auf die subordinierten auch in Bezug auf die Sprache ausübte, stellt Dr. Weg euer den Antrag, eine Commission zu bilden, welche bis zur nächsten Versammlung einen Plan almaarbeiten habe , nach welchem eine Reihe von Dialektgrammatiken der deutschen Mundarten anzulegen sei. Dieser Plan solle dann der Reichsregie- mng vorgelegt und dieselbe um Unterstützung dieses Unternehmens ersucht werden« Begründet war der Antrag damit, daß die Reichsregierung keines- wegs die Unterstützung der Dialektforschung überhaupt abgelehnt habe, son- dern nur die im vorigen Jahre erbetene der Frommann'schen Zeitschrift, da sie dieselbe in ihrer bisherigen Form nicht für zweckentsprechend angesehen habe« Der Antrag geht durch und es werden für die Commission vorgeschlagen und genehmigt: Prof. W. Braune in Leipzig (abwesend), Prof. Paul in Frei- burg i. B, Prof. Sievers in Jena, Dr. Wegener in Magdeburg, Dr. W In- tel er in Burgdorf, Canton Bern (abwesend). Die anwesenden drei Uerren er- klärten die Wahl anzunehmen.

Da noch hinreichend Zeit vorhanden zu sein schien, wird von einer Nach- mittagsitzung abgesehen, worauf Prof. Mahn über deutsche Wörter dunklen Ur- sprungs sprach, die aus dem Keltischen stammen und dort ihre Erklärung finden. An und für sich sei es deutlich^ wenn man das Verhältniss der Einwanderung der verschiedenen Völker in Europa aus Asien erwäge, daß die Kelten den Ger- manen überall voranfgegangen waren. Es werde aber auch durch die geogra- phischen Namen der Städte und Flüsse erwiesen, wo Kelten vor den Germanen saßen und welchen Weg ihre Einwanderung nahm. Es werden keltische Völ- kersehaften in Kleinasien und Pannonien genannt, die Galater und Skordisker; in Galizien und Sehlesien wohnten die Gothinen , die nach Tacitus gallisch redeten; ihre Städte Carnovia, Eburum, Carchodurum, die rein keltische Namen haben, beweisen dies; die Bojer in Böhmen waren ein keltisches Volk; immer weiter nach Norden und Nordwesten hin finden sich keltische Namen, die Saale, Halle, die Elbe, Berlin, die Pichelsbergo bei Spandau, die Havel, Brandenburg (fäbcfalich für slavisch gehalten) , der Brocken , die silva Hercynia , sogar Ar- cona auf Rügen, Weser etc. sind, wie es der Vortragende in seinen etymolo- g^chen Untersuchungen über geographische Namen ausführlich nachgewiesen hat, keltische Benennungen. Man sieht hieraus, daß auch im mittleren und nördlichen Deutschland Kelten vor den Germanen ansässig waren, obgleich die Geschichte nichts davon weiß oder nur schwache Andeutungen gibt. Es wäre daher nicht lu verwundern, wenn sich Spuren des Keltenthumes auch in der deutschen Sprache zeigten. Bis jetzt hat man aber wenig darauf geachtet, ob- gleich so manches Dunkle im Deutschen daraus zu erklären wäre. Der Vor- tragende hatte schon in Rostock einen Vortrag über dieses Thema gehalten und damals sieben deutsche Wörter als Beispiele keltischen Ursprunges ange- fSbrt und bewiesen, nämlich : Apfel, Birne^ Möhre oder Mohrrübe, Kronsbeere

120 MISCELLEN.

oder Preiselbeere, Gabel^ Amt und Affe; das letstere orientaliBchen Ursprungs, aber in der Form Affe ohne k im Anlaut den Deutschen von den Kelten über- liefert Von den seitdem nea hinzugefondenen Wörtern fahrte derselbe in seinem jetzigen Vortrage an: Habicht, Bock, Grille, Hahn, Tanne, Binse, Boggen, Besen, Rock, Krag, Bruch, Brühl, Alp, mhd. bohart, deren keltischen Ur- sprang er aosfohrlich entwickelte.

An der Debatte hierüber betheiligten sich besonders Director Stier and Professor Stein thal and wies namentlich letzterer, ohne die Richtigkeit der gegebenen Ableitangen in Frage zu stellen , darauf hin , daß recht wohl die deutsche und die keltische Sprache unabhängig von einander eine bereits in der Ursprache Torhandene Wurzel festgehalten und selbständig ausgebildet haben können^ daß es also nicht absolut nothwendig sei, eine directe Entleh- nung anzunehmen.

Die von Prof. Sievers für eventuell noch freibleibende Zeit in Aus- sicht gestellten Bemerkungen zur altnordischen Metrik mußten, da die Sitzung schon angewohnlich lange gedauert hatte, leider wegfallen und schloß der Vorsitzende die Verhandlungen der Section für die diesjährige Versammlung gegen 11 Uhr.

ROSTOCK. AD. HOFMEISTER.

Deutsche mittelalterliche Handschriften der Fürst-Georgs-Bibliothek su

Dessau.

(Fortsetzung.)

3.

Demantin von Berthold von Holle.

Diese Handschrift, fest gebunden und mit zwei (mit rothem Leder aberzogenen) Einbanddeckeln aus Holz versehen, bisher die einzige vollständige des Demantin, wurde erst vor einigen Jahren, als die Fürst-Gkorgs-Bibliothek aus den untern Räumen des herzoglichen Schlosses zu Dessau nach dem herzogL Bibliothek- Gkbäude daselbst geschafft und der Aufsicht des Unterzeichneten unterstellt wurde, entdeckt. Letzterer machte sogleich dem Herausgeber der früher be- kannten Werke des Berthold von Holle, Prof. Bartsch, Mittheilung von seinem Funde und überließ demselben das Msc. zum Zweck der Herausgabe (113. Publication des litt. Vereins in Stuttgart vom J. 1875). Die Hand- schrift gebort dem 15. Jahrb. an, ist in Quart (21 7$ c. hoch, J^Yg breit) und besteht aus 259 Blättern, von denen immer 12 eine Lage bilden. Die letzte Lage hat nur 7 Blätter, ist aber unvollständig; doch fehlt nur 1 Blatt, da die Mitte der Lage sich hier schon nach dem vierten Blatte befindet. Die Arbeit ist nach einer Vorlage geschrieben, welche Blätter zu 80 Zeilen hatte, wobei natürlich wohl nicht an lange spaltenlose Seiten mit 40 kurzen Zeilen, son- dern an kürzere Seiten mit 2 Spalten zu 20 Zeilen zu denken ist. So erklärt sich denn auch in unserer Handschrift die Umstellung einiger Blätter, die viel- leicht schon in der Vorlsge falsch gebunden waren. Die Sprache unserer Hand- schrift trägt durchweg thüringischen Charakter, was um so mehr zu beklagen istf als keine der bisher aufgefundenen Handschriften (sechs an der Zahl) Toa

MISCELLEN. 121

CMicbten Bertholds ein rein niederdeutsches Gepräge hat, wiewohl doch Ber- thold als niederdeutscher Dichter anzusehen ist. Anfang des Gedichtes:

Bertolt von helle hin Ich genat

Den gute tede ich wol behaut

Gutes manes werdikeit

Daz ist den vngeczogenen leit

Dj haben mich dar lange hj get'bin

Ores hasßes wil ich mich begebin

Dorch ejue rede dj ich habe gedacht

Dj hette ich gerne vollen bracht

Den vrournedenrichen czu eren

D7 sullen ez gar vor keren

Vnde ores selbes laster meren. Schließlich ist noch zu bemerken , daß auf der Innenseite des vorderen Einbanddeckels ein Stück eines lateinischen Legendariums aufgeklebt ist: y,[c]i- riacus a marcello papa djaconus ordinatus comprehensus et ad maximinianum dedactns jussus est cum socits suis ut terrain federet^ u. s. w. ; wie daß sich auf der Innenseite des hinteren Einbanddeckels ein Blatt aus einer Papierhand- schrift des 15. Jahrhunderts von dem Richtsteig landrechts befindet, beginnend:

hat he sj verworcht

so vynt man öme czu

buze czwene besme etc. (gedruckt bei Bartsch S. 359 ff.)

4. Der Renner von Hugo von Trimberg.

Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts (a. d. J. 1408) in Kleinfolio (30 c. hoch, 21 c. breit), festgebunden, mit zwei lederbezogenen Holzdeckeln (jeder mit 5 Messiogknöpfen ausgestattet) versehen. Zwei früher daran be- findlich gewesene Lederschließen sind abgerissen. Sonst ist der Codex inner- lich und äusserlich ziemlich gut erhalten. Er besteht aus 192 Blättern in Lagen zu 12 Blättern. Das Papier ist fest und stark und trägt einen Bogen (?) als Wasserzeichen. Die einzelnen Bogen sind willkürlich vom Schreiber verwandt, so daß das Blatt mit dem Wasserzeichen bald als erstes, bald als zweites, die offene Seite des Bogens (?) bald nach oben, bald nach unten gekehrt er- scheint. Die einzelnen Lagen tragen je auf der ersten Seite Signaturen; Custoden auf den letzten Lagenseiten sind nicht vorhanden. Vier Doppellinien auf jeder Seite fassen die Schrift wie ein Rahmen ein. Die einzelnen Seiten (nicht gespalten) enthalten 30 32 Verse. Die Überschriften der einzelnen Abschnitte sind roth geschrieben; hervorragende Anfänge sind durch größere bald in Roth, bald in Grün ausgeführte Anfangsbuchstaben hervorgehoben. Sämmtliche Anfangsbuchstaben der einzelnen Verse einer Seite sind durch rothe oder grüne Linien verbunden. Am Schluß eines jeden Verses befindet sich eine längere oder kürzere gebrochene Linie in Roth. Die Handschrift ist ohne Vor- rede imd Index. Sie beginnt mit den lateinischen Versen de florida juventute mid de gxavida senectute, jedoch ohne die betr. Überschriften. Die im Bam- berger Abdruck (1833) der Erlanger Handschrift darSber stehenden Verse

122 MISCELLEN.

folgen hier, jeder an seiner besüglichen Stelle. Nach einer ungefähren Z&h- lang enthalt der Dessaaer Codex 12,300 Verse (gegen 24,600 des Bamberger Abdruckes). Er schliefit mit den Worten des Abschreibers: |,Ezpiicit rynnems ffinitus sab anno dni | millesimo qaadringentesimo Octaao in | Vigilia beati Ja- cobi apl'i p manas caiasdä | Johanm Marqvard et p pedes sinatqae (?) | Dem lallarde brot der got der nniien worst^. Daran! er in Roth: ,,Gebit darch got gerne | so stet ir de ewigS riebe | nicht Teme alze dr steme | dr genant ist der morge | steme vnde das ewige { liecht bta Tirgo maria^. Ab Sprachprobe diene der Anfang:

Dichtens hat ich mich Torlobit

Von der zeit sint das my honbit

So mancherleje done gewan

Seyten dj sin snszin singen

Stonnen raschen sundirn dingen

Dy done ich gelemet han

Dy mir vor iare Tnkont waren

Bis das ich qai sca fücsig iare

Do hap sich my imecht an

Allayne m^ nw dy ore dysen

Vnde oage ober fliszen

Doch wil ich eyn bachelin

Mine franden tichten

Unde mit ryme so vor fliehten

Daz sy do by gedencken myn

Welchis lesen edder bore lesen

Daz sy myner sele wesen

Gnedig wen geschrebii stet

Wer vor eynes andn schalde bete

Sines selbes sele Idste he damete

Vnde telgete syne misetat

Vor hat ich sehen bachelin

In daczsche gemacht vn yn [latin]

Ffanftehalbes daz ist war

Daz halbe wil ich lassen bliben

Vnde wil diz zn dem ersten schrben. . . Trotz seiner Lücken and Schreibfehler dürfte der vorliegende Codex doch bei einer späteren Textrevision des Renners Beachtnng verdienen^ da er ander- seits nicht anwichtige Varianten bietet Über die Provenienz desselben Iftßt sich nichts feststellen.

6.

Von den viernndzwanzig Alten oder von dem goldenen Throne der liebhabenden Seele von Otto von Passan, St. Francisci Or- dens Lesemeister zu Basel, anno 1386.

Papierhandschrift des 15. Jahrhanderts (a. 1446), festgebonden, mit zwei (mit rothem Leder überzogenen und fünf kräftigen Messingknöpfen aasgestatteten) Holzdeekeln versehen. Großfolio, 407« c hoch and 28 V, c. breil. I>m Papier, H^alcbes eine eigenthümliche ringförmige Figur als Wasseneicheo trigt^ liegt in

MISCELLEN. 123

Lagen zu 12 Blättern (mit Aasnahme der 14. Lage, welche nnr 10 Blätter zählt, ohne daß jedoch im Texte eine Lücke ist). Wo der Faden die Lage zosammeohält , ist jedesmal zur Schonung des Papiers ein schmaler Streifen starken Papiers eingeheftet, so daß der Faden nie unmittelbar die beschrie- benen Blätter selbst berührt Die ersten Lagen tragen die Signaturen je auf der letzten Seite unten, von der 10. Lage an befindet sich die Signatur je auf der ersten unten. Von der ersten Lage sind nnr drei beschriebene Blätter vorhanden, die zweite Lage ist vollständig, von der dritten Lage fehlt das letzte Blatt (Bl. 36). Die Handschrift ist in neuerer Zeit einmal ausgebessert worden. Bei dieser Ausbesserung sind vom zwei weisse Blätter (wahrschein- lich TO nachträglicher Ergänzung der ersten Lage) eingeklebt und ein vorn gewiß vorhanden gewesenes Pergamentblatt bis auf einen fingerbreiten Streifen (den man an der inneren Seite des vorderen Deckeb befestigt hat) beseitigt worden. Soweit die vorhandenen Blätter zerrissen oder zerschnitten gewesen sind, hat man sie mit Hülfe eines leeren Blattes, das man am' Schluß des Codex fand, befestigt und ergänzt Vielfach ist dabei leider (wahrscheinlich um das Papier dauerhafter zu machen!) der untere Band der Blätter geleimt worden, wovon nimmehr die Folge ist, daß gerade diese Stellen jetzt am meisten dem Brechen ausgesetzt sind und sehr vorsichtig behandelt werden müssen. Custeden befanden sich ursprünglich wohl auf allen letzten Seiten der einzelnen Lagen, sind aber meist beim Einbinden abgeschnitten worden. Bei den Lagen 4, 7, 10, 11, 16 und 17 sind sie noch vorhanden, bei Lage 5 sieht man noch den oberen Rand davon. Oft wiederholt sich übrigens das letzte Wort einer Seite oder Spalte auf der nächsten Seite, resp. Spalte. Die Handschrift ist mit schönen Miniaturen und Initialen, an die sich oft reiche Gewinde mit Blumen und Vögeln, ja bisweilen mit ausgeführten grösseren Compositionen wie Jagdbildem u. A. m. anschliessen , geziert. Trotz des fragmenterischen Zu- standes der 1. Lage ist das Bild des ersten Alten vorhanden; die Blätter, auf denen sich die Bilder des 2. und 3. Alten befanden, fehlen ; das Blatt für den 4. Alten ist vorhanden, jedoch das Bild herausgeschnitten, während die dazu gehörige Initiale belassen ist (vgl. Bl. 16); vom Bilde des 5. Alten an ist die ganze Reihe bis zum 34. ununterbrochen vorhanden und zwar jedes einzelne in dem weissen, vom Alten ausgehenden Bande signiert, vgl. Bl. 24, 29, 34, 40, 45, 49, 63, 92, 97, 105, 110, 118, 125, 132, 139, 164, 174, 186 und 198. Die Miniatur auf Bl. 209 zeigt einen Klostergeistlichen in Franciscaner- tracht, der die Seele belehrt und soll gewiß auf den Verfasser selbst hinweisen. Jene Miniaturen und Initialen haben ausser dem Schönen, das sie in ihren Formen bieten, einen besonderen Reiz in der Farbe. In letzterer Beziehung hat den Künstler ein äusserst feines Gefühl durchgängig geleitet Ausser diesem künstlichen Schmucke finden sich im Codex noch viele reich verzierte Majus- keln in rother und blauer Farbe, wie denn auch oft im Texte grosse An- fangsbuchstaben roth durchstrichen sind. Die Seiten sind zweigespalten, jede Spalte ist von vier geraden Linien eingerahmt und trägt 33 35 Zeilen. Die Schrift sehr correct und deutlich. Über den ersten Besitzer und den Ab- schreiber berichtet ein Schlußwort: „Anno Doini | CCCC° XLVI° | Abir dy serift disses | keginwertigen buches | hat lassen screibin | em Selbir der hoch geborne furste vnde | vnde herre herre | Jurge furste zcu [ Anehalt vnde v5 graue von Asscha | nien Ejmen screiber | von pimen genant | Nicolans Kürße-

124 MISC£LL£N.

ner | Nach cristi vnsera | hfn geburt ab man | screibit firczeohnn | dirt Jar dornach | Im VI vnd virczigisto | Jare am dem dinsta | ge noch Egidi des | hei- ligen Aptes vod I libin vaters Got ge | be das alle dye dis | buches gebm- eben" n. s. w. ^Ach wy fro was ich do | So ich scrip finito libro | Vnde ich Nicolaus von | pimen offenbarer screi | ber Missnisches Bissch | offthoms von keyßer | lieber macht wegen | bin ich et cetera et cetera." Der Verfasser des Werkes, Otto von Passan, wird im Codex zweimal genannt. Aof dem ersten Bl. wird desselben gedacht , als „ejus demütigen | bruders Otten von Passen | we sente franciscen ordens | der diß buch mit grossem | fleysse vnde erbeit cza sam | ne gefuget hat^ n. s. w. und auf Bl. 211 bittet der Verf. den Leser, für ihn beten zn wollen, als „vor eynen demn | tigen brnder Otten | von passawe sente | francisd ordens et | wan lesemeist' ge | west zu Basil^ u. s. w. Über die Entstehungszeit der Arbeit Otto*s heißt es auf Bl. 212: „derselbe | bruder Otto hod dis | buch . . . gemacht vn | das gescbach da man | zcalte von Jhn cristi | geburt Anno domini | lüllesimo Tricentesi | mo Octuagesimo sezto | Das ist nach cristi ge | bnrt Tusend dreyhü | dirt vnde achczigist^ | Jare An der hjmel | furstynne obende | Marien der heiligeste | Juncfirauwen wenne | man nennet dy ge | burt Maia adir vnsir | libin frauwen tag | leczcze Am ire obinde.**

6. Ein Sammelband.

Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts, festgebunden und mit zwei (mit Leder überzogenen und mit je fünf Messingknöpfen ausgestatteten) Holzdeckeln versehen. Die inneren Seiten der Deckel mit Papier überzogen und mit Feder- proben u. Bemerkungen beschrieben („Ilße Frencke, Hanns Frencke III guld zcins upp michl Der . . . H cretzschmar" u. a.). Quart, die Blätter 21 72 c- hoch und 15 c. breit. Das Papier liegt im Allgemeinen in Lagen zu 12 Blät- tern (Lage 11 und 15 bestehen nur aus 10 Blättern), trägt jedoch verschie- dene Wasserzeichen (einen Stierkopf mit aufrecht stehenden Hörnern und einem senkrechten Stabe zwischen denselben; zwei Schlüssel; einen kleineren Stier- kopf; einzelne Bogen scheinen gar kein Wasserzeichen zn haben). Die erste Lage besteht aus acht Blättern, von denen die beiden letzten ausgeschnitten sind. Sie ist unbeschrieben, nur auf der ersten Seite bemerkt man einige Federproben, u. a. „Anno doiüM^CCCC® Sexagesimo | Heinriccius Kunstedt (?)". An beschriebenen Blättern enthält der Codex 278, von denen jedoch die letzte Partie von Blatt 229 an stark von Mäusen angefressen ist. Sonst ist die Hand- schrift gut erhalten und sehr leserlich geschrieben. Signaturen der Lagen be- finden sich je auf den letzten Seiten derselben unten links. Die Seiten sind gespalten und haben 20 22 Zeilen. Majuskeln, Interpunctionszeichen, Capitel- zahlen u. a. Einzelnes in rother Tinte. Die erste beschriebene Lage des Co- dex enthält von Bl. 2 11 (Bl. 1 ist ausgeschnitten) ein Register über 94 nachher folgende Erzählungen mit der Überschrift „Dis ist das Register disses buches*. Die 94 Erzählungen reichen von Bl. 12 bis Bl. 227 und tragen die Schlußbemerkung in rother Tinte: „finitns est über iste anno dm CCCC® XX V^ feria quarta post kiliauL^ Es sind deutsche G«8ta Romanorum. •D^: ^Dorotheas der keyser | der saeste ein geseczcze^ das | dj sone solden

MISGELLEN. 125

die eldem | eren vnde erneren. des was in syme | riche ein ritter des hos- fronwe hatte | einen son^ der ritter czoch os yn | fremde lant, Tnde wart ge- fuigen I Tnde wart gar swerlichen behalden | in banden, do schreip her der fronwe I vnde deme sone vmb losnnge, do | das dj fronwe horte do weynte de I also sere daz sie blint wart.^ Es folgt auf BI. 228 ein Gespräch des „wysen konigs salomon^ mit der yyfrow sibilla^ (Sibyilen-Weissa- gong)^ das bis Bl. 234 reicht uod folgende Worte in rother Tinte als Unterschrift tragt: ^Non bene scribo sz melius disc. volo. Per me johannnem oertwen scptm est lllnd li-b-v-r-y-m" (sie). Die Sibyllen-Weissagung beginnt mit der bekannten Strophe des Mamer y,Czu Rome stunt gemalt^ u. s. w. und eot- bilt nach derselben noch 16 Strophen. Die Handschrift gehört dem ersten Viertel des 15. Jahrh. an, und ist F. Vogt bei seiner Abhandlung (Paul-Braune 4y 48 ff.) unbekannt geblieben. Bl. 234 235 enthält eine Beschreibung der iptogende des Eychen | myspels*^. (Vgl. altd. Wälder 1, 144.) Bl. 236 ist «nbesehrieben. Auf Bl. 237 findet sich folgende Bemerkung: „Nu sal man malen eyoen konig [vnd eyne ko-]nigynne, dy uff eyme schaczabel mit . . . | zeihen, Tnde der konig sal eynen allden [mit der] rechten hant nemen vnde sal den der kon[ig3mne] byten.^ Der Raum für ein solches Gemälde ist leer gelassen. Bis zum Schluß des Codex folgt ein deutsches prosaisches Schachbuch. Es beginnt : . . konig zerses genant Ton Orient | eyn phylosophus das inlatini- •ehem | vnde euch inkrigischem ist gesprochen | libhaber der masze Tnde der warheit. | xerses Tand zcum ersten daz spiel des | schachczabels , Tnde der selbe zerses hatte | an ym sogetene gerechtikeit daz her liebir | gestorben were denn das her des koniges | laster die lenge hören solde*' u. s. w. Später (BL 238) heißt es: „vnde bie | disses selben Euilmerlodachs [„nabuchodonosors •oo''] gec7yten vant | der meister zerses dez Scbachczages spil . . . sagete sitten der konige der konigynnen, der herren, der bürgere der gebuere Tnde « . . der wdgmaistere Tnde Ton allen ampt . . Tnde Ton allen iren knnsten alz ... in diiaeme buche himach geschreb. . .^

7.

Eine Übersetzung der Psalmen.

Pergamenthandschrift des 15. Jahrhunderts, fest gebunden, mit zwei (mit boBtem Leder überzogenen und mit Messingecken, -knöpfen und -schließen Ter- aerteo) Holzdeckeln Tersehen. Die innere Seite des Holzdeckels ist mit Pa- pier überzogen, auf dem einige PsalmTerse angemerkt sind. Folio, die Blätter 34 €. hoch und 22 e. breit. An einzelnen Blättern befinden sich festgeklebte Zeichen Ton rothem Leder zu schnellem Auffinden liturgisch wichtiger Stellen« Das Pergament liegt in Lsgen zu 10 Blättern, wobei jedoch zu bemerken, daß die erste Lage nur aus 8 Blättern besteht, daß die Blätter 20—30 (Psalm 87 bis 55) fehlen und daß die letzte Lage ursprünglich aus 12 Blättern bestanden bat, Ton denen jedoch durch den Schreiber Blatt 1 und 12 wieder heraus* geaehnitten worden sind* Der Codez in seinem jetzigen Bestände zählt 107 Blätter; wäre die oben bemerkte Lücke nicht Torhanden, so würde er 118 Blätter zählen. Das erste Blatt enthält auf der Vorderseite (ungespalten) dflo Aitl^Mg des Et. Johannis: „In dem anbegynnen was das worth. | ynd das wert WM b^ gote| Tnd gott | was das wort^ das was yn dem anbA^ ^ TUdas^

12(> M18CELLEK

bey gote. alJe dyng seyn geteh- | afien dareh en. Vnd an en ist geschaf- | fen insnicht. das gemaeht was yn em | das was das leben'' n. s. w. bis ^Vnde das wort ist wor- | den Tlejrscb. mde bot gewomt yn vns Vnd | wir haben ge- sebn seyne ere, ere also ey- | nis eynigen gebomi sonis. von dem Täter toI gnoden. Tnde worfaeytfa amen.*^ Anf der Rfiekseite des erstem Blattes befindet sieh ein farbiges Bild, darstellend Christus am Krens, zur Rechten Christi die Jnngfran Maria, snr Linken Johannes. Die Malerei ist roh, wihrend Compo- sition nnd Zeichnung im Allgemeinen Anerkennung verdienen. Bl. 2—7 ent- hält einen kirchlichen Kalender nnd BL 8 eine Anminng der Jongfraa Maria : 1,0 dn almechtige keseryne aUir wirdiket | o dn hoehgebome forstyne aller gntiket | o rejme jnngfraw aller kewscheyt, o da | werde mntter aller barm- herdkeit, o da milder | trost aller cristenheit, da seyst gegrast heylige | vnde labeliehe iügfraw maria^ a. s. w. Mit dem nennten BL beginnt die Psalmen- fibersetsong. Von hier an sind die Seiten sweispaltig (38—33 Zeilen anf der Spalte) nnd die Blatter Tom alten Schreiber mit rotber Tinte onten rechts ge- seichnet (I C). Die leisten zehn Blatter des Codex sind dann wieder ohne Beseichnong (C CX). Die Überschriften der einzelnen Psalmen sind in rother Tinte ansgefohrt, die Majuskeln roth oder blau, biswalen roth und blau, hie und da bemerict man kunstreich ausgeführte Initialen mit Arabesken in reicher Farbenfalle (vgl. Bl. I, XII, XXXVIH, LX, LXXI, Cn u. a. m.), am Bande an einigen Stellen kurze Bemerkungen. Der erste Psalm lautet: |,8elig ist der man der nicht | ist gegangen noch wn- | rechter lewthe rath no | ch ist ge- standen an der | sonder weg vnd uff de | stule des todis nicht ist | gesessen, Sunder noch g- | othis geboth sthet seyn | wille vnd hoth gedocht | noch gothis ee tag vn | nacht vnd her wirt al- | se eyn holcs das gepfia | nesith ist scn flyssende | wasser das zeeytige fr- | ucht gebith zcu seyner | zceyt Vnd leu uelleth I nicht seyn blath vnd zcu | alle seyne wercken solde | had Nicht so geschieh | den wnguthen nicht zo | sunder alz dem stowbe | den der wint uff der er | de zcu treybith Dorüme j nicht erscheen an de ge | richte dy obiln noth dy | sunder yn der gerechte | rath Wen goth weysz | der rechten weg abe ist I geworfien der sunderste.^ Die biblischen Psalmen gehen nach der ZSh- hmg unserer Handschrift mit Ps. CXLYII anf BL IXXXXj zu Ende. Darauf folgt eine Reihe biblischer u. a. Lobgenuige, z. B. auf BL CXXXLYIJ unter der Nummer CLY der Lobgesang Zachaiift (£v. Lue. 1, 68 ff.) : ^Grelobet adir | gebenedeyet | sey got der her | re von isiael der do | bot besucht vnd bot | geton iriosunge sey | nem volke* u. s. w. Als N*. CLYI folgt der Lobgesang Maria (£v. Luc. 1, 46 ff.): ^^Meyne sele | ho*t den herren | vnd meyn geyst hot I sich gefrewt yn gote | meynem helande W | en her bot angseen | dy de- mutikeit seyner | dymen nym war do | rüme sagen mich al | le gesiechte heylig'' u. s. w. N®. ClVlj enthält den Lobgesang des Simeon, }^. OYUj den ambrosianischen Lobgesang: »Wir loben dich | got dich herre | bekenne wir Dich | ewigen vater ereth | alles ertreich^ u. s. w. Unter N^. CLIX ist das athanasianische Glaubensbekenntniss verzeichnet: ,|Wer do wil selig | werden der sal | vor allen dyn | gen behalden den cris | tenlichen glow- ben'^ u. 8. w. und diesem folgt die „letania*'. y,Hynoch volgen die | geieesrte der Jägfraw I marien dy psalmen | uort gezceichent sey | dy dn yn dem Salter | fynde wirst noch dem | nomero Czu d* MettS.'^ Endlich kommen noeh Qebete ;,W8D dn ^Gts j leichni entfsnge host* nnd Baßgebete, bei deren einem bemerkt

MI8CELLEN. 127

ist: f,y^eT das gebete alle | tage spricht das alhj | noch volget der hot | XX tawsent jor aplas | vnd ist von yil Bobis | teo bestetiget. . . ** Die Schrift des Torliegenden Codex trSgt die bekannten eckigen Formen der späteren Go- thik und ist durchgängig mit grosser Sauberkeit ausgeführt, wie denn auch das ganze Werk (abgesehen von dem Defeet) Yorzüglich erhalten ist. Als Unterschrift trägt der Codex die Worte: «Finitas est liber iste per andreä howeman de crossenn.^

8. Der Seelen Trost.

Papierhandschrift aus dem 15. Jahrhundert, festgebunden und mit zwei (mit Leder überzogenen) Holzdeckeln versehen. Die innere Seite der Deckel mit Blättern einer älteren lateinischen Pergamenthandschrift überzogen* Klein- Folio, die Blätter 28 c. hoch und 19% c. breit Der Codex zählt 133 Blätter, welche in Lagen zu 12 Blättern liegen. Am Schluß ist die Handschrift defeet; übrigens kann nur sehr Weniges fehlen, da der Inhalt erschöpft ist und auch der Einband nicht besonders gelockert erscheint. Die Signaturen der einzelnen Lagen befinden sich je auf der ersten Seite oben; in der Numerierung der Lagen ist jedoch ein Fehler zu bemerken, indem die fünfte Lage richtig mit Blatt 49 beginnt, die sechste aber statt mit Bl. 61 erst mit Blatt 73. Das Papier ist vom Schreiber willkürlich gelegt, so daß das Wasserzeichen (wie es scheint, ein gezäumtes Pferd) bald auf dem Blatte zur Rechten, bald auf dem zur Linken, bald nach oben, bald nach unten gekehrt erscheint. Custoden besitzt die Handschrift nicht. Die Seiten sind zweigespalten, jede Spalte hat 36 38 Zeilen. Kapitelanfange sind durch Majuskeln in rother Farbe hervor- gehoben; auch sonst sind oft grosse Anfangsbuchstaben mit rother Farbe durch- strichen und verschiedene Interpunctionszeichen mit rothen Linien angegeben. Die Majuskeln zu Anfang jeder Spalte sind, wenn sie nicht zugleich einen neuen Abschnitt bezeichnen, schwarz.

Woher die einzelnen Erzählungen geschöpft sind, sagt die lateinische Ein- leitung. „LIbellus I iste est 1 de diüsis [ collectus de biblia, de passio | nali de

historia scholastica, de | histoia ecciastica d' speelo his | toiali, d* decretis et decretalibz | de cronicis vniuß, de sufila | raymüdi, de sunla godufredi | de

sufila herici, De suma vitoris ... et omibz libris qscüqz | lege* et audi^e potes" etc. Als Sprachprobe diene der Anfang des Werkes und der Anfang einer Er- zählung. Das Werk beginnt (vgl, Bl. 1*): |,D£r seien trost | Lyt an heiiger lere, vnd an betrach | tunge der heiige schrifft, we | te gliker wyß alz dy lichenaz | leuet d' erdische spyße, alzo | leuet dy sele d* heylige lere | wethe dy mesthe leuet nicht | alleye deme utwedighen | brode, sund** deme werde | dat dar geyt ut deme müde | godes | vnd dat dy hey- lige I schrifft, dy do got het gesproke | dorch dy heylige pphete vnd | dorch dy heylige lerer vnd | noch alle daghe dorch d' apit | müt. || kynt lyue dor vifie I saltu gheme hören godes wort | vfi leße, dy lere d* heylige schfft^ u. s. w. Auf Bl. 12 lesen wir**): ^I^Ar was eyn rike | man, dy hadde vp gode |

*) Vgl. Pfeiffer in Frommanns Mundarten 1, 176. »♦) Vgl. Pfeiffer a. a. O. 190.

128 MISCELLEN.

keyne achtügCf dy sette | alle syne syne dar na dat he [ Tele gadeß to sa- mede ynd syneß lyaeß wol plegede, Dar geschach | eyneß aüedeß do hedde he eyne | grot wertschap, dar qaeme | dar Tor syne hoff diy grotiie | met swarte pherden yiid | furde ey ledich phert mde | cloppeden vor deme halbe, do I qua ey knape yfid fragede en | wat sy wolde, Sy spreken sy | wolde de hra spreken, Do dy | h're dat horde da stüt he vp | der tafele ynd sprak to syne geyste** u. s. w, W. H08ÄUS.

Penonalnotiien.

Der ansserordentliche Professor an der Universität Greifswald Alex. Beiff er scheid ist zum Ordinarius daselbst ernannt worden.

Der ansserordentliche Professor an der UniTcrsitat Czemowitz J. Strobl ist Eom Ordinarius daselbst ernannt worden.

Am 18. October 1878 f der ord. Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Lemberg, Dr. Eugen Arnold Janota im 56. Le- bensjahre«

Zum Köniff vom Odenwalde.

Germania 23, 313 bemerkt Dr. von Bahder zu der Stelle IX, 24 einz dd mite « Hbs ist Umschreibung für den Bussel, und nimmt rüzen in der Be- deutung brüllen . Naher liegt jedoch das mundartliche, in der Wetterau noch sehr lebendige rusien aufwühlen', was zur Bezeichnung des Schweinerüssels jeden£alki passender ist. Vgl. Weigand s. v. Rüssel.

FBIEDBEBG. MÖLLER.

Stammbnohyen von 1590.

Wenn der Himmel eitel Papier war Und lauter Dinte das Meer Und alle Sterne Schreiber,

So beschrieben sie doch nicht die List der Weiber. Zu Orient und Occident U, 544 ff. Germania 17, 128. K. B.

ZUR SCHWEDISCHEN VOLKSLITERATUR.

Bäckströms SvenskaFolkböcker (Stockholm 1845) enthalten in den ersten zwei Bänden eine Anzahl umfangreicherer Volksbücher, in dem dritten hingegen (Ofversigt af Svenska Folklitteratnren) eine Übersicht der gesammten betreffenden Literatur , wobei die in den ersten Bänden erschienenen Volksbücher nur kurz erwähnt und darauf verwiesen, dahingegen von allen anderen ktlrzeren und dort nicht ab- gedruckten jedesmal ein gedrängter Auszug nebst Nachweis aller Auf- lagen derselben gegeben wird. Auch Hinweisungen auf verwandte Stoffe, wie sie in den ersten Bänden sich finden, sind hier hinzugefügt, wobei natürlich da, wo Bäckström dergleichen nicht zu bieten hatte, dieselben fehlen. Da ich nun diesem Mangel bei einigen Erzählungen abzuhelfen vermag, so stelle ich diese Ergänzungen in dem folgenden zusammen.

S. 36^ Nr. 34. Troll -Sag an. „Eduard und Amalia, die vor ihrer Verheirathung flir einander die glühendste Liebe gehegt hatten, fdhlen diese späterhin immer mehr erkalten. Eduard hat sich dem Spiel er- geben und dabei den größten Theil seines Vermögens eingebüßt. Es kommt dann zwischen ihnen zu heftigen SceneU; und dies geht schließ' lieh so weit, daß Amalia während einer Nacht, die ihr Mann wie ge- wöhnlich im Spielhause zubringt, sich von ihm zu scheiden beschließt und schon im Begriff ist den Antrag hierauf aufzusetzen, als eine alte Wäscherin, die in demselben Hause wohnt, ins Zimmer tritt und um die Erlaubniss bittet, ihr ausgelöschtes Licht wieder anzünden zu dürfen. Im Laufe der sich in Folge dessen entspinnenden Unterhaltung er- zählt die Alte eine Geschichte von einer schönen Ritterstochter , die, um ihren zahlreichen Freiem zu entgehen, sich auf ein mitten in einem dichten Walde gelegenes Schloß zurückzieht und dort eines Tages einen so schönen Jüngling erblickt, daß er rasch ihre Liebe erweckt, die sie auch erwiedert sieht. Er theilt ihr alsdann mit, daß er der Elfenkönigin unterworfen sei und diese dem Fürsten der Hölle alle hundert Jahr einen Tribut von zwölf ihrer schönsten Jünglinge ab-

GEBMANIA. Nene Reihe. HL (lUY. Jfthrg.) ^

130 F. LIEBRECHT

tragen müsse. Er nun sei einer von ihnen; der Tribut solle in der nächsten Nacht entrichtet werden und nur seine Geliebte könne ihn retten, wenn sie ihn von dem weissen Rosse, auf dem er reiten würde, herabzöge und ihn in ihren Armen festhielte, welche Gestalt er auch annehmen möge. Dies geschieht, und obwohl die Elfenkönigin ihn in den Armen der Geliebten erst in einen Löwen, dann in eine gräuliche Schlange und endlich in einen Tiger verwandelt, so hält sie ihn doch fest ans Herz gedrückt und rettet ihn so aus der Gewalt der Elfin. Diese Sage macht auf Amalia einen tiefen Eindruck; sie beschlieüt ihren Gemahl ebenso treu festzuhalten, und durch Liebe und nachsichtige Sanftmuth glückt es ihr schließlich den häuslichen Frieden wieder- herzustellen.^

Der Titel dieses Volksbuches lautet: ^Troll-Sagan eller Edvard och Amalia af Elise von Hobenhausen. Öfwersättning af A. P. Göthe- borg, trykt hos L. Torbjömsson, 1823. 15 Seiten; auch anderer Orten erschienen. Über die bekannte Schriftstellerin Elise von Hohenhausen (geb. 1790, gest. 1857) s. Pierer s. v. In welcher von ihren mehr- fachen Schriften die obige Erzählung enthalten ist, weiß ich nicht zu sagen; die darin mitgetheilte Sage jedoch hat sie der schottischen Bal- lade „Young Tamlane'' in Walter Scott's Minstrelsy of the Scottish Border entnommen.

S. 54, Nr. 54. Pelle Bätsman. Hierzu wird verwiesen auf Bd. II, S. 144 ff., wo das Volksbuch vollständig abgedruckt steht. Darin wird erzählt, wie ein König von Armenien eines Tages seine Tochter von einem Spaziergang nicht zurückkommen sieht und sie daher überall aufsuchen läßt, überdies auch dem, der sie ihm wieder- brächte, ihre Hand nebst der Hälfte seines Reiches als Belohnung ver- spricht Da geschieht es nun, daß Pelle Bätsman, der von Jugend auf eine unwiderstehliche Lust zu Seereisen empfunden, einst auf einer Fahrt an einem wüsten Ufer landet und einschläft. Durch ein starkes Geräusch erweckt, sieht er, wie zwei Todte sich heftig balgen, und er- fährt von dem unterliegenden, daß er allnächtlich von dem andern aus dem Grabe gejagt und durchgepeitscht werde, weil er ihm, als sie beide noch lebten, eine Schuld von sechs Stübem nicht abzuzahlen vermochte. Pelle berichtigt die Schuld und verschafit so dem ge- quälten Geist ftlr immer Ruhe, woftlr ihm dieser augenblickliche Hilfe verheißt, falls Pelle ihn jemals in der Noth anrufe. Letzterer geräth dann unter die Räuber, findet bei ihnen die Prinzessin und flieht mit ihr an Bord eines Schiffes, das nach Armenien segelt Der Kapitän, der Pelle um sein bevorstehendes Glück beneidet, will ihn mit Hilfe

ZUR SCHWEDISCHEN V0LK8LITEÄATÜR. 131

der Schiffsmannschaft ermorden; doch gelingt es Pelle sie dazu zu be- wegen^ daß sie ihn auf einer Lukenkappe ins Meer lassen, auf welcher er gerade an d^r Stelle ans Land treibt, wo er die Schuld des Todten bezahlt hatte, der ihn denn auch auf sein Begehren noch vor der An- kunft der Prinzessin nach der Hauptstadt von Armenien versetzt Diese war indes von dem Kapitän während der Reise gezwungen wor- den, sich eidlich zu verpflichten, daß sie ihn bei ihrer Heimkunft als ihren Retter nennen wolle. Dies geschieht auch allerdings, allein Pelle gelangt schließlich doch zu seinem Recht und erhält die Hand der Prinzessin, die sie ihm gern reicht, während der Kapitän und seine Mannschaft, die eigentlich den Tod verdient, auf Pelle's Fflrbitte nur mit Verbannung bestraft werden.

Bäckström gibt zu dieser Geschichte keine weitern Nachweise und so will ich zuvörderst bemerken, daß mit derselben das islän- dische Märchen vom Prinzen Thorstein (^l^orsteinn köngsson bei Ama- son, Islenzkar t^jödsögur og Mßntyr U, 473 ff.) im wesentlichen übereinstimmt; denn auch Thorstein, der nach dem Tode der Eltern sein Königreich flir ein Weniges verkauft und in die weite Welt zieht, kommt einst in einer Einöde zu einem Hauso, wo er übernachtet und am andern Morgen den Hausherrn und die ganze Familie eifrig auf einen Hügel losschlagen sieht, was, wie er erftlhrt, alltäglich geschieht, da der darunter Begrabene gestorben sei, ohne seine Schuld von 200 Thalem zu bezahlen. Thorstein berichtigt nun die Schuld, und der Hausherr verspricht das Grab nicht mehr zu schlagen. Demnächst geräth Thorstein gleichfalls unter die Räuber, aus deren Händen er eine Königstochter befreit. Alles Übrige wesentlich wie in dem schwe- dischen Märchen, und auch Thorstein, von dem ^dankbaren Todten' aus dem Meere gerettet und ans Land gebracht, erhält schließlich die Prinzessin und das halbe Reich.

Wie man sieht und eben auch angedeutet worden, gehört das schwe- dische wie das isländische Märchen in den Kreis der Erzählungen ,von dem dankbaren Todten^, worüber s. Reinhard Köhler, Orient und Occident 3, 93 ff., so wie meine Anzeigen der Novella di Messer Dianes e etc. in den Heidelb. Jahrb. 1868, S. 449 ff. (die dort aus Asbjömsen's Juletrseet*^ mitgetheilten Märchen sind seitdem in dessen „Norske Polke-Eventyr. Ny Sämling. Anden Udgave.* Kjöbenhaven 1876, S. 200 ff. Nr. 39 und 40 angenommen worden) und des cata- Ionischen Rondallayre ebend. 1872, S. 894, Nr. 31 X' Estandart'. Folgenden Aaszug aus einem finnischen Märchen, das im IV. Bde. der Sammlung ^Suomen Kansan Satuja etc.' Helsingfors 1866 enthalten ist^

132 P- LIEBRECHT

theilte mir Schieiner in Petersburg schon vor Jahren mit ^Ein Eauf- mannssohn, dem vorhergesagt war, er werde ein dreihömiges Mädchen heirathen, zieht ans Verdruß in die Fremde. Dort sieht er, wie der an die' Eirchenmauer genagelte Leichnam eines Mannes, der seine Schulden nicht bezahlt hat, von dem Volke beschimpft und bespieen wird. Er löst den Leichnam aus und behält nur noch 9 Silberkopeken. Verdrießlich will er wieder in die Heimath ziehen; es gesellt sich ihm ein Reisegefährte zu, der ihm an drei Tagen hintereinander Air 3 Ko- peken Nahrung schafft und so wie dieselben in den Schubkasten des Wirthes geworfen werden , ftdlt sich derselbe ganz mit Silber. Am vierten Tage befiehlt der Geführte dem Kaufmannssohn von des Königs drei dreihömigen Töchtern die jüngste zu heirathen und bringt ihm in der Hochzeitsnacht frischgeschnittene; dünne Zweige, mit denen der Neuvermählten das Blut ausgepeitscht wird. Da fallen die Homer ab und sie ist bildschön. '^

S. 70, Nr. 15. Den trogne Radsherren Selim. Ein Hirten- knabe, Namens Selim, erweckt durch sein offenes, fi-eimüthiges Be- nehmen die Aufinerksamkeit des Schah Seba und steigt durch seine Redlichkeit und Geschicklichkeit in seiner Gunst so hoch, daß er end- lich Großvezir wird. Nach dem Tode des Schah verläumden die Neider Selims diesen bei dessen Nachfolger, indem sie Selim beschul- digen in seinem Hause grosse Schätze verborgen zu halten. Auf den Befehl des Schah öffnet Selim ihm daher alle Zimmer und in dem innersten mit eisernen Thtlren und Riegeln wohlverwahrten Gemach entdeckt man nichts anderes als die Hirtenkleidung, die Selim einst getragen, so wie den Hirtenstab und die Schalmei, welche er sämmtlich aufbewahrt hatte, um sich durch dieselben stets an seinen fitlhem Stand zu erinnern. Die Neider Selims werden auf diese Weise tief beschämt und er selbst steigt noch höher in der Gunst des Schah.

Zu dieser Erzählung bemerkt Bäckström bloß, daß sie wahr- scheinlich aus dem Französischen übersetzt seL Dies ist ganz richtig; denn das Original dazu findet sich in F^n^on's Fabeln Nr. 33, mit der Überschrift 'Histoire d'Alib^, Persan', wo der Schah Abbas heißt; Alib^e ist = Ali Beg. Die Geschichte stammt ohne Zweifel aus dem Orient, obwohl eine ähnliche auch von dem angeblichen Majordomus Kaiser Konrads I., Hans Kogelwiet (so genannt von seiner weissen Kappe [de wiete Kogel]), erzählt wird, welcher angeklagt wurde, viele Schätze veruntreut und in einem verschlossenen Gemach seiner Burg versteckt zu haben. Auf Verlangen führte er den König dahin und

ZUB SCHWEDISCHEN V0LK8L1TERATUB. 133

man fand nur seine alte weisse Kappe, die er getragen , als er noch nicht bei Hofe war.

S. 85, Nr. 51. Kejsaren och Smeden. Kaiser Friedrich fragte einen Schmid, wozu er den Reichsthaler, den er tagt&glich verdiente; anwende, worauf der Schmid antwortete, daß er ein Viertel desselben opfere, ein Viertel fortschenke^ ein Viertel fortwerfe und das letzte Viertel fUr sich verbrauche. Er erklärte dies dann dem Kaiser aus- Aihrlicher, und dieser verbot ihm bei strenger Strafe, sich darüber gegen irgend jemand verlauten zu lassen, ehe er des ELaisers Ange- sicht hundertmal gesehen. Gleichwohl ließ er sich fOr hundert Reichs- thaler dazu bewegen, die dem Kaiser gegebene Erklärung auch einem Andern mitzutheilen, und da jener ihn deshalb zur Rede stellte, so entschuldigte er sich damit, daß er auf jedem der hundert Thaler das Gesicht des Kaisers sehr genau betrachtet habe.

Bäckström bemerkt zu dieser Erzählung nur, daß sie aus dem Deutschen übersetzt sei; er vermuthet dies wahrscheinlich aus der Erwähnung des Kaisers Friedrich. Die älteste Quelle des ersten Theils sind die Gesta Roman, c. 57 ; ob die von Osterley dazu (b. Acht Denare) angeführten vier Schriftsteller den genannten Kaiser namhaft machen, weiß ich nicht zu sagen. Der zweite Theil der schwedischen Fassung ist mir in anderer Verbindung schon oft vorgekommen, ohne daß ich mich erinnern könnte wie und wo.

S. 86, Nr: 56. Fem Berättelser. Die erste dieser fünf Erzäh- lungen handelt von dem Scharfsinn eines Derwisches, der durch bloße Betrachtung der Fußspuren eines in der Wüste verlorenen Elameels eine Beschreibung desselben zu geben vermochte.

Bäckström gibt hierzu nichts; dagegen verweise ich auf Schief- ner's Mah&kätjäjana und König Tshanda-Pradjota. Ein Cyklus budd- histischer Erzählungen (in den Mömoires de l'Acad. Imper. des Sci- ences de St. Petersb. VE, S^rie, Tome XXII, Nr. 7) S. IV flF. die Bemerkungen zu dem zweiten Stück (Pradjota's Schlaflosigkeit und der gescheidte Gändhärer). Er sagt daselbst: „Andererseits fehlt in dieser Erzählung, die sich freilich nur auf einen gescheidten Gändhärer be- zieht, ein Zug, der in den arabischen Erzählungen und nicht minder in der kirgisischen vorkommt. Es ist der das einäugige Kameel be- treflFende (s. Journal asiat. 1838, T. V, S. 247, Orient und Occident B. m, S. 264 folg. Radioff a. a. O. [Proben der Volkslitter. der türk. Stämme Südsibiriens. St. Petersb. 1866 ff.] Bd. III, S. 390), welchen ich jedoch auch in einer andern Erzählung des Kandjur nachweisen kann und deshalb das betreffende Stück hier nachfolgen lasse.^ So weit

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Schiefher; denn da das letztgenannte Stflck sehr lang ist; so will ich bloß die bezügliche Stelle daraus wiederholen: .Als wir gingen und mitten auf dem Wege eine Elephantenspur erblickten, sagte er (Dshi' vaka): ''Dies ist die Spur einer Elephantin, auch ist sie auf dem rechten Auge blind, trächtig und wird noch heute ein Junges werfen; auf ihr ritt eine Frau, die ebenfalls auf dem rechten Auge blind und schwanger ist und heute noch einen Knaben gebftren wird ' Atreja sprach : *0 Dshivaka^ ist es wahr?* 'Ja, Lehrer/ 'Woher wußtest du, ob es Spuren eines Elephanten oder einer EHephantin waren?* Dshtvaka ent- gegnete: *0 Lehrer ; wie sollte ich es nicht wissen , da ich in einer konischen Familie aufgewachsen bin? Die Spur des Eäephanten ist rund^ die Spur der Eäephantin Iftnglich.' 'Woher wußtest du, daß sie auf dem rechten Auge blind ist?' 'Daher, weil sie von der linken Seite Gras gefressen hat/ 'Woher wußtest du, daß sie trächtig ist?' ^Daher, weil sie beide Ftlße drückend gegangen war.' ' Woher wußtest du, daß sie noch heute werfen wird?* 'Daher, weil mit dem Ebum Fruchtwasser abgegangen war.* 'Woher wußtest du, daß das Junge ein männliches sein würde?* 'Daher, weil sie mit dem rechten Fusse mehr gedrückt hatte.* 'Woher wußtest du, daß eine Frau sich auf der EHephantin befand?* 'Weil sie herabgestiegen war und zwischen den Beinen geharnt hatte.* ^oher wußtest du, daß sie schwanger war?' 'Daher, weil der Absatz des Ibisses recht tief ein- gedrückt hatte.* 'Woher wußtest du, daß sie noch heute gebären würde ?^ 'Daher, weil der Urin mit Schmutz zusammen abgegangen war. So verhält es sich; will der Lehrer es aber nicht glauben, so gramhe er an die Stelle, wo die Reisenden sich aufhalten, einige Brah- manenjünglinge zu schicken.* Atreja schickte einen Brahmanen- jüngling hin und es erwies sich alles wie Dshtvaka gesagt hatte.^

S. 86, Nr. 57. Det goda rädet. Der Derwisch rief eines Tages öffentlich aus, daß er fbr hundert Goldstücke einen guten Rath zu verkaufen habe. Eäi Tatarchan, welcher die verlangte Summe be- zahlte^ erhielt daflir den Rath, niemals etwas zu unternehmen, ohne dabei das Ende zu bedenken und ließ denselben über alle seine Thüren und auf alle seine Hausgeräthe eingraben. Nach einiger Zeit war er nahe daran von seinem Arzt, den ein aufitlhrischer Statthalter bestochen, ums Leben gebracht zu werden, doch erschreckte den Arzt der Anblick jener Inschrift und er gestand das beabsichtigte Verbrechen.

Bei Bäckström nichts; s. daher Gesta Roman, c. 103 und dazu österley sowie meine Zusätze in der German. 18, 364.

ZUR SCHWEDISCHEN V0LK8UTERATÜR. 135

S. 87, Nr. 58. Den botade sjuke. Ein reicher Holländer, der in Folge massigen und schlemmerischen Lebens in Eo'ankheit verfiel, wnrde von einem Arzt in Österreich dadurch geheilt, daß dieser ihm den Olauben beibrachte, er hätte einen Lindwurm im Magen und könne ihn bloß dann los werden, wenn er fortan eine strenge Diät beobachte und sich zu Fuß von Holland aus zu ihm nach Österreich begebe; was auch geschah.

Ein vielverbreiteter Schwank', von dem ich mich aber nur er- innere, daß er sich auch in Hebel's Schatzkästlein erzählt findet.

111, Nr. 18. Ester Jönsdotter. „En san&rdig och ganska eftertflnkelig Historia, Som innefattar et stört Guds underwärk : Om en Figa i Skane Elster Jons Dotter benämd, uti Norra Aby, i Södra Abys Socken^ Ire mil fran Malmö, som sedan är 1703, in til 1711, lefwat utan den ringaste mat och dryck. Ganska härlig och upbyggelig at lisa. Tryckt i Oefle, 1778^, 15 Seiten Octav. Ausserdem erschienen ebend« noch vier Ausgaben, die letzte von Bäckström angeftihrte kam heraus „Stockholm. Tryckt iEcksteinska Boktryckeriet, 1833", 24 Seiten Octav (vermehrt mit einer Dedication an „Hogwälboma FrOken Ulrika Stenbock'', datiert Malmö den 18. Nov. 1710, nebst einer Vorrede „Til den gunstige Läsaren^).

„Diese sowie die folgenden Geschichten, bemerkt Bäckström, sind eine Art modemer Volkslegenden, welche bei ihren Lesern ganz besonderes Vertrauen gewonnen zu haben scheinen. Die in Rede ste- hende ist verfaßt von dem Secretär Erik Roland im November 1710 und vermuthlich bald nachher im Druck erschienen. Das Mädchen Eiter Jönsdotter war am 18. Januar 1703 beim Anhören einer Predigt Ober die Hochzeit in Cana von einer so grossen Seelenangst ergriffen worden^ daß sie auf die Knie niederfiel und bitterlich zu weinen an- fing. Am folgenden Tage, da sie ihren Diensiherm, den Mtdler in Aby, der mit Getreide nach Malmö fuhr, begleitete, wurde sie von heftigem Kopfschmerz geplagt und hatte das GefUhl als steckte eine firemde Hand ihr am Nacken zwischen dem Hemde und dem Leib ein eigroßes Stück Eis hinein, das ihr mitten auf dem Rücken sitzen zu bleiben schien. Seit der Zeit war sie immer bettlägerig und empfand solch einen Widerwillen gegen Speise und Trank, daß sie sieben Jahre lang nicht das geringste verzehrte. Das Gesicht behielt gleich- wohl seine frühere Fülle und Röthe, der Magen jedoch war so einge- fallen, daß der Nabel fast auf dem Rückgrat lag. Anderhalb Jahre lang hatte sie schwere Qualen empfunden, dann aber fand sich um die Zeit des Sonnenunterganges ein kleines Kind von etwa drei oder vier

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Jahren ein, das wie ein Engel Gottes anssah und ihre Leiden linderte, wobei es verspraeh ihr zum Trost einen hellglänzenden Stern zu senden, den sie auch von d6r Zeit an jeden Abend nach Sonnenuntergang sah. Auch als der Secretfir Roland am 4. Nov. 1710 sie besuchte, hatte sie zu ihm gesagt, daß sie den Stern sehe, obwohl er selbst nichts er- blickte; da er aber um sie zu prüfen ihr im Dunkeln verschiedene kleinere Gegenstände zeigte, nahm sie dieselben stets auf das deut- lichste wahr.^

„Diese Gteschichte, fllhrt Bäckström fort, erweckte grosses Auf- sehen und veranlaßte sogar eine Untersuchung des Gotha Hofgerichts, welches von dem damaligen Assessor im Collegium Medicum Magnus Gabriel Block (geb. 1669, gest. 1722) ein Gutachten einforderte, da er zu jener Zeit für den geschicktesten Arzt in Schweden angesehen wurde (vgL Biographisk Liexicon öfver namnkunnige svenske Man. Upsala 1836. U, 340—343). In diesem Gutachten, datiert Medevi den 1. Juni 1714 und gedruckt unter dem Titel: Magnus Gabriel Blocks Betänckiande Ofwer Ester Jöns-Dotters Langvariga Fa- stande etc. etc. I Skane, Tttrat Uti ett Swar upp& Eongl. Gotha Hofrättz Bref Af den 29. April 1714. Stockholm, Joh. L. Hom 1719^ 24 Seiten Octav, bestreitet Block die angefahrten Facta nicht, sucht ihnen aber eine natOrliche Erklärung zu geben und ftlhrt zugleich unter Berufung auf das Untersuchungsprotokoll vom 9. No- vember 1713 eine besondere Thatsache an, von welcher in der Volks- legende nichts vorkommt und wonach Ester mitten in ihrem Heilig- keitszustand ein Kind geboren hatte und daß es ein gewisser Korporal Bredberg gewesen war, welcher der Legende diese weniger erbauliche Auflösung gegeben hatte.^

So weit Bäckstrom; ich selbst habe nur hinzuzuftlgen, daß mir diese schwedische Heiligengescbichte lediglich wegen ihrer frappanten Ähnlichkeit mit dir der belgischen Heiligen, Louise Lataud von Bois d'Haine , welche in der letzten Zeit so viel von sich zu reden gegeben, mittheilenswerth erschienen ist Auch eine andere EUstorie, wdche lebhaft an die Wunderquelle von Lourdes erinnert, lasse ich aus gleichem Grunde hier folgen.

S. 122, Nr. 6. Brita Gustafsdotters Uppenbarelse. „Bonde- Hustrun Brita Gusta&dotters, i Höglyckan, Uppebarelse i Martii mänad Ar 1815. Stockohn. Tryckt i Marquardska Tryckeriet 1818' 32 Seiten Octav. „Utfbrliga och säkra Underrättelser rörande den ryktbara Helsokällan i Bottnaryd, nära Jönköping, Profetissans fSregiina uppen- barelBe om detta wattens undergörande kraft samt de hittils fbrspörda

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werkningame af dess begagnande. Jönköping; 1818. Tryckte hos Di- rektoren Job. Pebr Lundström.'' 19 Seiten Oetav (eine Kritik der ge- nannten Offenbarong, verfaßt von dem Propst und Pastor in Bolstad auf Dählsland, S. Wigelius, und begleitet von einem Briefe des Pro- fessors Berzelius an den damaligen Oberpräsidenten (landshOfding) Adlersparre, Excellenz^ in BetrefiF der Beschaffenheit des Wassers der Bottnaryds- Quelle, so wie von einem Briefe einer Standesperson in dem Orte hinsichtlich der durchaus gar nicht merkwUrdigen Wirkungen dieses Wassers); „Guds drSpliga Underwerk, en tili Allmagtens ära kort men sannfärdig berättelse om den nyligen uppenbärade Hälso- k&Uan uti Elfsborgs Län och Bottnaryd Socken, uti nägra Versar en- faldigt sammaofattadt af förre Qwartermästaren Lars Segermann, hwilken rest uti de mäst bekannta Werdsdelar och nu är oboteligen blind. Norrköping 1818. Ad. Fr. Ramms Enka.*' 8 Seiten Oetav (Klage über die Unordnungen bei der Quelle; gereimte Beschreibung über der letztern Entdeckung und Eigenschafken und schließlich in Prosa eine ,Kort Anwisning huru oärfarne böra ß5rhalla sig med detta Hälso- wattnets bruk'').

Die Bäurin Brita Gustavstochter in Höglycka in dem Pastorat Bottnaryd, Provinz (län) Elfsborg, geboren in demselben Eärchspiel am 1. Februar 1778, hatte um die Mittagszeit eines Tages in der Mitte des Märzmonats 1815, da sie sich eben auf freiem Felde befand, eine liebliche Stimme vernommen, welche sich als die ihres 14 Jahre früher im Alter von 17 Wochen verstorbenen Sohnes zu erkennen gab. Diese Stimme hatte sie über den Katechismus (i kristendomen) befragt und schließlich ihr verkündigt, daß der Erlöser selbst mit ihr sprechen werde und sie dazu auserwählt hätte, seine Botschaft zu verkündigen. Kurz darauf vernahm sie auch wirklich die Stimme des Erlösers, der ihr offenbarte, daß in einiger Entfernung von Lönäs, wo sie damals wohnte, eine wunderbare Quelle entdeckt werden und den Blinden das Gesicht so wie zahlreichen Siechen die Gesundheit wiedergeben werde. Demnächst befahl ihr diese Stimme den Bewohnern Schwedens zu verkünden, wie sehr erzürnt der Erlöser wäre über die Sonntagsfeier der Bauern, über die Veränderungen des Katechismus und Psalmbuchs, über die Ehen zwischen Geschwisterkindern so wie über das Kartoffel- brennen und die Pockenimpfung und schließlich verordnete die Stimme wie es mit der Einzäunung der wunderbaren Quelle gehalten werden und daß kein Aberglauben oder Opfern dabei stattfinden solle. Die Erzählung ist datiert vom 24. Febr. 1818 und bezeugt von dem Gast- geber J. J. Andersson and dem Ackerwirth Thure A. RhoduL

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S. 152, Nr. 30. Djefwulen och Eäringen. „£n merkwftrdig Historia som lenmar den applysningen om att 'Hwarest Djefwulen icke sjelf kann komma, dit skickar han en gammal Kärring', af J. Rose. ÖfVeraättniDg frän Tyskan af A. A. W. Wexjö 1847, hos A, G. Deu- rell.« 10 Seiten Octav.

Der Jäger Kaspar lebte mit seiner Frau Mariandel in so glück- licher Ehe, daß dies des Teufels Ärger erweckte; da er jedoch daran ver- zweifelte die Eintracht der jungen Eheleute stören zu kOnnen, so über- nahm dies ein altes Weib; und es glückte ihr auch in der That fiir einige Zeit; schließlich jedoch siegte die treue Liebe der Gatten über ihre Künste und sie versöhnten sich wieder.

Wie aus dem Titel erhellt, ist diese Erzählung aus dem Deutschen übersetzt; doch weiß ich nicht zu sagen, welcher Autor unter A. A. W. zu verstehen ist Wie dem auch sei, die nähern Nachweise über die- selbe s. bei Dunlop-Liebrecht S. 503 zu Don Manuel's Conde Lucanor Nr. 48 und bei Osterley zu Kirchhofs Wendunmuth Buch 1, Cap. 366.

S. 155, Nr. 8. Hundarnes Priwilegium. ,,Orsaken Hwarföre Hundame nosa p& hwarandra., Elller Deras Priwilegier Samt Fri-och Rättigheter. Innefattande äfwen anledningen tili s& wäl Hundars och Kattors, som Kattors och Rittors ewiga fiendskap mot hwarandra. Stockholm 1823. Tryckt i Ecksteinska Bocktryckeriet^ 8 Seiten Octav.

Unter den von Bäckström angefbhiten Ausgaben gibt die obige den Titel am vollständigsten an, und scheint daraus hervorzugehen, daß die schwedische Version dieses Schwanks der Nr. 25 'Warum die Hunde sich beriechen in Simrocks Deutschen Märchen. Stuttgart 1864 entspricht; ebenso auch bei Wenzig, Westslavischer Märchenschatz, S. 44 'Warum die Hunde die Katzen anknurren und warum die Katzen den Mäusen feind sind'. Kürzere Fassungen in A. Kuhn's Westfiü. Sagen 2, 237 'Das verlorene Urtheil* und in Wolfs Zeitschrifk fbr deutsche Mythologie 1, 225. 460 'Warum die Hunde einander beriechen, wenn sie sich begegnen

S. 165, Nr. 69. Ett Äktenskaps-Förbund. „Et roligt Eckten- skaps-Förbund Emellan Cigutwaktaren Jan von Torsten och Rosina Muskat. Stockholm 1801. Tryckt hos Andreas J. Sylvenius.^ 4 Seiten Octav. Später noch mehrmal wiederabgedruckt

Bäckström bemerkt hierzu: „Aftryck ur Mina Tidsfördrif Gäldstufvan^, fügt aber keine sonstige Nachweise hinzu. Auch ich kann deren nicht geben, obwohl ich das Geschichtchen oft gelesen, so daß ich von dem Inhalt bloß aus dem Gedächtniss eine kurze Übersicht zu ^eben vermag. Ein Schiffskapitän nimmt in seinem Wein-

F. BECH, BESSERUNGEN UND NACHWEISE. 139

vonrftth eine übergrosse Verminderang wahr und beschließt genau aufBupassen. Indem er nun so eines Tages sich wieder in der Nähe des Weinverschlages versteckt hält, sieht er den Kajtttenjungen hin- einschleichen; eine Flasche Muskateller entpfropfen und hört ihn dann ausrufen: „Ich (hier nennt er seinen Namen) gebürtig aus (...?) bin gesonnen mich mit Jungfer Rosina Muskat aus . . . (hier nennt er einen Ort in Südfirankreich) ehelich zu verbinden. Wer dagegen Einspruch er- heben will, thue dies bei Zeiten. Ich biete auf zum ersten, zum zweiten und zum dritten Mal!" Schon will der Junge dann die Flasche an den Mund setzen, als der Kapitän aus seinem Versteck hervorspringt und ausruft: „Halt, ich thue Einspruch!" Den Schluß kann man sich denken. Die Namen der schwedischen Version weisen auf ein deut- sches Original.

S. 166, Nr. 74. Hunden päHötappen. „Hunden p& Hötappen. £n liten Muntrations-Lectur, utgifwen af Koriander Katzenkrall, Forste Hoiharr, Kort-, Korf- och Swafwelsticks-Fabriqueur. Stockholm 1832. Tryckt hos Jon. Ad. Wallddn.« 7 Seiten Octav.

Bäckström gibt nur den Titel dieser einzigen Ausgabe. Allem Anschein nach findet sich hier derselbe Gegenstand behandelt wie bei Burkhard Waldis 1, 64 ^Vom neidigen Hundt'; s. hierzu Kurz und Osterley in ELirchhof s Wendunmuth 7, 130.

LÜTTICH. FELIX LIEBRECHT.

BESSERUNGEN UND NACHWEISE.

Anslahtj anslahtej f.

Psalm 88, 37 : visitabo in virga iniquüates eorum et in verberäms peecata eorum dies wird in der Windberger Interlinearversion ed. Graff übersetzt: idi vnse in der gerte unreht ire unde in den uülaten anslahten sunte ire. Danach ist unter anslaht die Geiselung zu verstehen. Denselben Sinn hatte das ebendaselbst stehende aneeUihenf so Ps. 72, b flageUaJmntur y v)erdent si geuiUitj anegealagen] 72, 14ytit flageUaJtus^ ih vhm geviüet, angeelagen; Wiener Predd. in den Fundgr. I, 95, 36 folg. tradetur gentibus et illudetur et flageUabitwr et conspuetwry der meide sun der wirt geantvmrte den heiden unt wirt verepottit unt wirt angeslagen und wirt angeepim. Auf das G^seln, nicht auf das An*

l t ) F. BECH

schlagen ans Kreuz könnte der Ausdruck auch gehen bei Diemer 315^ 11 daz du dich hieze anslahen, späten unde sptwen^ und im Anegenge 36, 30 do man den anesluoc. Die Redensart ist entlehnt von der väläte an der siule, an der echreiät oder an der stüpen (Haupt Zs. 8^ 295, 725; St Trudbertor H. Lied 39, 13); vgl. auch an die siulei?) slahen bei Berthold 28, 7, an die schreiat slahen im Stadtbuch von Augsburg ed. Meyer S. 172. Qraff IV, 776 verzeichnet anaslaht nur in der Be- deutung von nimbuSf itnber.

Drabgeraete^ n.

Reinfrid 7986 die ritter alle sloufien \ sich üz der tumeitcaetey | und wart in trabgeraete \ manic werder heU bekleit: zum Schutze der Überlieferung verweise ich noch auf drabegeschirre im Anzeiger f. Kunde a. 1871, S. 134; in Weist, in, 376, 3. Z. von unten; in Scriptores rer. Pruss. IV, 635; drabeschirre bei WtÜcker, ürk. u. Sehr. betr. den Zug der Armagnaken S. 55; drafgezeug im Urkundenbuch von Neustift in Tirol ed. Maihofer S. 361 (a. 1382) so schaff ich zu dem tuem ainen ledigen mayden oder meinen pesten lauffer und ain drafgezeug; Scriptores rer. Pruss. IV, 15 im jär 1466 dingeten sich der bundtherren hoffleute vom Bretchen mit irem drabgezeug.

Verdrozzen

in der Erlösung 898: daz ich icht mechte verdrozzen mit langer rede keinen man: ist nicht Infinitiv sondern Participium, mechte die frän- kische, mitteld. Conjunctivform von machen = facerem. Den Nachweis meine ich erbracht zu haben in der Germania 3, 330 sowie 15, 153 bis 54. Das Citat bei Lexer 11, 99 sowie bei Weinhold Gramm. §. 399 ist also wohl zu streichen. Weitere Beispiele dieses Conjunctives mechte finden sich wahrscheinlich auch in dem Gedichte Moriz v. Craün, vgl. Germ. 17, 175; femer in Mones Schausp. des Mittel. I, 105 (785) wie

er ire nchen mechte gesunt (14. Jahrb.); im Renner 9671 daz wir

ein kriuze ßir uns mechleni gedeckten \ 19554 daz «5 mangerlei

gebrechte mit sd kleinen zungUn mechte; in Weist. 11, 427, Z. 16 von unten, aus dem 16. Jahrh. ; lU, 598, Z. 23—24 (Rechte von Meiningen a. 1450); IV, 552, Z. 30, aus dem 15. Jahrb.; 567, Z. 29; 633, Z. 2 von unten (15. Jahrb.); V, 571, Z. 16 von unten; 636, Z. 14 setzten oder mechten (Osthoven a. 1338); VI, 25, Z. 28 (a. 1424); 61, Z. 7 mechte es sich aber, daz u. s. w. (Franken, a. 1448); Zeitzer Copialbuch 408^ her mechte uns gerne erbeloz, wanne her künde] Eoelhoffsche Chronik 492, 11 dat he heimlichen sich eweeh mechte; Roscnblüt in Espes Bericht vom J. 1840, S. 40 mechi: siecht-, Fichard Frankf. Archiv 1, 190 (Urk. von

BESSERUNGEN UND NACHWEISE. 141

Wetslar a. 1382); III, 347 (aus Eberhard von Windeck ans Mainz, 15. Jahrh.) und 348; Wülcker Neujahrsbl. von Frankf. a. 1873, S. 45, Z. 3 von unten; a. 1877, S. 28; Scbranz Gescb. der deutseben Ge- sellenverbände S. 178 (Speier, 15. Jahrh.) ; Hans Folz in Haupts Zeit- schrift 8, 523 Tnechti rechte 325, 33; Conrad von Weinsberg (Bibl. des litt Ver. XVni) 46, Z. 13; M. Beheim Buch v. d. Wienern 32, 9; 194, 18 mekUzAlbrehte und 235, 16; 236, 10; 292, 26; 303, 6; Weist. V, 479, Z. 14 von unten, aus dem Unterelsaß a. 1380, und 485, Z. 6 von unten. Die in Franken ursprünglich heimische Form hat sich also seit dem 14. Jahrh. auch in Oberdeutschland eingebürgert.

Vertremmeriy swv,

im Hhd. Handwörterb. IH, 274 aufgeführt, steht nach der Handschr. in der Martina 23, 93 folg. Vor got urdugent smeckint, Die stnen zam weckint Und unsir sei (?) vertremment Lip und sSl erlemment Man hat wohl und unser heil vertemmeni zu lesen, wie es 26, 64 heißt, worauf schon V. Keller und Holland in ihren Anmerkungen S. 740 hinwiesen. Vergl. Lexer s. v. vertemmen und s. v. verdempfen.

Vesenboumf

So angesetzt bei Lexer IH, 325, aus Mynsinger 40, wo Mittel gegen die Krankheiten des Habichts angegeben werden. Dort steht unter andern: darnach sol man nemen vesenpaum und ain kraut haißt rosmarin und vrilden ysop. Wahrscheinlich ist aber sevenbaum zu lesen, worüber man vergleiche Lexer II, 897.

Vinster.

In der Blume der Tugend bei Hans Vintler 1808 heißt es: Er lies auf ainen tag slahen Ze tdt vier vinster ritterschaft) im Wörterbuch dazu wird dieses vinster ftir ein Adjectiv gehalten mit der Erklärung: ent- gegengesetzt, feindlich, was auch Lexer IH, 358 aufgenommen hat. Richtiger faßt man wohl vinster als Substantiv = legioj vergl. Diefenb. NQl. 321 legioj finstri, ßnstemißj fenstemes^ vinstimisse und dessen Glossar 322*". Und hiermit stimmt auch Vintlers Quelle Valerius Ma- ximus IX, c. 2, §. 1: quatuor legiones cordrariae partis. Aber woher stammt das Wort und seine Bedeutung? meint es das lat. nvbila in der Bedeutung nuhes =r dichte Menge, Masse?

Fiwersdtj m,

Warnung 67 folg. lautet der Text nach Haupt: Hz der JieUe si (= die, welche ihren irdischen Besitz auf der Erde zurückgelassen

142 F. BECH

haben) her dingent (ioe man in ir guot teile | urd A von eere heile I

unt in hdfe üz ängstlicher nMi \ si twingt der heüeßwers tdt; aoffUlig ist hier der heüefiwers tdt, viel wahrscheinlicher der heUefiuoere&ty der Feuer- piiihl der Hölle; vergi. Lexer s. v. «8^, Fraoenlob Spr. 13, 16.

Oetoatej gewatj n.

Das Wort ist ohne Erklärung von Lexer I; 979 angesetzt; in den Berichtigungen zu diesem Bande wird auf Genn. 11, 70, 11 verwiesen. Man vergl. darüber Hoffinann Gloss. Belg. 33 ghewat^ vadum und Comel. Kiliani Etym. ed. Hasselt 181^ ghewaty fland. j\ foateringe'y Diefenb. 604'' vadum ghewat vel een waterscap; dasselbe bedeutet toat im Mhd. WOrterb. HI, 535% 34 und bei Kehrein Samml. 31^. In diesem Sinne findet man das Wort bei Gotfrid Hagen 6089 (12. Band der Chroniken der d. St) ich sal üeh wisen dat gewat (: dat) ; 6092 der greve dat gewat gewan, von Groote missverstanden, von Birlinger im Glossar 408 richtig mit Furt, vcidum erklärt Im Sinne von hruch^ lä, lache, mos fasse ich das Wort auch bei Berthold von Holle im Demantin 10411 dar was gemachet uf den plan ein brücke breä obir gewat (: dat) und 9449 sd zwSne valken ober ein gewat uf und nedir zu vogiln gdt (so nach der Handschr.). Dahin gehört daz horch gewat in dem Bruchstück aus Heinrichs von Hesler Offenbarung German. 11, 70; 17 so wie im Athis S. 117 (136) den herzogin von der stat Stach er in ein horegewat (nach Lacomblet; horc gewath), femer gewaydt in Wülckers Neujahrsblatt von Frankfurt a. 1877, S. 57: si sin bicz an eyn gewaydt zugelauffen (a. 1475). Doch ist das Wort auf Nord- und Mitteldeutschland nicht allein beschränkt Auch Heinrieh von dem Türlin bediente sich seiner in der Krone 3315: diu zU was kalt und tief der sni, Als ez ist des winters S, Und diu ge- wat (P. die gewate, V. die gewaed) starke tief, Dd von daz wUt niht verre lief, Wan ez äne twdle Vil nähe ze aUem mdle Durch diu gewat in (P. die gewaten, V. di gewaete) brctst Dasselbe bedeutet waydt bei Wierstraat 179, 191 und 223.

Isen kiuwen

findet sich gerade so wie in den von Haupt zu Neidhard S. 215 be- merkten Stellen isen ezzen, i, frezzen, i. verslinden gebraucht um das Bramarbasieren des miles gloriosus auszudrücken. So in dem Klage- gedichte auf Herzog Johan von Brabant in v. d. Hagens Germania III, 125 (321) sie liezen niht ir lägen \ die ritter-just pflägen : \ sam tuen die tsen kiuwen, \ die mit geverde unt mit untriuwen \ halten uf der ban ver- »wigen; und in der verderbten Stelle S. 120 (126 folg.): le nerrischer

BESSERUNGEN UND NACHWEISE. 143

am sin^) geberde, \ ie^) tiurer er waenet wesen] \ in dilnket nieman siUle genesen \ vor dem tsenkiuwen^) ; \ hdch ob smen kniuwen*) \ sin ime die hosen^) abegealagen. Eine dritte Stelle ist die von Lexer I, 1457 auf- geführte aas dem Pseadoneidhard 172, 134: ja waen ich in wol ein tsen kiuwen so sind die letzten beiden Worte getrennt zu schreiben, nicht wie Lexer nach Haupts Vorgange thut tsenkiuwen ; waenen regiert hier wie in den vom Mhd. Wörterb. lU, 495% 46 folg. angemerkten Beispielen den Aco. c. inf , vergl. darüber noch Pass. E. 378^ 72 und namentlich Apelt im Jahresbericht des Gymnasiums zu Weimar v. J. 1875, S. 14.

Reisen

erscheint als musikalischer Ausdruck gebraucht bei Heinrich Seuse in Grieshabers Vaterländisches S. 300: also sas der jüngeling mit der harphen zu dem bruoder und begond sin harphen reisen und schöne üf- Jdenken; 8/301: und begonde sin harphen reisen und schone blasen] De- nifle, Deutsche Sehr, des sei. Heinrich Seuse 392 der bereit uf ein spalterij und da er si gereiset (,,da er es angeschlagen hatte"). Mit demselben Wortstamme zusammengesetzt scheinen dieAdjectiva lautraisy lütreisig, lautrcdsigj ruemraisig zu sein bei Schmeller-Frommann 11, 141. Vielleicht ist das mhd. Wort ims mit dem gotischen raisjan in ur- raisjan und hat hier eigentlich den Sinn von indtare. Töne hervor- bringen, dann überhaupt spielen, worauf auch das daneben stehende üfklenken deutet. Möglicher Weise ist auch erreisen hierherzuziehen, das in einer Stelle des Teichner erscheint im Mhd. Wörterb. IP, 665^; 44, sowie verreisen in Bruder Hansens Marienliedem 1108 myn seyten sint verdorret, Myn slussel sint vorreyset unt ontvallen. Ob in den neuhochd. Redensarten briUen-, possen-, zoten reißen ein Nachklang da- von erhalten, vermag ich ebenso wenig zu entscheiden als die Ety- mologie des Wortes sicher zu bestimmen. Dürfte man reisen aber als Factitativum zu risen cadere stellen, dann wäre es seiner Bedeutimg nach verwandt dem Worte veUen, jenem musikalischen Ausdrucke, der im Tristan 7998 begegnet: si steigete unde vaUe noten] in den Kolm. Meisterliedem III, 5 so velt diu lerche in gradibus im süezen val-, bei Frauenlob im Frauenl. 18, 4 die steige, velle schrien, in dessen Sprüchen 367, 10 steige, veUe leren', Laßberg LS. II, 209, 30 ze valle singen.

*) An M\ bs. m. ') te] ha. fm te. *) ynn üwer. *) amem lAwer. ^) keheatn.

144 P* BECH

Sattn

wird im Mhd. Wörterb. IP, 59^ 17 und danach von Lexer 11 , 616 angesetzt und für ein Seidengewebe =: franz. sattHj ital. setino erklärt mit Verweisung auf die Krone 2918. Aber diese Stelle enthält bei genauerem Nachsehen ein ganz anderes Wort; der Dichter stellt dort eine vergleichende Betrachtung an über den Ausgang den ein Wett- kampf zwischen einem Bewaffneten und einem Unbewaffneten nehmen müsse und sagt da unter andern:

2909 man sikt ir beider teil wegen

ungttche üf der wäge:

sie hebet sich träge

nach wäne an des gastes teil,

ez enunderste ime heü,

wan sin geloete ringer ist, 2915 Ich weiz wol^ daz dehein list

in der werlt ist so starc.

Swer einJudp ein mare

wiget gein einem saetin,

da muoz vil ungdtche sin

ir beider gewige.

Die Stelle ist vom Herausgeber nicht richtig verstanden. Ich habe nach wäne Air nähe wan in V. 2912 gesetzt^ ebenso ime heil für Unheil. Für sattn, welches Scholl in V. 2918 in den Text gesetzt hat, bietet die Wiener Handschrift saetiny dasselbe Wort welches Lexer U, 894 unter der Form setin verzeichnet hat, = der halbe oder vierte Theil eines Lotes; nur dieses kann als Gegengewicht gegen die marc, das halbe Pfund , hier gemeint sein. Zu gewige vergl. man Pfeiffer, Zwei Arzneibücher, im Wörterbuche dazu S. 63 (162) s. v. gewic, gewich, stn.

Sehiun, f.

in Eonrads von Würzburg Liedern ed. Bartsch 32,83 dar inn er vermüret \ Ht als ein made in einer schiun (: kiun : riuri) fasse ich als volks- thümliche Bezeichnung für das gewöhnlichere kemhfiSj arulla, ptdpa, das ursprünglich wohl auch granarium, horreum bedeutete. Ahn- lich verwenden made im Vergleich Frauenlob Spr. 254, 17 unJtriuwe die ist recht als ein boeser maden, der in ein obz Icumt ungeladen , und Berthold 848, 7 diu hochvart wehset in dem richJtucme als der made in dem apfel.

BESSERUNGEN UND NACHWEISE. 145

Schdzel (schoezel) n.

war auch ein Theil der Rüstung , dasselbe was bei Wolfram Parz. 707, 20 und Willefa. 79, 3 des halsberges g^en, im Orendel 2320 und 2617 der brunne gSren sind. So verstehe ich das Wort im Reinfirid 15499: ich waene er fliehe sicherlieh schoezel (hs. schossel) unde platten; vergl. die im Mhd. Wörterb. IP, 175*, 28 citierte Stelle aus Suchenwirt: durch schdz und euch durch plcUen nuwger wart geletzet] Konrad von Ammenhausen fol. 86*" nach der Zofinger Handschr. ein rüter sol an

tragen ein gantzes hamesch; was dar zuo sol gehoben das sag ich

: hcdsperg, schoss und isnein hosen, bukel^ beinberge oder knieling

(hs. krieling) genant; Nordhäuser Statuten in Förstemanns N. Mitth. in, 3, 48 49 (14. Jahrh.) wer drizzeik mark verschozzety der sal haben redeUche wäpen: eyne schopen, crayn, grüsentr^ schdz ^ eyne swebische platey eyne tarschen etc

SeJ^e, f.

In den Nürnberger Polizeiordnungen herausg. von Baader (= Bibl. des Liter. Vereins in Stuttgart no. LXIII) S. 170, S. 6 ist den Schmieden der Hammerwerke verboten in den Stadtwaldungen an der Pegnitz Kohlen zu brennen, wer dawider handele, der solle ze bezzerunge geben X pfund haller ie von der seien. Was bedeutet hier setef Baader ver- muthete in der Anm. dazu: „wahrscheinlich von dem Worte ^6«eto, das eine Stätte, wo etwas gebaut wird, und hier einen Weiler bedeutet'. Statt eine rein niederdeutsche Sprachform zu EGlfe zu nehmen hat man eher an das althochd. satta^ seta = canistrum, sporta zu denken, worüber Weigand s. v. satte zu vergleichen ist; darnach ist hier wohl ein Koh- lenmaß zu verstehen, worüber nachzulesen ist was von Kirchhoflf zu den Weisthümem der Stadt Erfurt S. 74^ Anm. 150 vermerkt ist Das Wort erscheint übrigens auch beim König vom Odenwald VU, 175: stroeunn seten unde nest die sint lange vor gewest, vergl. die Anm. dazu von K von Bahder. Das Mhd. Handwörterb. 13 , 893 hat das Wort bereits aufgenommen, nur unrichtig erklärt.

Swdsheit.

Die von Förstemann herausgegebene Nordhäuser Bürgereinung vom J. 1308 in den N. Mittheilungen HI, Heft 2 enthält S. 23 fol- gendes : sun ein unvledic venster von einer swäzheit het gende an die strdze, die ffU zwo marc] späterhin, wo dieser Paragraph wiederholt wird, in den Gesetzen aus dem 15. bis 16. Jahrhundert, vergl. die Gesetzsamm- lungen der St Nordfaausen ed. Förstemann S. 63*^ (Sonderabdmck),

0EBMAN1A. Nene Reihe XII. (XXIT. Jahrg.) \Q

146 F* BECH

heißt es : xcy ein unfletigk fenster adir loch von keynerley swarizheit (?) ndir unßetikeü hat gehende an dy strasze, der gebü zewu margk. Gemeint kann nur sein das was sonst auch gemodsheit^ heimliehkeit heißt, das swäshüs, die swäskamere. Wenn in Lexers Handwörterb. 11, 1332 s. v. 9wacheü aus dem Prager Recht 150, 168 angegeben wird: genge die swacheit heizen^ so ist wohl richtiger stcäsJieit ftlr mvacJieit zu lesen ; auch in den Varianten zu der Eaiserchronik 13492 ed. Maßmann ist stca- chaü verzeichnet, wo nur swashait verstanden werden kann, neben ge- suHuheä. Man vergleiche übrigens noch Interlinearvers, der Trierer Psalmen ed. Graff S. 490: in penetraübus, in den geswäaheiden.

Tinne

ist wohl ftLr das unverständliche iuome (aufgeführt bei Lexer II, 1575) zu lesen in Pfeiffers Deutschen Arzneibüchern II, 4': sd im diu tune- foengel unde die tuomen enphcdlent unde die lefse nider vaUent u. s. w. ; im Glossar dazu hat der Herausgeber vermerkt, daß der Diphthong in dieser Handschr. keineswegs sicher sei, es vielmehr ebensogut Umme als turne heißen könne*). Aber auch statt tunewengd hieß es hier wohl ursprünglich bloß wengel, denn das letztere wäre dem Sinne der Stelle ebenso entsprechend wie dem Gebrauche, der das Wort nicht selten neben tinne stellt, so bei Hesse von Rinach in MSH. I, 210^ (I, 2), in Der Minne Frigedank (Docens Miscell. TL) 185 86, im Reinfrid 2249—50, bei Walther v. Rheinau 238, 52—58, in Gotfrids Tristan 923, im Flore 1835—43, 6820—36 {wange neben tinne).

Tuehtjf.

Pass. K. 572, 69 si bare sich in des Schiffes tucht (: vlueht) und lac darmne über nackt. Lexer II, 1563 vermuthet, tucht bedeute „Schiffs- bauch''; richtiger fassen es wohl die alten EIrklärer als transtrumf Ru* derbank, denn es ist wohl nichts anders als das niederdeutsche duckt, worüber zu vergleichen Frisch I, 210^, D. Wörterbuch U, 1489, Schiller- Lübben I, 590**, 5, Diefenbach u. Wülcker I, 373; daneben die Form dofty plur. dofiun, bei NGl. 370* und German. IX, 26^ Z. 8. Vergl. die Glossen zu Prudentius (in Haupts Zs.) 521 (215) in transtris an den thuerstolon.

Ungebant

im Sinne von indomibus, also von henden^ banden, fesseln, finde ich in einem Gedicht des 14. Jahrhunderts, das Hoffinann in den Altd. Blät-

*) So halte ich auch touehüeh fol. 3* (Tergl. Lexer II, 1483) för verderbt ans tueJUieh, duhiig; man vergleiche houbelducht ebenda fol. 17* und Lexer I, 1348.

BESSERUNGEN UND NACHWEISE. 147

tem n, 308—310 mitgetheilt hat; dort steht S. 309, Z. 11 von anten: Der Tsunge ir ungepantez Uet Ich wold eu gerne reden a. s. w. Wie einige Verse vorher ZU und Notdurft personificiert und angeredet wer- den, so ist auch hier die Zunge angeredet, also etwa so zu lesen : Ver Zunge, ir ungepantez Ut u. s. w. Der Verfasser hat offenbar im Auge gehabt Brief Jacobi IH, 8: linguam autem nullus hominum domare po- test, inquietum malum^ plena veneno mortifero. Zu benden swv. vergL Martina 3, 6 durch dich ist er gebendü (: erwendit)\ 123, 53 mit dem tdde gebendet (: wendet); ebenso 126,38 (iverendit)] zu banden vergl. noch Schwabcnsp. ed. Schilter 206, 6; 300, 3 (= ed. Wackemagel 249, 5); den 8un zuchtigen und banden im Stadtbuch von Augsburg ed. Meyer S. 181. Dem ungebanten Ut läßt sich vergleichen das nhd. Uvband in Sanders Wörterb. I, 74^

Uz unde üz.

Pass. K. 228, 12 {der abrinnic munch) wart ütz unde üz geschoben und gelac ewpor uf ir (sc. der erde)] Mones Anzeiger VIII, 430 dS muose er üf einen berch stigen unde rmioae vasten vierzic tage üz unde üz (cfr. Diemer Genes, und Exodus S. 200*"); Stadtbuch von Augsburg S. 74 man rihte ouz und ouz ais davor geechriben stät; S. 194 ez ensal niemen cheinen unn misschen, em sul in cUsS guten für sich üz unde üz geben als er in üf tet; Alexander in MSH. II, 365*, 12 der schilt ist üz und üz gespenget] Heinrich von Krölwitz 17 mich hat dSn zeswe hont al üz unde üz gerüret an; Adelheid Langmann Offenbar. 94, 15 den paum den gibt ie einz dem andern di kindepet üz und ouz; der Herzog von Anhalt in MSH. I, 15* (= Bartsch, D. Liederd. XXVH, 28) wie mochte ein luft s6 süze drefen em wSre al üt und üt (hs. uht) vil gar ein minne; vergl. Schambach 250* und Schiller-Lübben V, 141*; dazu die Beispiele aus nhd. Schriftwerken bei Grimm D. Wörterb. I, 819 und Dietz Wörterb. zu Luther I, 157*. Die Bedeutung schwankt zwischen : fort und fort; die ganze Zeit über, und: durchaus, ganz und gar

Wurmeläge, wirmeläge.

Wenn wurmeläge, wurmldge stf. von W. Grimm in Athis u. Proph. S. 65 erklärt wird ftlr „ein Gebüsch^ einen gehegten Garten in der Nähe der Burg, wo Schlangen oder Drachen verborgen liegen, vor welchem man sich aber mit Spielen belustigt^ ; wenn hier überdies auf wurmegarte im Lanzelet 5048 als synonymen Ausdruck verwiesen wird; so will dazu der Zusammenhang, in welchem die damit bezeichnete Räumlichkeit im Laufe der Erzählung berührt wird, nicht recht stim-

148 P- BECH

men. Ein stattlicher Zag von Rittern und Frauen bew^ sich gegen der umrmläge S. 103 (28) ; vor der portin steigen die Frauen vom Pferde S. 107 (133); hier was der tisch frone bereüü S. 107 (140); gegen Abend werden hier kerzin uf gebrant S. 107 (153) und man beginnt zu tanzen (156); S. 109 (56) wird die wurmläge noch einmal genannt als der Ort wo alles dieses vorgegangen ist; man belustigte sich darin, bis ei sich gevrouwiiin gnuoe und man trinkin dar geiruoc. Ein Gebüsch oder ein Garten war hierzu kaum geeignet*). Noch mehr sträubt sich gegen eine derartige Auffassung der Zusammenhang, in dem es die Sächsische Weltchronik (ed. L. Weiland in den Monum. German. tom. U, fasc 1) S. 251, 2 aufweist: Kaiser Friedrich 11. hatte (a. 1235)

enen grüen hof to Megenze , dar he ordnen drdehy unde wären de

vorsten vil edle dar unde andere herren vüe. He ät do in der warm- läge**) in dem vdde, dar waren upgeslagen sdcene pavlüne. Auch hier ist die Deutung des Herausgebers der Sache nicht entsprechend, wenn er in der Anmerkung dazu sagt: „vH)rmlage bedeutet Aufenthalt der Schlangen. Zu Mainz existierte also ein Garten, in welchem Schlangen gehalten wurden. Die wcrmlage in Nürnberg erwähnt die Sächsische Fortsetzung der Chronik zum J. 1274.'' Letztere Stelle auf S. 287, 4 lautet: des andern tages darnach as her (sc. der König Rudolf) m der wormlage***) mit den fursten. Deutlicher sind die Stellen in der ältesten Bearbeitung des Herz. Ernst ed. Bartsch. Mitten in die Burg des Königs von Grippia (V. 2367 folg.) tritt der Herzog mit seinen Be- gleitern; si funden numic gestüde in einer würmdäge hSrtteh^ daz nie heiser wart so rieh, er möhie ze tische dar ingän^ D6 sähen sie innert- halben stän, die edden jungelinge, al uwbe ze ringe mangen tisch vil wünnectich, dar üf pfeUe und goU rieh; V. 2559 folg. wider zer würme- läge se kämen da sie die spise e da nämen ; V. 2951 folg. ich weiz wol daz sie algemeine in dise würmeläge gint zuo den tischen die da stSnt; V. 3340 folg. sio sie van den tischen sten^ sd beginnet der kSnic gen zuo den gesAen in d/en sal^ und rüment die würmeläge iiberal die hdde gemeinUche; V. 2835 folg. die zwene ritter stin an ein gewarheit undr ein gewelbe vinster; dar üz gienc ein venster ob der würmeläge hd'j dar in lenten si dd. An allen Stellen schreibt die Nürnberger

*) Das Ton W. Grimm an der oben g^eiuumteii Stelle mitgetheilte Citat ans DietrichB Drachenkimpfen ist = Virgioal 926, 6 ecL Znpitsa, wo aber mit Recht der wunnen tpil fUr das überlieferte der wurmen apü gesetst ist

**) Die Wolfenbüttler Handschr. (= W bei Maßmann) liest hier tfromlage, die fibrigen theilweis wormelage.

♦*•) Varr. wormeloffef wormlage.

BESSERUNGEN UND NACHWEISE. 149

Handscfar. hier wyrmdag oder wirmdag^ die Wiener aber umgeht mei- stens das Wort und setzt dafdr diimicz, vergl. Bartsch Einleit. XXVHl und XII. Die von Haupt in der Zeitschr. 7, 193 folg. veröffentlichte lateinische Prosa^ die nach Bartsch Einleit. XL VI nach dem alten niederrheinischen Gedichte bearbeitet und vermuthlich schon im 13. Jahrh. entstanden ist, hat an den betreffenden Stellen daflir : permaxima domus ad convescendum praeparata^ coenaculu/m cum mensü omnium generum cibariia solempnisnme onttstts (21ö, 14); in coenaculo ante dicto (217, 35); vidü hoipües coenaculi latibulo inm pronimte$ (2;18, 33). In Odos latein. Gedichte, das zwischen 1206—1283 verfaßt ist und ebenfalls dem niederrhein. Gedichte folgt, ist die wormeläge mit ganeu/m wiedergegeben, vergl. Bartsch 1. c. S. LXX und Diefenbach 8. V. ganea und gyneceum. Hiemach kann es kaum mehr zweifelhaft sein, daß wurmläge keinen eingehegten Garten bedeutete, wo Schlangen hausten oder gehalten wurden, sondern vielmehr ein saalartiges Gebäude oder Gemach von besonderer Pracht, zur Bewirthung und Unterhaltung fürstlicher Gäste bestimmt. Dazu stimmen femer die Stellen bei Ber- thold von Holle, so im Demantin 1065 folg. dar was gemachet üf den plan ein wormläge also getan daz ich spreche wol vor war, wSm zwe tüsint frouwen dar, si mochten lichte hdn ersSn den strit di soüe dar geschin-, V. 1110 Demanten an di wormläge hen reit; V. 1119 di hochgeldbte reit in di wormläge al zu hant-^ V. 1129 Firganant eim vorsten quam geRche an die wormläge uf de andir sü. Die aus dem 15. Jahrh. stammende Handschrift hat hier überall vormläge, woftlr Bartsch wormläge in den Text gesetzt hat Mit Recht hat derselbe das Wort auch im Crane wiederhergestellt, wo bisher nach der Handschrift vorläge (bei Lexer HI, 473 wieder aufgefilhrt) zu lesen war, so in V. 4194 und 4224. Wie ist nun aber das Wort zu erklären?

Indem ich hier eine Erklärung des Wortes versuche, schicke ich zunächst folgende Stellen voraus, in denen Verwandtes angegeben scheint. So in Diefenbachs Glossar 613* s. v. vermicuUire : om eyn dinck tzo mahl geschakeert als eyn wormcJien kruypt ; s. v. vermiculaium : worm- gemeide; s. v. vermiculattis : gemalt vel geferbt als wormlin, gewurmlet; 319** 8. V. laquearieen keper vd worminghe; Williram 11,6 in wurme Ibis geblahmäldt = vermieulatus argento, vergl. J. Haupt HLied 23, 23; Komel. Eil ed. Hasselt 819^ worminghcj wormene, laquear et culmen domuSy foMigium, TtU alle dem halte man das französische vermeil sowie vermicule. Hiemach wage ich zu vermuthen, daß die wurmeläge ein Saal oder ein Gemach gewesen sei, in dem das Auge das sogenannte opu^ vermiculatum oder musivum, die Musivmalerei bewunderte, die

150 F- BECH, BESSERUNGEN UND NACHWEISE.

nach dem Urtheile eines Kenners „in der Feme betrachtet , wie eine Menge sich windender Würmer aussieht^*). Das Wort ist wohl nicht ein Compositum von wurm and läge (von ligen), worauf Orimms obige Erklärung hinausläuft, sondern scheint eher Verdeutschung eines ro- manischen Ausdrucks zu sein, so daß man es als eine Ableitung von f>ermeilf vermicuius^ mit der romanischen Ableitungssilbe -age zu nehmen hätte. Man sehe hierftber Diez Ghramm. der Rom. Spr. 11^, 310 folg., wo die Ableitung -o^e auf lateinisch -atieum = -agium zurückgeführt wird, wie vassdage auf vasmillaJticwn oder -^igium, ombrage auf umbra- Heumf passage auf pasacigium^ rivage (cfir. Tristan 15925) auf rivaiicum.

In wiefern der Name Chunrat de Wtrmlaga oder der Wtrmäaha hierher gehört^ muß ich Andern zu bestimmen überlassen; er findet sich in einer Passauer Urkunde vom J. 1128 (Monumenta Boica 29. 2, 21. 62), vergL W. Orimm, Athis u. Froph. weitere Bruchstücke S. 15. Ist die Form wtrmlaga oder wirmilaha identisch mit wurmläge, so wäre dies nur ein Beweis mehr ftü* dessen Entstehung aus dem Romanischen.

Schließlich kann ich nicht umhin die Leser auch noch auf eine Stelle in J. Rothes Chronik Cap. 635 aufinerksam zu machen ; dort heißt es, nach dem Texte v. Liliencrons, zu dem Jahre 1317 : ein bUgk der slugk zu Warpergk yn da» stoß unde vorbranie den mitteltorm cibin unde varbrante das mußhuß, obin das dach unde das vorner mit den tischen

unde kostUehen gef essen bis uf den estrich unde varterbete vil schönes

gemeUs (hs. Dr. gemelczis) wundere u. s. w. Für vamer liest man in der besseren Dresdener Handschr. womyr. Dies hat Frisch in sein Wörterbuch 11, 457^ sowie I, 56*" angenommen und ftlr wannyr = 6a- nier, vexiUum ausgegeben; ihm ist Oberlin gefolgt 11, 2058; jedenfalls aber ist diese mit dem Zusammenhange obiger Stelle nicht stimmende Auffassung eine verfehlte. Eher liegt ein Wort wie das mnl. war* wdnghej wormene zu Ghrunde, das dem Begriffe einer wormeläge entsprach, aber zu Rothes Zeit nicht mehr verstanden und darum in der Aus- sprache verderbt wurde. In Cap. 620 der genannten Chronik heißt dieselbe Localität das gemalte hueß ; an ihrer Stelle wird laut Cap. 636 später eine schSne hofedomzen errichtet.

Zerdenen (zerdennen).

bildete im Alemannischen ehemals auch ein Präteritum zertande ; vergl. über die in jenem Dialekte beliebte Erweichung des f in d, wenn es

*) Sonst wird vermietdu», vemUUum durch mnguü draeonii, irachenbluat wieder- gegeben, Tergl. D. Wörterb. 11, 1882; Lexer II, 1487; Komel. Kil ed. Hasaelt s. y. MnmäUoen; bei Frauenl. Spr. 131, 7 bezeichnet traehenhluot geradem die rothe Farbe.

A. NAGELE, ZUB CHBONOLOGIE DEB SPBÜCHE WALTHEB8. 161

sich mit einer Liquida verbindet , Weinhold, Alem. Qramm. S. 143« So verstehe ich die Überlieferung im Reinfrid 24953: des gewaU und fnniu rieh sich vntenes zertande (: lande). Öfter findet man derartige Formen bei Walther von Rheinau, so 175, 2^5 des ersten tanden A im hin an kriuzes ort die linken hant; darnach tandens im ze hant die rehten an daz ander ort; dahin gehört auch 95, 35 : Jesus sinen kruog dike hieng an des Hechten sunnen schin unde tande in mit im hin ge- liehe recht alsam ein snuoTf wo ich die Änderung in rande mit im hin für unnöthig halte; ferner in 111, 11 Jesus dante als schone sin hävy sam ez gemäl wSri dar^ wo gleichfalls ohne Noth dante in danne ver- ändert ist. Neben dem Particip getenet 175, 11 findet sich die Form

getont 181, 51 : do si ir kint ze male sdch mit dien viiezen sin

getant an des frdnen hriuzes rant. Ebenso findet sich das Präteritum im Liederb. der Clara Hätzlerin 8. 303^, 98, in einem Gedichte des Mönchs von Salzburg: die Juden taiüen sein gewant, sein glider dant (= dante) im manig sail.

ZEITZ, im Sommer 1S78. FEDOB BECH.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS

VON DER VOGELWEIDE.

Die Ansicht, dass die beiden Sprüche des Reichstones L. 8,^ ff. ftT. Pf. 81': Ich saz üf eime steine und L. 8, 28 ff. Pf. 81°: Ich hdrte ein waazer diezen zum Wahlstreit vom Jahre 1198 gedichtet seien, ist eine bei allen Waltherforschem feststehende. Allein ich glaube zeigen zu können, daß gerade dieser Ansatz > von dem aus man alle andern chronologischen Bestimmungen machte, ein irriger sei. Ich gehe, um die erste Periode von Walthers Spruchdichtung chronologisch festzu- stellen^ von jenem Spruche aus, dessen Abfassungszeit urkundlich nach- gewiesen ist und daher mit unumstößlicher Gewißheit feststeht, näm- lich von L. 19, 5 16 Pf. 100: Ez gienc^ eins tages als unser hSrre wart gebom. Dieser Spruch ist zur Weihnachtszeit 1199 am Hofe Philipps zu Magdeburg verfaßt und schildert den Kirchgang des Königs und seiner Gemahlin Irene -Maria am Christtage dieses Jahres. Wenn sich tlberhaupt die Ansicht vertreten läßt, daß Walther seine Töne mit einem Weihespruch einleitete^ so hätten wir L. 19, ö ff. Pf. 100 als den Weihegpruch jle8_er8ten Philippstones zu bezeichnen. Wie aick dsbs» V^

152 A. NAGELE

nun anch verhalien mag, das Eine steht fest, daß wir den erwähnten Spruch als den unveränderlichen Punkt zu betrachten haben, von dem alle Chronologie walther'scher Sprache auszugehen hat, da kein ein- ziger der Sprüche Walthers, was die Zeit der Entstehung anlangt, genauer bestimmt ist

Unter den übrigen Sprüchen des ^sten Philippstones kommt nun zunächst L. 18, 29 ff. Pf. 97: Diu hrSne ist eUer danne der kOne^ Pki- Uppes n in Betracht Die meisten Forscher beziehen diesen Sprach auf das Krönungsfest zu Mainz am 8. September des Jahres 1198. Simrock ist gegen diesen Ansatz und glaubt, daß er in dieselbe Zeit wie Im 19^ 5 ff. Pf. 100, also auch in die Weihnachtszeit des Jahres 1199 gehöre. Er sagt in seiner Übersetzung S. 327 zu 19. 20: „Was dazu verleiten konnte , den zweiten Spruch (L. 19^ 5 ff. Pf. 100) auf Philipps Krönung zu Mainz am 8. September 1198 zu beziehen, ist schwer zu begreifen.^

Uhland *) hat uns den Inhalt des Spruches L. 19, 5 ff. Pf. 100 in einer Weise angegeben, die den congenialen Meister verräih. Es sind dies die so oft citierten Worte S. 30: „In einem fEurbenhellen Gemälde, den altdeutschen auf Gk>ldgrund ähnlich , zeigt er (Walther) uns den Kirchgang des Königs mit seiner Gemahlin, der griechischen Irene, und dem Gefolge der Thüringer und Sachsen/

Einen ganz andern Inhalt hat L. 18, 29 ff. Pf. 97. Der Dichter weist in diesem Spruche auf die majestätische Gestalt des jungen Königs hin, dem die alte Reichskrone so wol stehe, als hätte der Schmied sie für ihn gearbeitet, von dessen Stime eine Hoheit strahle, die mit dem Glanz des edlen Gesteines in der Ejrone wetteifere.

Berechtigt nun dieser Inhalt zu der Annahme, es sei der Spruch am 8. September bei Gelegenheit der Krönung Philipps entstanden?

Gewiß nicht, denn von einer Krönungsfeierlichkeit ist fjf^ auch nicht eine Spur in dem Spruche zu entdecken.

Zum mindesten mit derselben, wenn nicht mit größerer Berech- tigung, kann der Spruch auf Weihnachten 1199 bezogen werden, denn in L. 19, 5 ff. Pf. 100 wendet der Dichter seinen Gesang nicht aus- schließlich Philipp zu, sondern neben Philipp feiert er in begeisterter Weise de«sen Gemahlin als die rds' äne dorfiy ein tübe sunder galten^ mit Attributen also, die die mittelalterlichen Sänger sonst nur der nj^^g* fraulichen EUmmelskönigin^ beizulegen pflegen.

*) Walther v. d. Y. Stattgart tmd Tübingen 1822.

ZUR CHBONOLOOIE DER SPRÜCHE WALTHERS Y. D. VOOELWEmE. 153

Bei Erwägung dieses Umstandes wibre es nur zu leicht erklftrlioh, daß der heimatlose Sänger, der am Hofe Philipps Aufiiahmeheischtei^ noch in einem eigenen Spruch sich ausschließlich der Person des iHönigs zugewendet hat

Dann ist L. 18, 29 ff. Pf. 97 nicht als ^eine matte und tlberfltissige Wiederholung^, wie Menzel S. 140 meint, sondern als ein sehr schöner Pendant zu L. 19^ 5 ff. Pf. 100 anzusehen.

Allein ich bin durchaus nicht gewillt der Hypothese ,,der meisten Forscher^, die den Spruch auf 1198 beziehen, mit der Simrock'schen den gleichen Rang einzuräumen, sondern ich finde da einen bedeuten- den Unterschied, indem der Ansatz Simrock's eine feste, histori- sche Basis hat, während der gegnerische Ansatz auf der ganz unerwiesenen Behauptung fiißt, dass Walther thatsächlich beim Krönungsfeste am 8. September 1198 anwesend war.

In Etlrze will ich nun auf die Gründe hinweisen, die entschieden dieser Annahme widersprechen. Es sind folgende:

1. Der Charakter Walthers, dessen Bild uns des Dichters Lieder und Sprüche in scharfen Umrissen zeichnen, widerstreitet völlig der Annahme, daß er nicht abgewartet haben sollte^ bis die sterblichen Überreste des von ihm so innig betrauerten Fürsten, Friedrich des Katholischen, auf heimischem Boden angelangt und in der Vätergruft zu Heiligenkreuz beigesetzt waren, was erst im October 1198 erfolgte.

2. Bezeugen viele Stellen in Walthers Dichtungen, wie wert ihm der toünnectiche hof ze Wiene war, wo er „singen und sagen^ gelernt, wo er in glücklichen Tagen sangesfreudig Lenz und Liebe verherrlicht, an dem neuerdings eine gastliche Stätte zu finden er in späterer Zeit so gewaltige Anstrengungen gemacht. Sollte nun Walther 1198 so leichten Kaufs diesen Hof verlassen haben? Ist es nicht viel wahr- scheinlicher, daß er erst nach mancherlei erfolglosen Schritten, die

er, um Leopolds Ghinst zu gewinnen, gethan, schweren Herzens nach M^ dem Wanderstab griff?

3. Berichtet ans die Zeitgeschichte, dass im Sommer des Jahres 1198 in Folge der erst vor Kurzem erfolgten Erhebung Otto's von Poi- tou^zum Gegenkönige die Zustände in Deutschland noch sehr diaoti- scher Natur waren, so daß es nicht recht einleuchten will, daß Waltfaer in dieser sturmbewegten Zeit an Philipps Hofe Au&ahme zu finden er- warten konnte.

Ganz anders geartet zeigen sich die Dinge in Deutschland in dem darauf folgenden Jahre, in welchem Otto seine bedeutendste Stütze,

^

154 A. NA6£LE

nämlich König Richard von EInglandt dcBsen Tod am 6. April 1199 erfolgte, eingebüßt hatte und Philipps Macht in entschiedenem Steigen begriffen war.

Hoffe ich den Nachweis erbringen zu können, dass sämmtliche Sprüche des Wiener-Haftens noch vor Walthers Abschied vom Wiener Hof anzusetzen sind/^uncTda nun schon der älteste derselben erst gegen Ende August abgefasst sein kann, so ist die Anwesenheit Walthers beim Krönungsfeste am September 1198 absolut ausgeschlossen.

Demnach hat Walther erst 1199 den Wiener Hof verlassen, um 1 ;n sein Glück beim jungen Stauferkönig Philipp zu versuchen. ^

Ich wende mich nun zu L. 20; 4^15 Pf. 99 nämlich zum Spruche über den Thüringer Hof: Der in den 8ren Hech van ungesükte «t.

Die Zeit, in die dieser Spruch fallen soll, wird von den Forschem sehr verschieden angegeben. Während ihn Lachmann und Simrock in die Zeit versetzen^ in der Hermann von Thtlringen sich zum zweiten Mal Philipp unterwarf, mithin nach dem 17. September 1204, und ihn als einen vorübergehenden Besuch auffassen, beziehen ihn Uhland, von der Hagen, Wackemagel, Kurz in seiner Literaturgeschichte und Kara- Jan *) auf eine spätere Zeit und betrachten ihn als Ergebnis längerer Erfahrungen Walthers am Thüringer Hof*^). Allein die Gründe, die ftar den ersten der beiden Ansätze beigebracht werden können, sprechen in gleicher Weise auch ftbr die Einreihung des Spruches zu 1199—1203, nur dass für die letztere Annahme noch einige gewichtige Gründe dazu kommen; der zweite Ansatz wird aber durch den Inhalt der Strophe vollständig ausgeschlossen. Abweichend von diesen beiden Ansichten glaubt Rieger***) p. 9 ff., dass Waliher in der Zeit zwischen seinem Abschied vom Wiener Hofe und seiner Annahme bei Philipp einen Versuch gemacht habe, auf der Wartbui^ anzukommen. Erst als er des Dringens müde war, habe er Philipp aufgesucht, „dem er viel- leicht von Anfang zu wenig Liebe zur Dichtung zugetraut hatte, und erreichte zu Mainz das Ziel seiner Wünsche.^

An Philipps Hofe, meint Rieger^ wo nach seiner Ansicht der Spruch vorgetragen wurde, war es natürlich ein dankbares Geschäft, den aufOtto's Seite stehenden Landgrafen zur Zielscheibe des Humors zu machen. Und da dürfe es auch nicht irren, daß

*) Ober zwei Gedichte Walthen y. d. V. Wien 1861. *^) GeoAae Angabe der Ldterator sa diesem Sprache bei Meniel a. a. O. 136 ff. **•) Das Leben Walthers y. d. V. Giessen 1863.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS V. D. VOGELWEIDE. 155

der Dichter sagt um ich niht me dringen mac und nicht mohte: denn er erklärt damit^ daß ihm nicht nur damals, sondern auf die Dauer die Lust dort zu dringen vergangen sei.

Mit weitem Worten die gänzliche Unhaltbarkeit dieser drei selt- samen Behauptungen^ von denen die zweite sogar geeignet wäre, Wal- fliers Charakterbild zu verunstalten^ nachzuweisen, erachte ich fdr voU-j ständig tlberfltlssig.

Die Unrichtigkeit des ganzen chronologischen Ansatzes wird sich übrigens aus den später folgenden AusftLhrungen über die Chronologie der Sprüche des Wiener Hoftones ergeben.

Eine Variante zu Rieger gibt Menzel S. 137, der in dem Spruche unter^anderm „einen stark gewürzten Bericht an den König über das Verhalten eines seiner wichtigsten Anhänger^ sieht.

Allein gegen die ganze Auffassung Menzels spricht , abgesehen von der innem unhaltbarkeit seiner Begründung, erstens der Umstand, daß Walther zuerst unter den Minnesängern mit besonderm Nach- druck die miüe als herrlichste Fürstentugend stets gerühmt hat und zu deren i'flege die Fürsten fort und fort au£fordert, so daß es fast undenkbar erscheint , daß er diesmal seinen Grundsätzen untreu ge- worden sein und dem Landgrafen einen Vorwurf eben seiner Freigebig- keit wegen gemacht haben soll.

Zweitens spricht der klare und einfache Wortlaut des Spruches selbst deutlich genug gegen die gezwungene Erklärung Menzels; da- nach gibt uns derselbe „eine sehr anschauliche Schilderung vom Hof- halte^ in Eisenach, dessen Gedränge dem Dichter zwar nicht behagtCi was ihn jedoch nicht beirrte, dem Landgrafen Hermann seiner Milde wegen das vollste Lob zu spenden *),

Als feststehend in Bezug auf diesen Spruch erachte ich Folgen- des: 1. Er ist verfaßt naeh dem Weihnachtsfeste 1199 und vor dem

Frtihling 1203, wo der Abfall Hermann8_von Philipp erfolgte. Darauf weist mit Bestimmtheit „der Ton^ hin.

2. Er bezeugt uns einen vorübergehenden Besuch des Dichters am Eisenacher Hof und zwar, nachdem er bereits zu Philipp in ein^ dienatlicbep Verhältnis ♦♦) getreten und die Noth von der er L. 1&. &9 ff. Pf. 98: Dd Friderieh Hz Osterrich aisd gewarp spricht, gehoben war.

*) Vgl Uhland : Walther y. d. V. Stattgart und Tabingen 1822 p. 40. **) ^fi>l* Bieger 1. c. p. 24: ^Solche DieostverhUtnisse schlössen den gelegent- lichen Besuch befireundeter Höfe nicht ans.''

156 A. NAGELE

Denn nur so läßt es sich leicht erklfiren, daß der firüher heimatlose Sftnger nicht mehr „drm^^ mochte , weil er eben keine Nöthigang :, dazu hatte , indem ftr ihn bereits gesorgt war.

Und an diesen Hof verlege ich auch den letzten Sprach dieses 7A^ Tones L. 19, 17 ff. Pf. 101 : PkOippes kOnec die nähe sp^enden zOient dich, denn iM^n^^Hsgmsam war^ der^ Bestechong in sehr hohem GrAdt^ zng^jigljclij war geradezu unersättlich und pflegte stets jenem Könige sich zuzuwenden, von dem er augenblicklich größere Vor- iheile erwartete. Aus diesem Grunde glaube ich den Spruch als eine x Mahnung an PhUipp auffassen zu soUen, durch Freigebigkeit den Land- 1 grafen und dessen stolze Helden inniger an sich und sein Interesse zu fesseln. '

Zu Eisenach sah Walther in deutlichster Weise, welche Früchte die Milde dem, der sie übt, bringe, denn Hermann hielt durch seine Freigebigkeit ganze Scharen stolzer hdden^ der iegesUeher wcl ein hempfe toaere, in seiner Nähe fest.

Als wahrscheinlich dürfte sich noch weiter unten herausstellen, dass die Sprüche „des ersten Philipps-Tones^ nicht über den Sommer des Jahres 1200 hinausreichen.

Aus den vorausg^angenen Untersuchungen ergibt sich für die chronologische Anreihung dieser Sprüche folgendes Schema: L. 19, 5 ff.; 18, 29 ff.; 19, 29 ff; 20, 4 ff.; 19, 17 ff. Pf.: 100, 97, 98, 99, 101. Doch kann L. 10, 17 ff. Pf. 101 natürlich auch vor L. 20, 4 ff. Pf. 99 gesetzt werden.

Das^JjJir 120Q war ftU* PhUipp^kein ^ücWdb^ Der Tod seines Bruders Otto, des Pfalzgrafen von Bnrgund, der verlustvolle Angriff auf Braunschweig, die Vereitlung der EViedensnnterhandlungen durch den Tod des einflussreichen Mainzer Erzbischofs Eonrad, der Abfall der Bisthümer Lflttich und Münster, die immer feindseliger sich gestal- tende Haltung des Papstes mochten bei Philipp und seinen Getreuen gar schwere Sorgen um die künftige Lage der Dinge in Deutschland erregen. Die Zustände des Jahres 1200 waren für Philipp viel be« denklicher als die des Jahres 1198, wo er mit frischer Kraft und frohen Muthes den Kampf um Deutschlands Krone begonnen hatte. Sie waren auch viel trauriger f)ir das Land selbst, denn bereits durch drei Jahre hatte der verheerende Bürgerkrieg ringsum in seinen Gauen gewüthet und die Gestaltung der Verhältnisse in der zweiten Qälfte des Jahres 1200 ließ nicht absehen, wann diese unseligen Zu- stände ihr Ende nehmen sollten.

/

ZOB CHBONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS V. D. VOGELWEIDE. 157

In diese trttbe Zeit setze ich Walthers berühmten Sprach Ich 9az üf eime steine, aus dem uns so wehmüthig und eindringlich, ^eich den Worten des alttestamentUchen Sehers, seine Ellage entgegentönt um des Vaterlands Verfall.

Ich komme somit zur chronologischen Anreihung der Sprüche des ^Reichstones"^ welche Bezeichnung wir dem glücklichen Griffe eines genialen Forschers verdanken. Dahin gehören: L. 8, 4 27; 8,28 9, 15; 9, 16— 39; Pf. 8r, 81° 81™.

Alle drei Sprüche sind von hoher dichterischer Schönheit, zeugen von großem politischen Scharfblick und setzen voraus, daß der Dichter ^ selbst mitten in -den Verhältnissen , die er schildert, sich befand. ^

Wie läßt sich nun mit dieser unbestreitbaren Thatsache verein!- gen, daß Walther zwei dieser Sprüche im Frühjahr 1198 und an den östlichen Marken des Reiches, am entlegenen Wiener Hof verfaßt haben soll? Wie Pallas Athene gewappnet aus Ejx>nion8 Haupt her- / voi^engy so müßte Walther urplötzlich als vollendeter politischer Dichter y als der^r in den drei Sprücltfiia . unbezweife)t ^erscheint, da- gestanden sein; mit einem einzigen Schritte wäre er demnach ans dem ^ engen Kreise des Minnesangs auf die Weltbühne hinausgetreten. '

Wenn die ernste, kritische Forschung sich mit einem Dens ex machina verträgt, dann und nur dann ist die Ansicht haltbar, daß die Sprüche des Reichstons in den Frühling 1198 zu verlegen sind.

Ich denke mir aber den Gang der Dinge in folgender Weise. Walther harrte mit Sehnsucht der Rückkehr seines ftlrstlichen Oönners, { Friedrichs des Katholischen, wodurch sein Aufenthalt am Wiener Hof gesichert gewesen wäre. Da kam im Mai 1198 die erschütternde Nach- / rieht von seinem Tode, die alle Pläne Walthers durchkreuzte. Noch machte er Anstrengungen , Leopoldsjdes Glorreichen Ghmst zu erwer- /^ . ben, aber bald überzeugte er sich von deren Erfolglosigkeit, was ihn veranlaßte, nach einem andern Heim auszublicken, und da fiel sein Auge auf König Philipp, den Sohn Barbarossa's, den Bruder Hein- rich VI., unter denen er das^aiserthum in^einem höchsten. Glänze geschaut Und da entstand WalÄers erster politischer Spruch ,L. 25, >*• *' 11 ff. Pf. 85, wodurch er sich Philipp zu empfehlen hoffen durfte. Der letzte Versuch^ am Wiener Hofe verbleiben zu dürfen, scheiterte Walther zog an den Hof Philipps, wo wir ihn Weihnachten 1199 finden. Doch von diesen allgemeinen Bemerkungen will ich nun auf die chro- nologische Bestimmung der einzelnen Sprüche dieses Tones übergehen und hoffe auch da manche Gründe beibringen zu können, welche ge- gen die Einbeziehung derselben in das Jahr 1198 sprechen«

158 A. NAGELE

Von den drei bezeichneten Sprüchen gibt L. 9, 16 ff. Pf. 81'" die meisten Anhaltspunkte ftlr eine chronologische Fixierung und wol aus dem Gh*unde hat er auch die verschiedensten Ansätze erfahren*). Unter allen diesen hat heute der von Abel **) aufgestellte ziemlich allgemeine Qeltung. Danach gehört L. 9, 16 ff. Pf. 81™ in das Jahr V . 1201, als Innozenz IH. den Bannfluch gegen Philipp und dessen An- hänger geschleudert hatte.

Es liegt nun die Annahme ganz nahe, daß auch die beiden an- /n. dem Sprüche des Reichstones, die L. 9, 16 ff. Pf. 81™ formell und in- haltlich so innig verwandt sind, in eine Zeit gehören, welche dem Jahre 1201 möglichst nahe gerückt erscheint. Was nun die Chronologie des Spruches L. 8, 4 ff. Pf. 81' betrifft , so mangelt es da vollständig an Anhaltspunkten irgend welcher Art, auf Grund deren man ihn in ein bestimmtes Jahr verweisen könnte. Nur das Eine steht fest, daß er den Zeiten des Bürgerkrieges, der Deutschland zu Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrh. zerriss, angehört und da eher auf die Verhältnisse des Jahres 1200 als auf die von 1197—98 paßt, indem die Zustände, wie sie der Dichter schildert, 1197 98 erst in der Entwicklung begriffen waren.

Der zweite Spruch L. g, 28 -- 9, 15 Pf. 81° hebt die Ohnmacht

des deutschen Königthums drastisch hervor und endigt mit der Klage :

ad wd dir, tioachiD znnge,

wie 8t6t din ordenonge!

das diu iniigge ir künec h&t,

und daz din 6re alsd sergät. y

bekdr& dich, bekdre.

die eirkd sint m kSre^

die armen kUneffe dringent dich:

FhiUppe Htxe en wti$en ^, %md heüt n treten hinder sich,

L. 9, 5—16; Pf. 81 °, 17—24.

Wir haben in diesem Citate drei Theile zu unterscheiden.

L. 9, 8—11 Pf. 81° 17—20 schildert die Zerfahrenheit der staat- lichen Verhältnisse Deutschlands. L. 9, 12, Pf. 81° 21 enthält die Mah- nung des Dichters zur Besserung dieser Verhältnisse und endlich L. 9, 13 15 Pf. 81°, 22 24 weist auf deren Ursache und auf das Mittel zur Besserung hin.

Das Hauptgewicht liegt jedenfalls in den drei letzten Versen L. 9, 13—15 Pf. 81°, 22—24. Der Inhalt dieser Verse ist folgender:

*) Bei Menzel a. a. O. 121 findet man dieselben ausführlich veraeichnet und besprochen.

^) Haupts Zeitschr. IX, 138 C

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS V. D. VOGELWEIDE. 159

Die Fürsten sind zu mächtig, dadurch hat Deutschland zaUreiche Königlein {arme künege) aber keinen König*). Daher die Mahnung an jenen , der den Namen eines deutschen Königs führt , an Philipp nämlich , zum Namen auch die Macht und das Ansehen eines Königs zu gesellen und die Fürsten in den ihnen gebührenden Machtkreis zu- rückzuweisen. Die Ansicht, es enthalte dieser Spruch eine Mahnung an Philipp, die Wahl anzunehmen oder sich krönen zu lassen^ läßt sich dem Wortlaute desselben nicht entnehmen, abgesehen davon, daß durch eine solche Erklärung der Gehalt des Spruches wesent- lich verringert würde.

Der Inhalt des Spruches kehrt sich mit aller Bestimmttieit gegen die Annahme, daß er im Frühjahr 1198 und am Wiener Hofe gedichtet ist. Er setzt eine klare und eingehende Kenntnis der politischen Zu-/ stände Deutschlands von Seite des Dichters voraus, die derselbe am besten an Philipps Hofe sich aneignen konnte. Und weiterhin setzt . ^ der Spruch^ine längere J)auer_von Philipps Könjgthum voraus, denn «^»^ im Frühjahre 1198 war Philipp erst gewählt und mußte zunächst daran (^^^ denken, sich allenttialben Anerkennung zu verschaffen und gegen Otto ^-^ sich zu behaupten. In dieser Zeit wäre ein Rath an Philipp, die Fürsten- macht zu Gunsten der des Königs einzuschränken, wohl ganz fem gelegen.

Auf Grund dieser Erörterungen kann demnach der Spruch L. 8, 28 ff. Pf. 81" unmöglich in's Frühjahr 1198 verlegt werden; in welche Zeit er aber gehört, läßt sich nicht genau ermitteln. Nur mit Bezie- hung auf L. 9j 16 ff. Pf 81™, der nach Abels Ausführung in den Som- mer 1201 zu setzen ist**), können wir fto ihn 1200 1201 als höchst

/

*) Für diese Anffassiing spricht auch L. 9, 7 Pf. 81", 16: «t M<Mn< htrrtn Cifide kneht.

**) Für die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme spricht namentlich L. 9, 20 nnd 21 Pf. 81™, 5—6, deren Inhalt auf die Zeit 1198— ISOl weist, wo der Papst noch eine zweideutige Stellung zum deutschen Thronstreit einhielt ; femer L. 9, 80—31 Pf. 81'", 15^16 durch den Hinweis auf die Bannung Philipps; weiter L. 9, 34 Pf. 81™, 19 verglichen mit der Erzählung des Caesarius von Heisterbach zum Jahre 1800, womaeh Lupoid Bischof von Worms „tum pateeret eeeleHis, tum eoemeteriW^. Auf das Jahr 1198 kann der Spruch nicht gedeutet werden, weil damals die Zustftnde noch nidit so waren, wie sie vom Dichter dargestellt werden, und weil dem Bannfluche nach der Schilderung Walthers eine Zeit erbitterten Kampfes vorausgieng, was auch den Hin- weis auf den eventuellen frühem Bann durch die Verse L. 9, 30, 31 Pfl 81™, 16—16 ausscbließt. Gegen die Annahme einer späteren Zeit aber, wie Wilmanns will, scheint (i^J ausser dem Inhalt, der sich auf eine spätere Zeit nur schwer beziehen läßt, auch der v* ^^^ Schlußvers der Strophe: ow^ der bäbeat iH tte jutie zu sprechen.

160 A. NAGELE

wahrscheinlich annehmen« Und wenn wir L. 8, 4 ff. Pf. 81' als den ftltesten der drei Sprüche , wie dies gewöhnlich geschieht , betrachten, so durfte sich als Abfiissnngszeit dieser Sprttche Sommer 1200 bis Sommer 1201 ergeben.

Allein ich will diesem Ansätze durchaus nicht mehr als den Rang einer Vermuihung zaerkennen, die ich vorläufig aufrecht erhalte, da sie mir einiger Gh*undlage nicht zu entbehren scheint. Als gesichert betrachte ich nur, 4^^ kejper dey Sprqf*he ^d^g Reichstones" ins Jahr llflR yjii\ ^nf H^p ^iftTiPir-AnfATj^tuftl^ Walthcrs bezogen werden kann.

Ich wende mich nun zur Chronologie der Sprüche des ,, Wiener Hoftones.** Ein Cyclus von 15 Sprtlchen'^ gehört diesem Tone an, wovon 8 ihres allgemeinen, meist ethischen Inhalts wegen sich einer chronologischen Fixierung naturgemäß entziehen. Von den 7 übrigen Sprüchen beziehen sich 3 auf Angelegenheiten des Wiener Hofes, 2 auf bestimmte Zeiterscheinungen, einer auf eine Königswahl und der letzte endlich ist ein „Beisesegen".

Die auf den Wiener Hof bezüglichen Sprüche sind L. 20, 31 ff. ; 25, 26 ff; 24, 83 ff Pf. 82, 83, 86.

Bereits Sjmrock hat in scharfiiinniger Weise auf das Abhängig- keitsverhältnis, in welchem L. 24, 33 ff. Pf. 86 zu L. 25, 26 ff. Pf. 83 steht, hingewiesen.

Bei L. 25y 32 ff Pf. 83, 7 heiflt es nämlich:

Man gap da nikt M dxisee pfmideD, WIM! lüber, als ts waere fonden, Ipsp man bin und ilehe wftt

ore, ab ob es lember waeren, tU maneger dan gefaeret hftt.

Damit ist nun zu ver^eichen L. 25, 7 8 Pf. 86, 12 13 :

golt| lilber, res und dar zuo kleider diu gab ieh onde hSte oaeh md,

woraus sieh, wie Simroek bemerkt^ „eine fast wörtliche Beziehung^ zu dar oben citi^iten Stelle ergibt Dadurch ist in ganz unzweideu- tiger Weise dargethan, daß L. 24^ 32 ff., Pf. 86 in eine spätere Zeit fallen muß als L. 25, 26 ff Pf. 83. Ich kann daher L. 24, 33 ff. Pf. 86 vorläufig außer Acht lassen und gehe nun daran die Zeit festzustellen, in der L. 20, 31 ff. Pf. 82 und L. 25, 26 ff Pf. 83 entstanden sind.

") Wenn man L. 148 sa 26, 2 PC 89 ebcofiJls Wahher svtehreibeii will.

ZUR CHH0N0L06IE DER SPRÜCHE WALTHERS V. D. VOGELWEIDE. 161

WeDn wir diese beiden Sprüche vergleichen, so finden wir, daß

Walther' in dem einen L. 25, 26 ff. Pf. 83 die übergroße Milde des österreichischen Fürsten jubelnd preist und zwar so , daß daraus mit

voller Klarheit sich ergibt, daß Walther selbst unter denjenigen war, die des Fürsten reichliche Gaben genossen. Das bezeugen aufs be- stimmteste des Sängers eigene Worte:

Ob ieman spreche, der lebe

daz er gesshe ie groezer gebe

als wir ze Wiene haben dur dre enpfangen?

ezngalt d& nieman siner alten schulde: daz was ein minneclicher r&t.

Zwar preist auch L. 20, 31 ff. Pf. 82 des ßirsten miUe üz Osterriche^ allein, wie wir leicht sehen werden, in wesentlich verschiedener Weise.

Die Ansicht Simrocks, es beziehe sich dieser Spruch auf Fried- ^ rieh den Katholischen, ist wohl längst aufgegeben. Das innige Ver- hältnis Walthers zu Friedrich, dessen Tod er L. 19, 29 ff. Pf. 98 so tief betrauerte^ läßt diese Annahme als geradezu unmöglich erscheinen. Unzweifelhaft ist er an Leopold VII. den^Glorreichen gerichtet und /^i zwar zu einer Zeit, da dieser bereits Herzog von Osterreich war. Am 17. August 1198 stellte nach Meiller Reg. Nr. 5, p. 81 Leopold die erste Urkunde als dux Austriae et Stiriae aus. Daher müßte dieser Spruch wohl erst nach dieser Zeit entstanden sein, da man allgemein annimmt, daß Leopold, als er zu Plattling an der Straße \ zwischen Passau und Regensburg die erwähnte Urkunde ausstellte, auf : der Rückreise vom Hofe König Philipps, wo er belehnt worden war, sich befand. ;

In sinnreicher Weise haben mehrere Forscher diesen Spruch als den letzten Versuch Walthers aufgefaßt, des Herzogs Leopold Ghinst zu gewinnen und an dem wünnecUchen hof ze Wiene einen bleibenden Aufenthalt zu finden.

Dass des Dichters Wunsch wirklich dahin abzielte, erhellt aus L. 18^5 ff. Pf. 98, wo Walther an die Schilderung der Trauer, in die ihn Friedrichs so ganz unerwarteter Tod versetzt hatte, die aus freu- dig erregtem Gemüthe quellenden Worte anschließt :

ich bin wol ze fiure komen u. s. w.

Und daraus erfahren wir auch zugleich, daß auch dieser letzte Ver- such des Dichters gescheitert sein muß, worauf er wohl zum Wander- stab griff, um bei König Philipp sein Glück zu versuchen, dem Für- sten, der dem Geschlechte der Staufer entsprosaeiL ^%^T^

(GERMANIA. Nene Belli«. XU. (XllV. Jahrg.) W

162 A. NAGELE

das nicht nur die Sangeskunst begünstigte und förderte, sondern sie auch selbst übte.

Eine genauere Bestimmung dieser Zeit wird sich noch später ergeben.

Ich komme nunmehr zum Spruche L, 25, 26 ff. Pf. 83. Für die '^ * Feststellung der Chronologie dieses Spruches ist vor allem der Vers L. 25, 29 Pf. 83, 4: man sack den jungen filrsten gehen vom größten Belange. Der Ausdruck junget' förste schließt ganz bestimmt aus, daß der Spruch während des zweiten Aufenthaltes zu Wien 1217 1220 entstanden sein kann, denn damals bekleidete Leopold „der Glorreiche^ bereits 19 22 Jahre die österreichische Herzogswürde.

Man hat daher diesen Spruch auf das Fest der Schwertleite 1200 oder auf das Hochzeitsfest aus Anlaß der Vermählung Leopolds mit Theodora-Komnena, der Nichte des griechischen Kaisers Alexius, vom Jahre 1203 bezogen.

Eben wegen des Ausdruckes junger fürste neigten die meisten Forscher sich der erstem Ansicht zu. Damit aber diese Vermuthung auf irgend eine Geltung Anspruch erheben könnte, nittßte vorerst jiachgewiesen werden, daß Walther im Jahre 120Q_ÄUchj?^iijyick-iE_Wie^ anwesend war. Der Nachweis filr diese < Anwesenheit Walthers ist nun aber von keiner Seite erbracht worden.

Ich werde im Laufe der Untersuchung darthun, daß die Gegen- wart Walthers am Wiener Hofe für die angegebene Zeit, wenn nicht vollständig ausgeschlossen, so doch im höchsten Grade unwahrschein* lieh ist.

Aber auch auf die Festlichkeit des Jahres 1203 kann dieser Spruch nur schwer bezogen werden; denn im Jahre 1203 war Leopold mehr als 5 Jahre Herzog von Osterreich, also kaum mehr als ein junger Fürst zu bezeichnen.

Man wird daher sicher jenem Ansätze den Vorzug vor allen an- dern einräumen, der den Spruch mit annehmbaren Gründen in eine frühere Zeit zu weisen vermag. Und ein solcher Ansatz ist unschwer zu geben.

Unter dem Feste, das uns der Dichter als ein so überaus glän-

I zendes darstellt , haben wir wohl die Huldigungsfeierlichkeiten nach

j der Rückkchr_Leopolds von seiner Belehnung im Herbste 1198 zu ver-

j stehen. Auf diese Zeit paßt, wie auf gar keine andere, der Ausdruck

1 junger Fürst".

Als einen der Gründe, die es wahrscheinlich machen sollen, daß sich der Spruch auf das Hochzeitsfest des November 1203 beziehe,

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS V. D. VOGELWEIDE. 163

fuhrt Wackemell a. a. O. S. 82 folgendes an: »Der Dichter zählt sich selbst zu den gemden und zwischen gemdm und variiden ist kein Unterschied (vgl. Rieger p. 10); er hatte somit damals keinen ständigen Aufenthalt in Wien und das Gedicht muß sich auf Leopold beziehen^ da er unter Friedrich Wien nie ftlr längere Zeit verlassen hatte^.

Allein diese Ausführung trifft nicht durchweg das Richtige; denn bei L. 25, 28 Pf. 83, 3 sagt der Dichter:

als wir ze Wiene haben dur dre enpfangen

und bei L. 25, 35 Pf. 83, 10 heißt es :

euch hiez der fiirste durch der geraden hulde die malhen von den stellen laeren.

Offenbar ist hier ein Gegensatz zwischen den gemden d. i. vaimden und den übrigen, die ebenfalls betheilt wurden, aber eben keine vamde waren, ausgedrückt.

Allein der Ansatz des Spruches zum Jahre 1203 erhielt nur da- durch eine größere Bedeutung, daß Zingerle*) die Stelle in den Reise- rechnungen Wolfger's von Ellenbrechtskirchen : „Sequenti die apvi Zeize- [mumm] Walthero cantori de Vogelweide pro peUicio v, soL longoa** auf das Jahr 1203 beziehen zu sollen glaubte.

Nun hat aber Winkelmann **) wahrscheinlich gemacht, daß die erwähnte Stelle besser in's Jahr 1199 paßt, wodurch der Abschied Walthers vom Wiener Hofe fast auf den Tag bestimmt wäre. Wenn Walther um Martini 1199 Wien verließ^ so kam er immer noch früh genug, um an Philipps Hofe das Weihnachtsfest zu Magdeburg zu feiern.

Ich betrachte nun L. 25, 26 ff. Pf. 83 als den ältesten Spruch des Wiener Hoftones, den der Dichter dem jungen nach Wien zurück- kehrenden Fürsten, Leopold dem Glorreichen, zu Ehren erfunden hat.

Wackernagel und Rieger setzen zwar p. 11 den Spruch L. 22, 3 17 Pf. 87 als ersten Spruch des Wiener Tones und M. Rieger a. a. O. p. 7 erklärt ihn als den religiösen Weihespruch des ganzen Tones; allein sie selbst deuten durch ihre Anordnung W. u. R. p. 11 14 an, daß dieser Spruch mit Lachmann 20, 16—30 Pf. 90 und L. 22, 18—32 Pf. 91 zusammengehört ***). Alle drei gehören aber doch wohl eher der

*) Germania 21, 193 ff. Die Ausgabe der „Beiserechnongen** selbst stand mir leider nicht zur Verfügung.

*♦) Germania 23, 236 ff. *»*) Den dritten, den sie daher beziehen L. 148 an 26, 2 Pf. 89 gedenke lob anders einzureihen.

i 1

164 A. NAGELE

Zeit an, wo das Leben am Wiener Hofe in Folge weiter unten zu er- örternder Ereignisse einen mehr düstern Charakter erhielt und sind demnach Ergüsse der trüben Gemüthsstimmung des Dichters, der vom Treiben der Welt sich abwandto und mehr in sich gekehrt verharrte.

Ich komme nun zu L. 24, 31 ff. Pf. 86. Rieger a. a. 0. p. 28 be- merkt zum Ansätze Lachmanns, Wackernagels und Simrocks, die ihn auf 1198 auf die Trauer nach Herzogs Friedrichs Tode beziehen, mit Recht: „Er (Walther) klagt nur über die Entbehrung eines lustigen Lebens und würde bei einem solchen Anlasse ebenso wenig persönliches Gefühl für den Hingeschiedenen, als allgemeines Schicklichkeitsgefühl verrathen".

Allein der Verlegung des Spruches auf das Jahr 1217, wie sie von Rieger a. a. O. befürwortet wird^ kann ich nicht beipflichten « in- dem ich ihn auf die zerrütteten Verhältnisse dos Wiener Hofes beziehe, die das Resultat des Grenzkrieges zwischen Osterreich und Ungarn 1198 auf 1199 waren. Um diese Zeit hatte sich Leopold des zu ihm geflüchteten ehrgeizigen Andreas^ des jungem Sohnes Bela's, gegen den schwachen Emerich angenommen, und bald brachen alle Greuel des ungarischen Bürgerkrieges auch auf das österreichische Grenzge- biet herein. Daß da das Leben am Wiener Hofe ein sehr trauriges war, können wir leicht ermessen und so wird uns des Dichters Klage verständlich, ohne daß wir genöthigt sind, dieselbe als eine unedle oder unschickliche zu bezeichnen.

Danach ist dieser Spruch auch in die Zeit nach der Abfassung der Strophe L. 25, 26 26, 2 Pf. 83 gerückt also auch in dieser Hinsicht kein Hindernis. Und gewiß ist auch die offenbare Beziehung der Strophe L. 25, 7-8 Pf. 86, 12-13 zu L. 25, 32—38 Pf. 83, 7-13 viel leichter zu erklären, wenn beide Sprüche ziemlich nahe aneinan- der gereiht werden i als wenn man eine Zwischenzeit von 14 19 Jahren annimmt. Weiter ist es sehr mißlich, sich der Ansicht anzuschließen, daß Walther nach einer so lani^en Zeit noch den alten Wiener Hofton angewendet hätte. Ich glaube diese Ansicht läßt sich schwer mit der hohen Meinung über Walthors Kunst vereinen.

Ich gehe nun auf die beiden Sprüche L. 21^25 22, 12 Pf. 84?^ : und L. 148 zu 26, 2 Pf. 89 über, welche, wie bereits erwähnt, auf be- stimmte Zeitereignisse hinweisen.

W. Wackemagel (Simrock's Übersetzung) II, 109 bezogL. 21, 25 ff. Pf. 94 auf den großen Sturm des Jahres 1227, Köpko auf Grund der beiden Verse L. 21, 34 35 Pf. 84, 10 1 1 deutete ihn gar auf die VeriifiltiuBse des Jahres 1234. Dagegen hat Abel (bei Haupt 9, 141 ff.)

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS V. D. VOGELWEIDE. 165

nachzuweisen versucht^ daß der Spruch auf das Jahr 1207 zu beziehen ist, weil von diesem Jahre die Chronisten^ namentlich Csesarius von Heisterbach, „fast ganz übereinstimmend mit Walther, von seltsamen Zeichen am Himmel erzählen'' *).

Die Übereinstimmung besteht aber nur darin, daß „diese Zeichen mit der hl. Schrift und der herrschenden Untreue jener Zeit in Verbindung" gebracht werden**).

Wann aber, frage ich, ist das nicht geschehen ? Oder ist es nicht auch noch heutzutage unter dem Volke Sitte, die außergewöhnlichen Erscheinungen und Vorfälle derartig zu verwerthen?

Mit vollem Recht bemerkt daher Wackerngll S. 70, daß man auf Grund dessen den Spruch ebenso gut auf das Jahr l^^^beziehen könne, wie dies von T^ilmanns Ausg. 51, 181 und Thurnwald ***) p. 10 ge- schieht f), da eben auch zum Jahre 1198 ähnliche Zeichen und Er- scheinungen von den Chronisten berichtet werden. Daß er aber über- haupt auf 1207 nicht bezogen werden kann, sondern lediglich auf 1198 resp. 1199, hat Wackerneil bis zur Evidenz a. a. 0. p. 71 nachgewiesen theils durch den Fingerzeig auf L. 22, 1, Pf. 84, 14: gewalt gSt üfj reht V01' geinhte swindety was wohl vollständig auf die vorerwähnte Zeit, nicht aber auf 1207 paßt, theils aber auch durch den Hinweis auf die günstige Gestaltung der staufischen Sache, wie sie sich 1207 zeigt, was Walther zum Jubel, nicht aber zu so ernster Klage stim- men mußte.

Wackerneil hat dann noch weiter den engen Gedankenzusammen- hang, in welchem dies Gedicht mit L. 20, 16—39 Pf. 90 und L. 22, 18 32 Pf. 91 steht, hervorgehoben und hat diesen Umstand ganz richtig zu Gunsten seines chronologischen Ansatzes verwerthet. Aber auch andere Sprüche dieses Tones stehen in inniger Verbin- dung mit L. 21, 25 ff. Pf. 84 und zwar, wie bereits Pfeiffer bemerkt hat, zunächst L. 148 zu 26, 2 Pf. 89, ferner L. 21, 10—24 Pf. 92 und L. 23, 26, ff. Pf. 95 und gehören daher offenbar in dieselbe Zeit.

Was L. 24, 18 32 Pf. 88 anlangt, so stimme ich vollständig den Worten Wackerneils 1. c. 74 bei, „daß das Gedicht nirgends treffender als zum Abschied vom Wiener Hof passe".

•) Vgl. Wackerneil a. a. O. 70. **) Menzel 1. c. 145.

**♦) XIV. Jahresber. d. Wiedner Comm. Oberrealsoh. in Wien. f) Simrock bezieht ihn zwar ebenfalls hieher, nicht aber auf die Ereig^nisse der Zeit, sondern betrachtet ihn als eine Variation der „Vat, Vol. Vindic,'*

166 A. NAGELE, ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS etc.

Dahin haben es auch Schrott und Wilmanns schon früher bezogen.

Hiemit bleibt noch ein Spruch, der „von der PfaflFen Wahl** L. /^i 25, 11 25 Pf. 85, zu deuten übrig. Von einer Pfaffen -Wahl konnte Walther sowohl 1198 als auch 1212 1215 sprechen. Das erste Mal mischte sich die Curie versteckt, das zweite Mal offen in die deutsche Königswahl. Daß man am Hofe von Wien von dem versteckten Spiel der Curie vom Jahre 1198 so manches gesprochen haben mag, liegt äußerst nahe. Die Einwände Menzels gegen 1198 p. 206 ff. kann ich nicht beachten, jedes Geschichtscompendium weist das Mangelhafte seiner Ausfährungen nach. Wie übrigens Walther zwischen den npfoffen*^ zu unterscheiden pflegte, zeigt hinreichend L. 10, 17—24 Pf. 163 und L. 33, 1—10 Pf. 111.

Ich glaube hiemit darauf hingewiesen zu haben, daß L. 25, 11 25 Pf. 85 sowohl auf 1198 als auch auf 1212 1215 bezogen werden könne. Jetzt aber gehe ich daran nachzuweisen, daß der Spruch auf die letztere Zeit, also auf Friedrichs Wahl, unmöglich gedeutet werden kann.

Noch einmal erwähnt nämlich Walther die Cons tantin 'sehe Schen- kung und zwar L. 10, 25—32 Pf. 164 in einem Spruche, der von allen Forschern auf die Zeit Friedrich 11. bezogen wird, wie sehr sie auch in anderer Beziehung von einander abweichen mögen.

Ich frage nun, ist es denkbar, daß Walther von dieser Schenkung das eine Mal gegen, das andere Mal für Fried- rich 11. Erwähnung gethan haben sollte? Zum mindesten \Väre dies äußerst unzart gewesen. In weiterer Linie kommt dann aller- dings auch das gerechte Bedenken Simrock's in Betracht, daß der Dichter den Wiener Hofton noch so spät gebraucht haben soll, und jetzt noch um so mehr, da ich hoffen darf, nachgewiesen zu haben, dasB alle andern Sprüche dieses Tones noch in den ersten Wiener Aufenthalt Walthers 1198—1199 gehören.

Nach den bisher angestellten Untersuchungen wurde sich also der erste Abschnitt von Walthers Spruchdichtung in ddr Weise chronolo- gisch feststellen lassen, daß der WienerHoftop vom Herbste 1198 bis Herbst 1199, der erste Philippston von Weihnachten 1199 bis etwa zum Herbst 1200, der Reichston von da bis zum Sonuner 1201 reicht.

I6LAU, am 11. December 1878. ANTON NAGELE.

O. BEHAGHEL. BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. II. 167

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX.

n. Asyndetische Parataxe. / 2/^ »<.

In seiner Abhandlung „über die einfachste Form der Hypotaxis im Indogermanischen" (Curtius Studien z. griech. Gramm. VI, p. 217) hat tLjIolly^ den Nachweis zu führen gesucht, besonders gegenüber von L. Tobler, daß in Sätzen wie allo wiki in worolti, thir gotes boto aageti = welche dir Gottes Bote verkündete, m tlie hezt wise he can = so gut er kann nicht Auslassung des Relatiys anzunehmen ist, sondern daß wir in derartigen Beispielen die einfachste aus asyndeti- scher Parataxis entstandene Form von Hypotaxis zu sehen haben. Aber seine Ausführungen scheinen noch nicht Jedermann überzeugt zu haben; drei Jahre nach dem Erscheinen jenes Aufsatzes plaidiert wieder E. Kölbing für die Annahme von der Auslassung des Relativs Germ. XXI, 28 ff. Vielleicht hätte die Ansicht Jolly's weniger Wider- spruch gefunden, wenn er zu ihrer Begründung den weiteren Nachweis geführt hätte, daß noch in historischer Zeit wir im Germanischen asyndetischer Parataxe begegnen in Fällen, wo von logischer Unter- ordnung eines Satzes unter den andern keine Rede sein kann, wo beide Sätze durchaus gleichberechtigt dastehen und es unmöglich ist, Ausfall eines Relativs oder einer Conjunction anzunehmen. Ich denke, es ist nicht unnütz, diesen Nachweis noch besonders zu führen, zumal man keine Ahnung von der Ausdehnung einer derartigen Redeweise zu haben scheint: Erdmann Untersuchungen über die Syntax der Sprache Otfrids I, p. 163, kennt sie nur aus Otfrid, und Lücke, Abso- lute Participia im Gotischen kennt wieder nur zwei Stellen aus Ulfilas (siehe p. 21); Bernhard hält sogar die Aufnahme einer Maßmann'schen Conjectur ftir noth wendig, um das Asyndeton zu beseitigen. Ich gebe daher hier eine reiche Sammlung von Beispielen dieser Asyndese. In Ulfilas finden sich, so viel ich sehe, nur die auch von Lücke a. a. 0. verzeichneten Beispiele : Marc. VII, 19 in urrunsa usgag- gith , gahraineith allans matins = eig rov atpeÖgdva ixnogevaraL xa^agi^cov, Luc. V, 3 galaith than in ain thize skipe, thatei vas Sei- monis, haihait ina aftiuhan fairra statha leitil = i^ßdcg slg ?»' täv jtXolcov^ 0 rjv rov Ztfiot/og, ^pcaVi^öfv avtov etc. Zahlreich dagegen sind die Beispiele im Ahd., besonders bei den Übersetzern: Bene- dictinerregel (Hattemer I) p. 52 ibu eiganan hwelih ni minnot willen, kirida sina nist kilustidot irfuUan = si propriam quis non

16g O. BEHAQHEL

amans voluntatem desideria sua non delectetur implere. l8idor(ed. Weinhold) p. 45^ 11 (forachujndita^ quad = protestatur dicens. p. 51, 1 (scalhes) farawa infenc, wortan wardh kahoric nntaz za tode = formam servi accipiens effectus est obediens usque ad mortem. Matth. XII, 1 (Zeitschrift für deatsche Philologie V, 389; sine jungimn ouh warun hoDgrage, bigunnan raufan diu ahar = discipuli autem ejus esmientes coeperant vellere spicas. XII, 14 (a. a. O. V, 390) argengun de uz pharisara, worahtun garati =3: exeontes pharisei con- silium faciebant. XII, 39 (Braune p. 17) er antwurta, quat im =^ et respondens ad eos dixit. XII, 46 see siin muoter enti bruoder stuontun uze, sohhitun siin gisprahhi = ecee mater ejus et fratres stabant foris, quaerentes loqui ei. XII, 47 diin muoter enti bruoder stantant uze, suohhent dih •=^ ecce mater tua et fratres tui foris stant, quae- rentes te alloquL XII, 48 aer antwurta demo za imo sprah, quadh = ipse respondens dicenti sibi ait XII, 49 rehbita sina haut ubar sine jungirun, quuat = extendens manum in discipulos suos dixit. Xni, 1 in demo tage genc Jesus uz fona faus, saz bi seuue = in illo die exiens Jesus de domo sedebat secus mare. XXII, 1 antwurta im Jesus auuar in biwortum, quuad = respondens Jesus dixit iterum in parabolis. XXTT, 4 Auuar sentita andre scalcha, quad = iterum misit aUos servos dicens. XXVIII, 18 genc duo Jesus naher, sprah za im, quad = et accedens Jesus locutus est eis, dicens. De voc. gent. (Braune p. 20) z. 14 truhtin antwurta, quad = respondens dominus ait St. Augustini sermo z. 15 (Braune p. 21) Paulus snottarlihho sih widarfenc, Christo bifalah, quad = Paulus utiliter se contemnens illum commendans . . . inquit. z. 18 bidiu genc Petrus oba wazzarum in gabote gotes^ wissa daz etc. = ergo ambulavit Petrus super aquas in jusso dei, sciens etc. Tatian22, 7 intteta sinan mund, lerta sie = aperiens os suum docebat eos. 79, 2 wolta inan arslaban, ni mohta = volebat occidere eum nee poterat 99, 5 tho arbolgan ward sin herro, salta inan wizzinarin = et iratus dominus ejus tradidit eum tortoribus. 102, 1 warun thar sume az in theru ziti, sagetun imo = aderant autem quidam ipso in tempore nnntiantes illi. 103, 3 ant- wurtita tho heristo tties thinges, quad theru menigi = respondens autem archisinagogus dicebat turbae. 107, 1 lag zi sinen turun fol gisweres, gerota sih zi gisatonne = jacebat ad januam eins ulceribus plenus, cupiens saturari. 109, 2 tho quamun thie eristun, wäntun = venientes autem et primi arbitrati sunt. 110, 1 tho antwnrtita ther heilant, quad = et respondens Jeans dixit. 110,2 inti her tho antwurtita, zi in quad = et respondens ad illos dixit (ebenso 112,2). 116,6 nahlih-

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. II. 169

hota tho gisehenti thia bnrg, wiof obar sia = ut appropinquavit, vi- dens civitatem flevit super illam. 118^ 1 gihalota sine jungoron/ quad in = coDVOcans discipulos suos ait Ulis. 121 , 3 tho antwurtita ther heilant; quad in = respondens autem Jesus ait eis. 123, 4 gieng tho zi themo eriren, quad imo = accedens ad primura dixit 123, 5 gieng her tho zi themo andaremo, quad imo sama = accedens autem ad alterum dixit similiter. 128, 6 her wolta tho rehtfestigon sih selben, quad zi themo heilante = ille autem volens justificare se ipsum dixit ad Jesum. 138,40 antlingita ther heilant, quad ci imo = respondens Jhesus dixit ad illum. 141, 1 tho ther heilant sprah ci then menigin inti ci sinen jungiron, quad. 141, 24 tho antlingita sum fon theru ewu gilerter, quad imo = respondens autem quidam ex legisperitis ait illi (ebenso 144, 2. 148, 7). 149, 4 gieng zuo therde fimf talenta int- fieng, brahta andere fimf talenta. 149, 7 antlingita sin herro, quad imo = respondens autem dominus eins dixit ei (ebenso 159, 6. 161, 3). 185, 1 gisahun thaz dar zuo wert was, quadun imo = videntes autem quod futurum erat, dixerunt ei. 185, 12 sum jungo folgeta imo, was giwatit mit sabanu = adolescens autem quidam sequebatur eum amictus sindone. 189, 4 erstuont ther herosto thero heithaftono, frageta then heilant = surgens princeps sacerdotum ioterrogavit Jhesum. 199, 7 tho antlingita ther grafo, quad in = respondens autem preses ait illis (ebenso 199, 12). 201, 2 tho wanta sih zi in ther heilant, quad = con- versus autem ad illas Jhesus dixit. 205, 2 thie furivarenton bisma- rotun inan, ruortun iro houbit = praetereuntes autem blasphemabant eum moventes capita sua*). 205, 5 tho antlingita ther ander, incre- bota inan = respondens autem alter increpabat illum. 208, 1 after thiu westa ther heilant thaz thiu allu gientot warun, quad = postea sciens Jhesus, quia jam omnia consummata sunt, dicit. 212, 6 quam tho ouh Nicodemus, ther dar quam zi themo heilante nahtes erist, truog thaz gimisgi := venit autem et Nicodemus, ferens mixturam. 216, 2 quam Maria inti Salome zi themo grabe, truogun = venit Maria et Salome ad monumentum portantes. 217, 5 tho antalengita ther engil, quad = respondens autem angelus dixit mulieribus (ebenso 225, 1).

*) Nach hoabit folgt noch inti qnedenti = et dicentes. Zur E^rkläning des ganzen Satzbanes ist es nicht nöthig, mit K. Zacher, Zeitschrift Hir deutsche Philo- logie Vn, 463, Schwanken zwischen hypotaktischer nnd paratakiischer Fügung anxa- nehmen, sondern wir haben hier einfach einen Beleg dafür, n^^^ ^^^ Übersetzer durch wörtliche Widergabe des Originals aus der Anfangs gewählten, vom lateinischen ab- weichenden Construction herausfiel", s. Gering, die CausalsStse und ihre Partikeln bei den althochdeutschen Übersetcem p. 2.

170 O. BEHAQHEL

221, 5 sin tho giwanta sih, qoad imo = conversa illa dicit ei. 223, 1 quam Maria Magdalenae, sageta theu jungoron = venit Maria Mag- dalena annuntians discipnlis.

Die Belege aus Otfrid hat Erdmann I, p. 163 fast vollständig verzeichnet. Ich habe nur eine Stelle nachzutragen:

IVf 3f 16 ther er nan töde binam, hiaz üzer themo grabe gän. Übrigens hat einen Theil der Otfndischen Beispiele schon J. Grimm zusammengestellt Qramm. IV, 216 und bes. 950, was Bernhard, Lücke und Erdmann tibersehen haben.

Im Mhd. werden die Belege asyndetischer Conslruction anscheinend seltener; eine Anzahl von Stellen gibt Grimm a. a. O. Ich gebe noch einige weitere: Erec 9700 als si diu frowe Enite gesach dort sitzen, weinen. Parz. 275, 19 er dancte in, bot fianze sän: so Lachmann gegen alle Handschriften. Die Besserung ist unzweifelhaft, wir sehen aber, daß die Redeweise doch etwas Ungewöhnliches war, wenn sämmtliche Schreiber daran Anstoß nahmen. Parz. 599, 21 si sprach: ich läz iuch riten, mer nach prise striten. Vaterunser v. 2486 ob uns daz houbet we tut, so ge wir, rufen immer me; die zweite Handschrift liest rufende. ebenda 2492 sus ge wir, schrien al den tach; var. : BUS ge wir, schriende durch den tac. Lobgesang 73, 1 du zallen ztten hast zertän diu arme, uns armen wilt empfän. H. v. Hcsler Apocalypse Bl. 83 d. (der Königsberger Handschrift 891) sSt, ich st5, klopphe czu der tor = Job. Apoc. lU, 20 ecce sto ad ostium et pulso. S. noch Iwein 3620 und 3950.

Aber die Seltenheit einer derartigen Erscheinung im Mhd. ist nur eine scheinbare. Die ganze, weit verbreitete Redeweise der sogenann- ten Constructio ano xoivov ist nichts Anderes als eine bestimmte Form asjndetischer Parataxe. Haben wir den Satz: der Engel Gottes kam vom Himmel und erschien ihm, so konnte das nach Anleitung unserer Beispiele aus Tatian und Otfrid heißen : der gotes engel kom von himele, erachein im duo. Tritt nun bei Vortreten eines Adverbs In- version eiuy so erhalten wir Kaiserchron. 185, 15 duo kom von himele der gotes engel erschein im duo. Eine reiche Sammlung von Belegen hat Haupt aus Erec 6596 gegeben ; auch was Grimm IV, 217 d au- fllhrt, gehört hierher.

Von hier aus ist nun sehr leicht einzusehen, wie die Relativsätze mit ., ausgelassenem Pronomen^ entstanden. Sowie das zweite asyn- detisch angereihte Verbum eine woniger wichtige Thatsache enthielt, begann die Dififerenzierung in Haupt- und Nebensatz und der zweite Theil wurde schließlich durchaus als hypotaktisch gefllhlt, wenngleich dies Verbältniss durch keine Partikel ausgedrllckt wurde. Ich wähle

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX. H. 171

aus Haupts Beispielen eine Anzahl solcher aus, welche uns die Art und Weise dieses Übergangs besonders klar vor Augen stellen: Klage 1376 mit zühten si ze hüse bat ein frouwe saz darinne. Parz. 321, 13 ez tuet manc tüsent herzen w@ daz strenge mortliehe rd an mtnem herren ist getan. 782, 23 wan ungenuht al eine^ dem git dir niht ge- meine der gr&l und des gräles kraft verbietent valschlich selleschaft. Besonders gehören hierher die Beispiele mit heizet: P. 389, 2 wan sin pflsege ein ktlnec hiez Anfortas, ebenso die von Grimm IV, 217 d bei- gebrachten Stellen: daz ist Imper vert von Botenbrunnen.

Abgesehen aber von dieser sogen. Constructio äxo xotvov ist die asyndetische Anreihung während der mhd. Periode selten , wie ich schon bemerkt habe. Dann aber kommt eine Zeit^ wo sie wieder häufig wird, die Zeit von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum An- fange des 17.: Georgs v. Ehingen Reisen (aus dem Jahre 1455; von Pfeiffer herausgeg. Bibl. d. lit Ver. Bd. I) p. 8 bedacht er sich aber ein klaine weyl, sagt etc. p. 21 am vierdten tag beschickt der gran- kapitanie mich und min gesellen, begert, das etc. p. 24 also liesz ich och gegen im her gon^ hett min spiesz uff meim schenke!. p. 24 (sie) huwen dem haiden sin haupt ab, namen sin spiesz und stackten esz daruff, zugen im sin hämisch ab. p. 28 der kttnig war meiner gnedigen frawen bruoder, hielt mich gnedig und wol. Steinhöwel Decamerone (ed. Keller, Bibl. d. lit. Ver. Bd. 51) p. 20 er floche die kirchen als der teuffei das kreucze, kom gar selten darein. p. 22 sich nidersatzte zu im, in begonde ze troesten. p. 27 ze haut des abencz gingen, im ein wirdig vigilg sungen. p. 59 ein junger kauff- man gen Boloni geritten was, sein sach palde do auszgerichtet het^ wider zu rücke kam. Die Geschichten und Thaten Wilwolts von Schaumburg (vom Jahre 1507, in der Bibl. des lit Vereins Bd. 50) p. 15 Da si di vertatten, gebraucht sich jedlicher seins Schwerts, schlue- gen sich durcheinander. p. 17 die ime den stegraif hielten , waren in ainer zall 200 acht, hiessen von den vierämbtern. p. 19 Hess der bischoff die seinen über das her laufen, erstachen der etlich. p. 19 wo es ainer übersach, schluegen sie im den hacken in den leib, zück- ten den zu inen hinüber. p. 22 darin lagen her Eberhart von Arberg mit etlichem kricgsvolk, hielten solche flecken etwan lang innen. p. 26 des andern tags vieng der legat die teidung wider an, wart durch in ain solich richtung und vei'trag gemacht. Theuerdank (nach der ersten Ausgabe v. 1517 ed. Haltaus) 38, 1 Unfalo grosz leyd unnd schmertz het, sas, besan sich, wie er für an. 38, 93 Unfalo schweig still, ret nur nit. 40, 75 Unfalo dasselbig vemam^ e^toaV. \säs&l

172 O. BEHAGHEL

nie grösser wunder niun. 43, 62 die scheffleut ir rüder namen, fAeren mit gutem wind von dann. 71, 2 Unnfalo sasz auf sein pferdt^ re/t mit Tewrdannck^ dem Tewrlichen man. Ulenspiegel (ed. Lappenberg nach d. ersten Druck von 1519) 73. Historie (Schluss) und Ulenspiegel verlief sich, sol noch widerkomen. Seb. Franck, Chronica^ Zeyt- buch und Geschichtbibel (ich citiere nach dem ersten Druck, Strass- bürg 1531) Bl. 220 a (Abs. 1) indem nahet sich der falsch geist noch basz zu yhm^ griff y hm an seinen halsz. 220 a (Abs. 3) am morgen erzelt der arm thorecht bruder alle geschieht den •IUI* gar ernstlich, begert erlOsung disz geists. 220 a (3) der Prediger Doc. Steffan fieng an davö zu predigen, legt den geist sin busz ausz. 220 a (4) deszhalb sy auff die versprochen nacht weitter zurichteten, trügen ins bruders und sunst zwo die nehsten zellen dz H. Sacrament. 221 b (7) bald darnach rüst sich der Prior in sein mummerey, gdisset den bröder sprechende etc. Amadis^ erstes Buch (nach der ersten deutschen Ausgabe von 1569 herausgegeb. v. A. Keller, Bibl. d. lit. Ver. Bd. 40) p. 15 stieg er also bald vom Pferde, fasset das wehr in die faust, trattc stracks gegen dem Löwen an. p. 16 dasz der König gelegen- heit bekäme, ihr die Finger zu drucken, dergleichen thete, als ob er den Ring nemmen weite. p. 38 welchs den Gandales weinen sähe, im die äugen trucknet. p. 46 deszwegen ir Herr Vater forchte, dasz CS böser mit ir würde, bat den König, sie in Schotten zu behalten. p. 40 der König beschauwet disz junga Herrlin auch, gefiel im gleich so wol. Froschmeuseler (nach der Ausgabe von 1608 von Goedeke herausgeg. in den Dichtem des 16. Jahrh) I, 1, 2, v. 160 Bald ward Ghrünrock der filnf gewar, Sprach: diso reis ist on gefar. I, 1, 2, V. 177 trat das herlein mutig hinan, Sprach : ho glück zu, mein lieber man. I^ 2, 4 v. 51 der prophet die schrift allegiert, Sprach: meinem Stand also gebtlhrt. I^ 2, 5 v. 82 das pfefflein gieng, sagt in an- dacht. Gusman v. Alfarche (durch Aegidium Albertinum Mtlnchen 1615) p. 17 dessen frewete sich der alte Herr, liesz sie allein im Bette ligen. p. 53 ich kondte auszbtlndig wol schwetzen, diente ihm an- fangs gantz fleiszig, verhielt mich auch gegen allem Hauszgesindt der- maszen.

Fragt man nach dem Verhältniss dieser nhd. Beispiele zu denen im älteren Deutsch, so lässt sich die Möglichkeit eines historischen Zusammenhangs nicht leugnen. Man könnte vermuthen, daß in der mbd. Zeit die asyndetische Ausdrucksweiso nicht mehr der gebildeten Rede angehörte, wie denn die Constructio dxo xoivov von Hartmann, Gotfried; Konrad gemieden wird; sie w&re dann wieder mehr zur Gel-

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN SYNTAX, IL 173

tung gekommen y als die Bande der guten höfischen Tradition in der Sprache gesprengt wurden. Sehr wahrscheinlich ist das jedoch nicht: wir sollten denn doch im Ausgange des 14. und dem Beginn des 15. Jahrhunderts deutlichere Spuren eines solchen Zusammenhangs finden. Ferner läßt sich noch ein Moment gegen den genetischen Zusammen- hang beider Erscheinungen geltend machen: die nhd. Beispiele haben einen anderen Charakter als die der altern Sprache. Bei den neuhoch- deutschen kann die Verbindimg durch die Conjunction fehlen, mag die logische Verknüpfung auch noch so lose sein; im altdeutschen besteht jedesmal ein enges zeitliches und pragmatisches Verhältniss zwischen den asyndetisch angereihten Verben. Ein Satz wie Ulenspiegel verlief sichj 8ol noch vnderkomen ist fUr das Mhd. kaum denkbar. Glücklicher- weise haben wir den fraglichen historischen Zusammenhang nicht noth- wendig; um jene nhd. Redeweise zu begreifen. Es ist mit den syn- taktischen Gebilden nicht wie mit den Organismen, welche die Natur gescha£fen. Während der Naturforscher die generatio aequivoca immer noch leugnet, kann es auf dem Gebiete der Syntax nicht scharf genug betont werden, daß fort und fort Urzeugung stattfindet, die einfach- sten Formen sich immer wieder von neuem bilden. Und einfach genug ist diese asyndetische Redeweise.

Ich brauche kaum zu bemerken, wie nahe auch in diesen nhd. Beispielen die Asyndesis dem Relativsatz und der Constructio aico HOLvov steht, so in der Stelle aus Amadis: der König beschauioet disz junge Herrlin auch, gefiel im gleich so tool-

Wenn also nun derartige asyndetische Constructionen in der That der Ursprung der Otfridischen Relativsätze ohne Relativpronomen sind, weshalb haben die gleichen Voraussetzungen nicht auch gleiches Re- sultat ergeben, d. h. warum haben sich nicht in mhd. und älterer nhd. Zeit wieder Attributivsätze entwickelt , die mit jenen bei Otfrid über- einstimmen? Der Grund ist sehr einfach: aus der Gestalt, wie sie die verzeichneten Belege der Asyndese zeigen, gab es keinen Übergang zur Gestalt des Nebensatzes, dessen Hauptmerkmal die veränderte Wortstellung ist, mit dem Verbum finitum am Ende. In einer früheren Periode dagegen war diese Bedingung vorhanden: ich habe Germ. XXIII, p. 284 kurz, aber wie ich glaube überzeugend, nachgewiesen, daß die noch jetzt im Nebensatz vorliegende Wortstellung die ursprüngliche ist. Damit sind freilich noch nicht alle Schwie- rigkeiten gelöst, denn nimmt man solche Wortfolge als allein gültig an, so muß die vorhin erwähnte Stelle aus Amadis so lauten: „cfer König disz junge Herrlin heschamoet, im gleich so tool gefiel^. Die fraer

174 O. BEHAGHEL, ZU DEM SOG- MNL OSTERSPIEL.

liehen Relativsätze sind also wahrseheinlieh in einer Periode des Über- ganges entstanden, zu einer Zeit, als in der Wortstellung ein neues Prineip sich geltend zu machen begann. Genauere Untersuchungen über diese letztere Frage hoffe ich ein anderes Mal geben zu können.

HEIDELBERG den 16. M&re 1878. OTTO BEHAGHEL.

ZU DEM SOG. MNL. OSTERSPIEL,

das ich im letzten Hefte in syntactischer Hinsicht besprochen, mögen

hier einige kritische Bemerkungen nachfolgen.

y. 1 imd 2 schreibt Zacher so:

Ich ben ende en aneginne gewor got gerechte mione!

Es muß nach aneginne ein Komma stehen, ebenso nach got^ nach minne

ein Punkt; lies: geware,

Y. 15: uns dnnckit gat de neWe wain, dar umbe wir dich gestan.

lies: bi gestan,

V. 32: dat wyf, dat du mir geves, here, die dede ic, ende hör lere, dat ich mig han virgeasen.

Zacher will dede mir oder dede ie lesen; das letztere ist sinnlos. Lies:

dede it.

V; 72: dat dir ende allen wiven die vmt van uren liven sal kamen zu bit jamergeit

lies: kumen tä.

T, 116: die ie einsamen waren gader,

lg din dohtec ende da min vader, inde immer müssen wesen gader.

lies: ein samen.

144 lies: einem für einem,

T, 188: di pine ende maniche noit liden maz binz in den doit darg den minsche, de vor erst is zer hellen ende vorderst,

Sinn und Reim sträuben sich gegen den Lesefehler des Schreibers oder

des Herausgebers; lies: vorerft : vorderfi.

Y. 370: sage, wat hais da vemomen? we is, dat do sal komen, de mage «in güich'i

a MILCHSACK, LEIPZIGER TITÜRELBRUCHSTÜCKE. 175

Es sind die Worte des Herodes auf die Nachricht von der Ge- burt eines Kindes, „dat die engele hant irkoren zu keisere ende zu heren'^. Demnach ist zu lesen: sin mm gelich,

379 lies: zehove ftlr hove.

612 Der Messias, auf den die Juden warten,

V. 612: he insal nit kamen van gode,

V. 613: want he is des duuels bode

V. 614: mit deme dat he wirken sal

V. 615: inde die werelt virleiden al.

V. 614 und 615 sind umzustellen^ und v. 613 muß als Parenthese

gefaßt werden.

V. 661 : nu uichtet mig in min gedanc, da[t] he de selve minsche si.

lies: ducktet mig.

V. 729: dar nmbe saut du uns here säen, wat tone dat wir sulen haen alle Sachen achter loissen.

lies: lones und dat wir alle sacken.

V. 764: wijf, wat soade mir ane genomen?

lies: mir dat an«; cf. 1058 meister, wat soude dig dat gedaen?

V. 839 lies: irt,

Prosa nach 1205: gois ime up sin houet aromata dat gecrude :

lies dat is gecrude,

V. 1443: den (den Tod) müz du doigen nu zestunt; war nmbe it is, datz dir wale kunt.

it 18 muß gestrichen werden.

V. 1483: virkoufer einen ende gelde eyn swert. ende ist zu streichen; wir haben hier einen Fall des vorhin bespro- chenen Asyndeton.

HEIDELBERG, den 9. August 1878. OTTO BEHAGHEL.

LEIPZIGER TITÜRELBRUCHSTÜCKE.

Von den nachstehend gedruckten Pergamentbruchstücken des jün- geren Titurel, Rep. II. 21^'^, welche vor einiger Zeit von vonPosern- Klett auf der Rathsbibliothek zu Leipzig aufgefunden wurden^ hat schon Hr. Prof. Dr. Rob. Naumann im Serapeum Jahrgang 1867, S. 193 196 nach den genauen Angaben des Hm. Prof. Za^rxi^^k.^

176 O- MILCHSACK

Mittheilong gemacht Die ftUif Doppelblätter in klein Folio, die leicht noch dem Anfange des 14. Jahrhunderts zugewiesen werden dürfen, sind zweispaltig, die Colomne zu 41 42 Zeilen geschrieben. Die Strophen sind nicht abgesetzt, aber durch abwechselnd rothe und blaue Anfangsbuchstaben ausgezeichnet und daneben pflegt meistens auch der zweite Buchstabe des Anfangswortes groß geschrieben zu sein ; die Reimzeilen sind oft durch Punkte, immer durch rothe Striche geschieden. Jedes Blatt hat 29 31 Strophen, so daß die ganze Hand- schrift etwa 214 beschriebene Blätter gehabt haben wird. Nach der Berechnung des Herrn Prof. Zamcke bestand jede Lage der Hand- schrift aus 10 Blättern = 5 Doppelblättem imd von den im Ganzen 22 Lagen sind folgende Blätter erhalten:

A. der ni. Lage drittes Doppelblatt, BL 23 u. 28 der Handschrift

a) Vorderblatt Str. 647, 2—675, 4.

b) Rückblatt Str. 784, 4—815, 4.

B. der IV. Lage zweites Doppelblatt^ Bl. 32 u. 39 der Handschrift a) Vorderblatt Str. 906, 2—936, 4

l) Rückblatt Str. 1112, 2—1138, 4 + 3 Strophen, welche in dem Abdruck der Heidelberger Pergamenths Nr. 383 bei Hahn fehlen. C der VI. Lage drittes Doppelblatt, Bl. 53 u. 58 der Handschrift

a) Vorderblatt Str. 1547, 1-1576,4.

b) Rückblatt Str. 1692, 2—1723, 3.

D. der XI. Lage drittes Doppelblatt, Bl. 103 u. 108 der Handschrift

a) Vorderblatt Str. 3030, 4 - 3062, 2.

b) Rückblatt Str. 3187, 1—3216, 1.

K der XV. Lage erstes Doppelblatt, Bl. 141 u. 150 der Handschrift ä) Vorderblatt Str. 4190, 2—4219, 1. b) Rückblatt Str. 4455, 3-4485, 3. Der Schreiber, der mehr auf äußere Sauberkeit, als auf einen lesbaren Text Bedacht genommen, scheint^ nach yielfachen nieder- d^eutechen Wortformen^zu schließen, selbst kein Oberdeutscher gewesen zu sein. So gebraucht er sehr häufig die niederdeutsche Form des Artikels de ftlr diu und die, des persönlichen geschlechtlichen Prono- mens se filr siu und sie; andere niederdeutsche Formen kehren auf jedem Blatte wieder: we = wie 664, 3; bouen = bobene, beben 667, 7; van =: von 668, 7; lesen = liezzen 805, 5; dene = diene 928, 7; vor- lesen = Verliesen 1551, 1; kesen = kiesen 1551, 3; denste = dieneste 1553, 7; depliche = diepliche 1558, 1; Tzom = zoum 1&66| 1; dener = diensere 1566, 3; Verden = vierden 1699, 1 u. s. w.

LEIPZIGER TTTÜRELBRÜCHSTÜCKE. 177

Diese Pergamentblätter sind als Umschläge _fiir Stadtrechnungen benutzt, gewesen und haben als solche natürlich mehrfach gelitten, die innem Seiten sowohl durch den Leim, mit dem sie auf die Buchdeckel geklebt waren, als auch die äußern durch Verschabung, so besonders die Vorderseite des Rückblattes des dritten Doppelblattes. Namentlich aber ist in den Falzen, wo die vordem Blattränder um die Buch- deckel gebogen waren, Manches undeutlich oder ganz unlesbar ge- worden. Wie üblich habe ich die undeutlichen Buchstaben in runde Klammem eingeschlossen , die ganz verwischten nach Möglichkeit durch Punkte angedeutet

Erstes Doppelblatt. Vorderblatt:

[tw. a.] 647 nicht da was vergezzen. tzü wünsche wol

nach hochelobte prise. also daz in gebrache, denne vite lignü obz von para- dyse. 648 VRowe selte mit den sinnen, ir leben hete gesorget, vil tagen- den an in tzu minnen. vf se vor sighelt ist vii vorborget, tzncht schäm vnde kusche maze truwe milde, bescheydenheit gedulde, wart in ouch ny biz an ir ende wilde.

-XVin- abenture wie kastis er warp hertzelouden vnde wie

er starp. (roth)

OQCh

G49 DA bi den selben iaren. was kastis irstorben. der het de suzen klaren, h^tzeloyden vf mutzalvach er werben, kamvaleis gap er der vrowcn vil

schone, vnde kingrivalsch tzu den beiden, truc sin vil wMe houbet vorsten kröne.

650 DE wir h^tzelouden. von muntzalvach nu brachte, kastis tzü riehen gauden. der hochetzit tzü kamvaleys dachte, mit konlgen- vii vn mit wrsten edel riebe, de hochetzit vor wandelt wart da sint in bevilde iemerliche.

651 DEr tot in sus vertzihen. künde hertzeloude tzu wibe. vii gamorete lihe. an einen arm mit maghetlichem übe. y doch wart se da vrowe tzwierlande. des werde firmiteles kint. de man van mutzalvach vil wert da sante. 652 DEs waleys konTginne. nu an sigunen dachte, de wart mid aller sinne, daz maus von brubars da vil schone brachte, kundwiramors begunde sere weynen. daz sie der grozen liebe, vii der gesellenschefte solde vor eynen. 653 Ryot der vrouden w'ise. sin tochter wolde bringen, von brubars keghen waleyse. kint- licher süze iamer künden twige. kundwiramors do sigune von ir wolde. sie gebarte senichlichen. daz man noch kint da vmbe truren solde. 654 Sie wr ken *) katelange, sigune de seiden riebe, do entweite se sich lange, wenne biz sie wart [b.] bereit vil weichliche, nach wrstö kldes wis vil richer tzirde. als iz kiot wol küde. er bekande wol richliche kundewirde. 655 Daz kint sprach liebcz veterlin. nu heiz mir gewinnen, von ritters tzirde vollen schein ^)

*) Ein bei ken überfreschriebener Buchstabe ist nicht mehr lesbar. **) Die aiisgofallene Zeile ist am obem Rande des Blattes nachgetragen: ün ich mit vroitde vare toül hinnen scheint freie Erfindung des Schreibers, gleich darunter: der locken aU ich nu vor hnrnen ist die richtige Lesung. Dieser Vers fehlte also wohl schon in der Vorlage.

OEBMANIA. Nene Beihe XII. (XXIY. Jahrg.) VI

178 O. MILCHSACK

80 bin ich tza der Terte wol berichtet, tzu minem denste gerende.

sich manic ritter werdichlich noch phlichtet. 656 WOl mich des werden kindes. nach wirde also vorsannen, got müze dir des gesindes. in katelange vil iar mit denste gönnen, min sorg^ slafet wenn** din selde wachet, der swartse walt hi tzu lande, dir wirt tzü scheften gar durch dich gemach;.

XIX abentnre* wie sygune wart gebrarcht | tzu hertzelanden.

(roth)

657 DO man daz kint nu brachte, der konlginne tzu waleyse. ir tmwe des ghedachte. wie iz der werden muter wart eyn vrejse. vii sie des vater werdicheit irkande. daz machte ir fondamete. der liebe die sie kegn dem kinde

wände. 658 Kyotes kint sigone. sus wachs bi irer momen. vor mejen blickes lane. kos man de magh; bi tow nazzen blumen. vz irem hertzen blute selde vn ere. kamt sie kegn louben iaren. so wil ich noch ir loubes küde mere.

659 Was man al ere an wibe. tzü wünsche khan ghemezzen. an irm* vil sazen libe. wart des oach njrnder siden groz vor gezzen. se rejne vrucht durch luchtic Falsches anc. selich vil si der muter. de sie gebar daz was vrow* tzosiane. 660 Nv prüfet an der steten, der klaren maget sigunen. do sich

ir brüstet dreten. vnde daz ir reytes har begunde brunen. do hop sich in ir h^tze hoch gemute-. ir lip begunde stoltzen. daz quam ydoch von vppichligher gute. 661 Nv sullen wir ouch ghedeuken. hertzelouden der vil rejnen. de künde ir lop nicht krenken. mit war [rw. a.] heit so wil ich die lieben mejmen. sie orsprlg wol aller wiplichen eren. sie künde wol vor dienen, daz ir lop muste in den lande mere. 662 Maghet vnde witwe an iughenden. sie kint was fir- mitelles. wer bi ir tzit von tughenden. sprach vrowen lop dahal ir lop Int helles, daz vvr die virre in vil manghe riebe, ir werde miiie vor dienent wart, da vo: kamv(o)le78 mit speren hurticbliche*. 663 Svs phl(a)c sie beid^ orden. maget vnde witwendomes. ir wMicheit sich horden. kund al so daz man ir lach des rumes. an richeit an gheborte vn lichter male, du'ch luchtic aller tughende. vn selicheit vf erbet von de gr(a)le. 664 Hi schiet der eren riebe, gamoret vo pellakane. vil we da w^dichliche. er warp er do de swester tzo- siane. vn we er sich enbrast der frantzoysinne. der wil ich hi ghe swighen. vn saghen vch von kindelicher mine. 665 Amphlben tzü ougen wuile. eyn kint wart da ghelazen. er bom vz worste kune. vn ouch der art daz muste sich wol mazen. aller dinge da von ^^) pris vordirbet. wenne alle wrsten werdent gebom. hi ir keyn baz den^) pris irwirbet. 666 Do gamoret durch mine. entphie den schilt von ampholizen. de werden frantzoysinne. im lac daz kyn^ datz müze wir noch prisen. daz ir warp sin wäre kindes suze. dirre abe- tare eyn herre. iz ist wol recht daz ich kint durc****) in gruze. 667 Daz kint al da nicht sparende, was mit dem anzevine. der was tzun heyden varende. tzum barroch hinnen tzu alezandrinen. tzu kamvaleys brachte er iz wider dannen. sin kintlich* wirde. wirt noch geblümet vil hoch bouen allen mannen. 668 Die lichten swerte blicken, sol dehelme schroten, daz lert vil manghen dicken, daz er da vahet vil vroude nach dem tode. ob er iz halt die virre wer ansehende, an manheit die gheh^tzen. daz werdent de van kinde not siu

^) tr und den sind Correcturen von späterer Hand. **) Das h in durc^ ist von späterer Hand.

LEIPZIGER TITURELBRÜCHSTÜCKE. 179

spehende. 669 Die kleyne vn [b.] die großen, die ifigesten tzü den ersten, de werdent des vor stosen. de abenture wil vor sie alle tzü bersten, hi disez kint tzo voghete nemen alleyne. das lazt vch nicht vor smaben. ob er noch si an Witzen an iaren kleyne. 670 Sin art an prise de ganze, wil ich e3rn tejl benennen, von grahers gume manzen. des kindes ane ysen wol tzü trennen, des phlac er mit tzioste tzü mangher hurte, do heyz sin vater gurtze grin. der lac ouch tot durch schojdelacurce. 671 Mahede hejz sin muter. bem eckunates 8west\ voget eyner paltze guter, benant vil*) vi! rieben tzu starken inberbester. vnde selbe heyz er tzionatulander. so hohen pris nicht werben, bi siner tzit künde eyner noc^**) der ander. 672 Daz ich sün gurtzegrien. nicht vor sighunen nande. der suzen valsches vrien. daz was da von daz man ir muter sande. da vz der phlege von dem reyne grale. des müste ich sie vor tzucken. vn ir gheslechte wart daz licht gemale. 673 Wan alle diet des grales. des sint de vzirwelten. hi selic vri helle males. vn dort tzü stete prise de ghetzalten. ouch quam sigune von dem selben samen. der wart von munt- zalvach ghcsant. den alda sit de heydenschaften namen. 674 la tzwar des edelen samen kraft, da wart bracht tzü dem lande, der wart an prise dar be- haft. in viel ghar da eyn scur vf deschande. da von kamualeys verre ist be- kennet, des wart in manghen tzungen. al dirre truwen houbet stat genennet. 675 0 wol dir kamvaleyse. we sprichet man diner stete, von suzer liebe kur-

teyse. de sich vf dir hebende wart nicht spete. mit wcrder minnen vil vro an tzweyn kinden. daz al de werlt en mochte, ire trupheit nynder teyl da vnder vinden.

Abenture- Wie tzionatulander Sygu | nen erst tzü sprach, (roth)

Röckblatt:

[vw. a.) 784 erloste. 785 DE stoltzen

babilone. tzu baldac suchen wolden. da kegn so het sin scone. der barruch vnde de sine als se sollen, bereytet daz er in mit strite entphenge. laze mir got de stunde, so bort wo iz inbeydenthalp ergienge. 786 Gamoreten man. schone, do sagete ir beider kriegen, durch waz debabilone. den barruch nicht mit strite wolden triegen. des künde nu den werden nicht betragen, er horte gherne mere. von endehaften dingen ane vragen. 787 Diz mere hi an hebende, im was eyn ritter wise. der sich mit spehe ghebende. des libes was kegn ba- bilon nach prise. was er ghar ane ende ouch er varcnde. er künde vil der spräche, da von was er den barruch y der warende. 788 IN suria dem lande, dalit eyn stad so riebe, nyniue debekande* laut drier tageweite wUichliche. de nam der baruck den vz babilone. den grozgemuten konigen, pompeyo vnde

sinem broder ypomidone. 789 DO was vf sin geerbet, mit rechte doch her von alter, dar vmme wart vor derbet. so vil der sarrazine al vnghetzalter. noch milier kan ich witwen. vnde weysen. gepriiven de da wurden, vberkraft ir striticlichem vreysen. 790 IN wart ouch erbeteile, velan tzü komen gute, ir selten gar tzon vnheile. ich meyn ir groz vnrecht mit vbermute. daz sie begherten goddelicher eren. den malt sam de maren. der kan iz in tzü spotte

*) Das erste vil roth durchstrichen. **) h spKtere Correctur.

180 G. MILCHSACR

wol Tor keren. 791 UOd richeit aller vrachte. de birt al da de erde, ge- nntBam aller gennchte. ist kaldea daz lant in hohe werde, da Ton hat hoeh- Tart 7 da tzu betwangen. al de da konige waren, daz sie nach godeUchen eren rvngen. 792 Jhernsalem geselle, des hknmels ist mit scrifte. yn babOon der helle, da von die hochvart j da wunder stifte, dochter von sjon de sint gote de hoesten. yfi de von babilone. de [b.] sint vor gote ynwert Tfi gar de boesten. 793 Vf erde ny Tromder geste. würden in hiinels trone. von hoch- vart vber leste. deiie Incifer vnde de von babilone. ir Ion der ist tzn helle wol eben riebe, wan sie mit tzoyber krefte. da wolten godes kreften sin ge- liehe. 794 Wie hohe se sich harten, in hochvart mit gewalte, vnd feber vnde mit snften. de hohe trinitat sie dicke valte. itzlichen machte sin hochvart tsu eynen rinde, nabnchodonosor geschach. de räche von god also swlde. 795 UOn mir sint vnertzejget. gar alle de gotes rach^. wie er die hochvart nej- get. ich muz hin keren vf ein ander spräche, we ninyne den babilon enphare. vnde sich der barmch vnder want. gelonbet mir iz als ob ich dmme swure.

796 Onch njnive den recken, gelegen was tzfi verre. ir gewalt iz nicht er schrecken, mid scerme khunde durch al der heyden terre. an drin konlgin lac sa wol tsü mazen. dem trone von mesepor. do wolde de von nynyae besazen.

797 Der soldan offenbare, in beten da gesetzet, dem atmerat tzu vare. daz der von mesepor da werde geletzet, daz baten brot bleib gar vngewaiie. wer beren mit den basen iagt. der raac sich da gelackes wol verkvnnen. 798 Er twanc se mangher tzinse. de se in ofte wagen, noc herter vil den vlinse. do heth er sich von vranden vnde von maghen. dar tzu (so) denten im vil de- nestliche. dnrch lehcnüge ir kröne, dri vii tzwentzich konfge ertwangen(l)iche. 799 DEs wände der von njniae. geweldich liehen drucken, des wolden sie nicht dulde me. wan sie begunden an den barmch ruc rucken, der beyder herschaft phlac gewaldichlichen. pabes vnde keyser. was er vo(d) art vber alle heyden- Schaft riebe. 800 Vber al nicht gar gesundert. de heydescaft sich stucket wer iz nu den iz wundert. d(e) laz ich druz ich han iz mich aneghetzucket. de von egipten vn de von babilone. ir geloube [rw. a.] ir secte. mit ir goten vz gesundert schone. 801 DE von egipten lande, de haut eyn mer wund\ wir kristen iz vor schände, hi han durch recht daz sie an snlhe kunder. hi habent tzu gote vn se god hat gebildet euch mensche nach im selben, wc ist er menslich sin also ver wildet. 802 So sehet man euch die kriechen, in menslicher hüte, an menslicher wisheit siechen, se beten an daz vie vnde an delute. vn an v(i)l mange tyer de wilde loufent der liste funde meyster. nv sehet wie sich mit torheit de vorkoufen. 803 Gar aller liste wude. in krichen sint er vunden. vnde lebent doch mit sunde. da von sint list vnde witze vnd^- bunden. mid hohen listen sint vil mange toren. de mille artifex. gelicbent sus ich man dehelle more. 804 AI de von bybilone. hi betent an de sunnen. vnde sich gotlicher crone. hi wellent da bi selbe nicht yorkunne. se sint vor erret in swacher goukel wrc. eyn leyte bracke ist wiser. der hebet van art sich eben, vf de rure. 805 Alsus ist vnd^scheiden. ir sete gar vngeliche. der. wilden torichscen beiden, daz kumt vns kristen doch vil selichliche. se lesen vii vil selten svnd^ striten. wan daz so mangerhande. se kriegent vmb ir ::::ben an allen siten. 806 Wir laze sie gelouben. alsam vor mangen iare. de tummen vnde de touben. wir kristen suUe kristenlich gebaren, durch den nach dem wir sint benennet kristen. der himel vnde erde waltet, der muz vns

LEIPZIGER T1TÜBELBRÜCH8TÜCKE. Igl

wol Yor TDgeloaben vristeo. 807 DE barruk hat daz groste. der drier stacke tciles. In hcidcnschaft der hoste, ist er von atmerat gar sunder meile(s). hin vf von iesepor für er mid krefte. vn gbinc in mid gewalte, bi siner dri vnde tzwentzic kouig schefte. 808 IN eine storme herte. da sie tzü samen qoamen. mid grozem vngeverte. tzü beider sit se al da [b.] schaden namen. daz waz da von der barruch was sich warende, der sine viende smahet der wirt an sinen vninde misse varende. 809 Nv künden strites varen. de iosepor genendic. wan sie da geste waren, vnkunde wirt doch lichte wid^ wendic. daz kamt al von balscharlicher tete verebte, de minner kraft der geste. an mang^ stad itzwenne demerer gar entworchte. 810 Nv was (oa)ch deme trone. wol deme gelich ergangen, selb sechste dctruge kröne, wurden al da de ouch mit im gevagen.

oach qname ir de viere von deme liebe, amazur vnde eskelier. vn emalar ich vngetzalt belibe. 811 DE *and^ gar mit vlachte. hi wurden weghe schihe. er ist in rechter tzochte. wer ouch nicht vechten möge daz er vliehe. gevangen git sich e der ellens riche. der hoher eren sorget, da von die vlacht der tzacheit wirt geliche. 812 Nv worden sie tzü rate, de alda wren vlachtich. da vnd^ in vil drate. der barruch ist so mang^ eren tzuchtic. Wir tragen wer- dichlicher sund^ kröne, von deme atmerate. denne von deme kvnige ouch hem democrone. 813 Vil schire alsus gebaren, de werden begunden alle, ir menie entrunnen waren, de wurden irre in vluchtichlichem scalle. daz muz nv. sin disse künden wider keren. vf ackerines gnade, der entphenc sie alle wol mid grozen eren. 814 SE reten demotronen. daz er tzü ackerine. von alden ba- bilonc. kerte daz weren al deseiden sine, daz duchte gar ey wicht den mutes herten. er wante daz in losten, de solden mit ghewalte in herverte. 815 (D)ie buten im vz de riche. vil tzuchliche schone, vnde weiten ordenliche, von ackerin durch mannes kraft tzü lone. wa ir vns habt tzunrecht an vns*) vch erdrügen, sit ir des nicht lobende, iz muz doch sin ge

Zweites Doppelblatt. Vorderblatt:

[vw. a.] 906 kriechen harte kleyne. icht wid^ komen

ich meyn de hohen tureu. denue valscheit die se keren. kegn gamoreth den werden, dem gebaren. 907 Hey was er waltes**) swande. vnde ritter schaden lerte. vn lichter heim enträde. da mite er den amien gar vorkerte. ir vroyden vil da byeme in ir lande, daz wart in sit vor gölten, wart hertzelouden vrond' in wart tzo phande. 908 SE musten in ture gelten, mit iamer allen wiben.

vn des vor dros sie selten, de wile vn er die kraft da mochte getnben. se muste ouch vor den svn da vil geborgen, wa vroude er nam den wiben. doch

y

was ir lip tzo krank ouch tzü den sorghen. 909 Owe mich müt eyn merc. daz yfner man ir stirbet. des müt so höhet were. vnde er oach da so hohen

pris er wirbet vil richer phande gap er da***) vor sin sterben, sit ir da wirde nicht koufte. vür tot so trowe ich sin vil kleyn irwerben. 910 SO vride y. wart gebannen. vor strit tzü beiden siten. was y al da. gespannen. daz was eyn wlt wan ot sin einic striten. de viende mit den vrunden im des iahen, wan sie von sinen banden, vil manghen degen da sere vallen sahen.

*) vn» durchstrichen. **) Zwischen er und toaUea ein s radiert. ***) da roth durchstrichen.

182 O. lOLCHSACK

911 DOch vor kos gemach sin eilen, wie sdten er des phleghe. von kindes inget gesellen, kondc er sich steter arebeit vur tregbe. dar an gedenken iügc vn ouch de alten, der hase vil gahes erwildet. wie lange er an dem bände si behalten, 912 Ghemach im schaden brachte, owe war quam sin witze. daz er daz y gedachte, er bete daz ir sche3rn durch grotze hitze. van in getzogen des adamantes herte. trost er sich icht tzu virre. der im doch leyder sterben nicht en werte. 913 Sts streit der von anschowen. biz an de vnnften morgen. vil maniger stoltze vrowen. amis vph sinen lip begande sorghen. daz in sin hant des tages von prise driige. we sie den degen ir valten. daz betrachte [b.] beide alten vnde ionge. 914 Eyn alter wise beiden, den heim vil wol erkante. sin art wol vnderscheiden. der was gedret von ejnem adamante. er sprach mochte ich ane schaden an in rejchen. i(cb kn)nde in wol gewinnen, den heim trawe (ich g)hahes wol er wejchen. 915 Tzü hant s: (be)ghunde w^ben. vn hüten richeit g^tes. vmbe gamoretes vor derben, vn jrmmer ghunst ires vrant* liehen mütes. er iach na. w(el)t vs de mir helfen willen, ejn tejl der dfr aller besten, lazt sehen ob ich den deghen möge ervellen. 916 ER nam nach sinem mute, das lert in hejdenisch witze. eyn langes glas mid blute, daz was geno- men ich wejn von eyne kitze. sns ritens vf den antzevin mid krefte. er slut in keghn. den ongen. vii vmbe strickte in mit ritterschefte. 917 Daz rote varbe schenken, mid rote wart verwiret« den hei(d)e wolte wenken. den sluc der anzeyin daz vür gevidert. vz deme helme vlonc daz blüt dar nach mid duzze. de tzonge wart gespeltet. der gap den rat nv sehet waz er iz genozze. 918 UOn den hi vmbe stricke, do leit er vil gebare, ire heim an vüres blicke, er gap also daz in wart leben tore. biz daz sie witen nun deme belme liezen. owe daz abo smehe« de adamas daz blüt da solte begiezen. 919 DE list gap da geleite, darch heim vnde durch daz hoabet. der lantzen gleue breite, jpo- midones kraft mntes vnberoabet. im räche gap mid pondir orses kone. daz er in hete geaellet. vor alexandrie da vf der grüne. 920 DE tziost wart gedru- cket, da kegn dem anzevine. eyn sper der eine tzucket. daz was tzu krank der hohen krefte sine, doch wart der babilone da mid gcrüret. daz iz ge schiuert kleyne. de hohe keghn den lüften quam ghefuret. 921 DE kraft von gamorete. ist yfner wol tzü prisen. do sich gebrochen hete. de lantze von dem houbet vnd er das ysen. [rw. a.] da in der wunden vurte mit sulhen witzen. daz er nach wer gedechte. rn alle vallen menlich künde sitzen. 922 Und als er bot enphunden. daz er was geseret. mit eyner tiefen wunden. Owe do wart sin hoher müt ver keret. der wandeis vrie ane alle missewende. mid wcre er da von in reit owe do het ejn manlich kraft eyn ende. 923 Svs kerte er vz dem strite. der starke vnde der kune. des twanc in totes gite. er reyt vf cjnen plan der was ouch grüne, verwapet vnder helme er gie sin bichte. vn sin ge- scefte an landen, vnde ouch an luten ir] vrojde wart] vil lichte. 924 ER sprach tzü dem talphine. der saz im vnder armen, gedenke an truwe dine. da vnder la de konTginne dich irbarmen. benim irm iungen übe die hetzen swere. be denke daz vnser mutcr. beide ejn wip von rechter vrucht gebere. 925 Dv solt ouch wol gedenken, daz ich dich han vil tzarte. er tzogen svnd' kreukeu. so daz ich j vortruren dich bewarte. des gip mir Ion an dem vil rejnen wibe. ich bevel dir lant vii lute. vnde se gar vf de sele indine übe. 926 Owe der lügen iare. we die in iamer swindent. se reyne suze klare, we sehe se uu bi FTOoden vindet. ia des betwinget se wol ir riebe truwe. gewan sie von mir y

LEIPZIGER TITÜRELBRUCHSTÜCKE. 183

vroydc daz wer vor gölten nu mit steter ruwe. 927 Ich wejz wol daz yot dirbet. de iamers de ynerloste. vn von ir truwe stirbet. izn si daz ir din helfe kum tzü tröste, ich weitz ouch wol da se de vrucht vorderbet. de sie von miner mine entphenc. owe so wirt ansowe. gar enterbet. 928 NV sage der konTginne* daz sie dir da mid lone. elendes vngewinne. de du. bi. mir onch hast ir Uten scone. biz daz sie gebn dir de h^tzoginne. ir sweste(r) kint signnen. vnde dene ouch du mit richer kost ir minne. 929 Dv solt se vnder schilde. tU menli- chen koufcn. mit kus [b.] sehe tzucht vnde milde, machtu dich in ir iüge h^tze sloufen. da du ir wirst tzü eynö bioenden tzwie. an vrouden in ir mute, dl selde wachsent wirt se din amie. 930 Owe du iüger talphin. nu bedorftesta wol krefte. sit du müst entphlegende sin. von vunf lande alle der ritterscefte. doch klage artüse ob dir icht arges werre. gaylet mit ecknnat. de helfen dir des ich getruwe an'*^) in virre. 931 WEs heym tzü lande varende. mid allö minem gesinde. vn wes vor den nicht sparende, phelc ir als ich knappen mer- ner kinde. se sint dir gut von in din kinde**) wirde breitet kansta se wol bebalten, daz dine tzucht ir willen an sich leitet. 932 Ghedenke miner sele. mid hulferichen dingen, daz de vor aller quele. nu werde ir lost almosen saltu bringen, in hospital vnde guten religiösen, der wort tzu himmel dringet, vil selten rieh vz kloster vnde vz klosen. 933 Des wes gemant tzüm hoesten. bi diner hohe truwe. de konlgkin soltu trösten, si daz ml kint genese von ir ruwe. des phlic also daz iz din tzucht icht hone, vn alliz din gesiechte, de waren y vor valsche vil gar scone. 934 Owe mir dirre mere. wes sol ich plegede walten, ich bin vntrostebere. wie sol ich laut vnde lute wol behalten.

ia ich enwes wie ich armer selbe kere. du bist der mich da tröstet, nu gist tu mid der strenge iamers lere. 935 Ihesus eyn svn der meghede | her. eyn god in drin genende, iz vordert mi geley de | mid ger* vnde min gedinge gar***) an tzwiuels wende, an dich daz brot daz wart von dem' werte, vn blüt daz vns longinus liez. vz diner siten mid eynes speres orte- 936 Altis- simus der hoeste. eyn valdich vnde driualdic. du bist des ich mich tröste, mi- nes libes vn der sele gar gewaldich. habe ich indert ritters recht tzo brechen, od^ sus meliche truwe.

RückbUU:

[vw. a.] J112 buhurt tanz se phlagen ritterschefte. nach wirde groz lie da nicht gebresten. wes man nach eren gerte. des gap man vil den künden

vnde den gesten. 1113 Da phlac der rechten milte. der iunge vorste reyne« so daz in nicht bevilte. von hetzen wart al da sie habe gemeyne. vnde da vil von Silber vnde von golde. besvnd^ edelen armen, wer daz von siner hant ent- phangen wolde. 1114 Artus der uy gewankte, an truwelichem mute, vn der ouc^t) ny gekrankte, de truwe sine gaylet der gute, vnde gumemanz der wolge- tzogen* wise. dem grahMoys ny rieten, wes eyne wrsten vrumde wirt an prise. 1115 SE wr::: in besund\ do sie im weiten raten, wes kegn manheit munder. vnde to daz beste als y de werden taten, du bist ghewaltic gamo-

*) an durchstrichen. **) kinde durchstrichen. ^*=*) gar roth durchstrichen, t) Das h von spfiterer Hand.

184 O. 11ILCH8ACK

retes lande, der phlic also mit siime. das du alda Tor denest keyne scande. 1116 Dv salt dich lazcn vindeo. bi mäheit ynde bi sterke milde ^. so mva ▼or dir Tor swinden. al swaches lop volge al so deme schilde. daz er dich werfe icht tz eren sitze, wes tmwe vnde bescheiden, miiie aller tagende wat in guter «ritze. 1117 Onch sol de tmwe dine. ouch and^ koniginne. vnd an ir kindeline. nu werden schin hastu getruwe sinne, so wes ir beyder schilt vor allen Trowen. ynde phlich mit gantzen truwen. irer swester sigunen der seldc* beien innchyrowen. 1118 Keghn dissen drin behalten, soltu dich wol an prise. so machtu seiden walten, ist din hertze an hohen tagenden wise. als dich von aUe dinem kane vf erbet, so witze daz da blibet. vor valscheit al din ere ▼nuerderbet. 1119 Sus Tolgete er ir (r)ete. als er do beste künde. Yor wän- de! hafter tete. was da sin lip behüt in all^ stunde, siner werden kunft al da dem [b.] brituneyse. er dankte im ynd in allen, do bereyten se sich nu von dannen. der reyse. 1120 DE hochetzit mit eren. nam ende svnd^ schände.

man sach Yon dannen keren. yden rarsten hejrm kegn sinem lande, de gemde det was alle wol beraten, de künden (p)rünuen witen. des wrsten lop in mange lant se kraten. 1121 Als do nu hi de geste. gerüten sus waleyse. hi der yU tugenden veste. tzionatulander der yiI kurteyse. de gamoretes Yursten er nu sante. mid richeit der psente. itzligen heym da wid^ tzu sine lande. 1122 Nach eynes meyen stunden, de hochetzit was Yor endet, da. wol mid iamer künden, owe der not ir leit ist ynnorendet. nu mey ich h^tzelooden rieh der truwen. Yn sighune ir momel. de werdent eben rieh an hertzen ruwen.

XXIX- Abenture wie sigune yd ere | amis**) vnde ere amis tzu

h^tzeloyden wren.

1123 DE suzen yz katelaogen. Ynde de yz gza8waldan(e) begunde. des behingen. d(a)z sie die koniginne tzür solitane. in also langen(tz)it5 ni ge- sahen, se weiten da mid reyse. owe des nu wil se kumber yahö. 1124 Sie füren an den stunden, da mid iüCYrowen balde. do se deklagenden wnden. tzur wüsten solitane indem walde. se wurden werdichlicb von ir yntfangen. se horte Yon siner ritterscaft. nu gheme ob de scone was ergangen. 1125 IN Yragete dekonTginne. wer ritter al da were. do sagete er ir mid sinne, do was de kunig seldenbere. vnde gaylet der spaniol truwen riche. vnde minane gumemantz. Ynde eckunat min ohem weichliche. 1126 Da an der selben stüde. bed(a)chte ir h^tze swere. weynen se sere begund(e). h^tzeloude al hi de Yrowe Yon dirrc mere. se wart er mant wie se Yor dente sin eilen, gamoretes mit ritterschaft. al klagende sach [rw. a.] man se nu tzeher vellen. 1127 Nv weynte ouch hertzenliche. sigun de yU gehure. mit der konlgin trurichliche. da allen den YTOwen wart de Yroude ture. de klage benam in do der truwen Yrute. er tzio- natulander. sin suzer trost quam in do wol tzu ghüte. 1128 DEn iügen per- ciualen. hi kuste in truwer mine. den suzen licht gemalen. mit oughen. reghen sigun de h^tzoginne. wan sie gedacht an mangen kus vil suzeu. den ir in iugende gamoret mid truwe durch trüwe gap riches gruzen. 1129 Disse klage riehen Yrowen. in namen hi be sunder. durch wunnicbliches anscowen. god bete yHz gelcit an se durch wund\ ich wen ui muter reyoer Yrucht gebere.

*) Herke durchstrichen aud das d in milde aus t geändert. **) «n ere amU ist durchstrichen.

LEIPZIGER TTTUBELBBUCHSTÜCKE. 185

Bin vil lichter lieplich anblick. benam in alliz traren vndc swere. 1130 AI

sine ledel mit sinne, sie scowten al gemeyne. da bi den sumf der mine. wart ouch gemezsen nach des libcs klejne. daz was alliz nach wünsche an im ge- machet, sin lip der suze lichte*) klare, den kos njnd^ syden groz ge- swachct. 1131 DEr wrste an sinen armen, ouch trnc den iügen kleinen, nu maz iz god irbarmen. sprach er daz wir noch gamoret den reynen. in bloender iugent der erden mnzen lazen. sns gibt nach snze eyn sur. der wcrlt gemejne hin des si ir Ion vor wazen. 1132 DEr wrste in ofte kuste. mit wazzer riehen onghen. wie wol in des gelüste, er sprach also mit warheit svnd^ longen. vns hat god hi vil wol mit dir crgetzet. din vater ob da lebe solt wir sint an vrouden noch al vngeletzet 1133 Sns tzü cyn and^ sazen. an vronden de vil kranken, kand ich ir top gemazen. kegn wirde niman solde mir des danken, das hat vor denet wol ir rejne truwe. daz ire lop die lenge. biz an. daz leste der werlde hübet nuwe. 1134 DEn tac se nahen mid leite, da bliben bi eyn ander. [b.] sie mochten ouch vor scheiten, sigune wolde mid tziouatulander. se mochte onch wol vor klegelichem sere. de nacht alda'*^^ belieben, sie vorcht§ das sie klagete deste m^e. 1135 Orlop se do da namen. vnde baten ire gote walten, de durch des reynen samen. do sprach dehoeste rouze vch wol behalten, ge- sund vnde gebe vch ymmer seid vnde ere. se scheiden sich mit küsse, vnde vz ir ougen wengel tzeher rere. 1136 Sie bevulcn got de getmwen. vnde ir svn seldenbere. sich wil ir küber nnwen. alhi mit mange vremdö klaghemeren. der wrste von dannc wol ey raste kcrte. an cyn riaer vil drete. daz meit mere sie beide kumber lerte. 1137 UOn koste rieh cyn hoch getzelt. da sluc vf de plane, tzu rassalik gap svnd^ gelt, deme gamoreten. da in belakane. tzü vrande erkos vii oach nach prise tzu lone. gap ir got late vn lant. da vnd^ wolten se hi ligen scone. 1138 DE nach se mid gemache, hi waren svnder swere. des vngelackes sache. da in des morgens vrn eyn.nawe mere. da von sie ymmer me an vrouden worden''^*) sigen. vn nach deme selben tage, so daz sie kumm^ vii not begunde ane wigen. Ghemacht e3rn eren schare, do was der edlen iugende. der eren suze mit sare. de edlen müsten er werben vnde mit tagende, sit daz ny wrste baz gewarp nach prise. denne tzionataland\ daz mocht oach nicht geschehen in semfter wise. Nv beten de arbeite, de im noch ny genaheten. mit wrrsten wcrdtckeyte. alle de sich kegn im darch pris ver ghaheten. de wurden y an hoher vluste wnden. ob daz sit wart vor keret. doch swcbt sin pris de lenge hoch tzallen stunden. Groz ere vnde kumber hebende, sich wart an in hi beide, in wMicheit se lebende, se worden ouch da bi in mangen leyden. arbeit küber leyt mid grozen eren.

Drittes Doppelblatt. Vorderblatt:

[vw. a.J 1547 DE beiden nicht vor gazzen. kegn manheit irer krie. die

kistcn ouch da mazzp. nach helfe ruf an den de maghet marie. daz sol vch doch vor smahen hi vil kleyne. tzü beider sit ducente. de kegn strite waren in der meine. 1548 Uil strite kumt tzü prisen. de nicht tzü vare würben, den iögen vnd den grisen. vnd daz doch wed^halp da nicht en sterben, waz yeman vnd^

*) lichte durchstrichen. "*■ ') alda ist am Rande nachgetragen. ***} uxyrden ist durchstrichen und unterpunktiert.

186 O. MILCHSACK

hanuuch kao gestriten. daz ist eyn spil mid tocken. da kegn der schinet bloa an aUen sitcn. 1549 Und doch sin girde ringet, hi mit totlicher yare. Tn sine arm er swinget. daz. machet tU der regeladen bere. der müs des selben geldes wid^ borgen, synder wapen striten. da nach eyn tzagc ynsanfte sin vor- borghen. 1550 Dnrch daz so bin ich lobende, daz selbe manlich eilen, bin ich der witze yntobende. ich sei se noch wol tzü den besten snellen. wan sYnd^ wapö wirbet vnaortzagende. des wibes helpfen sonder, man ist durch recht von siner mäheit sagende. 1551 Dar vmme nicht vor lesen, sol nyman menlich werben, wer vnder wapfen kesen. wil vor vlucht der tzaghen manlich sterben, der mac wol menlich ere hohe messen, vnd werd^ wibc minc. ich wen der wirt vil klcyn al da vor gezzen. 1552 Mich moyet der vngetonflen. not durch ir ellelede. v& der de truwe koufen. nach gamorete ob daz gelucke wende, ir lebens vor lust daz vrumt an wibes ougen. da'^r trawe rieh che hertsen. der vrunde not y galten sunder lougen. 1553 DEr boten ackerines. hi tzwene waren vor schroten, owe des klagendes pines. de müste man. do kleyden tzü den toten, der eyne was eyn. graue vil edel rieh milte. der and^ wirt an prise. also daz er tzü denste reyt mit schilte. 1554 Die andern alle wunden, da betten in der maze. daz se nicht lazen kvnden. ir tage reyse vor sich vf der straze. die heidcnschaft hat tzur ar [b.] cedye vil kunste. so bin ich svnd^ vraghe. ob se in selber weren rechter gunste. 1555 Nv het ouch lebenes lenge. Ir helfe eyn teyl vor gezzen. so daz der tot vil strenge, der krislen tzwentzic het mid kraft besezzen. daz gaylet vil wenic sit beklagete. al er vomam de mere. an vrouden durch die beiden er vortzagete. 1556 DOch split er sorge stucke, tzün vrouden balp geteilet, da sulcher veder tzucke. den kristen het alsus der tot gemeylet. der wVsten dri vnde graben achte riebe, daz maz er sie kegn prise. daz sie geweret sich betten ritterliche. 1557 Nv wart sin dannen kere. vor in dri tage reyse. daz gap im sorgen lere, wen er ny selbe quam in groze vreyse. er quam da er eyne vrowen horte schrien, de was von fursten kunne. de wold* eyn vngenoz tzü eyner amien. 1558 £R bette sie gar depliche. da von den achtzic meyden. betrogen trogenliche. mid argen listen vz dem hob* ge scheyden. vrians von ponturteys der was sin bru-

der. aber kebeslichen. durch recht be iaget sit der scanden loder. 1559 Hy reit der von hyspanie. mid königlicher meninge kegn im vf eyn ander planie. vnd sach die maget leidic vnde senige. se ref in an wen sie in wol ir kante, der konTgin richauden. se in bi grales heilichheit do mante. 1560 Min müter bi dem grale. er tzogcn wart von kinde. vnd* wart al svnder twale. der koni- ginnen richauden inghesinde. von montzalvach vh wr mid ir ke^n spangeu. owe der leiden mere. daz mich eyn s wache vnart hat gevaugen. 1561 IR stimme in gahens rurte. inz herte nicht dar vmme. was der. se da wrte. vor aller guten wittzen gar eyn tumme. er wol vor wapfent gar vnd al de sine, von Spangen der ghetruwe. ydoch ensettzen wolde er nicht die pine. 1562 IN achte vn bannes vlüche. was der von poutumeyse. er het eyn burch von [rw. a.] tuche. mit listen sam se richer aller yreise. were vf einem hohem velse ge- vieret. wer vzen was desehende, der wante iz were oc^*) mermel rieh getziret. 1563 VOr quadert mid gemele. beide vzen vnde innen, ydoch iz in hele. türme wickhus erker vn tzinne. waz ouch nicht wen tuch al dar gespaunen.

*) Das h ist von späterer Hand.

LEIPZIGER TITÜBELBRUCH8TÜCKE. 187

do was der berk so veste. man het in wol entwert mit lutzel mannen. 1564 DE cyn vor wapeot waren, so was der ander mere. nv began der vluchto ▼aren. der elelenden maget ire hohen ere. mut vii willen gar tzü nennen hete. der jlte kegn der bürge, roid maget mid alle dem volke gajlete. 1565 DEr reit eyn ros so drete. daz ninder was in spanie. daz im gevolghct hete. wed^ an den bergen noch vf wilder planie. des het er intzü klejner stunt er ylet. nv was der bnrge straze* tzu beider sit mit schach vndo rebe getzeilet. 1566 Tzom vnde daz ors vor howeu. eyn teil wart bi den oren. cyn dener dirro vrowen. da von wart sigelos kegn dissem toren. wan er dem orse kvnde nicht enthalden. ane alle de sine alleyne. moste er hi do der vengnisse walden. 1567 Daz kebesliger vruchte. y houbet kronebere. in vangeligher tznchte. solde beroren lip owe der leiden mere. des wer im vor dem riebe nicht geteilet, vnrat de den wirt daz 1er te. er wolte in do mid tote han gemeylet 1568 ER wolde nicht lenger biten. er muste daz houbet recken, eyn mer quam in den tziten. daz half hin von spangen den edelen recken, man het des wer- des brod^- tzwene gevangen. richaude wart geborget, des widewendomes daz was vil nach er gangen. 1569 DEn koof vor sprach do niemen. vn dnchte wol gewgen. der wirt do twene bintremen. vor eynen borten nam al da vil klagen, er schiet ouch hin hüben dachte im vil smehe. [b.] sns wart de maget ent- panden. ich wene daz se von im doch traric sehe. 1570 Nv wart tzu hone geneiget, die vroude vber allo meiden, an klarheit vz geseyghet. was se de trugen list da het gescheiden. von in vnd* daz de tzal do was gebrochen, iz müste alsus hi werden, wan daz de hochetzit »als o were do gesprochen. 1571 Iz were eyn schade kleyne. de vlust der megede herre hi wid dem alleyne. der wart geprufent hundertvaldic mere. ob de hoch getzit erwinden solde. mit busine krache, so kumt er der klage wende wolde. 1572 DEs kunfi vil vrouden brachte, des konTges von hypanie. dem marschalc nich vor smahte. er geh* im wol der maze wit der planie. daz in mochte nicht eyn spehe dringen, dcboten brot so riebe, gap man do in vil an allen ringen.

1573 Vil manges landes herren. mit scalle dar^) nn tzogten. vil nahen vn verre. durch ghude der eyne vor den anderS progten. mid kost vnd ouch richer gäbe solde. sam wazzer vnde berge, in irlande wer der art von klarem golde.

1574 Nv wolde gerne erkennen, der konigh in sunder meiles. de der eren gart da nennen, künde vnde vil beiagete eren teyles. gaylet**) dem eckunat al hi nv sagete. wie tzionatuland\ der hoesten vertzic von ir wirde iagete

1575 DO en weste we gebaren, er do von vrouden solde. o wol den lügen iaren. vil lebe gamoret wan god wolde. daz du noch werest libes vlüst eilende, gedrcnge ny so herte wart ir moste wichen vor vwer beider hende. 1576 WEn SO' de ors geliche. triben da mit hurte, fiafi nv wiche, wer da ge- wesen ir aller rede antwordc. al da nicht vallend acker wolden mezze. ob yman se mid haze. da rurte der wer vil

Rnckblatt :

[vw. a.] 1 692 girde. hi nicht

tzü bilde noch tzu bald ***"". bi edelen werden vrowen. ich weys nicht wat de

*) Das r in dar aus z entstanden. **) Das a in gaylei aus e entstanden.

188 G' MILCHSACK

also schone kleide. 1693 WEr sich bi vrowen vlute. kan lobelichen haldea. wo doch ir reyne gute, vil seiden lobes vii eren kune walden. doch sit k^n in behüt der tznchte wise. wan lant siz vngemeldet darch ir gute sc merkent aber lise. 1694 DEr edel hoch kurteyse. was dirre tzucht al wise. ich meyn vz kamvalejse. den du edel konfgin amphulise. er tzoch mid aller tngode si- genufte. an alle misse wende, der ruf in alle riebe phlac der kvnste. 1695 DEs het er svnder scowen. von ongen alder diete. ritter vnde vrowen. hi iahen, goddes knnfte hoher mete. de mid vlize an im vor de net were. vii an des grales herr&. her amphartas do spilt kejm and^ mere. 1696 Dar nach Yon norwege. dem ingen swertes degene. man iach im wol iz lege, sin klarheit wol kegn. werder wibe segene. daz im der nymmer keynes hazzen troghe. tb virgolach der klare, wan daz er nicht an tugenden was der kluge. 1697 Uli lichter varbe glänze, da luchte von mannes bilde, alhi tzu florischantse. der allir namen mir tzü nennen wilde, wer ob ich halt nicht denne landes herren. be svnd^ brechte tzu merke, so müste ich mich in mnnote ▼orwerren« 1698 Gamoret der ander, ist er bi name nennet, yil wert eyn kunigh bekander. ▼on baidach ackerine wol er kennet sie habent wol geliche man Tntfangen. sns iahen sie gemeyne. an die ir beid^ kunne mocht erlangen. 1699 AN dem Verden morgen, den ersten hochetziten. vorbaz da nicht en. borgen, da weiten sie die ors tzü velde riten. artus gebot man solde also nicht mere« der ▼bermaze volgen. daz sich die vroude an truren nicht vor kere. 1700 Wir ylüten vf dem plane, egester sibenhü [b.] dert ittzliger was nicht ane. hoher wrsten namen vz gesvndert. we man sie dar vo: meninge nicht entphinde*). se sint mir so bekennst, daz ich her nach mi hertze intruren binde. 1701 ER wac de vluste der hüte, kegn schaden also verre. tzu keyner vrouden träte, wold er nymm^ me vf al der terre. hochetzit so grosze hi me gheprunen. tzu buze Torlust der mage. heyz er diz gelobte vber al berufen. 1702 ABtos den konigk laten. nam vli den konlgk marken, detzwene vnpris ytaten. sie kvnden den vor graben vn besarken. daz in ouge noch ore nymer me bekante. in ir tweders riebe, daz waz der ruf ir beyder in mangem lande. 1703 Vz pandragm der vierde. die riten tzallen ringen, in tznchte (ri)cher tzirde. batens alle die fursten svndMin(ge)n. daz sie alle ir wirde selber merten. so daz sie tznchtichlichen. mid svnd^ schar tzu velde bnhurt kerten. 1704 Unde ittzlich svnder rotte, mit eyner schar gesellet, hi frant':yz da der schotte, ob vch herre in holden ::z gevellet. ich bin nicht der vch kleit a(Is) groz gebete. des sol min recht vnde wit*e. orteyle gbebn. ob ich mich tzucbte niete. 1705 WEr mich der dinge bete, daz mine selde were. mid gantzem willen stete. sold ich im gerne volgen dirre mere. da von so waren in aide wursten we- rende. der bete svn:er kriges. wen er ir selber selde was der gerende. 1706 Vnde y den tak begarbe. eyn rote buhurdierte. doch nicht gelicher varbe. so daz sich yder man nach willen tzirte. od^ a(l)s wir von art daz vf geerbet, des wart ghelich der beide, de ritterschaft mid svnd^ glize geverbet 1707 SE ducht vf al gewge. an de konfge artuse. daz er des ersten trüge, orhap der ritterschaft. vnde für von buse. da mid den. von britanie vnde engelande, vnde de man in precilie. in frig^en in talimon erkande. 1708 INliz in kambrie. in [rw. a.] spolit tenemarke. misenlant ardye. vnde von sweden deuten alle starke.

*) Das d in entphinde aus g gemacht.

LEIPZIGER TTTURELBRUCHSTÜCKE. 189

artase ich mochte dennoch vorbaz sprechen, wnftzehen konige kröne, de im tzü rechtem denste nich^ solden brechen. 1709 Dar tzü vz alle den riehen, vil wrstcn man der konige. wer al da vreaelichen. in denstes wer gewesen der ober pvnige. den wer daz wrsten amt al da getzucket. also daz er an wirde. were da von vil geswachet ynde drucket. 1710 DEn ersten tak vnwendick. was artus ynde desine. ir bnhort wart genendick. also daz sie ge drenge Icrte pine. we doch hi florischantze pleghe der wite. so daz de amelnnge. der hnnen vil da. qusme onch tzu strite. 1711 Mit eren sie iz hoben, mit eren se iz lezen. wan daz der luft da tmben. begnnde iz mochte die werden wol vor drezen. darch klare vel vnd gibt den enge g(er)te. artusen von do kerte. vf grone wasen von ackerberder sete. 1712 DEm vanen da nach tzogeten. die andern algemeyne. waz itzli(g)e(r) pmgeten. daz sol von mir gesaget werden klejme. wan 8vnd^ grozen schaden wol (tz)a prise. worben die da waren, daz riett*) vz pandragun der aide wise. 1718 DEr werde von yspanie. des andren tages tznm negesten. der wrte vf der planie. ane artas de tursten vnd die nehesten bantzier vn hurteger den stoltzen. dar tzü den von ybeme. von roten castelen wrte er karifoltzen. 1714 VOn granat von darlentze. dar tzu de von galitze. ir Schilde lichter glentze. ob ich iz lange tribe daz were vnwitze. ob se hi vil wol riten da bi man sebekande. des dritte tages pnnirte. listandes konigk in vrankricher lande. 1715 DEm volgten de von arle. vnde ouch de von ge- runden, vnd ouch die von (l)amarle. von kvmerci. vnde de provinz da vil wol pruuen kvnde. von berbester vnde von naribole. ob die pris beiageten. so wart in stoltzer wibe gruz tzA lone. [b.] 1716 Tionatulander. des vierden taghes wolde. wes wart er nicht der ander, tzü ritterschaft. ob ich daz sagen solde. von kraft der lande, frankrich vnde spange. vz waleyz vnde anscowe. de wrsten volgeten im vf der plange. 1717 Unde ouch vz kingrivale. von norighals die kvnen. mid lichtem sinidale. ir buhort da machte bleych den anger grünen, von kathelangen vnde von graswaldane. de kvnden wol den itig§. nach grozen eren riten vf dem plane. 1718 Nv waren von komuale. der edel kone marke, nicht lenger haben twale. da an dem wnften tage wolde der starke, rieten pnnejs mid den von grauiole vn de von kornvale. vnd laridande vii de von tintaniole. 1719 DEn scxtcn tac tzirte. von list der kvnicgk scüte. manlich er kvnduerte. den pünt^ys lank mid manger vrowe trute. von barbigol vnd de von auendrone. von barroch libusch. de holden vil puneyse in mangem done. 1720 Dar nach quam tac der sibede. do reit der von naverre. ob nv der erde bibede. ia wa sich der puneyz svnd^ harre, nach der paniere vloge al da geneiget, het er fürsten riebe, vnde wite laut daz wart da wol ertzeiget. 1721 DEr tage wurden dritzic. mid konTgcn vnderscheiden. der itzeliger vlitzic. da was we er den anderen vber kleyden. da mocht an richer kost vnde an der tete. vber alle hochefzite. wart hi von dieser nv geprüuet stete. 1722 Ob ich nv svnd^

nante. de dritzic an daz ende, itzeliger wol hewante. den anderen dort desint vns nv eilende, ir decke ir panier vnd ir lichten schilde. we se da mit ge- florieret ouch riten. ich wen tzü sagene iz vch bevilde. 1723 Die dritzic ko- ningc alle, y eyner vf den ander, da riete sus mit schalle, an dissen koning was tzionatulander. den wrsten an der tzirde

*) Das zweite t in rieU ist später eingefQg^.

190 O. MILCHSACK

Viertes Doppelblatt. Vorderblatt:

[vw. a.] 3030 vDde sterben. 3031 Hi

wid^ vf plenantze. de ritterscaft was tzilende. woz da manige schantce« nacb gevelle siccurejs was spilende. daz im gevel daz wart ir vngevelle. wer ir kegn im was körnende, der hete leng^ nicht deheyne twelle. 3032 Der wart so tiI da ligende. das iz den barruk mute, herre gar vnuortzigcndc. hi miner denste lazt durch vwer gute, biz yber morgen bringt vns vwer ghcsellen. ich läse ouch svnder gelten, der miner also vil nicht gerne vellen. 3033 Nt iach der trowen stete, von tabranit der riche. daz er iz g^ue tote- do sceiden sich de w^den wMichliche. da von ouch siccurejs de babilone* vernamen dirre mere. de iahen daz si ouch der miile tzu lone. 3034 Uil ritterlichen werben, keghn gamoret se wolden. er muste nu aber sterben, durch daz tzü rechen, senu Yon im dolden. neyn. sprach da sjccurcys ich gedinget, dur willen werder wibe. daz nyman totlich var mit zoste bringet. 3035 Wir willen vf plenanze. mit ritterscefte kiesen, wer tzeyncm werden krantzc. der mine tzeme daz er icht gar Yor liese. der wMe wibe minecliches gruzen. wer dar vor denct trege. der solte iz den gote vnde der mine buzen. 3036 DE vrteyl wart gesprochen, vbr al de wilden kriechen, sin pris der wer gebrochen, vnd er wolte an hohen eren siechen, so daz ich werde wip icht gruzen solten. all de mit tzioste valle. al hi von min"*) reysen vor liesen dolten. 3037 Unde wer ir eynen valte. der solte des jmm' mere. an lobe de' betzalte. sin ouch wa man den werden bntet ere. de sol er habn vnd muz se habn tzwispilde. hi des gedingen riche. sich vroute manig^ dem er wart vil wilde. 3038 De recken vb'mute. an deme dritten morghen. mit herschaft vber vlute. se tzogten her iz was [b.] an in vor dorben. ouch truren vnd ouch tzegelicher vorchte. im. pris wolten se oben, der vil al hi vnrechte hochvart worchte. 3039 De brudcr tzwene entphiengen. den barruk da mit rechte, vil scone se kegn im giengen. a hVc wir sullen durch krumme nicht der siechte, enbem ir krümmet dar ir hus heyme suchet, ob wir vch nicht emphiengen. da mite wir vnse suchte nicht beruchet. 3040 Der barruch. lazt mich nicht entgelten, daz ich tzu babylone. vch beyde han gesehen, also selten, also ir mich tzu baldac vnvordrozzen. vil ritterlich gesahet. des wir tzü beyd^ sit nicht habn genozzen. 3041 König syccureys wol künde, hi beydenthalp gebrechen, de rede von irm müde, der suzc be* gunde suzichlichen sprechen, wir sullen hi besehen, wer n(o)ch minne. vil ritterlichen, werbe, tzu beyd^ sit an vluste vnd an gewinne. 3042 Nv liezen se de drigen. des ersten an eynand\ ydoch se künden bringen, tzioste daz man trüzen san galäder. da in den lüften sach vil hohe viegcn. geberde ritter- lichen, künden, se eynand^ vil wenic triegen. 3043 Gar tzwierhande kleyde. hi gaben de tzioste. luft vii erden beyden. da wurden wol bekleyt mid richer koste, de trunze in den lüften hohe weten. von clienthaften hendeo. de ritter in de blume se da seten. 3044 Do se tzü beyden sitcn. do spi Inten dirre schantze. do sach man drundcr riten. den da gap der miiic tzü eynem kränze, de svnne ir abentreyse het er griffen, man solte des morgens striten. daz wart mit rate och aber vnd^ sliffen. 3045 Durch lop der abenture. der vride wart gelcnget. tzü hoher miile sture, würden se des morgenes da ge-

*) Das er ist von spaterer Hand.

LEIPZIGER TTTURELBRÜCHSTÜCKE. 191

phrenget. de hoesten vber allen heran beyden. da solte man luft Tode erde, mid ritters wre werdichlichen kleyden. 3046 Daz (wart) nicht voder standen, man sach de edlen vrechen. mit clienthaften handen. sper vii seilt so hurtich- lieh tzü brechen, daz sin der luft an [rw. a.] kleyden moz enphinden. vnde honbet kronebere. mochte man in den blumen ofte vinde. 3047 Waz do tzü beyd^ siten. der konige wrsten were. de sach man also riten. daz der meje ny 80 wnnenbere. hi blicke varbe brachte de der tzim(ir)e. an klarheit mochte genozen. von steyne golde siden mang^ tzirc. 3048 Dem voget ackerine. en- baten se mit hulden. ob er durch wir:: sine, eyn tzioste hurtichligen wolde vor dulden, de wolte ritterlich ouch ge(r)ne e(n)t(p)hahen. Pompeyus der werde, daz liez im nicht durch hohe tzucht ▼ersm(ah)en. 3049 Were ich im vor sagende, wer mochte mir daz geraten, ich bin von sculden klagende, daz sc mich y so selten icht geb(a)ten. de herren ml des han ich sere entgol(ten). ich wil ir bete leysten. odr ich si an hoher wMicheit beecolten. 3050 Se sint der tzuchte begernde. durch daz ir gruz de erre. vch hi sol weseu we- rende. so enput*der an(d):: ypomidon ml herre. der gamurech ob (er) icht tzios(tc) ruche. si er von mir gelet(zet). daz er (and^) weyde sin heil vor suche. 3051 M(a)n ist se beyde werende. der zoste svndcr (va)re. vnde sint se des begerende. daz da ge(m)achct y gedladen bare, so lazens hi gchcke vnd ellens scheyden. daz sol belibcn (w)endic. sprach aber siccureys der werde ::(y)den.

-LV- abenture von pompey vnde | ackerines tziost. (roth)

3052 POmpey vnd ackerine. vor tzachheit de beklibene. eyn tziost von rabine. wart also hurtichlich do dar getribene daz de sper alsam eyn glas gar tzü Sprüngen, de spretzö mid de(n) truntzen. verworen in der hohe de lenge ru:gen. 3054 Nv wurden se ge sceyden. ir ca:itan de werden, de luft se künden kleyden. da naket vii bloz vil gar der erden, se svnd^ kleyd gar svnd^ dank vor gazzen. strege vnde wid^ strenge, was hi da mit se lobe(li)chen sazen. 3055 Nv sach man aber triben. [b.J da tzwene her mit niten. wer hochelobten. wiben. lebe trage der wüsche daz er miten. daz vngelucke muze baz den eyne. ir eren kränz vnde kröne, vor allem, valsche kund er wip y reynen. 3056 Ich meyn den abenture. vz manger not gewiset. da hat mit seiden sture, daz er ouch y von dannen scheit gepriset. god vii sin recht sol in noch vorbaz leyten. in siner werde iugende. ia quam er doch tzü vrü kegn arebeyten. 3057 Do wart gesezzen vaste. tzu valle wid^ strebene. der wirt kegn dissem gaste, alle sin gote er fürte vil hohe swebene. svnnen man ouch destern an schine. so wold er selbe sin eyn god. durch daz so müst der gast nu dulden pine. 3058 Vil hurtichlich er sprenget, hi wurden vf dem plane, mit sporen da gctwenget. tzwey ors vil drate vnde aller tzacheit ane. decke vnde wapen rok gabn doz mid lüfte, von irre widmen, sprangen, der ors als ob se vlugen da mid gufte.

•LVI- abenture | we ypomidon von gamoretes tziost | viel, (roth)

3059 IR ougen maz nu brachte, de sper tzü rechter merke. a1 inder mut gedachte« man ors vil sper de phlagen sterke. ir sper vf schilde ga- ben doz mit krache, ypomidon der riebe, da in den blume lac mit vngemache. 3060 Getzucket wart er gehe, von konigen rieh den blüme. vor keyner slachte

192 G. MHiCHSAGK

smehe. sol iz hi Djmaii haben wen tzu rume. al minen goten smäf werde, bi ich hi willichlichen. gevallen wan iz was ir groz begirde. 3061 Dt ere ist yngemezzen. de se mir wellen fugen, vnd ob ich wer beseizeD. dir vmme sc min vil gar vnd^ singen, iz so de viende in striten machen kune. du se vlncht vor miden. so wirt mid in bedakt vbr al de grüne. 3062 Mit diiR ▼alschen ere. gewan iz tzwierhande. er scamte sich deste mere. wan er tia eynen

Rfickblatt :

[vw. a.] 3187 den. vnd wer der ejnen emerte.

dar vmme tzehen sterben musten liden. der itzeliger vil sccdeliger were. ge seilen gantzer truwe. vnd sippe wirret dicke snlhc m(e)re. 3188 Das ich na witze hete. daz wer mid veh geteylet. mit lere vnd och mid rete. so dats swir svnd^ scadcn vngcmeylct. mit heile bliben lobelichen lebede. den trost md den gedingen. si allermalk im selben willich gebende. 3189 Ich bin Tch trost hi wegende, der vns gelucke bringet, de strit kegii vns eint phlegende. dai ist eyn wilder dett so mnzet geringet, gesammet also wit in lant de virre. vad bekennet truw" noch mifle. wol halp vnde me vnds wirt an mäheit irre. 3190 So sin wir alle gesellen, edr mac mit truwen riebe, daz kan dem man sin eilen, so wenken daz er vrunde helpheliche. sins selbes kraft vnd viende nicht ist sparende, wer sus in noten wirbet. der ist mit truweu vnde mid eren Yamdet 3190 Cardigun rite, bi mincr swestcr kinde. in mangem starken strite. kü- destu 7 vornoten wol cnbindcn. de vz er baledeyse mit dir wren. dem inte konigkriche. vnd dir doch keyner helfe ny geswnren. 3192 Daz schuf din menlich gute, mid truwen vnde mid milte. also daz ir gemnte. doch kejmer dcnste ny kegn dir bevilte. al sulhcr dcnst der wirt den vienden strenge, der vrunde er twungenlichen. tzu noten fürt de tu wert nicht de lenge. 3198 Algusier von parligente. de künde miner swester. dir sippe fundamente. hat hi also daz se eyn teyl noch vester. da lit kegu dir denn^ ich wand erst din

bruder. den se da vatcr heyzent. des vater sippe ist von voder*) den der mnter. 3194 Uon karlisibunden. persap du ellens vester. din truwe segebunden. vil vestc kegn den kinden miner swester. ir vater [b.] dich von arte vctter nennet de truwe vnde alle stete, ist vi] lange, wol an di(r) so be kennet. 3195 Der Senator von ponte. vnde pohurat von pureile, vil eskcli(e) vnde likontc. vnd amazur der werdichcit vil helle, de virre von ir manheit ist erklungen, vz vwer beyd^ riebe, vere. ich weyz veh bcyde g^ne bi den iügen. 3196 Uon sar- rassol nu rite, menlichen kegn den vienden. der nünden scar nu :::te. alle d:ne vordere, sich y binden, pytagoras din vater an ritterscefte. vil hohco pris betzalto. aripuleys gedenke der hohen krefte. 3197 Gevrunt vnd euch gemaget. wart ich ouch ny so gerne, nu wart da vil gevraget. nach konigen tzwen de waren gar mit kerne, der manheit svnd^ scal von kinde er altet. vil guter rittcrscef:: iach der barruk wirt ouch von in ghewaltet. 3198 Der eyne heyz ardibuntze. dem konlge von zisarie. vnd ouch her kule duntze. dem konTge vnd heyz 8i(n) lant orledaric. se wurden bracht ::: helfe dem atmerate. er sprach nu s::::::: phlegende. der nünden schar mi(d) hcl:: vnd ouch mit rate. 3199 Mit kunlgen :::: gehuren. wil ich nu scar de nünden. (nach)

*) Das r in t*w7«r und 319G, 3 das o in nünden von späterer Hand flbergre- schrieben.

LEIPZIGER TITURELBRUCHSTOCKE. 193

wr de andern sturen« tsa helfe den iii(ge)n suzen klaren vrunden*). de mines selbe, vreche sich gelichent. minen vil leben kinden. den si geschickent siten eben r:::hent, 3200 Bolitars der bmne. vz dem ri::: kahafiese. ynde de knnTgk fortnne. de g(an) im sitzen wo! an dem genieze. ia da vil :dicheit im nicht entriset der knnTg v(on) grunlanden« vnd vtrejz der was y al8(:m) ge priset. 3201 Kavnen ?h apollen. (mam:::) ynd temiganden. bevil ich gar de ▼olle(n). de in der nvnden schar ti manchen la::: da bi dem iügen klaren sint (d)e ▼a(re)nde(n). vnd dar nach al de mine« de se da ::::: vor vngelucke sparende.

[rw. a.] LVIII- abentnre we krechen ir boten santen dem | barrach vn we jpomidon | sine schar schikket. (roth)

3202 DE konige svnderlinge. als se tzonand^ horten, sich ::7ten tzu e7(ne)m ringe, de sich an der wite vbn: enporten. j mitten santen da de wilden krechen. man solde des morgens machen, vil magen toten vnd euch von wunden siechen. 3203 Und ob iz vch gevalle. daz ir de(n) ::::: tzu malen, in eynem tage mid alle« eder wolt ir da halten svnder twalen. mit :::bem her edr mit dem drit(ten) tejle. was dar an ist vwer will(e). daz ma- ch ent vch die kriechen, vil wol vejle. 8204 Man hat vns nu vil lange, vwer sch(ar) benant eyn en(de). ob se mit dem gedrange. sin gelich vnde manheit der genende, se haut sich mid der tzal kegn vch geliche(t). ich meyn abr (a)nder g(lit)ze. h(a)nt se vch r.eftichlichen (vb)er riebet. 3205 IR sult vch herre beraten, in rede vnde antword" gebende. al(s y) de wisen taten, se jehent sus ob er sit gerne lebende, so sult ir vch des parruk (a)mt (vo)rtzihen. vnd onch des atmerates. (v)nd wellent se vch nynyue tzu leben lien. 3206 Der haut se vil ver suchet, saget in von ackerine. so bin ich der iz nicht ruch^;. (i)z muzen swert vf lichter helme schine. (e)r klingen helle e daz sich ditz

vorteylet. (a)l sund^ striten neme. iz wirt geslaghen wunden de nicht geheylet. 3207 Mit vrlobe was varende. der böte von kaldeye. er was de rede vnspa- rende. was ackerin ::rede mangerleje. ypomidon mit tzorge tobt in lejte. er sprach ich wil von erste, al min here hi scaren ander weyde. 3208 Unde was do vrede gebende, nu tzwier taghe mere. de wile wir sin der lebende, sit ackerin wir mochten noch eyn ere. an im behalten daz er den stol enphnnde. vnde [b.] baldac svnd^ verebte, de phorten vor in wol entslizen künde. 3209 Nv boret we se scharende, da sin d(i) babilone. kegn strite schone varende. vil me denn sibntzic (k)onTge von vns kröne, tragent we de (b)arruch vnd ouch de sin(e). vns da mite, nu 8(wa)chent. daz rieh ist svnd^ vnde de gote mine. 3210 Daries von orledvne. wol stark in siner krefte. si (d)az (dich) f ossär une. nicht tragen möge so h(ey)s mid meyster schefte. eynen elvhand reyten dir edr eyn ol(b)enden. du sold ouch y des ersten, mid diner kraft de viende vf sedele phenden. 8211 Uon ir guftlich schallen, daz se min y:::: yten. getorsten mid den (al)len. de ich da kan. vz maugem riebe leyten. der ich y tzwene füre kegn sin eynen. der muz in yrlanden. der witwen vnde weysen vil bewejmen. 3212 Din lichter van gerichet. von (s)abene luter witse. dar inne tzu berge slichet. eyn trache (r)ot bekrönet wol mit vlize. da

*) Das V in vrflnden ans tc entstanden und 3201, 3 das h va V^^ViN. v»& ^. OEKMANIA. neue Beihe. Xll (XXIV. Jahrg.) \%

194 G. IfHiCHSACK

txu getmwe ich keynes holdes handen. man sol in vmbedilLeiL ndt diittBe «ol vor waphenden elphande. 3213 Unde das der vane ir ejrne. da Tod^ aecme nie. tsehen ritter nicht der kleyil. vf 7 dem el£ande korlich wol mit itrite. in «ik- huseren. bereyt mit bogen starken, de man txehe mid winden. icharler itial gewUet wol eyn arken. 3214 Uon yser decke drie. vf ydeme elfimde. vnde dar txu vnder sie. von palmat vil dicke wol eyner hande. vnd dar tm phelle vil rieh vnde stark* gebende, von yser vmb vnd vmbe. daz ejner von dem anden icht enwebende. 3215 Dv kunigk von aflPrisvne. rit bin mit dariele. k dich ordegnoe. du treyst von vns de kröne vnde hast modele, von dem w^den ackzidicre. sam tut der kunigk papires. von trogdiente mit koste- richer tzcire. 3216 Elyos von achyente. vnde du

Fünftes Doppelblatt. Vorderblatt:

[vw. a.| 4190 der konigh der ny vor derben, lie sine pris des wd im selber gonde. er ie de kröne was vor wrsten tragende, sol manheit lop erwerben, so ist man im pris wol rechte sagende. 4191 Was ackerin hi worbe. tiu helfe den wiben kristen.. ich wen des icht v::durbe. er wolde se vor noten g^ne vristen. er bekante wol der babiloue kriege, daz se mit starker raelie. de mid dem anker künden lutzel triegen. 4192 Pansor von salaoien. wart nu her gewinket, der von der grifenien. der not enphant die kegn tote sinken, wan se de hochelobten sere klageten. sycnreys iren herren. vnd OQch ypomidon den vnvortzageten. 4193 Des tod in hertzen ruwe. im gup vor sicnreysen. durch de vil hohen truwe. daz er bi helfe künde wol erbeysen. vnd da mid er getset. wolde ir herren. vz tabrunit de geste. von den so sadi

man hi noch grandueren. 4194 Panso de muste bi losen, der iunge von Co- lone, wer in euch tzü den bösen, tzalte durch haz wer kegn der wibe lone. den er vil werdichlichen dicke entphahen. wol kundc durch sin eilen, des in tzü denste künde ny vor smahen. 4195 IR sefte wart eyn krene. ich meyn de vz vriende. de werrden herren tswene. vorlum vnd de mit räche daz geben ende, se würben daz de lebenden also bindet, an lobelicher krefte. daz men der da vil ninmer mer enphindet. 4196 Der do von salauie. der vreyse wart ir schricket. kordes so hal sin krie. er kerte hin da vil der swerte blicket, alda der barruch mit dem atmerate. tzu helfe den geteuften, mit swerten im da vil gewenket hate. 4197 Wa daz de marrocheysen. den vanen mid kavnen. da sahen vnde der vreysen. da richten se sich durch den vanen brunen. se wanten daz euch ackerin da were. durch daz so wart sin wink in. dem vanen koningk den kris [b.j ten helfebere. 4198 Hi tzionatulander. vil gheme sach ir dringen, vnd euch vz helm§ glander. sach da defunken hin kegn den loften springen, er wold* nicht tran::nen der vert er lazen. kegn. den von akratone. im was tzu mute er muste sich hi mazen. 4199 Der hurte mit gedrange. als er des vanen phlegete. man lieh vnd also lange, daz in euch der von gras- wa't gelegete, ob er daz wirbet daz ist im wol tzu danken, ir tusent im tzu hurte reyt. der starken eyner vnde nicht de kranken. 4200 ER brach se von eyn ander, de dicke machte er dünne, ydoch vor drungen vander. kabel- litor ich wenc vil dicke eyn brunne. der ank^ von dem füre daz nu schreten. de hi dem vanen warfen, der kund er hi mit tote vil tzu rieten.

LEIPZIQEB TITUtt£LBBUCH8T0CKE. 195

-LiXXXnn* abentare we gamoretb der ba | bilonen vanen neder

slngbeo. (rotb)

4201 DIt txomes vber walte, den akraten er wante. daz er (nich)t vor- baz tzalte. da mit dem Tanen pris den manerkante. dem vaue ::rt de stange also vor acroten. daz er b:::: da nidere. den Bchachtelvr den valte er da:: toten. 4202 Pompeyo ny so leyde. gesirach bi einen tziten. er wolde in andVeyde. :n wider beyzen tzucken. tzo allen siten. da wart gedranc na saeh man ecknnaten. k::n den von babilone. gedringen boret wie se nn ""taten.

4203 O we des na klaaditte. dir mochte hi wol getroomen. der anebos vnd de smitte. alsas (k)and sich din amiz wol vor goomen. das er von allen kriechen slahen dolde. sam aneboz in smitten. daz er ydoch vil g^ne ghelden wolde.

4204 Wol mochte schrien wafen. ▼(or 8c)hricken hi deme bertsen. ob iz nicht was enslafen. vnd ob im nahen gie der iamers smeyzen. daz er dir nicht de not tzu kanfte sagete. so wen ich wol din vroade. na were kegn hochemate. de vor tzaghete. [rw. a.] 4205 ER was ydoch der wemde. sich selben vnde din traren. ob da belibe yntzemde. din lachen daz geschach von langen ture. ob er oach daz kegn vber kraft erherte. in also ifigen iaren. vii kamder von dan der lide vnerscherte. 4206 Des machta g^ne danken, dem von dem hoesten trone. mid werten mid gedanken. salta gevalden hende (b)ieten scone. vf tzu dem himel dar tzu daz hertze vndc ougen. ob er tsü kanadicke. noch da de kröne tragende ist vnloagen.

•LXXXV- abentare we ekkanat slacb pom | peiam tzu tot. (rotb)

4207 DE swert hi hohe warfen, mid henden ellenhatften. als de de wer bedurften, de schirb? vlogen hoch gelich den scaften. von iren Schilden vnd von lichten helmen. ir stimme der sinne grozen. horte man ie siege da vf er gelmen. 4208 Rabellitor de: bruder. seruk vz firmbe. der na des strite(s) roder. wol tzihen künde er was an stritt(e) wi8e(r). daz im de karrastschen. wäre tzu plegene. mit den goten gescha£fet. dacht er vnd oach der brater sich tzAr weghene. 4209 Seruck mit sonen tzwentzig. den brud^ wil na rechen, de worden des gar entzic. daz (al) da hejzet heim vnde schilt tzu brechen, d: striten mit dem grabejdoys vil strege. durch kabellitoren. de wüden wit de wachsen an derlenge. 4210 De selben must er vellen. wold er nicht selbe Valien, de tzwentzic hergesellen, de trugen im daz hertze groz bi gallen. dar tzu der vater strites was eyn recke, von iugent in daz alder. heys er devirre wit des mates quecke. 4211 Der note was hi warende, ouch nyman der ge- teuften, daz tet im helfe sparende, wan se des selben koufes vil da kouften. da mit der ellenhaften .was beschricket. ydoch was er wol sehende, daz ecku- nat der [b.] heim lichte blicket. 4212 Dem vater vnde den kinden. wart iz vil sere enblanden. daz eckunate binden, der vogt so kvnde von tzwen hun- dert landen, der tzal gebrach se an dem worfel tsinken. vnde der vz kana- dicke. so warp daz dirre gewalt begunde hinken. 4213 Den graherd(e)ys

man retten, sach leben sines vehes. die erden gar vor gre^ten. «ach man de ors vor horte siecht vnde twerhes. her vnd dar vf vnde aber dannen« mit tzome dicke triben. den ernst het de sippe vf in gespanen. 4214 Da west er intzel vmbe. doch saget iz im de krie. er was des nicht der t&mbe. heydenschaft kund er mc denne apd^ drie. als er daz wol von kinde lernet bete, do er von

196 G. MILCHSACK

umpholizen. da wr io kindes wis mid gamorete. 4215 Nv dacht er in mute, als er do bete erwndeu. ich sol nu phlegen hüte, im has den hat de sippe also gebandt^. des muz ich in dorch trawe sin der iehende. wan ich umA vnser sippe. bl durch ^* trawe in not vng^ne sehende.

-LXXXVI abentnre we der | talphin schaken mit tzwenzic | der

sinen sluch... (roth)

4206 DE kröne wart vor howen. mid der tzimire riehen, ae mmtan otich da schowen. eyn ander tot da Teilen, ritterlichen, der bmder wnfe wd in kortzcr wile. der ¥ater was do gernde. ob er in mochte gewerfen an de tzile. 4217 Da sine kint lagen, daz wart also vorsacliet ob, er na aineD magen. tzu klagene wirt ich wene des geruchet. god vnd sin manheyt kamt er hi von hihen. wes vngelucke waldet. der kan im doch tzü iügest nicht enl- riiien. 4318 Ydoch so was er gemde. daz er lii warde crrochen. wes Tnge-

lucke in wemde. was ouch hernach daz blibet vngerochen. noch de lenge daz sint liebe mere. ich bin ie der eyne. der sich vil g^ne hnten kan Tor swere. 4219 Den vater miist er toten.

Ruckblatt :

(vw. a.) 4455 tzü nahen, kan ich in

bazseu bieten, daz sol in doch von mir nicht ghar vorsmahen. 445G Do li- gent Inder schulden, so sten ich an dem rechten, er wid^ god in hulden. lO daz se musten vlihen ed y echten, sol ich da kcjner truwe kegn im geniezen. min tzucht ist vnvorrenket. so wenn^ ouch ich der truwcn kan erdiezen. 4457 De werden waren iehende. ob iz in nicht vorsmaben. da künde er wer so sehende, sine denest verre vnd dar tzu nahen, daz sagetc er tzü danke vil vnde mere. al de tzür hochctzite. waren bi de hülfen imda der ere, 4458 Marholt der iach tzü magen. der fursten vz laiander, artuscn kund er vragen. ob er geruchte er für alsam de and^ vnd ob er sin durch rechte liebe enpere. dar er im tzallen tziten. vil hoher denstc gar gebunden were. 4459 De and^ waren alle, hi mit dem konige varnde. den vcygen gar tzu valle. de der grahWoys do was vnsparende. vnd dartzü eckunat der wol gcblumct. koment se in icht nahen, de tzwcne w'dent svnder da gerümet . . ! . . 4460 Ak

nu sygune horte, daz or da was gcvellet. der eren houes porte. dainnerthal' den werden was gesellet, mid stetichheit als er do wol bcsclieynte. mid sinne richcm tröste, wenne se da kume mid banden vnd^ leynte. 4461 Daz wart hi ynder setzet, ir kvnne mid den banden, an vrouden. vDvorgctzet. begnnden 9e iz den ougen licht cnblanden. daz lie der graherdoys kegn hertzen sli- eben, eyn teil in snlhcr nebe, daz iz vor golden wart den wrst«"' riehen. 4462 De er da vmbe valtc. nu sit vor kamvaleyse. vnde vorbaz pris betzalte. we er do was vf abenemder reise, da von der grozen virre vnd vonder hohe, sin wider ker an wirde. de ist noch aller fürst*"» wid^ tzohe. 4463 Nv bat des konTges krie. vii sineme rufe helle, daz al demassenie. |b.] sich an dem dritten morgen h(ub)en snelle. vil wol gcricht*) alsam destrites ruchöt. de virre in anderriche. vnd de da stürme vnde burghe suchen t 4404 Tasme de richeit eilele. heyz man do nid^ lazen. do wart vil groz gewodele. biz itzlich stucke sinr stad hin wid^ ni:izen. da boyde iium<*n sturtzcn vnd** valton. artus der

*y Dns r in ^'ericlit aus * corrigiert.

LEIPZIGER TITÜEELBRUCHSTÜCKE. 197

truwon riebe, da mid besieht de ricbeit ba: bebalten. 4465 Dar tzu ir aller bringen, da a(b:)ner da brachten, de vrowen svnd^lingen. ::: ^r daz se be balden. dachten, richaude kl(ou)ditte dcime de maget sigune. de was maget vnde bete doch, tzü miiie phlicht mid wüdcrhafter iune. 4466 Dar tzü die and^ vrowen. der herrcn hi da wren. vnde wolden belme howen. des se demc konlge nicht mid cyden swren. jdoch so was (i)r leydes aller verebte, vnde wankes an ir trnwe. wen steten denst sin tiignde ny vor worchte. 4467 Ghinouer wielt der vrowen. da(r) tzü der riehen gutes, tzo velde mochte man scowen. vil ritter wert gar cllenthaftes mutcs. ydoch so funden strit dar se do wolden. 80 daz vil hurticbl:chen. ir rittersehaft de lenge do wart vo:golten. 4468 Durch was de samenüge. so gabens wart ertzugct. ob orillus er t(w)üge. do rolte groz da:mittc hi vrluget. (n)cyn tzwar iz wart durch grozen h(az) er- tzcyget. de tzionatulander. tzü floriscb(an)z an prise het geneyget. 4469 Doch ane :: im volleystcn. ir helfe svnder twiugen. a: werdicheit der meisten, euch allir sicbe:heit gar svuderlingcn. als er tzü dolet hett se ledic lazen. daz de grozen wirde. vo(n) im d(o) maniger künde hohe sazen. 4470 Iz (h)eten

von nauerre. de forsten all^ ir ber(ren). do wol den svnder harre, da mid ir bazze wesen bi den eren. des künde geolarz sc 8v(nd^j wisen. der was ir her- ren brud\ des wolde er werben räche bi durch prisen. 4471 In hülfe [rw. a.] ponturteyse. mid brande vnde ouch delinc. mit eyncr starken reyse. der ouch da reche wolde de mage sine, de tzionatulander he(t) geletzct. vnd ospincl der furste. vnd gaylc: ir eyner wart entsetzet. 4472 Daz was der mid dem tochc. da het de burk ghemuret. kegn bazze in grozcm ruchc. do was der konrg(e) vil de nicht bcturet. se wolden de vz graswalde vor triben. was hu% sin grozo wirde. sol er nu nicht an werdicket belieben. 4473 OB ieman wirde lebenes. de lenge h(elf)cn solde. so phlcge sin wirde gebenes. kegn im daz er noch lange lieben dolde. biz daz der werlde leben stet gemezsen. iük brunnen bals- men vluzsc. mocbt er mit werdicheit wol ban besezzen. 4474 ERecke vnde ebolantzen. vn ospinel de rezzen. vnde iorat den bekrantzen. mid waldes ri- cbeit paradis gemezzen. vilnahen ouch der cdelen boume vruchte. vii orillus de verre. helfe iahen artuse tzü widerbruchte. 4475 Eyn furste vnd konige drie. de des er winden solden. daz se da keyn malie. ertzeygten dem der wol da kegn vor golden, het er helfe itzligen her vonkindc. crtzogcn het der werde, der von britanie tzu liebem ingesinde. 4476 Do was ouch iz von haszen. den beiden so gewget. an ntterscaft de lazen. ouch wurde nicht den wllen dar vmbe geru(ge)t. so von der sippc sus mit roangen ::ngen. wer bi tzu tabel- runde. was der ::nde wol nach ritterscefte ringen. 4477 IN wellent hi vil hazzen. de houbetkronebere. tzu ucmen wr daz lazzen. im wen kegn sulhen noten bezzer were. wie lange iz doch de abenture vlehe. so muz sin wirde sigen. daz wen ich nicht de lenge noch vf tzibe. 4478 Und der von arragune. durch gaylet in hatzte. vii der von asscbalune. al durch bardics den daries do latze.

vf plenantze interre der wilde [b.j krichen. e daz er tod ge valle. er macht e vil der toten vii der siechen. 4479 Hi abrot von gerunden, da bete vil ^'*) mage. de in da rechen künden, beyd offenliehen vnde dar tzü mit lagen, ob de nu nich* cn sin **) vor kamvaleyse. vn dieser hazzer alle, so sint se vph der vart

de selben reyse. 4480 Der koningk von ascone. vnd ouch der furste riebe, her

*) Das übergeschriebene der ist von späterer Hand. "**) en nn am obem Rande des Blalies.

198 K BARTSCH

tzügc vz ledriboDc. de wrcn alle tzn dcnstc ritterliche, hi lehclin md oiilhi den recken, vnde den tod patrigalden. de sach man sich vor kamvmlejs m

lecken. 4481 Unde den*) von jscrterre. hi kalamindc der starke, der tzog;t alher de verre. daz selbe tct der konigk reyberbarke. harholt de selbe was ir

moter broder. der forsten von laiander, dem wart gewurfen hoher vroaden loder. 4482 Do disse rede bere3rte. wcrlichcn kcgn in tsogetcn. ir vroaden Teticb breite, ich wen de hohe da kegn den laften. vlogten. e daz man ouch den addar sach vliegen. in eynem samit roten, der selbe kan mit sygenanft betri^|;eB.

C abenture we artas mid dem talpbin qaä | kamvalejs tsä

helphe. . (roth)

4483 Wan er ie was ge sigende. herlich ob allen vogclen. vnde her da nid^ ligende. also ghcschach ir hohen vronden gogelen. da von dem am den koningk artos hi bringet, der ouch mit sin^ milte. vil manige hohe w^dicheit erringet. 4484 Dar nach so quam der anker. vmb ejnen mittel morgen, wart ieman da von kranker, dar vmb^ so woltich wcnic gerne sorgen, vnd ob der strotz icht jsens da vor slindet. den gaylet von spangc. ejnen samit tau eynem banier bindet 4485 EB fort ouch vf dem helme. alsvnder nest vil Treehen. iz wart ny stoubes melme. vf erden mid gevrut noch blumö breche, der atrai in künde nicht von zoste vallen.

Schließlich darf ich nicht unterlassen, Herrn Stadtbibliothekar Prof. Nan- mann für die überaus freundliche Darleihung der Handschrift zur Correctnr des Druckes herzlichsten Dank zu sagen.

WOLFENBÜTTEL. 6. MILCHSACK.

EIN IN DER ÖSTERREICHISCHEN MÜNDART.

Bekanntlich entspricht in bairisch-österreichischcn Quellen ai dem alemannischen und md. ei. Ein noch nicht bemerkter Unterschied ist aber im Gebrauch vorhanden bei ein. Als unbestimmter Artikel er- scheint es oft in der Schreibung ein^ namentlich in einsilbiger Form. Mir liegen, von Strobi mitgetheilt, seine Auszüge aus den Handschriften von Teichners Gedichten vor; hier ist namentlich in der Haupthand- schrift A (Wien Nr. 2901. 14. Jahrh.) der Unterschied zu beobachten.

1. Der unbestimmte Artikel in einsilbiger Form vor hochtoniger Silbe wird ein, nicht ain geschrieben.

ein tumber chnab 109^. ein tumen chnab 25\ ein maister 112*. wo ein knecht ein herren hab 131\ ein hervart 66\ ein pawr in einer raiz 66\ ez was ein Sprichwort manigen tag 66**. 89^. 142*^. 190*. ein pawr zu im selben sprach 19^. ein natürleich gab 203^ als ein chlueger rotter tuet 203**. pitt man umb ein regen 204*. ein schön beraiten 204*. is ist ein dinch da wünscht man nach 141^ ein voUez schrein 141*.

Dm8 bot dUn flbergeschiiebene r \bI ^on «plVncet I^mA.

EIN IN DER ÖSTERREICHISCHEN MUNDART. igg

ein ander 141^ ein beiden 141^ ein michel tail 141*^. ein jar 141'. ein junger man 141^ ein weisen piderman 199"^. über ein weil 199^. ein wideriaofent man 200*. ein cbaiser 17^. ein voller scbrein 18\ ein ort 61\ ein wort 61*. ein semleich häuf 114^ ein chaufmanscbaft 114^ ein eben 114**. ein reicber piderman 90^ ein piderman 90^. ein man 90^". ein' ehnecht 198'. ein man 74% 90*. 96*. 96% ein junger 96% trincbt ein man ein pbenbert wein 96^. ein firüetig ast 56^. ein pam öö"". ein volles vaz 89^. ein pimstil 90^. ein smökler 190^. ein recht gesiter man 190^. ein jaemerleicher slag 243^. ein jamerleichew schant 243% ein choder 111"". ein Bchantz 111% ein ungeleich und ein bervart 175% ein werich- man 175% ein herr 175%

2. Folgt auf den unbestimmten Artikel eine tieftonige Silbe, so steht häufiger ain als ein. Besonders lehrreich ist schöne red ist ain be- war und ein deckung 62". Vgl. noch ain gelaub 109^ Dagegen ein genesen 198*".

3. Der unbestimmte Artikel in zweisilbiger Form wird zuweilen mit ai geschrieben; doch schwankt der Gebrauch.

4. Wenn auf ein der Nachdruck ruht, ein Gegensatz, so steht ain. nur ain rieht diu gie im ab 62^. si steht recht in aim muet 203**. zaimmal 25* und oft. ain weil suez diu ander sawr 203"*. ain halb 111". ainen got 109^.

5. ein selbständig gebraucht hat ai. ayner seiner mag 114**. der ainen durch die zung prant 243°. so dan aine wirt gezalt 141*". do man ainen slahen phlag 111% von aynem 111% wie der ain ein purger wasy der ander was ein chorherr 117^ und in den überaus häufigen Gedichtanfängen mit Ainer fragte mich der maer, Ainer fragte mich der frag, Ainer in grozzen schulden lag, Ainer grozzer Wirtschaft phlag, Ainer ret mit mir und sprach, Ainer pat ich solt im sagen, Ainer pat ich taet im schein etc.

6. Das genit. eines 'einst' hat ebenfalls oi. Ains ein herr ein cheUn macht 61*. Ains ein pharrer wart gemacht 114^, wo wiederum der Unterschied im Gebrauche von ai und ei deutlich hervortritt

7. ein ander wird mit ei geschrieben, zue ein ander 192*". an ein ander 70^. under ein ander 70^.

Daraus ergibt sich, daß ei angewendet wird bei geschwächter logischer Betonung, ai bei betontem am; daß mithin ai von beiden Bezeichnungen der stärkere und gewichtigere Diphthong ist.

Es wird zu erforschen sein, ob diese Unterscheidung der Hand- schrift A sich auch noch in andern bairisch- österreichischen Quellen findet. K. BARTSCH.

200 K. BARTSCH, KLEINE lOTTHBILUNGEN.

KLEINE MITTHEILUNGEN.

6. Ein Fragment aus Konrad von FuOesbrunnen.

In der Kölner Handschrift von Wirnts Wigalois stehen auf dem letzten Blatte, wie Pfeiffer S. IX angibt, 'einige Zeilen aus dem Iwein, nämlich zuerst V. 21 25 und V. 1—10; dazwischen aber folgende vier Zeilen

Oencdich vnd gewaltich got.

Din heiliger wille vnd din gebot.

crgenc.

Daz wir vrolich erst^ene. Das durch Punkte bezeichnete ist unleserlich und verbleicht Es ist noch nicht bemerkt worden, daß diese vier Zeilen den Anfang ißt Kindheit Jesu bilden.

7. Wurmsegen.

Aus einer Handschrift in der Bibliothek des Fürsten Buoncom- pagni in Rom, Nr. 170. perg. 4. 14. 15. Jh. Bl. 49' mitgetheilt durch Paul Ewald im Neuen Archiv der Gesellschafl fllr ältere deutsche Oe- schichte 3, 164 (1878).

Contra vermes sive Icdant homincs sive pccora dicatur in aurem sinistram. Si sim hemma mulahos usmonim velamos euimisspar.

Ez gienc*) ain man dur ain birkin tan da warn inne wurme ain michil gesturm(e) ain wisser wurm, ain swartzer wrm, ain roter wrm, ain plawer wrm, ain mirwer wrm, aller wrm wirst die sint, als war daz ist daz unser herre Jesus ist der reiner megd miner frouwn sant Marien sun, als war ist das dirre wrm tot ist als dis vorme (wrme?) tot sint In Oottes namen amen. Pater noster tribus vicibus dicatur etc.

Wie Dr. Löwenfeld a. a. O. 3, 660 berichtet, geben die Anfangs- worte den hebräischen Text von H. Lied VI, 8 und müssen lauten: Sisim hcmma mulahos usmonim (pilagrim) velamos einmisspar.

K. BARTSCH.

*) gient.

LTTTEBATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 201

LITTERATÜR.

Zar Kritik der Nibelungen.

Seit einer Reihe von Jahren ist keine Schrift über die Nibelungenfrage mehr erschienen^ die so viel Aufsehen gemacht und bei allgemeiner Bewunde- rung des darin aufgewandten Scharfsinns so allgemein Widerspruch gefunden hätte, wie das nur 90 Seiten lange, aber an Gehalt einem dreifach so großen Buche reichlich gleichkommende Werkchen von W. Wilmanns: „Beiträge zur Erklärung und Geschichte des Nibelungenliedes^ (Halle , Buchhandlung des Waisenhauses. 1877). Zum ersten Biale ist in diesem Werke der Versuch ge- macht worden , die Entstehung des Nibelungenliedes weder durch Zusammen- schweißung einzelner Lieder, noch durch Annahme eines einzigen Dichters zu erklären, sondern durch Annahme eines alten Kerns, an den verschiedene Zu- sätze angeschossen wären, aus denen auswählend und einiges beifügend endlich ein Contaminator den heute vorliegenden Text gebildet hätte. Das klingt gar nicht schlecht. Es erinnert an die glänzenden Versuche ähnlicher Erklärungen, die bei anderen Dichtem , vor allem bei Homer , gemacht worden sind ; und mir will a priori eine solche Erklärungsweiso besser behagen als die eigentliche Liedertheorie. Denn bei einer solchen Erklärung ist die Gleichheit der Strophe, da alle Bearbeiter nur zum weiteren Ausbau eines vorhandenen Grundstocks thätig gewesen sind, die wortliche Beibehaltung der meisten Strophen und die leichte Vereinigung der disparatca Elemente zu einem scheinbar ursprünglichen Ganzen leichter erklärlich, als bei Lachmauns Theorie. Dazu kommt, daß die Untersuchung, wie man bei Wilmanns schon gewohnt ist, mit viel Geist und scharfer, energischer Consequenz gefuhrt wird. So ist das Studium dieses Werkes in der That nach allen Seiten fördernd und belehrend. Es thut wahrhaft wohl, einmal auf einen Kritiker zu stoßen , der selbständig weiter forscht und sich nicht damit begnügt hat, bei Lachmanns Resultaten als dem A und O seiner Schule stehen zu bleiben. Von der ängstlichen Beibehaltung der zwanzig Lieder oder gar der unseligen Heptaden keine Spur; ich muss aber leider gleich bei- fügen, daß Wilmanns trotzdem mit mehreren Elritcrien Lachmanns operiert hat, die sich für ihn, der nach wesentlich andern Gesichtspunkten ganz andere Ro sultate zu Tage gefördert hat, nicht so ohne weiteres als selbstverständlich dar- bieten konnten; über andere Punkte hat er den Leser etwas im Dunkeln ge- lassen I wovon bei der Betrachtung des Einzelnen näher die Rede sein wird.

Trotz aller Achtung vor den vortrefflichen Eigenschaften des Werkes kann ich seine Resultate weder im Ganzen noch im Einzelnen anerkennen. Ich lasse die Principien, nach denen Wilmanns verfahren ist, ganz bei Seite ; sie und ihre Berechtigung werden aus der Anwendung, die sie von Fall zu Fall erfahren haben, deutlich g^nug werden. Ebenso glaube ich es nicht nothwendig zu haben, eine zusammenfassende Darstellung von Wilmanns* Resultaten zu geben; auch diese wird sich der Leser aus der Kritik des Einzelnen entnehmen können. Ich kann für beides füglich verweisen auf die Anzeige Zacack^'t^ vcei \\ViT»\a>^^s^

üuäea

202 LITTEKATUH: ZUR KUITIK DER NIBEFArNOEN ^

Ctiitmlblutt ISTä, Spalte 1663—1666, welche die no«entlichen Oosichlapnokte mit Schärfe und Klarheit darstellt, und auf die auBfüfarlichci'cn Eucciiiioiien von Henning im Anzeiger fiir deutschsB Altortlium IV (Z. f. d. A. XXtl), 56—70, wo bctondcrs die Aiisfübrungen Ober die su Orunde liegende Sage tretFlicb ga- lungen sind; von Schonbnch in der Zs. f. österr. Gyran. 1877. 374 383, wo nntnciitliuh dne EniirL-Bultnl der Wilmnnngiscbeii Krilih scharf geprüft wird; und von R. V. Muth in der Zs. f. deutoche Philol. VIII, 485 493. Ich werdo tiiit'b im Einzelnen mich mitunter auf diese RccenBionen bi'zicheu. Heine Auf- gabe i«t die, Scbritt für Scbritt den AuBfübrungen des VcrfasBers nachKUgehen. Sind sie alle richtig, so werden aucli die Gesamintresnltate riebtig sein, faX\a ilet Autor keine Inductionsfeblor gcmacbt hat; sind sie alle falsch, ao werden ani'b alle Folgerungen von itelbat fallen ; da es aber sich in vielen Fällen blofi um ein Mehr oder Weniger von Noth wendigkeit oder Wahrscheinlicbkeit han- deln wird I BO wird es auch mitunter iiuthwendig werden , auf die Qeiammt' reeultate einen Uberscbauendcu und prüfenden Blick ea wei-fen. leb mache es mir dabei zum GrundKat«, soweit immer möglieb, mich auf den Bodon dos Ver- fassers zu stellen, von diesem aus seine Schlüsse zu untersuchen. leb lege doi- balb stets die Hs. A su Grunde, lu deren Anhängern ich mich nicht zUhle; ich untcriasac es , die Frage nach der Einheit oder Mehrheit der Verfasser principiell zu erörtern, mich mit der Wahrscheinlichkeit begnügend, die für die eine beider Möglichkeiten aus der Untersuchung selbst entspringen wird n. a, w. Daß principielle Difierenzen vorkommen, irird mau mir daher nicht als Mangel an Objeciivitftt vorwerfen. Nur noch eine Bemerkung allgemeiner Art luvor, welche, weil sie eine negative Seite des Werkes berührt, unten nur vorüber- goboud zur Sprache kommen kann, aber an lieb wichtig genug ist. Wilmanns hat seine Untersuchung auf das letzte Drittel der Nibelungen beschränkt, von Str. 1606— S816. „leb habe diesen Abschnitt gewählt," sagt er Vorrede 8. V, „einerseits weil icb glaube, dali man von hier aus am leicbtesten in die Ge- schichte der Dichtung eindringen kann ; andererseits weil dieser Abschnitt mit Recht als der schönste Teil des Nibelungenliedes angeseben wird. Ich glaubte voraussetzen tu dürfen, daß die Leser diesen Teil vor allen andern kennen, daß viele von ihnen längst von selbst Anstoß genommen haben an den Punkten, von denen die Untersuchung ausgeht, und daß sie am ersten bereit sein werden grade diesen Teil einer eingehenden von Strophe zu Strophe fortschreitenden Prüfung zu unterziehen ; icb glaubte für diesen Teil die willigsten und die »m buetOQ vorbereiteten Leser zu finden." Sehr viel ist mit diesen Gründen eben nicht gesagt; jedenfalls sind sie nicht geeignet, die Gründe gegen diese Be- schränkung des Stoffes abau schwächen. Speciell die vorlicgundc Abgrouiung muß Bedenken erregen. Mit der Verlobung Giselhcrs fängt doob größuriT Abschnitt in der Sage «n; wenigstens wird um dieses Resultat Wilmanns' Kritik vorausiunehmen ein Dichter, der die hauptaächlicben El cignisse von Gisclhei's Verlobung bis zu Rüdigers Tod erzählt bat, nicht Str. 1606 begonnen, sondern vorher subon einiges ereählt haben, wahr«ch< lieh die gauxc Ouicbichto von der Einladung der Burgunden an, wo nicht wi-it mehr. Aber man dnrf noch weiter gehuu und behaupten, daß die ■chriiikung der Untersuchung auf den drittun Thdl des Godicbis unofa Bedenken erregen muß. Die VorausieUungen für das, wus von 160<) 391 finrf nih in rfpm früher Enählii'ti ^-egeben, und Ich kann mir

1 von

I

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 203

fruchtbare sagengeschichtliche Untersuchung ohne BerückBichtigung der früheren Thcile gar nicht denken; um Sagengeschichte handelt es sich aber bei Wil- manns nicht selten. Femer man mag von der Darstellung, die der Kritiker gibt^ noch so vollständig überzeugt sein: eine eiserne Nothwendigkeit gibt es in solchen Untersuchungen nie; was also im besten Falle bloß glänzende Wahr- scheinlichkeit ist, könnte möglicherweise durch die Herbeiziehung der früheren Partien alteriert oder gar umgestoßen werden. Natürlich ist dieß eine rein apri- orische Möglichkeit , bei deren Setzung ich auf den Sachverhalt y wie er sich nun herausstellen möchte, keine Rücksicht nehme. Aber diese Möglichkeit als solche hätte Wilmanns erwägen und seine Untersuchungen wo möglich auf das ganze Gedicht ausdehnen oder mindestens das andeuten sollen, wie er sich im Grossen und Ganzen die Entstehung der vorhergehenden Theile des Liedes denkt. Sein Buch wäre damit wohl nicht viel umfänglicher geworden als das über die Gudrun , in dem er ähnliche Grundanschauungen durchzuführen ver- sucht hat. Ich werde Gelegenheit finden, für diesen Mangel des Buches Beispiele zu geben.

Die Untersuchung setzt an dem Punkte ein, wo Dietrich (2172 ff.) von Rüdigers Tode benachrichtigt wird. Seine Helden fallen alle; nur Hildebrand entkommt mit der Nachricht zu Dietrich. Dieser waffnet sich und geht zum Saal, wo die Burgunden sind. Hagen erkennt seine Absicht und ist zum Kampf bereit, was Dietrich sofort wahrnimmt (2265). Wilmanus fragt, was man nach dieser Einleitung erwarten könne, und findet folgendes: „er wird den Tod Rü- digers, den Tod seiner Mannen, seiner besten Freunde und seines Trostes in der Fremde rächen, er wird von Hagen und Günther Buße verlangen für das vergossene Blut, Friede und Freundschaft den Burgunden aufkündigen. Das sollte man erwarten, aber nichts davon geschieht. Dietrich verlangt König Günther und sein Mann sollen sich ihm ergeben; er verspricht ihnen Schuta vor den Hennen und sicheres Geleite in die Heimat: er schont ihr Leben im Kampf und nimmt sie mit eigner Lebensgefahr gefangen; er fQhrt sie zu Kriemhild und empfiehlt ihr angelegentlichst Milde^. Wilmanns hält für un- möglich, in dieser Erzählung „ursprüngliche, einheitliche Erfindung** zu sehen. Daß Dietrich sich sträubt zu kämpfen u. s. w., setze voraus, daß er den Kampf mit Widerstreben begonnen und daß Kriemhild ihm denselben aufgezwungen habe. Daraus folge weiter: „in der Sage, wie sie im Schluß unseres Nibe- lungenliedes hervortritt , muß Dietrich , ähnlich wie jetzt Rüdiger , durch die Bitten der rachsüchtigen Königin in den Kampf getrieben sein**. Weiter unten, wo wir Wilmanns* Construction dieses Schlußtheils von 2172 an zu be- trachten haben , werden wir sehen , wie wenig diese These dem Bestände des Gedichts gegenüber Stich hält. Aber ist sie denn überhaupt irgendwie begründet? Wie viele Leser des N. L. werden wohl sein, die aus der genauesten Lesung der wohl zusammenhängenden Erzählung solche Schlüsse selbst gezogen haben? Daß Dietrich mit Widerstreben den SLampf begonnen hat , braucht wahrlich nicht erst daraus gefolgert zu werden, daß er sich gegen denselben sträubt; ist denn nicht beides dasselbe? Und zeigt nicht die ganze Erzählung, daß er ungern genug zur Gewalt schreitet? Aber was daraus folgen soll: daß er durch Kriemhild in den Kampf getrieben sein müsse , ^«vV et %Qik«X tas^ ^^eci ^^iW

204 LITTERATUB: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

missen des Gedichtes gleich losschlagen würde, das ist erschlichen. Es ist nicht ganz deutlich , was Wilmanns sich für eine ursprüngliche Form der Dichtng denkt: glaubt er, daß Dietrich von Kricmhild genöthigt worden sei zu kiimpleni und daß er das that , ohne seine Hannen vorher verloren zu. babea ? daß er vielleicht, wie in der Thidrekssaga , mit seinen Mannen aussog? Das wäre möglich; aber es fragt sich cben^ ob nothwendig. Oder glaubt er, daß die Ermordung der AmeluDgen auch in dem ursprünglichen Gedichte war? Dann hätte er zu sciocn kritischen Auslassungen gar keinen Grund mehr; denn es wäre ja dann dasselbe Moment^ welches nach Wilmanns* Ansicht Dietrich zm Rache treiben sollte, für ursprünglich erklärt. Wir werden bei der specieDen Analyse dieser Partie Näheres über des Verfassers Ansiebt erfahren. Hier kommt CS wesentlich nur darauf an, nachzuweibeu , ob wirklich die Überliefe- rung nicht zu rechtfertigen ist. Ich meine, im Geiste des echten Bitters Dietrich, der sich stets als den wohlwollenden Freund der BurgunJen gezeigt, der sie gewarnt und Kricmhilden das herbe v*Uandinnc zugerufen hat^ der sich Tom Kampfplatze wegbegeben hat, um nicht in den Kampf gezogen zu werden, sei es vollständig begründet, daß er auf den Tod seiner Blannen hin, an dem sich Günther, ohne eine Widerrede von Dietrich zu finden, unschuldig erklärt (2272), den zwei Überlebenden, vor deren Mord er schon aus ritterlicher Hochachtang gegen ihre ungemeinen Heldenthaten zurückschrecken muß , zuerst Sicherheit und Frieden anbietet, und erst nach Hagcns wilder Herausforderung zum Kampfe schreitet^ aber auch diesen nur mit der Gefaugcnnehmung der Gegner been* digt. Denn daiß er auf Hagcns unartig- freche Rede (2263 f.) nichts erwidert, ist ganz natürlich ; dieselbe ist nicht an ihn gerichtet, und er überhört sie mit königlichem Stolze; erst wie Hagen in diesem Tone fortfahrt, nimmt er ihn beim Worte. Wilmanns kann gegen diese Beweisführung nicht etwa ein- wenden, daß die angeführten Momente der Freundächaft Dietrichs und seiner Entfernung vom Platze früheren Partien des Gedichtes entnommen seien, deren Zusammengehörigkeit mit der in Frage stehenden erst zu beweisen wäre. Denn diese Züge sind in der Sage begründet. Sic finden sich auch in der von Wilmanns mehrmals herbeigezogenen Thidrekssaga (Cap. 373. 375. 376. 380*J; und diese selbe Saga läßt Dietrich die beiden Überlebenden schonen, obwohl ecinc Mannen gefallen sind. Ich verwende hier diese Saga als ein vom N. L. unabhängiges Denkmal, ohne in die Streitfrage Rassmann contra Döring ein- greifen zu wollen, und stelle mich dabei wie sonst auf den Standpunkt, den Wilmanns einnimmt. Hätte Döring Recht, so wäre dieser eine Einwand gegen Wilmanns um eine Stütze ärmer, aber es würden um so mehr andere Thesen W.s hinfällig werden. Ich kann übrigens, um den Punkt, von dem die Rede ist, nicht noch länger zu behandeln, auf Hennings vortre£fliche Aueführung in seiner Recension (Seite 61 64) hinweisen.

Dieser erste Ausgangspunkt von W.s Kritik erweist sich also als ein schlecht gewählter. Er knüpft daran eine allgemeine Bemerkung über die Art, wie die Dichtung Dietrich und den jedenfalls erst später in die Sage einge- drungenen Rüdiger verbunden haben möge. Ward in eine Dichtung, die uns von Dietrich erzählte, Rüdiger nachträglich aufgenommen; so ist die große Be- deutung, die dieser erlangt hat, unbegreiflich ; ich wende ein, wie leicht sich

*) Ich citiere die Thidrekssaga nach Ungcr und Raßmann.

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 206

gerade eine erst frisch eingeführte Person in den Vordergmnd der Sage zu drängen vermag, wofür eben Theoderich ein Beispiel bieten kann. Wurde um- gekehrt Dietrich in eine Sagengestalt nachträglich aufgenommen, die nur Rü- diger kannte: wie fand diese ihren Abschluß? da doch Rüdiger keine Mannen hat^ die den verschiedenen namhaften Bargunden gewachsen wären. Daraus würde ich eben schließen^ daß es gar keine solche Sagengestalt gab; wir werden aber sehen, daß Wilmanns doch einen entsprechenden Ausgang für die älteste Form der Dichtung zu finden weiß: nachdem Rüdiger sich fruchtlos aufgeopfert^ wurde die Vernichtung der Burgunden durch den Saalbrand herbeigeführt.

Eine weitere Frage für W. ist: wann die Verbindung Dietrichs und Rüdigers erfolgt sei ; ob vor unserer Dichtung oder innerhalb der allmählichen Entwicklung und Ausbildung derselben? Wir werden sehen^ daß W. zu dem letzteren Resultate kommt, und die Prüfung seiner Kritik wird erkennen lassen, ob mit Recht. Im Allgemeinen scheint mir, als ob W. der Freiheit des Dichters zu wenig zutrauen würde; aber ich kann solche generelle Principfragen ruhen lassen, da die Einzcluntersuchung Licht genug auf sie werfen wird. Ich nehme nur, wie W. selbst, sein endliches Resultat hier voraus: „daß das Ni- belungenlied, wie es uns jetzt vorliegt, sich auf Grundlage einer Dichtung ent- wickelt hat , in welcher Rüdiger neben Kricmhild die Hauptperson war und Dietrich noch keinen Antheil an der Handlung hatte.'' Kann es wohl eine solche Dichtung gegeben haben , da doch Dietrich in der Sage beträchtliche Zeit vor jeder denkbaren Entstehungsperiode des N. L. seinen festen Platz ge- habt hat?

Die specielle Untersuchung hebt an mit des Markgrafen Tod; Str. 210G 2 1 G 1 . Ich gehe hier, wie durchaus, jeder einzelnen Athetese oder sonstigen kritischen Bemerkung nach, weil man nur so dem Kritiker gerecht werden und seine Aussagen, sei's definitiv bestätigen, sei's mit Sicherheit umstoßen kann. Es ist aber kein klein Stück Arbeit, und wir beide , W. und ich, müssen un- sere unparteiischen Leser um Geduld bitten. Denn W.s Kritik greift sehr tief ein und hat neben mancher kritisch wichtigen Strophe auch manche entfernt, die nichts weiter als störend, überflüssig oder unschön sein soll, deren Schicksal aber für das Endresultat sehr gleichgiltig ist. Gleich 2107 ist ein Zusatz, weil sie „zu früh auf Volker hinweist'^ (Z. 4) ; ich kann nicht verstehen warum, denn Volker spricht 2110, ohne daß inzwischen etwas berichtet wäre, was die Situation ändern und sein Hervortreten erst begründen würde. Im Gegentheil, 2107, 4 bezieht sich ganz richtig auf 2110 und kündet im voraus den Gegen- satz zwischen Volkers und Giselhers Erwartungen an. In der Unterredung zwischen Rüdiger und den Burgunden, 2111 2142, kommen begreiflicherweise manche Stellen vor, die man ohne Anstoß entbehren könnte. Solche epische Dialoge halten sich ja nicht an strenge Logik, und knappen Zusammenhang darf man hier nicht immer erwarten. Das thut aber W. ; er zeigt überall Nei- gnng, alles Entbehrliche) Retardierende, nicht ganz in festgeschlosseuer Reihen- folge Fortschreitende für Verderbnis zu halten. So wirft er Str. 2116 2118 gleich wieder als interpoliert aus. Diese stehen in gar keinem Widerspruch mit dem Vorhergehenden oder Folgenden. Es ist richtig, daß man sie nicht braucht und sie, wenn sie fehlten, nicht vermissen würde. Folgt daraus, daß sie inter- poliert sind? Kennt W. , nachdem er zehn Strophen dieses Abschnitts hinter

206 UTTfiRATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

sich gebracht hat, den Stil des Dichten schon ^o genau, daß er ihm ein sol- ches Lozarieren in der Erzählung sofort absprechen dürfte? Aber der Satxban ist hier ,, nicht so einfach, der Ausdruck nicht so durchsichtig, wie in den vor- hergehenden Strophen". Ist das großen und grösten Dichtem im Verlauf ihrer Dichtungen nie begegnet? Ein positives Moment hat W. beigebracht: zwischen 2116 und 2117 hat Lachmann und nach ihm W. grammatbchen Zusammen- hang angenommen. Ich habe und es ist mir tröstlich, daß es Andern ebenso gegangen ist nirgends genauen Aufschluß darüber finden können, wie sich W. xa den verschiedenen Lachmannischen Kriterien der Unechtheit stellt. Mehrere derselben hat er angewendet; aber es scheint mir fast, daß er sie eben als secundäre Hilfsmittel braucht, wo sie ihm gerade geschickt kommen. Einen methodischen Gebrauch hat er nicht von ihnen gemacht Lachmann dessen Methode ich nicht das Wort reden will hat wesentlich mit diesen Kriterien seine Lieder hergestellt; wenn er auch manche Strophe bloß als leer, ungeschickt u. dgl. verworfen hat, so sind deren weit weniger als bei W. ; im allgemeinen hat man bei Lachmann Gelegenheit , an den Resultaten seiner Kritik die Richtigkeit der Kriterien zu prüfen. Bei W. kommen die formellen Elemente y die bei Lachmann wenigstens innerhalb der einzelnen Lieder eine Hauptrolle spielten, immer erst in zweiter Linie ; natürlich, er verwirft so vieles, daß unmöglich sich so oft auch formelle Verwerfungsgrüude vorfinden können. Übrigens ist es an sich gar nicht nothwendig, 2116, 4 zur folgenden Strophe zu ziehen. Lachmann hat daraus kein Motiv zu einer Athetese genommen; wir befinden uns ja im 20. Liede, wo der Constructionsübergang gestattet bt; ich nehme auch keinen Anstoß an diesem Überlaufen des Sinnes, das nach meiner Ansicht eben ein Nothbehelf sein muste , wo man mit einer Strophe nicht aus- kam ; ein Nothbehelf , der aber , zum Beweis , daß der Dichter des N. L. die Unschönheit desselben wohl erkannte, nur verhältnismäßig selten angewendet worden ist. Ich also lasse mir Lachmanns Interpunction ganz wohl gefallen, falls sie sonst Grund hat. Aber Bartsch, der auch das Überlaufen der Con- struction nicht verwirft, setzt nach Str. 2116 einen Punkt, ebenso Zamcke. Da nun diese Interpunction jedenfalls möglich ist, so durfte W. den Con- structionsübergang nicht ohne weiteres als Kriterium der Unechtheit verwerthen ; denn er hat für die Annahme dieses Übergangs lediglich nichts beigebracht. Es fallt also jeder Grund für die Athetese von 2116 2118 weg. Wilmanns fuhrt weiter aus, daß 2119 Gemot richtig und passend vorbringe, was 2116 2118 ungeschickt Günther zugetheilt war: die Erinnerung an die Gastgeschenke Rüdigers; „denn auf Gernots Gastgeschenk kommt es an**. Wir werden gegen den Schluß dieser Kritik sehen, daß auch an der Stelle (1632 ff.), wo Rüdiger die Geschenke vertheilt, nur das Schwert, das Gemot bekommt, als das ver- hängnisvolle Gcfichenk von der Kritik übrig gelassen wird. Betrachten wir aber unsere Stelle für sich allein, so muß ich sagen : einen so knappen, aufs Noth- wendigste beschränkten, stets winkelrecht zugehauenen und niemals im freien Spiel der luxurierenden Phantasie sich ergehenden Aufbau ^ wie W. ihn hier und oft genug von unsem alten Dichtern verlangt, wird man in unserer ganzen Litteratur höchstens bei Lessing finden können. Ich kann auch gar nicht sehen, daß durch die Entfernung solcher freier Auswüchse unser Lied schöner würde; solches Retardieren gehört zu den Kennzeichen des epischen Stils. Was Gemot 2119 sagt, soll seine natürliche Fortsetzung in 2123 finden; 2120

LITTERATUR: ZUB KRITIK DER NIBELUNGEN. 207

2122 werden als Zathat des Verfassers von 2116 2118 ausgeschieden. Von dem „weichen sentimentalen Ton**, der „breiten Redseligkeit ** dieser Strophen rede ieh nicht weiter ^ weil das Geschmackssachen sind, und weil mir noch niemand bewiesen hat^ daß diese Eigenschaften im Widerspruch mit dem Cha- rakter der Dichtung stehen, und vor allem , weil W. diese Eigenschaften hier wie sonst gewaltig übertrieben hat. Sollte eine so tragische Scene, nicht schauer- lich-großartig, sondern gerade schmerzlich-rührend, wie diese, keinen weicheren Tod vertragen können ? Ahnliches werden wir noch öfters , zumal bei Betrach- tung von 2072 2105, finden; und ich werde mich weiterhin der Widerlegung derartiger allgemein ästhetisierender Bemerkungen überhoben achten dürfen. Daß sich in 2123 im Gegensatze zu der Weichheit der drei vorhergehenden Strophen «ganz der feste, kräftige Heldensinn'' zeige^ «der auch Rüdigers Auf- treten charakterisiert **, ist ganz falsch. Rüdigers Worte 2112 sind Worte der Resignation, nicht des Heldensinns ; er hat alle seine Kraft zusammengenommen, zu weiterer Auseinandersetzung würde sie ihm gebrechen , wie er denn auch 2118 und 2120 sie immer mehr verliert. Schildert hier kein echter Dichter und Psycholog? Auch davon muß noch geredet werden, daß nach W. Gemots Schwert bloß als die verhängnisvolle Gkibe, wie 2123, erwähnt werden durfte^ nicht so, wie 2122 dasselbe preist und rühmt. Hiemit hat W. einen schönen Zug zerstört. Es ist echt episch, daß die Güte einer Waffe gepriesen oder auch, wie anderwärts, ihr Aussehen geschildert wird, wenn dieselbe von Bedeutung für die Erzählung wird ; obwohl W. diesen Schilderungen auch sonst feind ist (cf. zu 1640 und zu 1722), so hat er nirgends einen Grund gegen dieselben vorgebracht, und es wäre ein Leichtes, ihm aus den Dichtem jener Zeit Ahn- liches und Gleiches in Menge nachzuweisen. Aber die Hauptsache ist der deut- liche und eminent wirksame Contrast, in welchem der Ruhm des Schwertes^ das so Manchen getödtet hat , ohne zu splittern , mit dem grausigen Ende steht, daß es nur aufgespart ist, um seinen eigenen Herrn zu erschlagen. Das Motiv, daß 2123, 1 sich wirksam der Z. 2119, 1 gegenüberstelle, wird uns in noch deutlicherer Gestalt mehrmals wieder begegnen, wobei es seine Beur- theilung finden soll. Demselben Interpolator wie 2116 2118 und 2120 bis 2122 gehören auch 2126 2128 an, ,,so daß er hier, wie vorher an zwei Stellen, drei Strophen eingeschoben hätte". Lnmerbin eine wunderliche Oapricc dieses Dichterlings! Man trifft ja bei manchen Dichtern ähnliche Regelmäßig- keiten, wie Stichom3rthien, Distichomythien u. ä.; aber wo wäre hier Anlaß zu solchem Schematismus? Die Reden der Einzelnen sind ungleich lang mit diesen Strophen und ohne dieselben, und innerhalb der drei Triaden ist vollends von einer regelmäßigen Responsion keine Rede. Die Gründe für die Ausscheidung der drei letzten Strophen sind ziemlich mangelhaft. 2126 soll den Gedanken von 2125 „verwässern''; der „unbeholfene Satz" ist doch recht wohl verständ- lich. In 2127 und 2128 soll der Fortschritt der Gedanken nicht natürlich sein: nach 2126 müste Rüdiger etwa sagen: „das möge Gott verhüten"^ und daran die Mahnung 2127, 3/4 knüpfen: lät die juncvrauwen niht engelien min u. s. w. Daß aber dieser vermittelnde Gedanke fehlt, fallt doch; wenn er so leicht zu ergänzen ist, und bei so erregter, kurzer Rede, wie Rüdiger sie hier durchweg führt (im charakteristischen Gegensatze zu Günther 2116 f., Gemot 2121 2123, Giselher 2125 f., Hagen 2130—2132, Volker 2140 f. spricht der mit sich selbst ringende Rüdiger stets nur eine Strophe, 2187 nur eine hsiUiQ. 'L^^^^

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80 gut wie gar nicht ins Gewicht. Auch daran nimmt W. Anstoßi daß Rüdiger 2127 überhaupt ein Entkommen der Burganden für möglich hält. Für sehr wahrscheinlich wird er es vielleicht auch nicht halten ; aber Etzels Mannschaft ist vorderhand erschöpft, 2071; sonst hätten er und Kricmhild sich auch nicht so sehr um Rüdigers Hilfe umgethan. Daß Dietrich eingreifen werde, kann Rüdiger nicht voraussetzen ; und mit seinen eigenen 500 Mann und zwölf Recken (2106) können es die Burgunden ^ die eben, 600 an der Zahl (2061)^ mit 1200 Hennen (2070) fertig geworden sind, wohl aufoehmen. In der That fällt ja auch Rüdiger mit allen den Seinigen , und erst der Amelungen unvorher- gesehene Verwicklung in den Kampf entscheidet gegen die Burgunden. Somit kann nach den eigenen Thatsachen des N. L. die Unwahrscheinlichkeit nicht sehr groß sein; man pflegt aber bei solchen Vermächtnissen , wie 2127, auf ein mehr oder minder von Möglichkeit nicht so viel zu sehen. Dasselbe gilt von Strophe 2133, 4 und andererseits von 2142. Wilmanns ist übrigens durch die eben zurückgewiesene Aufstellung in einen ziemlich sichtbaren Widerspruch mit sich selbst gekommen : denn wenn es^ wie er in der Einleitung ausgeführt hat^ nicht denkbar ist^ daß in der ursprünglichen Dichtung Rüdiger mit seinen Mannen allein die Burgunden überwältigt habe y so ist ein glückliches Ent- kommen der letzteren aus diesem Kampfe , auf den es Rüdigem allein an- kommt, um so mehr denkbar. Auch daß sich 2129 viel schöner an 2125 an- schließe ^ muß ich bezweifeln. Man könnte es wohl ertragen, wenn die zwei Strophen unmittelbar auf einander folgten, und insofern sagt W. richtig: |,Rü- diger hat nichts zu antworten als: Nu müez uns got gendden^; aber ich finde es doch besser, wenn er auf 2125 f. wirklich antwortet, und was er antwortet, ist gewiß schön und wohl am Platze; ich wüste gar keine bessere Bitte, die Rüdiger an seinen Eidam, mit dem er kämpfen muß, richten könnte, als: Idl die juncvrouwen niht entgelten min.

Das bisher Interpolierte war das Werk eines Interpolators (wenn man von 2107 absieht^ über deren Ursprung nichts gesagt ist). Sogleich aber stoßen wir auf einen zweiten. Die ganze Stelle 2129, 4 2144, wo Volker und Hagen mit Rüdiger ausmachen, ihm im Kampfe auszuweichen, ist eine wieder von an- derer Hand eingeschobene Episode, innerhalb deren aber derselbe Interpolator wie zuvor seine Zusätze abgelagert hat. Diese letzteren Zusätze fasse ich wie W. zuerst ins Auge: 2134 nimmt 2135, 4 voraus; solches Vorausnehmen ist aber (cf. in dem schon Betrachteten Str. 2107) so häufig im N. L., daß es zuerst als ein stehendes Kennzeichen der Unechtheit bewiesen sein müste; 2136 f. sind unecht, weil 2136, 1 = 2121, 1 (was man gerade so gut so auslegen könnte, daß der Verf. der einen Stelle den Ausdruck, der aber wahr- Ifch nichts Besonderes hat , aus der andern gestohlen hätte) , und weil Hagen den Lohn für die Güte Rüdigers nicht von Gott (2136) erwartet, sondern ihn selbst gibt dadurch, daß er sich vom Kampfe fem hält; ein Grund, den mau nicht zu widerlegen braucht; 2139 gemahnt im Ton an 2134 und andere jüngere Strophen, ist also auch jünger; 2141 2148 sind interpoliert aus folgenden Gründen: 2141 ist ein seltsamer Einfall (ich finde eine großartige Ironie dai'in, daß Volker hie zer hodigezU y die so ganz anders ausgefallen ist, die houge der Gotelind trägt und vorweist), und 2142 stimmt nicht zu Rüdigers sonstigem Bewußtsein von seinem nahen Tode (darüber s. o.); daz toolde got 2142, 1, „wie zweimal vorher Gemot in jüngeren Strophen^ (an den beiden

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StelleO; 3120, 21 24, spricht übrigens nicht Gemot, sondern Rüdiger); 2143^4 greift vor (worüber s. c). Alle diese Gründe der Unechtheit beziehen sich theils auf die früheren, von mir zurückgewiesenen Athetesen , theils sind sie sonst hinfällig. Im Grunde sind die meisten der 7 Strophen athetiert wegen ihres weicheren Tones, wovon schon die Rede war. Wichtiger ist die Athetese des ganzen Abschnitts (2129, 4.) 2130—2133. 2135. 2138. 2140. 2144; aber sie ist mindestens eben so schlecht begründet wie die andern. W. schil- dert das Verfahren des Interpolators : „^^r sich daran gewöhnt hat, die Arbeit der Interpolatoren zu beachten, wird sie hier leicht schon an der Art der Ein- schaltung erkennen. Der Interpolator steht unter dem Eindruck seines Originals; er bezeichnet den Punkt, »uf dem die Erzählung ist, und greift dann hemmend in die natürliche Bewegung ein, um schließlich mit größerer oder geringerer Mühe von seiner Abschweifung zum Ausgangspunkt zurück zu kehren". Beson- ders viel Mühe hat diese Rückkehr in unserem Falle nicht gekostet; 2142 ge- hört noch zu dem wesentlichen Gegenstande der Episode , und 2144 ist sie schon zu Ende. Aber die Hemmung der Erzählung ist vorhanden: 2129 werden schon die Schilde erhoben, als Hagens Erzählung wieder eine Pause veranlaßt. Ich Icugue es W. nicht ab, daß Hagens Worte : beltbet eine wile u. s. f. nicht sehr schön und kräftig sind, sondern eher langweilig klingen; „possenhaft^ ist etwas zu viel gesagt. Aber ich glaube auch eine Erklärung zu haben fOr diese Hemmung. Der Dichter wollte den Tausch der Schilde und das Versprechen gegenseitiger Schonung einflechten; das muste eine Scene für sich geben, von dem Gespräch mit den andern Burgunden, das keine Abmachungen zur Folge hat, getrennt. So kam der Dichter auf diese Art der Einschaltung unserer Episode. Woher er das Motiv hatte, wird sich kaum entscheiden lassen. Es ist ja schon homerisch und öfter verwerthet, und er mag es irgendwo gefunden habeu. In der Nibelungensage war es vielleicht zuvor noch nicht; die Thidreks- saga z. B. weiß nichts davon. Aber das muß ich festhalten, daß 2130 2144 von demselben Dichter herrühren wie das Vorhergehende. Ich habe oben pa- renthetisch auf den sehr charakteristischen und ganz im Wesen der Situation begründeten Zug hingewiesen , daß Rüdiger auf die längeren Reden der Bur- gunden stets nur mit einer Strophe antwortet. Dieser Zug geht auch durch die Strophen 2130 2144 hindurch; Wilmanns hat ihn freilich durch seine Kritik gründlich zerstört; allein ich glaube in diesem entschieden dichterische Empfindung und Überlegung verrathenden Zuge ein positives Element gegen seine Kritik zu besitzen: falls die negativen nicht genügen sollten. Mit den Worten „durch mortrcechen willen*^ fängt nach W. wieder „der alte herbere Ton" an. An dem obigen Beispiel, wie schief W. den Ton, der in Str. 2112 erklingt, aufgefaßt hat, kann man das kritische Gewicht dieses Satzes ungefähr ermessen , der schon dadurch hinfällig wird, daß von einem mortraschen willen auch nach dem, was W. an Strophen übrig gelassen hat, eigentlich nicht die Rede sein kann. Beim Beginne des Kampfes bedient sich hier der Dichter, wie im epischen Stil Ahnliches zu Dutzenden vorkommt , der sonst gebräuch- lichen Schilderungen der Kampfeslust, obwohl von einer solchen in der obwal- tenden Situation kaum geredet werden kann; ganz ähnlich 2143, 2 des muotea er ertohte.

Die Ausscheidung der Episode 2130 2144 hat auch die Auswerfung von 2148 zur Folge, in welcher Volker und Hagen und ihr fride mit Rüdiger OERMANU. Neae Reihe XII. (XXIY. Jahrg.) \^

210 LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

erwähnt sind. Daß 2148, 1 »gans müiSig^ ist, kann wohl nicht ab Grand gelten; die Strophe bleibt stehen. Ebenso 2149^ welche ^nur in stärkeren Ausdrücken ausfuhrt, was in 2146, 4 gesagt ist", aber nicht einmal als |,8türeud^ bezeichnet wird. 2151 hat schon Lachmann ausgeworfen , weil Dankwart daselbst erwähnt wird. Wilmanns von seinem Ausgangspunkt aus kann diesen Grund nicht brauchen; aber die Strophe ist ihm eingeschoben , weil Giselhers Eingreifen wirksamer aufgeschoben sei, bis Rüdiger und Gemot gefallen seien (2161). Daß 2161, 1. 2 eben sehr wirksam wären, könnte ich nicht sagen; im übrigen haben wir in 2151 eine der vielen zasammenfassenden Strophen, in denen mehrere Helden ange- zählt werden. Lachmann war diesen Strophen feind, ebenso Wilmanns; aber ein triftiger G^rund y sie zu entfernen , ist nie beigebracht worden. Ob sich wohl solche immerhin etwas lederne Aufzählungen als Verlegenheitsmittel nicht auch bei andern Dichtem finden sollten? Die vorliegende Strophe wegzuwerfen, ist übrigens deshalb mislich , weil alsdann in 2150 und 2152 zwei Variationen desselben Gedankens unmittelbar zusammenstoßen würden : dem Ut de» tage» BiUdegir harte wol ffelich daz er ein recke wasre vil lUene unde (unt ouch vü) lobelich ; tril wol zeigte RiUdegir daz er was stark genuoc, Wilmanns scheint diese lucon- venienz auch gefühlt zu haben; denn er hält eine von den beiden Strophen für entbehrlich, also jünger. Für den Übergang zum Kampfe mit Gemot war nur eine nötbig^ also wird auch nur eine ursprünglich sein; wieder das alte, mit nichts motivierte Wegschneiden alles irgendwie Entbehrlichen. W. läßt aber die Wahl, welche Strophe wir für alt halten wollen: „ich glaube 2152, aber auch 2150 paßt gut und ebenso 2150, 1. 2. 2152, 3. 4^. Diese Unentschie- denheit ist sehr lehrreich; sie zeigt, daß an beiden Strophen auch nicht das geringste Merkmal verschiedenen Ursprungs ist; es werden also wohl beide gleich alt und ursprünglich sein. Das Zusammensetzen von halben Strophen kommt uns hier zum ersten Male vor. Ich habe gegen diese Art von Kritik, die auch Lachmann, obwohl nur ganz selten, geübt hat, principiell nichts ein- zuwenden; es ist wohl denkbar, daß ein Interpolator , wenn es nicht anders gieng, eine Strophe des ihm vorliegenden Textes auseinanderriß. Ich beurtheile abo solche Stellen durchaus nicht anders als alle übrigen. Schönbach hat iii seiner Rec. Seite 379 ausgefährt, daß 2152, 3 die Zeile 2152, 2 voraussetze; ich glaube, nothwendig nicht; aber W. hat gegen die vier ausgeschiedenen Zeileu nichts Triftiges vorgebracht. Endlich werden noch 2158 —2160 ausge- schieden, wofür diesmal gar kein Grund angegeben wird. Noch dazu muß W., um 2161 unmittelbar auf 2157 folgen lassen zu können^ in 2161, 1 statt mit A bruoder vielmehr mit B swcher lesen; gleich ein Beweis, wie leicht er mit der Hss.-Frage umgeht: „B hat die ursprüngliche Lesart bewahrt; die an- dern Uss. ändern mit Rücksicht auf die Interpolation". Welche Verwirrung der Logik in diesem Verfahren steckt, liegt auf der Hand. Sonst immer mit A zu lesen^ und nun, um drei Strophen ausscheiden zu können, gegen die sich gar nichts sagen läßt, auf einmal von A abzuweichen, während die La. von A bei Erhaltung dieser drei Strophen ganz tadellos ist: ärgere Willkür lässt sich kaum denken ; und W. hätte wohl gethan , die „kleineu Mittel des philologischen Handwerks^ , von denen er in der Vorrede verächtlich spricht , minder neben - Bächlich zu behandeln. An und für sich versteht sich, daß die La. von B gleich gut paßt. Innerhalb der drei ausgeschiedenen Strophen soll wiederum ^if^Q jünger sein als die zwei andem , und in 2158 , 4 soll statt Hagen ur-

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sprÜDglich Giselher geDannt gewesen seio; da die Einfuhrnng des Redenden in Str. 2160 ohne Nennung seines Namens nicht ursprünglich sein könne* Solche Einführung kommt aber gar nicht selten vor ^ und man merkt ja doch , daß Giselher der Redende ist. Die Einmischung Hagens steht nach W. im Zusam- menhang damit, daß ^Bearbeiter sich bemühten, Hagen auch in dieser Scene einigen Antheil an der Handlung zu gewähren.** Ich weiß bloß einen solchen Bearbeiter, den^ von dem die „Episode** 2130 2144 verfaßt oder eingeschoben ist; denn 2148, falls von einem andern Verfasser, ist nur mit Beziehung auf die Episode gedichtet. Da ich die Episode als einen integrierenden Theil der Dichtung erkannt habe^ so können auch 2158 2160 ungerupft bleiben. Der- jenige aber, der 21 58, 4 und 2159 Hagen eingeführt hätte, müste doch wohl identisch sein mit dem, der vorher schon sich mit Hagen zu schaffen gemacht hat ; wir werden uns kaum zwei Bearbeiter mit dieser nemlichen Tendenz thätig denken wollen. Wir hätten also innerhalb dieses ersten Abschnitts , um uns einmal probeweise ein Bild von W.s Resultaten zu machen , mindestens vier Dichter: 1. die alte Erzählung; 2. den Interpolator von 2158 2160; 8. den Dichter der Episode, von dem auch 2159 herstammen muß^ und 4. denjenigen^ der die sentimentalen Zusätze 2116 2118 u. s. f.» auch die innerhalb der Episode, gemacht hat. Ob 2107. 2148. 2149. 2150 (oder 2152 oder 2150, 3. 4. 2152, 1. 2.) von einem dieser viere sind, kann man nicht wissen. Aber es ist an vieren genug. Was für ein Rattenkönig von Dichtem in 56 Strophen I Wie einfach sind dagegen Lachmanns Resultate! Mit 2161 schließt die Erzählung. W. untersucht die folgenden Strophen 2162 2171 nicht mehr. Ich kann es mir also auch ersparen, zu untersuchen, ob 2161 einen Abschluß bildet oder nicht, um so mehr, als, wie wir sehen werden, nach W.s Ansicht die hier gefundene alte Dichtung doch ursprünglich noch Weiteres enthalten hat; nur was uns von derselben erhalten ist, schließt mit 2161. Ob es aber nicht mislich ist, solche isolierte Scenen für sich zu untersuchen und was darüber hiuausliegt, auf später zu versparen oder, wie hier, ganz zu ignorieren? Das letztere ist jedenfalls ein Fehler; denn aus solchen Übergängen wie 2162 2171 könnte unter Umständen dieß und das über die Entstehung zu folgern sein. Auch gegen die Reihenfolge , in der W. die verschiedenen Abschnitte untersucht hat und welche nicht durch den Zusammenhang der Überlieferung, sondern durch die von W. behauptete Zusammengehörigkeit der verschiedenen Stücke bestiiumt ist, ließen sich Einwendungen machen. Aber eine genau auf- merkende Kritik kann sich über solche Dinge, welche das Resultat selbst we- niger berühren als die Methode seiner Gewinnung, wegsetzen. Wir werden jedoch Stellen finden, wo mir die Anordnung, die W. dem Stoffe gegeben hat, auch auf die realen Resultate seiner Kritik von Einfluß gewesen zu sein scheint.

So versetzt uns W. nunmehr mit einem großen Sprung an den Anfang der von seiner Kritik umspannten Erzählung und untersucht den Bericht von Giselhers Verlobung, Str. 1606—1624. Auch hier finden sich «unerträgliche Interpolationen^ oingestreut. Lachmann hatte 1618 ausgeschieden, weil 1613, 2 des Markgrafen Tochter wieder in den Saal geschickt worden ist, ab^ iai8 ze hove beschieden wird , als ob sie zuvor anderswo gewesen wftr^ vielmehr 1612 ausscheiden. Sein Grund für diese Athetese ist detf 1613, 1 offenlichen spricht: „als die Jungfrau hinausgegangen ift^

212 LTTTERATUS: ZUR KSITIK DER NIBELUNGEN.

Spielmann offen heraossprechen^. Ich meine, das Wort offenlkhe kann gerade so gut motiviert sein durch die Anwesenheit der Jungfrau: obgleich sie da ist, spricht Volker doch offen und laut. Den Maßstab modemer Scheu vor solchen Dingen wird man nicht anzulegen brauchen und noch viel weniger mit Heinrich Fischer, Nibelungenlied oder Nibelungenlieder? Seite 134 deshalb mit A in 1612, 2 die küenen statt die schämen lesen wollen^ denn die Ritter haben bis jetzt den Saal nicht verlassen, können also auch nicht wieder in denselben ge- fuhrt werden. Da aber 1613 in A der selbe spilman nur möglich bt, wenn die vorhergehende Strophe echt ist, so verwirft Wilmanns hier die La. von A und recipiert die der Vulgata*) der edele spilman: „die Lesart in A setzt schon die Verbindung mit der vorhergehenden Strophe voraus*. Eine methodische Kritik muste vielmehr zu diesem Schlüsse fuhren : da A, welche sonst zu Grunde liegt, 1613, 1 deutliche Beziehung auf 1612 zeigt, so muß 1612 echt sein. Ich kann mich dieses Argumentes nicht bedienen; aber ich denke, die Grunde gegen 1612 sind schwach genug. £s fragt sich nun, ob also nicht 1618 interpoliert sei. An und für sich ist es ebenso auffallend, daß ein Interpolator eine solche Incongruenz in der Situation in die Erzählung hineinbringen sollte, wie , daß sie dem Dichter selbst entschlüpft sein soll ; denn auch jener wird wohl die Situation in der Erzählung, die er interpolieren will, ein wenig über- legen. Aber von dieser principiellen Frage abgesehen , ist es gar nicht noth- wendig, hier einen unlösbaren Widerspruch zu finden. Der Saal, in dem wir uns befinden, ist, wie solche Speisesäle überhaupt, wie insbesondere auch der in Etzeinburg , sehr groß; sonst könnten nicht, wie es 1610 erscheint, alle Ritter in demselben essen. Es ist also nichts Auffallendes , wenn die junge liarkgräfin, die sich schon im Saale befindet, noch besonders ze hove beschieden wird; wie auch Zamcke in seiner Rec. Sp. 1665 f. ausfuhrt. Es wird das nichts anders bedeuten, als daß nach der Unterredung 1613 1617 die Fürsten sieh erhoben haben und berathen, und daß man die Jungfrau vom Tische weg zu ihnen schickt; falls die Anwesenden überhaupt noch am Tische sitzen, was durchaus nicht nothwendig ist; denn sie können sich auch sonst im Saal ergehen. Was ich hier als in der Erzählung vorausgesetzt denke, ist allerdings nirgends ausdrücklich gesagt, aber wohl nicht anders zu denken. Auch 1621, 1 setzt diese Situation voraus. Daß die Erzählung nicht ganz glatt ist, steht kaum zu leugnen; allein Widersprüche enthält sie nicht, und man muß mit dem aus- zukommen suchen, was da ist, und das ist ganz wohl möglich. Wir werden also sowohl 1612 als 1618 für echt halten dürfen.

Innerhalb der besprochenen Erzählung hat die Vulgata eine Strophe mehr als A, die Str. 1614, 5. Für Lachmann war diese ohnehin eingeschoben; er hat aber auch 1615, freilich mit sehr gesuchten Gründen, athetiert. Während

*) Ich werde ans den kritischen Apparaten von Lachmann and Bartsch nicht klar, wie die verschiedenen Hss. hier lesen. In der Aasgabe giebt Lachm ann der edel »püman als La. der Valgata an; in den Anmerkungen dagegen verzeichnet er bloß die Variante von C der Hure tpileman^ ohne über selbe and edeU etwas anzugeben. Bartsch giebt im Text edele; im Lesartenverzeichnis gibt er an y,edele g [so daß man meinen maß, B a. s. w. hätten etwas anderes], sdbe A, tiure C. R. v. Math in seinen Variantenverzeichnis von A (Zeitschrift für deutsche Philologie 8, 446 ff.) bringt die Str. 1613 gar nicht Kurz, es ist nicht klar, wie die Sache steht; ist auch für unsere Zwecke hier gleichgiltig. [Alle Hss. außer g haben die gekürzte Form edel, die, da sie keine wirkliche Lesart ist, ich aufzofÜhren für uunöthig hielt. K. B.]

LITTERATUB: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 213

aber ihm 1615 für älter gelten mußte als die Divergenz nnserer Hss., 1614, 6 dagegen für ein Werk des Urhebers der Vulgata^ so hält Wilmanns vielmehr beide Strophen für gleich alt, mit der Bemerkung: »in A sind hier, wie an andern Stellen , jüngere Zusätze unvollständig aufgenommen,^ d. h.^ falls ich diese Bemerkung richtig verstehe: in den echten, ursprünglichen Theilen des Gedichts fehlt nichts in A, aber interpolierte Stellen sind mitunter in anderen Hss. vollständiger erhalten. Wie ich mir nach dieser Aussage das 'Verhältnis der Hss. denken soll, weiß ich nicht recht. Es müste der, von dem der A und B gemeinsame Urcodex st}immt, in seinem Text die Zusätze irgendwie kenntlieh gemacht haben (vielleicht wäre er selbst derjenige gewesen, von dem die letzte Zurichtung des Liedes stammt); dann hätte der eine der Abschreiber diese Zu- sätze ganz^ der andere nur theilweise aufgenommen. Oder soll man sich eine Hs. denken, in der die Zusätze (aber welche?) noch nicht da waren und neben der dann eine andere mit den Zusätzen benutzt worden wäre? In beiden Fällen scheitert jeder Versuch, sich über das wie ? eine mögliche und klare Vorstel- lung zu machen. Das wäre natürlich ganz wohl denkbar, daß A, wie an an- dern, ganz alten Stellen, so auch an jüngeren hie und da ausgelassen hätte; aber dann ist dieses Auslassen auch jüngerer Zusätze ein reiner Zufall. Und das kann W. mit seinen Worten unmöglich gemeint haben. Ich stelle mich von der Hss. -Frage unabhängig und sage: auch mir gefällt 1615 ohne 1614, 5 nicht sonderlich. R. v. Mnth in seiner Einleitung in das Nibelungenlied S. 146 hat zu den wenig sagenden Gründen MüUenhoffiB (Z. G. d. N. N. 966 f.*) noch einen weitem gegen 1614, 5 gefügt: dieselbe setze „die Werbung eines Königs voraus, von der Volker nicht einmal hypothetisch gesprochen hat**. Muth hat 1614, 1. 2: oh ich ein fllrate wasre und $olde tragen krdne gänzlich übersehen. Rüdigers Worte 1614, 5 beziehen sich auch keineswegs auf einen concret ge- dachten Fall; und ich finde, Gemots Worte 1615 passen viel besser auf Rfi- digers Bedenken als auf Volkers Äußerung hin: ;,doch, ich wäre gleich dazu bereit, sold ich triutinne nach minem willen hdn'^, W. ninmit das für eine n un- verholene Liebeserklärung^. Im Gegentheil: in Gemots Worten liegt ausdrück- lich gesagt, daß er nicht in der Lage sei, ein Weib zu nehmen. Uns zu offen- baren, warum, das können wir von dem Dichter nicht verlangen, der es wohl selbst nicht wüste: er fand in der Sage Gemot als unverheiratet und Giselher als Rüdigers Eidam und brauchte für beides keine weiteren Motive zu erfinden. Damit erledigt sich W.s Frage: „wozu wird der jüngere Brader mit Gewalt vorgeschoben, da der ältere so heiratslustig ist.^ Daß Hagen „möglichst un- natürlich^ das Wort nehme (1615 f.), ist Geschmackssache; auch die Behaup* tung, daß „der grimme Hagen unbeteiligt bei dem Liebeshandel * sein müsse, ließe sich damit entkräften , daß er doch seinerzeit zu Günthers Vermählung mitgeholfen hat; aber ich gebe zu^ daß der ganze Vorgang uns etwas ge- zwungen und überrumpelt erscheint; den Zeitgenossen wobl nicht so sehr. Der Dichter hatte hier schweres Spiel: Giselher und die junge Markgräfin haben sich noch nie gesehen ; er konnte also die Verlobung nicht durch eine vorher- gängige offene oder geheime Liebe, wie etwa bei Siegfried und Kriemhild, mo-

*) Ich kann nur nach der Seitenzahl der allg. Monatssehrifl f. W. u. L. von 1864 eitleren, da mir der Separatabdmck nicht zu Gebote steht R. v. Muth a. a. O. gibt S. 90 an.

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ÜTiereii. Ein modemer Dichter hfttte eine solche Erzählung gar nicht geschaffen, und wo er, einen überlieferten Stoff behandelnd, auf eine derartige ungute Er- zählung gestoßen wäre, hätte er die Motive verändert. Der alte Dichter schaltet mit dem Stoff nicht so frei , und demgemäß hat er aus der vorliegenden Er- zählung uomöglich ein großes Kunstwerk gestalten können. Denn das wird sie auch Dicht dadurch, daß man mit Lachmann und Wilmanns 1616 unmittelbar auf 1614 folgen läßt, wodurch die Erzählung nicht schlechter, aber auch nicht besser wird. Leicht mag es sein wie R. v. Muth Z. f. d. Ph. 8, 486 f. aus der Thidrekssaga , wo Giselher statt Gemots das für Rüdiger todbringende Schwert erhält, und aus manchen Stellen des N. L. folgert, daß die Erzählung in einer älteren Sagengestalt anders war, daß besonders Giselher eine größere Rolle spielte, und dabei mag auch seine Verlobung anders und besser berichtet gewesen sein; aber das ist eine Möglichkeit, deren Erwägung auf die kritische Betrachtung unserer Stelle keinen Einfluß hat.

Auch in dieser Erzählung aber sollen , ähnlich wie wir s bei der von Rüdigers Tod gefunden, „zwei Schichten von Bearbeitung übereinander liegen". Wilmanns nimmt Anstoß daran, daß Rüdigers Tochter erst im Saale ist, dann fortgeht und dann wieder eingeführt wird. Er sagt: „Wo eine Person auftritt^ dann ohne etwas gewirkt zu haben, weggeht, und von neuem herbeigerufen werden muß, hat man in überarbeiteten Gedichten immer Ursache aufmerksam zu sein. Ich glaube, daß in der ursprünglichen Dichtung die junge Markgräfin im Saale blieb und zugegen war, als Volker seinen Antrag stellte^. In dem Texte, wie er überliefert ist, ist sie auch wirklich zugegen; bloß die Athetese von 1612 hat sie weggeschafft. Daß das N. L. ein überarbeitetes Gedicht sei, hat sich uns bis jetzt nicht gezeigt. Und endlich ist das Weggehen der jungeo Markgräfin und ihr Wiederkommen nicht unbegründet. Zarncke hat in seiner Rec. Sp. 1665 darauf hingewiesen, daß auch bei Brünhilde und Kriemhilds Vermählung diese beiden Fürstinnen die einzigen Damen sind, die am Abend- essen theilnehmen. Nach Str. 558 sind die burgundischen Damen in ein tdl tnUeM gadem gegangen , also gewiß ebenso Brünhilds Begleiterinnen; ferner hat sieh nach derselben Strophe auch Rriemhild entfernt, die erst als Siegfrieds Gattin 571 zum Essen kommt; könnte sie schon als Prinzessin und nicht bloß als Königin daran theilnehmen, so hätte sie sich nicht vorher zurQckgezogeu. Etwas anders liegt die Sache bei der Bewirthung der Burguuden durch Kriem- hild. Da während des Mahles sich der Kampf erhebt ^ so konnte der Dichter keine Damen im Saale brauchen. Aber daß er sie abwesend denken konnte, ohne das zu erwähnen , beweist , daß nach seiner Anschauung bei höfischen Banketten bloß die Landesfürstin anwesend sein durfte. So auch in unserer Erzählung, wo der Dichter 1610 noch zum Überflüsse sagt: nach fjewonheife so ächieden n sich dd, ritteve unde vrouwen die giengen anderswä. Es ist aus diesen Stellen deutlich genüge daß die Erzählung des N. L. in diesem Punkte durch- aus deutscher Sitte folgt; s. Wcinhold , die deutschen Frauen, S. 387. 389. Vor und nach dem Essen aber ist die Zeit der Unterhaltung mit den Damen gewidmet. Für seine Annahme hat jedoch W. auch spccicUc Gründe. 1609, 4 der edel videlasre dem wirie holden willen truoc ist von der Erzählung, womit Volker diesen holden willen bewiesen habe, durch 1610 1612 gcti*ennt. Für Lachmann war das ein Grund, 1609 auszuscheiden; W. betrachtet vielmehr die ihr folgenden Strophen als jünger. Die Worte 1609 , 4 sind eine jener

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häufigen Vorausweisungen , die mitunter wirkungsvoll angebracht , groOentheils aber bloßes FHckwerk zur Ausfüllung der Strophe sind. Wir dürften sie nur ver- werfen nach gründlicher Prüfung aller Fälle, nicht aber so wie hier geschieht, eine jede Strophe für sich. Fast denselben Fall hatten wir 2107, worüber oben nachzusehen. Ferner soll nach W. das Lob Gotelinds 161 3 „durch den Fort- schritt der Erzählung nicht gefordert^ sein und 1614 gar nicht an dieses Lob anknüpfen; auch daß Volker 1614 noch einmal als redend eingeführt wird^ errege Anstoß. In Beziehung auf 1613 hat W. selbst zugegeben, daß sie |,der Situation angemessen^ sei; die Verbindungslosigkeit zwischen 1613 und 1614 befremdet bei einem strophischen Gedichte nichts und ist, wie die nochmalige Erwähnung des Redenden, gar nichts Unerhörtes. Aus diesen sehr schwachen Prämissen folgert nun W.^ daß 1610. 1611. 1613 eine Interpolation seien, und zwar eine ältere als 1612. 1614,5. 1615. Möglich sei, daß 1609 jünger sei als 1608 , da die Zeilen 1 3 „bedeutungslos^ seien (ein sehr geringer Grund!), aber jedenfalls älter als 1610 ff. Wenn 1613 und 1614 nicht zusammenpassen^ so genügte es, 1613 auszuscheiden ; womit ich gewiß keinen positiven Gegenvorschlag machen, sondern nur zeigen will, wie aus W.s Grün- den, auch wenn man sie zugibt, nicht immer seine Resultate nothwendig folgen. Aus der spätem Entstehung von 1610. 1611. 1613 folgt weiter, daß auch die Stelle , wo die junge Markgräfin wieder hereingerufen wird , jünger sein muß. W. wirft 1617, 3. 4. 1618, 1. 2 aus; seine Gründe sind freilich so schwach als möglich: 1617, 3. 4 „weisen unnöthig in die Zukunft^, 1618, 1 ist einfach „überflüssig^. Da wir für die Athetcse von 1610. 1611. 1613 gar keinen Grund gefunden haben, so fällt auch jeder für die Entfernung der ge- nannten vier Zeilen hinweg. Weiter gehören dieser älteren Interpolation an: 1619. 1620, wo das ausgeführt wird, was in 1617, 3. 4 angedeutet ist. Da ich diese zwei Zeilen aus der echten Dichtung auszuscheiden keinen Grund ge- funden habe, so ist auch für die Athetcse von 1619. 1620 keiner mehr vor- handen. Daß Gernot, „ohne daß es in der Sache begründet wäre,^ angebracht sei wie 1615, ist nicht richtig. Es ist doch ganz in Ordnung, wenn Günther und Gernot als die beiden altem Brüder^ die beide gleichermaßen zur Sache zu reden haben, auch beide den Eid leisten. In 1621 1623 findet dann Wilmanns wieder alte Dichtung, so daß der älteren Interpolation die Str. 1610. 1611. 1613. 1617, 3. 4. 1618, 1. 2. 1619. 1620 angehören. Ob 1624 noch zur alten Dichtung gehört, lässt W. zweifelhaft. Er stellt nunmehr die in den beiden untersuchten Abschnitten als ursprünglich erkannten Strophen zu- sammen mit der Bemerkung: „Daß man nicht glauben darf, in ihnen Wort für Wort die alte Dichtung wieder zu haben, daß man vielmehr annehmen muß, die mehrfache Überarbeitung habe auch in den altem Stroph>3n den Text nicht unberührt gelassen, scheint mir selbstverständlich'^. An sich finde ich das auch sehr natürlich, und ich gestehe, daß mir an Lachmanns Theorie nichts uner- träglicher erscheint, als eben die Annahme, daß die echten Strophen noch ge- rade so, wie sie gewesen, sollen herausgeschält werden können. Aber für W.8 Kritik muß dieser Satz nothwendig sehr gefährlich sein. Wie oft führt er rein formelle Gründe für seine Athetesen an! Hier ist der Ausdruck zu weichlich, dort zu stark ; hier der Zusammenhang zu locker, dort zwischen zwei Strophen, die in der Überlieferung durch jüngeres Machwerk getrennt sind, ein genauer, bis auf wörtliche Gleichheit sich erstreckender Znsammenhang: wird dai af

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iiDd ein gut Tbeil yon W.s kritischen Handhaben nicht alteriert darch die An- nahme, daß der echte Text der alten Strophen doch manchmal von dem jetit überlieferten verschieden gewesen sei? Laehmann und Müllenhoff haben sehr wohl gewost, warum sie einer solchen Annahme keinen Raum gaben: sie maß todtlich für jede Kritik sein, die so atomistisch verfährt (s. auch Schönbach, Zs. f. ö. G. 1877, 878.).

Die beiden bis jetzt betrachteten Abschnitte schreibt W., wie ich ange- deutet habe, demselben Dichter zu. Es sei denkbar, daß sie von verschiedenen Dichtem herrühren; aber durch die überlieferten Strophen werde für eine solche Annahme kein Anhalt gegeben. Ich meine, ein Kritiker, der so radikal zu Werke geht, der die einzelnen Abschnitte der Dichtung in bunter Reihenfolge einer Kritik unterwirft , welche in 19 Strophen mindestens drei verschiedene Verfasser findet, sollte anders zu Werke gehen. Ihm muß jeder Abschnitt echter Dichtung y den er aus dem Wust des Unechten glücklich herausgeschält hat, zunächst ein Stück für sich sein , das er einstweilen zurücklegt , bis er nach Prüfung des ganzen Complczes der Tradition versuchen kann , wie das bisher Vereinzelte sich am besten gruppieren lasse. Erlaubt er sich, schon vor Been- digung der ganzen Untersuchung zwei Stücke als Werke desselben Verfassers zu combinieren , so kann er dieß , gemäß seinem Verfahren und seinen schon erreichten Einzelresultaten , nur thun auf Grund besonders genauer Überein- stimmung in den Motiven, wo diese in anderen Theileu der Dichtung abweichen (W. hat aber noch keine solchen untersucht), und in der äußern Form. (Daß diese, welche für die Kritik das allerwesentlichste Hilfsmittel bilden muß, bei W. viel zu kurz kommt, haben schon Andere bemeriLt und werden wir bei Gelegen- heit noch mehrfach sehen.) Statt aber dermaßen zu verfahren , hat W. auf Grrund sehr vager Vergleichungspunkte die Zusammengehörigkeit beider Ab- schnitte statuiert und darauf später Folgerungen gebaut, die ohne dieses Fun- dament nicht Stand halten können. Die beiden Abschnitte „stimmen nach Inhalt, Composition und Stil durchaus zusammen **. Das ist kein Moment, so lange nicht noch andere Theile untersucht sind, die nicht dazu stimmen. Übrigens ist hinsichtlich des Inhalts die Übereinstimmung zwischen den ver- schiedenen Theilen des Gedichts in allem Wesentlichen so groß, daß es kein Wunder und von keiner Beweiskraft ist, wenn in 19 -f ^6 (oder nach Ent- fernung des Unechten in 10 -f- 22) Strophen keine Discrepanzen vorkommen. Den Stil hat W. gar nicht untersucht. Hinsichtlich der Composition bringt er Einiges bei. Die drei Könige stehen beide Male im Vordergrund; neben ihnen Volker, vgl 1613 ff. mit 2110 (eine äußerst gesuchte Parallele); Hagen ist beide Male durch einen Bearbeiter hereingebracht worden. Diese Verhältnisse ändern sich natürlich sofort, wenn man W.s Atbetesen verwirft, sind aber auch an sich nicht sehr wesentlich. Es verschlägt nichts , wenn der sonst sehr im Vordergrund stehende Hagen einmal für eine kleine Anzahl von Strophen in den Hintergrund tritt, und bei der Verlobung hat ja W. ausdrücklich gesagt: „der grimme Hagen ist unbeteiligt bei dem Liebeshandel '^. Also würde W.s Atbetesen als richtig angenommen Hagens Zurücktreten beide Male nicht den- selben Grund haben. Volker spielt überall im zweiten Theile des Gedichts eine bedeutende Rolle; über die mangelhafte Analogie zwischen 1613 ff. und 2110 brauche ich nicht weiter zu reden. Daß die drei Könige in den Vordergrund treten (übrigens soll ja die Erwähnung Gamets in der Verlobungsscene inter-

UTTERATUB: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 217

poliert sein!), ist nichts von anderen Theilen des Gedichts Abweichendes. Der Dichter weiß ihnen überall , wo sie der Situation nach überhaupt auftreten können, die gebührenden Ehren zu erweisen, und wenn er Andere, wie c. B. Volker , mitunter in helleres Licht rückt, so ist das eine sehr dankenswerthe Abwechslung. Daß beide Scenen mehrfache Bearbeitung erfahren haben, würde dann eine Wahrscheinlichkeit für die Identität des Verfassers bilden können , wenn auch die Identität der Interpolatoren nachgewiesen wäre ; W. nimmt dieselbe als wahrscheinlich an , findet aber keine „entscheidenden Be- weise^. Seltsam nimmt sich in diesem Zusammenhang , wo die Zusammenge- hörigkeit der zu Grunde liegenden alten Dichtung erwiesen werden soll , der Zusatz aus: |,Dic Prüfung des Abschnittes [1626 1650], in welchem die Bur- gunden sich aus Bechelaren verabschieden und Gemot das verhängnisvolle Schwert erhält , wird du*. Thätigkeit desselben Literpolators deutlich erkennen lassen. Doch muß sie noch aufgeschoben werden'^. Seltsam nicht an sich, son- dern deshalb: jedermann wird aus diesem Satze indirect vermuthen, daß auch die in 1626 1650- enthaltene Erzählung in ihren echten Theilen unserer bis jetzt gefundenen alten Dichtung angehöre; dennoch ist dort das Resultat der Untersuchung, wie wir sehen werden, ein ziemlich anderes.

Dieß die Einwendungen, die ich gegen die Zusammenwerfung der beiden Abschnitte von Wilmanns' Standpunkt aus zu machen habe. Ich selbst glaube denselben Dichter für den ganzen von ihm untersuchten Theil des Ge- dichts nachweisen zu können, also auch für die beiden zuerst behandelten Scenen.

Der dritte Abschnitt, der zur Untersuchung kommt, ist Str. 2072

2105 , Rüdigers Entschluß gegen die Burgunden zu kämpfen. Auch

dieser Abschnitt gehört in seinen ältesten Theilen derselben Dichtung an; aber wir dringen hier schon tiefer in die Hauptfragen der Kritik ein.

Gleich zu Anfang des Abschnitts sind die Str. 2073. 2074 von „ganz wirkungslosem Inhalt^ ; was uns nicht hindern wird , sie für ursprünglich zu halten. Ich muß an die Athetese dieser Strophen eine weitere Bemerkung knüpfen. „An Str. 2072 , 4 daz weinte innecliche der getriuwe Rüedegir schließt sich ganz genau 2075, 1 Do sack ein Hiunen recke. Rüedegeren atdn mit weinenden ougen,"' Mit solchen Congruenzen hat Wilmanns öfter operiert, und wir werden demselben Motiv noch öfters begegnen. Ob es gerade ein Vorzug eines Dich- ters ist^ wenn er in dieser Weise zu Anfang einer Strophe das wörtlich wieder aufnimmt, was er in der vorhergehenden gesagt hat, oder ob es nicht eben so schön ist, wenn er eine oder zwei Strophen dazwischen legt, läßt sich im All- gemeinen nicht ausmachen. Aber dieses Motiv ist nur eine concreto Anwendung des an W. schon gerügten Bestrebens, die ganze Erzählung kritisch so zuzu- stutzen, daß Alles Schlag auf Schlag geht, wie bei einer logischen oder mathe- matischen Entwicklung. Jünger soll auch 2076 sein , weil überflüssig und den Satz von 2075 fortsetzend. Ich möchte diese Strophe ungern missen; kräftig iflt der^ höhnische^Hinweis^ darauf ,^! wie viel Rüdiger Etzels Güte vor- danke; dieser Vorwurf des Undanks kann in 2075 schon liegen, wäre aber dort nur zweideutig ausgedrückt, sofern 2075, 4 allein eher den Vorwurf der Feigheit zu erheben scheinen würde; nur diesen oder den der Faulheit enthält auch 2077. Auch dürften die gleichen Reime 2075, 3. 4, 2077, 1. 2. die Athetese nicht empfehlen.

218 LITTER ATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

Wichtiger ist das Folgende. Wilmanns nimmt Anstoß an der Einmischung Etzels in die Scene nnd will ihn ans der ursprünglichen Dichtung entfernen. Spuren davon findet er in den Str. 2075. 2079. 2082. 2084. 2075 wird Ton Etzeln in dritter Person geredet , woraus folgen soll , daß ^der Dichter dieser Verse den König sich als anwesend nicht vorstellte''. Daß nicht selten das Nomen proprium für die erste oder zweite Person (und hier ist nicht ein- mal Etzcl angeredet) eintritt , brauche ich nicht auszuführen ; s. Muth, Z. f. d. Ph. 8, 489. In 2079 und 2082 soll Etzels Nennung und Auftreten „seltsam'' und „höchst überraschend" sein; warum, wird uns nicht gesagt, und auf Mnth's Entgegnung a. a. O., daß ja Rüdiger 2072 ee hove, also zu Etzel und Kricmhild gegangen ist, dürfte nichts su erwidern sein. Scheinbarer ist 2084: do kam diu kiiniginne\ als ob Kriemhild nicht schon da wäre, da doch der Hiunen recke 2075 ff. zu ihr spricht. Allein als schon zuvor anwesend, wenigstens als Augenzeugin , wird sie gleich in den nächstfolgenden Worten imd het ez ouch gesehen u. s. f. genannt Somit kann unter kom, wie Schönbach, Z. f. ö. 6. 1877, 379 bemerkt, nichts anders verstanden werden als „trat herzu **, zu Etzel und Rüdiger*). Letzterer geht eben zu Hofe, als der Zwischenfall mit dem Ileunen sich ereignet ; Etzel mag 2082 ihm näher treten , und dasselbe thut Kriemhild 2084; die ganze Scene aber spielt in nächster Nähe des Kö- nigspaars. Daran wird nichts auszusetzen sein.

Freilich führt W. noch tiefer liegende Gründe gegen Etzels Betheiligung an unserer Scene vor. Er glaubt, daß in einer wohlgeordneten Dichtung Rü- diger nur durch die Eriimcrung an seinen Eid, den er als Freiwerber um Kriem- hild dieser geschworen hat, zum Kampfe bewogen werden durfte. Wollte der Dichter auch die Lehenspflicht und die schuldige Dankbarkeit gegen Etzel er- wähneui so konnte er das in erster Linie thun, um dann endlich die Entschei- dung durch Kriemhilds Erinnerung an den ihr geleisteten Eid herbeizuführen. Das wäre eine schöne Steigerung gewesen. „Aber so ist es nicht in unserer Dichtung. Sie bietet nur ein trübes Durcheinander.'' Auch später erwähnt Rü- diger nur seine Verpflichtung gegen Kriemhild^ nicht gegen Etzel: 2103 kh muoz tu (Kriemhilde) leisten, als ich gelopt h/in; 2115 ich muoz mit iu strlten,

wan ichz geloht hän micJi enwoltes niht erläzen des künic Etzelen wip.

Um mit dem Letzten zu beginnen, so ist das ganz in Ordnung« insbesondere den Burgunden gegenüber. Nur der Eid , den er Kriemhilde geschworen hat, kann Rüdiger stricte verpflichten, weil auch sie ihre Gegenverpflichtung, Etzeln zu heiraten, endgiltig erfüllt hat. Sein Lehen will Rüdiger, um der Lehens- p flicht ledig zu werden, sofort in Etzels Hände zurückgeben, 2094, und Etzel kann darauf nicht erwidern , daß er das nicht annehme , daß Rüdigers Verpflichtung fortdauere, sondern er kann nur Versprechungen machen, über- haupt wird Rüdiger nirgends direct an seine Lehenspflicht erinnert. Was die Anordnung des ganzen Gesprächs betrifft ^ so kann ich mir allerdintJ:8 ein«' strenger geordnete und durch consequente Steigerung vielleicht auch noch kräf- tiger wirkende denken, in der Art wie Wilmanns, Aber abgesehen davon, daß es ein sehr zweifelhaftes Vorgehen ist , auf den Mangel einer solchen stren- geren Anordnung einen Schluß grüuden zu wollen, so fragt sich auch, ob nicht

*) Man braucht also nicht mit Muth a. a. O. kom als Plusquamperfectiim zu fa88€n.

LITTERATUB: ZUR KHITIK DER NIBELUNGEN. 219

diese um einen vielleicht zu starken Ausdruck zu gebrauchen (Jnord- nuDg selbst gut und beabsichtigt ist. Ich finde sie charakteristisch für die lei« denschaftliche Erregung dieser Scene. Jeder bringt in seiner Erregung vor^ was er gerade weiß, und es geht dabei naturgemäß nicht so genau nach den Ge- setzen einer regelrechten Steigerung zu.

Wegen der Erwähnung Etzels athetiert also W. 2082—2085. 2089— 2102. Ich muß hier zunächst fragen: was bleibt nach Ausscheidung der letzten 14 Strophen überhaupt noch übrig? So gut wie nichts, und ich glaube, jeder poetisch Nachempfindende wird den Dialog , so wie er überliefert ist , mit all seinem Durcheinander , der nackten Erzählung 2086. 2088. (denn , wie wir später sehen y soll auch 2087 jünger sein) 2103 ff., in der freilich nichts fehlt ak die Poesie, unbedingt vorziehen. Weiterhin ist gar nicht abzusehen, wie 2086 auf 2081 passen soll. Auf beide Einwürfe wird allerdings W., nach dem, was wir unten sehen werden, die Antwort haben, daß durch die dazwischen- liegenden unechten Strophen Ursprüngliches verdrängt worden sei. Allein ich glaube , es ist ihm hier das Ungeschick begegnet , daß er mit 2082. 2083, welche wegen Etzels unecht sein müssen . ohne Noth auch die folgenden zwei Strophen verworfen hat (wofür er nur den Constructionsübergang anführt), welche Etzels Anwesenheit gar nicht nothwendig voraussetzen (das Wort ouch 2084, l könnte ja von dem Interpolator von 2082 f. eingeschoben sein, und dem künigt 2085, 1 könnte mit dem nemlichen Grund oder Ungrund für Etzels Abwesen- heit angeführt werden, wie bt Etzelen 2075, 4); denn daß das kom 2084, 1 keinen Anstoß geben darf, ist schon entwickelt. In der That , W. hätte von seinem Standpunkt aus mit 2080. 2081. 2084—2086. 2088. 2103 u. s. f. eine richtige und tadellose Erzählung herstellen können, mit deren Herstellung weitere kritische Schlüsse weggefallen wären. Es ist aber an der ungenü- gend motivierten Ausscheidung der Str. 2082 2085. 2089 2102, die wegen ihres gemeinsamen Motivs jedenfalls denselben Urlicbcr haben müssen, noch nicht genug. Innerhalb der Str. 2089 2102 sind noch jüngere Interpolationen ausgeschieden worden, gegen deren Athetese ich gröstentheils dasselbe zu sagen habt',. was oben über die Unorduuftg des ganzen Dialogs bemerkt worden ist. t^09i3 „ist ganz überflüssig und weicht aus dem eingeschlagenen Gedanken- gang^. 2097 schiebt sich „fremdartig^ zwischen die zusammengehörigen Str. 2096. 2098. „Unklar gedacht** ist 2091, da Rüdiger unmöglich si beide Idzen, (\, h. weder kämpfen noch nicht kämpfen kann. Alle drei Strophen haben das Gern einsame, daß Rüdiger in ihnen darauf Rücksicht nimmt, was die Leute von seinem Verhalten sagen werden. Ist diese Frage eines Helden, dem die Ehre Alles ist, so gar unwürdig? Wegen dialektischer Reflexion hat W. auch die Strophen 2087 und 2090 für jünger erklärt; femer 2089, weil 20d 2 do bäten si yenote matt sei nach si buten sich ze fuoze beide für den man (W. weicht in seinem Citat von A unnöthigcrweisc ab). Die letztgenannte Athetese ist ganz grundlos; können nicht, falls W. eine so genaue Steigerung verlangt, Etzel und Kriemhild noch in 2092 Rüdigern zu Füßen liegen? Von allen andern gilt das oben Gesagte. Solche Dialektik, solch unstätcs Herumirren des Geistes in allen möglichen Gründen für und wider wird Jeder begreifen und echt psy- ehologisch geschildert finden, der solche Pflichtenconflicte mitempfinden kann. In einer solchen Aufregung des Geistes wird leicht, wie 2097 geschehen, logisch ZuRnmmengehöriges unterbrochen durch eine sich plötzlich vorschiebende Re-

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flezion anderer Art ; in einer solchen ist TermeintUch scharfe , in Wahrheit widerspruchsvolle Dialektik, wie 2091 , sehr natürlich*); nnd der mit sich kämpfende Verstand greift auch leicht zu einer Distinction , wie 2087 : ich swtwr tu , edel wtp , daz ich durch iuch wägte die Sre unde ouch den lip : deu ich die srle fliese, desen h&n ich nihi geewom ; welche auch an sich nicht wider- sinnig ist. Ohnehin ist W.s Bemerkung zu der letztgenannten Strophe: „ein Gedanke, der doch weiterhin nicht Tcrfolgt wird**, ganz unrichtig; s. 2103 do liez er an die wäge eile unde Itp. W.s kritisches Princip faßt sich in seinen Worten zusammen: „die Reflexionen. .. .sind für den Fortschritt der Erzählung tiherfliissig^ ; für die Poesie der Darstellung nicht. ,, Durch den stärkeren Ausdruck (2089 2091) wird sich wohl jüngere Dichtung ankündigen'' ist un- bewiesen; ein andermal gerade durch den sehv^cheren und matteren. End- lich ist es gar nicht wahr, daß 2093 aus dem eingeschlagenen Gedankengang weiche: die Strophe enthält keine anderen MotiTe, als die umgebenden Strophen, und W. hätte sie mit eben so viel Grund als eine aus diesen zusammengestop- pelte Interpolation wegwerfen können.

Ich durfte hier etwas ausführlicher sein ; denn an die Ausscheidung Etzels knüpft W. , wie wir gleich sehen, Folgerungen von größerer Tragweite, als die zuvor gemachten Athetesen gehabt haben. Wie schon angedeutet, liegt die Sache hier nicht ganz wie in den ersten zwei Abschnitten. Dort waren so und so viel Strophen übrig geblieben, welche eine wohl zusammenhängende Erzäh- lung bildeten , und in diesen Strophen hatte W. die ursprüngliche Dichtung wiederzufinden geglaubt. Hier hat sich die Bearbeitung weiter erstreckt als dort. „Wie viel von der alten Dichtung in der Bearbeitung erhalten ist, wird sich genau nicht bestimmen lassen.'* Als Vermuthungen stellt W. auf, daß in 2079 und 2080 je die drei ersten Zeilen alt seien; femer könnte 2082 alt sein, wenn ursprünglich Kriemhild statt Etzels redete. Sicher alt seien 2088 und 2103^ welche den Anschauungen der alten Dichtung, nicht aber der Be- arbeitung gemäß seien. Bleiner Ansicht nach passen beide Strophen vollkommen in den Contezt. In 2088 nimmt W. Anstoß an der Antwort Rüdigers ich hdn iu**) selten iht verseit; soll das heißen: also thnc ich auch dießmal Euern Willen, so sind die folgenden Bitten überflüssig; soll es heißen: aber dießmal kann ich nicht gehorchen, ^dann wäre gerade der Hauptgedanke verschwiegen''. „Ursprünglich mag die Strophe iu einem Zusammenhang gestanden haben, in dem sie verständigen Sinn hatte." Sie hat solchen aucf^ in dem überlieferten Zusammenhang. Es ist eine ganz charakteristische Verlegenhcitsantwort (wenn mir dieser etwas niedrige Ausdruck erlaubt ist)^ welche Rüdiger gibt, wie man deren im Leben bei ähn- lichen Mahnungen an früheres Versprechen, frühere Treue u. s. f. täglich hören kann ; und daß die Folgerung , welche aus den Worten für die Zukunft zu ziehen wäre, zweifelhaft gelassen ist, ist ja eben Absicht. Man denke sich diese

*) Schr^nbach a. a. O. 380 hat bemerkt, daß man diese Strophe nicht ^mit zu modemer Logik" auffassen dürfe. An sich schon ein genügender Grund gegen Wilmanns, doch glaube ich einen tiefer reichenden gefunden zu haben. Natürlich bin ich nicht der Meinung, als ob der Dichter absichtlich, um Rüdigers Seelenstimmung zu malen, solche Unlogik geschrieben hätte; das wäre wiederum modern. Aber die Aufregung der Situation hat sich ihm mitgetheilt.

**) R. V. Muths Ausführungen a. a. O. S. 490 über das von W. weggelassene i sind gegenstandslos, da die Stelle mit und ohne dieses Wort Sinn hat.

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Worte nur in dem richtigen, düster- unentschiedenen Tone gesagt, um sie vor- trefflich zu finden. Daß die Strophe zu der Bearbeitung**, d. h. zu dem Über- lieferten, ganz gut passt, glaube ich gezeigt zu haben; inwiefern sie aber ge- rade ^den Anschauungen der älteren Dichtung gemäß ** sein soll, sollte W. doch genauer sagen. Ebenso wenig verstehe ich diese Aussage von 2103. Hier ist der Widerspruch, daß Kriemhild 2103 weint^ nachdem sie 2102 froh geworden ist, etwas scheinbarer; aber sollte ein Bearbeiter, dem 2103 vorlag , diesen Widerspruch erst hineingetragen und sollte nicht Kriemhild bei aller grimmigen Freude, in die Rüdigers Zusage sie versetzt hat, in der ganzen Situation Grund genug haben , gleich wieder in Thränen auszubrechen? Jedenfalls kann ich nicht sehen , wieso Kriemhilds Weinen der alten Dichtung besonders gemäß war, da von dieser in vorliegender Erzählung fast gar nichts mehr übrig ist. Wenn nun 2103 der alten Dichtung angehört , so wird darauf nach W. gleich 2106 gefolgt sein. Denn 2104 erwähnt Etzeln, und 2105 ist ohne 2104 nicht möglich. Für mich fallt natürlich dieser Schluß weg.

Derjenige , der die alte Dichtung in dieser Scene so durchgreifend um- gestaltet hat, muß schon deshalb ein anderer sein , als irgend ein Interpolator der zwei ersten Scenen. W. findet das aber noch ans einem andern Grunde. Der Bearbeiter soll eine Gestalt der Sage gekannt haben , in welcher (s. o.) statt Rüdigers Dietrich durch Kriemhild in den Kampf getrieben wurde. Daß Überhaupt für die Annahme einer solchen Sagengestalt kein Grund vorliegt, habe ich oben ausgeführt; und ich könnte hier, nach dem inzwischen Gesagten, beifügen , daß sie auch sehr unwahrscheinlich sei , da Etzel und Kriemhild Dietrichen gegenüber keinen zwingenden Grund zum Eingreifen aufzuweisen haben, denn sein Verhältnis zu Etzel kann er jeden Augenblick aufheben; wie sollte also er, der den Burgunden so nah Befreundete, sich zum Kampfe bewegen lassen? Worauf es aber ankommt, ist die Frage, wo sich denn hier diese supponierte Sagengestalt verrathe? W. meint; in Str. 2094 f. Sparen da- von zu finden. 7)Die Verheissang du solt ein küfdc gewaUic M neben Etzelen am (2095, 4) und hir künicj nu nemt hin widere moaz ich van iu hdn^ ich wil af mtnen füezen in daz eilende gdn (2094, 2. 4) gewinnen ganz andere Bedeu- tung, wenn man dabei an König Dietrich und sein Geschick denkt. '^ Es fragt sich, ob die Worte 2094 in Dietrichs Munde, der sich im N. L. trotz seiner Abhängigkeit von Etzel doch ganz selbständig geriert , so passend wären , wie in dem Rüdigers, dessen Lehens Verhältnis zu Etzels ein öfters gebrauchtes Motiv ist. Vor Allem aber ist gegen W. zu sagen , daß beide Stellen auf Rüdiger ganz vollkommen passen und man durchaus keine Berechtigung hat, zu fragen^ wo sie etwa noch besser passen würden.

Falls aber W. Recht hätte, was hat den Bearbeiter bewogen, Etzeln in diese Scene einzuschmuggeln? Die Antwort ist sehr einfach: ganz dieselben Motive, welche nach Anderer Ansicht den gemeinsamen Dichter bewogen haben, Etzel hier auftreten zu lassen. Es ist ihm von den Burgunden so viel Unglück widerfahren , daß er unmöglich ganz passiv bleiben kann. Da es nun nicht denkbar ist, daß ein Dichter, der die Ereignisse von der Ankunft der Burgun- den an bis zum Saalbrand erzählt hatte, Etzeln hier nicht erwähnt haben sollte, so muß folgen, daß der Dichter, der hier Etzels nicht erwähnte, d. h. der Ver- fasser der bis jetzt zu Grande liegend gefundenen alten Dichtung wir wollen mit W. sie kurz Rüdigersdichtang nennen , auch jene Ereignisse nicht

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enählt hat ; somit mnß die Erzählung jener Ereignisse jünger sein als die Ton Rüdigers Kampf; nnd mit Rücksicht auf jene Ereignisse wurde in unserer Scene Etzel eingeführt. Ich würde den umgekehrten Schluß ziehen: es folgt aus dem obigen Vordersatze, daß die Erwähnung Etzels in unserer Scene ursprüng- lich ist. Aber was für ein Bild muß man sich von der alten Rüdigersdichtung nach W.s Anschauung machen? Die wesentlichen Momente der Erzählung von 1625 2071 finden sich alle in der Thidrekssaga^ müssen also, nach W.s An- sicht Ton deren Verhältnis zum N. L., der alten Sage angehören. Ja die wich- tigsten, zumal die Ermordung von Etzels Sohn, finden sich auch in der nor- dischen Sage. Wie hätte also ein Dichter , der die Sage ^von dem Besuch in Bechelaren bis zu Rüdigers Tod (nach den bis jetzt gefundenen Grenzen) be- arbeiten wollte, alle diese Ereignisse unerwähnt lassen können?*) AuiVer der- selbe hätte sich vorgesetzt, nur Rüdigers Schicksale zu besingen. So kann es aber Wilmanns nicht gemeint haben; denn (s. u.) er vindiciert später dem Rüdigersdichter die Erzählung 1746 1786, in der Rüdiger durchaus un- wesentlich ist. Aber auch die übrigen Partien, 1626 1745 und 1787—2071, welche W. in ihrem jetzigen Wortlaut, wie wir sehen werden, andern Dichtem zuschreibt, können dennoch ihrem Inhalte nach schon in der Rüdigersdichtung enthalten gewesen sein.

Ob nun die Verbindung der Rüdigersdichtung mit den dazwischen liegen- den Ereignissen durch Contamination erfolgt ist, d. h. so, daß ein von diesen Ereignissen berichtendes selbständiges Lied oder der entsprechende Tlieil einer andern Dichtung in die Rütligersdichtung eingefügt ward, oder aber durch In- terpolation , d. h. so , daß der Erzähler dieser Ereignisse seine Erzählung von Anfang an dazu verfaßte, um sie in die Rüdigersdichtung einzuschieben, soll die weitere Untersuchung ergeben. Für mich sind zunächst beide Annahmen gleich gut oder gleich schlecht.

Wir stehen an einem Abschnitt in der Untersuchung. Bis jetzt hat W. überall die alte Rüdigersdichtuug zu Grunde liegend gefunden. In den zwei ersten Abschnitten, 2106 2161 und 1606 1624, war dieselbe mit Inter- polationen durchsetzt , deren in beiden Abschnitten mindestens zwei Haupt- schichten angenommen worden sind. Im dritten Abschnitt, 2072 2105, sind nur wenige Reste der Rüdigersdichtung mehr erkennbar , weil sie eine durch- greifende Bearbeitung erfahren hat von Seite eines Dichters, welcher auf einer alten Sagengestalt fußte , in der Dietrich die jetzt Rüdigem zufallende Rolle spielte ; wir wollen mit W. diese Sagengestalt die Dietrichsdichtung nennen. Ausser dieser älteren Bearbeitung hat der dritte Abschnitt auch noch jüngere Interpolationen erfahren (welche, könnte ich in W.s Sinn hinzusetzen, wegen ihres refiectierenden Charakters leicht von demselben Verfasser sein könnten , wie die Jüngern Zusätze des ersten Abschnitts). Was zwischen diesen Abschnitten liegt, wird nunmehr Gegenstand der Untersuchung werden. Wir treten damit in den interessantesten und geistreichsten Theil von W.s Werk. Nirgends hat er so viel feine Beobachtung, so viel £in>;i'hcn auf den epischen Stil der einzelnen Scenen gezeigt, wie hier; mid wenn wir ihm den-

*) Dabei habe ich nicht vergessen , daß nach W. der Empfang bei Etzel und der Saalbrand in der Kfidigersdichtung erzählt war; aber beide gehören nicht zu den Momenten, die Etzel veranlaßen mosten einzugreifen

LITTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 223

noch auch hier in keinem Punkte ganz Recht geben können und ebenso wenig in dem Gesammtresultate seiner einschlägigen Untersachang ^ so möchte sich daran oft fast ein Gefühl des Bedauerns knöpfen.

Wilmanns beginnt aber nicht gleich mit dem ^ was unmittelbar auf Gi- seihers Verlobung folgt , sondern untersucht zuerst die Erzählung von dem Kirchgang und Buhurt, Str. 1787 1835, worauf er in ähnlicher Weise, wie bisher, die anderen Abschnitte folgen läßt, die nach seiner Meinung dem- selben Dichter angehören.

Lachmann hatte die Strophen 1788 1789 ausgeschieden. W. findet, daß die Interpolation von 1788 sehr merkwürdig wäre, weil diese Strophe auf 1787 gar keine Rücksicht nimmt. Ich glaube allerdings auch, daß, wenn 1787 schon da stand^ ein Interpolator gar keinen Grund haben konnte, die folgende Strophe einzuschalten ; wohl aber ist es ganz gut mÖglichi daß ein und derselbe Dichter beide Strophen gedichtet hat. W. meint im Gegensatze zu Lach- mann, es werde eher 1787 zugesetzt sein, »um eine engere Verbindung mit der vorhergehenden Aventiure herzustellen **. Ich möchte wohl wissen, wieso die Verbindung 1786/87 euger sein sollte als 1786/88. Aber sei dem wie ihm wolle. W. behält von 1788 nur die ersten zwei Zeilen als echt und combiniert sie mit 1789, 3. 4 zu einer Strophe. Die Gründe sind unbedeutend: die Ver- bindung von 1788, 2 und 3 ist locker^ zwischen 1789, 2 und 3 gar keine vor- handen; 1788, 4 ist überflüssig, 1789, 1. 2 albern. In der gleich folgenden Rede Hagens hatte Lacbmann 1793 und 1794 athetiert, in der folgenden die Strophe 1796, alle drei mit der Motivierung: „Zwei innere Reime in dreien übrigens guten Strophen zeigen, daß Hagens Frömmigkeit hier von dem nach- mahlenden Dichter hervorgehoben ist, der vorher [1789] Heiden und Christen einander entgegen stellte." W. schließt sich daran an, ohne weitere Gründe für die Athetese beizubringen. Lacbmanns Motivierung ist nicht ganz widerspruchs- frei. Inhaltlich ist ja 1796 mit den andern athetierten Strophen in gar keiner Weise verwandt ; dennoch muß Lachmann seiner ganzen Ausdrucksweise nach sie für ein Werk desselben Dichters halten. Ich finde es wohl begreiflich, daß ein Dichter aus der Zeit der Kreuzzüge so hart neben einander demselben Helden Worte devoter Frömmigkeit und wilden Kampfesmuths in den Mund legen konnte ; wie man aber einem Interpolator zutrauen kann , daß er erst durch Einschaltung von drei Strophen der Erzählung gefiißentlich einen christ- licheren Anstrich gegeben und dann eine Strophe ganz entgegengesetzter Art ciDgeschobon habe, das ist mir nicht recht erfindlich. Daß der Cäsurreim ein Kriterium der Unechtheit ist, hat W. noch nicht bewiesen; er ist aber in Str. 171)3 jedenfalls nur Sache des Zufalls oder, wenn man so will, der Nachlässig- keit; (U'nn wenn der Verfasser dieser Strophe ihn mit Absicht angebracht hätte, so konnte er sich die Wirkung desselben unmöglich durch die gleichklingenden Cäsaren in drei Versen: 1793, 2. 3. 4 vollkommen zerstören. Außer diesen drei Strophen hat W. noch 1791 ausgeworfen, welche Lachmann für echt hielt. „Nur in Str. 1792 werden wirklichen Kleidern WafiPenstücke gegenüber gestellt, den scidnen Hemden die Panzer, den Mänteln die weiten Schilde; in Str. 1791 ist von Rosen und Schapeln die Rede*'. Es ist durchaus nirgends gesagt, daß nur von wirklichen Kleidern die Rede sein solle; es wird überhaupt der äußere Aufzug zu festlichen und zu kriegerischen Gelegenheiten parallelisiert; and diese

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Parallele ist in beiden Strophen gleich richtig. Das PositiTe ist die Rüstang, deren Haupttheile alle aufgeführt werden^ und diesen gegenüber stehen dann die entsprechenden Stücke einer friedlichen Ausrüstung: den Schwertern in der Hand die Rosen, den Helmen auf dem Haupte die Schapel, den Panzern, die den Leib zunächst bedecken, die Hemden, den Schilden als dem darüber her gedeckten die Mäntel. Diese wohlberechnete Parallele zerstört Wilmanns, und ohne jeden Grund. Denn Schapel und Rosen bieten keinen Anstoß. Daß schapel auch eine männliche Kopfbedeckung ist, lehrt das Wörterbuch. Für die Sitte der Ritter, bei Festlichkeiten Rosen in der Hand zu tragen, führt Zamcke im mhd. Wb. n 1, 764 b nur unsere Stelle an; und er hat (nach gütiger Mit- theilung) keine weitere anzumerken gefunden. Allein die Annahme dieser Sitte, welcher nichts im Wege steht , die vielmehr mit dem fast sentimentalen Blu- mencultus der Minnelieder zusammenstimmt, läßt sich durch typische Reste, die sich bis heute erhalten haben, stützen. Weniger Werth lege ich auf die nicht seltenen Bilder von Herren mit einer Blume in der Hand, sei's auf Einzelpor- Iraits, sei's wie sie einer Dame die Blume überreichen u. dgl. Aber der Bube auf den Spielkarten trägt als Vertreter des jungen Mannes, des knehtes, ganz gewöhnlich eine Blume in der Hand ; und noch heute geht , wenigstens in Sehwaben, der Bauembursch nicht leicht ohne eine Blume in die Kirche; vor allem bei Hochzeiten würde das Weglassen dieses Schmucks von Seite der männlichen Theilnehmer in streng am Alten hängenden Gegenden als Yer- achtnng guter Sitte gerügt werden; der Bauer wählt aber in solchen Dingen nicht nach freiem Geschmack, sondern folgt alter, hier von den höhern Ständen auf ihn vererbter Sitte, wie in hundert andern Dingen. W. fühit viel später noch einen weitem Grund gegen unsere Strophe an, der hier noch nicht er- ledigt werden kann ; einstweilen fehlt es uns , glaube ich , nicht an positiven Gründen für ihre Echtheit.

Hagen befiehlt 1795 üf dem vr6nen vrithove stehen zu bleiben. 1797 geht er mit Volker ab, und dennoch antwortet, als 1799 Etzel die bewaffnete Schar angeredet hat, 1801 Hagen. Die beiden Helden sind nur abseits ge- treten, um Kriemhild zu reizen; dennoch hat dieser Versuch gar keinen Er- folg, und weder Etzel noch seine Kämmerer wehreu dieser Flegelhaftigkeit. Um dieser verwirrten Erzählung aufzuhelfen, athetiert W. die Strophen 1797. 1804. 1805. Nur gegen die erste derselben hat er noch den weitem Grund vorge- bracht , daß das Wort daz in zwei Versen fünfmal [vielmehr sechsmal] vor- komme ; ein Grand , der hinfällig ist , so lange W. noch nicht bewiesen hat, daß eine solche UnschÖnheit nur in anderweit verdächtigen, nicht aber in sonst anstandslosen Strophen vorkommt; sie kommt aber vor, denn Str. 1727 , die in Z. 1. 2. denselben Mangel zeigt, hat W. nicht beanstandet. W.s Be- weisführung ist schief. Volker und Hagen gehen 1797 nicht fort, sondem bloß fUr daz wUe münsterj um nahe dem Ausgang desselben ins Gedränge mit Kriem- hild und ihrem Gefolge (s. Rud. Hildebrand in der Germania 10, 139 f.) zu kommen. Da nun alle Burgunden auf dem Kirchhof stehen, so werden bei ihrer großen Zahl Hagen und Volker unmöglich so weit von ihnen entfernt stehen können, daß ersterer nicht Etzcls Frage hören könnte. Ja, weil sie sich so auf- gestellt haben, daß Kriemhild an ihnen vorbei muß, so wird auch Etzel zuerst auf sie stoßen, und warum sollte seine Frage nicht an Hagen gerichtet sein ? Neben der Absicht, Kriemhild zu ärgern, welche übrigens gar keinen weiteren

LITTERATUB: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 225

Erfolg zu haben braucht ^ als den 1802. 1804 berichteten, erreicht Hagen dnrch eein Vorantreten zugleich den Zweck, die Bewaffnung der Burgunden zu motivieren; er sagt 1801,4: toir soldenz Ettelen sagen^ womit er sich und sein Vortreten gleichsam legitimiert; zugleich ärgert die Lüge in 1801 Kricmhild jedenfalls weit mehr, als wenn sie aus Günthers Munde käme; diesem würde sie vielleicht widersprechen^ gegenüber von Hagen verschließt ihr der Trotz den Mund. Der Dichter hat also wohl gewust, was er berichtete. Gedränge wird bei der großen Menge kaum zu vermeiden sein, und mehr als dieses an sich wird es Kriemhild ärgern, gerade an ihrem Todfeinde so hart vorbei zu müssen. So werden auch weder Etzel noch die Kämmerer besondem Grund zum Ab- wehren finden können. Eine weitere Ausscheidung, die W. erst etwas später macht, wird unten erwähnt werden; ich folge ganz seiner Anordnung.

In der Schilderung des Buhurts (1806 J834) hat Lachmann ausge- schieden: 1808. 1816. 1824 f. 1827 f. 1830. 1832. 1834. Von den zwei ersten Strophen ist nachher die Rede. In der Athetese der übrigen schließt sich Wilmanns an Lachmann an. Der wesentliche Grund für Lachmanns Athe- thcsen war, daß die Tbeilnahme Hagens und der Könige an Volkers Ubermuth mit dem Absteigen 1831 nicht vereinbar sei. Ich rede nicht davon, daß ebenso gut 1831 ausgeworfen werden konnte, da sich 1830 und 1832 gut zusammen- gefügt hätten ; es ist überhaupt kein Widerspruch anzunehmen. Die Burgunden werden 1831 wahrscheinlich nicht absteigen, um sich einem drohenden Kampfe zu entziehen, sondern im Gegentheii, um diesen bestehen zu können; denn de$ marcrdven mdge (1830, 2), die nach Schwertern und Schilden rufen, sind jeden- falls nicht beritten; das wären sie wohl nur als Theilnehmer am Buhurt und als solche müsten sie schon bewaffnet sein; es sind vielmehr unbewaffnete Zu- schauer den Turniers. Sonst sind nur 1832 wegen überlaufender Construction und 1834 wegen der Knechte athetiert (s. Lachmann zu 1808), worüber Heinrich Fischer a. a. O. S. 137 genügend gehandelt hat*). Denn daß 1830 der erschlagene Heune auf einmal ein Markgraf genannt wird, wird durch An- nahme einer Interpolation nicht erklärlicher. Wilmanns hat zu Lachmanns Gründen keine wesentlichen hinzugefügt. 1825 „fehlt in C ; das soll wohl die Strophe noch weiter verdächtigen; daß aber auch C kritische Bedeutung haben soll , haben wir noch nie gehört ; bis jetzt hatte W. nur die Vulgata beige- zogen. — Sonst sind die athetierten Strophen nichts weiter als überflüssig oder störend. Wiefern 1831 <I6 huop sich von den Hiunen allenthalhen tekal voraussetzen soll, daß 1830 noch nicht vorhanden war, wird vielleicht einem Andern klarer als mir; dadurch, daß die Verwandten des Gefallenen nach Waffen schreien, daß manche vielleicht gehen, solche zu holen, daß überhaupt Alles in Aufruhr kommt, eben dadurch erhebt sich allenthalben Schall. Ob 1832 (ähn- lich 1958 f.) ein besonderes „Bestreben des Bearbeiters" verräth, „den König zu einem tapfern und tätigen Helden zu machen^, wird sehr Geschmackssache sein; was aber die Hauptsache betrifft, die Analogie mit 1958 f., so hat W. diese Stelle gar nicht untersucht!

'^) Nor bat er fälschlich das „Hinüberlaufen des Sinnes* ans 1833 in 1834 ge- leugnet. Lachmann meinte jedenfalls keinen Constmctionsübergang er hat ja selbst nach 1833 einen Punkt gesetzt sondern das Hinüberlaufen der directen Rede Etzels ans 1833 in 1884, 1.

GERMANIA. Neao fieihp. XII. (XXIV. Jahrg.) '\^

226 LTTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

Neben deu genauuteD Atheteseii Lachmanos macht Wilmanns selbst noch weitere. 1824, 4. 1827, 4. 1830, 4 erwähoen, daß Etzel mit Kriemhild dem Tuinier znschaiit. Da nun aoßer diesen drei nnechtcn Strophen dasselbe Motiv in den entbehrlichen Strophen 1807 und 1810 wiederkehrt, so sind anch diese beiden Strophen fnr jon ger zu halten. Von einer weiteren Begründung für die Unechtheit der beiden Strophen ist kaum die Rede. 1807 soll in Zeile 3. 4 der Erzählung vorgreifen, da erst 1809 Volker den Buhurt vorschlage. Wenn anch das Vorgreifen allein nichts auf sich haben würde (bei 1810 ist bloß die Verfrühtheit von Z. 2 angeführt), so braucht man ja 1807, 3. 4 noch gar nicht auf den Buhurt selbst zu beziehen. Die Strophe 1808, die Lachmann (s. 0.) verdächtigt hatte, hat W. mit Recht für ursprünglich erklärt. Es findet sich aber die Erwähnung Etzels und Kricmhilds auch 1817. Diese Strophe hat W. als echt beibehalten, weil hier bei dem entscheidenden Aufreiten der Hennen die Aufmerksamkeit mit Recht auf Etzel gelenkt werde. Ich finde viel- mehr, die Erwähnung des Königspaares sei am meisten am Platze zu Beginn der ganzen Scene, 1807; womit natürlich gegen die Echtheit von 1817 nichts gesagt werden soll. In den vier übrigen Strophen werden beide oder (1830) Etzel allein stets in der Schlußzeile erwähnt Wir haben also, wie so häufig, einfache Flickverse vor uns , die zwar niemand für sehr schön halten wird, weder hier noch sonst , die aber ans der Schwierigkeit ^ die Strophe stets mit wesentlichem Inhalt zu füllen, sich leicht erklären. Wird sonst häufig auf die Zukunft Bezug genommen, so bildet hier ein stehender Zug der Situation den Inhalt dieser Zeilen. Sie zu verwerfen, ist sonst gar kein Qrund. Es will mir auch nicht recht denkbar erscheinen, daß in eine so kurze Erzählung derselbe Bearbeiter fünfmal dasselbe Motiv eingeschoben haben sollte, das zudem schon einmal vorbanden war; das lasse ich aber Wilmanns ausmachen.

Ferner werden als interpoliert ausgeschieden die Str. 1815. 1816, in welehen die Thüringer und die Dänen erwähnt werden: ,die beiden Scharen auf die es allein ankommt sind Burgunden und Hennen; die Erwähnung der Dänen und Thüringer stört^. Warum, wird so leicht Niemand einsehen. Die Burganden treten hier im Buhurt eben denselben gegenüber , gegen die sie später kämpfen müssen; nur Rüdiger und Dietrich mit den Ihrigen sind (1811 bis 1814) nicht Theilnehmcr am Turnier. Für die Ökonomie des Gedichts schaden also die beiden Strophen gar nichts. Lachmann hat bloß 1816 athe- tiert, weil hier, im Gegensatz zu 1815, nur die Dänen genannt seien; da aber in der ersten Zeile auch Imfrit genannt wird , so hat sich der Verfasser von 1816 die Thüringer jedenfalls anwesend gedacht. Weiter führt W. gegen die Strophen an, daß Thüringer und Dänen nachher „plötzlich verschwunden seien **. Es wird aber ohnehin nur bis 1819 vom Buhurt selbst erzählt; nach- her folgt die Ermordung des Hennen durch Volker, und 1834 f. ist nur ganz kurz der allgemeine Aufbruch zum Essen berichtet: hätte dabei etwa der Dichter recht peinlich alle Aufgeführten wieder ihre Schlußreverenz machen lassen sollen? Femer sollen 1815, 4 und 1816, 4 verfrüht sein: das sind sie (obwohl dieß nichts schaden würde) nur dann, wenn man 1810 der buhurt urU deu schcUlen umrden beidiu gr&% mit W. auswirft; aber abgesehen davon ist es doch gar nicht nothwendig, anzunehmen, daß der Buhurt erst beginnt, wie alle so und so viel Tausend auf dem Platze sind!

UTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 227

Außerdem sind 1820 und 1821 „überflüssig, störend und töricht''. Die Strophen lassen sich wohl motivieren : Volker hat gemeint , der Bnhurt werde in einen Kampf übergehen ; er bekommt es aber genug und räth auf- zuhören. In dieser Situation ist der Mord des Hennen , der sonst nur rohen Übermuth zeigt, psychologisch gut motiviert: im Arger, daß er so lang in Un- gewißheit hat sein müssen, ob es los gehen werde oder nicht, muß es Volkern reizen , dem nächsten Besten noch zu guter letzt ein gepiuze zu geben. 1820,3. 1821,4 sollen denselben Interpolator verrathen wie 1791,1 [4?]. 1825, 4; aber ist denn in diesen Zeilen irgend etwas Anstößiges? Die Str. 1818, 5 soll unecht sein, weil sie in A fehlt; da sie gar nichts Anstößiges bietet, aber auch durchaus nicht nöthig ist, so kann ihr Schicksal nur durch die Entschei- dung der Hss.-Frage, also weder von W. noch hier von mir, entschieden wer- den. — Endlich soll 1800 zweifelhaft sein. W. wagt nicht; sie direct als un- echt zu bezeichnen, da sie „ohne Anstoß'* ist; nur folge 1801, 1 wirksamer auf 1799, 4. Also derselbe Fehler wie mehrmals. Hier aber würde noch dazu ein widerlicher Gleichklang der Versausgänge entstehen: gän: {und hat in iemen iht) getäny {uns hat niemen niht) getan: gdn\ der, wenn er überliefert wäre, vielleicht kritische Bedenken erweckt haben würde.

Dießmal folgen wir dem Faden der Erzählung und treten ein in die Un- tersuchung über die Vorbereitung zum Kampf, Str. 1836 1857.

Rriemhild redet 1841 zu BlÖdel von den tötenden min, die Sifriden sluo- gen ; dennoch wendet sich Blödel nicht gegen diese, d. h. Hagen und Qunther, sondern gegen Dankwart und die Knechte. Aus diesem Widerspruch folgert W., daß 1841 aus einer andern Dichtung herübergenommen sei, in welcher Blödel zum Kampf gegen Günther und Hagen bewogen werden sollte , nicht gegen Dankwart und die Knechte. Dieses Herübernehmen begreife sich aber nicht dadurch , daß der Dichter nur unter dem allgemeinen Eindruck einer solchen Dichtung stehe, sondern sei nur dann verständlich, wenn er die Aus- drücke der Strophe ^in fertiger Form vorfand und beibehielt*^; „bei einer selbsttätigen Gestaltung der Anschauungen , auch wenn sie etwa von wider- sprechenden Berichten ausgingen, könnten die Widersprüche nicht so schroff aufeinander stoßen.* Wilmanns hat dabei übersehen, daß Blödel, wie er wirklich gegen Dankwart zieht, 1860 und 1862 von Günther und Hagen als Siegfrieds Mördern spricht; auch an dieser Stelle widerspricht es einer ängst- lichen Logik , wenn er sagt : wan diz körnen daz mfne tnuoz din ende «te durch Hagnen dinen hruoder ^ der Sifriden eluoc. Dennoch hat W. 1860 und 1862 unbeanstandet gelassen. Aber nur eine sehr ängstliche Logik kann in unserer Stelle einen „schroffen Widerspruch'' finden. Ich kann nichts Besseres thun als Schönbachs treffende Kritik (a. a. O. S. 381) hier wiederholen: »Schä- digt denn Blödel die Burgunden nicht, indem er ihnen die Knechte und einige Ritter erschlägt? Steht denn 1841: ^Dn sollst mir Günther und Hagen tödten ? Es steht nur: Du sollst mir helfen und V. 4 steht: 'Wer mir den Mord Sieg- frieds rächen hilft, dem werde ich immer ergeben sein Blödel ist ein Held zweiten Ranges; hatte der Dichter den Schluß im Auge, dann konnte Blödel hier nichts Entscheidendes gegen Siegfrieds Mörder thun.'' Jedenfalls war es für den Erfolg gleicbgiltig , ob der Dichter ihn die Könige oder das Gesinde angreifen ließ; in keinem Falle wurde Kriemhilds Wunsch erfüllt. QV^ ^^x^^^xv-

UrnSATDK: ZDB KUTIK DEB XIBELUSGBS.

UMf BImIcI s*9ca die K»»riiitif kioipfea n Iweti , tod vucrcB Diekter ■iiMwt oder ob er iks m «Bcr Vorlag £ud, Bfit ndi aickt anl Sicjbcriieit cfittifht. Die Thidul— fi, €•!». 376, kat die ÜBterredang KiiealifldB «»d Biodek Bv soweit, ak Xib. 1841—1842 cBtepricfat. Dann aber wiid Gap. 378 Irim^ doreb Gold md Hold Kiiembilds bewogen, gegen die Kneebte n was er nacb 379 fin. aaeb wiiklicb getban baben maß. Blödci konuit ent 381 C gtgtn die Borgmden adbrt gesogen. Wekbe ron beiden Dantel- fangen da« Eebte und velebe das Yenrirrfe bat, läßt sieb kanm ^t TöQiger Siebcrbeit aagen. Eber tcbeint die DanteUimg im N. L. dk geordnetere m «ein« Aber aaeb fitDs nispranglieh Iring gegen die Kneebte zog, ao bat anaer Diebtor jedeafüla das tebon in aenier Vorlage gelonden, dafi einer der beiden Hfldm Ton Kfiembüd bewogen warde, mit den Knecbtcn tn kämpfen. Wabr- aebeinlicber aber iaty dafi das Blodel war; denn im X. L. fiodet «idi in der Enibfanif; ron Iring« Kampf (wekbe W. einem andern Dicbter sasebieibt and ia wekber sieb immerbio einige Besonderheiten xeigen) dorcbaos keine Spar von einer aadem frnbem RoQe des Helden; umgekehrt tritt in der Tlu-Saga friag noek einmal aof and zwar weaentliek so wie im X. L. (Cap. 387;^.

Wir baben gesehen, wie W. in Bezog aaf 1841 Benntzong einer älteren QaeUe annimmt ; er findet noeb einige weitere Strophen , die aas derselben Qaefle entlehnt sein sollen, aber nut dbenso wenig Grand als oben. In 1843 bietet Kriemhild Blddehi se wdeU Sflber and Gold and Nodangs Witwe, 1844 Agt sie die Mark NndangSy daz Umt tmo dem hw'gem^ hinzo. 1845 aber nimmt bloft aaf die mUU and das Weib Bezog. Also ist 1844 junger als die anders. Diese Strophe ist aber sieher ron demselben YerCMser, der in 1840 bloß die Haj^graf^bafi erwähnt hat Da aber 1840 jeden^üs Ton dem Yerfasser des ganzen AbschnittB sein mnfi (denn sie bildet den Übergang ron der Verband- lang aiit Dietrieh zu der mit Blodel), so folgt daraas, daß dieser YerfiMser wie die Str. 1841 (and, als Antwort daraof, 1842), so aaeb 1843 and 1845 •ebon Torgefonden hat Diese ganze weittragende Beweisfabrnng b^abt lediglich aof dem IfisYerständnis des Wortes miaU» Unter diesem Worte ist Alles zasammengefaßty was Kriemhild Blödeln rerspricht; daß 1845 neben dem «Hgemetnen der kirre Bladü die ndeU vemam noch hinzogefagt ist dm im durch ir eekeene diu vrowe wol gexam , damit soll nicht die vrowe als etwas Besonderes neben die miete gesteUt, sondern bloß dieser Theil der mieU als derjenige herrorgehoben werden, der am meisten aof Blodel gewirkt habe, wie ja aach 1864 f. Nuodungee brül hervorgehoben wird*^). Wenn 1840 in der yoraosanknndigang des Folgenden nur die Mark erwähnt, so darf man an solche Floskeln nicht den Maßstab der pfinktlichsten Genaoigkeit anlegen. Entweder ganz onverständlich oder sehr unkritisch, Tielmehr das erste jeden- hü» mehr oder minder, ist W.s Verfahren hinsichtlich der Str. 1846. 1847. ,yDie erste bewegt sich dnrchans in den AnschanongeD der Str. 1841; ja hier spricht Blodel ganz bestimmt ans es mnos eramen Hagne daz er iu hdt getan. Die andere scheint in den Worten wir wuln den vienden in die herberge gdn

*) Ich kaon leider Dörings AusfUhrongen, ZeitschTift für deatsche Philologie t, 48—63, nicht fCir diese Ansicht anftlhren, da sie sich weiter über das Verhältnis der Th. 8. zum N. L. rerbreiten, welches ich darchaas nnentschieden lassen will. **) Ebenso Rchönbach a. a. O. 381.

UTTEBATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 229

•chon aaf den Überfall der Knechte hinzuweisen. '^ Aua diesen Worten würde man zunächst schließen, daß W. 1847 dem Verfasser des ganzen Abschnitts (der auch, s. u., Blödeis Kampf geschildert hat), 1846 aber seiner Vorlage zugewiesen hatte, aus der 1841 herstammt. Statt dessen hat er beide Strophen zQsammengenonmien und als „für den Zusammenhang der Dichtung entbehr- lich^ ausgeschieden; aus zwei gleich hinfälligen Gründen: 1848, 1. 2. knüpft eng an 1845, 3 an (ofiPenbar nur wegen des gemeinsamen Wortes ttrUi)^ und 1846, 1. 2. hat Cäsurreim, weshalb Lachmaun diese Strophe allein ausgeschie- den hatte; allein wie Lachmann selbst andeutet, ließe sich durch Herstellung der Form innen (mit A B D J b d) der Cäsurreim entfernen, faUs derselbe wirk- lichen Anstoß bieten sollte. Wenn man die beiden Strophen zusammennimmt, so bleibt von W.s Standpunkt aus eigentlich zweierlei übrig: da sie wegen der Herberge 1847 nicht der Vorlage des Dichters angehören können, so sind sie entweder von dem Dichter des Abschnitts selbst oder, falls diesem die Worte €z muos eramen Hagne nicht zuzutrauen und Cäsurreime bei ihm sonst nicht nachzuweben sind, von einem späteren interpoliert. Ganz klar ist nicht , was W. meint; aber es scheint eher das letztere. Es ist jedoch durchaus unnötbig, das Schicksal der einen Strophe von dem der andern abhängig zu machen. Vielmehr muste W. von seinem Ausgangspunkte aus 1847, an der er lediglich nichts aussetzen kann, dem Dichter des Abschnitts vindicieren^ 1846 aber ent- weder dem von 1841 etc., oder, falls das der Cäsurreim nicht zuließ, einem Interpolator. Aber wie gerade Wilmanns, der aus den supponierten Verschie- denheiten der vorhergehenden Strophen so wichtige Schlüsse zieht, diese beiden einem Dichter zuschreiben mochte^ kann ich mir nur dadurch erklären, daß den Interpolatoren alles das gestattet ist, was sonst Anstoß erregen würde. In solche Wirren und Widersprüche hat W. sich verwickelt durch seine hjperkri- tische Bemängelung einer tadellosen Erzählung.

Recht dagegen hat er hinsichtlich der Str. 1849. Der Wortlaut derselben paßt keineswegs vollkommen in den Zusammenhang unserer Dichtung. Denn Ortlieb bietet hier gar nicht den Anlaß zum Kampfe, und Kriemhild zeigt auch durchaus nicht die Absicht, ihren Sohn ermorden zu hissen. Doch bescheidet eich W. hier, anzunehmen, daß der Dichter zwar die Anregung zu seiner Er- zählung anderswoher erhielt, aber hier nicht wörtlich Stücke aus seiner Quelle herübergenommen hat; ja 1849 könnte sogar von einem Interpolator herrühren. Ich kann mich mit dieser Mäßigung seiner Kritik nur einverstanden erklären, wenn ich gleich für die letztgenannte Annahme keinen Grund sehe: 1849 sieht viel eher einem unverstanden stehen gebliebenen Rest älterer Sagengestalt gleich, als einem späteren Machwerk; es müste denn der Verfasser der Strophe sein Motiv gar nicht aus dem Gedichte) das er interpoliert, sondern aus einer an- dern Darstellung geschöpft haben. Das aber verstehe ich nicht, warum hier W. mehr Anlaß zu solcher Mäßigung findet als bei 1841 und den benachbarten Strophen. Seine Gründe dafür sind sehr hinfallig, und diese Hinfälligkeit mag indirect die Echtheit der Erzählung 1841 fiP. erweisen. Daß es sich 1841 ff. um einen Widerspruch in den tatsächlichen Angaben^, hier nur um einen „in der Beurteilung der Tatsachen^ handle, ist nach allem Erörterten un- richtig. Umgekehrt ließe sich sagen, daß 1849 ihrem ganzen Tone und Cha- rakter nach etwas Fremdartiges unter den umgebenden Strophen hat, was sich von 1841 ff. nicht sagen Iftsst. Wunderlich ist, was hievon sagt: bei 1841 ff.

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habe das Verhältnis za den umgebenden Strophen gezeigt, daß jene älter sein müssen; ,,bei Str. 1849 deutet nichts ^uf dasselbe Verhältnis. Alles was Str. 1850 ff. von Oitlieb erzählen, fuhrt viel mehr auf die Verhältnisse nuserer Dichtung, als auf die abweichende Sagengestalt, welche die Thidrekssaga bietet.^ Eben daraus hätte geschlossen werden können, daß 1849 ein Rest älterer Dichtung sei; und nach dem Vorgang von 1841 etc. hätte dieser Schluß für nichts Unrichtiges haben können. Er hat aber den entgegengesetzten ge- zogen, dem ich mich von meinen Resultaten aus fuglich anschließen kann. Aber wie sollen wir uns die Elntstehung der Strophe und ihres um mich stark auszudrücken Widerspruchs zum Folgenden erklären? W. hat die entsprechende Stelle der Thidrekssaga (Cap. 379) angefClhrt, in welcher Str. 1849 ihre Erklärung findet. Der in der Th. S. erhaltene echte Zusammenhang erscheint im N. L. in ganz ähnlicher Weise getrübt, wie bei Brünhilds Ver- hältnis zu Siegfried oder bei Hagens Schilderung 1672. Phrasen und Motive sind, halb oder gar nicht mehr verstanden, noch beibehalten, und daß sich gerade eine so emphatische Stelle wie 1849 aus älterer Dichtung in unser Lied herübergerettet hat, ist sehr begreiflich. Der Zusammenhang macht aber die Verdunklung des Verhältnisses noch verständlicher. Durch die Einschal- tung von Blödeis und Dankwarts Kämpfen ist die Scene mit Ortlieb in zwei Theile zerrissen. An sich ist diese Einschaltung ein wirksames Mittel , . das Spannung erweckt und gut episch retardiert. Aber da nun Hagen in Dank- warts Nachricht einen Grund zum Losschlagen gefunden hat, so ist damit der Schlag Ortliebs und Kriemhilds Aufreizung des Kindes überflüssig geworden und weggefiillen. Daß bei diesem Vorgang 1849 stehen bleiben konnte, dürften verwandte Beispiele leicht lehren*).

Noch weniger als den letzten Abschnitt hat die Kritik den folgenden

berührt: wie Blödelin erschlagen ward, Str. 1858—1887. Als Interpo-

tion ist hier nur 1872 entfernt worden, aus nichtssagenden Gründen: Z. 1 wiederholt den Inhalt von 1871, 2. 3, Z. 3 den von 1871, 4, und Z. 4 ist „ein unnützer Hinweis auf die Zukunft.^ Dagegen nimmt W. die Zweifel, die er gegen 1865 und 18G8 erhebt, sofort wieder zurück. 1865, 3. 4 ist ^ein wunderlicher Einfall**, worin ich dem Kritiker vollständig Recht gebe. Ebenso gebe ich ihm aber Recht, wenn er weiter sagt: „doch läßt sich wohl denken, daß sie vom Dichter selbst ist. Denn da er eine ältere Dichtung vom Kampf Blödeis gegen die Burgunden kannte nnd benutzte^, [was auch ich annehmen muß, da ja das Motiv alt überliefert ist] und sehr wohl möglich ist, daß in dieser Dichtuug der Todesstreich Blödeis mit denselben Worten begleitet war wie in Str. 1864, 8. 4, so mag er das Bedürfnis gefühlt haben, zu erklären, woher den Feinden diese Kunde gekommen.** Ich wünschte nur, daß W. auch

*) Kiegers (Zeitschrift ftir deutsches AUerthum 11, 206—209) geistreicher Versuch aus 1849—1857 (uod 1917—1955) den Anfang (und Schluß) eines eigenen Liedes su bilden, hat denselben Ausgangspunkt wie meine Entwicklung und wird bei Anhängern der Liedertheorie gewiß Anklang finden als die beste in ihrem Sinne findbare Lö- sung. Ich denke aber, meine Entwicklung erklärt die Entstehung der Unebenheiten ebenso befriedigend.

LITTERATUB: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 231

sonst verwandte Betrachtungen angestellt hätte ; sie würden manche Athetese überflüssig gemacht haben *).

In 1868 möchte W. ^eine Übertreibung, wie sie Interpolatoren ge- läufig ist^ erkennen; aber er erkennt selbst an, daB der Dichter sich die Knechte der Burgunden nicht bewaffnet gedacht hat^ da er 1869, 2 die Heunen die gewäf enden nennt; wozu ich (mit Zarncke a. a. O. Sp. 1666) noch bei- füge, daB Hagen 1790 ff. nur den Rittern, worunter auch Dankwart, gerathen hat sich zu rüsten.

Ziemlich ebenso conservativ ist W.s Kritik der Erzählung, wie die

Burgunden mit den Heunen stritten, Str. 1888—1945. Die Strophen

1892 f. hat Lachmann wegen des Cäsurreims 1893, 1. 2 ausgeschieden. W. läßt hier den Cäsurreim nicht als Grund der Athetese gelten, da 1896 den- selben auch habe. Der angeführte Reim ist aber unrein^ enhccren : Aouemcsre, und W. hätte somit eigentlich keinen Grund, den bisher verpönten Cäsur- reim hier gelten zu lassen. Dagegen hat er für die Athetese der beiden Strophen sachliche Gründe beigebracht. 1891 dient nach W. zur Begrün- dung von 1894: ^niiO} daß Blödel von der Hand eines Helden erschlagen liegt," [soll Hagen meinen] „ist wahrlich ein kleiner Schade: hier soll jetzt besser gezahlt werden^. Ich frage, wo das steht, und in welchem logischen Verhältnis die beiden Theile dieses Hagen in den Mund gelegten Satzes zu einander stehen. Aber geradezu verkehrt ist die Behauptung: ^etzt erscheint Str. 1891 als eine, wenig passende, höhnische Abweisung Dankwarts*^. Dazu würde sie ja eben durch W.s Erklärung, während sie in dem überlieferten Zusammenhang das durchaus nicht ist. 1891 sagt Hagen, daß Blödel, von eines Helden Hand (ist das höhnisch?) gefallen, nicht zu bedauern sei (vgl. 2239, 4 VW eines kUneges handen Hg ich hie hirlichen (dl)'^ daran schließt sich als genau passender Gegensatz 1892: „aber du, woher bist du so roth? bist du verwundet und von wem?^ Die Str. 1892 verlangt auch die folgende; und ebenso ist 1894 mit 1893 jedenfalls besser zu verstehen als ohne die- selbe; Dankwart antwortet: ich bin nicht verwundet, und deshalb kann Hagen ihn bitten: so hUetet uns der tür. Die Str. 1902 hat W. gegen Lachmann aufrecht erhalten, wenigstens die Möglichkeit ihrer Echtheit behauptet Sicher interpoliert aber sei 1908, weil Günther und Gernot je nur in einer Strophe gelobt seien und die Lobsprüche jener Strophe übertrieben seien. Lachmann hatte statt Giselhiren vorgeschlagen Volkiren. Allein beide ver- kennen die Freiheit des Epos, dem gerne der Held, bei dem es eben ver- weilt, der allergröste bt. Eine regelmäßige Abzahlung der Strophen aber dürfte man im ganzen Abschnitt vei^eblich suchen.

Den Abschnitt 1917 1956 hatte Lachmann als Zusatz bezeichnet. Wilmanns läßt 1917 1945 von demselben Dichter herstammen wie das Vor-

*) R. y. Muth, Zeitschrift für deutsche Philologie 8, 490, sucht 1865 zu^ent- fernen, weil 1869 Dankwarts Nichtwissen um Blödeis Sendimg beweise und zwei anai figTiiiiva (mehelen und- brdUmieU) in der Strophe seien. Das letztere beweist nichts, denn es ist sonst von ähnlichen Dingen im N. L. nicht allsu oft die Rede. Die Aus- sage über 1859 aber ist nicht beweisbar; denn Dankwart kann so auch sprechen, wenn er von dem Sachverhalt weiß. Es ist übrigens klar, daß die Ver^wiektheit der Moti- vierung 1865 die ganze Stelle schief macht.

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hergehende, während er 1946 1964 gar nicht nntersncht. Rieger hatte in der Zeitschrift ftlr deotsches Alterthum 11, 208 gegen Lachmann bemeriLt, daß 1916 kein Liedschlnß sei, da wir über den Aasgang des Kampfes im Saal und fiber das Schicksal Etsels und Kriemhilds Nachricht verlangen; dssseibe bemerkt mit Recht auch Wilmanns. Verdftchtig findet er in diesem Ab- schnitt vor allem zwei Stellen, die Volkers Tapferkeit hervorheben, was wir an sich dem Dichter des Abschnitts selbst ganz wohl zutrauen dfirfen (wir werden ihn spfiter den Spielmann noch mehr rühmen boren). Znnftchst sind 1936 1939 interpoliert, wieder einmal aus dem alten Grunde, weil sie als Episode sich zwischen 1935 und 1940 schieben. Ein scheinbarerer Grund ist, daß Etzel schon 1932 den Saal verlassen hat. Allein man darf in der Ord- nmngy wie der Dichter erzählt, doch nicht immer eine chronologische Reihen- folge finden wollen; oder soll ich den alten Kohl noch einmal aufwärmen, daß der Dichter geoöthigt ist, Gleichzeitiges nach einander zn erwähnen? Der Dichter erzählt zuerst in Str. 1932 1935, wer alles hinausgegangen sei, and dann fügt er 1936 1939 eine Episode aus diesem Hinausgehen beL Die vier Strophen sind, zumal die letzte, ganz vortrefflich. Weiter wird Volker hervorgehoben 1941—1944. Doch sollen diese Strophen von einem andern Verfinsser sein; denn hier komme es «einem Fahrenden, am Schlaß seines Vortrages, darauf an, seinen Zuhörern im Bilde zu zeigen, was sie einem biedern Spielmann schuldig siud^. Das mag eine Nebenabsicht des Dichters gewesen sein, die aber auch Sinn hat, ohne am Schluß seines Wer- kes angebracht zu sein. Der Hauptonterschied zwischen diesen und den vorigen vier Strophen ist der, daß hier Hagen nnd dort Etzel redet. W. will die vier Strophen als echt gelten lassen, wobei er immerhin die Möglichkeit offen läßt, daß sie doch jünger wären. 1936—1939 dagegen sollen Werk eines Nachahmers sein (»vgl. 1939, 1 und 1944,3. 1941, 4, femer 1938, 3 und 1883, 3*^, also im ganzen zwei gemeinsame Bilder, beide ohne besonders auffslleudcs Gepräge). Dagegen soll 1918 jedenfalls unecht sein, weil sie den Zusammenhang unterbreche; das Motiv 1918, 3 sei geschöpft aus 1926, 1 [ftbchlich 1924 gedruckt]. Vermissen würde die Strophe niemand, wenn sie fehlte. Aber ich glaube, der Ausruf 1918, 4, der so wie er dasteht an- vermittelt and ohne Folge ist, erweist eben das Alter der Strophe. Er wird ähnlich wie 1849 aus älterer besserer Überlieferung stehen geblieben sein. Hagen sagt 1897, 3 nu trinken wir die minne und gelten sküneges w'm. Es lag nahe, dieses Bezahlen des Weines selbst als Schenken eines bitteren Getränks an bezeichnen, und es mag ein verwandter Ausdruck 1918, 4 in älterer Dich- tung an passenderer Stelle gestanden und sich hier an etwas unpassender erhalten haben. Jedenfalls weit schwerer begreift sich das, wenn man eine Literpolation annimmt. Die „entbehrlichen*' Str. 1919. 1921. 1922. 1930, von denen ich keine entbehren möchte, hat W. selbst doch ftLr echt gehalten.

Die ganze Erzählung von 1787 1945, umfEtssend den Kirchgang , den Bahurt, das Festmahl, den Kampf in der Herberge und im Saal, die Entfer- nung Etzel, Kriemhilds, Dietrichs und Rüdigers, hält W. für das Werk eines Dichters, den er, weil Dankwart die Hauptperson in der Erzählung sei, den Dankwartsdichter nennt. & entwirft ein lebendig gezeichnetes, charak-

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teristisches Bild von den EigeDthümlichkeiten dieses Dichters. Sein Hanpt- held ist Dankwart, ihm zunächst Hagen und Volker; die drei Könige treten hinter ihnen zurück. Ich muß das gleich bestreiten. Die Haupthelden des ersten Kampftages sind Hagen und Volker, und beide behalten ihre her- vorragende Stellung auch am zweiten Tage noch bei; vgl. was ich oben wider die Entfernung Hagens durch Wilmanns in der Erzählung von Rüdigers Kampf gesagt habe. Wenn Hagen im Verlauf des Kampfes aus seiner Prota- gonistenrolle zurück und in eine Reihe mit den Königen tritt, so ist das in der Erzählung ganz wohl motiviert. Der Dichter ist Hofmann genug ; um (s. 0.) den Königen ihren gebührenden Ehrenplatz als tapferen Helden anzu- weisen. — Anders in den Scenen, die dem Kampfe vorangehen. Hagen ist von Anfang an der Burgunden böser Geist, der sie in den verderblichen Kampf treibt. Die früheren Partien des Gedichts, in denen diese seine Stel- lung klarer ist, den Mord Siegfrieds, den Baub des Schatzes, die Ereignisse an der Donau, kann ich leider nicht anführen, da W. sie nicht mit unter- sucht hat. Allein mögen sie einen Verfasser haben, welchen sie wollen, diese Züge sind in der Sage begründet Wir brauchen aber nicht so weit zurück zu gehen. Gleich nachher werden wir sehen, daß W. auch die Scene, wie er niht gen ir üf atuanty Str. 1696 1745, zu der Dankwartsdichtung rech- net. Ist hier Hagen der trotzig den nicht mehr vermeidbaren Kampf her- ausfordernde, 80 zeigt er sich ebenso, wenn er den Rath giebt, gewaffnct zu gehen, wenn er der Königin den Weg vertritt, wenn er höhnische Worte über Ortlieb redet und endlich durch den Mord des Kindes den Kampf im Saal eröffnet. Jetzt hat er diese Rolle beendet und tritt hinfort in eine Reihe mit den andern Haupthelden. Sein Schicksal ist auch das Volkers, der sich ihm 1696 f. gesellt hat und an seinen Thaten theilnimmt, so lange nicht der allgemeine Kampf sie mit allen Andern vereinigt Als hätte der Dichter ge- fühlt, daß der Stoff seiner Dichtung ihm später nicht mehr Gelegenheit geben werde, mit besonderem Ruhme auf diesen Helden zurückzukommen, hat er in dem Kampf im Saal den verklärenden Schimmer edelsten Heldenthums um ihn gebreitet. Dankwarts Hervortreten, das man seine Aristie nennen mag, so lange man nicht vergißt, daß die homerischen Aristien etwas anderer Art sind'*'), ist durchaus durch den Stoff gefordert und beweist keine besondere Vorliebe des Dichters für diesen Helden, welche aus freier Wahl des Dich- ters hervorgegangen wäre. Denn Dank wart wird ja sonst so gut wie nicht berücksichtigt, nicht nur in andern Theilen des Gedichts, sondern von dem ^Dankwartsdichter^ selbst. Leicht genug hätte dieser ihn auch außerhalb der Partie, die ihn verherrlicht, mit besonderem Ruhm erwähnen können : er thut es nicht, vielmehr hat er bloß den Kampf Dankwarts mit Blödel und den Seinigen, vor allem sein Durchbrechen nach dem Saale und seine Hut der Thüre mit den hellsten Farben gemalt; er beschränkt sich darauf, die Partie, wo Dankwart seinem Amt nach auftreten muß, dichterisch auszu- schmücken und mit dem Folgenden dramatisch zu verweben. Wie kann man demnach sagen, daß Dankwart des Dichters Hauptperson sei? Wenigstens in

*) Von allen Aristien der Uias ist nur' die Patroklie durch den Stoff gefordert; die des Diomedes, Agamemnon und Menelaos könnten ebenso gut gans andere Helden haben. Durchaus anders bei Dankwart

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dem Sinne ist er es jedenfalls nicht^ daß die Vorliebe für seine Figor charak- teristisch für den Dichter heißen könnte gegenüber der Ignoriemng derselben bei andern Dichtem*). In Beziehung anf die poetische Form hebt W. die große Anschaulichkeit und Lebhaftigkeit der Erzäblaog hervor. Gewiß mit Recht ; aber wo hätte der Dichter überhaupt lebhafter und kräftiger schildern können als in diesen Scenen? und wie sehr die Schönheit der Schilderung ▼on dem Gegenstande abhängig ist, wie wenig sie also för sich allein ein Ejriterium bilden kann, wird man leicht sehen, wenn man innerhalb der Dank- wartsdichtung selbst die interesselose Erzählung vom Kirchgang und Buhurt mit den graudioseu Kampfscenen nachher vergleicht. Nach W.s Ansicht gehört der Dichter in die Zeit, ^da der Stil des volkstümlichen Epos seine Blüte erreicht hatte". Da wir diesen Stil bloß aus dem N. L. kennen, von dem alle andern Epen der Heldensage theils abhängig theils durch entschieden jüngeres Gepräge verschieden sind, so kann ich W.s Satz auf sich beruhen lassen. Mit dem Stoff dagegen hat sich der Dichter nach W. nicht allzu- viel Mühe gemacht. Er hat Strophen aus älterer Dichtung beibehalten, ohne sie umzugestalten. Die Behauptung beruht nur auf den Str. 1841 ff., filllt also weg; bei 1849 und 1918 glaube ich den Grund gefunden zu haben, warum ältere Motive an unpassendem Ort stehen geblieben sind (was aber, 8. o., auch sonst, außerhalb der Dankwartsdichtung, begegnet). Wie wenig sich der Dichter Mühe gegeben habe, soll auch 1836 zeigen, wo das Ver- langen Ejriemhilds nicht deutlich ausgedrückt sei: als ob nicht nach 1685 1687 Dietrich ganz wohl wissen könnte, was Ejriemhild will ! Sollen aber die angeführten Strophen nicht gelten, weil sie von anderer Hand sein könn- ten^ so weiß auch in der Thidrekssaga Dietrich von Kriemhilds Plänen, ehe sie ihn um Rache angeht (vgl. Cap. 375 mit 376). Auch um eine ge- schickte Lösung war der Dichter nicht eben besorgt: ^Etzel und Kriemhild werden gewissermaßen herausgeschmuggelt^. Das ist wahr, und sehr schön ist es eben nicht: aber der Dichter wüste sich (vgl. das zu Giselhers Ver- lobung Gesagte) dem Stoffe gegenüber nicht anders zu helfen, hätte sich auch wohl nicht viel besser helfen können. Die Frage, warum die Burgunden bewaffnet seien (1799 f.), sei ursprünglich in Kriemhilds Mund gelegt gewe- sen, wie Str. 1683 und in der Thidrekssaga Cap. 377, und hätte (wie eben- falls in der Th. S.) beim Eintritt in den Saal erfolgen sollen. Dann hätte aber der Dichter Kirchgang und Bnhurt, die er gemäß der deutschen Sitte seiner Zeit beifügte, weglassen müssen. So wie die Erzählung ist, muste Etzel (oder Ejriemhild; denn welches von beiden , macht doch nichts aus) schon beim Kirchgang fragen, der nothwendig vor dem Festmahl stattfinden muste. Wenn man übrigens genauer zusieht, so paßt die Parallele der Th. S. nicht auf 1799 f., sondern auf 1683 f., sogar mit wörtlichen Anklängen, so daß 1799 f. als freie und tadellose Erfindung unseres Dichters wenn man will, auch eines unbekannten Vorgängers gelten darf**). S. übrigens unten über diesen Punkt Daß der Dichter «im Einzelnen dasselbe Ver£Ethren wie im Ganzen"

*) Ich komme unten auf Dankwart zurück. **) Wenn W. vollends die Namensnennung Etzel 1801, 4 dafür anfuhrt, daß ursprünf^Uch Kriemhild die Frag^ende gewesen sei, so ist das ziemlich bodenlos. Auch wenn die Namensnennung' des Angeredeten (s. o.) sonst nicht nachweisbar wäre, so müste sie hier, wo Hagen fremden Auftrag ausrichtet, anbeanstandet bleiben.

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 236

beobachte, kann ich weder bejahen noch vemeinen; so lange W. keine Bei- spiele giebt. Es wird aber wohl an dem bisher versuchten Nachweis genü- gen, daß die Eigenthümlichkeiten der ^Dankwartsdichtung" zum Theil nicht vorhanden, zum andern Theil im Stoffe begründet sind.

Von diesem Resultat aus könnte ich die von W. aufgeworfene Frage, ob 1787 1945 als Interpolation anzusehen sei, füglich als gegenstandslos bei Seite lassen. Allein W. ist auch hier nicht mit zweifelloser Sicherheit und Consequenz verfahren, und es lohnt sich, das zu zeigen. Die Antwort auf obige Frage lautet: „Der Schluß der Episode zeigt deutlich, daß der Dichter sein Thema nicht frei aus sich heraus entwickeln durfte, er bearbeitete es mit Rück- sicht auf eine schon existirende Sagengestaltung ; daß das unsere Dichtung war zu bezweifeln, dazu hat man gar keinen Anlaß. Der Dankwartsdichter also ist als ein Interpolator der Rüdigersdichtung anzusehen.^ Wenn ich den ersten Satz recht verstanden habe , so kann unter „Episode^ nur die ganze bis jetzt gefundene Dankwartsdichtung zu verstehen sein; und daß 1945 kein Schluß einer Dichtung sein kann , ist zuzugeben. Aber außer dem Schluß, den ich daraus ziehe, daß die ^Dankwartsdichtung" genannten Ab- schnitte nur Theile eines größeren einheitlichen Werkes seien, könnte W. den dritten daraus ziehen, daß das Ende der Dankwartsdichtung verloren sei (und zwar wohl durch die Contamination verschiedener Sagenberichte). Das würde allerdings mit seiner Behauptung streiten, daß 1944 „am Schluß des Vortrages** stehe. Aber eben diese Annahme, in 1944 ein Schlußmotiv finden zu wollen, streitet aufs härteste mit der Behauptung der Interpolation; denn wie konnte der Dichter einen solchen Schlußeffect anbringen wollen, wenn sein Werk von ihm selbst zur Einfügung in fremde Dichtung bestimmt war?

Was die weitere Behauptung betrifft, daß der Dankwartsdichter der In- terpolator gerade der Rüdigersdichtung sei, so fehlt dafür jeder Beweis, während für die Identität des Verfassers der Rüdigersdichtung doch analoge Motive aus den verschiedenen Partien citiert worden waren. Ich könnte also hier nichts thun, als das bei jener Gelegenheit gesagte hier mit stäVkerer Betonung wiederholen ; wenn nicht der weitere Umstand, daß von den zwischen die ge- trennten Stücke der Rüdigersdichtung fallenden Str. 1625 - 2071 erst die Str. 1787 1945 untersucht sind, also weder Anfang noch Ende (so daß wir nicht einmal die Näthe zu sehen bekommen, wo der aufgesetzte Lappen an das alte Gewebe anstößt), die Behauptung Ws noch viel willkürlicher machte. Ohnehin sind wir mit dem Dankwartsdichter noch nicht zu Ende, können also auch noch nicht wissen, ob seine sonstigen Strophen zu W.s Behauptung stimmen.

Denn die Str. 1696—1745, Hagen und Volker vor Kriemhild, sollen

ebenfaUs dem Pankwartsdichter angehören. Im Gegensatz zu dem Bisherigen ist der Kritiker hier ziemlich schonungslos zu Werke gegangen. 1697, 3. 4. 1698, 1. 2 sind bloß „überflüssig''. 1699, 8. 4. 1700, 1. 2 lenken die Auf- merksamkeit von Kriemhild, welche 1699, 2 und 1700, 3. 4 erwähnt wird, ab ; wer möchte aber das kräftige alsam Her diu wilden gekaphet wurden an vermissen? 1702 ist „nicht guf : nach dem Anerbieten der Mannen 1702 sei die fiißfUllige Bitte 1703 nicht mehr nöthig. Ich möchte fast wetten, daß von diesem oder jenem modernen Dichter dasselbe erzählt sein könnte,

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ohne daß ein Mensch Anstoß daran nfthme. Ein wesentlicherer Grund nach W.s Anschauungen wäre der, daß Kriemhild 1703 ^nicht von neuem als Redende bezeichnet wird''; wenn er nur wahr wftre: B. v. Muth, Zeit- schrift fär deutsche Philologie 8, 490, hat schon bemerkt, daß 1703, 3 steht sprach de$ küneges irtp. Lachmann hat die Str. 1705 1707 ausgeschieden. W. begnügt sich mit der Athetese Ton 1705, 4 1706, 3, wodurch aller- dings die Hauptbedenken Lachmanns aufgehoben wären; denn daß 1707, 4 „sich in seiner unbestimmten Allgemeinheit wenig zur Einleitung des mißlun- genen Versuchs eigne^, läßt sich nur dann aufirecht erhalten, wenn man die Unechtheit aller ähnlichen matten Strophenschlüsse beweist. Aber auch die Bedenken gegen 1705, 4 1706, 3 wiegen nicht schwer. 1705, 4 soll nach W. unsinnig sein, „wenn der Hauptgrund der Besorgnis in der Anwesenheit Volkers liegt^ Und dennoch soll 1705, 4 1706, 3 von einem Verfsaser sein, wenn auch von einem Interpolator? Die Unsinnigkeit ist aber nicht so arg. Wir haben eine einfache Klimax: mit Hagen werdet ihr so leicht nicht, fertig und noch weniger mit Volker; das „und" oder sonstige Verbindung fehlt, weil eine neue Strophe beginnt*). „Daß Volker über Hagen erhoben wird, dazu sieht man keinen Grund ^; gerade an unserer Stelle läßt es sich wohl erklären. Hagen kennen die Hennen, zum Theil noch aus persönlicher Bekanntschaft (1734); Kriemhild sagt übertreibend, um zu recht umfassender Rüstung zu mahnen: noch stärker als er aber ist der Andere. Ob sie damit nach des Dichters Ansicht die Wahrheit sagt oder nicht, wird sehr gleich- giltig sein**). Die „matte Wiederholung^ 1705, 4. 1706, 4 wird nicht viel bedeuten; man könnte auch „wiederholte dringende Einschärfung^ daf^ sagen. Und wen der Cäsurreim 1705, 3. 4 geniert, der lese 1705, 3 mit AB CD (nach Bartsch mit allen Hss. ausser J b , welche willen haben) gedingen^ wof^ Lachmann ohne jede Noth gedinge gesetzt hat Wenn schließlich W. für den Verfasser von 1705, 4—1706, 3 den Dichter der Str. 1936 1939 ansieht, so liegt in beiden Stellen nicht das mindeste, was für sich schon diese Annahme begründen könnte. 1712. 1713 sind „fast albern^, n^^ ^^ Königin Hagen nicht wohl will, weiß doch Volker"; es steht aber 1712, 1 nicht ob n tu si gehat , sondern mn. Wiefern die Annahme , daß die Hennen Brünnen unter ihren Gewändern tragen ^übel zum Vorhergehenden stimmt^, kann ich wahrlich nicht entdecken. An und für sich ist jedenfalls nichts gegen dieselbe zu sagen; vgl. Thidrekssaga Cap. 373, wo die Bur- gunden die Brünnen unter den Röcken tragen. Es ist doch nicht noth- wendig, daß Kriemhild ausdrücklich den Rath gibt, die Rüstung unter dem Festgewande zu verstecken; vgl. übrigens Zaruckcs Bemerkung in seiner Rec. Sp. 1666. Von einer „Besorgnis^ Volkers, welche zum Folgenden nicht passen würde, ist in den zwei Strophen nicht die Rede; 1712, 2. 3.

*) Es wäre interessant, die Mittel der Anknüpfang innerhalb derselben Strophe und von einer zur andern einmal gründlich mit einander zu vergleichen. So viel ist schon deutlich, daß in letzterem FhIIs die Verbindung nicht selten fehlt, wie auch ganz natürlich ist.

**) Auch Dankwart lügt 1861 : ick vhu ein to6nie kindel, dd Sifrit vlot den Up; und wenn man das beanstandet und aus der Stelle vielmehr einen Schloß für die Liedertbeorie zieht, so lOgt jedenfalls Hagen 1801, also wird es die tückische Kriem- hild auch tbun dürfen.

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER KIBELUNOEN. 237

1713, 2 ist doch nur ein eines Helden ganz würdiger Rath zur Vorsicht und Aufmerksamkeit. Daß 1714 ^hesser auf 1711 folge", bezweifle ich. 1713, 4 steht zu 1714, 2 in engster Beziehung, und ich bezweifle, ob einem Interpo- lator naph dem Maß an Einsicht, das diese Leute bei W. gewöhnlich zeigen^ ein so scharfes Erfassen des Richtigen zuzutrauen ist 1715 171*1 sind bloß ausgeschieden worden, weil Hagen doch schon, als er sich Volker zum Genossen erkor, sich auf seinen sichern Beistand verlassen muste. Ist des- halb die Frage hier, im Angesichte der Gefahr^ unerlaubt? W. vermuthet hier denselben Interpolator wie in 1712. 1713 und bei den „süßlichen Zusätzen ** in Rüdigers Kampf; für das Letztere kann er bloß die Worte nu I6n tu got von htmele 1717, 1 und 2136, 1 anfahren. An 1720 wird die ^Stärke der Ausdrücke^ getadelt, in denen ich nichts Besonderes finden kann. 1720, 2 zeige einen reflectierenden Dichter wie 2087. 2091 : als ob nicht ebenso wie dort die Verzweiflung, so hier der höhnische Grimm zu einem allgemeinen Satz greifen könnte! Daß das Gespräch Strophe um Strophe wechselt, hat W. erst durch seine Athetesen zu Stand gebracht; und wenn diese Regel- mäßigkeit bei der Unterredung zwischen Hagen und Volker nicht festzu- halten ist, so wird sie es auch nicht sein in der zwischen Hagen und Kriem- hild, aus welcher W. nur um dieses Grundes willen 1728, 3 1729, 2 als ^ganz müßig" ausgeworfen hat. Ebenso ist 1731 bloß „ein ablenkender Zu- satz müßiger Reflexion^; zwischen 1730, 4 und 1732, 1 ist wieder einmal Verbindung durch Gleichlaut in den Worten. Str. 1733 ist „entbehrlich und wegen des starken Ausdrucks in Z. 2 nicht ganz unverdächtig^ ; dieser starke Ausdruck ist aber, wie ein Wörterbuch lehren kann, durchaus nicht singuIär; übrigens hat W. die atrophe schließlich doch als echt aufgenommen. 1734 1736 sind „matt und störend**; ob das erste angesichts von Zeilen wie 1736, 2 jemand zugeben wird? Störend aber ist der Zusatz nach W., weil die Rede, nachdem 1732 ein Heune erklärt habe, sich nicht mit Hagen, 1733 ein anderer, sich nicht mit Volker messen zu wollen, nicht wieder zu Hagen umkehren dürfe. 1732 ist aber von Hagen mit keiner Silbe die Rede, und 1733 soll ja verdächtig sein! Daß 1734. 1735 in ihrem Motiv mit 1691 1695 gleich sind, beweist uns nichts; von den genannten Strophen ist ja noch gar nicht die Rede gewesen. Die Scene endigte mit 1738, vielleicht schon mit 1737; warum, sehen wir nachher.

Also auch die vorliegende Scene soll von dem Dankwartsdichter ge- dichtet sein, weil auch hier Hagen und Volker im Vordergrund stehen, beide als Herausfordernde^ weil auch hier dieselbe Lebendigkeit des Dialogs und der Darstellung sei und was näher zu prüfen dieselbe Sorglosigkeit in der Composition. Das Ganze geschieht, während die Könige auf dem Hofe stehen und die Absonderung Hagens und Volkers ist nicht motiviert. Also dasselbe Motiv, das Lachmann zur Zerstückelung der Lieder 15 17 geführt hat. Ich verweise deshalb auf die trefPliche Auseinandersetzung bei Heinrich Fischer, Nib. Lied etc. S. 131 f. und auf die Bemerkung Zamckes in seiner Rec. Sp. 1666. Wir sollen aber in der Art, wie die Scene eingefügt ist, nicht bloß den Dankwartsdichter zu erkennen haben, der sie einfach, ohne auf den mislichen Punkt hinzudeuten, einschob, sondern auch den täppischen Interpolator, der 1698, 1 recht ausdrücklich auf die Situation hinwies: noch liezen st die Herren üf cUm have etdn; womit wir zugleich auch den wahrai

238 LTTTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

Grund fiir die Atheteae dieser Strophe entdecken. Dieser selbe y,Biedennaim' habe nun auch 1739 1745 verfaßt. Lachmann hatte 1740. 1741 verworfen, weil nach 1738, 3 {puo den känigen hin se hove) die Könige schon zn Hofe gegangen seien, was Fischer a. a. 0. 132 aufs beste widerlegt hat. 1739 soll nach W. nicht an ihrem Platze sein; sie gehöre nach 1737; daß 17B9 unecht sei, erhelle aus der Verwandtschaft mit 1715—1717 und 1720, 2. Dennoch soll die Möglichkeit vorhanden sein, daß 1738 jünger sei als 1739 und von demselben Interpolator stamme, der auch sonst Völkern hervorzuheben beflissen war und in 1737, 4 die La. von dem videlcere eingeschmuggelt hat. Über die Richtigkeit dieser La. will ich nicht weiter reden, da ich einen Inter- polator, der mit der genannten Absicht verfahren wäre, nicht anerkenne; wer die La. für falsch hält, mag sie weit einfacher mit Lachmann durch Abwei- chen des Auges auf 1738, 1 erklären. Aber ist es an sich glaublich, daB ein Interpolator in zwei Strophen hinter einander dergestalt verfahren w8re? Und welcherlei besondere Hervorhebung Volkers enthält denn 1738? Auch zu der Umstellung von 1738 und 1739, wie ohnehin zu der Athetew von 1789, welche sich nur auf die Analogie früherer Strophen gründet, ist kein Grund. Die Reflexionen des Dichters unterbrechen nicht sehen Zusammengehöriges. Von demselben Verfasser stammen die syntaktisch verbundenen 1740. 1741 und die Strophen 1742 1745, wo die bei dem Dankwartsdichter „noch nicht^ vorkommenden Imfrit, Hawart und Iring er- scheinen. — Von dem Constructionsübergang rede ich nicht mehr. Die Un- echtheit von 1815. 1816, wo Thüringer und Dänen und mit Namen Imfirit und Hawart erwähnt werden, habe ich zurückgewiesen. Charakteristisch ist aber W.s Ausdruck „noch nicht''; gesetzt, die Namen seien bis jetzt in der Dankwartsdichtung noch nicht gefunden worden , würde das etwas be- weisen? Beim Saalkampf sind sie nicht und vom Buhurt könnten sie ja weg« bleiben; dürften sie deshalb hier bei dem feierlichen Empfang nicht zugegen sein? Wie eng und mechanisch muß W.s Anschauung von der Entstehung unseres Epos und der Kenntnis seiner Fabel sein ! Entweder hätte der Dank- wartsdichter die thüringischen und dänischen Helden gar nicht gekannt aber Iring erscheint in der Thidrekssaga *) oder er hätte sie gekannt, aber nicht anbringen wollen, aus welchem mehr oder minder kindischen Gknnde, wissen wir nicht; aber mittelalterliche Dichter pflegen ihre Personen alle gebührend anzubringen. Übrigens findet auch hier W. die Strophen nicht richtig ge- ordnet: 1744 gehöre hinter 1745, damit die Aufzählung der Heldenpaaie nicht unterbrochen werde, und 1743 vor 1742. Das Erstere ist irrelevant genug; gegen die letzte Umstellung muß ich protestieren. W. meint, 1748 würde sehr gut an 1741 anknüpfen {do each man sich gesellen die helde käCM unde guot\ stoie iemen sich gesellet) und 1744 an 1742 (d6 stich man jBtte- deg^ren ze hove mit QiselMren gän\ d6 sach man mit den künegen hin se

*) Vgl. Hennings treffende Worte a. a 0.69: nln allen übrigen Heldengedichten der Zeit, der Klage, dem Biterolf, den sächsichen Liedern finden wir auch eine ver- nünftige zosammenhäDgende , im Wesentlichen abgerundete und einheitlich gestaltete Sagenkenntnis , einzig die Dichter uDserer Nibelongeu wären unwissend und unkundig. Ein Glück nur, daß der eine immer noch etwas mehr wnste als der andere, so daß dadurch doch etwas Vollständiges zusammenkam*'. Wenn das nar nicht eben so gut auf Lachmanns Lieder paßte!

UTTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 239

^0176 gän). In früheren Fällen konnte ich nur behaupten, daß sich ans sol- chem Gleichlaut kein Schluß ziehen lasse; hier aber ist derselbe, zumal in dem zweiten Beispiel, so häßlich und klappernd, daß er, wäre er überliefert, wohl ertragen werden könnte, keinesfalls aber durch kritische Machinationen erst hergestellt werden darf*).

Mit 1746 beginnt wieder ältere Dichtung und zwar, wie wir sehen wer- den^ ein Stück der Rüdigersdichtung. Dieser Strophe gieng nach W. 1738 unmittelbar voraus [oder 1737, falls jene Strophe, s o., für jünger zu halten]. ,,Der Dankwartsdichter ging darauf aus einzelne Scenen voll auszugestalten; Mittelglieder ohne inte ressir enden Inhalt verschmähte er.^ Der Sprung von 1737 (1738) auf 1746 ist immerhin etwas stark, möchte aber hingehen; nur be- weisen W.s Parallelen nicht eben alle für solche Sitte des Dankwartsdichters. 1786 und 1788 werden nachher behandelt werden; immerhin ist auch von 1786 auf 1787 ein Sprung, der aber hier mehr in dem Mangel an formeller Verbindung besteht, während in unserer Stelle sachlich wesentliches über- gangen wäre. 1803 und 1806 hat erst W. zusammengebracht. Zwischen 1835 und 1836 ist gar kein Sprung; vielmehr dient ja 1836, 1 gerade zur Verknüpfung. In 1849 tritt ein unerwarteter Gedanke auf (s. o.) ; aber die Erzählung schreitet von 1848 zu 1849 stätig weiter. Nur 1857 und 1858 zeigen etwas Ahnliches, wie sich an unserer Stelle ergeben würde; aber dort ist der Scenenwechsel ganz an seinem Platz und eine Verbindung der Scenen nicht denkbar, hier würde eine leicht mögliche (und in 1739 1745 wirklich vorhandene) Verbindung fehlen.

Die Untersuchung geht weiter. Ihr nächster Gegenstand ist der Em- pfang bei Etzel und die erste Nacht, Str. 1746—1786; wie gesagt, wieder ein Stück der Büdigersdichtung. Hier wechselt auf einmal der Ton; Alles ist vergnügt und guter Dinge ; als ob keine Warnung durch Dietrich, kein Angriffs versuch auf Hagen vorangegangen wäre. Daraus schließt W., daß dieser Abschnitt und die vorhergehenden nicht von demselben Dichter sein können. Dabei hat er auf zweierlei nicht geachtet. £inmal kann er nur die wenigen Strophen 1746 1757 für seine Ansicht gellend machen; 1758 beginnt gleich wider ein feindseliger Ton; wir werden zwar sehen, daß W. 1758 1761 auswirft, aber eben bloß wegen dieses Tones. Von den 12 genannten Strophen aber sind volle sechs durch Beden ausgefüllt, die nicht anders als freundschaftlich sein können; denn das ist der zweite und wichtigere Punkt Etzel weiß von all dem vorgefallenen Geplänkel gai* nichts und sicher ebenso wenig von Ejriemhilds Vorhaben. Ob das, wie 1802 und 1803, ausdrücklich gesagt oder wie hier stillschweigend vorausgesetzt wird, weil es aus der ganzen Erzählung folgt, wird nicht viel ausmachen. Es ist also kein Grund, anzunehmen, daß unsere Erzählung eine Dichtung voraus- setze, „in der die Burgunden, als sie an Etzels Hof kommen^ noch keine Ursache zur Besorgnis hatten."

*) W. findet auch sonst im N. L. die Strophen nicht immer in ihrer ursprüng- lichen Ordnung überliefert und iflhrt dieß an Str. 1330—1838 aas, was loh, ab außer- halb meines eigentlichen Gegenstandes fallend, unnntersucht lasse.

240 LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

Aus der ErzfthluDg selbst wird vieles ansgeschiedeD. 1748 und 1749 stören das Ebenmaß der Dichtung, welche den Mannen nicht zwei Strophen zutheilen durfte, den Königen nur eine. Daraus würde nur die Unechtheit von 1749 folgen; aber 1748 soll durch die Wiederholung von gr6ze wille- kamen in 1750, 4 verdächtig sein, was W. aliein gewiß noch für keinen Grund gehalten hätte. Ist keine Ursache mehr vorhanden, den Abschnitt vom vorhergehenden zu trennen, wo Hagen und Volker im Vordergrund stehen, so werden auch die zwei Strophen nicht zu beanstanden sein. Ich mache darauf aufoierksam, daß bei Begrüßungen oder Anreden an die Burgunden nicht die Könige, sondern Hagen zu reden pflegt; s. 1663. 1676. 1801. 1855. (1956. 1957.) 2193. 2270 (wo noch dazu Günther ausdrücklich angeredet war) ; eine Ausnahme machen nur 1931 (wo aber nur Günther reden kann, denn Hagen kann nichts erlauben). 2028. 2114. Die Str. 1752 ist verworfen, weil sie eine mehrmalige Einladung der Burgunden voraussetze wie 1748, 4; worauf nachher keine Rücksicht genommen wird. Allein das sind solche leere Be- densarten, die man auch im heutigen Gespräch nicht auf die Goldwage legt; und vollends W. hat gar keinen Grund, deshalb 1752 zu athetieren, da er nirgends sagt, daß der Rüdigersdichter nur von einer Einladung gewust habe. 1754 ist bloß „überflüssig". Obgleich aber das nach Entfernung dieser Strophen übrig bleibende eine vollständige Erzählung bildet, könnte doch, meint W», die Bearbeitung manches Alte fortgeschafft haben.

Daß Kjriemhild bei dem Empfang nicht auftritt, hält W. nicht für ur- sprünglich und muthmaßt, daß etwas ähnliches wie Thidrekssaga Cap. 373 hier gestanden habe. Die einzige Begründung dafür ist, daß Kriemhild in der Rüdigersdichtung nicht schon vorher in feindliche Berührung mit den Burgunden gekommen sei, folglich jetzt nothwendig eingeführt werden müsse. Für den, der unsem Abschnitt nicht von dem vorhergehenden trennt, ftllt dieser Schluß ganz weg; über 1675 ff. ist ja noch gar nichts entschieden. Wir sagen also einstweilen umgekehrt: weil der Dichter schon vor dem Empfang bei Etzel einen solchen von Seiten der Kriemhild erzählt hat, brauchte er sie bei ersterem nicht mehr einzuführen.

In der Schilderung der ersten Nacht flndet W. größere Zusätze; wir werden sehen, daß hier die Hand des Dankwartsdichters thätig gewesen sein soll. So gleich in 1758 1761, die nur wegen der „gereizten Stimmung' und des „herausfordernden Wesens^ Hagens und Volkers, „wie es der Dank- wartsdichter schildert^, athetiert werden; während diese Stimmung fär uns nach dem in 1696—1738 erzählten ganz natürlich ist Die Str. 1763. 1764 werden entfernt, weil 1762, 4 schon die Schilderung des Lagers abschließt; allein diese Zeile ist ein reiner Flickvers, und in den zwei Strophen selbst ist nichts Verdächtiges. Einen nicht unwichtigen Schluß knüpft W. an die (echte) Str. 1765. Es müsse sich etwas Besorgniserregendes zugetragen haben, aber nach 1765, 3 „nichts so entschieden Feindseliges, wie wir in unserem Nibelungenliede lesen^, sondern etwa dasselbe, was eben aus der Thidrekssaga herbeigezogen wurde. Schönbach a. a. 0. 382 hat ganz richtig erwidert: „was kann denn Feindseligeres gcf^chtet werden als was Giselher in V. 4 fürchtet: seinen und seiner Genossen Tod?^ 1765, 3 mag sich dabei auf die freundliche Einladung oder auf den freundlichen Empfang beziehen, der Giselheren 1675 zu Theil geworden ist. Str. 1767 ist überflüssig; nach

LITTEBATÜR: ZUR KBITK DER KTBELUNGEN. 241

Z. 2 könnte man annehmen, daß auch Volker zu Bette gehe, während er 1768 mit Hagen gehen will. Wer darin eine Unebenheit finden will, habeat sibi! Jünger ist auch 1769 wegen ihrer Ähnlichkeit mit 1715 1717; 8. o. „Wunderlich** ist 1771, daß Volker erst gew&ffnet aus dem Hause geht und dann nochmals umkehrt^ seine Geige zu holen. ,|Es liegt auf der Hand , daß , wenn es von vom herein im Plan der Dichtung gelegen hätte, den Spielmann hier seine Sangeskunst üben zu lassen, die Aufeinanderfolge der Ereignisse eine andere geworden wäre." Das ist nun Geschmackssache; ich kann mir den Hergang nach dem überlieferten Text recht gut und schön denken; ja es will mir fast scheinen, als ob mit Aufgeben der Str. 1771 eine cigenthümliche Schönheit verloren ginge. Allein diese Strophe ist mit den folgenden aufs engste verbunden. Daher muß W. 1771 1774 alle aus- werfen, wobei er an den Dankwartsdichter als ihren Verfasser denkt. Ich weiß nicht, ob jemand, dem die Nachtscene in ihrer ganzen zauberhaften, un- heimlichen Schönheit recht lebhaft vor Augen steht , die vier Strophen einem wenn auch noch so begabten Bearbeiter zuzuschreiben über sich bringen wird; tragen doch die Strophen so viel zu der charakteristischen Schönheit der Scene bei, und ihre Stimmung bildet eine wesentliche Ergänzung zum unmittelbar Folgenden. Es ist jedenfalls von W. nicht genug gesagt, daß die Strophen „an und fär sich recht ansprechend* seien; sie haben bis jetzt immer unter den Glanzpunkten des N. L. mitgezählt; und der Grund för ihre Ausscheidung ist ärmlich. Weiter werden 1776 1783 entfernt Der Hauptgrund dafür ist, daß das Gespräch „nicht so gedrängt*^ sei, „wie wir es nach der knappen Anlage der alten Dichtung erwarten müßten **. Diese knappe Anlage hat sich in den bisher betrachteten Theilen der Rüdi- gersdichtung als ein erst durch grundlose Athetesen hergestellter Zug erwiesen; daß aber unser Abschnitt zu der Rüdigersdichtung gehöre, dafär ist bis jetzt nicht der Schatten eines Beweises beigebracht worden; daß er älter sein müsse als der vorhergehende, würde, wenn es erwiesen wäre, noch nicht die Zugehörigkeit gerade zu der Rüdigersdichtung beweisen. Deshalb fällt die mehrstrophige Rede in 1778 f.; 1781 f. nicht ins Gewicht, da ich die Aus- scheidung von 1748 und 1758 1761 oben zurückgewiesen habe. Was aber eigentlich hierin zwischen älterer und jüngerer Dichtung ftlr ein Unterschied in der Knappheit sein soll, weiß ich nicht; denn zu Str. 1720 hat W. auch dem Dankwartsdichter bloß einstrophige Rede vindicieren wollen ! Die übrigen Gründe gegen die acht Strophen sind unbedeutend. Der allgemeine Gedanke 1776, 2 soll an 1720, 2 und 1739 erinnern. Das Hervortreten Volkers vor Hagen 1778 sei verdächtig; wenn aber die Hennen dieselben sind, mit denen Kriemhild vorher gekommen ist, so begreift sich dasselbe nach 1706 leicht und hat auch sonst nichts auf sich, nachdem wir die Ausscheidung anderer Strophen, welche Volkers Lob enthalten, als unbegründet erkannt haben. Verkehrt ist die Bemerkung: „wenn Hagen erwartet [1781], daß die Heunen näher herankommen werden, so wäre es das natürlichste, daß er seine Ge- fährten weckt; oder aber die Sorge, daß es einigen Heunen gelingen möchte in das Haus zu dringen, hätte ihm ganz fem bleiben müssen.^ Hagen fürchtet ja nur, daß, wenn Volker (1780) sich von dem Haus entfernen würde, der- selbe allein im Freien durch die Heunen in Noth kommen könnte; dann müste er, Hagen, ihm helfen (1781), also sich auch vom Haua «ii^^tqaeii^ ^ns^^ ^%s)^

GERMANIA, Nrae Beihe XII. (XXIT. Jahrg.) Vc^

242 LtTTGRATÜB: ZUR KETTIK DER NIBELCNOEK. ^H

könnten leicht einige Hennen in da« Haua eindringen. Wenn sie »hft b«tdp. im Bficken ^i, unter der ThSr stehen bleiben, so würde du geiiQgen, dii' Hennen absuwebren, nnd dann brauchte mau die Schlafenden nicht au wecken. Ist das nicht alles in beater Ordnung? Und wenn der Dichter es nicht in *v peinlich logiBcbem Zasammenhang Toi^tragen hut, ist das fQr einen Dichter ein Vornuif? Daß der Gedanke von 1783 spSter nicht verwerthet wird, darf nicht auffallen. Wie peinlich w&re es. mfisie der Dichter ap&ter einen Streit darfiber anheben lauen, ob die Hennen die Schlafenden habet) übei^ falten wollen oder nicht ! Wie advocatenmSßig ! S. anch Schönbach a. a. O. 383. In dem nach diesen zahlreichen Aasscheidungen übrig Hleibenden will also W. ein Stück der RSdigersdichtnug erkennen , ^das Prototyp fär die hBn£g wiederkehrenden Stellen, iu denen Hagen nnd Volker vor der Tör des Uansea stehend erwähnt werden". Diese Rolle hat ihnen der Dichter ala Kiemlich stehend zDgewiesen, nnd es ist durchaus nicht noihwendig an- suoebmen, daß in einem Fall Original und im andern Copie vorliege. Eine genauere Parallele zn anserem Abschnitt findet sich nur in dem nnmlttelbar vorhergehenden, 1696 1738; nnd xa diesem soll denn aach der Dankwarta- dichter dnrcb unsere Scene angeregt worden sein. Diese Annahme ist dann fast unvermeidlich, wenn man beide Scenen trennt nnd sie den Verfaaseni zuweist, die sie nach W. haben. Aber an sich selbst ist sie eigentlich ver kehrt. Im Ganzen wird man wohl kaum anstebeji, der iweiten Scene den Vorzug größerer Schönheit zu geben ; aber das that nichts zor Sache, Hehr Sagengehalt hat jedenfalls die erste; cf. 172t. 1732. 1725—1730. 1734— 1736; w&hrend die aweite weit mehr einer freien Erfindung gleich aieht. Es wSre also an sich eher Grund, die zweite Scene für eine Nachbildung der ersten zu halten. A priori kann ich wohl ala möglich, ja wahrscheinlich anerkennen , daß die dreimalige feindselige Begegnung awiachen Hagen nnd KriemhUd. bezw. ihren Abgesandten {1675—1684. 1606—1738. 1776 17B6) in d«r Sage nicht urspränglich ist: ältere Sage mag sich, wie in der Thi- drekasaga Cap. 373. 377, mit zweimaliger, die ursprün^iche (soweit Ober- haupt die Motive der deutschen Sagen gestalt zurückreichen) mit einmaliger Offen- barung dieaer Feindschaft begnügt haben. Aber im Nibelungenliede selbst sind diese drei Begegnungen urBprünglich ; denn sie bilden eine bewuate Steigerung, die das Werk eines Dichters sein mnS. Zuerst r«det Kriamhild mit Hagen ; anf die GewiCheit hin, daG er sich vorgesehen hat, versucht sie es mit Waffengewalt, zuerst an Hagen allein (Völkern kann sie einmal mclit von ihm trennen) bei Tag und in ihrer persönlichen Gegenwiut. dann heltn- Ucb bei Nacht an allen Bu^unden: die Manifestation ihrer Bachsuchl wird immer IbaUftcblicber und zugleich hinterlistiger.

Auch in der Darstcllnng findet W. die Züge des Büdigeradichtera. Der „knappe Ausdruck' nnd ^.einfache Stil" beruhen erst auf drn gemacfateii Atheteaen. Dagegen trete, sagt W. . zum Untersebied von der Oankwart* dicharag Volker in die erste Linie, wie iu 1613 £ naii 3110. Da« ist kein Beweisgrund. Der Dichter wollte den 1 hinter diMen surflcktreten laaaen, daS C /^ Seite gelegt kut«. and beide aumal ri^'1' len in Parallelv grstellten C y «te> renrauiiüTiieb, trenn d«r I

LITTERATUB: H. OSTHOFF U. K. BRUGBiAN, UNTERSUCHUNGEN ete. 243

grund ruckte? W. sollte das Moment schon deshalb nicht herbeigezogen haben, weil 1809 und gar 1823. 1826, wo Volker noch in ganz anderer Weise die Initiative ergreift, dem Dankwartsdichter zugefallen sind ; außerdem steht W. hier mit sich selbst im Widerspruch, insofern er soeben 1778 wegen unge- bührlicher Herrorhebung Volkers athetiert hat. Wichtiger ist die Bemerkung: V Hagen erscheint als der treu besorgte Hüter seiner Herren ; herausfordernder Trotz und über die Grenzen der Natur getriebene Leidenschaft sind ihm hier fern. Das stimmt wieder zu jener Stelle der Thidrekssaga [Cap. 373]

Sigfriden den schnellen und seine Wunden lassen wir nun ruhen' u. s. w.

Wie contrastiren diese gelassenen fast milden Worte mit dem Bilde Hagens, wie es der Dankwartsdichter entwirft, oder wie es in Str. 1678. 1682 uns entgegentritt.^ Um zuerst von dieser Parallele zu reden: Wird aus Hagens Worten nicht vielmehr der schneidendste Hohn reden ? Und hat W. ganz und gar vergessen, daß die genau der Str. 1682 entsprechenden Worte Hagens in eben jenem Cap. 873 der Th. S. stehen?! Und von der Th. S. abge- sehen: Trotz und herausfordernden Hohn hat in unserer Scene der Dichter eben in Volkers Mund gelegt; er mochte es für überflüssig halten, Hagen auch hier so auftreten zu lassen. Der „treu besorgte Hüter seiner Herren^ ist aber Hagen auch sonst. Ich erwähne die Baiemschlacht (1539 ff.). Wessen Werk ist diese? Hier läßt uns W. nach seinem Programm, das erst mit 1606 beginnt, im Stiche; und hier ist einer der Fälle, wo, wie ich zu Anfang erwähnte, nothwendig die früheren Partien der Dichtung hätten bei- gezogen werden müssen. Könnte die Baiemschlacht, in der Dankwart neben Hagen auftritt, ja sogar 1554 seinen Bruder errettet, in der der Dialog eine so wesentliche Rolle spielt, nach W.s Voraussetzungen nicht auch ein Werk des Dankwartsdichters sein?

Auf das durchgeprüfte Stück der Rüdigersdichtung folgt unmittelbar das größere der Dankwartsdichtung bis Str. 1945. Zwischen 1945 und 2072 folgen der Kampf Irings und der Seinigen, 1965 2015, und der Saalbrand, 2024 2071. Was zwischen diesen Scenen liegt, „scheint mehr den Zweck zu haben, diese Hauptabsehnitte zu verbinden und in ihrer Bedeutung her- vortreten zu lassen **, wird abo als interpoliert anzusehen sein. Einen Beweis dafür hat W., wie wir sehen werden, nicht erbracht.

(Schluß folgt)

HERMANN FISCHER.

Hermann OsthofF und Karl Brngman, Morphologische Untersuchungen auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen. Erster Theil. Leipzig 1878.

Die Verfasser, deren in letzter Zeit erschienene Arbeiten schon so viel- fach wechselseitigen Ideenaustausch zeigen, haben sich hier zu einem gemein- samen Unternehmen vereinigt. Das Band, welches die einzelnen darin von ihnen gelieferten Arbeiten zusammenhält, ist die Übereinstimmung in den Chrundanschauungen, von denen aus sie eine Beform der indogermanischen l^prachwissenschaft anstreben, Anschauungen, um deren theoretische und prak- lalieDiirchfahmng sich beide bereits ein bedeutendes Verdienst eT^Q»x\Ms^Va^«cv. ifreehen sich in der Vorrede sehr klax und '^«i^t&ibX d»artX^T «^« "^^^

244 LITTERATÜR: R 08TH0FP ü. K. BRUGMAN, UNTERSUCHUNGEN etc

Quintessenz derselben läßt sich etwa in folgende Sätze zasammenfassen. Die Sprachwissenschaft hat bisher viel za sehr mit abstracten Formeln gerechnet, ohne sich die wirklicl^en Vorgänge bei den sprachlichen Wandelungen klar zu machen. Es kommt darauf an, eine Erkenntniss der diesen Wandelungen zu Grunde liegenden physischen und psychischen Processe zu gewinnen. Diese wird nur erlangt, wenn mau sich entschließt bei den modernen Spracheni- wickelungen in die Schule zu gehen, wo uns allein ein ausreichend gesichertes und vollständiges Material geboten wird. Die in dieser Schule gewonnenen Einsichten sind auf die älteren und ältesten Sprachperioden anzuwenden. Das verhängnissvolle Vorurtheil muß aufgegeben werden, als seien diese mit einem andern Maßstabe zu messen ^ da doch die leiblichen und geistigen Existenz- bedingungen immer die gleichen gewesen sein müssen. Die Richtung der Sprachwissenschaft, welche die aus dieser Anschauung sich ergebenden Con- sequenzen gezogen hat, die junggrammatische', wie sie die Verf. nach ander- weitigem Vorgange bezeichnen, charakterisiert sich durch zwei wichtige me- thodische Grundsätze. Erstens: aller Lautwandel, soweit er mechanisch vor sich geht, vollzieht sich nach ausnahmslosen Gesetzen. Zweitens: der For- menassociation , d. h. der Neubildung von Sprachformen auf dem Wege der ABalogie ist för die ältesten Perioden die gleiche ßedeutuDg zuzuerkennen wie fÄr die jüngsten. Sie ist als Erklärungsmittel überall da, allerdings auch nur da herbeizuziehen, wo die Lautgesetze nicht ausreichen. Diese von den Verf. ausgesprochenen Grundsätze sind auch nach der Überzeugung des Ref. Cardinalpunkte, deren unbedingte Anerkennung heute von einem jeden verlang^ werden muß, der den Anspruch erhebt, für einen Vertreter der wissenschaft- lichen Grammatik zu gelten. Wenn die Verf. die erste Anregung zur Aus- bildung ihrer Richtung auf Scherers Buch zur Geschichte der deutschen Sprache znrfiekföhren, so haben sie damit gewiß recht. Indessen darf dies nicht so verstanden werden, als sei das Verfiihren Scherers bereits das gleiche wie das ihrige. Im Gegentheil liegt zwischen beiden noch eine weite Kluft. Es fehlt bei jenem noch die Hauptsache, das Axiom von der unbedingten Gül- tigkeit der Lautgesetze, wodurch erst die Willkür eines, immerhin vielleicht genialen Rathens durch die zwingende Nothwendigkeit methodischer Forschung ersetzt wird. Dieses mit allen seinen Consequenzen zuerst klar erkannt und praktisch verwerthet zu haben, ist eben gerade hauptsächlich das Verdienst der beiden Verf., schon in ihren früheren Arbeiten.

Die erste Abhandlung von Brugman ist überschrieben Das verbale Suffix ä im indogermanischen, die griechischen Passivaoriste und die sogenannte äolische Flexion der verba contracta Die Existenz eines Suffixes d i»t schon mehrfach von anderer Seite behauptet. B. zeigt, daß dasselbe in sehr viel mehr Fällen anzunehmen ist, als man bisher geahnt hat. Zu dieser Erkennt- niss haben ihm seine früheren Beobachtungen über die Vocalabstufung ver- helfen. Ans denselben hat sich ergeben , daß es im idg. eine schwächste Stufe der Wurzel gibt, die sich durch gänzliche Ausstossung des Grundvocals charakterisiert, in Folge wovon die Wurzel in den meisten Fällen nicht mehr als eigene Silbe bleibt, sondern zu einer Consonantenverbindnng , ja nicht selten zu einem einzelnen Consonanten zusammenschrumpft. Diese Stufe nun ist es, an welche das Suffix -d antritt. In der Aufdeckung und Durchfahrung dieses Gesetzes liegt der Kernpunkt der Arbeit. B. stellt eine Reihe von

LITTERATÜB: H. OSTHOPF U. K. BRUGMAN, UNTERSUCHUNGEN etc. 245

BilduDgen mit den Belegen aus den verschiedenen Sprachf&milien zusammen, die er unter folgende 5 Kategorien ordnet: 1. die Wurzel endet auf t\ z. B. i'd' von i (richtiger ai) *gehen , ghu-ä- von ghi*- (richtiger ghau-) rufen' ; 2. die W. besteht aus a 4- Geräuschlaut , z. B. k-d' von oA;- scharf, spitz sein ; 3. die W. besteht aus a -f- Nasal oder Liquida, z. B. m-d* von am- einsammeln y schöpfen ^ mähen ; 4. die W. beginnt consonantisch und endet auf einen Geräuschlaut, z. B. bhs-d- und daraus weiter ps-d- von bhcu- mal- men, kauen ; 5. die W. beginnt consonantisch und endet auf Nasal oder Li- quida, z. B. pr-d- von par fCillen. Es erhalten so viele Fälle ihre richtige Beurtheilung, für die man bisher eine Umstellung der Laute angenommen hatte (z. B. ka aus ak)y und manches, was J. Schmidt im zweiten Bande seines Vocalismus über die Einwirkung von Liquida auf Vocal aufgestellt hat^ ergibt sich als hinfällig. Auch sonst finden manche Schwierigkeiten, nament- lich des griechischen eine glückliche Lösung. Dabei werden viele neue ety- mologische Combinationen gemacht^ die zum Theil einzeln hingestellt aben- teuerlich erscheinen würden, an die kühnsten Phantasien der vorwissenschaft- lichen Zeit erinnernd, denen aber die zusammenhängende, streng methodische Untersuchung genügende Garantie der Richtigkeit oder mindestens Wahrschein- lichkeit gibt. Für das germ. ist allerdings die Ausbeute nicht so ergiebig wie namentlich für das griech. Nach einer Seite hin läßt die Untersuchung eine Lücke, deren sich übrigens der Verf. vollkommen bewußt ist, vgl. S. 2 unten. Statt des langen a-Lautes, unter den zunächst alle Fälle zusammen- gefaßt sind, wären jedenfalls eigentlich mehrere schon im idg. qualitativ und quantitativ verschiedene Laute anzusetzen, die genauer zu unterscheiden erat noch eine Aufgabe der weiteren Forschung sein wird. Übrigens kann loh auch den Zweifel nicht unterdrücken, ob diese a-Laute wirklich als Suffixe zu be- trachten sind und nicht vielmehr zur Wurzel gehören. Ich verweise in dieser Hinsicht auf meine Anm. zu Beitr. z. Geschichte d. deutsch. Spr. u. Lit. G, 118. Auf den letzten Theil einzugehen, der sich speciell mit griechischer Formenentwicklung beschäftigt, ist hier nicht unsere Sache. Von Einzelheiten bemerke ich noch^ daß B. das ai in got. vaia, saia mit Holtzmann als t faßt, eine Auffassung, der ich mich noch nicht entschliessen kann beizustimmen. Die Schwierigkeiten, welche die Schreibungen saijip^ saijands in den Weg stellen, werden durch die Anm. nicht in befriedigender Weise gehoben. Und dann bleibt es doch immer das nächstliegende das i mit dem westgermani- schen j zu identificieren.

Es folgt eine Abhandlung von Osthoff Formenassociation bei Zahlwörtern (92 132). Man hat schon früher gelegentlich Beeinflussungen beobachtet, welche theils verschiedene; namentlich benachbarte Zahlwörter ; theils Ablei- tungen aus einem und demselben Zahlwortstamme auf einander ausüben. Der Verf. stellt hier eine ganze Menge derartiger Fälle aus den ältesten wie den jüngsten Phasen der indogermanischen Sprachen zusammen, zu deren Annahme jetzt die stricte Observanz der Lautgesetze zwingt. Was das ger- manische betrifft, so ist folgendes auszuzeichnen: fidvar statt *hvidvor nach fimf (S. 94); saihM wie lat. sex aus *8vekß mit Verlust des v nach sibun (96); afiries. achtunda gegen got. ahtuda nach tibwnday niugunda (104). Besonders hervorzuheben sind die Ausführungen über das b in aibun. 0. zeigt S. 97 ff., daß die Grundform der Siebenzahl nicht als ^sapim mit Betonung der letzten Silbe,

246 UTTERATÜR: B. 08TH0FF ü. K. BRÜGMAN, UNTERSUCHUNGEN eie.

sondern als *sdptm wie *ndvm^ *ddkm anzusetzen ist Demgemäß müßte man nach dem Vemerschen Gesetze *stfun erwarten. Das b ist von der Ordinal- aahl mbunda übertragen, die auf eine Grundform ^saptmid- zurückgeht (131). Umgekehrt ist taihunda statt des zu erwartenden *tigunda an taihun ange- glichen. Dazu bemerke ich, daß die ursprungliche Form der Ordinalzahl noch wirklich vorliegt in alts. tegothan (Freck.) neben fekandon (Hei.), afries. tegotha neben tiandaj ags. ttogoda neben Uoda, Auch die Erhaltung des auslautenden Nasals in «i&tcn, ntun, taihun föhrt 0. mit Recht auf Einwirkung der Ordinal- zahlen sibunda etc. zurück (130). Daß aber gar keine andere Einwirkung daneben möglich gewesen wäre, möchte ich nicht mit solcher Bestimmtheit wie er behaupten. Es läßt sich jedenfalls nicht mit Entschiedenheit bestreiten and ist sogar wahrscheinlich^ daß es bereits urgerm. flectierte Formen sihuni oder wenigstens tibunim etc. gab, ohne daß wir dieselben darum mit der sla- visch-Iitauischen Flexion in Zusammenhang bringen müßten. Die Beispiele fiBr Association im germ. lassen sich übrigens noch vermehren. So ist das -Oft in alts. elleuan^ ags. eUefan, endleofan, afries. dlefa^ andlofa (-a =^ -an) angetreten nach tehan. Altn. dttandi für älteres dtti nach niundi, tiundi. West- nord. ß6rdi gegenüber ostnord. fjardi verdankt seine Länge der Angleichung an fjMvy vgl. Beitr. z. Gesch. d. deutschen Spr. u. Lit. 6, 28. Auch altn. priggja = got. prije beruht wohl auf Anlehnung an tveggja = got. ivaddjt. Noch manches andere liesse sich unter diese Kategorie unterbringen.

Osthoffs Arbeit greift vielfach über ihren eigentlichen Gegenstand hin- aus, indem in Anmerkungen und Excursen wichtige Lautverhältnisse der idg. Sprachen erörtert werden. Ich hebe daraus hervor das Lautgesetz, wonach NasaÜB sonans, sofern sie im idg. betont war, im skr. und griech. nicht a, sondern <m gibt (98). Als germanischen Vertreter setzt Osthoff nach dem Vorgange Brugmans in an im Gegensatz zu dem un, welches die unbetonte Nasalis sonans vertritt Diese Auffassung kann schwerlich gebilligt werden, worüber man jetzt Beitr. 6, 238 vergleiche. Wichtig sind femer die Erör- terungen über die Vertretung von Nasalis sonans im kelt (eit, em, tn, im, S. 105 ff,) und armenischen {an^ S. 114 ff.) vor allem aber die Mittheilung einer zunächst von K. Vemer ausgehenden Idee^ wonach die Entstehung des arischen c und j auB idg. Ic^ und g^ durch einen folgenden hellen Vocal ver- anlaßt wird, als welcher nicht bloß i^ sondern auch Brugmans a| = europ. s sich erweist, welcher Laut demnach auch in den asiatischen Sprachen min- destens eine dem s nahekommende Aussprache gehabt haben muß (116fi. Anm.).

Bmgman handelt S. 133 186 über die Geschichte verschiedener Per- sonalendungen. Er beginnt mit einer energischen Abweisung des bisher üb- lichen Verfahrens, welches, von der aprioristiBchen Annahme ausgehend, daß die Peraonalendungen aus den uns vorliegenden Stämmen der Personalpro- nomina entstanden seien, sich danach die Urformen zurechtlegt, ohne sich daran zu stossen, daß man bei der Herleitung der einzelsprachlichen For- men mit den sonst geltenden Lautgesetzen in Conflict gerath. Er verlangt im Gegensatz dazu, daß man zunächst von allen Theorien über das ursprüng- liche Wesen der Personalendungen absehe und zu den überlieferten Formen der Einzelsprachen solche Grundformen suche ^ aus denen sich die ersteren ungezwungen ableiten lassen. Diese zwanglose Ableitung erweist sich wieder nur unter der Voraussetzung als möglich, daß man die mannigfachen Asso-

LITTEBATUB: H. OSTHOFF U. K. BRUGBIAN, UNTERSUCHUNGEN etc. 247

ciationen beachtet , denen die PerBonalBiiffize im Laufe ihrer Entwickelung ausgesetzt sind. B. schließt sich der Ansicht Scherers an, daß der Unter- schied der Verba auf -o von denen auf -^i in Bezug auf den Ausgang der 1 sg. ind. indogermanisch sei (S. 139 ff.). Er stützt diese Auffassung durch genaueres Eingehen auf die Verhältnisse der einzelnen Sprachfamilien.

S. 187 206 wird von Brugman der Gedanke ausgeführt ^ daß die arischen Passivbildungen mit Suffix -ya- Denominative von den Futurparticipiis auf -ya- sind.

Den Schluß (20 7 --290) bildet eine Untersuchung von Osthoff Aber den gen. pl.y erstens im idg. und zweitens im germ. Im ersten Abschnitte löst der Verf. die lautlichen Schwierigkeiten, die sich bei einer Vergleichung der Endungen aus den verschiedenen indogermanischen Sprachen ergeben, durch folgende Annahme: die Endung ist nicht, wie man bisher angesetzt hat -dm, .sondern -am; die danach ursprünglich bestehende Differenz zwischen den ((-Stämmen und den übrigen ist in den einzelnen Sprachfamilien durch Aus- gleichung beseitigt, indem in den meisten (so auch im germanischen) die Endung der a-Stämme {-am) den Sieg davongetragen bat, in einigen aber, sicher namentlich im slavischen die der consonantischen. Im zweiten Ab* schnitte wird die Doppelheit 6~^ im gotischen gen. pl. behandelt Dies gibt Veranlassung zu einer Erörterung des gegenseitigen Verhältnisses von anshw- tendem 6 und i im allgemeinen und entsprechenden Differenzen in den übrigen Dialekten. Der Verf. gelangt zur Aufstellung eines urgermanischen Laut- gesetzes, dessen Wirkungen durch mannigfache Ausgleichungen verwischt er- scheinen, wonach nasaliertes 6 durch ein vorhergehendes j (i) zu S geworden ist. Dies ist jedenfalls ein sehr glücklicher Gedanke. Nur hält "Ret eine Modification und Erweiterung des Gesetzes für erforderlich, die er bereits Beitr. zur Gesch. d. deutschen Sprache 6, 209 ff. auszuführen versucht hat. Danach ist das Gesetz so zu fassen, daß überhaupt jedes lange oder kurze o im nrgermanischen durch vorhergehendes j oder » zu e gewandelt ist Be- sonders muß noch auf einige eingestreute Anmerkungen aufmerksam gemacht werden, in denen über gewisse Lautverhältnisse AufiBchlüsse von grosser Wich- tigkeit und Tragweite gegeben werden. S. 227 ff. wird das Lautgesetz auf- gestellt, daß im idg. m und n in der Flexion nur nach G«räuschlauten als Sonanten, nach Sonorlauten dagegen als Consonanten angetreten sind. Daraus erklärt sich im frerm. namentlich die 1 sg. ind. prat des starken Verbums: ursprünglich *[§e]8cUttm aber *[he]barmf daraus ^saiu bar und dann mit Aus- gleichung, worauf wohl die schon gleiche 3 sg. mit einwirkte, scU -= bar. Ähnlich im acc. sg. fdtu auh$an etc. 8. 288 ff. wird nachgewiesen, daß in den reduplicierten Perfecten von kalda , haita ^ auka etc. der scheinbar man- gelnde Ablaut latent enthalten ist, indem nach einem durchgehenden Gesetze 'iie Stellung vor Doppelconsonans, respective im Diphthongen die Entfaltung des Vocals zur Länge (6) verhindert hat.

Wir scheiden von dem Buche mit dem Wunsche, daß der zweite Theil bald nachfolgen möge, worin Osthoff eine Arbeit über den Bau des indogermanischen Wortes in Bezug auf den Vocalablaut zu liefern versprochen hat Eine solche ist im Augenblick gewiß das dringendste Bedürfniss der indog^ermanischen Laut' und Formenlehre.

FREIBURG i B. 2. Decamber 1878. H. ]

348 LITTERATUB: J. GROOf, DEUTSCHE BfTTHOLOOIB.

Deutsche Mythologie von Jacob Grimm. Vierte Ausgabe, besorgt vob £. H. Meyer. 3 Bände. 8. Berlin 1875—78. Dümmler.

Mit dem dritten sehnsuchtsvoll erwarteten Bande ist die vierte Ausgabe von Grimms Mythologie abgeschlossen. Bd. 1 und 2 enthalten einen unver- änderten Abdruck der zweiten Ausgabe; doch sind die Nachträge derselben in den Text eingereiht worden^ ausserdem ist in Klammem durch die Be- zeichnung * s. nachtr. auf den zu erwartenden dritten Band verwiesen. Der Beichthum der Nachträge ist ein staunenswerther , sie umfassen 873 Seiten. Man sieht aus ihnen, daß J. Grimm bis in die letzten Jahre immer noch ge- sammelt haty und man fühlt ein schmerzliches Bedauern, daß es ihm nicht ver- gönnt war, eine Neubearbeitung seiner Mythologie selbst noch zu vollenden. Ein Benutzer seiner Ezcerpte konnte nicht das thun, was der Meister getban hätte: diese in organischer Weise in den Text verarbeiten, denselben theil- weise auf Grund der Nachträge umgestalten, die oft nur in einer kurzen Be- merkung angedeuteten -Gedanken weiter ausfahren ; der Herausgeber mußte sich darauf beschränken, die Masse von Citaten und Andeutungen, Gedanken und Einfölien« je nach ihrer Beziehung zum Texte des Handexemplars [der Ausgabe von 1844] in passende Gruppen zu sondern und durch die blosse Anordnung oder auch durch ein paar erläuternde und verknüpfende Worte in einen ver- ständlichen Zusammenhang mit einander zu setzen. Auf die Richtigkeit der Citate hätte größere Sorgfalt verwendet werden sollen; namentlich sind die romanischen mitunter recht übel weggekommen, und der Herausgeber , der offenbar vom Altfranzösischen nichts versteht, hätte gut gethan, hier einen Sachverständigen zu HUfe zu nehmen. Ich führe beispielsweise S. 12 an. Ein noch leicht zu entschuldigender Fehler ist 'Maßm. Erad.' weil jeder hier Eracl.^ erkennen wird; schon weniger leicht ist ^ds. 2, 50 zu errathen, was 'is. (d. h. Laßbergs Liedersaal) sein soll. Viel schlimmer steht es mit den firans. Citaten ; ich will auf voir f^r vedr Z. 9 v. u. kein Gewicht legen ; aber was soll man zu folgendem Citate sagen: diex la puist cradieu, trat t^etpee de Um fuerre «*e« porfen iox juwenterl Berte 31 ; woran sich 2 Zeilen nachher anschließt: que» eniraiüesl Mdon 1, 310. Die beiden Citate sind aber so zu schreiben: diex la puUl craventerl Berte 31. dieu trai t^etpte de Um fuerre, aes porfen tos juaqu'es erUraiüee. M6on 1, 310. J. Grimm hat diesen Unsinn gc- vriß nicht verschuldet! So ist S. 352 eome de est traite Z. 15 v. u. de verlesen für ele, wie J. Grimm unzweifelhaft richtig geschrieben hat.

Sehr erwttnscht ist der Wiederabdruck des Anhangs der 1. Ausgabe, der in der 2. und 3. keine Aufnahme mehr fand. Der lateinische Segen, der auf der letzten Seite in der Anm. citiert wird, ist nach einer Kölner (Darm- städter) Hs. des 9. Jahrhs. in Mones Hymnen 1, 367 herausgegeben und jüngst von mir (in der Zeitschrift ftlr romanische Philologie 2, 212 ff.) nach seiner rhythmischen Seite besprochen worden.' Die von Grimm angeführte Cam- bridger Hs. ebenfalls aus dem 9. Jahr, hat das besondere Interesse, daß ihr eine angelsächsische Interlinearversion beigegeben ist ; der Name des celtischen Dichters, Lathacan in der Kölner Hs., ist hier in Loding entstellt. Für den Anhang scheint übrigens J. Grimm nicht weiter gesammelt zu haben; die Äusserung bei Haupt 4, 581 , wo er von dem angeschwoUnen Vorrath des Aberglaubens und der Segensformeln spricht' bt nidit so zu deuten, als wenn

LITTERATUB; PH. STRAUCH, ADELHEID LANGMANN. 249

die Masse des von ihm selbst excerpicrten und gesammelten so angeschwollen sei, sondern auf die reiche Litteratur von Sammlungen der Volksüberlieferungen zu beziehen, die in den vierziger Jahren anhebt. Gewiß würde dies alles vereinigt allein einen starken Band und mehr ausmachen ', es ist das aber wohl kaum ein Bedürfniss, da die landschaftlichen Sammlungen jedem Forscher leicht zugänglich sind. Wichtiger aber und wünschenswerther wäre der Aus- bau des Grimmschen Anhanges dahin , daß alle Segensformeln ans Hand- schriften des Mittelalters vereinigt würden, deutsche und lateinische. Dann erst würde sich zeigen, wie viel Treue und Stätigkcit diese Formeln in der Überlieferung zeigen, wenn man sie mit den heute noch umlaufenden vergleicht. Wir haben jüngst an einem Kinderspruch (Germania 23, 343) gesehen , wie diese Art von Überlieferung sich treu durch mehr als vier Jahrhunderte er- hält; bei den Segcusformeln , bei welchen das Volk noch viel ängstlicher darauf hält, daß ja kein Wort anders gesagt oder weggelassen werde, weil sonst der Segen unwirksam wird, wird sich diese Treue noch viel mehr heraus- stellen. Auch das ist einer der vielen Arbeitsstoffe; an dem eine jüngere Kraft sich mit Erfolg versuchen kann. K. BARTSCH.

Die 0£fenbarangen der Adelheid Langmann, Klosterfrau zu Engelthal. Her- ausgegeben von Philipp Strauch. 8. (XLII, 119 S.) Straßburg 1878. Trübner, (Quellen und Forschungen XXVI.)

Die vorliegende Publication reiht sich an die Herausgabe des Büchleins von der Gnaden Überlast und an ähnliche x. Theil noch ungedruckte Werke, wie die Offenbarungen der Christina Ebnerin, welche Strauch ebenfalls her- auszugeben beabsichtigt. Sie alle bilden einen anziehenden Beitrag zur Ge- schichte des Geisteslebens im 14. Jahrhundert. Die Visionen der Adelheid Langmann sind nur in 2 Handschriften (in Berlin und München) aufbewahrt, von denen Strauch die erstere im wesentlichen zu Grunde gelegt hat, indem er die Aufzeichnung in M fär eine mehr geglättete und gleichmäßigere ansieht. Nur wo B duich M entschieden emendiert wird, hat er sich eine Mischung beider Texte erlaubt. Eine fleißige Zusammenstellung des Sprachlichen bildet den zweiten Thcil der Einleitung, Anmerkungen, zu denen namentlich Denifie beigesteuert hat, schließen sich dem Texte an. Ein paar kleine Bemerkungen seien hier angefügt. Wenn es 2, 19 in B heißt Nu hei diseu junge wüwe di ywonheü an »r, H alle tage nam nben scharf discipline; was Str. aufnimmt, M dagegen hat doM si altag; so ist ersichtlich, daß daz durch Versehen des Schreibers in B ausfiel, und M das richtige bewahrt hat. Allerdings braucht nicht nothwendig ein Satz mit €laz su folgen, sondern parataktische Form wäre erlaubt, aber dann müßte es in B hcissen si nam alle tage, die Trennung von 91 und nam zeigt deutlich den Best der hypotaktischen Form. Unter den syntaktischen Erscheinungen hätten Ausdrucksweisen wie do antwurt fr unser herre im gedanken B, 3. 8 Erwähnung verdient, ainl^etusent 6, 5 kann wegen der Form ainlefe nicht Compositum sein, sondern muß in zwei Worte getrennt werden. 23, 30 nu unrt unser herre sein trewe ctuch an mir brechen , B, wo M prechent, richtig, wie sich aus 24, 6 ergibt.

Ein kurzes Reimgebet ist in die Prosa eingefiochten 43, 27 ff. Nicht unwahrscheinlich ist mir, daß auch 16, 25 zwei Beimseilen aDZunehoMSOL

250 UTTERATUR: PH. WACKERNAGEL, DA8 DEUTSCHE KIRCHENLIED.

leid gerne durch mich.

sich was ich glitten hon durch dich; denn diese .Anrede Christi kommt in ganz ähnlicher Fassung auch sonst Tor. Auch 22, 1 stellen sich ein paar Reime ein:

und wil ewiciich dor inn bleihen.

ich wil dich auch in mein hertze schreiben und 34, 1

ich wil in doch etwaz durch dein willen geben,

das si mir iht uf heben. Das Einflechten gereimter Stellen kennen wir aus den Offenbarnngen der Mechtild; in denen der Langmann zeigt es sich nur im Keime und in einzelnen Spuren. K. BARTSCH.

Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahr- hunderts. Mit Berücksichtigung der deutschen kirchlichen Liederdich- tung im weiteren Sinne und der lateinischen von Hilarius bis 6eoi|; Fabricius und Wolfgang Ammonius. Von Philipp Wacker n agcl. 5 Bände. Lex. 8. Leipzig 1864—77. B. 6. Tcubner.

Es war dem greisen Verfasser nicht mehr vergönnt, den Abschluß des letzten Bandes seines Lebenswerkes zu t* rieben ; doch war das Manuscript dasa vollständig ausgearbeitet, und so liegt denn jetzt das Ganze, eine Frucht treuesten und redlichsten Sammler- und Forsch erfleisses, vollendet vor uns. Wa- ckemagels Kirchenlied wird auf Generationen hinaus die unentbehrliche Fundgrabe bleiben fifir alle, die auf dem Gebiete der älteren kirchlichen Ldederdichtnng arbeiten. Wackeraagel hat, wie er schon auf dem Titel andeutet, den Begriff des Kirchenliedes auf die kirchliche Liederdichtung ausgedehnt und ebenso die lateinische Hymnendichtung aufgenommen. Letzteres wird sicherlich nie- mand mißbilligen: schon deshalb weil ein nicht geringer Theil der alten Kir- chenlieder auf lateinischen Texten beruht, wird man der Bequemlichkeit wegen die lateinischen Originale gern an der Spitze des Werkes sehen, auf welche in den folgenden Bänden immer verwiesen ist Bedenklicher ist, auch wenn man den Kegriff Kirchenlied nicht allzu enge fassen will, die Erweiterang des deutschen Programms. So beginnen die deutschen Texte mit 19 Nummern aus Otfned. Das ist kaum su billigen; höchstens hätten diejenigen Stöcke an^g^ommen werden können, in denen 0. den Refrain anwendet, die er also offenbar zum Singen bestimmt hatte. Auch die massenhafte Aufiiahme von Sprüchen der Minnesänger, die über religiöse Dinge handeln , die aber mit der Liederdichtang nichts zu thun haben, war unnothig, und es ist dadurch der ohnehin so bedeutende Umfang des Werkes ganz unnütz angeschwellt worden. Zusätze und Berichtigungen im einzelnen lassen sich in grosser An- zahl machen. Die Chronologie und Datierung ist oft seltsam und wenig be- gründet Ich kann hier natürlich nicht das ganze Werk durchgehen ; ich be- schränke mich daher auf den zweiten Band, welcher das Mittelalter und den Anfang des 16. Jahrh. umfaßt. Mit welchem Ghrunde Nr. 45 (2, 44) ins 12. Jahrh. gesetzt ist, vermag ich nicht einzusehen; die Hss. gehen nicht über das 13. Jahrh. zurück und älter ist nach Stil und Kunst, diese Bear- beitung des 51. Psalms sicher nicht. Unbenntit und unbekannt geblieben

LITTERATÜR: PH. WACKERNAGEL, DAS DEUTSCHE KIRCHENLIED. 251

ist eine Erlauer HaDdachrift des 1 4. Jahrh. , welche im Anzeiger för Kunde der deutschen Vorzeit 1856, 101 erwähnt wird. Aach Nr. 46 und ff. werden ganz grundlos ins 12. Jahrh. gesetzt. Die Conjectur zu 47, 3, 1 wird schwer- lieh Beifall finden. Nr. 51, bei Wackemagel einem alten Drucke um 1470 entnommen, ist, was W. entgangen, nach einer Nürnberger Handschrift in meiner Ausgabe der Erlösung S. LXVlJi in besserem Texte (rgl. die letzte Zeile) gedruckt. Nr. 54, 1 ist natürlich das gynne des alten Druckes in gym- me {: stijmme) zu verwandeln, ein Beweis, daß der Drucker ein älteres Ms. vor sich hatte, das er nicht verstand. Nr. 57 war nach derselben Münchener Handschrift schon in K. Roths Denkmälern S. 47 gedruckt Nr. 58 ist über- sehen, daß diese Bearbeitung der zehn Gebote sich auch in einer Wiener Handschrift findet; W. hat eine Leipziger und eine Münchener benutzt. Von Nr. 428, der Regenbogen beigelegten Veronica, scheint W. nur alte Drucke zu kennen; er gibt den Text nach einem von 1497, mit Hülfe der verschiedeneu Handschriften und Drucke wird sich ein ungleich besserer Text des nicht uninteressanten Gedichtes herstellen und auch endgültig feststellen lassen,* ob die Attribution an Regenbogen berechtigt ist oder nicht. Die aus einer Dresdener Hs. des 15. Jahrhs. unter Nr. 430 ff. mitgetheilten Meistergesänge gehören sicherlich erst diesem, und nicht dem Anfang des 14. Jahrhs. an, in welches sie W. (unmittelbar nach Regenbogen) setzt. Das Gedicht der sSle wirdikeit ist Nr. 452 nach der Münchener Hs. cgm. 142 gegeben; dabei aber übersehen, daß das Gedicht auch in der Handschrift von Alberts Ulrich steht, wonach es Schmeller 8. VUl hat abdrucken lassen; die Benutzung derselben wäre, abgesehen von ihrem höheren Alter, schon wegen der Lücken in cgm. 142 nothwendig gewesen. Das Gedicht S. Bernhards Klage (Nr. 454) ist nach meinem Texte (Erlösung S. 225 ff.), der einer Nürnberger Hs. ent- nommen war, wieder abgedruckt; die Existenz zweier anderer Handschriften (in München und Donaueichingen) ist mithin W. entgangen. Nr. 456 war nach derselben Gießener Hs. schon durch Weigand bei Haupt 6, 480 ff. her- ausgegeben worden, was Erwähnung verdient hätte. Nr. 541 steht nicht nur in der Hs. des germanischen Museums, londem auch in der Wiener 2880 (Hoffmann S. 161) und war darnach durch Kehrein schon 1853 herausgegeben. Nr. 547, vom Mönch von Salzburg, gibt W. nach drei Handschriften, einer Wiener und zwei Münchenei ; unbenutzt sind geblieben zwei andere Münchener, die W. nicht gekannt zu haben scheint, und vielleicht eine Klostemeuburger, die, wie ich glaube, das Lied auch enthält. Nr. 553. 554, ebenfalls von dem Mönch, steht nicht nur in den vier von W. benutzten Texten ^ sondern noch in vier weiteren, die ihm entgangen sind. Ganz besonders auffallend ist, daß W. von der Existenz des Bruder Hans und seiner von Minsloff her- ausgegebenen, von Bech in dieser Zeitschrift eingehend recensierten Gedichte gar keine Ahnung zu haben scheint; denn er druckt 8. 772 ff. die Gedichte des Bruder Hans anonym nach einer Kölner Handschrift ab; und selbst die Schlußbemerkung zu Nr. 1023 'Hans könnte der Name des Dichters sein hat ihn nicht auf den richtigen Weg gewiesen«

Zu tadeln ist femer, daß W. die Refrains nicht mitdmekt: er verweist sie, als wäre es etwas was nicht zum Liede gehört, unter die Schlußbemer- kungen. So z. B. Nr. 1217 (wo hinter der ersten Zeile der zweizeiligen Strophe Maria, hinter der sKweiten Nun hilf um du Jungfnmo Maria immer

252 lilTTERATUB: L. BLUME, DBEB DEN IWEIN DES HABTIIANN Y. AÜEL

m wiederholen war. Wenn man auch nicht bei jeder Strophe den Refirain abdrucken lassen wird, so gehört es sich doch, daß wenigstens in der ersten und der letzten derselbe in den Text aufgenommen wird.

Gar nichts in einer Sammlung von Liedern hat Nr. 971 su thun. Denn das bt nichts als eine wörtliche Proeaübersetzung des Regina coeli laetare*, wie man aus den mangelnden Reimen deutlich ersieht.

Das Quellen material fOr das deutsche Kirchenlied ist, wie sich beispiels- weise aus vorstehenden Bemerkungen ergibt, zwar nicht yollst&ndig, aber doch in grosser Fülle von W. zusammengeh&uft. Damit ist freilich die For- schung über den Gegenstand keineswegs abgeschlossen^ sie hat im Gegentkeil an vielen Punkten erst recht zu beginnen. Die chronologische Anordnung be- darf vielfach der Berichtigung, die Texte der Verbesserung. Eine Menge von Einzeluntersuchungen lassen sich anknüpfen, z. B. über den Mönch von Salz- burg, dessen literarisches Eigenthum schärfer zu prüfen und zu sondern ist. Daß Heinrichs von Laufenberg Gedichte , deren Originalhandschriften leider 1870 untergegangen, durch W. zum weitaus größten TheUe aufbewahrt sind, ist kein geringes Verdienst seines Werkes. Ja man möchte wünschen, er h&tte von diesem für das Kirchenlied so bedeutsamen Dichter alles abdrucken lassen; wir hätten lieber die massenhaften und werthlosen Abdrücke aus v. d. Hagens Minnesingern entbehrt. Jüngere Germanisten finden in W.'s Werke reick- liehen Stoff zur Arbeit und Forschung, den sie sich hoffentlich nicht ent- gehen Ussen. K. BARTSCH.

9ber den Iwein des Hartmann von Ane. Ein Vortrag von Ludwig Blume, Professor am k. k. akademischen Gymnasium in Wien. Wien. Alfired Holder 1879. 8. 31 S.

Der Verf. dieser kleinen aber gedankenreichen Arbeit ist uns bereits aus seiner vor ftnf Jahren erschienenen hübschen Studie über 'Das Ideal des Helden und des Weibes bei Homer mit Rücksicht auf das deutsche Alterthum' (Wien. Alfired Holder 1874) vortheilhaft bekannt. Diesmal ist es ein Hauptwe^ des höfischen Epos, der Iwein, den er zum Gregenstande einer eingehenden Untersuchung gemacht hat, die für Germanisten wie Ro- manisten gleiches Interesse bietet

Ausgehend von der Beobachtung, daß die methodische Durchforschung der ritteriichen Dichtungen nach ihrer culturhistorischen Bedeutung, und zwar nicht bloß in Bezug auf das Leben einer Nation, sondern in ihrem universal- historischen Zusammenhange, noch kaum begonnen ist, ja daß die einzelnen Werke der grossen Dichter selbst mehr auf ihre sprachliche und metrische aU auf ihre künstlerische Form und am wenigsten auf ihren Inhalt hin ge- prüft* sind, und daß namentlich die sogenannten Artusromane in dieser Hin- sicht bisher schlimm wegkamen, legte er sich bezüglich des Iwein die Frage vor, ob sich eine grundlegende Idee erkennen lasse, auf welche die ganze Composition des Gedichtes Bezng nehme, und wie hienach rücksichtlich seines inneren Gehaltes der poetische Werth des Iwein zu bestimmen sei .

Entgegen der Ansicht Lachmanns , daß der französische Dichter des Chevalier au Ijon dem deutschen überall nur den rohen Stoff gegeben habe, ist Blume, der selbst eine Arbeit über das Verhältniss Hartmanns zu seiner

LITTERATUR : L. BLUME, ÜBER DEN IWEIN DES HARTMANN V. AUE. 253

Quelle in Aussicht stellt, Tielmehr mit GenriDUs der Ubeizeugaog, daß Hartmann rücksicblHch des Inhalts, der Idee und Composition des Iwein dem Franzosen so gut wie alles verdanke. Was er also von Hartmann sagt, gilt eigentlich vielmehr von Chrcstien und jener ist nar deshalb in den Vordergrund gestellt, weil die Aufmerksamkeit unserer Literarhistoriker zunächst seinem Werke sich zugewendet hat.

Über die Idee des Iwein sind die Ansichten bekanntlich getheilt. Wäh- rend die Mehrzahl der Kritiker eine durchgreifende Idee vermißt, glaubte Benecke eine solche in den einleitenden am Schluß des Granzen wiederkehrenden Worten von 8€elde und ire, die bei Chrestien fehlen, zu erkennen. Allein diese Worte haben, wie auch Blume sieht, mit der Idee des Iwein, wenn eine solche vor- handen ist, nichts zu schaffen. Richtiger hat Wackemagel geurtheilt, wenn er 'die Kunst bewußter Aufstellung und Versöhnung sittlicher Gegensätze nämlich der Liebe und des Heldentbumes rühmt. Hierin sieht auch der Verf. den Wink, der längst hätte den richtigen Weg zur Erklärung des Iwein sollen finden lassen , und diesem Winke folgte er selbst im wesentlichen bei seinem Versuche eine leitende grundlegende Idee nachzuweisen.

Nach Blume ist der eigentliche Vorwurf unseres Gedichtes gegeben, in- dem Gawein den Helden aus dem Zustande seligsten Glückes, in den ihn der Besitz Laudinens versetzt hat, aufrüttelt und an die Idee mahnt, der sein bis- lieriges Leben gewidmet war, die Idee des Ritterthums. Zwischen dieser Idee und der Liebe kommt es nun zum Conflicte, zunächst in der Brust des Helden, dann aber auch zwischen Iwein und Laudine. Denn während das liebende Weib nur Liebe ist, und wie es sieh bedingslos, selbstvergessen hingibt, auch den ausschließlichen Besitz des Geliebten erwartet und fordert, hat es für den Mann bereits ehe er liebte etwas gegeben, das sein ganzes Wesen in Anspmch nahm: die Idee, für die erlebt, die ihm nicht angeboren, sondern anerzogen ist^ deren Dienst ihm die heiligste Pflicht geworden, die jedoch das Weib, weil es nur Natur ist, nicht begreift und der es sich deshalb, da von dieser Seite seinem ausschließlichen Besitze des Geliebten Gefahr droht, feindselig und eifersüchtig gegenüber stellt.

Aber freilich dieser Conflict, der überall eintreten müßte, wo die Liebe Gelegenheit findet ihre Rechte uneingeschränkt geltend zu machen, wie in der Ehe, wird gemildert durch die Liebe des Weibes selbst Aus Liebe zum Manne, gegen seine Empfindung und Einsicht, läßt sich das Weib zu einem Compromisse bereit finden, tritt es freiwillig vor der Idee zurück. Aber nicht für immer. Nichts empfindet es schwerer als wenn der Mann den festgesetzten Zeitpunkt seiner Rückkehr ans der Ideenwelt in die Welt der Liebe versäumt, wenn er vergißt zurückzukehren. Dann flammt die Eifersucht auf und kann wohl Liebe in Haß wandeln. Darum ist es nicht Laune , sondern tief in der weiblichen Natur begründete Empfindlichkeit, wenn Laudine es mit der Iwein zur Rückkehr gesetzten Frist so genau nimmt, und da er sie versäumt, mit ihrer Drohung unversöhnlichen Hasses Ernst macht und ihm ihre Liebe aufkündet.

Es ist ein Problem der Ehe, das Blume im Iwein vorgelegt findet.

Wie aber hat es der Dichter gelöst? Der Kampf für Lunete, der Laudinens sichtliche Theilnahme für den Unerkannten weckt, bereitet die Ver- söhnung wohl vor, kann sie aber nicht hitrbeifübren. Iwein scheidet unerkannt. Erst muß er durch glänzende Tbaten die Berechtigung der Idee« der ec fAsaoL^

254 UTTERATUH: L. BLUME, OBER DEN IWEIN DES HABTIIANN V. AÜB.

Liebe hintangesetxt hat, erweisen and so die Achtung seiner Fnn nea er- werben. Wie aber Chrestien schließlich die Versöhnung wirklich hM-beifÜlirt. das ist ein Kunstgriff, keine Losung. Dies ist auch offen eingestanden in dem Bekenntniss Laudinens, weder freiwillig noch durch Zwang hätte sie sieh lar Versöhnung bestimmen lassen, wenn sie nicht der Eid bände. Das Probkn bleibt ungelöst, wie Blume meint^ entweder aus höfischer Galanterie wonadi das Weib zuletzt recht behalten muß oder aus einem Bestreben, das für die französischen Dichter auch der Gegenwart fast als national gelten darf, geist- reich zu sein und dabei nicht tiefsinnig.

Ich habe mich im Vorstehenden bemuht, den Gedankengang des Verf.8 mog^ liehst treu und in seinem Zusammenhange erkennbar darzulegen, und mich dabd, soweit es nothwendig schien, seiner eigenen Worte bedient. Und ich zweifle nieht, daß der Leser, der meiner Darlegung bisher gefolgt ist, mir beistimmen werde, wenn ich Blumes Auffassung zum mindesten nachrühme, daß sie geistreich mid das Ergebniss ernsten tief eindringenden Denkens und h'ebevoUer VerseDkong in den Gegenstand ist. Für den Iwein aber könnten wir uns nur freuen, wenn Blumes Auffassung richtig ist; und nicht nur auf das einzelne Gedicht, auf die gcsammte höfische Epik und die höfische Gesellschaft des Mittelalters würde von da aus ein überraschendes günstiges Licht fallen. Ich für meine Person bekenne, nachdem ich Blumes Ausfuhrung wiederholt gelesen und den Iwein selbst darauf hin wieder durchgegangen, daß dieser G«danke für mich etwas sehr ansprechendes hat. An der philosophischen Formulirung der Idet> stoße ich mich nicht. Anders sieht und spricht der Dichter die Idee aus. anders der Kritiker. Mag sie jenem vielleicht von vornherein in concreter, sinn- lich anschaolicher Gestalt vorschweben, dieser kann bei seinem analjtischai und nachconstmirenden Verfahren der Abstraction nicht entrathen, und BegriflBi- schärfe bt bei ihm eine wesentliche Tugend. Und sollte er dabei sogar über die bewußten Intentionen des Dichters hinausgehen, darin zeigt sich ja bekannt- lich jedes echte Kunstwerk in gewissem Sinne unerschöpflich, daß es über den niehsten beabsichtigten Gebalt hinaus noch auf ein weiteres hindeutet und daß wir bei jeder neuen Betrachtung etwas Neues entdecken. Worauf es ankommt, ist, daß der ganze Gang des Gedichtes sich der Idee, welche der Kritiker darin finden will, ohne Zwang füge. Und das ist bei Blumes Gedanken in allem wesentlichen der Fall, mag man anch über Einzelheiten vielleicht anderer Ansicht sein, wie denn ich selbst z. B. über den Kampf mit dem Riesen am Morgen vor dem Gottesgericht über Lonete nicht ganz so günstig nrtheile wie Blnme. Auch die Parallele mit der der Weltliteratur angehörigen Geschichte von der treulosen Witwe und mit der Werbung Annas durch Richard bei Shakespeare, welche Blume heranzieht, nm das Verhalten Laudinens gegen Iwein, der ihren Gatten erschlagen, zu rechtfertigen, ist zwar zutreffend, ob aber da- mit jeder ästhetische Anstoß gehoben ist, darüber Hesse sich doch noch streiten. Dies alles aber berührt die Hauptsache nicht, und darum begnüge ich mich anch anf die Parallele mit R. Wagners Lohengrin nur hinzuweisen. (S. 25 f.)

Nach einer Richtung aber bleibt die Anerkennung der kleinen Schrift sogar nnabhängig davon, ob man ihrem Hauptresnltate zustimmt oder nicht. Das ist der ganze Geist, aus dem die Untersuchung unternommen ist und welcher sie durchdringt. Wir werden ans wohl hüten aof die arbeitsvolle Zeit, welche

MISCELLEN. . 255

die altdentschen DichtungeD TorwiegeDd auf ihre sprachlichen und metrischen Eigenthümlichkeiten untersuchte und welche sich begnügte sie in einer der ursprünglichen Form möglichst nahe stehenden Gestalt der Nachwelt zu übcr- liefern; etwa je geringschätzig und undankbar herabzusehen. Aber wir werden auch gut thun uns zu erinnern, daß jede Dichtung zunächst bestimmt ist als Kunstwerk aufgefaßt und genossen zu werden ^ und daß alle jene hingebungs- volle Arbeit ihrem letzten Zwecke nach doch dem poetischen Verständnisse dieser Werke zu dienen hat. Wie weit sie eine Prüfung nach dieser Richtung zu bestehen Termögen, ist abzuwarten. Wenn wir auch die Verurtheilnng , die so viele von ihnen getroffen, bei erneuter gründlicherer Prüfung lediglich zu unterschreiben haben sollten, so ist der Gewinn, welchen die historische Auf- fassung jener ganzen Zeit nach den verschiedensten Gesichtspunkten aus solchen Studien ziehen müßte, an sich reich und lohnend genug. Und darum wollte ich das meine beitragen, daß nicht nur der hübschen Arbeit die verdiente Theilnahme werde, sondern daß auch die anregende Wirkung, welche der Verf. wünscht; zu seiner Freude nicht aasbleibe.

PRAG, 23. Februar 1879. H. LAMBEL.

MISCELLEN.

Aas Rostocker Handichriften.

1. Dit bet scholtu lesen vor enem ghuden ende.

Grotet sistu leue here [ihesu criste]

dor diner leuen moder ere,

slut up mjn herte unde sin

unde lat den hillighen gheyst dar in, 5 de myn leoent so beware

dat id an der enghele schare

ane ende vrolik bliue;

so wan myn sele van desseme lyne

mot na dineme bode varen, 10 so motest dn se here bewaren.

eja here ihü crist^

de du en schepper aller dinghe bist,

ik bidde di dor dinen dot

unde dor dine groten not, 15 dat du mj willest gheuen

en so dan leuent

dat ik to diner vorderen haut

mit den rechten jummer werde bekant.

in den suluen standen 20 wen da dine wanden

256 MISCELLEN.

walt toghen oaer uns armen,

80 lat di dat vorbarmen

oft ik gicht hebbe gbedan,

seten ghan edder atan, 25 dat wedder dine bolde si:

dat vorghif leue here my

unde lat my wesen so gheboren

dat ik werde myt den rechten ghckoren

de dines vederliken (1. vader rikc) 30 scbolen besitten ewicbliken.

Eya maria maghet rejne,

sint dy god dar to alleyne

ut alle der werlt heft ghekoren,

dat he wolde van di werden gheboren, 35 Da bist vul odmodicheyt,

thoghe denne dine barmehartichheyt

unde wes unser armen trost,

dat wy van p3men werden lost.

lat ans des ok gheneten 40 dat da bist gheheten

en vroawe boaen allen vroawen.

ghif my myner sunde rouwen.

ok so bidde ik di,

dat myneme leuende si 45 [salicb] en salich ende io jammer bi.

in godes namen. Amen. Aus der Handschrift IV. 1. 7 (perg. 14. Jahrb.) der Kostocker Univer sitätsbibliothek.

2.

In hemmele und an erden kan nemant recht vrolik werden ane de herten reyne: de moghen syck vrouwen alleyne, 5 wente ewicb scolen se schouwen Xpm, se syn man effte vroawen. selich is de doghentheyt, tucht und ere io besteyt. wor de lere tnchtich is, 10 dar is god, des sy ghewys.

leve is eyn metich (1. mechtich) knith : wat se beroret, dat wart trud. wyl wy uns hir in leve vorbyndcn, so moghe wy uns myt gade vynden. 15 des helpe uns Cristus dorch synen doet, dede uns hefft vorloset uth aller no^t. Aus Handschrift IV. 1. 28, vor einer niederdeutschen Auslegung des hohen Liedes. K. BARTSCH.

METRISCHE BEMERKUNGEN.

I. Zur Alliterationspoesie.

Seit dem Erscheinen von F. Vetters verdienstvoller Arbeit «Zum Muspilli und zur germanischen Alliterationspoesie^ sind 5—6 Jahre vergangen ; dieselbe hat auf die seitdem erschienenen metrischen Unter- suchungen von K. Hildebrand und Ed. Sievers, von M. Rieger und lUchard Hörn*) vielfach anregend eingewirkt; natürlich nicht, ohne im Einzelnen Einschränkungen, Widerlegung oder doch Widerspruch zu er- fahren. Auch bei mir hat sich im Laufe der letzten Jahre eine Summe von Betrachtungen und Überlegungen gesammelt, die im Ganzen und Großen den von Vetter eingeschlagenen Weg vor Allem seine energische Opposition gegen die Vierhebungstheorie nur bestätigen können, in Einzelheiten aber und in nicht ganz unwesentlichen auf eine etwas andere Formulierung mancher metrischen Grundsätze hinauslaufen. Der Charakter dieser Neu-Formulierung würde sich kurz als ein Ver- folgen der von F. Vetter theils zuerst theils wiederum vertretenen Auf- fassung des germanischen Versbaues bis zu ihrer theils unvermeidlichen, theils allein genügenden Consequenz bestimmen lassen. Um aber zu diesen Consequenzen zu gelangen, muß man aufhören, einerseits die Vierhebungstheorie, andererseits den Vers von zwei Hebungen als a priori gegeben zu betrachten. Wenn es F. Vetter gelungen ist, die Vierhebungstheorie, auf den_Tod zu verwunden, so ist es ihm, meine ich, nicht gelungen fUr den Vers von 2 (resp. 3) Hebungen überall die wünschenswerthe Beweiskraft beizubringen**). Gleichwohl werden gewöhnlich diese Grundfragen nicht weiter emsüich erörtert, man be- ruhigt sich bei der scheinbaren oder selbst wirklichen Übereinstimmung Mehrerer in solchen Fällen und richtet die Untersuchung mit Vorliebe auf Einzelheiten des Systems. Auf diese Weise kann sehr Beachtens-

*) Vgl. Zachere Zeitschrift ErgSiunmgsb. 1874 (p. 74 fg.); Zeitschrift fOr deut sches Alterthnm XIX, 43 fg. ; Zachers Zeitschrift YD, 1 fg. ; Paul V, 164 fg. **) Vgl. auch Bieger a. a. O. VII, 1. «EBMANU. Nene B«ihe. HL (XXIV. Jahrg.) Yl

258 E. WILKEN

werthes geleistet werden; schon die Fülle des zur Besprechung ge- brachten metrischen Materiales kann unter Umständen sehr dankens- werth sein; abschließend und erschöpfend können aber derartige Unter- suchungen solange schwerlich genannt werden, als über die Funda- mentalfragen der altgermanischen Metrik noch immer ^ und wie ich meine mit Recht, gestritten werden kann. Denn bei einer anderen Beleuchtung des ganzen Gebietes erscheint natürlich auch das Ein- zelne oft in einem ganz anderen Licht. Sollte es überflüssig sein, gerade diese Hauptfragen noch einmal einer kurzen, aber wie ich hoffe nicht ungründlichen, Erörterung zu unterziehen?

^eger ging mit Recht von Snorri's leider sehr gedrängter Be- handlung~der Alliteration in Hdttatal C^^7 aus. Aber so gedrängt dieselbe ist; so läßt sich gleichwohl Mehr daraus lernen , als bisher geschehen zu sein scheint Es genügt nicht, das dort gebotene Ma- terial exegetisch zu verwerthen; man muß ebensosehr das dort nicht Gesagte beachten, wenn es so wichtig ist, daß es so zu sagen zu unserem metrischen ABC gehört. Snorri theilt die Strophe in 4 Vier- telstrophen, jede Viertelstrophe in zwei Sätze (oder Zeilen; buchstäb- lich Strophen- Worte : visuord), flir jeden Satz werden sechs Silben verlangt; fiir den Stabreim wird im zweiten Satze ein Hauptträger (Hauptstab), im ersten Satze aber ein doppelter Nebenstab oder zwei Stützen (studlar) verlangt. Über den verschiedenen Modus bei voca- lischem und consonantischem Stabreim wird noch kurz gehandelt, aber mit keinem Worte der Möglichkeit geschweige denn der Regel gedacht, daß ausser den gereimten Stabwörtem noch andere, neuer- f/^^ dings so genannte ^reimlose Stäbe^ vorhanden sein sollten. Dies Be- ' denken wird auch dadurch, daß Snorri zunächst skaldische Allitera- tionspoesie vor Augen hat, in keiner Weise erledigt; dieser strengere Kunststil konnte sehr wohl die Forderung von 6 Silben für jeden Satz der Strophe, nicht aber die Umgehung des rhythmischen Gesetzes von angeblich stets 2 Hebungen veranlassen. Es ist klar, daß Snorri, der C. 168 171 Beispiele von Fomyrdalag, Bälkarlag, Starkadarlag und Ljödahattr bietet, mit Bezugnahme auf seine früheren Angaben, fUr dieselben keine wesentlich andere Auffassung kennt als für den Dr6ttkv«dr hättr; also den Satz nur in Silben theilt, bei den Silben aber (abgesehen von milfylling) nur die Existenz oder Nicht-Existenz des Stabreimes in Anschlag bringt und von einer festen Anzahl geho- bener Silben in wenigstens theilweiser Unabhängigkeit von den Reim- stabsilben sich durchaus Nichts hat träumen lassen. Und doch hätte eine Technik, die sogar die früher freigelassene Zahl der Silben eines

METRISCHE BEMERKUNGEN. 259

Satzes überhaupt zu fixieren suchte, sicher ein schon bestimmtes Zahl- verhältniss der Hebungen nicht fahren gelassen*).

£s sträubt sich gewiß etwas in uns gegen die schwankende Zahl der Hebungen von 1 2, ja in den längeren Verszeilen bis 3; wir ver- langen (um mit Rieger zu sprechen) ein festes Gerüst neben der zufölligen, willkürlichen Umkleidung derselben durch die Senkungen. Richtig ist zwar, daß eine Verszeile ohne Hebung überhaupt nicht denkbar ist, während die Senkungen bekanntlich in der freieren Allit.-Poesie alle fehlen dürfen aber weiter zu gehen sind wir mit unserer Ordnungs- liebe nicht berechtigt. Es liesse sich im Gegentheil sogar behaupten, daß die freie Auffassung der Senkungen eine ähnliche der Hebungen voraussetze, daß auch hier kein abstractes Zahlenverhältniss gelten könne, daß zwei Hebungen in einer Verszeile recht wohl das Gewicht einer einzigen in einer andern Zeile beanspruchen dürften, daß schon die Formel 2 -{- 1 hierauf hinführe u. dgl. m. So verzweifelt ich auch die Amelungsche Betonung h^lägna g§st (bei Zacher HI, 282) als Rettungsmittel für die Lachmannianische Vierhebungstheorie be- trachte; das Princip einer musikalisch-rhythmischen Auffassung auch der Hebungen muß ich als durchaus richtig anerkennen. Wie wenig in der altnordischen und angelsächs. Poesie an und fiir sich die Zwei- oder Vierhebungstheorie begründet ist, folgt schon daraus, daß ein so gründlicher Kenner derselben wie Rask von zwei langen Silben (statt zwei Hebungen) sprach, die sich in der Verszeile des Fornyrdalag finden müßte. Diese Ansicht, welche einen noch engeren Anschluß an die antike Metrik verräth als die Lachmannsche, bedarf heutzutage wohl keiner Widerlegung, unbefangene Betrachtung wird einräumen, daß die Forderung von stets 2 Hebungen kaum minder willkürlich ist. F. Vetter war S. 19 nahe genug Dasselbe zu sagen, wo es heißt: ge- eignet war eine bestimmte Anzahl von Hebungen, um bei einer reicheren Gestaltung der Melodie, beim cantus firmus statt des bisherigen Reci- tativs u. s. w. Gleichwohl heißt es dann S. 24: wesentlich für die alliterirenden Verse sind nur zwei gehobene Silben. Aber warum zwei? Ist die Stelle aus dem ags. Phoenix (V. 667 fg.) mit den latein. Versen neben den angelsächsischen etwa dafUr entscheidend? Im Gegen- theil wäre eine Betonung wie mör^ri nur bei wirklichem Gesänge allen- falls denkbar, bei recitativischem Vortrage ist nur mer^ri oder (dem

*) Vielleicht ist übrigens die Silbenzählang in der Metrik überhaupt das filtere, | die Licenz der Volkspoesie jüngeres Princip. Vgl. Scherer zur Qesch. p. 159. /

260 B- WILKEN

Stabreime zu Liebe '^) m^reri denkbar, ebenso ist aber auch die Be- tonung })ät ye motan her, hafad us älyfed rhythmisch nicht nur voll- berechtigt, sondern weit wirksamer und wohltöoender als häfad us adyfed, })ät ve motan hä: welcher Nachdruck liegt denn auf den Hilfszeitwort hafad**)? Ich glaube, wer Betonungen wie kdmö tiio^ härt6 wis^, p6hh^s pink (Musp. 20—22) ablehnt, wird überhaupt einer Heranziehung des Tieftones nicht das Wort reden, und ebensowenig gawiirchknne (Wess. 16), ^omkhtig (Hei. 31) lesen dtlrfen. Der letzten Kategorie gehören auch die zahlreichen Composita wie Judeono liudio, Ebreo-liudi (Hei. 97, 104), ellean-ruoba (Hei. 69) und so manche rhythmisch völlig gleich werthige Verbindungen an wie räd burda (71), LSvias cunnes, Jacobas nenneas, guodero thiodo (74 75) u. s. w. an; in allen diesen Fällen wird, wer nur den Versuch macht, statt mit dem Auge, vielmehr mit dem Ohre über metrische Fragen zu entscheiden, einfach durch rhythmischen Vortrag sich von der Berechtigung der hier vorgetragenen Ansicht, die (wie gezeigt) mit derjenigen eines Snorri identisch ist, überzeugen können. Allerdings werden hier und da einige Worte, die grammatisch betrachtet, nicht völlig bedeutungslos sind, sich keiner Hervorhebung durch den Stabreim erfreuen, aber ebenso imberechtigt, wie die Forderung einer arithmetisch feststehenden An- zahl von Stäben (wenn wir nicht nach der Formel Snorri's 2 -f- 1 gehen, dann aber die Silbenzahl überhaupt festsetzen wollen), ist die andere Meinung, daß der Stabreim überall mit der logisch-grammatischen Be- tonung sich decken müßte. Letztere Ansicht weist im Principe selbst Lachmann (kl. Sehr. I, 139) zurück, wenn er im Gegensatze vom Endreim^ der dem Inhalte diene, von der Alliteration rühmt: ^sie herrscht und hebt das Einzelne mit wunderbarer Kraft hervor, oder wenn er (S. 137) nur verlangt, es ist natürlich, daß die Buchstabenreime „wo möglich'' auf die bedeutenderen Wörter fallen müssen^. Denn bei einem rhythmischen Kunstmittel, wie dem Stabreime, ist es ja von vorn- herein gar nicht denkbar, daß dasselbe mit den Interessen der gram- matisch-logischen Betonung sich überall ohne Weiteres gedeckt habe. Gerade formelhafte und daher füglich wohl als alt zu betrachtende Wendungen wie on })äm dage })ysses llfes Be6v. 197 fügen sich nicht immer dem grammatischen Principe; im Anfange der frymskv. (1, 3) müssen wir stns hamars (um saknadi) gegen die grammat Geltung

*) Die Anwendang derselben in unserem Falle hat natürlich etwas spielendes nnd kfinstliches.

**) V. 668 wäre anch mötun h6r rhythmisch allenfalls denkbar, aber nicht mOtun h4r, wie Vetter ansetzt.

METRISCHE BEMERKUNGEN. 261

des Pronomens, ähnlich Vegtamkv. 13, 2 sem ik hugda betonen, wo wenigstens kein besonderer Nachdruck auf dem Pronomen ruht. Richtig ist nur, daß die germanische Metrik allerdings einen derartigen etwas schroffen Widerstreit zwischen logischem und metrischem Accent nicht gerade liebt, und denselben nur ausnahmsweise duldet. Wer möchte aber leugnen, daß in allen solchen Fällen die Ausgleichung des Widerstreites wesentlich durch schwebende Betonung, die dem einen Worte ebenso viel nimmt als sie dem andern über das gewöhnliche Maß der Prosa zutheilen muß, erleichtert wird, daß eine Betonung wie ^k hugda fast als angenehme Abwechslung neben dem ek hugda der Prosa klingt (auch nhd. läßt sich ja sagen : wie ich dachte) während ein ^k hugda eine selbst flir Prosa, wie vielmehr für ein Becitativ un- erträglich schwerfällige Betonung wäre? Unter dieser Wucht der Be- tonung würde namentlich die (kürzere) ags. und an. Verszeile völlig zerdrückt sein, die bekanntlich oft nur 4, bisweilen selbst 3 oder 2 Silben zeigt, z. B. ä Gimle (Völ. 66, 4), seomodon Gen. 72, fär Noes ib. 1323. - Zweisilbige Verse sind z. B. Häv. 75, 1 ; Sigrdr. 37, 4. (Die L. E. citiere ich nach Hild.)

Allerdings aber werden wir, wie in den Fällen wirklichen Wider- streites mit dem Wortaccent einen Ausgleich durch schwebende Be- tonung (die eben nur durch Zurücktreten des Wortaccentes in diesen Fällen möglich wird), so auch dort, wo grammatisch bedeutsamere Worte im Stabreime nicht zur Geltung zu kommen scheinen, an ein Verfahren denken dürfen, wie diesem Ubelstande in etwas kunstmäßigerer Weise als durch die unbedingte Festhaltung jedes Hochtons auch als metrische Hebung abgeholfen werden könnte. Dies Mittel liegt bei der ohnehin zur Amplification neigenden epischen Ausdrucksweise nahe genug, es beruht in der Voraufnahme oder Wiederholung desselben Begriffes, der in einem bestimmten Verse rhythmisch ohne Hervor- hebung bleiben mußte, sei es in einem voraufgehenden oder einem fol- genden Verse. Dabei kann natürlich von Synonymen nach Belieben Anwendung gemacht werden. Als Beispiel fUr die Voraufnahme dienen fg. Fälle aus dem Beövulf (426-428):

Ic |>e nn pk, br^o B^orhtdena bfddan ville ^odor SkyldiDga ftnre bdoe.

Im letzten Verse bleiben zu Gunsten der rhythmischen Wirkung Skyldinga sowie b^ne ungehöben, unbeschadet zugleich des gramma- tisch-logischen Gewichts dieser Worte, da für Skyldinga das Synonym Beorhtdena schon dem Ohre rhythmisch eingeprägt ist und das be-

JtOJ) B. WILKKN

Kriflfticko Monunit von bonc p^leichfalls schon in dem rhythmisch ge- hoht^iuui hiililun dos vorhorgohendeu Verses involviert ist. In V. 428 hntto dor Dichlor dorn Uodauken nur die Nuance „um Eines^ noch «uOlKon woUon; um dioa poetisch ausBudrUckeUi war zun&chst der Vers Aim« b^no , dann «ur Completierung auch die synonymische Wieder- holuuK von hv\^f^\ IU^)rhtdona nöthig. (Qana ähnlich tritt 464 Ar-Skyl- diniia als Syaonym «u dem Silddena von 403, um einen Reim zu fAwL «u hildf>n*) V^l man mit V. 427 28 den ähnlichen Gedanken , wie «ir Siitkv« *k« (A 1 ^^ bogognct, so ist das Verfahren dort ganz analog, nur ruht d<ur Maclidruck dort auf der «letzten^ Bitte. Öfter noch k^^iniut das oiustwcil«u rhythmisch vemachl&>sigte Wort in einem der t^^lTt^d^) V<ur»o tu »«iuom Rochto, so kann madelode 499 ungehoben MtvibM) « da AOl <vuband b«adurüno noch deutlicher den B^riff der (fifjudlioh j;^4riohl<olcn') Ked« auj^drUckt. Wenn SOG richtig vunne als VfNTMcldm^ );ih man kann nämlich das Wort auch mit dOT verbinden ^> i«: ^{^)<'4))aU$ ;»cbor, daß noben den beiden hier scharf beUmtes JVr^WttW'Ä IWvulf XMui Rivca kein andexej^ Wort irgendwie eine rijtii- «aix'b^ H<^rv<vrb^kun4: xvnrä^^ ohne den Wohllaut des Ver&es za «uVhMUs l>a» in xuium' b<^ndo B^^rnffEHiK^nent wird dann aber KVs^PNmWjh bi)iiy^u^b<ttd ui^Mt. Ebenso braucht 546 cejildo»! keäz» Tt^^dnai^o Hf^Ktt;'^^^ wvil die ^, äw>w Verse in SynonyiiMai den Ob»- vrakttr «^M^ \Vüt»(4ii»M: pN&:^$^:&d «nd xaii i^Ythsui^iwas X&cbdz<Dc:kf ^or- l^biv«^ IXuitfi^W V<4^üLtita$äEi Mi:t »c^ uns im Hioazrd, -Lztä luLrisD

ISaML <^b»i^ Ni>ü; ^«^ w<teii^4^^:n^^SM:»e AinjCiäcasswiZ; Sft^ eipiscbäL Scika»

^Kti^W^ ^{piriK^^iMftt W^c:;i<*lfntü< ztiniL sitii^i :jl aar Jii> imJt 4^Sis \\*MOtt^ ;K«^ «-wwtn ^:xr iknMrarMtas iiei4äia£äMiiL k^izaiäi:. -wm aar tVi^)!!^ «aWd «ATÜ 5«djir mväk £k wx^Ik^ niiiäs^ Winifsnitümir;..

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IfETRISCHE BEMERKUNGEN. 263

wundete an der Spitze seiner Schaar stand; 4877, daß er Malchus hieß; 4878, daß er an der rechten Seite und zwar (4879) am Ohre verwundet ward. Während 4880 82 die Verwundung dann genauer in ihrer äusserlichen Erscheinung schildern , wird im Folgenden noch die Wirkung auf die Zuschauer der Scene uns vorgeführt. Die schein- bare und (in gewissem Sinne) wirkliche Weitschweifigkeit dieses Ver- fahrens zeigt uns nun die Kehrseite jenes von Lachmann gerühmten Vorzuges, daß der Stabreim das Einzelne wunderbar hervorhebe, er vermag aber zur Zeit immer nur Einzelnes zu urgieren, und muß Eines nach dem Andern unter den durch den Versbau gegebenen Bedingungen vorführen, wenn er seine Wirkung erweitern will. Dem Vortragenden bleibt es dann überlassen; durch ein rascheres Hingleiten über die nur aus metrischen Gründen geforderten Verstheile der Ermüdung des Hörenden vorzubeugen, ja vielmehr durch jenes raschere Tempo ein Colorit unruhiger Erregtheit über die betr. Textstelle zu breiten, die unter Umständen (so gerade auch H51. 4874 f.) natürlich oder geradezu nothwendig ist. Das raschere Tempo läßt auch die verschie- denen, durch den Reim gehobenen, begriflFlich verwandten Worte sich wieder näher rücken und erleichtert so auch dem Hörer ihre Ver- knüpfung zu einem in der Vorstellung abgeschlossenen Gesammtbilde. Anschaulich für das Verfahren der Alliterations-Poesie ist auch der neuerdings wiederholt besprochene Hymnus Cädmons in nordhumbr., westsächs. und lat. Aufzeichnung. Die letztere ersetzt (vgl. Zupitza Zeitschrift für deutsches Alterthum XXH, 221) mehrfach 2 oder 3 Sy- nonyma der ags. Fassung durch einen lat. Ausdruck, weil eben nur die ags. Alliteration zu jener Amplifikation des Stiles geführt hatte.

In der abd. Poesie treflFen wir Ähnliches an. In Wess. 6 (Müll.) könnte man sich wundem, cot rhythmisch ungehoben zu finden. Er- wägt man aber, daß ilmahtico schon als ein Synonym dazu gelten kann, manno miltisto desgleichen, so schwindet das Bedenken. Da V. 8 cöotliche : cöt rhythmisch gehoben erscheinen , liegt sogar eine Feinheit darin, daß V. 6 sich eine andere rhythmische Aufassung findet. Hild. 5 wäre allerdings „suert** wohl besser rhythmisch ge- hoben, als gurtun; man muß und kann aber in diesem Falle gürtun sih (iro) suert ana als änen Begriff, als ein rhythmisches Compositum ansehen, welches dann richtig auf dem ersten Theile betont ist, wenn- gleich diese Voranstellung des Verbums vor das Substant. (ohne Stab- reim) immerhin dem gewöhnlichen Gesetze metrischer Wortstellung (vgl. w. u.) nicht entspricht. V. 13 könnte man fragen, warum „al irmindeot^ in rhythmischer Senkung steht. Das Object des Rennens

264 £• WILKEN

ist aber schon im vorhergehenden Verse rhythmisch betont: ik m! de ddre wSt; das dort rhythmisch vemachlftssigte wdt kommt V. 13 in dem synonymen Ausdrucke chüd (is m^) zu seinem rhythmischen Rechte. Auch will der alte Hildebrant offenbar nicht sagen, daß ihm das ginae Menschenvolk bekannt sei; al irmindeot steht hier ähnhch abgeschwächt wie etwa im Französ. tout le monde. ^ Daß V. 14 (ähnlich 36, 45; vgl. auch 7) der Name allein rhythmisch gehoben ist, nicht gimahalta, versteht sich so zu sagen von selbst; ich möchte aber nach dem G^ brauche unseres Liedes denn doch nicht das im H§L so häufige quad he (z. B. 4821) mit M. Rieger ftlr spätere Zuthat erklären , nur bei rascherem Wortwechsel (vgl. Hild. 58) scheint der epische Stil die An- deutung der jedesmal sprechenden Person als unnöthig oder störend zu empfinden. Die VV. 59 62 geben schöne Belege ftlr unsere Auf- fassung. In V. 59 ist w^l lustit ein rhythmisches Compositum , ähn- lich unserem nhd. Subst. Wollust. In V. 60 bleibt gudeä rhythmisch gesenkt, weil es das betonte wiges (V. 59) nur formell wiederaufnimmt, gehoben wird hier das (eine neue Begriffsnüance darstellende) Adj. gimeinün. Die Worte niuse de mötti glaube ich auch (vgl. Rieger Germ. IX, 310) nur als eine etwas entstellte, aber der as. Formel he niate ef he moti (Hei. 224) entsprechende Wendung fassen zu dürfen*). Ist dies für die rhythmische Auffassung auch anscheinend irrelevant, so ist doch in diesem Falle die Betonung mötti doppelt gerechtfertigt, man vgl. nhd. „Freue sich wer kinn!* Das niuse wird dann im Folgenden näher ebensowohl grammatisch wie rhythmisch erläutert, wo nun wiederum muotti (= mötti) unaccentuirt bleibt, weil es hier reines EUlfszeitwort ist. Auch V. 62 ist briinnono bödero mit Recht rhythmisch gehoben, weil sowohl die Brttnne als Hauptstück der Beute wie namentlich die Aussicht auf die beiderseitige Ausrilstung für den Sieger noch besondere Hervorhebung verträgt, während waltan (weil nur schwächeres Synonym fQr sih hruomen) billigerweise nur die Cadenz ftült. Musp. 37 bietet mit der Betonung weroltr^htwison eine Aus- nahme von meiner, aber auch von der Vetter-Riegerschen Auffassung. Offenbar ist das Wort für die regelrechte Betonung weroltrehtw. zu \ schwer und lang geworden, wie wir im Nhd. jetzt öfter schon bei dreisilbigen Worten zu einer ähnlichen Tonversetzung flüchten, und z. B. (im Hannoverschen) Kreishaüptmann für Kreishauptmann sagen.

^) Daß far mötti im folgenden Vene muotti begegnet, kann bei der schwan* kenden Schreibweise des Denkmales (frdt6ro 8, frote 16) nicht aoffaUen, de = the as.; ninse snnSchst -= ahd. niose. (So jetzt auch Sievers.)

BfETBISCHE BEMERKUNGEN. 265

V. 38 kann „pägan^ mit Recht verklingen, weil der folgende Vers auf den Kampf noch deutlicher hinweist. Ebenso wird 46 pivallan durch das folgende synonyme sigalds werdan rhythmisch vertreten. V. 50 ist Eliases pluot als rhythmisches Compositum zu fassen. Auch V. 51 fg. (der himil noch zu V. 53 zu ziehen) ist eine zwar massige, aber noch nicht ganz gesunkene Technik zu finden. In Anfang und Schluß der Schilderung werden Substantiv und Verbum gleichmässig gehoben; in der Mitte entweder nur die Substantiva (^rdu : ahä 52, mäno : mittilagart 54) oder zwei begriffiich verwandte Verba (farswil- hit sih : swilizöt 53) rhythmisch gehoben , vgl. jedoch noch w. u. Aus Stellen wie H^l. 2593 (wo das zunächst rhythmisch gesenkte erda 2595 im folgenden Verse synonymisch durch allaro bewo bredöst mit rhythmischer Hebung wiederholt wird) oder 3700 fg. läßt sich die kunst- massigere, freilich etwas compliciertere Behandlung derartiger Schilde- rungen im Hei. erkennen ; wenn 3701 afstät rhythmisch gesenkt bleibt, so liegt die Erklärung wohl darin, daß „ni afstdt nigcn^ hier nur den in f^Uiad schon rhythmisch accentuierten BegriflF variiert, während Musp. 55 st§n ni gist^ntit noch mäno vallit sich in einer andern Lage befindet*). Man sieht, wie auch hier der Wechsel der Betonung keineswegs auf Willkür beruht. Die herrschende Ansicht (vgl. z.B. Hein- 1 zej, Über den Stil der altgerman. Poesie p. 4, 5) vermag in der Häufung [ der Synonyma lediglich ein pathetisches Moment zu erkennen, fdr j sie ist pehhes pina Musp. 22 lediglich ein Schmuck, eine Wiederholung/ von hella fiiir in V. 21. Wie anders, wenn wir in 21 h^Ua fuir, in 22 pehhes pina lesen da ist nichts Überflüssiges mehr.

Nicht ganz analog ist das Verhältniss in der an^_AUiterations£oesie. Hier hat schon die feststehende Strophenform einen etwas gleich- massiger gemessenen Vortrag der einzelnen Verszeilen erfordert, als dies bei der stichischen Poesie der Hochdeutschen, Sachsen und Angel- sachsen, die ich mir (mit Vetter) nicht gesungen, nur im freieren Re- citativ vorgetragen denke, der Fall war. An wirklichen Gesang ist zwar nach Dem, was wir über die Vortragsweise der färöischen Lie- der, der jetzt ausgestorbenen isländischen Tanzweisen u. s. w. wissen, auch bei den Edda-Liedern schwerlich zu denken, immerhin gebietet schon die nahe Verwandtschaft zu der silbenzählenden skaldischen Poesie hier an eine etwas weniger freie Behandlung der Senkungen zu denken, die im Heliand gar nicht selten die Zahl von 8 erreichen,

*) Auch ersieht man leicht, daß in afstad der Beimstab der nächsten Zeile schon vorspielend anklingt, vgl. Vetter 8. 60 %•

266 ^ WILKEN

ja überschreiten*). Rein äosserlich pflegt man die Sache so darsu- stellen^ daß die an. Alliterationsverse kürzer seien; in der Thai kommt namentlich in dem sehr leicht wirksam zu behandebiden Lj6Aahittr selten ein grammatisches Begrififswort rhythmisch zu km*z^. Schon eher ist dies bei dem (öfter sogen.) kviduhdttr der Fall, obwohl auch hier meistens die in rhythmischer Senkung stehenden Silben sich theik proklitisch, theils enklitisch oder als rhythmische Composita der Stamm- silbe ungezwungen anschliessen. Als ein Beispiel von schon unge* wohnlich schwerem Ictus war mir seit Jahren der Schluß von Big. sk. 27 auffällig:

ein veldr Brjmhildr

ölla boM. * *

Hier kann nämlich der Name Brynh. keineswegs für gleichgiltig gerechnet werden, wie viel leichter in rhythmischer Hinsicht wäre:

einn veldr Aili u. w.

War der Name Brynh. aber gegeben^ so war es einmal möglich nach der mehr sttdgermanischen, aber doch auch im Norden durchaus nicht unerhörten Weise der Amplification des Ausdruckes (vgl. z. B. Sigkv. 65, 1—4) etwa zu schreiben:

Brynhildr hefir | Büdia döttir Ein um valdit | 611a b^lvi

oder es muß, da Brynhildr hier schwerlich in rhythmischer Senkung stehen darf, in Brynhildr und b^lvi ein zweiter Reimstab angenommen werden. Einen solchen bin ich aber (mit R. Hom a. a. O. p. 166) in der Regel nur als zufalligen, eher gemiedenen als gesuchten rhyth- mischen Schmuck anzuerkennen geneigt. Sobald man nämlich sich klar macht, daß der Stabreim dem Verspaare seinen Stempel auf- drücken soll, so ist noth wendige Folge, daß in der Regel auch hier die homerische Ansicht, daß nur Einer das Regiment fahren soll, am Platze ist. Zwei verschiedene Stabreime, die bei Neueren (z. B. W. Jor- dan) geradezu beliebt scheinen, geben einerseits dem Verspaare eine gewisse, nur hier und da angebrachte sinnliche Weichheit, und ver- wirren leicht das rhythmische Gehör, das nur nach äner Richtung hin angeregt oder bestimmt zu werden wünscht Daß Snorri, der sogar die öftere Wiederholung derselben Reimbuchstaben als nach der Formel 2+1 fehlerhaft findet, und nur bezg. der vocalischen, so viel leichter

*) Die Zahl 9 findet sich s. B. 3769 H., wo ich nur wi(he) als Hebang gehen lasse. Aber wir sprechen nhd. selbst 11 Senkungen neben einer Hebung unanstössig, X. B. : uuvorhergesehenerweise thit ich dies.

**) Daß ich auf rhythmisch rohe Gedichte wie Harbij. oder einzelne comipte Stellen anderer Lieder nicht eingehe, liegt nahe.

METRISCHE BEMERKUNGEN. 267

wiederkehrenden, Alliteration als noth wendiges Übel duldet, die An- wendung zweier verschiedener Stäbe geradezu perhorresciert haben würde, liegt auf der Hand. Wir haben uns aber doch auch vor allzu ängstlicher Auffassung derartiger Regeln zu hüten*). Wo der Hauptgrund des Bedenkens gegen den Doppelreim insofern zu- rücktritt, als der eine von beiden Stabreimen sich doch als der eigent- lich herrschende darstellt, der andere nur als ein Hilfsstab sich daneben stellt und dies kann doch wohl auch von Sigkv. 27 ex. gelten, wo auf ein ein sehr starker Ictus fkllt da ist die Anwendung und zwar gerade als Ausnahme neben der Regel gestattet, denn variatio delectat wie im Leben so in der Kunst. Allerdings gibt es, glaube ich, noch eine andere Möglichkeit, ein logisch gewichtiges Wort ohne Anwendung des Stabreimes überhaupt gleichwohl rhythmisch zu accentuieren. Hier muß aber zunächst die Bedeutung der Wortstellung im Alliterationsverse überhaupt skizziert werden, über die Hildebrand a. a. O. S. 114 fg., Sievers S. 47, Rieger S. 18 fg., R. Hom S. 175 im Allgemeinen zu ähnlichen Resultaten gelangt sind. Überall zeigt sich dabei freilich ein Ausgehen von grammatischen Kategorien, die den alten Epikern schwerlich bereits geläufig waren. Es wird daher erlaubt sein^ die- selben Resultate unter etwas anderer Beleuchtung vorzuführen**). Am meisten kommen fUr den Stabreim Nominalbegriffe in Betracht. Ste- hen Subst. und Adj. zusammen, so pflegt (wenn nicht Beide am Stab- reim theilnehmen) das Adj. bevorzugt zu werden, d. h. voranzustehen und den Stabreim zu tragen. Es bildet sich so ein rhythmisches Com- positum, das ganz analog dem grammat. Comp. (z. B. Großknecht) behandelt wird. Sogar ein Eigenname kann enklitisch einem voran- stehenden Adj. folgen, wie säncta Hierusalcm Cyn. Crist. 50 und sdncta Maria ib. 88 zeigt; vgl. franz. Saint- Pierre = St. Peters Dom. Das Adj. bringt das unterscheidende Moment hinzu, dies wird logisch und meist auch rhythmisch bevorzugt. Solche Adj. dagegen, die häufig und ohne besonderen Nachdruck gebraucht mehr als epitheta ornantia y' gelten (vgl. Hßrn S. 177), können sich enklitisch dem gehobenen Sub-

*) Ich kann hier gelegentlich auf die Schrift des durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der antiken Metrik wohlbekannten Brambach: Über die Betonungsweise in der deutschen Lyrik (Leipzig Teubner 1871), und lieber auf die ganze Schrift als eine einzelne Stelle derselben verweisen, da sie mit aller Feinheit der Beobachtung auch jenen freien Blick verbindet, den die sonst so fleissigen metrischen Untersuchungen ] von germanistischer Seite so hftufig vermissen lassen.

**) Ausserdem kann ich meinerseits natürlich von reimlosen Hebungen nicht reden, da sich der in rhythmischer Senkung stehende Hochton eines Wortes kaum von den übrigen Senkungen unterscheidet

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Btantive anschliesseD, einzelne (wie allr^ margr, engl im Altnord., Hild. 115) sogar prokiitisch voraofgehen. Zahlworte sind, wenn (wie gewöhnlich) die Zahl mit Nachdruck genannt werden soll, vor dem Substantiv bevorzugt, Ausnahmen in Fällen wie twenie m&a^ twe wff| })ridda Misael hätten von Rieger (S. 20) nicht anstössig genannt werden dürfen y der Unterschied der Betonung ist wie in nhd. Wendungen: ich wünsche ein Pair (= zwei) Handschuhe ein paar Rndben spielten auf der Strasse; oder: zum dritten und letzten Male drittens H^o, viertens Hafer u. s. w. Das unbetonte Adj., Zahlw.^ Pronomen vor dem Subst. vertritt auf dem Gebiete rhythmischer Composition Das, was die tonlosen Präfixe in der gramm. Composition darstellen^ z. B. in ahd. unubarwüntan. Bei der Verbindung zweier Subst geht die rhythmische Compos. auf Verbindungen wieSünon Petrus (vgl. Hom 178) entsprechend etwa unserem nhd. Hansjäcob unbedenklich ein. Wo genetivische Verbindung zweier Subst. begegnet| ist von Sievers S. 48 allerdings nach Analogie der grammat. Compos. ein beständiger Vor- gang des Genetivs gefordert, wogegen Hom S. 175 sich nicht ganz ohne Grund ausspricht^ so wenig der dort eingenommene Standpunkt sich übrigens mit dem meinigen deckt'*'). Die von Rieger S. 19 ge- gebene Regel glaube ich nun (auf Subst. beschränkt) meinerseits so fassen und zugleich erläutern zu können: Verbindungen zweier Sub- stantiva^ deren eines im Gen. steht, werden immer nach Analogie der grammatischen Compos. behandelt^ aber mit jener Freiheit, die das Wesen der rhythmischen Compos. gestattet Es ist daher nicht nur gödes Word (== Götteswort), sondern auch w6rd godes (= das Wort Gottes), aber wohl nicht word g6des (zu Hei. 2 vgl. jetzt Sievers) ge- stattet, weil die Betonung eines C!omp. der Regel nach nur auf dem ersten Theile richtig ist.

Scheinbare Ausnahmen war Rieger um so mehr berechtigt , un- berücksichtigt zu lassen^ als man bei einer im Ganzen so freien Dicht- weise wie der nicht skaldischen Alliterationspoesie immer auf einzelne Nachlässigkeiten gefaßt sein muß. Die Regel zeigt namentlich deut- lich, wie schon Vetter S. 47 hervorhob, das ags. Epos in Betonungen wie: Beövulf madelode , b^arn Ecg^eöves neben Hünferd mad., EcglA- fes beam oder Vigläf mad. Vihstänes sunu (3076), Hrodgär mad., h^lm Scyldinga (371)^ die zu constant sind, um irgend einen Zweifel

*) So richtig Hörn die AdaL grammat. Compos. and rhythmischer Wortfolge im Allgemeinen beortheilt, so findet derselbe gleichwohl eine Betonangsrerschiedenheit derselben Formel unter dem Einflasse der Alliteration nnglaablich!

METRISCHE BEMERKUNGEN. 269

zu gestatten. Freilich weicht meine Auffassung von der Vetters und Riegers insofern ab, als ich in b^am Ecg^e6ves nur eine Hebung (auf b^am) anerkenne. Logisch ist ja freilich in allen diesen Fällen der Eigenname (des Vaters, des Volkes) gewichtiger, und Betonungen wie Viglaf mad., Vihstänes s. müssen als die „idealen" (so zu sagen) gelten; und daß hier sunu ganz suffix-ähnlich sich verhält, zeigt die neuere (namentlich nordische) Sprache in Bildungen wie Petersen, Jörgen- sen u. s. w. Nicht immer läßt sich jedoch das Ideal des Einklanges rhythmischer und logischer Betonung verwirklichen, nur „gewöhnlich**, wie schon Lachmann meinte. Die Ausnahme ist hier insofern auch völlig unanstössig, weil es in den betr. Fällen eigentlich nur auf die Bezeichnung des Redenden, also die Hervorhebung des Beövulf oder Hrodgär ankommt; wo dagegen das Geschlechtsverhältniss als solches behandelt wird, ist die rhythmische Betonung des Vatemamens unent- behrlich; es heißt 262 fg.:

vSs miD fäder, fölcum gecjded adele ördfrnma itcgpedv h&ten.

Ebenso kennen wir aus dem Anfange des Gedichtes die Stellung des Hrödgär zum Schildungengeschlechte schon genügend, um uns eine Betonung wie h^lm Scyldinga (371) nach der rhythmischen Analogie von Sigeskyldinga (597) gefallen zu lassen.

Ist so die Stellung der Nomina im Wesentlichen charakterisiert, so läßt sich vom Verbum sagen, daß es im Allgemeinen rhythmisch weniger berücksichtigt wird. Eine grosse Anzahl häufig gebrauchter Verba, wie (im An.) munu, skulu, mega, (knega), hyggja, ))ykkja, vilja, vita, lata, kveda, telja, segja, bafa, vera, verda sind schon von Hildebrand (S. 91 fg.) in ihrer den Hilfszeitwörtern ähnlichen, zur rhythmischen Proklisis oder Enklisis geneigten Weise charakterisiert worden. Auch da, wo hafa grammatisch betrachtet nicht auxiliar steht, z. B. Sigrdr. 21 ästräd ))in ek vil 611 hafa (halten, benutzen) ist die Betonung des Objectes 611 rhythmisch richtiger und Betonungen wie Fäin. 13 Sündrbomar mjpk hygg ek at nomir s^ (mit s^ als Haupt- stab) nach RrU werden durch andere Hss. corrigiert Freilich ist auch die Betonung s^gi ek, at nomir s@, nicht allzuschön, aber er- träglich nach dem betonten nömir 12, 4; Nörna 11, 1. Auch in Ver- bindungen mit Adverbien und Adv. präpositionen ziehen in der Regel diese letzteren (wie bei der grammat. Compos.) den Ton auf sich und zeigen Dies durch die Alliteration, z. B. w^l lustit Hild. 59, vgl. Sie- vers S. 47, 48. Den Stabreim trägt das Verbum gewöhnlich nur, wenn ganz tonlose Enklitika oder noch schwächer betonte ^--^-^rx

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daneben in rhythmischer Senkung stehen, vgl. Rieger S. 25. Neben Substantiven kann das Verbum am Stabreime partieipieren, z. B. in- prfnnant die b^rga Musp. 51, wo dann das Subst. aber wohl etwas höheren Ton hat. Besprechung verlangen nur die seltenen Fälle, wo das Verbum vor dem Subst. allein durch den Stabreim ausgezeichnet wird, die man überdies mit Rieger S. 24 vielleicht theilweise noch auf Corruptelen zurückflihren kann. UnanstÖssig aber ist, und vielleicht als Gesetz zu betrachten, die rhythmische Präponderanz eines betonten Imperativs vor dem ganzen folgenden Verse, was ich aus an. Beispielen belege.

Für unbetonten Imperativ geben die Vaf))r. 20 fg. viele leicht verständliche Beispiele: segäu ))at it eina segdu })at annat (22) u.s.w., wie nhd. Sage Erstens u. s. w. Für betonten Imperativ finden sich in der Lokas. (wo unbetonter Str. 1, 1; 10, 1 begegnet) 17 Fälle, die das Verhältniss völlig klar legen, davon 16 mit dem Imperativ }>egi (Str. 17, 20, 22, 26, 30, 32, 34, 38, 40, 46, 48, 56, 57, 59, 61, 63 Hild.), der in wenigstens 8 Fällen sicher als rhythmisch gehoben an- gesehen werden muß, wonach also die an und für sich controversen, ganz analogen, Fälle 17, 1 ; 20, 1 u. w., wo man versucht sein könnte, den Accent auf die angeredete Person zu legen, sich dahin erläutern, daß auch hier dem Imperativ ))egi der erste Reimstab, und dem P^ro- nomen des folgenden Verses (J)ik 17, 2; 30, 2; J)ess 20, 2; })^r 22, 2; 26, 2; 32, 2) der Hauptstab gebührt, wie auch das jenem ))egi syno- nyme hsBttu in 36, 1 den ersten Reimstab trägt. Andere Fälle von betontem Imperativ, wie Helr. Brynh. 14, 8; Hdlfssaga (Bugge) S. 11, 19 zeigen dasselbe Verhältniss, das also festzustehen scheint und ja auch vom logischen Gesichtspunkte aus leicht verständlich ist

Abgesehen vom Imperativ kommt eine Erhebung des Verbums über ein im Verhältniss rhythmischer Compos. zu ihm stehendes Subst zwar vor, aber selten. Musp., bekanntlich keineswegs durch sorgfältige Technik ausgezeichnet, bietet bei ca. 100 Doppelversen, die mit wenigen Ausnahmen (wie z. B. 88) doch alle ein Verbum enthalten, nur etwa 8—9 Fälle, die einer Erläuterung bedürfen. Gewöhnlich steht das rhyth- misch bevorzugte Verbum vor dem Substantiv, so V. 22, 27, 28; das Verfahren selbst läßt sich in einigen Fällen durch logische Präpon- deranz des Verbums, so V. 27—28 (här^t ze gote, wänit sih kin&dä und ähnlich V. 30 after ni wörköta fftr das wohl richtigere dfter ni werk.) zwar erläutern, bedingt aber immer eine etwas prosaische Färbung des Satzes, wie ausser den angegebenen Fällen auch V. 67 mdrrit daz rehta, 71 daz er iz allez kis^§t beweisen , wo die Betonung iz

METRISCHE BEMERKUNGEN. 271

ällaz u. w. ungleich poetisch wirksamer wäre*). Einfach unbeholfen scheint die Betonung in V. 22 : dar piutit Satanäz (der altisto), doch bleibt zu erwägen, ob nicht die rhythmisch gedämpfke Bezeichnung des Satans unter Umständen wirksamer sein kann, als die gehobene. Auch war der Name bereits V. 8 rhythmisch accentuiert. Verständlicher ist V. 58; wo daz pr^ita wasal zusammen als Nominalcomp. anzusehen ist. In V. 80 ist Doppel reim geboten^ der aber besser vermieden wäre

nach der Formel wechant deotä, ze dinge Von V. 98 und 99,

die in der Überlieferung gelitten haben, sehe ich ab. Besonders merk- würdig ist aber der schon oben besprochene Vers 53: muor farswilhit sih, swilizot lougju (der himil). Wie Riegers Regel (S. 24), daß das Verbum (ob vor oder nachgestellt) dem Subst. im Tone nachsteht, auf den Vers: muor farswilhit sih, passen soll^ sehe ich nicht. Fflr mich liegt die Sache etwas einfacher, insofern muor (weil ungereimt) über- haupt nicht Hebung ist, sondern ebenso wie allaz in V. 71 zum Auf- tacte gehören muß. Daß diese Auffassung die betr. Schwierigkeit er- leichtert, namentlich wenn man sich über die Natur des Auftacts ver- ständigt (vgl. w. u.), liegt nahe ; ich bekenne überdies, daß so sinnlich- kräftige Verba wie farswilhit sih, swilizot*'*') auch ohne Schaden der poetischen Wirkung vor Subst. bevorzugt werden können, zumal wenn dadurch eine angenehme Abwechslung in der rhythmischen Coloratur eines längeren Gedichtes erzielt wird. Ich kann nicht umhin, hier über meine Auffassung des Auftactes kurz Rechenschaft zu geben; derselbe ist verschieden je nach dem Umfange und Tongewichte des ganzen Verspaares. Wer wie ich reimlose Stäbe überhaupt leugnet, wird natürlich auch der Annahme Vetters S. 38, daß die je zwei He- bungen des Verses um einen reimlosen (dritten) Stab vermehi*t werden können, nicht zu folgen vermögen. Das ist ja freilich richtig genug, daß in bewegterer Rede, bei lebhaften Schilderungen und dergl., wie Hei. 4390 fg. etwas längere Verspaare als sonst begegnen, daß die Häu- fung derselben in solchen Fällen, wie z. B. 3494 f g , wo die Reue des im Alter noch vom Sündenwege Umkehrenden in ergreifender Art geschildert wird während sie vereinzelt theils als Langzeilen, theils als Halbzeilen auch sonst (so 3321, 3345 H. u. oft) begegnen, wohl eine bewußte Anwendung dieses rhythmischen Mittels beglaubigt;

*) Diese Bevorzugung des nominalen vor dem verbalen Wortsioffe in der Alliterationspoesie erläutert sich z. Tb. durcb die grössere sinnlicbe Fülle und Le- bendigkeit, die ersterem im Allgemeinen eignet. Auf eine Ausnahme komme ich sogleich. **) Ähnlich situiert wären etwa nhd. es brennt, es blitzt, es donnert, es zischt aber nicht es trieft (Musp. 60) n. Ähnl.

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womit wir aber noch lange nicht berechtigt sind, von einer besonderei „Kunstform'' zu reden, da sich vielmehr auch im As. und Ags. sehr häufig einzelne kürzere Zeilen zwischen den längeren finden. Bei der Schilderung des jüngsten Gerichtes V. 4390 fg. herrschen längere Verspaare vor, dazwischen aber stehen 4407 ^ 4412 , 4414, 4418 and einige Andere, die hoffentlich weder mit drei Hebungen gelesen noch emendiert werden sollen. Richtig ist nur, daß während sonst sehr häufig das Reimschema 1 -f 1 g^i^^^y bier wohl häufiger 2 4~ g^ legentlich auch 2 -|- 2 (so 3064? 4406?) begegnet; ja wenigstens die Möglichkeit, daß einmal 3 Reimstäbe einem Verse zufallen, hier im Hinblicke auf 3063 eingeräumt werden kann; namentlich aber kann in diesen Fällen eher an die Annahme eines zweiten Reimes innerhalb der Langzeile gedacht werden*).

Wer über rhythmische Fragen nicht mit dem Äuget, sondern dem Ohr urth<sU_t, wird freilich schon empfinden, das es etwas prekär ist, auf die „Länge^ hin einen scharfen Unterschied der Verspaare begründen zu wollen. Jenes kürzere Verspaar 4412 (und ähnlich 4414) ist den längeren Nachbarzeilen an rhythmischem Gewicht nicht nur völlig ge- wachsen, sondern (wenn ich richtig höre) fast überlegen. Wie es län- gere Zeilen von sehr leichtem Tongewichte gibt (namentlich bei ein- leitenden Bemerkungen, z. B. 1994), so andererseits nicht selten stärker accentuierte von sehr massigem Umfange; äusserlich aber ziemlich gleiche Verspaare können von ganz verschiedenem Tongewichte sein; Sigkr. sk. 27, 5— 8 bietet 4 Verse von je 4 Silben, aber wie verschieden stark ist der rhythmische Accent: ek veit görla | hvi gegnir || Ein veldr Brynhildr | pUu bolvi! Hier möchte ich fiir das erste, ja nur einleitende Verspaar höchstens ein Drittel der Gesammtsumme des rhythmischen Tactes ansetzen. Es möchte also gerathener sein, Frei- heiten in der Technik, namentlich den Gebrauch des Doppelreims oder Steigerung des einfachen Reimschemas auf 2 -|- 2 flir die „stärker be- tonten^, nicht flir die „längeren^ Verse in Anspruch zu nehmen, da ja auch jenes kurze Verspaar Sig. sk. 27, 7—8 Doppelreim zeigt. Es ist aber von selbst gegeben, daß bei stärker betonten Versen, abge- sehen von dem Bedürfnisse einer reichlicheren Pause auch der Auftact eine andere Rolle zu übernehmen hat; daß wir berechtig sind töt ist **) Hiltibrant, H^ribrantes sunu zu lesen, da hier auf Hiltibrant ein viel

*) Ist es Zafall, daß die Formel s&Uge sind 1308, 1312, 1314 wenigstens einen Nebenreim zuläßt, während 1300, 1316, 1320 anf s&Uge der Hanptreim fällt? **) Das cnrsiv Gesetzte bezeichnet den Anftact

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stärkerer Accent raht als z. B. 45: Hiltibrant gimahalta u. s. w.*) So nun auch Musp. 53: muor /arswilhit sih, swilizöt lougju der himil. Das letztere Beispiel zeigt zugleich, daß bei stärkerem Ictus der Langzeile auch eine grössere Fülle der Cadenz gestattet ist, die natürlich Alles nach dem Hauptstabe Stehende umfaßt. Dürfen wir so, wie ich meine, als eine Aushilfe für den Fall, daß logisch-gram- matisch bedeutsame Worte nicht zur rhythmischen Hebung sich eignen, die Placierung im ^^verstärkten Auftakte^ oder in der „volleren Cadenz'' betrachten und ersteres Mittel ist um so verständlicher, als das zu Anfang einer Zeile stehende Wort nur durch ein absichtlich rasches Hingleiten über dasselbe der verdienten Beachtung entzogen werden kann, welches Verfahren aber für den „verstärkten Auftakt^ nicht zu- lässig, vielmehr ein ruhiges, nur etwas gedämpftes Tempo einzuhalten ist, wodurch der betreffende Passus sich dann genugdam markiert so möchte ich wenigstens die Möglichkeit nicht absolut bestreiten, daß der alte Stabreimdichter auch zuMlig sich darbietende Mittel anderer Art, in rhythmischer Senkung stehende, logisch irgendwie aber beach-' tenswerthe Worte, dem Ohre doch auch rhythmisch zu empfehlen, gelegentlich angewandt habe. Der richtige Theoretiker wird freilich in dem Endreime ein dem Stabreim von jeher feindliches Princip er- kennen, ich urtheile anders. Wie in unseren Tagen nicht selten die Alliteration dem Endreime sich förderlich zugesellt, z. B. bei Platen, wo am wenigsten an unbewußtes Verfahren zu denken ist:

Nor die LangeweUe nenn ich Zeitverlust und diese kaum, Denn sie lehrt, wie lang das Leben, das nns dünkt ein kurzer Traum

(Verh. Gabel)

80 ist, für die alte Zeit ein ähnliches aber umgekehrtes Verfahren an- zunehmen, nicht von vornherein unzulässig. Wendungen wie enieo ni wönteo (Wess. 5) oder Hälfssaga 11, 16 17 (Bugge)

ktit yatn angom 011 ky^tt tpnnnm

mögen hier genügen. Auf an. Gebiete kommt auch die Halb- und Ganzassonanz in Fällen wie: ein veldr Brynhildr oUu bplvi Sigkv. sk. 27 oder: ok burir bjggja brcsdra tveggja (Vol. 65) in Anschlag« Von diesen Mitteln, wozu noch das bereits früher berührte Anklingen eines Stabes schon im vorhergehenden, oder das Nachklingen im fol-

*) So lese ich jetzt aneh HAt. 76 (and 76) 1—8 Deifr fd, dejQä irsendr, d^ sjAlfr it sima. Wessobr. 6 lies mUeo fd wdnteo; wdnteo will aneh Hom S. 191 betonen. Gerade in diesem Falle ist der st&kere Ictos der LangseUe, an weleb^^ Aoftact (und Cadens) partieipiert, gani unverkennbar.

OERMANU. Nene Beihe HL (XXIV.) Jahrg. "S^

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genden Verspaare gehört^ wird jedoch der kunstsinnige Voiksdiehtsr wohl nur dann, wenn sie so zu sagen von selbst sich darboten , Qe- brauch gemacht haben; das Hauptmittei einem rhythmischen Bedürfiiiss abzuhelfen bleibt immer die Amplification des Ausdrucks durch Wie- deraufnahme von Synonymen. Der dröttkysedrhättr, den man seines stfirkeren Tongewichtes halber den „längeren'' Versen der as. und ags. Poesie mit Recht an die Seite gesetzt hat, wiewohl er nur über 6 Siiboi verftagt, hat dagegen die Anwendung der Assonanz neben der Alliteration zum ständigen Usus erhoben. Kehren wir aber zu dem vorher be- handelten verschiedenen Tongewichte der Langzeilen zurtLck, so liegt uns die Frage nahe, wie das Tonverhältniss der beiden Hälften einer Langzeile sich etwa in der Regel zu einander verhalte? Hildebrand hat aas dem gewöhnlichen syntaktischen Baue der Ljödahittr str. nach- gewiesen, daß hier der erste Vers höher als der zweite betont zu sein pflegt; bez. der kviduhittr-str. ist Derselbe (S. 104) allerdings in zwei- feli\der Weise geneigt, für den zweiten Vers ein stärkeres Tongewicht anzunehmen, vielleicht mitbestimmt durch den überlieferten Ausdrads hoindstafir für den Reimstab des zweiten Verses. Ob dieser Ausdruck überhaupt eine Präponderanz vor dem ganzen ersten Verse oder nur ein den beiden ersten Hebungen gleichkommendes Gewicht des Tones andeuten soll, mag schon fraglich erscheinen^ jedenfalls dürfen wir die Regel, wie sie Hildebrand zu fassen versuchte, nicht allzu fest for- mulieren und auf eine ziemlich reiche Fülle von Ausnahmen gefaßt sein. Für den Liödah. ftlhre ich Häv. 66, 2 und 67, 2 an in beiden Fällen möchte ich wenigstens ein rhythmisches Übergewicht des zweiten vor dem ersten Verse erkennen.

Weit reichlicher aber fliessen die Ausnahmen auf der andern Seite. So Vol. 4 (Hild.) 1—2, während 3—4 sich der bez. Regel fügt; in manchen Fällen kann Zweifel walten. Soll ich aber nach -dem vor- läufigen Eindrucke meiner bez. Leetüre urtbeilen, so haben wir aach ftbr Kviduh. dem ersten Verse in der (aber nicht pedantisch zu ver- stehenden) Regel den höheren rhythmischen Ton zuzuerkennen, ent- sprechend dem das ganze germanische Sprachgebiet durchdringenden Principe der absteigenden Betonung. Daß auch Lachmann wenigstens 1819 (vgl. EL Schriften I^ 137) geneigt war, in dem ersten Stabe den Hauptstab zu erkennen; im formellen Anschluß an Olafsons allerdings nicht correcte Terminologie (Om Nordens gamle digtek. S. 26) kommt doch in Betracht In Str. 7 könnte nur etwa V. 7—8, in Str. 8 (zu 14 Versen) nur allenfalls V. 3—4 ftbr die rhythmische Präponderanz des je zweiten Verses sprechen. Ein völliges Gleichgewicht beider

METBISCHE BEHEftKUNGEN. 275

Verse ist eine andere Art der Ausnahme; diese dtirfte namentlich bei

Aufzählungen von Eigennamen hier und da vorkommen.

Eine besondere Beachtung verdient das rhythmische Tongewicht

des Lj6dahättr bezfiglich der letzten, gewöhnlich etwas längeren Zeile

der Halbstr. Daß diese nämlich immer länger sei als je einer der

andern Verse trifft eben so wenig zu*), wie sich auch nur mit Dietrich

(bei Haupt lU, 91) sagen läßt: Hauptsache ist nur, daß ein Doppelglied

mit einem einfachen fühlbar verbunden sei; denn z. B. Häv. 79 Hild. ]>at er ]>& reynt, er ]>ü at rünnm spyrr inam regin kminiiiii

wird nach dieser Regel nicht richtig gelesen werden. Nach dieser und der in der Hervarars. so häufige Ebilbstr.:

G6A er gftU ]>in, Gestümbllndi, getit er )>eirarl

halte ich mich jetzt auch nicht mehr befugt, zwei (natürlich gereimte) Hebungen für die Schlußzeile des Lj6dah. zu fordern, und lese dem- nach auch HAv. 8, 6: innars bijöstum t; 9, 6: innars br. or; 36, 6: ännars fletjum ft; 110, 3: ürdar brunni at; 114, 6 e;^arünu at und analoge Fälle nur mit je einer Hebung, nicht mit gewaltsamer Urgie- rung der nachgesetzten Präposition, die ja formell eine zweite Hebung tragen kann. (Der gewöhnlichen Ansicht von 3 Hebungen, gereimt oder ungereimt ftlr die Schlußzeile schlägt ausser diesen Beispielen ein so völlig correctes Beispiel wie m^ ok missen 60, 6, über das ich noch weiter unten handele, den Boden aus, abgesehen von allen principiellen Bedenken gegen reimlose Stäbe überhaupt.) So scheint freilich durch- aus kein fester Unterschied zwischen den beiden ersten und der Schluß- zeile einer Halbstrophe zu sein, und für das Auge besteht hier in der That kein derartiger Halt Wer Ghrimn. 9 vor sich hat, wird einräumen, daß hier 9, 4 vor 9, 6 rhythmisch bevorzugt zu sein scheint, denn ab- gesehen von dem eigentlichen mit 9, 5 gemeinsamen Reimbuchstaben sk weist dieser Vers noch einen inneren Reim auf r auf^ während 9, 6 sich mit einem solchen (auf b) allein begnügt. Wollte man darnach nun die ganze Halbstrophe mit allmählich absteigender Betonung lesen, so wäre dies vöUig verfehlt. Vielmehr verlangt gerade die Schlußzefle der Halbstrophe in diesem Versmaasse stets einen verstärkten Ictus,

*) Man Tgl. 2. B. mAl ok misseri 60, 6; i hOfi hafk (64, 8 wo 64, 2 einen IXngeren Vera bietet). Wenn nun allerdings aach so kmse Vene, wie 64, 1; 42, 1 nnd 43, 1 am Schloß der Halbstrophe nicht begegnen, so bietet doch die Länge allein keine sichere Unterscheidimg.

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and dieser Umstand ist es, der sie auch bei gleicher oder selbst g^ ringerer ,,Lttnge^ (anf welche die meisten Metriker eine so sSitlidie Rücksicht nehmen) immer genugsam von ihren Vörgftngem bei ridi- tigem Lesen unterscheiden kann, selbst wenn diese über kleine rbytii- mische Hilfsmittel (wie den unnöthigen Nebenreim in 9, 4) überdies ▼erftigen sollten«

Es dürfte keinen Widerspruch erfahren, wenn ich die Sohloßseik der Halbstrophe in Lj. als Zusammenziehung zweier Verse «nsehe, wobei man nun zunächst nicht an die uns geläufigste Form der eddi- schen Fomyrdalagy immerhin aber an eine yerwandte, wahrscheiiiliek etwas kürzere Versart zu denken hat, vgl. Rieger S. 3, doch bedarf dies noch weiterer Prüfung. Aus diesem Umstände erklärt sieh nun, daß die Schlußzeile gewöhnlich etwas länger, immer stiiker betont ist als die beiden andern, weil sie eigentlich über swei Ven- accente zu verflogen hat. Die Länge darf andererseits nicht sn einer Zerlegung in zwei Verse auffordern. Einige scheinbar widersprecheiide Fälle (so Häv. 129, 6—7; 140, 6—7) sind entweder geradezu ab FeUar zu ändern^ oder als Nachlässigkeiten nicht weiter zu urgieren. Hebungen sind gewöhnlich zwei, viel seltener nur eine oder drei (Lokas. 18^3 dtiert Dietrich) vorhanden, wohl nicht Häv. 72, 6. Jener Satz, so richtig er hoffentlich ist, darf femer nicht in theoretischer Starrheit an^efiifil und dahin interpretiert werden , daß man die bez. Schlußzeile nim stets und immer in zwei Elemente noch sondern und sozusagen die Probe für die Richtigkeit unseres Satzes machen könnte. Der poeti- schen Technik gilt als das Wichtigere vielmehr die rhythmische Wir- kung als solche, die Abwechslung zweier leichter betonter und einer stärker accentuierten Zeile; daher kann sich die letztere unter um- ständen auch mit einem Beimstabe begnügen, wie in der rhythmisch durchaus berechtigten Halbstrophe derHervararsaga: die Steigerung des Tones liesse sich durch eine fireie Verdeutschung, wie etwa

Hübseh ist dem Bithsel

Mein holder Geselle

Und ich hiibe^) die LOsong

dem Ohre noch eindringlicher machen. Begreiflicherwebe ist die Fort- fbhrung desselben Reimes bis in die Schlußzeile nur dann rhythmisch

^) Ich benntie diese Gelegenheit, um darauf hinsnweiBen, daß ähnlich wie be- tonter ImperatiY (nebst dem adhortativen ConjnnetiTe) einen starken rhythmischeo Accent TertrSgt, dies aneh bei dem IndicaÜy dann der FaQ ist, wenn derselbe die Wirklichkeit eines gewtlnscfaten oder gef&rehteten Falles nachdrficklich nrgiert

BCETBISGHE BEIIEBKUNGEN. 277

correcty wenn der rhythmische Accent der beiden ersten Verspaare milderer Art ist und daher eine noch stärkere Anspannung derselben Tonsaite (so zu sagen) erträglich macht; dies zeigt sich auch H&v 79, 1 3. Viele sonst aoffidlige Freiheiten des Ljödah. erscheinen nach unserer Auffassung in milderem Lichte; sie ist ganz auch der- jenigen bezüglich der „längeren** Verse im Hll. analog. Wir haben hier schließlich noch einige Fragen von allerdings mehr theoretischer Natur zu erörtern , deren richtige Beantwortung gleichwohl nicht un- fruchtbar fiir die richtige Würdigung der Alliterationspoesie zu bleiben braucht. Wie wir uns oben bereits gegen eine Auffassung des hpfud- stafr als des absolut rhythmisch bevorzugten Reimstabes mag dies nun Snorri's Auffassung gewesen sein, oder nicht zu yerwahren hatten, so ist ein solches Verfahren auch gegenüber der verfELhrerischen Annahme nothwendig, als ob das von Snorri als allein correct ange- gebene Verhältniss derBeimstäbe (2:1) zugleich das ursprüngliche sei*). Daß fbr die skaldische Technik nicht allein historische, mehr noch technische Motive geltend waren, liegt nahe; gegen den Wohlklang des bevorzugten Schemas wird Niemand Einspruch erheben können^ wenn- gleich eine ununterbrochene Anwendung desselben die gtlnstige Wir- kung eher zu schwächen , als zu fordern im Stande ist (vgl. Vetter p. 46). Wir finden daher auch (abgesehen von der streng-skaldischen Technik) immer ein starkes Bruchtheil Langzeilen nach der Formel 1 -|- 1 gebaut^ so im HIL von annähernd 6000 Langzeilen 2364 (Hom S. 164). Auch kann ich in dem Umstände, daß unsere ahd. Denk- mäler die Formel 1 -j- 1 noch stärker bevorzugen , an und fUr sich kein Zeichen des Verfalls erblicken*^). Nimmt man dagegen 1+1 als das ursprüngliche Gesetz an, so würde sich die gewöhnliche Bei- behaltung desselben im je zweiten Verse dadurch erklären , daß hier (zur Bezeichnung des Abschlusses für das ganze Verspaar) eine vollere

*) So Vetter 8. 46, Hörn 8. 164 fg, Es eeheint die jetst Yorhemchende Ansicht in sein. Es wird sich zeigen, da5 2 4"^ vielmehr jenes mittlere Schema darstellt, das Lachmann in 4 -|- 4 gefunden an haben glaubte.

**) Vgl. Hom 188 ^. Anch güdea gimeümn habe ich oben schon durch das vorhergehende wSges su erllntem gesucht, ebenso niuse de mdtti, wo niuse r Imperativ ist wie in: fireue sich, wer kinn. Anderes bleibt freilich aoff folk skeiStantero, hier scheint folk Shnlich abgeschwächt wie sonst vilo, n Shnliche adj. AusdrQcke. In XhnL abgeschwächte Betonung steht nhd. ein' hfihner. Doch auch altnord. gilt die Begel nicht ungebrochen, s, Bugge 1 Vn, 896.

278 ^ WELKEN

Cadois erwünscht war*), die bei der Formel 2 -f 2 sn fiüligeii Verlftngeraiig des je zweiten Verses hAtte fbhren müsaeii.

Und derselbe Gesichtspunkt, den Vetter S. 46 za GoDsfan der Formel 2 + 1 geltend macht^ hat mich stets zu dem entgegengesetztei Resultate geführt Ich verweise auf ähnliche Elrscheinaogen bes. des Endreimes; wer in dem «schlecht und recht*^ unseres altvoIksdilfaB- liehen Ausdruckes, in dem Geld regiert die Welt!, in dem EÜA-wmwek der Eindersprache u. AhnL das Verspaar leugnet, der mag es aoeli in Fftllen, wie Haus und Hof und so vielen ähnlichen thun. Daß ein einsilbiges Wort schon in den ftltesten unserer grösseren literarisdien Denkmäler ausreicht , um einen Vers zu bilden, während deyr ft «• ÄhnL doch noch in der Eklda begegoet^ erklärt sich ja ohne Weiteras daraus, daß sowohl die Vorstellungen sinnlicher Dinge^ als die vsin geistigen Begriffe, und die Bezeichnung der verschiedenen Personen u. a. w. durch den häufigen Gebrauch in der Weise sich abschwächen, daß nun eine etwas grossere Fülle von Wortsilben dazu gehört, am einen rhythmischen Tact (Vers) zu ftülen. Denken wir uns z. B. den Iiiiif eines Baches geschildert:

Über Stock und Stoiii Entipnuig er spradelnd

so ist dies etwa die Ansprache des Erwachsenen, dem die bez. Vor- stellungen längst gel&ufig sind. Ein Kind dagegen dedamiert sieher eben so richtig:

Über Stock Und Stein Entspring Er spnidehid

und bringt auf diese Weise zwei Verspaare wirklich heraus. Und in der feierlichen Bechtssprache sollten Betonungen wie

bin ddma

endi bödskepi; and ddU

unzulässig gewesen sein? Ich halte sie ftlr die ursprünglich einzig möglichen I der^i allmähliche Abschwächung mit Rücksichtnahme auf die yielen anderen wirklich trivialen Ausdrucke des epischen StUes, die zu einem rascheren Hingleiten der Stimme aufforderte , erst das Schema 2 -(- 1 zu Wege gebracht hat.

Ich kann hier nicht umhin , gelegentlich eines äusserlich schein* bar analogen 9 innerlich aber ganz verschiedenen Falles zu gedenken.

^) Für dieselbe sind nicht immer besondere Wortsilben erforderlieh. Mnsp. 15 ist das überlieferte: cUr mti fieomon siAh ohne Tadel, weil siikh hier sowohl lant- lich, wie begrifflich einen so starken Ictns vertrigt, daß es Air Hebung und Cad allein anareicht

BfETBISCHE BEMEBKUNKEN. 279

In der Annahme (richtiger Einbildung) vieler Metriker besteht die Möglichkeit, ältere Sprachformen den in den Texten begegnenden zu substituieren y und die Betonung auf jene älteren , vielfach volleren Formen zu beziehen. Man ist ja auf diesem Wege glücklich dahin gelangt, sogar von „nicht verwirklichten Hebungen^ im ags. Epos zu reden; eine Kühnheit , neben der die Annahme einer Betonung wie misseri Häv. 60, 6 unter Hinweis auf missari (von är) noch liebens- würdig bescheiden genannt werden müßte, obgleich ich sonst eine ver- schiedene Betonung von misseri und gersimi, svaradi*) (abgesehen von der gewöhnlich schwächeren Verbalbetonung) ftir ausgeschlossen halten muß, solange nicht für jeden einzelnen Fall eine Ausnahme von der allgemeinen Regel nachgewiesen ist, daß wohl die Schrift hinter den Veränderungen der Aussprache zurückbleibt, nicht aber die alte Aussprache verbleibt, wenn die Schrift sich verändert; denn ohne Noth wird die schriftliche Fixierung des Lautes nicht angewandelt Aus« nahmen gibt es natürlich von dieser so gut, wie von jeder anderen Regel: die Wirkungen des p sind in der homerischen Technik noch erkennbar, wenn auch das Zeichen mit der Zeit von den Abschreibern ausgelassen wurde. Aber für eine rhythmische Form wie misseri müßte mindestens die Nothwendigkeit einer derartigen Betonung, nicht die blosse Möglichkeit nachgewiesen werden, so dem selbsterfnndenen Ge- setze der regelmässig drei Hebungen ftir die Schlußzeile der Halb- Strophen im Lj. nachzukommen. Von einer Betonung mfil ök misseri will ich hier ganz absehen; bei deutschen Metrikem ist freilich wie bei Mythologen eigentlich Alles möglich. Wird eine andere Erklärung ge- geben, die sowohl mit den theoretischen Angaben der altnord. Technik wie mit dem Stande unserer poetischen Texte sich ungleich besser ver- trägt, so dtlrfte jene Betonung k la ultima ratio von jedem besonnenen Metriker künftig vermieden werden. Einen Einfluß jener bekannten Abschwächung vollerer Endsilben auf die Metrik wird man nur inso- fern einräumen dürfen, als auch dies Moment die Zusammendrängung einer grossem Silbenzahl in den Rahmen des Verspaares erleichterte. Endlich darf hier auch der Frage nicht ausgewichen werden, in wie weit der Alliterationspoesie reimlose Verse zustehen. Eine be- stimmt ausgesprochene Tendenz (ähnlich wie bei den sogen. Waisen

*) Das letste Beispiel deutet logleich an, da5 ich auch auf die Quantität der Stammsilbe an und für sieh keinerlei (Gewicht legen kann, nnr auf die Stärke des Hochtons und den Versaceent. Es kommt mir recht, daß jetzt selbst fllr die End- reimdichtung die rhythmische Berechtigung einer Betonung wie sftlida ab prekär er- wiesen ist, vgl Sieyers bei Paul und Braune IV, 622 %., und H. Traotmann: Lach- manns Betonungsgesetse und Otfrids Yers (Halle 1877).

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der Endreimdichtung) habe ich allerdings nicht sicher sa entdeekei yermocht; andererseits ist aber doch das Vorkommen (namentlich im Ags., vgl. Rieger S. 15) zu häufig, um überall an einen blossen Za- fall denken zu dtlrfen. Auch im An. sind derartige Fälle nicht oner- hört, wenn auch von der Kritik nach Kräften angefeindet, so Bkr, 36, 2 = 37, 2; 70, 2. An letzterem Platze gestehe ich der Überliefismng keinen genügenden Sinn abzugewinnen, und ähnlich mag ancb Yaf)>r. 5, 5 ein Fehler stecken; aber in den beiden andern (übereinstimniendeD) Stellen der Häv. sehe ich von jeder Änderung ab. Erwägt man nia- lichy daß es ja wesentlich nur um die rhythmische Charakterisierong des Verspaares sich handelt, so läßt sich in einzelnen Fällen die Formel 2 4- 0 als für diesen Zweck ausreichend, als eine Variation von 1+1 ansehen*). Daß unter den ags. Beispielen Riegers die Psalmen am reichlichsten vertreten sind, ist wohl nicht bloß aus dem späten Ab- fassungsalter zu erläutern; die Psalmendichtung ist nämlich da, wo der Parallelismus der Glieder etwas fester hervortritt^ z. B. (in Lntlien Version) Ps. 23, 1: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine S^ele, Gott, zu Dir der Alliterationspoesie ganz ähn- lich geartet, jedoch ohne Zwang (tir den Parallelismus der Vorstellungen (den Sinnreim, könnte man auch sagen) stets durch Stabreim einen formalen Ausdruck zu bieten, und diese freiere, aber nahe verwandte Weise konnte leicht auf den ags. Übersetzer reagieren. Überall, wo sich die germanische Technik mit dem sogen, grammat. Reime begnügt (Hildebr. p. 117 ^^), steht sie der hebräischen so wie so sehr nahe.

Die hier in kurzen Zügen skizzierte rhythmische Auffassung des Alliterationsverses theilweise schon durch Andere in ähnlicher Weise formuliert läßt neben einer möglichst grossen Freiheit der künst- lerischen Auffassung, der es gestattet ist, den Vers von zwei auf mehr als zwölf Silben^ von ^iner Hebung bis allenfalls auf drei zu steigern, gleichwohl nicht die wirklich wünschenswerthen Beschränkungen , die im Interesse der rhythmischen Wirkung selbst liegen, vermissen. Schlägt man W. Jordans Nibelungen, eine in formaler Beziehung jeden&Us sehr

*) Für einige besondere F&lle läßt sich yielleicht darin eine ErkUning findao, daß der fehlende Stabreim eine (vorQbergehende oder wirkliehe) Dissonani der Vor- stellongen andeutet Ersterer Art Hfty. 36, 2; 37, 2: )>dtt litit sd = so anansehnÜdi (der Baa) auch sei, so wenig er auch dem Ideal entsprechen möge, gleichwohl ist Jeder in seinem Hanse ein Herr (oder ein ganzer Ifann). 7iel stärker ist der Dis- sonanzcharakter im ags. Satan V. 825, da hyht eigentlich nor von angenehmen Er> wartongen üblich ist Auch yaf}>r. 38, 6 (wo 6—7 wohl zu streichen) drückt in dem fehlenden Stabreime (ja nicht Am kom!) yielleicht den Gegensatz des Yanen IQSrSr SU den Äsen (TgL Y* 8) absichtlich aus.

BIETBI8CHE BEMEBKUNOEN. 281

aDerkennenswerthe Leistung , auf, so hat man sofort Gelegenheit , die Wirkung zu constatiereny welche die Nichtbeachtung mancher jetzt erkannten rhythmischem Gesetze zur Folge hatte. Sehr häufig begegnet

1. Erhöhung des Tieftons über den dazu gehörigen Hochton; in der alten Technik wohl nur dann anzutreffen, wenn schon die Sprache selbst in eine Verlegung des Hochtons gewilligt hatte , so werolträht- wisoD Musp. 37 und das von Rieger bemerkte Nordh^^mbron Byrhtn. 266. Die unzähligen y leicht zu vermeidenden Verletzungen dieses Gesetzes bei Jordan zeigen deutlich die üble Wirkung; so Hildebr.Heimk. 11 Ges.

Die Hand auf die Stfm. Als das FelseogestAde

Wie unnatürlich und unvortheilhaft diese Betonung ist, zeigt am besten

die entsprechende richtige:

Befestigte sie den Fisehernachen. (11 Ges.)

2. Tonerhöhung eines Verbums über das zugehörige Nomen ohne besondere Veranlassung:

Und legte den Finger an ihre Lippen. (11 Ges.)

Noch viel störender^ wenn das Verbum nur den Werth eines Auxi-

liars hat:

Und neigte den NAcken. So nilunen sie Abschied. (21 Ges. Schluß.)

Ahnlich auch:

Verankert ligen. Da5 grOßeste lösend. (11 Ges.)

3. Nicht ganz so störend, immerhin aber zu tadeln, sind Beto- nungen, wie:

(a) Statt, wie sie geglaubt, sogl^ch nach Drontheim {b) Znrfick ra kehren, in anderem Kahne (11 Ges.)

In (a) ist die Betonung sogUich logisch eorrect^ aber prosaisch statt: sogleich nach Drontheim. In (6) besteht der Stabreim^ wenn man nicht undeutsch lesen will, eigentlich nur ftLr das Auge. Die Betonung:

Sie hab ihn gekfißt mit so kälten Lippen (28 Ges.)

ist correct, wogegen die sonst auch begegnende:

Mit heissen Kfissen ihr KSpfshen ....

nicht ganz sauber ist Nicht zu loben ist femer

4. die Neigung zu unzeitiger Häufung des Stabreims, sei es (bei einem Reimstabe) zu der Formel 1 -f- 2 oder 2 -f- 2 oder zur Anwen- dung eines Nebenreimes,' z. B.:

Daß ich meüite, da schwämme ein maüsgroß Mdnschlein (11 Ges.) Erlöste vom Selbstschein die lebende Seele.

Berechtigt mag der weichere Rhythmus dagegen erscheinen in Fällen wie:

Bfit lieblichen Tönen die Töchter der Luft!

Völlig unvereinbar endlich mit der« alten Technik erscheint mir die öfter

begegnende Nöthigung^ ein gar nicht im Stabreim stehendes Wort

über die Reimstäbe im Ton zu erhöhen:

Und Verseihnng werth macht Dir M (so) Tersiehen.

382 ^ wHjKEN

Oder sollen hier Und und ist die beiden herrschenden Reimstibe Min? Für die Richtigkeit der neuerdings aufgefundenen Regeln aber liOigt (ausser der im Allgemeinen bestätigenden Praxis des Älterthtuns):

L Die Übereinstimmung mit dem Geiste , welcher die Betonung der germanischen Sprachen überhaupt bestimmt

n. Der berechtigte Unterschied des poetisch-rhetorischen Aecentes von dem logisch-prosaischen«

Ad L Während eine aufmerksame Beobachtung lehrt, daß der* selbe Gedanke, welcher das Wesen der grammatischen CompeatioB geregelt hat, auch in erweiterter Anwendung der rhythmisdien Composition zu Ghrunde liegt, spricht die unnöthige Erhöhung Tieftons über den vorhergehenden Hochton oder die Annahme annähernd gleichstarken Betonuug in componierten oder nicht oom» ponierten Worten dem Genius der Sprache Hohn und annulliert

eigentlich wieder die grammatische Composition, was in Fällen wie

«

■oido wdrdlfco wördun l&bhodon

und vielen Andern doch sicher nicht die Absicht des Dichters war, wenn auch Vetter S. 53 darin einen Vorzug zu finden scheint. Aber auch Beöv. 2515 wäre eine Betonung

of terdsMe üt gefliced

ein trauriges Vergnügen, da der Rhythmus die Einheit der Compodtion zu erhöhen, nicht zu zerstören suchen muß. Wollte man aber dnrdi die Anwendung des Gravis in solchen Fällen sich vor dem Vor- wurfe einer Abschwächung des Hochtons schützen wollen, so tan^ dies Argument vortrefiFlich ftirs Auge, aber ebenso schlecht Airs Ohr: ent- weder ist nämlich der Accent auf der bez. Silbe so schwach, daß er einer besonderen Unterscheidung von den tonlosen und unbetonten Silben ebensowenig bedari^ wie man diese letzten beiden Gassen (nach der z. B. von Zamcke angenommenen Unterscheidung) durch besondere Accente auszuzeichnen braucht, oder er ist so stark, daß er der Wir- kung des rhythmischan Hauptaccentes schon Eintrag thut, wenn er sich diesem auch formell unterordnet Um dies zu verdeutlichen braucht man nicht einmal Verse aber womöglich richtig zu lesen, sondern kann sich schon an die bewegtere, ungebundene Rede halten. Ein erzürnter Vater sagt etwa zu seinem Sohne:

a) leh si^ Dir Dies jetst

h) loh hibe Dir Dies schon einmsl gesagt.

e) SoU ioh^Dir Dies etwa warn dritten Male sagen?

In 6) läßt sich auch die Betonung schon einmal oder sch6n einmal denken, welche aber dann Versetzung von „ich habe^ in rhythmische

METRISCHE BEMEKKUNOEN. 288

Senkung nicht nur zuläßt, sondern erfordert, wenn das Ohr nickt durch einen wunderlichen Doppelaccent*) irritiert oder der Satz statt in Einern Athem, vielmehr in zwei Absätzen:

ich hibe Dir Dm schon einmal (gesagt

gesprochen werden soll, wodurch er nicht mehr einem Verse, sondern einem Verspaare entspricht Auch e) liesse sich: S611 ich u. s. w. (mit zwölfsilbiger Cadenz) oder in zwei Sätzen vortragen. Da die hier als fehlerhaft bekämpfte Betonung von so ttLchtigen Metrikem, wie Vetter und Rieger als Consequenz der Zweihebungtheorie flir richtig gehalten wird, mag hier auch daran noch erinnert werden, daß neben der Heranziehung von Tieftönen zu Versaccenten auch in Fällen wie eordsele, td gebidanne (Beöv. 2452) u. s. w."^ auf der anderen Seite öfter eine Verlegenheit entsteht, wenn man von einer grösseren Anzahl scheinbar hebungsftlhiger Silben doch (dem Schema zu Liebe) nur zwei sich aneignen darf, was sehr häufig z. B. 2517:

hyAte h^bnberend hfndeman Aäe

der Fall ist, warum nicht hämbirend? oder härentd häarda? (2475). Sollten nicht etwa die Vierhebungsmänner Recht behalten oder etwa einer DreihebungsAeorie die Zukunft gehören? Schwerlich! Vielmehr wird jede Theorie, welche darauf abzielt, ftlr den alliterierenden Vers eine bestimmte Anzahl von Hebungen (abgesehen natürlich von der skaldischen Technik, auf die ich sogleich noch zurtlckkomme) anzu- setzen, in unseren Texten bald vielleicht die gewünschte Zahl, aber eben so oft sicher ein Plus oder Minus erhalten, und alle Versuche, dies thatsächliche Verhältniss lediglich auf eine Verwirrung und Verirrung der Überlieferung zurückzuftlhren, wird der ehrliche Forscher als ver gebliche Selbsttäuschung allmählich aufgeben müssen. In Fällen wie Häv. 73, 1 kann man nach logischer Betonung 3 Hebungen nicht ent- behren, bei rhythmischer Lesung genügt öine.

Daß aber auch die skaldische Technik, welche allerdings eine feste Anzahl von Hebungen kannte, als unentbehrliches Kennzeichen derselben den Stabreim ansah daß es also, vom Standpunkte der

*) Ein toloher ist rfaythmiseh mir aUen&Us berechtigt in etwas stirkeren Aceentvenen, wie Sigkv. sk« ST, 7^8, wo dsnn ein wirklieher Nebenstahreim ania- nehmen ist. Aber in FSllen wie B^y, 1 erkenne ieh ihn nicht

**) Noch gewaltsamer sind freilich Betonungen, vor denen auch Rieger 8. 81 nicht zurückschrickt: 6i |>Am ddle Crist 1076, oder: ic mdgeüAe Be6y. 1661, also vielleicht auch 6f ^rdsele B^v. 2616. Da sind wir fireUieh schon mit einem Fasse in der Grabe! Daß ich hier die scheinbare Alliteration der Vocale nur als die von Snorri selbst gestattete Freiheit tonloser Worte ansehe, versteht sich von selbst

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alten Theorie aus, ebenso ungereimt ist von „reimlosen Stäben* oder wie man sonst diese Bastarde poetischer und prosaischer Betonuif nennen will; wie es in der Praxis immer ein unfruchtbares BobIIImi sein wird, in unseren Texten sie nachzuweisen dies geht klanr noch als aus den oben citierten Worten des Snorri aus denen seiiMS Schülers 6Ufr HvitaskÜd hervor, der (Sn. Edda AM U, 148— ISO) das Wesen der Alliteration also frisch und fröhlich beschreibt:

Paromeon er )>at, er m9rg ord hafa einn upphafs-sta^ semhdr: Sterkum stilli styrjar y»ni.

l^essi figüra er mjpk hofd i m^Usnildarlist, er Retorika haitir, ok hön er upphaf til kvedandi ])eirar er samanheldr nomenum ■^^^^•^fi sem naglar skipi er smidr gorir, ok ferr sundrlaust ella bord fii bordi; svä heldr ok ])essi figdra saman kvedendi i skittdskap meA st9fum )>eim er studlar heita ok hpfudstafir. In fyrri figiira*) gorir fegrd med hlj6dsgreinun i skildskap, svä sem felling skipsborda; en )>6 eru fastir vidir saman, )>eir sem negldir eru, at eigi si vel feldir, sem kvedendi heizt i hendingarlausum hättum. OUfr unteracheidei also mit Recht an der skaldischen Alliterationsdichtung die nur durch äussere Convention zum (dort allerdings sehr beliebten) Schmuck ver- wandte Halb- und Ganzassonanz von dem Stabreime, der filr diese Dichtart so wesentlich sei, daß die Reimstftbe gewissermassen den Nageln gleichen, welche die Planken eines Schiffes zusammenhielten* Die ganze Darstellung, sowie das gewählte Beispiel bezeugen, daß er von reimlosen Stäben keine Ahnung hat; ihre Annahme ist nicht nnr überflüssig, sondern redudert die rhythmische Wirkung der andeni Stäbe, da nun die Alliteration nicht mehr als das wesentliche Moment für die rhythmische Hebung in der Alliterationspoesie gelten kann, sie wird zum zufUligen, wenn auch conventioneilen Schmucke, wie bei Oläfr die Assonanz.

Ad U also über den Unterschied prosaischer und poetischer Be- tonung mögen folgende Bemerkungen Allbekanntes, aber wie es scheint noch zu wenig Beachtetes, hervorheben« Der poetischen Redeweise widerstreibt 1. jede unnöthige Anwendung von Partikeln und nament- lich die übliche Umschreibung der Negation durch negative Partikeln; sie ersetzt den Gebrauch allein durch Betonung. Statt des prosaischen : „Ich will mich dazu entschliessen, denn ich weiß leider keinen andern

Rath'^, genügt poetisch: Idi wfll es Uuuiy loh weiß nichts Anderes dgL

*) Gemeint ist die im Vorhergehenden besprochene Assonans.

IfETBISCHE BEMERKUNGEN. 285

Auch die Negation wird, wenn sie nicht scheinbar völlig fortfkllti doch jedenfalls in poetischer (oder anch nur gehobener nngebundener) Bede nicht betont; daß: ich thüe dies nicht! richtiger betont ist, als: ich thue dies nicht! wird Jeder filhlen, vielleicht ohne den Grund sich angeben zu können (vgl. w. u.) Wenn hier das Verbum dem blossen Formwort, der Partikel u. s. w. gegenüber den Vorrang behauptet, so ist es selbst wieder dem Substantivum gewöhnlich in der poetischen Betonung untergeordnet, wahrscheinlich, weil wir uns doch die durch das Verbum angedeutete Thätigkeit oder Passivität nicht so klar vor das Auge der Vorstellung stellen können , wie die (in den älteren Sprachen ja überwiegend auf sinnlicher Anschauung beruhenden) No- mina. Unter den Nominibus hat wieder das determinierende Eigen- schaftswort sehr häufig vor dem Substantivimi den Vorrang, weil es gerade die beachtenswerthe Seite nicht nur andeuten , sondern scharf hervorheben will:

Die schönste Jongfiran siteet -- Ihr g<Sldnes G^eschmeide blitiet, Sie kimmt ihr goldenes Btaa o. s. w.

Ein ganz ähnliches Verhältniss ist es, wenn das die Bichtung des Ver- bums charakterisierende Adverb vor diesem rhythmisch bevorzugt wird : tritt leise auf! u. Ähnl. Nicht auffUlig ist, daß Localadverbien unter Umständen einen sehr starken rhythmischen Accent vertragen, so:

dort 6ben wooderbar,

WO „wunderbar^! so stolz es klingt , doch eigentlich nur die Cadenz des Verses ausftült, während mit „dort öben^ unserem Blick eine bestimmte Bichtung angewiesen wird. Zu beachten ist femer, daß Pronomina in der älteren und poetischen Sprache häufig stärker betont erscheinen, wie in der Prosa, in einer Weise, die uns jetzt schwerer verständlich ist, als die vorher genannten Abweichungen. Betonun- gen wie

on |>lm dige PftMt Ilfes

oder die von Hügel, Über Otfrids Versbetonung S. 10 fg. als ^kind- liche^ Manier bezeichnete Betonung:

in th^ selben thingon

behalten ftür unser Sprachgefllhl , indem die demonstrative Bedeutung der bez. Pronomina zu sehr abgeschwächt ist, etwas Auffiüliges. Auch die mhd. Weise, das Personalpronomen dem jft! und nein! noch hin- zuzufügen, und wohl gar im Tone ttber dasselbe zu erhöhen, z. B.

JQDcfroawe, wdlt ir nemen mieh?

spneohe ich nü: hfoe, nein lehl (mhd. Wb.)

286 ^ wHjKEN

gehört eben der lllteren Sprache eigenthümlich an. IMe gedachten Unterschiede sind aber nnr znm Theil als Unterschiede des llteren und modernen Sprachgeftlhls zu betrachten; zum Theil steht noch heute der Ausdruck des gewöhnlichen Lebens in bewegteren Momenten auf Seiten der älteren, heute noch nicht ganz veralteten Technik.

Sobald man nftmlich nur beachtet , daß neben der wechaebiden Tonstftrke auch eine sehr unterschiedliche Tonftrbung besteht, ao wird man sich Betonungen wie: ich Aüe das nicht u. s. w. sehr leicht er* liutem, auch an Verwendungen wie Ei ja wohl! im negatiren Sinne (Gr. Uly 766) und anderen Wunderlichkeiten nicht weiter ^mAo^ nehmen. Soweit wir n&mlich Einsicht in die n^ativen Partikehi habeD| sind dieselben ursprfinglich sei es im indefinitiven , oder geradesu üi positiven Sinne verwandt, vgl. z. B. jamais! point! an. manngi = goL mannahun, nhd. kein = dehein u. dgl. m.*) Diese Partikeln dienen nicht sowohl zur Bezeichnung, als zur Umschreibung der N^ation; man hatte sich gewöhnt, die Worte gewöhnlich mit negativem Aocent^ zu sprechen, und so wurde ihre Anwendung im positiven Sinne afl- mfthlich ungebräuchlich und sie gelten nur ab „negative* Partikdn oder Pronomina. Weil aber der negative Accent, nicht die nnr sor Bequemlichkeit des lässigen Ausdruckes üblichen Formworte, das We- sentliche ist, ist auch eine Betonung Ich thüe das nicht, oder

vata sindr ne §mr ni ffvilar nimir gip Tsr gimmiiga, en gtiä hvergi

die scheinbar den Unterschied von positiv und negativ ganz vernach- lässig^ vollberechtigt; es sind eben sandr, saar, svalar unnir, graa mit negativem, gap ginnunga. mit positivem Accent zu lesen. Und weil eben der negative Accent schon auf gris ruht, in hvergi nur gerade so nachklingt, wie der positive von gäp in var, so ist auch «» gria hvergi ebenso gut ein rhythmisches Compositum***) wie der vorher- gehende Vers ein solches darstellt

*) Abgesehen Ton dem biB ins Skr. hmaof gehenden ne (na), das aber jeden. faUf keine reine Negation ansdrficken kann.

**) Wem damit eine nnbekannte CkOsae Torgeatellt wird, der denke rieh etwa einen in peennilrer Bediingniae Befindliehen animfen: schöne Worte gibts fiberaU, aber Geld! Man TgL damit die Betonung in: Geld regiert die Welt

***) Da5 diese AnflEuanng, an den unter den Neueren namentlich auch Hom schon hinneigt, der alten Technik nicht fremd war, beieugt der nicht bloß in Hitt, sondern hlufig belegte an. Ausdrack Ylsuord oder bloß ord (s. Vigf. und Mob. a. y.)

Der Inhalt derselben galt gewissermaasen als din Wort^ und auch di(

BIETBISCHE BEMEBKUNOEN. 287

Verwandt aber der negativen ist eine andere Betonüngsweise, die ich als retardierenden Accent bezeichnen möchte; sie drückt aus, daß die mit dem Worte verknüpfte Vorstellang oder der bez. Begriff nicht ohne Weiteres angenommen ^ nicht zur vollen Geltung gelangt sei oder wenigstens dieselbe nicht angehindert erreiche. Vergleichen wir z.B. :

erlegen seiner Liebesqnal

mit dem Qoetheschen:

Glück ohne Boli, Liebe, bist Dn!

80 wird für den letzteren Ausruf die Betonung des Wortes Liebe in dem vorhergehenden Verse vorgezeichnety sie darf von der in Liebes- qual nicht wie Tag und Nacht verschieden sein, muß sich aber in jenem Falle schon durch den retardierenden Accent zu der in Qual liegenden Begriffsi&rbung abstufen , um nicht eine rhythmische Disso- nanz ärgster Art hervorzurufen. Daß auch das einfache: ich liebe! mit sehr verschiedenem Accent, mit stark retardierendem z. B. in dem :

Ich liebe meine Mutter

des Don Carlos in Schillers Trauerspiel zu sprechen ist, kann man von jedem halbwegs geschulten Schauspieler lernen. Nach solchen modernen Mustern sind nun aber Verse, wie

at HAlfir konongr hlsBJandi (lies Ujbj) und: er eigi Uttar»

lif en dandi (BiXü s. C. XIII)

zu lesen. Es ist namentlich der letzte Vers nicht ganz leicht zu re- citieren, es muß in demselben eine gewisse Lebenssattheit auf lif zum Ausdrucke kommen, die das Leben als mindestens ebenso schwer wie den Tod ansieht Dem retardierenden Accente gegenüber steht nicht nur der positiv -verstärkende, sondern auch eine Betonung, welche man ,, triumphierend^ nennen könnte, welche die mit dem Worte ver- bundene Vorstellung so zu sagen mit Füssen tritt| z. B. Musp. 15

dar fdH neoman sinh (so Cod.),

WO die negativen Coloraturen in der rhTthmischen Senkung erst au siuh zum Ausdrucke kommen können, wo nun die Betonung sozusagen triumphiert über den Begriff: Krankheit Als dassisches Beispiel ftlr den ^^polemischen Accent*' kann ich an das bekannte: Quos ^o!

Benennung spricht daftlr , daß ursprfln^oh nur din Beimstab dem Verse snkam. Vgl. auch HAv. 140, 4 6. Auch die ags. Technik seheint ord als Beseiohnung Ar die Versseile verwandt sn haben: vord öder fand Beöv. 871, wo ich swar ord mit Orein im ags. Glossar als N. Sing, fssse» aber auf das Beimwort (nebst Enklitids) besiehe.

288 ^ WILKBN

Vergils erinDern. Hier wird allein durch die Betonung das VerliiltniH^ das eventuell zwischen Subject und Object eintreten würde, in einer Weise colorierty daß Letzteres schwerlich nach einer genaueren De- finition Verlangen trägt Auch unser nhd. Wortwechsel pflegt mit einem, wenn auch massig polemischen Accent gesprochen sa den, so daß wir ausdrücklich von ^friedlichem Wortwechsel'' redet müßten ; wenn wir das ags. «vordum vrixlan^ aufnehmen wollten^ Ebenso ist die Wendung „ein Wort gab's andere^ nach unserem nhd. Sprachgefühl immer mit polemischer Coloratur zu sprechen, wihrend das der grammat Construction noch wohl ganz entsprechende aga. ord dder fand**) vielmehr das erwünschte Sichfinden der Beimstäbe mant und daher zu möglichst conciliantem Accente auffordert Die Be- achtung der verschiedenen Toncoloratur ermöglicht nicht nur one fehlerfreie Betonung von hl&jandi mit äner Hebung , sondern lißt auch die scheinbare Dissonanz der Vorstellungen viel leichter mk auflösen y als dies bei einer Betonung mit zwei (oder gar vierl) He- bungen der Fall wäre. Bei „lif en daudi^ muß auf In schon der Ae- Cent eine gewisse Todessehnsucht andeuten, die mit dem folgenden daudi verschmilzt, dann ist auch dieser Vers ein tadelloses rhydh roisches Compositum.

Die hier kurz skizzierte Auflassung der AUiterationspoeeie wurde in ihren Hauptzügen bereits im Winter 1874 1875 in einer Vorlesung über altd. Metrik entwickelt, seitdem habe ich wiederholt gelegentlidi angedeutet, daß ich nur ^ine Hebung fbr die Yerszeile der AUiteratims* Poesie ftir nöthig hielte. Sollten Andere bereits zu ähnlichen Besaltaten gelangt sein*^, so würde es mir recht lieb sein; ftLr mich selbst besteht kein Zweifel mehr an der Bichtigkeit der hier entwickelten Auffassung, welche sowohl in der Theorie sich völlig consequent bleibt, als aneh der skaldischen Kunstauffusung gerecht wird, endlich unseren Terten nicht Dur keinerlei Zwang anthnt, sondern einen wirkungsvollen Vor^ trag derselben allein ermöglicht Niemab sind wir genöihigt_Vme ohne Senkung anzunehm^ Die Zweöiebungstheorie dagegen hat

*) Nalilrfioh kmim sich ein polemiAeher Accent nnr dnrch allmihliclMn Usoi lestsetien, er beniht in diesem Falle Tielleicht auf einem Vergldoh mit Aosdiüekss des Kampfes, TgL das mhd. sperwehseL

**) ,Wort reihte sich an Wort" fibersetst Grein richtig im ags. S^mehaehstiy anders erklirt es Heyne im Gloss. tu Behr.

*^*) Wenigstens heißt es in der nenen Ausgabe der AnaL Norr. Ton Th. |ISbto 8. S74: Die Hebungen im Verse des Fomyrdalag sind swei, wenn nicht bloß eisa oder drei. Übrigens erdefat man, daß Mobins anch jetst noch reimlose Hebungen ^' annimmt. ~

BfETRISCHE BEMERKUNGEN. 289

auch in ihrer neuen Begründung durch Vetter den Widerspruch der Lachmannianer und nicht bloß dieser, sondern auch einiger andern Anhänger der Vierhebungsthoorie nicht zu entkräften vermocht; sie krankt noch immer an dem irrigen und fast wunderlichen Meinen, das Wesentliche (die Zahl der Reimstäbe) einem ziemlich freien Wechsel überlassen, das relativ Unwichtigere (zwei grammatische oder logische Hochtöne, event. einen Hochton und einen stärkeren Tiefton) fest be- stimmen zu wollen. Indem sie damit das grammatisch -logische Princip über das rhythmisch-poetische erhebt, verfällt sie dem Fehler, an Fragen der Poesie den Maßstab der Prosa zu legen und da, wie ich nachgewiesen zu haben hoffe, die rhythmisch-poetische Betonung (abgesehen von einzelnen immerhin verzeihlichen poetischen Freiheiten) zugleich die eigentlich auch dem modernen Sprachgefühl nach richtigere und logischere ist , so kann sich die Verkennung des poetischen Betonungsprincipes auch nicht durch eine wirkliche Rücksichtnahme auf Logik herausreden. Ihr einziger Vorzug besteht darin, der prosai- schen — d. h. aus Nachlässigkeit ungenauen Wortbetonung sich anzuschliessen und somit sehr bescheidene Anforderungen an die Kunst des Vortragenden zu stellen; was man dann aber zu hören bekommt, ist nicht Stabreimdichtnng, sondern nur eine Art Reimprosa. Sollte es nicht Zeit werden, zu einer richtigeren Auffassung zurück- zukehren?

Denjenigen aber, welche noch mit Zweifeln gegen die absolute Richtigkeit unserer Auffassung zu kämpfen haben, sei zu bedenken gegeben, d|iß_un8er System keine Schablone sein will, in die jeder Vers ohne Weiteres sich fügen soll und muß. Vielmehr sucht sie nur die aUgemeinen Grundsätze für die Versöhnung des rhythmischen und des grammatisch -logischen Tonprincipes in der Alliterationspoesie zu vermitteln, und ist um so weniger geneigt auf eine über allen Anstoß beim Recitieren erhabene Vortragsregel sich steifen zu wollen, als die uns vorliegenden alliterierenden Denkmäler offenbar einen Übergang von der einfachsten , älteren Weise des Stabreims zu jener complicierteren Kunstform bilden, wie sie auf dem altnordischen Gebiete die skaldische Technik darstellt Die Entwickelung verhielt sich in den Hauptzügen so, daß in der ältesten Zeit nur verwandte, zumeist nominale Bildung mit wenigen, praefix- oder suflßxartigen, Partikeln umkleidet das Vers- paar dai*stellten, z. B. noch nhd.:

Tod und Teufel!

weiterhin aber jjlie Abschwächung des Worttones schon für die Prosa die Composition, d. h. eben das Sichbegnügen mehrerer Worte mit

GERMANIA. Nene Beihe. XII. (XXIY. Jahrg.) \^

/

290 E- WILKEN

änem Hocbtone; in weitem Umfange förderte, welcher Vorgang tk den Vers sieh in noch weiterem Masse verwirklichen läßt. Wir glanbla uns berechtigt, as. word godes ebenso gut wie unser nhd. Oötteswwt als rhythmisches Compositum zu fassen , und fanden nur dort eine Art von Schwierigkeit, wo disparate oder doch gewöhnlich scharf iints- schiedene Begriflfe und Vorstellungen von äinem Versaccente beherrsch werden sollen, wie in

hliejandi dd.

Daß sich derartige Fälle hier und da ergeben, war eine Folge der durch die gewöhnliche Abschwächung des Wortaccents bedingten Hir fung mehrerer Worte im Verse; und wenn man nun auch ftlliwift^^» sagen könnte , daß nach der Analogie der weit überwiegenden FiHe, wo die im Verse zusammenstehenden Worte sich auch begrifflich mtit leicht componieren, auch jene scheinbaren Ausnahmen sich rickleB müßten y so habe ich doch vielmehr die Möglichkeit zu erweisen ge- sucht, durch einen etwas kunstvolleren Vortrag auch derartige Woit- verbindungen wie lif en daudi als rhythmische Composition erkemia zu lassen. Und wer die von mir oben geforderte Betommg als n künstlich bezeichnen möchte, der steht gerade auf dem Standpunkte^ von dem aus sich das Verhältniss der prosaischen zur poetischen Be* tonung am leichtesten erläutert Allerdings sind wir im Stande mit

Ich will es thuD,

Ich weiß nichts Anderes

durch einen pathetisch-resignierten, negativen Accent von ziemlidier Stärke (der eben die Verwendung des Verbs zur rhythmischen Hebung rechtfertigt) auf „weiß^ eben so Viel oder Mehr zu sagen, als die Prosa mit «Ich will es meinetwegen thun, denn ich weiß ja leider wirklich mir nicht anders zu helfen^. Durch noch stärkere Betonung von weiß (vgl. mit will; wird in rhythmischer Weise der Causalnezos beider Sätze angedeutet; das stärker betonte Glied bildet die natfirliche Grundlage für das leichtere. Aber ebenso gewiß wie die Correcthttt der rhythmischen Betonung ist andererseits ihre Unbequemlichkeit ftr den gewöhnlichen, fortlaufenden Vortrag; diesem ist selbst eine so massenhafte Anhäufung von umschreibenden Partikeln und Adverbien, wie ich sie in der Paraphrase anwandte, weit mundgerechter als die einmalige Verwendung eines gesteigerten und dabei verschieden-nflan- cierten Wortaccentes. Finden wir dies Verfahren wohlverständlieh, so dürfen wir noch weniger der Poesie aus ihrem Festhalten an der wahröcheinlieh älteren, jedenfalls wirksameren rhythmischen Betonunga-

METRISCHE BEMERKUNGEN. 291

weise*) einen Vorwurf machen. Auch da, wo wir poetische Frei- heiten einräumen, sind dieselben doch meistentheils nicht so, daß sie eine Unrichtigkeit involvieren. Die Betonung bdam Ecg))eöves oder h^lm Scyldinga, die ich oben forderte, mag noch auf Widerspruch stossen ; sobald man sich aber klar macht, daß die betreffenden Worte für den Sinn in allen Fällen dieser Betonung entbehrlich sind, in vernünftiger Prosa (nicht einer ängstlichen Paraphrase) also fortfallen müßten, daß sie nur das Versmaß zu füllen bestimmt sind, nur ein Ausfüllen der Versmelodie durch einige Worte bezwecken, so wird man einräumen, daß hilm Scyldinga = Sigeskyldinga hier keinen Anstoß mehr bietet. Am auflUlligsten bleiben unserem Gefühle vielleicht die pronominalen Betonungsweisen wie

on )>fiin däge )>j^sses lifes, wobei möglicherweise die Begriffscorrespondenz oder der Sinnreim von „däg" und „lif" (vgl. unser: Licht des Lebens, Licht der Welt) als Reim geroeint ist, wenngleich zu dieser Annahme die häufige Verwen- dung von ))ysses lifes in der ags. (namentlich geistlichen) Poesie gerade nicht ermuntert. Derartige Einzelheiten aber mögen und dürfen immer- hin genauerer Prüfung vorbehalten bleiben ; mir kam es hier zunächst darauf an, die Hauptfragen der Stabreimtechnik in ein etwas helleres Licht zu setzen.

Noch liegt mir daran zu betonen, daß unsere Alliterationspoesie keineswegs den Charakter einer bereits fest abgeschlossenen Kunstform zei^t. Jenes allüberall gelegentlich auftauchende sei es Streben nach Ver- stärkung der rhythmischen Kunstmittel oder sei es nur Zuiriedensein mit gelegentlich unterlaufenden Endreimen, Assonanzen, vor- und nachklin- genden Stabreimen, Doppelreimen läßt sich ja in Kürze dahin charakteri- sieren, daß für den mit der Zeit wortreicher gewordenen Vers namentlich in Fällen etwas stärkerer Betonung der Stabreim sei es als 1 -|- 1, sei es auch als 2 4- 1^ gehandhabt nicht immer mehr ausreichend erschien, die Herrschaft allein zu behaupten. Die wenigstens ftlr mein Geftlhl kunstgemässeste Lösung fand die .skaldiache. Technik., indem sie auf jede Steigerung des Stabreims über die Formel 2 + 1 verzichtend**)

*) Noch wirksamer und nGancenr eicher ist natürlich die Sprache des Auges, die ebendarum auch wohl die älteste sein wird. Wen hier die eigene Erfahrung nicht belehrt, der mag an Schillers schönes Rüthsel (Par. und Räthsel 6) sich mah- nen lassen.

**) Daß eine vollere Cadenz fllr den zweiten Halbvers erwünscht war, zeigt die Häufigkeit von Betonungen wie i'iptekumanne goma-thigg^an n. s. w. neben ganz verein- zelten wie: dilr nist neoman siiih.

292 ^' KEINZ

▼ielmehr in der Assonanz ein neues Mittel fand, um die innere EiBhät des Verspaares auch bei etwas grösserer Wortfiilie sicher xn stdki; die Assonanz hat darin einen sozusagen weiblichen, dem nngesehnhB Ohre oft kaum merklichen Einfluß zu bewähren unter der Herrsdnft des männlich angelegten Stabreimes. Man vgl. mit jenen oben 1ml sprochenen Stellen der Hälfssaga (hl»jandi do) oder mit dem scki leichteren (Atlakv. 24,1—2):

er til hjarta skAm

wo ich die rhythmische Accentfiürbung wohl nicht mehr zu definMRi brauche, den Schluß der Kräkumal (Fas. I, 310)

(28, 9—10) 6s8 mana «air bj6da, er at s^Undi daadi. (29) F^samz bins at hetta. heim bjöda mSr disir, sem fr& Heijans hOlla

hdfir Odiiin m6r sendar;

* *

gladr skal ek öl med asnin

i Ondvegi drekka,

lifs em lidnar standir

Isejandi*) skal ek deyja! E. WUXES.

DEUTSCHE NATIVITÄT DES XII. JAHR-

HUNDERTS.

Nachstehendes Bruchstück bildet den Inhalt eines Qnaiiblattai» das auf dem Hinterdeckel des Clm 19515 der Münchener Bibliothd^ aufgeklebt war. Bei der Ablösung hat die Rückseite etwas an Schrift verloren; doch ließ sich fast der ganze Text nach einiger Waachmi^ mit ziemlicher Sicherheit herstellen. Das Blatt ist in der Mitte von oben nach unten, aber ohne Schaden filr die Schrift in 2 Stücke aer- schnitten; und mögen unten 1 2 Zeilen fehlen^ oben ist die linke Ecke, ungefi&hr wie nachstehend zur ersten Seite angegeben, weggeschnitten. Die schöne Schrift wird an die Scheide des Xu. und XIII. Jahrhun- derts gehören. Die wenigen Längezeichen (auch in lün) stehen in der Hs., e hinter d ist auch im Innern der Wörter dem d oben angehXngt; bei dem zweimal vorkommenden stcite ist unsicher zu entscheiden, ob

*) FOr hlspjandi.

DEUTSCHE NATIVrrÄT DES XII. JAHliHUNDERTS. 293

stette oder Bteite geschrieben sei, doch lese ich mit ziemlicher Sicherheit steite (vgl. vreivel). Der Schreiber hat zweierlei z, das einem h ähn- liche nur ausnahmsweise; daftir aber auch c (dieses fast immer in cehen).

röm Wirt in vier ist zu allen dingen gvt wirt gvt. vn vrevntliche. d'v mait ne vn niht alt. d*r sieche stirbet schiere er gilt vi! lange, df tröm wirt war. Dev dri cehen te lün. ist von mittem tage gvt. si ist aber niht g^t anzevahen ein leglich dinch Gebomz chint wirt manhaft Chvene vn her. vn wirt niht alt d*v mait wirt vreiuel vn her. vn stirbet schiere, dr sieche wirt schiere gesunt. od'r er stirbet schiere, df tröm erget in siben tagen. Dev viercehente lün ist ze allen dingen gvt. Daz gebom chint wirt chuen her vn stirbet schiere, d^'v mait wirt ker vn chivsche mit mannen, vn stirbet schiere, dr sieche gnist schiere odr er stirbet schiere, df tröm erget schiere Dev vumftcehente*). lun ist niht g^t. df alt**) wirt niht steite. daz gebom chint wirt g^t vn chivmt in not von isen. odf von wazzer. dv mait wirt chivsche vn minnechlich. df sieche stir- bet ob er nach zuain tagen niht gsvnt wirt. df tröm schadet

Rückseite.

Dev sehscehente^ | sieche wirt. . . ^ | milt vn steite. dv mait wirt. . . ^ |

dr tröm wirt nach langen ziten vm^ | sibenzehente lün ist allen

tach gvt. daz geb^(om) | chint wirt vrevntliche charch. lirnich. chvene vn I warhaft, dev mait wirt chivsche vn rieh, df sieche | lit lange***), df tröm wirt schiere (war?) Dev ahtze | (heute) lün ist ze allen nit f ) gvt wan dv chint ze limen zuset zen df gebom sun wirt | sige- haft. vmbedrozzcn redlich, dv mait wirt | chivsche. vn arbaitsam. df sieche wirt gsunt schier | df tröm wirt in cehen tagen war | Dev nevntzc | heute lün ist zv allen dingen gvt. daz gebom chint | wirt getrev gvt. charch wise. dv mait wirt sam. df sieche wirt schier gesunt von erzenie. df tröm | erget in viumf tagen. Dev zvainzigest lün ist allen tach gvt si ist aber ze werche unnutze, daz | gebom chint wirt charch. dv mait wirt sam. | df sieche serwet lange df tröm wirt unnuitze. F. KEINZ.

*) Das erste t ist nur mehr am Querstrich erkemibar und scheint radiert zu sein. **) Zwischen a und t ein Loch; das i nicht sicher. ***) nndeutlich. t) Loch.

294 K. BARTSCH

MARGARETENLEGENDE DES Xlf. JAHRHUN

DERTS.

In dem kürzlich von der königlichen Bibliothek zu Berlin worbenen Codex der Enenkelschen Weltchronik, germ. fol. 927, einer Papierhandschrift des fünfzehnten Jahrhunderts, steht auf der Vorder- seite von Blatt 235 der nachfolgende Anfang einer unbekannten Mar- garetendichtung. Ich verdanke Arnold Schröer eine sorgfkltige Ab- schrift derselben. Die Legende ist von anderer^ weit scUechterer Hand geschrieben als die Weltchronik. Die ersten drei Zeilen sind etwas nach rechts gerückt ^ um dem fehlenden Anfangs-E Raum tu lassen. Ich gebe zunächst einen kritisch bereinigten Abdruck , don ich die nothwendigen Bemerkungen folgen lasse.

Hi hebet an sente Margareten buch.

Ein stat di heizet Antioch

und 8t@t in Eoichen lande noch,

da was ein herre gesezzen

wtse und vormezzen, 5 edel unde riebe;

he lebete heidenliche:

Teodoslus was he genant,

als uns di schrift tut bekant.

he was der beiden bischof : 10 des namen si plegen noch,

di türisten under in,

di er ^warten sin.

der selbe heidenische man

eine tohter gewan, 15 di wart Margarete genant.

c daz megetin du wurde alt,

du starp sin müter,

eme zungüte.

der vater moht daz kint niht bewarn, 20 he sante ez andercswar

einer witwen in ein ander stat:

daz kindichen he zien bat.

Überschrift Margreten. 3 herre /«AÜ. 4 unde. 5. 6 tti einer Zeile.

riche fehlt 8 also. 10 namen feliU. 1 1 Dy furstcii under on. 15 Margaret J8 Eme zu gute. 20 and'e war.

MARGARETKNLEOENDE DES XII. JAHRHUNDERTS. 295

daz tut man noch hüte,

daz man kuschen lüten 25 junge megetin bevelit,

wan daz harte wol zemit,

daz man di in der jugende

züt zu solchen tugenden,

daz si in ubbekeit iht leben, 30 swanne si di man genemen.

di wetwe was edel und riebe:

si enphing di maget gütliche

und zöch si mit solchen 6ren

alse si er kint w6re.

Die Handschrift ist, wie man sieht, von erheblichen Fehlem nicht frei. Für die Beschaffenheit der Vorlage bezeichnend ist der Umstand, daß zwei Zeilen (5. 6) auf diner Zeile stehen; es scheint daraus her- vorzugehen, daß die Vorlage nicht in abgesetzten Versen, sondern fortlaufend wie Prosa geschrieben war, wie dies bei Dichtungen des 12. Jahrhunderts das übliche ist.

Denn daß wir hier den Anfang einer dritten] Margaretendichtung aus dem 12. Jahrhundert vor uns haben, lehrt der Augenschein. Unter den 17 erhaltenen Reimpaaren sind neun mit Reimungenauigkeit, wobei die vocalische Freiheit in: sin 11 f. nicht mitgerechnet ist. Überschüssiges n oder r in klingendem Reime (17 f. 23 f. 27 f. 33 f.) ist in allen Dichtungen des 12. Jahrhunderts etwas so gewöhnliches, daß es keine nähere Zeit- bestimmung ermitteln hilft. Wichtiger sind die Reime 9 f. 15 f. 25 f. 29 f. Reimbindungen wie hischof : noch kommen In Genesis und Exodus, Ro- land^ Kaiscrchronik^ Leben Jesu (Fundgr. 1, 190) und Herzog Ernst vor. Die Bindung genant : hat ihr entsprechendes in Genesis und Exodus, Anno, Roland, Alexander, Kaiserchronik, Rother, Wernher vom Nieder- rhein, Graf Rudolf Burggraf von Regensburg und dem Mtlnchener Aus- fahrtssegen. Dem Reime bevelit : zemit entsprechen ähnliche Reime in Genesis und Exodus, Bücher Moses (Diemer), Roland, Kaiserchronik, Bruchstück vom jüngsten Gericht, Hartmanns Glaube, Graf Rudolf. Endlich begegnen Reime wie ld>en : nemen in Genesis und Exodus, Roland, Kaiserchronik, Rother, Leben Jesu, Hartmann.

Unter allen diesen ist keine Dichtung, welche über die Zeit von 1170 1180 herabgeht; in dies Jahrzehnt also werden wir unser Bruch- stück zu setzen haben. Dazu stimmt der sorgfältige Versbau, wie wir

24 kusch« late. 26 beuilt. 27 äy iöefrowe. 28 csuet. thog^nden. 29 ubekeyt 30 wao. 34 aU»y er.

296 K. BARTSCH

ihn um dieselbe Zeit bei Eilhart antreffen. Die ganze Darstellung bekundet einen gebildeten formgewandten Dichter, der sich darin ge- fällt Beziehungen auf die Sitten der Gegenwart einzuflechten (10 ff*. 23 ff.). Seine Heimat haben wir im mittleren Deutschland zu suchen^ darauf weist weniger der Reim bewam : war 19 f. (wohl bewaren : toare zu schreiben) und Sren : wSre 33 f. als bevelü : zemü 25 f. (Hs. bevät : zemyt), da die Abwerfung des h in ersterem Worte nicht oberdeutsch ist (Wein- hold, mhd. Gr. 312 f.). Die mitteldeutsche Färbung der Abschrift stimmt daher im Ganzen mit der Sprache des Originals überein.

3 herre habe ich ergänzt, nicht man, weil auch bei Wetzel es heißt ein vil ricRer herre und in der Bearbeitung B (Germania 4, 442) Theodosius als ein vil edel man bezeichnet wird.

6 Derselbe Vers begegnet wörtlich in Rudolfs Barlaam 7, 18 und das Wort heidenUche ist überhaupt bisher nur aus Barlaam belegt Dennoch wäre es voreilig, daraus auf einen Zusammenhang zwischen beiden Gedichten zu schliessen. Die Bildung heidenlich als Gegensatz zu dem häufigen hristenlich war eine so naheliegende^ daß man sich wundem muß sie nicht öfter angewendet zu sehen.

9 hischof entspricht dem Ausdruck patriarcha der lateinischen Legende und mehrerer deutscher Bearbeitungen. Vgl. namentlich Wetzel 117 ff. dem hete diu heidenschaft verlihen die herschaft daz er u* patriarche wda.

10 namen habe ich ergänzt des Sinnes wegen; dem Verse hätte die Verwandlung von noch in inoch genügt. Denn des kann nicht wohl auf den vorausgehenden Satz bezogen werden, sondern der Sinn ist: ^diesen Namen (Bischof) ftlhren sie noch heutzutage'.

11 Die Änderung in türisten empfahl Vers und Sinn zugleich; das under in wie der nachfolgende conjunctivische Relativsatz wiesen auf einen Superlativ, fursten aber in seiner ursprünglichen Bedeutung zu nehmen 'die ersten' schien mir für jene Zeit gewagt. Auch würde das die Be- tonung die noth wendig gemacht haben, zu welcher gar kein Anlaß ist. Der Schreiber fand tursten vor, das er wahrscheinlich nicht verstand und daher in fursten änderte.

18 eme zu gute hätte den Sinn 'ihm zum Glück\ d. h. der frühe Tod der Mutter war Ursache des himmlischen Glückes, das Margarethe durch die Marter zu Theil wurde. Allein viel natürlicher ist es zu- nächst die irdischen Leiden zu erwähnen, welche der Tod der Mutter für die Tochter veranlaßte. Die Änderung zungHte wird bestätigt durch das was andere Bearbeitungen an dieser Stelle haben. In A (Haupt

KLEINE MITTHEILUNGEN. 297

1^ 159) heißt es ir muotei' atarp ir fruo: dS gienc ndt der tohter zuo] in B (Germania 4, 442) diu muotei* etarp im fruo : dem kinde gie arbeit zuo.

19 vielleicht en moht daz kint bewäm.

24 Die Abkürzung kuschs hde kann in k&echem lüte aufgelöst werden, und man dürfte geltend machen, daß der sing, lüt nicht in einer so jungen Hs. stehen würde, wenn er nicht in der Vorlage stand. Aber daz Hut wird immer nur von einer grösseren Menge gebraucht, was hier nicht paßt, lüte ist vielmehr nichts als ein Versuch den Reim zu glätten.

29. Auch die Schreibung ubeketft mit b weist auf eine alte Vorlage.

K. BARTSCH.

KLEINE MITTHEILUNGEN.

8. Verse des XII. Jahrhunderts.

Frowe tugintriche

nu tu so tugintliche

swenne ihc uon dirre werlt uar

so geruche selb chomen dar

daz gezemt diner g&te wol

magd aller gnaden uol.

In der Münchener Hs. clm. 19463 (Teg. 1463) des 12. Jahrhun- derts auf Bl. 35. Catalogus cod. lat. bibl. Monac. II, 3, 248.

_ K. BARTSCH.

ZU PARZIVAL IX, 915 £

D6 Lueifer ßwr die heUevart

Mit schar^ ein mensche nach im wart.

Um meine in dieser Zeitschrift 7, 298 gegebene Auffassung obiger Verse, gegen welche sich Sprenger in den Beiträgen z. Runde d. ig. Sprachen III, 175 erklärt hat, besser zu stützen, verweise ich auf folgende Stellen, in denen mit eehar, analog und synonym dem häufigeren mit her ^ ebenso wie bei Wolfram sich gebraucht findet: Kaiserchronik ed. Diemer 487, 13 der chunich unt dt eine Riten mit 8car dar in (= ed. Maßm. 15911); Kindheit Jesu 79, 57 daz volc zoh alumbe dar Herhaß unt mit schar; Pfeiffers Altd. Beispiele in Haupts Zt. VII , 363 die (vrösche) beruoßen sie (die nahtigale) m it schar (: wx»r) ;

298 A. NAGELE

dazu noch das Beispiel aus Biterolf 8756 mit schar besehuUen sie dm man, was schon Lexer 11, 662 venseichnet hat. Lachmann hat wohl hauptsächlich aus stilistischen Orttnden nach hellevart interpnngiert; was er sich aber unter schär gedacht hat, kann wohl Niemand wissen, da er es uns zu sagen unterlassen hat^ auch Sprenger nicht. Die Ver- muthung des letzteren, daß schär hier eine germanisierte Form des altfr. char, chair sei, welches Fleisch, menschliche Natur bezeichnet habe, bleibt eine unsichere, so lange nidit andere Nachweise tob dem Vorkommen desselben beigebracht werden können. Auch finde ich nicht, daß die Präposition mit zur Bezeichnung des Stoffes, aus dem etwas gemacht ist, gebraucht werde. Einer solchen Auffassung g^en- über würde ohnehin das in dem darauf folgenden Verse stehende liz der erden zu auffällig erscheinen.

ZEITZ, Februar 1879. F. BECH.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS

IL

Die Grundlosigkeit der Annahme, daß Walther am Wiener Hofe 1200 das Fest der Schwertleite des Herzogs Leopold des Glorreichen und 1203 das seiner Vermählung mit Theodora Komnena mit begangen habe, habe ich oben (Heft 2) dargethan, wo ich sämmtliche Sprüche des ^Wiener Hoftones*^ in die Jahre 1198 und 1199 verlegte. Hier will ich den Wiener Aufenthalt Walthers filr die Jahre 1207 1209, wie ihn Menzel p. 164 annimmt, sowie fbr die Zeit von 1217 1220, wie er, soviel ich sehe, von den Walther-Forschern wohl durchweg festgehalten wird; in Frage stellen. Deshalb werde ich auch irgend einen Spruch des ^Wiener Hoftones^ hier nur in so weit heranziehen, als dies etwa zur Durchführung des Nachweises für die Richtigkeit der eben gc- stellten Behauptung nothwendig sein sollte. Als Grundlage für die Anschauung, es habe sich Walther zeitweilig in den Jahren 1217 bis 1220 am Wiener Hofe aufgehalten, gelten folgende Sprüche des Dich- ters: L. 34, 34; 36, 1; 35, 17; 84, 1; 28, 11. Femer hat man noch zu weiterer Begründung die Sprüche L. 24, 33; 32, 7; 31, 33 verwenden zu können geglaubt*).

*) Bei Wilm. 83, 131; 83, 141; 83, 161; 63, l; 84, 61; und öl, 1; 83. 121; 83, 161. Bei WR. 35, 11; S5, 21; 36, 8; 56, 3; 49, 11; und 17, 9; 28, 17; 28, 7. B%\ Pf. B. 119, 120, 121. 127 152 ferner 86, 107 und 108. Bji Simr. 62, 61, 63, 72, 79 and 4, 69, 60.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS H. 299

Wenn man L. 31, 33 und 32, 7 mit cinandor vergleicht, so wird

man eine inhaltliche Verwandtschaft kaum abzuläugnen vermögen.

Beide Strophen sind gegen die Störer und Beeinträchtiger des höfischen

SSangcs gerichtet. L. 32, 9 ff. heißt es:

ich sihe wol^ das man herren guot uud wlbes gruoz

gewalteclich und ungezogenlich erwerben muoz.

ainge ich minen höveschen sanc, sd klagent eis Stollen.

Damit ist zu vergleichen L. 32, 1 ff. :

ich h&n wol und hofelichen her gesungen:

mit der hövescheit bin ich verdrungen,

daz die unhöveschen ze hove genaemer sint, dann ich.

daz mich dren solde, daz unIret mich.

Ferner spricht sich Walther L. 32, 7 in folgender Weise aus :

ifil ich mich des scharpfen sanges ouch genietcn.

und L. 31, 33 sagt er:

In nomine dumne: ich toil beginnen: sprechet amen (daz ist guot für ungelücke und fSr des tievels sämen).

Sollte da kein Zusammenhang sein? Man hat zwar die Behauptung aufgestellt, es sei L. 31, 33—32, 6 der Weihespruch für den ganzen Ton oder aber fOr einen abgegrenzten Theil der Sprüche dieses Tones allein bewiesen hat man weder hier noch anderwärts, daß wir wirk- lich solche einen Ton einweihende Sprüche vorliegend haben.

Für die gegenwärtige Beweisftlhrung sind nun aber von beson- derer Wichtigkeit die Schlußverse der beiden Sprüche, in denen Wal- ther sich auf den Herzog von Österreich beruft bei L. 32, 14 ff. :

ze Osterriche lernt ich singen unde sagen:

d& wil ich mich aller irat beklagen:

vind ich an Liupolt höveschen trdst, so ist mir min muot entswollen.

und L. 32, 5 6:

herzöge üz Osterrfch Liupolt sprich :

dun wendest michs alleine, sd verhöre ich minc zungcn.

Es handelt sich darum, welcher von beiden Sprüchen dem andern zeitlich vorangeht Wackerneil p. 36 setzt L. 31, 33 ff. vor L. 32, 14 ff. und an den KämthnerHof. Von dort verdrängt habe sich Walther flehend an den Herzog Leopold gewendet (L.32,5 6). „Leopold scheint aber mit seiner Antwort gezögert zu haben, darum will er sich in L. 32, 7 (Pf. 107, S. 59) nun wirklich*) des scharpfen sanges mich genieten und gewaltec- lich und ungezogenlich vorgehen. Er kennt jetzt den Führer der Gegner am Kärnthner Hofe, es ist der Sänger Stolle'^. Wa- ckemell bringt, wie dies vor ihm schon andere Forscher gethan, L. 31,

*) Was dies nwirklich** eigentlich zu bedeuten hat, ist mir nicht klar.

300 A. NAGELE

33 ff. und L. 32, 7 £ in Verbindung mit L. 32, 17 ff. und L. 32, 27 ff.*), d. h. er läßt alle diese Spräche am Kämthner Hof entstandoi sein. Nun ist aber schon zu wiederholten Malen darauf mit Tollem Beeht hingewiesen worden, daß inhaltlich zwischen den beiden Bemfiiiigs- und den Kämthner-Sprüchen absolut kein Zusammenhang bestehe. Man hat nun aber in gewohnter Weise einen solchen Zusammenhangs der sich natürlich nicht ergab, künstlich arrangiert, indem man auf die Möglichkeit hinwies, daß der bei L. 32, 11 erwähnte Stolle einem in der Brixner Oegend ansässigen Geschlechte angehört^ und auf die weitere Möglichkeit, daß derselbe eben deshalb ganz leicht an den Kämthner Hof gekonmien und dort mit Walther zusammengetroffen sein könne**).

Von einer Möglichkeit bis zur Wahrscheinlichkeit oder gar bis zur Gewißheit ist es freilich noch sehr weit, einen Beweis aber, daß die beiden Berufungssprüche an den Kämthner Hof gehören, vermag nun diese Möglichkeit gewiß nicht zu liefem. Allein der Kämthner Aufenthalt Walthers ist überhaupt höchst problematisch, wenn er nioht vollends durch die nachstehenden Erörterangen widerlegt wird.

Die Worte des Dichters bei L. 32, 17 : Ich hdn des Kerendaerm gäbe dicke enphangen können nicht als Beleg für diesen Aufenthalt beigebracht werden, da Walther des Kämthners Gaben auch ander- wärts, nicht nur an seinem Hofe empfangen konnte. Der zweite Spruch aber, der sich auf den Kerendaere bezieht L. 32, 27 36 spridit nun ganz unzweideutig durch seinen Wortlaut selbst gegen diese An- nahme. Denn wie sind des Dichters Worte L. 32, 33: ichn weiz^ wer mir in dinem hove verkeret minen sanc] ferner L. 32, 34 . . . . t«< er niht ze kranc, endlich L. 32, 36 .... ervar uns werz vei'kere mit der Ansicht zu vereinen, daß dieser Sprach am Hofe von Kämthen entstanden sei? Diese Worte haben doch kaum einen Sinn, wenn sie an diesem Hofe entstanden gedacht werden, denn da konnte Walther ja selbst sich darüber orientieren, wer denn jene seien, die ihm seinen Sang verkehren, da brauchte er sich nicht an den Herzog zu wenden mit der Bitte: und ervar titw, werz verkere. Wackemell p. 35 ftihlte Übrigens selbst die Unhaltbarkeit seiner Ansicht, es sei dieser Spruch am Kämthner Hofe verfaßt; allein anstatt die unerwiesenc Behauptung vom Kämthner Aufenthalt des Dichters einfach fallen zu lassen, zieht er eine neue Hypothese herein, daß es nämlich den Gegnern Walthers

*) Es sind dies die beiden auf den rt^ermdaere'^ bezüglichen Sprache. **) Ansftihriicher Bericht Aber diese HypotheM bei Wackemell a. a. O. p. 91 lu SS.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS H. 301

gelungen sei, ihn aus der Nähe des Herzogs zu verdrängen, und da habe dann derselbe „aus der Ferne dem Herzoge über das Treiben der hovehellen die Augen zu öffnen gesucht**. Man ersieht leicht aus diesem Auskunftsmittel , welch schlechte Auspicien die Er- härtung des Kämthner Aufenthaltes Walthers hat. Man müßte aber auch noch weiterhin bei dieser Annahme die ganz geschmacklose Ansicht festhalten^ daß Walther gegen Fürsten die vertrauliche Anrede mit „Du" gebrauchen durfte, eine Ansicht^ die trotz ihrer Oeschmacklosigkeit leider noch nie ganz fallen gelassen wurde. Auch Wackemell hält daran noch fest a. a. O. 126 ff. und es scheint ihn sein Recensent im Lit. Centralblatt 1877, Nr. 34, S. 1143 diesbezüglich wohl mißverstanden zu haben*). Endlich erscheint es ganz unerklärlich, wie Walther jenen ^ der ihm seinen Gesang verkehre, nicht gekannt haben soll, wenn es, wie Wackemell glaubt, der Sänger Stolle gewesen ist. Hat denn der so still gesungen, daß ihn Niemand hörte? Dann war er in der That kein gefährlicher Mann und Walther hätte dann ganz ruhig an dem vermeintlichen Kämthner Hofe weilen können.

Aus diesen Ausftlhrungen hat sich^ wie ich hoffen darf, wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ergeben, daß der Kämthner Aufenthalt Walthers nur ein Phantasiebild ist. Wenn ich nun nach Beseitigung dieser Hypothese nochmals die Frage aufwerfe, welcher von den beiden Berufungs-Sprüchen als der früher gedichtete zu betrachten ist^ so muß ich diese Frage dahingehend beantworten , daß dies L. 32, 7 16 sei. Es geht dies 1. aus dem Inhalt der beiden Sprüche selbst hervor, wenn man L. 32, 11: sing ich minen höveaehen sanc^ so Idagent siz Stollen mit L. 32, 20 vergleicht: mit dei* hövescheit bin ich ver- drungen, indem der letztere Ausspruch unzweifelhaft einen Fortschritt des Einflusses der unhöfischen Sänger bezeichnet. 2. zeigt sich dies, wie bereits oben angedeutet wurde^ in der Zusammenstellung von L. 32, 7 mit L. 31, 33 (den Anfangsversen der beiden Sprüche). 3. und das ist entschieden Ausschlag gebend deutet L. 32, 15: da {ze Osler-

*) Ich gedenke übrigens auf die Anredeform in Walthers Sprüchen noch znrflck- zukommen. Hier erkläre ich nar, daß ich in Tollster Weise mich der Ansicht Men- zels p. 128 anschliesse, daß nämlich die Anrede mit i,Da** nur aus der Feme gestellt werden konnte und daß sie dann als poetische Figur betrachtet werden muß. Daß darunter ja nicht ^die respectvolle Feme*, wie sie Wackemell a. a. O. annimmt, be- griffen werden kann, ist selbstverständlich. Ad absurdum hat sich übrigens die An- sicht, es entstamme diese Anredeform einer grösseren Vertraulichkeit zwischen Dichter und Fürsten, dadurch selbst geführt, daß sie eine solche Vertraulichkeit auch zwischen Walther und Engelbert, dem gewaltigen ßartUn meüler annehmen mußte.

a02 A. NAGELE

riehe) toil ich mich allererst beklagen mit solcher Bestimmtheit darauf hiiii daß die hier ausgesprochene Berufung die erste sei, daß es wirk- lich Wunder nimmt, wie man auf die gegeutheilige Ansicht verEedlen konnte. Daß aber die beiden Sprüche nicht am Wiener Hofe selbst entstanden seien ^ dafür spricht die Berufung , die ja dann gans zwecklos wäre, selbst deutlich genug.

Ich gehe nun auf L. 35^ 17 ff. über. Dieser Spruch mit der „reizenden Idylle*^) in die uns ^der scherzhafte Streit^ zwischen Forst und Dichter versetzt, wird fast durchweg, nur Menzel a. a. O. p. 276 scheint nicht ganz einverstanden zu sein, an den Wiener Hof selbst verlegt. Auf all die verschiedenen Deutungen, die dieser Spruch über sich ergehen lassen mußte, kann ich mich hier, weil es einerseits sa weit führen und andererseits auch ganz zwecklos sein würde, nicht einlassen. Ich verweise aber daillr auf die diesbezügliche interessante Zusammenstellung bei Menzel p. 273 ff. Daß der Spruch kein harm- loser Scherz war spricht sich deutlich aus in L. 35, 20:

du wünschest underwUent biderbem man, dun weist joch wie,

weiter L. 35, 23 ff.:

wie käst dQ. sus getan

daz »cA dich an dm gemach gewünsdtet hän^

und du mich an mtn ungemach'i

und L. 35, 35—36:

.... l& stdn:

wis d& von dan, Id mich 62 in: so leben wir sanfte beide.

Wie man diese Äusserungen als einen ^»harmlosen Scherz*^ auffassen kann, verstehe ich nicht. Es war diese Anschauung wohl nur da- durch in Aufiiahme gekonunen, weil man nicht zu denken vermochte, daß Walther an Leopolds Hof diesen Spruch, wenn es damit voller Ernst sein sollte, dichten konnte. Und in der That ist der Ton, den Walther in diesem Spruche anschlägt, so herb, daß schon aus diesem Grunde die Annahme ausgeschlossen bleibt, daß er am Wiener Hofe verfaßt ist.

Aber wo ist er dann entstanden? Dort, wo L. 31, 33 ff. und 32, 7 ff., die beiden Berufungssprüche nämlich, gedichtet wurden. Leo« pold hatte auf des Dichters Berufung hin, diesen, dem er wohl noch „seiner alten Schuld^ wegen gram war, an- muthsvoll in den Wald verwünscht Dies war nun die Fama pflegt bei solchen Anlässen sehr geschäftig zu sein Walther hinterbracht worden, wonach der Sänger zorn- müthig den obigen Spruch gegen Leopold schleuderte

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTRER8 II. 303

Dadurch ist auch der Einwurf Menzels S. 164 beseitigt: „die beiden Appellationen hätten gar keinen Sinn^ wenn sie in leerer Luft verhallt wären. Sicher hat der Dichter Sorge getragen, daß Leopold seine Klagen vernahm und Alles aufgeboten, um seinen Zweck zu erreichen. Wäre ihm aber dies nicht gelungen, wie Rieger p. 15 und 28 an- nimmt, so dürften wir mit Recht in Walthers Sprüchen eine Andeu- tung darüber erwarten^*). Mir scheint^ der Spruch L. 35, 17 ff. gibt in der Weise, wie ich ihn verstehe, Andeutung genug hierüber.

In gleicher Weise, wie L. 35, 17 ff. ist auch L. 24, 33 ff.**) hu- moristisch gedeutet worden. Es gehört dieser Spruch in die Reihe jener Sprüche, welche von Simrock unter dem Namen des «Wiener Hoftones^ zusammengefaßt werden und die ich anderswo, wie ich hoffe, mit annehmbaren Gründen in die Jahre 1198 99 verweise. Hier will ich nur in Kürze meine auf diesen Spruch bezüglichen Er- örterungen wieder geben.

1. Die bereits von Simrock zu 4 hervorgehobene Ähnlichkeit zwischen L. 25, 7—8 und L. 25, 32—38, läUt schliessen, daß die bei- den Sprüche zeitlich nicht allzusehr von einander getrennt sind, weil sonst eine derartige Beziehung kaum erklärlich wäre, besonders dann nicht, wenn man genöthigt ist eine Zwischenzeit von 17 19 Jahren anzunehmen.

2. Stimme ich allerdings mit Rieger p. 28 überein, daß dieser Spruch, wenn er als ernste Klage aufgefaßt würde, nicht nach dem Tode Friedrich des Katholischen und zwar unmittelbar und in Folge desselben entstanden sein könne, weil Walther bei solchem Anlaß ebensowenig persönliches Qefähl fUr den Hingeschiedenen, als allge- meines Schicklichkeits-Oeflihl verrathen hätte. Allein ich setze den Spruch nicht unmittelbar nach Friedrichs Tod an, sondern verweise ihn in eine etwas spätere Zeit, als nämlich in Folge der Einmischung Leopolds in den ungarischen Bruderzwist die Kriegsfurie auch nach Osterreich verheerend vorgedrungen war, also ins Jahr 1199***). Daß bei solchen Verhältnissen der Zustand des Wiener Hofes ein äusserst kläglicher war, liegt auf der Hand.

*) Ich glaabe übrigens, daß man ganz mit demselben Rechte eine Andeutung darüber erwarten dürfte, daß es ihm gelangen war ~ doch diese Andentang fehlt und zwar aus leicht begpreiflichen Gründen.

***) Der hof ne Wiene tpraeh se mir etc. ***) Feßler-Klein : Gesch. von Ungarn Lpz. 18G7. I, 294, 295. Vgl Wilmanns in Haupts Zeitschrift XIII, 877 ff.

904 iL NAGELE

3. Vermag ich unmöglich in dem Sprache Scherz und Hmnor n entdecken, andere haben ihn übrigens auch nur deshalb gefanden, weil der Spruch sich so leichter in den unhaltbaren Wiener Aafenthah von 1217—1219 einzwängen Keß.

4. Wie konnte Walther hoffen, daß, wenn der Herzog und der größte Theil seiner Edeln auf dem Kreuzzug sich befand^ am Wienar Hofe ein glänzendes Leben sein werde. Das wäre doch eine ganz unbillige Forderung gewesen. Aus allen diesen Gründen nun kaim ich mich der Annahme, der Spruch gehöre zu 1217-— 1219, nicht an- sdiliessen*).

Ich komme nun zum Spruche L. 34, 34 ff. : Die wUe ich wek dri hüve 80 lobeRcher manne. Dieser Spruch deutet mit voller Be- stimmtheit darauf hin, daß Walther die Verhältnisse dreier Höfe, nini- lich des von Aquileja, von Wien und endlich von Mödling ab der- artige kannte, daß er bei L. 35, 6 behaupten durfte: mirst «cnnft daz ich durch handelunge iht verre striche. Was beweist denn aber, daß er diesen Spruch gerade am Wiener Hofe gedichtet haben muß ? Warum denn nicht an dem von Aquileja, den er ja zuerst nennt? Mit dem Patriarchen von Aquileja, Wolfger '^), war Walther schon su der Zeit bekannt, da dieser noch Bischof von Passau war, wie ans den von J. V. Zingerle herausgegebenen Reiserechnungen Wolfgers ersichtlich wird***). Freilich hat Wackemell a. a. O. p. 100 zu 29 ange- nommen, um das dem Patriarchen von Aquileja ertheilte Lob er- klären zu können, daß Bertold von Andechs im Jahre 1219 zogleich mit seinem Verwandten Heinrich von Andechs am babenbergischen Hofe geweilt habe, aber dies bleibt eben nur eine durch nichts er-

*) Es muß fibrigens Wunder nehmen, wie man anf den seltsamen QedankMi verfallen konnte, daß Walther, der doch bereits sein sicheres Heim hatte, das gewift nicht gar so schlecht gewesen sein wird, als es der „lannige Dichter^ den p/ajffm, die die Kreuzzngssteuer sammelten, schildert, sich von dort aufgemacht haben soll, nm an den Wiener Hof in sieben , wo doch die Sparsamkeit desselben notorisch sein mußte. Daß er es nur that, „um der kleinen, sparsamen GeseUschaft*' mit seinem humoristischen Gedichte einen vergnügten Tag su machen, vrill nicht gans einleuchten. **) Daß der im Spruche erwähnte Patriarch dessen Nachfolger Berthold Ton Andechs sein soll, hat man offenbar nur behauptet, um den Spruch in eine Zeit hineinzudrängen, für die man schon einmal, wie dies leider so oft der der Fall ist, ein Vorurtheil gefaßt hatte. Es spricht absolut nichts für die Annahme, daß es Berthold von Andechs sei, den da der Dichter meint.

•»*) Winkelmann hat in der Recension dieses Werkes Germania XXTH, S. 236 ff. in scharfsinniger Weise die auf Walther beaügliche Stelle auf das Jahr UM ge- deutet und zwar mit Gründen, die mich vollständig übeneugt haben.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS H. 305

wiesene Annahme, die die andere ebenfalls unbewiesene, daß nämlich Walther 1219 am Wiener Hofe sich aufgehalten habe, erhärten sollte. Man sieht leicht , auf welch schwanker Grundlage man sich da be- findet. Es bat übrigens wohl sehr wenig Sinn, daß Walther deshalb, weil der Patriarch von Aquileja in Wien weilte, dessen Hof und zwar sogar in erster Linie, gepriesen haben soll. Viel einfacher erklärt sich die Sache, wenn wir annehmen, daß der Spruch am Hofe von Aquileja verfaßt worden ist. Dort konnte der Dichter auch den Wiener Hof , sowie den von Mödling preisen, denn erstens waren ihm ja beide aus seinem langjährigen Aufenthalt in Oster- reich hinlänglich bekannt und zweitens kennen wir ja Walthers Sehnsucht nach dem Wiener Hof durch das diesem so reichlich ertheilte Lob mochte er hoffen, daß sein Sehnen Erfüllung finden werde. So ist es auch ganz leicht erklärlich, daß der hövesche Sänger den Hof des Patriarchen zuerst erwähnt.

Bezüglich des Spruches L. 84, 1, zu dem ich nun übergehe, ist die Annahme eine fast allgemeine, daß derselbe nicht am Wiener, sondern an einem andern Hofe und zwar an dem von Thüringen oder Kämthen entstanden sei. Da nun aber der letztere durch die obigen Ausflihrungen an und fär sich schon ausgeschlossen ist, so bleibt nur mehr der Thüringer Hof als Abfassungsort übrig. Darauf weist na- mentlich auch der Spruch L. 82, 11 ^23: Rit ze hove Dietrich. Daß dieser Spruch nicht am Wiener Hofe gedichtet sein kann, geht schon aus dem Inhalte desselben mit unbezweifelbarer Deutlichkeit hervor. Denn wie lassen sich die Worte, wenn man den Wiener Hof als Ort der Abfassung festhält, erklären:

Drt sorge hab ich mir genomen: möht ich der einer zende komen, und daz dritte hat sich mfn erwert anrehte manegen tac,

daz ist der wünnecltche hof ze Wiene: in hirme unz ich den verdiene.

Walther begründet auch seine Sehnsucht nach dem Wiener Hofe, in- dem er singt:

Bit er 86 maneger tagende mit so staeter triawe pflac.

man sach Liapoltes hant da geben, daz si des niht erschrac.

Es sind diese beiden letzten Verse des Spruches von Wackerneil a. a. O. p. 84 zu 23 offenbar ganz falsch aufgefaßt worden, wenn er in L. 84, 12 „eine Anspielung auf die Zeit, wo Walther unter Friedrich (dem Eatbolischen), am Wiener Hofe lebte, wodurch er Leopold sehr

GRRMANIA. NenA Reiho Xlf. (X^IY. Jahrg.) 20

306 A. NAGELE

fei n(!) jenes innige Verbältniss nahe iegt^ erblickt Es gehören im

Gegentheil beide Verse auf das innigste zusammen und rühmen die

staei^ triuwe in des Fürsten Freigebigkeit^ eine Tugend, die Walther

an Herzog Leopold ja auch dann noch gerühmt hatte al»

Des farsten milte ds Osterriche fröit dem suezen regen gelfche beidia Hute und euch daz lant

und doch dem gemden Sänger des aUes niht enwirt ein tropfe*),

Wackemell hat nun aber a. a. O. p. 30 entg^en dem gaos klaren Wortlaute des Spruches denselben nichts desto weniger am Wiener Hof verfEÜ^t sein lassen. Allein diese Ansicht hat ttberhaopt nur durch die Behauptung Zingerle's eine Grundlage erhalten, daß Waltbtf im November 1203 von Wolfger beschenkt und daß zugleich um die- selbe Zeit Leopolds Hochzeitsfest gefeiert worden sei, was den Bischof von Passau und Walther von der Vogelweide nach Wien gefiihrt haben soll, allein diese Grundlage ist ihr von Winkelmann entschieden ent- zogen worden, indem er a. a. O. p. 238 darthut, daß sich die besagte Schenkung viel wahrscheinlicher auf das Jahr 1199 als 1203 beziehe, indem fbr letzteres nichts, fiir ersteres aber so manches spreche*^ Es gehört also auch dieser Spruch nicht an den Wiener Hof selbst nachzuweisen aber, wann und wo er entstanden sein mag, ist für die gegenwärtige Erörterung von gar keinem Belang, nur möchte ich ge- legentlich darauf hindeuten ^ daß Menzels Ansicht , die er a. a. 0. p. 157 ausspricht, es könne der Spruch nicht vor 1217 entstanden sein, „da der Dichter unter den drei Sorgen, die ihn nicht ruhen lassen siner frowen minne aufzählt, letztere ihm aber im Alter von 50 60 Jahren keine Sorge mehr gemacht haben könne^, mir nicht durchschlagend erscheint, indem Walther bei L. 28, 1 ff. nur wenige Jahre früher singt:

Von Rdme vogt, von PüIIe künec, I&t iuch erbarmen

das man mich bi rfcher kanst lAi alsus armen.

gerne wolde ich, mdhte es stn, bl eigenem fiore erwarmen.

zät wiech danne suDge von den YOgeUinen,

von der beide und von den blaomen, als ich wilent sanc!

swelch aehoene wtp mir denne gaebe ir hahedane y

der lies ich liljen unde rdsen üz ir wengel schtnen,

*) Ich verweise fibrifrenR hiebei, mn gerade in diesem Punkte Walther^s ün-

eigennfitsigkeit nnd edle Denknngsart sn illustrieren auf L. 80^ 27 ff. :

Ich bin dem Bogenaere holt gar dne gäbe und äne 90Ü: er ist milte swie kleine ichs geniuse. s6 niese in aber ein Pöl&n aide ein Riose daa iti alle: dne mtnen Aas. **) Die Widerlegung der Zingerle-Zamcke'schen (gegen Winkelmann) Aosicht 0 ich in einem der nSchten Hefte folfen.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS H. 307

Es spricht aber gegen Menzels Ansicht, die auch von Wacker-

nell^ weil sie ihm gerade paßt, acceptiert wird (a. a. O. p. 83 zu 23)

Walthers ganz positive Erklärung bei L. 66, 27 :

wol vierzec jdr hab ich gesungen oder mi von minnen und als ieman sol.

Es geht eben daraus mit voller Bestimmtheit hervor, daß Walther im Alter von 50—60 Jahren noch immer von Minne gesungen, und der greise Sänger , als der er uns in diesem Liede entgegentritt, er- klärt darin keineswegs, daß er die Absicht habe, den Minnesang auf- zugeben.

Es erübrigen nun noch zwei Sprüche, die auf den Wiener Auf- enthalt Walthers gedeutet werden, zu besprechen^ nämlich L. 28, 11 bis 20 und L. 36, 1 10. Der erste gehört dem aus 19 Sprüchen beste- henden Ton an, der von Simrock, freilich mit wenig Berechtigung, „Köuig Friedrichs Ton^ genannt wurde. Für die chronologische Be- stimmung desselben ist es nun nothwendig, einen kurzen Blick auf die Chronologie der übrigen Sprüche dieses Tones zu werfen.

Es kommen dabei, da manche dieser Sprüche ihres ganz allge- meinen und auf bestimmte Zeitverhältnisse nicht bezüglichen In- haltes wegen, eine chronologische Fixierung naturgemäß ausschliessen, nur die folgenden in Betracht: L. 26, 23 ff. (Pf. B. 147; WR. 47, 11; W. 84, 11; S. 76); L. 26, 33 (Pf B. 148; WR. 48, 10; W.84, 21 ; S. 77); L. 27, 7 (Pf. 151; WR. 49, 1; W. 84, 31; S. 81); L. 28, 1 (Pf. B. 149; WR. 47, 1; W. 84, 111; S. 78); L. 28, 31 (Pf. B. 150; WR. 47, 21; W. 84, 121; S. 80); L. 29, 4 (Pf. B. 146; WR. 43, 10; W. 84, 91; S. 89); L. 29, 15 (Pf. B. 153; WR. 50, 3; W.84, 131; S. 82); L. 29, 25 (Pf. B. 142; WR. 44, 5; W. 84, 41; S. 85); L. 29, 35 (Pf. B. 143; WR. 44, 15; W. XIV, 31 ; S. 86). Femer können auch noch nach der gewöhn- lichen Annahme hierherbezogen werden : L. 28, 21 (Pf. B. 139 ; WR. 42,19; W. 84,51; S.90); L. 30, 29 (Pf. B. 144; WR. 46, 8; W.84, 101; S. 92).

Davon weisen nun offenbar auf die Zeit des Übergangs Wal- thers vom Dienste Ottos in den Friedrichs L. 26 , 23 ff. L. 26, 33 ff. L. 29, 4 ff. L. 29, 25 ff. L. 29, 35 ff. Femer auch L. 28, 21 ff. und L. 30, 29 ff. Wenn wir nun annehmen, daß die Sprüche des von Simrock zubenannten Kaiser Ottentones L. 11, 6 13, 4*) in die

*) Die Sprüche des Tones, den Simrock als den „zweiten Ottenton" beseich- nete, gehören nicht in diese Zeit, sondern in eine viel frühere, wie ich noch anderswo nachzuweisen gedenke. Nur zwei Gründe seien hier zur ErhSrtong meiner Be- hauptung angeführt: 1. Gebraucht Walther bereits schon den „Kaiser OttentotL**

30g A. NAGELE

Jahre 1211*) bis 1212**) gehören, so könnte der Bruch Walthen imt Otto noch im Jahre 1212 erfolgt sein. Dahin deutet nämlich der Äm- dmck bei L. 28,1: Von Rdme vogt^ von Pulle künec Es ist dies eine Titulatur, die der heimatlose Sänger wohl nicht nach der (ersten) Krönung Friedrichs zam deutschen Könige 9. Deoember 1212 an die Spitze eines Spruches, in welchem er sich als ein Hilfe flehender an König Friedrich wandte, gestellt haben kann. L6A iuch erbarmm (so lautet die ruhrende Bitte des von Kaiser Otto schmählich behaa* delten Dichters)

daz man mich bi richer konst Iftt alsus armen.

gerne wolde ich, mohte et sSn, bf eigenem finre eiwai'uieu.

Ffir diese Zeit hat auch der Hinweis Walthers auf des Königs dgene Noth den besten Sinn***): die n^ bedenkent, miUer künee^ daz Mmxr n6t zerge. Wir dQrfen kaum zweifeln, daß König Friedrich bald des Sängers Bitte erhörte ^ wodurch er eine neue Macht in seinen Dient zogy deren Bedeutung uns Thomasin von Zerkläre in seinem welM^em Oast klar genug dargelegt hat Dem Jubel über die Erfüllung seines so lange vergeblichen Wunsches gibt der Sänger in L. 28, 31 ff. hen- innigen Ausdruck. Hier nennt er Friedrich schlechtweg künee, wes- halb dieser Spruch, sowie L. 27, 7 wohl in die Zeit nach der entes Krönung Friedrichs zu setzen sein wird.

Der Spruch 29, 15, der einzige, der noch erübrigt, kann unmittd- bar nach der zweiten Krönung Friedrichs 25. Juli 1215 frühestens entstanden sein, weil da Friedrich, hingerissen von dem feierlicfaeo Momente, der ihm die Kaiserkrone und damit das Ziel seiner Wünsche

Rdgesprachen ^gen den Papst bei L. 11, 6-17; L. 11, 18—29 and L. 12, 30 bb 13, 4; waram sollte er dann zu weiterer Rfige einen neuen Ton erfanden habesT 2. Hat man die Sprache L. 34, 4—13 and L. 34, 14-23, wo von den Opf&tUkkm die Rede ist, anf das Jahr 1213 bezieben sa mfissen geglaubt, weil die Aafrtell«i| solcher Opferstöcke ßn den Kirchen Deutschlands zu diesem Jahre berichtet wird; allein wenn man die weitere Bestimmung, daß der Stock 3 Schlösser and die Schlüssel dazu ein Priester, ein Laie und ein Ordensgeistlicher habei soll, ins Auge faßt, so sieht man leicht, daß dieselbe zur ersten Aafiitellaii^ der Stöcke nicht passen will. VgL übrigens Harter, Innoc. ÜL 2. Bd., p. 509.

*) Auf dieses Jahr scheint sich L. 1 1, 6 zu beziehen, da Otto bereits Not. 1210 dem Banne verfallen war. Dahin scheint denn auch L. 12, 30 ff. gesetst werdea zu müssen.

**) Darauf weist L. 11, 30 ff., da Otto gleich zu Beginn des Jahres 1212 des deutschen Boden betrat.

***) Mau vgl. die Bemühungen Thumwalds .die Noth** zu erklären in seiner ^ „Dichter, Kaiser und Papst". Wien 1872, p. 80 zu 13.

ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHERS II. 309

in nahe Aussicht stellte, das Kreuz nahm. Daß Friedrich aber, als dieser Spruch entstand, bereits auf seiner Römerfahrt, wie man be- hauptet, begriffen war, ist ein leeres Phantasiegebilde.

Ich habe somit dargethan, daß diejenigen Sprüche, die die meisten Anhaltspunkte für Festsetzung der Zeit, in der sie entstanden sein mögen, bieten, grossentheils mit voller Bestimmtheit in die Jahre 1212 bis 1215 gewiesen werden können und daß, wo dieser Nachweis nicht erbracht worden, wenigstens nichts bindert, diese Zeitbegrenzung fest- zuhalten und nichts für eine andere Zeit in die Wagschale fällt. Sollte nun der Spruch L. 28, 11 ; Pf. B. 152; WR. 49, 11; W. 84, 61; S, 79»), um den es sich eben hier handelt, einzig und allein ins Jahr 1219 gehören ? **) Ich glaube, daß schon dieser eine Grund überzeugen muß, daß der bisherige Ansatz dieses Spruches nicht richtig sein könne.

Ich halte ihn im Gegentheil für einen der ersten, wenn nicht überhaupt für den ersten Spruch dieses Tones und glaube, daß er in Deutschland verfaßt ist, als Leopold gegen Ende des Jahres 1212 von seinem Ereuzzuge nach Spanien zurückkehrte, wo er zu spät gekommen war, indem er die Sieger von Tolosa bereits auf der Rückkehr zu Calatrava fand, weshalb er sich begnügen mußte, an St Jakobs Orab zu Compostella zu beten, die Araber am Minho und Duero zu be- drängen und die Ketzer im südlichen Frankreich zu schrecken***). Damit hat nun freilich die schöne Hypothese, der auch noch in jüng- ster Zeit Thumwald p. 56 beipflichtet, ein unerwartet trauriges Ende genommen, daß nämlich Walther an der Spitze einer Wiener Depu- tation den aus Palästina heimkehrenden Herzog in Aquiieja mit dem obigen Spruche überrascht habe. Die Deputation, diesen mehr mo- dernen Begriff, wird man wohl überhaupt fallen lassen müssen, denn der Umstand, daß in den Versen 2,3,6,4,7 und 9 des Spruches Walther als Sprecher einer Mehrheit erscheint, berechtigt noch nicht dazu, gleich auf eine Deputation zu denken, da er uns in ähnlicher Lage öfters begegnet, so L. 32, 36; L. 84, 29; L. 84, 34—35; L. 83, 25.

*) Herzog uz d»terriche, ez iH iu wol ergangen* **) Es wird sich überhaupt im Laufe meiner Untersuchiingeu zur Chronologie der Sprüche Walthere von der Vogelweide, wie ich hoffe, mit durchschlagendem Er- folg, der Nachweis liefern lassen, daß die alte, von Simrock so lange festge- haltene Ansicht, daß die Sprüche eines Tones chronologisch ge- bunden sind, die allein richtige war.

***) Leider stand mir zur näheren Bestimmung dieser Verhältnisse weder ein Regesten- noch irgend ein Qaellenwerk zur Verfügung, sondern ich mußte mir diesen allerdings nebensächlichen Punkt auf Hormayrs theilweise entschieden tige Ausführungen, die ich über diese Verhältnisse in seinem Werke vorfinde seine Geschicke und seine Denkwürdigkeiten. Wien 1823. 11^ ä^ G4. «\55ia.^iQk«

310 ^ NAGELE, ZUR CHRONOLOGIE DER SPRÜCHE WALTHEB8 IL

Ich könnte hiermit schliessen, denn nachdem ich nadigewiesen habe^ daß alle Sprüche Walthers , die auf Leopold oder den Wiener Hof bezüglich sind, entweder dort bis 1199 oder wenn sie nach diesem Jahre entstanden^ fem von Wien verfaßt sind, wird wohl Niemand glauben, daß der einzige Spruch , der noch übrig ist, nämlich L. 36, 1 10*) an den Wiener Hof gehört Dennoch will ich auch ihn einst Besprechung unterziehen, da ihn Menzel a. a. O. p. 165 auf „aeinen* zweiten Wiener Aufenthalt glaubt deuten zu mtlssen. Er seist dea Beginn der sparsamen Zeit am Wiener Hofe, von der Walther in dem Spruche handelt^ spätestens in den Anfang des Jahres 1206 und ftahrt zum Beweise ein Schreiben Innocenz IH. vom 25. Februar des näm- lichen Jahres, das an den Herzog Leopold gerichtet ist, an ^ „wcnin ihm der Papst mittheilt ^ er habe vernommen , daß der Hersog nA entschlossen habe, eine Kreuzfahrt anzutreten, was auch durch die Angaben der Melker , Garstner und Klostemeuburger Chroniken ba> stätigt werde^.

Bis hieher stimme ich Menzel vollständig bei. Allein nicht ein- verstanden muß ich mich mit der Ausführung, die er etwas fifther bringt, erklären, daß „die genaue Bekanntschaft des Dichters mit dem Verhalten des Hofes und der Adelskrcise in Wien während jener spar- samen Zeit unwiderleglich (!) beweise, daß er selbst 2ieuge davon war*^. Soll denn die Sparsamkeit Leopolds und des österreichischen Adels zu dem Zwecke eines Ereuzzuges^ nachdem der Plan des Unter- nehmens bereits zu Ohren des Papstes gedrungen war, an den deut- schen Höfen ein Qeheimniss geblieben sein? Zeigte sich die Sparsam- keit Leopolds und des Adels nur am Wiener Hofe und nicht aller- wärts? So zuversichtlich darf demnach diese Behauptung, Waltfaor müsse Augenzeuge gewesen sein, wohl doch nicht hingestellt werden.

Was Menzel noch für diesen angeblichen zweiten Wiener Auf- enthalt Walthers von der Vogelweide anführt, ist bereits früher schon als unrichtig dargethan worden**). ANTON NAGEUB.

*) D6 LiupoU spart df gote9 vaH, <kf künftig $re etc. **) Daß die beiden Sprüche des „Wiener Hoftones% die in dieser Abhandlnng keine weitere Besprechong fanden, nSmlich L. 20, 31 ff. : Mir iH vertpaH der Botiden tor nnd L. 25, 26 ff.: 06 ieman spreche, der nd lebe in der Zeit von 1198 1199 gehören, glaube ich, wie bereits bemerkt wurde, oben S. 160 ff. nachgewiesen sa haben; hier sei nur so viel erwähnt, daß der letztere Spruch nach meiner dort Tor- getragenen Ansicht bei den Huldigungsfeierlichkeiten nach der Rftckkehr Lieopolds von seiner Belehuuug, also etwa gegen Ende August 1198 entstanden ist.

A. JEITTELES, ZU DEM BA1BI8CHEN BEäEGMUNOEN'. 311

ZU DEN 'BAIRISCHEN BESEGNUNGEN'.

Die von Birlinger S. 74 unter Nr. 3 mitgetheilte Besegnung findet sich in etwas veränderter Form auch in einer mit Pfeiffers Arznei- buch II (Sitzungsb. d. Wiener k. Akad. d. Wiss. Bd. 42, S. 127 ff.) vielfach übereinstimmenden Innsbrucker Pergamenthandsohrift aus dem 14. Jahrhundert

(foL 19P) Ad partum mulierum.

Swenne daz wip ze chemn&ten sol gdn, so sol man disen prief schreiben und sol ir den legen üf den buch: de viro vir, virgo de virgine, vicit leo de tribu Juda. Maria virgo peperit Christum , EUi- zabeth peperit Johannem Baptistam. Adjuro te, infans, per patrem et filium et spiritum sanctum , si masculus es aut femina, ut exeas de Vulva ista! Exinanite*), exinanite! Als daz chindlin gebom wirt, sd solt du vil palde den prief ab loesen.

In derselben Handschrift, deren weitere Benützung ich mir vor- behalte, befinden sich u. a. auch folgende Segensformeln.

(fol. 197") Ad febres cottidianas.

Idem. Wellest du des schier puozzen , so nim ainen apfel

und tail den in driu und 1& si doch alliu an ainander**) haften und gib im die drei tage näh ainander ***) ze ezzen nuohter. An ain tail schreip den vers: increatus pater; an daz ander tail: inmensus pater; an daz dritte: etemus pater.

(fol. 214*) Contra febres.

So der mensch daz vieber hat, so sol man im salben die lanchen und den ruggen und diu pain mit artagaton und mit marciaton die salben chennent die arz&t wol und sol danne leken vil wol in ainem vazze , so wirt er gesunt. Helf daz niht, so bedeke den men- schen in ainem vazze und tuo dar in glüend stain und L s^e üf die stain habren und leke dar üf mit vil starchem win und den

*) Darnach muß das bei Birlinger miYentllndlicbe Wort (a. a. O. S. 74, 11 und 38) corrigiert werden. *»•) anander.

312 A. JETTTELES, ZU DEN BAIRISGHEN BESEONUMOEN*.

toam g^D in den menscben, so er die hitze aller maist müg erllden. Helf daz niht, so nim attichen und siud die vaste und mache dar ui ain vollebat und den menschen vast and vlizichlich in dem bade^) mit den attichen und tuo daz drl tag und gib im alle morgen ze trinchen harn nüehter, sd wirt im baz. Wil du stn schier bQeEEen, so nim ainen apfel und tail in in driii und si doch alliu driu an ain- ander ^) haften und gib im den apfel ze ezzen dii tag. An ainen tail schrip den vers: increatus pater etc.^ an den andren tail: inmen- BUS pater etc., an den dritten: etemus pater etc. Helf daz niht, sft nim driu porren bleter und schrib an ainz: dextera domini fecit dto; an daz ander: dextera domini exal. me; an daz dritte: dextera do- mini liberavit me^ und ezze diu bleter dri morgen nüehter. Hdf das niht, so schrib an dri obläten: o febrem omni laude colendam; an das ander: o languorem sanitatis et gaudii; an die dritte: ascribendam nax pax max. Die sol der sieche dri tage nüehter ezzen. Hta du der obläten niht, so nim ain rinden ab dem bröt: diu ertsnf ist versucht.

Andere in dieser Us. enthaltene Besegnungen und Zaubermittei, gegen Fallsucht, Fieber, Nasenbluten, kommen in wenig verschiedener Fassung bei Pfeiffer S. 151, 8. 153, 24. 154, 17 vor, jene Mittel nicht gerechnet, die auf blosser Sympathie beruhen. Noch andere %airisehe Besegnungen' zu Heilungszwecken stehen bei Pfeiffer a. a. O. 139, 13. 141, 26. 148, 10.

Die von Birlinger unter Nr. 13 mitgetheilte Besegnung ist sowohl in Pfeiffers Arzneibuch (150, 4 ff.) als in der Innsbrucker Handschrift (fol. 196*) in ungleich ausfflhrlicherer Behandlung enthalten.

INNSBRUCK, 18. Februar 1879. ADALBERT JEITTELES.

*) uiv bade; niv durch Punkte tlarutiUr getilgt. **) anander.

UTfERATUB: ZUR KRITIK DER NIBELUNOEN. 313

LTTTERATÜR.

Zur Kritik der Hibelungen.

(Schloß.)

In das EigeDtbum eines neuen Dichters « von dem wir noch nichts ge- funden haben, treten wir ein mit der Erefthlang Ton Iringt Tod, Str. 1965 2015. Die Interpolationen sind hier nur genug. Vor Allem sind ein- geschoben 1966 f. 1969—1971. 1998 f., alle fiberflüssig und nur angebracht mit der Absicht, „Hagen und die Bargunden, noch ehe sie angegriffen werden, an der Handlang zu beteiligen''. Peweislos, wie diese Behauptung vorgebracht ist, bedarf sie auch keiner Widerlegung^).

Nur die Wirkungslosigkeit von Hagens höhnenden Worten in 1993 und und 1994 hat Wilmanns angeführt. Ich finde darin einen schönen Zug. Iring will als durchaus edler, ritterlicher Mann nichts von einem Wortwechsel wissen; 1996 ff. zeigt er mit der That, daß Hagens Rede ihn gereizt hat, und man mag, was freilich nicht nothwendig ist, seine Worte 1996, 3 den UhermUeten man auf 1993 f. beziehen. Weiterhin wird 2005 für interpoliert erklärt, weil Iring nicht um des Geldes, sondern um der Ehre willen in den Kampf gegangen sei. Wir werden nachher sehen, daß dieser Satz sehr zweifelhaft ist; er soll aber richtig sein, so widerstreitet er doch dem Inhalt von 2005 durchaus nicht: Iring spricht hier nicht von sich^^), sondern warnt die von Du- ringen und die von Tenelant, sich nicht durch Kriemhilds Oold in den Kampf treiben zu lassen, was ja Etzels eigener Bruder gethan hat. Daß Imfrit und Hawart, um Iring zu rächen, ohne Bezahlung in den Kampf gehen, streitet auch nicht im geringsten mit 2005; und ebensowenig beweist es etwas gegen 2012, welche W. ebenfalls athetiert, obwohl er sich hier die gans richtige Bemerkung selbst macht, daß in 2012 der Feind Volker spricht. ^012 soll aber noch aus einem anderen Grunde verdächtig sein. Da Volker und Hagen die Thür hüten, so sei Volkers Commando 2012 befremdlich. Ich glaube, es werden nach 2011 doch noch mehr Bnrgunden vor dem Saale sein, und Volker kann ganz füglich diesen befehlen, den Weg in den Saal frei zu machen. Ob nan dieser Befehl an sich auffallend ist oder nicht, ist gleich- giltig. Jedenfalls kommen die Feinde 2013 f. wirklich in das Haus und werden darin alle erschlagen. Str. 2014 greift zurück; 2013, 4 „ist die Erwähnung Gemots und Giselhers unmotivirt". W. combiniert daher 2013, 1 a Dd die ühermüeten mit 2014, 1 b k6men in daz Ms u. s. f. Beide Argumente haben keine Kraft. Mit 2015 schließt W. die Scene ab.

*) Lachmann hatte von allen diesen Strophen nur 1971 ausgeschieden; er selbst hat die Echtheit der Strophe nur „bezweifelt**, und seine Gründe sind schwach genug ; nach 1970 wird auch die Strophe kaum zu entbehren sein.

**) Ich brauche deshalb meine Zuflucht nicht zu B. v. Muths richtiger Bemerkung (Zeitsehrift für deutsche Philologie 8, 491) m nehr Nehmen einer Miete überhaupt nicht gegen den Geist der Zeit war.

314 UTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

Wir haben in dieser Scene, wie voraus angedeutet, einen Dichter tot uns, dem wir noch nicht begegnet waren, den Iringsdichter. W.s Qrfinde haben hier weit mehr Scheinbarkeit als sonst, weil er sich hier genauer in die elementaren Dinge der stilistischen Darstellung eingelassen hat; man mag des- halb entschuldigen, wenn ich etwas ausfShrlicher werde.

Der Rüdigersdichtung soll die Scene vor Allem nicht angehören ; dagegoi sprechen die geringen Interpolationen. Es hätte aber doch wohl znfiUlig ein Ab- schnitt der alten Dichtung existieren können, der die Interpolatoren weniger nr Thätigkeit gereizt hätte als andere Sceuen. Femer spricht gegen die Zagehörig- keit zur Rüdigersdichtong die Ausführlichkeit der Behandlung eines dfirfkigen Stoffes und die üppige Farbengebung. Beides gründet sich auf die Atiietesei in der Rüdigersdichtung, besonders das zweite; denn in den Str. 1772 f. 1779. 2184. 2149 f. darf man auch wohl von kräftigem Colorit reden; anch war in doi grinunigen Kampf unserer Scene viel mehr Gelegenheit, grell und glänaeiid n malen, als in dem Idyll zu Bcchelaren, dem Festessen und der nnheiBliehai Nachtwache oder der düstem Scene von Rüdigers Tod. Auch die geringe Bedeutung der auftretenden Helden, die unsern Dichter vom Rüdigersdicktar unterscheiden soll, bietet keinen Anstoß; der Dichter folgt eben der Über- lieferung, und Iring kommt ja in der Thidrekssaga vor. Anch von das Dankwartsdichter ist der Iringsdichter verschieden, obwohl er ihm näher «tekt Es fehlt ihm das dramatische Element, das den Dankwartsdichter anssttchnek, welcher sich meist in Rede und Gegenrede bewegt. Der Iringsdichter hat frgt gar keinen Dialog. Allein dieses Resultat ergibt sich erst aus der Aihe' tierung von 1966 f. 1969-- 1971. 1993 f. 2005. 2012, in welchen, aiMnr in 2005, inmier Hagen und Volker redend auftreten. Eben diese zwei reden bei dem Dankwartsdichter so besonders viel, und der trotzige Inhalt ilutr Reden ist hier und dort gleich. Wir haben aber gesehen, daß die genannten Strophen ganz grundlos weggeschafft worden sind. Lassen wir sie stehen , so kommen in unserer Scene auf 51 Strophen 14 mit directer Rede, also nieht ganz Y3, in den Kampfscenen des Dankwartsdichters, die doch allein ver- glichen werden dürfen, 1858^1916, auf 59 Strophen 28 oder 29, also niekt ganz die Hälfte; das ist wohl ein geringer Unterschied. Das |,starke Auf- tragen der Farben^ ist schon erwähnt; der Dankwartsdichter hat daran übrigens auch seinen Theil. Auffallend ist allerdings, was W. als Einzelheit eriHUint| daß das Funkensprühen von dem Iringsdichter viermal erwähnt wird (1980, 2. 1990, 4. 1999, 1. 2. 2009, 3), von dem Dankwartsdichter gar nie. Das Motiv ündet sich sonst noch 2212, 4. 2215, 1 (worauf W. an einer späteren Stelle zu reden kommt); und in den von W. nicht untersuchten Partien 185, 3. 1552, 3. Also in einer Kampfscenc viermal, in einer zweimal, in zweien je einmal und in dreien gar nicht. Das ist immerhin ein Unterschied ; ob aber für sich allein von Bedeutung, fragt sich*). -^ Den Vergleich zwischen Schwert und Fiedelbogen hat der Iringsdichter gar nicht. Wir wollen etwas genauer zusehen, wie weit das trifft. Volker kommt im Iringslied vor 1969 f. 1977 f. 2008 f. 2012. Zur Anbringung des Bildes wäre Platz gewesen in (1970.) 1978. 2008. 2012—2014; also nur 5 6 mögliche Stellen. Das Bild kommt

*) Den viermal (1978. 1980. 198%. %(M%^ f^CkVkttxv«.ViV«i\ Ausdruck mn Un^ be- erst später', daher s. u.

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 315

überhanpt vor an folgenden Stellen : 1723.1759.1903.1913.1939.1941.1943. 1944 (ziemlich verschieden ist 2206 f.). Alle diese Stellen enthalten entweder eine allgemeine Bezeichnung des Schwerts als Fiedelbogen, oder eine ebenso allgemeine Vergleich ung des Kampfes mit dem Saitenspiel. Thells ist das Bild hergenommen von den Tönen, den Leichen, die Volker fiedelt^ theils mag man auch an das Hinondherzncken des Schwertes denken. So schön und glanzvoll dieses Bild ist, so lächerlich wurde es sofort, wenn es der Dichter da verwenden wollte ^ wo Volker auf einen bestimmten Gegner losschlägt; hier würde sofort das Tertium fehlen. Der Dichter war Dichter genug, das zu empfinden, und hat an allen den Stellen, wo er Völkern einem bestimmten Gegner im Kampf gegenüber- stellte, das Bild weggelassen: 1826. 1936. 1958. 2214. 2222. Und nun zurück zu der Iringsdichtung! 1969 f. konnte das Bild der Fiedel ohne Zwang nicht angebracht werden; 1977 f. 2008 f. hat Volker einen bestimmten Gegner vor sich; und nur 2012 2014 wäre Raum für das Bild gewesen. Der sehr scheinbare Unterschied erklärt sich also von selbst. Aber, kann man weiter fragen, warum hat denn der Dichter bei dem Kampf im Saal seine Schilderung so allgemein gehalten, daß er das Bild verwerthen konnte, und nachher nicht mehr? Im Saale stosscn die Burgunden auf keine namhaften Gegner, alle solche treten erst später auf, mit Ausnahme des vorher abgefertigten Blödel. Nur den Heunen stehen sie gegenüber, und unter diesen konnte oder wollte der Dichter keinen besonders erwähnen. Anders nachher, wo Iring, Irnfrit, Hawart, Rüdiger und die aus sonstiger Sage mit Namen bekannten Amelungen auftreten; hier handelt es sich um Einzelkämpfe. Natürlich haben und es ist das auch immer erwähnt alle diese Helden namenloses Gefolge mit sich. Aber der Kampf mit diesem wird immer, wie natürlich, ganz kurz berichtet, ebenso der mit den dazwischen hinein wider ausgesandten Heunen (2020 2022. 2065—2071). Nur den ersten allgemeinen Kampf hat der Dichter nicht versäumt ausftlhr- licher und mit allen Mitteln poetischer Ausschmückung zu schildern. Das führt uns weiter. Nach W. ist der Iringsdichter arm, er reiht willkürlich und ohne jemals einen lebhaften Eindruck zurückzulassen, Zweikampf an Zweikampf, nur um alle burgundischen Helden anzubringen. Allein die Kämpfe alle nach dem im Saal haben an dieser Armuth mehr oder minder Theil, und der be- sondere Charakter des Lringsliedes läßt sich leicht erklären. Iring muste ange- bracht werden, da seine Person überliefert war; aber viel von ihm zu sagen wüste der Dichter nicht. Es ist also kein Wunder, wenn seine Darstellung wenig Interesse darbietet. Irings Kampf ist, im Gegensatze zu dem Dankwarts, eine eigentliche Aristie: ohne zwingenden, sachlichen Grund tritt der eine Held auf die Bühne und verschwindet, ohne etwas Wesentliches an der Sachlage geändert zu haben. Wenn man will, läßt sich also leicht annehmen, daß Irli Kampf Gegenstand eines besonderen Liedes gewesen sei. Aus einem soll mag der Dichter die etwa vorhandenen besonderen Züge der Scene gesoP haben, das planlose Hin- und Herrennen Irings (wenn nicht für dieses die 1 losigkeit des Dichters einem unbedeutenden Stoff gegenüber mit mehr Recht antwortlich gemacht wird), das viermalige Funkensprühen q noch finden mag*); obwohl kein zwingender Grund für so

^) Hennings Vorbringen (a. a. O. 68), daß das Iringslied altertümliches und stilvolles, das Dankwartslied em ^^^«raa vfifii \ehenäigereD Vortrages ausgerüstetes Lied** sei, luim \^ ^^^^ keine Begräadang dafür beigebracht hat, aac^ k^ne Y^^VnsXk'ftim

31H LITTERATUR: ZUK KRITIK DER NIBELUNGEN.

huiden ist. Warum nehme ich aber, könnte ich leicht gefiragt «erdca, nicht lieber mit Lachmann hier ein besonderes, noch Torhandenes Lied aa? Wir wissen, daß die Nibelungenaage Gegenstand yielfaeher epiacher Behaad- long in Deutschland gewesen ist, gewöhnlich wohl in kleineren, einen beatunintai Punkt der Sage fixierenden Liedern. Geben wir nun sn, daß im K. Ij. sieh da und dort Verschiedenheiten der Au£Rftssnng| der Darstellung, des To«es finden im Ganzen gehen sie doch bei näherer, auf den jeweiligen €kgen* stand eingehender Prüfung nahe genug zusammen so lassen sich diese gar leicht erklären durch die verschiedenen Lieder, die der Dichter kannte, wmm großen Theil gewiß auswendig wüste. Läge uns ein Stoff, von dem wir wfistflBy daß er in Deutschland zuTOr nie bearbeitet worden, in einer Dicbtmig vor, die wesentliche Unterschiede zwischen ihren rerschiedenen Theilen zeigte, so könnten wir kaum anders , als diese rerschiedenen Theile verschiedenen Yer* fasscm zuschreiben. Da wir aber beim N. L. Vielheit der Quellen annehiaai dSrfcn, aus denen der Dichter geschöpft hat, so sind wir hier zu der Annäht mehrerer Dichter noch nicht genöthigt. Diese Annahme könnte nur gcetüiit werden auf fundamentale Verschiedenheiten des Sprachgebrauchs , das Bciiii und anderer elementarer Dinge, auf welche der jeweilige Stoff und also die jeweilig vorhandene Quelle ohne Einfluß oder doch nur von ganz ist: solche Merkmale sind es, an welchen sonst die einzhlnen mhd« Dichter ziemlicher Sicherheit unterschieden werden können. Man weise also in dii Dingen eingreifende und beträchtliche denn bis zu einer vhm. hohen Gi kann Zufall herrschen Verschiedenheiten nach^ und man wird der serlegendaa Kritik eine sichere Handhabe gegeben haben. Aber dazu sind bis jeiat nar dürftige Anläufe gemacht worden; und Bartsch' Satz, daß in allen fonaellea Dingen alle Theile des N. L. sich so ziemlich gleich seien, ist bis jetst nicht widerlegt worden. Wilmanns zieht, wie wir sahen, nur höchst selten Derartiges herbei; es mibte aber, wenn es Beweiskraft haben sollte, durchaus and con- sequcnt geschehen. Ich bin aus dem Satze seiner Vorrede (S. IV f.) bis jetzt nicht ganz klar geworden: „Beobachtungen des Stils, des grammatischen Qe* brauches, des Wortschatzes, des Versbaues sind nutzlich und notwendig, m ein lebendiges und treues Bild von der Art eines Dichters zu entwerfen; aber man kann eolche Beobachtungen mit Erfolg erst dann anstellen, wenn das Werk eines Dichters vorliegt; wenn man kritiklos zusammenraflft , was verschiedenca Individuen gehört, sind solche Sammlungen ohne Wert.^ Man rafft eben nicht kritiklos zusammen, sondern stellt methodisch neben einander; und daß man auf diesem Wege aus dem überlieferten Complex von Werken eines Autors mit Glück Fremdes ausscheiden oder aber die Zusammengehörigkeit ge- sonderter Stücke beweisen kann, dürfte die Geschichte der classischen und der modernen Philologie zeigen. Warum soll also nicht der dritte denkbare Schloß erlaubt sein, aus dem Mangel an Verschiedenheiten (inneren und äusseren) innerhalb eines überlieferten Gänsen dessen Einheit zu folgern?

Wilmanns hat einen Anlauf zu derartiger Behandlung genommen, wenn er sagt , daß die Reime Hagent : sagene u. ä. von dem Dankwartsdichter ge- braucht werden, der als der begabtere weniger Werth auf formelle Glätte gelegt habe, nicht aber von dem Iringsdichter. An sich hätte letzterer selbst bei pedantischer Peinlichkeit diese Reime, die als klingende bei den höfischen Epikern erscheinen, nicht zu vermeiden gebrauch^ falls er nur genau reimte

LITTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 317

Aber die ganze Behauptung beruht nur auf der Ausscheidung der Str. 1966. 1993. Der Dankwartsdichter hat, wenn man die interpolierten Strophen mit- rechnet, diese Reime 12mal in 209 Strophen (1719. 1726. 1740. 1811. 1825. 1855. 1862. 1889. 1891. 1896. 1916. 1942), also einen auf je 35 Reime; der Iringsdichter hat sie in 51 Strophen 2mal, also einen auf je 51 Keime. Ist das ein erheblicher Unterschied?*)

Den eigentlichen Beweis für die Verschiedenheit des Dankwarts- und Iringsdichters findet aber W. in derThatsache, daß keiner von beiden das Werk des andern gekannt habe, da weder der erstere die Thüringer und Dänen noch der letztere Dankwart erwähnt. Ich habe für die Ausscheidung Ton 1815 f. keinen Grund gefunden. Au£PaIlender ist, daiS beim Saalkampf Thüringer und Dänen nicht erscheinen, da doch Dietrich und Rüdiger beim Essen anwe- send sind. Ich halte das aber nicht für genügend zur Trennung der beiden Abschnitte. Rüdiger und Dietrich entziehen sich absichtlich dem Kampfe; des- halb muste ihre vorherige Anwesenheit erwähnt werden. Iring und die Seinigen treten erst später handelnd auf; und der Dichter konnte, ohne daß man sie Termißte, ihre Anwesenheit oder Abwesenheit unerwähnt lassen. Im Saale konnte er sie nicht brauchen; moste er aber deshalb ausdrücklich sagen, daß sie nicht da gewesen? Daß er aber gar ihre Abwesenheit begründet hätte, werden wir nicht von ihm verlangen wollen. Dankwart wird überhaupt nach dem Kampf in der Herberge und im Saal wenig mehr erwähnt; der Mohr hat seine Arbeit gethan. Lachmann hat ja deshalb alle Stellen entfernt, in denen Ton ihm noch die Rede ist, und ich komme später auf dieselben su reden. An sich kann ich die Nichterwähnung Dankwarts hier nicht auffallend finden.

Auch darin findet W. einen Unterschied, daß beim Iringsdichter wie in der Rüdigersdichtung Hagen und Volker an der Thür stehen, in der Dankwartsdich- tung Dankwart und Volker. Ich frage, ob der Dichter sich keine solche Abwechs- lupg erlauben darf oder ob vielleicht seine Thätigkeit bloß darin bestehen soll, das nämliche traditionelle Leitmotiv zu variieren (oder vielmehr nicht zu variieren; son- dern wiederzukäuen) ? In der Dankwartsdichtung ist die Sache zudem naturgemäß begründet; denn Dankwart steht da schon an der Thür und muß an derselben stehen bleiben. Etzel ist in der Iringsdichtung gar nicht da, wie in der Rüdigersdichtung, wo Rüdiger zum Kampf schreitet; Kriemhild veranlaßt den Kampf, sieht aber demselben, wie in der ältesten Dichtung, nicht zu. „Der Dankwartsdichter brachte beide in unmittelbare Nähe des KampQ)Iatze8.* Zum so und sovielten Mal wider das alte unkritische Verfahren, Verschieden- heiten , die im Gegenstand begründet sind , auf die Person des Dichters überzutragen! Natürlich ist in der Dankwartsdichtung das Königspaar auf der Stätte des Kampfes, der nach der Tradition (cf. die Thidrekssaga) beim Essen beginnt; aber der Dankwartsdichter selbst noch hat beide entfernt; und wie 1958 Etzel sich in den Kampf begeben will, wird er zurückgehalten. Kriem- hild ist nach 1961 jedenfalls so nahe, daß sie hören kann, was vorgeht; das Sehen wird in dem Gewühl von Kämpfenden nicht immer möglich sein, es hat also wohl Sinn, wenn sie 1991, 2 von Hagens Verwundung hört. Etzeln brauchte der Dichter nicht; er tritt überhaupt nur noch in den Pausen des

*) Ich muß auf diese Reime bei anderer Gelegenheit. surüekkommeu.

318 LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELÜNOEN.

Kampfes anf. Auffallend ist aber in W.s Munde die Behauptung, daß Kriem- hild den Kampf veranlasse. Sie hat Iring nirgends ausdrücklich gebeten; daft er durch sie veranlaßt werde su kämpfen, kann man nur dann annehmen, wen man die Zwischenscene , die dem Kampfe vorausgeht, dazu nimmt. Dann ist Irings Rüstung veranlaßt durch Kriemhilds Anerbieten 1962; und das ist sehr wahrscheinlich; denn wie Iring nur davon redet, mit Hagen kämpfen an wolleDi so hat Kriemhild ihre Belohnung für Hagens Tod ausgesetzt*). Aber wie kann W. das annehmen, nachdem er behauptet hat, Iring kämpfe nur um der Ehre willen? Aus 1981 ff. folgert W., daß Giselher des Dichters Ldeblinga- held sei; aus andern Strophen könnte man gerade so gut dasselbe für Hagen folgern. Daß Volker und Hagen ohne den ,|reckenhaften Ubermuth^ encbeoMn, den sie beim Dankwartsdichter zeigen, kann nur durch die Atheteae von 1966. 1970. 1993 f. 2012 aufrecht erhalten werden.

Da die Iringsdichtung den Anschauungen der Rüdigersdiebimg nirgends widerspricht, so folgt daraus, „daß man ebenso wenig wie bei der Dnoewli- dichtung irgend welchen Grund hat zu der Annahme, es sei die besproelMna Scene nicht von vom herein dazu bestimmt gewesen ein Teil jener ftltesten Dichtung zu werden*. Somit sei der Iringsdichter ein Interpolator der Bftdi- gersdiehtung. Zu so vorschnellem Schluß hatte W. eigentlich bei der Dank* wartsdichtung noch mehr Anlaß und Begründung als hier. Denn bei j( hatte er doch wenigstens gefunden, daß der Mangel eines selbständigen SeUi darauf hinweise, daß die Er^Uilung zur Einfügung in ein grösseres Qanaea be* stimmt gewesen sei. Das ist hier durchaus nicht der Fall; es ist also fttr W. gar kein Grund vorhanden, Lachmanns Annahme eines selbständigen Irings- liedes zu verwerfen.

Wichtig ist aber der aus den bisherigen Annahmen ganz richtig ge- zogene, für mich natürlich nicht weiter discutierbare Schluß: ,da die beiden Interpolationen ganz unabhängig von einander entstanden sind, so folgt weünr, daß unsere Überlieferung eine Contamination zweier verschiedener Bearbeitungen desselben Gedichtes ist**. Wir hätten also eine Interpolation Rüd. 4~ Dankw. und eine weitere Rüd. 4~ ^^'t ^°" deren Zusammensetzung unser Gedicht ent» standen wäre. Wie wir aber bei der Untersuchung von Str. 2072 2105 sahen, hat die Rüdigersdichtung eine dritte Erweiterung erfahren dureh die Dietrichsdichtnng. Die Spuren dieser Dichtung und der Folgen ihrer Anschweiasong lernen wir in den folgenden Abschnitten kennen.

Verwickelt ist die Untersuchung über den Bericht von dem Saalbrand, Str. 2024 2071. Vor Allem fällt hier auf, daß Etzel, an den noch (}emots Worte 2033 f. gerichtet sind, in Str. 2035 auf einmal verschwunden ist, ohne nur zu antworten; statt seiner treten die Etzden recken und nachher Kriemhild auf. Etzel wird auch gegen das Ende des Abschnitts erwähnt, 2061. 2066 2068. 2071; aber diese Stellen sind nach W. alle unecht: 2061 ist über- flüssig; 2065, 3 weist schon auf 2069, 1 hin, was noch bezweifelt werdoi kann, obwohl es gar nichts auf sich haben würde; 2071 „hat Lachmann schon

*) Damit ist auch 2005 (s. o.) noch einfacher verständlich; wenn Iring selbst am Goldes willen in den Kampf gegangen ist, so ist es ganz natürlich, daß er sagt: die pdhe $61 enphähen iwer deheinet kamt.

LITTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 319

ausgeschieden*', ich fuge bei^ bloß weil sie ^unbedeutend ist und am Ende eines der gewiß erst bei der letzten Anordnung beliebten Abschnitte steht*^ (Anmerk. S. 255) ; Wilmanns wird die Strophe eher des Constructionsüber- ganges wegen yerwerfen, der für Lachmann im 20. Liede kein Grund der Unechtheit war. Aus dem allem schließt W. weiter, daß Etzel nur durch Interpolation hereingekommen sein könne und zwar erst nach und in Folge der Einschiebung der Dankwartsdichtung, deren Ereignisse nothwendig machten ihn zu erwähnen. Gegen diesen zweiten Theil der Folgerung muß ich mich entschieden rerwahren. Ich kann mir gar nicht denken, wie irgend eine Dar- stellung der Sage Etzeln während der ganzen Katastrophe hätte unerwähnt lassen können; in der RUdigersdichtung selbst hat er 1746 ff. die Gäste empfangen, und die Ökonomie des Gedichtes rerlangt, daß er bei Gelegenheit wider erwähnt werde, wie es in der überlieferten Dichtung der Fall ist. Etwas anderes ist die Frage, ob es nicht, wenn sonst erwiesen, denkbar sei, daß der Dichter Etzeln gerade in der vorliegenden Scene unerwähnt gelassen hätte. Das wäre schon möglich, müste aber begründet sein. Und das ist es nicht genü- gend. Über die grundlose Athetese der Str. 2061. 2066—2068. 2071 sage ich nichts weiter. Scheinbarer ist die Differenz zwischen 2033 f. und 2035. Allein sie läßt sich zurechtlegen. Man mag in den EtzeUn recken den König selbst mitfinden; die Möglichkeit dieser Erklärung hat R. Hildebrand in der schon angeführten Stelle Germania 10, 189 ff. und Zeitschrift für deutsche Phi- lologie 2, 469. 470 f. nahe gelegt. Man kann aber auch das Überspringen Yon Etzeln auf seine Recken so erklären, daß Etzel 2085 gewissermassen als Unparteiischer in die Mitte gestellt ist zwischen seine Mannen und Kriemhild, 80 daß er, da diese weiter redet, Terschwindet| ohne rermißt zu werden.

Aber nicht nur Etzel, sondern auch Kriemhild soll ursprünglich nicht in persönliche Berührung mit ihren Brüdern gekommen sein; ganz entsprechend der Darstellung in den bis jetzt gefundenen Bruchstücken der Rüdigersdichtung und im Iringsliede. In der RUdigersdichtung war für Kriemhild lediglich keine Veranlassung, mit ihren Brüdern in Berührung zu treten; und in der Irings- dichtung redet 1998 f. Hagen zu ihr; wie schlecht begründet die Ausscheidung der beiden Strophen war, haben wir gesehen. Es bandelt sich aber Tor Allem darum , zu sehen , ob in unserer Scene selbst ein Grund ist , Kriemhilds An- wesenheit als unursprünglich anzusehen. W. findet einen solchen in der Unter- handlung Giselhers mit den Hennen 2029 f., „die auffallend wenig zu den Anschauungen der umgebenden Strophen stimmt^; warum, gestehe ich nicht zu wissen; ich finde es schön, daß neben den Verhandlungen mit Etzel auch eine Appellation an seine Mannen, gleichsam an die vox populi stattfindet, da diese an Kriemhilds Racheplänen jedenfalls unbetheiligt sind; und in wessen Mund wäre diese Appellation besser zu legen gewesen als in den Giselhers? Str. 2085, 3 soll ebenfalb auf Kriemhilds Abwesenheit hindeuten, womit 1991^ 2 ▼erglichen wird. Aber dax gehSrte kann wohl heissen „hörte mit eigenen Ohren *", was 1991, 2 nicht der Fall ist; es war aber aller Grund, besonders zu sagen, daß Kriemhild das 2035^ 1. 2 Gesagte gehört habe; denn die Worte der Mannen Etzels sind nicht an sie gerichtet, sondern unter- und durchein- ander geredet. Wenn nun in der Scene selbst gar kein Grund liegt, Kriem- hild zu entfernen, so fragt sich nur, ob die überlieferte Darstellung mit dem Vorhergehenden übereinstimmt. Und das ist der Fall. Kriemhilds Worte 1992

320 UTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNaEN.

hat Hagen gehört; sie befindet sich also in solcher Nähe desKampfplataea, daß aaf beiden Seiten einander hören kann. Wenn sie in derselben Strophe Iringy der leider zuo den 9inen gekommen ist, selbst den Schild abnimmt, so wird nch das so am besten erklären, daß sie sich auf der andern Seite des Hofet tm Ausgang eines Hauses befindet. Dasselbe kann nach 1957 ff. mit Etsel der Fall sein, der ohnehin am naturlichsten bei Kriemhild gedacht wird. 2020 ~ 2022 findet der Kampf mit den 20000 Hennen sUtt; auch hier hindert nichti» das Konigspaar an demselben Orte befindlich zu denken. An denselben Plali werden sich beide auch an der Stelle begeben (2164 ff,)^ wo sie wegen der langen Stille, die auf Rüdigers Kampf gefolgt ist, unruhig geworden, von Yolkff belehrt werden, daß Rudiger gefallen sei**). Hin und her rufen, wie Str. 1957 C 1993 f. 2166 ff., kann man naturlich über den Hofraum; aber in nnserer Seea^ wo die Burgundcn eines vride* gern, bitten sie naturlich ^ dos mam brakU dm ktinie zuo in dar, und er kommt auch wirklich mit Kriemhild so ihnen. Des ist wohl eine ganz ebene, zufriedenstellende Erzählung.

Da aber die ganze Darstellung, wie sie einmal ist, auf Etaels and Kiics- hildfi persönliche Anwesenheit gebaut ist, so muß es, wie auch W. angibt, wm- möglich sein, genau zu ermitteln, was von der alten Dichtung in unserer Er Zahlung erhalten ist. Unter „der alten Dichtung*^ ist natürlich die Bndigwr dichtung zu verstehen, wie immer; allein daß gerade diese hier m GroBii liegen soll, ist durch nichts bewiesen. Wir können aber die Frage Torerst fBgU im Anstand lassen. Wilmanns will so viel erkennen, «daß die mite Diehts^g einen wesentlich andern Gang nahm^ und „warum die Überarbeitung diät Bahn verließt. Hier kann ich nicht umhin, ihm in Einzelnem Recht an gibce, ohne seine Consequenzen zu theileii.

Daß die Burgunden (2033 f.) bitten, man möge sie aus dem Saale Uti. mochte ich trotz des t;<yT£pov MQOtiQOv 2033, 3**) weniger bcanstandea, obwohl es mit Stellen wie 2012 f., wo sie die Feinde, eben nm sie sichsfw zu fcmichten, in den Saal lassen, nicht recht übereinstimmt. Auffiülender sb dieser Wunsch, der dem Dichter wohl einmal in die Feder kommen konate, ist die Thatsache, daß 2047 die Burgunden in das Hans getrieben werdok Mit allem Recht hat W. dagegen daran erinnert, daß doch dieselben bis dahis immer siegreich gewesen (ich fuge aus den von ihm nicht berücksichtigtes Str. 2020 ff. hinzu, noch soeben mit 20000 Heunen fertig geworden) sind. Das ist klar; hier ist eine Verwirrung vorhanden, die Lachmann, der mit 20SS ein neues Lied begann, nicht zu entwirren brauchte, die aber W. und noek mehr die Verfechter der Einheit des Gedichtes zu entwirren alle Anffoide* rung haben.

Hier muß ich mich aber gleich gegen W.s Versuch wenden, mit der Sache fertig zu werden. Wenn die Darstellung unseres Abschnitts mit der dsi Dankwarts- und Iringsdicbters nicht übereinstimmt, so braucht deshalb nuNii-

*) Darf ich, gleichsam als Urtheil von Unparteiischen, hier die DarsteUoi^cs der bildenden Künstler anführen, welche, wie Gomelins, Schnorr, Rethel (in der Bea- demann-Hübnerischen Prachtausgabe), das Konigspaar den Kämpfen an der Stiege des Saals sowie der Vorzeigung von Rüdigers Leichnam aus dem Fenster eines benacb* harten Hauses zuschauen lassen?

**) Vgl. über dasselbe auHser Rieger, Zur Kritik der Nib. 44, und Hofinsns, Zur Textkritik der Nib. 82, auch noch Müllenhoff, Zur Geschichte der N. N. 96S.

LITTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNOEN. 321

halb des Abschnitts keine Verwirrung zu sein. Nur wäre freilich kaum glaub- lich, daß diese beiden Interpolatoren in ein Gedicht, das die Burgunden als eingeschlossen darstellte, Abschnitte eingeschoben hätten, welche dieselben durch- aus als Sieger schilderten. Aber auf wie schwachen Füssen die Annahme steht, daß die beiden Dichter Interpolatoren der Rüdigersdichtung seien, haben wir gesehen. Und wenn auch: womit ist bewiesen, daß wir hier Stücke oder auch nur Motive der Rüdigersdichtung vor uns haben? Nicht mit dem Schatten eines Beweises! Statt nun aber durch die Annahme einer ganz andern Dich- tung oder durch die Verwerfung des Verhältnisses zwischen Rüdigers-, Dank- warts- und Iringsdichtung sich zu helfen, hilft sich W. auf eine Weise, die gar nichts erklärt oder bessert. Er nimmt an, daß der Inhalt von 2045 2048 vor 2033 ff. vorhergieng. Wie die Burgunden das Haus brennen sehen, bitten sie hinausgelassen zu werden (2033 f.); die Hennen möchten wohl (2035), aber Kriemhild gibt es nicht zu (2036 f.). Sieht denn W. nicht, daß diese Annahme ebenfalls voraussetzt, daß die Hennen im Stand waren, die Burgunden in das Haus zurückzudrängen und darin festzuhalten, und zwar einige Zeit? Denn mit dem Brande kann es so schnell nicht gehen, daß nicht die stets Siegreichen noch im Stande sein sollten, durch die vor dem Hause Stehenden durchzubrechen. Es steht also die scheinbar sehr plausibel reconstruierte Dar- stellung immer noch im Widerspruch mit der vorhergehenden Erzählung, und es fällt damit jedes Motiv für diese Reconstruction weg.

Kann man also der Erzählung nicht aufhelfen, ausser indem man sie, wie Lachmann, vom Vorhergehenden trennt? Ich glaube doch. Mangelhafte Benutzung abweichender Quellen hat hier die Verwirrung hereingebracht Der Dichter muste, seiner Quelle gemäß, erzählen, daß die Burgunden den Saal während des Brandes nicht verlassen haben, und konnte das mit der vorherigen Erzählung nicht genügend vermitteln. Er erzählte also, wie satt sie des Kampfes gewesen seien (2024 f.), und dachte damit es motivieren zu können, daß sie sich in den Saal zurücktreiben Hessen (2047). Aus der zuletzt angeführten Strophe geht dieses Suchen nach einer genügenden Motivierung ihrer Ein- schliessung deutlich hervor, zumal aus den sonst ganz unerklärlichen Zeilen 2047, 3. 4; daraus aber wird die Thatsache erhellen, daß der Dichter, der die vorherigen Kämpfe schilderte, und derjenige, der den Saalbrand geschildert hat, eine Person ist. Auch hier liegt , wie öfters , die Unebenheit in den über- lieferten Thatsachen und in der Benutzung verschiedener Quellen.

Wilmanns will erklären, wie die von ihm reconstruierte Erzählung in Verwinting gekommen sei. Er nimmt dabei einen Anlauf zu ganz ähnlicher Erklärung, wie ich sie soeben gegeben habe. Wenn man frage, warum der Dichter ein so furchtbares Mittel angewandt habe, das doch ohne alle Folgen bleibt*), so könnte man, sagt er, antworten, daß der Dichter die Sage schon vorgefunden habe und ihr treu gefolgt sei; ähnlich wie in der Thidrekssaga könnten verschiedene Berichte benutzt sein, und die unnatürliche Sage wäre aus der Vereinigung der widersprechenden Angaben hervorgegangen. Das wäre dem, was ich eben zur Erklärung beigebracht habe, ganz ähnlich. ,Im vorliegenden Fall aber ist es so gewiß nicht gewesen; die unnatürliche Entwickelung der

*) S. übrigens Henning a. a. O. 66 und besonders das dort angezogene, dem unsem ganz ähnliche historische Beispiel.

GEBMAinA. Neae Reihe ZU. (XXIV. Jahrg.) ^\

322 LITTERATtnt: ZUK KRITIK DER NIBELUNGEN.

Sage liegt nicht vor unserer Dichtaug, sie hat sich iu ihr selbst volliogeo.* Id der alten Dichtung, die hier zu Orundo liegt, kamen die Burgunden in den Pluminen um, et stand also der Stmlbrftnd am Suhluege de» GaDzeo; ,oad ilieeo alte Dichtung nar ohne Frsgn dieselbp, auf die wir im Übrigen al* dir älteste geituBflen sind, die Rüdigers d i ch tang " . Das ist eine Enchleichung- DhÜ die Burguudeu in der zu Grunde liegenden Dichtung iu den Flftrauien umgekommen seien (daß es einen solchen Bericht gegeben haben katin, will Ich nicht bestreiten), ist nur gefolgert ans der rorher vorgenooimeuen Um- stellung der Strophen und folgt aus dieser nicht einmal mit Sicherheit. Dil! aber jene Dichtuug, die mit dem Feuertode der Burgunden geschlossen soll, eben die Rüdigers dichtuug sein mdise, ist mit gar nichts enriesen. die letKtere sich bis jetzt immer als die ülteste herausgestellt habe, kiinq kein Bewejsgruud gelten. Denn es steht nichts der Anunhme entgegen die suppouiertu Dichtung älter, noch auth, daü sie Jünger sei als die Rüdigere- dichtungi älter ist sie nur im Vergleich zu dem überlieferten Teit. Eine aach- liche Analogie aber iwischen beiden Dichtungen läßt sich nicht finden.

Auf diese total anf Sand gebaute Hypothese baut aber W. gleich eine neue auf. Wie eu Anfang der ganzen Untersuchung ausgeführt wurde, mII Dietrich ursprünglich nicht um Hudigers und seiner eigenen Mannen Tod lu rächen, sondern aus Auftrag Kriemhilds In den Kampf gegangen sein. RQ- digers Tod und Dietrichs Theilnahme am Kampf können bei solcher Darstelluag nicht verbunden gewesen sein. Das Verlangen nun, den Bericht, na<:h welchen Dietrich die Entscheidung lierbciführte, mit der Rüdigeradichtung zu vereinigen, hat nach W. den Saalbrand »u aeiner jetzigen Wirkungslosigkeit herahgedrückt und zugleich dazu getrieben, denaclbcu vurRUdlgers Kampf lu stellen. „Übrlgeni ist fraglich, ob der Dirhter, welcher unserm Nibelungenliede seinen jetzigen Schluß gab,' diese Umstellung vornabu]. Ea ist sehr wohl möglich, daß er die Sceae ganz ausschied und erst ein späterer Bearbeiter sie wieder hinein bracht«.* Die letztere Frage Ist überhaupt ganz uneotscheiilbar und für mich vollendi gleichgiliig ; ebenso die weiterhin von W. aufgeworfene Frage, ob wohl Kriem- hild In der ursprünglichen RÜdigersdichtung zum Schluß noch aufgetreten »et, wofijr er als Beweis der Möglichkeit die Thidrekasaga, Cap. 392, aiifülirt.

Ich habe die Ansicht von einer Dichtuug, In der Dietrich durch Krie»* hild in den Kampf getrieben worden sei, so entschieden lurückgewleseb , dafi leb diese ganze Combination nicht weiter zu zergliedern brauche. Aber inner- halb dieser Combination selbst gebt es nicht gana xweifellos richtig zu. Daß Rüdiger« und Dietrichs Tbeilnahme am Kampf nicht ursprfiDglich verbunden ■ein konnlen, Ist ganz unbeweisbar; angenommen, Dietrich tei auf Kriemhilds Bitten eingeschritten , konnte sie nicht beide hinter einander in den Kampf treiben, wie sie es in der Überlieferung mit Blödel und Iring macht ? Ist es aber mc^glich , daß Dietrich und Rüdiger neben einander von Anfauj waren, so f^llt alle and jede Nötbigung für W.a weitereu SchluÜ weg, glänzende, mit dem Bewustsein vollster Sioherbut vorgetragene HvpotbQw in sich Ensammen.

Mit dem zuletzt gefundenen Resultat haben wi von W.S Kritik erscliupft. Wir fanden oben, daß Qeslalt des N L. eine '

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 323

selben ältesten Dichtung: 1. Rüd. -|- Ir.*), 2. Rüd. -|- Dankw. Da nun auch eine Combination Rüd. -|- Dietr. angenommen ist, so fragt sich, ob diese vor oder nach den beiden andern Interpolationen anzunehmen ist. Zweifelhaft muß dies bei dem Iringsdichter bleiben, da dieser keinen Anlaß hatte, Dietrich zu erwähnen. Aber der Dankwartsdichter kannte Dietrichs Freundschaft mit den Bnrgunden (1811—1813. 1836—1838. 1920 ff.); somit hat er die Combi- nation Rüd. -|- Dietr. schon vorgefunden. Wir hätten also anstatt der Formel Rüd. + Dankw. einzusetzen : (Rüd. -|- Dietr.) -\- Dankw., möglicherweise auch statt Rüd. + Ir. die Formel (Rüd. + Dietr.) + Ir. Auch dieser Schluß ist gänzlich yerfehlt. Dietrichs Freundschaft mit den Burgunden ist in der Sage altbegründety ygl. die Thidrekssaga ; sie konnte also der Dankwartsdichter ganz wohl erwähnen, wenn er auch den Schluß des Gedichts, in dem Dietrich ent- schied; nicht vor sich hatte. Es wäre also die Formel (Rüd. -[' Dankw.) -|- Dietr. eben so denkbar und demnach auch die andere (Rüd. -|- Ir.) -}- Dietr. Die folgenden und letzten Abschnitte beschäftigen sich nun weiter mit der Feststellung des Verhältnisses der Dietrichsdichtung zu den drei andern, wozu die Str. 2172 2316 untersucht werden; sowie mit der Nachlese der noch übrigen Abschnitte 1651—1695 und 1626 1650.

Zunächst kommt also zur Untersuchung der Kampf der Amelunge

gegen die Burgunden, Str. 2172—2816.

„Wenn der Dancwartsdichter Dietrichs Teilnahme an der Handlung schon kennt und berücksichtigt , so läßt sich vermuten, daß der Dietrichsdichter von Dankwarts Heldentaten noch nichts wußte. ^ In dieser Allgemeinheit kann ieh das nicht zugeben. So viel ist richtig, daß, wenn in der Dietrichs- (bzw. Rüd]ger8-)Dichtung Dancwarts Aristie schon mit ähnlicher Ausführlich- keit erzählt war^ wie sie uns vorliegt, der Dankwartsdichter keinen Anlaß zu seiner Thätigkeit gefunden haben würde. Allein es könnte dasselbe^ was wir jetzt mit der höchsten dichterischen Ausschmückung erzählt finden, in der früheren Dichtung magerer behandelt gewesen sein und dadurch zur Nach- dichtung gereizt haben. Oder aber das werden wir Vertreter der Einheit annehmen beide Dichter könnten identisch sein. Wilmanns zieht diese Mög- lichkeit in Betracht; meint aber, daß alsdann der Dichter die beiden letzten Aventiuren früher verfaßt haben müste als die von Dankwart handelnden Scenen; denn die Dank wart erwähnenden Strophen der letzten Aventiuren seien inter- poliert.

W. sucht dies ausführlich nachzuweisen. Seine wesentlichen Gründe sind identisch mit den von Lachmann (Anm. Seite 255) gebrauchten, ^wenn sich der Dichter Dankwarten anwesend dachte , so muste er öfter und bedeu- tender auftreten.^ Ich leugne gar nicht , daß die betreffenden Strophen (wo- bei ich etwas weiter in der Dichtung zurückgreife) zum Tbeil ziemlich verquält

*) Hier hat W. noch nachträglich eine Parallele aus der Thidrekssaga beige-

braeht, um zu beweisen, daß in der Iringsdichtong wie in der Rttdigersdichtnng Etzel

abweeend gedacht wurde; Th. S. Cap. 386 wird erzählt, daß, als BlOdel und Iring im

varan, Etzel nicht dabei war. Abgesehen davon, daß der Kampf überhaupt

'""■ dargestellt ist, als im N. L., will die Parallele auch sonst nichts besagen.

'asupf betheiligt sich Etzel im N. L. nicht, er sieht lkl6<ibaNMQa vi> \K&i^T&5dDx

rte Th. 8. nicht.

324 LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

sind and daß man deutlich fiiblt, wie ihr Verfaiser das Bedfirfhia hatte^ Dnk- warty von dem er in seinen Quellen wohl nichts mehr Torfknd, ron Zeit n Zeit anzubringen. Am meisten wird man diesen Eindruck haben bei S091. 2044, während die Obrigen Strophen 2151. 2162. 2217. 2228 niehta Airf- fallendes und Erzwungenes an sich haben. Der Dichter hat seineneit Daak- warts Vertheidigung lebhaft geschildert; ob ihm dazu eine ausgeiahrte Dii^tnf als Quelle vorlag oder ob er selbst der Erfinder der Scene wmr, Iftßt ädi natürlich niemals entscheiden. In beiden Fällen aber fand er spiter mdli mehr über ihn berichtet, wenigstens nichts, was neben den mit Iringi Aa& treten anhebenden Einzelkämpfen hätte Interesse erregen können. Doeb er das Bedürfnis gefühlt haben, aus einem gleichsam statistiscben Dankwart nicht gänzlich verschwinden zu lassen. So wird sieb, £alla einen sehr absoluten Begriff von dem Dichter mitbringt, die spondiecbe zum Theil ungeschickte Erwähnung Dankwarts leichter erklären laeaen mls Athetese der betreffenden Strophen: der Verfasser von Dankwarts Ariatie wohl mehr Veranlassung, ihn noch zu erwähnen, als ein Interpolmtor.

Sehen wir aber, wie W. die Athetierung der einzelnen Strophen det. Die zwei unangenehmsten, 2021 und 2044, sowie die Str. 2151 2162, gehören nicht in unsem Abschnitt. Dankwarts Tod, 2228, durfte W. nicht so kurz erwähnt werden, falls der Held ursprünglich der DicbtOig angehörte. Oegen diesen Satz könnte ich bloß das eben Gksagte wisderbekfr Wichtiger ist, daß Hagen, der über Volkers Tod sich sehr erbost (9926 L). sich um Dankwarts Fall gar nicht kümmert. Aber die Saehe ist einfiaeb. um Volkers Tod an Hildebrand zu rächen, ist Hagen 2227, 4 kammemdi gegangen: er sieht also den Fall seines Bruders gar nicht. Der Diebter somit, wenn er 2228 nicht Hagen, sondern Günther und Giselher Dankwaita FU beklagen läßt, ganz richtig in der Situation. Übrigens will W. auch 2225 mlslit0> polation erkennen. Es soll, wie zwischen 2227 und 2228, so aueh awia^ien 9221 und 2225, zwischen 2225 und 2226 der Zusammenhang fehlen; Hagena um Volker und seine Drohung sollte auf 2224 folgen, und der wäre ganz correct, wenn die Strophen so auf einander folgten: 2224. 922(. 2227. 2225. 2228. Das wäre eine ganz schöne logische Ordnaog, gegen die kein Mensch etwas einzuwenden fände; so, wie die Strophen überliefeit mai, ist zwischen Volkers Fall und Hagens Klage darüber die Erwähnung der Tapier keit der Amelnngen eingeschoben. Aber das schadet doch nichts, snmal ii einer wilden Kampfsccne! Wenn nun aber mit der genannten UmsteUmg dir Str. 2225 so gut an ihrem Platz ist, warum soll sie dann unecht sein? Ledig- lich deshalb, weil auf 2227, 4 dn gie er houtoende dan die Worte 2299, 1 St wUe gie och Wolf hart beidiu wider unt dan gut passen; also dasselbe MoliT. wie schon so oft! Übrigeos hätte W. ohne die Umstellung mit der alleinig« Athetese von 2228 dieses Resultat auch erzielt.

Aus der Unechtheit von 2228 folgt die von 2217. Diese und die tot- hergebende Strophe sollen den Zusammenbang stören. Bis dahin sind laater amelungischc Helden als thätig erwähnt, und nun treten 2216 f. die Bnrgvadfls auf, aber ohne namhafte Gegner. 2218 treten die Amelungen wieder herror. Der Fall ist also derselbe, wie soeben. Ich kann es nur passend finde% daß nach der Erwähnung der Angreifer der Dichter auch auf die Angegiifleeei übergeht; wenn in Str. 2216 f. keine Gegner der Burgunden genannt

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 325

so ist ja das uämliehe von der andern Seite in Str. 2218 2220 der Fall! Weiterhin wird 2219 für interpoliert erklärt, weil sie zu Hildebrand und Wolf- hart zurückkehrt; daß das ^^sehr Qberflüssig^ ist, werden wir dem nicht so peinlich sparenden Dichter zu Gute halten. Aber auch hier soll Verwirrung in der Strophenordnung sein: die interpolierten 2216. 2217. 2219 waren nach W. bestimmt, auf 2218 zu folgen. Denn Günthers und der Seinigen Erwäh- nung in Str. 2216 passe besser nach der Aufeäblung der Amelnngen. Warum hat dann W. diese Strophe, statt sie zu athetieren, nicht einfach hinter 2218 gesetzt? Noch wunderlicher ist die Aufstellung, daß 2219, 1 gut auf 2217, 4 passe; also gilt das Motiv der gleichlautenden Strophenschlüsse und Stropben- anfänge auch für die Interpolatoren, deren Machwerk sieb doch sonst von dem Echten so sehr unterscheiden soll!

Wenn nun der Dietrichsdichter von Dankwart nichts wüste , so wird er auch Etzels TheiLsahroe an den Kämpfen nicht vorausgesetzt haben, welche erst durch die Interpolationen des Dankwartsdichter veranlaßt wurde. Unter der „Theilnahme an den Kämpfen^ ist aber nicht active Betheiligung zu ver- stehen, zu der es auch in der Überlieferung nirgends kommt, sondern die passive Zuschauerschaft nebst solchen Zwischenereignissen, wie sie 1958 f. 2020. 2026 ff. 2082 ff. erzählt sind. Wie sollte es aber möglich sein, daß in irgend einer vollständigen Erzählung der Katastrophe Etzel nicht genannt worden wäre, der doch als Wirth und Landesfürst nothwendig, wenn auch als Statist, dabei sein muß und der in der Büdigersdichtung selbst Str. 1746 ff. erwähnt wurde! W. findet aber wirklich, daß in unserem Abschnitte eine Andeutung von Etzels bisheriger Abwesenheit enthalten sei. 2173, 4 sagt ein Amelunge, der den Jammer um Rüdigers Tod gehört hat: ich wcme der ktifUe selbe ist zuo der hoehgeante kamen, »Der Dichter der diese Worte brauchte, setzte offenbar voraus, daß Etzel bisher an der hoehgetnU noch nicht beteiligt war.** Ich ver- stehe W. nicht ganz. Das ganze Fest überhaupt kann unter der höchgeiite nicht verstanden sein, da ja Etzel zu Anfang dabei war (1746 ff.). Ist aber unter höchgezUe mit einer etwas sarkastischen Wendung das zu verstehen, in was die höchgeztte ausgeartet ist, der Kampf, so steht 2173, 4 im vollen Ein- klang mit der sonstigen Überlieferung. Denn Etzel und Kriemhild sind mit den Amelungen zusammen fortgegangen, und was sich seither ereignet hat, können diese nicht wissen; sie schliessen nur aus dem Wehklagen, daß etwas Besonderes vorgefallen sein müsse, daß etwa der König selbst gefallen sein könnte. Das letztere wäre nur möglich, wenn er activ, ab Kämpfer zuo der hochgexite gekommen wäre, und davon erzählt die Tradition nichts. Übrigens konnte W. hier ebenso gut oder übel wie sonst die La. von A verlassen und mit den andern Hss. lesen ich wceti der kiinec Etzel ist selbe zuo dem schaden komen\ ich habe jedoch keine Nöthigung, über die Vorzüge der einen oder der andern La. mich zu verbreiten.

Wenn aber Etzel von Anfang an abwesend gedacht wurde ^ so hält es W. für wahrscheinlich, daß ihn der Dichter unseres Abschnitts auch weiterhin nicht auftreten ließ, da durch das von ihm Erzählte sein Auftreten nicht mo- tiviert war. Ich bin der Ansicht, der Dichter muste den König, wenn auch bloß wie schon gesagt als Statisten, zum Schluß noch auftreten lassen. Das verlangt in so traditioneller und formelhafter Dichtung die Form; nicht der Inhalt, für den Etzels Person überhaupt sehr gleichgiltig ist. Wenn das nicht

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sehr geschickt geschehen ist^ so ist es kein Wunder, weil ja Etzel nichts m^ zu thun hat. Ungenügend sind aber jedenfalls die Gründe , mit denen W. ihn wegschaffen will. 2310, 4 will er statt Etzel vielmehr DietHek lesen. Daß Etzel vorher nicht erwähnt wird, ist richtig, aber es wird sich nach dem Gesagten zurechtlegen lassen. Was Etzel über das Verhalten seiner Frau sagt, finde ich nicht gerade „seltsam^. Daß aber Dietrich „ganz mit Still eehweigei übergangen wird^, ist nicht Nachlässigkeit. Er hat die Gefangenen an Kriemhüi ausgeliefert und sich damit jedes Anspruchs auf sie begeben. Es ist daher gute höfische Sitte, wenn er zurücktritt, nachdem er das Nöthige geleistet hat Daß nachher Hildebrand sich darein mischt und Kriemhild erschlägt, ist en Durchbrechen der alten, nicht durch ritterliche Sitte gezähmten Heldenart, das der Dichter wohl nicht ohne Absicht von dem ritterlichen Dietrich, der in der Thidrekssaga und noch im Anhang zum Heldenbuche Kriemhild tSdtet, weg- gewälzt hat auf den mehr im Dämmerlicht alter Heldensage stehenden Hilde- brand. Es ist somit kein Grund vorhanden, an der erwähnten Stelle Dietrieb an Etzels statt einzusetzen, sondern eher ein Grund dagegen. Weiterhin ist Etzel noch 2814, 3 erwähnt. W. schafft diese Stelle weg, indem er 2814, 1. 2. 2815, 8. 4 verbindet. Von einer Begründung ist nicht die Bede, ausser daß die ausgeworfenen Zeilen 2314, 3. 4. 2315, 1. 2 „die Wirkung der Stelle nicht erhöhen^. Schöner wird die Stelle durch die Athetese nicht; denn es folgen damit in einer Strophe zwei Reime mit i aufeinander. Das wfirde weiter nichts schaden, braucht aber ebensowenig erst künstlich hergestellt an werden , zumal da die so reconstruierte Strophe den Schluß des ganzen Oedicbts bilden würde; denn 2316 wird, weil sie sich „in demselben Gedankenkreise bewegt wie die vier ausgeschiedenen Zeilen^; ebenfalls athetiert.

Ausser diesen für die Geschichte der Dichtung wichtigeren Stellen ent- fernt W. noch mehrere Strophen als interpoliert.

Zunächst nur eine Umstellung. 2175 paßt nach W. nicht auf 2173 f., da noch niemand, was doch Dietrich 2175, 2 voraussetzt, hat gdhen wollen. Dagegen würde 2175 nach 2183 gut am Platze sein. Es gibt aber aoch die überlieferte Strophenordnung keinen Anstoß. Dietrich zeigt sich so durch- aus besorgt vor unzeitigen Streichen, und in 2073 f. liegt schon indirect die Hinweisung, daß man hingehen und fragen müsse; beides motiviert die vorsorg- lichen Worte Dietrichs genügend. Die Versetzung von 2175 nach 2183 hat auch das Mißliche, daß Dietrich auf Wolfharts ruhigere Worte 2176 in 2177 strenger antworten würde, als nach 2183 auf die dirccte Erklärung seiner Kampf- bereitschaft. — Wenn es weiter heißt: ,)daß Dietrich den Burgunden seinen Frieden zugesichert habe ist eine Voraussetzung, die der Dichter der beiden letzten Aventiuren ans dem abweichenden Sagenbericht, den er benutzte, beibe- halten hat^; so maß ich bemerken, daß diese Voraussetzung sich im Wesent- lichen in Str. 1929 und 1931 findet. Denn der Friede von Seiten Günthers involviert doch zugleich den von Dietrichs Seite; wenigstens kann man sich, wenn man keine statistische Genauigkeit verlangt, damit zufrieden geben (8* a. unten).

Für; die Unechtheit der Str. 2200 und 2201 ^ ihre „Erbärmlichkeit^ angeführt; Wolfharto nof^ gtaa unmotiTiert. Im GegentheU, gerade die

LITTERATÜR: Züß KRITIK DER NIBELUNGEN. 327

Günthers (W. spricht von „mildem Scbulmeisterton^, das Sententiöse^ Allgemeine der Strophe ist aber der Verlegenheit des Redenden ganz angemessen) reizt Wolfharten zur Ungeduld. Daß 2202 an 2199 sich anschliesse wie 2183 an 2182 y ist nicht richtig; man müste mindestens statt tcie lange ml wir flegen erwarten une lange weit ir fligen (vgl. 1930, 1). Die Ähnlichkeit der beiden Strophen mit 1739 und 1793 f. rührt mich nicht. Wenn aber 2201 echt ist, 80 muß es auch 2200 sein , wie vor allem aus dem Worte loenen hervorgeht.

Weiterhin sind 2206 2209 athetiert. Die Worte 2210,1 sollen nur nach 2205 am Platze sein, nicht nach 2209, weil 2206—2209 nur von Wolf- hart handeln. Weiter fällt W. auf, daß Hildebrand 2208 Wolfharten zurück- hält und doch 2211 ihm voran in den Kampf eilt. Die Erwähnung von Vol- kers Spielm annikunst lege nah, die Strophen dem Dankwartsdichter zuzuschreiben. Alle diese Gründe sind hinfällig, der letzte für mich ohnehin. Wenn nach W.s Herstellung die Beruer durch die Strophe 2205 vil ßSre erziirtiet werden, die doch gewiß gegen Wollhart speciell gerichtet ist, so wird ihr Zorn auch nach den vier folgenden Strophen begründet sein. Wenn aber Hildebrand 2208 seinen Neffen zurückhält, so ist das 2210 nicht mehr möglich, wo ihm die andern alle nachfolgen ; es liegt aber ganz im reckenhaften Charakter Hildebrands, daß er nunmehr auch der erste sein will. Durch W.s Athetese sind auch wieder ein- mal die Reime muot : gtwty gemuot : guot unmittelbar an einander gerückt worden.

Der Anfang von 2286 unterbricht die Erzählung, daß Hildebrand Wolf- harten fallen sah und zu ihm hineilte. Diese Unterbrechung werden wir nicht sehr schwer nehmen. Aber nicht ganz verstehen kann ich, was W. mit der „engen Beziehung zu Str. 2245^ will; 2245 wird nicht athetiert, 2239 müste also ans jener Strophe entlehnt sein; aber zu welchem Zweck denn? Es gab hier weder zu glätten noch irgend einen Helden anzubringen. Wenn W. auf die Hs. C hinweist, in der die Ähnlichkeit zwischen beiden Strophen noch grösser sei, so ist das doch recht unkritisch. Überflüssig sind 2239 und 2240. „Die erste spricht in der vierten Zeile einen Gedanken aus, den an anderer Stelle der Dancwartsdichter sehr schön verwertet hatte (1891).*' Von der Schönheit , die an der angeführten Stelle nach W.s Kritik noch übrig bleibt, habe ich schon oben geredet; der Gedanke ist 2239 wohl noch schöner aus- gedrückt und besser am Platze. Gegen 2240 gilt, daß sie „von den Klagen des Publicums spricht wie die interpolirten Zeilen 2814,3 2315,2.^ Für mich also kein Grund; allein das Motiv ist an beiden Stellen ganz verschieden. In den Schlußstrophen spricht der Dichter mitfühlend von dem Jammer der Überlebenden; hier freut sich Wolfhart, sein Leben theucr verkauft und man- ches Weib zur Witwe gemacht zu haben. Ich glaube, das sind zwei ver- schiedene Stimmungen! Möglicherweise sollen aber 2236 2240 alle unecht sein; es sei wunderlich, daß, nachdem 2235 alle Amelungen schon gefallen sind, Hagen Volkers Rache noch hinausschiebe. Die Str. 2236 2240 sind aber an sich schön und tadellos; und wäre es nicht gegen alle ritterliche Sinnesart, wollte Hagen seinem Gegner nicht mehr gestatten, sich mit dem Btcrbeaden abzugeben? Weiter werden 2251, 3. 4. 2252, 1. 2 athetiert;

' fotiton Zeilen sind überflüssig und „die genealogische Bemerkung in ■uitfiriioh'^; ich meine, im mittelalterlichen Geiste ganz natüriich 8S6d ist nach W. überflüssig und unrichtig; Hildebrand irii erfahren, wer Rüdigetn «c%^VA«b%«ii V^^. ^^^st VX.

328 LTTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUV6EN.

aber die Notiz, wer es gethan habe, besser angebracht als sie es in d«m Qe- spräch 2191 ff. w&ro; und hätte der Dichter hier etwa aosdrücklieh «agei sollcD, woher Hüdebrand die Kunde hatte, wie er es 1865, nicht siim Vei^ theil der Stelle, gethan hat? - Str. 2256 ^sncht"^ syntaktische Yarbindn« mit 2255. Wen das genieren würde ; der sollte, statt gleich mn atheüem, nach des gie im wcerltchen not einen Punkt setzen, wie der in diesem Fall ga- wiß unparteiische Zamcke thut (das von Bartsch gesetzte Semikc^ dasselbe). Daß 2257 Dietrich nochmals als Redender genannt wird, eher für 2256; er ruft rersweifelnd aus: »6 hat mtn got vergeaMm^ wie 4m den Schmerz auslösende Wort gesprochen ist^ gewinnt das Intereaae die Ob«- band, zu wissen^ wie das möglich sei, und er beginnt von neuem: wim es tich gefUegeuj sprach aber her Dieirieh^ Str. 2258 «unterbricht d liehen Zusammenhang". Wer sich genauer in den Ideengang des ▼ersetzt, wird leicht finden , daß die Stiophe gut motiriert ist: die mng, wie denn die streitmnden Bargunden die Amelungen alle hätten können, hat sehr natürlich die Frage im Gefolge, ob denn von den Jemand am Leben geblieben sei. Die Strophe ist übrigens entbehrlieh und wird, da sie in C fehlt, von denen, die eine gemeinsame Quelle too *B und *C annehmen, für unecht gehalten werden ; aber Wilmanns jedenüiüla hmt kei Grund, das Fehion in C als Motiv zu benutzen.

Ohne jeden andern Grund, als weil sie die Wehklage Dietrichs, ^e den unechten Zeilen 2252, 1. 2 berichtet war, wiederholen, werden die 2261, 8. 4. 2262, 1. 2 athetiert. Hier ist es dem Kritiker zum aufgefallen , daß die dadurch entstehende Strophe 2261, 1. 2. 2262, 3. 4 gleiche Reime hat. Er führt dafür 1431. 1475. 1691. 1704. 2299 na («o- ▼on 1691 als interpoliert abgeht); allein das zweimalige Hüdehrami wfizde dod widerwärtiger sein als das zweimalige man 1691. 1704. Immerhin kann des iwci- malige Dietrich 2256 f. verglichen werden, obwohl dieses sich zwei aof Strophsi vertheilt; aber es ist gar keine Nothwendigkeit , eine so üble Strophe hem- stellen. Str. 2268. 2269 enthalten ,ein müssiges Bin- und Hergerede*. Diese Behauptung ist weniger wesentlich als die andere: „der Anfang tob Str. 2268 entspricht nicht einmal dem Zweck Dietrichs; er will den Bargimdca ihr Unrecht gegen die Amelunge Torhalten und erinnert sie dabei an den Tod ihrer Verwandten und Freunde, die doch vorzugsweise durch die Amelunge gefallen sind.^ Es entspricht dem milden Sinne Dietrichs recht wohl, er zu dem Vorwurf: was habt ihr mir da gethan! den weitem fugt: nnd habt ihr euch selbst damit geschädigt! Noch schlimmer sind 2271. 227S. Die Anfangs werte sind unpassend ^ denn Hagen hat nichts gesagt, was dem Bericht Hildebrands widerspräche; dagegen sind weder 2271 noch 2272 der Wahrheit gemäß. Ein psychologischer Widerspruch ist jedoch in der ganzen Stelle nicht vorhanden. Aus 2270 schließt Dietrich^ Hagen wolle die Amelungen als Ursächer des Streits bezeichnen ; er redet daher von dem Spott, mit dem ihnen begegnet worden sei. Hildebrand hat wirklich 2250 ersihlt, daß ihm der Leichnam Rüdigers versagt worden sei, und gespottet ist 2203. 2205. 2209 genug worden. 2272 aber nimmt Günther auf sich, was 2203 Volker gesagt hat, und das sowie die Ausrede in Zeile 3 wird auch keinen Ansteft bieten. Daß die Erörterung durch die beiden Strophen noch etwas hingezofea wird, kann man an sich nieht beanstanden; 2270 hat ja nur den «nerteiti

LITTERATUR: ZÜB KBITK DER NIBELUNGEN. 329

gemachten RechtfertigungsTersuch enthalten. Weniger störend, aber doch auch wohl jünger** sind 2276—2278. Daß das Motiv 2276, 1 und 2279 das- selbe ist, was schadet das? Oder schadet es etwas, daß 2277 Dietrich sich selbst überbietet? Er hat 2274, 2. 3 gesagt $6 wil ich heküeUn^ $o ich aller beste katiy daz dir hie wen Hiunen niem/en fdht eintuoi\ hier nun sichert er noch ausdrücklicher freies Geleite au. Ist aber 2277 nicht zu beanstanden, so muß auch 2278 stehen bleiben; daß wir mit dieser Strophe wieder auf demselben Fleck stehen wie 2275 , liegt in der Sache. Übrigens ist Hilde- brande Herausplatzen 2279 durch seine fast geringschätzige Erwähnung in 2278 veranlaßt; so daß ich aus diesem Grunde die drei Strophen nicht missen möchte. Str. 2286 ist „entbehrlich^, soll aber doch echt sein. Sie muß echt sein; denn die Partikel euch 2287, 1 reiht das furchtbare Schwert Ha* gens an seine furchtbare Person 2286, 4 an. Was hätte wohl dieses oueh für einen Sinn nach den Worten Nibelvnget ewert da» guaU vil lüte üf Dieifieh erklancll Dagegen ist 2292 „sehr verdächtigt. Die Bitte Dietrichs. Hagen zu schonen y komme 2301 an passenderer Stelle, und der Trost 2292, 8 sei , seltsam^. Dietrichs Bitte steht aber hier gerade am rechten Platze. Er geht, nachdem er Hagen an Kriemhild ausgeliefert hat, gleich wieder fort, um mit Günther zu kämpfen. Wie lange wird der Kampf währen? Könnte er nicht vielleicht zu seinen eigenen Ungunsten ausschlagen? Und könnte Kriemhild nicht während der Zeit Hagen tödten lassen? Grund genug, ihr die Schonung des Gefangeneu anzuempfehlen« 2292, 3 hat für unser modernes Gefühl etwas Widerwärtiges, nicht für den Dichter des L. : Kriemhilds GManken drehen sich ja vor Allem um den Hort, und diesen, meint Dietrich, könnte Hagen vielleicht verrathen wollen, um sein Leben zu retten; falls er es nicht selbst glaubt, so denkt er doch durch dieses Motiv auf Kriemhild einzuwirken. Str. 2295 wird athetiert, weil « Günthers Stärke ganz ungebührlich hervorge- hoben wird**, was Geschmackssache ist; daß die Strophe „die Schilderung des Kampfes unterbreche'', ist nicht wahr; die Erwähnung der Stärke des einen Kämpfers bildet doch wohl auch einen Theil der Kampfschilderung. End- lich werden 2302. 2303 ausgeschieden, weil die Strophen nichts Wesentliches enthalten, wohl aber die Angabe, daß Dietrich geweint, die schon zweimal von lutcrpolatoren gemacht worden war, wiederholen. Wenn der Dichter dasselbe dreimal erzählt, und zwar nach etwas längeren Zwischenräumen, so kann man dagegen nichts sagen; uns kommt es etwas langweilig vor, aber die mittelalter- lichen Dichter sind mit dem Berichten solcher Gefühlsäusserungen freigebig. Aber was soll man von der Annahme sagen, daß dieses Motiv in eine Dich- tung, die dasselbe noch gar nicht enthielt, dreimal von demselben Interpolator eingeschmuggelt worden sei? Übrigens halte ich die Strophen für nothwendig; wenn man sie ausscheidet , erwidert ja Kriemhild auf Hagens Bitte gar nichts, sondern geht ziemlich flegelhaft von dannen.

Wilmanns wirft nach Vollendung dieser athetierendcn Thätigkeit die Frage auf, ob der Bearbeiter, der an die Rüdigersdichtung das Auftreten Dietrichs anflickte, eine vorhandene Dichtung verwerthete und Stücke aus ihr aufnahm oder ob er die ihm vielleicht in einer Dichtung vorliegende Sage selbständig gestaltete. Im ersten Fall wäre erwiesen, daß unabhängig von einander zwei Gesammtdarstellungen existiert hätten, eine Rüdigers- und eine Dietrichsdichtung ;

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was für die Geschichte der Nibelungenstrophe wichtig wäre. Vorent gelangt diese Frage noch nicht zur definitiven Entscheid ong*).

Mit viel ScharfBinn hat W. in unserem Abschnitt eine Ansahl ron Panklei nachzuweisen unternommen, an denen eine allmfthliche Erweiterung dea Stoffei stattgefunden habe. Helfrichs Sendung ist bedeutungslos, denn Hildelyraad kann auch keine andere Nachricht bringen, als jener schon gebracht hat. Hildebrand greift nicht Völkern, dessen Worte die Amelungen gereut hmbea, sondern Hagen an. In dem allgemeinen Kampf werden versehiedene Amehiegw mit Namen genannt , von denen doch keiner einen der burgondiaelMMi HeMt erlegt. Erst der Zweikampf Volkers und Hildebranda ist wieder weeeulliefc| und die Str. 2223 kehrt somit zu der Situation zurQck, die 2211 ist**). Hagens und Hildebrands Kampf ist ohne wesentliche Folgen, letztere konnte schon nach 2235 gehen. Überhaupt scheint Hüdebreiid w> sprünglich an der Handlung keinen Antheil gehabt zu haben; sonst bitte der Dichter ihn einen der beiden Überlebenden bezwingen lassen***). Str. 2283 greift auf 2264 zurück, es hätte daher das dazwischen Liegende fehlen ktanenf). An allen diesen Punkten also will Wilmanns eine allmfthliche Anahildnf der Erzählung erkennen; es sei möglich , daß ursprünglich Dietrich allein dm Bnrgunden gegenüberstand, daß er, wie in der Thidrekssaga , KriembiM er- schlug, ohne daß Hildebrand und die andern Amelungen aufgetreten wim. „Aber^, fährt er fort, „wenn diese Entwickelung stattgefunden hat, Tollsog m sich doch nicht in unserer Dichtung; sie muß vor ihr liegen.** Denn alle diaK Episoden hängen mit einander zusammen. 2199 setzt Helfrichs Sendung rot- aus; Sigestaps Tod ist die Voraussetzung für Hildebrands Kampf mit Volk« und dadurch auch mit Hagen; der letztgenannte Kampf wird Toraosgesetst durch 2812.

Diese weise Mässigung des Kritikers überhebt mich des Amtes, nach- zuprüfen, ob an allen jenen Stellen auch wirklich Unebenheiten Torliegce; einiges haben die letzten Anmerkungen schon berührt. Aber ob wobl dieK Mässigung mit W.s sonstigem Vorgehen . auch im vorliegenden Abschnitt, in Einklang steht?

Im Grossen und Ganzen gesteht W. dem Dichter des Abschnitts die Fä- higkeit zu, ^durch eine zweckmässige Reihenfolge der Ereignisse das InteresM des Zuhörers zu steigern^. Auch daß die Darstellung Anfangs breiter ist, sa- letzt Schlag auf Schlag folgt^ ist von guter Wirkung. W. bezweifelt aber, ob

*) Wir werden unteu sehen, daß Wilmanns sich für die zweite Möglichkeit entscheidet Ist es die Schuld W.s, der sieb nicht ganz zweifellos ausgedrückt hat. wenn Schönbacb a. a. O. 377 vielmehr meint, er habe die erste gewählt? Oder hat Seh. die weitere Beantwortung der Frage übersehen und nur aas dem tlnscbendsB Wortlaute dieser Stelle geschlossen? S. u.

**) Hier verhält sich die Suche doch anders. Von den namhaften burgua- discben Helden leben noch Ganther, Hagen, Giselher, Dankwart und Volker (ausser ihnen tritt Überhanpt nar Gemot hervor). Dankwart fällt in der nach W. freilich inter- polierten Str. 2228, Volker 2224, Giselher 2231. Der Dichter konnte nicht jedem namhaften Amelungen einen eben solchen Burgunden zum Gegner geben.

***) Ich halte es doch Hir berechnete Absiebt des Dichters zur Erhöhung voa Dietrichs Ruhm, daÜ er ihn allein trotz Hildebrands Anwesenheit beide be- zwingen läßt.

f) Daß dieses Zurückereifen in der Dichtung, so wie sie ist^ wohl begrün- det ist, habe ich gleich za Annmg der Untersuchung nachgewiesen.

LITTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNOEN. 331

das letztere beabsichtigt sei. Der Dichter könnte auch müde geworden sein. Dafür, findet W. eine Begründung darin, daß die Reime auf Hcigen« von 2248 an*) vorkommen, während sie vorher fehlen. Es ist übrigens zu bedenken, daß diese Reime, wie sie in den 73 Strophen 2172 2244 fehlen, so auch in den 21 von 2249 2269 und in den 33 von 2284—2316 nicht zu finden sind; man wird also besser thun, hier blossen Zufall anzunehmen.

In der Auffassung der Personen findet W. einen Unterschied zwischen unserem und den früheren Abschnitten. Er stellt Ortliebs Tod und die Er- mordung Kriemhilds, die Stelle 1726 ff. und Rriemhilds Gold- und Blutgier am Schlüsse des Gedichts einander gegenüber, um zu beweisen, wie viel roher dieser letzte Abschnitt gehalten sei. Statt aber „diese wildere, rohere Auf- fassung der Quelle des Dietrichsdichters zuzuschreiben**, werden wir besser eine beabsichtigte Steigerung darin erkennen; abgesehen noch davon, daß Kriemhild schon 1677 ff. Hagen nach dem Horte gefragt hat.

Zum Schluß des Abschnitts fragt W«, ob derselbe nicht das Werk eines der bisher gefundenen Dichter sein könnte. Mit dem Iringsdichter findet er manche Ähnlichkeiten. Die Art der Kampfschilderung lasse ich unberührt, sie liegt beidemale im Gegenstand. Ferner findet sich der Ausdruck an laufen^ der in unserem Abschnittt einmal (2213) vorkommt, viermal bei dem Irings- dichter (1978. 1980. 1982. 2008); ebenso das Funkensprühen (2212. 2215). Über das letztere s. o. ; der einmalige Ausdruck an Umfen hat aber doch nichts Besonderes an sich. Auffallender scheint, daß ihn der Iringsdichter viermal ver- wendet, und das könnte die Annahme von der Benutzung eines besonderen Iringsliedes zu verstärken scheinen , zumal da das Verhältnis im ganzen N. L. ähnlich ist wie bei dem Funkensprühen ; der Ausdruck findet sich ausser der Iringsaristie nur fünfmal: 212. 466. 926.1551.2213; aber man muß hier vorsich- tiger sein, denn das unstäte Hin- und Herrennen Irings hat 1978 und 1980 den Ausdruck veranlaßt. Daß ausserdem 1976 mit 2172 und 2296 Ähnlichkeit hat, ist doch zu unbedeutend. Wenn der Irings- und Dietrichsdichter iden- tisch wären, meint W., so müste unser Abschnitt zuerst verfaßt sein und dem Dankwartsdichter der jüngere über Iring noch nicht vorgelegen haben ; was sich natürlich nur auf die Athetese von 1815 f. gründet. Wahrscheinlicher, meint aber W. , sei es , daß der Iringsdichter unsem Abschnitt nachgeahmt habe ; denn seine Auffassung sei eine rein äusserliche; was wieder in der beide- maligen Situation begründet ist

Eher könnte nach W. der Dankwartsdichter unsem Abschnitt ver- faßt haben, jedenfalls aber dann vor seiner Dankwartsdichtung ; was sich auf Dankwarts Ausmerzung aus den zwei letzten Aventiuren stützt. Momente für diese Identität findet jedoch W. keine. Interessant aber ist es zu sehen, wie hier auf einmal die grossen Unterschiede, die ehemals zwischen dem Dank- warts- und Iringsdichter da waren, verschwunden sind. Die Dietrichsdichtung kann nach W. sein: 1. von dem Iringsdichter, 2. von einem, den der Irings-

*) Vielmehr schon von 2246 an. Wilmanns* Zusammenstellung ist ungenau; es steht (nach A)

Hagene : gademe 2248. (2270.) 2280. Hagene : degene 2246. (2270.) 2276. 2283. Hagme : tragene 2279. Hagene : sagene 2278.

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dichter nachahmte; 3. von dem Dankwartsdiehter ; warum können alao nichk 4. alle diese Dichter einer und derselbe sein? Wosn nor noch fehlen w&dc^ daß er auch Verfasser der RSdigersdichtnog wäre.

Noch zwei Abschnitte sind übrig; die das bis jetzt (Gewonnene und rervollständigen sollen.

Verwickelt ist die Untersnehnng fiber die Ankunft der BvrguildM im Heunenlande, Str. 1651—1695. Die Bewillkommnong und Warmmg iter Bnrgunden durch Dietrich bildet die Vorbereitung zu seinem enteeheidendei Eingreifen am Schlüsse. Es könnten also beide Abschnitte rom gleiten Dichtar sein. Nothwendig ist das nicht; denn, was wir in dieser Allgememheit den Kritiker wohl glauben dürfen, ,es ist sehr wohl denkbar, daß ein Besibeitar eine Dichtung durch neuen Stoff bereicherte, ohne alle Consequenien ma siehsB und die Dichtung so umzugestalten, daß sie alle nötigen Voraussetzungen für die Erweiterung bietet" *). So hat Dietrichs Wegbleiben vom Kampf eeiafla Grund darin, daß er den Bnrgunden Frieden entboten hat, 2175. 2249. Aber die überlieferte Dichtung erzählt daron nichts, auch nicht 1929; Tielmehr iMt der Dankwartsdiehter selbst in der Voraussetzung, daß zwischen Dielrieh xad den Bnrgunden Friede geschlossen war. Ich habe oben gesagt, daß das 1929 und 1931 Gesagte genüge als Voraussetzung für das Spätere. IGer ich mich gegen die sehr scheinbare Vermuthung wenden, daß in der 1924 ff. ein schon geschlossener Friede Torausgesetzt sei. Man könnte 1998,1 buote unde ntone dafür anfuhren; allein diese kann auch versprochen werden, wenn kein Friede besonders geschlossen war. Wenn dies der Fall wftre, so müste wolil Günther davon reden, ob denn Jemand von den Seinigen den Frieden gebrochen habe; er könnte nicht auf die verneinende Antwort hin 1981 ,ir- louben''f daß die Ameluogen gehen, da das vielmehr seine Pflicht wäre; and auch Wolfhart würde kaum so reden, wie er 1930 redet, wenn aosdrnek- lieh schon Friede gemacht wäre. Vielmehr bleibt nichts übrig, als die obige Annahme,, daß 1929 und 1931 wirklich den Abschluß des Friedens bezeiehnei. Rüdiger und Dietrich stehen in dieser Scenc den Bnrgunden beide in g^leidier Weise gegenüber; dem erstem aber wird 1934 der Friede ausdrücklieh ge- währt; also findet dasselbe auf Dietrich Anwendung.

Entschieden kann die Frage, um die es sich handelt, ob die frühere Be- gegnung Dietrichs von dem Verfasser der zwei letzten Aventiuren ist, nur werden durch genr.uc Untersuchung des ersteren Abschnitts, welche W. nunmehr unternimmt.

Mit 1675, wo Lachmanns siebzehntes Lied beginnt, fängt jedenfalls ein neuer Abschnitt in der Erzählung an, 1675 1687^ welcher zunächst unter- sucht wird. Hier werden gleich 1678 1681 ausgeworfen. 1682 fahrt „sn- sammenhangslos^ fort und paßt nur auf Kriemhilds Frage 1677: sa^et toat tr mir bringet; der Intcrpolator wollte statt der Andeutung des Nibelungenhortes

*) Als ein Beispiel dafür bringt W. bei, daß Hagen durch dns Schwert frieds, das er auf dem Zuge mit sich führt, das Leben verliert, ohne daß irgendwo ge- sagt wäre, daß er sich dasselbe angeeignet habe. Der Fall ist doch sehr leicht; Hagen ist ja überhaupt zum Kauber an Kriemhild geworden; daß das Schwert sieh wohl nicht im Horte befand, hat der l>icbter nicht überlegt.

LITTERATUB: ZUR KRITIK D£R NIBELUNGEN. 333

denselben deutlich genannt haben. Das einzige an dieser Anfstellang, was Widerlegung verdient, ist die n^QS&iDinenhangslosigkeit" swischen 1681 und 1682. Der Darlegung des Inhalts nach hat W. nicht, wie Lachmann, 1681 vorneweg ausgeschieden. Lachmanns Athetese war auf den Binnenreim und die y^Müssigkeit^ und ^Unbestimmtheit^ der Strophe gegründet. Heinrich Fischer hat S. 135 sehr schlagend entgegnet, daß 1682 nach der La. von A ohne 1681 gana unmöglich seL Wilmanns bat insofern richtiger gehandelt, indem er statt der einen die vier Strophen auswarf, als sich wirklich 1682 an 1677 gut anschliessen würde. Aber irgend ein Omnd ist zu dieser Athetese^ ausser wenn man den unschuldigen Cäsurreim in 1681 dafür gelten lassen wollte, nicht vorhanden; denn ich bringe iu den tiuvel sehließt sich ganz wohl an tr habet ndrs noch vU whdc her se lamdt braht an. Andererseits w&re das Gespräch ohne die vier Strophen nicht besser, sondern nur abrupter und minder eindringlich.

Die Str. 1682 1687 werden unbeanstandet gelassen, und es ist nunmehr die Frage aufzuwerfen, ob die Scene 1675 1687 von dem Verfuser der zwei letzten Aventinren gedichtet sei. Dafür würde die gleiche Behandlung von Kriemhilds Charakter und von Dietrichs Verhältnis zu den Burgnnden sprechen. Da diese beiden Punkte aber in der Sage begründet sind, so beweisen sie nichts. Dagegen aber spricht nach W. aufs bestimmteste die Str. 1686. In der den zwei letzten Aventiuren zu Grunde liegenden Sage hat Dietrich Kriem- hild als seine Königin geachtet, denn auf ihr Geheiß geht er in den Kampf*), und demgemäß begegnet er ihr (2290— 2292. 2301) mit Ehrerbietung; ebenso geschieht es beim Dankwartsdichter (1838 f. 1920 ff.); in unserer Scene aber „wetteifert Dietrich an wegwerfendem Trotz mit Hagen^. Dadurch werde wahrscheinlich, daß auch der Dankwartsdichter unsere Scene noch nicht gekannt habe. Auch die mit 1675 ff. parallelen Abschnitte der Dankwartsdichtong, 1696 fi. = 1675—1682 und 1799 ff. = 1683 f., gewinnen, fährt W. fort, ihre Bedeutung erst, wenn man von unserem Abschnitt absieht. Denn es ist unnatürlich, daß Kriemhild, nachdem sie auf dem Hof mit Hagen zusammen- gerathen ist, wieder aus ihrem Zimmer hinuntersteigt, um nochmals auf dem Hofe mit ihm anzubinden; ebenso, daß die Burgunden, die am ersten Tag ihre Waffen nicht ablegen, am zweiten erst durch Hagen veranlaßt werden müssen, sich zu rüsten. Wenn also der Dankwartsdichter unsere Stelle nicht gekannt hat, so kann sie auch nicht des Dietrichsdichters Werk sein.

In dieser Beweisführung läuft Wahres und Falsches unter einander. Wahr ist, was ich schon oben zugegeben habe, daß das Motiv der feindseligen Be- gegnung zwischen Kriemhild und Hagen sich wiederholt. Ich habe aber eben- falls bemerkt, daß die drei Scenen 1675 ff., 1696 ff. und 1775 ff. eine gewiß beabsichtigte Gradation darstellen. Schlimmer für W.s Schluß aus dieser Wiederholung ist es, daß 1775 ff. sich schon in der Rüdigersdichtnng befunden haben sollen; wie kam da der Dankwartsdichter dazu, seine Scene 1696 ff. hinzuzufügen? Und doch soll er es gethan haben! Die sachliche Incongruenz zwischen 1675 ff. und 1696 ff. beschränkt sich darauf, daß Kriemhild sich in ihre Zimmer zurückzieht; und das ist eigentlich auch nichts Unebenes. Was

*) Über dieses für W.s Beweisführung ziemlich wesentliche Moment gehe ich, dn es längst erledigt ist, hier ganz hinweg.

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soll sie nach Str. 1686 thun? Sie geht, 1687, und nan wird sie neh woU nicht aaf dem Hofe bei ootergeordDeteren Gästen hemmtreiben , WMideni m geht gans natürlich in ihre Kemenate. Darin aber liegt nichts Widersprechendes, daß sie nachher mit den Hennen doch wieder herunter kommt. Denn Hagci und Volker sind 1698 Über den hof vil verre fllr einen paku wU gegangen; uid auf diese Absonderung von den übrigen Burgnnden baut Kriemhild ihren eralei Bacheplan. W.s Darstellung verdreht den Sachbestand. Minder eben ist, daß die Bnrgonden am ersten Tage schon gewaffoet bleiben und dennod Hagen sie am zweiten dasn auffordern muß; noch auffallender ist, dmß Etiel sie am zweiten Tage fragt, warum sie in Rüstung seien, wenn sie doeh aa ersten Tag schon gerüstet waren ; sollten sie bei dem Abendessen 1 746 £ nieht ebenso gut in Festkleidern sein? Und hätte also Etzel nicht schon hier Anfaii zu seiner Frage? Doch das ist eine Schwierigkeit, welche sich doreh das Be- streben eines Dichters, parallele Berichte (oder auch fremde Berichte mit ei| Erfindung) zu verbinden, ebenso natürlich erklärt wie durch Gent Konnte denn ein Contaminator nicht auf solche Widersprüche stossen? da dock ein solcher in derartigen Ausserlichkeiten (falls er anders gut eontaminierte^ was im N. L. jedenfalls der Fall sein dürfte) wohl peinlicher sein mochte ah der frei sich seiner Erfindungsgabe überlassende Dichter. Die Versehieden- heiten in Dietrichs Auftreten liegen nur auf der Oberfläche. Sein ritierlichei Benehmen ruht wesentlich darin, daß er in den Händeln zwischen Kriemhüd und Hagen immer zurücktritt, weil ihn die Sache nichts angeht, nnd, narhdcn er Günther und Hagen an Kriemhild ausgeliefert hat, sich zurücksieht. Seine Worte sind mehr als einmal scharf genug. Daß er 2290 ff. sich ehrerbietig gegen Kriemhild zeigt, entspricht ganz seiner Rolle, ob man nun darin die Absicht finden mag, die Königin milde zu stimmen, oder vielleicht richtiger eine edle Reservation, die es verschmäht, das Benehmen des argen Weihet sa rügen. Wilmanns hat aber vergessen, daß er 2311 in Dietrichs Mond legen wollte, und daß diese Strophe doch nicht eben höflich wäre; vor Allem aber, daß auch der Dankwartsdichter Dietrich 1839, 1 die Worte in den Mnnd legt diu bete iuch Ititael eret. Str. 1686 aber hat Dietrich zu seinem im smo, si- ^ofidtiiiie! besonderen Anlaß durch die Worte Kriemhilds: und wease teil «er daz tcete^ ich riete im immer ätnen tot. Es sind also zwischen unserer 8eene und der übrigen Dichtung durchaus keine wesentlichen Unterschiede wahr> zunehmen.

Wilmanns fragt weiter, ob die Scene wohl aus einer selbständigen Dich- tung aufgenommen sei. Rüdiger, den man als Vermittler hier erwarten könnte, fehlt. Eine einheitliche Dichtung würde ihn hier nicht vergessen haben; wohl aber kann ein Interpolator, der eben nur diese Scene und Dietrichs Auftreten einschieben wollte, ihn darüber vergessen haben. „FfSir die Annahme, daß neben der Rüdigersdichtung eine Dietrichsdichtung in derselben Strophenfonn ezistiii habe, fehlt auch hier ausreichender Orund^. Nun hat W. bei den zwei lösten Aventiuren durchaus nichts Positives gegen diese Annahme beigebraeht; nach seiner vorhin verfolgten Ausfuhrung müste aber die etwa in 1676 1687 zu Grund liegende Dietrichsdichtung eine ganz andere sein als die vielleicht die Grundlage von 2172 2316 bildende. Somit ist eigentlich die Frage, ob 2172 2316 aus einer vorhandenen Gesammtdarstellung entnommen oder Ton einem Späteren ex suo der Rüdigersdichtung angeflickt sind, noch gans and gar

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 335

unentschieden und bleibt es aaeh hinfort. Für mich kommt hinsiehtlich der Abwesenheit Rüdigers nar in Betracht, ob dieselbe in dem überlieferten Zu- sammenhang begründet oder doch erklärbar ist; und das ist sie. Rüdiger fällt bei Hof nicht auf; er ist Etzels Dienstmann und wird sich gleich bei seiner Ankunft in Etzeluburg nicht zu den Gästen gestellt haben, sondern mit den Seinigen in seine gewöhnliche Herberge gegangen sein. Nachher, als der feierliche Empfang stattfindet, tritt er mit Beoht wieder auf, und zwar als Ab- geordneter von Etzels Seite, wie Dietrich, Imfrit, Hawart, Iring und Wolfhart (1742). Welche Rolle in unserer Scene muthet ihm auch W. hier zu? Eine sehr jämmerliche; zwischen Rriemhild und Hagen ist keine Versöhnung mög- lich, und seine Vermittlerrolle müste sehr kläglich ausfallen. Etwas ganz an- deres ist es, wenn am Schluß der siegreiche Dietrich Kriemhilds Gnade erbittet; er hat als Sieger das Recht, als der milde, ritterliche Held die Pflicht dazu.

Wir kommen zu der Untersuchung von Str. 1688 1695. Die Strophen sind bemerklich durch ihre Erwähnung der Walthersage. Diese ist auch be- rührt in 2281 ; und da der Dietrichsdichter, wie hier zwischen 1688 und 1689 der Fall ist, den Constmctionsübergang in Str. 2221 f. duldet, so könnte man versucht sein, ihm auch die vorliegende Episode zuzuschreiben. Aber die Unter- schiede, meint W., sind dazu doch zu groß. 2281 ist kurz, bestimmt und bei passender Gelegenheit angebracht; unsere Stelle breit und leer, aus echter Sage und neuer Zuthat gemischt und ungeschickt angebracht; denn statt daß Etzel sich in seinem Zimmer Hagen zeigen läßt, hätte die Episode ebenso leicht bei viel passenderer Gelegenheit, etwa beim Mahle, angebracht werden können; die überlieferte Scene erweckt das Gefühl, ^daß Dietrich nur deshalb Hagen die Hand reicht, damit der König fragen kann, wer da neben Dietrich stehe^. Aus der Ungeschicklichkeit, mit der hier die Notizen über Hagens Vergan- genheit angebracht sind, läßt sich allein noch kein kritischer Schluß »eben. Während die Burgunden auf dem Hofe stehen und sich, wie Zamcke in seiner Receusion Sp. 1666 richtig bemerkt, erst zum festlichen Zuge ordnen müssen, hat der Dichter mehrere Zwischenfälle sich ereignen lassen, die er wohl nicht besser als an diesem Ruhepunkte anbringen konnte. Das Verlangen, daß die Sache an passenderem Orte, mit mehr Illusion, angebracht sein sollte, ist doch nur hervorgegangen aus der Kenntnis geschickt gemachter modemer Lustspiele oder Erzählungen, in denen derartige Notizen aus der Vergangenheit der han- delnden Personen auf derartige Weise untergebracht werden. Der alte Dichter ist hierin naiver. Ganz ähnlich berichtet ja Hagen über Siegfrieds frühere Thaten, während derselbe zu Worms auf dem Hofe steht, Str. 87 102; Laeh- mann hat allerdings nur die erste und die letzte dieser Strophen stehen lassen (s. jedoch Heiorich Fischer S. 32 f.), aber das Motiv bleibt damit doch dasselbe wie hier. Richtig ist es gewiß, daß 1688 f. nur dem Zweck dienen, Etzeln aufmerksam zu machen; aber damit ist kein neues Moment gegen unsere Epi- sode gegeben. Auch daß die Walthersage geschickter und vielleicht richtiger in Str. 2281 verwendet ist, bildet nur einen Unterschied der Darstellung, wie er in dem Werke eines Dichters oft genug vorkommt.

Lachmann hatte gefunden, daß 1689 nicht ursprünglich auf 1688 gefolgt sei. Aber aus der Str. 1688 allein kann Dietrichs Rede nicht bestanden haben. Vielmehr muß, meint W., 1688 den Anfang einer Warnung Hagens durch

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Dietrich gebildet haben. Was aber arsprünglieb auf 1688 folgte, iat worden, da Dietrich schon 1662 1669 die Barganden gewarnt hat. Du beruht aaf einer Verkennung des Inhalts von 1688 f. Dietrich hat die Bv- ganden gewarnt; es ist der Auftritt mit Kriemhild gefolgt; was ist natilflickcr, als daß, nachdem diese gegangen ist, Dietrich sa Hagen sagt: i^ich bedanc, daß du gekommen bist, wenn Kriemhild solche Worte hat fallen lasaen^. Beüe reden gewiß noch weiter mit einander, und das kann auch aas 1689, 3 ge- schlossen werden; aber Dietrich noch einmal ausführlich seine Befürcbtongci aussprechen zu lassen vermied der Dichter, eben weil er schon eine Wamosg der Burgunden durch Dietrich erzählt hatte*).

Strophe 1688 und was ursprünglich darauf gefolgt sei, hält W. for eiMs Theil der Dankwartsdichtung , weil 1696, welche su dieser gehört, auf 1688 Bezug nimmt. Ich kann diesen Schluß schon an sich nicht geltoa lassen. Nsck W.s Ansicht ist doch der Dankwartsdichter Interpolator einer älteren Dichtnag; warum sollte nicht ebenso gut seine Interpolation Oberhaupt erst mit 1696 begonnen haben? Er hätte dann, wie ein Interpolator wohl immer thim wiid, falls er überhaupt denkt, an die ihm überlieferte Scene 1688 jSl angeknfipfl. Der weitere Grund, womit Wilmanns seine Ansicht begründet, ist nieht ge- nügend, obwohl er scheinbar dünken kann. Er findet nämlich, daß ^m mm im Darstellung des Dankwartsdichters rortreflnich passe, wenn Hagen allein gewaiii worden sei; denn die Burgunden ziehen erst auf seine Auffordenmi^ die Rü- stungen an (1790 ff.). Die Interpolation von 1791 wird dadurch erkISrt; im Verfasser dieser Strophe wollte durch die erste Zeile derselben die Dmrstdlatg der Dankwartsdichtung mit der Erzählung in Einklang bringen, nach welelwr auch die andern Burgunden gewarnt worden waren ^. Daß der oben gegcs 1791 vorgebrachte Beweis gänzlich unstichhaltig war, ja daß wir positiven Qnai haben, die Strophe für ursprünglich zu halten, glaube ich erwiesen an habea. Es könnte sich also nur um die erste Zeile handeln. Und hier fragt sieh: iit die Erzählung, wonach Hagen die Burgunden auffordern muß, sich an waffiMi, mit einer früher erfolgten Warnung an alle Burgunden nicht rielleieht doek vereinbar? Und das ist sie, wenn man den Intentionen des Dichters, der ste- henden Rolle, welche Hagen bei ihm spielt, nachgeht. Es kümmert den Di^ ter keineswegs, ob nicht die andern Burgunden von sich selbst hätten so Uig sein können, sich zu waflben; Hagen steht ihm einmal dnrchaos im Vorde^ grund als der, welcher antreibt, den Impuls zu Allem gibt; also auch hier. Ick weiß nicht, ob W. diese Erklärung mit seinem Begriffe von einem epis^es Dichter vereinigen kann; mir scheint sie dem Verfahren eines Dichters übe^ hanpt und speciell des unseren vollständig angemessen.

*) Sehr wnnderlicb ist es^ daß W. sagt: ^ans den Worten, mit denen Dietridi seine Hede beginnt, sieht man. daß er seine Besorgnis über das Verhalten der ITiimi hild aussprechen will**; denn dieses Verhalten ist doch eben das 1676 ff. berichtete. auf welches sich 1689, 1 deutlich genug besieht; in der Athetese von 1689 stimmt aber W. mit Lachmaon überein. Daß femer Dietrich mit Hagen allein redet, bedeutet nicht, daß er ihn allein warnen will, sondern ist, wie ich ausgeführt habe, aus dsr vorang^angenen Scene sehr einfach zu erklären.

**) Auch 1738 wird dadurch nach W. aufs Neue verdächtig. Daß die früheres Gründe gegen diese Strophe null waren, haben wir gesehen. Dieser neue aber filh mit dem, was Ober das Verhältnis zwischen 1790 ff. und 1688 ff. gleich zu sagen ist von selbst hinweg.

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Wenn nun die Scene 1688 (nebst den darauf ursprünglich folgenden^ jetzt ausgeworfenen Strophen) und die unmittelbar darauf folgende 1696 ff. dem Dankwartsdichter angehören, so haben wir ausser diesen noch die Warnung aller Burguudeu , 1656 1669, und die erste Begegnung zwischen Kriemhild und Hagen. Wilmanns nimmt an^ daß die beiden Warnungen nicht durch Interpo- lation, sondern wiederum durch Contamination verbunden worden seien. Ein Inter- polator^ meint er, würde nicht, um die Warnung aller Burgunden anzubringen^ die Warnung Hagens ganz ausgeschieden und eine neue Scene gedichtet haben; sondern er hätte sich damit begnügt, an die Warnung Hagens etliche Strophen anzuhängen. Diese Beweisführung wird gegenstandslos^ sowie man meiner obigen Ausführung beipflichtet, nach welcher die erste Scene mit Kriemhild und das Gespräch zwischen Dietrich und Hagen ganz correct aufeinander folgen. Denn nunmehr hat das letztere nicht den Zweck; Hagen zu warnen, sondern, zunächst wenigstens, bloß den, ihm Dietrichs Bedauern über Elriemhilds Be- nehmen ausdrücken zu lassen. Eine besondere Warnung, gleichviel ob an Hagen oder an Alle gerichtet, hat also daneben ganz wohl Platz. Was aber W. aus seiner Annahme einer Contamination weiter folgert, ist noch weit boden- loser. «Die Scene, wo Kriemhild die Ankommenden insgemein begrüßt (1675 1687) und Dietrichs Warnung vor allen Burgunden geschieht, werden der Iringsdichtung angehört haben." Giebt es denn hier nur die Wahl zwischen den vier bis jetzt entdeckten Dichtem? Wir haben den Iringsdichter bis jetzt nur in der Schilderung von Irings Kampf gefunden, und was würde hindern, ihm zunächst nur diese zuzuweisen? Ich verlange hier einen positiven Grund, warum er die beiden in Frage stehenden Scenen gedichtet haben soll, gleiche Motive , gleiche Eigenthümlichkeiten in der Form , wie im „Iringsliede^ ; und ich gebe mich mit dem nichtssagenden Moment, daß die Scenen weder von dem Rüdigers-, noch von dem Dietrichs-, noch von dem Dankwartsdichter sein können auch wenn das erwiesen wäre, was es nicht ist in keiner Weise zufrieden. Ganz unverständlich ist mir aber, was W. in einer Anmerkung bei- fugt: „Damit soll nicht behauptet sein, daß Str. 1675 1687 denselben Ver- fasser haben, wie die Aventiure, die Irincs Ritterlichkeit verherrlicht." Ich quäle mich vergebens ab, su entdecken^ wie das zugehen soll, daß etwas zu der Iringsdichtung gehöre, deren einziger bisher entdeckter Bestandtheil die Aristie Irings ist, und doch nicht von dem Verfasser dieser Aristie herrühre.

In der Erzählung der ersten Begegnung zwischen Dietrich und den Bur- gunden, Str. 1656 1669, findet W. mehrere Anstösse. Vor allem fällt auf, daß Dietrich seine Warnung zuerst an Alle richtet und dann mit den Königen sunder sprächen geht, ohne hier weiter sagen zu können; femer, daß Volker, der doch bei dieser letzten Unterredung nicht gewesen sein kann, 1669 sich darein mischt. Das erstere haben schon die Bearbeiter von B und C als miß- lich empfunden und, um den Anstoß zu mildem, statt w<iz sol ich tu sagen gesetzt waz sol ich iu mere sagen, Zunächst rede ich von der letztdtierten Instanz. Nach Bartschs Variantenverzeichnis hat A das Wort mire auch, und R. V. Muth hat in seiner mehrerwähnten Collation von A nichts dagegen vor- gebracht. Es wird also sehr gerathen sein, die Hss. hier aus dem Spiel zu lassen. Übrigens alteriert das Wort mire den Sinn nicht weiter; auch ohne dasselbe muß vorausgesetzt werden, daß Dietrich wegen irgend einer Angabe, die er zuvor gemacht hat, des näheren gefragt worden ist. Aber auch sacb-

eSKMANU. Neae Beihe. XII. (XXIV. Jahig.) 23^

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lieh kann ich durchaos keine Unebenheit entdecken. Ein weder in der änsserh'chen Erzählung noch in den dichterischen und logischen Motiven vorhanden. Und ob die Erzählung eben besonders und vollendet ist, darauf werden wir doch so grossen Nachdrack nieht wollen. Einen anderweitigen Tadel hat aber W. nicht finden können, die Einmischung Volkers, welche auch sehr unverfänglich ist, da wir uns Difll- richen mit den Königen durchaus nicht weit entfernt zu denken brauchen wmk da dieses etwas naseweise Dreinreden in etwas, das ihn gar nichts angeht, gav in Volkers Art ist (cf. 1740 f.). Wenn wir bedenken, daß Dietrich wirkfid nicht mehr weiß, als daß Kriemhild beständig klage denn erst 1685 ttCt sie ihre Absicht deutlich merken so werden wir in unserer Ersablo^ welche ihn zuerst die Thatsache berichten und dann sagen läßt, daß er mM mehr wisse, höchstens eine kleine Ungeschicklichkeit des Ers&hleis finden, mit lässige Breite, die ihm auch sonst nicht fremd ist. Wäre die ErsShlimg die, id Dietrich 1662. 1664 redete und auf Günthers verwunderte Frage (1665) sofort ol- gegnete toaz sol ich tu mire sagen u. s. f. , so würde auch W. wahraehenlifk nichts auszusetzen finden. Störend ist nur das umständliche: ich kan «a wd geraten f hütet iu diu mcere hoM wt tiigene u. s. f. und das feierliche d6 iunder sprächen die dri kifnege fichj weil man bei der Resnltatlosi^keit Sondersprache an das parturiunt montes zu denken nicht umhin kaim; solche Umständlichkeit, solche Feierlichkeit in der Behandlung sehr Dinge zeigt der Dichter öfters; vgl. 1949. 2053.

Wilmanns erklärt die nach seiner Ansicht vorliegende StomiiK des %t sammenhangB wiederum durch Contamination. Der Contaminator habe die nung Hagens, die er in der Dankwartsdichtung vorfand, „aber an ihrer SlA nicht beibehalten durfte", hier mit der Warnung der Könige venehoMbaa Ich brauchte nach dem schon Gesagten gegen diese These weiter nichli sagen, muß aber doch fragen, wie denn nach W.s Meinung der Contaaumlv dazu gekommen sein sollte, aus der Warnung Hagens die^eine Strophe 1688 stehen zu lassen, wenn diese, wie W. meint, in der Uberiieferang so ■»• passend dasteht ? Welchen denkbaren Grund konnte er denn haben, nicht aDti wegzuwerfen, was er zur Aufnahme in seine Contamination nicht braodMi konnte? Und weiter muß ich Verwahrung einlegen gegen das ^aber an ihm Stelle nicht beibehalten durfte". Warum durfte der Contaminator das ni^? Warum konnte er nicht ebenso gut die ihm wfinsehenswerth scheinenden Strophet aus der allgemeinen Warnung in die Hagens herübemehmen ? W. wird sages: das ist seine Sache; aber um eine solche Contamination anzunehmen , sötte man doch unabweisliche Motive haben ^ welche den Contaminator getrieb« haben müsten. Da nun in den Strophen 1656 1669 Altes und Neues mengt sein soll, so macht W. einen kleinen Versuch, die Bestandtheile di Mischung zu trennen: „Str. 1663 kann so, wie sie überliefert ist, ans te Dancwartsdichtung beibehalten sein; Str. 1667 ff. ^ die geheime Besprcchoig der Könige, die in unserem Nibelungenliede unmotivirt und ganz nnfrachtbtr bleibt y kann der Dancwartsdichtung nicht angehört haben; sie wird also tii Teil der andern Bearbeitung, der Iringsdichtung gewesen sein«*' Möglich, wtas man W. bisher beigestimmt hat; aber nothwendig auch dann nidit. Str. 1663 ist ihrem Johalti ja fast dem Wortlaut nach, wie W. selbst früher einmal v wähnt hat, in der Thidrekssagai Oap. ^1^^ «ii^«\\eii\ «& Vsl «Iso ^ar kein bt-

LTTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 339

stimmter Grund vorhanden, sie gerade dem Dankwartsdicbter zuzuschreiben, am wenigsten für W.^ der bisher die Übereinstimmung mit der Thidrekssaga nicht als Eigenthümlichkeit der Dankwarts-, sondern der Rüdigersdichtung zu erweisen gesucht hat. Richtig ist nur die Bemerkung über 1667 £f., falls man W.s vorherigen Annahmen beipflichtet; von dem aut-aut Dankwarts- oder Iringsdich- tung rede ich hier nicht weiter. ,,Aber auch die übrigen Strophen mögen ein- zelne Zeilen aus den altem Vorlagen bergen z. B. 1662, 4. 1664, 4; man kann das nicht wissen.^ Allerdings: ebensowenig aber, warum W. gerade diese zwei Zeilen gewählt hat.

Übrigens weiß W. doch, wo die Arbeit des Contaminators beginnt. Er findet den Anschluß von 1661 an 1660 mangelhaft. Es würde, da 1660 die Amelungen in der Bewegung den Burgunden entgegen geschildert sind, 1661, 1 erwartet werden : do si der künic Cruniher ffin im komen tachj statt, wie es heißt, do si der hirre Dietrich gm im komen aach. Da aber 1658 f. die Burgunden aufgefordert werden, den Amelungen entgegen zu gehen, so sind diese beiden Strophen als die Voraussetzung für 1661, 1 ebenfalls verdächtig. Es werden also, folgert W., 1656. 1657. 1660 zusammengehört und einen Theil der Dankwartsdichtung gebildet haben; „in dieser Bearbeitung muß Dietrich nach der Begrnssung mit den Gästen zu Hofe geritten sein ; die Warnung erfolgte erst nach der Ankunft. ** Die Str. 1658. 1659. J661 f. dagegen sind jünger. Daß in der Dankwartsdichtung die Warnung erst nach der Ankunft bei Hofe erfolgt sei, geht, wenn man W. folgt, theils aus dem vorher Gesagten, theils aus dem gleich Folgenden hervor; da also diese Aufstellung an sich gar nichts Neues enthält, so kann ich sie unberücksichtigt lassen. Anders die Trennung von 1656. 1657. 1660 und 1658. 1659. 1661 f. Schlechter begründet als diese sind nur wenige von W.s Behauptungen. Im Sachlichen der Erzählung liegt jedenfalls nichts Anstössiges ; daß die Burgunden , wie sie die Amelungen auf sich zukommen sehen, ihnen entgegen gehen, ist doch ganz in der Ordnung. Der einzige Ausgangs- und Stützpunkt von W.s Kritik ist ein formaler. 1660, 3. 4 sind mit si die Amelungen bezeichnet, 1661, 1 dagegen die Burgunden. Da aber diese 1660, 4 ausdrücklich genannt waren, so konnte der Dichter füglich voraussetzen, daß die Beziehung des n 1661, 1 von Jedermann ver- standen würde. Daß dieser schnelle Wechsel der Besiehung sehr schön sei, werden wir nicht behaupten wollen; aber wo sonst lediglich nichts Unpassendes zu finden ist, müssen wir eine so geringfügige Härte ruhig mit in Kauf nehmen. Ein Stück der Dankwartsdichtung zwischen der Begrüssung und der War- nung findet W. in 1670 1674, auf welche er mit Lachmann unmittelbar 1688 folgen läßt. Nur scheidet W. zuvor 1671 als jünger aus, wofür er aber keine andere Begründung hat, als die Überflüssigkeit dieser Strophe. Diese wird man zugeben müssen; ebenso, daß 1688 ohne Anstand auf 1674 folgen könnte. Aber nicht um das Können^ sondern um das Müssen handelt es sich. Nachdem wir W.s Auslassungen über die Scene zwischen Hagen und Rriemhild sowie über die nachfolgende geprüft und grundlos befunden haben, fällt auch jeder Grund weg, den Zusammenhang der Erzählung von 1670 1695 zu verdächtigen. Denn die Erzählung schreitet hier ganz vernünftig fort. Die Burgunden kommen zu Hofe; Jedermann möchte gern Hagen sehen (1670). Die Begründung dieser Neugierde, wie sie 1671 gegeben wird^ \fl ^^ \^«l^^^ die man sich denken kann. Hierauf folgt an der mtkÄ^XDi^ATk ^X.^^ ^^ ^^~

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Schreibung Hagens, 1672.' Den Dienstleuten der Burgunden wird ihre Herbeqe angewiesen, nach der sie Dankwart zu fuhren hat (1673 f.). Die Konige wd Ritter werden von Rriemhild begrüßt, 1675, und hiebei kommt der eben ge- schilderte Hagen sofort iu Wortwechsel uit der Königin, 1676 ff. Daß du Folgende wohl zusammenhängt, ist schon auseinandergesetzt; und in der eba gegebenen Erzählung wird niemand einen planvollen Zusammenhang Vor allem läßt sich nicht leugnen, daß die Schilderung Hagens hier Stelle steht, nicht nur, was auch nach W. der Fall wäre, um Hageni tung für die Vergangenheit (1671, 2. 3) und für die Zukunft ins helLite Lick zu rücken in dem Moment, da er durch den Eintritt in Etzels Bur^ sich vaä die Seinigen dem unabwendbaren Verderben preisgibt, sondern mnch um die gleich folgende Scenc mit Kricmhild zu illustrieren. A^Uerdings man sagen, für den erstgenannten Zweck wäre es vortheilhafter, wenn die 1689 ff., wo Etzel nach Hagen fragt und von seiner Vergangenheit redet, m- mittelbar auf 1674 folgte; W. freilich kaim diesen Einwand nicht machen, h er 1689 ff. als interpoliert ansieht. Aber die Beantwortung dieses JBinwsaft zeigt zugleich, daß der Dichter nicht ohne Plan gedichtet hat. Es war not- wendig, zwischen der ersten und der zweiten Begegnung Kriemhilds und Hagw eine Ruhepause zu lassen. Jeder planmässig arbeitende Dichter mnste dai tibn, und der unsere hat es auch später gethan, indem er zwischen die Scess 1696—1739 und 1775—1786 die Begrüssung durch Etzel und das Abesd- essen einschob. Wie dort für einen Augenblick alles friedlich und ^ter Dagt zu sein scheint, damit der nächtliche Überfall um so wirksamer erscheine, m hier, wo nach Kriemhilds Wortwechsel und dem offenen Ausdruck ihrer Ab- sichten (ig 85) Etzel sich an das frühere freundschaftliche Verhältnis zu Hsgn ennnert

Wenn wir also in dem Zusammenhang der Erzählung nach 1670 kciie Unebenheiten gefunden haben, so ist der Zusammenhang vor 1670 noch a untersuchen. Von 1656 1669 ist, was das Verhältnis zwischen den yin«f>»* Strophen betrifit, schon die Rede gewesen. Ich fuge hier bei, daß die Vcr bindung von 1669 und 1670 nichts zu wünschen übrig läßt. Die Buigmdci thun 1670 das, was 1669 Volker ihnen gerathen hat; ja W. hätte nach sonstigen Vorgehen allen Grund, die zwei Strophen für ursprünglich w gehörig zu halten; denn der wörtliche Gleichklang, den er so oft durch Atbe tierung hergestellt hat, ist hier überliefert: 1669, 3 wir nUn ze hove rite; 1670, 1 die käenen Burgonden hin ze hove riten'*). Wie steht es aber den Strophen vor 1656? Lachmann hat 1653 1655 unmittelbar mit l€7il Tcrbunden. W. meint anders. Er läßt auf 1650 gleich 1656 folgen. Bei^ Strophen sollen dem Dankwartsdichter angehören. Auch diese ZusanunoistdliBe würden wir, trotz der vier gleichen Versschlüsse {sant : lant^ lant : Hüdtbfwd).

*) W. hat über den Zusammenhang der Strophen 1669 und 1670 nichti gf> sagt, sondern nur im Grossen und Ganzen, doch ohne sonderliche Begründung, die A^ schnitte 1656—1669 und 1670—1674 getrennt; ich habe aber de^alb doch nicb versäumen wollen, darauf hinzuweisen, daß beide Strophen sich wohl an einander ftgci Die atomistische Kritik, welche hier einen Fetzen von 5 Strophen der Dankwsit^- dort einen andern der Iriugsdichtung zuwirft, ist in diesem Abschnitt mehr als irgcs^

anderswo der elementaren Aufgabe xm^e^Xx^xi ^«wox^vKi-. d\Q überlieferte ErsiUof

Strophe für Strophe nach ihrem Ziusainmeii\i«ji% tM ^tü\«iiv.

UTTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 341

wenn sie überliefert wäre, nicht beanstandco. Aber auch hier müssen wir fragen, was den Kritiker genöthigt habe, die fünf dazwischen liegenden Strophen zu entfernen. W. schließt sich an Lachmann an in der Trennung von 1655 und 1656. Sein Grund dafür ist der Mangel einer Verbindung zwischen den beiden Strophen. Wäre der Dichter beider derselbe oder wäre 1656 interpoliert, so würde es 1656, 2 etwa heissen: do gevriesch ouch diu nuere der alte Hildehrant. Der überlieferte Wortlaut beweist nach W., daß dem Dichter von 1656 die Strophe 1655 noch nicht vorlag, daß also „die Dank- wartsdichtung von der Benachrichtigung Etzels durch Boten nichts wußte". Ich glaube nicht, daß der Dichter irgendwie genöthigt sein konnte ^ zwischen 1655 und 1656 eine Verbindung herzustellen; denn mit der letzteren Strophe wechselt die Scene, was die Überlieferung durch den Beginn einer neuen Aven- tiure anzeigt.

Innerhalb der Str. 1651 1655 wird aber wieder getrennt und geschieden. 1651 und 1652 werden von den drei folgenden Strophen weggerissen. „Str. 1653 bedarf keiner Einleitung" [falls es aber dem Dichter gefallen hätte, eine solche zu geben, was würde sich dagegen sagen lassen?] „und die kurze fast abgerissene Darstellung dieser drei Strophen sticht merklich von der behaglichen Breite der beiden vorhergehenden ab.** Ich weiß nicht, ob Jedermann diese Ver- schiedenheit des »Stils wahrnehmen wird. Ebenso wie 1653 die Angabe, daß die Boten zu Kriemhild gegangen seien, fehlt (das einzige Merkmal besonderer Knappheit in 1653 1655), ganz ebenso fehlt 1652 die Angabe, daß Rüdiger Boten abgeordnet habe. Von der in C ausgeglichenen Discrepanz, daß 1652 von einem, 1653 von mehreren Boten die Rede ist, hat W. hier gar keinen Gebrauch gemacht; weiter unten erwähnt er sie, und es soll dabei von der- selben geredet werden. Da aber 1655 und 1656 nicht zusammengehören, so können 1653 1655 nach W. nicht zu der Dankwartsdicbtung gehören; sie werden also aus der Iringsdichtung sein, zu welcher (1667. 1668. 1675 1687) auch der Stil stimme. Ich rede hier nur vom Stil, da die Begrün- dung des ganzen Schlusses durch meine Ausführungen schon abgethan ist. Das Gemeinsame in dem Stil der angeführten Strophen ist jedenfalls nichts anderes als die „kurze fast abgerissene Darstellung" in Str. 1653 1655, von der wir eben geredet haben. 1653 hat in ihrer Anlage Ähnlichkeit mit 1667 (warum aber 1668 angeführt ist^ kann ich nicht errathen), und auch in dem Dialog 1675 1687 ist öfters die oratio directa ohne Nennung des Redenden gegeben. Aber W. hätte zunächst zu beweisen, daß das gerade nur dem Iringsdicbter eignet oder ihm in ganz besonderem Masse. Diesen Beweis ist er schuldig geblieben. Seinen alten Rüdigersdichter hat er hier ganz vergessen, an dem er dereinst (zu 1746 ff., Seite 49) „den knappen Ausdruck, den einfachen Stil, die kurzen schlagenden Wendungen" hervorgehoben hatte*).

Genauere Betrachtung und schärfere Kritik verdient die weitere Aufstellung W.s, daß auch „die Ähnlichkeit mit einer Stelle der Thidrekssaga, zu der auch Str. 1675 1687 in einzelnen Zügen grosse Verwandtschaft zeigten^, für die Zu- gehörigkeit von 1653 1655 zur Lringsdichtung spreche; W. meint natürlich die

*) Ich werde mich wohl des sehr leicht zu führenden Nachweises überhoben halten dürfen, daß solche Kürze, wie in unsem Strophen, sich m «.^^n T^«\^\k. ^%%> N. L. findet.

342 LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

Stelle Thidrekssaga Cap. 872. Ich hätte kaum nothwendig, dieses MotiT amdrick- lich SU widerlegen; es würde der Hinweis darauf genügen^ daß gerade in de Gegend, in der wir uns befinden, die derDankwartsdichtung sugewiesene Str. 16C3 ihre Parallele in der Thidrekssaga findet (s. o.). Aber es muÜ herworgekobci werden, daß auch in den Prämissen der W.schen Kritik keinerlei BereehtigHf liegt; Thidrekssaga und Iringsdichtung in Zusammenhang za setsen. Wo W. bisher die Thidrekssaga herbeigezogen hat, ist es theils direct nun Beleg 4er alten Rüdigersdichtung geschehen , theils um eine der Dankwartsdichtmig u Grund liegende, von ihr zerstörte ältere Sagengestalt zu erweisen^). Nur m- mal, S. 59 Anm. , hat er zwischen der Abwesenheit Etzels während Imgi Kampf und der Stelle der Thidrekssaga (Cap. 386) eine Parallele gesopif welche von einem Kampf redet ^ in dem BlSdel und Iring, nieht aber Etal zugegen gewesen sei. Diese Parallele wird W. selbst für zu anbedeatend «• klären müssen, um eine engere Beziehung zwischen Thidreksssf^ nnd Lmp' dichtung auf sie zu gründen. In der Erzählung 1675 1687 allerdings kt W. Züge aus der Thidrekssaga wiedergefunden, und diese Ersfthlnng soll de Iringsdichtung angehören. Daß aber diese Zutheilung ohne jede positive Mb- tivieruug geschehen ist , haben wir gesehen , und ich füge nur bei, daß, wot Dietrichs Grobheit gegen Kriemhild (1686) die Autorschaft des Dietridit- w^ Dankwartsdichters ausschloß (wovon übrigens schon die Rede war), wenn Ditf- richs Erwähnung überhaupt die des Rüdigersdichters undenkbar machte , disR beiden Instanzen (was ich objectiv von ihnen halte, brauche ich wobl wiM mehr zu entwickeln) nur auf den Schluß der Scenc Anwendung finden koantv; die Strophen, welche Anklänge an die Thidrekssaga zeigen, enthalten in ad nichts, was ihre Zugehörigkeit zur Rüdigersdichtung undenkbar machte. Aber wir haben vorhin schon gesehen, der Rüdigersdichter ist von W. Tergewei worden: einen Grund, warum er ihn ausgeschlossen sehen will, hat er nirgesdi angegeben.

Da nun 1653 1655 aus der Iringsdichtung stammen, 1656 aber v- sprünglich sich unmittelbar an 1650 angeschlossen hat, so fallen 1651 f. duck das kritische Sieb und werden dem Contaminator zugewiesen. Das „Hereii> ziehen eines unbeteiligten Publicum»*' (1652) „ist ganz nach der Art der jö- geren Bearbeiter^. Was es mit diesen jungem Bearbeitern auf sich hat, habet wir gesehen, und wir wollen doch gewiß dem Dichter die unschaldi^ Freude gönnen, die ihm die kurze Erwähnung gemacht haben wird, wie der Bote dnck Österreich reitet, den Neugierigen überall erwünscht als Bring^r angendine Botschaft. Steht nicht zu der harmlos heitern Str. 1652 Kriemhilds grimmige Freude 1654 in wirksamem Contrast? Die oben erwähnte Differenz, diS 1652 nur ein, 1653 mehrere Boten erwähnt werden, rechtfertigt, wie W. meint, die Ansicht noch nicht, daß 1651 f. aus einem andern Liede stammfli sollten (wie Lachmann gemeint hatte). W. ist hier laxer, als er sonst so seil pflegte. Wer ganz unbedeutende Differenzen so sehr urgiert, wie er seboi öfters gethan hat, durfte diese nicht so leichten Kaufs drein geben. Er moste sich fragen: wie kam ein Interpolator , dem die Erwähnung mehrerer Botm

*) Das erstere s. Seite 44 f., zu 1746 ff.; S. 49, desgl.; 8. 68 f., n dem ab möglich angenonunenen ursprünglichen Ende des Saalbrandes; letzteres 8. S7 f., si 1849; S. 38 Anm., zu 1799 f.

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN 343

vorlag, dazu, nur Ton einem zu reden? Denn wer zwischen zwei Strophen eine oder ein paar neue einschieben will, sieht sich doch wohl nicht bloß die Strophe an, die seinem Machwerk vorausgehen; sondern auch die, welche ihm folgen soll! Ich kann mich aber der sachlichen Erörterung dieser, wie W. richtig sagt, kleinen Incongruenz fQglich entschlagen. Ist es möglich, daß 1652 zu der früher vorhandenen 1653 hinzugefügt wurde, so muß auch möglich sein, daß beide das Werk desselben Dichters sind. Ein Übermaß von Scharfsinn hat aber W. wieder einmal aufgewandt, wenn er in der angenommenen Ver- bindung der Dankwarts- und Iringsdichtung auch das Motiv zur Interpolation von 1702 findet; „deren zweiter Vers [w<m vnr iuch niultehe haben vr6 ge- sehen] eich auf Str. 1655; 1 zu beziehen scheint. ** Konnten denn die Hennen Kriemhild niemals ftroh wenigstens scheinbar sehen, als in dem durch 1653 1655 bezeichneten Moment? Und wenn sie 1655 ihre Freude bemerkt haben, die sich in der deutlichsten Weise auf die Realisierbarkeit ihrer Rache- gedanken bezieht, wie kommen sie dann dazu, 1702 so zu fragen, wie sie thun? da doch die Frage 1702 nichts andei*s bedeuten kann als: „wir meinten, du habest dein altes Leid vergessen*'. Ebenso will W. für das oder in 1700, 4 die Begründung in 1655 finden; als ob nicht Kriemhilds Herz zwischen Freude und Betrübnis wahrscheinlich heftig genug hin und her schwankte! Diese Beziehung kann ich mir Qbrigens gefallen lassen ; denn ich bin ja der Ansicht, (aß 1655 und 1700 von demselben Dichter stammen, der aber wohl nicht an D peinliche Beziehungen zwbchen den verschiedenen Strophen seiner Dichtung gedacht haben wird.

Mit Hilfe der Thidrekssaga hat W. versucht, die Lücke zwischen den b«den Theilen der Iringsdichtung, 1653—1655 und 1675 ff., auszufüllen. Es misse in dieser Lücke vor der Warnung, deren Rest 1667 f. ist, die Begeg- nug der Burgunden mit Dietrich gestanden haben, und dieser könnte leicht, wii in der Thidrekssaga Cap. 371 erzählt wird, von Etzel aufgefordert gewesen seit, die Burgunden zu empfangen. Über die vage Möglichkeit kommt abe W. nicht hinaus; und sie zu erörtern wäre nach den Ergebnissen unserer Kritk sehr überflüssig.

Sehr nöthig dagegen war es, daß W. am Schlüsse dieses Abschnitts die Resu'iate zusammengestellt hat; zu denen er in demselben gelangt ist. Ich thue desglichen. Dem Iringsdichter gehören nach W. an: 1653 1655. 1667 f. 1675-1687 (nach Ausscheidung der interpolierten Strophen); dem Dankwarts- diclit€: 1656—1660. 1670—1674. 1688. 1696 ff: Erquicklich ist die Betradtung dieses Resultats in keiner Weise, ebensowenig als die des Wegs, auf dei CS gewonnen worden ist. Die Kritik hat hier gegen das Ende hin nicht E^hr den grossen Zuschnitt, den sie früher hatte. Es wird nur noch in kleinen Portionen jede Partikel in die schon vorher bereiten Fächer geschoben. Wie erjirungen die Vertheilung zwischen Irings- und Dankwartsdichtung ist, haben t^> gesehen; Henning hat in seiner Recension S. 68 ganz richtig be- merkt, dß alles übrige ausser Irings Aristie „nur faute de mieux" zur Irings- dichtung geschlagen sei, und von den Stücken der Dankwartsdichtung^ die W. hier find^ will, gilt dasselbe. Ich muß die Frage wiederholen, warum der Rüdigersdhter auf einmal verschwunden ist. Daß ihm die Str. 1653—1655 und 1675-1684 etwa zagewiesen werden konnten, haben wir schon gesehen; bei andemStellen wäre es gleicbfaUs nicht anmöglich. Aach dem Dietrichs-

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dichter hätte gewiß einiges zugeschanzt werden können ; warum z. B. nicht die Abschnitte 1656« 1669 (d. h. nach W.s Verfahren irgend welche Theile di- von). 1688 ff.? Wo die Bestandtheile zweier Dichtungen so ineinander verfifal sindy wie die der Dankwarts- und Iringsdichtnng nach W. in diesem Abtduitt sein sollen, daß immer nur Fetzen von 1, 2, 3, 5, höchstens 9 Strophen bd einander geblieben sind : da können gerade so gut ebenso grosse Parük^ tob andern Dichtungen stecken. Denn daß etwa die Motive des ganxen Absdmitti von 1651 1695 weder zu der Rüdigers- noch zu der Dietrichsdichtong pastss würden, davon hnt W. kein Wort gesagt; es würde ihm wohl aaeh s^wer ge- fallen sein, etwas derartiges zu erweisen.

Mit der Betrachtung des letzten Abschnitts will W. „alle wichtigeren Ab- schnitte*' des N. L. von 1606 an untersucht haben. ,, Übergangen sind mehren Stucke, welche zur Verbindung der ursprünglich nicht zusammengeh5rigen Ab- schnitte dienten: Str. 1946—1964. 2016—2022. 2162—2171. Die Kritik dieser Abschnitte, die mehrfach auch Bestandteile verschiedenen Ursprangi erkennen lassen, würde zugleich die kleineren, den Hauptabschnitten eingeigtes Interpolationen in ihr Bereich ziehen und, so viel als möglich, nach ihren ver schiedencn Verfassern sondern müssen. Aber ich will auf diese schwierige lad in vielen Punkten sehr unsichere Untersuchung hier nicht eingehen, da sie fib die Beurteilung der Hauptresultate dieser Abhandlung kaum von Belang dürfte.^ Ich habe mich schon früher gegen diese Vernachlässigung Partien ausgesprochen; wer so ins Kleinste eingeht wie W., dem sollte in allei Fällen auch das Kleinste groß genug sein, um es zu berücksichtigen; abgesehe davon, daß gerade an solchen verbindenden Stücken, wie die drei nicht-onte- suchten sind, im Fall einer Zusammensetzung aus Bestandtheilen verschieden' Ursprungs die Näthc besonders deutlich sichtbar sein müsten.

Nur die Str. 1626—1650, welche den Abschied der Burgunden vi

Bechlaren schildern, hat W. noch zum Schluß untersucht.

Str. 1630 soll sich an 1629 mangelhaft anschliessen, da 1630, 1 scoa nach dem ersten Satz von 1629 stehen sollte. Ich werde nachher davon roen, daß man gerade das Untereinander der beiden Motive , der Abreise und der Beschenkung, wenn man will, charakteristisch und wohlberechnet finden luin. Aber es wird kaum nöthig sein^ dazu die Zuflucht zu nehmen ^ da doc) von einer störenden Verwirrung in der Erzählung nicht die Rede sein kann, iben- falls für hinfällig muß ich W.s andern Grund für die Trennung von 169 und 1630 erklären. „Während nämlich wie es am natürlichsten ist in Stri632. 1633 und auch wohl in Str. 1629 der Wirt als der freiwillig Bietenc» die G^te als die gern Empfangenden erscheinen, werden in Str. 1630 di«6ftste als die Begehrenden, der Wirt als der gern Gewährende dargestellt.^ Einen Widerspruch kann ich aber darin nicht finden; sollte nicht der Scknkende auch manchmal gefragt haben, was sich Jemand wünschte? Ziemlich 1er Str. 1630 entsprechend geht es bei Hagen, 1635 ff.; wir werden freilich scen, daß W. diese Strophen gleichfalls verdächtig findet. Wem meine Erklärtg nicht behagen sollte, dem wird schwerlich etwas im Wege stehen können, >es iemen gerfe nemtn nicht von laut ausgesprochenem Verlangen , sondern m inner- lichem Wunsche zu verstehen; cfaz veradter niemen setzt (als negjver Satz) ebenfalls nicht nothwendig eine ausdrückliche Bitte voraus; obwo7 die eiste

UTTERATUK: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 345

Erklärung sicher vorzuziehen iat. Zwischen 1629 (1630), wo die Geschenke im Allgemeinen erwähnt, und 1632 1645, wo sie einzeln aufgeführt werden, drängt sich 1631 ,,mit ungehörigem Inhalt'' ein. Die Erzählung ist aber doch sehr durchsichtig und anschaulich. Die lebhafte Bewegung, das Durcheinander, man möchte sagen das Reisefieber des Aufbruchs ist vortrefflich dadurch ge* schildert, daß zwischen die Erzählung von den Geschenken hinein die auf dem Hofe vor sich gehende Rüstung zur Reise geschildert ist. W. hat aber noch ein anderes Bedenken gegen den Zusammenhang. Da ir edel ingeainde 1631, 1 nur die Knechte der Bnrgunden sein können , so müsse , meint er , mit tnl vremder recken (Z. 3) das Gefolge Rüdigers gemeint sein. „Aber die Einfuh- rung desselben ist überraschend und undeutlich, da Rüdigers Absicht, die Bur- gunden zu begleiten noch gar nicht angedeutet ist. Erst in Str. 1646 erhält diese Strophe ihre natürliche Fortsetzung.'' Schadet es etwas, wenn schon hier vorübergehend davon die Rede ist, daß Rüdigers Mannen mitgehen wollten ? Wenn das aber den Kritiker geniert, so kann er auch, wenn er will, unter den vremden recken die burgundischen Ritter verstehen; denn 1630. 1681. 1632 sind gleichzeitig gedacht, und wir können uns leicht die, welche schon beschenkt sind , abziehend denken ; das Gefolge wird doch ohnehin das Haus vor den Königen verlassen. Jedenfalls sind die Anstösse in der Erzählung hier so versteckt, daß man sie recht mit der Laterne suchen muß. Auch daran, daß Giselher allein leer ausgeht, nimmt W. Anstoß; 1632 weise darauf hin, daß er durch Rüdigers Tochter abgefunden sei; „seltsam genug**. Es ist nun zwar gar nicht noth wendig anzunehmen, daß 1632, 4 diesen Zweck hat; diese Zeile kann ebenso gut die dritte Zeile derselben Strophe erklären sollen : wer Giselhers Schwäher sein will, muß schon ein reicher Mann sein. Aber ich habe Grund, W.s Auslegung beizustimmen, einen solchen freilich, der gegen W.s kritische Schlüsse spricht. Der Kritiker hätte sich hier ebenso wohl wie ander- wärts an seine Thidrekssaga erinnern können , welche in Cap. 369 und 370 neben den Geschenken , welche die andern Burgunden erhalten , ausdrücklich die Jungfrau als die Giselheren zugedachte Gabe aufzählt*). Somit wird der Gedanke der Zeile 1632, 4, falls er je als ^seltsam '^ erscheinen sollte, jedenfalls als echt und alt anzusehen sein; die etwas fragmentarische Form über, in welcher dieser Gedanke im N. L. ausgedrückt ist, erklärt sich sehr einfach. In der Thidrekssaga wird Giselheren seine Braut angeboten zwischen den Geschenken, welche die andern erhalten; hier erscheint also der Gedanke auch in der natürlichsten Form seiner praktischen Ausführung. Im N. L. da- gegen ist die Verlobung und zwar nicht in Form eines Geschenkes Rüdigers**), sondern, s. Str. 1619 ff. , in Form eines beiderseitigen Ver- trags — schon vor etlichen Tagen vor sich gegangen; das Motiv kann also hier nicht mehr, ohne plump zu sein, des Breiteren ausgeführt werden. Eb ist somit ein altes Motiv durch seine Beibehaltung in einem veränderten Zusammen >

'*') Die ganze Frage wird dadurch nicht alteriert, daß Giselher in der Thidreks- saga ausserdem das Schwert Gram erhält, mit welchem er später seinen Schwäher erschlägt. Ich habe nichts dagegen, das mit Muth (s. o.) als die echtere Sagengestalt anzusehen; aber an dem, was ich hier anführe, ändert es nichts.

**) Eher erscheint K. als der Begnadete, Str. 1614, 6; jedenfalls geht ja hier der Antrag nicht von ihm, sondern von- den Burgunden ans.

346 LITTEBATÜR : ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

hang yerkümmert, wie so oft. Die „Seltsamkeit^ Ton 1632, 4 miiß kb «Im für diese Strophe geltend machen.

Auch an der Verbindung von 1635 und 1686 hat W., wie Anstoß genommen. Lachmanns Grund war aber ein viel besserer als der Nachfolgers*). Jener hatte 1634 wegen des Binnenreims athetiert, gegen 163S aber gesagt: „die echte Lesart [d. h. die von AB gegenüber der siditfith aus pedantischer Ängstlichkeit entstandenen von C] ^er weigerte neh das Ge- schenk anzunehmen ist spitzfindig aus dem folgenden mire nikt in Hngene Bede heraus gedreht, die keiner Einleitung bedarf^. Die Beobachtung Laehmanns iit insofern ganz richtig, als die Worte mSre mht mit der Torhergehenden Stiephs in causalem Zusammenhang stehen. Aber das Gkuiae ist ebouto leidift m er- klären, wenn man 1635 und 1636 demselben Verfasser lutfaeilt; die Spüi- findigkeit ist nicht weit her, und eine Einleitung zu 1636 zu geben, kann dod dem Dichter nicht verwehrt werden. Dagegen behauptet Wilmanns, daA HagM hier „ganz zusammenhangslos als ein Heischender eingeführt werde^. Man wiid sich über diese Behauptung wundem, da Lachmann gerade die gesnehte Ver- bindung mit dem Vorhergehenden gegen 1635 angeführt hat. W. meint es aber so. Die Stelle wäre , denkt er sich , in Ordnung , wenn der TfirWndoniii Gedanke ausgesprochen wäre: „jedoch, sagte Hagen endlich, wenn da mir ek Andenken geben willst, so möchte ich nichts anderes^ u. s. w. Ich begreife nicht, wie man aus dem Fehlen dieser Wendung dem Dichter einen Vorwarf machen kann. 1636 enthält doch unter keinen Umständen Hagens ganae Bede; der Dichter hat nur ihre Schlußworte gegeben; die Ablehnung des AnerlneC^ ist schon in 1635, 4 ausgedrückt; und wäre es denn unmüglich an ^nein, ich danke für deine Gaben; von allem, was ich je gesehen habe, wäre mir jener Schild am liebsten?*^ W. zieht also aus der schlechten VerliiB- dung von 1635 und 1636 den Schluß: 1636 stand ursprünglich in anderen Zusammenhang, und 1635 (über 1634 werden wir unten das Nähere hSrca) ist gedichtet, um 1636 in den jetzigen Znsammenhang zu bringen. Mit der Athetierung von 1634 f. glaubt aber W. nicht auszukommen; vielmehr ist iha 1636 1645 von einem ganz andern Verfasser als das Vorhergehende. Sebea wir, auf welchem Weg er dazu gdangt. Hagen wird von Gotelind beschenkt, 1636—1639; ebenso Volker, 1643—1645. Die dazwischen liegenden Strophen sind nicht ursprünglich. Über 1640, die Beschreibung des Schildes, weiß W. nichts zu sagen , als daß er ^nicht glaube'', daß sie von dem Verfasser von 1636 1639 sei; er erinnert an 1722, zu deren Athetierung er aber ebenfalls gar keinen Grund beigebracht hat. Scheinbarer ist die Athetese von 1641. Die Erwähnung Dank warte findet W. unpassend zwischen die zusammenge- hörenden Hagen und Volker eingeschoben, welche auch beide von Gotelbid beschenkt werden. Noch deutlicher werde die Unechtheit der Erwähnung Dank- warts dadurch y daß er 2130 2144, wo Hagen und Volker mit Rüdiger ver- abreden, nicht gegen ihn zu kämpfen, keine Erwähnung gefunden hat. Zu- nächst sieht das ganz wahrscheinlich oder wenigstens sehr möglich aus, ist ab« bei näherer Betrachtung sehr unwahrscheinlich, und, wenn ich für einen Augenblick vorausgreifen darf, mit W.s Resultaten wenig in Übereinstimmung. Der Inter-

*) Sehr unrecht hat Heinrich Fischer^ wenn er S. 134 behauptet, daß Lack- mann gar keinen Qmnd beigebraoht habe.

LTTTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 347

polator, welcher 1641 Dankwart angebracht hat, wird doch derselbe sein, der

nicht in der Episode 2130 ff., aber öfters in den letzten ATentiuren eine Erwäbnang Dankwarts eingeschoben haben soll; denn W. hat nirgends einen Gmnd beigebracht, weshalb wir mehrere solche Interpolatoren annehmen sollten. Warum hat derselbe alsdann vergessen, seinen Helden 2180 ff. anzu- bringen ? Das möchte noch sein ; aber die Resultate W.s stimmen^ wie erwähnt, zum Obigen nicht. Es wird doch ganz natürlich sein^ anzunehmen, daß die parallelen Scenen 1686 ff. und 2180 ff. yon demselben Verfasser seien ^ wie man auch, W.s bisherige Ausführungen zugegeben, nothwendig annehmen wird, daß die beiden Abschnitte, in welche diese Scenen eingeschoben sind, von dem- selben Dichter herstammen. Wir werden aber finden, daß der Abschnitt , in dem wir uns befinden (1626 ff.), nicht von dem Rüdigersdichter sein soll, dem der Bericht vom Kampfe Rüdigers angehört; ebenso werden wir finden , daß 1636 ff. der Iringsdichtung angehören soll, ohne daß W. ; was doch zu er- warten wäre, hier nachgetragen hätte, daß demgemäß auch 2180 ff. ein Stück der Iringsdichtung sei. Die Athetierung von 1641 fußt aber ganz wesentlich auf der Parallelisierung von 1686 ff. und 2180 ff.; fällt letztere weg, so bleibt für jene kein Grund mehr übrig; denn daß ^Hagen und Volker zusammenge- hören". Dankwart aber „nichts zu thun habe^, ist an sich kein Grund, da diese Zusammengehörigkeit nach W. nicht bei allen Dichtern, die am N. L. bethei- ligt sind, erscheint*). Es hat aber, wie gesagt, jene Parallele nur einen Sinn, wenn 1636 ff. und 2130 ff. von einem Verfasser sind; da das W. nirgends ausgesprochen hat (ausser am Schluß des zweiten Abschnitts, S. 16, ganz an- deutungsweise), so fällt jeder Grund für die Athetese von 1641 weg. Ebenso natürlich auch für die Unechtheit der ,,reflectirenden ganz überflüssigen** Str. 1642, welche ohne die Athetese von 1640 und 1641**) wohl unangetastet geblieben wäre. Ein weiterer Grund gegen 1642, sowie gegen die schon be- handelten 1634 und 1635, welcher zugleich für alle denselben VerfSasser be- weisen soll, ist der: „alle drei Strophen sprechen die Verwunderung aus, daß so hohe Herren sich beschenken lassen". Ich muß zunächst die alte Bemerkung wiederholen : es ist um kein Haar wahrscheinlicher, vielmehr weit unwahrschein- licher, daß ein Interpolator was nur mit bewuster Absicht geschehen könnte

so kurz hinter einander denselben auflfallenden Zug dreimal anbringe***), als daß der Dichter selbst ohne besondere Absicht ihn etliche Male wiederhole. Weiterhin aber ist zu sagen, daß dieser Zug gar nichts Auffallendes enthält. Er wäre nur dann auffallend, wenn man darin die moderne Anschauung finden wollte, daß ein nobler Herr sich nichts schenken lassen dürfe. Das wäre allerdings gegen den Sinn unseres Epos. Aber so ist es auch nicht gemeint. Vielmehr soll Rüdigers Reichthum dadurch^ wie öfters, hervorgehoben werden: Günther hat noch selten eine Gabe empfangen (1634, 3), weil er ein gar mächtiger König ist, der viel häufiger in die Lage gekommen ist, selbst zu schenken; also wird er vollends von einem eilenden ^ wie Rüdiger, nur dann

'^) Gerade bei dem Iringsdichter, dem 1686 ff. angehören sollen, ist ne bisher nicht erschienen.

**) W. weist alle drei Strophen, 1640—1642, demselben Interpolator tu. ***) Übrigens bezieht sich 1636, 2 t^ si der künii nam so deutlich und un- mittelbar auf 16S4, daß man nur von zwei Stellen, 1684 t und 1642, reden kanu.

348 LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN.

etwas aDnehmen, wenn dieser anbedingt im Stand ist reichlich xn achenkeo. Dio* selbe Tendenz^ Rüdigers Reichthum in helles Licht zu rücken was ja anck dem etiketteknndigen Hörer und Leser gegenüber nothwendig war, iub GKsd- hers Verlobung nicht als Mesalliance erscheinen zu lassen yerfolgen noch andere Stellen, wie 1620. 1628; es kann also nicht verwundem, dasselbe avch ein paar mal mit anderem Augenpunkt ausgeführt zu sehen.

In einen höchst wunderlichen Widerspruch hat sich W., hier mehr db sonst y durch die Herbeiziehung der Thidrekssaga verwickelt. Er will asi Cap. 370 derselben erschliessen, „in welchem Zusammenhang Str. 1636 ir> sprunglich gedacht war**; obwohl er sagt, daß «an eine unmittelbare Benetsoig des einen durch das andere gar nicht zu denken** sei. Hat W. oben die Zusammenstellung Hagens und Volkers, sowie ihrer beider Beaehenkiuig dmtli Gotelind als charakteristisch hervorgehoben , so fehlt Volker in der Scene der Thidrekssaga gänzlich , und Hagen wird von Rüdiger gefragt , was er ai^ wünsche, also wohl eher von diesem^ als von Gotelind, beschenkt. Sieht am aber das ganze Capitel der Thidrekssaga an, so findet man^ daß die Ersfthlmig nicht mit der Scene 1636 ff., sondern mit dem ganzen Abschnitt voa 1626 oder 1632 an parallel läuft; mit denjenigen Verschiedenheiten , weMe beide Gedichte auch sonst zeigen. Anstatt also die Thidrekssaga herbeiznaiehea, um den Abschnitt 1636 ff., der in Wesentlichem von ihr differiert, za erkIi^a^ hätte W. dieselbe vielmehr benutzen können und sollen , um die Darat^iug des gesammten Abschnitts als ursprünglich zu erweisen.

W. schließt weiter: ,,Wenn nun Str. 1636 ff. in unserer Dichtung der natürlichen Voraussetzung entbehren, so wird man wieder zu der Annahme geführt , daß sie aus einer andern Bearbeitung als die vorher benutste an^- nommen sind; und wenn ferner der Contaminator unseres Nibelungenliedes sieh veranlaßt sah, die Beschenkung Hagens und Volkers aus einer andern Beai^ beitung aufzunehmen, wenn er selbst erst die Beschenkung Dancwarts aml Günthers hinzufügte, so muß man daraus schliessen, daß die Bearbeitung , der er vorher folgte^ von der Beschenkung der einzelnen Helden nichts erzählte.*' Auch von anderer Seite her findet W. dies wahrscheinlich. yyDie einaige Gabe auf die es ankommt ist das Schwert, das Gernot bekommt' ; wie W. dasselbe auch in der Erzählung von Rüdigers Kampf ausgeführt hatte. Weiter sehlieftt er: ,,Gab es aber überhaupt eine Bearbeitung, die sich auf das Notwendige beschränkte, so kann die Rüdigersdichtung, die unserem Nibelungenliede za Grunde liegt ^ nicht mehr enthalten haben. ^ Wir werden nachher finden« daft auch wirklich nach W.s Ansicht der Erzählung 1 626 ff. der Bericht der Rndi- gersdichtung zu Grund liegen soll, und das Resultat der Untersuchung wäxe so ein ganz befriedigendes: hier und in der Schilderung von Rüdigers Kampf würde die Rüdigersdichtung nur Geniots Schwert erwähnt, ein Interpolator aber Hagen und Volker episodisch eingeschoben haben. Wir haben vorhin gesehen, daß letztere These von W. gikr nicht einmal völlig ausgeführt worden ist, und ich kann mich zur Zurückweisung des ersten Theils des letzten Satzes aaf die bisherigen Resultate meiner Kritik berufen, nach welchen sowohl die hierher gehörigen Ausscheidungen aus der Erzählung von Rüdigers Kampf als auch die Athetese von 1634 (von 1636 ff. und 2130 ff. noch ganz abgesehen) ganz unbegründet sind. Aber auch der letzte Schluß W.s ist in sich nicht ohne Fehler. Vor allem ist zu bezweifeln, daß es „überhaupt eine Bearbeitung gabt

LITTERATÜR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 349

die sich auf das Nothwendige beschränkte.^ £b wäre an und für sich nicht gerade in der Art des Dichters, bloß das eine an Geraot gegebene Geschenk ausdrücklich zu erwähnen. Ich will aber zugeben, daß die verhängnisvolle Bedeutung des Schwertes seine alleinige Nennung begründen kann: so bleibt die Unwahrscheiulichkeit vun einer andern Seite her, da doch die Thidrekssaga die einzelneu Helden alle aufführt; denn wenn^ wie dies nach W.s Ansicht über Thidrekssaga und N. L. anzunehmen ist, eine ältere Fassung der Sage existierte, welche die Beschenkung Aller einzeln aufführte, so ist es ganz un- vereinbar mit der Art , wie unsere mittelalterlichen Epiker verfahren , anzu- nehmen, daß aus einer solchen breitem Erzählung der Rüdigersdichter mit künst- lerischem Gefühl des für die Ökonomie des Ganzen Wesentlichen den Bericht zurecht gemacht hätte, den ihm W. vindicieren will. Das wäre moderne Art, von der bei einem mittelalterlichen Dichter das genaue Gegentheil zu erwarten sein würde. Eine petitio principii ist die Behauptung, daß keine andere als gerade die Rüdigersdichtung den von W. herausgeschälten kürzesten Bericht habe enthalten können. Wenn ich es auch nach dem soeben Gresagten für ganz unwahrscheinlich halten muß, daß etwa die Rüdigersdichtung einen aus- führlicheren Bericht enthalten, ein Bearbeiter denselben gekürzt hätte: so kann doch W. die Möglichkeit nicht ausschliessen , daß ein eben so kurzer Bericht der Rüdigersdichtung von einem Bearbeiter durch den ersetzt worden sei, den er hier kritisch herausgeschält haben will*). Nur die Übereinstimmung zwi- schen 1626 ff. und 2106 ff. konnte alle Prämissen W.s zugegeben die Autorschaft des Rüdigersdichter für 1626 ff., bzw. die in diesen Strophen ver- arbeitete ältere Erzählung, beweisen. Um diese Autorschaft steht es aber von anderer Seite her mißlich genug, wenn die Thidrekssaga, deren nahe in- haltliche Verwandtschaft mit der Rüdigersdichtung mehr als einmal betont wurde, hier auf einmal einen von dem der Rüdigersdichtung supponierten sehr ver- schiedenen Bericht enthält.

W. findet also, wie er zusammenfassend hinzufügt, die Theile der Bear- beitung, in welche 1686 ff. eingeschoben worden sind, in den Str. 1626 1633. 1646 1650^ nach Ausscheidung von 1630 und 1632. Von diesen beiden Strophen ist schon die Rede gewesen; gegen 1680 bringt W. hier noch vor, daß das Verhältnis zwischen Geber und Empfängern in dieser Strophe dasselbe sei wie 1636; nachdem wir die Ausscheidung von 1636 ff. als unbegründet erkannt haben, muß auch 1630 stehen bleiben. Str. 1632 wird nun noch deswegen verdammt, weil die Zeile 4, die Erwähnung des Giselheren gewordenen Ge- schenkes, nur denkbar sei, wenn auch die Geschenke der Andern erwähnt würden; ist aber gegen 1634 ff. nichts zu erweisen, so ist auch das Motiv 1632, 4 ganz richtig. Die Strophe wird aber noch weiter verdächtigt. Nach W.s Ansicht, von der schon oben die Rede war, enthält 1631 ihre natürliche Fortsetzung in 1646; und da er die Erzählung von der Beschenkung und die von den Rüstungen zur Abreise und der Abreise selbst getrennt haben will, bo muß er weiter schliessen, daß die Beschenkung vor 1631. 1646 erzählt

*) Was ich da sage, ist eine ganz vage, grundlose Möglichkeit, die aber an- gedeutet werden muste, einmal weil W.s Schluß ebenso grun^os ist, und dann vor allem, weil wir (s. u.) nach seiner Meinung in 1626 ff. wirklich nicht die reine Rüdi- gersdiclitung, sondern eine Bearbeitung vor uns haben sollen.

350 LTTTERATUR: ZUR KBITIK DER NIBELUNGEN.

worden sei; d. b. er stellt die Str. 1631 und 1633 um und erh&lt dadui^: 1626—1629. 1633 für das, „was im Hause vor sich geht", 1631. 1646— 1650 für Aufbruch und Abreise. Da aber 1632 in Z. 2 auf den Aafbm^ Bezug nimmt, so folgt für W. aueb daraus ihre Unechtbeit. Ich werde nach dem; was ich oben auseinandergesetzt habe, daß die Einatrcauiig rm 1631 zwischen die übrige Erzählung mir gerade recht passend and erscheine, über die eben erwähnten Folgerungen W.s nichts mehr so brauchen.

Die Frage^ weshalb denn aber 1631 aus ihrem ursprünglichen Zi menhang genommen und umgestellt worden sei, beantwortet W. höchst nngenfigcnd.

Wir haben gesehen, daß nach W. die Erzählung 1636 ff. Beziefanngca zur Thidrekssaga zeigen soll. In dieser aber (Cap. 370 in.) apricht Bfidigv schon vor der Auatheilung der Geschenke von seiner Absicht, mitzureiten. la derselben Weise, meint nun W. , könnte die Erzählung geordnet gewesen sda in der Bearbeitung, der 1636 ff. angehören, und daraus würde sich« ericÜKB, daß die Strophen in der Weise untereinander geworfen sind, wie sie sich jettf zeigen. Wir haben gesehen, daß die Ähnlichkeiten zwischen 1686 ff. md der Thidrekssaga nicht sehr weit her sind; aber auch abgesehen dmvoa Ht doch die blosse Verschiedenheit der Anordnung in zwei Erzäblnngen, die, wie Cap. 370 der Thidrekssaga und der Abschnitt 1626—1650 im Ganzen, ii allen wesentlichen Einzelheiten des Inhalts übereinstimmen, von viel an wea% Belang. Ich nehme hier nochmals diese wesentliche Übereinstimmnng ßkr dis ursprüngliche Einheit des ganzen Abschnitts 1626 1650 in Anspruch.

Ohne die Andentungen, die ich ein paar mal im voraus geben mute^ würde gewiß jeder der Meinung sein, daß W. nun die Str. 1626—1629. 1633. 1631. 1646 1650 als Eigenthum des Rüdigersdichters ansehen werde. Des ist aber^ wie gesagt, nicht ganz so. W. geht von 1636 1645 ans. Kesi können nach allem schon Gesagten nicht der Rüdigersdichtong angehören. Ebei- sowenig aber der Dankwartsdichtnng; denn Dankwart ist 1641 erst doreh Inter polation angebracht worden. Also werden 1636 1645 der Iringadichtuf angehören. Das Übrige muß dann, meint W., der Dankwartsdichtung mngebörea» da 1627 f. Dankwart nseine Bolle spielt* und auf 1650 (s. o.) die snr Dank- wartsdichtung gehörige 1656 unmittelbar gefolgt ist. Was aber von dieses Strophen der Dankwartsdichtung aus der vom Dankwartsdichter überarbeitete Rüdigersdichtung stamme, glaubt W. nicht sicher bestimmen zu können, h 1647, welche Z. 4 meinen alten Abschluß* enthalte, der dem in Str. 3161 entspreche, will er das Eigenthum des Rüdigersdichters erkennen. Sieher oder doch wahrscheinlich dem Dankwartsdichter würden 1648 1650, sowie 1627 L angehören; „daß sich aber der Interpolator auf die Einschaltung dieser beides Strophen [1627 f.] beschränkt und das Umgebende unverändert gelassen habe. wage ich nicht zu behaupten.*

Es wird wohl noch andern so ergangen sein wie mir, daß sie ganz andere Schlußfolgerungen erwartet haben, als W. gezogen hat Die Episode 1636 1645 dem Iringsdichter zugetheilt zu sehen, muß jeden frappieren. Ein posi- tives Moment dafür hat W. gar nicht beigebracht, sondern nur das negative, schon mehr beleuchtete, daß die Episode von den vier bekannten Dichtem keinem andern zugewiesen werden könne. Aber auch dieser Nachweis ist keineswegs gelungen. Für den Dankwartsdichter hätte hier alles gesprochen, was in so

LITTERATUR: ZUR KRITIK DER NIBELUNGEN. 351

wenigen Strophen gefunden werden kann. Vor allem die Nebeneinanderstellang Hagens nnd Volkers; dann die Erwähnung von Volkers Spielmaunskunst (1648); von beidem weiß der Iringsdichter nichts. Auch die ausführliche Darstellung, die Einmischung von Reden würden weit mehr für den Dankwartsdichter sprechen. Daß 1641 interpoliert sei, habe ich als unerwiesen verworfen. Wenn ich es aber auch für einen Augenblick zugebe , so spricht das noch gar nicht gegen den Dankwartsdichter. Er könnte in der Anbringung seines Helden Dank wart*) leicht sparsamer und discreter gewesen sein als der Interpolator oder Conta- minator, der Dankwarten öfters so schlecht angebracht haben soll; und warum sollte der letztere, dessen Existenz ich hier unerörtert lasse^ nicht eben so gut in die Dankwarts- als in die Rüdigersdichtung seine Elaborate eingestreut haben? Ebenso wenig ist ein Grund vorgebracht, warum 1626 1633 und 1646 1650 nicht vom Rudigersdichter sein könnten, auf den doch die Pa- rallele mit dem Bericht von Rüdigers Kampf hinweisen würde« Daß Dankwart in der Rüdigersdichtung gar nicht vorkommen dürfe, ist nirgends gesagt worden ; und wenn auch, so hat W. selbst kurz erwähnt, daß 1624 und 1629 gut an einander passen würden. Also könnten ja 1625 1628 von dem Dankwarts- dichter oder dem andern uns bekannten Verehrer Dankwarts herstammen, der Rest der Erzählung aber, von 1629 an, Eigenthum des Rüdigersdichters sein. Den andern Grund ^ daß 1650 und 1656 zusammengehören , glaube ich oben genügend zurückgewiesen zu haben.

Ich wollte mit der Erörterung dieser Schlußfragen | die ich mir nach Zurückweisung aller Prämissen ganz füglich hätte schenken können, nur wieder, wie schon mehr hier freilich vielleicht an einem besonders deutlichen Bei- spiele — f zeigen, daß man von Wilmanns* Prämissen in einzelnen Punkten auf ganz verschiedene Resultate kommen kann, ja daß das von ihm gewonnene von diesen selben Prämissen aus mitunter als das minder wahrscheinliche sich herausstellt. Und noch eins kann zum Schluß gezeigt werden, was auch schon gestreift wurde: wenn es trotz aller ehemals zwischen den verschiedenen Dich- tern gezeigten Unterschiede möglich ist^ ein in nicht unwesentlichen Zügen an den Dankwartsdichter, in keinem an den Iringsdichter erinnerndes Stück doch diesem letztem zuzuschreiben, eine so nackte, jedes dramatischen Elements entbehrende Darstellung wie 1629. 1633.1631 dem Dankwartsdichter: so muß der ehedem so groß gezeichnete Unterschied zwischen den in Frage stehenden Dichtercbarakteren schließlich als recht geringfügig erscheinen und der Vermu- thung die Thüre weit geö£fnet sein, welche zu erweisen Zweck meiner Kritik war: daß alle betrachteten Abschnitte am Ende doch das Werk eines Dich- ters sein könnten, dessen Theile sich nicht mehr von einander unterscheiden, als wir dasselbe auch in unbesweifelt einheitlichen Dichtungen zu finden ge- wohnt sind. HERMANN FISCHER.

*) Von der ich aber seinerzeit erwiesen su haben glaube, daß sie in der Sache und nicht in einer besondem Vorliebe des Dichters für Dankwart ihre Begründung findet.

352 LITTERATÜR: E. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA.

Die prosaische Edda im Aiuiuge nebst Yolsnngasaga und ■omgHli'

thAttr. Mit ausführlichem Glossar herausgegeben von Ernst Wilkei^ Theil I: Text Paderborn 1877, Schöniugh. (CVIU, 264 S. 8®,) A. u. d. T.: ßiblioth<'k der ältesten Deutschen Litteratur- Denkmäler. XL Band*).

Wilkeus Ausgabe enthält von der Snorra-Edda die Gylfaginning, Bngt- roedur und die mythologischen wie sagengeschichtlicheu Abschnitte des SkaU- skaparmal, also im Wesentlichen dieselben Theile, die sich in Pfeiffers Lieseba^ finden, nur daß W.s Sammlung vollständiger ist, indem die Capp. 33, 34, SS, 45 und 64, die bei Pfeiffer fehlen, und ausserdem die Capp. 53 nnd 63 n- dem Inhalts aufgenommen sind. Eine neue Ausgabe dieser Theiie der Sn. L wäre an sich um so dankenswerther , als das Pfeifi'er^sche Lesebuch vergriffci ist. Wir würden indessen bei einer solchen excerpierenden, nur für Anfing bestimmten Ausgabe einen einfachen Abdruck des AMagn. Textes etvs mit Berichtigung einiger weniger^ auf keinen Fall su billigender Lesarta (wo W :=: U offenbar besser ist als r) erwartet haben , der dnr^h du Glossar seinen selbständigen Werth erhalten hätte. Wollte der Verf. auch ät Varianten nach der AM. mittheilen, so war das swar, meiner Ansicht nadi, eine unnöthige Mühe, aber man hätte sich das sehr wohl gefullen lassen konoci. Ganz anders aber steht die Sache, wenn Verf., von andern Ansichten über das Handschriftenverhältniss ausgehend, einen ganz neuen Text herstellen wollte. Ich habe mich schon früher in dieser Zeitschrift (21, 442) dahin ansgesprocheir daß die Hs. U mehr Berücksichtigung verdiene**); femer halte ich für ebe neue Ausgabe eine neue CoUation der Haupthandschriften^ namentlich von W. für unerläßlich. Da ich nun des Verf.*s „Untersuchungen zur Snorra-Eddt* bisher leider vergebens erwartet habe, so muß ich eine eingehendere Bespreehom dieses Punktes mir für später versparen : weiß ich doch nicht einmal ob Wilkci für seine Ausgabe die Hs. W, die er zu Grunde legt, hat vergleichen könnet; er sagt nichts darüber und nach der Ausgabe selbst scheint es nicht so [ntdk Unters. 14 hat W. eine erneute Vcrgleichung der Haupthandschriften nicht for nöthig gehalten]. Daß W gegenüber r den Vorzug verdiene, ist allerdin^ auch meine Überzeugung. Doch scheint mir nicht nur bei einer Ausgabe da ältesten kritisch herstellbaren Textes der Sn. £. überhaupt, sondern selbst der Bearbeitung rW die Hs. U weit mehr Berücksichtigung zu verdienen als m auch bei Wilken gefunden hat. Unter allen Umstünden hat r = U die richtig Lesart gegenüber W, wenn die Übereinstimmung nicht auf gering^gige Dingt sich bezieht und daher zufällig sein kann. Zu tadeln'*^*) sind also unter aUsi Umständen in Wilkens Texte Lesarten wie z. B. p. 5, 11 sür häsceti^ at var statt hdsceii süry var (aus rU combiniert); 5, Häv. 1, 4 a< vi(a r, vUaÜ

*) Kurze Zeit nachdem diese Anzeige der Red. der Genn. eingesandt wir, erschienen die „Untersuchungen zur Snorra-Edda". Ohne die Anzeige noch umarbeiteB zu können, habe ich nun hier und da in [ ] auf die „Unterss.** verwiesen, die idk unmittelbar nachher besprechen werde. [Vgl. Lit. Centrbl. 1878, Sp. 1448 ff.]

**) [Sie ist übrigens von W. mehr als bisher heranzogen. Sie einer kritisdieE

Ausgabe zu Grunde zu legen hat freilich seine grossen Bedenken, wie W. mit Recht

bemerkt (Unterss. 28. 31 f.). Man mUste eben *rW und *U neben einander druckea.]

***) [Auf die Griinde, welche W. für sein Verfahren vorgebracht hat, komae

ich noch zurück.]

LITTERATUR: E. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA. 353

fehlt fälschlich in W; 5, 15 svarar st. aeffir, vita st. spyrja . . p. 93| ÜO jäta hdnum fylli sinni af iixanum (W^ aus dem vorhergehenden wiederholt) statt jdta pvi rU; 95, 9 at statt er (r, hvar U); 94, 1 f. pd var foat hondin vid sfongina, en annarr endir viä hak amarins W statt pd var foat atqngin {»U v, /. U) vid hak {kropp r) amariiUi en hendr Loka [v6ru fastar U] vid annan [st an gar U] enda. Vgl. die Quelle dieaer Stelle Hausfl. 7. 1 ff. (AM. I, 310).

\ik yard fastr vid föstra [ondurguds = riassa]

farmr-Sigynjar-arma [= Loki] . . .

loddi r4 vid ramman-

reimud-iotunheima [= Piassa]

en hoUs vinar Hoenis [= Loka]

hendr vid stangar enda. Geradezu falsch ist die aufgenommene Lesart von W p. 95, 16 Äagrin- dir statt Äagrindr rU. Ein recht arges Versehen ist dem Verf. passiert, indem er aus at dkvedinni [atundu (atefnu W) AM. I, 210, 15 at atefnu atundu ge- macht hat (p. 94, 10). Im Übrigen ist, so weit ich nachgeprüft habe, der Text (bezw. die Lesarten von W) der AMagn.- Ausgabe ziemlich getreu wieder- gegeben, Kleinigkeiten abgerechnet und einzelne Fälle wie p. 6, 4 f., wo zwei- mal er fehlt und 11, 10 wo ok in den Hss. fehlt. Bemerken muß ich noch, daß die Hs. U, deren Varianten in AM. I bekanntlich sehr unvollständig sind, nach dem Abdrucke in AM. II vollständiger hätte herangezogen werden sollen, während Verf. sich vielfach auf die Varianten in AM. I beschränkt hat, 80 um nur einige Fälle zu nennen Cap. 56, Anm. 35 fehlt: hvar U; Cup. 2, Anm. 20 fehlt: ok aegir U, Anm. 34 fehlt: segir U, Anm. 35 fehlt: spyrja U; Cap. 5, Anm. 28: vera fehlt auch U; Cap. 8, Anm. 9 fehlt: or U, Anm. 11 fehlt: norpra avpra U; Cap. 9, Anm. 4: peir auch U; 9, 17 fehlt: pd fehlt U; 20 hdt\ er U; 21: statt peira cett Äagard «chreibt U peirri cett er aaa <bU er hygpi aagarp'^ p. 18, Z. 15 fehlt in U ok fyrir pvi md kann heita] heitir kann U u. s. w. In diesen und vielen andern Fällen ist die Lesart von U nicht, oder doch nicht ausdrücklich, in AM. I angef&hrt.

Nach diesen kurzen Bemerkungen , auf die ich mich hinsichtlich der Sn.-E. hier beschränken muß, wende ich mich zur Volsnngasaga und dem Nor- nagests ))4ttr. Der Abdruck dieser Stücke war wirklich ein Bedürfhiss, da die Bugge'schen Texte leider in Deutschland nicht leicht zu beschaffen sind. Auch hier würde ein Abdruck jener Bugge*schen Texte meiner Ansicht nach sich am meisten empfohlen haben und ich halte daher den ziemlich getreuen Abdruck der Volsnngasaga für ein wirkliches Verdienst Wilkens, da nunmehr diese hochwichtige Saga jedem in einem guten Texte zugänglich gemacht ist und durch das zu erwartende Glossar auch für Anfänger benutzbar werden wird. Es weicht nämlich der Text der VS. abgesehen von durchgehenden graphischen Änderungen , und zwar meist Besserungen nur in sehr unbe- deutenden Dingen von dem Bugge*s ab, auch dabei aber sind mehrfach Bugge's spätere Conjecturen (in den Tillseg og Rettelser' auf dem Umschlage) benutzt. Freier sind nur die citierten Strophen behandelt (Sigrdr. 5 hrynpinga valdr = Gg., Sigrdr. 21 flgja statt fleyja, flosja). In Sigrdr. 17 ist Vers 5 fort- gelassen, was ohne die entsprechende Änderung in Vers 2 bedenklich ist.

Weniger kann ich des Verf.'s Verfahren bei seiner Ausgabe des Nor- nagests-Jsättr billigen. Die Gründe, welche hier den Verf. bestimmt haben,

GERMANIA. Nene R«ihp XII. (XXIV.) Jahrg. ^"^^

354 LITTERATÜR: E. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA.

die FlateyjarlMSk der von Bugge benutzten Hb. S voraiizieheDy kann icii duck- ans nicht billigen:

1. nämlich, daß S mit der Lieder-Edda meist genaaer stinimt ab F, wird doch, da S sonst fast immer bessere Lesarten seigt*), kaum Jemand nft dem Verf. auf nachträgliche Berichtigung des Textes in S nach der Lieder- Edda surückfuhren wollen und nicht vielmehr auf übereinatimoiend riektwi Überlieferung in der Quelle von SF und der Lieder-Edda, während nur in F. wie auch sonst, der Text entstellt ist**). Zum mindesten ist ea mir nnerfindfick, wie man aus diesem Verhältnisse von F und S zur Lieder-£dda einen Gmi für F und gegen S entnehmen kann.

2. S soll kürzen gegenüber F. Doch ist das umgekehrte, daß F erweitert hat, mindestens ebenso wahrscheinlich. Es betrifft dies hauptaächlicsh den Anfing (und das Ende) von Cap. 1. Hier zeigt sich, wie mir scheint , die rung in F noch recht deutlich darin, daß es 235/236 in F heißt ktnm tu wmgr eins manna er par Id tUarliga (iu der Hauptsache anch = $)• als ob vorher noch gar nicht von diesem Fremden die Rede gewesen, wie te thatsächlich in S der Fall ist. Diese Annahme findet auch in dem nom^dgm Verhalten der Flatejjarbök, z. B. in der Hallfredarsaga, eine Bestatigong.

Unter diesen Umständen können wir es nur bedauern, daß ea dem VoC „geboten schien, in F (A u. w.) die altberechtigte Vulgata der Überliefen^f anzuerkennen, S dagegen nur in einzelnen, wenn auch nioht gana lüttciti Fällen zur Correctur heranzuziehen".

Bei diesem principiellen Widerspruch gegen den Standpunkt des gebers denke ich auf Einzelheiten nicht weiter eingehen zu brauchen ; lieh der Helreid Br. kann ich auf Germ. 23^ 413 ff. verweisen.

Eingehender als mit den Texten selbst haben wir uns nun noch mit Einleitung zu beschäftigen; denn es ist in derselben gar viel enthalten, m eine Besprechung erheischt, zumeist freilich entschiedenen Widerspruch fordert. W.'s Erörterungen beziehen sich fast durchweg auf VS. nnd N)>. auf deren Verhältniss zu einander und zur Lieder-Edda, sowie an dem ansauge in Ska]dskaparm41 (Sn.-E.). Seine von der herrschenden Tollig ik- weichende Ansicht läßt sich etwa so zusammenfassen:

Die Eddalieder sind nach einer altem Sigurdssaga (d. i. Volsnngasagi) gedichtet, die in mündlicher Überlieferung nach Zeugnissen (p. LXZXI) um 1000 bestand, aber „vermuthlich noch 1 2 Jahrhunderte höher kii- aufreicht^ (p. CHI). Andererseits sind die Eddalieder in einer jüngeren sion der VS. benutzt, aber nicht nach unserer Sammlung, sondern naeh lieber Tradition (LXXI f.). Die alte Sigurds- und Volsungensaga « die QoeBe der Eddalieder, ist auch die gemeinsame Quelle unserer (jüngeren) VS., der Capp. 39 42 von Skaldskm., des N)). und der Prosa der Liedersanuninng z. Th. auch der l^s. (p. CIV). Wo diese Texte unter sich über^natinuMB. da haben wir die Sigurdssaga^ d. h. die alte Vplsungasaga ; diese gemeinssae Quelle liegt relativ am reinsten in der ^kurzen Skizze der Skalda uns vor'»

1

*) Wie W. selbst p. LXXXVI zugibt

**) Für das von W. angenommene ^Ausgleichungsverfahren** müßten doch und schlagendere Beispiele vorgeftlhrt werden als 73, 14, W. p. 256, 10, 7 f.

LITTER^TUR: £. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA. 355

Die Gylfaginning , die mit dem Prolog [genauer: mit den älteren Theilen desselben, Unterss. 153 159] wahrscheinlich im 12. Jahrh. geschrieben sein soll'*'), hat schon eine literarbehe Fixierung der VS. benutzt, aus welcher im Anfange des 13. Jahrhs. eine ^im Ganzen und Grossen^ unserer Recension der VS. entsprechende Gestalt der Saga entstand (CVI). Jene Recension ist wahrscheinlich schon in dem betr. Abschnitt der Skalda benutzt, während unsere Recension (CVI, Anm. 5) doch wieder „spurweise '^ die Skalda be- nutzte. Weder Sk. noch N}). zeigen Kenntniss der r idrekssaga ; unter anderem deshalb soll der N)). „um (oder bald nach) 1250*^ verfaßt sein*^). Dagegen wird Piodrekr in der Prosa der Liedersammlung (vor Gndr. U) und in Gudr. UI auf Einfluß der rs. zurückgeführt'***). Daher soll die Liedersammlung um 1260/70 entstanden, N}). aber in der Liedersammlung benutzt sein (!) ; dagegen soll sich in N}). noch keine Spur einer Liedersammlung finden f). Die VS. BoU sich zu den Eddaliedern verhalten, ¥ne die Ps. zu den Kämpeviser (nach Storms Auffassung, der sich W. bedingt anschließt).

Man sieht aus dieser (an p. CIII CVIII sich anschliessenden) Zusam- menstellung, daß der Verf. geneigt ist, die Verhältnisse geradezu auf den Kopf zu stellen. Zunächst gilt das von dem Verhältniss der VS. zu den Eddaliedern, die nach der älteren VS. gedichtet sein sollen.

W. schließt das nämlich daraus, daß bei den Skaldenliedem das gleiche Verhältniss obwalte ff). Aber abgesehen davon, daß dies nicht richtig istftt), hat man durchaus kein Recht, was von skaldischer Kunstdichtung etwa gelten könnte, ohne weiteres auf die Entstehung der Eddalieder, namentlich deren besserer und älterer, zu übertragen.

Was das Vorhandensein einer Sigurdssaga vor der Eddasammlung be- trifft, so sehe ich (wie ich Germ. 23, 186, Anm. *** angedeutet habe) keinen Grund, diese Möglichkeit in Abrede zu stellen. Zunächst könnte man die von Wilken angeführten Zeugnisse *t) von 998 und 1030 wenn man auf seine Ansicht eingehen wollte nur auf eine mündlich fortgepflanzte Volsunga- saga beziehen. Überhaupt aber müßte eine als s(iga Sigurdar bezeichnete Ge-

*) Die Gründe werden die „Untersuchungen zur Snorra-Edda'' bringen [Un- terss. p. 164—167].

**) Nothwendig ist dieser Schluß durchaus nicht: die wesentlichsten Abwei- chungen der {>s. fallen in den zweiten Theil der Sage, auf den ja N]>. nicht ein- geht. Auch würde die von Maurer (Altn. p. 192) angenommene Abfassungszeit der erweiterten Olafssaga Tr. dem widersprechen, falls nämlich wie W. p. LXXXVI meint der )>ättr von vornherein nicht selbständig, sondern nur als Episode dieser Olafssaga bestand was freilich auch fraglich ist. *^ ) Mit Unrecht, vgl. Germ. 23, 86 f. t) Doch ist die saga Sigurdar citiert, womit höchst wahrscheinlich der be- treffende Abschnitt unserer Liedersammlung gemeint ist; s. u. p. 361 ff.

tt) p. LXXXVI, Anm. 197 und früher schon in den Gott. gel. Anz. 1877, Anz. von Rauzmann, Niflunga saga [Unterss. 107].

ttt) Eptir peii*i aogu orti N. N. bezieht sieh gewiß in den allermeisten Fällen nur auf den Inhalt der Sage: 'diese Geschichte behandelte N. N.'; nicht aber ist eine uns erhaltene Aufzeichnung oder eine &ltere Recension derselben gemeint. In dem citierten {eptir pesmm sqgum hafa flui skald ort) ok tekü ymsa pdUu —woffir W. selbst übrigens in seinem Text liest ok tekü vid ynua h&ttu (p. 123) kann dem Zusammenhange nach pdttu nur meinen * Abschnitte, Theile' der Sage, wie z. B. Brage den Fall Sorles und Hamdis bebandelte.

*t) Ersteres spricht nur fttr Vorhandensein der Sage, vgl. die vorige Anm..

356 LITTERATITR : E. WILKEN, DIE PR08AISCHE EDDA.

stalt der Saga, wie W. anzunehmeD gezwungen ist 1. ohne die etateo 8 Ci> pitel, 2. ohne dio Kagnarssaga existiert haben. Erateres snebt Verf. p. Xf bis XXII nachzoweisen, indem er, gegen Symons, aof die Annahme einer iUeim in den rimur benutzten Recension zurQckkommt. Wesentlich Neues bmt iedeaa W. dafür nicht vorgebracht, und ich meinerseits kann nicht finden, daß fit Capitel 1 8 den Eindruck machen, als seien sie aus einer amffthriiiWiw Darstellung verkürzt*). Das zweite behauptet gleichfoUs Wilken**) gC|gB Symons***) dessen Gründe mich wenigstens überzeugt haben. AneH fiadn sich auffallende Berührungen in Stil und Sprachgebranch zwischen beiden SagpiL z. B. FAS. I, 237^ 7 heiGt es svd bar hiin af ollum konum «f /n hjartr af othm dtfTum dieselbe Wendung die VS. (FAS. 205) aus Guitr. II / 2 entnaki: 3 Vögel sagen der Kraka Ragnars Geheimniss (256); [239, 20 ok e«nfir m mikill gnffr f hang fjorbrofum, at skemman »ktlfr ^l = VS. 232, 28 f. (FAflj md mikill gnifr t^rd i hang fjorhrottim, at undan gengu milur i küsmt cktf» feil hiisit allt]: 256 f. ok hennar nafn man uppi, medan veroldin wUmdr ^ V& 205 hang nafn mau aldri fyrna$t^ medan heimrinn stendr ; 295, 5 mni mikit at oy vissi dftmi til hve mikit = VS. med meira geydngi enn dcemi finncui tii 167, 21: verra enn menn viti dosmi til 222, 2 u. s. w. ; gefa at nafn/eHi 258, 16 £ = VS. 136, 8 f.; 257, 9 saga er til pess = VS. 151, 15; lyngormr 237, 16 = VS. 151, 6. 159, 11 u. s. w.

So weit zieht auch W. die Consequenzen aus seiner Annahme. Aher ■■ müßte dabei noch weiter gehen und annehmen: 3. daß die alte Saga mit to Tode Sigurds und Brvnhilds abgebrochen hätte, also mit Cap. 31 (oder M 32); auch sollte man erwarten, daß Cap. 9 und 10 damals nicht daao gckirt hätten: auf die ganze Erzählung von Cap. 9 52 dürfte der Titel ^Sigorii- saga^ schlecht passen. Endlich müßte man aber auch 4. annehmen, daB alte Vplsungasaga vielfach in umfangreichen Partien wortlich gleich gi sei der uns in R erhaltenen Prosa der Liedersammlung. Wenn wir aher Consequenzen ziehen, so kommen wir nicht mehr auf eine „ältere Volsogr saga*^, sondern eben auf das, was ich mir unter der saga Sigrttrdar dei^ nämlich den Abschnitt der Sammlung , der speciell von Sigurd handelt ^ vd der nach meiner Ansicht höchst wahrscheinlich schon vor der Laiedersanu^nf für sich bestand, von dem Sammler der Lieder aber vielleicht dnreli Schub von Liedern und Liedestheilen vermehrt als Ganzes seiner lung eingefügt ward. Meine Gründe für diese Annahme habe ich Germ. 21 186 f. angedeutet. Daß die saga Sigtirdar weder unsere VS., noch eine itev. in der Hauptsache aber mit derselben übereinstimmende Fassung dervdbn meinen kann, werde ich unten (p. 361 f.) zu zeigen versuchen.

Hinsichtlich des Verhältnisses derVS. zur Sn.-E. (Skalda) hat WO- ken, in Folge irriger Auffassung der Stellung von U zu rW, die wohlbegriiadcf'

'") Wären wirklich einzelne Zöge in den rimur auf eine abweichende der VS. zurück zn führen , so hraachte dies doch nicht nothwendig eine &ltere In wieweit die nengefnndcno Hs. der Volsunga-RagnnrsBaga (vgl. Storm, Ragnar Lo^ brok p. 107) Über die wir von ßngge AafBchluß zu erwarten haben, einen abweidMt* den Text bietet, bin ich noch nicht in der Lage anzugeben.

**) Cap. 43 ist doch auch nach ihm als „Anknüpfung der Ragnarasaga aa ^ VS.** letzterer angehängt.

***) Dessen Ansicht auch Storm, Ragnar Lodbrok p. 109 theilt.

LITTERATUR: £. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA. 357

Ansicht Sjmons' daß nur rW*) = U, d. h. Cap. 39 [and 40 *J eine von der Prosa der Liedersammlung und der VS. unabhängige Darstellung bieten, Cap. 40^ ff. aber eine z. Th. auf VS. beruhende Interpolation ist einfach abgewiesen (p. XV) [ebenso Unterss. 142], und doch liegt es auf der Ehind, daß der erste Theil sich wesentlich anders zur VS. und R stellt als der zweite : in orsterem erscheint R (und indirect VS.) abhängig von Sn.-E., während in letzterem umgekehrt R (und VS.) benutzt ist. Es scheint doch nicht überflüssig noch einmal näher auf diesen Punkt einzugehen.

Was den ersten Theil betrifft, so kann ich nicht umhin, hier Be- nutzung des einen Textes im anderen anzunehmen, und zwar scheint nach allem R ein Excerpt aus Sn. >£.**), yielleicht nicht aus dieser allein, zu bieten, welches der Sammler (bezw. Verf. der Sigurdssaga) als Erzählung von Regins Vorfahren diesem in den Mund legte. Dabei mußte er dem entsprechend hier und da ändern, was jedoch unbeholfen und unvollständig geschah und erst in VS. besser durchgeführt ist.

Die wörtlichen Übereinstimmungen der VS. mit der Prosa der Samm- lung können sich nämlich nur aus Benützung des ^inen Textes im anderen ei klären. Da nun aber die VS. die Lieder in derselben Reihenfolge kennt (was sich freilich allenfalls auch sonst erklären Hesse, s. Wilken p. LII) und zwar alle benutzbaren (s. Symons, P.-B., III, 217 219) unter ihnen wirklich benutzt hat, andererseits aber keines , das nicht in R steht oder gestanden haben wird so wird die Benutzung gerade unserer Sammlung (aber nicht der Hs. R) in der VS. an sich höchst wahrscheinlich, vgl. Germ. 23, 328, Anm. *. Dazu kommen bestimmtere Gründe, die Sjmons p. 210 f. vorgebracht hat und die ich nicht wiederholen will.

Namentlich aber ist die Anordnung der Prosa in den sog. Reginsmal beweisend. Diese erklärt sieb nämlich aus der Tendenz des Sammlers (oder des Verfassers der Sigurdssaga): in der Prosa des Sammlers erkennen wir noch die unvollkommene Durchführung der dem Regin in den Mund gelegten Er- zählung, während dies in der VS. schon verwischt ist. Offenbar hat also letztere den jüngeren Text, d. h. hier kann nur die VS. aus der Liederprosa geschöpft haben, nicht umgekehrt, weil sonst die unvollkommenere Ein- ordnung der Vorgeschichte des Hortes in die zusanmienhängende Erzählung sich nicht erklären liesse***). So heißt es in R (Hild. p. 168^), obgleich Regin die Worte spricht: Fdfnir olc Regin krofdu Hreittmar nidgiodda eptir Otr hrodur sinn ... })d beiddisk Reginn at hafct fodurcurf »inn ... ]ni lei- tadi Reginn rdda vid Lyngheidi syslur sina y hvernig kann gkylds heimta fodurarf sinn. Letzteres (von pd leüadi ab) sowie Str. 10 12 fehlen in Sn.-E.f). Diese Stelle schrieb der Verf. der VS. offenbar nach und merkte

*) Ich meine damit immer die durch r und W repräsentierte Handschriften- gruppe, in W selbst (und 756) fehlt der ganze Abschnitt, auch Cap. 39. **) Das zeit^t sich z. B. in der sofortigen Schindung des Otters. ***) Gegen W. p. XCU, Anm. 17 ist zu bemerken, daD Niemand behauptet, Str. 13/14 gehörten ursprünglich an den Anfang unserer sogen. Reginsmal, vielmehr daß sie mit den vorhergehenden Prosazeilen den Anfang eines Reginsliedes bildeten, und dai^ da8 Vorhergehende, einer abweichenden Sagenauffassung folgend, mit jenen eigentlichen Reginsmal ungeschickt verbunden ist. Vgl. Germ. 23, 316, Anm. '*^*,

t) Auch in VS. Vielleicht kannte VS. audi den ersten, echten Theil des Berichtes der Sn.-£. und ließ die Strophen 10-12 ab dort fehlend aus (vielleicht

358 UTTERATUR: E. WILKEN DIE PROSAISCHE EDDA.

die IncoDBequenz zuerst nicht: er schrieb 91'dan drap Fdfidr f2^tur «am, l^ sann sich dann aber und fugte hinzu: tegir Beginn wormnf er ferttti ok ndda ek engu af finn.

Ganz anders steht es im zweiten Theil des Sagenabriases der Skilii, der nur in rW enthalten ist. Benutzung der Lieders amnilnng^ ist hier gv nicht abzuweisen. Diese ist die Hauptquelle gewesen, wie denn im Allgeaeiati bei wörtlichen Berührungen die Sn.-E. sich genauer an R als mn die YS. m- schließt*), die der letzteren eigenthümlichen Züge nicht kennt *^ md vich hat, was in VS. sich nicht findet ich verweise beispielaweise nur aof ie Zusammenstellung unten Anm *

Sjmons hat ausserdem namentlich Benutzung der VS. in 8n.'£. rW angenommen. Dafür könnte zunächst die Übereinstimmung in einxelnen W«lBi sprechen, die in R fehlen oder anders lauten f); aber wir können nicht wiMii ob VS. diese Nebendinge nicht aus dem von ihr benutzten besseren Teste iv Sammlung welcher auch wohl der Sn.-E. rW vorgelegen haben mag entnahm. In der Partie, welche der Lücke in R entspricht, finden sieh fkk wörtliche Berührungen mit Sd.-E., aber wir können nicht wisscsn, ob nicht genk diese Stellen wörtlich ans R hernbergenommen sind wie sie denn m^ifiMk

aach aus einem anderen Grunde) ; vgl. guUU er Man kallat otrggioid ok her dam ^ iekm (W. 175, 6) mit Skskm. p. 114, 1 (Wilken); 116, 8. So auch Wilken XXX. ▲nm. 61.

*) Ein Beispiel möge genügen: es beißt in

H (193*): VS. 178 ff. W:

Signrdr ok Reginn foru upp k Gni- Nu nda )>eir Sigurdr ok Reginn Ufif * taheidi ok bittu jmr sl6it Fafhis, \>k er heidina a )>ann farveg, er FAfnir rar rm hann skreid til vatns. par gördi Si- at skn'da, er hann f6r til vatns .. gurdr grof mikla a veginum,ok gekk [178, 34—179,6]. Signrdr gerdi grof cisi. Sifcurdr )>ar 1. En er Fäfnir »kreiä ok er bann... [Ztuatz van den *S On- [af gollinn, bl^s hann eitri, ok hraat |>at ben], Ok er ormrinn skreid tili ratai. fyr ofan hofud Sigurdi. En er Fäfnir vard sva mikill landskjalfti. . ., hann fioifai 9kreid\ yfir^grofna )>a lagdi Sigurdr eitri... Ok er ormrinn skreid jfir grofisi. hann med sverdi til hiarta. l>a leggr Si<^irdr sverdinu oudir bcexlit

vinstra etc.

Der Text von Sn.-E. (1 17, 9 ff.) lautet:

Eptir )>at f6ru )>eir Sigurdr ok Regi nn k Gnitaheidi; |>a grof Signrir f^rof k veg Fafnis ok settiz l>ar i. En er Fafnir skreid til vatus, ok Iiibb kom yfir grofna, )>ä lagdi Sig^urdr sverdinu i gögnum hann eCe.

Man sieht leicht, dati Sn.-E. sich viel genauer au R als an VS. anschließt [über m vatna siehe unten] namentlich im Anfange. Weiterhin scheint Sn.-£. dorek Abirren die in [ ] gesetzten Worte übersehen zu haben zugleich ein gewichtig« Grund für die Prioriät der Prosa der Liedersammlung (bezw. der VS.), während Wilken die entgegengesetzte Ansicht vertheidigt, ohne doch selbst dem Zugest&ndnisse Be- nutzung der jüngeren VS. in Sn.-E. sich entziehen zu können (CVI, Anm. 5). IIb beachte namentlich, daß auch in Sn.-E. Sigurd an Hjalpreks Hofe von Regin auf- gezogen wird eine Vermischung zweier verschiedener Sagengestalten, die Temutih lieh der Sammler (oder Verf. der Sig^dssaga) zuerst herstellte. Wenigstens hat diei Aufwachsen bei Hjalprek nur Sinn im Zusammenhange mit der Vaterrache, ron d«r die Sn.-E. aber nichts erwähnt.

**) So die drei Gruben und das Auftreten Odins; femer 178, 33 179, 6 n. s.w.

••*) Femer: ok lagdiz al sofa 117, 16 = R, fehlt VS.; hann hugdi, nt fidU- teikt mundi 117, 17 = R, fehlt VS.

t) Z. B. 117, 11 Hl vatng (s. oben Anm. *), wo diese Worte wohl aus R 19S* Z. 8 entnommen sind, wie auch in VS. 179, 13.

LITTERATUR: E. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA. 359

mit denen zasammentreffen, bei denen ich in VS., Gripiaspa (nnd Sig. sk.) über- einstimmend getreue Wiedergabe in der Lücke ausgefallener Strophen annehme (Germ. 23, 174, Anm. * und 326—330).

Die fraglichen Übereinstimmungen sind etwa folgende:

Sn.-E. 118, 16 (Wilken) Gunnarr ok Hpgni söruz f broedralag Tid Sigurd = VS. 197, 35 peir srerjaz i broedralag; vgL Sig. sk. 1, 5 ff. tok vid trygdum tveggja broedra, seldusk ei da eljunfroeknir. 118>17f6ru t)eir Sigurdr ok Gjükasynir at bidja Gnnnari konu..., Brynhildar, vgl. Grip. 35, 3 Brynhildar bidja. . Gnnnari til handa; Sig. sk. 3, 1 |>eir Brynhildar bidja f6ru, svk at peim Signrdr reld i sinni. 118, 20 hdn hafdi ptBB heit strengt, at eiga ]}ann einn mann, er J>ordi at rida rafrlogann, vgL VS. 203, 16—23, (^r auch R 204*, 19—21 (Hüd.). 118, 25 pk skipta pek litum=VS. 198, 28 vgl. Grip. 37, 5 (38, 2 f.). 119, 4 dr6 bann s?erdit Gram. . . ok lagdi i milli pem = VS. 200, 5 Hann tekr sveiKlit Gram ok leggr 1 medal })eira bert, vgl, Sig. sk. 4, 2 4 lagdi srerd nökkvit ... 4 medal J>eira. 119, 8 Signrdr reid til f^Jaga sinna; skipta J>eir pk aptr litum = VS. 200, 10 f. ridr hann ... til sinna fölaga, ok skipta l>eir aptr litum, vgl, Grip. 43, 5 f. 119, 14 pk Brynhildr üt 4 4na fr4 landi :=: VS. 200, 28 pk 6& Brynhildr lengra üt 4 4na. 119, 19 hann y4 F4fni ok Regln ok . . . reid vafrlogann, vgl. in dem entsprechenden 2kuammenhange 201, 3 f . ; vollständiger aber und noch genauer entspricht 202, 2 ff. {vgl, meira var ))at vert = ok ))at er meira rert) gestützt auf eine Strophe ^ die (unserer Vergleichung nach) in VS* vielleicht in unrirJUigem Zusammenhange ange- ftlhrt ist. 119, 26 pk })agnadi Brynhildr ok gekk heim = VS. 201, 7 Brynhildr för heim ok m»lti ekki ord. 119, 30 hann lagdi Sigurd sverdi i gögnum sofanda vgl. R 214^ 5 (N)>. 253, 6). Zu 120, 1 vgl. VS. 209, 10, aber auch Sig. sk. 22, 7 ff.

Man sieht, daß fast überall, wo R selbst nicht zu vergleichen ist (wie 118, 20; 119, 30 und etwa 120, 1) die auf den verlorenen Liedern beruhende Grip. und Sig. sk. 1 4 mit ebenso wörtlichen, ja wörtlicheren Übereinstim- mungen zur Seite stehen. Erwägen wir femer, daß mehrfach Sn.-E. die rich- tigere*) oder ausführlichere**) Darstellung hat, so werden wir die Überein- stimmungen zwischen VS. und Sn.-E. (im zweiten Theil) zunächst auf gemein- same Entlehnung aus dem verlorenen Thcil der Liedersammlung erklären und auch hier in der Sammlung die Hauptquelle der Sn.-E. vermuthen.

Dagegen spricht anderes für die Benutzung der VS. neben der Samm- lung. Wichtig ist, daß Brynhild und Sigrdrifa zusammengeworien werden und daß Aslaug als Tochter Sigurds und der Brynhild erscheint, und zwar in Ver- bindung mit der Bagnarssaga***), was nach Symons* Ausführungen, denen ich beipflichte, nur aus der Ragnarssaga entnommen sein kann. Sodann : an einer Stelle, wo VS. ihrer Tendenz gemäß die Berichte der Akv. und Atlam. ver- schmolzen hatf), p. 225, 18—25, gibt Sn.-E. (121, 3^5 djbetrrt ndtt) dieselbe Darstellung. Ausserdem scheint der Passus 120, 2 4 aus VS. 212, 12 13. 16 entnommen zu sein. Auch für die Jprmunrekssage scheint die VS. benutzt

♦) 119. 6-8. 28—26 (vgl Symons a. a. O. 280 f.). **) Z. B. 119, 13—16. **^) ok eru padan aUir komnar storar 123, 6.

t) Damach ist G^erm. 23, 418 * an streichen.

360 LITTERATUR: £. WILKEIY, DIE PROSAISCHE EDDA.

zu sein« Für BeDutznng der VS. in Sn.-E. spricht z. B. aaeh 118, 5 f. heißt es UDgewöhnlicher Weise Nii er sagt, koer $aga er til put^ er gulUt er kallat htjl eda hygd Fdfnis\ ähnlich heißt es aber in der V8« er ^7 pess 173, 2 (= Ragn. 257^ 9). Nach allem dem glaube ich, die nar iu rW erhaltene Erweiterung unsere Liedersammlung benatste, aber auch unsere VplsungaRagnars-Saga und andere Quellen^.

Eine cigeuthQm liehe Stellung nimmt der erste Absatz des Cap. 40 (40') di U gibt nämlich den Inhalt desselben ganz kurz wieder , doch scheiiit U Ur gekürzt zu haben ^. Andererseits hat aber der Interpolator ron Cap. 40, Absatz, und Capp. 41 ff., d. h. von p. 116, 25 ab, in r^A/ auch Cap. 40' (p. 116, 10 24) wesentlich erweitert. Namentlich deatlieh tritt «i henror, wenn es 116, 13 ff. beißt y>a^ var ordd peira brcedrüf at ßeir drdp% fydur sinv til guUsint, worauf rW fortfahren pd heiddin Reginriy ai Fdfmir «%ü skipta gtillinu r helminya med peim, Fdfnir svarar svdy at liUl vdn mt, ^ hcmn mundi midla gulUt vid brodur «in», er kann drap f^dur minn tu ^■fl^ ifi«. Hier hat nur Fafhi***) den Vater getödtet und verweigert daher dem Bruder seinen Antheil am Golde; vorher aber hatten ihn beide getödtet Hier wird also die Darstellung der Liederprosa benutzt sein (vgl. R 189% 1), w Regln, weil der Erzähler, den Vatermord auf Fafni allein schieben mofile. Dagegen zeigt sich wieder Benutzung des rW und U gemeinsamen Stlckes ii Rt)y wo erst krofdu steht ("dann aber Fd/nir lagdi sverdi Hreidmar ttatf drdpu rWU). Ich meine also^ daß der Hauptinhalt von Cap. 40^ (116. 10 24) noch in der gemeinsamen Quelle von rW und U stand, etwas air führlicher als in U, aber kürzer als in rW.

Endlich das Vcrhältniss zur r id rekssaga betreffend hat der Verf. auch ganz eigenthümliche Ansichten. Indem er die Nothwendigkeit einer Eis- wanderung der jüngeren Sagengestalt vor der Fs.ff) ignoriert, komait er dan in der Sammlung Benutzung der rs. anzunehmen, und zwar (s. Qött. gcL Anz. 1878, p. 86) der isländischen Bearbeitung AB^ also Ps. AB Eddi* Sammlung? rs. aber soll wieder die VS. benutzt haben, worin W. sich der irrigen Auffassung Sjmons' anschließt, obwohl auch er dessen Irrthum hin&ieht- lieh des Cap. 22 der VS. erkannt hat. Ich denke demnach nicht zu viel daaut gesagt zu haben^ daß der Verf. hier Neigung und Anlage zeigt, die Verhilt- nissc auf den Kopf zu stellen. Zum mindesten scheint er mir zm seiner xa- weilen etwas hämisch hofmeistemden Kritik Symons gegenüber wenig bereefati|:t zu sein.

*) So sicher rlie Kagii;ir>drajm lAM. 1, 370 f.) 1, 7-8 in 121. U und 1, 1 bis 4 in 122, 23 {o/ nött, /»d er ftann «va/ji vgl. Buggc, Z. f. d. Ph. VII^ 384.

**) Vgl. 116. 12 1". Ht-eidiitarr tumi peim entkis penning's (rW, fehlt l* mit 115, 3 f kvad hann eigi ikgldu Iiafa einn penniny (rW = U).

***) AusdrQc'klifli gesagt ist das freilich nicht, doch läßt die Art, wie e: Kegins Aii sinnen zurück weiüit darauf »chliesen, ebenso die folgende Drohuni^ ha«1 üeym, fara braut y en at odrum kosti viuudi hann fara »em Hreidmarr (d. h. auch Ton Fatsi getödtet werden).

f ) Die Worte Fd/nir ok lUyinn beidditz af uokkurs i lr6dur*jjald &iud iE R fast wörtlich su wiedergegeben: Fdfnir ok Beginn krofdu... nidgßalda eptir... brddur tinti.

tt) Vgl. Germ. 23, 86 f. und 386 f.

LITTERATUR: E. WILKEN, DIE PROSAISCHE EDDA. 361

Während eine neae Untersuchung über die VS. neben der von Symona, und zwar gegen diese gerichtet , von vom herein Bedenken erwecken maßte, wäre eine vorurtheilsfreie Untersuchung über den Nornage8t8-})4ttr recht erwünscht gewesen. Leider aber leidet des Verf/s Untersuchung auch hier an den gleichen Fehlem. Auch hier soll der N)). älter sein als die Liedersamm- lung, was ebenfalls schon durch Hinweis auf den Eingang der Reginsmal sich als unmöglich erweist. Auch hier liegt die wahrscheinlich in der Liedersamm- lung (oder Sigurdssaga) zuerst entstandene*) seltsame Verbindung zweier ver- schiedener Sagengestaltnngen zu Grunde , auch hier der Einschub der Vor- geschichte des Hortes, die hier freilich thatsächlich ausgelassen**) ist and (242, 16 f.) nur angedeutet wird. Dagegen Wilken CVII, Anm. 10, der geneigt ist, die wörtlichen Übereinstimmungen auf Benutzung des Nj>. in der Sammlung zurückzuführen, so daß also diese die VS. und den Nt>. nebeneinander (vorher aber, nach p. XIV. XCVIII, N}). die VS.) benutzt hätte. Die Benutzung eines Textes im andern ist allerdings zweifellos , aber ebenso klar ist es, daß die Abweichungen des N}). von der Sammlung durch die Einfuhrung des Norna- gest als Erzähler veranlaßt sind***). In vielen Fällen entspricht übrigens die VS. nicht t), so daß N|>. auch nicht etwa durch Vermittlung der VS. auf die Liedersammlung zurückgehen kann. Einmal steht sogar VS. gegen R = N|). (R 190', 8—13 = NJ). 243, 5—8 = Sn.-E. 117, 6—9 gegen VS. 176, 3—6) und in vielen anderen Fällen sind abweichende ft) oder ausführlichere fff) Darstellungen der VS. in Nj>. nicht benutzt Nur an zwei Stellen (Sp. 248, 6 = VS. 178, 8 scekir Sigurdr fram [i möti] und Nf). 244, 1 f. asUar at herja fi Hundings aonu = VS. 176, 26 vüjum vir finna H. ».), wo der N(). etwas ausführlicher als R ist, hat VS. neben vielem Abweichenden ein paar geringe Ähnlichkeiten, die jedoch wahrscheinlich zufällig sind. Wo sonst VS. und' N(). an gleicher Stelle den Text von R erweitern , geschieht dies in der Regel in verschiedener Weise, z. B. VS. 198, 3 ff. vgl. mit N}). 250, 9 ff.; VS. 177, 16 ff. vgl. mit N)). 248, 1 ff. Es ist also gar kein Gründet) vorhanden, Benutzung der VS. neben der unzweifelhaften Benutzung der Sammlung, soweit sie die Sigurdssaga umfaßt, anzunehmen, vielmehr finden sich Differenzen in der Dar- stellung (s. auch Wilken XCVII f.). Wir können also nicht in der Sigurdar- Saga, auf die Nf). verweist, die VS. vermuthen, wie denn auch Bugge diese früher (in N}). p. 80) aufgestellte Ansicht in N. F. XLIII wieder zurückge- nommen hat. Ich beziehe wie gesagt mit Bugge die Verweisung auf den betr.

n Vgl. p. 368, Anm. ^. **) Weil diese fortgefallen, ist 243, 9 nach Fäfui eingeschoben brodur siim. Der Germ. 23, 316, Anm. ** betonte Widerspruch ist hier beseitigt, s. aber die fol. gende Anmerkung.

♦**) Vgl. z. B. 242, 3 f gegenüber R 176, 26 f. ; 246, ö— 7 (nach .S) und 249, 15 f.; 244, 3—5; 177, 14, vgl. 249, 6 f. Die Erzählung von Keglns Verwandten ist wohl ausgefallen, weil Nornagest jene Dinge nicht miterlebt haben konnte u. s. w. t) Z. B. 242, 22 ff.: N}>. Cap. V bis Str. 18 incl, wörtlich == R, fehlt z. Th. VS.; N)). 246, 8 bis Str. 25 mcL ebenfalls; Helreiü Brynh. fehlt in VS. gänzlich. tt) 246, 15—246, 1 = R, gegen VS. 177, 7—13; 249, 13 ff. inhaltlich = R, anders VS. 178, 18 ff.

ttt) Z. B 242, 4-8, 10—12 R, viel ausführlicher m VS.; 244, 2-3 = R gegen VS. 176, 24—26. 27 ff.

*t) AuffaUend ist nur das Zusammenwerfen Sigrdrifas mit Brynhild 250, 6. was aber aus der gedrängten Zusammenfassung sich erklären kann.

362 LITTERATUR: E. WILKEN, DIE PR08AI8CHS EDDA.

Thcil der LiederBammlang^ der schon für sich bestanden haben wiid, d in die Sammlang aufgenommen ward. Unter dieser Voraassetnuig wMi lieh die Folgerung kaum zu umgehen sein, daß entweder N)i. vordarft lung entstand was nach Obigem unmöglich ist oder aber, dsl ii gurdssaga auch nach ihrer Auftiahme in die Sammlang noch Ar skk krf zum mindesten unter eigenem Titel einen eigenen Abschnitt der 2ami bildete.

In dieser Hinsicht ist es auch höchst beachtenswerth , daß 11)>. m Liedersammlung nur das kennt, was wir als Sigurdar saga xiuMmmak können. Es beginnt nämlich in R mit 176, 24 ff. deutlich ein nmm, imt hergehende nicht voraussetzender Abschnitt (s. Genn. 23, 187, Abb.)* fci zur Prosa von Hcireid Brh. reicht, womit die ErzlEblung abbricht*). I Nomagcst (ausser der Sage von den LodbrokssÖhnen) noch die S^ga Helge Hund., von SinQotle u. s. w. kennt, beweist nicht, daB ersieaaail Sammlung kannte; die knappe, nur eben andeutende Enrähnnng Gegensatz zur wörtlich rn Wiedergabe des Textes der Signrdasaga' dagegen. Nur innerhalb der Sigurdssaga ist Benutzung der Prosi, fast immer wörtliche Benutzung nachzuweisen. Es scheint daher, daft iv^ des N|). überhaupt keine andere Prosa kannte. Vielleiekt diesen Theil der Sammlung sogar noch in einer älteren G^talt, wieid*| Germ. 33, 186, Anm. ** als einmal vorhanJen glaubte erBchliessen n Im N|i. ist nämlich 242, 3- 10 = R 176, 26—33; dann geht N)>. Repinsmal über: 242, 12—17 = R 186, 2— 6**); 242, 17 &ßt B'»| bis Prosa nach Str. 12 kurz zusammen; [242, 18 21 gehört der der Erzählung an]; 242, 22 243, 10 und Str. 15 = R, Prosa aaeh 9tl Z. 3 bis Str. 15; 244, (1) 2—3 + 10 f. = R, Prosa nach Str. 15, HJ |244, 3— 5 gehört der Einkleidung an]; 242, 5—8(10) irt kamr aus Sinfj. R 175, 2 17 4- 24 f.***): 245. 10—12 = R, Pro» maA 3—5; [245, 12—14 Erweiterung]; Str. 16—25 = R, nnr daß 241, M Weiterung ist, desgl. 248, 1 249, 18 erweitert ans R, Prosa aaeh 9k.^ Str. 26 - -- R (249. 20 f. Zusatz]. Dann folgt 250, 1 C ein knn« F&fni^mal ^ und ', ;uif die Prosa nach Fafn. und den Anfang tob Sici^i OS hrilJt: ol: fnnt />ara (Si^urds und Brjnhilds) 9kipH ^em Megir { mm /o/nifbitmi', 250. 252, 1 bezichen sich auf den bekannten Autvaeki tvjrl. VS. 19S. 2-4, Aihim. i>5 f.; US. 183 f. 354; Nordalh. Stad. I,lMl dorn Sjirhhonkriogo im \L entspricht [252, 2 253, 2 gehören sorBikW 2r>;*i. 2 II handeln von Sigurds Tod, darunter Z. 6— »H wortIick=L n:ieh »rot, Z. i?— 14 [Z. 4—5 dieser Prosa entspricht Nb. 253, 5 iH Nun wird sogleich zu Brynhilds Tode und Bestattung uberKenara ä' ^ R, Prosa n.*ich Guitr. I, Z. 6 9 (kleine Abweiehn^-S^A-irf < -?.>.*. 14 f. unmittelbar die Lmschreibung ^on Siff k. Sfr *■'

*> Pio woitoro Tro*.! bis vor Gudr. III halte ick ^ iMiTi'niliohi'u Sictirilssa^.i vjfl. Gorm. 23. 334^. ^^ ^"**

*M veiifi Simrfi r'.<f:r ist vielleicht abMchtlick Hpnu-hv-» O'iC^^ix -iVi, -J-i if . H ISy' Eir»% dag etc

ist evwoilorwvW XvuVuXxTww-g.. ^**

UTTERATÜR: E. WILKEN, UNTERSUCHUNGEN ZUR 8N0RRA-EDDA. 363

253, 16 19 ist eine, nur theilweise wörtliche Wiedergabe von R, Prosa vor Helr«, Z. 1—7, während 253, 22-24 ungefähr R, Z. 7—9 entspricht [253,24 bis 254, 4 sind Ausschmücknngen, wie z. B. auch 245, 13 f.]; 254, 4 f. folgt das Lied ganz.

Fassen wir also zusammen, was N(>. sicher ron der Sigurdssaga kannte, 80 ist es dies: der auf Sigurd bezügliche Schluß des SinQotlalok, Reginsmal vollständig in der Anordnung des Cod. R, Fafn., Sigdr. (Anfang), Besuch bei Sigrdrifa und Brjnhild (zusammengeworfen), Sigurds Vermählung mit Gudrun und sein Aufenthalt bei ihren Verwandten , Sigurds Tod (nach Sig. sk. ?) und die Prosa hinter dem Brot, dann sofort die Prosa vor Sig. sk. und von diesem Liede die letzten Strophen, die Prosa vor Helr. und dieses Lied vollständig. Darauf folgt unmittelbar die Erwähnung der Lodbrökaraynir^ woraus W. meiner Ansicht nach mit Unrecht schließt, daß unsere V9lsunga-Ragnars-Saga vorge- legen habe: es wäre dann wohl etwas von Ragnar selbst und nicht nur die beabsichtigte Romfahrt der Lodbrokssöhne erwähnt worden.

Wenn ich schließlich leider nicht finden kann, daß Wilken's Unter- suchungen die erörterten Fragen in irgend einem wesentlichen Punkte gefor- dert haben, so hoffe ich dies Urtheil durch die voraufgehendc längere Be- sprechung ausreichend begründet zu haben und kann nur bedauern, daß diese Arbeit, auf die offenbar viel Fleiß verwendet ist, sich nach meinem Urtheil von vornherein in verkehrter Richtung bewegt hat.

LEIPZIG, im Anfang des September 1878. A. EDZARDI.

Unteren ehnngen rar Snorra-Edda. Als Einleitung zur „Prosaischen Edda im Auszüge"" von E. Wilken. Paderborn 1878. Schöuingh. (296 S. 8^.)

Nachdem nunmehr die lange erwarteten „Untersuchungen zur Sn.-E." erschienen sind, lasse ich eine kurze Besprechung dieses, die „prosaische Edda" ergänzenden Buches der obigen Anzeige jenes Werkes nachtragsweise sich an- sch Hessen. Wenn ich hier zunächst auf des Verf. 's Begründung seines tezt- kritiscben Standpunktes eingehe, so werde ich dabei besonders zwei Punkte ins Auge fassen: nämlich 1. des Verf.'s Ansicht von U, bezw. die Beur- thcilung der Stellen , wo rU der Hs. (oder Gruppe) W gegenüber stehen ; 2. die Stellung der älteren Fragmente und die späteren Hss.

Was ersteren Punkt betrifft, so ist U freilich weit mehr herangezogen als in früheren Ausgaben, namentlich ist W = U mit Recht in den Text gesetzt, sofern es sich nicht um wahrscheinlich zufällige Übereinstimmungen*) handelt. Derselbe Grundsatz aber hätte, meine ich, auch da befolgt werden sollen, wo rU gegen W stehen und die Übereinstimmung von r und U nicht etwa als zufällige bei naheliegender Änderung oder leichtem Schreibfehler*^) gelten kann, Einselne Stellen , wo W gegen rU offenbar im Unrecht ist

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364 LITTEKATUR: K. WITJCKN, UNTERSUCHUNGEN ZUR SNORHJl-EDDA.

und trotzdem in den Text gesetzt ist, habe ich oben (p. 352 f.) notiert; der Art sind z. B. diese: bei W. p. 9, Anm. 28: vera zu streichen; lO** ■■■ statt fRtmt; 11^ 9egir statt avarar^ 11'* ist die Reihenfolge Nordri Smäri = rU herzostellen ; 11*''^ ist aus rU herzustellen [( mitt ginnungtt^p] d kmm büsdi ofan ok nedan (die Wörter in [ ] fehlen bei Wilken); 12^ ist mit rU fundu peir und davor Komma zu setzen. Es handelt sich bier am eine pria- cipielle Differenz, indem Wilken es für unstatthaft erklärt , von einer Gnppe rW gegenüber U zu reden, was ich nach den Giundregeln der Textkritik fir iiuthwendig halte, da r und W auf eine gemeinsame Vorlage *} zturSck^ auf welche U nicht zurückgehen kann.

Daß U häufig kürzt und ziemlich nachlässig geschrieben ist, ist richtig und auch von mir schon (in dieser Zeitschrieft 21 , 443 ff.) betoet, doch ist häufiger noch das umgekehrte der Fall, daß nämlich f\Af erweitert ki^ und namentlich, wo es sich nicht um knapperen Ausdruck in U handelt, aoodcni um das Fehlen von Sätzen , Capiteln oder längeren Abschnitten , werden vir meist in rW Zusätze zu sehen haben**). Dies Verhältniss zeig^ sich dentSdi auch da, wo wir die benutzten skaldischen Strophen noch vergleichen können***}. Im Allgemeinen stimmt der kürzere Text von U mit der Quelle überein, wik- rcnd der wortreichere Text rW in dem, was er mehr hat, sich seltener mit der skaidischen Quelle deckt. Doch kommen auch solche Fälle mehrfach tw

wo dann also U gekürzt hat. In der Regel aber, wie gesagt, entspricht U der Quelle genauer; in diesem Falle hat dann rW durch seine Text- erweiterung sich von der gemeinsamen Vorlage entfernt oder ansnahmsweiM auch wohl einmal rW gekürzt. In wiefern Ähnliches von dem Verhältniss a den benutzten Eddastrophen gelten kann, mag hier unerörtert bleiben f).

*) Auch Wilken erkennt p. 40 da» nenge Vcrhältuisä zwischen heiden* si und hält es für „iinahwoisbar, eine gemeinsame Vorlage anzunehmen** (p. 43). Wie er sich das Verhältnisä denkt, siehe auch p. 62.

**) Eine noch ungedruckte hiesige Doctordissertation von £. Mogk Uaudeh eingehender darüber.

***) In dieser Hinsicht habe ich Germ. 23, 434 eini(;eä angemerkt. Ich steDe alles «US jener Vergleichung mit der Ilusdr^pa sich ergebende hier zusammen : ^l^lkss p. 72, Z. 4 gein um (t/jir r) rW ojcahofndU rW, btU a onglinvm U; Hüsdr. gma^ Jiumjvm raudhita taugar (das ist das aU Köder benutzte Ochsenhaupt) = Uj^m. gm vid agiii] 72, 7 üt at {d r) hord'mu rW, vid hordimt U; Hüsdr. ii/ cU bordi; 72, 14 sa-rinn ßll \ul ok rW] imi [o/nolkvan (rW, nokktit ü); Husdr. tcMisk ädr fodf) atflausti aw/* lAiii; l'i, 18 ok aegja »lenn, ai.. rW, fehlt U =r Hüsdr hlaat irmaii »vo vünnom (^eiiau in demselben Zusammenhange)?, vgl. Germ. !i3, 42d:

72, 21 reiddi til hnefann ok setr ri(f eyra rW. Unat vid eyra l"; Uusdr. te hne/a akialla vid eyra. Auch bei dem Theil der Haustlpng, welcher von Idon handelt^ zeigt sich in BragaruMtnr theilweise enger Anschloß der Prosa an die Strophea. Hier entspricht Wilkiii p. 93. 15 der Hstl. 3. 3 t. ; 93, 16 der Hstl. S, 5—8 ixf\, «ick /.u 93, 16 I eikina Y\>X\ G. 3 af eikinitu) dies alles fehlt in U; 93, 18 ^fifiu wms [af uxanvm rW], Junan hltit uf hclgu akutli 4, 1—4; 93. 23 rekr (lautt U) d inp- pinn (rW, cid hak r\ Hst). 6, 5 tf. drwpi medal herila entspricht genauer der Fassung: in U; 94, Anm 11 viif [stangtlV V] enda = Hstl. 7. 8 vi'f stangar &nda (s. oben p. 358); 94, 16 urdu illo t-i«/ klingt au Hnhi-al hryggvir (Hstl. 10, 1 f.) an, dies wie 94. 16 f. (wörtlich Hstl. 10. 5-8) tchlt I ; 14, 9 ok er eigi at sinni »ogd ßeiri Udmäi um peira ferd, dtir peir konui htim cntsiiricht thatsächlich der knappen Darstelluiif in Hstl. 9; in L' fehlt der Sats ebenso wie 95, 8 drv arnsAff = Hstl. 12, 5—9 lagdi anuAg, {Genn. 24. 63: AM. II, 286, 27 und 287, 2 nur U HatL]

t) Über dns Verhältniss der H^hniskrida zu V und rW s. Germ. 23. 484.

LITTERATUR: E. WILKEN, UNTERSUCHUNGEN ZUR SNORRA-EDDA. 365

Die Untersuchungen über die in AM. II abgedruckten Pergamentfrag- mente leß (Fr): p. 48 ff.; 748 (A) und 757 (M): 54—57, sowie über das Pergamentfragment 756 (W*): 47 f.; die Pergamenths. S: 50 f., und die Pa- pierbs. H: 51 ff. für letztere drei nach dem Arnamagn. Apparat sind geeignet, nicht sowohl die in dieser Hinsicht bestehende Lücke auzsufüllen, als vielmehr zu eingehenden Specialuntersuchungen anzuregen. Von lefi meint Wilken mit Recht, wie auch ich (Germ. 21, 443. 446) andeutete, daß diese Hs. auf eine über P stehende, vielfach bessere Hs. zurückgeht; für die beson- dere Wichtigkeit von W* neben W (p. 47) hfttten aber triftigere Gründe vorgebracht werden müssen. Die Zusammenstellungen über das Verhältniss von S zu U und P sind interessant, ein sicheres Urtheil wird man sich aber wohl erst auf Grund einer vollständigen Collation der Hs. erlauben dürfen; dasselbe scheint mir von H zu gelten. Die Fragmente 748 (A) und 757 (M), mit denen es freilich eine eigene Bewandtniss hat, hält Verf. für eine allen anderen Hss. gegenüber selbständige Gruppe*), wofür sein Beweisgrund freilich nicht ausreicht. Hier vor Allem hätten wir eine gründliche Untersuchung über die Stellung der interessanten Fragmente gewünscht, während W. sich darauf beschränkt hat, „nur im Allgemeinen die Stellung derselben zu skizzieren'* (p. 56). Hätte Wilken darin Recht, daß AM zu einer neben der Redaction pWU selbständig bestehenden (Gylf. und Bragar. ausschliessenden) Redaction der Skalda gehörten, auf weiche die Überschrift in U hinweise**) so daß also nicht etwa AM ein Auszug aus der über PW und U stehenden Grund- form der Snorre'schen Skalda wäre so würde freilich auf die von ihm an- genommene frühe Zusammengehörigkeit des g^rammatischen Anhangs mit der eigentlichen Edda (p. 43) ein neues Licht fallen. Vorläufig aber behalte ich meine Bedenken gegen diese Annahme (vgl. Germ. 21, 446).

Die schwierigen Fragen, welche die tintstehung der Edda und Snorre's Verfasserschaft betreffen, sind von Wilken p. 129 220 eingehend behandelt worden. Er kommt zunächst hinsichtlich der Gylf.***) zu dem Resultat, daß dieselbe schon vor Snorrcf) entstanden sei (etwa um 1150), und zwar mit dem auch in U überlieferten ältesten Theil des Prologs (163 ff.). Es hängt diese Auffassung damit zusammen, daß Wilken „als die Haupttendenz des Werkes die einer Verständigung zwischen den (wenn auch nur heimlichen) Anhängern der Asa-Lchre und dem Christenthume*' auffaßt (166, vgl. 163). Wenn ich dpm auch nicht beistimmen kann, so glaube doch auch ich Spuren verschiedener Schichten der Überlieferung in der Gylf. zu erkennen tt) «nd bin

*) Nach p. 199 soll diese Redaction die Gylf. nicht mit umfaßt haben, dieselbe (mit den Hragarcedur) vielmehr (weisen AM. IL 582, 10 v. u.) als ein eigenes, speciell .«Edda** genanntes Buch eitleren. Dies ist wohl richtig; mir scheint damit aber nicht iiusgeschlossen , daß der Verf. des Originals von 748 nnd 7S7 eine, auch die Skalda umfa.ssende „Edda'' kannte und letztere auszugsweise benutzte.

**) Die p. 64, Anm. 102 citierten Worte beweisen das aber nicht ***) Deren eklektischen, namentlich alle obscönen Mythenstoffe vermeidenden Charakter er betont (162).

t) W. denkt wieder an Ssemunds Verfasserschaft (167 f.) ff) Man denke z. B. nur an die, neben der knappen Darstellung im Allge- meinen etwas fremdartig erscheinende, lange und behaglich breite Erzählung von Thors Fahrt zu Utgarda-Loke und an die Art, wie sie eingeleitet wird (p. 65, 12—66, 18). Vgl. noch 366, Anm. **.

366 LITTERATITR: E. WILKEN, UNTERSUCHUNGEN ZUR 8NORBA-E00JL

aach geneigt, die ursprüngliche Verbindung mit der Skald« sd benreifdi, vielmehr in den ältesten Theilcu der Gylf. eine selbständige vielleicht sieht einmal in erster Linie für skaidische Zwecke bestimmte syslenuLtiadie Zt- sammenfassung der wichtigsten alten Mythen zu sehen. Ich kann mich der Vermuthung nicht erwehren, daß dieser älteren Fassung die diaIog:i8che Eife- kleidung ursprünglich abging oder doch, ausser am Anfang und Schloß, mehr zurücktrat worauf auch die Überlieferung in U weist. Stil and Wort- schatz in den dialogischen Partien sind auffallend einförmig ^) and weichen tw denen der Erzählung selbst**) mehrfach ab***). Wie dem anch sei, so hat Verf. doch gewiß darin Becht, daß die Bragar. jünger als die Qylfäg, oad dieser nachgebildet, gewissermassen auch zu ihrer Ergänzung bestimmt sind. Anitprechend ist die (übrigens an N. M. Petersen anknüpfende) Annahme^ daß sie als später zugefügte Einleitung zur Skalda die Verbindung zwischen dieser osd der Gylf. herstellen sollten (p. 176). Snorre soll nämlich die Gjrif. , d. h. dx schon durch einige Interpolationen erweiterte (p. 220) Gestalt derselben Torherf) mit der Skalda verbunden haben. Von letzterer hat Snorre nach Wilken du H&ttatal, d. h. auch die Prosa, sicher ff) verfaßt, die 'kenningar aber um einer älteren Gestalt derselben umgearbeitet und vielleicht durch Hinxalngiiif der 6kend heiti mit Benutzung der nafna()ulur ergänzt. Verf. koDBl nämlich zu der Annahme einer vor Snorre entstandenen älteren Redaction der kcnningar , weil in den ökend heiti manches für Snorre*s Verfassecschafi spreche (193), dieselben aber »ein hauptsächlich auf die 6k. heiti, ▼idkennis- gar und sannkenn, bezüglicher Nachtrag zu einem älteren, die eigentlichea kenningar behandelnden Ezposd zu sein scheinen". Freilich war verschiedeit- liche Erweiterung und Überarbeitung gerade bei den kenningar ebenso leicht wie natürlich, und in der That zeigen sich in Skaldskapann41 (vomehmlid bei den kenningar) Spuren von Überarbeitung. Ein bestimmteres Urth«l

*) So kehren in den verhältnissraässig wenigen dialogischen Zeilen folgendt Wendungen und Wörter wieder : pat veU triia min 29, 2; 40, 4; 49, 10, vgl. 51. 5; geysi- 22, 14; 29, X; 50, 2. 13; - eiyi er par Ulü af at tegja 11, 2 f.; wutrt «r cyTsC •egja 23, 1, vgl. 81, %\ atburdir 29 (3 mal); 52, 5: 56, 10; —frödr madr 6, 16; 26. 21; 29, ll;/^dtmcnn 70. 9; /Wrf^i^a 16, 6; Äa/cw/ al 6, 19; 11, 1; 17, 11; 29, 14; alimikUl ist häufig; miklir pykkja nUr pessir fyrir sir 34, 6; vgl. 61, 12; 70, 4. 6; t^ muntd Ju/a 40, 2 = hana mtmtu hafa 16, 8: hverir <Ubmrdit üi hvers nckfna 29, 3, vgl hvert hverrar bcenar 34, 7; kurnia 9kyn\ 29, 8; 34, 8; pd er MuMpeUs tynir herja 17, 8; 47, 16; stör merkt 22, 19; störeirki SO, 17; atortidmdi 29, 12; vgl. 9, 3 mit 11, 2; 70, 7 mit 78, 7 u. s. w.

**) Eine Ausnahme macht gerade die erwähnte lange Erzählung Ton Thor: P<U veU trüa min 68, 1. 21*, ajMiverfingar 68, 4 = *4, 9; endaak (ausreichen ) 68, 10 «= ♦49, 6 [sonst noch 48, 5]; litU mark 66, 22 = »47, 12; meira inarAr«60, 4 u. s.w. Daß die äussere Einkleidung der Gylf. an die Situation gerade in dieser firalhlong auffallend erinnert, hat auch Wilken (p. 170) und vor ihm schon Bergmann bemerkt ***) Viel ist natürlich auf Rechnung des dialogischen Charakters au setseo. aber lange nicht alles; so kommt z. B. geyti- in der Erzählung selbst meines Wissens nicht vor.

t) Man könnte sich das trotz des p. 185 geltend gemachten doch gleichseitig und Snorre als Verf. der Bragar. denken.

ff) Ganz neuerdings hat Stevers (Beitr. V, 461 ff.) gewichtige Gründe dagegen geltend gemacht. Doch bleibt zu erwägen, ob die offenbar in die Zeit nach Snorr« weisenden Stellen des Commentars nicht etwa erst durch eine spätere Überarbeitnof eines älteren, von Snorre verfaßten Commentars hineingekommen sein mOgen.

LITTEBATUR: E. WILKEN, UNTERSUCHUNGEN ZUR SNORRA-EDDA. 367

möchte ich mir bis jetzt weder über diese schwierige Frage die W. wohl gefördert, aber keineswegs zum Abschluß gebracht hat noch über den frag- lichen Antheil Snorres an der Gjlf. erlauben, der aber unter allen Umständen über ein äusserliches Nebeneinanderstellen*) hinausgegangen sein wird.

Von beachtenswerthen Einzelheiten erwähne ich noch Folgendes: das Verzeichniss der entsprechenden kenningar in den verschiedenen Überlieferungen (213 219) ist geeignet die Orientierung zu erleichtem, was man von der Zeichnung zur Veranschaulicbung des Handschriftenverhältnisses (220) weniger rühmen kann. Das Verhältniss der einzelnen Hss. zur Lieder-Edda wird p. 57 ff. erwogen wobei ich nicht unterlassen will auf die Bemerkungen zur VoluspA (63 f.) hinzuweisen und p. 136 ff. wird die Quellenfrage für die Gjlfaginning erörtert.

Die übrigen Theile des Buches bieten erstens von dem Gegenstande weit abschweifende Excurse über den Antheil Norwegens und Islands an der norrönen Literatur (p. 221 262), über das Verhältniss von mündlicher und schriftlicher Überlieferung (262 273) sowie von Poesie und Prosa (274 ff.). Die auch hier entwickelte verkehrte Ansicht vom Verhältniss der Eddalieder zur (älteren Gestalt der) VS. habe ich in obiger Anzeige eingehend besprochen. Ferner gibt Cap. 3 eine Überschau über den „mythologischen Standpunkt der prosaischen Edda*' (p. 68 135), in der sich neben manchen annehm- baren**) auch gar manche Ansichten finden, denen ich nicht zustimmen kann. Da indessen hier eine Menge von Fragen nur andeutungsweise ***) berührt sind, kann ich diesem Abschnitte unmöglich in wenigen Zeilen gerecht werden und verzichte daher darauf, weiter auf denselben einzugehen. Dasselbe gilt von dem 4. Cap. |,Die nordisch -germanische Heldensage in der prosaischen Edda".

Ich freue mich die „Untersuchungen^ besonnener und brauchbarer ge- funden zu haben als die „Vorbemerkungen", und wenn auch im Einzelnen sehr Vieles darin nicht Beifall finden wird, so dürfen doch die Partien über die Entstehung und Überlieferung der Snorra-Edda als ein dankenswerther Beitrag zur Lösung dieser schwierigen Fragen der Beachtung empfohlen werden.

LEIPZIG, im October 1878. A. EDZARDI.

*) »etja Mdman wird auch sonst von dem Verfasser eines Prosawerkes ge- braucht, vgl. z. B. AM. II, 427, wo Olaf Thordarsons Verhältniss zu seinem vorher- gehenden Traktat ebenso bezeichnet wird (vgl. auch Keyser, Efterl. 8kr. I, 106).

**) Da mehrfach W. mit von mir in dieser Zeitschritt (Beiträge zmr Gesdiichte und Erklärung der Eddalieder) geäusserten Ansichten zusammentrifft, so erlaube ich mir anzumerken, daß der erste bis dritte Theil jener „Beiträge** schon gedruckt, der vierte aber in druckfertigem Mskr. in den Händen der Redaction war, als Wilkens „Untersuchungen" mir zugingen.

***) In dieser Hinsicht ist das (auch für die „Vorbemerkungen" bestimmte) Re- gister (290—92) besonders erwünscht.

368 LITTERATUR: H. GERING. FINNBOGA SAGA HTNS RAUWL

Finnboga saga hins ramma. HerausgegebeQ von Hngo Gering. Halle a. & 1879. WaisenhausbuchhandliiDg. 8. XL, 116 S. M. 3.60.

Die Finnboga saga lag bisher nar in der grossen Qaartaiisgabe fsi 1812 vor ond in einem isländischen Drock von 1860; letiterer, fStr des Qt- brauch auf Island berechnet, scheint hiefur zu genügen, aber taogt nickt fii wissenschaftliche Benützung; die ältere Ansgabe ist schwer zu besehaffn oii für heutige Ansprüche nicht mehr ausreichend. Eine Lücke war somit woU auszufüllen, und sie ist, wie ich gleich bemerken will, durch G«riii^ wirUiek ausgefüllt. Es fragt sich nur, ob denn nicht fühlbarere Lücken Torhandki sind, und ob man dem deutschen Publicum, das an nordischen Aasgaben wak- lich nicht reich ist, nicht Besseres hatte aus Kopenhagen holen seilen ab dk Finnboga saga. Für eine ebenso sorgsam vorbereitete, handliebc Ausgabe iv Grettissaga, Egilssaga Sicallagrims sonar, Nj41a oder, wollte derselbe Goio benützt werden, der V/gnglnms saga oder Laxdaela hätte Gering Tiel ng^ theilteren Dank erwarten dürfen. Doch wollen wir nicht engherzig sein wi wünschen, Gering möge das Versäumte recht bald nachholen.

Die Einleitung gibt zuerst Rechenschaft über die benützten Codiesii zumal Ober AM. 132 fol., sec. XIII/XIV, der durch die Fornsogur ed. G. ¥j|* füsson und Th. Möbius bei uns weiter bekannt geworden ist. S. V XIX iil Orthographie und Formenstand dieses Textes dargestellt; der Grammatiker wiid für die genauen Sammlungen dankbar sein. Einige Bemerkungen Geriap möchte ich hier hervorheben ; zunächst was über das wechselnde Vorwalten dei i- und des u- Umlautes im Verbum gora gesagt ist. Ganz merkwürdig stiant nämlich das dreimal belegte prät. gjord-, gegenüber den Präs. gera, geri, wSk neunordischem gjorde von gjorre, gjera (o in gjorde ist lang and dumpf frä == ü). Natürlich geht gjorda zurück auf *giorv(ta, und da o in unserer Hschft- für neuisländisches ö = o gebraucht wird, auf *giarvda, also eine Form oIm i-Umlaut; war ehemals hier i gestanden ^giarvida, so muß es ausgefallen icis. ehe Umlaut eintrat, zu jener Zeit also, wo die kurzsilbigen -ja-Verba ihr i einbüßten; kurz wäre die Form *gar-i(ta oder vielmehr gpr*ida wo t schon ii ältester Zeit beseitigt worden wäre; gorida wäre dann denselben Weg gegaagv wie *talida. Hiegegen sprechen nun freilich Verba wie bygda, hrygäa, tiygdt, die ihr v über die Zeit der Differenzierung der lang- und kurzsilbigen StibuM hinaus als Position bildend beibehalten zu haben scheinen und mit den langal- bigen Umlaut zeigen. Zu vergessen ist nur nicht, daß im Präsens überall neben byggva etc. auch byggja etc. (nicht aber byggvja) vorkommt und diß dieser Wechsel nach dem altschw. (byggja) zu schliessen alt ist, daß femer hier im Pft. ursprünglich (^auch nach Wegfall des v) immer noch gg Position machte. Es verlohnt sich, zur Erklärung etwas weiter auszuholen. Gering fokrt selbst einige weitere altisländischc Formen an. Ich vergleiche aus dem Ah- schwed. (Rydquist, Svensk. spr. lag. I, 9G) gaira (=: gera) : gior)>i ; gien: gierjii; gora i = gOra) : gör|>i und gior))i; giora : giorJ>u, also gior)>i öfter bd- abhängig vom Präsens, gier|)i nur, wo auch dieses keine Einwirkung des t kennt. Abweichende Formen gibt Schlyter noch folgende: giara, gara, gjn (= gera); gyr))i findet sich, wie es scheint, nicht. In neuschwed. Dialekten heissen die uns angehenden infin. präs. und ind. prät. gera : gjol (= gjord}: gära (: ptc. gftredur); gar : gjorda; göralgjole; merkwürdig ist das (fftlscUieb

LITTERATUR: H. GERING, FINNBOGA SAGA HINS BAMMA. 369

Participium genannte) Adject. gor, göl neben gjol. Im Pft. also anch hier keine Spur von i-Umlant, im Präsens wenigstens Formen ohne ihn neben solchen mit ö, e. Im Dänischen finde ich für die alte Zeit bei Lund o nur im Particip. : gorth neben garth; Pft. nar gertha (2 mal*); Präsens gdra; neu dagegen auch hier gjorde» gjort; in neuen Dialekten finden sich die präs. göra, gor, györ, gyr; die pft. und ptcp. gor, gjor, gjo, gjore, ganz vereinzelt gSr, vorwiegend also o, ohne i-Umlaut. Färöisch kann ich jetzt nur gjördi, gjört zu gjera beibringen; jedenfalls Wirkung von v im Pft., von i im Präs. Um zum westnordischen noch weitere Belege zu geben führe ich ans den norwe- gischen Dialekten gjera, göra : gj6rde, gjaaraa an.

Alle bisher betrachteten Formen zwingen nun durchaus nicht, an eine Grundform garyjan zu denken; fast nirgends ist a erhalten. Bedenken wir die grosse Übereinstimmung in Setzung des j in den verschiedensten Theilen des nordischen Sprachzweiges, so muß wohl ein Zweifel sich regen, ob denn wirk- lich überall bloß wie Gu(tbrandr Vigfüsson sich ausdrückt das i «pho* nctical not radical** sei, d. h. die palatalc Aussprache bezeichnen wolle. Sonst ist ia, io, 10 Brechung von e, warum nicht auch hier? Wir hätten also folgende Formen : mit erhaltenem e : gera etc. ; eine Form mit der gewöhnlichen Brechung vor gedecktem r kommt nicht vor, wohl aber mit der durch v veranlaßten Trü- bung: gior))i giÖrdi; endlich Trübung des e (v-Umlaut) durch das v allein: in gj&ra, gdTj>i; und der Infinitiv? er wäre ursprünglich gervan, der Prilsens- stamm (ich will mich auf die Frage ob Präsens habai- oder haha- nicht weiter einlassen) gervai-, die Conjogation dieselbe wie in hafa hafda. Sehen wir uns weiter um, zunächst noch auf skandinavischem Boden in der Runensprache. Isländische Inschriften kommen nicht in Betracht^. Auf norwegischen (nach Djbecks Ruua II. Saml.) inf. kera (auf demselben Stein e für ei, i für den i-Umlaut von a), das pft. kipru (sL kir))u) und kuiri)>i; das i nach r entscheidet nichts, nach und vor liquid, sind parasitische Vocale nicht selten, vgl. bnru- ])ur; die Inschrift ist überdies schlecht geschrieben (es ist Nr. 8). Auf schwedischen (ebd. und Runa I, Runurknnder I und 11) ; kiara (in derselben Inschr. iftir = eftir und bjam als accus.), karva (Umlaut von a : i in iftiR) ; freilich auch kira und kir}>i, daneben kar})i, kiar)>u; ptcp. einmal kamt. Auf älteren dänischen Steinen (Thorsen, D. runemiodesm.) ist einmal ein zweifelhaftes kirva, sonst nur karua, kaurua u. s. w. Thorsen kennt kein einziges gesichertes kirva oder kerva. Das Präteritum heißt entsprechend karl>i, kapi, kar})u, ohne daß frei- lich immer die Geltung des a völlig genau zu erkennen ist. Den Samm- lungen von G. Stephens (North, runic monum. II, p. 1000) entnehme ich für das gesammte skandin. Gebiet folgende Zahlen (vom Unterschied zwischen g und k , e und i, t und d sehe ich ab): präs. Formen mit e: 10, mit a : 5 (davon 2 mit an und m), mit ia: 14 (davon 3 mit ru), mit ie: 2, mit ru im Ganzen 8; präterit. mit e : 13, mit a : 23, mit ia : 9, mit ie : 1, mit -ri}>- 2 auf demselben Denkmal, einmal mit a, einmal mit i; nehmen wir nach dem oben angeführten Erklärungsweg e und ia zusammen: 22 prät. mit ur- sprünglichem Stamm gerv gegen 23 mit gar (oder garv?); für Präsens und Prät. zusammen 49 mit e und ia, 25 mit ia, 28 mit a, 23 mit e> die zumal im

*) Wimmer, Rnneskr. opr. p. 849 gibt jedoeh auch giorthas an. *•) Vgl. K. Biaurer, Germ. XXIV, p. 92.

GERMANIA. Nene B«Ui«. XII. (XXIV. Jaktg.) ^^

370 LITTERATUR: H. GERING, FINNBOGA SAGA HINS RAMMA.

Prüens auch als i-Umlaut aufgefaßt und zu a gezählt 51 ergeben wfirdeB. Ek Stamm mit a ist also kaum abzuweisen ; soll der InfinitiT garTJft(n) ■iniiftiw sein? Es findet sich hier keine Spur von erhaltenem j; oder ist aach ^gutth aufzustellen ? Einigen Anhalt gewährt Tielleicht der Wechsel im AdjeetiTaB idL gorr und gerr; den übrigens, soviel ich sehe, S. Bugge (Rocksten 43 £ [sie!]) nicht so bestimmt wie Gering au&ßty auf garvas : garvis sufiekfibt auch garvr : gervr konnten die nordischen GrnndtTpen gelautet i*i^t-i Ak- schwed. heissen die Adject. gor, gjor, garv^ neuichw. ganr; altdlniaeh gsn^ norw. nur gjor. Einen Rest des alten garva könnte man in Dorw. gmrvm, fjk- ben, erkennen, Aasen hält es für niederdeutschen Import.

Ich gehe zum Angelsächsischen über; hier finden wir: geamwiaD, gev- wian : gearwad , gearwodon, gegearvad^ gegearvod. Daneben gerraiiy ginVi giervan, gjrvan (gegärwan) : gyrede r= gierede, girede, gegerede; pte. gcgp ved ^ gegierved ; weiter das Adjectivum gearu, das Subst. gear{w)a. NmthiM brisch (nach Bouterweck) georwia, georwung neben gearwia scheint Inr cm urspr. Form gerw- zu sprechen, sie ist aber nicht völlig gesichert, da im Norfk ea und eo nicht selten vertauscht sind. Wir haben im Aga. eine BildHf garwai- (gervai-?) neben garwj- anzuerkennen, auch wohl ein EUn&beiacliwaikfl in die -oClasse. Welche die ursprüngliche war? Altfriesisch ist weder ht Verbum noch das Adj. belegt; in den neufriesischen Mundarten habe iA u den Sammlungen von J. F. Minssen, von Ehrentraut, von Saxild-Ljngbj nidfe finden können ausser im Wangerogschen das adj- gder comp, gderder was Mck oeld, foer = ald, fader auf gar oder garv zurückweist. Im Altniederfir. aai von Cosiju und Heyne belegt: gegeruuot (vgl. irfullot, generoda), genuiai (vgl. uuiskindero, lastrindero), geruuida, geruuedod, gereuuedos etc. , cadU gigeroda. Bei solchem Wechsel ist natürlich die Möglichkeit zweier Bildofgr arten nicht ausgeschlossen, nur kommt ein Hinüber- und Herüberschwaaktt in den betr. Quellen zu oft auch sonst bei ganz sicheren Bildungen vor, ab daß man darauf bauen könnte; dürfen wir daraus, daß in den Glowea da infin. geruuon steht, dies als normale Form erschliessen? Das Adj. garo, gan beweist für den Stamm garv, holländisch gerfkammer gehört hierher, nieht fl gerief (s. für letzteres gerif bei Schiller und Lübben, Frommann, Mandartea T, 526, Nr. 564) wie hd. gärbkammer (s. Schmeller) mark, garwkaom'r (Danaeil p. 61) etc. beweisen, eben die deutschen Formen lassen an Entlehnung da umgelauteten Wortes im hoU. denken. Alts, bietet Hei. mon. durchweg in präs. uod ptc. a : garuuuian, gigaruuuenne , gigarewid ; im prät. nur e : geri- uuida, gereuuida u. s. w., im cott. dagegen nur Formen mit e und die Goajr gation wie die von nerian; der Mangel des Umlautes im mon. erinnert an dti ags., wir haben wohl auch hier eine Bildung mit ai oder 6. Die kleinere Denkmäler haben nur das Adjectivum, das wie sonst a hat: gare a. ä. Mad- hat nur noch Verbalformen mit e, im adj. allein a.

Es bleibt uns das Hochdeutsche. Ahd. nur (garawjan? und) garaw^ kein gerwan; erst mhd. gerewen-garte ; prät. ahd.: garawita, garwita, ganrts. karata, gareta, garta: neuhd. bloß umgelautete Form im Verbum^ bloß a «ic von jeher im Adj. Ob Bildungen wie garta wirklich alt sind (analog dea zalta u. a.) lasse ich dahin gestellt; dürfen wir es glauben, so wäre für nor- disches gar)>a auch sicherere Erklärung gefunden. Es hindert uns jedoch niektii

LITTERATUR: H. GERING, FINNBOGA SAGA HINS BAMMA. 371

wenigstens eine nebenhergehende Bildung mit -6n aofsustellen in der Form gar- w^n (biezu auch karata?).

Kehren wir zum Nordischen zurück. Die hier fibrig gebliebenen Fragen haben nur theilweise Erledigung gefunden ; für die Bildung ^gerrai- war nur im North, ein schwacher Halt zu entdecken; im as. ist wenigstens die Möglichkeit vorbanden, e so zu erklären. Die Ableitung mit ai dagegen läßt sich so ziem- lich überall wahrscheinlich machen. Wir können für das Nordische nun etwa folgendes Resultat gewinnen. Ursprüngliches Thema mit ai ist sicher, ob der Stamm a oder e (letzterem analog ahd. etwa melddn, wem§n, stechen, werfdn, wentön, brechön?) enthielt oder neben einander beides, wird durch die An- nahme oder Verwerfung des phonetical i in giara u. ä. entschieden. Für den Wechsel zwischen hellem und dunklem Yocal in verschiedenen Temp. läßt sich keine Analogie (höchstens das Gegentheil im as. Hei. mon.) erbringen. Gera- gjorda (in gjera, z. Th. wohl auch in dem gjöra der Literatursprache will j nur phonetical sein) sind also wohl Formen einerseits ohne und andererseits mit (hier durch den Anschluß von d begünstigter) Brechung; im Schwedischen ist die Brechung ea ungleich häufiger als z. B. im isld. (vgl. seax : sex), hier ist denn auch im Präsens giara häufiger als irgendwo anders. (Daß die ia schon großentbeils die Wirkung des v-Umlautes in sich tragen , also auf dem Weg zu i^ sind, brauche ich nicht weiter zu berühren.) Eine weitere, vielleicht man- chem mehr zusagende Deutung des Wechsels wäre die: neben (gervai- und) garvai- gebt (vgl. ags.) garvj- her präs.gerva prät.garda (oder wie Graff ähnlich für*8 ahd. vermutbct garja, gera : garda?); letzteres nur noch in wenigen Beispielen alter Zeit erhalten, hat dem gleichfalls mit gi (g ist hier durch i palatal geworden, wie im präs. durch e) anlautenden giorda Platz gemacht; im Präsens endlich sind beide Bildungen meistens zusammengefallen, aber nicht immer. Giöra ist viel- leicht als giarva, gera ebensogut als gerva wie als gar vja aufzufassen. Wollte man^ um auch dies noch kurz zu berühren, der Bildung vom adj. die eine, der von einem starken Yerbum die andere Form zuschreiben, so hätte man ein Yer- bum geran, gar, gärum (gurwum), gor(v)an oder gesan, gas, gftrum (gurvum), zu Grunde zu legen. Ist ahd. jesan wirklich ursprünglicher als gesan und ist die Bedeutung auf die wir von Gischt ans kommen nicht erst abgeleitet? Oder sind zwei Stämme zusammengeschmolzen, das Onomatopoetikon jesan und das Yerbum: gervan ^gar werden ', von letzterem gerwe Germ^ Hefe, von ersterem Gischt, Gescht? Ich glaube nicht die Frage endgiltig entschieden zu haben; es genügt mir die von Gering ausgegangene Anregung etwas nachdrücklicher weiter zu verbreiten.

Eine zweite grammatische Erscheinung, die Besprechung verdient, ist der von Gering (S. XI) beobachtete Wechsel von t und d im Auslaut (schwach- oder unbetonter Silben); d steht nämlich fast ausschließlich nur, wenn vor dem Schlußvocal t steht: also litid, aber mikit. Daß hier t den Wechsel geradesa veranlaßt habe^ ist nicht zu denken; es wurde eben die ohne Zweifel beste- hende Erweichung des t, der Unterschied von der wirklichen Tenuis, bester fühlbar, vielleicht \iuch etwas stärker markiert, wo ein echtes t anmittelbar vor- ausgieng ; vgl. übrigens über derartige Erweichungen Axel Koehi N^*^ ''^'^■Vr. f. F. o. P., Band lU der neuen Reihe 1878, p. 241—58, wo eine gründliche Yerarbeitung des Materials vermißt; sie wird bereits von Koch selbst vorgenommen worden sein«

9

372 LITTERATUR: H. GBKIKG, FINNBOGA SAGA HINS BAIOIA.

Ob der p. XIII ausgesprochene Satz ^vor g ist n elidiert in |Mgil 3v^ 44'*^ wirklich so zu heisseu hat, oder ob nicht etwa )>angat sein n too Uipl entlehnte, möchte ich näherer Prüfung empfehlen; mir scheint die Etyaolopi )>ann veg at nicht Tollkommen sicher, da ich nirgends eine Zwiseheoslifei etwa |>annig at finden kann; ich denke an pk gata (über gats vgL anil Schlyter's Glossar), dessen Schlußvocal in dem adverbial gewordenen Compwilsi vor dem Eintritt des u-Umlautcs abgefallen wäre. Ich sehe freilich anck his Schwierigkeiten. Femer möchte ich zu Zweifeln veranlassen, ob Inendka wiik- lich Verkürzung von fraendkona sei (Ger. p. XVII); ich erinnere Bninka (Pferdsname).

Von p. XIX an behandelt Hsg. die Obrigen benützten (hauptsächlich ß = AM. 510. 4®) und kommt zu dem Resultat, dmft und B nur ein BruchstGck C = AM. 162 ß. fol. kritischen Werth Über das Verhältniss von C zu A und B muß ich Gerings Zweifel theflei: während nämlich einzelne Stellen des (pg. XXI XXIV vollständig mitgeÜwillBi) Fragmentes wohl ursprünglicher sind als A und B, wo n&mlich diese ganz iber- flüssige Bemerkungen einschieben wie (hefir) bectit |>eirar konn er ek Tilldi veita, oder Namen statt der Pronomina, Superlative statt der FoeitiTe müssen wir doch meist in der Knappheit der Darstellung von C Kfirsmg tf* blicken. Hervorgehoben muß übrigens werden, daß C oft an B, A gegenüber, anschließt, also

A (57*^ ofdul: B und C ofbeldi

A (57*) faerien X: B und C en tolf

A (Ö9^<^) heilsadi vel Jokli: B ))eim Jokli: C heilsadi )>eini

A (62*) (Grimr) band ])eim Finnboga: B baud hann Finnboga ebenstC

Vgl. femer: 62*® fara 62" halda 62«* mikill.

Direct auf ß geht C freilich auch kaum, wie man aus A 62* schliesMi mag, wo A: ]>eir bnedr })orer ok |>orsteinn B: ]>orer ok |). C wieder: |>eir |)or8teinn zeigt; entscheidend ist die Stelle nicht. Ein sicheres Zeichen jÜDgacr Überarbeitung in C ist die Beseitigung des in A und B erhaltenen inr. lif. nppburflaminui. Der auf p. XXXI gegebene Stammbaum scheint für C tsD- kommen richtig zu sein, für die Unterbringung der Papierhandschriften ist wo Controle nicht möglich, wohl auch kaum nöthig.

Der Text der Ausgabe beruht auf A, Varianten aus B gibt der mitlaufende kritiflf:h'; Apparat. Der Abdruck ist buchstabengetreu; war es doch Geriofs Hauptzweck, d(>m Grammatiker ein zu Untersuchungen über Orthographie isii Formenwechsel hinreichend langes Muster einer wichtigen Handschrift sn bietn. Die Durchführung grosser Anfangdbuchstaben bei Eigennamen, die Interponktie- rung kann eine grammatische Änderung nicht genannt werden, leistet aber bei der Lectürc manchen Vorschub. Mögliebste Genauigkeit des Abdruckes scheint mir, soviel sich eben ohne die Handschrift erkennen läßt, erreicht.

Dem Text folgt ein Glossar, das eine Ergänzung zu Möbius' trefflickea Buch bilden soll, freilich auch wieder dieses zur Ergänzung bedarf. Ln der Wiedergabe der Wortbedeutung, zumal bei Compositis, hätte Refer. fnr eis Buch, das, wie eben das Glossar zeigt, auch fQr Anfanger im Nordischen be- stimmt scheint, lieber auf schöne deutsche Ausdrücke versichtet als auf wwt-

LITTERATUR: H. GERING, FINNBOGA SAGA HINS RAMMA. 373

liehe Übersetzung*). Ferner hätte wohl B durchaus berücksichtigt werden sollen; in der Art etwa, daß Synonymen aus B bei den Wörtern aus A mit verzeichnet worden wären, so z. B. ofdul = ofbeldi in B (und C). Auf diese Weise würde am leichtesten reiches Material für historische Lexikographie gewonnen ; in der Regel dürfen wir ja annehmen, daß ein gewöhnliches Wort für ein im Aussterben begriffenes eingesetzt wird, so wenig natürlich ein einzelner Fall für sich beweisen kann, so sicher werden die Resultate bei Yergleichungen mit grösserem Material ; ich führe ein Beispiel an: 14*^ A: aptan^ B kvelld; in der That ist kvöld heut zu Tage das Gewöhnliche (s. K. Gislason, Dönsk orctabok s. v. aften), ferner 19'' wo B älter (d. h. der Urhandschrift getreuer) ist und das seltene 9mbuna zeigt^ Alauna; 17^^ aus dem Wechsel von var- ningr und vamadr etwas schliessen zu wollen, wäre natürlich verkehrt.

Das angefügte geographische Register hätte G. ohne grosse Mühe für manchen Leser viel nützlicher machen können, wenn gleichmässig, wenigstens für die Hauptorte^ die Lage genauer angegeben worden wäre. Kalund macht uns geringe Hoffnung für das rasche Vollenden seiner Topographie von Island **) ; so sind anderweitige Erleichterungen in dieser Richtung immer willkommen. Es hätten Angaben genügt wie etwa Flateyjardalr i. Nordland, zwischen Eyja- fjordr und Skjdlfandi ; Ljosavatn südöstlich hievon; Modruvellir an der Eyja- fardard (nicht am fjordr selbst, wohl aber in der nach ihm benannten Eyja- fjardarsyssla), Vididalr i. Nordld. südlich vom Hünafloi, Bolstadarhlid südöstl. vom Hünafl. Doch sind das nur specielle Wünsche des Ref. im Interesse von Lesern, die mit den Hülfsmitteln minder vertraut sind.

Was den Inhalt der Saga betrifft, so hat den historischen Kern Gering selbst von p. XXXIII an behandelt, das Urthcil über den historischen Werth ist meines Erachtens auch so ziemlich maßgebend für die Würdigung der Saga überhaupt. Erwähnen möchte ich, daß in der Porläkss. 11, cp. 17 BS. I. 384 ein Finnbogi ^anz ähnliches Schicksal hat, wie der erste Finn- bogi unserer Saga; jener muß gegen das Ende des 12 sec. gelebt haben.

Die Ausstattung des Buches ist gut. Druckfehler bemerkte ich nicht, ausser in dem oben berichtigten Citat. Nicht verschweigen will ich, daß die Anwendung der Type d statt des ganz ungehörigen S (warum nicht auch b statt d?) wie sie hier durchgeführt ist, anderwärts Nachahmung verdient. Scheut sich doch niemand b drucken zu lassen.

Ich schliesse die Anzeige mit dem Wunsche, daß der ersten Ausgabe nordischer Werke aus Gerings Hand recht bald weitere folgen möchten.

MÜNCHEN, 12. Februar 1879. OSCAR BRENNER.

*) S. bes. s. vv. dragloka, endemi, filyndr, fötsidr, fridr, gildi, heimakona, hp- fudbcnda u. a.

**) Nachdem das Manuscript aus meinen Händen war, erschien nun danach ein weiteres tieft dieses vorzüglichen Werkes (eben das Nordland umfassend) mit dem Kahind im Mai d. J. promovierte; hoffentlich folgt der Schluß recht bald nach.

374 LITTERATUR: LOOTEN8 ET FEY8, CHANT8 POPULA1RE8 FI.A1U1K

Chants popolaires flamands avec les aira not^s et pönales popolaim 4 ▼eraes recueillis k Bmges par Adolphe Lootens et J. M. £. Feys. Bniges. Imprimerie claesiqae de St.-Aagastin. Descl^e, De Broawer & C 1879. XI und 309 Seiten Octov.

Die beiden Herausgeber der vorliegenden Sammlung sind den Lesen te Germania bereits durch eine kleine Anzahl Märchen bekannt, die sie gieichfdi im Brüggischen Dialekt im Jahre 1868 herausgaben und ich an dieser Sldk Bd. XIV, S. 84 fF. besprochen habe. Zugleich theilte ich einige Proben ds Volkslieder mit, welche sie bereits damals zu sammeln begonnen , und a erfreut mich höchlich die Beendigung dieser mit so grosser Ansdaner fiMt* gefShrten , langathmigcn Arbeit mittheilen zu können , in Besag anf wekk ich aus der Vorrede Folgendes herausbebe.

^Les pi^ces qui composent cc volume nous ont 6tä transmises ptm» en totalit^ par une seule personne. Elles forment ce qu^on poarrait a^idv le r^pertoire d'une dame de la bonne bourgeoisie de Bniges. Cette dase d*une intelligence remarquable, douee d*une excellente memoire, poss^dait k sentiment de la melodie et du rhjthme, a su retenir ä pen pr^ tont ee qi'dr a entendu. N^e k Bmges en 1795 de parents bourgeois , eile a coaMni dans son souvenir les morceauz que^ dans son enfance, chantaient soa p^ et sa m^re et ceux qui ^taient sans cesse r^pdt^s dans les ^coles deilrf' li^res. On peut donc afiirmer que nous poss^dons aujourd'fani ces morceiB tels qu*il8 se chantaient k Bruges an milieu du si^clc demier. Oatre es piices eile en a appris plus tard d*autres qu^elle a entendnes A BmgM d qui sont facilement reconnaissables k leur coupe tonte moderne. Tel ot proprement le fond de cette publication. Les chants recueillis ailleoifi Nrt peu nombreuz et vicnnent en general de personnes äg^es. Encore, atni de les admettre, nous sommes nous assur^s, que, par la tradition, ils a|ifv- tenaient k la ville de Bruges. Les collections imprim^es n*ont pas ^te waaa k contribution.*'

„Ce volume se compose de deux parties bien distinctes, les püw chant^es et les poesies diverses. . . . Des notes plac^es apr&s chaque morecfi renvoient k ceux des auteurs ou des recueils consult^s qui donnent des pikft analogues. En g^n^ral et a peu d'exceptions prfes les morceanz d^A pnbfiff aillenrs ne sont repris par nous ici que 8*ils offrent des differences os ötf ▼ariantes un peu notables.^

Die erwähnten Verweisungen beschränken sich jedoch anf die YlimiKbca und die bekanntesten deutschen Liedersammlungen ; andere als diese sii^ streng ausgeschlossen, und auch meine Absicht ist es nicht das hier Fehlesdf zu ergänzen, vielmehr geschieht dies nur da, wo sich ohne längeres Sud« StofF dazu darbot; so z. B. hatte ich zu dem German a. a. O. S. 93 mit- getheilten Liede Nr. 33 „De Zavelboom^ vergessen anzufahren Svead Grundtvig, Danmarks Gamlc Felke viser Nr. 66 'jomfruen i Linden* I, 244 ff- und dazu 11, 667. III, 840. Zu Nr. 39 ^De Gouverneur van ZeeUod* ist es den Herausgebern entgangen , daß Shakespeare's Measore for Measnv denselben Gegenstand behandelt^ obwohl sie nicht unterlassen, in dem Nsck- trag zu Nr. 50 (p. 296) auf dessen Cymbeline hinzuweisen. Nr. 57 .Hft

UTIERATITR; LOOTKNS ET FEYS, CHANTft P0PÜLAIRE8 FLAMANDS. 375

Brandmerk^ gehört zu der Erzählungareihe , die ich hier oben S. 138 zu dem schwedischen Volksbuch ^Djefwulen och Käringen angeführt Das vlä- mische Lied endet mit folgender (8.) Strophe:

^De tooveresse is gekommen

Bij den duivel om haar geld.

De duivel zei : 6ij doet mij zeifs schromen .

En hij vluchtte in het veld.

Hij riep luidop: Gij doet mij zelfs schromen^

'k Ben bevreesd als ik u zien!

Hij heeft een lange pers genomen,

En kwam haar 't geld zoo antebien.'*

Hier tritt also Geld statt der sonst gewöhnlich vorkommenden Schuhe ein. Nr. 71 „De Ganzetjes** ist der aus Boccaccio Giom. IV» Ein- leitung bekannte Schwank oder Parabel über die Stärke der Frauenliebe, worüber vgl. mein ^Zva Volkskunde". Heilbronn 1879. S. 112 f. Avadftna Nr. 27 *Le roi et Telephanf. Nr. 86 „De Kloefmaker**. Hier schickt eine Frau durch einen Gauner ihrem verstorbenen Manne Geld und Kleider ins Paradies; so hatte sie nämlich verstanden, während jener nur gesagt, er käme von 'Paris . Nachher setzt er sich auch auf listige Weise in den* Besitz eines Pferdes, auf welchem ein Mann ihm war nachgesandt worden, also ganz wie in Ayrers Forster im Schmalzkübel (Nr. 61, S. 3063 ed. Keller); s. hierüber Reinhold Köhler in der 'Literaturzeitung' 1878, Artikel 298 zu Nr. 25 „Die Sendung in die Unterwelt^ in Bernhard Schmidt's Griech. Märchen ; fügo hinzu das russische Märchen aus Afanasief's Sammlung in Gubematis's Thicre in der indogerm. Mythologie. Leipzig 1874. S. 155 f. und eine eng- lische Version in Henderson's Notes on the Folk Lore of the Northern Counties of England etc. London 1866, p. 319 'Jack Hannaford . Nr. 92 „Het weeldig Land"* gibt eine vlämische Schilderung des Schlaraffen- landes und bildet eine Ergänzung zu Poeschers Abhandlung über dieses herr- liche Land in den ^Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Li- teratur Bd. V, Heft 2 ; andere Ergänzungen aus Italien habe ich gegeben in meiner Anzeige von Guerrini^s Vita e Opere di Giulio Cesare Croce . Bo- logna 1879 in der Zeitschrift für roman. Philol. 3, 121 ff. —Nr. 151 ,Kol- 1 emoei e".

„KoUemoeie zat achter d'baag

Met hären pottebezeme,

Toen kwam mijnherre de kapelaan

Met zijnen boek al lezene:

'Kolle^ Kolle, 'k heb u zoo lief!

*Ba ja je, mijnheer, j'en geeft mij niets.

Mijn beere deed af zijn hoedje,

En Kollemoeie deed 't aan.

Toen zei Kolle: 'k Ben de man,

'k Heb mijnheeres beste kleeren,

*k Heb mijnheeres hoedjen aan! ^

Dazu ist bemerkt: |,Pour les couplets suivanta ou substitue, v^ 11, les mots pruikje, schoentjes' et autres semblables, & hoed

376 LITTESATUR: LOOTEN8 ITT FEYS, CHANT8 POPULAIRE8 FLAMin

Bujeaud s Chants et Chansons populaires des provinees de roaest etc. 2oM 1866. II, 268 findet sich ein Seitenstack zu diesem Liede. Es nt schrieben Margoton et son car6' und die erste Strophe lautet: ,Maigitw prend son panier, S'en va-t-aux meures, M*sieur Teure »'en ▼a-t^m

Lisant ses heares: Margoton, attends me, attends me, Maigotoa attends me donc. M'sienr i'cure, je nc saurais, . Si n'donnez qae!^ chose.' M*sieur Teure prend son rabat Et le lui donne. 'En vm r*merciant Monsieur Tcur^, D' m*avoir si bicn enrabate, Vooa et* n honnßte homme'*'. Die siebente und letzte Strophe lautet: «Margoton prad son panier , S'en va-t-aux mcures , M*siear i*cur6 ß'en va-t-apite Lisant ses heures: ' Margoton , attends me, attends me, MargotOL attends me donc . M'sieur Teure , je ne saurais Si n'donnes qnekpr chose. M sieur Teure tire sa chemise Et la lui donne. 'Eb twi r'merciant, Monsieur Teure, D' m'avoir si bien enrabate*, D' mareir si bien encalott^ , D* m'avoir si bien cnculott«^ , D' m*avoir ai Im ensocquette , D' m*avoir si bien enchau8Sonne\ De m'avoir ai Imi enchemisc , Yous ^t un honnßte homme **. In Bolza's Canzoni popokri comasche. Vienna 1867 (Sonderabdruck der Sitzungsber. der Wiener Aksi Philo8.-hist. Classe, Bd. LIII) findet sich (Nr. 40) ein Seitenatück za da vorstehenden Spottliedcm, wo indeß ein armer Teufel von LiandgendaiBa der Gegenstand des Spottes ist, indem man ihm nach und nach alle leiie Kleidungsstücke wegnimmt, obschon man sie ihm endlich aus purem IfitkiJ wiedergibt. Die erste der fünf Strophen lautet: »AI povero campagaob

G'han tolto la berrctta, £ per amöre ghe Than tdmada a d&. D«- berrettä! E per amore ghe Than töinada a da**. Die letzte: |,A1 poTcn campagnolo G^han tolto le calzette E per amore ghe i hau tdmsde a di. Desberretä, Dcsperrüccä, Desmarsinä, DescalzönA, Descil- zettä, E per amöre ghe i hau tornude a d^". Das in Bede stehende vlämische Lied befindet sich unter den Kinderliedem, ebenso Nr. 160 |,Wi( zit er in mijnen toren^, welches wie viele andere der letzteren bei einea Kinderspiel gesungen wird. Ist letzteres der Fall, so ist stets die Besckm- bung desselben beigefügt und so ersehen wir, daß das Spiel und Lied n denen gehört, welche Mannhardt, Germau. Mythen S. 491 ff« besprockn hat*, vgl. besonders S. 492, Nr. 1. Dies ist das vorletzte Lied des erstes Theiles der Sammlung, welcher die fünf Unterabtheilungen NoSls et Cantiqaei

Chansons mystiques et moralcs Chansons narratives, sagas, balladei et legendes Chansons comiques et satiriques, chansons d'amonr und Chansons d'enfants enthält. Über den zweiten Theil heißt es in der Vor- rede: ^Sous le titre de po^sies diverses, on trouvera un certain nombre de pi&ces connues a Bruges sous le nom gcudral de tellingcn. On appelle ainsi des po^sies populaires, dont les m^lodies originales sont oubli^s on perduesy et qui sc cbantcnt k peu pr^s toutes sur un m€me air non rhythme et tr^s monotone .... Les tellingen servaient a supputer le nombre des mailies faites par les dentelli^res dans la confectiou de la dentelle dite annouwsel, tr^s-en vogue k la fin du si^cle demier et au commencemeot du si^cle actuel. Pendant le temps necessaires k la recitation d'un yeis, li dentelli^re faisait une maille et la maintenait par une Ringle. Le nombre des vers d^bit^ d^terminait ainsi le nombre des mailies ou des ^pinglei.

LITTERATUR: L00TEN6 ET FEY8, CHANT8 POPÜLAmEB FLAMAND8. 377

Dans les ^coles des filenses, les tellingen etaient pareillement chant^s, pour rögler sans doute les divers mouvements du rouet; mais dans les ^coles de couture et de tricot, ils servaient de distraction pendant le travail . . Nous avoBS distribud les tellingen en qnatre classes: un r^cit biblique ; les nombres; 3^ les po^sies narratives; les tellingen proprement dits^ sur lesquels nous allons donner quelques dclaircissements. Au premier aspeet, ces compositions sont d^une bizarrerie et d'une incoh^rence inexplicables , et Ton sc demande si ce n^est pas une espfece de defi port^ au sens commun. Toutefoisy apr^s un ezamen plus attentif, on reste convaincu que ces tellin- gen sont un assemblage de Fragments r^unis au hazard, et provenant de pi6ces satiriques , de chansons profanes , de legendes religieuses ou historiques, d'hymnes de TEglise et 'de croyances superstitieuses . . . nous j avons ren- contr^ beaucoup de fragments de chansons qoi fignrent dans la premi^re partie de ce volume. C*est pour ce motif , et & la demande expresse de plusieurs savants que nous nous sommes decid^s k donner ces productions singuli^res. Teiles qu elles sont, elles remontent par une tradition non interrompue, jusque vers 1730^ sans qu*aucun changement appr^ciable y ait ^ apport^ depuis. Ces tellingen Etaient repandus dans toute la Flandre ... De Coussemaker a publik aussi des fragments assez ^tendus qui ont ^tö repris par Firmenich, dans les Germaniens Yölkerstimmen . . Firmenich a donn6 des chansons analogues, une entre autres intitul^ Ellermann Bellermann (III, 163)qu*il appelle un Strange amalgame^ compos^ de fragments de chan- sons populaires les plus diverses.*^ Gehen wir zu den einzelnen Unterab- theilungen dieses Theils über^ so bildet der 'R^cit biblique in der ersten ein Gedicht 'De Schepping von 111 Zeilen; in der zweiten *Les Nombres finden wir deren drei, von denen besonders das erste (p. 260) zu einer Classe von Liedern gehört; die Reinhold Köhler in Benfey's Orient und Occident 2, 558 f. zu dem jüdischen Osterliede Eins das weiß ich, einig ist unser Gott' be- sprochen hat; vgl. mein Zur Volk«kunde' S. 164 f.; die dritte Unterabtheilung enthält sechs Gedichte und die letzte eilf eigentliche Tellingen. Was die Herausgeber über dieselben gesagt haben und oben mitgetheilt worden ist, findet sich vollkommen bestätigt. Wer Lust und Geduld genug besässe diese Stücke genauer zu durchforschen, würde mancherlei Funde machen oder doch Anspielungen aller Art entdecken, wie schon die Herausgeber bemerkt haben. Hei flüchtigem Durchgehen derselben stieß ich z. B. p. 277 auf die Zeile (53): „'k Wil dat de meeste dief van Brügge verhangen ware^. Hier ist unbedingt zu lesen meesterdief*; denn gemeint kann nur sein die Geschichte, welche das altniederländische Gedicht *De deif van Brugghe erzählt, heraus- gegeben in Haupts Zeitschrift 5, 385 ff.; vgl. Grimm KHM. Nr. 192. Auf p. 289, Z. 69 ff. finden wir folgende Schilderung des Genter Ommegang:

„Van Gent tot (sie) in den ommegang

Daar wandelt een reus en een* reuzin met den olifant.

Z'en wandelen niet alleene,

Met hunne kinderen kleene,

Met hunne kinderen wel bewaard

Van 't ro8 Beiaard.

*t Ros Beiaard^ 't ros Beiaard^

378 UTTERATUR: L BOCK, ÜBER EINIGE FÄLLE DES CONJUNCnVÜS.

Was 't Bchoone peerd!

Er hangen drie bellen aan zgn steert,

En een flambeeuw op zijn kop,

Er zitten drie eelmans kinderen op!^ Über dergleichen Aufzüge, in Flandern Ommegang' genannt , b. meiB „Zur Volkskunde" S. 70.

Pag. 290, Z. lU ff. heißt es:

Goen Sint Jan, waar is uw moeder?

Mijn moeder is in den hemel,

Hooger als en kemel,

Hooger als een bonte koe.^ Also auch in Brügge kennt man eine bunte Kuh'; zweifelhufl aber ist, ob die nämliche , welche Mannhardt, Wald- und Feldculte 1, 190 (r^ 195, Anm.) bespricht; warum wird sie als hoch* bezeichnet? Und endlick p. 291^ Z. 15 ff. lesen wir:

„Als al mijn noten zullen kraken.

Als wij met de schelletjes over de zee zullen geraken.'' Hier wird ohne Zweifel auf den Aberglauben angespielt , nach welchem die Hexen in Schalen über die See fahren; gewöhnlich sind es freilich Eier- schalen, weshalb man dieselben auch, wann man Eier gegessen, zerbrechen soll; so in England, s. v. d. Hagens Germania oder Jahrbuch u. s. w. 7, 438, Nr. 31; in Holland, s. Notes and Queries 3, 387, Nr. 9 (Choice Notes from N. and Q. London 1859, p. 7) und in Portugal, wie ich aus einem portugiesischen Gedichte ersehe; doch glaube ich auch statt der Eierschalen Nußschalen bei solchen Seefahrten der Hexen erwähnt gefunden zu haben. Wir sehen also, daß, wie bereits bemerkt, sich bei sorgfältiger Durchforschung dor Teilingen mannigfache Ausbeute gewinnen Hesse.

Ehe ich die vorliegende verdienstvolle Sammlung verlasse, die durch Beigabe der Melodien einen um so höhern Werth erlangt hat, will Ich noch erwähnen, daß ausser einem sehr vollständigen Inhaltsverzeichniss auch ein alphabetisches Verzeichniss der Liederanfänge die bequeme Nutzbarkeit dar Arbeit bedeutend erhöht, während andererseits die Abwesenheit sprachlicher Erklärungen, namentlich der dialektischen Idiotismen, sich den Nicht-Brttggem zuweilen sehr fKhlbar machen wird.

LÜTTICH. FELIX UEBRECHT.

Ludwig Bock, Über einige Fälle des Conjunctivus im Mittelhochdeutschen. Ein Beitrag zur Syntax des zusammengesetzten Satzes. Straßburg (Trübner) 1878. Vm und 74 S. 8.

Bei der Untersuchung syntaktischer Erscheinungen kann man auf fache Weise zu Werke gehen. Die eine Methode möchte ich die rlminijiÜH nennen^ sie sagt einfach: zu der Zeit tritt die und die ' daneben jene andere, zu einer anderen Zeit wieder ^^ Construction. Der zweite Standpunkt ist der hj einer Construction allmählich eine aadeie wi** einselnen Encheinungen bis in ihve ÜMi

LITTERATITR: L. BOCK, ÜBEB EINIGE FÄLLE DES CONJUNCTIVUS 379

der Arbeit Bock's gegenüber auf den ersteren Standpunkt, so können wir nicht umhin , ihr ein entschiedenes Verdienst zuzuerkennen. Es sind zwar meist auf der Hand liegende Dinge y die B. feststellt: die Behandlung des Modus nach Comparativ und Superlativ, in den Nebensätzen bei ^Es ist Sitte, es muß sein etc/, in den Nebensätzen bei imperativischem Hauptsatze; der Modus nach negiertem Hauptsatze, nach den Begriffen: „glauben, überzeugt sein*^. Allein die hier geltenden Regeln sind nirgends mit der nöthigen Klarheit und Entschiedenheit ausgesprochen, deshalb auch vielfach verkannt worden ; daher sind die hierauf bezüglichen Darlegungen Bock's sehr nützlich und er- wünscht. Von weniger verbreiteten Erscheinungen erwähne ich die Modi- ficationcn, welche eintreten, wenn der regierende Comparativsatz hypothetisch ist, den Conjunctiv nach alle und den Conjunctiv im Folgesatz nach posi- tivem Hauptsatz.

Soweit Bock's Arbeit in Beziehnung auf den descriptiven Standpunkt. Wer aber höhere sprachwissenschaftliche Tendenzen verfolgt, der kann sich damit, mit der Feststellung der Thatsachen, nicht begnügen, der muß sich der historischen Behandlungsweise zuwenden. Und diesen Standpunkt nimmt in der That B. in seiner Einleitung ein. Er will beobachten, wie in der späteren Sprache der Indicativ weiter vorruckt und wie die verschiedenen Arten des Gedankenausdrucks miteinander kämpfen ; auch in den Schluß- worten bewegt sich Bock auf den Höhen historischer Betrachtung. Aber der eigentliche Kern der Arbeit will dem nicht recht entsprechen, und für die Erkenntuit-s der historischen Vorgänge innerhalb der mittelhochdeutschen Periode hat der Verfasser viel weniger geleistet als er bei richtigerer Methode hätte leisten können. B. gibt seine Beispiele nach Jahrhunderten geordnet: gut. Aber nirgends erfahren wir auch nur das Geringste darüber, daß im 14. Jahrhundert der Indicativ im Vergleich mit dem Conjunctiv zahlreicher geworden ist; es ist nicht zu ersehen, ob B. das überhaupt sicher erkannt hat. Weiter hat B. seine Belege danach gruppiert, ob das Verbum finitum ein Hülfsverbum ist oder nicht. Ob er den Gedanken von Scherer hat, weiß ich nicht; jedenfalls ist es ein Scherer'scher Gedanke und zwar ein beher- zigenswerther. Aber vergebens befragen wir Bock, ob nun wirklich ein Zu- sammenhang zwischen dem Häufigerwerden der Hülfsverba und dem Zuiück- weichen des Conjunctivs besteht. Weiter unterscheidet B. , ob bei dem Verbum eine Partikel steht oder nicht, weil er die Anschauung von Lidforss billigt^ daß möglicherweise bei gesetzter Partikel die Modalität durch diese schon hinlänglich bezeichnet sei, und daß daher die Sprache sich mit dem blossen Indicativ begnügen könne. Er meint, die Beobachtungen Lachmann's über den Gebrauch und die Bedeutung von ie und iemerf nie und niemer hierher beziehen zu können, während doch Lacbmann gerade das Umgekehrte gethan hat, den Einfluß der Modalität des Satzes auf diese Partikeln untersucht hat. Und schließlich ist das^ was ß. gibt, nichts anderes: er sagt, in dem und dem Satze werden jene Partikeln so und so verwandt, was kaum in den Bereich seiner Untersuchung hexeingehört. Ein letzter Gesichtspunkt fär 6 seiner Belege ist Bock die Frage, ob der Modus ein präsentiflch präteritaler ist. Trotzdem ist es ihm entgangen, daß der C Nebensatz einer Aufforderung viel häufiger ist, wenn das V^Aiwa. als wenn es im Präteritum steht. Auch dadxxtcYi \«X. %^t

38(^ LITTERATUR: L. BOCK, ÜBER EINIGE FÄLLE PKS CONJUNCTTITW

geworden , daß von seinen Beispielen des Conjunetivs Prftteriti nach Cob- parativ fast sämmtlichc im Reimo stehen. So richtig und gut gewiklt il» an sich die von Bock für die Eintheilung verwertheten Geaicfatspankte siid. so wenig sind sie für ihn bezw. für die Erweiterung unserer Kenntniaae fiaek- bar geworden ; wenn er seine Beispiele nach der Zahl der in ihnen enW> tenen Silben eingetheilt hätte, wäre der Erfolg nicht anders geweien. Fir alle die aufgeworfenen Fragen heißt es einfach: zählen und VerhftltniaaaUei geben. Das ist von Bock nicht geschehen; auch sind aus dem von ihm ge- botenen Material diese Verhältnisszahlen gar nicht zu entnehmen. Ich htm daher leider dem Berichterstatter der Augsb. AUg. Zeitung nur in tehr be schränktem Masse beistimmen, wenn er Bock's Untersuchang als eine g^ diegene Vorarbeit för eine allgemeine historieche deutsche Syntax beseicluMt Wer eine solche unternimmt, muß den ganzen Stoff gerade noch eininal dai^ arbeiten.

Es ist begreiflich, daß dieser Mangel an historischem Sinn sich anek ffihlbar macht, wenn Bock die einzelnen syntaktischen Erscheinnngen zu er klären versucht. Bezeichnend für seine Anschauungen ist es, daß er w«U von der Bedeutung eines Conjunctivs, nie aber von seinem Ursprnif redet. Von einer Herleitung der Modi im abhängigen Satze aus denen te unabhängigen ist nirgends eine Spur. Wem es so speciell auch nm die E^ klärung der Thatsachen zu thun ist, der hätte doch etwas mehr darauf Rflck- sicht nehmen müssen, wie Andere dabei verfahren ; er hätte vor allen Dingn von Erdmann Vieles lernen können far seine ganze Auffassnngsweise.

Unrichtig ist es, wenn er den Conjunctiv nach den Begriffen ,,glaiibeB. überzeugt sein^ als einen Conjunctivus der Nothwendigkeit auffaßt, noch n- richtiger y wenn er ihn mit dem Conjunctiv nach ^es ist ist Sitte etc.^ lud dem Conjunctiv nach imperativischem Hauptsatz identificiert. Er meint: -die Kategorie der Möglichkeit und Nothwendigkeit kann nicht nach der der Wiii- lichkeit erst geworden gedacht werden". Darauf will ich nur eines erwiden: wenn irgendwo, so gilt für die Entwickelang der menschlichen VorHtellungfi der Satz Humes, daß ein propter hoc nur die Folge eines wiederholten pn' hoc sei ; nur nachdem der Mensch Hunderte von Malen die Erfahrung von der Wirklichkeit einer Erscheinung gemacht hatte, konnte er zn der VorsteDing ihrer Nothwendigkeit gelangen. Wenn B. femer meint, es habe eine Zeit gegeben, y,wo man den Indicativ noch nicht fär den Ausdruck der Gewißheit ^es ist habe setzen können'', so widerstreitet das einfach den Thatsachen der indogermanischen Syntax.

Wie dieser Conjunctiv nach „glauben'' etc. zu erklären sei, scigf ich Zeitfolge der abhängigen Rede im Deutschen p. 20 ff. Der ConjanctiT nach „es ist Sitte" etc. entstammt wohl dem selbständigen Anffordeningt- satz. Den gleichen Ursprung hat nach meiner Ansicht der Conjunctiv in Nebensatze des Aufforderungssatzes. Anschaulich zeigt das noch heute dif parataktische Redeweise des gemeinen Mannes. Der Bauer aa^^ s. B. n seinem Sohne: bring mer e Messer, *s muß awwer scharf aeiä. Das viit mhd. : bring mir ein mezzer : daz si scharf. Versetzen wir ona noch weiter in die Zeit zurück, wo noch die Wortstellung im Hanptaatxe mOgfiek war, die heut zu Tage der Nebensatz zeigt, so erhalten wir „ein nezier bring, daz scharf si" und damit die firagliche Constructiony wie ale B. ht-

MISCELLEN. 3gX

spricht. Durch diese Entstehungsweise erklärt sich auch, weshalb das Prä- teritum in diesen Sätzen viel seltener im Conjunctiv steht als das Präsens.

Irrig ist auch z. B. was B. zur Erklärung des blossen Indicativs nach positivem Comparativ sagt. Er meint unter Anderem , daß man bei Hülfs- zeitwörtem, „wie sie denn einmal an Gewicht und Ton verloren haben-, auch bald auf die Ausgestaltung der jedesmal ganz adäquaten Form weniger Rücksicht genommen habe^. Das müßte sich doch vor Allem an den Hülfs- zeitwörtern haben und sein zeigen, was thatsächlich nicht der Fall ist.

Nicht billigen kann man das Verfahren B.'s, wenn er aus der ver- schiedenen Behandlung zweier Sätze im Neuhochdeutschen auf ursprüngliche principielle Verschiedenheit derselben schließt. In der älteren Sprache ist es für die Consecutio temporum ganz gleichgültig, ob der Hauptsatz positiv oder negativ ist; und doch macht das Nhd. hier einen Unterschied (s. meine Zeit- folge der abhängigen Rede im Deutschen p. ß9).

Zum Schluß noch zwei Einzelnheiten. Wie kommt B. p. 30 zu dem Satze, daß beim Conjunctiv nach Superlativ stets ie oder ifmtr stehe, wäh- rend er selbst p. 31 ein Beispiel anführt Kehr. 1266 , wo dies nicht der Fall ist? Und femer, wie vermag B. zu entscheiden, daß gewunnen Bari. 151, 27 (p. 12), wurden Eckh. 400, 22 (p. 13), künde Veldccke MF. 57, 22 (p. 17) Indicativ und nicht Conjunctiv ist?

HEIDELBERG, den 11. August 1878. OTTO BEHAGHEL.

MISCELLEN.

Personalnotizen.

Dr. F. Bechtel hat sich an der Universität Göttingen für Linguistik habilitiert.

Der Privatdocent Dr. Aldabert Bezzenb erger an der Universität Göt- tingen ist zum ausserordentlichen Professor ernannt worden.

Dr. Wilhelm Creizenach hat sich an der Universität Leipzig für neuere deutsche Literatur habilitiert.

Dr. Joseph Seemüller hat sieh als Privatdocent der germanischen Philologie an der Universität Wien habilitiert.

Dr. R. M. Wagner hat sich an der Universität Graz ffir deutsche Sprache und Literatur habilitiert.

t 8. April 1879 Professor Dr. Alois Lütolf in Bern im 55. Le- bensjahre.

t 3. Mai 1879 Joseph Maria Wagner in Wien im 41. Lebensjahre, t IG. Mai 1879 der Rector a. D. Georg Schambach in Einbeck.

382 MI8CELLEN.

Zu Oennania XXTTT, 52.

Freudhof fOr Friedhof findet sich in den Vol ksm&h rchen ron N. Vogel, Wien 1837, S. 55 und 60. Auch anderwftrts meine ich FrcadW schon gelesen zu haben.

WEIMAR. BEINHOUD KÖHLER.

Sanct Dorothea.

Der Druck des Gedichtes von Sanct Dorothea, welchen SteiiUMTfr in Wagners Archiv 1873, S. 232 flP. beschreibt, ist in den Besitz von Ajitiqis- buchhäudler Albert Cohn in Berlin übergegangen und in dessen Katälofe CXXV, S. 62 für 180 M. zum Kauf angeboten. K. BARTSCH.

Zu Otfrid.

Piper bemerkt Otfrid Einleitung p. 45 Folgendes: «zur Aufhellang ^ Geschichte der Hds. P könnten noch die Worte beitragen, welche nntoa irf S. 90 n eingekratzt sind: Kicila diu scoaza (scolta?) nuiz filo^, und er dedkt bei Kicila au Gisela, die Gemahlin Konrads des Saliers. Seemfiiler dagvgn (Anzeig. V, 190) will scoaza in suaza ändern; nach dessen Meinung ist das gme nichts Anderes als ein Zeichen der Erinnerung an eine „sfiase Gisela", St ein verliebter Leser statt in Baumrinde in das Pergament der Hs. kratite. Beweisen läßt sich Piper's Vermuthung nicht; diejenige Seemfiller*s iiK sicher unrichtig. Es war von vornherein zu vermuthen, daß Piper fdbck gelesen, denn eine derartige Randbemerkung ist doch wohl Autograph, sieht Abschrift. Und so ist e.s in der That; es steht da: Kitila ^ dann in neaei Zeile diu scona min filo\ darunter noch die oberen Reste eines l and y, dt- zwischen Raum etwa für einen Buchstaben^ der mit den unteren Theilen da / und des J beim Einbinden abgeschnitten worden. Dieses letzte Wort kav nur /o« geheissen haben. Also: ^Kizila die schöne hat viel von mir gelesea'* sagt das Buch.

HEIDELBERG, Sl. Mai 1879. OTTO BEHAGHEL.

Deutsche mittelalterliche HandBchriften der Ffirst-Georgs-Bibliothek n

Dessau.

(Fortsetzung.)

9. Beschreibung der Seuchen und ihrer Behandlung.

Ein in zwei (mit gepreßtem Pergament überzogenen) Pappdeckeln feH gebundener Folioband, 39 c. hoch, 27 c. breit, sauber geschrieben, voizüf- lieh gehalten y wahrscheinlich der 2. Hälfte des 15. Jahrb. angehörig. Cbff die Provenienz desselben gibt eine handschriftliche Bemerkung eines firftlMn

MI8CELLEN. 383

Besitzers auf der InneDseite des vordem Deckels einigen Aufschloß: »Dis buch habe ich graff Hans albrecht von Mansfeldt deme durchleuchtigen hochgebomen Furststen und Hern Hern Jochim Ernsten Furststen zu Anhalt, Gräften zu asca- uien Hern zu Zerbst vnd Bemburk^ den 30. Januarij zu Dessau . . . ge- schenkt vnd den 5. Februarij geschikt a. 1525^. Der Codex besteht aus 274 beschriebenen Blättern, welche in Lagen zu 12 Blättern liegen. Diese 12 Blätter sind in den ersten 4 Lagen je 10 Papierblätter, um welche sich gleichsam als Umschlag 2 Pergamentblätter legen. Von Lage 5 an bestehen sämmtliche Lagen ausschließlich aus Papier. Das Papier trägt als Wasser- zeichen eine Krone über einer einem gothischen Majuskel-M ähnlichen Figur. Die Lagen waren, wie es scheint, ursprünglich sämmtlich signiert (jedesmal auf der ersten Seite unten), doch sind die meisten Signaturen beim Einband abgeschnitten worden, nur auf Bl. 25, 181 und 229 finden sie sich noch, auf Bl. 265 zeigt sich noch der obere Rand einer alten Signatur. Eine alte Paginierung zeigt der Codex von Bl. 13 24, doch ist dieselbe durchaus fehler- haft. Custoden hat die Handschrift nicht. Die ursprüngliche Handschrift reicht bis Bl. 271. Dann folgen Bemerkungen einer zweiten und auf Bl. 273 einer dritten Hand. Den beschriebenen Blättern gehen drei leere Papierblätter voraus und ebenso sind die beiden letzten Blätter der letzten Lage leer (nur daß auf der letzten Seite des Codex von einer vierten Hand ein Medicament gegen „den worm der pferd^ verzeichnet ist). Die Seiten sind zweigespalten, die Spalten haben 40 42 Zeilen, der beschriebene Raum ist jedesmal von 4 Linien eingefaßt und liniert. Überschriften, Capitelbezeichnungen u. dgl. sind roth, die Anfangsbuchstaben der Capitel bald roth, bald blau. Im Texte sind viele grosse Anfangsbuchstaben durch einen rothen Strich hervorgehoben. Leere Partien im Codex weisen darauf hin, daß man denselben wohl mit kunstvoll ausgeführten Initialen und Ahnlichem auszustatten beabsichtigt hatte. Das Werk zerfällt in zwei grosse Hälften, von denen die erste von Bl. 1 bis 132 in sieben Büchern die Krankheiten, die zweite von Bl. 133 271 in fünf Rüchern deren Behandlung beschreibt. Den Büchern 2 7 der ersten Hälfte sind Register vorausgeschickt Der Codex beginnt: „In dißem buche wirt be | schrebin eyne igliche aewche | vnd gebrechin dy ok möge | werden an des menscbin leibe | von dem houpte biß an dy | fuße^ vnd werdin in dißem | buche dy krangheit adir aewche I adir gebrechin geschrebin | laty- nisch vnd daz latyn vorbas ym | duczschen wirt ergintlichin vßgeleit | ynand mit langin reden ynand mit | knrczin uff das man is dester baß | möge wissen vnd irkennen ym gemeyne | was dy sewche adir gebrechin syn | an dem leibe des menschin** u. s. w W. HOSÄUS.

Bratmisse.

Wenn eyne Bruthmisse gesungen wert, schal me den köstern to lü- dende geven VIU ßl. sundisch unde den Pulsanten up den Thom e3rne Mölye.

Rostocker Hochzeitsordnung des 15. Jahrhunderts in Selecta jurid. Rostoch. I (1741), 128. Das Wort fehlt im mnd. Wörterbuch.

384 MI8CELLEN.

Dteikönigibildchen.

Ein altes Mirakelbfichlein von den bl. Dreikönigen &• 1722 wieder aufgelegt, besagt S. 25: y^Von Hex- und Zauhereyen dtrtn $eind wol taummd- mal durch dergleichen Bilder oder Pfenningen vertrieben und verhindert worden. Also wirst du mit diesen (Dreikönigs-) Bilderen auf Otteren und BasOiskeD geben und zertrennen Löwen und Dracben nämlieb Zauberer und deren Un- holden und Nacheteliungen'^ , (Collen zu bekommen in der Mutter Grottes Capellen im Hoben Tbumb bei denen zeitlicben Herren Offizianten daselbst Qüldenes Handbücblein.) A. BIRLINGER

Meister Hemmerlin = Teufel. Zum D. WB. IV, 2, 3J7 (Heyne).

Wie sieb aber diser scbamloss Menscb, dieser unbestandbaftiger wan- kelmüthiger Lutber bemacb als er mit seinem Tiscbgesellen mit deme er mebr als ein Salzscbeuben auffgefressen mit deme er aucb bei der Nacht disputiert und von yme dem Meister Hemmerlin gelemet Meß balten, in bessern kuntschaft geraten ist, sieb selb Lüg gestrafft, ins Maul geschlagen dasselbig zu einer Tascben und Lügenberg gemacbt bab. (Leicbpredigen t. J. Feucbtius, Colin 1601, S. 195.) A. BIRUNGER,

8. Johannes Danti Anno 1874.

Diese Zeit erbub sieb ein Firlefautz hieß man Sanct Johans Dantz Junge und alt sein gelauffen mit Buberey zu bauffen

So heißt es in der „Reimchronik der Stadt Nieder Wildungen von Veit Weinberg Stadt Schreiber zu N. Wildungen", vom J. 1575, die bis dahin noch nicht herausgegeben ist. Welcher Tanz mag gemeint sein? Ist an das Schwärmen böser Geister in der Johannisnacht zu denken, an das Sachen versunkener Schätze (Gr. M. 922 ff. Simrock Hdb. 2. Aufl. 585. Birl. I, 228)? Zur Zeit des Veit Weinberg (f 12. Jan. 1580) muß der , Sanct Johans Dantz" noch bekannt gewesen sein, da der Chronist die einlache Notiz ohne jegliche Erklärung gibt, was sonst nicht seine Weise ist.

PARCHIM. A. FRETBE.

Asohenpüater.

Nostratesy denotaturi hominem obscumm et misanthropum eandem per ludibrium appellant eenen Aschenpüster. Selecta jurid. Bostoch. 3, 24.

VON DEN ZWEI SANGT JOHANNSEN.

Id dem Oedicht Heinzeleins von Eonstanz von den zwein Sanct Johansen wird bekanntlich erzählt, wie zwei Nonnen eines Klosters darüber, welcher von den beiden Johannes, der Täufer oder der Evan- gelist, der größere Heilige sei, mit einander auf das heftigste und so lange stritten^ bis eines Nachts jeder von ihnen ihr bevorzugter Hei- liger erschien, ihr wegen ihres Streites Vorwürfe machte, die Vorzüge des andern Johannes auseinandersetzte und ihr befahl sich mit ihrer Gegnerin zu versöhnen, worauf am Morgen beide zur 'Meisterin (Äbtissin, Priorin) kamen, ihr Alles erzählten und dann einander zu Füßen fielen und um Verzeihung und Buße baten.

Es wird vielen Lesern unbekannt sein, gleichwie es den bis- herigen Herausgebern des Gedichts ^) unbekannt gewesen, daß Cäsarius von Heisterbach (gestorben im viei^ten Decennium des 13. Jahrhunderts) in seinem Dialogus miraculorum (Distinötio VUI, cap; LI) ganz das- selbe und zwar als zu seiner. Zeit in einem Nonnenkloster der Diöcese Trier vorgefallen berichtet'). Seine Erzählung lautet also:

Duae sanctimoniales fuere, et adhuc sunt ut puto in Lutere mona- sterioDioecesisTreverensis'), exqnibus una specialiter diligebat sanctum Johannem Baptistam, altera vero sanctum Johannem Evangelistam. Quae quotiens conveniebant, inter se de illorum majoritate conten-

,•') Docen im Müseum f&r altdeutsche Literatur und Kunst II, 80 ff., Oraff in seiner Dintiska 11, 240 ff., von der Hagen in seinen Minnesingern III, 408 ff. und F. Pfeiffer in seinem Heinzelein von Konstanz'.

i'' ') Es ist wohl kaum nOthig Aber Cfisarins auf die treffliche Schrift von Ale-

xander Kaufmann, CSsarius von Heisterbaeh, 2. yermehrte Auflage, COln 1862, su ver- weisen.

*>. *) Lutere (Lutra, Fraulautem), nobilium monialinm coenobina ordinis B. Augu-

.'. stinl D. Treverensis, iuxta oppidum Saarlonls. Index in Caesarii Heisterbacensis Dia-

. lognm. Confluentiae 1857, S. 26.

GERMANIA. Nene Ri^iho XII. (TXIT. Jskrg.) 26

386 R. KÖHLER

debanty ita ut magistra quandoque vix posset eas compescere. IIU omnia dilecti soi praevilegia in medium proponebat, cui ista sui dilecti praerogativis v alide satis obviabat Nocte quadam ante matutinas sanc- tus Johannes Baptista suae dilectrici in somnis apparens, sie ait: ^Soror, noveris sanctum Jofaannem Evangelistam me majorem. Non- quam homo castior fuit iilo, mente simul et corpore virgo^). Ipsom Christus ad Apostolatum elegit; ipsum ceteris Apostolis plus dilezit*); ipsi gloriam suae transfigurationis ostendit. Ipse beatissimus in pectore Jesu in Coena recubuit^; ipse morienti astitit^); ipsi virgini Christus yirgo matrem virginem commendavit »). Ipse ceteris Evangelistis altios volans^) et oculos mentis in rotam divinitatis plenius defigens, Evan- gelium suum sie exorsus est: In principio erat Verbum, et cetera. Scripsit et Apocalypsim, qua nihil in coelestibus figuris obscurius est*). Plurima etiam pro Christo passus est tormenta, flagella, fervens oleum'), exilia. Ecce propter ista et alia multa sua praevilegia major est me et dignior. Mane ergo voces sororem tuam ante . magistram , et pro- cidens ante pedes illius pete ut ignoscat tibi, quod totiens eam ex- acerbasti mea causa.' Quae ad signa matutinalia expergefacta de tarn clara visione cogitare coepit. Dictis vero matutinis, cum se alten sopori dedisset, sanctus Johannes Evangelista per visum affiiit, et sub sensu verborum herum suam allocutus est dilectricem: 'Soror, scias, beatum Johannem Baptistam longo majorem esse me. Inter naloi mulierum^ teste Christo, non surrexit major illo*). Ipse Propheta est et plus quam Propheta'®). Ab angelo est annunciatus^'), a sterili matie contra naturam conceptus '') , in utero supra naturam sanctifieatos ^

*) Vgl. Heinzelein Str. 47, 1.

*) Heins. 48: [Got] in üs der swelfboten schar ie sonderlichen meindo.

') Heins. 49: d6 er üf gotes brOste . . . entsUef.

*) Heins. 63—64: [dd] in die jonger über al gar flflhtecliche lieien: D6 wollt Ton im scheiden niht Jdhannes der vil guoter.

^) Heins. 64: Got im enpfalch in sine pfliht die sine sarte maoter.

*) Heins. 48 49 : ich wene niht das ie kein ar sd hdhen flog ertweinde Alsaa der werde SSwangelist.

^) Vgl. Heins. 55 and 56.

*) Heins. 61 : Dd in Domici&nns sties in wallende Ql semAle . . .

*) Heins. 26: Got sprichet selber, das nie wib den sinen gends gebwe. '*) Heins. 31 : ob den proph§ten ist sin nam genennet und gerfiemet. **) Heins. 23: jA wart durch Gabridles mont sin name, sin leben gekündet **) Heins. 27: Er kam, dar an man wnnder spürt, von nnberiuifteiB stamB«. **) Heins. 27 : er wart geheiüef^oX ^aiL^« ^%\&cl la ainer maoter Wamme.

VON DEN ZWEI 8ANCT JOHANNSEN. 387

in heremo sine omni peccato conversatus ^). Quod de nie diei non potesty qui lucris inhians inter saeculares saeculariter vixi. Salva- toreniy quem in utero agnovit*), inter turbas ad se venientem digito demonstravit et in Jordane sacris manibus baptizavit^). Ipse coelos vidit apertos, Patrem audiens in voce, Filium videns in homine, Spiri- tum sanetum in speeie columbae*). Tandem pro justitia martyrizatus est^). Ergo me major est. Unde hodie vocare debes sororem tuam ante magistram tuam, et prostemere te pedibus illius, sieque eam rogare ut tibi ignoseat, quod totiens illam exaeerbasti, me contentiose Praecursori Domini praeferendo.' Mane singillatim ad magistram veniunt, quid viderint exponunt. Tunc simul se prosternentes, et ab invicem, ut eis jussum fiierat^ veniam postulantes, mediante matre spirituali reconciliatae sunt, monente illa ne de cetero de meritis sanetorum contenderent, quae soli Deo nota sunt.

Vergleicht man diese Erzählung des Cäsarius mit Heinzeleins Gedicht, so weichen beide, was den erzählenden Theil betrifft, nur ganz unwesentlich von einander ab, insofern nämlich bei Cäsarius zuerst die Erscheinung Johannes des Täufers und dann die des Evangelisten berichtet wird, bei Heinzelein aber es umgekehrt ist, zweitens insofern bei Cäsarius Johannes der Täufer 'ante matutinas', der Evangelist 'dictis matutinis' erscheint, Heinzelein aber ausdrtlcklich (Str. 41) an- gibt, daß beide Heilige ihren Verehrerinnen ganz zu derselben Zeit eines Nachts erschienen seien, und endlich insofern bei Cäsarius die Heiligen den Nonnen im Schlaf, bei Heinzelein im Wachen erscheinen. Was aber die Reden der beiden Heiligen betrifft, so legen Cäsarius und Heinzelein, wie man aus den oben unter dem Text des Cäsarius gesetzten entsprechenden Citaten aus Heinzelein sieht, dem Evangelisten fast ganz dieselben Grflnde für den Vorrang des Täufers, nur in ab- weichender Folge, in den Mund, während dagegen Johannes der Täufer

*) Heinz. 28: Er s6ch sich Irüeje von der strfts se walde tod den Unten.

') Heinz. 26: J6haunes in der mnoter Itb erkante sinen schOpfore.

') Heinz. 29: Oot selber in sich tonfen iiez und ander in sich neigte, der n ouch agnns dei hiez und üf in vingerzeigte.

*) Heinz. 80: Er hdrt den rater in dem ddn and sach des sones bilde, den beilegen geist, geformet sehdn in einer tüben wilde, oach sach er offen stftn den trdn.

^) Heinz. 31—32: die marter h&t er oach alsam mit ^em blaote geblüemet Man sach in darch der warheit kip den kflng Herddes strftfen, dd er bi stnes braoder wip süntliohen wolte slAfen, d& von den tagentberaden lip eralao« 4»» >ii^:BAr ges wftfen.

388 R- KÖHLER

fbr den Vorrang des Evangelisten bei Heinzelein noch mancherlei vor- bringt, was bei Clisarius fehlt ^).

Heinzelein erklärt selbst (Str. 9), daß das Märe nicht erdacht sei, sondern daß er es in einer Schrift gelesen und daraus in Rdne gebracht habe:

Daz selbe m»re ist niht gestift, daz ich iu hie betihte, ez h4t ze lagin keine trift, noch ist erd&ht von nihte: ich las ez eben üz der schrift als ichz ze rime rihte. Daß nun der Dialogus des Cäsarius die von Heinselein benutste Schrift gewesen sei, scheint mir recht wohl möglich, und die Ab- weichungen und Zusätze Heinzeleins würden dann sein EigoithiiiD sein. Freilich ebensogut kann Heinzelein aus einem andern Bach ge- schöpft haben, denn die Geschichte von den beiden Nonnen wird wdü mehrfach aufgezeichnet gewesen sein.

Aber nicht allein von zwei Nonnen wurde erzählt, daß sie Aber den Vorrang der beiden Johannes gestritten hätten, bis die Heiliga selbst durch ihre Erscheinung den Streit beilegten, auch von zw« Klerikern oder von zwei Magistern der Theologie wurde dasselbe ei^ zählt, worüber ich folgende bis jetzt, so viel ich weiß, noch nidit zusammengestellte Mittheilungen machen kann.

Thomas Cantimpratanus erzählt in seinem 1263 vollendeten Bonim

universale de apibus^ Buch II, cap. XXIX, §.11 Folgendes.

Tempore beatac memoriae magistri Petri, quondam cantoris Pari*

siensis^), duo cleriei vita et opinione probati, fuisse dicuntur, qoonni

*) Nemlich daß Johannes, *^te8 muomen bam', *den man heiaek den himd (Str. 45), um Qottes Willen Vater und Freunde Terließ nnd von seineB Waiba (Str. 46), daiS Qott selber bei seiner *brütloaft' sagegen war nnd da ana Waaaer Wdi machte (Str. 47), daß Jobannes, als er auf Gottes Bmst eingeschlafen war, die fEm- melchöre dnrchmaß (Str. 49, 50), daß er, als ihn Domitianos in * wallendes öl' stiti davon nicht su leiden hatte (Str. 51), daß tddtliches Gift an ihm keine Wirining ukk, daß er aber die an dem Gifte Gestorbenen vom Tod erweckte (Str. 5S), eodfieh id Gott selbst ihn kurz vor seinem Tod zu seinem Tisch einlud (Str. 67) lantcr be kannte Überlieferungen der heiligen Schrift und der Legende.

') Man vergleiche darüber die verdienstliche, der Jenaer philoeopliiaelien Fi* cultät vorgelegte Dissertation von Paul Kirsch , Des Thomas Yon ChantiBipi^ Bv^ der Wunder und denkwürdigen Vorbilder, Gleiwita 1875.

') Über den 1197 gestorbenen Petrus Cantor, den Thomas auch 19» |. 8, Q. t §. 19, und 30, §. 12, erwähnt, seh« man Colvener*8 Aasgabe dea Bomui »m^^*— 1^ Duaci 1627, Notae. p. 23 f., und OrasM:« \A\«tix%«&<^\<^\A \V %^ S61, nach.

VON DEN ZWEI 8ANCT J0HANN8EN. 389

unus Joannem Baptistam, alius Joannem Evangelistam miro venera- batur affectu, ita quod zelo nimio^ quo suum quisque praeferrety dissi- debaDt; ergo gloriosam vero virginem Christi matrem tarn mirabili devotione fervebant, ut cum quis eos in disputationibus irritare volebat, matrem Christi nequaquam assumptam cum corpore contenderet; et hoc frequenter risum sociis excitabat, et per hoc taedium cordis ex sincerissima simplicitate saepius sustinebant. Ergo ubi solemnitas glorio- sissimae assumptionis instabat, dicti clerici jejuniis, vigiliis et orationi vacabant, rogantes sanctos suos, Baptistam dico et Evangelistam Joan- nem, et obnixius Christi matrem, quatenus per Signum aliquod evidens suam verecundiam relevarent in repressionem contrariae opinionis, qua Mariam assumptam cum corpore praedicabant. Quid igitur? Numquid apud summum judicem erat justorum simplicitas deridenda? Absit, cum sit cum simplicibus sermocinatio ejus. Ergo ubi quilibet per se in conclavi orationibus insistebat, Ulis singillatim Joannes Baptista et Joannes Evangelista apparuerunt, dicentes: 'Exaudivit dominus preces vestras, et nunc vobis primo dicimus, ne pro praerogativa meritorum nostrorum ulterius contendatis, cum nos in caelo de pari meritorum privilegio concordemus. Gloriosam vero Christi matrem assumptam cum corpore, nullus ambigat christianus, et hoc signum omnibus, qui vos noverunt: imum ex vobis naturaliter imbarbem barbatum reddimus, alium vero calvum penitus restituimus copiosissime recrinitum.' His dictis disparentibus sanctis mane revelationis effectus apparuit in am- bobus, et se magistris quibusdam et dericis in argumentum testatissimae veritatis quanto gratius, tanto humilius ostenderunt.

Aus einer gemeinsamen älteren Quelle müssen die beiden folgen- den Stellen geflossen sein, von denen die eine in dem 1284 vollendeten Rationale divinorum officiorum des Guillaume Duranti ') im 42. Capitel des 7. Buches, welches Capitel die Festtage des h. Stephanus, des Johannes Evangelista und der Unschuldigen Kindlein bespricht, die andere im 86. 'de nativitate sancti Johannis Baptistae' handelnden Capitel der Legenda aurea des 1298 gestorbenen Jacobus a Voragine^ sich findet. Beide Stellen, sowie die unmittelbar vorausgehenden, uns hier nicht berührenden Sätze stimmen zum Theil wörtlich überein.

') Vgl. über G. Daranti die vortreffliche Abhandlung Ton V. Le Giere in der Histoire litt^raire de U France, XX, 411—97. Eine, wie es scheint, wenig bekannt gewordene, mit werthvollen Noten and Excursen ansgeetattete französische Obersetsang des Bationale hat Ch. Barth^lemy (Rational oa Bianael des divins offiees de 0. Du- rand, Paris 1854, 5 Bände) geUefert.

^) Vgl. den Artikel * Jacob von Varaggio* von F. Wächter in der Erscli- unsl Oraber'scheu Encyklopädie.

390 S- KÖHLER

Die Stelle des Rationale lautet: ....nam non esBe de ipBomm [Joannis Baptistae et Joannis Evangelistae] majoritate dispatandnm divinitos est ostensum. Cum enim duo magistri, quorum unus Baptistam, alter praeferebat Evangelistam, solennem ad hoc indixissent disputatio- nem, et quilibet valde solicite investigasset autoritates et rationes effi- caces, quibus suum Joannem praeferre posset, tandem die disputationis adveniente quilibet sanetorum aemulatori apparuit dicens: ^Bene oon- cordes sumus in celis, de nobis non disputetis in terris.' Tunc illi aibi invicem et omni populo visionem publicaverunt et dominum bene- dixernnt.

In der Legenda aarea (S. 363 der Grässe'schen Ausgabe) lesen wir : .... non enim decens est , quis major sit eorum , disputare. Quod etiam quodam exemplo divinitus est ostensum. ESrant eitam, ut legitur, duo doctores theologi, quorum unus Johannem Baptistanit alter vero Johannem Evangelistam praeferebat. Tandem super hoc sollemni disputatione indicta quilibet valde soUicitus erat auctoritates et efficaces rationes invenire, quibus suum Johannem posset praeferre, adveniente autem disputationis die quilibet sanetorum aemulatori sqo apparuit eique dizit: 'Bene concordes sumus in coelis, de nobis noa disputetis in terris.* Tunc illi sibi ad invicem et omni populo visionem publicaverunt et dominum benedixerunt

Nur des Streitens zweier Meister von Paris über die beiden Johannes, nicht aber auch der Erscheinung der beiden Heiligen gedenkt Bmd« Berthold in seiner Predigt 'von dem hSren kriuze' mit folgenden Worten (S. 537 f. der Pfeiffer'schen Ausgabe): Wan es kriegent die meister von Parts etewenne, welich heilige der höhste in dem himeliiche ei unde von weihen tugenden einer hoeher s! danne der ander; unde der selbe kriec ist ein nützer kriec und ein guoter kriec und ein liutsieliger kriec .... Ez kriegeten zw6ne meister mit einander. Da kriegete einer, sant Johannes baptiste wsere hceher da ze himel. Dft kriegete ein«*, sant Johannes dwangeliste der wsere hoeher, unde sie erzalten ietweders liebe unde minne, die got an ir ietwederm hete begangen. Der eine der jach, daz sant Johannes baptiste d& von billiche ze himelriche hoeher solte stn, daz er heilic w»re in siner muoter libe. sprach der ander: 'da entslief aber dirre üf unsers herren brtlsten und unser herre liez in trinken den brunnen der wfsheit siner gotelichen süese- keit. Und also kriegeten sie mit einander, unde was der kriec dodi liutsslic. Und als ie der eine von disem eine tugent vant, sd vant der ander ein ander tugent von dem den er d& lobte. Und also siat eie Ane mkze hdch inUmelTtcW

VON DEN ZWEI 8ANCT J0HANN8EN. 891

Obige Stelle Bertholds hatte auch Jacob Ghrimm in seiner Anzeige der Eling'schen Berthold-Ausgabe in den Wiener Jahrbtlchem^ Bd. 32 (1825) ausgehoben und dazu an Heinzeleins ^hübsches Lied über die beiden Johannse' erinnert, sonst aber nichts weiter zu dem Streit über die beiden Heiligen beigebracht. Aber in dem Wiederabdruck der Anzeige im 4. Band der ^Kleineren Schriften J. Grimm's finden sich (S. 326, 1. Anm.) zu unserer Stelle folgende Nachträge, die sich Orimm notiert hatte: 'des Streits über die Johannese gedenkt Lorrich zu Ovid p. m. 291. Auch Caesar, heisterb. 8, ÖL Tross besitzt ein lat. gedieht des scholaster France aus Meschede vom j. 1330 (dem pabst Johann 22 gewidmet) über diesen gegenständ.'

Mit 'Lorrich zu Ovid' ist die Auslegung der Metamorphosen von Oerhard Lorich aus Hadamar gemeint, welche der Wickram'schen Um- arbeitung der Metamorphosen-Übersetzung Albrechts von Halberstadt beigeftlgt ist^). Was 'p. m/ bedeuten soll, weiß ich nicht. Mir liegt nur eine der späteren Ausgaben der Wickram'schen Metamorphosen vor, nämlich die von Sigmund Fejerabendt zu Frankfurt am Main 1681 herausgegebene. In ihr findet sich S. 113 in Lorioh's Aus- legung der Fabeln von Meleager, Proteus, Erisichthon, Perimele, Phile- mon und Baucis folgende Stelle:

'Superstitio ist ein falscher Gottesdienst und Aberglaab. Als dann ist, so sich die Gelehrten zanken, ob Joannes der Täufer mehr im Himmel Verdiensts hab dann Joannes der Evangelist, und ob unser liebe Frauw gnediger sei zum Grimmen Thal, daselbst sie umb ein Vorbitt zu erbitten, dann in einer jeden Pfarrkirch.'

Von dem Gedicht des Franco ist mir nichts bekannt.

WEIMAR, Mai 1879. REINHOLD KÖHLER.

') In der ersten Aasgabe der Wickram*Boben Metamorphosen (Mains 1646) ist Lorieh's *Zti8chreibang sampt dem Berieht der poetischen Art' datiert: *datam za Meyntz im Augustiner Kloster, Anno auf Dinstag nach Bartholomei, Anno 1646 , and unterzeichnet: 'Der Kirchen Christi vnwirdiger Priester Ewer Ehmaesten gutwilliger Gerhardt Lorich von Hadamar/ 8. K. Bartsch, Albrecht Ton Halberstadt S. CXXXII : In seinem Aufsatz über * Albrecht Ton Halberstadt' erwähnt J. Grimm die * alberne theologische Auslegung* Gerhard Lorich's (Haapt's Zeitschrift VIII, 399).

392 A. NAGELE

WALTHER UND WOLFGER VON PASSAU.

Gegenüber den Aasfflhrungen Winkelmanns in dieser Zeitschrift 23, 236 ff.y wo derselbe die Ansieht vertritt, es sei die Stelle in den Rechnongen: Sequenti die apad Zeize(muruni) Walthero Cantori de Vogelweide pro pellicio V. sol. longos nicht, wie Zingerle annimmt, dem Jahre 1203 angehörig , sondern auf das Jahr 1199 zu beaeheOf sucht Zamcke*) neuerdings die fiühere Ansicht festzuhalten und in gelehrter und scharfsinniger Weise zu begründen. Zamcke erUiit a. a. O. S. 32: Durch eine abermalige Discussion der in Betracht kommenden BIfttter habe ich mich von Neuem tiberzeugt , daß Zia* gerle's Entscheidung für das Jahr 1203, nach allen Regela der Wahrscheinlichkeit, nicht anzufechten ist.

Und zum Schlüsse seiner Erörterung sagt er: Aus dem Ange- fbhrten geht, wie mir scheint, mit Sicherheit hervor, daß wir keiim andern Tag als den 12. November des Jahres 1203 als den Tag an" zusehen haben, an welchem Walther von der Vogelweide in Zeiasl- mauer vom Bischof Wolfger 5 Solidi fElr den nunmehr „hiatoriseh gewordenen'^ Pelzrock empfing.

Wenn ich nun in meinen beiden Aufsätzen in der Germania XXIV: zur Chronologie der Sprüche Walthers von der Vogelweide noch immer an der Ansicht Winkelmanns festhalte , so will daa aaf irgend eine Weise gerechtfertigt sein.

Diesem Zwecke ist die folgende Untersuchung gewidmet, in der ich Zamcke's Ausführungen Schritt für Schritt folgen und ihre Be- rechtigung prüfen werde.

Ich stimme zunächst der Behauptung Zarncke's auf S. 33 voll- ständig zn^ daß nämlich die Blätter IX und X nicht zu den öbrigen gehören**). Zamcke f&hrt dann fort: „Über die Blätter IV— VIH

•) Berichte der k. sSchs. Gesellschaft der Wissensehaften, Phaologiaeh-Hkle- rische Classe 1878 8. 32 ff. ,mar Waltherfrage*" (SiUong Tom 13. ICiim 187S).

**) Auf beiden Blltteni erscheinen nor die Orte Moedefeadorf (Ifaatendoff? im Longaa) 8. 61, 7, S. 62, 12 and 8. 63, 10 (Mederendorf), sowie St. Veit und Kls- g^nfdrt als Aofenthaltsststionen der Jugdgesellschaft angegeben. In Mantemdorf (?) hielt sieh die Gesellschaft 9 Wochen, in St Veit 3 Wochen and 4 Tage, in Klages- fort Tom 19. 30. Jinner aaf, weil es heißt: Expense domini facte in Clagefart a n- giliM Saocti Sebastiani aaqne in feriam qaintam post prandiam prozimam poal eonfW' monem Saocti Pauli ad XU ^leea et iko«\«sT\l. ISvvm^ ki^aM^jÜMn ^ohen offsater

WALTHER UND WOLFGER VON PA88AU. 898

herrscht ÜbereiDstimraung. Sie haben eine Reise Wolfger's nach Italien zum Gegenstände^ die am 1. April 1204 in Neustadt bei Wien, also mit dem Austritt aus seiner Diöcese begann und Mitte Juli mit seiner Rückkunft nach Passau endete.^ In der Anmerkung zu diesem Absätze bemerkt dann Zarncke weiter: „Wenn Winkelmann sagt, die Daten des italiänischen Itinerars seien ebensogut, was Zingerle übersehen habe, auf das Jahr 1199 zu beziehen wie auf das Jahr 1204, doch sei das letztere allerdings vorzuziehen, so begreife ich diese Behaup«" tung nicht. Allerdings, daß die Vigilia St. Johannis auf einen Mittwoch und der Tag Petri et Pauli auf einen Dienstag fiel^ das paßt sowohl auf 1199 wie 1204, aber die von Ostern abhängigen Feste sind allein dem Jahre 1204 eigen, wo Ostern auf den letztmöglichen Tag, auf den 25. April, fiel. Da wir es mit einem so gut wie vollständigen, Tag für Tag aufPahrenden Itinerar zu thun haben, so ist die Concurrenz der beweglichen und unbeweglichen Feste genau zu controlliren. So sind die Reisenden (S. 54, 12) in octava pentecostes in Inns- bruck, die dann folgende feria quarta wird vigilia sancti Johannis genannt; war also der Tag vor Johannis (d. 23. Juni) ein Mittwoch, so war der Sonntag nach Pfingsten in dem Jahre unserer Reise d. 20. Juni, und dies kann nur stattfinden, wenn Ostern auf den 25. April iUUt. Das war nun, wie angegeben^ im Jahre 1204 der Fall; vorher erst 1109 und nachher erst wieder 1451. Das Jahr 1204 ist also nicht bloß „vorzuziehen'', sondern allein möglich.

Dieser Behauptung Zarncke's vermag ich nun nicht mehr zu- zustimmen; ich weiche aber auch von Winkelmann insofeme ab, daß ich nachweise, daß das Jahr 1199 nicht nur neben 1204 ins Auge gefaßt werden könne, sondern daß das Jahr 1199 allein mög- lich ist.

Ich will zunächst zur leichtern Uebersicht und Vergleichung die drei Itinerare, die uns vorliegen, in Bezug auf die Route von Inns- bruck nach Augsburg (Rückreise des Bischofs von Rom nach Passau) neben einander setzen.

voratiB die a vigilia Epiphaniae ad XIIU dies ooto Tenatoribns gemachten, also in der Zeit vom 5. 19. Jäaner und wohl ebenfalls in Klsgenfart^ jedoch vor Ankunft „des Herrn'' veniente domino ad Clagefort in vigilia wenn wir dazu Sancti 0^>aBtiani erginaen dürfen. Wir haben mithin: expense domini und expeose vena- tonim vorliegen.

\.V

394

A. NAOELE

S. 31, 4—12 (BI. IV b)

Aput Insprucken Apnt Barthenkirchen Aput Widengowe : (ul- tra statutam elemosi- nam 8ol. schongo- w e r e) Aput Thiglisgen Apnt Aagustam

S. 59, 27 (VIII*)

Aput SehoDgowe Aput Augustam

S. 54, 11—55, 15

(Bi. vn b)

In octava pentecostes nocte aput Insprurchen feriaBecunda aputZirle Nocte aput Barthin- kirchen feria qointa aput Withingowe (noc- te in coquinam VII sol. Bchongoven. monete) pro ferramentis et pilliis XX vn den. feria quarta vigilia Sancti Johannis aput Thiglin- gen Ibidem in die sancto Nocte et feria sexta aput AuguBtam pro lerramentis et parandis sellis etc. V. Bol. et VI. den.

Das reichBte unter den drei Itineraren ist, wie man leicht sieht das mittlere^ das auf BI. VII b verzeichnete. Damach ist Wolfger am 1. Sonntag nach Pfingsten in Innsbruck, am Montag darauf bei Ziri, Nachts bei Partenkircfaen, am Donnerstag nachher bei Withingowe und erst am Mittwoch in der darauffolgenden Woche in Thiglingen. Dieser Mittwoch ist als Vigilia sancti Johannis bezeichnet, daher der 23. Juni; der Donnerstag vorher, der Tag, an dem Wolfger in Withingowe sicli aufhielt, ist dann der 17., der Sonntag vor demselben der 13. Juni, mithin fiel der Pfingstsonntag auf den 6. Juni und ist das Jahr der Reise unbedingt das Jahr 1199.

Wo die Orte Withingowe und Thiglingen**) gelegen sind, vermag ich bei dem Mangel der nöthigen Hilfsmittel freilich nicht zu bestim- men, allein schon der Name Thiglingen weist mit voller Bestimmtheit

*) Das dritte Itinerar enthält nor diejenigen Beisestationen , in welchen Geld eingewechselt wnrde. Eine solche Station ist nun zwischen Verona und An^Bbuf nor der Ort Schongan ^ am linken Lechofer, eine Station, die in den beiden andeni Itineraren nicht Torkommt

**) Daß die Beisenden snerst nach Withingowe and dana erst nach Thi|^iiigw kMm0D, das ergibt sich wohl aueb daraus, daß die Reihenfolge In beidin dietelbß ist

WALTHEB UND WOLFGER VON PASS AU. 905

auf Schwaben, auf das Gebiet jenseits des Lech. Daranf deutet auch eine Stelle, die unter den Rechnungen, die aput Withingowe zu Stande kamen, sich findet S. 55, 4 ff.: Cuidam, qui ad explorandum in- feriorem Lici pontem de nocte cucurrit, sol. august.

Daß die Reise wirklich in nordwestlicher Richtung von Parten- kirchen verlief, geht auch daraus hervor, daß Schongau auf der Reise- route von Partenkirchen nach Augsburg berührt wurde, wie das dritte Itinerar nachweist. Und es ergibt sich aus dem Umstände^ daß bis Winthigowe unter den Geldsorten stets sol. veron., in dieser Station aber zuerst sol. schongoven. vorkommen, daß die Reisenden zuerst nach Schongau, wo eben die Einwechslung vorgenommen wurde, dann erst nach Withingowe kamen.

Daß die feria quinta bei Withingowe nicht identisch sein kann mit dem Fest des hl. Johannes ergibt sich schon daraus, daß es aus- drücklich heißt: Ibidem (Thiglingen) in die sancto undNocte et sexta feria aput Augustam und aus anderem.

Wir haben hier offenbar ein mangelhaftes Itinerar und es ist nicht unwahrscheinlich, daß wir es hier mit einem kleinen Abstecher ins Schwäbische zu thun haben.

Vielleicht kann auch die oben citierte Stelle bezüglich der Lech- brücke einen Anhaltspunkt geben, die ziemlich bedeutende Verzögerung der Reise von Schongau nach Augsburg zu erklären'*').

Doch sei dem, wie ihm wolle, das Eine steht fest, daß diese Reise ausschließlich auf das Jahr 1199 paßt.

Ich gehe nun über auf die Bestimmung der 2. Gruppe der Rech* nnngen, die sich auf den Blättern I III verzeichnet finden und ver- folge die Zarncke'schen Ausführungen, die Einleitung dazu vorläufig ausser Acht lassend, wie sie sich S. 35 ff. vorfinden. Bezüglich des Einnahmenverzeichnisses stimme ich mit Zamcke ganz überein; ebenso mit, der Reconstruction des ersten Ausgabenverzeichnisses (B). Es ergibt sich darum Air B die Zusammengehörigkeit folgender Partien: S. 2, 10-4, 17, dann S. 7, 16— lOfin.**); ferner 5, 14—7, 15, weiter 4, 18-5, 13.

*) Bemerkenswerth ist fibrigens Doch der UmsUmd, daß Wolfger durchweg in den Rechnungen als episcopus erscheint, so noch am 11. Juli (S. 58, 12), nachdem schon am 24. Juni ihm die Annahme der Wahl vom Papste gestattet und eine acht« tigige Frist sich zu entscheiden angegeben wurde. Auch das paßt zu 1204 nicht.

**) Hier ist dann die Reise Ton Mautem nach Weidra anzuschliessen, auf den ersteren Ort weist, wie auch Zamcke 8. 36 anfahrt, die Stelle 8. 10, Anm. 2 Hu- glino etc. verglichen mit 8. 16, 1 8; auf den letsteren, was Zamcke nicht boiAsh.* sichtigt, die Stelle auf 8. 7, Anm. 6 Apud Widra de. ^ett^\e\i«ci timX ^. \^> ^^ ^-

396 ^ NAOELE

Dazu gehört nun noch, was Zamcke nicht erwähnt, die Steik auf S. 7, Z. 11—15, wie ein Vergleich derselben mit der betreffen* den Stelle in C, dem zweiten, im Ganzen vollständigeren Veraeich- nisse derselben Reiseroute, ersichtlich macht Die Stelle findet sidi S. 18,5-9.

Diese Reise dauert nun vom 22. September bis 1. Januar, be- ginnt in Göttweih und endet, was wohl zu beachten ist, nicht in Passau, sondern in Engelhartszell*).

Nach diesen Rechnungen findet sich zu B ein Zwischenraum, wie die Ausgabe S. 7, Anm. 4 nachweist; offenbar sollte da noch eine Ergänzung folgen und was liegt bei solchem Bewandtniss näher, als daß wir wiederum das Verzeichniss von C nachschlagen, um diese Ergänzung kennen zu lernen.

Und in der That erhalten wir da auch den gewünschten Auf- schluß. Es finden sich nämlich in C, freilich ohne Datierung, die Orte: Aschacb, Ebelsberg, Kremsmttnster, Garsten, Lunz angereiht; von Luni erfolgte dann wieder die Rückreise über Garsten, Efferding, Neukirchen nach Passau**).

Diese Ergänzung in C findet sich nun aber auch fUr B vor, freilich anderswo, als dort, wo der Zwischenraum, der sich eben als zu klein herausgestellt haben mag, gelassen war, nämlich auf Blatt III. Es ist die ganze Partie auf S. 23, 6 16***) und dazu gehört auch noch ab Ergänzung S. 23, 16—24, 10.

Daß die Reise wirklich von Engelhartszell über Aschach weiter gieng, beweist ein lapsus memoriae des Aufzeichners, der aber glOek- lieh gehoben wurde. Es steht nämlich S. 23, 6 Apud Ascha Engil- harscellen, wobei Ascha getilgt ist. Es erinnerte sich nftmlich der Schreiber, daß der betreffende Aufwand nicht in Aschach, sondern

*) Daß die Reise nicht in der Weise endete, ist w.ohl klar; wir haben daher 2^ Partien zu sondern ; n&mlich die Reise Ton Göttweih bis Passan Tom 22. Sep- tember bis Weihnachten. Nach Weihnachten begann die zweite Reise und da be- finden sich die Reisenden am 1. Januar in Engelhartszell.

**) Zamcke sagt S. 38 bezüglich dieser Reise: „Die Niederschriften nuehea hier den EUndmck, als handle es sich hier nur um die Reise von Boten; such der Ausdruck cum ad Archiepiscopum iremus stimmt dazu (?!): von dem Bischof oad seinem Gefolge ist nirgends eine Spur zu finden. '^ Allein dies trifft nicht sm Die Angaben sind überhaupt knapp und zudem findet sich eine Ausgabe, die auf das Bei- sein des Bischofii deutet: Cuidam ceco XUI den.

***) Der Umstand, daß nimlich hier die Schrift kleiner, die Zeilen enger werdea, ßcbmdet dieaen Theil der üdedetac^biiSl ^om ^«tanB^^«iA«^.

WALTHER UND WOLFOER VON PAS8AU. ^97

früher, nämlich noch in fingelhartszell, gemacht wurde. Daß die zweite Partie, nämlich S. 23, 16 24, 10 hieher gehört, geht schon aus der Stelle S. 24, 3 ff. : Engilschalco cum equis descendenti X den. verglichen mit S. 23, 7 ff.: Niwenkirchen equis descendentibus ad redemptionem pi- gnorum X den., weiter aus der Stelle S, 24, 4 ff.: Equis camere .IIIj. den., quando versus Ebbilzperch descendimus verglichen mit S. 18, 11 hervor. Da wir nun den Bischof am 1. Januar in Engelhartszell finden, die letzteren Ausgaben aber als Datum : In illa septimana, in qua fuit festum Sebastiani apud Novum Castrum führen, so haben wir diese Ausgaben entweder auf die Rückreise des Bischofs nach Passau zu verlegen, oder wir müssen annehmen, daß sich derselbe bald nach seiner Ankunft auf sein Schloß Neuburg begeben habe. Zamcke hat daher vollständig Recht, wenn er den Zusammenhang zwischen dem 2. Theile von Blatt III mit Blatt I und II betont aber damit hat er noch in gar keiner Weise nachgewiesen, daß ein Zu- sammenhang zwischen dem 1. und 2. Theil von Blatt III, die durch die Verschiedenheit der Niederschrift thatsäch- lich auseinander gehalten werden, besteht, oder daß ein solcher zwischen dem 1. Theil von Blatt III und Blatt I und II vorhanden ist. Daß Wolfger bei so bewandten Verhält- nissen am 3. Jänner nicht in Passau gewesen sein kann, braucht wohl kaum betont zu werden. Die Einleitung S. 33 und 34 erledigt sich so von selbst. Zamcke's Ausführungen sind daher auch nach dieser Rich- tung hin abzulehnen.

Die Rechnungen auf S. 19, 14—20, 3 und 20, 4—22, 2, von denen die letztere Partie uns eine Reise des Bischöfe bis Croissenbrunn vorführt, entbehren jeglicher Datierung^ daher hat die Vermuthung, die Zarncke über die Zeit, in die sie etwa gehören könnten, aus- spricht, nachdem seine beiden Ansichten über die Blätter IV VIII und I III sich als nicht stichhaltig erwiesen haben, keinen wei- teren Werth.

Die Abschwächung der von Winkelmann gegen die Annahme des Jahres 1203/4 vorgebrachten Gründe S. 39 ff. hat an und für sich wohl nicht viel Propaganda flir die Zingerle-Zamcke*sehe An- sicht zu machen gewußt. Der Name Winkelmann bürgt hinreichend dafUr, daß die Gründe nicht leichtsinnig beigebracht, sondern wohl erwogen waren.

Zum Schlüsse sei mir noch eine zwar ganz unnöthige aber doch nicht unnütze Erwägung gestattet Man bringt den Aoio^i^dDAS^.'^^-

398 A. NAGELE, WALTHER UND WOLPOER VON PA88AU.

ther's in Wien zum Jahre 1203 stets mit dem Hochzeitsfeste Herzog Leopolds des Glorreichen, das, wie Wackemell*) ganz bestimmt weifi jfBm Beginn November des Jahres 1203 in Wien gefeiert^ wurde, zu- sammen. An diesem Hochzeitsfeste durfte nattlrlich auch Wolfger nickt fehlen „und wirklich finden wir auch ihn nach seinem Aufschreibebudie um diese Zeit in Wien und nicht etwa nur auf einer Vorbei- reise einen Besuch machend, sondern wir sehen ihn direet dahingehend. . . Senftenberch Zeizemurum Wiennam, wo der Zielpunkt seiner Reise war**)^.

So Wackemell. Anders freilich die Reiserechnungen. In ,B* finden wir die Stelle: Feria tercia, quando ivimus de Zeizemuro Svabedorf, apud Wiennam***) etc. In „C^ kommt vorf): Postes» cum essemus apud Svabedorf etc. und in derselben Reihe später: Postea, cum per Wiennam transiremus et episcopus in dont decani pranderet. Also das gerade Gegentheil.

Es wäre übrigens höchst sonderbar, wenn Walther an diesoi Hochzeitsfeste in Wien mit Wolfger zusammengetroffen, den Pelxrod aber in Zeiselmauer, also nach den Wiener Festlichkeiten erhahci hätte. Nicht minder sonderbar müßte erscheinen, daß der Dichter, der nach der gewöhnlichen Annahme bei L. 25, 26: Ob ieman spre^ der lebe die übergrosse Freigebigkeit Leopolds bei diesem Feste gepriesen haben soll, die auch auf ihn sich erstreckte: als wir « Wiene haben dur 6re enpfangen, nöthig hatte, nach Zeiselmauer si pilgern, um durch Wolfgers Geschenk zu einem warmen WinterkkUe zu kommen.

Es ergibt sich nun auch aus vorliegender Erörterung, daß meiie Ausführungen im zweiten Aufsatze über die Chronologie der Sprüche Walthers Germania XXIV, daß nämlich der Dichter nach 1199 nick mehr nach Wien gekommen sei, eine neue Unterstützung erfaaltai haben. Der Tag» an welchem Walther den „historischen Peizrod^ erhielt, ist also der 12. November 1 199. Die italienische Reise dauerti vom 25. März bis Mitte Juli 1199. Die Datierung der Reisen, die wi S. 19, 14—20, 3 und S. 20, 4—22, 2 verzeichnet sind, ist noch iuik> stimmt. Die Ausgaben, die auf Blatt lU S. 22, 3 23^ 5 vorkomiiMir scheinen ins Jahr 1200 zu gehören.

*) Walther v. d. V. in Österreich. Imuibrack 1877. S. 29. **) Wackemell S. 76 und 77. ^**) ReiserechnTing«!! 8. %, %Z €. t) SeiaereelmimgQQ B. \%, 1 Tin^ VI ^.

E. WELLER, NACHLESE ZU 0ÖDEKE8 OBUNDRISS etc. 399

Wenn ich nun auch die Resultate, zu denen Zamcke in seinem Aufsatze gelangt ist, nicht billigen konnte, so gestehe ich doch sehr gerne zu, daß es erst durch die Erörterungen Zarncke's mög- lich war, zum obigen Ergebniss zu kommen*).

BRUNN, am 8. Mai 1879. ANTON NAGELE.

NACHLESE ZU GÖDEKES GRÜNDRISS UND

WELLERS ANNALEN.

Was ich hier dem forschenden Publicum biete, ist gering, aber bei den mancherlei literarischen Entdeckungen und der Bekanntstellung der meisten Bücherschätze, war eine reichere Ausbeute nicht gut denk- bar. Von grösseren Sammlungen sind seit 1870 auf dem Felde des XV. und XVI. Jahrhunderts nur Weigels Thesaurus (Leipzig 1870), Häberlins Bibliothek-Katalog (Frankfurt a. M. 1877) und Haydinger's sowie W. y. Maltzahns Bibliotheken zum Vorschein gekommen. Von diesen enthielt hauptsächlich letztere unbekannte poetische Erzeugnisse.

Ich stelle hier das in Katalogeo Zerstreute und einiges sonst Auf- gefundene chronologisch zusammen.

1. Ain maget ain maget gieng zu dem prunnen, durch vnser sei heyl sy hat vnß Freud gewunnen , vmb diser cristenhayt da wirt jr nit versagt das himelreich so breit, o. O. u. J. Querfolioblatt 7 Strophen.

List und Francke's November- Auction 1869. Nr. 504.

2. Das deutsch Bendicite. Das deutsch Gracies. numnberg von Hanns Hoff 1490. Großfolioblatt mit Holzschnitt. Zweispaltiges Gedicht

Ebd. Nr. 510.

Beit in deines drones Testen ▼erliech den kvnden vnnd den gesten den segen deiner rechten hant.

3. Mein Kind verstee ynd merck gar eben Vill gntter 1er wil ich dir geben

Wie du zn tisch vnd au£F der Strassen Dich aller vnxucht mugest maassen

*) Ich spreche hier lugleich den Herren Professoren Dr. Fr. Zarneke and Dr. J. V. Zingerle für die freund liehe Übersendung des Aufsatees resp. der Ausgabe meinen innigsten Dank aus.

400 £• WELLER

,0. O. a. J. Folioblatt. Zweispaltiges Gedicht Ebd. Nr. 525. Andere Gedichte über Kinderzucht s. meine „Annalen'' I, S. 312 und 347.

4. Der clug nar. o. O. u. J. Folioblatt mit 2 Holzsch. In WietL

Abged. in Wagners Archiv 1873. S. 213.

Ein piflchof eins zu tische saß Mit all seim hofgesind er da

Ist nur ein anderer Druck des mit gereimtem Titel erschieneoen

und in Panzers Zusätzen S. 14 beschriebenen Gedichts.

5. Der Bremberger. Am Ende: Getruckt zu Strasburg, o. J. (c. 1510). 8 Bl. 8. Im Besitz des Antiquars Wulkow in Magdeburg. Abgedruckt in Birlingers Alemania III, S. 240.

Ich sah sie an, die vßerwelte frawe zart

6. Ain liedt von dem von Wirttenperg wider den punt o. O. u. J. (1519). Folioblatt. 16 Str. In Berlin. Abged. bei v. Liliencron III, S. 202.

Zum ersten well wir loben den fürsten hochgenant, Du sitzst nit auff dem kleben den man dir hett anfFgcspantt.

7. Dyalogus.

I Frembden glauben. Von l Glauben der kirchen. ( Tauff der Kinnder.

Jetzundt new außgangen. M. D. XXvij. o. O. 36 Bl. (letztes leer).

8. Gespräch zwischen Prosper und Felix. In Zürich.

8. Ein schön new Lied genant frisch auff inn Gottes namen da werde Teütsche Nation etc. o. O. u. J. (1540). 4 Bl. 8. 6 Str. Theil- weis gegen die Türken. In Frankfurt a. M. Abged. bei v. Lilien- cron IV, S. 156.

9. Drey hübsche Lieder, Das erst, Es hct ein Byder mann ein weyb. Das ander, An dem Reyn stram ein Mülner saß, In des Schulen Hoffthon. Da» dritt. Die bulschafft hat sich wohl bedacht etc. Am Ende: Gedruckt durch Hans Guldenroundt. o. J. (Nürnberg c. 1540). 4 Bl. 8. m. Titelholzsch. Das erste mit 6, das zweite mit 9 Str. abged. in Birlingers Alemannia III, S. 170 und 171.

10. Geistliche Lieder durch H. Andream Moldner gemacht M. D. XL. lU. o. O. (Kronstadt). 12 BL 8. mit Titel wappen. In An- tiqua gedruckt. Acht Lieder. Der Verf. war evang. Prediger in Stadt (Siebenbürgen). Trausch, Schriftsteller-Lexikon ^ bürger Deutschen II, S. 439.

NACHLESE ZU GÖDRKES QRUNDRI88 UND WELLERS ANNALEN. 401

11. Ein Comedi, die sich wol dem Sprichwort vergleicht, so gc sagt wirt. Ein betrug, betreugt den andern, Dauon dise Comedi. Johann Betz. 1546. Am Ende: Gedruckt zu Nürmberg durch Georg Wächter. 28 Bl. 8. mit Titelholzsch. Zuletzt Druckerzeichen. Datum Nürem* berg den vj. Aprilis, Anno. M. D. xlvj. In W. v. Maltzahns Besitz.

12. Drey Schoner Lieder, Das erst, Mein Fleiß vnnd mhtt, ich nie hab gespart. Das ander. Die Sonn die ist verplichen etc. Das drit, So wolt ich Gott das es geschech etc. Am Ende: Gedruckt zu Nürm- berg, durch Friderich Gutknecht, o. J. (c. 1550). 4 Bl. 8. mit Titel- holzsch. 3, 9 und 5 Str. -— Ebd.

13. Petzelt, Joh. (aus Schweidnitz), Ein Christliches Einderge- sprech von dem Ampt vnd Befelh der Eltern. Am Ende: Gedruckt zu Leipzig durch Wolff Günter M. D. LL 71 Bl. 8. m. Mel. Ebd.

14. Petzelt, Joh , Ein Christlich kinder gespreoh von jrem Ampt und bevehl.. Am Ende: Gedruckt zu Leipzig, durch Jaoobum Her- waldt o. J. 56 Bl. 8. m. Mel. Ebd.

15. Dialogus. Ein Gesprech zweyer Personen nemlich eines rechten Christen vnnd Widerchristen oder Widertäuffers, Von der waren Kirchen Christi, daß bey den ersten Menschen Adam vnd Heua angefangen hat. Durch M. B. vnd G. F. Getruckt zu Pfortzheim 1558. 76 Bl. 8. T. O. Weigels Auctionskatalog vom 22. Mai 1868. Nr. 3778-

16. Ein hübsch new lied, von Zweyen Juden, vnd einem Kind, zu Sappenfelt newlich geschehen, Im thon, Es geht sich gegen der sumer zeit, etc. Oder im thon. Ich weyfi nit was der gylgen brist o. O. u. J. (c. 1560). 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 19 Sit. In W. v. Maltzahns Besitz.

ACH Gott inn deinem höchsten thron

17. Ein hüpsch New Lied, Schürtz dich Gredlein schürtz dich etc. Ein anders Lied, Feins Lieb ich muß dich meyden, ist alles des iUaf- fers schuldt. Am Ende : Getruckt zu Augspurg, durch Mattheum Franchen o. J. (c. 1560). 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 15 und 5 Str. Ebd.

18. Ein gar schon new Lied, vom Adelger. Im" Thon: Es royt gut Reütter vber das Ried, er sang etc. Zu Augspurg, truckts Mattheus Franck o. J. 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 30 Str. Ebd. Das zweite abged. bei ühland Nr. 74.

19. Ein schöns Lied, Der groß Fresser genandt. Im firischen thon Hans Vogel. Ein anders Lied: Der Bawr mit dem Saffran. Im Spiegel thon Frawen ehren porten. Am Ende: Getruckt zu

OEBMANTA. Ntue Reihe XH. (XXIT. Jaltff.) 26

402

£. WELLER

durch Matlheuin Francken o. J. 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 3 und 3 Str. - Ebd.

1. FRisch war eins maU der winter zeyt

2. ZV Oangkhofeii im Ba^rerlandt gar späte

20. Zwey schöne Lieder, Das erst^ Es steht ein Lindlein in disem Thal. Im^ thon, So reüff so reüff du kühler thaw. Das ander, Jungk- frftwlein sol ich mit euch gähn, inn ewem Rosen garten, etc. Am Elnde: Oedruckt zu Augspurg, bey Agatha G^eglerin o. J. (c. 1560). 4 BL 8. mit Titelholzsch. 10 und 9 Str. - Ebd. Abged. bei Uhland Nr. 27 und 52.

21. Zwey schöne newe Lieder: Das Elrst, Ich sach mich vor eim Walde, ein ein feines Hirschlein stan. Das Ander. Entlaubet ist vnns der Walde etc Inn einem hohen thon zu singen. Am Ende: Getruckt zu Augspurg, durch Mattheum Francken o. J. 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 6 und 12 Str. Ebd. Das zweite mit 3 Str. abged. bei Uhland Nr. 68.

22. Zwey newe Lieder. Das Erst: Hertzlieb laß dich erbarmm^ mein. Im Thon: Ich stund an ainem Morgen, haymlich. Das Ander: Kaiu Lust hab ich, deß frew ich mich. Im^ Thon: Brinnende Liebe da haysser flam , etc. Am Elnde: Zu Augspurg truckts Mattheus Frmnck o. J. 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 8 und 4 Str. Ebd.

23. Zwey schöne, newe Lieder, Das 6rst : Scheyde mich krSnckt wen ich der Lieb. Das ander. Ich hab mir ein statten Buhlen zwar etc Am Ende: Gedruckt zu Augspurg, durch Mattheum Francken o. J. 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 9 und 5 Str. Ebd. Das zweitelabged. btf Uhland Nr. 61.

24. Drey Hüpscher newer Lieder. Das Erst: Beschaffen Olfk^ ist ynuersampt^ etc. Das Ander: Es solt ein Mädlein frü auffstehn» etc. Das Dritt: Vngnad beger ich nicht von jhr, etc. Am Ende: Getruckt sa Augspurg durch Mattheum Francken o. J. 4 Bl. 8. mit TitelholzaGh. 3, 17 und 3 Str. Ebd. Das zweite abged. bei Uhland Nr. 93.

25. Drey schöne neüwe Lieder : Das erst^ Mir ist ein feins braoitf Mägetlein etc. Das ander: Auff gnad so will ichs heben an. Das dritt: Ach Mäydlein reyn etc. Am Elnde: Gedruckt zu Augspurg, durcb Mattheum Francken o. J. 4B1. 8. mit Titelholzsch. 5, 7 und 3 Str. Ebd.

26. Piscator, Chilianus, Dialogus sacer, Oder Eün Geistlich ge- Sprech, auff das Buchlein M. T. Ciceronis vom Alter geschrieben, ge- richtet, . . Laugingeu; E. Saltzer 1564. 14 Bog. 4. Weigel, Thesaa- ms Nr. 2163.

NACHLESE ZU QÖDEKES GRUNDKISS UND WELLERS ANNALEN. 403

27. Zwey seltsame Wunder , so sich in disem jetzigen LXVI. Jare in dem Dor£fe Werringschleben in Eines Erbarn Rathe der Stadt Erffurt Gebiete zugetragen hat. Durch Joan Gölitzen Pfarrherm der gemeine Gottes zu Werringschleben beschriben. Am Ende: Gedruckt in Mülhausen in Düringen durch Georgium Hantzsch o. J. (1566). 4 Bl. 4. mit Titelholzsch. In Wolfenbttttel.

28. Ein schön new Lied^ von dem Krieg inn Franckreich vnd

aller handlung was sich zwischen dem König vnd Printzen von Conde

verloffen vnd zugetragen hat, Im 1568. Jar. o. O. u. J. (1568). 4 Bl. 8

mit Titelholzsch. 28 Str. In W. v. Maltzahns Besitz.

NVn wölln wir aber heben an, wol vo der Frantzösischen krön

29. Ein kurtze vnd fast lustige Satyra, oder Bawrenspili mit fllnff Personen, von einer Mttlnerin vnd jren Pfarrherr, Reymeu weiß gestellet, Vnd inn Ftlnff Actus (Der ein jeglicher nur zwo Scenas hat.) Durch dementem Stephanum, von Buchaw, vnnd Innwoner zu Eger. 1568. Am Ende: Gedruckt zu Nürmberg, durch Nicolaum Kuorrn. 24 Bl. 8. mit Titelholzsch. Ebd.

30. Ein gar Schön new Lied, Von der jetzigen Welt Sitten , Art vnd wesen, wie es menigklich vor äugen siliet; etc. Im thon, Ewiger Vatter im Himmelreich. Getruckt zu Tübingen, bey Alexander Hock. 1569. 4 Bl. 8. 14 Str. Ebd.

O Reicher Gott in deinem thron, Sih du den grossen jamer an

31. Erschröcklicher Mördt drey, so zwen Paum an der Rom. Kay. May. Leyb Trabanten Michel Harnisch, sampt seinem Weyb vnd Kind, zwischen Poln vnd Teutschen Prod, den 7. tag Decembris des verschinen 69. Jars jämmerlichen verbracht haben. Augspurg, Hans Zymmerman o. J. (1570). 8 Bl. 4. mit Titelholzsch. Weigel, The- saurus 1870. Nr. 1996.

32. Ein Newes leid (sie !) vonn dem erschrecklichen geschieht so ge- schehen ist ein meil wegs vonn Saltzburg de 10. tag Jenner 1571. Jar. Im Thon Inßpruck ich muß dich lassen, o. O. u. J. (1571). 4 Bl. 8. Weigel, Catalogue (1872). Nr. 9791.

33. Newe Zeittung : Ein Warhafitiges newes Lied, vnd erbermliche geschieht, so sich begeben hat zu Liser an der Mosel , ein Meil von Bergkessel, daselbs ein Man genent GKllde Hans, der ein Wirth ge- wesen, welcher fünff seiner leiblichen Kinder vmbbracht hat, "V

er auch zu Bergkessel gericht ist worden, den drey vnd zwei tag Octobris, im 1573. Jar. Im Thon Hilff Gott das mir geli

26»

404 ^-' WBLLER

Gedruckt zu Schweinfiirt o. J. (1573). 4 Bl. 8. 19 Str. In W. t. Maltzahns Besitz.

Hört 20 jr Beich vnd Armen

35. Ein Warhafftige Geschieht, von dem schröcklichen Wunder- Zeichen, welches den vierzehenden Nouemb. im 1574. Jar geschehen, vnd an vilen orten ist gesehen worden. In Gsangsweiß gestellet, durdi Hans Winckler von Bayreüt. Im Thon: Eompt her zu nur spricht Gottes Son, etc. o. O. u. J. (1574). 4 Bl. 8. 24 Str. In W. v. Mah- zahns Besitz.

MAu hat nu ein lange zeit

34. Newe Zeitung^ Von Ltlpolt Juden ELandlung vnnd vnmensdi- liehen tahten, so er an vnschuldigem Christen blut begangen hat, vnnd wie er zu Berlin ist gericht worden, den xxviij. Jenner, in disem 1573. jar. Hieneben wirt auch angezeigt, anderer Juden Tjranny was die selben allenthalben gehandlet, wie, was vnnd wo dasselbig geschehen, wirt hierinn auUtrucklich gemeldet, etc. Getruckt zu Vlrn, durch Johani Vlhart. 1573. 4 Bl. 4. mit Titelholzsch. Im Germ. Museum.

OB du gern wüßtest fromer Christ, Was diß för Gmäldt td Bildwerck ist, So merck das nackend, vnd angsicht Zeigt Lupolt Jud den Ertsbößwicht

36. Kreidweiß, V.^ Ein trewe Warnnung vnd gatthertzige Ver- manung zur Büß, an die allgemeine Christenheit, vnd sonderlich Hoch Teutschland, vber das schröckliche Wunderzeichen, den Cometeu, oder Pfawenschwantz , der jetzt eine gutte Zeitlang am Bommel ist gesdiea worden. Tübingen, A. Hock 1578. 12 BL 4. Weigel, Thesaoms Nr. 1212.

37. Zway schöne Lieder. Das Erst: Wo soll ich mich hin keren, ich thumes BHlderlein, etc. Das ander Lied. Nur Närrisch sein ist meia manier, die zubehalten ich, etc. Am Ende: Getruckt zu Augspurg, durch Mattheus FraDcken Erben o. J. (c. 1580). 4 Bl. 8. mit Titel- holzsch. 11 u. 11 Str. In W. V. M&ltzahns Besitz.

38. Drey schöne Lieder, Das Erste, Ich hab dich lieb wie dn wol weist, Gott weiß wie du mit Namen heist, Im Thon: Es ist aaff Erden kein. Das Ander, Adelich vnd firomb meines Hertsen m Eron, etc. Das Dritte. Es war ein mal ein junger Knab, er freyt eins, etc. Am Ende: Gedruckt zu Nürnberg, durch Valentin Fuhr- WMD o. J. (c. 1580). 4 Bl. 8. mit Titelholzsch. 12 (von IL S.)* 8 und

9 Str. Ebd.

NACHLESE ZU GÖDEKES GRUNDRISS UND WELLERS ANNALEN. 405

39. Gründlicher Bericht, Von dem Oewaltigen zom Gottes, so er aus hat gehen lassen an der frantzösischen Grentze, den 1. Junij dis 81. Jahrs, wie alldo Fewer vom Himel gefallen, vnd etliche Stedt, Märckt vnd Flecken, auch Menschen vnd Viehe, elendiglich verbrunnen. Im thon, Kompt her zu mir spricht Gottes Sohn, etc. Am Elnde: Gedruckt zu Basel, bey Samuel Appiario. Anno 1581. 4 Bl. 8. mit Titel- holzsch. 22 Str. -* Ebd.

ACH Gott in deinem höchsten Thron

40. Ein schön vnd Newes, vor nie in Druck ausgangen. Wunder- liches Lied, was von dem 71. Jar. Biß auff das 80. Sich für Wunder vnd geschieht haben zu getragen. . Anno M. D. LXXXj. Ist in der Melodey, Ewiger Vatter im Himelreich, oder wie man das Lied vom Hertzog Ernst singt. Gott allein die Ehre. S: R: Am Schlüsse: Ge- stelt Anno 1581. Durch Samuel Reischlein T: P: Gott allein die Ehr. Gedruckt zu Augspurg, durch Josiam Werlj. 8 Bl. 8. 20 Str. Ebd.

NVN hört jhr Christen offenbar

41. Ein schönes Christliches newes geistlichs Liedt, wieder des Bapstes vnd seines vnchristlichen hauffens vnd anhangs Verfolgung, Wütens vnd Tyrannisiren, .. Durch Philippum Agricolam Eißleben. Im Thon. HilflF Gott das mirß Gelinge, . . o. O. 4 Bl. 4. 18 Str. Titel steht auf 2. Blatte, auf 1. ein lateindeutscher Spruch und Jahrzahl: Anno M. D. L. XXXVT. Ebd.

ZV lob der Göttlichen Ehre

42. Newe zeytung Vnd Beschreybung Von einem JilngHng 18 Jar alt Philipp Jhan sein Vatter ist der Juncker von Roghausen zu Eurch- scheidiDgen Fischer ein viertel mcil von dem statt lin Lauchaw wie die bemelten Junckern disen Jtlngling mit einem Schreiben zu dem Haupt- man gen Freyburgk geschickt vnd wie es ihme ergangen den 23. May 1589. Die ander Newe Zeytung aus dem Landt Westualen aus der Statt Osenbruck allda hat man den 9. Aprill inn dem 1589. Jar auff einen Tag Hundert vnd drey vnd dreißig Zauberin verbrendt. Jena, o. J. (1589). 4. Stargardt, Bibl. typ. 1873. Nr. 497.

43. Drey Schöne Newe Lieder. Das Erste, Ein schöner Brera- berger. Ich hab gewacht die liebe lange nacht . . Am Ende: Gedruckt zu Hamburch durch Bans Binder o. J. (c. 1590). 4 Bl. 8. Lappen- bergs Bttcherschatz Nr. 1886 (wo nur 2 BL).

44. Ein Denckwttrdiges Gespräch wer zu lieb hat Ehr vnd zeitlich Guth, Deß endt wird nimmer, oder selten gut. o. O. u. J. (e. 1590). 4 BL 8. Gespräch zwischen Gott, Teufel, Mensch und Engel. Haydinger Nr. 975.

406 S. WELLER, NACHLESE ZU 6ÖDEKEB QBUMDRIS8 ete.

45. Der Uaußradt biu ich genannt Mengem gnten Gesellen wobi bekannt.

Basel 1591. 4 Bl. 8. Butsch, Cat. 59. Nr. 358.

46. Teubleins Natur vnd Eigenschafft. Welcbes eine Schöne Be- deutung vnd Fürbild ist, frommer ynd eintrechtiger Ehlente . . Dordi Oregorium Marpachium R. Pfarner zu Vorsfelde, im Werder. Zu Magde- burgk, bey Johan Francken, im Jar 1591. Am Ende: Gedruckt lo Magdeburgk, durch Wilhelm Roß, Im Jar 1591. 8 Bl. 4. m. 'Htel- holzsch. In W. v. Maltzahns Besitz.

QOtt hat all ding also gemacht

47. Ein gute Caluinische Karten, inn welcher einem jeden Caliii> nisten ein Blat zugeeignet wirdt, fein lustig vnnd kurtzweilig sulesen. A. T. D. S. S. T. S. Gedruckt zu Schlappershaosen, Da die Hunde thun mausen, Bey Matz Gurge Flederwisch, Vber der thdr steht ein Caluinischer Fisch o. J. (1592). 7 Bl. 8. mit Titelholzsch. 49 Str. EM

NAchdem Pentzer der ehrloß Man

48. Ein Newe Karte, Darinnen angezeigt. Was es in der Gemein zu Wittenberg für Caluinisten hat. Dafflr sich dann ein jeder zu httttoi weiU. Reimweise, fein lustig vnd kurtz gestellet. Anno M. D. XCII- o. O. 8 Bl. 8. 48 Str. Ebd.

In dieser Karten der Anfang ist

49. Christliche Teutsche Reimen, Zu Ehren, Dem Durchlauchtig- sten, Hoohgebomen, Fürsten vnd Herrn, Herrn Joachimo^ Friderico Postulirten Administratorn, deß Primats vnd Ertzstiffts Magdeburgk,.. Gestellet Durch Eliam Cfarysilippum von Eisenberg. Gedruckt im Jahr, M. D. XCII. o. O. 4 Bl. 4. Ebd.

50. Ein Netlwes Vogelgesang Von dem jetzigen zustand im Lande Saxen , vnd Meyssen , Nach seligem absterben deß . . H. Christiani Hertzogen in Saxen, vnd Churftlrsten, etc. Getruckt zu Kleinen Franck- reych. 1592. 7 Bl. 8. 24 Str. Ebd.

Einsmahl thet ich spacieren

51. Dil bäum, Sam., Quadripartita Historia anni 1593. Histo- rischer Kalender inn welchem die fämembste, glaubwirdigiste , vnd denckwirdigiste Historien, auff das kürzest erzelet werden . . Augsporg 1594. 4. In Berlin.

52. Christlicher Vnterricht, Aus vielen Zeitungen, so jüngst ab- gelauffonen 93. Jahrs, Anfangs mit dem Grausamen Elrbfeind, dem Trrcken^ in Crabaten, auch in Ober vnd Nieder Vngem fllrgefallen : . .

Oestelletf Durch Wolffgangum Ot^VieWnim^ B^^r vn Teutschen Schrei-

R. BECH8TEIN, „WARUM BETRÜBST DU DICH MEIN HERZ-. 407

ber, zu Znaym, im Margraffthamb Mährem . . M. D. XCiiij. o. O. 4 Bl. 4. - In W. V. Maltzahns Besitz.

Wie die Schrifft zeugt am selben ort

53. Sinan Bassa^ deß Jetzt Regierenden Türckischen Kaisers Suldan Mahumet Prineipal Oberster. Bey Hans Clemens Koler in Nftmberg zu erfragen, o. J. (1595). Folioblatt m. Holzsch. (Brustbild). Zwei- spaltiges Gedieht Catalogue hongrois de List & Francke Nr. 1951.

Sinan Bassa, der Türckiscbe Hundt

54. * Ohne Überschrift. Der Alchimist Görg Hanower in Stutt- gart am Galgen, o. O. J. (Köln 1597). Qnerfolioblatt m. Holzsch. Rechts Brustbild. Gedicht von J. B. Drugulins Bilderatlas II. S. 85 Nr. 977, wo unter Nr. 976 noch eine zweite Ausgabe mit französischer Übersetzung yerzeidmet

Hie hengt der Boßwicht wol bekant

55. Newe Zeitung. Erinnerung vnd was etwa vor 1563. Jaren Deutschlande in der Himelischen Cantzeley, auff sein Sttndlich Leben vor ein abschied gegeben worden, vnd es nu mehr demselben nach, gewißlich zuerwarten hat. Heinrichstad 1597. 12 Bl. 4. Als Dichter nennt sich Zacharias Kempe. T. O. Weigel, Katalog 1875. II. Nr. 7623.

56. Dyalogus oder gespräch von dreyen Personen nämlich Pas- quillus, Landtsknecht vnnd Gterichtschreyber. o. O. u. J. 11 Bl. 4. Asher & Co., Cat. CV. Nr. 493.

NÜRNBERG. EMIL WELLER.

„WARUM BETRÜBST DU DICH MEIN HERZ^

Früher galt bekanntlich das Lied „Warum betreibst du dich, mein Herz^ allgemein als eine Schöpfung von Hans Sachs. Auch heute noch ist in den evangelischen Gesangbüchern , wenn sie auf die Namen der Liederdichter Rücksicht nehmen, Hans Sachs als Autor genannt In Philipp Wackemagers deutschem Earchenliede vom Jahre 1841 war es auch unter Hans Sachsens Namen aufgenommen, und somit stand für Viele diese Verfasserschaft unantastbar fest. Aber trotz der Auto- rität WackemageFs wurden Zweifel laut. Ich vermag nicht nachzu- kommen, wer zu allererst sein Bedenken geäußert hat, aber Qoedeke war es wohl, der zum erstenmal das Lied genauer in Erwägung zog in seinem Grundrisse 1, 340 (das betroffende H<ift ^t^^Vääw ^^Ss^^.^ ^^^

408 R. BECHSTEIM

flinfSriger Jahre). Goedeke macht mit Recht geltend, daß die Uii|^ naaigkeit der Reime kaum auf Hans Sachs weise, dem der Gesang erst spät beigelegt werde. Anklänge fiinden sich an einzelne Stellei bei Hans Sachs, aber außer diesen sehr schwachen Spuren fiihiieD alle tlbrigen von ihm ab. Auch in seinen Handschriften sei das Laed meht nachgewiesen.

Mit aller EIntschiedenheit erklärte sich auch Karl Bartsch ein- mal gelegentlich gegen die Autorschaft des Hans Saehs, und zwar sind seine GrOnde, wenn er sie auch nicht nennt und entwickelt, spradi- liehe und metrische. In seiner Recension der kleinen Sammlimg voi Hopf (Nürnberg 1856); der das Lied zwar aufnahm, aber im Inhalti- verzeichnisse die schüchterne Bemerkung machte: „Ob dies Lied toi Hans Sachs sei, wird von Manchen bezweifelt^, sagt Bartsch (Germ. 3, 382; 1858): „Daß es nicht von ihm sei, hätte der Herausgeber, wenn er der kritische Herausgeber war, für den er sich ausgibt, wissen müssen, da die Zeichen der Unechtheit sehr auf der Hand liegen.'

Später brachte Goedeke auch noch einen speciellen bibliogra- phischen Beweis bei und zwar in der Einleitung zum ersten Tbeil seiner Ausgabe der Dichtungen des Hans Sachs (Leipzig 1870) S. XL Anmerkung. Beiläufig will Goedeke hier bemerken, „daß Hans Saehi das bekannte, ihm fast überall beigelegte Lied „Warum betrübst di dich mein Herz?** im Gesammtregister seiner Lieder nicht nennt, wu ein neuer Grund ist, ihm die Urheberschaft abzusprechen, freilich aaeh kein entscheidender, da er auch die beiden Lieder der gegenwärtigen Sammlung 22 und 23 nicht nennt. ***) Hier sei zugleich auf Goedeke'i später gegebene urkundliche Mittheilung dieses Verzeichnisses in Wag- ner's Archiv 1^ 67 ff (1874) hingewiesen.

In der fünften Auflage von Koberstein's Grundriß (Loipztg 1872) 1, 322, 43 heißt es mit Verweis auf jene Recension von Bartsch : ^das Lied: „Warumb betrübst du dich, mein Hertz^ ist jedoch wohl nicht von ihm." In der vorhergehenden vierten Auflage ist davon noch nicht die Rede.

Besonders gespannt durfte man sein, wie sich nach solchen Stim- men wohl Philipp Wackemagel in seiner neuen großen Sammlung entscheiden würde, nachdem er doch, wie bemerkt, früher der allge- meinen Tradition gefolgt war. Er änderte seine Meinung, reihte das Lied im zweiten und dritten Bande (1867. 1870) nicht unter Hans

*) 22. Die aelui gebot: Qot hat ubb geben die gebot 83. OlanbenabekeaBk- jum: Wir ghuhtn all an einen %ot.

„WARUM BETRÜBST DU DICR MEIN HERZ-. 409

Sachs ein, sondern brachte es erst im vierten Bande (1874) unter keinem bestimmten Autor, und rechtfertigte sein Verfahren ausführlich S. 129. Offenherzig imd selbstlos bekennt er: „Es ist Sitte geworden ^ dieses Lied Hans Sachs zuzuschreiben, und ich bin selber in der ersten Aus- gabe meines Werkes vom Jahre 1841, Seite 182 so schwach gewesen, derselben ohne Weiteres Folge zu leisten.^ Dann beweist Wacker- nagel, daß der Urheber dieses Irrthums der Prediger und Professor Johann Michael Dilherr zu Ntümberg gewesen sei, der in seinem Ge- sangbuche vom Jahre 1654 hinsichtlich der Autoren-Bezeichnung auch noch viele andere Fehler begangen und schlimme Verwirrung ange- richtet hat. Schließlich sagt Wackemagel in Bezug auf das Formale, Dilher und die ihm nachgefolgt hätten neben Anderem bedenken sollen, daß ein Lied mit so freier Versbildung (hier ftlhrt W. beweisende Stellen an) uicht von einem silbenzählenden Meistersänger herrühren könne. Der unreinen Reime ^ wie sie Hans Sachs unmöglich gewählt hätte, gedenkt Wackernagel nicht.

Das gewonnene Resultat hat auch schon thatsächlichen und er- freulichen Erfolg gehabt Während es wohl erst nach und nach durch- gesetzt werden wird, Hans Sachsens Namen bei dem gedachten Liede in den gangbaren Gesangbüchern wegzulassen, finde ich doch den Anfang gemacht in einer dem freiwilligen Gebrauch anheimgegebenen nicht ofiiciellen Liedersammlung, in dem „Auszug der bewährtesten Lieder aus dem Rostocker Gesangbuch nebst einer Anzahl anderer Kemlieder^ (Rostock 1877), den mein College, der Professor der Theo- logie Johannes Bachmann anonym herausgegeben hat. Das Lied ist aufgenommen, aber ohne Verfassemamen, nur mit der Bemerkung am Schlüsse „Um 1550^. Auch in der sehr anerkennenswerthen populär- wissenschaftlichen Schrift über ,|Da8 kirchliche Volkslied in seiner geschichtlichen Entwickelung von J. Knipfer^, Stiftspfarrer in Alten- burg (Bielefeld und Leipzig, 1875), ist bei Besprechung der Leistungen des Hans Sachs auf dem Gebiete des eigentlichen Kirchenliedes in einer Note ausdrücklich bemerkt, daß Wackernagel das Lied „Warum l^etrübst du dich, mein Herz*^, welches nach ziemlich allgemeiner An- nahme von Hans Sachs herrühren sollte, demselben neuerdings abge- sprochen habe. Um so mehr muß es Wunder nehmen, daß ein anderer Geistlicher, Dr. Th. Krabbe, Pastor zu Roggendorf in Mecklenburg- Schwerin, in seiner Abhandlung über Hans Sachs '^j noch ganz auf

*) Aus deutscher Vergangenheif. Ein Dreigestirn von Liederdichtem Walth<*r Ton der Vogelweide, Hans Sachs, Simon Dach. Nach ihrem Leben und Liederr kennaeicbnet. Qätersloh 1878.

410 H. BECHSTEIN

dem alten Standpunkte steht. Er beruft sich den Zweiflern gegmitlber auf Wackemagel, natürlich auf die erste Ausgabe seiner Sanunlmi^ weil er von Wackemagek neuem^ allein noch maßgebendem Budie keine Kenntniss genommen hat, wie er doch hätte thun sollen« Selbst in Lehrbüchern der Literaturgeschichte wie bei Pischon-Palm imd Kluge ist bereits die Fraglichkeit der Verfasserschaft des Hans Sacb angedeutet. Wenn übrigens Kluge in der neuesten (10.) Auflage sein« Buches S. 74 das formale Bedenken Wackemagels wörtlich citierti so hätte er auf dieses zwingende Argument hin das Lied überhaupt nidt mehr zu den Schöpfungen des Hans Sachs rechnen sollen. Vorsicht ist schon gut, zumal in Lehrbüchern, aber sie hindert auch die wissea- schaftliche Wahrheit auf ihrem Gange, und hier haben wir es wahifiek nicht mit einer Hypothese zu thun.

Auch in der neuesten großen, höchst werthvoUen Liedersamm- lung, in Franz M. Böhme's ^Altdeutschem Liederbuch^ (Leipaig 1877) ist diese Autoren-Frage zur Sprache gebracht. Böhme theilt S. 748 %. zwei Melodien, beziehungsweise drei Melodien mit und bemerkt das«: „Das noch bekannte Trostlied: „Warum betrübst du dich* ist ent- schieden nicht von Hans Sachs, dem es ohne Grund zugeachridMS ward. Die ältesten Drucke wissen nichts von dieser Verfassersdufi» und ist das Lied auch nicht unter seinen zahlreichen Qedichten ge- funden worden." Formale GrtLnde gibt Böhme nicht an, besieht skb auch nicht auf Wackernagel. Von Interesse ist seine Auseinander Setzung über die verschiedenen Melodien^ die auch verschiedenen lie* dem untergelegt sind. Literarisch von Bedeutung scheint dann noch ein Zusatz zu sein, den Böhme zu jener von mir wörtlich angefthrtai Bemerkung macht Es heißt nämlich: „Ein sonst ganz unfaNekannter Dichter Oeorgius Aemilius Oemler*) hat es verfaßt nach einer v(H^ handenen weltl. Weise.* Hier also begegnet uns zum ersten Mal dtf Name eines anderen Verfassers. Woher hat Böhme diese Kunde? Ohne allen Zweifel aus Wackemagel^ den er nicht citiert; aber leider hat Böhme hier einen Flüchtigkeitsfehler begangen. Weder Hildebrand is seiner Recension des Böhme'schen Werkes in Schnorr's von CarolsfeM Archiv 8; 147 ffg., noch Bartsch in der seinen in der Germania 83^ 115 ffg.y sind auf das in Rede stehende Lied zu sprechen gekommen,

'*') 8o nnbekaimt ist doeb Oemler nicht. Er nannte sieb in der Begel Geofgi» Aemilios (geb. 1517 f 1569). Er war Theologe, sogar Wittenberger Doetor der Tlie»* logie, Gener alsnperintendent sn Stollberg am Harz, verfaßte Yerschiedene Schrift«

Mucb iateiniflche Qedichte, seichnete sich in der Botanik aoa. VgL JSoher eoaf

Ge/eLrten-Lezicon 49. Allgem. d. B\of;c«.^Vv\e^ \, Wl.

„WARUM BETRÜBST DU DICH MEIN HERZ'. 411

deshalb muß ich den Ursprung dieses neuen Irrthums nachweisen. Böhme ist nämlich durch ein Druckversehen bei Wackernagel irre geführt worden. Das Lied „Warum betrübst du dich" ist in Wackemagers Sammlung Nr. 190 und steht auf Seite 128. Darauf folgen zwei niederdeutsche Fassungen Nr. 191. 192 Seite 129—131. Es folgt der Dichter Cunrad Michael; der zunächst vorhergehende Dichtemame ist Georgius Aemilius Oemlor Nr. 181—184 Seite 119—122. Fataler Weise ist nun die Columnenüberschrift Georgius Aemilius Oemler, die für die Seiten 119 122 richtig und nöthig war, auch weiterhin gesetzt, er- streckt sich auf die folgenden ebenfalls autorlos überlieferten Gesänge an der Zahl) und geht weiter über die drei Fassungen unseres Liedes hin bis zu Seite 130, bis dann auf Seite 131 richtig als Colum- nenüberschrift Cnnrad Michael steht. Wackernagel hat auch diesen Fehler corrigiert. Auf Seite 1184 am Schlüsse des Bandes steht unter den „Berichtigungen^ gleich obenan: Seite 123 128 sind die Colum- nentitel zu tilgen. Ganz correct ist aber diese Berichtigung nicht: statt 128 sollte stehen 130. Im alphabetischen Verzeichniss der Dichter und ihrer Lieder sind unter Oemler S. 1173 richtig nur die vier ihm zukommenden Lieder verzeichnet, und im alphabetischen Verzeichniss der Lieder ist der Liedanfang ,, Warum betrübsta dich mein herz" Seite 1165 ohne Verfassemamen gesetzt. Böhme hat sich also durch die fehlerhafte Columnenüberschrift täuschen lassen. Wir wollen nun zu verhüten suchen, daß auf Grund und Autorität des altdeutschen Liederbuches der Name Oemler's als des Verfassers des Liedes „Wa- rum betrübst du dich^ in die Literaturgeschichte gelange. Denn solche Fehler sind leichter gemacht und verbreitet als ausgerottet.

Wer der wirkliche Verfasser ist, vermögen wir nicht zu er- gründen. Er mag vielleicht später durch einen Zufall an das Licht kommen. Daß der hochdeutsche und nicht der niederdeutsche Text der ursprüngliche ist, das ergeben die Reime in consonantischer Be- ziehung, doch kommen einzelne Reime vor, die vocalisch besser nieder- deutsch wären wie glot:rot hd. gl%i;t 9, 4. bcm:kam {Jcom)^ hd. bäum 7, 1. Indessen bei der sonstigen Unreinheit der Reime können solche verwandte Vocale unbeanstandet bleiben. Dafür reimt auch wieder gut : Habaeuek 7, 4. Daß der Dichter sich der Reichssprache bedient, beweist der Reim zeit : Seligkeit 12, 4. Wie das Lied in metrischer Gestalt vorliegt, ist es offenbar vielfach verderbt. Der Charakter des Liedes in seiner Gesammtheit ist volksthttmlich trotz der bestimmten biblischen Anspielungen und alterthümlicher als die Überlieferung.

ROSTOCK, M&z 1879. RE^lKiLOVI^ ^"EJ^SOSS^^eS^S^.

412 C. M. BLAA8

VOM UNZUFRIEDENEN WOLF.

Märchen aus dem Böhmerwald.

Es war eimnal ein Wolf; der schlief in seiner Höhle und hatte einen recht angenehmen Traum. Es träumte ihm nämlich, er werde heute eine sehr gute Mahlzeit halten und als er erwachte, fineate er sich schon auf das, was er nun finden werde. Er verließ daher waae Höhle und es dauerte nicht lange, so fand er einen grossen Laib Brot Er sah ihn an, drehte ihn mit der Pfote um und roch daran. Obwohl er das Brot recht gut fand; ließ er es dennoch liegen und gieng daycMi: denn er dachte etwas besseres zu finden, weil ihm von einer gutei Mahlzeit geträumt hatte. Nach einer Weile fand er einen grossen Laib Käs. Das ist besser, meinte er und machte es mit ihm, wie nk dem Brot. Er hoffte aber noch etwas besseres zu bekonunen umi wanderte wieder weiter. Diesmal dauerte es bereits ein wenig läogor, ehe er etwas finden konnte und zudem bekam er Hunger. EndUck fand er einen grossen schönen Schinken. Schon ireute er sich darflbsr und machte es mit ihm, wie mit dem Brot und dem Käs. Weil er jedoch immer wieder etwas besseres gefunden hatte, ließ er auch dei Schinken liegen und ging abermals weiter. Darauf wanderte er lange Zeit fort, suchte kreuz und quer; konnte aber nichts mehr finden vad der Hunger quälte ihn schon sehr. Daher entschloß er sich umzakehrcDf um wenigstens den Schinken zu fressen. Als er jedoch an die Stelle kam. wo der Schinken gelegen hatte, war von diesem nichts mehr zu sehea Da meinte er: ist doch der Käs auch gut und wanderte noch weiter zurück. Allein auch der Käs war verschwunden und ebenso gieng es ihm mit dem Brot. Er hoffte aber noch immer, sein Traum werde ii Erfüllung gehen und schlug einen anderen Weg ein.

Nach einiger Zeit kam er auf eine Wiese, wo zwei Ziegenböcke lustig herumsprangen. Diese gewahrten den Wolf jedoch erat, ab er schon ganz in ihrer Nähe war und zu ihnen sagte: einer von ihnen müsse sich fressen lassen, denn ihn plage der Hunger und ihm habe getrium^ daß er heute eine gute Mahlzeit bekommen werde. Die Ziegenböcke aber suchten sich durch eine List zu retten und sagten zum Wdf: sie wären gerne bereit dieses Opfer zu bringen, wenn er vorher einet Streit zwischen ihnen schlichten wolle. Ihr Vater habe ihnen nftmlieb diese Wiese zu ganz gleichen Theilen vermacht und sie könnten bei der TJieüiiDg nicht ämg wetdoxi. ^x %^Mk!& «.vok daher in die lütte der

VOM UNZUFRIEDENEN WOLF. 413

Wiese Btelleu uud sie würden dano; jeder von einem anderen Ende derselben, zu gleicher Zeit auf ihn loslaufen. Hernach möge dem- jenigen, der zuerst bei ihm ankomme, der bessere Theil der Wiese gehören und den später ankommenden könne er fressen. Der Wolf war damit einverstanden und glaubte seine Mahlzeit sei gesichert. Die Ziegenböcke gingen hierauf auf ihre Plätze und rannten dann in mäch- tigen Sprüngen auf den Wolf los. Sie kamen jedoch zugleich bei ihm an und stiessen von beiden Seiten so heftig auf ihn ein^ daß er vor Schmerz laut heulte uud sie bat, sie möchten nur aufhören zu stossen, er wolle ihnen gerne das Leben schenken. Die Ziegenböcke hörten wohl auf zu stoBsen, aber bis sich der Wolf wieder erholte waren sie längst verschwunden.

Nun bereute der Wolf seine Ungenügsamkeit und zog von Hunger gequält wieder weiter. Nachdem er einige Zeit gewandert war, sah er eine Stute mit einem Füllen auf der Weide. Da dachte er, jetzt bekomme ich endlich doch eine gute Mahlzeit, gieng sogleich auf die Stute los, erzählte ihr seinen Traum und sagte zugleich, daü sie ihm das Füllen zum Fressen überlassen müsse. Die Stute sagte darauf, er könne das Füllen haben, allein sie mache die Bedingung, daß er ihr früher aus dem Hinteriusse einen Dorn herausziehe, den sie sich ein- getreten habe, als sie über einen Zaun gesprungen sei. Als jedoch der Wolf den Fuß der Stute untersuchen wollte, schlug diese mit beiden Hinterfüssen so stark gegen ihn aus, daß er ein gutes Stück weg flog und ganz betäubt liegen blieb. Die Stute aber sprang mit dem Füllen eiligst davon.

Nachdem der Wolf wieder zur Besinnung gekommen war, schleppte er sich nur langsam weiter und kam so zu einer Mühle, bei der er eine Sau mit zwölf Jungen bemerkte. Er gieng ganz traurig zu ihr hin, erzählte auch ihr seinen Traum und bat sie nur um ein Ferkel, am seinen Hunger zu stillen. Die Sau sagte, er könne eines von ihren Jungen haben, nur müsse er ihr dieselben zuvor baden helfen, sie seien dann besser zum fressen. Dem Wolf war dies recht und er stellte sich hiezu auf die Wasserrinne des Mühlbachs. Statt ihm aber nun ein Ferkel zu reichen, gab ihm die Sau einen Stoß und er fiel in die Rinne. Da riß ihn das Wasser fort über das Mühlrad hinunter und er hatte Mühe, daß er nicht ertrank.

Darauf gieng er ganz matt den Bach entlang und traf da einen Mann beim Fischen. Den bat er nur um ein Fischl, weil er so Hunger habe. Der Mann aber sagte, er solle ihm zuerst beim Fischfangen helfen. Da stieg der Wolf in das Wasser ^ wo vbm dst ^^dSQk\i €>a^<s^

414 C- ^ BLAA8, ZU KONRAD VON MEQENBERO.

Weidenkorb an den Schwanz band; den maßte der Wolf und der Mann gab dann statt Fische so viele Steine in den Koih, daß der Wolf nicht mehr weiter konnte. Da rief der Mann mehrat Bauern, die in der Nähe waren, herbei und diese schlagen den Wdl^ bis er liegen blieb.

Ab sich der Wolf wieder etwas erholt hatte und nar mOhtaa fortschleppte , sah er auf einem Holz&pfelbaum einen Mann , der die sauem Holz&pfel abnahm. Zu diesem gieng er hin und bat ihn redil inständig; er möge ihm nur einen Apfel geben, weil er sonst verlm* gern müsse und dabei hob er die Vorderpfoten bittend in die Wk^ Der Mann aber glaubte, der Wolf wolle zu ihm auf den Baom aleigei und wohl gar ihn selbst fressen; daher warf er die Hacke, weldie m bei sich hatte, nach dem Wolf und traf ihn damit auf den Kopf und der Wolf war todt

Dieses Märchen verdanke ich einer Mittheilung des Tljftlurigeii, aus Oberplan im Böhmerwalde gebürtigen Hrn. J. Pranghofer (d. Z. Verwalter in St. Martin bei Linz), welcher es in der Jugendzeit von seiner Großmutter erzählen hörte. Das Märchen hat fibrig^is Ähn- lichkeit mit: 'Der Traum des Wolfes* in J. W. WolPs ^Deut. Hans- märchen S. 419, ist aber viel reichhaltiger und wohl auch älter. Zu vgl. sind auch die Abenteuer des Wolfes im ^Reinardus vulpes* und 'Reinecke Vos'.

STOCKERAU in NiederOsterreich im Mai 1879. C M. BLAAS.

ZU KONRAD VON MEGENBERG.

1. Konrad von Megenberg sagt in seinem 'Buch der Natur' ed. Pfeiffer S. 228: 'in dem winter ist er (der Wiedehopf) verporgen ood ist ain stumm, aber in dem sumer und in dem lenzen so ist er gar ungesttlem mit seim geschrai und hat neur ain gesank und ain stimflUt wan er singet neur hoz hoz hoz, sam der gaueh singt guck gudu ich h&n auch dick gemerkt ze Megenperch, d6 ich ain kindel was, daz die zw§n vogel zuo cnander s&zen und sungen mit aim wdlsd, der gauch vor, der widhopf nach, und wand ich, der widbopf wer des gauches roz (in der Stuttgarter Hss. ^rujßf^) und daz si st»tes pei aioander wasren/ Diese Mittheilung erinnert auffallend an die in iViecferJeutschland weitveibreit^t/^ ^L\lsc^ll^%X^«C^^^d\uA'^Rheinweinliedf

TH. GELBE, EIN KINDERSPIEL AUS DEM ELSASS. 415

allbekannte Formel: 'der Kukuk und sein Küster". Nach Simrock (Mytb. IV. Aufl. S. 460) ist zwar die Auffassung des Wiedehopfs als des Kukuks Küster im Volksglauben nicht gegründet. J. GMmm (Myth. in. Ausg. 646} bemerkt jedoch bei Erwähnung der betreffenden Formel: 'unter diesem Küster wird, nach Brem. Wb. 2, 858, der Wiedhopf ge- meint, ein Vogel, der gleichfalls durch Verwandlung seine Qestalt erhalten haben soll. Näher vermag ich die Fabel vom Kukuk und Wiedhopf nicht anzugeben, singt dieser jenem vor?' (Vgl. Döbel, I, c. 68, Bech- stein, Naturgesch. der Vögel I, 1071 und Alpenburg, Myth. u. Sag. 386^). Der Kukuk wird übrigens (nach Wuttke, Volksabergl. 116) in den Kinderliedem mit „Gottesknecht^ angeredet und nach Mannhardt (in Wolfs Zeitschrift für deutsche Mythologie III, 340) heißt die sog. Pfaffenbinde (arum maculatum) engl, cuckoopint.

2. Bei Megenberg a a. O. heißt es femer S. 178: 'Cuculus faaizt ain cukuk oder ein gauch. der verändert sein stimm niht, er singt neur cukuk , cukuk , dar umb spottent sein diu kint/ Sollte darauf der folgende (mir aus Wien mitgetheilte) Kinderspruch Bezug haben?

Kukuk hat er g 'schrien,

kukuk schreit er noch,

kukuk wird er schreien,

weil er anders nit kann. In Niederösterreich sagt man überdies: Venu man den Kukuk, da er schreit, nachspottet, so bekommt man 'Gugascheggn' (Sommer- sprossen. — S. Qerm. XXII, 353).

STOCKERAU in Niederösterreieh im Mai 1879. C. M. BLAAS.

EIN KINDERSPIEL AUS DEM ELSASS.

Durch Vermittelung eines Freundes gieng mir von einem in Elsaß garnisoniercnden sächsischen Ofiiziere folgendes Spiel zu, welches in Schlettstadt, Straßburg und anderen Orten des Elsaß von den Kindern aufgeführt wird, und welches des darin erwähnten Königs von Sach- sen wegen Aufinerksamkeit erregt.

Die Kinder treten in eine Reihe und halten sich gegenseitig bei den Händen ; ihnen gegenüber steht der zuvor gewählte „Högscht^

*) [Im MeklenbnrgiBchen ist der Name 'Kukuksköster für den Wiedehopf be- kannt. Vgl. meine Mekl. Sagen 2, 179, Nr. 868. K. B.\

416 TH. GELBE. EIN KINDERSPIEL AUS DEM EL8A86.

(der Höchste). Auf diesen bewegen sie sich unter AbBingang des Versehens

Kari, Karo, wir stehn auf der l^e*) Kapelle,

wir haben den Schlüssel verloren zu wie beim Contretanz und wie bei dem in dieser Zeitschrift Jahr- gang 1877, S. 307, Nr. 175 erwähnten Verschen. Vor diesem ange- langt, fällt die Schar mit den Worten

Wir fallen auf die Knie auf die Knie und faltet die Hände. Hierauf verläßt einer von ihneo die Reihe und sucht den vor Beginn des Spieles versteckten SchlllsteL Sobald er diesen gefunden hat, singt der Högscht

Stehet auf, stehet auf, ihr jungi Leit!

Wir haben den SchlQssel gefunden: und reicht dem Schlüsselfinder die beiden Hände , unter welchen die übrigen unter Absingung der Zeilen

Sperret auf, sperret auf, die Thore auf,

der König von Sachsen wird kommen durchkriechen; die beiden letzten werden abgefangen und übernehmen die Rolle des Högscht und des Schlüsselftlhrers fUr das nächste Spiel- Die Schlußthätigkeit erinnert lebhaft an das a. a. O. S. 308, Nr. 186 erwähnte Spiel. An diesem, von den Kindern nach den beiden ersten Worten Kari Karo Spiel genannten Spiele ist die Erwähnung des Kö- nigs von Sachsen sehr aufikUig; erstens, weil ausser dem etwas mj* steriösen ..Kaiser Fifilatus^, anstatt dessen man oft genug ^heisa fifilatus^ hört, ein gekröntes Haupt meines Wissens nicht vorkommt: femer, wie kommt gerade der König von Sachsen in den Mund der Elsasser Jugend? Die Losung dieser Frage wird noch dadurch er- schwert, daß dies Spiel, wie ich auf nochmaliges Anfragen von meinem Gewährsmann erfuhr, älter ist als das jetzige Königthum Sachsen. Sehr alte Personen in Straßburg haben ihm versichert, das Lied sei sehr alt, ja einige Laben behauptet, es reiche mehrere 100 Jahre (?) zurück. Dürfte man vielleicht an den Marschall von Sachsen, der ja für Straßburg wichtig war, denken, oder etwa gar an einen Ottonen? STOLLBERG. THEODOR GELBE.

*) leze = falflcb, cf. ahd. lezsi.

A. JEITTELE8, ZU GERMANIA 84, 81 ff. 417

ZU GERMANIA 24, 21 ff.

Einen kleinen Nachtrag zu den von Felix Liebrecht a. a. O. aus deutschen Volksliedern mitgetheilten Belegen fbr die krachende Bett- statt kann ich aus meiner reichhaltigen Sammlung steiermärkischer Volkslieder, die wie anderes längst vorbereitete in den nächsten Jahren bei besserer Muße zur Veröffentlichung gelangen soU^ liefern. Das be- treffende Liedchen, ein sogenannter Vierzeiliger, lautet:

Mei Mneter hat gsagt, i soUs krachen laß*n; wann^s Bettstattl bricht; wird sie's machen laß'n^).

Eine Art Analogen zur ^krachenden ist die sich wendende Bettstatt, fbr welche ich aus derselben Sammlung gleichfalls hiemit ein Beispiel biete.

Wie scheint der Mond so wnnderschoen ! ich Solls zu meim Deanderl gehn. Zu meim Deanderl soll is gehn, bei ihrm Fenster! soll is stehn. :/:

'Wer is denn draußen, wer klopfet an^ der mich so leise aufwecken kann? Steh nur auf und laß mich eini, 's wird der rechte Bae schon sein* :/:

(ch steh nit aaf und laß mer an Fried, denn aufmachen das thuer ich nit, denn das Bettstattl hat sich gwendt: unser Liebschaft die hat an End/ :/:

*) Nacbträglicb ersehe ich aus der jüngst in 2. Auflage erschienenen Sammlung 'Deutsche Volkslieder ans Kärnten. Gesammelt von Dr. V. Pogatsehnigg und Dr. Em. Herr mann*. Band L Graz, Leykam- Josefsthal 1879. Nr. 1827, daß das Lied mit gans geringer Abweichung und mit der Zusatzstrophe

Is Bettstattl is brocben Um BwOlfe ba der Nacht, Der Tischlerbue is kemen, '*''^ Hal*s glei wieder gemacht

'"'^^Bniren wird. Die genannte Sammlung erb&lt einen weiteren 1826, nemlich: 11 hat g'Ucht, ' Battirtatt hat kracht, *i ii mir a Ding, ~ gaet fieg*n!

Tshii.) Tl

418 R* SPRENOEB

Einen Thaler den gib it dir, wannst mich schlafen laßt heat Nacht bei dir. Gehalt dein Thaler, saaf dir an Rausch;*) such dir an anders schoens Deanderl ans.* :/:

Du wirst oft traurig sein^ du wirst oft weinen, du wirst oft weinen über mich; du wirst aach denken über mich: hersigs Bürscherl, o hfttt ich dich*^! :/:

Das Lied, welchem eine anziehende Weise eigen ist^ gehM u den gangbarsten steierischen Volksliedern und wird in Ghras sehr hia% in mehrstimmigem Chore gesungen.

INNSBRUCK. A. JEITTELJB8.

KLEINE KRITISCHE BEITRÄGR

1. Zu den Predigten aus St. Paul.

87, 6 dar chom unser herre, daz diu ture doch geaperret vxmb, wcmd eüiu dtnc offen sint und ouch unser säe nach der urstende^ fnaeh A swä er wiL Zu dieser Stelle bemerkt der Herausgeber nur: mach m 'abermals fehlt das pronominale Subject\ Von dieser Bemerkung sagt F. Bech in seiner Recension des Buches (Zeitschrift ftlr deutsche Flii- lologie X, 238 ff.), 'daß er nicht wisse, was der Herausgeber sich dabei gedacht habe'. Er bemerkt ferner, daß das Komma nach ursimide des Zusammenhang störe, schlägt daher vor, dasselbe zu tilgen and statt unser sSle zu setzen unser Itp. Wir würden dann allerdings ebm passenden Sinn erhalten, aber die Änderung von sele in 2^ ist dock zu stark: man sieht nicht ein wie der Schreiber diese Worte soDte verwechselt haben. Die Interpunction wie sie ist und auch sele kuB bestehen bleiben, wenn wir unser sele ab Dativ fassen, wogten Cor mell nichts zu erinnern ist, denn der Abfall der Flexion im gen. asi dat. sing, und im gen. plur. findet sich bei dem Pronomen unser, wie sonst, auch in unserer Hs. öfter (s. Anm. zu 19, 24). Eine Ändenmg wird allerdings nöthig sein, aber nur eine geringe: die von swä er is swä ez. Ich übersetze dann folgendermassen : Da kam unser Herr.

*) Variante: kanf dir a Hans. **) Variante der letzten Strophe:

DvL wirst dich krftnkeu oft um mich and wirst anch denken oft auf mich; du wirst dicYk kriLuken, wirst oft denken: hermliebstes B^ebe\, o \A.\X \t^ ^«^X

KLEINE KRITISCHE BETTBÄGE. 419

obgleich die Thür verschlossen war^ weil ihm alles offen steht nnd auch unserer Seele nach der Auferstehung, mag (es) sein, wo es wilL Die Formel: *es mag sein, wo es will' ist noch heute ge- bräuchlich fbr 'überall'. Jeitteles hat demnach mit seiner Bemerkung dennoch recht: wir brauchen den Ausfall des pronominalen Subjects ez um so weniger zu bezweifeln, als er sich noch heute in den dubi- tativen Formeln 'mag sein, kann sein findet Daß 9U)d er nicht mOg- lieh war, mußte er allerdings bemerken. Unter sele ist hier das nach der Auferstehung mit einem feineren, geistigeren Leibe versehene Wesen verstanden (s. die s^^en in L. Alezander 6888, die doch eine Art Leib haben müssen, da sie sogar slahea unde stozen mit grdzem unginne). Hierbei erinnere ich mich, daß EQldebrand in einer Leipziger Vorle- sung ausführte, wie die Seele vielfach in volksthümlicher Vorstellung als etwas körperliches genommen wurde.

2. Zu Freidank.

12, 7 manc hundert slahte bluomen st&nt die ungeliche varwe hfint deheiner slahte grüene ist gar geliche der andern; nemt es war.

grüene soll nach Bezzenberger das Ghrün der Pflanzen sein. Aber abgesehen von dem ungewöhnlichen Ausdruck, ist es auffallend, daß in der Aufzählung, bei der offenbar vom Menschen ausgegangen wird, dann die Thiere und drittens die Blumen genannt werden, das dritte Natur- reich ganz vergessen wird. Ist es doch auch bei Wemher vom Nieder- rhein 4, 27 in gleichem Zusammenhange nicht vergessen. Wir werden also wohl eine geringe Verderbniss anzunehmen und zu schreiben haben:

deheiner slahte grien ist gar geltch dem anderen

Orund der Verderbniss war wohl, daß grien (woftlr das gebräuchlichere griez) nicht allgemein gebräuchlich war.

19, 21 der aller geschepfede meister ist den irret niemens kunst noch Ust

Wenn es auch im Eirchenliede heißt: 'dein Werk kann Niemand hindern', so paßt hier dieser Gedanke kaum in den Zusammenhang. Ich schreibe dagegen:

den irrächet niemens kunst noch list 'den kann Niemandes Weisheit und Verstand ergründen'. So ij&t auch der Zusammenbang mit den folgenden Ta^^^tl \kft\^^VS^> ^^sc^k^

420 R- SPRENOER, KLEINE KRITISCHE BEITRXGE.

der Dichter denkt sich offenbar Gottes Wesen besonders auch deshaft so schwer zu ergründen, weil er alle Gestalten annehmen kmnn. Wk aus irrechet (statt des gebräuchlicheren erreeket) irret werden konnte ist leicht einzusehen.

50, 6. 7 swer zwein herren dienen sol der bedarf gelttckes wol. Daß gelücke$ nicht paßt; hat schon Sandvoß mit Recht bemerkt, di- gegen kann ich mich mit seiner Vermuthung gdiegenes nicht befriedi(|t erklären. S. verweist selbst zur Vergleichung auf Hartmanns 2. BficU. 193 (wenn wir darin auch wohl nicht Freidanks Quelle zu sudies haben) : er bedarf nnmuoze woly swer zwein Herren dienen sol. Ganz den- selben Sinn erhalten wir^ wenn wir in unserer Stelle schreiben: der bedarf gezogenes wol; d. h. *der bedarf wohl Eilens^. Daß gezogens oder wie wohl ursprünglich in der Hs. stand: gezogis, ein immerhin nidit häufiges Wort; in gehiges (gelückes) entstellt werden konnte, ist leick einzusehen. Dem ursprtinglichen am nächsten steht die Lesart von E: getrawens, die wohl aus gezawens (s. über diese Nebenform von ft touwen, das mit zogen synonym ist: Lezer I; 1000, 1006*) entstellt iit

3. Zur Erzählung von zwei Kaufleuten ed. Haupt, Zeitschrift für deutsche Philologie VlI, 6ö— 90.

623 d6 diz ir vater gar vemam,

er sprach 'ach lieber Bertram^

und wser min tohter Irmengart

wol gesunt üf dirre vart;

daz si daz guot gewünne

e denne ez ir entrttnne. Diese Vei^se scheinen mir auch in Haupts Recension noch keines passenden Sinn zu geben. Schon v. d. Hagen nahm an gesunt An- stoß und vermuthete daftlr gesint^ was aber ebensowenig paßt V. 62& hat die Hs. (nach Altd. Wälder I; 55) wer-^ V. 628 uns (so auch r. d. Hagen) statt ir. Danach wird der Text so herzustellen sein:

do daz ir vater gar vemam;

er sprach 'ach lieber Bertram,

unt wser mm tohter Irmengart

baz gesornt üf di^e vart^

daz si daz guot gewünne

e denne ez uns entrünne.

^) Auch im Alflfelder P«saional 1074 ist übrigens zeugen, wie der R«ira fimw« seigt, in zawen sa ändern.

K. BARTSCH. GEDICHT ÜBER HEINRICH DEN LÖWEN? 421

D. h. : £b wäre gut, daß meine Tochter Irmengart auf diese Fahrt ge- sendet würde (dieses unternähme), damit sie uns das (gelobte) Ghit ge- wönne, als daß es uns entgienge.

Sänimtliche Verderbnisse sind Schreibfehler leichtester Art mit Ausnahme von wol statt haz, die sich daraus erklärt, daß man die comparativische Bedeutung von beiz nicht mehr itlhlte.

Zu V. 1 3 vgl. proverb. 29, 11 totum suum spiritum profert stultus.

NORTHEIM. R. 8PREN6ER.

GEDICHT ÜBER HEINRICH DEN LÖWEN?

In einer Handschrift der Bibliothek des Lord Ashburnham; die G. Waitz im Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge- schichtskunde 4 (1879); S. 614 f. erwähnt; finden sich altdeutache Ge- dichte. Es ist eine Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts. Das erste Gedicht beginnt

^n birtzoch waz zu Binuienczwich In grossen eren unde rijch Beyde gnyt unde yom landC; Unde stoet allet yn syner bände, Avemen, Frankrieb unde Brabant, Myssen, Dorringben, Sayssenlant; Er waz gotforticb unde wijse Unde von alder worden grijsze Bij den vyerwerffeyrtzicb jaren, Er waz milde gelijcb den arn, Aller eren waz er gewann, Er hatte eynen jungen sdn Von 21 jaren wyse unde frede.

Schluü :

Dez gunne uns allen samen

Dye bemelsche konigynnen. Amen.

Jesus Maria Johannes.

Nach der beigefügten Verweisung auf Goedeke's Mittheilung über Reinfrid von Braunschweig sollte man an eine Handschrift dieses Ge- dichtes denken. Wir haben offenbar hier eine stark niederfränkisch gefärbte Dichtung vor uns^ die vielleicht die Geschichte Heinrichs des Löwen behandelte. Nähere Mittheilung wäre sehr erwünscht.

K. BABT.SCH.

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G/'K/.'St'r/*. u*^XhiStifi ii^.w'A^n i^in müise. und wie sie uc^ ScäSbahtm z «^

«/,/.j«-/!<rf«»,fj G«$r^'j«:rj und za rertchiedenen Zeiten

O«;/ v^lux^, \,'t*}i%X \uX':ftMikXi\H Abaehoitt gehört

smiiins- L.te|!i

^/jt ^«ftxt liU:/ *amh O&ttrjng von Gedichten gesagt worden ist.

Wm hurj d«:rf Tf.xX dr:9 Namenbaches selber betriflt, no soü msf Ab nih'.f triniftif'An^'ttt wr;rdr:n. Pickel hat ihn ans der ehemaligen $ik^t,'Ur\inH und 'liufim wabnicheinlich nm 1530 ervehieneacn '//fittiui«;rt. I^fjdftr ihI die Handschrift selber beim Brande der BASiAb ^ ytrUiff-ti i'i-.i'untt/'.n^ ho daß der Heransgeber sich nur an di A'/'Jf<i'k in df:n i5f;iträ;;en zur deutschen Literator und 'ati M^trnunrM Vcr^l';ichung von Handschrift und Druck in JiiUt\tUt:\ittu \iii\Uiu könnt«. Weder die Handschrift aber noch dK S^ »-hUitrh-M itstv.U fli;r Annahrno Pickels S. 2 genaa der nrknndli^ i*,l,tt-t}ivn'itn: t\t'.H Dichters. Zur bequemeren Vergleichiing and «Ifn 'VfKit'.H wijrdf. i'H jedenfalls vicieu Lesern erwünscht gewesen M«'fitii«i^«li<'.r Nirli Ii(!rb(!igclii8scn hätte einige der von Dangkrotshoi fff.it'.iUifU-.u \\tV\\w\\\\\ iu der Einleitung oder in dem Anhange

rio diink«'.unw('.Tl\\ <V\o. Ci^m "Y^xXa \^^\^^^^ViQnen Anmerkongen in

LITTERATTTR: K. PICKEL, KONRAD VON DANGKROTZHEIM. 423

and da noch etwas im Reste verblieben, das sich bis jetst nicht hat aufklären lassen. Die Interpretation war in der That nicht überall eine leichte. Aosser- dem enthalten die Anmerkungen einige Auffiissungen, die nach Ansicht des Rec. theils einer Berichtigung, theils einer weiteren Beglaubigung bedürfen.

V. 26 ist fluckenbelge vom Herausgeber gewiß richtiger erklärt als von Grimm im D. Wörterbuch III , 1836, der fluchen als Adjectiv gefaßt und darin einen alten Beleg für die Bedeutung plumatus plumeua gefunden hat; ähnliche Zusammensetzungen sind fltuskengewant , fluckentuoch in der Germania XIX, 49. Zu der Form bauwelröcke vergleiche ich aus den Glossen zu Henrici Summarium in der Germania IX, 27, Z. 2 von unten: Ixnnbycina tunica bo' welenroch,

V. 58 Santua Paului, der bekirer {: lirer). Dazu die Anmerkung: ,,Hat unser Dichter des Reimes wegen aus der bekerte ein bekerer gemacht oder hat hekerer die Bedeutung bekert'i'* Das erstere ist sicher nicht der Fall. Neben der gewöhnlichen Bezeichnung des betreffenden Kalendertages: St. Paule tag aie er bekirt warty oder St. Paule bekirunge oder bekirde oder bekSre, findet ■ieh schon früh : an St. Paule tage dee bekirer^ so im Urkundenbuche des Be- aadiktinerstifies Seitenstetten ed. Raab S. 149 (a. 1312); femer S. 170 {m. 1320) an St. P. tage dee u)eeherer\ und im Urkundenbnch des Stiftes Klostemeuburg ed. Zeibig S. 262 an St, P. tag dee becherer (a. 1337).

V. 93 und iet diehalb dee meree eee \ in tiUechen landen kein euMfbotte mi. Die Verbindung von meree ei wird eine auffiillende genannt; gleichwohl ist sie nicht wohl erst vom Dichter gemacht, sondern schon aus viel älterer Zeit nachweisbar. So heißt es im Reinfrid von Braunschweig 19320: von dee tiefen meree ei \ bräM mit im der fürete dar \ noch ein wunderlicher eckar; vgl. dazu das gotische marieaive und die Bemerkung Jäniokes zu Wolf- dietncb A 561.

V. 95 Damach kumpt une die kraft dee Merzen. Hierzu heißt es in der Anmerkung: „kraft dee Merzen j wie 338 wlnee krafty eine vielleicht dem grie- ' ebiBchen und lateinischen nachgeahmte Umschreibung, die bei mittelhochdeut- ^ aehen Dichtem sich nicht selten findet." Allein hierbei scheint übersehen, daß kraft ' «in specifisch calendarischer Ausdruck ist ; so wird in dem mehrfach vom Her- ausgeber citierten Elsässischen Kalender aus dem 14. Jahrhundert (= Haupts Zeitschrift VI, 350 folg.) zum 14. Februar vermerkt: Sant VeiUne tag. Mertzen hroft» Die eunne gdt in die vieche*^ zum 15. März: die eunne gdt in den wider. Des abereilen kraft \ zum 14. April: dee maien kraft, ünde gdt die ewme in dm etier\ ähnliche entsprechende Veihnerke stehen beim 16. Mai, 14. Juni, 16. Juli, 15. August u. 8. w., vgl. darüber den Heransgeber jenes Kalenders 8- 366. Dangkrotzheim kann hier aus einem solchen Kalender seinen Aus- dmck entlehnt und auf seine Monatszählung übertragen haben.

V. 148 149. Im Mai, gegen Walpurgis, sol man die st< oder laeeen \ med der do gen Baden (?) voren. Pickel meint , der Dichter habe hier mUeicht an ein bestimmtes Bad, Badenbaden, gedacht, das sowohl das zu- aichstgelegene wie das besuchteste Schwarzwaldbad war. Zu dieser Vermuthong ihn die Präposition gen verleitet haben*). In Bezug aufs Bad hieß es aber

*) [In denselben Fehler verfällt auch Wackeraagel, Kirchenlied 2, 633, Nr. 821 wei uff im geiit gon Baden, wo man übrigens, da gon, nicht gen steht, baden als V«t> Iram nehmen wird. K. B.}

424 LITTERATUB: K. PICKEL, KONRAD VON DAN6KROTZHEI1L

ehemals nicht selten gen had^ gen baden, wo wir heute ins B«d, svm sagen. So in dem S. 61 (Vers 16) mitgetheilten Cisio-Janns ; in Ad. vas Kellers Ers. ans altd. Handschriften 1 56; 1 7 Gci gelegen enek, frowj sei mmf gen pad'y 192, 11m ging cnn alat weib gen päd; im Stadtbach Ton Avgsbvf ed. Meyer S. 242 (13. Jabrh.) es sd auch ain iegliek braut smroit /ihrf" mU %r gen bad /Aren; S. 243 es eol auch ain iegUchiu braut uhen ir gen bad füren und niht mSr; endlich eine Stelle aus Mumers NarrenbeKhr. f\ welche Zamcke m Brants Narrenschiff S. 294^ angemerkt hat: Der mßdi wol nemen ein groeeen schaden, Der mr hellen fort gen baden. Und dar m iss der selben hitwen Leib und sHe gant» verechwitMen*). Der Aasdmek gen %mim, bei Dangkrotsheim wie bei Mnmer, besagt also weiter nichts als ad aqmmif n die Bäder oder ins Bad; in unseren mhd. Wörterbuehem ist xwar mis Fluni ▼on bat nur beder angegeben, das ist aber nicht genau. Der alte Plural dfa bat, Datiy den badun, wie ihn Graff III, 47 verseichnet, hat sieh Doch \k und da bis in die späteste Zeit erhalten. Nach dem Stadtbuch Ton Augsbnf S. 186 hat der Vogt kain reht iemen se phenden uwh kein laeubiin uf im Leehe noh umb kein kuolhue vor den baden^ d. i. den Badehänsem; fShmst 8. 58 die Juden van der Hat ze Auepureh eint uns lange angelegen «nl betf diu tptr in erlaubten ein badhous te maehai, da ei und iriu ekimi geeinde intu batten ewan es tu fugte, doM ei une niht umgemaeh taetem m baden und ehain gemaine da mit uns heten (a. 1290); Nürnberger Polixäoidi. ed. Baader 275 man hat aMch gesetset, das d^aine pader an dehainem frejfagt kttine pade furbas mer h<iben sol; Martina 164, 92 s6 man diu btad Äs gimz Joh. Rothes Chron. c. 199 die bad wu Wessebaden', bei Schmeller-Fromi I, 209 der Plural edele volpade. Zum Überfluß sei noch erinnert an Stellen, aus denen herrorgeht welchen Werth die Alten legten auf das im Monat Mai: Histor. Volkslieder ed. Ton Liliencron I, 193, 2094 eie in kein meienbetd, es was im homungej drumb es m flM gehmge^ und blfit in den Altd. Blättern I, 404 sagt zum Wein: du sHesses megenpad »mgenl

y. 817. Bei suckersMbe wird vermerkt , daß darunter wohl die schabe gemeint sei; ein süsses Gebäck , tragema, das Kindern sumal behagH war es gewiß ! aber warum gerade PfeffersAeibe ? ygL miekerseheifelein bei ViAtA U, 169* und Schmeller-Frommann II, 384; auch euekeneabe im Mhd. Wdite- bueh. Die regelsbir, welche gleichfalls in der Anmerkung hier hraprochl werden, finde ich noch in Grimms Weist IV, 136, wo es in einer Aii£Mich- nung aus dem Dinghof von Submatt im Elsaß heißt: damodk sol «0 iegU^em geben wido regelsbiren^ eine raw, die ander gebroten, ob man «fi ns* den magk,

V. 319 ist in der Handschrift sulmili^, im alten Druck swrmfiekWk&t- liefert Das Wort sürmileh findet sich bei Diefenbach 404^ s. v. oxiffoUa mi

*) Nicht hierher gehört badeneart bei Lexer I, 112 aus den Urkunden des (S- sternenserstiftes Heiligenkrens 2, 298: an unser vrawen abend se der pademvarij kk denke an boCenvartj und damit kann die annuntiatio Markte gemeint sein ; TgL MStt. IB. 239* (7) und woU er toerben ein botvarl (hs. botwart), er muoz u>aerUeh an die wsst Die Form bäte {bade, pate) = böte ist sonst nur auf mitteld. Sprachgebiete anaotreffm, findet sieh aber auch öftcor bei Beheim in seinem Buehe von den Wienern, s. B. IMI 18; 138, 3.

LITTERATUR: K. PICKEL, KONRAD VON DANGKROTZHEIM. 425

im Urbarbach des Klosters zn Sonnenbarg ed. Zingerle (14. Jahrh.) 85, 17 ain sauriu müeh'^ ebenso 36; 10 und 101, 3 in WuoUnpaeh von den awain hlfven . . . . s6 unter frawen tult sw6 aaure milch ; bei Hans Folz in den Fastnachtsspielen 1218: ein saure milch zu dem geproten kan mtxn pein geiten hart geroten. Von sulmileh wird sich schwerlich eine zweite Stelle nachweisen lassen. Statt sli, gumpott in demselben Verse hat man wohl tlSgumpost oder sUhegumpost als ^in Wort zu lesen, vgl. elehengumpoet bei Lexer H, 966, wo zwei Beispiele davon angeführt werden; etwas ähnliches wird tUmentschier gewesen sein im J. Titnrel 599, 2 ed. Hahn, wenn nicht dort hlämenttchier zu lesen ist.

V. 879 folg. Damoch to kumet der wü^enahtobent, das erber UUe euo hont- gift gobent^ einig latwerigCy einig lebekuchtn^ fär einig bietet die Handschrift etmcy der alte Druck etme; wenn das doppelte einic richtig ist, dann kann man es hier kaum anders fassen als im Sinne von: der eine der andere, aHua ^ alius^ als unflectierten Singular, zurückgehend auf das ahd. einic, vgl. das Glossar zu den Chroniken der fränkischen Städte II; 545* s. v. ciniehy einch^ einig sowie Germania 18, 269 und Weigand D. W. 3. Aufl. s. v. einig. Als Adverbium, wie die Anmerkung will ohne es näher zu bestimmen, kenne ich einig nur in der Bedeutung unicCy allein, nur, was doch kaum in den Zusam- menhang der vorliegenden Stelle passen würde. Wie hier, so heißt es auch weiter unten V. 466: Einig gibe ich kom 9uo emen, dem andern gelt, dem dirttn epec; auch hier hat der alte Druck eime statt des handschriflliehen eimCf welches nach meiner Auffassung hier gar keinen Sinn gewährt. Ich glanbe, daß an beiden Stellen der Schreiber der Handschrift einic verlesen hat statt eime.

V. 416 17 du muost das usgen »chiiben \ das ich verspende jores ins hu€. Hierzu wird in der Anmerkung gesagt, daß sich verspenden nur noch in Pfeiffers Ubungsbuche vorfinde. Das Wort ist aber nicht so selten als man glaubt. Man hat vielmehr hierher zu ziehen auch Nie. v. Jeroschin 19926

keUhe, mesgewite nam der ungenhne u, in ungetSme übunge er vorspente-^

25812 und alle daz geritt in lastir er vorspente (: sacramente) ] Job. Marienwerder im Leben der heiig. Dorothea S. 249 so pflog her sy zcu be- seholdegen, das sie vil almosen gegeben hette und im syne gute vorspent hette» Von Pfeiffer freilich in seinem N. v. Jeroschin S. 260 und demnach auch von den mhd. Wörterbüchern sind diese Formen auf verspenen zurückgeführt; dieses könnte aber doch eigentlich nur die Bedeutung von verlocken oder ver- wöhnen haben, nicht die von pertrahere dispergere, vergeuden; auch von dem einfachen spenden sind ja die Formen spente (prät.) und gespent (partic.) nichts Ungewöhnliches. Dasselbe gilt von Nie. v. Jeroschin 23586, 14204, 26305, von wo ebenfalls die Wertformen zuspente und zuspent^ im mhd. Wörterbuch II**, 477* unter zerspenen aufgeführt, mit Frisch II, 297^ vielmehr von einem Infinitiv zuspenden =: pertrahere distribuere dispergere abzuleiten waren gleich wie das im Alexius ed. Maßmann 107, 227 stehende zespente^ vgl. mhd. Wör- terb. II^ 492^ 17.

V. 423 und ein Schilling umb karrich wecken ; im alten Drucke r kan ich wecken; daß ein Backwerk unter karrich wecken gemeint sei, vermuthet auch der Heransgeber; aber welches? Mir fiel dabei die Stelle im König vom Odenwalde U, 109 ein: eiermüeser^ karchel, mutzen, der erdarf man dd nÜU tutzen, wo von

326 UTTERATUR: K. PICKEL, KONRAD VON DANOKROTZHEDf.

dem HeraoBgeber K. y. Bahder das seltene karchel unerklärt gelaseen vbL Ick denke an das Gebäck krekeUnf kracherlenj niederl. cratckdingh bei Komelhis D ed. Hasselt 321'', bei Hildebrand im D. Worterb. s. v. hrackMun^ frans, ert- qutUn^ dasselbe welches beim König vom Odenwalde VII , 125 aaeh ^rott- Wdn heißt, vgl. noch Maller und Weits Idiot, von Achen 125 kraduHarWAt, krakröUchtj ein kleines hartgebackenes Weiaenbrötchen.

V. 429 tB vergeeie (d. i. vergaeMe) mir likt ein p/enfdng umb be§enf d. L ieh vergisse leicht, mir entfiele leicht u. s* w. Za dieser eigenthSmliehei Construction des Verbums verlesen, die sonst nicht gerade häufig, im HstI aber gewohnlich gewesen zu sein scheint, lassen sich ans elsäsdschen QaeOei ausser Heinrich dem Glicheser 1596 noch andere Beispiele anfuhren, so aus Nicolaus von Basel ed. Schmidt 238 ieh befant so vU unspreekaUieim' firöideriy dat tnir an steile rehte aües mim wies und miner erbeU verlas; an den Gottesfireunden im 14. Jahrhundert S. 77: ich heUe ueh gar gerne dk ding in uwer spräche geachriben, alee ich auch wol künde, und tootte et getan haben ^ ^aho vergae ee mir gar vil^ und habe uwer eproche und mnmr spräche underenafider geschriben\ aus einer dem Mamer beigelegten Strophe der Kolmarer Liederhandschrift bei Strauch, Der Mamer S. 133 ein kUitUM wert mac wol erzamen einen biderman, daz im doch nimmermi verginei* Jndetssa mag die Ausdrucksweise nicht ursprünglich hier heimisch gewesen sein; öe ist wohl aus dem benachbarten ripuarisch-fränkischen Sprachgebiete tän^ wandert ; sie findet sich s. B. auch im Karlmeinet| vgl. darüber Bartsch S. 888 ; ii der Kölkiischen Weberschlacht (Chron. der D. Städte Xu) 270 ein dml dm IcirrCj der mich vergas] bei Janota Übers, der Psalmen S. 41 mich «t per- gessen myn broit zo essen •:=. Ps. 101 oblitus sum comedere panem meum.

V. 454 vierzehn pferminge umb limhelleder {ifeder); letzteres wicd fib Leder zum Ausbessem der Schuhe erklärt, von limbel^ Schuhfleck; axifh. &m bei Hermann von Bibra ed. Kirchhoff S. 114 (355) vorkommende Hesse sich hierherziehen, falls es aus limmel-leder contrahiert wäre.

V. 457 wo salzy wo smalz, wo würze, wo pinf^ in der Handschrift im alten Druck spint Letzteres würde ich vorziehen, da eine Zosamnu hung pint aus pigment sich nicht nachweisen läßt.

V. 464 do heischet der trösch, do gip dem meder. Zu dem seltaMi Worte tröschSf Drescher, war zu vergleichen Berthold ed. Pfeiffer 90, 13 mtk

$6 sie daz umbe dich verdienet hdnt als dieme unde knehte oder kirte wM

sime Stabe oder tresche mit shne flegd,

V. 469 do umb wellen, do umb pfrimen \ hie oppfergelt, do meeee iiiBmsi Hier ist die Bedeutung von pfrimen fraglich. Der Herausgeber denkt m Schubmacherpfrieme. Diese Bedeutung paart sich aber nicht gut mit dem vir hergehenden wellen. Ich vermuthe daher, daß auch hieranter eine Hols- oim Strauchart gemeint ist, also das bei Lezer IF, 264 und Weigand U, 342 m- zeichnete pltrimme, Pfriemenkraut, über welches besonders Nemnicb s. v. gh nista und spartium nachzusehen ist, aus welchen Stellen man zugleich omiiH daß dieses Strauchgewächs für die Wirthschaft mannigfachen Nutzen gewmliite^

*) Auf mein ausdrückliches Befragen haben mir mehrere mit der Botanik traute ElsSsser vta-Rasel die dankenswerthe Ifittheilung zugehen lassen, daß das timn seeparium in ihrer Heimat nicht selten angetroffen und noch heute zum StiwMi ood Heizen sowie zu Besen verwendet werde.

LITTERATUR: L. SCHULZE, PHILIPP WACKERNAOEL. 427

Das Beimwort der folgenden Zeile lautet im alten Drucke frymm, in der Handschrift firymmm ; ebenso schreibt es eine Straßbnrger Urkunde aus dem Jahre 1418 bei Schilter so Koenigsho?en S. 1089: 1 pfenming tu pftymen (i. e. fiMsse vrwnm) und 1 pfenning su opfern den Heiligen geben,

y. 471 ist kintUmf gedruckt; in der Handschrift kintdöff^ im a. Dr. küntdöff] warum ist die umgelautete Form hier Tcrworfen, dagegen getöimet: geiröimet in V. 13^14 beibehalten?

y. 482 Do heiackei der goldemid^ do der enider. \ üß der buoche kan ich nit kumen. Besser wohl ein Komma nach enider; üß der huoche ist dann: ans deren Buche; vgl. echvUhuock bei Lexer 11, 814« An ein Femininum buoche wie es in mitteld. Schriften zuweilen auftritt (z. B. auch in der Elisa- beth ed. Bieger 2465) braucht man hier nicht zu denken.

ZEITZ KoTomber 1878. FEDOB BECH.

Philipp Wackemagel nach seinem Leben and Wirken fdr das deutsche yolk und die deutsche Eorche. Ein Lebensbild von Ludwig SchulzCi D. der Theologie und Philosophie, und ord. Prof. an der UniTcrsitiit zu Bestock. Mit einem Bildniß Wackemagers. Leipzig, Dörffling und Franke. 1879. Xn UDd 316 S. gr. 8.

In der letzten Sitzung der deutsch-romanischen Section auf der Philologen- yersammlung zu Wiesbaden im Jahre 1877 lenkte der Vorsitzende, der in- zwischen auch abgeschiedene Professor Theodor Creizenach aus Frankfurt a. M. die Aufmerksamkeit auch auf die verstorbenen Fachgenossen des letzten Jahres hin^ auf Philipp Wackernagel und Ludwig EttmüUer. Es war kein lange vor- bereiteter Vortrag, denn Creizenach holte erst auf meine kurz vorher gegebene Anregung in letzter Stunde nach, wozu er in der ersten Sitzung nicht gelangt war. Aber es war ein Vortrag, der nicht nur seinem Gegenstande völlig ge- recht wurdcj sondern der in seiner frischen Unmittelbarkeit auch das Herz bewegte. Es war bewunderungswürdig, wie treffend Creizenach diese beiden Männer, die einander so unähnlich waren, charakterisierte. In kSrzesten, genial hingeworfenen Zügen schilderte er ihr Wesen, ihre Ziele, ihre Leistungen, ihre Vorzüge und Mängel. Die Berichte über die Wiesbadener Versammlung (Germania 22, 507, Zeitschrift für deutsche Philologie 9, 109) skizzieren diesen Vortrag inhaltlich in angemessener Weise, aber von dem tiefen und nachhal- tigen Eindruck, den er hervorbrachte, weiß nur der zu sagen, der das Glück hatte, ihn aus Creizenach's Munde zu hören. Das ist aus unseren Kreisen eigentlich die einzige Stimme gewesen, die sich über Ph. Wackemagel und Ettmüller vernehmen ließ. Denn weder die Germania noch die Zeitschrift für deutsche Philologie brachten eigene Nekrologe. Über beide ist überhaupt nach ihrem Tode recht wenig geschrieben worden. Mehr über Wackemagel, und dies meist in theologischen Organen. Denn die Theologen der strengen Bieh- tung sahen in Wackemagel einen Genossen und Mitstreiter, dessen Verlust sie tief empfanden. Und so ist auch die erste Biographie Wackeraagel's aus theologischen Händen hervorgegangen.

Ich glaube meinen Fachgenoszen einen Dienst zu leisten, wenn ich sie auf das vorliegende Werk meines Bostocker CoUegen hinweise. Die Tendenz

428 LITTERATUR: L. SCHULZE, PHILIPP WACKERNA GEL.

des Baches ist eine allgemein biographische, es wird uns ein Lebensbild ge- boten; zugleich aber war der Verfasser bestrebt, nach der biogtiqihisdien Dar Stellung, die er in zehn Capiteln gibt, die verschiedenen Richtungen und Gebiete Wackemagels noch einmal zusammenzufassen und im Einseinen an veifolgei und darzulegen. Wackemagers Leben war anfanglich ein viel bewegtes. Die Schilderung der Jugendzeit fuhrt uns auch auf das Wiedererwachen des deut- schen Alterthums und in die Anfange der zu eigentlicher Wissenschaft heraa- reifenden Grermanistik. Auch für seines Bruders Wilhelm Wackemagel Bio- graphie sind einzelne Züge aus Philipp^s Leben anziehend und wichtig. Weai una das eilfte Capitel^ in welchem uns Wackemagel als Naturforscher , insbe- sondere als Mineralog entgegentritt, vielleicht materiell weniger berührt, lo werden wir doch an dieser Vielseitigkeit Wackemagers Interesse nehmen oad an seiner sinnigen Naturbetrachtung unsere Freude haben. Waekemagel*t Wirken als Pädagog (zwölftes Capitel) hängt schon aufs engste mit seines deutschen Studien zusammen. Ihm verdanken seine verschiedenen Leaebueker, vor allen auch seine ^ Edelsteine*^ ihre Entstehung. Das nächste, dreiseliBte. Capitel ist für uns das wichtigste; der VerfEMser schildert hier die hymnokh giache Thätigkeit Wackemagels und verweilt namentlich bei seinem Lebem- werke, der großen fünf Bände umfassenden Sammlung, deren Vollendung Wacker- nagel leider selbst nicht mehr erleben sollte. Mit seinem „deutschen Kirchenlied* bat W. nicht blol> der Germanistik, sondem auch der Theologie einen unver- gänglichen Dienst geleistet. Auch der andern in das gleiche Gebiet einaeUa- genden zum Tbeil wissenschaftlichen, zum Theil praktischen Bucher gedenkt Prof. Schulze in eingehender Weise.

Sehr willkommen ist eine bisher nicht veröffentlichte Zugabe an diesea biographischen Werke, nämlich Wackeraagel's Vorschläge für die Abfaanag eines allgemeinen deutsch-evangelischen Gesangbuchs, die er der Veraammlimg des Kirchentags zu Bremen im Jahre 1852 in längerer Rede entwickelte. Irt der Zweck auch ein praktischer, so gründen sich doch die vorgetragenen Ab- sichten auf eine tiefe Kenntniss der geschichtlichen Entwickelung imserai Kirchenliedes^ und in sofern sind sie literarhistorischer und philologischer Katar und bieten reiche Belehmng. In der Darlegung der Gründe, weshalb die altai Lieder des 16. Jahrhunderts der Veränderung und Verschlimmbesserung natcr- lagen y vermissen wir wohl die Hervorhebung zweier wichtiger Anläeae, der unaufhaltsam fortschreitenden Sprachentwickelung, der selbst die conaervaüfsle Bewahrung des alten und treu gehegten Besitzes weichen muß, und sodann der neuen metrischen Gesetze, die gebieterisch zur Regelung der überkoaam« Dichterworte führten, zumal wenn die Lieder nicht für den Gesang der sondern auch für die Hausandacht, für das stumme oder laute Leaen dii sollten. Ein drittes Moment ist dann bekanntlich der Rationalismus, über des Wackemagel sich mit einschneidender Schärfe ausläßt. Neu aber wird lir viele sein, die diese Dinge nur literarisch zu betrachten gewohnt waren, diff „die ersten Angriffe auf den evangelischen Kirchengesang nicht von Seite dei Wortes, sondem der Weise geschahen^. Wackemagel belehrt uns hier genaaer über diese musikalischen Verhältnisse, über den Einfluß des kirchlichen Kvwt- gesangs, über das Eindringen des italienischen Geschmacks und über die dt- dnrch erzeugte Verweltlichung des evangelischen Kirchengesanga. Freilieh siad Mueb diese Belehrungen nur andeutender Natur. Sie erwecken den Wm^

LITTERATUR: B. BERGKMANN, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 429

Dach eingehenderer Beweisführang und Demonstration durch Notenhei spiele. Die Bemühungen Wackemagers, wenn ihm auch principiell beigestimmt wurde, blieben doch erfolglos. Auch heute ist noch kein allgemein deutsch-evange- liflches Gesangbuch geschaffen und eingeführt. Wenn aus theologischen Kreisen aufs Neue das begonnene Werk in Angriff genommen werden soll, dann werden zur Erreichung dieses Zieles auch wieder germanistisch geschulte Kräfte heran- gezogen werden müssen, wie eine solche in Philipp Wackemagel Terkörpert war. Aber schwerlich wird sich ein Mann finden , der wie er das literarische Interesse mit der tiefen und eifrigen Liebe zur Kirche vereint.

ROSTOCK, den 18. MIrz 1879. R. BECH8TEIN.

Das höfliche Leben nach Gottfried von Straßbnrg. Inaugural-Dissertation

von Bernhard Bergemann. Halle 1876 (in Commission bei Ernst Kam* Iah in Berlin). 51 Seiten 8.

Diese kleine Schrift ist schon längere Zeit erschienen , auch bereits von Bartsch in der Bibliographie von 1876 (Germ. 22, S. 474) unter Nr. 480 eingereiht. Sie ist mir erst ziemlich spät zu Gesicht gekommen. Ich hoffe, es wird auch heute noch nicht zu spät sein, diesen Beitrag zur Gottfried- Literatur in der Germania anzuzeigen. Ich mochte es thun, einmal weil solche Dissertationen leicht unbeachtet bleiben und sodann, weil der Verfasser auch öfters Gelegenheit nimmt, sich mit meinen Erklärungen des Gottfriedischen Tristan zu beschäftigen. Es ist dies ganz in der Sache begründet. Denn wenn die Schrift sich auch den Realien im Tristan zuwendet, so fußt sie doch auf dem Verständniss der einzelnen Stellen und muß daher je nach Umständen zur eigenen Erklärung schreiten, sobald anderweit gegebene HülfBmittel fehlen oder in die Irre zu fuhren scheinen. Der Verfasser hat sich freilich nicht darauf beschränkt, sachlich zu interpretieren, sondern er zieht auch Stellen heran, deren Erklärung in das allgemeine Gebiet der Hermeneutik gehört.

Zunächst aber will ich meine Freude darüber bezeugen, daß der Ver- fasser sich dieses sehr nützliche und anziehende Thema gewählt hat. Der- artige Einzelstudien scheinen mir sehr förderlich. Nicht bloß die eigentlichen Zeitgedichte wie der Frauendienst und der Meier Helmbrecht bieten reichen Stoff für die Culturgeschichte , sondern mehr oder weniger alle Epen^ ja auch die Lyrik, wenn man zwischen den Zeilen zu lesen versteht, gibt uns mitunter schätzenswerthe Andeutungen in Bezug auf unsere Alterthümer. Daß der Tristan Gottfried*s eine besonders ergiebige Ausbeute gewährt, weiß jeder, der nur einigermaßen sich mit dem Gedichte vertraut gemacht hat. Darum ist er auch schon nach verschiedenen Gesichtspunkten hin ausgenutzt worden, wie z. B. von Jacob Grimm, von Wilhelm Wackemagel, von Weinhold, von Jacob Falke. Aber eine zusammenfassende Darstellung haben wir noch nicht. Eine völlig erschöpfende bietet auch Bergemann 's Schriftchen nicht; er beschränkt sich auf das höfische Leben, läßt also künftigen ähnlichen Versuchen noch gar mancherlei zur Nachlese und Ergänzung übrig. Bergemanns kleine Arbeit ist recht hübsch gruppiert und wir können dem Verfasser das Lob ertheilen, daß er mit Fleiß gesammelt und verständnissvoll dargestellt hat. Auch ist auf andere Dichtungen derselben Zeit Bedacht genommen und auf die gelehrte Literatur,

430 LITTERATUR: B. BERGEMANN, DAS HÖFISCHE LEBEN etc.

Boweit sie dem jugendlichen Verfasser bekannt und zugänglich war, im da Anmerkungen hingewiesen.

S. 2— 19. L Die Erziehung des Ritters. S. 3 macht der Verfasser zu den Versen 2056 fg. (58^ 19 fg.) dcu er wol rede und auch gebär vermemm künde und oueh vemam unter dem Texte eine Bemerkung „fiber das für m schwierige von Bechstein nicht erklärte vememen^ mit Verweis auf Grimms Wb. 5, 538 und Vers 3686 fg. (92, 38 fg.). Stunde verneinen allein mit rede, daai würde die Erklärung nicht unterblieben sein; da gebär dabei steht, wird wokl jeder aufmerksame Leser es selbst finden, daß unser „vernehmen" nicht pa&t und nicht ausreicht, sondern daß , verstehen" zu übersetzen ist. Für Y. 363S war eine Erklärung vollends nicht nöthig. Ich bin indes nicht abgeneigt, is einer etwaigen neuen Auflage für V. 2057 das Versäumte nachziüiolen , hb dann aber auch auf den Vorwurf gefaßt, ich erkläre zu viel. 8. Zu der Stelle: mich Urten BrUOnaUe . . . rehte Rren unde sambiiU 3678 ff. (98, 40 £) macht Bergemann unter dem Texte die Bemerkung : ^Es scheint mir hier pas- sender, ^efi nicht, wie Bechstein will, als infinitivus, sondern wegen des fol- genden Substantivs eambiiU als accusativus von dem schwachen femininum fire aufzufassen. Über ick Ure mit dopp. acc. vgl. Gr. Gr. 4, 621. 643.^ SoU die letztere Verweisung auf Grimm's Syntax ein Beweis sein ? Nun, ich denkei mm Ihren Infinitiv ist, dann ist es auch ein Accusativ. Ich habe auch daran ge- dacht, ob nicht Itren acc. subst. sei, habe aber diesen Einfall Terworfen, od zwar wegen des Adv. rehtCy und daran hat Bergemann nicht gedacht. UbrigeM steht kurz vorher 3674 ffg. : tnich Urten Parmen^en videln und «ymp&eat«, harphen unde rotten daz Urten mich Gdlotten; also lauter substantivische Ir finitive. Die Verbindung eines verbalen Substantivs mit einem macht selbst heutigen Tages keine Schwierigkeit; und daß Gottfiried, der substantivischen Infinitiv sehr bevorzugt, solcher Ausdrucksweise nicht ans Wege geht, zeigt im Folgenden der Vers 3722: (du kernst) jctgen^ etpräcke, spi7? Ist jagen etwa auch acc. eines schwachen Femininums diu jagtl Hil Bergemann vielleicht in rehU nicht das Adverbium, sondern das AdjectiTim st Ure gesehen, die rechte Leier? S. 10 wäre in der Anmerkong, die aif gelehrte Literatur Ober das Schachspiel hinweist, Wackemagel's Abhandhag Kl. Sehr. 1, 107 zu nennen gewesen, um so mehr, als der Verfasser aoaik das Buch citiert. S. 12 sucht der Verfasser meine Erklärung von V. 4819 %. (122, 21 fg.) zu widerlegen. Um mich hierüber mit ihm auseinander xa bedürfte es einer längeren Erörterung, einer allzulangen für dies deshalb verspare ich sie auf eine andere Gelegenheit. S. 14 ist die Bede von der Reitkunst, die ein nothwendiges Erfordemiss des Ritters war. Es ioUl in höfischen Gedichten nicht an Verspottung der Nichtreiter; so sei jedenftDi auch die scherzhafte Bemerkung Gottfried*s über den verirrten Tristan sn stehen, V. 2563 65 (66, 5 7): mit sCnen füezen wegeUr^ mit stneit stegeter : er reit sCn arme und sCntu bein* Dann folgt der Machtsprach : ,Boe^ stein's Erklärung von rUen s. v. a. gewaltsam bewegen ist unrichtig.* Aa Verspottungen fehlt es allerdings nicht, darum sind die beiden folgenden CStali aus Heinrich^s Tristan ganz gut, nur erklären sie nicht unsere Stelle. 1km in ibnen ist doch ausdrückUeh vom Füllen und vom Pferd die Rede, nicht vss Annen und Beinen. Die Stek\e axia \3\T\^%TmVaxi\^^%^ d\A Ber^emann aa- fiibrt, der ritter »tne /Ueze reU \al v\ft\\cv<i\i\. ^OsiWTJtv^V ^öotäwvN. ^ ^^^ ^^j^ ^

UTTERATUK: B. BERGEMANN, DAS HÖFISCHE LEBEN etc. 431

wartete Pferd nicht da war; doch ist sonst das Scherzen nicht gerade Ufarich's Sache. Auch kann der Ausdrack durch jene Stelle bei Gottfried beeinfloßt sein. Das Reiten der Füße läßt sich noch denken, aber auch das der Arme würde doch ein allzudrastischer und sehr geschmackloser Scherz sein, den der sonst so gerne zum Scherz geneigte Gottfried gerade hier nicht angewandt haben würde, wo er uns die klägliche Situation Tristan's schildern will*). Ich bleibe doch bei meiner Erklärung. Bergemann mag in den beiden mhd. Wör; terbüchem sich über die allgemeine Bedeutung Yon riten belehren, welches erst später ausschließlich die Fortbewegung zu Pferde erhielt An unserer Stelle kann nur diese allgemeine Bedeutung gelten. S. 15 steht nach Erwähnung des Unterrichts im Fechten und Sperwerfen: ,yFür dieses schirmen 2111 (54, 33) Yom französ. escrimer haben wir nicht, wie Bechstein behaupteti das fremde ^parieren^ eingeführt. Es hat vielmehr schirmen sehr häufig wie hier die ganz bestimmte Bedeutung «fechten" angenommen^. Darauf folgen beweisende Stellen aus der Kudrun. Die letzte Bemerkung Bergemann's ist eine gute Correctur, die einzige, die er bietet; ich nehme sie dankbar an. Es ist richtig, hier hat schirmen in der That die verallgemeinerte Bedeutung. Deshalb aber ist meine Angabe, daß wir für schirmen das fremde ^parieren'' eingeführt haben, noch nicht hinfällig. Denn schirmen beißt unzähligemal im Mhd. auch das, was wir eben heute mit „parieren*' bezeichnen. Bergemann's Etymologie, daß unser eehirmen von franz. escrimer komme, wird kaum auf Beifall rechnen können. Soviel mir bekannt, ist das Umgekehrte der Fall; vgl. Diez roman. Wb. 1», 870.

Es folgt S. 19—24 n. die Schwertleite; S. 25 30 III. die Erziehung der Frau; S. 30—34 IV. die Vermählung; S. 34—42 V. der König. Auf eine feine Bemerkung des Verfassers möchte ich hinweisen, die S. 36 zu dem Gebrauche, bei jeder wichtigen Angelegenheit die Freunde und Verwandten um Bath zu fragen, erläuternd gemacht ist, daß aus dieser Auffassung vielleicht die bei dem Verbum raten in mittelalterlichen Gedichten so häufige Personi- fieation gewisser Abstracta wie irnftne, triuwe, muot u. s. w. herrühre.

Ein besonders wichtiges und interessantes Capitel ist das sechste von der Musik (S. 42 46). Bergemann bespricht erst die Instrumente, dann die Sangarten. Die Sammlung der Stellen ist fleißig, die materielle Erklärung lißt freilieh zu wünschen übrig. Hier sind die gelehrten Forschungen, die Qiiz von Wilhelm Hertz in den Anmerkungen seiner neuen Bearbeitung von Gottfried's Tristan geboten sind, natürlich weit ergiebiger.

Das letzte siebente Capitel (S. 46 51) über das Leben am Hofe ist etwas skizzenhaft behandelt. Die Jagd ist mit einer halben Seite erledigt,

*) Simrock hat wirklich dem schlechten Witze in seiner Übersetzung eine Stätte bereitet: «Er ritt die eigenen Arm und Beine". Geschmackvoll sachte Kurz einen Ifittelweg, indem er setzte: „Statt Bosses nahm er Arm und Bein zusammen*'^ aber auch gegen diese Anff^song erklärte ich mich ausdrücklich in meiner Anmer- kung. Hertz nimmt richtig ein Verbum der subjectiven Bewegung: „So klettert er auf Arm und Bein*'. Dieses Klettern ist enger als riten^ aber der Nachdichter wählte es der Situation angemessen, weil Tristan emporklimmt. Bfir scheint es allerdings zu eng, denn wenn man auch beim Steigen öfters auf allen Vieren zu kriechen gezwun- gen ist, so haben auch die Arme noch ein anderes Geschäft des ato^etw»^ ^^^^^^i^- bahnens, nämlich das Auselnandeniehmen der entf^e^enaV^\i«iv^«ivlA'«vA^'Q^^^^^'^^*^

432 LITTERATUR: B. BERGEMANN, DAS HÖFISCHE LEBEN etc.

w&hrend von ihr ein ganzer Abschnitt bandeln könnte. Auch die Sitte, u der Hand zu fuhren, wird erwähnt (S. 50). Bergemann belehrt ont, daA im Mittelalter in Deutschland nicht Sitte gewesen sei, am Arm za fahren stitt an der Hand, und verweist auf die bekannte Notiz von Hildebrand Genn. 10, 180, die ich auch bei Besprechung von V. 3328 (85, 10) angesogen hatte. Nach Anführung eben dieser ganzen Stelle fährt Bergemann fort: „Schwerücb wohl kann man, wie Bechstein thut, daraus, daß Gottfried diese ^ine SteDe nicht der deutschen Sitte gemäß umgeändert hat, schließen, daß das Fuhi« am Arm auch schon in Deutschland bestehender Brauch gewesen sein mnft." Hier hat Bergemann nur mit den Augen gelesen und mich arg mißverstaDda. Meine Anmerkung lautet: „under armen , zwischen, an den Armen. Das iil französische Sitte ^ die aber zur Zeit des Dichters schon eingeführt geweses sein muß, sonst hätte er gegen die Vorlage die Situation geändert.* Wcm dieses Fähren am Arm thatsächlieh geschah, so war es eben eingeführt. AWr wo habe ich denn gesagt, daß dieser Gebrauch allgemein und hemehend gt- wesen sei? Das an der Hand Fähren ist ja bei Gottfried überaoa häufig, aksr sollte ich etwa deshalb gar nicht bei V. 3338 auf den neaen Gebrmiieb, aif diese Ausnahme aufmerksam machen? Ohne mich wäre doch Bergemmim wahr scheinlich nicht auf diese Stelle gekommen, an die überhaupt noch niemand gedacht hat. Wenn es auch nur eine einzige Stelle ist, so beweist sie dodi entschieden den Anfang des fremden Brauchs in Deutschtand. Über den Ge- brauch des Führens sollte einmal eine Untersuchung angestellt werden, die snk aber nicht nur auf die Literatur, sondern auch auf Bildwerke stStsea Es werden da sicher auch Unterschiede nach den Landsehaften Wenn nun Gottfried zuerst der fremden Sitte gedenkt, so darf man vergessen, daß seine Heimath dem Einfluß des benachbarten FrankreidM ausgesetzt war ab entferntere Länder. Wenn Hildebrand an jener Stelle aufrnerksam macht, daß heute noch an den Höfen das Führen an der Bmi üblich sei, so ist dies durchaus richtig. Aber an den Höfen wird aneh am Am gefuhrt. Es kommt nur darauf an, bei welcher Gelegenheit Das eine « das andere hat seine Regel*).

Die lehrreiche kleine Schrift Bergemann*s würde gewonnen haben, was der Verfasser in seinen Emendationen etwas vorsichtiger zu Werke wäre. Mit den zunehmenden Jahren wird auch bei ihm die Besonnmilieit sen. Möge er bei künftigen wissenschaftlichen Arbeiten, die wir Ton um i^ hoffen, sich befleißigen, schon vorhandene Erklärungen erst recht an prffB und in ihr Verständniss einzudringen , ehe er sie verwirft und gegen sie po- lemisiert.

ROSTOCK, März 1879. R. BECHSTEIN.

*) Bei dieser Gelegenheit sei es mir gestattet ein störendes berichtigen, welches in meinem kleinen gegen Sprenger gerichteten An&alB GsrmSi 9 ff. stehen geblieben ist, welches aber aufmerksame Leser gewiß seihet | haben werden. Seite 11, Zeile 17 von oben maß es statt dne f(»i natfirÜdi dne »in (mit Absicht steht).

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT

DKB

ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER GERMANISCHEN

PHILOLOGIE IM JAHRE 1878.

▼OH

KARL BARTSCH*).

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3. Creiianach, Theodor. Von Karl Bartsch. Die €kgenwart 1878, Nr. 6.

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Enthilt einen AufMits über Gerrinus.

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10. Grein. Wfilcker, R., über Greins Nachlaß. Anglia I, 556 560.

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Vgl. Anseiger f. d. Alt 5, 221 ff. (Steanmeyer); Europa 1879, Nr. 3; Allgem. Zeitung 1878, Beilage 838 (Dfintzer); Pick, Monatsschrift 5, 76 ff. (Dttntaer); Deutsche Rundschau 1879, BfaL

*) Mit UnterstatKung von K. Gislason in Kopenhagen^ Th. M?Sbvti& vel ^S!iSL^^iXk> dervall in Lund.

GEBMASU. JKiM JUks JUL (ZXIY.) Jakif . ^2S^

434 BIBUOORAPHIE VON 1878.

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14. Heinrich Leo.

Die Gegenwart 1878, Nr. 19. 'Halensis' nnterseichnet.

15. Heinrich Leo.

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16. Heinrich Leo.

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17. Erinnerungen an H. Leo.

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Ein Lebensbild. Mit einem Bildniss Wackernagels. 8. (XII, 316 S.) Leipiig

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n. HANDSCHBIFTENKUNDE UND BIBLIOGRAPHIE. 435

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8. 19 wird eine niederd. Handschrift des 14./16. Jahrh. (Kalender und Gebetbuch) erwIUmt.

34. Cremans, Dr., Verzeichniss der alten Drucke und Urkunden der

Bibliothek des Gymnasiums zu Düsseldorf. Programm. Düsseldorf 1878. 4. Enthält einiges an niederdeutschen Sachen.

35. Schmidt, 6., die Handschriften der Gjmnasialbibliothek. 4. (38 S.)

Programm des Gymnasiums zu Halber^tadt 1878.

Darin verachiedene Handschriften und altdeutsche Sachen, namentlich nieder- deutsches.

36. Bericht über die Bibliothek des Waisenhauses. 4. Programm der

lateinischen Hauptschule in Halle 1877.

Nr. 1 16** der Handschriften 'Deutsche und lateinische Gedichte meist religiösen Inhalts*.

37. Catalogus codicum manuscriptorum in bibliotheca monasterii Cre- mifanonsis. Edidit H. Schmidt. T. I, fasc. 2 (S. 65—128). Linz 1878. Eben- hoch. M. 1. 60.

38. Catalogus der bibliotheek van de maatschappij der Nederlandsche letterkunde te Leiden. 1* gedeelte. Handschriften« 8. (S. 1 76). Leiden 1877. Brill. compl. 7 f. 75 c.

39. Dittmar, die Handschriften und alten Drucke des Dom-Gymna-

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40. Knaut, Dr. K. , Verzeichniss der Handschriften und alten Drucke der Bibliothek. Programm des Pädagogiums U. L. Frauen in Magdeburg

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Enthält einiges Deutsche.

41. Catalogus codicum latinorum bibliothecae regiae Monacensis Tomi II pars III Codices num. 15121 21313 complectens. 8. (343 S.) Monachii

1878. Palm.

42. Ktthlenbeck, Rudolf, die Bibliothek des Rathsgymnasiums , ihre

Handschriften und alten Drucke. 1. Abtheilung. 4. (19 S.) Osnabrück 1878.

Programm.

Enthält namentlich niederd. Handschriften zur Osnabrück. Geschichte.

43. Hempel, Dr. Hermann, Mittheilungen über die Handschriften und alten Drucke der Gymnasial bibliotbek. Programm des Gymnasiums zu Salz- wedel 1878. 4. (S. 1—15).

Enthält u. a. in Abschrift ein Gedicht yon Konemann *Du grundelose wysheyt*.

44. Kuhnke, R., Bericht über die auf der Bibliothek des Gymnasiums

2U Stargard i. P. Yorhandenen Handschriften und alten Drucke. Programm 1877. Von deutschen Sachen nur eine nd. Kirehenordnnng von 1558.

45. Curtze, Max, die Handschriften und seltenen alten Drucke der Gymnasial-Bibliothek zu Thorn. 2. Theil. Das XVI. Jahrh. und Nachträge. 4. (IV, 46 S.) Leipzig 1878. Quandt und Händel. 2 M.

2Ä*

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48. Bibliographie des Jahres 1877 , zusammengestellt yod der 6^

sollsohaft fllr deutsche Philologie zu Berlin.

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6:^. La Calle. Aatettk» de, La p^TM^ope da laifsagii. CImAmh* sM«tUK|«<» doMM^ ^ rUsuv^nür de Ge^ere. 1. et t. lai—a. ^ 4^ ^ OtiM 18;$. Gtet^

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438 BIBLIOGRAPHIE VON 1878.

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Aus den Abhandlungen der kgl. Ges. d. Wissensch.

88. Osthoff, Hermann, das Verbum in der Nomiualcomposition im

Deutschen, Griechischen, Slavischen und Romanischen. 8. (XVI, 372 S.) Jena

1878. Costenoble.

Vgl. Oermania 24, 78 ff. (Schlüter); Jenaer Liter. Zeitung 1878, Nr. 10 (Del- brück); Lit. Centr. 20; Anseiger f. d. Alterthum 22, 433 ff. (Bock); Zeitschrift f. l Gymnas. 1879, Mai.

89. Fick, A., Etymologien.

Bezzenberger, Beiträge 2, 187 ff. an. ausa; got. stiviti; an. erta; an. kefja etc.

90. Fröhder, F., lateinische Etymologien. Beztsenberger, Beiträge 2, 335 ff. Darin got. mel; germ. raipa.

91. Culmann, F. W., Etymologische Aufsätze und Grundsätze. I. Um- schau auf dem Gebiete der Bewegung. 8. (66 S.) Leipzig 1878. Fleischer. II. Umschau auf dem Gebiete der Wurzel = ju. 1879. M. 1^ 80.

92. Weise, 0., die Farbenbezeichnungen der Indogermauen. Bezzenberger, Beiträge 2, 273—290.

93. Brinkmann, Friedrich, die Metaphern. Studien iibcr den Geist

der modernen Sprachen. 1. Band. Die Thierbilder der Sprache. 8. (VII, 600 S.)

Bonn 1878. Marcus. 9 M.

Vgl. Kölnische Zeitung 1878, Nr. 191, 1; Academy 10. Mai 1879 (Sayce).

IV. Grammatik.

94. Grimm, J., deutsche Grammatik. Neuer vermehrter Abdruck , be- sorgt durch W. Scherer. Zweiter Theil, zweite Hälfte. 8. (XIV S. und S. 385 bis 991). Berlin 1878. Dammler. 9 M.

95. Koberstein, A., Laut- un(}^ Flexionslehre der mittolhoehdentschen und der neuhochdeutschen Sprache in ihren Grundzugen. 4. Auflage, Ton 0. Schade. 8. (VI, 83 S.) Halle 1878. Waisenhaus. M. 1, 20.

96. Martin, E., mittelhochdeutsche Gnimmatik. 8. Auflage. 8. (103 S.)

Berlin 1878. Weidmann. 1 M.

Vgl. Jen. Lit Zeitung 1879, 21 (Henrici).

lY. GRAMMATIK. 439

97. Schulz y Bernhard) Leitfaden beim Unterricht in der Laut- und Flexionslehre der mittelhochdeutschen Sprache. 8. (III, 120 S.) Paderborn 1878. Schöningh. 1 M.

98. Frommann, Carl M. G., Versuch einer grammatischen Darstellung

der Sprache des Hans Sachs. 1. Theil: Zur Lautlehre. 8. (71 S.) Programm des Gymnasinms zu Nflraberg 1878.

99. Gall^e, J. H., altsächsische Laut- und Flexionslehre. 1. Theil. Die kleineren westfälischen Denkmäler. 8. (VIII, 76 S.) Haarlem 1878. Bohn. (Leipzig, Harrassowitz).

Vgl. Korrespondenzblatt des Vereins f. nd. Sprachforschung 3, 82; Jen. Liter. Zeitung 1879, 21 (Henrici).

100. Wilken, E., eine Münstersche Grammatik aus der Mitte des XV.

Jahrhunderts.

Jahrbuch des Vereins f. nd. Sprachforschung 1877, S. 36—66. nd.

101. Ehlers, Ludwig, die germanischen Elemente des Altfranzosischen. 4. (12 S.) Hanau 1878.

Programm der Realschule U. Ordnung.

102. Vigelius, einiges zar Charakteristik des Holländischen im Ver- gleich mit dem Hochdeutschen. 4. (19 S.) Frankfurt a. 0. 1878.

Programm des Friedrichs-Gymnasiums.

103. Moltzer, H. J., de historische beoefening der Nederlandsche taal. Toespraak gehouden 9. Oct. 1877. 8. (32 S) Groningen 1877. Wolters. 25 c.

104. Symons, B. , over de wetcnschappelijke beoefening der moderne talen. Toespraak bij de opening zijner lessen, 27. Sept 1878. 8. (35 S.) Groningen 1878. Schierbeek. 50 c.

105. Verdam, J., de wetcnschappelijke beoefening der Nederlandsche taal in verband med het nieuwe doctorat. Toespraak gehoudon den 13. April 1878. 8. (29 S.) Leiden 1878. Brill. 40 c.

106. Roch, C.F., historische Granmiatik der englischen Sprache. 2. Band. 2. Aufl. besorgt von J. Zupitza. 8. (XLI, 550 S.) Cassel 1878. Wigand. 10 M.

107. Körner, Karl, Einleitung in das Stadium des Angelsächsischen. Grammatik, Text, Übersetzung, Anmerkungen, Glossar. 1. Theil. Angelsäch- sische Formenlehre. 8. (VIII, 67 S.) Heilbronn 1878. Henninger. 2 M.

Vgl. En^l. Stadien 2, 229 ff. (KOIbing); Jen. Liter. Zeitung Nr. 14 und Kömers Entgegnung, Heilbronn. 8. (14 S.); Zeitschrift f. d. Realschulwesen IH, 4.

108. Cosijn, P. J., de taalvormen van Aelfreds Pastoraal. Taalkandige Bijdragen 2, lld--158. Naschrifc S. 209 f.

109. K not he, Edwin, Angelsächsisch oder Englisch? 8. (41 S.) Greifs- wald 1877. Dissertation.

110. Gostwick, english grammar, historical and analytical. 8. (482 S.) 1878. 10 s. 6 d.

111. Weisse, John A., Origin, Progress and Destiny of the Englbh

language and literature. New- York. J. W. Bouton. Vgl. Academy 3. May 1879.

112. Nygaard, M., Oldnorsk Grammatik til Skolebrug. Anden Udgaye. Bergen 1878. Giertsen. 1 kr. 20 ö.

113. Scherer, W., zur Geschichte der deutschen Sprache« 2* Ausgabe. 8. (XXIII, 660 S.) Berlin 1878. Weidmann. 10 M.

Vgl. Jen. Lit. Zeitung 1879, 22 (Paul); Beitr&ge s. Kunde d. indog. Sprachen III, 3 (Zimmer).

440 BIBUOQRAPHIE VON 1878.

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117. Marshall, William, the past present and future of Englands lin- gaage. 16. (XI^ 132 S.) London 1878. Longmans. 3 s. 6 d.

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af konjunktionen um {am). 2. Landskäpslagarnes oZ/i {half), 8. Gntalageu

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Göteborgs Vetenskaps- och Vitterhets-Samhftlles Handlingar. Nj TidsfSljd XTL

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121. Sievers, £., zur Accent- und Lautlehre der germanischeD Spra- chen. 8. (123 S.) Halle 1878. Niemeyer. 3 M.

Aus den Beiträgen von Paul und Braune. Vgl. Bibliographie 1877, Nr. 86.

122. Kock^ Axely spräkhistoriska Undersökningar om Svenak Akce&t

8. (VlII, 211 S.) Lund 1878. Gleerup. 4 M. Vgl. Lit. Centr. 1878, Nr. 60 (Edsardi).

123. Hoefer, Albert, zur Laut-, Wort- und Namenforschung. XLII— L Germania 23 (^1878), 8. 1-24. Mit Nachtrag su L. S. 189-190.

124. Sattler, W., cur englischen Grammatik. I. II. Englische Studien II, 1 18.

125. Brink, B. ten, Beiträge zur englischen Lautlehre. Anglia I, 612-653.

126. Brinky B. ten, zu den Beiträgen zur englischen Lautlehre (Ij

517 ff.).

AngUa 2, 177 f.

127. Schneider, über die Aussprache der englischen Vocale im IS.

Jahrb. und vordem; die Fortentwickelung derselben im 14. 16. 17. und 18.

Jahrb. bis zur endgültigen Feststellung ihrer Aussprache. 4. (15 S.) Frankfort

a. M. 1878.

Programm der Wöhlerschule.

128. Edzardi, A., Nachtrag (zu IV, 144—152). Paul und Braune 6, 690. Über den altn. Umlaut

129. Stratmann, F. H., sb in Layamon. Englische Studien 2, 118.

130. Crnlly F.^ die Buchstaben & und ^ in Wismarischen Stadtbfiehen des 14. Jahrhs.

Jahrbuch' des Vereins für nd. Sprachforschung Jahrgang 1877 (Bremen 1878), S. 1—7.

131. Koppmann, K., zum mnd. gh. Ebenda S. 7.

132. Schillinge die Diphthongisierung der Vokale ü, iu und L Ein Beitrag zur Geschichte der nhd. ^c\iT\£te^taAhe. 4. (36 S.)

Progtuam der Bealaohoie ^. Oi^nii% VaN9«t^M^ \^*\^.

IV. GRAMMATIK. 441

138. Möller, B. P. , Künong eines langen Vokals in offener Silbe

(s. III, 27).

Korrespondenzblatt des Vereins fttr nd. Sprachforschung 1878, 41 f.

134. Kock, Axel, Ljudförsvagning i akcentlösa ord. Nordisk Tidskrift for Filologi N. B. ni, 4.

135. Mnrraj, J. A. H.y 6rimm*s Law I. IL The Academy 1878, 28. Februar, 2. März.

186. Saintsbury, George^ Grimmas Law. The Academy, 9. März 1878.

137. Nicol, Henry, Grimm's Law. £benda 16. März 1878.

138. Tanger, Gustav, über die Natur der alt- und neuenglischen Consonanten. Ein Beitrag aur englischen Lautlehre. 8. (50 S.) Dissertation. HmHo 1878.

139. Hoffory^ Julius, tonloses 1 und n im Altnordischen. Zeitschrift für deutsches Alterthum 22, 374—379.

140. Möller, Hermann, Epenthese von k- Lauten im Germanischeu als Wirkung des velaren oder palatalen Charakters des Wurzelauslauts. 8. Wei- mar 1878.

Sonderabdmck aus dem 24. Band der Zeitschrift f. vgl. Sprachforschung.

141. Behaghely Otto, einige Fälle von Dissimilation. Germania 23, 82—34.

142. Brink, B. ten, eode.

Zeitschrift f. d. Alterthum 23, 65—67.

143. Hähnel, Karl, die Nominal- und Verbalflexion bei Logau yer- glichen mit dem heutigen Sprachgebrauch.

Archiy für das Studium der neueren Sprachen 60 (1878), 101 120.

144. Meyer, Leo, zur Lehre von der deutschen Adjectivflexion. Zeitschrift ffir deutsche Philologie 9 (1878), 1—16.

145. Witte, über das neuangelsächsische Pronomen. Eugliflche Studien 2, 121-141.

146. Warnke, K. , on the formation of english words by means of Ablaut. A grammatical essay. 8. (54 S.) Halle 1878. Niemeyer. M. 1, 20.

147. Sievers, Eduard, kleine Beiträge zur deutschen Grammatik.

IV. Das NominalsufiFix tra im Germanischen.

Paul und Braune, Beiträge 6, 619—538 (1878).

148. Meyer, Leo, die deutsche Abstraktbildung auf ung. Bezzenberger, Beiträge III, 2.

149. Laien dorf, F., die Deminutiva der niederdeutschen Ausgabe von Agricola*s Sprichwörtern.

Jahrbuch des Vereins f. nd. Spraehforschuug 1877, S. 101 108.

150. Afzelius, R., von den Zusammensetzungen der deutschen Verben mit den Präpositionen durch, über, um und unter. 8. (19 S.) Jönköping 1878. 30 ö.

151. Scherer, W., Schriften zur deutschen Grammatik. HL Zur Syntax. Zeitschrift f. d. Österreich. Gymnasien 1878. 16 S. 8.

152. Bernhardt, E., zur gotischen Syntax. Zeitschrift f. d. Phüologie 9, 883—884.

153. Bost| Job., die Syntax des Dativus im Althochdeutschen und in den geistlichen Dichtungen der Übergangsperiode zum Mittelhochdeutschen. 1. Thdl. Der eigenUiche Dativus beiVetbf«i. ^. ^%^Ä^.'^^Äsö\'^ V^^^.X^aä'w^»^^^^

442 BIBLIOGRAPHIE VON 1878.

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sehen. 8. (74 S.) Straßburg 1878. Trübner. M. 1, 60.

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155. Hennicke, 0. , der Conjanctiv im Altenglischen and seine Um- schreibung durch modale Hilfsverba. 8. (60 S.) Göttiugen 1878. Peppmüller in Comm. 1 M.

156. Tob 1er, L., Conjunctionen mit mehrfacher Bedeutung. Ein Bei- lrag zur Lehre vom Satzgefiige.

Paul und Braune, Beiträge 5, 358-388.

157. Erdmann, 0., über got. ei und ahd. (hat. Zeitschrift für deutsche Philologie 9, 43-53.

158. Schwartz,E., cm oblika kasus och prepositioner i fornsvenskau fnn

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159. Sattler, W., Beiträge zur Präpositionslehre im Ncuenglischen. Anglia U, 73-134.

160. Flebbe, Dr., der elliptische Relativsatz im Englischen. Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 60 (1878), 85—100.

161. Behaghel, Otto, die Zeitfolge der abhängigen Rede im Deut- schen. 8. (85 S.) Paderborn 1878. Schöningh. M. 1, 50.

Vgl. Germania 24, 83 ff. (Tobler); Lit. Centr. 1878, Nr. 43 (Paul).

162. Di ring er, Josef, die Periode oder der Gliedersatz in der deut- schen Sprache. 8. (60 S.) Programm des Gymnasiums zu Eichstätt 1877/78.

163. Abel, Carl, die englischen Verba des Befehls. 8. (82 S.) Berlin

1878. Liepmannssohn. 2 M.

Vgl. Literaturblatt U, 9; Yolkszeitung 83; Köln. Zeitung 109; Engl. Studien X 232 ff. (Asher).

V. Lexicographie.

1 64. Grimm, Jacob , und Wilhelm Grimm, deutsches Wörterblick. Fortgesetzt von M. Heyne, R. Hildebrand und K. Weigand. 4. Bd. 1. Abth. 10. Liefg. Bearbeitet von R. Hildebrand (Sp. 1969—2152). 6. Bd. 2. Liefg. Bearbeitet von M. Heyne. (Sp. 193--384). Leipzig 1878. Hirzel. & 2 M.

165. Schade, Oskar ^ altdeutsches Wörterbuch. 2. umgearbeitete und vermehrte Auflage. 6. Heft. (S. 801 960). Halle 1878. Waisenhana. 3 M.

166. Wackernagel, Wilhelm, Altdeutsches Handwörterbuch. 5. Auflage.

Lex. 8. (VIII, 409 S.) Basel 1878. Schweighauser. 8 M. Vgl. Alma roater 1878, 18.

167. Lexer, Matthias, mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zogleicli als Supplement und alphabetischer Index zum mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke-Müller-Zarncke. 17. 18. Lieferung, gr. 8. Leipzig 1878. HirzeL

Enthält Schluß und Nachträge. Vgl. Liter. CentralblaU 1879, Nr. 22.

168. Lexer, M. , mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch mit grammt- tischer Einleitung. 16. (XXIH, 314 8.) Leipzig 1878. Hirzel. 4M.

Vgl. Lit. Centralblatt 1878, 47; Allgem. Zeitung Beilage 6. M&rs 1879.

169. Weigand, F. L. K., deutsches Wörterbuch. 3. Aufl. 2. Halbd. 8. Gießen 1878. Ricker. Compl. 34 M.

Vgl Allgem. Liter. Correspondens III, 28 (Kolbe),

V. LEXICOGRAPHIE. 443

170. Gombert, A. , Remerkungen und Erganzangen su Weigands deutschem Wörterbuch. 4. (24 S.) Programm des Gymnasiums zu Gr. Stre- Htz 1878.

171. Schiller, K. , und A. Liibben, mittelniederdeutsches Wörter- buch. 20. 23. Heft. 8. Bremen 1878. Kühtmann. & M. 2, 50.

172. Zum mittelniederdeutschen Wörterbuch. Von Krause, Koppmann^

Latendorf, Crecelius etc.

Korrespondenzblatt des Vereins f. nd. Sprachforschung 3, 90—93.

173. Latendorf, Fr., kleine Bemerkungen zum niederdeutschen Wör- terbuch mit besonderer Rücksicht auf die Sprichwörterlitteratur.

Zeitschrift für deutsche Philologie 9, 193—196.

174. Oudemans, A. C, Bijdrage tot een Middel- cn Oudnederlandich woordenboek. Afl. S. 2. gr. 8. (2 S. und S. 289—714). Arnhem 1878.

175. Jager, A. de, Woordenboek der frequentatieven in het Neder- landsch. 2 Dln. 8. (XVI S. 1010 Sp.; 4 S. 1294 Sp.) Qouda 1878. f. 25.

176. Stratmann, F. H. , a dictionary of the Old English language compiled from writings of the XII. XIII. XIV. and XV. centuries. 3. edition. 4. (X, 659 S.) Krefeld 1878. Gehrich und Co. in Comm. 30 M.

177. Müller, Eduard, etymologisches Wörterbuch der englischen Sprache.

2. umgearbeitete Auflage. I. Theil. 1.— 3. Lieferung. 8. (S. 1—288). Cöthen

1878. Schettler.

Vgl Lit. Centr. 1878, Nr. 43 (Wülcker).

178. Johnson, S. , dictionary of the english language^ in which the words are deduced from their Originals, and illustrated in their different signi- fications by ezamples from the best writers. To which are prefized a history of the languages and an English grammar. 8. (1370 S.) London 1878. Reeres and Turner. 10 eh. 6 d.

179. Wedgwood, Hensleigh , a dictionary of English etymology.

3. edition. 8. (820 S.) London 1878. Trübner. 21 sh.

180. Porkelsson, J6n, neues Supplement zu isländischen Wörter- büchern: 'Äauki' 'bönarmadr. 8. (48 S) (Noch ohne Titelblatt.) Reyk- javik 1878.

181. Diez, Friedr. , etymologisches Wörterbuch der romanischen Spra- chen. 4. Ausg. Mit einem Anhang von Aug. Scheler. 8. (XXVI, 820 S.) Bonn 1878. Marcus. 18 M.

182. Andresen, K. G., über deutsche Volksetymologie. 3. stark ver- mehrte Auflage. 8. (YIII, 270 S.) Heilbronn 1878. Henninger. 5 M.

Vgl. Zeitschrift f. d. österr. Gymnas. 29, 10 (Petters); AUgem. Liter. Korre- spondens 1879, Nr. 41 (Bechstein).

183. Mackay, Charles, gaelic etymology of the languages of Western Europe and more especially of the English and Lowland Scotch, and of their slang, cant and colloquial dialects. 8. (636 S.) London 1878. Trübner. 2 L. 2 s.

184. Sprenger, zum mittelhochdeutschen Wortschatz. Beszenberger, Beitrage 3 (1878), 82—86: hSr; tief; maz; bmnnen sw. ; zttlöse;

mds; nagel.

185. Birlinger, A., und F. Wein kauf f, zur Wortforschung. X. Alemannia VI (1878), 42-^48.

186. Behaghel, 0., die neuhochdeutschen Zwillingswörter. Germania 23, 267—293.

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197. Nygaard. M., BetTdoingen og Bmgen af Verbel omnii. Aarböger for nordisk Oldkjndighed 1878, S. 259—303.

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199. Woeste, F.. Nüchtern.

KorrespondenzbUtt d. Yereins f. nd. Spracht m, 3 (1878) und in diesem Watt eine Menge von nd. Wörtern, deren Verzeichniss am Schloß jedes Jahnmires.

200. Wilken, £., Njkrat. k«»«. Germania 23, 446—7.

201. Seh er er, pflegen.

Zeitschrift fär deutsches Alterthom 22, 333—325.

202. Cosijn. F. J., pniz, pnez. proz^ somir. thr^ffian nlkM.

Taalknndige Bijdragen 2, 210—312. ®

203. Frommann, Reien-reiisch. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 472 f.

204. Lehmannn, August, Luthers Lieblingtwörtchen Und. Archiv für das Studium der neueren Sprachen 59 (1878), 61 —70.*

205. Franck, Job., vertijen, -tiden. Taalkundige Bijdragen 2, 169—170.

206. Fischer, H., kleine Mittheilongen. L Friedhof Freadhof Germania 23, 52.

207. Bartsch, K.^ der fntzlin. Germania 23, 344.

208. Becker, M. A^, über Ortsnamen. Das Ausland 1878, 36.

209. Boßler, L., die Ortonamen des Ober-Elsaß. Zeitschrift für deutsche Philologie 9, 172—184.

210. Boßler, L., die Ortsnamen im Unter-Elsaß. (Zsaftftse and Er- gänzungen.)

Ebenda 9, 184^186.

VI. MUNDARTEN. 445

211. BirliDger, A., die Hohenzollerischen Orts-, Flur- und Waldoamen

(Fortsetsung).

AlemannU VI (1878), S. 1-42. 129-168.

212. Strnadt, Julius, EtymoIogiBches aus dorn Salzkammergut.

Das Vaterland 1878, 28. Mai. Nachweis daß der ChranabitSattel nrspr. Chreim- hiltsatel gebeissen.

213. Stechele, U., die von 700 bis 900 yorkommenden thüringischen

Ortsnamen. Ein Beitrag zu einer historischen Karte Thiiringens, besonders in

der karolingischen Zeit.

Zeitschrift des Vereins f. thüring. Geschichte N. F. I (1878).

214. Flurnamen. Von F. Latendorf und K. Koppmann. Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung III, 8. 69 71.

215. Dolch^ Umwandlung geographischer Eigennamen in Gemeinnamen. Jahresbericht des Vereins für Erdkande in Dresden 14 (1878).

216. Schad, die Dinkelsbühler Familiennamen. 8. Programm der Realschule in Dinkelsbühl 1878.

217. Koch, E.^ Saalfelder Familiennamen.

Zeitschrift des Vereins f. thüringische Geschichte N. F. I, 1. 2 (1878). Auch im Programm der Realschule zu Saalfeld.

218. Namen-Büchlein, Wienerisches. Ein Beitrag zu einer humo- ristischen Bevölkerungsstatistik der k. k. Reichs- Haupt- und Residenzstadt Wien. 1. und 2. Heftchen. 16. (16 S.) Erfurt 1878. Kömer. k 10 Pfg.

219. Namen-Büchlein, Erfurtisches. Anhang zu dem Erfurter Adreß«* buch. Ein Scherz. 16. (7 S.) Erfurt 1878. Kömer. 5 Pfg.

220. Brons, Bernhard, Friesische Namen und Mittheilungen darüber.

8. (161 S.) Emden 1878. Haynel. 3 M.

Vgl. Lit. Centr. 1878, Nr. 48 (Braune); Weserzeitung 11235; Kordwest I, 17.

221. Walther, C, über den Namen Störtebeker. Mitthcilnngen d. Vereins f. Hamburg. Geschichte 1878, S. 89 94.

222. Aasen, Iv., Norsk Na?nebog eller Sämling af Mandsnavue og Kvindenayne. (II, 108 S.) Kristiania 1878. 1 k. 20 ö.

223. Scriptores Reram Danicarnm medii aevi. Tanus IX. (XII^ 832 S.)

fol. Hauniae 1878.

Vgl. Jen. Lit. Zeitung 1879, Nr. 25 (Schirren). Registerband. Personen- und Ortsnamen. Realregister.

224. Heinze, über die Fremdwörter im DeuUchen. 8. (32 S.) Berlin 1878. Habel.

225. Klein paul, Rudolf, über die Aufnahme von Fremdwörtern. Die Gegenwart 1878, Nr. 1. 2.

VI. Mundarten.

226. Kräuter, J. F., Zwölf Satze über wissenschaftliche Orthographie

der Mundarten.

Germania 23, 117—126 = Anzeiger f. d. Alterthum 4, 299—809.

227. Michaelis, G., Thesen über die Schreibung der Dialekte auf physiologischer Grandlage. 2. erweiterte Bearbeitung. 8. (32 S.) Berlin 1878. Barthol u. Co. M. 0, 60.

VgU Anzeiger f. d. Alterthum 6, 48—68 (Kr&uter).

446 BIBUOORAPUIE VON 1878.

228. Seiler, G. A., die Basier Mundart Ein grammatisch-lcadkaliMher Beitrag zom schweizenBchen Idiotikon, zugleich ein Wörterbuch für Sdiile oad Haus. Mit einem Vorwort von M. Heyne. Basel 1878. Bahnmaier. M. 6,40.

Vgl Jen. Lit. Zeitung 1879, Nr. 21 (Winteler).

229. Schädel, Oberlehrer Dr., der Unterricht der Heimatsknnde u

der städtischen Realschule zu Straßburg. 4. (50 S.) Programm. EnthiÜt 8. 47—60 einiges über els&ssische Mundart

230. her, Nik., die Literatur der Salzburger Mundart. Eine biblio- graphische Skizze. 8. (31 S.) Salzburg 1878. Dieter in Comm. 1 M.

Vgl. Ldteraturblatt II, 9.

231. Titzeuthaler, über Gottschee und einige ältere literarische Er- scheinungen in Gotscheer Mundart.

Jahresbericht des Vereins fEür Erdkunde zu Dresden 13 (1878).

232. Wolff, J., J für G im Anlaute.

Korrespondenzblatt des Vereines für siebenbürg. Landeskunde 1878, Nr. 8.

233. Keissenb erger, K., ser für nhd. sich. Korrespondenzblatt für siebenbürg. Landeskunde 1878, April.

234. Bückert; H., Entwurf einer systematischen Darstellaog der schle-

sischen Mundart im Mittelalter. Mit einem Anhang, enthaltend Proben alt-

schlesischer Sprache. Herausgegeben von Paul Pietsch. 8. (Vllly 266 und

90 S.) Paderborn 1878. Schöuingh. 6 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, 25 (Braune); Schlesische Presse 326; Zeitschnft f. d. Philol. 9, 491 ff. (Kinzel).

235. G opfert, Ernst, die Mundart des Sächsischen Erzgebirges nach

den Lautverhältnissen y der Wortbildung und Flexion dargestellt. 8. (VIII,

116 S.) Leipzig 1878. Veit und Co. M. 2, 60. Vgl. Liter. Centr. 1879, Nr. 16.

236. Pasch, E., das Altenburger Bauer udeutsch, eine sprachliche Studie. 8. (114 S.) Altenburg 1878. Schnuphase. 2 M.

237. Wegeuer, Philipp, zur Charakteristik der niederdeutschen Dialekte,

besonders auf dem Boden des Nordthüringgaues.

GeschichUblätter f. Stadt u. Land Magdeburg 18 (1878), 1. und 2. Heft.

238. Uülsse, Fr., das Zurücktreten der niederdeutschen Sprache in

der Stadt Magdeburg.

Geschichtsblätter f. Stadt u. Land Magdeburg 13 (1878), 2. Heft

239. Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. 8. (IV, 46 8.) Berlin 1878. Hermann. 1 M.

240. Schulze, W., der Vocalismus der westfälisch -märkischen Mundart auf Grundlage des Gotischen und Altsäclisischen und mit möglichster Berück- sichtigung der ihr angehörenden mittelniederdeutschen Literatur.

Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der GrafiBchaft Mark von K. RftbaL II. in. (1878), 8. 1-80.

241. Humpert, über den sauerländischen Dialekt im Honnethale. 2. Hieil. 4. (35 S.) Programm des Gymnasiums in Bonn 1878.

242. List, a bibliographical^ of the works that have been publisked or are known to exist in Ms. illustrative of the various dialectB of England. Com* piled by members of the English dialect Society. Part 3. Edited by J. H- Nodal. 8. London 1878. Trübner. 4 s. 6 d.

243. Storm, J., det norske Maalstraev.

Nordisk Tidskrift fSr Vetenskap, Konst og Industri 1878, 8. 407—480. 526—660.

VI. MUNDARTEN. 447

244. Freudenthal, Axel Olof, über den Närpesdialect. 8. (160 8.) Helsingfors 1878. Dissertation.

245. Hintner, V., Beiträge zur tirolischen Dialektforschung. 4. (Schluß-)

Heft. 8. (VIII S. u. S. 145—271). V^ien 1878. Holder. M. 3, 70. (cpl. 8 M.) Vgl. Zeitschrift f. d. Philol. 10, 381 f. (Henrici).

246. Schneller, Chr., Anton Falger und das Lechthal. Zeitschrift des Ferdinandeums 3. Folge. 21. Heft. ^

247. Schmellery J. A., bayerisches V^örterbuch. 2. mit des Verf. Nachträgen vermehrte Ausgabe von K. G. Frommann. 13. (SchluO-)Lieferung. hoch 4. (Bd. 2, XXIV und S. 1234—1265). München 1878. Oldenbourg.

248. Pick^ R., und J. Wolff, niederrhein. und siebenbürg. sächs. Bezeichnungen für Schwein.

Korrespundenzblatt f. siebenb. Landeskunde 1878, 4.

249. V^olffy J., keip, kip, käp, kap = Schornstein. Korrespondenzblatt des Vereins f. sieben bürg. Landeskunde 1878, Nr. 5.

250. Wolff, J., mittelhocbd. wan im Siebenbürgischen. Korrespondenzblatt f. sieb. Landeskunde 1878, Nr. 11.

251. Berghaus, Dr. Heinrich, Sprachschatz der Sassen. Wörterbuch der plattdeutschen Sprache in den hauptsächlichsten ihrer Mundarten. 2. 4. Heft. 8. Brandenburg 1878. Müller, ä M. 1. 50.

Vgl. Zeitschrift f. d. Philologie 10, 246 ff. (Lübben).

252. Doornkaat-Koolmann, J. ten, Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. Bd. 1. 8.-6. Heft. (S. 193—480). Norden 1878. Braams. ä 2 M.

253. Woeste, F., Südwestfalische Schelten.

Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 1877. S. 110—126.

254. Winkler^ Johan^ Koiern.

Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung lU, 3 (I878j.

255. Schröer, K. J., die Sprache, die man mit den Thieren redet. Boseggers Heimgarten 8. Heft, S. 633 ff.

256. Freudenthal, A. 0., Bidrag [tili ordbok öfver Närpesmilet. 8. (110 S.) Helsingfors 1878.

257. Noreen^ A., ordbok üfver Fryksdalsmilet samt en ordlista frln Värmlands Alfdal, utarbetade och pl bekostnad af Värmlands naturhistoriska och foruminnesförening utgifna. 8. (YHI , 148 S.) Upsala 1878. Akad. bokh. 3 kr.

258. Ur Västmanlands-Dala landsmllaförenings Samlingar tili en ordbok öfver landsmSlet: Västmanland och Dalarne. L 8. (15 S.) Upsala 1877.

259. MoltkC; M., Blüthenstrauß deutscher Dialektdichtung. Ausgewählt und mit wörtlicher deutscher Übersetzung begleitet. 64. (157 S.) Leipzig 1878. Lenz. M. 0, 75.

260. Stutz> Jakoby die neue Eva. Lustspiel in 2 Aufzügen nach einem Gedicht von Langbein. In Zürcherischer Mundart. 8. (24 S.) Bern 1878. Jenni. 50 Pfg.

261. Mangold, J., Colmerditschi Komedi. 8. (128 S.) Colmar 1878. Barth. 2 M.

262. Heinrich Bullinger's alemannische Gedichte. Nach der He. des

Verf. herausgegeben von Dr. König.

Freibnrger DiOcesan-Archiv XII. Bd. (1878).

448 BIBLIOOKAPHIE VON 1878.

268. Hagen, Caspar, Dichtungen in alemannischer Mundart ans Yortri- berg. 1. SammloDg, 2. vermehrte Auflage. 8. (DI, 447 S.) Innsbruck 1878. Wagner. M. 4.

264. Hermann» Anton, e Maje us em Oberland. 16. (IV, 110 8.) Lahr 1878. Schauenburg. M. 1, 50.

265. Weitzmaun's, C, sämmtliche Gedichte in schwftbischer Mundart Vollständige Ausgabe. 3. Auflage. t6. (IV , 212 S.) Stuttgart 1878. Gnti- kow. 1 M. ^

266. Priem, Joh., Konrad Grübe! und seine Nachfolger in der nun- bergischen mundartlichen Dichtung. Eine Auswahl numberg^her Gedichte mit bibliographisch -biographischen Notizen fiber die Dichter. 2. Auflage. 8. (XVI, 229 8.) Nürnberg 1878. Ebner. M. 2, 50.

267. Motz, Paulus, Gedichte in Henneberger Mundart I. 2. Auflage. 16. (IV, 90 S.) Saalfeld 1878. Wiedmann. M. 1.

268. Gumppenberg, Karl Freiherr von , Bergamaeln. Dicbtonges in oberbayerischer Mundart. 8. (IV, 162 S.) München 1878. Finsterlin is Comm. 3 M.

269. Stiel er, Karl, Um Sunnawend\ Neue Gedichte in oberbairtseher Mundart. 8. (XII, 148 S.) Stuttgart 1878. Meyer und Zeller. 3. M.

270. Märzroth, Bitt gar schö*- singa lass'n! GMichte in Salzhurger Mundart 16. (IV, 75 S.) Sabsburg 1878. Dieter. M. 1, 60.

271. Capilleri, Wilhelm, Zeitlichtln. Gedichte in oberosterreichiseher Volksmundart. 3. Auflage 8. (180 S.) Wien 1878. Martin in Comm. M. 4.

272. Innbach, F., Baurnleut. Gedichte in oberösterreichischer Mundart 8. (VII, 112 S.) Wien 1878. Rosner. M. 1, 60.

273. Kaltenbrunner, K. A., oberösterreichische Gedichte. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hedwig von Radics- Kaltenbrunner. 8. (VI, 137 S.) Linz 1878. Fink. M. 1 ,60.

274. KogI, Gedichte in oberösterreichischer Mundart 3. und 4. Serie. 16. (76 und 50 S.) Linz 1878. Ebenhöch. 60 und 50 Pfg.

275. Zwölf komische Original-Solo-Vorträge im Wiener Dialekte. 8. (46 S.) Wien 1878. Neidl. M. 1, 20.

276. Schnadahüpfeln, 600, G'stanzeln und Vierzeilige. 16.(128 8.) Wien 1878. Neidl. M. 0, 90.

277. KäisenmarkyL. E. von, Fartblihndijer Zepserscher Liederposcheo.

2. Auflage, mit angehängtem Glossar. Budapest 1878. Grill. 2 M. In Zipser Mundart.

278. Zedtwitz, Graf C, As da Haimat. Humoristiscbe Gedichte io Egerländer Mundart. 8. Prag 1879. Dominicus. 1 M.

279. Schütz, Rafael, Der Deifel soll de Därken hol'n! Eine Humoreske

im sächsischen Dialekt.

In: N. illustr. Volkskalender fl!r 1878. Dresden, Dietrich.

280. Schulze, Georg, Ewerbarzische Zitter. Harziscbe Gkdichte nu'

Grammatik und Glossar. Mitgetheilt von H. Pröhle.

Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen 60 (1878), 888 448.

281. Ulbrich, W., Thüringer Wald-Klänge. Gedichte, Lieder, 8^9 und Märchen aus den thüringer Bergen. 16. (VI, 108 S.) Saalfeld 1878. Viese. 1 M.

VI. MUNDARTEN. 449

282. Sommer; Ant., Bilder ond Klänge aus BudoUtadt in Volkemond- art. 1. Bändchen. 10. Auflage und 8. Bändchen. 16. (128 und IV, 92 S.) Kudoktadt 1878—79. ä 1 M.

283. Schneyer, Joh. , Gedichte in Hildburghäuser Mundart. Heraus- gegeben von M. Werner. 2. Auflage mit dem Porträt des Verfassers. 16. (64 S.) Hildburghausen 1878. Kesselring in Comm. 1 M.

284. Heß, 6., Kirch weihfreuden. Dichtung in hessischer Mundart 16. (44 S.) Darmstadt 1878. Schlapp. 60 Pfg.

285. Geibel; F., humoristische Gedichte in Wetterauer Mundart. 8, (128 S.) Friedberg 1878. Scriba. 1 M.

286. Erlebtes en Geheertes, allerlä. Marburger Geschichten und Anec- doten. 16. (IV, 52 S.) Marburg 1878. Elwert. M. 0, 60.

287. Host er, M. H., Kölsch Lewe. Humoresken. 2 Abtheilungen. 1. bis 3. Auflage. 16. (96 S.) Köln 1878. Kreuder. 1 M.

288. Brauch art, A., Herbarium van Oecher Blomme. Gedichte in Aachener Mundart. 3. Aufl. 16. (408 S.) Aachen 1878. Cremer in Comm. 4 M.

289. Boor, Friedrich, humoristische Gedichte in Hunsrücker Mundart. 16. (VIII, 80 S.) St Johann-Saarbrücken 1877. Bock und Seip. 75 Pfg.

290. Cloos, W., In de Sommer. Een Gedicht in ons Goch*se Moder- taal. 8. (4 S.) Cleve 1878. Knipping in Comm. M. 0, 15.

291. Cloos, W., In de Wenter. Een Gedicht in ons Goch'se Moder« taal. 8. Ebenda. (4 S.) M. 0, 15.

292. Cloos, W., een Vertellzel van den alden Dokter Rademaker en van een mooij Stökske, dat öm met 'neu Buur passirt es* In ons Goch'se Mo- dertaal. 8. (24 S.) Cleve 1878. Knipping. M. 0, 50.

293. Jellinghaus, H., zwei plattdeutsche Possen von H. Lauremberg. Jahrbuch des Vereins fUr nd. Sprachforschong (Bremen 1878) S. 91 100.

294. Sackmann*Sy weil. Pastor Jobs, plattdeutsche Predigten. 8. (112 S.) Celle 1878. Literar. Anstalt 1 M.

295. Heine, H., wilde Heckenrosen. Humoristische und satyrische Ge- dichte in plattdeutschen Mundarten. 8. (60 S.) (Leipzig) Berlin 1877. Koch in Comm. 1 M.

296. Bockel^ F., ausgewählte plattdeutsche Gedichte. 8. (VI, 142 S.) Hamburg 1878. J. F. Richter. M. 1, 20.

297. Deumeland, H., Hapütjen ut mieiien Blaumenjahren.. Plattdeutsche Erzählungen. 8. (VIII, 428 S.) Celle 1878. Schubse in Comm. 4M.

298. Eichwald, Karl, he socht sjm Swyn. Läuschen. 8. (4 S.) Bremen 1878. Tanner in Comm. 10 Pfg.

299. Eichwald, Kari, Tabacks- Monopol. Läuschen. L ü. 8. (k 4 S.) Bremen 1878. Tanner in Comm. & 10 Pfg.

300. Gedichte, plattdeutsche , zum Declamiren. 2. Auflage. 8. (Uly 176 S.) Hamburg 1878. J. F. Richter. M. 1, 20.

301. Plattdütsche Husfründ. 3. Jahrgang (1878). fol. 52 Nrn. Leipzig 1878. Koch. 4 M.

302. Keller, E., der Rausch des Küsters oder Unkel Bräsig in dnsend Aengsten. Genrebild mit Gesang. 8. Leipzig 1878. C. A. Koch in Comm« M. 0, 60.

GERMANIA. Nene Seihe. lÜ. (XXIV. Jakrflr) 29

4fiO BIBUOQRAPHIE VON 1878.

303. MaalS, C.« StömmiDg WaUke. Ne plattdatsche Gesiebte. l.Bd. 8. (ist; 8.) Leipii^ 1878. Ehrlich. M. 2, 25.

304. MähK Joachim, Reineke Voß. Ut frier Hand. 8. (XIL 2iS 3.) atuttgrart 1878. Cotta. 3 M.

305. Meyer, Joh., plattdeatscher Hebel. Eine freie Cbertctzog ier lI««b«Uchoii aleuianuischen Gedichte. 2. Auflage. 8. (VII, 290 S.) Hiabiig 1878. Hkhtt^T. 4 M.

306. rolliti, W., Ünuer de Suldaten. Biller at de Kriegstid Ton 1870.

1. Deol. 16. (155 S.) Altoua 1878. Härder. 2 M.

307. Kehder, Fraua^ Twee Lustspeel'n. De forsche Peter oder Wort uitttt mau horii. Vm so n ol Petroleumlamp*. £n lätt Lebensbild in een Optog. 8. (54 S.) Ki«^l 1878. Lipsius und Tischer. 1 M.

308. Keusch» F., Unkel BrIUig! Komische pUttdeutsche Origi]li]g^ dichte. 1. Thoil. (V, 89 S.) München 1877. Schi&fer. 1 M.

309. Scharbusch, F., lustige Qeschichten, plattdütech in Yenen i. Kinicls vertoUt. 8. i^XVl, 207 S.) Leipsig 1878. Femaa in Comm. M. tSO.

310. Sc hui manu y L.» dat Bodekerlted. 5. Uplag. 8. (8 S.) HanBorer 1878. Knicp. M. K\ 10.

311. Vcreeus- Blatt, plattdütsches. Organ for de Interessen tu de gesainmtou plattdUtschen Vereeue. 1. Johrgang 1878. 2. Johigang lS79. Leipsig 1878—79. Koch. M. 1, 20.

31^. Vogel. Otto, Russelbl&der. £n Strämel PUttdOtscb. 8. (155 S.) Leipsig 1878. U. Wigand. M. 1, 75.

313. Oiese, Frans, Frans Essink. Sin Leben un Driben as olt Mis- storsch Kind. 3. AuHage. Mit einem Vorwort von Klans Grotb. 8. (Vn, 282 3.) Hraunschweig 1878. Bruhu. 3 M.

314. Urimme, F. W., Schwanke und Gedichte in sanerländischer Miisd- art. 1. Sprickeln un Sp^ue. II. Spargitsen. Mit einer Einleitung über die Eigts- thttmlichkeiteii des sauerliindischen Dialektes und einem Glossar. 7. Teimebite Auflage. 8. (226 8.) Paderborn 1878. SchSningb. M. 1, 50.

315. Pape, J., iurm Siuerlanne. 8. (214 S.) Paderborn 1878. Scbo ningh. M. 1, 35.

316. Nürsk Tu ig! Jut dem Noelote vom Kristejon Dollromes. Plttt- duitske Schnacke u. Streiche iut em Patterbürnsken. 2. Auflage. 16. (86 S.) Werl 1878. Stein. 30 Pfg.

317. Poppe^ Frans« Marsch und Geest Gedichte humoristischen ssd ernsten Inhalts in oldenburg-uiederdeutscher Mundart. 16. Oldenburg W^- Bültmann und Geiriets. 4 M.

318. Schriefer, Heinrich, Aus dem DQwelsmoor. Skiuen und Gedickte-

2. Auflage. 8. (84 S.) Oldenburg 1878. Schulse. M. 1, 20.

319. Fehrs, Job. Heinr., La^* Hinnerk. £n plattdfltsche Geschieht 8. (98 S.) Itsehoe 1878. Nusser. 1 M. 50 Pfg.

320. Gaederts, Karl Theodor, Julklapp! Leeder un Läoscheo. HH 8 Originalgedichten von Klaus Groth, Th. Storm und Tb. Soncbay. 8. (X. 141 S.) Hamburg 1879. Richter. 3 M.

321. Schacht, Heinr., Hamburger Polterabend-Gedichte. Nenn Origtsil- gedichte und Scherze in Platt- und Hocbdeutseb. 4. Auflage. 8. (VI, 90 S.' Hamburg 1878. Kramer. 1 M.

VII. MYTHOLOGIE. 451

322. Reute r, Fritz, sämmtliche Werke. Volksaasgabe in 7 Bänden oder 28 Lieferungen. 9.-28. Lieferung. Wismar 1878. Hinstorff. k 75 Pfg.

323. Reuter, Fritz, Ut mine Stromtid. Neue illustrirte Pracht- Ausgabe. 4. (530 S.) Wismar 1878. Hinstorff. 27 M.

324. Marwedel, H., Fritz Reuters Himmelfahrt oder: Wat sick Sündag, den 12. Juli 1874, inn Himmel todrägen däh. 8. 4. Auflage. Varel 1878. Bültmann in Comm. M. 0, 10.

325. Quitzow, W. A., MekeInbÖrger Geschichten. Verteilt for Jung un olt. 3. Band. Hanne Möller un sin Mudder. 2. Theil. 8. (242 S.) Leipzig 1878. C. A. Koch. M. 2, 40.

326. Geschichten, söß plattdutsche, van ollen Radmake Martin. Her- ausgegeben von L. Wagtsmitgott. 8. (IV, 103 S.) Stavenhagen 1878. Be- holtz. 1 M.

327. Hoefer, £., Pap Kuhn, 'ne Geschieht ut de oll plattdütsch Tid. 8. (VIII, 342 S.) Stuttgart 1878. CotU. 5 M.

328. Ut min Dischlad. Dit un dat in nige Vertellzels. Von'n olln Nü- märker. 2. Band. 8. (155 S.) Leipzig 1879. Koch. M. 1, 60.

329. Dijkstra, Waling, Haitskemoai op 'e tentoanstelling fen Frysce aldheden to Leauward yn 1877. 8. (18 S.) Frentsjer 1878. Telenga. 15 c.

330. Ger des, £., Witske. En teltsje. Forfriske troch R. Zijlstra. 8. (4, 95 S.) Leaward 1877. Bokma. 90 c.

331. Meulen, T. G., van der^ It hirdsllen op s^ bj Harns. Op de foarste dei fen simmermoane 1877. 8. (40 S.) Harlingen 1877. 40 c.

332. Meulen, T. G., Lftn-geanne to feankleaster de 25ste fen Hei- moane 1877. 8. (50 S.) Harns 1877. Faber. 45 c.

333. Meulen, T. G., Riucht en sliucht, of oarsom. Bljspil in ien be- driou. 8. (79 S.) Frjentsjer 1877. Telenga. 50 c.

334. Zijlstra, R., Willem en Kes. In teltsje üt de Fr&nske tiden. 8. (47 S.) Frjentsjer 1877. Bosman. 30 c.

335. Swanneblommen. Jierboekje fort it jier 1878. 8. (XII, 80 S.) Hearrenfean 1878. Hingst. 30 c.

336. Skalle-Laust, Faaklaaring aa Beskryuels euer et faalae villelae

Gild. 6* Oplag. 8. (36 S.) Viborg 1878. Christensen. 25 öre. In jütlSndischer Mundart

Vn. Mythologie.

337. Grimm, J., deutsche Mythologie. 4. Ausgabe. 3. Band. Nachtrage

und Anhang, herausgeg. von £. H. Meyer. 8. Berlin 1878. Dümmler. 12 M. Vgl. Germania 24, 248 f. (Bartsch); Jen. Liter. Zeitung 1879, Nr. 20 (Pfannen- schmid).

338. Simrock, K., Handbuch der deutschen Mythologie mit Einschluß der nordischen. 5. verbesserte Auflage. 8. (XU, 648 S.) Bonn 1878. Mar- cus. 9 M.

339. Bratnschek, Ernst, germanische Göttersage. 2. Auflage. (VIJJ, 330 S.) Leipzig 1878. Richter. 3 M.

340. Falch, E., deutsche Gtöttergeschichte. Der deutschen Jugend ge^

widmet. 8. (IV, 56 S.) Leipzig 1878. Teubner. 1 M.

Vgl Deutsche Allg. Zeitung 1878, 91; Beilage s. bayer. Lehreneitung 1878, 28.

29*

452 BIBUOORAPHIE VON 187a

341. Naveaa, Th., das Wissenswertheste aus der nordischen Mythologie. 2. Aufl. 16. (IV, 75 S. mit 4 Steintaf.) Stuttgart 1878. Hofiinann. M. 1. SO.

342. Bernard, M"* Lanre, les mythologies de toos les penples. 11* Edition. 18. (II, 362 S.) Paris 1878. Didier. 2 fr.

343. Cox, George W.^ the mjthology of the Aiyan nationa. New ed.

2 Tols. 8. London 1878. 28 sb.

344. Crabbe, George, Mythologj of al] nations. 12. London 1878. Blackwood. 2 sh.

346. Gill, H., illustrirte Mythologie, Göttersagen und Koltasfonnen der Hellenen, Römer, Aegypter, Inder, Perser und Germanen. 4. Auflage. 8. (X, 400 S.) Leipzig 1879. Spamer. 4 M.

346. Minckwitz^ Job., illustrirtes Taschenbuch der Mythologie aller Völker. 5. Auflage. 16. (620 S. mit Holzschn.) Leipzig 1878. Arnold. 4M.

347. Minckwitz, Job., der Tempel. Die Mythologien der vonugUch* sten Cultunrölker bis zum Christenthum. Mit Abbildungen. 8. (VI, 834 S.^ Leipzig 1878. Oehmike. 1 M.

348. Petiscus, A. H. , der Olymp oder Mythologie der Griechen lud Römer. Mit Einschluß der ägyptischen, nordischen und indiachen Götterlehre. 18. Auflage. Mit 89 Abbildungen. 8. (VII, 454 S.) Leipzig 1878. Amehmg.

3 M. 50 Pfg.

349. Much, Dr. M., über die Kosmogenie und Anthropogenie des ger- manischen Mythus.

Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. 8 (1878)l Vgl Das Ausland 1879, Nr. 17.

350. Müllen hoff, K., Irmin und seine Brüder. Zeitschrift f. deutsches Aitorthum 23 (1879), 1—23.

351. Müllenhoffy K., Tanfana. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 23—26.

352. Müllenhoff, K., ein gotischer Göttemame? Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 43—46.

353. Raßmann, August, Gungnir.

Ersch und Gmber, Encyclopädie L SecUon, 97. Band (1878), S. 281—286.

354. Blaas, C. M., Sif und das Frauenhaar. Germania 23, 156 168.

355. Stephens, Geo., Thunor the Thunderer, canred on a scandiai- vian fönt of about the year 1000. The first yet found god-fignre of cor Scando-Gothic forefatbers. 4. (58 S.)

356. Stephens, Geo., Tordneren Thor, fremstillet pa en akandinarisk

e

Dahefont fra omtrent Ar 1000. Det eneste hidindtil fundne Gndebillede, efter- ladt OS af vore Scando-gotiske forfsedre. 4. (58 S.)

357. Dahn, Felix, über Skepticismus und das Leugnen der Götter ia

Norden Tor dem Eindringen des Christenthums.

Deutsche StudienblStter von R. Roltsch 3, 13 (1878).

358. Lundgren, M. F., Sprikliga intyg om hednisk gudatro i Srerige.

8. (86 S.) Göteborg 1878. 1 kr. 50 öre.

Göteborgs Vetenskaps- och VitterhetsSamhäUes Handlingar. Ny Tjrdslbljd XVI. Vgl. Liter. CentralbUtt 1879, 28 (Edsardi).

359. Blind, K., neue shetländer Funde zum germanischen Aten-GUuibeB. Die Gegenwart 1878, 33.

Vn. MTTHOLOQIE. 453

360\ Maller, Nath., die Mythen des Beövalf in ihrem Verhält niss Eur

germanischen Mythologie betrachtet«

Deatsche 8tadienbl£tter von R. Roltsch 3, 13.

360^ Müller, Nathanael, die Mythen im Beömlf. 8. Leipzig 1878.

Heidelberger Doctordissertation. Auch abgedruckt in des Verf. ,|KnoBpen and Blüthen**. Gedichte von Irmin. 2. Auflage (Leipzig 1878) als Anhang.

361. Pfannenschmidy H., germanische Erntefeste im heidnischen und

christlichen Cultns, mit besonderer Beziehung auf Niedersachsen. Beiträge zur

germanischen Alterthumskunde und christlichen Archäologie. 8. (X2CX, 710 S.)

Hannover 1878. Hahn. 10 M.

Vgl. Blätter f. liter. Unterhaltung 1879, Nr. 21 (Bartsch).

362. Heidnische und christliche Flurprocessionen in der Himmel- fahrtswoche.

Europa 1878, Nr. 23. Nach Pfannenschmid.

363. Laistner, Ludwig, Nebelsagen. 8. (VHI, 366 S.) Stuttgart 1879. Spemann.

364. Pölzig, A., unsere Pflanzen in der deutschen Gotterlehre. 1. 2 Die Natur N. F. 4. Jahrg. (1878), Nr. 21. 22.

365. Sagenhaftes und Mythologisches aus dem Rhöngebirge. Globus 1878, Nr. 19, S. 301—303.

366. Rollett, H., die Volksmythen Niederösterreichs.

Blätter des Vereins für Landeskunde von NiederGsterreich N. F. 12. Jahrgang. Wien 1877—8-

367. Hexen und Zauberer in Reval 1615 1618. Von 0. von Riese- mann.

Beiträge cur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands II, 3 (1878).

368. Steinmeyer, £., Segen. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 246 f

369. Schönbach, A.^ ein Segen. Ebenda 22, 248-250.

370. Bosch, Hans, Wundsegen.

Anzeiger fOr Kunde der ideutschen Vorzeit 1878, Sp. 67. Aus dem german. Museum.

371. Lucae, K., zum Weingartner Reisesegen. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 94.

372. Dümmler, £., Beschwörung.

Anzeiger fOr Kunde der deutschen Vorzeit 1878, Sp. 48. Lateinisch *pro porcis*.

373. Blaas, C. M., Trudenspruch.

Anzeiger f. Kunde d. d. Vorzeit 1878, 360. Aus Stockerau.

374. Toischer, W., Segensformeln.

Mittheilungen des Vereins f. Geschichte der Deutschen in Böhmen XVI, 8 (1878).

375. Hofmann, Konrad, Johannesminne. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 242^245.

376. Rialle, Girard de, la mythologie comparde. T. L 16. (XII, 363 S.) Paris 1878. Reinwald.

377. Zur vergleichenden Mythologie. Das Ausland 1878, Nr. 48.

378. Mannhardt, W., Übereinstimmungen deutscher und antiker Volks- überlieferungen.

Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22 (1878), 1—18.

4M BlBUOGEäFHIE TOS 1879.

370. Wormf tall, Joseph, Heiperieii. Zur LöniBg des reügiot-gcaeliidit*

fidien Problems der alten Weh. 8. (80 3.) Trier 1878. Lmlz. Vf^. Liter. Centralbijtt 1879, Nr. 27 (Baraan).

980. Sehwartz, J. L. W., der UrvpntDg der Slaaiii- md Groadimgi-

Mfe SiHBa oater dem Keflex indogermanischer Mythen. 8. (2 BL, 50 8.) Jesi

1878. Costenobie.

TgL Ltt. Centr. 1878, 9r. 41; r^ Sp. 1584; Anslaad 1879, 17.

Yin. Märehen and Sagen.

381* Grimm, J. nnd W., Kinder- nnd Hansmarehen. Grosse Aosgtbe. U. Auflage. 8. (XX, 704 S.) Berlin 1879. Besser. 6 M.

382. Grimm, J. and W., Kinder- nnd Hansmarehen. Kleine Aasgabe. 24. o. 25. Aaflage. 16. (lY, 311 8.) Berlin 1878—79. Dämmler. eart. 1. 50.

383. Grimm, Contes choisis. Tradoits de Tallemand par Fr^i^c Baodry. Noorelle Edition. 18. (XI, 323 S.) Paris 1878. Hachette. fr. 2. 25.

384. Contes popalaires tir^ de Grimm, Masaas, Andersen, Herder et Liebeskind (Feoilles de palmier), et pabli^ avec des notiees sor les aatean et des Dotes en fran^ais par D. E. Scherdh'n. 3* ^tion. 16. (Vm, 467 S.) Paris 1878. Hachette. 3 h,

385. Linz'Godin, A., Märchenbach. Aaszag aas dem Märchenbach ▼on A. Godin. 8. (225 S.) Glogaa 1878. Flemming. 3 M.

386. Möldener^ Rad., Märchen aas Sfid and West Mit HlastrationeB. 4. Auflage. 8. (200 S.) Langensalza 1879. Schalbachhandlang. M. 1, 50.

387. Märchen, zehn, aas Österreichs Bergen and Thälem. ObentranU Jngendbibliothek Nr. 22. Wien 1878. Mana. 80 P%.

388. Grandtvig, danske Folke aevent jr , fimdne i Folkemande og gjenfortalte. Nj Samh'ng. 8. (240 8.) Kopenhagen 1878. kr. 1, 50.

389. Grandtvig, Svend, dänische Volksmärchen. Nach bisher ange-

drackten Qaellen nacherzählt. Übersetzt von Willibald Leo. 8. (XV, 328 S.)

Leipzig 1878. Barth. 4 M.

Vgl. Grenzboten 1878, Nr. 1; Europa Nr. 2; Kökiische Zeitung 1878, Nr. SM; Schles. Presse 900; Weserzeitung 11114; Über Land und Meer 39, 21; Lehmamii Magazin 1878, 17.

390. Pfeil, Heinrich, Deutsche Sagen. Für die deutsche Jagend and onser Volk wiedererzählt. 8. (VIU, 308 S.) Leipzig 1879. Spamer. 4 M.

391. Tharaa, Hans, die schönsten Sagen der deutschen Heimat. Der Jagend wiedererzählt. 8. (IV, 220 S.) Halle 1878. Schweischke. 3 M.

392. Deutschlands Geschichten- und Sagenbach. 1. 18. Heft 16. Statt- gart 1877. Brachmann, k 40 Pfg.

393. Sc hone y G., griechische, römische und deutsche Sagen. 4. Aaflage. 8. (44 S.) Iserlohn 1878. Bädeker. M. 0, 50. [5. Auflage 1879.]

394. Schlägel, Max von, das deutsche Wallis im Spiegel seiner Sagen. Über Land und Meer 1878, 40. Bd., Nr. 39—43.

395. Doli, K., und A. Birlinger, Volksthumliches , Sagen and Aber-

glauben.

Alemannia 6, 161-178.

396. Sagen aus Tirol erzählt Ton Math. Gleirscher. 16. (76 S.) Wien

1878. Pichler.

^terrrioh« Volks- and Jngendbibliothek 16. Bdchn*

Vm. IfÄKCHEN UND SAGEN. 455

397. Der Sagenschats des Bayernlandes. 1. B&ndchen. Kreis Unter- franken. 2. 3. Lieferung. 8. (S. 65— 192). Wärzbnrg 1878. Staudinger. k 60 Pfg.

398. Obentrauty Ad. Ritter von, zwölf Sagen und Märchen aus unseren

Alpen. 16. (76 S.) Wien 1878. Manz. M. 0^ 80. Jugend-Bibliothek für Knaben Nr. 12.

399. Laber, M., Salzburger Sagen. Für die Jugend und das Volk aus- gewählt. 16. (68 S.) Wien 1878. Pichler. 70 Pfg.

Österreich. Volks- und Jugendbibliothek 13.

400. Oben traut; Ad. Ritter von, der Untersberg. 16. (68 S.) Wien 1878. Manz. 80 Pfg.

401. Ivanetiö, F., Sagen vom wilden Mann. Carinthia 68, 8. 1878.

402. Ivanetiö, F., eine Sagennotiz von der St. Sebastianer Gegend. Carinthia hsg. v. Jabomegg 68, 3 (1878).

403. ProBchko, J., Geschichte und Sage aus Mähren. 8. (173 S.)

M. 1, 20.

Österreich. Volks- und Jagendschriften Nr. 9. Wien 1878. Manz.

404. H übler y Friedr., Sagen aus dem südlichen Böhmen. 21. Mittheilungen d. Vereins f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen 16, 4 (1878).

405. Peter, Volksthümliches aus Österreichisch- Schlesien. Öl. 8. (V, 178 S.) Teschen 1878.

406. Kruspe, H., die Sagen der Stadt Erfurt. 2 Bändchen. 16. (VI, 119 und 95 S.) Erfurt 1878. Kömer. & 1 M.

407. Heine, H., die schönsten Sagen, Märchen und Bilder aus dem Harze. Nach alten Legenden und mundartlichen Überlieferungen frei bearbeitet. 16. (144 S.) Leipzig 1878. C. A. Koch. M. 1, 60.

408. Hohnstein, 0., die Harzburg. Nach Sage und Geschichte dar- gestellt. 8. (32 S.) Braunschweig 1878. Bruhn. M. 0, 80.

409. Schneegans, W., geschichtliche Bilder und Sagen aus dem Nahe- thal. 16. (VI, 341 S.) Kreuznach 1878. Schmithals. 3 M.

410. Baskerville, Alfred, Legends of the Rhine. 8. Bonn 1878. Max Cohen.

411. Hartmann, H., Sagen aus dem Osnabrückischen. Mittheilungen des historischen Vereins zu Osnabrück. 11. Bd. 1878.

412. Wagenfeld's, F., Bremer Volkssagen. Herausgegeben von K. Eich- wald. 2. Auflage. 8. (387 S.) Bremen 1878. Tannen. M. 4, 50.

413. Weichelt, Herm., Hannoversche Geschichten und Sagen. 4. und 5. Buch. (S. 153—248). CeUe 1878.

414. Harlan d, A., Sagen und Mythen aus dem Sollinge. Zeitschrift des historischen Vereins f. Niedersachsen 1878, S. 76—103.

415. Deecke, E., lübische Geschichten und Sagen. 2. Auflage. 8. (XVI, 319 S.) Lübeck 1878. Dittmer. M. 3, 50.

Vgl. Liter. Centr. 1879, 21.

416. Säve, Ukems sagor. Spridda dag ur odlingsbäfdema och folklifVet pl Gotland. 4. (140 S.) Stockholm 1877. kr. 1, 50.

417. Warncke, Fr., Pflanzen in Sitte, Sage und Geschichte. Für Sehale und Haus. 8. (VH, 219 S.) Leipzig 1878. Teubner.

Vgl. Die Natur 1879, 16; Magazin für Pädagogik 13.

418. Berg, W. v., deutsche Volkssagen in Besiehung auf Waldbäume. Wiener Abendpost 1878, Nr. 224 f.

456 BIBUOGRAPHIE VON 187a

419. Blaasy C. M., die Edelsteine im Mittelalter. Wiener Abendpost (BeiUg^e) 1878, Nr. 300.

420. Allerhand sagenhafte deutsche Steine. Europa 1878, Nr. 46.

421. Grundtvig, F. L. , Lösningostenen. Et sagnhistorisk Studie. 8. (Xl^ 176 S.) Kopenhagen 1878. Schönberg.

Vgl. Liter. Centr. 1878, 33 (Edzardi). Sagen von zauberkraftigen Stttnen. Krifte der edlen Steine.

422. Wagner, W., die Nibelungen. Nach nordischer und deutscher

Dichtung erzählt 8. (XII, 186 S.) Leipzig 1878. Spamer. 2 M. Pracbtau-

gäbe. 8 M.

Erweiterter Abdruck aus * Deutsche Heldensagen .

423. Osterwaldy K. W.^ Erzählungen aus der alten deutschen Wdt 2. Theil. Siegfried und Knemhild. 5. Auflage. (199 S.) 8. Halle 1878. Wai- senhaus. M. 2. 50.

424. Keck, K. H., Iduna. Deutsche Heldensagen dem deutschen Volk und seiner Jugend wiedererzählt. 3. TbeiL Die Sage von Wieland. 8. (116 S.) Leipzig 1878. Teubner. M. 1. 35.

425. Hagen, Hermann, der Roman von Konig Apollonius Ton Tyriand in seinen verschiedenen Bearbeitungen.

Sammlung gemeinverst wiss. Vorträge Heft 303. Berlin 1878. Habel. 8. (33 S.)

426. Paris, G., la Inende de Trajan.

M^langes publi^s par T^cole des hautes ^tndes 1878, S. 261 298.

427. Dung er, Hermann, Dictjs-Septimius. Über die araproogliche Ab>

fassung und die Quellen der Ephemeris belli Trojani. Separatabdrnck aus dem

Programm des Vitzthumschen Gymnasiums. Dresden 1878. 4. (54 S.)

Vgl Lit. Centr. 1878, Nr. 19; Zeitschrift f. rem. Phüol. 3, 107 (Ludwig).

428. Kressner, Adolf, Sanct Nicolaus in der Tradition and in der

mittelalterlichen Dichtung.

Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen 59 (1878), 33 60.

429. Hei big, Fr., Judas Ischarioth in Legende, Sage und Oichtung. Allgem. Liter. Correspondenz H, 6. 7 (1878).

430. Zarncke, Nachtrag zu 'zwei neue lateinische Redactionen dei Presbyterbriefes .

Berichte der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1878, IS. Min. Eine altengL Obersetzuug.

431. Röhricht, B., Beiträge zur Geschichte der Krenzsuge. 2. Band. 8. (Vni, 452 S.) Berlin 1878. Weidmann. M. 10.

Enthält 8. 392—400 eine Zusammenstellung von Sagen über deutsche Kren- &hrer. Vgl. Lit Centr. 1878, 1403 f.; MittheU. ans d. histor. Lit VII, 2.

432. Kraußold, L., die Sage vom heil. Gral und PareeraL Yoiiraf. 8. (32 S.) Erlangen 1878. Deichert M. 0, 50.

433. Paur, Th., einiges von Merlin in Sage und Dichtung. Neues Lausitz. Magazin 54, 1 (1878).

434. Darme steter, A., de Floovante, vetustiore Grallico poemate, et de Merovingo Cyclo scripsit et adjecit nunc primum edita OlaTiaiuun Floveati sagae versionem et excerpta e Parisiensi codice „il libro de HoiaTaiite^. (VUL 191 S.) Paris 1877. Vieweg.

Vgl Zeitschrift t rom. PhiloL 2, 332 ff. (Stengel).

IX. VOLKS- UND KINDERLIEDER, SPRICHWÖRTER etc. 457

435. Galiffe, Teil et Gkßler, selon la tradition et selon rhistoire. Bibliothäque universelle et Revue SuiMe 1878, S. 386—425.

436. Poeschely J., das Märchen vom Schlaraffenlande. Paul und Braune, Beiträge 5, 389—427.

437. Liebrecht, F., ein altengliecher Schwank. Englische Studien 2, 20—27.

X. Volks- und Kinderlieder, Sprichwörter^ Sitten und Gebräuche.

438. The songs of Germanj: a collection of one handred and two Volkelieder. With German and English words, the latter by Miss M. X. Hayes. Edited by J. A. Kappy. 8. (192 S.) London 1878. 2 8. 6 d.

439. Fischer, H., kleine Mittheilungen. lU. Ein historisches Lied des XVL Jhs.

Germania 23, 67 58.

440. Ein schön kurtz üed von Johann Friedrich Churfürsten und Philips

Landgraffen zu Hessen 1546. Mitgetheilt von W. Crecelius. Archiv för Literaturgeschichte VII, 277 f. (1878).

441. Lied, ein schön, vomVrsprong vnd Herkommen der alten Schweitze- ren, insonderheit des Lands Hassle in Wejssland. Aas alten Chroniken ge- zogen. Nach der Ausg. von 1665 neu herausg. von F. Vetter. 8. (16 S.) Thun 1878. Stämpfli. 35 Pfg.

442. Schlossar, A., Bergwerkslieder der Steiermark. 1. 2. Wiener Abendpost 1878, Beilage 293.

443. Westfälische Volkslieder in Wort und Weise mit Olavlerbeglei-

tung und liedervergleichenden Anmerkungen herausg. von AI. Reifferscheid.

Heilbronn 1878. Henninger. 8 M.

Vgl. AUgem. Zeitung 1878, Beilage 338 (Düntzer); Korrespondensblatt f. nd. Spracbf. HI, 82 f.-, Literaturblatt von Herbst 1879, Nr. 3; Pick, Monatsschrift 5, 76 f^ (Düntzer).

444. Zwei niederdeutsche Volkslieder nach der Aufzeichnung von E. M. Arndt.

Korrespondenzblatt des nd. Vereins (1878), O, 71 ff.

445. Mielck, W. H., and andere, zum Verwunderangsliede. Korrespondenzblatt des Vereins für nd. Spraehforschung HI (1878), Nr. 2.

446. Stolberg, Botho Graf, der Pflaumen pflückende Fuchs oder Wolf. Korrespondenzblatt des Vereins für nd. Sprachforschung HI (1878), Nr. 2.

447. Frischbieri H.^ Schlemmerliedlein. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 213—219.

448. Bondeson, A., Visor pl Ätradalens bjgdemll. 12. (56 S.) Upsala 1878. Virgin & K. 50 öre.

449. Folkeviser, Danmarks gamle^ udg. af S. Grandtvig. V, 2. 8. (198 S.) Kjöbenhavn 1878. 1. 80.

450. Blaas, C. M., ein Kinderspraoh aus dem 15. Jahrhundert. Germania 23, 343.

451. Woeste, F., Kinderspiele in Südwestfalen. Jahrbuch des Verdns £. nd. Sprachforschung 1877, 103—109.

452. Meyer, G., Ostfriesiscjie Kinder- and Volksreime. KoirefpondensblatI des Vereins t nd. Sprachforschung 8 (1878), 54—60.

458 BIBUOGRAPHIE VON 1878.

453. Kamp, Otto, Frankreichs Kioderwelt in Lied und Spiel. In deutscher Übertragung. 8. (XV, 144 8.) Wiesbaden 1878. Bergmann. M, 2, 40.

454. Bartsch, Karl, getheilte Spiele. Germania 23, 244. Räthselfragen.

455. Frisch bier, H., die Pflanzenwelt in Volksräthseln aus der Pro- vinz Preussen.

Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 65 77.

456. Wander, K. F. W. , Deutsches Sprichwörterlexikon. 64 hii 66. Lieferung. 5. Bd. (Sp. 385—768). Leipzig 1878. Brockhaus, k 2 M.

457. Wunderlich, G., deutsche Sprichwörter volksthümlich erklart and gruppiert. 1. Bändchen. 3. Auflage. (VIII, 72 S.) 2. Bändchen. 2. Auflage. 8. (VIII, 79 S.) Langensalza 1878. Schalbuchhandlung, ä 75 Pfg.

458. Latendorf, Fr., der literarische Einfluß von Agrieola's Sprich- wörtern ; mit besonderer Beziehung auf seine 500 neuen Sprache vom

Jahre 1548.

Anzeiger f. Kunde d. deuUchen Vorzeit 1878, Sp. 180—182.

459. Frischbier, H., Sprichwörtliches aus Hss. mitgetheilt Wissensch. Monatsblätter 1878, Nr. 7—12.

460. Birliuger, A., und K. Doli, Sprüche und Inschriften. Alemannia VI, 87—89.

461« Crecelius, W., und A. Birlinger, alte gute Sprüche. Alemannia 6, 158 161.

462. Wein kauf f. F., Mundus vult decipi. Alemannia 6, 48 f.

463. Frischbier, H., Vergleiche mit Thieren. Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung 3, 49 54 (1878).

464. Sutermeister, 0., der Schulmeister im deutschen Sprichwort. Vortrag. 8. (26 S.) Aarau 1878. Sauerländer. M. 0, 40.

465. Röhricht, B., Löwe und Hund.

Zeitschrift f. d. Philologie 9, 473 f. Zu dem Sprichwort: den Hund Yor den Löwen schlagen.

466. Höhlbaum, K.^ und P. Strauch, up der hut werpen. Korrespondenzblatt d. Vereins f. nd. Sprachforschung 3, 88.

467« Mjliusy C. F., Aus Volkes Mund. Sprichwörtliche Redensarten.

Citate aus classischen Dichtungen, aus der Oper, aus der Bibel. Jüdiach-dentsch.

8. (VII, 235 S.) Frankfurt a. M. 1878. Jaeger. M. 3, 50.

468. Büchmann, Q., Geflügelte Worte. Der Citatenschata des deut- schen Volks. 11. Auflage. Berlin 1878. Haude und Speuer. M. 4, 50.

469. Sperber- Niborski, L., des Volkes Rede. Eine Sammlang est* prenssischer Ausdrücke und Redensarten. 8. (46 S.) Löbau in WeetprensRn 1878. Skrzeczek. M. 1, 20.

470. Spruchbuch der jungen Pfalzgräfin Anna Sophia nachherigen

Äbtissin von Quedlinburg, vom Jahre 1630. Mitgetheilt von C. Schalle. Archiv für das Sta£um der neueren Sprachen 69 (1878), S. 819—388.

471. Mau, E. , den dansk Ordsprogskat eller Ordsprog, Skjaemtesprog. Rimsprog, Mundheld, Talemaader, Tankesprog etc. Efter trykte og ntrykte kildff samelde, ordnede og udgivne. 1. 5. Heft. 8. Kopenhagen 1878. k 1 kr.

n. VOLKS- UND KINDERLIEDER, SPRICHWÖRTER etc. 459

472. Simrock, Karl, die deutschen Volksbücher. Gesammelt und in er ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt. 2. Auflage. 3. 6. Band. 8. inkfurt a. M. 1878. Winter.

473. Schwab, G., die deutschen Volksbücher. Neue illustrirte Aus-

)e in 4 Theilen. 8. (VIII, 232, 235, 244 und 216 S.) Gütersloh 1878.

rtelsmann. ä M. 2, 50. Auch in Einzelansgaben.

474. Roch holz, £. L., deutsche Volks- und Helden bücher neu erzählt. b Holzschnitten. 2. Ausgabe. 8. (VIH, 233 S.) Leipzig 1878. Löwe, t. 3 M.

475. Simrock, K. , ein kurzweilig Lesen von Till Eulenspiegel etc. cb den ftltesten Ausgaben. Mit Bildern. 8. (XX, 182 S.) Frankfurt a. M. 78. Winter. M. 1, 50.

476. Tyll Eulenspiegels Schnurren, Schwanke und Streiche. Ein ^tzliches Büchlein für lachlustige Leute. Aufs neue dem Volke erzählt. 8.

I S.) Altötting 1878. Lutzenberger. M. 0, 25.

477. Das Volksbuch vom Doctor Faast. Abdruck der ersten Ausgabe

587). 8. (XXI, 140 S.)

Neudracke deutscher Literaturwerke des XVI. und XVH. Jahrh. Nr. 7 und 8.

II e 1878. Niemejer. M. 1, 20. Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Nr. 26.

478. Doctor Faust, sein Leben und seine Himmelfahrt. 8. Altötting 78. Lutzenberger. 25 Pfg.

479. Fortunatus und seine beiden Söhne. 8. Urfahr-Linz 1878. außlich. M. 0, 20. Ebenda: Die weisse Frau. Volkssage. Rolands Knappen. Iineewittchen. Siegfried der gehörnte Ritter. Die sieben Schwaben, ä 20 Pfg.

480. Mannhardt, W., die praktischen Folgen des Aberglaubens. Deutsche Zeit- und Streit-Fragen Heft 97. 98 (1878).

481. Simar, Th., der Aberglaube, 2. Auflage.

Vereinsschriften der Görrea- Gesellschaft 1877. I. Cöln 1878. Bachem. M. 1, 20.

482. Köbner, Hugo, über medicinischen Aberglauben. 8. (15 S.)

eslau 1878. Köbner.

Sammlang gemeinfaßlicher Vorträge 4. Heft.

483. Heller, Dr. A., über Volks- und Geheimmittel. Schriften des naturwissensch. Vereins f. Schleswig-Holstein lU, 1 (1878).

484. Woeste, F., Aberglaube und Gebräuche in Südwestfalcn. Jahrbuch d. Vereins f. nd. Sprachforschung 1877, S. 127-151.

485. Silberstein, A., das Perchfenlaufen oder der Perchtenberg im ixburgischen Pinzgau.

Ober Land und Meer 39. Bd. Nr. 14 (1878).

486. Stöcklow, Jos., die Scharfeier bei Tachau ein altdeutsches inen wendfest.

llittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen XVI, 8 8).

487. Wegen er, Phil., Hochzeitsgebräuche des Magdeburger Landes. Geschichts-BUtter für Stadt und Land Magdeburg XIU, 3 (1878). 14, 1 (1879)

tsetsung.

488. BenekO; 0., Hamburgische Osterfeuer. Mittheilnngen d. Vereins f. hamb. Geschichte I (1878).

489. Voigty F., Osterfeuer und Osterwasser.

Mittheilungen d. Vereins f. hambnrg. Geschichte 2. Jahrgang. Hamburg 1878.

460 BIBUOGRAPHIE T05 1«;^

490. 8a]chow, H., der DonnenUg in Sae« vad ColtoKfadkiidte. Die GartenUobe 1878, Sr. 36.

491. HaberUnd. C. AUjongfenuchickul auk dem Tode. Globiu 84, 13 (1878^

492. SchnmaDD, C, die Thiere im Giaabcs umem Toc&kRi ni

den Volkes. 1. 2. 3. 4.

Die Natqr 187«, Nr. 1 ff.

493. Bodin, Th., die Thiere im VoUugUabem. Die Natur 1878. Nr 41 ff.

494. Der Basilisk im Volksglaol>en. Karopa 1878, Nr. 30.

495. Freand Langbein im Volksmnnde und Volkigfanben. Europa 1878, Nr. 24.

49G. Haberland, C.^ das Ei im Volksglauben. 1. 1. Olobos 34. 4—',,

497. Bodin. Tb., der Hagel im Volksglauben. Die Natar 1878, Nr. 8.

498. 8pec, J., der Flachs.

Jabrbacb d. Vereins f. nd. Sprachforschung 1877, 152 fL

499. Dyer, T. F. Thiselton, Englisfa folk-lore. 8. (Vm, 290 S.) London 1878. Hardwicke and Bogue. 5 sh.

500. Djer, british populär customs, present and pait, illutrating tbe social manners of the people. Arranged according to the caleadmr of the yeir. 12. 6 sh. (1878).

501. Broberg, J. F., Bidrag frln vir folkmedidns Tidskepelier tili kännedomen om T^ra äldsta tider. Förra afdelningen. 8. (114 S.) Stockholm 1878. Bamson & Wallin. 8 kr.

502. Engel, C, deutoche Pappenkomödien. VH. Glückaaäekd uid

WQnschbut. Rosa von Tannonbnrg. 8. (48 8.) Oldenburg 1878. Sehulse.

Vgl. Saturday ReTiewll25; Sonntagsbeilage sor N. Prenß. Zeitong 1877, Nr. IS.

503. Creizonach, Wilhelm, Versuch einer Geschichte des Volksschaa-

Spiels vom Doctor Faust. 8. (XVI, 192 S.) Halle a. S. 1878. Niemejer.

Vgl. Anzeiger f. d. Altortbam 6, 89 ff. (Werner); Allgem. Zeitung 1878, Bei- lage 101 ; Külniscbe Zeitung 128.

X. Alterthümer und Culturgeschicbte.

504. Henne am Rhyn, Otto, allgemeine Kulturgeschichte von der Urzeit bis auf die Gegenwart. 4. 6. Band. 2. Auflage. Leipzig 1878. 0. Wi- gand. & 9 M. Register über alle 6 Bde. (l02 S.) 1879. 2 M.

505. S c h e r r , Johannes, Germania. Zwei Jahrtausende deutachen Lebens. Kulturgeschichtlich erläutert. Mit Bildern. 12.-33. (SchlttlS-)Liefierung. 8. (S. 287—371). Stuttgart 1878. k M. 1, 50.

506. Taciti, Com., Opera quae supersunt, ex accuratissimis editionibu repetiit concisa adnotatione etc. Fr. Dubner. 12. (XXV, 500 S.) Paris 1878. Lecoffre.

507. Taciti, C, de situ ac moribus Germaniae liber, F. Kriferii ss-

"oUtione illustratus. 4. ed. cur. W. Hirschfelder. 8. (XVIII, 94 S.) Berlin

\ Weber. M. 1, 80. Vgl. Liter. Centralblatt 1878. Nr. 18.

X. ALTERTHÜMER UND CULTURQE8CHICHTE. 461

508. Tacitiy Cornelii^ de origine et situ Germaoorum liber. Recentuit Alfred Holder. 8. (56 S.) Leipzig 1878. Teuboer. 2 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 187», Nr. 6; Blätter f. d. bayer. Gjmnas. 1879, 3.

509. Tacitus, La Germanie. Traduction enti^remeiit nouvelle, texte latin en regard, avec un succinct commentaire historiqae, critiqae et ane ^tude pr^liminaire par £. P. Dubois-Gucban. 18. (XXXVI, 143 S.) Paris 1878. Liseuz. 3 fr. 50 c.

Vgl. Revue critique 1878, Nr. 12.

510. Hueraer, J., über eine Wiener Handscbrift zum Dialog und sur

Germania des Tacitus und zu Sueton's Fragment de gramm. et rhet. Zeitschrift f. d. Osterr. Gymnasien XXXI, 11(1878).

511. Ortmann^ Dr., zu Tacitus Germania. Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen 1878, Mai, S. 306—819.

512. Dederich, A., über die Nabalia des Tacitus. Picks Monatsschrift 1878, Heft 4 f. Zu Histor. 6, 26.

513. Poeschly Theodor, die Arier. Ein Beitrag zur historischen An- thropologie. (Vm, 238 S.) Jena 1878. Costenoble. 5 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Sp. 1221 ff.

514. Mehlis, Dr. C, der Grenzfluß Obringa und die Eintheilung Ger-

maniens. Ein Beitrag zur alten Topographie der Rheinlande.

Correspondenzblatt des Gesammtvereins d. d. Alt. Vereine 1878, 6.

515. Ulrici; Alb., Gothen, Aisten und Slaven an der Ostsee. Programm der hohem Bürgerschnle in Eilenburg 1878.

516. Much, Dr. M., die Alanen als Verfertiger der bechertragenden

Steinbilder in den Pontusländern und in Spanien.

Mittheilungen der anthropolog. Gesellschaft in Wien VII, 11. 12 (1878).

517. Bachmann^ die Einwanderung der Baiem. 8. (80 S.) Wien 1878. Gerold.

518. Hölzermann, L.^ Lokal Untersuchungen die Kriege der Römer und Franken, sowie die Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen und des späteren Mittelalters betreffend. 4. (VIU^ 123 S.) Münster 1878. Regens- berg. 6 M.

519. Pohl, Jos., Reiferscheid = Ripuariergrenze. Monatsschrift f. d. Geschichte Westdeutschlands 4. Jahrgang, 4. 6. Heft.

520. Müll enh off; K., die Sugambem und Sicambern. Zeitschrift f. d. Alterthum 23, 26-43.

521. Obermüller, W., Saken und Sachsen. Der Hessen Völker ** 2. Bd. Historisch-sprachliche Forschungen. 4. 5. Heft. 8. (k 96 S.) Wien 1878. Eurich. & 1 M. 50 Pfg.

522. Steenstrup, Vikingetogene imod vest i det 9. Aarhundrede. 8. (406 S.) Kopenhagen 1878. EJein.

Vgl. Jen. Liter. Zeitung 1878, Nr. 61 (Maurer).

523. Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit. Nach den in öffent- lichen und Privatsammlungen befindlichen Originalien zusammengestellt und herausgegeben von dem römisch -germanischen Centralmuseum in Mainz durch dessen Conser?ator L. Lindenschmit. 3. Band 7. und 8. Heft. gr. 4. (28 S.

mit 10 Steintaf. und 2 Chromolith.) Mainz 1878. y. Zabern. & 4 M. Vgl. Liter. Centralblatt 1879, 2.

524. Heidnische Funde von der Schwedenschanze bei Oswitz. Schlesiens Vorzeit 87. Bericht 1878.

462 BIBUOGRAPHIE TON 18T&

625. MiebeUea, A. L. J., tob Tor^ratfi^CB Calturtittai n Heimmtb. Eine mntjqoariMbe Hhtbeihnig. 8. (32 S.) Scbleswig 1878. Bogis.

Tgi Ufcc Ccatralblatt 187d, Hr. 10 (H. ILj. ErUiraic der IbsbU Oome (Germ. 40) auf AImb.

526. Wortmae, J. J. A., Norden« foibistone efter samtidige UM»

Nordiik Tidskrift för Vctcoikap, Kout ocb iDdutri I87d, & 20—45, 97—121 197—233.

527. Woraaae, J. J. A., die Vor^eKbiebte de« Norden« nacb gioc^ zeitigen Dfakmilem. Ins Deot«cbe fibertngen Ton J. Mestorf. 8. (128 S..' Hamburg 1878. Meißner. 3 M.

Vgl Herbst Literatnrblatt 1879, Nr. 6 (San Harte).

528. Friede!, Ernst, die Stein-, Bronie- und Eisenseit in der Mul

Brandenburg. 8. (43 S.) Berlin 1878. NleolaL

Vgl Anseiger f. Knnde d. d. VorMit 1878, 8p. 154.

529. Tbe Age of Bronse.

The Edinburgh Beriew 1878, April, & 437—474. Anknfipfend an mebrcte nnat Pablicationen in Fnmkreicb, Italien, England.

530. Vedel^ E., nyere Underaagelaer angaaende Jemalderen pu

Bombolm.

AaibOger for nordisk Oldkyndigbed 1878, a 73—258.

531. Rygb, 0., om den yngre Jemalder i Norge. AarbOger for nordisk Oldkyndigbed 1877.

532. Keller, Jacob, unsere Vorfüiren. Bede. 4. Mains 1878. Program der Realscbule I. und U. Ordnung in Mainz, S. 27 33. Scbfldening der altes Germanen.

533. Freytagy G., Bilder ans der deutseben Vergangenbeit. 1. Bta^ Ans dem Mittelalter. 11. Auflage. 8. (VI, 555 S.) Leipzig 1878. HineL M. 6, 75.

534. Essenwein, A., kunst- und kulturgescbicbtücbe Denkmale da germanisch en Museums. Eine Sammlung Ton Abbildungen berrorragender Werke aus sftmmtlicben Grebieten der Kultur zusammengestellt. 120 Tafeln in Hok- scbnittcD. Folio. Frankfurt a. M. 1877. Bär.

535. Falke, Jacob yod, zur Kultur und Kunst. Studien. 8. (VI, 353 S.

mit Illustrationen). Wien 1878. Gerold. M. 9, 20. Vgl. Liter. CentralbUtt 1878, 86.

536. Freybe, A., altdeutsches Leben. Stoffe und Entwürfe zur Dir Stellung deutscher Volksart. 1. Band. 8. (415 S.) Gütersloh 1878. Bcrtdr mann. 4 M.

Vgl. Europa 1878, 20; Liter. Centralblatt 1878, 24; Pomm. Bl. 20; Bev. erit 1878, 40.

537. Eichter, A., Bilder aus dem deutschen Bitterleben. 2 Theilf. Gcschicbts-Bilder for Jugend und Volk. XU. XHI. 8. (111 und 112 S. Leipzig 1878. Hirt, k M. 1, 20.

538. Denkwürdigkeiten von Hans Yon Schweinichen berausgegebei von Hermann Oesterley. 8. (XVIII, 558 S.) Breslau 1878. Kobner.

539. Kraus, X., Urkundliches zur elsässiscben Kunst- und Cultaig«* schichte.

Bulletin de la soci^t^ pour la conservation des moouments historiques d'Alsi^ X, l, 1878.

X. ALTERTHÜMER UND CULTURGE8CHICHTE. 463

540. H an au er y Stades dconomiqaes aar l'Alsace ancienDe et moderne. 8. (616 S.) Paris 1878.

Vgl. Allgem. Zeitang Beilage vom 1. Mars 1879.

541. Paulus, E. von, die Alterthümer in Württemberg. Stuttgart 1878. Lindemann. 3 M.

Sonderabdmck aus den Würt. Jahrbüchern f. Statistik.

542. Mayer, A., Geschichte der geistigen Cultur in Niederösterreich von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart 1. Band. Der Cultus. Unterricht und Erziehung. Die Wissenschaften. 4. (XIV, 435 S.) Wien 1878. Seidel. 28 M.

543. Pleyte, Dr. W., nederlandsche oudheden^ van de vroegste tijden tot op Karel den Grooten. 2. 3. Afl. gr. 4. Leiden 1878. Brill. 10 fl.

544. Kellen, van der, Le moyen &ge et la renaissance dans les Pays- Bas. Choix d'objets remarquables du Xir au XVir si^cle. 9' et 10* livr. 4. (4 S. 10 Tafeln). La Haye 1878. Nijhoff. & 2 fl.

545. Rosen berg, C, Nordboernes Aandsliv fra Oldtiden til vore Dage. I, 2. 8. (204 S.) 1878.

546. Fortidsminder og Oldsager fra Egnen om Bomholm af F. Sehe - sted de Broholm. 4. (360 S. mit Abbildungen). Kjöbenha?en 1878. (Leipzig, Brockhaus).

Vgl. Correspondensblatt d. d. Gesellschaft f. Anthropologie 1879, S. 29 ff. (Undset).

547. Montelius, 0., Om lifvet i S?erige under hednatiden. 2 uppl. 8. Stockholm 1878. Norstedt & Söner. 1 kr.

548. Worsaae, J. J. A.^ la conservation des antiquit^s et des monu-

ments nationauz en Danemark. (r= Bibliographie 1877^ Nr. 487).

M^moires de la Soci^te royale des Antiqnaires du Nord 1877, 8. 343—360.

549. Undset, Universitetets Sämling af nordiske Oldsagar. 8. (96 S.) Chrfstiania 1878.

550. Müller^ L. , det saakaldte Hagekors's Anvendelse og Betydning i

Oldtiden. Avec un resum^ en fran^ais. 4. (114 S.)

Vidensk. Selsk. Skrifter 6 Raekke. Bist, og philos. Afh. V, 1.

551. Hildebrand, H., Pilgrims marken frSn Vadstena.

Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademiens Mjbadsblad 1878, S. 685- 687.

552. Voßy Hünenbetten bei Klemmen, Pommern. Zeitschrift f. Ethnologie 10. Jahrgang 1878.

553. Sonntag, W., die Todtenbestattung. Todtencultus alter und neuer

Zeit und die Begräbnissfrage. Eine culturgeschichtliche Studie. 8. (292 S.)

Halle 1878. Schwetschke. 3 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 1879, 19.

554. Irlet, alamanuische Gräber bei Twann. Anseiger t schweizer. Alterthumskonde 1878, Nr. 2.

555. Boye, Vilhelm, les tombeaux de Tage de la pierre en Danemark. 4. Mit 12 Abbildungen. Kopenhagen 1878. Host und Sohn.

556. Engelhard t, C, Les cercueils en ch6ne de Borum-Ajhoei. M^moires de la Soci^t^ royale des Antiqnaires du Nord 1877, S. 361—872.

667. Schrader, O.y die älteste Zeittheilung des indogermanischen Volkes, ^«■mloiig gemeinverst. wissensch. Vorträge 296. (66 S.) Berlin 1878. Habe!.

^•renberg, Ackerbau der Germanen. Vr Stimölogie 9. Jahrgang 1877.

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560. Nehring, A., Liebten ni Cäsar« Zeiten Rennthiere im herejniseben Walde ?

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561. Jähnsy Max, Atlas sur Gescbichte des Kriegswesens Yon der Ur- zeit bis som Ende des 16. Jahrhunderts. Bewaffiiang, Marsch- und Kampf- weise, Befestigung, Belagerung, Seewesen. Zu seinen Voriesungen an der L Kriegsakademie ausammengestellt Lieferung 1. Leipzig (1879). Gmnow. 10 Ttf.

fol. S. 1—48 Text. Lex. 8. M. 3, 50.

Vgl. Liter. CentralbUtt 1879, Nr. 7.

562« Bastian und Voß, die Bronzeschwerter des kgL Masemns za Berlin, gr. fol. (XVI, 79 S. 116 Tafeln). Berlin 1878. Weidmann. 20 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Nr. 49.

563. Friedel, Schwerter und Dolche nebst einem Ifiniatur-Hohlcelt tos Bronze aus dem märkischen Museum.

Zeitschrift f. Ethnologie 10. Jahrgang 1878.

564. Der Bogen im Alterthnm und Mittelalter. Sonntagsblatt von Elcho 1878, Nr. 1.

565. Woeste, F., Verfertigung metallner Schildrander, ein rhdnfrin- kischer Gebrauch des 9. Jahrhunderts.

Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 1878. Auch hinter CreeeEof N^ krolog von F. Woeste.

566. Suttner, G. Freiherr y., der Helm von seinem Ursprünge bu gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts. 2. 8. (Schluß OLieferung. 4. Wien 1878. Gerold in Comm. & 8 M.

567. Der sogenannte Leoben er Helm im Joanneum zu Gbaz. Ali Manuscript gedruckt. 4. (8 S. 2 Tafeln) Graz 1878.

Vgl. Jen. Liter. Zeitimg 1879, 24 (Ilwof).

568. Der Pranckher Helm aus Stift Seckau. Als Manuscript ge- druckt. (Von F. G. y. M.) 4. (24 S. 2 Tafeki). Graz 1878. Verlag des Jo- hanneums.

Vgl. Liter. Centralblatt 1879, Nr. 8; Jen. Liter. Zeitung 34 (Ilwof).

569. Bartsch, Karl, mittelalterlicher Sattel mit Inschrift. Germania 28, 49.

570. Heune am Rhjn, 0., ein mittelalterliches Schützenfest. Illnstrirte Zeitnng Nr. 1831 (1878).

571. Leonhard, A., das Leben der Spielleute im 12. Jahrhundert. Sonntagsblatt Ton B. Elcho 1878, 27—28.

572. Schuster, H. M., das Spiel, seine Entwicklung und Bedmitosg

im deutschen Recht. Eine rechtswissenschaftliche Abhandlung auf sitteng«*

schichUicber Grundlage. 8. (IV, 240, XIV S.) Wien 1878. Gerold. M. 7, 20. Vgl Liter. Centralblatt 1879, Nr. 1: Kritische Vierteljahraschrift 1879, 218 l

(Maurer).

573. Bond, E. A., History of Plajing-Cards. Athenaeum Nr. 2621, S. 87 f

574. Voß, Rudolph, der Tanz und seine Gkscbichte. Eine cultnrhisto- risch-choreographische Studie. Mit einem Lexikon der Tänze. 8. (402 S.' Erfurt 1878 (Titelauflage). Bartholomäus.

575. Cserwinski, A.^ die Tänze des 16. Jahrb. und die alte frtf* ^sche Tanzschule ?or Einführung des Menuett. 8. (Vm, 140 S.) Dann; f8. Saunier in Comm. 15 M.

X. ALTEBTHÜMER UND CULTUBGESCUICUTE. 465

576. Foichtinger, J., die Geschichte der Falkenjagd. Leipzig 1878. Schmidt und Günther.

In: Bibliothek för Jäger und Jagdfreonde 8. 153—192.

577. Thiele, R., die deutsche Frau im Mittelalter. Eine kulturhistorische

Skizze. Vortrag. 8. (35 S.) Bochum 1878. Stumpf. M. 0, 60. Vgl Deutsches Liter. BUtt 1878, Nr. 6.

578. So hm, R., die Stellung der Frau im deutschen Recht. Deutsche Rundschau 1878, Januar, S. 92 102.

579. Hei big, Fr., deutsches Frauenleben im Mittelalter. Die Gartenlaube 1878, 27 ff.

580. Franck, Joh., Weib und Frau. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 28, 85—87.

581. Krause, 0., eine Greifswalder Hochzeitsordnung Yom Jahre 1569. Baltische Studien 28. Jahrgang (1878).

582. Eine fränkische Gewanduadel mit Runenschrift, gefunden bei Ems. Correspondensblatt des Gesammtvereins d. deutschen Geschichts- und Alt.-y er- eine 1878.

588. Schneider, F., die Gestaltung des Ringes vom Mittelalter bis in

die Neuzeit. Lex. 8. (7 S.) Nürnberg (Mainz, y. Zabern) 1878. IM. Aus 'Kunst und Gewerbe* abgedruckt

584. Nüscheler-Usteri, A. , das zürcherische Wohnhaus im 16.

Jahrhundert.

Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1878. N. F. 2. Jahrgang.

585. Gripps, old english plate, ecdesiastical, decorati?e and domestic: its makers and marks. With improved tables of the date letters used in Eng- land, Scotland and Ireland, founded upon the papers and tables of C. Octa- Yius S. Morgan. With illustrations. 8. (432 S.) 21 s.

586. Mandelgren, N. M., Atlas tili S?eriges odlingshistoria. Afdel- ningen: Bostader och husgerad. H. 1 2. (Atlas de l'histoire de la civilisation en Suöde. Section des habitations et du mobilier. Fase. 1 2) 4, (IV, 38 S. und 20 Tafeln.) Stockholm 1878. 20 kr.

587. Pohl, Jos., hausinschrifiliche Sprüche im Rheinlande. Pick, Monatsschrift (1878), lY, 4—6.

588. Mülle nhoff, K., Geräthinschriften. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 47—49.

589. R(iegel), H. , die aus dem hiesigen Kreuzkloster stammenden

Stickereien im Herzoglichen Museum.

Braunschweigische Anzeigen 1878, Nr. 174. Büt Darstellungen aus der Ge- schichte Ton Moses, Salomon und aus Wolframs Parzival.

590. II g, A., der mittelalterliche deutsche Name des Electrums. Mittheilungen des k. k. Osterr. Museums für Kunst und Industrie XUI, Nr. 164.

Wien 1878.

591. Hofmann, K., Hunnische Trauben. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 207 f.

592. y. Renz, das Püchlein von allen paden, die älteste deutscbe ge- schriebene Balneologie.

Deutsches ArcUy f. Geschichte der Medicin I, 1 (1878).

598. Nordhoff, B., Streiflichter auf die altdeutschen Goldschmiede.

I— IV.

Allgemeine Zeitung 1878, Nr. 82 Beilage, 84 Hauptblatt, 87 Beilage, 89 Beilage.

eKBMAHU. Hm« Balha XIL (ZUT. Jalurg.) 30

466 BIBUOGRAPHIE VON 1878.

594. Mating- Sammler, Alfred, zur Geschichte des Handwerks d& Lein- nnd Zeugweber in Frankenberg i. S. Programm der Beabchale in Fob* kenberg 1878. 4. (21 S.)

595. Haber, L., ein Beitrag zur Geachichte der Zünfte der Stidt

Lanenburg in Pommern. Programm des Prog3rmna8ium8. 4. (8 S.) Laoen*

borg 1878.

Niederdentsche HandwerkspriTilegien.

596. Frey, J., Beiträge zar G^acbichte dea deutschen Scfaolweaens in Mittelalter. 4. (23 S.) Programm des Gymnaaiums zu Rössel 1878.

597. Zimmermann, Dr. Otto, zur Geschichte der deutschen Büiger- schule im Mittelalter. Programm der Realschule H. Ordnung in Lieipzig 1878.

4. (30 S.)

598. Zur Geschichte der Verbreitung der Lesekunst im Mittelalter. Von G. y. d. Ropp und K. Koppmann.

MittheiloDgen des Vereins f. hamb. Geschichte 1878, 8. 112— 116.

599. Li sehe, Oberlehrer, Pädagogische Berürungspunkte zwiachen den Brüdern vom gemeinsamen Leben und A. H. Franke. 4. (20 S.) ProgramD der Realschule zu Stollberg 1878.

600. Dümmler, E.^ zur Sittengeschichte des Mittelalters. Zeitschrift f. deutsches Altertbum 22, 256—258. Über Knabenlieba.

601. Birlinger, A., Sittengeachichtliches. Alemannia 6, 284—288.

602. Kinzel, K., Notizen über daa Lebensalter.

Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 474—6. Die Helden in der Poesie.

XI. Kunst.

608. Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuseit. Biogra- phien und Charakteristiken. Unter Bütirirkung von Fachgenosaen herausgegeben von R. Dohme. 44 59. Lieferung. 4. Leipzig 1878. Seemann.

604. Grueber, B., die Kunst des Mittelalters in Böhmen. 4. ThdL Die Spätgothik. 1 4. Lieferung, gr. 4. Wien 1878. Gerold in Comm.

605. Mit hoff, Kunstdenkmäler und Alterthümer im HannoTersches

5. Bd. 4. (202 S.) Hannover 1878. Helwing. M. 14.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Nr. 52.

606. Wernickc, £., Urkundliche Beiträge zur Künstlergeachicfate Schle- siens in.

Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1878, Sp. 75-80. 97—104. 165—1^ 200—207. 298-800. 389—892.

607. Wernieke, £., Bildende Künstler des Mittelalters in Liegnitz. Schlesiens Vorzeit 87. und 38. Bericht. 1878.

608. Graf, Dr. Hugo, opus Francigenum. Studien zur Frage nach dea Ursprünge der Gothik. Mit 9 authogr. Tafeln. Lex. 8. (VH, 122 S.) Stuttgtit 1878. Witt wer. 4 M.

609. Friis^ F. R., Samlinger til dansk ßjgnings- og Kunathistorie. , 7. und 8. Heft. 8. (48+48 + 56 S.)

610. Laffler, J. B., Kirkene i Altenkirchen og Schaprode paa Ejgca. AarbOger for nordisk Oldkjndighed 1878, S. 319—337.

611. Petersen, Henry, les pierres sculpt^es de Danemark. M^moirea de la Soci^te royale des Antiquaires du Nord 1877, & 880— S42.

XI. KUNST. 467

612. Das Psalter inm anream von St» Gallen. Ein Beitrag znr Qe- scbichte der karolingischen Miniaturmalerei. Mit Text von J. R. Rahn. Heraus- gegeben vom historischen Verein des Kantons St. Gallen, gr. fol. (XVIII Tafeln

und 32 Holzschnitte; 67 S.) St. Gallen 1878. Huber. 20 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Nr. 48; Gott. Gel. Anzeigen 1879, Nr. 6.

613. Das Buch der Malerzeche in Prag. Herausgegeben von Math. Pangerl. Mit Beiträgen von A. Woltmann. 8. (149 S.) Wien 1878. Brau- müller.

Quellenschriften zur Kunstgeschichte XIH. Vgl Liter. Centralblatt 1878, Nr. 42; xmd E. Martin in den Mittheilungen des Vereins zur Geschichte der Deutschen in Böhmen 17, 52—64.

614. Das Buch der Prager Malerzeche 1348-1527. Vollständiger

Text nebst kritischem Commentar zu der von Prof. Pangerl veranstalteten

Aasgabe dieses Buches. Herausgegeben von Patera und Tadra. 8. (97 S.)

Prag 1878. Otto.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Nr. 42.

615. Grenser, Alfred; Hans Baidung genannt Grien und seine heral- dische Thätigkeit. 20 Wappen-Entwürfe des Meisters im Besitze der „Alber- tina^ zu Wien beschrieben und erläutert. Mit 20 Heliogravüren von A. Franz. 4. (16 S.) Wien 1878. Braumüller in Comm. M. 4, 80.

616. Vögelin, F. S., Wandgemälde im bischöflichen Palast zu Chur mit den Darstellungen der Holbeinischen Todesbilder. 4. Zürich 1878. Grell, Füßli und Co. in Comm. 7 M.

617. Zingerle, J. V.> zu den Bildern in Runkelstein. Germania 28, 28—80.

618. Schloß Rankelstein und seine Wandgemälde. MittheiluDgen der k. k. Centralcommission. N. F. IV, 1. Wien 1878.

619. Kuhn, Dr., zur Geschichte der Glasmalerei im Mittelalter. Kunst und Gewerbe, Wochenschrift. XH. Jahrgang (1878;.

620. Liebenau, R. v., Verzeichniss der Glasmaler von Luzern. Anzeiger f. schweizer. Alterthumskunde 1878, 8.

621. Zur Geschichte der Glasmalerei. Ebenda.

622. Hildebrand, H., Mllningama i Valö kyrka i Roslagen. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademiens M&nadsblad 1878, S. 599—607.

623. Hildebrand, H., Njfunna medeltidsmilningar. Ebenda S. 694—700.

624. Schultz, Alwin, die Legende vom Leben der Jungfrau Maria und ihre Darstellung in der bildenden Kunst des Mittelalters. 8. (80 S.) Leip- zig 1878. Seemann.

Als erstes Heft von Lübke*s Beiträge zur Kunstgeschichte. Vgl. Liter. Central- hlatt 1879, Nr. 18; Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1878, 228 f.; Grenzboten 1878, 31.

625. Förster^ Ernst, il trionfo della morte e la danza Macabra« Allgemeine Zeitung 1878, Beilage Nr. 8.

626. Ambro s, A. W., Geschichte der Musik. 4. Band. Geschichte der Musik im Zeitalter der Renaissance von Palästrina an. Fragment. 8. (XVI, 487 S.) Leipzig 1878. Leuckart. 12 M.

Vgl Lit. Correspondenz JII, 1 ; Lit Centralblatt 1878, 61 ;' Lit. Randsehun V, 1.

627. Straeten, £dm. van der, La Musique auz Pays-Bas avant le XlX^siöde. DocnmVDte <-*'^«»« et aonot^s. Tom. IV. Brüssel 1878. vanTrigt. 10 M.

468 BIBLIOGBAPHIE VON 1878.

628. Wasielewski, W. J. ▼., Gkschichte der Instramentalmnstk. Mh

Abbildangen von Instramenten und Musikbeilagen. 8. (VII, 170 und 95 S.)

Berlin 1878. GuttenUg. 10 M.

Vgl. Deutsche Rundschau 1879, Juli; Westermann's Monatshefte 1879, Julu

629. Schubiger, P. Ans., über Hucbald's Werk „De Musica*^. Monatsschrift f. Musikgeschichte X, 2 (1878).

630. Bäumker, W., Orlandos de Lassos, der letzte grosse Meister der

niederländischen Tonkunst.

Sammlung histor. Bildnisse 4. Serie. IV. 8. Freiburg 1878. Herder. 60 Pfg.

XII« Rechtsgeschichte und Rechtsalterthümer.

631. Kariowa, Otto, über die Reception des römischen Rechts is

Deutschland, mit besonderer Rücksicht auf Churpfals. 4. (39 S.) Heidel*

berg 1878.

Prorektoratsrede.

632. Planck, J. W., das deutsche Gerichtsyerfahren im Mittelalter. Nach dem Sachsenspiegel und den verwandten Rechtsquellen. 1. Band. 1. Hälfte. 8. (Vni, 422 S.) Braunschweig 1878. Schwetschke. 8 M. [2. Hälfte. 8 M.]

633. Untersuchungen zur deutschen Staats- ond Rechtsgeschichte. Herausgegeben von 0. Gierke. L Heft : Winter, Geschichte des Rathes in Straß- burg bis zum Statut von 1263. II. Heft: Jastrow, Zur strafrechtlichen Stellong

der Sklaven bei Deutschen und Angelsachsen. Breslau 1878. Köbner.

Vgl. Liter. CentralblaU 1879, Nr. 12; Englische Studien 2, 476 (Maurer).

634. Waitz, George die deutsche Reichs Verfassung von der Ifitte des

9. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. 4. Bd. 8. (VII, 548 S.) Kiel 1878.

Homann. 13 M.

Deutsche Verfassungsgeschichto 8. Band. Vgl. Liter. Centralblatt 1879, 17

(Laband).

635. Gareis, C, das salische Recbt und ein „Hünengrab^ bei Giessen. Correspondenzblatt des Qesamrotvereins der deutschen Qesehichta- und Alter-

thumsvereine 1878.

636. Hiltl, G. , der Roland von Berlin, fol. (28 S. mit eingediockten Holzschnitten.) Berlin 1878. Weile. M. 1, 50.

637. Schwöibel, L., Deutzer Rechtsalterthümer. Annalen des histor. Vereins f. den Niederrhein 32. Heft (1878).

638. Leding, Dr. Okko, die Freiheit der Friesen im Mittelalter mit

den Versammlungen um den Upstallbom. 8. (57 S.) Emden 1878. Hajoel. M. 1. Vgl. Liter. Centralblatt, 1878, 8p. 1534.

639. Andreae, S. J. Folkema, Gronden vor de beoefening der Off- maansche rechtsgeschiedenis. Rede den 28*^'' Nov. 1877 oitgesproken. 8. (31 S.) Leiden 1877. Doesburgh. 40 c.

640. Maurer, Konrad, udsigt over de nordgermaniske Retskilders Fi-

storie. Udgivet af den norske historiske forening. 8. (213 S.) Kristiania 1878. Vgl. Histor. Zeitschrift 41, 368.

641. Maurer, Konrad, die Freigelassenen nach altnorwegischem Rechte. Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, philo8.-lii8t. Clstf«

1878, I, 1, S. 21-87.

642. Leffler, L. F., Hedniska edsformulär i äldre Vestgotalagen. Antiqvarisk Tidskrift för Sverige V, 149—160.

XIII. LITTERATURGESGHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 469

643. Bob er tag, G., die Recbtsbandschrifiten der Stadt Breslau. Zeitschrift d. Vereins f. Geschichte Schlesiens XIV, 1.

644. Bisoboff, über eine steiermärkiscbe Landrechtshandscbrift. Beitrüge Kunde steierm. Geschichtsquellen 16. Jahrgang (1878).

645. Riezler, Siegmund, das Überlinger Stadtrecbt. Z. f. d. Gesch. d. Oberrh. 29, 294-322 (1877).

646. Meyer, J., das Stadtbucb von Schaffhausen (Schluß). Alemannia 6, 228—283.

647. Lorsch, Hugo, ein verschollenes Aachener Stadtrechtsbuch. Annalen des histor. Vereins f. d. Niederrh. 32. Heft (1878).

648. Frensdorff, Ferdinand, über das Alter niederdeutscher Bechts-

aofseichnungen.

Hansische GeschichtsblStter VI, 97—142.

649. Hol scher, Uvo, zur Einfuhrung in das Studium der altfriesischen Becbtsquellen. 4. (24 S.) Bützow 1878. Programm.

650. Grimm^ J.^ Weisthümer. 7. Theil. Namen- und Sachregister ver- faßt von R. Schröder. Herausgegeben durch die histor. Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften. 8. (IV, 418 S.) Göttingen 1878. Diete>

rieb. 10 M.

Vgl. liiter. CentralbUtt 1879, Nr. 17.

651. Inama- Sternegg^ K. Tb. v., Bericht über Weisthümer-Forschun-

gen im k. baicr. allgemeinen Reichsarchive zu München. 8. (14 S.) Wien 1878,

Gerold in Comm. 80 Pfg.

Ans den Sitzungsberichten der Akademie.

652. Bischoff^ F., dritter Bericht über Weisthümer-Forschungen in Steiermark. 8. (50 S.) Wien 1878. Gerold in Comm. 80 Pfg.

653. Weisthümer der Stadt St Vith und des Hofs Neundorf. Von

Dr. H. Loersch.

Publications de la seotion historique de Tinstitut de Luzembourg 1877. Lux. 1878. 8.

654. Kern, H., uit de friesche Wetten. Taalkundige Bijdragen 2, 171—209.

655. Maurer, Konrad, Gulathingslög.

Ersch und Gruber, Encyclopftdie I. Section, 97. Band (1878), S. 1—74.

656. Richert, M. B.^ om den rätta betydelsen af Västgotalagens ind-

lednings- och slutord.

Nordisk Tidskrift for Filologi N. R. 4, 1—28 (1878).

Xin. Litteraturgeschichte und Sprachdenkmäler.

657. Wackernagel, Wilhelm, Geschichte der deutschen Literatur. Ein Handbuch. 2. vermehrte und verbesserte Auflage, herausgegeben von Ernst Martin. 1. Band. 3. Lieferung. (S. 209—288). Basel 1878. Schweig- hauser. 2 M.

658. Vilmar, A. F. C. , Geschichte der deutschen National- Literatur. 19. Auflage. 8. (XII, 556 S.) Marburg 1879. Elwert. 7 M.

659. Kurz, Heinrich, Leitfaden zur Geschichte der deutschen Literatur.

5. Auflage, nach des Verfassers Tode überarbeitet und erweitert von G. E.

Bartbel. 8. (XX, 856 S.) Leipzig 1878. Teubner.

Vgl. Anzeiger f. d. pädagog. Literatur VI, 12; Hallisches TageblaU 1879, Nr. 76,

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07*1. I'uniinliuii, (liiiii (Jliu'oiiH», Slnriii ^'ciiorali* della letteratn» tedeSGft. Vol. I. iMilln oiiHini hIiio nl I7r»0. VI. (t>;J2 S.) Torino 1878. Lc^ •eher. 9 LIr« 50 n.

674t Pttll. W., OluTMirlit iliT (Ir.M'hii'lito. dor deiitsclioii Literatur:- yfik " itimiiNtnlli'" V. AiilliiK«» V..11 K. W. roniads. 8. (110 §.) Leipzi: «r. M. 0, HO.

VIlliM. NV , l.iltMiiliirkiiiiilo, rii(li:iItoiid AbrilS der Poetik ^-^ f ilmiUoliiMi TiHMHo. l». Aiitla^o. S. (VllI, *J08 S.) Freibnr; i. ?■

Xm. LTTTEBATUBGESCmCHTE UND SPRACHDENKliiLER. 471

676. Schiller^ K., Einführang in die deatscbe Metrik und Litteratar. "Sr. Auflage. 8. (VHI, 136 S.) Wien 1878. Gerold. M. 2, 40.

677. Schwarz, C. W. 6. Ed., Abriß der deutschen Literaturgeschichte ' Bebst Einleitungen und erklärenden Zugaben zu klassischen Dichtungen. 8.

(4, XVI, 130 S.) Sneek 1877. Pyttersen. 1 fl. * Abdrack ans s. literarhistorischen Lesebuch« 3. Theil.

> 678. Seinecke, F.; Lehrbuch der Geschichte der deutschen National-

bteratur. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben vou H. Dieckmann. ^8. Auflage. 8. (Vm, 255 S) Hannover 1878. Schmorl und Seefeld. 8 M.

679. Sonnenburg, Ferd., Grundriß der Geschichte der deutschen Li- ' teratur. 8. (VE, 190 S.) Braunschweig 1878. Bruhn. M. 1, 80.

680. Wirth, G., Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte der deut-

■ehen Nationalliteratur, für höhere Lehranstalten bearbeitet 8. (IV, 20 i S.)

Berlin 1878. Wohlgemuth. 2 M. Vgl. Herrig 60, 231 ff.

681. Wolff, Emil, die Literatur in der Mittelschule. Ein Lembuch für die Hand der Schüler. 2. Auflage. 8. (56 S.) Gütersloh 1878. Bertels- mann. 40 Pfg.

682. Zehender, Übersicht der deutschen Literaturgeschichte von den Utesten Zeiten bis zur Gegenwart. 2. Auflage. 8. (Vlil, 194 S.) Winterthur 1878. Westfehling. M. 3, 20.

683. Driou X, histoire abr^g^e des littdratures ätrangöres anciennes (grecque et latine) et modernes (Italic et Espagne, Angleterre et Allemagne). 8* Edition. 12. (Vin, 184 S.) Paris 1878. Belin. fr. 1, 60.

684. Hofdijk, W. J. , Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde. 6* druk. 8. (8 und 380 S.) Amsterdam 1878. Kraj. 2 fl. 50 c.

685. Zeegers, L. Th. , Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde. 5* druk. 8. (134 S.) Amsterdam 1877. Meijer. 75 c.

686. Huberts, W. J. A., W. A. Elberts en F. J. P. van den Bran- den; Biographisch Woordenboek der Noord- en Zuid - Nederlandsche letter- kunde. 8. (6, XX, 756 u. LXI S.) Deventer 1878. Sigtenhorst. 12 fl. 36 c.

687. Taine, H., Histoire de la litt^rature anglaise. Nouvelle Edition. T. L 18. (XLIX, 416 S.) Paris 1878. Hachette. 3 fr. 50 c. T. 4. 4* ^tion. 18. (488 S.) 3 fr. 50 c.

688. Taine, H., Geschichte der englischen Litteratur. Deutsch bear- beitet und mit Anmerkungen versehen von L. Katscher. 2. 15. Lieferung. (1. Band XLS und S. 97—730. 2. Band 503 S. 3. Band S. 1—96) Leipiig

1878. Günther.

Vgl. D. Rundschaa 1879, Juni.

689. Arnold, T. , Manual of English literature. 4th ed. 8. London

1878. Longmans. 7 sh. 6 d.

690. Nicholson, E., chronological guido to English literature. 8. (212 S.) London 1878. Remington. 3 s. 6 d.

691. Mensch, H., Characters of English literature. 8. (164 S.) Cöthen

1879. 0. Schulze. M. 1, 80.

Enthält n. a. Chancer, Gower, Origin of the Drama.

692. Ström, T., dansk Literaturhistorie. Anden omarbejdede og meget forbedrede Udgave. Med en Oversigtstabel over Forfatlerne. 8. (322 S.) "^ penbagen 1878. 4 kr.

472 BIBUOGRAPHIE VON 1878-

698. Erikteil, A, E., Dantk og norsk Literatanhbtorie tfl 8k<4ebnur. Kopenhagen 1878. 2 kr. ^^

694. Allgemeine deutsche Biographie. 7. und 8. Band Um- zig 1878. *^

Enthält Ton größeren Artikeln: Fischart ▼on E. Schmidt 7 81—47- K. Fleck ▼on Steinmeyer 7, 111—112; 8. Franck von F. Weinkanff 7. 214— 219-' J L^wA Frisch von Eckstein 8, 98-96; Nie. Frischlin von öcherer 8, 96-104- Hwhortroi' Fritelar von Bartsch 9, 117^118; Hermann von FritaUr von Bechstein 9 118-119- K. Fr. Fulda von J. Franck 8, 192; J. FunkeUn von Scherer 9 203-204- K tob FuDeshrunnen von Steinmejer 8,266—266; ü. Ffiterer von Bartsch 9 271 - H. C tob der Gabelenta von Leskien 9, 286—288; E. Tb. Gaupp von H. Sehuiae 9* 426-4»- Qeiler von Kaiserberg von liartin 9, 609—618; P. Gengenbach von Bartsch 9, 666-W

695. Obrist, J. Q., Tirors Antheil an der Literatur des deutsches Volkes. 1. 2.

Literatnrblatt von Edlinger II, 4. 6 (1878).

696. Pichle r, A., Tirol's Antheil an der deutschen NatioDalliterator. Literatnrblatt von Edlinger 2. Jahrgang 28—24. Heft.

697. Bartels, Beiträge zur ostfriesischen Cultur- und Literaturgeschichte. Jahrbuch der Gesellschaft f. bildende Kunst au Emden 3, 1 (1878).

698. Arndt, Otto, über die altgermanische epische Sprache. Tfibin« Dissertation. 8. (53 S.) Frankfurt a. 0. 1878.

699. Muth, R. v.y Untersuchungen und Excurse aur Oeachichte und Kritik der deutschen Heldensage und Volksepik. 8. (34 S.) Wien 1878. Ge- rold in Comm. 50 Pfg.

Aus den Sitzungsberichten der Akademie.

700. Schmidt, 6., die naturlichen Bedingungen für die formalen Ge- gensätze im Kunstepos und Volksepos des Mittelalters, aufgezeigt am Nibelongeo- liede und Hartmann's Iwein. 4. (21 S.) Programm der Realschale L Ordnuie in Ludwigslust 1878.

Vgl Herrig 61, 866.

701. Elsener, die Beziehungen zwischen der deutschen and der fran- zösischen Poesie im Mittelalter. 8. 1878. Programm des Gymnaaiams in Zu.

702. Schönfeld, F., über die kulturgeschichtliche Bedeutung der älteres religiös-ethischen Dichtungen in der deutschen Litteratur. 4. (40 S.) Dara* Stadt 1878.

Programm der Realschule.

708. Beck; Karl Aug., Geschichte des katholischen Kirchenliedes tob •einen ersten Anfangen bis auf die Gegenwart. 8. (VII, 288 S.) Cöln 1878. Du Mont-Schnuberg. M. 8.

Vgl. Liter. Centralblatt 1879, Nr. 14. Beweis des Glaubens Nr. 4.

704. Franck, Dr., Geschichte des evangelischen Kirchenliedes in Pos* mern. 2. Auflage. 8. (39 S.) Demmin 1878. Freund. 1 M.

705. Krabbe, Th.; aus deutscher Vergangenheit. Ein Dreigeatim tob Liederdichtern: Walther von der Vogelweide, Hans Sachs, Simon Dach. Nach ihrem Leben und Liedern in Vorträgen gekennzeichnet. 8. (205 S.) Gütenloli 1878. Bertelsmann. 2 M.

Vgl. Blätter f. liter. Unterhaltung 1879, 27.

706. Baumann, F., über die städtische Chronik Ton Kempten. Eis

^trag zur Geschichte des Allgftuer Bauernkriegs und des Meistergesaaget.

der Zeitschrift des histor. Vereins f. Schwaben und Neabars (lY, i98 S.) Vgl Q6tt. Gel Anzeigen 1878, 20. » ^ i

XnL LTTTEBATUBGESCHICHTE UND SPRACHDENKMÄLER. 473

707. Söpet, le drame ohr^tien au moyen &ge. 12. (XII, 296 S.) Paris 1878.

708. Tan Vloten, het nederlandsche klachtspel van de 14. tot de 18. eenw. 2. vermeerderde drnck. 1. deel. 8. (4 und 216 S.) Haariem 1879.

709. Stecher, J., la Sottie fran9ai8e et la Sottemie flamande. 8. (44 S.) Bmxelles 1877.

Extrait des Bnlletms de rAcademie royale de Belgique 2°* s^rie t. XLOLI, nr. 4. Vgl Herrig» Archiv 60, 222.

710. Gen^e, die englbchen Mirakelspiele und Moralitäten als Vorläufer

des englischen Dramas. 8. (82 S.) Berlin 1878. Habel. Sammlong gemeinverstfindlicher wissensch. Vortrage 306.

711. Binz, C, der Ring des Dr. Ypocras.

Jahrbücher des Vereins v. Alt. im Rheinlande 62 (1878), S. 119—121. altd. Sehanspiel.

712. Geiger, Ludwig, deutsche Satiriker des 16. Jahrhunderts. 8.

(40 S.)

Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge 296. Berlin 1878. Habel. M. 0, 76. Vgl. Jenaer Liter. Zeitung 1879, 19 (Brenning).

713. Bach toi d, J., zwei Berner Romanschriftsteller des XV« und XVI. Jahrhunderts,

Bemer Taschenbuch 1878. Über Thüring von Ringoltingen und Wilhelm Ziely.

714. Moll, W.| Bijdrage tot de geschiedenis der middel-nederlandsche bijbelvertaling.

Verslaagen en mededeelingen der kgl. Akademie van Wetenschapen. 8. 1878.

715. Müllen hoff, K., altdeutsche Sprachproben. 3. Auflage. 8. Berlin

1878. Weidmann. 3 M.

Vgl. Jenaer Liter. Zeitung 1879, 21 (Henrici).

716. Wattenbach, W.^ Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter

bis zum 13. Jahrhundert. 2. Band. 4. Auflage. 8. (447 S.) Berlin 1878.

Besser.

Vgl. Liter. Centralblatt 1878, 29.

717. Janker, Karl, und Heinrich Noe, mittelhochdeutsches Lesebuch fOr Oberrealschulen. 8. (VIIF, 98 S.) Wien 1878. Graeser. M. 1, 60.

718. Pütz, W., altdeutsches Lesebuch mit Sprach- und Sacherklärungen. 5. Auflage verbessert und vermehrt von Conrads. 8. (VIII, 184 S.) Leipzig 1878. Bädeker. M. 1, 80.

719. Di et lein, W., Perlen deutscher Dichtung von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Ausgewählt. 2. Auflage. 8. Altenburg. Pierer. M. 3, 75.

720. Paldamusy F. C.^ Handbuch zur Einfuhrung in die deutsche Literatur. Proben deutscher Poesie und Prosa. 3. Auflage herausgegeben von E. Scholderer. 8. (XL, 626 S.) Frankfurt a. M. 1878. Diesterweg. 4 M.

721. Schauenburg, E., und R. Hoche, deutschet Lesebuch für die

Oberklassen höherer Schulen. 1. Theil; bearbeitet von R. Hoche. 3. Auflage.

8. (Vm, 319 S.) Essen 1878. Baedeker. M. 3, 20. Vgl. Zeitschrift f. d. Philologie 9, 490 f. fErdmann).

722. Schulz, Bernhard, deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten. 2. Theil. Für die obem Klassen. Zur Geschichte der deutschen Literatur. 2. Abtheilung. 8. (VI, S. 301—998). Paderborn 1878. Schöningh. 4 M. 60 Pfg.

Vgl. Blätter f. d. bayer. Gymnas. 16, 132.

474 BIBUOORAPHIE VON 1878.

723. Veldermann, G., litenuriiches Lesebuch. Auswahl chanktemti- scher Proben aas den yerschiedenen Perioden der dentschen Literatiir fv Schule und Haos sosammengestellt. 1. Theil: Poesie. 8. (XII, 384 S.) An- heim 1877. Rinkes. 1 fl. 75 c.

724. Weber, G., Lesebach aar Geschichte der deutschen Litentor alter und neuer Zeit. 4. revidirte und yermehrte Auflage. 8. (XXIII, 566 St) Leipzig 1878. Engelmann. 3 M.

Vgl. BlStter f. d. bajer. Gjmnas. 16, 36 f.

725. A Poetry Book of Songs and Sonnets^ Ödes and Idylls. Rrit Series. The Eider Poets. Selected and arranged by A. B. Edwards. Leipxig 1878. Tauchnitz.

Vom Anfang des 14. Jahrhs. bis Ende des 18. Jshrhs.

726. Sauer, A., über den fanfl&ßigen Jambus Tor Lessings Natfass. 8. Wien 1878. Gerold in Comm. M. 1, 80.

Vgl. Liter. Centralblatt 1879, Nr. 8 (Zamcke).

727. Scherer, Wilh., über den Hiatus in der Heueren deutschen Metrik. (Abdruck aus den xu Ehren Th. Mommsens herausgegebenen philoL Abbsnd- Inngen.) 4.

Vgl. Jenaer Uter. Zeitung 1878, Nr. 60 (Scholl).

728. Rosen thal, F., die alliterierende englische Langzeile im XIV Jahrhundert. 8. (46 S.) Halle 1877.

Leipziger Dissertation = Anglia I, 414 469.

729. Traut mann, M., über Layamons Vers. AngUa 2, 163—173.

730. Edzardi, A., die skaldischen Versmaße und ihr VerhältDiss inr keltischen (irischen) Verskunst.

Paul und Braune 6, 670-689.

731. Sievers, Eduard, Beiträge zur Skaldenmetrik. Paul und Braune, Beiträge 6, 449—618.

A. Gotisch.

732. Friedr. Ludw. Stamm's Ulfilas oder die uns erhaltenen Desk- mftler der gothischen Sprache. Text, Grammatik und Wörterbuch. Neu heraof- gegeben von M. Heyne. 7. Auflage. 8. (XII, 440 S.) Paderborn 1878. Schö- ningh. 5 M.

Bibliothek der ftltesten deutschen Litteratur-Denkm&ler 1. Band.

733. Henrici, Ernst, zur Ulphilasbibliographie. Zeitschrift Hir deutsches Alterthum 22, 96.

734. Franck, Johannes, zum Pariser Nachdruck des Ulfilas. Zeitschrift für deutsches Alterthum 22, 327.

735. Schulte, J. W., Gothica minora. Zeitschrift für deutsches Alterthum 23, 61—64.

B. Althochdeutsch.

736. Baracky K. A., althochdeutsche Funde.

Zeitschrift f. d. Alt. 23, 209-216. I. Ezzos Gesang. U. Memento mori (tob Nokfirl

737. Cosijn, P. J.^ de runeninscriptie van den Bneharester ring. Verslaagen en MededeeUngen der kgl. Akad. van Wetensehapen 1878. 8.

Xm. B. ALTHOCHDEUTSCH. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 475

738. Bachholtz^ Herrn. ^ zq den Eiden Tom Jahre 842. Archiv f. d. Stadium d. neueren Sprachen 60 (1878), 343— S60.

739. Arndt, W., Glossen zu den Canones. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 95—99.

740. Du mm 1er, E.^ Glossen zu Walahfried. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 266.

741. Samhaber, Eduard, die Sprache im Ludwigslied. 8. (XIY S.) Freistadt in 0. Ö. 1878.

742. Henrici; E., die Quellen von Notkers Psalmen. Straßburg 1878. Trübner. 8 M.

Quellen und Forschungen XXIX. Vgl. Zeitschrift f. deutsche Philologie 10, 228 ff. (Seiler); Anzeiger f. deutsches Alterthum 6, 216 ff. (Steinmeyer).

743. Henri ei; Ernst, zum Wiener Notker. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 226—231.

744. Schädel, B., der lieber gät in lUun. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 93—99.

745. Otfrids Evangelienbuch. Mit Einleitung, erklärenden Anmerkungen und ausführlichem Glossar herausgegeben von Dr. Paul Piper. 1. Theil: Ein- leitung und Text. 8. (292 und 696 S.) Paderborn 1878. Schöningh. 15 M.

Bibliothek der ältesten deutschen Litteraturdenkmäler. 9. Bd. Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthum 6, 186—216 (Seemüller); Zeitschrift fdr das Gjmnasialwesen 32, 788—741 (Kinsel); Sonntagsbeilage der N. Preuß. Zeitung 1878, Nr. 22; Kölnische Zeitung Nr. 191, 1.

746. Schulte, J. W., zu Otfrid. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 406—409.

747. Henrici, Ernst, Otfrids Motter und Orms Bruder. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 231->233.

748. Heliand und Otfrid.

Neue evangel. Kirchenzeitung 1878, Nr. 28 f.

749. Willirams deutsche Paraphrase des hohen Liedes. Mit Einleitung

und Glossar herausgegeben von Joseph Seemtlller. 8. (XIV, 147 S.) Straßburg

1878. Trübner.

Quellen und Forschungen XXVIII. Vgl. Zeitschrift f. deutsche Philologie 10, 214—227 (Pietsch); Anzeiger f. deutsches Alterthum 5, 264 ff. (Wagner).

750. Zingerle, 0., Bruchstück des Williram. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 156—161.

C. Mittelhochdeutsch.

751. Bartsch^ Karl, Bruchstücke mittelhochdeutscher Diohtungen. Germania 23, 47—48.

752. Reifferscheid, AI., Mittheilungen aus Handschriften. A. Aus

Handschriften des Freiherm A. von Arnswald.

Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 187 193. 1. Die gprosse Tageweise Peters von Arberg. 2. Geistliches Wächterlied. 3. Augustinkens heilige Dreifaltigkeit.

753. Bruchstücke aus der Sammlung des Freiherrn von Hardenberg.

Von Freiherm vom Hardenberg.

Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 396—443. Aus Wolframs Parzival und Wille- halm, Eckenlied, dem Hohenburger Hohen Lied, Reim- und Historienbibeln.

754. Hruschka, Alois, über eine Handschrift in Privatbesitz. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 76—82. Geistlichen Inhalts.

755. Bech, F., aus Zeitzer Handschriften. Zeitzer Gloeseu. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9 (1878), 136—149.

476 BfBUOQRAPHIE VON 1878.

756. Bartsch, K., kleine MittheiloDgen. 5. Priester Johanm Land.

6. Zam Gedicht an Graf Wilhelm von Holland. Germania 23, 448.

757. Ackermann. Knieschek, Joh. , das Verhältniss des Acke^

mann zam Tkadleöek und die Hypothese einer gemeinsamen Vorlage.

Mittheilnngen des Vereins f. (beschichte der Deutschen in Böhmen XYI , 4 (1878).

758. Anno. Kettner, £., Untersuchungen über das Annolied. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 257-337 (1878). Auch als hallische Dis- sertation.

759. Beichte. Czerny, Albin, Mittheilnngen aus S. Florian. II. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 836 f. Deutsche Beichte von 1421.

760. Berthold. Strobl, J., Berthold Ton Begenaburg und der

Schwabenspiegel. 8. (20 S.) Wien 1878. Gerold in Comm.

Aus den Wiener Sitzungsberichten 1878, Juli. Vgl. Jenaer Liter. Zeitung 1879, 24 (Henrici); Archiv f. kathoL Kirchenrecht 1879, 2. Heft.

761. Biterol£ Symons, B., Naschriffc op Deel 1, 309 f. Taalkundige Bijdragen 2, 113 ff. 209.

762. Mnth, Rieh, v., Biterolf and Nibelunge. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 382-7.

763. Das Buch von geistlicher Armnth, bisher bekannt als Johann Tan*

lers NachfolgUDg des armen Lebens Christi. Unter Zogrundelegong der ältesten

der bis jetzt bekannten Hss. zum ersten Male vollständig hersansgegeben von

H. S. Denifle. 8. (LIII, 212 S.) München 1877. M. Huttier.

Vgl. Anseiger f. deutsches Alterthum 4, 367—374 (Sch5nbach); Liter. Centril- blatt 1878, 43 (Lassen?); Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien 29, 8—9 (Werner).

764. Chroniken, die^ der niederrheinischen Städte. Cöln. 3. Band. 8.

(XII, CCLXVI1,'S. 641—1036). Leipzig 1877. Hirzel. 16 M.

Vgl. Jenaer Liter. Zeitung 1878, 9; Hans. Geschichtsblatter 1876; Liter. Gen- tralblatt 1878, 26.

765. Dalimil. Fontes rerum Bohemicarum Tomas III. Prag 1878.

Dalimili Bohemiae Chronicon.

Vgl. Academj 8. June 1878; Revue critique Nr. 12. Enthält auch den deut- schen Text.

766. Dangkrotzheim, R., das heilige Namenbuch. Herausgegeben von

K. Pickel.

Elsässische Literaturdeukmäler aus dem XI v''. XVH. Jahrhundert. Heraus- gegeben von E. Martin und E. Schmidt. 1. Band. 8. Straßburg 1878. Trübner. 3 U.

767. Ein elsässischer Reimkalender des 15. Jahrhunderts. AUgem. Zeitung 1878, Beilage 216.

768. David von Angsburg. Preger, der Tractat des David voo

Augsburg über die Waldesier. 4. (55 S.) München 1578. Franz in Comm. Aus den Abhandlungen der Akademie.

769. Eokhart. Lasson, A., zum Text des Meister Eckbart. Zeitschrift f. dent^cbe Philologie 9, 16-29.

770. Eilhart von Oberge. Zum ersten Male herausgegeben von Frtni Lichtenstein. 8. (CCV, 475 S.) Straßburg 1878. Trübner.

Quellen und Forschungen XIX. Vgl. Germania 23, 346—361 (Bartach); AXlf' Zeitung 1878, Nr. 108 (E. S.); Liter. Centralblatt 1878, 26 (Bartsch); Anzeiger t. deutsches Alterthum 5, 227—238 (Strobl).

771. Fabri. Keller, A. von, zu Felix Fabri. Germania 23, 383.

XIH. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 477

772. Freidanks BescbeideDheit. Aus dem Mittelbochdeatscheo übersetzt

n Karl Pannier. (192 S.)

RecUm's Universalbibliothek 1049—50. Leipzig 1878. M. 0, 80.

773. Friedrich von Sonnenblirg. Herausgegeben von Oswald Zingerle. (116 S.) Innsbruck 1878. Wagner.

Ältere Tirolische Dichter 2. Band.

774. Zingerle, 0., über Friedrich von Sonnenburgs Leben und Dich-

ng. Linsbruck 1878. 8. (48 S.) ErUnger Dissertation.

775. Sievers, Ed., zu Friedrich von Sonnenburg. Paul und Braone 6, 539—544.

776. Gedicht. Gerss^ F.^ Bruchstück eines niederrheinischen Lehr- sdichtes des 13. Jahrhunderts.

Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 210—213. Aus dem Archiv zu Düsseldorf.

777. Zingerle, J. V., zur Spruchdichtung des 15. Jahrhunderts. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 82—93.

778. Müller, Job., mittelalterliche Schreibersprüche. Anzeiger f. Kunde der deutschen Vorzeit 1878, Sp. 65 67.

779. Latendorf, F., mittelalterliche Schreibersprüche. Anzeiger f. Kunde der deutschen Vorzeit 1878, Sp. 214.

780. Wysa, A., die Limburger Inschrift. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 233 f.

781. Schepfsy deutsche Kleinigkeiten aus Maihinger Handschriften. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1878, Sp. 88 (Verse).

782. Gottfried von Straßbarg. Steinmeyer, eine neue Tristan- mdschrift.

Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 112. In Modena. 15. Jh.

783. Behaghel, 0., Gottfrieds von Straßburg Tristan und seine Quelle. Germania 23, 223—229.

784. Lobedanz, Emil, das französische Element in Gottfrieds von Straß-

urg Tristan. Schwerin 1878. 8. (45 S.)

Rostocker Dissertation. Vgl. Herrig 61, 338 f.

785. Hadamar von Laber. Stejskal, Karl, zu Hadamar von Laber.

Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 263—299.

786. Hartmann von Aue. Kocian, Franz^ die Bedeutung der über-

rbeiteten Handschriften B* und B^ und der St. Florianer Bruchstücke für den

ext des armen Heinrich. (29 S.)

Programm des Gymnasiums in Budweis 1878.

787. Naumann, E. , über die Beihenfolge der Werke Hartmanns

)Q Aue.

Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 26—74.

788. Sievers, Ed., mhd. selpwege. Paul und Braune 644—547.

789. Heinrioh von Veldeke. Lambel^ H., zu Veldekea Senratins.

Germania 23, 190—191.

790. Hesse von Binach. Aebi, J. L., Burg Hinter-Binach. Anzeiger fdr schweizer. Geschichte IX, 1 (1878).

791. Klage. Muth, R. v., zur Klage. Varianten aus der Hs. A. Zeitschrift für deutsches Alterthum 22, 75—77.

792. Zarncke, F.; zur Collation der Hs. A der Klage. Zeitschrift für deutsches Alterthum 22, 816—819.

478 BIBUOQRAPHIE VON 187&

793. KSnig yom Odenwald, Qedichte. Von K. yoii Bahder.

Germania 28, 292—314 ygl. 8. 384.

794. Bahder, K. von, der König vom Odenwalde. Germania 23, 193 222. Aach als Heidelberger Diasertation.

795. Priester Konrads deutsches Predigtbuch. Von Johann Schmidt 8.

(20 S.) Wien 1878. Verlag des Verfassers. Vgl. Gennania 24, 113 f. (Bartsch).

796. Kudnin. Gudrun. Ein altdeutsches Heldengedicht, übersetxt

von G. L. Klee. 8. (179 S.) Leipzig 1878. Hirzel. 2 M. Vgl Revue critique 1878, Nr. 36.

797. Kümbarger. Riezler, S., zum Kümberger. Forschungen zur deutschen Geschichte 1878.

798. Kurtzmann. Schönbach, A., Mittheilungen aas altdeutschen

Handschriften. 1. Stück. Über Andreas Kurtzmann. 8. (70 S.) Wien 1878.

Gerold in Comm. 1 M.

Aus den Sitzungsberichten der Akademie.

799. Apelt, 0., zu des Landgrafen Ludwig Kreuzfahrt. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 209-210.

800. Marienklage. Milchsack, Gustav, Unser vrouwen klage. Paul und Braune, Beiträge 6, 193—357.

801. Manier. Strauch, Philipp, zum Mamer. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 254 f.

802. Drei Meisterlieder. Von K. Bartsch.

Germania 23, 49—52.

803. Minnesinger. Deutsche Minne aus alter Zeit. Ausgewählte Lieder der Minnesänger des Mittelalters. Frei übertragen von K. Ströse. 2. Auf- lage. 16. Leipzig 1878. Barth. 2 M.

Vgl. Blätter f. liter. Unterhaltung 1879, 21 (Bartsch).

804. Ströse^ K. , altes Gold. Sprüche der Minnesänger des Mittel- aliers. Frei übertragen. 2. Auflage. 16. (XIII, 80 S.) Leipzig 1878. Btrtk. M. 4, 50.

805. Kastropp, 6., Minnelieder und Sprüche. Deutsche Studienblätter m, 17—19 (1878).

806. Mönoh von Salzburg. Von J. V. Zingerle.

Germania 23, 30—31.

807. Mystiker. Denifle, P. Fr. Heinr. Seuse, das geistliche Lebea Eine Blumenlese aus den deutschen Mystikern des 14. Jahrhunderts. 2. sa- gearbeitete Auflage. 8. (XVI, 504 S.) Graz 1879. Moser. M. 4, 50.

808. Der Hibelonge Hoth und die Klage. Nach der ältesten Über lieferung mit Bezeichnung des Unechten und mit den Abweichungen der g^ meinen Lesart. Herausgegeben von K. Lachmaun. 5. Ausgabe. 8. (XU, 370 S.' Berlin 1878. Reimer. M. 3^ 50.

809. Proben einer neuen Übersetzung aus den echten Theilen dtf

Nibelunge not. Zwanzigstes Lied. Von Dr. Ludwig Freytag. 4. Beriin 187$ Programm des Friedrich-Wilbelmgymnasiums.

810. The Nibelungen Lied. The laj of the Nibelungera. Tranilste^ ioto english verse after C. Lachmann's collated and corrected text bj Joif than Birch. 2* edition. 8. (266 S.) MuDchen 1878. Ackermann. M. 3.

811. Zarncke, zu den Heptaden.

Preußische Jahrbücher 1878, Januar, S. 108 -- 109. Hennings EntMüM- BbendA & 109—110.

Xm. C. MITTELHOCHDEUTSCH. 479

812. Müllen hoff, K., die alte Dichtung von den Nibelungen. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 113—173.

813. Math, R. v., über eine Schichte älterer, im Epos nachweiabarer

Nibelungenlieder. Excorse über die innere Geschichte des XIV. Liedes mit

einem Anhang über das Linzer Bruchstück. 8. (42 S.) Wien 1878. Gerold

in Comm. 60 Pfg.

Aus den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 89. Band. 1878. Vgl Zeit- schrift f. d. Gymnasial wesen 1879, 243 ff. (Löschhorn)«

814. Über den mythologischen Hintergrund des Nibelungenliedes. Europa 1878, Nr. 42—45.

815. Esser^ über die Form der Periode im Nibelungenlied. 4. (8 S.)

Weissenburg i. £. 1878. Programm.

818. Hanke, B., ein kleiner Beitrag zva Nibelungen- Literatur. Literaturblatt Yon A. Edllnger U, 7. 8 (1878).

817. Brandes^ H.^ Gundahari.

Ersch und Gruber, Encyclopädie. I. Section, 97. Band (1878), S. 108-111.

818. Mehlisy C.^ zum Brunhildisstuhl.

Das Ausland 1878, S. 199 f. Erwiderung auf Hennings KriUk im Anseiger f. deutsches Alterthum.

819. Stammhammer, J., die Nibelungen-Dramen seit 1850 und deren Verhältniss zu Lied und Sage. 8. (VlI, 168 S.) Leipzig 1878. Wartig. M. 2, 80.

820. Die Offenbarungen der Adelheid Langmann, Klosterfrau zu Engel-

thaL Herausgegeben von Philipp Strauch. 8. (XLU, 119 S.) Straßburg 1878.

Trfibner.

Quellen und Forschungen XXYI. Vgl. Germania 24, 249 ff. (Bartsch); Liter. Centralblatt 1878, 25 (Bech); Anzeiger f. deutsches Alterthnm 6, 259 ff. (Denifle); Liter. Bundschau 75, 5 (Denifle).

821. Ortnit. Ein Heldengedicht. Aus dem Mittelhochdeutschen bearbeitet

von K. Pannier. (93 S.)

Reclams UniversalbibUothek Nr. 971 (1878).

822. Hummel, Franz, das Verhältniss des Ortnit zum Huon de Bor-

deanx.

Archir f. d. Studium d. neueren Sprachen 60 (1878), 295—342.

823. Predigten, altdeutsche^ aus dem Benedictin erstifte St. Paul in

Kärnten. Herausgegeben von A. Jeitteles. 8. (XLUI, 188 S.) Linsbruck 1878.

Wagner.

Vgl. Germania 24, 111 ff. (Bartsch); Jenaer Liter. Zeitung 1878, 19 (Paul); Gott. Gel. Anz. 88 (Dtisterdieck) ; Theo). Quartalsobr. 60, 4; Anzeiger f. deutsches Alterthum 5, 1—40 (Schönbach); Zeitschrift f. deutsche Philologie 10, 288 ff. (Bech).

824. Schönbach, Anton, Predigtbruchstücke. HI. Zeitschrift f. deutsches Alterthnm 22. 235—237. Aus Admont.

825. Strobl, Joseph, zu den Fundgruben I, 70 ff. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 250 f.

826. H[older, A., zwei Predigten des Lesemeisters Hugo von Constanz.

Mitgetheilt

Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 29—43.

827. Psalmen. Bartsch, Karl, Bruchstücke einer Psalmenüber- setzung.

Germania 23, 58—62.

828. Schulte, H., Bruchstücke einer Psalmenübersetzung. Germania 23, 62-70.

480 BIBLIOGKAFHIB VOH 1878.

829. Birhw T TM Snisr. fiiie Htermr-historiBche Stadie Ton Dr. Bo-

Plesebke. (16 S.) ^To^nMum der Staato-Bealtehflc Brmm 1878.

830. Rotte. BecktteiBv R^ xwt neueren Literatur über Johumei

Rolhe.

ZättchxHi dee Teraa» f. thOrm^. Gesciliehte N. F. Bd. DL. 259-867.

831. Bsdolf TOn Sbs. Söhnte Frmnx, dai HandschrifteDY^hältniii in Rodolfo tod Eat Barium. 8. (86 S.) Erlangen 1878.

832. Zacker, J., die Wemig«roder Handschrift von Radolfii Welt-

ckitmik.

ZeitMlirift t dastMlie Pkilolofie 9, 461—472.

833. Regel y K., YerlilltniM der Ton Hardenbergischen Bmchstacke <a

den Gothaer ReimbibelhandschiilleB

Zötsckrifl t dentsche PhUolofie 9, 444—460.

834. Hirxel, Lndvig, ein Bmchstock der Christherrechronik. Zeitschrift f. deutsches Ahertkoa 22, 142—144. Ans Bern.

835. SalOHO. Scherer, W., Literator des zwölften Jahrhunderts.

5. Salomo und der Drache.

Zeitschrift f. deutKkcs Alteitiiam 22, 19—24.

836. SeeuidVft. Von Ph. Stzanck. Zeitsckrift f. dentsches Aheitham 22, 389—406.

837. Der adle crUB. Von G. Mikhsack. Paul und Branne, Beitiige 5, 548—569.

838. SÜTester. Roediger. Max, Trierer Bruchstücke. HI. Silrester. Zeitschrift t dentsches AUeithom 22, 145—209.

839. Steinhöwell Prolog mm ApoUonins. Von W. Scherer. Zeitschrift f. dentsches Alterthom 22, 319 t

840. Bartsch, K., das Akrostichon in Steinhowels Apollonias. Germama 23, 381—383.

841. Stricker, die Streiche des Pfafien Ameis. 2. Auflage. (79 S.) Beclams CmTersal-BibUothek 658. 1878. 20 P%.

842. Saehenwirt. Friess, Gjmn. Prof. G. E., fünf onedirte Ehm-

reden Peter Snchenwirts. 8. (30 S.} Wien 1878. Gerold in Comm. M. 0, 50. Ans den Sitzongsberichten dtf Wiener Akademie.

843. Der Minnesanger Tannbftnier und die Tannh&usersage. SoDDtagsblatt Ton R. Elcho 1878, Ni. 5—7.

844. Tauler. Nobbe, U., über das Haoptthema der Predigten Jo- hannes Tanlers.

Zeitschrift f. d. gesammte hithtf. Theologie 1878, S. 426-487.

845. Ulrich von Esehenbaeh. Köhler, Beinhold, zu einer SteDe

in Ulrichs Yon Eschenbach Wilhelm von Wenden. Germania 23, 24—27.

846. Zu Ulrichs von Lichtenstein Büchlein. Von M. Roediger. Zeitschrift f. dentsches Alterthnm 22, 380 2.

847. Zu Walther Ton der Vogelweide. Von H. Paul.

Panl and Braune, Beiträge 5, 447-448.

848. Zarncke, zur Waltherfrage.

Berichte der k. sacbs. Gesellschaft d. Wissenschaften 1878, Mlrm, 8. 4S— 40- Datirnngsrersnch der orkondlichen Erwähnung Walthers.

849. Egger, J. , Walther von der Vogelweide. L H. (6 und 10 S.) 4. Bozen, Druck yon Fenan, Innsbruck, Wagner.

Xm. C. lUTTELHOCHDEUTSCH. 4gl

850. Fasching, J., Beiträge zar Erklärung der religiösen Dichtungen Walthers von der Vogelweide (Schloß).

Germania 23, 34—46.

851. Reinhardt, Fr., Walther ron der Vogelweide and Fridank. 4. (24 S.) Programm der Realschule I. Oidnung zu Aschersleben 1878.

Vgl. Herrig 61, 366 f.

852. Ein Weihnachtslied Walthers von der Vogelweide. Europa 1878, Nr. 52.

853. Wernher der Gartenaere. Rudioff, A., Untersuchungen zu Meier

Helmbrecht von Wernher dem Gartenäre. 8. (71 S.) Rostock 1878. Dissert.

854. Wigamnr. Werner, R.M., Fragmeute einer Perg. hs. des Wigamur. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 100—111.

855. Wimt. Schönbach, A., zum Wigalois. I. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 337—366.

856. Wolfram von Eschenbach. Lichtenstein^ F. ^ Weimarer Bruchstücke von Wolframs Parzival.

Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 366—374.

857. Lück^ R., über die Abfassungszeit des Parzival. 8. (32 S.) Halle 1878. Dissertation.

858. Bai er, A., zur Chronologie von Wolframs Parzival u. Hartmanns Iwein. Germania 23, 448.

859. Dom an ig, Karl, Parzival-Studien. I. Heft: Über das Verhältniss von Wolframs Titurel und Parzival. 8. (64 S.) Paderborn 1878. Schöningh.

860. Kant, K., Scherz und Humor in Wolframs von Eschenbach Dich- tungen. 8. (132 S.) Heilbronn 1878. Henninger. 3 M.

Vgl. Gott. Gel. Anz. 1879, 19 (Wilken). Ein Theil (37 S.) auch als Leipziger Dissertation«

861. Lucae, K., über den Traum der Herzeloyde im Parzival. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9 (1878), 129—135. Vgl. auch oben Nr. 689.

862. Toischer, W., Bruchstück einer Hs. von Wolframs Willehalm. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 237—242. Aus Prag.

868. Altdeutscher Schwank und Scherz aus dem 16. und 17. Jahr- hundert. Zusammengestellt vom Verfasser des „Altdeutscher Witz und Ver-

stand"*. 16. (XVI, 202 S.) Bielefeld 1878. Velhagen und Klasing. Vgl. N. Preuß. Zeitung 1877, Nr. 294.

864. Ayrer, J., Process Lucifers wider Jesum, darumb, daß er ihm die

Höllen zerstöhrt (1597).

In: Strodtoianns Dichterprofile 1. Band. Stuttgart 1879.

865. Fischart. Crecelius, W., zur Bibliographie Fischarts. Alemannia 6, 127.

866. Wendeler, Camillus, zur Lebensgeschicbte Fischarts. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 262 -> 259.

867. Wendel er, Camillus, zu Fischarts Bildergedichten. Archiv f. Literaturgeschichte VH, 306—378 (1878).

868. Flezel, Lienhard, das grosse Rottweiler Herrenschiessen 1558. Alemannia 6, 201—228.

869. Franok. Weinkauff, F.^ Sebastian Franck von Donauwerd. II. Alemannia VI, 49—86.

870. Frisohlin. Fischer, H., Gedichte von Frischlin und Crusius. Vierteljahrshefte f. württemb. Geschichte 1878, Heft 2. 8.

OERMANU. Nene Reüia XH. (XIIY.) Jahrg. 31

482 BIBLIOGRAPHIE VON 1878.

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und Anmerkungen versehen von A. Engelbrecht. 16. (113 S.) Naumburg 1879.

Faßheber. 1 M.

Vgl. Allgem« Liter. Correspondens 1879, Nr. 35.

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Wien 1878. Faesy und Frick. 1 fl. 50 kr. 2. Auflage 1878. 4 M. Vgl. Allgem. Liter. Correspondenz 1879, 35.

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Collectaneen-Blatt fOr die G^chicbte Bayerns, 42. Jahrgang, 1878.

887. Tenerdank. Herausgegeben ron K. GU>edeke. 8. (XXXXV, 297 S.)

Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts. 10. Band. 8. Leipzig 1878. Broekhstt M. S, 50. Vgl. Zeitschrift f. deutsche Philologie 10, 251 ff. (Peteni) ; BUtter f. Ktcr- ITntefiuütnng 1879, 16; Rundschau 1879, Juni.

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D. Altsächsiscb.

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893. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung (Jahr- gang 1877, Bremen 1878): Koppmann, K., Liebesgruß. S. 8. Wehr- mann, C, Lebensweisheit. Walther, C, das Fastnachtspiel Henselin oder Ton der Rechtfertigkeit. S. 9 36. Schmidt, G., djt ys dj erfin- dnnge und Wunderwerke des billigen sacramentes tho der Wilsnagk. S. 57 60. Schmidt, G., Niederdeutsches in Handschriften der Gymnasialbibliothek zu Halberstadt. U. S. 60—67. Koppmann, K., Bnmmeldens (Lied) S. 67 bis 70. Walther, C, Braunschweigische Füudlinge. S. 70—74. Krause, K. £. H., capnt draconis und die Kreuzwoche. S. 75 82. Man- telsy W., Krude. S. 83—86. Jellinghans, H., das Muhlenlied S. 86—93.

894. Fischer, H., Fragment eines mnd. Arzneibuches.

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895. Bartsch, K., die Sprache Bertholds von Holle. Germania 28, 507 f.

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897. Winter, F., £ike von Bepgow und der Sachsenspiegel. Fersohungen zur deutschen Geschichte XVIH, 380—384 (1878).

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901. Gedichte, drei mittelniederdeutsche des 15. Jahrhunderts, mit kfitiaehen Bemerkungen herausgegeben von Ph. Wegener. 8. (42 S.) Magde- burg 1878. Baensch. M. 1, 60.

Programm des Pädagogiums z. Kloster U. L. Fr.

81*

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910. Das Danziger Schöffenbueh. Herausgegeben von Dr. M. Toeppen. 4. (51 S.) Programm des Gymnasiums zu Marienwerder 1878.

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wijs. Deel I. 8. (345 S.) Groningen 1878.

Bibliotheek van Middel-nederlandsche letterkunde Aflev. 21.

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Offenbarung Johannis.

Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 84 f.

921. Rottmanner, M. , eine niederländische SchachhaDdseliiift dci 15. Jahrhunderts.

Zeitschrift f deutsches Alterthum 22, 409-421.

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922. Seghelijn van JberuBalem naar het Berlijnschc handschrift en den oaden druk ran wege de Maatschappij der Nederlandscbe letterkande nit- gegevcn door Verdam. 8. (XII, 184 S.) Leiden 1878. f. 3, 50.

Vgl. Anzeiger f. deutsches Alterthnm 5, 70—84 (Franck).

G. Angelsächsisch.

928. Facsimiles of Anglo-Sazon Manuscripts^ photographed by com-

mand of the Queen on the recommandation of the Master of the roUs by

General Cameron, Director of the Ordnance Snrvey^ with translations by Basevi

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924. Grein, Chr.^ Aelfrics Bach der Richter. Anglia H, 141—162.

925. Zupitza, Julius, über den Hymuus Cädmons. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 210—223.

926. Gospel according to St. John in Anglo-Sazon and Northumbrian Venions^ synoptically arranged, with collations ezhibiting all the readings of all the mss. Edited by W. W. Skeat. 4. (218 S.) Cambridge 1878. 10 sh.

927. Codex aureus sive Quattuor evangelia ante Hieronymum latine

translata. Ed. Jo. Belsheim. 8. (LVI, 348 S.) Christiania 1878.

Aus einer Stockholmer Hs., die Bl. U angelsächsisches enth&lt. Vgl. Liter. Centralblatt 1878, 29; Theolog. Liter. Zeitung 15.

928. Wülcker, R., über den Dichter Cynewulf. Anglia I, 483-507.

929. Holder, A., die Bouloneser angelsächsischen Glossen eu Prudentius. Germania 28, 383-403.

930. Zupitza, J., zu den Kentischen Glossen Zs. 21, 1 ff. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 223—226.

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Vgl. Anglia 2, 607 ff. (Schipper); Englische Studien 2, 499 (Rölbmg).

933. Zupitza, J., Verbesserungen und Erklärungen zu altenglischen

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1878. Trübner. 5 sh.

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Harry Lonelich. Be-edited by F. J. FnmiTall. Part IV. 8. (S. 209— 36r.

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Vgl. Liter. Centralblatt 1878, 60; Histor. Zeitschrift 41, 360 ff.; Engliaehe Sta- dien 2, 488.

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L ALTNORDISCH. 487

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Trübner. 7 M.

Vgl. Liter. Centralblatt 1879, 84 (Edzardi).

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Th. I: Text. (CVIU, 264 S.) Paderborn 1878.

Vgl. Germama 24, 362 ff. (Edzardi); Liter. Centralblatt 1878, 44 (Edsardi).

961. Wilken, £. , Untersuchungen zur Snorra Edda. Als Einleitung

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Vgl. Liter. Centralblatt 1878, Nr. 26 (Edzardi); Jenaer Liter. Zeitung 1878, Nr. 61.

974. Storm, Gast., En oldnorsk Saga om Danekongerne (Langeb. SD. n, 424-33) in: Christiania Vidensk. Selsk. Forhandl. 1878, Nr. 6, S. 1—15.

975. Biskupa sogar, gefnar üt af hinu islenzka bökmentaf^lagi.

n. Bd. (V, 804 S.) Kaupmannahöfn 1878.

Hiermit ist diese wichtige Sammlang vollendet. Der 1. Bd. erschien 1858. Vgl. Jenaer Liter. Zeitong 1879, 16 (Maarer^^

976. Droplaagar-sona saga. rorleifr Jönsson gaf üt. 8. (VI, 42 8.) Reykjavik 1878.

977. Leffler, L. F., Rökstenen och Fritbiofs saga.

Nordisk Tidskrift för Vetenskap, Konst och Indnstri 1878, S. 166—169.

978. Gall-Pöris saga. torleifr Jönsson gaf dt 8. (IV, 52 S.) Rey- kjavik 1878.

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Vgl. AUgem. Liter. Correspondenz I, 8; Europa 1878, Chronik Nr. 9; Jenaer Liter. Zeitung 16; Magazin f. d. Literatur d. Auslandes 14; Herrigs Archiv 69, 459; Alma mater 1878, 18.

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981. Bleibtreu, K.^ Gunnlaug Schiagenzunge. Eine Inselmär. 8. Berlin

1878. Schleiermacher. 3 M.

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983. Brenner, Oscar, über die Kristni-Saga. Kritische Beiträge zur

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Vgl. Liter. Centralblatt 1879, Nr. 12 (Edzardi); Jenaer Liter. Zeitung Nr. 9 (Maurer).

984. Lefoliiy H., die Nialssaga. Nach der dänischen Wiedergabe über- setzt von J. Claussen. 8. (VU, 223 S.) Leipzig 1878. Barth. M. 3, 60.

985. Döring, Bernhard, eine altisländische Brandlegung. Episode aus der Erzählung vom Leben des Njal, aas dem altnordischen Urtexte übertragen. Separatabdruck aus dem Osterprogramm des Nicolaigymnasiums. Leipzig 1878. 4. (20 S.)

986. Der altnordische Roland. Ins Deutsche übersetzt von Ed. Koschwitz. Romanische Studien von Ed. Böhmer. III, 2 (1878).

987. Sturlunga saga, including the Islendinga saga of Lawman Sturla Thordsson and other Works, edited with Prolegomena, Appendicei, Tables, Indices, and Maps by Dr. Gudbrand Vigfusson. 2 voll. Oxford, Clarendon Press. 1878. (I: CCXIX; 409 pp. II: 518 pp.) 42 M.

Xm. K. ALTSCHWEDISCH. L. ALTDÄNISCH. M. MITTELLAT. POESIE. 489

988. Die nordische und die englische Version der Tristan «Sage. Her- ausgegeben von Engen Kölbing. 1. Tbeil. Tristrams Saga ok Isondar. 8.

(CXLVIII, 224 S.) Heilbronn 1878. Henninger.

Vgl. Bomania 1879, 281 ff. (Vetter); Liter. Centralblatt 23 (Paul); Götting. GeL Anzeigen 1879, 14 (Wilken); Jenaer Liter. Zeitung 26 (Löschhorn).

989. Saga af Tristram ok Isönd samt Möttuls Saga udgivne af det

kgl. nordiskc Oldskriftselskab. 8. (IV, 456 S.) Kopenhagen 1878. Thiele.

Vgl. Romania 1879, 276 ff. (Nyrop); Liter. Centralblatt 23 (Paul); Revue cri- tique 21; Göttiog. Gel. Anzeigen 14 (Wilken); Jenaer Liter. Zeitung 25 (Löschhorn).

990. Leifar fornra kristinna froeda fslenzkra: Codex Arnamagnaeanus 677. auk anoara enna clztu brota af islenzkum gudfroedisritum. Prenta Ijet Thorvaldur Bjamarson. (XX, 207 S.) Kaupmannahöfn 1878.

Vgl. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 484 ff. (Möbius). Aus geistl. Schriften.

991. Gering) H., isländische Glossen. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 386—394.

992. Kölbing^ £., Bruchstücke einer altnordischen Bearbeitung von

Pamphilus und Galathea.

Germania 23, 129—141.

993. Hildebrand, E., Gm äldre handskrifters atergifvande i tryck. Historiskt Bibliotek 1878, S. 19—48.

K. Altschwedisch.

994. Klemming, G. E., Sveriges dramatiska litteratur. H. 4. 8. (S. 497 bis 592). Stockholm 1878.

Samlingar utgifua af Svenska Fornskrift-Sällskapet, H. 71.

995. Klosterläsning. Utg. af G. E. Klemming. H. 3. 8. (S. 305 bis 440). Stockholm 1878.

Samlingar utgifna af Svenska Fornskrift-Sällskapet H. 70.

996. Um styrilsi kunnunga ok höf)3inga. Normaliserad upplaga, ut- gifven af R. Gecte. 8. (VIII, 125 S.) Stockholm 1878. Norstedt u. Söhne. 8 kr.

997. Svenskt Diplomatarium. Utgifvct af riksarchivet genom E. Hildebrand. VI, 1. 4. (264 S.) Stockholm 1878. Norstedt. 7 kr.

L. Altdänisch.

998. Olger Danskes Krönnike. Efter de aeldeste Udg. bearb. af Hansen, med cn Fort, af Molbech. 8. (304 S.) 1878. kr. 1, 35.

M. Mittellateinische Poesie.

999. Peiper, Rudolf , zur Geschichte der mittellateinischen Dichtung. Archiv f. Literaturgeschichte (1878) VII, 409—433.

1000. DU mm 1 er; E., die handschriftliche Überlieferung der lateinischen Dichtungen aus der Zeit der Karolinger. I. II.

Neues Archiv der Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichtskunde IV, 1 (1878). 2 (1879).

1001. Ebert, Adolf, kleine Beiträge zur Geschichte der karolingischen

Literatur.

Berichte der kgl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften 1878, S. 96 112. 1. Theodulfs Geburtsland. 2. Theodulf und Raban. 3. Zu der Lebensgeschichte des Wal. Strabo

490 BIBUOQRAPHIE VON 1878.

1002. Franoke^ Dr. KniiOi zur G^chichte der lateinischen Scholpoeiie des 12. und 13. Jahrhunderts. 8. (107 S.) München 1879. Liter.artist An- stalt M. 3, 60.

1003. Monamenta Germaniae historica. Scriptores remm Lango-

bardicarum. Hannover 1878. 4.

EnthSlt viele lateinische Gedichte, yon Paulas Dlaconas, Petras Pisanas etc.

1004. Kleinere lateinische Denkmäler der Thiersage aas dem 12. bii

14. Jahrhundert. Heransgegeben von Ernst Voigt. 8. (VII, 156 S.) Straßbarg

1878. Trübner. M. 4, 50.

Quellen und Forschungen XXV. Vgl. Liter. Centralblatt 1879, Nr. 10; Aoseiger f. deutsches Alterthum 6, 99 £ (Seiler).

1005. Winkelmann, E., Tier Gedichte des 13. Jahrhunderts. Monatsschrift f. Geschichte Westdeutschlands 4. Jahrgang (1878), 6. Heft

1006. Wattenbach, W., ans einer Halberstadter Handschrift. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Voneit 1878, Sp. 318—320. 346—360.

1007. Lanbmann, Mittheilangen ans Wfinbarger Handschriften. Sitzuogsberichte der Münehener Akademie 1878, 1. 2.

1008. Leist; 0., der Antidaadianns , ein lateinisches Gedicht dei XU. Jahrhunderts und sein Verfasser Alanus ab Insalis. 4. (16. S.) See- hausen i. A. 1878. Programm.

1009. Abhandlungen, philologische, zu Ehren Th. Mommsens hertoB-

gegeben. Berlin 1878.

Darin Angilberts Gedicht über die Schlacht von Fontanetam yon £. Dümmler.

1010. Ebert, Adolf, Naso, Angilbert und der Conflictus veris et hiemis. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 328*-33ö.

1011. Pasquier, un po^te chrötien k la fin da XI* si^le. Bandriß abb^ de Bourgeuily archevdque de Dol, apr^s des documents in^its (1046 1130). Th^. Angers 1878. 8. (297 S.)

1012. Carmina clericorum. Studentenlieder des 12. und 13. Jahrhon- derts edidit domos quaedam Yctus. 4. Anfl. (Vm, 120 S.) Heilbronn 1878. 1 M.

1013. Carmen auf die Schlacht bei Hemmingstedt. Mit Einleitong und Erläaterungen ron K. Müllenhoff.

Zeitschrift d. Gesellschaft f. Schleswig-Holstein-Lauenb. Geschichte 8. Bd.

1014. Reinecke, Alb., ein Gedicht aus der Hussitenzeit. N. Mittheil, des Thür.-Sfichs. Vereins XXIV, 2 (1878).

1015. Peiper, R., Verse aus der Hussitenzeit.

Forschungen sur deutschen Geschichte 18 (1878), 161 168. Vagantoipoesie.

1016. Maurus, P., Lateinische Verse des Mittelalters.

Aus Raigem. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1878, 213 f.

1017. Dümmler^ E., über die G^edichte de Cucalo. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 67—71.

1018. Oesterley^ H., Deiikverse bei mittelalterlichen Geschichtsschreibeni gesammelt.

Forschuogen zur deutschen Geschichte 18 (1878)^ 19—46.

1019. König, Dietrich, aber Denkverse im Mittelalter. Forschungen zur deutschen Geschichte 18, 569—676 (1878).

1020. Wackerneil, J. E.^ das Drama vom römischen Reiche deot- scher Nation und vom Antichrist.

Literaturblatt von Edlinger H. 21. 23.

1021. Bartsch, K.^ nochmals die Ecbasis. Germania 23, 264 f.

XIII. L. IfITTELLATEINISOHE POESIE. 491

1022. Voigt, E., noch einmal die Ecbasis. Anzeiger f. dentBches Alterthum 6, 96 98.

1023. Hartmann, Angost, Scheirer Rhythmne von der Erlöeong. Zeitschrift f. denteches Alterthum 28» 173—189.

1024. Monaci, E., in den Atti deir Academia dei Lincei, naova serie, 3, 60; und im Archivio della societk Romana di Storia patria I, gibt Bericht über ein lat. Gedicht Geeta Friderici I. (c. 3600 verse).

1025. Jusserand, J. J., de Josephe Ezoniensi vel Iscano thesim pro-

ponebat Lngdnnensi litteramm facnltati. 8. (138 S.) Paris 1877. Hachette. Vgl. Liter. Centralblatt 1878, 86.

1026. Klage um den Tod des Grafen Raimund von Barcelona. N. Archiv d. Gesellschaft f. ältere d. Geschichte 3, 407 ff.

1027. Schepfs, Dr., eine lateinische Komödie aus dem 15. Jahrhundert. Anzeiger f. Kunde d. deutschen Vorzeit 1878, 8p. 161—164. Aus cod. lat. 108

in Maihingen.

1028. Ferry, de Marbodi Rhedonnensis episcopi vita et carminibus« Theses Monpesliensi litteramm facultati proponebat. 8. (111 S.) Ntmes 1878.

1029. Brieden, historischer Werth des Poeta Sazo für die Geschiebte

Karls des Grossen. 4. (16 S.) Arnsberg 1878. Programm.

1030. Zimmermann, G. R., Ratpert der erste Zürcher Gelehrte. Ein Culturbild aus dem 9. Jahrb. 8. (245 S.) Basel 1878. Schneider. M. 8, 60.

1031. Du mm 1er, E., Lorscher Rätsel. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 268—263.

1032. Eberty A., zu den Lorscher Rätseln. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 23, 200—202.

1033. Lateinische Rätsel, von E. Dümmler. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 421 f.

1034. Falk, F., das Speculum hnmanae vitae, sein Verfasser und sein Übersetzer.

Petzholt, Neuer Anzeiger f. Bibliographie 1878, 6.

1035. Dümmler, E., lateinische Sprichwörter. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 422 f.

1036. Voigt, E., zu Denkm. » XX VU, 2. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 388 f.

1037. Müller, E., zum Waltharius. Zeitschrift f. deutsche Philologie 9, 161—172.

1038. Ivandid, J., wie hat Walther von Castiglione Vergil nachgeahmt? 8. (22 S.)

Programm des Gymnasiums zu Mitterburg.

1039. Waltheri Spirensis Tita et passio S. Christophori martyris. Ed. W. Harster. 8. (X, 173 S.) München 1878.

Vgl. Liter. CeniralblaU 1878, Nr. 40 (Dümmler); Götting. Gel. Anz. 1879, 20 (Pannenborg).

1040. Gedicht über die sechs Weltalter. Von E. Dümmler. Zeitschrift f. deutsches Alterthum 22, 423-428.

492

SE0I8TEH ZUM XXU.— XXIV. JAHB6ANO.

REGISTER

ZUM ZWEIUNDZWANZIGSTEN BIS VIERUNDZWANZIGSTEN JAHRGANG.

k, saffix, 24, 244. abhäDgige Rede 24, 83. Absolute Partipia im Gotischen 23, 242. Adam und Kva, Busse 22, 316. Acrricola, Phil. 24, 405. Albers Tundalus 22, 264. Alezanderdichtimg 24, 20. Alliterationspoesie, metrisches za derselben

24, 257. als, also 28^ 283.

Altenglische Lautvei hSltnisse 22, 93. Altenglische Literatur 22, 98. Altniederdeatsehe Denkmäler 23, 114. alx6s 22, 42.

Amgrund, Jacob, 22, 356. aneminne 22, 42. Angrels&chsische Glossen aus Boulogne 23,

385. Angelsächsische Urkunden 22, 354. aiislaht, anslahte 24, 139. Arzneibuch, mnd. 23, 52. 341. Ascbeopüster 24, 384. aschez 22, 48.

asyndetische Parataxe 24, 167. Atlakvida 23, 406. Atlamil 23, 409. Ave Maria 22, 357.

B.

bambast 23, 308.

bancklocke 22, 43

Baumcultus 22, 232.

bebüwen 22, 42.

Beet 23, 285.

Beheim, Michael, sein Lebensende 22, 412.

Berthold von Holle, Sprache 23, 507 ; De- mantin 24, 120.

BesegnuDgen, bairische 24, 73.

Bett 23, 285.

BettsUtt, die krachende 24, 21. 417.

Betz, Job. 24, 401.

bewerre 22, 45.

Bibliographie, germanistische, für 1876: 22. 447; 1877: 23, 449; 1878: 24, 433.

Bilder in Runkelstein 23, 28.

biuz 23, 313.

birflich 22, 43.

Biterolf 22, 41.

blazze 23, 309.

Bremberger 24, 400. 405.

Bruno, Verfasser der Braunschweigisehsn

Reimchronik 28, 149. brüst 23, 143. brutmisse 24, 883. Bflcherrerzeichnisa, altes 24, 16. bucovel 28, 342. Bfischiug 22, 382.

C. s. auch K.

Cisarins von Heisterbach 24, 885. CausalsiUe und ihre Partikeln 22, 229. Chronik, Braunsehweigische 28, 142. Chronik, Stretlinger 22. 878. Chrysilippus, Elias 24, 406. Cisiojanus 22, 286.

Conjunctiv 23, 113; Gebrauch im Mittel- hochdeutschen 24, 378.

d niederL 23, 114.

Dämonen 22, 182

dam mnd. 23, 8.

das, daß 23, 259.

den, denen 23, 268.

der, deren, derer 23, 268.

des, dessen 28, 268.

Dialekt, Bistritzer 22, 241. 367.

Dialekte, einheitliche Schreibung derselben

22, 109. Dialekte, Lautbezeichnung 22, 499. Diez, Fr. 22, 499. 501. Dilbanm, Sam. 24, 406. -ding, Familiennamen auf 28, 18. Disconus, U biaus 22, 103. Dissimilation 28, 32. Dorothea 24, 882. drabgerste 24, 140. Dreikönigsbildchen 24, 384. dunkelbiderbe 22, 887. dunkelbilde 22, 887. dunkelSre 22, 387. dunkelguot 22, 386. dunkelkouf 22, 387. dunkekneister 22, 387. dunkelmütekeit 22, 387. dunkelvriunt 22, 387.

REOISTRR ZUM XXn.--XXiy. JAHRGANG.

493

Eberhard Zarsne 22^ 42.

Ecbasis captivi 22, 97. 23, 264.

Eckart, Meister 22, 391.

Eddalieder, Beiträge snr Geschichte und

ErkISnug 23, 158. 314. 406. 24, 46. Edda, prosaische 24, 352. 363. ehe, eher 23, 289.

Eheyerlöbnissformel, priesterliehe 22, 437. Eier, gestürzte 23, 3 10 ; yerlome Eier 23, 309. EUbart yon Oberge 28, 345. 24, 19. ein und ain in der Österreich. Mnndart 24,

198. Ekekiame 23, 9. Eltern, älteren 23, 262. Enenkel 24, 294. Epik, altfranzösische 23, 361. Herzog Ernst? 24, 20. esel dnych 22, 45. esling 22, 44. Ettmflller, L. 22, 507. -eze 22, 290.

F. 8. Y.

gebeinze 22, 290.

gebdrtse 22, 290.

Gebete, altdeutsche 22, 356. 365; Gebet, niederd. 24, 255.

gebirgeze 22, 290.

gebloimeze 22, 290.

gebüweze 22, 291.

gedeckeze 22, 291.

gedermeze 22, 291.

Gedichte an den Erlöser 22, 363.

Gedichte des 15. und 16. Jahrhs. 24,399.

gedingeze 22, 291.

gehouweze 22, 291.

gehürwe 23, 310.

geistliche Dichtung 22, 505.

gejageze 22, 291.

gelate, gelatem 22, 44.

gelebte 23. 807.

gemaelze 22, 291.

genetiv pluralis im Germanischen und In- dogermanischen 24, 247.

geremze 22, 291.

Gerichtsringe 24, 94.

geschurreze 22, 291.

Gesta Romanorum 24, 124.

gesteinze 22, 292.

gestimze 22, 292.

gestaize 22, 292.

getierze 22, 292.

getilz 23, 808.

getzen 23, 309.

gevogelze 22, 292.

geynone 82, 298.

gewate, gewat 24, 142.

geweinze 22, 292.

gewennerze? 22, 292.

gewulfze 22, 292.

gezünze 22, 292.

glidine 22, 387.

Glossen, althochdeutsche 22, 392; angel-

slehsische 23, 385. GöUti, Jo. 24, 403. gera 24, 368. Goethe 22, 501. Gottfried yon Strasburg 24, 429; TrisUn

22, 406. 24, 9. 106. 110; seine Quelle

23, 223.

Gottfried yon Hohenlohe 24, 2.

Gralsage 23, 247.

Griiter, F. D. 22, 125. 23, 250. 605.

GrStzelius, Wolfl^. 24, 406.

Grein, Ch. 22, 497.

Grimm, Jacob, Briefe 22, 248. 22, 880.

23, 250. Grimm, Wilhelm, Brief 22, 880. Grfpisspä 23, 325. grokölikln 23, 312. groyr 22, 43. Gudrun 23, 246. Gudrünarkyida I und H 23, 184; Gudru-

narkyida U und UI 28, 833. gfitzen 23, 809.

Hugen, F. H. yon der 22, 126.

Hahnentänze 23, 310.

Handschriften: in Asbumhamplace 24,421.

Beriin 24, 294.

Bern 22, 354. 866.

Brieg 28, 58.

Dessau 22, 114. 24, 120. 882.

Engelberg 28, 47.

Graz 22, 487.

Hannoyer 23, 229.

Heidelberg 22, 116. 28, 448.

Innsbruck 24, 211.

Jena 22, 167.

Karlsruhe 22, 892.

Leipzig 24, 175.

München 24, 292. 297.

Paris 22, 273.

Rom 24, 200.

Schleiz 23, 62.

Sterling 23, 49.

Stuttgart 23, 52. 57.

Udine 23. 30.

Ulm 24, 73.

Wittenberg 24, 16.

Wolfenbttttel 23, 70.

Zürich 22, 862. Hans, Bruder 24, 261.

494

BEGI8TER ZUM XXn.— XXIV. JAHROAMO.

Hartmaims Heimat und Krennlige 84, 78 ;

Erec, ca 82, 84 ; Iwein 88, 846. 88, 448.

84, 868. Iwein, Pariser Handschrift 88,

878. Heidenwerfen 28, 89. Heiland, heilend 88, 868. Heilmittel, Yolksthflmliche 88, 857. Heinrich der Löwe 84, 481. Heinrich von Melk, Erinnening 88, 38. Heinrich von Rngge 88, 71. Heinrich von Stretlingen 88, 874. Heinrieha von Veldeke Servatins 88, 190. Helnielein von Konstani 84, 885. Heldenbuch, som 28, 40. Holoeder 88, 159. Helgakvida Hiorvardssonar 88, 159; Hei-

ffakvida Hundingsbana H 88, 166. Heliand 88, 886 ; der Codex Cottonianos 88,

408. 84, 76; die Modi im Heliand 88,

875. Helreid Br)mhUdar 88, 418. Hemmerlin, Meister 84, S84. Henneke knecht 88, 445. Hermann der Damen 84, 18. Herr 88, 864. Historienbibel 22, 505. Hochseitsprfigel 22, 194 hoefen 88, 45.

Hofrecht, das alte schwedische 24, 64. Hn^s von Trimberg Renner, Hs. in Des- sau 84, 181. Hdsdripa 23, 486. 84, 63. H^miskvida 28, 421.

I. J.

jach, jSh 88, 875.

Jacobus a Voragine 88, 84.

jehan 83, 1 ; jehen üf einen 88, 48.

Jenny Qreenteeth 28, 181.

Johannes, die iwei 84, 885.

Johannistans 24, 884.

isen kinwen 24, 142.

Island, Topofrraphie 14, 88.

Jfidisdies und Christliches in Kunstwerken

88, 505. Jfinger, jtlnger 88, 868. Jungfer, Jungfrau 83, 883.

kach 83, 818.

Kaiser, der rothe 83, 51. 84, 13.

Kanzleisprache, kursichsische 84, 116.

karb 83, 312.

Kaufleuten, von swei 24, 420.

keltischer Ursprung deutscher Wörter 24,

119. Kempe, Zach. 24, 407. keje 22, 39.

kUber 88, 811.

Kinderlieder 88, 898.

Kinderspiel aus dem Elsaß 84, 415.

Kinderspiele, catalonisehe 88, 186.

Kindersprache 83, 198. 388.

Kinderspruch des 15. Jh. 88, 848.

Kindersprfiche und Reime , niederilltl^

reichische 84, 66. Kirchenlied, deutsches 84, 860. kiuH 83, 808. Klage 88, 851. Klopstock 88, 503. knabe, knappe 83, 885. kolhopfe 83, 309.

König vom Odenwalde 88, 193. 292. Konnd, Priester, Predigten 84, 111. Konrad von Dangkrotsheim 84, 422. Konrad von Fußesbrunnen 84, 800. Konrad von Megeuberg 84, 414. Körner, Hermann 88, 11. 889. koete 83, 308. Kreidweiß, V. 84, 404. Kuh, bunte, 84, 378. Kukuk und sein Kflster 84, 414. Kyot 28, 248.

Langmann, Adelheid, OIFenbamngen der- selben 24, 249.

Lianzelotfragment, das niederdeutsche tS, 441.

Layamon, Lautverh&ltnisse 22, 93.

lebersobi 23, 313.

leidvellir 84, 97. ! Lenz, Reinh. 88, 508. 506. ' Lied , historisches , des XVL Jhs. 88, 6T. , Liederbuch, altdeutsches 88, 115.

Ljödahittr 84, 875.

Litanei, OrSzer 88, 48 ; Straßburger 88, 41 '■' lögröttur 84, 97. i Lokasenna 83, 418. : louben 83, 311.

lünel 83, 308.

Luthersprfiche, vermeintliche 88, 186.

Magd, Maid 83, 886.

man. Mann 83, 861.

MSrchen 84, 418.

Margaretenlegende des 18. Jakrinrndiili

84, 894. Marienleben, Prosa 88, 856. Mamer, zum 88, 36. 95. 885. 83, 5a H Marpachius, Greg. 84, 406. Meisterdieb von Brflgge 84, 877. Meisterlieder 88, 49. Metrik, althochdeutsche 88, 865. Metrisches zur Alliteratlonspoeaie 84, W- Miene, Mine 83, 859.

BEaiSTER ZUM XXH.— XXIV. JAHRGANG

485

:en 22, 362. dgerhaiidschriften 24, 18.

chdentscbe Gedichte, Brachstflcke

f

'

iderdentsche Gedichte 28, 70.

HeUand 22, 375. , Andr. 24, 400. ron Salzburg 23, 80. 24, 261. Ilaler 22, 108. en, Orthographie 23, 117. 3, 809.

iUliache 22, 189.

gie, deutsche 24, 248; Beitrüge ^7; nordische 24, 102.

hn 28, 810.

; des 12. Jahrhunderts 24, 292. ideutsche Grammatik 22, 381. (deutsche Zwillingswörter 23, 267. ^eulied 23, 73 ; zur Kritik 24, 201.

saga und Nibelungenlied 23, 73. rag 22, 24. Bts-)>&ttr 24, 361. 13, 446.

ungen der Adelheid Langmann 24,

le 23, 9.

ine 24, 93.

lutverhältnissse 22, 93.

a 22, 99.

2, 40.

üf das sogen, mnl. 24, 174.

4, 382.

B Reimchronik 24, 20.

1 Diemringen 24. 19.

I Passan 24, 122.

OB und Galathea, altnordische Be- ing 23, 129. >, asyndetisehe 24, 167. a, absolute 23, 242. 1 24, 19. ter 22, 438.

CS Pnrgatorium 22, 102. endungen, zur Geschichte 24, 246. Job. 24, 401. Snige 28, 216. 384. Marienleben 22, 366. enversammlung, Bericht über die odlungen der germanistischen See- 1 Tübingen 22, 107 ; in Wiesbaden '6; In Gera 24, 114.

phul 28, 808.

Piramus und Thisbe, mnl. 28, 116.

Piscator, Ch. 24, 402.

plackeyren 22, 44.

Posse, Possen 23, 271.

Predigten, altdeutsche 22,48. 24,111.418.

Priester Johanns Land 28, 448.

Pronomen, persönUehes, Vertausohung yon

gen. dat acc. 24» 24. Prudentiusglossen 28, 886. Psalmenflbersetsungen 28, 68. 24, 126.

Quelle, Quell 28, 274.

Rabe, Rappe 23, 286.

Raber, Vigil 22, 429.

Rftthselfragen 23, 344.

Rechtsalterthümer 22, 181. 28, 810. 312. 318. 814.

Regenbogen 23, 60.

Reimchronik, liyländische 22, 89.

Reimspruch 28. 608.

Reinmar von Hagenau 22, 70. 196.

Reisehlein, Samuel, 24, 406.

reisen 24, 143.

rensei 22, 44.

Repgowsche Chronik 24, 18. 19.

Ring, Fr. D. 22, 602.

rirap mnd« 28, 341.

Ritter, Reiter 28, 286.

Ritter, neun, und neun Frauen 23, 47.

Roggenwolf und Roggenhund 22, 282.

Rosengarten 24, 20; in dramatischer Be- arbeitung 22, 420.

Rückert, Heinrich 23, 248.

Rudolf Brinkind 24, 19.

Rudolfs von Ems Barlaam 22, 286; Wil- helm und Alezander 24, 1 ; Weltchronik 24, 20.

Runenhandschriften 28, 104.

Rankelsteiner Fresken 28, 28.

Rupp, Theophil 22, 128.

rüxen 23, 318. 24, 128.

Rydqvist, J. E. 28, 378.

S.

Sachs, Hans 24. 407.

Sachsenspiegelglosse 28, 268.

Saga, isl&ndische, Stil und Typus, 24, 106.

Salomo und Saturn 22, 60.

satin 24, 144.

Sattel mit Inschrift 23, 49.

scehan 28, 1.

Schachbuch 24, 126.

Schalken 28, 811.

496

BEOI8TER ZUM XXa— XXIV. JAHRGANG.

schaaern, schandem 23, 286.

scbiun 24, 144.

schoeckebret 22, 46.

schöke nd. 23, 4.

schon 23, 282.

schoenez bröt 23, 312.

schosporze 22, 45.

sehdsel 24, 145.

Schwabenstreich 24, 76.

Schwedische Volkslitteratur 24, 129.

Seelen Trost, der 24, 127.

Segensprüche 22,352. 24, 73. 200. 311.

sehan 23, 1.

sete 23, 312.

sete f. 24, 145.

Senchen 24, 382.

Sibyllen- Weissagung 24, 125.

Sif und das Frauenhaar 23, 155.

SignrdarkTida in skamma 23, 174. 187.

Signrdssage 24, 355.

silhalse 23, 308.

Sjürdar krsedi 22, 440.

spetlin 23, 313.

Spiel vom jüngsten Tage 22, 856 ; Ton den

sieben Weibern, die um einen Mann

streiten 22, 19. Spiele, getheilte 23, 344. Spitz 23, 264. Stadt, Statt 23, 259. sUllen 23, 311. SUmmbuchvers 24, 128. Statt, Stätte 23, 274.

Statuten des deutschen Ordens, Hs. 22, 114. Steine, geworfene 22, 2^. steingeschurreze 22, 291. Steinhöwels Apollonius 23, 381. Steinopfer 22, 26. Stephanus, Clem. 24, 403. Sterbeformel 22, 439. Sterken 23, 309. Stretlinger Chronik 22, 373. Stricker 24, 4; sein Karl 22, 129. Suffix ft im Indogermanischen 24, 244. sülen Bwv. 22, 42.

Susanna, Schauspiel 22, 342. 23, 256. Suso*s Büchlein von der ewigen Weisheit

22, 356. swisheit 24, 145. Syntax, deutsche 24, 24. 167.

tenisch 23, 311.

Theophilussage 22, 99.

Thidrekssaga 24, 360.

Thiermärchen 24, 412.

-ting, Familiennamen auf 23, 13.

tinne 24, 146.

Titurel, der jüngere: Berleburger Hand- schrift 22, 1; Leipziger Bruchstücke 24, 175; Schlul^ des Gedichts 22, 11.

tripol 22, 43. Tristramssaga 23, 223. tncht 24, 146. Tnndolus 22, 264. türme 23, 312. tutzen 23, 309.

U.

überheben 23, 307.

Ulf Uggasons Hüsdr&pa 23, 426. 24, 63. Ulrichs von Eschenbach Wilhelm von Wen- den 23, 24. ungebant 24, 146. ungebSrde 23, 311. unledech 22, 45.

Unterweisung zur Vollkommenheit 22, 167. üz unde üz 24, 147.

V. F.

Fabri, Felix 28, 883. Fäfhism&l 23, 314. yaf)>rudnismil 24, 59. fahl, falb 23, 275. Fahrt, Fährte 23, 274. Familiennamen auf ding, ting 23, 13. FSröische Lieder 22, 440. Fasnachtspiel 22, 420. fast 23, 282. Vegtamskvida 24, 46. veil, fei 22, 45. Venedig 23, 57.

Verbum in der Nominalcomposition 24, 78. verdrozzen 24, 140. Verse des 12. Jhs. 24, 297. vertremmen 24, 141. vesenboum? 24, 141. Fichte, J. G. 23, 505. Villers, K. D. F. v. 22, 248. Finnboga saga hins ramma 24, 368. vinster 24, 141. Vintler 22, 43. fiwersöt 24, 141. flagzen 22, 388. vlelwesge 22, 48. fldme 23, 308.

Vocalsystem, germanisches 24, 115. Volksetymologie 22, 106. Volkslieder 24,21.417; flämische 24,374 Volkslitteratur, schwedische 24, 129. Vollmer, Alexander 22, 124. Volmars Steinbueh 23, 109. 126. Volundarkvida 23, 169. 24, 62. Voluspd 24, 46.

Vorlesungen, germanistische 22, 383. Formenassociation bei Zahlwörtern 24, 245. Vornamen in Zasammensetzung 23, 17. 189. Frauenhaar 23, 155.

Frauenlob 22, 498. 23, 260; sein Kreoi- leich 23, 47. .

VERZEICHNISS DER MTTABBEITER etc.

497

Freidank 22, 384. 23, 289. 24, 419.

Freund, freiend 28, 268.

Friedhof Frendhof 23, 62. 24, 882.

Friedrich I. 24, 13.

fntzlSn 23, 344.

W.

Wackemagel, Ph. 22, 507. 24, 427.

Wald- und FeldcuUe 22, 282.

Walther von der V ogelweide 23, 286. 24, 392 ; zur Chronologie seiner Sprüche 24, 161. 298 ; zur Erkl&rung seiner religiösen Dich- tungen 22, 429. 23, 84; sein Aufenthalt in Thüringen 22, 280.

wan in Zusammensetzung 23, 6.

wanandert, wanbak, wanbandich etc. 28, 6.

wandages 23, 8.

wanne 23, 307.

Waium betrübst du dich mein Herz 24, 407.

wEtmenger 23, 311.

weg, Weg 23, 263.

Weiber, sieben, streiten um einen Mann 22, 19.

Wenceslaus, Legende 24, 20.

Wetzeis Margarete 24, 4.

wider, wieder 23, 269.

Wiedergänger (revenant) 22, 26. 81.

Wieland 22, 602.

Wilhelm von Holland, Graf, Gedicht auf

ihn 28, 448. Winckler, Hans 24, 404. Witzschel, Aug. 28, 878. Wolf, der unzufriedene 24, 412. Wolfdietrioh 22, 41. Wolfger von EUentbrechtskirchen 23,286.

24, 392. Wolframs 70n Eschenbach Parziyal 22, 607.

23, 248. 448. 24, 297; chronologische

Bestimmung des 6. Buches 22, 280. wnrmel&ge 24, 147. Wurmsegen 24, 200.

Zahlwörter, Formenassociation bei densel- ben 24, 246.

Zeitfolge der abhängigen Rede 24, 83.

zerdenen 24, 160.

zerfe 23, 308.

zest^n 22, 41.

Zeune, A. 22, 381.

Zusammensetzung, verbale, in nominibns 24, 78.

Zwillingswörter, neuhochd. 23, 257.

VEEZEICHNISS

DER MITARBEITER UND DEREN BEITRÄGE IN BAND 13—24 DER GERMANIA UND IN BAND 1 UND 2 DER GERMANISTISCHEN STUDIEN*

Amira, K..v., München-Freiborg i. B. Zur salfränkischen Eideshilfe. XX, 63.

Andresen, K. G., Bonn. Zur deutschen Namenskunde. XXI, 47.

Apelt, Otto, Weimar. Über den Accusativus cum Infinitive im Gothischen. XIX, 280.

B'ächtold, Jalius, Solothuni-Zürich. I. Aufsätze:

1. Ulrich von Ziatsikhoven. XIX, 424.

2. Heinrich Wittenweiler. XX, 66.

3. Deutsche Handschriften in Paris. XX, 336.

4. Von dem Hnrübel. XXI, 206.

II. Miscellen: XX, 602. XXI, 118.

Bahder, Karl von, Heidelberg.

1. Der König vom Odenwalde. XXm, 193.

2. Gedichte des Königs vom Odenwald. XXHI, 292.

Bai er, Adalbert, Heidelberg-Constanz.

1. Zur Erklärung von Hartmanns Iwein XXI, 404.

2. Zur Chronologie von Wolframs Panival und Hartmanns Iwein. XXUI, 448.

8. Über Hartmanns von Aue Heimath und Kreuzzüge. XXIV, 72.

Bartsch, Karl, Rostock - Heidelberg. I. Aufsätze:

1. Zwei neue Bruchstücke von Wolframs Titurel. XIH, 1.

2. Zu den Handschriften des Nibelungen- liedes Xm, 196.

GERMAMIA. Nene B«Uie. XU. (XXIV. Jahrg.)

82

498

VERZEICHNISS DER IfITABBEITER etc.

8. Zo Hartmanns Oregor. XIV, 239.

4. Das Fortleben derKadnmsage. XIV, 323.

5. Zu Hartmanns Gregor. XIV, 427.

6. Der Dichter der Urstende. XV, 169.

7. Zur Hroswithairage. XV, 194.

8. Brachstücke einer Handschrift der Er- lösung. XV, 357.

9. Zu Heinrich von Morongen XV, 375.

10. Bruchstücke yon Wolframs Parxival und Willehalm. XVI, 167.

11. Bruchstücke Ton Hartmanns von Aue Gregorius. XVII, 36.

12. Handschrift mit Hrabanus Bnnenal- phabete. XVH, 407.

13. Bruchstücke eines prosaischen Tristan- romans. XVn, 416.

14. Bruchstücke einer Hs. von Wolframs WUlehalm. XVII, 443.

15. Altschwedische Schreiberverse. XVH, 444.

16. Der Maler mit der schönen Frau.

xvni, 41.

17. Alt- und Mittelhochdeutsches aus En- gelberg XVra, 46.

18. Sprüche und Verse deutscher Mystiker. XVm, 196.

19. Zu dem Engelberger Segen. XVUI, 234.

20. Sprichwörter des XI. Jahrhunderts.

xvm, 310.

21. Bruchstück von Herzog A. XIX, 195.

22. Bruchstück einer Handschrift von Hein- rici Summarium. XIX, 216.

23. Zum Kolandsliede. XIX. 386.

24. Ahd. Glossen aus SchefUam und Te- gernsee XIX, 434.

25. Pfälsische Beichte ans Rom XX, 1.

26. Mitteldeutsches Magnificat XX, 3.

27. Abschrift von Hartmanns Iwein. XX, 84.

28. Zu Konrads Trojanerkriege. XX, 150.

29. Zwei Tagelieder XXI, 421.

30. Bruchstücke mittelhochdeutscher Dich- tungen. XXIII, 47.

31. Mittelalterlicher Sattel mit Inschrift. XXIU, 49.

32. Drei Meisterlieder. XXUI, 49.

33. Bruchstück einer Psalmenübersetzung. XXin, 58.

34. Kleine Mittheilungen. XXIU, 192. 344. 448. XXrV, 200. 297.

85. Zum Codex Cottonianus des Heliand. XXin, 404.

36. Die beiden literarischen Stellen bei Rudolf von Ems. XXIV, 1.

87. Ein altes Bücherverzeichnis. XXIV, 16.

38. Em in der österreichischen Mundart. XXIV, 198.

89. Margaretenlegende des XU. Jahrhun- derts. XXIV, 294.

40. Gedicht über Heinrich den Löwen? XXIV, 421.

41. Wetaels heilige Margarete. 8t. I, 1.

42. Die Eigennamen in Wolframs Panival und TitureL St. II, 114.

43. Heinrich Steinhöwels ApoUomus II, 306.

II. Miscellen: XVI, 120. XVU, 128. 253. 384. 505. 606.

XVIU, 128. 254. 256. 384. XIX, 120.

128. 253. 264. 256. 381. 382. 383. 384. 501.

506. 607. 508. XX, 123. 125. 128. 255.

256. 381. 383. XXI, 124. 127. 248.384.

498. 608. XXII, 127. 383. XXIU. 127.

264. 266. 256. 381. 384. 607. XXIV, 128.

255. 382. 383. 384. 492. 497. 608. Nekrologe: Xm, 250. XV, 107. 108. 460. XVI, 109.

242. 247. 250. 262. XVII, 126. 266. 256.

266. XIX, 235. 238. 377. XXI, 122. XXH,

123. 124.

lU. Reeensionen: XUI, 111. 216. 241. XV, 106. 249. 261.

382. 382. 384. XVU, 105. 106. 107. 108.

240. XIX, 228. 352. 370. 371. XX, 94.

XXI, 448. XXU, 95. 97. 106. XXIU,

109. 115. 247. 260. 260. 346. 366. XXIV,

III. 248. 249. 260.

IV. Bibliographische Obersiefat der Erscheinungen auf dem Ge- biete der germanischen Philologie im Jahre 1867: XIII, 321. 1868: XIV, 467.

1869: XV, 463. 1870: XVI, 463. 1871: XVII, 465. 1872: XVIU, 461. 1873: XIX, 449. 1874: XX, 449. 1876: XXI, 449. 1876: XXU, 447. 1877: XXIII, 449. 1878: XXIV, 433.

Baethke, H., Berlin. Recension: XIX, 105.

Baaer^ F., Freibarg i. B.

1 . Hartmanns von Aue Heimath und Stamm- burg. XVI, 165.

2. Meister Walther von Breisach. XVIU,213.

3. Zur Namenforschung. XVtll, 214.

Bech, Fedor. L Aufs&tse:

1. Wortformen auf -eze. XIV, 431. XXII, 290.

2. Der umgelautete Conjunctivos PrSteriti rückumUutender Zeitwörter. XV, 199.

3. Von etslichen MeisterBtfic^elin. XVL 333.

4. Zu dem von M. Haupt herausgegebeneo Gedichte : Von dem Übeln Weibe. XVII, 41.

5. Zur neuesten Ausgabe von Maurisius und Beamunt. XVU, 170.

6. Ober die Bedeutung des Adverbiams näher. XVU, 294.

I 7. Zu brüsche (cu prüse, an prüaen) g^ I XVUI, 210.

VESZEICBMISS DER MITABBEITEB «to

499

8. Spenden aar Altenbestimmang neu- hochdeutscher Wortfonnen. XVIII, 257.

9. Zerstreute Beitrage. XIX, 45.

10. Heinrich von Morungen. XIX, 419.

11. Urkundliche Nachweise Aber das Ge- schlecht und die Heimat der Dichter Heinrich und Johannes von Freiberg. XIX, 420.

12. Spenden sur Altersbestimmung neuhoch- deutscher Wortformen. XX, 31.

13. Bruchstücke ans Meister Eckhart. XX, 223.

14. Allerlei aus Zeitzer Handschriften. XX, 322.

15. Allerhand VermuthuDgen und Nach- weise. XXU, 34.

16. Unterweisung zurVoUkommenheit. XXII, 167.

17. Zum Mamer. XXII, 385.

18. Wie Meister Eckhart kam ein schöner nackender Pub. XXII, 391.

19. Zur Braunschweigischen Chronik. XXIII, 142.

20. Besserungen und Nachweise. XXIV, 139.

21. Zu Tarzival IX, 915 f. XXIV, 297.

II. Recension: XXrV, 422.

Bechstein, Keinhold, Jena-Rostock. L Aufsätze:

1. Zu Walthers Vocalspiel. XV, 434.

2. Zu Gottfrieds Tristan 15246 fg. XXIV, 9.

3. Warum betrübst du dich mein Herz. XXIV, 407.

n. Recensionen: XV, 380. XVI, 346. 456. XVII, 216. XXIV, 106. 428. 429.

Becker, Reinhold, Coblenz. ÜberReinmar von Hagenau. XXII, 70. 195.

Behaghel, Otto, Heidelberg. I. Aufsätze:

1. Zum Heliand. XXI, 139.

2. Zu den kleinen altniederdeutschen Denk- mälern. XXI, 202.

3. Die Pariser Handschrift des Iwein. XXII, 273.

4. Einige Fälle von Dissimilation. XXIII, 32.

5. Got^rieds von Straßburg Tristan und seine Quelle. XXIII, 223.

6. Die ueuhochdeut<>chen Zwilliugswörter. XXin. 257.

7. Das niederdeutsche Lanzelotfragmeut. XXIII, 441.

8. Beiträge zur deutschen Syntax. XXIV, 24. 167.

9. Zu dem sog. mnl. Osterspiel« XXIV, 174.

II. Miscelle: XXIV, 382.

HL Recensionen: XXI, 434. XXn, 226. 229. XXHI , 112. 239. 242. 365. XXIV, 110. 878.

Bernhardt, Ernst, Elberfeld-Erfart.

I. Aufsätze:

I. Vulfila und der Codex Sinaitioos. XHI, 37.

n. Recension: XIII, 116.

Birlinger, Anton, Bonn. I. Aufsätze:

1. Zu den Volksbüchern. Schwäbische Zeugnisse. XV, 99.

2. Sprichwörter und Sprüche. XV, 102.

3. Bruchstücke aus Älfricsangelsächaisoher Grammatik. XV, 359.

4. Bruchstücke aus dem Boek van den honte. XV, 360.

5. Kleiue Beiträge. XVI, 82.

6. Besegnungen. XVII, 75.

7. Zur Mythologie und Sprache des Nie- derrheins. XVII, 77.

8.Volksthümliches aus Schwaben. XVH, 79. 9. Zeugnisse zu den Volksbüchern. XVU, 92. 10. Mitteldeutsche Marienlegenden. XVU, 436.

I I. Aus Maerlants Spieghel historiael. XVII, 438.

12. Bruchstücke eines unbekannten nieder- rheinischen Gedichtes. XVII, 441.

13. Zum Meier Helmbrecht XVIH, 110.

14. Zu Bruder Hansens Marienliedem. XVIII, 112.

15. Deutsche Franziscanerregel des XIII. Jahrhunderts. XVUI, 186.

16. Aus dem Buch Weinsberg. XIX, 78.

17. Grammatische Versuche eines Kölners aus dem XVI. Jahrhundert XIX, 94.

18. Sprüche im Kölner Dialect XIX, 97.

19. Baiiische Besegnungen. XXIV, 73.

II. Miscellen: XXIV, 384. 884.

Blaas, C. M., Stockeraa.

1. Der Marienkäfer im niederösterreichi- schen Kinderspruch. XIX, 67.

2. Volksthümliches aus NiederOsterreich über Thiere. XX, 349.

3. Zur St. Jobannisminne. XXI, 213.

4. Volksthümliches aus NiederOsterreich über Pflanzen. XXI, 411.

5. Kleine Beiträge zur Mythologie. XXU, 257.

6. Sif und das Frauenhaar. XXUI, 155.

7. Ein Kinderspruch aus dem XV. Jahr- hundert XXni, 343.

8. Niederösterreichische Kindersprttche und Reime. XXIV, 66.

9. Vom unzufriedenen Wolf. XXIV, 412. 10. Zu Konrad von Megenberg. XXIV, 414.

32»

600

VERZEICHNISS DER MITARBEITER eto.

Boßler, Ludwig, Gera. Bericht über die Sitzungen der germani- stischen SectiOQ der XXVI. Philologen- yersammlung zu Würzburg. XIV, 118.

Bottich er, G.» Berlin. Über die Eigenthümliohkeiten der Sprache Wolframs. XXI, 257.

Brenner, Oscar, München. Becensionen: XXIV, 102. 368.

Back, Michael, Aulendorf.

1. Zur Ortsnamenforschong. XVI, 297.

2. Der Schwank von den sieben Schwaben. XVn, 809.

3. Kleine Beiträge zur deutschen Ortsna- menforschung. XVII, 449.

4. Über Geschlechtsnamen auf 'Haen, -Uen.

XIX, 62.

Carnuth^ 0., Königsberg. Zum Annoliede. XIV, 74.

Caspar t, J., Sülzbach. Michael Beheims Liebensende. XXII, 412.

Ceder schiöld, Gustaf, Lund. Zur Textkritik von vier romantischen Saga's.

XX, 306.

Crecelius, W., Elberfeld.

I. Aufsätze:

1. Nachtrag zu Germania XI , 412 und XII, 104. XIII, 444.

2. Worterklärungen. XVII, 99.

3. Kierspe. XVIII, 114.

4. Altniederdeutsche Brocken. XVIII, 215.

5. Also bar. XIX, 99.

6. Samuel von Lichtenberg. XX, 7.

7. Holunke. XX, 68.

II. Miscelle: XIX, 247.

III Recension: XIII, 105.

Czerny, Albin, St. Florian. Wundsegen von den drei Brüdero.XVIII, 234.

t D e 7 c k 8 , Ferdinand, Münster. Altsächsische Glossen. XIII, 478.

Diefenbach, Lorenz, Frankfurt a. M.-

Darmstadt.

1. Ans der Stadtbibliothek zu Frankfurt am Main. XVIII, 76.

2. Mitteldeutsche Predigtbruchstücke. XIX, 805.

Dietrich| Fram, Marburg. JE&r w0rtßUi§cb§$ BiUMiülphabet, mit Na- /m^ fyf BaebMbea. XIII, 77.

\

Dietz, Philipp, Marburg. Miscelle: XVI, 378.

Edzardiy Anton, Leipzig.

I. Aufsätze:

1. Untersuchungen über König Bother. XVm, 385.

2. Zum jüngeren Hildebrandsliede. XIX, 316.

3. Über das Verhältniss der Klage zum Biterolf. XX, 9.

4. Die Stuttgarter Oswaltprosa. XX, 190.

XXI, 171.

5. Ein litauisches Sigfridsmärchen. XX, 8 17.

6. Nachträgliches zum jüngeren Hilde« brandsliede. XX, 320.

7. Zur Textkritik des Rother. XX, 403.

8. Noch einmal das jüngere Hildebrands- lied. XXI, 51.

9. Kleine Beiträge zur Geschichte und Er« klämng der EddaUeder. XXUI, 158. 814. 406. XXIV, 46.

II. Miscelle: XXIII, 251.

ni. Recensionen:

XXI, 235. 442. XXIII, 73. XXIV, 352. 363.

Egger, J., Innsbruck. Bericht über die Sitzungen der deutsch- romanischen und der Section für neuere Sprachen auf der XXIX. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Innsbruck. XIX, 492.

fEttmüller, Ludwig, Zürich. Beiträge zur Kritik der Eddalieder. XIV, 305. XVII, 1. 260. XVni, 5.

Fasching, J., Salzburg. Beiträge zur Erklärung der religiösen Dich- tungen Walthers von der Vogelweide.

XXII, 429. XXUI, 34.

Ficker, J., Innsbruck. Zur Waltherfrage. XX, 271.

Fischer, Hermann, Stuttgart. I. Aufsätze:

1. Die Busse Adams und Evas. XXII, 316.

2. Kleine Mittheilungen. XXIII, 52.

U. Miscell en:

XXII, 127. XXIII, 504.

III. Recensionen:

XX, 111. 373. XIV, 201. 313.

Floto^ Jena. Miscelle:

XXI, 255.

Förstemann, Emsty Dn

1. Strmssennamen naoh Qfw XV, 261. XVI, t6ft.

2. Der nrdeiitselM Bfti

VERZEIGHNI8S DER MITARBEITEB etc.

501

Freybe, Albert, Parchim. Bericht über die Sitzungen der germani- stischen Section der XXVII. Philologen- yersammlang sn Kiel. XV, 109. Miscelle: XXIV, 384.

Fr om mann, G. K., Nürnberg.

1. Ein Bmchstflck des Romans der Lor- reinen. XIV, 434.

2. Bmchstüeke des Gedichts vom heiL Ser- yatins. XVIII, 458.

Oelbe, Theodor, Stollberg.

1. Kinderlieder und Reime. XXII, 293.

2. Ein Kinderspiel aus dem Elsaß. XXIV, 416.

GemoU, W., Pyritz-Wohlau.

1. Der Vers von vier Hebungen und die Langzeile. XIX, 36.

2. Bruchstttcke einer gereimten Bibelüber- setzung. XIX, 839.

Goedeke, Karl, Göttingen. Zur Geschichte des Meistergesanges. XV, 197.

t Greiff, Benedict, Augsburg.

1. Schwabenstreich. XIII, 76.

2. Nein und Ja. XVU, 442.

3. Em Predigtmftrlein. XVIII, 363.

Hagen^ Hermann, Bern. Altdeutsches aus Schweizer Bibliotheken. St. n, 274.

Hagen, Theodor von, Mühlhausen. Die Handschriften des Tristan und ihre Bedeutung für die Kritik. St. I, 31.

Haupt, Josef, Wien.

1. Zwei althochdeutsche Bruchstücke. XIV, 66.

2. Blanschandin. Bruchstücke eines mhd. Gedichtes. XIV, 68.

3. Bruchstücke einer ahd. Übersetzung der vier Evangelien. XIV, 440.

Heigel, R. Th., München. Bruchstücke aus einem Passional. XX, 444.

t Hildebrand, Karl, Leipzig. Bericht über die Sitzungen der germani- stischen Section in Leipzig. XVH, 372.

Hildebrand, Rudolf, Leipzig. Zu Germ. IX, 46. XV, 286.

Hoefer, Albert, Greifswald. I. Aufsätze:

1. Zur Laut-, Wort- und Namenforschung. XIV, 197. 872. XV, 60. 411. XVUI, 200. 301. XXIII, 1. 189.

2. ZurErklftrung mittelhochdeutscher Dich- ter XIV, 416.

3. Von Sitten and Bräuehen, Namen und Ausdrucksweisen. XVIII, 1. Nachtrag 209.

4. Nochmals Altvile im Sachsenspiegel. XVIII, 29.

6. Zum mittelniederdeutschen Würtorbuche von K. Schiller und A. Lübhen. XVHI, 86.

6. Zu Pfeiffers Abdruck aus Komer, Germ. IX, 267 ff. XXin, 229.

II. Becension:

XV, 246.

Hoff mann, Emanuel, Wien. Glossae Mellicenses. XVII, 18.

t Hoffmann von Fallersleben ,

Corvej.

1. Aesopus in niederdeutschen Versen. XIH, 469.

2. Die erste Ausgabe der Spriehwürtersamm- lung des Antonius Tunnieius. XV, 196.

3. Thomas a Kempis. XV, 366.

4. Jesus und seine junge Braut. XV, 366. 6. Marien Himmelfahrt. XV, 369.

H ö f 1 e r , ConstantiD, Prag. Gedicht auf Meister Eckhart XV, 97.

Hofmann, Konrad, München. Der tugende buoch. XVII, 61.

Hofmeister, A., Rostock. Bericht über die Verhandlungen der deutsch- romanischen Abtheilung der XXXIII. Ver- sammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Gera. XXIV, 114.

Holder, Alfred, Karlsruhe.

1. Althochdeutsche Glossen au Horaz. XVm, 73.

2. Die Augsburger Glossen. XXI, 1.

3. St Paäer Bruchstücke aus Notkers Psalter. XXI, 129.

4. Dia Glossae San-Blasianae. XXI, 186. 6. Die althochdeutschen Glossen zum Evan- gelium Lucae aus St. Paul. XXI, 332.

6. Der Lobgesang auf die hl. Jungfrau nach der Karlsruher Handschrift XXI, 416.

7. Die althochdeutschen Glossen aus St. Peter. XXU, 392.

8. Die Bouloneser angelsächsischen Glos- sen zu Prudentius. XXHI, 386.

t Hopf, Karl, Königsberg. Sieben Wundergeschichten aus dem XIH. Jahrhundert. XVI, 808.

Hos aus, Wilhelm, Dessau. Deutsche Handschriften der Georgs-Biblio- thek zu Dessau. XXI, 600. XXII, 114. XXIV, 120. 382.

Ignatius, F., Heidelberg-Berlin. Übersicht der germanistischen Thätigkeit M. Haupts, lux, 373.

502

VEBZEICHNISS DER MITABBEITEB ete.

Isler, Hamburg. Miscelle: XXn, 248.

Jacob, Georg, Begensbnrg. Bmchstaek aus Eüharts Tristan. XVIU, 274.

Jecklin, C. von, Leipzig. Zu des Strickers Karl XXII, 129.

Jeitteles, Adalbert, Graz-Innsbruck. I. Anfs&tse:

1. liitteldentsche Predigten. XVII, 336.

2. Dienstag Zinstag. XIX, 428. 8. LÜtbrechic. XIX, 433.

4. Die zehn Lebensalter. XX, 30.

5. Mittheilongen ans Grazer Uandsehriften. XX, 437. XXI, 338. XXn, 437.

6. Zorn Passional. XXI, 170.

7. Za den ' Bairischen Besegnnngen . XXIV, 311.

8. Zu Germania 24, 21 ff. XXIV, 417.

II. Miscellen: XXI, 260. XXII, 127.

Jordan, Wilhelm^ Frankfurt. Oddmns Klage. XIII, 257.

Kapff, R., Leatkirch. Bericht über die Verhandlangen der ger- manisch - romanischen Section auf der XXXI. Versammlang deutscher Philolo- gen und Schulmänner zu Tübingen. XXII, 107.

Keinz, Friedrich^ München.

1. Mittheilungen aus der Münchener k. BibUothek. XV, 345.

2. Zu Neidharts Liedern. XV, 431.

3. Deutsche Nativität des XII. Jahrhun- derts. XXIV, 292.

Keller, Adelbert von, Tübingen. I. Aufsatz: Kleine Bemerkungen. XVI, 78.

n. Mis cellen: XIX, 124. 242. 504. XXIII, 388.

Keußen, Crefeld. Frauenrollen im Schauspiel XVII, 216.

Knopf 1er, Alois^ Tübingen. Die SUdt Wien im Nibelungenlied. XIX. 343.

t K Ö h 1 e r y Artur , Dresden.

1. Germanische Alterthümer im Beöirulf. XIII, 129.

2. Über den Stand berufsmässiger Sfinger im nationalen Epos germanischer Völ- ker. XV, 27.

8. Der syntaktische Gebrauch des Optativs im Gothischen. St I, 77.

Köhler, Reinhold, Weimar. L Aufsitze:

1. Der LcTiatban am Angel. XIII, 168.

2. Segenspraebe. XUI, 178.

3. Der Fisch Celebrant. XIII, 399.

4. Zum Spruch vom König £UeI. XIV, 20.

5. Zum Tristan. XTV, 246.

6. Zu von derHagens Gesammtabentener Nr. LXm. XIV, 269.

7. Zur Legende vom h. Albanus. XIV, 300.

8. Zum Spruch Tom Nagel im Hufeisen. XV, 105.

9. Zur Legende von Gregorius auf dem Steine. XV, 284.

10. Das altdeutsche Gedicht *Der Busiot' und das altfranzösische * L^Escoufle. XVn, 62.

11. Der Maler mit der schönen FnuL XVIII, 41.

12. Weinende Augen haben süssen Mond. XVm, 118.

13. Eine Sage von Theodericbs Ende in dem*Libro de los enxemplos'. XVIII, 147.

14. Die Schwfinke vom Bauer Einhim und vom Bauer Grillet. XVIII, 152.

15. Ein Gedicht von der Gerechtigkeit. XVin, 460.

16. Das Schicksalsrad und der Sprach vom Frieden. XIX, 189.

17. Nachträge zu Lemckes Jahrbuch VI, 860. XIX, 349.

18. MittelalterlicheAnsichten über die Trä- ger des Namens Petrus. XIX, 426.

19. Zur Milgus-Saga. XXI, 18.

20. /Lbermak Johann von Morsheim. XXI, 66.

21. Der alte Hildebrand als Puppenspiel. XXI, 201.

22. Das Spiel von den sieben Weibern, die um einen Blann streiten. XXII, 19.

23. Zu einer Stelle in Budolfii von Ems Bariaam und Josaphat XXII, 285.

24. Zu einer Stelle in Ulrichs von Eschen- bach Wilhelm von Wenden. XXIU, 24

25. Über ein Meisterlied vom rothen Kaiser. XXIV, 13.

26. Von den zwei St. Johannsen. XXIV, 385.

II. Miscellen: XX, 383. 383. XXIV, 382.

Kölbing, Engen, Straßburg-Brealao. L Aufsfitze:

1. Die nordische Parzivalsaga und ihre Quelle. XIV, 129. Nachtrag XV, 89.

2. Die nordische Erezsaga und ihre Quelle. XVI, 381.

3. Über isländische Bearbeitungen fremder Stoffe. XVn, 193.

4. Fragmente einer Handsehiift von Gott- frieds Tristan. XVIfl, 285.

YEBZBICHinSS DER MITABBEITEB ete.

503

5. Bruchstück einer ÄHiiciM ok Amillas Saga. XIX, 184.

6. Zur Oudninarkvidha II. XIX, 861.

7. Beiträge sur Kenntniss der Fsröischen Poesie. I. XX, 388.

8. Zur Oegisdrekka. XXI, 27.

9. Zur Kntstehung der Relativsätze fn den germanischen Sprachen. XXI, 28.

10. Bruchstück einer altnordischen Bear- beitung von Pamphilns und Galathea. XXIII, 129.

11. Ober die verschiedenen Gestaltungen der Partonopeus-Sage. St II, 56.

II. Miscellen: XIX, 126. 244.

III. Recensionen: XVm, 116. XIX, 369. 373. XX, 226. 860. 378. XXI, 81. 91. 364. .S76. 437. XXII, 93. 371.

Krause, K. £. H., Rostock.

1. Kleine Mittheilungen. XVI, 89. 303.

2. Zu dem Grazer Cisiojanus XXI, 286.

Kräuter, J. l\, Saargemüud. Zwölf Sätze über wissenschaftliche Ortho- graphie der Mundarten. XXIII, 117.

fKriegk, G. L., Frankfurt a. M. Über die Wörter Buweding und Bnbeck. XVII, 462.

t Kurz, Hermann, Tübingen.

1. Der Kappenzipfel. XV, 96.

2. Zum Leben Gottfrieds von Straß bürg. XV, 207. 322.

3. Fischart in Tübingen? XVI, 79.

4. Hermes. XVU, 98.

L am bei, Hans, Wien-Oberhollabrunn- Prag.

I Jk. n I s A t z ß *

1. Ein Pasquill des XV. Jahrhs. XIV, 26.

2. Übersticke. XVIII, 367.

3. Kritische Beiträge. XX, 71.

4. Ein guot gebet XXI, 347.

6. Zu Veldekes Servatius. XXIII, 190.

II. Mise eile: XXIII, 126.

ni. Recensionen: XrV, 114. XVII, 368. XXIV, 262.

Lateudorf, Friedrich^ Schwerin. I. Aufsätze:

1. Die Endung er und die Partikel oder bei unbestimmten Zahlenangaben. XIII, 202.

2. Drei Räthselmärchen aus Mecklenburg. XVII, 9*.

3. Ein verschollener Räthselspruch aus Mecklenburg. XVII, 96.

4. Wirkliche und fingierte Ortsnamen in appellativischer Verwendung. XVII, 306.

6. Zu Laurembergs Scherzgedichten. XIX, 361.

6. X für U. XX, 8.

7. Kritische Beiträge zu dem sogenannten Anhang der Lauremberg^schen Scherz- gedichte. XXI, 63.

II. Miscellen: XXm, 126. 608.

Liebrechty Felix, Lüttich.

I. Aufsätze:

1. Die Todten von Lustnau. XUI, 161.

2. Vlämtsche Märchen und Volkslieder. XIV, 84.

3. Zur Litteraturgesehichte des Wolfdiet- rich. XIV, 226.

4. Zur Zimmerischen Chronik. XIV, 886. 6. Lappländische Märchen. XV, 161.

6. Zur Litteraturgesehichte des Wolfdiet- rich. XV, 192.

7. Germanische Mythen und Sagen im alten Amerika. XVI, 37.

8. Zur Chronik von Zimmern. XVHI, 176.

9. Kleine Beiträge. XVHI. 463.

! 10. Kleine Mittheilungen. XXI, 67. I 11. Von den drei Frauen. XXI, 386. 12. Zu Germ. XVIH, 456. 7>rtt, Purt. XXI, 399. I 13. Zur englischen Volkslitteratur. XXI, 401. 14. Die geworfenen Steine. XXII, 21. 16. Kleine Mittheilungen. XXII, 181.

16. Die krachende Bettstott XXIV, 21.

17. Zur schwedischen Volkslitteratur. XXIV, 129.

II. Mise eile: XXI, 262.

in. Recensionen: XVI, 212. 368. XVIH, 367. XXI, 97. 229. XXUI, 361. XXIV, 374.

L i n d D e r , F., Rostock. Bericht über die Sitzungen der deutsch- romanischen Section auf der XXX. Ver- sammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Rostock. XX, 496.

Lehme je r, E., Kassel. Miscelle: XXm, 383.

Loose, W., Döbeln. Schwabenstreich. XXIV, 76.

Lübben, August, Oldenburg.

I. Aufsätze:

1. Niederdeutsche Tischzucht. XXI, 424.

2. Zu Germania 23, 63 f. XXIH, 341.

3. Henneke Knecht, St 10. XXIH, 446.

4. Über Flnniamen. St. H, 269.

II. Miscelle: XIX, 123.

504

VEBZEICHNIB8 DER MITABBEITEB ete.

t L fi 1 0 1 f , Alois , Solotharn - Lazern. 1. Zu den agrarischen Bräachen in der

Schwell. Xin, 210. 8. Soldatenleichen ins Wasser geworfen.

XVn, 216. 3. Kleine Beiträge zur Mythologie. XIX,

214. XXI, 80.

Lutterbeck, Gießen. Zor Ortsnamenforschnng. XVI, 293.

Härtens, H., Bremen. Niedersichsische Fastenandacht. XX^ 341.

t Maßmann, H. F., Berlin.

1. Die Turiner Blätter des Ulfila. XUI, 271.

2. Runen aus Rom und Wien. XVI, 263.

Maurer, Ronrad, Manchen. L Aufsätze:

1. Über isländische Apokrypha. XIII, 69. 284.

2. Ober die Einziehung der nordischen Odelsgüter durch K. Harald hirfagri. XIV, 27.

3. Ober das Alter einiger isländischer Reehtsbacher. XV, 1.

4. Über Ari Tborgilssohn und sein Islän- derbuch. XV, 291.

6. Ober das ViLpnatak der nordischen Rechte. XVI, 317. 402.

6. Freimarkt XIX. 1.

7. Das Qottesurtheil im altnordischen Rechte. XIX, 139.

8. Ober isländische Apokrypha. 11. XX, 207.

9. Zum alten schwedischen Hofrechte. XXIV, 64.

10. Das sogenannte Christenrecht König Sverrirs. St. I, 67.

II. Mise eile (Nekrolog): XXni, 373.

in. Recensionon: XIV, 97. 114. XV, 449. XVI, 442. XVII, 236. 238. XVm, 121. 236. XIX, 101. 443. XXUI, 104. XXIV, 88.

Meissner, H., Berlin. Wimts von Gravenberg Verhältniss zu seinen Vorbildern. I. XX, 421.

Meltzer, Otto, Dresden.

1. Bruchstücke aus dem Rennewart des Ulrich von Türheim. XVI, 64.

2. Zum Passional. XVIU, 366.

Mestorf, J., Hamburg-Kiel. Zu den Siegfriedsbildem. XVH, 211.

Meyer, Karl, Basel. I. Aufsätze:

1. Die Wielandssage. XIV, 283.

2. Zur Dietrichssage. XIV, 432.

8. Das Hildebrandslied. XV, 17.

4. Die Lieder Kaiser Heinrichs VL XV,

424. 6. Beiträge zur deutsehen Mythologie. XVII,

197.

6. Binchstücke mittelhochdeatseher Dich- tnngen aus der mittelalterlichen Samm- lung zu Basel. XVIH, 80.

7. Beiträge zur Kenntniss der langobar- dischen Sprache. XIX, 129.

8. Die Teilsage. St I, 169.

n. Recension:

XX, 109.

M i I c h 8 a c k y G., Leipzig- WolfenbütteL

1. Bruchstücke von drei Handschriften des jungem Titurel. XXI, 167.

2. Leipziger Titurelbruchstflcke. XXIV, 176.

Möbius^ Theodor, Kiel. L Aufsatz: Vom Stef. XVIII, 129.

II. Miscelle: XXII, 608.

III. Recensi on:

XXI, 103.

Möller, Fr., Friedberg.

I. Miscellen:

XVI, 380. XXIV, 128.

U. Recensionen: XVH, 463. XVHI, 249.

Möller, Hermann« Breslau-Kiel. Zam Fiölsrinnsm&l XX, 366.

Müller, Wilhelm, Göttingen. L Aufsatz: Über Lachmanns Kritik der Sage von den Nibelungen. XIV, 267.

II. Miscellen:

XVII, 116. 120.

Nagele, A., Olmütz-Brünn.

1. Zur Chronologie der Sprüche Walthers Ton der Vogelweide. XXIV, 161. 298.

2. Walther und Wolfger von Passan. XXIV. 392.

Nolte.

1. Niederrheinische Sprüche und Priameln. XIX, 303.

2. Eine Reliquie von Heinrich Aeger aus Calcar. XX, 61.

3. Althochdeutsche Glossen. XX, 129.

Nordhoffy J. B., Münster.

1. Altwestfälische Dichtungen. XVIII, 281.

2. Maeriants Meriin. XIX, 300.

0 brist, Innsbruck. Ain Vasnacht Spill von den Risn oder Reckhn. XXI, 420.

VERZEICHNI8S DER MITABBEITER ete.

506

Oesterley, HermanDi Ctöttingen-

Breslan.

1. Zu Gesta Romanonun. XIV, 82.

2. Zu Gesta Romanomm. XV, 104.

Ow, Hans C. Freiherr von, Wachendorf. Hartmanns von Ane Heimath nnd Stamm- burg. XVI, 162. Nachtrag XXI, 151.

Palm, Hermann, Breslau. Zwei Bruchstücke einer bisher unbekann- ten Handschrift des Wilhelm von Orlens. XXI, 197.

Paul, Hermann, Leipzig-Freiburg i. ß.

I. Aufsatz: Zur Kritik und Erklärung von Gottfrieds Tristan. XVII, 385.

II. Recensionen:

XIX, 217. XX, 85. 104. XXI, 95. XXIV, 243.

Pauli, C, Hannover. Miscelle:

XX, 128.

Pettersy Ignaz, Leitmeritz. Recensionen: XVI, 99. XVII, 100.

t Pfeiffer, Franz, Wien.

I. Aufsatz:

Zwei althochdeutsche Beichten. XIII, 385.

II. Miscelle: Xm, 118.

Piper, Paul, Altona.

Recensionen:

XIX, 437. XXI, 83. XXU, 375. XXIII, 372.

xxrv, 105.

Plew, Eugen, Königsberg. Zu der notkerischen Rhetorik. XIV, 47.

Preger, Wilhelm, München. Recension: XIV, 373.

Rautenberg, R., Hamburg. Beiträge zur Handschriftenfrage der Nibe- lungen Noth. XVII, 43 t.

Regel, Ernst, Gotha. Zu Rein mar von Hagenau. XIX, 149.

Regel, Karl, Gotha. Die Alliteration im Lajamon. St. I, 171.

Rieger, Max, Darmstadt.

1. Reste altdeutscher Handschriften zu Darmstadt. XV, 203.

2. Das Spiegelbuch. XVI, 173.

3. Der jüngere Todtentanz. XIX, 257.

Roch holz, E. L., Aarau.

1. Teil als Zauberschfitze. XHI, 39.

2. Aus einem Briefiiteller von 1492. XUI, 207.

3. Sohweizersagen von der Weibertreue. XIII, 311.

4. Heinrich SteinhOwel. XIV, 411.

5. Jakob Funkelin. XIV, 412.

t Rückert, Heinrich, Breslau. I. Aufsätze:

1. Fragmente einer neuen Handschrift von Wolframs Wülehalm. XIV, 271.

2. Zwei geistliche Gedichte aus Schlesien. XIX, 75.

n. Recension: XVI, 229.

t Rapp, Theopbily Reutlingen.

1. Die kurzen Griffe der Bronzeschwerter. XIII, 285.

2. Zur Deutung von FiUlsvinnsmÄl. XVI, 50.

3. Ober die Bedeutung von Alm. XVII, 297.

Ruprecht, L., Hildesheim. Zu den ostfriesischen Kosenamen. XIH, 301.

Schade, Oskar, Königsberg.

1. Zu den deutschen Versen in der not- kerischen Rhetorik. XIV, 40.

2. Drei Sagen aus dem XIV. Jahrb. XIV, 276.

t Schiller, Karl, Schwerin.

1. Zu Reineke Vos. XIH, 160.

2. Mittelniederdeutsche Sprachproben. XIV, 408.

Schipper, J., Königsberg- Wien. I. Aufsätze:

1. Zum Codex Exoniensis. XIX, 327.

2. Salomo und Saturn. XXII, 50.

U. Recension: XXII, 98.

Schlüter, Wolfgang, Heidelberg-

Dorpat. I. Miscelle: XXH, 116.

U. Recensionen: XXI, 868. XXIV, 78.

Schmidt, Johann, Wien. Pfeifferfeier in Bettlach. XV, 252.

Schröder, Karl, Erlangen -Leipzig. I. Aufsätze:

1. Beide. XIV, 83.

2. Zum Redentiner Spiel XIV, 181.

3. Niederländische Einwirkung auf die Form der ordinalia am Niederrhein und im Elsaß. XV, 419.

4. Zum Brandan. XVI, 60.

506

VERZEICHNISS DER MITARBEITEB eto.

6. Sprachliches eu Closener. XVI, 300.

6. Braehfltucke von IlartmaDos von Ane Gregoriu«. XVII, 28.

7. Bruchstücke eines niederdeutschen Par- tonopeus. XVII, 191.

8. Carmen sponsae. XVII, 357.

9. Elncidarius. XVII, 408.

10. Bmchsttleke einer Handschrift 'yon Gottfrieds Tristan. XVII, 462.

11. Snsanna. XXII, 342.

12. Bester. St. I, 247.

13. Za Christherre- Weltchronik. St. II, 159.

II. Becensionen:

XIV, 265. XV, 376. XVI, 449. XVII, 103. 231.

Schröefy Karl Julias, Wien. I A. uisätze*

1. Der Tod ais JS^r. XHI, 104.

2. Zu Heinrich von Mogelin. XIII, 212.

3. Zalmolxis. XIII, 214.

4. Das Fortleben der Kudrunsage. XIV, 327.

5. Mythisches von dem durch den Gun- genld gefeierten Komad. XVI, 286.

6. Bruchstücke von Handschriften des jüngeren Titurel. XVI, 342.

7. Zur Heldensage. XVII, 65.

8. Zum Fortleben der Gudrunsage. XVII, 208. 425.

9. Ein Standbild Attilas und Kriemhil- dens? XVII, 459.

10. Sonnenuntergang , GeiUte , Gusträte u. a. Gott folgen gehn. XIX, 430.

11. Meistersinger in Osterreich. St. II, 197.

II. Miscellen: XX, 381. XXI, 495. XXII, 127.

III. Recensionen:

XIV, 247. XVII, 368. XXI, 110. 234. 380.

XXII, 232. 241. 246. 367. XXIII, 243.

Schults, H., Schleiz. ßnichstücke einer Psalmenübersetxung.

XXIII, 62.

Schultz, Alwin, Breslau. Bruchstücke eines Passionssspieles. XVI, 67.

S c h u m , Wilhelm, München. Mitteldeutsche Predigt- und Legendenbruch- stücke. XVIII, 96.

S i c V e r 8 , Eduard , Jena. Zum Cottonianus des Heliand. XXIV, 76.

Sprenger, Robert , Göttingen-Nort-

heim.

1. Die Benutzung des Paizivals durch Wimt von Gravenberg. XX, 432.

2. Zum Meier Helmbrecht. XXI, 348.

3. Zu Reinke Vos. XXI, 350.

4. Kleine Bemerkongen. XXI, 351.

I

I

5. Zar mittelniederdeutachen Litterilv.

XXI, 352.

6. Zu Konrads Schwanritter. XXI, 419.

7. NachtrigUches zu Albers Tandahu.

XXII, 264.

8. Zu Gottfrieds Tristan. XXII, 406.

9. Kleine kritische Beiträge. XXIV, 418.

Stark, Franz, Wien. I. Aufsatz: Ober friesische Kosenamen. XIII, 392.

II. Reeension: XIII, 113.

Steffenhagen, Emil, Königsberg-

Götting^-KieL

I. Aufsatz:

Grabschrifl auf Neidhart Fachs. XVII, 40.

IL Miscelle: XXIII, 253.

Steiner, 0., Danzig.

1. Die winil^od und zwei angedruckte ost- preußische Varianten des Herdersebes Volksliedes : Kein schönre Freud anf Er- den ist. XXI, 209.

2. Die Fremdwörter in den bedeutendsteo mittelhochdeutschen epischen Dichtwer- ken. St II, 239.

S t r 0 b 1 , Joseph , Wien- Mödling-

Czemowitz.

I. Aufsätze:

1. Hartmanns Gregoriaa und seine Quelle. XIII 188.

2. Zu Wolframs Willehalm. XV. 94.

3. Noch einmal das Namenr&thsel des Pri- mas. XVII, 39.

4. Angelsächsische Stadien. XX, 29t.

II. Miscellen: XV, 260. XIX, 503.

III. Becensionen: XIIT, 485. XIV, 116. 117. 388. XV, 237. XVII, 228. XXr, 117. 226.

Suchier, Hermann, Marbarg-Zttrich-

Münster- Halle.

1. Über einige Handschriften von Wolframs Willehalm. XVII, 177.

2. Ein arabischer Satz. XVII, 215

3. Wolframs Willehalm als Volksbuch. XVII, 355.

4. Anspielung an ein uubckauutes Gedicht (Segremors?). XVIll, 115.

5. Die Quellen der Mignssaga. XX, 273. G. Ober das niedenheinische Brachstäek

der Schlacht von Aleschans. St I, 134. 316.

Symous, B., Rotterdam, I. Miscelle: XXII, 380.

VERZEICHNIS3 DER MITABBECTEB etc.

507

II. Becension: XXU, 440.

Tob 1er, Ludwig, Bern-Zürich. I. Aufsätse:

1. Über den relatiTcn Gebrauch des deut- schen n^uid'*, mit Vergleichung verwandter Sprach erscheinungen. XIII, 91.

2. Über die sogenannten Verba intensiva im Deutschen. XVI^ 1.

3. Über Auslassung und Vertretung des Pronomen relativum. XVII, 257.

II. B ecensionen:

XIII, 480. XIV, 380. XVni, 243. XXH, 373. XXIV, 83.

T r e u 1 1 e r , Hugo, Breslau.

1. Zur Thidrekssaga XX, 151.

2. Bruchstück einer Handschrift des jün geren Titurel. XXI, 153.

Uppström, Wilhelm, Uppsala. Über das gothische Medium. XIII, 173.

Vernaleken, Theodor, Wien. Der Mariencult in Österreich. XVI, 42.

Vetter, Ferdinand, Göttingen-Zürich-

Bern.

1. Zum Muspilli. Kritisches und Dogma- tisches. XVI, 121.

2* Freyr und Baldr und die deutschen Sagen vom verschwindenden und wieder- kehrenden Gott XIX, 196.

3. Kleine Beiträge. XIX, 211.

4. Lesefrüchte aus Zürich und Bern. XXII, 352.

W a c k e r n e 1 1 , J. £., Innsbruck. Zur chronologischen Bestimmung des VI. und VII. Buches von Wolframs Parzival und über den Beginn von Wolframs und Walthers Aufenthalt in Thüringen. XXII, 280.

t Wagner, J. M., Wien. I. Aufsätze:

1. X fiir U. XIII, 270.

2. Unsaelde. XIII, 348.

II. Miscellen: XIII, 244. 365. 487. 489. 496. 503.

III. Recensionen: XIII, 486. 48C.

Walderdorff, Hugo Graf von, Re- gensburg. Bruchstücke von Handschriften des jün- geren Titurel. XVI, 338.

Wattenbach, Wilhelm, Heidelberg- Berlin. 1. Gedichte aus einer Lübecker Hand- schrift. XVII, 181.

2. Arenga de commendatione studü. XIX, 72.

3. Lateinisches Liebesgedicht. XIX, 297.

Weiler, Emil, Nürnberg.

1 . Ein Gedicht von Nicolaus Manuel. XVII, 419.

2. Ein Lied vom heiligen Rock. XVII, 445.

3. Nachlese zu Gk)edekes Grundriß und zu Wellers Annalen. XXIV, 399.

Weniger, L., Eisenach. Mi sc eile (Nekrolog): XXIII, 378.

Wies er, Franz, Innsbruck. Zu Neidharts Liedern. XV, 432.

Wilken, Ernst, Göttiogen.

I. Aufsätze:

1. Zum Muspilli. XVU, 329.

2. Zum Winsbeken. XVII, 410.

3. Zur deutschen Declination. XIX, 18.

4. Mhd. baehen. XIX, 59.

5. Mhd. itner, rUenerj niutoan, niutoene und niene. XIX, 346.

6. Zu den Murbacher Hymnen. XX, 81.

7. Zu den Merseburger Sprüchen XXI, 218.

8. Nykrat. XXIII, 446.

9. Metrische Bemerkungen. XXIV, 257.

II. Recensionen: XVIII, 381. XIX, 227. 369. XX, 249. XXI, 96. 231. 378.

Winkelmann, £., Heidelberg. Recension: XXIII, 236.

Wis^n, Theodor, Lund. Altnordische Wortdeutungpn. XVI, 259.

t Wislicenus, Hugo, Zürich. Beiträge zum Nibelungenliede. St. II, 1.

Witte, Wiesbaden, Bericht über die Verhandlungen der deutsch- romanischen Abtheilimg der 32. Philo- logenversammlung zu Wiesbaden. XXII, 496.

t Witzschel, August, Eisenach. I. Aufsatz: Die erste Bearbeitung der düringischen Phronik von Johannes Rothe. XVII, 129.

II. Miscelle: XVIII, 251.

III. Recension: XVIII, 366.

Wöber, Fr. X., Wien. Deutsche Handschriften in Petronell. XVII, 461.

g06 MITTHEILUNG DKR REDACTION.

fWolfi Adolf, Wien. Zwei deutsche lifachen in einem Schwank- buche des XVHL Jahrhondeits. XYII, 4».

Zimmermann , Panl, WolfenbutteL Za Brans al^lattdeotechen Gedichten XXm, 70.

Zingerle, J. Y^ Innsbmck. 1. Veigleiche bei mittelhochdeiitschai

Wfilcker, Richard, Leipiig.

1. Der Dichter der üntende. XV, 167. Dichtern. XIII, tU.

2. lied der Ritter wider die Stidte. XVI, | «• Zu Freidank. XIII, S20. ]33^ S. Zwei Trayestien. XIV, 405.

4. Margaretha von Schwangan. XVI, 75.

Zangemeister, Karl, Heidelberg. 5. Za Wolfdietrich. XVH, 207.

Ahd. Glossen sn Sallnst XX, 408. 6. Aristotües und Candads. XVH, S06.

_ , n j 1. r ^* Anteloje ond Alexander. XVIII, 220.

Zarncke, Fnedncb, Lieipzig. g Christi Bhimen. XIX, 182.

1. Zorn NibelongenUede. XIII, 445. 9. Ndne. XIX, 349.

2. Wolfenbüttler Bmchstfick des jOngem 10. Nachtrige zu Lemckes Jahrbuch VI, THtorel. XXI, 431. 350. XIX, 349.

3. Die Berleburger Handschrift des Titurel lt. Zur Heimatfrage Walthec«. XX, 257. und der Schluß dieses Gedichtes. XXII, 1. j 12. Ulrich Putsch. XXI, 41.

4. Die Tfibinger Titnrelbruchstucke. XXII, 13. Frd Bdne. XXI, 47.

16. ' 14. Zu WalUier tou der Vogelweide. XXI,

193.

Z e i ß b e r g , Heinrich^ Lemberg. 15 ^i den Bildern Ton Runkelstein. XXHl.

Hieb und Wurf als Reehtssjmbole in der * 28.

Sage. Xni, 401. 16. Mönch vonlSalxburg. XXDI, 30.

Mittheilnng der Bedaetion.

Mit nächstem Jahrgange (1880) beginnt die Germania ihre dritte Rohe. In ihrer Einrichtung wird nur insofern eine Änderung antreten als die Ab- theilnng Litteratur sich auf einselne ausfdhrliehere Kritiken beschranken wird, da durch das Xiteratnrblatt für germanische und romanische Philologie ein kritisches Organ für kürzere Recensionen geschaffen ist. Der hierdnrch ge- wonnene Raum wird den Abhandlungen und der Bibliogn^hie an Gute kom- men; letztere wird dadurch eine Erweiterung erfieJiren, da0 den wichtigerei Erscheinungen kurze Bemerkungen über Inhalt und Werth beigegeben werden sollen. KARL BARTSCH.

Beriebtignng.

S. 381, Z. 6 ▼. u. lies R. M. Werner statt R. M. Wagner. 8. 384. Der Johannistanz ist die mittelalterliche Volkskrankheit der Tanzwntb, iber welche Hecker u. a. zu Tergleichen.

INHALT.

S«ito Die beiden literarhistorischen Stellen bei Rudolf von Ems. Von K. Bartsch . . 1

Zn Gottfried's Tristan 15246 fg. Von R. Bechstein 9

Über ein Meisterlied von dem rothen Kaiser. Von R.Köhler 13

Ein altes Bücherveraeichniss. Von K. Bartsch 16

Die krachende Bettstatt. Von F. Liebrecht 21

Beitrüge sor deutschen Syntax. Von O. Behaghel. I. Vertauschong Ton Gene- tiv, Dativ, Accnsativ beim persönlichen Pronomen. IL Asyndetische Para-

texa 24, 167

Kleine Beiträge snr Geschichte und ErkUbmng der Eddalieder. IV. Von A.Edsardi. 46

Znm alten schwedischen Hofrechte. Von K. Manrer 64

Niederösterreichische Kindersprüehe nnd Reime. Von C. M. Blaas 66

Über Hartmanns von Aue Heimath nnd Krenazttge. Von A. Bai er 72

Bairische Besegnnngen. Von A. Birlinger 73

Schwabenstreich. Von Loose 76

Zum Cottonianus des Heliand. Von E. Sievers 76

Zur schwedischen Volksliteratur. Von F. Liebrecht 129

Besserungen und Nachweise. Von F. Bech . . * 139

Zur Chronologie der Sprüche Walthers von der Vogelweide. I. U. Von A. Na- gele . 161, 298

Zu dem sog. mnl. OsterspieL Von O. Behaghel 174

Leipziger 'Hturelbmchstücke. Von G. Milchsack 176

Ein in der österreichischen Mundart Von K. Bartsch . . 198

Kleine Büttheilungen 6. Ein Fragment ans Konrad von Fnßesbrunnen. 7. Wurm- segen. 8. Verse des XU. Jahrhunderts. Von K. Bartsch 200, 297

Metrische Bemerkungen, l. Zur Alliterationspoesie. Von E. Wilken 257

Deutsche Nativität des XII. Jahrhunderts. Von F. Kein z 292

Margarethenlegende des XII. Jahrhunderts. Von K. Bartsch 294

Zu Parwval IX, 916 f. Von F. Bech 297

Zu den *BaSrischen Besegnung^'. Von A. Jeitteles 811

Von den zwei Sanct Johannsen. Von R. Köhler 885

Walther und Wolfger von Passau. Von A. Nagele 392

Nachlese zu Gödekes Grundriß und Wellers Atmi^lftn. Von E. Weller . . . . 399

„Warum betrübst du dich mein Hen**. Von R. Bechstein 407

Vom unzufriedenen Wolf. Von C. M. Blaas 412

Zu Konrad von Megenberg. Von C. M. Blaas 414

Ein Kinderspiel aus dem Elsaß. Von Th. Gelbe 416

Zu Germania 24, 21 ff. Von A. Jeitteles 417

Kleine kritische Beiträge. Von R. Sprenger 418

Gedicht über Heinrich den Löwen? Von K. Bartsch 421

LITTERATÜR.

H. Osthoff, Das Verbum in der Nominal-Composition im Deutschen, Griechischen

und Romanischen. Von W. Schlüter 78

O. Behaghel, Die Zeitfolge der abh&ngigen Rede im Deutschen. Von L.Tobler. 83

Zur Topographie Islands. Von K. Maurer 88

H. Petersen, Om Nordboemes Gudedyrkelse og Gudetro i Hedenold. Von O.

Brenner 102

Seite

B. Döring, Bemerkungen Aber Stil and Typus der isländischen Saga.Von P.Piper. 105 W. Hertz, Tristan und Isolde yon Gottfried von Straßburg. Von R. Bechstein. 106 H. Kurz, Tristan und Isolde, Gedicht von Gottfried von Straßburg. Von O. Be-

haghel 110

A. Jeitteles, Altdeutsche Predigten aus dem Benedictinerstifte St Paul in K&mten ;

J. Schmidt, Priester Konrad*s deutsches Predigtbuch. Von K. Bartsch . . 111

Zur Kritik der Nibelungen. Von H. Fischer 201, 313

H. Osthoff und K. Brugman, Morphologische Untersuchungen auf dem Gebiete

der indogermanischen Sprachen. Von H. Paul 243

J. Grimm, Deutsche Mythologie. Von K. Bartsch 248

Ph. Strauch, Die Offenbarungen der Adelheid Langmann. Von demselben .... 249 Ph. Wackemagel, Das deutsche Kirchenlied von den ältesten Zeiten bis zu Anfang

des XVII. Jahrhunderts. Von demselben 260

L. Blume, Über den Iwein des Hartmann von Aue. Von H. Lambel 252

£• Wilken, Die prosaische Edda im Auszüge nebst Volsungasaga und Noroa-

geststhdttr. Von A. Edzardi / 352

E. Wilken, Untersuchungen zur Snorra Edda. Von demselben ........ 363

H. Gering, Finnboga saga hins ramma. Von O. Brenner 368

A. Lootens et J. E. Feys, Chants populaires flamands avec les airs not^s et po6-

sies populaires diverses recuoillis k Brugos. Von F. Liebrecht 374

L. Bock, Über einige Fälle des Conjunctivus im Mittelhochdeutschen. Von O.

Behaghel .... 378

K. Pickel, Das Heilige Namenbuch von Kourad von Dangkrotzheim. Von F. Bech, 422 L. Schulze, Philipp Wackemagel nach seinem Leben und Wirken fOr das deutsche

Volk und die deutsche Kirche. Von U. Bechstein 428

B. Bergemaun, Das höfische Leben nach Gottfried von Straßbnrg. Von R. Bech-

stein 429

BIBLIOGRAPHIE.

Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen

Philologie im Jahre 1878. Von K. Bartsch 433

MISCELLEN.

Bericht über die Verhandlungen der deutsch-romanischen Abtheilung der XXXIIl. Ver- sammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Gera 1878. Von A. Hof- meister 114

Deutsche mittelalterliche Handschriften der Fürst -Georgs -Bibliothek zu Dessau

(Fortsetzung). Von W. Hosäus 120, 382

Personalnotizen 128, 381

Zum König vom Odcnwaldc. Von Möller 128

Stammbuchvers von 1690. Von K. B 128

Aus Kostocker Handschriften. Von K. Bartsch 256

Zu Germania XXHI, 52. Von R. Köhler 382

Sanct Dorothea. Von K. Bartsch 382

Zu Otfrid. Von O. Behaghel 382

Brutmisse 383

Dreikönigsbildchen. Von A.Birlinger 384

Meister Hemmerlin = Teufel. Von A. Birlinger 384

8. Johannes Dantz Anno 1374. Von A. Freybe 384

Aschenpüster 5B4

Register zum zweiundzwanzigsten bis viemndzwanzigsten Jahi^gang . 49S

Verzeichniss der MiUrbeiter und deren Beitrttge in Band 13 24 der Germania

und in Band 1 und 2 der germanistischen Studien 497

Mitthcilnng der Rcdaction 608

Berichtigung " 508

%.

Ib.

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