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Cäſar Flaiſchlen Geſammelte Dichtungen

Zweiter Band

Deutſche Derlags-Anftalt Stuttgart und Berlin

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* Aus den > RT Lehr⸗ und Wander⸗

fahren des Lebens

® 8 Gedichte, Brief- und Tage⸗ GE buchblätter in Verſen

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Lehr⸗ und Wanderfahre des Lebens Nee

Vorbemerkung

Diefe „Lehr⸗ und Wanderjahre” bilden eine Art Er⸗ gänzung zu den zwei Jahre früher erſchienenen Proſagedichten „Von Alltag und Sonne“ und enthalten eine Sammlung von Gedichten aus den Jahren 1884 bis 1899.

Freunde ſagten mir, es habe etwas Bedenkliches, in einer Zeit ſo ſchneller Entwicklungen und ſo reicher lyriſcher Ernte Gedichte zum Druck zu bringen, deren Entſtehung zehn und fünfzehn Jahre zurück liegt.

Ich gebe das gerne zu. Ich habe ſelbſtverſtändlich jedoch nur Gedichte aufgenommen, denen dieſe Wartezeit meiner Meinung nach nichts angehabt hat. Abgeſehen davon aber war und iſt es mir nicht darum zu tun, einen Band zu ver⸗ öffentlichen, der ſich von dieſer oder jener augenblicklichen Richtung tragen laſſen will.

All die Is men, für die fo leidenſchaftlich gekämpft wurde, als ob es Wefensgrundfäge wären, blieben bei Licht beſehen ganz in äußerlichen techniſchen Fragen ſtecken. Der wirklich Schaffende ſchafft nur ſich, und jeder Ismus darf und wird ihm lediglich Mittel ſein und nicht Zielſatz. Die ewige große Verwechſlung! Man poſaunt ein einzelnes Kunſtmittel zum Kunſtziel empor und ſtreitet um den Kerl auf der Bühne, und das Weſentliche iſt doch der hinter der Bühne. N

Es war mir nur darum zu tun, was mir geglückt ſchien,

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zu einem Bande zu vereinigen unter dem Geſichtspunkt der Lebens entwicklung, die ſich aus den Gedichten ſelbſt ergibt. Ich möchte daher auch, daß das Buch, wenigſtens von denen, die mir näher ſtehen, in dieſem Sinn genommen würde: als ein Ganzes und im Zuſammenhang auch mit meinen andern Dichtungen.

Es enthält die Auf⸗ und Ab⸗Stimmungen, die in dieſer

oder jener Weiſe ſchlechterdings jeder einmal lebt, da ſeder einmal 20 Jahre iſt und dann 25 und 30 und 35 wird. Denn unſere Lebensgänge find nicht fo verſchieden, als ihre äußere Verſchledenheit ſcheinbar dartut. Die Seele lebt im letzten Grunde immer und in jedem das gleiche Leben, nur die Ge⸗ ſichter ſind verſchieden und die Hüte, die man trägt. Die Innenwelt kämpft überall den gleichen Kampf und freut ſich überall der gleichen Freude.

So verftanden objektiviert ſich auch das Indivlduellſte und Perſönlichſte zum Allgemeinen und Typiſchen.

Der Schaffende kann nur ſich ſelbſt geben, wenn er ſich nicht damit genügen will, bloß Außenbilder zu zeichnen. Er begreift nur aus ſich heraus, nicht in ſich hinein.

In dieſer Richtung liegen zugleich die beiden großen Grundgebiete alles dichteriſchen Schaffens.

Das eine baut auf dem Leben der Innenwelt auf, das ſich nach außen hin zu vollbringen und aus zugeſtalten fucht und dabei zu ſtetem Kampf gezwungen iſt, das andere auf der wirklich errungenen oder nur bel Seite geſchobenen Uber⸗ windung dieſes Gegenſatzes.

Was uns not tut, iſt eine Kunſt mit den Zielen der Kunſt Goethes und der Kunſt Schillers: die Kunſt einer beſtimmten, feften Weltanſchauung, nicht die irgend eines Ismus.

.

Es gilt für das Leben zu ſchaffen, nicht für techniſche Sell⸗ tänzereien! Freilich ohne darin ſtecken zu bleiben. Aus ihm heraus und darüber hinaus . ſowohl über Grau als über Blau. Wir brauchen eine Kunſt, die lebbar iſt, die mit hilft, aus dem Kampf, in dem wir alle liegen, hinaus zufinden, und die uns vorbildlich vorangeht. Mit Genrebildchen und An⸗ ſichts poſtkarten, mit Anekdoten und Novellchen iſt nichts getan.

Unſere Dichtung ich bekenne mich herzlich gerne zu dem verrufenen „Soll!“ muß allmählich wieder moraliſch“ werden, im Sinne Schillers. Alle große Kunſt war es, und ganz implicite.

Und noch eines:

Das alte ſchõne Wort ‚Dichter‘, das man in Kinderjahren mit der höchſten Weihe umgibt, kommt immer mehr außer Kurs und verliert immer mehr ſeine alle Gipfel umfaſſende Bedeutung, da ſich unſere beſten Könner bewußt oder un⸗ bewußt immer ausſchließlicher auf irgend ein Sondergebiet zurückziehen. a

Nach außen hin leiſtet dies einer längſt zu Torheit ge⸗ wordenen Aſthetik Vorſchub, die eine Scheidung zwiſchen dramatiſchem, epiſchem und lyriſchem Schaffen feſtlegte und jedes Gebiet für eine beſondere Begabung abgrenzte.

Ich meine, wer was kann, kann nicht bloß als Lyriker, kann auch als Epiker und als Dramatiker etwas, wenn er wirklich will, und das heißt: wenn er ſich auf ſeinen Stuhl ſetzt und nicht etwa denkt, den Seinen gäbe es der Herr im Schlaf, und Talent und Genie fei etwas, wofür man ſelber eigentlich nichts könne. Denn es gibt keine Weſensunter⸗ ſchiede zwiſchen dramatiſchem, novelliſtiſchem oder lyriſchem Schaffen.

VM eee ee Lehr- und Wanderjahre

Entweder es iſt Einer Dichter und dann kann er, wenn er nicht vor erlernbaren kleinen techniſchen Griffen zurück⸗ ſchreckt, ebenſo gut mit Pinſel als mit Stichel oder Feder bis zu der Höhe, bis zu der er überhaupt kann, oder er kann über⸗ haupt nicht zu einer Höhe.

Wendet man ein, daß dies alles vielleicht mehr Charakter⸗ als Kunſtſache ſei gut! Dann aber fehlt es eben an Charakteren. Virtuoſen können fie nicht erſetzen.

Es wäre mir daher eine Art Genugtuung, wenn dleſes Bändchen Gedichte allen, die mich unter die Lyriker einreihen, den Beweis gäbe, daß ich es in ihrem Sinne weder war noch bin.

Auf Mönchgut Cäſar Flaiſchlen. September 1899.

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Brief⸗ und Tagebuchblätter

Laß drohn, was will!

Si doch den Wetterſturm am Himmel! ſieh doch die Wolken um die Höpn!“

Ich aber fag: das geht vorüber und auf den Abend wird es ſchön!

Gebt mich nur frei und laßt mich's wagen, ein bißchen auch mir ſelbſt zu traun!

Was frommt es denn, altjungfer⸗ängſtlich nach jedem Nebel aus zuſchaun!?

Nur frei fein muß ich! frei und. . ehe der Zorn zum Sieg in mir erlahmt und was ich Großes möchte, elend in Alltagströdel ſich verkramt!

DIDI DOIDCHDTHDT) Lehr: und Wanderjahre

Noch trägt zu ſtolzbekränzten Zielen ein jauchzend Hoffen mich empor und bis zu Ende ſei gehalten,

was meiner Jugend ich beſchwor!

Und grollten rings auch tauſend Wetter und droht es noch fo von den Höhn. laß drohn, was will! es geht vorüber und auf den Abend wird es ſchön!

.

Kopf hoch!

ell dir ein goldener Traum zerronnen, was haft du drum für herbe Qual?! es iſt doch nicht das erſte Mal, daß dich enttäuſcht, was du begonnen!

Den Kopf hoch! auf! wozu verzagen kleingläubig gleich und hoffnungslos?! dein Mut ſchien doch ſo rieſengroß, das Letzte ſelber kühn zu wagen!

Auf drum und weiter! ohne Bangen! und wenn's dir noch ſoviel entlaubt! Wer will und an ſein Können glaubt, wird immer an ſein Ziel gelangen!

5

EDONDOHDCIDIDOADT) Lehr: und Wanderjahre

III

Einem Freunde

oviel auch Stürme dir's zerſplittern, hoch halte, freudig, ohne Zittern, das ſtolze Banner deiner Kunſt und fordere furchtlos ohne Wanken kampffroh dein Schickſal in die Schranken, ein Feigling nur erbuhlt ſich Gunſt.

Wohl mag's ja ſchön ſein: ohne Grämen das Leben, wie ſich's gibt, zu nehmen, raſch zu genießen, eh's verrinnt, und ſeelenruhig abzuwarten, ob Glück, ob Unglück miſcht die Karten, ob man verliert, ob man gewinnt!

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Doch größer ift: ſich aufzuraffen und ſelber ſein Geſchick zu ſchaffen

mit kampf⸗ und trotzgemuter Kraft und ſich mit ungebrochenen Schwingen den Niederungen zu entringen

und ihres Werktags dumpfer Haft.

Und iſt auch mancher Flug vergebens, du doch biſt Herr dann deines Lebens und nicht ein wetterlauniſch Glück, du in den Händen hältſt die Zügel und gibſt ihm Unterſchrift und Siegel, und nicht ein zufallblind Geſchick.

Und nennen Spötter drob dich Schwärmer, was liegt daran! fie find doch ärmer

als du, trotz Geld und Gold und Glanz, und ob ſie alles ſich erfüllen, es wird ſich ihnen nie enthüllen,

wie ſchön ein ſelbſterrungener Kranz.

Sie fühlen nie, durch Ebnen ſchreitend, im großen Troß ihr Leben reitend,

wie froh ſich's raſtet im Gebirg, der Sonne nahe und tief unten

10 Tr) Lehr: und Wanderfahre

zurückgekämpft und überwunden des Alltags dunſtiger Bezirk.

Nicht blöder Diener blöder Götzen

ſei ſtolz, Freund, und zertritt die Fetzen, mit denen Leere ſich verſchönt!

Und ſollteſt du im Kampf erliegen,

was du gewollt, wird dennoch ſiegen Unſterblichkeit iſt's, die dich krönt.

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IV

Zu einem Strauße Spätſommerroſen

ürnet mir nicht, daß kaum erft erſchloſſen ich euch ſchon pflücke, zu ernſtem Scherz Grüßt eure Schweſter mir, duftende Rofen, eure Schweſter vom frühen März!

Leiſe ſchon zittert 's wie Herbſt durch die Lüfte euer Blühen, wie lang wohl noch währt's?! Grüßt eure Schweſter mir, duftende Roſen, eure Schweſter vom frühen März

Statt in Herbſtnächten einſam zu welken ſtürbt ihr nicht lieber verglühend am Herz eurer Schweſter, duftende Rofen, eurer Schweſter vom frühen März!?

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12 ONDIADIDIDIDT) Lehr- und Wanderjahre

V

We du ein Engel ſein, der mich begleitet? mein Unſtern oder, der

mich irreleitet?

Mein Glück? mein Unglück? o! mein Fluch? mein Segen? ein dunkles Müſſen treibt

mich dir entgegen!

Ich fühl, mein Leben liegt

in deinen Händen.

wirſt du zu Freude mir, zu Qual es wenden?!

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Werren

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er trübe, graue Himmel klärte ſich, der dumpfe Nebel aus den Gärten wich, es knoſpete und keimte allenthalben, ſchon ſtand es rings voll Primeln im Geheg,

= Frühveilchen dufteten am Wieſenweg

und alles zwitſcherte von Schwalben.

Und: Frühling! Frühling! klang's im Widerhall von tauſend Liedern überall

da plötzlich wieder kalte Schauer, und was noch kaum erſt lenzfroh aufgeſproßt verwelkte in dem rauhen Froſt

und ſank zurück in ſtumme Trauer.

Nach wenig Tagen ſchon zerrann der Schnee und blitzend klomm die Sonne in die Höh, daß alles jubelnd ihr entgegenglühte, maiwonnig ſchön verfloß März und April und Sommer ward's, und dennoch heimlich ſtill klagt's dann und wann in Wies und Tann um jene erſte frühe Blüte.

14 Ded Lehr- und Wanderjahre

VII

95 Geduld nur!“ tröſtet ihr freundlich, „Wolken ſind Wolken

und gehen vorüber!

und nur ein Weilchen bleibt es ſo grau!

Habe Geduld nur!

die Nebel verziehen

und alles ſtrahlt wieder im goldenen Blau!“

Ja: Wolken ſind Wolken und gehen vorüber! aber inzwiſchen

welken die Blumen, wandern die Vögel

und färbt ſich das Laub und Frohſinn und Jugend und Glauben um Glauben

Uber die Brücke D Deni;

fallt müde dem ewigen Warten zu Raub!

Und verzogen die Wolken

Was frommt, ſagt, die Sonne verwelkenden Fluren?

was ſterbenden Wäldern

der maiſchönſte Glanz?!

und was einem trübe verwarteten Herzen mitleidiger Liebe

verſpäteter Kranz?!

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16 DIDI ID) Lehr- und Wanderjahre

VIII

8 war einmal. im Monat Mai kaum erft ein Jahr iſt's her.. denk ich an jenen Mai zurück, wird mir ums Herz fo ſchwer

In weißen Rofen ftand die Welt und Glocken klangen durch die Luft und ſchauernd ſtumm vor Glück und Luſt durchſchritten Hand in Hand zwei Kinder das blütentraumverſunkene Tal

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Es war einmal. es war einmal!

Denk ich an jenen Mai zurück. verwelkte Rofen, verwelktes Glück!

Ober die Brüde SAD HSID DCHDI IDOL 11

IX Von einem Königskinde.

wende ab dein Auge,

blick nicht ſo freundlich mich an, ich kann ja nichts als bitten: Verzeih, was ich dir getan

Ein Röslein blüht im Garten, liebkoſt vom wandernden Wind.

; Ich bin nur ein armer Geſelle, und du biſt ein Königskind!

Ich wollte nur dich tröſten,

hätt nie dich zu lieben gewagt!

und daß ich nur Unglück dir bringe, o daß mir's mein Herz nicht geſagt!

Und muß ich nun gehen und ſcheiden,

will ſuchen ich auf und ab,

bis ich, die du verloren,

die Krone wiederhab. statſch len, Lehr- und Wanderſahre 2

18 N Needed Lehr» und Wanderſahre

Ich will ſie aufs Haupt dir ſetzen mit flimmerndem Edelgeſtein, daß du als Königin wieder

ziehſt in die Heimat ein.

Da kommen viel vornehme Leute, Miniſter und große Herrn,

und endlich der König ſelber

mit Band und Ordenſtern.

Doch langſam aus dem Gedränge ſtiehlt einer ſich ſtill bei Seit

und träumt, eine Träne im Auge, von ſeliger Jugendzeit:

Ein Röslein blüht im Garten, liebkoſt vom wandernden Wind .. Ich bin nur ein armer Geſelle, und du biſt ein Königskind!

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ott ſei dank, ein wenig Ruhe!

und daheim! und ungeſtört endlich einmal doch ein Abend, der mir wieder felbft gehört!

Schön iſt's, ja! und bleibt es immer, guter Freunde Freund zu ſein!

doch zuweilen gibt's auch Stunden, da man gern einmal allein:

Auszudenken, was tagüber

durch die Seele ſchwankt und ſchwirrt, eh ſich s, halb erfaßt nur, wieder ungelöſt ins Chaos wirrt.

Ohne Lüge ſich zu freuen! wer es dürfte, wer es könnt!

ſelbſt⸗genug ſich ſelbſt zu leben, glücklich, ſelig, wem's vergönnt!

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20 CD DTIDOIDT Lehr- und Wanderjahre

XI

ch hab's genug! ich mag nicht mehr! zum Teufel mit all dem Plunder! ein Gott im Himmel allenfalls hülf noch mit einem Wunder!

Ich hab gekämpft und ich hätt gefiegt .. doch wer ſiegt gegen Schwindel!

und wenn es Helden gewefen . doch nur Lumpen und Geſindel!

Ihr ſeid die Stärkern, ich geſteh's!

doch ihr ſeid mir noch lang keine Herren! ich wurde mir nur allmählich zu gut, noch länger mit euch zu zerren!

Kerle, keinen Schuß Pulver wert!. o hätt ich nie begonnen! ...

die Waffen weg! das Bruſtwams auf! meinetwegen . habt gewonnen!

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Aber die Brücke

21

XII

ein Gehirn iſt müde,

Herz und Hand erſchlafft, längſt zu Aſche glühte alle Leidenſchaft.

Mit verſengten Flügeln irrt ein dunkler Traum geiſterhaften Fluges

durch den öden Raum. Tief im Niſchenwinkel

an erloſchenem Herd

kauert ſtumm ein Weibchen, uralt, abgezehrt.

Im Getäfel hämmert heiſer eine Uhr,

wie ein hartes, krankes Huſten auf dem Flur. Durch das blinde Fenſter zuckt ein Nordlichtſchein, und mit hohlem Lachen grinſt der Tod herein.

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22 DONDCHDCHDOIDTHDT) Lehre und Wanderfahre

XIII

ch will in die Sonne ſehn, wenn ich ſterbe,

wie fie in brennenden Wolken verloht . ich will mit der Sonne gehn, wenn ich fterbe, in ſommerflammendem Abendrot.

Die Fenſter auf! dort drüben iſt meine Heimat und nicht in eurer Nacht und Not! ich will in die Sonne ſehn, wenn ich ſterbe, und ſinken gleich ihr in ſtrahlendem Tod.

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Uber die Brüde Sesxs HD

XIV Das Schloß am Rhein

„ftatt ſonniger Ideale nädtige Totenmale l

SS" einft ein Schloß am Rheine mit Zinnen hoch und hehr,

Efeu und Rofen rankten

um feine Mauernwehr

Von feinen Türmen fandten die Flaggen ihren Gruß hinüber nach den Bergen, hinunter nach dem Fluß

Und wer im ſchwanken Boote da unten fuhr vorbei,

der ſah's und grüßte wieder und fuhr nicht gern vorbei

24 DOZDEHDCHDOHDCHDT Lehr- und Wanderjahre

Drt auf und ab im Lande traf man wohl keinen an, dem nicht allzeit willkommen das Tor ſich aufgetan.

Heut aber ſich zu laden,

kommt niemand mehr zu Sinn, das Schloß ſteht in Ruinen, und Geiſter hauſen drin

In ſtiller Nacht nur reitet 's manchmal den Berg hinan und ſpringt vom Roſſe droben ein grauer Rittersmann

Im fahlen Mondſchein flimmert Helmzier und Wappenſchild: ein Hofnarr, der mit Hellern und Herzen Fangball fpielt ..

Der Letzte iſt's vom Schloſſe, der einſt von hinnen zog,

als ihn das Glück am Leben ums befte Teil betrog .,

26 LIDL NDR) Lehr: und Wanderjahre

XV

och ich hob nicht die Hand zum Stoßze, —ſch weinte ſtill nur, eine Nacht Dann aber fing ich an zu lachen und lachte, bis ich's durchgelacht.

Und ſtieß die Fackel in die Trümmer hei, wie das aufſchlug, tollen Brands! und krachend barſt die letzte Säule

in lohewildem Flammenkranz.

Dann ging ich ruhig von der Stätte und ſchritt hinein ins Dämmergraun, und ließ des Morgens Oſterſonne

den Nachtfroſt mir vom Herzen taun.

Nun ſteh ich frei im freien Leben und aus dem Jüngling ward ein Mann und weitab liegt in Nacht und Nebel

was ſeine Jugend hielt im Bann!

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Ober die Brüde 27

XVI

oll in die Fenſter flammt der Frühmärzſonnenſchein und blendet irrlichtgolden durch meine Schreiberein

Und neckt und nickt und lockt und läßt mir keine Ruh und vom Geſims ein Sperling

piepſt kritiſch⸗frech dazu:

s iſt Frühling, alter Mann! geh in den Wald hinaus

und lüfte dir die Seele

von Staub und Motten aus!

Ein einziger Sonnenblick ſchafft mehr an Lebenskraft, als deiner klügſten Bücher

weiſeſte Wiſſenſchaft!

28H DIDTHDT) Lehr⸗ und Wanderjahre

XVII

u denen ſtets tritt offen, die Manns noch wollen ſein, was ſie vom Leben hoffen, nicht anderswo zu leihn!

Die feſt und ohne Wanken auf Eines ſtolz bedacht:

ſich ſelbſt nur es zu danken, wenn ſie's zu was gebracht!

Für die die ſchwerſten Bürden nichts weiter, trotzgewillt,

als ein Zum⸗Kampf⸗ſich⸗Gürten mit Panzer und mit Schild!

Das Glück um Gunſt zu bitten, iſt feig und Torenwitz, erkämpft nur und erſtritten bleibt 's dauernder Beſitz!

—5.—

Uber die Brücke DDD eee

XVIII

»A vingt-cinq ans le cœur se brise ou se bronce.«

ch hab getröftet mich darüber,

ich hab's verwunden allgemach, und ſtatt zu klagen, ſpott ich lieber was tut es, daß das Herz mir brach!

Ich hätt ja doch nicht halten können, was ich geglaubt, ſo groß es ſchien, ich hätte doch mich müſſen trennen, es waren doch nur Phantafien!

Die Augen ſind mir aufgegangen,

und nüchterner blick ich in die Welt, von weniger Selbſttrug mehr befangen, erkenn ich klar, was ich gefehlt:

Daß Träume eben doch nur Träume und einzig eines Narren Glück! und lachend putz in meine Reime

die letzten Fetzen ich als Flick!

30 DOCH DNDTHDOHDT) Lehre und Wanderjahre

Vom Notizblock

Etwas Geſchick, ein wenig Glück, ein bißchen Tück, gibt allezeit

ein Meifterftüd.

8. *

Wer Glück hat, den kriegt

ſelbſt mit dem Hut auf dem Kopf, ſein Glück, wenn es will,

auch durch den Hut noch beim Schopf.

A? ...

Aufs Bücherſchreiben ſich zu legen, ein danklos Ding, voll Ungemach! man glaubt, den Erdball zu bewegen und ach, es kräht kein Hahn danach!

. *

Erſt verſpottet und verlacht,

dann im ſtillen nachgemacht,

und zuletzt als neu erdacht

mit viel Lärm zu Markt gebracht.

12 *

Lieber Wortklauber, als Wortglauber.

. *

Bedenkt auch, wenn ihr etwas Fritifiert, und dies und das dran aus zuſetzen wißt, bedenkt, daß ein Urteil immer zugleich ein Urteil auch über den Urteiler iſt.

. *

Was frommt Talent, was frommt Genie, bleibt es latent

und Flärt ſich s nie ?!

. *

Nicht Einem wohl genügt jo ganz,

was ihm Geſchick und Ungeſchick brachte, daß er, noch einmal auf der Welt,

es nicht von Grund aus anders machte.

*

J DHL DTIDTHDT) Lehr- und Wanderjahre

Ein bißchen Arger und Verdruß gehört zum Leben nur Zucker und Zibeben

wär auf die Dauer kein Genuß!

5

Was hilft alles Wollen, was alles Verſprechen, und wenn es das Herrlichſte verheißt,

im Können liegt der Wert des Menſchen,

die Tat allein iſt's, die beweiſt.

***

Nicht: wer nur redet oder drum betet, wer es macht,

hat die Macht.

Das Beſte doch von allem Guten

iſt dann und wann, fein ſtill und brav, und notabene ohne Träume:

in gutem Bett ein guter Schlaf.

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Quer⸗wegein mr DOSE) 35

Brief⸗ und Tagebuchblãätter a | I

wie du willft, es iſt nicht recht!

ſei klug, ſei dumm,

ſei brav, ſei ſchlecht!

Ein jedes Ding

hat jeden Zweck!

Wer immer fragt, kommt nie vom Fleck!

Und wer nicht ſelbſt ein Urteil hat

und was drauf wagt, ſitzt immer .. patt!

Slatfhlen, Lehr⸗ und Wanderſahre 3

36 ADD DTHDT) Lehr- und Wanderjahre

II

u” wenn ich Tor bin, fo laß es mich fein! ich bin es ja doch nur für mich allein! und nennſt du es Dummheit und Narretei, ſelbſt wenn du recht hättſt, was war viel dabei l?

Den einen freut dies, den anderen das,

der eine will trocken, der andere naß! | Du ſchiebſt gern Kegel und figft gern beim Bier! alſo ſchieb deine Kegel und ſetz dich zum Bier! ich mache Verſe! .. wozu des Gegreins 7!

du lebſt dein Leben, ich lebe meins!

Weß einer Spaß hat, def hab er den Lohn ein jeder ſei Narr, Freund, auf feine Fagon!

Quer⸗wegein ANDI DCHDeNDOID 31

III

IB: es kann und wem's genügt, daß er ſich mit dem beſcheidet,

ehrſam, biedermannvergnügt, drauf der Alltag ihn vereidet ..

Wem genügt, was er ſo kann, ſchlecht und recht, wie eben jeder mit der Zeit ſich anübt, ſeis ſei s mit Pinſel oder Feder

Der verträgt ſich freilich ſtets muſterhaft mit allen Tanten, weiß von guten Leuten nur, nur von guten Muſikanten.

„Ruhe!“ rät er „Ruhe, Freund! Vorſicht, ſoll das Boot nicht kentern! unſer Kurs war gut bis jetzt,

und wozu, was gut iſt, ändern!?

33 DIDI DOHDTI Lehr- und Wanderjahre

Was auch ſoll dein trotzig⸗toll

Strom⸗ und Sturm⸗entgegen⸗Segeln 7! lerne lieber endlich Skat

oder komm, eins mit zu kegeln!“

Und der Mann hat ja ſo recht: laß dein Mehr⸗als⸗andre⸗Wollen und begnüge dich damit,

den gebahnten Weg zu trollen.

Dichte, was die Leute freut,

laß dein In⸗die⸗Tiefe⸗Graben! male, wie du, brauchſt du Geld, wünſchen wirſt, gemalt zu haben!

Weiſe denkt, wer alſo denkt:

voll ſtets hat er feine Kiepe!

und das iſt ja doch der Zweck. was die Nachwelt meint, iſt piepe!

IV

e älter man wird, um fo rückſichtsvoller J ehrt man des andern Eigenart:

er trage, wie er will, ſein Koller

und, wie ihm Spaß macht, ſeinen Bart!

Ob Börſenlöwe, Zeitungstiger,

ob Dichter oder ob Claqueur

(am raſcheſten wird freilich Sieger, wer Dichter und zugleich Claqueur)

Ob Filz doch oder ob Cylinder,

ob ſchäbig oder fein im Frack,

ob Diener oder ob Bedienter, Hauptſache bleibt . viel Geld im Sack!

40 DD DCHDT HDD) Lehr: und Wanderfahre

V

ieber auf eigene Rechnung ein Lump ſein, als ein feiner Herr auf Pump ſein! dieweil: wer ein ſolcher auf Pump iſt, nicht mal ein ehrlicher Lump iſt.

Quer-wegein PPP ( ZDT 41

VI

ch ſeh die Welt, du ſiehſt die Welt, du nennſt es Proſa, ich Gedicht, was mir gefällt, gefällt dir nicht, und aus dem nämlichen Geſicht errätſt du Freude und ich Trauer, du nennſt es ſüß, ich nenn es ſauer wir fangen nun an, uns drüber zu ſtreiten und alles uns gründlich zu verleiden.

Ein Dritter kommt dazu und lacht:

Mein Gott, gehabt euch nicht fo töricht!

im Winter, Kinder, iſt es Winter,

und wenn der Mai kommt, wird es Frühling, und im Oktober nennt man's Herbſt. ich meinerſeits freu mich nicht minder

an Winter, als an Mai und Herbſt.

42 DOHDCHDTHDCHDTNDO) Lehr⸗ und Wanderjahre

VII

an hätt es nicht dürfen, man hätt es nicht ſollen, und man hat es dennoch gewollt.

Und es war ſo ſchön, wie's nie geweſen, hätt man es dürfen, hätt man's geſollt.

Quer⸗wegeinn DANDCHDOHDO HDD HDD 43

VIII

Jenſeits der Straße

s iſt nur Schein und iſt nur Phraſe, drauf dünkelſtolz der Alltag ſtelzt, das Beſte liegt jenſeits der Straße,

da ſich der große Haufe wälzt:

Jung und mit Leichtſinn nur zu finden, jenſeits der Straße, im Verſteck,

in quelldurchrauſchten Roſengründen und üppig wildem Dorngehed ..

44 DON DTIDCHDTDT Lehr- und Wanderjahre

IX

2 tut nicht mehr weh, denn der März iſt in der Näh! aber im März hüte das Herz, daß es zu früh nicht knoſpen will! warte, warte und ſei ſtill!

Und wär der ſonnigſte Sonnenſchein, und wär es noch ſo grün auf Erden, warte, warte und ſei ſtill:

es muß erſt April geweſen ſein, bevor es Mai kann werden!

Quer⸗wegein =D e 45

X

Se freu dich doch, daß es Frühling wird und laß die Wintergedanken,

laß keimen, was der Sonnenſchein

dir in die Seele will ranken.

Allüberall alles voll Jubelgetön,

voll Mailuſt⸗entgegen⸗Geneſen

und die Luft ſo lau und der Himmel ſo blau und die Welt ſo ſchön, o, ſo wunderſchön, wie ſie noch nie geweſen.

Es wird ſchon werden, es wird ſchon werden! ein kleines Weilchen nur noch, und:

mit blühenden Roſen ſteht es am Weg

und küßt auf die Stirn dich mit ſeligem Mund.

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4% DONDCHDTIHDOIDTIHDT) Lehre und Wanderjahre

XI

Se ward es März,

und fo kam Oſtern . der Schnee verkroch,

das Eis zerſchmolz,

und allerwärts

ſchon leiſes Knoſpen

an Buſch und Baum

in Hag und Holz!

So ward es März, und fo kam Oſtern . und mit dem Feſt auch Sonnenſchein und keimt ins Herz ein jubelnd Hoffen, daß endlich doch

du endlich mein

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AS SIDIDILODTYIDT) Lehr- und Wanderjahre

XII

rrte auch im heißen Drange

frohen Ungeſtüms ich lange durch die Welt und durch Gefahr, wahnbetört mein Glück zu finden, wo es nie zu finden war

Immer doch in meinem Innern wie ein Traum klang ein Erinnern längſt verklungener Jahre nach und an dich, der ich als Knabe einſt die erſten Roſen brach.

Jeder Kuß auf andere Lippen war ein Warten, war ein Nippen, ein Verlangen nur nach dir,

du nur warſt es, die ich ſuchte,

du allein und für und für.

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Und die Sehnſucht, die da klagte

und mich unſtät weiterjagte

ohne Raft und ohne Halt.

nun erſt weiß ich's, all ihr Bangen

daß es einzig dir nur galt!

Du nur warſt's, die ich beweinte, die ich träumte, die ich meinte,

wenn von Lieb und Glück ich ſprach,

du nur, du, der ich als Knabe einſt die erſten Roſen brach.

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Blaifhlen, Lehr und Wanderfahre 4

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SO DYDAHDCHDTIDTNDTI Lehr: und Wanderfahre

XIII

hr ſeid's, die mir wehe tun, erſte welke Blätter, die ſo früh ihr, im Auguſt, mitten in aller Liederluſt, mitten noch in Duft und Bluſt, ſonnenglanzumflittert, ohne daß ein Lüftchen weht, vom Geäſte zittert.

Was euch welkte, war nicht Froſt, war der Tau des Morgens,

der da ſonſt, was jung und ſtark, was noch Keimkraft hat und Mark, labt zu neuem Leben,

aber euch, die müd und matt,

früh ergrünt und frühe ſatt, bleichen macht und beben.

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Quer⸗wegeinn DHDCHITIDCHDTIDOIDTIDN 51

Herbſtes erſte Mahner ihr, noch im ſchönſten Sommer! Das ach iſt's, was reubewußt, mitten rings in Lieb und Luſt,

Vorwurf weckend, durch die Bruſt

Furcht und Qual mir zittert:

daß im Blühn der Sommer ſchon ſeiner Wonne wie zum Hohn,

ſich zum Herbſt verwittert!

Daß in alles Werden gleich Todeskeime wurzeln:

daß ach! unſer beſtes Freun nur ein Welken und Verſtreun, daß Genuß ſchon ein Bereun, was wir auch umwerben,

daß des Lebens höchſter Preis ein Verblättern nur und leis Tod⸗entgegen⸗Sterben!

S ο⏑⏑ο Dee Lehr- und Wanderjahre

XIV

8 am Boden, Laub am Boden, gelb und rot und braun,

Dorn und Hagebutt am Strauche, leere Neſter im Zaun!

Sommerende . Spätoftober .. und ich glaub es nun doch,

daß wir längſt Abſchied genommen, eh Dezember es noch!

Sturm am Himmel . Schneegeſtöber Froſt im Herzen und Hohn!

Wie ſo ſchön es einſt geweſen,

o, du bereuſt's ja ſchon!

Laub am Boden, Laub am Boden, gelb und rot und braun

und der nächſte Windſtoß kehrt es lachend hinter den Zaun!

2

F 53

XV

ie Sonne ſinkt mit rotem Flackern, trübdumpfer Nebel kriecht heran Umſonſt ach! ſuch ich mich zu halten, ein immer froſtiger Erkalten ſchlägt winterſchauernd mich in Bann.

Ich plünderte den ganzen Garten, in ſommerſchönſter Köſtlichkeit, mit Fliederbluſt und Roſenkränzen die frühen Gräber zu umlenzen, die dir das Leben tat zu leid!

Ich plünderte den ganzen Garten, um ihn dir auf den Weg zu ftreun .. Ich tat es nicht um Dankes willen, nur: einen eigenen Wunſch zu ſtillen, ich wollte nur, du ſollteſt dich freun.

Du einmal ſollteſt alles haben, was es auf Erden Schönes gibt und wonach andere, leidgetroffen,

4 D Lehr- und Wanderjahre

das ganze Leben oft verhoffen, einſam, glücklos, ungeliebt.

Doch nun ich ſelber nichts mehr habe,

wirfſt du's mir vor mit kühlem Spott und wendeſt ab dich, um zu gehen,

und läßt in meinem Herbſt mich ſtehen, beraubt, verwelkt und ohne Gott .

Die Sonne ſinkt mit rotem Flackern, trübdumpfer Nebel kriecht heran .. Was bin ich noch?! verquält, ver kümmert und von Enttäuſchungen umtrümmert, ein freudeloſer, müder Mann!

Querswegein DILDO DCHDOHDOC DT ISDN 55

XVI

1 hat das Leben mir auch dich genommen... nun hab ich nichts mehr zu verlieren, nichts du warſt das Letzte,

das ich einſt noch lieb gewonnen

und halten wollte. halten...

o mit der ganzen Sehnſucht deſſen,

der es noch einmal wagt, ſich aufzuraffen,

den Glauben feiner Jugend ſich zu retten...

Du warſt ihr großer Sonnenuntergang.

Nun hab ich nichts mehr zu verlieren,

drum ich zittern müßte

nichts mehr, nichts,

das mir das Haupt könnt beugen

nichts mehr, nichts,

das mich noch zwänge, auf den Knien zu liegen!

Nun. werd ich. . ſiegen!

5% G e ede Lehr: und Wanderſahre

Singlieder

1892 1894

Horas non numero, nisi serenasl Singweiſe: Santa Luca

Sind es nicht Toren, die da ſtets zittern und ſich das ſchöne Leben verbittern? Wein⸗, lieb⸗ und liederfroh horas non numero, nisi serenas!

Was dir auch zugeloſt an Leid und Sorgen, ſelbſt auf die längſte Nacht folgt noch ein Morgen! Tag⸗, licht⸗ und ſonnenfroh horas non numero,

nisi serenas

Quer⸗wegein ADAC 7

Und wenn der Sommer ſich neigt zur Wende Einmal, ſo ſchön es war, geht's doch zu Ende Dank⸗ und erinnerungs froh horas non numero,

nisi serenas!

e. *

Sonn' entgegen!

Singweiſe: Strömt herbei ihr Voͤlkerſcharen

Nicht der Pflicht nur zu genügen, was ſie fordert und verlangt, nicht der Stunde nur zu leben, was fie nimmt und was fie dankt. einem ſtolzeren Wollen gelte unſeres Tages Ziel und Lauf: über Sturm und über Wolken Sonn’entgegen trag's uns auf!

Sonn entgegen aus des Alltags nebeldumpfem Sorgenfpuf mit dem Siegtrotz froher Jugend über Not und Laſt und Druck und wenn andere töricht finden, was fie uns fo ‚träumen‘ ſehn, unſere Loſung ſei und bleibe: nie im Alltag aufzugehn!

IS DDD Lehr: und Wanderjahre

Gib dem Menſchen, was des Menſchen, doch laß Gott, was Gott gehört: nicht dem Kampf nur um dein Morgen auch dir ſelbſt ſei etwas wert! Auch dir ſelbſt, Freund, und der Jugend, die ſo ſtolz die Stirn uns ſchirmt und auf Feuerflügeln jauchzend unſere Seelen aufwärts ſtürmt.

Und noch heut, ſo lang uns frohe Zuverſicht noch führt zum Sieg, laßt entſcheiden uns und wählen: mit wem Frieden, mit wem Krieg! Freunde, Männer laßt uns werden, die da ſtolz im Kampfe ſtehn, treu und furchtlos, feſtverſchworen: nie im Alltag aufzugehn!

.

Hab Sonne

Singwelſe: Der Mat iſt gekommen

Hab Sonne im Herzen, ob's ſtürmt oder ſchneit, ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit hab Sonne im Herzen, dann komme was mag: das leuchtet voll Licht dir den dunkelſten Tag!

Hab ein Lied auf den Lippen mit fröhlichem Klang, und macht auch des Alltags Gedränge dich bang. hab ein Lied auf den Lippen, dann komme was mag: das hilft dir verwinden den einfamften Tag!

Hab ein Wort auch für andre in Sorg und in Pein und ſag, was dich ſelber ſo frohgemut läßt ſein:

S n Lehr- und Wanderjahre

Hab ein Lied auf den Lippen, verlier nie den Mut,

hab Sonne im Herzen,

und alles wird gut!

5 E

Trutzlied

Singweiſe: Wohlauf, die Luft geht

Wenn Geld im Beutel Sorgen macht, wie reiche Leute ſagen, von uns dann hätte wahrlich keins viel Grund, ſich zu beklagen: was unſereins zu ſehen kriegt, iſt ſelten lang zu heben, von darum alſo könnten wir wie Gott in Frankreich leben.

Doch ob auch arme Teufel nur, das macht uns wenig Nöte, wir haben, drum ſo mancher gern ſein ganzes Gold uns böte, wir haben: jedes Argernis ins Gegenteil zu wenden, ein frohes Herz ſtets und Humor, ſo kein Gericht kann pfänden.

Quer⸗ wegein Yee 61

Und klappt auch nirgends was und iſt ſedwede Müh vergebens, wir ſingen uns ein luſtig Lied und freun uns doch des Lebens Und das gerade iſt die Kunſt mit Geld kann's jeder haben auch ohne daß man zahlen muß, am Leben ſich zu laben.

Und hier, Herr, ſag ich, liegt der Punkt, der Punkt, an dem ſich's bandelt: und wenn wie Kuckuckskinder nur das Schickſal uns behandelt, wir kriechen dennoch nicht zu Kreuz und werden keine Mucker: wenn wir dem Glück fo kuckuck find, iſt's uns noch viel kuckucker

Wir wollen, was da werden ſoll, getroſt uns ſelber ſchmieden, denn was das Glück im Schoße hält, ſind doch nur lauter Nieten. Wir knieen nicht, wir betteln nicht, es mög uns Rofen ſtreuen, wir haben das Geheimnis, auch an Dornen uns zu freuen.

So ſtehn wir ſtolz und trotzgewillt, wenn andre furchtſam zagen, wir wiſſen, was wir wollen, und wir wiſſen, was wir wagen

S DOCH DIT) Lehr- und Wanderjahre

Und löſt Freund Hein die Frage dann zum Schluß unwiderleglich,

ſo haben wir's uns wenigſtens

ſo froh gemacht als möglich!

, *

Lumpenlied

Für einen Trupp Karnevalmuſikanten

Singweiſe: Wenn ih an meinem Amboß fteh! d 7

oder: Da ſtreiten ſich die Leut herum Kehrreim gepfiffen. Ich bin ein armer Be⸗Bi⸗Ba⸗ Bo⸗Bettelmuſikant, doch kreuzfidel ſtets pe⸗pi⸗ pa⸗ po⸗pump ich mich durchs Land, zu ſpielen gibt's allüberall, bar Geld nur leider keins, und dennoch bleib ich, was ich bin und pfi⸗pfa⸗pfeif mir eins!

Ob hier, ob dort, was verfa⸗ fe⸗ was verfo⸗fu⸗verficht s?! ein Künſtler kam ſein La⸗Li⸗Le⸗ Lo⸗Lebtag noch zu nichts! und da dies mal jedweder Kunſt betrübter Erdenlauf, fo plag dich nicht umſi⸗ ſa⸗ſunſt und pfispfa=pfeif darauf!

Quer zwegein DALAI DTIDTIDTIDT 63

Auch ich hab einft von Ra⸗Re⸗Ni⸗ von Ri-Ro-Ruhm geträumt und hab damit mich ma⸗me⸗mi⸗ mu⸗mächtiglich geleimt! Drum nahm ich einen Nagel und und hing den Kram dran auf und wurde Vi⸗Va⸗Vagabund und pfi⸗pfa⸗pfoff darauf!

Ein Bettelmuſike⸗ki⸗ko⸗ ku⸗kant iſt auch nicht ſchlecht, und wer einmal ein Le⸗Li⸗Lo⸗ La⸗Lump iſt, ſei's auch recht! Zum Mi⸗Ma⸗Millio⸗nösnü⸗när bringt doch von uns es keins, drum bleib ich, was ich bi⸗ba⸗ bin und pfispfaspfeif mir eins

(Dankſtrophe) Wir machen unſern Di⸗Da⸗Du⸗ Do⸗Dank dem Publiko: es bleib wie wir ſtets kri⸗kra⸗kru⸗ kro⸗kreuzfidel und froh! Ein Menſch, der keinen Spaß verſteht, merkt euch zum Schli⸗Schla⸗Schluß, bleibt ewiglich ein Rha⸗Rhe⸗Rhi⸗ Rho⸗Rhu⸗Nhinozerus! (Kehrreim) und während deſſen im Gänſemarſch ab.

Lehr⸗ und Wanderjahre des Lebens DASS) 67

Brief⸗ und Tagebuchblätter 1

Meiner Mutter

IB" denn das ewige Sorgen, lieb Mütterchen! gib es doch auf!

Sorgen macht alles nur ſchlimmer

und ändert doch nichts im Lauf! Auf deine alten Tage

möcht ich, daß froh du wärft und nicht mit Gedanken um uns,

deine Kinder, das Herz dir beſchwerſt.

Du haſt dich in deinem Leben

wahrlich genug geſorgt, du gabeſt mit Zinſeszins ihm

zurück, was es dir geborgt Du biſt bald ſiebzig Jahre

und mich dünkt, du hätteſt nun

Flatſchlen, Lehr⸗ und Wanderſahre 3

-

SS ee e eee Lehr- und Wanderjahre

nicht bloß ein Recht mehr, nein,

auch die Pflicht, dich auszuruhn. Du trugeſt Leid und Schmerzen,

ohn daß ſich ein Wort dir entrang, du gingeſt mit ſchwerem Herzen |

fo manchen ſchweren Gang. und als der Vater erblindet,

die ganze, lange Zeit, du wurdeſt nie müde in treuer

frohwilliger Freudigkeit! Nur als er dann ſtarb, da freilich

wurde merklich weißer dein Haar, doch deine Liebe zu uns

blieb ſo jung, wie ſie immer war. Und nun ſind wir groß geworden

und wanderten in die Welt, und ein jedes hat ſich fürs Leben

fein gutes Ziel geftellt ... Du aber, lieb Mütterchen, gib jetzt

dein Sorgen endlich auf, Sorgen ſieht alles nur ſchwärzer

und ändert doch nichts im Lauf!

Du weißt ja, wir haben niemals Arbeit und Umtrieb geſcheut,

Berg⸗ auf DAHIN DCHDTIDTIDT 69

wir haben, im Gegenteil, immer

ung jeglicher Mühe gefreut, und wenn auch nicht alles ging,

wie man wünſchte, es möchte gehn, ſo blieb doch keines mutlos

oder müßig am Markte ſtehn. Wir haben uns, Gott ſei Dank,

immer ſelber zu raten vermocht, und ſchlug auch vieles fehl,

phat uns doch nichts unterjocht.

Daß einem das Herz einmal ſchwer

und daß man weniger froh, das will nichts heißen, Mutter,

das geht einem jeden ſo.

Man hätte mitunter ja manches

leichter und ſchneller erreicht, wenn man weniger . ſtolz geweſen

und rückſichtsloſer vielleicht, und wenn .. ja, ja, wenn du früher

nicht immer ſo abgewehrt, wenn der Vater warnen wollte:

‚Hüte hätte gar keinen Wert, und Beſcheidenheit und dergleichen

ſei ja ganz ſchön fürs Haus,

70 DOCH HDD) Lehr: und Wanderjahre

draußen im Leben doch gälte

nur Vorteil und nur Fauſt! Seid ohne Arg wie die Tauben,

ſag eine alle Lehr, aber: auch klug wie die Schlangen,

ſetze ſie gleich hinterher. Es hätte uns manche Enttäuſchung

erfpart und manche Gefahr und doch, ich möchte nicht anders

geweſen ſein als ich war, denn auf die Dauer iſt's doch nichts

mit allzuleichtem Gewinn ich warte gern und möchte

nicht anders ſein, als ich bin!

Aber drum laß auch dein Sorgen,

du weißt nicht, wie ſtark mein Arm! wie zuverſichtfröhlich und reich

mein Herz in der Bruſt und wie Und ob auch manche Blüte [warm!

von Wetterſchlag verheert, das Lied meiner Jugend hat mir

nicht Blitz, noch Froſt zerſtört! und noch grüßt blaurotflammend

der Stern vom leuchtenden Pol,

Berg⸗ auf ASIDIDCIDTHDTIDTIDT ID) 11

wie damals vor Jahren, als ich zum erſtenmal ſagte Lebwohl! Nur zweifeln darfſt du nicht, Mutter, das nimmt die Zuverſicht und Siegvertrauen muß haben, wer da im Kampfe ficht.

In lodernder Schönheit Prangen

liegt offen vor mir die Welt, verkämpft iſt und überwunden

was lang mir die Jahre vergällt, die Ketten, die mich gebunden,

liegen zerſplittert im Grund, frei bin ich, Mutter, und ftarf

und freudig und jung und gefund, und in goldenen Morgenfeuern

glänzt ſonnenhell mein Ziel . und wer ſich ſo ſtark fühlt, Mutter,

für den iſt Kampf nur Spiel!

72 H ο⏑ο D Lehr- und Wanderjahre

II

Einem Freunde

„Lege das Ohr an die Erde und höre!

und du wirſt Hufgeſtampf hören, in weiter Ferne nur, aber näher und näher kommend!“

s liegt etwas in der Luft, mein Freund, es liegt etwas in der Luft! Hörtſt du den Wetterſturm zur Nacht, wie's in den alten Eichen gekracht? wie es die Fenſterläden ſchlug und heulend im Kamin ſich fing? Sahſt du den Himmel heute früh, wie Blut fo rot, brandfackelglüh?! Es liegt etwas in der Luft, mein Freund, es liegt etwas in der Luft!

Es iſt eine ſeltſame Zeit, mein Freund,

es iſt eine ſeltſame Zeit!

ein immer toller Gehaſte von Jahr zu Jahr! nichts ſoll mehr bleiben, wie es war

Berg⸗ auf ASIAN 73

nichts ſoll im alten Gleis mehr gehn

und ruhig, feſt und ſicher ſtehn!

Ein jeder redet und redet drein,

und jeder will der Klügere fein!

Der eine hofft dies, der andere das,

und keiner aber weiß recht: was 7! Es iſt eine ſeltſame Zeit, mein Freund, es iſt eine ſeltſame Zeit!

Und wie es geſtalten ſich wird, mein Freund, und wie es geſtalten ſich wird? in welcher Richtung? in welchem Sinn? ob zu Verderben? ob zu Gewinn? Die Jungen haben es in der Hand. die Jungen mit ihrem Jugendmut, mit ihrem Glauben, mit ihrer Glut! und wenn ſie furchtlos feſten Blicks hinausſehn über ihr kleines Heut und über Parteigezänk und Neid dann, glaub ich, geſtaltet ſich's gut, mein Freund, dann, glaub ich, geſtaltet ſich's gut!

u

TA DCNDONDOYDTIDTYDTI Lehr⸗ und Wanderjahre

III

„Und wenn wir ohne Glanz und Ruhm der Dämmerung erliegen,

es werden andere nach uns fein,

und dieſe werden ſiegen!“

as iſt das einzige aber, das ihr tun könnt für eure Söhne und für eurer Söhne Kinder: wachen, wachen und wachen, daß ſie dereinſt in freieren Zeiten ihr Leben leben .. in Zeiten, da man endlich aufgeräumt mit all dem Schutt, da man die Trümmer abgetragen endlich, die mit Einſturz drohn und uns den Weg verſperren nach den Höhn, von denen die Banner goldner Königstage wehn! .

Daß ihnen einſt in lichtem Glanze ſich erfülle, was unſere eigene Sehnſucht träumt und hofft ..

Berg⸗auf DAISHLCNDCNDCHDOHDEIDO ID 15

Wir felber, ach,

wir find... in Kampf und Müh und Streit

nur Dorbereiter, Schuttabräumer nur, Wegebner einer Zeit,

die wir aufdämmern ahnen über unſere Nacht

mit oſterlichter Morgenpracht,

und der ein Tag dann folgen wird,

ein Tag, von hallenden Glocken überläutet,

ein Tag, an dem der Menſch

abgürten von den Lenden darf das Schwert

ein Tag des Friedens,

und ein Tag der Freude

da all die Qual,

die uns zu Grabe nagt,

da all die Ketten fallen der Erbärmlichkeit,

die jeden Morgen uns aufs neue

die Krone reißt vom Haupt

| und uns zu Sklaven unſeres eigenen Lebens macht

N ein Tag,

an dem der Menſch zum Herrn wird endlich

und mit freier Stirne

als König ſchreiten darf auf feiner Erde

S e e re

16 eee Lehr und Wanderjahre

IV

Du fragſt, was uns not tut, Freund, und was uns fehlt? .. O, fo viel! Ideale vor allem wieder und ein feſtes großes Ziel!

Ideale, wie unſere Väter gehabt die ſelbſt freilich taugen nicht mehr und ſind unmöglich geworden die vergangenen Jahre ber . . wie ſich das meiſte, das man uns in der Kindheit gelehrt, im Getriebe der Welt von heut zu Spott und Torheit verkehrt.

Die uns erzogen, ſie meinten es alle ja herzlich gut, wenn ich zurückdenke aber, ſchwillt mir noch heute das Blut

Berg⸗auf DADNINLNLILIHLNDNIDN 11

ob all der Weisheiten, die man

fo mühvoll uns eingepaukt, Weisheiten, von denen nicht eine

zu wirklichem Leben getaugt!

Und was in Büchern und Schriften als Vorbild uns hingeſtellt, mein Gott, das war doch erſt recht eine ganz unmögliche Welt! Und als es dann hieß: nun geh, und was du willft, nun erring s. da ſtand man mit all ſeinem Wiſſen und wußte nicht rechts noch links!

Den Kampf aber, den's dann gekoſtet,

und die Kraft, o die ſchöne Kraft, wenn Enttäuſchung über Enttäuſchung

einem das Herz erfchlafft.. . und bis man abgeſchüttelt

allmählich den ganzen Zwang und Schritt für Schritt wieder Mut ſich

und feſteren Boden errang!

Auch die Alten freilich nun laſſen uns ab und zu einmal recht

Is eee Lehre und Wanderjahre

und erklären nicht alles mehr

von vornherein gleich für ſchlecht! Ja, in gutgelaunten Stunden

geſtehen ſie ſogar: daß manches, das ſie beſtritten,

doch ganz vernünftig war!

Wenn ſie kommen aber und ſagen: Einreißen ſei kinderleicht! doch, ohne Erſatz zu wiſſen, was damit viel erreicht?! ſo müſſen wir ſtill ſein und ſchweigen denn das iſt ja doch unſer Leid, die Not unſeres ganzen Lebens, der Jammer der ganzen Zeit:

Daß wir zerdacht und zerzweifelt alles, was bisher war, und was wir ſelber wollen, noch nicht wie das Frühere klar wie zwiſchen Charfreitag und Oſtern fehlt Freude und Zuverſicht: der alte Gott iſt geſtorben, der neue erſtand noch nicht!

Berg⸗ auf SID ETIDT HD ID ID 19

Die Nacht, die lag, iſt gewichen, doch mit erloſchen ſind auch die Sterne, die ihr geleuchtet,

und es weht ein froſtiger Hauch.

In Erfüllung ging ja ſoviel ſchon,

wofür das Herz uns ſchwoll, und doch weiß niemand ſo recht,

was nun weiter kommen foll... ein jeder ſteht auf dem Platze,

ein ſeder kämpft und ringt, doch es iſt nur ein Taſten und Suchen,

und keiner weiß, was gelingt

Du fragſt, was uns not tut, Freund,

und was uns fehlt?! .. O, fo viel!

Ideale vor allem wieder und ein feſtes, großes Ziel!

so DIDI) Lehr= und Wanderjahre

V Einem Kinde

ei nicht traurig, fei nicht traurig es iſt heute nur ſo trübe, es iſt heute nur ſo ſchwer!

Morgen lacht die Sonne wieder, leuchten Roſen, weiß und rot, und mit lauter Lerchenliedern jubelt's in den hellen Morgen, jubelt's in den blauen Himmel ſiegreich über Leid und Not.

Quillt und ſchwillt mit jungen Kräften, quillt und ſchwillt mit junger Luſt lebenswarm dir in die Bruft;

weckt und wappnet deine Seele glaubensfroh zu neuer Wehr

*

glatfcten, Lehr und Wanderjahre 6

S ND eee Lehre und Wanderjahre

VI

Mu findet's auch .. mit langem Suchen, viel Rechtes aber iſt es kaum!

Es muß an deinem Wege liegen, es muß aufleuchten wie ein Traum!

Du ſitzſt am Strand und ſinnſt auf Reime, und einer Woge frohe Haſt

muß flimmernd es dir zu Füßen tragen, daß du dich nur zu bücken haſt!

Du darfſt ihm nicht nachwandern müſſen, du darfſt nicht lange müſſen flehn, nein, wie ein Bettler, Einlaß bittend, muß es vor deiner Türe ſtehn!

Und wie ein Sklave muß es folgen

auf jeden Ruf, auf jeden Blick,

und wie ein Hund muß es dir treu fein... alles andre . iſt kein .. Glück!

Berg⸗auf DASCHDCHDEIDT ID HEN DIDI 83

VII

Se drängt und treibt ſich alles vorüber

unmerklich kommt es und verblinkt, Welle auf Welle hebt ſich und ſinkt, was trüb, wird hell, was hell war, trüber. Du ſelber trittſt dir als Fremder entgegen, und was dir hochheilig einſt ſchien und groß, du frägſt dich und lächelſt und ſpotteſt faſt drüber: wie war es nur möglich! wie konnte man bloß! wie konnte man zweifeln dabei und zögern, es lag doch ſo einfach, ſo glatt und ſo klar, wie konnte man ſich darüber erregen, da alles doch ſelbſtverſtändlich war!

Schon aber drängt auch das vorüber

du merkſt kaum, wie es verſinkt und verrinnt, wie es leiſe zu anderem übergaukelt,

wie ſchon eine neue Welle beginnt

und dich auf ihre Höhe ſchaukelt!

DIDI D Lehre und Wanderjahre

vIII

ER Kind! ... die Fahrt, die du wagft, iſt weit!

Mein Wunſch, daß es gut dir gehe,

geb dir getreulich Geleit! Leb wohl! den Kopf immer hoch

und fröhlich und unverzagt, und nie zuviel auch bei andern

um Rat und Meinung gefragt! Raten iſt leicht, doch es geht ſchon

nicht alles im rechten Gleis, wenn man Rat braucht, Kind, und ſich

nicht ſelbſt zu helfen weiß! Es trägt ein jeder zudem ſchon

ſo viel an eigener Laſt, daß er ſich meiſt nur ungern

mit fremden Sorgen befaßt!

Berg⸗ auf SADODCHDCHDITIDTNDOHDTNDTN 85

Es kommt auch felten etwas

dabei heraus und ich mein: man müſſe für Glück und Unglück

immer ſelbſt verantwortlich ſein. Wer ſeines Zieles klar iſt,

erreicht, was er erſtrebt, und wer ein Ziel errungen,

hat nie vergebens gelebt!

Lebwohl, Kind! und wenn es wettert

und Blitze und Volken dräun, es kommen auch Tage wieder,

die Blüten und Roſen ſtreun. Es ging ja uns beiden im Leben

nie noch beſonders gut, wir erfuhren niemals, wie ſchön es

ohne Sorge ſich ruht, wir haben von früh an in fremde

Launen uns ſchicken gemußt und hatten niemand, zu teilen,

weder bei Leid noch bei Luft; und gerade in Jugendtagen

; ift das wohl der herbſte Schmerz:

man träumt da von Wunderdingen

und hat ſo voll das Herz,

SO ο⏑π e Lehr» und Wanderjahre

man möchte jubeln und jauchzen

und möchte glücklich ſein und denkt, das Leben beſtünde

aus lauter Sonnenſchein.

Es kann ja nun alles ſich ändern, ich glaubte für dich es ſo gern: es kann vom Himmel fallen wie ein rotblitzender Stern, es kann auf ſchimmerndem Flügel herrauſchen im Windeswehn, es kann mit jauchzendem Liede urplötzlich vor dir ſtehn! . Dichter ſind's, die das ſagen, auch hört man es ſonſt dann und im wirklichen Leben aber. wann, ich glaube nicht recht daran! Ich glaube viel eher, es wird ſo ſein, wie es bisher war: von allem, was man ſich wünſcht, a wird nur das Wenigſte wahr! ja ich glaube beinahe, das große Glück, von dem man ſo träumt und an das ein jeder fo viel ſeines beſten Lebens verſäumt:

Berg⸗ auf S D HIHI IDLYDAIDN 81

daß es das gar nicht gibt. s als feſtes dauerndes Gut,

daß alles Glück nur in kleinen

ganz flüchtigen Dingen beruht! Es iſt wie Gold, das man auch nicht

in Klumpen und Blöcken hebt, das man nur ſtaubkorngroß

aus Geröll und Getrümmer gräbt.

>>»

88

Lehr⸗ und Wanderjahre

IX

lles längſt nun, längſt vorüber! Fünfmal ſchon ward's Winter drüber! immer andres drängte her! Neue Jahre, neue Ziele! Selten ſpiel ich jene Spiele und noch ſeltener ſing ich mehr!

Wie die Zeit es eben ändert:

jener landet, dieſer kentert,

der liegt windſtill wo auf See. bleibt man nur auf ſeinem Poſten und läßt Kopf und Herz nicht roſten, geh es immer, wie es geh!

Meiſt wohl iſt's ja dummer Plunder, manchmal doch glückt auch ein Wunder, noch viel eher aber fällt's!

Was drum rinnt, laß ruhig rinnen! nur wer aus hält, wird gewinnen .. nicht ein jeder freilich hält's!

F 39

Bleiſtiftſkizzen Rügen

| ief und ftill 5 in grauem Regen f liegen Wald und j liegen Wieſen j tief und ftill mit müden, ſchweren Wellen ſchleppt das Meer zum Strand. graue Möwen flügelſchlagend ſchreien um die Kreidefelſen, und im weißen Dunſt der Ferne zieht in breitgeballter Wolke dicken Qualmes, wie der ſchwarze Schwan des Todes, horizontentlang ein Dampfer, tief und ſtill in grauem Regen.

=

1 r 1 l

I eee Lehr- und Wanderfahre

2 Herbſt

eber den See hin braut der Nebel lautlos leiſe

Wie große weiße

ſeltſame Spinnen

rinnt und ſpinnt es

über die Waſſer,

lautlos leiſe

und im Schilf

die großen

Rofen

ſchließen fröſtelnd ihre Kelche.

Lautlos leiſe

rinnt und ſpinnt es Ufer holz⸗ entlang und höher

durch die Gitter

Berg⸗auf OAIINEIAIALAIDNDINDINIDN N

in die Gärten, über ſpielzertretene Rafen, über welke Blumenbeete

Am Verandafenſter, lauſchend, tief in weichen, weißen Kiſſen, träumt ein Mädchen

und von ihres ſonnenloſen Gartens herbſtverfallenen Roſen ſuchen ihre ſehnſuchtgroßen ſtillen Augen

weit in's weite

letzte müde Abendrot

Und

lautlos leiſe

rinnt und ſpinnt es

um das Fenſter

durch das Weinlaub und lautlos leiſe

küßt es die weiße

Stirn ihr

und den lächelnden Mund.

92 ede Lehr- und Wanderjahre

3 Totenſonntag.

roſtlos traurig grau in grau: Himmel, Dächer, Straßen, Menſchen troſtlos traurig grau in grau... wie mit hungergieriger Lippe ſaugt ein ungeheures Schweigen Licht und Luft und Leben an ſich und mit grauenſtummer Marter überſchleicht es und bekriecht es herzblut⸗tief⸗ und tiefer⸗ſaugend Himmel, Dächer, Straßen, Wenſchen, qualvoll hilflos grau in grau.

2

Berg⸗ auf DASADCHDCHDCN LONDON DT 93

Xl Was müde macht!

as iſt es,

was müde macht: dieſes heimliche Warten, dieſes ruheloſe ſtille Horchen nach der Treppe, dieſes Aufſpringen, wenn es klingelt ſtatt der erwarteten Freude aber mit blitzendem Aug und lachendem Mund ſteht ein frierendes Kind draußen, ver härmt und elend, und bittet weinend um ein Stückchen Brot.

S DDCHDTHDTIDT Lehr- und Wanderjahre

XII

ch habe Nächte dafür geopfert,

ich habe Herzblut daran gegeben, und feige Buben nun kommen und heben die Hand auf gegen das fertige Werk.

Das ſchmerzt!

Und doch:

glückt euch, es wirklich zu zertrümmern, .. gut! dann war's nicht echt!

dann glückte mir nicht, was ich wollte und .. ihr . habt. recht!

NN

Berg⸗ auf LIASAINIIDIIDNDNDADN 95

XIII

chlaf”, müde Seele, daß nichts dich mehr quäle! ſchlaf und vergiß deines Tagewerks Laſt! ſchlaf und vergiß, wie viel du auch heute an Lieb und Freude verloren haſt, wie viel es wieder dir Rofen zerriß ſchlaf, müde Seele, ſchlaf und vergiß!

Was dir zerrann

an Glauben und Glück,

in ſeligem Traum

träum es zurück!

Ob die Welt dich auch verdamme, deiner Sehnſucht heilige Flamme zwingt die Nacht, durch die du wanderſt, zwingt die Furcht, die dich umdroht, lodert auf zu frühlings lichtem oſtergoldenem Morgenrot!

% eee eee Lehr- und Wanderjahre

XIV

12” fo zerbrödelt fih Monat um Monat und Jahr um Jahr

in ſonnenloſem Sich-müde⸗Hoffen

und nirgends auch nur ein Schimmer von Schein, daß es irgend einmal würde anders ſein!

Man gibt das Beſte, das man kann, man gibt ſein glühendſtes Herzblut dran, mit Leben bezahltes Leben und hat man etwas fertig gebracht.

dann iſt der ganze Dank dafür, daß ein paar Freunde freundlich ſagen: Freut mich, das haſt du gut gemacht!

Und damit iſt die Sache dann erledigt!

Berg uf S dee ede eee ede 97

XV

ja, wir ſind Phantaſten, Narren und Schwärmer

und kindertörichte Toren

ihr habt recht!

wir find es.

unfern Träumen nachzuhängen

und unſere Kraft an Dinge zu vertrödeln,

ſo wert⸗ und zwecklos

ihr habt recht!.

anſtatt praktiſch zu ſein

und Geld zu verdienen!

oder .. wenn ſchon:

Bücher zu ſchreiben,

wie der Verleger will,

und wie ſie gekauft werden

ihr habt recht:

es iſt Narrheit,

ſich ſeine Jugend derart zu verquälen

und freiwillig

als Bettler ſich durch's Leben zu ſchlagen,

und in den beſten Jahren dann

Flalſchlen, Lehr⸗ und Wanderſahre 7

IE e Nd Lehr: und Wanderjahre

gebrochen und müde zu fein, erſchöpft und leer!

und .. gebrochen .. wodurch? und. müde... wovon?

von nichts II..

und mit verflackerndem Auge zurückzuſehn

und ſich ſagen zu müſſen,

daß alles Mühn und alles Ringen, daß aller Kampf .. umfonft war! und nicht bloß umſonſt,

daß es lächerlich war:

törichter Träume wegen

ſein beſtes Leben lang ſich

von der Gnade anderer abhängig zu machen anſtatt . anſtatt

anſtatt .

und doch .. und doch: nur Starke können ſolche Narren ſein!

—⁵

s lohnt fi nicht! 15

weiß Gott, es

lohnt nicht!

Es iſt alles nur

Kauf!

es iſt alles nur

Handwerk!

es iſt alles nur

Mache!

Es. lohnt. ſich nicht!

100 HIN DT HDT IT) Lehr- und Wanderjahre

XVII

Lied des Wanderers

bend⸗rot ſchon gegen Weſten lenkt die Sonne ihren Lauf, immer neue Gipfel aber ſteigen vor dem Wanderer auf!

Ach, es iſt ein mühſam Ringen! und was lohnt am letzten Schluß 7! Immer ſteiler führt es weiter, immer müder wird der Fuß

Immer neue Gipfel ragen über den erklommenen auf! ach, und immer abendtiefer ſenkt die Sonne ihren Lauf!

D

rec ee ie ee vier m ee

Lehr⸗ und Wanderjahre des Lebens Am) 105

Brief⸗ und Tagebuchblätter

Vom Frühling Februar

Soda leuchtet die Sonne wieder am Himmel und ſchmilzt die Schneelaſt von den Dächern und taut das Eis auf an den Fenſtern

und lacht ins Zimmer: wie geht's? wie ſteht 's?

Und wenn es auch noch lang nicht Frühling, fo laut es überall tropft und rinnt.

du ſinnſt hinaus über deine Dächer

du ſagſt, es ſei ein ſchreckliches Wetter,

man werde ganz krank! und biſt im ſtillen glückſelig drüber wie ein Kind.

ag. "ge

104 DIDI DTIDT) Lehr- und Wanderjahre

März

Sr noch nicht vom Frühling, es iſt zu früh! ſo lockend die Sonne vom Himmel blitzt, fo lockend alles glänzt und glitzt .

ſprich noch nicht vom Frühling, es iſt zu früh! Es werden Tage wieder kommen

bevor erblüht, wovon du träumſt,

da alles wie vorher troſtlos weh

in Regen ſich begräbt und Schnee,

Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh.

ſprich noch nicht vom Frühling, es iſt zu früh!

Und doch und dennoch: mit jubelndem Liede grüße dies frohe befreiende Blau

über all dem farbloſen Grau,

freu dich der flimmernden Mittagsſtunden, ſonne das Herz dir zu keimender Kraft,

daß es dem müde machenden Winter

und ſeiner Enttäuſchung ſich wieder entrafft!

Nur warte, nur wart noch! es wird ſich erfüllen, es wird ſich erfüllen, was du erſehnſt:

r 105

Glutig auflodern wird es am Himmel, über die Berge her wird es wehn

und wie donnernde Oſterglocken

wird es durch die Lande gehn

nur warte, nur wart noch und hab Geduld! So ſchön und ſo köſtlich dies blitzende Blau mit feinem füßen ſtillen Locken,

es kommen Tage noch und Wochen

farblos grau,

da alles wie vorher troſtlos weh

in Regen ſich begräbt und Schnee,

Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh

ſprich noch nicht vom Frühling, es iſt zu früh!

106 SOHN Lehr- und Wanderjahre

April

u” wenn du jetzt aufwachſt morgens ganz leis und fein

ſpielt um die Dächer

der Sonnenſchein,

und du biſt nicht mehr müde,

wie ſonſt, und verzagt:

was ſoll nun wieder

voll Mühſal und Plag

der ganze lange endloſe Tag!?

Froh und munter

geht's ihm entgegen,

und alles iſt ſo wunderbar

friſch und ſtark und hell und klar, das ganze Leben ſo frei, ſo leicht, daß du dich ſelber drüber wunderſt: von was für töricht dummen Dingen du das Herz dir ließeſt zwingen

und kaum begreifſt:

mit welch erbärmlichen Kleinigkeiten die Menſchen ſich das Leben verleiden .

Höhenzentlang SAY INDTIDTISTYDT) 101

Kleinigkeiten, ob denen es kaum

der Mühe wert, ein Wort zu verlieren, geſchweige denn tage⸗ und wochenlang zu quälen ſich und zu fchifanieren .. und vollends jetzt, das Frühling wird und, wenn du aufwachſt morgens,

ganz leis und fein

um die Dächer ſpielt

der Sonnenſchein

und alles rings ſo wunderbar

friſch und ſtark und hell und klar wozu ſich da grämen und betrüben! nein, weg mit all den Schererei'n!

es lohnt ſich da wahrlich nur: zu lieben! es lohnt ſich da wahrlich nur: froh zu fein!

c—

108 ASNEIDIDrHDT) Lehr- und Wanderjahre

Von Dem und Jenem

1

W. ſchreit und lärmt und ereifert fi, man findet es dumm und lächerlich

und gegen allen Anſtand und Brauch,

man ruft die Polizei zu Hilfe,

und dieſe kommt und verbietet es auch

und ſperrt die Straßen und raſſelt mit Ketten und tut, ſoviel ſie irgend kann,

die bedrohte Bürgerruhe zu retten.

Und ein paar Jahre ſpäter, gib acht,

iſt alles, worob man den Lärm gemacht, wofür man ereifert ſich und erregt,

wogegen man Himmel und Hölle bewegt kein Menſch weiß, wie es eigentlich kam:

ſo ſelbſtverſtändlich, ſo alltäglich,

ſo eingefügt in den ganzen Lauf

und mit Sitte und Anſtand ſo wohl verträglich, als wär man's gewöhnt ſo von Jugend auf.

Höhen⸗entlang IH II HDD 109

2

as ſich dir auch erfüllen mag und wie's in deine Türe trete, ob königſtolz an lautem Tag, ob bettler ſcheu in ſtiller Nacht, du haſt es immer doch ganz anders, ganz anders dir gedacht

Und ob du noch ſo ſehr dich freuſt, ein bißchen biſt du immer enttäuſcht.

RT

10 wre Lehr- und Wanderjahre

3

ch darf's, du darfſt's und jeder, der da gleich ſtolzen Sinnes wär, der ſo wie ich, der ſo wie du die Jahre hin, die Jahre her den eigenen Wunſch im Zügel hielt, daß er nun ganz von ſelbſt nicht mehr auf Wege drängt, die wir nicht wollen, ein jeder, der fo drüber ſtände wie du und ich darüber ſtehn . die Welt würd ruhig weiter gehn, es würde niemand was geſchehn, es würde niemand was genommen!

Und dennoch, ſieh! eh wirs verſähn, würden ſie dutzendweiſe kommen: Wer ſind die, die da oben gehn?!

FF 111

wer find die, die da haben dürfen,

was ung verfagt?! wir find doch wohl nicht weniger gut, nicht weniger ſchlecht?! gleiche Steuern, gleiches Recht!

So ſchrie es und im Handumdrehn .. wir find nicht weniger gut und ſchlecht! . wär Zaun und Garten niedergetreten .. gleiche Steuern, gleiches Recht!

Und alles, was in langen Jahren

wir uns erkämpft als ſtillen Lohn freiwilliger Frohn,

es würde nur uns ſelbſt zum Hohn!

=

12 ö Lehr- und Wanderjahre

*

imm einen jeden, wie er ift... es hat ein jeder ſeine Mängel und ſelbſt der Beſte, denn wir ſind nun einmal Menſchen und nicht Engel!

Man nimmt dich auch dann, wie du biſt. es hat ein jeder ſeine Mängel

und ſelbſt der Beſte, denn wir ſind

nun einmal Menſchen und nicht Engel!

We

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nnn. m

Höhen⸗ entlang D 13 5

Da⸗ iſt ſo, Freund, ja, ja!

.. die andern dürfen alles ſich erlauben, dürfen's treiben, wie ſie wollen, geck und keck und klug und dumm, dürfen mit anmaßungs vollen Eitelkeiten laut ſich blähn und wie Wetterfahnen luſtig fi mit jedem Windchen drehn. niemand nimmt es weiter krumm!

Aber wage du das einmal, wage du einmal ein Wort, das nicht überall entſchuldigt, hab dich du einmal ſo wichtig, hab dich du einmal mit ihrem feierlichen Selbſtbewußtſein .

Ach, es würde eine Luſt ſein, wie ſie's alle übel nähmen,

Blatfhlen, Lehr⸗ und Wanderſahre 8

LIAN Lehr- und Wanderjahre

wie fie tief beleidigt kämen:

was du wärft und was du dächteſt! andre ſei'n fo viel wie dul

und es wäre blaſſer Neid nur! wahres Können ſei auch Gönnen! wahre Freiheit ſei beſcheiden! wahre Stärke ſtütze andre

wahre Größe . wahre Bildung.

Ja, es wäre eine Luſt,

wie ſie ohne es zu merken, rührend harmlos und vergnügt, ſich mit ihren Kaſtagnetten

an den eigenen Naſen hätten!

Höhen⸗entlang ASYL 115

6

8 ein anderer was gemacht,

iſt's gut und ſchön und klug bedacht, man nimmt’g, wie's iſt, und freut ſich dran: wieder einer, der was kann!

Doch wenn du ſelber damit kämeſt, begänn ein Wackeln mit den Zöpfen, ein Schütteln mit den weiſen Köpfen: die Sache ſei viel zu verzwickt

und dies und das vorbeigeglückt!

man hätte zu viel dabei zu denken! man wolle Erholung, nicht Quälerein! das Leben ſei ohnehin ernft genug! Kurzum: man müſſe leichter ſein!

Und glückte was mit leichterer Feder weiß Gott, ſo kämen ſie erſt recht:

fo was könn heutzutage jeder!

mit ſolchen billigen Spielerein

erwürbe man ſich kaum viel Gunſt! mehr⸗können müſſe, wer da wolle,

daß man ihn höher werten ſolle!

hart ſei das Leben, hart ſei auch die Kunſt!

N

16 EADDIDFHDFIEr) Lehr: und Wanderjahre

7

Faun Witze, lieber Freund,

kann ein jeder Klempnermeiſter machen, faule Witze, über die dann

andre Klempnermeiſter wieder lachen

Immer freilich, mein ich, könn man derart geiſtreich ſich nicht faſſen, und zuweilen, mein ich, könn man ruhig auch was gelten laſſen!

>

Höhen⸗entlang CALASAL IIND 117

Und nehmt ihr's übel

nd nehmt ihr's übel, nehmt es übel!

in Gottes Namen, reißt es zum Riß! ich kann und .. will auch nicht! Gewiß, ich will auch nicht

Die zwei, drei Stunden,

die mir als letzten, müden Reft des Tages Arbeit übrig läßt, ich will ſie nicht ſo zwecklos vergeuden mit hohlem Gerede und mit Leuten, für die ich genau ſo viel und ſo wenig als ſie für mich mit denen ich ſitze und Braten eſſe, und die ich nach eilig ſteifem Adieu vor der Haustür unten wieder vergeſſe und all mein Lebtag nicht wiederſeh.

Die zwei, drei Stunden am ſpäten Abend

118 CRD) Lehr- und Wanderjahre

fie find das einzige, was ich habe,

ſie ſind mein Lohn und ſind mein Leben und koſten mich denn doch zu viel,

um ſie ſo planlos zu verläppern

für andere zu bloßem Spiel!

Und wenn ich auch nichts weiter tue,

als daß ich mich in aller Ruhe

zu Haus einmal aufs Sofa ſtrecke

und über alten Plänen hecke

und ein paar Verſe reime ..

oder träume

wie man ſo träumt,

wenn man vom Leben

ein bißchen mehr will, als bloß eben . leben!

as überfliehn?!

was überhaften?!

Ruhiges Mühn, ruhiges Raften!

Eines gebe

dem Andern Gewicht: reude,

fröhliche 5 fröhliche Pflicht!

TEE BE Te dcr 22

120 ede Lehr- und Wander jahre

Im Spiel des Lebens

1

Ar und nieder ſchwankt die Wage deiner Tage,

wie ſich füllen

ihre Schalen,

dieſe hoch und jene tief.

Laß ſie ſinken, laß fie ſteigen dieſe hoch und jene tief .

Du nur zwiſchen beide ſtehe, unbeirrt in deinem Ziel, |

feft und ſtark, als Halt und Träger, als gerechter Gleicher und Wäger, ſtill und ruhig über ihrem

ſteten Auf- und Niederſpiel.

Zn

Höhen⸗ entlang ede de ed eds sev Ss 121

a aber liegt's: der eine biegt's, der andre bricht's! laß nur das Schwert nicht in die Scheide roſten, den freien Mut des freien Manns! Wer etwas will, der kann .. der kann's! und würd es eine Welt ihn koſten!

Was du vor dir biſt, nur entfcheidet! der Spruch der Welt, du lieber Gott, zerrt heute hiſt und morgen hott,

und wenn ſie dich mit Purpur kleidet für das, was einer litt und leidet,

iſt all ihr Purpur Faſtnachts⸗Spott!

Was du vor dir biſt, nur entſcheidet und wird des Ganzen innerer Kern. nicht Glück, nicht Zufall oder Stern! und was dann auch dagegen ſtreitet, der Freie macht ſich ſtets zum Herrn!

122 N Lehr- und Wanderjahre

Was du vor dir biſt, nur entſcheidet und bleibt im buntverwirrten Spiel des breiten Weltgetriebs das einzig unverlierbar klare Ziel,

der einzige ſchaffende Gedanke,

der all dem blinden Her und Hin Beziehung gibt, Verſtand und Sinn, daß es ſich formt und fügt und ordnet und ſtill zu einem Ganzen webt der einzige

feſte

Punkt, von dem aus

ein Starker

die Welt aus ihren Angeln hebt!

Den einen trügt's, den andern trägt's,

dem einen liegt's,

der andere legt 's.

laß nur das Schwert nicht in die Scheide roſten, den freien Mut des freien Manns!

wer etwas will, der kann s.

der kann's!

und würd es eine Welt ihn koſten!

Xx

Höhen⸗entlang ALAND 123

3

ums das allein iſt's, drum ſich's handelt, wie Welt und Zeit auch ſtürmt und wandelt mit allem, was du je begannſt:

daß ohne Vorwurf, ohne Lüge,

daß ohne Reue, ohne Rüge,

auch vor dem eigenen Tribunal,

daß du mit ruhigem Gewiſſen

zurück⸗ und vorwärtsblicken kannſt

auf deines Jahres ſtille Mühe

ob du verlorſt, ob du gewannſt.

Nicht fremden Anderen zu Dank. was denn auch ſollen dieſe Andern! es iſt ja doch ein ſtetes Wandern voll Mißgunſt überall und Zank! Nein, dir allein zu Recht und Ehre, dir allein zu Luſt und Laſt:

deinem Glauben, deinem Leben, deinem Schaffen Genüge zu geben.

Rc 2

rc

124 Wr Lehr: und Wanderſahre

Mag man’s dann loben oder tadeln, was liegt daran!?

Es wird ſich immer adeln,

trotz Acht und Bann:

wer ohne Vorwurf, ohne Lüge,

wer ohne Reue, ohne Rüge zurückſehn darf und ſagen kann

von ſeines Jahres ſtiller Mühe:

er habe feine Pflicht getan

ob er verlor, ob er gewann

Und weder Glück noch Unglück hab je was über ihn vermocht, und weder Täuſchung noch Erfüllung das freie Herz ihm unterjocht!

Höhen-entlang DALAI DTIDIDTIDT 125

Dem Dichter

Greift nur hinein in's volle Menſchenleben,

ein jeder lebt's, nicht vielen iſt's bekannt,

und wo ihr's packt, da iſt's intereſſant. Vorſpiel zum Fauſt.

Des nicht, was du von außen packſt, ob dich ein Zufall glücklich leitet, und wenn du's noch fo ſcharf umzackſt, : krönt dich zum Sieger und entfheidet ..

Nein: ob du's mit den Wurzeln greifft und wie du's ſtimmſt und wie du's reifſt in ſtiller Tage ſtillem Werden, ob du's zur Sonne aufwärts hebſt, empor aus ſeines Unwerts Trübe, empor aus ſeines Werktags Dunſt,

| ob du's mit deinem Ich durchlebſt

i und mit der Sehnſucht deiner Liebe,

5 dem Gottesatem freier Kunſt.

Fre

126 Irre Lehr: und Wanderjahre

Was follen wir mit fremder Menſchen gleichgültiger Luft, gleichgültigem Leid?! Du gib ihm Wort erft, Wert und Weihe zu dem, dem du dich felbft geweiht!

Wir wollen dich, nicht .. ung, nicht andre! wir wollen dich, was dich bewegt,

was dich . auf freigekämpften Schwingen, dem Staub entträgt,

dem Staub, dem Dunſt, in dem wir ringen, der Mühſal zwiſchen Heut und Morgen, die uns mit ewigen Pfennig⸗Sorgen

um unſer beſtes Teil betrügt!

Wit deines Wortes mächtigem Werde zerreiß die Nebel, ſchaff uns Licht... und über unſerem kleinen Daſein

mit ſeinem rieſengroßen Leid

zeig uns die morgengoldenen Feuer der Sonne deiner Ewigkeit

Fr ISIN) 177

2

er Dinge unerkanntes Wefen .. ein Lehrling auch wird's manchmal löſen mit irgendwo erlauſchtem Spruch ein Lehrling auch vermag mitunter ein Wunder und kann, was im Verborgenen ruht, aus dumpfer, traumgebundener Hut zu Aufſturm und zu Tat befrein... doch Meiſter wird er drum nicht fein! denn Sieg iſt's nirgends: blinde Kraft zu löſen nur und zu entflügeln b Sieg iſt es erſt: in freiem Spiel, zu jeder Zeit, zu jedem Ziel die Macht zu haben, ſie zu zügeln!

u

128 eee Lehr- und Wanderjahre

3

D* Was iſt's nicht!

Wer etwas kann, zwingt ſich den ſprödeſten Stoff zu Willen, zwingt zu lebendig friſchem Quell das Felsgeſtein, das ſonnzerglühte, zwingt das verdorrteſte Reis am Weg

zu Keim und Blüte mit bloßem Wort .. er will und ſpricht's, und . überflammt von tauſend Sonnen, befreit er eine Welt voll Wonnen aus leerem, dämmergrauem Nichts!

Das Was iſt's nicht! Das Wie allein wird Kranz und Krone dir verleihn! Stoff iſt nur Stoff, in blinder Haft. dein Wille erſt wird ſeine Kraft,

dein Wort erſt wird ſein Werde!

Es iſt die gleiche Handvoll Erde. | ein Gott wird Menſchen daraus fchaffen, ein Stümper .. Affen!

*

Fa nicht,

mach's fertig,

und es iſt gut!

Frägſt du,

weiß jeder was einzuwenden,

der im Ernſt und der im Spaß, 8 du aber ſtehſt mit verdroſſenen Händen, a zweifelnd, mißgeſtimmt und laß Ä und beginnft zu ändern

aber die erfte Freude ift weg 2 und ihr heiliger Mut. >

Frag nicht,

mach's fertig, und es iſt gut!

Slatſchlen, Lehr und Wanderſahre 9

130 DN D Lehr- und Wanderjahre

5

Me was du willſt, mach's wie du willſt,

nur ſorg, daß es in deinem Sinn als Ganzes, Volles dir gelingt, und daß nichts Fremdes dazwiſchen klingt! Man nenn'ẽs dann gut, man nenn es ſchlecht. es habe ruhig jeder recht, und wer da lachen will, ſoll lachen .. Witze ſind über alles zu machen! die einzige Frage, die da gilt, ob einer lobt nun oder ſchilt, die einzige Frage iſt: gabſt du ein Eig' nes !?

Übertragungen E nach

Baul Verlaine Still!

Tiefſtiller dunkler Schlaf ſinkt über meinen Tag, daß ich nichts hoffen mehr, nichts fürchten mag!

Das ganze Leben

ich entſinne mich kaum,

war es froh, war es traurig?! Alles wird Traum

Still. Still!

X X

132 Dede Lehr- und Wanderjahre

Serenade

Als ob ein Toter im Grabe müd und wund nach Leben riefe,

ſucht mein Lied ſich zu dir mit klagendem Mund aus dunkler Tiefe.

Laß lauſchen dein Ohr, deine Seele dem Klang meiner Zither:

für dich, für dich nur gilt mein Geſang. ſo ſüß, ſo bitter.

Ich ſinge von goldlichter Augen Pracht voll ſüßem Frohlocken,

von ſelig vergeſſendem Traum in der Nacht ſchwarz wallender Locken.

Als ob ein Toter im Grabe müd und wund nach Leben riefe,

ſucht mein Lied ſich zu dir mit klagendem Mund aus dunkler Tiefe.

Und ich ſing von der wonnigen Wundergeſtalt deiner Glieder,

in ſchlafloſen Nächten voll Sehnſucht umwallt ihr Duft mich wieder.

a , und der Suf, mit der du mich quältet, o du. mein Engel! mein Elend!

134 WDADAHDOHDTIDTHDT) Lehr- und Wanderjahre

Im Gefängnis

Der Himmel, drüben über dem Dach, in tiefblauem Schweigen, ein Baum, drüben über dem Dach, mit wiegenden Zweigen.

In dem Himmel, den man ſieht, klingts wie von Glocken, ein Vogel auf dem Baum, den man ſieht,

ſingt ſein Frohlocken.

Mein Gott, mein Gott, fo friedlich und ſchön . das dort iſt Leben!

in der Stadt drüben dieſes frohe Getön

und Summen und Weben!

Und du, der du hier weinſt,

durchs Gitter lugend,

was haft du gemacht, ſag, der du hier weinft, mit deiner Jugend !?

50

Lehr⸗ und Wanderjahre des Lebens AS 137

Brief⸗ und Tagebuchblätter

1 Sylveſter

omm, vergiß einmal all die Geſchichten komm und begrab einmal all den Kram! es ſind ja doch nur Lumpereien, die einem nur das Herz zerquälen, die einen nur müde machen und lahm!

Die Menfchen find fo, ich weiß es wohl:

ſtatt fröhlich und guter Dinge zu ſein, vernörgeln ſie ſich die ſchönſten Stunden

mit kindiſch törichten Hetzerein.

Sie möchten es ſelbſt nicht, wenn man frägt ſie ſehnen ſich, harmloſer ſein zu dürfen,

ſie nennen es Unrecht, Schande und Hohn und möchten heraus aus all dem Gezänke und kommen doch nicht los davon

DIS reed Lehr- und Wanderjahre

und wenn man ſo zuſieht, wie ſie allmählich mutloſer werden, trüber und trüber

Mein Gott, man könnte weinen drüber!

Lebt mit mehr Freude! ach, ich möcht's groß wie die Sonne an den Himmel ſchreiben, daß es wie Feuer in die Herzen lobt... lebt mit mehr Freude und ohne die Not und ohne den Haß und ohne den Neid, an den ihr das halbe Leben verpaßt... macht's euch zu Luſt und nicht zu Laſt! lebt mit mehr Freude, lebt mit mehr Raft!

7

Ziel⸗ entgegen SADASCHICHDL HD ID ID 139

II Neujahr

oldrot im Nebel glüht die Sonne friſch hinein in den prächtigen Tag!

friſch hinein in das junge Jahr! vorwärts! Glück und Sieg entgegen!

Einen Mantel um, den Hut ins Geſicht,

einen Stock in die Hand! mehr braucht es nicht! Um Gottes willen nur nicht lang grämen!

nur nicht lang ſtehen und Abſchied nehmen! ſei froh, den Kram einmal los zu ſein!

oder mit langem Räumen und Schnüren

und Hin und Her die Zeit verlieren!

Es bleibt jedes Jahr ein kleiner Reſt,

den man am beſten liegen läßt!

Aber das iſt's ja: ... das viele Gepäck, mit dem man ſich durchs Leben ſchleppt! Einen Mantel um, den Hut ins Geſicht, einen Stock in die Hand! mehr braucht es nicht!

rr

N

r

140 SCI IDOHDT Lehr- und Wanderjahre

ein bißchen Mut und Glückvertraun, ein bißchen Zuverſicht zu ſich ſelber, ganz ſtill! dann geh und komme, was da will, du brauchſt nicht ängſtlich zurückzuſorgen, ob alles in Ordnung, und umzudrehn, du kannſt jedwedem jungen Morgen mit freier Kraft entgegengehn!

III

Sonnenkraft

nd immer wieder ſinkt der Winter und immer wieder wird es Frühling und immer immer wieder ſtehſt du und freuſt dich an dem erſten Grün, und wenn die kleinen Veilchen blühn, und immer wieder iſt es ſchön und macht es jung und macht es froh, und ob du's tauſendmal geſehn: wenn hoch in lauen blauen Lüften die erſten Schwalben luſtig zwitſchern immer wieder . jedes Jahr fag, iſt das nicht wunderbar?!

Dieſe ſtille Kraft der Seele: immer neu ſich aufzuringen aus dem Banne trüber Winter,

1427 IC HICHDHDTHDT) Lehr- und Wanderjahre

aus dem Schatten grauer Nächte,

aus der Tiefe in die Höhe

ſag, iſt das nicht wunderbar ?!

dieſe ſtille Kraft der Seele, immer wieder

ſich zur Sonne zu befrein,

immer wieder ſtolz zu werden,

immer wieder froh zu ſein ?!

* 222

8 5 8805 5 8 888 8 8 | | ea fi : | | 58 7 5 1 | ER 84:35 5 S338 | 2 2 8 . 8 3 8 . |

144 deer Lehr- und Wanderjahre

V

N geht kein Tag zu Ende, richt es, ſchicht es, wie du willſt.

rührſt du noch ſo ſehr die Hände und liegt alles glatt und fertig, was da fertig werden ſollte,

richt es, ſchicht es, wie du willſt, reſtlos bringſt du's nie zu Ende... eine Sorge, eine Frage

zwirnt ſich ſtets zum andern Tage, flicht es, ſchlicht es, wie du willſt..

Doch vielleicht auch eine Freude, wägſt du mit gerechter Wage!

208

VI

ozu das Geklage: ‚du habeſt kein Glück! und . . das ſei dein Geſchick!

Geſchick iſt nur, wozu du ſelbſt

mit eigener Kraft und eigenem Willen die Reihe deiner Tage webft..

und Glück doch auch nur, was du ſelber aus deines Wunſches Tiefe hebſt!

Zlaiſchlen, Lehr⸗ und Wanderſahre 10

146 DD DOT Dee Lehr= und Wanderjahre

VII

as iſt das Leben! was erwarteſt du mehr?! was du haſt, iſt alles! es gibt nichts mehr?

Das iſt das Leben:

all dieſe kleinen Alltäglichkeiten

von Stund zu Stunde: dies Aufſtehn morgens und dann den ſtillen Tag entlang

in ſtillem Gleichlauf deine Arbeit... Reſte von geſtern, Sorgen zu morgen... zuweilen auch wohl ein . froherer Gang, ein hellerer . ein vollerer Klang.

ein bißchen Scherz, ein bißchen Ärger, ein bißchen Glück, ein bißchen Tück. hochwichtig alles für den Augenblick,

im nächſten aber ſchon vergeſſen

und ſchließlich auch ganz einerlei:

ob morgen wohl ſchön Wetter ſei?!

und wenn, wohin man abends gehe?

und wie es da⸗ und damit ftehe?! und dies und das und das und dies, hundert kleine Was und Wie s, hundert kleine Wohl und Wehe.

Das ift das Leben! erwarte nicht mehr! was du haft, iſt alles! niemand hat mehr!

Es frägt ſich nur, wie's jeder faßt und ſchiebt und fiebt..

und wie du's in die Zügel ſtraffſt und wie du's auseinanderſpielſt und wieder dann zuſammenzielſt, damit ſich doch zuletzt ein Ganzes, großlinig Eigenes draus ergibt!

148 ALINA ITYDT) Lehr- und Wanderjahre

VIII

Den einen macht es Spaß, bei Reichen zu Gaſt zu ſein,

dem andern mehr bei ſeinesgleichen

zu Raſt zu fein

und in erträumten Königreichen

auf goldenem Thron

Phantaſt zu ſein.

>

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Ziel⸗ entgegen SDHC ID IND 149

IX

fe nur ſein zu können, was du ſein willſt,

das iſt das Bittere

in halbverlorenen, abendmüden Stunden nur ſtatt mit der vollen Luſt des vollen Tags freihaupt, gradaus, wie andre,

die ganze Kraft zu einem Ziel zu treiben

Daß du dir mühſam erſt aus ſchwerem Schacht das Eiſen graben mußt,

die Axt zu ſchmieden,

die dir den Weg zur Höhe bahnen ſoll:

auf deren Gipfel du in weißem Glanz

die Tempelburg erbaun willſt, die du träumſt die Tempelburg

mit ihren goldenen Königsbannern auf den Türmen, mit ihren roſenüberblühten Zinnen, und ihrem nie verſchloſſenen Tor!

Von allem eines wäre ſchwer genug!

6

150 SIIHLRDIYDYHDT) Lehre und Wanderjahre

X

O nur nicht müde werden! alles andre. nur nicht müde werden!

Ich meine nicht: vom äußern Lärm des Tags, nicht vom Gedränge kleiner Unruhſtunden . das alles löſt ſich immer ganz von felbft.. und löſt ſich's nicht,

fo wirf es hinter dich.

das große Ziel nur laß dir's nicht verbiegen!

Es kann ein trüber Tag dich wohl verſtimmen, es kann Enttäuſchung mißgemut dich machen, es kann Verdruß ob ſo viel plumpem Schwindel zu jähem Zorn vielleicht die Fauſt dir ballen, es kann dir auf die Nerven fallen:

lohnt ſich's denn überhaupt, zu fiegen!?

*

8

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2

1527 SAD e Lehr- und Wanderfahre

XI

uf den Höhen des Lebens du dachteſt: in Ewigkeiten zu ſenken das trunkene Auge und erkennſi noch tiefer nur des ganzen Getriebs kernloſe Schalheit . auf den Höhen des Lebens!

Auch dieſe Erkenntnis aber iſt .. Sieg.

865

endlich, laß dieſes Dringen und Drängen, dies müdemachende Zwingen und Zwängen

was einer tun kann, haſt du getan!

und mehr vielleicht!

Nun mache Raft

am grünen Hang

es muß jetzt für ſich ſelber forgen,

es muß ſich ohne deinen Rat

aus eigener Kraft jetzt weiterwenden

und ſich zu ſeinem Ziel vollenden!

Du aber rüſte dich und reife zu neuen Schaffens froher Tat!

154 DDD D Dees Lehr- und Wanderjahre

XIII

anz ſtill zuweilen, wie ein Traum, klingt in dir auf ein fernes Lied. du weißt nicht, wie es plötzlich kam, du weißt nicht, was es von dir will und wie ein Traum ganz leis und ſtill verklingt es wieder, wie es kam

Wie plötzlich mitten im Gewühl

der Straße, mitten oft im Winter

ein Hauch von Roſen dich umweht, wie oder dann und wann ein Bild aus längſtvergeſſenen Kindertagen mit fragenden Augen vor dir ſteht

Ganz ſtill und leiſe, wie ein Traum du weißt nicht, wie es plötzlich kam, du weißt nicht, was es von dir will, und wie ein Traum ganz leis und ſtill verblaßt es wieder, wie es kam.

Zielzentgegen DSL HICHDCHDO HDD) 155

XIV

itunter freilich kommen Stunden:

und was du nie bewußt empfunden, gleich einem grauen Regen regnet's dir ins Herz, und wie ein ſcheuer Bettler bleibſt du ſtehn, verſtohlen durch die Hecken zu ſpähn,

hinter denen ſie ſitzen und plaudern und lachen, fröhliche Menſchen in fröhlichen Kleidern plaudern, lachen, ſingen und küſſen

fo leichten Bluts,

ſo frohen Muts:

Als ob es all das Schwere gar nicht gäbe, an das du ſo viel Kraft verfehlſt! als ob der Kampf, von dem du ſprichſt, und all die Müh und Sorge . nichts! als ob es eitel Hirngeſpinſte, worüber du dich härmſt und quälſt! ; und als ob allen, die da figen fo kinder froh und ſingen und ſpielen, tanzen und küſſen,

156 DIL) Lehre und Wanderſahre

erfüllt ſchon längſt, was du als letzten Dank dir denkſt, als Endlohn für Jahre voll Kampf und Schmerz.

Und wie ein grauer Regen regnet's dir ins Herz

und wie ein Bettler drückſt du dich von dannen einſam

deinen einſamen Weg.

Ziel⸗entgegen LASAILNIIINLINILDN 157

XV

as aber ift das Schwere dann: binauszuwiffen über ein erreichtes Ziel und: nicht ftehen zu bleiben und fich betören: nun ſei's getan, nun gehe alles ſeinen Gang, nun habe alle Not ein Ende, am Ziele anzukommen, ſei genug!

Ich aber ſage: es iſt nicht genug!

ein Ziel iſt nichts! an ein Ziel bringt ſich ſeder! und ſtehen bleiben rechnet überhaupt nicht!

Es gilt weit mehr, als nur ans Ziel zu kommen. im Großen wie im Kleinen,

im Groben wie im Feinen:

158 III DT) Lehr und Wanderjahre

Es gilt: hinauszuwiſſen über das Erreichte, hinauszuringen über das Errungne!

es gilt: von jedem erſtrittenen Punkt weiterzuwollen und weiterzuſehn

und immer aufs neue Wege zu finden hochauf zu immer freieren Höhn!

XVI

De war ein ganzer Tiſch voll Freunde, und alle tranken ſie dir zu und alle machten mit dir Bu.

Und ſchöne Fraun bei Küſſen und Koſen i kränzten die Stirn dir mit blühenden Rofen...

Und ſchließlich 5 biſt du doch allein gebliebe und einſam, wie du immer warſt.

160 ⏑⏑⁹¼α ] Dee Lehr⸗ und Wanderfahre

XVII

eſter nur drück dir den Hut ins Geſicht, feſter nur faſſe den Stock. dein Weg war immer ſchon einſam genug über Klippen und über Geſtein und wird je höher zur Höhe empor nur noch ſteiler und einſamer ſein feſter drum drück dir den Hut ins Geſicht, feſter nur faſſe den Stock!

Du konnteſt wie alle einſt wählen und gehn durch blühende Gärten im Tal

doch es drängte nach Kampf dich, mit ſchaffender Tat zum Gipfel zu zwingen den ſteinigen Pfad .. 8 und nun er ſteiler und ſteiler wird,

und nun er dich weiter und weiter verirrt in ſein großes entſagendes Schweigen feſter nur drück dir den Hut ins Geſicht, feſter nur faſſe den Stock!

Du haſt's gewollt, blick nicht zurück,

laß hinter dir liegen, was hinter dir liegt! und wird es noch ſo ſtill und einſam

und ſtarr und hart und kalt und kahl, ſchrick nicht zurück, du wußteſt,

daß du verzichten mußteſt

auf die Feſte der Menſchen im Tal.

Statſchten, Lehr-und Wanderfahre 11

162 WEIL STHDTHEDT) Lehr- und Wanderjahre

XVIII

ch habe Nächte dafür geopfert,

ich habe Herzblut daran gegeben, und feige Buben nun kommen und heben die Hand auf gegen das fertige Werk.

Zerſchlagt, zerſchlagt es! wenn ihr könnt! ich glaub es nicht! jedoch . . zerſchlagt's! mir tut ihr nichts damit! mich trefft ihr nicht: ich ſteh und ſeh euch zu und lach!

Und wenn ihr Rieſen oder ſonſt was wärt was es mir gab und war, indem es wurde, das zu zerſtören, ſeid ihr doch zu ſchwach!

A A Are de a 4

XIX

leib feſt und wiſſe, was du willft und wie du dich zu dir erfüllſt, und laß dich töricht machen nicht durch törichtes Gerede, und laß dich von den Liedern, die ſie draußen ſingen, ablocken nicht von deinem Weg ſei ſtolz und glaube an dich ſelber und bleib dir treu!

Es führen alle Wege wohl zur Kunſt, es führen alle Wege wohl zu Freiheit, denn Kunſt ſoll Freiheit ſein

und Freiheit geben. Ziele, über dich ſelbſt hinaus, Kraft, dich über den Wandel der Tage, über der Dinge kleinliche Klage

Flaiſchlen, Lehr⸗ und Wanderſahre 11*

164 DONDOHDTIDOIDOHNDT) Lehr- und Wanderſahre

trotz⸗ und ſiegfroh emporzuheben, dich und die, für die du aufwärts ringſt!

Es führen alle Wege ſo zur Kunſt,

doch immer mitten nur durchs Leben, durch Kampf und Schmerz,

und nicht abſeits verlorene Felder entlang, und immer mitten nur durchs eigene Herz!

Für jeden freilich immer nur der eine,

den er in dunkler Knabenſehnſucht fand

und den er weiterſchreitend durch die Jahre in ſtetem Reifen und in ſtetem Mühn

mit immer freier- und lichterem Glühn

von Höh zu Höhe ſich gebahnt.

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8 2 = E - F 8

1 8 D .

166 dee Lehr- und Wanderſahre

XXI

nd dennoch:

Nein, ich beneid euch nicht!. Hell iſt mein Herz und hell mein Blick und hell in goldener Sonne liegt die Welt, ſo ſommerklar und ſchön, leuchtende Wolken über den Höhn und immer tiefer ſinkt das Tal

und ſein Gewühl und alle Angſt und alles Enge, alle Schwere, alles Gedränge . und immer höher, immer breiter, immer lichter, immer weiter

wird der Himmel,

wird mein Ziel!

en nr 2

Ziel⸗ entgegen CALDIIHINTICYHDTIDTNDTY 167

XXII

ur wieder kehre ich aus fremdem Lande und ſeines Lebens buntes Bilderſpiel verglüht zu ſtiller, weißer Flamme:

Du in dir nur trägſt den Punkt,

in dem ſich alles faßt und findet

und löft und bindet

Du biſt die Welt und nicht das laute vieldeutig immer andere Ding,

das ſich ſo nennt, das niemand kennt

und nichts und alles iſt! .. du biſt die Welt und nicht die Länder, nicht die Meere,

die du durchquerſt in raſchem Flug,

auch nicht was Menſchenkönnen ſchuf

Du biſt die Welt und du allein und biſt du Gottes, wird ſie Gottes ſein!

—b̃—

168 OAIADHDTHDTIDT) Lehr und Wanderjahre

XXIII

ch kann euch eures Alltags Laſt nicht nehmen, wie mir die meine niemand nehmen kann und auch nicht nehmen ſoll . N ein jeder finde ſelber ſich zurecht, ein jeder trage ſelbſt, womit er ſich belädt, und kämpfe ſelber ſich durch Weh und Wohl!

Was ich vermag, es iſt nicht mehr vielleicht, als euch in ſtiller Feierabendſtunde

zu zeigen:

wie es mir gleich tauſend andern ging: wie's mich geduckt,

und wie ich gezuckt

und wie ich jede Zuverſicht verlor...

und wie ich plötzlich dann trotzig wurde: was andre zwingen, das zwingſt du auch! es gibt kein Schickſal! Verluſt und Gewinn iſt nur, was ich ſelber will und bin!

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Ziel⸗ entgegen EADILIINIZN DON 169

Und wie ich die Arme dann frei mir rang, und wie ich den Kopf wieder hoch bekam, und wie ich zu mir ſelber fand,

und wie ſich langſam immer klarer, immer freier, voller und wahrer

aus der verſchütteten Tiefe hob:

alles, was ich ſeit Knabentagen

glühend in der Seele getragen!

Und wie es Geſtalt und Leben gewann und ſich verwuchs und zuſammenſpann und höher mich und höher trug, Morgen, Sonne und Sommer entgegen, und wie's mit immer hellerem Glanze, mit immer freudefroherem Ruf

mich umklang und aus des Alltags

Laft mir Kraft und Freiheit ſchuf.

170 rn) Lehre und Wanderjahre

XXIV

ch habe wohl einmal gezagt, ich hab auch wohl einmal geklagt, wie jeder zagt, wie jeder klagt, wenn Müdigkeit ihn überkam und ſeine Zuverſicht ihm nahm

Und doch: ſo viel auch in die Brüche ging, worauf ich hoffte und woran ich hing,

ein ſtilles frohes Lachen in der Tiefe,

ganz fern aus Kinderzeiten her,

hat nichts und niemand noch mir nehmen können. ein ſtilles frohes Lachen, ich weiß ſelbſt nicht wie: ganz fern aus Kinderzeiten her

klingt ſeinen Klang es in mein Leben,

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Ziel⸗ entgegen ILNINLINLNIHDNEN 171

voll heimlichen Glücks, bald fern, bald nah, plötzlich verſtummt und plötzlich wieder da.

Ein Lachen, weißt du, wie's im Walde lacht, wenn in Hochſommermitternächten,

der Herbſtſturm in ſeine Wipfel kracht, ganz fein und fern wo in der Tiefe wie wenn ein Sonnenelfchen riefe

und über die Rieſen ſich luſtig mache,

die rings ihm drohn und nach ihm rennen und nirgend doch es faſſen können

Ein ſtilles frohes Lachen, das da weiß, daß es mächtiger iſt als Schnee und Eis, und wenn es aufbricht aus der Tiefe

und in die Täler niederſchwillt,

daß es dem rauheſten Sturm zu Trotz, mit Sonnenmacht

über Nacht

die ganze Welt voll Roſen lacht.

Ich habe wohl einmal gezagt, ich hab auch wohl einmal geklagt, wie jeder zagt, wie jeder klagt,

172 SDADODOIDTIDTN Lehr- und Wanderjahre

und doch dies ftille frohe Lachen ganz fern aus Kinderzeiten ber .. dies Lachen, weißt du, wie's im Walde lacht, wenn in Hochſommermitternächten N der Herbſtſturm in ſeine Wipfel kracht, dies Frühlingslachen, das da weiß, daß es mächtiger doch als Schnee und Eis, hat niemand noch

und nichts mir nehmen können.

Zielsentgegen DIL HLC HDD HDOIDOND 113

XXV

nd immer weiter führt dein Weg und immer mehr legt ſich allmählich alles hinter dich, was du in Kindertagen einſt mit glühendem Wunſch in deine Zukunft träumteſt. du hätteſt bis zum letzten Reſt darum gekämpft.

Doch wie du weiterſchreiteſt durch die Jahre reift eins ums andre dir von ſelbſt entgegen und hängt mit vollen Früchten über deinem Weg.

Du ſiehſt es, lächelſt und . gehſt weiter!

Du hätteſt bis zum letzten Reſt darum gekämpft in Kindertagen einft .. und nun

vermiſſeſt du es kaum

im breiten Reichtum des gewonnenen Lebens und wunderſt dich, es je begehrt zu haben!

Du lächelſt und gehſt weiter, ſtill und froh Und ſo erfüllſt du dich an deinem Ziel, wie ſich allmählich ſo dein Ziel an dir erfüllt.

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174 ISIN DTIDR) Lehr: und Wanderjahre

XXVI

S dacht ich auch einſt: was ich träumte in Frühlingsfülle müſſe es ein Mai ausſchütten über mich aus goldenem Horn und eines Morgens oder eines Abends müßten plötzlich

die Berge auseinandergehn, durch die ich rang, und alles köſtlich in Erfüllung ſtehn,

in Glanz und Klang.

Und Jahr um Jahr kam und verrann

und Ferne über Ferne hüllte

ſich auf ... nicht eine aber erfüllte,

was meine Sehnſucht hinter ihre Schleier ſpann!

Nun wart ich längſt nicht mehr .

auf ſolche Märchentage und glaube wie ein töricht Kind mein beſtes Können in den Wind!

AJtel⸗entgegen CASH 115

Ich will vom Leben nichts geſchenkt mehr haben!

; 8 ich ſchaff mir ſelbſt, was ich mir wünſche!

Tat iſt Erfüllung, nicht Gebet: die Ferne reift nur, was die Nähe ſät!

8 Ich nehme mir, was ich vom Leben will

ich will vielleicht ſo viel nicht mehr wie früher, doch lachend ſteht es und hält ſtill

und blüht mir feinen Überfluß entgegen

in reicherer Fülle, als ich je geträumt!

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Lehr⸗ und Wanderjahre des Lebens LADYS) 177

Inhaltsüberſicht

Gedichte, Brief⸗ und Tagebuchblätter

Aus den Jahren 1884 bis 1890: Über die Brücke

Laß drohn, was will. 5 4 7 Einem Freunde 8 Spätfommerrofen .... 11 Wirſt du ein Engel fein 12 Der trübe, graue Himmel 13

Habe Geduld 14 Es war einmal 16 Von einem Königskinde 17 Gott ſei Dank 19

Ich hab's genug! .... 20 Mein Gehirn ift müde. 21 Ich will in die Sonne FF 22 Das Schloß am Rhein 23 Doch ich hob nicht... 26 Voll in die Fenſter .. . 27 Zu denen ſtets tritt offen 28 Ich hab getröſtet 29 Vom Notizblock 30

Aus den Jahren 1890 bis 1892: Quer⸗wegein

Treib's, wie du willft . 35 Und wenn ich Tor bin. 36 Wer es kann und wem's 37 Je älter man wird. . 39

Ich ſeh die Welt 41 Man hätt es nicht . . . 42 Jenſeits der Straße.. . 43 Februarſchnee 44

Leber auf eigene 40 So freu dich doch . . . 45

178 DAILY Lehr- und Wanderjahre

So ward es März... 46 Irrte auch 48 Ihr feid’g, die mir wehe 50 Laub am Boden „„ Die Sonne finft.... 53 Nun hat das Leben .. 55

Singlieder (1892 bis 189%: Horas non numero. 56 Sonn ' entgegen... 57 Hab Sonne im Herzen 59 Trutz lied Lumpenlieed ER

Aus den Jahren 1890 bis 1894: Berg⸗ auf

Meiner Mutter . 67 Einem Freunde... 72 Das tft das einzige .. 74

Du fragft, was uns not tut, Freund? J. 76 Einem Kinde 80

Man findet's auch.. 82 So drängt und treibt. 83 Lebwohl, Kind.... 84 Alles längſt nun .... 88

Bleiſtiftſkizzen: Rügen 89 Herbſ t.. man 90 „Totenſonntag 92 Was müde macht.. 9 Ich habe Nächte 94

Schlaf’, müde Seele, 95 Und fo zerbrödelt.... 96 D ja, wir find. Es lohnt ſich nicht.. 99 Lied des Wanderers. 100

Aus den Jahren 1893 bis 1896: Höhen⸗ entlang

Vom Frühling: ehrt 103

8 A FR . 104 Be 106

Von Dem und Jenem: „Man ſchreit und lärmt 108

„Was ſich dir auch... 109 „Ich darf's, du darfſt's 110 „Nimm einen jeden . . 112

Das iſt fo, Freund!. 113

„Sobald ein anderer . 115 „Faule Witze 116

Und nehmt ihr's übel. 117 223 119

Ausgleich

Im Spiel des Lebens: „Auf und nieder .... 120 lest... 121 „Und das allein iſt's . 123

Dem Dieter:

„Doch nicht, was du. 125

„Der Dinge unerkanntes 127 ‚Das Was iſt's nicht. 128 „Frag nicht. 129 „Mach, was du willſt. 130 Nach Paul Verlaine:

G 131 „Serenade 132 ‚Im Gefängnis . 134

Aus den Jahren 1896 bis 1899: Ziel⸗ entgegen

Sylveſter. 137 Neuſahr 139 Sonnenkraft. 141

Als Uberwinder . 143 Neſtlos geht kein Tag. 144 Wozu das Geklage.. . 145 Das iſt das Leben... 146 Dem einen macht es . 148 Nebenher nur fein... 149 O, nur nicht müde... 150

Mitunter freilich. . 155 Das aber ift....... 157 Da war ein ganzer Tiſch 159 Feſter nur drück dir . 160 Ich habe Nächte 162 Bleib feſt. 163 Das iſt vielleicht... 165 Und dennoch, nein! . 166 Und wieder kehre ich. 167 Ich kann euch 168

Auf den Höhen 152 Ich habe wohl einmal 170 Laß endlich, las. 153 Und immer weiter führt 173 Ganz ſtill zuweilen . 154 So dacht ich auch einft 174 Zierſtücke nach Originalzeichnungen von

audwig von Hofmann, Emil Orlik und Philipp Franck. un

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Lehr⸗ und Wanderſahre des Lebens

Ur⸗Satz und Druck: Offizin W. Drugulin, Leipzig

Oktober 1899 / Zweite Auflage März 1902 / Dritte

1904 / Vierte 1906 / Fünfte 1908 / Zehnte 1916 / Fünfzehnte 1917 / Zwanzigſte 1918 Dreißigſte 1919 / Vierzigſte 1920

Neuausgabe in Walter Tiemannſchriſt, April 1920: Siebenundvierzigſte Auflage u. ff. Satz und Druck: Buchdruckerel von E. S. Mittler und Sohn, Berlin. Fünfundſechzigſte Auflage und ff. Plattendruck der Deutſchen Verlags⸗Anſtalt, Stuttgart.

5 pP - 8 1 8 7 N J

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Vol. E.

Gesammelte Dichtungen.

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NAME OF BOR ROWER.

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